Gesamtausgabe (MEGA): Band 8 Oktober 1848 bis Februar 1849 9783110683394, 9783110683271

Continuing from Volume I/7, this volume presents the journalistic works published by Marx and Engels in the Neue Rheinis

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Table of contents :
Inhalt
KARL MARX FRIEDRICH ENGELS WERKE: ARTIKEL - ENTWÜRFE OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849
Oktober 1848
November 1848
Dezember 1848
Januar 1849
Februar 1849
ANHANG
Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte
Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter am 21. Dezember 1848. Protokoll
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht
Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 26. Februar 1849. Bericht
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Inhalt
Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen
Einführung
Friedrich Engels als Auslandskorrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in der Schweiz 1848/49
Friedrich Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49
KARL MARX. FRIEDRICH ENGELS. WERKE: ARTIKEL - ENTWÜRFE. OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849
Oktober 1848
November 1848
Dezember 1848
Januar 1849
Februar 1849
ANHANG
Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte 16. Oktober 1848 bis 15. Februar 1849 (S. 537–545)
Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter Franz Joseph Kratz am 21. Dezember 1848. Protokoll 21. Dezember 1848 (S. 546)
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849 7. Februar 1849 (S. 547)
Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht 11. Februar 1849 (S. 548)
Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 24. Februar 1849. Bericht 24. Februar 1849 (S. 549/550)
REGISTER
Namenregister
Literaturregister
Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur
Sachregister
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Gesamtausgabe (MEGA): Band 8 Oktober 1848 bis Februar 1849
 9783110683394, 9783110683271

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KARL MARX FRIEDRICH ENGELS GESAMTAUSGABE (MEGA) ERSTE ABTEILUNG WERKE · ARTIKEL · ENTWÜRFE BAND 8

HERAUSGEGEBEN VON DER INTERNATIONALEN MARX-ENGELS-STIFTUNG AMSTERDAM

KARL MARX FRIEDRICH ENGELS WERKE · ARTIKEL ENTWÜRFE OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849 TEXT Bearbeitet von Jürgen Herres und Franc¸ois Melis

DE GRUYTER AKADEMIE FORSCHUNG

2020

Internationale Marx-Engels-Stiftung Vorstand Anja Kruke, Marcel van der Linden, Michael Quante, Andrej Sorokin

Redaktionskommission Beatrix Bouvier, Fangguo Chai, Marcel van der Linden, Jürgen Herres, Gerald Hubmann, Götz Langkau, Regina Roth, Kohei Saito, Ljudmila Vasina

Wissenschaftlicher Beirat Andreas Arndt, Birgit Aschmann, Shlomo Avineri, Harald Bluhm, Warren Breckman, James M. Brophy, Aleksandr Buzgalin, Gerd Callesen, Hans-Peter Harstick, Axel Honneth, Jürgen Kocka, Hermann Lübbe, Herfried Münkler, Bertell Ollman, Alessandro Pinzani, Wolfgang Schieder, Hans Schilar, Gareth Stedman Jones, Jianhua Wei Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin, des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft sowie des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalts erarbeitet.

ISBN 978-3-11-068327-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-068339-4

Library of Congress Control Number: 2020948393 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

Inhalt Text

Apparat

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

579

Einführung Friedrich Engels als Auslandskorrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in der Schweiz 1848/49

583 659

Friedrich Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49

667

KARL MARX · FRIEDRICH ENGELS: WERKE · ARTIKEL · ENTWÜRFE · OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849 Karl Marx · Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Karl Marx · Revolution in Wien Karl Marx · Die „Kölnische Revolution“ Karl Marx · Das Ministerium Pfuel Karl Marx · Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs Karl Marx · Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ und die Wiener Revolution

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Karl Marx · Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Berliner Nationalversammlung

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Karl Marx · Antwort König Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr

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Inhalt

Karl Marx · Die englisch-französische Vermittlung in Italien Karl Marx · Die „Re´forme“ über die Juniinsurrektion Friedrich Engels · Von Paris nach Bern Karl Marx · Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung“ Karl Marx · Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk Karl Marx · Die Pariser „Re´forme“ über die französischen Zustände Karl Marx · Die Wiener Nachrichten Karl Marx · Der Wiener Oktoberaufstand und die „Kölnische Zeitung“ Karl Marx / Ferdinand Freiligrath · Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris Karl Marx · Wiener Nachrichten Karl Marx · Sieg der Kontrerevolution zu Wien Karl Marx · Die Berliner Krisis Friedrich Engels · Das Exfürstentum Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 141 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Karl Marx · Erscheinungsbefehl für Karl Marx Karl Marx · Cavaignac und die Junirevolution Karl Marx / Karl Schneider · Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten vom 14. November 1848 Karl Marx · K. Marx Friedrich Engels · Die neuen Behörden – Fortschritte in der Schweiz Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 143 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“ Karl Marx / Karl Schneider · Erklärung Karl Marx · Bekenntnisse einer schönen Seele Karl Marx · Keine Steuern mehr!!!

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Inhalt

Karl Marx · Ein Erlass Eichmanns Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 Friedrich Engels · Sitzungen der Schweizer Kammern Karl Marx · Der Stadtrat Friedrich Engels · Wahl des Schweizer Bundesrats Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf an die Demokraten der Rheinprovinz vom 20. November 1848 Karl Marx · Über die Proklamation des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel in Betreff der Steuerverweigerung Karl Marx · Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“ Karl Marx · Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln Karl Marx · Die Frankfurter Versammlung Friedrich Engels · Wahlen für das Bundesgericht – Verschiedenes Karl Marx · Belagerungszustand überall Friedrich Engels · Verschiedenes Friedrich Engels · Resultat der Nationalratswahlen im Kanton Bern Friedrich Engels · Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz Karl Marx · Manteuffel und die Zentralgewalt Karl Marx · Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist Friedrich Engels · Die Wahlen – Sydow Karl Marx · Vernehmungen Karl Marx · Drei Staatsprozesse gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Friedrich Engels · Die Schweizer Nationalratssitzung vom 22. November 1848 Friedrich Engels · Abdankung Raveaux’ – Verletzung der Schweizer Grenze Karl Marx · Neuigkeiten Friedrich Engels · Sitzung des Bundesrats und des Ständerats

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Inhalt

Friedrich Engels · Die Persönlichkeiten des Schweizer Bundesrats Karl Marx · Geöffnete Briefe Karl Marx · Das Organ Manteuffel und Johannes – Die Rheinprovinz und der König von Preußen Friedrich Engels · Die revolutionäre Bewegung in Italien Friedrich Engels · Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat Friedrich Engels · Sitzung des Schweizer Nationalrats vom 27. November 1848 Friedrich Engels · Raspail oder Ledru-Rollin Friedrich Engels · Proudhon Friedrich Engels · Sitzung des Nationalrats – Ständerat – Protest des Papstes – Reichskornsperre – Der Walliser Große Rat Friedrich Engels · Bern zur Bundesstadt erklärt – Franscini Friedrich Engels · Neues aus Bern Friedrich Engels · Duell zwischen Benz und Luvini Friedrich Engels · Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat Karl Marx · Prozesse der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Friedrich Engels · Schweizerische Zeugnisse über die Heldentaten der österreichischen Armee in Wien Friedrich Engels · Der Bundesrat und die auswärtigen Gesandten – Bundesrat in Tessin – Zentralisation der Posten – Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten Karl Marx · Die Auflösung der Nationalversammlung Karl Marx · Der Staatsstreich der Kontrerevolution Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution Karl Marx · Fragment zur Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ Friedrich Engels · Maßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge Friedrich Engels · Der Schweizer Nationalrat Friedrich Engels · Neuer Bundesgenosse der Kontrerevolution

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Inhalt

Karl Marx · Die Verleumdungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Friedrich Engels · Ursulinerinnenkloster – Werbungen für den Kartätschenkönig – Die „Bürgergemeinde“ – Kommission wegen eines gemeinsamen Zolltarifs Karl Marx / Hermann Korff / Stephan Naut / Louis Schulz · Bestellungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Karl Marx · Ein Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ vertagt Karl Marx · Prozess gegen Gottschalk und Genossen Karl Marx · Drigalskis Prozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Karl Marx · Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk. Entwurf Karl Marx · Die preußische Kontrerevolution und der preußische Richterstand Friedrich Engels · Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge – Die Truppen aus Tessin zurück – Die Patriziergemeinde Karl Marx · Die revolutionäre Bewegung Friedrich Engels · Schweizerisch-Italienisches Karl Marx / Georg Weerth · Ein Bourgeoisaktenstück Karl Marx / Georg Weerth · Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische Karl Marx · Eine Neujahrsgratulation Karl Marx · Ludwig Raveaux. Die „Kölnische Zeitung“ Karl Marx · Eine Entgegnung des Oberlandesgerichtsrats Rintelen Friedrich Engels · Der magyarische Kampf Friedrich Engels · Herr Müller – Radetzkys Schikanen gegen Tessin – Der Bundesrat – Lohbauer Friedrich Engels · Die letzten Freischärler Friedrich Engels · Budget des Schweizer Kanton Bern Friedrich Engels · Die Schweizer Presse Friedrich Engels · Schutzzollagitation – Neapolitanische Werbungen Friedrich Engels · Müller – Die Freiburger Regierung – Ochsenbein

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Inhalt

Karl Marx · Montesquieu LVI. Karl Marx · Die Wahlen (24. Januar 1849) Karl Marx · Die Wahlen (25. Januar 1849) Karl Marx · Die Berliner „National-Zeitung“ an die Urwähler Friedrich Engels · Antwort von Oberst Engels Karl Marx · Urwahl-Erfahrungen Friedrich Engels · Preußischer Steckbrief gegen Kossuth Friedrich Engels · Vor dem Instruktionsrichter Karl Marx · Zustand in Paris Karl Marx · Die Situation in Paris Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen Karl Marx · Die Situation Friedrich Engels · Der Kampf in Ungarn Karl Marx · Camphausen Friedrich Engels · Ungarn. 4. Februar 1849 Karl Marx · Wesendonck Friedrich Engels · Ungarn. 6. Februar 1849 Karl Marx · Entwurf der Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Karl Marx · Freisprechung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Karl Marx · Der Steuerverweigerungsprozess Karl Marx · Lassalle Friedrich Engels · Ungarn. 11. Februar 1849 Karl Marx · Erwiderung Hugo Wesendoncks Karl Marx · Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“ Friedrich Engels · Ungarn. 11. Februar 1849 (Zweite Ausgabe) Karl Marx · Verfolgung gegen die Steuerverweigerer Friedrich Engels · Ungarn. 13. Februar 1849 Karl Marx · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Friedrich Engels · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Karl Marx · Neues Zeitungskartell

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Inhalt

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus Friedrich Engels · Ungarn. 16. Februar 1849 Karl Marx · Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten Karl Marx · Anton Gladbach Karl Marx · Der Steuerverweigerungsprozess Karl Marx / Friedrich Engels · Saedt Karl Marx · Dreigestirn gegen Dreieck Friedrich Engels · Der Wiener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ Friedrich Engels · Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf Karl Marx / Wilhelm Wolff · Stein Friedrich Engels · Ungarn. 18. Februar 1849 Friedrich Engels · Die Kroaten und Slowaken in Ungarn Friedrich Engels · Die Kriegskunst der KaiserlichKöniglichen Friedrich Engels · Ungarn. 21. Februar 1849 Friedrich Engels · Ungarn. 22. Februar 1849 Karl Marx · Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft Karl Marx · Anton Gladbach und Joseph DuMont Karl Marx · Eine Denunziation Friedrich Engels · Ungarn. 24. Februar 1849 Karl Marx · Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss der Demokraten Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849 Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849 (2. Beilage) Friedrich Engels · Die Russen in Siebenbürgen Friedrich Engels · Ungarn. 28. Februar 1849

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ANHANG Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen

535

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte

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XI

Inhalt

Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter am 21. Dezember 1848. Protokoll Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849 Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 26. Februar 1849. Bericht

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Apparat

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REGISTER UND VERZEICHNISSE Namenregister

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Literaturregister 1. Arbeiten von Marx und Engels 2. Arbeiten anderer Autoren 3. Periodika

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Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur 1. Archivalien a. IISG b. RGASPI c. Andere Archive 2. Gedruckte Quellen a. Handbücher und Quelleneditionen b. Periodika c. Zeitgenössische Publikationen 3. Forschungsliteratur

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Sachregister

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Verzeichnis der Abbildungen Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 114 vom 12. Oktober 1848. Originalexemplar von Marx Engels: Von Paris nach Bern. Erste Seite des Manuskripts Topographische Skizzen und Zeichnungen von Engels. Vorderseite Topographische Skizzen und Zeichnungen von Engels. Rückseite

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Inhalt Text Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848. Erster Andruck. Originalexemplar von Marx Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848. Zweiter Andruck. Originalexemplar von Marx Außerordentliche Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 145 vom 17. November 1848. Originalexemplar von Marx Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 147 vom 19. November 1848. Originalexemplar von Marx Engels: Raspail oder Ledru-Rollin. Erste Seite des Manuskripts Marx: Entwurf der Verteidigungsrede im Presseprozess der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Erste Seite des Manuskripts Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 231 vom 25. Februar 1849. Originalexemplar von Marx

Apparat

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XIII

KARL MARX FRIEDRICH ENGELS WERKE · ARTIKEL · ENTWÜRFE OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849

Karl Marx Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 114, 12. Oktober 1848

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Durch die Theilnahme, die sich namentlich in Köln für die Aufrechthaltung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ gezeigt, ist es gelungen, die von dem Belagerungszustande herbeigeführten finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden und sie wiedererscheinen zu lassen. Das Redaktionscomite bleibt dasselbe. Ferdinand Freiligrath ist neu eingetreten. Karl Marx, Redakteur en chef der Neuen Rheinischen Zeitung. ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙

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Karl Marx Revolution in Wien

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 114, 12. Oktober 1848

* K ö l n , 11. Oktober. In ihrer ersten Nummer (vom ersten Juni) hatte die „Neue Rheinische Zeitung“ aus Wien eine Revolution (vom 25sten Mai) zu berichten. Heute, bei unserm ersten Wiedererscheinen nach der durch den kölnischen Belagerungszustand herbeigeführten Unterbrechung, bringen wir die Botschaft der ungleich wichtigern Wiener Revolution vom 6. und 7. Oktober. Die ausführlichen Berichte über die Wiener Ereignisse zwingen uns alle raisonnirenden Artikel heute wegzulassen. Darum nur wenige Worte, und zwar über die Wiener Revolution. Unsere Leser ersehen aus den Berichten des Wiener Correspondenten, daß diese Revolution an dem Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse, wenn nicht zu scheitern, so wenigstens in ihrer Entwickelung gelähmt zu werden droht. Wie dem aber auch sei, ihr Rückschlag auf Ungarn, Italien und Deutschland vereitelt den ganzen Feldzugsplan der Contrerevolution. Die Flucht des Kaisers und der czechischen Deputirten aus Wien zwingt die Wiener Bourgeoisie, will sie sich nicht auf Gnade und Ungnade ergeben, den Kampf fortzusetzen. Die Frankfurter Versammlung, die uns Deutschen ein Nationalzuchthaus und e i n e g e m e i n s a m e P e i t s c h e so eben zu schenken beschäftigt ist, wird von dem Wiener Ereigniß unangenehm aus ihren Träumereien aufgeschreckt und das Berliner Ministerium an dem Universalmittel, dem Belagerungszustand, irr werden. Der Belagerungszustand machte wie die Revolution die Tour um die Welt. Man versuchte eben das Experiment im Großen, auf ein ganzes Reich, auf Ungarn anzuwenden. Dieser Versuch, statt die Contrerevolution in Ungarn hat die Revolution in Wien heraufbeschworen. Der Belagerungszustand wird sich von dieser Schlappe nicht mehr erholen. Der Belagerungszustand ist für immer kompromittirt. Es ist eine Ironie

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Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 114 vom 12. Oktober 1848 Originalexemplar von Marx

Revolution in Wien

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des Schicksals, daß gleichzeitig mit Jellachich der westliche Heros des Belagerungszustandes, Cavaignac, zur Zielscheibe des Angriffs aller der Fraktionen geworden ist, die er im Juni mit Kartätschen gerettet hat. Nur durch den entschiedenen Uebertritt zur Revolution kann er sich für einige Zeit noch möglich machen. Wir lassen hinter den neuesten Nachrichten aus Wien noch einige Korrespondenzen vom 5. Oktober folgen, weil sie ein Echo der Wiener Hoffnungen und Befürchtungen wegen Ungarn’s Schicksal sind.

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Karl Marx Die „Kölnische Revolution“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 115, 13. Oktober 1848

** K ö l n, 12. Oktober. Die „Kölnische Revolution“ vom 25. September ˙ ˙ ˙die ˙˙ war ein Fastnachtsspiel, erzählt uns die „Kölnische Zeitung“ und „Kölnische Zeitung“ hat Recht. Die „Kölnische Kommandantur“ führt am 26. September den Cavaignac auf. Und die „Kölnische Zeitung“ bewundert die Weisheit und Mäßigung der „Kölnischen Kommandantur“. Wer aber ist der Komischste, die Arbeiter, die am 25. September sich im ˙ ˙ ˙ ˙mber in Barrikadenbauen übten oder der Cavaignac, der am 26. ˙Septe ˙ ˙ ˙ ˙˙ heiligstem Ernst den Belagerungszustand aussprach, Journale suspendirte, die Bürgerwehr entwaffnete, die Associationen untersagte? Arme „Kölnische Zeitung“! Der Cavaignac der „Kölnischen Revolution“ kann keinen Zoll größer sein als die „Kölnische Revolution“ selbst. Arme „Kölnische Zeitung“! Die „Revolution“ muß sie im Scherz und den „Cavaignac“ dieser lustigen Revolution im Ernst nehmen. Verdrießliches, undankbares, widerspruchvolles Thema! Ueber die Berechtigung der Kommandantur verlieren wir kein Wort. D’Ester hat diesen Gegenstand erschöpft. Wir betrachten übrigens die Kommandantur als untergeordnetes Werkzeug. Die eigentlichen Dichter dieser sonderbaren Tragödie waren die „gutgesinnten Bürger“, die Dumonts und Consorten. Kein Wunder also, daß Herr Dumont mit seinen Zeitungen die Adresse gegen D’Ester, Borchardt und Kyll kolportiren ließ. Was sie zu vertheidigen hatten, diese „Gutgesinnten“, es war nicht die That der Kommandantur, es war ihre eigene That. Das Kölnische Ereigniß wanderte durch die Saharawüste der deutschen Presse in der Form, die ihm das Kölnische „Journal des De´bats“ gegeben. Hinreichender Grund, um darauf zurückzukommen. Moll, einer der beliebtesten Führer des Arbeitervereins, sollte verhaftet werden. Schapper und Becker waren schon verhaftet. Man hatte zur Ausführung dieser Maßregeln einen Montag gewählt, einen Tag, an dem be-

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Die „Kölnische Revolution“

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kanntlich der größte Theil der Arbeiter unbeschäftigt ist. Man mußte also vorher wissen, daß die Verhaftungen große Gährung unter den Arbeitern hervorrufen und selbst zu gewaltthätigem Widerstand die Veranlassung bieten konnten. Sonderbarer Zufall, der diese Verhaftungen gerade auf einen Montag fallen ließ! Die Aufregung war um so leichter vorherzusehen, als bei Gelegenheit des Stein’schen Armeebefehls, nach Wrangels Proklamation und Pfuels Ernennung zum Ministerpräsidenten jeden Augenblick ein entscheidender, kontrerevolutionärer Schlag, also eine Revolution von Berlin aus erwartet wurde. Die Arbeiter mußten daher die Verhaftungen nicht als gerichtliche, sondern als politische Maßregeln betrachten. In der Prokuratur sahen sie nur noch eine kontrerevolutionäre Behörde. Sie glaubten, daß man sie am Vorabende wichtiger Ereignisse ihrer Führer berauben wolle. Sie beschlossen, Moll um jeden Preis der Verhaftung zu entziehen. Und sie verließen erst den Kampfplatz, nachdem sie ihren Zweck erreicht hatten. Die Barrikaden wurden erst gebaut, als die auf dem Altenmarkt versammelten Arbeiter erfuhren, daß von allen Seiten das Militär zum Angriff anrücke. Sie wurden nicht angegriffen. Sie hatten sich also auch nicht zu vertheidigen. Zudem war ihnen bekannt geworden, daß aus Berlin durchaus keine gewichtigen Nachrichten eingetroffen. Sie zogen sich also zurück, nachdem sie einen großen Theil der Nacht hindurch vergebens einen Feind erwartet hatten. Nichts lächerlicher daher als der Vorwurf der Feigheit, den man den Kölnischen Arbeitern gemacht hat. Aber noch andere Vorwürfe hat man ihnen gemacht, um den Belagerungszustand zu rechtfertigen und das Kölner Ereigniß zu einer kleinen Julirevolution zuzustutzen. Ihr eigentlicher Plan sei die Plünderung der guten Stadt Köln gewesen. Diese Anklage beruht auf der angeblichen Plünderung eines Tuchladens. Als wenn nicht jede Stadt ihr Kontingent Diebe hätte, die natürlich Tage öffentlicher Aufregung benutzen. Oder versteht man unter der Plünderung die Plünderung von Waffenläden? So schicke man das Kölnische Parket nach Berlin, damit es den Prozeß gegen die Märzrevolution instruire. Ohne die geplünderten Waffenläden hätten wir vielleicht nie die Genugthuung erlebt, Hrn. Hansemann in einen Bankdirektor und Hrn. Müller in einen Staatssekretär verwandelt zu sehen. Genug von den Arbeitern Köln’s. Kommen wir zu den sogenannten Demokraten. Was wirft ihnen die „Kölnische Zeitung“ vor, die „Deutsche Zeitung“, die „Augsburger Allgemeine Zeitung“, und wie die andern „gutgesinnten“ Blätter heißen mögen? Die heroischen Brüggemann’s, Bassermann’s u. s. w. verlangten Blut, und die weichherzigen Demokraten, aus Feigheit haben sie kein Blut fließen lassen.

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Der Thatbestand ist einfach dieser. Die Demokraten erklärten im Kranz (auf dem Altenmarkt), im Eiser’schen Saale und auf den Barrikaden den Arbeitern, daß sie unter keiner Bedingung einen „Putsch“ wollten. In diesem Augenblicke aber, wo keine große Frage die Gesammtbevölkerung in den Kampf treibe und jede Emeute daher scheitern müsse, sei sie um so sinnloser, als in wenigen Tagen gewaltige Ereignisse eintreffen könnten und man sich daher vor dem Tage der Entscheidung kampfunfähig mache. Wenn das Ministerium in Berlin eine Contrerevolution wage, dann sei der Tag für das Volk gekommen, eine Revolution zu wagen. Die gerichtliche Untersuchung wird unsere Angabe bestätigen. Die Herrn von der „Kölnischen Ztg.“ hätten besser gethan, statt im „nächtlichen Dunkel“ mit „verschränkten Armen und finstern Blicken“ vor den Barrikaden zu stehen und über „die Zukunft ihres Volkes nachzusinnen“, vielmehr die verblendete Masse mit ihren Worten der Weisheit von den Barrikaden herab zu haranguiren. Was nutzt die Weisheit post festum? Am schlimmsten ist bei Gelegenheit der Kölnischen Ereignisse der Bürgerwehr von der guten Presse aufgespielt worden. Unterscheiden wir. Daß die Bürgerwehr sich weigerte, zum willenlosen Diener der Polizei herab zu sinken – es war ihre Pflicht. Daß sie die Waffen freiwillig ablieferte, es ist nur durch eine Thatsache zu entschuldigen. Der liberale Theil derselben wußte, daß der illiberale Theil die Gelegenheit mit Jubel ergriff, um sich der Waffen zu entledigen. Der partielle Widerstand aber wäre nutzlos gewesen. Die „Kölnische Revolution“ hat ein Resultat gehabt. Sie hat das Dasein einer Phalanx von mehr als 2000 Heiligen enthüllt, deren „satte Tugend und zahlungsfähige Moral“ nur im Belagerungszustand ein „freies Leben“ führt. Vielleicht findet sich einmal Veranlassung „acta sanctorum“ Biographien dieser Heiligen zu schreiben. Unsere Leser werden dann erfahren, wie die „Schätze“ erworben werden, die weder „Motten noch Rost“ fressen, sie werden lernen, auf welche Weise der ökonomische Hintergrund der „guten Gesinnung“ erobert wird.

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Karl Marx Das Ministerium Pfuel

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 116, 14. Oktober 1848

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* K ö l n, 13. October. Als das Ministerium Camphausen stürzte, sagten wir: „Das Ministerium Camphausen hatte sein liberalbürgerliches Gewand der Contrerevolution umgeworfen. Die Contrerevolution fühlt sich stark genug, die lästige Maske abzuschütteln. Ein beliebiges unhaltbares Ministerium des linken Centrums (Hansemann) kann möglicher Weise dem Ministerium vom 30. März auf einige Tage folgen. Sein wirklicher Nachfolger ist das Ministerium des Prinzen von Preußen“. (N. Rh. Z. Nr. 23 vom 23. Juni.) Und wirklich folgte das Ministerium Pfuel (von Neufchatel) dem Ministerium Hansemann. Das Ministerium Pfuel geht mit den konstitutionellen Phrasen um, wie die Frankfurter Centralgewalt mit der „deutschen Einheit“. Wenn wir das corpus delicti, den wirklichen Körper dieses Ministeriums mit seinem Echo, seinen konstitutionellen Erklärungen, Beschwichtigungen, Vermittlungen, Vereinbarungen in der Berliner Versammlung vergleichen, so können wir nur Ein Wort auf es anwenden, Falstaff’s Wort: „Was wir alten Leute doch dem Laster des Lügens ergeben sind!“ Dem Ministerium Pfuel kann nur ein Ministerium der Revolution folgen.

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Karl Marx Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 116, 14. Oktober 1848

* Hr. Thiers publizirt in dem „Constitutionnel“ eine Broschüre über das „Eigenthum“. Wir werden auf diese klassisch geschriebene Trivialität näher eingehen, sobald die Publikation vollständig erschienen ist. Hr. Thiers hat sie plötzlich abgebrochen. Uns genügt einstweilen zu bemerken, daß die „großen“ belgischen Blätter, der „Observateur“ und die „Independance“ schwärmen für die Schrift des Hrn. Thiers. Heute verfolgen wir einen Augenblick die am 10. Oktober von Hrn. Thiers in der französischen Nationalversammlung gehaltene Rede über die Hypothekenbons, eine Rede, die nach der belgischen „Independance“ dem Papiergeld den „Todesstoß“ versetzt hat. Aber Hr. Thiers ist auch, wie „Independance“ sagt, ein Redner, der mit gleicher Ueberlegenheit die politischen Fragen behandelt, die finanziellen, die sozialen. Diese Rede interessirt uns nur, weil sie die Taktik der Ritter der alten Zustände zeigt, eine Taktik, die sie mit Recht den Don Ouixoten der neuen entgegenhalten. Verlangt eine theilweise Reform in den industriellen und kommerziellen Zuständen, wie Hr. Turck, dem Thiers antwortet, und sie halten euch die Verkettung und die Wechselwirkung der Gesammtorganisation entgegen. Verlangt die Umwälzung der Gesammtorganisation und ihr seid destruktiv, revolutionär, gewissenlos, utopistisch und überseht die partiellen Reformen. Also Resultat: Laßt Alles beim Alten. Hr. Turck z. B. will den Bauern die Verwerthung ihres Grundeigenthums durch offizielle Hypothekenbanken erleichtern. Er will ihr Eigenthum in Circulation bringen, ohne daß es durch die Hände des Wuchers hindurchpassiren muß. In Frankreich nämlich, wie in den Ländern überhaupt, wo die Parzellirung herrscht, hat sich die Herrschaft der Feudalherrn in die Herrschaft der Kapitalisten, haben sich die feudalen Leistungen des Bauern in bürgerliche Hypothekenverpflichtungen verwandelt.

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Was antwortet Hr. Thiers zunächst? Wollt ihr den Bauern durch öffentliche Kreditanstalten helfen, so beeinträchtigt ihr den kleinen Handelsmann. Ihr könnt dem einen nicht helfen, ohne dem andern zu schaden. Also müssen wir das ganze Kreditsystem umwandeln? Bei Leibe nicht! Das ist eine Utopie. Also ist Herr Turck abgefertigt. Der kleine Handelsmann, für welchen Hr. Thiers so zärtlich sorgt, ist die große Bank von Frankreich. Die Konkurrenz von Papierscheinen für 2 Milliarden Hypotheken würde ihr das Monopol und die Dividenden und vielleicht noch something more ruiniren. Hinter dem Argument des Hrn. Thiers steht also im Hintergrund – Rothschild. Kommen wir zu einem andern Argument des Hrn. Thiers. Der Vorschlag der Hypotheken, sagt Hr. Thiers, geht die Agrikultur selbst eigentlich gar nichts an. Daß das Grundeigenthum nur unter erschwerenden Umständen in Circulation gesetzt wird, daß es sich nur mühsam verwerthet, daß die Kapitalien es so zu sagen fliehen, das alles, bemerkt Hr. Thiers, liegt in der „Natur“. Es werfe nämlich nur kleinen Profit ab. Aber von der andern Seite kann Hr. Thiers nicht läugnen, daß es in der „Natur“ der modernen industriellen Organisation liegt, daß alle Industrieen, also auch die Agrikultur, nur gedeihen, wenn ihre Produkte und ihre Instrumente leicht verwerthet, in Umtausch gesetzt, mobilisirt werden können. Bei dem Grund und Boden ist das nicht der Fall. Also wäre der Schluß: innerhalb der bestehenden civilisirten Zustände kann die Agrikultur nicht gedeihen. Man muß daher die bestehenden Zustände ändern und ein kleiner, wenn auch inkonsequenter Anlauf zu einer solchen Veränderung ist der Vorschlag des Hrn. Turck. Keineswegs! ruft Thiers aus. Die „Natur“, d. h. die jetzigen sozialen Verhältnisse verdammen die Agrikultur zu ihrem jetzigen Zustande. Die jetzigen sozialen Verhältnisse sind „Natur“, d. h. unabänderlich. Die Behauptung ihrer Unveränderlichkeit ist natürlich der schlagendste Beweis gegen den Vorschlag jeder Veränderung. Wenn die „Monarchie“ Natur ist, ist jeder republikanische Versuch eine Auflehnung gegen die Natur. Nach Hrn. Thiers ist es auch einleuchtend, daß das Grundeigenthum immer naturgemäß dieselben kleinen Profite abwirft, sei es, daß der Staat dem Grundeigenthümer die Kapitalien zu 3, oder der Wucherer zu 10 pCt. vorschießt. Es ist dies einmal „Natur“. Indem aber Hr. Thiers den industriellen Profit und die Rente, welche die Agrikultur abwirft, miteinander identifizirt, stellt er geradezu auch eine den jetzigen sozialen Verhältnissen, dem was er „Natur“ nennt, widersprechende Behauptung auf.

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Während der industrielle Profit im Allgemeinen beständig fällt, steigt beständig die Grundrente, d. h. der Werth des Bodens. Hr. Thiers hatte also das Phänomen zu erklären, daß der Bauer trotzdem beständig verarmt. Er läßt sich natürlich auf dieß Gebiet nicht ein. Von wirklich merkwürdiger Oberflächlichkeit ist ferner, was Thiers über den Unterschied der französischen und englischen Agrikultur sagt. Der ganze Unterschied, belehrt uns Thiers, besteht in der Grundsteuer. Wir zahlen sehr hohe Grundsteuer, die Engländer gar keine. Abgesehen von der Unrichtigkeit der letztern Behauptung, weiß Hr. Thiers sicher, daß in England die Armensteuer und eine Masse anderer in Frankreich nicht existirender Steuern auf die Agrikultur fallen. Das Argument des Hrn. Thiers wird in umgekehrtem Sinn von englischen Anhängern der kleinern Agrikultur angewandt. Wißt ihr, sagen sie, warum das englische Getreide kostspieliger ist als das französische? Weil wir Grundrente zahlen und hohe Grundrente, was die Franzosen nicht thun, da sie im Durchschnitt nicht Pächter, sondern kleine Eigenthümer sind. Es lebe daher das kleine Eigenthum! Es gehört die ganze unverschämte Trivialität von Thiers dazu, um die englische Concentration des Arbeitsinstruments, des Bodens, wodurch Anwendung der Maschinerie und der Theilung der Arbeit im Großen auf die Agrikultur möglich gemacht wird, die Wechselwirkung der englischen Industrie und des englischen Handels auf die Agrikultur, um alle diese vielverzweigten Verhältnisse in die eine nichtssagende Phrase aufzulösen, die Engländer zahlen keine Grundsteuer. Der Ansicht des Hrn. Thiers, daß die jetzige Hypothekenwirthschaft in Frankreich gleichgültig für die Agrikultur ist, setzen wir die Ansicht des größten französischen agronomischen Chemikers entgegen. Dombasle hat ausführlich bewiesen, daß, wenn das jetzige Hypothekenwesen sich „der Natur“ gemäß in Frankreich fortentwickelt, die französische Agrikultur zu einer Unmöglichkeit werden wird. Welche freche Flachheit gehört überhaupt dazu, zu behaupten, der Agrikultur seien die Grundeigenthumsverhältnisse gleichgültig, mit andern Worten, der Produktion seien die gesellschaftlichen Verhältnisse gleichgültig, innerhalb deren producirt wird? Es bedarf übrigens keiner weitern Auseinandersetzung, daß Hr. Thiers, der den Credit der großen Kapitalisten erhalten will, den kleinen keinen Credit geben darf. Der Credit der großen Kapitalisten ist eben die Creditlosigkeit der kleinen. Wir läugnen allerdings nicht, daß es unmöglich ist den kleinen innerhalb des jetzigen Systems durch irgend ein finanzielles Kunststück aufzuhelfen. Aber Thiers mußte dies behaupten, da er die jetzige Welt für die beste der Welten ansieht.

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In Bezug auf diesen Theil von Thiers Rede bemerken wir daher nur noch Eins. Indem er gegen die Mobilisation des Grundeigenthums spricht und andererseits die englischen Verhältnisse preißt, vergißt er, daß die Agrikultur in England gerade im höchsten Grade den Vorzug besitzt, daß sie fabrikmäßig betrieben wird und daß die Grundrente, d. h. das Grundeigenthum ein mobiles, übertragbares Börsenpapier wie jedes andere ist. Fabrikmäßige Agrikultur, d. h. Betreibung der Agrikultur in der Weise der großen Industrie bedingt ihrerseits Mobilisation, kaufmännisch-leichte Austauschbarkeit des Grundeigenthums. Der zweite Theil der Rede des Hrn. Thiers besteht in Angriffen auf das Papiergeld im Allgemeinen. Er nennt die Ausgabe von Papiergeld überhaupt Falschmünzerei. Er erzählt uns die große Wahrheit, daß, wenn man eine zu große Masse Circulationsmittel, d. h. Geld auf den Markt wirft, man das Geld selbst entwerthet, also doppelt betrügt, die Privaten und den Staat. Dies sei bei den Hypothekenbanken besonders der Fall. Alles dies sind Entdeckungen, die man in den schlechtesten Katechismen der politischen Oekonomie findet. Unterscheiden wir. Es ist klar, daß wir die Produktion, also den wirklichen Reichthum nicht vermehren, indem wir das Geld, sei es Papieroder Metallgeld, willkürlich vermehren. So verdoppeln wir im Kartenspiel unsere Stiche nicht, wenn wir die Spielmarken verdoppeln. Andererseits ist ebenso klar, daß, wenn die Produktion durch Mangel an Spielmarken, an Austauschmitteln, an Geld gehemmt wird, sich zu entwickeln, jede Vermehrung der Austauschmittel, jede Verminderung der Schwierigkeit, sich Austauschmittel zu verschaffen, zugleich eine Vermehrung der Produktion ist. Diesem Produktionsbedürfnisse verdanken Wechsel, Banken u. s. w. ihren Ursprung. In dieser Weise kann die Agrikultur durch Hypothekenbanken gehoben werden. Wofür Hr. Thiers aber eigentlich kämpft, ist nicht das Metallgeld gegen das Papiergeld. Er selbst hat zu viel auf der Börse gespielt, um in den Vorurtheilen der alten Merkantilisten befangen zu sein. Was er bekämpft ist die Regelung des Credits durch die im Staat repräsentirte Gesellschaft gegen die Regelung des Credits durch das Monopol. Der Ansatz zu einer Regelung des Credits im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse war eben der Turckesche Vorschlag einer allgemeinen Hypothekenbank, deren Scheine Zwangskurs hätten, so wenig dieser Vorschlag in seiner Isolirung bedeutet.

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Karl Marx Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ und die Wiener Revolution

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 120, 19. Oktober 1848

* K ö l n , 18. Oktober. „Es waltet ein eigenes Geschick über Deutschland. ˙ ˙ sei an dem Punkte angelangt, wo es gestattet sei, Wenn man glaubt,˙ ˙man die Hand an den Wiederaufbau des gemeinsamen Vaterlandes zu legen, – wenn man dafür den Blick dankbar zum Himmel erhebt –, so entladen sich die Gewitterwolken, die Europa stets noch umlagern, in neuen gewaltigen Schlägen und machen die Hände erzittern, die sich dem Verfassungswerke Deutschlands gewidmet haben. Einen solchen Donnerschlag haben wir so eben wieder in Wien erlebt.“ So klagt der Moniteur der Reichsverwesung, die Frankfurter Oberpostamtszeitung. Dies brave Blatt, dessen letzter Redakteur auf der Liste der von Guizot bezahlten Kreaturen prangte, nahm seine Stellung einen Augenblick au serieux. Die Centralgewalt mit ihrer parlamentarischen Umrahmung, dem Frankfurter Concil, erschien ihm als eine ernsthafte Macht. Statt direkt ihre contrerevolutionären Ordres an ihre Unterthanen auszutheilen, ließen die 38 deutschen Regierungen sich von der Centralgewalt zu Frankfurt den Befehl ertheilen, ihre eigenen Beschlüsse auszuführen. Alles war im besten Gange, wie zur Zeit der Mainzer Immediatkommission. Die Centralgewalt konnte sich einbilden, eine Gewalt, und ihr Moniteur konnte sich einbilden, ein Moniteur zu sein. „Nun danket alle Gott“, sang er, „die Hände zum Himmel erhoben.“ Und nun „erleben“ wir von Wien aus einen Donnerschlag. Die „Hände“ unserer Lykurge „erzittern“, trotz der Armee von Pickelhauben, die eben so viele Blitzableiter der Revolution sind; trotz der Dekrete, worin die Kritik der schwarz-roth-goldenen Personen und Gesta zu einem hochnothpeinlichen Casus dekretirt wird; trotz der Kraftworte jener gigantischen Figuren, Schmerling, Mohl und Gagern. Von Neuem brüllt das revolutionäre Ungeheuer – und man „zittert“ zu Frankfurt. Die Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung wird aus ihrem Dankgebete aufge˙ ˙ ˙ ˙grollt ˙˙ ˙ sie ˙˙ dem ˙˙˙ ˙ ˙eisernen ˙ schreckt. – Tragisch Verhängniß.

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Zu Paris die Thierspartei oben auf, zu Berlin das Ministerium Pfuel mit Wrangels in allen Provinzen, zu Frankfurt eine Central-Gendarmerie, in ganz Deutschland mehr oder minder versteckter Belagerungszustand, Italien von dem milden Ferdinand und Radetzky pacifizirt, Jellachich Kommandant von Ungarn, nach Vernichtung der Magyaren gemeinsam mit Windisch-Grätz zu Wien „kroatische Freiheit und Ordnung“ proklamirend, zu Bukarest die Revolution im Blut erstickt, die Donaufürstenthümer mit den Wohlthaten des russischen Regimes beglückt, in England alle Führer der Chartisten verhaftet und deportirt, Irland zu ausgehungert, um sich bewegen zu können – sage, was willst Du mehr? Die Wiener Revolution hat noch nicht gesiegt. Ihr erstes Wetterleuchten aber genügte, um alle Positionen der Contrerevolution vor Europa klar zu legen und so einen universellen Kampf auf Leben und Tod unvermeidlich zu machen. Die Contrerevolution ist noch nicht vernichtet, aber sie hat sich lächerlich gemacht. In Held Jellachich sind alle ihre Helden zu komischen Figuren verwandelt, und in Fuad Effendi’s Proklamation nach dem Blutbade von Bukarest sind alle Proklamationen der Freunde der „verfassungsmäßigen Freiheit und Ordnung“ zu Tode parodirt, von den Reichstagsproklamationen bis zur kleinsten Heuler-Adresse herab. Wir werden morgen ausführlich auf die unmittelbare Lage Wiens und die östreichischen Verhältnisse überhaupt zu sprechen kommen.

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Karl Marx Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Berliner Nationalversammlung

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 120, 19. Oktober 1848

* K ö l n, 18. Oktober. Der König ist jedenfalls konsequent. Se. Majestät widerspricht sich nie. Zu der Deputation der Frankfurter National-Versammlung sagte er bei Gelegenheit des Kölner Dombaufestes: „Die Bedeutsamkeit Ihrer Versammlung verstehe ich sehr wohl, meine Herren. Ich sehe sehr wohl ein, wie wichtig Ihre Versammlung ist!“ – Die Stimme Sr. Majestät nahm hier einen sehr ernsten, schneidenden Ton an – „Vergessen Sie aber auch nicht, daß es noch Fürsten in Deutschland gibt“ – hier legte Se. Majestät die Hand auf’s Herz und sprach mit ungemeinem Nachdruck – „und vergessen Sie nicht, daß Ich dazu gehöre!“ – Eine ähnliche Antwort erhielt auch die Deputation der Berliner Versammlung, als sie am 15. Oktober im Schlosse Bellevue Sr. Majestät die Gratulations-Visite machte. Der König sprach: „Wir sind im Begriffe, einen Bau aufzuführen, welcher Jahrhunderte währen soll. Aber, meine Herren, ich mache Sie auf Eins aufmerksam. Wir besitzen noch eine, gewiß von vielen Seiten beneidete, angestammte Obrigkeit von Gottes Gnaden“ – diese Worte sprach der König mit großem Nachdruck – „welche noch mit voller Macht ausgestattet ist. Sie ist das Fundament, auf welchem einzig und allein jenes Gebäude aufgeführt werden kann, wenn es so von Dauer sein soll, wie ich erwähnte.“ Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnißvolle Stück Papier zwischen Sr. Majestät und das Volk geschoben hätten. Se. Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die „eisernen Füße“ des Slaventhums zu glauben. Das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Thon verwandeln wird.

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Karl Marx Antwort König Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 121, 20. Oktober 1848

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* K ö l n, 18. Oktober. Friedrich Wilhelm IV. antwortete dem Berliner Bürgerwehrkommandanten Rimpler auf seine Gratulation bei Gelegenheit des 15. Oktober: „Ich weiß, daß ein heldenmüthiges und tapferes Volk auch ein treues ist. Aber vergessen Sie nicht, daß Sie die Waffen von mir haben, und ich es als eine Pflicht fordere, daß Sie für die Wahrung der Ordnung, des Gesetzes und der Freiheit einstehen.“ Die konstitutionellen Könige sind unverantwortlich, unter der Bedingung, unzurechnungsfähig zu sein – im konstitutionellen Sinne natürlich. Ihre Handlungen, ihre Worte, ihre Mienen, nicht ihnen selbst gehören sie, sie gehören den verantwortlichen Ministern. Hansemann z. B. ließ bei seinem Exit den König sagen, die Ausführung des Stein’schen Armeebefehls sei unvereinbar mit der konstitutionellen Monarchie. Pfuel führte ihn aus – im parlamentarischen Sinne nämlich. Hansemann war kompromittirt – im konstitutionellen Sinne. Der König selbst hatte sich nicht widersprochen, weil er nicht gesprochen hatte – immer im konstitutionellen Sinne. So ist obige Erklärung des Königs nichts anders als eine ministerielle Erklärung; und als solche unterliegt sie der Kritik. Behauptet Pfuel, der König habe aus freiem Antriebe die Bürgerwehr geschaffen? So behauptet er, der König sei der Urheber der Märzrevolution, was Unsinn ist – sogar im konstitutionellen Sinne. Abgesehn davon. Nachdem Gott die Welt und die Könige von Gottes Gnaden geschaffen hatte, überließ er die kleinere Industrie den Menschen. „Waffen“ sogar und Lieutenantsuniformen werden auf profanem Wege fabrizirt, und der profane Weg der Fabrikation schafft nicht, wie die himmlische Industrie, aus Nichts. Er bedarf des Rohmaterials, der Arbeitsinstrumente

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und des Arbeitslohns, lauter Sachen, die man unter dem schlichten Namen Produktionskosten zusammenfaßt. Diese Produktionskosten werden für den Staat durch die Steuern aufgebracht, und die Steuern werden durch die Nationalarbeit aufgebracht. Im ökonomischen Sinne bleibt es also ein Räthsel, wie irgend ein König irgend einem Volke irgend etwas geben kann. Erst muß das Volk Waffen machen und dem Könige Waffen geben, um vom Könige Waffen erhalten zu können. Der König kann immer nur geben, was ihm gegeben wird. So im ökonomischen Sinne. Die konstitutionellen Könige erstehen aber gerade in Augenblicken, wo man diesem ökonomischen Geheimnisse auf die Spur kommt. Die ersten Anlässe zum Sturze der Könige von Gottes Gnaden waren daher stets – Steuerfragen. So auch in Preußen. Sogar die immateriellen Waaren, die Privilegien, die sich die Völker von den Königen geben ließen, haben sie nicht nur vorher den Königen gegeben, sie haben das Rückgeben ihnen immer baar bezahlt – mit Blut und mit klingender Münze. Verfolgt z. B. die englische Geschichte seit dem 11. Jahrhundert, Ihr werdet ziemlich genau berechnen können, wie viel eingeschlagene Hirnschädel und wie viel Pfund Sterling jedes konstitutionelle Privilegium gekostet hat. Hr. ˙ ˙ ˙in die guten Zeiten der Davenantschen ökonomischen Pfuel scheint uns Tabelle zurückführen zu wollen. In dieser Tabelle über die englische Produktion heißt es nämlich u. A.: § 1. Produktive Arbeiter: Könige, Offiziere, Lords, Landgeistliche u. s. w. § 2. Unproduktive Arbeiter: Matrosen, Bauern, Weber, Spinner u. s. w. Nach dieser Tabelle schafft § 1. und empfängt § 2. In diesem Sinn läßt Hr. Pfuel den König geben. Die Pfuel’sche Erklärung beweist, was man in Berlin von dem Heros der „kroatischen Ordnung und Freiheit“ erwartet. Die letzten Vorfälle in Berlin erinnern an die ebenfalls von der Kamarilla hervorgerufenen Wiener Streitigkeiten zwischen Bürgerwehr und Volk am 23. August. Diesem 23. August folgte ein 5. Oktober.

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Karl Marx Die englisch-französische Vermittlung in Italien

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 123, 22. Oktober 1848

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* K ö l n, 21. Oktober. Die englisch-französische Vermittlung in Italien ist ˙ ˙ ˙˙ ˙˙ ˙Diplomatie ˙ ˙ ˙˙˙ ˙grinst ˙˙ aufgegeben. Der Todtenkopf der nach jeder Revolution und namentlich nach den Reaktionen, die jeder Revolution folgen. Die Diplomatie verkriecht sich in ihr parfümirtes Beinhaus –, so oft der Donner einer neuen Revolution grollt. Die Wiener Revolution hat die französisch-englische Diplomatie weggeblasen. Palmerston hat seine Ohnmacht eingestanden, Bastide hat sie eingestanden. Die Wiener Revolution hat den langweiligen Korrespondenzen dieser Herren, wie sie erklären, ein Ende gemacht. Bastide hat dies dem sardinischen Gesandten, dem Marquis Ricci offiziell eröffnet. Auf Befragen des Letztern, „ob Frankreich unter gewissen Umständen die Waffen zu Gunsten Sardiniens ergreifen würde?“ hat der farouche Republikaner Bastide (vom National) einen Knix gemacht, einmal, zweimal, dreimal und gesungen: „Vertraut auf mich und helft euch selbst, So wird auch Gott euch helfen.“ Frankreich halte am Prinzipe der Nichtintervention fest, an demselben Prinzipe, von dessen Bekämpfung Bastide und die übrigen Herren des National jahrelang zehrten zu Guizots Zeiten. In dieser italienischen Frage hätte sich die französische „honette“ Republik tödtlich blamirt, wäre sie nicht erhaben über alle Schmach, seit dem schicksalsschwangern Juni. Rien pour la gloire! sagen die Freunde des Handels unter allen Umständen. Rien pour la gloire! ist das Motto der tugendhaften, der gemäßigten, der anständigen, der gesetzten, der honetten, mit einem Worte der Bourgeoisrepublik. Rien pour la gloire! Lamartine war die Einbildung der Bourgeoisrepublik von sich selbst, die überschwengliche, die phantastische, die schwärmerische Vorstellung,

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die sie sich von sich selbst machte, ihr Traum von ihrer eigenen Herrlichkeit. Was kann man sich nicht alles einbilden! Wie Aeolus aus seinem Schlauche alle Winde, so entfesselte er alle Luftgeister, alle Phrasen der Bourgeoisrepublik und blies sie nach Ost und West, windige Worte von Fraternität aller Völker, von der Emancipation, die allen Völkern durch Frankreich bevorstehen, von Aufopferung Frankreichs für alle Völker. Er that – Nichts. Die That zu seinen Phrasen übernahm Cavaignac und sein auswärts gekehrtes Organ, Bastide. Die unerhörten Scenen in Neapel, die unerhörten Scenen in Messina, die unerhörten Scenen im Mailändischen ließen sie ruhig unter ihren Augen vorgehen. Und damit nicht der geringste Zweifel übrig bliebe, daß in der „honetten“ Republik dieselbe Klasse herrsche, also auch dieselbe auswärtige Politik, wie unter der konstitutionellen Monarchie, unter Cavaignac dieselbe, wie unter Louis Philippe, nimmt man in den Völkerzwisten zu dem alten ewig neuen Mittel seine Zuflucht, zur entente cordiale mit England, mit dem England Palmerstons, mit dem England der kontrerevolutionären Bourgeoisie. Die Geschichte durfte aber die Spitze nicht vergessen, die Pointe. Ein Redakteur des National, Bastide, mußte krampfhaft die Hand Englands ergreifen. Und die entente cordiale war der Haupttrumph, den der arme Anglophage „National“ sein Lebenlang ausgespielt hatte gegen Guizot. Auf dem Grabstein der „honetten“ Republik wird zu lesen sein: Bastide – Palmerston. Aber selbst die entente cordiale Guizots ist von den „honetten“ Republikanern überboten worden. Die Offiziere der französischen Flotte ließen sich von den neapolitanischen Offizieren in einem Bankett traktiren – und jubelten Gesundheit zu dem Könige von Neapel, dem blödsinnigen Tieger Ferdinand, auf den noch rauchenden Trümmern von Messina. Ueber ihren Köpfen aber verdampften die Phrasen Lamartines.

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Karl Marx Die „Re´forme“ über die Juniinsurrektion

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* P a r i s . Als die „Neue Rheinische Zeitung“ am 29. Juni mit Ausnahme des englischen Northern Star das einzige europäische Blatt war, welches den Muth und die Einsicht hatte, die Junirevolution richtig zu würdigen, wurde sie nicht widerlegt, sondern denuncirt. Die Thatsachen bestätigen nachträglich unsere Auffassung, selbst für das blödeste Auge, so weit das Interesse nicht alle Sehkraft raubt. Damals blamirte sich auch die französische Presse. Die entschiedenen Pariser Zeitungen waren unterdrückt. Die „Re´forme“, das einzige radikale Journal, dem Cavaignac fortzuexistiren erlaubte, stotterte Entschuldigungen für die hochherzigen Junikämpfer und bettelte bei dem Sieger um ein Almosen Humanität für die Besiegten. Man hörte natürlich nicht auf den Bettler. Es bedurfte erst des vollständigen Verlaufs des Junisiegs, der monatlangen Diatriben der nicht von dem Belagerungszustand gefesselten Provinzialblätter, der augenfälligen Auferstehung der Thierspartei, um die „Re´forme“ zur Besinnung zu bringen. – Bei Gelegenheit des Amnestieprojekts der äußersten Linken bemerkt sie in ihrer Nummer vom 18. Oktober: ˙ es von den Barrikaden stieg, bestrafte Niemanden. Das „Das Volk,˙ als Volk! damals war es der Herrscher, der Souverain, der Sieger; man küßte ihm die Füße, die Hände, man salutirte vor seinen Blusen, man akklamirte seinen edlen Gefühlen. Und mit Recht. Es war großmüthig. Heute hat das Volk seine Kinder, seine Brüder in den Kerkern, auf den Galeeren und vor den Kriegsgerichten. Nachdem es die Geduld des Hungers erschöpft hatte, nachdem es eine ganze Bevölkerung von Ehrsüchtigen, die es von der Straße aufgerafft, ruhig an sich hatte vorbeigehen und Paläste hinaufsteigen gesehn, nachdem es drei lange Monate hindurch der Republik Kredit geschenkt hatte, verlor es eines Tages den Kopf mitten zwischen seinen ausgehungerten Kindern und seinen hinsiechenden Vätern und stürzte sich in die Schlacht.

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Es hat theuer gezahlt. Seine Söhne sind unter den Kugeln gesunken und diejenigen, die übrig blieben, theilte man in zwei Theile. Den einen warf man den Kriegsgerichten vor, den andern verpackte man zur Deportation, ohne Untersuchung, ohne das Recht der Vertheidigung, ohne Urtheil! Diese Methode ist jedem Lande fremd, selbst dem Lande der Kabylen. Nie während ihrer zwanzigjährigen Dauer hatte die Monarchie ähnliches gewagt. Damals kamen die Journale, die in Dynastien spekuliren, berauscht von dem Geruche der Leichname, kühn und schnell bereit zum Insulte gegen die Todten, (vgl. die „Kölnische Zeitg.“ vom 29. Juni) spieen sie alle ˙ ˙ sie das Volk, vor der Verläumdungen gehässiger Bosheit aus, viertheilten gerichtlichen Untersuchung, in seiner Ehre, und schleiften sie die Besiegten, Todte und Lebende, vor die Ausnahmsgerichte; sie denuncirten sie der Raserei der Nationalgarden und des Heers, sie machten sich zu Mäklern des Henkers, zu Knechten des Prangers. Lakaien wahnsinniger Rachgelüste, erfanden sie Verbrechen; sie vergifteten unsern Unstern und sie raffinirten die Beleidigung und die Lüge!“ (Vgl. die N.Rh.Z. vom 1. Juli über den französischen „Constitutionnel“, die belgische „Inde´pendance“ und die „Kölnische Ztg.“) „Der ,Constitutionnel‘ hielt offene Butik mit gräßlichen Verstümmelungen und unwürdigen Greueln. Er wußte sehr wohl, daß er log, aber das paßte nun einmal in seinen Handel und in seine Politik, und, Handelsmann und Diplomat zugleich, verkaufte er ,nach dem Verbrechen‘, wie man sonst ,nach der Elle‘ verkauft. Diese schöne Spekulation mußte einmal ein Ende nehmen. Die Widersprüche regneten: nicht der Name eines einzigen Galeerensträflings auf den Akten der Kriegsgerichte, auf den Bülletins der Transportation; es gab kein Mittel mehr, die Verzweiflung herabzuwürdigen, und man schwieg, nachdem man den Profit einkassirt hatte.“

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Friedrich Engels Von Paris nach Bern

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Von Paris nach Bern. I. Seine und Loire.

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La belle France! In der That, die Franzosen haben ein schönes Land & sie haben Recht wenn sie stolz darauf sind. Welches Land in Europa will sich an Reichthum, an Mannichfaltigkeit der Anlagen & Produkte, an Universalität mit Frankreich messen? Spanien? Aber zwei Drittel seiner Oberfläche sind durch Nachlässigkeit oder von Natur eine heiße Steinwüste, & die atlantische Seite der Halbinsel, Portugal, gehört nicht zu ihm. Italien? Aber seit die Welthandelsstraße durch den Ocean geht, seit die Dampfschiffe das Mittelmeer durchkreuzen, liegt Italien verlassen da. England? Aber England ist seit achtzig Jahren aufgegangen in Handel & Industrie, Kohlenrauch & Viehzucht, & England hat einen schrecklich bleiernen Himmel und keinen Wein. Und Deutschland? Im Norden eine platte Sandebene, vom europäischen Süden durch die granitne Wand der Alpen getrennt, weinarm, Land des Bieres, Schnapses & Roggenbrots, der versandeten Flüsse & Revolutionen! Aber Frankreich! An drei Meeren gelegen, von fünf großen Strömen in drei Richtungen durchzogen, im Norden fast deutsches & belgisches, im Süden fast italiänisches Klima; im Norden der Waizen, im Süden der Mais & Reis; im Norden die Colza, im Süden die Olive; im Norden der Flachs, im Süden die Seide, & fast überall der Wein. Und welcher Wein! Welche Verschiedenheit, vom Bordeaux bis zum Burgunder, vom Burgunder zum schweren St. Georges, Lünel & Frontignan des Südens; & von diesem zum sprudelnden Champagner! Welche

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Mannichfaltigkeit des Weißen & des Rothen, vom Petit Maˆcon oder Chablis zum Chambertin, zum Chaˆteaux Larose, zum Sauterne, zum Roussilloner, zum Aı¨ Mousseux! Und wenn man bedenkt daß 2) jeder dieser Weine einen verschiedenen Rausch macht, daß man mit wenig Flaschen alle Zwischenstufen von der Musardschen Quadrille bis zur Marseillaise, von der tollen Lust des Cancans bis zur wilden Glut des Revolutionsfiebers durchmachen, & sich schließlich mit einer Flasche Champagner wieder in die heiterste Carnevalslaune von der Welt versetzen kann! Und Frankreich allein hat ein Paris, eine Stadt in der die europäische Civilisation zu ihrer vollsten Blüte sich entfaltet, in der alle Nervenfasern der europäischen Geschichte sich vereinigen, & von der in gemessenen Zeiträumen die elektrischen Schläge ausgehn, unter denen eine ganze Welt erbebt; eine Stadt, deren Bevölkerung die Leidenschaft des Genusses mit der Leidenschaft der geschichtlichen Aktion wie nie ein andres Volk vereinigt, deren Bewohner zu leben wissen wie der feinste Epikuräer Athens & zu sterben wie der unerschrockenste Spartaner, Alcibiades & Leonidas in Einem; eine Stadt, die wirklich, wie Louis Blanc sagt, Herz & Hirn der Welt ist. Wenn man von einem hohen Punkte der Stadt, oder vom Montmartre oder der Terrasse von Saint Cloud Paris überschaut, wenn man die Umgegend der Stadt durchstreift, so meint man, Frankreich wisse, was es an Paris besitze, Frankreich habe seine besten Kräfte verschwendet, um Paris recht zu hegen & zu pflegen. Wie eine Odaliske auf bronzeschillerndem Divan, liegt die stolze Stadt an den warmen Rebenhügeln des gewundenen Seinethals. Wo in aller Welt gibt es eine Aussicht wie die von den beiden Versailler Eisenbahnen hinab auf das grüne Thal mit seinen zahllosen Dörfern & Städtchen, 3) & wo gibt es so reizend gelegene, so reinlich & nett gebaute, so geschmackvoll angelegte Dörfer & Städtchen wie Suresnes, Saint Cloud, Se`vres, Montmorency, Enghien, & zahllose andre? Man gehe hinaus zu welcher Barriere man will, man verfolge seinen Weg aufs Gerathewohl, & überall wird man auf dieselbe schöne Umgebung, auf denselben Geschmack in der Benutzung der Gegend, auf dieselbe Zierlichkeit & Reinlichkeit stoßen. Und doch ist es wieder nur die Königin der Städte selbst, die sich dies wunderbare Lager geschaffen hat. Aber freilich gehört auch ein Frankreich dazu, um ein Paris zu schaffen, & erst wenn man den üppigen Reichthum dieses herrlichen Landes kennen gelernt hat, begreift man, wie dies strahlende, üppige, unvergleichliche Paris zu Stande kommen konnte. Man begreift es freilich nicht, wenn man von Norden kommt, auf der Eisenbahn die Blachfelder

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Flanderns & Artois, die wald- & rebenlosen Hügel der Picardie durchfliegend. Da sieht man nichts als Kornfelder & Weiden, deren Einförmigkeit nur durch sumpfige Flußthäler, durch ferne, gestrüppbewachsene Hügel unterbrochen wird; und erst wenn man bei Pontoise den Kreis der Pariser Atmosphäre betritt, merkt man etwas vom „schönen Frankreich“. Man begreift Paris schon etwas mehr, wenn man durch die fruchtbaren Thäler Lothringens, über die rebenbekränzten Kreidehügel der Champagne, das schöne Marnethal entlang nach der Hauptstadt zieht; man begreifts noch mehr, wenn man durch die Normandie fährt & von Rouen nach Paris mit der Eisenbahn die Windungen der Seine bald verfolgt, bald 4 durchkreuzt. Die Seine scheint die Pariser Luft auszuhauchen bis an ihre Mündung; die Dörfer, die Städte, die Hügel, Alles erinnert an die Umgebung von Paris, nur daß Alles schöner, üppiger, geschmackvoller wird je mehr man sich dem Centrum Frankreichs nähert. Aber ganz habe ich erst verstanden, wie Paris möglich war, als ich die Loire entlang ging & von da über’s Gebirg mich nach den burgundischen Rebenthälern wandte. Ich hatte Paris gekannt in den letzten beiden Jahren der Monarchie, als die Bourgeoisie im Vollgenuß ihrer Herrschaft schwelgte, als Handel & Industrie erträglich gingen, als die große & kleine bürgerliche Jugend noch Geld hatte zum Genießen & zum Verjubeln, & als selbst ein Theil der Arbeiter noch gut genug gestellt war, um mit an der allgemeinen Heiterkeit & Sorglosigkeit theilnehmen zu können. Ich hatte Paris wiedergesehn in dem kurzen Rausch der republikanischen Flitterwochen, im März & April, wo die Arbeiter, die hoffnungsvollen Thoren, der Republik mit der sorglosesten Unbedenklichkeit „drei Monate Elend zur Verfügung stellten“, wo sie den Tag über trocken Brot & Kartoffeln aßen & den Abend auf den Boulevards Freiheitsbäume pflanzten, Schwärmer abbrannten, & die Marseillaise jubelten, & wo die Bourgeois, den ganzen Tag in ihren Häusern versteckt, den Zorn des Volks durch bunte Lampen zu besänftigen suchten. Ich kam – unfreiwillig genug, bei Hecker! – im Oktober wieder. Zwischen dem Paris von damals & von jetzt lag der fünfzehnte Mai & der fünfundzwanzigste Juni, lag der furchtbarste Kampf, den die Welt je gesehn, 5 lag ein Meer von Blut, lagen fünfzehntausend Leichen. Die Granaten Cavaignacs hatten die unüberwindliche Pariser Heiterkeit in die Luft gesprengt; die Marseillaise & der Chant du Depart waren verstummt, nur die Bourgeois summten noch ihr Mourir pour la patrie zwischen den Zähnen, die Arbeiter, brotlos & waffenlos, knirschten in verhaltnem Groll; in der Schule des Belagerungszustands war die ausgelassene Republik gar bald honett, zahm, artig und gemäßigt (sage et mode´re´e) geworden. Aber Paris war todt, es war nicht mehr

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Paris. Auf den Boulevards nichts als Bourgeois und Polizeispione; die Bälle, die Theater verödet; die Gamins in der Mobilgardenjacke untergegangen, für dreißig Sous täglich an die honette Republik verkauft, und je dummer sie wurden, desto mehr gefeiert von der Bourgeoisie – kurz, es war wieder das Paris von 1847, aber ohne den Geist, ohne das Leben, ohne das Feuer & das Ferment das die Arbeiter damals überall hineinbrachten. Paris war todt, und diese schöne Leiche war um so schauerlicher, je schöner sie war. Es litt mich nicht länger in diesem todten Paris. Ich mußte fort, gleichviel wohin. Also zunächst nach der Schweiz. Geld hatt’ ich nicht viel, also zu Fuß. Auf den nächsten Weg kam’s mir auch nicht an; man scheidet nicht gern von Frankreich. Eines schönen Morgens also brach ich auf & marschirte aufs Gerathewohl direkt nach Süden zu. Ich verirrte mich zwischen den Dörfern, sobald ich erst aus der Banlieue hinaus war; das war natürlich. Endlich gerieth ich auf die große Straße nach Lyon. Ich verfolgte sie eine Strecke, mit Abstechern über die Hügel. Von dort oben hat man wunderschöne 6 Aussichten, die Seine aufwärts & abwärts, nach Paris & nach Fontainebleau. Unendlich weit sieht man den Fluß sich schlängeln im breiten Thal, zu beiden Seiten Rebenhügel, weiter im Hintergrund die blauen Berge, hinter denen die Marne fließt. Aber ich wollte nicht so direkt nach Burgund hinein; ich wollte erst an die Loire. Ich verließ also am zweiten Tage die große Straße, & ging über die Berge nach Orleans zu. Ich verirrte mich natürlich wieder zwischen den Dörfern, da ich nur die Sonne & die von aller Welt abgeschnittenen Bauern, die weder rechts noch links wußten, zu Führern hatte. Ich übernachtete in irgend einem Dorf, dessen Namen ich nie aus dem Bauernpatois deutlich heraushören konnte, fünfzehn Lieues von Paris, auf der Wasserscheide zwischen Seine & Loire. Diese Wasserscheide wird gebildet von einem breiten Bergrücken, der sich von Südosten nach Nordwesten entlang zieht. Zu beiden Seiten sind zahlreiche Thaleinschnitte, von kleinen Bächen oder Flüssen bewässert. Oben auf der windigen Höhe gedeiht nur Korn, Buchweizen, Klee und Gemüse; an den Thalwänden jedoch wächst überall Wein. Die nach Osten zu gelegenen Thalwände sind fast alle mit großen Massen jener Kalkfelsblöcke bedeckt, welche die englischen Geologen Bolderstones nennen & die man im sekundären & tertiären Hügelland häufig findet. Die gewaltigen blauen Blöcke, zwischen denen grünes Gebüsch & junge Bäume emporwachsen, bilden gar keinen üblen Kontrast zu den Wiesen des Thals & den Weinbergen des gegenüberliegenden Abhangs.

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7 Allmählig stieg ich in eins dieser kleinen Flußthäler hinab & verfolgte es eine Zeitlang. Endlich stieß ich auf eine Landstraße, & damit auf Leute, von denen zu erfahren war, wo ich mich eigentlich befand. Ich war nah bei Malesherbes, halbwegs zwischen Orleans & Paris. Orleans selbst lag mir zu weit westlich; Nevers war mein nächstes Ziel, & so stieg ich wieder über den nächsten Berg direkt nach Süden zu. Von oben eine sehr hübsche Aussicht: zwischen waldigen Bergen das nette Städtchen Malesherbes, an den Abhängen zahlreiche Dörfer, oben auf einem Gipfel das Schloß Chaˆteaubriand. Und was mir noch lieber war: gegenüber, jenseits einer schmalen Schlucht, eine Departementalstraße die sich direkt nach Süden zog. Es gibt nämlich in Frankreich dreierlei Straßen: die Staatsstraßen, früher königliche, jetzt Nationalstraßen genannt, schöne breite Chausseen, die die wichtigsten Städte mit einander verbinden. Diese Nationalstraßen, in der Umgegend von Paris nicht nur Kunst- sondern wahre Luxusstraßen, prächtige, sechszig & mehr Fuß breite, in der Mitte gepflasterte Ulmenalleen, werden schlechter, schmaler & baumloser je weiter man sich von Paris entfernt & je weniger Bedeutung die Straße hat. Sie sind dann stellenweise so schlecht, daß sie nach zwei Stunden mäßigen Regens für Fußgänger kaum noch zu passiren sind. Die zweite Klasse sind die Departementalstraßen, die Communikationen zweiten Rangs herstellend, aus Departementsfonds bestritten, schmaler & prunkloser als die Nationalstraßen. Die dritte Klasse endlich bilden die großen Vicinalwege (chemins de grande communication) aus Kantonalmitteln hergestellt, schmale, bescheidne Straßen, aber 8 stellenweise in besserem Zustand als die größeren Chausseen. Ich stieg querfeldein direkt auf meine Departementalstraße los, & fand zu meiner größten Freude, daß sie mit der unabänderlichsten Geradlinigkeit direkt nach Süden ging. Dörfer & Wirthshäuser waren selten; nach mehrstündigem Marsch traf ich endlich einen großen Pachthof, wo man mir mit der größten Bereitwilligkeit einige Erfrischungen vorsetzte, wofür ich den Kindern des Hauses einige Fratzen auf ein Blatt Papier zeichnete & sehr ernsthaft erklärte: dies sei der General Cavaignac, das sei Louis Napoleon, das Armand Marrast, Ledru Rollin u. s. w., zum Sprechen ähnlich. Die Bauern starrten die verzerrten Gesichter mit großer Ehrfurcht an, bedankten sich hocherfreut, & schlugen die frappant ähnlichen Portraits sogleich an die Wand. Von diesen braven Leuten erfuhr ich auch, daß ich mich auf der Straße von Malesherbes nach Chaˆteauneuf an der Loire befinde, bis wohin ich noch etwa zwölf Lieues habe.

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Ich marschirte durch Puyseaux & ein andres kleines Städtchen, dessen Namen ich vergessen, & kam des Abends spät in Bellegarde an, einem hübschen & ziemlich großen Ort, wo ich übernachtete. 9) Der Weg über das Plateau, das hier übrigens an vielen Orten Wein produzirt, war ziemlich einförmig. Den nächsten Morgen gings nach Chaˆteauneuf, noch fünf Lieues, & von da der Loire entlang auf der Nationalstraße von Orleans nach Nevers. Unter blüh’nden Mandelbäumen, An der Loire grünem Strand, O wie lieblich ists zu träumen, wo ich meine Liebe fand – so singt gar mancher deutsche schwärmerische Jüngling & manche zarte germanische Jungfrau in den schmelzenden Worten Helmina von Chezy’s & der geschmolzenen Weise Karl Maria von Webers. Aber wer an der Loire Mandelbäume & sanfte liebliche Liebesromantik sucht, wie sie Anno Zwanzig in Dresden Mode war, der macht sich schreckliche Illusionen, wie sie eigentlich nur einem deutschen Erbblaustrumpf in der dritten Generation erlaubt sind. Von Chaˆteauneuf über les Bordes nach Dampierre bekommt man diese romantische Loire fast gar nicht zu sehn. Die Straße geht in einer Entfernung von 2–3 Lieues vom Flusse über die Höhen, & nur selten sieht man in der Ferne das Wasser der Loire in der Sonne aufleuchten. Die Gegend ist reich an Wein, Getreide, Obst; nach dem Flusse zu sind üppige Weiden; der Anblick des waldlosen, nur von wellenförmigen Hügeln umgebnen Thals ist jedoch ziemlich einförmig. Mitten auf der Straße, nah bei einigen Bauernhäusern, traf ich eine Karavane von vier Männern, drei Weibern & mehreren Kin 10dern, die drei schwerbeladene Eselskarren mit sich führten, & auf offner Landstraße bei einem großen Feuer ihr Mittagsmahl kochten. Ich blieb einen Augenblick stehn: ich hatte mich nicht getäuscht, sie sprachen deutsch, im härtesten oberdeutschen Dialekt. Ich redete sie an; sie waren entzückt, mitten in Frankreich ihre Muttersprache zu hören. Es waren übrigens Elsasser, aus der Gegend von Straßburg, die jeden Sommer in dieser Weise ins Innere Frankreichs zogen & sich mit Korbflechten ernährten. Auf meine Frage, ob sie davon leben könnten, hieß es: „Ja schwerlich, wenn mer alles kaufe müscht’; das Mehrscht werd g’bettelt.“ Allmählig kroch noch ein ganz alter Mann aus einem der Eselskarren hervor, wo er ein vollständiges Bett hatte. Die ganze Bande hatte etwas sehr Zigeunerartiges in ihren zusammengebettelten Costümen, von denen kein Stück zum andern paßte. Dabei schauten sie indeß recht gemüthlich drein &

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plauderten mir unendlich viel von ihren Fahrten vor, & mitten in der heitersten Schwatzhaftigkeit geriethen sich die Mutter & die Tochter, ein blauäugiges sanftes Geschöpf, beinahe in die struppigen rothen Haare. Ich mußte bewundern, mit welcher Allgewalt sich die deutsche Gemüthlichkeit & Innigkeit auch durch die zigeunerhaftesten Lebens- & Kleidungsverhältnisse Bahn bricht, wünschte guten Tag & setzte meine Reise fort, eine Strecke lang begleitet von einem der Zigeuner, der sich vor Tisch das Vergnügen eines Spazierrittes auf 11) der spitzknochigen Croupe eines magern Esels erlaubte. Den Abend kam ich nach Dampierre, einem kleinen Dorf nicht weit von der Loire. Hier ließ die Regierung durch 3–400 Pariser Arbeiter, Trümmer der ehemaligen Nationalwerkstätten, einen Damm gegen die Überschwemmungen ausführen. Es waren Arbeiter aller Art, Goldarbeiter, Metzger, Schuhmacher, Schreiner, bis herab zum Lumpensammler der Pariser Boulevards. Ich fand ihrer an die zwanzig im Wirthshause, wo ich die Nacht blieb. Ein robuster Metzger, der bereits zu einer Art Aufseherstelle vorgerückt war, sprach mit großem Entzücken von dem Unternehmen: man verdiene dreißig bis hundert Sous täglich, je nachdem man arbeite, vierzig bis sechszig Sous seien leicht zu machen, wenn man nur etwas anstellig sei. Er wollte mich gleich in seine Brigade einrangiren; ich werde mich bald hineinfinden, & gewiß schon in der zweiten Woche fünfzig Sous den Tag verdienen, ich könne mein Glück machen & es sei wenigstens noch für sechs Monat Arbeit da. Ich hatte nicht übel Lust zur Abwechslung auf einen oder zwei Monate die Feder mit der Schaufel zu vertauschen; aber ich hatte keine Papiere, & da wäre ich schön angelaufen. Diese Pariser Arbeiter hatten ganz ihre alte Lustigkeit behalten. Sie betrieben ihre Arbeit, zehn Stunden täglich, unter Lachen & Scherzen, ergötzten sich in den Freistunden mit tollen Streichen, & amüsirten sich Abends damit, die Bauermädchen zu „de´niaisiren“. Aber sonst waren sie durch ihre Isolirung auf ein kleines Dorf gänzlich demoralisirt. Von Beschäftigung mit den Interessen ihrer Klasse, mit den, die Arbeiter so nahe berührenden politischen Tagesfragen keine Spur. Sie schienen gar keine Journale mehr zu lesen. Alle Politik beschränkte sich bei ihnen auf die Ertheilung von Spitznamen; der Eine, ein großer starker Lümmel, hieß Caussidie`re, der Andre, ein schlechter Arbeiter & arger Trunkenbold, hörte auf den Namen Guizot, u. s. w. Die anstrengende Arbeit, die verhältnißmäßig gute Lebenslage, und vor Allem die Lostrennung von Paris & die Versetzung nach einem abgeschlossenen, stillen Winkel Frankreichs hatte ihren Gesichtskreis merkwürdig beschränkt. Sie standen schon im Begriff zu verbauern, & sie waren erst zwei Monate dort.

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12) Den nächsten Morgen kam ich nach Gien, & damit endlich ins Loirethal selbst. Gien ist ein kleines winkliges Städtchen mit einem hübschen Quai & einer Brücke über die Loire, die hier an Breite kaum dem Main bei Frankfurt gleichkommt. Sie ist überhaupt sehr seicht & voller Sandbänke. Von Gien nach Briare geht der Weg durch das Thal, ungefähr eine Viertelmeile von der Loire entfernt. Die Richtung geht nach Südost, & die Gegend nimmt allmählig einen südlichen Charakter an. Ulmen, Eschen, Akazien oder Kastanienbäume bilden die Allee; üppige Weiden & fruchtbare Felder, zwischen deren Stoppeln eine Nachernte des fettesten Klees aufschoß, mit langen Pappelreihen besetzt, machen die Thalsohle aus; jenseits der Loire in duftiger Ferne eine Hügelreihe, diesseits dicht neben der Landstraße eine zweite, ganz mit Weinstöcken bepflanzte Kette von Anhöhen. Das Thal der Loire ist hier durchaus nicht auffallend schön oder romantisch, wie man zu sagen pflegt, aber es macht einen höchst angenehmen Eindruck; man sieht der ganzen reichen Vegetation das milde Klima an, dem sie ihr Gedeihen verdankt. Selbst in den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands habe ich nirgends einen Pflanzenwuchs gefunden der sich mit dem auf der Strecke von Gien bis Briare vergleichen könnte. Eh’ ich die Loire verlasse, noch ein paar Worte über die Bewohner der durchstreiften Gegend & ihre Lebensart. Die Dörfer bis vier, fünf Stunden von Paris können keinen Maßstab für die Dörfer des übrigen Frankreichs abgeben. Ihre Anlage, die Bauart der Häuser, die Sitten der Bewohner sind viel zu sehr von dem Geist der großen Metropole beherrscht, von der sie leben. Erst zehn Lieues von Paris, auf den abgelegnen Höhen, fängt das eigentliche Land an, sieht man wirkliche Bauernhäuser. Es ist bezeichnend für die ganze Gegend bis zu der Loire & bis nach Burgund hinein, daß der Bauer den Eingang seines Hauses möglichst vor der Landstraße versteckt. Auf den Höhen ist jeder Bauernhof von einer Mauer umgeben; man tritt ein durch ein Thor, und muß im Hofe selbst die meist nach hinten zu gelegne Hausthür erst suchen. Hier, wo die meisten Bauern Kühe & Pferde haben, sind die Bauernhäuser ziemlich groß, 13 an der Loire dagegen, wo viel Gartenkultur getrieben wird & selbst wohlhabende Bauern wenig oder gar kein Vieh besitzen & die Viehzucht als besondrer Erwerbszweig den größeren Grundbesitzern oder Pächtern überlassen bleibt, werden die Bauernhäuser immer kleiner, oft so klein, daß man nicht begreift, wie eine Bauernfamilie mit ihrem Geräth & ihren Vorräthen darin Platz findet. Auch hier indeß ist der Eingang auf der der Straße abgekehrten Seite, & in den Dörfern haben fast nur die Schenken & Läden Thüren nach der Straße zu.

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Die Bauern dieser Gegend führen meist, trotz ihrer Armuth, ein recht gutes Leben. Der Wein ist, wenigstens in den Thälern, meist eignes Produkt, gut & wohlfeil (dies Jahr zwei bis drei Sous die Flasche), das Brot überall, mit Ausnahme der höchsten Gipfel, gutes Weizenbrot, dazu vortrefflicher Käse & herrliches Obst, das man in Frankreich bekanntlich überall zum Brote ißt. Wie alle Landbewohner, verzehren sie wenig Fleisch, dagegen viel Milch, vegetabilische Suppen & überhaupt eine vegetabilische Nahrung von ausgezeichneter Qualität. Der norddeutsche Bauer, selbst wenn er bedeutend wohlhabender ist, lebt nicht den dritten Theil so gut wie der französische zwischen Seine & Loire. Diese Bauern sind ein gutmüthiges, gastfreies, heiteres Geschlecht, dem Fremden auf jede mögliche Weise gefällig & zuvorkommend, & im schlechtesten Patois noch ächte, höfliche Franzosen. Trotz ihres im höchsten Grade entwickelten Eigenthumssinnes für die von ihren Vätern dem Adel & den Pfaffen aberoberte Scholle, sind sie noch immer die Träger gar mancher patriarchalischen Tugend, besonders in den von den großen Straßen abseits gelegnen Dörfern. Aber Bauer bleibt Bauer, & die Lebensverhältnisse der Bauern hören keinen Augenblick auf, ihren Einfluß geltend zu machen. Trotz aller Privattugenden des französischen Bauern, trotz der entwickelteren Lebenslage in der er sich gegen den ostrheinischen Bauern befindet, ist der Bauer in Frankreich, wie in Deutschland, der Barbar mitten in der Civilisation. 14) Die Isolierung des Bauern auf ein abgelegenes Dorf mit einer wenig zahlreichen, nur mit den Generationen wechselnden Bevölkerung, die anstrengende, einförmige Arbeit, die ihn mehr als alle Leibeigenschaft an die Scholle bindet, & die vom Vater auf den Sohn stets dieselbe bleibt, die Stabilität & Einförmigkeit aller Lebensverhältnisse, die Beschränkung, in der die Familie das wichtigste, entscheidendste gesellschaftliche Verhältniß für ihn wird – alles das reduzirt den Gesichtskreis des Bauern auf die engsten Gränzen, die in der modernen Gesellschaft überhaupt möglich sind. Die großen Bewegungen der Geschichte gehen an ihm vorüber, reißen ihn von Zeit zu Zeit mit sich fort, aber ohne daß er eine Ahnung hat von der Natur der bewegenden Kraft, von ihrer Entstehung, von ihrem Ziel. Im Mittelalter, im siebenzehnten & achtzehnten Jahrhundert ging der Bewegung der Bürger in den Städten eine Bauernbewegung zur Seite, die aber fortwährend reaktionäre Forderungen aufstellte, & ohne für die Bauern selbst große Resultate herbeizuführen, nur die Städte in ihren Emanzipationskämpfen unterstützte. In der ersten französischen Revolution traten die Bauern gerade solange revolutionär auf, als ihr allernächstes, handgreiflichstes Privatinteresse dies erforderte: solange, bis ih-

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nen das Eigenthumsrecht auf ihre, bisher in feudalen Verhältnissen bebaute Scholle, die unwiederbringliche Abschaffung dieser Feudalverhältnisse, & die Entfernung der fremden Armeen von ihrer Gegend gesichert war. Als dies erreicht, kehrten sie sich mit der ganzen Wuth blinder Habgier gegen die unverstandene Bewegung der großen Städte & namentlich gegen die Pariser Bewegung. Zahllose Proklamationen des Wohlfahrtsausschusses, zahllose Dekrete des Convents, vor allem die über das Maximum & die Akkapareurs, mobile Colonnen & ambulante Guillotinen, mußten gegen die eigensinnigen Bauern gerichtet werden. Und doch kam die Schreckensherrschaft, die die fremden Armeen vertrieb & den Bürgerkrieg erstickte, keiner Klasse so sehr zu gute, 15) wie gerade den Bauern. Als Napoleon die Bourgeoisherrschaft des Direktoriums stürzte, die Ruhe wiederherstellte, die neuen Besitzverhältnisse der Bauern befestigte & in seinem Code civil sanktionirte, & die fremden Armeen immer weiter von den Gränzen trieb, schlossen die Bauern sich ihm mit Begeisterung an & wurden seine Hauptstütze. Denn der französische Bauer ist national bis zum Fanatismus; la France hat für ihn eine hohe Bedeutung, seit er ein Stück Frankreich erbeigenthümlich besitzt; die Fremden kennt er nur in der Gestalt verheerender Invasionsarmeen, die ihm den meisten Schaden zufügen. Daher der unbegränzte nationale Sinn des französischen Bauern, daher sein ebenso unbegränzter Haß gegen l’e´tranger. Daher die Leidenschaft, mit der er 1814 & 1815 in den Krieg zog. Als die Bourbonen 1815 wiederkamen, als die vertriebne Aristokratie wieder Ansprüche auf den in der Revolution verlornen Grundbesitz erhob, sahen die Bauern ihre ganze revolutionäre Eroberung bedroht. Daher ihr Haß gegen die Bourbonenherrschaft, ihr Jubel, als die Julirevolution ihnen die Sicherheit des Besitzes & die dreifarbige Fahne wiederbrachte. Von der Julirevolution an hörte aber auch die Betheiligung der Bauern an den allgemeinen Interessen des Landes wieder auf. Ihre Wünsche waren erfüllt, ihr Grundbesitz war nicht länger bedroht, auf der Mairie des Dorfes wehte wieder dieselbe Fahne, unter der sie & ihre Väter ein Vierteljahrhundert gesiegt. Aber wie immer genossen sie wenig Früchte ihres Sieges. Die Bourgeois begannen sogleich, ihre ländlichen Verbündeten mit aller Macht zu exploitiren. Die Früchte der Parzellirung & der Theilbarkeit des Bodens, die Verarmung der Bauern & die Hypothezirung ihrer Grundstücke hatten schon unter der Restauration angefangen zu reifen; nach 1830 traten sie in immer allgemeinerer, immer drohenderer Weise hervor. Aber der Druck, den das große Kapital auf den Bauern ausübte, blieb für ihn ein bloßes Privatverhältniß zwischen ihm & seinem Gläubiger; er sah

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nicht & konnte nicht sehen, daß diese immer allgemeiner, immer mehr 16) zur Regel werdenden Privatverhältnisse allmählig zu einem Klassenverhältniß zwischen der Klasse der großen Kapitalisten & der der kleinen Grundbesitzer sich entwickelten. Es war nicht mehr derselbe Fall wie mit den Feudallasten, deren Entstehung längst vergessen, deren Sinn längst verloren, die nicht mehr Gegenleistung gegen erwiesene Dienste, die längst eine bloße, den einen Theil bedrückende Last geworden. Hier, bei der Hypothekarschuld, hat der Bauer oder doch sein Vater die Summe in harten Fünffrankenthalern ausbezahlt erhalten; der Schuldschein & das Hypothekenbuch erinnern ihn vorkommenden Falls an den Ursprung der Last; der Zins, den er zahlen muß, selbst die stets sich erneuernden, drückenden Nebenvergütungen für den Wucherer sind moderne, bürgerliche Gefälle, die in ähnlicher Form alle Schuldner treffen; die Bedrückung geschieht in ganz moderner, zeitgemäßer Gestalt & der Bauer wird genau nach denselben Rechtsprinzipien ausgesogen & ruinirt, unter denen allein ihm sein Besitz gesichert ist. Sein eigner Code civil, seine moderne Bibel, wird zur Zuchtruthe für ihn. Der Bauer kann in dem Hypothekarwucher kein Klassenverhältniß sehn, er kann seine Aufhebung nicht verlangen, ohne zugleich seinen eignen Besitz zu gefährden. Der Druck des Wuchers, statt ihn in die Bewegung zu schleudern, macht ihn vollends verwirrt. Worin er allein Erleichterung sehen kann, ist Verminderung der Steuern. Als im Februar dieses Jahres zum erstenmal eine Revolution gemacht wurde, in der das Proletariat mit selbstständigen Forderungen auftrat, begriffen die Bauern nicht das Mindeste davon. Wenn die Republik einen Sinn für sie hatte, so war es nur der: Verminderung der Steuern, & hie & da vielleicht auch etwas von Nationalehre, Eroberungskrieg & Rheingränze. Als aber in Paris am Morgen nach dem Sturz Louis Philipps der Krieg zwischen Proletariat & Bourgeoisie losbrach, als die Stockung in Handel & Industrie auf das Land zurückwirkte, die Produkte des Bauern, in einem fruchtbaren Jahr ohnehin entwerthet, noch mehr im Preise fielen & unverkäuflich wurden, als vollends die Junischlacht bis in die entferntesten Winkel Frankreichs Schrecken & Angst verbreitete, da erhob sich unter den Bauern ein allgemeiner Schrei der fanatischsten Wuth gegen das revolutionäre Paris & die nie zufrie 17denen Pariser. Natürlich! Was wußte auch der starrköpfige, bornirte Bauer von Proletariat & Bourgeoisie, von demokratisch-sozialer Republik, von Organisation der Arbeit, von Dingen, deren Grundbedingungen, deren Ursachen in seinem engen Dorf nie vorkommen konnten! Und als er hie & da durch die unsauberen Kanäle der Bourgeoisblätter eine trübe Ahnung von dem erhielt, worum es sich in Paris handelte, als die Bourgeois ihm das große

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Schlagwort gegen die Pariser Arbeiter zugeschleudert hatten: ce sont les partageux, es sind Leute die alles Eigenthum, allen Grund und Boden theilen wollen, da verdoppelte sich der Wuthschrei, da kannte die Entrüstung der Bauern keine Gränzen mehr. Ich habe Hunderte von Bauern gesprochen, in den verschiedensten Gegenden Frankreichs, & bei Allen herrschte dieser Fanatismus gegen Paris & namentlich gegen die Pariser Arbeiter. „Ich wollte dies verdammte Paris würde morgen am Tage in die Luft gesprengt“ – das war noch der mildeste Segenswunsch. Es versteht sich, daß für die Bauern die alte Verachtung gegen die Städter durch die Ereignisse dieses Jahres nur noch vermehrt & gerechtfertigt wurde. Die Bauern, das Land muß Frankreich retten; das Land produzirt Alles, die Städte leben von unserm Korn, kleiden sich von unserm Flachs & unsrer Wolle, wir müssen die rechte Ordnung der Dinge wiederherstellen, wir Bauern müssen die Sache in unsre Hand nehmen; das war der ewige Refrain, der mehr oder weniger deutlich, mehr oder weniger bewußt durch alles verworrene Gerede der Bauern durchklang. Und wie wollen sie Frankreich retten, wie wollen sie die Sache in ihre Hand nehmen? Indem sie Louis Napoleon Bonaparte zum Präsidenten der Republik wählen, einen großen Namen getragen von einem winzigen, eitlen, verworrenen Thoren! Bei allen Bauern, die ich gesprochen, war der Enthusiasmus für Louis Napoleon ebenso groß wie der Haß gegen Paris. Auf diese beiden Leidenschaften & auf das gedankenloseste, thierischste Verwundern über die ganze europäische Erschütterung beschränkt sich die 18) ganze Politik des französischen Bauern. Und die Bauern haben über sechs Millionen Stimmen, über zwei Drittel aller Stimmen bei den Wahlen in Frankreich. Es ist wahr, die provisorische Regierung hat es nicht verstanden, die Interessen der Bauern an die Revolution zu fesseln, sie hat in dem Zuschlag von 45 Centimen auf die Grundsteuer, der hauptsächlich die Bauern traf, einen unverzeihlichen, nie gut zu machenden Fehler begangen. Aber hätte sie auch die Bauern auf ein paar Monate für die Revolution gewonnen, im Sommer wären sie doch abgefallen. Die gegenwärtige Stellung der Bauern zur Revolution von 1848 ist nicht Folge von etwaigen Fehlern & zufälligen Verstößen; sie ist naturgemäß, sie ist in der Lebenslage, in der gesellschaftlichen Stellung des kleinen Grundeigenthümers begründet. Das französische Proletariat, ehe es seine Forderungen durchsetzt, wird zuerst einen allgemeinen Bauernkrieg zu unterdrücken haben, einen Krieg, der selbst durch Niederschlagung aller Hypothekarschulden sich nur um kurze Zeit wird hinausschieben lassen. Man muß während vierzehn Tagen fast nur mit Bauern, Bauern der verschiedensten Gegenden zusammengekommen sein, man muß Gelegen-

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II. Burgund 10

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Briare ist ein alterthümliches Städtchen an der Mündung des Kanals der die Loire mit der Seine verbindet. Hier orientirte ich mich über die Route & fand es angemessener, statt über Nevers, über Auxerre nach der Schweiz zu gehn. Ich verließ 19) also die Loire & wandte mich über die Berge nach Burgund zu. Der fruchtbare Charakter des Loirethals nimmt allmählig, aber ziemlich langsam ab. Man steigt unmerkbar & kommt erst fünf bis sechs Meilen von Briare, bei Saint-Sauveur und Saint-Fargeau, in die Anfänge des waldigen, viehzuchttreibenden Gebirgslandes. Der Bergrücken zwischen Yonne & Loire ist hier schon höher, & diese ganze westliche Seite des Yonne-Departements ist überhaupt ziemlich gebirgig. In der Gegend von Toucy, sechs Lieues von Auxerre, hörte ich zuerst den eigenthümlichen naiv-breiten Burgunder Dialekt, ein Idiom, das hier & im ganzen eigentlichen Burgund noch einen liebenswürdigen, angenehmen Charakter hat, dagegen in den höheren Gegenden der FrancheComte´ einen schwerfälligen, plumpen, fast doktoralen Klang annimmt. Es ist wie der naive oestreichische Dialekt, der sich allmählig in den groben oberbairischen verwandelt. Das burgundische Idiom betont auf eine merkwürdig unfranzösische Weise stets die Silbe vor derjenigen, welche im guten Französisch den Hauptaccent hat, sie verwandelt das jambische Französisch in ein trochäisches, & verdreht dadurch merkwürdig die feine Accentuirung, die der gebildete Franzose seiner Sprache zu geben weiß. Aber wie gesagt, im eigentlichen Burgund klingt es noch recht nett, & im Munde eines hübschen Mädchens sogar reizend: mais, maˆ foi, monsieur, je vous demande uˆn peu ... Wenn man vergleichen kann, so ist überhaupt der Burgunder der französische Oestreicher. Naiv, gutmüthig, zutraulich im höchsten Grade, mit viel Mutterwitz innerhalb des gewohnten Lebenskreises, voll naiv komischer Vorstellungen über Alles, was darüber hinaus geht, possirlich un-

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geschickt in ungewohnten Verhältnissen, stets unverwüstlich heiter, so sind diese guten Leute fast Einer wie der Andre. Man verzeiht dem liebenswürdig gutherzigen burgundischen Bauern noch am allerersten seine gänzliche politische Nullität & seine Schwärmerei für Louis Napoleon. Die Burgunder haben übrigens unläugbar eine stär 20kere Beimischung deutschen Bluts als die weiter westlich wohnenden Franzosen; die Haare und der Teint sind heller, die Gestalt etwas größer, namentlich bei den Frauenzimmern, der scharfe kritische Verstand, der schlagende Witz nimmt schon bedeutend ab & wird ersetzt durch ehrlicheren Humor & zuweilen durch einen leisen Anflug von Gemüthlichkeit. Aber das französische heitre Element herrscht noch bedeutend vor, & an sorglosem Leichtsinn gibt der Burgunder Keinem nach. Die westliche Berggegend des Yonne-Departements lebt hauptsächlich von der Viehzucht. Aber der Franzose ist überall ein schlechter Viehzüchter, & diese burgundischen Rinder fallen gar dünn & klein aus. Doch wird neben der Viehzucht noch viel Kornbau getrieben & überall ein gutes Weizenbrot gegessen. Die Bauernhäuser nehmen hier auch schon einen deutscheren Charakter an; sie werden wieder größer & vereinigen Wohnung, Scheune & Ställe unter einem Dach; doch ist auch hier die Thür noch meist seitwärts von der Straße oder ganz von ihr abgekehrt. An dem langen Abhang, der nach Auxerre hinunter führt, sah ich die ersten Burgunder Reben, zum großen Theil noch belastet mit der unerhört reichen Traubenernte des Jahres 1848. An manchen Stöcken sah man fast gar keine Blätter vor lauter Trauben. Auxerre ist ein kleines, unebenes, von Innen nicht sehr ansehnliches Städtchen mit einem hübschen Quai an der Yonne und einigen Ansätzen zu jenen Boulevards, ohne die ein französischer Departementshauptort nun einmal nicht sein kann. Zu gewöhnlichen Zeiten muß es gar still & todt sein, & der Präfekt der Yonne muß die Pflichtbälle & Abendessen, die er unter Ludwig Philipp den Notabeln des Ortes zu geben hatte, mit wenig Kosten bestritten haben. Aber jetzt war Auxerre belebt wie es nur Einmal im Jahre belebt ist. Wenn der Bürger Denjoy, Volksrepräsentant, der sich in der Nationalversammlung so sehr darüber skandalisirte, daß bei dem demokratisch-sozialen Bankett von Toulouse 21 das ganze Lokal roth dekorirt war, wenn dieser brave Bürger Denjoy mit mir nach Auxerre gekommen wäre, er hätte vor Entsetzen Krämpfe bekommen. Hier war nicht ein Lokal, hier war die ganze Stadt roth dekorirt. Und welches Roth! das unzweifelhafteste, unverhüllteste Blutroth färbte die Mauern & Treppen der Häuser, die Blousen & Hemden der Menschen; dunkelrothe Ströme füllten sogar die Rinnsteine & befleckten das Pfla-

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ster, & eine unheimlich schwärzliche, rothschäumende Flüssigkeit wurde von bärtigen, unheimlichen Männern in großen Zubern über die Straßen getragen. Die rothe Republik schien mit allen ihren Gräueln zu herrschen, die Guillotine, die Dampfguillotine schien in Permanenz zu sein, die buveurs de sang von denen das Journal des De´bats so schauerliche Sagen zu berichten weiß, feierten hier offenbar ihre kannibalischen Orgien. Aber die rothe Republik von Auxerre war sehr unschuldig, es war die rothe Republik der burgundischen Weinlese, & die Blutsäufer, die das edelste Erzeugniß dieser rothen Republik mit so großer Wollust verzehren, sind Niemand anders als die Herren honetten Republikaner selbst, die großen & kleinen Bourgeois von Paris. Und der ehrenwerthe Bürger Denjoy hat in dieser Beziehung auch seine rothen Gelüste trotz dem Besten. Wer nur in dieser rothen Republik die Taschen voll Geld gehabt hätte! Die Lese von 1848 war so unendlich reich, daß nicht Fässer genug gefunden werden konnten um all den Wein aufzunehmen. Und dabei von einer Qualität – besser als 46’ger, ja vielleicht besser als 34ger! Von allen Seiten strömten die Bauern herzu, um den noch übrigen 47ger zu Spottpreisen – zu zwei Franken die Feuillette 22) von 140 Litern guten Weins – aufzukaufen; zu allen Thoren kamen Wagen auf Wagen mit leeren Fässern herein, und doch wurde man nicht fertig. Ich habe selbst gesehn wie ein Weinhändler in Auxerre mehrere Fässer 47ger, ganz guten Weins, auf die Straße auslaufen ließ, um nur Fassung zu bekommen für den neuen Wein, der der Spekulation allerdings ganz andre Aussichten bot. Man versicherte mir, dieser Weinhändler habe in wenig Wochen auf diese Weise bis zu vierzig große Fässer (fuˆts) auslaufen lassen. Nachdem ich in Auxerre mehrere Schoppen des Alten sowohl wie des Neuen zu mir genommen, zog ich über die Yonne, den Bergen des rechten Ufers zu. Die Chaussee geht das Thal entlang; ich nahm indeß die alte, kürzere Straße über die Berge. Der Himmel war bedeckt, das Wetter unfreundlich, ich selbst war müde, & so blieb ich im ersten Dorf, einige Kilometer von Auxerre über Nacht. Am nächsten Morgen brach ich in aller Frühe & mit dem herrlichsten Sonnenschein von der Welt auf. Der Weg führte zwischen lauter Weinbergen hindurch über einen ziemlich hohen Bergrücken. Aber für die Mühe des Steigens belohnte mich oben der prachtvollste Überblick. Vor mir die ganze, hügelige Abdachung bis zur Yonne, dann das grüne, wiesenreiche & pappelbepflanzte Yonnethal mit seinen vielen Dörfern & Bauernhöfen; dahinter das steingraue Auxerre, an die jenseitige Bergwand gelehnt, überall Dörfer, & überall, soweit das Auge reichte, Reben, nichts als Reben, und der schimmerndste, warme Sonnenschein, nur in

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der Ferne durch feinen Herbstduft gemildert, ausgegossen über diesen großen Kessel, in dem die Augustsonne einen der edelsten Weine kocht. Ich weiß nicht, was es ist, das diesen französischen, 23) durch keine ungewöhnlich schönen Umrisse ausgezeichneten Landschaften ihren eigenthümlich reizenden Charakter verleiht. Es ist freilich nicht diese oder jene Einzelnheit, es ist das Ganze, das Ensemble, das ihnen einen Stempel der Sättigung aufdrückt wie man ihn selten anderswo findet. Der Rhein & die Mosel haben schönere Felsengruppirungen, die Schweiz hat größere Kontraste, Italien ein volleres Colorit, aber kein Land hat Gegenden von einem so harmonischen Ensemble wie Frankreich. Mit einer ungewöhnlichen Befriedigung schweift das Auge von dem breiten, üppigen Wiesenthal zu den bis auf den höchsten Gipfel ebenso üppig mit Reben bewachsenen Bergen und zu den zahllosen Dörfern & Städten, die aus dem Laubwerk der Obstbäume sich erheben. Nirgends ein kahler Fleck, nirgends eine störende unwirthbare Stelle, nirgends ein rauher Fels, dessen Wände dem Pflanzenwuchs unzugänglich wären. Überall eine reiche Vegetation, ein schönes sattes Grün, das in eine herbstlich-bronzirte Schattirung übergeht, gehoben durch den Glanz einer Sonne, die noch im halben Oktober heiß genug brennt, um keine Beere am Weinstock unreif zu lassen. Ich ging noch etwas weiter & eine zweite, ebenso schöne Aussicht eröffnete sich vor mir. Tief unten, in einem engeren Thalkessel, lag SaintBris, ein kleines ebenfalls nur von Weinbau lebendes Städtchen. Dieselben Details wie vorhin, nur näher zusammengerückt. Weiden & Gärten unten im Thal um das Städtchen, Reben ringsum an den Wänden des Kessels, nur an der Nordseite umgeackerte oder mit grünem Stoppelklee bedeckte Felder & Wiesen. Drunten in den Straßen von Saint-Bris, dasselbe Getriebe wie in Auxerre; überall Fässer & Keltern, & die ganze Einwohnerschaft unter Lachen & Scherzen beschäftigt, Most zu keltern, in die Fässer zu pumpen, oder in großen Kufen über die Straße zu tragen. Dazwischen wurde Markt gehalten; in den breiteren Straßen hielten Bauernwagen mit Gemüse, Korn & andern Felderzeugnissen; die Bauern mit ihren weißen Zipfelmützen, die Bäuerinnen mit ihren Madrastü 24)chern um den Kopf drängten sich schwatzend, rufend, lachend zwischen die Winzer; u. das kleine Saint-Bris bot ein lebendiges Getreibe dar, daß man glaubte in einer großen Stadt zu sein. Jenseits Saint-Bris gings wieder einen lang hingezogenen Berg hinauf. Aber diesen Berg erstieg ich mit ganz besonderm Vergnügen. Hier war Alles noch in der Weinlese begriffen, & eine burgundische Weinlese ist ganz anders lustig als selbst eine rheinländische. Auf jedem Schritt fand ich die heiterste Gesellschaft, die süßesten Trauben & die hübschesten

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Mädchen; denn hier, wo von drei zu drei Stunden ein Städtchen liegt, wo die Einwohner vermöge ihres Weinhandels viel mit der übrigen Welt in Verkehr sind, hier herrscht schon eine gewisse Civilisation, & niemand nimmt diese Civilisation rascher an als die Frauenzimmer, denn sie haben die nächsten & augenfälligsten Vortheile davon. Es fällt keiner französischen Städterin ein, zu singen: Wenn ich doch so hübsch wär, Wie die Mädchen auf dem Land, Ich trüg ’nen gelben Strohhut Und ein rosenrothes Band. Im Gegentheil, sie weiß viel zu gut, daß sie der Stadt, der Entziehung aller groben Arbeiten, der Civilisation & ihren hundert Reinlichkeitsmitteln & Toilettenkünsten die ganze Ausbildung ihrer Reize verdankt; sie weiß, daß die Mädchen auf dem Land, selbst wenn sie nicht schon von ihren Eltern jene dem Franzosen so schreckliche Grobknochigkeit ererbt haben, die der Stolz der germanischen Race ist, doch durch die anstrengende Feldarbeit im glühendsten Sonnenschein wie im heftigsten Regen, durch die Erschwerung der Reinlichkeit, durch die Abwesenheit aller Mittel der körperlichen Ausbildung, durch das zwar sehr ehrwürdige aber ebenso unbeholfene & geschmacklose Kostüm meistens zu plumpen, wackelnden, in grellen Farben komisch aufgeputzten Vogelscheuchen werden. Die Geschmäcke sind verschieden; unsre deutschen Landsleute halten es meist mehr mit der Bauerntochter, & sie mögen nicht Unrecht haben: allen Respekt vor dem Dra 25gonertritt einer handfesten Viehmagd, & besonders vor ihren Fäusten; alle Ehre dem grasgrün & feuerroth gewürfelten Kleide, das sich um ihre gewaltige Taille schlingt; alle Achtung vor der Tadellosigkeit der Ebene, die von ihrem Nacken bis zu ihren Fersen geht & ihr von hinten das Ansehn eines mit buntem Kattun überzogenen Brettes gibt! Aber die Geschmäcke sind verschieden, & darum möge der von mir differirende, obgleich darum nicht minder ehrenwerthe Theil meiner Mitbürger mir verzeihen, wenn die reingewaschenen, glattgekämmten, schlankgewachsenen Burgunderinnen Saint-Bris & Vermenton einen angenehmeren Eindruck auf mich machten als jene naturwüchsig schmutzigen, struppigen, molossischen Büffelkälber zwischen Seine & Loire die Einen wie vernagelt anstarren wenn man eine Cigarette dreht, & mit Geheul davonlaufen, wenn man sie in gutem Französisch nach dem rechten Wege fragt. Man wird mir also gern glauben, daß ich mehr mit den Winzern & Winzermädchen Trauben essend, Wein trinkend, plaudernd & lachend im Grase lag als den Berg hinaufmarschirte, & daß ich in derselben Zeit wie diesen unbedeutenden Hügelrücken, den Blocksberg oder gar die Jung-

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frau hätte besteigen können. Um so mehr, als man sich an Weintrauben alle Tage sechszigmal satt essen kann, & also an jedem Weinberge den besten Vorwand hat, sich mit diesen ewig lachenden & gefälligen Leuten beiderlei Geschlechts in Verbindung zu setzen. Aber Alles hat ein Ende, & so auch dieser Berg. Es war schon Nachmittag, als ich den andern Abhang herunter stieg in das reizende Thal der Cure, eines kleinen Nebenflusses der Yonne, nach dem Städtchen Vermenton, das noch schöner liegt als Saint-Bris. Bald hinter Vermenton aber hört die schöne Gegend auf. Man nähert sich allmählig dem höheren Rücken des Faucillon, der die Flußgebiete der Seine, Rhoˆne & Loire von einander scheidet. Von Vermenton steigt man mehrere Stunden, geht über ein langes unfruchtbares Plateau, auf dem schon der Roggen, Hafer & Buchweizen den Weizen mehr oder weniger vertreiben.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 129, 29. Oktober 1848

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* K ö l n, 28. Oktober. Nr. 116 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ brachte ˙ ˙ ˙ ˙d. h. außerhalb des politischen Theils der Zeitung, hinter dem Striche, „Ein Wort an das deutsche Volk“, unterzeichnet „Hecker“. Dies „historische Aktenstück“ hatten deutsche Zeitungen vor der „N. Rh. Z.“ mitgetheilt. Andere deutsche Zeitungen, rheinpreußische und altpreußische nicht ausgenommen, brachten es später. Selbst die „Kölnische Zeitung“ besaß historischen Sinn genug, die Proklamation von Struve abzudrucken, nicht minder die von Fuad Effendi. Wir wissen nicht. Ließen die Lorbeeren des Republikaners Hecker den Staatsprokurator Hecker nicht ruhig schlafen? Die erstaunte Welt sollte sie erfahren, daß die deutsche Revolution doppelt geschlagen sei, durch die Flucht des Republikaners Hecker nach New-York, durch die Anwesenheit des Staatsprokurators Hecker zu Köln? Man kann es nicht läugnen. Die Nachwelt wird in diesen beiden Riesengestalten die Gegensätze der modernen Bewegung dramatisch zusammengefaßt sehn. Ein künftiger Göthe wird sie in einen „Faust“ binden. Wir überlassen es ihm, welchem Hecker er die Rolle des Faust zutheilen will, welchem die des Wagner. Genug. Dem phantastischen Abschiedsworte des Republikaners Hecker folgte ein nicht minder phantastisches Requisitorium des Staatsprokurators Hecker. Oder täuschen wir uns? Glaubt Hecker, der Staatsprokurator, „Das Wort an das deutsche Volk“ sei eigenstes Fabrikat der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und in ihrer erfinderischen Bosheit habe diese Zeitung ihre eigene Proklamation „Hecker“ unterzeichnet, um dem deutschen Volke glauben zu machen, Hecker, der Staatsprokurator, wandere aus nach New-York, Hecker, der Staatsprokurator, proklamire die deutsche Republik, Hecker, der Staatsprokurator, sanktionire amtlich revolutionäre fromme Wünsche?

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Eine solche Finte war glaublich, denn das in der Beilage zu Nr. 116 der „N. Rh. Z.“ abgedruckte Aktenstück ist nicht Friedrich Hecker unterschrieben, sondern tout bonnement „Hecker“. Hecker ohne Schnörkel, einfacher Hecker! Und besitzt Deutschland nicht einen zweifachen Hecker? Und wer von den zweien ist der „einfache Hecker“? Zweideutig bleibt diese Einfachheit immerhin, wir meinen inkulpirend für die „Neue Rheinische Zeitung“. Wie dem auch sei, Hr. Hecker, der Staatsprokurator, sah offenbar in dem „Wort an das deutsche Volk“ ein Fabrikat der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Er erblickte darin eine direkte Aufforderung zum Umsturze der Regierung, Hochverrath in ausgebildetster Form oder zum allerwenigsten Theilnahme am Hochverrath, was nach dem Code pe´nal „einfacher“ Hochverrath ist. Hr. Hecker trug also bei dem Instruktionsrichter darauf an, nicht den unterzeichneten Geranten, sondern den Redakteur en chef, Karl Marx, als Hochverräther zu „konstituiren“. Einen als Hochverräther „konstituiren“, heißt aber mit andern Worten, Einen vorläufig ins Gefängniß stecken, und ihn bis aufs weitere mit der Untersuchungshaft bestrafen. Es handelt sich hier um die „Konstitution“ des Zellengefängnisses. Der Instruktionsrichter weigerte sich. Wenn Hr. Hecker einmal eine Idee gefaßt hat, so verfolgt er seine Idee. Den Redakteur en chef der „N. Rh. Z.“ zu „konstituiren“, war ihm zur fixen Idee geworden, wie der Name „Hecker“ unter dem „Abschiedswort“ zur Fiktion. Er wandte sich also an die Rathskammer. Die Rathskammer weigerte sich. Er ging von der Rathskammer an den Appellsenat. Der Appellsenat weigerte sich. Aber Hrn. Hecker, den Staatsprokurator verließ seine fixe Idee nicht, den Redakteur en chef der „N. Rh. Z.“, Karl Marx, immer in dem angegebenen Sinne zu „konstituiren“. Die Ideen des Parkets sind, wie man sieht, keine spekulativen Ideen im Hegel’schen Sinne. Es sind Ideen im Kant’schen Sinne. Einfälle der „praktischen“ Vernunft. Karl Marx konnte nimmer gleich direkt als Hochverräther „konstituirt“ werden, konstituirte selbst der Abdruck revolutionärer Thatsachen oder Proklamationen eine Zeitung zur Hochverrätherin. Zunächst hatte man sich an den zu halten, der die Zeitung unterzeichnet, ganz besonders in diesem Falle, wo das fragliche Aktenstück unter dem Strich steht. Was blieb übrig? Eine Idee gibt die andere. Man konnte Karl Marx nach Artikel 60 des Code pe´nal als Complice des angeblich vom Geranten begangenen Verbrechens citiren. Man kann ihn, wenn man will, auch als Complice jeder Annonce, stehe sie selbst in der „Kölnischen Zeitung“, citiren. Karl Marx erhielt also von dem Instruktionsrichter einen Er-

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scheinungsbefehl, erschien und wurde zu Protokoll vernommen. Die Setzer wurden, so viel wir wissen, als Zeugen geladen, der Korrektor wurde als Zeuge geladen, der Druckereibesitzer wurde als Zeuge geladen. Endlich aber wurde der Gerant als Zeuge geladen. Die letzte Ladung verstehen wir nicht. Soll der angebliche Autor gegen seinen Complicenzeugen? Um in unserer Geschichtserzählung vollständig zu sein: eine Haussuchung wurde im Büreau der „N. Rh. Z.“ abgehalten. Hecker der Staatsprokurator hat Hecker den Republikaner übertroffen. Der eine vollbringt rebellische Thatsachen und erläßt rebellische Proklamationen. Der andere streicht die Thatsachen trotz allem Widerstreben aus, aus den Memoiren der Zeitgeschichte, aus den Zeitungen. Er macht das Geschehene ungeschehn. Theilt die „schlechte Presse“ revolutionäre Thatsachen und Proklamationen mit, so hochverräth sie doppelt. Sie ist moralischer Complice; sie theilt die rebellischen Thatsachen nur mit, weil dieselben sie innerlich kitzeln. Sie ist Complice im gewöhnlichen juristischen Sinne; indem sie referirt, verbreitet sie und indem sie verbreitet, macht sie sich zum Werkzeuge des Aufruhrs. Nach beiden Seiten hin wird sie daher „konstituirt“ und genießt so die Früchte der „Konstitution“. Die „gute Presse“ dagegen wird das Monopol haben, revolutionäre Aktenstücke und Thatsachen mitzutheilen oder nicht mitzutheilen, zu verfälschen oder nicht zu verfälschen. Radetzky hat diese Theorie angewandt, indem er den Mailänder Blättern verbot, die Wiener Thatsachen und Proklamationen mitzutheilen. Dagegen brachte die „Mailänder Zeitung“ an der Stelle der großen Wiener „Revolution“ einen eigens von Radetzky komponirten kleinen Wiener Krawall. Ein Aufstand soll, so munkelt man, nichtsdestoweniger in Mailand ausgebrochen sein. Hr. Hecker, der Staatsprokurator, ist, wie Jedermann weiß, Mitarbeiter an der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Als unserm Mitarbeiter vergeben wir ihm viel, nur nicht die Sünde gegen den unheiligen „Geist“ unserer Zeitung. Und er begeht eine solche Sünde, indem er mit einem Mangel an Kritik, der an einem Mitarbeiter der „N. Rh. Z.“ unerhört ist, die Proklamation Heckers des Flüchtlings in die Proklamation der „Neuen Rheinischen Zeitung“ verwandelt. Friedrich Hecker verhält sich pathetisch, die „N. Rh. Z.“ verhält sich kritisch zur Bewegung. Friedrich Hecker erwartet alles von dem magischen Wirken einzelner Persönlichkeiten. Wir erwarten alles von den Kollisionen, die aus den ökonomischen Verhältnissen hervorgehn. Friedrich Hecker reist nach den Vereinigten-Staaten, um die „Republik“ zu studiren. Die „N. Rh. Z.“ findet in den großartigen Klassenkämpfen, die innerhalb der französischen Repu-

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blik vorgehen, interessantere Gegenstände des Studiums, als in einer Republik, wo die Klassenkämpfe im Westen noch nicht existiren und im Osten nur noch in der alten lautlosen englischen Form sich bewegen. Für Friedrich Hecker sind die socialen Fragen Konsequenzen der politischen Kämpfe, für die „N. Rh. Z.“ sind die politischen Kämpfe nur die Erscheinungsformen der socialen Kollisionen. Friedrich Hecker könnte ein guter trikolorer Republikaner sein. Die eigentliche Opposition der „N. Rh. Z.“ beginnt erst in der trikoloren Republik. Wie hätte z. B. die „Neue Rheinische Zeitung“, ohne vollständig ihre Vergangenheit zu desavouiren, dem deutschen Volke zurufen können: „Schaart euch um die Männer, welche das Banner der Volkssouveränetät hoch und bei demselben treue Wache halten, um die Männer der äußersten Linken zu Frankfurt am Main, schließt euch in Rath und That fest ˙ ˙˙ ˙ an die tapfern Führer der republikanischen Schilderhebung.“ Wir haben wiederholt erklärt, daß wir kein „parlamentarisches“ Blatt sind und uns daher nicht scheuen, von Zeit zu Zeit den Zorn selbst der äußersten Linken von Berlin und Frankfurt auf unser Haupt zu ziehen. Wir haben den Herrn von Frankfurt zugerufen, sich an das Volk, wir haben nie dem Volke zugerufen, sich an die Herren von Frankfurt anzuschließen. Und „die tapfern Führer der republikanischen Schilderhebung“, wo sind sie, wer sind sie? Hecker ist bekanntlich in Amerika, Struve im Gefängnisse. Also Herwegh? Die Redakteure der N. Rh. Z., namentlich Karl Marx, sind dem Herweghschen Unternehmen zu Paris in öffentlichen Volksversammlungen entschieden gegenübergetreten, ohne die Ungunst der aufgeregten Massen zu scheuen. Sie sind dafür ihrer Zeit gebührendermaßen von Utopisten, die sich für Revolutionäre versahn, verdächtigt worden. (Vergleiche u. A. die „Deutsche Volkszeitung“.) Und jetzt, wo die Ereignisse wiederholt unsere Vorhersagungen bestätigt haben, sollten wir uns den Männern der entgegengesetzten Meinung anschließen? Doch seien wir gerecht. Hr. Hecker, der Staatsprokurator, ist noch ein junger Mitarbeiter an unserm Blatte. Der Anfänger in der Politik wie der Anfänger in der Naturwissenschaft gleicht jenem Maler, der nur zwei Farben kennt, weiß und schwarz, oder wenn man lieber will, schwarzweiß und roth. Die feineren Unterschiede innerhalb jeder espe`ce enthüllen sich nur dem geübten und erfahrenen Auge. Und überdem, war Hr. Hecker nicht beherrscht von der fixen Idee, den Redakteur en chef der „N. Rh. Z.“, Karl Marx, zu „konstituiren“!, eine fixe Idee, die weder im Fegefeuer des Instruktionsgerichtes noch der Rathskammer, noch des Appellsenats zerschmolz, also eine feuerhaltige fixe Idee sein muß.

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Die größte Errungenschaft der März-Revolution ist unstreitig, um mit Brutus Bassermann zu reden, die „Herrschaft der Edelsten und Besten“, und ihr rasches Steigen auf der Stufenleiter der Herrschaft. Wir hoffen daher, daß auch die Verdienste unsres geehrten Mitarbeiters, des Herrn Staatsprokurators Hecker, den schneeweißen Tauben gleich, die vor den Wagen der Aphrodite gespannt, sie pfeilschnell zum Olymp trugen, ihn auf die Höhen des Staatsolymps tragen werden. Unsere Regierung ist, wie Jedermann weiß, konstitutionell. Pfuel schwärmt für den Konstitutionalismus. In konstitutionellen Staaten ist es usus, den Empfehlungen der Oppositionsblätter aufmerksames Gehör zu schenken. Wir bewegen uns also auf konstitutionellem Boden, wenn wir der Regierung rathen, unserm Hecker die erledigte Oberprokuratur von Düsseldorf zu ertheilen. Hr. Prokurator Ammon von Düsseldorf, der, so viel uns bekannt, bisher noch keine Rettungsmedaille um das Vaterland verdient hat, wird keinen Augenblick anstehn, vor dem höhern Verdienste seinen eignen etwaigen Ansprüchen, ehrfurchtvolles Schweigen zu diktiren. Sollte aber Hr. Heimsoeth Justizminister werden, wie wir hoffen, so empfehlen wir Herrn Hecker zum Generaladvokaten. Größeres erwarten wir für Herrn Hecker. Herr Hecker ist noch jung. Und, wie jener Russe sagt: der Czaar ist groß, Gott ist noch größer, aber der Czaar ist noch jung.

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Karl Marx Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 133, 3. November 1848

* K ö l n , 2. November. Nachstehend geben wir den Aufruf des „demokratischen Kongresses“: An das deutsche Volk! Lange schmachvolle Jahre hindurch seufzte des deutsche Volk unter dem Joche der Gewaltherrschaft. Die blutigen Thaten Wien’s und Berlin’s berechtigten zu der Hoffnung, daß seine Freiheit und Einheit mit einem Schlage zur Wahrheit werden würden. Teuflische Künste einer fluchwürdigen Reaktion traten dieser Entwickelung entgegen, das heldenmüthige Volk um die Früchte seiner großartigen Erhebung zu betrügen. Wien, ein Hauptbollwerk deutscher Freiheit, steht augenblicklich in der höchsten Gefahr. Aufgeopfert durch die Ränke einer noch immer mächtigen Kamarilla, sollte es auf’s Neue den Fesseln einer Zwingherrschaft überliefert werden. Aber seine edle Bevölkerung erhob sich wie Ein Mann und steht den bewaffneten Horden seiner Unterdrücker todesmuthig entgegen. Die Sache Wien’s ist die Sache Deutschland’s, ist die Sache der Freiheit. Mit dem Falle Wien’s wird die alte Willkürherrschaft mehr wie je ihr Banner erheben, mit seinem Siege wird sie vernichtet sein. An uns ist es, deutsche Mitbrüder, Wien’s Freiheit nicht untergehen zu lassen, sie nicht dem Waffenglücke barbarischer Horden preiszugeben. Es ist die heiligste Pflicht der deutschen Regierungen, mit allem ihrem Einflusse der bedrängten Schwesterstadt zu Hülfe zu eilen; es ist zugleich aber die heiligste Pflicht des deutschen Volkes, im Interesse seiner Freiheit, im Interesse seiner Selbsterhaltung zur Rettung Wien’s jedes Opfer zu bringen. Nimmer darf es die Schmach stumpfer Gleichgültigkeit auf sich laden, wo das Höchste, wo Alles auf dem Spiele steht. Wir fordern Euch daher auf, Mitbrüder! daß Ihr, Jeder nach seinen Kräften beitragt, Wien vor dem Untergange zu retten. Was wir für Wien thun, thun wir für Deutschland. Helfet selbst! Die Männer, die Ihr nach Frankfurt gesendet,

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um die Freiheit zu gründen, haben die Aufforderung, Wien zu helfen, mit Hohngelächter zurückgewiesen. An Euch ist es jetzt zu handeln! Fordert Ihr es mit dem kräftigen und unwandelbaren Willen von Euren Regierungen, daß sie sich Eurer Majorität unterwerfen und die deutsche Sache und die Sache der Freiheit in Wien retten. Eilt! Ihr seid die Macht, Euer Wille ist Gesetz! Auf! Ihr Männer der Freiheit, auf! in allen deutschen Landen, und wo sonst der Gedanke der Freiheit und Humanität edle Herzen durchglüht! Auf ehe es zu spät ist! Rettet die Freiheit Wien’s, rettet die Freiheit Deutschland’s. Die Gegenwart wird Euch bewundern, die Nachwelt mit unsterblichem Ruhm belohnen! Am 29. Oktober 1848. Der demokratische Kongreß in Berlin. Dieser Aufruf ersetzt den Mangel an revolutionärer Energie durch ein predigerartiges Heulerpathos, hinter dem sich die entschiedenste Armuth an Gedanken und an Leidenschaft verbirgt. Einige Proben! Der Aufruf erwartete von den Wiener und Berliner Märzrevolutionen das „zur Wahrheitwerden der Einheit und Freiheit“ des deutschen Volks „mit Einem Schlage“. In andern Worten: der Aufruf träumte von „Einem Schlage“, der dem deutschen Volke die „Entwicklung“ zur „Einheit und Freiheit“ überflüssig machen würde. Gleich darauf verwandelt sich ihm aber der phantastische „Eine Schlag“, der die Entwicklung ersetzt, in eine „Entwicklung“, welcher die Reaktion entgegengetreten sei. Phrase, sich selbst auflösende Phrase! Wir seh’n ab von der eintönigen Wiederholung des Grundthema’s: Wien ist in Gefahr, mit Wien Deutschland’s Freiheit; helft Wien, ihr helft damit euch selbst! Diesem Gedanken wird nicht Fleisch und Blut gegeben. Die Eine Phrase wird so oft um sich selbst gewickelt, bis sie sich zu einem Redestück ausgedehnt hat. Wir bemerken nur, daß der gemachte, unwahre Pathos immer dieser stümperhaften Rhetorik verfällt. „An uns ist es, deutsche Mitbrüder, Wien’s Freiheit nicht untergeh’n zu lassen, sie nicht dem Waffenglücke barbarischer Horden preiszugeben.“ Und wie sollen wir das anfangen? Zunächst durch eine Adresse an das Pflichtgefühl der „deutschen Regierungen“. C’est incroyable! „Es ist die heiligste Pflicht der deutschen Regierungen, mit allem ihrem Einflusse der bedrängten Schwesterstadt zu Hülfe zu eilen.“ Die preußische Regierung, soll sie Wrangel oder Colomb oder den Prinzen von Preußen gegen Auersperg, Jellachich und Windischgrätz senden? Durfte der „demokratische“ Kongreß sich einen Augenblick diese

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kindische und konservative Stellung zu den deutschen Regierungen geben? Durfte er einen Augenblick die Sache und die „heiligsten Interessen“ der deutschen Regierungen von der Sache und den Interessen „der kroatischen Ordnung und Freiheit“ trennen? Die Regierungen werden selbstvergnügt lächeln über diese jungfräuliche Schwärmerei. Und das Volk? Das Volk wird im Allgemeinen ermahnt, „jedes Opfer zur Rettung Wien’s zu bringen“. Gut! Aber das „Volk“ erwartet vom demokratischen Kongresse bestimmte Forderungen. Wer alles verlangt, verlangt nichts und erhält nichts. Die bestimmte Forderung, die Pointe also ist: „Fordert Ihr es mit dem kräftigen und unwandelbaren Willen von Euren Regierungen, daß sie sich Eurer Majorität unterwerfen und die deutsche Sache und die Sache der Freiheit in Wien retten. Eilt! Ihr seid die Macht, Euer Wille ist Gesetz! Auf!“ Gesetzt, es gelänge großartigen Volksdemonstrationen, die Regierungen zu offiziösen Schritten für Wien’s Rettung zu bewegen – wir würden mit der zweiten Auflage des „Stein’schen Armeebefehls“ beglückt werden. Die jetzigen „deutschen Regierungen“ als „Freiheitsretter“ verwenden zu wollen, als ob sie in den Reichsexekutionen ihren wahren Beruf, ihre „heiligsten Pflichten“ als Gabriele der „verfassungsmäßigen Freiheit“ nicht vollzögen? Der „demokratische Kongreß“ mußte schweigen von den deutschen Regierungen, oder er mußte ihre Konspiration mit Olmütz und Petersburg schonungslos enthüllen. Obgleich der Aufruf „Eile“ empfiehlt und in Wahrheit keine Zeit zu verlieren ist, reißt ihn die humanistische Phraseologie über die Gränzen Deutschland’s, über jede geographische Gränze hinweg in das kosmopolitische Nebelland der „edlen Herzen“ im Allgemeinen! „Eilt! Auf! Ihr Männer der Freiheit, auf! in allen deutschen Landen und wo sonst der Gedanke der Freiheit und Humanität edle Herzen durchglüht!“ Wir zweifeln nicht, daß es selbst in Lappland solche „Herzen“ giebt. In Deutschland und wo sonst! Indem der „Aufruf“ in diese rein bestimmungslose Phrase verpufft, hat er seinen wahren Ausdruck gewonnen. Es bleibt unverzeihlich, daß der „demokratische Kongreß“ ein solches Aktenstück kontrasignirte. Weder wird ihn „die Gegenwart dafür bewundern“ noch „die Nachwelt mit unsterblichem Ruhm belohnen“. Hoffen wir trotz dem „Aufruf des demokratischen Kongresses“, daß das Volk aus seiner Lethargie erwachen und die einzige Hülfe den Wienern bringen wird, die es ihnen in diesem Augenblicke noch bringen kann, die Besiegung der Contrerevolution im eignen Hause.

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* K ö l n, 2. November. Schon vor dem Juniaufstande haben wir wiederholt die Illusionen der Republikaner der Tradition von 1793, der Republikaner von der „Re´forme“ (der „Pariser“) enthüllt. Die Junirevolution und die aus ihr hervorgegangene Bewegung zwingen diese utopistischen Republikaner nach und nach die Augen zu öffnen. Ein Leitartikel der „Re´forme“ vom 29. Oktober zeigt uns das Ringen dieser Partei zwischen ihren alten Einbildungen und den neuen Thatsachen. Die „Re´forme“ sagt: „Seit langer Zeit waren die Kämpfe, welche bei uns den Besitz der Regierung zum Zwecke hatten – Klassenkriege, Kämpfe der Bourgeoisie und des Volkes gegen den Adel beim Auftreten der ersten Republik; Hingebung des bewaffneten Volkes nach Außen, Herrschaft der Bourgeoisie nach Innen, unter dem Kaiserreiche; Versuche nach Restauration der Feudalität unter den Bourbonen der ältern Linie; endlich 1830 Triumph und Herrschaft der Bourgeoisie: das ist unsre Geschichte.“ Die „Re´forme“ setzt seufzend hinzu: „Mit Bedauern, sicherlich, sprechen wir von Klassen, von gottlosen und gehässigen Unterschieden; aber diese Unterschiede existiren und wir können diese Thatsache nicht verkennen.“ Das heißt: der republikanische Optimismus der „Re´forme“ sah bisher nur „citoyens“; die Geschichte ist ihr so direkt auf den Leib gerückt, daß sie das Zerfallen dieser „citoyens“ in „bourgeois“ und „proletaires“ nicht mehr wegschwärmen kann. Die „Re´forme“ fährt fort: „Im Februar wurde der Bourgeoisdespotismus gebrochen. Was verlangte das Volk? Die Gerechtigkeit für alle, die Gleichheit. Das war sein erster Ruf, sein erster Wunsch. Die Bourgeoisie, aufgeklärt durch den

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Blitz, der sie getroffen, hatte im Anfang keinen andern Wunsch als das Volk.“ Die „Re´forme“ beurtheilt den Charakter der Februarrevolution noch immer nach den Februardeklamationen. Weit entfernt, daß in der Februarrevolution der Bourgeoisdespotismus gebrochen worden wäre, wurde er vollendet. Die Krone, der letzte feudale Heiligenschein, welcher die Herrschaft der Bourgeoisklasse versteckte, wurde abgeschlagen. Die Herrschaft des Kapitals trat rein hervor. Bourgeoisie und Proletariat bekämpften in der Februarrevolution einen gemeinschaftlichen Feind. Sobald der gemeinschaftliche Feind beseitigt war, standen die beiden feindseligen Klassen allein auf dem Kampfplatze und der entscheidende Kampf zwischen ihnen mußte beginnen. Wenn die Februarrevolution die Bourgeoisherrschaft vollendete, woher, wird man fragen, der Rückfall der Bourgeoisie in den Royalismus? Nichts einfacher. Sie sehnt sich in die Periode zurück, wo sie herrschte, ohne verantwortlich für ihre Herrschaft zu sein; wo eine Scheinmacht, zwischen ihr und dem Volke stehend, für sie handeln und ihr zugleich als Versteck dienen mußte; wo sie so zusagen, einen gekrönten Sündenbock besaß, auf den das Proletariat losschlug, sobald es sie treffen wollte, gegen den sie sich selbst mit dem Proletariat verband, so oft er ihr lästig wurde, und sich als Macht für sich festsetzen wollte. In dem Könige besaß sie einen Blitzableiter für das Volk, in dem Volke einen Blitzableiter für den König. Indem die „Re´forme“ die theils heuchlerischen, theils ehrlich gemeinten Einbildungen, die am Tage nach Louis Philippe’s Niederlage grassirten, für Realitäten versieht, erscheint ihr die Bewegung nach den Februartagen als eine Reihe von Fehlern und mißlichen Zufällen, die vermieden worden wären durch einen großen Mann, der den Bedürfnissen der Situation entsprochen. Als ob Lamartine, das Irrlicht, nicht der wahre Mann der Situation gewesen wäre! Immer noch will der wahre Mann, der große Mann nicht erscheinen, klagt die „Re´forme“ und die Situation verschlechtert sich jeden Tag. „Einerseits wächst die industrielle und kommerzielle Krise. Andrerseits wächst der Haß und jeder strebt nach entgegengesetztem Ziele. Die, welche vor dem 24. Februar unterdrückt waren, suchen ein Ideal von Glück und Freiheit in der Conception einer ganz neuen Gesellschaft. Die, welche unter der Monarchie herrschten, denken nur daran, ihr Reich wieder zu gewinnen, um es mit verdoppelter Härte auszubeuten.“ Wie, nun tritt die „Re´forme“ zwischen die schroff entgegenstehenden Klassen? Erhebt sie sich auch nur zu der Ahnung, daß die Klassengegensätze und der Klassenkampf erst mit dem Verschwinden der Klassen verschwinden?

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Die Pariser „Re´forme“ über die französischen Zustände

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Nein! So eben hat sie den Klassengegensatz zugegeben. Die Klassengegensätze aber beruhen auf ökonomischen Grundlagen, auf der bisherigen materiellen Produktionsweise und den daraus hervorgehenden Verkehrsverhältnissen. Die „Re´forme“ weiß kein besseres Mittel, sie zu verändern und aufzuheben, als von ihrer wirklichen Grundlage, eben von diesen materiellen Verhältnissen, wegzublicken und sich in den blauen Dunsthimmel der republikanischen Ideologie zurückzustürzen, d. h. in die poetische Februarperiode, aus der die Juniereignisse sie gewaltsam herausgeworfen hatten. Man höre nur: Das Traurigste bei diesen innern Zwistigkeiten ist das Erlöschen, das Verlorengehen der patriotischen, der nationalen Gefühle, das heißt eben jener Schwärmerei, womit beide Klassen ihre bestimmten Interessen, ihre Lebensbedingungen patriotisch und national übertünchten. Als sie das 1789 thaten, war auch ihr wirklicher Gegensatz noch nicht entwickelt. Was damals der entsprechende Ausdruck der Situation war, ist heute nur eine Ausflucht aus der Situation. Was damals Körper, ist heute Reliquie. „Offenbar“ schließt die „Re´forme“, „ist es ein tiefliegendes Uebel, woran Frankreich leidet; aber es ist nicht unheilbar. Es hat seinen Ursprung in der Verwirrung der Ideen und Sitten, in dem Vergessen der Gerechtigkeit und der Gleichheit in den gesellschaftlichen Verhältnissen, in der Verderbtheit durch einen egoistischen Unterricht. In diesem Zirkel muß man die Mittel der Reorganisation sichern. Statt dessen nimmt man zu materiellen Mitteln seine Zuflucht.“ Die „Re´forme“ schiebt die Sache in’s „Gewissen“, und nun hilft die moralische Salbaderei aus aller Noth. Der Gegensatz von Bourgeoisie und Proletariat stammt also von den Ideen dieser beiden Klassen her. Und woher stammen diese Ideen? Aus den gesellschaftlichen Verhältnissen. Und woher diese Verhältnisse? Aus den materiellen, den ökonomischen Lebensbedingungen der feindseligen Klassen. Nach der „Re´forme“ ist beiden geholfen, wenn sie das Bewußtsein ihrer wirklichen Lage und ihres wirklichen Gegensatzes verlieren und sich in dem Opium der „patriotischen“ Gefühle und Redensarten von 1793 berauschen. Welche Rathlosigkeit!

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Karl Marx Die Wiener Nachrichten

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 133, 3. November 1848

* K ö l n, 2. November. Zeitungen und Briefe aus Wien fehlen uns noch ˙ ˙ ˙Weinreisenden ˙ immer. Die von ˙den der „Breslauer Ztg.“ und den diplo˙ ats Anzeigers“ vermatischen Commis Voyageurs des „Preußis˙c˙h˙ e˙ n˙ ˙ Sta ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙nicht ˙ ˙bestätigt. ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙˙Daß ˙ ˙ ˙ ˙ Wien breiteten Gerüchte haben sich bis jetzt durchaus sich mitten im Kampfe befindet, ist unzweifelhaft. Daß die Kroaten und sonstigen Freunde der „verfassungsmäßigen Freiheit“ bisher trotz dem großen Jellachich, dessen Heldenmuth, wie der des tapfern Sipahsalar, so berühmt ist, daß „beim Blinken seines Säbels sich der erschrockene Mond in den Wolken verbirgt“ – keinen irgendwie entscheidenden Vortheil errungen haben, scheint schon daraus hervorzugehen, daß das preußische Ministerium keine niederdonnernden Depeschen veröffentlicht. Wien ist abgesperrt, aber nicht für das Berliner Ministerium, das „aus der Umgegend von Wien“ Berichte erhält. Die brave „Kölnische Zeitung“ bringt ihren Lesern seit dem 6ten October fortlaufend großgedruckte Extrablätter, von denen das eine immer das andere Lügen straft. Heute sieht sie sich in die „traurige“ Nothwendigkeit versetzt, ihre „gestrigen höchst traurigen Mittheilungen“ zu bestätigen, selbst nach dem „Preuß. Staatsanzeiger“, welcher nebst der „Breslauer Zeitung“ unserer Nachbarin natürlich als Evangelium gilt. Unsere Leser finden unten die widersprechenden und haltlosen Gerüchte, die dem „Pr.St.A.“, dem „Constitutionellen Blatt aus Böhmen“, ˙˙˙˙ ˙ Mährischen ˙˙ ˙ ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙Blättern ˙˙ ˙ ˙ entnom˙ ˙ ˙ ˙˙ der „Allgemeinen Deutschen Zeitung˙“˙und ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ men sind. Zur Kritik der von der „Kölnischen Zeitung“ so gesinnungsernst acceptirten „neuesten Nachrichten“ und zur Kritik dieser ernsten Gesinnung selbst genüge einstweilen Folgendes: Extrablatt der Kölnischen Zeitung vom 2. Nov.: (Großgedruckt.) „In der Nacht zum 29. hörte man nur vereinzeltes Feuern, während desselben wurde das Belvedere, sowie die ganze Jäger-

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zeil und Leopoldsvorstadt von den kaiserlichen Truppen, wie es scheint, ohne großen Widerstand besetzt“ etc. etc. Dies schreibt man aus der Umgebung von Wien am 29. Nachmittags ein halb 3 Uhr. Dagegen schreibt ein Reisender, der Florisdorf am 28. Abends 8 Uhr verließ: „Das Militär hat den Prater im Besitz, ebenso den Kirchhof Schmelz, dagegen ist die Leopoldstadt noch in den Händen der Wiener, und die Kaiserlichen haben in den Vorstädten noch nicht einen Fuß breit Terrain gewonnen.“ Die erste Nachricht bringt der Berliner Staatsanzeiger, die letztere die Allgemeine Oder-Zeitung. Die Kölnische Zeitung begleitet letztere mit ˙ ˙ ˙˙ ˙Fragezeichen. ˙ obligaten Zu erklären wären indessen beide Mittheilungen, wenn ein Angriff auf die genannten Vorstädte in der Nacht vom 28. auf den 29. stattgefunden hätte. Lesen wir aber die weiteren Notizen der Dumont’schen Spinnstube: Breslau, 30. Okt., Abends 10 Uhr. (Breslauer Zeitung.) In 2 Vorstädten Wiens habe der Brand so überhand genommen, daß man am 28. Abends in Floridsdorf bei dem Leuchten des Flammenmeers im Freien lesen konnte. (Wäre diese Münchhausiade wahr, so könnte diese treffliche Beleuchtung, der geographischen Lage von Floridsdorf gemäß, nur aus der Leopoldstadt gekommen sein.) Ferner Breslau vom 30. Oktober (Korresp.) In Florisdorf konnte man vorgestern Abend (also am 28.) deutlich lesen, so hell war der Brand der Vorstädte Wien’s. (Dies konnte man denselben Abend auch in Köln am Rhein.) Beruhen diese sämmtlichen Nachrichten auf Wahrheit, so standen am 29. die Truppen in dem Theile der Vorstadt, der noch die Nacht vorher so lustig gebrannt, was einen übrigens nicht befremden kann, wenn man in derselben Spalte unseres klassischen Extrablattes aus derselben Breslauer Zeitung die bewunderungswürdige Mittheilung liest: „Der Brand, welcher am 28. Abends außerordentlich stark gewesen sein soll, war am 29. Abends fast erloschen.“ Von sonstigen Bären, welche die Berichterstatter „aus der Umgegend Wien’s“, d. h. aus dem kaiserlichen Lager dem preußischen Staatsanzeiger, oder vielmehr dieser seinen Lesern aufzubinden versucht, geben wir nur folgenden als einen der pikantern: „In der Landstraße hatten die Jäger, wie man sagte, in 9 Stunden 30 Barrikaden genommen.“ Macht nach Adam Riese auf die Barricade 6 Minuten, also noch flinker als in Köln am Rhein, am Morgen des 26. September. Bringt man

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dazu die Länge der Landstraße in Rechnung, so käme dort eine Barricade auf je 20 Schritte, was ein neues erfreuliches Licht auf die Strategik der Wiener Vertheidigung wirft. Wir lassen nun die „neuesten Nachrichten“ folgen. Unsere Leser wissen, welchen Glauben sie verdienen.

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Karl Marx Der Wiener Oktoberaufstand und die „Kölnische Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 133, 3. November 1848. 2. Beilage

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* K ö l n, 3. November. Unsere Leser haben sich nie utopistischen Hoffnungen, bezüglich Wiens, hingegeben. Nach der Junirevolution glaubten wir an jede Niederträchtigkeit der B o u r g e o i s i e. Wir haben gleich in der ersten Nummer der nach dem Belagerungszustande wiedererscheinenden “Neuen Rh. Zeitung“ gesagt: „Diese Revolution droht an dem Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse, wo nicht zu scheitern, doch wenigstens gelähmt zu werden. Wie dem aber auch sei, ihr Rückschlag auf Ungarn, Italien und Deutschland vereitelt den ganzen Feldzugsplan der Contrerevolution!“ Wir wären daher nicht überrascht von einer Niederlage Wien’s; wir würden uns nur dazu bestimmt finden, jede Vermittlung mit der Bourgeoisie, die die Freiheit an der Freiheit des Schachers mißt, abzubrechen, und versöhnungslos, vermittlungslos der elenden deutschen Mittelklasse gegenüber zu treten, die auf ihre eigne Herrschaft gern Verzicht leistet, unter der Bedingung, daß sie kampflos weiter schachern darf. Die englische und französische Bourgeoisie ist ehrgeizig; die Ehrlosigkeit der deutschen Bourgeoisie würde sich bestätigen durch Wien’s Niederlage. Also: Wir haben keinen Augenblick den Sieg der Wiener verbürgt. Ihre Niederlage würde uns nicht überraschen. Sie würde uns nur überzeugen, daß kein Friede, selbst nicht für Uebergangszeit, möglich ist mit der Bourgeoisie, daß das Volk sich gleichgültig verhalten muß in den Kämpfen der Bourgeoisie mit der Regierung und ihre Siege oder Niederlagen abwarten muß, um sie zu exploitiren. Noch einmal. Unsere Leser haben nur unsere bisherigen Nummern nachzuschlagen, um sich zu überzeugen, daß weder der Sieg noch die Niederlage der Wiener uns überraschen kann. Aber was uns überrascht, ist das abermalige Extrablatt der „Kölnischen Zeitung“. Verbreitet die Regierung absichtlich falsche Gerüchte über

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Wien, um die Aufregung in Berlin und den Provinzen niederzuschlagen? Bezahlt Dumont den preußischen Staatstelegraphen, so daß er, Dumont, Nachrichten von „Berliner“ und „Breslauer“ Morgenblättern empfängt, die der „schlechten Presse“ nicht zugehen? Und woher hatte Dumont heute Morgen seine „telegraphische Depesche“, die wir nicht hatten? Ist Birk aus Trier, diese Null, die an Wittgensteins Stelle getreten ist, als Redakteur bei Dumont engagirt? Wir glauben es nicht. Denn selbst ein Brüggemann, ein Wolfers, ein Schwanbeck, – alles das ist noch kein Birk. Wir bezweifeln, daß Dumont eine solche Impotenz engagirt hat. Heute 6 Uhr Abends bringt Dumont, der die Februarrevolution und die Märzrevolution weggelogen hatte, in seinen ersten Berichten abermals einen „telegraphischen“ Bericht, wonach Wien sich der „wendischen Krätze“, dem „Windischgrätz“ ergeben hat. Möglich. Aber die Möglichkeiten des ehemals bluttriefenden „Brüggemann’s“, des Ex-Korrespondenten der alten „Rheinischen Zeitung“, des Biedermann’s, dessen Ansicht immer mit dem „Tauschwerth“ der Ansichten überhaupt Hand in Hand ging, – seine Möglichkeiten beruhen auf dem „Preußischen Staats-Anzeiger“ und der „Breslauer Ztg.“ Ein eigner ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ Geschichten „Brüggemann’s“ Beitrag zur Geschichte werden˙˙die oder der „Kölnischen Zeitung“ über die Februar- März- und Oktober-Revolution bieten. Wir geben nun die Berichte, die nichts berichten.

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Karl Marx / Ferdinand Freiligrath Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 135, 5. November 1848

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* K ö l n, 4. November. Der Horizont lichtet sich. ˙ ˙ ˙ noch ˙˙ Aus Wien fehlen immer die direkten Nachrichten. So viel geht aber aus den Berichten, selbst der offiziellen preußischen Presse hervor, daß Wien sich nicht ergeben und Windischgrätz absichtlich oder aus einem Mißverständnisse eine falsche telegraphische Depesche in die Welt geschleudert hatte, die ein bereitwilliges, vielzüngiges, orthodoxes Echo in der „guten“ Presse fand, so sehr sie ihre Schadenfreude hinter heuchlerischen Leichenbitterreden zu verstecken suchte. Streifen wir allen mährchenhaften und in seinen eigenen Widersprüchen sich auflösenden Wust der schlesischen und Berliner Berichte ab, so heben sich folgende Punkte hervor: Am 29. Oktober hatten die kaiserlichen Banditen nur erst einige Vorstädte in ihrer Gewalt. Daß sie in der Stadt Wien selbst schon Fuß gefaßt, geht aus den bisherigen Berichten nicht hervor. Die ganze Uebergabe Wiens beschränkt sich auf einige hochverrätherische Proklamationen des Wiener Gemeinderaths. Am 30. Oktober griff die Vorhut der ungarischen Armee Windisch-Grätz an und wurde angeblich zurückgedrängt. Am 31. Oktober begann Windisch-Grätz wieder das Bombardement Wiens – erfolglos. Er befindet sich jetzt zwischen den Wienern und der mehr als 80 000 Mann starken ungarischen Armee. Die infamen Manifeste des Windisch-Grätz haben in allen Provinzen das Signal zum Aufstand oder wenigstens zu sehr drohenden Bewegungen gegeben. Sogar die czechischen Fanatiker zu Prag, die Neophyten der Slowanska lipa erwachen aus ihrem wüsten Traume und erklären sich für Wien gegen den kaiserlichen Schinderhannes. Nie hatte die Contrerevolution so albernschamlos ihre Pläne auszuposaunen gewagt. Selbst in Olmütz, dem östreichischen Koblenz, bebt der Boden unter den Füßen des gekrönten Idioten. Die Anführung des welten berühmten Sipehsalar-Jellachich, dessen Namen so groß ist, daß „beim Blinken seines Säbels sich der erschrockene

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Karl Marx / Ferdinand Freiligrath

Mond in den Wolken verbirgt“, dem bei jeder Gelegenheit der „Donner der Kanonen die Richtung bezeichnet“, in der er sich aus dem Staube zu machen hat, läßt nicht zweifeln, daß Ungarn und Wiener Peitschen dies Gesindel in die Donau, Stäupen fort dies freche Lumpenpack, Die Bettler, hungrig, ihres Lebens müde, Ein Schwarm Landläufer, Schelme, Vagabunden Kroatenabschaum, niedre Bauernknechte, Die ausgespien ihr übersättigt Land Zu tollen Abenteuern, sicherm Untergang. Spätere Berichte werden entsetzliche Details über die Schandthaten der Kroaten und der andern Ritter „der gesetzlichen Ordnung und verfassungsmäßigen Freiheit“ bringen. Und von ihren Börsen- und sonstigen bequemen Zuschauerlogen aus, klatschte die europäische Bourgeoisie der namenlosen Blutscene ihr Bravo zu, dieselbe Elende, die bei einigen barschen Akten der Volksjustiz einen einzigen Schrei moralischer Entrüstung ausstieß und ihr einstimmiges Anathem über die „Mörder“ des braven Latour und des edlen Lichnowsky aus tausend Lungen hervorkrächzte. Die Polen haben in Vergeltung der galizischen Mordscenen abermals sich an die Spitze von Wiens Befreiern gestellt, wie sie an der Spitze des italienischen Volks stehn, wie sie überall die hochherzigen Generale der Revolution sind. Heil, dreifach Heil den Polen. Die Berliner Camarilla, berauscht im Blute Wiens, geblendet von den Rauchsäulen der brennenden Vorstädte, betäubt von dem Kroaten- und Haiducken-Siegsgeheule, hat den Schleier fallen lassen. „Die Ruhe ist in Berlin hergestellt.“ Nous verrons. Von Paris aus endlich hören wir ein erstes unterirdisches Grollen das Erdbeben ankündigen, das die honette Republik in ihren eigenen Ruinen begraben wird. Der Horizont lichtet sich.

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Karl Marx Wiener Nachrichten

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 135, 5. November 1848. Zweite Ausgabe

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* K ö l n, 5. November. Aus Wien sind Briefe und Zeitungen ausgeblieben. ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Breslauer Blätter, die „Allgemeine Oderzeitung“, Die uns vorliegenden die „Schlesische Zeitung“, die „Breslauer Zeitung“ enthalten, kritisch zu ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ sprechen, Nichts. Einige Berliner Morgen-Zeitungen vom 3. November enthalten die eine ˙˙ ˙ aus Hietzing, die anderen aus Wien folgende Nachricht: „Die Stadt Wien ist ganz von kaiserlichen Truppen besetzt.“ Die „Kölnische Zeitung“ bringt diese ihr von Breslau als „zuverlässig bezeichnete Nachricht zu“ und bestätigt sie durch eine „telegraphische Depesche“ aus Berlin, die natürlich „an und für sich“ zuverlässig ist. Lassen wir das anonyme Schreiben aus Breslau! Kommen wir zur großgedruckten telegraphischen Depesche der „Kölnischen Zeitung“. Die telegraphische Depesche ging ab von Wien am 1. November 12 Uhr Mittags. Der Brief an Dumont, wenn selbiger auf schriftlichem Wege die Nachricht erhalten, ging ab mit der Berliner Post 3. November Morgens 8 Uhr. ˙ ˙gerüchtweise ˙ Am 3. November Abends war diese Nachricht nur in ganz ˙ ˙ ˙ Berlin verbreitet und die am Abend des 3. November ausgegebenen Blät˙˙ ˙ ter vom 4. November stellen sie in Abrede. ˙ ˙ Nachricht von Wien. Dumont, der Wien seit dem Wir sind also˙ ohne 6. Oktober brennen und wegnehmen läßt, könnte ausnahmsweise an einem Tag im Monate das Factum erwischt haben.

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Karl Marx Sieg der Kontrerevolution zu Wien

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 136, 7. November 1848

* K ö l n, 6. November. Die kroatische Freiheit und Ordnung hat gesiegt ˙ ˙ ˙ ˙ ˙Schändung, Plünderung, mit namenlos-verruchten und mit Mordbrand, Unthaten ihren Sieg gefeiert. Wien ist in den Händen von Windischgrätz, Jellachich und Auersperg. Hekatomben von Menschenopfern werden dem greisen Verräther Latour in sein Grab nachgeschleudert. Alle düsteren Vorhersagungen unseres Wiener Korrespondenten haben sich bestätigt und vielleicht ist er selbst in diesem Augenblicke schon abgeschlachtet. Einen Moment hofften wir Wiens Befreiung durch ungarischen Succurs und noch sind uns die Bewegungen der ungarischen Armee räthselhaft. Verrath jeder Art hat Wiens Fall vorbereitet. Die ganze Geschichte des Reichstags und des Gemeinderaths seit dem 6. Oktober ist nichts als eine ˙ ˙ fortgesetzte Geschichte des Verraths. Wer war repräsentirt im Reichstag und Gemeinderath? Die Bourgeoisie. Ein Theil der Wiener Nationalgarde ergriff gleich im Beginn der Oktoberrevolution offene Partei für die Kamarilla. Und am Schlusse der Oktoberrevolution finden wir einen andern Theil der Nationalgarde, im Kampfe mit dem Proletariat und der akademischen Legion, im geheimen Einverständnisse mit den kaiserlichen Banditen. Wem gehören diese Fraktionen der Nationalgarde an? Der Bourgeoisie. In Frankreich aber trat die Bourgeoisie an die Spitze der Contrerevolution, nachdem sie jede Schranke, die der Herrschaft ihrer eigenen Klasse im Wege stand, niedergeworfen hatte. In Deutschland befindet sie sich gedrückt im Gefolge der absoluten Monarchie und des Feudalismus, ehe sie auch nur die ersten Lebensbedingungen ihrer eignen bürgerlichen

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Freiheit und Herrschaft sichergestellt. In Frankreich trat sie als Despot auf und machte ihre eigne Contrerevolution. In Deutschland tritt sie als Sklavin auf und macht die Contrerevolution ihrer eignen Despoten. In Frankreich siegte sie, um das Volk zu demüthigen. In Deutschland demüthigt sie sich, damit das Volk nicht siege. Die ganze Geschichte zeigt keine schmachvollere Erbärmlichkeit als die der deutschen Bourgeoisie. Wer lief in Schaaren aus Wien fort und überließ der Großmuth des Volkes die Ueberwachung der hinterlassenen Reichthümer, um es für seinen Wachtdienst während der Flucht zu verlästern und bei der Wiederkehr niedermetzeln zu sehn? Die Bourgeoisie. Wessen innersten Geheimnisse spricht der Thermometer aus, der bei jedem Lebensathem des Wiener Volkes fiel, bei jedem Todesröcheln desselben stieg? Wer spricht in der Runensprache der Börsenkurse? Die Bourgeoisie. Die „deutsche Nationalversammlung“ und ihre „Centralgewalt“ haben Wien verrathen. Wen repräsentiren sie? Vor allem die Bourgeoisie. Der Sieg der „kroatischen Ordnung und Freiheit“ zu Wien war bedingt durch den Sieg der „honetten“ Republik zu Paris. Wer siegte in den Junitagen? Die Bourgeoisie. Mit ihrem Siege zu Paris begann die europäische Contrerevolution ihre Orgien zu feiern. In den Februar- und Märztagen scheiterte überall die bewaffnete Macht. Warum? Weil sie nichts als die Regierungen selbst vertrat. Nach den Junitagen hat sie überall gesiegt, weil die Bourgeoisie sich überall im geheimen Einverständnisse mit ihr befindet, während sie andererseits die offizielle Leitung der revolutionären Bewegung in ihrer Hand hat und alle jene halben Maßregeln in’s Werk setzt, deren naturgemäße Frucht der Abortus ist. Der nationale Fanatismus der Czechen war das gewaltigste Werkzeug der Wiener Camarilla. Die Verbündeten sind sich schon in die Haare gefallen. Unsere Leser werden den Protest der Prager Deputation gegen die schnöden Ungezogenheiten, womit sie zu Olmütz begrüßt wurden, in dieser Nummer abgedruckt finden. Es ist dies das erste Symptom des Krieges, der zwischen der slawischen Partei und ihrem Heros Jellachich mit der Partei der einfachen, über alle Nationalität erhabenen Camarilla und ihrem Heros Windisch-Grätz beginnen wird. Seinerseits ist das deutsche Landvolk von Oestreich noch nicht pazificirt. Seine Stimme wird durch die östreichische Völkerkatzenmusik

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gellend durchdringen. Und von einer dritten Seite läßt sich die Stimme des völkerfreundlichen Czaren bis nach Pesth vernehmen; seine Scharfrichter harren des entscheidenden Worts in den Donaufürstenthümern. Endlich müßte der letzte Beschluß der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt, der das deutsche Oestreich in das deutsche Reich inkorporirt, allein zu einem Riesenkonflikte führen, wenn nicht die deutsche Centralgewalt und die deutsche Nationalversammlung ihren Beruf darin erfüllt fänden, auf die Bühne zu treten, um ausgezischt zu werden von dem europäischen Publikum. Trotz ihrer gottergebenen Resignation wird der Kampf in Oestreich sich in Riesendimensionen entfalten, wie die Weltgeschichte sie noch nie gesehen hat. In Wien ist so eben der zweite Akt des Drama’s aufgeführt worden, dessen ersten Akt man zu Paris spielte, unter dem Titel: „Die Junitage“. Zu Paris Mobile, zu Wien „Kroaten“ – in beiden Lazzaroni’s, bewaffnetes und erkauftes Lumpenproletariat gegen das arbeitende und denkende Proletariat. Zu Berlin werden wir bald den dritten Akt erleben. Gesetzt, die Contrerevolution lebte in ganz Europa durch die Waffen, sie würde in ganz Europa sterben durch das Geld. Das Fatum, das den Sieg kassiren würde, wäre der europäische – Bankerutt, der Staatsbankerutt. An den „ökonomischen“ Pointen brechen die Spitzen der Bayonnette wie mürber Zunder. Aber die Entwickelung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die europäische Gesellschaft gezogen haben. In Paris wird der vernichtende Gegenschlag der Juni-Revolution geschlagen werden. Mit dem Siege der „rothen Republik“ zu Paris, werden die Armeen aus dem Innern der Länder an und über die Gränzen ausgespieen werden und die wirkliche Macht der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir werden rufen: Va e V i c t i s ! Die resultatlosen Metzeleien seit den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Kannibalismus der Contrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentriren, nur ein Mittel – den revolutionären Terrorismus.

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Karl Marx Die Berliner Krisis

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 138, 9. November 1848

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* K ö l n, 8. November. Die Situation scheint sehr verwickelt; sie ist sehr einfach. Der König, wie die „Neue Preußische Zeitung“ richtig bemerkt, steht „auf der breitesten Grundlage“ seiner „angestammten gottesgnadlichen“ Rechte. Auf der andern Seite steht die Nationalversammlung auf gar keiner Grundlage, sie soll erst konstituiren, Grund legen. Zwei Souveräne! Das Mittelglied zwischen Beiden ist Camphausen, die Vereinbarungstheorie. Sobald die beiden Souveräne sich nicht mehr vereinbaren können oder wollen, verwandlen sie sich in zwei feindliche Souveräne. Der König hat das Recht der Versammlung, die Versammlung hat das Recht, dem Könige den Handschuh hinzuwerfen. Das größere Recht ist auf der Seite der größern Macht. Die Macht erprobt sich im Kampfe. Der Kampf erprobt sich im Siege. Beide Mächte können ihr Recht nur durch den Sieg bewähren, ihr Unrecht nur durch die Niederlage. Der König war bisher kein konstitutioneller König. Er ist ein absoluter König, der sich zum Konstitutionalismus entschließt oder nicht entschließt. Die Versammlung war bisher nicht konstitutionell, sie ist konstituirend. Sie hat bisher den Konstitutionalismus zu konstituiren gesucht. Sie kann von ihrer Sucht ablassen oder nicht ablassen. Beide, der König und die Versammlung haben sich einstweilen der konstitutionellen Ceremonie gefügt. Die Forderung des Königs, ein ihm beliebiges Ministerium Brandenburg trotz der Kammermajorität zu bilden, ist die Forderung eines absoluten Königs.

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Die Anmaßung der Kammer, dem Könige durch eine direkte Deputation die Bildung eines Ministeriums Brandenburg zu untersagen, ist die Anmaßung einer absoluten Kammer. Der König und die Versammlung haben gegen die konstitutionelle Konvention gesündigt. Der König und die Versammlung haben sich, jeder auf sein ursprüngliches Gebiet, zurückgezogen, der König bewußt, die Kammer unbewußt. Der Vortheil ist auf Seiten des Königs. Das Recht ist auf der Seite der Macht. Die Rechtsphrase ist auf der Seite der Ohnmacht. Das Ministerium Rodbertus wäre die Null, worin plus und minus sich paralysiren.

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Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848 Erster Andruck. Originalexemplar von Marx

Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848 Zweiter Andruck. Originalexemplar von Marx

Friedrich Engels Das Exfürstentum

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 140, 11. November 1848

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** A u s d e r R e p u b l i k N e u c h a t e l, 7. November. Es wird Sie interes˙ ˙˙ siren, auch einmal etwas aus einem Ländchen ˙zu˙ hören, das noch bis vor Kurzem sich der Segnungen der preußischen Herrschaft erfreute, aber zuerst von allen Landen, die der Krone Preußens unterthan, die Fahne der Revolution aufpflanzte und die preußische väterliche Regierung verjagte. Ich spreche von dem ehemaligen „Fürstenthum Neuenburg und Valendis“, bei dem Herr Pfuel, der jetzige Ministerpräsident, als Gouverneur die ersten administrativen Studien machte und im Mai dieses Jahres vom Volk abgesetzt wurde, noch ehe er sich in Posen Lorbeeren erringen und in Berlin als Premier Mißtrauensvoten erndten konnte. Das Ländchen hat jetzt den stolzeren Namen Re´publique et Canton de Neuchaˆtel angenommen, und die Zeit wird wohl nicht fern sein, wo in Berlin der letzte Neuchateller Gardeschütze seinen grünen Waffenrock bürstet. Ich muß gestehen, es gewährte mir eine humoristische Genugthuung, fünf Wochen nach meiner Flucht vor der preußischen heiligen Hermandad, wieder ungehudelt auf einem Boden herumspazieren zu dürfen, der de jure noch preußisch ist. Die Republik und Canton Neuchatel befindet sich übrigens offenbar in einem weit behaglicheren Zustande als weiland das Fürstenthum Neuenburg und Valendis; denn bei den neulichen Wahlen für den schweizerischen Nationalrath erhielten die republikanischen Kandidaten über 6000 Stimmen, während die Kandidaten der Royalisten, der Bedouins, wie man sie hier nennt, kaum 900 musterten. Auch im großen Rath sitzen fast lauter Republikaner, und nur ein kleines, von den Aristokraten beherrschtes Gebirgsdorf, Les Ponts, hat den königlich-preußisch-fürstlichneuenburgischen Ex-Staatsrath Calame als seinen Repräsentanten nach Neuchaˆtel geschickt, wo er vor einigen Tagen der Republik den Eid der Treue schwören mußte. Statt des alten königlichen Constitutionnel Neu-

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chaˆtelois erscheint jetzt – in La Chaux-de-fonds, dem größten, industriellsten und republikanischsten Orte des Cantons – ein Re´publicain neuchaˆtelois, der zwar in einem sehr schlechten jurassischen Schweizerfranzösisch, aber sonst gar nicht übel redigirt wird. Die Uhren-Industrie des Jura und die Spitzenmanufaktur des Traversthales, die Hauptlebensquellen des Ländchens, fangen auch an, wieder besser zu gehen und die Montagnards gewinnen allmählig, trotz des fußhohen Schnee’s, der hier bereits liegt, ihre alte Heiterkeit wieder. Inzwischen gehen die Bedouins gar trübselig umher, tragen an Hose, Blouse und Mütze die preußischen Farben umsonst zur Schau und seufzen vergebens nach der Rückkehr Ehren-Pfuels und der Dekrete, die da anfingen: Nous Fre´de´ric-Guillaume par la graˆce de Dieu. Die preußischen Farben, schwarze Mützen mit weißen Rändern, hoch oben im Jura, 3500 Fuß über dem Meeresspiegel, sind ebenso niedergeschlagen, ebenso zweideutig angelächelt, wie bei uns am Rhein; – sähe man nicht die schweizer Fahnen und die großen Plakate: Republique et Canton de Neuchaˆtel, man könnte sich zu Hause glauben. Uebrigens freut es mich, berichten zu können, daß die deutschen Arbeiter bei der Neuchateller, wie bei allen Revolutionen von 1848, eine entscheidende, sehr ehrenvolle Rolle gespielt haben. Dafür wird ihnen auch der Haß der Aristokraten im vollsten Maße zu Theil.

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* K ö l n, 11. November. Das Ministerium Pfuel war ein „Mißverständniß“; ˙ ˙ ˙ ist ˙ ˙ das Ministerium Brandenburg. Das Ministerium sein wirklicher Sinn Pfuel war die Inhaltsanzeige, das Ministerium Brandenburg ist der Inhalt. Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg. So lautet die Grabschrift des Hauses Brandenburg! Kaiser Karl V. wurde bewundert, weil er sich begraben ließ bei lebendigem Leibe. Einen schlechten Witz in seinen Grabstein meißeln, das ist mehr als Kaiser Karl der Fünfte sammt seiner Halsgerichtsordnung, der hochnothpeinlichen. Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg! Es erschien einst ein König von Preußen in der Versammlung. Es war nicht der wirkliche Brandenburg. Der Marquis von Brandenburg, der vorgestern in der Versammlung erschien, war der wirkliche Preußenkönig. Die Wachtstube in der Versammlung, die Versammlung in der Wachtstube! – Das heißt: Brandenburg in der Versammlung, die Versammlung in Brandenburg! Oder wird die Versammlung in Brandenburg ... Berlin liegt bekanntlich in der Provinz Brandenburg – Herr werden ... über den Brandenburg in der Versammlung? Wird Brandenburg in der Versammlung Schutz suchen, wie Capet einst in einer andern Versammlung? B r a n d e n b u r g i n d e r Ve r s a m m l u n g u n d d i e Ve r s a m m l u n g i n B r a n d e n b u r g ist ein vieldeutiges Wort, zweideutig, schicksalsschwanger. Die Völker werden bekanntlich mit den Königen unendlich leichter fertig als mit den gesetzgebenden Versammlungen. Die Geschichte besitzt einen Katalog vergeblicher Empörungen des Volkes gegen die Nationalversammlungen. Sie bietet nur zwei große Ausnahmsfälle. Das englische

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Volk zerstäubte das lange Parlament in der Person Cromwells, das französische Volk den gesetzgebenden Körper in der Person Bonaparte’s. Aber das lange Parlament war lange schon zum Rumpfe geworden, der gesetzgebende Körper längst zum Cadaver. Sind die Könige glücklicher als die Völker in Emeuten gegen die gesetzgebenden Versammlungen? Karl I., Jakob II., Louis XVI., Karl X. sind wenig versprechende Ahnenbilder. Aber in Spanien, in Italien gibt es lachendere Vorfahren. Und jüngst in Wien? Doch man vergesse nicht, daß zu Wien ein Völkerkongreß saß und daß die slavischen Volksrepräsentanten, mit Ausnahme der Polen, mit klingendem Spiele in das kaiserliche Lager zogen. Der Krieg der Wiener Kamarilla mit dem Reichstag war gleichzeitig der Krieg des slavischen Reichstags mit dem deutschen Reichstag. In der Berliner Versammlung dagegen machen nicht die Slaven Scission, sondern nur die Sklaven und Sklaven, Sklaven sind keine Partei, sie sind höchstens der Troß einer Partei. Die ausgetretene Berliner Rechte bringt keine Macht in das feindliche Lager, sie steckt es mit einer tödtlichen Schwäche an, mit dem – Verrath. In Oestreich hat die slavische Partei gesiegt mit der Kamarilla; sie wird jetzt kämpfen mit der Kamarilla um die Siegesbeute. Siegt die Berliner Kamarilla, so hat sie den Sieg nicht zu theilen mit der Rechten und geltend zu machen gegen die Rechte; sie wird ihr ein Trinkgeld geben und – Fußtritte. Die preußische Krone ist in ihrem Rechte, indem sie der Versammlung als absolute Krone gegenübertritt. Aber die Versammlung ist im Unrechte, weil sie der Krone nicht gegenübertritt als absolute Versammlung. Vor allem mußte sie die Minister als Hochverräther verhaften lassen, als Hochverräther gegen die Volkssouveränetät. Sie mußte jeden Beamten, der andern Befehlen als ihren Befehlen gehorcht, in die Acht erklären, für vogelfrei. Indeß wäre es möglich, daß die politische Schwäche, womit die Nationalversammlung zu Berlin auftritt, zu ihrer bürgerlichen Kraft wird in den Provinzen. Die Bourgeoisie hätte so gern auf gütlichem Wege das feudale Königthum in ein bürgerliches Königthum verwandelt. Nachdem sie der feudalen Partei die ihren Bürgerstolz beleidigenden Wappen, Titel und die bürgerliche Aneignungsweise verletzenden, dem Feudaleigenthume angehörigen Gefälle entrissen, hätte sie sich so gerne vermählt mit der Feudalpartei und gemeinsam mit ihr das Volk geknechtet. Aber die alte

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Bureaukratie will nicht zur Dienerin einer Bourgeoisie herabsinken, deren despotische Schulmeisterin sie bisher war. Die feudale Partei will ihre Auszeichnungen und ihre Interessen nicht auf dem Altar des Bürgerthums auflodern lassen. Und die Krone endlich, sie erblickt in den Elementen der alten feudalen Gesellschaft, deren höchster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimischen gesellschaftlichen Boden, während sie in der Bourgeoisie eine fremde künstliche Erde erblickt, von der sie nur getragen wird, unter der Bedingung, zu verkümmern. Die berauschende „Gnade Gottes“ verwandelt die Bourgeoisie in einen ernüchternden Rechtstitel, die Herrschaft des Bluts in die Herrschaft des Papiers, die königliche Sonne in eine bürgerliche Austral-Lampe. Das Königthum ließ sich daher nicht beschwatzen von der Bourgeoisie. Es antwortete ihrer halben Revolution mit einer ganzen Contrerevolution. Es stürzte die Bourgeoisie zurück in die Arme der Revolution, des Volkes, indem es ihr zurief: Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg. Wenn wir gestehen, daß wir von dem Bürgerthum keine der Situation angemessene Antwort erwarten, so dürfen wir nicht unterlassen, andererseits zu bemerken, daß auch die Krone in ihrem Aufstande gegen die Nationalversammlung zu heuchlerischer Halbheit ihre Zuflucht nimmt und ihr Haupt unter den konstitutionellen Schein versteckt, in demselben Augenblicke, wo sie diesen lästigen Schein abzustreifen sucht. Brandenburg läßt sich von der deutschen Centralgewalt zu seinem Staatsstreiche den Befehl ertheilen. Die Garderegimenter sind in Berlin eingezogen auf Befehl der Centralgewalt. Die Berliner Contrerevolution geschieht auf Befehl der deutschen Centralgewalt. Brandenburg ertheilt Frankfurt den Befehl, ihm diesen Befehl zu ertheilen. Es verläugnet seine Souverainität in dem Augenblicke, wo es sie herstellen will. Hr. Bassermann ergriff natürlich mit beiden Händen die Gelegenheit, den Bedienten als Herrn zu spielen. Aber er hat die Genugthuung, daß der Herr seinerseits den Bedienten spielt. Wie auch die Würfel in Berlin fallen: das Dilemma ist gestellt, König oder Volk – und das Volk wird siegen mit dem Rufe: Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg. Wir können noch eine harte Schule durchmachen, aber es ist die Vorschule der – g a n z e n R e v o l u t i o n .

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe

* K ö l n, 11. November. Die europäische Revolution beschreibt einen Kreislauf. In Italien begann sie, in Paris nahm sie einen europäischen Charakter an, in Wien war der erste Widerschlag der Februarrevolution, in Berlin der Widerschlag der Wiener Revolution. In Italien, zu Neapel, führte die europäische Contre-Revolution ihren ersten Schlag, in Paris – die Junitage – nahm sie einen europäischen Charakter an, in Wien war der erste Widerschlag der Juni-Contre-Revolution, in Berlin vollendet sie sich und kompromittirt sie sich. Von Paris aus wird der gallische Hahn noch einmal Europa wach krähen. Aber zu Berlin kompromittirt sich die Contre-Revolution. In Berlin kompromittirt sich alles, selbst die Contre-Revolution. Zu Neapel das Lazzaronithum verbunden mit dem Königthum gegen die Bourgeoisie. Zu Paris der größte historische Kampf, der je stattgefunden. Die Bourgeoisie, verbunden mit dem Lazzaronithum, gegen die Arbeiterklasse. Zu Wien ein ganzer Bienenschwarm von Nationalitäten, der in der Contre-Revolution seine Emancipation vermuthet. Dazu geheime Tücke der Bourgeoisie gegen die Arbeiter und akademische Legion. Kampf in der Bürgerwehr selbst. Endlich – Attaque von Seiten des Volkes, die der Attaque von Seiten des Hofes einen Vorwand giebt. In Berlin nichts von alledem. Die Bourgeoisie und das Volk auf der einen Seite – die Unteroffiziere auf der andern. Wrangel und Brandenburg, zwei Menschen ohne Kopf, ohne Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurrbart – das ist der Gegensatz dieser quängelnden, klugthuenden, entschlußunfähigen National-Versammlung. Willen! sei es auch der Wille eines Esels, eines Ochsen, eines Schnurrbarts – Willen ist das einzige Requisit den willenlosen Quänglern von der Märzrevolution gegenüber. Und der preußische Hof, der keinen Willen hat, so wenig wie die National-Versammlung, sucht die zwei dümmsten Menschen in der Monarchie auf, und sagt diesen Löwen: Vertretet den Willen. Pfuel hatte noch einige Gran Gehirn. Aber vor der absoluten Dummheit schrecken die Raisonneurs der Märzerrungenschaften zurück. „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich“, ruft die betroffene National-Versammlung aus. Und diese Wrangels, diese Brandenburgs, diese vernagelten Hirnschädel, die wollen können, weil sie keinen eigenen Willen haben, weil sie wollen, wie ihnen befohlen wird, die zu dumm sind, an Befehlen irre zu werden, die man ihnen mit bebender Stimme, mit zitternder Lippe giebt,

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auch sie kompromittiren sich, indem sie nicht zum Schädeleinstoßen kommen, das einzige Geschäft, dem diese Mauerbrecher gewachsen sind. Wrangel bringt es nicht weiter, als zu gestehen, daß er nur eine Nationalversammlung kennt, die Ordre parirt! Brandenburg erhält Unterricht im parlamentarischen Anstande und, nachdem er mit seinem rohen, widerlichen Unteroffiziersdialekt die Kammer empört hat, läßt er den „Tyrann übertyrannisiren“ und parirt Ordre der Nationalversammlung, indem er demüthigst um das Wort bittet, das er so eben noch nehmen wollte. „Wär’ ich doch lieber eine Laus in Schaafswolle, Als solch’ tapfre Dummheit!“ Die ruhige Haltung von Berlin ergötzt uns; an ihr scheitern die Ideale des preußischen Unteroffiziersthums. Aber die Nationalversammlung? Warum spricht sie nicht die mise hors de loi aus, warum erklärt sie die Wrangels nicht für vogelfrei, warum tritt kein Deputirter mitten unter Wrangels Bajonette und erklärt ihn in die Acht und haranguirt die Soldateska? Die Berliner Nationalversammlung blättere den Moniteur nach, den Moniteur von 1789–1795. Und was thun wir in diesen Augenblicken? W i r v e r w e i g e r n d i e S t e u e r n . Ein Wrangel, ein Brandenburg begreift, – denn diese Wesen lernen arabisch von den Hyghlans – daß sie einen Degen tragen und eine Uniform und Gehalt beziehen. Woher aber der Degen und die Uniform und das Gehalt, das begreifen sie nicht. Es giebt nur noch ein Mittel, das Königthum zu besiegen, – nämlich bis zur Epoche der Anti-Junirevolution zu Paris, die im Dezember stattfinden wird. Das Königthum trotzt nicht nur dem Völker-, es trotzt dem Bürgerthum. Besiegt es also auf bürgerliche Weise. Und wie besiegt man das Königthum in bürgerlicher Weise? Indem man es aushungert. Und wie hungert man es aus? Indem man die Steuern verweigert. Bedenkt es wohl! Alle Prinzen von Preußen, alle Brandenburgs und Wrangels produziren kein – Kommißbrod. Ihr, ihr produzirt selbst das Kommißbrod.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142, 14. November 1848

* K ö l n, 13. November. Wie einst die französische Nationalversamm˙ ˙ ˙ ˙˙ lung ihr offizielles Sitzungslokal verschlossen fand und in dem Ballspielhause ihre Sitzungen fortführen mußte, so die preußische Nationalversammlung im Schützenhause. Der im Schützenhause gefaßte und von uns nach unserm Berliner Ë-Korrespondenten im heute Morgen ausgegebenen Extrablatte mitgetheilte Beschluß, wonach Brandenburg zum Hochverräther erklärt ist, findet sich nicht im Berichte der „Kölnischen Zeitung“. Indessen geht uns so eben der Brief eines M i t g l i e d e s d e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g zu, worin es wörtlich heißt: Die Nationalversammlung hat einstimmig (242 Mitglieder) erklärt, daß Brandenburg sich durch diese Maßregel (die Auflösung der Bürgerwehr) des Hochverraths schuldig gemacht habe, und ein jeder, welcher zu der Ausführung dieser Maßregel aktiv oder passiv mitwirkt, als Hochverräther zu betrachten sei. Die Glaubwürdigkeit Dumont ist bekannt. Indem die Nationalversammlung Brandenburg zum Hochverräther erklärt, hört die S t e u e r v e r p f l i c h t u n g v o n s e l b s t auf. Einer hochverrätherischen Regierung schuldet man keine Steuern. Wir werden unsern Lesern morgen ausführlich mittheilen, w i e m a n e s i n d e m ä l t e s t e n k o n s t i t u t i o n e l l e n L a n d e , i n E n g l a n d, bei ähnlichen Collisionen, mit der S t e u e r v e r w e i g e r u n g hält. Uebrigens hat die hochverrätherische Regierung selbst dem Volke den richtigen Weg gezeigt, i n d e m s i e sofort der Nationalversammlung die Steuern verweigerte (die Diäten u. s. w.) und sie a u s z u h u n g e r n sucht. Der oben erwähnte Deputirte schreibt uns ferner: „ D i e B ü r g e r w e h r w i r d i h r e Wa f f e n n i c h t a b g e b e n . “ Der Kampf scheint also unvermeidlich und es ist die P f l i c h t d e r R h e i n p r o v i n z m i t M ä n n e r n u n d Wa f f e n d e r B e r l i n e r N a t i o nalversammlung zu Hülfe zu eilen.

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Karl Marx Extra-Blatt zu Nr. 141 der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 141, 12. November 1848. Extra-Blatt

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zu Nr. 141 der Neuen Rheinischen Zeitung. Sonntag, den 12. November. 10. Uhr Abends. 5

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( * ) B e r l i n , 1 1 . Nov. Abends 1/4 vor 8 Uhr. Gegen 6 Uhr wurde bekannt, daß an Rimpler der Befehl ergangen sei, bis Morgen 4 Uhr alle Waffen der Bürgerwehr abzuliefern. Die Versammlung beschloß indessen: 1) daß General Brandenburg ein H o c h v e r r ä t h e r sei; 2) daß die Bürgerwehr ihre Waffen nicht abzugeben und im Nothfall G e w a l t m i t G e w a l t zu vertreiben habe; 3) daß jeder Offizier, der gegen die Bürger zu feuern befehle, des L a n d e s v e r r a t h e s angeklagt werde. – Außerdem wurde eine Commission zur Berathung der S t e u e r v e r w e i g e r u n g ernannt. Die Versammlung hatte schon in ihrer Morgensitzung eine Kommission ernannt, um die Steuerverweigerung zu berathen. Als die Nationalversammlung vor dem Schauspielhause erschien, fand sie den Eingang versperrt. Im Innern desselben bivouakirte eine Compagnie Soldaten, deren Hauptmann Herrn v. Unruh den Eintritt weigerte. Die Nationalversammlung begab sich von da nach der Aula, wo ihr ebenfalls der Eintritt verwehrt wurde. Sie tagte dann im Hotel de Russie. 11. November Abends. Die Nationalversammlung verlegte ihre Nachmittags-Sitzung in’s Schützenhaus in der Lindenstraße. Am Montage wird sie das Kölnische Rathhaus beziehen. Wie ich höre, hat die Börse Credit angeboten, und die Stadtverordneten wollen Garantie für die Diäten leisten. Mehrere Deputationen [von Spandau, Magdeburg, Pommern] sind angekommen, um das Recht der Versammlung anzuerkennen.

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Während des Verlaufs des Tages ist eine „Proklamation“ des Königs erschienen, kontrasignirt von den Ministern. Diese Proklamation, die an ähnliche Proklamationen Don Miguels erinnert, sucht die Vertagung der Nationalversammlung zu rechtfertigen. Eine zweite königl. Verfügung löst die Bürgerwehr auf und eine dritte ernennt Rintelen, Chefpräsident des Oberlandesgerichts zu Naumburg, zum Justizminister. D a s k ö n i g l i c h e O b e r - Tr i b u n a l , n a c h d e m H e r r B o r n e mann demselben die Frage vorgelegt: ob der Krone das Recht zustehe, die hier Namens des ganzen Landes versamm e l t e N a t i o n a l - Ve r s a m m l u n g z u v e r t a g e n , z u v e r l e g e n oder zu schließen, hat einstimmig mit „Nein!“ geantwortet. In Berlin circulirte das Gerücht, zu Breslau sei das Militär aus der Stadt geschlagen und das Hotel Brandenburg’s zerstört worden. Wir schenken diesem Gerüchte keinen Glauben, da ein uns so eben zugekommener Breslauer Brief, de dato 11. November Nachts 1 Uhr ˙ ˙dieses ˙˙ nichts davon enthält. Der Hauptinhalt Briefes ist folgender: Der Centralausschuß der Bürgerwehr in seiner Sitzung vom 10. Nov. beschließt, den Magistrat (und die Stadtverordneten) zu veranlassen, daß er allgemeine Bewaffnung aller waffenfähigen Männer sofort bewirke und erkläre, die National-Versammlung unter allen Umständen anzuerkennen und zu beschützen und nur in ihr den Sitz der Regierung zu erblicken. Einer an ihn abgesandten Deputation erklärte der Oberpräsident, er werde den Rechtsboden nicht verlassen, werde aber nie etwas gegen die National-Versammlung unternehmen, noch einem solchen Unternehmen die Hand bieten. Er werde sein Amt niederlegen sobald man etwas Rechtwidriges von ihm verlange. Die Nothwendigkeit der Vertagung der Nationalversammlung erkenne er nicht an. Diesen Erklärungen trat der anwesende Polizeipräsident bei. Ein Recht zur Auflösung der Kammer gestehe er nicht zu und werde sofort sein Amt niederlegen, wenn etwas der Art geschehe. Der Centralausschuß der Breslauer Bürgerwehr erklärt sich für parmanent. Indem die National-Versammlung den Premier-Minister Brandenburg zum Hochverräther erklärt hat, hört die Steuerverpflicht u n g v o n s e l b s t a u f , da man seine hochverrätherische Administration nicht mit Steuern unterstützen darf. – D i e S t e u e r e i n z a h l u n g i s t a l s o jetzt Hochverrath, die Steuerverweigerung erste Pflicht des Bürgers.

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Karl Marx Erscheinungsbefehl für Karl Marx

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142, 14. November 1848

* K ö l n, 13. November. Der „Redakteur en chef“ der „Neuen Rheinischen Zeitung“ hat so eben einen neuen Erscheinungsbefehl von dem hiesigen Instruktionsgericht für den 14. November erhalten.

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Karl Marx Cavaignac und die Junirevolution

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe

* F. Girardin ist erbärmlich in seiner Apologie des imperialistischen Cretin, Louis Napole´ons, des „kleinen Konstablers“; er ist liebenswürdig in seinem Angriffe auf Cavaignac, den Degen des Herrn Marrast. Seit dem 7. November bringt er in fortlaufenden Nummern eine Philippica gegen den Heros der europäischen Bourgeoisie, die sich in seine arabische Nachtmütze verliebt hatte. Treulos, wie sie ist, hat sie ihn dem Sipehsalar Jellachich geopfert, der jetzt der Lion des europäischen Schachers ist. Wir theilen unsern Lesern vollständig den acte d’accusation der „Presse“ mit. Wir haben die Junirevolution, im Widerspruch mit allen europäischen Blättern großen und kleinen Formats, aufgefaßt, wie die Geschichte sie bestätigt hat. Wir halten darauf, von Zeit zu Zeit auf ihre Hauptmomente und Hauptschauspieler zurückzukommen, da die Junirevolution das Centrum ist, worum sich die europäische Revolution und Contrerevolution dreht. Die Entfernung von der Junirevolution war, wie wir während ihres Verlaufs aussprachen, die Sonnenhöhe der Contrerevolution, die ihre Tour um Europa machen mußte. Die Rückkehr auf die Junirevolution ist der eigentliche Beginn der europäischen Revolution. Also auf Cavaignac zurück, auf den Erfinder des Belagerungszustandes.

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Karl Marx / Karl Schneider Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten vom 14. November 1848

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* K ö l n, 14. November. Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten fordert alle demokratischen Vereine der Rheinprovinz auf, sofort die Vereine zusammenzuberufen und an allen Orten der Nachbarschaft Volksversammlungen zu veranlassen, um die gesammte Bevölkerung der Rheinprovinz zur Steuerverweigerung aufzumuntern, als dem zweckmäßigsten Mittel, den an der Versammlung der Preußischen Volksvertreter verübten Gewalthandlungen des Gouvernements entgegenzutreten. Jede gewaltsame Widersetzlichkeit gegen allenfallsige exekutive Beitreibung der Steuern muß abgerathen, dagegen das Nichtbieten bei Zwangsverkäufen empfohlen werden. Zur Verabredung weiter zu ergreifender Maßregeln erachtet der Kreisausschuß die Einberufung eines Kongresses von Deputirten der Vereine für nothwendig, zu welchem dieselben auf Donnerstag den 23. des Morgens 9 Uhr (im Saale bei Eiser in der Komödienstraße hierselbst)˙ ˙ eingeladen werden. Köln, den 14. November 1848. Im Namen des Kreisausschusses: Karl Marx. Schneider II.

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Karl Marx K. Marx

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 143, 15. November 1848

* K ö l n, 14. November. Auf die Nachricht hin, daß der Redakteur en chef der „N. Rh. Z.“, K a r l M a r x, für heute Morgen einen Erscheinungsbefehl von dem Instruktionsgerichte erhalten, hatte sich eine ansehnliche Volksmasse im Appelhofe eingefunden, um ihre Theilnahme zu bekunden und das Resultat abzuwarten. K. Marx wurde bei seinem Wiedererscheinen mit lauten Beifallsbezeugungen begrüßt und nach dem Eiser’schen Saale begleitet, wo er einige Worte des Dankes für die Volkstheilnahme aussprach und erklärte, daß er nur zum Schlußverhör in der Hecker’schen Angelegenheit vernommen worden sei. Der ehemalige Staatsprokurator, jetzige Oberprokurator Herr Hecker glaube nämlich durch ein in der „N. Rh. Z.“ abgedrucktes und „Hecker“ unterzeichnetes Aktenstück von K. Marx als Republikaner denuncirt worden zu sein.

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** B e r n, 9. November. Seit vorgestern sind nun die neuen gesetzgeben˙ ˙ ˙der ˙ ˙ schweizerische Nationalrath und der Ständerath den Bundesstaaten, hier versammelt. Die Stadt Bern hat ihr Möglichstes gethan, um sie so glänzend und so bestechend wie möglich zu empfangen. Musik, Festzüge, Kanonendonner und Glockengeläute, Illumination, nichts fehlte. Die Sitzungen wurden gleich vorgestern eröffnet. Der Nationalrath, nach allgemeinem Stimmrecht und nach der Volkszahl gewählt (Bern hat zwanzig, Zürich zwölf, die kleinsten Kantone je zwei bis drei Abgeordnete geschickt) ist seiner überwiegenden Mehrzahl nach aus radikal-gefärbten Liberalen zusammengesetzt. Die entschieden radikale Partei ist sehr stark vertreten, die konservative hat nur sechs bis sieben Stimmen auf mehr als hundert. Der Ständerath aus je zwei Abgeordneten für jeden ganzen, und je einem für jeden halben Kanton bestehend, gleicht so ziemlich der letzten Tagsatzung in Zusammensetzung und Charakter. Die Urkantönli haben wieder einige ächte Sonderbündler hineingeschickt, und in Folge der indirekten Wahl ist bei den Ständen das reaktionäre Element, wenn auch in entschiedener Minorität, doch bereits stärker vertreten, als im Nationalrath. Der Ständerath ist überhaupt die durch Abschaffung der bindenden Mandate und der Ungültigkeit der halben Stimmen verjüngte und durch Creirung des Nationalraths in den Hintergrund gedrängte Tagsatzung. Er spielt die undankbare Rolle des Senats oder der Pairskammer, des Hemmschuh’s an der vorausgesetzten überfliegenden Neuerungslust des Nationalraths, des Erben der reifen Weisheit und sorgfältigen Ueberlegung der Väter. Diese würdige und gesetzte Behörde theilt bereits jetzt das Schicksal ihrer Schwestern in England und Amerika und weiland in Frankreich; sie wird, noch eh’ sie ein Lebenszeichen von sich gegeben, von der Presse über die Achseln angeseh’n und über dem Nationalrath vergessen. Kein Mensch spricht fast von ihr, und wenn sie von sich sprechen machen wird, so wird’s um so schlimmer für sie sein.

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Der Nationalrath, obwohl er die ganze schweizerische „Nation“ repräsentiren soll, hat gleich in der ersten Sitzung eine Probe, zwar nicht grade von Kantönligeist, aber doch von ächt schweizerischer Uneinigkeit und Kleinigkeitsträumerei gegeben. Um einen Präsidenten zu wählen, mußte man dreimal abstimmen lassen, obwohl nur drei Kandidaten, und alle drei noch dazu Berner, ernsthaft in Betracht kamen. Es waren die Herren Ochsenbein, Funk und Neuhaus; die ersten beiden Repräsentanten der Berner alt-radikalen, der dritte Vertreter der alt-liberalen, halbkonservativen Partei. Endlich wurde Herr Ochsenbein mit 50 aus 93 Stimmen, also einer gar knappen Majorität, erwählt. Daß die Züricher und andern Moderados dem Hrn. Ochsenbein den weisen und vielerfahrenen Neuhaus entgegensetzten, begreift sich; daß aber Hr. Funk, der ganz zu derselben Schattirung gehört wie Ochsenbein, mit ihm in Konkurrenz gebracht und in zwei Abstimmungen gehalten wurde, das beweist, wie wenig noch die Parteien sich geordnet und disziplinirt haben. Jedenfalls haben die Radikalen beim ersten Turnier der Parteien durch Ochsenbein’s Wahl den Sieg davongetragen. – Bei der darauf vorgenommenen Wahl des Vicepräsidenten kam erst beim fünften Mal eine absolute Majorität heraus! Der gesetzte und erfahrne Ständerath dagegen wählte gleich in der ersten Abstimmung fast einstimmig den Zürcher Moderado Furrer zu seinem Präsidenten. Diese beiden Wahlen bezeichnen schon hinreichend, wie verschieden der Geist der beiden Kammern ist und wie bald sie auseinandergehn und in Konflikte gerathen werden. Der nächste interessante Gegenstand der Debatte wird die Wahl der Bundesstadt sein. Interessant, für die Schweizer weil sehr viele von ihnen materiell dabei interessirt sind, für das Ausland, weil grade diese Debatte am klarsten zeigen wird, in wie weit der alte Lokalpatriotismus, die Kantönli-Bornirtheit, verschlissen ist. Bern, Zürich, Luzern konkurriren am heftigsten. Bern möchte Zürich mit der Bundes-Universität, und Luzern mit dem Bundesgerichtshof abfinden, aber umsonst. Bern ist jedenfalls die einzig geeignete Stadt, als Uebergangspunkt der deutschen in die französische Schweiz, als Hauptstadt des größten Kantons, als entstehender Centralpunkt für die ganze Schweizer Bewegung. Nun muß Bern, um etwas zu werden, auch die Universität und das Bundesgericht haben. Aber das bringe Einer den für ihre Kantonsstadt fanatisirten Schweizern bei! Es ist sehr möglich, daß der radikalere Nationalrath für das radikale Bern, der gesetzte Ständerath für das gesetzte, hoch- und wohlweise Zürich stimmt. Dann ist vollend’s guter Rath theuer. In Genf sieht es seit drei Wochen sehr unruhig aus. Bei den Wahlen für den Nationalrath setzten die reaktionären Patrizier und Bourgeois, die von ihren Villen aus die Dörfer um Genf in fast feudaler Abhängigkeit

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halten, mit ihren Bauern alle drei Kandidaten durch. Aber das Bureau kassirte die Wahlen, weil mehr Stimmzettel eingegangen als ausgetheilt waren. Nur diese Kassation beruhigte die revolutionären Arbeiter von Saint-Gervais, die schon haufenweise durch die Straßen zogen und riefen: aux armes! Die Haltung der Arbeiter während der nächsten acht Tage war so drohend, daß die Bourgeois vorzogen, lieber gar nicht zu stimmen, als eine Revolution mit obligaten, bereits angedrohten Schreckensscenen zu provoziren. Um so mehr, als die Regierung drohte ihre Entlassung einzureichen, wenn die reaktionären Kandidaten nochmals durchgingen. Inzwischen änderten die Radikalen ihre Kandidatenliste, setzten weniger schroffe Namen darauf, holten die versäumte Agitation nach, und erreichten bei der neuen Wahl 5000–5500, fast tausend Stimmen mehr als die Reaktionäre bei der vorigen gehabt. Die drei reaktionären Kandidaten erhielten fast gar keine Stimmen, am meisten hatte noch General Dufour, der es auf 1500 brachte. Acht Tage später waren die Wahlen für den großen Rath. Die Stadt wählte 44 Radikale, das Land, das 46 Großräthe zu wählen hat, fast lauter Reaktionäre. Die Revue de Geneve streitet sich noch mit den Bourgeoisblättern herum, ob diese 46 alle reaktionär sind oder ob ein halbes Dutzend für die radikale Regierung stimmen werden. Es wird sich bald zeigen. Die Verwirrung in Genf kann groß werden; denn wenn die Regierung, die hier direkt vom Volk gewählt wird, abtreten muß, so könnte es bei der Neuwahl leicht gehen, wie bei der zweiten Nationalrathswahl, und einer reaktionären Großraths-Majorität eine radikale Regierung gegenübergestellt werden. Es ist übrigens gewiß, daß die Genfer Arbeiter nur auf eine Gelegenheit warten, um durch eine neue Revolution die bedrohten Eroberungen von 1847 sicher zu stellen. Alles in Allem genommen hat die Schweiz gegen die ersten 40ger Jahre bedeutende Fortschritte gemacht. Bei keiner Klasse ist dieser Fortschritt aber so auffallend, wie bei den Arbeitern. Während bei der Bourgeoisie und namentlich in den altpatrizischen Familien der alte lokalbornirte Zopfgeist noch ziemlich allgemein herrscht und höchstens modernere Formen angenommen hat, haben sich die Schweizer Arbeiter merkwürdig entwickelt. Früher hielten sie sich getrennt von den Deutschen und stolzirten im absurdesten „freien Schweizer“ Nationalhochmuth einher, raisonnirten über die „fremden Chaibe“, und blieben bei der ganzen Zeitbewegung theilnahmlos. Jetzt ist das anders geworden. Seitdem die Arbeit schlechter geht, seitdem die Schweiz demokratisirt ist; namentlich aber seitdem an die Stelle der kleinen Putsche europäische Revolutionen und Schlachten wie die Pariser Juni- und Wiener Oktoberschlacht getreten sind, seitdem haben die Schweizer Arbeiter mehr und mehr an der

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politischen und sozialistischen Bewegung Theil genommen, haben sich mit den fremden Arbeitern, besonders den deutschen, verbrüdert und ihr „fryes Schwyzerthum“ an den Nagel gehängt. In der französischen und in vielen Gegenden der deutschen Schweiz sind Deutsche und deutsche Schweizer ohne allen Unterschied in demselben Arbeiterverein zusammen, und Vereine, deren Mehrzahl aus Schweizern besteht, haben beschlossen, sich an die projektirte und theilweise ausgeführte Organisation der deutschen demokratischen Vereine anzuschließen. Während die radikalsten Radikalen der offiziellen Schweiz höchstens von der Einen und untheilbaren helvetischen Republik träumen, hört man nicht selten von Schweizer Arbeitern die Ansicht aussprechen, daß die ganze Selbstständigkeit der kleinen Schweiz in dem europäischen Sturm, der sich vorbereitet, wohl bald zum Teufel gehen werde. Und das sagen sie ganz kaltblütig und gleichgültig, ohne ein Wort des Bedauerns, diese proletarischen Landesverräther! Die Theilnahme für die Wiener war groß bei allen Schweizern, die ich gesehen, aber bei den Arbeitern stieg sie zum wahren Fanatismus. Von Nationalrath, Ständerath, von dem Freiburger Pfaffenputsch hörte man kein Wort; aber Wien, Wien war im Munde Aller vom Morgen bis zum Abend. Es war als ob die Schweizer wieder, wie vor Tells Zeit, Wien zu ihrer Hauptstadt hätten, als ob sie wieder östreichisch seien. Hunderte von Gerüchten wurden verbreitet, diskutirt, bezweifelt, geglaubt, wieder umgestoßen, alle möglichen Fälle wurden durchgesprochen; und als endlich die Nachricht vom Unterliegen der heroischen Wiener Arbeiter und Studenten von der Uebermacht und der Barbarei Windischgrätzs sich definitiv bestätigte, da machte sie einen Eindruck auf diese Schweizer Arbeiter, als ob in Wien ihr eigen Loos entschieden, die Sache ihres eigenen Landes erlegen sei. Diese Stimmung ist freilich noch nicht allgemein, aber sie greift täglich mehr um sich unter dem Schweizer Proletariat, und daß sie schon an vielen Orten besteht, das ist für ein Land wie die Schweiz ein ungeheurer Fortschritt.

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Karl Marx Extra-Blatt zu Nr. 143 der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 143, 15. November 1848. Extra-Blatt

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zu Nr. 143 der Neuen Rheinischen Zeitung. Mittwoch, den 15. November.

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Das Ministerium ist in Anklagezustand versetzt. Die Stadt Brandenburg will nichts wissen von dem Ministerium Brandenburg und schickt eine Dank-Adresse an die Nationalversammlung. Das ganze Land erkennt in seinen Adressen nur die Regierung der Nationalversammlung an. Das Ministerium begeht neuen Hochverrath, indem es im Gegensatze zu dem Habeas-Corpus-Act ohne Genehmigung der Nationalversammlung den Belagerungszustand ausgesprochen und die Nationalversammlung selbst mit Bajonnetten aus dem Schützenhause vertrieben hat. Die Nationalversammlung hat ihren Sitz im Volke, nicht in dem Umkreis dieser oder jener Steinhaufen. Vertreibt man sie aus Berlin, so wird sie in einem andern Orte tagen, in Breslau, Köln oder wo es ihr gutdünkt. Sie hat in ihrer Sitzung vom 1 3 . diesen Beschluß gefaßt. Die Berliner moquiren sich über den Belagerungszustand und lassen sich in keiner Weise durch denselben einschränken. Niemand liefert die Waffen ab. Von verschiedenen Gegenden sind Bewaffnete der National-Versammlung zur Hülfe geeilt. Die Garden verweigern den Gehorsam. Die Soldaten fraternisiren immer mehr mit dem Volke.

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Schlesien und Thüringen sind in vollem Aufstande. Wir aber, Bürger, rufen euch zu: Schickt Geld dem demokratischen Centralausschusse nach Berlin. Zahlt dagegen keine Steuern an die contrerevolutionäre Regierung. Die National-Versammlung hat erklärt, daß die Steuerverweigerung rechtlich begründet sei. Sie hat sie noch nicht beschlossen aus Rücksicht für die Beamten. Die H u n g e r k u r wird diese Beamte die Macht des Bürgers kennen lehren, und sie selbst zu guten Bürgern machen. Hungert den Feind aus und verweigert die Steuern! Nichts thörichter als einer hochverrätherischen Regierung Mittel zum Kampfe gegen die Nation zu bieten und das Mittel aller Mittel ist – G e l d.

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D a s Va t e r l a n d i n G e f a h r . Heute Mittwoch den 15. November Mittags halb 1 Uhr. Ve r s a m m l u n g der Landwehrmänner und Reservisten aller Waffengattungen einschließlich deren Offiziere im Eiser’schen Saale.

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Karl Marx Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 144, 16. November 1848

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K ö l n, 15. November. In einem Augenblick, wo ganz Deutschland mit ˙ ˙ ˙˙ dem Schrei der ˙Entrüstung emporfährt, daß der bluttriefende Diener des östreichischen Idioten, daß ein Windischgrätz es wagen konnte, den Frankfurter Deputirten, Robert Blum, wie einen Hund todtschießen zu lassen – in einem solchen Augenblicke ist es an der Zeit, auf zwei deutsche Blätter zurückzukommen, von denen das Eine mit seltener Perfidie die letzten Lebenstage des Geschiedenen zu schänden suchte und das andre ihn bis ins Grab mit seinem faden Cretinismus verfolgt. Wir sprechen von der „Köln. Ztg.“ und der „Rhein. Volkshalle“. Wir vermieden es bisher, die Rhein. Narhalla, genannt Volkshalle zu erwähnen. Ein Angriff auf dies quartanerhafte Stümperblatt war unter unsrer Würde. In Nro. 262 berichtete die Kölnische Zeitung: „Am 22. d. (Oktober) haben sich die begeisterten Führer der demokratischen Partei (folgen verschiedene Namen) aus Wien entfernt; desgleichen Fröbel und Robert Blum.“ Die „Kölnische“ machte diese Mittheilung ohne weitern Zusatz, setzte aber diese Denunziation gegen Blum in Garmondschrift, um sie dem Gedächtniß ihrer Leser desto leichter einzuprägen. Die „Kölnische Zeitung“ vervollkommnete sich in ihren spätern Nummern. Sie scheute sich nicht, selbst Artikel des schwarz-gelbsten Blattes der Kamarilla, Mittheilungen des Organs der Erzherzogin Sophie, die Nachrichten der infamsten aller östreichischen Zeitungen, der Wiener „Presse“ in ihre Spalten aufzunehmen, um dadurch einen Mann herabzuwürdigen, dessen einziger, von uns oft gerügter Fehler der war, daß er nicht noch energischer und rücksichtsloser, mit einem Worte nicht terroristischer auftrat. Die Mittheilungen der Wiener „Presse“, welche die Kölnische Zeitung so bereitwillig aufnahm, lauteten wie folgt:

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„Robert Blum hat in Wien keine Lorbern geärntet, und die wiener Presse ist sogar sehr entrüstet gegen ihn. Er sprach nämlich auf der Aula von den inneren Feinden der Zaghaftigkeit, des Mangels an Muth und Ausdauer; „sollte es aber außer diesem inneren Feinde auch andere geben – er hoffe, es gebe deren nicht – oder sollten noch Leute in der Stadt existiren, die den Sieg des Militärs lieber wollten, als den Sieg der Freiheit, so müsse sich der Vernichtungskampf gegen die Scharen vor der Stadt mit schroffer Waffe auch gegen sie kehren.“ Hat Hr. Robert Blum diese Worte wirklich gesprochen, sagt z B. die „Presse“, dann stehen wir keinen Augenblick an, unsere Entrüstung auszudrücken. Wir wollen die Freiheit, die volle unverkürzte Freiheit des Volkes. Im Interesse dieser Freiheit aber müssen wir eine solche Sprache, wie sie Herr Robert Blum führt, mit Abscheu zurückweisen; die Gutgesinnten aller Parteien ohne Ausnahme müssen darin übereinkommen, daß Humanität und Gesittung von der Freiheit unzertrennlich sind. Nicht die Bombe, durch welche der äußere Feind den Brand in die Stadt wirft, ist das Schrecklichste, was uns bedroht; der innere Feind, der die Fackel der Zwietracht, der Verdächtigung und des politischen Hasses im Momente der Krisis in die Gemüther wirft, ist mehr zu fürchten. In Hrn. Blum’s Rede liegt der Wahnsinn eines Septembristen, die Perfidie der politischen Denunciation. Hat Hr. Robert Blum Muth und Lust, den Danton zu spielen, dann bedenke er, daß dieser die Gefahr der blutigen Gewaltherrschaft theilte, die er herbeigeführt. Hr. Blum ist in Wiens Mauern als Fremder, als Mitglied des deutschen Parlaments unverletzlich – er hat die Mittel zu Händen, dem Sturme, den er heraufbeschwören will, jeden Augenblick zu entweichen. Darum ist sein Verrath an der heiligen Sache der Gesittung ein doppelt strafbarer. Wer hat Hrn. Robert Blum das Mandat gegeben, das Volk Wiens zum Wahnsinne des Terrorismus aufzustacheln, damit den Blättern der Geschichte, auf welchen die Ereignisse der letzten Tage verzeichnet stehen, Flecken von Blut und Schmach aufgedrückt werden? Hat Hr. Robert Blum diese Worte gesprochen, dann hat er – wir sagen es unumwunden – sich entehrt.“ So weit die Kölnische Zeitung. Doch Robert Blum, der Fremde in den Mauern Wiens, der „als Mitglied des deutschen Parlamentes unverletzlich war,“ er kehrte sich nicht an die Erbärmlichkeit einiger gedungener Literaten: „der begeisterte Führer der demokratischen Partei“ entfernte sich nicht von Wien, er griff zu den Waffen, und kämpfte an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblicke und sank, die Brust von Kugeln zerrissen, ein Mann, auf den wir stolz sein können, dessen Name in den Herzen des Volkes mit der Erinnerung an den heroischen Freiheitskampf zu Wien fortleben wird.

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Schlapp, erbärmlich, weinerlich hinkt die „Rheinische Narhalla“ der „Kölnischen Zeitung“ nach. Die „Rheinische Volkshalle“ meint zwar, daß Windischgrätz „kein Recht über des Mannes Leben gehabt habe“ nichts desto weniger behauptet sie aber: „daß Robert Blum nicht mehr widerfahren sei, als er verdient habe,“ und daß „das rasche Verfahren der Gerechtigkeit in Oestreich zu loben“ sei. Wie man von einem Tölpel manchmal mit einem Fußtritte Abschied nimmt, so nehmen wir Abschied von der Rheinischen Volkshalle. Die gute Presse! – Als man vor einigen Wochen, in einer hiesigen Volksversammlung den Tod Lichnowsky’s mittheilte und einigen taktlosen Leuten dadurch Veranlassung gab, einen unpassenden Beifall zu äußern, da verbreitete die „gute Presse“ überall das Gerücht, daß die Demokratie der Rheinprovinz mit satanischer Freude dies Ereigniß begrüßt habe – – Die Demokratie führt Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Todten.

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Karl Marx / Karl Schneider Erklärung

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 145, 17. November 1848

Erklärung. K ö l n, 16. November. Die Kölnische Zeitung in ihrer Nummer vom ˙ ˙ „Aufruf des rheinischen Kreisausschusses der De15. Nov. bringt ˙den mokraten“ in einen völlig erdichteten Zusammenhang mit einer angeblich von der äußersten Linken der preußischen National-Versammlung in die Provinzen gesandten „Versicherung“ über die Steuerverweigerung. Den Unterzeichneten ist nichts von einer durch Mitglieder der äußersten Linken verbreiteten Nachricht über eine von der Nationalversammlung schon beschlossene Steuerverweigerung bekannt geworden. Karl Marx. Schneider II.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 145, 17. November 1848

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* K ö l n, 16. November. Wir haben der rechten Seite vorausgesagt, was ˙ ˙ ˙Camarilla ˙ ihrer warte, wenn˙ die siegt, – ein Trinkgeld und Fußtritte. Wir haben uns getäuscht. Noch ist der Kampf nicht entschieden und schon erhalten sie Fußtritte von ihren Prinzipalen, ohne ein Trinkgeld zu erhalten. Die „Neue Preußische Zeitung“, Ritterin vom Landwehrkreuze, „mit Gott für König und Vaterland“, offizielles Organ der jetzigen Gewalthaber, erklärt in einer ihrer letzten Nummern die Abgeordneten Zweiffel (Oberprokurator in Köln) und Schlink (Appellationsgerichtsrath in Köln) für – der Leser rathe – für „revolutionäre Magen“ (die „Neue Preußische Zeitung“ schreibt „Mägen“). Sie spricht von der „nicht auszudrückenden Gedankenleere und Gedankenlosigkeit“ dieser Herren. Sie findet, daß selbst „Robespierre’s Hirngespinnste“ weit erhaben sind über die Einfälle dieser „Herren von der Centralabtheilung.“ Avis a` Messieurs ˙˙ ˙ ˙ ˙ Zweiffel et Schlink! In derselben Nummer dieses Blattes wird Pinto-Hansemann für einen „Führer der äußersten Linken“ erklärt, und gegen Führer der äußersten Linken gibt es nach derselben Zeitung nur ein Mittel – das Standrecht – den Strang. Avis a` Monsieur Pinto-Hansemann, den Exminister der That ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ und der Konstabler! Für einen Staatsmoniteur besitzt die „Neue Preußische Zeitung“ zu viel naive Offenherzigkeit. Sie sagt den verschiedenen Parteien zu laut, was in den Registern der santa Casa versiegelt steht. Im Mittelalter schlug man den Vergil auf, um zu prophezeien. Im preußischen Brumaire 1848 schlägt man die „Neue Preußische Zeitung“ auf, um sich der Mühe des Weissagens zu entschlagen. Wir geben neue Beispiele. Was bereitet die Camarilla den Katholiken vor?

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Hört! In Nummer 115 der „Neuen Preußischen Zeitung“ heißt es: ˙ ˙ ˙unwahr ˙˙ „Ebenso ist es, daß der Staat (nämlich der königlich Preußische Staat, der Landwehrkreuzstaat in seiner vormärzlichen Periode) einen e n g k o n f e s s i o n e l l e n Charakter angenommen und von diesem einseitigen Standpunkt aus die religiösen Angelegenheiten geleitet habe. D i e s e r Vo r w u r f w ü r d e z w a r , w e n n e r w a h r w ä r e , e i n e n t s c h i e d e n e s L o b a u s s p r e c h e n . Er ist aber unwahr; denn bekannt ist, daß unser Regiment den a l t e n u n d g u t e n S t a n d p u n k t einer e v a n g e l i s c h e n R e g i e r u n g ausdrücklich verlassen hat.“ Bekannt ist, daß Friedrich Wilhelm III. die Religion in einen Zweig der militärischen Disciplin verwandelte und die Dissenters polizeilich abfuchtelte. Bekannt ist, daß Friedrich Wilhelm IV., als einer der zwölf kleinen Propheten, durch das Ministerium Eichhorn-Bodelschwingh-Ladenberg das Volk und die Wissenschaft zur Religion Bunsen gewaltsam bekehren wollte. Bekannt ist, daß selbst unter dem Ministerium Camphausen die Polen eben so sehr dafür geplündert, gesengt, gekolbt wurden, weil sie Polen, als weil sie Katholiken waren. Die Pointe der Pommern war stets, die Muttergottesbilder in Polen zu spießen und die katholischen Geistlichen zu hängen. Die Verfolgungen der dissentirenden Protestanten unter Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. sind ebenso bekannt. Der erste begrub in Festungen die protestantischen Pfarrer, die die eigends von ihm erfundene Agende und Dogmatik verwarfen. Dieser Mann war ein großer Erfinder in Soldatenröcken und Agenden. Und der zweite? Das Ministerium Eichhorn? Es reicht hin, das Ministerium Eichhorn zu nennen. Aber das alles war nichts! „ U n s e r R e g i m e n t hatte d e n a l t e n u n d g u t e n S t a n d p u n k t einer evangelischen Regierung ausdrücklich verlassen.“ Wartet also die Restauration Brandenburg-Manteuffel ab, Katholiken der Rheinprovinz und Westphalens und Schlesiens ! Man hat euch früher mit Ruthen gezüchtigt, man wird euch mit Scorpionen geißeln. Ihr werdet den „alten und guten Standpunkt einer e v a n g e l i s c h e n Regierung ausdrücklich“ kennen lernen! Und nun gar die Juden, die seit der Emanzipation ihrer Sekte wenigstens in ihren vornehmen Vertretern überall an die Spitze der Contrerevolution getreten sind, was harrt ihrer? Man hat den Sieg nicht abgewartet, um sie in ihr Ghetto zurückzuschleudern.

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Zu Bromberg erneuert die Regierung die alten Beschränkungen der Freizügigkeit und beraubt die Juden so eines der ersten Menschenrechte von 1789, sich frei von einem Orte an den andern zu begeben. Das ist „Ein“ Aspekt der Regierung des wortreichen F r i e d r i c h W i l h e l m I V . unter den Auspizien Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg. In ihrer Nummer vom 10. November hatte die „Neue Preußische Zei˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ hintung“ den Wohlstand der „liberal-konstitutionellen Partei“ als Köder geworfen. Allein sie schüttelte schon bedenklich das Haupt über die Konstitutionellen. „Vor der Hand haben unsere Konstitutionellen allerdings noch eine gewaltige Scheu, sich gemeinsam in den Vereinen oder in ihren öffentlichen Organen als Reaktionärs zu bekennen“. Sie fügt indeß noch beschwichtigend und treffend hinzu: „Jeder Einzelne (Liberal-Konstitutionelle) hat es längst kein Hehl mehr, daß für dermalen kein Heil ist, als in gesetzlicher Reaktion“, d. h. also darin, das Gesetz reaktionär oder die Reaktion gesetzlich zu machen, die Reaktion zum Gesetze zu erheben. In ihrer Nummer vom 15. April macht die „Neue Preußische Ztg.“ ˙˙˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙die die schon nicht mehr so viel Federlesens mit den „Konstitutionellen“, Reaktion zum Gesetze erhoben haben wollen, aber gegen das Ministerium Brandenburg-Manteuffel sich sträuben, weil es die Contrerevolution sans phrase will. „Man muß“, sagt sie, „die ordinairen Konstitutionellen ihrem Schicksal überlassen!“ Mitgefangen! Mitgehangen! Zur Nachricht für die ordinairen Konstitutionellen! Und worin besteht der extraordinäre Constitutionalismus Friedrichs Wilhelm IV. unter den Auspicien Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg? Das offizielle Regierungsorgan, die Landwehrkreuzritterin mit Gott für König und Vaterland, verräth die Geheimnisse des außerordentlichen Constitutionalismus. Das „einfachste, geradeste und ungefährlichste Heilmittel“ ist natürlich, die „Versammlung an einen andern Ort zu verlegen“, aus einer Hauptstadt in eine Wachtstube, aus Berlin nach Brandenburg. Indeß diese Verlegung ist, wie die „Neue Preußische Zeitung“ verräth, nur ein „Versuch“. „Es muß“, sagt sie, „der Versuch gemacht werden, ob die Versammlung durch die Verlegung an einen andern Ort mit der Wiedererlangung der äußern freien Bewegung auch die innere Freiheit wieder gewinne.“ Zu Brandenburg wird die Versammlung äußerlich frei sein. Sie wird nicht mehr unter dem Einflusse der Blousen, sie wird nur noch unter dem Einflusse schnurrbärtiger Schleppsäbel stehen.

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Aber die innere Freiheit? Wird die Versammlung zu Brandenburg sich von den Vorurtheilen und den verwerflichen revolutionären Gemüthseindrücken des 19. Jahrhunderts befreien? Wird ihre Seele frei genug sein, die feudalen Jagdrechte, allen modrigen Plunder der sonstigen Feudallasten, die Ständeunterschiede, die Censur, die Steuerungleichheit, den Adel, das absolute Königthum und die Todesstrafe, wofür Friedrich Wilhelm IV. schwärmt, die Ausplünderung und Verschleuderung der Nationalarbeit durch die „blassen Canaillen, die ausgesehen wie Glaube, Liebe und Hoffnung“, durch ausgehungerte Krautjunker, Gardelieutenants und inkorporirte Conduitenlisten, wird die Nationalversammlung selbst zu Brandenburg innerlich frei genug sein, alle diese Artikel der alten Mise`re wieder als offizielle Glaubensartikel zu proklamiren? Man weiß, daß die kontrerevolutionäre Partei die konstitutionelle Parole ausgetheilt hatte: „Vollendung des Verfassungswerkes!“ Das Organ des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg verschmäht es, diese Maske länger zu tragen. „Die Lage der Dinge“, gesteht das offizielle Organ, „ist auf einen Punkt gediehen, wo uns nicht einmal mehr mit der so lang ersehnten Vollendung des Verfassungswerkes geholfen werden kann. Denn wer kann es sich länger verbergen, daß eine Urkunde, die den Volksvertretern Paragraph vor Paragraph unter Rad und Galgen diktirt und von denselben der Krone abgedrungen ist, nur so lange für verbindlich erachtet werden w i r d , als der direkteste Zwang sie aufrecht zu erhalten im Stande ist.“ Also Paragraph vor Paragraph die kümmerlichen durch die Nationalversammlung zu Berlin errungenen Volksrechte wieder aufheben, das ist die Aufgabe der Nationalversammlung zu Brandenburg! Wenn sie nicht vollständig, Paragraph vor Paragraph, den alten Plunder restaurirt, nun, so beweist sie eben, daß sie zwar „die Freiheit der äußern Bewegung“ zu Brandenburg wieder gewonnen hat, aber nicht die von Potsdam beanspruchte innere Freiheit. Und wie soll die Regierung gegen die Seelenverstocktheit, gegen die innere Unfreiheit der nach Brandenburg übersiedelten Versammlung operiren? „Die Auflösung müßte erfolgen“, ruft die „Neue Preußische Zeitung“ aus. Aber das Volk, fällt ihr ein, ist vielleicht innerlich noch unfreier als die Versammlung. „Es würde“, schüttelt sie die Achseln, „das Bedenken erhoben werden können, ob neue Urwahlen nicht ein noch jämmerlicheres Resultat, als die ersten, zu Tage fördern möchten.“

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Das Volk in seinen Urwahlen besäße die Freiheit der äußern Bewegung. Aber die innere Freiheit? That is the question! Die Paragraphen der aus neuen Urwahlen hervorgehenden Versammlung könnten die alten an Ruchlosigkeit übertreffen. Was also gegen die „alten“ Paragraphen thun? Die Landwehrkreuzritterin wirft sich in Positur. „Die Faust hat sie geboren, (die alten Paragraphen seit dem 19. März) die Faust wird sie stürzen – und das von Gottes und Rechtswegen.“ Die Faust wird das „gute alte Regiment“ herstellen. Die Faust ist das letzte Argument der Krone; die Faust wird das letzte Argument des Volkes sein. Vor allem wehre es die bettelhaften hungrigen Fäuste ab, die aus seinen Taschen Civillisten – und Kanonen herausgreifen. Die prahlerischen Fäuste werden abmagern, sobald es sie nicht mehr mästet. Das Volk verweigere vor allem die Steuern, und – später wird es zählen, auf welcher Seite die meisten Fäuste sind. Alle sogenannten Märzerrungenschaften werden nur so lange für verbindlich erachtet werden, als der direkteste Zwang sie aufrecht zu erhalten im Stande ist. Die Faust hat sie geboren, die Faust wird sie stürzen. Die „Neue Preußische Zeitung“ sagts, und was die „Neue Preußische Zeitung“ sagt, hat Potsdam gesagt. Also keine Illusion mehr! Das Volk muß den Märzhalbheiten ein Ende machen, oder die Krone macht ihnen ein Ende.

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Karl Marx Keine Steuern mehr!!!

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 145, 17. November 1848. Außerordentliche Beilage

Keine Steuern mehr!!! * K ö l n, 16. November. Alle Zeitungen aus Berlin, mit Ausnahme des „Preußischen Staatsanzeigers“, der „Vossischen Zeitung“ und der „Neuen Preußischen Zeitung“ sind ausgeblieben. Die Entwaffnung der Bürgerwehr ist im Geheimerathsviertel vollzogen worden, aber nur im Geheimerathsviertel. Es ist dasselbe Bataillon, das am 21. Oktober die Maschinenbauer meuchelmordete. Seine Entwaffnung ist ein Gewinn für die Volkssache. Die Nationalversammlung ist wiederum durch bewaffnete Macht aus dem Kölnischen Rathhause vertrieben worden. Sie begab sich dann in das Mylius Hotel, wo sie endlich einstimmig mit 2 2 6 S t i m m e n den unten nachfolgenden Beschluß der Steuerverweigerung faßte. „Das Ministerium Brandenburg ist nicht berechtigt, über Staatsgelder zu verfügen und Steuern zu erheben, so lange die Nationalversammlung nicht in Berlin ihre Sitzungen frei fortsetzen kann. Dieser Beschluß tritt mit dem 17. November in Kraft. Nationalversammlung vom 15. November.“ Vo n d e m h e u t i g e n Ta g e a n s i n d a l s˙o ˙ d i˙e S t e u e r n a u f g e hoben!!! Die Steuereinzahlung ist Hochverrath, die Steuerverweigerung erste Pflicht des Bürgers!

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Außerordentliche Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 145 vom 17. November 1848. Originalexemplar von Marx

Karl Marx Ein Erlass Eichmanns

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* K ö l n, 18. November. Die Aufforderungen zur Steuerverweigerung, ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ lassen, machen mir eine ernste Ermahnung dawelche sich vernehmen gegen an die meiner Fürsorge anvertrauten Provinz zur Pflicht. Nachdem der König die gewichtvollen Gründe der Verlegung der Nationalversammlung aus Berlin öffentlich dargelegt, nachdem ein großer Theil der Abgeordneten das Recht der Krone anerkannt hat, und die deutsche Nationalversammlung gleich der Centralgewalt in Frankfurt diesem Anerkenntnisse beigetreten ist, kann es nicht meine Absicht sein, zu dem sich bildenden Urtheile der Bewohner der Rheinprovinz über diesen Akt der Staatsregierung auch meine Stimme abzugehen. Allein mein Amt gebietet mir, jeden Angriff gegen die Gesetze und ihre Befolgung, ohne welche kein Staat bestehen kann, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln zurückzuweisen. Ein solcher Angriff liegt in den Aufforderungen, die Steuern, die unentbehrlichen Mittel zur Erhaltung der Ordnung und Gerechtigkeit, Steuern, welche in gesetzlichem Wege ausgeschrieben sind und nur Kraft eines Gesetzes verändert werden können, nicht mehr zu zahlen. Nach meinen Erfahrungen über die Achtung, welche in den Bewohnern der Provinz für die Gesetze lebt, kann ich mich zu ihnen einer folgenschweren Verletzung derselben nicht versehen, vertraue ihnen vielmehr, daß sie jenen Versuchungen zu ihrer Ehre und dem gemeinen Wohle unerschütterlich widerstehen werden. Für die unverhofften Fälle, worin dieses Vertrauen dennoch sich getäuscht finden sollte, erwarte ich aber von sämmtlichen Provinzial- und Ortsbehörden, daß sie mit aller Kraft, welche die Gesetze ihnen verleihen, die Steuerzahlung anhalten und ihre Amtspflicht ohne Wanken erfüllen werden. Köln, den 17. November 1848. ˙ ˙ ˙ ˙˙ Der Oberpräsident der Rheinprovinz, (gez.) Eichmann

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So lautete die Antwort des Exministers und Oberpräsidenten Eichmann, auf den Erlaß des „rheinischen Ausschusses der Demokraten“. Hr. Eichmann, als er diese seine Epistel an die Thessalonicher schrieb, kannte er schon den Beschluß der Nationalversammlung über die Steuerverweigerung? Eichmann repräsentirte die Brandenburg-Manteuffel früher im Schoose des Ministeriums Pfuel. Er repräsentirt sie jetzt an der Spitze der Rheinprovinz. Eichmann ist die Contrerevolution an der Regierung in der Rheinprovinz. Die Erlasse des Hrn. Eichmann haben also denselben Werth, wie die Erlasse des Hrn. Brandenburg. Versetzung in Anklagezustand wegen Hochverrath wird früher oder später die Laufbahn des Hrn. Eichmann würdigst abschließen, des braven Mannes – der in seinen jugendlichen Jahren mit unermüdlichem Feuereifer die „Hochverräther“ in die Festungen spedirte. Hr. Oberpräsident Eichmann erklärt sich in dem obigen Erlasse als offenen Feind der Nationalversammlung, ganz im Gegensatze zu dem Hrn. Oberpräsidenten Pinder in Schlesien, der bekanntlich Royalist ist. Hr. Eichmann hat also aufgehört, Oberpräsident, wie sein Gebieter Brandenburg aufgehört hat, Minister zu sein. Herr Eichmann hat sich selbst abgesetzt. Die Beamten, die seine contrerevolutionären Befehle ausführen, thun es auf ihre Gefahr. Wenn die Bewohner der Rheinprovinz die Nationalversammlung auch auf wirksamere Weise als durch bloße Adressen unterstützen, wenn sie nicht stumpfsinnig und widerstandslos vor der Knute ihre Kniee beugen wollen, so müssen sie allen Behörden, speziell den Regierungspräsidenten, Landräthen, Bürgermeistern und städtischen Behörden eine öffentliche Erklärung darüber abzwingen, ob sie die Nationalversammlung anerkennen und ihre Beschlüsse ausführen wollen, o u i o u n o n ? Im Falle der Weigerung und gar des direkten Entgegenhandelns gegen diese Beschlüsse, sind diese Beamten 1) für abgesetzt, 2) für Hochverräther zu erklären und an ihrer Stelle provisorische Sicherheitsausschüsse zu ernennen, deren Befehle einzig und allein als rechtsgültig zu betrachten sind. Wo die contrerevolutionären Behörden gewaltsam die Bildung und Amtsthätigkeit dieser Sicherheitsausschüsse hintertreiben wollen, ist jede Art von Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. Der passive Widerstand muß den aktiven Widerstand zu seiner Unterlage haben. Er gleicht sonst dem Sträuben des Kalbes gegen seinen Schlächter.

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Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 147 vom 19. November 1848 Originalexemplar von Marx

Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe

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K ö l n, 18. November. Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten ˙ ˙ ˙ ˙˙ fordert alle demokratischen Vereine der Rheinprovinz auf, die Beschlußnahme und Durchführung folgender Maßregeln zu bewerkstelligen: 1) Nachdem die preußische Nationalversammlung selbst die Steuerverweigerung beschlossen hat, ist ihre gewaltsame Eintreibung überall durch jede Art des Widerstandes zurückzuweisen. 2) Der Landsturm zur Abwehr des Feindes ist überall zu organisiren. Für die Unbemittelten sind Waffen und Munition auf Gemeindekosten oder durch freiwillige Beiträge zu beschaffen. 3) Die Behörden sind überall aufzufordern, sich öffentlich darüber zu erklären, ob sie die Beschlüsse der Nationalversammlung anerkennen und ausführen wollen. Im Weigerungsfalle sind Sicherheits-Ausschüsse zu ernennen und zwar wo möglich im Einverständnisse mit den Gemeinderäthen. Der gesetzgebenden Versammlung widerstrebende Gemeinderäthe sind durch allgemeine Volkswahl zu erneuern. Köln, den 18. November. Im Namen des rheinischen Kreisausschusses der Demokraten. Karl Marx. Karl Schapper. Schneider II.

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Friedrich Engels Sitzungen der Schweizer Kammern

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe

** B e r n, 12. November. Die bisherigen Sitzungen der beiden schweize˙ ˙ ˙ ˙ noch keine der wichtigeren Fragen zur Debatte rischen Kammern ˙haben gebracht. Die Konstituirung der zwei Räthe, die Debatte über Publikation der Verhandlungen (bekanntlich ohne Resultat vorläufig fallen gelassen), die Zurückweisung der mit Vorbehalten gegen die neue Verfassung gewählten Deputirten waren die Hauptgeschäfte der vorigen Woche. In der gestrigen Sitzung wurde der Eid für die Bundesbehörden redigirt und die Gehälter des Bundesraths (der Präsident 6000 Schweizerfranken, die Räthe jeder 5000, der Kanzler 4000 und freie Wohnung) ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Die Wahl der Bundesstadt und die Ernennung des Bundesfestgesetzt. raths wird nun nicht länger verschoben werden können. Auch zeigte der Vorort den beiden Räthen gestern die wegen Tessin ergriffenen Maßregeln an. Tessin hat vom Vorort an die neuen Bundesbehörden appellirt; es steht indeß nicht zu erwarten, daß diese die Beschlüsse ihres Vorgängers im Amt modifiziren oder gar umstoßen werden.

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Karl Marx Der Stadtrat

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148, 21. November 1848

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* K ö l n, den 20. November. Der kölnische Gemeinderath hat eine Peti˙ ˙ ˙ ˙ ˙ worin er den König flehentlich bittet, das tion nach Berlin abgesandt, Ministerium abzusetzen, um das Königthum zu retten. Der Stadtrath von Köln, resp. Herr Dumont et Consorten, wendet sich ˙ ˙˙ ˙König ˙ an den König, während die ganze Rheinprovinz sich vom abwendet, um sich der konstituirenden Versammlung zuzuwenden. Herr Dumont resp. der Stadtrath will den König retten, während die Rheinprovinz nur daran denkt, sich zu retten. Als wenn die Rettung des Königs mit der Rettung der Rheinprovinz zusammenhänge! In einem Augenblicke, wo die Könige und Kaiser sich durch Belagerungszustände und Bombardiren retten, will der Stadtrath den König retten. Wer hat den Stadtrath berufen, den König zu retten, und eine Petition ergehen zu lassen, die das servilste Werk des kölnischen Schlaraffenthums ist? Nach den Antecedentien des Königs und des kölnischen Stadtraths flehet letzterer, um weiter nichts als um Fußtritte. Hätte der Stadtrath von Köln mehr auf den Beschluß der Berliner Deputirten, als auf den autokratischen Willen und die Rettung des Königs gesehen, so hätte er schon längst die Thore der Stadt Köln besetzen lassen, um die Erhebung der Steuern zu verhindern und dem Willen der Kammer Nachdruck zu geben. Der kölnische Stadtrath muß daher un˙˙ ˙ ˙und ˙ Steuerbehörden, welche verzüglich abgesetzt werden. Alle Gerichtsnicht die Enthebung der Steuern mit aller Energie verhindern, müssen als Hochverräther behandelt werden. Wenn die Stadt Köln ihren Stadtrath nicht absetzt und sofort zwei neue Deputirte statt der Weggelaufenen nach Berlin schickt, verdient sie die – Knute.

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Friedrich Engels Wahl des Schweizer Bundesrats

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148, 21. November 1848.

** B e r n, 16. Nov. Ich eile, Ihnen das Resultat der heute in gemeinsamer Sitzung des Nationalraths und Ständeraths vorgenommenen Wahl des vollziehenden Bundesraths mitzutheilen. Es wurden erwählt: Zum Präsidenten: Bürgermeister Furrer, von Zürich; Zum Vizepräsidenten: Staatsrath Druey, von Waadt; Zu Mitgliedern: Oberst Ochsenbein, von Bern; Oberst Franscini, von Tessin; Herr Munzinger, von Solothurn; Herr Näff, von St. Gallen. Herr Steiger, von Luzern. Die gemäßigte Partei, in beiden Räthen in großer Uebermacht, hat also ihre Kandidaten alle durchgesetzt gegen die radikalen Kandidaten: Eytel, Stämpfli, Luvini etc.

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Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider Aufruf an die Demokraten der Rheinprovinz vom 20. November 1848

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148, 21. November 1848. Zweite Ausgabe

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K ö l n , 20. November. Demokraten der Rheinprovinz! Statt dem Oberpräsidenten Eichmann, hat der bekannte Oberprokurator Z w e i f f e l durch den Instruktionsrichter L e u t h a u s , Eurem Ausschusse einen Erscheinungsbefehl auf Morgen, wegen öffentlicher Aufforderung zur Rebellion, zugestellt. Man erwartet Scandal; die Kommandantur von Köln hat alle Anstalten getroffen; nach dem von einem hochverrätherischen Ministerium ausgegangenen Befehle soll Köln bei dieser Gelegenheit in Belagerungszustand erklärt werden. Vereitelt diese Hoffnung. Was uns auch zustoßen mag, verhaltet Euch ruhig. Der Kongreß findet unter allen Umständen Statt. Die Rheinprovinz wird eher ihren letzten Blutstropfen vergießen, als dem Regimente der Säbelherrschaft sich unterwerfen. Karl Marx. Karl Schapper. Schneider II.

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Karl Marx Über die Proklamation des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel in Betreff der Steuerverweigerung

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 149, 22. November 1848

* K ö l n, 21. November. Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel hat ˙ ˙ ˙ ˙ ˙Regierungen den Befehl ergehen lassen, die Steuan sämmtliche königl. ern durch gewaltsame Maßregeln einzutreiben. Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel, das auf gesetzwidrigem Boden steht, empfiehlt Zwangsmittel gegen die Weigernden und Milde gegen die Unvermögenden. Es stellt also zwei Kategorien von Nichtzahlenden auf. Die Einen, die nicht zahlen, um dem Willen der Nationalversammlung nachzukommen, und die Andern, die nicht zahlen, weil sie nicht zahlen können. Die Absicht des Ministeriums ist nur zu klar. Es will die Demokraten theilen; es will die Bauern und Arbeiter veranlassen, sich zu den Nichtzahlenden aus Unvermögen zu zählen, um sie loszutrennen von den Nichtzahlenden aus Gesetzlichkeit, und dadurch die Letztern des Beistandes der Erstern zu berauben. Aber dieser Plan wird scheitern; das Volk sieht ein, daß es solidarisch verantwortlich ist, für die Weigerung der Steuern, so wie es früher solidarisch verantwortlich war für ihre Eintreibung. Der Kampf wird entschieden werden zwischen der zahlenden Gewalt und der bezahlten Gewalt.

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Karl Marx Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“

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* K ö l n, 21. November. Wer steht auf dem Rechtsboden, der Oberprä˙ ˙ ˙ ˙die ˙ Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung“? sident Eichmann oder Wer soll den Boden des Gefängnisses betreten, die Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung“ oder der Oberpräsident Eichmann? Diese Frage liegt gegenwärtig dem öffentlichen Ministerium Zweiffel zur Entscheidung vor. Wird das öffentliche Ministerium Zweiffel auf die Seite des Ministeriums Brandenburg treten, oder wird der Oberprokurator Zweiffel als alter Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung“ die Partei seiner Kollegen ergreifen? Diese Frage liegt gegenwärtig dem Publikum zur Entscheidung vor. Die „Neue Rheinische Zeitung“ drang auf Einstellung der Steuern vor dem Beschlusse der Nationalversammlung; sie war gesetzlich vor der gesetzgebenden Gewalt. Und wenn dieses Vorgreifen vor der Gesetzlichkeit eine Ungesetzlichkeit ist, so stand die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“ während sechs vollen Tagen auf ungesetzlichem Boden. Herr Zweiffel hätte während sechs Tagen inquiriren können, den 7. Tag aber mit seinem Inquisitions-Eifer ruhen müssen. Am 7. Tage aber, nachdem das Werk der Schöpfung vollbracht und Herr Zweiffel den Sabbath gefeiert, und die Nationalversammlung die Weigerung der Steuern zum Gesetze erhoben hatte, wendete sich der Präsident Eichmann an den Herrn Zweiffel, um gegen diejenigen, welche zur Weigerung der Steuern provocirt hatten, zu inquiriren. Wer hat zur Steuerverweigerung provocirt? Die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“ oder die Nationalversammlung zu Berlin? Wen soll Herr Zweiffel verhaften, seine alten Kollegen, die Deputirten zu Berlin, oder seine alten Mitarbeiter, die Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung“, oder den Präfekten, Herrn Eichmann? Herr Zweiffel hat bisheran noch Niemanden verhaftet.

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Wir tragen daher darauf an, daß ein anderer Zweiffel den Herrn Zweiffel verhaftet, weil er vor dem Sabbath nicht die Redakteure der „Neuen Rheinischen Zeitung“, und nach dem Sabbath nicht den Herrn Eichmann verhaftet hat.

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Karl Marx Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 149, 22. November 1848

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* K ö l n , 21. November. In Berlin streckt die Staatsanwaltschaft die Waf˙ ˙ ˙ ˙˙ fen vor einem Hochverräther. Der erste Staatsanwalt, Herr Sethe, statt der Aufforderung der Nationalversammlung, gegen den Hochverräther Brandenburg seine Pflicht zu thun, Genüge zu leisten – dankt ab. Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten, welcher sich bemüht, dem gesetzlichen Beschluß der Nationalversammlung die möglichste Verbreitung zu geben, und dazu auffordert, die Pläne eines Hochverräthers zu vereiteln, wird von dem Kölnischen Prokurator verfolgt wegen – Rebellion (?!) „Wer die Gewalt hat, hat das Recht.“ – Die Vertreter des Rechts stehen überall auf Seiten der Gewalt.

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Karl Marx Die Frankfurter Versammlung

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 150, 23. November 1848

* K ö l n, 22. November. Das Frankfurter Parlament hat den Beschluß ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ in Betreff der Steuerverweigerung, als gesetzder Berliner Versammlung widrig für null und nichtig erklärt. Es hat sich dadurch für Brandenburg, für Wrangel, für das spezifische Preußenthum erklärt. Frankfurt ist nach Berlin, Berlin ist nach Frankfurt hinübergesiedelt. Das deutsche Parlament ist in Berlin, das preußische Parlament in Frankfurt. Das preußische Parlament ist ein deutsches, das deutsche ein Brandenburg-preußisches geworden. Preußen sollte in Deutschland aufgehen, und das deutsche Parlament in Frankfurt will nun, daß Deutschland in Preußen aufgehe! Das deutsche Parlament! Wer sprach von einem deutschen Parlament nach den schweren Vorfällen in Berlin und Wien. Nach dem Tode Robert Blum’s dachte kein Mensch mehr an das Leben des edlen Gagern. Nach einem Ministerium Brandenburg-Manteuffel dachte kein Teufel mehr an einen Schmerling. Die Herren Professoren, welche „Geschichte machten“, zu ihrem Privatvergnügen, mußten geschehen lassen die Bombardirung Wiens, die Ermordung Robert Blum’s, die Barbarei Windischgrätz! Die Herren, denen die Kulturgeschichte Deutschlands so sehr am Herzen lag, überließen die praktische Handhabung der Kultur einem Jellachich und seinen Kroaten! Während die Professoren die Theorie der Geschichte machten, ging die Geschichte ihren stürmischen Lauf und kümmerte sich wenig um die Geschichte der Herren Professoren. Der Beschluß von vorgestern hat das Frankfurter Parlament vernichtet. Er hat es in die Arme des Hochverräthers Brandenburg geworfen. Das Frankfurter Parlament hat sich des Hochverraths schuldig gemacht, und muß gerichtet werden. Wenn ein ganzes Volk sich erhebt, um gegen einen Akt königlicher Willkühr zu protestiren, wenn dieser Protest auf ganz gesetzmäßigem Wege, durch die Weigerung der Steuern geschieht,

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und eine Versammlung von Professoren, ohne alle Befugniß, diese Weigerung der Steuern, diese Erhebung des ganzen Volkes, für eine gesetzwidrige erklärt, so ist diese Versammlung außer allem Gesetz, sie ist eine hochverrätherische. Es ist die Pflicht aller Mitglieder der Frankfurter Versammlung, welche gegen den Beschluß gestimmt haben, aus diesem „verblichenen Bundestag“ auszutreten. Es ist die Pflicht aller Demokraten, diese ausgetretenen „Preußen“ für die deutsche Nationalversammlung in Berlin zu wählen, als Stellvertreter der ausgeschiedenen „Deutschen“. Die Nationalversammlung in Berlin ist kein „Theil“, sie ist vollständig, denn sie ist beschlußfähig. Die brandenburgische Versammlung in Frankfurt wird aber ein „Theil“ werden; denn dem nothwendig gewordenen Austritt der 150 werden gewiß noch manche andere nachfolgen, die nicht einen Frankfurter Bundestag konstituiren wollen. Das Frankfurter Parlament! Es hat Furcht vor einer rothen Republik, und dekretirt eine rothe Monarchie! Wir wollen keine rothe Monarchie, wir wollen nicht, daß die purpurroth gefärbte Krone Oestreichs über Preußen kömmt, und deßhalb erklären wir das deutsche Parlament des Hochverraths schuldig! Doch nein, wir thun ihm zu viel Ehre an; wir geben ihm eine politische Wichtigkeit, die es längst verloren. Das strengste Urtheil ist bereits über ihm ergangen – die Nichtbeachtung seiner Beschlüsse, und die – Vergessenheit.

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Friedrich Engels Wahlen für das Bundesgericht – Verschiedenes

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 150, 23. November 1848

** B e r n, 18. November. Gestern gab ich Ihnen die acht erstgewählten ˙ ˙ ˙Verfolg ˙˙ Bundesrichter an. Im der gestrigen gemeinsamen Sitzung wurden noch ernannt: Folly von Freiburg (einer der dortigen Nationalräthe, deren Wahl kassirt wurde), Dr. Karl Brenner, Redakteur der schweizeri˙ ˙ ˙ ˙ ˙von ˙ Uri, wodurch ˙ ˙˙ schen Nationalzeitung von Basel, und Advokat Jauch ˙das ˙ ˙ ˙ Bundesgericht ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ auf die volle Zahl von elf Richtern gebracht wird. Zum Präsidenten wurde Kern, zum Vicepräsidenten Dr. K. Pfyffer ernannt. Wie Sie wissen, hat der National-Rath die Wahlen des Kantons Frei˙ ˙ ˙ ˙ ˙Wähler zur Abstimmung zugelassen ˙ ˙˙ burg kassirt, weil nur diejenigen wurden, welche die neue Bundesverfassung zu beschwören bereit waren. Er hat sein Votum am folgenden Tage durch fast einstimmige (73 gegen 13) Verwerfung des Funkschen Antrags, die Sache durch beide Räthe entscheiden zu lassen, bestätigt. Abgesehen von dem Berner Lokalklatsch, den dieser Beschluß hervorgerufen, hat er aber auch Anlaß gegeben zu sehr bittern Erörterungen zwischen den Radikalen der deutschen und französischen Schweiz. Die Sache ist folgende: Die Bundesverfassung bestimmt, der erste Nationalrath soll von allen Schweizern gewählt werden, welche 20 Jahre wenigstens alt und sonst in ihrem Kanton Wähler sind. Im Uebrigen ist die ganze Anordnung, Reglement und nähere Bestimmungen den einzelnen Kantonen überlassen. Der von der Freiburger Regierung verlangte Eid ist auch in manchen andern Kantonen Bedingung des Wahlrechts; in diesen Kantonen muß jeder Schweizer Bürger, der zum erstenmal sein Wahlrecht ausübt, die Kantonalverfassung beschwören. Es ist klar, die Absicht der Verfasser der neuen Konstitution war, für die Wahlen das allgemeine Stimmrecht zu sichern; aber nach dem Wortlaut hat die Freiburger Regierung Recht, und nach den Umständen, in denen sie sich einer kompakten feindlichen, von den

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Pfaffen beherrschten Majorität gegenüber befindet, mußte sie entweder den Eid verlangen oder abdanken. Die deutschen Radikalen halten nun an der Absicht des Gesetzgebers fest, die französischen, Waadt an ihrer Spitze, stützen sich auf den Buchstaben der Verfassung, um die Freiburger Regierung und die ihnen so erwünschten fünf radikalen Stimmen im Nationalrath zu retten. Sie erklären den Beschluß des Nationalraths für eine indirekte Billigung der Rebellion des Freiburger Bischofs, die, was ganz richtig ist, den Sturz der Freiburger radikalen Regierung und die Herstellung einer Sonderbundsregierung in diesem Kanton nach sich ziehen müsse. Sie tituliren die Berner und sonstigen deutschen Radikalen „Theoretiker“, „Fabrikanten hohler Abstraktionen“, „Doktrinäre“ u. s. w. Es ist richtig, daß die deutsch-schweizerischen Radikalen, meist Advokaten, ihren juristischen Standpunkt oft zu sehr festhalten, während die Waadtländer und Genfer, in der revolutionären französischen Schule gebildet, bessere Politiker sind und das Jus zuweilen auf die leichte Achsel nehmen. Das entschiedenste Blatt dieser französisch-schweizerischen Richtung ist der „Nouvelliste Vaudois“ von Lausanne, das „Organ der in Permanenz erklärten Revolution“, wie die Konservativen und selbst die gesetzten Liberalen ihn nennen. Dies übrigens gar nicht ohne Geist und Leichtigkeit geschriebene Blatt pflanzt ohne Weiteres die Fahne der rothen Republik auf, erklärt sich für die Juni-Insurgenten in Paris, nennt den Tod Latours in Wien „einen gewaltigen Akt souveräner Volksjustiz“, und verspottet mit bitterer Ironie den pietistisch-reaktionären „Courrier suisse“, der ob solcher Greuel heulend die Augen verdrehte. Und doch ist dieser Nouvelliste das Organ einer mächtigen Partei in der Waadtländer Regierung, ja man kann fast sagen, das Organ der Majorität dieser Regierung; und dennoch geht in Waadt durchaus Alles in Ordnung, das Volk ist ruhig, und hängt seiner Regierung enthusiastisch an, wie gerade die Nationalrathswahlen wieder beweisen. Nach einer halboffiziellen Mittheilung der Revue de Gene`ve wird Genf die Beschlüsse der Diözesankonferenz wegen des Bischofs von Freiburg (die werden sie längst kennen) mit einigen geringen, durch alte Concordate bedingten Vorbehalten ratifiziren. Die übrigen Kantone der Diözese haben bereits ratifizirt. Sobald alle Ratifizirungen eingelaufen, berichtet sie weiter, wird Bischof Marilley freigelassen werden, da der Kanton Freiburg erklärt hat, die gegen ihn eingeleitete Kriminaluntersuchung wegen Betheiligung an dem letzten Aufstandsversuch niederschlagen zu wollen. Man ist sehr gespannt auf die Wahl der Bundesstadt. Wenn Bern nicht gewählt werden sollte, und man will ein Vorzeichen dafür in dem Um-

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stand sehen, daß kein Berner weder zum Präsidenten noch zum Vicepräsidenten des Bundesraths ernannt, so wird hier eine Bewegung ausbrechen, die den Sturz Ochsenbeins, eine Majorität der radikalen Richtung (Stämpfli, Niggeler, Stockmar etc.), und die Revision der kaum eingeführten Bundesverfassung zur Folge haben würde. Nach der Verfassung müssen nämlich die beiden Räthe aufgelöst und neue zur Verfassungsrevision gewählt werden, sobald 50 000 wahlfähige Schweizerbürger dies verlangen. Bern allein bringt diese Zahl von Unterschriften leicht zusammen, ungerechnet die Massen, die aus den avancirten romanischen Kantonen kommen würden, gespornt durch die Aussicht auf Einkammersystem und größere Centralisation. Aber alle Vermuthungen über Voten schweizerischer Räthe sind gerade ins Blaue hinein; die gränzenlose Zersplitterung, diese nothwendige Folge der historischen Föderativ-Republik, die namenlose Konfusion der Interessen und das unbegreifliche Durcheinander der bestimmenden Motive machen alle Kannengießereien über Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit zu Schanden.

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Karl Marx Belagerungszustand überall

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 150, 23. November 1848. Extrablatt

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* K ö l n, 22. November. Wir haben dem Kölnischen Stadtrathe Fußtritte ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ auf die Petition an den König. Wir haben uns prophezeit, als Antwort getäuscht. Die Fußtritte hat der Gemeinderath zwar erhalten, aber nicht vom Könige, sondern von Manteuffel-Brandenburg. Tant pis! Wir haben ferner gesagt, daß nach dem Beschluß des Frankfurter Parlaments es Pflicht der Linken sei, auszutreten. Wie wir hören, ist nicht allein die Linke, sondern auch das linke Centrum ausgetreten, um einen demokratischen Central-Ausschuß zu bilden. Tant mieux! Belagerungszustände, das sind die Errungenschaften der Märzrevolution. Düsseldorf in Belagerungszustand! Man belagert eine Stadt, um sie zu erobern. Alle Städte Preußens werden nach und nach in Belagerungszustand erklärt, um wieder erobert zu werden. Ganz Preußen muß wieder erobert werden, weil ganz Preußen von Preußen abtrünnig geworden. Wie wird der Belagerungszustand bewerkstelligt? Durch die Entwaffnung der Bürger. Wie wird eine Stadt wie Köln, die bereits entwaffnet ist, abermals in den Belagerungszustand gesetzt? Indem man ihr vorher die Waffen wiedergibt. Köln abermals in den Belagerungszustand setzen, d. h. Köln die Waffen in [die] Hände geben. Es lebe der Belagerungszustand!

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Friedrich Engels Verschiedenes

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 151, 24. November 1848. Beilage

** B e r n, 20. November. So eben höre ich von Beamten der eidgenössi˙ ˙ ˙ daß die deutsche Centralgewalt den Krieg˙an ˙ ˙ ˙die ˙˙ schen Kriegsverwaltung, ˙Schweiz ˙ ˙ ˙ ˙ erklärt haben soll. Gestern Abend sei der Courrier eingetroffen, und noch um 11 Uhr habe der Vorort Sitzung gehalten. Man habe bereits Maßregeln zu ernstlichen Rüstungen getroffen. Ferner heißt es, 50 000 Mann Reichstruppen konzentrirten sich an der Schweizergränze, um die Feindseligkeiten zu beginnen. Ich gebe Ihnen diese Nachricht, wie ich sie gehört. Ich selbst glaube nicht daran, obwohl die Quelle gut ist. Diesen Wahnsinn traue ich selbst dem Reichsministerium nicht zu.

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Friedrich Engels Resultat der Nationalratswahlen im Kanton Bern

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 152, 25. November 1848

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** B e r n, 21. November. Resultat der Nationalrathswahlen von vorge˙ ˙˙ stern: Alt-Großrath˙ ˙Fischer (konservativ) 1793 Stimmen, erwählt. Wein˙ ˙˙ ˙ tiv) 1256 ˙ ˙ Sti ˙ ˙m ˙ men. Da keiner gart 1315, Mathys 1266, Blösch (konserva ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Radikalen dieser Drei eine absolute Majorität hat, so˙ ˙˙bleiben die˙beiden Weingart und Mathys in der Wahl, und Weingart wird wohl gewählt werden. Daß die Radikalen wenigstens einen Kandidaten durchsetzten, verdanken sie der Theilnahme des gerade in Freiburg unter den Waffen befindlichen Berner Milizenbataillons, das wie ein Mann für die Radikalen stimmte.

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Friedrich Engels Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 153, 26. November 1848

* K ö l n, 24. November. In den Komödien des vorigen Jahrhunderts, na˙ ˙ ˙ ˙˙ mentlich den französischen, fehlt es nie an einem Bedienten, der das Publikum dadurch erheitert, daß er jeden Augenblick Prügel, Püffe, und in Scenen von besonderm Effekt, sogar Fußtritte bekommt. Die Rolle dieser Bedienten ist gewiß nicht dankbar, aber sie ist noch beneidenswerth gegen eine Rolle, die auf unserm frankfurter Reichstheater stehend ist: gegen die des Reichsministers der auswärtigen Angelegenheiten. Die Bedienten im Lustspiel haben wenigstens ein Mittel sich zu rächen, sie haben Witz. Aber der Reichsminister! Seien wir gerecht. Das Jahr 1848 trägt allen Ministern der auswärtigen Angelegenheiten keine Rosen. Palmerston und Nesselrode sind bis jetzt froh gewesen, daß man sie in Ruhe ließ. Der schwunghafte Lamartine, der mit seinen Manifesten selbst deutsche alte Jungfern und Wittwen zu Thränen rührte, hat sich mit zerknickten und zerrupften Schwingen verschämt auf die Seite schleichen müssen. Sein Nachfolger, Bastide, der noch vor einem Jahr im „National“ und der obscuren „Revue nationale“ als offizieller Kriegsdrommetenschmetterer die tugendhafteste Entrüstung über die feige Politik Guizot’s ausschüttete, vergießt jetzt allabendlich stille Thränen über die Lektüre seiner Œuvres compleˆtes de la veille und über den herben Gedanken, daß er tagtäglich mehr zum Guizot der honetten Republik herabsinkt. Alle diese Minister haben jedoch einen Trost: ist es ihnen im Großen schlecht gegangen, so haben sie im Kleinen, in dänischen, sizilianischen, argentinischen, walachischen und andern entlegenen Fragen Revanche nehmen können. Selbst der preußische auswärtige Minister, Hr. Arnim, als er den unangenehmen dänischen Waffenstillstand schloß, hatte die Genugthuung, nicht blos der Geprellte zu sein, sondern auch Jemanden zu prellen – und dieser Jemand war – der Reichsminister!

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In der That der Reichsminister des Auswärtigen ist der Einzige von Allen, der eine rein passive Rolle gespielt, der Stöße erhalten, aber keinen einzigen ausgetheilt hat. Er ist seit den ersten Tagen seines Amtsantritts das auserkorne Sündenlamm gewesen, auf den alle Kollegen der Nachbarstaaten ihre Galle ausgossen, an dem sie alle Vergeltung nahmen für die kleinen Leiden des diplomatischen Lebens, an denen auch sie ihren Theil zu tragen hatten. Da er geschlagen und gemartert wurde, that er seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Wo ist einer, der da sagen kann, der Reichsminister habe ihm ein Härlein gekrümmt? Wahrlich, die deutsche Nation wird es Hrn. Schmerling nie vergessen, daß er mit solcher Entschlossenheit und Konsequenz die Traditionen des alten heiligen römischen Reichs wieder aufzunehmen gewagt hat. Sollen wir den Duldermuth, den Hr. v. Schmerling entfaltet hat, durch ein Register seiner diplomatischen Erfolge noch konstatiren? Sollen wir zurückkommen auf die Reise des Herrn Max Gagern von Frankfurt nach Schleswig, jenes würdige Seitenstück zu weiland Sophiens Reise von Memel nach Sachsen? Sollen wir die ganze erbauliche Historie vom dänischen Waffenstillstand wieder hervorsuchen? Sollen wir auf die verunglückte Mediations-Anerbietung in Piemont und auf Hrn. Heckschers diplomatische Studienreise aus Reichsstipendien eingehen? Es ist nicht nöthig. Die Thatsachen sind zu neu und zu schlagend, als daß man sie nur zu erwähnen brauchte. Aber Alles hat seine Gränzen und am Ende muß auch der Geduldigste einmal zeigen, daß er Haare auf den Zähnen hat, sagt der deutsche Spießbürger. Getreu dieser Maxime einer Klasse, die unsere Herren Staatsmänner für die große wohlgesinnte Majorität in Deutschland erklären, hat Hr. v. Schmerling endlich auch einmal das Bedürfniß gefühlt, zu zeigen, daß er Haare auf den Zähnen hat. Das Sündenlamm suchte einen Sündenbock, und glaubte ihn endlich in der Schweiz gefunden zu haben. Die Schweiz – kaum zwei und eine halbe Million Einwohner, Republikaner obendrein, die Zufluchtsstätte, von der aus Hecker und Struve nach Deutschland eingefallen und das neue heilige römische Reich schwer beunruhigt haben, kann man eine bessere und zugleich ungefährlichere Gelegenheit finden, zu beweisen, daß das „große Deutschland“ Haare auf den Zähnen hat? Sofort wurde eine „energische“ Note an den Vorort Bern wegen der Umtriebe der Flüchtlinge gerichtet. Der Vorort Bern jedoch antwortete dem „großen Deutschland“ im Namen der „kleinen Schweiz“ ebenso energisch im Bewußtsein seines guten Rechts. Das aber schüchterte Hrn. Schmerling keineswegs ein. Die Haare wuchsen ihm erstaunlich schnell

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auf den Zähnen, und schon am 23. Oktober wurde eine neue noch „energischere“ Note abgefaßt und am 2. November dem Vorort behändigt. Hier drohte Hr. Schmerling der unartigen Schweiz schon mit der Ruthe. Der Vorort, noch rascher bei der Hand als der Reichsminister, antwortete schon zwei Tage darauf mit derselben Ruhe und Entschiedenheit wie früher, und Hr. Schmerling wird nun also seine „Vorkehrungen und Maßregeln“ gegen die Schweiz in Kraft treten lassen. Er ist bereits damit auf’s Eifrigste beschäftigt, wie er in der Frankfurter Versammlung erklärt hat. Wäre diese Drohung ein gewöhnliches Reichspossenspiel, wie wir deren schon so viele in diesem Jahr gesehen, wir würden kein Wort darüber verlieren. Da aber unsern Reichs-Donquixoten oder vielmehr ReichsSanchos in der Verwaltung des auswärtigen Amts ihrer Insel Barataria nie Unverstand genug zuzutrauen ist, so kann es leicht kommen, daß wir durch diese Schweizer Differenz in allerhand neue Verwicklungen gerathen. Quidquid delirant reges u. s. w. Sehen wir uns also die Reichsnote an die Schweiz etwas näher an. Es ist bekannt, daß die Schweizer das Deutsche schlecht sprechen und nicht viel besser schreiben. Aber die Antwortsnote des Vororts ist, was den Styl angeht, ein göthisch-gerundetes Meisterwerk gegen das schülerhafte, unbeholfene, stets um den Ausdruck verlegene Deutsch des Reichsministeriums. Der schweizerische Diplomat, (wie es heißt, der Bundeskanzler Schieß) scheint absichtlich seine Sprache besonders rein, fließend und gebildet gehalten zu haben, um schon in dieser Beziehung einen ironischen Kontrast zu bilden gegen die Note des Reichsverwesers, die von einem der Rothmäntel Jellachichs gewiß nicht schlechter stylisirt worden wäre. Es sind Sätze in der Reichsnote, die gar nicht zu verstehen, und andere, die von vollendeter Holprigkeit sind, wie man weiter unten sehen wird. Aber sind nicht diese Sätze gerade geschrieben „in der Sprache der Geradheit, die die Regierung des Reichsverwesers im Völkerverkehr sich stets zur Pflicht machen wird“? Nicht besser geht es dem Hrn. Schmerling, was den Inhalt anbetrifft. Gleich im ersten Absatz erinnert er „an die Thatsache, daß über die deutsche Note vom 30. Juni d. J. in der Tagsatzung mehrere Wochen hindurch, bevor irgend eine Antwort erfolgte, in einem Tone verhandelt wurde, welcher zu jener Zeit einem Vertreter Deutschlands den Aufenthalt in der Schweiz unmöglich gemacht haben würde“. (Hier ist gleich eine Stylprobe). Der Vorort ist gutmüthig genug, der „Regierung des Reichsverwesers“ nach den Protokollen der Tagsatzung zu beweisen, daß diese „mehrere Wochen langen“ Debatten sich auf eine einzige kurze Verhandlung an

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einem einzigen Tage beschränken. Man sieht, wie unser Reichsminister, statt die Aktenstücke nachzuschlagen, lieber dem Schatz seines verworrenen Gedächtnisses vertraut. Wir werden dafür noch mehr Beweise finden. Die Regierung des Reichsverwesers kann übrigens in dieser Gefälligkeit des Vororts, in der Bereitwilligkeit mit der er ihrem schwachen Gedächtniß nachhilft, einen Beweis der „freundnachbarlichen Gesinnungen“ der Schweiz finden. Wahrhaftig, hätte sie sich beigehen lassen, in einer Note auf ähnliche Weise von den englischen Parlamentsdebatten zu sprechen, die trockene Insolenz Palmerstons würde ihr ganz anders die Thüre gewiesen haben! Der preußische und östreichische Gesandte in London können ihr erzählen, was über ihre resp. Staaten und Noten öffentlich verhandelt wurde, ohne daß ein Mensch daran dachte, daß ihr Aufenthalt in London dadurch unmöglich geworden. Diese Schüler wollen der Schweiz Völkerrecht beibringen und wissen nicht einmal, daß von den Verhandlungen souveräner Versammlungen sie nur Das angeht, was beschlossen, nicht aber das, was geredet wird! Diese Logiker behaupten in derselben Note, „die Schweiz werde wissen, daß Angriffe auf die Preßfreiheit nicht von Deutschland ausgehen könnten“ (diese Zeilen in der N. Rhein. Ztg. abzudrucken, reicht schon hin, um sie bitter zu ironisiren) – und wollen sich sogar in die Freiheit der Debatte der damals höchsten schweizerischen Behörden mischen! „Ein Streit über Grundsätze liegt nicht vor. Es handelt sich nicht um das Asylrecht, noch um die Preßfreiheit. Die Schweiz wird wissen, daß Angriffe gegen diese Rechte nicht von Deutschland ausgehen können. Sie hat wiederholt erklärt, daß sie den Mißbrauch derselben nicht dulden werde, sie hat anerkannt, daß das Asylrecht nicht zu einem Gewerbe für die Schweiz, (was soll das heißen?) zu einem Kriegszustand für Deutschland (das Asylrecht ein Kriegszustand, welches Deutsch!) werden dürfe, daß ein Unterschied sein müsse zwischen einem Obdach für Verfolgte und einem Schlupfwinkel für Wegelagerer.“ „Schlupfwinkel für Wegelagerer!“ Sind Rinaldo Rinaldini und sämmtliche bei Gottfried Basse in Quedlinburg erschienenen Räuberhauptleute aus den Abruzzen mit ihren Banden an den Rhein gezogen, um bei gelegener Zeit das badische Oberland auszuplündern? Ist Karl Moor im Anzuge aus den böhmischen Wäldern? Hat Schinderhannes auch einen Bruderssohn hinterlassen, der als „Neffe seines Onkels“ die Dynastie von der Schweiz aus fortsetzen will? Weit entfernt! Struve, der im badischen Gefängniß sitzt, Frau Struve und die paar Arbeiter, die unbewaffnet über die Gränze zogen, das sind die „Wegelagerer“, die in der Schweiz ihre „Schlupfwinkel“ hatten oder noch haben sollen. Die Reichsgewalt, nicht

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zufrieden mit den Gefangenen, an denen sie sich rächen kann, entäußert sich so alles Anstandes, daß sie den glücklich Entronnenen Schimpfworte über den Rhein nachschleudert. „Die Schweiz weiß, daß man ihr keine Preßverfolgungen zumuthet, daß nicht von den Zeitungs- und Flugblättern, sondern von deren Urhebern die Rede ist, welche dicht an der Gränze bei Tag und Nacht durch massenweise Einschleppung von Brandschriften einen niedrigen Schmuggelkrieg gegen Deutschland führen.“ „Einschleppung!“ „Brandschriften!“ „niedriger Schmuggelkrieg!“ Die Ausdrücke werden immer gebildeter, immer diplomatischer – aber hat sich nicht die Regierung des Reichsverwesers „die Sprache der Geradheit zur Pflicht gemacht“? Und in der That, ihre Sprache ist von merkwürdiger „Geradheit“! Sie muthet der Schweiz keine Preßverfolgungen zu; sie spricht nicht von den „Zeitungen und Flugblättern“, sondern von „deren Urhebern“. Diesen soll das Handwerk gelegt werden. Aber, ehrliche „Regierung des Reichsverwesers“, wenn man in Deutschland einem Blatt den Prozeß macht, z. B. der Neuen Rhein. Zeitung, handelt es sich da um das Blatt, das in aller Welt Händen ist und nicht mehr der Cirkulation entzogen werden kann, oder um die „Urheber“, die man einsteckt und vor Gericht stellt? Diese brave Regierung verlangt keine Verfolgungen gegen die Presse, blos gegen die Urheber der Presse. Ehrliche Haut! Wunderbare „Sprache der Geradheit“! Diese Urheber „führen durch massenweise Einschleppung von Brandschriften einen niedrigen Schmuggelkrieg gegen Deutschland.“ Dies Verbrechen der „Wegelagerer“ ist wirklich unverzeihlich, um so mehr, als „es bei Tag und Nacht“ geschieht, und daß die Schweiz dies duldet, ist ein himmelschreiender Bruch des Völkerrechts. Von Gibraltar aus werden ganze Schiffsladungen englischer Waaren nach Spanien hineingeschmuggelt, und die spanischen Pfaffen erklären, daß die Engländer von dort aus „durch Einschleppung von evangelischen Brandschriften“, z. B. spanischen Bibeln der Bibelgesellschaft, einen niedrigen Schmuggelkrieg gegen die katholische Kirche führen. Die Fabrikanten von Barcelona fluchen ebenso sehr über den niedrigen Schmuggelkrieg, der durch Einschleppung englischer Calicos von dort aus gegen die spanische Industrie geführt wird. Aber der spanische Gesandte sollte sich nur einmal darüber beschweren, und Palmerston würde ihm antworten: thou blockhead, gerade deswegen haben wir ja Gibraltar genommen! Alle andern Regierungen haben bisher zu viel Takt, Geschmack und Ueberlegung besessen, um sich in Noten über den Schmuggel zu beschweren. Aber die naive Regierung des Reichsverwesers spricht so sehr

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die „Sprache der Geradheit“, daß sie höchst treuherzig erklärt, die Schweiz habe das Völkerrecht verletzt, wenn die badischen Gränzaufseher nicht gehörig aufpassen. „Die Schweiz kann endlich auch darüber nicht im Unklaren sein, daß das Recht des Auslandes, sich solcher Unbill zu verwehren, nicht davon abhängen kann, ob es den schweizerischen Behörden an der Macht oder am Willen fehlt, sie zu verhüten.“ Die Regierung des Reichsverwesers scheint vollständig „darüber im Unklaren zu sein, daß das Recht“ der Schweiz, Jeden ruhig gewähren zu lassen, der sich den Landesgesetzen unterwirft, sollte er auch durch Einschleppung etc. einen niedrigen Schmuggelkrieg etc. führen, „nicht davon abhängen kann, ob es den deutschen Behörden an der Macht oder am Willen fehlt“, diesen Schmuggel „zu verhüten“. Die Regierung des Reichsverwesers beherzige die Antwort Heine’s an den Hamburger, der ihm vom großen Brande vorjammerte: Schafft Euch beß’re Gesetze an, Und beß’re Feuerspritzen. – und sie wird nicht mehr nöthig haben, sich fernerhin durch die Geradheit ihrer Sprache lächerlich zu machen. „Nur über die Thatsachen ist Streit“, heißt es weiter, und wir werden also endlich außer dem niedrigen Schmuggelkrieg einige andere, bedeutende Thatsachen hören. Wir sind begierig. „Der hohe Vorort verlangt, unter Berufung auf seine Nichtkenntniß, daß er den bestimmten Nachweis von Vorgängen erhalte, welche die gegen die schweizerischen Behörden erhobenen Anklagen zu erhärten vermögen.“ Offenbar ein sehr vernünftiges Verlangen von Seiten des hohen Vororts. Und die Regierung des Reichsverwesers wird bereitwilligst diesem billigen Verlangen entsprechen? Keineswegs. Man höre nur: „Aber ein kontradiktorisches Verfahren zwischen Regierungen über weltkundige Dinge liegt nicht in der Sitte der Völker.“ Da habt ihr eine derbe Lektion des Völkerrechts für die arrogante kleine Schweiz, die da glaubt mit der Regierung des Reichsverwesers des großen Deutschlands ebenso naseweis umspringen zu dürfen, wie weiland das kleine Dänemark. Sie sollte sich ein Exempel nehmen an dem dänischen Waffenstillstand und bescheidener werden. Es könnte ihr sonst ebenso gehen. Wenn die Auslieferung eines gemeinen Verbrechers von einem Nachbarstaate verlangt wird, so läßt man sich in ein kontradiktorisches Verfahren ein, mag das Verbrechen noch so „weltkundig“ sein. Aber das

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kontradiktorische Verfahren, oder vielmehr der bloße Nachweis der Schuld, den die Schweiz verlangt, ehe sie – nicht gegen übergetretene gemeine Verbrecher, auch nicht gegen Flüchtlinge, nein, gegen ihre eigenen, aus demokratischer Volkswahl hervorgegangenen Beamten einschreitet – dieser Nachweis „liegt nicht in der Sitte der Völker“! Wahrlich, die „Sprache der Geradheit“ verleugnet sich nicht einen Augenblick. Gerader heraus kann man nicht gestehen, daß man keine Beweise zu bringen hat. Und jetzt folgt ein Hagel von Fragen, in dem alle diese weltkundigen Thatsachen aufgezählt werden. „Zweifelt Jemand an dem Treiben der deutschen Aufwiegler in der Schweiz?“ Gewiß Niemand, ebensowenig wie an dem Treiben des Herrn Schmerling in Frankfurt. Daß die deutschen Flüchtlinge in der Schweiz meistens irgend etwas „treiben“, ist klar. Die Frage ist nur, was sie treiben, und das weiß offenbar Hr. Schmerling selbst nicht, sonst würde er’s sagen. „Zweifelt Jemand an der Flüchtlingspresse?“ Gewiß Niemand. Aber Hr. Schmerling selbst erklärt ja, Angriffe gegen die Preßfreiheit könnten nicht von Deutschland kommen. Und wenn sie kämen, die Schweiz würde sie wahrhaftig zurückzuweisen wissen. Was heißt denn diese Frage? Uebersetzen wir sie aus der „Sprache der Geradheit“ ins Deutsche, so heißt sie weiter nichts als: die Schweiz soll für die Flüchtlinge die Preßfreiheit aufheben. A un autre, Monsieur de Schmerling! „Soll Deutschland vor Europa die Wallfahrten nach Muttenz beweisen?“ Gewiß nicht, schlaue „Regierung des Reichsverwesers“. Aber daß diese Wallfahrten die Ursache des Struve’schen Einfalles oder wo möglich irgend einer andern Unternehmung gewesen sind, die mehr Grund zur Klage gegen die Schweiz gibt, das zu beweisen, würde der Regierung des Reichsverwesers keine Schande, aber desto mehr Schwierigkeiten machen. Der Vorort ist abermals so gefällig mehr zu thun, als „in der Sitte der Völker liegt“, und Hrn. Schmerling daran zu erinnern, daß die Wallfahrten nach Muttenz gerade Hecker galten, daß Hecker gegen den zweiten Einfall war, daß er sogar, um allen Zweifel über seine Absichten niederzuschlagen, nach Amerika ging, daß unter den Wallfahrern hervorragende Mitglieder der deutschen Nationalversammlung waren. Der Vorort ist delikat genug, selbst der undelikaten Note des Hrn. Schmerling gegenüber, den letzten und schlagendsten Grund nicht zu erwähnen: daß nämlich die „Wallfahrer“ ja wieder nach Deutschland zurückgingen und dort

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von der Regierung des Reichsverwesers jeden Augenblick für irgend welche strafbare Handlung, für all ihr „Treiben“ in Muttenz zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Daß dies nicht geschehen, beweist am besten, daß die Regierung des Reichsverwesers keine Data hat, die die Wallfahrer inkriminiren, daß sie also noch viel weniger den schweizerischen Behörden in dieser Beziehung einen Vorwurf machen kann. „Oder die Versammlungen auf dem Birsfelde?“ Die „Sprache der Geradheit“ ist eine schöne Sache. Wer, wie die Regierung des Reichsverwesers, sich diese Sprache „zur Pflicht im Völkerverkehr gemacht hat“, der braucht blos nachzuweisen, daß Versammlungen überhaupt, oder auch Versammlungen von Flüchtlingen auf dem Birsfelde stattgefunden haben, um den schweizer Behörden grobe Verletzung des Völkerrechts vorwerfen zu können. Andre Sterbliche müßten freilich erst nachweisen, was in diesen Versammlungen Völkerrechtwidriges vorgefallen. Aber das sind ja „weltkundige Thatsachen“, so weltkundig, daß, ich wette, keine drei unter den Lesern der N. Rh. Ztg. sind, die überhaupt wissen, von welchen Versammlungen Hr. Schmerling spricht. „Oder die Rüstungen der Unheilstifter, die längs der Gränze, in Rheinfelden, Zurzach, Gottlieben und Laufen ihr Wesen treiben dürfen?“ Gottlob! Wir erfahren endlich etwas Näheres über das „Treiben“ der Flüchtlinge. Wir haben Hrn. von Schmerling Unrecht gethan, als wir meinten, er wisse nicht, was die Flüchtlinge trieben. Er weiß nicht nur was sie treiben, er weiß auch wo sie treiben. Wo treiben sie? In Rheinfelden, Zurzach, Gottlieben und Laufen längs der Gränze. Was treiben sie? „Ihr Wesen!“ „Sie treiben ihr Wesen!“ Kolossale Schändung alles Völkerrechts – ihr Wesen! Was treibt denn die Regierung des Reichsverwesers, damit sie das Völkerrecht nicht verletzt – etwa „ihr Unwesen“? Aber Hr. v. Schmerling spricht von „Rüstungen“. Und da unter den Städten, wo die Flüchtlinge zum Schrecken des ganzen Reichs ihr Wesen treiben, mehrere sind, die dem Kanton Aargau angehören, so nimmt der Vorort ihn zum Beispiel. Er thut wieder ein Uebriges, er thut abermals mehr, als „in der Sitte der Völker liegt“, und erbietet sich durch ein „kontradiktorisches Verfahren“ nachzuweisen, daß damals im Kanton Aargau nur 25 Flüchtlinge lebten, daß davon nur 10 am zweiten Freischaarenzuge Struve’s theilnahmen, und daß auch diese unbewaffnet nach Deutschland hinübergingen. Das waren die ganzen „Rüstungen“. Aber was heißt das? Die übrigen 15, die zurückblieben, waren gerade die Gefährlichsten. Sie blieben offenbar nur zurück, um „ihr Wesen“ ununterbrochen weiter zu „treiben“!

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Das sind die gewichtigen Anklagen der „Regierung des Reichsverwesers“ gegen die Schweiz. Weiter weiß sie nichts vorzubringen und braucht es auch nicht, da es „nicht in der Sitte der Völker liegt“ u. s. w. Ist die Schweiz schamlos genug, durch diese Anklagen noch nicht niedergeschmettert zu sein, so werden die „Entschließungen“ und „Vorkehrungen“ der Regierung des Reichsverwesers die niederschmetternde Wirkung nicht verfehlen. Die Welt ist begierig zu erfahren, wie diese Entschließungen und Vorkehrungen beschaffen sein werden, um so begieriger, als Hr. Schmerling sie mit dem größten Geheimniß betreibt, und selbst der Frankfurter Versammlung nichts Näheres mittheilen will. Die schweizer Presse hat indeß schon nachgewiesen, daß alle Repressalien, die Hr. Schmerling ergreifen kann, weit schädlicher auf Deutschland wirken müssen, als auf die Schweiz, und nach allen Berichten sehen die Schweizer den „Vorkehrungen und Entschließungen“ der reichsverweserlichen Regierung mit dem größten Humor entgegen. Ob die Herren Minister in Frankfurt denselben Humor behaupten werden, besonders wenn englische und französische Noten dazwischen kommen, müssen wir erwarten. Nur Eins ist gewiß: die Sache wird enden wie der dänische Krieg – mit einer neuen Blamage, die diesmal aber nur das offizielle Deutschland treffen wird.

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* K ö l n, 24. November. Der Minister Manteuffel hat gestern den zu Ber˙ ˙ ˙ ˙˙ lin anwesenden Reichskommissairen erklärt, daß die preußische Regierung sich dem Beschlusse der Frankfurter Versammlung, ein volksthümliches Ministerium zu bilden, nicht unterwerfen werde, weil es sich von einer i n n e r n Angelegenheit handle. Manteuffel stimmt also darin mit uns überein, daß auch der Beschluß der Frankfurter Versammlung über die S t e u e r v e r w e i g e r u n g null und nichtig ist, weil er nur eine i n n e r e Angelegenheit betrifft. Es wäre allerdings möglich, daß das Ministerium Brandenburg-Manteuffel die Rheinprovinz in eine auswärtige Angelegenheit für Preußen verwandeln hilft.

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Karl Marx Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 153, 26. November 1848

* K ö l n, 24. November. Düsseldorf ist in Belagerungszustand erklärt; das Ministerium Brandenburg-Wrangel hat in den Herren Spiegel-Drigalski würdige Repräsentanten gefunden. Der erste dieser Herren ist simpler Regierungspräsident, der andere aber vereinigt mannigfaltige Qualitäten; er ist nicht bloß General-Lieutenant und Divisionskommandeur – als solcher figurirt er in der Rang- und Quartierliste und als „oberster“ Gesetzgeber der Stadt und Sammtgemeinde Düsseldorf – er ist auch Schriftsteller und sagt von sich selbst, daß er zugleich „Bürger“ sei und –, Kommunist, alles mit Gott, für König und Vaterland. Diese beiden Herren, der einfache wie der vielfarbige, haben gefunden, daß in Düsseldorf der gesetzliche Zustand nur mit außerordentlichen Mitteln aufrecht erhalten werden kann; sie haben sich daher „genöthigt“ gefunden, „zum Schutze der gesetzlichen Ordnung“ die Gesammtgemeinde Düsseldorf in Belagerungszustand zu erklären. Wir wissen seit lange, daß die Regierung Brandenburg nur mit außerordentlichen Mitteln sich halten kann; wir wissen, daß sein Zustand längst schon aufgehört haben würde, wenn das Land sich nicht im Belagerungszustande befände. Der Belagerungszustand ist der gesetzliche Zustand der Regierung Brandenburg. „Belagerungszustand, meine Herren, heißt Kriegszustand“, erklärte der Ministerpräsident von Pfuel in der Vereinbarungssitzung vom 29. September. Damals handelte es sich von der Stadt und Festung Köln, damals war von einem Aufstande die Rede, die Verfügungen der Gerichte konnten nicht ausgeführt werden, die gesetzliche Gewalt – die Bürgerwehr – konnte die Ruhe nicht aufrechterhalten, es waren Barrikaden gebaut worden; der Gewalt ließ sich nichts anders gegenüber stellen als Gewalt. So behaupteten wenigstens die Vertheidiger des Belagerungszustandes, man gab sich wenigstens noch Mühe, mit angeblich konstatirten

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Thatsachen den äußern Schein zu retten. Jetzt macht man sich die Sache viel leichter; Düsseldorf ist nicht in Aufruhr, die Aktion der Gerichte ist keinen Augenblick gestört, die Bürgerwehr ist stets bereit gewesen, der gesetzlichen Requisition Folge zu geben, ja man kann sich nicht einmal auf die veralteten Instruktionen vom Jahre 1809 berufen, auf welche damals ein Hauptgewicht gelegt wurde; denn Düsseldorf ist keine Festung. Aber Düsseldorf hat sich mit einer seltenen Energie für die Steuerverweigerung ausgesprochen, das genügte den beiden Brandenburgern, den gesetzlichen Zustand herzustellen, d. h. die Stadt außer dem Gesetz zu erklären. Wir gehen nicht auf die Beschuldigungen ein, welche der Proklamation des Belagerungszustandes zum Vorwande dienen sollen; wir empfehlen sie als falsche Beschuldigungen der Aufmerksamkeit der gerichtlichen Behörde, da zu ihrer Unterstützung nirgendwo der gesetzliche Beweis beigebracht, es sind Kalumnien, die den Artikeln 267 u. ff. des Strafgesetzbuchs verfallen. Wir wollen hier nur die Gesetzwidrigkeiten zusammenstellen, die sich die Hrn. Spiegel und Drigalski, zum Schutze der gesetzlichen Ordnung, zu Schulden kommen lassen. Nachdem die beiden Herren den Belagerungszustand ausgesprochen und „damit die oberste Gewalt an die Militärbehörde übergegangen ist“, verordnet der „Kommunist und Bürger“ Drigalski, wie folgt: 1) Die gesetzlich bestehenden Behörden verbleiben in ihren Funktionen und werden in den von ihnen zu treffenden Maßregeln auf’s kräftigste unterstützt werden. Das heißt, die gesetzlich bestehenden Behörden sind, insofern sie gesetzlich bestehen, kassirt, verbleiben aber zur Unterstützung des Hrn. v. Drigalski in ihren Funktionen. „Ich erwarte, spricht Drigalski zu seinen ,Mitbürgern‘, daß alle gutgesinnten Einwohner mir die Handhabung der Gesetze erleichtern und die Behörden mich darin mit aller Entschlossenheit unterstützen werden“. Herr Drigalski macht nicht bloß, sondern er handhabt auch die Gesetze, die gesetzlich bestehenden Behörden sind seine Trabanten. Und die „unabhängigen“ Richter des Düsseldorfer Landgerichts und der Hr. Oberprokurator und sein Parquet lassen sich das alles ganz ruhig gefallen! Sie finden keine Gesetzverletzung darin, daß sie ihres Amtes entsetzt werden, sie huldigen dem Gesetzgeber Drigalski und freuen sich, daß sie um diesen Preis ihr Gehalt fortbeziehen dürfen. Pfui ihr Herren, befällt Euch gar keine Scham, die Ihr unter dem Säbelregimente Verhaftsbefehle und Untersuchungen vornehmt? Oder ist etwa die Verhaftung des Hrn. Lassalle, der in einem leider allzukühnen Vertrauen auf sein gutes Recht und den Schutz der gerichtlichen Behörde, dem Belagerungszustande sich

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nicht entziehen wollte, nur ein Akt der Privatrache des Hrn. Drigalski? Ist vielleicht in der Stille gegen diesen Menschen und seine Helfershelfer schon eine Untersuchung auf Grund der Artikel 114, 123, 124 beantragt und eingeleitet? Das zweite Gesetz des Hrn. Drigalski lautet: „Alle Vereine zu politischen und sozialen Zwecken sind aufgehoben.“ Was kümmert den Herrn Drigalski das Gesetz vom 6. April § 4. Sind hiernach „alle Preußen berechtigt zu Zwecken, welche den bestehenden Gesetzen nicht zuwiderlaufen, sich zu Gesellschaften ohne vorgängige polizeiliche Erlaubniß zu vereinigen“, so ist das offenbar eine jener „Errungenschaften“, die so schnell als möglich wieder abgerungen werden müssen, also mit der Gesetzgebung Drigalski’s unverträglich. Drittes und viertes Gesetz. Hr. v. Drigalski ordnet den Straßen- und Wirthshausverkehr. Als ob Düsseldorf Paris geworden wäre, erläßt er ein Gesetz gegen die Attroupements. Er ist aber nicht bloß groß als Polizist, er bekundet auch entschiedenes Talent zum Nachtwächter: er gebietet Feierabend. Fünftes Gesetz. „Die Bürgerwehr ist vorbehaltlich ihrer Reorganisation aufgelöst und hat die Waffen noch heute abzuliefern.“ Dieses Gesetz ist complicirt an Ungesetzlichkeiten, wir unterscheiden: a) Die Bürgerwehr ist aufgelöst. Nach den gewöhnlichen Gesetzen, namentlich dem Bürgerwehrgesetz vom 17. October kann die Bürgerwehr nur durch königl. Kabinetsordres aufgelöst werden. Hat Hr. v. Drigalski vielleicht eine geheime Kabinetsordre in Petto? Nun, warum publizirt er sie nicht, wie er die Erklärung des Ober-Post-Direktors Maurenbrecher publizirt. Freilich, diese ist sofort durch die Düsseldorfer Bürgerwehr Lügen gestraft worden. Hr. v. Drigalski hat keine Kabinetsordre, er handelt aus eigner Machtvollkommenheit und maßt sich königliche Befugnisse an, obgleich er ein königlich-gesinnter „Bürger und Kommunist“ ist. b) Die Bürgerwehr ist nicht etwa bloß ihres Dienstes enthoben. Hr. v. Drigalski begnügt sich nicht damit, nur die Amtsgewalt des Regierungspräsidenten an sich zu reißen. Was die Ungesetzlichkeit anlangt, so hätte er durch die bloße Dienstenthebung schon ein Hinreichendes gethan. § 4 des Gesetzes vom 17. October lautet: Wenn die Bürgerwehr einer Gemeinde oder eines Kreises der Requisition der Behörde Folge zu leisten sich weigert, oder sich in die Verrichtungen der Gemeinde-, der Verwaltungs- oder gerichtlichen Behörden einmischt, so kann der Verwaltungs-Chef des Regierungsbezirks, unter Angabe der Gründe, sie vorläufig ihres Dienstes entheben. Die Dienstenthebung konnte also nur von dem Regierungspräsidenten ausgesprochen werden; aber weder von einem General-Lieutenant, noch

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von einem Divisionskommandeur, noch von einem Bürger, noch endlich von einem Kommunisten und sei es auch ein „königl. preußischer Kom˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ munist“. Aber Hr. Drigalski hat seine guten Gründe, sich ohne Achtung vor dem Instanzenzug sofort als Majestät zu geriren. Hätte er die Bürgerwehr bloß als Regierungspräsident behandelt, so konnte er sie nicht entwaffnen. Aber c) „die Bürgerwehr hat noch heute die Waffen abzuliefern“. Eine bloße Dienstenthebung berechtigt noch keineswegs zur Abnahme der Waffen. Sonst müßten ja auch suspendirte Offiziere ihren Degen abgeben. Aber Hr. Drigalski hat Recht; hätte die Bürgerwehr die Waffen behalten dürfen, so würde sie sich wahrscheinlich durch ihn nicht des Dienstes haben entsetzen lassen; sie würde ihrer Bestimmung, wie der § 1 des Gesetzes sie vorschreibt, nachgekommen sein. d) Hr. v. Drigalski läßt an sich die Waffen abliefern. Da er sich einmal berufen fühlt, als Majestät aufzutreten, so stört er sich auch nicht an die königliche Verordnung betreffend die Ausführung des Gesetzes über die Errichtung der Bürgerwehr. Hier heißt es § 3: „Die vom Staate den Gemeinden verabreichten Waffen bleiben jedenfalls bis zu dem oben bezeichneten Zeitpunkte im Besitze der Gemeinden.“ Die „Stadtverwaltung und Gemeinderath“ von Düsseldorf haben gegen diese Anordnung nichts einzuwenden. Statt gegen diese Ungesetzlichkeit zu protestiren und für die Rechte der Gemeinde einzutreten, ermahnen sie die Bürger zu „ruhigem, gesetzlichem Verhalten“ gegen ihren neuen Diktator. Sechstes Gesetz. „Wer in offnem und bewaffnetem Widerstande gegen Maßregeln der gesetzlichen Behörde getroffen wird, oder den Truppen durch eine verrätherische Handlung Gefahr oder Nachtheil bereitet, soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden.“ Nach dem Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit darf Niemand vor einen andern als den im Gesetz bezeichneten Richter gestellt werden. Ausnahmsgerichte und außerordentliche Kommissionen sind unstatthaft. Keine Strafe kann angedroht oder verhängt werden als in Gemäßheit des Gesetzes. Nach demselben Gesetze kann diese Bestimmung niemals zeitoder distriktweise suspendirt werden: selbst nicht im Falle eines Kriegs oder Aufruhrs. Denn nach §. 8. können alsdann nur §§. 1 und 6, aber auch nur durch Beschluß und unter Verantwortlichkeit des Staatsministeriums provisorisch aufgehoben werden. Gleichwohl verordnet Herr v. Drigalski ein Kriegsgericht für Civilpersonen. Daß er Verhaftungen vornehmen läßt, daß er zu diesem Zwecke die Heiligkeit der Wohnung verletzt, darf nicht mehr wundern; diese Bestimmungen können ja wenigstens noch suspendirt werden, wenn auch nicht durch Herrn v. Drigalski. Es ist

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übrigens gleichgültig, ob man der Behauptung der Düsseldorfer Zeitung, daß die Verhaftung Lassalles auf völlig formlose Weise erfolgt sei, oder der Versicherung der Kölnischen Zeitung, wonach sie auf Befehl des Instruktionsrichters geschehen ist, Glauben beimessen will. Die Kölnische Zeitung nimmt sich natürlich des Militärkommandanten an, um den Instruktionsrichter zu blamiren. Jedenfalls ist die Verhaftung ungesetzlich; denn in einem ungesetzlichen Zustande können keine gesetzlichen Handlungen vorgenommen werden. Im Kriegszustande hört die Aktion der bürgerlichen Gerichtsbarkeit auf. Bleibt der Instruktionsrichter in seinen Funktionen, so tritt er in die Stellung eines Militärauditeurs, sein Gesetzbuch werden die Kriegsartikel. Das Düsseldorfer Parquet hat diese seine neue Stellung wohl begriffen; denn betrachtete es sich noch in der Kompetenz, welche die rheinische Strafprozeßordnung vorschreibt, so würde es längst eingeschritten sein, wenn auch nur auf Grund des §. 9. der Habeas-Corpus-Acte, welcher heißt: „Es ist keine vorgängige Genehmigung der Behörden nöthig, um öffentliche Civil- und Militär-Beamten wegen der durch Uebertretung ihrer Amtsbefugnisse verübten Verletzungen vorstehender Bestimmungen gerichtlich zu belangen“. Es fragt sich nun noch, um die Kraft unsrer rheinischen Institutionen vollständig kennen zu lernen, ob der Generalprokurator, Herr Nicolovius, unter dessen Aufsicht alle Beamte der gerichtlichen Polizei, selbst die Instruktionsrichter stehen, das Verhalten des Düsseldorfer Parquets genehmigen wird. Einer Deputation, welche sich gestern zu ihm begab, um ihn aufzufordern, den Düsseldorfer Ereignissen gegenüber seine Amtsgewalt eintreten zu lassen, soll Herr Nicolovius geantwortet haben, er habe keinen Gesetzartikel, auf Grund dessen er einschreiten könne. Wir sagen, Herr Nicolovius soll, obwohl uns diese Aeußerung auf die glaubwürdigste Weise mitgetheilt worden ist. Wir können aber trotzdem nicht daran glauben, denn wir müßten sonst annehmen, daß Hr. Nicolovius den Code pe´nal sammt allen Gesetzen, welche seit dem März dieses Jahres erlassen worden sind, gänzlich aus dem Gedächtniß verloren haben müsse.

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** B e r n, 21. November. Die Bundesversammlung (beide Räthe vereinigt) ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Sitzung mit den Freiburger Wahlen beschäftigt. hat sich in ihrer gestrigen Vorher zeigte der Vorort an, daß er im Begriffe stehe, sich mit Tessin zu verständigen, und daher wünsche, daß die dorthin beorderten Truppen zurückgezogen werden. Ferner wünscht der Vorort, daß der Bundestag sich baldigst konstituire, (in Folge der Verwicklungen mit der Reichsregierung). – Hr. Escher verlangt seine Demission als Repräsentant des Bundes in Tessin. – Hr. Furrer erklärt, daß er einstweilen bis zur nächsten Session die Stelle als Bundesrath und Bundespräsident annehme. Hierdurch sind 4 Mitglieder (Furrer, Ochsenbein, Frei-Herose und Näff) vorhanden; Hr. Ochsenbein erklärt den Bundesrath für konstituirt, verläßt das Präsidium der Versammlung, das Hr. Escher einnimmt, und die vier Bundesräthe werden beeidigt. Zur Tagesordnung übergehend, trägt Hr. Bruggissen Namens der Majorität der betreffenden Kommission auf Rapportirung des Nationalrathsbeschlusses an, wodurch die Freiburger Wahlen kassirt werden. Die Minorität verlangt Bestätigung des Nationalrathsbeschlusses. Die Herren Kopp, Anton Schnyder, Pottier, Eytel, Pittet, Castella (Freiburg), Weder (St. Gallen), Ochsenbein und Fazy sprachen für die Majoritätsanträge, die Herren Tanner, Trog, Escher, Frei, Streng und Imobersteg für die Minorität. Die Argumente waren meistens juristischer Natur, jedoch nahm bei den Vertheidigern der Freiburger Wahlen die politische Nothwendigkeit, die dortige Regierung zu halten und den Kanton nicht wieder den Intriguen der Geistlichkeit preiszugeben, eine sehr bedeutende Stelle ein. Der Antrag der Majorität der Kommission wurde schließlich mit 68 gegen 53 Stimmen zum Beschluß erhoben und damit der Beschluß des Nationalraths, der die Freiburger Wahlen kassirt, wieder aufgehoben.

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Die „Suisse“ und der „Verfassungsfreund“ jubeln, denn dieser Beschluß sichert ihnen fünf Stimmen, die für Bern als Bundessitz stimmen werden. Der „Nouvelliste Vaudois“ wird ebenfalls jubeln, denn die radikale Freiburger Regierung und die fünf radikalen Stimmen im Nationalrath sind einstweilen gesichert. Die „Berner Zeitung“, obwohl in ihren Prinzipien dem Nouvelliste weit näher stehend als den obigen beiden Blättern Ochsenbeins, erklärt dagegen den Beschluß der Bundesversammlung für den ersten Sieg der Kantonalsouveränetät im neuen Bunde. Wir glauben, die Berner Zeitung irrt sich. Die Prinzipienfragen, die bei dieser Debatte vorgebracht wurden, waren gewiß den wenigsten Rednern der Majorität Ernst, am allerwenigsten Hrn. Eytel, der sogar soweit ging, gegen die Einheitspartei zu sprechen. Bei ihnen handelte es sich um ganz praktische Interessen, wie die obigen Blätter beweisen mögen, die den entgegengesetztesten Parteien huldigen und deren Parteigänger doch dieselbe Seite der Frage mit denselben Gründen verfochten. Den meisten Gliedern der Minorität dagegen, und besonders den Berner Radikalen, war es Ernst mit der Prinzipienfrage. Aber es steht dahin, ob diese Herren sich nicht durch ihr juristisches Gewissen haben etwas zu weit treiben lassen. Vorgestern ist auch zu allgemeiner Verwunderung Seine Excellenz der ˙ ˙ ˙ Abwesenheit Herr v. Sydow, preußischer Gesandter, nach einjähriger wieder hier eingetroffen. Man weiß, daß er seit dem Sonderbundskrieg seinen Wohnsitz in dem frommen Basel aufgeschlagen hatte – gleich und gleich u. s. w. Was seine plötzliche Herreise zu bedeuten hat, weiß man noch nicht. Wahrscheinlich gar nichts. Wenigstens hat er dem Vorort keine Eröffnungen gemacht, ebensowenig dem Bundesrath. Auch ist seine ganze Kanzlei einstweilen noch in Basel geblieben. Meine gestrige Nachricht wegen der Differenzen mit dem Reich hatte also doch etwas Richtiges. Zwar von Kriegserklärung ist keine Rede, auch ist keine neue Reichsnote eingetroffen. Aber daß 50 000 Mann Reichstruppen sich an der Schweizer Gränze konzentriren und einen Cordon von Konstanz bis Basel bilden sollen, diese Nachricht hat der Vorort allerdings vorgestern Abend erhalten und darauf noch denselben Abend, wie ich Ihnen schrieb, Sitzung gehalten. Wir werden bald erfahren, was für Gegenmaßregeln von ihm und dem jetzt konstituirten Bundesrath beschlossen worden sind. Vorgestern fanden im Kreis Mittelland (Bern und Umgegend) die Wahlen für zwei Nationalräthe Statt, an die Stelle Dufour’s, der in drei Wahlkreisen gewählt, für Seeland optirte, und Ochsenbein’s, der durch seine Wahl in den Bundesrath den Charakter als Nationalrath verliert. Es erhielten in der Stadt die konservativen (d. h. reaktionären) Kandidaten

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Fischer 1059 und Blösch 893 Stimmen. Die beiden Radikalen Weingart 559 und Mathys 540. Die Wahl Fischer’s ist gewiß, die von Blösch, der ˙ ˙ Antipathieen gegen sich hat, weniger. Die bedeutende Majorität größere der Konservativen in der Stadt Bern schreibt sich hauptsächlich von dem Einflusse her, den die reichen altpatrizischen Familien hier auf die Wahlen ausüben. Bei weitem der größte Theil der Wähler ist von ihnen abhängig und reißt sich nur von der Bevormundung los, wenn Momente der Krise eintreten, oder wenn eine Persönlichkeit, wie Ochsenbein, als Kandidat auftritt, die populäre Antecedentien besitzt und es zu einer angesehenen Stellung in der Schweiz gebracht hat. Hier, wie in den meisten Orten der Schweiz, sitzt die eigentliche revolutionäre Volkskraft in den schweizerischen und deutschen Arbeitern, die aber kein festes Domizil in der Stadt haben und daher das Wahlrecht, selbst wenn sie Kantonsbürger sind, nur sehr selten besitzen. Dieser Umstand, sowie der mit dem Eintritt ruhigerer Zustände sogleich wieder um sich greifende Einfluß des Patriziats, erklärt die konservativen Wahlen, die wenige Jahre nach jeder liberalen oder radikalen Revolution unfehlbar vorkommen. In der heutigen Sitzung des Nationalraths wurde an Ochsenbein’s Stelle Dr. Steiger von Luzern zum Präsidenten gewählt. Die Versammlung debattirt über die Tessiner Angelegenheit. Pioda (Tessiner) hat in einem langen und für einen Italiener sehr matten Vortrage, eine Menge Anklagen gegen die eidgenössischen Repräsentanten und Truppen in Tessin ˙˙ ˙ ˙ bemüht ˙˙ angehäuft. Escher von Zürich sich aber, diese Anklagen zurückzuweisen. Ich werde wo möglich das Resultat der Sitzung noch nachtragen. Es wird voraussichtlich, eine vollständige Billigung des Vororts und der Repräsentanten, und besten Falls eine einfache Tagesordnung sein, begründet auf die gestrige Mittheilung des Vororts, (siehe oben) daß ˙˙ ˙ ˙ Alles beigelegt sei. Nachdem noch mehrere Redner und schließlich Oberst Ziegler gesprochen, welcher Letztere den, die Maßregeln des Vororts billigenden Anträgen der Majorität noch den hinzugefügt hatte, die Tessiner Regierung wenigstens in einen Theil der Kosten zu verurtheilen und den Repräsentanten ihre Anerkennung zu votiren, wurde auf den Antrag des Präsidenten die Diskussion auf morgen vertagt.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe

* K ö l n, 25. Nov. In den Vernehmungen von Marx, Schapper und Schneider II. vor dem Instruktionsgerichte, wegen des zweiten im Namen des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten erlassenen Aufrufes, wurde die Erklärung der Beschuldigten, jenen Aufruf verfaßt und unterschrieben zu haben, protokollirt und die Untersuchung sodann geschlossen. Keiner der Beschuldigten wurde verhaftet. Dies als Antwort auf verschiedene an den Kreisausschuß gerichtete Briefe.

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Karl Marx Drei Staatsprozesse gegen die „Neue Rheinische Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe

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* K ö l n, 24. November. Es sind in diesem Augenblicke drei Staatspro˙ ˙ ˙ ˙ ˙Rheinische Zeitung“ anhängig, – wir rechnen die zesse gegen die „Neue gerichtlichen Verfolgungen gegen Engels, Dronke, Wolff und Marx wegen angeblicher „unzeitungsmäßiger“ politischer Vergehen nicht ein. – Man versichert aus gut unterrichteter Quelle, daß wenigstens noch ein Dutzend Inquisitionen gegen das „ S c h a n d b l a t t “ – offizieller Ausdruck des ci-devant-procurators und wirklichen Oberprokurators Hecker (c’est du Hecker tout pur) – eingeleitet worden. Erstes Verbrechen: Gewaltsamer Angriff auf die jungfräuliche „Delikatesse“ von sechs kgl.-preußischen Gensd’armen und des Königs des Kölnischen Parkets, des Hrn. Oberprokurators Zweiffel – Volksrepräsentanten in partibus infidelium, tagt einstweilen weder zu Berlin noch zu Brandenburg, sondern zu Köln am Rhein. Am Rhein! am Rhein! da wachsen unsre Reben! Auch wir ziehen den Rhein der Spree vor und das Hotel Disch dem Hotel Mielentz. Va pour la de´licatesse des gensd’armes! Was die „Delikatesse“ des Hrn. Zweiffel angeht, so ist sie für uns ein „noli me tangere!“ Wir waren sittlich entrüstet über jene undelikaten Mißtrauensvota, wodurch seine Wahlmänner ihn zum Rückzuge bewogen haben sollen. Als wahre Ehrenwächter der jungfräulichen „Delikatesse“ des Hrn. Zweiffel ersuchen wir ihn, die Erklärung des Hrn. Weinhagen von Cleve öffentlich zurückzuweisen. Hr. Weinhagen erklärt in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ mit Namensunterschrift, er habe für die „Ehre und Delikatesse“ des Herrn Zweiffel verletzende Thatsachen mitzutheilen. Er könne diese Thatsachen selbst beweisen, müsse aber von ihrer Veröffentlichung abstehen, solange Hr. Zweiffel zu dem Paragraphen des Code pe´nal seine Zuflucht nehme, wonach jede, selbst die gegründetste Denunciation als Verläumdung verfolgt wird, wenn sie nicht durch richterliches Urtheil oder authentische

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Urkunden bewiesen werden kann. Wir appelliren also an die „Ehre und Delikatesse“ des Hrn. Zweiffel! Zweites Verbrechen. Der einfache Hecker und der zwiespaltige Hecker. Drittes Verbrechen. Dies Verbrechen, welches sich im Jahre 1848 ereignet hat, wird auf Ansinnen des Reichsministeriums verfolgt. Das Verbrechen Schnapphahnski! Das Feuilleton als Verbrecher! Das Reichsministerium soll in seiner Anklageschrift die „Neue Rheinische Zeitung“ als die schlechteste Zeitung in der „schlechten Presse“ anerkannt haben. Wir unsererseits erklären die Reichsgewalt für die komischste Gewalt aller komischen Gewalten.

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Friedrich Engels Die Schweizer Nationalratssitzung vom 22. November 1848

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe

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** B e r n, 22. November. In der heutigen Sitzung des Nationalraths wur˙ ˙ ˙ ˙ ˙ worin General Dufour eine ausgezeichnete Rede de nach langer Debatte, zu Gunsten Tessins hielt, während alle andern Militärs in der Versammlung (Ziegler, Michel, Benz etc.) mit großer Animosität gegen Tessin auftraten, und nach einer vortrefflichen Erwiederung Pioda’s auf alle Angriffe, der Vorschlag der Minorität der Kommission, „die italienischen Flüchtlinge, welche an der letzten Erhebung Theil genommen, zu interniren und der Tessiner Regierung die Ausführung dieses Beschlusses zu überlassen“, mit 62 gegen 31 Stimmen durch Namensaufruf verworfen, dagegen die Majoritätsanträge: 1) alle italienischen Flüchtlinge, nur mit den durch die Humanität ge˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ worüber die eidgenössischen Repräsentanten entbotenen Rücksichten, ˙ ˙ ˙˙Innere ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ der Schweiz zu verscheiden sollen, aus dem Kanton Tessin˙ ˙ins weisen, mit 62 gegen 31 Stimmen, und 2) dem Kanton Tessin bis auf Weiteres zu verbieten italienischen ˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Flüchtlingen den Aufenthalt zu gestatten, mit 50 gegen 46 Stimmen angenommen. Die beiden Züricher Escher und Furrer, der gegen Dufours noble Ritterlichkeit sein ganzes Gewicht als Bundesraths-Präsident in die Wagschale legte und fast eine Kabinetsfrage stellte, haben durch geschickte Einwirkung auf die deutschen Schweizer die Sache entschieden. Die 31 Stimmen für Tessin waren, mit 5–6 Ausnahmen, lauter französische Schweizer. Man hörte nur „oui“ und „Nein“ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙einziges „non“, und nur fünf bis sechs „Ja“. beim Namensaufruf, ˙kein Die romanische Schweiz ist von den Deutschen erdrückt worden.

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Die übrigen Punkte des Majoritätsantrags, denen auch die Minorität (Hr. Pioda) sich angeschlossen, werden eben angenommen. Die Sitzung und die Post schließen gleichzeitig. Morgen Näheres über diese interessante Debatte.

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Friedrich Engels Abdankung Raveaux’ – Verletzung der Schweizer Grenze

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage

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** B e r n, 23. November. Die Abdankung Raveaux’s von seinem Ge˙ ˙ ˙ ˙ hier das größte Aufsehen und die ungetheilteste sandtschaftsposten ˙erregt Billigung. – Große Entrüstung dagegen hat die Gebietsverletzung deutscher Truppen bei Sulgen, noch größere die kavaliermäßige Entschuldigung des Kommandanten hervorgerufen. Wie? 35 Mann Soldaten betreten mit den Waffen in der Hand schweizerisches Gebiet, dringen in ein Dorf ein, umzingeln ein im Voraus bezeichnetes Haus, wo ein im Voraus bezeichneter Flüchtling, Hr. Weißhaar, verborgen sein soll, machen Miene, es zu durchsuchen, bestehen auf ihrem Vorhaben, trotz der wiederholten Anzeige, sie seien auf Schweizer Boden, drohen Gewalt anzuwenden und müssen erst durch die Knittel und Steinwürfe der Bauern verjagt werden, und trotz aller dieser nur zu schlagenden Umstände, die einen vorbedachten Ueberfall nur zu sicher beweisen, behauptet der Kommandant, die Truppen hätten nicht gewußt, daß sie auf Schweizer Boden seien? Warum denn der befremdliche Umstand, daß ein so zahlreiches Detaschement nur von einem Unteroffizier, nicht wenigstens von einem Lieutenant befehligt war, wie dies sonst überall geschieht und namentlich in dem lieutenantswimmelnden Deutschland, warum dies, wenn nicht deshalb, weil man sich durch Beigabe eines Offiziers, der soviel Geographie kennen mußte, gar zu sehr kompromittirt hätte? In der That, die schweizerische Regierung wird sich mit einer so kavalierement hingeworfenen Entschuldigung nach einer so leichthin begangenen Beleidigung nicht zufrieden geben. Die züricher Behörden haben bereits eine Untersuchung angestellt und es wird wohl schließlich dahin kommen, daß nicht die Schweiz dem Reich Barataria, sondern das Reich Barataria der Schweiz Abbitte thun muß.

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Karl Marx Neuigkeiten

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155, 29. November 1848

* Köln, 28. Nov. Die „N. Rh. Ztg.“ sagte in ihrer Nummer vom 17. November: „Und nun gar die Juden, die seit der Emancipation ihrer Sekte, wenigstens in ihren vornehmen Vertretern, überall an die Spitze der Contrerevolution getreten sind, was harrt ihrer? Man hat den Sieg nicht abgewartet, um sie in ihr Ghetto zurückzuschleudern.“ Wir citirten damals Bromberger Regierungserlasse. Eine noch schlagendere Thatsache haben wir heute zu berichten. Die große Freimaurerloge zu den drei Kronen in Berlin – bekanntlich ist der Prinz von Preußen oberster Leiter der preußischen Freimaurerei, wie Friedrich Wilhelm IV. oberster Leiter der preußischen Religion – hat die Loge Minerva zu Köln in Inaktivität erklärt. Warum? Weil sie Juden affiliirt hat. Zur Nachricht für die Juden!

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Friedrich Engels Sitzung des Bundesrats und des Ständerats

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155, 29. November 1848

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** B e r n . 25. November. In der gestrigen Sitzung des Nationalraths wur˙ ˙ des ˙ ˙ ˙ Bundessitzes ihrer Lösung nicht näher gerückt, de die Frage wegen vielmehr eher von ihr entfernt. Gegen die Majorität wurde entschieden, den Bundessitz nicht in vereinigter Sitzung beider Räthe, durch geheimes Skrutinium, sondern durch ein von beiden Räthen besonders zu berathendes Gesetz festzustellen. Wie ich schon früher vermuthete, wird in diesem Fall ein Konflikt eintreten; der Nationalrath wird Bern, der Ständerath Zürich wählen. So sagen Mitglieder beider Räthe selbst. Wenn der Ständerath diesen Beschluß nicht wieder aufhebt, so ist nicht abzusehen, wie der Konflikt sich lösen wird. Im Uebrigen wurde der zu erwählenden Bundesstadt auferlegt, die nöthigen Lokale für die gesetzgebenden Bundesversammlungen sowie für die Centralregierung zu beschaffen und zu möbliren, und ebenfalls ein Münzgebäude zu stellen. Hierauf wurde dem Bundesrath ein unbeschränkter Kredit mit großer Stimmenmehrheit bewilligt. Derselbe Kredit wurde gleichzeitig vom Ständerath eröffnet und hat also Gesetzes-Kraft. Heute war zuerst Sitzung des Ständeraths, dann der vereinigten Räthe, und nachher des Nationalraths. In der vereinigten Sitzung wurden Druey und Franscini als Bundesräthe beeidigt. Was sonst Wichtiges vorgefallen, melde ich Ihnen morgen, da ich verhindert war, den Sitzungen beizuwohnen.

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Friedrich Engels Die Persönlichkeiten des Schweizer Bundesrats

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155, 29. November 1848

** B e r n, 24. November. Es wird den Lesern der N.Rh.Ztg. nicht unan˙ ˙ Details ˙ ˙˙ genehm sein, einige über die Persönlichkeiten zu erfahren, die jetzt berufen sind, die Schweiz unter Kontrolle der beiden Räthe zu regieren, und die jetzt eben in Thätigkeit getreten sind. Fünf Mitglieder des Bundesraths haben unbedingt, eines, Hr. Furrer, provisorisch bis zum Frühjahr die Wahl angenommen, und über die Annahme des siebenten (Munzinger) kann kein Zweifel obwalten. Der Präsident des Bundesraths, Hr. Furrer, ist der ächte Typus des Zürichers. Er hat, wie man in Frankreich sagen würde, l’air e´minemment bourgeois. Kleidung, Haltung, Gesichtszüge bis zur silbernen Brille verrathen auf den ersten Blick den „freien Reichsstädter“, der sich als Präsident des Vororts und resp. der Tagsatzung zwar etwas civilisirt hat, aber dennoch „jeder Zoll ein Provinzialist“ geblieben ist. Hr. Furrer, einer der tüchtigsten Advokaten des „schweizerischen Athen“ (so beliebt der züricher Spießbürger sein Städtchen von 10 000 Einwohnern zu nennen) hat das hauptsächlichste Verdienst, durch seine konsequenten Bemühungen und seinen gemäßigten Liberalismus das züricher Septemberregiment gestürzt und den Kanton der Partei der Bewegung wiedergegeben zu haben. Als Tagsatzungspräsident ist er seinen Prinzipien treu geblieben. Gemäßigter Fortschritt nach Innen, strengste Neutralität nach Außen war die Politik, die er verfolgte. Daß er jetzt Präsident des Bundesrath geworden, ist mehr Zufall als Absicht. Man hätte lieber einen Berner genommen; aber da blieb nur die Wahl zwischen Ochsenbein, gegen den große Antipathieen herrschten und Neuhaus, der jetzt, 1848, ebenso konservativ auftrat, wie vor 5 [bis] 6 Jahren, und deshalb gar nicht in den Bundesrath gewählt wurde. In dieser Verlegenheit nahm man einen Züricher, und da war Furrer allerdings der passendste. Furrer repräsentirt also keineswegs ganz genau die Majorität der Bundesversammlung, aber er repräsentirt wenigstens die Majorität der deutschen Schweiz.

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Der Vicepräsident Druey ist in allen Stücken das Gegentheil Furrers und der beste Repräsentant, den die französische Schweiz schicken konnte. Ist Furrer der Majorität und vollends der radikalen Minorität zu gemäßigt, so ist Druey den meisten viel zu radikal. Ist Furrer ein gesetzter bürgerlicher Liberaler, so ist Druey ein entschiedener Anhänger der rothen Republik. Die hervorragende Rolle, die Druey in den letzten Revolutionen seines Kantons gespielt hat, ist bekannt; weniger bekannt, aber desto größer sind die vielseitigen Verdienste, die er sich um seinen Kanton (Waadt) erworben hat. Druey, der sozialistische Demokrat von der Farbe Louis Blanc’s, der erste Kenner des Staatsrechts und der rascheste und fleißigste Arbeiter in der ganzen Schweiz, ist ein Element im Bundesrath, das mit der Zeit mehr und mehr an Einfluß gewinnen und von der besten Wirkung sein muß. Ochsenbein, der Chef der Freischaaren gegen Luzern, der Präsident der Tagsatzung, die den Sonderbundskrieg beschloß, der Oberst der Berner Reserven in diesem Feldzug, ist durch seine Antecedentien nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa bekannt und populär geworden. Aber weniger bekannt ist sein Benehmen seit der Februarrevolution. Der theilweise sozialistische Charakter dieser Revolution, die Maßregeln der provisorischen Regierung in Frankreich und die ganze Bewegung des ˙˙ ˙si˙s˙c˙h ˙ ˙en ˙ ˙Proletariats schüchterten ihn, den de´mocrate pur, den die franzö ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Partei des National rechnen würden, nicht wenig ein. Er Franzosen zur näherte sich allmählig der gemäßigten Richtung. Besonders in der auswärtigen Politik, in der er vor und während des Sonderbundskriegs soviel Energie gezeigt hatte, neigte er sich mehr und mehr dem alten System der sogenannten strikten Neutralität zu, die in Wirklichkeit jedoch nichts als die Politik des Konservatismus und der Konnivenz gegen die Reaktion ist. So zauderte er als Vorortspräsident mit der Anerkennung der französischen Republik und benahm sich mindestens zweideutig in der italie˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙Angelegenheit. Dazu kommt noch, daß die ungestüme Leidennischen schaftlichkeit, mit der er die Tagsatzung präsidirte und die ihn oft zur Parteilichkeit gegen die Radikalen fortriß, ihm bei diesen und namentlich bei den französischen Schweizern viele Feinde gemacht hat. Wäre für das ˙ ˙˙˙ ˙eine ˙ ˙ ˙ andere Wahl zu treffen gewesen als zwischen ihm Berner Mitglied und Neuhaus, Ochsenbein würde weit weniger Stimmen auf sich vereinigt haben. Oberst Frey-Herose von Aargau gilt für eine der militärischen Kapacitäten der Schweiz. Er war Chef des Generalstabs im Feldzug gegen den Sonderbund. Wie die meisten schweizerischen Stabsoffiziere, hat auch er in seinem Kanton schon seit längerer Zeit eine politische Rolle gespielt und ist dadurch auch mit der Civilverwaltung vertraut geworden. Er wird

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in seiner neuen Stellung jedenfalls für das militärische Departement Tüchtiges leisten. Seiner politischen Farbe nach gehört er den entschiedeneren Liberalen seines Kantons an. Staatsrath Franscini aus Tessin ist unbedingt einer der geachtetsten öffentlichen Charaktere der ganzen Schweiz. Seit langen Jahren hat er in seinem Kanton unermüdlich gearbeitet. Er war es hauptsächlich, der 1830, schon vor der Julirevolution es dahin brachte, daß das verachtete, für politisch unmündig angesehene Tessin zuerst in der ganzen Schweiz und ohne Revolution die alte oligarchische Verfassung durch eine demokratische ersetzte; er war es wiederum, der an der Spitze der Revolution von 1840 stand, welche die erschlichene Herrschaft der Pfaffen und Oligarchen zum zweitenmal stürzte. Franscini war es ferner, der nach dieser Revolution, die in den Händen der Reaktionäre ganz in Unordnung gerathene Verwaltung neu organisirte, den zahllosen eingerissenen Diebstählen, Unterschleifen, Bestechungen und Verschleuderungen einen Riegel vorschob, und endlich den unter der Leitung der Mönche gänzlich verkommenen Schulunterricht, soweit es die Mittel des armen Gebirgslandes erlaubten, neu organisirte. Dadurch entzog er den Priestern ein Hauptmittel der Einwirkung auf das Volk, und die Folgen traten in dem steigenden Vertrauen der Tessiner in ihre Regierung jedes Jahr mehr hervor. Franscini gilt außerdem für den gebildetsten Oekonomen der Schweiz und ist der Verfasser der besten schweizerischen Statistik (Statistica della Svizzera, Lugano 1827, Nuova Statistica della Svizzera ˙˙˙˙Bundesrath ˙ ˙ ˙˙ ˙ 1848.) Er ist ein entschiedener Radikaler und wird ˙im mehr zu Druey als zu Ochsenbein und Furrer halten. Die Tessiner rechnen ihm, dem langjährigen Chef ihrer Regierung, namentlich seine „ehrenvolle Armuth“ hoch an. Regierungsrat Munzinger aus Solothurn ist der einflußreichste Mann seines Kantons, den er seit 1830 fast dauernd auf der Tagsatzung vertreten hat und den er seit Jahren thatsächlich regiert. Er soll wie sich ein halbradikales Blatt der französischen Schweiz, die Gazette de Lausanne ausdrückt, cacher sous les apparences de la bonhommie un esprit fin et pe´ne´trant, d. h. er besitzt jene unter gutmüthig-biedermännischer Außenseite verdeckte kleine Schlauheit, die in Reichsstädten für Diplomatie angesehen wird. Im Uebrigen ist er ein gemäßigter Fortschrittsmann a` la Furrer und verlangt, die Schweiz soll sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, und die große europäische Politik Gott und Lord Palmerston überlassen. Daher ist er durchaus nicht günstig auf die ausländischen Flüchtlinge zu sprechen, die der Schweiz bisher immer Unannehmlichkeiten zugezogen haben. Er hat, in Verbindung mit dem Schweizer Athenienser Dr. Escher, in Tessin neuerdings wieder Proben seiner

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Gesinnungen in dieser Beziehung abgelegt. Ueberhaupt vertreten Furrer und Munzinger im Bundesrath ganz vollkommen die Vorurtheile und Bornirtheiten des „aufgeklärten“ deutschen Schweizers. Endlich Hr. Näff von St. Gallen, von dem ich wenig zu sagen weiß. Er soll in seinem Kanton wesentlich zur Hebung der Verwaltung beigetragen, und sich auch sonst ausgezeichnet haben. Der Kanton St. Gallen, liest man in schweizer Blättern, sei überhaupt einer der reichsten und tüchtigsten Männer; aber diese tüchtigen Männer haben das Unglück, daß man von ihnen nicht viel hört, und jedenfalls scheint es ihnen an Initiative zu fehlen. Doch soll Hr. Näff in einer Specialität als Verwaltungsmann nicht ohne Verdienst sein. Seiner politischen Richtung nach steht er zwischen Furrer und Ochsenbein; entschiedener als jener, nicht ganz so weit gehend wie von diesem nach seinen Antecedentien vielleicht noch erwartet werden kann. Nach dieser Zusammensetzung des Bundesraths ist die Politik, die die Schweiz vor der Hand verfolgen wird, unzweifelhaft. Es ist dieselbe, die die alte Tagsatzung und der Vorort Bern unter Ochsenbeins und später Funks (der ohne Ochsenbein nichts ist) Leitung verfolgt haben. Nach Innen strenge Handhabung der neuen Bundesverfassung, die der Kantonalsouveränetät nur noch zuviel Spielraum läßt, nach Außen strenge Neutralität, natürlich strenger oder gelinder nach den Umständen, strenger namentlich gegenüber Oestreich. Die gemäßigte Partei hat entschieden die Oberhand, und es ist wahrscheinlich, daß Hr. Ochsenbein in den meisten Fragen mit ihr stimmen wird. Wie aber eine Minorität, wie Druey und Franscini unter solchen Umständen die Wahl annehmen, sich der Annehmlichkeit fortwährend überstimmt zu werden, aussetzen konnte, wie ein solches Kollegium nur zusammen regieren kann, das zu begreifen muß man Schweizer sein oder gesehen haben, wie die Schweiz regiert wird. Hier, wo alle vollziehenden Behörden kollegialisch deliberiren, geht man nach dem Prinzip: Nimm die Stelle nur an, heute bist du freilich in der Minorität, aber vielleicht kannst du doch nützen und wer weiß, ob nicht Todesfälle, Abdankungen u. s. w. dich nach einem oder zwei Jahren in die Majorität bringen. Es ist das die natürliche Folge davon, daß regierende Kollegien aus einer Wahl hervorgehen. Jede Partei sucht dann, gerade wie in den gesetzgebenden Versammlungen, sich durch die Eindrängung eines oder mehrerer Kandidaten in dem Kollegium wenigstens festzusetzen, sich eine Minorität zu sichern, so lange sie keine Majorität erringen kann. Sie würde es ihren Kandidaten nicht übel nehmen, wenn sie, wie dies in größern Ländern unbedingt geschehen würde, die Wahl ablehnen wollten. Aber der Bundesrath ist keine commission du pouvoir exe´cutif, und von der Stellung Drueys zu der Ledru-Rollins ist es unendlich weit.

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Die Schweizer Presse behauptet allgemein, der Bundesrath sei aus Capacitäten ersten Ranges zusammengesetzt. Ich zweifle indeß, ob außer Druey und Franscini ein einziges Mitglied in einem größeren Lande je eine hervorragende Rolle einnehmen, und ob mit Ausnahme von FreyHerose und Ochsenbein, einer der drei Andern es nur zu einer bedeutenden sekundären Rolle bringen würde.

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Karl Marx Geöffnete Briefe

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 155, 29. November 1848. Extra-Blatt

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* K ö l n, 28. November, 11 Uhr Abends. Zwei der uns heute Abend zu˙ ˙ ˙ ˙˙ gekommenen Korrespondenzen, eine von Bern datirt, die andere von Paris, sind offenbar durch eine offizielle oder offiziöse Hand erbrochen worden. Siegel fehlte. Die Oblaten, womit man die Briefe wieder zugemacht, waren noch nicht trocken. Mit Windischgrätz macht auch Sedlnitzky Propaganda.

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Karl Marx Das Organ Manteuffel und Johannes – Die Rheinprovinz und der König von Preußen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 156, 30. November 1848

* K ö l n . Die „Neue Preußische Zeitung“ bestätigt die von uns schon mitgetheilte Aeußerung Manteuffel’s in Bezug auf die Frankfurter Centralgewalt und Versammlung. Das Organ Manteuffel’s sagt: „Die Proklamation des Reichsverwesers mag sehr gut gemeint sein. Wir Preußen müssen sie aber entschieden zur ü c k w e i s e n , d a s Vo l k n i c h t m i n d e r a l s d i e K r o n e . “ Das Organ Manteuffel spricht uns aus der Seele. Dasselbe offizielle Blatt belehrt uns über die Gültigkeit der Frankfurter Beschlüsse wie folgt: „Wir Preußen haben keinen andern Herrn als unsern König. Und nur was er gut heißt an den Frankfurter Beschlüssen, nur das wird uns binden, weil E r (preußischer Styl) es eben gut heißt, und aus keinem andern Grunde.“ Wir „Preußen“!!! Wir Rheinländer haben das Glück bei dem großen Menschenschacher zu Wien, einen „Großherzog“ vom Niederrhein gewonnen zu haben, der die Bedingungen nicht erfüllt hat, unter denen er „Großherzog“ wurde. Ein „König von Preußen“ existirt für uns erst durch die Berliner Nationalversammlung, und da für unsern „Großherzog“ vom Niederrhein keine Berliner Nationalversammlung existirt, so existirt für uns kein „König von Preußen“. Dem Großherzoge vom Niederrhein sind wir durch den Völkerschacher anheimgefallen! Sobald wir weit genug sind, die Seelenverkäuferei nicht mehr anzuerkennen, werden wir den „Großherzog vom Niederrhein“ nach seinem „ B e s i t z t i t e l “ fragen.

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Friedrich Engels Die revolutionäre Bewegung in Italien

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 156, 30. November 1848

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* K ö l n, 29. November. Endlich, nach sechsmonatlichen fast ununter˙ ˙ ˙ ˙ ˙ der Demokratie, nach einer Reihe der unerhörbrochenen Niederlagen testen Triumphe der Contrerevolution, endlich zeigen sich wieder Symptome eines baldigen Siegs der revolutionären Partei. Italien, das Land, dessen Erhebung das Vorspiel zur europäischen Erhebung von 1848 bildete, dessen Sturz das Vorspiel zum Falle von Wien war, Italien erhebt sich zum zweitenmal. Toskana hat sein demokratisches Ministerium durchgesetzt und Rom hat sich so eben das seinige erobert. London, den 10. April; Paris, den 15. Mai und 25. Juni; Mailand, den 6. August; Wien, den 1. November, das sind die vier großen Daten der ˙ ˙ die ˙ vier Meilensteine, welche die durcheuropäischen Contrerevolution, eilten Entfernungen auf ihrem letzten Triumphzuge bezeichnen. In London, den 10. April, wurde nicht nur die revolutionäre Macht der Chartisten, es wurde auch zuerst die revolutionäre Propaganda des Februarsiegs gebrochen. Wer England und seine ganze Stellung in der modernen Geschichte richtig auffaßt, konnte sich darüber nicht wundern, daß die Revolutionen des Kontinents für den Moment spurlos an ihm vorübergingen. England, das Land, das durch seine Industrie und seinen Handel alle jene revolutionirenden Nationen des Kontinents beherrscht, und vermöge seiner Herrschaft über die asiatischen, amerikanischen und australischen Märkte doch verhältnißmäßig wenig von ihrer Kundschaft abhängt; das Land, in dem die Gegensätze der modernen bürgerlichen Gesellschaft, die Klassenkämpfe zwischen Bourgeoisie und Proletariat am weitesten entwickelt, am höchsten auf die Spitze getrieben sind, England hat mehr als jedes andere Land seine eigene, selbstständige Entwicklung. England bedarf nicht des Herumtappens kontinentaler provisorischer Regierungen um der Lösung von Fragen, der Aufhebung von Gegensätzen näher zu kommen, deren Lö-

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sung und Aufhebung vor allen andern Ländern sein Beruf ist. England acceptirt nicht die Revolution vom Kontinent, England wird, wenn seine Stunde geschlagen hat, dem Kontinent die Revolution diktiren. – Das war die Stellung Englands, das die nothwendige Folge dieser Stellung, und daher war der Sieg der „Ordnung“ am 10. April ganz erklärlich. Aber wer erinnert sich nicht, wie dieser Sieg der „Ordnung“, der erste Gegenstoß gegen die Stöße des Februar und März, überall der Contrerevolution einen neuen Halt gab, den sogenannten Konservativen den Busen mit kühnen Hoffnungen schwellte! Wer erinnert sich nicht, wie in ganz Deutschland das Auftreten der Londoner Spezialkonstabler sogleich von der gesammten Bürgerwehr zum Vorbild genommen wurde! Wer erinnert sich nicht, welchen Eindruck dieser erste Beweis machte, daß die losgebrochene Bewegung nicht unwiderstehlich sei! Paris, den 15. Mai, lieferte sogleich das Gegenstück des Siegs der englischen Stillstandspartei. Der 10. April hatte den äußersten Wogen der revolutionären Sturmfluth einen Damm entgegengesetzt; der 15. Mai brach ihre Gewalt an ihrem Ausströmungspunkte selbst. Daß die Februarbewegung nicht unaufhaltsam sei, hatte der 10. April bewiesen; daß die insurrektionelle Bewegung in Paris zu hemmen sei, bewies der 15. Mai. Die Revolution, in ihrem Centrum geschlagen, mußte natürlich auch in der Peripherie erliegen. Und das geschah täglich mehr in Preußen und in den kleinern deutschen Staaten. Aber noch war die revolutionäre Strömung stark genug, um in Wien zwei Siege des Volks, den ersten auch am 15. Mai, den zweiten am 26. Mai möglich zu machen, und der Sieg des Absolutismus in Neapel, der ebenfalls am 15. Mai erkämpft wurde, wirkte durch seine Excesse eher als Gegengewicht gegen den Sieg der Ordnung in Paris. Es fehlte noch etwas; nicht nur die revolutionäre Bewegung mußte in Paris geschlagen werden, der bewaffneten Insurrektion mußte in Paris selbst der Zauber der Unbesiegbarkeit abgestreift werden; erst dann konnte die Contrerevolution ruhig sein. Und das geschah zu Paris in der viertägigen Schlacht vom 23. bis zum 26. Juni.. Vier Tage Kanonendonner – und die Uneinnehmbarkeit der Barrikaden, die Unüberwindlichkeit des bewaffneten Volks war dahin. Was anders hatte Cavaignac durch seinen Sieg bewiesen, als daß die Gesetze der Kriegskunst mehr oder weniger dieselben sind in der Straße wie im De´file´, gegenüber der Barrikade wie gegenüber dem Verhau und der Bastion? Daß 40 000 undisciplinirte bewaffnete Arbeiter, ohne Kanonen und Haubitzen und ohne Zufuhr von Munition einer organisirten Armee von 120 000 alten Soldaten und 150 000 Nationalgardisten, unterstützt von der besten und zahlreichsten Artillerie und reichlich mit Munition versehen, nicht länger als vier Tage widerstehen können? Der Sieg Ca-

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vaignacs war die platteste Erdrückung der geringeren Zahl durch die siebenfache Ueberzahl, der ruhmloseste Sieg, der je erfochten, und um so ruhmloser, je mehr Blut er trotz der kolossalen Uebermacht kostete. Und dennoch staunte ihn die Welt als ein Wunder an – weil dieser Sieg der Uebermacht dem Pariser Volk, der Pariser Barrikade den Nimbus der Unbesiegbarkeit genommen hatte. In den 40 000 Arbeitern hatten Cavaignacs Dreihunderttausend nicht nur die 40 000 Arbeiter, sie hatten, ohne es zu wissen, die europäische Revolution besiegt. Wir wissen es Alle, welche unaufhaltsam stürmische Reaktion von jenem Tage an hereinbrach. Da war kein Hemmen mehr möglich; die konservative Gewalt hatte das Volk in Paris mit Granaten und Kartätschen besiegt, und was in Paris möglich war, konnte man anderswo auch nachmachen. Der Demokratie blieb weiter nichts übrig, als nach dieser entscheidenden Niederlage den Rückzug so ehrenvoll wie möglich zu machen, und das nicht mehr haltbare Terrain in Presse, Volksversammlungen und Parlamenten wenigstens Schritt für Schritt zu vertheidigen. Der nächste große Schlag war der Fall Mailands. Die Wiedereroberung Mailands durch Radetzky bildet in der That das erste europäische Faktum seit dem Pariser Junisieg. Der Doppeladler auf der Kuppel des Mailänder Doms, das bedeutete nicht nur den Fall von ganz Italien, das bedeutete auch das Wiedererstehen des Schwerpunkts der europäischen Contrerevolution, das Wiedererstehen Oestreichs. Italien erschlagen und Oestreich auferstanden – was konnte die Contrerevolution mehr verlangen! Und es ist eine Thatsache, mit Mailands Fall erschlaffte in Italien die revolutionäre Energie momentan, stürzte Mamiani in Rom, wurden die Demokraten in Piemont besiegt; und zugleich erhob die reaktionäre Partei in Oestreich wieder ihr Haupt, und begann mit neuem Muth von dem Hauptquartier Radetzky’s, ihrem Centrum, aus ihre Intriguen über alle Provinzen auszuspinnen. Erst jetzt ergriff Jellachich die Offensive, erst jetzt kam die große Allianz der Contrerevolution mit den östreichischen Slaven vollends zu Stande. Von den kleinen Intermezzi, in denen die Contrerevolution lokale Siege erfocht und einzelne Provinzen eroberte, von der Frankfurter Schlappe u. s. w. spreche ich nicht. Dergleichen hat lokale, vielleicht nationale, aber keine europäische Bedeutung. Endlich, am 1. November wurde das Werk vollendet, das am Tage von ˙ ˙ Radetzky ˙ ˙˙ Custozza begonnen: wie in Mailand eingezogen war, so zogen Windischgrätz und Jellachich in Wien ein. Die Methode Cavaignacs ist auf den größten und thätigsten Herd der deutschen Revolution angewandt worden und mit Erfolg; die Revolution ist in Wien, wie in Paris, unter Blut und rauchenden Trümmern erstickt worden.

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Aber fast scheint es, als sollte der Sieg vom 1. November zugleich den ˙ ˙ ˙ ˙˙ Punkt bezeichnen, wo die rückgängige Bewegung umschlägt und eine Krise eintritt. Der Versuch, die Wiener Heldenthat in Preußen Stück für Stück zu wiederholen, ist gescheitert; im günstigsten Falle, selbst wenn das Land die konstituirende Versammlung verlassen sollte, hat die Krone nur einen halben, nichts entscheidenden Sieg zu erwarten, und jedenfalls ist der erste entmuthigende Eindruck der Wiener Niederlage gebrochen, gebrochen durch den plumpen Versuch, sie in jedem ihrer Details zu kopiren. Und während der Norden von Europa entweder schon wieder in die Knechtschaft von 1847 zurückgeschleudert ist, oder mühsam die Eroberungen der ersten Monate gegen die Contrerevolution vertheidigt, erhebt sich plötzlich Italien wieder. Livorno, die einzige italienische Stadt, die durch den Fall Mailands zu einer siegreichen Revolution aufgestachelt wurde, Livorno hat endlich seinen demokratischen Aufschwung dem ganzen Toskana mitgetheilt und ein entschieden demokratisches Ministerium durchgesetzt, entschiedener als je eins in einer Monarchie und so entschieden, wie nur wenige in einer Republik bestanden; ein Ministerium, das auf den Fall Wiens und die Wiederherstellung Oestreichs mit der Proklamation der italiänischen konstituirenden Nationalversammlung antwortet. Und der revolutionäre Feuerbrand, den dies demokratische Ministerium damit in das italienische Volk geschleudert, hat gezündet: in Rom ist Volk, Nationalgarde und Armee wie Ein Mann aufgestanden, hat das tergiversirende, kontrerevolutionäre Ministerium gestürzt, ein demokratisches Ministerium errungen und an der Spitze seiner durchgesetzten Forderungen steht: Regierung nach dem Prinzip der italienischen Nationalität, d. h. Beschickung der italienischen Constituante, die Guerazzi vorgeschlagen. Daß Piemont und Sizilien folgen werden, ist keinem Zweifel unterworfen. Sie werden folgen, wie sie im vorigen Jahre gefolgt sind. Und nun? Wird diese zweite Auferstehung Italiens binnen drei Jahren, wie die vorhergehende, die Morgenröthe eines neuen Aufschwungs der europäischen Demokratie sein? Fast hat es den Anschein. Das Maaß der Contrerevolution ist voll bis zum Ueberlaufen. Frankreich im Begriff, sich einem Abentheuerer in die Arme zu werfen, um nur der Herrschaft Cavaignac’s und Marrast’s zu entgehn, Deutschland zerrissener als je, Oesterreich erdrückt, Preußen am Vorabend des Bürgerkriegs, alle, alle Illusionen des Februar und März unbarmherzig vom Sturmschritt der Geschichte zertreten. – Wahrlich, das Volk könnte aus neuen Siegen der Contrerevolution nichts mehr lernen! Möge es die Lehren dieser letzten sechs Monate bei der kommenden Gelegenheit rechtzeitig und furchtlos anwenden.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 156, 30. November 1848

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** B e r n, 26. November. In der gestrigen vereinigten Sitzung der Räthe wurden nicht wie es Absicht und angegebener Zweck war, die beiden Bundesräthe, Druey und Franscini, sondern bloß der erstere beeidigt. Franscini war nicht eingetroffen, da die Post über den Gotthard wegen des vielen Schnees ganz ausgeblieben ist. Es wurde ferner dem Bundesrath Vollmacht ertheilt, die erst nach etwaiger Vertagung der beiden gesetzgebenden Räthe eintreffenden Bundesräthe und Bundesrichter zu beeidigen. – Vorher hatte eine Sitzung des Ständeraths, zur Berathung des vom Nationalrath vorgestern angenommenen Gesetzentwurfs über den Bundessitz stattgefunden. Die vom Nationalrath bereits schwierig gestellte Frage wurde hier noch schwieriger gemacht. Fazy von Genf stellte den Antrag, den Bundessitz provisorisch auf ein Jahr in Bern beizubehalten, und inzwischen ein ausführlicheres Gesetz auszuarbeiten, worin auch die dem Kanton aufzuerlegenden Verpflichtungen wegen des Schutzes der Bundesbehörden aufzunehmen seien. Die Frage wurde viel zu leicht genommen. Man müsse auch dem Schweizer Volk Gelegenheit geben vorher seinen Willen auszusprechen. Briatte von Waadt, Präsident des Ständeraths, schloß sich dieser Meinung an. Andere Mitglieder stellten weitere Amendements: Der Bundessitz solle in vereinigter Sitzung durch Wahl festgesetzt werden; ferner: der Bundessitz solle, nach Art des weiland Vororts, wechseln, aber von sechs zu sechs Jahren, wenigstens bis die Bundes-Universität errichtet sei u. s. w. Die Debatte mußte wegen der zur vereinigten Sitzung anberaumten Stunde abgebrochen werden und wird heute fortgesetzt. Rüttimann (Zürich) hat vorgeschlagen, den Entwurf mit den Amendements an die Kommission zurückzuverweisen. – Nach der vereinigten Sitzung blieb der Nationalrath noch versammelt zur Berathung des vom Bundesrath vorgelegten Gesetzentwurfs wegen Uebernahme der sämmtlichen Schweizer Postanstalten durch den Bund

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vom 1. Januar 1849 an, unter einstweiliger Beibehaltung der Verwaltung durch die einzelnen Kantone bis zur definitiven Regelung des Postwesens, jedoch mit der Vollmacht für die Bundesgewalt die Laufe etc. etc. zu ändern. Der Entwurf wurde se´ance tenante mit geringen Aenderungen Drueys und Andrer angenommen. Heute beräth der Nationalrath das von dem radikalen Dr. Emil Frei (Baselland) vorgeschlagene Verantwortlichkeitsgesetz für die schweizerischen vollziehenden Bundesbeamten, und wenn Zeit bleibt, den von Ochsenbein vorgeschlagnen Gesetzentwurf wegen Errichtung einer Bundes-Universität. Der Bundesrath, die vollziehende Behörde, hat schon mehrere Sitzungen gehalten. Provisorisch hat Furrer die auswärtigen Angelegenheiten, Ochsenbein das Militärwesen, Frei-Herose die Finanzen übernommen. Der eidgenössische Kriegsrath ist demzufolge unter Dank außer Thätig˙ ˙ ˙ ˙Ferner ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ hat der Bundesrath die Anzeige seiner Konstituirung keit gesetzt. an die Kantone, die auswärtigen diplomatischen Agenten der Schweiz und die fremden Mächte beschlossen. Deßgleichen eine Beschwerde an die Reichsregierung wegen der Gebietsverletzung im Kanton Zürich, und zugleich die Einziehung von Erkundigungen bei den betreffenden Kantonen über das Verhalten der Flüchtlinge und über die Wahrheit der in der Ober-Post-Amts-Zeitung von der Reichsgewalt veröffentlichten ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙˙˙ ˙˙ ˙ ˙ Thatsachen.

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Friedrich Engels Sitzung des Schweizer Nationalrats vom 27. November 1848

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 157, 1. Dezember 1848. Beilage

** B e r n, 27. November. In der heutigen Sitzung des Nationalraths wur˙ ˙ des ˙ ˙ ˙ zu veröffentlichenden Bülletins der Verhandlunde die Frage wegen gen wieder aufgenommen, da aber die Versammlung wenig zahlreich war, sehr bald auf morgen vertagt.

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[1] 1) * Paris. Raspail oder Ledru-Rollin? Sozialist oder Montagnard? Das ist die Frage, die jetzt die Partei der rothen Republik in zwei feindliche Lager theilt. Worum handelt es sich eigentlich in diesem Streit? Fragt die Journale der Montagnards, die Re´forme, die Re´volution, & sie werden Euch sagen daß sie es selbst nicht entdecken können; daß die Sozialisten buchstäblich dasselbe Programm der permanenten Revolution, der Progressiv- & Erbschaftssteuer, der Organisation der Arbeit aufstellen, das der Berg aufgestellt hat; daß gar kein Streit um Prinzipien vorhanden ist & daß der ganze unzeitige Skandal von einigen Neidischen & Ehrgeizigen angestiftet worden ist die die „Religion & den guten Glauben“ des Volks täuschen & die Männer der Volkspartei aus Egoismus verdächtigen. Fragt das Journal der Sozialisten, den „Peuple“, & es wird Euch mit bittern Expektorationen über die Unwissenheit & Hohlköpfigkeit der Montagnards, mit endlosen juristisch-moralisch-ökonomischen Abhandlungen & schließlich mit dem geheimnisvollen Wink antworten, es handle sich im Grunde um die neue Panacee des Bürgers Proudhon die im Begriff sei den alten sozialistischen Phrasen aus der Schule Louis Blancs den Rang abzulaufen. Fragt endlich die sozialistischen Arbeiter, & sie werden Euch kurz zur Antwort geben: Ce sont des bourgeois, les montagnards. Die Einzigen, die den Nagel auf den Kopf treffen, sind wieder die Arbeiter. Sie wollen vom Berge nichts wissen, weil der Berg aus lauter Bourgeois besteht. Die sozialistisch-demokratische Partei bestand schon vor dem Februar aus zwei verschiednen Fraktionen; erstens aus den Wortführern, Depu-

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tirten, Schriftstellern, Advokaten usw. mit ihrem nicht unbeträchtlichen Schweif kleiner Bourgeois, die die eigentliche Partei der Re´forme bildeten; zweitens aus der Masse der Pariser Arbeiter, die keineswegs unbedingte Nachfolger der ersteren, sondern im Gegentheil sehr mißtrauische Bundesgenossen waren & sich ihnen bald enger anschlossen, bald weiter von ihnen entfernten, je nachdem die Leute von der Re´forme entschiedner oder schwankender auftraten. In den letzten Monaten der Monarchie war die Re´forme, in Folge ihrer Polemik mit dem National, sehr entschieden aufgetreten & das Verhältniß zwischen ihr & den Arbeitern war ein sehr intimes. Die Leute von der Re´forme traten daher auch als Vertreter des Proletariats in die provisorische Regierung. Wie sie in der provisorischen Regierung in der Minorität waren & dadurch, unfähig das Interesse der Arbeiter durchzusetzen, nur den „reinen“ Republikanern dazu dienten, die Arbeiter solange hinzuhalten bis die reinen Republikaner die öffentliche Gewalt, die jetzt ihre Gewalt gegenüber den Arbeitern war, wieder organisirt hatten; wie der Chef der Re´forme-Partei, Ledru-Rollin, sich durch Lamartine’s Aufopferungsphrasen & durch den Reiz der Macht bereden ließ, in die Exekutivkommission zu treten; [2] wie er dadurch die revolutionäre Partei spaltete, schwächte, theilweise der Regierung zur Verfügung stellte, & so die Insurrektionen des Mai & Juni scheitern machte, ja selbst gegen sie kämpfte – das Alles braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden. Die Thatsachen sind noch zu frisch im Gedächtniß. Genug, nach der Juni-Insurrektion, nach dem Sturz der Exekutivkommission & der Erhebung der reinen Republikaner zur ausschließlichen Herrschaft in der Person Cavaignacs, waren der Partei der Re´forme, der demokratisch-sozialistischen kleinen Bourgeoisie, alle Illusionen über die Entwicklung der Republik vergangen. Sie war in die Opposition gestoßen, sie war wieder frei, machte wieder Opposition & knüpfte ihre alten Verbindungen mit den Arbeitern wieder an. Solange keine wichtigen Fragen vorkamen, solange es sich nur um die Bloßstellung der feigen, verrätherischen & reaktionären Politik Cavaignacs handelte, solange konnten die Arbeiter es sich gefallen lassen, in der Presse durch die Re´forme & Re´volution sociale et de´mocratique vertreten zu sein. Die Vraie Re´publique & die eigentlichen Arbeiterblätter waren ohnehin schon durch den Belagerungszustand, durch Tendenzprozesse & Cautionen unterdrückt worden. Ebenso konnten sie es sich gefallen lassen, in der Nationalversammlung durch den Berg sich vertreten zu lassen. Raspail, Barbe`s, Albert waren verhaftet, Louis Blanc & Caussidie`re mußten flüchten. Die Clubs waren theils geschlossen, theils

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unter strenger Aufsicht, & die alten Gesetze gegen die Redefreiheit bestanden & bestehen noch fort. Wie man sie gegen die Arbeiter anzuwenden versteht, davon gaben die Journale täglich Beispiele. Genug, die Arbeiter, in der Unmöglichkeit, ihre eignen Vertreter sprechen zu lassen, mußten sich wieder mit denen begnügen, von denen sie vor dem Februar vertreten worden waren – von den radikalen kleinen Bourgeois & ihren Wortführern. Da taucht die Präsidentschaftsfrage auf. Drei Kandidaten stehn da: Cavaignac, Louis-Napoleon, Ledru-Rollin. Von Cavaignac konnte für die Arbeiter keine Rede sein. Der Mann, der sie im Juni mit Kartätschen & Brandraketen zusammengeschossen, konnte nur auf ihren Haß rechnen. Louis Bonaparte? Für ihn konnten sie nur aus Ironie stimmen, um ihn heute durch die Abstimmung zu erheben, morgen durch die Waffen wieder zu stürzen, & mit ihm die honette, „reine“ Bourgeoisrepublik. Und endlich Ledru Rollin, der sich den Arbeitern als der einzige rothe, sozialistisch-demokratische Kandidat empfahl. Also nach den Erfahrungen von der provisorischen Regierung, vom 15. Mai & 24. Juni her, verlangte man von den Arbeitern daß sie der radikalen kleinen Bourgeoisie & Ledru-Rollin abermals ein Vertrauensvotum geben sollten? Denselben Leuten, die am 25. Februar, als das bewaffnete Proletariat Paris beherrschte, als Alles durchzusetzen war, statt revolutionärer Thaten nur erhabne Beruhigungsphrasen, statt rascher entscheidender Maßregeln [3] nur Versprechungen & Vertröstungen, statt der Energie von 93 nur die Fahne, die Redensart, die Titulaturen von 93 hatten? Denselben Leuten die mit Lamartine & Marrast riefen: Man muß vor Allem die Bourgeois beruhigen & die darüber die Revolution fortzuführen vergaßen? Denselben Leuten, die am 15. Mai unentschieden waren, & die am 23. Juni Artillerie von Vincennes & Bataillone von Orle´ans & Bourges holen ließen? Und doch hätte das Volk vielleicht, um die Stimmen nicht zu theilen, für Ledru-Rollin gestimmt. Aber da kam seine Rede vom 25. Novbr gegen Cavaignac, worin er abermals sich auf die Seite der Sieger stellt, Cavaignac zum Vorwurf macht daß er nicht energisch genug gegen die Revolution eingeschritten, nicht noch mehr Bataillone gegen die Arbeiter bereit gehabt habe. Diese Rede hat Ledru-Rollin bei den Arbeitern vollends um allen Credit gebracht. Auch jetzt noch, nach fünf Monaten, nachdem er alle Folgen der Junischlacht sozusagen an seinem eignen Leibe hat büßen müssen, auch jetzt noch hält er es, gegenüber den Besiegten, mit den Siegern, ist er stolz darauf, mehr Bataillone gegen die Insurgenten verlangt zu haben als Cavaignac stellen konnte!

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Und der Mann, dem die Junikämpfer nicht rasch genug besiegt wurden, der will Chef der Partei sein, die die Erbschaft der Erschlagnen des Juni angetreten hat? Nach dieser Rede war Ledru-Rollins Candidatur bei den Pariser Arbeitern verloren. Die Gegenkandidatur Raspails, schon früher aufgestellt, schon früher von den Sympathien der Arbeiter umgeben, hatte in Paris gesiegt. Hätten die Stimmzettel von Paris zu entscheiden, Raspail wäre jetzt Präsident der Republik. Die Arbeiter wissen sehr gut, daß Ledru-Rollin noch nicht ausgespielt hat, daß er der radikalen Partei noch große Dienste leisten kann & wird. Aber er hat das Vertrauen der Arbeiter verscherzt. Seine Schwäche, seine kleine Eitelkeit, seine Abhängigkeit von hochfahrenden Phrasen, wodurch sogar Lamartine ihn beherrschte, sie, die Arbeiter, haben sie büßen müssen. Kein Dienst, den er leisten kann, wird dies vergessen machen. Die Arbeiter werden immer wissen, daß, wenn Ledru-Rollin wieder energisch wird, seine Energie nur die der bewaffneten Arbeiter ist, die treibend hinter ihm stehn werden. Indem die Arbeiter Ledru-Rollin ein Mißtrauensvotum gaben, gaben sie zugleich der ganzen radikalen Kleinbürgerschaft ein Mißtrauensvotum. Die Unentschiedenheit, die Abhängigkeit von den hergebrachten Phrasen des de´vouement etc., das Vergessen der revolutionären Handlungen über den revolutionären Reminiscenzen sind lauter Eigenschaften, die Ledru-Rollin mit der Klasse teilt, die er vertritt. Die radikalen Kleinbürger sind bloß deßhalb sozialistisch weil sie ihren Ruin, ihren Übergang ins Proletariat klar vor Augen sehn. Nicht als Kleinbürger, als Besitzer eines kleinen Kapitals, sondern als zukünftige Proletarier schwärmen sie für Organisation der Arbeit & Umwälzung des Verhältnisses von Kapital & Arbeit. Gebt ihnen die politische Herrschaft, so werden sie die Organisation der Arbeit bald vergessen. Die politische Herrschaft gibt ihnen ja, wenigstens im Rausch des ersten Augenblicks, Aussicht [4] auf Kapitalerwerb, auf Rettung vom drohenden Ruin. Nur wenn die bewaffneten Proletarier mit gefälltem Bajonett hinter ihnen stehn, nur dann werden sie sich ihrer Bundesgenossen von gestern erinnern. So haben sie im Februar & März gehandelt, & Ledru-Rollin, als ihr Chef, war der erste, der so handelte. Wenn sie jetzt enttäuscht sind, ändert das die Stellung der Arbeiter zu ihnen? Wenn sie bußfertig wiederkommen, haben sie das Recht zu verlangen, daß die Arbeiter jetzt, unter ganz andern Verhältnissen abermals in die Falle gehn sollen? Daß die Arbeiter dies nicht thun werden, daß sie wissen wie sie zu den radikalen kleinen Bourgeois stehn, das geben sie ihnen zu verstehn indem sie nicht für Ledru-Rollin stimmen sondern für Raspail.

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Aber Raspail – wodurch hat sich denn Raspail um die Arbeiter so verdient gemacht? Wie kann man ihn gegenüber von Ledru-Rollin als Sozialisten par excellence hinstellen? Das Volk weiß recht gut daß Raspail kein offizieller Sozialist, kein Systemmacher von Profession ist. Das Volk will die offiziellen Sozialisten & Systemmacher gar nicht, es hat sie satt. Sonst wäre der Bürger Proudhon sein Candidat & nicht der heißblütige Raspail. Aber das Volk hat ein gutes Gedächtniß & ist lange nicht so undankbar, wie verkannte reaktionäre Größen in ihrer Bescheidenheit zu sagen lieben. Das Volk erinnert sich noch sehr gut, daß Raspail der Erste war, der der provisorischen Regierung ihre Unthätigkeit, ihre Beschäftigung mit bloßem republikanischem Larifari vorwarf. Das Volk hat den Ami du Peuple, par le citoyen Raspail, noch nicht vergessen, & weil Raspail zuerst den Muth hatte – es gehörte wirklich Muth dazu – revolutionär gegen die provisorische Regierung aufzutreten, & weil Raspail gar keine bestimmte sozialistische Couleur, sondern nur die soziale Revolution vertritt – darum stimmt das Volk von Paris für Raspail. Es handelt sich gar nicht um die paar kleinlichen, im Manifest des Bergs feierlichst als weltrettend verkündeten Maßregeln. Es handelt sich um die soziale Revolution, die den Franzosen noch ganz andre Dinge bringen wird als diese zusammenhangslosen, bereits stehend gewordenen Phrasen. Es handelt sich um die Energie diese Revolution durchzusetzen. Es handelt sich darum ob die kleine Bourgeoisie diese Energie haben wird, nachdem sie schon einmal sich ohnmächtig erwiesen hat. Und das Proletariat von Paris, indem es für Raspail stimmt, antwortet: Nein! Daher die Verwunderung der Re´forme & Re´volution, daß man ihre Phrasen acceptiren & doch nicht für Ledru-Rollin stimmen kann, der doch diese Phrasen vertritt. Diese braven Blätter, die sich für Arbeiterblätter halten & doch jetzt mehr als je vorher Blätter der kleinen Bourgeois sind, können natürlich nicht einsehn, daß dieselbe Forderung im Munde der Arbeiter revolutionär, in ihrem Munde eine bloße Phrase ist. Sie müßten ja sonst ihre eignen Illusionen nicht haben! Und der Bürger Proudhon & sein „Peuple“? Davon morgen.

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* Paris. Wir sprachen gestern von den Montagnards & den Sozialisten, von der Candidatur Ledru-Rollin & der Kandidatur Raspail, von der Re´forme & dem „Peuple“ des Bürgers Proudhon. Wir versprachen, auf Proudhon zurückzukommen. Wer ist der Bürger Proudhon? Der Bürger Proudhon ist ein franc-comtesischer Bauer, der verschiedne Erwerbszweige & verschiedne Studien durchgemacht hat. Die öffentliche Aufmerksamkeit zog er zuerst auf sich durch ein 1842 veröffentlichtes Pamphlet: „Was ist das Eigenthum?“ Die Antwort lautete: „Das Eigenthum ist der Diebstahl.“ Die überraschende Repartie frappierte die Franzosen. Die Regierung Ludwig Philipps, der auste`re Guizot, der kein Organ für’s Calembour hat, war bornirt genug, Proudhon vor Gericht zu stellen. Aber umsonst. Für ein so pikantes Paradoxon hat man bei jeder französischen Jury auf Freisprechung zu rechnen. Und so geschahs. Die Regierung blamirte sich, & Proudhon wurde ein berühmter Mann. Was das Buch selbst angeht, so entsprach es durchgehends dem obigen Resume´. Jedes Kapitel faßte sich zusammen in einem merkwürdigen Paradoxon, in einer Manier die den Franzosen noch nicht vorgekommen war. Im Übrigen enthielt es theils juristisch-moralische, theils ökonomischmoralische Abhandlungen deren jede zu beweisen suchte, daß das Eigenthum auf einen Widerspruch hinausläuft. Was die juristischen Punkte angeht, so kann dies zugegeben werden, insofern nichts leichter ist als nachzuweisen daß die ganze Jurisprudenz überhaupt auf lauter Widersprüche hinausläuft. Was die ökonomischen Abhandlungen betrifft, so enthalten sie wenig Neues, & was sie Neues enthalten, beruht auf falschen Kalkulationen. Die Regel de Tri ist überall schmählich mißhandelt.

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Indeß die Franzosen wurden mit dem Buch nicht fertig. Den Juristen war es zu ökonomisch, den Ökonomen zu juristisch, & Beiden zu moralisch. Apre`s tout, sagten sie endlich, c’est un ouvrage remarquable. Aber Proudhon strebte nach größeren Triumphen. Nach verschiedenen verschollenen kleinen Schriften erschien endlich 1846 seine Philosophie de la mise`re, in zwei gewaltigen Bänden. In diesem Werk, das seinen Ruhm auf ewig begründen sollte, wandte Proudhon eine arg mißhandelte Hegelsche philosophische Methode auf eine seltsam mißverstandene Nationalökonomie an, & suchte durch allerlei transcendente Sprünge ein neues sozialistisches System der freien Arbeiterassociation zu begründen. Dies System war so neu daß es in England unter dem Namen der Equitable Labour Exchange Bazaars oder Offices [2] bereits vor zehn Jahren in zehn verschiednen Städten zehnmal Bankerott gemacht hatte. Dies schwerfällige, gelehrtthuende, dickleibige Werk, worin schließlich nicht nur sämmtliche bisherigen Oekonomen, sondern auch sämmtliche bisherigen Sozialisten die größten Grobheiten zu hören bekamen, machte auf die leichtsinnigen Franzosen durchaus keinen Eindruck. Diese Art zu sprechen & zu raisonniren war ihnen noch nicht vorgekommen & weit weniger nach ihrem Geschmack als die kuriosen Paradoxa aus Proudhons früherem Werk. Dergleichen Paradoxa fehlten zwar auch hier nicht (so erklärte sich Proudhon sehr ernsthaft als „persönlichen Feind des Jehova“) aber sie waren unter der vorgeblich dialektischen Bagage wie vergraben. Die Franzosen sagten wieder: C’est un ouvrage remarquable, & legten es beiseite. In Deutschland wurde das Werk natürlich mit großer Ehrfurcht aufgenommen. Marx hat damals eine ebenso witzige wie gründliche Gegenschrift (Mise`re de la philosophie, re´ponse a` la Philosophie de la mise`re, de M. Proudhon. Par Karl Marx, Bruxelles et Paris 1847) erlassen, & die in Denkweise & Sprache tausendmal französischer ist als das Proudhonsche prätentiöse Ungethüm. Was den wirklichen Inhalt beider Proudhonschen Schriften an Kritik der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse angeht, so kann man, nachdem man sie beide gelesen hat, mit gutem Gewissen sagen, daß er sich auf Null reduzirt. Was seine Vorschläge zur sozialen Reform betrifft, so haben sie, wie schon gesagt, den Vortheil, daß sie sich in England bereits vor längerer Zeit durch mehrfachen Bankerott glänzend bewährt haben. Das war Proudhon vor der Revolution. Während er sich noch damit beschäftigte, ein Tagblatt „Le Repre´sentant du peuple“ ohne Kapital, aber vermittelst einer Kalkulation die in Verachtung der Regel de Tri ihres Gleichen sucht, zu Stande zu bringen, setzten sich die Pariser Ar-

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beiter in Bewegung, jagten Louis Philippe weg, & gründeten die Republik. Vermöge der Republik wurde Proudhon zuerst „Bürger“; vermöge der Wahl der Pariser Arbeiter auf seinen ehrlichen sozialistischen Namen hin wurde er sodann Volksrepräsentant. Damit hatte die Revolution den Bürger Proudhon aus der Theorie in die Praxis, aus dem Schmollwinkel aufs Forum geschleudert. Wie benahm sich der störrische, hochfahrende Autodidakt, der alle Autoritäten vor ihm, Juristen, Akademiker, Oekonomen & Sozialisten mit gleicher Verachtung behandelt, der alle bisherige Geschichte für Faselei erklärt & sich selbst sozusagen als neuen Messias hingestellt hatte – wie benahm er sich, als er selbst sollte Geschichte machen helfen? [3] Wir müssen ihm zum Ruhme nachsagen, daß er damit anfing, sich auf die äußerste Linke unter dieselben Sozialisten zu setzen & mit denselben Sozialisten zu stimmen, die er so tief verachtete & so heftig als unwissende, arrogante Hohlköpfe angegriffen hatte. Man will freilich wissen daß er in den Parteiversammlungen des Bergs seine alten gewaltsamen Angriffe auf die Gegner von ehedem mit frischer Heftigkeit erneuert, daß er sie sammt & sonders für Ignoranten & Phrasendreher erklärt habe, die nicht das Abc von dem verstünden worüber sie sprächen. Wir glauben das gern. Wir glauben sogar gern daß die mit der trocknen Leidenschaftlichkeit & Zuversicht des Doktrinarismus vorgebrachten ökonomischen Paradoxa Proudhons die Herren Montagnards nicht wenig in Verlegenheit setzten. Die wenigsten unter ihnen sind ökonomische Theoretiker & verlassen sich mehr oder weniger auf den kleinen Louis Blanc; & der kleine Louis Blanc, obgleich ein viel bedeutenderer Kopf als der unfehlbare Proudhon, ist doch eine zu intuitive Natur als daß er mit der ökonomisch-gelehrten Prätention, der fremdartigen Transcendenz & der anscheinend mathematischen Logik Proudhons fertig würde. Zudem mußte er bald fliehen & seine auf dem Felde der Oekonomie rathlose Heerde blieb schutzlos den unbarmherzigen Krallen des Wolfes Proudhon überlassen. Daß Proudhon trotz aller dieser Triumphe doch ein höchst schwacher Oekonom ist, braucht wohl nicht wiederholt zu werden. Nur liegt seine schwache Seite nicht grade im Bereich der Menge der französischen Sozialisten. Den größten Triumph, den er je erlebte, errang Proudhon jedoch auf der Tribüne der Nationalversammlung. Bei, ich weiß nicht mehr welcher Gelegenheit ergriff er das Wort, & erboste die Bourgeois der Versammlung während anderthalb Stunden durch eine unaufhörliche Reihe ächt

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Proudhonscher Paradoxa, eins toller wie das andre, aber jedes berechnet die heiligsten & theuersten Gefühle der Zuhörer aufs Gröbste zu schockiren. Und das Alles vorgetragen mit seiner trocknen professoralen Gleichgültigkeit, im tonlosen, professoralen franc-comtesischen Dialekt, im trockensten imperturbabelsten Styl von der Welt – der Effekt, der Veitstanz der rasenden Bourgeois war wirklich nicht übel. Das war aber auch der Glanzpunkt der Proudhonschen öffentlichen Thätigkeit. Inzwischen fuhr er fort, durch den allmählig & nach bittern Erfahrungen über die Regel de Tri zu Stande gekommnen Repre´sentant du Peuple, der sich bald in den „Peuple“ kurzweg verwandelte, sowie in den Clubs die Arbeiter für seine Beglückungstheorie zu bearbeiten. Er blieb nicht ohne Erfolg. On ne le comprend pas, sagten die Arbeiter, mais c’est un homme remarquable.

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Friedrich Engels Sitzung des Nationalrats – Ständerat – Protest des Papstes – Reichskornsperre – Der Walliser Große Rat

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** B e r n, 26. November. In der gestrigen Sitzung erledigte der National˙ ˙ ˙ ˙˙ rath die beiden Gegenstände der Tagesordnung (die Motion Emil Frei’s wegen des Verantwortlichkeitsgesetzes und die Ochsenbeins wegen der Bundesuniversität) dadurch daß er sie dem Bundesrath überwies. Bei der Diskussion über die Universität fielen einzelne eigenthümliche Aeußerungen. Lusser aus Uri sah in dem Projekt den Ruin der Finanzen seines Kantons. Hungerbühler von Bern wehrte sich desgleichen mit aller Gewalt gegen die Universität: es sei eine Luxusausgabe und man habe schon verstudirte Leute genug. Auch der Alcibiades des schweizerischen Athen, Hr. Escher von Zürich, meinte, man müsse erst die Geldmittel abwarten. Alcibiades hatte gute Gründe auf einfache Tagesordnung zu dringen; er wußte sehr wohl, daß die Berner beabsichtigen, den Bundessitz an sich zu reißen und dann Luzern mit dem Bundesgericht und Zürich mit der „eidgenössischen Hochschule“ abzufinden. Aber die Ambition der Atheni˙ ˙ ˙ ˙ ˙der ˙˙ ˙ ˙Schweiz ˙˙ enser geht weiter hinaus, und bis auf zwei stimmten sie alle, wenn auch vergeblich, für einfache Tagesordnung. Im Ständerath wurde das Gesetz wegen des Bundessitzes in der vom Nationalrath vorgeschlagenen Fassung angenommen und nur ein Zusatz von Rüttimann, die Sicherheit der Bundesbehörden betreffend, angehängt. Es ist also jetzt beschlossen, daß der Bundessitz in beiden Räthen besonders und zwar nicht durch Wahl, sondern durch gewöhnliche Abstimmung festgesetzt werden soll. Wir werden sehen, was dabei herauskommt. Im Kanton Neufchatel war vor einigen Tagen große Verwirrung eingetreten. Die Nachricht kam hieher, daß sämmtliche Staatsräthe, bis auf Einen (Hrn. Steck) ihre Entlassung eingereicht hätten. In der größten Bestürzung reisen alle National- und Ständeräthe der Republik von hier sofort nach Hause. Wie wir hören, ist die Differenz, durch einen heftigen

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Ausfall von Seiten des Hrn. Steck hervorgerufen, von einer zu diesem Zweck ernannten Kommission des großen Raths wieder beigelegt und in der vorgestrigen Sitzung zogen die Staatsräthe ihre Entlassung zurück, was vom großen Rath mit lautem vive la re´publique aufgenommen wurde. Der Pabst hat gegen die Beschlüsse der fünf Kantone der Freiburger Diözese, welche den Bischof Marilley der bischöflichen Funktionen entheben und Maßregeln zur provisorischen Bisthumsverwaltung anordnen, protestirt. Er droht, wenn diese Maßregeln nicht zurückgenommen würden, mit „andern Bestimmungen, wozu ihn sein Gewissen, gegenüber der katholischen Welt, verpflichten würde.“ Der „schweizerische Beobachter“, das hiesige reaktionäre Blatt, tröstete sich vorgestern Abend mit der Hoffnung: da jetzt in Rom die Republik proklamirt sei (das hatte man dem braven Blatt aufgebunden) so sei es aus mit dem Pabstthum und die katholische Welt sei ihrer Freiheit wiedergegeben, wodurch sich auch die Freiburger Wirren lösen würden! Die Nachrichten von der deutschen Gränze über den schon erfolgten oder nicht erfolgten Eintritt der Kornsperre lauten widersprechend. Soviel ist gewiß, daß sie höchstens am Bodensee schon eingetreten ist; denn noch am 24., vorgestern, waren in Zürich noch ebensoviel schwäbische Kornbauern, wie je vorher zum Markte gekommen. Der Walliser große Rath hat den Beschluß gefaßt, die Sonderbundskriegssteuer nicht wie es anderswo geschehen, auf die enorm reichen Klöster, sondern auf die Gemeinden zu legen. Der Antheil, den Wallis zu zahlen hat, beträgt 1 600 000 Schweizer Franken. Statt der eigentlichen ˙ ˙˙Mönche, ˙ ˙˙ ˙ ˙ soll ˙ ˙ ˙ also das arme Volk des Urheber des ganzen Aufstandes, der Kantons diese Steuer zahlen. Inzwischen schleppen die ehrwürdigen Väter mehr und mehr ihr Eigenthum nach Piemont hinüber, wie es die Patres vom großen Bernhard schon gethan haben. Diese in Schulbüchern und sentimentalen Geschichten wegen ihrer Hunde und ihrer angeblichen Aufopferung gegen erfrierende Wanderer so berühmten, in der Wirklichkeit aber ungeheuer reichen und sehr behaglich sich pflegenden Pfäfflein haben all ihre Reichthümer, ihr Vieh, ihr Geld, ihre Geräthe nach Aosta gebracht, wo sie sich ebenfalls aufhalten und dem piemontesischen Wein herzlich zusprechen. Als Radetzky in Mailand einzog, feierten diese Menschenfreunde das frohe Ereigniß mit Bankettiren und Kanonendonner, und wurden deßhalb von den piemontesischen Gerichten in Anklagestand versetzt. In ihrem winterlichen Kloster hat diese ecclesia pressa nichts hinterlassen, als etwas Brod und Speck, womit einige Knechte die Reisenden bewirthen. Die „Suisse“ bezweifelt übrigens, daß es mit obigem Beschluß seine Richtigkeit habe, obwohl er im Journal du Valais abgedruckt stehe.

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Friedrich Engels Bern zur Bundesstadt erklärt – Franscini

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** B e r n, 28. November. In der heutigen Sitzung des Nationalraths wur˙ ˙Stimmen ˙ ˙˙ de mit 58 gegen 42 Bern zur Bundesstadt erklärt. Es fehlt nun noch die Genehmigung des Ständeraths, auf die das Berner Publikum mit Sicherheit hofft. Der Ständerath wird heute Nachmittag um 4 Uhr Sitzung halten und seinen Beschluß in dieser Sache fassen; da die Post um halb 5 abgeht, wird es unmöglich sein, daß ich das Resultat dieser Sitzung noch heut berichte. In seiner gestrigen Sitzung hat der Ständerath den Beschluß des Nationalraths in der Tessiner Sache unverändert angenommen, und dieser hat also Gesetzeskraft. In der Diskussion, die sich ziemlich in die Länge zog, zeichnete sich besonders der Tags zuvor angekommene Bundesrath Franscini durch eine Rede zu Gunsten der Tessiner aus. Carteret von Genf sprach ebenfalls mit viel Energie zu Gunsten der italienischen ˙˙ ˙ ˙˙ ˙Ver˙˙˙ Flüchtlinge, und protestirte dagegen, daß man sie hier in dieser sammlung als „Schuldige“ bezeichne, während sie in ihren Bestrebungen und Kämpfen die Sympathien aller Schweizer verdienten. Daß die Tessiner ihnen eine so lebhafte Sympathie gezeigt hätten, gerade dadurch hätten sie bewiesen, daß sie ächte Schweizer seien. Trotz dieser und mehrerer andern entschiedenen Protestationen, besonders gegen Art. 2, der dem Tessin das Asylrecht nimmt, ging, wie gesagt, der ganze Nationalrathsbeschluß mit ziemlicher Majorität durch. Die deutschen Kantone entschieden auch hier, obwohl einige deutsche Abgeordnete auch im Ständerath für die Tessiner auftraten.

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Friedrich Engels Neues aus Bern

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Zweite Ausgabe

** B e r n, 29. November. In der gestrigen Sitzung des Ständeraths wurde ˙ ˙ ˙ ˙˙ das bereits vom Nationalrath angenommene Gesetz wegen Centralisation der Posten vom 1. Januar 1849 ab in den Händen der Bundesgewalt berathen und unverändert angenommen. Auf der Tagesordnung stand der Beschluß über den Bundessitz. Da aber der Nationalrath sich gleichzeitig mit diesem Beschluß beschäftigte und bereits die Initiative ergriffen hatte, so wurde die Sitzung bis 4 Uhr vertagt. Um 4 Uhr schritt der Rath zur Abstimmung. In der ersten Abstimmung erhielt Bern 21, Zürich 13, Luzern 3 Stimmen, absolute Majorität für Bern. Bern ist also definitiv Sitz der schweizerischen Bundesbehörden. Heute Morgen kommen beide Räthe zusammen, um die Beeidigung des Bundesraths Franscini vorzunehmen. Franscini hielt dabei eine längere Rede in italienischer Sprache, die mit allgemeinem Beifall aufgenommen wurde. Hierauf vertagte sich die Bundesversammlung auf unbestimmte Zeit, dem Bundesrath überlassend, sie im geeigneten Moment wieder zusammen zu berufen. Der Bundesrath hat die verschiedenen Departements folgendermaßen unter sich vertheilt: Furrer als Präsident Auswärtiges und allgemeine Leitung der Bundespolitik; Druey, Justiz und Polizei; Ochsenbein, Krieg; Franscini, Inneres; Munzinger, Finanzen; Frei-Herose, Handel- und Straßenzölle (pe´ages); Näff, Posten und öffentliche Arbeiten. Die beiden letzten Berner Wahlen für den Nationalrath sind liberal ausgefallen; im Mittelland ist Weingart, im Emmenthal Regierungsstatthalter Karrer gewählt. Daß die Berner wegen ihrer Erhebung zu Schweizer Hauptstädtern im Jubel sind, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Gestern Abend Fackelzug und Ständchen in Menge. Dazu der unvermeidliche Kanonendonner; das Glockengeläut scheint man der „Reichsgewalt“ zu überlassen. Vor

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dem Erlacher Hof wurde natürlich eine bedeutende Serenade gebracht; der Bundesrath hält dort seinen Sitz und Steiger und Furrer hielten Reden. So eben höre ich, daß Luvini sich mit dem Obersten Benz wegen der von Letzterem in der Tessiner Diskussion gethanen herausfordernden Aeußerungen duellirt hat. Es scheint Niemand verwundet zu sein; doch kann ich noch nichts Gewisses hierüber sagen.

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Friedrich Engels Duell zwischen Benz und Luvini

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 160, 5. Dezember 1848

** B e r n, 30. November. In dem gestrigen Duell zwischen den Herren Benz ˙ ˙ Benz ˙ ˙ ˙ am Arm und in der Seite ziemlich bedeutend und Luvini ist Hr. verwundet worden. Die gewählte Waffe war der Offiziersäbel (briquet d’ordonnance). Als Hr. Benz gestern abreiste, mußte er in den Wagen getragen werden.

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Friedrich Engels Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 160, 5. Dezember 1848

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** B e r n, 1. Dezember. Gottlob! Endlich soll die offizielle Nachricht vom ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Grenzsperre beim Bundesrath eingetroffen sein Eintritt der deutschen und wir werden nun also wohl wissen, woran wir sind. Es war hohe Zeit, nachdem die wohllöbliche Centralgewalt uns Schweizer so lange gefoppt und zum Besten gehabt hatte. Der Bundesrath soll beschlossen haben, dieser ganzen gewaltigen Reichstruppenaufstellung von 50 000 Mann gegenüber auch nicht Eine Kompagnie Schweizer Truppen aufs Piket stellen zu lassen. Die Reichsgewalt mag daraus ersehen, wie sehr man sich hier in der Schweiz vor ihren Entschließungen, Vorkehrungen, Drohungen und Truppenaufstellungen fürchtet. Freilich besitzt das „Reich“ keine solche Militärverfassung wie die Schweiz, die ohne einen Mann stehender Truppen zu besolden, binnen acht Tagen 150 000 Mann schlagfertiger und geübter Soldaten auf die Beine bringen kann – also verhältnißmäßig doppelt so viel, als das klassische Land des Parademarsches mit seiner Scharnhorstischen vielgerühmten Wehrverfassung. Obwohl nun der aus den widersprechenden Gerüchten über die Sperre hergenommene Stoff zur Heiterkeit den Schweizern auszugehen droht, so sorgt das „Reich“ doch fortwährend dafür, daß wir zu lachen haben. Gestern bringen uns die deutschen und namentlich die Frankfurter Reichsblätter mit der ernstesten Miene von der Welt eine neue fette Zeitungsente: den neuen Einfall der Flüchtlinge oder vielmehr Banditen nach Lörrach, nebst dem Gefecht, worin vier leibhaftige Badische Dragoner geblieben sind! Daß die ganze lächerliche Historie, die hier die größte Heiterkeit erregte, auf einer Mystifikation beruht, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Aber sagen kann ich Ihnen, daß die Angst der Reichsbürger vor den dritthalb Freischärlern, die sich allenfalls noch an der Grenze herumtreiben mögen, auf jeden Schweizer den komischsten Eindruck von der Welt macht. Man hat hier bereits die neue Phrase

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stehend gemacht: „er fürchtet sich wie sechs Reichsbürger vor einem Freischärler.“ Der neue Artikel der Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung ˙ ˙ ˙Flüchtlinge ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ an˙ ˙der ˙ Grenze ˙ ˙˙ ˙˙˙ ˙hat ˙˙ über die fortwährenden Umtriebe der nicht wenig beigetragen, diese Heiterkeit auf Kosten des Reichs zu unterhalten. Welch gewaltige Enthüllungen haben nicht die Spione des Hrn. Schmerling zu Stande gebracht! Metternich weilt in Muttenz und ist auf dem Birsfeld gesehen worden, allwo Neff verweilt und viel Briefe schreibt und empfängt; in Emmishofen weilt Siegel und Katzenmaier, und das Reich sollte nicht zittern! Ja, was noch schrecklicher ist, in Dornach, hart an der deutschen Grenze, in Dornach duldet die schweizer Regierung – – „einige versprengte Wirthe aus Lörrach und Umgegend“!!! Zudem „herrscht allgemein die Ueberzeugung“, daß neue „Raubzüge“ stattgefunden haben würden, wenn etc. Ja, ist nicht von Groß-Laufenburg über den Rhein hinüber scharf geschossen worden? – von wem, wann und wie, weiß die Reichszeitung freilich nicht. Kurzum, wenn das Reich so schlecht gezimmert ist, daß es in seinen Grundfesten erbebt, wenn Metternich auf dem Birsfeld gesehen wird, und einige versprengte Wirthe in Dornach trauern, so wird sich die Schweiz wahrhaftig nicht dazu hergeben, diesem morschen Gebäude als Stütze zu dienen! Und dazu widersprechen sich diese konfus zusammengestellten Berichte der ReichsMouchards in jeder Zeile: so heißt es, Metternich sei der einzige Flüchtling in Muttenz, und drei Zeilen weiter „vernimmt man von Muttenz, daß man (!!) dort wieder rüste“!! Man – d. h. Metternich ganz allein! Und dafür, daß die Reichsgewalt sich durch solche plumpe Widersprüche vor der ganzen Welt lächerlich macht, dafür bezahlt sie ihre Mouchards in der Schweiz! Trema Bizanzio, Metternich ist auf dem Birsfeld gesehen worden und „mehrere versprengte Wirthe“ in Dornach haben dir den Untergang geschworen! Doch lassen wir das Reich bei Seite. Der eidgenössische Kriegsrath ist pro Forma aufgelöst worden, aber sofort als militärische Kommission wiederhergestellt, deren Vorsitz Hr. Ochsenbein als Chef des Bundeskriegsdepartements übernommen hat. Die Berner Zeitung tadelt diese Wiederherstellung resp. Fortdauer des schwerfälligsten und kostspieligsten Stücks der alten Bundesregierung mit scharfen Worten. Der Kriegsrath habe nie etwas fertig gebracht, außer der Ernennung einiger aristokratischen Offiziere und einem nach langen Geburtswehen endlich zur Welt gebrachten eidgenössischen Kamaschenreglement, das soviel gekostet, daß man dafür die ganze Armee mit Kamaschen und Schuhen habe versehen können. Im Uebrigen habe er sich darauf beschränkt, seine 16 Franken per Kopf täglich zu beziehen, und habe vor lauter Schwierig˙ ˙ ˙ ˙und ˙ Kleinigkeitskrämereien längst darauf verzichtet, irgend etwas keiten zu Stande zu bringen.

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Außer dem Duell zwischen Luvini und Benz stand in Folge der Tessiner Debatte im Nationalrath noch ein zweites in Aussicht – zwischen Pioda und Michel aus Graubündten. Oberst Michel hatte sich sehr ungebührlich geäußert und schließlich voller Wuth Hrn. Pioda ein vollständiges Dementi gegeben. Pioda antwortete äußerst ruhig und konvenabel, zog aber nachher den bündnerischen Haudegen zur Rechenschaft. Hr. Michel hat darauf solche Erklärungen gegeben, die Hrn. Pioda und seine Freunde vollständig zufrieden stellten und die Sache fiel damit zu Boden.

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Karl Marx Prozesse der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 161, 6. Dezember 1848

* K ö l n, 5. Dezember. Vor einigen Tagen war der Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Karl Marx, von neuem vor das Instruktionsgericht vorgeladen. Vier Artikel haben die Centralgewalt bewogen, auf Verläumdung zu klagen: 1) Schnapphahnski, 2) ein Artikel aus Breslau über Lichnowsky, 3) ein Artikel, worin von einem „verfälschenden“ Berichte eines gewissen „komischen Stedtmann“ die Rede ist, 4) der Abdruck der im Eiser’schen Saal beschlossenen „Volksverrathserklärung“ gegen die Frankfurter Majorität in Schleswig-Holstein’schen Sachen. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erwartet nun sehnlichst fernere Verläumdungsklagen von Berlin, Petersburg, Wien, Brüssel und Neapel. Am 20. Dezember wird der erste Prozeß der „Neuen Rheinischen Zeitung“ contra Parquet und Gensd’armen verhandelt werden. Wir haben bisher nicht vernommen, daß irgend ein rheinisches Parquet irgend einen Artikel des Code pe´nal auf die groben, handgreiflichen Gesetzwidrigkeiten sämmtlicher rheinischer Behörden anwendbar gefunden hätten. „Distinguendum est“! „II faut distinguer“ ist der Wahlspruch des tapferen rheinischen Parquets.

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Friedrich Engels Schweizerische Zeugnisse über die Heldentaten der österreichischen Armee in Wien

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 161, 6. Dezember 1848

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* K ö l n, 5. Dezember. Während die Augsburger Allgemeine Zeitung und ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙und ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙als˙˙Hersteller ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Jellachich andere erkaufte Blätter einen Windischgrätz der Ordnung in den Himmel erheben, die tapfern östreichischen Truppen mit Lorbeeren überschütten und nicht müde werden von den Gräueln der demokratischen Schreckensherrschaft zu erzählen thut sich in der Schweizer Presse plötzlich eine neue Quelle von Material auf für die Geschichtschreibung der letzten Wiener Ereignisse. Es sind die mit Noth und unter Lebensgefahr und Mißhandlungen den Schergen der „Ordnung“ entkommenen Schweizer, die in ihre Heimath zurückgekehrt, ihre Erlebnisse während der „Schreckenstage“ und des „Kriegs der Ordnung“ veröffentlichen. Und zwar nicht wüthende „Proletarier“, sondern große Kapitalisten, Leute, die in Wien enorme Fabriken besaßen, ganz unverdächtige Bourgeois mit konservativen Gesinnungen – und ein Schweizer Konservativer ist bekanntlich ein deutscher „Heuler“ in der zweiten Potenz – und ihre Berichte stehen nicht in radikalen Schandblättern, sondern in höchst konservativen Intelligenzblättern. Einer solchen Schilderung des Baseler Intelligenzblattes entnehmen wir folgende Details: Herr Specker von Sankt Gallen war Direktor einer großen Maschinenfabrik, die vor der äußern Zolllinie Wiens, am Tabor, ganz vereinzelt stand. Er wie seine Arbeiter und Werkmeister, sämmtlich Schweizer, hatten weder am Kampfe Theil genommen, noch Waffen im Hause behalten. Es blieben nur 15 Arbeiter zum Dienst der im Hofe aufgestellten Feuerspritze in der Fabrik. Beim Anrücken des Militärs gab der General Wyß, Berner Patrizier und Chef des östreichischen Generalstabs, Hrn. Specker sein Ehrenwort, wenn er keine Waffen habe und nicht aus seiner Fabrik geschossen werde, so solle dem Gebäude nichts geschehen. Das Haus wurde von Truppen durchsucht, und nichts gefunden. Trotzdem behauptete eine andere Abtheilung Jäger, es sei aus dem Hause geschossen wor-

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den (sehr begreiflich, da ihnen erlaubt war, jedes Haus zu plündern, aus dem man schoß). Die „Schweizerhunde“, die so sehr auf das Wort ihres Landsmannes, des Generals Wyß getraut, daß sie selbst ihre Frauen und Kinder in der Fabrik gelassen, wurden von diesen Jägern auf’s Brutalste mißhandelt, und nur durch die Dazwischenkunft eines andern Offiziers gerettet. Dieser führte sie nach der Wache. Ein Nachbar zeigte beim Vorbeimarsch auf einen der Arbeiter und sagte: „Der war auch beim Brückenabtragen am Tabor.“ Sofort, ohne daß ihm ein Wort gestattet, wurde er an die Mauer gestellt und erschossen. Auf der Wache wurden mehrmals die Flinten auf die „Schweizerhunde“ angelegt, und nur die vorgehaltene geladene Pistole des Offiziers hielt die Soldaten zurück. Der Direktor Specker wurde an die Wand gestellt, drei Jäger schlugen auf ihn an, einer setzte ihm den Lauf der Büchse an den Mund, und spielte, bei gespanntem Hahn, am Drücker. Ein Offizier zog die Uhr und sagte: Eine Viertelstunde hast du noch, du Schweizerhund, dann wirst du erschossen; also bete! Ehe diese Frist verstrichen, kam der Offizier, der sie schon einmal gerettet, zurück und führte Hrn. Specker zum General Wyß, der ihm seinen „Wortbruch“ vorwarf! Er behauptete steif und fest es sei aus der Fabrik geschossen worden, obwohl Hr. Specker ihm die physische Unmöglichkeit bewies. Endlich erhielt er einen Passierschein für sich und seine Leute nach Florisdorf. Nach der Fabrik zurückgekehrt, fanden sie Alles zertrümmert, demolirt und ausgeplündert. Die Familie des Herrn Specker war mit Büchsenschüssen im Hause herum gejagt worden, der Buchhalter, ein Schweizer, von mehrern Kugeln durchbohrt, wälzte sich im Todeskampfe im Garten und auf jeden, der sich ihm näherte, wurde geschossen, so daß der Unglückliche bis tief in die Nacht dort liegen blieb und starb. Er hieß Kunz. Endlich gelang es den Ueberlebenden, glücklich bis Florisdorf zu kommen. Dem Maschinenfabrikanten Bollinger, auch einem Schweizer, der sich durch seine Arbeiten am Stephansthurm berühmt gemacht hat, gelang es, seine Fabrik durch Spritzen vor Brand zu schützen. Aber auch hier drangen die Oesterreicher unter dem erlogenen Vorwande ein, es sei aus der Fabrik geschossen worden, plünderten und demolirten das ganze Gebäude, steckten es in Brand und erstachen den Bruder Bollinger’s, als dieser aus den Flammen sich zu retten suchte. Einer andern in Wien ansässigen Schweizerin, Madam Bodener, wurde ihr Kind von den Kroaten in den Armen erschossen. Der Bericht stellt noch weitere Aufklärungen über die Heldenthaten der tapfern österreichischen Armee in Aussicht, sobald noch andere Schweizer zurückgekehrt sein werden. Zugleich aber schildert er in den rührendsten Ausdrücken die Sicherheit, die Ruhe und das höfliche, an-

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ständige Benehmen von Seiten der bewaffneten Proletarier, deren sich die Schweizer während der sogenannten Schreckensherrschaft des Wiener Proletariats und der Studenten zu erfreuen hatten. Wir wiederholen: Die Urheber dieser Berichte sind keine Radikalen, keine Proletarier und Mißvergnügte, sondern große Kapitalisten und ächte Schweizer Vollblut-Aristokraten. Will nicht die A.A.Z. von ihren verschiedenen τγ, MW, #, Δ und andern Korrespondenten in Wien Erkundigungen einziehen lassen, ob sich das nicht alles buchstäblich so verhält? Wir haben ihre Namen, Ort und alle Details so genau angegeben, wie sie nur wünschen kann. Aber sie wird sich hüten.

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Friedrich Engels Der Bundesrat und die auswärtigen Gesandten – Bundesrat in Tessin – Zentralisation der Posten – Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 161, 6. Dezember 1848

** B e r n, 2. Dezember. Der Bundesrath hat auf die Anzeige der Kon˙ ˙ ˙Bundesbehörden ˙˙ stituirung der neuen und des damit zusammenfallenden Erlöschens des Vertrages von 1815, bereits von allen Gesandten die Zusicherung erhalten, daß sie die Anerkennung der neuen Behörden und der neuen Verfassung von Seiten ihrer Regierungen im Voraus glaubten zusagen zu können. Nur der englische Gesandte, Master Peel, erwähnt von Anerkennung nichts und erklärt blos ganz trocken, die Anzeige seiner Regierung mitgetheilt zu haben. Da Rußland keinen Vertreter hier hat, so ist auch natürlich von dieser Macht noch keine Erklärung eingetroffen. – Zu Bundesrepräsentanten in Tessin hat der Bundesrath ernannt: Oberst Stehlin von Basel und Oberst Briatte von Waadt, beide Mitglieder, Letzterer Präsident des Ständeraths. Der radikale Briatte wird hoffentlich anders auftreten, als die Herren Escher und Munzinger. Uebrigens sind bereits sämmtliche waffenfähige italienische Flüchtlinge aus Tessin nach dem Innern der Schweiz instradirt. – Ferner hat der Bundesrath sich sogleich an den Vollzug des Gesetzes wegen Centralisation der Posten gegeben; Herr Laroche-Stehelin von Basel ist zum provisorischen General-Postdirektor der Schweiz ernannt und zwei Kommissionen gebildet, die eine zur Taxation des von den Kantonen und Privaten zu übernehmenden Materials, die zweite zur Entwerfung eines Gesetzes über Organisation der schweizerischen Posten. – Der betreffende Kommandant der deutschen Reichstruppen hat in einer Zuschrift an den Bundesrath richtig Abbitte gethan; er erklärt sich bereit zur geforderten Genugthuung und meldet, daß die Betreffenden bereits zur Bestrafung überwiesen seien.

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Karl Marx Die Auflösung der Nationalversammlung

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 162, 7. Dezember 1848. Extrablatt

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* K ö l n, 6. Dezember. Die Contre-Revolution ist bei ihrem zweiten Sta˙ ˙ ˙National-Versammlung ˙ dium angelangt.˙Die ist aufgelöst. Eine octroyirte Verfassung ist von der „Allerhöchsten Gnade“ ohne Weiteres verkündet worden. Die ganze seit dem Mai mit der „Vereinbarung“ getriebene Heuchelei hat sich ihrer letzten Hülle entledigt. Die März-Revolution ist für nichtig erklärt und das „Gottesgnadenthum“ feiert seine Triumphe. Die Kamarilla, das Junkerthum, die Bureaukratie und die gesammte Reaktion mit und ohne Uniform jubeln, daß das dumme Volk endlich wieder in den Stall des „christlich-germanischen“ Staates zurückgetrieben werden soll. Der „Preußische Staats-Anzeiger“ vom 6. December enthält im „amtlichen Theile“ folgende Verordnung: Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen etc. haben aus dem beifolgenden Berichte Unseres Staats-Ministeriums über die letzten Sitzungen der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung zu Unserem tiefen Schmerze die Ueberzeugung gewonnen, daß das große Werk, zu welchem diese Versammlung berufen ist, mit derselben, ohne Verletzung der Würde Unserer Krone und ohne Beeinträchtigung des davon unzertrennlichen Wohles des Landes, nicht länger fortgeführt werden kann. Wir verordnen demnach, auf den Antrag Unseres Staats-Ministeriums, was folgt: §. 1, Die zur Vereinbarung der Verfassung berufene Versammlung wird hierdurch aufgelöst.

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§. 2. Unser Staats-Ministerium wird mit Ausführung dieser Verordnung beauftragt. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Potsdam, den 5. December 1848. Friedrich Wilhelm. Das Staats-Ministerium. Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Strotha. von Manteuffel. Rintelen. von der Heydt. Der Eingang zur Verfassungs-Urkunde lautet: Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen etc. etc. thun kund und fügen zu wissen: daß Wir in Folge der eingetretenen außerordentlichen Verhältnisse, welche die beabsichtigte Vereinbarung der Verfassung unmöglich gemacht, und, entsprechend den dringenden Forderungen des öffentlichen Wohls, in möglichster Berücksichtigung der von den gewählten Vertretern des Volkes ausgegangenen umfassenden Vorarbeiten, die nachfolgende Verfassungs-Urkunde zu erlassen beschlossen haben, vorbehaltlich der am Schlusse angeordneten Revision derselben im ordentlichen Wege der Gesetzgebung. Das dritte Aktenstück beruft die in der octroyirten Charte bezeichneten zwei Kammern auf den 26. Februar 1849 nach Berlin ein. Am 22. Januar sollen in Betreff der 2ten Kammer die Wahlen der Wahlmänner und am 5. Februar die Wahlen der Abgeordneten, in Betreff der 1ten Kammer die Wahlen der Wahlmänner am 29. Januar und die Wahlen der Abgeordneten am 12. Februar stattfinden. Wegen Bildung der ersten Kammer wird unverzüglich ein, natürlich gnädigst octroyirtes Wahlgesetz folgen. Dieses Aktenstück ist betitelt: „Patent betreffend die Zusammenberufung der Vertreter.“ So sind wir denn glücklich bei der P a t e n t - P e r i o d e des Jahres 1847 wieder angelangt.

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Karl Marx Der Staatsstreich der Kontrerevolution

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 163, 8. Dezember 1848

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* K ö l n, 7. Dezember. Die National-Versammlung ist aufgelöst. Die Ver˙ ˙ ˙ ˙„von Gottes Gnaden“ auseinander gejagt. treter des Volkes˙ sind Zu dem mit solcher Frechheit ausgeführten Staatsstreiche fügt das Ministerium in seiner Motivirung der Gewaltthat den bittersten Hohn. Die National-Versammlung ärntet jetzt die Früchte ihrer langwierigen ˙ ˙ ˙ ˙Feigheit. ˙ ˙ ˙ Sie ˙ ˙ ˙ ließ ˙ Schwäche ˙und die Verschwörung gegen das Volk monatelang ruhig fortarbeiten, stark und mächtig werden und fällt ihr daher jetzt zum ersten Opfer. Ebenso büßt das Volk, was es im März und noch im April und Mai aus Großmuth, oder richtiger aus Dummheit, und zuletzt durch den sogenannten „passiven Widerstand“ verschuldete. Es hat jetzt eine Lehre bekommen, die es sich wohl zu Nutze machen wird. Sein nächster Sieg wird der „Vereinbarung“ wie allen übrigen Phrasen und Heucheleien ein Ende machen.

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Karl Marx Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165, 10. Dezember 1848

* K ö l n, 9. Dezember. Wir haben es nie verheimlicht. Unser Boden ist ˙ ˙ ˙ es ist der revolutionäre Boden. Die Regierung hat nicht der Rechtsboden, nun ihrerseits die Heuchelei des Rechtsbodens aufgegeben. Sie hat sich auf den revolutionären Boden gestellt, denn auch der contrerevolutionäre Boden ist revolutionär. In § 6 des Gesetzes vom 6. April 1848 ist bestimmt: „Den künftigen Vertretern des Volkes soll jedenfalls die Zustimmung zu allen Gesetzen, so wie zur Feststellung des Staatshaushaltungs-Etats und das Steuerbewilligungs-Recht zustehn.“ In § 13 des Gesetzes vom 8. April 1848 heißt es: „Die auf Grund des gegenwärtigen Gesetzes zusammentretende Versammlung ist dazu berufen, die künftige Staatsverfassung durch Vereinbarung mit der Krone festzustellen und die seitherigen reichsständischen Befugnisse, namentlich in Bezug auf die Bewilligung von Steuern für die Dauer ihrer Versammlung auszuüben.“ Die Regierung jagt die Vereinbarungsversammlung zum Teufel, diktirt dem Lande höchsteigen eine soidisant Verfassung und bewilligt sich selbst die Steuern, die ihr von den Volksvertretern versagt worden. Die preußische Regierung hat der Camphauseniade, einer Art feierlicher Rechts-Jobsiade, ein eklatantes Ende gemacht. Aus Rache tagt der Erfinder dieser Epope´e, der große Camphausen, ruhig in Frankfurt fort als Gesandter derselben preußischen Regierung und intriguirt fort mit den Bassermanns im Dienste derselben preußischen Regierung. Dieser Camphausen, der die Vereinbarungstheorie erfand, um den Rechtsboden zu retten, d. h. um die Revolution zunächst um die ihr gebührenden Honneurs zu prellen, erfand zugleich die Minen, welche später den Rechtsboden sammt der Vereinbarungstheorie in die Luft sprengen sollten.

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Dieser Mann gab die indirekten Wahlen, welche eine Versammlung ergaben, der die Regierung im Augenblicke einer augenblicklichen Erhebung zudonnern konnte: Tr o p t a r d ! Er rief den Prinzen von Preußen zurück, den Chef der Contrerevolution und verschmähte es nicht, dessen Flucht durch eine offizielle Lüge in eine Studienreise zu verwandeln. Er ließ die alte preußische Gesetzgebung über politische Verbrechen und die alten Gerichte in Kraft. Die alte Bureaukratie und die alte Armee gewannen unter ihm wieder Zeit, sich von ihrem Schrecken zu erholen und sich vollständig zu rekonstituiren. Sämmtliche Führer des alten Regimes blieben unverletzt auf ihren Sitzen. Unter Camphausen führte die Kamarilla den Krieg in Posen, während er selbst den Krieg in Dänemark führte. Der dänische Krieg sollte ein Ableiter für die patriotische Ueberkraft der deutschen Jugend sein, die nach ihrer Rückkehr auch gebührendermaßen polizeilich gemaßregelt wurde, er sollte dem General Wrangel und seinen berüchtigten Garderegimentern eine gewisse Popularität verleihn und die preußische Soldateska im Allgemeinen rehabilitiren. Sobald der Zweck erfüllt war, mußte dieser Scheinkrieg um jeden Preis in einen schmählichen Waffenstillstand erstickt werden, den derselbe Camphausen wieder zu Frankfurt am Main mit der deutschen Nationalversammlung vereinbarte. Das Resultat des dänischen Kriegs war der „Oberbefehlshaber beider Marken“ und die Rückkehr der im März vertriebenen Garderegimenter nach Berlin. Und der Krieg, den die Kamarilla zu Potsdam unter Camphausens Auspicien in Posen führte! Der Krieg in Posen war mehr als ein Krieg gegen die preußische Revolution. Er war der Fall Wiens, der Fall Italiens, die Niederlage der Junihelden. Er war der erste entscheidende Triumph, den der russische Czar über die europäische Revolution erfocht. Und alles das unter den Auspicien des großen Camphausen, des denkenden Geschichtsfreundes, des Ritters der großen Debatte, des Heroen der Vermittlung. Unter und durch Camphausen hatte sich so die Contrerevolution aller entscheidenden Posten bemächtigt, sie hatte sich ihr schlagfertiges Kriegsheer vorbereitet, während die Vereinbarerversammlung debattirte. Unter dem Minister der That Hansemann-Pinto wurde die alte Polizei neu eingekleidet und ein ebenso erbitterter, als kleinlicher Krieg der Bourgeoisie gegen das Volk geführt. Unter Brandenburg zog man den Schluß aus diesen Vordersätzen. Es gehörte dazu nur noch ein – Schnurrbart und ein Säbel statt eines Kopfes. Als Camphausen abtrat, riefen wir ihm zu: „Er habe die Reaktion gesät im Sinne der Bourgeoisie, er werde sie ernten im Sinne der Aristokratie und des Absolutismus.“

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Wir zweifeln nicht, daß Se. Exzellenz, der preußische Gesandte Camp˙˙ ˙ ˙ ˙ hausen, sich in diesem Augenblicke selbst zu den Feudalherren zählt, und sich mit seinem „Mißverständnisse“ aufs friedlichste vereinbart haben wird. Man täusche sich indeß nicht; man schreibe einem Camphausen, einem Hansemann, diesen Männern untergeordnetster Größe, keine weltgeschichtliche Initiative zu. Sie waren nichts als die Organe einer Klasse. Ihre Sprache, ihre Handlungen waren nur das offizielle Echo einer Klasse, die sie in den Vordergrund gedrängt hatte. Sie waren nur die große Bourgeoisie – im Vordergrunde. Die Repräsentanten dieser Klasse bildeten die liberale Opposition auf dem selig entschlafenen, durch Camphausen für einen Augenblick wiedererweckten vereinigten Landtage. Man hat den Herrn dieser liberalen Opposition vorgeworfen, ihren Prinzipien nach der Märzrevolution untreu geworden zu sein. Es ist dies ein Irrthum. Die großen Grundbesitzer und Kapitalisten, die ausschließlich auf dem vereinigten Landtage vertreten waren, mit einem Worte die Geldbeutel, hatten an Geld und Bildung zugenommen. Mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft in Preußen – d. h. mit der Entwicklung der Industrie, des Handels und des Ackerbaus – hatten einerseits die alten Ständeunterschiede ihre materielle Grundlage verloren. Der Adel selbst war wesentlich verbürgerlicht. Statt in Treue, Liebe und Glauben, machte er nun vor allem in Runkelrüben, Schnaps und Wolle. Sein Hauptturnier war der Wollmarkt geworden. Andrerseits war der absolutistische Staat, dem seine alte gesellschaftliche Grundlage unter den Füßen durch den Gang der Entwickelung weggezaubert war, zur hemmenden Fessel geworden für die neue bürgerliche Gesellschaft mit ihrer veränderten Produktionsweise und ihren veränderten Bedürfnissen. Die Bourgeoisie mußte sich ihren Antheil an der politischen Herrschaft vindiciren, schon ihrer materiellen Interessen wegen. Sie selbst war allein fähig ihre commerciellen und industriellen Bedürfnisse gesetzlich zur Geltung zu bringen. Sie mußte einer überlebten, ebenso unwissenden als arroganten Bureaukratie die Verwaltung dieser ihrer „heiligsten Interessen“ aus der Hand nehmen. Sie mußte Controlle des Staatsvermögens, dessen Schöpfer sie sich dünkte, für sich in Anspruch nehmen. Sie besaß auch den Ehrgeiz, nachdem sie der Bureaukratie das Monopol der sogenannten Bildung entwendet hatte und sie an wirklicher Kenntniß der bürgerlichen Gesellschaftsbedürfnisse weit zu überragen sich bewußt war, eine ihrer gesellschaftlichen Stellung entsprechende politische Stellung erzwingen zu wollen. Sie mußte, um ihren Zweck zu erreichen, ihre ei-

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genen Interessen, Ansichten und die Handlungen der Regierung frei debattiren können. Das nannte sie das „Recht der Preßfreiheit“. Sie mußte sich ungenirt associiren können. Das nannte sie das „Recht der freien Association“. Religionsfreiheit u. dgl. mußte ebenfalls als nothwendige Folge der freien Concurrenz von ihr verlangt werden. Und die preußische Bourgeoisie war vor dem März 1848 auf dem besten Wege, alle ihre Wünsche sich verwirklichen zu sehen. Der preußische Staat befand sich in Geldnöthen. Sein Kredit war versiegt. Das war das Geheimniß der Zusammenberufung des „Vereinigten Landtags“. Die Regierung sträubte sich zwar gegen ihr Schicksal, sie entließ ungnädig den „Vereinigten“, aber Geldnoth und Kreditlosigkeit hätten sie unfehlbar nach und nach der Bourgeoisie in die Arme geworfen. Wie die Feudalbarone, so haben die Könige von Gottes Gnaden von jeher ihre Privilegien ausgetauscht gegen baares Geld. Die Emanzipation der Leibeigenen war der erste, die konstitutionelle Monarchie der zweite große Akt dieses weltgeschichtlichen Schachers in allen christlich-germanischen Staaten. „L’argent n’a pas de maıˆtre“, aber die maıˆtres hören auf, maıˆtres zu sein, sobald sie de´mone´tise´s (entmünzt) sind. Die liberale Opposition auf dem „Vereinigten Landtage“ war also nichts anderes als die Opposition der Bourgeoisie gegen eine Regierungsform, die ihren Interessen und Bedürfnissen nicht mehr entsprach. Um dem Hofe Opposition, mußte sie dem Volke den Hof machen. Sie bildete sich vielleicht wirklich ein, für das Volk Opposition zu machen. Die Rechte, die Freiheiten, die sie für sich erstrebte, konnte sie daher natürlich nur unter Firma von Volksrechten und Volksfreiheiten der Regierung gegenüber in Anspruch nehmen. Diese Opposition befand sich wie gesagt auf dem besten Wege, als der Februarsturm losbrach. (Schluß folgt.) Neue Rheinische Zeitung. Nr. 169, 15. Dezember 1848

* K ö l n, 11. Dezember. (Fortsetzung. Siehe die erste Ausgabe der ˙˙ ˙ Nr. 165). Als die Märzsündfluth – eine Sündfluth en miniature – sich verlaufen hatte, ließ sie auf der Berliner Erdoberfläche keine Ungeheuer zurück, keine revolutionären Kolosse, sondern Kreaturen alten Styls, bürgerlich untersetzte Gestalten – die Liberalen des „Vereinigten Landtags“, die Vertreter der bewußten preußischen Bourgeoisie. Die Provinzen, welche die entwickeltste Bourgeoisie besitzen, die Rheinprovinz und Schlesien, liefer-

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ten das Hauptkontingent zu den neuen Ministerien. Hinter ihnen ein ganzer Schweif rheinischer Juristen. In demselben Maße, als die Bourgeoisie von den Feudalen in den Hintergrund zurückgedrängt wurde, machten in den Ministerien die Rheinprovinz und Schlesien den urpreußischen Provinzen Platz. Das Ministerium Brandenburg hängt nur noch durch einen Elberfelder Tory mit der Rheinprovinz zusammen. Hansemann und von der Heydt! In diesen beiden Namen liegt für die preußische Bourgeoisie der ganze Unterschied zwischen März und Dezember 1848! Die preußische Bourgeoisie war auf die Staatshöhn geworfen, aber nicht, wie sie gewünscht hatte, durch eine friedliche Transaktion mit der Krone, sondern durch eine Revolution. Nicht ihre eigenen Interessen, sondern die Volksinteressen sollte sie gegen die Krone, d. h. gegen sich selbst vertreten, denn eine Volksbewegung hatte ihr die Wege bereitet. Die Krone war aber in ihren Augen eben nur der gottesgnadliche Schirm, hinter dem ihre eigenen profanen Interessen sich verbergen sollten. Die Unantastbarkeit ihrer eigenen Interessen und der ihrem Interesse entsprechenden politischen Formen sollte, in die konstitutionelle Sprache übersetzt, lauten: Unantastbarkeit der Krone. Daher die Schwärmerei der deutschen und speziell der preußischen Bourgeoisie für die konstitutionelle Monarchie. War daher die Februarrevolution sammt ihren deutschen Nachwehen der preußischen Bourgeoisie willkommen, weil das Staatsruder ihr durch dieselbe in die Hand geworfen wurde, so war sie eben so sehr ein Strich durch ihre Rechnung, weil ihre Herrschaft so an Bedingungen geknüpft wurde, die sie weder erfüllen wollte, noch erfüllen konnte. Die Bourgeoisie hatte keine Hand gerührt. Sie hatte dem Volke erlaubt, sich für sie zu schlagen. Die ihr übertragene Herrschaft war daher nicht die Herrschaft des Feldherrn, der seinen Gegner besiegt, sondern die Herrschaft eines Sicherheits-Ausschusses, dem das siegreiche Volk die Wahrung seiner eigenen Interessen anvertraut. Camphausen fühlte noch ganz das Unbequeme dieser Position und die ganze Schwäche seines Ministeriums datirt aus diesem Gefühle und den Umständen, die es bedingten. Eine Art von Schaamröthe verklärt daher die schaamlosesten Akte seiner Regierung. Die offenherzige Schaamlosigkeit und Unverschämtheit waren das Privilegium Hansemann’s. Die rothe Teinte bildet den einzigen Unterschied zwischen diesen beiden Malern. Man muß die preußische Märzrevolution weder mit der englischen Revolution von 1648, noch mit der französischen von 1789 verwechseln. 1648 war die Bourgeoisie mit dem modernen Adel gegen das Königthum, gegen den feudalen Adel und gegen die herrschende Kirche verbunden.

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1789 war die Bourgeoisie mit dem Volke verbunden gegen Königthum, Adel und herrschende Kirche. Die Revolution von 1789 hatte zum Vorbilde (wenigstens in Europa) nur die Revolution von 1648, die Revolution von 1648 nur den Aufstand der Niederländer gegen Spanien. Beide Revolutionen waren nicht nur der Zeit, sondern auch dem Gehalte nach um ein Jahrhundert ihren Vorbildern voraus. In beiden Revolutionen war die Bourgeoisie die Klasse, die sich wirklich an der Spitze der Bewegung befand. Das Proletariat und die nicht der Bourgeoisie angehörigen Fraktionen des Bürgerthums hatten entweder noch keine von der Bourgeoisie getrennte Interessen oder sie bildeten noch keine selbstständig entwickelten Klassen oder Klassenabtheilungen. Wo sie daher der Bourgeoisie entgegentreten, wie z. B. 1793 bis 1794 in Frankreich, kämpfen sie nur für die Durchsetzung der Interessen der Bourgeoisie, wenn auch nicht in der Weise der Bourgeoisie. Der ganze französische Terrorismus war nichts als eine plebejische Manier, mit den Feinden der Bourgeoisie, dem Absolutismus, dem Feudalismus und dem Spießbürgerthum fertig zu werden. Die Revolutionen von 1648 und 1789 waren keine englischen und französischen Revolutionen, sie waren Revolutionen europäischen Styls. Sie waren nicht der Sieg einer bestimmten Klasse der Gesellschaft über die alte politische Ordnung; sie waren die Proclamation der politischen Ordnung für die neue europäische Gesellschaft. Die Bourgeoisie siegte in ihnen; aber der Sieg der Bourgeoisie war damals der Sieg einer neuen Gesellschaftsordnung, der Sieg des bürgerlichen Eigenthums über das Feudale, der Nationalität über den Provinzialismus, der Concurrenz über die Zunft, der Theilung über das Majorat, der Herrschaft des Eigenthümers des Bodens über die Beherrschung des Eigenthümers durch den Boden, der Aufklärung über den Aberglauben, der Familie über den Familiennamen, der Industrie über die heroische Faulheit, des bürgerlichen Rechts über die mittelaltrigen Privilegien. Die Revolution von 1648 war der Sieg des 17ten Jahrhunderts über das 16te Jahrhundert, die Revolution von 1789 der Sieg des 18ten Jahrhunderts über das 17te Jahrhundert. Diese Revolutionen drückten mehr noch die Bedürfnisse der damaligen Welt, als der Weltausschnitte aus, in denen sie vorfielen, Englands und Frankreichs. In der preußischen Märzrevolution nichts von alledem. Die Februarrevolution hatte das constitutionelle Königthum in der Wirklichkeit und die Bourgeoisherrschaft in der Idee abgeschafft. Die preußische Märzrevolution sollte das konstitutionelle Königthum in der Idee und die Bourgeoisherrschaft in der Wirklichkeit schaffen. Weit ent-

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fernt, eine europäische Revolution zu sein, war sie nur die verkümmerte Nachwirkung einer europäischen Revolution in einem zurückgebliebenen Lande. Statt ihrem Jahrhundert voraus, war sie hinter ihrem Jahrhundert um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Sie war von vornherein sekundär, aber es ist bekannt, daß die sekundären Krankheiten schwerer zu heilen sind, und den Körper gleichzeitig mehr verwüsten, als die primitiven. Es handelte sich nicht um die Herstellung einer neuen Gesellschaft, sondern um die Berliner Wiedergeburt der zu Paris verstorbenen Gesellschaft. Die preußische Märzrevolution war nicht einmal national, deutsch, sie war von vornherein provinziell-preußisch. Die Wiener, die Kaßler, die Münchener, alle Sorten provinzieller Aufstände rannten neben ihr her und machten ihr den Rang streitig. Während 1648 und 1789 das unendliche Selbstgefühl hatten an der Spitze der Schöpfung zu stehn, bestand der Ehrgeiz der Berliner 1848 darin, einen Anachronismus zu bilden. Ihr Licht glich dem Lichte der Sterne, das uns Erdenbewohnern erst zukömmt, nachdem die Körper, die es ausgestrahlt, schon 100 000 von Jahren erloschen sind. Die preußische Märzrevolution war im Kleinen, wie sie alles im Kleinen war, ein solcher Stern für Europa. Ihr Licht war das Licht eines längst verwesten Gesellschaftsleichnams. Die deutsche Bourgeoisie hatte sich so träg, feig und langsam entwickelt, daß im Augenblicke, wo sie gefahrdrohend dem Feudalismus und Absolutismus gegenüberstand, sie selbst sich gefahrdrohend gegenüber das Proletariat erblickte, und alle Fraktionen des Bürgerthums, deren Interessen und Ideen dem Proletariat verwandt sind. Und nicht nur eine Klasse hinter sich, ganz Europa sah sie feindlich vor sich. Die preußische Bourgeoisie war nicht wie die französische von 1789, die Klasse, welche die ganze moderne Gesellschaft den Repräsentanten der alten Gesellschaft, dem Königthum und dem Adel gegenüber vertrat. Sie war zu einer Art von Stand herabgesunken, ebenso ausgeprägt gegen die Krone als gegen das Volk, oppositionslustig gegen beide, unentschlossen gegen Jeden ihrer Gegner einzeln genommen, weil sie immer beide vor oder hinter sich sah; von vornherein zum Verrath gegen das Volk und zum Compromiß mit dem gekrönten Vertreter der alten Gesellschaft geneigt, weil sie selbst schon zur alten Gesellschaft gehörte; nicht die Interessen einer neuen Gesellschaft gegen eine alte, sondern erneute Interessen innerhalb einer veralteten Gesellschaft vertretend; nicht an dem Steuerruder der Revolution, weil das Volk hinter ihr stand, sondern weil das Volk sie vor sich herdrängte; nicht an der Spitze, weil sie die Initiative einer neuen, sondern nur weil sie die Rancüne einer alten Gesellschaftsepoche vertrat; eine nicht zum Durchbruch gekommene Schichte des alten Staats

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durch ein Erdbeben auf die Oberfläche des neuen Staats geworfen; ohne Glauben an sich selbst, ohne Glauben an das Volk, knurrend gegen oben, zitternd gegen unten, egoistisch nach beiden Seiten, und sich ihres Egoismus bewußt, revolutionär gegen die Konservativen, konservativ gegen die Revolutionäre, ihren eigenen Stichworten mißtrauend, Phrasen statt Ideen, eingeschüchtert vom Weltsturm, den Weltsturm exploitirend, – Energie nach keiner Richtung, Plagiat nach allen Richtungen, gemein, weil sie nicht originell war, originell in der Gemeinheit – schachernd mit ihren eigenen Wünschen, ohne Initiative, ohne Glauben an sich selbst, ohne Glauben an das Volk, ohne weltgeschichtlichen Beruf, – ein vermaledeiter Greis, der sich dazu verdammt sah, die ersten Jugendströmungen eines robusten Volks in seinem eigenen altersschwachen Interesse zu leiten und abzuleiten – ohn’ Aug! ohn’ Ohr! ohn’ Zahn, ohn’ Alles – so fand sich die preußische Bourgeoisie nach der Märzrevolution am Ruder des preußischen Staates. (Fortsetzung folgt.) ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ Neue Rheinische Zeitung. Nr. 170, 16. Dezember 1848

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* K ö l n, 15. Dezember. (Fortsetzung.) Die Vereinbarungstheorie, welche die im Ministerium Camphausen zur Regierung gelangte Bourgeoisie sofort als „breiteste“ Grundlage des preußischen contrat social proklamirte, war keineswegs eine hohle Theorie; sie war vielmehr gewachsen auf dem Baume des „goldnen“ Lebens. Die Märzrevolution hat den Souverän von Gottes Gnaden keineswegs dem Volkssouveräne unterjocht. Sie hat nur die Krone, den absolutistischen Staat, gezwungen, sich mit der Bourgeoisie zu verständigen, sich mit ihrem alten Rivalen zu vereinbaren. Die Krone wird der Bourgeoisie den Adel, die Bourgeoisie wird der Krone das Volk opfern. Unter dieser Bedingung wird das Königthum bürgerlich und die Bourgeoisie königlich werden. Nach dem März giebt es nur noch diese zwei Mächte. Sie dienen sich wechelseitig als Blitzableiter der Revolution. Alles natürlich auf „breitester demokratischer Grundlage“. Das war das Geheimniß der Vereinbarungstheorie. Die Oel- und Wollhändler, welche das erste Ministerium nach der März-Revolution bildeten, gefielen sich in der Rolle, die blosgestellte Krone mit ihren plebejischen Fittigen zu decken. Sie schwelgten in dem Hochgenusse, hoffähig zu sein und widerstrebend, von ihrem rauhen Römerthum aus reiner Großmuth ablassend – von dem Römerthum des vereinigten Landtags – die Kluft, welche den Thron zu verschlingen

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drohte, mit dem Leichnam ihrer ehemaligen Popularität zu schließen. Wie spreizte sich der Minister Camphausen als Wehmutter des konstitutionellen Thrones. Der brave Mann war offenbar über sich selbst, über seine eigne Großmuth gerührt. Die Krone und ihr Anhang duldete widerstrebend diese demüthigende Protektorschaft, sie machte bonne mine a` mauvais jeu in Erwartung bess’rer Tage. Die halb aufgelöste Armee, die für ihre Stellen und Gehalte zitternde Bureaucratie, der gedehmüthigte Feudalstand, dessen Führer sich auf konstitutionellen Studienreisen befand, übertölpelten leicht mit einigen süßen Worten und Knixen den Bourgeois Gentilhomme. Die preußische Bourgeoisie war nomineller Besitzer der Herrschaft, sie zweifelte keinen Augenblick, daß die Mächte des alten Staats ohne Hinterhalt sich ihr zu Gebot gestellt und in eben so viele devote Ableger ihrer eignen Allmacht verwandelt hätten. Nicht nur im Ministerium, in dem ganzen Umfang der Monarchie war die Bourgeoisie von diesem Wahn berauscht. Die einzigen Heldenthaten der preußischen Bourgeoisie nach dem März, die oft blutigen Chikanen der Bürgerwehr gegen das unbewaffnete Proletariat, fanden sie nicht in der Armee, in der Büreaucratie und selbst in den Feudalherrn willig unterwürfige Helfershelfer? Die einzigen Kraftanstrengungen, wozu sich die lokalen Vertreter der Bourgeoisie aufschwangen, die Gemeinderäthe – deren zudringlich servile Gemeinheit von einem Windischgrätz, Jellachich und Welden später in angemessener Weise befußtrittet wurde – die einzigen Heldenthaten dieser Gemeinderäthe nach der Märzrevolution, ihre patriarchalischernsten Warnungsworte an das Volk, wurden sie nicht angestaunt von den verstummten Regierungspräsidenten und den in sich gegangenen Divisionsgeneralen? Und die preußische Bourgeoisie hätte noch zweifeln sollen, daß der alte Groll der Armee, der Bureaucratie, der Feudalen, in ehrfurchtsvoller Ergebenheit vor dem sich selbst und die Anarchie zügelnden großmüthigen Sieger, der Bourgeoisie, erstorben sei? Es war klar. Die preußische Bourgeoisie hatte nur noch eine Aufgabe, die Aufgabe, sich ihre Herrschaft bequem zu machen, die störenden Anarchisten zu beseitigen, „Ruhe und Ordnung“ wieder herzustellen und die Zinsen wieder einzubringen, die während des Märzsturms verloren gegangen waren. Es konnte sich nur noch darum handeln, die Produktionskosten ihrer Herrschaft und der sie bedingenden Märzrevolution auf ein Minimum zu beschränken. Die Waffen, welche die preußische Bourgeoisie in ihrem Kampfe gegen die feudale Gesellschaft und deren Krone unter der Firma des Volks in Anspruch zu nehmen sich gezwungen sah, Assoziationsrecht, Preßfreiheit etc., mußten sie nicht zerbrochen werden

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in den Händen eines bethörten Volks, das sie nicht mehr für die Bourgeoisie zu führen brauchte und gegen sie zu führen bedenkliche Gelüste kund gab? Der Vereinbarung der Bourgeoisie mit der Krone, davon war sie überzeugt, dem Markten der Bourgeoisie mit dem alten, in sein Schicksal ergebenen Staate, stand offenbar nur noch ein Hinderniß im Wege, ein einziges Hinderniß, das Volk – puer robustus sed malitiosus, wie Hobbes sagt. Das Volk und die Revolution ! Die Revolution war der Rechtstitel des Volkes; auf die Revolution gründete es seine ungestümen Ansprüche. Die Revolution war der Wechsel, den es auf die Bourgeoisie gezogen hatte. Durch die Revolution war die Bourgeoisie zur Herrschaft gelangt. Mit dem Tage ihrer Herrschaft war der Verfalltag dieses Wechsels angebrochen. Die Bourgeoisie mußte gegen den Wechsel Protest einlegen. Die Revolution – das bedeutete im Munde des Volks: Ihr Bourgeois seid das Comite´ du salut public, der Wohlfahrtsausschuß, dem wir die Herrschaft in die Hand gegeben, nicht damit ihr euch über eure Interessen mit der Krone vereinbart, sondern damit ihr gegen die Krone unsere Interessen, die Interessen des Volks durchsetzt. Die Revolution war der Protest des Volkes gegen die Vereinbarung der Bourgeoisie mit der Krone. Die mit der Krone sich vereinbarende Bourgeoisie mußte also protestiren gegen – die Revolution. Und das geschah unter dem großen Camphausen. Die Märzrevolution wurde nicht anerkannt. Die Berliner Nationalrepräsentation konstituirte sich als Repräsentation der preußischen Bourgeoisie, als Vereinbarerversammlung, indem sie den Antrag auf Anerkennung der Märzrevolution verwarf. Sie machte das Geschehene ungeschehen. Sie proklamirte es laut vor dem preußischen Volke, daß es sich mit der Bourgeoisie nicht vereinbart, um gegen die Krone zu revolutioniren, sondern daß es revolutionirt, damit sich die Krone mit der Bourgeoisie gegen es selbst vereinbare! So war der Rechtstitel des revolutionären Volkes vernichtet und der Rechtsboden der konservativen Bourgeoisie gewonnen. Der Rechtsboden! Brüggemann, und durch ihn die „Kölnische Zeitung“, haben so viel geplaudert, gefabelt, gewimmert vom „Rechtsboden“, so oft den „Rechtsboden“ verloren, wiedergewonnen, den Rechtsboden durchlöchert, geflickt, von Berlin nach Frankfurt, von Frankfurt nach Berlin geschleudert, verengt, ausgedehnt, aus einem einfachen Boden in einen getäfelten Boden, aus einem getäfelten Boden in einen Doppelboden, – bekanntlich ein Hauptwerkzeug der schauspielernden Escamoteurs – aus einem Dop-

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pelboden in eine bodenlose Fallthüre verwandelt, daß der Rechtsboden sich für unsre Leser mit Recht schließlich in den Boden der „Kölnischen Zeitung“ verwandelt hat, daß sie das Schiboleth der preußischen Bourgeoisie mit dem Privatschiboleth des Herrn Joseph Dumont, einen nothwendigen Einfall der preußischen Weltgeschichte mit einer willkührlichen Marotte der „Kölnischen“ Zeitung verwechseln können und im Rechtsboden nur noch den Boden sehn, auf dem die „Kölnische Zeitung“ wächst. Der Rechtsboden und zwar der preußische Rechtsboden! Der Rechtsboden, auf dem sich nach dem März der Ritter der großen Debatte Camphausen, das wiedererweckte Gespenst des Vereinigten Landtags und die Vereinbarerversammlung bewegen, ist er das Konstitutionsgesetz von 1815, oder das Landtagsgesetz von 1820, oder das Patent von 1847, oder das Wahl- und Vereinbarungsgesetz vom 8. April 1848? Nichts von alledem. Der „Rechtsboden“ bedeutete einfach, daß die Revolution ihren Boden nicht gewonnen und die alte Gesellschaft ihren Boden nicht verloren habe, daß die Märzrevolution nur ein „Ereigniß“ sei, welches den „Anstoß“ zu der längst innerhalb des alten preußischen Staats vorbereiteten „Verständigung“ zwischen dem Throne und der Bourgeoisie gegeben, deren Bedürfniß die Krone selbst in frühern allerhöchsten Erlassen schon ausgesprochen und nur vor dem März für nicht „dringlich“ erachtet habe. Der „Rechtsboden“ bedeutete mit einem Worte, daß die Bourgeoisie nach dem März mit der Krone auf demselben Fuße unterhandeln wolle wie vor dem März, als ob gar keine Revolution stattgefunden, und der Vereinigte Landtag ohne die Revolution sein Ziel erreicht hätte. Der „Rechtsboden“ bedeutete, daß der Rechtstitel des Volkes, die Revolution, in dem contrat social zwischen Regierung und Bourgeoisie nicht existire. Die Bourgeoisie leitete ihre Ansprüche aus der altpreußischen Gesetzgebung her, damit das Volk keine Ansprüche aus der neupreußischen Revolution herleite. Es versteht sich, daß die ideologischen Cretins der Bourgeoisie, ihre Zeitungsschreiber u. dgl., diese Beschönigung des Bourgeoisinteresses für das eigentliche Interesse der Bourgeoisie ausgeben und als solches sich und andern einbilden mußten. Im Kopfe eines Brüggemann verwandelte sich die Phrase des Rechtsbodens in eine wirkliche Substanz. Das Ministerium Camphausen hatte seine Aufgabe gelöst, die Aufgabe der Vermittlung und des Uebergangs. Es bildete nämlich die Vermittlung zwischen der auf den Volksschultern emporgehobenen Bourgeoisie und der Bourgeoisie, die nicht mehr der Volksschultern bedurfte; zwischen der

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Bourgeoisie, welche scheinbar das Volk der Krone und der Bourgeoisie, die wirklich die Krone dem Volke gegenüber vertrat; zwischen der Bourgeoisie, die sich von der Revolution losschälte und der Bourgeoisie, die als Kern der Revolution herausgeschält war. Seiner Rolle gemäß beschränkte sich das Ministerium Camphausen in jungfräulicher Schamhaftigkeit auf den passiven Widerstand gegen die Revolution. Es verwarf sie zwar in der Theorie, aber in der Praxis sträubte es sich nur gegen ihre Anmuthungen und duldete nur die Rekonstituirung der alten Staatsgewalten. Die Bourgeoisie glaubte unterdeß auf dem Punkte angelangt zu sein, wo der passive Widerstand in aktiven Angriff übergehen müsse. Das Ministerium Camphausen trat ab, nicht weil es diesen oder jenen Mißgriff begangen, sondern aus dem einfachen Grunde, weil es das erste Ministerium nach der Märzrevolution, weil es das Ministerium der Märzrevolution war und seinem Ursprung gemäß den Repräsentanten der Bourgeoisie noch unter dem Volksdiktator verstecken mußte. Diese seine zweideutige Entstehung und sein doppelsinniger Charakter legten ihm noch gewisse Convenancen, Rückhalte und Rücksichten gegen das souveräne Volk auf, die der Bourgeoisie lästig wurden, die ein zweites direkt aus der Vereinbarerversammlung hervorgegangenes Ministerium nicht mehr zu beobachten hatte. Sein Rücktritt war daher ein Räthsel für die Wirthshauspolitiker. Das Ministerium der That, das Ministerium Hansemann folgte ihm, weil die Bourgeoisie aus der Periode des passiven Verraths des Volks an die Krone in die Periode der aktiven Unterwerfung des Volks unter ihre mit der Krone vereinbarte Herrschaft überzugehen gedachte. Das Ministerium der That war das zweite Ministerium nach der Märzrevolution. Das war sein ganzes Geheimniß. (Fortsetzung folgt.) Neue Rheinische Zeitung. Nr. 183, 31. Dezember 1848

* K ö l n, 29. Dezember. (Schluß des in Nr. 170 abgebrochenen Artikels.) „Meine Herrn! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf!“ In diesen sechs Worten resumirte Hansemann den ganzen vereinigten Landtagsliberalismus. Dieser Mann war der nothwendige Chef des aus der Vereinbarerversammlung selbst hervorgegangenen Ministeriums, des Ministeriums, welches den passiven Widerstand gegen das Volk in thätigen Angriff auf das Volk verwandeln sollte, des Ministeriums der That.

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In keinem preußischen Ministerium so viel bürgerliche Namen! Hansemann, Milde, Märker, Kühlwetter, Gierke! Selbst die hoffähige Etiquette dieses Ministeriums, v. Auerswald, gehörte dem liberalen, d. h. der Bourgeoisie huldigenden Adel der Königsberger Opposition an. Roth von Schreckenstein allein vertrat unter der Kanaille den alten büreaukratisirten preußischen Feudaladel. Roth von Schreckenstein! Ueberlebender Titel eines verloren gegangenen Räuber- und Ritterromans des seligen Hildebrandt! Aber Roth von Schreckenstein war nur die feudale Einfassung des bürgerlichen Juwels. Roth von Schreckenstein,, mitten in dem bürgerlichen Ministerium, besagte in Riesenbuchstaben: Die preußische Feudalität, Armee, Büreaukratie folgen dem neu aufgegangenen Sterne des preußischen Bürgerthums. Ihm haben sich diese Gewaltigen zur Verfügung gestellt und das Bürgerthum pflanzt sie vor seinen Thron, wie man auf alten heraldischen Sinnbildern Bären vor die Volksherrscher aufpflanzte. Roth von Schreckenstein soll nur der Bär des bürgerlichen Ministeriums sein. Am 26. Juni stellte sich das Ministerium Hansemann der Nationalversammlung vor. Mit dem Juli erst beginnt seine ernsthafte Existenz. Die Junirevolution war der Hintergrund des Ministeriums der That, wie die Februarrevolution der Hintergrund des Ministeriums der Vermittlung. Die preußische Bourgeoisie exploitirte gegen das Volk den blutigen Sieg der Pariser Bourgeoisie über das Pariser Proletariat, wie die preußische Krone den blutigen Sieg der Kroaten zu Wien gegen die Bourgeoisie exploitirte. Die Wehn der preußischen Bourgeoisie nach dem östreichischen November sind die Abrechnung für die Wehn des preußischen Volks nach dem französischen Juni. In ihrer kurzsichtigen Engherzigkeit verwechselten sich die deutschen Spießbürger mit der französischen Bourgeoisie. Sie hatten keinen Thron umgeworfen, sie hatten nicht die feudale Gesellschaft, viel weniger ihren letzten Rest beseitigt, sie hatten keine von ihnen selbst geschaffene Gesellschaft zu behaupten. Sie glaubten nach dem Juni, wie nach dem Februar, wie seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts, wie im 18. Jahrhundert, in ihrer angestammten pfiffig-profitwüthigen Weise aus fremder Arbeit drei Viertel Profit ziehen zu können. Sie ahnten nicht, daß hinter dem französischen Juni der östreichische November und hinter dem östreichischen November der preußische Dezember lauerte. Sie ahnten nicht, daß wenn in Frankreich die Throne zerschmetternde Bourgeoisie nur noch einen einzigen Feind vor sich erblickte, das Proletariat – die preußische mit der Krone ringende Bourgeoisie nur noch einen einzigen Bundesgenossen besaß – das Volk. Nicht als wenn beide keine feindlich entgegengesetzten Interessen besäßen. Wohl aber, weil dasselbe Interesse

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gegen eine dritte, sie gleich niederdrückende Macht beide noch zusammenschmiedete. Das Ministerium Hansemann betrachtete sich als ein Ministerium der Junirevolution. Und in jeder preußischen Stadt verwandelten sich die Spießbürger den „rothen Räubern“ gegenüber in „honette Republikaner“ – wobei sie nicht aufhörten, ehrbare Royalisten zu sein und gelegentlich übersahen, daß ihre „Rothen“ – weißschwarze Kokarden trugen. In seiner Thronrede vom 26. Juni machte Hansemann kurzen Prozeß mit Camphausens mysteriös-nebelhafter „Monarchie auf breitester demokratischer Grundlage“. „Konstitutionelle Monarchie auf Grundlage des Zweikammersystems und die gemeinschaftliche Ausübung der gesetzgebenden Macht durch beide Kammern und die Krone“ – auf diese trockene Formel führte er den ahnungsschweren Spruch seines begeisterten Vorgängers zurück. „Abänderung der nothwendigsten mit der neuen Staatsverfassung nicht zu vereinbarenden Verhältnisse, Befreiung des Eigenthums von den Fesseln, welche dessen vortheilhafte Benutzung in einem großen Theile der Monarchie lähmen, Reorganisation der Rechtspflege, Reformation der Steuergesetzgebung, namentlich Abschaffung der Steuerbefreiungen u. s. w.“ und vor allem „Stärkung der Staatsgewalt nothwendig zum Schutze der (von den Bürgern) erworbenen Freiheit gegen Reaktion (Ausbeutung der Freiheit im Interesse der Feudalen) und Anarchie (Ausbeutung der Freiheit im Volksinteresse) und zur Wiederherstellung des gestörten Vertrauens“ – das war das ministerielle Programm, das war das Programm der zum Ministerium gelangten preußischen Bourgeoisie, deren klassischer Repräsentant Hansemann ist. Auf dem „Vereinigten Landtage“ war Hansemann der erbittertste und cynischste Widersacher des Vertrauens denn – „Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf.“ Am Ministerium proklamirte Hansemann als erste Nothwendigkeit die „Wiederherstellung des gestörten Vertrauens“, denn – diesmal wandte er sich zum Volke, wie damals zum Thron – denn „Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf.“ Damals handelte es sich um das Vertrauen, das Geld giebt, diesmal um das Vertrauen, das Geld macht; dort um das feudale Vertrauen, das treuergebene Vertrauen in Gott, König und Vaterland, hier um das bürgerliche Vertrauen, das Vertrauen in den Handel und Wandel, in die Verzinsung des Kapitals, in die Zahlungsfähigkeit der Geschäftsfreunde, um das kommerzielle Vertrauen; nicht um Glaube, Liebe, Hoffnung, sondern um den Kredit. „Wiederherstellung des gestörten Vertrauens!“ In diesen Worten sprach Hansemann die fixe Idee der preußischen Bourgeoisie aus.

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Der Kredit beruht auf der Sicherheit, daß die Exploitation der Lohnarbeit durch das Kapital, des Proletariats durch die Bourgeoisie, der Kleinbürger durch die Großbürger in herkömmlicher Weise fortdauert. Jede politische Regung des Proletariats, welcher Natur auch, sie sei denn unmittelbar durch die Bourgeoisie kommandirt, stört also das Vertrauen, den Kredit. „Wiederherstellung des gestörten Vertrauens!“ hieß also im Munde Hansemanns: Unterdrückung jeder politischen Regung im Proletariat und in allen Schichten der Gesellschaft, deren Interesse nicht direkt mit dem Interesse der ihrer Meinung nach am Staatsruder befindlichen Klasse zusammenfallen. Dicht neben die „Herstellung des gestörten Vertrauens“ stellte Hansemann daher die „Stärkung der Staatsmacht“. Er irrte sich nur in der Natur dieser „Staatsmacht“. Er glaubte die dem Credit, dem bürgerlichen Vertrauen dienende Staatsmacht zu stärken und er stärkte nur die Staatsmacht, die Vertrauen verlangt und im Nothfall mit Kartätschen ertrotzt, weil sie keinen Credit besitzt. Er wollte mit den ProductionsKosten der bürgerlichen Herrschaft knickern und belastete die Bourgeoisie mit den unerschwinglichen Millionen, welche die Restauration der preußischen Feudal-Herrschaft kostet. Den Arbeitern gegenüber erklärte sich Hansemann sehr bündig: Er habe ein großes Heilmittel für sie in der Tasche. Ehe er es herausholen könne, müsse aber vor allem das „gestörte Vertrauen“ wieder hergestellt sein. Um das Vertrauen herzustellen, müsse die Arbeiterklasse ihrem Politisiren und Einmischen in Staatsdingen ein Ende machen und in ihre alten Gewohnheiten zurückkehren. Folge sie seinem Rathe, sei das Vertrauen wieder hergestellt, so sei das geheimnißvolle große Heilmittel jedenfalls wirksam schon deßwegen, weil es nicht mehr nöthig und nicht mehr anwendbar sei, denn in diesem Falle war ja die Krankheit, die Störung der bürgerlichen Ordnung beseitigt. Und wozu Heilmittel, wo keine Krankheit? Beharre aber das Volk auf seinem Kopfe – nun gut, so werde er die „Staatsmacht stärken“, die Polizei, die Armee, die Gerichte, die Bureaukratie, er werde ihm seine Bären auf den Hals hetzen, denn das „Vertrauen“ sei zur „Geldfrage“ geworden und: „Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf!“ So sehr Hansemann darüber lächeln mag, sein Programm war ein ehrliches Programm, ein bravgemeintes Programm. Er wollte die Staatsmacht stärken, nicht nur gegen die Anarchie, d. h. gegen das Volk, er wollte sie auch stärken gegen die Reaktion, d. h. gegen die Krone und die feudalen Interessen, so weit sie dem Geldsäckel und

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den „nothwendigsten“, d. h. den bescheidensten politischen Prätensionen der Bourgeoisie gegenüber sich durchzusetzen versuchen sollten. Das Ministerium der That war seiner ganzen Zusammensetzung nach schon ein Protest gegen diese „Reaktion“. Vor allen früheren preußischen Ministerien zeichnete es sich nämlich dadurch aus, daß sein wirklicher Ministerpräsident der Finanzminister war. Der preußische Staat hatte Jahrhunderte lang auf’s sorgfältigste verheimlicht, daß Krieg und Inneres und auswärtige Angelegenheiten und Kirchen- und Schulsachen und sogar das königl. Hausministerium und Glaube, Liebe und Hoffnung den profanen Finanzen untergeordnet sind. Das Ministerium der That stellte diese verdrießlich-bürgerliche Wahrheit an seine Spitze, indem es Herrn Hansemann an seine Spitze stellte, den Mann, dessen ministerielles Programm gleich seinem Oppositionsprogramme sich dahin resümirte: „Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf.“ Die Monarchie war in Preußen zu einer „Geldfrage“ geworden. Gehen wir nun von dem Programme des Ministeriums der That zu seinen Thaten über. Mit der Drohung der „verstärkten Staatsmacht“ gegen die „Anarchie“, d. h. gegen die Arbeiterklasse und alle Fraktionen des Bürgerthums, die nicht bei dem Programme des Herrn Hansemann stehen blieben, wurde Ernst gemacht. Man kann sogar sagen, daß, mit Ausnahme der Erhöhung der Rübenzucker- und Branntweinsteuer, diese Reaktion gegen die sogenannte Anarchie, d. h. gegen die revolutionäre Bewegung, die einzige ernsthafte That des Ministeriums der That war. Eine Menge von Preßprozessen auf Grund des Landrechts oder, in Ermanglung, des Code pe´nal, zahlreiche Verhaftungen auf derselben „genügenden Grundlage“ (Formel von Auerswald), die Einführung des Constablerinstituts zu Berlin, wonach auf 2 Häuser 1 Constabler kam, die polizeilichen Eingriffe in die Associationsfreiheit, Loslassen der Soldateska auf übermüthig gewordene Bürger, Loslassen der Bürgerwehr auf übermüthig gewordene Proletarier, beispielsweiser Belagerungszustand, alles das lebt noch von der Olympiade Hansemann’s her in frischem Gedächtniß. Es bedarf keiner Details. Kühlwetter resümirte diese Seite der Bestrebungen des Ministeriums der That in seiner Aeußerung: „Ein Staat, der recht frei sein wolle, müsse ein recht großes Polizeipersonal als exekutive Macht haben“, wozu Hansemann selbst die bei ihm stabil gewordene Glosse murmelte: „Es werde dieß auch zur Herstellung des Vertrauens, zur Belebung der darniederliegenden Handelsthätigkeit wesentlich beitragen.“

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Unter dem Ministerium der That „stärkten“ sich also die altpreußische Polizei, das Parket, die Büreaukratie, die Armee – weil im Solde, auch im Dienste der Bourgeoisie, wähnte Hansemann. Genug, sie „stärkten“ sich. Die Stimmung des Proletariats und der bürgerlichen Demokratie dagegen wird durch ein Faktum charakterisirt. Weil einige Reaktionäre einige Demokraten in Charlottenburg mißhandelten, stürmte das Volk das Hotel des Ministerpräsidiums in Berlin. So populär war das Ministerium der That geworden. Am andern Tage schlug Hansemann ein Gesetz gegen die Zusammenrottungen und öffentlichen Versammlungen vor. So schlau intriguirte er gegen die Reaktion. Die wirkliche, greifbare, populäre Thätigkeit des Ministeriums der That war also eine rein polizeiliche. In den Augen des Proletariats und der städtischen Demokratie, vertrat dies Ministerium und die Vereinbarerversammlung, deren Majorität im Ministerium vertreten war, und die preußische Bourgeoisie, deren Majorität in der Vereinbarungsversammlung die Majorität bildete, nichts anders als den alten, wieder aufgefrischten Polizei- und Beamtenstaat. Die Erbitterung gegen die Bourgeoisie war hinzugekommen, weil die Bourgeoisie herrschte und in der Bürgerwehr zu einem integrirenden Theil der Polizei sich herangebildet hatte. Das war die „Märzerrungenschaft“ in den Augen des Volks, daß auch die liberalen Herren von der Bourgeoisie – polizeiliche Funktionen übernahmen. Also eine verdoppelte Polizei! Nicht in den Thaten des Ministeriums der That, sondern in seinen organischen Gesetzvorschlägen tritt es erst hervor, daß es die „Polizei“, den letzten Ausdruck des alten Staats nur im bürgerlichen Interesse „stärkte“ und zu Thaten anspornte. In den von dem Ministerium Hansemann vorgelegten Entwürfen zur Gemeindeordnung, den Geschwornengerichten, dem Bürgerwehrgesetze ist der Besitz in einer oder der andern Form stets die Gränze zwischen dem gesetzlichen und dem ungesetzlichen Lande. In allen diesen Gesetzvorschlägen sind der kgl. Macht zwar die servilsten Konzessionen gemacht, denn nach dieser Seite hin glaubte das bürgerliche Ministerium einen unschädlich gewordenen Bundesgenossen zu besitzen, aber zur Entschädigung tritt die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit desto rücksichtsloser hervor. Das Bürgerwehrgesetz, das die Vereinbarungsversammlung sanktionirt hat, ist gegen die Bourgeoisie selbst gekehrt worden und hat den gesetzlichen Vorwand zu ihrer Entwaffnung abgeben müssen. Allerdings sollte es in ihrer Einbildung erst wirksam werden nach Erlaß der Gemeindeordnung und der Promulgation der Verfassung, d. h. nach Befestigung ihrer Herrschaft. Die Erfahrungen, welche die preußische Bourgeoisie

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mit dem Bürgerwehrgesetze gemacht hat, mögen zu ihrer Aufklärung beitragen; sie mag daraus ersehen, daß sie einstweilen alles, was sie gegen das Volk zu thun meint, nur gegen sich selbst thut. Für das Volk also resümirte sich das Ministerium Hansemann praktisch in dem altpreußischen Polizeibüttelthum, theoretisch in belgisch beleidigenden Unterscheidungen zwischen Bourgeois und Nichtbourgeois. Gehen wir zum andern Theil des ministeriellen Programms über, zu der Anarchie gegen die Reaktion. Nach dieser Seite hin hat das Ministerium mehr fromme Wünsche als Thaten aufzuweisen. Zu den frommen bürgerlichen Wünschen gehört der parzellenweise Verkauf der Domänen an Privatbesitzer, die Preisgebung des Bankinstituts an die freie Konkurrenz, die Verwandlung der Seehandlung in ein Privatinstitut u. s. w. Das Ministerium der That hatte das Unglück, daß seine ökonomischen Angriffe gegen die feudale Partei alle unter der Aegide der Zwangsanleihe auftreten und seine reformirenden Versuche überhaupt als blos finanzielle Nothbehelfe zur Füllung der Kasse der erstarkten „Staatsmacht“ in den Augen des Volks erschienen. Hansemann erndtete so den Haß der einen Partei, ohne die Anerkennung der Andern zu erndten. Und es läßt sich nicht leugnen, daß er nur da einen ernstern Angriff auf die Feudalprivilegien wagte, wo die dem Finanzminister zunächst liegende „Geldfrage“ wo die Geldfrage im Sinne des Finanzministeriums sich aufdrängte. In diesem engherzigen Sinne rief er den Feudalen zu: „Meine Herrn! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf.“ So trugen selbst seine positiv bürgerlichen Bestrebungen gegen die Feudalen dieselbe polizeiliche Färbung, wie seine negativen Maßregeln zur „Belebung der Handelsthätigkeit“. Die Polizei heißt nämlich in der politischen Oekonomie Fiskus. Die Erhöhung der Rübenzucker- und Branntweinsteuer, die Hansemann bei der Nationalversammlung durchsetzte und zum Gesetz erhob, empörte die Geldbeutel mit Gott für König und Vaterland in Schlesien, in den Marken, in Sachsen, in Ost- und Westpreußen u. s. w. Während diese Maßregel aber den Zorn der industriellen Grundeigenthümer in den altpreußischen Provinzen heraufbeschwor, erregte sie nicht minderes Mißvergnügen unter den bürgerlichen Branntweinbrennern der Rheinprovinz, die sich dadurch in noch ungünstigere Konkurrenzbedingungen den altpreußischen Provinzen gegenüber versetzt sahen. Und, um das Maaß voll zu machen, verbitterte sie die Arbeiterklasse der alten Provinzen, für die sie nichts bedeutete und nichts bedeuten konnte, als: Vertheuerung eines unentbehrlichen Lebensmittels. Es blieb also nichts von dieser Maßregel übrig als Füllung der Kasse der „gestärkten Staats-

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macht“! Und dies Beispiel genügt, denn – es ist die einzige That des Ministeriums der That gegen die Feudalen, die wirklich zur That, der einzige Gesetzvorschlag in dieser Richtung, der wirklich zum Gesetze wurde. Hansemann’s „Vorschläge“ wegen Aufhebung der Klassen- und Grundsteuersteuerbefreiungen, wie sein Projekt einer Einkommensteuer, rief Taranteltänze unter den grundherrlichen Schwärmern für „Gott, König und Vaterland“ hervor. Sie verschrieen ihn als – Kommunisten, und noch heute bekreuzt sich dreimal die preußische Kreuzritterin bei Nennung des Namens – Hansemann. Er klingt ihr wie Fra Diavolo. Die Aufhebung der Grundsteuerbefreiung, die einzige bedeutende Maßregel, die während der Herrlichkeit der Vereinbarerversammlung von einem preußischen Minister vorgeschlagen wurde, sie scheiterte an der prinzipiellen Bornirtheit der Linken. Und Hansemann selbst hatte diese Bornirtheit berechtigt. Sollte die Linke dem Ministerium der „gestärkten Staatsmacht“ neue finanzielle Hülfsquellen eröffnen, bevor die Verfassung fabrizirt und beschworen war? So unglücklich war das bürgerliche Ministerium par excellence, daß seine radikalste Maßregel durch die radikalen Glieder der Vereinbarerversammlung paralysirt werden mußte. So dürftig war es, daß sein ganzer Kreuzzug gegen die Feudalität sich in eine Steuererhöhung verlief, allen Klassen gleich gehässig und daß sein ganzer finanzieller Scharfsinn in einer Zwangsanleihe abortirte. Zwei Maßregeln, die schließlich nur Subsidien zu dem Feldzuge der Kontrerevolution gegen die Bourgeoisie selbst verschafften. – Die Feudalen aber hatten sich von den „böswilligen“ Absichten des bürgerlichen Ministeriums überzeugt. So bewährte sich selbst in dem finanziellen Kampfe der preußischen Bourgeoisie gegen den Feudalismus, daß sie in ihrer unpopulären Ohnmacht Geld sogar nur gegen sich selbst einzutreiben wußte, und – Meine Herrn! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf! Wie es dem bürgerlichen Ministerium gelungen war, das städtische Proletariat, die bürgerliche Demokratie und die Feudalen gleichmäßig gegen sich zu erbittern, so wußte es selbst die vom Feudalismus unterjochte Bauernklasse sich zu entfremden und zu verfeinden, aufs Eifrigste darin unterstützt von der Vereinbarerversammlung. Man vergesse überhaupt nicht, daß während der Hälfte ihrer Lebensfrist diese Versammlung in dem Ministerium Hansemann ihren sachgemäßen Repräsentanten fand und daß die bürgerlichen Märtyrer von heute, Hansemann’s Schleppträger von gestern waren. Der unter Hansemann durch Patow vorgelegte Entwurf zur Befreiung von den Feudallasten (siehe unsre frühere Kritik darüber) war das jäm-

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merlichste Machwerk ohnmächtigsten bürgerlichen Gelüstes, die Feudalprivilegien, diese mit der „neuen Staatsverfassung unverträglichen Verhältnisse“ abzuschaffen, und bürgerlicher Angst sich revolutionär an irgend einer Sorte des Eigenthums zu vergreifen. Der jämmerliche, bange, engherzige Egoismus verblendete die preußische Bourgeoisie in dem Grade, daß sie ihren nothwendigen Bundesgenossen – die Bauernklasse – von sich zurückstieß. Am 3. Juni stellte der Abgeordnete Hanow den Antrag, „daß alle schwebenden Verhandlungen Behufs der Auseinandersetzung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und Behufs der Dienstablösungen bis zum Erlasse eines neuen, auf billigen Grundsätzen gebauten Gesetzes über diese Angelegenheit sogleich auf einseitigen Antrag eingestellt werden möchten.“ Und erst Ende September, also 4 Monate später, unter dem Ministerium Pfuel, nahm die Vereinbarungsversammlung den Gesetzentwurf wegen Sistirung der obschwebenden gutsherrlich-bäuerlichen Verhandlungen an, nachdem sie alle liberalen Amendements verworfen und es beim „Vorbehalt interimistischer Festsetzungen der laufenden Leistungen“ wie der „Beitreibung der streitigen Abgaben und der Rückstände“ belassen hatte. Im August, wenn wir nicht irren, erkannte die Vereinbarerversammlung Nenstiel’s Antrag auf „sofortige Aufhebung der Robotdienste für nicht dringlich“ – und die Bauern hätten es als dringlich erkennen sollen, sich für dieselbe Vereinbarerversammlung zu schlagen, die sie hinter den faktischen Zustand, den sie nach dem März erobert hatten, zurückschleuderte? Die französische Bourgeoisie begann mit der Befreiung der Bauern. Mit den Bauern eroberte sie Europa. Die preußische Bourgeoisie war so sehr in ihren engsten, nächstliegenden Interessen befangen, daß sie selbst diesen Bundesgenossen verscherzte und zu einem Werkzeuge in der Hand der feudalen Contrerevolution machte. Die offizielle Geschichte von der Auflösung des Bürgerministeriums ist bekannt. Unter seinen Fittichen war die „Staatsmacht“ so weit „erstarkt“, die Volksenergie so sehr niedergedrückt, daß die Dioskuren Kühlwetter-Hansemann schon am 15. Juli eine Ermahnung an sämmtliche Regierungspräsidenten der Monarchie gegen die reaktionären Umtriebe der Verwaltungsbeamten, speziell der Landräthe erlassen mußten, daß später eine „Versammlung des Adels und der großen Gutsbesitzer zum Schutze“ ihrer Privilegien neben der Vereinbarerversammlung in Berlin tagte, daß endlich der sogenannten Berliner Nationalversammlung gegenüber ein

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aus dem Mittelalter überkommener „Kommunallandtag zur Wahrung der bedrohten Eigenthumsrechte des Grundbesitzes“ in der Oberlausitz auf den vierten September sich zusammenberief. Die Energie, welche Regierung und sogenannte Nationalversammlung gegen diese immer bedrohlicher werdenden contrerevolutionären Symptome aufbot, äußerte sich angemessen in papiernen Ermahnungen. Bayonette, Kugeln, Gefängnisse und Büttel hatte das Bürgerministerium nur für das Volk „zur Herstellung des gestörten Vertrauens und zur Belebung der Handelsthätigkeit“. Die Vorfälle zu Schweidnitz, wo die Soldateska direkt die Bourgeoisie in der Bürgerwehr meuchelmordete, erweckten endlich die Nationalversammlung aus ihrer Apathie. Am 9. August raffte sie sich zu einer Heldenthat auf, zu dem Stein-Schultze’schen Armeebefehle, dessen letztes Zwangsmittel das Zartgefühl der preußischen Offiziere war. Welch’ ein Zwangsmittel! Und verbot die royalistische Ehre den Offizieren nicht auf die bürgerliche Ehre zu hören? Einen Monat, nachdem die Vereinbarerversammlung den Stein-Schultze’schen Armeebefehl gefaßt hatte, am 7. September beschloß sie abermals, daß ihr Beschluß ein wirklicher Beschluß sei und von den Ministern ausgeführt werden müsse. Hansemann weigerte sich und dankte ab am 11. September, nachdem er vorher sich selbst zum Bankdirektor mit 6000 Thlr. jährlichem Gehalt ernannt hatte, denn – Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf. Am 25. September endlich nahm die Vereinbarerversammlung dankbar aus Pfuel’s Munde die gänzlich abgeschwächte Anerkennungsformel des Stein-Schultze’schen Armeebefehls entgegen, der unterdessen durch den parallel laufenden Wrangel’schen Armeebefehl und die um Berlin koncentrirten Truppenmassen zu einem schlechten Witze herabgesunken war. Man braucht die eben gegebenen Daten und die Geschichte des SteinSchultze’schen Armeebefehls nur mit einem Blicke zu überfliegen, und man überzeugt sich, daß jener Armeebefehl nicht der wirkliche Grund von Hansemann’s Abdankung war. Hansemann, der vor der Anerkennung der Revolution nicht zurückschauderte, hätte vor jener papiernen Proklamation zurückschaudern sollen? Hansemann, der das Portefeuille jedesmal wieder aufhob, so oft es ihm entfallen war, hätte es dießmal aus biedermännischer Gereiztheit auf der Ministerbank zum Ausgebot liegen lassen sollen? Nein, unser Hansemann ist kein Schwärmer! Hansemann wurde einfach düpirt, wie er überhaupt die düpirte Bourgeoisie darstellte. Man ließ ihn glauben, die Krone werde ihn unter keinen Umständen fallen lassen. Man ließ ihn den letzten Schein der Popularität verlieren, um ihn endlich den Rancünen der Krautjunker hinopfern und sich von

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der bürgerlichen Vormundschaft befreien zu können. Ueberdem erforderte der mit Rußland und Oesterreich verabredete Feldzugsplan einen von der Kamarilla außer der Vereinbarerversammlung ernannten General an der Spitze des Kabinets. Unter dem Bürgerministerium war die alte „Staatsmacht“ hinreichend „erstarkt“, um diesen Coup wagen zu dürfen. Man täuschte sich in Pfuel. Der Sieg der Kroaten zu Wien machte selbst einen Brandenburg zu einem brauchbaren Werkzeuge. Unter dem Ministerium Brandenburg wurde die Vereinbarer-Versammlung schmählich auseinander gejagt, gefoppt, verhöhnt, gedemüthigt, verfolgt, und das Volk blieb gleichgültig im entscheidenden Augenblicke. Ihre Niederlage war die Niederlage der preußischen Bourgeoisie, der Konstitutionellen, also ein Sieg der demokratischen Partei, wie theuer diese den Sieg auch bezahlen mußte. Aber die oktroyirte Verfassung? Einst hieß es, nie werde ein „Stück Papier“ sich zwischen den König und sein Volk drängen. Jetzt heißt es: Nur ein Stück Papier soll sich zwischen den König und sein Volk drängen. Die wirkliche Verfassung Preußens ist der – Belagerungszustand. Die oktroyirte französische Verfassung enthielt nur einen § 14, der sie aufhob. Jeder Paragraph der oktroyirten preußischen Verfassung ist ein § 14. Die Krone oktroyirt durch diese Verfassung neue Privilegien – nämlich sich selbst. Sie giebt sich selbst frei, die Kammern in indefinitum aufzulösen. Sie giebt den Ministern frei, in der Zwischenzeit beliebige Gesetze (auch über Eigenthum u. dgl.) zu erlassen. Sie gibt den Deputirten frei, die Minister deswegen anzuklagen, auf die Gefahr hin, als „innere Feinde“ in Belagerungszustand erklärt zu werden. Sie giebt endlich sich selbst frei, wenn im Frühling die Aktien der Contrerevolution hochstehen, an die Stelle dieses in der Luft schwebenden „Stück Papiers“ eine aus den mittelaltrigen Ständeunterschieden organisch herauswachsende christlich-germanische Magna Charta zu setzen oder das Verfassungsspiel überhaupt aufzugeben. Selbst in dem letzten Falle würde der konservative Theil der Bourgeoisie die Hände falten und beten: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt! Die Geschichte des preußischen Bürgerthums, wie überhaupt des deutschen Bürgerthums von März bis Dezember beweist, daß in Deutschland eine rein bürgerliche Revolution und die Gründung der Bourgeoisherrschaft unter der Form der konstitutionellen Monarchie unmöglich, daß nur die feudale absolutistische Contrerevolution möglich ist oder die social-republikanische Revolution.

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Daß aber selbst der lebensfähige Theil der Bourgeoisie wieder aus seiner Apathie erwachen muß, dafür bürgt uns vor allem die Monsterrechnung, womit die Contrerevolution ihn im Frühling überraschen wird und – wie unser Hansemann so sinnig sagt: Meine Herren! In Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf!

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5) mit einem Worte ordinair so machten selbst diese Unschönheiten ihn zum charakteristischen Typus der Klasse, die er repräsentirt u. verliehn ihm so einen eignen Reiz für den interessenlosen Beobachter der preussisch-bürgerlichen Naturgeschichte. Gehn wir vom Programm zur Ausführung des Programms über u. vergessen wir nicht, daß das Ministerium Hansemann die Epoche bezeichnet, wo der heraufgekommne deutsche Spießbürger sich bestrebt, den englischen oder französischen Bourgeois zu spielen. Hansemann, charakteristisch für sein Ministerium ˙˙ ˙

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Friedrich Engels Maßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165, 10. Dezember 1848

** B e r n, 5. Dezember. Der Bundesrath hat nun, theils um der Reichs˙ ˙ ˙ ˙ ˙ zu feindseligen Maßregeln zu nehmen, theils um gewalt allen Vorwand seine Unparteilichkeit gegenüber Tessin zu zeigen und den in der Tessiner Debatte errungenen Triumph der strengen Neutralitätspolitik auch in den nördlichen Kantonen praktisch durchzuführen, auch Maaßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge ergriffen. Die Politik Furrer–Munzinger– Ochsenbein wird überall durchgesetzt. Ein Circular des Bundesraths an die betreffenden Gränzkantone wiederholt die vom Vorort ausgesprochenen Grundsätze und besteht abermals auf Internirung aller Flüchtlinge die an dem Struveschen Zuge sich betheiligt haben, und um diesem Verlangen Nachdruck zu geben, ist der Präsident der Bundesversammlung, Dr. Steiger, bereits gestern als eidgenössischer Repräsentant nach den nördlichen Kantonen abgegangen. Gegen die Maaßregeln an und für sich läßt sich nichts einwenden. Daß die Schweiz sich keinen Unannehmlichkeiten aussetzen will wegen einiger Freischärler, denen es nach Abenteuern gelüstet und die sich in ihrem Exil herzlich langweilen, wird ihr Niemand verübeln. Aber warum dann vorher jene verwegne Sprache gegen Deutschland, jene positive Versicherung, man habe seine Pflicht gethan, wenn man jetzt indirekt zugibt sie nicht gethan zu haben, wenn man jetzt erst sich überzeugen will, in wiefern die Kantone den Instruktionen des Vororts nachgekommen sind? Es ist nicht zu läugnen, dieser Beschluß des Bundesraths, ein Akt der Gerechtigkeit gegen Tessin, ist ein vollständiges Dementi des letzten offiziellen Akts des Vororts, und so ungetheilter Beifall die Note fand, so wenig Freude wird dieser Anfang zur Desavouirung der Note verursachen. Von der deutschen Grenzsperre hört man wieder nichts, außer daß ganz Schwaben dagegen protestirt. Ob sie eintreten wird oder nicht,

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bleibt wieder dem lieben Gott überlassen. Jedenfalls hat der Bundesrath beschlossen vor der Hand keine Truppen gegenüber der Reichsdivision aufzustellen. Der eidgenössische Kriegsrath hat jetzt seine laufenden Geschäfte erledigt und ist nun definitiv aufgelöst worden. An seine Stelle wird ein Kriegsbureau treten das Ochsenbein als Chef des Militär-Departements einrichten und diregiren wird. Der neue spanische Gesandte, Hr. Neviez, der vor einigen Tagen mit Creditiven für den Vorort hier ankam, hat diese nun dem Vicepräsidenten des Bundesraths, Hrn. Druey, überreicht und sich dadurch sogleich mit den neuen Behörden in Verbindung gesetzt. Die Presse ist sehr aufgebracht über die Behandlung der Schweizer in Wien, von der ich Ihnen neulich einige Proben gab. Sie verlangt, der Bundesrath solle von Oestreich Satisfaktion und Entschädigung fordern. Namentlich erregt das Benehmen des Berners General Wyß hier allgemeinen Unwillen. Der Bruder dieses Generals ist Baumeister hier in Bern.

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Friedrich Engels Der Schweizer Nationalrat

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165, 10. Dezember 1848

** B e r n, 6. Dezember. (Der Nationalrath). ˙ ˙ ˙ ˙ in dieser Zeit der europäischen Stürme um die Wer kümmert˙ sich Schweiz? Außer der Reichsgewalt, die hinter jedem Busch des linken Rheinufers von Konstanz bis Basel einen wegelagernden Freischärler wittert, gewiß so leicht Niemand. Und doch ist die Schweiz ein wichtiger Nachbar für uns. Heute ist das konstitutionelle Belgien der offizielle Musterstaat; bei dem stürmischen Wetter das wir haben, wer steht uns dafür, daß morgen nicht die republikanische Schweiz offizieller Musterstaat sein wird? Ohnehin kenne ich mehr als Einen farouchen Republikaner, der keine höheren Wünsche hat, als die schweizerischen politischen Zustände mit großen und kleinen Bundes-, National-, Stände- und sonstigen Räthen über den Rhein zu tragen, aus Deutschland eine Schweiz im Großen zu machen und sodann als Herr Großrath oder Landammann des Kantons Baden, Hessen oder Nassau ein stilles und geruhiges Leben zu führen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Die Schweiz geht uns Deutsche also allerdings an, und was die Schweizer denken, sagen, thun und treiben, kann uns in sehr kurzer Frist als Vorbild vorgehalten werden. Es kann daher keinesfalls schaden, wenn wir uns schon vorher einigermaßen damit bekannt machen, was die zwei und zwanzig Kantone der „Eidgenossenschaft“ für Sitten und für Leute in ihrer Föderativrepublik erzeugt haben. Es ist billig, daß wir da zuerst die Cre`me der schweizerischen Gesellschaft betrachten, die Männer die das Schweizer Volk selbst zu seinen Repräsentanten ernannt hat, ich meine den Nationalrath im Rathhause zu Bern. Wenn man die Tribüne des Nationalraths betritt, so muß man sich wundern über die Mannichfaltigkeit der Figuren, die das schweizer Volk zur Berathung seiner gemeinsamen Angelegenheiten nach Bern geschickt

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hat. Wer nicht vorher schon einen guten Theil der Schweiz gesehen hat, begreift kaum wie es möglich ist, daß ein Ländchen von ein paar hundert Quadratmeilen und nicht dritthalb Millionen Einwohnern eine so bunte Versammlung zu Stande bringen kann. Und doch ist es nicht zu verwundern; die Schweiz ist ein Land, in dem vier verschiedene Sprachen gesprochen werden, deutsch, französisch, italiänisch (oder vielmehr lombardisch) und romanisch, und das alle verschiedenen Kulturstufen, von der ausgebildetsten Maschinenindustrie bis herab zum unverfälschtesten Hirtenleben in sich vereinigt. Und der schweizerische Nationalrath vereinigt die Cre`me aller dieser Nationalitäten und Kulturstufen, und sieht deßhalb nichts weniger als national aus. Von bestimmten Plätzen, von gesonderten Parteien ist in dieser zur Hälfte patriarchalischen Versammlung keine Rede. Die Radikalen haben einen schwachen Versuch gemacht, sich auf die äußerste Linke zu setzen, aber es scheint nicht gelungen zu sein. Jeder setzt sich, wohin er will, und wechselt den Platz oft drei bis viermal in einer Sitzung. Doch haben die meisten Mitglieder gewisse Lieblingsplätze, die sie schließlich immer wieder einnehmen, und so scheidet sich die Versammlung doch in zwei ziemlich scharf von einander getrennte Theile. Auf den vordersten drei halbkreisförmigen Bänken sieht man scharf markirte Gesichter, ziemlich viel Bart, sorgfältig gepflegtes Haar, moderne Kleider nach Pariser Schnitt; hier sitzen die Repräsentanten der französischen und italiänischen Schweiz, oder wie man hier sagt, die „Welschen“, und von diesen Bänken aus wird selten anders als französisch gesprochen. Hinter den Welschen aber sitzt eine kurios gemischte Gesellschaft. Man sieht zwar keine Bauern in schweizerischen Nationaltrachten, im Gegentheil lauter Leute, über deren Kostümirung die Hand einer gewissen Civilisation hinweggegangen ist; hie und da sogar einen mehr oder weniger modernen Frack, zu dem gewöhnlich auch ein anständiges Gesicht gehört; dann ein halb Dutzend schweizerischer Offizierstypen in Civil, einer wie der andere, mehr feierlich als kriegerisch, in Gesicht und Kleidung etwas veraltet, und einigermaßen an den Ajax in Troilus und Cressida erinnernd; und endlich das Gros, bestehend aus unbeschreiblich physiognomirten und kostümirten, mehr oder weniger ältlichen und altfränkischen Herren, jeder verschieden, jeder ein Typus für sich und meistens auch für eine Karikatur. Alle verschiedenen Spielarten des Spießbürgers, des campagnard endimanche´ und des Kantönli-Oligarchen sind hier vertreten, alle aber gleich biedermännisch, gleich erschrecklich ernsthaft, mit gleich schweren silbernen Brillen. Das sind die Repräsentanten der deutschen Schweiz, und dieses Gros der Gesellschaft ist von den kleineren Kantonen und den entlegenen Bezirken der größeren geliefert worden.

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Dieser Versammlung gegenüber nimmt den Präsidentenstuhl ein der bekannte Dr. Robert Steiger von Luzern, noch vor wenig Jahren unter der Siegwart-Müller’schen Wirtschaft zum Tode verurtheilt, jetzt Präsident der schweizerischen Bundesversammlung. Steiger ist ein kleiner untersetzter Mann mit ausgeprägten Gesichtszügen, denen das weiße Haar, der braune Schnurrbart und selbst die unvermeidliche silberne Brille gar kein übles Relief geben. Er verwaltet sein Amt übrigens mit großer Ruhe und vielleicht etwas zu viel Mäßigung. Wie die Physiognomie, so die Diskussion. Die Welschen sind die einzigen die in ganz civilisirter, rhetorischer Form sprechen, und auch sie nicht alle. Die Berner, die von den deutschen Schweizern noch am meisten welsche Sitte angenommen haben, kommen ihnen am nächsten. Bei ihnen findet man wenigstens noch einiges Feuer. Die Züricher, diese Söhne von Schweizer-Athen, sprechen mit der Gesetztheit und Gemessenheit, die einem Mittelding zwischen Professor und Zunftmeister zukommt, aber stets „gebildet“. Die Offiziere sprechen mit feierlicher Langsamkeit, mit wenig Geschick und Inhalt, aber dafür mit einer Bestimmtheit, als ob ihr Bataillon schlagfertig hinter ihnen stände. Das Gros der Gesellschaft endlich liefert mehr oder weniger wohlmeinende, bedenkliche, gewissenhafte rechts und links abwägende und doch schließlich stets auf die Seite ihrer Kantonalinteressen tretende Redner, die übrigens fast alle sehr holprig und stellenweise nach eignen grammatischen Prinzipien sprechen. Wenn der Kostenpunkt zur Sprache kommt, geschieht es stets zuerst von hier, namentlich von den Urkantonen aus. Uri hat sich schon in beiden Räthen in dieser Beziehung einen wohlverdienten Ruhm erworben. Die Diskussion ist daher im Ganzen matt, ruhig, mittelmäßig. Rhetorische Talente, die auch in größern Versammlungen Erfolge erringen würden, zählt der Nationalrath sehr wenige; ich kenne bis jetzt nur zwei, Luvini und Dufour, und etwa Eytel. Ich habe freilich mehrere der einflußreicheren Mitglieder noch nicht gehört; aber weder ihre Erfolge in der Versammlung noch die Referate ihrer Reden in den Blättern sind der Art, daß sie zu glänzenden Erwartungen berechtigten. Nur Neuhaus soll glänzend sprechen. Wie wäre es auch möglich, daß rednerische Anlagen in Versammlungen sich entwickeln könnten, die höchstens ein paar hunderttausend Menschen repräsentiren und sich mit den kleinlichsten Bezirksinteressen zu beschäftigen haben! Die selige Tagsatzung war ohnehin mehr eine diplomatische als gesetzgebende Versammlung; auf ihr konnte man lernen, Instruktionen zu verdrehen und Auswege plausibel zu machen, aber nicht eine Versammlung fortzureißen und zu beherrschen. Die Reden der Nationalräthe beschränken sich daher meist auf motivirte Vo-

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ta, in denen jeder Redner den Thatbestand darlegt der ihn so oder so zu stimmen veranlaßt, und daher mit der größten Unbefangenheit alles ruhig wiederholt was schon vor ihnen bis zur Unerträglichkeit wiederholt worden ist. Namentlich haben die Reden des Gros diese patriarchalische Offenherzigkeit an sich. Und wenn einer dieser Herren einmal das Wort hat, so versteht es sich, daß er bei der Gelegenheit auch seine Meinung über alle Zwischenfälle der Diskussion ausplaudert, mögen sie noch so lange abgethan sein. Zwischen diesem vertraulichen Geplauder der Biedermänner halten dann einige Hauptreden den Faden der Debatte mühsam zusammen, und wenn die Sitzung aus ist, gesteht man sich, selten etwas langweiligeres gehört zu haben. Die Spießbürgerei, die dem physique der Versammlung etwas Originelles gibt, weil man sie in dieser Klassicität selten sieht, hört auch hier nicht auf, au moral platt und einschläfernd zu sein. Von Leidenschaft ist wenig, von Esprit gar nicht die Rede; Luvini ist der einzige der mit hinreißender, gewaltiger Leidenschaft spricht, Dufour der Einzige, der durch ächt französische Klarheit und Präzision imponirt. Frei von Baselland vertritt den Humor, zu dem zuweilen auch Oberst Bernold nicht mißlungene Anläufe macht. Der französische Esprit mangelt den französischen Schweizern gänzlich. So lange die Alpen und der Jura stehn, ist auf ihrem Rücken noch kein passabler Calembourg zu Stande gekommen, keine rasche schlagende Repartie gehört worden. Der französische Schweizer ist nicht bloß se´rieux, er ist grave. Die Debatte, die ich hier näher schildern will, ist die über die Tessiner Angelegenheit und die italienischen Flüchtlinge in Tessin. Die Sache ist bekannt; die sogenannten Umtriebe der italienischen Flüchtlinge in Tessin boten den Vorwand zu unangenehmen Maßregeln von Seiten Radetzkis; der Vorort Bern sandte eidgenössische Repräsentanten mit ausgedehnten Vollmachten und zugleich eine Brigade Truppen nach Tessin; der Aufstand im Veltlin und in der Valle Intelvi veranlaßte eine Anzahl der Flüchtlinge, in die Lombardei zurückzukehren, was ihnen, trotz der Wachsamkeit der schweizerischen Grenzposten, gelang; sie überschritten, jedoch unbewaffnet, die Grenzen, nahmen an dem Aufstand Theil, kamen nach der Niederlage der Insurgenten von Valle Intelvi, ebenfalls unbewaffnet, wieder auf Tessiner Gebiet und wurden von der Tessiner Regierung ausgewiesen. Inzwischen verschärfte Radetzki seine Repressalien an der Gränze und verdoppelte seine Reklamationen bei den eidgenössischen Repräsentanten. ˙ Diese ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙verlangten ˙˙˙ Ausweisung aller Flüchtlinge ohne Unterschied; die Tessiner Regierung weigerte sich; der Vorort bestätigte die Maßregeln der Repräsentanten; die Tessiner Regierung appellirte an die inzwischen zu-

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sammengetretene Bundesversammlung. Ueber diesen Appell und über die von beiden Seiten vorgebrachten thatsächlichen Behauptungen, die sich besonders auf das Verhalten der Tessiner gegen die Repräsentanten und die schweizerischen Truppen bezogen, hatte der Nationalrath zu entscheiden. Die Majorität der deßhalb ernannten Kommission trug auf Ausweisung aller italiänischen Flüchtlinge aus Tessin, Internirung derselben in der inneren Schweiz, Verbot, neuen Flüchtlingen den Aufenthalt in Tessin zu gestatten, überhaupt Bestätigung und Beibehaltung der vom Vorort ergriffenen Maßregeln an. Ihr Berichterstatter war Hr. Kasimir Pfyffer von Luzern. Bis ich mir aber auf der öffentlichen Tribüne einen Weg durch die dichten Zuhörermassen gebahnt hatte, war Hr. Pfyffer mit seinem ziemlich trocknen Bericht längst fertig, und Hr. Pioda hatte das Wort. (Schluß folgt.) ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165, 10. Dezember 1848. 15 Zweite Ausgabe

** B e r n , 6. Dezember. (Der Nationalrath). (Schluß.) ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ Herr Pioda, Staatssekretär in Tessin, der für sich allein die Minorität der Kommission ausmachte, bringt seinen Antrag vor auf Ausweisung blos derjenigen Flüchtlinge, die an dem letzten Aufstand Theil genommen und gegen die also ein positiver Grund zum Einschreiten vorliege. Herr Pioda, Major und Bataillons-Kommandant im Sonderbundkriege, hat sich trotz seines sanften blonden Aussehens damals bei Airolo sehr tapfer gehalten und gegenüber einem Truppenkorps, das zahlreicher, geübter und besser gerüstet war als das seinige, und zudem eine vortheilhaftere Stellung einnahm, seinen Posten eine Woche lang behauptet. Pioda spricht ebenso sanft und gefühlvoll wie er aussieht. Ich hätte ihn anfangs, da er sowohl, was Accent wie Beherrschung der Sprache angeht, vollkommen französisch spricht, für einen französischen Schweizer gehalten und war erstaunt, als ich hörte, daß er ein Italiener sei. Als er aber auf die Vorwürfe zu sprechen kam, die man den Tessinern machte, als er dagegen das Auftreten der schweizerischen Truppen schilderte, die fast so thaten, als wären sie in Feindes Land, als er warm wurde, entwickelte er zwar keine Leidenschaft, aber doch jene lebendige, durch und durch italienische Beredsamkeit, die bald die antiken Formen, bald einen gewissen modernen, zuweilen übertriebenen Redepomp anwendet. Ich muß ihm zum Ruhme nachsagen, daß er in letzterer Beziehung Maß zu halten wußte, und daß diese Stellen seiner Entwicklung von sehr gutem Effekt waren. Im Ganzen war sein Vortrag aber zu lang und zu gefühlsreich. Die

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deutschen Schweizer besitzen das aes triplex des Horaz, und an ihrer eben so harten wie breiten Brust prallten alle schönen Sentenzen, alle nobeln Gefühle des guten Pioda wirkungslos ab. Nach ihm erhob sich Herr Doktor Alfred Escher von Zürich. A la bonne heure, das ist ein Mann comme il en faut pour la Suisse! Herr Doktor Escher, Eidgenössischer Repräsentant in Tessin, Vicepräsident des Nationalraths, Sohn, wenn ich nicht irre, des bekannten Mechanikers und Ingenieurs Escher, der die Linth kanalisirte und eine enorme Maschinenfabrik bei Zürich gründete. Herr Doktor Escher ist nicht sowohl ein Züricher, als ein „schweizerischer Athenienser“. Sein Frack, sein Gilet sind vom ersten marchand tailleur Zürichs angefertigt; man sieht das lobenswerthe und stellenweise nicht erfolglose Bestreben den Anforderungen des pariser Modejournals nachzukommen, man sieht aber auch die reichsstädtische Erbsünde die die Hand des Zuschneiders immer wieder in das altgewohnte kleinbürgerliche Geleise zurückführte. Wie der Frack, so der Mann. Die blonden Haare sind sehr sorglich geschnitten, aber schrecklich bürgerlich geschnitten, und der Bart desgleichen – denn unser schweizerischer Alcibiades trägt natürlich auch seinen Bart, eine Caprice, die bei einem Züricher aus „guter Familie“ sehr an Alcibiades den Ersten erinnert. Wenn Herr Doktor Escher den Präsidentenstuhl besteigt, um Steiger einen Moment abzulösen, so vollzieht er dies Manöver mit einer Mischung von Würde und eleganter Nonchalence, um die ihn Herr Marrast beneiden könnte. Man sieht deutlich, wie er die paar Augenblicke benutzt, um seinen auf der harten Bank müde gewordenen Rücken in dem weichen Polster des Fauteuils wieder auszuruhen. Kurz, Herr Escher ist so elegant, wie man es in Schweizer-Athen nur sein kann, und dazu ist er reich, hübsch, von kräftigem Körperbau und nicht über 33 Jahre alt. – Die Berner Damen mögen sich hüten vor diesem gefährlichen Alcibiades von Zürich. Herr Escher spricht ferner recht fließend und so gutes Deutsch, wie es einem Schweizer-Athenienser nur möglich ist: attisches Idiom mit dorischem Accent, aber ohne grammatische Fehler, und das ist nicht jedem Nationalrath der deutschen Schweiz gegeben, spricht er wie alle Schweizer, mit schreckenerregender Feierlichkeit. Herr Escher könnte in seinem siebzigsten Jahre keinen solenneren Ton anschlagen als vorgestern – und er ist einer der Jüngsten in der Versammlung. Dazu besitzt er noch eine andere nicht schweizerische Eigenschaft. Jeder deutsche Schweizer nämlich hat für alle seine Reden, bei allen Gelegenheiten, für die Dauer seines Lebens nur einen Gestus. Herr Doktor Kern z. B. streckt den rechten Arm seitwärts im rechten Winkel erhoben von sich; die verschiedenen Offiziere machen genau denselben Griff, nur daß sie den Arm gerade vor

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sich hin und nicht seitwärts halten; Herr Tanner von Aarau macht bei jedem dritten Wort eine Verbeugung; Herr Furrer wechselt es zwischen Front, Halbrechts und Halblinks; kurz, wenn man den ganzen deutschredenden Nationalrath zusammen nimmt, so bekommt man einen ziemlich vollständigen Telegraphen heraus. Der Gestus des Herrn Escher besteht darin, daß er die Hand gerade vor sich hinstreckt und mit ihr die Bewegung eines Pumpenschwengels auf’s Täuschendste nachmacht. Was den Inhalt der Rede des Herrn Doktor Escher angeht, so brauche ich diese Aufzählung der Beschwerden der Repräsentanten um so weniger zu wiederholen, als diese Beschwerden fast alle vermittelst der Neuen Züricher Zeitung in die meisten deutschen Blätter übergegangen sind. Neues enthielt die Rede absolut nicht. Nach der züricher Feierlichkeit die italienische Leidenschaft: nach Herrn Dr. Escher der Oberst Luvini. Luvini, ein ausgezeichneter Soldat, dem der Kanton Tessin seine ganze militairische Organisation verdankt, der die Revolution von 1840 als militairischer Chef dirigirte, der 1841 im August, als die gestürzten Oligarchen und Pfaffen einfielen und von Piemont her eine Contrerevolution versuchten, durch seine Schnelligkeit und Energie in einem Tage den Versuch erstickte, und der im Sonderbundskriege nur deßwegen der einzige Gefangene war, weil die Bündner ihn im Stich ließen, Luvini sprang mit großer Schnelligkeit auf, um seine Landsleute gegen Escher zu vertheidigen. Daß die Vorwürfe des Hrn. Escher in der gespreizten, aber äußerlich ruhigen Sprache eines Schulmeisters vorgebracht waren, nahm ihnen nichts von ihrer Bitterkeit; im Gegentheil, Jedermann weiß, daß die doktrinäre Weisheit an sich schon unerträglich und verletzend genug ist. Luvini antwortete mit der ganzen Leidenschaft des alten Soldaten und des Tessiners, der Schweizer durch Zufall, aber Italiener von Natur ist: „Macht man hier nicht den Tessinern ordentlich einen Vorwurf aus ihrer Sympathie für die italienische Freiheit? Ja, es ist wahr, die Tessiner sympathisiren mit Italien und ich bin stolz darauf, daß es so ist, und ich werde nicht aufhören, Morgens und Abends Gott um die Befreiung dieses Landes von seinen Unterdrückern zu bitten. Ja, trotz Hrn. Escher, die Tessiner sind ein ruhiges und friedliches Volk, aber allerdings, wenn sie täglich und stündlich sehen müssen, wie die schweizerischen Soldaten fraternisiren mit den Oesterreichern, mit den Schergen eines Mannes, dessen Namen ich nie aussprechen kann ohne eine Bitterkeit, die aus tiefster Seele kommt, mit den Söldlingen Radetzki’s, da sollen sie nicht erbittert werden, sie, vor deren Augen so zu sagen, die Croaten die scheußlichsten Gräuel begehen? Ja, die Tessiner sind ein ruhiges und friedliches Volk, aber wenn man ihnen schweizerische Soldaten schickt,

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die Partei für die Oesterreicher ergreifen, die sich stellenweise wie die Kroaten benehmen, dann sind sie es freilich nicht! (Folgt eine Aufzählung von Thatsachen über das Benehmen der schweizer Truppen in Tessin). Es ist schon hart und traurig genug, wenn man von Fremden unterjocht und geknechtet wird, aber man duldet es in der Hoffnung auf den Tag, wo man die Fremden verjagen wird – aber daß meine eignen Brüder und Eidgenossen mich knechten, mir sozusagen den Strick um den Hals legen, wahrlich ...“ Die Klingel des Präsidenten unterbrach den Redner. Luvini wurde zur Ordnung gerufen. Er sprach noch einige Sätze und schloß ziemlich abrupt und verdrießlich. Dem heißblütigen Luvini folgte der Oberst Michel aus Graubünden. Die Bündner sind von jeher, mit Ausnahme der italienisch redenden Misoxer, schlechte Nachbarn der Tessiner gewesen, und Herr Michel blieb seinen vaterländischen Traditionen treu. In höchst feierlich-biedermännischem Ton suchte er die Angaben der Tessiner zu verdächtigen, erging sich in einer langen Reihe unangebrachter Invektiven und Klatschereien gegen das Tessiner Volk und war sogar ungeschickt und unedel genug, den Tessinern einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie (mit Recht) für ihre Niederlage bei Airolo seine, Michels Landsleute, die Bündner verantwortlich machten. Er schloß mit dem liebevollen Antrag, der Tessiner Regierung einen Theil der Grenzokkupationskosten aufzubürden. Auf Steigers Antrag wurde die Debatte hiermit ausgesetzt. Am nächsten Morgen ergriff zuerst Herr Oberst Benz von Zürich das Wort. Herr Oberst Benz – von seiner äußeren Erscheinung spreche ich nicht, denn wie gesagt sehen die deutsch-schweizerischen Offiziere Einer aus wie der Andre – Herr Benz ist Kommandant des in Tessin stehenden Züricher Bataillons, von dessen übermüthigem Benehmen Luvini eine Menge Exempel gegeben hatte. Herr Benz mußte natürlich sein Bataillon vertheidigen und da er mit den deßhalb vorgebrachten thatsächlichen Behauptungen bald zu Ende war, so erging er sich in einer Reihe der maßlosesten persönlichen Ausfälle gegen Luvini. „Luvini, sagte er, sollte sich schämen, die Rede auf die Disziplin der Truppen zu bringen und vollends die Disziplin eines der besten und ordentlichsten Bataillone zu verdächtigen. Denn wenn mir passirt wäre was dem Herrn Luvini passirt ist, so würde ich längst meine Demission gegeben haben. Es ist dem Herrn Luvini passirt, daß er im Sonderbundskriege mit einer überlegenen Armee geschlagen wurde und auf den Befehl vorzurücken, erwiderte: das sei unmöglich, seine Truppen seien demoralisirt u. s. w. Uebrigens wünsche ich nicht hier, sondern anderswo mit dem Herrn Luvini ein Wörtchen über diese Angelegenheit zu sprechen, ich liebe es, meinem Gegner

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das Weiße im Auge zu sehen.“ Alle diese und zahllose andere Provokationen und Beleidigungen wurden von Herrn Benz in einem halb würdevollen, halb polternden Ton vorgebracht. Er wollte offenbar die fougueuse Rhetorik Luvini’s nachmachen, erreichte aber nur ein komplettes Fiasco. Da die Geschichte von Airolo nun schon zweimal in meinem Bericht vorgekommen ist und nochmals vorkommt, so will ich kurz an die Hauptumstände erinnern. Der Plan Dufours im Sonderbundskriege war: während die Hauptarmee Freiburg und Luzern angriff, sollten die Tessiner über den Gotthard, die Bündner über die Oberalp in das Urserenthal vordringen, die dortige liberale Bevölkerung befreien und bewaffnen und durch diese Diversion Wallis von den Urkantonen abschneiden und die Luzerner Hauptarmee der Sonderbündler zwingen, sich zu theilen. Der Plan wurde vereitelt, erstens durch die Besetzung des Gotthard durch die Urner und Walliser noch vor Eröffnung der Feindseligkeiten und zweitens durch die Lauheit der Bündner. Die Bündner zogen die katholischen Milizen gar nicht ein, und selbst die eingezogenen Truppen ließen sich im Hochgericht Dissentis von der katholischen Bevölkerung vom weiteren Vordringen abhalten. Tessin war also ganz allein, und wenn man bedenkt, daß die militärische Organisation dieses Kantons noch sehr jung, daß die ganze tessiner Armee nur an 3000 Mann beträgt, so begreift man die Schwäche Tessins gegenüber dem Sonderbund. Die Urner, Walliser und Unterwalder hatten sich inzwischen auf mehr als 2000 Mann mit Artillerie verstärkt und brachen am 17. November 1847 mit ˙ ˙ ˙ ˙ Die Tesihrer gesammten Macht den Gotthard hinab nach Tessin ˙herein. siner Truppen standen von Bellinzona bis Airolo das Levantinathal hinauf echelonnirt; ihre Reserve stand in Lugano. Die Sonderbündler, von einem dichten Nebel verhüllt, besetzten alle Höhen um Airolo, und als der Nebel sich verzog, sah Luvini, daß die Position verloren sei, noch ehe ein Schuß gefallen. Er setzte sich indeß zur Gegenwehr, und nach einem mehrstündigen Gefecht, worin die Tessiner sich mit der höchsten Tapferkeit schlugen, wurden seine Truppen von den überlegenen Feinden geworfen. Anfangs wurde der Rückzug von einigen Truppentheilen gedeckt; aber von den Höhen herab in die Flanke genommen, mit Artillerie beschossen, geriethen die Tessiner Rekruten bald in die größte Unordnung und waren nicht eher zum Stehen zu bringen als acht Stunden von Airolo, hinter der Moesa. Wer die Gotthardsstraße passirt hat, begreift die enormen Vortheile, die die von oben herabdringende Armee hat, besonders wenn sie Artillerie besitzt, und begreift die Unmöglichkeit für eine bergab fliehende Armee, sich irgendwo wieder zu setzen und in dem engen Thal ihre Kräfte zu deployiren. Uebrigens waren die Tessiner, die

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wirklich ins Gefecht kamen, keineswegs den Sonderbündlern überlegen, sondern umgekehrt. An dieser Niederlage die übrigens keine weiteren Folgen hatte, war also nicht Luvini, sondern erstens seine geringen und ungeübten Streitkräfte, zweitens das ungünstige Terrain, drittens und hauptsächlich das Ausbleiben der Bündner schuld, die sich in Dissentis den Veltliner schmecken ließen, statt auf der Oberalp zu sein, und die jetzt endlich, über den Bernardin, den Tessinern post festum zwei Bataillone stark zu Hülfe kamen. Und dieser Sieg des Sonderbunds an der einzigen Stelle, wo er die Uebermacht hatte, wird den schmählich im Stich gelassenen Tessinern zum Vorwurf gemacht von denen, die sie im Stich ließen oder die bei Freiburg und Luzern, drei gegen Einen kämpfend, wohlfeile Lorbeeren erwarben! Wie Sie wissen, ist auf diese Expektorationen Benz’ gegen Luvini ein Duell erfolgt, in dem der Welsche den Züricher derb abführte. Doch zurück zur Debatte. Herr Dr. Kern aus Thurgau erhob sich, um die Anträge der Majorität zu unterstützen. Herr Kern ist eine große breitschultrige Schweizergestalt, mit einem nicht unangenehmen, ausgeprägten Gesicht und etwas theatralischem Haar, etwa wie sich ein biedrer Schweizer den olympischen Jupiter vorstellen mag, etwas gelehrt angezogen, und im Blick, Ton, Gebärde von unerschütterlicher Entschlossenheit. Herr Kern gilt für einen der tüchtigsten und scharfsinnigsten Juristen der Schweiz; „mit der ihm eigenen Logik“ und hochbetheuernden Manier ging der Präsident des Bundesgerichts auf die Tessiner Frage ein, wurde mir aber bald so langweilig, daß ich vorzog, ins Cafe´ italien zu gehen und einen Schoppen Walliser zu trinken. Als ich wiederkam, hatten nach Kern Almeras von Genf, Homberger, Blanchenay von Waadt und Castoldi von Genf gesprochen, mehr oder weniger Lokalgrößen, deren eidgenössischer Ruhm erst im Entstehen ist. Am Sprechen war Eytel von Waadt. Herr Eytel kann in der Schweiz, wo die Menschen in demselben Verhältniß groß sind wie das gewöhnliche Rindvieh, für einen feingewachsenen Mann gelten, obwohl er in Frankreich als jeune homme fort robuste passiren würde. Er hat ein hübsches, feines Gesicht mit blondem Schnurrbart und blondem Lockenhaar, und erinnert, wie die Waadtländer überhaupt, mehr als andre welsche Schweizer, an einen Franzosen. Daß er eine der Hauptstützen der ultraradikalen, rothrepublikanischen Waadtländer ist, brauche ich nicht erst zu sagen. Er ist übrigens auch noch jung und gewiß nicht älter als Escher. Herr Eytel sprach mit großer Lebhaftigkeit gegen die eidgenössischen Repräsentanten. „Sie haben sich in Tessin benommen, als ob Tessin nicht ein souverainer Staat, sondern eine Provinz wäre, die sie als Prokonsule zu verwalten hätten; wahrlich,

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wären die Herren in einem französischen Kanton so aufgetreten, ihres Bleibens wäre nicht länger dort gewesen! Und die Herren, statt Gott zu danken, daß die Tessiner sich all ihre Herrschergelüste und Phantasien so ruhig gefallen ließen, beklagen sich noch über schlechte Aufnahme!“ Herr Eytel spricht recht gut, aber etwas zu weitschweifig. Es geht ihm wie allen französischen Schweizern: die Pointe ist ihnen abhanden gekommen. Der alte Steiger sprach vom Präsidentenstuhl aus auch einige Worte zu Gunsten der Majoritätsanträge, und sodann erhob sich zum zweitenmal unser Alcibiades Escher, um seine schon einmal erzählte Geschichte zum zweitenmal zu erzählen. Diesmal aber versuchte er einen rhetorischen Schluß, dem man das Schulpensum indeß auf drei Meilen weit ansah. „Entweder sind wir neutral oder wir sind es nicht, was wir aber sind, müssen wir ganz sein; und die alte Schweizertreue erfordert, daß wir unser Wort halten, sei es auch einem Despoten gegeben.“ Aus diesem neuen und schlagenden Gedanken pumpte der unermüdliche Arm des Herrn Escher den Strom einer feierlichen Peroration heraus und als sie vollendet war, setzte sich Alcibiades, sichtlich zufrieden, wieder hin. Herr Tanner von Aarau, Obergerichtspräsident, der sich nun erhob, ist ein mittelgroßes dünnes Männchen, das sehr laut spricht und zwar sehr gleichgültige Dinge. Seine Rede war im Grunde weiter nichts als die hundertmalige Wiederholung eines einzigen grammatischen Fehlers. Ihm folgte Herr Maurice Barman, aus Französisch-Wallis. Man sieht ihm nicht an, daß er 1844 am Pont de Trente sich so tapfer geschlagen hat, als die Oberwalliser unter Anführung derer von Kalbermatten, von Riedmatten und anderen Matten den Kanton contrerevolutionirten. Herr Barman hat ein ruhig-bürgerliches, doch kein unangenehmes Aeußere; er spricht bedächtig und etwas abgebrochen. Er wies die Persönlichkeiten Benz’s gegen Luvini zurück und sprach für Pioda. Herr Battaglini aus Tessin, der etwas bürgerlich aussieht und einen boshaften Beobachter an den Dottore Bartholo des Figaro erinnern könnte, las eine längere französische Abhandlung über Neutralität zu Gunsten seines Kantons ab, die zwar ganz richtige Prinzipien enthält, aber sehr oberflächlich angehört wurde. Auf einmal hörte das Geplauder und Herumlaufen in der Versammlung auf. Die größte Stille trat ein und alle Blicke richteten sich auf einen alten, bartlosen, kahlköpfigen Mann mit langer gebogner Nase, der in französischer Sprache zu reden anfing. Dieser kleine alte Mann, der in seiner einfachen schwarzen Kleidung und seinem ganz bürgerlichen Aeußern eher einem Gelehrten als allem andern glich und nur durch ein ausdrucksvolles Gesicht und einen beweglichen, penetranten Blick auf-

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fiel, war der General Dufour, derselbe, dessen umsichtige Strategik den Sonderbund fast ohne Blutvergießen erstickte. Welch ein Abstand von den deutsch-schweizerischen Offizieren der Versammlung! Diese Michel, Ziegler, Benz u. s. w., diese biedern Haudegen, diese pedantischen Schnurrbärte machen gegenüber dem kleinen, unscheinbaren Dufour eine höchst charakteristische Figur. Man sieht auf den ersten Blick, wie Dufour der Kopf war, der den ganzen Sonderbundkrieg dirigirte, und diese würdevollen Ajaxe nur die Fäuste, die er zur Ausführung seiner Beschlüsse gebraucht. Die Tagsatzung hatte wirklich richtig gewählt und den nothwendigen Mann getroffen. Aber wenn man Dufour reden hört, erstaunt man erst. Dieser alte Genie-Offizier, der sein Lebenlang bloß Artillerieschulen organisirt, Reglements entworfen und Batterien inspizirt, der sich nie in parlamentarische Verhandlungen gedrängt, nie öffentlich gesprochen hat, tritt auf mit einer Sicherheit, spricht mit einem Fluß, einer Eleganz und einer Präzision, einer Klarheit, die bewundernswerth und im schweizerischen Nationalrath einzig ist. Dieser maiden-speech Dufours über die Tessiner Angelegenheit würde was Form und Vortrag angeht, in einer französischen Kammer das größte Aufsehen erregt haben, und übertrifft in jeder Beziehung bei weitem die dreistündige Rede, wodurch Cavaignac sich zum ersten Advokaten von Paris gemacht hat – wenn man nach dem Abdruck im Moniteur urtheilen kann. Die Schönheit der Sprache ist aber bei einem Genfer doppelt anzuerkennen. Die Nationalsprache von Genf ist ein kalvinistisch-reformirtes Französisch, breit, platt, arm, tonlos und ermattet. Aber Dufour sprach kein Genferisch, sondern wirkliches, ächtes Französisch. Und dazu waren die Gesinnungen, die er kundgab, so nobel, so soldatisch im guten Sinne des Worts, daß sie die brodneidischen Eifersüchteleien, die kleinlichen Kantönlibornirtheiten der deutschschweizerischen Offiziere erst recht grell hervortreten ließen. „Ich freue mich, daß die Neutralität im Munde aller ist“, sprach Dufour. „Aber worin besteht die Neutralität? Sie besteht darin, daß wir nichts unternehmen oder unternehmen lassen, wodurch der Friedenszustand zwischen der Schweiz und den Nachbarstaaten gefährdet wird. Nicht’s weniger, aber auch nichts mehr. Wir haben also das Recht, den fremden Flüchtlingen ein Asyl zu gestatten, es ist ein Recht, worauf wir stolz sind. Wir sehen es als eine Pflicht an, die wir dem Unglück schuldig sind. Aber unter Einer Bedingung: daß der Flüchtling sich unsern Gesetzen unterwerfe, daß er nichts unternehme, was unsere innere und äußere Sicherheit gefährdet. Daß ein von der Tyrannei verjagter Patriot sich auch von unserm Gebiet aus bestrebt, die Freiheit seines Vaterlandes wieder zu gewinnen, ich finde es erklärlich, ich mache ihm keinen Vor-

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wurf daraus, aber auch wir haben dann zu sehen, was wir zu thun haben. Wenn daher der Flüchtling seine Feder spitzt oder seine Flinte ergreift gegen die Nachbarregierung, gut, so werden wir ihn nicht ausweisen, das wäre ungerecht, aber von der Gränze entfernen, ihn interniren. Das gebietet unsre eigne Sicherheit, unsre Rücksicht auf die Nachbarstaaten; nichts weniger, aber auch nichts mehr. Schreiten wir dagegen ein nicht blos gegen den Freischärler, der ins fremde Gebiet eingefallen, sondern auch gegen den Bruder, den Vater des Freischärlers, gegen den, der ruhig geblieben, so thun wir mehr als wir müssen, so sind wir nicht mehr unparteiisch, so ergreifen wir Partei für die fremde Regierung, für den Despotismus gegen seine Schlachtopfer. (Allgemeines Bravo.) Und gerade jetzt, wo Radetzki, ein Mann, mit dem gewiß Niemand in dieser Versammlung sympathisirt, wo er bereits von uns diese ungerechte Entfernung aller Flüchtlinge von der Gränze verlangt hat, wo er seine Forderung durch Drohungen, ja durch feindselige Maßregeln unterstützt, gerade jetzt ziemt es uns am Allerwenigsten, der ungerechten Forderung eines übermächtigen Gegners nachzukommen, weil es aussieht, als hätten wir der Uebermacht nachgegeben, als hätten wir diesen Beschluß gefaßt, weil ein Stärkerer ihn von uns verlangt.“ (Bravo.) Ich bedaure nicht mehr von dieser Rede und nicht wörtlichere Auszüge geben zu können. Aber Stenographen gibts hier nicht und ich muß aus der Erinnerung aufschreiben. Genug, Dufour erstaunte die ganze Versammlung eben so sehr durch seine Rednergabe, und durch die Anspruchslosigkeit seines Vortrags, wie durch die schlagenden Argumente, die er vorbrachte, und setzte sich mit der Erklärung, er stimme für Pioda, unter allgemeinem Beifall nieder. Ich habe sonst nie Beifallsbezeugungen im Nationalrath während der Diskussion gehört. Die Sache war entschieden, nach Dufours Rede war nichts mehr zu sagen, der Antrag Pioda’s war durchgesetzt. Aber damit war den in ihrem Gewissen erschütterten Kantönlirittern nicht gedient und auf den Ruf nach Schluß antworteten sie durch 48 Stimmen für Fortsetzung der Debatte. Nur 42 stimmten für den Schluß; die Diskussion ging also weiter. Hr. Veillon von Waadt schlug vor, die ganze Sache dem Bundesrath zu überweisen. Hr. Pittet von Waadt, ein hübscher Mann mit französischen Zügen, sprach für Pioda, fließend, aber breit und doktrinär und die Debatte schien eingeschlafen, als endlich Herr Bundespräsident Furrer sich erhob. Hr. Furrer ist ein Mann in seinen besten Jahren, das Seitenstück zu Alcibiades Escher. Wenn dieser Schweizer-Athen vertritt, so repräsentirt Herr Furrer Zürich. Neigt Escher zum Professor, so neigt Furrer zum Zunftmeister hin. Beide zusammen repräsentiren Zürich vollständig.

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Hr. Furrer ist natürlich ein Mann der unbedingtesten Neutralität, und als er durch Dufours Rede sein System gewaltig bedroht sah, mußte er die äußersten Mittel aufbieten, um sich die Majorität zu sichern. Hr. Furrer war zwar erst seit drei Tagen Bundespräsident, aber dessen ungeachtet bewies er, daß er die Politik der Kabinetsfragen versteht trotz Duchaˆtel und trotz Hansemann. Er erklärte, der Bundesrath sei ungeheuer begierig auf den Beschluß des Nationalraths, weil dieser Beschluß der ganzen Politik der Schweiz die entscheidende Wendung geben werde u. s. w. und nach einiger Ausschmückung dieser Captatio benevolentiae ging er allmählig dazu über, auseinander zu setzen, was seine Meinung sei und die Meinung der Majorität des Bundesraths, nämlich, daß es bei der Neutralitätspolitik sein Bewenden haben müsse und daß die Ansicht der Majorität der Kommission auch die der Majorität des Bundesrathes sei. Und das Alles sagte er mit so feierlicher Würde und so eindringlicher Stimme, daß die Kabinetsfrage aus jeder Silbe seiner Rede hervorsah. Nun muß man wissen, daß in der Schweiz die vollziehende Gewalt nicht wie, in der konstitutionellen Monarchie oder der neuen französischen Verfassung eine selbstständige Gewalt neben der gesetzgebenden, sondern daß sie blos der Ausfluß und der Arm der gesetzgebenden Gewalt ist. Man muß wissen, daß es hier gar nicht Gebrauch ist, daß die vollziehende Gewalt zurücktritt, wenn die gesetzgebende Versammlung etwas andres beschließt, als sie wünscht; im Gegentheil pflegt sie diesen Beschluß gehorsamst zu vollziehen und auf bessere Zeiten zu warten. Und da die vollziehende Gewalt ebenfalls aus einem gewählten Rath besteht, der auch verschiedene Nüancen enthält, so hat es gar nicht so viel zu sagen, wenn die Minorität im vollziehenden Rath in manchen Fragen die Majorität im gesetzgebenden Rath hat. Und hier waren wenigstens zwei Bundesräthe, Druey und Franscini, für Pioda und gegen Furrer. Dieser Appell Furrers an die Versammlung war also nach schweizer Sitte und Anschauungsweise ganz unparlamentarisch. Aber einerlei! Die gewichtige Stimme des Hrn. Bundespräsidenten gab den Kantönlirittern wieder Courage und als er sich setzte, versuchten sie sogar ein verhallendes Bravo und schrien nach Schluß. Der alte Steiger war aber billig genug, vorher Herrn Pioda als Berichterstatter der Minorität noch das Wort zu geben. Pioda sprach mit derselben Ruhe und demselben Anstand wie früher. Er widerlegte nochmals alle Einwürfe, indem er die Debatte kurz resümirte. Er vertheidigte mit Wärme seinen Freund Luvini, dessen fougueuse Beredsamkeit ihn vielleicht hier zuweit fortgerissen, aber bei einer früheren Gelegenheit, man solle es nicht vergessen, der Schweiz seinen Kanton erhalten habe. Endlich kam er auf Airolo, und bedauerte daß dies Wort hier vorgebracht,

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daß es vollends von einer Seite vorgebracht, von der er es am wenigsten erwartete. „Es ist wahr, sagte er, wir haben bei Airolo eine Niederlage erlitten. Aber wie ging das zu? Wir standen allein da, unser kleiner dünnbevölkerter Kanton gegen die ganze Wucht der Urkantone und des Wallis, die sich auf uns warfen und uns, nachdem wir uns tapfer vertheidigt, erdrückten. Es ist wahr, wir sind geschlagen worden. Aber geziemt es Ihnen (zu Michel gewandt) uns daraus einen Vorwurf zu machen? Sie, meine Herren, Sie sind Schuld daran, daß wir geschlagen wurden. Sie sollten auf der Oberalp sein und den Sonderbündlern in die Flanke fallen, und wer nicht da war, wer uns im Stich ließ, das waren Sie, und deßhalb wurden wir geschlagen. Ja, Sie sind gekommen, meine Herren, aber als es zu spät, als Alles vorüber war – da endlich sind Sie gekommen!“ Wüthend und mit krebsrothem Gesicht, sprang Oberst Michel auf, und erklärte dies für eine Lüge und Verläumdung. Durch lautes Murren und die Klingel des Präsidenten zur Ordnung gerufen, fuhr er etwas ruhiger fort. Er wisse nichts davon, daß er habe auf der Oberalp sein sollen. Er wisse bloß, daß, als er gerufen worden sei, er den Tessinern zu Hülfe gekommen und zwar er zu allererst. Pioda erwiederte ebenso ruhig wie vorher: es sei ihm nicht eingefallen Herrn Michel persönlich angreifen zu wollen, er habe nur von den Graubündnern im Allgemeinen gesprochen und da sei es allerdings ein Faktum, daß sie hätten von der Oberalp herab die Tessiner unterstützen sollen. Wenn Hr. Michel das nicht wisse, so sei das leicht erklärlich, da er damals bloß ein Bataillon kommandirt habe und also die allgemeinen Dispositionen des Feldzugs ihm sehr wohl unbekannt geblieben sein könnten. Mit diesem Intermezzo, das noch zu verschiedenen Privatverhandlungen zwischen diesen Herren außerhalb des Versammlungssaals führte und endlich durch beiderseitig zufriedenstellende Erklärungen beigelegt wurde, schloß die Debatte. Die Abstimmung erfolgte durch Namensaufruf. Die Franzosen und 4–5 Deutsche stimmten mit den Tessinern; die Masse der deutschen Schweizer stimmte dagegen; Tessin wurde des Asylrechts beraubt, Radetzkis Forderungen wurden zugestanden, die Neutralität um jeden Preis proklamirt und Herr Furrer konnte mit sich und dem Nationalrath zufrieden sein. Das ist der schweizerische Nationalrath, die Blüthe der schweizerischen Staatsmänner. Ich finde, daß sie nur durch eine Tugend sich vor andern Gesetzgebern auszeichnen: durch eine größere Geduld.

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* K ö l n, 11. Dezember. Die Contrerevolution hat einen neuen Bundes˙ schweizerische Bundesregierung. genossen erhalten:˙ ˙Die Schon vor fünf Tagen erfuhren wir aus einer durchaus zuverlässigen Quelle, daß die neuerdings verbreiteten Gerüchte von einem beabsichtigten Einfalle der deutschen Flüchtlinge nach Baden, von Rüstungen an der Gränze, von einer fabelhaften Schlacht bei Lörrach zwischen Freischärlern und Reichstruppen, daß alle diese sonderbaren Gerüchte von der im schweizer Bundesrath herrschenden Partei Furrer-OchsenbeinMunzinger mit der deutschen Reichsgewalt „vereinbart“ seien, um besagter Partei einen Vorwand zum Einschreiten gegen die Flüchtlinge und dadurch zur Herstellung eines guten Einvernehmens mit der Reichsgewalt zu bieten. Wir haben diese Nachricht unsern Lesern nicht sogleich mitgetheilt, weil wir nicht unbedingt an eine solche Intrigue glauben konnten. Wir warteten auf Bestätigung, und die Bestätigung hat nicht lange auf sich warten lassen. Es fiel bereits auf, daß diese Gerüchte nicht von badischen Blättern, die, selbst an Ort und Stelle, doch am besten und ersten unterrichtet sein mußten, gebracht wurden, sondern von den Frankfurter Blättern. Es fiel ferner auf, daß dem Frankfurter Journal bereits am 1. Dezem˙ ber von Bern aus mitgetheilt wurde, der Bundesrath habe wegen ˙der ˙ ˙˙ Flüchtlinge ein Cirkular erlassen und einen Kommissär abgeschickt, während die Berner Blätter, von denen mehrere (Verfassungsfreund und Suisse) in direkten Beziehungen zu Bundesräthen stehen, die Nachricht erst am 3. bringen. Jetzt endlich liegt das Cirkular an die Kantonsregierungen in der „Suisse“ vor uns, und wenn wir früher noch zweifeln konnten an dem Beitritt der Schweiz zu der neuen heiligen Allianz, so sind jetzt alle Zweifel beseitigt.

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Das Cirkular hebt an mit den Gerüchten von neuen Rüstungen der politischen Flüchtlinge und von einem beabsichtigten neuen Einfall ins badische Gebiet. Es motivirt durch diese Gerüchte, von denen die ganze Schweiz und ganz Baden wissen, daß sie erlogen sind, die neuen außerordentlichen Maßregeln gegen die Flüchtlinge. Die Tessiner Beschlüsse der Bundesversammlung werden nur erwähnt, um die Kompetenz, nicht um die Verpflichtung des Bundesraths zu diesen Maßregeln zu begründen; im Gegentheil wird der wesentliche Unterschied in der Lage der Verhältnisse in Tessin und den nördlichen Kantonen ausdrücklich anerkannt. Sodann folgende Weisungen: 1) Alle Flüchtlinge, die am Struve’schen Zuge sich betheiligt, oder die sonst keine persönlichen Garantieen für ruhiges Verhalten bieten, aus den Gränzkantonen zu entfernen; 2) alle Flüchtlinge ohne Unterschied genau zu überwachen; 3) dem Bundesrath so wie allen übrigen Gränzkantonen eine Liste der sub 1) fallenden Flüchtlinge einzusenden, und 4) etwaige Ausnahmen von der Internirung dem eidgenössischen Re˙ ˙ ˙so ˙ ˙˙˙wie ˙ ˙ ˙ ˙überpräsentanten Dr. Steiger zur Entscheidung zu überlassen, haupt den Weisungen desselben zu folgen. Daran schließt sich die Aufforderung, diesen Weisungen „streng“ nachzukommen, indem sonst, wenn Truppenaufstellungen nöthig würden, die Kosten dem betreffenden Gränzkanton zur Last fallen würden. Das ganze Cirkular ist in einer für die Flüchtlinge höchst verletzenden, herben Sprache abgefaßt und schließt mit den Worten: „Die Schweiz darf nicht zum Sammelplatz werden für ausländische Parteien, die ihre Stellung auf einem neutralen Boden so sehr verkennen und so oft die Interessen des Landes mit Füßen treten, das sie gastfreundlich aufnimmt.“ Jetzt vergleiche man diese bittre Sprache mit der Sprache der Note vom 4. November; man bedenke, daß die Gerüchte, auf die das Cirkular ˙ ˙ ˙˙ sich stützt, ˙notorisch falsch sind; daß, wie uns heute von der Gränze geschrieben wird, der eidgenössische Repräsentant Dr. Steiger mit seiner ˙ ˙ ˙ den die Reichsgewalt am meisten ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙gegen Inspektion im Kanton Aargau, Klagen führte, bereits fertig ist und gefunden hat, die betreffenden Flüchtlinge seien längst internirt und er habe hier nichts mehr zu thun (er ist bereits in Liestal); daß die Note vom 4. November bereits behauptet, ˙ ˙ ˙Basellandscha ˙˙ daß die schweizer Presse (z. B. Schweizer Bote, ftliches ˙˙˙˙˙ ˙ ˙ ˙ Volksblatt, Nationalzeitung etc.) längst bewiesen hatte, daß alle˙ Gränzkantone längst ihren Pflichten nachgekommen seien; man bedenke endlich, daß nach langer Ungewißheit, nach den widersprechendsten Nach-

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richten über die Grenzsperre jetzt seit 2–3 Tagen alle unsere Schweizer Blätter und Briefe darin übereinstimmen, daß gar keine Zwangsmaßregeln gegen die Schweiz in Anwendung kommen, ja daß der Befehl zur strengeren Ueberwachung des Personenverkehrs, der einigen Gränzposten gegeben war, 24 Stunden nachher schon widerrufen wurde; man bedenke das Alles und sage, ob die Umstände nicht bis ins kleinste Detail die oben von uns gegebene Mittheilung bestätigen. Ohnehin ist es bekannt, daß die Herren Furrer, Ochsenbein, Munzinger u. s. w. längst vor Begierde brennen, dem „Flüchtlingsunwesen“ ein für allemal ein Ende zu machen. Wir gratuliren dem Hrn. Schmerling zu seinen neuen Freunden. Wir wünschen nur daß, wenn auch er einmal als Flüchtling in die Schweiz kommen sollte – was doch wohl vorkommen könnte, ehe die dreijährige Amtsdauer des jetzigen Bundesraths abläuft – diese seine Freunde ihn nicht etwa zu jenen Flüchtlingen rechnen, welche „keine persönlichen Garantien bieten“.

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Karl Marx Die Verleumdungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 168, 14. Dezember 1848

* K ö l n, 13. Dezember. Der Artikel der „Neuen Rheinischen Zeitung“ vom 4. August, wegen dessen der Gerant Korff, der Redakteur en chef Marx und der Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Engels, für den 20. d. M. vor den Assisen erscheinen werden, schließt mit folgenden Worten: „Das also sind die Thaten des Ministeriums der That, des Ministeriums des linken Centrums, des Ministeriums des Uebergangs zu einem altadlichen, altbüreaukratischen, altpreußischen Ministerium. Sobald Herr Hansemann seinen transitorischen Beruf erfüllt hat, wird man ihn entlassen. Die Linke zu Berlin aber muß einsehn, daß die alte Macht kleine parlamentarische Siege und große Konstitutionsentwürfe ihr getrost überlassen kann, wenn sie nur unterdessen sich aller wirklich entscheidenden Positionen bemächtigt. Getrost kann sie die Revolution des 19. März in der Kammer anerkennen, wenn dieselbe nur außerhalb der Kammer entwaffnet wird. Die Linke könnte an einem schönen Morgen finden, daß ihr parlamentarischer Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfallen. Die deutsche Entwickelung bedarf vielleicht solcher Kontraste. Das Ministerium der That erkennt die Revolution im Prinzip an, um in der Praxis die Contrerevolution zu vollziehen.“ Die Thatsachen haben bewiesen, wie sehr die „Neue Rheinische Zeitung“ die preußische Regierung und ihre Trabanten v e r l ä u m d e t hat.

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Friedrich Engels Ursulinerinnenkloster – Werbungen für den Kartätschenkönig – Die „Bürgergemeinde“ – Kommission wegen eines gemeinsamen Zolltarifs

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** B e r n, 9. Dezember. Das letzte Kloster im Kanton Bern, das der Ur˙ ˙ ˙ ˙ ˙ im Jura, geht seinem Ende entgegen. Der Resulinerinnen in Pruntrut gierungsrath hat beschlossen, dem großen Rath die Aufhebung desselben vorzuschlagen, in Vollziehung des Tagsatzungsbeschlusses, der alle den Jesuiten affiliirte Orden (wozu auch die Ursulinerinnen gehören) von der Schweiz ausschließt. Nachdem Radetzky den neapolitanisch-schweizerischen Rekruten wieder den Durchpaß durch die Lombardei gestattet, hat König Ferdinand sogleich wieder die Gestattung der Werbungen in der Schweiz beantragt. Luzern und die Urkantone haben sich natürlich beeilt, die Werbung zu gestatten; die Berner Regierung, der die Kapitulationen ohnehin ein Dorn im Auge sind, hat glücklicherweise einen Vorwand gefunden, sie vor der Hand noch zu untersagen. Sie erklärt nämlich, nach der Kapitulation (die ein Erbstück der löblichen Regierung des Herrn Neuhaus ist) müßten die Rekruten über Genua gehen, welcher Weg ihnen auch jetzt noch versperrt sei; und ferner müßte die neapolitanische Regierung vorher den Schweizern in Neapel den am 15. Mai durch Plünderung etc. zugefügten Schaden ersetzen. Der gottesfürchtige „Beobachter“ skandalisirt sich natürlich wieder entsetzlich über diesen Bruch der unverbrüchlichen Schweizertreue, der zudem noch einer Masse braver junger Kantonsbürger eine glorreiche Carrie`re (!) versperre, die Berner Soldaten in Neapel in ihrer Zukunft kompromittire, die in Bern anwesenden WerbUnteroffiziere verhungern lasse und den Wirthen, bei denen sonst das Handgeld verzecht wurde, den Erwerb schmälere. Mit solchen Argumenten kämpft die reaktionäre Schweizerpresse! Die hiesigen Zopfpatrizier haben eine arge Schlappe erlitten. Hier besteht nämlich eine sogenannte Bürgergemeinde innerhalb der eigentlichen Commune. Diese Bürgergemeinde, deren Kern das Patriziat bildet, hat

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trotz aller Revolutionen durchgesetzt, daß die ehemaligen Klostergüter und sonstigen Staats- und städtischen Domainen, die ihr als der ehemaligen Inhaberin der Souveränetät zustanden, nicht mit der Souveränetät an den Staat resp. die Stadt übergegangen, sondern ihr als CollektivEigenthum verblieben sind. Nur ein kleiner Theil dieser höchst beträchtlichen Güter, von denen sich die Patrizier noch heute mästen, soll der Stadt zufallen; aber die „Bürger“ weigerten sich stets, ihn herauszugeben. Jetzt endlich ist durch die Ernennung Berns zum Bundessitz und die damit nöthig gewordenen bedeutenden städtischen Ausgaben die Bürgergemeinde gezwungen worden, der städtischen Commune, der sogenannten Einwohnergemeinde, ihren Antheil herauszugeben und sich außerdem noch zu einem „erklecklichen“ Beitrag zu den Kosten des Bundessitzes zu verpflichten. Die Patrizier erklären Zion in Gefahr, und sie haben Ursache, denn der Bundessitz bedroht ihren Beutel sehr ernstlich. Der Bundesrath hat unter dem Vorsitze des Chefs des Handels- und Zollwesens, Herrn Näff, eine Kommission gebildet, die die Aufhebung der Kantonalzölle und die Herstellung eines schweizerischen Zolltarifs vorbereiten, und die nöthigen Maßregeln vorschlagen soll. Die Schweiz wird jetzt auch Schutzzölle bekommen, die zwar nicht hoch sein, aber bei dem ausgebildeten Stande der meisten schweizerischen Industriezweige und bei dem niedrigen Arbeitslohn vollkommen ihren Zweck erreichen werden. England, Paris, Mühlhausen und Lyon werden am meisten davon leiden.

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Karl Marx / Hermann Korff / Stephan Naut / Louis Schulz Bestellungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 172, 19. Dezember 1848

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Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, wolle man baldigst machen und zwar in K ö l n bei der Expedition der Zeitung (unter Hutmacher Nr. 17), a u s w ä r t s bei allen Postanstalten Deutschlands. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexandre, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 rue Notre Dame de Nazareth in Paris, so wie das königliche Oberpostamt in Aachen; für England ˙ ˙ ˙ ˙ ˙72, ˙˙ ˙ ˙Newgate Street in London; für Belgien die HH. J. J. Ewer u. Comp., und Holland die resp. königlichen Briefpostämter und das Postbüreau in ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ Lüttich. Durch den Wegfall des Stempels wird der Abonnementspreis ermäßigt und beträgt von jetzt ab für Köln n u r 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., bei allen preußischen Postanstalten, (das Porto einbegriffen) n u r 1 Thlr. 1 7 Sgr. vierteljährlich; für Abonnenten im übrigen Deutschland tritt ein verhältnißmäßiger Postaufschlag hinzu. Die Redaktion bleibt unverändert. D i e b i s h e r i g e n M o n a t s g ä n g e d e r „N e u e n R h e i n i s c h e n Z e i t u n g“ s i n d i h r P r o g r a m m . D u r c h i h r e p e r s ö n l i c h e n Ve r bindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika ist die Redaktion in Stand gesetzt, ihren Lesern die politischsoziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abz u s p i e g e l n , a l s i r g e n d e i n a n d e r e s B l a t t . D i e „N. R h . Z t g .“ ist in dieser Beziehung nicht blos das Organ der deutschen, sondern der europäischen Demokratie. Inserate: Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen unseres Blattes eine sehr weite Verbreitung. D i e G e r a n t u r d e r „N e u e n R h e i n i s c h e n Z e i t u n g“.

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Karl Marx Ein Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ vertagt

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 174, 21. Dezember 1848

* K ö l n, 20. Dezember. Der gegen die Neue Rheinische Zeitung einge˙ ˙heute ˙ ˙ ˙ vor die Assisen. Herr Dr. Marx, Redakteur en leitete Prozeß kam chef, und Herr Korff, Gerant der N. Rh. Ztg., und Herr Engels, waren die Beschuldigten. Letzterer war abwesend. Die Klage lautete auf Beleidigung des Oberprokurators Zweiffel und Verläumdung von Gensd’armen. Der Prozeß wurde wegen eines Nullitätsgrundes ausgesetzt.

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Karl Marx Prozess gegen Gottschalk und Genossen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 175, 22. Dezember 1848

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* K ö l n, 21. Dezember. Heute Morgen begann der Prozeß gegen Gott˙ ˙ Esser ˙ ˙ ˙ vor den hiesigen außerordentlichen Assisen. schalk, Anneke und Die Angeklagten wurden gleich den gemeinsten Verbrechern, enggeschlossen, von dem neuen Arresthause eskortirt nach dem Gerichtsgebäude, wo eine nicht unbedeutende bewaffnete Macht hauste. Unsere Leser wissen, daß wir in der Jury, wie sie jetzt organisirt ist, nichts weniger als eine Garantie erblicken. Der Census ertheilt einer bestimmten Klasse das Privilegium, aus ihrer Mitte die Geschwornen hervorgehen zu sehen. Die Anfertigung der Geschwornenlisten ertheilt der Regierung das Monopol, aus der privilegirten Klasse die ihr zusagenden Individuen herauszulesen. Der Herr Regierungspräsident fertigt nämlich eine Liste von Individuen zu einer bestimmten Zahl an, die er aus den Geschwornenlisten des ganzen Regierungsbezirks auszieht; die gerichtlichen Repräsentanten der Regierung säubern diese Liste bis auf 36, wenn unser Gedächtniß nicht täuscht. Im Augenblicke der wirklichen Bildung des Geschwornengerichts endlich steht es dem öffentlichen Ministerium zu, die letzte Liste, das Ergebniß des Klassenprivilegiums und einer doppelten gouvernementalen Destillation zum dritten Male zu säubern und bis zum letzten nothwendigen Dutzend auszumerzen. Ein wirkliches Wunder, wenn eine solche Konstitution der Jury Angeklagte, die der privilegirten Klasse und der bestehenden Staatsmacht offen opponirt haben, nicht direkt unter die absolute Gewalt ihrer rücksichtslosesten Feinde wirft. Das Gewissen der Geschwornen, wird man uns antworten, das Gewissen, verlangt man eine größere Garantie? Aber, mon Dieu, das Gewissen hängt mit dem Wissen und der ganzen Daseinsweise eines Menschen zusammen.

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Ein Republikaner hat ein anderes Gewissen, als ein Royalist, ein Besitzender ein anderes Gewissen als ein Besitzloser, ein Denkender ein anderes als ein Gedankenloser. Ein Mensch, der keinen Beruf zum Geschwornen hat, als den Census, hat das Gewissen des Census. Das „Gewissen“ der Privilegirten ist eben ein privilegirtes Gewissen. Wenn uns also das Geschwornengericht, wie es jetzt konstituirt ist, als ein Institut zur Behauptung der Privilegien Einiger und keineswegs als ein Institut zur Sicherung der Rechte Aller erscheint; wenn namentlich auch in dem vorliegenden Falle das öffentliche Ministerium den ausgedehntesten Gebrauch von seiner Befugniß gemacht hat, das letzte Dutzend ihm mißfälliger Namen von der letzten Liste auszumärzen – wir zweifeln dennoch keinen Augenblick an der Freisprechung der Angeklagten. Unser Garant ist der Anklageakt. Man glaubt eine ironisch gehaltene Vertheidigungsschrift von Gottschalk und Konsorten zu lesen. Resumiren wir diesen Anklageakt, der nur im Anklageakt gegen Mellinet und Konsorten (Prozeß Risquons-Tout in Antwerpen) ein Analogon findet. In Köln existirt ein Arbeiterverein. Gottschalk war Präsident, Anneke und Esser Ausschußmitglieder dieses Vereins. Der Arbeiterverein, belehrt uns der Anklageakt, „hatte ein besonderes, durch Gottschalk redigirtes Organ, die Arbeiterzeitung, und wer nicht Gelegenheit hatte, den Sitzungen selbst beizuwohnen, konnte aus diesem Blatte die gefährlichen, dem Proletariat schmeichelnden, auf Communismus und Umsturz des Bestehenden hinarbeitenden Tendenzen des Vereins erkennen.“ Tendenzen also konnte man erkennen, aber keine gesetzwidrigen Thatsachen. Beweis: Bis zur Verhaftung des Gottschalk’s etc. hat das Parket keine Anklage gegen die „Arbeiterzeitung“ erhoben und nach Gottschalk’s Verhaftung wurde sie nur einmal verurtheilt – in dem Monsterprozesse des hiesigen Parkets, nämlich der Klage des hiesigen Parkets wegen Beleidigung des hiesigen Parkets. „Die Arbeiterzeitung selbst“ gesteht aber der Anklageakt, „scheint sich nicht bemüht zu haben, in ihren Berichten darüber (über die Verhandlungen des Arbeitervereins, seiner Ausschußsitzungen und seiner Filialvereine) etwas zu bemänteln.“ Wenn also die „Arbeiterzeitung“ wegen ihrer „Berichte“ über die Verhandlungen des Arbeitervereins, so konnte der Arbeiterverein wegen seiner Verhandlungen selbst nicht gerichtlich verfolgt werden. Gegen den „Arbeiterverein“ liegt nur vor, was gegen die „Arbeiterzeitung“ vorliegt – die mißliebige Tendenz dieses Vereins. Gehören zu den Märzerrungenschaften auch die – Tendenzprozesse, Prozesse gegen Tendenzen, die blose Tendenzen geblieben sind? Bisher sind unsere Septem-

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bergesetze noch nicht erlassen worden. Gottschalk und Consorten wurden auch keineswegs verhaftet und in Anklagezustand gesetzt, wegen gesetzwidriger Berichte der Arbeiterzeitung oder gesetzwidriger Verhandlungen des Arbeitervereins. Der Anklageakt macht daraus kein Geheimniß. Nicht die bisherige Wirksamkeit des Arbeitervereins setzte die Justiz in Bewegung, sondern – man höre: In den Tagen vom 14.–17. Juni d. J. war zu Frankfurt ein Kongreß der Abgeordneten von einer Menge in Deutschland erstandener demokratischer Vereine versammelt. Gottschalk und Anneke repräsentirten als Abgeordnete den Kölner Arbeiter-Verein. Dieser Kongreß sprach sich, wie bekannt, öffentlich für die demokratische Republik aus, und die hiesigen Behörden erwarteten einen Nachhall der dortigen Bewegung, als auf Sonntag den 25. Juni abermals eine Generalversammlung des Arbeiter-Vereins auf dem Gürzenich angekündigt wurde. Die hiesigen Behörden erwarteten einen Nachhall der Frankfurter Bewegung. Aber welche Bewegung hatte denn in Frankfurt stattgefunden? Der demokratische Kongreß hatte sich öffentlich für die mißliebige Tendenz der demokratischen Republik ausgesprochen. Man erwartet also einen „Nachhall“ dieser „Tendenz“ und wollte in Kampf mit diesem Echo treten. Bekanntlich hat der demokratische Kongreß zu Frankfurt und der zur Exekution seiner Beschlüsse ernannte Centralausschuß von den Regierungen unangefochten zu Berlin getagt. Die deutschen Regierungen mußten also trotz der mißliebigen Tendenz die Gesetzmäßigkeit des Frankfurter Kongresses und der von ihm angeordneten Organisation der demokratischen Partei anerkennen. Aber die Kölnischen Behörden „erwarteten nun einmal“ einen Nachhall der Frankfurter Bewegung. Sie erwarteten eine Gelegenheit, Gottschalk und Konsorten auf gesetzwidrigem Boden zu ertappen. Zur Konstituirung dieser Gelegenheit wurden von der Polizeidirektion die „Polizeikommissare Lutter und Hühnermund“ am 25. Juni in die Generalversammlung des Arbeitervereins auf den Gürzenich kommandirt, und „besonders angewiesen, die Vorkommnisse daselbst zu beobachten“. In derselben Generalversammlung befand sich zufällig „der Buchbinder Johann Maltheser“, der wie der Anklageakt seufzt, „ein Hauptzeuge sein würde, wenn er nicht im Solde der Polizeibehörde gestanden hätte“, d. h. mit andern Worten, wenn er nicht bezahlter Polizeispion wäre. Endlich stellte sich hier, wahrscheinlich aus reinem patriotischem Fanatismus, der „ R e f e r e n d a r v . G r o o t e “ ein, der die Rede Anneke’s in der Generalversammlung „am ausführlichsten gibt, da er in der Sitzung selbst nachgeschrieben hat“.

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Man sieht: die Kölnischen Behörden erwarteten am 25. Juni ein von Gottschalk und Konsorten zu begehendes Verbrechen. Alle polizeilichen Vorkehrungen, um dies eventuelle Verbrechen zu konstatiren, waren getroffen. Wenn die Behörden aber einmal „erwarten“, so wollen sie nicht umsonst warten. „Aus den Berichten“ der zur Konstatirung eines erwarteten Verbrechens kommandirten Polizeikommissare und sonstiger Helfershelfer „nahm am 2. Juli die Staatsbehörde Anlaß zu einem Antrag auf Untersuchung gegen Gottschalk und Anneke wegen ihrer in jener öffentlichen Versammlung gehaltenen (soll heißen erwarteten) aufreizenden Reden. Am 3. Juli hatte ihre Verhaftung nebst Beschlagnahme ihrer Papiere Statt. Am 5. Juli, nachdem bis dahin mehrere Zeugen vernommen und nähere Anzeigen eingekommen waren, wurde die Untersuchung ausgedehnt auf die gesammte vorhergehende Thätigkeit der Vorsteher des Arbeitervereins, und damit gegen mehrere Mitglieder desselben, namentlich gegen den Faßbinder Esser u. s. w. Was die Untersuchung gegen die Angeklagten ergeben hat, bezieht sich theils auf ihre Reden im Arbeiterverein, theils auf ihre Papiere und die von ihnen verbreiteten Druckschriften.“ Was die Untersuchung wirklich ergeben hat, – wir werden es morgen aus dem Anklage-Akte selbst beweisen – ist – daß die am 25. Juni erwartete Bewegung sich auf eine Bewegung der Behörden – dies Echo der Frankfurter Bewegung – beschränkte, daß Gottschalk und Konsorten für die am 25. Juni getäuschte Erwartung der Behörden mit 6monatlicher enger Untersuchungshaft Buße thun mußten. Nichts gefährlicher als die Erwartungen der Staatsbehörde, eine Rettungsmedaille um das Vaterland zu verdienen, zu täuschen. Kein Mensch wird gern in seinen Erwartungen getäuscht, am wenigsten die Staatsbehörde. Wenn die ganze Art und Weise, wie das Verbrechen am 25. Juni in Scene gesetzt wurde, uns die Staatsbehörde als einzigen Schöpfer dieses kriminalistischen Dramas zeigt, so bietet uns die Untersuchungsakte Gelegenheit, die scharfsinnige Gewandtheit zu bewundern, womit sie den Prolog auf 6 Monate ausspann. Wir citiren wörtlich aus: „Der Politische Tendenzprozeß gegen Gottschalk und Consorten, herausgegeben von M. F. Anneke. Verlag der Neuen Kölnischen Zeitung.“ Nachdem die Untersuchung etwa 5 bis 6 Wochen gewährt hatte, wurde sie vom Instruktionsrichter Leuthaus, der an die Stelle des zum Polizeidirektor beförderten Hrn. Geiger getreten war, für geschlossen erklärt. Der Staatsprokurator Hecker stellte indeß nach Durchsicht der Akten neue Anträge, auf die auch vom Untersuchungsrichter eingegangen wur-

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de. Nach Verlauf von etwa 14 Tagen war die Voruntersuchung zum zweiten Male geschlossen. Nachdem Hr. Hecker von Neuem mit Muße die Akten durchstudirt hatte, stellte er wiederum eine Anzahl neuer Anträge. Der Untersuchungsrichter wollte nicht darauf eingehen, ebenso wenig die Rathskammer. Hr. Hecker appellirte an den Anklagesenat, und diese Instanz verfügte, daß einigen von den Anträgen stattzugeben, andere hingegen abzulehnen seien. Unter den letzteren befand sich nun beispielsweis der Antrag, auf Grund eines bloßen Namensverzeichnisses von Personen aus allen Theilen Deutschlands, welches sich in Annekes Brieftasche vorgefunden hatte, diese sämmtlichen Personen, etwa 30 oder 40 an der Zahl, in die Untersuchung zu ziehen. Nachdem die Untersuchung glücklich so weit ausgesponnen war, und sich füglich nicht weiter mehr ausdehnen ließ, verfügte die Rathskammer am 28. September über die Ueberweisung der Akten an den Anklagesenat. Dieser erkannte den 10. Oktober die Anklage und den 28. Oktober unterzeichnete der Generalprokurator den Anklageakt. Die ordentliche Quartalsassise, welche am 9. Oktober begonnen hatte, ˙ ˙ ˙˙ war somit glücklich verpaßt für diesen Prozeß. Nach dem 27. November war eine außerordentliche Assise anberaumt. Auch die sollte wo möglich noch verpaßt werden. Die Akten der Voruntersuchung wurden nämlich an das Justizministerium geschickt mit dem Antrage, den Prozeß an einen andern Assisenhof zu verweisen. Das Justizministerium fand indeß keinen hinreichenden Grund und gegen November wurden die Angeklagten Gottschalk, Anneke und Esser dann endlich auf den 21. Dezember vor die hiesige außerordentliche Assise verwiesen. Während dieses langen Prologs war der erste Instruktionsrichter Geiger zum Kommissarischen Polizeidirektor und der Staatsprokurator Hecker zum Oberprokurator befördert worden. Da Herr Hecker in letzter Eigenschaft kurz vor Beginn der außerordentlichen Assise von Köln nach Elberfeld versetzt worden ist, so wird er nicht gleichzeitig mit den Angeklagten vor der Jury – erscheinen. Neue Rheinische Zeitung. Nr. 176, 23. Dezember 1848

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* K ö l n, 22. Dezember. Welcher Tag war es, an dem die zur Konstatirung ˙ ˙ Verbrechens ˙ ˙˙ eines „erwarteten“ berufene Generalversammlung auf dem Gürzenich stattfand? Es war der 25. Juni. Der 25. Juni war der Tag der definitiven Niederlage der Pariser Juniinsurgenten. An welchem Tage nahm die Staatsbehörde ihren Antrag gegen Gottschalk und Konsorten?

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Am 2. Juli, d. h. in dem Augenblicke, wo die preußische Bourgeoisie und die damals mit ihr verbündete Regierung in rachedurstigem Uebermuthe den Augenblick gekommen glaubten, mit ihren politischen Gegnern ein Ende zu machen. Am 3. Juli wurden Gottschalk und Konsorten verhaftet. Am 4. Juli trat das jetzige contrerevolutionäre Ministerium in das Ministerium Hansemann ein, in der Person Ladenbergs. An demselben Tage wagte die Rechte der Berliner Vereinbarerversammlung einen Staatsstreich, indem sie einen bezüglich Polens mit Majorität gefaßten Beschluß, nachdem sich ein Theil der Linken verlaufen hatte, in derselben Sitzung ohne weiteres wieder umstieß. Diese Data sprechen. Wir könnten den Zeugenbeweis liefern, daß eine „gewisse“ Person am 3. Juli äußerte: „Die Verhaftung von Gottschalk und Konsorten habe einen günstigen Eindruck auf das Publikum gemacht.“ Doch genügt es, auf die Nummern der „Kölnischen“, der „Deutschen“ und der „Karlsruher“ Zeitungen von den angegebenen Daten hinzuweisen, um sich zu überzeugen, daß in diesen Tagen nicht das „Echo“ der imaginairen „Frankfurter Bewegung“, sondern vielmehr das „Echo“ der „Cavaignac’schen Bewegung“ in Deutschland und unter anderm auch in Köln tausendfältig wiederhallte. Unsere Leser erinnern sich: Am 25. Juni „erwarteten“ die Kölnischen Behörden einen Nachhall der „Frankfurter Bewegung“ bei Gelegenheit der Generalversammlung des Arbeitervereins auf dem Gürzenich. Sie erinnern sich ferner, daß die Untersuchung gegen Gottschalk und Consorten ihren Ausgangspunkt nahm nicht von einem wirklichen Verbrechen Gottschalk’s u. s. w. vor dem 25. Juni, sondern einzig und allein von der Erwartung der Behörden, daß am 25. Juni endlich ein faßbares Verbrechen stattfinden werde. Die Erwartung des 25. Juni wird getäuscht und plötzlich verwandelt sich der 25. Juni 1848 in das Jahr 1848. Den Angeklagten wird die Bewegung des Jahres 1848 zur Last gelegt. Gottschalk, Anneke, Esser werden beschuldigt, „im Laufe des Jahres 1848 (man denke sich die Dehnbarkeit dieses Ausdrucks) zu Köln ein Komplott zum Zwecke der Veränderung und des Umsturzes der betreffenden Regierung und der Erregung eines Bürgerkriegs durch Verleitung der Bürger, sich gegeneinander zu bewaffnen, gemacht oder doch (man passe auf) oder doch durch Reden in öffentlichen Versammlungen, durch gedruckte Schriften und angeheftete Plakate zu Attentaten und solchen Zwecken gereizt zu haben“. Das heißt also: Ein Komplott gemacht „oder doch“ k e i n Komplott „gemacht“ zu haben. Aber denn doch „zu Attentaten und solchen Zwecken“. D. h. zu Attentaten oder sonst dergleichen Zeug! Herrlicher Styl, der juristische!

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Also lautet es in dem Verweisungsurtheil des Anklagesenats. In dem Conclusum des Anklageakts selbst wird das Komplott fallen gelassen und „demnach“ werden Gottschalk, Anneke und Esser angeklagt: „im Laufe des Jahres 1848 durch Reden in öffentlichen Versammlungen, so wie durch Druckschriften, ihre Mitbürger zur gewaltsamen Aenderung der Staatsverfassung, zur bewaffneten Auflehnung gegen die königliche Macht und zur Bewaffnung eines Theiles der Bürger gegen den andern geradezu angereizt zu haben, ohne daß jedoch diese Anreizungen einen Erfolg gehabt haben, – Verbrechen gegen Art. 102, in Verbindung mit Art. 87, 91 des Strafgesetzbuchs.“ Und warum sind die Behörden nicht im Laufe des Jahrs 1848 vor dem zweiten Juli eingeschritten? Damit die Herren übrigens von einer „gewaltsamen Aenderung der Staatsverfassung“ sprechen könnten, hätten sie vor allem den Beweis zu liefern, daß eine Staatsverfassung bestand. Die Krone hat das Gegentheil bewiesen, indem sie die Vereinbarerversammlung zum Teufel gejagt hat. Wären die Vereinbarer mächtiger gewesen als die Krone, so hätten sie den Beweis vielleicht in umgekehrter Weise geführt. Was nun die Anreizung „zur bewaffneten Auflehnung gegen die königliche Macht und zur Bewaffnung eines Theils der Bürger gegen den anderen“ betrifft, so beweist sie der Anklageakt: 1) durch Reden der Angeklagten im Laufe des Jahres 1848, 2) aus ungedruckten, 3) aus gedruckten Schriften. Ad. 1) Die Reden bieten dem Anklageakt folgendes corpus delicti: In der Sitzung vom 29. Mai findet Esser in der „Republik“ das „Heilmittel für die Leiden der Arbeiter“. Anreizung zur bewaffneten Auflehnung gegen die kgl. Macht! Gottschalk erklärt, daß „die Reaktionäre die Republik herbeiführen werden“. Einige Arbeiter beklagen sich, daß sie nicht so viel hätten, „das nackte Leben zu fristen“. Gottschalk antwortet ihnen: „Sie sollten sich vereinigen lernen, ihre verkappten Freunde von ihren Feinden unterscheiden, sich dazu befähigen, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu ordnen.“ Offenbare Anreizung zur bewaffneten Auflehnung gegen die kgl. Macht und zur Bewaffnung eines Theiles der Bürgerschaft gegen den andern! Der Anklageakt resumirt seine Beweise in folgenden Worten: „Die Zeugen, welche über diese früheren Versammlungen vernommen worden sind, Mitglieder und Nicht-Mitglieder, sprechen sich im Ganzen nur belobend über Gottschalk und Anneke, besonders den erstern, aus. Er habe immer vor Exzessen gewarnt, die Massen mehr zu beschwichti-

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gen als aufzureizen gesucht. Dabei deutete er freilich auf die Republik als letztes Ziel seiner Bestrebungen hin, welches aber nicht durch einen Straßen-Krawall, sondern nur dadurch zu erreichen sei, daß man die Majorität des Volkes zu der Ansicht gewinne, daß außer der Republik kein Heil sei. Indem er so, wie man deutlich sieht, darauf ausging, die Fundamente des Bestehenden allmählich zu unterwühlen, hatte er begreiflicherweise oftmal genug zu thun, die Ungeduld des rohen Haufens zu zügeln. –“ Eben weil die Angeklagten die Massen beschwichtigten, statt sie aufzureizen, zeigten sie deutlich ihre bösartige Tendenz, allmählig die Fundamente des Bestehenden zu unterwühlen, d. h. von der Preßfreiheit und dem Associationsrecht in gesetzlicher Weise einen den Behörden mißliebigen Gebrauch zu machen. Und das nennt der Anklageakt: „Anreizung zur bewaffneten Auflehnung gegen die kgl. Macht und zur Bewaffnung eines Theiles der Bürger gegen den andern“!!! Endlich kommt die von den Behörden „erwartete“ General-Versammlung vom 25. Juni. Ueber sie, sagt der Anklage-Akt, „liegen umständliche Zeugnisse vor“. Und was ergeben diese umständlichen Zeugnisse? Daß Gottschalk Bericht über die Frankfurter Ereignisse abstattete; daß über die Vereinigung der drei demokratischen Vereine in Köln debattirt wurde, daß Gottschalk eine „Schlußrede“ hielt, welche besonders die Aufmerksamkeit des M a l t h e s e r s und des R e f e r e n d a r s v o n G r o o t e fesselte und die mit der „Pointe“ endete: „Ausharren fordere mehr Muth als Dreinschlagen. Man solle warten, bis die Reaktion einen Schritt thue, der auf die Proklamirung der Republik hindränge.“ Offenbare Anreizung zur bewaffneten Auflehnung gegen die königliche Macht und zur Bewaffnung ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ eines Theils der Bürger gegen den andern!!! Was nun den Anneke betrifft, so kommt nach dem Anklage-Akte „weiter nichts vor, als daß er bei der Debatte über die Vereinigung der drei Vereine (der drei demokratischen Vereine zu Köln) sehr heftig für diese Vereinigung sprach, die Versammlung ebenfalls als Bürger Republikaner anredend“. Eine Rede für die „Vereinigung“ der drei demokratischen Vereine zu Köln ist offenbar die „Anreizung zur Bewaffnung eines Theils der Bürgerschaft gegen den andern“! Und die Anrede „Bürger Republikaner“! Die Herren M a l t h e s e r und v o n G r o o t e mögen sich beleidigt durch diese Anrede gefühlt haben. Aber redet der General v. Drigalski sich selbst und die Düsseldorfer Bürgerschaft nicht an: Bürger Kommunisten? Wenn man diesen Reinertrag der „erwarteten“ Generalversammlung vom 25. Juni betrachtet, so begreift man, daß die Staatsbehörde zum Laufe des Jahres 1848 ihre Zuflucht nehmen mußte, und das thut sie denn

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auch, indem sie durch Beschlagnahme von Briefen und Druckschriften sich über die Bewegung dieses Jahres unterrichtet, z. B. 3 Nummern der Arbeiterzeitung konfiscirt, die für 4 Pfennige per Stück in jeder Straße zu kaufen waren. Aus den Briefen aber überzeugt sie sich, welch’ „politischer Fanatismus“ in dem Jahre 1848 in Deutschland herrscht. Besonders „fanatisch“ erscheint ihr ein Brief des Professor Karl Henkel aus Marburg an Gottschalk. Zur Strafe denuncirt sie diesen Brief der kurhessischen Regierung und sie erlebt die Genugthuung, daß gegen den Professor untersucht wird. Als Schlußresultat aber ergiebt sich aus den Briefen und Druckschriften, daß 1848 in den Köpfen und auf dem Papier allerlei Fanatismus sich umtrieb, und überhaupt sich Ereignisse zutrugen, die wie ein Ei dem andern „der bewaffneten Auflehnung gegen die königl. Macht und der Bewaffnung eines Theils der Bürgerschaft gegen den andern“ ähnlich sehen. Gottschalk und Konsorten aber beschäftigen sich mit all’ diesem Zeug, während die Staatsbehörde erst den „Nachhall“ dieser erstaunlichen Bewegung durch die Konfiskation der Druckschriften und Briefe der Angeklagten kennen lernt!

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Karl Marx Drigalskis Prozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 175, 22. Dezember 1848

* K ö l n, 21. Dezember. Heute war abermals Dr. Marx wegen angeb˙ ˙ des ˙ ˙ ˙ „Bürgers und Kommunisten“ Hrn. Drigalski vor licher Verläumdung den Instruktionsrichter geladen. Der wie vielste Preßprozeß gegen die „N. Rh. Z.“ dieser neue ist, läßt sich bei der Menge derselben schwer bestimmen. Wir bedauern übrigens, daß Herr Drigalski uns so verkannt hat. Unsern Artikeln über ihn hat er’s allein beizumessen, wenn ihm ein Stückchen europäischer Berühmtheit zu Theil wird. Welch’ schwarzer Undank, Herr „Bürger und Kommunist“ Drigalski!! Ein Zeichen, daß die Zeiten immer verderbter werden, wenn selbst aus einem königlich-preußisch-kommunistischen Herzen die Erkenntlichkeit für geleistete Dienste entflohen ist.

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Karl Marx Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk. Entwurf

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Eine Deputation des Arbeitervereins verfügte sich Freitag 10 Uhr (23. Dez.) zum Polizei-Direktor Geiger, um die Erlaubniß zu einem Fackelzuge für Gottschalk einzunehmen. Geiger erklärte, er könne dies nicht gestatten, „es wäre nicht erlaubt“. Eine andere Deputation verfügte sich dann zum Commandanten Engels. Er ließ die Namen fragen der ihn sprechenwollenden. Beckhausen und ˙˙ noch Einer kamen herein, erklärten, sie kämen von der Polizeidirektion, ˙ ˙ die Abhaltung des Fackelzugs sei daselbst verweigert worden. Sie wollten ihn nun bitten –˙ ˙ Engels war schon vorbereitet; es war noch [von] keinem Namen für wen u. zu welchem Fackelzug der Fackelzug die Rede; er unterbrach: „Die Behörde hat die Männer verhaften lassen u. s. w. z w a r sind sie von den Geschworenen freigesprochen worden; weil die Behörde sie aber mal verhaften lassen, kann sie den Fackelzug jezt nicht erlauben.“ Auch ein Ständchen mit Musik wolle er „unter keiner Bedingung“ erlauben.

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Karl Marx Die preußische Kontrerevolution und der preußische Richterstand

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 177, 24. Dezember 1848

* K ö l n . Die Hauptfrucht der revolutionären Bewegung von 1848 ist nicht das, was die Völker gewonnen, sondern das, was sie verloren haben – der Verlust ihrer Illusionen. Juni, November, Dezember des Jahres 1848, das sind die Riesenmeilenzeiger der Entzauberung und Entnüchterung des europäischen Volksverstandes. Unter den letzten Illusionen, die das deutsche Volk gefesselt halten, steht obenan sein Aberglaube an den Richterstand. Der prosaische Nordwind der preußischen Contrerevolution knickt auch diese Blume der Volksphantasie, deren wahres Mutterland Italien ist – das ewige Rom. Die Thaten und Erklärungen des Rheinischen Kassationshofes, des Obertribunals von Berlin, der Oberlandesgerichte von Münster, Bromberg, Ratibor gegen Esser, Waldeck, Temme, Kirchmann, Gierke beweisen noch einmal, daß der französische Convent der Leuchtthurm aller revolutionären Epochen ist und bleibt. Er inaugurirte die Revolution, indem er durch ein Dekret alle Beamten absetzte. Auch die Richter sind nichts als Beamte, wovon die obengenannten Gerichte vor ganz Europa Zeugniß ablegen. Türkische Kadis und chinesische Mandarinen-Collegien können getrost die jüngsten Erlasse jener „hohen“ Gerichtshöfe gegen ihre Collegen kontrasigniren. Unsere Leser kennen schon die Erlasse des Obertribunals von Berlin und des Oberlandesgerichts von Ratibor. Für heute haben wir es mit dem Oberlandesgerichte von Münster zu thun. Doch vorher noch einige Worte über den zu Berlin residirenden Rheinischen Kassationshof, den summus pontifex der rheinischen Jurisprudenz.

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Die rheinischen Juristen hatten bekanntlich (mit einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen) nichts Eiligeres in der preußischen Vereinbarerversammlung zu thun, als die preußische Regierung von ihren alten Vorurtheilen und ihrem alten Groll zu heilen. Sie bewiesen ihr thatsächlich, daß ihre ehemalige Opposition kaum so viel bedeute, als die Opposition der französischen Parlamente vor 1789 – die eigensinnige und liberal sich aufspreizende Geltendmachung von Zunftinteressen. Wie in der französischen Nationalversammlung von 1789 die liberalen Parlamentsglieder, so waren in der preußischen von 1848 die liberalen rheinischen Juristen die Bravsten der Braven in der Armee des Servilismus. Die rheinpreußischen Parkets beschämten die altpreußischen Inquisitionsrichter durch ihren „politischen Fanatismus“. Die rheinischen Juristen mußten natürlich auch nach der Auflösung der Vereinbarerversammlung ihren Ruf behaupten. Die Lorbeern des altpreußischen Obertribunals ließen den rheinpreußischen Kassationshof nicht schlafen. Sein Chefpräsident Sethe erließ ein ähnliches Schreiben an den Oberrevisionsrath Esser (nicht zu verwechseln mit den „gutgesinnten“ Kölnischen „Essern“), wie der Präsident des Obertribunals Mühler an den geheimen Obertribunalrath Waldeck. Aber der rheinpreußische Hof wußte den altpreußischen zu überbieten. Der Präsident des rheinischen Kassationshofs spielte Trumpf gegen seinen Konkurrenten aus, indem er die perfide Unart beging, den Brief an Herrn Esser dem Berliner Publikum in der „Deutschen Reform“ mitzutheilen, bevor er ihn dem Herrn Esser selbst mitgetheilt hatte. Wir sind überzeugt, daß die gesammte Rheinprovinz durch eine Monsteradresse an unsern greisen würdigen Landsmann, Herrn Esser, auf den Brief des Herrn Sethe antworten wird. Nicht etwas ist faul im „Staate Dänemark“, sondern Alles. Jetzt nach Münster! Unsere Leser haben schon gehört von dem Proteste des Oberlandesgerichts zu Münster gegen den Wiedereintritt seines Direktors Temme. Die Sache hängt zusammen wie folgt: Das Ministerium der Contrerevolution hatte, direkt oder indirekt, dem Geheimen Obertribunale, dem Rheinischen Kassationshofe und den Oberlandesgerichten in Bromberg, Ratibor und Münster insinuirt, der König sähe ungern, wenn Waldeck, Esser, Gierke, Kirchmann und Temme, weil sie in Berlin fortgetagt und an dem Beschlusse der Steuerverweigerung Theil genommen hätten, auf ihre hohen Richterposten zurückkehrten. Sie möchten daher dagegen protestiren. Die hohen Gerichtshöfe (im ersten Momente schwankte der rheinische Kassationshof, große Künstler erringen ihre Erfolge, nicht, indem sie zuerst, sondern indem sie zuletzt auftreten) gingen sämmtlich auf diese

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Zumuthung ein und schickten Proteste, von und nach Berlin. Das Oberlandesgericht von Münster war dumm genug, sich unmittelbar an den König (den sogenannten konstitutionellen König) zu wenden, mit einem Proteste gegen Temme, worin es wörtlich heißt: „Daß er durch Theilnahme an den ungesetzlichen Sitzungen einer Fraktion der vertagten Nationalversammlung sich in offenbare Auflehnung gegen Sr. Majestät Regierung gesetzt, und durch Mitstimmung für den Antrag auf Steuerverweigerung den Boden der Revolution betreten und den Feuerbrand der Anarchie in das Vaterland zu schleudern gesucht hätte“, und worin dann fortgefahren wird: „Es widerspricht unserem Rechtsgefühle, den Anforderungen des Publikums an die Integrität des Direktors eines Landesjustizcollegii, den Verpflichtungen desselben hinsichtlich der Ausbildung der angehenden Justizbeamten und seiner Stellung zu den Untergerichtsbeamten, daß nach solchen Vorgängen der etc. Temme in seiner amtlichen Stellung zu dem hiesigen Collegio verbleibt. Ew. Majestät fühlen wir uns daher in unserm Gewissen gedrungen, den dringenden Wunsch, uns außer amtlicher Beziehung zu dem Direktor Temme gesetzt zu sehen, allerunterthänigst auszusprechen.“ Die Adresse ist unterzeichnet von dem ganzen Kollegium, mit Ausnahme eines einzigen Rathes, eines Schwagers des Justizministers Rintelen. Dieser Justizminister hat am 18. Dezember Hrn. Temme eine Abschrift ˙ ˙ nach ˙ ˙ ˙ Münster geschickt, nachdieser Adresse „zu seiner Entschließung“ dem Temme sein Amt hier schon, ohne Widerspruch der Feiglinge, wieder angetreten hatte. Am Morgen des 19. Dezembers erschien nun Temme, wie die Düsseldorfer Zeitung berichtet, „zum erstenmale in der Plenarsitzung des Oberlandesgerichts und nahm seinen Sitz als Direktor neben dem stellvertretenden Chefpräsidenten v. Olfers ein. Gleich nach Beginn der Sitzung erbat er sich das Wort und trug in Kurzem ungefähr Folgendes vor: Er habe ein Reskript vom Justizminister mit einer abschriftlichen Anlage erhalten. Diese Anlage enthalte eine Eingabe des ,hohen Collegii‘, dem er jetzt anzugehören die Ehre habe, worin gegen sein Wiedereintreten in seine Stellung Protest eingelegt werde. Der Justizminister habe ihm diese Eingabe zur Einsicht und ,um seine Entschließung danach zu nehmen‘, mitgetheilt. Der Protest des ,hohen Collegii‘ finde seinen Grund offenbar in seiner politischen Wirksamkeit; von dieser aber, wie überhaupt von seinen politischen Ansichten wolle er hier nicht reden, da er dieselbe dem ,hohen Collegio‘ gegenüber nicht zu vertreten habe. Was nun ferner seine

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,Entschließung‘ angehe, so habe er dieselbe schon dadurch bethätigt, daß er seinen Sitz als Direktor hier eingenommen und er gebe dem ,hohen Collegio‘ die Versicherung, daß er denselben nicht räumen werde, bis er durch Urtheil und Recht dazu gezwungen werde. Uebrigens sei es nicht gemeint, daß durch die Verschiedenheit politischer Ansichten das kollegialische Verhältniß gestört sein müsse; von seiner Seite wenigstens solle das möglichst vermieden werden.“ Die Braven der Braven waren wie vom Donnerschlage gerührt. Sie saßen da, stumm, regungslos, versteinert, als wäre das Haupt der Meduse in das Mandarinencollegium hineingeschleudert worden. Das brave Oberlandesgericht zu Münster! In seinem Diensteifer hat es eine Menge Leute zur Untersuchung gezogen und zur Haft bringen lassen, weil sie den Beschluß der Nationalversammlung über die Steuerverweigerung zur Ausführung bringen wollten. Durch seinen Ausspruch über Herrn Temme sogar unmittelbar an den Stufen des Thrones, hat sich nun das brave Oberlandesgericht als – Partei konstituirt, ein Vorurtheil gefällt und kann so unmöglich mehr der andern Partei gegenüber die Richterrolle spielen. Man erinnert sich, daß der Zwang, den der Berliner Pöbel angeblich der preußischen Nationalversammlung anthat, den Vorwand zu dem ersten Staatsstreiche des Ministeriums Brandenburg abgeben mußte. Um den Deputirten keinen Zwang anzuthun, setzt es die in Berlin begonnene „wilde Jagd“ auf sie fort noch nachträglich nach der Rückkehr der Deputirten in ihre Wohnsitze! Der Justizminister Rintelen sagt in seinem, weiter unten von uns abgedruckten Erlasse: „Der von Vielen absichtlich genährte Wahn, daß die bisherigen Strafgesetze, namentlich bei Verbrechen gegen den Staat, seit dem März d. J. nicht mehr gültig seien, hat viel dazu beigetragen, die Anarchie zu vermehren, und vielleicht auch einen gefährlichen Einfluß bei einzelnen Gerichten erhalten.“ Die meisten Thaten des Herrn Rintelen und der ihm infeodirten Gerichtshöfe beweisen auf’s neue, daß in Preußen seit der gewaltsamen Auflösung der Nationalversammlung nur noch ein Gesetz gilt, die Willkühr der Berliner Kamarilla. Am 30. März 1844 hatte die preußische Regierung das berüchtigte Disziplinargesetz gegen die Richter erlassen, wonach dieselben durch einen bloßen Beschluß des Staatsministeriums ihrer Stellen entsetzt, versetzt oder pensionirt werden konnten. Der letzte „vereinigte Landtag“ hob dies Gesetz wieder auf und machte den Grundsatz wieder geltend, daß die Richter nur durch Urtheil und Recht abgesetzt, versetzt oder pensio-

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nirt werden können. Die oktroyirte Verfassung bestätigt dies Prinzip. Werden diese Gesetze nicht mit Füßen getreten durch die Gerichtshöfe, die nach Recept des Justizministers Rintelen, ihre politisch kompromittirten Kollegen durch moralischen Zwang zur Niederlegung ihres Amts hintreiben wollen? Verwandeln sich diese Gerichtshöfe nicht in Offizierkorps, die jedes Mitglied herauswerfen, dessen politische Ansicht ihrer königlich-preußischen „Ehre“ nicht zusagt? Und existirt nicht auch ein Gesetz über die Unverantwortlichkeit und Unverletzlichkeit der Volksrepräsentanten? Rauch und Schall! Wenn die preußische Verfassung nicht schon durch ihre eigenen Paragraphen und durch die Weise ihrer Entstehung sich selbst annullirte, sie würde annullirt durch die einfache Thatsache, daß das Obertribunal von Berlin ihr letzter Garant ist. Die Verfassung wird gewährleistet durch die Verantwortlichkeit der Minister, und die Unverantwortlichkeit der Minister wird gewährleistet durch den ihnen oktroyirten Gerichtshof, der kein andrer ist als das Obertribunal zu Berlin, das in Herrn Mühler seinen klassischen Repräsentanten findet. Die jüngsten Rescripte des Obertribunals sind also nichts mehr und nichts weniger als die augenkundige – Kassation der oktroyirten Verfassung. In Oestreich überzeugt sich die Bourgeoisie durch die direkten Brandschatzdrohungen der Regierung gegen die Bank, die vom Wiener Volk in den Augenblicken seiner größten und gerechtesten Erbitterung gegen die Finanzfeudalität unangetastet blieb, daß ihr Verrath gegen das Proletariat preisgab, was eben dieser Verrath sicher zu stellen meinte – das bürgerliche Eigenthum. In Preußen sieht die Bourgeoisie durch ihr feiges Zutrauen zu der Regierung und ihr verrätherisches Mißtrauen gegen das Volk die unentbehrliche Garantie des bürgerlichen Eigenthums bedroht – die bürgerliche Rechtspflege. Mit der Abhängigkeit des Richterstandes wird die bürgerliche Rechtspflege selbst abhängig von der Regierung; d. h. das bürgerliche Recht selbst macht der Beamtenwillkühr Platz. La Bourgeoisie sera punie par ou` elle a pe´che´ – die Bourgeoisie wird gestraft, wodurch sie gesündigt hat – durch die Regierung. Daß die servilen Erklärungen der höchsten preußischen Gerichtshöfe nur die ersten Symptome der bevorstehenden absolutistischen Umwandlung der Gerichtshöfe sind, dafür zeugt folgender neueste Erlaß des Justizministeriums: „Durch die allgemeine Verfügung vom 8. Oktober d. J. hat bereits mein Amtsvorgänger daran erinnert, daß es vorzugsweise die Aufgabe der Justiz-Behörden ist, die Achtung und Wirksamkeit des Gesetzes auf-

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recht zu erhalten, daß sie durch Erfüllung dieser Aufgabe dem Lande am besten dienen, weil die wahre Freiheit nur auf dem Boden des Gesetzes gedeihen kann. Seitdem sind leider an vielen Orten die schwersten Ausbrüche eines anarchischen, den Gesetzen und der Ordnung Hohn sprechenden Treibens vorgekommen; es haben sogar in einzelnen Theilen des Landes gewaltsame Auflehnungen gegen die Obrigkeit stattgefunden, welchen nicht überall mit Energie begegnet worden ist. Angesichts einer so bedauernswerthen Lage der Verhältnisse wende ich mich jetzt, wo die Regierung Sr. Majestät des Königs einen entscheidenden Schritt gethan hat, um den dem Abgrunde zugedrängten Staat zu retten, jetzt wende ich mich von neuem an die Justiz-Behörden und die Herren Staats-Anwälte des ganzen Landes, um sie aufzufordern, überall und ohne Ansehen der Person ihre Pflicht zu thun. Wer auch der Schuldige sein möge, er darf der auf dem schleunigsten Wege herbeizuführenden gesetzlichen Bestrafung nicht entgehen. Mit besonders tiefem Bedauern habe ich sowohl aus einzelnen Berichten der Landes-Behörden, als aus öffentlichen Blättern ersehen müssen, daß auch einzelne Beamte der Justiz, uneingedenk ihrer besonderen Berufspflichten, theils sich haben hinreißen lassen, offenbar gesetzwidrige Handlungen zu begehen, theils nicht den Muth und die Unerschrockenheit gezeigt haben, womit allein dem Terrorismus mit Erfolg entgegenzutreten war. Ich erwarte, daß auch in Bezug auf jene mit Feststellung des Thatbestandes, und eventuell mit Einleitung der Untersuchung, eingeschritten werde, ohne Nachsicht und mit ernster Beschleunigung, denn die Beamten der Gerechtigkeitspflege, welchen die Wahrung des Ansehens der Gesetze anvertraut ist, haben durch die eigene Verletzung des Gesetzes doppelt gefehlt; die Beschleunigung des Verfahrens gegen sie ist aber besonders nothwendig, weil in den Händen solcher Beamten die Handhabung des Rechts nicht verbleiben darf. Befinden sich unter den Schuldigen Beamte, gegen welche nach Maßgabe der bestehenden Vorschriften eine förmliche Untersuchung oder die in Fällen dieser Art jedesmal in pflichtmäßige Erwägung zu nehmende Amts-Suspension nicht ohne höhere Genehmigung verhängt werden darf, so ist mit Ermittelung der Umstände behufs der Begründung der Untersuchung ohne spezielle Anweisung vorzugehen und demnächst die erforderliche Genehmigung schleunigst einzuholen. Hinsichtlich der Referendarien und Auskultatoren ist nicht außer Acht zu lassen, daß in Betreff ihrer Entlassung aus dem Staatsdienste besondere Vorschriften bestehen. Der von Vielen absichtlich genährte Wahn: daß die bisherigen Strafgesetze, namentlich bei Verbrechen gegen den Staat, seit dem März d. J. nicht mehr gültig seien,

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hat viel dazu beigetragen, die Anarchie zu vermehren, und vielleicht auch einen gefährlichen Einfluß bei einzelnen Gerichten erhalten. Es bedarf bei dem trefflichen Geiste der preußischen Justiz-Beamten, welcher sich im Ganzen auch jetzt bewährt hat, nur der Hinweisung auf den bekannten Rechtsgrundsatz, daß Gesetze so lange ihre Kraft behalten, bis sie im Wege der Gesetzgebung aufgehoben oder abgeändert sind, so wie auf die ausdrückliche Bestimmung des Artikels 108 der VerfassungsUrkunde vom 5. d. M., um gewiß zu sein, daß die ehrenwerthen preußischen Justiz-Beamten, bei allem Interesse für die wahre, sittliche und staatliche Freiheit, das Ansehen der Gesetze und die Ordnung über Alles stellen werden. Mit diesen Grundsätzen und mit Verachtung aller persönlichen Gefahren wollen wir voranschreiten in der Zuversicht des Sieges über das Verbrechen, über die Anarchie. Gerade dadurch werden wir auf das wesentlichste beitragen, daß der früher so glänzende preußische Staat sich wieder in seiner sittlichen Stärke zeigen und nicht länger dulden werde, um mit einem wackeren Abgeordneten zu Frankfurt zu sprechen, daß noch ferner Ruchlosigkeit und rohe Gewalt unter uns ihr Wesen treiben. Die Herren Präsidenten der Gerichte so wie der Herr General-Prokurator zu Köln, mögen hiernach das Erforderliche an die Beamten ihres Ressorts veranlassen und mich davon in Kenntniß setzen, gegen welche Beamte und wegen welcher Vergehen Suspensionen und Untersuchungen eingeleitet worden sind. Berlin, den 8. Dezember 1848. Der Justiz-Minister Rintelen. Wenn die Revolution in Preußen einst siegt, so wird sie nicht nöthig haben, wie die Februarrevolution die Unabsetzbarkeit des alten Richterstandes durch ein eignes Dekret zu beseitigen. Sie findet die urkundliche Verzichtleistung dieser Kaste auf ihr Privilegium vor in den authentischen Erklärungen des rheinischen Kassationshofes, des Obertribunals zu Berlin, der Oberlandesgerichte von Bromberg, Ratibor und Münster.

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Friedrich Engels Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge – Die Truppen aus Tessin zurück – Die Patriziergemeinde

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** B e r n, 24. December. Die neuen Maßregeln des Bundesraths, die so ˙˙ ˙ sehr vom Reich anerkannt werden, bestehen nicht blos in dem Cirkular und der Steiger’schen Inspektionsreise, sie bestehen namentlich in der Ausweisung dreier höchst ungefährlicher Flüchtlinge aus der Schweiz, die eine höchst unschuldige, blos referirende Broschüre über den letzten badischen Aufstand veröffentlicht haben; ferner in dem Einschreiten gegen die Zeitschrift: „Die Revolution“ und den sogenannte „Wehrbund hilf ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ Dir“. Der Freischaaren-Chef J. Ph. Becker in Biel, seit einem Jahr Berner Kantonsbürger, trat an die Spitze einer militärischen Verbindung unter obigem Namen, die den Zweck haben sollte, alle in der Schweiz anwesenden deutschen Freischärler in eine deutsche Legion zu organisiren. Die Sache sieht gefährlich aus, war es aber durchaus nicht. Die Legion existirte nur auf dem Papier; von Bewaffnung war keine Rede; von Einübung noch weniger. Sie hatte nur den Zweck, fernere übereilte und planlose Freischaarenzüge zu verhindern, und da alle Freischaarenzüge nothwendig übereilt und planlos sind (Beweis die zwei Luzerner, die zwei badischen und der von Val d’Intelvi), so mußte der „Wehrbund“ dahin führen, daß er alle Freischaarenzüge überhaupt verhinderte. Darum war es aber weder der badischen noch der schweizer Regierung zu thun, und da die Chefs der Verbindung durch allerlei liebgewordene Reminiscenzen an alles geheime Verbindungswesen, so wie durch mehr oder weniger renommistisches Auftreten der Regierung Vorwand zum Einschreiten gaben, da ferner der ganze Plan unter das bernische Freischaarengesetz fällt, so war die beste Gelegenheit vorhanden, hier eine tiefgehende Verschwörung und Vorbereitungen zu einem baldigen neuen Einfall nach Baden zu sehen. Dazu kam noch die Unklugheit Becker’s, seine Wochenschrift, die „Revolution“, auf dem Titel als „Organ des demokratischen

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Wehrbundes hilf Dir“ anzukündigen. Genug, Hr. Ochsenbein, der zufällig oder absichtlich nach Biel kam, veranlaßte das Einschreiten der öffentlichen Gewalt. Die Probenummer der „Revolution“ wurde saisirt, einer der Redakteure, Michel, aus dem Kanton verwiesen, und bei Becker Haussuchung gehalten. Nachher besann man sich. Der Eingriff in die Preßfreiheit war zu provozirend. Die Beschlagnahme wurde wieder aufgehoben und die Revolution wird forterscheinen; doch ist die gerichtliche Untersuchung gegen Becker eingeleitet und mit dem Wehrbund hilf Dir wird es wohl aus sein. Der deutsche Reichsphilister kann wieder ruhig schlafen. In Tessin sind sämmtliche Truppen entlassen. Wie sehr die Tessiner von den Ostschweizern verläumdet worden, geht aus dem vortrefflichen Einvernehmen hervor, in dem das hingesandte Berner Bataillon mit der Bevölkerung lebte. Es ist freilich auch wahr, daß dies Bataillon damit anfing, ganz anders aufzutreten als die Züricher und Appenzeller. Bei einem dem Offiziercorps gegebenen Festessen erklärte der Berner Oberst Seiler die Neutralität für ein nothwendiges Uebel und wünschte die Zeit herbei, wo die Schweiz, von dieser Fessel frei, in den Reihen der andern Völker für die Freiheit mitkämpfen könne. Das Bataillon schoß den Sold eines Tages als Beitrag für die italienischen Flüchtlinge zusammen. Hätten die Herren Züricher und Appenzeller so gehandelt, statt eine gehässige Gendarmenpolizei mit Vergnügen zu üben und mit östreichischen Offizieren zu schmolliren, so würden ihnen die Tessiner ganz anders entgegengekommen sein. Vor einigen Tagen war hier in Bern eine höchst erheiternde Spießbürgerversammlung. Die Einwohnergemeinde trat zusammen, um sich zu erklären, ob sie die Lasten des Bundessitzes übernehmen wolle. Die Patrizier, in der letzten Bürgergemeinde geschlagen, den wirklichen Eintritt der Vermögensauseinandersetzung zwischen Bürgerschaft und Einwohnern vor Augen sehend, wollte hier ihre Revange nehmen. Mit der wirklichen Abtretung des Einwohner-Gemeindevermögens machten sie so die Stadt unabhängig vom Patriziat, verloren eine Masse einträglicher Stellen und die Hauptstütze ihres überwiegenden Einflusses im Gemeinderath, von dem bedeutenden direkten Geldverlust nicht zu sprechen. Sie boten also alle ihre Intriguen auf, um – den Bundessitz von Bern wieder zu verlegen! Sie erklärten, die Lasten des Bundessitzes seien so unbestimmt angegeben, daß man dabei vom Bundesrath schmälich über’s Ohr gehauen zu werden riskire; ferner müsse der Staat, und nicht die Stadt, den größten Theil der Kosten tragen, und unter diesen Vorwänden schlugen sie vor, knickerige 300 000 Franken zu bewilligen, mehr aber nicht. Das ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ aber unbedingte Annahme der BeGesetz über den Bundessitz verlangt

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dingungen binnen einem Monat, und der Monat läuft am 28. ab. Die Annahme des Patriziervorschlages kam also der Ablehnung des Bundessitzes gleich. Die plausiblen Sparsamkeits- und Sicherstellungsvorschläge der Patrizier fanden bei den Berner Philistern ungeheuren Anklang, so daß die Radikalen, die a` tout prix den Bundessitz behalten wollten, fast verzweifelten ihre Sache durchzusetzen. Den ganzen Tag wurde diskutirt und erst Abends brachten die Radikalen 419 Stimmen zusammen, die gegen 314 die unbedingte Annahme der von der Bundesversammlung gestellten Verpflichtungen beschlossen. Da haben Sie ein Beispiel von der knickerigen Krähwinkelei, die selbst in der Hauptstadt der Schweiz das große Wort zu führen wagen darf!

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 184, 1. Januar 1849

* K ö l n, 31. Dezember. Nie wurde eine revolutionäre Bewegung mit so ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ eröffnet, wie die revolutionäre Bewegung von erbaulicher Ouvertüre 1848. Der Papst segnete sie kirchlich ein, Lamartine’s Aeolsharfe erzitterte unter weichklingend philanthropischen Weisen, deren Text die Fraternite´, die Verbrüderung der Gesellschaftsglieder und der Nationen, war. „Seid umschlungen Millionen, Diesen Kuß der ganzen Welt!“ In diesem Augenblicke sitzt der Papst zu Gae¨ta, aus Rom vertrieben, unter dem Schutze des tiegeridioten Ferdinand, der „Iniciatore“ Italiens, gegen Italien mit dessen angestammtem Todfeinde, mit Oestreich intriguirend, das er in seiner glücklichen Periode mit dem Banne bedroht hatte. Die letzte französische Präsidentenwahl lieferte zu Lamartine’s, des Verräthers, Unpopularität die statistischen Tabellen. Nichts menschenfreundlicher humaner, schwächer als die Februar- und Märzrevolutionen, nichts brutaler als die nothwendigen Folgen dieser Humanität der Schwäche. Zeugen: Italien, Polen, Deutschland und vor allem die Besiegten des Juni. Mit der Niederlage der französischen Arbeiter im Juni wurden indeß die Sieger des Juni selbst besiegt. Ledru-Rollin und die andern Männer des Bergs wurden von der Partei der Bourgeoisrepublikaner, von der Partei des National verdrängt; die Partei des National von der dynastischen Opposition, Thiers-Barrot und diese selbst würde den Legitimisten weichen müssen, wenn nicht der Kreislauf der drei Restaurationen erschöpft und Louis Napoleon mehr als eine hohle Urne wäre, worin die französischen Bauern ihren Eintritt in die revolutionär-soziale Bewegung und die französischen Arbeiter ihre Verdammungsvota gegen alle Führer der durchgemachten Epochen, Thiers-Barrot, Lamartine und CavaignacMarrast niedergelegt hätten. Aber notiren wir die Thatsache, daß die

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Niederlage der revolutionären französischen Arbeiterklasse die Niederlage der republikanischen französischen Bourgeoisie, der sie eben erlegen war, als unvermeidliche Folge nach sich zog. Die Niederlage der Arbeiterklasse in Frankreich, der Sieg der französischen Bourgeoisie war gleichzeitig die neue Knebelung der Nationalitäten, die das Krähen des gallischen Hahns mit heroischen Emanzipationsversuchen beantwortet hatten. Polen, Italien und Irland wurden noch einmal von preußischen, östreichischen und englischen Sbirren gebrandschatzt, geschändet, gemeuchelmordet. Die Niederlage der Arbeiterklasse in Frankreich, der Sieg der französischen Bourgeoisie war gleichzeitig die Niederlage der Mittelklassen in allen europäischen Ländern, wo die Mittelklassen, einen Augenblick mit dem Volke vereint, das Krähn des gallischen Hahns mit blutiger Schilderhebung gegen den Feudalismus beantwortet hatten. Neapel, Wien, Berlin! Die Niederlage der Arbeiterklasse in Frankreich, der Sieg der französischen Bourgeoisie war gleichzeitig der Sieg des Ostens über den Westen, die Niederlage der Civilisation unter der Barbarei. In der Walachei begann die Unterdrückung der Romanen durch die Russen und ihre Werkzeuge, die Türken; in Wien erwürgten Kroaten, Panduren, Czechen, Sereczaner und ähnliches Lumpengesindel die germanische Freiheit, und in diesem Augenblicke ist der Czar allgegenwärtig in Europa. Der Sturz der Bourgeoisie in Frankreich, der Triumph der französischen Arbeiterklasse, die Emancipation der Arbeiterklasse überhaupt, ist also das Losungswort der europäischen Befreiung. Das Land aber, das ganze Nationen in seine Proletarier verwandelt, das mit seinen Riesenarmen die ganze Welt umspannt hält, das mit seinem Gelde schon einmal die Kosten der europäischen Restauration bestritten hat, in dessen eigenem Schooße die Klassengegensätze sich zur ausgeprägtesten, schamlosesten Form fortgetrieben haben – England scheint der Fels, an dem die Revolutionswogen scheitern, das die neue Gesellschaft schon im Mutterschooße aushungert. England beherrscht den Weltmarkt. Eine Umwälzung der national-ökonomischen Verhältnisse in jedem Lande des europäischen Continents, auf dem gesammten europäischen Continente ohne England, ist der Sturm in einem Glase Wasser. Die Verhältnisse der Industrie und des Handels innerhalb jeder Nation sind beherrscht durch ihren Verkehr mit andern Nationen, sind bedingt durch ihr Verhältniß zum Weltmarkt. England aber beherrscht den Weltmarkt und die Bourgeoisie beherrscht England. Die Befreiung Europas, sei es die Erhebung der unterdrückten Nationalitäten zur Unabhängigkeit, sei es der Sturz des feudalen Absolutismus, sind also bedingt durch die siegreiche Erhebung der französischen Arbeiterklasse. Aber jede französisch-sociale Umwälzung scheitert noth-

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wendig an der englischen Bourgeoisie, an der industriellen und commerciellen Weltherrschaft Großbritanniens. Jede partielle sociale Reform in Frankreich und auf dem europäischen Continente überhaupt, ist und bleibt, so weit sie definitiv sein soll, ein hohler frommer Wunsch. Und das alte England wird nur gestürzt durch einen Weltkrieg, der allein der Chartistenpartei, der organisirten englischen Arbeiterpartei, die Bedingungen zu einer erfolgreichen Erhebung gegen ihre riesenhaften Unterdrücker bieten kann. Die Chartisten an der Spitze der englischen Regierung – erst mit diesem Augenblicke tritt die sociale Revolution aus dem Reiche der Utopie in das Reich der Wirklichkeit. Jeder europäische Krieg aber, worin England verwickelt wird, ist ein Weltkrieg. Er wird geführt in Canada wie in Italien, in Ostindien wie in Preußen, in Afrika wie an der Donau. Und der europäische Krieg ist die erste Folge der siegreichen Arbeiterrevolution in Frankreich. England wird wie zu Napole´on’s Zeit an der Spitze der contrerevolutionären Armeen stehen, aber durch den Krieg selbst an die Spitze der revolutionären Bewegung geworfen werden und seine Schuld gegen die Revolution des 18ten Jahrhunderts einlösen. Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklass e , We l t k r i e g – das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849.

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Friedrich Engels Schweizerisch-Italienisches

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 185, 3. Januar 1849. Beilage

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** B e r n, 28. Dezember. Kaum sind die schweizer Truppen von der lom˙ ˙zurückgezogen, ˙ ˙˙ bardischen Gränze so fangen Radetzki’s Schikanen von neuem an. Er schreibt an die eidgenössischen Repräsentanten in Tessin, es finde ein beunruhigender Waffenhandel an der Gränze Statt, und die eidgenössischen Repräsentanten bereden die tessiner Regierung, ihre Zu˙ ˙ ˙˙˙ zu ˙ ˙ ˙ ˙mehreren Haussuchungen in Mendrisio zu geben. Man stimmung fand und konfiszirte einige Flinten. Wie man diese Verletzung des Hausrechts und Beschlagnahme fremden Eigenthums rechtfertigen will, ist nicht abzusehen. Es ist nur zu verwundern, daß die tessiner Regierung sich dazu hergegeben. Die neapolitanischen Werbungen in Luzern und den Urkantonen scheinen nun doch zu nichts zu führen. Nicht als ob sich nicht eine genügende Anzahl biederer Alpensöhne gefunden, die ihre Haut für baares Geld zu verhandeln und im Solde Ferdinand’s Kroatendienste zu thun Lust gehabt hätten; im Gegentheil! Aber die Sache scheitert an der Unmöglichkeit, von der Schweiz nach Neapel zu kommen. Kapitulationsmäßig müssen die Rekruten über Genua geführt werden und die Turiner Regierung verweigerte den Durchzug. Es heißt nun, die Rekruten sollten nach Triest gebracht und dort eingeschifft werden. Diese Nachricht hat unter den Angeworbenen großen Schrecken verursacht. Nach Oestreich wollen sie nicht. Sie fürchten unter die echten Kroaten gesteckt und gegen die Magyaren geführt zu werden und petitioniren jetzt beim Luzerner Regierungsrath, daß man auf der Genueser Route bestehe. Sonderbar. Als ob es diesen Leibtrabanten der Contrerevolution nicht gleichgültig sein könnte, ob sie Magyaren oder Messineser massakriren! Aber freilich, östreichische Papierzwanziger und neapolitanische vollwichtige Dukaten, das ist ein Unterschied!

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Uebrigens scheint die Luzerner Regierung der Berner nachfolgen und die Kapitulation so lange suspendiren zu wollen, bis die Schweizer Kaufleute in Neapel und Messina entschädigt sind. Wenigstens hat sie sich beim Bundesrath erkundigt, wie es mit dieser Entschädigung stehe. Es bleiben dann nur noch die Urkantonen, und diese werden sich das Recht jedes Bürgers sich zu verschachern, so lange nicht nehmen lassen, als die Bundesverfassung es ihnen verstattet, d. h. so lange, als die gegenwärtigen Kapitulationen noch zu laufen haben. Dies Recht der Selbstverschacherung ist eines der schönsten und ältesten Privilegien der freien Urschweizer, und wenn diese tapferen „Erstgebornen der Freiheit“ versuchten, „ihre fünfhundertjährigen Rechte“ gegen die neue Bundesverfassung zu verwahren, so war es vor allem auf dies spezielle Recht abgesehen, das die neue Bundesverfassung abschafft. Die Militärkapitulationen sind wirklich eine Lebensfrage für die Urkantonen. Seit fünfhundert Jahren waren sie der Abzugskanal für die überzählige Bevölkerung, und daher die beste Garantie der bestehenden barbarischen Zustände. Man schaffe die Kapitulationen ab, und man wird eine wahre Revolution in diesen s. g. „reinen“ d. h. in der Praxis höchst unsaubern Demokratieen hervorrufen. Die jüngeren Söhne der Bauern, die jetzt nach Neapel und Rom gehen, müssen zu Hause bleiben; sie werden keine Beschäftigung finden, weder in ihren eigenen Kantonen noch in der übrigen Schweiz, die schon hinreichend an „Ueberzähligen“ laborirt; sie werden eine neue Klasse von Bauernproletariern bilden, die durch ihre bloße Existenz alle die alten, auf tausendjährigem Herkommen beruhenden Eigenthums-, Erwerbsund Rechtsverhältnisse dieser Hirtenstämme in die größte Verwirrung bringen muß. Woher sollen diese sterilen Gebirgsländer die Mittel nehmen, die Paupers zu ernähren, die ihnen von allen Seiten her auf dem Schub an die Gränze zugeführt werden? Schon jetzt existirt der Kern einer solchen Klasse von Paupers, und bedroht den übererbten Patriarchalismus auf höchst unangenehme Weise. Selbst wenn also, was nicht zu erwarten steht, auch in den nächsten Jahren die europäische Revolution denselben Respekt vor der schweizerischen Neutralität beobachten sollte wie bisher, so bereitet sich doch durch den Artikel der neuen Bundesverfassung: die Militärkapitulationen sind untersagt, ein revolutionäres Ferment vor, das die ältesten und beharrlichsten Sitze der reaktionären Barbarei in Europa endlich in Grund und Boden umwälzen würde. Wie die Monarchieen, so auch die reaktionären Republiken zu Grunde an der pekuniären Schwindsucht gehen, an der „blassen Wehmuth der Finanznoth“.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 187, 5. Januar 1849

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* K ö l n, 4. Januar. Die öffentliche Mildthätigkeit hat bekanntlich in ˙˙ England, wo die˙ Herrschaft der Bourgeoisie am entwickeltsten ist, auch die edelsten und hochherzigsten Formen angenommen. Die englischen Work-houses – öffentliche Anstalten, worin die überzählige Arbeiterbevölkerung auf Kosten der bürgerlichen Gesellschaft fortvegetirt – verknüpfen in wahrhaft raffinirter Weise die Mildthätigkeit mit der Rache, welche die Bourgeoisie an den Elenden ausläßt, die gezwungen sind, an ihre Mildthätigkeit zu appelliren. Die armen Teufel werden nicht nur mit den elendesten, kümmerlichsten und kaum zur physischen Reproduktion ausreichenden Lebensmitteln gefüttert, auch ihre Thätigkeit wird auf eine ekelerregende, Geist und Körper abstumpfende, unproduktive Scheinarbeit beschränkt – z. B. Anspannung bei den Tretmühlen. Damit den Unglücklichen endlich die ganze Größe ihres Verbrechens klar wird, eines Verbrechens, das darin besteht, statt wie im gewöhnlichen Lebenslaufe ausbeutbare und Gewinn bringende Materie für die Bourgeoisie zu sein, vielmehr in kostende Materie für ihre gebornen Nießnutzer sich verwandelt zu haben, etwa wie auf dem Lager liegen gebliebene Fässer Spiritus zur kostenden Materie für den Spiritushändler werden; damit sie die ganze Größe dieses Verbrechens empfinden lernen, wird ihnen alles entzogen, was dem gemeinsten Verbrecher gelassen wird, Umgang mit Frau und Kind, Unterhaltung, Sprache – alles. Und selbst diese „grausame Mildthätigkeit“ der englischen Bourgeoisie beruht keineswegs auf schwärmenden, sondern auf sehr praktischen, ganz berechenbaren Gründen. Einerseits könnte die bürgerliche Ordnung und die Handelsthätigkeit auf eine beunruhigende Weise leiden, würden die Paupers von ganz Großbritannien plötzlich auf die Straße geschleudert. Andererseits bewegt sich die englische Industrie bald in Perioden fieberhafter Ueberproduktion, wo der Nachfrage nach Händen kaum zu entsprechen ist und die Hände

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doch so wohlfeil als möglich beschafft werden sollen, bald in Perioden der Handelserschlaffung, wo die Produktion der Konsumtion weit vorauseilt, und nur mit Mühe die Hälfte der Arbeiterarmee mit halber Löhnung nutzbar beschäftigt werden kann. Welch’ sinnreicheres Mittel als die workhouses, um eine Reservearmee für die günstigen Perioden bereit zu halten, und sie gleichzeitig während der ungünstigen Handelsperiode in diesen gottgefälligen Anstalten zur willen-, widerstands-, anspruchsund bedürfnißlosen Maschine heranzuzüchtigen? Die preußische Bourgeoisie zeichnet sich vor der englischen vortheilhaft aus, indem sie dem britischen politischen Hochmuth, der an heidnische Römerart erinnert, allerunterthänigstes Ersterben in christlicher De- und Wehmut vor Thron, Altar, Armee, Büreaukratie und Feudalismus entgegenhält; indem sie statt der kommerziellen Energie, die ganze Welttheile sich unterwirft, reichsbürgerlichen chinesischen Kleinkram treibt und den unruhigen gigantischen Erfindungsgeist in der Industrie durch biederbsittliches Festhalten an althergebrachtem halbzunftmäßigem Schlendrian beschämt. Aber in Einem Punkt nähert sich die preußische Bourgeoisie ihrem britischen Ideale, in der schaamlosen Mißhandlung der Arbeiterklasse. Wenn sie als Korporation im Großen und Ganzen betrachtet, auch hierin hinter den Briten zurückbleibt, so ist das einfach daraus zu erklären, daß sie im Großen und Ganzen, als nationale Klasse, aus Mangel an Muth, Verstand und Energie es überhaupt nie zu etwas gebracht hat und nie zu etwas Erklecklichem bringen wird. Sie existirt nicht in nationaler Weise, sie existirt nur provinzial, städtisch, lokal, privatim, und in diesen Formen tritt sie der Arbeiterklasse noch rücksichtsloser gegenüber, wie die englische Bourgeoisie. Warum sehnten sich die Völker seit der Restaurationsepoche nach Napole´on, den sie eben noch an einen einsamen Felsen im Mittelmeer angeschmiedet hatten? Weil die Despotie eines Genie’s erträglicher ist als die Despotie eines Idioten. So kann der englische Arbeiter dem deutschen gegenüber noch einen gewissen Nationalstolz geltend machen, denn der Herr, der ihn knebelt, knebelt die ganze Welt, während der Herr des deutschen Arbeiters, der deutsche Bourgeois, ein Allerweltsknecht ist und nichts fataler, demüthigender, als der Knecht eines Knechtes zu sein. Als historisches Dokument für den Cynismus unserer Bourgeoisie, der Arbeiterklasse gegenüber, veröffentlichen wir wörtlich die „Arbeiterkarte“, welche die bei städtischen Arbeiten beschäftigten Proletarier in der guten Stadt Köln unterzeichnen müssen. Arbeiterkarte § 1. Jeder Arbeiter hat den Anweisungen und Anordnungen sämmtlicher städtischer Aufsichtsbeamten, welche zugleich als Polizeibeamte ver-

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eidet sind, pünktlich Folge zu leisten. Unfolgsamkeit und Widersetzlichkeit ziehen sofortige Entlassung nach sich. § 2. Ohne besondere Erlaubniß des Bauaufsehers darf kein Arbeiter aus einer Abtheilung in eine andere übertreten oder die Baustelle verlassen. § 3. Arbeiter, welche Karren, Karrenbretter oder sonstige Geräthe aus einer andern Abtheilung entwenden, um solche zu ihrer Arbeit zu gebrauchen, werden entlassen. § 4. Trunkenheit, Ruhestörung, Anstiftung von Zank, Streit oder Schlägerei haben sofortige Entlassung aus der Arbeit zur Folge. – Außerdem tritt in den dazu geeigneten Fällen die gesetzliche Verfolgung der Schuldigen durch die kompetenten Gerichte. § 5. Wer zehn Minuten zu spät auf der Arbeitsstelle erscheint, erhält für den betreffenden halben Tag keine Arbeit; im dritten Wiederholungsfalle kann die gänzliche Ausschließung von der Arbeit eintreten. § 6. Wenn Arbeiter auf ihren Antrag oder zur Strafe entlassen werden, so findet ihre Bezahlung am nächsten regelmäßigen Zahltage nach dem Verhältnisse der von ihnen gefertigten Arbeit statt. § 7. Die erfolgte Entlassung des Arbeiters wird auf der Arbeitskarte vermerkt. – Erfolgt die Entlassung zur Strafe, so wird dem Arbeiter nach Bewandtniß der Umstände die Wiederbeschäftigung auf der betreffenden Arbeitsstelle, oder bei allen städtischen Arbeiten versagt. § 8. Von der Strafentlassung der Arbeiter und deren Veranlassung wird die Polizeibehörde jedesmal in Kenntniß gesetzt. § 9. Haben die Arbeiter Beschwerden gegen den Bauaufsichtsbeamten zu führen, so ist solche durch eine erwählte, aus drei Arbeitern bestehende Deputation bei dem Stadtbaumeister anzubringen. Dieser untersucht den Gegenstand der Beschwerde an Ort und Stelle und entscheidet darüber. § 10. Die Arbeitszeit ist festgestellt von Morgens halb sieben Uhr bis Mittags 12 Uhr und von Nachmittags Ein Uhr bis Abends Dunkel. (Schöner Styl!) § 11. Unter diesen Bedingungen erhält der Arbeiter Beschäftigung. § 12. Die Zahlung wird am Samstag Nachmittag auf der Baustelle geleistet. Der vereidete Bauaufseher, zunächst dessen Anordnungen Folge zu leisten. Köln. Unterschrift des Arbeiters. Wird in die Abtheilung des resp. Merkzeichen p. p. gestellt und hat u. s. w. Unterschrift des Bauaufsehers. Können russische Erlasse von dem Selbstherrscher aller Reußen an seine Unterthanen asiatischer abgefaßt sein?

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Den städtischen und sogar „sämmtlichen städtischen Aufsichtsbeamten, welche zugleich als Polizeibeamte vereidet sind“, ist „pünktliche Folge zu leisten. Unfolgsamkeit und Widersetzlichkeit ziehen sofortige Entlassung nach sich.“ Also vor allem passiver Gehorsam! Hinterher steht nach § 9 den Arbeitern das Recht zu, „Beschwerden bei dem Stadtbaumeister“ zu führen. Dieser Pascha entscheidet unwiderruflich – natürlich gegen die Arbeiter, schon im Interesse der Hierarchie. Und wenn er entschieden hat, wenn die Arbeiter dem städtischen Interdict verfallen sind – wehe ihnen, sie werden alsdann unter Polizeiaufsicht gestellt. Der letzte Schein ihrer bürgerlichen Freiheit geht verloren, denn nach § 8 wird „die Polizeibehörde von der Strafentlassung der Arbeiter und deren Veranlassung jedesmal in Kenntniß gesetzt.“ Aber, meine Herren, wenn ihr den Arbeiter entlassen, wenn ihr ihm den Kontrakt gekündigt habt, worin er seine Arbeit gegen euern Lohn einsetzt, was hat die Polizei dann noch in aller Welt mit dieser Aufkündigung eines bürgerlichen Vertrags zu thun? Ist der städtische Arbeiter ein Zuchthaussträfling? Wird er der Polizei denuncirt, weil er die schuldige Ehrfurcht gegen euch, seine angeborne, wohlweise und edelmögende Obrigkeit verletzt hat? Würdet ihr den Bürger nicht verlachen, der euch der Polizei denuncirte, weil ihr diesen oder jenen Lieferungskontrakt gebrochen oder einen Wechsel nicht am Verfalltag ausgezahlt oder am Neujahrsabende über die Maßen getrunken habt? Aber allerdings! Dem Arbeiter – gegenüber steht ihr nicht im bürgerlichen Vertragsverhältnisse, ihr thront über ihm mit aller Gereiztheit der Herren von Gottesgnaden! Die Polizei soll in eurem Dienste Konduitenliste über ihn führen. Nach § 5 wird, wer 10 Minuten zu spät kömmt, um einen halben Arbeitstag bestraft. Welch’ Verhältniß zwischen Vergehn und Strafe! Ihr habt euch um Jahrhunderte verspätet und der Arbeiter soll nicht 10 Minuten nach halb sieben Uhr sich einfinden dürfen, ohne einen halben Arbeitstag zu verlieren? Damit endlich diese patriarchalische Willkühr in keiner Weise beeinträchtigt wird und der Arbeiter rein eurer Laune anheimfällt, habt ihr den Strafmodus möglichst dem Gutdünken eurer Livre´ebedienten anheimgestellt. In „geeigneten Fällen“, d. h. in euch geeignet dünkenden Fällen, folgt nach § 4 der Entlassung und der Denunciation bei der Polizei „gesetzliche Verfolgung der Schuldigen bei den kompetenten Gerichten.“ Nach § 5 „kann“ die gänzliche Ausschließung des Arbeiters erfolgen, wenn er zum drittenmale 10 Minuten nach halb sieben zu spät kommt. Bei der Entlassung zur Strafe „wird“ nach § 7 „dem Arbeiter nach Bewandtniß der Umstände die Beschäftigung auf der betreffenden Arbeitsstelle, oder bei allen städtischen Arbeiten versagt.“ u. s. w. u. s. w.

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Welcher Spielraum für die Launen des verstimmten Bourgeois in diesem Kriminalkodex unsrer städtischen Catone, dieser großen Männer, die vor Berlin im Staube wedeln! Man mag aus diesem Mustergesetze ersehn, welche Charte unsre Bourgeoisie, säße sie am Ruder, dem Volke oktroyiren würde.

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Karl Marx / Georg Weerth Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 189, 7. Januar 1849

* K ö l n, 6. Januar. Was die preußische Regierung dem Lande kostet, ˙ ˙ ˙seit einigen Tagen schwarz auf weiß. Der „Preußische haben wir endlich Staats-Anzeiger“ hat uns endlich mit dem Finanz-Etat für das Jahr 1849 gezeigt, wie schamlos wir in den bisherigen Budgets belogen worden sind. Ueberrascht hat dieses herrliche Neujahrsangebinde nur die, denen bislang jedes Wort der gottbegnadeten Regierung als heilige Wahrheit und der ganze seit 1820 mit uns getriebene Staatsfinanz-Humbug als ein Beweis von der Vortrefflichkeit unseres polizeistaatlichen Budgets erschien. Preußen ist ein Land von beiläufig 5000 Quadratmeilen und etwas über 16 Mill. Einwohnern. Die vereinigten Staaten von Nordamerika umfassen ein Ländergebiet, dessen Oberfläche jetzt der von ganz Europa ziemlich nahe kommt und deren Einwohnerzahl über 21 Mill. beträgt. Es giebt keine passendere Einleitung zu Betrachtungen über das preußische Budget pro 1849 als das Budget der nordamerikanischen Freistaaten. Eine Vergleichung beider Budgets zeigt, wie theuer der preußische Bourgeois das Vergnügen bezahlen muß, um von einer gottbegnadeten Regierung beherrscht, von ihren Söldlingen mit und ohne Belagerungszustände malträtirt und von einer Schaar hochmüthiger Beamten und Krautjunker en canaille behandelt zu werden. Zugleich ergiebt sich’s aber, wie wohlfeil eine muthige, ihrer Macht bewußte und sie zu gebrauchen entschlossene Bourgeoisie ihre Regierung einrichten kann. Die beiderseitigen Büdgets sind allein schon hinreichender Beweis für die Feigheit, Bornirtheit und Spießbürgerlichkeit der Einen, wie von dem Selbstgefühl, der Einsicht und Energie der Andern. Sämmtliche Ausgaben der Vereinigten Staaten während des Jahres 1848 beliefen sich auf 42 Mill. 811 970 Dollars. Hierin sind die Kosten für

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den mexikanischen Krieg einbegriffen, für einen Krieg, der 2000 Meilen weit vom Sitz der Centralregierung geführt wurde. Man begreift, welche enorme Ausgaben der Transport der Armee, wie aller für sie erforderlichen Gegenstände, nothwendig machte. Die Einnahme der Union betrug 35 Mill. 436 750 Dollars, und zwar 31 Mill. 757 070 Dollars Zollgebühren, 3 Mill. 328 642 Dollars aus dem ˙ ˙˙ ˙ Verkauf von Staatsländereien und 351 037 Dollars vermischte˙ ˙und zufäl˙ ˙ ˙ lige Einnahmen. Da die gewöhnlichen Einnahmen wegen der Kriegskosten nicht ausreichten, so wurde das Fehlende durch Anleihen gedeckt, die über al pari abgeschlossen wurden. Man frage einmal auf dem Geldmarkt an, ob die „christlich-germanische“ Regierung auch nur 1000 Thlr. zu so vortheilhaften Bedingungen aufzubringen im Stande wäre! In den Vereinigten Staaten beginnt das Finanzjahr mit jedem 1. Juli. Bis zum Juli 1849 werden die Ausgaben immer noch wegen des mexikanischen Krieges gegen sonst, freilich nicht im Vergleich mit Preußen, bedeutend sein. Dagegen kündigt der Präsident Polk in seiner Botschaft an den Kongreß für das nächste mit dem 1. Juli 1850 endende Finanzjahr das gewöhnliche Friedensbüdget an. Wie hoch belaufen sich die Ausgaben dieses mächtigen Staates – der nordamerikanischen Bourgeoisrepublik – in Friedenszeiten? Auf 33 213 152 Dollars, einschließlich der Zinsen (3 799 102 Dollars) für ˙ ˙˙ die öffentliche Schuld und der am 30. Mai 1850 an Mexiko zu zahlenden 3 540 000 Dollars. Zieht man die beiden letzten Summen ab, die außergewöhnlich im Budget figuriren, so kostet die ganze Regierung und Verwaltung der Vereinigten Staaten jährlich noch nicht 26 Millionen Dollars. Und wie viel zahlen die preußischen Bürger in Friedenszeiten jährlich an den Staat? Die Antwort ist bitter. Der „Preußische Staats-Anzeiger“ gibt sie uns. ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙jährlich! ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ Sie lautet: Mehr als 94 Millionen Thaler Während also die 21 Millionen Bewohner der nordamerikanischen Republik bei ihrer Wohlhabenheit, ja bei ihrem Reichthum kaum 26 Millionen Dollars – also noch nicht 38 Millionen Thaler Preußisch Courant – an ˙ ˙ ˙ ˙˙bei ˙ ˙ ihrer ˙verhält˙˙ die Staatskasse abgeben, müssen die 16 Mill. Preußen nißmäßigen Armuth jährlich an 94 Mill. Thaler dem Staatsschatze in den Rachen werfen und doch ist er auch damit noch nicht befriedigt. Aber seien wir nicht ungerecht! Die nordamerikanische Republik besitzt dafür auch nichts weiter als einen je auf 4 Jahre gewählten Präsidenten, der freilich für das Land mehr arbeitet als ein Dutzend Könige und Kaiser zusammengenommen. Allein er bezieht dagegen nur den lumpigen Jahresgehalt von 37 000

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Thlrn. preußisch Courant. In diese winzige Summe von 37 000 Thlrn. läßt ˙˙ ˙ ˙Schmerz ˙ ˙ ˙eines christlich-preußischen Gemüths mit Gott sich der ganze für König und Junkerschaft zusammenfassen. Keine Kammerherren, Hofjuweliere, kein Besprengen der Chaussee nach Charlottenburg für Hofdamen, keine Wildpark-Apparate auf Kosten des Bürgers u. s. w. O es ist schrecklich! Das Schrecklichste aber ist, daß diese Nordamerikaner diese Schrecklichkeit, diese Oede, diese Gottverlassenheit nicht einmal zu begreifen scheinen. Wie ganz anders bei uns. Zahlen wir auch drei und vier Mal mehr, so erfreuen wir uns auch an Dingen, die Jene nicht haben, für 37 000 Thlr. nicht haben können. Wir erfreuen und erquicken uns an dem Glanze eines gottbegnadeten Hofes, der – man weiß es nicht genau, aber nach ungefährer Schätzung – dem Volke jährlich 4 bis 5 Millionen kostet. Während die Amerikaner so närrische Käuze sind, ihr Geld möglichst zum eigenen Glanze und zum eigenen Nutzen zu behalten, fühlen wir uns christlich-germanisch verpflichtet, unsern Glanz, d. h. unser Geld, von uns zu werfen und Andere damit glänzen zu lassen. Und vom Glanze abgesehen, welche Wohlthaten bietet nicht ein aus den Taschen des Volks reichausgestatteter Hof für eine Masse pauvrer Grafen, Barone, Freiherrn, simple Vons etc.? Eine Menge dieser Leute, die nur auf Konsumtion, nicht auf Produktion eingerichtet sind, würde am Ende elendiglich verderben, wenn sie nicht auf feine Weise ein öffentliches Almosen erhielten. Wollte man alle Wohlthaten und Vortheile der Reihe nach durchgehen, wir würden heut nicht fertig. Und wie weit stehen die Amerikaner wegen ihres kleinen Budgets noch in andern Beziehungen hinter uns zurück! Bei ihnen erhielte z. B. Herr Oberpräsident Bötticher kein Geschenk von 3 000 Thlrn. aus der Staatskasse. Er könne mit seinem schönen Gehalt zufrieden sein, würde es heißen. Für Grafen und Barone fiele nichts ab zur Kindererziehung. Die nordamerikanische Republik würde zu diesen gnädigen Herrn in solchem Falle sagen: alors il faut s’abstenir d’avoir des enfants! Ein „Hüser“ wäre dort um seine jährliche Gratifikation von 6000 Thalern geprellt und müßte sich mit seinem Gehalt begnügen, ja letzterer würde vielleicht auf 3000 Thlr. vermindert. Damit sollte ein Mensch, ein preußischer Mensch, ein christlich-germanischer General leben? Ruchloser Gedanke! Apage! Den Amerikanern geht, wie Hrn. Hansemann, alle Gemüthlichkeit in Geldfragen ab. Sie würden dem Don Carlos höchstens einige Whippings, aber nimmermehr 700 000 Thlr. zukommen lassen, damit er nebst seinen Granden und Mönchen sich bene thun und für die Metternich’sche Legitimität

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fechten könne. Das vermag nur ein gottbegnadetes Königthum, dem die Taschen des Volkes jederzeit und von Rechtswegen geöffnet bleiben müssen. Sind die Abgaben des Amerikaners an den Staat freilich sehr unbedeutend, so hat er andererseits auch nur ein stehendes Heer von 10 000 Mann, das blos in Kriegszeiten auf’s schnellste bis zu 2 Millionen kräftiger Streiter vermehrt werden kann. Er kennt nicht im Entferntesten das Glück, den besten Theil der Steuern auf ein Kriegsheer verwenden zu dürfen, das uns in Friedenszeit belagert, malträtirt, verwundet und todtschießt – Alles zum Ruhm und zur Ehre des Vaterlandes. Allein was hilft’s? Diese Bourgeoisrepublikaner sind einmal so starrköpfig, daß sie von unsern christlich-germanischen Einrichtungen nichts wissen, ja geringe Steuern lieber zahlen wollen, als hohe. Eben so hartnäckig besteht der deutsche Bourgeois darauf, daß das Gottesgnadenthum mit seinem Kriegs- und Beamtenheere, seinen Schaaren von Pensionirten, seinen Gratifikationen, Extraordinariis etc. gar nicht hoch genug bezahlt werden kann. Der Geldsackrepublikaner von Nordamerika und der Bourgeois in Preußen verhalten sich eben just zu einander, wie ihre Budgets, wie 37 zu 94 Millionen. Der Eine selbst-, der Andere gottbegnadet: das ist die eigentliche Differenz.

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Karl Marx Eine Neujahrsgratulation

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 190, 9. Januar 1849

* K ö l n, 8. Januar. Daß uns Pastor und Kantor, Küster und Balgentreter, Barbier und Nachtwächter, Flurschütz, Todtengräber u. s. w. das neue Jahr eingratuliren, ist eine eben so alte wie stets sich erneuende Sitte, die uns gleichgültig läßt. Allein das Jahr 1849 begnügt sich nicht mit dem Herkömmlichen. Seinen Eintritt bezeichnete es mit Niedagewesenem, mit einer Neujahrsgratulation des Königs von Preußen. Es ist ein Neujahrswunsch zu Stande gekommen, nicht an’s preußische Volk, auch nicht „An Meine lieben Berliner“, sondern „An mein Heer“. Dieses königliche Neujahrsscriptum blickt „mit Stolz“ auf das Heer, weil es treu blieb, „als (die März-) Empörung die friedliche Entwickelung der freisinnigen Institutionen störte, denen Ich Mein Volk besonnen entgegenführen wollte“. Früher sprach man von März-Ereignissen, von „Mißverständnissen“ u. drgl. Jetzt bedarf es nicht mehr der Umhüllung: die März-„Mißverständnisse“ werden uns als „Empörung“ in’s Gesicht geschleudert. Aus der königlichen Neujahrsgratulation weht uns der nämliche Geist entgegen wie aus den Spalten der Kreuzritterin. Wie jene von „Empörung“ spricht, so diese von ruhmlosen „Märzverbrechern“, von verbrecherischem Gesindel, das im März die Ruhe des Berliner Schloßlebens unterbrochen. Fragen wir, weshalb die März-„Empörung“ so überaus empörend ist, so lautet die Erwiederung: „weil sie die friedliche Entwickelung der freisinnigen (!!) Institutionen störte“ etc. – Schliefet Ihr nicht im Friedrichshain, Ihr Empörer des März, Ihr müßtet jetzt mit „Pulver und Blei“ oder lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt werden. In Eurer Ruchlosigkeit habt Ihr ja „die friedliche Entwickelung der freisinnigen Institutionen“ gestört! Bedarf es wohl der

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Rückerinnerung an jene königl.-preußische Entwickelung „freisinniger ˙˙ ˙ ˙ ˙ Institutionen“, an die freisinnigste Entwickelung des Geldverschwendens, an die „friedliche“ Ausdehnung des Muckerthums und der königlichpreußischen Jesuiterei, an die friedliche Entwickelung des Polizei- und Kasernenthums, der Spionerie, des Truges, der Heuchelei, des Uebermuths und endlich der ekelhaftesten Volksverthierung neben der schaamlosesten Corruption in den sogenannten höhern Klassen? Es bedarf ˙ ˙ ˙wir ˙ nur um uns zu blicken, nur dieser Rückerinnerung um so weniger,˙ ˙als die Hände auszustrecken brauchen, um jene „gestörte Entwickelung“ wieder in vollster Blüthe vor uns zu sehen und uns an der verdoppelten Auflage der gedachten „freisinnigen Institutionen“ zu erquicken. „Meine Armee“, heißt’s in dem königl. Gratulationsschreiben weiter, „hat ihren alten Ruhm bewährt und neuen geerntet.“ Ja wohl! Sie hat so viel Ruhm geerntet, daß höchstens die Kroaten einen größern beanspruchen dürfen. Aber wo und wie geerntet? Erstens „schmückte sie ihre Fahnen mit neuen Lorbeern, als Deutschland Unsrer Waffen in Schleswig bedurfte“. Major Wildenbruchs an die dänische Regierung gerichtete preußische Note ist die Grundlage, auf welcher der neue preußische Ruhm sich aufthürmte. Die ganze Kriegsführung paßte vortrefflich zu jener Note, die dem dänischen Hrn. Vetter versicherte: es sei der preußischen Regierung ja gar nicht Ernst, sie werfe nur den Republikanern einen Köder hin und den übrigen Leuten Sand in die Augen, damit man nur Zeit gewinne. Und Zeit gewonnen, Alles gewonnen. Später werde man sich auf’s Fidelste verständigen. Herr Wrangel, über den die öffentliche Meinung längere Zeit irr geführt wurde, Herr Wrangel verließ Schleswig-Holstein heimlich wie ein Dieb in der Nacht. Er reiste in Civil, um nicht erkannt zu werden. In Hamburg erklärten sämmtliche Gastwirthe, daß sie ihn nicht beherbergen könnten. Ihre Häuser und die Fenster und Thüren darin, hätten sie viel lieber, als die vom Volke mißachteten, aber in diesem ruhmreichen Herrn verkörperten Lorbeeren der preußischen Armee. Vergessen wir auch nicht, daß der einzige Erfolg in diesem Feldzuge nutz- und sinnloser Hin- und Herzüge, der vollständig an die Prozedur der alten Reichsgerichte erinnerte (siehe unsere Nummern der damaligen Zeit), ein strategischer Fehler war. Das einzig Ueberraschende an diesem Feldzuge ist die namenlose Keckheit der Dänen, die das preußische Heer muthwillig foppten und Preußen vollständig vom Weltmarkt abschnitten. Zur Vervollständigung des preußischen Ruhmes, nach dieser Seite hin, gehören außerdem die Friedensunterhandlungen mit Dänemark und der daraus entsprungene Malmöer Waffenstillstand.

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Wenn der römische Kaiser ein Geldstück, das für Urinsteuer eingegangen war, daran riechend, sagen konnte: „non olet“ (es riecht nicht), so steht dagegen auf den in Schleswig-Holstein geernteten preußischen Lorbeeren in unvertilgbaren Zeichen: „Olet!“ (Es stinkt!) Zweitens „bestand Mein Heer siegreich Mühseligkeiten und Gefahren, als im Großherzogthum Posen die Insurrektion zu bekämpfen war“. Was die „siegreichen Mühseligkeiten“ betrifft, so sind sie folgende: Preußen beutete erstens die hochherzige von Berlin aus auf glatten Worten genährte Illusion der Polen aus, die in den „Pommern“ deutsche Waffengenossen gegen Rußland erblickten, daher ruhig ihre Armee auflösten, die Pommern einrücken ließen und erst die auseinandergesprengten Cadres wieder sammelten, als die Preußen Widerstandslose auf’s Schnödeste brutalisirten. Und nun die preußischen Heldenthaten! Nicht während des Krieges, nach dem Kriege spielen die Heldenthaten der „glorreichen“ preußischen Armee. Als Mieroslawski dem Junisieger vorgestellt wurde, war Cavaignac’s erste Frage, wie die Preußen es angefangen hätten, um bei Miloslaw geschlagen zu werden? (Wir können dies durch Ohrenzeugen beweisen.) 3000 Polen, kaum mit Sensen und Piken bewaffnet, schlagen zweimal und nöthigen zweimal zum Rückzuge 20 000 Mann wohlorganisirte und reichlich mit Geschütz versehene Preußen. Die preußische Cavallerie warf selbst in wilder Flucht die preußische Infanterie über den Haufen. Die polnische Insurrektion behauptet Miloslaw, nachdem sie die Contrerevolution zweimal aus der Stadt herausgeschlagen. Schmählicher noch als die Niederlage der Preußen bei Miloslaw war ihr endlicher durch eine Niederlage vorbereiteter Sieg bei Wreschen. Wenn ein unbewaffneter, aber herkulischer Gegner einem mit Pistolen ausgerüsteten Feiglinge gegenübersteht, so flieht der Feigling und feuert aus gehöriger Ferne die Pistolen ab. So machten’s die Preußen bei Wreschen. Sie flohen bis zu einer Entfernung, wo sie Kartätschen, mit 150 Kugeln gefüllte Granaten und Shrapnells, auf Piken und Sensen, die bekanntlich in der Ferne nicht treffen, abfeuern konnten. Die Shrapnells wurden sonst nur von den Engländern gegen ostindische Halbwilde abgefeuert. Erst die braven Preußen, in fanatischer Angst vor der polnischen Tapferkeit und im Gefühle ihrer eigenen Schwäche, wandten die Shrapnells gegen sogenannte Mitbürger an. Sie mußten natürlich nach einem Mittel suchen, die Polen massenhaft aus der Ferne zu tödten. Die Polen in der Nähe waren zu fürchterlich. Das war der glorreiche Sieg bei Wreschen. Aber, wie gesagt, nach dem Kriege beginnen erst die Heldenthaten der preußischen Armee, wie die Heldenthaten der Kerkermeister nach dem Urtheilsspruch.

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Daß dieser Ruhm des preußischen Heeres in der Geschichte fortleben wird, dafür bürgen die Tausende der durch preußischen Verrath und schwarzweiße Tücke mit Shrapnells, Spitzkugeln etc. hingemordeten und der später gehöllensteinten Polen. Von diesem zweiten Lorbeerbündel der Contrerevolutions-Armee haben die von preußischen Helden angezündeten Dörfer und Städte, die mit Kolben und Bajonetten in ihren Häusern zerstoßenen und massacrirten polnischen Bewohner, die Plünderungen und preußischen Brutalitäten aller Arten hinreichendes Zeugniß abgelegt. Unsterblicher Ruhm für diese preußischen Krieger in Posen, die den Weg angebahnt, auf welchem bald darauf der neapolitanische Henkersknecht einherwandelte, als er seine getreue Hauptstadt zusammenschoß und der Soldateska zur 24stündigen Plünderung überwies. Heil und Ruhm dem preußischen Heere aus dem posener Feldzuge! Denn er leuchtete den Kroaten, Sereczanern, Ortochanern und andern Horden des Windischgrätz und Konsorten mit einem Beispiel voran, das, wie Prag (im Juni), Wien, Preßburg etc. beweisen, zur würdigsten Nachfolge angefeuert hat. Und schließlich fand selbst dieser Muth der Preußen gegen die Polen nur aus Furcht vor den Russen Statt. „Aller guten Dinge müssen drei sein.“ Also mußte auch „Mein Heer“ einen 3 fachen Ruhm ernten. Die Gelegenheit hierzu blieb nicht aus. Denn „ihre Mitwirkung zur Erhaltung der Ordnung (!) in Süddeutschland erwarb dem preußischen Namen neue Anerkennung“. Nur Bosheit oder Verkleinerungssucht könnte es abläugnen, daß „Meine Armee“ dem Bundestage – der sich beim Umtaufen modernisirte und Centralgewalt nennen ließ – die trefflichsten Büttel- und Gensd’armendienste geleistet hat. Eben so wenig ist in Abrede zu stellen, daß sich der preußische Name im Vertilgen von süddeutschem Wein, Fleisch, Cyder etc. vollständige Anerkennung erworben hat. Die ausgehungerten Märker, Pommern etc. haben sich ein patriotisches Ränzlein angemästet, die Durstigen haben sich erquickt und überhaupt Alles, was ihnen die süddeutschen Quartiergeber vorsetzten, mit so heroischem Muthe zu vertilgen gewußt, daß dort der preußische Name überall die lauteste Anerkennung findet. Schade, daß die Quartierbillets noch nicht bezahlt sind: die Anerkennung wäre noch lauter. Der Ruhm „Meiner Armee“ ist eigentlich unerschöpflich; doch darf nicht übergangen werden, daß, „wo ich rief, sie bereit stand, in voller Treue, in voller Disciplin“ und gleich merkwürdig ist es, der Nachwelt mitzutheilen, daß „Meine Armee abscheulichen Verläumdungen ihren vortrefflichen Geist und edle Mannszucht entgegenstellte“.

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Wie schmeichelhaft ist die Gratulation für „Meine Armee“, indem ihr darin die „volle Disciplin“ und die „edle Mannszucht“ und damit nochmals ihre Heldenthaten im Großherzogthum, außerdem aber die Lorbeeren in Mainz, Schweidnitz, Trier, Erfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf, Aachen, Koblenz, Münster, Minden u. s. w. in angenehme Erinnerung gebracht werden. Wir Andern aber, die nicht zu „Meiner Armee“ gehören, erweitern dabei unsre beschränkten Unterthanenbegriffe. Greise und schwangere Frauen niederschießen, stehlen (in der Nähe von Ostrowo protokollmäßig aufgenommen), ruhige Bürger mit Kolben und Säbeln mißhandeln, Häuser demoliren, in der Nacht mit unter’m Mantel versteckten Waffen gegen unbewaffnete Leute ausziehen, Wegelagerung (man erinnere sich des Abentheuers bei Neuwied); dieser und ähnlicher Heroismus heißt auf christlich-germanisch: „volle Disziplin“, „edle Mannszucht“! Es lebe die Mannszucht und die Disciplin, da die unter solcher Firma Gemordeten doch einmal todt sind. Die wenigen Stellen, die wir aus der königl.-preußischen Neujahrs˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ seiner Begratulation berührt haben, zeigen uns, daß dieses Schriftstück deutung und seinem Geiste nach mit dem Manifeste des Herzogs von Braunschweig pro 1792 auf gleicher Stufe steht.

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Karl Marx Ludwig Raveaux. Die „Kölnische Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 190, 9. Januar 1849

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* K ö l n, 8. Januar. Wie wir vor einigen Tagen angezeigt, ist Ludwig Raveaux von den Satelliten des Windischgrätz zur „Todesstrafe durch den Strang verurtheilt worden“. Welden hat ihn indeß zu dreijährigem Festungsarrest begnadigt. Die Gründe lassen sich ahnen. Die „Kölnische Zeitung“, deren Wiener Correspondent, der glorreiche Schwanbeck, zu Köln residirt, – DuMont producirt nach modernen ökonomischen Grundsätzen möglichst viel zu möglichst geringen Kosten – wird natürlich erklären, daß „das Schönste von alledem ist, daß kein Wort davon wahr ist“. Man erinnert sich, daß Dumont Wien während sechs Wochen brennen und den Kroaten unterliegen ließ. Schließlich traf er, wie wir ihm prophezeit, die „Wahrheit“. Man erinnert sich seiner aus dem Constitutionnel übersetzten und jetzt authentisch widerlegten Infamien über die Junirevolution, seiner Lügen über die englischen, seiner interessirten Falsa über preußische und belgische Zustände. Wir aber wünschten, daß der Wahrheitsfreund „Schwanbeck,“ – rara avis unter Dumont’s literarischen Käutzen – nur über Einen Punkt das öffentliche Gerücht Lügen strafe. Die Fama sagt, daß er, der biederbe Pommer, zusammen mit dem germanischen „Beobachter“ Weißbrod die berüchtigten Artikel der „Deutschen Zeitung“ von „Köln“ und vom „Rheine“ fabrizirt hat: Oui ou non!

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Karl Marx Eine Entgegnung des Oberlandesgerichtsrats Rintelen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 192, 11. Januar 1849

* K ö l n, 10. Januar. Der Oberlandesgerichtsrath Rintelen (zu Paderborn) ˙ ˙ ˙der „Neuen Rheinischen Zeitung“ die unten nachfolhat der Redaction gende „Entgegnung“ zugesandt mit der „ergebensten Bitte“, sie in die „nächste“ Nummer aufzunehmen und derselben „den Platz anzuweisen, an welchem sich der angreifende Artikel befunden hat“, alles unter „Bezug auf das Gesetz über die Presse vom 17. März 1848“ u. s. w. Wir weisen dem Artikel des Hrn. Rintelen einen noch höhern Rang an, als den beanspruchten. A tout seigneur toute honneur. Keineswegs halten wir uns aber zur Aufnahme der ganzen Entgegnung verpflichtet. Das Gesetz verpflichtet die Presse nur zur Aufnahme thatsächlicher Erwiderungen, keineswegs aber dazu, ihre Spalten mit Grobheiten gegen ihren eigene Korrespondenten oder mit pathetischen Ergießungen ihrer Gegner anzufüllen. Wenn wir demnach die „Entgegnung“ des Herrn Rintelen in ihrer Vollständigkeit geben, so geschieht es nur, weil wir vergeblich nach dem Theile gesucht, der eine thatsächliche Wiederlegung enthielte und daher dem Publikum überlassen müssen, sie selbst herauszufinden. Der Brief des Herrn Rinteln an die Redaktion schließt mit den Worten: „Gleichzeitig bitte ich, den Einsender des erwähnten Artikels mir zu nennen: widrigenfalls ich eine wohllöbliche Redaktion dafür verantwortlich machen müßte.“ In seiner „Entgegnung“ selbst erklärt Hr. Rintelen, persönlich stelle ihn die durch den angreifenden Artikel hervorgerufene allgemeine Indignation vollständig zufrieden. Antworte er öffentlich, so geschehe es nur aus Pietätsrücksichten. Mit keinem Worte deutet er dem Publikum auch nur entfernt an, daß er gerichtliche oder sonstige Verfolgungen gegen den tief verachteten „Anonymus“ beabsichtigt. Die Redaktion appellirt daher von dem Privatbriefe des Hrn. Rintelen an seinen öffentlichen Brief und macht die Namensnennung von dem Gutdünken ihres Korrespondenten abhängig.

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Nun das besagte Aktenstück: Entgegnung. In Nr. 185 der Neuen Rheinischen Zeitung vom 3. Januar d. J. ist in einem Artikel, bezeichnet: „Aus Westphalen, 30. Dezember“, der Name Rintelen auf eine hämische Weise zu verdächtigen gesucht. Der Unterzeichnete, welcher diesen Namen mit Ehren zu tragen sich rühmen darf, würde eine derartige Schmähung eines Anonymus auf ihrem Unwerthe beruhen lassen, und eine vollkommen ausreichende Genugthuung in der allgemeinen Indignation erblicken, welche dieser Artikel überall da hervorgerufen hat, wo die Mitglieder der Familie Rinteln näher gekannt sind, wenn nicht diese Schmähschrift hauptsächlich durch Verdächtigung der Integrität des verstorbenen Vaters desselben, des vormaligen Konservateurs Rintelen, zu begründen gesucht wäre, und also nicht Rücksichten der Pietät ihn gezwungen, in dieser Beziehung derselben öffentlich entgegen zu treten, und solche als boshafte Verläumdung mit Entrüstung zurückzuweisen. Die Todten zu beschimpfen ist nicht die Sache eines Mannes von Ehre: de mortuis nil nisi bene. Sie mit Hülfe von Lügen unter dem Schutze der Anonymität zu verdächtigen, ist – ich überlasse es dem geehrten Leser, den passenden Ausdruck dafür zu finden. Es ist aber eine grobe Entstellung der Wahrheit, und hierin bekundet sich eben das hämische, wie das besonders verdächtigende, daß der verstorbene Konservateur Rintelen bei dem Grafen Bochholz als General-Rentmeister in Dienste gestanden habe. Wohl war er dessen General-Mandatar: eine Kasse hat er aber nie für denselben zu verwalten gehabt. In welcher Weise derselbe sein Mandat geführt hat, das kann Jeder, welchem daran gelegen, bei dem jetzt in Münster wohnenden Grafen von Bocholz ganz genau erfahren. Paderborn, den 8. Januar 1849. Rintelen, Oberlandesgerichtsrath.

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Friedrich Engels Der magyarische Kampf

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 194, 13. Januar 1849

* K ö l n , im Januar. Während in Italien bereits der erste Gegenschlag gegen die Contrerevolution des letzten Sommers und Herbstes eintritt, wird in den ungarischen Ebenen der letzte Unterdrückungskampf gegen die unmittelbar aus der Februarrevolution hervorgegangene Bewegung vollendet. Die neue italienische Bewegung ist das Vorspiel der Bewegung von 1849, der Krieg gegen die Magyaren das Nachspiel der Bewegung von 1848. Wahrscheinlich wird sich dies Nachspiel noch in das neue Drama hinüberziehen, das sich in der Stille vorbereitet. Heroisch, wie die ersten rasch aufeinander folgenden Scenen der 48ger Revolutionstragödie, wie der Fall von Paris und Wien, wohlthuend heroisch nach den theils matten, theils kleinlichen Zwischenscenen zwischen Juni und October, ist auch das Nachspiel. Der letzte Akt von 1848 spielt hinüber in den ersten von 1849 durch den Terrorismus. Zum ersten Mal in der revolutionären Bewegung von 1848, zum ersten Mal seit 1793, wagt es eine von der kontrerevolutionären Uebermacht umzingelte Nation, der feigen kontrerevolutionären Wuth, die revolutionäre Leidenschaft, der terreur blanche die terreur rouge entgegenzustellen. Zum ersten Male seit langer Zeit finden wir einen wirklich revolutionären Charakter, einen Mann, der den Handschuh des Verzweiflungskampfes im Namen seines Volkes aufzunehmen wagt, der für seine Nation Danton und Carnot in Einer Person ist – Ludwig Kossuth. Die Uebermacht ist furchtbar. Ganz Oesterreich, voran 16 Mill. fanatisirte Slaven, gegen 4 Millionen Magyaren. Der Aufstand in Masse, die nationale Waffenfabrikation, die Assignaten, der kurze Prozeß mit Jedem, der die revolutionäre Bewegung hemmt, die Revolution in Permanenz, kurz alle Hauptzüge des glorreichen Jahres 1793 finden wir wieder in dem von Kossuth bewaffneten,

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organisirten, enthusiasmirten Ungarn. Diese revolutionäre Organisation, die so zu sagen binnen 24 Stunden fertig sein muß bei Strafe des Untergangs, sie fehlte in Wien, sonst wäre Windischgrätz nie hineingekommen. Wir wollen sehen, ob er nach Ungarn hineinkommt, trotz dieser revolutionären Organisation. Sehen wir uns den Kampf und die kämpfenden Parteien näher an. Die österreichische Monarchie ging hervor aus dem Versuch, Deutschland in derselben Weise zu einer einzigen Monarchie zu vereinigen, wie die französischen Könige bis auf Ludwig XI. dies in Frankreich durch˙ ˙˙˙ ˙Versuch ˙˙˙ führten. Der scheiterte an der erbärmlichen Lokalbornirtheit der Deutschen wie der Oesterreicher und an dem entsprechenden kleinkrämerhaften Geiste des Hauses Habsburg. Anstatt ganz Deutschlands, erhielten die Habsburger nur diejenigen süddeutschen Länder, die im direkten Kampfe mit vereinzelten Slavenstämmen lagen oder in denen ein deutscher Feudaladel und eine deutsche Bürgerschaft vereint unterjochte Slavenstämme beherrschten. In beiden Fällen hatten die Deutschen jeder Provinz Unterstützung von Außen nöthig. Diese Unterstützung ward ihnen durch die Association gegen die Slaven, und diese Association kam zu Stande durch die Vereinigung der fraglichen Provinzen unter dem Habsburgischen Scepter. So entstand Deutsch-Oesterreich. Man braucht nur im ersten besten Compendium nachzulesen, wie die österreichische Monarchie zu Stande kam, wie sie sich wieder trennte und abermals zu Stande kam, Alles im Kampfe gegen die Slaven, um zu sehen, wie richtig diese Darstellung ist. An Deutsch-Oesterreich stößt Ungarn. In Ungarn führten die Magyaren denselben Kampf, wie die Deutschen in Deutsch-Oesterreich. Der zwischen slavischen Barbaren vorgeschobene deutsche Keil im Erzherzogthume Oesterreich und Steyermark bot dem ebenfalls zwischen slavischen Barbaren vorgeschobenen magyarischen Keil an der Leitha die Hand. Wie im Süden und Norden, in Böhmen, Mähren, Kärnthen und Krain der deutsche Adel slavische Stämme beherrschte, germanisirte und damit in die europäische Bewegung hineinriß, so beherrschte im Süden und Norden, in Kroatien, Slavonien und den Karpathenländern magyarischer Adel ebenfalls slavische Stämme. Die Interessen Beider waren dieselben, die Gegner Beider waren natürliche Verbündete. Die Allianz der Magyaren und der österreichischen Deutschen war eine Nothwendigkeit. Es fehlte nur noch eine große Thatsache, ein gewaltiger Angriff auf Beide, um diese Allianz unauflöslich zu machen. Diese Thatsache kam mit der Eroberung des byzantinischen Reichs durch die Türken. Die Türken bedrohten Ungarn und in zweiter Instanz Wien, und Ungarn kam auf Jahrhunderte unauflöslich an das Haus Habsburg.

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Aber die gemeinsamen Gegner Beider wurden allmählig schwach. Das türkische Reich verfiel in Ohnmacht und die Slaven verloren die Kraft, sich gegen die Magyaren und Deutschen zu erheben. Ja, ein Theil des in den slavischen Ländern herrschenden deutschen und magyarischen Adels nahm slavische Nationalität an, und damit wurden die slavischen Nationen selbst an der Erhaltung einer Monarchie interessirt, die den Adel mehr und gegen die sich entwickelnde deutsche und magyarische Bürgerschaft zu schützen hatte. Die nationalen Gegensätze verschwanden, und das Haus Habsburg nahm eine andere Politik an. Dasselbe Haus Habsburg, das sich auf den Schultern der deutschen Spießbürgerschaft auf den deutschen Kaiserthron geschwungen hatte, wurde entschiedener als irgend eine andere Dynastie der Vertreter des Feudaladels gegenüber der Bürgerschaft. In diesem Sinne betheiligte sich Oestreich an der Theilung Polens. Die großen galizischen Starosten und Woiwoden, die Potocki’s, Lubomirski’s und Czartoryski’s verriethen Polen an Oestreich und wurden die treuesten Stützen des Hauses Habsburg, das ihnen dafür ihren Besitz gegen die Angriffe des niedern Adels und der Bürgerschaft garantirte. Aber die Bürgerschaft der Städte gewann immer mehr Reichthum und Einfluß, und der mit der Industrie fortschreitende Ackerbau gab den Bauern eine veränderte Stellung gegen die Grundherren. Die Bewegung der Bürger und Bauern gegen den Adel wurde immer drohender. Und da die Bewegung der Bauern, die überall die Träger der nationalen und lokalen Bornirtheit sind, nothwendig eine lokale und nationale ist, so tauchten mit ihr zugleich die alten nationalen Kämpfe wieder auf. In dieser Lage der Dinge machte Metternich sein Meisterstück. Mit Ausnahme der allermächtigsten Feudalbarone nahm er dem übrigen Adel allen Einfluß auf die Staatsleitung. Der Bourgeoisie nahm er ihre Kraft, indem er die mächtigsten Finanzbarone für sich gewann – er mußte es wohl, die Finanzen zwangen ihn dazu. So gestützt auf die hohe Feudalität und die hohe Finanz, so wie auf die Büreaukratie und die Armee, erreichte er am vollständigsten von allen seinen Rivalen das Ideal der absoluten Monarchie. Die Bürger und Bauern jeder Nation hielt er durch den Adel derselben Nation und die Bauern jeder andern Nation, den Adel jeder Nation durch die Furcht vor den Bürgern und Bauern ihrer Nation im Zaume. Die verschiedenen Klasseninteressen, Nationalbornirtheiten und Lokalvorurtheile, so komplizirt sie waren, hielten sich gegenseitig vollständig im Schach, und erlaubten dem alten Gauner Metternich die freieste Bewegung. Wie weit er es in dieser Völkeraneinanderhetzung gebracht, beweisen die galizischen Mordscenen, wo Metternich die demokratische, im Interesse der Bauern begonnene polnische

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Bewegung durch die religiös und national fanatisirten ruthenischen Bauern selbst unterdrückte. Das Jahr 1848 brachte zuerst die furchtbarste Verwirrung nach Oestreich, indem es alle diese verschiedenen, bisher durch Metternich einander knechtenden Stämme einen Moment frei ließ. Deutsche, Magyaren, Czechen, Polen, Mähren, Slovaken, Kroaten, Ruthenen, Rumanen, Illyrier, Serben geriethen unter einander in Konflikt, während in jeder dieser Nationen die einzelnen Klassen sich ebenfalls bekämpften. Aber bald kam Ordnung in diesen Wirrwarr. Die Streitenden theilten sich in zwei große Heerlager; auf der einen Seite der Revolution die Deutschen, Polen und Magyaren; auf der Seite der Contrerevolution die übrigen, die sämmtlichen Slaven mit Ausnahme der Polen, der Rumanen und der siebenbürgischen Sachsen. Woher kömmt diese Scheidung nach Nationen, welche Thatsachen liegen ihr zu Grunde? Diese Scheidung entspricht der ganzen bisherigen Geschichte der fraglichen Stämme. Sie ist der Anfang der Entscheidung über das Leben oder den Tod aller dieser großen und kleinen Nationen. Die ganze frühere Geschichte Oestreichs beweist es bis auf diesen Tag und das Jahr 1848 hat es bestätigt. Unter allen den Nationen und Natiönchen Oestreichs sind nur drei, die die Träger des Fortschritts waren, die aktiv in die Geschichte eingegriffen haben, die noch jetzt lebensfähig sind – die Deutschen, die Polen, die Magyaren. Daher sind sie jetzt revolutionär. Alle andern großen und kleinen Stämme und Völker haben zunächst die Mission, im revolutionären Weltsturm unterzugehen. Daher sind sie jetzt contrerevolutionär. Was die Polen betrifft, so verweisen wir auf unsern Artikel über die Polendebatte in Frankfurt. Um ihren revolutionären Geist zu bändigen, appellirte schon Metternich an die Ruthenen, einen durch etwas verschiedenen Dialekt und namentlich durch die griechische Religion sich von den Polen unterscheidenden Stamm, der von jeher zu Polen gehört hatte, und erst durch Metternich erfuhr, daß die Polen seine Unterdrücker seien. Als ob nicht im alten Polen die Polen selbst, eben so gut wie die Ruthenen, unterdrückt worden seien, als ob unter östreichischer Herrschaft Metternich nicht ihr gemeinsamer Unterdrücker gewesen sei! Soviel über Polen und Ruthenen, die durch Geschichte und geographische Lage übrigens so sehr vom eigentlichen Oesterreich getrennt sind, daß wir vor allen Dingen sie beseitigen mußten, um mit dem übrigen Völkerwirrwarr in’s Reine zu kommen.

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Bemerken wir indeß vorher noch, daß es bei den Polen große politische Einsicht und ächt revolutionären Sinn verräth, wenn sie jetzt im Bunde mit ihren alten Feinden, den Deutschen und Magyaren, gegen die panslavistische Contrerevolution auftreten. Ein slavisches Volk, dem die Freiheit lieber ist als das Slaventhum, beweist allein dadurch seine Lebensfähigkeit, sichert sich schon dadurch seine Zukunft. Nun zum eigentlichen Oesterreich. Oesterreich, südlich von Sudeten und Karpathen, das obere Elbthal und das mittlere Donaugebiet, bildet ein im früheren Mittelalter ausschließlich von Slaven bewohntes Land. Diese Slaven gehören, nach Sprache und Sitten, demselben Stamm an, wie die Slaven der Türkei, die Serben, Bosniaken, Bulgaren und thracischen und macedonischen Slaven, dem Stamme der im Gegensatz gegen Polen und Russen sogenannten Südslaven. Außer diesen verwandten slavischen Stämmen war das ungeheure Gebiet vom schwarzen Meer bis zum Böhmerwald und den Tiroler Alpen nur noch, im Süden des Balkan, von einzelnen Griechen, im Unterdonaugebiet von zersprengten, romanisch redenden Walachen bewohnt. Zwischen diese kompakte slavische Masse schoben sich von Westen die Deutschen, von Osten die Magyaren keilförmig ein. Das deutsche Element eroberte den westlichen Theil von Böhmen und drang zu beiden Seiten der Donau bis über die Leitha vor. Das Erzherzogthum Oestreich, ein Theil von Mähren, der größte Theil von Steiermark wurden germanisirt, und trennte so die Czechen und Mähren von den Kärnthnern und Krainern. Ebenso wurde Siebenbürgen und das mittlere Ungarn bis an die deutsche Gränze ganz von Slaven gereinigt und von den Magyaren besetzt, die hier die Slovaken und einige ruthenische Gegenden (im Norden) von den Serben, Kroaten und Slavoniern trennten und sich alle diese Völker unterwarfen. Die Türken endlich unterjochten, nach dem Vorgange der Byzantiner, die Slaven südlich von Donau und Save, und die historische Rolle der Südslaven war für immer ausgespielt. Der letzte Versuch der Südslaven, selbstständig in die Geschichte einzugreifen, war der Hussitenkrieg, ein czechisch-nationaler Bauernkrieg religiöser Fahne gegen deutschen Adel und deutsche kaiserliche Oberherrschaft. Der Versuch scheiterte, und die Czechen blieben seitdem ununterbrochen an’s Schlepptau des deutschen Reich’s gefesselt. Dagegen übernahmen ihre Besieger, die Deutschen und Magyaren, die geschichtliche Initiative in den Donaugegenden. Ohne die Deutschen und namentlich ohne die Magyaren wären die Südslaven türkisch geworden, wie ein Theil es wirklich wurde – ja mohamedanisch, wie die slavischen Bosniaken noch heute sind. Und das ist ein Dienst, den die österreichi-

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schen Südslaven selbst mit der Vertauschung ihrer Nationalität gegen die deutsche oder magyarische nicht zu theuer bezahlen. Die türkische Invasion des 15. und 16. Jahrhunderts war die zweite Auflage der arabischen aus dem 8. Jahrhundert. Der Sieg Karl Martell’s ward unter den Mauern Wien’s und in den ungarischen Ebenen aber und abermals erfochten. Wie damals bei Poitiers, wie nachher bei Wahlstatt beim Mongoleneinfall, war hier wieder die ganze europäische Entwicklung bedroht. Und wo es galt diese zu retten, da sollte es auf ein paar längst zerfallene, ohnmächtig gewordene Nationalitäten ankommen, wie die österreichischen Slaven, die obendrein ja mitgerettet wurden? Wie nach Außen, so nach Innen. Die treibende Klasse, die Trägerin der Bewegung, die Bürgerschaft, war überall deutsch oder magyarisch. Die Slaven haben es schwer, die Südslaven aber nur ganz stellenweise zu einer nationalen Bürgerschaft bringen können. Und mit der Bürgerschaft war die industrielle Macht, war das Kapital in deutschen resp. magyarischen Händen, entwickelte sich deutsche Bildung, kamen die Slaven auch intellektuell unter die Botmäßigkeit der Deutschen, selbst bis nach Kroatien hinein. Dasselbe geschah, nur später, und deßhalb in geringerem Maße in Ungarn, wo die Magyaren gemeinsam mit den Deutschen die intellektuelle und kommerzielle Leitung übernahmen. Die ungarischen Deutschen sind aber, trotz der beibehaltenen deutschen Sprache, nach Gesinnung, Charakter und Sitte ächte Magyaren geworden. Nur die neueingeführten Bauernkolonisten, die Juden und die Sachsen in Siebenbürgen machen eine Ausnahme und steifen sich auf die Beibehaltung einer absurden Nationalität mitten in fremdem Lande. Und wenn die Magyaren in der Civilisation etwas hinter den DeutschOesterreichern zurückgeblieben waren, so haben sie in der neueren Zeit durch ihre politische Thätigkeit dies glänzend nachgeholt. Von 1830–1848 existirte in Ungarn allein mehr politisches Leben, als in ganz Deutschland, wurden die feudalen Formen der alten ungarischen Verfassung im demokratischen Interesse besser ausgebeutet als die modernen Formen der süddeutschen Konstitutionen. Und wer stand hier an der Spitze der Bewegung? Die Magyaren. Wer unterstützte die österreichische Reaktion? Die Kroaten und Slavonier. Dieser magyarischen Bewegung, sowie der wieder erwachenden politischen Bewegung in Deutschland gegenüber, stifteten die österreichischen Slaven einen Sonderbund: den Panslavismus. Der Panslavismus ist entstanden nicht in Rußland oder in Polen, sondern in Prag und in Agram. Der Panslavismus ist die Allianz aller kleinen slavischen Nationen und Natiönchen Oesterreich’s und in zweiter Linie der Türkei zum Kampf gegen die österreichischen Deutschen, die Ma-

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gyaren, und eventuell die Türken. Die Türken kommen nur zufällig herein und können, als ebenfalls ganz heruntergekommene Nation, ganz außer Frage bleiben. Der Panslavismus ist, seiner Grundtendenz nach, gegen die revolutionären Elemente Oesterreich’s gerichtet, und daher von vorn herein reaktionär. Der Panslavismus bewies diese reaktionäre Tendenz sofort durch einen doppelten Verrath: indem er die einzige slavische Nation, die bis jetzt revolutionär auftrat, die Polen, seinen kleinlichen Nationalbornirtheiten opferte, und sich und Polen an den russischen Czaren verkaufte. Der direkte Zweck des Panslavismus ist die Herstellung eines slavischen Reichs vom Erzgebirge und den Karpathen bis an’s schwarze, ägäische und adriatische Meer unter russischer Botmäßigkeit, eines Reichs, das außer der deutschen, italienischen, magyarischen, walachischen, türkischen, griechischen und albanesischen Sprache noch ungefähr ein Dutzend slavischer Sprachen und Hauptdialekte umfassen würde. Das Ganze zusammengehalten nicht durch die Elemente, die bisher Oestreich zusammenhielten und entwickelten, sondern durch die abstrakte Eigenschaft des Slaventhums, und die sogenannte slavische Sprache, die allerdings der Mehrzahl der Einwohner gemeinsam. Aber wo existirt dies Slaventhum als in den Köpfen einiger Ideologen, wo die „slavische Sprache“ als in der Phantasie der Herren Palacky´, Gaj und Konsorten und annähernd in der altslavischen Litanei der russischen Kirche, die kein Slave mehr versteht? In der Wirklichkeit haben alle diese Völker die verschiedensten Civilisationsstufen, von der (durch Deutsche) auf einen ziemlich hohen Grad entwickelten modernen Industrie und Bildung Böhmens bis herab zu der fast nomadischen Barbarei der Kroaten und Bulgaren, und in der Wirklichkeit haben alle diese Nationen daher die entgegengesetztesten Interessen. In der Wirklichkeit besteht die slavische Sprache dieser zehn bis zwölf Nationen aus ebensoviel meist einander unverständlichen Dialekten, die sich sogar auf verschiedene Hauptstämme (czechisch, illyrisch, serbisch, bulgarisch) reduziren lassen; die durch die gänzliche Vernachlässigung aller Literatur und die Rohheit der meisten Völker zu reinem Patois geworden sind und die mit wenig Ausnahmen stets eine fremde nichtslavische Sprache als Schriftsprache über sich hatten. Die panslavistische Einheit ist also entweder eine reine Schwärmerei, oder aber – die russische Knute. Und welche Nationen sollen an die Spitze dieses großen Slavenreiches treten? Gerade dieselben, die seit tausend Jahren zersprengt, zersplittert, von andern nichtslavischen Völkern ihre Zufuhr an Lebens- und entwicklungsfähigen Elementen aufgedrängt bekamen, die durch die siegreichen Waffen nichtslavischer Völker vor dem Untergange in türkischer Bar-

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barei gerettet wurden, kleine, überall von einander getrennte, ohnmächtige, ihrer Nationalkraft beraubte Stämme, von ein paar Tausend bis zu nicht zwei Millionen! So schwach sind sie geworden, daß z. B. der Stamm, der im Mittelalter der kräftigste und furchtbarste war, die Bulgaren, jetzt in der Türkei nur noch wegen ihrer Sanftmuth und Schwachherzigkeit bekannt sind und ihren Ruhm darin setzen, sich dobre chrisztian, guter Christ, zu nennen! Wo ist ein einziger dieser Stämme, die Czechen und Serben nicht ausgenommen, der eine nationale geschichtliche Tradition besitzt, die im Volke lebt und über die kleinsten Lokalkämpfe hinausgeht? Die Zeit des Panslavismus war im 8. und 9. Jahrhundert, als die Südslaven noch ganz Ungarn und Oestreich innehatten und Byzanz bedrohten. Konnten sie da der deutschen und magyarischen Invasion nicht widerstehen, konnten sie die Unabhängigkeit nicht gewinnen und ein haltbares Reich bilden, selbst als ihre beiden Feinde, die Magyaren und Deutschen, sich gegenseitig zerfleischten, wie wollen sie es jetzt, nach tausendjähriger Unterjochung und Entnationalisirung. Es ist kein Land in Europa, das nicht in irgend einem Winkel eine oder mehrere Völkerruinen besitzt, Ueberbleibsel einer früheren Bewohnerschaft, zurückgedrängt und unterjocht von der Nation, welche später Trägerin der geschichtlichen Entwicklung wurde. Diese Reste einer von dem Gang der Geschichte, wie Hegel sagt, unbarmherzig zertretenen Nation, diese Völkerabfälle werden jedesmal und bleiben bis zu ihrer gänzlichen Vertilgung oder Entnationalisirung die fanatischen Träger der Contrerevolution, wie ihre ganze Existenz überhaupt schon ein Protest gegen eine große geschichtliche Revolution ist. So in Schottland die Gaelen, die Stützen der Stuarts von 1640 bis 1745. So in Frankreich die Bretonen, die Stützen der Bourbonen von 1792 bis 1800. So in Spanien die Basken, die Stützen des Don Carlos. So in Oestreich die panslavistischen Südslaven, die weiter nichts sind, als der Völkerabfall einer höchst verworrenen tausendjährigen Entwicklung. Daß dieser ebenfalls höchst verworrene Völkerabfall sein Heil nur in der Umkehr der ganzen europäischen Bewegung sieht, die für ihn nicht von Westen nach Osten, sondern von Osten nach Westen gehen sollte, daß die befreiende Waffe, das Band der Einheit für ihn die russische Knute ist – das ist das Natürlichste von der Welt. Die Südslaven hatten also ihren reaktionären Charakter schon vor 1848 deutlich ausgesprochen. Das Jahr 1848 hat ihn offen an den Tag gelegt.

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Als der Februarsturm losbrach, wer machte die östreichische Revolution? Wien oder Prag? Budapesth oder Agram? Die Deutschen und Magyaren oder die Slaven? Es ist wahr: unter den gebildeteren Südslaven existirte eine kleine demokratische Partei, die zwar ihre Nationalität nicht aufgeben, aber sie doch zur Verfügung der Freiheit stellen wollte. Diese Illusion, der es gelang auch unter den westeuropäischen Demokraten Sympathieen zu erwecken, Sympathieen, die vollständig berechtigt waren, so lange die slavischen Demokraten gegen den gemeinsamen Feind mitkämpften – diese Illusion wurde gebrochen durch das Bombardement von Prag. Von diesem Ereigniß an stellten sich sämmtliche südslavischen Stämme, nach dem Vorgang der Kroaten, zur Verfügung der österreichischen Reaktion. Diejenigen Chefs der südslavischen Bewegung, welche noch ferner von Gleichberechtigung der Nationen, von demokratischem Oesterreich u. s. w. fabeln, sind entweder vernagelte Schwärmer, wie z. B. viele Zeitungsschreiber, oder Schurken, wie Jellachich. Ihre demokratischen Betheuerungen bedeuten nichts mehr als die demokratischen Betheuerungen der österreichischen offiziellen Kontrerevolution. Genug, in der Praxis fängt die Wiederherstellung der südslavischen Nationalität mit dem brutalsten Wüthen gegen die österreichische und magyarische Revolution an, mit einem ersten großen Liebesdienst, den sie dem russischen Czaar erweisen. Die österreichische Kamarilla fand, außer dem hohen Adel, der Büreaukratie und der Soldateska, nur Unterstützung bei den Slaven. Die Slaven haben den Fall Italiens entschieden, die Slaven haben Wien gestürmt, die Slaven sind es, die jetzt über die Magyaren von allen Seiten herfallen. An ihrer Spitze als Wortführer die Czechen unter Palacky´, als Schwertführer die Kroaten unter Jellachich. Das ist der Dank dafür, daß die deutsche demokratische Presse im Juni überall mit den czechischen Demokraten sympathisirte, als sie von Windischgrätz niederkartätscht wurden, von demselben Windischgrätz, der jetzt ihr Held ist. Resumiren wir: In Oesterreich, abgesehen von Polen und Italien, haben die Deutschen und die Magyaren im Jahre 1848 wie seit tausend Jahren schon, die geschichtliche Initiative übernommen. Sie vertreten die Revolution. Die Südslaven, seit tausend Jahren von Deutschen und Magyaren ins Schlepptau genommen, haben sich 1848 nur darum zur Herstellung ihrer nationalen Selbstständigkeit erhoben, um dadurch zugleich die deutschmagyarische Revolution zu unterdrücken. Sie vertreten die Contrerevolution. Ihnen haben sich zwei ebenfalls längst verkommene Nationen

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ohne alle geschichtliche Aktionskraft angeschlossen: die Sachsen und Rumanen Siebenbürgens. Das Haus Habsburg, das seine Macht durch die Vereinigung der Deutschen und Magyaren im Kampf gegen die Südslaven begründete, fristet die letzten Momente seiner Existenz jetzt durch die Vereinigung der Südslaven im Kampf gegen die Deutschen und Magyaren. Das ist die politische Seite der Frage. Nun zur militärischen. Das von den Magyaren ausschließlich bewohnte Gebiet macht noch nicht den dritten Theil von ganz Ungarn und Siebenbürgen aus. Von Preßburg an, nördlich von der Donau und Theiß, bis an den Rücken der Karpathen hin, wohnen mehrere Millionen Slovaken und einige Ruthenen. Im Süden, zwischen Sau, Donau und Drau, wohnen Kroaten und Slavonier; weiter östlich, längs der Donau, eine serbische Kolonie von über einer halben Million. Diese beiden slavischen Striche werden verbunden durch die Walachen und Sachsen Siebenbürgens. Von drei Seiten her sind die Magyaren also von natürlichen Feinden umringt. Die Slovaken, die die Gebirgspässe inne haben, würden bei ihren zum Parteigängerkriege vortrefflichen Gegenden gefährliche Gegner sein, wenn sie weniger gleichgültig gestimmt wären. So aber haben die Magyaren von Norden her bloß die Angriffe der aus Galizien und Mähren hereingebrochenen Armeen auszuhalten. Im Osten dagegen standen die Rumanen und Sachsen in Masse auf, und schlossen sich an das dortige östreichische Armeekorps an. Ihre Stellung ist vor˙˙ ˙ ˙ ˙ trefflich, theils wegen der gebirgigen Natur des Landes, theils weil sie die meisten Städte und Festungen inne haben. Im Süden endlich sind die Serben des Banats, von deutschen Kolonisten, von Walachen, und ebenfalls von einem östreichischen Korps unterstützt, durch den ungeheuren Morast von Alibunar gedeckt und fast unangreifbar. Die Kroaten sind durch Drau und Donau gedeckt und da ihnen ein starkes östreichisches Heer mit allen Hülfsmitteln zu Gebote steht, so ˙˙ ˙ ˙vor ˙ ˙ dem Oktober auf magyarisches Gebiet vor und rückten sie schon halten jetzt ihre Vertheidigungslinie an der untern Drau mit leichter Mühe. Und von der vierten Seite endlich, von Oestreich her, rücken jetzt Windischgrätz und Jellachich in geschlossener Kolonne vor. Die Magyaren sind von allen Seiten umzingelt, von einer enormen Uebermacht umzingelt. Der Kampf erinnert an den Kampf gegen Frankreich im Jahre 1793. Nur mit dem Unterschied, daß dem dünnbevölkerten und nur halbcivilisirten Magyarenlande bei Weitem nicht die Hülfsmittel zu Gebote stehen wie damals der französischen Republik.

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Die in Ungarn fabrizirten Waffen und Munitionen müssen nothwendig von sehr schlechter Beschaffenheit sein; die Fabrikation besonders der Artillerie kann unmöglich rasch von Statten gehen. Das Land ist lange nicht so groß als Frankreich, und jeder Zoll verlornes Terrain ist daher ein viel größerer Verlust. Es bleibt den Magyaren nichts als ihr revolutionärer Enthusiasmus, ihre Tapferkeit, und die energische, schnelle Organisation, die ihnen Kossuth geben konnte. Aber darum hat Oestreich noch nicht gewonnen. „Wenn wir die Kaiserlichen nicht an der Leitha schlagen, so schlagen wir sie an der Rabnitz; wenn nicht an der Rabnitz, schlagen wir sie bei Pesth; wenn nicht bei Pesth, so schlagen wir sie an der Theiß, aber wir schlagen sie jedenfalls.“ So sagte Kossuth, und er thut sein Möglichstes, um Wort zu halten. Selbst mit dem Falle Budapesths bleibt den Magyaren noch die große niederungarische Haide, ein Terrain, das für einen Cavallerie-Parteigängerkrieg wie gemacht ist, und das zahlreiche fast uneinnehmbare Punkte zwischen den Sümpfen bietet, wo die Magyaren sich festsetzen können. Und die Magyaren, die fast alle beritten sind, besitzen alle Eigenschaften, um diesen Krieg zu führen. Wagt sich die kaiserliche Armee in diese wüste Gegend hinein, wo sie all ihren Proviant aus Galizien oder Oestreich beziehen muß, weil sie nichts, gar nichts vorfindet, so ist nicht abzusehen, wie sie sich halten will. In geschlossenen Korps richtet sie nichts aus; und löst sie sich in fliegende Schaaren auf, so ist sie verloren. Ihre Schwerfälligkeit würde sie den raschen magyarischen Reiterschaaren unrettbar in die Hände liefern, selbst ohne Möglichkeit der Verfolgung, da wo sie siegen sollte; und jeder versprengte Kaiserliche fände in jedem Bauern, jedem Hirten einen Todfeind. Der Krieg in diesen Steppen gleicht dem algierischen Kriege, und die plumpe östreichische Armee würde Jahre gebrauchen, um ihn zu beenden. Und die Magyaren sind gerettet, wenn sie sich nur ein paar Monate halten. Die Sache der Magyaren steht lange nicht so schlecht, als der bezahlte schwarzgelbe Enthusiasmus glauben machen möchte. Sie sind noch nicht besiegt. Fallen sie aber, so fallen sie rühmlich als die letzten Helden der Revolution von 1848, und nur auf kurze Zeit. Dann wird einen Augenblick die slavische Contrerevolution mit ihrer ganzen Barbarei die östreichische Monarchie überfluten, und die Camarilla wird sehen, was sie an ˙˙ ˙ ˙Bundesgenossen ˙ ihren hat. Aber bei dem ersten siegreichen Aufstand des französischen Proletariats, den Louis Napoleon mit aller Gewalt herauf˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ bemüht ist, werden die östreichischen Deutschen und Mazubeschwören gyaren frei werden, und an den slavischen Barbaren blutige Rache nehmen. Der allgemeine Krieg, der dann ausbricht, wird diesen slavischen

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Sonderbund zersprengen und alle diese kleinen stierköpfigen Nationen bis auf ihren Namen vernichten. Der nächste Weltkrieg wird nicht nur reaktionäre Klassen und Dynastien, er wird auch ganze reaktionäre Völker vom Erdboden verschwinden machen. Und das ist auch ein Fortschritt.

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Friedrich Engels Herr Müller – Radetzkys Schikanen gegen Tessin – Der Bundesrat – Lohbauer

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 194, 13. Januar 1849

** B e r n, 8. Januar. Die neapolitanische Regierung, die wegen der aus˙ ˙ ˙ Rekruten immer besorgter wird, hat jetzt einen bleibenden Schweizer ihrer Schweizer Stabsofficiere, Herrn Tobias Müller, hieher geschickt, um mit dem Bundesrath wegen der Abänderung der Reiseroute der Rekruten Rücksprache zu nehmen, da der vertragsmäßige Einschiffungsplatz, Genua, gesperrt ist. Dieser Herr Müller ist vortrefflich geeignet zu einer solchen Mission. Nicht nur, daß er seit langen Jahren in Italien gegen die Freiheit gekämpft hat; er hat bereits 1831 in seiner Heimath (Freiburg) gegen die Revolution die Waffen geführt. Radetzki, der seine Leute kennt, hat ihn mit Auszeichnung empfangen, ihn vor seinem Generalstab umarmt und ihn und die Schweizer in Neapel überhaupt, wegen ihrer „Treue gegen ihren König“ (!) und ihrer Tapferkeit im Dienste ihres „Königs“, glänzend belobt. Wahrscheinlich wird Herr Müller indeß auf Schwierigkeiten stoßen; selbst der im Bundesrath herrschende Liberalismus ist kein Freund der Militärkapitulationen, ebensowenig wie die Berner und Luzerner liberalen Regierungen. Während Radetzki mit den Schweizern in Neapel fraternisirt, beginnen seine Chikanen gegen Tessin immer aufs Neue. Er hat der Regierung dort denunzirt, daß Mazzini sich noch immer im Kanton versteckt halte und hat ihr sogar sein Versteck angegeben. Ferner beklagt er sich, daß fortwährend Waffen nach der Lombardei hineingeschmuggelt würden. Die Regierung beschloß, dem ersten Punkt nachzuforschen und wenn Mazzini wirklich wieder im Kanton sei, ihn auszuweisen; über den zweiten Punkt ging sie zur Tagesordnung, da es nicht ihre Sache sei, den Oestreichern als Grenzwächter zu dienen. Radetzki hat übrigens gedroht, wenn der Waffenschmuggel nicht aufhöre, werde er die Sperre wieder eintreten lassen.

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Der Bundesrath beschäftigt sich mit den der nächsten Bundesversammlung vorzulegenden Gesetz-Entwürfen. Zu diesen gehören das Zollgesetz, die Postorganisation, militärische Organisationsvorschläge u. s. w. Man muß gestehen: während die wohllöbliche Frankfurter Versammlung in ihrer überschwänglichen Ohnmacht und ohnmächtigen Ueberschwänglichkeit nichts zu Tage fördert, als ihre eigne Mise`re, führen die schweizerischen Bundesbehörden in aller Stille ein Stück bürgerlicher Centralisation nach dem andern durch. Eine Menge centralisirender Gesetze werden im März den Räthen vorgelegt, im Mai und Juni berathen und angenommen, im Juni in Kraft sein. Für dergleichen kleine Detailreformen hat die jetzt herrschende liberale Generation der schweizer Politiker (Staatsmänner darf man doch nicht sagen) ein unbestreitbares Geschick. In wenig Jahren wird die Centralisation der Schweiz vollendet sein, soweit die Verfassung sie gestattet, und dann wird diese Verfassung selbst der weitern Entwicklung des Landes eine Fessel und die eine und untheilbare Republik eine Nothwendigkeit werden. Alles das in der – unmöglichen – Voraussetzung, daß der europäische Sturm, der sich vorbereitet, die Schweiz ebenso neutral läßt, wie das Jahr 1848. Aber freilich, welche Nation auch, zu einer Zeit der Revolutionen wie die gegenwärtige, nach weiter nichts strebt, als nach Aufhebung der Kantonalzölle, Kantonalposten und anderer Kantonaleinrichtungen, die seit langen, langen Jahren schon drückend lästig geworden sind! die mitten in den Geburtswehen einer neuen geschichtlichen Epoche ihr höchstes Ziel in eine verbesserte Auflage der historisch überkommenen Föderativrepublik und in die, durch den Sonderbundskrieg schon nöthig gewordenen ˙˙ ersten Anfänge der bürgerlichen Centralisation setzt! Welche Kleinkrämerei mitten in der großartigsten europäischen Bewegung! Uebrigens hat der Bundesrath einen höchst eigenthümlichen Schritt gethan. Er hat den bekannten Herrn Lohbauer von Berlin wieder als Professor der Militärwissenschaften berufen. Herr Lohbauer, Flüchtling von 1830, Radikaler, später Renegat, wurde bekanntlich durch die Coterie Eichhorn in den 40ger Jahren nach Berlin berufen, wo er an der Staatszeitung, am Janus und an andern ultrareaktionären und pietistischen Organen mitarbeitete. Herr Lohbauer ist, wenn wir nicht sehr irren, der Autor jenes Bedientenfußtritts im Feuilleton der Staatszeitung, womit damals Herwegh nach seinem Briefe an Se. Majestät aus den königlichen Staaten spedirt wurde. Herr Lohbauer war nie Soldat und dennoch soll er hier Militairwissenschaften doziren. Was das heißen soll, begreift nur Herr Ochsenbein, der ihn berufen hat. In den meisten Kantonen sind jetzt die großen Räthe bei einander und schlagen sich mit dem allerlokalsten Interesse herum. Der Züricher hat

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unsern Freund Dr. Alcibiades Escher zum Bürgermeister (id est Chef der Vollziehungsgewalt) gewählt. Der Berner Großrath kommt am 15. zusammen.

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Friedrich Engels Die letzten Freischärler

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* B e r n, 8. Januar. Das hiesige Obergericht hat in zweiter Instanz die ˙ ˙˙ Herren J. Ph. Becker und H. Hattemer in Biel, ersteren zu einjähriger, letzteren zu sechsmonatlicher Kantonsverweisung verurtheilt, wegen Stiftung des Wehrbundes „Hilf Dir“. Die andern Angeklagten sind freigesprochen worden. Damit hat die berühmte Geschichte von dem vielbesprochenen dritten Freischaarenzuge ihr Ende erreicht, und die Centralgewalt kann ihre sämmtliche kostbare Zeit nun wieder der deutschen Kaiserfrage und der deutschen Flotte widmen. Gott segne ihre sauren Bemühungen zum Heil des „Gesammtvaterlandes“.

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Friedrich Engels Budget des Schweizer Kanton Bern

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 195, 14. Januar 1849

** B e r n, 9. Januar. Das Budget des Kantons ist jetzt im Regierungsrath soweit berathen, daß es dem nächstens zusammentretenden großen Rath vorgelegt werden kann. Es schließt sich in sofern den übrigen europäischen Büdgets an, als es auch ein Defizit von 43 000 Franken hat, auf eine ˙ ˙ 5˙ ˙Millionen ˙ Totalsumme von circa 5 Millionen Franken. Von diesen sind circa 800 000 durch den Ertrag der Staatsgüter, 1 800 000 Franken durch ˙ ˙ ˙ ˙ ˙danach indirekte Steuern, der Rest durch Zölle etc. gedeckt. Es kommen fast genau 4 Schweizer Franken (1 Thlr. 18 Sgr.) direkte, und etwa 31/2 Franken indirekte Steuern auf den Kopf der Bevölkerung. Wenn sämmtliche, vom Finanzdirektor Stämpfli (Chef der hiesigen Radikalen) vorgeschlagene Reduktionen durchgegangen wären, so würde statt eines Defizits, ein Ueberschuß von 80 000 Franken herausgekommen sein. Aber das convenirte der liberalen Majorität des Regierungsraths nicht, die den Aristokraten den ewigen Vorwurf des „zerrütteten Finanzzustandes“ ruhig überläßt, um diesen Vorwurf dem radikalen Stämpfli zur Last zu legen. In der Wirklichkeit waren die Finanzen des Kantons durch die famose Neuhausische Regierung vollständig in Unordnung gebracht und verschleudert worden, und wenn jetzt wieder Ordnung hineingekommen, so verdanken wir dies nur Herrn Stämpfli.

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** B e r n, 11. Januar. Die politische Presse der Schweiz entfaltet mit jedem Jahr eine größere Thätigkeit. Außer einigen zwanzig literarischen Zeitschriften bestehen jetzt 98 politische Zeitungen in den 22 Kantonen. Man darf sich unter diesen Blättern aber keine Zeitungen in großem Format, wie die deutschen oder gar die französischen, vorstellen. Es sind kleine, mit Ausnahme einiger waadtländischen Blätter, sämmtlich nur in einem halben Bogen und Quartformat erscheinende Blättchen, von denen kaum ein Dutzend täglich, einige fünfmal, die Meisten dreimal, manche nur einmal wöchentlich erscheinen, und die, mit wenig Ausnahmen, wahrhaft erbärmlich dirigirt und geschrieben werden. Natürlich, wie können sich auch auf dem beschränkten Boden der hiesigen Kantonalverhältnisse, und in der hier allein möglichen allerkleinlichsten Polemik bedeutende journalistische Talente ausbilden, und welches wirkliche Talent würde sich auf diese winzigen Verhältnisse und auf den Raum eines Quartblättchens dreimal wöchentlich beschränken lassen! Die beste Eigenschaft der schweizer Presse ist ihre Unverschämtheit. Man sagt sich hier in den öffentlichen Blättern gegenseitig Dinge, man macht ganz ungenirt so freche persönliche Angriffe, daß ein rheinischer Prokurator, dem der Artikel 270 des Code pe´nal heilig ist, es keine drei Tage in einem solchen Lande aushalten würde. Aber das ist auch Alles. Man abstrahire von dieser, übrigens ohne allen Witz ausgebeuteten Rücksichtslosigkeit, und es bleibt fast nichts als die krummbuckligste Kriecherei vor den widerlichen Bornirtheiten eines kleinen, in seiner Kleinheit noch zersplitterten und gränzenlos aufgeblasenen Volks von vorsündfluthlichen Alpenhirten, vernagelten Bauern und schmutzigen Spießbürgern. Daß in großen Ländern ein Blatt sich nach seiner Partei richtet, daß es nichts gegen das Interesse der Partei aufnimmt, das ist begreiflich, das schadet der Diskussionsfreiheit wenig, weil

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jede Richtung, selbst die avancirteste, ihre Organe hat. Aber in den beschränkten Verhältnissen der Schweiz sind die Parteien selbst beschränkt, und die Presse ist ebenso beschränkt wie die Parteien. Daher die bornirten Gesichtspunkte von denen überall ausgegangen wird, daher der Mangel aller Organe für Richtungen, die zwar avancirt, aber selbst in Deutschland längst an der Tagesordnung sind, daher die Angst, selbst der Radikalsten, auch nur ein Titelchen von dem bornirten, nur auf’s Allernächste gerichteten Programm ihrer Partei abzuweichen, auch nur die bornirtesten der schweizerisch-nationalen Bornirtheiten anzugreifen. Eine patriarchalische Lynchjustiz würde sofort den Frevler am nationalen Heiligthum züchtigen. Wofür sonst hätte der biedre Schweizer seine Fäuste? Das ist der Durchschnittsstand der schweizer Presse. Ueber diesem Durchschnitt stehn die besseren Organe der welschen Schweiz und Bern’s; unter ihm die große Masse der ostschweizerischen Journale. Beginnen wir mit der Presse der schweizerischen Hauptstadt. In Bern entwickelt sich bereits eine gewisse Centralisirung der schweizer Presse. Die Presse des Kantons ist bereits hier centralisirt und beginnt schon einen gewissen hauptstädtischen Einfluß an sich zu reißen. Die reaktionäre, oder wie man hier sagt, aristokratische Partei hat zum Hauptorgan den „Schweizerischen Beobachter“, den Moniteur der schweizer Offiziere in ausländischen Diensten, wie ihn die Berner Zeitung richtig nennt. Dies saubre Blättchen (3 mal wöchentlich) preist die Heldenthaten der schweizerischen Kroaten in Italien, greift die Radikalen mit den schmutzigsten Waffen an, vertheidigt die Militärkapitulationen, lobhudelt die Patrizier, besingt Radetzki und Windischgrätz, vertheidigt den Mord Robert Blum’s, verläumdet die Revolution in allen Ländern und denunzirt die Flüchtlinge der Regierung. Das edle Blatt hat eigentlich gar keinen Redakteur; es wird zusammengeschrieben aus allerhand Einsendungen und Randglossen müßiger Patriziersöhne und Bürgerraths-Stellenjäger. Ihm zur Seite steht würdig das „Intelligenzblatt“, ein Organ, worin vorn nur Annoncen und hinten des Pietismus und der patrizischen Bürgerguts-Profitmacherei Anpreisung zu finden ist. „Die Biene“ soll den Charivari dieser Partei vorstellen. Da aber heutzutage die Herren Patrizier im Ganzen mehr zu weinen als zu lachen haben, so fällt der Witz dieser Biene erschrecklich ledern und lahm aus. Der gemäßigten oder liberalen Partei, der Partei Ochsenbein, dient vor Allem der „Berner Verfassungsfreund“ zum Organ. Dies Blatt, redigirt vom Dr. und ehemaligen Professor Karl Herzog, gilt geradezu für Ochsenbein’s halboffizielles Journal. Mit einiger Routine, aber ohne alles Talent redigirt, beschränkt es sich auf die Apologie der Regierungs- und

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Bundesraths-Akte, soweit diese von der Partei Ochsenbein ausgehen. In den östlichen, besonders den Urkantonen, ist es natürlich erschrecklich freisinnig, und auch bei Gelegenheit der auswärtigen Politik erläßt es zuweilen eine schallende Fanfare, um unter dem kriegerischen Ton die farbloseste Neutralität durchzuschmuggeln. Eine mehr oder weniger obskure „Bundeszeitung“ schifft ungefähr in denselben Wassern, sowie auch das französische Blatt: La Suisse, redigirt in schlechtem französisch von dem Piemontesen Bassi. Weniger direkt mit der Regierung liirt als der Verfassungsfreund, beweihraucht sie nicht minder die regierende liberale Majorität, und greift mit großer Beharrlichkeit, aber wenig Glück die revolutionäre Presse der französischen Schweiz, namentlich den Nouvelliste Vaudois an. Anständiger benimmt sie sich in der italiänischen Frage, wobei ihr Redakteur direkt betheiligt ist. – Diese drei Blätter erscheinen täglich. Die radikale Partei zählt die meisten Organe. An ihrer Spitze steht die „Berner Zeitung“ unter der Oberleitung des Advokaten, Großraths-Vicepräsidenten und Ständeraths Niggeler. Sie ist das Organ der im Regierungsrath durch den Finanzdirektor Stämpfli vertretenen, entschieden radikalen Partei des deutschen Kantontheils. Durchführung der Demokratie in der Gesetzgebung und Verwaltung des Kantons, wo noch viel alter Unrath aufzuräumen ist, möglichste Centralisation der ganzen Schweiz, Aufgeben der Neutralitätspolitik bei der nächsten Gelegenheit, das sind die Hauptprinzipien, nach denen dies Blatt redigirt wird. Die Notabilitäten des Berner Radikalismus arbeiten mit daran, und es darf daher nicht verwundern, daß die Berner Zeitg. das am besten redigirte Blatt des Kantons, ja der ganzen deutschen Schweiz ist. Wenn die Redaktoren und Mitarbeiter ganz frei schreiben könnten, es würde noch bedeutend besser sein; die Eine und untheilbare helvetische Republik, und zwar mit sehr röthlicher Färbung würde zum Vorschein kommen; aber das geht nun einmal nicht, die Partei duldet’s noch nicht. Neben der Berner Ztg. erscheint seit dem 1. Januar ebenfalls täglich: „L’Helve´tie fe´de´rale“, Fortsetzung der früher in Pruntrut im Jura erschienenen Helve´tie, Organ der jurassischen Radikalen und ihres Chefs, Oberst und Regierungs-Rath Stockmar. Die alte Helve´tie trat entschieden roth auf; ˙˙ ˙ ˙ ˙ ebenfalls, ˙˙ die neue ja noch entschiedener. Die Schweizer Zeitung (ehemals der Freie Schweizer) vertritt ebenfalls den Radikalismus, aber den ausschließlich bürgerlichen und beschränkt sich daher ganz auf die Forderung solcher ökonomischen Reformen, die der herrschenden besitzenden Klasse vortheilhaft sind. Im Uebrigen ist diese Zeitung indeß auch über die gewöhnlichen schweizerischen Kantonalbornirtheiten (Neutralität, Kantonalsouveränetät etc.) hinaus. Au-

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ßer diesen drei täglichen Blättern besitzt der Berner Radikalismus noch ein Witzblatt, und zwar das einzig gute der Schweiz, Jenni’s Guckkasten. Der Guckkasten (wöchentlich einmal) beschränkt sich bloß auf schweizerische und besonders Berner Kantonalinteressen, aber gerade dadurch ist es ihm gelungen, zu einer Macht im Staat zu werden, die ihr redlich Theil zum Sturz der Regierung Neuhaus beigetragen und die jetzt wieder dafür sorgt, daß die Partei Ochsenbein nicht zu lange am Ruder bleibt. Der rücksichtslose Witz mit dem Jenni von jeder regierenden Persönlichkeit bis herab auf Ochsenbein den Nimbus der Popularität abzustreifen sich bemüht, hat ihm unter Neuhaus zahllose Prozesse und Chikanen, und später Drohbriefe und Brutalitäten zugezogen, aber alles umsonst, und noch immer sehen die hohen Herren von Bern mit großer Unruhe jeder neuen Samstagsnummer des Guckkastens entgegen. Als Blum erschossen war, brachte der Guckkasten als wöchentliche Zeichnung einen Block mit einem Beil, umgeben von einer Masse zerbrochener Kronen und mit der Unterschrift: die einzige Hülfe. Als hierüber die gesetzten Berner Bürger sich entsetzten, folgte die nächste Woche ein Laternenpfahl mit einer daran aufgehangenen Krone und den Inschriften: „Suaviter in modo, fortiter in re – den Manen Messenhausers!“ Der „Seeländer Anzeiger“, herausgegeben von Nationalrath und Großrath J. A. Weingart, vertrat bis Neujahr allein den Sozialismus. Der Seeländer Anzeiger predigt ein seltsames Gemisch von thränenzerfließendem Gemüths- und Wohlthätigkeitssozialismus und rother Revolution. Ersteren für den Kanton Bern, letztern sobald er vom Ausland spricht. Was die Form betrifft, so ist dies wöchentlich erscheinende Blatt eines der am schlechtesten redigirten des Kantons. Uebrigens ist Hr. Weingart, trotz seiner christlich-weichmüthigen Seelenergüsse, in der Politik ein Anhänger des entschiedensten Radikalismus. Seit Neujahr hat der Seeländer Anzeiger einen Konkurrenten bekommen in dem ebenfalls einmal ˙ ˙ ˙ ˙˙ wöchentlich erscheinenden „Unabhängigen“, der sich die freilich etwas undankbare Aufgabe gesetzt hat, in den Zuständen des Kantons Bern und der Schweiz überhaupt Anknüpfungspunkte für die Propaganda der Anfangsgründe des Sozialismus zu finden und Maßregeln zur Abhülfe wenigstens der gröbsten Uebelstände vorzuschlagen. Jedenfalls ist das Blättchen das einzige in der ganzen Schweiz, das den richtigen Weg eingeschlagen hat, um für seine Richtung hier zu Lande Terrain zu gewinnen; und wenn seine Chancen des Erfolgs im Verhältniß stehen zu der Wuth, die es bereits bei den hohen und höchsten Behörden erregt hat, so stehen seine Aussichten gar so schlecht nicht. Von den außerhalb der Stadt erscheinenden Blättern erwähne ich nur eins: die „Evolution“, wie der Freischaarenführer Becker jetzt seine Re-

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volution umgetauft hat. Dies entschiedenste aller in der Schweiz erscheinenden Blätter appellirt einzig und allein an eine neue europäische Revolution und sucht in seinem Kreise Kämpfer dafür zu gewinnen. Zum Dank wird es von den ruhigen Bürgern verabscheut und findet, außer den deutschen Flüchtlingen in der Schweiz, Besanc¸on und Elsaß, wenig Publikum. In einem nächsten Artikel werde ich auf die außerbernische Presse näher eingehen.

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** B e r n, 12. Januar. Die Schutzzoll-Agitation in der Schweiz wird im˙ ˙ ˙in demselben Verhältniß auch die Bewegung im Inmer lebhafter, und teresse der Beibehaltung des bisherigen Freihandelssystems. Die Gründe von beiden Seiten sind gleich vortrefflich, und es ist bis jetzt schwer abzusehen wie die Schweiz sich aus dem Dilemma ziehen werde. Die Schutzzollpartei weist hin auf den jährlich sich vermehrenden Druck der auswärtigen Konkurrenz auf die einheimische Industrie und auf die in gleichem Maße verschwindende Aussicht, die wachsende brodlose Bevölkerung zu beschäftigen. Die Freihändler halten dagegen die Vertheuerung der Industrie-Erzeugnisse für die ackerbauende Mehrheit des Volks, und die Unmöglichkeit für ein Volk von 2 Millionen, eine so ausgedehnte und für den Schmuggel so geeignete Gränze wie die schweizerische ohne ruinirenden Geldaufwand zu schützen. Beide Parteien haben vollkommen Recht: ohne Schutzzölle geht ein Zweig der schweizer Industrie nach dem andern zu Grunde; mit Schutzzöllen gehen die eidgenössischen Finanzen zu Grunde. Um Beides zu vereinigen, schlägt der Berner Verfassungsfreund einen Justemilieu-Tarif vor, der beide zusammen ruiniren würde. Die eidgenössischen Räthe mögen sich im März an der unmöglichen Lösung dieser Frage die Zähne ausbeißen. In Genf ließen sich seit einiger Zeit neapolitanische Werboffiziere sehen, um Rekruten für den Dienst Sr. bombardirenden Majestät aufzutreiben. Ferdinand muß die handfesten Schweizer sehr nöthig haben, daß er selbst in Kantonen werben läßt, mit denen er keine Kapitulation abgeschlossen hat. Aber die Genfer Regierung machte diesem Treiben bald ein Ende. Sie erklärte alle bereits abgeschlossenen Engagements für null und nichtig, verbot alle Werbungen und drohte den Werboffizieren mit harter Strafe. Die Söldlinge der neapolitanischen Hyäne haben sich hierauf schleunigst vom Genfer Gebiet zurückgezogen.

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** B e r n, 13. Januar. Der große Herr Tobias Müller ist endlich im Kanton Uri angekommen und verlangt von der Regierung, daß das Depot der neapolitanischen Rekruten, das früher in Genua war, jetzt nach Altorf verlegt werde, von wo aus er sie dann auf dem einen oder dem andern Wege nach Neapel spediren werde. Man weiß nicht ob die Regierung ihm willfahren wird; aber wenn auch, so fragt sich’s immer noch ob die andern Kapitulationsregierungen mit dieser Verlegung zufrieden sein werden. – Ein Trupp Luzerner Rekruten soll nun doch, wie es heißt, über Triest nach Neapel befördert werden, zum Skandal der ganzen civilisirten Welt. – Die Freiburger Regierung, die sich überhaupt sonderbare Eigenmächtigkeiten zu Schulden kommen läßt, hat jetzt wieder, trotz der neuen Bundesverfassung, einen Schwyzer Kantonsbürger polizeilich ausgewiesen. Schon früher hatte sie Hrn. Sieber von Zürich, Redakteur des ˙ ˙ ˙Zeitung, ˙˙˙ „Wächters“ von Murten und jetzigen Mitredakteur der Berner ebenso ungenirt ausgewiesen. Beide Fälle werden vor die Bundesversammlung kommen, die hoffentlich der Verfassung Geltung zu verschaffen wissen wird. Ein Wunder ist geschehen: Das Organ des neutralen Hrn. Ochsenbein, der „Verfassungsfreund“, erkennt reuig an, daß die Tessiner in ihren Zwistigkeiten mit Radetzki und den ostschweizer Truppen doch so sehr Unrecht nicht hatten. Er stammelt sein pater peccavi und sucht die Sache zu vertuschen durch ein: Iliacos intra peccatur muros et extra. Und doch sind die Tessiner Regierungsräthe die ausgemachtesten Antineutralitätsleute, die es gibt und Anhänger der von Ochsenbein mit gehässigem Appell an die schweizerische Nationalbornirtheit sogenannten „Auslandspolitik“. Aber die Tessiner sind in Bern durch die Berichte der Berner Truppen sehr populär geworden, und Hr. Ochsenbein muß in Bern po-

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pulär bleiben, und endlich, das ist des Pudels Kern, hat der Bundesrath, ohne alle Veranlassung, den Kanton Tessin neuerdings für alle weiteren Verwickelungen mit Radetzki verantwortlich gemacht. Jedesmal aber, wenn Hr. Ochsenbein im Bundesrath eine praktische Gemeinheit durchsetzt, muß der Verfassungsfreund in der Theorie eine großmüthige und noble Sprache aufführen. So regiert man die dummen Bauern hier zu Lande. O Demokratie!

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* K ö l n, 20. Januar. Der „ehrenwerthe“ Joseph Dumont läßt einen nicht von ihm bezahlten, sondern ihn bezahlenden Anonymus, der hinter dem Strich die Urwähler bearbeitet, folgende Apostrophe an die „Neue Rheinische Zeitung“ richten: „Der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘, dem Organ der Demokratie, hat es gefallen, von den unter dem Titel ,An die Urwähler‘ in diesem Blatt veröffentlichten Aufsätzen Notiz zu nehmen und dieselben als aus der ,Neuen Preußischen Zeitung‘ entlehnt zu bezeichnen. Dieser Lüge gegenüber einfach die Erklärung, daß diese Aufsätze als Inserate bezahlt werden, daß dieselben, mit Ausnahme des ersten, der Parlaments-Correspondenz entlehnten, in Köln geschrieben sind, und der Verfasser derselben die ,Neue Preußische Zeitung‘ bis jetzt noch nicht einmal gesehen, geschweige denn gelesen hat.“ Wir begreifen, welche Wichtigkeit es für Montesquieu LVI. hat, sein Eigenthum zu konstatiren. Wir begreifen eben so sehr, wie wichtig für Herrn Dumont die Erklärung ist, daß er „bezahlt“ wird, selbst für die Flugblätter und Inserate, die er im Interesse seiner eignen Klasse, der Bourgeoisie, setzen, drucken und verbreiten läßt. Was den Anonymus betrifft, so kennt er das französische Sprichwort: „les beaux esprits se rencontrent.“ Es ist nicht seine Schuld, wenn seine eigensten Geistesprodukte denen der „Neuen Preußischen Zeitung“ und der „Preußenvereine“ wie ein Ei dem andern bis zur Verwechslung gleichen. Wir haben seine Inserate in der „Kölnischen Zeitung“ nie gelesen, sondern nur die aus der Dumont’schen Druckerei hervorgehenden Flugblätter, die uns von links und rechts zugeschickt wurden, eines flüchtigen Blicks gewürdigt, finden aber jetzt durch Vergleichung, daß dieselben Wische als Inserat und Flugblatt zugleich ihre Rolle spielen.

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Um unser Vergehen gegen den anonymen Montesquieu LVI. zu sühnen, haben wir uns die harte Buße auferlegt, seine sämmtlichen Inserate in der „Kölnischen Zeitung“ durchzulesen und sein geistiges Privateigenthum als „Gesammteigenthum“ dem deutschen Publikum preißzugeben. Hier ist Weisheit! Montesquieu LVI. beschäftigt sich vorzugsweise mit der socialen Frage. Er hat den „leichtesten, einfachsten Weg“ zu ihrer Lösung gefunden und preist seine Morisonspille mit salbungsvollstem, naiv-schamlosestem Quacksalberpathos an: „Der leichteste, einfachste Weg aber ist dazu (nämlich zur Lösung der socialen Frage): die am 5. Dezember vorigen Jahres octroyirte Verfassung ˙ ˙˙ ˙allen ˙ ˙ ˙ Seiten ˙ ˙ ˙ ˙ beschwören zu lasanzunehmen, sie zu revidiren, dann von sen und sie so festzusetzen. Das ist der einzige Weg, der uns zum Heile führt. ... Wer also ein Herz im Busen trägt für die Noth seiner armen Brüder, wer die Hungrigen speisen und die Nackten kleiden will, wer mit Einem Worte die sociale Frage lösen will – der wähle keinen, der sich gegen die Verfassung ausspricht.“ (Montesquieu LVI.) Stimmt für Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg, und die sociale Frage ist auf dem „einfachsten“ und „leichtesten Wege“ gelöst! Stimmt für Dumont, Camphausen, Wittgenstein, oder auch für die minorum gentium, wie Compes, Mevissen, u. dgl. – und die sociale Frage ist gelöst. Die „sociale Frage“ für Eine Stimme! Wer „die Hungrigen speisen und die Nackten kleiden will“, der stimme für die Hansemann und Stupp! Für jede Stimme eine sociale Frage weniger! Die Annahme der octroyirten Verfassung – voila` la solution du proble`me social! Wir zweifeln keinen Augenblick, daß nicht nur Montesquieu LVI., sondern auch seine Patrone im Bürgervereine die Annahme, Revision, Beschwörung und Festsetzung der octroyirten Verfassung nicht abwarten werden, um die „Hungrigen zu speisen und die Nackten zu kleiden“. Auch sind dazu schon Anstalten getroffen worden. Seit einigen Wochen fliegen hier Circulare umher, worin den Handwerksmeistern, Krämern u. s. w. von den Kapitalisten angezeigt wird, daß in Betracht der heutigen Umstände und des wiedererwachenden Kredits aus philantropischen Gründen die Zinsen von 4 auf 5 pCt. erhöht werden. Erste Lösung der socialen Frage! Der hiesige Gemeinderath hat in demselben Sinne „die Arbeiterkarte“ für die Unglücklichen abgefaßt, die verhungern – oder ihre Arme der Stadt verkaufen müssen (vergleiche Nr. 187 der „Neuen Rheinischen Zei˙˙ ˙dieser ˙ tung“). Man erinnert sich, daß˙in den Arbeitern octroyirten Charte der brodlos gewordene Arbeiter kontraktlich verpflichtet wird, unter polizeiliche Aufsicht zu treten. Zweite Lösung der socialen Frage!

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In Köln stiftete der Gemeinderath kurz nach den Märzwehn eine Speiseanstalt zu kostenden Preisen, schöneingerichtet, mit prächtigen heizbaren Zimmern u. s. w. Nach der Ertheilung der octroyirten Verfassung ist an die Stelle dieses Lokals ein andres, der Armenverwaltung untergeordnetes getreten, wo nicht geheizt wird, die Speisegeschirre fehlen, wo es nicht erlaubt ist, die Speisen an Ort und Stelle zu verzehren, sondern das Quart einer namenlosen Brühe zu 8 Pfg. verkauft wird. Dritte Lösung der socialen Frage! In Wien hüteten die Arbeiter während ihrer Herrschaft die Bank, die Häuser und die Reichthümer der davongelaufenen Bourgeois. Bei ihrer Rückkehr denuncirten dieselben Bourgeois diese „Räuber“ dem Windischgrätz zum Hängen. Die Arbeitslosen, die den Gemeinderath angingen, wurden in die Armee gegen Ungarn gesteckt. Vierte Lösung der sozialen Frage! In Breslau warfen Gemeinderath und Regierung ruhig die Elenden, die im Armenhause ihre Zuflucht suchen müssen, durch Entziehung der physisch unentbehrlichsten Lebensgenüsse der Cholera in die Arme und nahmen erst Notiz von den Schlachtopfern ihrer grausamen Mildthätigkeit, als die Seuche ihnen selbst auf den Leib rückte. Fünfte Lösung der socialen Frage! Im Berliner Verein „mit Gott für König und Vaterland“ erklärte ein Freund der octroyirten Verfassung, es sei penibel, daß man immer noch zur Durchsetzung seiner Interessen und Absichten dem „Proletariat“ Komplimente machen müsse. Das [ist] die Lösung der „Lösung der socialen Frage“. „Die preußischen Spione sind eben deshalb so gefährlich, weil sie nie bezahlt werden, sondern stets hoffen, bezahlt zu werden“, sagt unser Freund Heine. Und die preußischen Bourgeois sind eben deshalb so gefährlich, weil sie nie zahlen, sondern stets zu zahlen versprechen. Die englischen und französischen Bourgeois lassen sich so einen Wahltag schweres Geld kosten. Ihre Bestechungsmanöver sind weltbekannt. Die preußischen Bourgeois „das sind die allerklügsten Leut!“ Viel zu moralisch und solid, um ihren Beutel zu ziehen, zahlen sie mit der „Lösung der socialen Frage“. Das kostet nichts! Doch Montesquieu LVI. zahlt wenigstens, wie Dumont amtlich versichert, die Insertionsgebühren an die „Kölnische Zeitung“ und gibt die Lösung der „socialen Fragen“ – gratis zu. Der praktische Theil der petits Œuvres unseres Montesquieu besteht also darin: Stimmt für Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg! Wählt Camphausen-Hansemann! Schickt uns nach Berlin, laßt unsere Leute sich da erst festsetzen! Das ist die Lösung der socialen Frage!

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Der unsterbliche Hansemann hat diese Fragen gelöst. Erst Herstellung der Ordnung, um den Kredit herzustellen. Dann, wie im Jahre 1844, wo „meinen lieben schlesischen Webern geholfen werden sollte und mußte“, Pulver und Blei, um die „sociale Frage“ zu lösen! Stimmt also für Freunde der octroyirten Verfassung! Aber Montesquieu LVI. nimmt nur die octroyirte Verfassung an, um sie hinterher revidiren und beschwören zu können. Bester Montesquieu! Hast du einmal die Verfassung angenommen, so wirst du sie nur auf ihrer eigenen Grundlage revidiren, d. h. revidiren, so weit es dem Belieben des Königs und der aus Krautjunkern, Finanzbaronen, hohen Beamten und Pfaffen zusammengesetzten zweiten Kammer zusagt. Diese einzig mögliche Revision ist vorsorglicherweise schon in der octroyirten Verfassung selbst angedeutet. Sie besteht in dem Verlassen des konstitutionellen Systems und in der Wiederherstellung des alten christlich-germanischen Ständewesens. Das ist die Revision, die nach Annahme der oktroyirten Verfassung einzig möglich und einzig gestattet ist, was dem Scharfsinn eines Montesquieu nicht entgangen sein kann. Der praktische Theil der petits Œuvres Montesquieu’s LVI. läuft also darauf hinaus: Stimmt für Hansemann-Camphausen! Stimmt für Dumont-Stupp! Stimmt für Brandenburg-Manteuffel! Nehmt die oktroyirte Verfassung an! Wählt Wahlmänner, die die oktroyirte Verfassung annehmen und alles das unter dem Vorwande „die sociale Frage“ zu lösen. Was Teufel scheert uns der Vorwand, wenn es einmal die oktroyirte Verfassung gibt. Aber unser Montesquieu hat seiner praktischen Anweisung, „die sociale Frage“ zu lösen, der wirklichen Pointe seines Riesenwerkes, natürlich einen theoretischen Theil vorhergeschickt. Sehen wir uns diesen theoretischen Theil an. Der tiefsinnige Denker erklärt zuerst, was die „sozialen Fragen“ sind. „Was ist es also eigentlich mit der socialen Frage? Der Mensch soll und will leben. Zum Leben braucht der Mensch Wohnung, Kleidung, Nahrung. Wohnung und Kleidung bringt die Natur gar nicht hervor, Nahrung wächst wild nur spärlich und lange nicht zureichend. Der Mensch muß sich deßhalb diese Bedürfnisse selbst anschaffen. Das geschieht durch Arbeit. Arbeit ist demnach die erste Bedingung unseres Lebens, ohne Arbeit können wir nicht leben. Bei den ersten Völkern baute sich nun Jeder seine Hütte selbst, fertigte sich seine Kleidung aus Thierfellen selbst, brach sich seine Früchte zum Essen selbst. Das war der Urzustand.

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Wenn der Mensch aber nichts braucht als Wohnung, Kleidung, Nahrung, wenn er also bloß seine körperlichen Bedürfnisse befriedigt, so steht er mit dem Thiere auf gleicher Stufe; denn das thut das Thier auch. Der Mensch aber ist ein höheres Wesen, als das Thier, er braucht mehr zum Leben: er braucht Freude, er soll sich zu einem sittlichen Werthe erheben. Das kann er aber nur, wenn er in Gesellschaft lebt. Sobald die Menschen aber in Gesellschaft lebten, trat ein ganz anderes Verhältniß ein. Sie bemerkten bald, daß die Arbeit viel leichter sei, wenn jeder Einzelne nur eine bestimmte Arbeit machte. Und so fertigte der eine Kleidung, der zweite baute Häuser, der dritte sorgte für Nahrung, und der erste gab dem zweiten, was diesem fehlte. So bildeten sich die verschiedenen Stände der Menschen ganz von selbst, indem der eine Jäger, der andere Handwerker, der dritte Ackerbauer wurde. Die Menschen aber blieben dabei nicht stehen; denn die Menschheit muß vorwärts schreiten. Man machte Erfindungen. Man erfand das Spinnen und das Weben, das Schmieden des Eisens, das Gerben der Thierfelle. Je mehr man Erfindungen machte, desto mannigfaltiger ward das Handwerk, desto leichter der Ackerbau, dem das Handwerk Pflug und Spaten lieferte. Alles half sich, Alles griff in einander. Man kam dann mit benachbarten Völkern zusammen; das eine Volk hatte, was das andere entbehrte – und dieses besaß, was jenes nicht hatte. Man tauschte dieses um. So entstand der Handel und damit ein neuer Zweig der menschlichen Thätigkeit. So schritt die Bildung von Stufe zu Stufe fort; von den ersten unbeholfenen Erfindungen kam man in Jahrhunderten endlich zu den Erfindungen unserer Zeit. So bildeten sich unter den Menschen die Wissenschaften und die Künste, und immer reicher, immer mannigfaltiger wurde das Leben. Der Arzt heilte den Kranken, der Pfarrer predigte, der Kaufmann handelte, der Landmann baute das Feld, der Gärtner zog Blumen, der Maurer baute die Häuser, die der Schreiner mit Hausgeräth versah, der Müller mahlte das Mehl, das der Bäcker zu Brot verbackte – Eines griff in das Andere; Niemand konnte allein stehen, Niemand sich seine Bedürfnisse selbst allein verschaffen. Das sind die socialen Verhältnisse. Sie sind ganz naturgemäß von selbst entstanden. Und wenn ihr heute eine Revolution macht, die alle diese Verhältnisse von Grund aus zerstört, wenn ihr dann morgen wieder von Neuem anfangt, zu leben, so werden die Verhältnisse sich genau so wieder bilden, wie sie jetzt sind. Seit Jahrtausenden ist es bei allen Völkern der Erde eben so gewesen. Wenn nun Jemand einen Unterschied macht zwischen Arbeitern und Bourgeoisie – so ist das eine große Lüge. Wir arbeiten alle, Jeder in seiner Art,

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Jeder nach seinen Kräften und Fähigkeiten. Der Arzt arbeitet, wenn er den Kranken besucht, der Musiker, der zum Tanze aufspielt, der Kaufmann, der seine Briefe schreibt, Alle arbeiten, Jeder auf seiner Stelle.“ Hier ist Weisheit! Wer Ohren hat zu hören, der höre! Was ist es also eigentlich mit der physiologischen Frage! Jedes körperliche Wesen setzt eine gewisse Schwere, Dichtigkeit u. dergl. voraus. Jeder organische Körper besteht aus allerhand Bestandtheilen, wovon ein jeder seine eigene Funktion ausübt und wo die wechselseitigen Organe in einander greifen. „Das sind die physiologischen Verhältnisse.“ Montesquieu LVI., es läßt sich nicht läugnen, besitzt ein originelles Talent, für die Vereinfachung der Wissenschaft. Ein Patent (ohne Garantie der Regierung) für Montesquieu LVI. Arbeitsprodukte werden nur durch Arbeit hervorgebracht. Ohne Säen keine Aerndte, ohne Spinnen kein Gespinnst u. s. w. Europa wird sich bewundernd beugen vor dem Riesengenie, das diese Wahrheiten in Köln selbst, ohne jede Beihülfe der „Neuen Preußischen ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Zeitung“, zu Tage gefördert hat. ˙In ˙˙ ˙ der ˙ ˙ Arbeit treten die Menschen in bestimmte Beziehungen, zu einander. Es findet eine Theilung der Arbeit statt, die mehr oder minder mannigfaltig ist. Einer backt, der Andere schmiedet, der Eine wühlt, der Andere heult, Montesquieu LVI. schreibt und Dumont druckt. Adam Smith, erkenne deinen Meister –! Diese Entdeckungen nun, daß die Arbeit und die Theilung der Arbeit Lebensbedingungen jeder menschlichen Gesellschaft sind, befähigen Montesquieu LVI. zu dem Schlusse, daß die „verschiedenen Stände“ naturgemäß sind, daß der Unterschied zwischen „Bourgeoisie und Proletariat“ eine „große Lüge“ ist, daß die bestehenden „socialen Verhältnisse“, mag eine „Revolution“ sie heute von Grund aus zerstören, sich „genau so wieder bilden werden, wie sie jetzt sind“ und daß es endlich unumgänglich nöthig ist, Wahlmänner im Sinne Manteuffels und der oktroyirten Verfassung zu wählen, wenn man anders „für die Noth seiner armen Brüder ein Herz im Busen trägt“ und sich der Achtung Montesquieu LVI. theilhaftig zu machen gedenkt. „Seit Jahrtausenden ist es bei allen Völkern der Erde eben so gewesen“!!! In Egypten gab es Arbeit und Theilung der Arbeit und Kasten; in Griechenland und Rom Arbeit und Theilung der Arbeit – und Freie und Sklaven; im Mittelalter Arbeit und Theilung der Arbeit und Feudalherren und Leibeigene, Zünfte, Stände u. dgl. Zu unserer Zeit giebt es Arbeit und Theilung der Arbeit und Klassen, von denen die eine im Besitz sämmtlicher Produktionsinstrumente und Lebensmittel ist, während die andere

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nur lebt, so lange sie ihre Arbeit verkauft und nur so lange ihre Arbeit verkauft, als die arbeitgebende Klasse sich durch den Ankauf dieser Arbeit bereichert. Ist es also nicht sonnenklar, daß „es bei allen Völkern der Erde seit Jahrtausenden eben so gewesen ist“, wie es heut zu Tage in Preußen ist, weil Arbeit und Theilung der Arbeit stets in einer oder der andern Form existirten? Oder zeigt sich etwa umgekehrt, daß die sozialen Verhältnisse, die Eigenthumsverhältnisse, beständig umgestürzt wurden eben durch die stets veränderte Art der Arbeit und Theilung der Arbeit? Im Jahre 1789 riefen die Bourgeois der feudalen Gesellschaft nicht zu: Adel bleib Adel, Leibeigner bleib’ Leibeigener, Zünftiger bleib zünftig – denn ohne Arbeit und Theilung der Arbeit keine Gesellschaft! Ohne Einathmung der Luft kein Leben! Athmet also die Stickluft ein und öffnet ja nicht die Fenster – so raisonnirt Montesquieu LVI. Es gehört die ganze naiv-tölpelhafte Dummdreistigkeit eines in brutaler Unwissenheit ergrauten deutschen Reichspfahlbürgers dazu, nachdem er die ersten Buchstaben der politischen Oekonomie – Arbeit, Theilung der Arbeit – oberflächlich und schief der trägen Hirnmaterie eingekeilt hat, in Fragen, an denen unser Jahrhundert sich die Zähne ausbeißt, orakelnd mitzusprechen. „Ohne Arbeit und Theilung der Arbeit keine Gesellschaft! Also Wählt Freunde der oktroyirten preußischen Verfassung und nur Freunde der oktroyirten Verfassung zu Wahlmännern.“ Dies Epitaph wird einst in großen Buchstaben auf den Wänden des prachtvollen Marmormausoleums prangen, das die dankbare Nachwelt dem Löser der socialen Frage, Montesquieu LVI. (nicht zu verwechseln mit Heinrich CCLXXXIV. von Reuß-Schleitz-Greitz-Lobenstein-Eberswalde) zu bauen sich verpflichtet fühlen wird. Montesquieu LVI. verheimlicht uns nicht, „wo der Knoten liegt“ und was er zu thun gedenkt, sobald er zum Gesetzgeber proklamirt ist. „Dafür“, belehrt er uns, „muß der Staat sorgen, daß Jeder so viel Erziehung erhält, um etwas Ordentliches in der Welt lernen zu können“. Montesquieu LVI. hat nie davon reden gehört, daß unter den bestehenden Verhältnissen die Theilung der Arbeit an die Stelle der komplizirten Arbeit die einfache, an die Stelle der Erwachsenen die Kinder, an die Stelle der Männer die Weiber, an die Stelle des selbstständigen Arbeiters Automaten setzt, daß in demselben Verhältnisse, worin die moderne Industrie sich entwickelt, die Erziehung des Arbeiters überflüssig und unmöglich wird. Wir verweisen den Kölnischen Montesquieu weder auf St. Simon noch Fourier, sondern auf Malthus und Ricardo. Der Bie-

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dermann lerne erst die ersten Grundlinien der jetzigen Verhältnisse kennen, ehe er sie ausbessert und – Orakel austheilt. „Für Leute, die durch Krankheit, durch Alter verarmt sind, muß die Gemeinde sorgen.“ Und wenn die Gemeinde selbst verarmt, was bei den mit der neuen Verfassung gleichzeitig oktroyirten 100 Millionen Steuern und epidemischen Belagerungszuständen nicht ausbleiben kann, wie dann Montesquieu? „Wo neue Erfindungen oder Handelskrisen ganze Erwerbszweige zerstören, muß der Staat zu Hülfe kommen und Rath schaffen.“ So unvertraut der kölnische Montesquieu mit den Dingen dieser Welt ist, es kann ihm kaum verborgen geblieben sein, daß die „neuen Erfindungen“ und die Handelskrisen so permanent sind, wie die preußischen Ministerialerlasse und Rechtsböden. Die neuen Erfindungen werden in Deutschland speziell erst dann eingeführt, wenn die Concurrenz mit den fremden Völkern ihre Einführung zu einer Lebensfrage macht und sollen die neu aufkommenden Erwerbszweige sich ruiniren, um den untergehenden zur Hülfe zu kommen! Die durch Erfindungen neu aufkommenden Erwerbszweige kommen eben dadurch auf, daß sie wohlfeiler produciren als die untergehenden. Wo Teufel wäre der Vortheil, wenn sie die untergehenden beköstigen müßten? Der Staat aber, die Regierung, gibt bekanntlich nur scheinbar. Erst muß ihm gegeben werden, damit er gebe. Wer aber soll ihm geben, Montesquieu LVI.? Der untergehende Erwerbszweig, damit er noch schneller untergehe? Oder der aufkommende, damit er schon im Aufkommen verkümmre? Oder die von den neuen Erfindungen nicht berührten Erwerbszweige, damit sie durch die Erfindung einer neuen Steuer bankeruttiren? Ueberlege Dir das reiflich, Montesquieu LVI.! Und nun gar die Handelskrisen, Bester? Wenn eine europäische Handelskrise ausbricht, so kann der preußische Staat nichts ängstlicher in Betracht ziehen, als wie er den gewohnten Steuerquellen durch Execution u. dergl. die letzten Wassertropfen abpresse. Der arme preußische Staat! Damit der preußische Staat die Handelskrisen unschädlich mache, müßte er außer der Nationalarbeit noch eine dritte Einnahmequelle in den Wolken besitzen. Allerdings, wenn sich durch Allerhöchste Neujahrswünsche, Wrangel’sche Armeebefehle oder Manteuffel’sche Ministerialerlasse Geld aus der Erde stampfen ließe, die „Steuerverweigerung“ würde keinen so panischen Schrecken unter die preußischen „Lieben Getreuen“ geworfen und die sociale Frage auch ohne octroyirte Verfassung gelöst worden sein.

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Man weiß, daß die „Neue Preußische Zeitung“ unsern Hansemann für einen Communisten erklärte, weil er die Steuerbefreiungen aufzuheben gedachte. Unser Montesquieu, der niemals die „Neue Preußische Zei˙ ˙ ˙ jeden ˙ ˙ ˙ ˙˙für ˙ ˙ ˙einen ˙˙ tung“ gelesen, kömmt von selbst in Köln auf den Einfall, ˙„Communisten“ ˙˙˙ und „rothen Republikaner“ zu erklären, der die octroyirte Verfassung bedroht! Also stimmt für Manteuffel oder ihr seid nicht nur persönliche Feinde der Arbeit und der Theilung der Arbeit, sondern auch Communisten und rothe Republikaner. Erkennt den neuesten „Rechtsboden“ Brüggemann’s an, oder – verzichtet auf den Code civil! Figaro, tu n’aurais pas trouve´ c¸a! Morgen mehr von Montesquieu LVI.! Neue Rheinische Zeitung. Nr. 202, 22. Januar 1849

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* K ö l n, 21. Januar. Montesquieu LVI. sucht den „geschenkten Gaul“, ˙ ˙˙ die octroyirte Verfassung, mit der ganzen kleinpfiffigen Verschlagenheit eines vielerfahrenen Roßtäuschers an die Urwähler loszuschlagen. Er ist der Montesquieu des Pferdemarkts. Wer die octroyirte Verfassung nicht will, der will die Republik und nicht nur die Republik schlechthin, sondern die rothe Republik! Leider handelt es sich bei unsern Wahlen um nichts weniger, als Republik und rothe Republik. Es handelt sich einfach darum: Wollt ihr den alten Absolutismus sammt einem neu aufgefrischten Ständewesen – oder wollt ihr ein bürgerliches Repräsentativsystem? Wollt ihr eine politische Verfassung, die den „bestehenden socialen Verhältnissen“ vergangener Jahrhunderte entspricht, oder wollt ihr eine politische Verfassung, die den „bestehenden socialen Verhältnissen“ eures Jahrhunderts zusagt? Es handelt sich in dieser Angelegenheit also um nichts weniger, als um einen Kampf gegen die bürgerlichen Eigenthumsverhältnisse, wie er in Frankreich stattfindet und in England sich vorbereitet. Es handelt sich vielmehr um den Kampf gegen eine politische Verfassung, welche die „bürgerlichen Eigenthumsverhältnisse“ gefährdet, indem sie den Repräsentanten der „feudalen Eigenthumsverhältnisse“, dem Könige von Gottes Gnaden, der Armee, der Bureaukratie, den Krautjunkern und einigen mit ihnen verbündeten Finanzbaronen und Spießbürgern das Staatsruder überantwortet. Durch die oktroyirte Verfassung ist die soziale Frage im Sinne dieser Herren gelöst. Kein Zweifel.

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Was ist die „soziale Frage“ im Sinne des Beamten? Es ist die Behauptung seines Gehalts und seiner bisherigen dem Volke übergeordneten Stellung. Und was ist die „sociale Frage“ im Sinne des Adels und seiner großen Grundbesitzer? Es ist die Behauptung der bisherigen feudalen Grundgerechtigkeiten, die Beschlagnahme der einträglichsten Stellen in Armee und Civil durch seine Familien, endlich der direkte Almosenempfang aus der Staatskasse. Außer diesen handgreiflichen materiellen und darum „heiligsten“ Interessen der Herren „mit Gott, für König und Vaterland“ handelt es sich für sie natürlich auch um Behauptung der gesellschaftlichen Auszeichnungen, die ihre Race von der schlechten bürgerlichen, bäuerlichen und plebejischen Race unterscheiden. Die alte Nationalversammlung wurde ja eben auseinandergejagt, weil sie die Hand an diese „heiligsten Interessen“ zu legen wagte. Was die Herren unter „Revision“ der oktroyirten Verfassung verstehen, ist, wie schon früher angedeutet wurde, nichts anders als die Einführung des ständischen Systems, d. h. einer Form der politischen Verfassung, welche die „socialen“ Interessen des Feudaladels, der Bureaukratie und des Königsthums von Gottes Gnaden vertritt. Noch einmal! Kein Zweifel, daß die „sociale Frage“ im Sinne des Adels und der Bureaukratie durch die oktroyirte Verfassung gelöst ist, d. h., daß sie diesen Herren eine Regierungsform schenkt, welche die Volksausbeutung durch diese Halbgötter sicherstellt. Aber ist die „sociale Frage“ im Sinne der Bourgeoisie durch die oktroyirte Verfassung gelöst? In andern Worten, erhält die Bourgeoisie eine Staatsform, in der sie die gemeinsamen Angelegenheiten ihrer Klasse, die Interessen des Handels, der Industrie, des Ackerbaus frei verwalten, die Staatsgelder auf die produktivste Weise verwenden, die Staatshaushaltung auf die wohlfeilste Weise einrichten, die Nationalarbeit wirksam nach Außen beschützen und nach Innen alle vom feudalen Schlamme versperrten Springquellen des Nationalreichthums eröffnen kann? Zeigt uns die Geschichte ein einziges Beispiel, daß die Bourgeoisie mit einem von Gottes Gnaden oktroyirten Könige je eine ihren materiellen Interessen entsprechende politische Staatsform durchzusetzen vermochte? Um die konstitutionelle Monarchie zu begründen, mußte sie in England zweimal die Stuarts verjagen, in Frankreich die angestammten Bourbonen, in Belgien den Nassauer. Woher dies Phänomen? Ein angestammter König von Gottes Gnaden, das ist kein einzelnes Individuum, das ist der leibhafte Repräsentant der alten Gesellschaft in-

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nerhalb der neuen Gesellschaft. Die Staatsmacht in den Händen des Königs von Gottes Gnaden, das ist die Staatsmacht in den Händen der alten, nur mehr ruinenweise existirenden Gesellschaft, das ist die Staatsmacht in den Händen der feudalen Stände, deren Interesse dem Interesse der Bourgeoisie aufs feindlichste gegenübersteht. Die Grundlage der octroyirten Verfassung ist aber eben der „König von Gottes Gnaden“. Wie die feudalen Gesellschaftselemente in dem Königthum von Gottes Gnaden ihre politische Spitze, so erblickt das Königthum von Gottes Gnaden in den feudalen Ständen seine gesellschaftliche Unterlage, die bekannte „Königsmauer“. So oft daher die Interessen der Feudalherrn und der von ihnen beherrschten Armee und Büreaukratie mit den Interessen der Bourgeoisie sich kreuzen, wird das gottesbegnadete Königthum jedesmal zu einem Staatsstreich gedrängt und eine revolutionäre oder contrerevolutionäre Krise vorbereitet werden. Warum wurde die Nationalversammlung verjagt? Nur, weil sie das Interesse der Bourgeoisie gegen das Interesse des Feudalismus vertrat; weil sie die [die] Agricultur hemmenden Feudalverhältnisse aufheben, die Armee und Büreaukratie dem Handel und der Industrie unterordnen, der Verschleudrung des Staatsschatzes Einhalt thun, die adligen und bureaukratischen Titel abschaffen wollte. In allen diesen Fragen handelte es sich vorzugsweise und unmittelbar um das Interesse der Bourgeoisie. Also Staatsstreiche und contrerevolutionäre Krisen, das sind die Lebensbedingungen des Königthums von Gottes Gnaden, welches durch März- oder andre Ereignisse gezwungen worden ist, sich zu demüthigen und die Scheinform eines bürgerlichen Königthums widerstrebend anzunehmen. Kann in einer Staatsform, deren nothwendige Pointe Staatsstreiche, contrerevolutionäre Krisen und Belagerungszustände sind, der Kredit je wieder aufkommen? Welcher Wahn! Die bürgerliche Industrie muß die Fesseln des Absolutismus und Feudalismus sprengen. Eine Revolution gegen beide beweist eben nur, daß die bürgerliche Industrie einen Höhepunkt erreicht hat, wo sie eine ihr angemessene Staatsform erobern oder untergehn muß. Das mit der octroyirten Verfassung gesicherte büreaucratische Vormundsschaftssystem ist der Tod der Industrie. Betrachtet nur die preußische Bergwerksverwaltung, die Fabrikreglements u. dgl.! Wenn der englische Fabrikant seine Produktionskosten mit denen des preußischen

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Fabrikanten vergleicht, so wird er stets in erster Linie den Zeitverlust feststellen, den der preußische Fabrikant durch die nothwendige Beobachtung der büreaukratischen Vorschriften erleidet. Welcher Zuckerraffineur erinnert sich nicht des preußischen Handelsvertrags mit Holland im Jahre 1839? Welcher preußische Industrielle erröthet nicht bei der Erinnerung an das Jahr 1846, wo die preußische Regierung einer ganzen Provinz die Ausfuhr nach Galizien durch ihre Gefälligkeit gegen die östreichische Regierung abschnitt und das preußische Ministerium, als Bankerut auf Bankerut in Breslau ausbrach, verwundert erklärte, es habe nicht gewußt, daß eine so bedeutende Ausfuhr nach Galizien u. s. w. stattfinde! Männer derselben Race werden durch die oktroyirte Verfassung an die Spitze des Staatsruders gestellt, wie dies Geschenk selbst aus den Händen dieser Männer kömmt. Beseht es euch also zweimal. Das Abenteuer mit Galizien ruft unsere Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt. Damals opferte die preußische Regierung der Contrerevolution im Bund mit Oestreich und Rußland die schlesische Industrie und den schlesischen Handel. Dies Manöver wird sich täglich wiederholen. Der Banquier der preußisch-östreichisch-russischen Contrerevolution, worin das gottbegnadigte Königthum mit seinen Königsmauern seine auswärtige Stütze stets suchen wird und suchen muß – ist England. Der gefährlichste Gegner der deutschen Industrie ist dasselbe – England. Wir glauben, diese zwei Data sprechen hinreichend. Im Innern die Industrie gehemmt durch bureaukratische Fesseln, die Agrikultur durch feudale Privilegien, nach außen der Handel durch die Contrerevolution an England verkauft – das sind die Schicksale des preußischen Nationalreichthums unter der Aegide der octroyirten Verfassung. Der Bericht der „Finanzkommission“ der auseinandergejagten Nationalversammlung hat hinreichendes Licht über die gottbegnadete Verwaltung des Staatsvermögens verbreitet. Indeß weist dieser Bericht nur beispielsweise Summen auf, die der Staatskasse entzogen wurden, um die wankenden Königsmauern zu stützen und die ausländischen Prätendenten des absoluten Königthums (Don Carlos) zu vergolden. Diese Gelder, die aus den Taschen der übrigen Staatsbürger entwendet werden, damit die Aristokratie ein etatsmäßiges Leben führe und die „Stützen“ des feudalen Königthums in Stand erhalten bleiben, sind aber nur Nebensache bei Betrachtung des mit der Manteuffelschen Verfassung gleichzeitig octroyirten Staatshaushalts. Vor allem eine starke Armee, damit die Minorität die Majorität beherrsche, möglichst großes Beamtenheer, damit möglichst viele dem allgemeinen

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Interesse durch ihr Privatinteresse entfremdet werden; Verwendung der Staatsgelder in unproduktivster Weise, damit der Reichthum, wie die „Neue Preußische Zeitung“ sagt, die Unterthanen nicht übermüthig ma˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ Beiseitelegen ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ che;˙ ˙möglichstes der Staatsgelder statt industrieller Verwendung derselben, damit die gottbegnadete Regierung in leicht vorauszusehenden Momenten der Krise dem Volke selbstständig gegenüber treten könne – das sind die Grundzüge der octroyirten Staatshaltung. Verwendung der Steuern, um die Staatsmacht als unterdrückende, selbstständige und geheiligte Gewalt der Industrie, dem Handel, dem Ackerbau gegenüber zu behaupten, statt sie zum profanen Werkzeug der bürgerlichen Gesellschaft herabzuwürdigen – das ist das Lebensprinzip der octroyirten preußischen Verfassung! Wie der Geber, so das Geschenk. Wie die jetzige preußische Regierung, so die von ihr geschenkte Verfassung. Um die Feindschaft dieser Regierung gegen die Bourgeoisie zu charakterisiren, genügt es auf ihre projektirte Gewerbeordnung aufmerksam zu machen. Die Regierung sucht zur Zunft zurückzukehren unter dem Vorwande, zur Association fortzuschreiten. Die Concurrenz zwingt, immer wohlfeiler zu produciren, daher auf immer größerer Stufenleiter, d. h. mit größerem Kapital, mit stets erweiterter Theilung der Arbeit und stets vermehrter Anwendung der Maschinerie. Jede neue Theilung der Arbeit entwerthet die alte Geschicklichkeit des Handwerkers, jede neue Maschine verdrängt hunderte von Arbeitern, jedes Arbeiten auf größerer Stufenleiter, d. h. mit größerem Capital ruinirt den kleinen Kram und den kleinbürgerlichen Betrieb. Die Regierung verspricht dem Handwerk, es gegenüber dem fabrikmäßigen Betrieb, der erworbenen Geschicklichkeit, sie gegenüber der Theilung der Arbeit, dem kleinen Kapital, es gegenüber dem großen durch feudale Zunftinstitutionen zu sichern. Also die deutsche, speziell die preußische Nation, die nur mit Mühe dem gänzlichen Unterliegen vor der englischen Concurrenz durch die äußerste Kraftanstrengung widersteht, soll ihr widerstandslos in die Arme geworfen werden, indem ihr eine gewerbliche Organisation aufgedrungen wird, die den modernen Produktionsmitteln widerspricht und von der modernen Industrie in die Luft gesprengt worden ist! Wir sind sicher die letzten, die die Herrschaft der Bourgeoisie wollen. Wir haben zuerst in Deutschland unsre Stimme gegen sie erhoben, als die jetzigen „Männer der That“ in subalternem Krakehl sich selbstgefällig herumtrieben. Aber wir rufen den Arbeitern und Kleinbürgern zu: Leidet lieber in der modernen bürgerlichen Gesellschaft, die durch ihre Industrie die materiellen Mittel zur Begründung einer neuen, euch alle befreienden Gesell-

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schaft schafft, als daß ihr zu einer vergangenen Gesellschaftsform zurückkehrt, die unter dem Vorwand, eure Klassen zu retten, die ganze Nation in mittelalterige Barbarei zurückstürzt! Die gottbegnadete Regierung aber hat, wie wir gesehen haben, zu ihrer gesellschaftlichen Unterlage mittelalterige Stände und Zustände. Sie paßt nicht für die moderne bürgerliche Gesellschaft. Sie muß eine Gesellschaft nach ihrem Bilde herzustellen suchen. Es ist reine Konsequenz, wenn sie die freie Konkurrenz durch die Zunft, die Maschinenspinnerei durch das Spinnrad, den Dampfpflug durch die Hacke zu verdrängen sucht. Wie kömmt es also unter diesen Verhältnissen, daß die preußische Bourgeoisie, ganz im Widerspruch zu ihren französischen, englischen und belgischen Vorgängern die octroyirte Verfassung (mit ihr das Königthum von Gottes Gnaden, die Bureaukratie und das Junkerthum) als ihr Schiboleth ausposaunt? Der kommerzielle und industrielle Theil der Bourgeoisie wirft sich der Contrerevolution in die Arme aus Furcht vor der Revolution. Als wenn die Contrerevolution etwas anders als die Ouverture zur Revolution wäre? Außerdem gibt es einen Theil der Bourgeoisie, der gleichgültig gegen die Gesammtinteressen seiner Klasse ein besonderes, denselben sogar feindliches Sonderinteresse verfolgt. Es sind das die Finanzbarone, großen Staatsgläubiger, Banquiers, Rentiers, deren Reichthum in demselben Maße wächst, wie die Volksarmuth und endlich Leute, deren Geschäft auf die alten Staatszustände angelegt ist, z. B. Dumont und sein litterarisches Lumpenproletariat. Es sind ehrsüchtige Professoren, Advokaten u. dergl. Leute, die blos in einem Staate, wo es ein einträgliches Geschäft ist, das Volk an die Regierung zu verrathen, ansehnliche Posten zu erhaschen hoffen können. Es sind einzelne Fabrikanten, die mit der Regierung gute Geschäfte machen, Lieferanten, die ihre bedeutenden Procente aus der allgemeinen Volksausbeutung ziehen, Spießbürger, deren Wichtigkeit in einem großen politischen Leben verloren geht, Gemeinderäthe, die unter dem Schutz der bisherigen Institutionen ihre schmutzigen Privatinteressen auf Kosten der öffentlichen gefördert haben, Oelhändler, die durch Verrath der Revolution Excellenzen und Ritter des Adlerordens, bankerutte Tuchhändler und Eisenbahnspekulanten, die kgl. Bankdirektoren geworden sind u. s. w. u. s. w. „Das sind die Freunde der octroyirten Verfassung.“ Wenn die Bourgeoisie für diese ihre armen Brüder ein Herz im Busen hat, und wenn sie der Achtung Montesquieu’s LVI. sich würdig machen will, so wähle sie Wahlmänner im Sinne der octroyirten Verfassung.

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Karl Marx Die Wahlen (24. Januar 1849)

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 203, 24. Januar 1849

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* K ö l n, 23. Januar. Der Wahlsieg der Demokraten in der Rheinprovinz ist vollständig. In Neuß, Düsseldorf, Kaiserswerth, Gerresheim, Hamm bei Düsseldorf, Mülheim am Rhein, Siegburg, Bonn, Andernach, Coblenz u. s. w. haben die Demokraten überall die entschiedenste, oft an Einstimmigkeit gränzende Majorität. Und in Köln selbst gehören zwei Drittel der Wahlmänner der demokratischen Partei, sehr viele der arbeitenden Klasse an. Wir werden morgen, wenn es irgend möglich ist, die beiden Parteilisten abdrucken, damit man sieht, welchen Kredit beim Volke jene soidisant Volksmänner genießen, die seit sechs Wochen alle Mittel der Agitation aufwandten und sich als die natürlichen Repräsentanten der Einwohner Köln’s hinstellten. Was ihnen ihre Niederlage kostet, werden wir ebenfalls abdrucken. Wenn die übrigen Provinzen nur halb so entschieden wählen, so bleibt der oktroyirten Verfassung wirklich nichts, als die „Gnade Gottes“.

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Karl Marx Die Wahlen (25. Januar 1849)

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 204, 25. Januar 1849

* K ö l n, 24. Jan. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit Ehren-Brüggemann nach einer neuen „rettenden That der Krone“. Derselbe tiefe Denker, der noch vor nicht gar langer Zeit das allgemeine Stimmrecht als eine der glorreichsten und kostbarsten „Märzerrungenschaften“ pries; derselbe grundehrliche Mann ist heute der Meinung, daß selbst das jetzige octroyirte und beschränkte Stimmrecht wieder wegoctroyirt werden müsse. „So viel, sagt Ehren-Brüggemann, so viel muß dem Beobachter, welcher Partei er auch angehöre, gestern klar geworden sein – das gegenwärtige Wahlgesetz macht, so lange nicht durch andere politische Institutionen eine allgemeinere Theilnahme an den Wahlen und eine häufigere Berührung und bessere gegenseitige Kenntniß der Bezirksgenossen erwirkt ist, vernünftige und maßgebende Wahlen unmöglich.“ Und warum nicht? Mit einem tiefen Seufzer antwortet Brüggemann: „Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß im Ganzen die vereinigten Linken mit ihren Kandidaten (in ihrem Schmerz bringt es die Kölnische fertig, noch schlechteres Deutsch zu schreiben, als gewöhnlich) über die Kandidaten der konstitutionellen Partei den Sieg davon getragen haben.“ Und wo die konstitutionelle Partei, diese „wahre Majorität“, dieser „Kern der Bevölkerung“, so geschlagen wird, wie hier in Köln vorgestern, da kann natürlich von „vernünftigen und maßgebenden Wahlen“ nicht die Rede sein. Das ist keine Volksvertretung. Die besten Leute, die Stützen der braven Konstitutionellen haben offenbar nicht mitgestimmt. Eine kleine, aber thätige Minorität hat in Abwesenheit der Majorität die Wahlen eskamotirt. Hört nur den weisen Brüggemann: „Den Hauptgrund dieses unerwarteten Ausfalls haben wir in der erschreckenden Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes zu suchen.“

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Also das ist das Resultat der 182 000 Flugblätter und 162 000 Abdrücke in der edlen „Kölnischen“ – die erschreckende Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes! Welche „erschreckende“ Langweiligkeit und Leere muß der „mittlere Bürgerstand“ in diesen sechszehn konstitutionellen Flugblättern entdeckt haben! Welche Naivetät der Bürgervereinszeitung, gerade in der Wirkungslosigkeit und Ohnmacht ihrer krampfhaftesten Anstrengungen den „Haupt-Grund“ der Niederlage zu sehen! Aber wie sieht es aus mit dieser „erschreckenden Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes“? Man sehe doch die Listen der gewählten Wahlmänner durch, ob nicht die Majorität gerade dem „mittleren Bürgerstande“ angehören! Man sehe die Kandidatenlisten der Konstitutionellen an, ob sie nicht der Mehrzahl nach Kandidaten enthalten, die nicht dem mittleren Bürgerstande angehören, sondern „eine gesellschaftliche Stellung“ besitzen! Man vergleiche diese Listen mit den demokratischen, ob nicht überall der Reichthum, das hergebrachte Ansehen, die amtliche Stellung, gerade dem „mittleren Bürgerstande“ erlegen ist! Nur einige Beispiele: Im 3. Wahlbezirk wurde den fünf demokratischen Kandidaten Hr. Pastor Busch fünfmal entgegengestellt, und fiel fünfmal durch gegen einen Gymnasiallehrer, einen Leineweber, einen Anstreicher, einen Kammmacher und einen Fabrikanten. Im 9. Bezirk siegten fünf demokratische Kandidaten über fünf Herren von der höheren Bourgeoisie, worunter ein Stadtrath und ein Quadratfüßler. Im 29. Bezirk fiel Hr. Stadtrath Michels fünfmal durch gegen Kandidaten, die sämmtlich zum mittleren Bürgerstande gezählt werden können. Im 30. Bezirk siegte ein Schneidergesell über einen sehr vermögenden Pumpenmacher, ein Spezereihändler über den Kanzler des Domkapitels Hrn. v. Groote, ein Branntweinbrenner über den Domkapitular Hrn. Trost u. s. w. Im 32. Bezirk siegten die fünf Hauptkandidaten, worunter drei Advokaten, aus dem einfachen Grunde, weil 138 Wähler aus dem mittleren Bürgerstande, nicht mitstimmten. Die Mehrzahl davon hätte für die Demokraten gestimmt. „Die erschreckende Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes“ verhalf also gerade hier nicht den Demokraten, sondern den Konstitutionellen zum Sieg! Im 49. Bezirk fiel Hr. Karl Boisseree, Kohlenhändler etc. durchaus nicht dem mittleren Bürgerstande angehörig, achtmal durch gegen acht Demokraten aus dem „mittleren Bürgerstande“.

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Endlich im 45. Bezirk, doch hören wir zuerst Hrn. Brüggemann selbst: „Im 45. Bezirk, der 530 Urwähler enthält, wurde in der ersten Wahl bei 242 wirklich Wählenden der Kommandant, Herr Oberst Engels, in der dritten Wahl, nachdem die Demokraten über Mittag einigen Sukkurs geholt, bei 260 wirklich Wählenden als Kandidat der Letztern ein Wahlmann von der alleräußersten sozialistisch-demokratischen Gesinnung gewählt! Was ist nun die Ueberzeugung und Gesinnung des 45. Bezirks?“ Letztere Frage könnte sich Ehren-Brüggemann selbst beantworten, da er bekanntlich im Wahllokal des 45. Bezirks sich die ganzen beiden Wahltage aufgehalten und den Sieg der konstitutionellen Kandidaten in diesem Hauptquartier des Bürgervereins mit allen Mitteln durchzusetzen suchte. Aber vergebens, und daher die Thränen! Im 45. Wahlbezirk – Sie müssen es wissen, Herr Brüggemann – ging es folgendermaßen her: Die Herren vom Bürgerverein hatten sich höchst pünktlich zur bestimmten Stunde eingefunden. Die Demokraten blieben etwas länger aus. Sofort schritten die Herren vom Bürgerverein zur Wahl, und setzten den Oberst Engels – hört, hört – mit Einer Stimme Majorität – durch. Und dieser Eine entscheidende Stimmzettel enthielt weiter nichts als den Namen „Engels“ ohne weitere Qualifikation. Gegen diesen glorreichen Wahlsieg des Hrn. Engels vermittelst Einer zweifelhaften Stimme haben aber zwei Hundert vier und dreißig Urwähler des Bezirks Protest eingelegt – also fast doppelt soviel, als für Hrn. Engels stimmten. Wie aber ging es den übrigen sieben Kandidaten des Bürgervereins? Der zweite Kandidat war Herr Stupp, der wohlbekannte Ex-Abgeordnete, der in Berlin davonlief und nach Brandenburg ging. Hr. Stupp fiel durch gegen Herrn Hummelsheim, einen entschiedenen Demokraten aus dem „mittleren Bürgerstande“. Der dritte war der wohlangesehene und sehr wohlhabende Kaufmann Herr Franz Heuser, der, wie wir oben sehen, zum großen Entsetzen des Herrn Brüggemann gegen einen „alleräußersten demokratisch-sozialistischen“ Kandidaten durchfiel. Aber die Demokraten hatten „Sukkurs geholt“! Ei Herr Brüggemann, und warum holten Sie denn keinen Sukkurs? Warum liefen Sie und die übrigen Herren vom Bürgerverein nicht von Haus zu Haus, um den „mittleren Bürgerstand“ aus seiner „erschreckenden Theilnahmlosigkeit“ emporzurütteln? Warum drückten Sie den Leuten nicht noch einige Exemplare jener wunderthätigen, 344 000 mal abgezognen Flugblätter in die Hand? Ach, es wäre umsonst gewesen! Die Demokraten waren zu übermächtig. Sie sehen es ein, verkannter Brüggemann, vous aviez travaille´ pour le roi de Prusse!

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Doch weiter. Der vierte Kandidat war Hr. Advokat-Anwalt Fay, MitChef des Bürgervereins und Inhaber der Lösung der sozialen Frage. Auch du, Brutus! Die unbarmherzigen Wähler opferten ihn einem Buchdruckereibesitzer „aus dem mittleren Bürgerstande“, und Herr Fay fiel durch. Der fünfter war Herr Advokat-Anwalt Compes, Ex-Nationalversammelter von Frankfurt. Aber auch ihm leuchtete kein guter Stern: er fiel durch gegen den Schlossermeister Monius „aus dem mittleren Bürgerstande.“ Der sechste war Herr Ochse-Stern, der Leihhausverwalter, der mit seinen Pfandzetteln das ganze Proletariat und den ganzen mittleren Bürgerstand beherrscht. Er fiel durch gegen den Privatmann Froitzheim „aus dem mittleren Bürgerstande“. Der siebente war Herr Advokat-Anwalt Esser II., Ex-Abgeordneter in Berlin, der mit Hrn. Stupp am 9. Oktober im Davonlaufen wetteiferte. Er folgte seinem Genossen auch hier; er fiel durch gegen den Schneider Tilz „aus dem mittleren Bürgerstande“. Der achte endlich, Hr. Pastor Rollertz, erlag ebenfalls einem Gegner aus dem „mittleren Bürgerstande“, dem Kaufmann Hrn. Hospelt. Also sieben demokratische Wahlmänner, fast alle „aus dem mittleren Bürgerstande“, siegten gegen sieben Lokalgrößen, worunter zwei Exdeputirte, ein Pastor, ein Nationalversammelter, und ein Löser der sozialen Frage – und nur Ein nicht dem „mittleren Bürgerstand“ angehöriger Heulerwahlmann ging durch, und noch obendrein mit Einer zweifelhaften Stimme und verfolgt von einem Protest mit 234 Unterschriften! Und diesen Bezirk wählt Hr. Brüggemann, um auszurufen: Was ist nun die Gesinnung und Ueberzeugung dieses Bezirks! Diesen Bezirk, in dem der mittlere Bürgerstand entschieden siegte, wählt er, um „die erschreckende Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes“ zu beweisen! Armer Brüggemann! Die Beklemmung raubt ihm den letzten Rest von Besinnung. Uebrigens stehen auf den Armenlisten der Stadt Köln 25 000 Köpfe, die öffentliche Unterstützung erhalten. Diese 25 000 Köpfe, d. h. gerade 29 pCt. oder fast ein Drittel der Gesammtbevölkerung, sind nicht vertreten. Ferner sind die vielen Arbeiter nicht vertreten, die entweder noch keine 6 Monate hier, oder die keine Preußen sind. Nun ziehe man diese Kategorieen von der Gesammtmasse des Proletariats ab, und wie viel Proletarier bleiben übrig, die das Stimmrecht haben? Wahrhaftig, wenn das Proletariat und die kleine Bourgeoisie nicht zusammengehalten hätten, die konservative größere Bourgeoisie hätte siegen müssen! Und dabei faselt ein Brüggemann von erschreckender Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes!

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Die Sache ist einfach: Wo der Sieg der einen oder der andern Partei gewiß war, da blieben manche Wähler beider Parteien aus, oder erschienen erst wenn das Resultat zu schwanken anfing. Gerade die Sicherheit des Resultats machte die Leute scheinbar gleichgültig. Aber hätte er sie alle herbeigetrieben, Hr. Brüggemann hätte doch seiner braven Partei keinen Sieg verschafft. Dafür haben die „rettenden Thaten der Krone“ gesorgt. Uebrigens mögen die Demokraten nicht zu übermüthig sein. Es ist nicht zu läugnen, daß gerade hier in Köln die Wahlen unentschiedener ausgefallen sind als sonst in der Provinz. Die Demokraten mögen sorgen, daß unsere Gegner nicht durch Intriguen und Spaltungen bei den Wahlmännern wenigstens ein Stück des verlornen Terrains wieder gewinnen. Von der Thätigkeit der Demokraten hängt es ab, ob der errungene Sieg vollständig ausgebeutet werden wird. So lange die Deputirten nicht ernannt sind, so lange dürfen wir nicht ruhen. Also wachsam und thätig!

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 205, 26. Januar 1849

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* K ö l n, 25. Januar. Selten, aber doch von Zeit zu Zeit hat man den Genuß, aus dem Niederschlag, den die doppelte Sündfluth der Revolution und Contrerevolution hinterlassen hat, einen Wegweiser aus der guten alten vormärzlichen Zeit emporragen zu sehen. Berge sind versetzt, Thäler ausgefüllt, Wälder zu Boden gestreckt worden, aber der Wegweiser steht noch auf der alten Stelle, angestrichen mit den alten Farben, und trägt noch immer die alte Inschrift: „Nach Schilda!“ Ein solcher Wegweiser streckt uns aus Nro. 21 der Berliner Nationalzeitung seinen hölzernen Arm entgegen mit der Inschrift: „An die Urwähler. Nach Schilda!“ Der wohlgemeinte Rath der Nationalzeitung an die Urwähler erklärt ihnen zuerst: „Es ist die Stunde gekommen, wo zum zweiten Male das preußische Volk daran geht, das schwer errungene allgemeine Wahlrecht auszuüben“, (als ob das oktroyirte sogenannte allgemeine Wahlrecht, mit seiner in jedem Dorf verschiedenen Interpretation, noch dasselbe Wahlrecht sei, wie das vom 8. April!) „aus dem die Männer hervorgehen sollen, die zum zweiten Male auszusprechen haben, welches der Sinn (!), die Meinung (!!), und der Wille (!!!) nicht einzelner Stände und Klassen, sondern des ganzen Volkes ist.“ Schweigen wir von dem fettwanstig-unbehülflichen Styl dieses, langsam von einem Wort zum andern fortkeuchenden Satzes. Das allgemeine Wahlrecht, heißt es, soll uns enthüllen, was der Wille nicht einzelner Stände und Klassen, sondern des ganzen Volkes ist. Schön! Und woraus besteht „das ganze Volk“? Aus „einzelnen Ständen und Klassen“. Und woraus besteht „der Wille des ganzen Volkes“? Aus den einzelnen sich widersprechenden „Willen“ der „einzelnen Stände und Klassen“, also gerade aus dem Willen, den die Nationalzeitung als das direkte Gegentheil des „Willens des ganzen Volkes“ hinstellt.

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Großer Logiker der Nationalzeitung! Aber für die Nationalzeitung existirt ein Wille des ganzen Volkes, der keine Summe widersprechender Willen, sondern ein einiger bestimmter Wille ist. Wie das? Das ist – der Wille der Majorität. Und was ist der Wille der Majorität? Es ist der Wille, der aus den Interessen, der Lebensstellung, den Existenzbedingungen der Majorität hervorgeht. Um also einen und denselben Willen zu haben, müssen die Glieder der Majorität dieselben Interessen, dieselbe Lebensstellung, dieselben Existenzbedingungen haben, oder in ihren Interessen, ihrer Lebensstellung, ihren Existenzbedingungen einstweilen noch verkettet sein. Auf Deutsch: Der Wille des Volks, der Wille der Majorität, ist der Wille nicht einzelner Stände und Klassen, sondern Einer einzigen Klasse und derjenigen andern Klassen und Klassenabtheilungen, die dieser einen herrschenden Klasse gesellschaftlich, d. h. industriell und kommerziell unterworfen sind. „Was sollen wir aber dazu sagen?“ Der Wille des ganzen Volkes ist der Wille einer herrschenden Klasse? Allerdings, und gerade das allgemeine Stimmrecht ist nun die Magnetnadel, die, wenn auch erst nach verschiedenen Schwankungen, schließlich doch diese zur Herrschaft berufene Klasse anzeigt. Und diese gute National-Zeitung faselt noch immer, wie dies Anno 1847 geschah, von einem imaginären „Willen des ganzen Volkes“! Weiter. Nach diesem erhebenden Exordium setzt sie uns in Erstaunen durch die vielsagende Bemerkung: „Im Januar 1849 ist der Stand der Dinge ein anderer, als in den an Hoffnung und Erhebung (warum nicht auch an Andacht?) so reichen Maitagen des Jahres 1848.“ Damals stand Alles im Blüthenschmuck, Und die Sonnenlichter lachten, Und die Vöglein sangen so hoffnungsvoll, Und die Menschen hofften und dachten, Sie dachten: „Damals schien Alles einig, daß die großen Reformen, die in Preußen schon längst hätten vorgenommen werden sollen, wenn auf den im Jahre 1807–14 gelegten Grundlagen, in dem damaligen Geiste und entsprechend der seitdem gestiegenen Bildung und Einsicht, weiter fortgebaut worden wäre – nun vollständig und ungesäumt zur Ausführung kommen müßten.“

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„Damals schien Alles einig“! Große, göttliche Naivetät der NationalZeitung! Damals, als die Garden wuthknirschend aus Berlin zurückzogen, als der Prinz von Preußen in einer Postillonsjacke eilends davon laufen mußte, als der hohe Adel und die hohe Bourgeoisie ihren Zorn in sich fraßen ob der Schmach, die dem Könige im Schloßhof angethan, als ihn das Volk zwang die Mütze abzuziehen vor den Märzleichen – „damals schien Alles einig“! Weiß der Himmel, es ist schon stark, so etwas sich eingebildet zu haben, aber jetzt, nachdem man sich selbst als geprellt anerkennen muß, seine geprellte Leichtgläubigkeit noch an die große Glocke zu hängen – wahrhaftig, c’est par trop bonhomme! Und worüber „schien Alles einig“? Darüber, „daß die großen Reformen, welche ... hätten vorgenommen werden sollen, wenn ... fortgebaut worden wäre, nun ... zur Ausführung kommen müßten“. Darüber war, nein schien Alles einig. Große Märzerrungenschaft, in würdiger Sprache ausgedrückt! Und welche „Reformen“ waren dies? Die Entwicklung der „Grundlagen von 1807–14, in dem damaligen Geist und entsprechend der seitdem gestiegenen Bildung und Einsicht“. D. h. in dem Geist von 1807–14 und zugleich in einem ganz andern Geist. Der „damalige Geist“ bestand ganz einfach in dem höchst materiellen Druck der damaligen Franzosen auf die damalige preußische Junkermonarchie, sowie in dem damaligen ebenfalls wenig günstigen Finanzdefizit des Königreichs Preußen. Um den Bürger und Bauer steuerzahlungsfähig zu machen, um wenigstens dem Scheine nach einige der Reformen bei den königl.-preußischen Unterthanen einzuführen, mit de˙˙ ˙ ˙Theile ˙˙ nen die Franzosen die eroberten Deutschlands überschütteten; kurz, um die in allen Fugen krachende, verrottete Monarchie der Hohenzollern wieder einigermaßen zu flicken, deßwegen wurden einige knauserige sogenannte Städteordnungen, Ablösungsordnungen, Militärinstitutionen etc. gemacht. Alle diese Reformen zeichneten sich durch Nichts aus, als daß sie volle hundert Jahre hinter der französischen Revolution von 1789, ja hinter der englischen von 1640 zurückblieben. Und das sollen die Grundlagen für das revolutionirte Preußen sein? Aber die altpreußische Einbildung sieht immer Preußen im Mittelpunkt der Weltgeschichte, während der Staat der Intelligenz in Wirklichkeit stets von ihr durch den Koth nachgeschleift worden ist. Diese altpreußische Einbildung muß natürlich ignoriren, daß Preußen, so lange es von den Franzosen keine Fußtritte bekam, ruhig auf den unentwickelten

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Grundlagen von 1807–1814 hocken blieb und kein Glied rührte. Sie muß ignoriren, daß diese Grundlagen längst vergessen waren, als die glorreiche büreaukratisch-junkerthümliche k.-preußische Monarchie letzten Februar von den Franzosen einen neuen so gewaltigen Stoß erhielt, daß sie von ihren „Grundlagen von 1807–1814“ glorreichst herunterpurzelte. Sie muß ignoriren, daß es sich für die k.-preußische Monarchie keineswegs um diese Grundlagen, sondern bloß um Abwendung der weiteren Folgen des von Frankreich erhaltenen Anstoßes handelte. Das Alles aber ignorirt die preußische Einbildung, und als sie den Stoß plötzlich erhält, schreit sie, wie ein Kind nach der Amme, nach den verrotteten Grundlagen von 1807–1814! Als ob nicht das Preußen von 1848 nach Gebiet, Industrie, Handel, Verkehrsmitteln, Bildung und Klassenverhältnissen ein ganz andres Land sei, wie das Preußen der „Grundlagen von 1807–1814“! Als ob nicht seit jener Zeit zwei ganz neue Klassen, das industrielle Proletariat und die freie Bauernklasse, in seine Geschichte eingegriffen hätten, als ob die preußische Bourgeoisie von 1848 nicht eine ganz andre sei, als die schüchterne, demüthige und dankbare Kleinbürgerschaft aus der Zeit der „Grundlagen“! Aber das hilft Alles nichts. Ein braver Preuße darf nichts kennen als seine „Grundlagen von 1807 bis 1814“. Das sind einmal die Grundlagen, darauf wird fortgebaut, und damit basta. Der Anfang einer der kolossalsten geschichtlichen Umwälzungen wird zusammengetrocknet zum Ende einer der winzigsten Scheinreform-Prellereien – so versteht man die Revolution in Altpreußen! Und in dieser selbstgefällig-bornirten Schwärmerei aus der vaterländischen Geschichte „schien Alles einig“ – freilich, Gottlob, nur in Berlin! Weiter. „Diejenigen Stände und Klassen, welche Privilegien und Vorrechte aufzugeben hatten ... an denen es war, in Zukunft nur in gleichem Recht mit allen ihren Mitbürgern zu stehn, ... schienen bereit dazu – erfüllt von der Ueberzeugung, daß der alte Zustand unhaltbar geworden sei, daß es in ihrem eignen wohlverstandnen Interesse liege ...“ Seht den sanftmüthigen und von Herzen demüthigen Bürgersmann, wie er die Revolution abermals eskamotirt! Der Adel, die Pfaffen, die Büreaukraten, die Offiziere „schienen bereit“, ihre Privilegien aufzugeben, nicht weil das bewaffnete Volk sie dazu zwang, weil die, im ersten Schrecken vor der europäischen Revolution, unaufhaltsam eingerissene Demoralisation und Desorganisation in ihren eigenen Reihen sie widerstandslos machte – nein! Die friedlichen, wohlwollenden und für beide Theile vortheilhaften „Transaktionen“, um mit Hrn. Camphausen zu spre-

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chen, vom 24. Februar und 18. März hatten sie mit der „Ueberzeugung erfüllt“, daß dies „in ihrem eignen wohlverstandenen Interesse liege“! Die Märzrevolution und vollends der 24. Februar im wohlverstandenen Interesse der Herren Krautjunker, Consistorialräthe, Regierungsräthe und Gardelieutnants – Das ist doch wahrhaftig ein pyramidaler Einfall! Aber leider! „Heut ist es nicht mehr so. Die Nutznießer und Anhänger des alten Zustandes wollen, weit davon entfernt, ihrer Pflicht gemäß (!) selbst zu helfen, daß der alte Schutt abgeräumt und das neue Haus gebaut werde, nur die alten Trümmer, unter denen der Boden so bedenklich gewankt hat, stützen und mit einigen anscheinend der neuen Zeit sich anschmiegenden Formen ausputzen.“ „Heut ist es nicht mehr so“ – als es im Mai zu sein schien, d. h. es ist nicht mehr so wie es im Mai nicht war, oder es ist gerade so wie es im Mai war. Solches Deutsch schreibt man in der Berliner National-Zeitung und ist noch stolz darauf obendrein. Mit einem Wort: Der Mai 1848 und der Januar 1849 unterscheiden sich nur durch den Schein. Früher schienen die Contrerevolutionäre ihre Pflicht einzusehen, heute sehen sie sie wirklich und unverhohlen nicht ein, und darüber jammert der ruhige Bürger. Es ist ja doch die Pflicht der Contrerevolutionäre, ihre Interessen in ihrem eignen wohlverstandenen Interesse aufzugeben! Es ist ihre Pflicht, sich selbst ihre Lebensadern aufzuschneiden – und doch thun sie’s nicht – so jammert der Mann des wohlverstandenen Interesses! Und warum thun Eure Feinde jetzt das nicht, was, wie Ihr sagt, doch ihre Pflicht ist? Weil Ihr selbst im Frühjahr Eure „Pflicht“ nicht gethan, – weil Ihr damals, als Ihr stark waret, Euch wie Memmen benommen und vor der Revolution gezittert habt, die Euch groß und gewaltig machen sollte; weil Ihr selbst den alten Schutt habt liegen lassen und Euch selbstgefällig bespiegelt habt in der Aureole eines halben Erfolgs! Und nun, da die Contrerevolution stark geworden über Nacht und Euch den Fuß auf den Nacken setzt, nun, da unter Euren Füßen der Boden bedenklich wankt, nun verlangt Ihr, die Contrerevolution soll Eure Dienerin werden, soll den Schutt wegräumen, den Ihr wegzuräumen zu schwach und zu feig waret, sie, die Mächtige soll sich Euch Schwachen opfern? Kindische Thoren Ihr! Aber wartet eine kurze Zeit, und das Volk wird sich erheben und mit Einem mächtigen Stoß Euch zu Boden strecken mit sammt der Contrerevolution, gegen die Ihr jetzt so ohnmächtig anbellt! (Schluß folgt.)

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe

* K ö l n, 27. Januar. (Die Berliner Nationalzeitung an die Urwähler. – ˙ ˙˙ Schluß.) Wir haben in unserm ersten Artikel einen Umstand nicht berücksichtigt, der der National-Ztg. allerdings scheinbar zur Entschuldigung ge˙ ˙ ˙ Nati ˙ ˙ onal-Ztg. schreibt nicht frei, sie steht unter dem reichen könnte: Die ˙ ˙ ˙ dem Belagerungszustand muß sie allerBelagerungszustand. Und˙ ˙ unter dings singen: Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen, Denn mein Geheimniß ist nur Pflicht; Ich möchte dir mein ganzes Inn’re zeigen, Allein das Schicksal will es nicht!!! Inzwischen erscheinen die Zeitungen nicht, selbst unter dem Belagerungszustande nicht, um das Gegentheil von ihrer Meinung zu sagen, und dann findet auf die erste, bisher von uns in Betracht gezogene Hälfte des fraglichen Artikels, der Belagerungszustand keine Anwendung. Der Belagerungszustand ist nicht Schuld an dem wulstigen, unklaren Styl der National-Zeitung. ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ist nicht Schuld daran, daß die National-ZeiDer Belagerungszustand ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ tung sich nach dem März allerlei biedermännische Illusionen˙ machte. ˙ ˙ ˙Der ˙ Belagerungszustand zwingt die National-Zeitung keineswegs, die ˙ ˙˙ ˙der ˙ ˙ ˙ Reformen ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ von 1807 bis Revolution von 1848 zum Schleppenträger 1814 zu machen. Der Belagerungszustand, mit einem Wort, zwingt die National-Zeitung ˙˙ ˙ ˙ ˙Contrere˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ keineswegs, über den Entwicklungsgang der Revolution ˙und volution von 1848 so absurde Vorstellungen zu haben, wie wir sie ihr vor 2 Tagen nachwiesen. Nicht die Vergangenheit, nur die Gegenwart fällt dem Belagerungszustand anheim. Deshalb trugen wir bei der Kritik der ersten Hälfte des fraglichen Artikels dem Belagerungszustand keine Rechnung, und eben deshalb werden wir ihm heute Rechnung tragen. Die National-Zeitung, nach Beendigung ihrer historischen Einleitung ˙ ˙˙ ˙ nun ˙ ˙ ˙ folgendermaßen ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ wendet sich an die Urwähler: „Es gilt den angebahnten Fortschritt zu sichern, die Errungenschaften festzuhalten.“ Welchen „Fortschritt“? Welche „Errungenschaften“? Den „Fortschritt“, daß es „heute nicht mehr so ist“, wie es im Mai „schien“? Die „Errungenschaft“, daß „die Nutznießer des alten Zustandes weit entfernt sind, ihrer Pflicht gemäß selbst zu helfen, daß der alte Schutt aufgeräumt

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werde“? Oder die oktroyirten „Errungenschaften“, die „die alten Trümmer stützen und mit einigen der neuen Zeit anscheinend sich anschmiegenden Formen ausputzen“? Der Belagerungszustand, meine Herren, von der Nationalzeitung, ist keine Entschuldigung für Gedankenlosigkeit und Konfusion. Der „Fortschritt“, der vor der Hand am besten „angebahnt“ ist, ist der Rückschritt zum alten System, und auf dieser Fortschrittsbahn schreiten wir täglich weiter. Die einzige „Errungenschaft“, die uns geblieben ist – und das ist keine spezifisch-preußische, keine „März“-Errungenschaft, sondern das Resultat der europäischen Revolution von 1848 – ist die allgemeinste, entschiedenste, blutigste, gewaltsamste Contrerevolution, die aber selbst nur eine Phase der europäischen Revolution und daher nur die Erzeugerin eines neuen, allgemeinen und siegreichen revolutionären Gegenschlags ist. Aber die Nationalzeitung weiß das vielleicht so gut wie wir, und darf es nur nicht sagen wegen des Belagerungszustandes? Man höre: „Wir wollen nicht eine Fortdauer der Revolution; wir sind Feinde aller Anarchie, jeder Gewaltthat und Willkür; wir wollen Gesetz, Ruhe und Ordnung.“ Der Belagerungszustand, meine Herren zwingt Sie höchstens zum Schweigen, nie zum Reden. Diesen letztcitirten Satz nehmen wir daher zu Protokoll: sprechen Sie aus ihm, um so besser; spricht der Belagerungszustand aus ihm, so brauchten Sie sich nicht zu seinem Organ herzugeben. Entweder sind Sie revolutionär, oder Sie sind es nicht. Sind Sie es nicht, so sind wir von vorn herein Gegner; sind Sie es, so mußten Sie schweigen. Aber Sie sprechen mit solcher Ueberzeugung, Sie haben so honette Antecedentien, daß wir ruhig annehmen können: der Belagerungszustand ist dieser Betheurung gänzlich fremd. „Wir wollen nicht eine Fortdauer der Revolution.“ Das heißt: wir wollen die Fortdauer der Contrerevolution. Denn aus der gewaltsamen Contrerevolution, das ist eine historische Thatsache, kommt man entweder gar nicht heraus oder nur durch die Revolution. „Wir wollen nicht eine Fortdauer der Revolution“, das heißt: wir erkennen die Revolution als geschlossen an, als zu ihrem Ziel gelangt. Und das Ziel, an dem die Revolution am 21. Januar 1849, als der fragliche Artikel verfaßt wurde, angelangt war, dies Ziel war eben – die Contrerevolution. „Wir sind Feinde aller Anarchie, jeder Gewaltthat und Willkür.“

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Also auch Feinde der „Anarchie“, die nach jeder Revolution bis zur Konsolidirung der neuen Verhältnisse eintritt, Feinde der „Gewaltthaten“ vom 24. Februar und 18. März, Feinde der „Willkür“, die einen verrotteten Zustand und seine morschen gesetzlichen Stützpfeiler rücksichtslos zertrümmert! „Wir wollen Gesetz, Ruhe und Ordnung“! In der That, der Moment ist gut gewählt, vor „Gesetz, Ruhe und Ordnung“ niederzuknieen, gegen die Revolution zu protestiren und in das triviale Zeter gegen Anarchie, Gewaltthat und Willkür einzustimmen! Gut gewählt, gerade in dem Augenblick, wo die Revolution unter dem Schutz der Bajonette und Kanonen offiziell zu einem gemeinen Verbrechen umgestempelt, wo „Anarchie, Gewaltthat und Willkür“ durch königliche kontrasignirte Ordonnanzen unverhohlen in Praxis gesetzt, wo das „Gesetz“, das die Kamarilla uns aufoktroyirt, stets gegen uns, nie für uns angewandt wird, wo „Ruhe und Ordnung“ darin bestehen, daß man die Contrerevolution in „Ruhe“ läßt, damit sie ihre altpreußische „Ordnung“ der Dinge herstellen kann! Nein, meine Herren, aus Ihnen spricht kein Belagerungszustand, aus Ihnen spricht der unverfälschteste, ins Berlinische übersetzte Odilon Barrot mit all seiner Bornirtheit, all seiner Impotenz, all seinen frommen Wünschen. Kein Revolutionär ist so taktlos, so verkindet, so feig, daß er die Revolution gerade dann verläugnet, wenn die Contrerevolution ihre glänzendsten Triumphe feiert. Wenn er nicht sprechen kann, so handelt er, und wenn er nicht handeln kann, so schweigt er lieber ganz. Aber verfolgen die Herren von der Nationalzeitung nicht vielleicht eine schlaue Politik? Treten sie vielleicht deshalb so zahm auf, um noch einen Theil der sogenannten Gemäßigten am Vorabend der Wahlen für die Opposition zu gewinnen? Wir haben es gesagt, vom ersten Tage an als die Contrerevolution über uns hereinbrach, von jetzt an gibt es nur noch zwei Parteien: die „Revolutionäre“ und die „Contrerevolutionäre“; nur noch zwei Parolen: „die demokratische Republik“ oder „die absolute Monarchie“. Alles was dazwischen liegt, ist keine Partei mehr, ist bloße Fraktion. Die Contrerevolution hat Alles gethan, unsern Ausspruch wahr zu machen. Die Wahlen sind seine glänzendste Bestätigung. Und zu einer solchen Zeit, wo die Parteien einander so schroff entgegenstehen, wo der Kampf mit der größten Erbitterung geführt wird, wo nur die erdrückende Uebermacht der organisirten Soldateska verhindert, daß der Kampf mit den Waffen in der Hand ausgefochten wird – zu einer solchen Zeit hört alle Vermittlungspolitik auf. Man muß selbst OdilonBarrot sein, um dann den Odilon-Barrot spielen zu können.

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Aber unsere Berliner Barrots haben ihre Vorbehalte, ihre Bedingungen, ihre Interpretationen. Heuler sind sie, aber durchaus keine Heuler schlechtweg; sie sind Heuler mit einem „Das heißt“, Heuler von der leisen Opposition: „Aber wir wollen neue Gesetze, wie sie der erwachte freie Volksgeist und der Grundsatz der Gleichberechtigung fordert; wir wollen eine wahrhaft demokratisch-konstitutionelle Ordnung“ (d. h. ein wahrhaftes Unding); „wir wollen Ruhe die auf mehr sich stützt als auf Bajonette und Belagerungszustände; die eine politisch und sittlich (!) begründete Beruhigung der Gemüther ist, hervorgerufen durch die durch Thaten und Einrichtungen gewährleistete Ueberzeugung, daß jeder Klasse des Volks ihr Recht“ etc. etc. Wir können uns die Arbeit ersparen, diesen belagerungszuständlichen Satz zu Ende zu schreiben. Genug die Herren „wollen“ nicht die Revolution, sondern nur eine kleine Blumenlese aus den Resultaten der Revolution; etwas Demokratie, aber auch etwas Konstitutionalismus, einige neue Gesetze, Entfernung der feudalen Institutionen, bürgerliche Gleichheit etc. etc. Mit andern Worten, die Herren von der Nationalzeitung und die von der Berliner Ex-Linken, deren Organ sie ist, wollen akkurat dasselbe von der Contrerevolution erlangen, weßhalb die Contrerevolution sie auseinander gejagt. Nichts gelernt und nichts vergessen! Die Herren „wollen“ lauter Dinge, die sie nie erlangen werden, außer durch eine neue Revolution. Und eine neue Revolution wollen sie nicht. Eine neue Revolution würde ihnen aber auch ganz andere Dinge bringen, als die oben aufgestellten bescheiden-bürgerlichen Forderungen enthalten. Und darum haben die Herren ganz Recht, keine Revolution zu wollen. Das Beste aber ist, daß sich die geschichtliche Entwickelung wenig darum kümmert, was die Barrot’s „wollen“ oder nicht „wollen“. Der Pariser Original-Barrot „wollte“ auch am 24. Februar nur ganz beschei˙ ˙ durchsetzen; und dene Reformen und namentlich ein Portefeuille für ˙sich kaum hatte er Beides erhascht, so schlugen die Wogen über ihm zusammen und er verschwand mit seinem ganzen tugendhaften, kleinbürgerlichen Anhang in der revolutionären Sündfluth. Auch jetzt, wo er endlich wieder ein Ministerium erhascht hat, „will“ er wieder gar mancherlei; aber nichts von dem, was er will, geschieht. Das ist von jeher das Schicksal der Barrot’s gewesen. Und so wird es den Berliner Barrot’s auch gehen.

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Sie werden, mit oder ohne Belagerungszustand, fortfahren, das Publikum mit ihren frommen Wünschen zu ennuyiren, sie werden allerhöchstens einige wenige dieser Wünsche auf dem Papier durchsetzen, und zuletzt entweder von der Krone oder vom Volke in Ruhestand versetzt werden. Aber in Ruhestand versetzt werden sie jedenfalls.

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Friedrich Engels Antwort von Oberst Engels

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 205, 26. Januar 1849. Beilage

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* K ö l n . Von Hrn. Oberst Engels kommt uns folgende Antwort auf unsere vorgestrige Interpellation zu: Auf die Insertion in Nro. 203 der neuen Rheinischen Zeitung antworte mit Nein. Nur Bürger haben sich die meiner Ueberzeugung nach ungesetzliche Aeußerung erlaubt, daß diesen Häusern von den Soldaten noch lange nicht genug geschehen. Cöln den 24t Januar 1849 ˙ ˙˙ Engels Obrist. 2ter Commandant. ˙ ˙˙ ˙˙ An Eine Wohllöbliche Redaktion der neuen Rheinischen Zeitung. Wir werden nun wahrscheinlich in diesen Tagen neue Interpellationen an Hrn. Engels zu richten haben, und zwar wegen der Wahlen.

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Karl Marx Urwahl-Erfahrungen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 206, 27. Januar 1849

* K ö l n, 26. Januar. Mit schwerem Herzen, aber stets bereit, seinen Mitbürgern das Schatzkästlein seines Geistes zu öffnen, antwortet EhrenBrüggemann auf unsern vorgestrigen Artikel durch „Urwahl-Erfahrungen“. Herr Brüggemann bleibt dabei: Das gegenwärtige Wahlgesetz macht, so lange nicht etc. etc. ... vernünftige und maßgebende Wahlen unmöglich. Schönes Kompliment für das octroyirte Wahlgesetz! Um so schöner, als sein Verfasser Niemand anders ist, als der dankbarste Anbeter der im neuen Wahlgesetz vollendeten „rettenden That der Krone“! Die „rettende That der Krone“ läuft also darauf hinaus, daß sie „vernünftige und maßgebende Wahlen unmöglich“ gemacht, und EhrenBrüggemann überzeugt hat, daß wir uns noch lange nicht „schmeicheln dürfen, die Revolution definitiv abgeschlossen zu haben“! Armer Brüggemann! Unglückliche Krone! Herr Brüggemann bemüht sich nun, Mittel aufzufinden, welche, vereint mit dem jetzigen Wahlgesetze, „vernünftige und maßgebende“, d. h. nicht demokratische, nicht oppositionelle Wahlen, Wahlen im Sinne der rettenden That vom 5. Dezember möglich machen. ˙ ˙ ˙ nebst specieller Vertretung des großen Sehr einfach! Ein hoher Census Grundbesitzes würde gewiß alle Anforderungen des tiefen Denkers Brüggemann befriedigen. Aber nein! Die Krone hat einen Schein von allgemeinem Stimmrecht beibehalten, und Brüggemann hat Ordre, nie reaktionärer zu sein, als die Krone. Es muß auch solche Käuze geben, sagt Manteuffel, wenn man ihm von Brüggemann spricht. Deswegen halten „Wir die Errungenschaft des allgemeinen Stimmrechts für sehr werthvoll“, denn „Uns ist es Ernst um die wahre Demokratie“ – so lange nämlich nicht „neue Octroyirungen werden nothwendig werden“!!

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Aber woran liegt es denn, daß die „Errungenschaft des allgemeinen Stimmrechts“ zu demokratischen Wahlen geführt und ihren Verehrer Brüggemann so tief gekränkt hat? Die Wahlen waren diesmal entschiedene Parteiwahlen. Das beweist der Umstand, daß fast überall die erste Wahl zugleich die enge, entscheidende Wahl war. Die Urwähler stimmten in voller Kenntniß der Sache; es handelte sich für sie um Sturz oder um Aufrechthaltung des Ministeriums und seiner kontrerevolutionären Akte. Die ungeheuere Majorität des Landes – das ist jetzt schon gewiß – erklärt sich für den Sturz des Ministeriums, für Vernichtung seiner Akte. Herr Brüggemann will das Gegentheil, und er vertritt doch die „wahre Demokratie“, die „wahre“ Majorität. Wie hängt das zusammen? Die Sache hat, nach Ehren-Brüggemann, zwei Haken. Erstens: „Es fehlte überall an einer genügend allgemeinen Theilnahme.“ Die „erschreckende Theilnahmlosigkeit des mittleren Bürgerstandes“ ist bereits eingeschrumpft zu einem bloßen Mangel „an einer genügend allgemeinen Theilnahme“. Erste „Urwahl-Erfahrung“ und, um mit Hrn. Brüggemann zu reden: „von dieser Erfahrung wollen wir sogleich Urkunde nehmen“. Wir haben auf diesen Punkt bereits geantwortet. Wir behaupten, daß dieser Mangel an Theilnahme, wo er existirte, aus der Sicherheit des Resultats hervorging, und auf das Resultat selbst keinen Einfluß gehabt hat. Wir behaupten ferner, daß er an manchen Orten aus dem Schamgefühl mancher Conservativen hervorging, die im November, sei es aus Ehrlichkeit, sei es aus Furcht vor einer neuen Revolution, Dankadressen an die Nationalversammlung schickten und jetzt nicht für die entgegengesetzte Politik stimmen mögen. Nicht jeder Heuler ist ein Lazzarone, der heute schreit: eviva la constituzione, und morgen für eine Schüssel Macaroni sein: eviva il Re` e la santa fede in die Welt brüllt. Nicht jeder Bourgeois versteht so unverzüglich den Mantel nach dem Winde zu hängen, wie gewisse unerschütterliche Catonen des Rechtsbodens. Oder sagen Sie uns doch, Herr Brüggemann, warum konnten die Demokraten zuweilen „über Mittag succurs holen“, während Sie seufzend bekennen: „Wir haben in den letzten Wochen zu einer allgemeinen Theilnahme wiederholt aufgefordert, und wiederholt jeden Leser gebeten in seinem Kreise für eine möglichst allgemeine Betheiligung ... zu wirken ... Diese Anmahnungen sind ... wohl größtentheils umsonst gewesen!“ Nun der zweite Haken: „Die gegenseitige Fremdheit der Wahlgenossen.“ Allerdings, hätten sämmtliche „Wahlgenossen“ der heiligen Stadt Köln die erhabenen Eigenschaften Ehren-Brüggemann’s gekannt, er wäre in allen 64 Bezirken zum Wahlmanne gewählt worden, während die „gegen-

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seitige Fremdheit der Wahlgenossen“ ihn jetzt in seinem eigenen Bezirke durchfallen ließ! Wenn unsere gegenwärtigen Wahlen einigermaßen entschieden ausgefallen sind, so liegt das gerade daran, daß diese Fremdheit existirte, oder daß, wo sie nicht existirte, man handelte, als ob man einander fremd sei. Man wählte nicht den „ehrenwerthen Charakter,“ den „angesehenen Mann,“ den „einflußreichen Kapitalisten,“ man wählte den Demokraten oder den Contrerevolutionär, den Oppositionsmann oder den Konservativen. Man hatte die Hauptsache im Auge und ließ sich nicht durch persönliche Rücksichten bestimmen. Und daher werden unsere Wahlen uns – so oder so – eine Entscheidung bringen. Aber das gerade kränkt unsern Brüggemann so tief. Und darum macht er Projekte, wie dieser Fremdheit abzuhelfen, wie die Urwähler des Bezirks persönlich mit einander bekannt zu machen, wie persönliche, patriarchalische Beziehungen in die Wahl hineinzubringen seien; darum schlägt er vor, die Wahlmänner zu permanenten Bezirksvertretern zu machen, damit bei ihrer Wahl nicht die einfache Rücksicht gelte: ob sie gut genug seien, einen Deputirten im Sinne des Bezirks zu ernennen, sondern damit hunderte andere Rücksichten ins Spiel kommen, die mit der Wahl gar nichts zu thun haben, z. B. ob sie gute Geschäftsmänner sind und zu Gemeindeverordneten u. s. w. passen, ob sie allerlei für die Wahl gleichgültige Kapazitäten und Kenntnisse besitzen etc. Die indirekte Wahl ist schon eine höchst verworrene und unnütze Operation. Aber für Ehren-Brüggemann, den Ritter von der wahren, der oktroyirten Demokratie, ist sie noch viel zu einfach. Er möchte sie so unklar machen, daß kein Mensch mehr daraus klug würde. Dann erst, wenn die Verwicklung, das Tohuwabohu auf den höchsten Grad gediehen, dann erst hofft unser oktroyirter Schlaukopf auf „vernünftige und maßgebende Wahlen“! Aber Alles das reicht noch nicht hin. Das Alles soll blos gelten „Zum Uebergang und für die Zwischenzeit“. Das Ziel von dem Allen liegt anderswo. Man höre: „Eine Kluft liegt zwischen den verschiedenen Berufs- und Lebenskreisen unserer heutigen bürgerlichen Gesellschaft, die damit, daß das Wahlgesetz sie ignorirt, wahrlich noch nicht ausgefüllt ist! Könnte man einstweilen die – unseres Erachtens sehr falsche und abergläubige – politische Scheu vor gesetzlicher Anerkennung und Berücksichtigung dieser Unterschiede noch nicht überwinden, so müßte man mindestens – obige Uebergangsmaßregeln ergreifen.“ Dazu erklärt Hr. Brüggemann: „Man solle den rettenden Ausweg nicht in dem alten ausgefahrenen Geleise des nackten Census suchen.“

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Das heißt, gerade herausgesprochen, dasselbe, was die Galgenzeitung täglich predigt: Mit einer modernen Volksvertretung ist nicht zu regieren. Man schaffe das allgemeine Wahlrecht ab und wähle nach Ständen, man jage die konstitutionellen Kammern zum Teufel und berufe den alten ständischen Vereinigten Landtag, der allein noch kapabel ist, mit Gott für König und Vaterland zu marschiren! Diese Dinge predigt Hr. Brüggemann in der Kölnischen Zeitung 11 Monate nach der Februarrevolution, 10 Monate nach den März-„Ereignissen“; und diesen unverhüllten Feudalmist nennt er „wahre Demokratie“ und „Befestigung des demokratischen Prinzips“ durch „weitere ergänzende demokratische Organisationen auf dem gewerblichen und sozialen Gebiete“!!! In der That, wir machen Fortschritte!

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Friedrich Engels Preußischer Steckbrief gegen Kossuth

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 207, 28. Januar 1849

* K ö l n, 21. Januar. So eben erhalten wir folgendes, im Oppelner Kreisblatt abgedruckte erbauliche Aktenstück: Steckbrief. Nach einer Mittheilung der k. k. österreichischen Regierungs-Kommission in Krakau sind in Ungarn solche Anstalten getroffen, daß Kossuth unter fremden Namen über Breslau nach Hamburg gelange, und wird vermuthet, daß er die Richtung über Myslowitz, Gleiwitz und Kosel einschlagen werde. In Folge Auftrages des Herrn Ober-Präsidenten der Provinz Schlesien veranlasse ich daher die Polizeibehörden, Ortsgerichte und Gensd’armen auf den Kossuth, dessen Signalement nachstehend angegeben ist, genau zu vigiliren, denselben im Betretungsfalle anzuhalten und sicher an mich zur weiteren Veranlassung abzuliefern. (Folgt hierauf das Signalement Kossuth’s, wie wir es bereits mitgetheilt.) Das ganze erbauliche Aktenstück ist unterzeichnet: Oppeln, den 17. Januar 1849. Der Königliche Landrath Hoffmann. Was sagen unsre Leser hierzu? Die gottbegnadeten Manteuffel der Wasserpolakei haben nicht übel Lust, den großen Agitator Kossuth, falls er geschlagen würde und glücklich die Gränze überschreiten sollte, zu verhaften und an seine Henker zur schleunigsten Begnadigung mit Pulver und Blei abzuliefern. Diese Auslieferung, sollte sie wirklich zu Stande kommen, würde der niederträchtigste Verrath, der infamste Bruch des Völkerrechts sein, den die Geschichte kennt. Preußen hatte gegen Deutsch-Oestreich nach dem alten Bundesrecht allerdings die Verpflichtung, die wegen auf deutschem Bundesgebiet begangener Handlungen inkriminirten politischen Flüchtlinge auf Verlan˙ ˙ ˙ ˙ Bundesrecht ˙ gen auszuliefern. Die Revolution hat das ˙alte umgestoßen, und selbst unter Pfuel waren Wiener Flüchtlinge in Berlin sicher. Aber

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gegen Ungarn hat Preußen keine derartige Verpflichtung. Ungarn ist ein unabhängiger Staat, und wenn Preußen ungarische Flüchtlinge, die nur wegen auf ungarischem Boden begangener Handlungen inkriminirt werden können, ausliefert, so begeht es dieselbe schamlose Infamie, als ob es russische oder polnische Flüchtlinge an Rußland auslieferte. Selbst unter dem Regime Bodelschwingh wagte man es nicht, die übergetretenen Galizischen und Krakauer Flüchtlinge an Oesterreich auszuliefern. Aber freilich, dafür waren wir auch damals unter der absoluten Monarchie, und heute sind wir konstitutionell! Noch mehr. Kossuth, sollte er preußisches Gebiet betreten, ist kein politischer Flüchtling, sondern eine auf neutrales Gebiet übergetretene kriegführende Partei. Deutsch-Oesterreich, ein selbstständiger Staatenbund, führt mit Ungarn, einem selbstständigen Staate, Krieg; weßhalb, geht Preußen nichts an. Und selbst 1831 wagte man nicht die übergetretenen Polen an Rußland auszuliefern; aber damals waren wir auch unter der absoluten Monarchie, und heute sind wir konstitutionell! Wir signalisiren die wohlwollenden Absichten der preußischen Regierung gegen Kossuth der öffentlichen Meinung. Wir sind überzeugt, daß dies hinreicht, um einen solchen Sturm der Sympathie für den größten Mann des Jahres 1848, der Indignation gegen die Regierung hervorzurufen, daß selbst ein Manteuffel nicht wagen wird, dagegen aufzutreten. Aber freilich! Einstweilen noch regiert Kossuth, von dem Enthusiasmus des ganzen Magyarenvolkes umgeben, in Debreczin, noch sprengen seine muthigen Husaren über die ungarischen Pußten, noch steht Windischgrätz rathlos vor den Sümpfen der Theiß, und Eure Steckbriefe sind mehr lächerlich als fürchterlich!

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Friedrich Engels Vor dem Instruktionsrichter

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe

* K ö l n, 27. Januar. Gestern stellte sich wieder einer der SeptemberFlüchtlinge, Friedrich Engels, Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, vor den Instruktionsrichter. Es wurde nach kurzem Verhör die Erklärung erlassen, daß nichts gegen ihn vorliege. Dies zur Berichtigung einer kurzen Notiz in der „Düsseldorfer Zeitung“.

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Karl Marx Zustand in Paris

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* P a r i s, 28. Januar. Die Gefahr eines Volksaufstandes ist vor der Hand ˙ ˙ ˙Votum der Kammer gegen die Dringlichkeit des Klubbeseitigt durch das verbots, d. h. gegen das Klubverbot überhaupt. Aber eine neue Gefahr taucht auf: die Gefahr des Staatsstreichs. Man lese den heutigen National und sage ob nicht aus jeder Zeile die Furcht vor dem Staatsstreich hervorleuchtet. „Das Votum von heute ist ein tödtlicher Streich für das Kabinet, und wir fordern Herrn Odilon-Barrot, Faucher und tutti quanti heraus, jetzt ihre Portefeuilles noch länger zu behaupten.“ Soweit scheint der National noch guten Muths zu sein. Aber man höre den Nachsatz: – „ohne in offne Revolte gegen den Geist und den Buchstaben der Verfassung zu treten!“ Und was läge Herrn Odilon-Barrot, Faucher und tutti quanti daran, in offne Revolte gegen die Verfassung zu treten! Seit wann schwärmen Barrot und Faucher für die Verfassung von 1848! Der National droht den Ministern nicht mehr, er demonstrirt ihnen, daß sie abtreten müssen, er demonstrirt dem Präsidenten, daß er sie entlassen muß. Und das in einem Lande, wo sich der Rücktritt der Minister nach einem solchen Votum seit dreißig Jahren von selbst versteht! Der Präsident der Republik, sagt der National, wird das hoffentlich einsehn, daß die Majorität und das Kabinet in vollständiger Zwietracht sind, daß er durch Entlassung des Kabinets die Bande zwischen sich und der Majorität enger knüpfen wird, daß zwischen ihm und der Majorität nur ein Hinderniß des guten Vernehmens besteht: das Kabinet. Ja, der National sucht dem Ministerium eine goldene Brücke zum Rückzug zu bauen: er wünscht, daß die Anklage gegen die Minister fallen gelassen werde. Das Votum sei Strafe genug. Dies letzte Mittel möge

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aufgespart werden, bis die Minister die Konstitution wirklich durch einen vollendeten Akt verletzt haben. Ja, ruft er zuletzt aus, Alles macht es dem Kabinet zur Pflicht, sich zurückzuziehen; seine eigenen Worte binden es der Art, daß wir zögern zu glauben, es werde die Gewalt zu behalten wagen. Hr. Barrot erklärte heut Abend, daß, wenn die Dringlichkeit verworfen werde, die Versammlung selbst die Verantwortlichkeit für die Ereignisse übernehme. Gut, wo die Verantwortlichkeit aufhört, muß auch die Macht aufhören. Will das Kabinet nicht verantwortlich sein für die Ereignisse, so darf es sie auch nicht dirigiren. Hr. Barrot hat seine Demission auf der Tribune niedergelegt, indem er die Verantwortlichkeit ablehnte. Kurz: der National glaubt nicht an den freiwilligen Rücktritt des Ministeriums, und eben so wenig an seine Entlassung durch den Präsidenten. Wenn aber das Ministerium dem Votum der Versammlung trotzen will, so bleibt ihm nichts, als – der Staatsstreich. Die Auflösung der Nationalversammlung, und die Vorbereitung der monarchischen Restauration durch Militärgewalt, das ist es, was hinter der Furcht des National vor dem Bleiben des Ministeriums lauert. Daher bitten der National und die rothen Blätter das Volk, nur ja ruhig zu bleiben, nur ja keinen Vorwand zum Einschreiten zu geben, da jede Emeute nur das fallende Kabinet stützen, nur der royalistischen Contrerevolution dienen könne. Daß der Staatsstreich immer näher rückt, beweisen die Vorfälle zwischen Changarnier und den Offizieren der Mobilgarde. Die bouchers de Cavaignac haben keine Lust, sich zu einem royalistischen Coup gebrauchen zu lassen; deshalb sollen sie aufgelöst werden; sie murren, und Changarnier droht sie zusammenhauen zu lassen und steckt ihre Offiziere in Arrest. Die Situation komplizirt sich scheinbar; in der That aber wird sie sehr einfach, so einfach, wie sie jedesmal am Vorabend einer Revolution ist. Der Konflikt zwischen der Versammlung und dem Präsidenten nebst seinen Ministern ist zum Ausbruch gekommen. Frankreich kann unter der Impotenz, von der es seit 10 Monaten regiert wird, nicht länger existiren; das Defizit, der gedrückte industrielle und kommerzielle Zustand, der Steuerdruck, der den Ackerbau ruinirt, werden täglich unerträglicher; große, einschneidende Maßregeln werden immer dringender, und jede neue Regierung ist immer impotenter und thatloser als die frühere; bis endlich Odilon Barrot die Unthätigkeit auf die Spitze getrieben und in 6 Wochen absolut gar nichts gethan hat.

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Dadurch aber hat er die Situation sehr vereinfacht. Nach ihm ist kein Ministerium der honetten Republik mehr möglich. Die gemischten Regierungen (das Provisorium und die Exekutivkommission), die Regierung des National, die Regierung der alten Linken, Alles ist durchgemacht, alles verschlissen und abgenutzt. Die Reihe kommt jetzt an Thiers, und Thiers ist die unverhüllte monarchische Restauration. Monarchische Restauration oder – rothe Republik, das ist jetzt die einzige Alternative in Frankreich. Die Krisis kann sich noch einige Wochen hinziehen, aber ausbrechen muß sie. Changarnier-Monk mit seinen Dreihunderttausend, die ihm für 24 Stunden gänzlich zu Gebot stehen, scheint auch nicht länger warten zu wollen. Daher die Angst des National. Er erkennt seine Unfähigkeit, die Situation zu beherrschen; er weiß, daß jede gewaltsame Aenderung der Regierung seine heftigsten Feinde zur Herrschaft bringt, daß er bei der Monarchie wie bei der rothen Republik verloren ist. Daher sein Seufzen nach einer friedlichen Transaktion, seine Höflichkeit gegen die Minister. Wir werden sehr bald sehn, ob es zum endlichen Siege der rothen Republik nöthig ist, daß Frankreich für einen Augenblick durch die monarchische Phase passirt. Möglich ist es, aber nicht wahrscheinlich. Das aber ist gewiß: Die honette Republik bricht an allen Ecken zusammen, und nach ihr ist, wenn auch erst nach einigen kleinen Intermezzos, nur noch möglich die rothe Republik.

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Karl Marx Die Situation in Paris

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 209, 31. Januar 1849. Außerordentliche Beilage

* K ö l n, 30. Januar. Als wir gestern Morgen durch ein Extrablatt einen ˙ ˙˙ in Paris noch bevorstehenden Sturmausbruch verkündeten, schrieben heulende Urwähler zur ersten Kammer unter unser Flugblatt: Das ist gelogen! Bange machen gilt nicht! und was dergleichen bürgerliche Kraftsprüche mehr sind. Die Elenden erblickten in unserem Extrablatt ein bloßes Wahlmanöver, als ob die erste Kammer und die zweite Kammer dazu und die ganze preußische Bewegung obendrein uns bewegen könnten, die Geschichte der europäischen Revolution zu verfälschen! Stupp ist Wahlmann zur ersten Kammer! Rentner von Wittgenstein ist Wahlmann zur ersten Kammer! Kanzler v. Groote ist Wahlmann zur ersten Kammer! Und dennoch untersteht sich das revolutionäre Ungeheuer zu Paris von neuem zu brüllen! Quelle horreur! Wir sagten in unserer heutigen Nummer unter andern über die Pariser Situation: „Die Gefahr eines Volksaufstandes ist vor der Hand beseitigt durch das Votum der Kammer gegen die Dringlichkeit des Klubverbots, d. h. gegen das Klubverbot überhaupt. Aber eine neue Gefahr taucht auf: die Gefahr des Staatsstreichs“ „Wenn das Ministerium dem Votum der Versammlung trotzen will, so bleibt ihm nichts als – der Staatsstreich ... Die Auflösung der Nationalversammlung, und die Vorbereitung der monarchischen Restauration durch Militärgewalt, das ist es, was hinter der Furcht des National vor dem Bleiben des Ministeriums lauert ... Daß der Staatsstreich immer näher rückt, beweisen die Vorfälle zwischen Changarnier und den Offizieren der Mobilgarde ... Die Situation komplicirt sich scheinbar; in der That aber wird sie sehr einfach, so einfach, wie sie jedesmal am Vorabend einer Revolution ist. Der Konflikt zwischen der Versammlung und dem Präsidenten nebst seinen Ministern ist zum Aus-

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bruch gekommen ... Monarchische Restauration oder – rothe Republik, das ist jetzt die einzige Alternative in Frankreich ... Die honette Republik bricht an allen Ecken zusammen und nach ihr ist, wenn auch erst nach einigen kleinen Intermezzos, nur noch möglich die rothe Republik.“ Wir kündeten in dem Extrablatt die Krise für den 29. an. Die unten nachfolgenden Berichte aus Paris vom 29. werden unsern Lesern zeigen, wie genau unsere Berichte und wie schlagend richtig unsere heutige Darstellung der französischen Situation war.

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Karl Marx Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 210, 1. Februar 1849

* K ö l n, 30. Januar. Die „Kölnische Zeitung“ hat endlich auch Wahl˙ ˙ zwar Berichte, die einigermaßen Oel in ihre Wunberichte erhalten,˙ und den gießen. „Die demokratischen Wahlberichte, ruft Ehren-Brüggemann freudetrunken aus, die demokratischen Wahlberichte (d. h. die „Neue Rheinische Zeitung“) haben arg aufgeschnitten. Die Reklamationen kommen uns jetzt von allen Seiten zu.“ Von allen Seiten! Die „Kölnische“ wird uns mit der Wucht ihrer „Reklamationen“ erdrücken. Zwei Seiten gedrängter Wahlbulletins, jedes eine „arge Aufschneiderei“ der „Neuen Rheinischen Zeitung“, jedes einen Sieg der Konstitutionellen nachweisend, werden uns die purpurnste Schamröthe in die Wangen treiben? Im Gegentheil. „Die Reklamationen kommen uns jetzt von allen Seiten zu.“ Ehren-Brüggemann „schneidet“ nicht „auf“. Es kommen ihm wirklich Summa Summarum Vier ganze Reklamationen zu: aus Westen (Trier), Norden (Hamm), Süden (Siegburg) und Osten (Arnsberg)! Sind das nicht „Reklamationen von allen Seiten“, gegen das „arge Aufschneiden der demokratischen Wahlberichte“! Lassen wir ihr einstweilen den Genuß, zu glauben, daß in diesen vier entscheidenden Orten die Konstitutionellen gesiegt haben. Ohnehin wird dieser Genuß verbittert durch den Schmerz, daß doch an manchen Orten die Konstitutionellen der „Verführbarkeit der Massen“ erlegen sind. Naives Geständniß der Konstitutionellen, daß für sie die „Massen“ nicht „verführbar“ sind! Doch Ein Trost bleibt der „Kölnischen Zeitung“. Und welcher Trost? Der Trost, daß der Koblenzer Korrespondent der „Deutschen Zeitung“ ihr Leidensgenosse ist, daß er in dieser unglücklichen Konstellation pas-

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sende Worte gesprochen hat, würdig in den ersten Columnen der „Kölnischen Zeitung“ zu figuriren: „Merkt, daß die politische Frage auch in diesem Punkte, wie überall, klein wird gegen die sociale, daß sie ganz darin aufgeht.“ Noch bis vor wenig Tagen wollte die „Kölnische Zeitung“ von der socialen Frage nichts wissen. Sie kam nie, oder höchstens mit einer gewissen Frivolität (soweit es der „Kölnischen“ möglich ist frivol zu sein), auf dies jenseitige Wesen zu sprechen. Sie verhielt sich gottlos, ungläubig, freigeistig zu ihr. Da auf Einmal geht es ihr wie dem Fischer in Tausend und Eine Nacht; wie vor ihm der Genius aus dem vom Meeresgrund aufgefischten, entsiegelten Gefäß sich riesengroß erhob, so ersteht vor der zitternden „Kölnischen“ plötzlich aus der Wahlurne das dräuende Riesengespenst der „socialen Frage“. Erschrocken sinkt Ehren-Brüggemann in die Kniee; seine letzte Hoffnung schwindet, das Gespenst verschluckt mit Einem Zuge seine ganze, jahrelang zärtlich gehätschelte „politische Frage“ sammt Rechtsböden und Zubehör. Kluge Politik der „Kölnischen Zeitung“. Ihre politische Niederlage sucht sie durch ihre sociale Niederlage zu beschönigen. Diese Entdeckung, daß sie nicht nur auf politischem, sondern auch auf sozialem Gebiet geschlagen ist, das ist die größte „Urwahlerfahrung“ der „Kölnischen“! Oder schwärmte die „Kölnische Zeitung“ etwa schon früher für die „soziale Frage“? In der That, Montesquieu LVI. hatte in der „Kölnischen Zeitung“ erklärt, die soziale Frage sei unendlich wichtig, und die Anerkennung der oktroyirten Verfassung sei die Lösung der sozialen Frage. Die Anerkennung der oktroyirten Verfassung – das ist aber vor Allem das, was die „Kölnische Zeitung“ die „politische Frage“ nennt. Vor den Wahlen also ging die soziale Frage in die politische, nach den Wahlen geht die politische in die soziale auf. Das ist also der Unterschied, daß die Urwahl-Erfahrung, daß nach den Wahlen gerade das Umgekehrte von Dem richtig ist, was vor den Wahlen ein Evangelium war. „Die politische Frage geht in die soziale auf!“ Lassen wir außer Augen, daß wir vor den Wahlen bereits möglichst handgreiflich auseinandergesetzt haben, wie von einer „sozialen Frage“ als solcher gar nicht die Rede sein kann, wie jede Klasse ihre eigene soziale Frage hat, und wie mit dieser sozialen Frage einer bestimmten Klasse auch zugleich eine bestimmte politische Frage für diese Klasse gegeben ist. Lassen wir alle diese leichtfertigen Randglossen gegenüber der ernsten, gediegenen Kölnerin außer Augen, und gehen wir, soviel möglich, auf den Gedankengang und die Redeweise dieses charaktervollen und tiefsinnigen Blattes ein.

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Unter der sozialen Frage versteht die „Kölnische Zeitung“ die Frage: Wie ist der Kleinbürgerschaft, den Bauern und dem Proletariat zu helfen? Und jetzt, da bei den Urwahlen die Kleinbürgerschaft, die Bauern und die Proletarier sich von der großen Bourgeoisie, dem hohen Adel und der hohen Büreaukratie emanzipirt haben, jetzt ruft die „Kölnische Zeitung“: „Die politische Frage geht in die soziale auf!“ Schöner Trost für die Kölnische! Also daß die Arbeiter, die Bauern und die kleineren Bürger die großbürgerlichen und sonstigen wohlangesehenen konstitutionellen Kandidaten der „Kölnischen Zeitung“ mit eklatanten Majoritäten aus dem Felde geschlagen haben, das ist keine Niederlage der „Konstitutionellen“, sondern blos ein Sieg der „sozialen Frage“! Daß die Konstitutionellen geschlagen, beweist nicht, daß die Demokraten gesiegt haben, sondern daß die Politik gegenüber den materiellen Fragen aus dem Spiele geblieben ist. Tiefdenkende Gründlichkeit des benachbarten Publizisten! Diese Kleinbürger, die am Rande des Untergangs schweben, schwärmen sie etwa für die oktroyirte Verfassung? Diese Bauern, die, hier von Hypotheken und Wucher, dort von Feudallasten erdrückt werden, sind sie begeistert für die Finanz- und Feudalbarone, ihre eigenen Unterdrücker, zu deren Nutz und Frommen gerade die oktroyirte Verfassung erfunden? Und vollends diese Proletarier, die zu gleicher Zeit unter der Reglementirungswuth unserer Büreaukraten und unter der Profitwuth unserer Bourgeoisie schmachten, haben sie Grund, sich darüber zu freuen, daß die oktroyirte Verfassung ein neues Band um diese beiden Klassen von Volksaussaugern schlingt? Haben nicht alle diese drei Klassen vor Allem ein Interesse an der Wegschaffung der ersten Kammer, die nicht sie vertritt, sondern ihre direkten Gegner und Unterdrücker? In der That, die „Kölnische Zeitung“ hat Recht: die soziale Frage verschluckt die politische, die neu in die politische Bewegung eingetretenen Klassen werden im Interesse der „sozialen Frage“ gegen ihr eigenes politisches Interesse und für die oktroyirte Verfassung stimmen! Können die Kleinbürger und Bauern, und vollends die Proletarier, eine bessere Staatsform für die Vertretung ihrer Interessen finden als die demokratische Republik? Sind nicht gerade diese Klassen die radikalsten, die demokratischsten der ganzen Gesellschaft? Ist nicht das Proletariat gerade die spezifisch rothe Klasse? – Einerlei, ruft die „Kölnische“, die soziale Frage verschluckt die politische. Der Sieg der sozialen Frage ist zugleich der Sieg der oktroyirten Verfassung nach der Kölnischen.

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Aber die „soziale Frage“ der „Kölnischen Zeitung“ hat auch eine ganz aparte Beschaffenheit. Man lese den Bericht der „Kölnischen Zeitung“ über die Wahlen zur ersten Kammer, und ihren „glücklichen Ausfall“, der darin besteht, daß Hr. Joseph DuMont Wahlmann geworden ist. Die eigentliche soziale Frage der „Kölnischen Zeitung“ ist dadurch allerdings gelöst, und ihr gegenüber verschwinden alle die untergeordneten „sozialen Fragen“, welche bei Gelegenheit der Wahlen zur plebejischen zweiten Kammer etwa auftauchen konnten. Möge der Sturm der in Paris in diesem Augenblick dräuend sich erhebenden welthistorischen „politischen Frage“ die zarte „soziale Frage“ der „Kölnischen Zeitung“ nicht schonungslos zerknicken!

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 210, 1. Februar 1849

* P a r i s, 29. Januar. Der Vorabend des Kampfs ist da; die Parteien stehen sich, Gewehr im Arm, gegenüber. Auf der einen Seite die Legitimisten, Orleanisten, Bonapartisten, auf der andern die trikoloren und rothen Republikaner. Die Einen verschanzen sich hinter den Präsidenten, den „Erwählten der 6 Millionen“, die Andern hinter die souverän-konstituirende Nationalversammlung; die Einen rechnen auf die Armee und die drei royalistischen Legionen (1ste, 2te und 10te), die Andern auf die republikanische und Mobilgarde, auf die drei republikanischen Legionen (4te, 5te und 9te) und auf das im Juni entwaffnete Volk. Es handelt sich nicht mehr um die Schließung der Clubs, um die Auflösung der Versammlung und dergleichen Lappalien; es handelt sich um die weiße Monarchie oder die rothe Republik. Der Sieg – er ist nicht zweifelhaft – mag ausfallen, wie er will: die jetzigen offiziellen Mächte sind verloren. Der Präsident bildet sich ein, der Staatsstreich geschehe zu seinen Gunsten. Und doch denkt Niemand weniger an ein bonapartistisches Kaiserthum als die Leute, die zum Staatsstreich drängen: die Legitimisten. Gelingt der Coup, so wird Louis Napoleon bei Seite geworfen, wie eine ausgequetschte Citrone, und kann sich glücklich schätzen, wenn man ihm erlaubt, seiner Wege zu gehen. Und der einfältige Pinsel bildet sich ein, der ganze Spektakel werde zu seinem Privatvergnügen organisirt! Die Nationalversammlung glaubt für ihr souveränes Recht, für ihre Existenz gegen den Staatsstreich zu kämpfen; und erreicht sie ihren Zweck, stürzen Napoleon, Barrot und die hinter ihnen stehenden bourbonischen Faktionen vor der Achtserklärung der Versammlung und vor dem Zorn des verrathenen Volks, so stürzt die Versammlung ihnen gleich nach. Der Staatsstreich kann nur von der Revolution erstickt werden, und die Revolution hat zur ersten Bedingung, daß die Chefs der Rothen an die Spitze

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treten. Siegt die Revolution, so jagen die Rothen die Versammlung ebenso auseinander, wie die Kammer am 24. Februar. Und die Versammlung bildet sich ein, die Revolution werde zu ihrem Profit gemacht! Präsident und Versammlung sind nur die Vorwände für beide Parteien – ist der Kampf einmal losgebrochen, so wirft man sie fort und entfaltet die wirkliche, die eigne Fahne. Hier die weiße, dort die rothe; vor diesen einfachen Parteisymbolen verschwindet der bunte dreifarbige Lappen der „honetten Republik.“ – Daß es auf der einen Seite sich durchaus nicht um den Präsidenten, sondern um Niemand anders als Heinrich V. handelt, beweist die Unverschämtheit, mit der plötzlich die legitimistische Konspiration an’s helle Tageslicht tritt. Die Herrlichkeiten der gottbegnadeten Monarchie unter dem „Enkel des heiligen Ludwig“ werden offen in den Straßen von Paris gepredigt, vom Lande gar nicht zu reden. Auf demselben Platz Maubert, im Arbeiter-Faubourg St. Jacques, den die Juni-Insurgenten mit solchem Heldenmuth drei Tage lang gegen die Henker Cavaignac’s behaupteten, auf demselben Platz werden jetzt, trotz dem Gesetz gegen die Zusammenschaarungen, täglich öffentliche legitimistische Meetings gehalten. In diesem improvisirten Club treten Redner auf, der Kleidung nach Arbeiter, der Sprache nach gebildete Leute, die die Tugenden Heinrichs V. mit den schönsten Farben ausmalen. Sie haben ihre Claque, die bei den prächtigsten Kraftstellen klatscht. Die Wohlthätigkeits-Büreaus, ein Pfaffen-Institut, geben den Arbeitern nur Unterstützung, wenn sie sich verpflichten diese „Clubs“ zu besuchen und für die gute Sache Propaganda zu machen. Das ist ein Beispiel davon, wie es die Legitimisten am offnen Tage treiben. Im Geheimen wird noch ganz anders intriguirt. Changarnier, der Befehlshaber über 300 000 Mann in und vor Paris, der militärische Arm des Präsidenten, ist Legitimist. Er möchte der Monk werden, der den impotenten Richard Cromwell von 1848 stürzt und den rechten Thronerben zurückführt. Daß Bugeaud, Thiers, Odilon Barrot und alle Minister im Komplott sind, ist nicht zu bezweifeln. Falloux, der Unterrichtsminister, war von jeher Legitimist, Thiers, der hinter dem Ministerium steht, soll es in der letzten Zeit geworden sein. Und der Tölpel Bonaparte glaubt, alle diese Verräther agirten in seinem Interesse! „Die Gesetzlichkeit tödtet uns!“ ruft Odilon Barrot jetzt bereits aus. Seine Freunde erklären offen, daß eine blutige Kollision hervorgerufen werden muß, damit man das Vaterland (nicht die Republik, wohl zu verstehn) in Gefahr erklären, den Belagerungszustand proklamiren, die demokratischen Journale unterdrücken, die Redakteure verhaften kann. So meldet die „Re´publique.“

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Auch Napoleon konspirirt. Es besteht eine geheime Gesellschaft: in jedem Arrondissement ist ein Chef, der 10 Unterchefs unter sich hat, jeder von diesen verfügt über 10 Wahlchefs, und jeder Wahlchef hat wieder 10 Unterwahlchefs, Führer von 10 Mann unter sich. Wären die Cadres voll, so ständen Napoleon in jedem Arrondissement zehntausend, in ganz Paris 120 000 Verschworne zur Verfügung. Ob die Cadres voll und wie viel verkappte Legitimisten, Rothe etc. darunter sind, wird nicht gesagt. Die „Re´publique“ erklärt sich bereit, wenn Herr Le´on Faucher es wünsche, noch andre Details zu geben. Welche Aussichten die monarchische Restauration hat, geht daraus hervor, daß auch der „Sie`cle“ jetzt offen für sie auftritt, der bis vorgestern noch der beste Freund des National war und von allen Republikanern des folgenden Tages mit seinen königlichen Gelüsten am meisten zurückhielt. Der „Sie`cle“ erklärt, die Mobilgarde habe komplottirt gegen Changarnier – und Mobilgarde ist heute gleichbedeutend mit Republik, wie Changarnier mit Restauration. Die „Liberte´“ predigt ebenfalls von der Nothwendigkeit einer „geheiligten Person“ an der Spitze des Staats, mit zwei gesetzgebenden Kammern. Und die Versammlung? Ihre Hoffnungen und Befürchtungen spiegeln sich am getreusten ab im National. Man bedenke, daß alle hier citirten Journalstellen am 28., den Abend vor der allgemeinen Aufregung und den Militärdemonstrationen von heute geschrieben sind. „Sollten wir zu jenen schlimmen Tagen der Monarchie zurückgekehrt sein, wo eine in der öffentlichen Meinung diskreditirte, in der Kammer geschlagene, dem Lande verdächtige Regierung durch die Gewalt ein schon verurtheiltes System aufzudringen versuchen sollte? Was bedeuten diese Vorsichtsmaßregeln, die man gegen eine friedliche Bevölkerung nimmt? Wozu diese Truppenanhäufungen in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt? Wo hat man die Vorzeichen einer Schlacht gesehn, daß man Paris in einen Waffenplatz verwandelt? Wir befragen vergebens den Horizont, wir finden nirgends eine Rechtfertigung der herausfordernden Stellung, die das Ministerium seit einigen Tagen anzunehmen scheint. Hoffte man etwa, daß die Bürger, in gerechter Aufregung wegen des verfassungswidrigen Versuchs der Minister, unter dem Einfluß ihrer Entrüstung einen Kampf mit bewaffneter Hand hervorrufen würden? Dieser Plan, wenn er existirte, ist gescheitert.“ So fängt der National von heute an. Man sieht, er weiß recht gut, woran er ist. Nachher heißt es:

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„Es handelt sich jetzt um ganz andre Dinge, als um die organischen Gesetze; es handelt sich darum, daß die Versammlung sich zwischen die Reaktion, die die Gewalt in Händen hat und das beunruhigte, erzürnte, aber durch Vertrauen auf seine Abgeordneten zurückgehaltene Volk stelle!“ Und in einem zweiten Artikel: „Wir glauben, und nicht wir allein, an die Existenz eines umfassenden und tief angelegten Komplotts, welches die Ruhe Frankreichs und die Republik bedroht.“ „Das Ministerium und die großen Staatsmänner, seine Vormünder, zurückgestoßen durch die Nationalversammlung, fühlen, wie die Gewalt durch das regelmäßige Spiel unsrer Institutionen ihren Händen entschlüpft, und möchten jetzt Frankreich beweisen, daß es ihre Impotenz nicht entbehren kann. Ein Konflikt zwischen den beiden Staatsgewalten, eine Kollision in den Straßen würde ihren Plänen herrlich dienen.“ „Daher jener Krieg der Petitionen, der Beleidigungen, der Verläumdungen gegen die Nat.-Versammlung und die Republik.“ „Daher jene der Versammlung in der unverschämtesten Weise durch Hrn. Barrot hingeworfenen Herausforderung bei Gelegenheit der Proposition Rateau.“ „Daher der von Hrn. Le`on Faucher vorgestern auf die Tribune gebrachte und sofort durch die Majorität gebrandmarkte Gesetzentwurf.“ „Daher die ministeriellen Thaten des Herrn von Falloux, die Absetzungen, die die Herren Barrot und Faucher für gut fanden.“ „Daher die Versuche zur Wiedereröffnung der Vorlesungen eines unsren Studenten mit Recht verhaßten Professors.“ „Daher aller dieser Aufwand strategischer Manoeuver, die man in der Hauptstadt entfaltet.“ „Daher der inkonstitutionelle Beschluß, der die Hälfte der Mobilgarde entläßt und die durch und durch demokratische Organisation dieses der Republik so ergebenen Corps wesentlich ändert.“ „Daher der ungewisse Zustand, in dem man die republikanische Garde läßt, die ebenfalls schuldig ist, ihr Blut für das Wohl des Vaterlandes vergossen zu haben.“ „Daher die fortwährenden Provokationen, die man durch alle Wege der Veröffentlichung, durch Ausstellung von Bildern, Portraits, auch der Scene gewisser Theater etc. etc. gegen diejenigen richtet, die der Republik aufrichtig zugethan sind.“ „Ja wahrlich, daran erkennen wir die Hand jener kürzlich noch getrennten, jetzt vereinigten Parteien, welche schon einmal, die Eine die Mordscenen des Südens (1815), die Andere die Schlächtereien der Rue Transnonain und Lyon organisirten!“

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Endlich also gehen dem National die Augen auf – in demselben Moment, wo sie anfangen ihm überzugehen! Gestern noch wollte er keine Anklage gegen das Ministerium, heute entwirft er selbst einen Anklageakt, erklärt die Minister für Legitimisten, Orleanisten und Verräther an der Republik! Jetzt endlich, am Vorabend seines eigenen Sturzes, geht ihm ein Licht auf über den allmähligen, unaufhaltsamen Gang der Kontrerevolution, von der provisorischen Regierung zur Exekutivkommission, von der Exekutivkommission zu Cavaignac, von Cavaignac zu Bonaparte und Barrot, von Bonaparte und Barrot zu Heinrich V. Jetzt endlich ahnt er, welche Ernte ihm sein glorreicher Sieg vom Juni getragen hat: Die Wahrscheinlichkeit, daß ihm die Weißen oder die Rothen, die er beide benutzt, beide verrathen, den Kopf vor die Füße legen werden! Der National spielt die Rolle des betrogenen Betrügers, und die Nationalversammlung desgleichen. Und kann sie heute noch glauben, der Sieg der Revolution werde der Triumph der Nationalversammlung sein, so wird sie aus dieser Illusion gerissen werden, sobald die erste Patrone verbrannt ist. Endlich das Volk: Das Volk intriguirt nicht, renommirt nicht, lamentirt nicht. Das Volk ist herabgestiegen in die Straßen und betrachtet die Situation. Es wird nicht dulden, daß Royalisten oder Bonapartisten die Nationalversammlung auseinanderjagen; es hat noch für den 15. Mai 1848 seine Revanche zu nehmen und es wird sie selbst nehmen, ohne Beistand der Faktionen. Das ist die Situation am Abend des 29. Januar. Die Abstimmung über den Mathieu’schen Antrag ist noch nicht bekannt; sie mag ausfallen, wie sie will, so viel ist gewiß: wir stehen am Vorabend der dritten Phase der neuen französischen Revolution, einer Phase, die ganz andere Folgen haben wird, wie die erste vom Februar, und die Genugthuung geben wird für die Schmach, die der Revolution im und seit Juni angethan worden.

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* K ö l n, 2. Februar. Der Krieg in Ungarn geht zu Ende. „Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus.“ So sprach die Kölnische Zeitung vor einigen Tagen. Sie hatte sich von Welden weiß machen lassen, der Reichstag in Debreczin habe sich und die Armee aufgelöst, und Kossuth sei im Begriffe mit den Resten seines Anhangs nach Großwardein zu entfliehen. Der kreisende Berg war diesmal Niemand anders, als die Kölnische Zeitung selbst. Das siebzehnte Armeebülletin, dem Welden obige Lüge angehangen, meldete zwei neue Operationen der Kaiserlichen: erstens den Aufbruch eines Corps von Pesth über Gyöngyös nach Miskolcz, und zweitens den Plan Schlick’s, in zwei Kolonnen, die eine über Kaschau, die andere über Hanusfalva und Varanno gegen Tokaj zu operiren. Beides konzentrische Bewegungen gegen die Theiß, hinter der die Magyaren Position genommen. Die Theiß beschreibt von der siebenbürgischen Gränze bis nach Szegedin einen Halbkreis, dessen Centrum Großwardein ist: Dieser Halbkreis bildet die Vertheidigungslinie der Magyaren. Sie wird gedeckt an der oberen Theiß durch die Festungen Sziget und Munkacs, an der mittleren Theiß durch die unwegsamen Sümpfe, die wenige Meilen von Munkacs anfangen, die Theiß zu beiden Seiten bis an ihre Mündung begleiten, und den Angriff von Norden und Westen aus sehr erschweren. Im Süden bieten die Körös und ihre Nebenflüsse eine ebenfalls durch ununterbrochene Sümpfe, zudem noch durch die vorgeschobene Festung Temeswar gedeckte Vertheidigungslinie dar. So auf drei Seiten von Sümpfen und Flüssen vertheidigt, streckt sich die Debrecziner Haide bis gegen die siebenbürgischen Höhen hin, und bietet den Magyaren einen vortrefflichen Punkt zur Konzentration ihrer Armeen; um so vortrefflicher, als Bem

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durch die Unterwerfung Siebenbürgens ihnen den Rücken freigemacht hat. So lange die Magyaren sich noch an der Drau und im Banat halten, kann das Centrum ihrer Operationen, Debreczin, nur von Norden (Schlick) und Westen (Windischgrätz) angegriffen werden, und beide oben erwähnten Bewegungen sollten diesen Angriff einleiten. Miskolcz und Tokaj, die beiden Städte, wohin die Kaiserlichen zunächst marschiren, liegen kaum 6 Meilen von einander. Tokaj ist einer der vortheilhaftesten Uebergangspunkte über die Theiß; Miskolcz liegt nahe genug, um den dorthin gesandten Truppen zu erlauben, je nach den Umständen, mit dem Corps von Schlick vereinigt bei Tokaj, oder auch für sich allein etwas mehr unterhalb die Theiß zu passiren, und wenn dies gelungen, gegen Debreczin vorzurücken. Dieser Plan der Kaiserlichen, den das 17. Bülletin mit so großem Pomp in die Welt posaunt, ist aber nicht so leicht auszuführen. Von Pesth nach Miskolcz sind über 30 Meilen, durch ein ödes, fast gar nicht oder nur von Feinden bevölkertes Haideland. Von Eperies bis Tokaj sind ebenfalls 30 Meilen, durch ebenfalls entschieden feindliches und armes Land. Die Verproviantirung der beiden vorrückenden Corps allein würde ihren Marsch sehr verzögern; die schlechten Wege, die bei dem jetzigen Thauwetter vollends unfahrbar werden, machen es ihnen erst recht unmöglich, in weniger als 14 Tagen an ihren Bestimmungsorten anzukommen. Und sind sie dort angekommen, so finden sie sich gegenüber die magyarische Armee, an den Theiß-Uebergängen, zwischen Sümpfen verschanzt, in Stellungen mit gedeckten Flanken, wo die Kaiserlichen ihre Uebermacht nicht deployiren, wo im Gegentheil ein paar Regimenter eine ganze Armee aufhalten können. Ja, sollte es ihnen sogar gelingen, die Uebergänge über die Theiß zu forciren, so wäre die östreichische Artillerie und schwere Kavallerie zwischen den Sümpfen, auf einem Moorboden, in dem sie jeden Augenblick stecken bleibt, vollends verloren. Welche großartige Erfolge diese beiden Kolonnen bis jetzt gehabt haben, geht schon daraus hervor, daß das achtzehnte Armeebülletin, das wir gestern mittheilten, gänzlich von ihnen schweigt. Wo sie sind, wie weit sie vorgerückt, welche Erfolge sie erlangt haben, davon erzählt uns Welden keine Silbe – und aus Gründen. Aber, erzählt Welden, „den aus Ungarn einlaufenden Mittheilungen zu folge, erfreuen sich unsere Waffen allenthalben eines glänzenden Erfolgs“ – und die Kölnische Zeitung glaubt das dem Herrn Welden. Sehen wir uns diese „glänzenden Erfolge“ etwas näher an. Vier „Erfolge“ werden berichtet. Davon drei in Gegenden, wo kein entscheidender Kampf geführt wird, sondern wo die Magyaren bloß da-

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nach streben, die Kaiserlichen auf Nebenpunkten zu beschäftigen und dadurch zu theilen. Nur der vierte „Erfolg“ ist an der Theiß errungen, da, wo Ungarns Schicksal sich entscheidet. Im Nordwesten, zwischen Waag und Gran, im Südwesten, zwischen Drau und Donau, und im Süden im Banat, halten 3 ungarische Corps einen bedeutenden Theil der kaiserlichen Streitkräfte bis jetzt beschäftigt und hindern dadurch Windischgrätz, mit bedeutenden Massen an die Theiß vorzudringen. Gegen diese 3 Corps haben die Kaiserlichen, wie sie sagen, „glänzende Erfolge“ errungen. Voyons. Erster Erfolg. Im Nordosten, wo man jetzt die „Slovakei“ hinverlegt, hat Baron Csorich den General Görgey vor Schemnitz geschlagen und Schemnitz genommen. Wenn man bedenkt, daß das Korps von Görgey ein reiner verlorener Vorposten ist, der sich im Rücken der kaiserlichen Armee möglichst lange zu halten hat, wenn man bedenkt, daß Görgey nicht auf magyarischem, sondern auf rein slovakischem Boden operirt, so sieht man, daß dieser Erfolg schon nicht sehr „glänzend“ ist. Dazu kommt nun noch: Csorich sollte von den Kolonnen Götz und Sossay unterstützt werden. Aber Sossay wurde eiligst nach Neutra berufen, um „daselbst zur Pacifikation des bereits okkupirten Landestheils (eines rein slavischen Comitats) mitzuwirken“, und Götz hatte alle Hände voll zu thun, um „seine Stellung bei Mossocz zu behaupten und das Turoczer Comitat vor den durch Feld-Marschall-Lieutenant Csorich ge˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙zu ˙ ˙ schützen!“ ˙ ˙˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ schlagenen und zerstreuten (!!) Insurgenten „Die endlich anzuhoffende (also noch in weitem Felde liegende) Einnahme Leopoldstadts und die Besetzung von Neuhäusl ... dürften hinreichen, um den guten Geist, der sich allenthalben im Trentschiner Comitat zu entwickeln anfängt (!) zu kräftigen ... und zur Herstellung der gesetzlichen Ordnung beizutragen.“ Welche glänzenden Erfolge! Die endlich anzuhoffende Einnahme einer annoch nicht eingenommenen Festung läßt anhoffen, daß der anzuhoffende gute Geist eines längst besetzten Gebiets hoffentlich nicht immer ein frommer Wunsch bleibt, und daß die gesetzliche Ordnung wenigstens theilweise ihrer Verwirklichung näher rücken möge! Eine nicht eingenommene Festung, eine geschlagene Armee, die indeß ein ganzes Comitat bedroht und mehrere Armeekorps im Schach hält, ein anzuhoffender guter Geist hier, ein nur zu wirklicher schlechter Geist dort, überall drohende Aufstände, und Alles Das auf slovakischem, nicht magyarischem Gebiet – das ist der erste „glänzende Erfolg“! Zweiter „glänzender Erfolg“. Ein zweiter verlorener Vorposten der Magyaren steht im Südwesten, zwischen Donau und Drau, unter dem Parteigänger-Chef Damjanich. Hier besteht der glänzende Erfolg darin,

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daß Graf Nugent Kaposvar hat besetzen lassen, um seinem Gegner in die Flanke zu kommen. Was darin für ein glänzender Erfolg liegt, ist bis jetzt nicht zu ersehen. Die Einnahme Eszeks durch die Kaiserlichen wird zwar von verschiedenen Blättern gemeldet, aber das 18. Bülletin weiß noch nichts davon und erwartet sie nicht einmal. Dritter „glänzender Erfolg“. General Theodorowich hat im Banat Werschetz eingenommen und die Magyaren bis nach Moravicza „lebhaft verfolgt“. Von Werschetz bis Moravicza sind nämlich genau drei Meilen, und die Stellung bei Moravicza zwischen dem Alibunarer Morast und dem Gebirge ist weit vortheilhafter als die bei Werschetz. Man weiß übrigens, daß das Banat soweit vom Centrum der Operationen abliegt, und daß hier die Angriffe gegen die Magyaren von jeher so ruckweise geschehen sind, daß selbst die allerglänzendsten Erfolge der Kaiserlichen hier von durchaus keiner Wichtigkeit sein würden. Vierter „glänzender Erfolg“. Bisher sahen wir die kaiserlichen Waffen zwar auf wenig entscheidendem Terrain operiren, aber wir sahen sie doch mit einigem Schein von Erfolg operiren. Jetzt kommen wir endlich auf entscheidendes Gebiet – und hier besteht der Erfolg in einer Niederlage der Kaiserlichen. Der General Ottinger war von Pesth bis an die Theiß vorgerückt, bis nach Szolnok. Der Weg war ziemlich gut; von Pesth nach Szolnok ist Eisenbahn, und man brauchte nur der Bahn nachzugehen. Die kaiserliche Avantgarde hatte bereits die Brücke bei Szolnok besetzt. Der Uebergang über die Theiß schien dem rechten Flügel der Kaiserlichen sicher. Der linke Flügel unter Schlick von Tokaj, das Centrum von Miskolcz, der rechte Flügel unter Ottinger von Szolnok aus operirend, sollten die Theißübergänge forciren und konzentrisch auf Debreczin losgehen. Aber die Herren Kaiserlichen hatten die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Magyaren passirten den gefrorenen Fluß, schlugen Ottinger bis nach Cegled, vier Meilen weit, zurück, und gaben die Verfolgung erst auf, als Ottinger bei Cegled Verstärkungen an sich gezogen und eine starke Stellung eingenommen hatte. Die Magyaren sollen, wie das Bülletin berichtet, zwar über die Theiß zurückgegangen sein, aber jedenfalls beherrschen sie jetzt doch den Uebergang und der so eilig zurückgezogene Hr. Ottinger wird ihn wohl nicht so bald forciren. Das sind die „glänzenden Erfolge“ der kaiserlichen Waffen gegen die aufgelöste, demoralisirte, zerstreute Armee der Kossuthschen Rebellen. Ein Blick auf die Karte zeigt, An den Uebergängen dieses Flußes, oder wenn diese forcirt werden, in der Debrecziner Haide wird der entscheidende Kampf geschlagen werden. Und selbst wenn die Magyaren hier

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zersprengt würden, so würde der Parteigänger-Krieg in den niederungarischen Haiden und Sümpfen, und im siebenbürgischen Gebirg erst in derselben Weise beginnen, wie er jetzt schon, zur großen Trauer des 18. Bulletins, in den „bereits okkupirten Landestheilen“ begonnen hat. Was ein solcher Krieg in einem dünnbevölkerten Lande und auf geeignetem Terrain ausrichten kann, haben die karlistischen Banden in Spanien bewiesen, beweist Cabrera eben jetzt wieder. Aber daran ist Kossuth noch nicht. Obwohl die Kölnische Zeitung in ihrer kindlichen Naivetät ihn gestern gefangen nehmen ließ, ist er doch noch frei und verfügt über eine bedeutende Armee. Für ihn handelt sich’s jetzt nicht mehr darum, sich noch Monate lang zu halten; nur noch drei bis vier Wochen braucht er Widerstand zu leisten. In höchstens drei bis vier Wochen hat sich in Paris das Blatt gewendet: entweder siegt dort die Restauration für den Augenblick, und dann mag auch Ungarn fallen, damit die Contrerevolution vollends übermüthig werde – oder es siegt die Revolution, und dann werden die Herren Oestreicher eilends an den Rhein und nach Italien marschiren, um dort von den rothen Hosen nach Ungarn zurückgejagt zu werden. Konstatiren wir schließlich den allerglänzendsten Erfolg der kaiserlichen Waffen: die Bülletins des Hrn. Welden haben endlich Einen Gläubigen gefunden, der auf sie schwört – und dieser Eine ist die Kölnische Zeitung.

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Karl Marx Camphausen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213, 4. Februar 1849

* K ö l n, 3. Februar. Wir erfahren aus ganz sicherer Quelle, daß vor Eröffnung der Kammer das Ministerium Brandenburg abtreten und Herr Camphausen den Kammern bei ihrer Eröffnung als neuer Ministerpräsident entgegen treten wird. Wir waren sicher, daß so etwas im Werke sei, als vor einigen Tagen die hiesigen Freunde des gewiegten Staatsmannes das Gerücht verbreiteten, er sei der politischen Bewegung satt: Ach, ich bin des Treibens müde; Was soll all der Schmerz, die Lust? Süßer Friede, Komm, o komm in meine Brust! und wolle sich deswegen wieder in sein häusliches Stillleben zurückziehen, um seine Meditationen auf das weniger aufregende Gebiet der Fettwaaren-Spekulation zu beschränken. Jedem Einsichtigen mußte es klar sein: Hr. Camphausen fühlte das Bedürfniß, sich abermals zur Rettung der Krone auffordern zu lassen und „gerührt über seine eigene Großmuth“, zum zweiten Male die Rolle der „Wehmutter des konstitutionellen Throns“ mit bekanntem Anstand zu spielen. Die bürgerliche Kammeropposition wird jubeln über diesen parlamentarischen „Sieg“. Die Deutschen sind vergeßlich und verzeihen leicht. Dieselbe Linke, die voriges Jahr Hrn. Camphausen opponirte, wird seinen Amtsantritt als eine große Konzession der Krone dankbar begrüßen. Damit aber das Volk sich nicht abermals täuschen lasse, wollen wir die vornehmsten Großthaten des denkenden Staatsmannes kurz wiederholen. Herr Camphausen erweckte den am 18. März begrabenen Vereinigten Landtag und vereinbarte mit ihm einige Grundlagen der künftigen Verfassung.

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Herr Camphausen vereinbarte dadurch den Rechtsboden, d. h. die indirekte Leugnung der Revolution. Herr Camphausen beglückte uns ferner mit den indirekten Wahlen. Herr Camphausen verleugnete abermals die Revolution in einem ihrer Hauptresultate, indem er die Flucht des Prinzen von Preußen in eine Studienreise umwandelte und ihn aus London zurückrief. Herr Camphausen organisirte die Bürgerwehr so, daß sie von vorn herein aus der Volksbewaffnung zu einer Klassenbewaffnung wurde und Volk und Bürgerwehr einander feindlich gegenüber stellte. Herr Camphausen duldete zu gleicher Zeit, daß die altpreußische Bureaukratie und Armee sich rekonstituirten und täglich fähiger wurden, kontrerevolutionäre Staatsstreiche vorzubereiten. Herr Camphausen ließ die denkwürdigen Shrapnell-Metzeleien gegen so gut wie unbewaffnete polnische Bauern führen. Herr Camphausen begann den dänischen Krieg um die patriotische Ueberkraft los zu werden und die preußische Garde wieder populär zu machen. Als dieser Zweck erreicht, half er aus besten Kräften den Malmöer schmutzigen Waffenstillstand in Frankfurt durchsetzen, was zum Marsch Wrangel’s nach Berlin nöthig war. Herr Camphausen beschränkte sich darauf, einige reaktionäre altpreußische Gesetze in der Rheinprovinz abzuschaffen, ließ aber die ganze polizeistaatliche Landrechts-Gesetzgebung in allen alten Provinzen bestehen. Herr Camphausen war der erste, der gegen die – damals noch entschieden revolutionäre – Einheit Deutschlands intrigirte, indem er erstens neben der Frankfurter Nationalversammlung sein Berliner Vereinbarungs-Parlament berief und später auf jede Weise gegen die Beschlüsse und den Einfluß der Frankfurter Versammlung arbeitete. Herr Camphausen verlangte von seiner Versammlung, daß sie ihr konstituirendes Mandat auf ein bloß „vereinbarendes“ beschränke. Herr Camphausen verlangte ferner von ihr den Erlaß einer Adresse an die Krone, in der sie dies anerkenne – als sei sie eine nach Belieben vertagbare und auflösbare konstitutionelle Kammer. Herr Camphausen verlangte ferner von ihr die Verleugnung der Revolution und machte hieraus sogar eine Kabinetsfrage. Herr Camphausen legte seiner Versammlung jenen Verfassungs-Entwurf vor, der mit der oktroyirten Verfassung ungefähr auf einer Linie steht und damals einen allgemeinen Sturm des Unwillens erregte. Herr Camphausen rühmte sich, der Minister der Vermittlung gewesen zu sein, welche Vermittlung keine andere war, als die zwischen der Krone und der Bourgeoisie zum gemeinsamen Verrath am Volke.

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Herr Camphausen trat endlich ab, als dieser Verrath vollständig vermittelt und reif war, um durch das Ministerium der That und seine Konstabler in die Praxis eingeführt zu werden. Herr Camphausen wurde Gesandter bei der sogenannten Centralgewalt, und blieb es unter allen Ministerien. Er blieb Gesandter während in Wien kroatische, ruthenische und walachische Truppen deutsches Gebiet verletzten, die erste Stadt Deutschlands in Brand schossen und so empörend behandelten, wie kein Tilly Magdeburg behandelt hat. Er blieb Gesandter und rührte keinen Finger. Herr Camphausen blieb Gesandter unter Brandenburg, nahm damit seinen Antheil an der preußischen Contrerevolution mit, und gab seinen Namen her zu der neuesten preußischen Cirkularnote, die offen und unverhohlen die Herstellung des alten Bundestages verlangt. Herr Camphausen übernimmt endlich jetzt das Ministerium, um den Rückzug der Contrerevolutionäre zu decken und die November- und Dezember-Errungenschaften uns auf längere Zeit zu sichern. Das sind einige der Camphausen’schen Großthaten. Wird er jetzt Minister, so wird er sich beeilen, die Liste zu vergrößern. Wir unsrerseits werden möglichst genau darüber Buch und Rechnung führen.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213, 4. Februar 1849. 2. Beilage

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* A u s d e m B a n a t . Kaum ist es den Serben, Oestreichern, DeutschBanatern, Kroaten, Zigeunern und türkischen Serbianern gelungen, die Magyaren etwas zurückzudrängen, so brechen unter der neufabrizirten banatisch-serbischen Nation die ärgsten Zwistigkeiten aus. Stratimirowich ist auf eigene Faust als Kandidat für die Wojwodenwürde aufgetreten, und hat sich dadurch in solche Feindschaft mit dem Patriarchen Rajachich gesetzt, daß dieser Befehl ertheilt, den populärsten serbischen Führer, überall wo man ihn treffe, zu verhaften und einzuliefern. Die türkischen Serbianer haben bis jetzt den Banater Serben 20 000 Mann Hülfstruppen gestellt. Wie viel Russen darunter sind, ist schwer zu sagen. Noch am 19. Januar sind 700 Serbianer und 400 bewaffnete Zi˙ ˙ ˙Pancsowa über die Donau den Banatern zu geuner bei Boljewcze und Hülfe gekommen. So hält sich die östreichische Gesammtmonarchie am Leben! Die Macht der ungarischen Insurrektion ist keineswegs vernichtet, sondern noch gegenwärtig sehr beträchtlich, denn fortwährend strömen den magyarischen Schaaren aus allen Theilen des Landes zahlreiche Freiwillige zu. Noch hat die magyarische Sache vier starke Armeecorps auf den Beinen, nämlich in Oberungarn unter Görgey, an der Theiß unter Kossuth, im Banat gegen die Serben und in Siebenbürgen unter Bem, die sich immerhin noch einige Monate herumschlagen können, indem sie jedem Hauptschlage sorgfältig auszuweichen wissen. Schon dauert der Kampf sechs volle Wochen, und doch hat die Zahl der magyarischen Streiter eher zu- als abgenommen. Gelingt es ihnen, wie sie beabsichtigen, den Krieg bis zur Eröffnung des Krieges in Oberitalien auszudehnen, so ist die Sache keineswegs verloren. Sogar im Oedenburger Komitat, unmittelbar an der Grenze Oe-

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sterreichs findet man unter dem Landvolke die lebhaftesten Sympathien für Kossuth, indem noch jüngst in einem Dorfe, nach einer schwarzgelben Predigt die Bauern den Diktator hochleben ließen, worauf eine Abtheilung Militär erschien und die sieben angesehensten Personen des Ortes verhaftete und wegführte, so daß man noch zur Stunde nicht weiß, was mit denselben geschehen ist.

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* D ü s s e l d o r f, 4. Februar. Von Seiten der ehemaligen „demokratischen  ˙ ˙ ˙eine ˙ Berichtigung unseres vorgestrigen = Monarchie“ kommt uns Artikels aus Düsseldorf über Hrn. Wesendonk zu. Die Berichtigung berichtigt eigentlich nichts, als daß Hr. Wesendonk keineswegs zur Zeit des Vorparlaments als Republikaner aufgetreten und dann zur demokratischen Monarchie zurückgekehrt sei. Im Uebrigen bestätigt sie den von ihr als „Verdächtigung“ bezeichneten Artikel. Wir protestiren zuerst gegen diese Bezeichnung. Die Herren Wahlkandidaten sind der öffentlichen Kritik unterworfen, und wenn man von diesem Recht Gebrauch macht, so kann bloß verletzte Eitelkeit darin eine Verdächtigung sehen. Wir werfen Hrn. Wesendonk vor, daß er mit großem Gepolter in Frankfurt den Antrag gemacht hat, die oktroyirte Verfassung für null und nichtig zu erklären und daß er jetzt noch nicht zwei Monate nachher, sie anerkennen will. Die „Berichtigung“ vertheidigt diese Schwenkung dadurch, daß ja das Volk durch die Urwahlen selbst schon die Oktroyirte sammt 1. und 2. Kammer anerkannt habe – Logik der Kölnischen Zeitung und der plattesten Advokaten-Beschönigung. Sie verlangt ferner, wir sollen keinen Zwiespalt ins eigene Lager werfen – d. h. die sogenannten demokratischen Kandidaten ohne Weiteres acceptiren und uns aller Kritik über sie enthalten. Wir konnten im Parteiinteresse einige Rücksicht nehmen bis zu dem Augenblick, wo die Phrase von der Anerkennung des Staatsstreichs vom 5. Dezbr. endlich von verschiedenen angeblich demokratischen Kandidaten ausgesprochen wurde. Von dem Augenblick an haben wir sämmtliche s. g. demokratische Kandidaten angegriffen, die diese Phrase acceptirten, aus dem einfachen Grunde, weil wir mit diesen Herren keineswegs in demselben „Lager“ sind.

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Wir erfahren ferner aus Düsseldorf, daß die Konstitutionellen bis jetzt 2 Gegenkandidaten aufgestellt haben: die Herren Minister v. d. Heydt und Dr. Claesen von Köln. Ihre Aussichten sollen freilich schwach sein.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 214, 6. Februar 1849

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* Das 19. Armeebülletin ist erschienen. Selbst wenn wir diesem Aktenstück Glauben schenken, so sind die von den Kaiserlichen in der letzten Zeit errungenen Vortheile nicht der Rede werth. Von den Armeekorps in den slovakischen (nord-westlichen) Comitaten erfahren wir nichts. Dies Korps hat also offenbar noch immer mit der „Pacificirung der bereits okkupirten Landestheile“ alle Hände voll zu thun. Von den aus Pesth nach Miskolcz gesandten Truppen, die die Verbindung zwischen Windischgrätz und Schlick herstellen sollen und denen wir, man erinnert sich wohl noch, eine ziemlich lange Reise prophezeiten, von diesen Truppen, deren Vorposten nach angeblichen Briefen aus dem Lager Schlicks bereits bei Miskolcz stehen sollten, erfahren wir ebenfalls nichts. Beweis, daß sie noch nicht weit gekommen. Von den Banater Zigeunerbanden erfahren wir ebenfalls nichts. Und endlich von den gegen Bem ausgesandten Truppen hören wir vollends nichts. Ueberhaupt schweigen nicht nur die offiziellen Bülletins, sondern auch die sonst so prahlerischen nichtoffiziellen Lügenberichte seit einiger Zeit gänzlich über Bem. Beweis genug, daß ihm gegenüber die Kaiserlichen ebenfalls keine Lorbeeren ernten. Da wir über Bem somit gar keine Nachrichten haben, dürfen wir uns gar nicht wundern, wenn er nächstens plötzlich im Rücken oder in den Flanken Schlicks erscheint, und dadurch den ganzen kaiserlichen Kriegsplan umwirft. Daß das Bülletin von der, jetzt sechsmal von den Standrechtsblättern erlogenen und sechsmal von der Mama Dumont geglaubten Erstürmung Leopoldstadts ebenfalls kein Wort weiß, brauchen wir kaum zu erwähnen. Die Einnahme dieser Festung ist also immer noch „anzuhoffen“.

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Das Alles also sagt das Bülletin nicht. Was sagt es denn? Es weiß Bescheid auf drei Punkten: auf der slavonischen Gränze, bei Szolnok und bei der obern Theiß. Von diesen drei Punkten meldet es natürlich wieder „glänzende Erfolge“. Erstens: „Feldzeugmeister Graf Nugent, welcher sich zur Vertreibung der bei Fünfkirchen zusammengerotteten Rebellen am 25. Januar von ˙ ˙˙ Kanisa aus dahin in Marsch setzte, hat am 29. Januar sein Hauptquartier ˙ ˙˙ nach Fünfkirchen verlegt, welche Stadt die Rebellen, 4000 Mann mit ˙ ˙ gegen ˙ 10 Geschützen stark, am 26. Januar verließen und die Richtung ˙ ˙ ˙ Essegg eingeschlagen haben dürften, um sich unter dem Schutze der von den Rebellen besetzten Festung zu sammeln, was ihnen aber nicht gelingen wird, da diese Festung durch die Brigade des Obersten van der Null des gradiskaner Grenzregiments cernirt ist und auch Feldzeugmeister Graf Nugent ihnen in dieser Richtung folgen wird. Das Erscheinen der k. k. Armee im baranyer und tolnaer Comitate hat die der Regierung feindlichen Elemente vollkommen vernichtet.“ Konstatiren wir zuerst, daß hiernach die Festung Essegg an der Drau nicht genommen ist, wie die standrechtlichen Gerüchte behaupteten, sondern daß sie eben erst „cernirt ist“, eine Cernirung, die von den „4000 Mann mit 10 Geschützen“ um so eher wird durchbrochen werden, als sie auf dem linken Drauufer wegen der ausgedehnten Sümpfe überhaupt gar nicht möglich ist. Der weitere Erfolg besteht darin, daß Nugent bis Fünfkirchen vorgerückt ist. Da nach dem 18. Bülletin Kaposvar von den Kaiserlichen bereits besetzt war, so besteht der ganze Vortheil in der um etwa 10 Meilen, parallel der Drau, weiter vorgeschobenen Stellung der Armee. Damit ist nichts gewonnen als eine schwierigere Verproviantirung, die in demselben Maße zunimmt, in dem die Armee sich dem Herzen Ungarns nähert. Die Magyaren befolgen hier übrigens offenbar dieselbe Taktik wie Görgey im slovakischen Gebiet: sie halten die Städte so lange wie möglich und beginnen dann den Guerillakrieg auf dem Lande. Was von der Pacifikation des Baranyer und Tolnaer Comitats gesagt wird, erinnert ganz an die Pacifikationen im Slovakenlande. Wir werden bald hören, daß auch hier die Armee nicht hat vorrücken können, weil sie erst die Ruhe und Ordnung in den bereits eroberten Komitaten herstellen muß. Zweitens: „Wie bereits im 18. Bülletin mitgetheilt worden, hatte die Kavalleriebrigade Ottinger, durch 3 Bataillone Infanterie und 2 Fußbatterien verstärkt, bei Cegled Position gefaßt. Auf die Kunde, daß die Rebellen beabsichtigen, diese anzugreifen, fand sich der Feldmarschall Fürst zu Windischgrätz bewogen, denselben mit allen entbehrlichen Truppen entgegenzugehen, hoffend, die Rebellen würden eine Schlacht

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annehmen. Allein auch diesmal wagten sie nicht, es auf ein entscheidendes Zusammentreffen ankommen zu lassen, und nachdem sie diese Verstärkung anrücken sahen, zogen sie sich in Eile, verfolgt von der Brigade Grammont, über die Theiß zurück.“ Also doch! Daß Windischgrätz selbst „mit allen entbehrlichen Truppen“ nach Cegled ging, beweist, daß Hr. Ottinger dort eine gewaltige Schlappe erhalten haben muß. Selbst die verstärkenden „3 Bataillone und ˙ ˙ ˙ ˙ sich 2 Batterien“ hatten also nichts gefruchtet! Der Vortheil beschränkt darauf, daß die Oestreicher bei Szolnok also wieder an der Theiß stehen. Komisch ist der Aerger des Windischgrätz darüber, daß die Rebellen abermals keine Schlacht angenommen haben. Als ob das nicht von vornherein der Plan gewesen sei, vorläufig alle entscheidenden Schlachten möglichst zu vermeiden, die Kaiserlichen möglichst weit in Ungarn hineinzulocken und hinter ihrem Rücken Bauernkrieg und Guerillas zu organisiren! Zur rechten Zeit werden sie schon „es auf ein entscheidendes Treffen ankommen lassen“. Drittens: „Der Feldmarschallieutenant Graf Schlick hat nach der bereits bewirkten Reinigung der Zips nunmehr auch jene des zempliner Comitats von den Rebellen erzielt, und ist hierauf gegen Tokaj gerückt, wohin sich die Anhänger Kossuths von allen Seiten zogen. Die Avantgarde des Feldmarschallieutenants Schlick unter Major Piattoli stieß am 19. Januar bei Szanto auf den Feind und warf denselben nach Tokaj ˙ ˙ 21. Januar zeigte eine vorgenommene Recognoscirung, daß zurück.˙ Am ˙ ˙˙ der Gegner sich zurückgezogen und eine ziemlich vortheilhafte Stellung bei Tokaj, Tarczal und Kereßtur genommen habe. Am 22. Januar unter˙ ˙˙ nahm Feldmarschallieutenant Graf Schlick den allgemeinen Angriff auf diese Position. Der Major Herczmanovsky führte sein braves Bataillon Stephan nebst einer Eskadron Kaiser-Chevauxlegers und vier Geschützen gegen Kereßtur, während Feldmarschallieutenant Graf Schlick mit der Hauptkolonne über Tallya und Mad gegen Tarczal vordrang. Das Gefecht fiel siegreich für die kaiserlichen Truppen aus. Der Feind erlitt ˙˙ ˙ Todten ˙˙ beträchtlichen Verlust, namentlich˙ ˙˙an von der polnischen Legion.“ Dieser Vortheil ist vollends überraschend. Schlick hat die Vorposten der Ungarn um einige Meilen zurückgedrängt und sich bei Tallya und Keresztur mit ihnen geschlagen. „Das Gefecht fiel siegreich für die k. k. Truppen aus –“ lautet der lakonische Rapport über den Erfolg. Ob Tallya und Keresztur genommen sind, ob die Magyaren sich über die Theiß zurückgezogen haben, davon kein Wort. Es wird mit diesem siegreichen und erfolgarmen Gefecht wohl dieselbe Bewandniß haben, wie mit Ottingers letztem Sieg, der sich zuletzt in eine Niederlage verwandelte. Die

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„Reinigung der Zips“ ist keine Kunst, da die Zips größtentheils von Deutschen bewohnt wird. Im Zempliner Komitat wohnen Ruthenen, also vor der Hand noch Freunde der Kaiserlichen, und auch hier klingt es komisch, von „Reinigung“ sprechen zu hören. Das Hauptresultat des Bülletins ist, daß die Kaiserlichen an zwei weit von einander entfernten Punkten an der Theiß stehen. Die beiden Korps sind ohne Verbindung. Kossuth wird jetzt wohl bald den entscheidenden Schlag wagen: sich entweder mit ganzer Macht auf jedes der beiden Korps einzeln werfen, oder mitten zwischen ihnen durchbrechen, auf Pesth marschiren, und den Oestreichern so in den Rücken fallen. Und während die Sachen noch so stehen, während die Kaiserlichen trotz ihrer Uebermacht nur höchst zögernd und vorsichtig vorrücken, alle ihre Kolonnen einzeln operiren lassen ohne an Konzentration zu denken, während die Magyaren gerüstet hinter der Theiß stehen, meldet die Standrechtspresse: Kossuth sei im Kreis Stry in Galizien gefangen. Und deutsche Blätter drucken das ab.

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II. Juristisches. ad. Art. 222.

„Lorsqu’un ou plusieurs magistrats de l’ordre administratif ou judiciaire auront rec¸u dans l’exercice de leurs fonctions ou a` l’occasion de cet exercice, quelque outrage par paroles tendant a` inculper leur honneur ou leur de´licatesse, celui qui les aura ainsi outrage´s, sera puni d’un emprisonnement d’un mois a` deux ans. – Si l’outrage a eu lieu a` l’audience d’une cour ou d’une tribunal, l’emprisonnement sera de deux a` cinq ans.“ Was ist honneur? Was ist de´licatesse? Unterschied von „Beleidigung“ u. „Verläumdung“ enthalten im Art. ˙˙ 375, der folgendermaassen lautet: „Quant aux injures ou aux expressions outrageantes qui ne renfermeraient l’imputation d’aucun fait pre´cis, mais celle d’un vice de´termine´, si elles ont e´te´ profe´re´es dans des lieux ou re´unions publics, ou inse´ree´s dans des e´crits imprime´s ou non, qui auraient e´te´ re´pandus et distribue´s, la peine sera une amende de seize francs a` cinq cent francs.“ § 376. „Toutes autres injures ou expressions outrageantes qui n’auront pas eu ce double caracte`re de gravite´ ou de publicite´, ne donneront lieu qu’a` des peines de simple police.“ Calumnie also nur da vorhanden, wo ich jemand ein fait pre´cis, ein artikulirtes Factum, das er selbst begangen haben soll, imputire. Nenne ich einen Dieb z. B., so ist nur Art. 375 competent. Der Name Dieb ist kein „fait pre´cis“, überhaupt nicht die Imputation eines „faits“, sondern nur „expression outrageante“, die Beschuldigung eines „bestimmten Fehlers“. Du hast gestern da u. da ein paar silberne Löffel gestohlen dagegen Culpa maxima, tritt statt der Geldstrafe in § 375 die viel ˙ ˙ ˙ u. Verlust ˙de ˙ r bürgerlichen Rechte ein. ˙˙ schwerere der Freiheitsstrafe ˙˙ Grund: im lezteren Fall die Strafe wahrscheinlicher, grösserer Verlust an der Ehre u. s. w. ˙˙ 379

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Wie Art. 375 gegen Private zutrifft, so trifft auch Art. 222 gegen Beamte zu, wenn das De´lit gegen ihn in seiner Funktion ausgeübt ist. Beleidigung gegen einen fungirenden Beamten nach dem hierachischen ˙˙ Geist des Code härter bestraft als gegen einen gefährlichen Menschen. ˙ ˙ Art. 222 seinem Inhalt u. Begriff nach mit Art. 375 durchaus identisch. Art. 222 blos die Schärfung der Strafe, wenn das Vergehen des Art. 375 ˙˙ ˙˙ gegen in Funktion begriffene Beamten ausgeübt˙ ˙wurde. Art. 222 vertritt nicht Art. 367, wo das Verbrechen der „Verläumdung“ ˙ ˙ sondern 375. ˙ ˙ Sonst würde in gegen fungirende Beamten ausgeübt wird, dem Verbrechen gegen Private stärker bestraft, als gegen fungirende Be˙˙ amten, was dem Geist des Code widerspricht. Also: 1) Art. 222 identisch mit Art. 375. 2) Art. 222 unterscheidet sich˙˙von Art. 367, wie 367 von 375 ˙˙ ˙ ˙ er Prokurator [2] Betreff Zweiffels kann nur incriminirt sein „Herr Ob ˙ ˙ ˙ etc. ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ein ˙˙ Zweiffel soll ausserdem erklärt haben, daß er binnen 8 ˙Tagen Ende machen werde.“ Paßt also nicht 222 (375) wo es heissen müßte: „Zweiffel soll niederträchtige u. ehrlose Äusserungen gemacht haben“ und sodann nur „fait pre´cis“, eine bestimmte u. genau angegebne Äusserung. Art. 222 ist aber auch aus andren Gründen nicht anwendbar. a) Zweiffel hat gar nicht funktionirt. Die Worte des Art. 222 „dans l’exercice de leurs fonctions ou a` l’oc˙˙ casion de cet exercice“ u. die Worte „outrage par paroles“ drücken den˙˙ selben Gedanken aus u. erweisen auf gleich zwingende Weise, daß der Gesetzgeber bei diesem Art. nur Beleidigungen im Auge hatte, welche unmittelbar bei Gelegenheit einer Amtshandlung vorfallen, also mündlich vorgenommen sein müssen u. daß sich der Art. 222 nicht erstreckt auf ˙˙ Beleidigungen, welche lange nach vollbrachter Amtshandlung schriftlich verübt worden. Wenn die Beleidigung „par parole“ mündlich vorgefallen sein muß, so ist damit schon gegeben, daß sie während der Amtshandlung verübt ˙˙ wird. Weisen wir nach, daß der Gesetzgeber bei Art. 222 nur Beleidigungen ˙˙ im Auge hatte, die im persönlichen Beisein des Beamten ausgestossen ˙˙ werden, so ist dadurch erwiesen, daß keine solche Beleidigung unter Art. 222 fällt, welche lange nachher u. in Abwesenheit des Beamten ˙ ˙ sich Abschriftlich verübt wurde (Schriftliche Beleidigung sezt an u. für ˙ ˙ ˙ wesenheit des Beleidigten, die Anwesenheit des Beleidigten sezt mündliche ˙˙ Beleidigung voraus.) Es heißt in den Motiven zum Art. 222 (expose´ par M. le conseiller d’e´tat Berlier se´ance du 6 fe´vrier 1810):

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„Il ne sera donc ici question que des seules outrags qui compromettent la paix publique, c’est-a`-dire, de ceux dirige´s contre les fonctionnaires ou ˙ ˙˙l’exercice ˙˙ ˙ ou a` l’occasion de l’exercice de leurs foncagents publics, dans tions; dans ce cas ce n’est plus seulement un particulier, c’est l’ordre public, qui est blesse´ ... La hie´rarchie politique sera dans ce cas prise en conside´ration: celui qui se permet des outrages o u violences envers un officier ministe´riel, est coupable, sans doute, mais il commet un moindre scandale que lorsqu’il outrage un magistrat.“ Soviel geht hieraus hervor: Der Gesetzgeber betrachtet die Beleidigung, gegen welche er 222 maaßregelt, als den untersten Akt der Widersetzlichkeit gegen einen fungiren˙ ˙ u. Re´sistance, gegen den handelnden den Beamten, als eine Auflehnung Beamten, der ein Knurren bleibt, ohne in Thätlichkeiten˙ ˙überzugehen. Wie könnte eine solche „outrage“ [3]

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sonst die „paix publique“ compromittiren „la paix publique“ ist nur dann gestört, wenn ein Aufruhr zum Sturz der Gesetze in irgend einer ˙ ˙ durch irgend eine AmtsWeise unternommen oder wenn dem das Gesetz handlung vollziehenden Beamten, sei es thätlich, sei es nur durch herabsetzende Äusserungen Widersetzlichkeit bezeugt wird. Wenn ich heute in einer Zeitung den Oberprokurator beleidige, so störe ich dadurch die ˙ ˙ u. es heißt ausdrücklich in den angeführten Motiven: paix publique nicht ˙ ˙ qui compromettent la „Il ne sera donc ici question que des seuls outrages, paix publique.“ Zu derselben Stelle heißt es: „Ainsi qui se permet des outrages ou violences envers un officier“. outrage u. violence werden hier als ihren Begriffen nach identisch, nur durch den Grad der Schwere unterschiedene ˙ ˙ nur in˙ ˙persönlichem Beisein des Verbrechen behandelt. Wie aber violence ˙˙ fungirenden Beamten verübt werden kann, so die outrage unterste Stufe desselben Vergehens, die persönliche Gegenwart des Beamten erforder˙ ˙ ˙˙˙ ˙keine ˙ lich. Somit bringt die Beleidigung Störung in˙ ˙einer Amtshandlung, ˙˙ somit auch keine Störung in dem paix publique hervor. ˙ ˙ des Beamten (Beleidigten) erforderlich, Ist aber das persönliche Beisein ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ par parole verübt werden u. nicht so kann die Beleidigung nur mündlich auf schriftliche Insulte aus gedehnt werden oder doch nur in den Fällen, wo schriftliche Insulte während der Amtshandlung möglich sind. (z. B. ˙˙ Instruktionsrichter.) Daher giebt es auch keine Majestätsbeleidigung im Code: Wenn der Code die Beamtenbeleidigung nur so begreift, daß der Beamte in Aus˙˙ führung seiner Funktion u. zwar in seiner eignen persönlichen Gegenwart

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beleidigt wird, waren Majestätsbeleidigungen in diesem Sinne unmöglich, weil der König persönlich keine Funktion ausübt sondern nur durch an˙˙ dre ausüben läßt u. somit nie im Sinne des Art. 222, in persönlicher Er˙ ˙ werden kann. scheinung u. unmittelbarer Funktion beleidigt Durch den Zusatz: „a` l’occasion de cet exercice“ scheint sich die Sache ˙˙ ˙˙ anders zu gestalten u. das Requisit der persönlichen Präsenz wegzufallen. ˙ ˙ Am besten wird diese Deutung widerlegt durch § 228, wo es also heißt: [4]

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„Tout individu qui, meˆme sans armes, et sans qu’il en soit re´sulte´ de blessures, aura frappe´ un magistrat dans l’exercice de ses fonctions, ou a` l’occasion de cet exercice, sera puni d’un emprisonnement de deux a` cinq ans. – Si cette voie de fait a eu lieu a` l’audience d’une cour ou d’un tribunal, le coupable sera puni de carcan.“ Die persönliche Gegenwart bleibt also nothwendig durch das a` l’occasion, denn ich kann Niemand in seiner Abwesenheit prügeln.˙ ˙„a` l’occasion“ heißt auch nicht „im Bezug“, sondern „bei Gelegenheit“. Ich kann keine „relative“ „beziehungsvolle“ Schläge geben. Das „a` l’occasion“ hat der Gesetzgeber nur hinzugefügt, damit der ˙ ˙ blos auf die Dauer der Amtshandlung ˙˙ Fall der Art. 222 u. 228 nicht ˙˙ ˙ ˙ vorher oder unbeschränkt ist, so daß die Beleidigung auch˙˙unmittelbar ˙ ˙ ˙˙ mittelbar nachher stattfinden kann, aber immer unmittelbar an die Amts˙ ˙ handlung sich anknüpfen u. in der persönlichen Präsenz des Beamten ˙˙ ˙˙ stattfinden muß. Wie ich einen Beamten nur in seinem Beisein prügeln kann, so kann auch der Fall des Artikels 222, da er nur dasselbe a` l’occasion de cet ˙ exercice enthält, ˙welches auch der von coups u. blessures handelnde Art. ˙˙ 228 erfordert, nur in persönlicher Präsenz des Beamten u. also nur durch ˙˙ Worte vor sich gehen.

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ad. § 367. Es liegt keine Calumnie gegen die Gendarmerie vor: ˙˙ a) Beweis der Wahrheit. ˙ B.) weil sie ˙nicht genannt sind. „Gendarm“ bezeichnet kein Individuum, sondern einen Collectivbegriff. Es liegt keine Calumnie gegen Zweiffel vor. a) Zweiffel keine „faits, qui s’ils existaient“ u. s. w. imputirt, sondern blose „mots“ dieser Unterschied gerechtfertigt. „Äusserung“ macht nicht nur nicht gesetzlich strafbar, macht auch nicht gleich „den Bürgern ver˙˙ haßt u. verachtet“.

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imputation d’un fait pre´cis verlangt. b) Zweiffel „soll“. Eine Behauptung, die Glauben finden will, u. nicht sich selbst in Frage stellen. [5] Bezüglich der Gendarmen: ˙ ˙ mit den Worten: Art. 367 schließt ˙ ˙ n’est point applicable aux faits dont la loi „La pre´sente disposition autorise la publicite´, ni a` ceux que l’auteur de l’imputation e´tait, par la nature de ses fonctions ou de ses devoirs, oblige´ de re´ve´ler ou de re´primer.“ Pflicht der Presse. ˙˙ Kommt noch hinzu: § 372.) „Lorsque les faits impute´s seront punissables suivant la loi, et que l’auteur de l’imputation les aura de´nonce´s, il sera, durant l’instruction sur ces faits, sursis a` la poursuite et au jugement du de´lit de calomnie.“ ad. 369.)

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Karl Marx Freisprechung der „Neuen Rheinischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 217, 9. Februar 1849

* K ö l n, 8. Februar. Wie wir bereits in einigen Exemplaren unserer gestrigen Nummer mittheilten, ist in der gestrigen Assisensitzung die Anklage gegen den Redakteur en chef Marx, den Redakteur Engels und den Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung“ wegen des Artikels ** Köln, 4. Juli (in der Nummer vom 5. Juli 1848) verhandelt worden. Der Artikel betraf die Verhaftung des Hrn. Anneke und hatte eine Anklage auf Verläumdung der die Verhaftung vollziehenden Gensd’armen (Art. 367 des Code pe´nal) und auf Beleidigung des Oberprokurators Zweiffel (Art. 222 des Code pe´nal) veranlaßt. Die Beschuldigten wurden von den Geschwornen nach kurzer Berathung freigesprochen. Dieser Prozeß, der älteste der vielen gegen die N. Rh. Z. anhängig gemachten Preßprozesse, ist dadurch von Wichtigkeit, daß die oben angeführten Art. 222 und 367 (in Verbindung mit Art. 370) diesmal in der Entscheidung der Geschwornen ganz anders ausgelegt und angewandt worden sind, als dies früher von den rheinischen Zuchtpolizeigerichten zu geschehen pflegte. Die Art. 222 und 367 sind aber, außer denen über direkte Aufforderung zum Bürgerkrieg und zur Rebellion, die einzigen, die es dem Scharfsinne der rheinischen Parkets bis jetzt gelungen ist, auf die Presse anzuwenden. Das freisprechende Verdikt der Geschwornen ist also eine neue Garantie für die Freiheit der Presse in Rheinpreußen. Wir werden die Verhandlungen so rasch wie möglich im Auszuge mittheilen. Heute steht Marx abermals vor den Geschwornen, zusammen mit Schneider, dem Abgeordneten von Köln, und Schapper, wegen einer Aufforderung zur S t e u e r v e r w e i g e r u n g, die sie als Mitglieder des demokratischen Kreisausschusses erlassen hatten.

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Karl Marx Der Steuerverweigerungsprozess

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 218, 10. Februar 1849

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* K ö l n, 9. Februar. Wenn die Entscheidung der Geschwornen in unserm ˙ ˙˙ vorgestrigen Preßprozeß von Wichtigkeit für die Presse war, so ist die gestrige Freisprechung von Marx, Schneider und Schapper entscheidend für sämmtliche aus Anlaß der Steuerverweigerung vor rheinischen Gerichten anhängig gemachten Prozesse. Das Faktum selbst war durchaus einfach und keinem Zweifel unterworfen. In dem inkriminirten Schriftstück hieß es: „Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten fordert alle demokratischen Vereine der Rheinprovinz auf, die Beschlußnahme und Durchführung folgender Maßregeln zu bewerkstelligen: 1) Nachdem die preußische Nationalversammlung selbst die Steuerverweigerung beschlossen hat, ist ihre gewaltsame Eintreibung überall durch jede Art des Widerstandes zurückzuweisen; 2) der Landsturm zur Abwehr des Feindes ist überall zu organisiren ... 3) die Behörden sind überall aufzufordern, sich öffentlich darüber zu erklären, ob sie die Beschlüsse der Nationalversammlung anerkennen und ausführen wollen? Im Weigerungsfalle sind Sicherheitsausschüsse zu ernennen. Der gesetzgebenden Versammlung widerstrebende Gemeinderäthe sind durch allgemeine Volkswahl zu erneuern.“ Dies Aktenstück ist doch wohl verständlich genug. Abgesehen von der Frage über die Gültigkeit oder Ungültigkeit des Steuerverweigerungsbeschlusses, lag hier offenbar der Fall der Aufreizung zum Aufruhr und zum Bürgerkriege vor. Die Beschuldigten machten auch kein Hehl daraus, daß unter dem „Feind“ (im Absatz 2) der innere Feind, die bewaffnete Macht der Regierung zu verstehen sei. Nichts desto weniger hatte die Staatsbehörde, an einer Verurtheilung unter diesem Artikel des Code verzweifelnd, die mildere Anklage gewählt: auf Aufforderung zur Rebellion und zum Widerstand gegen die Agenten der Staatsgewalt. (Art. 209 ff.)

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Es drehte sich hiernach nur um die politische Frage: ob die Beschuldigten durch den Steuerverweigerungsbeschluß der Versammlung autorisirt gewesen, in dieser Weise zum Widerstande gegen die Staatsgewalt aufzufordern, eine bewaffnete Macht gegen die des Staats zu organisiren und Behörden aus eigner Machtvollkommenheit ab- und einsetzen zu lassen. Die Geschwornen haben diese Frage nach sehr kurzer Berathung bejaht. Nach dieser Entscheidung werden auch Lassalle und Cantador wohl bald wieder in Freiheit gesetzt werden. Es steht nicht zu erwarten, daß der Anklagesenat von Köln in Beziehung auf sie andrer Meinung sein werde als die Geschwornen in Beziehung auf Marx, Schneider und Schapper. Wir werden übrigens morgen auf Lassalle speziell zurückkommen. Man scheint die wohlmeinende Absicht zu haben, seine Sache über die nächsten Assisen (im März) hinaus zu schleppen und ihm so neue drei Monate Untersuchungshaft zu oktroyiren. Hoffentlich aber macht der Ausspruch der Kölner Jury einen Strich durch derartige menschenfreundliche Pläne. Wie Lassalle im Düsseldorfer Gefängniß behandelt wird, darüber morgen einige angenehme Details.

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* K ö l n, 10. Februar. Wir versprachen gestern, auf Lassalle zurückzukommen. Lassalle sitzt nunmehr schon 11 Wochen im Düsseldorfer Gefängniß und erst jetzt ist die Untersuchung über einfache, durchaus nicht geläugnete Thatsachen beendigt; erst jetzt entscheidet die Rathskammer. Man hat es glücklich dahin gebracht, daß Rathskammer und Anklagesenat, wenn sie nur das Maximum der gesetzlichen Frist einhalten, die Sache über die bevorstehenden Düsseldorfer Assisen hinausverschleppen und den Gefangenen mit neuen drei Monaten Untersuchungshaft beglücken können. Und welche Untersuchungshaft! Man weiß, daß eine Deputation der verschiedenen demokratischen Vereine Kölns neulich dem Generalprokurator Nicolovius eine von einigen Tausend Bürgern unterzeichnete Adresse überbrachte, worin 1) um Beschleunigung der Untersuchung gegen die Düsseldorfer politischen Gefangenen, 2) um anständige Behandlung derselben während der Untersuchungshaft gebeten war. Hr. Nicolovius versprach diesen billigen Forderungen möglichste Berücksichtigung. Wie sehr man sich aber im Düsseldorfer Gefängniß um den Herrn Generalprokurator, um die Gesetze und um die allergewöhnlichsten Rücksichten des Anstandes kümmert, davon folgendes Exempel: Ein Gefängnißwärter erlaubte sich am 5. Januar einige Brutalitäten gegen Lassalle, und setzte diesen die Krone dadurch auf, daß er zum Direktor ging und Lassalle verklagte, als habe dieser ihn brutalisirt. Eine Stunde nachher tritt der Direktor, vom Instruktionsrichter begleitet, in Lassalle’s Zimmer, ohne ihn zu grüßen, und stellt ihn deswegen zur Rede. Lassalle unterbricht ihn mit der Bemerkung, unter gebildeten Leuten sei es üblich, daß man sich begrüße, wenn man zu Jemanden in’s Zimmer trete, und er sei berechtigt, diese Höflichkeit vom Direktor zu verlangen.

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Das war dem Hrn. Direktor zu viel. Wüthend geht er auf Lassalle zu, drängt ihn an’s Fenster zurück, und schreit mit möglichst lauter Stimme und unter Begleitung von Gestikulationen sämmtlicher Gliedmaßen: „Hören Sie, Sie sind hier mein Gefangener und weiter nichts, Sie haben sich der Hausordnung zu fügen, und wenn Ihnen das nicht beliebt, so werde ich Sie in’s Cachot werfen lassen, und es kann Ihnen noch Aergeres passiren!“ Hierauf wurde Lassalle ebenfalls heftig und erklärte dem Direktor: er habe kein Recht, ihn nach der Hausordnung zu bestrafen, da er Untersuchungsgefangener sei; das laute Schreien nütze nichts und beweise nichts; wenn dies Haus auch ein Gefängniß sei, so sei hier doch sein Zimmer und wenn der Direktor (mit dem Finger zeigend) hier bei ihm eintrete, so habe er ihn zu grüßen. Jetzt verlor der Direktor alle Besinnung. Er rückte Lassalle dicht auf den Leib, holte weit mit ausgestrecktem Arm aus und schrie: „Gestikuliren Sie nicht mit Ihrem Finger, oder ich schlage Ihnen gleich mit eigner Hand Eine ins Gesicht, daß ...“ Lassalle forderte sofort den Instruktionsrichter zum Zeugen für diese unerhörte Mißhandlung auf und stellte sich unter seinen Schutz. Der Instruktionsrichter suchte nun den Direktor zu besänftigen, was aber erst nach mehrmals wiederholtem Anerbieten von Ohrfeigen gelang. Lassalle wandte sich nach dieser erbaulichen Scene an den Staatsprokurator v. Ammon mit dem Antrage gegen den Direktor, Herrn Morret, [eine Untersuchung] einzuleiten. Die Gewaltsamkeiten des Direktors konstituiren nämlich nicht blos eine Mißhandlung und schwere Beleidigung, sondern auch eine Ueberschreitung der Amtsbefugnisse. Hr. v. Ammon antwortete, Untersuchungen wegen Ueberschreitung der Amtsbefugnisse von Seiten der Gefängnißbeamten könnten nicht ohne vorgängige Genehmigung der Verwaltungsbehörde eingeleitet werden und verwies Lassalle an die Regierung. Er stützte sich hierbei auf irgend eine alte Kabinetsordre von 1844. Der Art. 95 der oktroyirten sogenannten Verfassung erklärt: „Es ist keine vorgängige Genehmigung der Behörden nöthig, um öffentliche Civil- oder Militärbeamten wegen der durch Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnisse verübten Rechtsverletzungen gerichtlich zu belangen.“ Art. 108 derselben Charte hebt ausdrücklich alle mit ihr im Widerspruch stehenden Gesetze auf. Aber umsonst berief sich Lassalle dem Staatsprokurator gegenüber auf den Art. 95; Herr v. Ammon beharrte auf seinem Kompetenzkonflikt und entließ ihn mit der angenehmen Bemerkung: „Sie scheinen zu vergessen, daß Sie Untersuchungsgefangener sind!“

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Hatten wir nicht Recht zu sagen, die so genannte Verfassung sei blos ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ oktroyirt ˙ ˙˙ gegen uns, nicht aber gegen die Herren Beamten worden? Also Anerbieten von Ohrfeigen, Cachot und körperliche Züchtigung, denn das war das „Aergere“, das Hr. Morret sich vorbehielt, das ist die „anständige Behandlung“, welche der Deputation für die politischen Gefangenen zugesagt wurde! Beiläufig bemerken wir, daß nach dem Gesetz die Untersuchungsgefängnisse von den Strafgefängnissen durchaus getrennt sein und die Gefangenen der ersteren unter einem ganz anderen Regime stehen sollen, als die Sträflinge. In Düsseldorf existirt aber kein besonderes Untersuchungsgefängniß, und die Untersuchungsgefangenen, nachdem man sie in’s Strafgefängniß ungesetzlicherweise eingesperrt, sollen zudem noch unter die Hausordnung der Sträflinge gestellt, ins Cachot geworfen und mit Stockprügeln traktirt werden können! Damit dieser lobenswerthe Zweck mit Lassalle erreicht werde, hat der etc. Morret eine Disziplinarkommission zusammenberufen, welche Hrn. Lassalle obiger Annehmlichkeiten theilhaftig werden lassen soll. Und die Herren Instruktionsrichter und Prokuratoren scheinen dies Alles ruhig hingehen zu lassen oder sich hinter einem Kompetenzkonflikte zu verschanzen! Lassalle hat sich an den Generalprokurator gewandt. Wir veröffentlichen unsererseits die ganze Sache, damit die öffentliche Stimme die Beschwerde des Gefangenen unterstütze. Wir hören übrigens, daß Lassalle endlich aus der einsamen Haft entlassen und wenigstens mit Cantador in dasselbe Gefängniß eingeschlossen ist.

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Friedrich Engels Ungarn. 11. Februar 1849

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 219, 11. Februar 1849

Ungarn. * Die „Kölnische Zeitung“, die bekanntlich auf Seiten Windischgrätz’s gegen die Magyaren steht, qualifizirt heute die Berichte der reaktionären, magyarenfeindlichen Breslauer Zeitung über die Siege der Magyaren als „namenlos lächerliche Aufschneidereien“. Wir haben jene Berichte mitgetheilt und werden allerdings, ehe wir näher auf sie eingehen, weitere Nachrichten erwarten. So viel ist gewiß, daß die Kaiserlichen an der Theiß unerwartete Hindernisse getroffen haben, sonst müßten sie längst herüber sein; nach den „glaubwürdigen“ östreichischen Berichten ist Schlick ja schon ein Dutzendmal auf Debreczin marschirt, während er jetzt nicht einmal die Theiß passirt hat! Inzwischen wollen wir zur Erbauung des glaubwürdigen Schwanbeck, einige kleine Notizen aus der kaiserlich königlichen Augsburger Ztg. mit˙ ˙˙ ˙ ˙˙˙ist. ˙ ˙ Man ˙ ˙ ˙ ˙ ˙erinnert ˙˙ ˙ ˙ ˙ sich,˙daß ˙ ˙ ˙ ˙wir schon theilen, die doch gewiß glaubwürdig seit einiger Zeit auf die sogenannte demokratische Fraktion der östreichischen Slaven und auf den Konflikt aufmerksam gemacht haben, in den diese Schwärmer mit der Olmützer Regierung nothwendig gerathen müßten. Wir bezeichneten Jellachich als den ersten, Stratimirovich als den zweiten Repräsentanten dieser Richtung. Daß diese Fraktion, deren Organ die „Südslavische Zeitung“ in Agram ist, auch in Kroatien selbst Terrain gewinnt, dafür zeugt folgender Artikel der A. A. Ztg.: „Wie ich Ihnen meldete, gewinnen die Machinationen des serbischen Generals Stratimirovich an Wichtigkeit, da er unter den Serben einen großen Anhang zählt und auf die Tschaikisten einen besondern Einfluß zu üben scheint. Daß seinen Aufwiegelungsversuchen gegen den Patriarchen Rajachich, wie man allgemein versichert, nicht ein Einverständniß mit den Magyaren, sondern bloß ehrgeizige Absichten zum Grunde liegen, bezweifeln wir nicht; allein wie traurig ist es, wenn man sieht, daß

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das slavische Element, an welches Oestreich sich im Sturme festklammern sollte und mußte, selbst den Stürmen egoistischer Parteiungen preisgegeben ist! Stratimirovich ist gekränkt, weil er sich in seiner Erwartung, nach dem Tode des Generals Supplikatz die Woywodenstelle zu erhalten, getäuscht sah, und brütet Rache. Ob dies auf Kosten der so nothwendigen Eintracht unter dem Volke und auf Kosten des Wohles des eigenen Vaterlandes geschieht, wird nicht gefragt. Stratimirovich hatte das Glück, mit einer kleinen Schaar siegreicher Serben im Beginn des magyarischen Kampfes sich hervorzuthun, sich gleichsam unentbehrlich zu machen, und namentlich bei St. Tomas und den Römerschanzen mehr zu leisten, als so mancher andere General mit regulären Truppen. Er stieg rasch vom Range eines Oberlieutenants bis zum General. Der nach Olmütz gesandten Deputation seines Landes beigegeben, gelang es ihm, hier die theuersten Wünsche der Serben, in Bezug auf ihre Nationalität und Selbstständigkeit, in Erfüllung zu bringen, und als bald darauf der plötzliche Tod des kaum ernannten Woywoden Supplikatz erfolgte, bezeichnete ihn der Wunsch der Truppen und des Landes, als den wahrscheinlichen Nachfolger desselben. So stehen die Sachen von dieser Seite. Aber auch in Kroatien gestalten sich die Dinge nicht gar so heiter, wie man sie oberflächlich zu berichten gewohnt ist. Glaubwürdige Personen, die aus dem Lande kommen, versichern, daß man die Abwesenheit des Banus sehr ungern sich in die Länge ziehen sieht, und daß seine Popularität gefährdet sei, da die Kroaten in ihm ihren Banus und nicht bloß den östreichischen Feldmarschall-Lieutenant finden wollen. Ebenso soll die Ernennung des Baron Kulmer zum Minister, im Lande nicht jenen Anklang finden, den man anfangs erwartet, da man ihn allgemein als ein Werkzeug des Hofs bezeichnet. Die Nachricht von seiner Ernennung soll sogar zu einer feindlichen Demonstration Anlaß gegeben haben, indem man einen Theil der ihm in Kroatien gehörigen Waldungen in Brand steckte. Aus dem allen sowie aus der täglich steigenden Gereiztheit der Sprache der Agramer Blätter, geht hervor, daß man mit den Slaven nicht gar so leichten Kaufs fertig werden dürfte.“ Andrerseits bestätigt dieselbe Zeitung die Ankunft Dembinski’s in Debreczin. Sie schreibt aus Pesth: „General Dembinski weilt wirklich in Debreczin. Mitglieder des ungarischen Repräsentantenhauses weilen daselbst in Menge, dagegen zählen die Insurgenten nur 11 Magnaten in ihrer Mitte. Das Glück scheint dem Rebellenchef Bem in Siebenbürgen den Rücken gewendet zu haben, wenigstens langen, trotz seiner prahlerischen Meldungen, fortwährend hülfesuchende Flüchtlinge bei dem Rumpfparlamente an. Laut einem Erlaß des Debrecziner Közlöni, des magyarischen Moniteur, hat Kriegs-

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minister Meszaros seine Entlassung wegen Krankheit gegeben und ist durch General Vetter ersetzt worden.“ Ueber Dembinski selbst enthält sie folgende Notizen: „Wien, 3. Februar. Die fanatisirten Magyaren erwarten den günstig˙ ˙ ˙ des bekannten Polengenerals Dembinski, dem der sten Erfolg vom Talent Oberbefehl über sämmtliche magyarische Truppen übertragen sein soll. Dembinski, 1791 geboren, kam im Jahre 1807 nach Wien in die Ingenieurakademie, entfloh heimlich von da im Jahre 1809 und trat in seinem 18. Jahre als Gemeiner in das fünfte polnische reitende Jägerregiment. Er focht gegen die Russen, und zeichnete sich im Feldzug vom Jahre 1812 in der Schlacht bei Smolensk so aus, daß er von Napoleon noch auf dem Schlachtfelde zum Hauptmann ernannt wurde. Zu stolz, um in russische Dienste zu treten, verlebte er hierauf jahrelang in stiller Zurückgezogenheit, bis er in der polnischen Revolution 1830 Gelegenheit hatte, sich als Oberst mit seiner Kavalleriebrigade von 4000 Mann auszuzeichnen, indem er in der Schlacht bei Grochow die ganze russische Macht von 60 000 Mann unter dem Marschall Diebitsch, einen ganzen Tag aufhielt.“ [...]

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 219, 11. Februar 1849. Beilage

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* K ö l n. Hr. Wesendonk schickt uns eine Erklärung zu, die wir hier – mit Ausnahme einer durchaus nicht zur Sache gehörenden Schlußbemerkung über das Haus der Frau von Hatzfeldt – folgen lassen: Herr Redacteur! Ihre Zeitung enthält in Nr. 213 ein kurzes Referat über mein hiesiges Auftreten seit dem März v. J. – Ich schätze an Ihrem Blatt die scharfe Kritik darum nicht minder, weil sie alle Parteien und alle Personen gleich strenge überwacht. Allein – etwas mehr Wahrheit in den Thatsachen möchte ich Ihren Correspondenten empfehlen. So lassen Sie sich diesmal über mich mehrere Unwahrheiten berichten: Daß ich zur Zeit des Vorparlaments als Republikaner aufgetreten, nach dem Vorparlament mich geändert hätte, ist unwahr. Gerade nach dem Vorparlament habe ich mich vielmehr als Republikaner bekannt. Ich fand und finde aber keinen Widerspruch mit dieser Gesinnung darin, daß ich auch in der bestehenden Monarchie die Demokratie zur Geltung zu bringen suchte. Ich wurde nach Frankfurt gewählt, und kämpfte dort bei Gründung des noch nicht bestehenden Deutschland für die republikanische Staatsform. Ihr Correspondent scheint darin eine Aenderung zu erkennen. Ich weiß nicht, mit welchem Rechte? – Vor vier Monaten kam ich zu einem kurzen Besuche hierher. – Eines Tages war an allen Straßenecken zu lesen: „heute Abend Sitzung des Volksklubs; Tagesordnung: Unterschied zwischen rother und weißer Republik“. Abends gegen 10 Uhr fand ich zu Hause eine Einladung mit der Aufforderung, über diesen Unterschied, so wie über den Frankfurter Barrikadenkampf einen Vortrag zu halten: Da ich nicht erschien, unterblieb dieser Vortrag. Ob ich nun in diesem nicht gehaltenen Vortrag oder sonst wie Ihrem Correspondenten als „Rother“ erschienen bin, darüber gibt er keine Erklärung. Er behauptet nur, ich sei ihm so erschienen.

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Uebrigens bin ich bereit, mich mit ihm über die rothe Farbe zu verständigen. Ihr Correspondent greift ferner eine von mir angeblich in der Düsseldorfer Zeitung abgegebene Erklärung über die octroyirte Verfassung an. Merkwürdiger Weise existirt diese Erklärung gar nicht, es sei denn in der Phantasie Ihres Correspondenten. Endlich lassen Sie sich schreiben, mein Programm als Wahl-Candidat zur zweiten Kammer habe nicht gefallen. Worin das Programm besteht, schrieb Ihr Correspondent nicht. Sollte er aber darunter, wie er in Nr. 214 erläutert, die Anerkennung der Verfassung vom 5. Dezember p., verstehen, so hat er mir ein Programm untergeschoben, welches ich nirgendwo aufgestellt habe. Ich habe erklärt und erkläre, daß ich es für einen politischen Fehler halten würde, den von mir in Frankfurt zweckmäßig gestellten Antrag, die Verfassung für null und nichtig zu erklären, in Berlin zu wiederholen. Daß ich aber die Verfassung nicht als rechtsgültig anerkenne, und auf diese Frage mit der Tages-Ordnung, eventuell mit „Nein“ antworten würde, darüber habe ich mich ebenfalls wiederholt ausgesprochen. Ich ersuche Sie, Herr Redacteur, dieser Erwiderung an derselben Stelle Ihres Blattes einen Platz zu gönnen, an welchen Sie das Referat brachten. Die Erwiderung, die Sie in Nr. 214 kritisiren, ohne sie mitzutheilen, ist mir fremd. Düsseldorf, 8. Februar 1849. Wesendonk. Wir bemerken, daß es sich in dem angegriffenen Artikel hauptsächlich von einer Beurtheilung des politischen Lebenswandels des Hrn. Wesendonk handelte. Daß Hr. Wesendonk selbst darüber anderer Ansicht sein mag, wie unser Correspondent, ist leicht begreiflich und Hr. Wesendonk hat das Recht, diese andere Meinung zu haben und zu äußern. Ebenso begreiflich aber ist, daß durch diese abweichende Meinungsäußerung in der Sache selbst nichts entschieden wird. (D. Red. der N. Rh. Z.)

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* K ö l n, 10. Februar. Wir haben, beim besten Willen, in der vorigen Woche selbst unsre besten Freunde, unsre nächsten Nachbarn nicht berücksichtigen können. Andre Geschäfte – man kennt sie, haben uns im Athem erhalten. Beeilen wir uns jetzt, das Versäumte nachzuholen, und wenden wir unsre Blicke zuerst auf die benachbarten Publizisten. Die Theilung der Arbeit wird bei der „Kölnischen Zeitung“ mit einem seltenen Ensemble durchgeführt. Sehen wir, ab von den entlegneren Theilen des Blattes, von der dritten und vierten Seite, wo der edle Wolfers Belgien preist und sein Möglichstes thut, damit Heinrich V. den Thron seiner Ahnen wieder besteige und eine Verfassung „nach dem Muster der belgischen“ oktroyire; halten wir uns nur am Frontispiz, an die erste Seite. Hier hat unser Freund Schücking das Unterstübchen inne, und stellt dort für den Liebhaber die neuesten Produkte seiner doktrinären Phantasie und seines phantastischen Doktrinarismus in Prosa und in Versen aus. Wer kennt nicht die interessanten „politischen Gespräche“, in denen der talentvolle Verfasser aus dem Schweinsleder eines deutschen Professors einen – er sagt es selbst – einen Mephistopheles herauszuschälen sich abmühte und nur einen Wagner zu Tage förderte? Ueber dem Unterstübchen aber, im ersten Stockwerk, öffnet Herr DuMont seine geräumigen politischen Salons, und hier sind es die großen Männer Brüggemann und Schwanbeck (nicht zu verwechseln mit Weißbrodt), die die Honneurs des Hauses machen. Brüggemann für den denkenden Theil, für die Rettung des Prinzips in allen Schiffbrüchen, für die Erhaltung des Rechtsbodens trotz aller Erdbeben, für das elegische Genre, für Schwanengesänge und Requiems. Schwanbeck für den deklamatorischen Theil, für das erhabene Lyrische, für die sittliche Entrüstung, für die Dithyrambe und den Sturm. Trunken von Begeisterung erhebt sich seine Phrase zu den höchsten Höhen des Olymps, und ist ihr Gang nicht immer sicher, so bleibt er doch stets rhyth-

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misch, und in der That, auf ihre Rechnung kommen fast alle die unfreiwilligen Hexameter, an denen die Kölnische Zeitung so reich ist. Der erste, der uns heute entgegentritt, ist eben derselbe schwunghafte Schwanbeck. Er klärt uns, de dato Köln, 7. Februar, über die Nachwehen des Absolutismus und die Nachwehen der Revolution auf. Der große Schwanbeck gießt den ganzen Becher seines Zorns über das preußische Volk aus, weil es entweder gar nicht gewählt oder schlecht gewählt hat. „Diese Nationalversammlung soll die letzte Hand an den Aufbau eines konstitutionell-monarchischen Staats legen, und doch – wer zweifelt noch daran, daß die Einen in ihr diesen Bau untergraben werden, weil sie nicht mehr monarchisch, die Andern, weil sie noch absolutistisch, aber noch nicht konstitutionell geworden sind, beide, weil sie eben nicht konstitutionell-monarchisch sind? Von den entgegengesetzten Polen werden dann die Stürme wehen, eine abgethane Vergangenheit wird mit einer fernen, vielleicht nie erreichbaren Zukunft streiten, und – wer weiß ob darüber nicht die Gegenwart verloren wird!“ Man bemerke den gewaltigen Kraftstyl, der sich aus diesen klassischen Zeilen ins Dasein ringt. Jeder Satz ein knorrig gedrungenes Ganze, jedes Wort gezeichnet mit dem Stempel der sittlichen Entrüstung. Man vergegenwärtige sich möglichst handgreiflich den Kampf zwischen der „abgethanen Vergangenheit“ und der „fernen, vielleicht nie erreichbaren Zukunft“. Wem ist nicht, als sähe er, wie die „vielleicht nie erreichbare Zukunft“ von der „abgethanen Vergangenheit“ dennoch erreicht wird, wie Beide, Megären gleich, sich in die Haare gerathen und wie, während von den entgegengesetzten Polen die Stürme wehen, eben wegen der Unerreichbarkeit der Einen und des Abgethanseins der Andern, die Gegenwart immer mehr verloren geht! Man halte dies nicht gering. Denn wenn uns ein Urtheil über so große Männer erlaubt ist, so müssen wir sagen: bei Brüggemann pflegt der Gedanke mit dem Styl, bei Schwanbeck dagegen der Styl mit dem Gedanken durchzugehen. Und in der That, wem sollte in tugendhaftem Unmuth der Styl nicht durchgehen, wenn man sieht, wie eine Versammlung, der nicht nur der König von Preußen, sondern selbst die „Kölnische Zeitung“ die Mission gegeben, die letzte Hand an den Aufbau eines konstitutionell-monarchischen Staates zu legen, wie eine solche Versammlung aus Leuten gebildet wird, die für den besagten wohlmeinenden Zweck entweder zu weit links oder gar zu weit rechts sitzen? Besonders wenn von den „entgegengesetzten Polen die Stürme wehen“ und der Kölnischen Zeitung „die Gegenwart verloren wird“!

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Schlimm genug für die Kölnische Zeitung, wenn das Volk Deputirte wählt, die Das nicht wollen, was sie nach der Kölnischen Zeitung „sollen“; noch schlimmer aber für das Volk, wenn es die Kassandra-Stimme eines Schwanbeck verspottet und statt eines konstitutionell-monarchischen Mustermenschen aus dem „großen Centrum der Nation“ Leute wählt, die entweder nicht mehr monarchisch oder noch nicht konstitutionell sind. Tu l’as voulu, George Dandin! wird Schwanbeck wehmüthig ausrufen, wenn der gewaltige Konflikt zwischen der abgethanen Zukunft und der vielleicht nie erreichbaren Vergangenheit die Gegenwart verschlingen wird! „Mit andern Worten, die Symptome der Reaktion und die Symptome einer neuen oder vielmehr einer permanenten Revolution sind nicht ausgeblieben.“ Nach dieser merkwürdigen Errungenschaft wirft Kassandra-Schwanbeck einen Blick auf Oestreich. Dieser Blick auf Oestreich ist sehend bei Schwanbeck. Oestreich ist sein zweites Vaterland; hier entrüstete er sich früher über die Tyrannei der Wiener Demagogie, hier frißt er jetzt Magyaren, hier steigt dem erhabenen Dithyrambiker endlich auch ein zarteres Gefühl, ein leiser Gewissensbiß über die standrechtlichen Begnadigungen zu Pulver und Blei auf. Daher der zärtliche Blick, den der ahnungsreiche Prophet in jedem seiner Leitartikel nach Oestreich hinüberwirft. „Was hat sich nun geändert? (in Oestreich nämlich.) Unbeschränktheit der Bureaukratie, der Demokratie, der Militärgewalt haben sich abgelöst, und am Ende ist Alles sich gleich geblieben!“ Trauriges Resultat der Revolutionen, wehmüthige Folge davon, daß die Völker nie auf die Stimmen verkannter Kassandren hören wollen! „Am Ende ist Alles sich gleich geblieben!“ Die Metternich’sche traditionell-überkommene Regierung ist zwar in manchen Stücken verschieden von der jetzigen contrerevolutionären Militärherrschaft, und namentlich ist das gemüthliche östreichische Volk aus den Zeiten Metternichs ein ganz anderes Volk, als das jetzige revolutionäre, zähneknirschende Volk; auch hat in der bisherigen Geschichte die Contrerevolution immer nur zu einer viel gründlicheren, blutigeren Revolution geführt; aber was thut das? „am Ende ist doch Alles sich gleich geblieben“ und Despotismus bleibt Despotismus. Die spießbürgerlichen Kannegießer, welche „das große Centrum der deutschen Nation“ ausmachen, um uns eines Schwanbeck’schen Ausdrucks zu bedienen, diese Biedermänner, welche bei jedem momentanen Contrecoup ausrufen: Was hat nun das Rebelliren genutzt, wir sind wieder gerade soweit wie vorher; diese tiefen Geschichtskenner, die immer

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nur zwei Schritt weit vor sich sehen, werden entzückt sein, wenn sie finden, daß der große Schwanbeck mit ihnen genau auf demselben Standpunkt steht. Nach diesem unvermeidlichen Blick auf Oesterreich geht Kassandra wieder nach Preußen herüber und bereitet sich zu einem Blick in die Zukunft vor. Die Elemente der Reaktion und die Elemente der Revolution werden gehörig gegen einander abgewogen. Die Krone und ihre Diener, Wrangel, die Belagerungszustände (nebst frommen Wünschen über deren Aufhebung), die Preußenvereine werden der Reihe nach einer gründlichen Betrachtung unterworfen. Dann heißt es weiter: „Indeß bei allem dem müssen wir uns doch eingestehen, daß die Zahl unsrer Reaktionäre nicht eben schwer in die Wage fällt. Schlimmer ist es, daß das große Centrum des Volks dermaßen an den Absolutismus gewöhnt worden ist, daß es sich in das Selfgouvernement noch gar nicht zu finden weiß, und das – aus bloßer Faulheit. Ihr, die ihr so massenhaft bei jenen Wahlen fehltet ... ihr seid die wahren Absolutisten! ... Es gibt in der ganzen Welt keine widerlichere Erscheinung als ein Volk, das zu faul für ein freies Staatsleben ist.“ „Großes Centrum des deutschen Volks“, du bist deinen Schwanbeck nicht werth! Dies „Centrum des Volks“, das „zu faul für ein freies Staatsleben ist“, ist, wie sich später herausstellt, Niemand anders als die Bourgeoisie. Schmerzliches Geständniß; kaum versüßt durch den gleichzeitigen Selbstgenuß der sittlichen Entrüstung über diese schmähliche „Indolenz“ des großen Centrums der Nation! „Noch weit schlimmer aber steht es um die Nachwehen der Revolution. Unser Volk ist reicher als wir ahnen konnten, an schwärmerischen und phantastischen Naturen, an geschickten Demagogen (naives Geständniß!) und an gedankenlosen Haufen, denen keine Spur politischer Bildung innewohnt. Erst das Jahr 1848 sollte uns zeigen, welche massenhafte Elemente der Anarchie in diesem ruhigen, gerechtigkeitsliebenden, sinnigen Volke versprengt waren, wie eine unklare Sucht nach Revolutionen um sich griff und wie das bequeme Mittel (allerdings viel „bequemer“ als tiefsinnige Leitdithyramben in der Kölnischen zu schreiben!) des Revolutionirens als eine Panacee ... gelten sollte.“ Während das „Centrum“ zu faul ist, ist die Peripherie, der „Pöbel“, die „gedankenlosen Haufen“, zu fleißig. Die „geschickten Demagogen“, vereinigt mit den „massenhaften Elementen der Anarchie“, müssen allerdings gegenüber der „Faulheit“ und „Indolenz“ der Bourgeoisie, finstre Ahnungen in der Seele eines Schwanbeck erwecken!

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„So ist nun einmal der naturgemäße Gang: der Stoß ruft den Gegenstoß hervor.“ Mit dieser weiteren großen Gedanken-Errungenschaft, die noch zum Thema einiger schwunghaften Variationen dienen muß, geht Kassandra zum Schluß über, und zieht folgendes Facit: „Erst da ist der gerade Weg zu dem echten freien Staatsleben, wo das große Centrum der Nation, das kräftige und intelligente Bürgerthum, einig und mächtig genug geworden ist, diese Abwege nach links und rechts zu einer Unmöglichkeit zu machen. Es liegt ein norddeutsches Blatt vor uns, in welchem ... geschrieben steht: ,... die Bourgeoisie hat schon jetzt über beide Extreme der Linken und Rechten die Oberhand gewonnen und dieser Partei allein gehört die Zukunft!‘ Wir fürchten, daß dies Frohlocken noch voreilig ist; will man einen Beweis dafür, nun, ,die Wahlen in Preußen werden ihn führen‘.“ Das ist der große sittlich entrüstete Klaggesang der neuesten Kassandra über die Verkehrtheit dieser bösen Welt, die nicht nach dem Sinne der Kölnischen Zeitung marschiren will. Das ist das Resultat der Forschungen Schwanbecks in der „abgethanen Vergangenheit“, der „fernen, vielleicht nie erreichbaren Zukunft“ und der in Frage gestellten „Gegenwart“: der wirkliche, entscheidende Kampf wird geführt nicht zwischen der feudalistisch-büreaukratischen Monarchie und der Bourgeoisie, auch nicht zwischen der Bourgeoisie und dem Volk, er wird geführt zwischen der Monarchie und dem Volk, zwischen den Absolutisten und den Republikanern; und die Bourgeoisie, die Konstitutionellen ziehen sich vom Kampfplatz zurück. Ob die Bourgeoisie sich wirklich vom Kampf zurückgezogen, ob sie dies aus Faulheit gethan, oder aus Schwäche, und was die Wahlen in Preußen beweisen, darüber wollen wir uns hier in keine weiteren Glossen einlassen. Genug, die Kölnische Zeitung gibt zu, daß in dem gegenwärtigen Kampf die Bourgeoisie nicht mehr in erster Linie steht, daß es nicht mehr ihre Interessen sind, von denen es sich handelt, daß der Kampf geführt wird um absolute Monarchie oder Republik. Und nun vergleiche man die Neue Rheinische Zeitung seit November vorigen Jahres, und sage, ob wir nicht in jeder Nummer und bei jeder Gelegenheit, bei der Wiener Contrerevolution, bei der Berliner Contrerevolution, bei der Oktroyirung auseinandergesetzt, ob wir nicht in dem langen Artikel „Die Bourgeoisie und die Contrerevolution“ und in mehreren Artikeln vor den Urwahlen ausführlich entwickelt haben, wie die Schwäche und Feigheit der deutschen Bourgeoisie es war, die die Contrerevolution möglich machte, und wie die Contrerevolution ihrerseits die Bourgeoisie auf die Seite schob und den direkten Kampf zwischen den

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Resten der feudalen Gesellschaft und den äußersten Spitzen der modernen Gesellschaft, zwischen Monarchie und Republik unvermeidlich machte! Das, was wir vor drei Monaten als historisch nothwendig aus dem Gang der deutschen Revolution entwickelten, davon entwickelt sich der Kölnischen Zeitung eine schwache und verschwommene Ahnung als Resultat haruspicischer Divinationsschnüffeleien in den Eingeweiden der Wahlurne vom 5. März. Und diese schwache verschwommene Ahnung gilt für eine solche Entdeckung, daß sie sofort in der ganzen geschwollenen und gequollenen Form eines Δ-Leitartikels brühwarm dem wohlwollenden Publikum zum Genuß vorgesetzt wird. Naive Kölnerin!

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* Endlich sind wieder offizielle österreichische Berichte aus Siebenbürgen eingetroffen. Sie bestätigen das rasche Vordringen Bem’s bis dicht vor Hermannstadt, das von ihm stark bedroht wurde, und berichten über eine am 21. Januar zwischen Hermannstadt und Mediasch (Medgyes) vorgefallne Schlacht, in welcher die Magyaren geschlagen sein sollen. Sie seien, heißt es, bis Stolzenburg verfolgt und ein Theil von ihnen habe bereits die Straße nach Thorda (Thorenburg, in der Richtung von Klausenburg) eingeschlagen. 5 Kanonen und 4 Munitionswagen seien den Oesterreichern unter Puchner in die Hände gefallen. Der Widerstand der Magyaren wird als sehr hartnäckig geschildert. Ob dieser „Sieg“ wirklich so „glänzend“ ist, darüber werden wir weitere Berichte abwarten. Die Oesterreicher geben ihren eigenen Verlust auf 60–70 Todte und 98 Verwundete an. Wie es mit der Glaubwürdigkeit der österreichischen Berichte überhaupt aussieht, davon geben die bei dieser Gelegenheit in der Wiener Zeitung veröffentlichten Siebenbürger Dokumente Aufschluß. Die Armee Bem’s wird in einer Ansprache an die Hermannstädter Bürgerwehr, vom 19. Januar, „die durch das siegreiche Heer in Ungarn zu˙ ˙˙ rückgedrängten ungarischen Truppen, sich nach Siebenbürgen flüchten müssend“, genannt. Auch Puchner prahlt in seinem Tagesbefehl mit ungeheuren Siegen in Ungarn, die freilich für uns durch die späteren Nachrichten längst auf ihren wahren Werth reduzirt sind. Die Romänen sollen 25 000 Mann Landsturm nach Hermannstadt geführt haben. Dagegen ist auf die Szekler und Ungarn in Siebenbürgen wenig zu bauen; Puchner in seinem Tagesbefehl und die Siebenbürgischen Blätter stimmen überein, daß unter ihnen der k. k. schwarzgelbe Geist durchaus keinen Boden findet, und daß sie überall, wo Bem sich zeigt, sich der Bewegung anschließen.

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In Ungarn selbst beginnen die Bauern-Aufstände im Rücken der Kaiserlichen einen ernsthaften Charakter anzunehmen. Gran an der Donau, oberhalb Pesth, am 15. Januar von den Kaiserlichen besetzt und unter˙ ˙ ˙ wieder verlassen. Sie zogen nach Ofen worfen, wurde am 26. von ihnen ab, weil Windischgrätz ihrer nach der Schlacht bei Szolnok dringend bedurfte. Sogleich wurden die k. k. Fahnen und Adler abgerissen, Madarasz’sche Aufstandsplakate angeklebt, und Eljen Kossuth gerufen. Die Bauern vom linken Donau-Ufer, die ihre Waffen noch nicht abgegeben, kamen in die Stadt, schossen auf den Oberstuhlrichter Koller, schleppten den Juraten Biro´ nach Komorn, setzten die Komitats-Jurisdiktion ab und ernannten den Obernotar Palkovicz zum Präses. Die Kaiserlichen sandten den Befehl, die Schiffbrücke aufzufahren; Simunich wollte hier die Donau passiren, um auf Befehl Wrbna’s sogleich nach Pesth zu marschiren. Als aber zugleich ein Brief vom Landesvertheidigungs-Ausschuß in Debreczin ankam, der die Organisirung des Landsturms, die Abschneidung resp. Vernichtung der Zufuhren des Feindes etc. befahl, wurde beschlossen, die Brücke nicht aufzufahren und den Befehlen aus Debreczin nachzukommen. Das Komitat siedelte nach Batorkesz über, wo es von Komorn aus geschützt ist. Uebrigens sollen von Ofen aus Truppen nach Gran geschickt sein. Diese Nachrichten sind aus der offiziellen Wiener Zeitung. Im Uebrigen trifft schon dadurch eine gewisse negative Bestätigung der magyarischen Siegesberichte ein, daß die Oesterreicher durchaus keine neuen Nachrichten von der Theiß haben. Dagegen berichtet die magyarische Korrespondenz der Breslauer Zeitung wieder eine Reihe interessanter und durchaus wahrscheinlicher Thatsachen. Der k. k. Oberst Montecuccoli sei in Gyöngyös von den Magyaren gefangen genommen. Kövesd (5 Meilen diesseits Miskolcz) und Keresztur (nördlich von Tokaj), waren in den Händen der Magyaren. Die aus Temesvar ausfallenden Kaiserlichen sollen von den von Szegedin herbeieilenden Ungarn fast aufgerieben worden sein. Dann fügt sie hinzu: „Sehr böses Blut macht es in Ofen, daß der liebenswürdige Dichter und katholische Priester Czuczor wegen eines von ihm verfaßten begeisternden Kriegsliedes zu 6 Jahren Festungsarrest in schwerem Eisen abgeführt wurde. Ueberhaupt bemerkt man, daß seit den letzten Niederlagen der österreichischen Waffen das Militär-Regiment hier viel strenger ausgeübt wird. Die Verhaftungen wegen der bescheidendsten Aeußerungen sind an der Tagesordnung. Alle von Debreczin und der Umgegend überhaupt zureisenden Fremden werden sofort auf die Polizei geführt, streng verhört und mit Verbot entlassen, irgend etwas zu erzählen. Die Neugierde dringt indessen durch alle Schranken und man ist hier so ziemlich unterrichtet. Man glaubt, daß die

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ungarische Theißarmee schon dieser Tage ihren Angriff auf die Kaiserlichen bei Szolnok erneuern werde. – Aus Debreczin erfährt man, daß der ungarische General Moritz Perczel zum Kommandirenden von Siebenbürgen ernannt worden. Bem wird die Banatarmee in Ungarn anführen. Die ungarische reguläre Streitmacht wird auf 160 000 angegeben, und wenn man bedenkt, daß diese Macht jetzt von zwei weltbekannten Generalen, Dembinski und Bem kommandirt wird, daß außer dem naturfesten Siebenbürgen und dem großen Theißgebiet auch die wichtigsten und meisten Festungen in der Gewalt der Ungarn sind, so erscheint es mehr als lächerlich, wenn man in Wien Steckbriefe gegen Kossuth verfertigt. Man muß auf ein gar zu blindes Publikum rechnen, um es mit solchen Kniffen zu täuschen.“ Inzwischen brechen in den vom sogenannten magyarischen Druck befreiten Natiönchen täglich neue Zwistigkeiten, theils unter einander, theils mit der österreichischen Regierung aus. Das Constitutionelle Blatt ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙˙˙˙ einaus Böhmen sagt: „In Olmütz sollte eine Deputation von˙˙Romanen treffen, um hinsichtlich der Uebergriffe der Serben aus dem Banat Beschwerde zu führen. – In Istrien, wo Sprache und Sitten vorzugsweise italienisch sind, sträubt man sich sehr gegen das Vorhaben, diese Provinz Kroatien einzuverleiben, und es sind darüber Reklamationen ergangen und veröffentlicht worden.“ In der Wojwodowina hat die Karlowitzer Regierung sich für Stratimirovich ausgesprochen und den vom Patriarchen Rajachich gegen ihn erlassenen Verhaftsbefehl annullirt. Der Patriarch will von einem Wojwoden nichts wissen; ehe die Wojwodowina konstituirt werde, müssen die Distrikte von Kikinda und Becse, von Bacs und Baranya mit ihr vereinigt sein. Dahin solle man wirken, und dagegen den Wühlereien und Umtrieben ehrgeiziger Leute wehren, „damit die kaiserliche Armee nicht ebenso mit den Serben verfahre wie mit den magyarischen Rebellen!“ Die Südslawische Zeitung fängt schon an bedeutend zu klagen, aber diesen Phan˙˙ ˙ gehen ˙˙ tasten die Augen natürlich erst auf, wenn es zu spät ist und die Militärherrschaft sich bei ihnen festgesetzt hat. Es ist übrigens Jedem klar, daß alle diese Zerwürfnisse der magyarischen Sache nur höchst vortheilhaft sein können. Wie diese Serben Krieg führen, davon hier nur eine Probe, die durch zwei südslavische Zeitungen, den Vestnik und Napredak vom 27. Januar bestätigt wird. Weißkirchen im Banat wollte sich ergeben und sandte deshalb eine Deputation an General Todorovich. Todorovich hatte schon früher gehört, daß die Weißkirchner alle Serben in ihrer Stadt todtgeschlagen hatten und fragte die Deputation: Wer ist unter Euch Abgeordneten ein Serbe? Die Deutschen zuckten die Achseln. Geht, erwiderte

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Todorovich, mit Euch lasse ich mich in keine Unterhandlung ein. Das Serbenheer stürmte darauf Weißkirchen und nahm es ein. Man fand nur zwei Serben in der Stadt und beiden waren die Augen ausgestochen. Todorovich ließ nun, wie Reisende erzählen, 50 Hauptschuldige aussuchen und alle 50 henken. Die Uebrigen ließ er in eine Reihe stellen und jeden fünften Mann erschießen. So wurden, heißt es, 400 erschossen. Das sind die ritterlichen Helden, mit denen die Kölnische Zeitung sympathisirt!

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Karl Marx Verfolgung gegen die Steuerverweigerer

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* K ö l n, 12. Februar. Die Herren Gladbach, Körffgen und Borchardt werden im Laufe dieser Woche vor dem hiesigen Instruktionsgerichte erscheinen, um wegen ihres Votums über die Steuerverweigerung und wegen ihrer Betheiligung bei dem Steuerverweigerungsbeschlusse constituirt zu werden. Wir beschränken uns auf einfache Mittheilung dieser sprechenden Thatsache. Die „Neue Rheinische Zeitung“ kann sich glückwünschen, daß am 7. Februar das Attentat Zweiffel an dem steinernen Herzen der Geschwornen zerschellte. Herr Prokurator Bölling beabsichtigte nämlich, im Falle der Schuldigkeitserklärung uns eine Caution von 4000 Thalern zu octroyiren. Hat die octroyirte Verfassung nicht alle Cautionen abgeschafft?

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Friedrich Engels Ungarn. 13. Februar 1849

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 220, 13. Februar 1849

* Wir drucken nachstehend den 5. Bericht vom galizischen Armeekorps ab. Hiernach werden die magyarischen Siegesberichte zum Theil bestätigt. Es ist klar, Schlick hat vor der Theiß, bei Tarczal und Tokaj eine Niederlage erlitten; sonst würde er sich nicht bis Boldogkö-Varalya, 5 Meilen vom Schlachtfelde, zurückgezogen haben. Auch die Schilderung des Kampfes leidet an bedeutender Unsicherheit. Gewiß ist, daß Schlick nach einem heftigen Gefecht sich von der Theiß zurückgezogen hat. Daß er später die Ungarn über die Theiß zurückgeworfen haben soll, ist bloßes standrechtliches Gerücht. Aus Siebenbürgen gehen ganz andere Nachrichten ein als nach den letzten Siegesberichten Puchners zu erwarten. Bem, statt nach Thorenburg zu entfliehen, hat nach der Schlacht von Hermannstadt diese Stadt am 26. Januar noch einmal bedroht. Puchner, obwohl verstärkt, war gezwungen, seine sämmtlichen Truppen zurückzuziehen und vor Hermannstadt zu koncentriren. Hiernach scheint es, als ob die Schlacht von Hermannstadt und alle späteren Gefechte erst das Vorspiel wären und der entscheidende Kampf noch erst geschlagen werden sollte. Auch zittert man in der Bukowina schon vor einem neuen Einfall Bem’s, der nach österreichischen Berichten selbst 40 000 Mann mit sich führen soll. Im Süden soll nach Briefen aus Agram im magyarenfeindlichen „Con˙˙ stitutionellen Blatt aus Böhmen“ die Stadt Esseg von den Kaiserlichen ˙erstürmt ˙˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙worden ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ sein. ˙˙ ˙ ˙Die˙magyarische ˙ ˙ ˙˙ Besatzung hält sich indeß noch in der Festung. Die Zerwürfnisse zwischen Stratimirovich und Rajachich dauern fort.

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Karl Marx Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 221, 14. Februar 1849

* K ö l n, 13. Februar. Preßprozeß der Neuen Rheinischen Zeitung. Verhandelt am 7. Februar vor den Assisen zu Köln. 5

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[...] K. Marx: Meine Herren Geschwornen! Die heutige Prozedur hat eine gewisse Wichtigkeit, weil die von der Anklage gegen die „N.Rh.Z.“ bezogenen Art. 222 und 367 des Code pe´nal die einzigen sind, welche die ˙ ˙ der Staatsbehörde bietet, es sei denn, daß direkrheinische Gesetzgebung te Aufforderung zum Aufruhr vorliegt. Sie alle wissen, mit welch’ ganz besonderer Vorliebe das Parket die „N.Rh.Z.“ verfolgt. Es ist ihm indeß bis jetzt trotz aller Emsigkeit nicht gelungen, uns anderer Vergehen anzuklagen, als der in Art. 222 und 367 ˙ vorgesehenen. Im Interesse der Presse halte ich daher ein näheres ˙Eingehen auf diese Artikel für nöthig. Ehe ich mich aber in eine juristische Auseinandersetzung einlasse, erlauben Sie mir eine persönliche Bemerkung. Das öffentliche Ministerium hat die Stelle des inkriminirten Artikels: „Verbindet Herr Zweiffel etwa die executive Gewalt mit der legislativen? sollen die Lorbeeren des Oberprokurators die Blößen des Volksrepräsentanten bedecken?“ eine Gemeinheit genannt! Meine Herren! Es kann Jemand ein sehr guter Oberprokurator und zugleich ein schlechter Volksrepräsentant sein. Er ist vielleicht nur deßwegen ein guter Oberprokurator, weil er ein schlechter Volksrepräsentant ist. Das öffentliche Ministerium scheint mit der parlamentarischen Geschichte wenig vertraut zu sein. Die Frage der Incompatibilitäten, die einen so großen Raum einnimmt in den Verhandlungen der constitutionellen Kammern, worauf beruht sie? Auf dem Mißtrauen gegen die Executivbeamten, auf dem Verdachte, daß ein Executivbeamter das Interesse der Gesellschaft leicht dem Interesse der bestehenden Regierung aufopfert und sich daher eher zu allem andern eignet, als zum

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Volksrepräsentanten. Und nun speciell die Stelle eines Staatsanwaltes? In welchem Lande hätte man sie nicht für unvereinbar gehalten mit der Würde eines Volksvertreters? Ich erinnere Sie an die Angriffe gegen He´bert, Plougoulm, Bavay, in der französischen und belgischen Presse, in den französischen und belgischen Kammern, Angriffe die eben gegen die widerspruchsvolle Verbindung der Qualitäten eines Generalprokurators und Deputirten in Einer Person gerichtet waren. Nie hatten diese Angriffe eine gerichtliche Untersuchung zur Folge, selbst nicht unter Guizot und das Frankreich des Louis Philipp, das Belgien Leopolds galten als die konstitutionellen Musterstaaten. In England verhält es sich freilich anders mit dem Attorney-General und dem Solicitor-General. Ihre Stellung ist aber auch wesentlich verschieden von der eines procureur du roi. Sie sind mehr oder minder schon richterliche Beamte. Wir, meine Herren, sind nicht konstitutionell, wir stellen uns aber auf den Standpunkt der Herren, die uns anklagen, um sie auf ihrem eigenen Terrain mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Wir berufen uns daher auf den konstitutionellen Usus. Das öffentliche Ministerium will einen großen Abschnitt der parlamentarischen Geschichte vernichten – mit einem moralischen Gemeinplatz. Ich weise seinen Vorwurf der Gemeinheit entschieden zurück, ich erkläre ihn aus seiner Unwissenheit. Ich gehe jetzt zur Erörterung der juristischen Frage über. Schon mein Vertheidiger hat Ihnen bewiesen, daß ohne das preußische Gesetz vom 5. Juli 1819 die Anklage wegen Beleidigung des Oberprokurator Zweiffel von vornherein unstatthaft war. Art. 222 des Code pe´nal spricht nur von « outrages par paroles », von mündlichen Beleidigungen, nicht von geschriebenen oder gedruckten. Indeß: das preußische Gesetz von 1819 sollte den Art. 222 ergänzen, nicht aufheben. Das preußische Gesetz kann die Strafe des Art. 222 nur da auf schriftliche Beleidigungen ausdehnen, wo der code sie für mündliche verhängt. Die schriftlichen Beleidigungen müssen unter denselben Umständen und Bedingungen vorfallen, die Art. 222 für mündliche Beleidigungen voraussetzt. Es ist also nöthig, den Sinn des Artikels 222 genau zu bestimmen.*) In den Motiven zum Art. 222 (Expose´ par M. le conseiller d’e´tat Berlier, se´ance du fe´vrier 1810) heißt es:

*) Artikel 222 lautet wörtlich: « Lorsqu’un ou plusieurs magistrats de l’ordre administratif ou judiciaire auront rec¸u dans l’exercice de leurs fonctions ou a` l’occasion de cet exercice quelque outrage par paroles tendant a` inculper leur honneur ou leur de´licatesse, celui qui les aura ainsi outrage´s sera puni d’un emprisonnement d’un mois a` deux ans. »

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« Il ne sera donc ici question que des seuls outrages qui compromettent la paix publique, c’est-a`-dire de ceux dirige´s contre les fonctionnaires ou ˙ ˙˙ ˙ ou a` l’occasion de l’exercice de leurs foncagents publics dans˙ ˙l’exercice tions; dans ce cas ce n’est plus un particulier, c’est l’ordre public qui est blesse´ ... La hie´rarchie politique sera dans ce cas prise en conside´ration: celui qui se permet des outrages ou violences envers un officier ministe´riel est coupable sans doute, mais il commet un moindre scandale que lorsqu’il outrage un magistrat. » Das heißt also zu Deutsch: „Es wird sich hier also nur von den Beleidigungen handeln, welche die öffentliche Ordnung, den Landfrieden, blosstellen, d. h. also von den Beleidigungen gegen Beamte oder öffentliche Agenten während der Ausübung oder bei Gelegenheit der Ausübung ihrer Funktionen: in diesem Falle ist es nicht mehr eine Privatperson, es ist die öffentliche Ordnung, die verletzt wird ... Die politische Hierarchie wird in diesem Falle in Erwägung gezogen werden: wer sich Beleidigungen oder Thätlichkeiten gegen einen ministeriellen Agenten erlaubt, ist zweifelsohne schuldig, aber er verursacht einen geringern Skandal, als wenn er einen Richter beleidigt.“ Sie ersehn aus diesen Motiven, meine Herrn, was der Gesetzgeber mit dem Artikel 222 beabsichtigte. Der Artikel 222 ist „nur“ anwendbar auf Beamtenbeleidigungen, welche die öffentliche Ordnung, den Landfrieden kompromittiren, in Frage stellen. Wann wird die öffentliche Ordnung, la paix publique, kompromittirt? Nur dann, wenn ein Aufruhr zum Umsturze der Gesetze unternommen, oder wenn die Verwirklichung der bestehenden Gesetze gestört wird, d. h. wenn eine Auflehnung gegen den Beamten, der das Gesetz ausführt, stattfindet, wenn die Amtshandlung eines funktionirenden Beamten unterbrochen, beeinträchtigt wird. Die Auflehnung kann beim blosen Murren, bei beleidigenden Worten stehenbleiben: sie kann bis zur Thätlichkeit, zur gewaltsamen Widersetzlichkeit fortgehen. Die outrage, die Beleidigung ist nur der unterste Grad der violence, der Widersetzlichkeit, der gewaltsamen Auflehnung. Es heißt daher in den Motiven « outrages ou violences » „Beleidigungen oder Thätlichkeiten“. Beide sind dem Begriffe nach identisch; die violence, die Thätlichkeit ist nur eine erschwerende Form der outrage, der Beleidigung des funktionirenden Beamten. Es wird also in diesen Motiven vorausgesetzt, 1) daß der Beamte beleidigt wurde, während er eine Amtshandlung ausübt; 2) daß er in seinem persönlichen Beisein beleidigt wird. In keinem andern Falle findet eine wirkliche Störung der öffentlichen Ordnung statt. Sie finden dieselbe Voraussetzung in dem ganzen Abschnitt, der von « outrages et violences envers les de´positaires de l’autorite´ et de la force

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publique » handelt, d. h. von „Beleidigungen und Gewaltthätigkeiten gegen diejenigen, denen die öffentliche Gewalt und die öffentliche Macht anvertraut ist“. Die verschiedenen Artikel dieses Abschnitts stellen folgende Stufenreihe der Widersetzlichkeit auf: Mienen, Worte, Drohungen, Thätlichkeiten; die Thätlichkeiten selbst werden wieder nach dem Grade ihrer Schwere unterschieden. Es wird endlich bei allen diesen Artikeln eine Strafverschärfung verfügt für den Fall, daß diese verschiedenen Formen der Widersetzlichkeit in der Audienz eines Gerichtshofes stattfinden. Hier wird der größte „Skandal“ verursacht und die Ausführung der Gesetze, die paix publique, am schreiendsten gestört. Auf schriftliche Beleidigungen gegen Beamte ist Artikel 222 daher nur da anwendbar, wo schriftliche Beleidigungen 1) im persönlichen Beisein des Beamten, 2) während seiner Amtsverrichtung denkbar sind. Mein Vertheidiger hat Ihnen, meine Herrn, ein solches Beispiel angeführt. Er selbst würde dem Art. 222 verfallen, wenn er z. B. jetzt, während der Assisenverhandlung, in einem schriftlichen Antrage den Präsidenten beleidigte u. dgl. Auf einen Zeitungsartikel dagegen, der nach lang vollbrachter Amtshandlung, in Abwesenheit des funktionirenden Beamten „beleidigt“, kann dieser Artikel des code pe´nal unter keinen Umständen irgendwie eine Anwendung finden. Diese Interpretation des Art. 222 erklärt Ihnen eine scheinbare Lücke, eine scheinbare Inconsequenz des code pe´nals. Warum darf ich den König beleidigen, während ich den Oberprokurator nicht beleidigen darf? Warum diktiert der code keine Strafe für die Majestätsbeleidigung, wie das preußische Landrecht? Weil der König nie selbst eine Beamtenfunktion ausübt, sondern stets nur durch andere ausüben läßt, weil der König mir nie persönlich, sondern immer nur durch Repräsentanten gegenübertritt. Der aus der französischen Revolution hervorgehende Despotismus des Code pe´nal ist himmelweit verschieden von dem patriarchalisch-schulmeisterlichen Despotismus des preußischen Landrechts. Der napoleonische Despotismus schlägt mich nieder, sobald ich die Staatsgewalt wirklich hemme, sei es auch nur durch Beleidigung eines Beamten, der, in einer Amtshandlung begriffen, mir gegenüber die Staatsgewalt geltend macht. Außer der Amtshandlung wird der Beamte dagegen zum gewöhnlichen Mitgliede der bürgerlichen Gesellschaft, ohne Privilegien, ohne exceptionelle Schutzwehr. Der preußische Despotismus dagegen stellt mir in dem Beamten ein höhres, geheiligtes Wesen gegenüber. Sein Beamtencharakter ist mit ihm verwachsen, wie die Weihe mit dem katholischen Priester. Der preußische Beamte bleibt für den preußischen Laien, d. h. Nichtbeamten stets Priester. Die Beleidigung eines solchen Priesters, selbst eines nicht

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funktionirenden, eines abwesenden, eines in das Privatleben zurückgekehrten, bleibt eine Religionsschändung, eine Entweihung. Je höher der Beamte, desto schwerer die Religionsschändung. Die höchste Beleidigung des Staatspriesters ist daher die Beleidigung des Königs, die Majestätsbeleidigung, die nach dem code pe´nal zu den kriminalistischen Unmöglichkeiten gehört. Aber wird man sagen, spräche Art. 222 des code pe´nal nur von outrages gegen Beamte « dans l’exercice de leurs fonctions », von Beleidigungen gegen Beamte während der Ausübung ihrer Amtsverrichtungen, so bedürfte es keines Beweises, daß die persönliche Gegenwart des Beamten vom Gesetzgeber unterstellt wird und die notwendige Bedingung jeder unter Art. 222 zu subsumirenden Beleidigung ist. Art. 222 setzt jedoch den Worten: « dans l’exercice de leurs fonctions » hinzu: « a` l’occasion de cet exercice ». Das öffentliche Ministerium hat dies übersetzt: „mit Bezug auf ihr Amt“. Ich werde Ihnen beweisen, meine Herren, daß diese Uebersetzung falsch ist und der Absicht des Gesetzgebers gradezu widerspricht. Werfen Sie einen Blick auf Art. 228 desselben Abschnitts. Es heißt hier: Wer einen Beamten schlägt « dans l’exercice de ces fonctions ou a` l’occasion de cet exercice » wird mit Gefängniß von zwei bis zu fünf Jahren bestraft. Kann man hier nun übersetzen: „Mit Bezug auf sein Amt“! Kann man relative Schläge austheilen? Wird hier die Voraussetzung der persönlichen Gegenwart des Beamten aufgegeben? Kann ich einen Abwesenden prügeln? Es muß offenbar übersetzt werden: „Wer einen Beamten bei Gelegenheit seiner Amtsverrichtungen schlägt.“ In dem Art. 228 finden Sie aber wörtlich dieselbe Phrase, wie im Art. 222. Das « a` l’occasion de cet exercice » hat offenbar in beiden Artikeln dieselbe Bedeutung. Weit entfernt also, daß dieser Zusatz die Bedingung der persönlichen Gegenwart des Beamten ausschlösse, setzt er sie vielmehr voraus. Die Geschichte der französischen Gesetzgebung bietet Ihnen einen weitern schlagenden Beweis. Sie erinnern sich, daß in den ersten Zeiten der französischen Restauration die Parteien sich unerbittlich gegenüber traten, in den Parlamenten, in den Gerichtshöfen, mit dem Dolche in Südfrankreich. Die Geschwornengerichte waren damals nichts als standrechtliche Tribunale der siegenden Partei gegen die besiegte Partei. Die Oppositionspresse geißelte schonungslos die Geschwornenurtheile. Man fand in Art. 222 keine Waffe gegen diese mißliebige Polemik, weil Art. 222 nur anwendbar wäre auf Beleidigungen gegen die Geschwornen, während sie sitzen in ihrem persönlichen Beisein. Man fabrizirte daher 1819 ein neues Gesetz, welches jeden Angriff auf die chose juge´e, auf ein gefälltes Urtheil bestraft. Der code pe´nal kennt diese Unantastbarkeit des

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richterlichen Urtheils nicht. Hätte man ihn durch ein neues Gesetz ergänzt, wenn §. 222 von Beleidigungen „mit Bezug“ auf die Amtsfunktion handelte? Was will aber nun der Zusatz: « a` l’occasion de cet exercice »? Er will weiter nichts als den Beamten vor Angriffen kurz vor oder nach seiner Amtsverrichtung sicher stellen. Spräche Art. 222 nur von „Beleidigung und Thätlichkeit“ gegen den Beamten während der Dauer seiner Amtsverrichtung, so könnte ich z. B. einen Gerichtsvollzieher nach vollzogener Pfändung zur Treppe hinunterwerfen und behaupten, ich habe ihn erst beleidigt, nachdem er aufgehört mir als Gerichtsvollzieher amtlich gegenüberzustehen. Ich könnte einen Friedensrichter, während er nach meinem Wohnsitz reitet, um gerichtliche Polizei gegen mich auszuüben, unter Wegs überfallen und prügeln und mich der in Art. 228 angedrohten Strafe entziehen durch die Behauptung, ich habe ihn nicht während, sondern vor seiner Amtsverrichtung maltraitirt. Der Zusatz « a` l’occasion de cet exercice », bei Gelegenheit der Amtsverrichtung bezweckt also die Sicherheit der amtlich funktionirenden Beamten. Er bezieht sich auf Beleidigungen oder Thätlichkeiten, die zwar nicht unmittelbar während der Amtsverrichtung vorfallen, aber kurz vor oder nach derselben geschehen und was das Wesentliche ist, in lebendigem Zusammenhange mit der Amtsverrichtung stehen, also unter allen Umständen die persönliche Gegenwart des mißhandelten Beamten voraussetzen. Bedarf es weiterer Ausführung, daß § 222 nicht auf unsern Artikel anwendbar ist, sollten wir selbst durch denselben Herrn Zweiffel beleidigt haben? Als jener Artikel geschrieben wurde, war Hr. Zweiffel abwesend; er wohnte damals nicht zu Köln, sondern zu Berlin. Als jener Artikel geschrieben wurde, funktionirte Hr. Zweiffel nicht als Oberprokurator, sondern als Vereinbarer. Er konnte daher nicht als funktionirender Oberprokurator beleidigt, beschimpft werden. Abgesehen von meiner ganzen bisherigen Ausführung stellt sich auch auf andere Weise heraus, daß Art. 222 nicht auf den inkriminirten Artikel der „Neuen Rheinischen Zeitung“ anwendbar ist. Es folgt dies aus dem Unterschiede, den der Code pe´nal zwischen Beleidigung und Verläumdung zieht. Sie finden diese Unterscheidung genau gezeichnet im Art. 375. Nachdem von „Verläumdung“ die Rede war, heißt es hier: « Quant aux injures ou aux expressions outrageantes qui ne renfermeraient l’imputation d’aucun fait pre´cis (im Verläumdungsartikel 367 wird dies genannt: « des faits, qui s’ils existaient », Thatsachen, die, „wenn sie wirkliche Thatsachen wären“), mais celle d’un vice de´termine´,

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la peine sera une amende de seize a` cinq cent francs ». „Injurien oder beleidigende Ausdrücke, welche nicht die Beschuldigung einer bestimmten That, wohl aber die Beschuldigung eines bestimmten Fehlers enthalten, werden ... mit einer Geldbuße von sechzehn bis fünf Hundert Franken bestraft.“ In Art. 376 heißt es weiter: „Alle andere Injurien oder beleidigende Ausdrücke ... ziehen eine einfache Polizeistrafe nach sich.“ Was gehört also zur Verläumdung? Beschimpfungen, die eine bestimmte Thatsache dem Beschimpften zur Last legen. Was zur Beleidigung? Die Beschuldigung eines bestimmten Fehlers und allgemein gehalten, beleidigende Ausdrücke. Wenn ich sage: Sie haben einen silbernen Löffel gestohlen, so verläumde ich Sie im Sinne des Code pe´nal. Wenn ich dagegen sage: Sie sind ein Dieb, Sie haben Diebsgelüste, so beleidige ich Sie. Der Artikel der „N. Rhein. Ztg.“ wirft aber Hrn. Zweiffel keineswegs vor: Hr. Zweiffel ist ein Volksverräther, Herr Zweiffel hat infame Aeußerungen gemacht. Der Artikel sagt vielmehr ausdrücklich: „Herr Zweiffel soll außerdem erklärt haben, daß er binnen 8 Tagen mit dem 19. März, mit den Clubs und der Preßfreiheit und andern Ausartungen des bösen Jahrs 1848 zu Köln am Rhein ein Ende machen werde.“ Es wird Herrn Zweiffel also eine ganz bestimmte Aeußerung zur Last gelegt. Wenn also einer der beiden Art. 222, und 367 anwendbar wäre, so ˙ ˙ sondern nur Art. 367, könnte es nicht Art. 222 der Beleidigungsartikel, der Verläumdungsartikel sein. Warum hat das öffentliche Ministerium statt des Artikels 367 den Artikel 222 auf uns angewandt? Weil Art. 222 viel unbestimmter ist und viel leichter eine Verurtheilung erschleichen läßt, wenn einmal verurtheilt werden soll. Die Verletzung der « de´licatesse et honneur », des Zartgefühls und der Ehre entzieht sich jedem Maße. Was ist Ehre, was ist Delikatesse? Was ist Verletzung derselben? Es hängt dies rein von dem Individuum ab, womit ich es zu thun habe, von seiner Bildungsstufe, von seinen Vorurtheilen, von seiner Einbildung. Es bleibt kein anderes Maß, als das noli me tangere einer gespreizten sich unvergleichlich dünkenden Beamteneitelkeit. Aber auch der Verläumdungsartikel, Art. 367 ist auf den Aufsatz der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nicht anwendbar. Art. 367 verlangt ein « fait pre´cis », eine bestimmte Thatsache, « un fait, qui peut exister », eine Thatsache, die wirkliche Thatsache sein kann. Hrn. Zweiffel wird aber nicht vorgeworfen, daß er die Preßfreiheit aufgehoben, die Clubs geschlossen, die Märzerrungenschaft an diesem oder jenem Orte vernichtet habe. Es wird ihm eine bloße Aeußerung zur Last gelegt. Art. 367 aber verlangt die Beschuldigung von bestimmten Thatsachen, „die, wenn sie wirkliche Thatsachen wären, denjenigen, dem sie

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Schuld gegeben werden, einer Kriminal- oder zuchtpolizeilichen Verfolgung, oder auch nur der Verachtung oder dem Hasse der Bürger aussetzen würden.“ Die bloße Aeußerung aber, dies oder jenes zu thun, setzt mich weder der Kriminal-, noch der zuchtpolizeilichen Verfolgung aus. Man kann nicht einmal sagen, daß sie nothwendig dem Hasse oder der Verachtung der Bürger aussetzt. Eine Aeußerung kann zwar der Ausdruck sehr niederträchtiger, hassenswerther, verächtlicher Gesinnung sein. Indeß kann ich nicht in der Aufregung eine Aeußerung ausstoßen, die mit Handlungen droht, deren ich unfähig bin? Erst die That beweist, daß es mir Ernst mit einer Aeußerung ist. Und die „Neue Rheinische Zeitung“ sagt: „Herr Zweiffel soll erklärt haben.“ Um Jemanden zu verläumden, muß ich meine Behauptung nicht selbst in Frage stellen, wie es hier geschieht durch das „Soll“, muß ich apodiktisch auftreten. Endlich, meine Herren Geschwornen, die « citoyens », die Bürger, deren Haß oder Verachtung mich die Beschuldigung einer Thatsache aussetzen muß nach Art. 367, um eine Verläumdung zu sein, diese citoyens, diese Bürger existiren in politischen Dingen überhaupt nicht mehr. Es existiren nur noch Parteigänger. Was mich dem Haß und der Verachtung bei den Mitgliedern der einen Partei, setzt mich der Liebe und der Verehrung bei den Mitgliedern der andern Partei aus. Das Organ des jetzigen Ministeriums, die „Neue Preußische Zeitung“, hat Hrn. Zweiffel bezüchtigt, eine Art von Robespierre zu sein. In ihren Augen, in den Augen ihrer Partei hat unser Artikel den Hrn. Zweiffel nicht dem Haß und der Verachtung ausgesetzt, sondern von dem auf ihm lastenden Hasse, von der auf ihm lastenden Verachtung befreit. Es ist vom höchsten Interesse, auf diese Bemerkung Gewicht zu legen, nicht für den schwebenden Fall, sondern für alle Fälle, wo man Art. 367 auf politische Polemik von Seiten des öffentlichen Ministeriums anzuwenden versuchen sollte. Ueberhaupt, meine Herren Geschworenen, wenn Sie den Verläumdungsartikel, Art. 367, im Sinne des öffentlichen Ministeriums, auf die Presse anwenden wollen, so schaffen Sie die Preßfreiheit durch die Strafgesetzgebung ab, während Sie dieselbe durch eine Constitution anerkannt und durch eine Revolution erkämpft haben. Sie sanktioniren dann jede Willkühr der Beamten, Sie erlauben jede offizielle Niederträchtigkeit, Sie bestrafen nur die Denunziation der Niederträchtigkeit. Wozu dann noch die Heuchelei einer freien Presse? Wenn vorhandene Gesetze in offenen Widerspruch mit einer neuerrungenen Stufe der gesellschaftlichen Entwickelung gerathen, dann meine Herren Geschworenen, dann ist es ge-

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rade an Ihnen, zwischen die abgestorbenen Gebote des Gesetzes und die lebendigen Forderungen der Gesellschaft zu treten. Dann ist es an Ihnen, der Gesetzgebung vorzueilen, bis diese es versteht, den gesellschaftlichen Bedürfnissen nachzukommen. Es ist dieß das edelste Attribut der Geschwornengerichte. In dem vorliegenden Falle, meine Herren, wird Ihnen diese Aufgabe durch die Buchstaben des Gesetzes selbst erleichtert. Sie haben dasselbe nur im Sinne unserer Zeit, unserer politischen Rechte, unserer gesellschaftlichen Bedürfnisse zu interpretiren. Art. 367 schließt mit folgenden Worten: « La pre´sente disposition n’est point applicable aux faits dont la loi autorise la publicite´, ni a` ceux que l’auteur de l’imputation e´tait, par la nature de ses fonctions ou de ses devoirs, oblige´ de re´ve´ler ou de re´primer. » „Die gegenwärtige Verfügung ist nicht anwendbar auf Thatsachen, deren Bekanntmachung das Gesetz erlaubt, auch nicht auf solche, die zu entdecken oder zu hemmen, der Urheber der Beschuldigung vermöge seiner Amtsverrichtungen oder seiner Pflicht verbunden war.“ Kein Zweifel, meine Herren, daß der Gesetzgeber nicht an die freie Presse dachte, als er von der Pflicht des Denunzirens sprach. Eben so wenig dachte er aber daran, daß dieser Artikel jemals auf die freie Presse eine Anwendung finden würde. Unter Napole´on existirte bekanntlich keine Preßfreiheit. Wollen Sie also einmal das Gesetz auf eine politische und gesellschaftliche Entwickelungsstufe anwenden, für die es nicht bestimmt war, so wenden Sie es ganz an, so legen Sie es aus im Sinne unserer Zeit, so lassen Sie der Presse auch diesen Schlußsatz des Art. 367 zu Gute kommen. Art. 367, im engen Sinne des öffentlichen Ministeriums genommen, schließt den Beweis der Wahrheit aus und erlaubt die Denunziation nur dann, wenn sie sich auf öffentliche Urkunden oder schon vorhandene richterliche Urtheile stützt. Wozu sollte die Presse post festum, nach gefälltem Urtheil noch denunziren? Sie ist ihrem Berufe nach der öffentliche Wächter, der unermüdliche Denunziant der Machthaber, das allgegenwärtige Auge, der allgegenwärtige Mund des eifersüchtig seine Freiheit bewachenden Volksgeistes. Wenn Sie Art. 367 in diesem Sinne auslegen, und Sie müssen ihn so auslegen, wollen Sie die Preßfreiheit anders nicht konfisziren im Interesse der Regierungsgewalt, so bietet Ihnen der Code gleichzeitig die Handhabe gegen Uebergriffe der Presse. Nach Art. 372 soll bei einer Denunziation während der Untersuchung über die Thatsachen mit dem Verfahren und der Entscheidung über das Vergehen der Verläumdung eingehalten werden. Nach Art. 373 wird die Denunziation, die sich als verläumderisch herausgestellt hat, bestraft.

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Meine Herren! Es bedarf nur eines Blickes auf den inkriminirten Artikel, um Sie zu überzeugen, daß die „Neue Rheinische Zeitung“, weit entfernt von jeder Absicht der Beleidigung und der Verläumdung, nur ihre Pflicht des Denunzirens erfüllte, als sie das hiesige Parket und die Gensd’armen angriff. Das Zeugenverhör hat Ihnen bewiesen, daß wir bezüglich der Gensd’armen nur die wirkliche Tatsache berichtet haben. Die Pointe des ganzen Artikels aber ist die Vorhersagung der später vollzogenen Contrerevolution, ist ein Angriff auf das Ministerium Hansemann, das seinen Eintritt mit der sonderbaren Behauptung begann, je größer das Polizeipersonal, desto freier der Staat. Dies Ministerium wähnte, die Aristokratie sei besiegt; es habe nur noch eine Aufgabe, das Volk seiner revolutionären Errungenschaften zu berauben im Interesse einer Klasse, der Bourgeoisie. Es bereitete so der feudalen Contrerevolution ihre Wege. Was wir in dem inkriminirten Artikel denunzirten, das war nichts mehr, nichts minder als eine aus unsrer nächsten Umgebung herausgerissene, handgreifliche Erscheinung des systematischen contrerevolutionären Treibens des Ministeriums Hansemann und der deutschen Regierungen überhaupt. Es ist unmöglich, die Verhaftungen in Köln als eine isolirte Thatsache zu betrachten. Um sich vom Gegentheil zu überzeugen, hat man nur einen flüchtigen Blick auf die damalige Zeit-Geschichte zu werfen. Kurz vorher die Preßverfolgungen in Berlin, gestüzt auf die alten landrechtlichen Paragraphen. Einige Tage später, am 8. Juli, wurde J. Wulff, Präsident des Düsseldorfer Volksklubs, verhaftet, wurden Haussuchungen bei vielen Comite´mitgliedern dieses Klubs angestellt. Die Geschworenen sprachen später Wulff frei, wie keine einzige politische Verfolgung jener Zeit die Sanktion der Geschworenen erhalten hat. An demselben 8. Juli wurde in München den Offizieren, Beamten und Accessisten die Theilnahme an Volksversammlungen untersagt. Am 9. Juli wurde Falkenhain, Präsident des Vereins „Germania“ in Breslau, verhaftet. Am 15. Juli hielt der Oberprokurator Schnaase im Bürgerverein zu Düsseldorf eine förmliche Anklagerede gegen den Volksklub, dessen Präsident am 8. auf seinen Antrag verhaftet worden war. Hier haben Sie ein Beispiel von der erhabenen Unparteilichkeit des Parkets, ein Beispiel, wie der Oberprokurator zugleich als Parteimann und der Parteimann zugleich als Oberprokurator auftrat. Unbeirrt von der Verfolgung wegen unseres Angriffs auf Zweiffel, denunzirten wir damals den Schnaase. Er hat sich wohl gehütet zu antworten. An demselben Tage, wo Oberprokurator Schnaase diese Philippica gegen den Düsseldorfer Volksklub hielt, wurde der demokratische Kreisverein in Stuttgart durch königliche Ordonnanz verboten. Am 19. Juli wurde der demokratische Studentenverein in Heidel-

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berg aufgelöst, am 27. Juli sämmtliche demokratische Vereine in Baden und kurz darauf in Würtemberg und Baiern. Und wir hätten bei dieser handgreiflichen volksverrätherischen Konspiration sämmtlicher deutscher Regierungen schweigen sollen? Die preußische Regierung wagte damals nicht, was die badische, die würtembergische, die baierische Regierung wagte. Sie wagte es nicht, weil die preußische Nationalversammlung eben begann, die contrerevolutionäre Konspiration zu ahnen und sich gegen das Ministerium Hansemann auf die Hinterbeine zu stellen. Aber, meine Herren Geschwornen, ich spreche es unumwunden, mit der sichersten Ueberzeugung aus: wenn die preußische Contrerevolution nicht bald an einer preußischen Volksrevolution scheitert, wird die Associations- und Preßfreiheit auch in Preußen vollständig vernichtet werden. Man hat schon jetzt sie partiell durch Belagerungszustände getödtet. Man hat sogar gewagt, in Düsseldorf und in einigen schlesischen Bezirken die Censur wiedereinzuführen. Aber nicht nur der allgemeine deutsche, der allgemeine preußische Zustand verpflichteten uns, mit dem äußersten Mißtrauen jede Bewegung der Regierung zu überwachen, die leisesten Symptome des Systems dem Volke laut zu denunziren. Das hiesige, das Kölnische Parket, gab uns ganz besondere Veranlassung, es als contrerevolutionäres Werkzeug vor der öffentlichen Meinung bloszustellen. In dem Monate Juli allein mußten wir 3 ungesetzliche Verhaftungen denunziren. Die zwei ersten Male schwieg der Staatsprokurator Hecker, das dritte Mal suchte er sich zu rechtfertigen, verstummte aber auf unsere Replique aus dem einfachen Grunde, weil nichts zu sagen war. Und unter diesen Umständen wagt das öffentliche Ministerium zu behaupten, es handle sich hier nicht von einer Denunziation, sondern von einer kleinlich-böswilligen Schmähung? Es beruht diese Auffassung auf einem eigenen Mißverständnisse. Ich für meine Person versichere Ihnen, meine Herren, ich verfolge lieber die großen Weltbegebenheiten, ich analysire lieber den Gang der Geschichte, als daß ich mich mit Lokalgötzen, mit Gensd’armen und Parketts herumschlage. So groß diese Herren sich in ihrer eignen Einbildung dünken mögen, sie sind Nichts, durchaus Nichts in den riesenhaften Kämpfen der Gegenwart. Ich betrachte es als ein wahres Opfer, wenn wir uns entschließen, mit diesen Gegnern eine Lanze zu brechen. Aber einmal ist es die Pflicht der Presse, für die Unterdrückten in ihrer nächsten Umgebung aufzutreten. Und dann, meine Herren, das Gebäude der Knechtschaft hat seine eigentlichste Stütze in den untergeordneten politischen und socialen Gewalten, die unmittelbar dem Privatleben, der Person, dem lebendigen Individuum gegenüberstehn. Es reicht nicht hin, die allgemeinen Verhältnisse und die obersten

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Gewalten zu bekämpfen. Die Presse muß sich entschließen gegen diesen Gensd’arm, diesen Prokurator, diesen Landrath in die Schranken zu treten. Woran ist die Märzrevolution gescheitert? Sie reformirte nur die höchste politische Spitze, sie ließ alle Unterlagen dieser Spitze unangetastet, die alte Bureaucratie, die alte Armee, die alten Parkets, die alten im Dienste des Absolutismus gebornen, herangebildeten und ergrauten Richter. Die erste Pflicht der Presse ist nun, alle Grundlagen des bestehenden politischen Zustandes zu unterwühlen.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 221, 14. Februar 1849

* K ö l n , 13. Februar. Preßprozeß der Neuen Rheinischen Zeitung. Verhandelt am 7. Februar vor den Assisen zu Köln. 5

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[...] F. Engels: Meine Herren Geschwornen! Der vorige Redner hat hauptsächlich die Anklage auf Beleidigung des Ober-Procurators Herrn Zweiffel ins Auge gefaßt; erlauben Sie mir jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf die Beschuldigung der Verläumdung gegen die Gensd’armen zu richten. Es handelt sich vor allen Dingen um die Gesetzartikel auf die die Anklage sich stützt. Der Art. 367 des Strafgesetzbuchs sagt: „Des Vergehens der Verläumdung ist schuldig, wer an öffentlichen Orten, oder in öffentlichen Versammlungen, oder in einer authentischen und öffentlichen Urkunde, oder in einer gedruckten oder ungedruckten Schrift, welche angeschlagen, verkauft oder ausgetheilt worden ist, irgend Jemand solcher Thatsachen beschuldigt, die, wenn sie wahr wären, denjenigen dem sie Schuld gegeben worden, einer criminal- oder zuchtpolizeilichen Verfolgung, oder auch nur der Verachtung oder dem Hasse der Bürger aussetzen würden.“ Der Art. 370 setzt hinzu: „Wird die den Gegenstand der Beschuldigung ausmachende Thatsache in gesetzlicher Art als wahr erwiesen, so ist der Urheber der Beschuldigung von aller Strafe frei. – Als gesetzlicher Beweis wird nur derjenige angesehn, der aus einem Urtheil oder irgend einer andern authentischen Urkunde hervorgeht.“ Meine Herren! Das öffentliche Ministerium hat Ihnen seine Interpretation dieser Gesetzesstellen gegeben und Sie aufgefordert, uns darauf hin für schuldig zu erklären. Sie sind bereits darauf aufmerksam gemacht worden, daß diese Gesetze zu einer Zeit gegeben wurden, wo die Presse unter der Censur stand, wo ganz andre politische Verhältnisse bestanden als jetzt; und hierauf gestützt hat mein Vertheidiger die Ansicht ausge-

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sprochen, daß Sie diese veralteten Gesetze nicht mehr als bindend anerkennen dürfen. Das öffentliche Ministerium ist, wenigstens in Beziehung auf Art. 370, dieser Ansicht beigetreten. Es hat sich dahin geäußert: „bei Ihnen, meine Herren Geschwornen, wird es doch wohl hauptsächlich darauf ankommen, ob die Wahrheit der fraglichen Thatsachen erwiesen ist“ – und ich danke dem öffentlichen Ministerium für dies Geständniß. Aber sollten Sie dieser Ansicht auch nicht sein, daß wenigstens Art. 370 in seiner Beschränkung des Beweises der Wahrheit veraltet ist, so werden Sie gewiß der Ansicht sein, daß die angeführten Artikel einer andern Deutung unterliegen müssen als das öffentliche Ministerium ihnen zu geben sucht. Es ist gerade das Privilegium der Geschwornen, die Gesetze, unabhängig von aller hergebrachten Gerichtspraxis, so auszulegen wie ihr gesunder Sinn und ihr Gewissen es ihnen eingibt. Wir sind unter dem Art. 367 angeklagt, den fraglichen Gensd’armen Handlungen vorgeworfen zu haben, die, wenn sie wahr wären, sie der Verachtung und dem Hasse der Bürger aussetzen würden. Wenn Sie diese Ausdrücke: „Haß und Verachtung“ in dem Sinne fassen, den das öffentliche Ministerium ihnen geben möchte, so hört, solange die Bestimmungen des Art. 370 in Kraft sind, alle Preßfreiheit auf. Wie kann da die Presse ihre erste Pflicht erfüllen, die Pflicht die Bürger vor den Uebergriffen der Beamten zu schützen? Sowie sie einen solchen Uebergriff der öffentlichen Meinung denunzirt, wird sie vor die Assisen gestellt und – wenn es nach dem Wunsche des öffentlichen Ministeriums geht – zu Gefängniß, Geldstrafe und Verlust der bürgerlichen Rechte verurtheilt; es sei denn daß sie ein gerichtliches Urtheil beibringe, d. h. daß sie die Denunziation erst dann veröffentliche, wenn sie gar keinen Zweck mehr hat! Wie wenig die fraglichen Gesetzesstellen, wenigstens in der Deutung die das öffentliche Ministerium ihnen geben möchte, auf unsre heutigen Verhältnisse passen, beweist die Vergleichung des Art. 369. Hier heißt es: „Wegen Verläumdungen, die mittels ausländischer Blätter bekannt gemacht worden sind, können diejenigen verfolgt werden, welche die Artikel eingesandt ... oder die zur Einführung und Verbreitung dieser Blätter im Inlande beigetragen haben.“ Nach diesem Artikel, meine Herren, wäre es die Pflicht des öffentlichen ˙˙ ˙ ˙ ˙ Ministeriums, täglich und stündlich gegen die k.-preußischen Postbeam˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ten einzuschreiten. Denn ist unter allen dreihundertfünfundsechzig Tagen des Jahrs auch nur ein Einziger, an dem nicht die preußische Post durch Beförderung und Ausgabe dieses oder jenes ausländischen Blattes „zur Einführung und Verbreitung“ von Verläumdungen im Sinne des öffentlichen Ministeriums beiträgt? Und doch fällt es dem öffentlichen Ministerium nicht ein, die Post zu belangen.

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Bedenken Sie ferner, meine Herrn, daß diese Artikel zu einer Zeit geschrieben wurden, wo es wegen der Censur unmöglich war, Beamte durch die Presse zu verleumden. Diese Artikel konnten also, nach der Absicht des Gesetzgebers, nur den Zweck haben, Privatpersonen, nicht aber Beamte, vor Verleumdungen zu schützen, und so allein haben sie einen Sinn. Dadurch aber, daß seit der Erringung der Preßfreiheit auch die Handlungen von Beamten vor das Forum der Oeffentlichkeit gezogen werden können, dadurch verändert sich der Standpunkt wesentlich. Und gerade hier, in solchen Widersprüchen zwischen einer alten Gesetzgebung und einem neuen politischen und gesellschaftlichen Zustande, gerade hier ist es, wo die Geschwornen einzutreten, und das alte Gesetz durch eine neue Auslegung den neuen Zuständen anzupassen haben. Aber wie gesagt: Das öffentliche Ministerium selbst hat anerkannt, daß es vor Ihnen, meine Herrn, trotz des Art. 370 hauptsächlich auf den Beweis der Wahrheit ankommt. Es hat deshalb versucht, den Beweis der Wahrheit, wie wir ihn durch Zeugen geführt, zu entkräften. Sehen wir uns daher den fraglichen Zeitungsartikel an, um zu prüfen, ob die Beschuldigungen thatsächlich erwiesen sind und zugleich ob sie wirklich eine Verleumdung konstituiren. Es heißt im Anfange des Artikels: „Morgens zwischen 6–7 betraten 6–7 Gensd’armen Anneke’s Wohnung, mißhandelten sofort das Dienstmädchen“ usw. Meine Herrn, Sie haben die Aussage Anneke’s über diesen Punkt gehört. Sie erinnern sich, daß ich speziell die Frage wegen der Mißhandlung des Dienstmädchens nochmals an den Zeugen Anneke richten wollte, und daß der Herr Präsident die Frage für überflüssig erklärte, weil die Sache hinlänglich konstatirt sei. Ich frage Sie nun: haben wir in diesem Punkte die Gens’darmen verleumdet? Weiter: „Dies Antreiben geht im Vorzimmer in Thätlichkeiten über, wobei einer der Gensd’armen die Glasthüre in Scherben stößt. Anneke wurde die Treppe hinuntergestoßen.“ Meine Herrn, Sie haben die Aussage des Zeugen Anneke gehört; Sie erinnern sich, was der Zeuge Esser sagte, wie die Gensd’armen mit Anneke „per Dampf“ zum Hause herauskamen und ihn ebenfalls in den Wagen stießen; ich frage Sie abermals, meine Herrn, haben wir hier verleumdet? Endlich findet sich eine Stelle im Artikel, deren Richtigkeit nicht buchstäblich erwiesen ist. Es ist folgende: „Von diesen vier Säulen der Gerechtigkeit wankte die Eine mehr oder minder, so guter Stunde schon angefüllt mit dem ,Geist‘, dem Wasser des wahren Lebens, dem gebrannten Wasser.“ Ich gebe zu, meine Herren, daß hier durch Anneke’s ausdrückliche Worte nur soviel konstatirt ist: „nach ihrem Betragen zu urtheilen, hätten

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die Gensd’armen sehr wohl betrunken sein können“, daß hier nur soviel feststeht: daß die Gensd’armen sich wie Betrunkene betrugen. Aber, meine Herren, vergleichen Sie, was wir zwei Tage später, in Antwort auf die Replik des Herrn Staatsprokurator Hecker sagten: „Die Beleidigung könnte sich nur auf den Einen der Herren Gensd’armen beziehen, von dem versichert wurde, er habe zu guter Stunde gewankt, aus mehr oder minder spirituellen oder spirituosen Gründen. Ergibt aber die Untersuchung, wie wir keinen Augenblick zweifeln, die Richtigkeit des Thatbestandes – der von den Herren Agenten der öffentlichen Gewalt verübten Brutalitäten – so glauben wir nur den einzig mildernden Umstand mit der ganzen Unparteilichkeit, welche der Presse geziemt, im eigensten Interesse der von uns beschuldigten Herren, sorglichst hervorgehoben zu haben; und die menschenfreundliche Angabe des einzig mildernden Umstandes verwandelt das Parket in eine Beleidigung!“ Sie sehen hieraus, meine Herren, wie wir selbst eine Untersuchung der fraglichen Thatsachen provocirten. Es ist nicht unsre Schuld, daß die Untersuchung nicht stattgefunden hat. Was übrigens den Vorwurf der Trunkenheit angeht, so frage ich Sie, was ist denn das so Großes für einen königlich preußischen Gensd’armen, wenn man von ihm sagt, daß er einen Schnaps über den Durst getrunken habe? Ob das für eine Verläumdung angesehen werden kann, darüber appellire ich an die öffentliche Meinung der ganzen Rheinprovinz. Und wie kann das öffentliche Ministerium von Verläumdung sprechen, wo die angeblich Verläumdeten nicht genannt, nicht einmal näher bezeichnet sind. Es ist die Rede von „6–7 Gensd’armen“. Wer sind sie? Wo sind sie? Ist Ihnen, meine Herren, zu Ohren gekommen, daß irgend ein bestimmter Gensd’arm durch diesen Artikel „dem Haß und der Verachtung der Bürger“ ausgesetzt worden sei? Das Gesetz verlangt ausdrücklich, daß das verläumdete Individuum genau bezeichnet sei; nun wohl, in dem fraglichen Passus kann kein bestimmter Gensd’arm, kann höchstens die königlich preußische Gensd’armerie im Ganzen eine Beschimpfung finden. Sie kann sich dadurch beleidigt fühlen, daß man veröffentlichte, wie von Mitgliedern dieses Corps Ungesetzlichkeiten und Brutalitäten ungeahndet verübt werden. Aber, meine Herren, das ist kein Vergehen, der königlich preußischen Gensd’armerie im Allgemeinen Brutalitäten vorzuwerfen. Ich fordere das öffentliche Ministerium auf, mir die Gesetzesstelle zu zeigen, wonach es strafbar wäre, das königlich preußische Gensd’armerie-Corps zu beleidigen, zu beschimpfen oder zu verläumden, wenn von Verläumdung hier überhaupt die Rede sein kann. Das öffentliche Ministerium hat in dem fraglichen Artikel überhaupt nur einen Beweis von zügelloser Schmähsucht gesehen. Meine Herren,

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der Artikel ist Ihnen vorgelesen worden. Haben Sie darin gefunden, daß wir die damals in Köln vorgefallenen mehr oder weniger unbedeutenden Ungesetzlichkeiten an und für sich betrachtet, sie ausgebeutet, im Interesse unsrer vorgeblichen Ranküne gegen niedre Beamte breitgeschlagen haben? Oder haben wir nicht vielmehr diese Fakta als ein Glied in der großen Kette der Reaktionsversuche hingestellt, die damals in ganz Deutschland zugleich hervortraten? Sind wir stehen geblieben bei den Gensdarmen und dem öffentlichen Ministerium in Köln, oder sind wir der Sache weiter auf den Grund gegangen, und haben sie in ihren Ursachen verfolgt bis ins geheime Staatsministerium in Berlin? Aber freilich, es ist weniger gefährlich, sich zu vergreifen an dem großen geheimen Staatsministerium in Berlin, als an dem kleinen öffentlichen Ministerium in Köln – und zum Beweise dieser Thatsache stehen wir heute hier vor Ihnen. Betrachten Sie den Schluß des Artikels. Dort heißt es: „Das also sind die Thaten des Ministeriums der That, des Ministeriums des linken Centrums, des Ministeriums des Uebergangs zu einem altadligen, altbüreaukratischen, altpreußischen Ministerium. Sobald Hr. Hansemann seinen transitorischen Beruf erfüllt hat, wird man ihn entlassen.“ Meine Herren, Sie erinnern sich, was im August vorigen Jahres geschah: wie Hansemann, freilich unter der anständigeren Form der freiwilligen Abdankung, als überflüssig „entlassen“ wurde und wie ihm das Ministerium Pfuel-Eichmann-Kisker-Ladenberg, buchstäblich ein „altadliges, altbüreaukratisches, altpreußisches Ministerium“ auf dem Fuße folgte. Es heißt weiter: „Die Linke zu Berlin aber muß einsehen, daß die alte Macht kleine parlamentarische Siege und große Konstitutionsentwürfe ihr getrost überlassen kann, wenn sie nur unterdessen sich aller wirklich entscheidenden Positionen bemächtigt. Getrost kann sie die Revolution des 19. März in der Kammer anerkennen, wenn dieselbe nur außerhalb der Kammer entwaffnet wird.“ Wie richtig diese Anschauungsweise war, darüber brauche ich gewiß kein Wort zu verlieren. Sie wissen es ja selbst, wie gerade in demselben Verhältniß, als die Macht der Linken in der Kammer wuchs, die Macht der Volkspartei außerhalb der Kammer vernichtet wurde. Brauche ich Ihnen die straflosen Brutalitäten der preußischen Soldateska in zahllosen ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ die Entwaffnung so vieStädten, die aufkeimenden Belagerungszustände, ler Bürgerwehren, und zuletzt den Heldenzug Wrangels gegen Berlin, erst aufzuzählen, um zu zeigen, wie wirklich die Revolution entwaffnet wurde, wie die alte Macht sich in der That aller entscheidenden Positionen bemächtigte?

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Und nun endlich die merkwürdige Prophezeiung: „Die Linke könnte an einem schönen Morgen finden, daß ihr parlamentarischer Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfallen.“ Wie buchstäblich ist dies nicht eingetroffen! Derselbe Tag, wo die Linke endlich in den Besitz der Majorität in der Kammer kam, war der Tag ihrer wirklichen Niederlage. Gerade die parlamentarischen Siege der Linken führten zum Staatsstreich vom 9. November, zur Verlegung und Vertagung der Nationalversammlung, und endlich zu ihrer Auflösung und zur Octroyirung der Verfassung. Der parlamentarische Sieg der Linken fiel direkt zusammen mit ihrer vollständigsten Niederlage außerhalb des Parlaments. Diese so buchstäblich eingetroffene politische Vorhersagung, meine Herren, ist also das Resultat, das Facit, der Schluß, den wir aus den in ganz Deutschland, und unter andern auch in Köln vorgefallenen Gewaltthätigkeiten zogen. Und man spricht von blinder Schmähsucht? In der That, sieht es nicht aus, als erschienen wir heute vor Ihnen, meine Herren, um uns wegen des Vergehens zu verantworten, richtige Thatsachen, richtig mitgetheilt, und die richtigen Konsequenzen daraus gezogen zu haben? Kurz und gut: Sie, meine Herren Geschwornen, haben in diesem Augenblick über die Preßfreiheit in der Rheinprovinz zu entscheiden. Wenn es der Presse verboten sein soll, das was sich unter ihren Augen ereignet, zu berichten, wenn sie bei jeder verfänglichen Thatsache erst warten soll, bis ein gerichtliches Urtheil vorliegt, wenn sie bei jedem Beamten, vom Minister bis zum Gensd’armen, erst fragen soll, ob durch die angeführte Thatsache seine Ehre oder Delikatesse sich beleidigt fühlen könnte, ohne Rücksicht darauf, ob die Thatsachen wahr sind oder nicht; wenn die Presse in die Alternative gesetzt wird, entweder die Ereignisse zu verfälschen, oder ganz zu schweigen – dann, meine Herren, hört die Preßfreiheit auf, und wenn Sie das wollen, so sprechen Sie Ihr Schuldig über uns aus!

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* Köln, 13. Februar. Habent sua fata libelli! Derselbe begeisterungstrunkne Artikel des tüchtigen Schwanbeck, der uns vorigen Sonntag eine heitere Stunde bereitete, kommt uns heute wieder zu – in der Weserzeitung vom 10. Februar. Unsre Leser verstehen nicht, wie das zusammenhängt. Die Sache ist aber sehr einfach. Man erinnert sich: Schwanbeck citirte am Schluß seines Artikels „ein norddeutsches Blatt“, das die Herrschaft der Bourgeoisie in Deutschland für gesichert hielt. Schwanbeck äußerte seine leisen Zweifel daran. Dieses Citat war aus der Weserzeitung. Was thut die Weserzeitung, um sich zu revanchiren? Sie druckt den ganzen Artikel ab, mit Ausnahme der aus ihr abgedruckten Stelle, und stempelt ihn obendrein mit dem freilich etwas bedenklichen Prädikat „geistreich geschrieben“. Man sieht, es besteht ein vollständiges Kartell zwischen der Kölnischen Nachbarin und dem „norddeutschen Blatte“. Was wird nun die Kölnische thun, um der Weser-Zeitung das Compliment wiederzugeben? – Es bleibt ihr nichts als ihren eignen Artikel aus der Weser-Zeitung wieder abzudrucken mit der Einleitung: Ein achtungswerthes Organ in Norddeutschland entnimmt der Kölnischen Zeitung folgende bemerkenswerthe Zeilen, u. s. w.

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* K ö l n, 14. Februar. Wir haben oft genug darauf hingewiesen, wie die ˙ ˙ ˙nach den Revolutionen des Februar und März aufsanften Träume, die tauchten, wie die Schwärmereien von allgemeiner Völkerverbrüderung, europäischer Föderativrepublik und ewigem Weltfrieden im Grunde weiter nichts waren, als Verhüllungen der gränzenlosen Rathlosigkeit und Thatlosigkeit der damaligen Wortführer. Man sah nicht, oder man wollte nicht sehen, was zu thun war, um die Revolution sicher zu stellen; man konnte oder man wollte keine wirklich revolutionären Maßregeln durchsetzen; die Bornirtheit der Einen, die contrerevolutionäre Intrigue der Andern kamen darin überein, daß das Volk statt revolutionärer Thaten, nur sentimentale Phrasen erhielt. Der hochbetheuernde Schurke Lamartine war der klassische Held dieser Epoche des unter poetischen Blumen und rhetorischem Flitterstaat verdeckten Volksverraths. Die revolutionirten Völker wissen es, wie theuer sie es haben entgelten müssen, daß sie damals in ihrer Gutmüthigkeit den großen Worten und hochfahrenden Versicherungen glaubten. Statt der Sicherstellung der Revolution, überall reaktionäre Kammern, die die Revolution untergruben; statt der Durchführung der Verheißungen, die auf den Barrikaden gegeben wurden, die Contrerevolutionen von Neapel, Paris, Wien, Berlin, der Fall Mailands, der Krieg gegen Ungarn; statt der Völkerverbrüderung, die Erneuerung der heiligen Allianz auf breitester Grundlage unter dem Patronat von England und Rußland. Und dieselben Männer, die noch im April und Mai den hochtönenden Phrasen der Epoche zujauchzten, denken nur noch erröthend daran, wie sie damals von Dummköpfen und Schurken sich prellen ließen. Man hat es durch schmerzliche Erfahrung gelernt, daß die „europäische Völkerverbrüderung“ nicht durch bloße Phrasen und fromme Wünsche zu Stande kommt, sondern nur durch gründliche Revolutionen und

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blutige Kämpfe; daß es sich nicht um eine Verbrüderung aller europäischen Völker unter Einer republikanischen Fahne, sondern um die Allianz der revolutionären Völker gegen die contrerevolutionären handelt, eine Allianz, die nicht auf dem Papier, sondern nur auf dem Schlachtfeld zu Stande kommt. In ganz Westeuropa haben diese bittern, aber nothwendigen Erfahrungen den Lamartine’schen Phrasen allen Kredit geraubt. Im Osten dagegen gibt es immer noch Fraktionen, angeblich demokratische, revolutionäre Fraktionen, die nicht müde werden, diesen Phrasen und Sentimentalitäten zum Echo zu dienen und das Evangelium von der europäischen Völkerverbrüderung zu predigen. Diese Fraktionen – wir abstrahiren von einigen unwissenden Schwärmern deutscher Zunge, wie Herrn A. Ruge u. s. w. – sind die demokratischen Panslavisten der verschiedenen slavischen Volksstämme. Das Programm des demokratischen Panslavismus liegt vor uns in einer Broschüre: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten, Michael Bakunin, Mitglied des Slavenkongresses in Prag. Köthen 1848. Bakunin ist unser Freund. Das wird uns nicht abhalten, seine Broschüre der Kritik zu unterwerfen. Man höre wie Bakunin gleich im Anfang seines Aufrufs an die Illusionen des vorigen März und April anknüpft: „Gleich das erste Lebenszeichen der Revolution war ein Schrei des Hasses gegen die alte Unterdrückung, ein Schrei des Mitgefühls und der Liebe für alle unterdrückten Nationalitäten. Die Völker ... fühlten endlich die Schmach, mit welcher die alte Diplomatie die Menschheit beladen hat, und erkannten, daß nie die Wohlfahrt der Nationen gesichert ist, so lange noch irgendwo in Europa ein einziges Volk unter dem Drucke lebt ... Hinweg die Unterdrücker, erscholl es wie aus Einem Munde; den Bedrückten Heil, den Polen, den Italienern und Allen! Keinen Eroberungskrieg mehr, aber noch den einen letzten Krieg bis auf die Neige durchgekämpft, den guten Kampf der Revolution zur endlichen Befreiung aller Völker! Nieder die künstlichen Schranken, welche von Despotenkongressen, nach sogenannten historischen, geographischen, kommerziellen und strategischen Nothwendigkeiten gewaltsam aufgerichtet worden sind! Es soll keine andern Scheidegränzen mehr geben als jene der Natur entsprechenden, von der Gerechtigkeit und im Sinne der Demokratie gezogenen Gränzen, welche der souveräne Wille der Völker selbst auf Grund ihrer nationalen Eigenheiten vorzeichnet. So erging der Ruf durch alle Völker.“ p. 6, 7. Wir finden schon in dieser Stelle die ganze schwärmerische Begeisterung der ersten Monate nach der Revolution wieder. Von den in der

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Wirklichkeit bestehenden Hindernissen einer solchen allgemeinen Befreiung, von den so durchaus verschiedenen Civilisationsstufen und den dadurch bedingten ebenso verschiedenen politischen Bedürfnissen der einzelnen Völker ist keine Rede. Das Wort: „Freiheit“ ersetzt das Alles. Von der Wirklichkeit ist überhaupt keine Rede, oder so weit sie etwa in Betracht kommt, wird sie als etwas absolut Verwerfliches, von „Despotenkongressen“ und „Diplomaten“ willkührlich Hergestelltes geschildert. Dieser schlechten Wirklichkeit gegenüber tritt der angebliche Volkswille mit seinem kategorischen Imperativ, mit der absoluten Forderung der „Freiheit“ schlechtweg. Wir haben es gesehn, wer der Stärkere war. Der angebliche Volkswille ist gerade dadurch, daß er sich auf eine so phantastische Abstraktion von den wirklich vorliegenden Verhältnissen einließ, so schmählich düpirt worden. „Aufgelöst erklärte die Revolution aus ihrer Machtvollkommenheit die Despoten-Staaten, aufgelöst das preußische Reich ... Oesterreich ... das türkische Reich ... aufgelöst endlich den letzten Despotentrost, das russische Reich ... und als Endziel von Allem – die allgemeine Föderation der europäischen Republiken.“ p. 8. In der That, uns hier im Westen muß es eigenthümlich vorkommen, daß man, nachdem alle diese schönen Pläne in ihrem ersten Ausführungsversuch gescheitert sind, sie noch als etwas Verdienstliches und Großes aufzählen kann. Das war ja gerade das Schlimme, daß die Revolution [sich] zwar „aus eigener Machtvollkommenheit aufgelöst erklärte“, aber zugleich „aus eigener Machtvollkommenheit“ keinen Finger rührte, um ihr Dekret zu vollziehen. Damals wurde der Slavenkongreß berufen. Der Slavenkongreß stellte sich durchaus auf den Standpunkt dieser Illusionen. Man höre: „Die gemeinsamen Bande der Geschichte (?) und des Blutes lebhaft fühlend, schwuren wir, unsere Geschicke nicht wieder von einander trennen zu lassen. Die Politik verfluchend, deren Opfer wir so lange gewesen, setzten wir uns selber ein in unser Recht auf eine vollkommene Unabhängigkeit, und gelobten uns, daß diese hinfort allen slavischen Völkern gemeinsam sein sollte. Wir erkannten Böhmen und Mähren ihre Selbstständigkeit zu ... wir streckten dem deutschen Volke, dem demokratischen Deutschland, unsere brüderliche Hand entgegen. Im Namen derer von uns, die in Ungarn wohnen, boten wir den Magyaren, den wüthenden Feinden unserer Rac¸e ... ein brüderliches Bündniß an. Auch diejenigen unserer Brüder, die unter dem Joch der Türken seufzen, vergaßen wir nicht in unserem Bunde der Befreiung. Wir verdammten feierlich jene verbrecherische Politik, welche Polen dreimal zerriß ... Das Alles spra-

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chen wir aus und forderten mit allen Demokraten aller Völker (?): die Freiheit, die Gleichheit, die Brüderlichkeit aller Nationen.“ pag. 10. Diese Forderungen stellt der demokratische Panslavismus heute noch auf: „Wir fühlten uns damals unserer Sache gewiß ... die Gerechtigkeit und Menschlichkeit waren ganz auf unserer Seite, und auf der Seite unserer Feinde Nichts als die Ungesetzlichkeit und Barbarei. Es waren keine leeren Traumgebilde, denen wir uns hingaben, es waren die Gedanken der einzig wahren und nothwendigen Politik, der Politik der Revolution.“ „Gerechtigkeit“, „Menschlichkeit“, „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“, „Unabhängigkeit“ – bis jetzt haben wir weiter nichts in dem panslavistischen Manifest gefunden, als diese mehr oder weniger moralischen Kategorieen, die zwar sehr schön klingen, aber in historischen und politischen Fragen durchaus Nichts beweisen. Die „Gerechtigkeit“, die „Menschlichkeit“, die „Freiheit“, u. s. w. mögen tausendmal dies oder jenes verlangen; ist die Sache aber unmöglich, so geschieht sie nicht und bleibt trotz alledem ein „leeres Traumgebilde“. Die Panslavisten hätten aus der Rolle, die die Masse der Slaven seit dem Prager Kongreß gespielt hat, über ihre Illusionen sich aufklären, sie hätten einsehen können, daß mit allen frommen Wünschen und schönen Träumen gegen die eiserne Wirklichkeit nichts auszurichten ist, daß ihre Politik ebensowenig wie die der französischen Republik je die „Politik der Revolution“ war. Und dennoch kommen sie uns heute, im Januar 1849, noch mit denselben alten Phrasen, über deren Inhalt Westeuropa durch die blutigste Contrerevolution enttäuscht wurde! Nur ein Wort über die „allgemeine Völkerverbrüderung“ und Ziehung von „Gränzen, welche der souveräne Wille der Völker selbst auf Grund ihrer nationalen Eigenheiten vorzeichnet“. Die Vereinigten Staaten und Mexico sind zwei Republiken; in beiden ist das Volk souverän. Wie kommt es, daß zwischen diesen beiden Republiken die der moralischen Theorie gemäß „verbrüdert“ und „föderirt“ sein müßten, wegen Texas ein Krieg ausbrach, daß der „souveräne Wille“ des amerikanischen Volks, gestützt auf die Tapferkeit der amerikanischen Freiwilligen, die von der Natur gezogenen Gränzen aus „geographischen, commerziellen und strategischen Nothwendigkeiten“ um einige hundert Meilen weiter südlich verlegte? Und wird Bakunin den Amerikanern einen „Eroberungskrieg“ zum Vorwurf machen, der zwar seiner auf die „Gerechtigkeit und Menschlichkeit“ gestützten Theorie einen argen Stoß gibt, der aber doch einzig und allein im Interesse der Civilisation geführt wurde? Oder ist es etwa ein Unglück, daß das herrliche Californien den faulen Mexicanern entrissen ist, die nichts damit zu machen wußten? daß die energischen Yankees durch die rasche Ausbeutung der dortigen Goldminen

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die Circulationsmittel vermehren, an der gelegensten Küste des stillen Meeres in wenig Jahren eine dichte Bevölkerung und einen ausgedehnten Handel conzentriren, große Städte schaffen, Dampfschiffsverbindungen eröffnen, eine Eisenbahn von New York bis San Francisco anlegen, den stillen Ocean erst eigentlich der Civilisation eröffnen, und zum dritten Mal in der Geschichte dem Welthandel eine neue Richtung geben werden? Die „Unabhängigkeit“ einiger spanischen Californier und Texaner mag darunter leiden, die „Gerechtigkeit“ und andre moralische Grundsätze mögen hie und da verletzt sein; aber was gilt das gegen solche weltgeschichtliche Thatsachen? Wir bemerken übrigens, daß diese Theorie der allgemeinen Völkerverbrüderung, die ohne Rücksicht auf die historische Stellung, auf die gesellschaftliche Entwicklungsstufe der einzelnen Völker weiter nichts will, als verbrüdern ins Blaue hinein, von den Redaktoren der N.Rh.Z. schon lange vor der Revolution bekämpft worden ist, und zwar damals gegen ihre besten Freunde, die englischen und französischen Demokraten. Die englischen, französischen und belgischen demokratischen Blätter jener ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ dafür. ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Zeit˙enthalten die˙ Beweise Was nun speziell den Panslavismus betrifft, so haben wir in Nr. 194 der N. Rh. Z. entwickelt, wie er, abgesehen von den gutgemeinten Selbsttäuschungen der demokratischen Panslavisten, in der Wirklichkeit keinen andern Zweck hat, als den zersplitterten, historisch, literarisch, politisch, commerziell und industriell von Deutschen und Magyaren abhängigen östreichischen Slaven einen Anhaltspunkt zu geben, einerseits in Rußland, andrerseits in der durch die slavische Majorität beherrschten, von Rußland abhängigen östreichischen Gesammtmonarchie. Wir haben entwickelt, wie solche, seit Jahrhunderten von der Geschichte wider ihren eigenen Willen nachgeschleifte Natiönchen nothwendig kontrerevolutionär sein müssen, und wie ihre ganze Stellung in der Revolution von 1848 wirklich contrerevolutionär war. Gegenüber dem demokratisch-panslavistischen Manifest, das die Unabhängigkeit aller Slaven ohne Unterschied fordert, müssen wir auf diesen Punkt zurückkommen. Bemerken wir zuerst, daß die politische Romantik und Sentimentalität bei den Demokraten des Slavencongresses sehr zu entschuldigen ist. Mit Ausnahme der Polen – die Polen sind nicht panslavistisch, aus sehr handgreiflichen Gründen – gehören sie Alle Völkerstämmen an, die entweder wie die Südslaven, durch ihre ganze geschichtliche Stellung nothwendig contrerevolutionär sind, oder die wie die Russen von einer Revolution noch weit entfernt, und daher wenigstens vor der Hand noch contrerevolutionär sind. Diese Fraktionen, demokratisch durch ihre im Ausland erworbene Bildung, suchen ihre demokratische Gesinnung mit ihrem Na-

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tionalgefühl, das bei den Slaven bekanntlich sehr ausgeprägt ist, in Harmonie zu bringen; und da die positive Welt, die wirklichen Zustände ihres Landes keine oder nur fingirte Anknüpfungspunkte für diese Versöhnung boten, so bleibt ihnen nichts, als das jenseitige „Luftreich des Traums“, das Reich der frommen Wünsche, die Politik der Phantasie. Wie schön wäre es, wenn Kroaten, Panduren und Kosaken das Vordertreffen der europäischen Demokratie bildeten, wenn der Gesandte der Republik Sibirien in Paris seine Creditive überreichte! Gewiß sehr erfreuliche Aussichten; aber daß die europäische Demokratie auf ihre Verwirklichung warten soll, wird doch selbst der begeistertste Panslavist nicht verlangen – und vor der Hand sind gerade die Nationen, deren spezielle Unabhängigkeit das Manifest verlangt, die speziellen Feinde der Demokratie. Wir wiederholen es: Außer den Polen, den Russen und höchstens den Slaven der Türkei hat kein slavisches Volk eine Zukunft, aus dem einfachen Grunde, weil allen übrigen Slaven die ersten historischen, geographischen, politischen und industriellen Bedingungen der Selbstständigkeit und Lebensfähigkeit fehlen. Völker, die nie eine eigene Geschichte gehabt haben, die von dem Augenblick an, wo sie die erste, roheste Civilisationsstufe ersteigen, schon unter fremde Botmäßigkeit kommen, oder die erst durch ein fremdes Joch in die erste Stufe der Civilisation hineingezwungen werden, haben keine Lebensfähigkeit, werden nie zu irgend einer Selbstständigkeit kommen können. Und das ist das Geschick der östreichischen Slaven gewesen. Die Czechen, zu denen wir selbst die Mähren und Slovaken rechnen wollen, obwohl sie sprachlich und geschichtlich verschieden sind, hatten nie eine Geschichte. Seit Karl dem Großen ist Böhmen an Deutschland gekettet. Einen Augenblick emancipirt sich die czechische Nation, und bildet das großmährische Reich, um sofort wieder unterjocht und während fünfhundert Jahren als Spielball zwischen Deutschland, Ungarn und Polen hin und her geworfen zu werden. Dann kommt Böhmen und Mähren definitiv zu Deutschland, und die slovakischen Gegenden bleiben bei Ungarn. Und diese geschichtlich gar nicht existirende „Nation“ macht Ansprüche auf Unabhängigkeit? Ebenso die eigentlich sogenannten Südslaven. Wo ist die Geschichte der illyrischen Slovenen, der Dalmatiner, Kroaten und Schokazen? Seit dem 11. Jahrhundert haben sie den letzten Schein politischer Unabhängigkeit verloren, und theils unter deutscher, theils unter venetianischer, theils unter magyarischer Herrschaft gestanden. Und aus diesem zerrissenen Fetzen will man eine kräftige, unabhängige, lebensfähige Nation zusammenstümpern?

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Noch mehr. Bildeten die östreichischen Slaven eine kompakte Masse, ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ wären sie im Stande unter sich wie die Polen, die Magyaren, die Italiener, einen Staat von 12–20 Millionen zusammen zu bringen, so hätten ihre Ansprüche doch noch einen ernsthaften Charakter. Aber gerade das Gegentheil findet Statt. Die Deutschen und Magyaren haben sich wie ein breiter Keil zwischen sie eingedrängt bis an die äußersten Enden der Karpathen, fast bis ans schwarze Meer; haben die Czechen, Mähren und Slovaken von den Südslaven durch einen 60–80 Meilen breiten Gürtel getrennt. Im Norden des Gürtels 51/2 Mill., im Süden 51/2 Mill. Slaven, getrennt durch eine kompacte Masse von 10–11 Mill. Deutschen und Magyaren, die durch Geschichte und Nothwendigkeit Verbündete sind. Aber warum sollten die 51/2 Millionen Czechen, Mähren und Slowaken nicht ein Reich, die 51/2 Millionen Südslaven zusammen mit den türkischen Slawen nicht ein Reich bilden können? Man betrachte auf der ersten besten Sprachenkarte die Vertheilung der Czechen und ihrer sprachverwandten Nachbarn. Wie ein Keil sind sie in Deutschland hineingeschoben, aber angefressen und zurückgedrängt zu beiden Seiten vom deutschen Element. Der dritte Theil Böhmens spricht deutsch; auf 24 Czechen in Böhmen kommen 17 Deutsche. Und gerade die Czechen sollen den Kern des beabsichtigten Slavenreichs bilden; denn die Mähren sind ebenfalls stark mit Deutschen, die Slowaken mit Deutschen und Magyaren versetzt und zudem in nationaler Beziehung gänzlich demoralisirt. Und welch ein Slavenreich, in dem schließlich doch die deutsche Bourgeoisie der Städte herrschen würde! Ebenso die Südslaven. Die Slovenen und Kroaten schließen Deutschland und Ungarn vom adriatischen Meer ab; und Deutschland und Ungarn können sich nicht vom adriatischen Meere abschließen lassen, aus „geographischen und kommerziellen Nothwendigkeiten“, die zwar für Bakunin’s Phantasie kein Hinderniß sind, die aber darum doch existiren und für Deutschland und Ungarn eben solche Lebensfragen sind, wie für Polen z. B. die Ostseeküste von Danzig bis Riga. Und wo es sich um die Existenz, um die freie Entfaltung aller Ressourcen großer Nationen handelt, da wird doch eine solche Sentimentalität, wie die Rücksicht auf ein paar versprengte Deutsche oder Slaven nichts entscheiden! Abgesehn davon, daß diese Südslaven ebenfalls mit deutschen, magyarischen und italienischen Elementen überall versetzt sind, daß auch hier der erste Blick auf die Sprachenkarte das projektirte südslawische Reich in zusammenhangslose Fetzen sprengt, und daß im besten Fall das ganze Reich den italienischen Bourgeois von Triest, Fiume und Zara, und den deutschen Bourgeois von Agram, Laibach, Karlstadt, Semlin, Pancsova und Weißkirchen in die Hände geliefert wird!

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Aber könnten sich die östreichischen Südslaven nicht an die Serben, Bosniaken, Morlachen und Bulgaren anschließen? Gewiß, wenn außer den angeführten Schwierigkeiten erst noch der uralte Haß des östreichischen Gränzers gegen die türkischen Slaven jenseits der Save und Unna nicht existirte; aber diese Leute, die sich gegenseitig seit Jahrhunderten als Spitzbuben und Banditen kennen, hassen sich trotz aller Stammverwandtschaft unendlich mehr als Slaven und Magyaren. In der That, die Stellung der Deutschen und Magyaren würde äußerst angenehm sein, wenn den östreichischen Slaven zu ihrem sogenannten „Rechte“ verholfen würde! Zwischen Schlesien und Oestreich ein unabhängiger böhmisch-mährischer Staat eingekeilt, Oestreich und Steyermark durch die „südslavische Republik“ von seinem natürlichen De´bouche´, dem adriatischen und Mittelmeere abgeschnitten, der Osten Deutschlands zerfetzt wie ein von Ratten abgenagtes Brod! Und das Alles zum Dank dafür, daß die Deutschen sich die Mühe gegeben, die eigensinnigen Czechen und Slovenen zu civilisiren, Handel, Industrie, erträglichen Ackerbau und Bildung bei ihnen einzuführen! Aber gerade dies unter dem Vorwande der Civilisation den Slaven aufgezwängte Joch konstituirt ja gerade eines der größten Verbrechen der Deutschen wie der Magyaren! Man höre nur: „Mit Recht zürntet Ihr, mit Recht schnaubtet Ihr Rache gegen jene fluchwürdige deutsche Politik, die Nichts sann als Euer Verderben, die Jahrhunderte Euch geknechtet hat ...“ pag. 5. „... Die Magyaren, die wüthenden Feinde unserer Rac¸e, die kaum vier Millionen zählend, sich vermaßen, acht Millionen Slaven ihr Joch auflegen zu wollen ...“ pag. 9. „Was die Magyaren gegen unsere slavischen Brüder gethan, was sie gegen unsere Nationalität verbrochen, wie sie unsere Sprache und Unabhängigkeit mit Füßen getreten, das weiß ich Alles.“ pag. 30. Welches sind nun die großen, schrecklichen Verbrechen der Deutschen und Magyaren gegen die slavische Nationalität? Wir sprechen hier nicht von der Theilung Polens, die nicht hiehergehört, wir sprechen von dem „jahrhundertlangen Unrecht“, das an den Slaven verübt worden sein soll. Die Deutschen haben im Norden das ehemals deutsche, später slavische Gebiet von der Elbe bis zur Warthe den Slaven wieder aberobert; eine Eroberung, die durch „geographische und strategische Nothwendigkeiten“ bedingt war, die aus der Theilung des Karolingischen Reichs hervorgingen. Diese slavischen Gebietsstrecken sind vollständig germanisirt; die Sache ist abgemacht und läßt sich nicht redressiren, es sei denn, daß die Panslavisten die verloren gegangene sorbische, wendische und obotritische Sprache wieder auffänden und den Leipzigern, Berlinern und

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Stettinern aufzwängen. Daß diese Eroberung aber im Interesse der Civilisation lag, ist bisher noch nie bestritten worden. Im Süden fanden sie die slavischen Stämme bereits zersprengt. Dafür hatten die nichtslavischen Avaren gesorgt, die das später von den Magyaren besetzte Gebiet okkupirten. Die Deutschen machten sich diese Slaven zinsbar und führten manche Kämpfe mit ihnen. Dieselben Kämpfe führten sie mit den Avaren und Magyaren, denen sie das ganze Land von der Ens bis zur Leitha abnahmen. Während sie hier mit Gewalt germanisirten, ging die Germanisirung der slavischen Länder weit mehr auf friedlichem Fuße, durch Einwanderung, durch den Einfluß der entwickelteren Nation auf die unentwickelte vor sich. Deutsche Industrie, deutscher Handel, deutsche Bildung brachten die deutsche Sprache von selbst ins Land. Was die „Unterdrückung“ angeht, so wurden die Slaven nicht mehr von den Deutschen unterdrückt, wie die Masse der Deutschen selbst. Was die Magyaren betrifft, so sind ja auch eine Menge Deutsche in Ungarn, und nie haben die Magyaren über „fluchwürdige deutsche Politik“ zu klagen gehabt, obwohl ihrer „kaum vier Millionen“ waren! Und wenn die „acht Millionen Slaven“ sich während acht Jahrhunderten gefallen lassen mußten, daß die vier Millionen Magyaren ihnen das Joch auferlegten, so beweist das allein hinlänglich, wer lebensfähiger und energischer war, die vielen Slaven oder die wenigen Magyaren! Aber das größte „Verbrechen“ der Deutschen und Magyaren ist allerdings, daß sie diese 12 Millionen Slaven daran verhindert haben, türkisch zu werden! Was wäre aus diesen zersplitterten kleinen Natiönchen die eine so erbärmliche Rolle in der Geschichte gespielt haben, was wäre aus ihnen geworden, wenn sie nicht von Magyaren und Deutschen zusammengehalten und gegen die Heere Mohammeds und Solimans geführt worden wären, wenn nicht ihre sogenannten „Unterdrücker“ die Schlachten entschieden hätten, die zur Vertheidigung dieser schwachen Völkerschaften geschlagen wurden! Das Loos der „zwölf Millionen Slaven, Wallachen und Griechen“, die von „siebenhunderttausend Osmanen unter die Füße getreten werden“ (p. 8) bis auf den heutigen Tag, spricht das nicht laut genug? Und endlich, welches „Verbrechen“, welche „fluchwürdige Politik“, daß die Deutschen und Magyaren zu der Zeit als überhaupt in Europa die großen Monarchieen eine „historische Nothwendigkeit“ wurden, alle diese kleinen, verkrüppelnden, ohnmächtigen Natiönchen zu Einem großen Reich zusammenschlugen und sie dadurch befähigten an einer geschichtlichen Entwicklung Theil zu nehmen, der sie, sich überlassen, gänzlich fremd geblieben wären! Freilich, dergleichen läßt sich nicht

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durchsetzen, ohne manch’ sanftes Nationenblümlein gewaltsam zu zerknicken. Aber ohne Gewalt und ohne eherne Rücksichtslosigkeit wird Nichts durchgesetzt in der Geschichte, und hätten Alexander, Cäsar und Napole´on dieselbe Rührungsfähigkeit besessen an die jetzt der Panslavismus zu Gunsten seiner verkommenen Clienten appellirt, was wäre da aus der Geschichte geworden! Und sind die Perser, Celten und christlichen Germanen nicht die Czechen, Oguliner und Sereschaner werth? Jetzt aber ist die politische Centralisation in Folge der gewaltigen Fortschritte der Industrie, des Handels, der Kommunikationen noch ein viel dringenderes Bedürfniß geworden als damals im 15. und 16. Jahrhundert. Was sich noch zu centralisiren hat, centralisirt sich. Und jetzt kommen die Panslavisten und verlangen, wir sollen diese halbgermanisirten Slaven „freilassen“, wir sollen eine Centralisation aufheben, die diesen Slaven durch alle ihre materiellen Interessen aufgedrängt wird! Kurz, es stellt sich heraus, daß diese „Verbrechen“ der Deutschen und Magyaren gegen die fraglichen Slaven zu den besten und anerkennenswerthesten Thaten gehören, deren sich unser und das magyarische Volk in der Geschichte rühmen kann. Was übrigens die Magyaren angeht, so ist hier speziell noch zu bemerken, daß sie namentlich seit der Revolution viel zu nachgiebig und zu schwach gegen die aufgeblasenen Kroaten verfahren sind. Es ist notorisch, daß Kossuth ihnen alles Mögliche zugab, nur nicht, daß ihre Deputirten auf dem Reichstage kroatisch sprechen dürften. Und diese Nachgiebigkeit gegen eine von Natur contrerevolutionäre Nation ist das Einzige, was man den Magyaren vorwerfen kann. (Schluß folgt). Neue Rheinische Zeitung. Nr. 223, 16. Februar 1849

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* K ö l n , 15. Februar. (Der demokratische Panslavismus. – Schluß.) Wir schlossen gestern mit dem Nachweis, daß die östreichischen Slaven nie eine eigne Geschichte gehabt, daß sie historisch, literarisch, politisch, kommerziell und industriell von Deutschen und Magyaren abhängen, daß sie schon theilweise germanisirt, magyarisirt, italienisirt sind, daß, wenn sie selbstständige Staaten konstituirten, nicht sie sondern die deutsche und italienische Bourgeoisie ihrer Städte diese Staaten beherrschen würde, und daß endlich weder Ungarn noch Deutschland die Losreißung und selbstständige Konstituirung solcher lebensunfähigen kleinen Zwischenstaaten dulden kann.

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Das alles indeß würde noch nichts entscheiden. Hätten die Slaven zu irgend einer Epoche innerhalb ihrer Unterdrückung eine neue revolutionäre Geschichte begonnen, so bewiesen sie schon dadurch ihre Lebensfähigkeit. Die Revolution hatte von dem Augenblick an ein Interesse an ihrer Befreiung und das besondre Interesse der Deutschen und Magyaren verschwand vor dem größeren Interesse der europäischen Revolution. Aber das war gerade nie der Fall. Die Slaven – wir erinnern nochmals daran, daß wir hier stets die Polen ausschließen – waren immer gerade die Hauptwerkzeuge der Contrerevolution. Unterdrückt zu Hause, waren sie in der Fremde die Unterdrücker aller revolutionären Nationen, soweit der slavische Einfluß reichte. Man erwidre uns nicht, wir träten hier im Interesse deutscher Nationalvorurtheile auf. Die Beweise liegen in deutschen, französischen, belgischen und englischen Zeitschriften vor, daß gerade die Redakteure der Neuen Rheinischen Zeitung schon lange vor der Revolution allen deutschen Nationalbornirtheiten aufs Entschiedenste gegenübergetreten sind. Sie haben zwar nicht, wie manche Andre, ins Blaue hinein und nach bloßem Hörensagen auf die Deutschen geschimpft; sie haben dagegen die schäbige Rolle die Deutschland, Dank seinem Adel und seiner Bürgerschaft, Dank seiner verkümmerten industriellen Entwicklung allerdings in der Geschichte gespielt hat, historisch nachgewiesen und schonungslos aufgedeckt; sie haben den zurückgebliebnen Deutschen gegenüber die Berechtigung der großen geschichtlichen Nationen des Westens, der Engländer und Franzosen, stets anerkannt. Aber eben deßwegen gestatte man uns, die schwärmerischen Illusionen der Slaven nicht zu theilen und andre Völker ebenso streng zu beurtheilen wie wir unsre eigne Nation beurtheilt haben. Bisher hat es immer geheißen, die Deutschen seien die Lanzknechte des Despotismus in ganz Europa gewesen. Wir sind weit entfernt, den schmählichen Antheil der Deutschen an den schmählichen Kriegen gegen die französische Revolution von 1792 bis 1815, an der Unterdrückung Italiens seit 1815, und Polens seit 1772 zu leugnen; wer aber stand hinter den Deutschen, wer benutzte sie als seine Söldner oder seine Avantgarde? England und Rußland. Rühmen sich die Russen doch bis auf den heutigen Tag, den Sturz Napole´ons durch ihre unzählbaren Armeen entschieden zu haben, was allerdings großen Theils seine Richtigkeit hat. Das wenigstens ist gewiß, daß von den Armeen, die Napole´on von der Oder bis nach Paris durch ihre Uebermacht zurückdrängten, drei Viertel aus Slaven, Russen oder östreichischen Slaven, bestanden. Und nun gar die Unterdrückung der Italiener und Polen durch die Deutschen! Bei der Theilung Polens konkurrirte eine ganz und eine halb

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slavische Macht; die Heere die Kosciuszko erdrückten, waren der Majorität nach Slaven; die Heere Diebitschs und Paskiewitschs waren ausschließlich slavische Heere. Und in Italien haben die Tedeschi lange Jahre allein die Schmach getragen, als Unterdrücker zu gelten; aber nochmals, woraus bestanden die Armeen, die sich zur Unterdrückung am besten gebrauchen ließen, und deren Brutalitäten den Deutschen zur Last gelegt wurden? Wieder aus Slaven. Geht nach Italien und fragt, wer die Mailänder Revolution erdrückt hat, man wird Euch nicht mehr sagen: die Tedeschi – seit die Tedeschi in Wien eine Revolution gemacht, haßt man sie nicht mehr – sondern die Croati. Das ist das Wort worin die Italiäner jetzt die ganze Oestreichische Armee d. h. Alles was ihnen am tiefsten verhaßt ist, zusammenfassen: i Croati! Und dennoch würden diese Vorwürfe überflüssig und unberechtigt sein, wenn die Slaven an der Bewegung von 1848 sich irgendwo ernstlich betheiligt, wenn sie sich beeilt hätten, in die Reihen der revolutionären Völker einzutreten. Ein einziger muthiger demokratischer Revolutionsversuch, selbst wenn er erstickt wird, löscht im Gedächtniß der Völker ganze Jahrhunderte der Infamie und Feigheit aus, rehabilitirt auf der Stelle eine noch so tief verachtete Nation. Das haben die Deutschen voriges Jahr erfahren. Aber während Franzosen, Deutsche, Italiener, Polen, Magyaren die Fahne der Revolution aufpflanzten, traten die Slaven wie Ein Mann unter die Fahne der Contrerevolution. Voran die Südslaven, die bereits seit langen Jahren ihre contrerevolutionären Sondergelüste gegen die Magyaren vertheidigt hatten; dann die Czechen, und hinter ihnen schlachtgerüstet und bereit im Moment der Entscheidung auf dem Kampfplatz zu erscheinen – die Russen. Man weiß, wie in Italien die magyarischen Husaren massenweise zu den Italienern übergegangen sind, wie in Ungarn ganze italienische Bataillone sich zur Verfügung der magyarischen revolutionären Regierung stellten und noch unter der magyarischen Fahne kämpfen; man weiß, wie in Wien die deutschen Regimenter mit dem Volke hielten und selbst in Galizien durchaus nicht zuverlässig waren; man weiß, daß östreichische und nichtöstreichische Polen in Massen in Italien, in Wien, in Ungarn gegen die östreichischen Armeen kämpften und in den Karpathen noch kämpfen; aber wo hat man je davon gehört, daß czechische oder südslavische Truppen gegen die schwarzgelbe Fahne sich aufgelehnt hätten? Im Gegentheil, man weiß bis jetzt nur, daß das in seinen Grundfesten erschütterte Oestreich durch die schwarzgelbe Begeisterung der Slaven am Leben erhalten und für einen Augenblick wieder sicher gestellt ist; daß gerade die Kroaten, Slovenen, Dalmatiner, Czechen, Mähren und Ruthenen es waren, die einem Windischgrätz und Jellachich ihre Kontin-

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gente zur Unterdrückung der Revolution in Wien, Krakau, Lemberg, Ungarn stellten und was wir von Bakunin jetzt noch erfahren, ist, daß der Prager Slavenkongreß nicht durch Deutsche, sondern durch galizische, czechische, slovakische Slaven und „nichts als Slaven“ (p. 33) zersprengt wurde! Die Revolution von 1848 zwang alle europäischen Völker sich für oder gegen sie zu erklären. In einem Monat hatten alle zur Revolution reifen Völker ihre Revolution gemacht, alle unreifen Völker sich gegen die Revolution alliirt. Damals galt es, die Völkerverwirrung von Osteuropa zu entwirren. Es kam darauf an, welche Nation hier die revolutionäre Initiative ergriff, welche die größte revolutionäre Energie entwickelte und sich dadurch die Zukunft sicherte. Die Slaven blieben stumm, die Deutschen und Magyaren, ihrer bisherigen geschichtlichen Stellung treu, traten an die Spitze. Und dadurch wurden die Slaven vollends der Contrerevolution in die Arme geworfen. Aber der Slavenkongreß zu Prag? Wir wiederholen: die sogenannten Demokraten unter den östreichischen Slaven sind entweder Schurken oder Phantasten, und die Phantasten, die in ihrem Volke keinen Boden für die vom Ausland eingeführten Ideen finden, sind fortwährend von den Schurken an der Nase herumgeführt worden. Auf dem Prager Slavenkongreß hatten die Phantasten die Oberhand. Als den aristokratischen Panslavisten, den Herren Graf Thun, Palacky und Konsorten die Phantasterei bedrohlich schien, verriethen sie die Phantasten an Windischgrätz und die schwarzgelbe Contrerevolution. Welche bittere, schlagende Ironie liegt nicht darin, daß dieser Kongreß von Schwärmern, vertheidigt von der schwärmerischen Prager Jugend, durch Soldaten ihrer eigenen Nation auseinandergejagt, daß dem phantasirenden Slavenkongreß gleichsam ein militärischer Slavenkongreß entgegengestellt wurde! Die östreichische Armee, die Prag, Wien, Lemberg, Krakau, Mailand und Budapesth einnahm, das ist der wirkliche, der aktive Slavenkongreß! Wie haltlos und unklar die Phantasterei des Slavenkongresses war, das beweisen seine Früchte. Das Bombardement einer Stadt wie Prag würde jede andere Nation mit dem unauslöschlichsten Haß gegen die Unterdrücker erfüllt haben. Was thaten die Czechen? Sie küßten die Ruthe, die sie bis aufs Blut gezüchtigt, sie schworen begeistert zu der Fahne, unter der ihre Brüder niedergemetzelt, ihre Weiber geschändet worden waren. Der Prager Straßenkampf war der Wendepunkt für die östreichischen demokratischen Panslavisten. Um die Aussicht auf ihre elende „nationale Selbstständigkeit“ verkauften sie die Demokratie, die Revolution an die östreichische Gesammtmonarchie, an „das Centrum“, „die systematische

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Durchführung des Despotismus im Herzen Europa’s“, wie Bakunin p. 29 selbst sagt. Und für diesen feigen, niederträchtigen Verrath an der Revolution werden wir einst blutige Rache an den Slaven nehmen. Daß sie von der Contrerevolution nichtsdestoweniger geprellt worden sind, daß weder an ein „slavisches Oestreich“ noch an einen „Föderativstaat mit gleichberechtigten Nationen“ und am allerwenigsten an demokratische Institutionen für die östreichischen Slaven zu denken ist, das ist diesen Verräthern endlich klar geworden. Jellachich, der kein größerer Schurke ist als die meisten übrigen Demokraten der östreichischen Slaven, bereut bitter, wie man ihn exploitirt hat; und Stratimirovich, um sich nicht länger exploitiren zu lassen, hat den offenen Aufstand gegen Oestreich proklamirt. Die Slovanska´-Lı´pa-Vereine stehen überall der Regierung wieder gegenüber und machen täglich neue schmerzliche Erfahrungen darüber, in welche Falle sie sich haben locken lassen. Aber es ist jetzt zu spät; in ihrer eigenen Heimath ohne Macht gegen die von ihnen selbst reorganisirte östreichische Soldateska, zurückgestoßen von den Deutschen und Magyaren, die sie verrathen haben, zurückgestoßen von dem revolutionären Europa, werden sie denselben Militärdespotismus zu ertragen haben, den sie den Wienern und Magyaren aufbürden halfen. „Seid unterwürfig dem Kaiser, damit die kaiserlichen Truppen Euch nicht behandeln als seiet Ihr rebellische Magyaren“ – in diesen Worten des Patriarchen Rajachich ist es ausgesprochen, was sie zunächst zu erwarten haben. Wie ganz anders haben die Polen gehandelt! Seit achtzig Jahren unterdrückt, geknechtet, ausgesogen, haben sie sich stets auf die Seite der Revolution gestellt, haben die Revolutionirung Polen’s mit der Unabhängigkeit Polen’s für unzertrennlich erklärt. In Paris, in Wien, in Berlin, in Italien, in Ungarn haben die Polen bei allen Revolutionen und Revolutionskriegen mitgekämpft, unbekümmert, ob sie gegen Deutsche, gegen Slaven, gegen Magyaren, ja ob sie gegen Polen kämpften. Die Polen sind die einzige slavische Nation, die von allen panslavistischen Gelüsten frei ist. Aber sie haben auch sehr gute Gründe dazu: sie sind hauptsächlich von ihren eignen slavischen sogenannten Brüdern unterjocht worden, und bei dem Polen geht der Russenhaß noch vor den Deutschenhaß, und mit vollem Recht. Daher aber, weil die Befreiung Polen’s von der Revolution unzertrennlich, weil Pole und Revolutionär identische Worte geworden sind, daher ist den Polen auch die Sympathie von ganz Europa, und die Wiederherstellung ihrer Nationalität ebenso sicher wie den Czechen, Kroaten und Russen der Haß von ganz Europa und der blutigste Revolutionskrieg des ganzen Westens gegen sie.

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Die östreichischen Panslavisten sollten einsehen, daß alle ihre Wünsche, soweit sie überhaupt erfüllbar, in der Herstellung der „östreichischen Gesammtmonarchie“ unter russischem Schutz erfüllt sind. Zerfällt Oestreich, so steht ihnen der revolutionäre Terrorismus der Deutschen und Magyaren bevor, keineswegs aber, wie sie sich einbilden, die Befreiung sämmtlicher unter Oestreich’s Czepter geknechteten Nationen. Sie müssen daher wünschen, daß Oestreich zusammenbleibe, ja, daß Galizien bei Oestreich bleibe, damit die Slaven die Majorität im Staat behalten. Die panslavistischen Interessen stehen hier also schon der Wiederherstellung Polen’s direkt entgegen; denn ein Polen ohne Galizien, ein Polen das nicht von der Ostsee bis an die Karpathen geht, ist kein Polen. Darum aber ist ein „slavisches Oestreich“ immer noch ebenfalls ein bloßer Traum; denn ohne die Suprematie der Deutschen und Magyaren, ohne die beiden Centren Wien und Budapesth fällt Oestreich wiederum auseinander, wie seine ganze Geschichte bis auf die letzten Monate beweist. Die Realisirung des Panslavismus würde sich demnach auf das russische Patronat über Oestreich beschränken müssen. Die offen reaktionären Panslavisten hatten daher ganz Recht, wenn sie sich an die Erhaltung der Gesammtmonarchie anklammerten; es war das einzige Mittel, irgend Etwas zu retten. Die sogenannten demokratischen Panslavisten waren aber in einem argen Dilemma; entweder Aufgebung der Revolution und wenigstens theilweise Rettung der Nationalität durch die Gesammtmonarchie, oder Aufgebung der Nationalität und Rettung der Revolution durch den Zerfall der Gesammtmonarchie. Damals hing das Schicksal der osteuropäischen Revolution von der Stellung der Czechen und Südslaven ab; wir werden es ihnen nicht vergessen, daß sie im entscheidenden Augenblick um ihrer kleinlichen Nationalhoffnungen willen die Revolution an Petersburg und Olmütz verrathen haben! Was würde man dazu sagen, wenn die demokratische Partei in Deutschland ihr Programm mit der Rückforderung von Elsaß, Lothringen und von dem, in jeder Beziehung zu Frankreich gehörigen Belgien eröffneten, unter dem Vorwande, daß dort die Majorität der Bevölkerung germanisch ist? Wie lächerlich würden sich die deutschen Demokraten machen, wollten sie eine pangermanistische deutsch-dänisch-schwedischenglisch-holländische Allianz zur „Befreiung“ aller deutschredenden Länder herstellen! Die deutsche Demokratie ist glücklicherweise über diese Phantastereien hinaus. Die deutschen Studenten von 1817 und 1830 trugen sich mit dergleichen reaktionären Schwärmereien herum und werden heute in ganz Deutschland nach Verdienst gewürdigt. Die deutsche Revolution kam erst zu Stande, die deutsche Nation fing erst an etwas zu werden, als man sich vollständig von diesen Futilitäten befreit hatte.

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Ebenso kindisch und reaktionär wie der Pangermanismus ist aber auch der Panslavismus. Wenn man die Geschichte der panslavistischen Bewegung des letzten Frühjahrs in Prag nachliest, so meint man dreißig Jahre zurück versetzt zu sein: trikolore Bänder, altfränkische Kostüme, altslavische Messen, vollständige Restauration der Zeit und der Sitten der Urwälder; die Swornost eine komplette Burschenschaft, der Slavenkongreß eine neue Auflage des Wartburgfestes; dieselben Phrasen, dieselbe Schwärmerei, derselbe Jammer nachher: „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“ u. s. w. Wer dies berühmte Lied in slavische Prosa übersetzt lesen will, der lese Bakunin’s Broschüre. Gerade wie bei den deutschen Burschenschäftlern auf die Dauer die entschiedenste kontrerevolutionäre Gesinnung und der wüthendste Franzosenhaß und das bornirteste Nationalgefühl hervortrat, wie sie später Alle zu Verräthern an der Sache wurden, für die zu schwärmen sie vorgegeben – gerade so, nur rascher, weil das Jahr 1848 ein Revolutionsjahr war, löste sich bei den demokratischen Panslavisten der demokratische Schein sehr bald in fanatischen Deutschen- und Magyarenhaß, in indirekte Opposition gegen die Wiederherstellung Polens (Lubomirski), und in direkten Anschluß an die Kontrerevolution auf. Und wenn einzelne aufrichtige slavische Demokraten jetzt den österreichischen Slaven zurufen, sie sollten sich der Revolution anschließen, die österreichische Gesammtmonarchie als ihren Hauptfeind ansehen, ja im Interesse der Revolution mit den Magyaren halten, so erinnern sie an die Henne, die am Rand des Teichs umherläuft in Verzweiflung über die jungen Enten, die sie selbst ausgebrütet und die ihr nun plötzlich auf ein wildfremdes Element entweichen, wohin sie ihnen nicht folgen kann. Machen wir uns übrigens keine Illusionen. Bei allen Panslavisten geht die Nationalität, d. h. die phantastische, allgemeinslavische Nationalität vor der Revolution. Die Panslavisten wollen sich der Revolution anschließen unter der Bedingung, daß es ihnen gestattet werde, alle Slaven ohne Ausnahme, ohne Rücksicht auf die materiellsten Nothwendigkeiten in selbstständige slavische Staaten zu konstituiren. Hätten wir Deutschen dieselben phantastischen Bedingungen stellen wollen, wir wären im März weit gekommen! Die Revolution aber läßt sich keine Bedingungen stellen. Entweder ist man revolutionär, und acceptirt die Folgen der Revolution, sie seien welche sie wollen, oder man wird der Contrerevolution in die Arme gejagt und findet sich, vielleicht ganz wider Wissen und Willen, eines Morgens Arm in Arm mit Nikolaus und Windischgrätz. Wir und die Magyaren sollen den östreichischen Slaven ihre Selbstständigkeit garantiren – so verlangt Bakunin, und Leute von dem Kaliber eines Ruge sind kapabel, ihm solche Versprechungen unter vier Augen

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wirklich gemacht zu haben. Man verlangt von uns und den übrigen revolutionären Nationen Europa’s, wir sollen den Heerden der Contrerevolution dicht an unsrer Thür eine ungehinderte Existenz, freies Verschwörungs- und Waffenrecht gegen die Revolution garantiren; wir sollen mitten im Herzen von Deutschland ein kontrerevolutionäres czechisches Reich konstituiren, die Macht der deutschen, polnischen und magyarischen Revolutionen durch dazwischen geschobne russische Vorposten an der Elbe, den Karpathen und der Donau brechen! Wir denken nicht daran. Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen, die uns hier im Namen der contrerevolutionärsten Nationen Europa’s dargeboten werden, antworten wir, daß der Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Czechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist, und daß wir, in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slavischen Völker die Revolution sicher stellen können. Wir wissen jetzt, wo die Feinde der Revolution konzentrirt sind: in Rußland und den östreichischen Slavenländern; und keine Phrasen, keine Anweisungen auf eine unbestimmte demokratische Zukunft dieser Länder werden uns abhalten, unsere Feinde als Feinde zu behandeln. Und wenn Bakunin endlich ausruft: „Wahrlich, nichts einbüßen soll der Slave, sondern gewinnen soll er! Wahrlich, leben soll er! Und wir werden leben. So lange uns der kleinste Theil unsrer Rechte bestritten wird, so lange ein einziges Glied von unsrem gesammten Leibe abgetrennt oder losgerissen gehalten wird, so lange werden wir bis aufs Blut, werden wir unerbittlich auf Tod und Leben kämpfen, bis das Slaventhum endlich groß und frei und unabhängig in der Welt dasteht“ – wenn der revolutionäre Panslavismus diese Stelle ernstlich meint, und wo es sich um die phantastisch-slavische Nationalität handelt, die Revolution ganz aus dem Spiele läßt, dann wissen wir auch was wir zu thun haben. Dann Kampf, „unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod“ mit dem revolutionsverrätherischen Slaventhum; Vernichtungskampf und rücksichtslosen Terrorismus – nicht im Interesse Deutschlands, sondern im Interesse der Revolution!

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Friedrich Engels Ungarn. 16. Februar 1849

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 223, 16. Februar 1849

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* P e s t h , den 8. Februar. Mischkolz ist wieder in den Händen der Un˙ ˙ ˙schon ganz Ungarn bereits so gut, wie erobert, garn. Wie oft war aber nämlich in den standrechtlichen Blättern! Wie viel Male hatte man bereits Kossuth gefangen genommen, nämlich in den Kroaten-Journalen und den Zeitungen des deutschen Blödsinns und des Schachergeistes? Der Reichstag in Debreczin war aufgelöst, nachdem er selbst zuvor die ungarische Armee aufgelöst hatte, an hundert magyarische Repräsentanten lagen schon Gnade flehend zu Füßen der Windisch-grätzigen Bestialität (des Spaßes halber vergleiche man auch die Dumontsche „Galgenzeitung“ in den Monaten December 1848 und Januar 1849, wo ˙ ˙ ˙Scharfrichter-Geheul ˙ ˙ ˙ unter der Bürger Schwanbeck sein östreichisches Firma Δ regelmäßig ertönen ließ). Und jetzt? Ach jetzt muß selbst die „Pesther Zeitung“, das offizielle Standrechtsblatt, Folgendes erklären: ˙ ˙ ˙ stachelt immerwährend das Volk zur Erhebung und „Er (Kossuth) zum Widerstande, zu Brand und Verwüstung auf, damit die königlichen Truppen keine Nahrung finden sollen. – Bem hat 20 000 Sättel verlangt und so läßt Kossuth von allen Einwohnern in der Runde sammeln. – Die Insurgenten noch an Zahl beträchtlich genug, sind längs der Theiß bei Rakamaz, Polgar und Tisza Füred aufgestellt.“ ˙˙ ˙ ˙ aus Hermannstadt vom 2. Februar melden, Eben eingehende Berichte ˙ ˙ ˙ ergriffen daß General Bem mit verstärkter Macht wieder die Offensive hat; Puchner befindet sich in großer Bedrängniß. Deputationen aus den sächsischen Städten bitten ihn, die russischen Truppen herbeizuziehen.

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Karl Marx Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 224, 17. Februar 1849

* K ö l n, 16. Februar. Der im März „entlassene“ Minister v. Bodel˙ ˙ ˙ aus seiner bisherigen Verborgenheit wieder an’s schwingh beeilt sich, Licht zu treten: v. Bodelschwingh ist zum Abgeordneten in die zweite Kammer erwählt. Eine würdige Wahl des Teltower Bauernvereins. Hat sich die demokratische Presse bisher mit den Exministern und anderen Exleuten wenig beschäftigt, so ist es jetzt Zeit, das frühere Treiben dieser Sorte von Menschen zu beleuchten. Wir rufen die Amtsführung des Herrn v. Bodelschwingh als Finanzminister unseren Lesern und dem Staatsanwalt in’s Gedächtniß zurück. Hr. v. Bodelschwingh wurde im Frühjahr 1842 Finanzminister und hat diesen Posten bis zum 3. Mai 1844 bekleidet. Er liebte es, von seiner Amtsführung zu sprechen. Er war ein Freund der „Eröffnungen“. So eröffnete er den ständischen Ausschüssen am 24. October 1842, daß „die Finanzen in Preußen einer beschränkten Oeffentlichkeit unterliegen, derjenigen nämlich, die durch die dreijährige Publikation des Staatshaushalts-Etats in der Gesetzsammlung herbeigeführt werde.“ Er erklärte ferner die Art und Weise, wie ein preußischer Staatshaushalts-Etat gemacht werde. Derselbe beruhe „in der Hauptsache auf Durchschnittsberechnungen aus den Verwaltungsresultaten der dem Zeitpunkte der Etatsfertigung vorangegangenen 3 Jahre“. Am 26. October eröffnete derselbe Hr. v. Bodelschwingh weiter, daß die Einnahmen in den letzten sieben Jahren um mehr als 51/2 Millionen Thaler gestiegen seien, und daß auf eine weitere Steigerung zu rechnen sei. (Staatszeitung Nro. 306 u. 307.) Damals mußte man dem Herrn Fi˙˙˙ nanzminister glauben, weil die „beschränkte Oeffentlichkeit“ die preußischen Finanzen mit einem undurchdringlichen Dunkel umgab. Jetzt muß man aber an der Wahrheit der damals vom Hrn. Finanzminister gegebenen Versicherungen mindestens zweifeln, weil die neuere Zeit manches über die frühere Finanzverwaltung offenbart hat.

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Die in der Gesetzsammlung veröffentlichten Finanzetats sollen auf den Durchschnittsberechnungen der Spezialetats der einzelnen Verwaltungszweige beruhen, die nach der wirklichen Einnahme der vorhergehenden 3 Jahre entworfen werden. Ist dies richtig, so muß jeder Etat der Gesetzsammlung den ungefähren Durchschnitt der wirklichen Einnahmen und Ausgaben der Vorjahre enthalten. Wo nicht, so ist der Etat nach der eigenen Erklärung des Herrn v. Bodelschwingh falsch, eine falsche öffentliche Urkunde. 1844 wurde in der Gesetzsammlung (S. 96) ein Etat veröffentlicht, den Herr v. Bodelschwingh gegengezeichnet hat. Dieser Etat schließt in der Einnahme sowohl als in der Ausgabe mit 57 677 194 Thalern ab. Auf so hoch mußte sich also die Durchschnitts-Einnahme und Ausgabe der vorhergehenden Jahre stellen. In der That war aber die Einnahme sowohl als die Ausgabe in den Vorjahren weit höher. Die Regierung hat später den Mitgliedern des ersten vereinigten Landtages die Resultate der Finanzverwaltung von 1840/46 mitgetheilt. Nach denselben betragen die Einnahmen die Ausgaben 1843 73 822 589 Thlr. 79 102 787 Thlr. 1842 73 876 338 ″ 75 269 431 ″ 1841 71 987 880 ″ 74 185 443 ″ 219 686 807 Thlr. 228 557 661 Thlr. Die richtige Durchschnittssumme der Einnahmen war also 73 228 953 Thlr., die der Ausgaben 76 186 553 Thlr. Herr v. Bodelschwingh hat also sowohl Einnahme als Ausgabe zu niedrig angegeben und zwar bei der Einnahme 15 551 737 Thlr., bei der Ausgabe 18 509 364 Thlr. jährlich verschwiegen. Diese Summen dürften sich freilich bei einer genauen Berechnung um Einiges ändern, insofern die dreijährigen Durchschnittsberechnungen der Spezialetats für die einzelnen Verwaltungszweige nicht bei jeder Etatsentwerfung durchaus neu gefertigt werden und über 1841 und zwar bis 1838 zurückreichen können. Eine bedeutende Verminderung der verschwiegenen Summen wird sich indeß dadurch nicht herausstellen; denn 1840 betrugen die Jahreseinnahmen abermals 71 059 475 Thlr. und die Ausgaben sogar 77 165 022 Thlr. Ueber die Jahre 1839 und 1838 fehlen uns offizielle Angaben. Da sich jedoch bei gleicher Finanzgesetzgebung und im Frieden die Einkünfte des Staates nicht plötzlich, sondern nur allmählig verändern, so kann man mit Bestimmtheit annehmen, daß die Staatseinnahmen 1838 und 1839 wenigstens 70 Millionen Thaler erreicht haben. Der Finanzetat des Herrn v. Bodelschwingh ist also wie wahrscheinlich viele seiner Vorgänger und seiner beiden Nachfolger bis 1848 falsch. Hr. v.

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Bodelschwingh mußte es wissen, daß er etwas Unrichtiges veröffentlichte. Ihm waren die wirklichen Verhältnisse des Staatshaushaltes nicht unbekannt. Die Abweichungen von der Wahrheit traten auch so stark hervor, daß der Regierungsrath Bergius in Breslau und nach ihm Bülow-Cummerow sogar, ohne die Rechnungen zu kennen, im Voraus öffentlich auf diese Unrichtigkeiten hingewiesen haben. Freilich, wäre Hr. v. Bodelschwingh mit der Wahrheit hervorgetreten, seine Eröffnungen und Reden vor den Ausschüssen der Provinziallandtage hätten eine andere Aufnahme erfahren. Er konnte renommiren bei der „beschränkten Oeffentlichkeit“ der preußischen Finanzen, wo ihn bei voller Oeffentlichkeit nur Schande und Vorwürfe erwartet hätten. Er sprach mit Wohlgefallen von der Steigerung der Einnahmen um 51/2 Millionen Thaler, verschwieg aber, daß die Ausgaben von 1840 bis 1843 die Einnahmen um 14 976 601 Thlr. überstiegen haben. Obgleich das Land in diesen 4 Jahren 290 746 082 Thlr. hatte aufbringen müssen, konnten diese großen Summen doch die übermäßigen Ausgaben von 305 722 683 Thlr. nicht decken. Solche Ausgaben ohne Krieg, ohne genügende Vertretung der industriellen und Handels-Interessen im Auslande, ohne Flotte, ohne namhafte Förderung des Ackerbaues und der Gewerbe im Inlande! Prachtbauten des Königs, Günstlinge unter den Beamten, Geschenke an Junker und Bureaukraten und die Armee mit ihren Paraden und Revüen, hatten dem Lande ungeheuere Summen gekostet. Nun freilich, Hr. v. Bodelschwingh war nicht der Mann, das einzugestehen. Er machte also einen falschen Etat, um das Volk zu überreden, daß weniger eingenommen und weniger ausgegeben werde. Die Anfertigung falscher Etats ist und bleibt aber ein mißliches Unternehmen. Die preußischen Gesetze verordnen schwere Strafen für dergleichen Amtsvergehen. Die in der Gesetzsammlung veröffentlichten Finanzetats sind nämlich öffentliche Urkunden. Daran wird Niemand zweifeln. Für die Ausstellung falscher öffentlicher Urkunden von Seiten der Staatsbeamten, hat das preußische Landrecht zwar keine besondern Strafe festgesetzt. Ein Rescript vom 3. Juni 1831 (v. Kamptz’ Jahrbücher Band 37, Seite 407) verordnet aber, daß gegen dergleichen Handlungen ˙ ˙Strafen ˙ ˙des ˙˙ ˙ Betruges und beziehungsweise der Amtsvergehen zur Andie wendung kommen. Die preußischen Gerichte haben seither auch danach erkannt. Ueber Amtsvergehen bestimmt das preußische Landrecht, Theil II, Titel 20, § 333 nämlich: „Wer den Vorschriften seines Amtes vorsätzlich zuwider handelt, der soll sofort kassirt, außerdem nach Beschaffenheit des Vergehens und des verursachten Schadens mit verhältnißmäßiger Geld-, Gefängniß- oder Festungs-Strafe belegt und zu allen öffentlichen Aemtern unfähig erklärt werden.“

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Kassation, Unfähigkeitserklärung zu allen öffentlichen Aemtern nebst Geld- oder Freiheitsstrafe ist es also, was nach den Gesetzen den Fertiger falscher Etats erwartet. – Falls sich Herr v. Bodelschwingh von dem dringendsten Verdachte, einen falschen Etat veröffentlicht zu haben, nicht reinigen kann, ist es die Pflicht des Richters, diese Strafen über ihn zu verhängen. Wir fordern ihn und den Staatsanwalt auf, die Angelegenheit in’s Klare zu bringen. Die Geld-, Gefängniß- oder Festungsstrafe soll nach Beschaffenheit des verursachten Schadens bestimmt werden. Der Schaden, welchen Hr. v. Bodelschwingh in Gemeinschaft mit seinen Amtsvorgängern und Nachfolgern dem Lande zugefügt hat, ist so groß, ist von solchem Umfange, wie ihn nur Minister und sonstige höchstgestellte Personen einem ganzen Volke zufügen können. Wir wollen ihn hier seinem Betrage nach ermitteln, und bemerken dabei zugleich, daß wir bei dieser Gelegenheit sofort auf eine neue Amtsverletzung der Minister stoßen. Die Kabinetsordre vom 17. Januar 1820 setzt den Bedarf der Ausgaben für den preußischen Staatshaushalt auf 50 863 150 Thaler fest. Sodann heißt es wörtlich: „die vorstehend von Mir als Bedarf bei der laufenden Verwaltung angenommene Summe darf unter keinen Bedingungen erhöht werden. Die Chefs der einzelnen Verwaltungen sind Mir dafür persönlich und das ganze Staatsministerium insbesondere um so mehr verantwortlich, als die von mir bewilligte Summe im Ganzen zu den in den bisherigen Etatsnachweisungen angegebenen Zwecken ausreichen wird.“ Was unter dem „Bedarf der laufenden Verwaltung“ verstanden ist, ergiebt der weitere Zusammenhang klar und deutlich, indem der „laufenden Verwaltung“ die Staatsschuldenverwaltung entgegengesetzt ist. Ausgaben der laufenden Verwaltung sind alle diejenigen Zahlungen aus der Staatskasse, die nicht zu der Verzinsung oder Tilgung der Staatsschuld verwendet werden. Sie sollen, wie wir gesehen haben, nach der Kabinetsordre vom 17. Januar 1820, die noch heute nicht aufgehoben ist, niemals die Summe von 50 863 150 Thalern übersteigen. Die Kabinetsordre ist in der Gesetzsammlung von 1820 publizirt, und es ist nie bezweifelt worden, daß vor der Erklärung des konstitutionellen Königthums der Art publizirte Ordres in Preußen Gesetzeskraft hatten. Jede Ueberschreitung der gesetzlich bestimmten Summe ist also eine Gesetzwidrigkeit, ein Amtsvergehen der Minister. Die dem ersten Vereinigten Landtage mitgetheilten Rechnungen über den Staatshaushalt für 1840/46 und die der nunmehr aufgelösten Nationalversammlung vorgelegten Uebersichten über die Resultate der Finanzverwaltung im Jahre 1847 liefern den Beweis, daß sämmtliche Minister von 1840 bis 1847 in jedem Jahre ihre Pflicht verletzt haben. Sie

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haben in jedem Jahre mehr und zwar bedeutend mehr bei der laufenden Verwaltung ausgegeben, als ihnen gesetzlich zustand. Wir wollen hier des besseren Zusammenhanges wegen nicht mehr von Herrn v. Bodelschwingh allein, sondern von sämmtlichen Finanzministern seit 1840 bis 1847 sprechen. Namentlich sind das gewesen: Graf Alvensleben von 1835 bis 1842, v. Bodelschwingh von 1842 bis 1844, Flottwell vom 3. Mai 1844 bis zum 16. August 1846 und v. Düesberg seit dieser Zeit bis zum Sturze des Ministeriums durch die Märzrevolution. Alle diese Minister sind gleichmäßig betheiligt. Die einfache Darstellung der Thatsachen wird es klarmachen, wie durch eine Reihenfolge pflichtvergessener höchster Beamten der beginnende Wohlstand eines Landes ruinirt wird. Die laufende Ausgabe, d. h. die Jahresausgabe nach Abzug des auf die Staatsschulden verwendeten Antheiles konnte, wie wir gesehen haben, gesetzlich nicht mehr als 50 863 150 Thlr. betragen. 1840 sind aber ausgegeben Davon gehen ab: a) zur Schuldentilgung b) die angeblich zum Staatsschatz abgelieferten

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613 457 Zusammen Es bleibt also Ausgabe der laufenden Verwaltung Es sind hiernach in diesem Jahre ungesetzlich verausgabt. 1841 sind ausgegeben und davon für die Staatsschulden und zum Staatsschatze Also für die laufende Verwaltung Mithin mehr als die ungesetzlichen 1842 sind ausgegeben Davon ist nichts in den Staatsschatz abgeführt, und für die Staatsschulden sind verwendet. Laufende Ausgaben bleiben also Mithin mehr als gesetzlich 1843 ist die Ausgabe Für den Staatsschatz und für die Staatsschulden sind verwendet Die Ausgabe der laufenden Verwaltung betrug hiernach Ueber den gesetzlichen Betrag von

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9 192 802 Thlr. 20 67 972 220 Thlr. 17 109 070 Thlr. 74 185 443 Thlr. 25

14 419 563 Thlr. 59 765 880 Thlr. 50 863 150 Thlr. 8 902 230 Thlr. 75 269 431 Thlr. 30 8.684 865 Thlr. 66 584 566 Thlr. 15 721 416 Thlr. 35 79 102 787 Thlr. 8 261 981 Thlr. 70 840 806 Thlr. 50 863 150 Thlr.

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ausgegeben 1844 beträgt die Ausgabe Davon gehen ab für den Staatsschatz und zur Schuldenverzinsung und Tilgung ˙ ˙ 5 so daß laufende Ausgaben bleiben das heißt mehr als die 1845 beträgt die Ausgabe Zum Staatsschatz ist nichts abgeliefert. 10 Auf die Staatsschulden sind verwendet Die laufende Ausgabe ist also Mithin mehr als die gesetzlichen

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1846 sind die Ausgaben Zum Staatsschatze ist nichts abgeführt, und auf die Staatsschulden sind verwendet Ausgaben der laufenden Verwaltung bleiben Also mehr als die gesetzlichen

1847 haben die Ausgaben betragen. Davon kommen in Abzug 6 207 650 als Ausgaben zur Abhilfe der Noth und 7 209 192 für das St.-Sch.-Wesen, zus. Es bleiben also Ausgaben der laufenden Verwaltung 25 Mithin mehr als die gesetzlichen 20

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19 977 656 Thlr. 78 243 308 Thlr. 9 252 605 Thlr. 68 990 703 Thlr. 50 863 150 Thlr. 18 127 553 Thlr. 77 903 361 Thlr. 7 267 082 Thlr. 70 636 279 Thlr. 50 863 150 Thlr. 19 773 129 Thlr. 78 562 335 Thlr. 7 423 831 Thlr. 71 138 504 Thlr. 50 863 150 Thlr. 20 275 354 Thlr. 80 392 730 Thlr.

13 416 842 Thlr. 66 975 888 Thlr. 50 863 150 Thlr. 16 112 738 Thlr. Summe 135 999 646 Thlr.

Fast E i n h u n d e r t s e c h s u n d d r e i ß i g M i l l i o n e n T h a l e r sind in den letzten 8 Jahren unter der Verwaltung der Minister Alvensleben, Bodelschwingh, Flottwell und Düesberg u n g e s e t z l i c h e r We i s e aus den Staatsgeldern, d. h. aus dem Vermögen des Volkes, aus dem Erwerbe des Armen verschleudert! Und diese Leute gehen herum mit Stern und mit Orden, bekleiden, wie Flottwell, noch hohe Staatsämter! Jüngst kam es in der Tagespresse zur Sprache, daß ein Justiz-Kommissarius – er galt für einen Demokraten – gefänglich eingezogen wurde, weil er beschuldigt war, 50 Thaler nicht gehörig abgeliefert zu haben. 50 Thaler und 136 Millionen. Mag es sein, daß die 1820 festgesetzte Summe den Staatsbedürfnissen in neuerer Zeit nicht mehr entsprechend war. Dann hätte die Regierung aber offen hervortreten und gesetzlich einen neuen Etat feststellen müs-

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sen. Das mochte, das wagte sie aber nicht. Sie mochte es nicht wegen ihrer absolutistischen Gelüste, sie wagte es nicht, weil sie sich scheuen mußte die Finanzverwaltung offen zu legen. Revuen mit der Königin Victoria, Kindtaufen, Hochzeiten, Kirchen, Bisthum Jerusalem, die alten, halbvergessenen Schriften Friedrich II., Ritterschlösser, Helme, Gardelieutenants, Junker, Pfaffen und Büreaukraten u. s. w. u. s. w., welche Rolle diese Volksplagen bei den preußischen Finanzen spielen und gespielt haben – das frommt dem Volke nicht zu wissen. Also heimlich wurde die preußische Wirthschaft fortgesetzt und die Minister wurden selbst vor dem positiven Gesetze zu Verbrechern. Freilich haben sie noch keinen Richter gefunden. Wie die preußische Finanzwirthschaft unter Friedrich Wilhelm IV. die ˙˙ ˙ ˙ ˙ erschöpft, geht aus folgender Uebersicht hervor. Kräfte der Staatskassen ˙ ˙16˙ ˙949 ˙ 157 Thlr. 1840. Bestand der Vorjahre 71 059 475 ″ Jahreseinnahme Zusammen 88 008 632 ″ Davon ab die Jahresausgabe 77 165 022 ″ Bleibt Bestand 10 843 610 ″ 1841. Bestand der Vorjahre 10 843 610 ″ Jahreseinnahme 71 987 880 ″ Zusammen 82 831 490 ″ Davon ab die Jahresausgabe mit 74 185 443 ″ Bleibt Bestand 8 646 047 ″ (Der von Alvensleben gefertigte Etat in der Gesetz-Sammlung schließt mit 55 867 000 Thlr. in der Einnahme und Ausgabe ab!) 1842. Bestand der Vorjahre 8 646 047 ″ Jahreseinnahme 73 876 338 ″ Zusammen 82 522 385 ″ Jahresausgabe 75 269 431 ″ Bleibt Bestand 7 252 954 ″ 1843. Bestand der Vorjahre 7 252 954 ″ Jahreseinnahme 73 822 589 ″ Zusammen 81 075 543 ″ 79 102 787 ″ Jahresausgabe Bleibt Bestand 1 972 756 ″ 1844. Bestand der Vorjahre 1 972 756 ″ Jahreseinnahme 75 976 613 ″ Zusammen 77 949 369 ″ Jahresausgabe 78 243 308 ″

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Defizit von 293 939 ″ Jahreseinnahme 77 025 034 ″ Davon ab das Defizit von 1844 293 939 ″ Bleiben 76 731 095 ″ Jahresausgabe 77 903 361 ″ Also Defizit 1 172 266 ″ 1846. Jahreseinnahme 75 721 698 ″ Davon ab das Defizit von 1845 1 172 266 ″ Bleibt 74 549 432 ″ 78 562 335 ″ Jahresausgabe Also Defizit 4 012 903 ″ (Der erste vereinigte Landtag wird durch das Patent vom 3. Februar einberufen. Er bewilligt aber keinen Kredit.) 1847. Jahreseinnahme 79 518 543 ″ 4 012 903 ″ Davon ab das Defizit von 1846 Bleibt 75 505 640 ″ 80 392 730 ″ Die Jahresausgabe beträgt Also Defizit 4 887 090 ″ Um die nothwendigsten Ausgaben zu bestreiten, werden 4 000 000 Thaler aus dem Staatsschatze entnommen und dadurch wird die Einnahme auf 83 518 543 Thlr. gebracht. Also mit einem Defizit in der Generalstaatskasse und mit der Ausleerung des Staatsschatzes hat die alte Verwaltung das Jahr 1848 begonnen. Der Kassenbestand hat sich in den 8 Jahren 1840/47 von 16 949 157 auf ein Defizit von 4 887 090, also um 21 836 247 Thlr. vermindert. Die Einnahmen haben in den 8 Jahren betragen 598 988 170 Thlr. 620 824 417 Thlr. Die Ausgaben Defizit also genau die eben berechnete Summe von 21 836 247 Thlr. Diese Verminderung der Bestände ist nicht fortzuleugnen, wenn die Regierung sie auch zu verdecken sucht, indem sie Einnahme- und Ausgabe-Reste von einem Jahre zum andern überträgt und zwar in solcher Weise, daß, wo schon ein Defizit ist, noch ein scheinbarer Aktivbestand in den Rechnungen aufgeführt ist. Also im „Frieden“, bei der „Ruhe“, bei der „Ordnung“ waren die preußischen Finanzen durch die preußische Regierung ruinirt. Als die Bewegungen des Jahres 1848 kamen und der Geldmarkt litt, konnte der Staat den Privaten keine Stütze sein, sondern mußte in dieser gedrückten Zeit zu seinem Fortbestehen neue Opfer fordern. Die Herren Bourgeois haben sich dafür bei den preußischen Exministern und ihren Helfershelfern zu bedanken. Hätten diese keine Ungesetzlichkeiten im Amte begangen, so wären statt des Defizits 136 Millionen Thaler baares Geld vorhanden gewesen und der Kredit hätte 1845.

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dann gehalten werden können. Dies ist der verursachte Schaden, von welchem der §. 333 des preußischen Kriminalrechts spricht. Defizit in der Generalstaatskasse, und welche Einnahmen! Wir haben bei jedem Jahre eine Einnahme von über 71 bis gegen 80 Millionen gefunden. Das sind aber nur die Netto-Einnahmen, das sind die Ueberschüsse der verschiedenen Spezialverwaltungen nach Abzug der Verwaltungskosten. Bei den Steuern, beim Zoll, bei der Post, den Forsten etc. sind alle diese Verwaltungszweige treffenden Gehälter, Bureaukosten u. s. w. vorweg abgezogen und nur der verbleibende Rest ist in Einnahme gestellt. Und doch hat das Land die Gehälter und Bureaukosten für die Steuer-, Forst-, Post- u. s. w. Beamten eben so gut wie die Gratifikationen und Geschenke an die Oberpräsidenten und kommandirenden Generale aufbringen müssen. Diese vorweg abgezogenen Verwaltungskosten sind im Etat für 1847 auf 20 887 541 Thlr. veranschlagt. Rechnet man diese hinzu, so haben die jährlichen Einnahmen zwischen 90 und 100 Millionen, die jährlichen Ausgaben sogar bis über 100 Millionen Thaler betragen. Solche Summen brachte das Volk auf und dafür leere Staatskassen! Die Kabinets-Ordre vom 17. Januar 1820 enthielt, wie wir gesehen, eine Vorschrift für die Amtsverwaltung der Minister. Herr v. Bodelschwingh hat dieser Vorschrift, man kann es nicht anders annehmen, mit Wissen und Willen entgegengehandelt. Er ist also der Strafe des oben bereits angeführten §. 333, Titel 20, Theil II. des preußischen Landrechtes ˙˙ verhängt über ihn Kassation, ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Geld- oder abermals verfallen. Das Gesetz Festungsstrafe und die Unfähigkeitserklärung zu allen öffentlichen Aemtern. Da der Schaden, den er dem Lande verursacht hat, der größesten Art ist, muß auch die höchste gesetzlich zulässige Freiheitsstrafe gegen ihn zur Anwendung kommen. Die Exminister v. Alvensleben, Flottwell und v. Düesberg befinden sich in ganz gleicher Lage. Daß diese Herren Exminister den dem Lande zugefügten Schaden, d. h. die ungesetzlicher Weise verausgabten 136 Millionen Thaler dem Lande zu ersetzen verpflichtet sind, folgt schon aus den Civilgesetzen. Hiezu verordnet das Strafrecht nach §. 341, Titel 20, Theil II. preußischen ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Landrechts: „So oft ein Beamter den durch vorsätzliche Pflichtwidrigkeit dem Staate oder einem dritten verursachten Schaden nicht erstatten kann, soll derselbe nach ausgestandener Strafe so lange in einer öffentlichen Anstalt zur Arbeit angehalten werden, bis der Ersatz des Schadens auf eine oder die andere Art geleistet ist.“

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Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten

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Noch eine Kleinigkeit! An Verwaltungsüberschüssen wurden zum Staatsschatz abgeliefert: Aus der Verwaltung von 1840 613 457 Thlr. ″ ″ ″ ″ 1841 2 837 000 ″ ″ ″ ″ ″ 1843 1 000 000 ″ ″ ″ ″ ″ 1844 2 000 002 ″ zusammen 6 450 459 Thlr. Nach den Rechnungen über den Staatsschatz sind aber seit dem 1. Julius 1840 nur 6 423 332 Thlr. aus den Verwaltungsersparnissen in die Staatsschatzkasse abgeführt. Bei der Generalstaatskasse sind also 27 127 Thlr. mehr in Ausgabe auf den Staatsschatz gestellt, als bei diesem eingegangen. Herr v. Alvensleben, Herr v. Bodelschwingh, Herr Flottwell und Herr v. Düesberg, wo sind die 27 127 Thlr. geblieben? Sie sind doch nicht etwa unterschlagen? Wird sich für die Herren Exminister ein Staatsanwalt und ein Richterkollegium finden? Einstweilen ist Herr v. Bodelschwingh Mitglied der II. Kammer!

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Karl Marx Anton Gladbach

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 224, 17. Februar 1849

* K ö l n, 16. Februar. Gestern erschien Hr. Gladbach, Abgeordneter zur ˙ ˙˙ aufgelösten Nationalversammlung, vor dem Instruktionsrichter beim hiesigen Landgericht. Die Untersuchung gegen ihn und die übrigen Abgeordneten erstreckt sich auf fünf verschiedene Punkte. Gladbach wurde namentlich befragt: ob er an dem Beschlusse wegen der Steuerverweigerung Theil genommen; ob er Aufforderungen zu seiner Vollziehung verbreitet, und an wen er sie geschickt; und endlich: wer von den Abgeordneten dabei besonders thätig gewesen sei! Gladbach verweigerte natürlich jede gerichtliche Auslassung über Angelegenheiten, die sich auf seine Thätigkeit als Abgeordneter bezögen, aufs Entschiedenste. Wir sind begierig zu sehen, ob man wagen wird, einen so monströsen Prozeß vor rheinische Geschworne zu bringen. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß, wie wir aus guter Quelle hören, Hr. Aldenhoven die Wahl in Neuß angenommen und auf die in den Kreisen Mülheim und Köln (Landkreis) verzichtet hat. In diesem Falle wird – wahrscheinlich am 22. d. – in Deutz eine neue Wahl stattfinden. Wir wiederholen: die Ehre der beiden Kreise erfordert, daß sie jetzt Gladbach nach Berlin senden und zwar mit möglichst großer Majorität. Gladbach, einer der talentvollsten, entschiedensten und selbst für die schaamloseste Contrerevolution unangreifbarsten Steuerverweigerer, darf um keinen Preis in der Kammer fehlen. Wir fordern alle freisinnigen Wahlmänner auf, für Gladbach, und für keinen Andern zu stimmen.

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Karl Marx Der Steuerverweigerungsprozess

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

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* K ö l n, 17. Februar. Von den verschiedensten Seiten her haben die auswärtigen Abonnenten der „N. Rh. Z.“ uns aufgefordert, die Debatten des Steuerverweigerungsprozesses ausführlich mitzutheilen. Der Raum unseres Blattes hat uns bisher nicht gestattet, diesem Wunsche zu entsprechen. Wir hoffen in der Montagsnummer (statt deren diesmal wegen des Carnevals die Dienstagsnummer ausfallen wird) die besagten Debatten mittheilen zu können.

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Karl Marx / Friedrich Engels Saedt

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

* K ö l n, 17. Februar. Jeder Marktflecken hat seinen esprit fort; das Köl˙ ˙ den Seinigen. Der esprit fort des Kölnischen Parnische Parket hat ˙auch kets ist ein gewisser – Saedt. Homo novus atque ignotus. (zu Deutsch: ein tiefer Denker.) Es gibt eine doppelte Keckheit, eine Keckheit der Ueberlegenheit; es gibt eine Keckheit der Geistesbeschränktheit, die aus ihrer amtlichen Stellung, aus dem Bewußtsein, daß sie mit privilegirten Waffen kämpft und dergleichen ihre Kraft schöpft. Welche von beiden Ueberlegenheiten ˙ ˙ esprit ˙ ˙ ˙fort ˙˙ ˙ ˙ ˙des Kölnischen Parkets in seinem Requisitorium von geder stern Nachmittag gegen Kinkel entwickelt hat, wird das Publikum entscheiden, sobald ihm die Verhandlungen vorliegen. Es wird zugleich erwägen, daß Hr. Saedt noch jung ist. Wir wüßten es aber nicht mit unserer publizistischen Aufgabe zu vereinen, einen Ausspruch unseres esprit fort dem europäischen Publikum länger vorzuenthalten. Wir wissen, daß der Demosthenes des Kölnischen Parkets den anzuführenden Passus durch eine nachträgliche Interpretation gut zu machen suchte. Wir achten aber die ursprünglichen Eingebungen des aufwallenden Genius zu hoch, um dieselben durch den abschwächenden Kommentar einer nachgebornen Reflexion uns verkümmern zu lassen. Hr. Saedt, Substitut des Staatsprokurators, sprach: Zu Deutsch: „Sie dürfen Alles was ich sage, widerlegen, aber Sie dürfen meinen Vortrag nicht kritisiren.“ Zu Französisch: M. Saedt, substitut du procureur du roi, s’adressant a` l’accuse´: « Libre a` vous de re´futer tout ce que je viens de dire, mais il ne vous appartient pas de critiquer le re´quisitoire d’un substitut du procureur du roi. » (Avis a` la « Re´forme », la « Re´publique » et a` la « Re´volution ».)

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Zu Englisch: The queen’s counsel, Mr. Saedt to the defendant: “You may refute all I say, but you have no right to criticise my speech.” (N. B. Our English contemporaries, principally the Northern Star, are requested to publish the above). Zu Italienisch: Sig. Saedt, accusatore publico, replico`: «Dite quanto volete in rifutazione di questo che ho detto, ma vi e` difeso di criticare il mio requisitorio.» (Avviso all’ „Alba“, al «Contemporaneo» ed alla «Concordia».) Zu Spanisch: El fiscal, Sennor Saedt, dijo, hablando al acusado: «Sennor, Vmd puede refutar todo que ho dicho; pero el que vengo de decir por requisitorio, es defendido de tocarlo.» (Pregamos los jornales radicales de Madrid de publicar esas lineas). Zu Dänisch: „De kunne gjensige alt hvad jeg siger, men De have intet Ret at kritisere mit Requisitoire (Angreb).“ (De danske demokratiske Tidender ville vaere meget glaedt at meddele det danske Publikum den foregaaende Bewiis af de preussiske Magistraters Sundhed.) Hr. Saedt möge selbst entscheiden, in welcher Sprache sein Ausspruch am heitersten lautet.

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Karl Marx Dreigestirn gegen Dreieck

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

* K ö l n, 16. Februar. Vor einigen Tagen trösteten wir den Δ-Leitartikel der „Kölnischen Zeitung“, der in den Wahlen zur zweiten Kammer (siehe Nr. 33 der Kölnischen Ztg.) die Niederlage des „großen Centrums“ teut˙˙ ˙zwei ˙ ˙ ˙ Kammern vor sich erblickte, wovon die eine noch scher Nation und nicht konstitutionell, die andere noch nicht monarchisch sein werde. „Von den entgegengesetzten Polen – werden dann die Stürme losgehen, eine abgethane Vergangenheit wird mit einer fernen, vielleicht nie erreichbaren Zukunft streiten.“ Und was wird werden aus dem „Centrum teutscher Nation?“ So jammerte Schwanbeck. Brüggemann, der dreigesternte, stürmt von „entgegengesetztem Pole“ auf seinen Freund in der heutigen Nummer selbiger „Kölnischen Zeitung“. Kein Centrum, sagt der Mann des Rechtsbodens, der lebenslustige Mann, der den jedesmaligen status quo mit feierlichem Pendantismus zu einem unsterblichen Prinzipe erhebt, kein Centrum, das ist der Humor davon. Kein Centrum, das ist keine Feigheit, keine Unentschiedenheit, kein hohler Ehrgeiz! Kein Centrum – das ist die Doktrin davon! Centrum wird künftig in „wahre“ Linke und „wahre“ Rechte sich auflösen! Das ist die wahre Notiz davon. So der „wahre“ Mann der „wahren“ Entschiedenheit, der Brüggemann. In andern Worten: Brüggemann setzt sich aus dem Centrum auf die Rechte: die „parlamentarische Korrespondenz“ hat ihn zum Parlamentiren gebracht. Wir zittern für die Rechte. Das schwermüthige nachtgedankenhinsterbende Δ aber mag sich mit dem lebenslustigen Dreigestirn auseinandersetzen. C ¸ a ne nous regarde pas!

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Friedrich Engels Der Wiener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

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* K ö l n , 17. Februar. Ein Räthsel weniger in der Weltgeschichte! Hr. ˙ ˙˙ Schwanbeck, Δ Redakteur der „Kölnischen Zeitung“, der gleichzeitig aus Wien unter dem ΔΔ Zeichen in derselben „Kölnischen Zeitung“ korre++ spondirt, hat bekanntlich unter beiden Firmen die Magyaren so lange als möglich verläumdet, der Feigheit und Niederträchtigkeit geziehn, nicht blos geschlagen, sondern wiederholt vernichtet und den standrechtlichen Einzug der Gesammtarmee in die verschiedenen Städte und Comitate Ungarns dithyrambisirt. Hr. Schwanbeck löst nun selbst das Räthsel; gleich Achilles kann unser Schwanbeck nur selbst die Wunden heilen, die er geschlagen. Und die Lösung des Räthsels? – Die Furcht vor Welden. Daher die Besudlung der Wiener und Magyaren, die erbärmlichen Lügen in Betreff der östreichischen Waffenerfolge, das Schwanzwedeln und Liebäugeln mit Kroaten und Panduren. Denn, sagt der berühmte Schwanbeck, denn, sagt er: „Man wurde ja bis jetzt förmlich Lügen gestraft und vom Gouverneur Baron Welden mit dem Ehrentitel eines böswilligen Buben beehrt, wenn man an den siegreichen Fortschritten der kaiserlichen Armee an allen Punkten der Monarchie zu zweifeln wagte.“ (Nr. 40 der Kölnischen Ztg.) ˙˙ ˙˙ ˙ Zeitung“ ˙˙˙ Aus Respekt vor Welden mußten die Leser der „Kölnischen zwei Monate durch in den ΔΔ Wiener Korrespondenzen über den un++ garischen Krieg belogen und betrogen werden. Göthe sagte in Bezug auf Pustkuchen: „Hat doch der Walfisch seine Laus, muß ich auch meine haben.“ Dasselbe kann Kossuth von Schwanbeck sagen.

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Friedrich Engels Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

* K ö l n , 17. Februar. „Ich habe nun den Grund gefunden, Worin mein Anker ewig hält“ – singt der tapfere Schwanbeck mit dem protestantischen Gesangbuch. Der entrüstete Tugendheld tritt, trotz der „östreichischen Note“ und dem „Gefühl tiefster Entrüstung“, endlich auch auf der ersten Seite der Kölnischen Ztg. für Windischgrätz auf. ˙˙Man ˙ ˙ ˙ ˙ höre: „Die sogenannte demokratische Presse in Deutschland hat in dem östreichisch-ungarischen Kampfe Partei für die Magyaren genommen ... Seltsam genug allerdings! Die deutschen Demokraten auf der Seite jener hochadligen Kaste, für welche ihre eigene Nation, trotz des 19. Jahrhunderts, nie aufhörte, die misera contribuens plebs zu sein, die deutschen Demokraten auf Seiten der anmaßendsten Volksunterdrücker!“ Wir erinnern uns nicht genau, ob wir das Publikum bereits auf eine eigenthümliche Eigenschaft des tapfern Schwanbeck aufmerksam gemacht haben, nämlich darauf, daß er gewohnt ist, lauter Nachsätze ohne Vordersätze zu machen. Der obige Satz ist einer dieser Nachsätze, deren Vordersatz das Licht der Welt nicht erblickt hat. Und wären die Magyaren eine „hochadlige Kaste“ der „anmaßendsten Volksunterdrücker“, was bewiese das? Ist Windischgrätz, der Mörder Robert Blum’s, darum ein Haar breit besser? Wollen die Ritter der „Gesammtmonarchie“, die speziellen Feinde Deutschlands und Freunde Schwanbeck’s, die Windischgrätz, Jellachich, Schlick u. s. w. etwa die „hochadlige Kaste“ unterdrücken, die Freiheit des bäuerlichen Grundeigenthums einführen? Kämpfen die Kroaten und Czechen etwa für die rheinische Parzellirung und den Code Napole´on?

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Als im Jahr 1830 die Polen gegen Rußland sich erhoben, war da die Rede davon, ob hier bloß eine „hochadlige Kaste“ an der Spitze stand? Es handelte sich damals zuerst um die Vertreibung der Fremden. Ganz Europa sympathisirte mit der „hochadligen Kaste“, die allerdings die Bewegung eröffnete; denn die polnische Adelsrepublik war immer ein Riesenfortschritt gegen die russische Despotie. Und war nicht der französische Census, das Monopol der 250 000 Wähler von 1830, der Sache nach eine ebenso große politische Knechtung der misera contribuens plebs wie die polnische Adelsherrschaft? Nehmen wir an, die ungarische Märzrevolution sei eine reine Adelsrevolution gewesen. Hat darum die östreichische „Gesammt“-Monarchie das Recht, den ungarischen Adel und dadurch die ungarischen Bauern so zu unterdrücken, wie sie den galizischen Adel und durch ihn (vgl. die Lemberger Landtagsverhandlungen von 1818) die galizischen Bauern unterdrückt hat? Aber freilich, der große Schwanbeck ist nicht gezwungen zu wissen, daß der größte Theil des ungarischen Adels, gerade wie der größte Theil des polnischen Adels, aus bloßen Proletariern besteht, deren aristokratisches Privilegium sich darauf beschränkt, daß man ihnen keine Stockprügel appliciren darf. Der große Schwanbeck ist aber noch viel weniger gezwungen zu wissen, daß Ungarn das einzige Land ist, in dem die Feudal-Lasten für den Bauern seit der Märzrevolution gesetzlich und faktisch gänzlich aufgehört haben zu existiren. Der große Schwanbeck erklärt die Magyaren für eine „hochadlige Kaste“, für „anmaßendste Volksunterdrücker“, für „Aristokraten“ – und derselbe große Schwanbeck weiß nicht oder will nicht wissen, daß die magyarischen Magnaten, die Esterhazy’s u. s. w. gleich bei Beginn des Krieges desertirten und nach Olmütz zur Huldigung kamen, und daß gerade die „hochadligen“ Offiziere der magyarischen Armee vom Anfang des Kampfes bis heute, täglich neuen Verrath an der Sache ihrer Nation geübt haben! Oder warum ist die Majorität des Repräsentantenhauses noch heute bei Kossuth in Debreczin, während nur elf Magnaten sich dort befinden? Soweit der Schwanbeck der ersten Seite, der Leitdithyrambiker Schwanbeck. Aber der Mann der dritten Seite, der Mann, der Leopoldstadt sechsmal gestürmt, Eszek viermal genommen und die Theiß verschiedenemale überschritten hat, der Strategiker Schwanbeck mußte doch auch seine Revanche nehmen. „Aber nun nahm der Krieg einen kläglichen, wahrhaft jammervollen Fortgang. Unaufhaltsam, fast ohne Kampf wichen die Magyaren aus allen ihren Positionen; ohne Widerstand räumten sie selbst ihre feste Königsstadt, wichen vor Jellachichs Kroaten bis hinter die Theiß zurück.“

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„Fast ohne Kampf“ d. h. nachdem sie die Oestreicher von der Leitha bis zur Theiß zwei volle Monate aufgehalten, wichen sie „fast ohne Kampf“ zurück. Der gute Schwanbeck, der die Größe eines Feldherrn nicht nach seinen materiellen Resultaten sondern danach beurtheilt, wie viel Mann er sich hat todtschlagen lassen! „Ohne Widerstand räumten sie ihre feste Königsstadt!“ Nun muß man wissen, daß Ofen allerdings nach der Westseite hin befestigt ist, der Ostseite aber nicht. Die Donau war gefroren, sodaß die Oestreicher mit Roß und Wagen hinübermarschiren, Pesth besetzen und von da aus das wehrlose Ofen zusammenschießen konnten. Wenn Deutz nicht befestigt und der Rhein gefroren wäre, wenn demnach eine französische Armee bei Wesseling und Worringen über den Rhein marschirte, und bei Deutz 100 Kanonen gegen Köln aufpflanzte, so würde der kühne Schwanbeck dem Oberst Engels also den Rath geben, Köln bis auf den letzten Mann zu vertheidigen. Tapfrer Schwanbeck! Die Magyaren „wichen vor Jellachichs Kroaten bis hinter die Theiß zurück“. Und wird uns der große Schwanbeck bestreiten, daß diese „Kroaten“ aus 250–300 000 Mann bestehn, die Korps von Windischgrätz, Jellachich, Götz, Csorich, Simunich, Nugent, Todorovich, Puchner etc. etc., die unregelmäßigen Truppen an der Drau und im Banat eingerechnet? Und alles das sind „Jellachichs Kroaten“? Daß übrigens ein Schwanbeck, der selbst ein Stammverwandter der Kroaten und in der Geschichte und Geographie wenig zu Hause ist, für die Kroaten schwärmt, ist leicht begreiflich. Aber freilich: „auch wir sind weit entfernt, in den offiziellen Berichten aus dem östreichischen Hauptquartier gerade ein Evangelium zu sehn“. ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Im Gegentheil, Schwanbeck findet von Zeit zu Zeit in den Berichten z. B. Schlicks „eine Lücke, welche der Leser sich durch allerlei Vermuthungen ausfüllen muß, und es ist am Ende kein Wunder (!!) wenn diese Vermuthungen bedenklicher ausfallen als sie es sollten!!!“ „Auch Puchner haben wir in dem Verdacht, daß er seine Bülletins etwas zu rosenfarben zu halten pflegt. Nach ihnen wäre er im schönsten Siegeslauf gegen den ,RebellenGeneral‘. Da plötzlich lesen wir zu unsrer größten Verwunderung (!) einen Aufruf von ihm, worin er Sachsen und Walachen um Alles in der Welt beschwört doch noch Muth zu haben, da finden wir den geschlagenen Bem plötzlich vor Hermannstadt, mitten im Sachsenlande, und die armen Deutschen (!!) wissen sich endlich nicht anders zu helfen als Schutz bei den Russen zu suchen. Hier ist ein kleiner Konflikt zwischen den offiziellen Berichten und den Ereignissen, welcher nur der Ungenauigkeit (!!) der erstern zur Last fallen kann.“

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Der Bürger Schwanbeck gesteht daß die östreichischen Bülletins und ˙˙ ˙ ˙ ˙ über ˙ nach ihnen die Kölnische Zeitung aufs Unverschämteste die angeblichen Fortschritte der Oestreicher gelogen haben; wenn die Lüge nachher nicht mehr wegzuläugnen ist, so nennt der Wahrheitsfreund Schwanbeck das: „einen kleinen Konflikt zwischen den offiziellen Berichten und den Ereignissen“! „Wenn wir aber die österreichischen Armee-Berichte keineswegs als Orakel betrachten, so haben damit die magyarischen Siegesbülletins noch nicht das mindeste in unsern (mit den obigen „kleinen Konflikten“ beschäftigten) Augen gewonnen. Sie sind von der Phantasie diktirt und würden sich recht angenehm lesen, wenn sie nur nicht so entsetzlich lächerlich wären.“ Diese „Bülletins“ sind so „entsetzlich lächerlich“, daß sie bis jetzt Nichts behauptet haben als was der große Schwanbeck der Sache nach selbst zugeben muß. Oder ist Tokaj in den Händen Schlick’s? Ist ein einziger Oestreicher bei Szolnok über die Theiß gekommen? Sind die Kaiserlichen seit 14 Tagen auch nur einen Schritt weiter gekommen? Das 22. östreichische Bülletin, das uns so eben zukommt (siehe unten), ˙˙ ˙ ˙Es klärt wird dem Bürger Schwanbeck die Mühe ersparen zu antworten. uns darüber auf, daß die Oestreicher noch nicht einmal so weit sind, wie das 20. und 21. Bülletin behauptete. „Es ist einmal nicht anders: der Krieg in Ungarn geht mit Riesenschritten seinem Ende zu.“ Das ist klar. Schwanbeck hat es schon einmal vor 14 Tagen gesagt: „Der Krieg in Ungarn geht zu Ende. Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus.“ Es war dies an demselben Tage, als er die Oestreicher zum ersten Male siegreich in Debreczin einrücken ließ. Seitdem sind 14 Tage verflossen, und trotzdem daß die Magyaren „furchtbar aufgeschnitten haben“, sind die Oesterreicher noch immer nicht über die Theiß, geschweige in Debreczin. „Daß Bem’s Haufen durch die von allen Seiten herandringenden flüchtigen Schaaren der Ungarn zu einem Heere angeschwollen sind, dem die geringen kaiserlichen Streitkräfte in Siebenbürgen nicht gewachsen sind, kann Niemanden befremden.“ Durchaus nicht. Aber das kann uns befremden, wie von „von allen Seiten herandringenden flüchtigen Schaaren der Ungarn“ die Rede sein kann, solange die Ungarn die Linie der Theiß und der Marosz besetzt haben und der Bürger Schwanbeck trotz dem inbrünstigsten Gebete nicht einen einzigen Kaiserlichen hinüberschmuggeln kann; ferner, daß „flüchtige Schaaren“ plötzlich ein Heer bilden, ohne daß die Heere, die sie verfolgen, zugleich bei der Hand sind, um sie aus jeder neuen Position zu vertreiben. Aber freilich, der große Schwanbeck glaubt, daß die Ungarn,

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einmal in seiner dunstigen Phantasie geschlagen, sofort von der Donau bis nach der Aluta laufen würden, ohne sich umzusehen ob sie verfolgt werden oder nicht? Der Bürger Schwanbeck hat sich zum Carnot des 19. Jahrhunderts gemacht, indem er das neue Manöver entdeckte: wie flüchtige Schaaren, die von allen Seiten herandringen, plötzlich ein siegreiches Heer bilden können. Dies neue siegreiche Heer könnte allerdings ernsthafte Verwickelungen herbeiführen. Indeß, sagt Schwanbeck: „Wir werden sehen, in welcher Weise Rußland hier sein Veto sprechen wird.“ Der tapfere Schwanbeck, der hier Rußland gegen die Magyaren zu Hülfe ruft, ist derselbe Schwanbeck, der am 22. März vorigen Jahres einen sittlich-entrüsteten Artikel gegen den Kaiser von Rußland erließ und damals erklärte, wenn Rußland sich in unsere Angelegenheiten mische (und die magyarische Angelegenheit ist doch wohl die unsere), so werde er, Schwanbeck, einen Ruf erheben, vor dem der Thron des Czaaren erzittern solle! Er ist derselbe Schwanbeck, der von jeher bei der „Kölnischen Ztg.“ das Amt hatte, durch rechtzeitig angebrachten Rus˙ ˙ ˙ ˙ obligaten gewiegten Freisinn in ungefährlichen osteuropäisenhaß˙˙ und schen Ländern das liberale Renomme´e des Blattes zu salviren. Aber die osteuropäischen Verwickelungen scheinen ihn zu ennuyiren, und damit er sich ganz seinem „Gefühle tiefster Entrüstung“ über die östreichische Note überlassen kann, ruft er die Russen nach Siebenbürgen zur Beendigung des Kampfes. Die beste Antwort auf den ganzen sittlich-windischgrätzisch-polternden Artikel ist – das 22. Armeebülletin, das die Leser unten finden. Damit der in Geographie und Strategik bis in den Schlußsatz seines Artikels hinein theils gränzenlos unwissende theils von der „Neuen Rheinischen Zeitung“ abhängige Schwanbeck wisse, woran er mit diesem Bülletin ist, geben wir zugleich den Kommentar dazu.

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* K ö l n, 16. Februar. Der Breslauer „Verein für gesetzliche Ordnung“ (ein ˙ ˙ König und Vaterland) richtet ein offenes SendVerein mit Gott ˙für schreiben an den Dr. Julius Stein, worin unter anderm gesagt wird, daß die „Neue Rheinische Zeitung“ sich durch die konservativen Reden des Herrn Stein eben so täuschen ließ, wie die braven Spießbürger von Breslau und ihn „für die Demokratie verloren gab“. Wir lieben die entschiedenen Stellungen. Wir haben nie mit einer parlamentarischen Partei kokettirt. Die Partei, die wir vertreten, die Partei des Volks existirt in Deutschland nur erst elementarisch. Wo es aber einen Kampf gegen die bestehende Regierung gilt, alliiren wir uns selbst mit unsern Feinden. Wir nehmen die offizielle preußische Opposition, wie sie aus den bisherigen erbärmlichen deutschen Kulturverhältnissen hervorgeht, als Thatsache hin und haben daher im Wahlkampfe selbst unsre eignen Ansichten in den Hintergrund treten lassen. Jetzt nach der Wahl behaupten wir wieder unsern alten rücksichtslosen Standpunkt nicht nur der Regierung, sondern auch der offiziellen Opposition gegenüber. Der „Verein für gesetzliche Ordnung“ täuscht sich. Wir geben Herrn Stein, Waldeck und Konsorten „nicht verloren für die Demokratie“. Wir haben der Demokratie stets dazu gratulirt, nicht durch die Stein, die Waldeck und Konsorten vertreten zu sein. In einer unsrer ersten Nummern erklärten wir, die äußerste Linke der Berliner Vereinbarungsversammlung würde in einem Convent mit Ausnahme von drei oder vier Leuten die äußerste Rechte bilden. Wir haben Stein und Waldeck nie zu diesen drei oder vier gezählt. Was Hrn. Stein speziell betrifft, so erinnern wir uns der Zeit, wo er fanatisch konstitutionell gegen die Republikaner auftrat und die Vertreter der Arbeiterklasse in der „Schlesischen Zeitung“ förmlich denuncirte, und durch einen geistesverwandten Schulmeister, jetziges Mitglied des „Vereins für gesetzliche Ordnung“, denunciren ließ.

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Erbärmlich wie die Vereinbarerversammlung, war die sogenannte demokratische Fraktion dieser Versammlung. Es war vorauszusehen, daß die Herren jetzt, um wiedergewählt zu werden, die octroyirte Verfassung anerkennen würden. Es bezeichnet den Standpunkt dieser Herren, wenn sie in den demokratischen Klubs hinterher verleugnen, was sie vor der Wahl in den Wahlmännerversammlungen bejahten. Diese kleine, pfiffige liberale Schlauheit war nie die Diplomatie revolutionärer Charaktere.

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* Das 22. „Siegesbülletin“ der Kaiserlichen ist erschienen. Es ist das possirlichste von allen die bis jetzt publizirt sind. „Durch die größere Entfernung des Kriegsschauplatzes, der durch das Zurückziehen der Rebellen über die Theiß, jetzt bis Siebenbürgen zurückgeschoben worden, sind wir nun erst wieder im Stande, einige Nachrichten über die Fortschritte der Armee Sr. Durchlaucht des Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz zu geben.“ Von der Theiß bis nach Siebenbürgen sind immer noch 40 Meilen und mehr. Ueber die Theiß ist noch kein Oestreicher. Wenn Schlick an der Hernath und Windischgrätz bei Szolnok steht, ohne einen Schritt weiter zu können, so heißt das in der k. k. Rodomonten-Sprache: der Kriegsschauplatz ist bis Siebenbürgen zurückgeschoben. Welches sind nun die „Fortschritte der Armee Sr. Durchlaucht des Fürsten Windischgrätz?“ Erster „Fortschritt“: „Nach dem Rückzuge von Pesth ist ein Theil der Rebellen in der Richtung von Großwardein und Debreczin, der andere unter Görgey nach ˙ ˙ sich, nachdem er die Bergstädte geplündert, Schemnitz gegangen, und hat über Neusohl, Anfangs gegen Rosenberg gewendet, dort aber in Folge der früheren Besetzung der Pässe bei St. Marton und Turany, durch die Truppen-Abtheilung des Herrn Generalmajors von Götz sich nach der Zips gezogen, wo er auf ein Bataillon Nugent Infanterie unter dem Major von Kiesewetter stieß, mit welchem bei Kirchdrauf und Korotnok den 3. und 4. Februar Gefechte stattfanden. ˙ ˙ Braniszko-Paß durch Verstärkungen, welche FeldmarIndeß ist ˙der schall-Lieutenant Graf Schlick von Eperies sandte, sogleich stärker besetzt worden, und da eine andere Colonne der Brigade Deym von Ka-

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schau über Margitfalva vorging, der immer thätige Generalmajor von Götz mit der Brigade Fürst Jablonowsky über Brisen den 8. des Monats ˙ ˙ ˙ ˙ ˙so ˙˙ in Telgarth angelangt, ebenfalls sogleich gegen Leutschau detachirte, dürften die Rebellen, von allen Seiten in der Zips bedroht, um so mehr eingeschlossen werden, als auch von Tarnow aus, unter FeldmarschallLieutenant Vogel alle Straßen längs der galizischen Grenze von Neumarkt, Kroscienko, Biwniczna, Tylicz bis Dukla sogleich stärker besetzt, und der Landsturm auf dieser ganzen Strecke aufgeboten wurde.“ Die „Richtung nach Großwardein und Debreczin“ ist bloß ein vergrößernder Euphemismus des Hrn. Welden für die Thatsache, daß die Ungarn an die Theiß gegangen sind. Er hätte mit demselben Recht sagen können: sie seien „in der Richtung“ des schwarzen Meers zurückgegangen. Hierauf berichtet uns Welden, daß Görgej „nach dem Rückzug von Pesth nach Schemnitz gegangen sei“. Das wußten wir längst, und Hr. Welden sollte uns gerade berichten, wie er von dort vertrieben sei. Man hatte schon früher damit geprahlt, Görgej sei in der Richtung der Theiß zurückgeworfen, ja fast vernichtet worden. Jetzt gesteht uns der Siegesbericht plötzlich, daß er die bereits mehrmals von Schlick „gereinigte“ Zips besetzt hat und im Rücken von Schlick operirt. Wie sehr Görgej in dieser Stellung die Kaiserlichen bedroht, geht aus den eiligen Verstärkungen hervor, die man gegen ihn schickt. Das Korps Götz konnte nie etwas gegen ihn ausrichten (das Korps Csorich ist vom Schauplatz verschwunden, die magyarischen „lächerlichen Aufschneidereien“ müssen also wohl Recht haben, wenn sie erzählten, Windischgrätz habe es schleunigst nach Pesth berufen); Schlick hatte „von Eperies aus“ (d. h. vor 4 Wochen) nach dem Braniszkapaß eine Kolonne gegen Görgej gesandt; ferner ist eine zweite Kolonne „von Kaschau aus“, also auch vom Korps Schlick, gegen ihn detachirt worden; und trotz all dieser Verstärkungen ist Görgey in den Hochkarpathen den Oestreichern so fürchterlich, daß Vogel in Galizien, von Tarnow aus, auf einer Strecke von 20 Meilen alle Positionen verstärken und den Landsturm aufbieten läßt! Mit andern Worten: Görgey, statt „von allen Seiten in der Zips bedroht“ zu sein, bedroht selbst nicht nur die Stellung Schlick’s an der Hernath, sondern auch Galizien. Und das ist gerade das Schlimmste für die Kaiserlichen. Ein Einfall in diesen rein polnischen Theil Galiziens könnte bei der Enttäuschung der Bauern über die k. k. Versprechungen, sehr unangenehme Folgen für die Oestreicher haben. Zweiter „Fortschritt“: „Der starke Eisgang auf der Theiß hat bisher sowohl bei Tokaj als Szolnok den Uebergang der bis an das rechte Ufer vorgerückten Kolonne

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des ersten Armee-Corps sehr erschwert. Dieses hat dem Feinde Zeit gelassen, sich nach einem vergeblichen Versuche auf Arad mehr gegen Siebenbürgen zu wenden, um sich dort mit jener Colonne unter dem Rebellenhäuptling Bem zu vereinigen, welcher, wie wir bereits früher gesagt, aus der Bukowina zurückgedrängt, über Bistritz, Maros-Vasarhely bis Hermannstadt gezogen, und dort von dem kommandirenden Generale Baron Puchner so kräftig zurückgeworfen worden war. Die Colonne der Rebellen, welche von Großwardein gegen Klausenburg gegangen, hat sich nach Karlsburg gewendet, wo sie am 5. Mühlenbach zu besetzen versuchten. In dieser Gegend steht zwischen Deva, Hatzeg und Szaszvaros eine Truppenabtheilung von 3000 Mann Romanen unter dem Befehle des Hauptmanns Czernovich, welche diese Strecke gegen die Rebellen schützen, – auch das feste Schloß in Deva ist gut besetzt. Währenddem hat der kommandirende General im Banate, Feldmarschall-Lieutenant, Baron Rukawina eine Division unter dem Feldmarschall-Lieutenant von Gläser und dem Generalmajor, Baron Mengen, aus Abtheilungen des Thodorovichschen Corps zusammengesetzt, welche in dem Thale der Maros gegen Siebenbürgen operiren und zugleich Großwardein bedrohen sollen.“ Die Oestreicher sind also noch immer nicht über die Theiß; die Fortschritte bestehen darin, daß sie hier, im entscheidenden Centrum des Kriegs, seit drei Wochen keinen Schritt weiter gekommen sind. Der „Eisgang“ soll den Magyaren gestattet haben, sich „mehr“ gegen Siebenbürgen zu wenden. Herrliches „Mehr“! Wenn die Magyaren eine Kolonne von Debreczin aus gegen Arad und Klausenburg detaschiren konnten, so ist das der Beweis, daß sie mehr Truppen haben, als zur Vertheidigung der Theiß-Linie nöthig sind. Oder will Welden uns glauben machen, die Magyaren würden einen Eisgang, der in 8 Tagen beendigt sein kann, benutzen, um die wichtigste Position zu entblößen und die an der Theiß dringend nöthigen Truppen auf einen Spaziergang nach Siebenbürgen schicken, der doch mindestens hin und zurück 4–5 Wochen dauert? Die ungarische Kolonne, die Arad beschoß, kam nach einem früheren Bülletin aus dem Banat. Außer ihr ist also noch eine zweite Kolonne „von Großwardein“ aus, nach Siebenbürgen gegangen. Wir werden nach diesen Verstärkungen bald von Bem hören. Und wie sieht’s in Siebenbürgen aus? Die Magyarischen Verstärkungen sind bis Karlsburg und Müllenbach vorgedrungen. Aber man habe nur keine Angst, daß es den Kaiserlichen schlecht gehe! Denn es stehen ja 3000 Romanen bei Hatzeg, Deva und Szaszvaros, „welche diese Strecke gegen die Rebellen schützen“.

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Welche „Strecke“? Nun, die Strecke von Hatzeg u. s. w. nämlich eine „Strecke“, die ganz seitwärts von der Straße der Magyaren liegt, und wohin es ihnen nicht einfallen wird, zu marschiren! Die magyarische Kolonne marschirt von Karlsburg nach Hermannstadt zu, um sich mit Bem zu vereinigen, also in östlicher Richtung; die 3000 Romanen stehen südwestlich, im äußersten Winkel Siebenbürgens, und werden wohl dort stehen bleiben, bis die zweite magyarische Kolonne von Arad aus die Marosz hinaufrückt und sie auseinander treibt. Außerdem aber soll die neu zusammengesetzte Banater Division Gläser „im Thal der Marosz gegen Siebenbürgen operiren und zugleich Großwardein bedrohen“. „Zugleich!!“ Um „Großwardein zu bedrohen“, muß diese Division – vorausgesetzt, sie stände schon an der Marosz, während sie erst an der Temes steht – einen Weg von 20 Meilen (in gerader Linie) nördlich machen, die Marosz, die weiße, die schwarze und die reißende Körös und eine dreifache Sumpflinie passiren. Um gegen Siebenbürgen im Thal der Marosz zu operiren, muß dieselbe Division circa 30 Meilen östlich marschiren. Diese beiden Bewegungen, die nördliche und die östliche, soll sie, „zugleich“ machen!! Dritter Fortschritt: „Die beiden Brigaden der Herren Generalmajors Ditrich und Graf Palffy, welche zum Corps des Herrn Feldzeugmeisters Graf Nugent gehörten, sind, die eine links über Bolly nach Mohacs, die andere über Siklos-Baranyavar gegen Essegg vorgerückt, welche Festung bis an den Fuß der Glacis von den k. k. Truppen eingeschlossen ist, und bereits Kapitulationsvorschläge gemacht hat.“ Wichtiger Fortschritt, der bereits vor 14 Tagen als von Nugent selbst vollzogen angegeben wurde, und jetzt noch nicht vollzogen ist, denn die „beiden Brigaden“ stehen noch immer nicht vor Eszek! Vierter Fortschritt: „Bei Mohacs sind die Insurgenten unter Nemegye über die Donau gegangen, sind aber dort in dem Defilee zwischen Bezdany und Zombor den dort befindlichen Serben in die Hände gefallen, welche längs dem linken Donauufer von der Römerschanze dahin vorgerückt waren, bei welcher Gelegenheit der größte Theil durch die Serben niedergemacht und versprengt wurde.“ Gesetzt, dies wäre richtig, so könnte höchstens von einem kleinen Guerillascharmützel die Rede sein. Die Oesterreicher haben ja längst ausposaunt, daß die von der Drau vertriebenen Magyaren bis Szegedin, d. h. bis an die Theiß, zurückgegangen sein sollten!

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Fünfter und letzter „Fortschritt“. „Nach der Uebergabe von Leopoldstadt hat die Division des Feldmarschall-Lieutenants von Simunich vom Herrn Feldmarschall den Befehl erhalten, längs der Waag gegen Comorn vorzurücken, um die engere Einschließung dieser Festung zu bewirken. – Bei dieser Vorrückung kam es am 8. d. M. unweit Neuhäusel zu einem Gefecht mit einer Abtheilung der Rebellen, welche von Comorn aus über Naszvad die Neutra passirt, um die dortigen Gegenden zu plündern, und vorzüglich Salz in die Festung zu bringen, an welchem es mangelt, und wo bereits die Krankheiten sehr überhand nehmen. – Bei diesem Gefechte haben vier Kompagnien Erzherzog Wilhelm Infanterie und eine Escadron Banderial-Husaren eine feindliche bei 1200 Mann starke Abtheilung so tapfer angegriffen, daß ihr Kommandant, ein Offizier und 90 Honveds gefangen und eine bedeutende Anzahl Todter und Blessirter am Platze blieb.“ Hier besteht der „Fortschritt“ darin, daß Simunich in einer bereits dreibis viermal „pacifizirten“, „gesäuberten“ und „gereinigten“ Gegend, in der bereits ein „guter Geist“ wieder aufzukeimen anfing, binnen mehr als 14 Tagen genau sieben Meilen vorwärts gekommen ist – pro Tag eine halbe Meile; Dazu konstante Gefechte, und man begreift, wie Held Simunich den zehn Meilen weiten Weg von Leopoldstadt bis Komorn noch immer nicht zurückgelegt hat. Das sind die „Fortschritte Sr. Durchlaucht des Fürsten Windischgrätz“: pomphafte Wiederholung der früheren Bülletins, renomistische Betheuerungen über das was geschehen solle, und als Resultat von dem Allen, daß in Wirklichkeit Nichts geschehen ist. Es geht den Bülletins gerade wie es dem großen Schwanbeck mit der preußischen Kammer geht: über, einer „abgethanen Vergangenheit“ und einer „fernen, vielleicht nie zu erreichenden Zukunft“ geht ihnen „die Gegenwart verloren“!

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Friedrich Engels Die Kroaten und Slowaken in Ungarn

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 226, 19. Februar 1849

* K ö l n , 18. Februar. Während die östreichischen Blätter seit einigen ˙ ˙ ˙ Ottinger’s über Dembinski – bei Debreczin!! – Tagen von einem Sieg fabeln, ziehen sich in den slavischen Provinzen Ungarns immer dichtere Gewitterwolken für die k. k. Gesammtmonarchie zusammen. Wir haben schon seit geraumer Zeit – seit der Erstürmung Wiens sogar, auf die Unvermeidlichkeit eines Bruch’s zwischen der östreichischen Regierung und den Slaven aufmerksam gemacht. Dieser Bruch ist jetzt offen. Fangen wir an mit den Serben. Der Gratzer Ztg. wird aus Temeswar im östreichischen Interesse folgendes geschrieben: „Im Banate beginnen serbische Uebergriffe, welche, wenn nicht alle Anzeichen trügen, mit der Zeit auch eine bewaffnete Intervention erheischen werden, besonders da ein Theil der Serben noch anmaßender als selbst die Magyaromanen, die übrigen Nationalitäten in der Wojwodschaft völlig zu unterdrücken sucht, und sich daher die Romänen und Deutschen dort zum offenen Widerstande rüsten. Zwischen den höheren Militärbehörden und der Wojwodschaft ist die Spaltung schon beinahe offen und ich versichere Sie, daß wir uns auf einen Kampf gegen die Serben vorbereiten müssen. Jedenfalls ist es uns nun klar geworden, daß die angebliche Sympathie für die östreichische Sache nicht von jener Reinheit ist, wie die der Kroaten. In Kürze wird die Sache zur offenen Entscheidung kommen.“ Daß Karlovitz, der Sitz der Banater Regierung, d. h. des serbischen „Hauptcomite’s“, dessen Vicepräsident der „Rebell“ Stratimirovich, schon in Belagerungszustand erklärt, ist bekannt. Aber wie steht es mit der „Reinheit“ der „Sympathie“ der Kroaten? Hören wir: „Prag, 13. Februar. Die Vorgänge in Kroatien machen in czechischen ˙ ˙ ˙ Nun muß es sich entscheiden, sagen sie, ob JelKreisen viel Aufsehen. lachich es mit seinem Land oder mit der Dynastie hält. Die Offiziere

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sprechen es schon laut aus, daß man, wenn man mit Ungarn fertig sein wird, nach Kroatien ziehen werde.“ So spricht die „Deutsche Allgemeine Ztg.“. Und das slavische „Con˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙spricht ˙ ˙˙ ˙ ˙ ebenso deutlich: Ihm wird aus stitutionelle Blatt au˙s˙ ˙Böhmen“ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Kremsier vom 11. Februar geschrieben, die brieflichen Nachrichten über ˙ ˙ ˙ unter den Slovaken und Kroaten mehrten sich die unzufriedne Stimmung täglich. Die in den slovakischen Comitaten neuangestellten östreichi˙ schen Regierungskommissäre seien lauter Magyaren, ihre Dekrete wür˙den ˙ ˙ ˙ in ˙ magyarischer Sprache erlassen, und sie „drohten mit dem Tode“, wenn ihre Zuschriften nicht angenommen würden. Dann heißt es, Jellachich sei im höchsten Grade unzufrieden, daß man seine Truppen trennen und sie zum Theil zum Garnisondienst verwenden wolle, während man andre Truppen unter seine Befehle stellt. Der Kniff ist gut; Jellachich, seit 6–8 Wochen ohnehin verdächtig und von den Agenten Windischgrätz’s überwacht, wird dadurch ungefährlich gemacht. Und hier fügt das Constitutionelle Blatt aus Böhmen hinzu: „Was Jellachich wohl ˙ ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙˙˙˙in Karlowic ˙ ˙˙ ˙ ˙ sagen ˙ ˙ ˙ ˙ wird? ˙ zum Belagerungsstande Ob ihm dabei nicht das: heute mir, morgen dir, einfällt? Denn nun fehlt, um die Gleichberechtigung der Nationalitäten voll zu machen, nur noch Agram, die Kroaten, – denn die Deutschen, die Ungarn, die Polen, die Italiener, und vor allen die Czechen haben den gleichberechtigenden Belagerungszustand bereits kennen gelernt.“ Man weiß übrigens schon, daß Windischgrätz in Pesth eine neue ungarische Regierungskommission eingesetzt hat, die zum großen Schrecken der Kroaten sämmtliche Rechte der alten ungarischen Regierung beansprucht, und damit das beabsichtigte südslavische Reich zu Nichte macht. Die Kroaten hatten sich schon unabhängig von Ungarn geträumt, da kommt plötzlich ein Rescript von Pesth an das kroatische Landesgubernium an und verlangt Unterwerfung und dies Rescript ist noch obendrein – in magyarischer Sprache, ohne kroatische Uebersetzung!! Der Slavenski Jug druckt es sofort im Original ab und weiß sich vor Entrüstung nicht zu fassen. Die Kroaten schäumen; sie werden ja gerade behandelt wie unter Kossuth! Und das ist die Belohnung ihrer treuen Dienste zur Rettung der Gesammt-Monarchie! Wenn man wissen will, wie dies zusammenhängt, so lese man die Wiener „Presse“. Hier findet sich ein Artikel, worin dem Fürsten Windischgrätz direkt zum Vorwurf gemacht wird, er habe sich von der ungarischen Aristokratie bereits umstricken lassen, er lasse eine Menge theils gefangener, theils übergegangener magyarischer Magnaten in Pesth frei umhergehen, ja er zeichne sie aus u. s. w.

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Es ist klar, der Aristokrat Windischgrätz weiß sehr gut daß sein Zweck, die Erhaltung der Adelsherrschaft in Ungarn, nur durch die Erhaltung der Herrschaft des magyarischen Adels erlangt werden kann. Daher der Schutz und die Vorliebe, die er den magyarischen Magnaten angedeihen läßt. Ob darunter die Kroaten und Slovaken leiden, ist ihm gleichgültig: hat er erst Ungarn gebändigt und aristokratisirt, so wird er mit den zersprengten und ohne östreichische Leitung machtlosen Slaven schon fertig werden – man denke an Prag! Und der große Schwanbeck sucht die Aristokratie nicht im Lager Windischgrätz’s, sondern im Kossuth’s! Voila` ce que c’est que d’eˆtre un savant se´rieux!

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* K ö l n , 18. Februar. Windischgrätz hat spezielles Unglück. Er hätte ˙ ˙˙ einer der größten Feldherrn des Jahrhunderts werden können, wenn ihm nicht stets die unerwartetsten Unfälle passirten. Schon Schwanbeck hat bewiesen, daß er unvergleichliche Heldenthaten begangen haben würde, hätten ihm die Ungarn nur einmal Stand gehalten. Aber das Schlimmste, was dem großen Windischgrätz passirt ist, wird erst jetzt durch eine k. k. halboffizielle Korrespondenz der A.A.Z. aufgedeckt. In der Beilage zur ˙ ˙ ˙Febru ˙ ˙ ˙ ar d. J. heißt es nämlich buchstäblich wie erwähnten Ztg. vom 15. ˙ ˙˙ folgt: „Hinsichtlich der Operationen des Fürsten Windisch-Grätz im Monat Januar muß ich erinnern, daß acht Heersäulen Mitte Decembers zur Einrückung in das Innere von Ungarn bestimmt waren und sich zu jener Zeit auf 10 bis 12 Marschtage von Buda-Pesth befanden. Diese Disposition des Feldmarschalls war in Voraussetzung einer verständigen Kriegführung getroffen. Die Magyaren haben diese Voraussetzung zu Schanden gemacht, indem sie eine fabelhafte Uebermacht überall, nur nicht da aufstellten, wo dieselbe den günstigen Ausschlag – wenn ein solcher überhaupt möglich war – zu geben vermocht hätte. Von den Colonnen, welchen Windisch-Grätz das Stelldichein vor den ungarischen Hauptstädten gegeben, konnten nur jene des Banus, des Feldmarschalllieutenants Wrbna und das Reservecorps unter Führung des Feldmarschalls den ertheilten Befehlen genügen; die magyarische Uebermacht hat die andern Truppenabtheilungen an der Befolgung gehindert.“ Windischgrätz hatte darauf gerechnet, daß die Magyaren eine „verständige Kriegführung“ befolgen würden. Hätten sie diese verständige Kriegführung befolgt, so hätte Windischgrätz sie eklatant geschlagen. Aber nun stellen sie „eine fabelhafte Ueberzahl überall“ auf, „nur nicht da, wo“ sie irgend nutzen konnte. Und in Folge dieser gränzenlosen Unvernunft, werden alle Dispositionen des großen Windischgrätz zu Wasser.

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Gerade weil die Magyaren Schnitzer über Schnitzer begingen, und weil mit der Dummheit Götter selbst vergebens kämpfen, sind sogar die gelehrtesten Combinationen Windischgrätz’s an ihrer strategischen Unwissenheit gescheitert! Hatte je ein Mann so’n Pech Wie der Bürgermeister Tschech – und der Feldmarschall Windischgrätz, der seine Gegner blos deshalb nicht schlagen konnte, weil sie zu dumm für ihn waren?!

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 227, 21. Februar 1849

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Olmützer Blätter bringen die Nachricht, daß Bem in Hermannstadt eingerückt ist und dort sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. In der „Breslauer Zeitung“ lesen wir folgenden Bericht, überschrieben: „Siege des ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ und datirt „aus Ungarn, 12. Februar“: Generals Bem“ Es liegt mir eine Nummer des in Debreczin erscheinenden Moniteurs, Közlöny, vor, in welchem ein ausführlicher Bericht des General Bem über seine Siege bei Hermannstadt enthalten ist. Bem macht sich darin über die 100jährige hofkriegsräthliche Methode des kaiserlichen Feld-Marschall˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙wollen, ˙ ˙ ˙ ˙ ˙wel˙ ˙˙ Lieutenants Puchner lustig. Dieser hatte den Bem umzingeln ˙˙ ˙ ˙mit ˙ ˙ ˙ ˙meisterhafter ˙˙ cher Benutzung des Terrains seine Truppen in Massen gruppirte. Schon glaubte Puchner die Rebellenschaar aufheben zu können, als Bem sich mit aller Kraft auf das feindliche Centrum warf, dasselbe sprengte und vom Terrain unterstützt, den rechten und linken Flügel in den Rücken nahm. E i n s e h r g r o ß e r T h e i l d e r K a i s e r l i c h e n wurde gefangen genommen. Hermannstadt selbst, welches b e i m e r s t e n A n r ü c k e n B e m ’ s a u f s e i n e Tr u p p e n a u s d e n Fenstern schießen ließ, wurde von den aufgebrachten Soldaten geplündert. Bem selbst zog am 26. Januar in die ˙ ˙ ˙geschehen S t a d t e i n . Er verzögerte den Einzug, welcher schon am 23. sollte, absichtlich, um die Wuth des Militärs gegen die Hermannstädter etwas verrauchen zu lassen. Doch haben sich die Szekler manche Grausamkeit zu Schulden kommen lassen, was Bem in seinem Bericht beklagt. Wenn nun die Wiener Blätter von der Einnahme Hermannstadts schweigen, so können Sie doch dieselbe als unleugbare Thatsache betrachten. Sie wissen wohl, wie lange man in Wien die Einnahme Klausenburgs verschwiegen. – Aus zuverlässiger Quelle kann ich Ihnen mittheilen, daß die Kaiserlichen neuerdings bei Zibackhaz an der Theiß geschlagen wur-

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den. Man hörte die Kanonade bis Czegled, und einzelne Dragoner flüchteten bis Pesth. Von Augenzeugen wird die Affaire in der Weise erzählt, daß die Kaiserlichen die feste Theißbrücke bei Zibackhaz abbrennen wollten, welches aber die Ungarn mit solcher Macht verhinderten, daß die Kaiserlichen zuletzt die Flucht ergreifen mußten. Bemerkenswerth ist, daß die Bülletins auch von diesem siebenstündigen Treffen schweigen. – Außer den bereits genannten polnischen Generalen Dembinski und Bem sind bei den Ungarn auch die polnischen Stabsoffiziere Sierakowski, Kaminski u. a. Ein französischer General führt in Debreczin das Präsidium im ungarischen Kriegsrathe. Aus Pesth erfahren wir, daß in Folge der Niederlage bei Zibackhaz der größte Theil der Besatzung abmarschirt ist. Aus Gran werden viele verwundete Soldaten nach Pesth gebracht. Die ungarische Besatzung der Festung Komorn beherrscht nämlich den größten Theil des Graner Komitats und führt fast täglich Scharmützel gegen die Kaiserlichen aus. Fürst Windischgrätz hat zu einer neuen Finanzquelle Zuflucht genommen. Er hat nämlich eine Proklamation erlassen, nach welcher jede Judengemeinde für jedes Individuum aus ihrer Mitte, welches des Einverständnisses mit den Rebellen überwiesen wird, 20 000 Fl. C.-M. zu zahlen hat. Ein Brief aus Tokaj vom 9. Februar, welchen ein aus dortiger Gegend kommender Schlesier an die in der Grafschaft wohnenden Angehörigen des Verfassers mitgebracht hat, enthält folgende Schilderung von dort verübten Gräueln: „Mit welcher gräßlichen Wuth der Krieg der Oestreicher gegen die Ungarn geführt wird, davon hatten wir vorgestern (am 7. Februar) Gelegenheit, zur traurigen Ueberzeugung zu gelangen. Eine Schaar von 150 Oestreichern war in die großartigen Myskolzer Weinkeller gedrungen. Nach ihrer Manier hatten sie nicht nur unmenschlich gezecht, sondern auch die Fässer zerschlagen, damit der Wein auslaufen sollte, wobei Einige der Betrunkensten ihr Leben einbüßten. Damit nicht zufrieden, wurden die herbeigeschleppten Töchter und Mägde der benachbarten Höfe, nachdem man ihnen die Kleider vom Leibe gerissen, gezwungen, in diesem Zustande zu tanzen, der nachfolgenden Schändlichkeiten nicht zu gedenken. Ein bartloser östreichischer Lieutenant war so entmenscht, einem der unglücklichen Mädchen mit dem Säbel den Unterleib aufzuschlitzen. – Während diese Horde, ermattet von den begangenen Unthaten sich sorglos dem Schlummer überließ, rückte eine Abtheilung ungarischer Truppen heran, welche, empört über das Vorgefallene, die grausamste Rache nahmen. Sie banden die fest schlafenden Kaiserlichen und hackten sie im buchstäblichen Sinne des Wortes, bei lebendigem Leibe mit den Säbeln entzwei. Das Schmerzgeheul der Unglücklichen war grausenerregend. Wo Oestreicher hinkommen, ist es um das Eigenthum ihrer Wirthsleute geschehen, es wird Alles

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demolirt, die Betten werden aufgeschnitten und die Federn in die Düngergruben geschüttet; Weiber und Mädchen, selbst Kinder von 6 bis 8 Jahren müssen flüchten, wollen sie nicht auf die allerempörendste Weise entehrt werden.“ – Die Reise des Ueberbringers des erwähnten Briefes, soll übrigens, öftere Nachforschungen abgerechnet, ziemlich gefahrlos gewesen sein. Der preußische Paß wurde überall respectirt. (Als ob dies ein Wunder wäre!) Verläßlichen Privatnachrichten zufolge, die aus Wien mitgetheilt werden, haben die Szekler Kronstadt eingenommen. Nach der „Wiener Zeitung“ hat Oberst Urban bei Miroszny ein magyarisches Corps unvermuthet überfallen und geschlagen.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 228, 22. Februar 1849

Ungarn. * Die Juden sind bekanntlich überall die betrogenen Betrüger, aber besonders in Oestreich. Sie haben die Revolution exploitirt und werden jetzt dafür vom Windischgrätz bestraft. Wer übrigens weiß, welche Macht in Oestreich die Juden sind, der wird beurtheilen können, welchen Feind Windischgrätz sich durch seine folgende Proklamation aufgeladen hat: Pesth, 13. Februar. (Amtliche Wiener Zeitung Abend Blatt) Prokla˙ ˙ ˙Proklamationen ˙˙ ˙ ˙ ˙˙vom ˙ ˙ ˙ 13. ˙˙˙Nove ˙ ˙ ˙ m˙b˙e˙r ˙und˙ ˙13. ˙˙ Dezemmation. Mit meinen ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ber verflossenen, so wie vom 7. Jänner laufenden Jahres habe ich ˙alle ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙Aufgabe, ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙nämlich ˙˙˙ Bewohner Ungarns mit meiner zu lösenden der Herstellung des Friedens, der Ordnung und Gesetzlichkeit bekannt gemacht. Mit Zufriedenheit habe ich auch die Wirkung ersehen, die in Folge dieser Proklamationen sich allenthalben kund gab. Nur einzelne Ortschaften, durch schändliche Wühler bethört, versuchen noch, die so nöthige Ruhe und Ordnung durch Verbreitung Kossuth’scher Aufrufe, Befehle und Beschlüsse zu stören. Bewohner Ungarn’s! Ihr habt gesehen, wie sehr von mir – in der Voraussetzung, daß die Mehrzahl mehr Irregeleitete und Verführte, als wirkliche Rebellen sein dürften – Milde geübt wurde; doch wer es jetzt noch versucht, mit der Debrecziner Umsturzpartei gemeinschaftliche Sache zu machen, von ihr Befehle anzunehmen, solche zu verbreiten, oder eine wie immer geartete Verbindung zu unterhalten, die Gemeinden aufzureizen, kann keine Nachsicht mehr erwarten, diesen muß die Strafe des Hochverräthers treffen. Ich entsende in verschiedenen Richtungen Truppen, deren Commandanten mit dem Jus Gladii versehen werden; bei dem ein Kossuth’scher Aufruf, oder was immer für eine von dessen Partei herrührende Schrift, Brief, Zeitung u. s. w. gefunden wird, verfällt unnachsichtlich, eben so wie

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jener der standrechtlichen Behandlung, welcher Waffen verheimlicht, oder das Volk zum Ungehorsam aufreizt. – Jeder Postmeister oder Postbeamte, welcher solche von der Debrecziner Gegend kommende Schriften, Briefe, Aufrufe annimmt, oder wohl gar weiter befördert, verfällt dem Strange. – Schließlich will ich die Juden von Ofen und Pesth, besonders aber von Altofen, warnen, sich jedes wie immer Namen habenden Einvernehmens mit dem Hochverräther Kossuth, dem sogenannten honve´delmi bizottma´ny, und dem Rebellen-Reichstage zu enthalten, denn ich habe die Gewißheit erlangt, daß gerade meist die Israeliten sich zu Spionen und Lieferanten der Rebellen gebrauchen lassen, so wie sie es sich auch zur Aufgabe machen, falsche und schlechte Nachrichten über angebliche Siege der Rebellen zu verbreiten, um dadurch Furcht und Mißtrauen zu erregen; daher wird für jeden Israeliten, welcher obangedeuteter Vergehen wegen, kriegs- oder standrechtlich gerichtet wird, jene Judengemeinde, zu der er gehört, 20 000 Gulden Conventions Münze als ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Strafe bezahlen. Hauptquartier Ofen, am 11. Febru˙a˙r˙ 1849. ˙ ˙ ˙ Alfred Fürst zu Windischgrätz manu propia, k. k. Feldmarschall. ˙ ˙ offenbar ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ sehr schlecht mit dem Nach dieser Proklamation steht ˙es „Bürger und Kommunisten“ Windischgrätz. Um übrigens auf die Juden zurückzukommen, so hat der Versuch Windischgrätz’s, ihnen Geld abzuzwacken, bereits einen „Anfang der Ausführung“, wie der Code Napole´on sagt, erhalten. Das Constitutionelle Blatt aus Böhmen meldet nämlich Folgendes: ˙˙ Die Juden sollen 1 200 000 Fl. ein für alle Mal als Ablösungssumme der aufgehobenen Toleranzsteuer, und zwar in fünf Jahren zahlen, erlegten aber weder im verflossenen noch im gegenwärtigen Jahre die entfallenden Quoten. Der rückständige Betrag wurde nunmehr eingefordert. – Der Buchdrucker Eisenfels ist gestern verhaftet worden. Daß die Juden ihre Emancipation noch bezahlen müssen, ist unbezahlbar. Man nennt das auf Preußisch: „Ablösung der Feudallasten“. Sonst ist aus Ungarn nichts zu melden, als daß in Pesth am 8. Februar ˙ ˙˙ der Spediteur Franz Förster wegen Theilnahme am Aufruhr durch versuchte Wegnahme des Dampfschiffes Hermine in Gran standrechtlich erschossen wurde. Ueber die immer komischer werdenden Verwickelungen unter den Slaven, meldet die Leipziger Zeitung Folgendes (die N.Rh.Z. hat das natür˙˙˙ lich längst gewußt): ˙ ˙ ˙ ˙ Wien, 14. Februar. Aus mehreren Provinzen der Monarchie vernimmt ˙ ˙ ˙ Verweigerung der geforderten Rekrutenstellung. man von hartnäckiger Im Prachiner Kreise in Böhmen weigern sich die Bauern unter dem Vorgeben, daß der Reichstag die neuestens in so großartigem Maßstabe ver-

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ordnete Rekrutirung nicht bewilligt habe. Mehr noch auf dem Lande als in der Hauptstadt Prag zeigt sich eine ziemlich auffallende Gährung. Tritt die Regierung, wie man versichert, in Kurzem mit dem Entschädigungsvorschlag bezüglich der aufgehobenen Urbariallasten auf, so dürfte zu den zahllosen und nicht enden wollenden Erschütterungen unseres staatlichen Lebens eine neue, bedenklichere hinzutreten. In den südslavischen Gegenden wächst die Verwirrung; aber es bereitet sich offenbar auch ein höchst gefährlicher Sturm vor, dessen Ziel und Ende noch nicht abzusehen ist. General Theodorovich ließ Karlowitz, den Sitz des serbischen Nationalcomite´’s, in Belagerungszustand erklären. Das Chaos der serbischen Angelegenheiten wird durch die spezifisch-östreichischen Bemühungen des Konsuls Mayerhofer noch vermehrt. Mit kaum verhaltener Wuth schreien die Südslaven: Verrath! Sie behaupten, alle in neuester Zeit von der Regierung in Ungarn getroffenen Maßregeln gingen dahin, den Ultramagyarismus, sofern er sich in das altaristokratische Gewand hülle, wieder herzustellen. In Agram hat die Agitation einen sehr bedenklichen Grad erreicht. – Jellachich steht in Szolnok. Folgendes ist zuverlässige Thatsache: Er hat gegen die Trennung und Zertheilung seines Korps protestirt. Er mußte es thun, um nicht seine ausnehmende Popularität in der slavischen Welt auf das Spiel zu setzen. Auf die Zusammenberufung des Landtags wird in Kroatien energisch gedrungen. Mit derselben nimmt die Jellachich im Sommer zu Theil gewordene Diktatur ihr Ende. [...]

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* K ö l n, 21. Februar. Unseren Artikel in Nr. 224 der Zeitung über v. ˙ ˙ ˙ Konsorten und die preußische Finanzverwaltung, Bodelschwingh nebst müssen wir ergänzen. Wir haben zum Schlusse desselben darauf hingewiesen, daß 27 127 Reichsthaler (17 127 ist ein Druckfehler) weniger bei ˙˙˙ ˙ ˙ sind, ˙ ˙˙ ˙ als nach den Rechnungen der Generaldem Staatsschatze gebucht staatskasse an denselben abgeführt worden. Nachträglich haben wir in den von der Regierung gelegten Rechnungen eine Notiz gefunden, welche uns das Räthsel über den Verbleib dieses Geldes löset. Es sind nämlich die s. g. Verwaltungsersparnisse des Jahres 1844 im Betrage von 2 000 002 Reichsthalern nicht baar zur Kasse des Staats˙˙˙ ˙ ˙für˙ ˙diese ˙ ˙ ˙ Summe sind Preußische Staatsschatzes eingezahlt, sondern ˙ ˙ ˙ ˙dadurch ˙˙ ˙ ˙ schuldscheine gekauft. Nach dem damaligen Kourse soll ein Verlust bei dem Einkaufe von 27 127 Reichsthalern entstanden sein. Die ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ Finanziers! ˙ preußischen Minister sind oder waren glänzende das macht dieser Fall wieder offenbar. Denn wir haben die Herrn Exminister nicht mehr zu fragen, wo die 27 127 Reichsthaler geblieben sind, sondern wir ˙ ˙ ˙ Schlauheit ˙ ˙˙ ˙ können ihnen sagen, daß durch ˙˙ihre an diesem einen Geschäfte nicht nur 27 000, sondern mehr als 400 000 Reichsthaler verloren ˙˙˙ ˙ ˙ er˙ ˙war ˙ ˙ damals sind. Dieser Vorwurf trifft zunächst Herrn Flottwell, denn Finanzminister. Er mag ein redlicher Mann sein. Dem Lande kann es aber ganz gleich gelten, ob seine Minister ihm aus Unfähigkeit oder aus bösem Willen schaden. Eine Untersuchung darüber könnte höchstens für die Familie desselben von Interesse sein. In seiner Denkschrift über den Staatsschatz vom 6. April 1847 erklärt der damalige Schatzminister v. Thile ganz unumwunden, daß in Betreff des Staatsschatzes folgende zwei Grundsätze festständen: 1) daß der Bestand stets in baarem, gemünztem Gelde vorhanden sein müsse,

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2) daß aus dem Staatsschatze keine Zahlungen irgend einer Art geleistet werden dürfen, außer zum Zwecke von Kriegsrüstungen. Was den ersten Grundsatz betrifft, so ist es richtig, daß wenn überhaupt einmal ein Staatsschatz existiren soll, ein solcher nur dann einen vernünftigen Sinn hat, wenn er in baarem Gelde oder in edlen Metallen niedergelegt ist. Eine Regierung, die sich nicht auf die Kraft des Volkes stützen kann, mag allerdings für sogenannte schwierige Zeiten eines Rückhalts bedürftig sein. Wenn ihr Kredit auch an der Börse leidet, muß sie noch Mittel im Rückhalte haben, sich aus dieser Verlegenheit zu helfen, das kann aber nur mit baarem Gelde oder edelen Metallen geschehen. Gold und Silber öffnet die Herzen der Bourgeois zu allen Zeiten. Aber ein gedrucktes, ein schlechtes Papier ist der sicherste Weg, auch die „Achtung“ der Börse zu verlieren. Wenn der Staatskredit so weit heruntergekommen ist, daß die Hilfe des Staatsschatzes nothwendig wird, giebt es an der Börse nichts demüthigenderes, als Staatsschuldscheine zum Verkaufe ausbieten und den Käufer suchen zu müssen. Wer jemals eine größere Börse beobachtet hat, wird es wissen, welche Verachtung in den Mienen und Gesten des Geldspekulanten hervortritt, sobald ihm in solchen Zeiten Staatspapiere angeboten werden. Im Uebrigen mag der Spekulant Geheimer-Kommerzienrath und sehr „gut gesinnt“ sein. Der Ankauf von Staatsschuldscheinen war also die ungeschickteste Operation, welche die preußische Regierung vornehmen konnte. Herr v. Thile erklärt in der angeführten Denkschrift, daß er die 1 972 875 Reichsthaler Staatsschuldscheine statt der 2 000 002 Reichs˙˙˙ ˙ ˙annehmen ˙ ˙˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ thaler baar hat müssen. Wir legen auf diese Entschuldigung ˙ ˙ ˙ ˙ des „müssen“ keinen Werth. Aber wenn die Rechnungen richtig sind, so ist der Ankauf der Staatspapiere schon von der Generalstaatskasse aus bewirkt. Sonst hätte der ganze Betrag des baaren Geldes an den Staatsschatz abgeliefert werden müssen. Herr Flottwell scheint also der glücklichen Finanzoperation zunächst zu stehen. Wie die kleinbürgerliche Sparsamkeit, die gerne einige Prozente an den Zinsen ersparen möchte, und den größeren Finanzunternehmungen eines Staates nicht gewachsen war, zuletzt unter Schimpf und Schande mit doppeltem Verluste endet, werden die nachstehenden Zahlen ergeben. Zu dem Verluste gegen den Nominalwerth beim Einkaufe von . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 127 Rt. kommt der weit größere Verlust beim Verkaufe hinzu. Vom März bis zum Anfange Juli 1848 haben die Course der Staatsschuldscheine zwischen 66% Geld (4. April) und ˙ 831/2% Brief (21. März) geschwankt. Da˙˙nun die Course ˙ ˙ ˙ sogleich fallen, wenn eine große Summe von Papieren

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zum Verkaufe gebracht wird, so ist anzunehmen, daß die Regierung ihre Staatsschuldscheine nicht über 70% losgeworden ist. Beim Verkaufe sind also gegen den Nominalwerth wahrscheinlich wenigstens 30% von 1 972 875 Rth., also . . . . . . . . . . . . . . . 591 840 Rt. zusammen 618 967 Rt. verloren worden, davon gehen die gewonnenen Zinsen für 3 Jahre a` 69 048 Rth. mit 207 144 Rt. ab, so daß 411 823 Rt. wahrscheinlich als reiner Verlust bleiben. Fast 1/4 der ganzen Summe ist verloren und dafür ist der Staatskredit durch den gedrückten Kours der Staatsschuldscheine noch mehr geschwächt. Dieses kleine Pröbchen von der Weisheit preußischer Finanz- und Schatz-Minister a` la Flottwell-Thile führen wir nur darum an, weil es die Ergänzung zu unserem oben bezeichneten Artikel nothwendig macht. Sonst würden wir uns nicht mit dem Kleinen befassen, wo das Große so reichen Stoff für uns darbietet.

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Karl Marx Anton Gladbach und Joseph DuMont

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 229, 23. Februar 1849

* K ö l n, 22. Februar. Herr Dumont will den Standpunkt des Herrn Glad˙ ˙ ˙ Zu diesem Behufe druckte er die in der Neuen bach charakterisiren. Rhein. Zeitung enthaltene Erklärung wieder ab, worin es heißt: „Ich erkläre Sie hiermit so lange für einen gemeinen Menschen, bis Sie mir Satisfaction gegeben wegen den anonymen Verdächtigungen, welche Ihre Zeitung fortwährend zur Erreichung eines reaktionären Zweckes und Ihrer Bereicherung gegen mich veröffentlicht. A. Gladbach.“ „Zur Charakteristik des Standpunktes des Herrn Gladbach“ bemerkt Herr Dumont, daß dieses Inserat an demselben Tage erschien, an welchem in der Köln. Zeitung zwei Inserate für Hrn. Gladbach veröffentlicht wurden. Also Hr. Dumont, der die ganze Zeit über für baares Geld gemeine, verläumderische Inserate gegen Hrn. Gladbach aufgenommen, hat das Glück, an „demselben Tage“ für baares Geld ein Inserat für Herrn Gladbach einzurücken. Indem so Herr Dumont sich unverschämter Weise auf den Standpunkt der absoluten Verkäuflichkeit stellt, wähnt er den Standpunkt der Unparteilichkeit einzunehmen – Unparteilichkeit vor dem Gelde! Klarer und einleuchtender konnte Herr Dumont die Gemeinheit, deren ihn Hr. Gladbach bezüchtigt, nicht kund geben.

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Karl Marx Eine Denunziation

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 229, 23. Februar 1849

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* K ö l n, 22. Februar. In der Ober-Postamtszeitung, deren früherer Re˙ ˙ ˙ Agent Guizot’s (vergleiche Taschereau’s Revue re´dakteur ein bezahlter ˙˙˙ ˙ ˙ war, wie denn auch betrospective) und unbezahlter Agent Metternich’s kanntlich die ganze Thurn- und Taxis’sche Post, dies auf die deutsche Industrie drückende, mit den Eisenbahnen im Kampf liegende, krebsende Nationalhauderer-Institut, dessen Fortexistenz nach dem März man kaum begreift und dessen sofortige Vernichtung eine der ersten Thaten der nächstens zu eröffnenden deutschen Konstituante (die Versammlung in der Paulskirche war notorischer Weise nie konstituirend) sein wird – seit Joseph II. nie etwas anderes war, als eine östreichische Spionenherberge – in der diesem Exfürsten von Thurn und Taxis gehörigen Reichsdenunziationszeitung drückt sich der verantwortliche Redakteur H. Malten (bereits von der alten Rheinischen Zeitung kenntlich geschildert) folgendermaßen aus, indem er behauptet, folgende Pariser Korrespondenz aus einem Blatte, das wir nicht lesen, abzudrucken: „Zur Schande des deutschen Namens müssen wir bekennen, daß es namentlich Deutsche sind, die unter uns das Wühlen auf dem großartigsten, um nicht zu sagen unverschämtesten Fuße betreiben. Es besteht hier ein besonderes Bureau der Rothen, von dem alle irgendwie aufzutreibenden Brandartikel gegen die Ordnung der menschlichen Gesellschaft schleunigst in die Provinzen gesandt werden. Nicht genug, daß Deutsche für Frankreich an diesem unrühmlichen Geschäfte sich betheiligen: ihnen hat man es auch zu verdanken, daß eine heillose Propaganda unausgesetzt über Deutschland ihre Netze ausbreitet. Aus dem Hexenkessel derselben revolutionären Küche wird das deutsche Rheinthal in seiner ganzen Länge mit revolutionärem Papier überschwemmt, wovon die ,Neue Rheinische Zeitung‘ Mancherlei zu erzählen wüßte, wenn sie es nicht für gut fände, in diesem einen Punkte ein sorgfältiges Stillschweigen zu be-

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obachten. Im badischen Oberland werden die untern Volksschichten von Paris aus schon seit Monaten bearbeitet. Die Verbindungen der hiesigen Demokraten mit den Flüchtlingen in der Schweiz sind gleichfalls Thatsache.“ Wir bemerken auf diese elende Denunziation: 1) daß wir unsere Verbindungen mit den französischen, englischen, italienischen, schweizerischen, belgischen, polnischen, amerikanischen und sonstigen Demokraten nie verheimlicht haben, und 2) daß wir das „revolutionäre Papier“, womit wir allerdings „das deutsche Rheinthal (und nicht nur das!) überschwemmen“, auch hier in Köln selbst zu fabriziren pflegen. Wir brauchen dazu keine Hülfe von Paris aus; wir sind seit mehreren Jahren gewohnt, daß unsere Pariser Freunde mehr von uns nehmen als wir von ihnen.

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Friedrich Engels Ungarn. 24. Februar 1849

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 230, 24. Februar 1849

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* Das 23. Armee-Bülletin ist erschienen. Es lautet: „Gleichzeitig mit den bereits bekannten Vortheilen, welche unsere tapfere Armee unter Oberst Urban im Norden Siebenbürgens, trotz der Kälte und des starken Schneefalles, über die Insurgenten errungen, hatten wir uns eines ähnlichen, nicht minder glänzenden Erfolges durch die Truppen des Feldmarschall-Lieutenants Gläser bei Arad zu erfreuen, welcher, dem erhaltenen Befehl gemäß, mit seiner aus Abtheilungen des Thodorovich’schen Corps zusammengesetzten Division in dem MarosThale gegen Siebenbürgen zu operiren beauftragt ist. Die Insurgenten versuchten mit einer starken Colonne bei Szadorlak überzugehen, und bedrohten hierdurch unsere linke Flanke. Feldmarschall-Lieutenant Gläser ließ hierauf die ersten Häuser von Alt-Arad durch zwei Bataillone Peterwardeiner Gränzer nehmen, und ein Bataillon Leiningen, dann ein Bataillon Illirisch-Banater zum Sturm vorrücken. Nach einem hartnäckigen, blutigen Kampfe wurde der Feind geworfen, und sämmtliche von den Insurgenten am rechten Maros-Ufer gegen die Festung errichteten Batterien zerstört, und die darin eingefahrenen Kanonen, 23 an der Zahl, erbeutet; davon wurden 11 von schwerem Caliber in die Festung geschafft, 3 in die Maros versenkt, 3 vernagelt, 2 dem k. k. Oesterreichisch-Serbischen Armee-Corps zur Disposition gestellt und 4 von der braven Temesvarer Artillerie demontirt, 3 feindliche Munitionskarren erobert und außerdem feindliche Munition an mehreren Orten in die Luft gesprengt. Alt-Arad wurde von der Festung aus, wegen der bewiesenen Böswilligkeit der Einwohner mit Granaten beworfen, an vielen Stellen angezündet, und dieses Feuer die ganze Nacht erhalten. – Auch wurden bei dem Gefechte 40 Gefangene gemacht.

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Zu Folge einer so eben erhaltenen Mittheilung des Herrn Feldzeugmeisters Grafen Nugent aus Essegg vom 13. Februar hat sich die Festung Essegg, ohne irgend einen Angriff abzuwarten, am selben Tage ergeben. Drei Thore wurden sogleich von den Cernirungs-Truppen besetzt und am 14. Vormittags streckte die Garnison auf dem Glacis die Waffen. Von der Colonne des Herrn General Götz, der sich, wie wir bereits früher gesagt, mit der Brigade des General Fürst Jablonovsky bei Ternau vereinigt hatte, und gegen Leutschau das fliehende Rebellen-Corps unter Görgey verfolgte, sind Nachrichten vom 13. aus Bartosfalva, einige Stunden von Eperies, eingetroffen. Sie erweisen, daß die allerdings starke feindliche Colonne, welche einen starken Train an Geschützen und Wägen bei sich führt, nachdem sie durch die Zips, wo sie alle Brücken und Wege zerstört hatte, durchgedrungen, von Eperies die Straße gegen Kaschau eingeschlagen habe, um gegen die Theiß die Verbindung mit den andern Rebellen-Horden zu suchen. Herr Feldmarschall-Lieutenent Graf Schlick hat mit seinen drei Brigaden in der Flanke dieser sich mühsam bewegenden und alles verheerenden feindlichen Colonne eine Aufstellung bei Torna genommen, um sie auf diese Art am besten anzugreifen, so wie er sich mit der Colonne des General Götz in Verbindung gesetzt haben würde, welches nun auch über Margithfalva, Einsiedl und Schmöllnitz geschah. Der General Götz hatte bei Margithfalva ein Gefecht mit einem Streifcorps der Rebellen, wobei mehrere Husaren gefangen wurden, die über die Lage und Absicht des Feindes genaue Auskunft gaben. Da sich zugleich unter dem Feldmarschall-Lieutenant Schulzig eine große Abtheilung bei Miskolcz aufgestellt, so werden wir nächstens über die Ereignisse in diesen Gegenden genaue Berichte zu erstatten im Stande sein. Wien, am 17. Februar 1849.“ Aus diesem Siegesbülletin geht also hervor, daß Essegg wirklich kapitulirt hat und Arad von den Kaiserlichen entsetzt ist; ob ihr Erfolg an der Marosz von der Wichtigkeit ist, den das Bülletin ihm geben möchte, wird sich zeigen. Dagegen steht es mit den Kaiserlichen an der obern Theiß sehr schlimm. Das letzte Bülletin ließ Schlick bei Tokaj über die Theiß hinüber auf die jenseits aufgestellten Ungarn schießen, und heute treffen wir ihn auf einem eiligen Rückzug in nordwestlicher Richtung, um der Gefahr zu entgehen, von Görgei im Rücken angegriffen zu werden und zwischen zwei Feuer zu kommen.

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Das Manöver Görgei’s ist wirklich brillant. Indem er durch die Zips in das Saroser Komitat drang, Eperies okkupirte, und von hier aus, den Hernathfluß hinab, gerade denselben Weg einschlug den Schlick eingeschlagen, fiel er diesem direkt in den Rücken, und zwang ihn, von Tokaj über zwölf Meilen weit in’s Tornaer Komitat sich zurückzuziehen und so eine Stellung zwischen Götz (der Zips) und Schulzig (bei Miskolcz) einzunehmen. Dadurch ist Görgei in den Stand gesetzt, direkt an die Theiß zu rücken und mit seiner ganzen, „allerdings starken Kolonne“, die, wie das Bülletin selbst sagt, mit Artillerie gut versehen ist, die magyarische Hauptarmee zu verstärken. Vielleicht spricht er im Vorbeigehen noch ein paar Worte mit Schlick. Fernere in Wien kursirende, nicht offizielle Nachrichten über Ungarn sind folgende: Wien, 18. Februar. Nach den neuesten Berichten aus Pesth vom 18. ˙ ˙ ˙entscheidende Nachrichten aus der Theißgegend erkann man nächstens warten. Nach Eingang der Nachricht, daß sich Szegedin ergeben und den herangerückten Serben eine Deputation entgegengeschickt, hat der Banus von Kroatien sein Hauptquartier in Szolnok aufgeschlagen, und Alles bereitet sich zu einem großen Schlag vor. Den Einwohnern von Szegedin, welche sich erboten hatten, Vieh und Lebensmittel an die kaiserliche Armee abzuliefern, ist eine Kontribution von einer halben Million Gulden auferlegt worden. Bekanntlich sind die Szegediner bis jetzt die eifrigsten Anhänger Kossuth’s gewesen. Sie hatten seine Armee mit allem versorgt. – Aus Debreczin sind Berichte durch Flüchtlinge bis zum 12. in Pesth eingegangen. Meßaros führt fortwährend das Kriegsministerium und Kossuth ist fanatischer als je. Ersterer hat dem Fürsten Windischgrätz geschrieben, daß er sich mit den Seinigen bis zum letzten Mann wehren und lieber untergehen, als sich ergeben werde. Diese Sprache ist durch die sehr trüben Nachrichten aus Siebenbürgen, wo Bem Meister zu sein scheint, sehr erklärlich. Nach den Kriegsberichten der Kossuth’schen Fraktion in Debreczin wäre Kronstadt von den Szeklern nach einem Straßenkampf erobert u. s. w. Andere Gerüchte wollen dagegen wissen, die Russen seien zu Hülfe gekommen und hätten Alles gerettet. Die Breslauer Ztg. hat eine Correspondenz von der ungarischen Gren˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ist, aber dennoch gestehen ze, die den ˙Oestreichern im Ganzen günstig muß, daß die östreichischen Kriegsbülletins nur ein höchst unvollkommenes Bild der Kämpfe in Siebenbürgen und jenseits der Theiß sind, weil sie stets nur die Vortheile hervorheben, welche von den k. k. Truppen errungen worden, aber durchaus des dornenvollen Weges, auf dem sie errungen worden sind, keine Erwähnung thun, denn alle unmittelbaren

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Berichte vom Kriegsschauplatze stimmen darin überein, daß die Magyaren sich seit einigen Wochen wie Verzweifelte wehren und der k. k. Armee großen Schaden zufügen. Die Regimenter unter Schlick, Ottinger und Götz haben bereits bedeutende Verluste erlitten und unter den Kroaten, die sich schon nach der Heimath sehnen und bei welchen noch immer ein tiefgewurzelter Respekt vor der ungarischen Reiterei herrscht, macht sich eine Stimmung geltend, die ihrem Banus mancherlei zu bedenken giebt. Es heißt sogar, daß einzelne Abtheilungen der kroatischen Bataillons zu den Magyaren übergegangen seien, was ich jedoch nicht verbürgen kann. Die meisten Schwierigkeiten macht dem Fürsten Windischgrätz der bei dem jetzigen Thauwetter überaus erbärmliche Zustand der Straßen und Wege, zumal zwischen Donau und Theiß, der die Fortbringung des schweren Feldgeschützes geradezu unmöglich macht; mit aller Anstrengung und nur auf Wagen mit schuhbreiten Radfelgen lassen sich 3– und 6pfündige Kanonen transportiren. Zwölfpfünder-Batterien, in denen eigentlich die Ueberlegenheit der österreichischen Artillerie besteht, sind völlig untransportabel, wodurch natürlich eine Ausgleichung der Kampfmittel auf beiden Seiten entsteht, die nothwendig den Kampf in die Länge ziehen muß. Ist auch das Ende desselben nicht zweifelhaft (!), so dürfte doch noch mancher Tag verrinnen, ehe Windischgrätz nach Olmütz berichten könne: Das Land ist ruhig! Zuletzt dürfte sich die magyarische Streitmacht, die noch immer 60 000–70 000 Mann stark ist, in Siebenbürgen konzentriren, wo Bem vollkommen Herr ist und wo die Beschaffenheit des Landes eine hartnäckige Vertheidigung ungemein begünstigt. Daß in Pesth stark gerüstet wird, sagt auch der Wiener Lloyd: Seit gestern (14.) gehen in einem fort Verstärkungen zur Theißarmee ab. Es soll dieser Tage dort eine entscheidende Schlacht geliefert werden. Diese neue an die Theiß vorgeschobene Wehrkraft dürfte mindestens auf 11 000 Mann sich belaufen. ˙ ˙ ˙ östreichische Correspondent spricht von einem Siege der Serben Der ˙ ˙ ˙überlegne ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙Macht ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙der ˙ ˙ Magyaren bei Szanto. Leider weiß über eine weit das sonst so allwissende Bülletin Nichts davon. Soviel ist gewiß: vor der Hand „geht der Krieg in Ungarn“ noch nicht „zu Ende“. [...]

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Karl Marx Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss der Demokraten

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* K ö l n , 24. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. 5

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[...] Karl Marx: Meine Herrn Geschwornen! Wenn der schwebende Prozeß vor dem 5. Dezember anhängig gemacht worden wäre, würde ich die Anklage des öffentlichen Ministeriums begreifen. Jetzt nach dem 5. Dezember begreife ich nicht, wie das öffentliche Ministerium noch Gesetze gegen uns anzurufen wagt, welche die Krone selbst mit Füßen getreten hat. Worauf hat das öffentliche Ministerium seine Kritik der Nationalversammlung, seine Kritik des Steuerverweigerungsbeschlusses begründet? Auf die Gesetze vom 6. und 8. April 1848. Und was that die Regierung, als sie am 5. Dezember eigenmächtig eine Verfassung octroyirte, und dem Lande ein neues Wahlgesetz aufdrang? Sie zerriß die Gesetze vom 6. und 8. April 1848. Diese Gesetze bestehen nicht mehr für die Anhänger der Regierung, sollen sie noch für ihre Gegner bestehen? Die Regierung stellte sich am 5. Dezember auf revolutionären Boden, nämlich auf contrerevolutionären. Ihr gegenüber giebt es nur noch Revolutionäre oder Mitschuldige. Sie selbst verwandelte sogar die Masse der Bürger, die auf dem Boden der vorhandenen Gesetze sich bewegt, die gegenüber der Gesetzesverletzung, das bestehende Gesetz behauptet, in Aufrührer. Vor dem 5. Dezember konnte man verschiedener Ansicht sein über die Verlegung, über die Auseinandersprengung der Nationalversammlung, über den Belagerungszustand von Berlin. Nach dem 5. Dezember ist es eine authentische Thatsache, daß diese Maßregeln die Contrerevolution einleiten sollten, daß daher jedes Mittel gestattet war gegen eine Fraktion, welche die Bedingungen, unter denen sie Regierung war, selbst nicht mehr anerkannte, also auch von dem Lande nicht mehr als Regierung anerkannt

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werden konnte. Meine Herren! Die Krone konnte wenigstens den Schein der Gesetzlichkeit retten, sie hat es verschmäht. Sie konnte die Nationalversammlung auseinander jagen und dann das Ministerium vor das Land treten und sagen lassen: „Wir haben einen Staatsstreich gewagt, die Verhältnisse zwangen uns dazu. Wir haben uns formell über das Gesetz hinweggesetzt, aber es giebt Momente der Krise, wo das Bestehen des Staates selbst auf dem Spiele steht. In solchen Momenten giebt es nur ein unverletzliches Gesetz, das Bestehen des Staates. Als wir die Versammlung auflösten, existirte keine Konstitution. Wir konnten daher die Konstitution nicht verletzen. Zwei organische Gesetze existiren dagegen, das Gesetz vom 6. und 8. April 1848. Ja, es existirt in Wahrheit nur ein einziges organisches Gesetz, das Wahlgesetz. Wir fordern das Land auf, nach diesem Gesetze zu neuen Wahlen zusammenzutreten. Vor die Versammlung, die aus diesen Urwahlen hervorgeht, werden wir hintreten, wir, das verantwortliche Ministerium. Diese Versammlung, wir erwarten es, wird den Staatsstreich, anerkennen als rettende That, die durch die Nothwendigkeit der Umstände geboten war. Sie wird nachträglich diesen Staatsstreich sanktioniren. Sie wird es aussprechen, daß wir eine gesetzliche Formel verletzt, um das Vaterland zu retten. Sie mag die Würfel über uns werfen.“ Wenn das Ministerium so gehandelt, könnte es uns mit einigem Scheine vor Ihren Richterstuhl verweisen. Die Krone hätte den Schein der Gesetzlichkeit gerettet. Sie konnte es nicht, sie wollte es nicht. In den Augen der Krone war die Märzrevolution eine brutale Thatsache. Die eine brutale Thatsache kann nur durch die andre ausgemerzt werden. Indem das Ministerium die Neuwahlen auf Grund des Gesetzes vom April 1848 kassirte, verläugnete es seine Verantwortlichkeit, kassirte es das Gericht selbst, vor dem es verantwortlich war. Den Appell von der Nationalversammlung an das Volk verwandelte es so von vornherein in reinen Schein, in Fiktion, in Betrug. Indem das Ministerium eine erste auf dem Census beruhende Kammer als integrirenden Theil der gesetzgebenden Versammlung erfand, zerriß es die organischen Gesetze, verließ es den Rechtsboden, verfälschte es die Volkswahlen, schnitt es dem Volke jedes Urtheil ab über die „rettende That“ der Krone. Also meine Herren, die Thatsache läßt sich nicht läugnen, kein späterer Geschichtschreiber wird sie läugnen: die Krone hat eine Revolution gemacht, sie hat den bestehenden Rechtszustand über den Haufen geworfen, sie kann nicht an die Gesetze appelliren, die sie selbst so schändlich umgestoßen hat. Wenn man eine Revolution glücklich vollbringt, kann man seine Gegner hängen, aber nicht verurtheilen. Man kann sie als besiegte Feinde aus dem Wege räumen, man kann sie nicht als Ver-

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brecher richten. Nach vollendeter Revolution oder Contrerevolution kann man die umgestoßenen Gesetze gegen die Vertheidiger derselben Gesetze nicht in Anwendung bringen. Es ist dies eine feige Heuchelei der Gesetzlichkeit, die Sie, meine Herren, nicht durch ihren Urtheilsspruch sanktioniren werden. Ich habe Ihnen gesagt, meine Herren, daß die Regierung das Urtheil des Volkes über die „rettende That der Krone“ verfälscht hat. Und dennoch hat das Volk schon gegen die Krone entschieden für die Nationalversammlung. Die Wahlen zur zweiten Kammer sind die einzig gesetzlichen, weil sie allein auf Grundlage des Gesetzes vom 8. April 1848 stattgefunden haben. Und fast alle Steuerverweigerer sind zur zweiten Kammer wiedergewählt worden, viele zwei-, dreimal. Mein Mitangeklagter selbst, Schneider II., ist Deputirter von Köln. Die Frage über das Recht der Nationalversammlung, die Steuerverweigerung zu beschließen, ist also schon faktisch durch das Volk entschieden. Von diesem höchsten Urtheilsspruche abgesehen, Sie alle werden mir zugeben, meine Herren, daß hier kein Verbrechen im gewöhnlichen Sinne vorliegt, daß hier überhaupt kein Konflikt mit dem Gesetze vorliegt, der vor Ihr Forum gehört. In gewöhnlichen Zuständen ist die öffentliche Gewalt die Vollzieherin der bestehenden Gesetze; Verbrecher ist, wer diese Gesetze bricht oder der öffentlichen Gewalt in Ausübung derselben gewaltsam entgegentritt. In unserm Falle hat die eine öffentliche Gewalt das Gesetz gebrochen; die andere öffentliche Gewalt, gleichgültig welche, hat es behauptet. Der Kampf zwischen zwei Staatsgewalten liegt weder im Bereiche des Privatrechts, noch im Bereiche des Kriminalrechts. Die Frage, wer im Rechte war, die Krone, oder die Nationalversammlung, sie ist eine geschichtliche Frage. Alle Jury’s, alle Gerichte in Preußen zusammengenommen, können sie nicht entscheiden. Es giebt nur eine Macht, die sie lösen wird, die Geschichte. Ich begreife daher nicht, wie man uns auf Grund des Code pe´nal auf die Anklagebank verweisen konnte. Daß es sich hier um einen Kampf zwischen zwei Gewalten handelte, und zwischen zwei Gewalten kann nur die Gewalt entscheiden, das, meine Herren, hat die revolutionäre und contrerevolutionäre Presse gleichmäßig ausgesprochen. Ein Organ der Regierung selbst hat es kurz vor der Entscheidung des Kampfes proklamirt. Die „Neue Preußische Zeitung“, das Organ des jetzigen Ministeriums hatte das wohl erkannt. Einige Tage vor der Crise sagte sie ungefähr: Es kommt jetzt nicht mehr auf das Recht, sondern auf die Gewalt an, und es wird sich zeigen, daß das alte gottbegnadete Königthum noch die Gewalt hat. Die „Neue Preußische Zeitung“ hatte die Sachlage richtig aufgefaßt. Gewalt gegen Gewalt. Der Sieg mußte zwischen beiden entscheiden. Die Contrerevolution hat ge-

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siegt, aber nur der erste Akt des Dramas ist beendet. In England hat der Kampf über 20 Jahre gedauert. Karl I. war wiederholt Sieger, er bestieg schließlich das Schaffot. Und wer bürgt Ihnen dafür, meine Herren, daß nicht das jetzige Ministerium, daß nicht diese Beamte, die sich zu seinem Werkzeug machten und machen, als Hochverräther von der jetzigen Kammer verurtheilt werden oder von ihren Nachfolgern? Meine Herrn! Das öffentliche Ministerium hat seine Anklage auf die Gesetze vom 6. und 8. April zu begründen gesucht. Ich war gezwungen Ihnen nachzuweisen, daß eben diese Gesetze uns freisprechen. Aber ich verheimliche es Ihnen nicht, ich habe diese Gesetze nie anerkannt, ich werde sie nie anerkennen. Sie hatten nie eine Geltung für die aus der Wahl des Volkes hervorgegangenen Deputirten; noch weniger konnten sie der Revolution des Märzes ihre Bahn vorschreiben. Wie sind die Gesetze vom 6. und 8. April entstanden? Durch Vereinbarung der Regierung mit dem Vereinigten Landtage. Man wollte auf diesem Wege an den alten gesetzlichen Zustand anknüpfen und die Revolution vertünchen, welche eben diesen Zustand beseitigt hatte. Männer wie Camphausen u. dgl. hielten es für wichtig, den Schein des gesetzlichen Fortschritts zu retten. Und wie retteten sie diesen Schein? Durch eine Reihe augenfälliger und abgeschmackter Widersprüche. Bleiben Sie, meine Herren, einen Augenblick auf dem alten gesetzlichen Standpunkt stehen! Das blose Dasein des Ministers Camphausen, eines verantwortlichen Ministers, eines Ministers ohne Beamtenkariere, war es nicht eine Ungesetzlichkeit? Camphausen’s, des verantwortlichen Ministerpräsidenten, Stellung war eine ungesetzliche. Dieser gesetzlich nicht existirende Beamte ruft den Vereinigten Landtag zusammen, um Gesetze durch ihn beschließen zu lassen, zu deren Beschlußnahme dieser selbe Landtag gesetzlich nicht befugt war. Und dieß sich selbst aufhebende und in’s Gesicht schlagende Formenspiel nannte man gesetzlichen Fortschritt, Behauptung des Rechtsbodens! Aber sehen wir ab von dem Formellen, meine Herren! Was war der Vereinigte Landtag? Der Vertreter alter verkommner gesellschaftlicher Verhältnisse. Die Revolution, sie hatte eben stattgefunden gegen diese Verhältnisse. Und den Vertretern der besiegten Gesellschaft legt man organische Gesetze vor, welche die Revolution gegen diese alte Gesellschaft anerkennen, regeln, organisiren sollen? Welch ein abgeschmackter Widerspruch! Der Landtag war gestürzt mit dem alten Königthum. Bei dieser Gelegenheit, meine Herren, sehen wir Aug in Auge dem sogenannten Rechtsboden. Ich bin um so mehr gezwungen auf diesen Punkt mich einzulassen, als wir mit Recht für Feinde des Rechtsbodens gelten, als die Gesetze vom 6. und 8. April blos der formellen Anerkennung des Rechtsbodens ihr Dasein verdanken.

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Der Landtag vertrat vor allem das große Grundeigenthum. Das große Grundeigenthum war wirklich die Grundlage der mittelaltrigen, der feudalen Gesellschaft. Die moderne bürgerliche Gesellschaft, unsre Gesellschaft, beruht dagegen auf der Industrie und dem Handel. Das Grundeigenthum selbst hat alle seine ehemaligen Existenzbedingungen verloren, es ist abhängig geworden von dem Handel und der Industrie. Die Agrikultur wird daher heutzutage industriell betrieben und die alten Feudalherrn sind herabgesunken zu Fabrikanten von Vieh, Wolle, Korn, Runkelrüben, Schnaps u. dgl., zu Leuten, die mit diesen Industrieprodukten Handel treiben, wie jeder andre Handelsmann! So sehr sie an ihren alten Vorurtheilen festhalten mögen, in der Praxis verwandeln sie sich in Bürger, die zu wenigst möglichen Kosten möglichst viel produziren, die einkaufen, wo am wohlfeilsten einzukaufen, und verkaufen, wo am theuersten zu verkaufen ist. Die Lebens-, die Produktions-, die Erwerbweise dieser Herrn zeiht also schon ihre überkommenen hochtrabenden Einbildungen der Lüge. Das Grundeigenthum, als das herrschende gesellschaftliche Element, setzt die mittelaltrige Produktions- und Verkehrsweise voraus. Der Vereinigte Landtag vertrat diese mittelaltrige Produktionsund Verkehrsweise, die längst aufgehört hatte zu existiren, und deren Repräsentanten, so sehr sie an den alten Privilegien festhalten, ebenso sehr die Vortheile der neuen Gesellschaft mitgenießen und ausbeuten. Die neue bürgerliche, auf ganz andern Grundlagen, auf einer veränderten Produktionsweise beruhende Gesellschaft, mußte auch die politische Macht an sich reißen; sie mußte sie den Händen entreißen, welche die Interessen der untergehenden Gesellschaft vertraten, eine politische Macht, deren ganze Organisation aus ganz verschiedenen materiellen Gesellschaftsverhältnissen hervorgegangen war. Daher die Revolution. Die Revolution war daher ebenso sehr gegen das absolute Königthum gerichtet, den höchsten politischen Ausdruck der alten Gesellschaft, als gegen die ständische Vertretung, die eine längst durch die moderne Industrie vernichtete gesellschaftliche Ordnung oder höchstens noch anmaßliche Trümmer der täglich mehr von der bürgerlichen Gesellschaft überflügelten, in den Hintergrund gedrängten, aufgelösten Stände repräsentirte. Wie kam man also auf den Einfall den Vereinigten Landtag, den Vertreter der alten Gesellschaft, der neuen in der Revolution sich zu ihrem Rechte bringenden Gesellschaft Gesetze diktiren zu lassen? Angeblich, um den Rechtsboden zu behaupten. Aber, meine Herren, was verstehen Sie denn unter Behauptung des Rechtsbodens? Die Behauptung von Gesetzen, die einer vergangenen Gesellschaftsepoche angehören, die von Vertretern untergegangener oder untergehender gesellschaftlicher Interessen gemacht sind, also auch nur diese im Widerspruch

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mit den allgemeinen Bedürfnissen befindlichen Interessen zum Gesetz erheben. Die Gesellschaft beruht aber nicht auf dem Gesetze. Es ist das eine juristische Einbildung. Das Gesetz muß vielmehr auf der Gesellschaft beruhn, es muß Ausdruck ihrer gemeinschaftlichen aus der jedesmaligen materiellen Produktionsweise hervorgehenden Interessen und Bedürfnisse gegen die Willkür des einzelnen Individuums sein. Hier, der Code Napole´on, den ich in der Hand habe, er hat nicht die moderne bürgerliche Gesellschaft erzeugt. Die im 18. Jahrhundert entstandene, im 19. fortentwickelte bürgerliche Gesellschaft findet vielmehr im Code nur einen gesetzlichen Ausdruck. Sobald er den gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr entspricht, ist er nur noch ein Ballen Papier. Sie können die alten Gesetze nicht zur Grundlage der neuen gesellschaftlichen Entwicklung machen, so wenig als diese alten Gesetze die alten gesellschaftlichen Zustände gemacht haben. Aus diesen alten Zuständen sind sie hervorgegangen, mit ihnen müssen sie untergehn. Sie verändern sich nothwendig mit den wechselnden Lebensverhältnissen. Die Behauptung der alten Gesetze gegen die neuen Bedürfnisse und Ansprüche der gesellschaftlichen Entwicklung ist im Grund nichts anders, als die scheinheilige Behauptung unzeitgemäßer Sonderinteressen gegen das zeitgemäße Gesammtinteresse. Diese Behauptung des Rechtsbodens will solche Sonderinteressen als herrschende geltend machen, während sie nicht mehr herrschen; sie will der Gesellschaft Gesetze aufdringen, die durch die Lebensverhältnisse dieser Gesellschaft, durch ihre Erwerbsweise, ihren Verkehr, ihre materielle Produktion selbst verurtheilt sind, sie will Gesetzgeber in Funktion halten, die nur noch Sonderinteressen verfolgen, sie will die Staatsmacht mißbrauchen, um gewaltsam die Interessen der Minorität den Interessen der Majorität überzuordnen. Sie tritt also jeden Augenblick in Widerspruch mit den vorhandenen Bedürfnissen, sie hemmt den Verkehr, die Industrie, sie bereitet gesellschaftliche Krisen vor, die in politischen Revolutionen zum Ausbruch kommen. Das ist der wahre Sinn der Anhänglichkeit an den Rechtsboden und der Behauptung des Rechtsbodens. Und auf diese Phrase vom Rechtsboden hin, die entweder auf bewußtem Betrug oder auf bewußtloser Selbsttäuschung beruht, stützte man die Zusammenberufung des Vereinigten Landtags, ließ man diesen Landtag organische Gesetze für die durch die Revolution nothwendig gewordene und durch sie erzeugte Nationalversammlung fabriciren. Und nach diesen Gesetzen will man die National-Versammlung richten! Die Nationalversammlung repräsentirte die moderne bürgerliche Gesellschaft gegenüber der im Vereinigten Landtage vertretenen feudalen

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Gesellschaft. Sie war vom Volke gewählt, um selbstständig eine Verfassung festzusetzen, die den mit der bisherigen politischen Organisation und den bisherigen Gesetzen in Conflikt getretenen Lebensverhältnissen entspreche. Sie war daher von vornherein souverän, konstituirend. Wenn sie sich gleichwohl auf den Vereinbarerstandpunkt herabließ, so war das rein formelle Höflichkeit gegen die Krone, reine Ceremonie. Ich brauche hier nicht zu untersuchen, ob die Versammlung dem Volke gegenüber das Recht hatte, sich auf den Vereinbarungsstandpunkt zu stellen. Nach ihrer Meinung sollte die Collision mit der Krone durch den guten Willen beider Theile verhindert werden. So viel steht aber fest: die mit dem Vereinigten Landtage vereinbarten Gesetze vom 6. und 8. April waren formell ungültig. Sie haben materiell blos in so weit Bedeutung, als sie die Bedingungen aussprechen und festsetzen, unter denen die National-Versammlung wirklicher Ausdruck der Volkssouveränetät sein konnte. Die Vereinigte Landtagsgesetzgebung war nur eine Form, die der Krone die Demüthigung ersparte zu proklamiren: Ich bin besiegt! (Fortsetzung folgt.)

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* K ö l n , 26. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. (Fortsetzung. Siehe Nr. 231.) Karl Marx: Ich gehe jetzt, meine Herrn Geschwornen, über zur nähern Beleuchtung des Vortrags des öffentlichen Ministeriums. Das öffentliche Ministerium hat gesagt: „Die Krone hat sich eines Theils der Macht, die voll in ihrer Hand lag, entäußert. Selbst im gewöhnlichen Leben geht meine Verzichtungsurkunde nicht über die klaren Worte hinaus, in denen ich verzichte. Das Gesetz vom 8. April 1848 räumt der Nationalversammlung aber weder ein Steuerverweigerungsrecht ein, noch setzt es Berlin als nothwendige Residenz der Nationalversammlung fest.“ Meine Herren! Die Macht lag zerbrochen in der Hand der Krone; sie begab sich der Macht, um ihre Bruchstücke zu retten. Sie erinnern sich, meine Herren, wie der König gleich nach seiner Thronbesteigung in Königsberg und Berlin förmlich sein Ehrenwort verpfändete gegen das Zugeständniß einer konstitutionellen Verfassung. Sie erinnern sich, wie der König 1847 bei Eröffnung des Vereinigten Landtags hoch und theuer

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schwur, er würde kein Stück Papier zwischen sich und seinem Volke dulden. Der König hat sich nach dem März 1848, hat sich selbst in der oktroyirten Verfassung als konstitutionellen König proklamirt. Er hat diesen abstrakten welschen Tand, das Stück Papier, zwischen sich und sein Volk geschoben. Wird das öffentliche Ministerium die Behauptung wagen, der König habe freiwillig seinen feierlichen Versicherungen ein so augenfälliges Dementi gegeben, er habe freiwillig vor ganz Europa sich der unerträglichen Inkonsequenz schuldig gemacht, die Vereinbarung oder die Verfassung zu bewilligen! Der König machte die Zugeständnisse, wozu ihn die Revolution zwang. Nicht mehr, nicht minder! Das populäre Gleichniß des öffentlichen Ministeriums beweist leider nichts. Allerdings! Wenn ich verzichte, verzichte ich auf nichts mehr, als worauf ich ausdrücklich verzichte. Wenn ich Ihnen ein Geschenk mache, es wäre wirklich unverschämt von Ihnen, auf Grund meiner Schenkungsurkunde hin weitere Leistungen von mir erzwingen zu wollen. Aber eben das Volk war es, das nach dem März schenkte; die Krone war es, die das Geschenk empfing. Es versteht sich von selbst, daß das Geschenk im Sinne des Gebers und nicht des Empfängers, im Sinne des Volks und nicht der Krone, ausgelegt werden muß. Die absolute Macht der Krone war gebrochen. Das Volk hatte gesiegt. Beide schlossen einen Waffenstillstand und das Volk wurde getäuscht. Daß es getäuscht wurde, meine Herren, das öffentliche Ministerium selbst hat sich die Mühe genommen, es Ihnen ausführlich zu beweisen. Um das Steuerverweigerungsrecht der Nationalversammlung abzustreiten, hat das öffentliche Ministerium Ihnen weitläufig auseinandergesetzt, daß wenn etwas der Art im Gesetze vom 6. April 1848 enthalten war, es keinenfalls mehr im Gesetze vom 8. April 1848 zu finden ist. Also diese Zwischenzeit hatte man benutzt, um den Volksvertretern zwei Tage später die Rechte zu entziehen, die man ihnen zwei Tage vorher eingeräumt hatte. Konnte das öffentliche Ministerium glänzender die Ehrlichkeit der Krone kompromittiren, konnte es unwiderleglicher beweisen, daß man das Volk täuschen wollte? Das öffentliche Ministerium sagt ferner: „Das Recht der Verlegung und Vertagung der Nationalversammlung sei ein Ausfluß der Executivgewalt und in allen konstitutionellen Ländern anerkannt.“ Was das Recht der Executivgewalt betrifft, die gesetzgebenden Kammern zu verlegen, so fordere ich das öffentliche Ministerium auf, mir für diese Behauptung auch nur Ein einziges Gesetz oder Beispiel anzuführen. In England z. B. könnte der König nach altem historischem Rechte das Parlament an jeden ihm beliebigen Ort hinberufen. Es existirt kein Gesetz, wodurch London als legale Residenz des Parlaments bestimmt wür-

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de. Sie wissen, meine Herren, daß in England überhaupt die größten politischen Freiheiten sanktionirt sind durch das Gewohnheitsrecht, nicht durch geschriebenes Recht, so z. B. die Preßfreiheit. Aber der Einfall eines englischen Ministeriums, das Parlament von London nach Windsor oder Richmond zu verlegen – es genügt, ihn auszusprechen, um seine Unmöglichkeit einzusehen. Allerdings! In konstitutionellen Ländern hat die Krone das Recht, die Kammern zu vertagen. Vergessen Sie aber nicht, daß andererseits in allen Constitutionen bestimmt ist, auf wie lange die Kammern vertagt werden dürfen, nach welcher Frist sie wieder einberufen werden müssen. In Preußen existirte keine Constitution, sie sollte erst gemacht werden; es existirte kein gesetzlicher Termin der Einberufung für die vertagte Kammer, es existirte also auch kein Vertagungsrecht für die Krone. Die Krone konnte sonst die Kammern vertagen auf 10 Tage, auf 10 Jahre, auf ewig. Wo lag die Garantie, daß die Kammern je zusammenberufen wurden oder je zusammenblieben? Das Bestehen der Kammern neben der Krone war dem Gutdünken der Krone anheimgestellt, die gesetzgebende Gewalt zur Fiktion geworden, wenn hier einmal von gesetzgebender Gewalt die Rede sein soll. Meine Herren! Sie sehen hier an einem Beispiele, wohin es führt, den Konflikt zwischen der preußischen Krone und der preußischen Nationalversammlung an den Verhältnissen konstitutioneller Länder messen zu wollen. Es führt zur Behauptung des absoluten Königthums. Von der einen Seite vindicirt man der Krone die Rechte einer konstitutionellen Executivgewalt, von der andern besteht kein Gesetz, keine Gewohnheit, keine organische Institution, welche ihr die Beschränkungen der konstitutionellen Executivgewalt auferlegt. Man stellt die Forderung an die Volksrepräsentation: Einem absoluten Könige gegenüber spielst du die Rolle einer konstitutionellen Kammer! Bedarf es noch der Ausführung, daß in dem vorliegenden Falle keine Executivgewalt einer legislativen Gewalt gegenüberstand, daß die konstitutionelle Theilung der Gewalten keine Anwendung finden kann auf die preußische Nationalversammlung und die preußische Krone? Sehen Sie ab ˙˙ ˙ ˙Revolution, ˙ von der halten Sie sich nur an der offiziellen Vereinbarungstheorie. Nach dieser Theorie selbst standen sich zwei souveraine Gewalten gegenüber. Kein Zweifel! Von diesen zwei Gewalten mußte die eine die andere sprengen. Zwei souveraine Gewalten können nicht gleichzeitig, nicht nebeneinander funktioniren in einem Staat. Es ist dies ein Widersinn, wie die Quadratur des Zirkels. Die materielle Macht mußte zwischen den beiden Souverainetäten entscheiden. Aber wir, wir haben die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Vereinbarung hier nicht zu unter-

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suchen. Genug! Zwei Mächte traten in Beziehung zu einander, um einen Vertrag zu schließen. Camphausen selbst unterstellte die Möglichkeit, daß der Vertrag nicht zu Stande komme. Von der Tribüne herab zeigte er den Vereinbarern hin auf die Gefahr, die dem Lande bevorstehe, wenn der Vergleich nicht zu Stande komme. In dem ursprünglichen Verhältnisse der vereinbarenden Nationalversammlung zur Krone lag die Gefahr und hinterher will man die Nationalversammlung verantwortlich machen für diese Gefahr, indem man dies ursprüngliche Verhältniß verläugnet, indem man sie in eine konstitutionelle Kammer verwandelt! Man will die Schwierigkeit lösen, indem man von ihr abstrahirt! Ich glaube Ihnen bewiesen zu haben, meine Herren, die Krone hatte nicht das Recht, weder die Vereinbarerversammlung zu verlegen, noch sie zu vertagen. Aber das öffentliche Ministerium hat sich nicht beschränkt auf die Untersuchung, ob die Krone ein Recht zur Verlegung der Nationalversammlung hatte; es sucht die Zweckmäßigkeit dieser Verlegung nachzuweisen. „Wäre es nicht zweckmäßig gewesen“, ruft es aus, „wenn die Nationalversammlung der Krone Folge geleistet und nach Brandenburg gegangen wäre?“ Das öffentliche Ministerium findet diese Zweckmäßigkeit begründet in der Lage der Kammer selbst. Sie war unfrei in Berlin u. dgl. Liegt indessen die Absicht der Krone bei dieser Verlegung nicht klar am Tage? Hat sie alle offiziell angeführten Motive dieser Verlegung nicht selbst jeden Scheins entkleidet? Es handelte sich nicht um die Freiheit der Berathung, es handelte sich darum, entweder die Versammlung nach Hause zu schicken und eine Verfassung zu octroyiren, oder durch Einberufung von gefügigen Stellvertretern eine Scheinrepräsentation zu schaffen. Als sich wider Erwarten eine beschlußfähige Anzahl von Deputirten in Brandenburg einfand, da gab man die Heuchelei auf, da erklärte man die Nationalversammlung für aufgelöst. Uebrigens, es versteht sich von selbst, die Krone hatte nicht das Recht, die Nationalversammlung für frei oder für unfrei zu erklären. Niemand als die Versammlung selbst konnte entscheiden, ob sie die nothwendige Freiheit der Berathung genieße oder nicht genieße. Nichts bequemer für die Krone, als bei jedem ihr mißliebigen Beschlusse der Nationalversammlung sie für unfrei zu erklären, für unzurechnungsfähig und sie zu interdiciren! Das öffentliche Ministerium hat auch von der Pflicht der Regierung gesprochen, die Würde der Nationalversammlung zu schützen gegen den Terrorismus der Berliner Bevölkerung.

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Es klingt dies Argument wie eine Satyre auf die Regierung. Von dem Benehmen gegen die Personen will ich nicht sprechen und diese Personen waren immerhin die erwählten Vertreter des Volkes. Auf jede Weise hat man sie zu demüthigen gesucht, auf die allerinfamste Weise hat man sie verfolgt, man hat gleichsam eine wilde Jagd auf sie angestellt. Lassen wir die Personen. Wie hat man die Würde der Nationalversammlung in ihren Arbeiten gewahrt? Ihre Archive sind der Soldateska preisgegeben worden, welche die Dokumente der Abtheilungen, die königlichen Botschaften, ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ die Gesetzentwürfe, die Vorarbeiten in Fidibus ˙verwandelte, den Ofen damit heizte, sie mit Füßen zerstampfte. Man beobachtete nicht einmal die Formen einer gerichtlichen Exekution, man bemächtigte sich des Archivs, ohne ein Inventar darüber aufzunehmen. Es lag im Plane, diese dem Volke so kostspieligen Arbeiten zu vernichten, um die Nationalversammlung besser verläumden zu können, um der Regierung und den Aristokraten gehässige Reformpläne aus der Welt zu schaffen. Und nach allem diesem, ist es nicht geradezu lächerlich, zu behaupten, die Regierung habe die Nationalversammlung, aus zarter Sorgfalt für ihre Würde, von Berlin nach Brandenburg verlegt? Ich komme jetzt zur Ausführung des öffentlichen Ministeriums über die formelle Gültigkeit des Steuerverweigerungsbeschlusses. Um den Steuerverweigerungsbeschluß zum formell-gültigen Beschlusse zu erheben, sagt das Ministerium, mußte die Versammlung ihren Beschluß der Sanktion der Krone unterwerfen. Aber, meine Herren, die Krone stand der Versammlung nicht in eigener Person gegenüber, sie stand ihr gegenüber in der Person des Ministeriums Brandenburg. Mit dem Ministerium Brandenburg also, diesen Unsinn verlangt der öffentliche Ankläger, hätte sich die Versammlung vereinbaren sollen, um dies Ministerium als hochverrätherisch zu proklamiren, um ihm die Steuern zu verweigern! Was heißt eine solche Zumuthung anders, als die Nationalversammlung sollte sich entschließen zu bedingungsloser Unterwürfigkeit unter jede Forderung des Ministeriums Brandenburg? Der Steuerverweigerungsbeschluß war auch formell ungültig, so sagt das öffentliche Ministerium, da erst bei der zweiten Verlesung ein Antrag zum Gesetze erhoben werden kann. Von der einen Seite setzt man sich über die wesentlichen Formen hinaus, an die man gegenüber der Nationalversammlung gebunden war: von der andern muthet man der Nationalversammlung die Beobachtung der unwesentlichsten Formalitäten zu. Nichts einfacher! Ein der Krone mißliebiger Antrag geht in erster Lesung durch, die zweite wird verhindert

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durch Waffengewalt, das Gesetz ist und bleibt ungültig, weil es der zweiten Verlesung ermangelt. Das öffentliche Ministerium übersieht den exceptionellen Zustand, welcher herrschte, als die Volksvertreter, durch Bajonette in ihrem Sitzungssaale bedroht, jenen Beschluß faßten. Die Regierung begeht Gewaltstreich über Gewaltstreich. Sie verletzte rücksichtslos die wichtigsten Gesetze, die Habeas-Corpus-Akte, das Bürgerwehrgesetz. Sie führt willkürlich den unbeschränkten Militärdespotismus ein unter der Firma des Belagerungszustandes. Sie jagt die Volksvertreter selbst zum Teufel. Und während man auf der einen Seite alle Gesetze schaamlos verletzt, verlangt man auf der anderen Seite zarteste Beobachtung sogar eines Reglements? Ich weiß nicht, meine Herren, ist es absichtliche Verfälschung, – ich bin weit entfernt, sie von Seiten des öffentlichen Ministeriums vorauszusetzen, – oder ist es Unwissenheit, wenn es sagt: „Die Nationalversammlung habe keine Vermittlung gewollt“, sie „habe keine Vermittlung versucht“. Wenn das Volk der Berliner Nationalversammlung irgend einen Vorwurf macht, sind es ihre Vermittlungsgelüste. Wenn Mitglieder dieser Versammlung selbst eine Reue empfinden, es ist die Reue über ihre Vereinbarungssucht. Die Vereinbarungssucht war es, die ihr das Volk allmählig entfremdete, die sie alle Positionen verlieren ließ, die sie schließlich den Angriffen der Krone aussetzte, ohne daß eine Nation in ihrem Rücken stand. Als sie endlich einen Willen behaupten wollte, stand sie vereinsamt da, ohnmächtig, eben weil sie zur rechten Zeit keinen Willen zu haben und zu behaupten wußte. Sie bekundete zuerst diese Vereinbarungssucht, als sie die Revolution verläugnete und die Vereinbarungstheorie sanktionirte, als sie sich herabwürdigte von einer revolutionären Nationalversammlung zu einer zweideutigen Gesellschaft von Vereinbarern. Sie trieb die Vermittlungsschwäche zum Extreme, als sie von Pfuel eine Scheinanerkennung des Stein’schen Armeebefehls für vollgültig acceptirte. Die Verkündung dieses Armeebefehls selbst war zur Farce geworden, als er nur mehr komisches Echo des Wrangel’schen Armeebefehls sein konnte. Und dennoch, statt über ihn hinauszugehen, griff die Versammlung mit beiden Händen nach der abschwächenden, ihn auf völlige Inhaltslosigkeit reduzirenden Verdolmetschung desselben durch das Ministerium Pfuel. Um jeden ernsten Konflikt mit der Krone zu vermeiden, nahm sie den Scheinschatten einer Demonstration gegen die alte reaktionäre Armee als eine wirkliche Demonstration hin. Etwas, was auch nicht mehr eine Scheinlösung des Konflikts war, heuchelte sie ernsthaft für die wirkliche Lösung des Konflikts zu halten. So wenig kampfbegierig, so sehr vermittlungslustig war diese Versammlung, die das öffentliche Ministerium als muthwilligen Händelsucher darstellt?

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Soll ich noch auf ein Symptom der vermittlungssüchtigen Natur dieser Kammer hinweisen? Erinnern Sie sich, meine Herrn, an die Vereinbarung der Nationalversammlung über das Sistirungsgesetz der Ablösungen mit Pfuel. Wenn die Versammlung den Feind in der Armee nicht zu ecrasiren wußte, so galt es vor allem, den Freund im Bauernstande zu gewinnen. Auch darauf verzichtete sie. Es galt ihr vor allem, es galt ihr vor den Interessen ihrer eignen Selbsterhaltung, zu vermitteln, den Konflikt mit der Kammer zu vermeiden, unter allen Bedingungen zu vermeiden. Und man wirft dieser Versammlung vor, sie habe keine Vermittlung gewollt, sie habe keine Vermittlung versucht? Sie versuchte die Vermittlung noch, während der Konflikt schon ausgebrochen war. Sie kennen, meine Herrn, die Broschüre von Unruh, eines Mannes des Centrums. Sie haben daraus ersehen, was man alles versuchte, um den Bruch zu vermeiden, wie man Deputationen an die Krone schickte, die nicht vorgelassen wurden, wie einzelne Deputirte die Minister zu überreden suchten, die sie vornehm-hochmüthig zurückwiesen, wie man Konzessionen machen wollte, die verlacht wurden. Selbst in dem Augenblicke noch wollte die Versammlung Frieden schließen, als es sich nur noch darum handeln konnte, zum Kriege zu rüsten. Und diese Versammlung klagt das öffentliche Ministerium an, sie habe keine Vermittlung gewollt, keine Vermittlung versucht! Die Berliner Nationalversammlung gab sich offenbar der größten Illusion hin, verstand ihre eigne Stellung, ihre eignen Existenzbedingungen nicht, als sie vor dem Konflikte, während des Konfliktes noch eine gütliche Verständigung, eine Vermittlung mit der Krone für möglich hielt und zu bewerkstelligen suchte. Die Krone wollte keine Vermittlung, sie konnte keine Vermittlung wollen. Täuschen wir uns nicht, meine Herrn Geschworenen, über die Natur des Kampfes, der im März zum Ausbruche kam, der später zwischen der Nationalversammlung und der Krone geführt wurde. Es handelt sich hier nicht um einen gewöhnlichen Konflikt zwischen einem Ministerium und einer parlamentarischen Opposition, es handelte sich nicht um den Konflikt zwischen Leuten, die Minister waren und Leuten, die Minister werden wollten, es handelt sich nicht um den Parteikampf zweier politischer Fraktionen in einer gesetzgebenden Kammer. Es ist möglich, daß Mitglieder der Nationalversammlung, der Minorität oder der Majorität angehörig, sich alles dies einbildeten. Nicht die Meinung der Vereinbarer, die wirkliche historische Stellung der Nationalversammlung, wie sie aus der europäischen Revolution und der durch sie bedingten Märzrevolution hervorging, sie allein entscheidet. Was hier vorlag, das war kein politischer Konflikt zweier Fraktionen auf dem Boden einer Gesellschaft,

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das war der Konflikt zweier Gesellschaften selbst, ein sozialer Konflikt, der eine politische Gestalt angenommen hatte, es war der Kampf der alten feudal büreaukratischen mit der modernen bürgerlichen Gesellschaft, der Kampf zwischen der Gesellschaft der freien Konkurrenz und der Gesellschaft des Zunftwesens, zwischen der Gesellschaft des Grundbesitzes mit der Gesellschaft der Industrie, zwischen der Gesellschaft des Glaubens mit der Gesellschaft des Wissens. Der entsprechende politische Ausdruck der alten Gesellschaft, das war die Krone von Gottes Gnaden, die bevormundende Büreaukratie, die selbstständige Armee. Die entsprechende soziale Grundlage dieser alten politischen Macht, das war der privilegirte adlige Grundbesitz mit seinen leibeignen oder halbleibeignen Bauern, die kleine patriarchalische oder zünftig organisirte Industrie, die von einander abgeschlossenen Stände, der brutale Gegensatz von Stadt und Land, und vor allem die Herrschaft des Landes über die Stadt. Die alte politische Macht, – gottbegnadete Krone, bevormundende Büreaukratie, selbstständige Armee – sah ihre eigentliche materielle Grundlage unter den Füßen hinschwinden, sobald die Grundlage der alten Gesellschaft, der privilegirte adlige Grundbesitz, der Adel selbst, die Herrschaft des Landes über die Stadt, die Abhängigkeit des Landvolkes und die allen diesen Lebensverhältnissen entsprechende Gesetzgebung, wie Gemeindeordnung, Kriminalgesetzgebung u. dgl. angetastet wurden. Die Nationalversammlung verübte dies Attentat. Andrerseits sah jene alte Gesellschaft die politische Macht ihren Händen entrissen, sobald die Krone, die Büreaukratie und die Armee ihre feudalen Privilegien einbüßten. Und die Nationalversammlung wollte diese Privilegien kassiren. Kein Wunder also, daß Armee, Büreaukratie, Adel vereint die Krone zu einem Gewaltstreich hindrängten, kein Wunder, daß die Krone, die ihr eignes Interesse im innigsten Zusammenhang mit dem der alten feudal-büreaukratischen Gesellschaft wußte, sich zum Staatsstreich hindrängen ließ. Die Krone war eben der Repräsentant der feudal-aristokratischen Gesellschaft, wie die Nationalversammlung der Repräsentant der modern-bürgerlichen Gesellschaft war. Es liegt in den Lebensbedingungen der letztern, daß Büreaukratie und Armee aus Beherrschern des Handels und der Industrie zu ihren Werkzeugen erniedrigt, zu blosen Organen des bürgerlichen Verkehrs gemacht werden. Sie kann nicht dulden, daß die Agrikultur durch feudale Privilegien, die Industrie durch büreaukratische Bevormundung beschränkt wird. Es widerstrebt dies ihrem Lebensprinzipe der freien Konkurrenz. Sie kann nicht dulden, daß die auswärtigen Handelsverhältnisse, statt durch die Interessen der Nationalproduktion, vielmehr nach den Rücksichten einer internationalen Hofpolitik geregelt werden. Sie muß die Finanzverwaltung den Produktionsbedürfnissen unterordnen,

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während der alte Staat die Produktion den Bedürfnissen der Krone von Gottes Gnaden und der Ausflickung der Königsmauern, der sozialen Stützen dieser Krone, unterordnen muß. Wie die moderne Industrie thatsächlich nivellirt, so muß die moderne Gesellschaft jede gesetzliche und politische Schranke zwischen Stadt und Land einreißen. In ihr gibt es noch Klassen, aber keine Stände mehr. Ihre Entwicklung besteht in dem Kampfe dieser Klassen, aber diese sind vereinigt gegenüber den Ständen und ihrem gottbegnadeten Königthum. Das Königthum von Gottes Gnaden, der höchste politische Ausdruck, der höchste politische Repräsentant der alten feudal-büreaukratischen Gesellschaft, kann daher der modernen bürgerlichen Gesellschaft keine aufrichtigen Zugeständnisse machen. Der eigne Erhaltungstrieb, die Gesellschaft, die hinter ihm steht, auf die es sich stützt, werden es stets von neuem dahin treiben, die gemachten Zugeständnisse zurückzunehmen, den feudalen Charakter zu behaupten, die Contrerevolution zu riskiren! Nach einer Revolution ist die Contrerevolution die stets sich erneuernde Lebensbedingung der Krone. Andrerseits kann auch die moderne Gesellschaft nicht rasten, bis sie die offizielle überlieferte Macht, wodurch sich die alte Gesellschaft noch gewaltsam behauptet, bis sie die Staatsgewalt derselben zertrümmert und beseitigt hat. Die Herrschaft der Krone von Gottes Gnaden ist eben die Herrschaft der veralteten Gesellschaftselemente. Also kein Frieden zwischen diesen beiden Gesellschaften. Ihre materiellen Interessen und Bedürfnisse bedingen einen Kampf auf Leben und Tod, die eine muß siegen, die andre unterliegen. Das ist die einzig mögliche Vermittlung zwischen beiden. Also auch kein Frieden zwischen den höchsten politischen Repräsentanten dieser beiden Gesellschaften, zwischen der Krone und der Volksvertretung. Die Nationalversammlung hatte daher nur die Wahl der alten Gesellschaft nachzugeben, oder als selbstständige Macht der Krone gegenüber aufzutreten. Meine Herrn! Das öffentliche Ministerium hat die Steuerverweigerung als eine Maßregel bezeichnet, „welche die Grundvesten der Gesellschaft erschüttre“. Die Steuerverweigerung hat mit den Grundvesten der Gesellschaft nichts zu thun. Woher kömmt es überhaupt, meine Herrn, daß die Steuern, die Verwilligung und die Verweigerung der Steuern eine so große Rolle spielen in der Geschichte des Konstitutionalismus? Es erklärt sich dies sehr einfach. Wie die Leibeignen mit baarem Gelde ihre Privilegien erkauften von den Feudalbaronen, so ganze Völker von den Feudalkönigen. Die Könige bedurften Geld in den Kriegen mit den auswärtigen Völkern und namentlich in ihren Kämpfen gegen die Feudalherrn. Je mehr sich der Han-

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del und die Industrie entwickelte, desto mehr bedurften sie des Geldes. In demselben Maße entwickelte sich aber der dritte Stand, der Bürgerstand, in demselben Maße hatte er über größere Geldmittel zu verfügen. In demselben Maße kaufte er vermittelst der Steuern den Königen mehr Freiheiten ab. Um sich diese Freiheiten zu versichern, behielt er sich das Recht vor, die Geldleistungen in gewissen Terminen zu erneuern – das Steuerbewilligungs- und Verweigerungsrecht. In der englischen Geschichte namentlich können Sie diese Entwicklung bis in’s Detail verfolgen. In der mittelaltrigen Gesellschaft also waren die Steuern das einzige Band zwischen der aufkommenden bürgerlichen Gesellschaft und dem herrschenden feudalen Staate, das Band, wodurch dieser gezwungen wurde, jener Concessionen zu machen, der Entwicklung derselben nachzugeben und sich ihren Bedürfnissen anzupassen. In den modernen Staaten hat sich dies Steuerbewilligungs- und Verweigerungsrecht in eine Controlle der bürgerlichen Gesellschaft über den Verwaltungsausschuß ihrer allgemeinen Interessen, die Regierung, verwandelt. Partielle Steuerverweigerung finden Sie daher vor als integrirenden Theil jedes constitutionellen Mechanismus. Diese Art Steuerverweigerung hat Statt, so oft das Büdget verworfen wird. Das laufende Büdget ist nur für einen bestimmten Zeitraum verwilligt; die Kammern müssen außerdem, sobald sie vertagt sind, nach sehr kurzen Zwischenräumen wieder einberufen werden. Eine Unabhängigkeitsmachung der Krone ist daher unmöglich. Die Steuern sind durch Verwerfung eines Büdgets definitiv verweigert, sobald die neue Kammer dem Ministerium keine Majorität zubringt oder die Krone nicht ein Ministerium im Sinne der neuen Kammer ernennt. Die Verwerfung des Büdgets ist also eine Steuerverweigerung in parlamentarischer Form. Diese Form war im vorliegenden Conflicte nicht anwendbar, weil die Constitution noch nicht existirte, sondern erst zu schaffen war. Aber die Steuerverweigerung, wie sie hier vorliegt, eine Steuerverweigerung, die nicht nur das neue Budget verwirft, sondern selbst die Bezahlung der laufenden Steuern verbietet, auch sie ist nichts Unerhörtes. Sie war eine sehr häufige Thatsache im Mittelalter. Selbst der alte deutsche Reichstag und die alten feudalen brandenburgischen Stände haben Steuerverweigerungsbeschlüsse gefaßt. Und in modernen constitutionellen Ländern fehlt es nicht an Beispielen. 1832 führte die Steuerverweigerung in England den Sturz des Ministeriums Wellington herbei. Und bedenken Sie wohl meine Herren! Nicht das Parlament hatte in England die Steuerverweigerung beschlossen, das Volk proklamirte und vollzog sie aus eigner Machtvollkommenheit. England aber ist das historische Land des Constitutionalismus.

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Ich bin weit entfernt es zu läugnen: Die englische Revolution, die Karl I. auf das Schaffot brachte, begann mit der Steuerverweigerung. Die nordamerikanische Revolution, welche mit der Unabhängigkeitserklärung Nordamerika’s von England endete, begann mit der Steuerverweigerung. Die Steuerverweigerung kann auch in Preußen die Vorläuferin sehr schlimmer Dinge sein. Aber John Hampden brachte Karl I. nicht auf das Schaffot, sondern nur sein Eigensinn, seine Abhängigkeit von den feudalen Ständen, sein Dünkel, unabweisliche Forderungen der neuentstehenden Gesellschaft mit Gewalt niederherrschen zu wollen. Die Steuerverweigerung ist nur ein Symptom des Zwiespalts zwischen Krone und Volk, nur ein Beweis, daß der Conflict zwischen Regierung und Volk schon einen hohen, gefahrdrohenden Grad erreicht hat. Sie bringt den Zwiespalt, den Conflict nicht hervor. Sie drückt nur das Vorhandensein dieser Thatsache aus. Im schlimmsten Falle folgt auf sie der Sturz der bestehenden Regierung, der vorhandenen Staatsform. Die Grundvesten der Gesellschaft werden nicht davon berührt. Im vorliegenden Falle nun gar war die Steuerverweigerung eine Nothwehr eben der Gesellschaft gegen die Regierung, von der sie in ihren Grundvesten bedroht war. Das öffentliche Ministerium wirft uns schließlich vor, wir wären in dem inkriminirten Aufrufe weiter gegangen als die Nationalversammlung selbst. „Einmal habe die Nationalversammlung ihren Beschluß nicht publicirt.“ Soll ich ernsthaft darauf antworten, meine Herren, daß der Steuerverweigerungsbeschluß nicht einmal von der Gesetzsammlung publicirt wurde? Dann habe die Nationalversammlung nicht, wie wir, zur Gewalt aufgefordert, überhaupt nicht, wie wir, den revolutionären Boden betreten, sondern sich auf gesetzlichem Boden halten wollen. Vorhin stellte das öffentliche Ministerium die Nationalversammlung als ungesetzlich dar, jetzt als gesetzlich, jedesmal um uns als Verbrecher darzustellen. Wenn die Eintreibung der Steuern einmal für ungesetzlich erklärt ist, muß ich die gewaltsame Ausübung der Ungesetzlichkeit nicht gewaltsam zurückweisen? Selbst von diesem Standpunkte aus, waren wir daher berechtigt, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Uebrigens, es ist ganz richtig, die Nationalversammlung wollte sich auf rein gesetzlichem Boden halten, auf dem Boden des passiven Widerstandes. Es standen ihr zwei Wege offen. Der revolutionäre. Sie schlug ihn nicht ein, die Herren wollten ihre Köpfe nicht riskiren. Oder die Steuerverweigerung, die bei passivem Widerstand stehen blieb. Sie betrat diesen Weg. Das Volk aber mußte sich in Ausübung der Steuerverweigerung auf revolutionären Boden stellen. Das Verhalten der Nationalversammlung war für das Volk keineswegs maßgebend. Die Nationalversammlung hat keine Rechte für

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sich, das Volk hat ihr nur die Behauptung seiner eigenen Rechte übertragen. Vollführt sie ihr Mandat nicht, so ist es erloschen. Das Volk selbst tritt dann in eigener Person auf die Bühne und handelt aus eigener Machtvollkommenheit. Wäre z. B. eine Nationalversammlung an eine verrätherische Regierung verkauft, so müßte das Volk beide fortjagen, Regierung und Nationalversammlung. Wenn die Krone eine Contrerevoluton macht, so antwortet das Volk mit Recht durch eine Revolution. Es bedarf dazu der Genehmigung keiner Nationalversammlung. Daß die preußische Regierung aber ein hochverrätherisches Attentat versucht, das hat die Nationalversammlung selbst ausgesprochen. Ich resümire mich kurz, meine Herrn Geschwornen. Die Gesetze vom 6. und 8. April 1848 kann das öffentliche Ministerium nicht gegen uns anrufen, nachdem die Krone selbst sie zerrissen hat. Diese Gesetze entscheiden an und für sich nicht, weil sie willkürliche Machwerke des Vereinigten Landtags sind. Der Steuerverweigerungsbeschluß der Nationalversammlung war formell und materiell gültig. Wir sind in unserm Aufrufe weiter gegangen, als die Nationalversammlung. Es war dies unser Recht und unsere Pflicht. Ich wiederhole schließlich, daß erst der erste Akt des Dramas beendet ist. Der Kampf der beiden Gesellschaften, der mittelaltrigen und der bürgerlichen, wird von neuem in politischen Formen geführt werden. Dieselben Konflikte werden wieder beginnen, sobald die Versammlung zusammengekommen sein wird. Schon prophezeit das Organ des Ministeriums, die „Neue Preußische Zeitung“: Dieselben Leute haben wieder gewählt, es wird nöthig sein, die Versammlung zum zweiten Male auseinanderzujagen. Welchen neuen Weg aber auch die neue Nationalversammlung einschlagen mag, das nothwendige Resultat kann kein anderes sein, als: Vollständiger Sieg der Contrerevolution oder neue siegreiche Revolution. Vielleicht ist der Sieg der Revolution erst möglich nach vollendeter Contrerevolution.

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 231, 25. Februar 1849

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* Die Allgemeine Oder Zeitung berichtet u. A. folgendes nach den Mit˙˙ ˙ ˙eines ˙ ˙˙ ˙ ˙Ungarn, ˙ ˙ ˙ ˙der ˙˙ ˙ ˙am ˙ 17. Pesth verlassen hatte: theilungen Als die magyarische Armee sich von Pesth hinter die Theiß zurückzog, war die Bestürzung der Bewohner beider Städte außerordentlich, besonders auf Seiten der Magyaren, welche ihre letzte Freiheitshoffnung zu Grunde gehen sahen und wehklagten, daß die Armee, indem sie die Hauptstadt Preis gab, sich vor ganz Europa mit Schande bedeckte. Dennoch war die Politik der ungarischen Regierung wohl berechnet, da sie recht wohl wußte, daß die Bewohner beider Städte, in der Begier, ihren Grundbesitz zu retten, dem Feinde hülfreiche Hand geleistet haben würden. Später freilich, als es sich fand, daß die östreichische Regierung keine Partei schonte, sahen auch diese Leute ein, daß sie es mit einem unversöhnlichen Feinde zu thun hatten. Die Schändlichkeiten, welche die östreichischen Truppen in der Umgegend von Buda-Pesth verübten, überstiegen alles Maß. Die Croaten zeichneten sich dabei vor allen Andern aus. Was sie nicht genießen konnten, zerstörten sie. Zwei Tage nach dem Rückzuge der Ungarn über die Theiß setzte sich ein Armee-Corps von 20 000 Mann unter Ottinger in Szolnok fest, Arriere-Garde in Abony. In dieser Stellung wurden die Oestreicher von einem ungarischen Corps, etwa 12 000 Mann stark, unter Perczel angegriffen und wären vollkommen vernichtet worden, hätte sich nicht eine ungarische Heer-Abtheilung unter dem Brigadier Kasinsky beim Anmarsch verspätet. Doch sahen sich die Oestreicher zur Flucht genöthigt, für welche sie die Nacht zu Hülfe nahmen und konnten sich erst in Czegled wieder sammeln. Es war merkwürdig anzusehen, von welchem Schrecken sie, namentlich die Cavallerie und die Offiziere – befallen waren, und wie sie fortwährend schrien: „Vorwärts!

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vorwärts! Die Fleischhackerhunde (so nennen sie die ungarischen Husaren) sind uns auf den Fersen!“ Am 21. kamen die Ungarn nach Abony, und zwar diesmal 22 000 Mann stark. General Dembinski war dabei, ohne jedoch damals schon das Commando zu führen. Am Morgen nach der Schlacht bei Szolnok ging eine östreichische Cürassier-Division bis St. Marton vor, wo sich die ungarischen Vorposten befanden, und hier geschah das Unglaubliche, daß sie von sechs ungarischen Husaren angegriffen wurden, welche ihnen an zwanzig Leute tödteten und einige gefangen nahmen. Am 23. bei Anbruch des Tages trafen die Ungarn vor Cegled ein, wo die Oestreicher eine sehr vortheilhafte Stellung eingenommen hatten. Die Ungarn griffen an, schlugen die Oestreicher und verfolgten sie durch die Stadt bis in die Weinberge von Alberty. Dort erfuhren sie, daß ein beträchtliches Armeecorps der Oestreicher über Erlau gegen Debreczin marschire, und diese Nachricht zwang sie die Verfolgung aufzugeben; doch äußerte General Dembinski sein Mißvergnügen über die ganze Ausführung dieses Angriffs, welcher seiner Behauptung nach zur völligen Vernichtung des östreichischen Corps führen mußte. Die Nachricht von der Niederlage des Ottingerschen Corps wurde übrigens in Pesth sogleich bekannt und die Einwohner suchten ihre rothen Federn wieder hervor, aber ihre Hoffnungen wurden getäuscht. Die Ungarn gingen über die Theiß, und verbrannten die Brücke bei Szolnok. Daraus nehmen die Oestreicher Veranlassung mit Siegen zu prahlen und die Furcht vor ihrer Brutalität verhinderte den Wiederspruch. Traurig ging es dabei den Bewohnern der Ortschaften, welche sich bereits vom östreichischen Joch befreit zu sehen gehofft hatten. Die Oestreicher kamen in stärkerer Zahl und mit noch härteren Forderungen wie vorher. Es gab Häuser, welche 30 bis 40 Soldaten ins Quartier nehmen mußten, und die Offiziere waren grausam genug, selbst Greise aus ihren Betten zu jagen und sich hinein zu legen, indem sie sagten: ihr Ungarn könnt auf der Erde schlafen. Dort ist’s für euch Hunde gut genug. Diese Nachrichten werden fortgesetzt werden. Die Schlesische Ztg., ein reaktionäres Blatt, eben so gut wie die Bres˙˙ ˙ ˙ihrer ˙ lauer Ztg., hat Seits folgende Darstellung der Lage der Dinge in ˙ ˙ ˙˙ Ungarn: Pesth, 12. Februar. Mehr als man geglaubt hatte, zieht sich der Krieg ˙˙ in die Länge, was ˙vornehmlich daher kommt, daß die Magyaren an dem gelinden Winter einen mächtigen Verbündeten bekommen haben. Das Austreten der Flüsse, sowie die fast völlig unpraktikabeln Wege setzen der östreichischen Armee kaum zu überwindende Hindernisse entgegen. Die Theiß ist jetzt die Scheidungslinie zwischen den feindlichen Heeren.

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Von Tokaj bis nach Szegedin, in einer Länge von mehr denn vierzig Meilen, wird bald auf dem, bald auf jenem Punkte gefochten. Der Mittelpunkt dieser Linie ist Szolnok. Heftig ist schon auf diesem Punkt gekämpft worden, aber immer noch sind die Magyaren Meister davon. Er ist von Wichtigkeit, weil er in der Mitte des Kampfes liegt. An der obern Theiß, das ist in der Gegend von Tokaj, erheben sich die ˙ ˙˙Bevölkerung durch die Gräuel des Krieges Magyaren in Masse, weil˙die zur Verzweiflung getrieben ist. Auf’s höchste aufgeregt ist dieselbe in und um Miskolz, sowie in der ganzen Bresoder Gespannschaft. Die Vortheile, welche die Oestreicher hier erringen, werden ihnen immer alsbald wieder entrissen. Von Szolnok hinab, und auch schon eine weite Strecke darüber hinauf ist das Land auf beiden Seiten der Theiß jetzt so überschwemmt, daß es an vielen Orten eine Meile breit auf beiden Seiten unter Wasser steht, was gewöhnlich bis in den April hinein dauert. Auf diesem Terrain wissen nur die Einheimischen Bescheid. Kommt ein fremdes Truppencorps dahin, so kann es von jenen leicht in die Sümpfe und in die Fluthen gesprengt werden. Weiter hinab bei Csongrad und Szentes sind gegenwärtig die Wege für ein Armeecorps durchaus nicht zu passiren, denn das Geschütz würde in den sumpfigen Straßen versinken. Es ist dies die Straße nach Szegedin und Arad. Die östreichische Armee, insbesondere die kroatische, versuchte hier vorzudringen, überzeugte sich aber von der Unmöglichkeit. Es geht das Gerücht, daß sich Fürst Windischgrätz deshalb mit Jellachich entzweit habe. Bis auf die Steppen bei Keczkemet kam letzterer, ward aber wieder zurückgedrängt. In dieser Gegend wohnen die Kumanier und Tazcyer, ein äußerst kräftiger Menschenschlag, wo jeder ein Edelmann ist und die nur den Reichspalatin als ihren Obergespan anerkennen. Sie sind exaltirte Magyaren. Zwischen der Theiß und der Gränze von Siebenbürgen liegen zwar die Ortschaften weit auseinander, sind aber ungemein volkreich. So z. B. zählt der Markt Csaba 24 000 und Gyula gegen 18 000 Einwohner. Alle sind enthusiastische Magyaren. Weiter hinab im Banate dringen zwar die Serben vor, aber die Ungarn haben doch nichts destoweniger noch viel Terrain inne. Gelingt dem General Bem der Plan, den er jetzt zu haben scheint, von Hermannstadt (in Siebenbürgen) aus über die Szaszvaros und Deva durch die Gebirgspässe nach Ungarn zu kommen und sich mit den hiesigen Magyaren zu vereinigen, so wird deren Sache eine günstige Wendung nehmen. Und es stehen ihm dabei keine so gar großen Hindernisse im Wege. Denn Siebenbürgen ist so gut als überwältigt, und die Wallachen waren schon besiegt, als sich Bem gegen die Sachsen wandte. Von diesen

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sollen sich in der Gegend von Kronstadt viele an ihn angeschlossen haben, ohne Zweifel nur, weil ihnen kein anderer Ausweg übrig bliebe. Die einzige Veste Karlsburg (zwischen Klausenburg und Mühlenbach) hätte noch einigen Widerstand leisten können, sie soll aber bereits in den Händen der Ungarn sein. Auf dem rechten Ufer der Donau, so wie in den Karpathen, beschränkt sich der Kampf meist nur auf Plänkeleien. Auf der ganzen Landmeile von den Gränzen Steiermarks bis an die Donau haben sich Streifcorps gebildet, welche die östreichische Armee unter General Nugent in Athem erhalten. Bei mehreren derselben stehen angesehene Ungarn an der Spitze. Die aus Komorn zuweilen gemachten Ausfälle dienen diesen Guerillas zum Schutze. Auch diese jungfräuliche Festung würde gefallen sein, wenn der Winter noch einen Monat angehalten hätte, weil man da auf den zugefrornen Strömen sich ihr hätte nähern können. Auf der einen Seite strömt die Donau in zwei Armen; dasselbe thun auf der andern Seite die Waag und die Neutra. Die Festung selbst erhebt sich kaum 50 Fuß über die Ebenen, aber ihr ist von diesen aus nirgends beizukommen. Das Wurfgeschoß reicht kaum hinüber, wohingegen die Belagerten den Belagerern großen Schaden thun können. Als Napole´on im Kriege mit Oestreich, nicht lange vor dem Preßburger Frieden, den Marschall Duroc zur Recognoscirung gegen Komorn schickte, kam dieser mit dem lakonischen Bescheide: « Sire! imprenable. » In den Karpathen haben die Magyaren auch noch Anhang, und auch dort fehlt es nicht an Streifcorps, und das ganz besonders in der Trentschiner, Honther und Abaujwarer Gespannschaft. Aus alle dem geht hervor, daß der Krieg noch fern von seinem Ende ist und daß Oestreich noch große Streitkräfte werde aufbieten müssen, ehe es den Feind bewältigen wird, dessen Muth jetzt von Tage zu Tage steigt, und der zum Theil durch französische und polnische Offiziere gegenwärtig besser, wie im Anfange, angeführt wird. [...]

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Friedrich Engels Ungarn. 25. Februar 1849 (2. Beilage)

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Ungarn. * Keine neuen direkten Nachrichten vom Kriegsschauplatz. Die Allge˙˙ meine Oder-Zeitung setzt die „Mittheilungen eines Ungarn“ fort; ˙˙wir ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ an Raum bis zur nächsten Nummer zurücklegen. müssen sie aus Mangel 5

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Wie Görgei in Kaschau verfährt, und welche Angst er den Oestreichern einflößt, beweist ein Schreiben aus Pesth, vom 10. Februar: ˙ ˙˙ So eben verbreitet sich die Nachricht, daß General Görgei die Stadt Kaschau besetzt hat. Seine erste Maßregel war, den ganzen Magistrat, alle K. Dreißigst- und Salzamtsbeamten abzusetzen und der Bürgerschaft wurde eine ungeheure Brandschatzung auferlegt. Heute in aller Frühe ist von hier aus eine vollkommen ausgerüstete Brigade (1 Bataillon Jäger, ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ 2 Divisionen Chevauxlegers, 4 Bataillone Infanterie und 2 Kavalleriebat˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ terien) sammt allen nöthigen Munitions-, Pulver- und Feldrequisitenwägen abgegangen und hat ihre Marsch-Direktion über Waizen genommen. Ferner hört man aus Siebenbürgen wieder von verschiedenen Seiten vom Einmarsch der Russen, während die offiziellen Berichte noch immer davon schweigen. So sind Berichte aus Bukarest vom 9. eingetroffen, welche den auf Ansuchen der Bürger von Hermannstadt und Kronstadt erfolgten Einmarsch der Russen melden und hinzusetzen, die Russen wären bei ihrem Vorrücken sogleich auf eine Sczekler-Abtheilung gestoßen und hätten sie tüchtig geschlagen. Allein der eben eingetroffene Kurier des Feld-Marschall-Lieutenant Puchner aus Hermannstadt vom 8., der ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ der ˙ ˙˙ Armee ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Bems ˙˙ die Vernichtung bei Salzburg meldet, sagt nichts von dem Einmarsch der Russen, und selbst der offizielle Bericht Puchners schweigt hierüber. In Presburg ist J. Csenkly aus Hetye in Ungarn wegen Waffenverheimlichung zu 4jährigem Kerker verurtheilt.

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In Kroatien wird der Konflikt der nationalen Südslaven mit den k. k. Behörden stets heftiger. So schreibt man dem Constitutionellen Blatt aus ˙˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ Böhmen aus Agram, 15. Februar: ˙„Die ˙ ˙ ˙ ˙Erbitterung gegen das ˙Ministerium ˙˙ wächst hier von Tag zu Tage, es kommen auch beinahe stündlich Nachrichten, die nur zu deutlich beweisen, daß es der Regierung wenig Ernst sey mit der Erfüllung der den Kroaten gemachten Zusagen, ja, daß sie vielmehr mit allem Eifer an die Wiederherstellung des alten magyarischen Bedrückungssystems gehe. Die Aufregung der Gemüther, die der neulich erwähnte magyarische Amtsbrief des Grafen Almassy verursachte, hatte sich noch nicht gelegt, so langte wieder eine magyarische Ordre der Ofner Baudirektion hier an, welche dem dirigirenden Ingenieur in Kroatien anbefiehlt, sich nun wieder an die ungarischen Centralbehörden zu wenden, da alle Hindernisse, welche den alten (vormärzlichen) Amtsverkehr bisher unterbrochen hielten, vollständig hinweggeräumt worden seyen. Diesem magyarischen Amtsbefehl, der Alles in Aufregung brachte, folgte nun eine andere deutsche Verordnung des Wiener Handelsministeriums, mittels welcher der dirigirende Ingenieur, Vauthier-Rauchefort, einer der eifrigsten magyarischen Parteigänger, gegen welchen wiederholt die Klage erhoben wurde, daß er mit Kossuth im geheimen Verkehr stehe, in das Ministerialdepartement der öffentlichen Bauten berufen, und daselbst als Ministerialrath angestellt wird.“ In Folge hiervon erläßt nun der Banalrath zu Agram ein amtliches Verbot an alle Behörden, die von „magyarischer Unverschämtheit“ einlangenden Verordnungen nicht in Vollzug zu setzen, sondern vielmehr derlei ungesetzliche Zuschriften an den Banalrath zu senden, der dieselben als einen Beweis der Verletzung seiner Autorität zu gebrauchen wissen wird. Zugleich wird in diesem Erlasse erklärt, daß in den drei vereinigten Königreichen sich nicht nur kein magyarisches Amt befinde, noch dessen Einfluß in amtliche Angelegenheiten je zu dulden sei. Zu gleicher Zeit nimmt in Böhmen die Rekrutenweigerung zu. Heute erfahren wir: Die meisten Gemeinden des Prachiner Kreises in Böhmen verweigern die Rekrutenstellung, weil man ihnen beibrachte, daß die Verordnung hierzu vom Ministerium und nicht vom Reichstage ausgegangen sei. Es steht zu besorgen, daß das unruhige Benehmen der Bauern in dieser Gegend sich in Kurzem über das ganze Land verbreiten werde. Kurz, trotz aller Mühe fällt das alte Oestreich täglich mehr auseinander. Ein revolutionärer Stoß von Italien oder Frankreich, und es ist gewesen.

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Friedrich Engels Die Russen in Siebenbürgen

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 232, 27. Februar 1849

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* K ö l n, 26. Februar. Zehntausend Russen stehn in Siebenbürgen. Es gilt kein Läugnen mehr, alles Verschweigen und Vertuschen ist unmöglich geworden; die Thatsache ist da, die Wiener Offizielle Zeitung selbst gesteht sie ein. Das also waren die gewaltigen Siege der kaiserlichen Soldknechte, das ist das Resultat all der pomphaften Welden’schen, Windischgrätz’schen, Schlick’schen, Puchner’schen Bülletins: daß das ganze großmächtige Oestreich, um mit den fünftehalb Millionen Magyaren fertig zu werden, die Russen zu Hülfe rufen muß! Ueberschauen wir bei dieser neuen Wendung der ungarischen Angelegenheiten, noch einmal den Stand des Kriegs, wie ihn die neuesten Nachrichten schildern. Das in diesem Augenblick von den Magyaren unter Kossuth besetzte Gebiet bildet ein großes Viereck von 70–90 Meilen Länge und 30–40 Meilen Breite, im Norden und Westen von der Theiß, im Osten von den Karpathen, im Süden von der Marosz begränzt. Es umfaßt auf einem Raume von 2500 Quadratmeilen die Ebnen von Central-Ungarn und die Gebirgsländer von Siebenbürgen. Außerdem ist noch Komorn an der oberen Donau in den Händen der Ungarn. Im Süden, wo die Magyaren von jeher am schwächsten waren, ist es den Oestreichern, Slavoniern und östreichischen Serben gelungen, mit Hülfe von türkischen Serben und verkleideten Russen die Magyaren bis hinter die Marosz zu drängen. Hier hat bei Arad ein Gefecht stattgefunden, wobei die Oestreicher auf das nördliche (rechte) Marosz-Ufer vordrangen, nach ihrer eignen Angabe einen Sieg erfochten, 15 Stück gegen Arad aufgepflanztes Belagerungsgeschütz eroberten, aber ebenfalls nach ihrer eignen Aussage wieder über die Marosz zurückgingen. Soviel wir bis jetzt wissen, ist es ihnen noch nicht gelungen, die Linie der Marosz zu

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durchbrechen, und solange dies nicht geschieht, kann von der großen Expedition, die Rukawina gegen Großwardein und Siebenbürgen machen soll, nicht die Rede sein. Im Westen und Nordwesten bildet die Theiß mit ihren ausgetretenen Gewässern und unabsehbaren Sümpfen für die Magyaren eine fast unangreifbare Deckungslinie. Hier war bisher, solange die Russen nicht am Kampfe Theil nahmen, das entscheidende Centrum des Kriegsschauplatzes. War Windischgrätz einmal in Debreczin, so war der Krieg in bloßen Guerillaskrieg aufgelöst. Die Magyaren wußten dies, und deshalb leistete ihre Hauptarmee bis zur Theiß nirgends ernsthaften Widerstand. Es handelte sich für sie nur darum, sich solange zu halten, bis der Frost vorüber war, der den Kaiserlichen erlaubte alle Flüsse und Sümpfe wie festen Boden zu passiren, und der ihnen Pesth und Ofen fast ohne die Möglichkeit eines Widerstands in die Hände lieferte. Während sich so die Hauptarmee langsam zurückzog, blieben die beiden Flügel, nördlich in den slovakischen Komitaten, südlich zwischen Drau und Donau, vorgeschoben, hielten sich solange sie konnten, zwangen die feindliche Armee sich zu theilen und zogen sich endlich der eine durch die Karpathen gegen die Theiß, der andre über die Donau auf die Banater Armee zurück. Nur die blödsinnige Unwissenheit an Oestreich verkaufter deutscher Zeitungsschreiber, die nie eine Karte in der Hand gehabt oder eine strategische Operation verfolgt haben, konnte in diesem meisterhaften und auf genauer Kenntniß und Uebersicht des Terrains beruhenden Plan weiter nichts sehn als – Feigheit, pure Feigheit der Magyaren. Leute von einigem Verstand und Kenntnissen hätten wenigstens etwas weniger absurd gelogen und geprahlt, als die unter Censur, Corruption und grober Ignoranz grau gewordne Masse der deutschen Tageslügner. Der Erfolg hat gezeigt, wie geschickt die Magyaren operirt haben. Sechs Wochen hat es gedauert, bis der erste Kaiserliche von der Hauptarmee die Theiß zu sehn bekam, und wenn damals der Fluß noch gefroren war, so haben die Schlachten von Szolnok, von Czegled, von Tarczal und Tokaj den Oestreichern gezeigt, wie die Ungarn sich schlagen, wenn sie ernstlich Widerstand leisten. Ottinger bis hinter Czegled, Schlick bis Boldogkö-Varalya zurückgeworfen, und ein allgemeines Lamento aller bisher so siegestrunknen standrechtlichen Blätter über den plötzlichen, unerwarteten Widerstand der Magyaren – das waren die ersten Resultate des „siegreichen“ Vorrückens der Oestreicher bis zur Theiß. Darauf kam das Thauwetter, die Magyaren gingen über die Theiß zurück, und der Eisgang hinderte die Kaiserlichen ihnen zu folgen. Der Eisgang hörte auf, nicht aber die Ueberschwemmung und Versumpfung

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beider Ufer auf mehrere Meilen weit. Die Kaiserlichen standen rathlos vor den Sümpfen und dem reissenden Strom, und keiner wagte sich hinüber, obwohl Windischgrätz von Pesth Verstärkungen über Verstärkungen schickte. Aber die Magyaren wagten sich hinüber, denn vor Kurzem hören wir plötzlich, daß Miskolcz, vier Meilen diesseits der Theiß, wieder in ihren Händen ist, und wie wir später sehen werden, haben die k. k. offiziellen Berichte mehr gethan als dies bestätigt. Während so Windischgrätz, Jellachich und Schlick froh waren, ihre Positionen behaupten zu können, schlugen sich Nugent im Süden mit Damjanich und Götz, Simunich und Csorich im Norden mit Görgei herum. Im Süden, wo die ungarische Banater Armee bereits zurückgedrängt war, gelang es den Oestreichern, das abgeschnittene Corps Damjanich in Guerillas aufzulösen, die noch immer zwischen Drau, Donau und dem Bakonyiwald ein bedeutendes Truppenkorps im Schach halten. Im Norden dagegen behauptete Görgei, einer der verwegensten und raschsten Parteigängerchefs, durch einen kühnen Guerillaskrieg im Großen und durch eine Reihe brillanter Aktionen die slovakischen Komitate gegen 3 ganze Armeekorps zwei volle Monate lang. Während ihn die k. k. Bülletins unzählige Mal vernichteten, erschien er immer wieder auf dem Felde, warf einen östreichischen General nach dem andern, hinderte durch rasche Märsche und stets wiederholte Angriffe ihre Vereinigung, und erst der Fall Leopoldstadts entschied seinen Rückzug vor einer drei- bis vierfachen Uebermacht. Er zog sich zurück in die Hochkarpathen, schreckte dabei die Kaiserlichen so, daß ganz Galizien armirt wurde, warf sich in die Zips und von da nach Eperies und Kaschau. Hier stand er im Rücken von Schlick. Dieser, den das nach Miskolcz vorgeschobene magyarische Korps von Windischgrätz abschnitt, und der jetzt in Gefahr war, von drei Seiten vollständig umzingelt zu werden, zog sich eilig in nordwestlicher Richtung zurück, in der Absicht, sich in Leutschau mit Götz und Consorten zu vereinigen. Da plötzlich rücken „starke feindliche Abtheilungen“ bei Polgar und Tißa-Füred über die Theiß, vereinigen sich mit der Miskolczer Kolonne und rücken nach Rima-Szombath vor, d. h. zwischen Windischgrätz und Schlick. Dadurch wird dieser gezwungen, seinen ganzen Plan zu ändern, Götz in den Karpathen seinem Schicksal zu überlassen und der Hauptkolonne der Magyaren durch einen eiligen Marsch in südwestlicher Richtung auf Rima-Szombath zuvorzukommen. Durch dies meisterhaft kombinirte Manöver der Magyaren ist Schlick in die Slovakei zurückgeworfen, Götz in den Hochkarpathen isolirt, die Vereinigung Görgeis mit der magyarischen Hauptarmee gesichert, und der ganze nordöstliche Theil Ungarns von den Kaiserlichen befreit.

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Alle diese Ereignisse, welche vom 10.–14. Februar Statt fanden, wer˙ ˙˙ den in der offiziellen Wiener Zeitung selbst eingestanden. Auch in den andern Heulorganen der östreichischen und deutschen Presse ist seit Kurzem eine merkwürdige Herabstimmung des Tons eingetreten. Von der Trauer unserer nächsten Nachbarinnen gar nicht zu reden, muß die A.A.Z. heute bekennen: „Der Kampf kann sich noch etwas hinausziehen; das Land ist zu groß und die Insurgenten haben an den Polen gute Anführer.“ Und nun gar das Constitutionelle Blatt aus Böhmen: „Die Nachrichten ˙ ˙ ˙˙heute ˙˙ ˙ ˙˙ ˙ hier ˙ ˙˙˙˙ eingelaufen, ˙ ˙˙ ˙ ˙ aus Ungarn, welche bis tragen den verschiedensten Charakter. Jene aus dem Süden sind für unsere Waffen entschieden günstig, aus dem Norden entschieden ungünstig.“ Und in einem andern Artikel: „Ueberblicken wir in den verschiedenen Journalen von entschieden konservativer Färbung die neuesten Facta in Ungarn, so will es uns bedünken, daß ein leichtes Auf und Niederwogen in den Erfolgen der kaiserlichen Armee eingetreten sei.“ ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙ ˙ durch Görgey ist ebenfalls nicht geeignet, „Die Einnahme Kaschaus uns an die Auflösung der magyarischen Armee, an ihre Vernichtung und Zersplitterung, und an die Beendigung des Krieges, welchen man am Anfange dieses Jahres als ganz nahe bevorstehend bezeichnet hat, glauben zu machen.“ Es bleibt „immer schwer zu erklären, daß bei gut geordneten Combinationen, und geographisch richtigen Manövres, wie wir sie von einer so vortrefflich organisirten und geführten Armee zu erwarten berechtigt sind, es den vereinzelten magyarischen Truppenkörpern möglich wird, sich in der Operationslinie, ja hinter derselben mit nicht unbedeutenden Kräften zu bewegen, und sich wieder auf Punkten zu konzentriren, aus welchen wir sie für die ganze Dauer des Feldzuges verdrängt glaubten.“ So steht die Sache im Nordwesten. Es handelt sich nicht mehr um die Vertheidigung der Theißlinie gegen die Oestreicher, es handelt sich darum für die Oestreicher, sich nicht in die Slovakei und hinter die Donau zurückwerfen zu lassen. Nicht die Oestreicher, die Ungarn sind seit einer Woche die Angreifer gewesen. Und endlich im Südosten, in Siebenbürgen? Hier ließen die Bülletins Bem einmal über das andremal von Puchner geschlagen werden; hier schienen die „Rebellen“ gänzlich ruinirt zu sein. Da auf einmal bringt die Wiener Zeitung folgenden offiziellen Jammer: „Seit dem blutigen Siege, den der kommandirende General, Freiherr v. Puchner, am 21. Januar über den dreimal stärkeren Feind bei Hermannstadt erfochten hat, konnten die zum Schutze dieser Stadt daselbst festgehaltenen Truppen leider nicht verhindern, daß ihre Verbindung mit dem

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Banate und Carlsburg durch den Feind unterbrochen wurde, welcher in der ganzen Umgegend nach Vandalenart hauste, alle Vorräthe an Lebensmitteln und Schlachtvieh aufgriff und nebst den sonst geraubten Gegenständen dem Sammelplatze Klausenburg zuführen ließ. Bei dem hierdurch auf unserer Seite entstehenden Mangel wurden die Klagen und Bitten der blühenden Hauptstädte des treuen Sachsenlandes, Kronstadt und Hermannstadt, immer lauter und dringender. Schon früher hatten diese Städte, von den räuberischen und treulosen Szeklerhorden bedroht, in ihrer Bedrängniß an den in der Wallachei kommandirenden russischen General v. Lüders das Ansuchen um eventuelle Hülfe gestellt. Als nun durch die Unterbrechung aller Verbindungen mit der kaiserlichen in Ungarn operirenden Hauptarmee jede Aussicht auf das baldige Eintreffen von Verstärkungen schwand, als der Feind täglich neue Rebellenhaufen an sich zog, und als es seinen trügerischen Vorspiegelungen gelungen war, das ganze Szeklervolk von neuem zum Treubruche und zum bewaffneten Aufstande aufzureizen, da wurde Feldmarschall-Lieutenant v. Puchner von allen Seiten mit Bitten bestürmt, die russische Unterstützung herbeizurufen, damit nicht auch der wohlhabendste Theil des treuen Sachsenlandes dem Verderben und der blinden Zerstörungswuth blutdürstiger Räuberhorden preisgegeben werde. Von der Nothwendigkeit durchdrungen, den Rebellenchef Bem anzugreifen, ehe er durch die ihm von mehreren Seiten zuziehenden Rebellenhaufen zu übermächtig würde, anderntheils in die Unmöglichkeit versetzt, mit seinen schwachen Streitkräften zugleich dem Feinde die Spitze zu bieten und das Sachsenland vor den Verheerungen der Szekler zu schützen, glaubte Feldmarschall-Lieutenant v. Puchner, der Stimme der Menschlichkeit Gehör geben und die vereinten Bitten der romanischen und sächsischen Nation um Herbeirufung russischer Hülfe, obgleich er hierzu von der kaiserlichen Regierung nicht ermächtigt war, in Berathung ziehen zu müssen. Zu diesem Ende versammelte er am 1. Februar in Hermannstadt einen Kriegsrath. Gerade am Schlusse dieser Versammlung überbrachte ein Courier von Kronstadt die amtliche Nachricht, daß die bewaffneten Szeklerhorden, 15 000 an der Zahl, die Gränzen ihres Landes überschritten hätten, und daß demnach für das zunächst durch diese Banden mit dem gewissen Untergange bedrohte reiche Handelsemporium Kronstadt die höchste Gefahr im Verzuge sei.“ Es wäre über dies k. k. Miserere gar Manches zu sagen. Aber es ist nicht nöthig; aus jeder Zeile blickt das geschlagene Bewußtsein, blickt die Beschämung hervor, nicht weiter lügen zu können, und alle bisherigen Prahlereien verläugnen zu müssen.

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Das also war der Kern der offiziellen Bülletins und der magyarischen „Aufschneidereien“! An der Theiß die Magyaren angreifend und vorrückend, an der Marosz die Oestreicher aufgehalten, Siebenbürgen für die kaiserliche Sache unrettbar verloren, es sei denn, daß die Russen sich ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙ einmischen! Und es gibt literarisches Lumpenproletariat, feige tageslügende Ofenhockerseelen in Deutschland, die diese Magyaren als Feiglinge zu verlästern wagen, dies Heldenvolk von ein paar Millionen, das das ganze große Oestreich, die ganze stolze „Gesammtmonarchie“ so zu Paaren treibt, daß Oestreich verloren ist ohne die Russen! „Dieser Umstand“, gesteht der verschämte offizielle Bericht weiter, „dieser Umstand wirkte entscheidend auf den Beschluß des Kriegsraths, welcher dahin ausfiel, die russische Hülfe zum Schutze von Hermannstadt und Kronstadt herbeizurufen. In Folge des sohin vom FeldmarschallLieutenant v. Puchner gestellten Ansuchens sind am 1. Februar 6000 Mann kaiserliche russische Truppen in Kronstadt, am 4. Februar aber 4000 ˙ ˙˙˙˙ ˙ ˙ Mann in Hermannstadt für die Zeit der drohenden Gefahr eingerückt.“ Und wieviel Russen am Kampf gegen die Magyaren Theil nehmen, darüber wollen wir die nächsten „magyarischen Aufschneidereien“ abwarten. Die fernerhin berichteten Erfolge Puchners, so unbedeutend sie sind, wären nach allem Bisherigen zu urtheilen ohne russische Hülfstruppen nie zu Stande gekommen. Man höre – und man vergesse nicht, daß das den Abend vorher herausgegebene 24. Bülletin diese am 4.–7. errungenen Vortheile als allein durch die Kaiserlichen erkämpft darstellt, und vom Einmarsch der Russen gänzlich schweigt! Bem stand bekanntlich bei Stolzenburg. Von hier verdrängte ihn Puchner am 4. nach Mühlenbach (wo er 16 Kanonen erobert haben will) am 6. nach Szaszvaros, am 7. nach Deva. Hier steht Bem noch. Vorausgesetzt, dies sei richtig, so hätte Puchner es nie dahin gebracht, einen Feldherrn wie Bem, der mit der größten Schnelligkeit Siebenbürgen mehrmals von einem Ende zum andern durchzogen und ihm, dem stets geschlagenen Oestreicher weit überlegen war, in 4 Tagen 12 Meilen weit zurückzutreiben, es sei denn durch die erdrückendste Übermacht, durch russische Hülfstruppen und russische Staabsoffiziere, die jedenfalls mehr werth sind, als diese altfränkischen Oestreicher. Steht Bem wirklich bei Deva, so ist sein Plan klar. Er hat sich von Mühlenbach an die Marosz herabgezogen, will Siebenbürgen einstweilen den Oestreichern überlassen, die mit den szeklerischen Guerrillasschaaren vollauf zu thun haben, und denkt die Marosz hinab gegen Arad zu ziehen, die Serben ins Banat zurückzutreiben und auf dem linken Flügel

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Kossuths vorzurücken. Daß Puchner ihn verfolge, daran ist vor der Hand nicht zu denken. Dagegen werden Gläser bei Arad und Rukavina bei Temesvar sehr bald von Bem zu hören bekommen, und ehe acht Tage vergehen, werden wir wahrscheinlich hören, wie der unermüdliche Pole gegen Szegedin und den rechten Flügel von Windischgrätz operirt. Andere Schlüsse lassen sich wenigstens nicht aus der Richtung ziehen, die er eingeschlagen hat. Ohne die Russen war Puchner vernichtet und Siebenbürgen in wenigen Tagen unterworfen. Die Szekler und Magyaren des Landes selbst genügten, um die Sachsen und Walachen im Zaum zu halten. Bem konnte die Richtung, die er jetzt auf seinem Rückzug einschlägt, als Sieger verfolgen, sich mit Kossuth und Dembinski vereinigen, und dadurch den Feldzug entscheiden. Der Sieg war ihrer vereinten Macht sicher, Pesth war in wenig Tagen genommen, und – am fünfzehnten März war Dembinski allerdings in Wien. Da rücken die Russen ein und werfen das Gewicht des Czaarenreichs für Oestreich in die Wagschale – und das entscheidet natürlich. Das also sind die Heldenthaten dieser tapfern Standrechtsritter, dieser Windischgrätz, Jellachich, Nugent und Schlick! Mit der ganzen Macht Oestreichs auf ein kleines Volk von fünfthalb Millionen von acht Seiten ˙ ˙ ˙ zur Hülfe ruher eindringen, türkische Kroaten, Bosniaken und˙ ˙Serben fen, und am Ende, sobald das kleine Volk erst seine Kräfte gesammelt und die Verräther aus dem eignen Lager vertrieben hat, am Ende doch noch auf allen Punkten geschlagen werden! Glorreiche Lorbeeren in der That, die der unüberwindliche Windischgrätz sich mit Hülfe russischer Verstärkung erobert! Herrliche Siege, die die Allianz der gesammten europäischen Barbarei über den äußersten vorgeschobenen Posten der europäischen Civilisation erringt! Allerdings, das konnte Niemand rathen, daß die feinste Pointe in dem großartigen Feldzugsplan des Windischgrätz, daß der letzte strategische Trumpf des großen Feldherrn – der Appell an die Russen war! Und doch, man konnte es wissen: haben die Oestreicher je anders gesiegt? Die Magyaren aber, die letzten unerschütterten Kämpfer der Revolution von 1848, sie werden vielleicht fallen wie die Junihelden von Paris, wie die Wiener Oktoberkämpfer, fallen erdrückt von der Uebermacht, die sie jetzt wieder von allen Seiten umzingelt. Von der größeren oder geringeren Betheiligung der Russen wird es abhängen ob der Krieg gegen sie rasch oder langsam zu Ende geht. Und wenn inzwischen wir Westeuropäer in unsrer apathischen Ruhe verharren, wenn wir dem schmählichen Verrath, mit dem die Russen unsere magyarischen Brüder überfallen, nur passiven Widerstand und ohnmächtige Seufzer entgegenstellen, so sind die Magyaren verloren und – die Reihe kommt nächstens an uns!

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Und in der That, der Einfall der Russen in Siebenbürgen ist der infamste Verrath, der niederträchtigste Bruch des Völkerrechts der je in der Geschichte dagewesen. Was ist die offne Coalition der Despoten von 1792, was ist die leise Connivenz der deutschen Mächte mit Rußland im Polenkriege, was ist die Theilung Polens selbst gegen diese feige, heimtückische, mit ächt russischer Perfidie hinterrücks vollzogene Erdrosselung eines kleinen Heldenvolk’s, was sind alle Infamien der bisherigen englischen, russischen und östreichischen Politik gegen diese namenlose Niederträchtigkeit! Oestreich führt einen Unterdrückungskrieg gegen die Magyaren, Rußland fällt hinterrücks über sie her, und Preußen steht, die Steckbriefe in der Hand, an der Gränze, um die Flüchtigen festzuhalten und an ihre Henker abzuliefern. Ein Jahr nach der europäischen Revolution, am 21. Februar 1849, steht die heilige Allianz, fix und fertig wieder vor uns da in voller Standrechts-Banditen- und Polizei-Gemeinheit! Allerdings, dahin sind wir gekommen. Solche Dinge wagt man vor ganz Europa, und ganz Europa wagt keinen Finger zu rühren. Die offizielle französische Republik freut sich im Stillen und wünscht ebenfalls, zur bessern Vertilgung der Anarchisten, an Rußland zu gränzen. Warum auch haben wir, in Frankreich wie in Deutschland, nach der Revolution soviel Großmuth, Edelsinn, Schonung und Gutmüthigkeit bewiesen, wenn wir nicht wollten daß die Bourgeoisie abermals ihr Haupt erhebe und uns verrathe, daß die berechnete Contrerevolution uns den Fuß auf den Nacken setze! Aber nur Geduld! Noch ist die „Hydra der Revolution“ nicht erstickt – seht nach Italien – noch ist die Gewalt der besoldeten Bajonette nicht die letzte entscheidende Macht der Geschichte! Nur Geduld! Der Tag kommt auch, er kommt bald, wo eine neue Revolution ihren blutigen Rundgang durch Europa macht, eine Revolution die statt vor der bloßen Phrase der Republik anbetend niederzusinken oder um erbärmliche „Märzerrungenschaften“ zu feilschen, das Schwert nicht niederlegen wird, bis Rache genommen ist für allen Verrath und alle Infamie der letzten neun Monate. Dann werden wir Rechenschaft fordern von allen Denen die diesen schimpflichen Verrath an unsern Magyarischen Mitkämpfern zugelassen und unterstützt haben, und dann hauen wir, trotz den Russen, Ungarn und Polen dennoch heraus!

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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 233, 28. Februar 1849

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* Neue Nachrichten vom Kriegsschauplatze fehlen gänzlich. Dagegen treffen von allen Seiten Berichte ein, welche unsere gestrige Schilderung der schlimmen Lage bestätigen, in welcher sich die Kaiserlichen überall befinden, ausgenommen in dem durch russische Hülfe degagirten Siebenbürgen. Wir geben als Beweis unten eine Presburger Korrespondenz der Breslauer Zeitung und den Schluß der „Mittheilungen eines Ungarn“ aus der Allgemeinen Oder-Zeitung. ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ haben sich ohne Zweifel nur schwer zu dem Appell an Die Oestreicher die Russen entschlossen. Es ist sonnenklar, daß die russische Invasion den panslavistischen Bewegungen der Czechen und Südslaven einen ganz neuen Aufschwung geben muß. Diese Völkerstämme, seit lange gewohnt zu dem Czaren als ihrem natürlichen Schutzherren und endlichen Befreier emporzublicken, erhalten jetzt einen schlagenden Beweis davon, daß Oestreich weder die Kraft noch den Willen hat, ihnen nationale Entwicklung zu sichern; und jetzt zum ersten Male tritt der russische Czar im entscheidenden Moment für sie handelnd auf und bewährt durch die That die Hoffnungen, die sie auf ihn setzten. Wie früher den deutschen Serben, so beweist sich der Czar jetzt auch den östreichischen Serben, Kroaten, Czechen etc. gegenüber als Oberschirmherr der slavischen Nationalität. Und daß gerade die slavischen Nationalitätsgelüste der östreichischen „Gesammtmonarchie“ ebenso gefährlich werden wie der bewaffnete Widerstand der Magyaren, haben wir wiederholt gesehen. Durch die russische Invasion nach Siebenbürgen hat der Czar einen neuen Schritt zur Realisirung des Panslavismus gethan; er hat die Allianz der Russen und der östreichischen Slaven proklamirt und sich zum faktischen Souverain auch der östreichischen Slaven gemacht. Die andern hat er ohnehin schon alle unter seiner Botmäßigkeit; die Polen sind seine

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Knechte, die türkischen Slaven seine Vasallen; jetzt tritt er auch als Schirmherr der östreichischen Slaven auf. Noch ein Schritt und Oestreich verfällt vollends seiner Oberherrschaft, gerade wie die Türkei. Um diesen Preis rettet die „Gesammtmonarchie“ sich auf einige Monate vor dem Untergang durch die Revolution! Die Serben haben in Mitrowitz im Banat auf einer Volksversammlung den Patriarchen zum Oberhaupt ihrer Nation und Stratimirovich für einen Rebellen erklärt, und das Standrecht gegen alle Feinde des Kaisers proklamirt. Der Patriarch, der in Temesvar mit Todorovich und den serbischen Abgeordneten die Angelegenheiten der Vojvodovina ordnet, soll diese Beschlüsse bestätigen. Bei dem Gefecht von Arad ist der sehr populäre serbische Major Jovanovich in die Hände der Magyaren gefallen. Daß die Magyaren in diesem Gefecht keineswegs so entschieden geschlagen wurden, wie die Bülletins behaupten, beweist Folgendes: Der Patriarch bot dem magyarischen General Damjanich (der also, wie wir zufällig erfahren, glücklich über Donau und Theiß bei der Banater Armee angekommen ist) die Auswechselung Jovanovichs gegen 200 Magyaren an. Damjanich antwortete: seines Wissens seien gar keine 200 magyarische Gefangene in den Händen der Serben! Die Serben rüsten übrigens bedeutend in Serbien wie im Banat, und im Fürstenthum Serbien ist ein Nationalkonvent berufen, der die Aushebung von 1000 Mann Hülfstruppen in jedem der 18 Kreise des Landes beräth. Damit man übrigens sehe, was die neue serbische Vojvodovina für ein kleines und in der Bevölkerung gemischtes Ländchen ist, und wie albern die Prätentionen der Panslavisten sind, an allen Ecken und Enden Ungarns kleine slavische Staaten zu verfertigen, geben wir folgende statistische Notizen nach dem Belgrader Serbske Novine: „Die Voivodovina begreift ihrem Flächeninhalte nach: 1) das sirmische Comitat; 2) das Peterwardeiner Regiment; 3) das Bacser Comitat; 4) das Esaikisten Bataillon; 5) das Torontaler Comitat; 6) das bisherige deutschbanater Regiment (jetzt Pancsowaer genannt); 7) das bisherige illirischbanater Regiment; (jetzt Weiskirchner genannt) und das Temeswarer Comitat. Das Flächenausmaß beträgt 719 ˆ Meilen, mit 75 Städten und ˙˙ Marktflecken, 706 Dörfern, 221 182 Häusern, und 1 605 808 Einwohnern. Die Einwohner scheiden sich nach der volksstämmlichen Herkunft in 917 916 Serben, 26 200 Slowaken, 13 000 Bulgaren, 283 000 Walachen, 278 400 Deutsche, 6160 Franzosen, und 81 132 Magyaren. Von diesen bekennen sich 877 620 zum griechischen, 627 994 zum römisch-katholi˙ schen Cultus; 12 494 sind unirte Katholiken, 46 311 Lutheraner, 30 642 ˙˙ ˙ ˙ ˙ Calviner, 17 Arianer und 10 730 Juden. Unter die Zahl der 917 916 Serben sind auch die katholischen Südslaven aufgenommen. Das bisherige ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ 528

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walachisch-banater Grenzregiment bleibt außerhalb dem Gebiete der Voivodovina, und wird den Siebenbürger-Rumänen (Walachen) einverleibt.“ Dies s. g. national-serbische Ländchen zählt also 700 000 Deutsche, Walachen, Magyaren etc. auf 900 000 Serben. Und die 900 000 Serben sind nicht einmal lauter Serben, sondern schließen noch die „katholischen Südslaven“, d. h. Schokazen Syrmiens und des Bacser Comitats ein, die gar keine Serben sind! Und das soll nun eine Nation mit nationalen Bedürfnissen, und vor allem mit dem Bedürfniß der Trennung von Ungarn sein! Wir lassen nun den Bericht der Breslauer Zeitung folgen: P r e ß b u r g, 18. Februar. Die nasse und stürmische Witterung hat die berüchtigten Straßen unsers Landes so grundlos gemacht, daß große Armeekorps sich nur mit unsäglichen Schwierigkeiten vorwärts bewegen, und das schwere Geschütz und anderes schweres Fuhrwerk geradezu stecken bleibt. Unter diesen Umständen erringen die vielen ungarischen Streifkorps einen Vortheil nach dem andern und die österreichische Armee wird auf mancherlei Art düpirt. Der Generalissimus derselben scheint nachgerade ungeduldig zu werden und möchte gern einen Hauptschlag führen, zu welchem Ende er große Streitkräfte gegen Szolnok hin entsandt hat. In Folge dessen läuft das Gerücht, es sei dort zu einem ernsten Treffen gekommen, und es seien die Magyaren hinter die Theiß zurückgeworfen worden. – Man kann aber gegen diese Nachricht einen bescheidenen Zweifel hegen; denn es werden die Ungarn gegenwärtig viel zu gut angeführt, als daß sie nicht den großen Vortheil benutzen sollten, den Feind in die Sümpfe an der Theiß zu verlocken und nicht mit gar großer Mühe aufzureiben. Die vielen Streifkorps, die in Niederungarn wie aus der Erde wachsen, werden nicht verfehlen, ihn, wenn er sich zu weit vorwagen sollte, auf allen Seiten zu belästigen, die Zufuhren abzuschneiden und jede Truppe, die sich von der Hauptarmee entfernt, aufzuheben und zu vernichten. Der Krieg in Niederungarn läßt sich in gewisser Art mit Napole´ons Feldzuge nach Rußland vergleichen, und es könnte die österreichische Armee, wenn sie zu weit vorginge, ein ähnliches Schicksal erfahren, wie damals die französische. – Windischgrätz wird unter diesen Umständen einen harten Stand haben. Rasch zu verfahren und mit einem Hauptschlage seiner Sache eine günstige Wendung zu geben, ist geradezu unmöglich; zaudert er aber, so wächst die Macht der Magyaren immer mehr an. Man soll Kapitulation angeboten haben, die aber die Magyaren stolz zurückgewiesen hätten. – Wenn wir einen Blick auf die Landkarte werfen, so sehen wir, daß die österreichische Armee, trotz ihrer Fortschritte und trotz ihrer Siegesberichte, von den

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magyarischen großen und kleinen Heerhaufen wie mit einem Netze umgeben ist. Von der steyermärkischen Grenze an über den Plattensee herab bis nach Esseg in Kroatien, ist das Land zwar scheinbar unterworfen, aber überall stehen Streifkorps, welche die Oesterreicher stark belästigen. Auf der andern Seite, d. h. von der Donau bis in die Karpathen, ist es nicht besser, wovon man sich überzeugen kann, wenn man die Berichte liest, wie dort die Oestreicher unter beständigen Gefechten hin und her gehetzt werden. Und hier haben die ungarischen Streifkorps ein für sich ganz besonders günstiges Terrain, auch halten in der Stille die meisten Einwohner, selbst die Mehrheit der Slovaken, zu ihnen. Nur daraus ist zu erklären, daß die Magyaren immerfort bis weit hinauf gegen Galizien hin ihre Streifzüge fast ungestraft machen können. Im Osten ist die Theiß die große Schanze, welche die Magyaren schützt und wo bis jetzt auch die Oestreicher versuchten, hinüber zu dringen, da wurden sie stets mit Verlust zurückgeworfen. Sollte es nun zu einer Hauptschlacht kommen, und sollten sie die Oestreicher verlieren, was ja nicht unmöglich wäre, dann würde ihr Rückzug ein sehr gefährlicher sein, weil zu fürchten, daß dann allenthalben das Volk aufstehen würde. Der Generalissimus scheint sich das Bedenkliche seiner Lage nicht zu verhehlen. Folgendes ist der Schluß der „Mittheilungen eines Ungarn“ aus der „Allgemeinen Oder-Ztg.“ Er könnte auch als Beleg dienen, wie wenig die ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ Berichte „Aufschneiden“. magyarischen Dank den klugen Maßregeln Kossuths ist die gesammte Jugend Pesth’s nach Debreczin gezogen. Personen, welche genaue Kunde von den Vorgängen jenseits der Theiß haben, behaupten, daß die ungarische Armee 120 bis 150 000 Mann stark ist, von drei tüchtigen polnischen Generalen commandirt, unterstützt durch einen beträchtlichen Artillerie-Park und sich nöthigen Falls durch 100 000 Mann ungarischen Landsturms verstärken kann. Der bekannte Rosa hält mit seinen Banden den BakonyWald besetzt. Die Oestreicher hatten drei Brücken geschlagen; eine bei Szolnok, eine bei Tissa-Füred und eine andere bei Zibok; deren sich die Ungarn bedienten, um über die Theiß zu setzen und am 11. hujus den Feind zu ˙˙ schlagen. Ordnung und die strengste Disciplin herrschen durchgängig in der ungarischen Armee, besonders seit die polnischen Generäle den Oberbefehl übernommen haben. Die Comitate jenseits der Theiß sind entschlossen, sich bis zum letzten Mann zu wehren und die Mehrzahl der jungen Leute, die sich beim Einmarsch der Oestreicher in Pesth von da nach Debreczin geflüchtet haben, sind in die ungarische Armee getreten, deren Soldaten

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von 17 bis 40, ja einige 60 Jahre zählen, insgesammt von Liebe zum Vaterlande begeistert. Kossuth, so erfuhr ich aus glaubwürdiger Quelle, hielt kürzlich eine Rede in Debreczin, wie noch nie Gleiches gehört worden. Der Saal war mit Deputirten und andern Personen, die Gallerie mit Damen angefüllt; er ließ die Deputirten und alle Anwesenden schwören, ihm in dem Kampfe gegen Oestreich beizustehen; alle Hände hoben sich zum Schwure. Eine lange Stille folgte dieser Eidesleistung, dann sagte er mit kräftiger Stimme blos die Worte: „ N u n i s t d a s Va t e r l a n d g e r e t t e t .“ Die Mehrzahl der k. k. Truppen, die in Pesth und Buda standen, wurden in der Richtung von Erlau und Szegled zurückgezogen und nur etwa 4000 Mann blieben da; man sprach sogar davon, daß das Hauptquartier des Fürsten Windischgrätz nach Erlau verlegt werden würde. Trotz der großen Siege, welche die Oestreicher errungen haben wollen, welche aber die Ungarn errungen haben, verfehlten sie dennoch nicht die Kanonen der Festung Buda auf die Stadt Pesth zu richten; ein Befehl an die Einwohner der Festung forderte diese sogar auf, sich für drei Monate zu verproviantiren. Die, welche dies zu thun außer Stande wären, sollten ihre Wohnungen verlassen. Wozu alle diese Furcht verrathenden Vorbereitungen, im vollständigsten Widerspruche mit den absurden Nachrichten, wonach die östreichische Armee bald bei Debreczin, bald in Transylvanien operirt! Die Soldaten selbst sind demoralisirt. Offiziere und Soldaten beklagen sich laut, daß man sie gezwungen die Waffen zu führen gegen die Ungarn, die ihnen nichts gethan. Die dümmsten und zugleich die grausamsten sind die Böhmen. Der ehemalige Minister-Präsident, Graf Louis Bathiany, vierzehnmal vorgefordert, verweigerte vierzehnmal mit den Worten: „Ich war Minister und werde nur dann antworten, wenn ich vor ein Tribunal ungarischer Magnaten geladen werde“, seinen improvisirten Richtern jede Antwort. General Moga und Hrabowsky, zwei Greise deren Leben ohne Fehler war, wurden zu 20 Jahre Festung verurtheilt; der Schwiegersohn des Generals Moga, Graf Lazar, Obrist der Honved, sollte den Tod erleiden, da begnadigte ihn der großmüthige Fürst Windischgrätz zu 10 Jahre Kerkerhaft in Ketten, Verlust seines Adels und infamer Degradation!!

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ANHANG

Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte

Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 40, 22. Oktober 1848

Comite´ Sitzung vom 16. Oktober 1848.

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Der provisorische Präsident Bürger Röser erklärte, daß Dr. Marx auf die Bitte ˙˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ ˙an Ihn˙ ˙abgesandten ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Deputation, sich an die Spitze unseres Verder vom Vereine eines zu stellen, eingegangen, er ersuche Ihn daher seinen Platz einzunehmen. Dr. Marx. Seine Stellung zu Köln sei prekär. Die Antwort, die er von dem Exminister Kühlwetter erhalten auf sein Renaturalisationsgesuch gleiche einem versteckten Ausweisungsbefehl. Er würde dagegen allerdings Protest bei der Nationalversammlung einlegen. Andererseits sei er eines angeblichen Preßvergehens wegen vor die Assisen verwiesen. Ueberdem sei er durch die einstweilige Zersprengung des Redaktionskomites der „Neuen Rheinischen Zeitung“ mit Arbeiten überhäuft. Nichtsdestoweniger sei er bereit provisorisch bis zur Freilassung Dr. Gottschalks dem Wunsche der Arbeiter nachzukommen. Regierung und Bourgeoisie müßten sich überzeugen, daß ihren Verfolgungen zum Trotz sich immer Leute fänden, bereit sich den Arbeitern zur Verfügung zu stellen. Dr. Marx spricht dann ausführlicher über die revolutionäre Wirksamkeit der deutschen Arbeiter im Auslande und hebt schließlich die ausgezeichnete Rolle hervor, die sie in der neuesten Wiener Revolution spielen. Er schlägt daher eine Adresse an den Wiener Arbeiterverein vor. (Mit Acclamation angenommen.) Bürger Röser stattete der Versammlung über die am 15. Oktober abgehaltene ˙ ˙ ˙ ˙˙ Volksversammlung Bericht ab. (Vergl. darüber die vorige Nummer dieses Blattes.) Er stellte den Antrag, gegen das Gesetz, welches das Recht der Versammlung im Freien der Polizeiwillkür preis giebt, zu protestiren. Hierauf theilte er die Antwort auf die an den Generalprokurator gestellten Fragen mit, bezüglich Dr. Gottschalks, Annekes und Essers: ob, wann und wo dieselben vor die Assisen gestellt würden; warum Dr. Gottschalk und Anneke noch immer verweigert würde zu conferiren, da doch höheren Orts die Erlaubniß dazu ertheilt sei; ferner ob es der Frau Schapper nicht gestattet werden könne, ihren Mann zweimal wöchentlich zu besuchen. In Bezug auf Dr. Gottschalk, Anneke und Esser antwortete der Herr Generalprokurator, daß dieselben vom Anklagesenat hier vor die Assisen verwiesen

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seien, und in Folge dessen eine außerordentliche Assisensitzung anberaumt sei, welche am 27. Nov. d. J. stattfinden solle; jedoch stände es dem öffentlichen Mi˙˙ ˙ ˙ ˙ für nisterium frei, wenn es bei Verhandlung des Prozesses Unruhen befürchte, diesen Fall an den Cassationshof in Berlin zu berichten, um die Verhandlungen vor einem anderweitigen Assisenhofe zu erwirken. Die Sache sei aber noch schwebend und wir sollen uns deshalb an den Oberprokurator verwenden, und beantragen, daß der Prozeß hier zu Köln verhandelt würde, indem wir uns für die Ruhe und Ordnung verbürgten. (Welches am 18. d. geschehen ist.) Daß Dr. Gottschalk und Anneke die Erlaubniß erhalten hätten zu conferiren, sei ihm nicht bekannt. Schließlich bemerkte B. Röser: da der Verein bereits das Comite beauftragt hat, alle nöthigen Schritte für die Gefangenen zu thuen, so beantrage er, daß man es dem Comite überlasse. (Angenommen.) Ferner beantragte er den Cassirer zu beauftragen, daß noch fehlende Geld um Esser einen Freitisch im Arresthause zu verschaffen vorzuschießen, welches durch freiwillige Beiträge ersetzt werden solle. (Angenommen.) Für den Kreisausschuß wurde B. Röser und Ross prov. gewählt. B. Blum stellte den Antrag, daß der Verein aus seiner Mitte einen Deputirten wählen soll, den demokraten Congreß in Berlin zu beschicken, und daß der Verein die deßfallsigen Kosten durch eine besondere Steuer decken soll. (Angenommen.) Der Antrag des Präs. (die Geschäftsordnung betreffend) ging dahin, daß die erste Stunde im Interesse der Gesellschaft, (d. h. über ihre inneren und auswärtigen Angelegenheiten) die zweite über soziale und politische Fragen diskutirt, und die Sitzung um halb 9 Uhr eröffnet würde. Angenommen. B. Heinzer erzählte der Gesellschaft, daß der Pfarrer aus Mauritius den Soldaten während dem Belagerungszustande 50 Thlr. geschenkt habe, wahrscheinlich um sie in der Unterdrückung der Freiheit zu ermuthigen; glaubte jedoch, daß es in der Mauritius Pfarre nicht an armen Familien fehle, welche hülfsbedürftiger seien als die Soldaten. B. Nothjung stattete Bericht ab von der Deputation, welche nach Düsseldorf abgeschickt worden. Hierauf wurde die Versammlung geschlossen. Monatliche Beiträge 1 Thlr. 19 Sgr. freiwillige Beiträge 23 Sgr. ˙˙ ˙ ˙

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General-Versammlung des Arbeiter-Vereines vom 22. October 1848. Der Präsident Dr. Marx eröffnet die Sitzung mit einigen Bemerkungen über das System der indirekten Wahl. 40 Bürger Röser. Wir haben eine Aufforderung erhalten, den am 26. dieses [Mo˙ ˙ ˙Berlin ˙ ˙˙ nats]˙in stattfindenden demokratischen Congreß zu beschicken. Es˙˙ entsteht

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jedoch hierbei die Frage, ob der Arbeiter-Verein für sich allein oder in Verbindung mit dem demokratischen Vereine Jemand hinsenden solle. In der letzten Comitesitzung ihres Vereines entschied man sich für das Erstere, nämlich selbständig zu handeln, jedoch bleibt dies der Genehmigung der Versammlung vorbehalten und ist bei Annahme desselben auch wesentlich der Kostenpunkt zu berücksichtigen. Deßwegen stelle ich den Antrag: Daß wir für uns allein einen Deputirten wählen und zur Deckung der Kosten uns eine freiwillige Steuer auferlegen. Der Antrag wird angenommen und als Minimum der Steuer einen 1 Sgr. festgesetzt. B. Keil. Es habe in Berlin schon einmal eine Versammlung stattgefunden, wo der Arbeiter-Verein nicht vertreten war. Der Verein, den man 7000 Mann stark angäbe, müsse jedoch selbständig vertreten sein, umsomehr als Cöln zum Bezirksort vom Central Comite ernannt sei. B. Roß glaubt der Abgeordnete, der im Berliner Congresse zur Förderung der allgemeinen Grundsätze der Demokratie beizutragen habe, müsse beauftragt werden, sich an den Sitzungen der dortigen Arbeiter Vereine zu betheiligen, um speziel für unsere Sache handeln zu können. B. Nothjung und Müller glauben, daß wenn ein Mann aus unserer Mitte nach Berlin geschickt würde, um die Grundsätze der Demokratie zu vertreten, brauche man ihm keine besonderen Instruktionen zu geben, er würde aus eigenem Antriebe alles Mögliche thun. B. Beust schlägt im Auftrage von F. Anneke, gegenwärtig politischer Gefangener, den Abgeordneten Dr. D’Ester und den ehemaligen Lieutenant Valtin, die sich beide in Berlin befinden, als Deputirte für den Congreß vor. B. Müller spricht dagegen, daß Jemand anders als aus dem Arbeiter-Vereine und der sich an dessen Sitzungen auch bis in die letzte Zeit betheiligt habe gewählt werde. Es entspinnt sich eine Debatte darüber, ob alle Gegenwärtigen oder nur die sich durch ihre Karte als Mitglieder des Arbeiter-Vereines ausweisen, mit abzustimmen hätten, welche auf den Antrag von B. Nothjung damit endet, daß alle mitstimmen, da es von Seiten des Comite’s verabsäumt worden, auf der Einladung zur Versammlung ausdrücklich zu bemerken, daß die Karten mitzubringen seien und deswegen wohl die meisten Anwesenden ihre Karten zu Hause gelassen hätten. Freiligrath erscheint in der Versammlung und wird mit einem allgemeinen anhaltenden Jubel empfangen. Er spricht seine Freude über den herzlichen Empfang aus, die nur durch das Vermissen so manches tüchtigen Gesinnungsgenossen getrübt werde, die er jedoch bald wieder in unserer Mitte zu sehen die zuversichtliche Hoffnung hege. Er bringt den politischen Gefangenen und von hier Geflüchteten ein dreimaliges Hoch, in welches die Versammlung einstimmt. B. Beust wird als Deputirter zum Congreß in Berlin vorgeschlagen und gewählt.

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Der Präsident Dr. Marx und Vice Präsident B. Röser werden als solche von der Versammlung bestätigt. Die Bürger Beust und Moll werden zur Ergänzung ins Comite und die B. Ross und Röser in den Kreisausschuß gewählt. Die Versammlung erklärte durch Acclamation, sich beim Vorkommen der Gefangenen Dr. Gottschalk und Anneke, am hiesigen Assisenhofe für die Ruhe der Stadt verbürgen zu wollen. Die Sitzung wird geschlossen. An Eintrittsgelder und freiwilligen Beiträgen gingen ein 32 Thlr. 18 Sgr. 6 Pfg.

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Comite´ Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 6. November 1848. Nach Verlesung und Annahme des Protokolls der vorigen Sitzung stattet Bürger ˙ ˙der ˙ ˙˙ Vogt im Namen der Commission Bericht ab, über die Revision und den Stand Casse. B. Beust stattet einen kurzen Bericht ab, über das Wirken des demokratischen Congresses in Berlin und bedauert, daß derselbe die auf ihn gestellten Erwartungen nicht ganz erfüllt habe, was durch die vielen Constitutionellen, die sich dort eingefunden, herbeigeführt worden sei. Präsident Dr. Marx macht eine kurze Mittheilung über die Ereignisse in Wien ˙ ˙˙ ˙ ˙namentlich ˙˙ und hebt hervor, wie es nur durch den vielfachen Verrath der dortigen Bourgeoisie dem Windischgrätz möglich werden konnte, die Stadt zu nehmen. B. Keil wünscht die Meinung der Versammlung darüber zu vernehmen, ob man das für die nach Wien bestimmten Freischärler eingegangene Geld, jetzt den Verwundeten und Hinterbliebenen daselbst übermachen solle. Nach einer längeren Debatte hierüber, worin namentlich hervorgehoben wurde, daß die Uebersendung nach Wien, bei den jetzigen Zuständen daselbst nicht auszuführen sei, ohne es vielleicht den Croaten in die Hände zu liefern, und man das Geld auch hier gut anzuwenden vielleicht bald Gelegenheit finden dürfte, – entschied sich die Gesellschaft dagegen. B. Blum spricht von einer nach Niederkassel zu unternehmenden Reise, um einem dortigen jungen Vereine beizuwohnen. B. Röser sagt, daß die Geistlichkeit sich an verschiedenen Orten auf eine anmaßende, jedoch wahrhaft lächerliche Weise den Fortschrittsbestrebungen der arbeitenden Klasse entgegensetze, und regt dadurch eine Debatte an, wodurch deutlich gezeigt wird, wie wenig der gesunde kräftige Sinn unserer Arbeiter, auch selbst von der Kanzel herab und einer früher so allmächtigen Geistlichkeit irre zu leiten ist. Es wird von vielen Rednern hervorgehoben, daß es uns nicht eingefallen wäre von der Geistlichkeit zu sprechen, wenn uns diese in Ruhe gelassen; daß aber jetzt Stillschweigen nicht mehr geboten sei, nachdem sie uns von der Kanzel her angegriffen habe. Man wolle von der Religion nichts sagen aber vor einem Uebergreifen der Geistlichkeit müsse man sich verwahren.

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Die Redner drängten sich um thatsächliche Beispiele von Uebergriffen der Geistlichkeit und besonders Stellen aus Predigten, die von Demokraten, Socialisten, Anarchisten etc. anstatt vom Worte Gottes handelten, so wie Beschimpfungen aller Art enthielten mitzutheilen, welche die Gesellschaft in der heitersten Laune anhörte und belachte. B. Wessel erzählt: Ich war in Kierdorf einem Dörfchen bei Bedburg, Kreis Bergheim, in der Predigt. Plötzlich kommt der Geistliche auf die Politik. Seine Zuhörer horchten mit einer seltenen Aufmerksamkeit. Er spricht unter Andern, von der Nationalversammlung in Frankfurt und vom dasitzenden Bischof Lamberti, dessen Worte er citirt. Jedoch bald kömmt er auf die Demokraten und ruft aus: Was wollen sie? – Sie wollen nur Könige und Fürsten stürzen und die Religion unterdrücken. Seine Zuhörer lachen; einer vernehmlich laut. Er fährt fort: ja lache du, – lachen gilt nicht. Dieser ruft laut: und bange machen auch nicht. (Gelächter.) Ohne Mehreres anzuführen erlaubte sich der Referent, der sämmtlichen Geistlichkeit den Rath zu ertheilen, die Politik künftig aus der Kirche zu lassen und ihre Gebet für die „verblendeten Demokraten“ im stillen „Kämerlein“ zu verrichten, wenn sie nicht ganz den Boden unter ihren Füßen verlieren und nocht mehr ausgelacht sein will. B. Adelung, Präsident des Arbeitervereins in Frankfurt, berichtet über die dortigen Vereine und fordert schließlich auf, nach ihrem Beispiele auf dem Lande zu wirken, dem sich B. Karsten anschließt. Gegen 11 Uhr wird die Versammlung geschlossen. Freiwillige Beiträge 19 Sgr. 10 Pfg. ˙˙˙˙c˙h˙e ″ Monatli 2 Thlr. 6 ″ ˙˙ ˙ ˙ Freiheit, Arbeit. Nr. 3, 21. Januar 1849

Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 15. Januar 1849. Nach Verlesung und Annahme des Protokolls der vorigen Sitzung fragt der Vorsitzende, Röser, ob Bürger Prinz, Redakteur, gegenwärtig sei und sagt, nach der ˙ ˙ ˙schon weggegangen, man müsse ihn als Beamten des Erwiderung, derselbe ˙sei Vereins über sein Betragen in letzter Zeit, seine vorgenommenen Veränderungen mit der Zeitung, ohne dem Verein Anzeige davon zu machen, zur Rechenschaft ziehen. 35 Der anwesende frühere Präsident des hiesigen Demokratischen Vereins Schneider II spricht über den in Nr. 1 der Zeitung „Freiheit, Arbeit“ befindlichen Artikel, welcher ihn persönlich angreift und weist die in demselben ihm in den Mund gelegten Worte, als erlaube es ihm seine Stellung nicht auf das Gesuch eines Vereinsmitgliedes um Unterstützung, zu antworten, mit Entschiedenheit zu40 rück, will sich aber nicht weiter auf diesen Artikel einlassen, da er gesehen, das der Verein selbst mit dessen Abfassung nicht einverstanden ist. 30

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Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

Bg. Esser gibt die Erklärung ab, daß er nicht, wie es schon hin und wieder verlautet, der Verfasser des persönlichen Angriffs auf Schneider II und Raveaux sei. Bg. Marx und Schapper stellen den vielseitig unterstützten Antrag, dem Bg. Prinz als Redakteur des offiziellen Organs des Vereins eine Redaktions-Kommission beizugeben, die darüber zu wachen habe, daß dieses Organ auch wirklich die Interessen des Vereins vertrete und im Sinne unserer Parthei geleitet werde. Der Antrag wird angenommen und zu dieser Redaktions-Commission die Bg. Schapper, Röser und Reiff ernannt. Bg. Westermann liest die von Brüssel aus erlassene „Erklärung“ des Dr. Gottschalk vor, und kann sich mit dem Verfahren desselben nicht einverstanden erklären. Der Bg. Marx stellt aber den von Schapper unterstützten Antrag, von der Sache für jetzt abzusehen, da die erlassene Erklärung zu zweifelhaft und undeutlich sei, um daraus mit Sicherheit einen Schluß zu ziehen, hingegen aber, um darüber ins Klare zu kommen, eine Kommission zu ernennen, welche die ihr undeutlich scheinenden Stellen zusammenfasse und in einem, an den Dr. Gottschalk gerichteten Schreiben darüber Erklärung und Aufschluß verlange. Dieser Antrag findet allgemeinen Beifall und werden zu dieser Kommission die Bg. Dr. Marx, Anneke, Schapper, Röser und Esser vorgeschlagen und angenommen. Es werden an die gegenwärtigen Comite´-Mitglieder des demokratischen Vereins verschiedene Interpellationen [gerichtet], wegen nicht gleichmäßigem Beistand von Unterstützungen an die verschiedenen Bedürftigen und Bevorzugung von höhergestellten, honetten Personen gegen arme Proletarier, die der Bg. Somann dahin beantwortete, daß die demokratische Kasse in dieser Beziehung sehr in Anspruch genommen werde und sehr oft von allen Geldmitteln gänzlich entblößt gewesen sei, daß aber auch manche Unterstützung und namentlich eine in letzterer Zeit von Thlr. 50, an eine sog. höher gestellte Person, nicht aus der Casse des demokratischen Vereins, sondern aus, zu diesem Zwecke anderwärts gehaltenen Beiträgen geflossen sei. Bg. Anneke schlägt vor, die demnächst stattfindenden Wahlen zum Gegenstande der Besprechung in den künftigen Sitzungen zu machen. Bg. Schapper meint, wenn dieses vor etwa 4 Wochen geschehen wäre, dann konnten wir als eigene Parthei vielleicht etwas Tüchtiges leisten, allein jetzt sei es dazu zu spät, da wir noch ganz und gar nicht organisirt seien, es würde dem Arbeiter-Verein nicht möglich sein, seine eigens aufgestellten Kandidaten durchzubringen. Bg. Marx ist ebenfalls der Meinung, daß der Arbeiter-Verein als solcher jetzt keine Kandidaten durchbringen könne, es handele sich für den Augenblick auch nicht darum, in prinzipieller Hinsicht Etwas zu thun, sondern der Regierung, dem Absolutismus, der Feudal-Herrschaft Opposition zu machen, dazu seien aber auch einfache Demokraten sog. Liberale hinreichend, die ebenfalls mit der jetzigen Regierung bei Weitem nicht zufrieden seien. Man müsse die Sache einmal

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nehmen wie sie sei. Da es nun wichtig sei, dem jetzigen absoluten System eine möglichst starke Opposition zu machen, erfordere es schon der gesunde Verstand, wenn man einsähe, seine eigene prinzipielle Meinung nicht bei den Wahlen durchsetzen zu können, daß man sich mit einer andern Parthei, die ebenfalls Opposi5 tion macht, vereinige, um nicht unsern gemeinschaftlichen Feind, das absolute Königthum, siegen zu lassen. Es wird hierauf beschlossen, sich an den allgemeinen Wahlkomite´s, die nach der Eintheilung in Wahlbezirke der hiesigen Stadt errichtet werden sollen, zu betheiligen und dort das allgemeine demokratische Prinzip zu vertreten. Zur Herstellung einer engeren Verbindung zwischen den Arbeitern und De10 mokraten, werden die Bg. Schapper und Röser ernannt, die sich an den Ausschußsitzungen des demokratischen Vereines betheiligen und darüber hier Bericht abstatten sollen. Schluß der Sitzung halb 11 Uhr. Monatl. Beiträge 1 Thlr. 25 Sgr. – freiw. ″ 1 ″ 5 15 Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Nr. 1, 8. Februar 1849

Komite´-Sitzung vom 29. Januar 1849. 20

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[...] Bürger Reiff gibt im Namen der, dem Redakteur der Vereinszeitung zur Seite ˙ ˙ ˙ Redaktions-Kommission, ˙ gestellten die Erklärung ab, daß dieselbe an dem Artikel des Blattes „An Hrn. Raveaux“, keinen Antheil habe, da ihr derselbe nicht ˙ ˙ worden sei; er weißt damit alle Verantwortlichkeit von der Kommission vorgelegt zurück, und beantragt die Veröffentlichung dieser Erklärung durch den Druck. Angenommen. Bg. Schapper sagt in Bezug auf den angeregten Artikel: Wenn die Arbeiter, oder die ganz entschiedene Parthei unter den Wahlmännern, sich durch diesen, oder derartige Artikel und Angriffe bestimmen lassen, nicht mit den übrigen Demokraten zusammen zu wählen, dann wäre das Resultat, den Kandidaten der Reaktionsparthei „Schützendorf“ durchkommen zu sehen, kein überraschendes mehr. Wir würden gerade den schlechtesten, der sich möglicher Weise finden ließe, einen Mann, der früher mit liberalen Phrasen um sich warf und nachher zum Erzheulerthum überging, also einen nichtswürdigen Ueberläufer nach Berlin senden. Durch derartige Artikel, wie der „An Herrn Raveaux“ in diesem Augenblick, machen wir aber alle Anstalten um zu einem solchen Ziele zu gelangen. Bg. Röser. Es ist unbegreiflich, wie der Redakteur unseres Vereins-Organs diesen Artikel, nach dem, was in Bezug auf einen ähnlichen „An Schneider und Raveaux“ vorgefallen war, aufnehmen konnte und dies noch gar ohne ihn der Redaktions-Kommission vorzulegen, die doch einzig und allein durch den früheren Artikel entstanden war und zusehen sollte, daß derartige unzeitgemäße Sachen nicht mehr vorkämen.

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Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

Wir haben uns bei der Wahl der Wahlmänner mit den Demokraten vereinigt, weil wir überzeugt waren, nicht genug Männer unserer eignen Parthei durchbringen zu können, und wie richtig diese Ansicht war, zeigt die mitunter sehr kleine Majorität, für die Demokraten und überhaupt der geringe Sieg derselben hier, in Köln, wohl deutlich genug. Wir brachten jedoch durch diese Vereinigung, der Mehrzahl nach, Demokraten durch. Nun wäre es aber eine durchaus falsche Idee, glauben zu wollen, mit dieser, aus der nothwendigen Vereinigung von Socialisten und Demokraten hervorgegangenen Mehrzahl der demokratischen Wahlmänner, ließen sich andere als grade demokratische Abgeordnete erzielen. Wenn unsere Verbindung mit den blassen Demokraten nothwendig war, um diesen bis jetzt mit genauer Noth den Sieg zu verschaffen, so ist es nicht abzusehen, warum dieselbe nun vor den Wahlen der Abgeordneten nicht eben so nöthig sein sollte. Wenn wir uns die Gefahr, ohne Vereinigung den Heulern zu unterliegen, früher drohte, so muß sie auch bei unserem schwachen Siege, der nur gemeinschaftlich errungen wurde, jetzt ebenso drohen; die Wahlen sind noch erst halb beendigt. Wenn wir nun für diese Wahlen den Grundsatz der Vereinigung aufstellten, warum sollten wir ihn denn nicht bis zur definitiven Beendigung derselben festhalten, besonders da der bisherige Ausfall der Wahlen diesen Grundsatz vollkommen gerechtfertigt hat! Obschon es uns als rothen Republikanern, die ihre Fahne keinen Augenblick verläugnen, nicht einfallen kann, an eine prinzipielle Vereinigung mit den Demokraten auch nur im Entferntesten zu denken, obschon diese auf dem Wege des Fortschrittes eben so weit hinter uns zurück sind, als wie die ärgsten Heuler hinter ihnen sein mögen, obschon ihre sämmtlichen Leiter und Führer bei uns nicht die geringste Sympathie zu erregen im Stande sind, so müßten wir es doch für eine unverzeihliche Inkonsequenz unsererseits halten, ihre möglichen Kandidaten zur Deputirten-Kammer im jetzigen Augenblicke, vor Beendigung der Wahl, anzugreifen. Eine solche Inkonsequenz sind nun gerade Artikel, wie der früher gegen Schneider II und Raveaux und der jetzt in Rede stehende gegen Raveaux in unserer Zeitung. Gegen erstern hat der Verein protestirt. Das konnte dem Redakteur nicht entgangen sein, jedoch bringt er uns heute in den Fall, auch gegen letzteren zu protestiren. Wenn das so fortgeht, dann haben wir unsere Sitzungen damit auszufüllen, gegen die Artikel unseres eigenen Organes zu protestiren und die Fehler und Inkonsequenzen unseres Redakteurs wieder gut zu machen. Bg. Nothjung verlangt, daß der Redakteur Prinz sich bestimmt darüber erkläre, ob er die ihm zur Seite gesetzte Redaktions-Kommission anerkennen und ihr alle Artikel vor dem Druck fertig geschrieben vorlegen wolle. Bg. Prinz will zwar die Kommission anerkennen, hält es jedoch für unmöglich, alle Artikel vorzulegen. Diese Unmöglichkeit wird von Bürger Marx bestritten.

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Bg. Prinz will sich der Redaktions-Kommission gegenüber genauer erklären. Hiermit nicht zufrieden, beschließt der Verein auf die Anträge Mehrerer: Die Zeitung „Freiheit, Arbeit“ ist nicht mehr das Organ des Vereins. Die frühere Zeitung „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“ wird mit Hinzufügung 5 einer Vignette und rother Fahne fortgeführt. Bg. Chr. Jos. Esser ist Redakteur derselben. Wegen den übrigen zu treffenden Maßregeln hat sich dieser mit der fortbestehenden Redaktions-Commission zu verständigen. Die Vignette der Zeitung soll einen Blousenmann mit Schwert und rother Fah10 ne vorstellen. Nach diesem Schluß der Sitzung. [...] Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Nr. 6, 24. Februar 1849 15

Komite-Sitzung vom 15. Februar 1849. [...] Nach diesem beschließt der Verein, auf den Antrag Engels, eine Kommission zu ernennen, welche sich mit einer [Kommission] der demokratischen Gesellschaft in Verbindung setze, um die nöthigen Anordnungen zu treffen, das Fest der fran20 zösischen Februarrevolution auf einem hier zu haltenden Bankette zu feiern, daß diese Komision aus den BürgernSchapper, Roeser und Reiff bestände. Nach dem Schluß der Sitzung.

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Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter am 21. Dezember 1848. Protokoll

Verhandelt Köln am 21 Dezember 1848 Vor dem Instruktionsrichter und Landgerichtsrath Kratz assistirt vom vereideten Auskultator Bach erschien in Folge Erscheinungsbefehles die nachbenannte Person um wegen der ihr zur Last gelegten Beschuldigung vernommen zu werden. Dieselbe zur Aussage der Wahrheit ernstlich ermahnt, ließ sich einzeln und getrennt vernehmen, wie folgt Ad generalia:

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Ich heiße Carl Marx, bin 30 Jahre alt, Redakteur en chef der Neuen Rheinischen Zeitung. Ich wohne dahier Cäcilienstrasse no 7, geboren zu Trier, bin nie in Un- 10 tersuchung gewesen auch nie bestraft worden. Zur Sache. Den Artikel de dato: Düsseldorf den 17 October, in der neuen Rheinischen Zei˙ ˙ ˙˙ tung, anfangend mit den Worten: „Am 15 October war, wie man weiß, Königsgeburtstag“, hat der Litterat Dr. Lasalle aus Düsseldorf mir zum Einrücken in 15 die genannte Zeitung übersandt und hat derselbe mich ausdrücklich ermächtigt, ihn als Verfasser zu nennen, und habe ich weiter Nichts zu meiner Vertheidigung anzuführen, und finde keine Veranlassung, mich darüber, ob in dem Art. Etwas Gesetzwidriges enthalten ist, hier zu erklären. Der Gerant Corff ist bei der Aufnahme dieses Artikels in die Neue Rheinische 20 Zeitung durchaus nicht betheiligt gewesen. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben Dr. K. Marx Kratz Bach

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Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 221, 14. Februar 1849

[...] Marx erklärt, er sehe sich nicht veranlaßt, den Verfasser des inkriminirten Artikels zu nennen, sei aber bereit, die ganze Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen. Er stelle auch nicht in Abrede, die Notiz über die Nothwendigkeit der Anwesenheit des Instruktionsrichters oder Polizeikommissars bei Vornahme von 5 Verhaftungen geschrieben zu haben. Diese Notiz befand sich nämlich auf einem Blatte, welches bei einer während der Untersuchung stattgehabten Haussuchung in dem Büreau der „Neuen Rheinischen Zeitung“ konfiszirt wurde. Marx bemerkte ferner über dies konfiszirte Blatt, daß es zwar dieselben Daten enthalte, wie der inkriminirte Artikel, keineswegs aber das gesuchte Manuscript sei, wie die 10 oberflächlichste Vergleichung herausstelle. Engels endlich erklärte, die auf besagtem Blatte befindlichen Daten rührten von seiner Hand her. Er habe dies bei seinem ersten Verhöre vor dem Instruktionsrichter deshalb in Abrede gestellt, weil er damals als Zeuge geladen, und pro informatione und nicht eidlich vernommen worden sei und hierin eine Falle erblickt habe. Sobald er als Beschul15 digter citirt worden, habe er sich sofort als Schreiber jener Notizen bekannt. Uebrigens lehne auch er es ab, den Verfasser zu nennen, sei aber bereit, die Verantwortlichkeit zu übernehmen. [...]

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Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 225, 18. Februar 1849

× M ü l h e i m am Rhein, 11. Febr. (Verspätet). Heute fand hier ein vom Arbei˙ ˙˙ ˙demokratisches Banket statt. Mitglieder des Kölnischen terverein veranstaltetes Arbeiter- und demokratischen Vereins waren eingeladen. Instrumentalmusik und Gesang wechselten ab mit Toasten, die in längeren Reden motivirt wurden. Bengel, Präsident des hiesigen Arbeitervereins, entwickelte in einem längern 5 Vortrag das Verhältniß der Gegenwart zur Vergangenheit. Lucas brachte einen Toast auf die Gäste aus, speziell auf die Männer, die wie der anwesende Redakteur en chef der „N.Rh.Z.“, K. Marx, lange vor der Februarrevolution die Rechte der Arbeiterklasse in That und Wort behauptet hätten. Schapper ließ die „demokratische Republik“ leben. K. Marx sprach über die Betheiligung der 10 deutschen Arbeiter an den Kämpfen in Frankreich, England, Belgien und der Schweiz. Er brachte einen Trinkspruch auf Gladbach aus, einer der ausnahmsweisen Vereinbarer, die wirklich die Interessen des Volkes vertreten. F. Engels betoastete die Ungarn und Kossuth. Ott aus Worringen sprach über den constitutionellen Liberalismus, die Aristokratie und die Demokratie, Fischbach über 15 das Elend des Volks und die Mittel zur Abhülfe. Gladbach warf einen Rückblick auf die aufgelöste Nationalversammlung und kritisirte in einem energischen Vortrag ihre Schwächen, ihre Unentschiedenheit und ihren Mangel an revolutionärem Verstand. Krahe sprach schließlich über die Devise der Februarrevolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“ 20 Dies erste demokratische Banket in der Rheinprovinz hat so sehr angesprochen, daß es sicher Nachahmung finden wird.

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Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 26. Februar 1849. Bericht

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 233, 28. Februar 1849

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* K ö l n, 21. Febr. Vorgestern fand zur Feier des Jahrestags der französischen Februarrevolution im Eiser’schen Saale ein Bankett statt. Der große, zwischen 2 und 3000 Menschen fassende Saal war gedrängt gefüllt. Karl Marx, durch Akklamation zum Präsidenten gewählt, mußte wegen Verhinderung ablehnen. Karl Schapper übernahm hierauf auf allgemeines Verlangen das Präsidium und eröffnete die Sitzung mit einem Trinkspruch auf die Manen der im Februar und Juni in Paris, und in allen übrigen revolutionären Kämpfen von 1848 gefallenen Opfer. Der Abgeordnete von Köln, Advokat Schneider, nahm hierauf Abschied von ˙ ˙ ˙ ˙ ˙Desgleichen ˙˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ nachher der Abg. Gladbach einige Worseinen Wählern. sprach bald te, kam auf die Ursachen des Gelingens der letzten Contrerevolution zurück, und forderte das Volk von Köln auf, bei etwaigen neuen Gewaltstreichen gegen die Kammer sich zum Schutz seiner Vertreter zu erheben (dies zur Antwort auf die Denunziation in der heutigen Köln. Ztg.) Die folgenden Trinksprüche wurden noch ausgebracht: Dr. Rittinghausen: der demokratisch-sozialen Republik. – F. Engels, Red. der N.Rh.Ztg.: den kämpfenden Italienern, vor Allem der römischen Republik. – C. Cramer: den Manen Robert Blum’s. – Abg. Wöhler zur Frankf. Nationalversammlung: der deutschen Demokratie. – Kaufmann Guffanti: Ledru-Rollin und den französischen Demokraten. – Ex-Bombardier Funk: ein Pereat den Tyrannen. – Dr. Weyl: den anwesenden Frauen. – Dr. Becker: den Demokraten aller Nationen. – Tischler Kurth: Kossuth und den Magyaren. – Schapper: den politischen Gefangenen und Flüchtlingen, namentlich den Deutschen in Besanc¸on. – Carstens, Arbeiter: der zukünftigen sozialen Revolution. – Ferd. Wolff, Red. der N.Rh.Ztg.: dem Recht auf Arbeit. – Arbeiter Hausmann: der Einigkeit. – C. Cramer: Mieroslawski und den polnischen Kämpfern von 1848. – Wirth Kamp von Bonn: der Verbrüderung aller Nationen. – Stud. Blum: den Wupperthaler Demokraten. – Arbeiter Müller: Mellinet, Tedesco und den übrigen 15 Antwerpener Verurtheilten von RisquonsTout. – Arbeiter Röser: den Manen Robespierre’s, Saint-Just’s, Marrat’s und den andern Helden von 1793.

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Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett am 26. Februar 1849

Die Feier, von Zeit zu Zeit durch Musik, Gesang der Marseillaise, des Girondistenlieds etc. und Vorträge des Arbeiter-Gesangvereins unter Leitung des Herrn Herx belebt, schloß mit einem Hoch auf die „allgemeine demokratische-soziale Republik“. Eine Kollekte für die deutschen Flüchtlinge in Besanc¸on wurde während der Sitzung abgehalten und lieferte einen nicht unbeträchtlichen Ertrag. Während des ganzen Abends waren die Truppen konsignirt und starke Patrouillen durchzogen die Straßen, was indeß wohl mehr durch die wiederholten Schlägereien der Soldaten unter sich, als durch das Bankett veranlaßt war.

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KARL MARX FRIEDRICH ENGELS GESAMTAUSGABE (MEGA) ERSTE ABTEILUNG WERKE · ARTIKEL · ENTWÜRFE BAND 8

HERAUSGEGEBEN VON DER INTERNATIONALEN MARX-ENGELS-STIFTUNG AMSTERDAM

KARL MARX FRIEDRICH ENGELS WERKE · ARTIKEL ENTWÜRFE OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849 A P P A R AT Bearbeitet von Jürgen Herres und Franc¸ois Melis

DE GRUYTER AKADEMIE FORSCHUNG

2020

Internationale Marx-Engels-Stiftung Vorstand Anja Kruke, Marcel van der Linden, Michael Quante, Andrej Sorokin

Redaktionskommission Beatrix Bouvier, Fangguo Chai, Marcel van der Linden, Jürgen Herres, Gerald Hubmann, Götz Langkau, Regina Roth, Kohei Saito, Ljudmila Vasina

Wissenschaftlicher Beirat Andreas Arndt, Birgit Aschmann, Shlomo Avineri, Harald Bluhm, Warren Breckman, James M. Brophy, Aleksandr Buzgalin, Gerd Callesen, Hans-Peter Harstick, Axel Honneth, Jürgen Kocka, Hermann Lübbe, Herfried Münkler, Bertell Ollman, Alessandro Pinzani, Wolfgang Schieder, Hans Schilar, Gareth Stedman Jones, Jianhua Wei Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin, des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft sowie des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalts erarbeitet.

ISBN 978-3-11-068327-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-068339-4

Library of Congress Control Number: 2020948393 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

Inhalt Text

Apparat

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

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Einführung Friedrich Engels als Auslandskorrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in der Schweiz 1848/49 Friedrich Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49

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KARL MARX. FRIEDRICH ENGELS. WERKE · ARTIKEL · ENTWÜRFE. OKTOBER 1848 BIS FEBRUAR 1849 Karl Marx · Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Revolution in Wien Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Die „Kölnische Revolution“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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679 683 685 687 687

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Inhalt Text

Karl Marx · Das Ministerium Pfuel Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ und die Wiener Revolution Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Berliner Nationalversammlung Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Antwort König Friedrich Wilhelms IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx · Die englisch-französische Vermittlung in Italien Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx · Die „Re´forme“ über die Juniinsurrektion Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Friedrich Engels · Von Paris nach Bern Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Apparat

11

705 705 706 707 707 709 714 723 723

Inhalt Text

Karl Marx · Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die Pariser „Re´forme“ über die französischen Zustände Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die Wiener Nachrichten Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Der Wiener Oktoberaufstand und die „Kölnische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx / Ferdinand Freiligrath · Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

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Karl Marx · Wiener Nachrichten Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Sieg der Kontrerevolution zu Wien Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Inhalt Text

Karl Marx · Die Berliner Krisis Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Friedrich Engels · Das Exfürstentum Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 141 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

753 754 757 758 760 763 763 81 770 771 771

Karl Marx · Erscheinungsbefehl für Karl Marx Entstehung und Überlieferung

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Karl Marx · Cavaignac und die Junirevolution Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx / Karl Schneider · Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten vom 14. November 1848 Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · K. Marx Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Die neuen Behörden – Fortschritte in der Schweiz Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 143 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Apparat

774 775 776 776

85 778 780 86 782 782 87 783 784

91 786 787

Inhalt Text

Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

93 790 791

Karl Marx / Karl Schneider · Erklärung Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Bekenntnisse einer schönen Seele Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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794 794 795 797 797

Karl Marx · Keine Steuern mehr!!! Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Ein Erlass Eichmanns Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

801 803 805 806 806

109 809 811 811

Friedrich Engels · Sitzungen der Schweizer Kammern Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Der Stadtrat Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Friedrich Engels · Wahl des Schweizer Bundesrats Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

112

812 812 813 815 815 817 818 818

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Inhalt Text

Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf an die Demokraten der Rheinprovinz vom 20. November 1848 Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Über die Proklamation des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel in Betreff der Steuerverweigerung Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

113 819 820 114 821 821 115 823 823

Karl Marx · Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

117

Karl Marx · Die Frankfurter Versammlung Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

118

Friedrich Engels · Wahlen für das Bundesgericht – Verschiedenes Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

825 825 827 828 828 120 830 830 830

Karl Marx · Belagerungszustand überall Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

123

Friedrich Engels · Verschiedenes Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

124

Friedrich Engels · Resultat der Nationalratswahlen im Kanton Bern Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

560

Apparat

832 832 834 834 125 836 836

Inhalt Text

Friedrich Engels · Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Manteuffel und die Zentralgewalt Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

126 837 838 838 135 842 842 136 844 845 845

Friedrich Engels · Die Wahlen – Sydow Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

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Karl Marx · Vernehmungen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

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Karl Marx · Drei Staatsprozesse gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Die Schweizer Nationalratssitzung vom 22. November 1848 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Abdankung Raveaux’ – Verletzung der Schweizer Grenze Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Neuigkeiten Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

Apparat

849 850 850

851 852

145 853 854 854

147 856 856 856

149 858 858 150 860 860

561

Inhalt Text

Friedrich Engels · Sitzung des Bundesrats und des Ständerats Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Die Persönlichkeiten des Schweizer Bundesrats Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Geöffnete Briefe Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Das Organ Manteuffel und Johannes. – Die Rheinprovinz und der König von Preußen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Die revolutionäre Bewegung in Italien Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Sitzung des Schweizer Nationalrats vom 27. November 1848 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Raspail oder Ledru-Rollin Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Erläuterungen

562

Apparat

151 861 861 152 862 862 862 157 864 864 864 158 865 865 159 867 868 868 163 871 871 165 873 873 873 166 874 875 876

Inhalt Text

Friedrich Engels · Proudhon Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Sitzung des Nationalrats – Ständerat – Protest des Papstes – Reichskornsperre – Der Walliser Große Rat Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

878 878 879

177 881 881

Friedrich Engels · Bern zur Bundesstadt erklärt – Franscini Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

179

Friedrich Engels · Neues aus Bern Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

180

Friedrich Engels · Duell zwischen Benz und Luvini Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

182

Friedrich Engels · Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Prozesse der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Schweizerische Zeugnisse über die Heldentaten der österreichischen Armee in Wien Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Der Bundesrat und die auswärtigen Gesandten – Bundesrat in Tessin – Zentralisation der Posten – Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

Apparat

173

883 883 884 884 884 886 886 886

183 887 887 186 889 889

187 892 892

190 894 894

563

Inhalt Text

Karl Marx · Die Auflösung der Nationalversammlung Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

191

Karl Marx · Der Staatsstreich der Kontrerevolution Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

193

Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

194

Karl Marx · Fragment zur Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Friedrich Engels · Maßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Der Schweizer Nationalrat Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Neuer Bundesgenosse der Kontrerevolution Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die Verleumdungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Ursulinerinnenkloster – Werbungen für den Kartätschenkönig – Die „Bürgergemeinde“ – Kommission wegen eines gemeinsamen Zolltarifs Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

564

Apparat

895 896

897 897

898 900 900

217 907 907

218 908 909 220 910 911 911

235 914 915 915

238 916 916

239 917 917

Inhalt Text

Karl Marx / Hermann Korff / Stephan Naut / Louis Schulz · Bestellung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Ein Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ vertagt Entstehung und Überlieferung Karl Marx · Prozess gegen Gottschalk und Genossen Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Drigalskis Prozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Karl Marx · Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk. Entwurf Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die preußische Kontrerevolution und der preußische Richterstand Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge – Die Truppen aus Tessin zurück – Die Patriziergemeinde Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Die revolutionäre Bewegung Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

241 919 920 242 922 243 924 925 925 252 929 929 253 930 932 932 254 933 934 934

261 937 937 937 264 939 940 940

565

Inhalt Text

Friedrich Engels · Schweizerisch-Italienisches Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

267

Karl Marx / Georg Weerth · Ein Bourgeoisaktenstück Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

269

Karl Marx / Georg Weerth · Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

942 942 942 944 945 946 274 947 948 948

Karl Marx · Eine Neujahrsgratulation Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

278

Karl Marx · Ludwig Raveaux. Die „Kölnische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

283

Karl Marx · Eine Entgegnung des Oberlandesgerichtsrats Rintelen Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Der magyarische Kampf Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Herr Müller – Radetzkys Schikanen gegen Tessin – Der Bundesrat – Lohbauer Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Die letzten Freischärler Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

566

Apparat

951 952 952

956 956 956

284 958 958 959 286 960 961 961

298 965 965 301 967 967

Inhalt Text

Friedrich Engels · Budget des Schweizer Kantons Bern Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

302

Friedrich Engels · Die Schweizer Presse Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

303

Friedrich Engels · Schutzzollagitation – Neapolitanische Werbungen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen Friedrich Engels · Müller – Die Freiburger Regierung – Ochsenbein Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

Apparat

968 968 969 969 308 971 971 309 972 972

Karl Marx · Montesquieu LVI. Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

311

Karl Marx · Die Wahlen (24. Januar 1849) Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

325

Karl Marx · Die Wahlen (25. Januar 1849) Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

326

Karl Marx · Die Berliner „National-Zeitung“ an die Urwähler Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

331

Friedrich Engels · Antwort von Oberst Engels Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

341

Karl Marx · Urwahl-Erfahrungen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

342

973 976 976 981 981 983 984 988 988 989 992 992 995 995

567

Inhalt Text

Friedrich Engels · Preußischer Steckbrief gegen Kossuth Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

346

Friedrich Engels · Vor dem Instruktionsrichter Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

348

Karl Marx · Zustand in Paris Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

349

Karl Marx · Die Situation in Paris Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

352

Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

354

Karl Marx · Die Situation Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

358

Friedrich Engels · Der Kampf in Ungarn Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

363

Karl Marx · Camphausen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

368

Friedrich Engels · Ungarn. 4. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

371

Karl Marx · Wesendonck Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

373

568

Apparat

998 999 999 1000 1001 1002 1003 1004

1006 1006

1008 1008 1008

1011 1013

1015 1015 1016

1018 1018

1020 1020 1020

1022 1023 1023

Inhalt Text

Friedrich Engels · Ungarn. 6. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Entwurf der Verteidigungsrede im ersten Presseprozeß der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Karl Marx · Freisprechung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

1026 1026 1027 379 1028 1028 1029 1029 386 1030 1030

Karl Marx · Der Steuerverweigerungsprozess Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

387

Karl Marx · Lassalle Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

389

Friedrich Engels · Ungarn. 11. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

392

Karl Marx · Erwiderung Hugo Wesendoncks Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

395

Karl Marx · Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

375

1032 1032 1035 1036 1036 1038 1038 1038 1040 1041 1041 397 1043 1044 1045

569

Inhalt Text

Friedrich Engels · Ungarn. 11. Februar 1849 (Zweite Ausgabe) Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

403 1047 1047 1047

Karl Marx · Verfolgung gegen die Steuerverweigerer Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

407

Friedrich Engels · Ungarn. 13. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

408

Karl Marx · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Variantenverzeichnis Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

1049 1050 1051 1051 1051 409 1053 1056 1056 1057 421 1060 1060 1060

Karl Marx · Neues Zeitungskartell Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

427

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

428

Friedrich Engels · Ungarn. 16. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

445

570

Apparat

1062 1063 1064 1066 1066 1073 1073 1073

Inhalt Text

Karl Marx · Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

446 1075 1077 1078

Karl Marx · Anton Gladbach Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

456

Karl Marx · Der Steuerverweigerungsprozess Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

457

Karl Marx / Friedrich Engels · Saedt Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

458

Karl Marx · Dreigestirn gegen Dreieck Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

460

Friedrich Engels · Der Wiener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

1081 1081 1083 1083 1084 1085 1085 1086 1086 461 1088 1088 1088 462 1089 1089 1090

Karl Marx / Wilhelm Wolff · Stein Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

467

Friedrich Engels · Ungarn. 18. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

469

1092 1093 1094 1094 1095

571

Inhalt Text

Friedrich Engels · Die Kroaten und Slowaken in Ungarn Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels · Die Kriegskunst der KaiserlichKöniglichen Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

1096 1096 1096 477 1098 1098

Friedrich Engels · Ungarn. 21. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

479

Friedrich Engels · Ungarn. 22. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

482

Karl Marx · Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

1099 1099 1100 1100 1100 485 1102 1102 1102

Karl Marx · Anton Gladbach und Joseph DuMont Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

488

Karl Marx · Eine Denunziation Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

489

Friedrich Engels · Ungarn. 24. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

491

Karl Marx · Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss der Demokraten Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

572

Apparat

474

1103 1103 1104 1104 1106 1106 1106 495 1108 1111 1111

Inhalt Text

Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

513

Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849 (2. Beilage) Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

517

Friedrich Engels · Die Russen in Siebenbürgen Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

519

Friedrich Engels · Ungarn. 28. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

527

Apparat

1115 1115 1115 1117 1117 1117 1119 1120 1120 1122 1122 1122

ANHANG

Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

537 1129 1131 1132

Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter Franz Joseph Kratz am 21. Dezember 1848. Protokoll Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

546

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849 Entstehung und Überlieferung Erläuterungen

547

1146 1146

1148 1148

573

Inhalt Text

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 24. Februar 1849. Bericht Entstehung und Überlieferung Korrekturenverzeichnis Erläuterungen

Apparat

548 1150 1150 1150 549 1152 1153 1153

REGISTER UND VERZEICHNISSE Namenregister

1157

Literaturregister 1. Arbeiten von Marx und Engels 2. Arbeiten anderer Autoren 3. Periodika

1180 1180 1180 1182

Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur 1. Archivalien a. IISG b. RGASPI c. Andere Archive 2. Gedruckte Quellen a. Handbücher und Quelleneditionen b. Periodika c. Zeitgenössische Publikationen 3. Forschungsliteratur

1185 1185 1185 1185 1186 1186 1188 1189 1191

Sachregister

1198

Verzeichnis der Abbildungen Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 114 vom 12. Oktober 1848. Originalexemplar von Marx Engels: Von Paris nach Bern. Erste Seite des Manuskripts Topographische Skizzen und Zeichnungen von Engels. Vorderseite

574

5 27 43

Inhalt

Topographische Skizzen und Zeichnungen von Engels. Rückseite Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848. Erster Andruck. Originalexemplar von Marx Extra-Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 139 vom 10. November 1848. Zweiter Andruck. Originalexemplar von Marx Außerordentliche Beilage der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 145 vom 17. November 1848. Originalexemplar von Marx Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 147 vom 19. November 1848. Originalexemplar von Marx Engels: Raspail oder Ledru-Rollin. Erste Seite des Manuskripts Marx: Entwurf der Verteidigungsrede im Presseprozess der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Erste Seite des Manuskripts Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 231 vom 25. Februar 1849. Originalexemplar von Marx

Text 44

Apparat

71 72 103 107 167 381 577

575

Titelblatt der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 231 vom 25. Februar 1849. Originalexemplar von Marx

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen 1. Abkürzungen im Edierten Text A. A. Z. Art. Bg. D, Dr. d., d. M. d. J. dgl., drgl. F. M. L. Hr., Hrn. k. k. k., kgl. M. MM. N. Rh. Z. pCt. s. g. Se., Sr. Z., Ztg., Zeitg.

Allgemeine Zeitung, Augsburg Artikel Bürger Doktor diesen Monat dieses Jahr dergleichen Feldmarschall-Leutnant Herr(n) kaiserlich-königlich königlich Monsieur Messieurs Neue Rheinische Zeitung per cent sogenannt Seine, Seiner Zeitung

2. Abkürzungen im Apparat GStAPK IMES IISG IMEL

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin. Internationale Marx-Engels-Stiftung Amsterdam. Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam. Институт Маркса-Энгельса-Ленина (Marx-EngelsLenin-Institut beim Zentralkomitee der KPdSU(B), Moskau).

579

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

МЭС➀ МЭС➁ MECW MEGA➀

MEGA➁ MEW NRhZ RGASPI

SAPMO

Sign. Sp. StB

Wigard

К. Маркс и Ф. Энгельс: Сочиненя. T. 1–29. Москва. 1928–1946. К. Маркс и Ф. Энгельс: Сочиненя. Изд. 2. T. 1–50. Москва. 1955–1981. Karl Marx, Frederick Engels: Collected Works. Vol. 1–50. Moscow, New York, London 1975–2004. Karl Marx, Friedrich Engels: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Werke, Schriften, Briefe. Im Auftrage des Marx-Engels-Instituts Moskau hrsg. von D. Rjazanov bzw. V. Adoratskij. Erste Abteilung: Sämtliche Werke und Schriften mit Ausnahme des „Kapital“. Bd. 1–7; Dritte Abteilung: Briefwechsel. Bd. 1–4. Frankfurt a. M. bzw. Berlin 1927–1932, Moskau 1935. Karl Marx, Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Berlin 1975ff. Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Bd. 1–43. Ergänzungsbd. Teil 1.2. Berlin 1956–1990. Neue Rheinische Zeitung Российский государственный архив социальнополитической истории (Rußländisches Staatliches Archiv für Sozial- und Politikgeschichte Moskau). Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (darin ehem. IML/ZPA), Berlin. Signatur Spalte Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung. Bd. 1–3. Berlin 1848. Franz Wigard (Hrsg.): Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. 1–9. Frankfurt am Main 1848–1849.

3. Siglen D d H J K X

580

Autorisierter selbständiger Druck Nicht autorisierter selbständiger Druck Eigenhändige Niederschrift Autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften Korrekturfahne Nicht überlieferter Zeuge, dessen frühere Existenz belegt ist

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

4. Diakritische Zeichen [ ]

1 〈〉 ñ :: > ] š

Redaktionelle Ergänzung Beginn einer unpaginierten Seite bzw. Ende einer Seite der Textgrundlage Beginn einer paginierten Seite der Textgrundlage Textreduzierung (Tilgung) Abbrechung Textergänzung (Einfügung, Zusatz) Textersetzung, Textumstellung (verändert in, wurde zu) Abgrenzung der Wiederholung aus dem Edierten Text (Lemmazeichen) Absatz

5. Münzen und Gewichte Fr. Pf., Pfg. Pfd. St. Pr. Cour. Sgr. Thlr., Rt., Rthlr.

Franc(s) Pfennig(e) Pfund Sterling Preußisch Courant Silbergroschen Taler, Reichstaler

581

Einführung Die „Neue Rheinische Zeitung“ von Oktober 1848 bis Februar 1849 . . Der Wiener Oktoberaufstand 1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Preußische Staatsstreichpolitik im November und Dezember 1848 . Die preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 . . . . . . . . . . . . . . . . Louis Napole´on Bonaparte und die französische Republik . . . . . . . . Karl Marx als Chefredakteur, Mitglied des rheinischen Kreisausschusses der Demokraten und Präsident des Kölner Arbeitervereins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Engels als Redakteur und als Auslandskorrespondent in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Redaktion, Auflage, Verbreitung und Finanzierung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Redaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Korrespondenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auflage, Verbreitung und Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Finanzprobleme, „Desertion“ der Aktionäre und Marx als „Eigentümer“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Marx’ und Engels’ Autorschaft an Artikeln der „Neuen Rheinischen Zeitung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

586 587 589 593 596

599 612 619 619 630 640 644 648 655

Der vorliegende Band enthält Artikel, Aufrufe, Erklärungen, Reden und Entwürfe, die von Karl Marx und Friedrich Engels oder unter ihrer Mitwirkung von Anfang Oktober 1848 bis Ende Februar 1849 verfasst wurden. Er setzt mit dem Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ein, die mit Verhängung des Belagerungszustandes am 26. September 1848 in der preußischen Rheinund Festungsstadt Köln suspendiert worden war und ihr Erscheinen vierzehn Tage hatte unterbrechen müssen, und erstreckt sich bis zu den preußischen

583

Einführung

Parlamentswahlen im Januar/Februar 1849 und dem Zusammentritt der preußischen Kammern Ende Februar 1849. Während Marx in Köln ab dem 12. Oktober 1848 mit einer stark reduzierten Redaktion, zunächst sogar allein mit Georg Weerth, die Zeitung wieder herausgab, berichtete Engels von Anfang November 1848 bis Mitte Januar 1849 aus Bern über die Schweizer Innen- und Außenpolitik, aber auch über andere Themen. Um einer Verhaftung und – möglicherweise längeren – Untersuchungshaft zu entgehen, war er Ende September 1848 über Brüssel nach Paris geflüchtet, von wo aus er im Oktober 1848 in die Schweiz gewandert war. Der Edierte Text umfasst im Hauptteil 157 und im Anhang fünf Dokumente. Dabei handelt es sich überwiegend um Zeitungsbeiträge. Es werden 52 Leitartikel, sieben Artikelserien sowie zahlreiche Kommentar- und Nachrichtenbeiträge ediert, die Marx bzw. Engels im Zeitraum für die „Neue Rheinische Zeitung“ verfasst haben. Darüber hinaus werden Verteidigungsreden wiedergegeben, die sie am 7. bzw. 8. Februar 1849 vor einem Kölner Geschworenengericht hielten. (S. 409–420, 421–426 und 495–512.) Ferner enthält der Band Engels’ handschriftlichen Reisebericht „Von Paris nach Bern“, in dem er den ersten Abschnitt seiner Fußwanderung von Paris in die Schweiz im Oktober 1848 schildert (S. 25–46), sowie zwei in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nicht veröffentlichte Artikel, in denen er auf die demokratischen bzw. sozialistischen Kandidaten im französischen Präsidentschaftswahlkampf eingeht. (S. 166–172 und 173–176.) Von Marx wird der handschriftliche Entwurf des juristischen Teils seiner Verteidigungsrede vom 7. Februar 1849 mitgeteilt (S. 379–385), ein wenige Zeilen umfassendes Fragment (S. 217) seiner Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Konterrevolution“ (S. 194–216) und eine Notiz über das Verbot eines Fackelzugs des Kölner Arbeitervereins zugunsten von Andreas Gottschalk (S. 253). Im Anhang werden Berichte über mündliche Äußerungen von Marx bzw. Engels in Sitzungen des Vorstandskomitees des Kölner Arbeitervereins sowie in einer Generalversammlung des Vereins dokumentiert. (S. 537–545.) Darüber hinaus werden Berichte über Marx’ bzw. Engels’ Reden auf demokratischen Banketten am 11. Februar 1849 in Mülheim am Rhein (S. 548) und am 24. Februar in Köln (S. 549/550) wiedergegeben. Der Anhang beinhaltet ferner das Protokoll einer Vernehmung von Marx durch den Kölner Instruktionsrichter am 21. Dezember 1848 (S. 546) sowie einen Bericht über Marx’ und Engels’ Aussagen im Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849 (S. 547). Der Band bietet im Hauptteil 18 Erstveröffentlichungen, also Texte, die zum ersten Mal in einer Marx-Engels-Ausgabe ediert werden, und 40 Texte, die erstmals in deutscher Originalsprache dokumentiert werden. Darüber hinaus konnte die Autorschaft an mehreren Dokumenten, die zuvor bereits in MarxEngels-Ausgaben publiziert worden waren, präzisiert werden; sie werden erstmals ausdrücklich als Beiträge von Marx bzw. Engels veröffentlicht. Damit bietet der Band gegenüber den bisherigen Auswahl- und Werkausgaben eine

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Einführung

erweiterte Textgrundlage für das Wirken von Marx und Engels 1848/1849. Bei den erstmals bzw. erstmals originalsprachlich dokumentierten Texten handelt es sich um – teilweise umfangreiche – Nachrichtenbeiträge, darunter von Engels 25 Berichte über die Schweizer Innen- und Asylpolitik und 17 Texteinheiten über die Kriegsgeschehnisse in Ungarn. (Siehe S. 666 und 673.) Von Marx werden 15 Texteinheiten zum ersten Mal in einer Marx-Engels-Ausgabe und der Entwurf seiner Gerichtsrede vom 7. Februar 1849 (S. 379–385) erstmals originalsprachlich dokumentiert. (Siehe S. 650.) Im MEGA-Band I/9 werden mehr als 90 weitere von Engels verfasste Zeitungsbeiträge zu den kriegerischen Geschehnissen in Ungarn von März bis Anfang Mai 1849 dokumentiert, die meisten ebenfalls zum ersten Mal originalsprachlich. Marx und Engels treten dadurch nicht nur als Kommentatoren, sondern auch als Nachrichtenredakteure hervor, Engels während seines fast dreimonatigen Aufenthalts in der Schweiz zudem als Auslandskorrespondent. Da fast alle Beiträge der „Neuen Rheinischen Zeitung“ anonym erschienen, kommt dem Nachweis der Autorschaft von Marx und Engels an Artikeln der Zeitung besondere Bedeutung zu. (S. 648.) Für jeden einzelnen edierten Beitrag werden in den beiden Sammeltextgeschichten „Friedrich Engels als Auslandskorrespondent der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ in der Schweiz 1848/49“ (S. 659–666) und „Friedrich Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49“ (S. 667–673) sowie in den einzelnen Textgeschichten (Entstehung und Überlieferung) erstmals ausführliche Autorschaftsbegründungen dargelegt. Da zudem der Beitrag der anderen Redaktionsmitglieder der Zeitung als Autoren von Kommentaren und Leitartikeln erstmals eingehend untersucht wurde, konnten 15 bisher Marx oder Engels zugeschriebene Texte ausgeschlossen werden. (S. 648–654.) Die tägliche Nachrichtenarbeit, die Marx in großem Maße und mit hoher Intensität leistete, lässt sich nur in Ausnahmefällen konkret nachvollziehen. Deshalb wird in den Textgeschichten (Entstehung und Überlieferung) und Erläuterungen so oft wie möglich auf Korrespondentenberichte und aus anderen Zeitungen übersetzte oder übernommene Nachrichtenbeiträge hingewiesen, vor allem wenn sie inhaltliche und sprachliche Übereinstimmungen mit Artikeln von Marx bzw. Engels aufweisen. Ähnlich wird mit der Vielzahl von einleitenden Sätzen, Bemerkungen oder Mitteilungen verfahren, die ausdrücklich oder offensichtlich von der Redaktion verfasst wurden. Obgleich also nicht alle Beiträge und Artikel der „Neuen Rheinischen Zeitung“ aus der Feder von Marx und Engels stammen, so verantwortete Marx als Chefredakteur auch die nicht von ihm verfassten Beiträge und Korrespondenzen, und damit das Zeitungsprojekt insgesamt. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurde ergänzend zur vorliegenden Edition in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Textarchiv eine vollständige digitale Fassung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ erstellt, die eine schreibweisentolerante Volltextsuche mit komplexen Suchausdrücken sowie verschiedene statistische Auswertungen

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ermöglicht.1 Dadurch besteht die Möglichkeit, die in Textgeschichten und Erläuterungen angeführten Korrespondentenberichte und Nachrichtenbeiträge online zu nutzen. Durch umfangreiche Zeitungsrecherchen, deren Ergebnisse in den Textgeschichten (Entstehung und Überlieferung) mitgeteilt werden, wurde versucht, die – vor allem zeitgenössische – Rezeption der hier edierten Dokumente nachzuvollziehen, deren vollständiger oder teilweiser Nachdruck sowie deren Kommentierung durch andere Zeitungen. Schließlich wurden die im Bearbeitungszeitraum auf Marx und Engels bezogenen Quellen sowie die zeitlichen und sachlichen Zusammenhänge geprüft, so dass auch in der Rekonstruktion der biographischen und historischen Kontexte ein präziseres Bild entsteht. Von der von Marx und Engels gleichzeitig geführten Briefkorrespondenz sind nur Bruchstücke überliefert, die in den MEGA-Bänden III/2 (1979) und III/3 (1981) veröffentlicht sind.2 Es handelt sich um 13 von Marx oder Engels geschriebene und immerhin 189 an sie gerichtete Briefe. Zwischenzeitlich wurde ein weiterer Brief von Marx entdeckt.3 Aus den Revolutionsjahren 1848/49 sind keine Exzerpte von Marx oder Engels überliefert. 1860 fertigte Marx in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ 4 umfangreiche Auszüge aus Artikeln der „Neuen Rheinischen Zeitung“ an.5

Die „Neue Rheinische Zeitung“ von Oktober 1848 bis Februar 1849 Im September 1848 hatten sich politische Krisen in Berlin und Frankfurt am Main mit lokalen Konflikten zwischen Militär und Zivilbevölkerung in der Festungsstadt Köln überschnitten. Dies hätte fast das „Aus“ für die „Neue Rhei1

Online: http://www.deutschestextarchiv.de/nrhz/ bzw. http://megadigital.bbaw.de/in dex.xql. – Das Deutsche Textarchiv (DTA) stellt einen Disziplinen übergreifenden Grundbestand deutschsprachiger Texte des 17. bis 19. Jahrhunderts bereit. 2 Siehe Zum Briefwechsel der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“ (Juni bis Dezember 1848). In: MEGA➁ III/2. S. 602–606; Zum Briefwechsel ... (Januar bis Mitte Mai 1849). Ebenda. III/3. S. 767–775. – Siehe ferner Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien. Bd. 1. Berlin 1983. S. 854–916; Zeitgenossen von Marx und Engels. Ausgewählte Briefe 1844–1852. Hrsg. von Kurt Koszyk und Karl Obermann. Assen, Amsterdam 1975. S. 213–242; Georg Weerth. Sämtliche Briefe. Hrsg. von Jürgen-Wolfgang Goette. Frankfurt am Main, New York 1989. Bd. 1. S. 456–471; Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. Bearbeitet und eingeleitet von Manfred Häckel. Teil 1, 2. Berlin 1968. 3 Siehe Galina Golovina und Martin Hundt: Friedrich Kapp und ein Marx-Brief vom Dezember 1848. In: MEGA Studien. 1997/1. S. 111–119. 4 MEGA➁ I/18. S. 55–339. 5 Siehe IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94 und B 95.

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nische Zeitung“ (NRhZ) zur Folge gehabt. Gegen den von Preußen mit Dänemark im Krieg um Schleswig und Holstein auf Druck der europäischen Großmächte geschlossenen Waffenstillstand von Malmö vom 26. August 1848 schlugen die nationalen Wogen hoch. In Frankfurt am Main kam es zum Aufstand. In Köln traten Engels und andere Redakteure der NRhZ als Mitglieder eines 30-köpfigen Kölner „Sicherheitsausschusses“ und als Redner in Volksversammlungen öffentlich hervor. Am 17. September 1848 erklärte sich eine Versammlung auf der Worringer Heide bei Köln – mit 7000 bis 10 000 Teilnehmern wahrscheinlich eine der größten rheinpreußischen Kundgebungen der Revolutionszeit – „mit allen gegen Eine Stimme für die Republik, und zwar für die demokratisch-soziale, für die rothe Republik“, wie Engels als „Sekretär“ der Zusammenkunft in einem Zeitungsbericht festhielt.6 Nachdem am 25. September 1848 die Verhaftung von mehreren Kölner Republikanern und Arbeiterführern teilweise gescheitert war und spontan Barrikaden rund um den zentralen Kölner Alter Markt errichtet worden waren, verhängte der Festungskommandant den Belagerungszustand über Köln und setzte die Presse-, Versammlungs- und Vereinsfreiheit außer Kraft. Die NRhZ wurde zusammen mit kleineren demokratischen Blättern suspendiert. Um einer Verhaftung und möglichen Untersuchungshaft zu entgehen, sahen sich fast alle ihre Redakteure zur Flucht gezwungen. Engels floh zusammen mit Ernst Dronke zuerst nach Brüssel und dann nach Paris. Von dort aus wanderte er nach Bern und berichtete im Winter 1848/49 für die NRhZ über die Bundesstaatswerdung der Schweiz. Nach einem Vierteljahr kehrte er Mitte Januar 1849 nach Köln zurück. Obwohl der Belagerungszustand in Köln bereits am 3. Oktober 1848 aufgehoben wurde, konnte die NRhZ erst am 12. Oktober erneut erscheinen. Die Verteidigung der Pariser Aufständischen und das Wirken ihrer Redakteure im Kölner „Sicherheitsausschuss“ hatten die Zeitung offensichtlich auch unter demokratischen Aktionären und Geldgebern Sympathie und Unterstützung gekostet. In den ersten beiden Wochen mussten Marx und Georg Weerth die gesamte Redaktionsarbeit allein bewältigen, bis sie ab dem 20./21. Oktober immerhin von Ferdinand Freiligrath und Wilhelm Wolff unterstützt wurden. In der Folgezeit gelang es Marx und den verbliebenen Mitredakteuren, Auflage und Renommee der Zeitung deutlich zu steigern.

Der Wiener Oktoberaufstand 1848 Als die NRhZ in den späten Nachmittagsstunden des 11. Oktober 1848 in Köln erstmals wieder ausgeliefert wurde, hatte der Ausbruch des Wiener Oktoberaufstands alle anderen Nachrichten von den ersten Seiten der Zeitung verdrängt. Zu dem Aufstand war es gekommen, nachdem sich am 6. Oktober 1848 in der österreichischen Hauptstadt Truppenteile geweigert hatten, an die 6

Engels: Volksversammlung in Worringen. (NRhZ. Nr. 106, 19. September 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 721.

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ungarische Grenze abzumarschieren und das Heer des kroatischen Banus Josip Graf Jelacˇic´ im Kampf gegen die aufständischen Ungarn zu verstärken. Die meuternden Soldaten sowie Teile der Wiener Nationalgarde und der studentischen Akademischen Legion, mit Unterstützung der Wiener Bevölkerung, setzten sich in Straßenkämpfen gegen die nicht rebellierenden Truppenteile durch. Wie die „Kölnische Zeitung“ erhielt auch die NRhZ erst im Laufe des 10. Oktober 1848 erste ausführliche Berichte über den Aufstand. Aus Marx’ Sicht handelte es sich um eine „Revolution“, die „den ganzen Feldzugsplan der Contrerevolution“ vereiteln könne, wie er in seinem ersten Leitartikel schreibt. (S. 4.) Alfred Fürst von Windischgrätz, dem Kaiser Ferdinand I. den Oberbefehl über alle außerhalb Italiens stehenden österreichischen Truppen übertragen hatte, zwang das belagerte Wien nach Gefechten am 26. und 28./29. Oktober 1848 in der Nacht vom 29. auf den 30. zur Kapitulation. Ein Aufmarsch der Ungarn südöstlich von Wien bei Schwechat rief zwar neue Kämpfe hervor. Aber als die Ungarn am 31. Oktober den Rückzug antreten mussten, war der Kampf um Wien entschieden.7 Während des wochenlangen Wartens berichtete die NRhZ ausführlich über die Geschehnisse in der und um die Hauptstadt Österreichs, teilweise ergänzend mit zusätzlichen „Extra-Beilage[n]“ und „Zweiten Ausgaben“, wobei letztere zusätzlich zu den am späten Nachmittag ausgelieferten Hauptausgaben am frühen Morgen erschienen. In ihrer Berichterstattung stützte sich die Zeitung zunächst vor allem auf die Berichte ihres Korrespondenten Eduard Müller-Tellering.8 Als mit der Einschließung Wiens und der Intensivierung der militärischen Kämpfe die Meldungen immer spärlicher wurden und in Köln keine Korrespondentenbriefe mehr eintrafen, griff die Redaktion zeitweise fast ausschließlich auf Berichte anderer Zeitungen zurück. Die Wiener Ereignisse drängten zunächst alle anderen Ereignisse und Themen in den Hintergrund. Die für die Ausgabe vom 12. Oktober 1848 bereits vorbereiteten Deutschland- und Auslandsberichte wurden in einer zweiseitigen Beilage veröffentlicht. Ein ebenfalls vorbereiteter Leitartikel, in dem Marx die Kölner Ereignisse vom 25./26. September 1848 kommentierte, die die Stadtgesellschaft gespalten und der Rheinstadt in der deutschen Öffentlichkeit viel Spott eingetragen hatten,9 erschien aus Platzmangel erst am 13. Oktober. In diesem ersten, von Marx verfassten Kommentar zu den Kölner Septemberunruhen ging er auf die Demokraten zu. (S. 8–10.) Die Kölner Demokratische Gesellschaft, die ihn im Juli 1848 zusammen mit dem Rechtsanwalt Karl Schneider, genannt Schneider II, als ihren Vertreter in den Kreisausschuss der rheinpreußischen Demokraten delegiert hatte, stand unmittelbar vor der Spaltung.10 In seinem Leitartikel ignorierte Marx die internen Streitigkeiten in der 7

Siehe Helmuth Größing: Der Kampf um Wien im Oktober 1848. Wien 1983. ** Köln, 16. Oktober. 10 Uhr Abends. In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. ExtraBeilage. S. 1. – Siehe S. 631. 9 Siehe MEGA➁ I/7. S. 748 und 1617/1618. 10 Siehe Marcel Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft in Köln 1848/49. Köln 1991. 8

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Gesellschaft und nahm Demokraten und städtische Bürgerwehr gegen den Vorwurf in Schutz, einen Putsch gewollt bzw. sich zu Handlangern von Polizei und Militär gemacht zu haben. Erst „wenn das Ministerium in Berlin eine Konterrevolution wage“, so Marx, „sei der Tag für das Volk gekommen, eine Revolution zu wagen“ (S. 10).

Preußische Staatsstreichpolitik im November und Dezember 1848 Nach der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands ging in Preußen König Friedrich Wilhelm IV., gestützt auf das Militär, gegen die Berliner Nationalversammlung vor. Am 1./2. November 1848 wurde die – bereits im Oktober nach dem Rücktritt des Ministeriums des Generals Ernst von Pfuel erfolgte – Berufung von Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg, Halbbruder Friedrich Wilhelms III. und Onkel König Friedrich Wilhelms IV., zum preußischen Ministerpräsidenten öffentlich gemacht. Die Berliner Nationalversammlung reagierte am 2. November mehrheitlich mit Ablehnung und machte den vergeblichen Versuch, den König umzustimmen und dazu zu bewegen, ein „volksthümliches Ministerium“ einzusetzen (Erl. 69.26–28). In der Folgezeit eskalierte der Konflikt. Am 9. November 1848 verfügte Friedrich Wilhelm IV. die Verlegung und Vertagung der Versammlung in die Stadt Brandenburg an der Havel. Am 10. November rückte General Friedrich Graf von Wrangel mit rund 15 000 Soldaten in die preußische Hauptstadt ein und erklärte am 12. November den Belagerungszustand.11 Der gegenrevolutionäre Staatsstreich, den der König erstmals im September 1848 erwogen hatte,12 mündete am 5. Dezember in die Auflösung der preußischen Nationalversammlung, die Oktroyierung einer – überraschend liberalen – preußischen Verfassung und die Ankündigung von Neuwahlen zu einem aus zwei Kammern bestehenden preußischen Parlament im Januar und Februar 1849. Die Vereinbarungspolitik war damit gescheitert, die Souveränität der Berliner Versammlung mit Füßen getreten. Mit großer Mehrheit lehnte die Nationalversammlung ihre Vertagung und Verlegung ab und entschied, ihre Tagungen in Berlin fortzusetzen. Am Abend des 15. November fasste die in Berlin verbliebene Mehrheit der Abgeordneten unter Belagerungszustand und Kriegsrecht den sogenannten Steuerverweigerungsbeschluss, tatsächlich ein Aufruf zum Steuerboykott.13 Das Ministerium S. 232–238; Jonathan Sperber: Rhineland Radicals. The Democratic Movement and the Revolution of 1848–1849. Princeton 1993. S. 305ff. 11 Siehe Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Bonn 1997. S. 699–702, 754/755 und 794/795. 12 Siehe Ernst Rudolf Huber (Hrsg.): Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Bd. 1. 3. neubearb. und verm. Aufl. Stuttgart 1990. S. 459–461. – Wilfried Nippel: Diktatur des Proletariats – Versuch einer Historisierung. In: Zyklos. Bd. 5. 2019. S. 71–130, hier S. 82/83. 13 Siehe Manfred Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848–1850. Düsseldorf 1977. S. 543–546.

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Brandenburg sei nicht berechtigt, „über die Staatsgelder zu verfügen und die Steuern zu erheben, solange die Nationalversammlung nicht ungestört in Berlin ihre Beratungen fortzusetzen vermag“.14 Ähnlich wie bereits nach Ausbruch des Wiener Oktoberaufstands gaben Marx und seine in Köln weilenden Mitredakteure, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Wilhelm Wolff, während der preußischen Novemberereignisse über die regulären Ausgaben hinaus zahlreiche Beilagen, Extra- und außerordentliche Beilagen sowie „Zweite Ausgaben“, faktisch Morgenausgaben, heraus, ferner Extrablätter, welche die Folio-Seiten der Hauptausgaben auf ein handliches Format reduzierten und durch wenige Schlagzeilen und deutliche Hervorhebungen die Aufmerksamkeit der Leser erregen sollten. Letztere wurden zudem als Aushänge verbreitet. „Unser Blatt ... ist jetzt sehr en vogue. Wir erlassen auch täglich Plakate“, berichtete Marx Ende November 1848 dem in Bern weilenden Engels.15 Marx’ Leitartikel „Die Berliner Krisis“ (S. 69–72) in der NRhZ vom 9. November 1848 war der erste redaktionelle Kommentar der Zeitung zur politischen Krise in Berlin, die die Berufung Graf Brandenburgs zum preußischen Ministerpräsidenten ausgelöst hatte. „Die Hauptaufgabe dieses Ministeriums wird die Herbeiführung des offenen Bruches der Krone mit der Nationalversammlung resp. dem Volke sein. Daran zweifelt Niemand mehr“, versicherte in der gleichen Ausgabe der NRhZ ein Berliner Korrespondent.16 Die kurze Zeit später verfügte Verlegung des Parlaments bezeichnete ein weiterer Korrespondent in der NRhZ vom 11. November als „Attentat des Ministeriums Brandenburg auf die Nationalversammlung“.17 Zugleich wurde ein „Aufruf“ der Fraktion der Linken und des linken Zentrums mitgeteilt, in dem die Verlegung als „Staatsstreich“ bezeichnet und versichert wurde: „Wir sind fest entschlossen, solchen Gewaltstreichen mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln energischen Widerstand entgegenzusetzen.“ 18 Mit der dreiteiligen Artikelserie „Die Kontrerevolution in Berlin“ (S. 75–80), die in der Haupt- und Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 12. und der Hauptausgabe vom 14. November 1848 erschien und jeweils die Wiedergabe der Dokumente und Korrespondentenberichte einleitete, kommentierte Marx die Berliner Geschehnisse vom 9. bis 11. November 1848. Ein von der „Neuen Preußischen Zeitung“ verbreitetes Bonmot des Königs („Entweder Brandenburg in der Kammer, oder die Kammer in Brandenburg!“)19 als „zweideutig[es], schicksalschwanger[es]“ Wort aufgreifend (S. 75), betont Marx den grundsätz14

Huber: Dokumente. (Fn. 12.) S. 478. Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171. 16 √ Berlin, 6. November. In: NRhZ. Nr. 138, 9. November 1848. S. 1, Sp. 2. 17 # Berlin, 9. November. Das Attentat ... Ebenda. Nr. 140, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1. 18 # Berlin, 9. Nov. Gestern sandte ... Ebenda. 19 * Berlin, 8. Nov. (Ein Bonmot des Königs.) Ebenda. Nr. 140, 11. November 1848. S. 1, Sp. 3. – Siehe Erl. 75.4. 15

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lichen Charakter des Konflikts. Der „halben Revolution“ antworte die Krone „mit einer ganzen Contrerevolution“ und stürze so „die Bourgeoisie zurück in die Arme der Revolution, des Volkes“ (S. 77). Trete die preußische Krone der Versammlung „als absolute Krone“ gegenüber, so müsse die Versammlung der Krone „als absolute Versammlung“ gegenübertreten: „Vor allem mußte sie die Minister als Hochverräther verhaften lassen, als Hochverräther gegen die Volkssouveränetät. Sie mußte jeden Beamten, der andern Befehlen als ihren Befehlen gehorcht, in die Acht erklären, für vogelfrei.“ (S. 76.) Parallel gab die Zeitung in kürzester Zeit vier Ausgaben und zwei Beilagen heraus, insgesamt neunzehn Zeitungsseiten, statt der normalerweise vorgesehenen acht. Schon Tage vor dem Zustandekommen des Steuerverweigerungsbeschlusses der Berliner Nationalversammlung vom 15. November 1848, der am späten Abend des 16. in Köln bekannt wurde (S. 102–104 und 801), bezeichnet Marx in einem „Extra-Blatt“ seiner Zeitung die Steuerzahlung als Hochverrat und die Steuerverweigerung als „erste Pflicht des Bürgers!“ (S. 82.) Zwei Tage später, am 14. November, wiederholt er: „Einer hochverrätherischen Regierung schuldet man keine Steuern.“ (S. 80.) Gleichzeitig forderten er und der Rechtsanwalt Karl Schneider im Namen des rheinischen Kreisausschusses die demokratischen Vereine auf, „zur Steuerverweigerung aufzumuntern“. Dies sei das „zweckmäßigste Mittel“, um „den Gewalthandlungen des Gouvernements entgegenzutreten“. (S. 85.) Am 18. November riefen beide zusammen mit Karl Schapper die Bevölkerung ohne Umschweife zum Steuerboykott auf und schlossen Gewaltmaßnahmen gegen widerstrebende Behörden nicht mehr aus. (S. 109.) Eine gerichtliche Untersuchung und eine Anklage wegen Hochverrat folgten. (S. 113, 115, 117 und 801.) „Wir sind in unserm Aufrufe weiter gegangen als die Nationalversammlung“, verteidigt sich Marx am 8. Februar 1849 vor einem Kölner Geschworenengericht. „Es war dies unser Recht und unsere Pflicht.“ (S. 512.) Die Geschworenen sprachen ihn sowie Karl Schapper und Schneider frei. (S. 387/388, 457 und 495–512.) Nachdem die Auflösung der Berliner Nationalversammlung und die Oktroyierung der preußischen Verfassung vom 5. Dezember 1848 in Köln bekannt geworden war, konstatiert Marx in einem kurzen Leitartikel, mit dem er den Abdruck der offiziellen Dokumente einleitete, die Versammlung „ärntet jetzt die Früchte ihrer langwierigen Schwäche und Feigheit“. Aber auch das „Volk“ büße, was es „aus Großmuth, oder richtiger aus Dummheit“, verschuldet habe. (S. 193.) „Die Verfassung octroyiren, ... heißt den Kampf zwischen Volkssouverainetät und Einzelnwille unvermeidlich machen“, wurde einen Tag später in einem Berliner Korrespondentenbericht formuliert. „Mit der Octroyirung ... wird ausgesprochen: ... ,Ich der König‘ ... kann thun mit meiner Machtvollkommenheit und vermöge derselben was ich will.“ 20 Im Laufe des Dezember 1848 rechnete Marx in seiner vierteiligen Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) mit der kompromissbereiten Politik der aus der Märzrevolution hervorgegangenen preußi20

* Berlin, 6. Dzbr. (Die Octroyirung.) Ebenda. Nr. 164, 9. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1/2.

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schen Regierungen ab. Es war die umfangreichste zeitgeschichtliche Studie, die er 1848/49 in Köln schrieb. Die einzelnen Beiträge erschienen als Leitartikel in den Ausgaben der NRhZ vom 10., 15., 16. und 31. Dezember 1848. Wie aus einem 1997 entdeckten Brief von Marx an den Juristen und Journalisten Friedrich Kapp hervorgeht, war Marx Anfang Dezember 1848 erkrankt und hatte am 9. Dezember zum ersten Mal wieder die Redaktion aufgesucht.21 Mit seiner Artikelserie knüpfte er an ähnliche Artikel an, in denen er bereits im Sommer die Politik der Regierung Ludolf Camphausens sowie der Nachfolgeregierung Rudolf von Auerswalds und David Hansemanns kommentiert hatte.22 Während die englische Revolution von 1648 und die französische von 1789 „Revolutionen europäischen Styls“ gewesen seien, „Proclamation[en] der politischen Ordnung für die neue europäische Gesellschaft“ (S. 199), sei die preußische Revolution „nicht einmal national, deutsch“, sondern „von vorherein provinziell-preußisch“. Die „deutsche Bourgeoisie“, „träg, feig und langsam entwickelt“, sei keine „Klasse, welche die ganze moderne Gesellschaft den Repräsentanten der alten Gesellschaft“ gegenüber vertrete, sondern nur eine „Art von Stand“, der „von vornherein zum Verrath gegen das Volk und zum Compromiß mit dem gekrönten Vertreter der alten Gesellschaft“ neige. Sie vertrete „nicht die Interessen einer neuen Gesellschaft gegen eine alte, sondern erneute Interessen innerhalb einer veralteten Gesellschaft“ (S. 200). Aus seiner Sicht bewies die „Geschichte des preußischen Bürgerthums, ... daß in Deutschland eine rein bürgerliche Revolution und die Gründung der Bourgeoisherrschaft unter der Form der konstitutionellen Monarchie unmöglich“ seien. Möglich sei „nur die feudale absolutistische Contrerevolution ... oder die social-republikanische Revolution“ (S. 215). Bemerkenswerterweise schloss er seine Artikelserie zuversichtlich: „[S]elbst der lebensfähige Theil der Bourgeoisie“ werde „wieder aus seiner Apathie erwachen“, dafür bürge die „Monsterrechnung“ (S. 216), die die Konterrevolution auch in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht aufmache. „Die ersten Anlässe zum Sturze der Könige von Gottes Gnaden waren ... stets – Steuerfragen“ (S. 20), versichert Marx am 20. Oktober 1848. Im Januar und Februar 1849 analysierte er in drei Artikeln ausführlich die preußische Finanz- und Haushaltspolitik der 1840er Jahre. (S. 274–277, 446–455 und 485–487.) Dabei knüpfte er an den Bericht einer Untersuchungskommission der Berliner Nationalversammlung zur Prüfung der preußischen Finanzverwaltung an (S. 276, 322 und 448), den General Wrangel Mitte November 1848 in Berlin hatte beschlagnahmen lassen.23 Dieses parlamentarische Dokument ist heute nur insoweit bekannt, als die NRhZ und andere demokratische Zeitungen daraus Auszüge veröffentlichten.24 In der NRhZ vom 22. Januar 1849, am Tag 21

Golovina, Hundt: Friedrich Kapp. (Fn. 3.) Siehe MEGA➁ I/7. S. 46–49, 57f., 93f. und 906. 23 Berlin, 19. Nov. In: NRhZ. Köln. Nr. 150, 23. November 1848. S. 2. 24 Siehe * Berlin, 8. Dezember. (Aus dem Bericht der Finanzkommission.) Ebenda. Nr. 166, 12. Dezember 1848. Beilage. S. 1/2, und Nr. 167, 13. Dezember 1848. S. 1/2. 22

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der Urwahlen zur preußischen Zweiten Kammer, bezeichnet es Marx als „Lebensprinzip“ jeder spätabsolutistischen Regierung, „Staatsgelder in unproduktivster Weise“ zu verwenden, die „Verwendung der Steuern, um die Staatsmacht als unterdrückende, selbstständige und geheiligte Gewalt der Industrie, dem Handel, dem Ackerbau gegenüber zu behaupten, statt sie zum profanen Werkzeug der bürgerlichen Gesellschaft herabzuwürdigen“. (S. 323.)

Die preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 Im Januar und Februar 1849 beteiligten sich Marx und die „Neue Rheinische Zeitung“ aktiv am preußischen Wahlkampf. Die Wahlen für ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament fanden nach einem indirekten Verfahren statt. In Urwahlen wurden zunächst Wahlmänner gewählt, die wiederum die eigentlichen Abgeordneten wählten. Für die Zweite Kammer fanden die Urwahlen am 22. Januar 1849 und die Abgeordnetenwahlen am 5. Februar statt, für die Erste Kammer am 29. Januar bzw. 12. Februar 1849. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die am 5. Dezember 1848 oktroyierte Verfassung als rechtsgültig anzuerkennen sei. Zunächst konzentrierte sich die NRhZ auf die von Berlin ausgehenden Wahlaktivitäten der preußischen Regierung und vor allem auf die publizistischen Anstrengungen der reaktionären Kreise um die „Neue Preußische Zeitung“, die in der Öffentlichkeit meist nur „Kreuzzeitung“ genannt wurde (Erl. 97.6–8).25 Großes Aufsehen erregten im Januar 1849 gegen die preußischen Demokraten gerichtete „Enthüllungen“ eines „Vereins zur Wahrung der Interessen der Provinzen“, die Hermann Goedsche, ein ehemaliger Postsekretär, verfasst hatte; in der „Neuen Preußischen Zeitung“ redigierte er die Rubrik „Der Berliner Zuschauer“, eine Art Feuilleton und Lokalteil. Die Anschuldigungen gegen führende Demokraten erwiesen sich als haltlos und hatten vor Gericht keinen Bestand.26 Die NRhZ druckte wiederholt Korrespondentenberichte aus Berlin und Düsseldorf über Goedsches Rolle.27 In redaktionellen Anmerkungen versicherte sie, dass sich Goedsche „nicht entblödet“ habe, „während er in Berlin contrerevolutionäre Plakate fabrizirte, der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ seine

25

Siehe * Berlin, 6. Januar. (Aus einem Blättchen „An die Urwähler“.). In: NRhZ. Nr. 191, 10. Januar 1849. S. 1, Sp. 1; * Berlin, 8. Jan. (An die Wähler auf dem Lande.) Ebenda. Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 3, Sp. 1. 26 Siehe * Berlin, 7. Jan. (Eine Enthüllung der Wahlorganisationen der Demokraten.) Ebenda. In: Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 2, Sp. 2. – Siehe Dagmar Bussiek: „Mit Gott für König und Vaterland!“ Die Neue Preussische Zeitung. Münster 2002. S. 70–72. 27 Δ Berlin, 7. Februar. (Der Verfasser der „Enthüllungen“.) In: NRhZ. Nr. 219, 11. Februar 1849. S. 1, Sp. 2; * Köln, 15. Febr. (Gödsche und Ritter.) Ebenda. Nr. 223, 16. Februar 1849. S. 2, Sp. 3; Δ Düsseldorf, 14. Febr. (Gödsche.) Ebenda. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 3, Sp. 2; × Berlin, 15. Febr. (Abermals Gödsche.) Ebenda. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 2, Sp. 3.

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feuilletonistische Mitwirkung“ anzutragen,28 sogar „Proben, darunter einen Aufsatz ,Aphorismen‘ betitelt“.29 Während der Wahlen trat in der NRhZ die Auseinandersetzung mit der „Kölnischen Zeitung“ in den Vordergrund. Deren Chefredakteur Karl Heinrich Brüggemann, ein ehemaliger Mitarbeiter der „Rheinischen Zeitung“ von 1842/43, plädierte im Januar 1849 für die „unbedingte Annahme“ der oktroyierten Verfassung, nur dann sei ein „rasches, energisches Eingehen auf die sociale Frage, insbesondere zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Classe“, möglich.30 Er formulierte damit faktisch das Wahlprogramm der rheinpreußischen und westfälischen Konstitutionellen.31 Von Brüggemann in mehreren Leitartikeln geprägte Schlagwörter, wie der „neue Rechtsboden“, der durch die oktroyierte Verfassung geschaffen worden sei, sowie die von ihm als „rettende That der Krone“ 32 bezeichnete Oktroyierung selbst, wurden in der NRhZ zuerst von Georg Weerth, dann aber auch von Marx polemisch aufgegriffen.33 Unmittelbar vor den Urwahlen zur Zweiten Kammer diskutierte Marx in der Artikelserie „Montesquieu LVI.“ (S. 311–324) einige Aufsätze „An die Urwähler“, die vom 12. bis 20. Januar 1849 in der „Kölnischen Zeitung“ als Inserate erschienen waren und zusätzlich als Flugblätter verbreitet wurden, insbesondere einen Aufsatz vom 13. Januar über die Lösung der „socialen Frage“. Die Geschichte zeige kein „einziges Beispiel“, versichert Marx, seine historischen und materialistischen Grundüberzeugungen betonend, „daß die Bourgeoisie mit einem von Gottes Gnaden oktroyirten Könige je eine ihren materiellen Interessen entsprechende politische Staatsform durchzusetzen“ vermocht habe. (S. 320.) „Die bürgerliche Industrie muß die Fesseln des Absolutismus und Feudalismus sprengen“ (S. 321). Den „Arbeitern und Kleinbürgern“ ruft er zu: „Leidet lieber in der modernen bürgerlichen Gesellschaft, die durch ihre Industrie die materiellen Mittel zur Begründung einer neuen, euch alle befreienden Gesellschaft schafft, als daß ihr zu einer vergangenen Gesellschaftsform zurückkehrt, die unter dem Vorwand, eure Klassen zu retten, die ganze Nation in mittelalterige Barbarei zurückstürzt!“ (S. 323/324.) Insbesondere aufgrund dieses Zurufs warf der Arzt Andreas Gottschalk, Mitbegründer des Kölner Arbeitervereins, der sich von Juli bis Dezember 1848 wegen republikanischer Reden in Untersuchungshaft befunden hatte, im Februar 1849 Marx vor, ein heuch28

NRhZ. Nr. 219, 11. Februar 1849. S. 1, Sp. 2. NRhZ. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 2, Sp. 3. 30 [Karl Heinrich Brüggemann:] Die Urwahlen. *** Köln, 13. Januar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 12, 14. Januar 1849. S. 1. 31 Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830–1850. Bd. 3. Düsseldorf 1998. S. 43–46. 32 Zur ursprünglichen Bedeutung des Schlagworts der „rettenden That“ sowie des „Rechtsbodens“ siehe Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. Straßburg 1906. (Ndr. Hildesheim 1968.) S. 262–264 und 269f. 33 Siehe [Georg Weerth:] * Köln, 11. Jan. (Ein neuer Rechtsboden.) In: NRhZ. Nr. 193, 12. Januar 1849. S. 1. 29

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lerischer „Fastenprediger“ zu sein. Er verlange von den Arbeitern, sich „freiwillig in das Fegefeuer einer dekrepiden Kapitalherrschaft“ zu stürzen, um irgendwann „der Hölle des Mittelalters zu entgehen“. Sich zur „revolutionäre[n] Proletariatsparthei“ zählend, wollte Gottschalk dagegen „die Revolution permanent“ machen. Wäre Marx „der bloße ,Kritiker der kritischen Kritik‘ geblieben“, so hätte er niemanden durch seine „Phrasen und Phasen beirren“ können. (S. 973.)34 Nach den Ur- und Abgeordnetenwahlen veröffentlichte die NRhZ zahlreiche Korrespondentenberichte und redaktionelle Artikel, in denen die lokalen und regionalen Stimmergebnisse zusammengefasst und besprochen wurden.35 Der Chefredakteur Marx sah sich veranlasst, in mehreren Artikeln auf die die Berichterstattung der NRhZ kritisierenden Kommentare des leitenden Redakteurs der örtlichen Konkurrenzzeitung zu antworten. (S. 354–357, 325, 326–330 und 342–345.) Als Brüggemann in der „Kölnischen Zeitung“ die „erschreckende Teilnahmslosigkeit des mittleren Bürgertums“ beklagte, die in der Stadt Köln den für die Konstitutionellen enttäuschenden Ausgang in den Urwahlen verursacht habe,36 nahm Marx dies in der NRhZ vom 25. Januar 1849 als Anlass für eine Verteidigung der Kölner Demokraten. Gerade der zahlreich vertretene Mittelstand habe ihren Sieg herbeigeführt. Detailliert ging er auf einzelne Urwahlbezirke ein, mit interessanten Angaben zur sozialen Stellung der gewählten Wahlmänner. (S. 326–330.) Mit der Wahl der einzelnen Abgeordneten erhielt die Frage zunehmend Bedeutung, wie die Ablehnung der oktroyierten Verfassung nach dem Zusammentritt der Kammern am 26. Februar 1849 in Berlin realisiert werden sollte. In der NRhZ wurde die Notwendigkeit einer grundsätzlichen Ablehnung herausgestellt. In dem zweiteiligen Artikel „Die Berliner ,National-Zeitung‘ an die Urwähler“ (S. 331–340) in der NRhZ vom 26. bzw. 28. Januar 1849 kritisiert Marx einen redaktionellen Beitrag der von dem liberalen Berliner Verleger Bernhard Wolff 1848 gegründeten „National-Zeitung“, die Marx als Organ der „Berliner Ex-Linken“ (S. 339) sieht. „Wir haben es gesagt, vom ersten Tage an als die Contrerevolution über uns hereinbrach, von jetzt an gibt es nur noch zwei Par34

[Andreas Gottschalk:] An Herrn Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 13, 25. Februar 1849. S. 1–3. – Siehe Gottschalk an Moses Hess, 22. März 1849. In: Moses Hess. Briefwechsel. Hrsg. von Edmund Silberner. ’S-Gravenhage 1959. S. 216/217. 35 Zu den Urwahlen siehe * Köln, 27. Januar. (Wahlnotizen.) In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 2, Sp. 1; * Köln, 27. Januar. (Zwei Wahlberichte der Galgenzeitung.) Ebenda. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 2, Sp. 1; * Köln, 27. Jan. Aus den heute ... Ebenda. In: NRhZ. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2/3; * Köln. (Wahlnotizen.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 1, Sp. 1; * Köln, 30. Jan. (Wahlnotizen.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 209, 31. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. – Zu den Abgeordnetenwahlen siehe * Köln, 7. Februar. (Wahlnotizen.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 1, Sp. 1; * Köln, 8. Febr. (Wahlnotizen.) Ebenda. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. 36 [Karl Heinrich Brüggemann:] * Köln, 23. Jan. (Die Urwahlen.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. S. 1.

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teien: die ,Revolutionäre‘ und die ,Contrerevolutionäre‘; nur noch zwei Parolen: ,die demokratische Republik‘ oder ,die absolute Monarchie‘. Alles was dazwischen liegt, ist keine Partei mehr, ist bloße Fraktion.“ (S. 338.) Parallel veröffentlichte die Zeitung unmittelbar vor einer „Versammlung sämmtlicher Wahlmänner“ Kölns am 25. Januar 1849 in einem redaktionellen Artikel eine Art demokratisches Minimalprogramm. Ein Abgeordneter dürfe der „mit Kanonen und Bajonetten aufgezwungene[n] Verfassung vom 5. Dezbr. ... unter keiner Bedingung“ zustimmen. Er müsse „für Eine Kammer und für direkte Wahlen, für Aufhebung sämmtlicher Feudallasten und Steuerbefreiungen sowie des Adels überhaupt stimmen, dagegen jeden Census bei den Wahlen der Volksvertreter, Gemeinde- und Kreisbeamten, der Geschwornen etc. bekämpfen“.37 In Köln und Umgebung begrüßte die NRhZ die Wahl des Kölner Rechtsanwalts Karl Schneider und setzte sich für die Wahl des Lehrers Anton Gladbach ein, der dann auch in einer Nachwahl Erfolg hatte.38 Auf einem demokratischen Bankett, das am 11. Februar 1849 zur Feier des Jahrestags der Pariser Februarrevolution in Mülheim am Rhein stattfand, feiert Marx Gladbach als einen der „ausnahmsweisen“ Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung, „die wirklich die Interessen des Volkes vertreten“ würden. (S. 548.12–13 und Erl. sowie S. 456.) Den Abdruck von Zuschriften, in denen dem Breslauer Lehrer Julius Stein und dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Hugo Wesendonck mangelnde Entschiedenheit vorgeworfen wurde, rechtfertigt Marx am 6. Februar 1849 mit dem Recht seiner Zeitung, auch demokratische Parlamentarier öffentlich zu kritisieren. Die NRhZ habe während der Wahlen „im Parteiinteresse einige Rücksicht“ genommen, aber damit sei es nun vorbei, insbesondere da „verschiedene angeblich demokratische Kandidaten“ die oktroyierte Verfassung und damit den Staatsstreich „anerkennen“ wollten. (S. 373 sowie 467.)

Louis Napole´on Bonaparte und die französische Republik Als die NRhZ wieder zu erscheinen begann, hatte in Frankreich der Präsidentschaftswahlkampf bereits eingesetzt. In der sich von September bis Anfang November 1848 erstreckenden Debatte des von einer Kommission ausgearbeiteten Verfassungsentwurfs hatte die Pariser Nationalversammlung vom 6. bis 9. Oktober über Wahl und Stellung des Präsidenten der französischen Republik diskutiert. Mit großer Mehrheit hatte sie sich für einen auf Grundlage des allgemeinen Stimmrechts vom Volk direkt für die Dauer von vier Jahren gewählten Präsidenten entschieden und diesen mit erheblicher Machtfülle ausgestattet. Alle Anträge, ihn durch das Parlament zu wählen oder das allgemeine

37

* Köln, 25. Jan. (An die Wahlmänner.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Siehe ausführlich Erl. 344.23–24. 38 * Köln, 6. Februar. (Ausfall der Wahlen.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.

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Stimmrecht einzuhegen, waren abgelehnt worden. Am 10. Dezember 1848 wurde Louis Napole´on Bonaparte, Neffe von Napole´on Ier, mit 5,4 Millionen Stimmen gewählt, während die anderen Kandidaten abgeschlagen folgten. General Louis Euge`ne Cavaignac, der – von der französischen Nationalversammlung mit diktatorischen Vollmachten ausgestattet – den Pariser Juniaufstand niedergeschlagen und sich als amtierender Ministerpräsident die größten Chancen ausgerechnet hatte, erhielt nur 1,4 Millionen Stimmen, die linken Kandidaten, Alexandre Ledru-Rollin, Franc¸ois Vincent Raspail und Alphonse de Lamartine noch weit weniger. (Erl. 264.12–13.) Bonaparte, der die Masse der Bauern und große Teile der Arbeiter und Kleineigentümer hatte gewinnen können, wurde am 20. Dezember 1848 als erster Präsident der französischen Zweiten Republik vereidigt, deren Verfassung wenige Tage zuvor in Kraft getreten war. Die NRhZ räumte dem Wahlkampf wie überhaupt den politischen Entwicklungen und Bewegungen in Frankreich breiten Raum ein. Im Winter 1848/1849 stützte die Zeitung ihre Frankreich-Berichterstattung über die von Sebastian Seiler und der französischen Nachrichtenagentur Havas gelieferten Nachrichten (S. 637) und Übersichten hinaus auf die Korrespondentenbeiträge des in Paris lebenden Arztes August Hermann Ewerbeck (S. 638) sowie der beiden nach Paris geflüchteten Redakteure Ernst Dronke und Ferdinand Wolff. (S. 619.) In eigenen Artikeln besprach Marx „Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank“ (S. 12–15), „Die englisch-französische Vermittlung in Italien“ (S. 21/22) sowie Kommentarartikel der Pariser Tageszeitung „La Re´forme“ „über die Juniinsurrektion“ (S. 23/24) und „über die französischen Zustände“. (S. 55–57.) Die Kommentierung des Präsidentschaftswahlkampfs überließ Marx weitgehend den Pariser Korrespondenten. Ernst Dronke versicherte in einem Bericht vom 26. Oktober 1848, Bonaparte werde „unstreitig die meisten Stimmen“ erhalten, da „ein großer Theil des Heeres, der antirepublikanischen Bauern und selbst der kleinen Bourgeoisie“ für ihn seien, aber es sei ungewiss, ob er die erforderliche absolute Mehrheit erreichen werde.39 Ferdinand Wolff zeigte sich im November überzeugt, Bonaparte werde „durch die ungeheure Menge Bauern“ die Majorität gewinnen, nicht zuletzt, da „Napoleon alles Mögliche bedeuten“ könne.40 Zuvor hatte er erläutert, Louis Napoleon sei „kein Mann, er ist ein Name, ein verschollener Name“, und bedeute „keine Steuern mehr, keine Hypotheken“: „Louis Napoleon, das will heißen kein Marrast, kein Cavaignac, kein Rothschild, kein Fould. Louis Napoleon bedeutet Alles, nur nicht Louis Napoleon!“ 41 „Die Revolution, sagen wir, wird vom kaiserlichen Louis Napoleon repräsentirt, d.h. von allen denjenigen, welche Louis Napoleon dem Cavaignac und der Kammer entgegenhalten“, formulierte Wolff am 23. November. „Mit 39

[Ernst Dronke:] )·( Paris, 26. Okt. In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3. [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 24. Nov. Ebenda. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. 41 [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 16. Nov. Ebenda. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 3. 40

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dem Sturze Cavaignac’s ist die Contrerevolution gestürzt.“ 42 Bonapartes Wahlsieg sah Wolff als „Niederlage der Bourgeoisie durch das Proletariat der Provinz und die Bauern“. „In fast allen Departements, wo die Arbeiter und Bauern für Napoleon stimmten“, sei „diese Abstimmung massenweise unter dem Rufe: Keine Steuern mehr auf das Volk! Nieder mit den Reichen!“ geschehen.43 Marx selbst ging auf Bonaparte nur in Randbemerkungen ein. Im November 1848 charakterisiert er ihn als „imperialistischen Cretin“ (S. 84), im Januar 1849 als „hohle Urne“, „worin die französischen Bauern ihren Eintritt in die revolutionär-soziale Bewegung und die französischen Arbeiter ihre Verdammungsvota gegen alle Führer der durchgemachten Epochen“ niedergelegt hätten (S. 264), und am 1. Februar als „einfältige[n] Pinsel“ (S. 358). „Warum sehnten sich die Völker seit der Restaurationsepoche nach Napole´on [Ier], den sie eben noch an einen einsamen Felsen im Mittelmeer angeschmiedet hatten?“, fragt Marx in der NRhZ vom 5. Januar. „Weil die Despotie eines Genie’s erträglicher ist als die Despotie eines Idioten.“ (S. 270.) Ausführlich ließ Marx in der NRhZ die Angriffe der Pariser Zeitung „La Presse“ und ihres Verlegers Emile de Girardin gegen Cavaignac protokollieren. Er rechtfertigt dies in der NRhZ vom 14. November 1848 mit der politischen Bedeutung des Pariser Juniaufstands und dessen Niederschlagung durch Cavaignac, dem „Heros der europäischen Bourgeoisie“ und „Erfinder des Belagerungszustandes“. (S. 84.) Trotz aller Rückschläge sahen Marx und seine Mitredakteure die Revolutionsentwicklung im Fluss. Sie hofften, von den Entwicklungen in Frankreich, aber auch in Ungarn und Italien könne ein neuerlicher Anstoß ausgehen. „Die Befreiung Europas, sei es die Erhebung der unterdrückten Nationalitäten zur Unabhängigkeit, sei es der Sturz des feudalen Absolutismus“, sei „bedingt durch die siegreiche Erhebung der französischen Arbeiterklasse“, erklärt Marx am 1. Januar 1849. (S. 265.) Mehrmals betont er, eine Formulierung Heinrich Heines von 1831 aufgreifend, dass von Paris aus „der gallische Hahn noch einmal Europa wach krähen“ werde. (S. 78 sowie 265.) Im Januar 1849 spitzte sich in Paris der schwelende Machtkampf zwischen der von Louis Napole´on Bonaparte berufenen konservativen Regierung und der gemäßigt-republikanischen Mehrheit der französischen Nationalversammlung zu. Gleichzeitig mobilisierten die demokratischen und sozialistischen Bewegungen und Organisationen gegen einen Gesetzentwurf, den der französische Innenminister Le´on Faucher dem Pariser Parlament am 26. Januar 1849 vorgelegt hatte und in dem massive Einschränkungen der Vereins- und Versammlungsfreiheit vorgesehen waren. In Erwartung einer revolutionären Zuspitzung, insbesondere am 29. Januar, beleuchtete die NRhZ in Korrespondentenberichten und Nachrichtenbeiträgen ausführlich die Pariser Ereignisse. In drei Artikeln kommentierte auch Marx den „Zustand“ (S. 349–351), „Die Si42

[Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 23. Nov. Ebenda. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. 43 [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, den 18. Decb. (Louis Napoleon. Das Proletariat.) Ebenda. Nr. 174, 21. Dezember 1848. S. 3, Sp. 2/3.

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tuation in Paris“ (S. 352/353) und „Die Situation“ (S. 358–362). Hatte die NRhZ im Dezember 1848 aus dem Ergebnis der Präsidentschaftswahl die Alternative „Kaiserthum oder rothe Republik“ 44 abgeleitet, so bezeichnet Marx in der NRhZ vom 31. Januar 1849 „Monarchische Restauration oder – rothe Republik“ als die „einzige Alternative in Frankreich“. Selbst wenn Frankreich „für einen Augenblick durch die monarchische Phase“ gehen müsse, so sei doch „gewiß: Die honette Republik bricht an allen Ecken zusammen, und nach ihr ist, wenn auch erst nach einigen kleinen Intermezzos, nur noch möglich die rothe Republik.“ (S. 351 und 353.) „Die Revolution kündigt sich mit allen sie begleitenden Symptomen an“, behauptete auch Ferdinand Wolff, unmittelbar nachdem er aus Paris nach Köln zurückgekehrt war. „Die Revolution in Paris“ sei „kontagiös“ und stehe „vor der Thür“.45

Karl Marx als Chefredakteur, Mitglied des rheinischen Kreisausschusses der Demokraten und Präsident des Kölner Arbeitervereins Der 30-jährige Marx war die dominierende Persönlichkeit in der „Neuen Rheinischen Zeitung“, die der Zeitung ihren Stempel aufdrückte. Im Zeitraum des vorliegenden Bandes galt dies in besonderer Weise. Mit einer personell stark reduzierten Redaktion gelang es ihm, nach Belagerungszustand und Suspendierung, die Zeitung wieder neu herauszugeben und ihr in den politischen Krisen im Spätherbst und im Winter 1848/49 neues Renommee zu verschaffen. Er war Leitartikelschreiber, aber in stärkerem Maße noch als im Sommer 1848 auch Redakteur, der tägliche Nachrichtenarbeit leistete, deutsche und ausländische Zeitungen auswertete und Berichte der Korrespondenten redigierte. Zugleich musste er Aktionäre und Geldgeber gewinnen, um die Finanzierung der Zeitung zu sichern. Parallel war er als Führungsmitglied des Koordinationsgremiums der rheinpreußischen Demokraten, des rheinischen Kreisausschusses, und als Präsident des Kölner Arbeitervereins auf regionaler Ebene ein wichtiger politischer Akteur.46 Als Chefredakteur hatte Marx die intellektuelle und politische Verantwortung für die Zeitung, seit Anfang 1849 auch die rechtliche. Sehr bewusst konzentrierte er seine Kraft auf die Herausgabe und das Überleben der Zeitung. Er wolle „dies Fort ... behaupten und die politische Stellung nicht“ aufgeben, be44

* Paris, 12. Dez. Hosianna! In: NRhZ. Nr. 168, 14. Dezember 1848. Extra-Blatt. S. 1. [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 27. Jan. (Die Clubs, die Associationen und die Journale.) In: NRhZ. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 3, Sp. 2/3. 46 Siehe Jürgen Herres: Karl Marx in den europäischen Revolutionen von 1848/49. In: Martin Endreß, Christian Jansen (Hrsg.): Karl Marx im 21. Jahrhundert. Bilanz und Perspektiven. Frankfurt am Main, New York 2020. S. 119–153. 45

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kräftigte er im November 1848.47 In der Revolution von 1848/49 war die Presse angesichts der sich beschleunigenden und verstärkt europäisch überschneidenden Ereignisse das schnellste Medium zur Vermittlung von Nachrichten, Argumenten und Meinungen. Zugleich war sie die Instanz, die am ehesten einwirken konnte auf die sich durch politische und soziale Bewegungen und die Etablierung von Parlamenten neuformierenden Öffentlichkeiten.48 Marx’ redaktionelle Artikel und Kommentare – im Kontext der gesamten Berichterstattung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ betrachtet – zeigen, wie sehr er von der grundlegenden gesellschaftlichen und politischen Bedeutung der Presse überzeugt war. Als die Kölner Staatsanwaltschaft im Oktober 1848 eine gerichtliche Untersuchung gegen die NRhZ einleitete, weil sie einen Aufruf des süddeutschen Republikaners Friedrich Hecker abgedruckt hatte, sieht Marx darin den Versuch, Tatsachen „aus den Memoiren der Zeitgeschichte, aus den Zeitungen“, streichen zu wollen. (S. 49.) „Wir haben wiederholt erklärt“, stellt er gleichzeitig heraus, „daß wir kein ,parlamentarisches‘ Blatt sind und uns daher nicht scheuen, von Zeit zu Zeit den Zorn selbst der äußersten Linken von Berlin und Frankfurt auf unser Haupt zu ziehen.“ (S. 50.) Vor Gericht betont er am 7. Februar 1849 pathetisch die zentrale Rolle der freien und von politischen Parteien unabhängigen Presse, die „ihrem Berufe nach der öffentliche Wächter, der unermüdliche Denunziant der Machthaber“ sei, „das allgegenwärtige Auge, der allgegenwärtige Mund des eifersüchtig seine Freiheit bewachenden Volksgeistes“. (S. 417.) In der NRhZ vom 18. Februar 1849 versichert er erneut: „Wir haben nie mit einer parlamentarischen Partei kokettirt.“ (S. 467.) Soviel über die Aufgabenverteilung zwischen Aktionären, Geschäftsführung und Redaktion bekannt ist, bestimmte Marx als Chefredakteur den Inhalt der Zeitung. In der Kölner „Rheinischen Zeitung“ von 1842/43, die als erste deutsche Zeitung von einer Kommanditaktiengesellschaft herausgegeben worden war, hatten sich die beiden damaligen Hauptgesellschafter Georg Jung und Dagobert Oppenheim, die zudem als Geranten (Geschäftsführer) fungierten, das alleinige Recht vorbehalten, über Richtung, Redaktion, Mitarbeiter und Korrespondenten des Blattes zu bestimmen.49 Im Statut der NRhZ fehlten entsprechende Festlegungen. Dem Geranten wurde im Statut der NRhZ zwar „die gesetzliche Verantwortlichkeit für den Inhalt der Zeitung“ übertragen, aber keine oder zumindest keine feststellbaren Befugnisse, auf den tatsächlichen Inhalt der Zeitung Einfluss nehmen zu können. Als seine Aufgaben wurden die Wahrnehmung der „commerziellen Geschäfte“ des Zeitungsunternehmens bestimmt, die Besorgung der Expedition, die Redaktion der Zeitungsannoncen und die Revision der Blätter.50 Als Geranten bestellten die Aktionäre Hermann Korff, einen ehemaligen MEGA➁ III/2. S. 164. Siehe Thomas Steinfeld: Herr der Gespenster. Die Gedanken des Karl Marx. München 2017. S. 219–232. 49 Siehe Wilhelm Klutentreter: Die Rheinische Zeitung von 1842/43. Bd. 1. Dortmund 1966. S. 46–48. 50 Statut der „Neuen Rheinischen Zeitungs-Gesellschaft“ (MEGA➁ I/7. S. 789–794 und 1669, hier S. 790). 47 48

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preußischen Offizier,51 und als dessen Co-Geranten die Kaufleute Louis Schulz und Stephan Adolph Naut. Ende 1848 kam es zum offenen Konflikt zwischen Marx und dem Geranten Korff, nach Angaben der „Düsseldorfer Zeitung“ „wegen der Verantwortlichkeit für den Inhalt des Blattes“.52 Als gesetzlich Verantwortlicher war Korff wie Marx von den gerichtlichen Untersuchungen gegen die NRhZ betroffen. Mehrmals musste Korff vor dem Untersuchungsrichter erscheinen und sich am 7. Februar 1849 zusammen mit Marx und Engels vor den Kölner Geschworenen verantworten.53 Ob der Konflikt politisch-inhaltlicher oder in erster Linie finanzieller Natur war, lässt sich nicht nachvollziehen. Am 14. Januar 1849 berichtete Ferdinand Freiligrath, dass Korff, obgleich er „einiger schwebenden Preßprocesse wegen noch als Gerant am Schlusse der Zeitung genannt“ werde, „dennoch faktisch bereits seit Wochen aufgehört hat, Gerant zu sein. Naut u[nd] Schulz, als Co-Geranten, führen einzig die Geschäfte“.54 Marx hatte nach eigenen Angaben „vor der Actionärengesellschaft erklärt, daß Korff oder ich aus der Zeitung austreten müßten“.55 Ab dem 1. Januar 1849 übernahm Marx auch in gesetzlicher Hinsicht die Verantwortung für den politischen Teil der Zeitung, an dessen Ende nun in jeder Ausgabe stand: „Redakteur en chef: Karl Marx.“ Anschließend folgte der Anzeigenteil und zum Schluss weiterhin die Angabe: „Der Gerant: Korff. Druck von J.W. Dietz, unter Hutmacher 17.“ 56 Aber Korffs „gesetzliche“ Verantwortung erstreckte sich nun nur noch auf den Anzeigenteil.57 Am 1. April 1849 informierte die NRhZ schließlich ihre Leser, dass mit „dem heutigen Tage ... der bisherige Gerant, Herr Korff, [in]folge gegenseitiger Uebereinkunft aus der Verwaltung“ der Zeitung ausgetreten sei. „Der bisherige Cogerant, Herr Stephan Adolph Naut, übernimmt die Leitung der Verwaltung.“ 58

51

Siehe Erhard Kiehnbaum: Hermann Korff. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 2005. Hamburg, Berlin 2006. S. 223–249. 52 †* Köln, vom 1. Januar. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 3, 3. Januar 1849. S. 1. 53 Siehe im vorliegenden Band S. 238 und 242 sowie Erl. 546.20–21 und 547.1–1. – Am 29. Mai 1849 wurde Korff von der Zuchtpolizeikammer des Kölner Landgerichts in seiner Eigenschaft als ehemaliger Geschäftsführer der NRhZ wegen Verleumdung des Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Karl Stedtmann zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat verurteilt. (Siehe S. 186 und Erl. 186.5–6. – Siehe Gerhard Becker: Die gerichtliche Untersuchung gegen Karl Marx und die „Neue Rheinische Zeitung“ im Herbst 1848. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Berlin. Jg. 23. 1975. S. 1041–1057, hier S. 1057.) 54 Ferdinand Freiligrath an Heinrich Zulauff, 14. Januar 1849, zitiert nach Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. (Fn. 2.) Teil 2. S. 3. 55 Marx und Wilhelm Wolff an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 10/11. 56 NRhZ. Nr. 184, 1. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3 und S. 2, Sp. 4. – Siehe Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171; Ernst Dronke an Engels, 31. Januar 1849. Ebenda. III/3. S. 188. 57 Siehe Hermann Korff an Marx, 11. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 124 und 905. 58 NRhZ. Nr. 261, 1. April 1849. S. 1.

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„Ich bin jezt, da alle ausser Weerth fort und Freiligrath erst seit einigen Tagen eingetreten“, berichtete Marx am 29./30. Oktober 1848 an Engels, „bis über die Ohren beschäftigt, komme gar nicht zu ausführlichen Arbeiten“.59 Marx’ ausführlichste Arbeit im Winter 1848/49 war seine Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216), die in vier Teilen im Dezember 1848 erschien, faktisch eine zeitgeschichtliche Studie. Später, 1851, schlug er dem nach New York ausgewanderten Joseph Weydemeyer vor, seine Artikel über „die preußische Bourgeoisie“ bzw. die „große Bourgeoisie“ in einer „Art Taschenbibliothek“ zusammen mit anderen Artikeln aus der NRhZ von Engels, Wilhelm Wolff und Georg Weerth nachzudrucken.60 Zur erwähnten Artikelserie zählte Marx wahrscheinlich weitere Leitartikel und Meinungsbeiträge aus seiner Feder. „[I]n jeder Nummer und bei jeder Gelegenheit, bei der Wiener Contrerevolution, bei der Berliner Contrerevolution, bei der Oktroyirung“ der preußischen Verfassung vom 5. Dezember 1848, in „dem langen Artikel ,Die Bourgeoisie und die Contrerevolution‘ und in mehreren Artikeln vor den Urwahlen“ sei „ausführlich entwickelt“ worden, resümiert Marx in der NRhZ vom 11. Februar 1849 die entsprechenden Beiträge, „wie die Schwäche und Feigheit der deutschen Bourgeoisie es war, die die Contrerevolution möglich machte, und wie die Contrerevolution ihrerseits die Bourgeoisie auf die Seite schob“. (S. 401/402.) Marx’ redaktionelle Tätigkeit lässt sich nicht in vollem Umfang und in allen Details rekonstruieren. Die entsprechenden Redaktionsunterlagen, wenn sie denn überhaupt gesammelt wurden,61 sind nicht überliefert. In engem Zusammenwirken zunächst mit Georg Weerth und ab dem 20./21. Oktober 1848 ebenfalls mit Ferdinand Freiligrath und Wilhelm Wolff redigierte und verantwortete Marx die Zeitung. Soweit sich dies nachvollziehen lässt, gestalteten er und Wilhelm Wolff den Deutschlandteil, Marx zudem auch den Frankreichteil. Freiligrath und Weerth waren für die Auslandsberichterstattung zuständig, allerdings, wie Freiligrath Anfang Dezember 1848 angab, mit Ausnahme Frankreichs. (Siehe ausführlich S. 619.) Als Autor und Chefredakteur tat Marx nicht nur alles, um eine transnational vernetzte Berichterstattung seiner Zeitung zu sichern, sondern ebenso alles, um das Bewusstsein des europäischen Zusammenhangs der revolutionären MEGA➁ III/2. S. 163. – Marx erwähnte Wilhelm Wolff vermutlich nicht, da dieser sich noch versteckt halten musste. 60 Marx an Joseph Weydemeyer, 31. Oktober 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 245; Joseph Weydemeyer an Engels, 1. Dezember 1851. Ebenda. S. 515. 61 Wahrscheinlich verfuhr die Redaktion der NRhZ ähnlich wie Mathilde Franziska Anneke, Herausgeberin und Redakteurin der demokratischen „Neuen Kölnischen Zeitung“. Sie versicherte im November 1848 einem ihrer Korrespondenten: „Manuskripte werden vernichtet, sobald sie gesetzt sind.“ (Mathilde Franziska Anneke an Friedrich Hammacher, undatiert. In: Erhard Kiehnbaum: „Bleib gesund mein liebster Sohn Fritz ...“ Mathilde Franziska Annekes Briefe an Friedrich Hammacher 1846–1849. Bamberg 2004. S. 97.) 59

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Geschehnisse zu fördern. Die von ihm vorausgesetzte demokratisch-republikanische Zielrichtung der Zeitgeschichte versuchte er in seinen tagesaktuellen Kommentaren häufig durch historisch-politische Ausführungen zu untermauern. Immer wieder formulierte er in diesem Zusammenhang unterschiedliche, auch wechselnde Zeithorizonte. Revolution und Konterrevolution sah er in einem gesamteuropäischen Bedingungs- und Ereignisgefüge. Wie die „europäische Revolution ... einen Kreislauf“ beschrieb, in Italien beginnend und in Paris „einen europäischen Charakter“ annehmend (S. 78), führt Marx im November 1848 aus, so mache auch die „Contrerevolution ... ihre Tour um Europa“ (S. 84). „In Italien, zu Neapel“, habe „die europäische Contre-Revolution ihren ersten Schlag“ geführt, in Paris mit einem Sieg über die Juniaufständischen „einen europäischen Charakter“ erhalten. (S. 78.) Das „Centrum“, um das sich „europäische Revolution und Contrerevolution“ drehten, war, wie er in der NRhZ vom 14. November 1848 formuliert, der Pariser Juniaufstand 1848, „die Junirevolution“. (S. 84.) Hatte Frankreich im Februar das Startsignal zur Revolution von 1848 gegeben, so hatte es im Juni mit der blutigen Niederschlagung des Aufstands städtischer Notstandsarbeiter das Modell für deren Begrenzung auf politische und gesetzliche Reformen geliefert.62 Allen Niederlagen und Rückschlägen zum Trotz spielte Frankreich aus Marx’ Sicht auch im Winter 1848/49 als europäischer Impulsgeber eine zentrale Rolle.63 „In Paris wird der vernichtende Gegenschlag der Juni-Revolution geschlagen werden“ (S. 68), versichert er nach der Niederlage des Wiener Oktoberaufstands in der NRhZ vom 7. November 1848. In der preußischen Novemberkrise zeigt er sich überzeugt, dass die „Epoche der Anti-Junirevolution zu Paris ... im Dezember“ anbrechen werde. (S. 79.) Auch nach dem Sieg Louis Napole´on Bonapartes in den französischen Präsidentschaftswahlen erklärt Marx in seinem Leitartikel, mit dem er das Jahr 1849 begrüßte, die „Befreiung Europas“ sei „bedingt durch die siegreiche Erhebung der französischen Arbeiterklasse“. (S. 265.) Allerdings wies er in dem europäischen Revolutionsszenarium, das er in seinem Neujahrsartikel entwarf, nun auch Großbritannien in ökonomischer wie in machtpolitischer Hinsicht eine wesentliche Rolle zu. Ende 1848 waren Teile der deutschen und westeuropäischen Öffentlichkeit überzeugt, dass eine Neuauflage der Heiligen Allianz von 1815 zwischen den drei Monarchien Russland, Österreich und Preußen zur Koordination der Revolutionsbekämpfung stattgefunden habe (Erl. 428.21). In einer Korrespondenz aus der Schweiz erwähnt Engels in der NRhZ vom 12. Dezember 1848 erstmals beiläufig die „neue heilige Allianz“. (S. 235.) Am 30. Dezember hieß es in einem redaktionellen Artikel der NRhZ, dass die Allianz „schon vor mehreren Monaten ... abgeschlossen

62

Dieter Langewiesche: Die Revolution von 1848/49 im europäischen Kontext. In: Ders. (Hrsg.): Demokratiebewegung und Revolution 1847 bis 1849. Karlsruhe 1998. S. 185. 63 Siehe MEGA➁ I/7. S. 910/911 und 959–966.

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worden“ sei.64 Dieses Wiederaufleben der 1815 von Kaiser Aleksandr I initiierten Allianz fand nach Ansicht von Marx und Engels nun auf erweiterter Grundlage unter Einbeziehung Großbritanniens statt. Da „die erste Folge der siegreichen Arbeiterrevolution in Frankreich“ ein „europäische[r] Krieg“ sei, in dem England „wie zu Napole´on’s Zeit an der Spitze der contrerevolutionären Armeen“ stehen werde, zeigt sich Marx in seinem Neujahrsartikel überzeugt, werde es „durch den Krieg selbst an die Spitze der revolutionären Bewegung geworfen werden“. Aufgrund „der industriellen und commerciellen Weltherrschaft Großbritanniens“ bleibe „[j]ede partielle sociale Reform in Frankreich und auf dem europäischen Continente überhaupt, ... so weit sie definitiv sein soll“, zwar letztlich „ein hohler frommer Wunsch“. Werde das „alte England“ aber gestürzt und stelle die „Chartistenpartei“, die „organisirte englische Arbeiterpartei“, die britische Regierung, dann könne „die sociale Revolution aus dem Reiche der Utopie in das Reich der Wirklichkeit“ treten. Als „Inhaltsanzeige des Jahres 1849“ prophezeit Marx: „ R e v o l u t i o n ä r e E r h e b u n g d e r f r a n z ö s i s c h e n A r b e i t e r k l a s s e , We l t k r i e g “. (S. 265/266.) In seinem Artikel „Die revolutionäre Bewegung in Italien“ vom 30. November 1848 behauptet Engels wiederum, das „über die asiatischen, amerikanischen und australischen Märkte“ herrschende England, in dem „die Klassenkämpfe zwischen Bourgeoisie und Proletariat am weitesten entwickelt“ seien, werde, „wenn seine Stunde geschlagen hat, dem Kontinent die Revolution diktiren“. (S. 159/160.) In seinem Artikel „Der demokratische Panslawismus“ in der NRhZ vom 15. Februar 1849 hegt Engels jedoch keinen Zweifel an der „Erneuerung der heiligen Allianz auf breitester Grundlage unter dem Patronat von England und Rußland“ (S. 428). Den kurzzeitigen Einmarsch russischer Truppen in Siebenbürgen am 1. Februar 1849 kommentiert Engels mit den Worten: „Ein Jahr nach der europäischen Revolution, am 21. Februar 1849, steht die heilige Allianz, fix und fertig wieder vor uns da in voller Standrechts-Banditen- und Polizei-Gemeinheit!“ (S. 526.) Das Schlagwort „Konterrevolution“ wurde wie im Sommer 1848 „Reaktion“, mit deren „frechen Auftreten“ Marx am 1. Juni 1848 die vorzeitige Herausgabe der NRhZ begründet hatte,65 im Winter 1848/49 zum Synonym für alle gegenrevolutionären Bestrebungen. Insbesondere in der zunehmenden Ausrufung des Belagerungszustands, seit der Niederschlagung des Pariser Juniaufstands zum „Universalmittel“ (S. 4) der Revolutionsbekämpfung geworden, drückte sich für Marx die Gemeinsamkeit des gegenrevolutionären Vorgehens paradigmatisch aus. Während in Frankreich der Kriegszustand des Ancien Regime bereits nach der Julirevolution von 1830 zum Belagerungszustand der konstitutionellen Ära geworden war, existierten in den deutschen Staaten 1848 noch keine entsprechenden verfassungsrechtlichen Grundlagen. Immer wieder stellte Marx die politische und verfassungspolitische Bedeutung des Belagerungs64

* Köln, 30. Dez. (Die neue „heilige Allianz“.) In: NRhZ. Nr. 183, 31. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. – Siehe Erl. 428.21. 65 MEGA➁ I/7. S. 31. – Siehe Einführung. In: MEGA➁ I/7. S. 889–892.

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zustands als – letztlich ungesetzliches – Gewaltmittel der Gegenrevolution heraus (S. 4–7, 17, 136, 215 und 506) und spricht deshalb gelegentlich – ähnlich wie andere Zeitgenossen – von „Säbelherrschaft“ (S. 113) oder „Säbelregiment“ (S. 137).66 In der Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) bezeichnet er den Belagerungszustand als die „wirkliche Verfassung Preußens“. (S. 215.) Unter „der Firma des Belagerungszustandes“ habe die preußische Regierung „willkürlich den unbeschränkten Militärdespotismus“ eingeführt (S. 506), erklärt Marx den Kölner Geschworenen am 8. Februar 1849. Bei aller Skepsis gegenüber dem wirtschaftlich und politisch zurückgebliebenen Deutschland und den Wiener und Berliner Oppositionsbewegungen, hielt Marx eine beschleunigte Weiterentwicklung der bürgerlichen Revolution von einer liberal-konstitutionellen zu einer demokratischen für möglich.67 In der NRhZ vom 14. Oktober 1848 behauptet er, dass in Preußen dem „Ministerium Pfuel ... nur ein Ministerium der Revolution folgen“ könne. (S. 11.) Zur gleichen Zeit hofft er, der Wiener Oktoberaufstand, die „Oktoberrevolution“ (S. 66), werde zum „Widerschlag“ (S. 78), der den „Feldzugsplan der Contrerevolution“ vereiteln werde (S. 4). Nach Ausbruch der preußischen Novemberkrise erwartet er, die „Contre-Revolution“ werde sich in Berlin kompromittieren und so ihre erste Niederlage erleiden. Da in Preußen das „Königthum ... nicht nur dem Völker-“, sondern auch „dem Bürgerthum“ trotze, könne es „auf bürgerliche Weise“ besiegt werden (S. 79), schreibt er in der NRhZ vom 12. November 1848. General Wrangel und Ministerpräsident Graf Brandenburg, „zwei Menschen ohne Kopf, ohne Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurbart“, die „zwei dümmsten Menschen in der Monarchie“, würden sich selbst gegen die „quängelnde, klugthuende, entschlußunfähige“ preußische Nationalversammlung nicht durchsetzen können. (S. 78.) Auch nach der Auflösung der Berliner Nationalversammlung und der Oktroyierung der preußischen Verfassung vom 5. Dezember 1848 gab er die Hoffnung auf eine mögliche Demokratisierung Preußens nicht auf. Wenn „die preußische Contrerevolution nicht bald an einer preußischen Volksrevolution scheitert“, erklärt er den Kölner Geschworenen am 7. Februar 1849, „wird die Associations- und Preßfreiheit auch in Preußen vollständig vernichtet werden. Man hat schon jetzt sie partiell durch Belagerungszustände getödtet.“ (S. 419.) Am Tag der preußischen Urwahlen, am 22. Januar 1849, erläutert Marx, in Deutschland handele es sich nicht „um einen Kampf gegen die bürgerlichen Eigenthumsverhältnisse, wie er in Frankreich stattfindet und in England sich vorbereitet“. Vielmehr handele es sich um die Frage: „Wollt ihr den alten Absolutismus sammt einem neu aufgefrischten Ständewesen – oder wollt ihr ein bürgerliches Repräsentativsystem?“ (S. 319.) Das durch die oktroyierte Verfassung „gesicherte büreaucratische Vormundsschaftssystem“ sei „der Tod der Industrie“. (S. 321.) Die „aus der jedesmaligen materiellen Produktionsweise 66 67

Siehe Nippel: Diktatur des Proletariats. (Fn. 12.) S. 83–88. Siehe MEGA➁ I/7. S. 864/865.

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hervorgehenden Interessen und Bedürfnisse“ würden sich „nothwendig mit den wechselnden Lebensverhältnissen“ ändern, führt Marx am 8. Februar 1849 vor dem Kölner Geschworenengericht aus. Deshalb bereite die „Behauptung der alten Gesetze gegen die neuen Bedürfnisse und Ansprüche ... gesellschaftliche Krisen vor, die in politischen Revolutionen zum Ausbruch kommen“ würden. (S. 500.) „Um die konstitutionelle Monarchie zu begründen“, legt er in der NRhZ vom 22. Januar 1849 dar, musste die Bourgeoisie „in England zweimal die Stuarts verjagen, in Frankreich die angestammten Bourbonen, in Belgien den Nassauer.“ (S. 320.) Gegenüber den Kölner Geschworenen spricht er sogar von einem Zeitraum von mindestens zwanzig Jahren. „Die Contrerevolution hat gesiegt“, gesteht er am 8. Februar 1849 ein, „aber nur der erste Akt des Dramas ist beendet. In England hat der Kampf über 20 Jahre gedauert. Karl I. war wiederholt Sieger, er bestieg schließlich das Schaffot.“ (S. 497/498.) Selbst „die allgemeinste, entschiedenste, blutigste, gewaltsamste Contrerevolution“ sei „nur eine Phase der europäischen Revolution und daher nur die Erzeugerin eines neuen, allgemeinen und siegreichen revolutionären Gegenschlags“, versichert Marx in der NRhZ vom 28. Januar 1849. (S. 337.) In Deutschland stand für Marx und die NRhZ nach dem Scheitern des Wiener Oktoberaufstands und nach dem Berliner Staatsstreich die politische Entwicklung Preußens im Fokus. Marx erwartete Zusammenstöße zwischen neu gewähltem Parlament und reaktionärer Regierung. Die deutsche Nationalversammlung trat demgegenüber aus Sicht der NRhZ in den Hintergrund und wurde zum Ziel von Spott und Häme. Nachdem die Frankfurter Nationalversammlung am 20. November 1848 dem Berliner Parlament das Recht bestritt, zum Steuerboykott aufzurufen, hatte sich aus Marx’ Sicht die Paulskirchenversammlung, die seit der Hinrichtung Robert Blums sowieso längst der „Vergessenheit“ anheimgefallen sei, „vernichtet“. Sie habe „sich des Hochverraths schuldig gemacht“ (S. 118), und es sei nun die „Pflicht aller Mitglieder der Frankfurter Versammlung, welche gegen den Beschluß gestimmt haben, ... auszutreten“. (S. 119 und 123.) Die NRhZ setzte zwar ihre regelmäßige Berichterstattung über die Sitzungen der deutschen Nationalversammlung fort, aber sie enthielt kaum noch redaktionelle Artikel über deren Wirken. Nach dem Sieg der Gegenrevolution in Wien lehnte es Franz Joseph I., seit 2. Dezember 1848 Kaiser von Österreich, ab, einer Spaltung der Habsburgermonarchie in einen deutschen und einen nichtdeutschen Teil zuzustimmen. Als daraufhin im Januar 1849 die Frankfurter Nationalversammlung über ein von Heinrich von Gagern formuliertes kleindeutsches Programm diskutierte, kündigte die NRhZ (vermutlich Marx) mehrmals an, die Debatten eingehend besprechen zu wollen.68 Schließlich wurden lediglich zusammenfassende Berichte ihres Korrespondenten Albert Lehfeld gedruckt.69 68

* Frankfurt, 12. Jan. (National-Versammlung.) In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2; Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1. 69 * Frankfurt. Da die Verhandlungen ... Ebenda. Nr. 196, 16. Januar 1849. S. 3, Sp. 1; !!! Frankfurt, 12. Jan. (Sitzungen der National-Versammlungen.) Ebenda. S. 3, Sp. 1–3.

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In der Revolution von 1848/49 war die rechtliche Gleichstellung der Juden weitgehend selbstverständlicher Bestandteil der verfassungspolitischen und nationalen Bewegungen.70 Auch die NRhZ bekannte sich zur Emanzipation der Juden, berichtete über entsprechende gesetzliche Initiativen einzelner europäischer Staaten71 und wandte sich gegen die Einschränkung der Rechte von Juden. Im November 1848 beschränkte die Bromberger Bezirksregierung erneut die Freizügigkeit der Juden und beraubte sie – so Marx – „eines der ersten Menschenrechte von 1789“. (S. 99 und 150.) Als sich im Februar 1849 die Nachricht verbreitete, die österreichische Regierung habe den ungarischen Juden eine hohe Geldsumme „als Ablösungssumme der aufgehobenen Toleranzsteuer“ auferlegt, kommentiert dies Engels mit den Worten: „Daß die Juden ihre Emancipation noch bezahlen müssen, ist unbezahlbar. Man nennt das auf Preußisch: ,Ablösung der Feudallasten‘.“ (S. 483.) Allerdings finden sich auch zahlreiche judenfeindliche Äußerungen und Bemerkungen in den Ausgaben der NRhZ. In der politischen Auseinandersetzung – vor allem mit regierungsamtlichen oder reaktionären Gegnern – hatte Marx keine Skrupel, antijüdische Feindseligkeiten und Invektiven in seiner Zeitung abzudrucken. Dabei war er allerdings in seinen Texten deutlich zurückhaltender (S. 98, 150 und 795/796) als einige seiner Mitredakteure und Korrespondenten. (S. 621, 629 und 631.) Der Name der Bankiersfamilie Rothschild wurde in der NRhZ häufig als Synonym für die europäische Finanzwelt verwendet. Auch Marx erwähnt „Rothschild“ in seiner Besprechung einer Parlamentsrede des französischen Politikers Adolphe Thiers (S. 13) in diesem Sinne, allerdings ohne Erwähnung der Religionszugehörigkeit. Auch in den beiden im vorliegenden Band als Illustrationen abgedruckten Exemplaren der „Extra-Beilage zu Nr. 139“ der NRhZ vom 10. November 1848 heißt es: „Rothschild streckt die Waffen vor der Revolution: er liquidirt“ (S. 71 und 72), womit auf Meldungen angespielt wurde, das Bankhaus beabsichtige aufgrund der in Wien erlittenen Verluste „seine Geschäfte ganz aufzugeben“.72 Sechs Tage zuvor hatte der Schlusssatz der „Extra-Beilage zu Nr. 134“ der NRhZ vom 4. November gelautet: „Das Leben der Völker ist der Tod der Börse!“ 73 Auch als Marx am 22. Januar 1849 über den „Theil der Bourgeoisie“ doziert, der „gegen die Gesammtinteressen seiner Klasse ein besonderes, denselben sogar feindliches Sonderinteresse verfolgt“, macht er kei70

Siehe Reinhard Rürup: Der Fortschritt und seine Grenzen. Die Revolution von 1848 und die europäischen Juden. In: Dieter Dowe, Heinz-Gerhard Haupt, Dieter Langewiesche (Hrsg.): Europa 1848. Revolution und Reform. Bonn 1998. S. 985ff. 71 Siehe MEGA➁ I/7. S. 628 und 632. – Siehe Lübeck, 2. Jan. (Emancipation der Israeliten.) In: NRhZ. Nr. 189, 7. Januar 1849. S. 2, Sp. 3. – Norwegen. (Niederlassung der Juden in Norwegen gestattet.) Ebenda. Nr. 66, 5. August 1848. S. 3, Sp. 3; * Wien, 4. Aug. Ebenda. Nr. 71, 10. August 1848. S. 3, Sp. 3; * Pesth, 8. Aug. Ebenda. Nr. 77 u. 78, 17. August 1848. Beilage. S. 2, Sp. 2. 72 Die Verluste ... In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. S. 4, Sp. 1. 73 NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. Extra-Beilage. S. 2.

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ne religiöse Gruppe verantwortlich, sondern „die Finanzbarone, großen Staatsgläubiger, Banquiers, Rentiers“. (S. 324.) Demgegenüber stellte sein Mitredakteur Ferdinand Wolff, der aus einer jüdischen Kölner Kaufmannsfamilie stammte, immer wieder das Judentum der Bankiersfamilie heraus. Er bezeichnete den in Paris lebenden James de Rothschild ausdrücklich als „König der Juden“ 74 und griff damit die gegen das Finanzkapital der Julimonarchie gerichtete Kritik französischer Sozialisten auf, die stark antisemitisch geprägt war.75 Offensichtlich anstandslos druckte Marx die antisemitischen Ausführungen und Verleumdungen des Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering insbesondere gegen die Wiener Demokraten ab (siehe ausführlich S. 631–634), ohne allerdings dessen Diffamierungen in seine eigenen Texte zu übernehmen. Müller-Tellering brüstete sich 1850 damit, er habe Marx 1848 „gezwungen, in seinem Blatte die Juden anzugreifen“: „Er biß sich auf die Lippen und that’s, weil auch seine andern Mitarbeiter die Juden anpackten.“ 76 „Wir mußten für derlei in bewegter Zeit eben unseren Korrespondenten viel Verantwortlichkeit & im Verhältnis auch viele Freiheit lassen“, versuchte Engels 1895 das Festhalten an Müller-Tellering zu rechtfertigen. Seine „übertrieben gewaltrevolutionär[en]“ Berichte seien „uns ganz recht“ gewesen, und „was er aber über Persönlichkeiten sagte, konnten wir damals aus der Ferne nicht beurtheilen“.77 Andererseits war Marx selbst antijüdischen Angriffen ausgesetzt. In seinen Korrespondentenberichten an die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ bezeich74

Ferdinand Wolff: Bürgerliches. (Geschrieben vor der Märzrevolution.) In: NRhZ. Nr. 23. Juni 1848. Feuilleton. – Siehe Ferdinand Wolff an Engels, 28. Februar 1891. (IISG, Marx-Engels-Nachlass.) – Siehe insbesondere [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 26. Juli. (Goudchaux, der National und die Course.) In: NRhZ. Nr. 59, 29. Juli 1848. S. 3, Sp. 3; ˆ Paris, 31. Aug. (Die Konstitution.) Ebenda. Nr. 95, 6. September 1848. S. 4, Sp. 1; ˆ Paris, 22. April. (Fould, Goudchaux und Rothschild.) Ebenda. Nr. 281, 25. April 1849. S. 3, Sp. 2/3. 75 Seit Erscheinen des Buches von Alphonse Toussenel „Les Juifs, rois de l’e´poque. Histoire de la fe´odalite´ financie`re“ von 1845, dessen Kernideen Pierre Leroux und Georges-Marie Mathieu Dairnvaell aufgriffen, war Rothschild zur emblematischen Figur geworden. (Siehe Jean-Yves Camus: Toussenel, Alphonse. In: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von Wolfgang Benz. Berlin 2009. Bd. 2/2. S. 836/837; Edmund Silberner: Sozialisten zur Judenfrage. Ein Beitrag zur Geschichte des Sozialismus vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1914. Berlin 1962. S. 29–35; Michel Dreyfus: L’antise´mitisme a` gauche. Histoire d’un paradoxe, de 1830 a` nos jours. Paris 2009. S. 22–35; Christian Ebhardt: Interessenpolitik und Korruption. Personale Netzwerke und Korruptionsdebatten am Beispiel der Eisenbahnbranche in Großbritannien und Frankreich (1830–1870). Göttingen 2015. S. 122–131.) 76 [Eduard Müller-]Tellering: Vorgeschmack in die künftige deutsche Diktatur von Marx und Engels. Köln 1850. S. 19. – Siehe Werner Blumenberg: Eduard von Müller-Tellering. Verfasser des ersten antisemitischen Pamphlets gegen Marx. In: Bulletin of the International Institute of Social History. Bd. 6. 1951. S. 178–179 und 181–197. 77 Engels an Victor Adler, 9. Mai 1895. In: Victor Adler, Friedrich Engels, Briefwechsel. Hrsg. von Gerd Callessen, Wolfgang Maderthaner. Berlin 2011. S. 97.

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nete Levin Schücking, Feuilletonredakteur der „Kölnischen Zeitung“, der sich wiederum als Katholik antijüdische Anfeindungen durch die NRhZ gefallen lassen musste (siehe S. 621), ihn als „Rabbi Marx“,78 „zu deutsch nennt er sich Redacteur en Chef“.79 In der Zeitung „Freiheit, Arbeit“, die von Anhängern des Gründers des Kölner Arbeitervereins Andreas Gottschalk herausgegeben wurde, wurde Marx als „,moderne[r] Jeremias‘“ dargestellt, dem „unsere Sprache unverständlich geblieben“ sei und der „selbst nur Hebräisch“ spreche, und Engels als eine Art „Zigeuner“, der den Arbeitern „die Kenntniß des edlen Jenisch“ (der jenischen Sprache) verschaffen wolle, „mit welchem derselbe so erfolgreich in Paris debütirt“ habe.80 Während sich Marx’ Kommentare und Interventionen als Chefredakteur fast Tag für Tag mitverfolgen lassen, liegt Vieles seines praktisch-politischen Wirkens im Dunkeln. Im April oder Mai 1848 hatte er sich der eher bürgerlichen Kölner Demokratischen Gesellschaft angeschlossen, die er seit Juni gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Karl Schneider, genannt Schneider II, im rheinischen Kreisausschuss der Demokraten vertrat. Von Oktober 1848 bis Februar 1849 war Marx zudem Präsident des Kölner Arbeitervereins, in dem er sich erfolgreich für das weitere Zusammengehen der Arbeiter mit den Demokraten einsetzte. Die tatsächlichen Leitungsgeschäfte nahmen die Vizepräsidenten wahr, zunächst im Oktober 1848 der Zigarrenmacher Peter Gerhard Röser und Mitte November nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft Karl Schapper, der ihn Ende Februar 1849 schließlich auch als Präsident ablöste. (Siehe S. 1129.) Als Führungsmitglied des Koordinationsgremiums der rheinischen Demokraten spielte Marx in der preußischen Novemberkrise eine wichtige regionale Rolle. Nachdem die Septemberunruhen 1848 zu großen Spannungen in der Kölner demokratischen Bewegung geführt hatten, herrschte in der Ablehnung der preußischen Staatsstreichpolitik im November weitgehend Einhelligkeit unter den Kölner und rheinischen Demokraten. Noch bevor die Berliner Abgeordneten unter Belagerungszustand und Kriegsrecht am Abend des 15. November zum Steuerboykott aufriefen (S. 102), forderten Marx und Karl Schneider am 14. November die demokratischen Vereine auf, „zur Steuerverweigerung aufzumuntern“. (S. 85.) Vier Tage später, am 18. November, nachdem der Steuerverweigerungsbeschluss der Berliner Abgeordneten in Köln bekannt geworden war, riefen beide gemeinsam mit dem inzwischen wieder in Freiheit befindlichen Karl Schapper die Bevöl78

[Levin Schücking:] ‘ Köln, 4. Oct. (Stimmung und Zustände.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 281, 7. Oktober 1848. S. 4435; [ders.:] Die rothe Republik in Köln. Köln am ersten Oktober 1848. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 241, 7. Oktober 1848. S. 961. 79 [Levin Schücking:] ‘ Köln, 31. Aug. (Die rheinische Presse.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 249, 5. September 1848. S. 3954. 80 Dem Redakteur en chef ... In: Freiheit, Arbeit. Nr. 20, 22. März 1849. S. 4.

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kerung ohne Umschweife zum Steuerboykott auf. Gegen widerstrebende Behörden sollten „Sicherheits-Ausschüsse“ ernannt werden, „und zwar wo möglich im Einverständnisse mit den Gemeinderäthen“; „widerstrebende Gemeinderäthe“ sollten „durch allgemeine Volkswahl“ ersetzt werden. „[G]ewaltsame“ Steuereintreibungen sollten „überall durch jede Art des Widerstandes“ zurückgewiesen werden. Und „überall“ sei der „Landsturm zur Abwehr des Feindes“ zu organisieren; den Unbemittelten sollten „Waffen und Munition auf Gemeindekosten oder durch freiwillige Beiträge“ beschafft werden. (S. 109.) Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete eine gerichtliche Untersuchung ein (S. 113 und 117). Marx, Schapper und Schneider mussten sich am 8. Februar 1849 wegen Aufreizung zur Rebellion vor einem Kölner Geschworenengericht verantworten. (S. 387/388 und 457 sowie Marx’ „Verteidigungsrede“ (S. 495–512).) Vor Gericht bestätigte Karl Schneider, dass er und Marx ganz bewusst zunächst „von jedem gewaltsamen Widerstande abgerathen“ hatten. Erst nach dem Bekanntwerden des Berliner Steuerverweigerungsbeschlusses „erklärten wir mit besonderer Bezugnahme auf denselben, jede Art des Widerstandes für berechtigt“.81 Schon am 13. November hatte Marx im „Auftrage des rheinischen demokratischen Provinzialausschusses“ Ferdinand Lassalle in einem Brief aufgefordert, die Düsseldorfer Demokraten sollten für „Allgemeine Steuerverweigerung“ eintreten, „speziell auf dem Lande“, und „Freischaaren nach Berlin“ beschließen.82 Die am 18. November propagierten Maßnahmen waren demnach bereits zuvor von Marx und wahrscheinlich auch von Schneider ins Auge gefasst worden. Ein Kreiskongress der rheinpreußischen demokratischen Vereine in Köln bekräftigte zwar am 23. November 1848 die Maßnahmen, zu denen der Kreisausschuss aufgerufen hatte.83 Aber von einigen Städten und Ortschaften abgesehen, in denen die Eintreibung von Steuern kurze Zeit verhindert werden konnte, versandete die Steuerverweigerungskampagne in der preußischen Rheinprovinz.84 In den preußischen Wahlen im Januar und Februar 1849 konnte Marx im Kölner Arbeiterverein erreichen, dass die Arbeiter die bürgerlich-demokratischen Kandidaten unterstützten. Es handele sich „für den Augenblick nicht darum, in prinzipieller Hinsicht Etwas zu thun, sondern der Regierung, dem Absolutismus, der Feudal-Herrschaft Opposition zu machen“, erläutert Marx in der Komiteesitzung vom 15. Januar 1849, „dazu seien aber auch einfache Demokraten sog. Liberale hinreichend, die ebenfalls mit der jetzigen Regierung bei Weitem nicht zufrieden seien.“ (S. 542/543.) Aber die Vorbehalte und Widerstände waren erheblich. Drei Tage später machte sich der ehemalige Offi81

Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. In: NRhZ. Nr. 233, 28. Febuar 1849. S. 1, Sp. 3. – Siehe S. 779 und Erl. 387.27–28. 82 Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168. 83 * Köln, 25. Nov. In: NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. 84 Siehe Sperber: Rhineland Radicals. (Fn. 10.) S. 322–336; Dieter Dowe: Aktion und Organisation. Arbeiterbewegung, sozialistische und kommunistische Bewegung in der preußischen Rheinprovinz 1820–1852. Hannover 1970. S. 205–211.

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zier Friedrich Anneke, wie der Arzt Andreas Gottschalk Gründungsmitglied des Arbeitervereins, in der Komiteesitzung vom 18. Januar 1849 für die Aufstellung eigener Arbeiterkandidaten stark.85 Massive Vorwürfe richteten insbesondere Andreas Gottschalk und dessen Anhänger gegen Marx. Im Februar 1849 warf Gottschalk, der sich wie Anneke von Juli bis Dezember 1848 wegen republikanischer Reden in Köln in Untersuchungshaft befunden hatte, in einem – anonym veröffentlichten – offenen Brief Marx vor, mit seiner Zeitung und mit seinem „ganzen persönlichen Auftreten“ „nur Unfähigkeiten“, „anerkannte Schwächlinge und Nullen“, – Demokraten wie Franz Raveaux und Karl Schneider – „befördert“ zu haben.86 Bereits am 14. Januar 1849 bezichtigte ein unbekannter Kritiker in der Arbeiterzeitung die Kölner Demokraten des „Maulheldenthum[s]“. Letztere hätten zwar zur Steuerverweigerung aufgerufen und „es wohl gerne gesehen, daß die Bauern mit ihren Wagen, die Proletarier mit ihren kleinen Vorräthen trotz Zöllnern“ in die Stadt eingezogen wären. Aber die führenden Demokraten selbst hätten nicht „den Muth gehabt“, mit einem „Brod unter dem Arme“ den Bauern und Proletariern voranschreitend, an der Kölner Stadtgrenze die Zahlung der Mahl- und Schlachtsteuer zu verweigern, – nicht „um einen blutigen Zusammenstoß“ herbeizuführen, sondern um „durch diese Handlung eines thatsächlichen Protestes dem Volke zu bekunden, daß Ihr es mit Eurem gesetzlichen Widerstand ernstlich meinet“.87 Schließlich drang Anfang 1849 Karl Schapper, langjähriges Führungsmitglied deutscher Geheimbünde in Paris und London, der 1848/49 als Korrektor für die NRhZ arbeitete, auf eine Wiederbelebung des Bundes der Kommunisten und unternahm in dieser Beziehung auch entsprechende Schritte. Der Ende September 1848 nach London geflüchtete Joseph Moll hatte gemeinsam mit Heinrich Bauer und Johann Georg Eccarius in London eine neue Zentralbehörde des Bundes gebildet. „Bald nachher“ – wahrscheinlich Anfang Februar 1849 – „erschien Joseph Moll als Emissär“ in Köln mit dem Auftrag, „Marx und Engels für die Wiederorganisation des Bundes zu gewinnen“, gab 1853 Peter Gerhard Röser, im Kölner Kommunistenprozess von 1852 zu einer mehrjährigen Festungsstrafe verurteilt, in mehreren Verhören gegenüber preußischen Behördenvertretern zu Protokoll. Diesem Protokoll zufolge soll im Redaktionslokal der NRhZ sogar eine Besprechung stattgefunden haben, an der neben Röser, Marx und Engels auch Wilhelm Wolff, Schapper, Moll, Peter Nothjung sowie fünf weitere Mitglieder des Kölner Arbeitervereins teilnahmen. In der Debatte über die Frage, ob der Bund der Kommunisten reorganisiert werden solle oder nicht, führten „Marx, Engels und Wolff einerseits und Schapper und 85

Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 18. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 4, 25. Januar 1849. S. 3/4. – Siehe Erl. 542.32–543.9. 86 [Andreas Gottschalk:] An Herrn Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung. (Fn. 34.) 87 An den Demokratischen Verein. Zu Händen der Herrn Raveaux und Schneider. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 14. Januar 1849. S. 1/2. – Siehe S. 541.36–37 und Erl.

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Moll andererseits ... hauptsächlich die Diskussion“. „Marx erklärte wieder“, so Röser, „daß bei der noch bestehenden Rede- und Preßfreiheit der Bund überflüssig wäre. Schapper und Moll dagegen erklärten die Organisation für durchaus nötig.“ 88

Friedrich Engels als Redakteur und als Auslandskorrespondent in der Schweiz Am 25. September 1848 versuchte die Kölner Polizei am frühen Morgen den Präsidenten des Kölner Arbeitervereins Joseph Moll, dessen Vertreter Karl Schapper, Hermann Becker, Präsident des am 13. August von den Kölner Demokraten gebildeten Sicherheitsausschusses, den Gerichtsreferendar Karl Wachter und Wilhelm Wolff, Redakteur der NRhZ, wegen eines „Komplott[s] zum Umsturz“, das mit ihren Reden auf der Worringer Volksversammlung begründet wurde, zu verhaften.89 Nach Angaben eines Korrespondenten der „Deutschen Zeitung“, Heidelberg, hatte Wilhelm Wolff bereits in einer demokratischen Versammlung am 21. September 1848 mitgeteilt, dass „nach mehrfachen ihm zugekommenen Nachrichten die ,Reaktion‘ beschlossen habe, an den nächsten Tagen, vielleicht noch im Laufe der nächsten Nacht, eine Anzahl Verhaftungen, namentlich derjenigen Demokraten vorzunehmen, welche sich bei der Volksversammlung in Worringen betheiligt“ hatten.90 Engels, der in Worringen aufgetreten war und als „Sekretär“ der Versammlung über dieselbe berichtet hatte, musste also wie Wilhelm Wolff und andere anwesende Redakteure der NRhZ befürchten, verhaftet zu werden. Ein Steckbrief „wegen Verbrechen“ nach „Art. 87, 91, 102“ des in der preußischen Rheinprovinz bis 1851 geltenden französischen Code Pe´nal von 1810 wurde gegen Engels am 3. Oktober 1848 erlassen. (Erl. 29.31–31 und S. 1000.) Die genannten Paragraphen stellten „Versuch oder Complott“ unter Strafe, die Bevölkerung „aufzureitzen, sich gegen die kaiserliche Gewalt zu bewaffnen“, bzw. „einen BürgerKrieg ... anzuzetteln“.91 Gemeinsam mit Ernst Dronke floh Engels in der Nacht vom 25./26. September 1848 zunächst nach Brüssel und dann nach Paris. Aus Belgien waren sie 88

Werner Blumenberg: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten. Die Aussagen des Peter Gerhard Röser. In: International Review of Social History. Vol. 9. 1964. S. 81–122, hier S. 89–91. 89 Rheinische Briefe und Akten. (Fn. 31.) Bd. 2/2. S. 432 Anm. 3 und 436. – MEGA➁ I/7. S. 1612. 90 ** Köln, 21. Sept. (Eine demokratische Volksversammlung; Proben sittlicher Verwilderung.) In: Deutsche Zeitung. Heidelberg. Nr. 262, 27. September 1848. Beilage. S. 2. – MEGA➁ I/7. S. 1657/1658. 91 Code Pe´nal. Aus dem Französischen nach der officiellen Ausgabe übersetzt von Wilhelm Blanchard. 2. verb. Auflage. Cöln 1812.

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nach wenigen Tagen wegen fehlender Papiere ausgewiesen und „mittels eines Zellenwagens an die französische Grenze gebracht“ worden.92 In der französischen Hauptstadt, „in der alle Nervenfasern der europäischen Geschichte sich vereinigen, & von der in gemessenen Zeiträumen die elektrischen Schläge ausgehn, unter denen eine ganze Welt erbebt“ (S. 26), hatte Engels zwei Mal gelebt, das erste Mal „in den letzten beiden Jahren der Monarchie“, „als die Bourgeoisie im Vollgenuß ihrer Herrschaft schwelgte“, und das zweite Mal im März und April 1848, „in dem kurzen Rausch der republikanischen Flitterwochen“ nach der Februarrevolution. (S. 29.) Als er nun im Oktober zurückkehrte, litt es ihn in dem seit der Niederschlagung des Juniaufstands im Belagerungszustand befindlichen „todten Paris“ nicht lange. „Die Granaten Cavaignacs hatten die unüberwindliche Pariser Heiterkeit in die Luft gesprengt“, die Arbeiter, „brotlos & waffenlos, knirschten in verhaltnem Groll“ (S. 29), und auf „den Boulevards“ will Engels „nichts als Bourgeois und Polizeispione“ gesehen haben, „die Bälle, die Theater verödet“ (S. 30). Um den 12. Oktober 1848 brach er zu einer Fußwanderung in die Schweiz auf. Spätestens am 24. Oktober kam er in Genf an und Anfang November in Bern, von wo aus er annähernd zehn Wochen lang bis Mitte Januar 1849 als Korrespondent für die NRhZ wirkte. Erst Ende Januar 1849 nahm er seine Tätigkeit als Redakteur der Zeitung in Köln wieder auf. In seinem Fragment gebliebenen Manuskript „Von Paris nach Bern“ (S. 25–46) beschreibt er die ersten Tage seiner Reise. Seine Notizen, die im französischen De´partement Yonne abbrechen und die er vermutlich im Feuilleton der NRhZ veröffentlichen wollte, verbindet er mit historischen, sozialen und politischen Reflexionen, insbesondere über den Stadt-Land-Gegensatz. „Ich habe Hunderte von Bauern gesprochen“ (S. 38), „ein gutmüthiges, gastfreies, heiteres Geschlecht, dem Fremden auf jede mögliche Weise gefällig & zuvorkommend, & im schlechtesten Patois noch ächte, höfliche Franzosen“ (S. 35), aber „bei Allen herrschte dieser Fanatismus gegen Paris & namentlich gegen die Pariser Arbeiter“. (S. 38.) Ebenso groß sei aber auch ihr Enthusiasmus für Louis Napole´on Bonaparte. „Und die Bauern haben über sechs Millionen Stimmen, über zwei Drittel aller Stimmen bei den Wahlen in Frankreich.“ (S. 38.) „Es ist wahr, die provisorische Regierung hat es nicht verstanden, die Interessen der Bauern an die Revolution zu fesseln“. (S. 38.) In vierzehn Tagen unter „Bauern der verschiedensten Gegenden“ will er „überall dieselbe vernagelte Bornirtheit, dieselbe totale Unkenntniß aller städtischen, industriellen & 92

Generaladministrator der belgischen Sicherheitsbehörde Alexis Baron Hody an den preußischen Gesandten Theodor F. Christian von Seckendorff, 6. Oktober 1848. Zitiert nach Michael Knieriem: Über Friedrich Engels. Privates, Öffentliches und Amtliches. Aussagen und Zeugnisse von Zeitgenossen 1846–1849 mit einem Nachtrag 1840–1844. Wuppertal 1986. S. 115. – Siehe ebenfalls [Georg Weerth:] * Brüssel, 8. Oktober. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. – Elisabeth Engels an Engels, 5.–6. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 527.

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kommerziellen Verhältnisse, dieselbe Blindheit in der Politik, dasselbe Rathen ins Blaue, über Alles, was jenseits des Dorfes liegt, dasselbe Anlegen des Maßstabs der Bauernverhältnisse an die gewaltigsten Verhältnisse der Geschichte“ gefunden haben. (S. 38/39.) „[M]an muß mit Einem Wort die französischen Bauern gerade im Jahr 1848 kennen gelernt haben, um den ganzen niederschlagenden Eindruck zu empfinden, den diese störrische Dummheit hervorbringt.“ (S. 39.) In Bern bezeichnete sich Engels gegenüber der Direktion der Justiz und Polizei des Kantons als „Schriftsteller“ und wies sich mit dem „Reisepaß d[er] Regierung von Frankreich v[om] 30. März 1848 für ein Jahr“ aus.93 Bern biete ihm „gerade jetzt“ die Gelegenheit, begründete er am 15. November 1848 seinen Aufenthalt, „in der Thätigkeit der“ – am 6. November zum ersten Mal zusammengetretenen – „schweizerischen Bundesversammlung die praktische Wirksamkeit einer Verfassung zu studiren, aus welcher Deutschland jedenfalls Manches lernen kann, besonders zu einer Zeit, wo das deutsche Volk in den Fall kommen kann, sich eine in dieser oder jener Beziehung ähnliche Verfassung zu geben“.94 Seine auf ein Jahr gültige Aufenthaltsbewilligung wurde ihm schließlich „unter Vorbehalt ruhigen und in jeder Beziehung tadellosen Betragens ertheilt“. Am 18. Januar 1849 notierte die Behörde seine Ausreise nach Deutschland („fort, nach Deutschland!“).95 Nachdem sich die liberalen gegen die katholisch-konservativen Kantone, die sich 1845 im sogenannten Sonderbund zusammengeschlossen hatten, im November 1847 militärisch durchgesetzt hatten, war der Weg frei geworden zur Umwandlung des Schweizerischen Staatenbundes in einen Bundesstaat. In Volksabstimmungen war die neue Bundesverfassung angenommen und am 12. September 1848 in Kraft gesetzt worden. Am 6. November traten der auf der Basis des allgemeinen (Männer-)Wahlrechts gewählte Nationalrat und der von den Kantonen beschickte Ständerat, die gemeinsam die Bundesversammlung bildeten, erstmals zusammen. Engels traf kurz danach in Bern ein. Vermutlich erst nach seiner Ankunft in der Schweiz entschloss sich Engels, als Berichterstatter nach Bern weiter zu reisen. So unterstützte Marx Anfang November 1848, auf einen nicht überlieferten Brief von Engels antwortend, dessen offensichtlich zuvor angekündigte Absicht, „nach Bern zu gehn“ und den „angegebnen Plan“ auszuführen.96 Mit „Plan“ war aller Wahrscheinlichkeit nach gemeint, vor Ort über die Schweizer Bundesstaatswerdung zu berichten. 93

Knieriem: Über Friedrich Engels. (Fn. 92.) S. 132. – Marx hatte im März 1848 einen ähnlichen Pass von der französischen Revolutionsregierung erhalten. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 877.) 94 Engels an die Direktion der Justiz und Polizei des Kantons Bern, 15. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 169. 95 Knieriem: Über Friedrich Engels. (Fn. 92.) S. 132. 96 Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 164; zur präzisierten Datumsangabe siehe Franc¸ois Melis: Friedrich Engels’ Wanderung durch Frankreich und die Schweiz. Neue Erkenntnisse und Hypothesen. In: MEGA-Studien 1995/1. Berlin 1995. S. 61–92, hier S. 78.

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Bis Januar 1849 sandte Engels Korrespondentenberichte über die Beratungen der beiden Kammern des neuen Parlaments und über die Einrichtung der neuen Bundesbehörden, über die Überführung der Außen- und Militärpolitik, des Finanzwesens sowie des Zoll-, Münz- und Postwesens in die Kompetenzen des Bundesrats (Bundesregierung). Einige seiner Texte wurden von der Kölner Redaktion als redaktionelle Artikel gedruckt. Ein wichtiges außen- und innenpolitisches Streitthema, auf das Engels in seinen Berichten ebenfalls intensiv einging, war die Asyl- und Flüchtlingspolitik, über die es zu Spannungen zwischen den neuen Bundesbehörden und den selbstbewussten Kantonen kam, in deren Hand bis dato allein die Fremdenpolizei gelegen hatte. (Siehe ausführlich S. 659–666.) „Alles in Allem genommen hat die Schweiz gegen die ersten 40ger Jahre bedeutende Fortschritte gemacht“, konstatiert Engels in einem seiner ersten Berichte. „Bei keiner Klasse ist dieser Fortschritt aber so auffallend, wie bei den Arbeitern.“ „[S]eitdem die Schweiz demokratisirt ist; ... seitdem haben die Schweizer Arbeiter mehr und mehr an der politischen und sozialistischen Bewegung Theil genommen, haben sich mit den fremden Arbeitern, besonders den deutschen, verbrüdert und ihr ,fryes Schwyzerthum‘ an den Nagel gehängt.“ (S. 89/90.) „Die Theilnahme für die Wiener war groß bei allen Schweizern, die ich gesehen, aber bei den Arbeitern stieg sie zum wahren Fanatismus.“ (S. 90.) Von Marx mehrmals aufgefordert, „Correspondenzen und längere Artikel“ zu schicken,97 verfasste Engels auch Texte über weitere politische Themen. Nachdem die toskanische Regierung zugunsten einer demokratischen gestürzt worden war und im Kirchenstaat Unruhen ausgebrochen waren, schrieb er Ende November 1848 über „Die revolutionäre Bewegung in Italien“ (S. 159–162.) „Endlich, nach sechsmonatlichen fast ununterbrochenen Niederlagen der Demokratie, nach einer Reihe der unerhörtesten Triumphe der Contrerevolution, endlich zeigen sich wieder Symptome eines baldigen Siegs der revolutionären Partei“, begrüßt Engels die Regierungsumstürze. (S. 159.) Er deutet sie als Anzeichen einer „zweite[n] Auferstehung Italiens“, die möglicherweise einen „neuen Aufschwung der europäischen Demokratie“ einleiten könne. (S. 162.) Vor den auf den 10. Dezember 1848 terminierten französischen Präsidentschaftswahlen verfasste er zwei Artikel, den ersten über die beiden Kandidaten der Sozialisten, Franc¸ois Raspail und Alexandre Ledru-Rollin (S. 166–172), und den zweiten über Pierre Joseph Proudhon. (S. 173–176.) Beide Texte wurden seinerzeit nicht veröffentlicht, sind jedoch im Manuskript überliefert. Über seine Korrespondententätigkeit hinaus engagierte sich Engels auch in den deutschen Arbeitervereinen der Schweiz.98 In Genf und in Bern, eventuell auch im Jura, suchte er dortige Mitglieder des Bundes der Kommunisten und Marx an Engels, um den 29. oder 30. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 163; Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. Ebenda. S. 164. 98 Siehe Rolf Dlubek: Zur politischen Tätigkeit von Friedrich Engels in der Schweiz Ende 1848 – Anfang 1849. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Jg. 2. Heft 4. Berlin 1960. S. 742–786; Erich Gruner: Die Arbeiter in der Schweiz im 97

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deutscher Arbeitervereine auf. Die Schweizer Gemeinden des Bundes der Kommunisten waren 1847 als Nachfolgeorganisationen des alten Bundes der Gerechten entstanden. Im Dezember 1848 beauftragte der Lausanner Arbeiterverein Engels, den Verein auf dem in Bern stattfindenden Kongress der deutschen Arbeiter- und demokratischen Vereine in der Schweiz zu vertreten: „Bruder! Der Unmöglichkeit, einen Abgeordneten zu schicken, halber, haben wir Dich erkohren, uns bey dem Arbeiter-Congreß in Bern, zu vertreten; als alter Kämpfer für das Proletariat wirst Du gewiß auch hier Deine Aufgabe nicht verfehlen“.99 Dass Engels zuvor im Oktober Lausanne aufgesucht und Mitglieder des Vereins persönlich kennengelernt hatte, ist zwar möglich, insbesondere da seit Mai 1847 sein Bruder Rudolf dort lebte, aber nicht belegt. So wird die Stadt in keiner der akribisch gezeichneten Skizzen aufgeführt, die Engels auf seinem Reiseweg anfertigte. (Siehe S. 711/712.) An dem Kongress, der vom 9. bis 11. Dezember 1848 in Bern stattfand, nahm Engels aktiv teil und wurde anschließend am 14. Dezember als Schriftführer in die Zentralkommission der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz gewählt.100 Als solcher entwarf er ein Schreiben an den Frankfurter Centralmärzverein und an den Arbeiterverein in Vevey.101 Dem Märzverein wurde mitgeteilt, dass man mit diesem zwar in Korrespondenz treten wolle. „Ein engerer Anschluß an denselben“ sei jedoch „ausgeschlossen, indem die Schweizer Vereine sich ausdrücklich für die demokratische soziale Republik erklären“. Zugleich wurde gegenüber den Frankfurtern die „entschiedne Mißbilligung der von der deutschen Reichsgewalt gegen die Schweiz ergriffenen Maßregeln“ geäußert. „Diese ebenso ungerechten wie lächerlichen Schritte“ seien „für uns deutsche Arbeiter in der Schweiz“ politisch und wirtschaftlich äußerst nachteilig.102 (Siehe Engels’ Artikel „Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz“ (S. 126–134) in der NRhZ vom 26. November 1848.) Eine handschriftliche Notiz von Engels auf dem erwähnten Brief des Lausanner Arbeitervereins an ihn deutet darauf hin, dass er auch an der Formulierung der Satzung der Vereinigung der deutschen Vereine in der Schweiz beteiligt war.103 Seinen Aufenthalt in Bern nutzte Engels auch, um in näheren Kontakt mit der „Berner Zeitung“ zu treten, die er als Organ der „entschieden radikalen Partei“ bezeichnet, „das am besten redigirte des Kantons, ja der ganzen deutschen 19. Jahrhundert. Soziale Lage, Organisation, Verhältnis zu Arbeitgeber und Staat. Bern 1968. 99 Der Arbeiterverein in Lausanne an Friedrich Engels, 8. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 530 sowie S. 531 und 1080. 100 Auszug aus dem „Kontrollbuch der an den Zentralverein eingehenden und von demselben abgehenden Briefe und Schriften“, zitiert nach Dlubek: Zur politischen Tätigkeit. (Fn. 98.) S. 781. 101 Engels an den Arbeiterverein in Vevey, zwischen 14. und 25. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 174–176. 102 Engels’ Brief an den Vorstand des Märzvereins in Frankfurt am Main vom 10. oder 11. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 173. 103 MEGA➁ III/2. S. 1079.

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Schweiz“. (S. 305.) Anfang Januar 1849 teilte er Marx mit, das Blatt tue alles, um die NRhZ „hier en vogue zu bringen“,104 was jedoch eine Übertreibung war. Soweit sich feststellen lässt, findet sich über den wechselseitigen Austausch von Abonnement-Anzeigen hinaus nur ein kurzer Hinweis auf Marx’ Neujahrsartikel „Die revolutionäre Bewegung“ (S. 264–266) in dem Berner Blatt. (S. 939.) Um den 23. Januar 1849, spätestens am 24. Januar, befand sich Engels wieder in Köln.105 Am Vormittag des 25. Januar arbeitete er in jedem Fall wieder in der Redaktion der NRhZ. (S. 341 und 992.) Und einen Tag später stellte er sich dem Instruktionsrichter, der ihn „nach kurzem Verhör“ mit der Erklärung entließ, „daß nichts gegen ihn vorliege“. (S. 348.) Von Marx gebeten,106 hatte Engels, noch während er sich in Bern aufhielt, den Leitartikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) verfasst, der in der NRhZ vom 13. Januar 1849 erschien. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die NRhZ keine redaktionellen Artikel über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg enthalten und sich in ihrer Berichterstattung lediglich auf Korrespondentenberichte und Nachrichtenbeiträge anderer Zeitungen gestützt. Zurück in Köln sorgte Engels bis Mai 1849 für eine regelmäßige, aus Nachrichtenbeiträgen und redaktionellen Artikeln bestehende Berichterstattung der NRhZ über die Kriegsgeschehnisse in Ungarn. Obwohl Alfred Fürst von Windischgrätz den Winterfeldzug 1848/49 weitgehend für sich entscheiden konnte und sich die ungarische Armee immer mehr zurückziehen musste, zeigt sich Engels überzeugt, dass Österreich den Krieg „noch nicht gewonnen“ habe. (S. 296.) Terrain und Zeit würden für die Ungarn arbeiten, die, selbst wenn der „entscheidende Kampf“ verloren werde, zum Mittel des Guerillakrieges greifen könnten. (S. 366/367.) Bei „dem ersten siegreichen Aufstand des franz[ösischen] Proletariats, den Louis Napoleon mit aller Gewalt heraufzubeschwören bemüht“ sei, prophezeit Engels, würden „die östreichischen Deutschen und Magyaren frei werden“ und „an den slavischen Barbaren blutige Rache nehmen“. (S. 296. – Siehe ausführlich S. 667.) An seine Artikelserie „Die Polendebatte in Frankfurt“ von August 1848107 und an den erwähnten Beitrag „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) anknüpfend, diskutiert Engels in dem zweiteiligen Artikel „Der demokratische Panslawismus“ (S. 428–444) in der NRhZ vom 15. und 16. Februar 1849 Michail Bakunins Anfang Dezember 1848 als Broschüre veröffentlichten „Aufruf an die Slaven“.108 Darin rief Bakunin alle Slawen auf, sich auf die Seite der deutschen und Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 6. Siehe Elisabeth Engels an Engels, 25. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 167. 106 Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171. 107 MEGA➁ I/7. S. 517–561. 108 Siehe Roman Rosdolsky: Friedrich Engels und das Problem der „geschichtslosen“ Völker. Die Nationalitätenfrage in der Revolution 1848–1849 im Lichte der „Neuen Rheinischen Zeitung“. In: Archiv für Sozialgeschichte. Hannover. Bd. 4. 1964. S. 87–276, hier S. 215–239; Ernst Hanisch: Der kranke Mann an der Donau. Marx und Engels über Österreich. Wien 1978. S. 169ff. 104 105

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ungarischen Demokraten zu stellen, und forderte zugleich von letzteren, die national-politischen Forderungen der Slawen im Rahmen einer „allgemeine[n] Föderation der europäischen Republiken“ zu billigen.109 Engels, der in dem Aufruf nur „gutgemeinte Selbsttäuschungen“ (S. 432) sieht, erteilt dem Verlangen, „Wir und die Magyaren sollen den östreichischen Slaven ihre Selbstständigkeit garantiren“ (S. 443), aus politischen, historischen und geostrategischen Gründen eine Absage. Den aus seiner Sicht nicht-revolutionären Völkern, damit der Mehrheit der slawischen Nationalitäten, billigt er im „größeren Interesse der europäischen Revolution“ (S. 438) nicht das Recht auf einen eigenen, unabhängigen Staat zu. „Außer den Polen, den Russen und höchstens den Slaven der Türkei“ verfüge „kein slavisches Volk“ über die „historischen, geographischen, politischen und industriellen Bedingungen der Selbstständigkeit und Lebensfähigkeit“ (S. 433). Die „seit Jahrhunderten von der Geschichte wider ihren eigenen Willen nachgeschleifte[n] Natiönchen“ (S. 432), „kleinen, verkrüppelnden, ohnmächtigen Natiönchen“ (S. 436), „Völkerabfälle“ bzw. „Völkerruinen“ (S. 293), seien „nothwendig kontrerevolutionär“, wie dies „ihre ganze Stellung in der Revolution von 1848“ auch tatsächlich gezeigt habe. (S. 432.) Statt wenigstens einen „einzige[n] muthige[n] demokratische[n] Revolutionsversuch“ unternommen zu haben, seien „die Slaven wie Ein Mann unter die Fahne der Contrerevolution“ getreten. (S. 439.) Deshalb sei es unabdingbar, „in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren ... durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slavischen Völker die Revolution sicher“ zu stellen. (S. 444.) In Erwiderung auf Bakunins Vorwurf, den Slawen sei von Deutschen „jahrhundertelanges Unrecht“ zugefügt worden, rechtfertigt Engels die „Germanisierung“ dieser Gebiete und die Durchsetzung der deutschen Sprache und Bildung mit dem naturwüchsigen „Einfluss der entwickelteren Nation auf die unentwickelte“. Die Deutschen handelten, so Engels, als „Träger des Fortschritts“ und der „geschichtlichen Entwicklung“. Die von Bakunin benannten „großen, schrecklichen Verbrechen der Deutschen und Magyaren gegen die slavische Nationalität“ (S. 435) gehörten aus Engels’ Sicht „zu den besten und anerkennenswerthesten Thaten ..., deren sich unser und das magyarische Volk in der Geschichte rühmen“ könne. (S. 437.) „[O]hne Gewalt und ohne eherne Rücksichtslosigkeit“ werde „Nichts durchgesetzt in der Geschichte“. Unvermeidlich werde „manch’ sanftes Nationenblümlein gewaltsam“ zerknickt. (S. 437.) Da „die östreichischen Slaven ... historisch, literarisch, politisch, kommerziell und industriell von Deutschen und Magyaren“ abhängig seien, könnten „weder Ungarn noch Deutschland die Losreißung und selbstständige Konstituirung solcher lebensunfähigen kleinen Zwischenstaaten dulden“. (S. 437.) Für alle Panslawisten, auch die demokratischen, gehe „die Nationalität, d.h. die phantastische allgemeinslavische Nationalität vor der Revolution.“ (S. 443.)

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Michael Bakunin: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten. Mitglied des Slavencongresses in Prag. Koethen: Selbstverlag des Verfassers 1848.

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Zu Redaktion, Auflage, Verbreitung und Finanzierung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Im Zeitraum dieses Bandes erschienen 120 Nummern der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Nr. 114 vom 12. Oktober 1848 bis Nr. 233 vom 28. Februar 1849, die jeweils zumindest einen vierseitigen Hauptteil umfassten. Nur die Ausgabe vom 21. Februar 1849 wies zwei Seiten auf, da – wie die Redaktion mitteilte – der „kölnische Karneval“ der Mehrzahl der Setzer „nicht gestattet“ habe, zur Arbeit zu erscheinen.110 In mindestens 31 Nummern konnten Druckvarianten ermittelt werden, indem während des Drucks Fehler korrigiert, Beiträge durch aktuelle Nachrichten ersetzt, Anzeigen ausgetauscht sowie typographische und graphische Änderungen vorgenommen wurden.111 Am 22. Oktober 1848 gab die Redaktion die erste von insgesamt sechzehn „Zweiten Ausgaben“ heraus.112 Während die regulären Ausgaben in den Nachmittagsstunden mit dem Datum des folgenden Tages ausgeliefert wurden, erschienen die „Zweiten Ausgaben“ am folgenden Tag, faktisch als Morgenausgaben. Sie hatten wie die Hauptausgaben ebenfalls einen Umfang von vier Seiten. Darüber hinaus veröffentlichte die Redaktion der NRhZ 67 Beilagen, sechs 2. Beilagen, sieben Außerordentliche Beilagen sowie dreizehn Extra-Beilagen bzw. Extra-Blätter. In der Regel wurden die zweiseitigen Beilagen und die 2. Beilagen mit den regulären Ausgaben ausgeliefert und enthielten Berichte und Nachrichten, die im Hauptblatt keinen Platz gefunden hatten. In einigen Fällen dienten sie auch als zusätzliche gesonderte Ausgaben, die in den späten Abendstunden ausgegeben wurden. Die Außerordentlichen Beilagen gab die Redaktion zu besonderen politischen Anlässen heraus. Die zumeist einseitigen Extra-Beilagen bzw. Extra-Blätter wurden in den Straßen der Stadt verteilt und dienten zugleich als Maueranschläge. (Siehe S. 70/71 und 103 sowie 102–104 und 801– 803.) Den auswärtigen Lesern wurde ihr Inhalt in der Regel in der jeweils folgenden Ausgabe mitgeteilt.

Die Redaktion Am 11./12. Oktober 1848 hielten sich von der ursprünglich siebenköpfigen Redaktion nur Marx und Georg Weerth in Köln auf. Nach knapp zwei Wochen, am 20. bzw. 21. Oktober, erhielten sie Unterstützung durch den neu in die Redaktion eingetretenen Dichter Ferdinand Freiligrath sowie den nach Köln zurückgekehrten Wilhelm Wolff. Heinrich Bürgers, der sich zuerst in Düsseldorf 110

NRhZ. Nr. 227, 21. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. Mit detaillierten Nachweisen siehe Franc¸ois Melis: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Edition unbekannter Nummern, Flugblätter, Druckvarianten und Separatdrucke. München 2000. S. 105–272. 112 NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. 111

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und dann in Köln versteckt hielt, stieß am 21. November wieder zur Redaktion, Engels um den 23. Januar 1849, Ferdinand Wolff Ende Januar 1849, Ernst Dronke erst am 9. März 1849. Nichtsdestoweniger teilte Marx in der ersten Ausgabe nach Wiedererscheinen der Zeitung mit, dass das „Redaktionscomite´“ dasselbe bleibe und obendrein Ferdinand Freiligrath neu eintrete. (S. 3.) In einem Brief an Engels berichtete Marx, er habe „den blödsinnigen Reaktionären Aktionären erklärt, daß es ihnen frei stünde, euch als nicht mehr zum Redactionspersonal gehörig zu betrachten, daß es mir aber freistehe, so hohe Honorare auszuzahlen, als ich will, und daß sie daher pekuniär nichts gewinnen werden“.113 Dem nach Paris geflüchteten Redaktionsmitglied Ernst Dronke versicherte Marx am 3. Februar 1849, er betrachte ihn „fortwährend als Mitredacteur der Zeitung“; dies könne er auch daraus ersehen, dass er eine seiner Zuschriften „unter Köln“ gestellt habe – mit Dronkes Redaktionszeichen „)·(“.114 Jede Tageszeitung ist mehr oder weniger ein Kollektivprodukt ihrer Redakteure. Für die NRhZ galt dies in besonderer Weise. Alle ihre Mitarbeiter waren nicht zuletzt im westeuropäischen Ausland politisch sozialisiert worden und hatten, außer Ferdinand Freiligrath, mit Marx in Paris oder Brüssel zumindest zeitweise zusammengearbeitet. Sie trugen nicht nur wesentlich zur Berichterstattung der Zeitung bei, sondern schrieben genauso auch zahlreiche Artikel und Leitartikel. Zur Kennzeichnung ihrer eigenen Artikel und Kommentare verwendeten die Redakteure im Zeitraum des vorliegenden MEGA-Bandes die Signatur „* Köln“. Von Oktober 1848 bis Ende Februar 1849 finden sich in den Ausgaben der Zeitung rund 200 entsprechend gekennzeichnete Beiträge.115 In den Auslandsrubriken wurden ebenfalls mit dem Redaktionszeichen „*“ versehene Beiträge gedruckt, teilweise ohne, teilweise mit Ortsangabe, so insbesondere „* Brüssel“, „* London“ und „* Paris“. In der Regel handelte es sich um Nachrichten- und Kommentarbeiträge, die Mitglieder der Kölner Redaktion aus französisch- bzw. englischsprachigen Zeitungen zumindest übersetzten und häufig auch inhaltlich bearbeiteten. (Zu den Besonderheiten der Frankreichberichterstattung der NRhZ siehe S. 637.) Teilweise waren es aber auch originäre Texte der Redaktion.

Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 164. Marx an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 11. – Es handelte sich um Dronkes Artikel: )·( Köln, 8. Jan. (Allianz der europäischen Polizei.) In: NRhZ. Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 1, Sp. 2. 115 Lediglich zwei wurden mit „** Köln“ gezeichnet. – Ab Nummer 162 der NRhZ vom 7. Dezember 1848 wurde immer wieder ein vergrößertes Sternchen benutzt, zunächst bei Korrespondenzen aus Berlin, dann aber auch bei redaktionellen Artikeln mit der Ortsangabe Köln. Soweit sich dies feststellen lässt, kam dem keine inhaltliche, sondern nur eine satztechnische Bedeutung zu, weshalb diese Besonderheit in diesem Band nicht berücksichtigt wurde. 113 114

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Georg Weerth war bereits seit Juni 1848 über seine Feuilletontexte hinaus als Nachrichtenredakteur und als Autor redaktioneller Kommentare hervorgetreten, insbesondere mit Artikeln zu Belgien und Großbritannien, aber auch zu Frankreich. Im Oktober 1848 trug Weerth wesentlich zur tagesaktuellen Arbeit der Redaktion bei und sicherte in engem Zusammenwirken mit Marx, den er wahrscheinlich bei der Deutschland- und Frankreich-Berichterstattung unterstützte, die Auslandsberichterstattung. Er übersetzte und redigierte Nachrichtenbeiträge französisch- und insbesondere englischsprachiger Zeitungen und schrieb wahrscheinlich mehr redaktionelle Artikel, als er dies bereits im Sommer getan hatte. In dem Zeitraum, in dem Marx und Weerth die Zeitung allein herausgaben, erschien nur in den ersten drei Nummern im Feuilleton ein Text von Weerth. In seinem Gedicht „Kein schöner Ding ist auf der Welt / Als seine Feinde zu beißen“ 116 schilderte er ironisch seinen zeitweiligen Aufenthalt in Bingen und seine Rückkehr nach Köln. Seine spöttisch-beißenden und teilweise auch antijüdischen „lustigen Witze“ über den Verleger der „Kölnischen Zeitung“ Joseph DuMont und dessen Redakteure („[s]eine vier literarischen Käuze“) wurden in der NRhZ, aber auch über diese hinaus, als Stichworte in der Polemik gegen die „Kölnische Zeitung“ immer wieder aufgegriffen. Den in Westpommern geborenen Eugen Alexis Schwanbeck beschrieb Weerth als „Kalmücke“ und Franz Anton von Wolffers als „Belgier“.117 Über den Schriftsteller und Katholiken Levin Schücking schrieb Weerth: „Und das Feuilleton kam in Levy, des / Romantischen Schmules Hände. / Herr Levy schmult das Feuilleton“. Die antijüdische Tendenz verstärkend, sprach Ferdinand Wolff im Feuilleton der NRhZ vom 3. Dezember 1848 – das Jiddische nachahmend – vom „Schengeist Levy Schmuhl“,118 Ernst Dronke im April 1849 vom „jüdisch-belletristische[n] Levy Schmuhl der Kölnischen Zeitung“.119 Schücking selbst erklärte im Juni 1849, es sei ihm „unaussprechlich gleichgültig“, ob ihn das „geehrte Publicum der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ ... für einen Christen, Juden oder Türken“ gehalten habe, um zugleich darauf zu verweisen, dass er kein Jude sei, sondern einer katholischen Familie angehöre.120 Am 14. Oktober 1848 kündigte Weerth an, den „Blödsinn deutscher Zeitungen“, die „Stilübungen“ der „Kölnischen Stadtliteraten“, vermehrt „als Lückenbüßer“ im Feuilleton aufs Korn nehmen zu wol116

NRhZ. Nr. 114–116, 12.–14. Oktober 1848. Feuilleton. Am 12. Oktober 1848 meldete die NRhZ mit Berufung auf eine belgische Zeitung, Franz Anton von Wolffers habe aus einem „Budget der Bewunderung“ finanzielle Zuschüsse der Brüsseler Regierung erhalten. ([Georg Weerth:] * Brüssel, 8. Oktober. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2. – Siehe Erl. 397.8–11.) 118 Ferdinand Wolff: Etwas von der demokratischen Presse von Levi Schmul. In: NRhZ. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Feuilleton. 119 [Ernst Dronke:] * Ueber das Schicksal ... Ebenda. Nr. 273, 15. April 1849. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2. 120 Levin Schücking: Omnia ad majorem Dei gloriam. In: Kölnische Zeitung. Nr. 134, 6. Juni 1849. S. 3. – Siehe den Textauszug in Erl. 397.12–18. 117

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len,121 aber dies konnte erst Ende Oktober realisiert werden. In der NRhZ vom 27. Oktober stellte er Eugen Alexis Schwanbecks Artikel „Die Croaten vor Wien“ 122 als treffendes Beispiel einer „ästhetelnde[n] Kannegießersprache“ heraus, was er an der Analyse von Rhythmus und Struktur einzelner Sätze mittels eines metrischen Schemas illustrierte.123 Auch in redaktionellen Artikeln ging er ähnlich vor. Über die Artikel, die Weerth über die Redaktion der Auslandsberichterstattung124 hinaus verfasste, lässt sich nur ein unvollständiger Überblick gewinnen. Den Artikel „Der ,konstitutionelle Musterstaat‘“ über Belgien in der NRhZ vom 22. Oktober 1848,125 der bisher Marx zugeschrieben wurde, fertigte Weerth an. (Siehe S. 650.) „Ist es zu verwundern“, fragte er darin, nachdem er die Finanzpolitik der liberalen Regierung diskutierte, „daß die belgischen Finanzbarone die konstitutionelle Monarchie einträglicher finden als die Republik?“ In der gleichen Nummer der NRhZ wies er – nicht Marx – Äußerungen des Frankfurter Abgeordneten Friedrich Bassermann über die Kölner Septemberereignisse und die Kölner „September-Flüchtlinge“ zurück.126 (Siehe ebenfalls S. 650.) Bereits in der NRhZ vom 14. Oktober brach er eine Lanze für die auf der Flucht befindlichen Mitredakteure Engels und Dronke und berichtete über die Schikane, die Karl Schappers Ehefrau erdulden musste, als sie ihren in Untersuchungshaft befindlichen Mann besuchen wollte.127 Zwei redaktionelle Artikel in der NRhZ vom 18. Oktober, die auf Kölner Begebenheiten eingingen, wurden aufgrund ihres höchst ironischen Tonfalls vermutlich ebenfalls von Weerth verfasst, der in der Redaktion der NRhZ als der „humoristische Theil“ des Feuilletons galt.128 In dem ersten Artikel wurde die Nachwahl des Kölner Rentiers Heinrich von Wittgenstein zum Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung129 und im zweiten ein Schreiben des 121

Wohl zu beachten! In: NRhZ. Nr. 166, 14. Oktober 1848. Feuilleton. S. 2. [Eugen Alexis Schwanbeck:] Die Croaten vor Wien. Δ Köln, 21. October. In: Kölnische Zeitung. Nr. 287, 22. Oktober 1848. S. 1, sowie * Die Journale der Demokratie ... Ebenda. Feuilleton. S. 2. 123 [Georg Weerth:] Styl-Proben der Kölnischen Zeitung. In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Feuilleton. S. 2. 124 Zu Georg Weerths Redaktionstätigkeit siehe Franc¸ois Melis: Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition in der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Hamburg 2012. S. 269–366. 125 [Georg Weerth:] * Köln, 21. Okt. (Der „konstitutionelle Ministerstaat“.) In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. 126 * Köln. In seiner Rede vom 16. Oktober (Stenograpischer Bericht p. 2651) ... [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. – MEGA➀ I/7. S. 401–403. 127 * Köln, 13. Oktbr. (Schwarze Liste. Schapper, Gottschalk und Anneke.) In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. 128 Ferdinand Freiligrath an Marx, 22. Juni 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 364. 129 Köln, 17. Okt. (Wittgenstein’s Wahl zum Deputirten) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 119, 18. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1. 122

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Kölner Festungskommandanten Oberst Friedrich Ludwig Engels ironisch kommentiert.130 „In Paris scheitert Cavaignac, in Wien Jelachich [Jelacˇic´], aber in Köln siegt Wittgenstein“, heißt es in dem ersten Artikel. „Das europäische Gleichgewicht ist gerettet.“ In beiden Artikeln wurde der Kölner Rechtsanwalt und liberale Politiker Hermann Joseph Stupp als „kölnische[r] Fuad Effendi“ 131 bzw. als Kölner Hudibras bezeichnet; letzteres war eine Anspielung auf Samuel Butlers Verssatire Hudibras aus dem 17. Jahrhundert. Während sich jedoch in Weerths Werk ansonsten keine Erwähnung der Verssatire findet, besaß Marx immerhin ein Exemplar derselben.132 Marx’ Autorschaft oder Mitwirkung lässt sich also nicht völlig ausschließen. Einen Tag später erschien ein weiterer ironischer Artikel über innerkölnische Begebenheiten, in dem neben Stupp auch Joseph DuMont, Verleger der „Kölnischen Zeitung“, im Mittelpunkt stand.133 Anspielungen auf Gioacchino Rossinis Oper „Barbier von Sevilla“ sowie ein Zitat aus Magnus Gottfried Lichtwers „Fabeln in vier Büchern“ von 1773 weisen wiederum auf Weerth als Autor hin.134 Marx’ und Weerths enge Zusammenarbeit zeigen drei weitere Beiträge. Marx’ Kommentar in der NRhZ vom 19. Oktober 1848, in dem er Äußerungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gegenüber einer Deputation der Berliner Nationalversammlung anlässlich seines Geburtstags besprach, enthält eine Textstelle aus einem Feuilletonartikel Weerths (S. 18.3–9) von August 1848. Als Marx in der NRhZ vom 5. Januar 1849 eine von der Kölner Stadtverwaltung erlassene „Arbeiter-Karte“ diskutierte (S. 269–273), die Verhaltensregeln für die in kommunalen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigte Arbeiter enthielt, entwarf Weerth wahrscheinlich den ersten, längeren Abschnitt des Artikels. (S. 269.1–21.) Auch an dem Beitrag „Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische“ (S. 274–277) in der NRhZ vom 7. Januar 1849 wirkte er wesentlich mit. (Siehe S. 947.) In dem Leitartikel „Die Handelslage“ über die Entwicklung der britischen Wirtschaft, der Marx bzw. Engels zugeschrieben wurde, bis Weerths Manuskript 1957 entdeckt wurde, bestritt Weerth, dass die wirtschaftliche Erholung „dem augenblicklichen Siege der Konterrevolution“ zugutegehalten werden könne. Während „alle monarchischen Staaten der Welt zusammenkrachen“, seien es gerade die republi-

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* Köln, 17. Oktober. (Ein Schreiben des Obersten Engels. Eine Mordthat.) Ebenda. S. 1, Sp. 1/2. 131 Siehe S. 17.17–18 und Erl. 132 Siehe MEGA➁ IV/5. S. 302. 133 * Köln, 18. October. (Volksbelustigung. Stupp-Dumont.) In: NRhZ. Nr. 120, 19. Oktober 1848. S. 1, Sp. 2. 134 Das Zitat hatte Weerth bereits in früheren Texten verwandt. (Siehe Georg Weerth: Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten. XIII. Reise nach Wales. In: Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Bruno Kaiser. Berlin 1957. Bd. 3. S. 419; ders.: Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben. Der Herr Preiß in Nöthen. In: NRhZ. Nr. 4, 4. Juni 1848. S. 2.)

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kanischen Vereinigten Staaten von Amerika, die „der englischen Industrie in den letzten Jahren die Hauptbeschäftigung“ gäben.135 Nachdem Wilhelm Wolff und Ferdinand Freiligrath die Arbeit in der Redaktion aufgenommen hatten, schrieb Weerth neben seinen Beiträgen im Feuilleton und in den Rubriken „Amerika“, „Belgien“ und „Großbritannien“ auch weiterhin redaktionelle Artikel unter „Deutschland“. Mit Sicherheit zählten dazu der zweiteilige Artikel über die „Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832“,136 der Leitartikel über die „Finanzreform“ Richard Cobdens137 sowie die Besprechung eines Leitartikels der Londoner „Times“, in dem die von dem preußischen Gesandten Christian Karl Josias von Bunsen mitgeteilte Rücknahme einer im September 1848 von Preußen erlassenen Zollerhöhung auf britische Wollwaren gefeiert worden war. Während die Engländer „ihre besten Köpfe Tage und Nächte lang über auch nur die kleinste Aenderung der kommerziellen Gesetzgebung im Parlamente debattiren lassen“, lasse Deutschland „die wichtigsten Gesandtschaftsposten noch in solchen Händen“ wie Bunsen, dem „Blamagenvogel Deutschlands“.138 Auch in den politischen Auseinandersetzungen der NRhZ mit der „Kölnischen Zeitung“ schrieb Weerth eine Reihe von ironisch-literarischen Artikeln.139 Marx meldete zwar bereits in der NRhZ vom 12. Oktober 1848, dass Ferdinand Freiligrath in die Redaktion eingetreten sei (S. 3), tatsächlich nahm dieser erst am 21. Oktober seine Arbeit in Köln auf. „Ich siedle übermorgen nach Köln über, um in die Redaction der Neuen Rheinischen Zeitung miteinzutreten“, schrieb Freiligrath am 19. Oktober dem bergischen Kaufmann Heinrich Zulauf. „Antworte mir also nach Köln unter der Adresse der N.Rh. Zeitung.“ 140 Am 21. Oktober versammelten sich abends die Kölner Demokraten „zu Ehren Frei-

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MEW. Bd. 6. S. 326–331. – [Georg Weerth:] * Köln, 6. März. (Die Handelslage.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 239, 7. März 1849. S. 1.. – Siehe Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. (Fn. 134.) Bd. 4. S. 173–181 und 513. 136 [Georg Weerth:] Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2/3; Nr. 143, 15. November 1848. S. 3, Sp. 2/3. – Auszug aus Georg Weerth: Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten. IX. Geschichte der Radical Reformers von 1780 bis 1832. In: Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. (Fn. 134.) Bd. 3. S. 300–308. Das gesamte Manuskript entstand zwischen 1843 und 1847. 137 [Georg Weerth:] * Köln, 26. Dez. (Die Cobden’sche Finanzreform.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 179, 27. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1–3. 138 [Georg Weerth:] * Köln, 3. Novbr. (Bunsen.) Ebenda. Nr. 135, 5. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. 139 Siehe * Köln, 12. Novbr. (Die „Kölnische Zeitung“.) Ebenda. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1, Sp. 1/2; * Köln, 11. Jan. (Ein neuer Rechtsboden.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 193, 12. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe Erl. 203.35–204.8 und 319.8–9. 140 Ferdinand Freiligrath an Heinrich Zulauf, 19. Oktober 1848. Universitätsbibliothek Münster, 1933 K 410, 15. – Die Redaktion befand sich in Köln, Unter Hutmacher 17.

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ligraths in außerordentlicher Sitzung“.141 Einen Tag später wurde er in einer Generalversammlung des Kölner Arbeitervereins empfangen. (S. 539.) Anfang Dezember 1848 sandte Freiligrath seiner Schwiegermutter „verschiedene Nummern unsrer Zeitung“ mit der Erläuterung: „Außer Gedichten enthalten dieselben auch Prosa-Artikel von mir. Großbritannien, Italien, Amerika, das ganze Ausland (mit Ausnahme Frankreich) ist fast immer aus meiner Feder.“ 142 Es ist davon auszugehen, dass er die Auslandsberichterstattung in Zusammenarbeit mit Georg Weerth vornahm, zumindest wenn letzterer sich in Köln aufhielt. Im Winter 1848/49 unternahm Weerth mehrere kaufmännische Geschäftsreisen. Zur ersten Reise im Dienste der Firma Emanuel & Sohn brach er am 25. Oktober 1848 nach Brüssel auf, also kurz nachdem Wilhelm Wolff und Freiligrath ihre Arbeit in der Redaktion aufgenommen hatten.143 Auch als Freiligrath den Brief an seine Schwiegermutter schrieb, hielt sich Weerth vom 26. November bis 3. Dezember 1848 in Detmold auf.144 Auf seinen Reisen scheint Weerth zumindest zur England-Berichterstattung der NRhZ beigetragen zu haben.145 Im Feuilleton veröffentlichte Freiligrath bis Ende Februar 1849 sieben Gedichte. In seinem ersten „Erlebtes aus England. Stücke einer Selbstbiographie. 1846 bis 1848“ schilderte er seine Überfahrt nach England und seine Ankunft in London.146 Im November folgten in rascher Folge seine Übersetzung von Shakespeares Versepos „Venus and Adonis“ 147 sowie die politischen Gedichte „Wien“,148 „Windisch-Grätz an den Kaiser“ 149 und „Blum“.150 Letzteres vervielfältigte die NRhZ zudem als Separatdruck „zum Besten des demokratischen Central-Auschusses in Berlin“.151 Wie der Pariser Korrespondent August Her141

Georg Weerth an Ferdinand Lassalle, 20. Oktober 1848. In: Georg Weerth. Sämtliche Briefe. (Fn. 2.) S. 458. 142 Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. (Fn. 2.) Teil 1. S. L. – Zur Datierung siehe Franc¸ois Melis: Neue Aspekte in der politischen Publizistik von Georg Weerth und Ferdinand Freiligrath 1848/49. Ihre Wohn- und Wirkungsstätten in Köln. In: Grabbe-Jahrbuch. Detmold 2002. S. 175/176 und 187, Anm. 77. 143 Siehe Bernd Füllner: Georg-Weerth-Chronik (1822–1856). Bielefeld 2006. S. 99–102; MEGA➁ III/2. S. 499. 144 Siehe Füllner: Georg-Weerth-Chronik. S. 100/101. 145 Siehe Georg Weerth an Marx, 31. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 184. 146 F. Freiligrath: Erlebtes aus England. Stücke einer Selbstbiographie. 1846 bis 1848. 1. Ueberfahrt und Ankunft. In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Feuilleton. S. 1. – Nicht fortgesetzt. 147 Venus und Adonis. Von Shakespeare. Uebersetzt von F. Freiligrath. In: NRhZ. Nr. 131, 1. November 1848. S. 1/2; Nr. 141, 12. November 1848. S. 1; Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 1–3, jeweils im Feuilleton. 148 F. Freiligrath: Wien. Ebenda. Nr. 135, 5. November 1848. Feuilleton. S. 1 149 F. Freiligrath: Windisch-Grätz an den Kaiser. (Nach Victor Hugo.) Ebenda. Nr. 137, 8. November 1848. Feuilleton. S. 1. – Siehe Erl. 54.37–40. 150 F. Freiligrath: Blum. Ebenda. Nr. 146, 18. November 1848. Feuilleton. S. 1. 151 In unterzeichneter Expedition ... [Anzeige.] Ebenda. Nr. 147, 19. November 1848. S. 4, Sp. 2.

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mann Ewerbeck mitteilte, veröffentlichten acht französische Zeitungen eine erste Übersetzung des Gedichts.152 Wenig später meldete die NRhZ, das Gedicht sei „bereits ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Vlämische übertragen worden“.153 Anfang Dezember 1848 übersetzte Freiligrath das Gedicht „24 juin – 24 novembre“ 154 der französischen Schriftstellerin Delphine Gay de Girardin, Ehefrau des Verlegers der Pariser Tageszeitung „La Presse“, Emile de Girardin, der gegen General Cavaignac einen politischen Kleinkrieg führte, dem die NRhZ viel Raum einräumte. (Siehe Marx: Cavaignac und die Junirevolution (S. 84 und 809).) Zu Jahresbeginn 1849 feierte Freiligrath in seinem Gedicht „Ungarn“ den Widerstandswillen der Magyaren.155 Welche „Prosa-Artikel“ Freiligrath in der NRhZ schrieb, lässt sich nicht feststellen. Sein enges Zusammenwirken mit Marx illustriert immerhin der Leitartikel „Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris“ (S. 63/64) in der NRhZ vom 5. November 1848. Zumindest die in Anlehnung an William Shakespeares Drama „Richard III“ formulierten Gedichtzeilen (S. 64.4–10) verfasste Freiligrath, der bereits in seinem ersten im Feuilleton der NRhZ vom 27. Oktober publizierten Text auf Shakespeares Zeilen angespielt hatte. Eine stichprobenartige Prüfung der von Freiligrath ebenfalls übernommenen Italienberichterstattung der NRhZ zeigt, dass es sich auch bei den als redaktionelle Beiträge gekennzeichneten Texten (Redaktionszeichen „*“ ohne Ortsangabe) in der Regel um wörtliche oder zusammenfassende Übersetzungen aus französischen Zeitungen handelte, insbesondere aus den Pariser Tageszeitungen „La Re´forme“ und „Journal des debats“.156 Vermutlich stammen aus Freiligraths Feder kurze, oft einführende Bemerkungen, die sich in einzelnen Artikeln feststellen lassen. Wilhelm Wolff kehrte um den 20. Oktober 1848 nach Köln zurück. Da er mit Haftbefehl gesucht wurde, musste er sich versteckt halten. Ungesehen konnte er, wie Heinrich Bürgers 1876 mitteilte, „über eine kleine Brücke von seinem Schlafzimmer aus in die Redaction gelangen“. Nach fast fünfmonatiger „frei-

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[August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 23. Nov. Ebenda. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1. 153 * Köln, 4. Dez. Ebenda. Nr. 160, 5. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1. 154 Ferdinand Freiligrath: 24. Juni – 24. November. Nach Delphine Gay de Girardin. In: NRhZ. Nr. 160, 5. Dezember 1848. Feuilleton. S. 1. – Siehe Mme Emile de Girardin [Delphine de Girardin]: Poe´sies comple`tes. Paris 1857. 155 Ferdinand Freiligrath: Ungarn. In: NRhZ. Nr. 184, 1. Januar 1849. Feuilleton. S. 1. 156 Siehe beispielsweise * Die Insurrektion am Comersee ... In: NRhZ. Nr. 143, 14. November 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1. – Aus: Italie. L’insurrection ... In: La Re´forme. Paris. Nr. 313, 12. November 1848. S. 2. – * Man berichtet aus Mailand ... In: NRhZ. Nr. 131, 1. November 1848. S. 3, Sp. 2. – Aus: Milan, le 24 octobre. In: Journal des De´bats. Paris. 29. Oktober 1848. S. 1. – * Den 10. Februar ... (Die römische und toskanische Republik) In: NRhZ. Nr. 229, 23. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 2. – Aus: Re´publique romaine. Re´publique toscane. In: La Re´forme. Paris. Nr. 50, 20. Februar 1849. S. 2.

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willige[r] Haft“ 157 stellte er sich am 28. Februar 1849 dem Kölner Instruktionsrichter, der ihn „nach beendigtem Verhör sofort wieder“ entließ.158 Am 5. März 1849 hielt Wolff („von einer längeren Vergnügungsreise zurückgekehrt“) erstmals wieder im Kölner Arbeiterverein „einen Vortrag über Tagespolitik“.159 In der weiterhin personell stark reduzierten Redaktion trug Wilhelm Wolff, „Lupus“ genannt, in der Öffentlichkeit auch als „Kasematten-Wolff“ bekannt, weil er 1843 in der „Breslauer Zeitung“ die katastrophalen Lebensverhältnisse in der als Obdachlosenquartier genutzten ehemaligen Festung Breslaus öffentlich gemacht hatte, als „Redaktionssekretär“ 160 und Nachrichtenredakteur wesentlich zum regelmäßigen Erscheinen der NRhZ bei. Im Winter 1848/49 trat er zunehmend als Autor eigener Kommentare hervor. Marx benannte Wolff 1851 als Verfasser der Artikelserie „Die schlesische Milliarde“, die zwischen dem 22. März und 25. April 1849 in der NRhZ erschien und in der in Anlehnung an ähnliche Forderungen französischer Republikaner und Sozialisten die Entschädigung der schlesischen Landbevölkerung für ungerechte Ablösungszahlungen verlangt wurde.161 Engels bezeugte in seiner in der Leipziger Zeitschrift „Die Neue Welt“ 1876 erschienenen Biographie „Wilhelm Wolff“ 162 dessen Autorschaft für drei zusätzliche Artikel.163 Darüber hinaus hat Wolff, der seit 1840 Mitarbeiter einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften und von Mai bis Juni 157

Heinrich Bürgers: Erinnerungen an Ferdinand Freiligrath. IV. In: Vossische Zeitung. Berlin. Nr. 296, 17. Dezember 1876. Sonntags-Beilage. Nr. 51. – Engels: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. Juli-November 1876.) In: MEGA➁ I/25. S. 55. 158 * Köln, 1. März. In: NRhZ. Nr. 236, 3. März 1849. S. 1, Sp. 1. 159 General-Versammlung des Arbeiter-Vereins im Eiser (Dickopf’schen) Saal. Montag, 5. März, Abends 8 Uhr. In: Neue Kölnische Zeitung. Nr. 51, 3. März 1849. S. 4. – Wilhelm Wolff hatte – wie bereits 1847/48 im Brüsseler Arbeiterverein – im Sommer 1848 in den Versammlungen der Kölner Demokratischen Gesellschaft regelmäßig politische Wochenberichte gegeben, später auch im Kölner Arbeiterverein. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 769, 779 und 1657/1658. – Engels: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. JuliNovember 1876.) In: MEGA➁ I/25. S. 53.) 160 MEGA➁ I/7. S. 898. 161 Marx an Joseph Weydemeyer, 31. Oktober 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 245. – Wolffs Artikelfolge wurde 1886 und 1890 zusammen mit Engels’ Biographie nachgedruckt. (Engels: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. Juli-November 1876.) In: MEGA➁ I/25, S. 46–82 und 576ff.) – Zur Berichterstattung der NRhZ über die Bewegung in Frankreich siehe [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 10. Febr. (Rückforderung der Milliarde von 1825.) In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2; [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 20. Februar. (Leon Faucher, die Bank und die Milliarde.) Ebenda. Nr 229, 23.Februar 1849. Beilage. S. 1. 162 Engels: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. Juli-November 1876.) In: MEGA➁ I/25. S. 46–82, hier S. 53–76. 163 Siehe [Wilhelm Wolff:] * Köln, 15. Dezbr. (Die Ablösung der Feudallasten.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 171, 17. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1; * Köln, 28. Dez. (Das interimistische Ablösungsgesetz für Schlesien.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 181, 29. Dezembr 1848. S. 1, Sp. 1/2; * Köln, 19. Jan. (Das königl. Patent an die Bauern.) Ebenda. Nr. 200, 20. Januar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1.

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1848 Redakteur der Breslauer „Schlesischen Chronik“ war, wahrscheinlich zahlreiche weitere redaktionelle Artikel und Kommentare im Deutschlandteil der NRhZ verfasst,164 insbesondere diejenigen, die Bezüge auf Entwicklungen und Ereignisse in Breslau und Schlesien enthielten.165 Wahrscheinlich stammten von Wolff auch einige der Artikel, mit denen die NRhZ im preußischen Wahlkampf den von der Berliner „Neuen Preußischen Zeitung“ ausgehenden reaktionären Flugblättern antwortete.166 Schließlich stellte Wilhelm Wolff mehr oder weniger regelmäßig in der Glosse „Aus dem Reich“ pointiert und sarkastisch Nachrichten aus den kleineren deutschen Einzelstaaten zusammen.167 Die erste erschien in der NRhZ vom 25. Oktober 1848.168 Am 21. November 1848 stieß auch Heinrich Bürgers wieder zur Redaktion der NRhZ. Steckbrieflich gesucht, hatte er sich in Düsseldorf im Haus der Gräfin Sophie von Hatzfeldt verborgen, in dem auch Ferdinand Lassalle lebte. Am 1. November 1848 wurde dort sogar nach Bürgers gefahndet.169 Als sich Bürgers am 21. November 1848 dem Untersuchungsrichter stellte und freigelassen wurde, wurde er „vom Volke schwebend unter lautem Jubel in den nahe gelegenen Eiser’schen Saal“, Versammlungsstätte der Kölner Demokraten, getragen.170 Der in der Kölner demokratischen Bewegung bestens vernetzte Bürgers charakterisierte 1850 seine Tätigkeit für die NRhZ zwar als die „eines blosen Honorarius“.171 Aber im Winter 1848/49 war er in die laufenden Redaktionsarbeiten eingebunden. Im Dezember 1848 und im Januar 1849 setzte er sich in zumindest zwei Leitartikeln mit den Manövern der Berliner Regierung im Vorfeld der preußischen Wahlen auseinander.172 164

Für eine erste Liste weiterer Artikel der NRhZ, die Wolff wahrscheinlich oder möglicherweise schrieb, siehe Walter Schmidt: Wilhelm Wolff. Kampfgefährte und Freund von Marx und Engels. 1846–1864. Berlin 1979. S. 426–429. 165 Siehe beispielsweise [Wilhelm Wolff:] * Köln, 18. Dezbr. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 172, 18. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. 166 Siehe den bereits erwähnten Artikel Wolffs „Das königl. Patent an die Bauern“ (Fn. 163) sowie * Köln, 18. Jan. (Die Wahlmanöver der Regierung, namentlich auf dem platten Lande.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 199, 19. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. – Siehe ferner Erl. 448.19–22. 167 Zu Wolffs Autorschaft siehe Engels: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. JuliNovember 1876.) In: MEGA➁ I/25. S. 53. 168 NRhZ. Nr. 125, 25. Oktober 1848. S. 2. – Siehe [Wilhelm Wolff:] § Aus dem Reich. Ebenda. Nr. 181, 29. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. Fortsetzung in der Beilage. 169 Siehe Düsseldorf den 2. Nov. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 4, 5. November 1848. S. 2. – Ernst Dronke an Engels, 7. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 500. 170 ** Köln, vom 21. Novbr. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 310, 23. November 1848. S. 1. – Stephan Adolph Naut und Georg Weerth an Friedrich Engels, um den 3. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 523. 171 Heinrich Bürgers an Marx, 27. März 1850. In: MEGA➁ III/3. S. 502. – Siehe Franc¸ois Melis: Heinrich Bürgers (1820–1878). In: Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Berlin 2003. S. 139–221. 172 Siehe [Heinrich Bürgers:] * Köln, 29. Dezbr. (Hr. v. Ladenberg und die Volksschulleh-

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Der aus einer jüdischen Kölner Kaufmannsfamilie stammende Ferdinand Wolff, der aufgrund seiner Haarfarbe der „rothe Wolff“ genannt wurde, war nach Frankreich geflüchtet und wirkte von November 1848 bis Ende Januar 1849 als Korrespondent der NRhZ von Paris aus.173 Mitte November 1848 sandte er seinen ersten Korrespondentenbericht.174 Seine Berichte wurden wie bereits im Sommer 1848 unter dem Signum „ˆ Paris“ dgeruckt,175 auch nachdem er Ende Januar 1849 wieder nach Köln zurückgekehrt war.176 In der Rheinstadt nahm er am 26. Februar an einem Bankett teil, bei dem er einen Toast auf das Recht auf Arbeit ausbrachte. (S. 549.) Ernst Dronke, der mit Engels Ende September 1848 zunächst nach Brüssel und dann nach Paris geflüchtet war, nahm seine Korrespondententätigkeit aus der französischen Hauptstadt Ende Oktober auf.177 Seine ersten Berichte erschienen in der NRhZ vom 29. Oktober 1848.178 Wie Ferdinand Wolff wirkte er von Paris aus als Korrespondent der NRhZ.179 Er kehrte erst am 9. März 1849 nach Köln zurück.180 Nach seiner Rückkehr nach Köln übernahm er insbesondere das Resort Italien, wobei er sich nach eigenen Angaben vor allem auf die aktuellen Nachrichten Pariser Zeitungen stützte.181 Im Mittelpunkt der Korrespondenzen sowohl Dronkes als auch Ferdinand Wolffs standen der französische Präsidentschaftswahlkampf und die parlamen-

rer.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 182, 30. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1; * Köln, 1. Januar. (Manteuffel’sches Wahlrescript.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 185, 3. Januar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. – Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5. 173 Siehe Ernst Dronke an Engels, 7. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 500. – Ewerbeck an Moses Hess, 14. November 1848, In: Moses Hess. Briefwechsel. (Fn. 34.) S. 209. 174 [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 16. Nov. (Louis Napoleon.) In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 3. 175 Siehe Ferd[inand] Wolff: Die rechte Hand Bismarck’s [d.i. Lothar Bucher]. Eine Plauderei. In: Die Neue Zeit. Stuttgart 1892. Jg. 10. Bd. 1. S. 466. 176 Ernst Dronke an Marx, 2. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 196. – Siehe Walter Schmidt: Ferdinand Wolff. Mitstreiter von Marx und Engels in der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“. In: Männer der Revolution. Bd. 2. Berlin 1987. S. 9–52. – Für eine Auswahlsammlung siehe Walter Schmidt: Neue Rheinische Zeitung. Artikel, Korrespondenzen, Berichte über die französische Revolution 1848/49. Leipzig 1986. 177 Siehe Ernst Dronke an Marx, 20. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 510; Ders. an Engels, 31. Januar/1. Februar 1849. Ebenda. III/3. S. 187. 178 [Ernst Dronke:] )·( Paris, 25. Okt. (Marrast’s Dotation. – Goudchaux.) In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 4, Sp. 2/3; )·( Paris, 26. Okt. (Die Präsidentenwahl.) Ebenda. S. 4, Sp. 3. 179 Siehe Ernst Dronke an Marx, 20. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 510; Marx an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. Ebenda. III/3. S. 10/11. 180 Ernst Dronke an Engels, 9. März 1849. Ebenda. S. 287. 181 Ernst Dronke an Joseph Weydemeyer, etwa 20. Dezember 1849. In: Zeitgenossen von Marx und Engels. (Fn. 2.) S. 288.

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tarischen und außerparlamentarischen Auseinandersetzungen, die der Sieg Louis Napole´on Bonapartes zur Folge hatte. (S. 596.)

Die Korrespondenten Von Anfang an stellte die NRhZ ihre „großen Verbindungen“ heraus, „ihre persönlichen Verbindungen mit den Chefs der demokratischen Partei in England, Frankreich, Italien, Belgien und Nordamerika“, die sie in den Stand setze, wie Marx im Dezember 1848 bekräftigt, „ihren Lesern die politisch-soziale Bewegung des Auslandes richtiger und klarer abzuspiegeln, als irgend ein anderes Blatt“ (S. 241),182 genauso aber auch ihre „zahlreiche[n] Correspondenten in allen Theilen Deutschlands“, die es ihr ermögliche, wie Hermann Korff Ende September 1848 betonte, „die Ereignisse in schnellster und ausführlichster Weise mitzutheilen“.183 Die Zeitung könne die „einlaufenden Nachrichten ... unterstützt von tüchtigen Correspondenten, ... wie seither ... auf das Schleunigste“ mitteilen, versicherte Korff im November 1848 in Fettdruck auf der ersten Seite.184 Trotz der zeitweiligen Suspendierung und der fortdauernden finanziellen Schwierigkeiten gelang es der NRhZ auch im Winter 1848/49 in wichtigen europäischen Hauptstädten und in einer Reihe von deutschen Städten ständige und gelegentliche Korrespondenten zu gewinnen. Davon sind fast fünfzig namentlich bekannt.185 Aus den verfassungsgebenden Nationalversammlungen in der Frankfurter Paulskirche und in Berlin berichtete die Zeitung mit eigenen Korrespondenten. In Frankfurt war dies wie bereits im Sommer 1848 vor allem Albert Lehfeld.186 Über die Beratungen der Pariser Nationalversammlung erhielt sie ausführliche Berichte des deutschen Journalisten Sebastian Seiler, der 1845/46 in Brüssel zeitweise in unmittelbarer Nachbarschaft von Marx und Engels gewohnt hatte und Mitglied im Kommunistischen Korrespondenzkomitee war. Zudem gingen bei der Zeitung vermehrt Zuschriften von Lesern, Akteuren und Beobachtern ein. Aus Berlin veröffentlichte die NRhZ im Zeitraum des vorliegenden Bandes rund 350 Korrespondentenberichte. Bei einem Drittel handelte es sich – mit dem Signum „* Berlin“ gekennzeichnet – wahrscheinlich um von der Redaktion redigierte Berichte, zum Teil aber auch um von ihr zusammengestellte Texte. Siehe bereits MEGA➁ I/7. S. 31. Neue Rheinische Zeitung. [Gez.:] Köln, im September 1848. Der Gerant: H. Korff. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 263, 24. September 1848. 3. Beilage. S. 4. 184 Um mehrfach geäußerten Wünschen ... [Gez.:] Die Expedition. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1. 185 Siehe MEGA➁ III/2. S. 478ff. und III/3. S. 116ff. sowie S[ofia] Z. Leviova: Die Redaktionsarbeit der „Neuen Rheinischen Zeitung“. In: Jahrbuch für Geschichte. Bd. 8. Berlin 1973. S. 49–90. 186 Siehe MEGA➁ I/7. S. 800–804, 899 und 1675/1676. – Ferner Friedrich Kapp (Signum p.p.) und der Abgeordnete Adolph Wiesner (Signum ×). (Siehe MEGA➁ III/3. S. 10, 183 und 193.) 182 183

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Die meisten Berichte (rund 70) lieferte – wie bereits im Sommer 1848 – der unbekannte Berliner #-Korrespondent. Viele Berichte (56) erschienen von November 1848 bis Februar 1849 mit dem Signum „× Berlin“. Es könnte sich um Zusendungen des polnischen Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung Wojciech Adalbert von Lipski gehandelt haben. Zumindest ein entsprechend gekennzeichneter Bericht, der in der NRhZ vom 6. Dezember 1848 erschien, stammt sicher aus seiner Feder.187 Im Feuilleton der NRhZ vom 15. Oktober druckten Marx und Georg Weerth aus Lipskis Schrift „Beiträge zur Beurtheilung der Ereignisse im Großherzogthum Posen im Jahre 1848“, Berlin 1848, einen Auszug unter dem Titel „Audienz der Posener Deputation bei Sr. Maj. dem Könige in Berlin am 23. Mai 1848“ ab.188 Im Januar 1849 fragte die NRhZ, „wohin ... die von Mitgliedern der ,Liga polska‘ uns zugedachten Berichte über den Kongreß zu Kurnik [Ko´rnik] gerathen“ seien.189 Die wesentlichen Ergebnisse der Generalversammlung der 1848 gegründeten polnischen Liga, in der Lipski zu einem der „Direktoren“ gewählt worden war, teilte die NRhZ in der gleichen Nummer mit.190 Zahlreiche Berichte erschienen auch mit den Zeichen „‘ Berlin“ (von Oktober bis Dezember 1848) und „§ Berlin“ (von Ende Oktober bis Ende November 1848). Letztere wurden möglicherweise von dem Studenten Emmanuel Fernbach verfasst, der am 22. November 1848 von der Polizei aus Berlin ausgewiesen wurde.191 Wie aus Marx’ Briefwechsel hervorgeht, korrespondierten zumindest zeitweise aus Berlin auch der Publizist Hermann Püttmann (ab März 1849 aus Elberfeld) sowie Marx’ alter Freund Karl Friedrich Köppen.192 Darüber hinaus standen mehrere Abgeordnete der Berliner Nationalversammlung mit Marx und der Redaktion in Verbindung, unter ihnen insbesondere Karl D’Ester und Georg Jung.193 Bei Ausbruch des Wiener Oktoberaufstands 1848 hatte die NRhZ nach eigenen Angaben zwei Berichterstatter in der österreichischen Hauptstadt,194 von × Berlin, 3. Dez. In: NRhZ. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Siehe Wojciech Adalbert von Lipski an Marx, 3. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 524 und 1071/1072. 188 NRhZ. Nr. 117, 15. Oktober 1848. Feuilleton. 189 * Köln, 19. Januar. (Anfrage.) Ebenda. Nr. 200, 20. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. 190 Siehe Posen, 13. Januar. (Kongreß der Liga Polska in Kurnik.) Ebenda. S. 2, Sp. 2; * Posen, 1. Febr. In der Generalversammlung der Liga Polska ... Ebenda. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 2, Sp. 2/3. 191 Emmanuel Fernbach an Marx, Berlin, 22. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 512. 192 Hermann Püttmann an Marx, 30. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 321. – Leviova: Die Redaktionsarbeit. (Fn. 185.) S. 65. 193 Siehe Georg Jung an Marx, 4. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 116. – * Berlin. In: NRhZ. Nr. 219, 11. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 3. (Wiedergabe einer Wahlkampfrede Georg Jungs.) 194 ** Köln, 16. Oktober. 10 Uhr Abends. In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. ExtraBeilage. S. 1. – Möglicherweise handelte es sich bei dem zweiten Korrespondenten um den Schriftsteller Andreas Stifft, dem Marx während seines Aufenthalts in Wien 1848 begegnete. Belegt ist dessen Korrespondententätigkeit für März 1849 (Sig187

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denen nur der rabiate antisemitische Publizist Eduard Müller-Tellering namentlich bekannt ist.195 „Seit dem 3. November gehe ich nicht aus, höchstens Abends“, teilte Müller-Tellering im Dezember 1848 Marx mit, „dennoch erfahre ich Alles“.196 Im Januar 1849 musste er Wien verlassen,197 im Februar berichtete er aus Leipzig.198 Mehrmals betonte er gegenüber Marx seine Nützlichkeit199 und bot im Februar sogar an, nach Köln umzusiedeln. „Ihre gegenwärtige wiener Korrespondenz enthält fast nur Thatsachen ohne Enthüllung der dahinter steckenden Intriguen. Wenn Sie die rechten [richtigen] österreichischen Blätter halten“, versicherte er Marx, „so engagiere ich mich, die Korrespondenz in Köln fast ebenso gut zu machen, wie in Wien. Es kommt alles darauf an, daß man die Luft und Personen einmal kennt.“ 200 Im Herbst und Winter 1848/49 schrieb Müller-Tellering einen großen Teil der Wiener Berichte, die in der NRhZ unter verschiedenen Korrespondentenzeichen abgedruckt wurden. Am 12. Oktober 1848 war fast der gesamte politische Teil der ersten Ausgabe der NRhZ, die nach deren Suspendierung erschien, mit der Wiedergabe seiner Berichte angefüllt. Mit Berufung auf diese „Berichte des Wiener Correspondenten“ formuliert Marx seine Befürchtung, „diese Revolution“ drohe am „Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse, wenn nicht zu scheitern, so wenigstens in ihrer Entwickelung gelähmt zu werden“. (S. 4.) „Alle düsteren Vorhersagungen unseres Wiener Korrespondenten haben sich bestätigt“, schreibt Marx, als er nach langem Zögern in der NRhZ vom 7. November das Scheitern des Aufstandes eingesteht, „und vielleicht ist er selbst in diesem Augenblicke schon abgeschlachtet.“ (S. 66.) Die antijüdischen Invektiven Müller-Tellerings übernahm Marx in keinem seiner eigenen Texte. Die Niederlage der Wiener führt er auf den „Verrath“ durch die „Bourgeoisie“ (S. 66) zurück. num „§§“). (Siehe Marx an Andreas Stifft, 6. Mai 1849. In: MEGA➁ III/2. S. 22; Eduard Müller-Tellering an Marx, nach dem 17. März 1849. Ebenda. S. 303.) 195 Siehe Hanisch: Der kranke Mann an der Donau. (Fn. 108.) S. 77 und 98–106; Rudolf Zewell: Die österreichische Revolution von 1848/49 im Urteil der Rheinländer. Wien 1983. S. 21–31 und 88ff.; Walter Grab: Aspekte der Judenemanzipation in Tagesliteratur und Publizistik. In: Conditio Judaica. Judentum, Antisemitismus und deutschsprachige Literatur vom 18. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Erster Teil. Hrsg. von Hans Otto Horch und Horst Denkler. Tübingen 1988. S. 284–308, hier 293–295. – Franc¸ois Melis: Karl Marx und Friedrich Engels. Ihr ambivalentes Verhältnis zum Judentum. Berlin 2019; ders. und Rudolf Zewell: Paul Eduard Müller-Tellering (1810-nach 1884). Wiener Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ – erst Glücksgriff, dann Problemfall für Marx. In: Rudolf Zewell (Hrsg.): Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Bd. 6. Berlin 2020. S. 371–425. 196 Eduard Müller-Tellering an Marx, 15. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 536. 197 Ders. an Marx, 24. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 546; III/3. S. 126/127. 198 MEGA➁ III/3. S. 211 und 236. 199 MEGA➁ III/2. S. 546. 200 MEGA➁ III/3. S. 211.

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Aus Müller-Tellerings Sicht war das Scheitern des Wiener Oktoberaufstandes durch „die verrätherische Feigheit“ und das „hirnlos-feige Benehmen des demokratischen Judengesindels, welches das Steuer führt“, verursacht.201 „Das Spionenwesen ist mehr als jemals an der Tagesordnung“, schrieb er am 21. Oktober aus der belagerten Stadt. „Meistens sind’s Juden, die sich auch mit diesem schönen Handwerke abgeben und nebenbei Demokratie und Journalistik treiben.“ 202 Nach der Niederschlagung des Aufstands stellte er als gesichert dar, dass die Juden „ein gutes Geschäft bei der Eroberung gemacht“ hätten: „Was die Kroaten raubten und stahlen, haben nämlich meist jüdische Demokraten für ein Spottgeld erhandelt.“ 203 „Wie nunmehr auf das Bestimmteste verbürgt werden kann“, behauptete er am 20. November, „ist der Urgrund der Oktoberrevolution kein Initiativ-Wienerischer, sondern lediglich ein Magyarischer.“ Die Ungarn hätten in Wien „reichliche Geldspenden unter die demokratischen Autoritäten“ verteilt, wobei vor allem Juden bedeutende Summen erhalten hätten, „das Studentenkomite – größtentheils aus Juden bestehend – und der demokratische Verein – ebenfalls lauter Juden“.204 Auch nachdem der bekannte jüdische Journalist Hermann Jellinek am 23. November 1848 in Wien hingerichtet worden war, druckte die NRhZ Müller-Tellerings Behauptung, dass noch kein einziger Jude wegen seiner Beteiligung am Oktoberaufstand zur Rechenschaft gezogen worden sei.205 Müller-Tellering machte seit August 1848 in seinen Korrespondenzen für die NRhZ nie einen Hehl aus seiner antijüdischen Gesinnung. Bereits im September bezeichnete er Jellinek („der Ihnen schon denunzirte Berliner Judenliterat“)206 als eine jener jüdischen „Schacher-Pflanzen“, die man „irrthümlich hier Demokraten“ nenne. „Ich sage Ihnen, Oestreich, ja Deutschland bedürfen noch einiger Umwälzungen, ... um das Juden-Bourgeoisthum zu vernichten“.207 „Was Sie Bourgeois nennen“, schrieb er im September, „das sind hier die Juden, die sich der demokratischen Leitung bemächtigt haben. Dies Judenthum ist indessen noch zehnmal niederträchtiger als das westeuropäische Bourgeoisthum, weil es die Völker unter der erheuchelten, börsengestempelten

201

[Eduard Müller-Tellering:] ·· Wien, 9. Okt. In: NRhZ. Nr. 117, 15. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. 202 [Ders.:] ·· Wien, 21. October. Ebenda. Nr. 127, 27. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. 203 [Ders.:] o Wien, 17. Nov. Ebenda. Nr. 150, 23. November 1848. S. 2, Sp. 2/3. 204 [Ders.:] o Wien, 20. November. Ebenda. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3, Sp. 1/2. 205 [Ders.:] ·· Wien, 18. Nov. (Verschiedenes. – Erschießungen. – Details der Wiener Zustände.) Ebenda. Nr. 151, 24. November 1848. S. 2, Sp. 1–3. – Selbst als MüllerTellering einige Tage später über Jellineks Hinrichtung schrieb und die Umstände schilderte (Jellinek, „am Boden ringend“, wurde erst „durch wiederholte Schüsse und Bajonnettstöße endlich getödtet“), nahm er seine Behauptung nicht zurück. (Wien, 26. Nov. (Standrechtliche Gräuel.) Ebenda. Nr. 157, 1. Dezember 1848. S. 2, Sp. 2.) 206 [Ders.:] ·· Wien, 10. Sept. Ebenda. Nr. 103, 15. September 1848. S. 3, Sp. 1. 207 [Ders.:] ·· Wien, 8. September. Ebenda. Nr. 101, 13. September 1848. S. 2, Sp. 1/2.

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Maske der Demokratie betrügt, um sie direkt in den Despotismus des Schachers zu führen.“ 208 Marx kannte vermutlich Müller-Tellerings 1848 veröffentlichte Schrift „Freiheit und Juden“ nicht, in der dieser die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung behauptete.209 Nichtsdestoweniger konnte er an Müller-Tellerings Judenhass keinen Zweifel haben. Marx druckte dessen wiederkehrende antisemitischen Ausfälle nicht nur ab, sondern teilte Müller-Tellering am 5. Dezember 1848 sogar mit: „Ihre Korrespondenzen sind ohne Zweifel die besten, die wir erhalten, ganz unserer Tendenz gemäß“.210 Zwei Zuschriften Müller-Tellerings veröffentlichte Marx wahrscheinlich unter „Köln“. Bei den – bisher Marx zugeschriebenen – Artikeln „Deutsche Professorengemeinheit“ und „Die neue ,heilige Allianz‘“ vom 30. November und 31. Dezember 1848211 handelte es sich wahrscheinlich ursprünglich um Korrespondenzen Müller-Tellerings. (Siehe S. 650.) Müller-Tellerings Berichte stießen bereits unter Zeitgenossen auf Ablehnung. Der Kölner Maler und Demokrat David Levy Elkan beendete Ende Oktober Abonnement und Unterstützung der NRhZ, da aus seiner Sicht die Zeitung zunehmend „einen confessionellen Haß“, „besonders auf die Juden“, durch „hingeworfene Verdächtigungen, ,Spione, geheuchelte Demokraten‘ etc. etc.“ anfache. Solche „verabscheuungswürdigen Mittel“ seien in einem Organ der Demokratie „doppelt“ zu verachten.212 Die „Kölnische Zeitung“ kritisierte im Januar 1849 Müller-Tellerings „schauerlich-poetische Schilderung“ der Physiognomie des geschlagenen Wiens und dessen „hübsche[n] Siegesberichte über die Ungarn“. Auch wenn der „Wiener Correspondent“ der NRhZ „unter allen erdenklichen Correspondenz-Zeichen“ figuriere, seien seine Texte „aus dem Styl und seiner ganzen Auffassungsweise auf den ersten Blick“ zu erkennen. „Das Schönste ist, daß kein wahres Wort an dem Allem ist.“ 213 Während der Novemberkrise 1848 und der preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 erhielt die NRhZ aus der Rheinprovinz und anderen preußischen Regionen zahlreiche Zuschriften. In Köln berichtete der ehemalige Offizier Friedrich Anneke214 in mehreren Beiträgen über Wahlmanöver preußischer Offiziere.215 Insbesondere in der Novemberkrise stand Marx in einem 208

[Ders.:] ·· Wien, 12. Sept. Ebenda. Nr. 105, 17. September 1848. S. 3, Sp. 1. Eduard Müller-Tellering: Freiheit und Juden. Zur Beherzigung für alle Volksfreunde. Wien 1848. 210 Marx an Eduard Müller-Tellering, 5. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 172. 211 Siehe MEW. Bd. 6. S. 81/82 und 146/147. – * Köln, 29. Nov. (Deutsche Professorengemeinheit.) In: NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 2, Sp. 1; * Köln, 30. Dez. (Die neue „heilige Allianz“.) Ebenda. Nr. 183, 31. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. 212 David Levy Elkan an die Redaktion der NRhZ, 27. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 489. 213 * Allen Zeitungs-Redactionen ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 1, 1. Januar 1849. S. 4. 214 Siehe [Gerhard Compes:] 0 Köln, 5 Febr. Bei der Wichtigkeit der Wahlen ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 40, 9. Februar 1849. S. 603.) 215 * Köln, 28. Okt. (Erklärung Anneke’s an Hrn Hecker.) In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 209

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intensiven Austausch mit Ferdinand Lassalle, der am 22. November 1848 wegen Teilnahme an der Steuerverweigerungskampagne in Düsseldorf verhaftet wurde. (Siehe S. 136–140 und 389–391.) Engels’ Behauptung von 1880, Lassalle habe bis auf einen Feuilletonartikel216 „niemals einen Beitrag“ für die NRhZ geliefert und „Niemals haben Marx oder ich mit Lassalle zusammengearbeitet“, traf in keiner Weise zu.217 Im Oktober 1848 druckte Marx eine Korrespondenz Lassalles ab, in der über Unterredungen einer Bürgerdeputation mit Generalleutnant Otto von Drigalski berichtet worden war.218 Der Artikel hatte gerichtliche Untersuchungen gegen Marx und dann auch gegen Lassalle zur Folge. (S. 136–140, 252, 389–391 und 546.) Wahrscheinlich stammten auch weitere unter dem Signum „÷ Düsseldorf“ erschienene Beiträge von Lassalle.219 Ab November 1848 sandte zudem M.H. Stahling Berichte aus Düsseldorf nach Köln.220 Als die Verfolgungen gegen Abgeordnete der Berliner Nationalversammlung einsetzten, die am 15. November 1848 zum Steuerboykott gegen die preußische Staatsstreichpolitik aufgerufen hatten, berichtete die NRhZ gestützt auf Zuschriften221 ausführlich sowohl über die repressiven Maßnahmen von Regierung und Justiz als auch über die Solidaritätsaktionen für die betroffenen Parlamentarier. Gerade aus der Haft entlassen, dankte der westfälische Abgeordnete Jodocus Temme, Richter am Oberlandesgericht Münster, Marx im Februar 1849 dafür, „durch die Besprechung meiner Angelegenheit in Ihrer 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1; [Friedrich Anneke:] * Köln, 19. Jan. (Militärisches Wahlmanöver.) Ebenda. Nr. 200, 20. Januar 1849. S. 2, Sp. 1; * Köln, 3. Feb. (Die Wahlmanöver beim Militär.) Ebenda. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 1, Sp. 2/3; * Köln, 3. Feb. (Ein Militärwahlmann.) Ebenda. S. 1, Sp. 3; * Köln, 5. Jan. [Richtig: Februar.] Ebenda. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 4, Sp. 2/3. 216 Zu Lassalles Feuilletonbeitrag „Le jeune Saedt“ (den er gegenüber Marx als „Unser ,jeune Saedt‘“ bezeichnete) siehe Ferdinand Lassalle an Marx, 26. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 313–315. – [Ferdinand Lassalle:] Le jeune Saedt. In: NRhZ. Nr. 249, 18. März 1849. Zweite Ausgabe. Feuilleton. – Der Beitrag wurde bisher Georg Weerth zugeschrieben. (Siehe Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. (Fn. 134.) Bd. 4. S. 233–238.) 217 Engels an Paul Lafargue, 4. Mai 1880. 218 [Ferdinand Lassalle:] ÷ Düsseldorf, 17. Okt. (Militairisches.) In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 4, Sp. 1–3. – Siehe Heinz Zumfeld: Neue Funde zu Marx, Lassalle und Freiligrath im Revolutionsjahr 1848/49. Originaldokumente in sechs Prozeßakten in Heinsberg entdeckt. In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik. Heft 1/2. 1985; ders.: Dokumente über Marx, Lasalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg. Jg. 1985. S. 43–45. 219 Zwei weitere im Dezember unter diesem Signum erschienene Beiträge könnten Sophie von Hatzfeldt oder ihr 17jähriger Sohn Paul von Hatzfeldt, der in Düsseldorf an der demokratischen Bewegung teilnahm, an die Kölner Redaktion gesandt haben. 220 Siehe [M.H. Stahling:] Z Düsseldorf, 24. November. (Lassalle. – Die Düsseldorfer Vorfälle.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 1, Sp. 1/2; NRhZ. Nr. 157, 1. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe M.H. Stahling an Ferdinand Freiligrath, 29. November 1848. (RGASPI, Sign. f. 23, d. 7/29.) 221 Siehe MEGA➁ III/2. S. 478ff. und MEGA➁ III/3. S. 116ff.

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Zeitung so wesentlich mir und besonders auch der allgemeinen guten Sache“ genutzt zu haben.222 In den deutschen Klein- und Mittelstaaten hatte die NRhZ lediglich gelegentliche Korrespondenten. Aus Kassel berichtete der Journalist Gottlieb Theodor Kellner, Vorstandsmitglied des dortigen demokratisch-sozialen Vereins, aus Darmstadt Karl Ohly, Redakteur des „Neuen Rheinischen Volksblattes“,223 aus Nürnberg Friedrich Mayer, Redakteur der „Mittelfränkischen Zeitung“,224 aus Breslau der Jura-Student A. Weber,225 aus Liegnitz Rudolph Mathäi226 und aus Heidelberg der Medizinstudent B. Heilbut.227 In seinem ersten Brief sandte Heilbut eine heftige Kritik des Manifests des Ende November 1848 von den Mitgliedern der Linken der Frankfurter Nationalversammlung gegründeten Centralmärzvereins, der sich ein gemeinsames Vorgehen von Parlament und Bevölkerung gegen die Konterrevolution zum Ziel setzte. Aus Heilbuts Sicht war der Märzverein selbst ein „neue[r] Bundesgenosse“ der Gegenrevolution, da er durch die Phrase des „gesetzliche[n] Widerstand[s]“ „mit schönen Redensarten und Kammer-Oppositionen eine Revolution umgehen“ wolle. Zwischen „den Kammerliberalen alten Styls und den Parlamentsliberalen neuen Styls“ bestehe kein „grundsätzlicher Unterschied“.228 Aus Engels’ Sicht hätte die NRhZ auf den Abdruck des „langweiligen sittlich-religiösen Artikel[s]“ verzichten sollen.229 Marx sah dies offensichtlich anders; er ergriff allerdings erst im März 1849 selbst das Wort gegen den Märzverein.230 Die „Kölnische Zeitung“ druckte Auszüge aus Heilbuts Korrespondenz nach, um ihren Lesern „eine Probe einer nur Wenigen geläufigen Jodocus Donatus Hubertus Temme an Marx, 22. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 247/248. – Der Brief wurde, redigiert von Wilhelm Wolff, in der NRhZ veröffentlicht. (Ebenda. S. 1043. – Münster, 28. Februar. (Das Verfahren des Herrn Rintelen gegen Temme.) In: NRhZ. Nr. 235, 2. März 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.) 223 Siehe MEGA➁ III/2. S. 215. 224 Siehe MEGA➁ III/3. S. 250. 225 Siehe MEGA➁ III/2. S. 478, 484 und 1019/1020. 226 Siehe MEGA➁ III/3. S. 1099. 227 Siehe B. Heilbut an Marx, 25. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 547 und 1101. – Leviova: Die Redaktionsarbeit. (Fn. 185.) S. 67/68. 228 FF Heidelberg, 26. Dez. (Ein Aktenstück des Märzvereins.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 2. – Siehe auch FF Heidelberg, 12. Jan. Ebenda. Nr. 195, 14. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 3. – Michael Wettengel: Der Centralmärzverein und die Entstehung des deutschen Parteiwesens während der Revolution von 1848/49. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. Jg. 3. Baden-Baden 1991. S. 34–81. 229 Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5. – Siehe Engels’ Brief an den Vorstand des Märzvereins in Frankfurt am Main vom 10. oder 11. Dezember 1848. MEGA➁ III/2. S. 173. 230 Siehe [Karl Marx:] * Köln, 10. März. (Der Märzverein.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 243, 11. März 1849. S. 1, Sp. 1/2; * Köln, 15. März. (Der Frankfurter Märzverein und die „N.Rh.Z.“) Ebenda. Nr. 248, 17. März 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. 222

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Anschauungsweise zu geben“: „Niemand wird diesem Aktenstücke wenigstens das Lob der rücksichtslosesten Offenheit vorenthalten können.“ 231 Den Entwicklungen, Ereignissen und Diskussionen in der Zweiten französischen Republik kam aus Sicht von Marx und seinen Mitredakteuren auch im Zeitraum des vorliegenden Bandes große Bedeutung zu, weshalb sie diesen breiten Raum einräumten. Täglich enthielt die NRhZ ausführliche Berichte über die Pariser Politik und die Beratungen der französischen Nationalversammlung. Einen wichtigen Anteil daran hatte der Journalist Sebastian Seiler, der seit 1847 in Paris lebte und bereits zuvor 1845 in Brüssel ein deutschsprachiges Zeitungs-Correspondenz-Bureau gegründet hatte, für das auch Wilhelm Wolff gearbeitet hatte. In der einschlägigen Literatur wird er zwar häufig als Stenograf der französischen Nationalversammlung bezeichnet, was aber so nicht zutrifft. Seiler sei es, „der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große (halbministrielle) Havas’sche Correspondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte“, beschrieb August Hermann Ewerbeck im Februar 1849 dessen Tätigkeit. Angesichts der drohenden Ausweisung von deutschen Demokraten aus Paris unterstrich Ewerbeck Seilers Bedeutung für die deutschen Zeitungen. Er werde, „da geübte Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen sein“.232 Die NRhZ erhielt in lithographierter Form aus Paris nicht nur Seilers deutschsprachige Zusammenfassungen der Verhandlungen der französischen Nationalversammlung, sondern darüber hinaus offensichtlich auch Nachrichten und Auszüge aus Pariser Zeitungen.233 Letztere wurden in der NRhZ – mit Spiegelstrichen getrennt – fast täglich in der Rubrik „Französische Republik“ unter dem Sigle „Paris“ oder „* Paris“ aufgelistet und in den Inhalts-„Uebersicht[en]“ meist als „Vermischtes“ charakterisiert, wahrscheinlich ergänzt durch von der Kölner Redaktion zusammengestellte Mitteilungen. Gleichzeitig berichtete aus der französischen Hauptstadt über die beiden nach Frankreich geflüchteten Redakteure Ferdinand Wolff („ˆ Paris“) und Ernst Dronke („)·( Paris“) hinaus der schon lange in Paris lebende Arzt August Hermann Ewerbeck („Δ Paris“ bzw. „T Paris“). Im Zeitraum des vorliegenden Bandes veröffentlichte die NRhZ 52 Korrespondentenberichte von Ewerbeck, 24 231

Köln, 29. Dec. Wie entnehmen ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 346, 30. Dezember 1848. S. 1. 232 Paris, 11. Februar. (Polizeijagd.) In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3. – Siehe ebenfalls Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 39, 15. Februar 1849. S. 7; Deutsche constitutionelle Zeitung. München. Nr. 40, 16. Februar 1849. S. 162. – Zur Aufhebung der Ausweisung Seilers siehe Paris, 14. Febr. (Vermischtes.) In: NRhZ. Nr. 224, 17. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2. 233 „Wir erhalten unsre Pariser lith. Correspondenz heute so spät, daß wir nur wenig daraus geben können“, teilte die NRhZ im März 1849 mit. (NRhZ. Nr. 251, 21. März 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2. – Siehe ebenfalls Marx an Ferdinand Lassalle, 3. März 1860. In: MEGA➁ III/10. S. 335 und 937.)

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von Dronke und 79 von Ferdinand Wolff. Bei letzterem werden auch die Artikel mitgezählt, die Wolff – wieder nach Köln zurückgekehrt – als Mitglied der Redaktion schrieb, bei denen es sich also um fingierte bzw. unechte Korrespondenzen handelte.234 Ewerbeck, als einer der Gründer des Bundes der Gerechten bestens in den Pariser sozialistischen und demokratischen Reform- und Arbeiterbewegungen vernetzt, sandte häufig reportageartige Berichte über politische Versammlungen und genossenschaftliche Initiativen.235 Im Oktober 1848 informierte er über den Auftakt einer von Demokraten und Sozialisten gemeinsam initiierten Bankettbewegung; Etienne Cabet toastete „auf die Vereinigung aller Demokraten“, Pierre Joseph Proudhon und Pierre Leroux „auf die soziale Republik“, zusammen gedachten sie der aufständischen Wiener.236 Zwei Monate später beschrieb Ewerbeck ausführlich ein deutsch-französisches Bankett „zu Ehren der Wiener Freiheitsmärtyrer“, auf dem die französische Schriftstellerin Ade`le Esquiros, geb. Battanchon, einen Toast „auf die Emancipation des gesamten menschlichen Geschlechtes“ ausbringen ließ.237 Im Januar 1849 berichtete Ewerbeck über den offenen Brief der französischen Pianistin Hortense Wild („Henriette“) an Pierre Joseph Proudhon, nachdem dieser seine „schroffen Ansichten über die Stellung des Weibes in der künftigen Gesellschaft in ziemlich unsanfter Redeweise schriftlich wie mündlich an den Tag gelegt“ hatte. Die „kühne Philosophin des Herzens“ habe Proudhon entgegengeschleudert: „Einst wird auch ein Weib auftreten, dialektisch im Gefühle reformirend wie Sie, ernster kalter Magister, im Verstande. Sie sprachen: la proprie´te´ c’est le vol: Privatbesitz ist Diebstahl.“ „Wohlan denn, ich rufe den jenem parallelen Satz: la proprie´te´ c’est le viol en fait d’amour, in der Liebe ist Privatbesitz gleich Nothzucht.“ 238 Für die Pariser und die französische Provinzialpresse übersetzte Ewerbeck zahlreiche Artikel der NRhZ, insbesondere solche von Marx. (S. 693, 760– 763, 919, 960, 1011, 1053, 1064 und 1075.) „Ich habe sehr große Schwierigkeiten, die Artikel der N. Rheinischen in die pariser Blätter zu bringen“, berichtete Ewerbeck Marx im Februar 1849. „Dagegen nehmen die Pro234

Für eine Auswahledition siehe Schmidt: Neue Rheinische Zeitung. Artikel. (Fn. 176.) Siehe Franc¸ois Melis: August Hermann Ewerbeck (1816–1860). Führendes Mitglied des Bundes der Gerechten und Vermittler sozialistischer Ideen zwischen Frankreich und Deutschland. In: Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Bd. 2. Berlin 2007. S. 91–131. 236 [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 18. Okt. In: NRhZ. Nr. 122, 21. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1/2. 237 [Ders.:] T Paris, 26. Dez. Ebenda. Nr. 181, 29. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 2. 238 [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 8. Jan. In: NRhZ. Nr. 192, 11. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. – Siehe ebenfalls [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 1. Januar. (Das christlich-germanische, jüdisch-germanische und französische Weib.) Ebenda. Nr. 186, 4. Januar 1849. S. 4, Sp. 3. – A.M. Proudhon. [Gez.:] Henriette, artiste. In: De´mocratie pacifique. Paris. Nr. 5, 5. Januar 1849. S. 1. 235

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vinzialblätter meist Alles was ich liefre.“ Wie er Marx erläuterte, hatte er gemeinsam mit dem französischen Journalisten Charles Paya ein „sehr gut arrangirtes und durch mich sehr genau au courant des affaires und des personnes de l’Allemagne gehaltenes, Provinzialkorrespondenzbureau“ organisiert. „Wisse, daß was irgend seit dem August 48 über unser Deutschland in die Köpfe der Departementaldemokraten und Sozialmänner gedrungen ist, durch meine und seine Feder vorher geflossen ist.“ 239 Gleichzeitig übersetzte Ewerbeck, wie er Marx im Dezember 1848 mitteilte, dem Pariser Polenkomitee „alle rheinischen Zeitungsartikel über Polen“. Auch das „Manifest der kommunistischen Partei“ werde „bald französisch erscheinen“.240 Ende Februar schrieb er Marx, die Übersetzung des Manifests sei beendet und „ausnehmend gelungen“.241 „Das in London vor dem Februar auf einem Kongresse von Kommunisten verschiedener Nationalitäten einstimmig votirte und verfaßte ,Manifest der kommunistischen Partei‘ ... erscheint zu Paris alsbald in französischer Uebersetzung“, meldete Ewerbeck bereits im Januar 1849 in einem seiner Korrespondentenberichte.242 Die wenigen Erwähnungen des „Manifests“, die sich in der NRhZ finden, stammten alle aus der Feder Ewerbecks.243 Nachdem der zweite Kongress der deutschen demokratischen Vereine, der Ende Oktober 1848 in Berlin getagt hatte, den Bericht einer Kommission zur sozialen Frage, der in Anlehnung an das „Manifest“ formuliert worden war, in den Vereinen zur Diskussion gestellt hatte (S. 540.17–20 und Erl.), trug Ewerbeck, der als Pariser Delegierter an dem Kongress teilgenommen hatte, wesentlich dazu bei, dass die Abhängigkeit des Berichts vom „Manifest“ bekannt wurde.244 In ihrer Berichterstattung war die „Neue Rheinische Zeitung“ auf die regelmäßige Zustellung der Briefe ihrer festen und gelegentlichen Korrespondenten sowie der deutschen und ausländischen Zeitungen durch Post, Eisenbahnund Dampfschiffunternehmen angewiesen. Die beiden ersten preußischen elektrischen Staatstelegraphenlinien von Berlin über Köln nach Aachen und August Hermann Ewerbeck an Marx, 26. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 259/206. – Siehe Ernst Dronke an Engels, nach dem 24. Februar 1849. Ebenda. S. 255. 240 August Hermann Ewerbeck an Marx, 12. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 533. 241 Ders. an Marx, 26. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 259. 242 [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 8. Jan. In NRhZ. Nr. 192, 11. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1. 243 NRhZ. Köln. Nr. 77 u. 78, 17. August 1848. Beilage; Nr. 155, 29. November 1848. Beilage; Nr. 167, 13. Dezember 1848; Nr. 192, 11. Januar 1849. Beilage. 244 Siehe [August Hermann Ewerbeck:] Berlin, 30. Oct. Demokratischer Congreß. In: Berliner Zeitungs-Halle. Nr. 252, 31. Oktober 1848. Beilage. S. 1/2. – Für den Text des Berichts, der in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nicht abgedruckt wurde, siehe Bonn. 8. Nov. (Ein Manifest des Socialismus.) In: Bonner Zeitung. Nr. 169, 9. November 1848. S. 1/2; Berlin, 3. November. In: Berliner Zeitungs-Halle. Nr. 256, 4. November 1848. S. 2/3. – [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 25. Nov. (Journalschau.) In: NRhZ. Köln. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage; T Paris, 10. Dez. Ebenda. Nr. 167, 13. Dezember 1848; T Paris, 8. Jan. Ebenda. Nr. 192, 11. Januar 1849. Beilage. 239

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von Berlin nach Frankfurt am Main befanden sich noch im Bau; sie wurden erst im Oktober 1849 für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Im Winter 1848/49 warf die Zeitung der preußischen Post immer wieder vor, zu langsam und zu schwerfällig zu sein und sie zudem gegenüber der „Kölnischen Zeitung“ zu benachteiligen. „Die gestrigen Zeitungen und Briefe aus Wien, Prag, Breslau, Berlin u.s.w. sind wieder ausgeblieben, weil die Berliner Eisenbahn wieder ausblieb“, hieß es in dem Artikel „Eine Interpellation an die Post“ der NRhZ vom 14. Januar 1849. „Die ,Eisenbahn‘ selbst nimmt in Deutschland den Charakter der altehrwürdigen ,Reichsposten‘ an.“ „[B]aldigsten Aufschluß“ verlangte die Zeitung „im Interesse“ ihrer Leser aber vor allem, warum ihr die „Auslieferung der mit der vorgestrigen Berliner Post ausgebliebenen Briefe ... gestern Abend abgeschlagen“ worden sei, die „Kölnische Zeitung“ jedoch in der Lage gewesen sei, „die Briefe von Berlin u.s.w.“ abzudrucken. „Die Post ist keine Privatanstalt des Herrn [Joseph] Dumont, so viel wir wissen“.245 „Die preußische ,Reichs‘-Post ist abermals ausgeblieben!“, druckte die NRhZ in Fettdruck an der Spitze ihrer Zweiten Ausgabe.246 „Seit zwei Tagen sind wir ohne Zeitungen und Korrespondenzen aus Breslau, Wien, Leipzig etc.“, teilte die NRhZ vier Tage später mit. Sei die preußische Post bisher „blos 24 Stunden zu spät“ eingetroffen, so habe sie nun „ihre Geschwindigkeit im Ausbleiben verdoppelt“.247 In der Besprechung eines amerikanischen Berichts über das europäische Postwesen, den der Jurist Selah Reeve Hobbie 1847 vorgelegt hatte und in dem niedrigere Briefgebühren gefordert wurden, bemerkte die Redaktion, wahrscheinlich Georg Weerth, in runden Klammern: „In Deutschland z.B. ist die Post ein Staats-Blutigel, die aus den getreuen Unterthanen noch heraussaugt, was die übrigen Steuern und Abgaben noch zurückgelassen haben.“ 248

Auflage, Verbreitung und Wirkung Im Winter 1848/49 konnte die NRhZ Auflage und Reputation rasch steigern.249 Am 12. Oktober 1848 scheint sie mit 800 Exemplaren wieder gestartet zu sein. So berichtete der Jurist und Publizist Jacob Venedey im Januar 1849 in der Frankfurter Nationalversammlung, die Auflage der NRhZ sei „von 800 auf 3000 gestiegen“. Diesen Erfolg der Zeitung, „deren Tendenz Sie alle kennen“ und die 245

* Köln, 13. Januar. (Eine Interpellation an die Post.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. – Zehn Tage später berichtete die NRhZ: „Von der hiesigen Postbehörde ist uns die Aufklärung geworden, daß es keineswegs ihre Absicht gewesen, uns am 12. d. Mts. Abends die Briefe zu verweigern, sondern daß die ganze Sache auf einem Mißverständniß beruhe. Damit fällt unsere ... an die Post gestellte Interpellation von selbst zu Boden.“ (* Köln, 23. Januar. Ebenda. Nr. 203, 24. Januar 1849. S. 1, Sp. 1.) 246 NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1. 247 NRhZ. Nr. 198, 18. Januar 1849. S. 1. 248 * New-York, 24. Dezbr. In: NRhZ. Nr. 199, 19. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1. 249 Zur Auflagenentwicklung 1848/49 siehe MEGA➁ I/7. S. 899/900.

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keineswegs „das Organ dieser Seite (zur Linken gewendet)“ sei, sah Venedey als Hinweis für die sich verändernde Stimmung der Bevölkerung und somit als Mahnung für alle anderen politischen Strömungen.250 Die NRhZ druckte die Zahlenangaben in dem entsprechenden Sitzungsbericht ihres Korrespondenten Albert Lehfeld ohne Änderung oder Kommentar ab.251 Der Kölner Regierungspräsident Eduard von Moeller bezifferte in einem Bericht vom 26. Januar 1849 die Auflage der NRhZ ebenfalls auf 3000 Exemplare; die Steigerung gegenüber dem Vorjahr bezifferte er auf „ca. 700 mehr als im verflossenen Jahr“.252 Das Kölner Oberpostamt berichtete am 4. Januar 1849, dass es 1848 im dritten Quartal täglich 1125 und im vierten 1000 Exemplare der NRhZ debitiert habe; zu Beginn des ersten Quartals 1849 zählte es 1200 Bestellungen.253 Der Zeitungsvertrieb durch die preußische Post, der Postdebit bzw. Debit, umfasste die quartalsmäßige Annahme der Abonnements, die sie mit den Verlegern abrechnete, sowie die Verschickung und Aushändigung der Zeitungen an die Abonnenten. Zu diesen überregional und teilweise auch regional debitierten Zeitungen müssen die in Köln und anderen rheinpreußischen Gemeinden und Städten durch Zeitungskolporteure verkauften und zugestellten Exemplare gezählt werden. Demnach hatte die NRhZ bereits im November und Dezember ihre Auflage steigern können.254 250

Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Hrsg. von Franz Wigard. Bd. 1–9. Frankfurt am Main 1848–1849, hier Bd. 6. S. 4737. 251 [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 16. Januar. National-Versammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte. In: NRhZ. Nr. 199, 19. Januar 1849. S. 3, Sp. 1. 252 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz HA I, Rep 77 Tit. 654b Nr. 1. Bl. 1–3. – Nach Moellers Angaben hatte die „Kölnische Zeitung“ Anfang 1849 eine Auflage von 16 000 Exemplaren, die im zweiten Quartal 1848 jedoch größer gewesen sei, die katholische Kölner „Rheinische Volkshalle“ 2700, gegen 1848 etwa 600 mehr. Von der „Neuen Kölnischen Zeitung“ würden nur 360–370 Exemplare gedruckt werden; sie werde „fast nur stückweise verkauft, wie die Arbeiter-Zeitung und der Wächter am Rhein, deren Auflagen ebenfalls nicht bedeutend“ seien. 253 Ebenda. – Das Kölner Postamt debitierte im vierten Quartal 1848 12 129 Abonnements der „Kölnischen Zeitung“, 1212 der Kölner katholischen „Rheinischen Volkshalle“ und 112 der „Neuen Kölnischen Zeitung“. – Das Berliner Postamt registrierte Anfang Januar 1849 folgende Abonnementbestellungen: Die „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung“ (Vossische Zeitung), 7400 (1848: 7600) (mit einer Gesamtauflage von 24 000 Exemplaren (1848) die auflagenstärkste deutschsprachige Zeitung), „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ (Spenersche Zeitung) 6200 (1848: 6500), „National-Zeitung“ 3400 (1848: 1500), „Neue Preußische Zeitung“ 3800 (1848: 2600) und „Deutsche Reform“ 1800 (1848: 1500). (Als statistischen Beleg ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 12, 14. Januar 1849. S. 3; Klaus Bender: Vossische Zeitung (1617–1934). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach 1972. S. 36.) 254 Der „Düsseldorfer Zeitung“ wurde im Januar 1849 aus Köln berichtet: „Die materiellen Verhältnisse des Blattes [der NRhZ] haben sich in den letzten Tagen günstiger ge-

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Entscheidend für diese Entwicklung war aus Sicht aller Beobachter die Politik, aber auch die veränderte Sprache der Zeitung. „Bei allen ihren Uebertreibungen und Extravaganzen wirkt die [Neue] Rhein. Zeitung ... Unglaubliches“, berichtete der liberale Aachener Journalist Heinrich Hertz Ende Januar 1849 der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“. „In Dorf und Land findet sie begierige Leser, und gerade bei dem Landvolk hat sie die Wahl mit bestimmt“. Der Herausgeber der „Kölnischen Zeitung“ habe „am 1. Jan. verdutzt“ dagestanden und sich nicht erklären können, warum seine Zeitung „viertausend Abonnenten plötzlich verloren“ habe, „während die republicanische [Neue] Rheinische Zeitung um zweitausend Abonnenten sich bereichert“ sehe.255 „Die Neue Rhein. Ztg. steigt, und mit Recht“, meldete ebenfalls Gottfried Kinkels „Neue Bonner Zeitung“, „denn sie hat im letzten Quartal, ohne von der Prinzipienschärfe abzulassen, jenen frühern nergelnden, alles verneinenden Ton mit einer großartigern Tactik und mehr begeisternden Sprache vertauscht. Dagegen soll die Kölnische Ztg. an Abnahme fortwährend im Sinken sein.“ 256 Kinkel selbst bezeichnete in einem Brief an Marx Ende Dezember 1848 die NRhZ als „das Hauptorgan für Westdeutschland ..., das von den Demokraten aller Orte zu unterstützen“ sei.257 Schon im November 1848 hatte die NRhZ auf die wachsende Nachfrage reagiert und erstmals in der Ausgabe vom 14. November angekündigt, „dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte“ und in Köln und Deutz lebe, entgegenkommen zu wollen, indem man Bestellungen auf die NRhZ „vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. [Taler] bei Vorausbezahlung“ annehme. Einzelne Nummern seien zudem fortwährend bei der Expedition des Blattes zu einem Silbergroschen zu kaufen.258 Auch im Februar 1849 bot die Zeitung kurzfristige Sonderabonnements „für die Stadt Köln“ an.259 staltet, sowohl indem noch Aktienzeichnungen erfolgt sind, als besonders durch einen starken Zuwachs von auswärtigen Abonnenten. Die Zahl der städtischen Abonnenten beträgt kaum 1000.“ (†* Köln, vom 1. Januar. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 3, 3. Januar 1849. S. 1.) 255 [Heinrich Hertz:] Aachen, 24. Jan. (Der Ausfall der Wahlen und die rheinische Presse.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 31, 31. Januar 1849. S. 464. – Gemeint waren die Urwahlen für die preußische Zweite Kammer. 256 * Köln 3. (Die Zeitungen.) In: Neue Bonner Zeitung. Nr. 4, 5. Januar 1849. S. 1. – Siehe Karl Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. Köln 1930. S. 37. 257 Gottfried Kinkel an Marx, 28. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 554 und 1109/1110. 258 Um mehrfach geäußerten Wünschen ... In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1. – In der Stadt Köln kostete ab Januar 1849 ein Quartalsabonnement der NRhZ 1 Taler 7 Silbergroschen und 6 Pfennige (S. 241), genausoviel wie ein entsprechendes Abonnement der „Kölnischen Zeitung“. – Zum Vergleich: Bei einer Arbeitszeit von zwölf Stunden konnten Steinhauer mit Tageslöhnen von 18 bis 26 Silbergroschen – 30 Silbergroschen entsprachen einem Taler – im Sommer und von 14 bis 20 Silbergroschen im Winter unter den am Kölner Dom arbeitenden Handwerkern die höchsten Löhne erreichen. Kölner Fabrikarbeiter forderten im April 1848 einen Mindestlohn von 20 Sil-

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Fortwährend kam es zu Verzögerungen und Problemen bei der Herstellung, Auslieferung und Zustellung der NRhZ. Die Ursachen waren vielfältig, eine wichtige Rolle spielten die Unzulänglichkeiten der Druckerei, in der die NRhZ seit August 1848 hergestellt wurde. Johann Wilhelm Dietz verfügte lediglich über eine Schnellpresse, was den Druckprozess erheblich verzögerte.260 Im November 1848 verhinderten „unvorhergesehene Umstände“, dass die erste Lieferung der Zeitung vor 16 Uhr zur Bahnstation in Deutz expediert werden konnte.261 Im Januar 1849 war es der „seit gestern stattfindende Eisgang“.262 Von der rechtsrheinischen Nachbarstadt Deutz aus führte seit 1847 die KölnMindener Eisenbahnlinie über Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Hamm und Bielefeld bis nach Minden, wo sie Anschluss an die Bahnstrecke über Hannover, Braunschweig und Magdeburg nach Berlin hatte. Im Oktober und November 1848 beanstandete die NRhZ immer wieder „die vernachlässigte Beförderung der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ durch die Post“ und druckte entsprechende „Klagen“ ihrer Abonnenten ab.263 Am 22. Oktober versicherte die NRhZ, dass von ihrer Seite „die Zeitung mit der größten Pünktlichkeit expedirt“ worden sei und „die Schuld also auf Seiten der Post“ liege.264 „Es scheint“, behauptete die „Expedition“ der Zeitung – wahrscheinlich Hermann Korff – am 25. Oktober, „als übe die Post durch Befehle von Oben herab entweder eine Art russischer Censur über unsere Zeitung, oder man geht mit dem Plane um, sie durch schlechte Expedition systematisch zu ruiniren.“ 265 Im Spätherbst 1848 und im Frühjahr 1849 richtete die Zeitung über ihre bisherigen Verkäufer und Zusteller (Kolporteure) in mehreren rheinpreußischen Städten eigene Expeditionen ein. Dadurch wollte sie – beispielsweise in Aachen – gewährleisten, dass die Zeitung „künftig Abends und gleichzeitig mit der Kölnischen [Zeitung] in die Hände“ der Leser gelange.266

bergroschen pro Tag. (Siehe Jürgen Herres: Köln in preußischer Zeit, 1815–1871. Köln 2012. S. 245 und 375.) 259 Den Freunden unseres Blattes ... [Gez.:] Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 1. 260 Deutsche Zeitung. Heidelberg. Nr. 244, 6. September 1848. Beilage. S. 2. 261 NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 4. – Siehe Ferdinand Lassalles Beschwerdebrief an die Redaktion vom 7. November 1848. (Gestern Abend ... [Gez.:] Düsseldorf Dienstag, den 7. Novbr. F. Lassalle. Ebenda. Nr. 139, 10. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.) 262 NRhZ. Nr. 197, 17. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. 263 Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post. In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848, Nr. 125, 25. Oktober 1848, Nr. 129, 29. Oktober 1848 und Nr. 133, 3. November 1848. 264 NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 3. 265 Die Expedition ... [Gez.:] Köln, den 24. Oktober 1848. In: NRhZ. Nr. 125, 25. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3. 266 Blätter der Zeit. Aachen. Nr. 11, 18. März 1849. S. 4. – Siehe Melis: Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition. (Fn. 124.) S. 111–164.

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Finanzprobleme, „Desertion“ der Aktionäre und Marx als „Eigentümer“ Die finanzielle Lage der Zeitung war von vornherein schwierig. Die ursprünglich für nötig gehaltene Anzahl von Aktien war nicht gezeichnet worden und bereits vor der Suspendierung der Zeitung hatten die Aktionäre die Einzahlungen nicht in der erwarteten Höhe geleistet. Als die Zeitung am 1. Juni 1848 erschien, war erst eine Summe von 13 000 Talern (in Aktien zu 50 Taler) gezeichnet, also weniger als die Hälfte der angestrebten 30 000 Taler, und von den Anteilseignern erst zehn Prozent des Zeichnungsbetrages eingezahlt worden.267 Auch in der Folgezeit erfolgten die Zahlungen nur zögerlich. Im Oktober kündigten die Geranten den Aktionären die Einziehung der sechsten Rate an, dabei wiesen sie darauf hin, dass die fünfte „wegen der Suspension noch nicht eingezogen“ worden sei und zusammen mit der sechsten erfolgen werde.268 Die siebte Einzahlung sollte im Januar 1849 erfolgen, die achte im März 1849.269 Für die letzten 20 Prozent liegt kein Nachweis vor. Durch das zeitweilige Nichterscheinen der Zeitung spitzten sich die Finanzprobleme zu. Wie aus einem Bericht des Kölner Festungskommandanten Oberst Engels an den preußischen Ministerpräsidenten General Ernst von Pfuel vom 5. Oktober 1848 hervorgeht, hatte die NRhZ zu diesem Zeitpunkt bei ihrem Papierlieferanten und ihrem Drucker Schulden in Höhe von 700 Talern.270 Marx sah sich gezwungen, wie er Engels im November berichtete,271 der NRhZ eintausend Taler aus dem Darlehen vorzuschießen, das ihm polnische Demokraten im September 1848 auf seiner Rückreise von Wien über Berlin nach Köln in einer Gesamthöhe von zweitausend Talern gegeben hatten.272 Damit konnte die Zeitung im Oktober offensichtlich den dringendsten Verbindlichkeiten nachkommen. Darüber hinaus kaufte Marx für 500 Taler eine zweite Schnellpresse, damit der Druckprozess beschleunigt und die pünktlichere Auslieferung der Zeitung gewährleistet werden konnte.273 Auf die ursprünglich geplante Vergrößerung des Formats der Zeitung wurde verzichtet.274 Siehe MEGA➁ I/7. S. 788, 883 und 1669. Siehe MEGA➁ I/7. S. 1620 und 1646. – Neue Rheinische Zeitung. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 4. 269 „Neue Rheinische Zeitung.“ [Gez.:] Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 196, 16. Januar 1849. S. 4; Nr. 240, 8. März 1849. Beilage. S. 2, Sp. 3. 270 Walter Kühn: Der junge Hermann Becker. Ein Quellenbeitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheinpreußen. Dortmund 1934. S. 219. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 903 und 1646. 271 Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 164. 272 Siehe MEGA➁ I/7. S. 1554/1555. – IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. D 2692. 273 Siehe Melis: Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition. (Fn. 124.) S. 139–158. – Adolf Wolff: Berliner Revolutions-Chronik. Bd. 1–3. Berlin 1851–1854, hier Bd. 3. S. 530: „Eine Zeitung, die nur 6–8000 Exemplare hat, kann den Druck in 3–4 Stunden herstellen, denn eine gute Druckmaschine liefert 2000 Abzüge 267 268

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Als die Auflage der Zeitung wieder stieg, endeten die finanziellen Schwierigkeiten jedoch nicht. Am 3. Februar 1849 berichtete Marx dem sich in Paris aufhaltenden Ernst Dronke, das Zeitungsunternehmen stehe „täglich auf dem Sprung, sich bankerutt zu erklären“. Zum wiederholten Mal habe der Kölner Papierhändler Franz Julius Plasman, ein ehemaliger Mitschüler von Engels in Barmen und Aktionär der NRhZ, bei dem Engels bis zu seiner Flucht zur Untermiete gewohnt hatte, Beschlag auf die Postgelder gelegt, da die Papierkosten nicht beglichen worden seien. Und „täglich“ habe es „Setzerrebellionen wegen ein paar Thaler“ gegeben.275 „In einigen Tagen“ – so Marx – „muß die Zeitung untergehn oder sie consolidirt sich“.276 Damit, dass „die Auslagen baar“ beglichen werden mussten, „die Einnahmen aber nur nachträglich zu erheben waren“, begründete Marx 1853 in seiner Schrift „Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein“ die Finanzprobleme der „Neuen Rheinischen Zeitung“.277 Mit steigender Auflage erhöhten sich die Kosten. Gleichzeitig gab die Redaktion im Krisenwinter 1848/49 zusätzlich zu den regulären Ausgaben vermehrt Zweitausgaben, Beilagen und Extrablätter heraus. Wie sein Festhalten an allen Redakteuren zeigt, war er auch nicht bereit, Personalkosten zu reduzieren.278 Die Zeitung blieb allerdings ihren Redakteuren und Korrespondenten immer wieder das Honorar ganz oder zumindest zum Teil schuldig. So erhielt das Redaktionsmitglied Ernst Dronke nach eigenen Angaben „monatlich nie mehr als durchschnittlich 35–40 Thlr.“ 279 Im Verhältnis zu den Kosten und Ausgaben reichten die Einnahmen aus Abonnements, die nur quartalsmäßig eingingen, und Anzeigen, die durchschnittlich eine Zeitungsseite pro Ausgabe einnahmen, wahrscheinlich nicht aus. In jedem Fall stellte dies die unterfinanzierte Zeitung vor kaum lösbare Liquiditätsprobleme. Im Januar 1849 stellte der Kaufmann Heinrich Zulauff durch Vermittlung Ferdinand Freiligraths dreizehn Aktien der Bergisch-Märkischen Eisenbahn im Wert von 1300 Talern zur Verfügung, für die Marx Bürgschaft leistete, zusammen mit den Barmer Kaufleuten Ludwig Elbers und Wilhelm Ottenberg.280 Verin einer Stunde“. – Die von dem Verleger der „Kölnischen Zeitung“ Joseph DuMont seit 1847 eingesetzte vierfache Schnelldruckpresse hatte eine Leistungsfähigkeit von bis zu 6000 Abdrucken in der Stunde. (Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 38. 274 Siehe MEGA➁ I/7. S. 750, 754, 755, 888, 1013 und 1620. 275 Äußerungen von Marx in London 1852 über die damaligen „pecuniären Verlegenheiten“ der NRhZ gegenüber Edgar Bauer, die dieser an den Kopenhagener Polizeidirektor Cosmus Bræstrup weitergab. (Edgar Bauer: Konfidentenberichte über die europäische Emigration in Lonon 1852–1861. Hrsg. von Erich Gamby. Trier 1989. S. 28.) 276 Marx und Wilhelm Wolff an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 10/11. 277 MEGA➁ I/12. S. 523. 278 MEGA➁ III/2. S. 164. 279 Ernst Dronke an Marx, 20. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 510. 280 Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. (Fn. 2.) Teil 2. S. 2/3. – Marx hatte bereits im Juli 1848 Heinrich Zulauff als Aktionär der NRhZ bei einem Notartermin als dessen Bevollmächtigter vertreten. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 813 und 1688.)

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mutlich sollte mittels dieser Aktien die Kreditwürdigkeit der Zeitung verbessert werden. Später haben Marx und Engels wiederholt behauptet, dass alle Aktionäre abgesprungen seien. 1853 schrieb Marx, „fast sämmtliche Aktionäre“ seien „in Folge der Artikel für die Pariser Juniinsurgenten und gegen die Frankfurter Parlamentler, die Berliner Vereinbarer und die Märzvereinler“ desertiert.281 „Gleich nach der ersten Nummer verließ uns die Hälfte“, versicherte Engels 1884, „und am Ende des Monats hatten wir gar keine mehr.“ 282 Gestützt auf von Marx bzw. Jenny Marx erhaltene Informationen hatten Joseph Weydemeyer, Adolf Cluß und Abraham Jacobi, die alle drei in die USA emigriert waren, in einer öffentlichen Erklärung im November 1853 diese Darstellung in der Emigrantenpresse verbreitet. „Im Anfang war die Zahl der Aktionäre groß“, erklärten sie. „Als aber die Junirevolution ausbrach und die ,Neue Rheinische‘ zuerst allein Partei in Deutschland für sie ergriff, fielen die Bourgeois natürlich ab.“ Nach Verhängung des Belagerungszustandes in Köln sei auch das „Kleinbürgertum“ abgefallen. Und „Marx übernahm daher die Zeitung aus den Händen der Aktionäre als ,persönliches Eigentum‘, das heißt übernahm ,alle ihre Schulden und Ausstände‘.“ 283 Nach eigenen Angaben gegenüber Joseph Weydemeyer im Juli 1849 will Marx „über 7000 Th[aler] für die N.Rh.Z., die doch ein Partheiunternehmen war, zugesetzt“ haben.284 Diese Angaben, die nicht verifizierbar sind und in dieser Höhe wahrscheinlich nicht zutrafen, wurden in dieser oder ähnlicher Form 1850 von Jenny Marx sowie 1853 von Marx und auch von Weydemeyer, Cluß und Jacobi wiederholt. In seinen Briefen berichtete Marx immer wieder über Auseinandersetzungen mit den Aktionären, aber zu einer Auflösung der Kommanditaktiengesellschaft „Neue Rheinische Zeitung“ scheint es zu keinem Zeitpunkt gekommen zu sein. Anfang Dezember 1848 gab Marx an, „vollständig durch die Hunde von Actionären von Geld entblöst“ zu sein.285 Nichtsdestoweniger wurde am 29. Juli 1848 die Aktiengesellschaft notariell beurkundet und dies am 31. Oktober auch öffentlich angeschlagen.286 Am 11. November 1848 wählten die Aktionäre eiMarx: Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein. In: MEGA➁ I/12. S. 523. – Zu dem im November 1848 gegründeten Frankfurter Märzverein und der Kritik der NRhZ siehe S. 636. 282 Engels: Marx und die „Neue Rheinische Zeitung“ 1848–49. In: MEGA➁ I/30. S. 17. – Bereits zeitgenössische Stimmen berichteten dies. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 966 und 1646.) 283 Joseph Weydemeyer, Adolf Cluß, Abraham Jacobi: An die Redaktion der New-Yorker Criminal-Zeitung. In: Belletristisches Journal. Nr. 37, 25. November 1853. S. 369/370. – Auszugsweise in Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. Berlin 1982. S. 179–181. – Siehe ebenfalls Jenny Marx: Kurze Umrisse eines bewegten Lebens. Ebenda. S. 184–213, hier S. 189. 284 Marx an Joseph Weydemeyer, 13. Juli 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 27. 285 Marx an Friedrich Kapp, 9. Dezember 1848. (Golovina, Hundt: Friedrich Kapp. (Fn. 3).) 286 MEGA➁ I/7. S. 813 und 1688. 281

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nen siebenköpfigen Aufsichtsrat, dem der Kaufmann Johann Dominikus Kothes vorstand.287 Am 15. Dezember fand eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre „behufs definitiver Beschlußnahme über VerwaltungsAngelegenheiten“ statt,288 am 24. Dezember eine weitere „außerordentliche General-Versammlung zur Schlußberathung der letzten Verhandlungen“.289 Im Februar 1849 scheinen sich die Auseinandersetzungen zugespitzt zu haben. Nachdem am 10. Februar den Aktionären statutengemäß der Finanzbericht des Jahres 1848 vorgelegt worden war,290 wurde für den 22. Februar mit Berufung auf die Paragraphen 43 und 44 des Statuts eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre einberufen.291 Die genannten Paragraphen sahen vor, dass sich die Gesellschaft „von selbst“ auflöse, „sobald Verluste eingetreten sind, welche die vier Fünftheile des gezeichneten Actienkapitals erschöpft haben“. Eine sofort einzuberufende Aktionärsversammlung sollte „über die Modalitäten der Liquidation der Gesellschaft“ Beschluss fassen.292 Dies war im Februar 1849 offensichtlich der Fall. Über die Generalversammlung vom 22. Februar und die dort getroffenen Entscheidungen ist nichts bekannt. Auch wenn es sich um die letzte nachweisbare Aktionärsversammlung handelt, war die Aktiengesellschaft weiter tätig. Eine neue Geschäftsführung, die von den bisherigen Co-Geranten gebildet wurde, forderte im März zur bereits erwähnten achten Aktieneinzahlung auf und teilte am 1. April 1849 auch öffentlich die Ablösung Hermann Korffs als Geschäftsführer mit. Zumindest zu Jahresbeginn waren auch neue Aktien gezeichnet worden.293 Marx war einer der Aktionäre der Kommanditaktiengesellschaft, die im Mai 1848 zur Finanzierung der NRhZ auf fünf Jahre gegründet worden war. Ob er darüber hinaus auch einer der Komplementäre war, also der mit dem eigenen Vermögen haftenden Hauptgesellschafter, oder ob er dies im Winter 1848/49 bzw. im Frühjahr 1849 wurde, ist nicht bekannt.294 Spätere Äußerungen von Jenny Marx lassen letzteres möglich erscheinen. „Sie wissen“, bemerkte Jenny Marx 1850 gegenüber Joseph Weydemeyer, „welche Opfer mein Mann der Zeitung brachte, Tausende steckte er baar hinein, das Eigenthum der Zeitung übernahm er, beschwatzt durch die democratischen Biedermänner, die sonst 287

Durch General-Versammlung ... [Gez.:] D. Kothes. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 4. 288 „Neue Rheinische Zeitung.“ [Gez.:] Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 168, 14. Dezember 1848. S. 4. 289 „Neue Rheinische Zeitung.“ [Gez.:] Die Geranten. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 175, 22. Dezember 1848. Beilage. S. 2. 290 „Neue Rheinische Zeitung.“ [Gez.:] Die Geranten. Ebenda. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 4. 291 „Neue Rheinische Zeitung.“ [Gez.:] Köln, den 16. Februar 1849. Die Geranten. Ebenda. Nr. 224, 17. Februar 1849. Beilage. S. 2. 292 Statut der „Neuen Rheinischen Zeitungs-Gesellschaft“. In: MEGA➁ I/7. S. 794. 293 †* Köln, vom 1. Januar. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 3, 3. Januar 1849. S. 1. 294 Es sind nur wenige der Aktionäre bekannt, insbesondere die ursprünglichen Hauptaktionäre sind unbekannt. (MEGA➁ I/7. S. 813 und 883.)

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selbst für die Schulden hätten haften müssen, zu einer Zeit, wo schon wenig Aussicht mehr zur Durchführung da war.“ 295

Zu Marx’ und Engels’ Autorschaft an Artikeln der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Wie bereits in MEGA-Band I/7 dargelegt, sind mit Ausnahme einiger Feuilletonartikel, Anzeigen und Zuschriften die in der NRhZ veröffentlichten Beiträge nicht namentlich gezeichnet, weder Artikel der Redakteure noch Berichte der Korrespondenten. Es sind auch keine Rechnungsbücher oder Redaktionsexemplare der Zeitung überliefert, in denen die Namen der Autoren der einzelnen Beiträge festgehalten wurden.296 Während Marx’ Autorschaft nur für eine kleine Zahl von Artikeln eindeutig oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bezeugt ist und deshalb durch die Berücksichtigung von Indizien, Hinweisen und Belegen weitere von ihm verfasste Beiträge aufwändig ausgemacht werden müssen, ist in Bezug auf Engels für den Zeitraum dieses Bandes die Ausgangslage besser. Zwar erschienen auch Engels’ Korrespondentenberichte aus der Schweiz anonym. Sein überlieferter Briefwechsel beweist jedoch, dass es an seiner von November 1848 bis Januar 1849 andauernden Korrespondententätigkeit keinen Zweifel geben kann, offen ist lediglich der genaue Umfang dieser Tätigkeit. (Siehe ausführlich S. 659.) Dies gilt ähnlich für seine Kommentare und Nachrichtenbeiträge über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg, die in der NRhZ von Januar bis Mai 1849 erschienen. (Siehe S. 667–673.) Im Zeitraum des Bandes zählen zu den eindeutig von Marx verfassten Texten insbesondere die vierteilige Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) sowie seine beiden Verteidigungsreden vom 7. (S. 409–420 einschließlich des handschriftlichen Teilentwurfs S. 379–385) und 8. Februar 1849 (S. 495–512). Dazu gerechnet werden können auch die drei Aufrufe des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten vom 14. (S. 85), 18. (S. 109) und 20. November 1848 (S. 113) sowie eine entsprechende Erklärung vom 16. November (S. 96), ferner die Artikel „Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank“ (S. 12–15) und „Geöffnete Briefe“ (S. 157). Jenny Marx an Joseph Weydemeyer, 20. Mai 1850. In: MEGA➁ III/3. S. 733. – Siehe ebenfalls Marx: Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein. In: MEGA➁ I/12. S. 523. 296 Siehe MEGA➁ I/7. S. 914–925. – Siehe ferner Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels 1841 bis 1850. Hrsg. v. Franz Mehring. Bd. 3. 3. Aufl. Stuttgart 1920. (1. Aufl. 1902.) S. 268; Einleitung. In: MEGA➀ I/7. Moskau 1935. S. XV–XXII. – Die Editionsergebnisse aus МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976, fanden in der deutschsprachigen Werkausgabe (MEW) keine Berücksichtigung, aber in der englischsprachigen MECW. 295

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Aus diesen mit Sicherheit von Marx verfassten Beiträgen, Aufrufen und Erklärungen lassen sich Schlussfolgerungen für die Autorschaft an weiteren Artikeln ziehen, wobei die detaillierten Begründungen jeweils in den Textgeschichten („Entstehung und Überlieferung“) zu den einzelnen im vorliegenden Band edierten Dokumenten dargelegt werden. (Siehe insbesondere S. 679– 683, 753, 760, 898, 983, 1002 und 1053.) In dem bereits erwähnten Leitartikel „Die Teilung der Arbeit bei der ,Kölnischen Zeitung‘“ (S. 397–402) vom 11. Februar 1849 werden in einer resümierenden Übersicht weitere Kommentare über den Wiener Oktoberaufstand von 1848 und dessen Niederschlagung bis hin zu während der preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 veröffentlichten Meinungsbeiträgen aufgezählt. (S. 401.) Ausdrücklich wird Marx’ Artikelserie von Dezember 1848 (S. 194–216) genannt, so dass davon auszugehen ist, dass auch die anderen Beiträge aus Marx’ Feder stammen. Dazu sind insbesondere die Artikel „Bekenntnisse einer schönen Seele“ (S. 97–101),297 „Montesquieu LVI“ (S. 311–324), „Die Berliner National-Zeitung an die Urwähler“ (S. 331–340), „Die ,Kölnische Zeitung‘ über die Wahlen“ (S. 354–357) und „Camphausen“ (S. 368–370) zu rechnen. Alle diese Artikel zeigen eine Vielzahl von inhaltlichen und sprachlichen Übereinstimmungen. Bereits im Sommer 1848 hatte Marx in zahlreichen Artikeln die Politik der preußischen Regierungen Camphausen und Auerswald/Hansemann diskutiert298 und – in Arbeitsteilung mit Engels – Gesetzesvorhaben der preußischen Regierung Auerswald/Hansemann analysiert,299 auf die sich auch in den erwähnten Artikeln bezogen wird. Zudem führte Marx in der letzten Ausgabe der NRhZ vom 19. Mai 1849 eine Reihe von Artikeln an, die er als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung bezeichnete.300 Dazu zählte er über bereits erwähnte Texte hinaus die Artikel „Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Berliner Nationalversammlung“ (S. 18),301 „Die revolutionäre Bewegung“ (S. 264–266) und „Der Staatsprokurator ,Hecker‘ und die ,Neue Rheinische Zeitung‘“ (S. 47–51) auf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit verfasste er auch diese Beiträge. Über den erwähnten Artikel „Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank“ (S. 12–15) hinaus hat Marx mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Artikel zur französischen Politik verfasst. (Siehe die Artikel „Die englisch-französische Vermittlung in Italien“ (S. 21/22), „Die ,Reforme‘ über die Juniinsurrektion“ (S. 23/24), „Die ,Re´forme‘ über die französischen Zustände“ (S. 55–57), „Ca-

297

Mit diesem steht in engem Zusammenhang wiederum der Artikel „Neuigkeiten“ (S. 150). 298 MEGA➁ I/7. S. 46–49, 57/58, 93/94, 155/156, 162/163, 297/298, 695–700 und 737. 299 Ebenda. S. 170/171, 371–380, 407–415, 436–440 und 479/480 sowie 893, 896, 906–909. 300 Siehe [Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. 301 In einem engen Zusammenhang mit diesem Artikel steht wiederum der Artikel „Antwort Friedrich Wilhelms IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr“ (S. 19–20).

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vaignac und die Junirevolution“ (S. 84). Wahrscheinlich war er auch für die Frankreich-Berichterstattung der NRhZ zuständig. Marx und die NRhZ waren im Zeitraum des Bandes einer wachsenden Zahl von gerichtlichen Untersuchungen ausgesetzt. Marx wurde mehrfach zu gerichtlichen Vernehmungen vorgeladen. Im Februar 1849 musste er sich in zwei Prozessen, in dem ersten gemeinsam mit Engels, verantworten. Die NRhZ berichtete immer wieder über diese gerichtlichen Untersuchungen, Vorladungen und Prozesse. Über die in jedem Fall von Marx bzw. Engels in diesem Zusammenhang verfassten Texten hinaus (S. 409–420, 379–385 und 495–512 sowie S. 421–426) wird im vorliegenden Band davon ausgegangen, dass von Marx bzw. Engels auch die Texte stammen, in denen über ihre jeweiligen Vernehmungen und Prozesse berichtet wurde. Von Marx werden folgende 15 Texteinheiten zum ersten Mal in einer MarxEngels-Ausgabe ediert: S. 58–60, 93, 283, 284/285, 325, 326–330, 342–345, 358–362, 253, 373/374, 395/396, 407, 427, 456 und 488. Aufgrund der skizzierten Autorschaftsuntersuchungen wurden 15 bisher Marx bzw. Engels zugerechnete Texte in den vorliegenden Band nicht aufgenommen. Es handelt sich um zehn Texte, die Marx oder Engels bereits in MEGA➀ Band I/7 (1935) bzw. in den Bänden 5 (1956) und 6 (1957) der sowjetischen Werkausgabe МЭС➁ sowie in den Bänden 5 (1959) bzw. 6 (1959) der „MarxEngels-Werke“ (MEW) zugeschrieben wurden, und um fünf weitere in dem 1976 herausgegebenen Ergänzungsband 43 der sowjetischen Werkausgabe МЭС➁ Marx bzw. Engels zugewiesene Texte; letztere fanden in englischer Übersetzung auch in den „Collected Works“ (MECW) Berücksichtigung.302 Die beiden bisher Marx zugeschriebenen Artikel „Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat“ 303 und „Der ,konstitutionelle Musterstaat‘“ 304 in der NRhZ vom 12. bzw. 22. Oktober 1848 wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von Georg Weerth verfasst. Darauf weisen inhaltliche und textliche Übereinstimmungen mit dem Leitartikel „Der ,Musterstaat‘ Belgien“ in der NRhZ vom 7. August 1848,305 auf den sich im ersten Artikel direkt bezogen wird („die Illusionen über den belgischen Musterstaat nach Verdienst ridikulisirte“), sowie mit anderen 302

Siehe K. Marks i F. Engel’s: Socˇinenija. Izdanie vtoroe. Tom 5 und 6. Moskva 1956 und 1957 sowie Tom 43. Moskva 1976; Karl Marx/Friedrich Engels: Werke. Bd. 5 und 6. Berlin 1959. Siehe darüber hinaus Karl Marx/Frederick Engels: Collected Works. Vol. 7. Moscow 1977. 303 * Brüssel, 8. Oktober. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. – In MEGA➀ I/7. S. 622–624, nur als Beilage, in МЭС➁. Tom 43. Moskva 1976. S. 33–35, als Text von Marx bzw. Engels, entsprechend auch in MECW. Vol. 7. S. 459–461. 304 * Köln, 21. Okt. (Der „konstitutionelle Ministerstaat“.) In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. – MEGA➀ I/7. S. 396–398. 305 [Georg Weerth:] ** Köln, 6. Aug. (Der „Musterstaat“ Belgien.) In: NRhZ. Nr. 68, 7. August 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 924.

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Beiträgen hin, die 1848/49 in der Rubrik Belgien der NRhZ erschienen und höchstwahrscheinlich nicht von Marx geschrieben wurden.306 Es ist auch davon auszugehen, dass nicht Marx, wie dies in MEGA➀ noch angenommen wurde,307 sondern Weerth in der Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 22. Oktober 1848 in einem Leitartikel Äußerungen des Frankfurter Abgeordneten Friedrich Bassermann über die Kölner Septemberereignisse und die Kölner „September-Flüchtlinge“ zurückwies.308 Dies belegt insbesondere die Analyse von Rhythmus und Struktur eines Halbsatzes von Bassermann („wahrlich ich würde mich bergen in den ent ferntesten Winkel“) mittels eines metrischen Schemas, die auf Weerth als Autorschaft hinweist. Der Artikel „Unsere Bourgeoisie und Dr. Nückel“ in der NRhZ vom 5. November 1848, von dem in МЭС➁ Tom 43 angenommen wird, dass er von Marx verfasst wurde,309 geht wahrscheinlich auf den Bericht eines Teilnehmers der Abendsitzung des Kölner Gemeinderats vom 3. November 1848 zurück. In ihr hatte der Arzt und Gemeindeverordnete Benedikt Nückel beantragt, da der „Gemeinderath ... nicht verpflichtet“ sei, „den Arbeitern Arbeit zu geben“, die Löhne der von der Stadt in Notstandsarbeiten Beschäftigten herabzusetzen. Auf Antrag des Rechtsanwalts Gottfried Aloys Böcker wurde die Beschlussfassung jedoch vertagt.310 Ob Marx oder vielmehr einer seiner Mitredakteure, Weerth oder Wilhelm Wolff, den Bericht redigierte, lässt sich nicht feststellen. Die Bemerkung der „Kölnischen Zeitung“, angesichts der sich überstürzenden preußischen Ereignisse hin- und herzuschwanken „zwischen Furcht vor Anarchie heute und Furcht vor Reaktion morgen“, wurde in der NRhZ vom 17. November 1848 mit dem Satz kommentiert: „Die Furcht ist das Pathos der ,Kölnischen Zeitung‘.“ 311 Auch in diesem Fall lässt sich nicht feststellen, welches Redaktionsmitglied, Marx,312 Wilhelm Wolff oder Weerth, die Zeilen schrieb. Zudem ist zu berücksichtigen, dass insbesondere Weerth immer wieder „Styl-Proben“ der „Kölnischen Zeitung“ aufs Korn nahm.

306

Siehe Melis: Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition. (Fn. 124.) S. 299–330. 307 Bassermanns Rede über die Ermordung Lichnowsks und Auerswald. In: MEGA➀ I/7. S. 401–403 und 676. – Siehe zuvor [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 16. Oktober. 97. Sitzung der National-Versammlung ... In: NRhZ. Nr. 120, 19. Oktober 1848. S. 3, Sp. 2. 308 * Köln. In seiner Rede vom 16. Oktober (Stenograpischer Bericht p. 2651) ... [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. 309 МЭС➁ T. 43. S. 36 und MECW. Vol. 7. S. 500. – * Köln, 4. Nov. (Unsere Bourgeoisie und Dr. Nückel.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 2. 310 Zu den Hintergründen siehe S. 944–945 sowie Karl Marx/Georg Weerth: Ein Bourgeoisaktenstück (S. 269–273). 311 * Köln, 16. Novbr. (Die „Kölnische Zeitung“.) In: NRhZ. Nr. 145, 17. November 1848. S. 1, Sp. 3. 312 Wie dies in MEGA➀ I/7. S. 681, und entsprechend in МЭС➁ Bd. 6. S. 28, MEW. Bd. 6. S. 29, angenommen wurde.

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In dem Artikel „Die Steuerverweigerung und das flache Land“ in der NRhZ vom 19. November 1848313 wird zwar Marx’ Charakterisierung der Steuerverweigerung als „bürgerlicher Widerstand“ aufgegriffen (S. 76 und 79). Aber die auf Schlesien bezogenen Ausführungen weisen nicht auf Marx,314 sondern vielmehr auf Wilhelm Wolff als Autor. (Erl. 106.17–18.) Im „Extra-Blatt zu Nr. 150“ der NRhZ vom 23. November 1848 findet sich eine „Privatmittheilung“ aus Frankfurt am Main, dass „die Linke und das linke Centrum der National-Versammlung ... den Beschluß gefaßt“ hätten, „auszuscheiden“ und „sich als demokratischen Ausschuß für Deutschland zu konstituiren“.315 Ob der aus zwei Sätzen bestehende Kommentar, in dem dieser Beschluss begrüßt und als Notwendigkeit bezeichnet wurde, ohne dass man sich für die Nachricht verbürgen könne (Erl. 123.6–8), von Marx verfasst wurde, wie 1976 in dem Ergänzungsband der zweiten russischen Werkausgabe angenommen wurde,316 muss offen bleiben. Der Leitartikel „Der Bericht des Frankfurter Ausschusses über die österreichischen Angelegenheiten“ in der NRhZ vom 28. November 1848317 wurde wahrscheinlich weder von Engels noch von Marx verfasst.318 Ironisch werden der Bericht und die Dokumente über die diplomatische Sondermission kommentiert, die die Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Karl Theodor Welcker und Johann Ludwig Mosle im Auftrag des Reichsverwesers im Oktober 1848 als Reichskommissare nach Österreich unternommen hatten und die von vornherein keine Aussicht auf Erfolg hatte. Statt in das fast völlig eingeschlossene Wien begaben sich Welcker und Mosle, in der NRhZ als Eisele und Beisele karikiert, ins Hauptquartier des Oberbefehlshabers der Regierungstruppen, wo sich Windischgrätz jede Einmischung verbat, und nach Olmütz.319 Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass Engels den Text von Bern aus an die Kölner Redaktion sandte, aber auch aus zeitlichen Gründen wenig wahrscheinlich. Vermutlich schrieb Georg Weerth den Artikel, auf den 313

* Köln, 18. November. Unser Raum gestattet heute ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. 314 Siehe МЭС➁ Tom 43. S. 42/43, und entsprechend MECW. Vol. 8. S. 39/40. – MEGA➀ I/7. S. 681/682, vermutete, dass wenigstens der letzte Absatz von Marx geschrieben sei. 315 * Köln, 22. November. Nach Privatmittheilungen ... In: NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. – Siehe für den Text Erl. 123.6–8. – Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. (Fn. 111.) S. 86–88. 316 Siehe МЭС➁ Tom 43. S. 50, und entsprechend MECW. Vol. 8. S. 54. 317 * Köln, 27. November. (Der Bericht des Frankfurter Ausschusses über die österreichischen Angelegenheiten.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. S. 1, Sp. 1–3. 318 Wurde in MEGA➀ I/7. S. 470–474 und XIX/XX, noch davon ausgegangen, dass Engels den Artikel verfasst hatte, so wurde in МЭС➁ und MEW die Frage der Autorschaft offen gelassen. (MEW. Bd. 6. S. 69–74.) 319 Siehe Ernst Rudolf Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Bd. 2. Stuttgart 1960. S. 714/715.

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über den ironisch-literarischen Stil des Textes hinaus die Anspielungen auf John Miltons Gedicht „Paradise Lost“ von 1667 und Gioacchino Rossinis Oper Tancredi von 1813 hinweisen. Andererseits kam in der NRhZ nur Wilhelm Wolff mehrmals auf die in dem Artikel erwähnten Figuren Eisele und Beisele in seiner Glosse „Aus dem Reich“ zurück.320 Bei zwei redaktionellen Artikeln vom 30. November und 31. Dezember 1848 handelte es sich wahrscheinlich ursprünglich um Berichte des Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering. In beiden Fällen weisen Duktus, Stil und Wortwahl eindeutig auf diesen hin. In dem ersten Text wurde über die „LakaienNatur deutscher Professoren“ in Berlin und Halle räsonniert,321 und in dem zweiten Artikel „Die neue ,heilige Allianz‘“ 322 wurde versichert, an einer von Preußen, Österreich und Russland vereinbarten „neuen ,heiligen Allianz‘“ könne es keinen Zweifel geben. (Siehe S. 428.21 und Erl.) Immer wieder war Müller-Tellering in seinen Korrespondenzen in ähnlicher Weise auf die österreichische Erzherzogin Sophie, „jetzt Kaiserin-Mutter“, und ihre Rolle am Hof eingegangen; auch die Begriffe „Deutsch-Hebräer“ und „östreichische[r] Standrechtskaiser“ weisen auf ihn hin. In einem weiteren Artikel, der bisher Marx zugeschrieben wurde, wird direkt Bezug genommen auf den ersten Beitrag „Deutsche Professorengemeinheit“ („Kürzlich erwähnten wir der Loyalitätsadressen, die von Halleschen und Berliner Professoren an den König eingereicht worden.“)323 Er stammt zwar nicht von Müller-Tellering, aber ob ihn Marx oder wahrscheinlich eher noch Wilhelm Wolff schrieb, lässt sich nicht feststellen. In dem durch Querstriche von anderen Artikeln abgesetzten Text „Abfertigung“ in der NRhZ vom 27. Dezember 1848 wurden Vorwürfe der „Kölnischen Zeitung“, des „literarische[n] Lumpenproletariat[s] des Hrn. Dumont “, gegen Ferdinand Freiligrath zurückgewiesen.324 In dem Konkurrenzblatt war die Vermutung geäußert worden, Freiligrath sei der Verfasser von Korrespondentenberichten an die New Yorker „Deutsche Schnellpost“, in denen die Joseph DuMont am 3. November 1848 dargebrachte „Katzenmusik“ und die damit

320

Siehe [Wilhelm Wolff:] §. Aus dem Reich. In: NRhZ. Nr. 187, 5. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1. – Es handelte sich ursprünglich um Figuren aus der 1847 anonym erschienenen Schrift „Doctor Eisele’s und Baron von Beisele’s Landtagsreise im April 1847“ (Leipzig 1847). 321 MEW. Bd. 6. S. 81/82. – * Köln, 29. Nov. (Deutsche Professorengemeinheit.) In: NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 2, Sp. 1. 322 MEW. Bd. 6. S. 146/147. – * Köln, 30. Dez. (Die neue „heilige Allianz“.) In: NRhZ. Nr. 183, 31. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. – Nachgedruckt in Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 3, 3. Januar 1849. S. 2/3; Kemptner Zeitung. Nr. 5, 5. Januar 1849. S. 2/3. 323 MEW. Bd. 6. S. 83. – * Köln, 6. Dezbr. (Herr Raumer lebt noch.) In: NRhZ. Nr. 162, 7. Dezember 1848. S. 1, Sp. 2. 324 Abfertigung. In: NRhZ. Nr. 179, 27. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. – MEW. Bd. 6. S. 145.

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verbundenen Ausschreitungen gerechtfertigt worden waren.325 Marx’ Autorschaft ist zwar möglich, nicht zuletzt da er einen Monat später den Begriff „literarisches Lumpenproletariat“ in Bezug auf die Redakteure der „Kölnischen Zeitung“ in einem seiner Artikel selbst verwendete (S. 324), aber wie in anderen ähnlichen Fällen lässt sich nicht ausschließen, dass der Angegriffene, also Freiligrath, die Zeilen selbst schrieb. Der erstmals 1976 im Ergänzungsband 43 der zweiten russischen MarxEngels-Werkausgabe326 veröffentlichte Artikel „Pfaffenrebellion“ der NRhZ vom 14. Januar 1849 wurde wahrscheinlich nicht von Engels verfasst. Der namentlich unbekannte Korrespondent – möglicherweise ein radikaler deutscher Demokrat – schrieb offensichtlich unmittelbar aus Neuchaˆtel und teilte vor allem spezifisch lokale Ereignisse mit.327 Im Anschluss an die Wiedergabe eines dem „Frankfurter Journal“ entnommenen Berichts über einen bevorstehenden Geschworenenprozess gegen führende Demokraten aus Weimar und Jena wurde in der NRhZ vom 10. Februar 1849 in Klammern – offensichtlich von einem Redaktionsmitglied – die Hoffnung ausgesprochen, dass „das Volk“ bei „seinem nächsten Siege“ nicht wieder „so einfältig oder vergeßlich sein“ werde, „alle seine Folterknechte in Amt und Würden“ zu belassen.328 Marx’ Autorschaft ist möglich, aber nicht zwingend. „Die phantastische Periode der europäischen Revolution, die Periode der Schwärmerei, des guten Willens und der Rednerblumen“ sei beschlossen, heißt es in einem kurzen Kommentar in der Rubrik Italien in der NRhZ vom 28. Februar 1848, nachdem sich die Proklamation der Republik in Rom bestätigt hatte. „Die Republik in Rom! Ist das erste Wort des Revolutionsdrama’s von 1849.“ 329 Es muss offen bleiben, wer die Zeilen schrieb, ob dies Marx, Engels oder der seit Oktober 1848 die Rubrik Italien betreuende Ferdinand Freiligrath war.

325

* Wer da wissen will ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 342, 25. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 1. 326 МЭС➁ Tom 43. S. 91/92. 327 ** Neuchatel, 9. Januar. (Pfaffenrebellion.) In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. 328 MEW. Bd. 6. S. 260. – Aus dem Weimarischen, 3. Februar. (Der politische Prozeß.) In: NRhZ. Nr. 218, 10. Februar 1849. S. 2, Sp. 1. 329 MEW. Bd. 6. S. 308. – * Die italienische Konstituante ... (Die Proklamation der Republik in Rom.) In: NRhZ. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1. Rubrik: Italien.

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Editorische Hinweise

Editorische Hinweise Der vorliegende Band ist nach den seit 1993 geltenden Editionsrichtlinien der MEGA bearbeitet worden.330 Grundlage für den Edierten Text bilden die überlieferten Originalmanuskripte und Drucke von Marx und Engels. Durch Recherchen in 36 Bibliotheken und Archiven gelang es Franc¸ois Melis in den Jahren 1993 bis 1998, bisher unbekannte Nummern, Flugblätter und Druckvarianten zu ermitteln und damit ein annähernd vollständiges Exemplar der „Neuen Rheinischen Zeitung“ zusammenzutragen.331 Dadurch kann die vorliegende Edition auf eine gegenüber dem Reprint der NRhZ von 1973 nochmals erweiterte Textgrundlage zurückgreifen. Der Reprint von 1973332 war auf der Grundlage des im Besitz des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte, Amsterdam, befindlichen und von Engels herrührenden Originals der NRhZ333 sowie der zu jener Zeit in weiteren Bibliotheken festgestellten Ergänzungen unternommen worden. In Moskau konnte zudem 1998 Marx’ persönliches Exemplar der NRhZ identifiziert werden, das zahlreiche Marginalien und Anstreichungen von Marx enthält.334 Wenn die über den Reprint von 1973 hinausgehenden Ausgaben und Flugblätter der NRhZ der Edition zugrunde gelegt werden, so wird dies in der Zeugenbeschreibung ausgewiesen. Die Texte sind innerhalb der einzelnen Teile des Bandes chronologisch geordnet, wobei ihre Wiedergabe entsprechend ihrer Veröffentlichung in den einzelnen Ausgaben der NRhZ erfolgt. Artikelserien werden jedoch zusammenhängend wiedergegeben. Der Edierte Text folgt den festgelegten Textgrundlagen, die in den Zeugenbeschreibungen mitgeteilt werden. Eine Vereinheitlichung oder Modernisierung der Orthographie und Interpunktion wurde nicht vorgenommen. Entsprechend werden unterschiedliche Schreibweisen wie Papst und Pabst oder Radetzky und Radetzki nicht korrigiert. Übliche Abkürzungen (wie etc., i. e., u. s. w., z. B.) wurden beibehalten, andere Wortverkürzungen ergänzt und die ergänzten Buchstaben unterpunk330

Editionsrichtlinien der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Berlin 1993. Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. (Fn. 111.) 332 Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973. 333 IISG. Amsterdam. Sign. ZF 1320. – Das in Amsterdam befindliche Originalexemplar war bis 1998 irrtümlich Marx zugeordnet worden. 334 RGASPI. Sign. f. 1, op. 1, d. 268. – Darüber hinaus enthält das Exemplar Anstreichungen von Eduard Bernstein. – Siehe Franc¸ois Melis: Das Redaktionsexemplar der Neuen Rheinischen Zeitung, und ders.: Die Geschichte des Marxschen Redaktionsexemplars der Neuen Rheinischen Zeitung. In: Ders.: Zur Geschichte der Neuen Rheinischen Zeitung und ihrer Edition. (Fn. 124.) S. 217–224 und 225–268. 331

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Editorische Hinweise

tet. In Handschriften schwer zu entziffernde Buchstaben werden in kleinerem Druck, unleserliche Buchstaben durch x wiedergegeben. Redaktionelle Hinzufügungen werden in der Herausgeberschrift (Helvetica) gedruckt und in eckige Klammern eingeschlossen. Die bei einzelnen Texten angewandten editorischen Verfahren werden in deren Apparat erläutert. Die zu Beginn eines Zeitungsartikels gegebene Datierung wird – soweit keine weiteren Informationen vorliegen – stets als Entstehungszeit angegeben. Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass die Redaktion der NRhZ immer wieder das Datum der Niederschriften der veröffentlichten Texte in dem Bemühen veränderte, diese näher an das Erscheinungsdatum der jeweiligen Nummer der NRhZ heranzurücken und so aktueller erscheinen zu lassen. In den Fällen, wo der Beitrag auch früher verfasst worden sein kann, wird auf die frühest mögliche Datierung der Niederschrift in der Textgeschichte (Entstehung und Überlieferung) hingewiesen. Bei allen Artikeln, die Marx und Engels (sobald er sich im Januar 1849 wieder in Köln aufhielt) verfasst haben, muss die Niederschrift in der Regel spätestens am Tage vor dem Erscheinen beendet gewesen sein, da mit dem Druck der Zeitung, von Ausnahmen abgesehen, bereits am frühen Nachmittag begonnen und die Zeitung gegen Abend mit dem Datum des folgenden Tages ausgeliefert wurde. Die von Marx und Engels verfassten Texte und die von ihnen zitierten oder erwähnten Korrespondenzen aus der NRhZ oder anderen Tageszeitungen haben in der Regel keine Überschrift. Wenn vorhanden, wird die Titelangabe aus der Inhalts-„Uebersicht“ der jeweiligen Zeitungen (meist auf der ersten Seite der Hauptausgabe oder deren Beilage) entnommen und nach der Wiedergabe von Signum, Orts- und Datumsangabe in runden Klammern ergänzt. In allen anderen Fällen wird der Beginn des Artikels zitiert. Der wissenschaftliche Apparat zu jedem Dokument besteht aus dem Abschnitt Entstehung und Überlieferung mit Zeugenbeschreibung und, sofern erforderlich, aus einem Varianten- und Korrekturenverzeichnis sowie Erläuterungen. Folgende Druckfehler in den Texten der NRhZ werden im Edierten Text nicht ausgewiesen, sondern stillschweigend korrigiert: Quer bzw. auf dem Kopf stehende Buchstaben, umgestellte oder fehlende, groß- statt kleingeschriebene Buchstaben und umgekehrt; fälschlich gesetzte Umlaute bzw. fehlende Umlaute; im Französischen fehlende oder falsche Akzente; fehlender Zwischenraum zwischen zwei Wörtern; versehentlich doppelt gesetzte Wörter. Bei Ausschlüssen wird der Buchstabe ergänzt; doppelt gesetzte Buchstaben eliminiert; eindeutig fehlende Interpunktion wie der Punkt am Ende eines Satzes oder bei deutschen Datumsangaben wurde ergänzt. Nicht ausgewiesen wird auch die Korrektur von Druckfehlern, die auf die versehentliche Verwendung eines falschen Buchstabens durch den Setzer zurückzuführen sind, wie Schweizergrrde statt Schweizergarde, zdgen statt zogen, tst statt ist oder Lumpenprolatariats statt Lumpenproletariats. Der Erschließung des Bandes dienen die Register und Verzeichnisse.

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Editorische Hinweise

Die Annotationen im Namenregister und im Register der Periodika werden schwerpunktmäßig auf den Zeitraum des Bandes beschränkt. Der vorliegende MEGA-Band wurde an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zwischen 2016 und 2020 von Jürgen Herres und Franc¸ois Melis bearbeitet. Die Editionsarbeiten waren 2003 von Franc¸ois Melis begonnen worden, der insbesondere eine detaillierte Übersicht über den Inhalt der drei Bände I/7, I/8 und I/9 (März bis Juni 1849) erstellte. Bereits Mitte der 1980er Jahre hatte eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Martin Hundt im damaligen Institut für Marxismus-Leninismus (IML) der SED in Berlin erste Forschungs- und Editionsarbeiten an den Bänden I/7, I/8 und I/9 aufgenommen. Editha Nagel, Sieglinde von Treskow und Franc¸ois Melis verfassten Studien zur Berichterstattung der NRhZ über Österreich, Ungarn sowie Schleswig, Holstein und Dänemark.335 Zwischen 2007 und 2010 wurden alle 301 Ausgaben der „Neuen Rheinischen Zeitung“ als Volltexte digitalisiert, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Textarchiv online zugänglich gemacht wurden.336 Constanze Tyrell (Berlin) hat den gesamten vorliegenden Band Korrektur gelesen, Wilfried Nippel (Berlin) den Apparatteil, beiden gilt besonderer Dank. Ljudmila Vasina (Moskau) war in vielfältiger Weise bei der Beschaffung und Übermittlung von Dokumenten behilflich und verfasste die Textzeugenbeschreibung der im RGASPI aufbewahrten Originalhandschrift, Götz Langkau (Amsterdam) war bei der Beschreibung der im IISG aufbewahrten Originalhandschriften behilflich. Ursula Albert (Leipzig) erfasste 2005 einen Teil der Texte des Hauptteils. Mit konstruktiven Vorschlägen, kritischen Kommentaren und der Besorgung von Dokumenten sowie biographischen, bibliographischen und anderen Angaben unterstützten die Editionsarbeiten Gerd Callesen (Wien), Valerij Formicˇev (Moskau), Annelie Große (Berlin), Susanne Haaf (Berlin), Bärbel Holtz (Berlin), Peter Hopp (Kiel), Eberhard Illner (Düsseldorf), Matthias Köhler (Berlin), Mathias Lawo (Berlin), Wilfried Nippel (Berlin), Claudia Reichel (†) (Berlin), Walter Schmidt (Berlin) und Ulrich Wyrwa (Berlin). In vielfältiger Weise förderten die Editionsarbeiten die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis Amsterdam, das Rossijski gosudarstvennyi archiv social’no335

Siehe Editha Nagl: Die Revolution 1848/49 in Österreich im Spiegel der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Diss. phil. Berlin 1982; Franc¸ois Melis: Die Rezeption der ungarischen Revolution von 1848/49 durch die „Neue Rheinische Zeitung“. Die Artikel von Friedrich Engels über den Freiheitskampf in Ungarn im Frühjahr 1849. Diss. phil. Berlin 1987; Sieglinde von Treskow: Die Behandlung der Schleswig-Holstein-Frage in der „Neuen Rheinischen Zeitung 1848/49. Diss. phil. Berlin 1989. 336 Online: http://www.deutschestextarchiv.de/nrhz/ bzw. http://megadigital.bbaw.de/index.xql. (27.8.2020.)

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Editorische Hinweise

politicˇeskoj istorii Moskau, das Karl-Marx-Haus Trier der Friedrich-Ebert-Stiftung, das Deutsche Historische Museum Berlin, die Bibliothek der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv Berlin, die Zeitungsabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, das Historische Archiv der Stadt Köln, die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, die Zentralund Landesbibliothek Berlin, das Kreisarchiv Heinsberg, Stadtarchiv Iserlohn und die Lippische Landesbibliothek Detmold.

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Friedrich Engels als Auslandskorrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in der Schweiz 1848/49

Friedrich Engels hielt sich von Ende Oktober 1848 bis Mitte Januar 1849 in der Schweiz auf und sandte von dort aus Korrespondentenberichte über die Innenund Asylpolitik des Landes an die Kölner Redaktion der NRhZ. Von den ermittelten 34 Beiträgen werden im vorliegenden Band 24 erstmalig in deutscher Originalsprache und ein Bericht (S. 112) zum ersten Mal in einer Marx-EngelsAusgabe ediert. Über diese 34 Berichte hinaus sandte Engels auf Bitten von Marx mindestens noch vier weitere Artikel nach Köln. Zwei Texte zum französischen Präsidentschaftswahlkampf wurden in der NRhZ nicht veröffentlicht; sie sind als Manuskripte überliefert. (Siehe Engels: Raspail oder Ledru-Rollin (S. 166–172) und Engels: Proudhon (S. 173–176).) Der Artikel „Die revolutionäre Bewegung in Italien“ (S. 159–162), in dem er Regierungsumstürze in Rom und in der Toskana als „zweite Auferstehung Italiens“ (S. 162) deutet, erschien als Leitartikel. Der umfangreiche Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) bildete den Auftakt von mehr als 110 Beiträgen, die Engels – nach Köln zurückgekehrt – im Frühjahr 1849 über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg schrieb. (Siehe S. 667–673.) Die Eindrücke, die er auf seiner Wanderung durch Frankreich gewonnen hatte, hielt er in einem – unvollendeten – handschriftlich überlieferten Reisebericht fest, dem er sechs kartographische Skizzen seiner Route beifügte. (S. 25–46 und 711/712.)

Die NRhZ und die politische Entwicklung der Schweiz 1848/49 Nachdem sich die liberalen Kantone gegen die katholisch-konservativen Kantone, welche sich 1845 in einem sogenannten Sonderbund zusammengeschlossen hatten, im November 1847 militärisch durchgesetzt hatten, war der Weg frei geworden zur Transformation des Schweizerischen Staatenbundes in einen Bundesstaat. Die neue Bundesverfassung wurde in Volksabstimmungen in den Kantonen angenommen und am 12. September 1848 von der Tagsatzung, der bisherigen Versammlung der Gesandten der Kantone, in Kraft gesetzt. Die Verfassung sah auf der Basis des allgemeinen (Männer-)Wahlrechts ein Zweikammersystem vor, den direkt gewählten Nationalrat und den von den Kantonen beschickten Ständerat, die zusammen die Bundesversammlung bildeten. Als Engels um den 24. Oktober 1848 in Genf eintraf, waren die Wahlen zum Nationalrat weitgehend abgeschlossen, allerdings fanden insbesondere im Kanton Bern noch mehrere Ergänzungswahlen statt. Am 6. November 1848 traten die neu gebildeten Schweizer Parlamentskammern, der Nationalrat und der Ständerat, in Bern zusammen und trafen bis zum

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Engels als Auslandskorrespondent in der Schweiz

25. November alle wesentlichen Entscheidungen. So konnte Engels, nachdem er spätestens am 8. November in Bern eingetroffen war und bei einem gewissen Haeberli (Häberli), Postgasse Nr. 43 B zur Untermiete wohnte, die Debatten und die Beschlussfassungen über die Bildung der exekutiven und legislativen Strukturen und Institutionen sowie deren Einrichtung verfolgen. Die Exekutive, der Bundesrat (Bundesregierung), bestehend aus sieben gleichberechtigten Mitgliedern in der Funktion von Fachministern, von denen der mit der Außenpolitik Beauftragte im jährlichen Wechsel als Bundespräsident fungierte, wurde von beiden Kammern (von dem als Bundesversammlung vereinigten Ständerat und Nationalrat) gemeinsam gewählt. Neben der Außen- und Militärpolitik wurde das Finanzwesen sowie das Zoll-, Münz- und Postwesen in die Kompetenzen des Bundesrats überführt. Am 18. November wurde Bern zur Schweizer Bundesstadt (Hauptstadt) bestimmt. Die Asyl- und Flüchtlingspolitik war in dieser Umbruchphase ein wichtiges außen- und innenpolitisches Thema, über das es auch zu Spannungen zwischen den neuen Bundesbehörden und den selbstbewussten Kantonen kam, in deren Hand bis dato allein die Fremdenpolizei gelegen hatte. Die NRhZ berichtete von Anfang an über die Schweizer Innen- und Außenpolitik, besonders intensiv während sich Engels in Bern aufhielt. Die gesamte Zeitung enthält zu den politischen Entwicklungen in Italien und Frankreich jeweils rund 1200 Beiträge und zu denjenigen in Großbritannien über 500 Beiträge, zu den Schweizer Geschehnissen immerhin 180 Beiträge. Bis zu Engels’ Eintreffen in Bern druckte die NRhZ zur Schweiz 49 Beiträge, in der Mehrzahl aus anderen Zeitungen übernommene Nachrichtenbeiträge, seit Mitte Juni 1848 auch erste Korrespondenzen. Nachdem Sofia Leviova 1973 bereits auf Max Cohnheim als Züricher Korrespondent der NRhZ hingewiesen hatte (Leviova: Die Redaktionsarbeit der „Neuen Rheinischen Zeitung“. S. 69), konnte mit Hermann Lüning ein weiterer identifiziert werden. Hermann Lüning war Otto Lünings Bruder, der im Vormärz die Zeitschrift „Das westphälische Dampfboot“ und ab Juli 1848 zusammen mit Joseph Weydemeyer die „Neue Deutsche Zeitung“ herausgab. Er lebte seit 1845 als Lehrer in Zürich. Von ihm druckte die NRhZ von Juni bis Dezember 1848 unter dem Korrespondentenzeichen „*** Zürich“ bzw. „** Zürich“ elf Berichte, den ersten am 24. Juni, den letzten am 3. Dezember 1848. (Siehe *** Zürich, 19. Juni. (Bundesrevision.) In: NRhZ. Nr. 24, 24. Juni 1848. S. 2, Sp. 3; ** Zürich, 24. November. Daß in unserem industriellen Kanton ... Ebenda. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 2/3. – Hermann Lüning an die Redaktion der NRhZ, 22. September 1848. In: MEGA➁ III/2. S 475. – Siehe Dvorak, W. Schmidt: Lüning, Christian Gottlieb Herrmann. S. 323/324.) Cohnheim, der wegen der drohenden Verhaftung im Zusammenhang mit einer republikanischen Rede auf einer Berliner Volksversammlung am 25. Juni 1848 nach Zürich geflüchtet war, sandte nach eigenen Angaben drei Korrespondentenberichte an die NRhZ, von denen die Zeitung jedoch nur den letzten Bericht veröffentlichte. (Siehe Max Cohnheim an die Redaktion der NRhZ, 20. September 1848. In: MEGA➁ III/2.

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S. 474. – * Zürich, 20. Sept. Es herrscht ... In: NRhZ. Nr. 113, 27. September 1848. S. 2, Sp. 3. – Leviova: Die Redaktionsarbeit. S. 69.) Nachdem Engels am 17. oder 18. Januar 1849 den Berner Kantonbehörden die Aufenthaltsgebühren von 25 Rappen beglichen hatte, trat er seine Rückreise nach Köln an. (Knieriem: Über Friedrich Engels. S. 132/133.) In der Folgezeit bis zur Einstellung ihres Erscheinens im Mai 1849 brachte die NRhZ 56 Nachrichtenbeiträge über die Schweizer Politik, darunter zehn Korrespondentenberichte. Während der knapp zehn Wochen, in denen sich Engels in Bern aufhielt, erschienen also mehr als vierzig Prozent der Beiträge, die die Zeitung über die Geschehnisse in der Schweiz publizierte.

Engels’ Autorschaft Engels’ Korrespondenzen aus der Schweiz erschienen in der NRhZ ebenso wie die Artikel der Redaktion und anderer Korrespondenten anonym. Die überlieferten Briefe von Marx und Engels zeigen, dass es jedoch an Engels’ von November 1848 bis Januar 1849 andauernden Korrespondententätigkeit keinen Zweifel geben kann, offen ist lediglich der Umfang dieser Tätigkeit. Ende Oktober 1848 forderte Marx in einem Brief Engels auf, sobald dieser irgend könne, „Correspondenzen und längere Artikel“ aus der Schweiz zu schicken. (Marx an Engels, um den 29. oder 30. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 163.) Am 11. oder 12. November wiederholte Marx sein Anliegen und fügte abschließend hinzu: „Du kannst ausserdem schreiben, wofür Du willst. Deine Briefe kommen immer zeitig genug.“ (Engels’ Berichte lagen in der Regel innerhalb von drei bis vier Tagen der Redaktion vor.) Wichtig ist der letztere Brief jedoch auch deshalb, weil aus ihm hervorgeht, dass Engels bewusst nach Bern weitergereist war. Auf einen nicht überlieferten Brief von Engels antwortend, unterstützte Marx Engels’ Absicht „nach Bern zu gehn“ und den „angegebnen Plan“ auszuführen. (Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. Ebenda. S. 164; zur präzisierten Datumsangabe siehe Melis: Engels’ Wanderung im Herbst 1848. S. 78.) Mit „Plan“ war aller Wahrscheinlichkeit gemeint, vor Ort über die Schweizer Parlamentsdebatten zu berichten. Darauf weist auch Engels’ Begründung hin, mit der er am 15. November 1848 gegenüber der Direktion der Justiz und Polizei des Kantons Bern sein Gesuch rechtfertigte, eine Aufenthaltsbilligung zu erhalten: Bern biete ihm „gerade jetzt“ die Gelegenheit, „in der Thätigkeit der schweizerischen Bundesversammlung die praktische Wirksamkeit einer Verfassung zu studiren, aus welcher Deutschland jedenfalls Manches lernen kann, besonders zu einer Zeit, wo das deutsche Volk in den Fall kommen kann, sich eine in dieser oder jener Beziehung ähnliche Verfassung zu geben“. (Engels an die Direktion der Justiz und Polizei des Kantons Bern, 15. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 169.) Am 9. Dezember genehmigte der Berner Regierungsrat Engels’ Aufenthalt als politischer Flüchtling unter dem Vorbehalt eines „ruhigen und in jeder Beziehung tadellosen Betragens“. (Zitiert nach Knieriem: Über Friedrich Engels. S. 127 und 132.)

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Aus dem Briefwechsel geht ebenfalls eindeutig hervor, dass Engels tatsächlich Berichte nach Köln schickte. So sah sich Marx am 29. November 1848 gezwungen, Engels zu ermahnen, seine „Briefe“ besser zu siegeln: „Einer war aufgebrochen, wie ich in der Zeitung (natürlich Dich nicht nennend) angezeigt.“ (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171. – S. 157.) Marx bezog sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Engels’ Korrespondenz „Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat“. (S. 163/164.) In demselben Brief forderte er ihn nochmals auf: „Schreib fleissig“, und schlug vor: „Schreib auch gegen die Föderativrepublik, wozu die Schweiz beste Gelegenheit bietet.“ (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Engels griff letzteren Vorschlag in seinen Korrespondenzen nicht auf, von einigen beiläufigen Bemerkungen abgesehen. (Siehe S. 122, 220 und 299). Auch gegenüber August Hermann Ewerbeck, der sich am 14./15. November 1848 in Köln aufhielt und sich offensichtlich kritisch über Engels geäußert hatte, unterstrich Marx: „Dieser Engels ist in der Schweiz, für die gute Sache“, wie Ewerbeck Moses Hess berichtete. ( Moses Hess. Briefwechsel. S. 209. – Siehe ebenfalls Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 167.) Von den im vorliegenden Band edierten 34 Korrespondentenberichten erschienen 31 in der Rubrik „Schweiz“ der NRhZ und drei als redaktionelle Artikel unter „Deutschland“, davon zwei als Leitartikel (S. 126–134, 187–189 und 235– 237). Für die Aufnahme der Berichte sprechen vor allem zwei wichtige Gründe: Erstens sind – abgesehen von den drei als redaktionelle Artikel veröffentlichten Beiträgen („* Köln“) – fast alle mit dem Korrespondentenzeichen „** Bern“ gekennzeichnet. Das Zeichen taucht in der Zeitung erstmals auf, nachdem Engels um den 8. November 1848 in Bern eingetroffen war (S. 87–90), und verschwindet wieder, als er Bern verließ. Die erste Korrespondenz trägt zwar das Signum „** Aus der Republik Neuchatel“ (S. 73/74), aber die im Text gemachten Angaben weisen eindeutig auf Engels hin. So gibt der Verfasser an, seit fünf Wochen auf der Flucht vor der preußischen Polizei zu sein und nun „humoristische Genugthung“ darüber zu empfinden, sich ausgerechnet im Kanton Neuenburg aufhalten zu können, ohne polizeiliche Nachstellungen befürchten zu müssen (S. 73). Neuenburg, seit 1814 ein Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft und zugleich ein mit Preußen in Personalunion verbundenes Fürstentum, hatte sich im März 1848 faktisch von den Bindungen an Preußen befreit und eine republikanische Verfassung gegeben. Auch die Bemerkung „wie bei uns am Rhein“ ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen (S. 74). Eine weitere Korrespondenz, „Die letzten Freischärler“ (S. 301) in der NRhZ vom 14. Januar 1849, ist nur mit einem Stern („* Bern“) gekennzeichnet; aufgrund des engen Zusammenhangs mit einem Bericht vom 24. Dezember 1848 (S. 261–263) ist davon auszugehen, dass auch sie von Engels verfasst wurde. Nachdem die Schweizer Parlamentskammern am 25. November 1848 zum letzten Mal zusammengekommen waren und sich bis ins Frühjahr 1849 vertagt hatten, klagte Engels am Jahresanfang 1849 gegenüber Marx, dass er „in die-

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ser lausigen Schweiz“ nur über „lauter Lokaldreck der lausigsten Art“ schreiben könne. Er versicherte jedoch, bald „ein paar allgemeine Artikel“ darüber zu schicken. (Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5.) Dabei handelte es sich höchstwahrscheinlich um die vier Korrespondenzen „Budget“, „Die Schweizer Presse“, „Schutzzollagitation – Neapolitanische Werbungen“ und „Müller – Die Freiburger Regierung – Ochsenbein“, die die letzten mit dem Signum „** Bern“ gezeichneten Berichte in der NRhZ waren. (Siehe S. 302, 303–307, 308 und 309/310.) Mitte Januar 1849 kehrte Engels nach Köln zurück. Während sich Engels in Bern aufhielt, veröffentlichte die NRhZ 17 weitere Korrespondentenberichte aus unterschiedlichen Städten der Schweiz, davon 15 gekennzeichnet mit zwei Sternen (**). Mit wenigen Ausnahmen wurden darin aktuelle lokale Ereignisse aus dem Blickwinkel des jeweiligen Kantons geschildert. Dies gilt auch für eine mit „** Neuchatel“ gekennzeichnete Korrespondenz, die in der NRhZ vom 14. Januar 1849 erschien. Der unbekannte Korrespondent, dem Inhalt nach zu urteilen ein radikaler deutscher Demokrat, berichtete darin über die zunehmende Verbreitung patriotischer Vereine, die allen „Pfaffengelüsten“ entgegenwirken würden: „Diese patriotischen Vereine bilden sich jetzt überall. Von den Bergen, von La Chaux de Fonds, Locle und dem Traversthal, der Heimath unserer Revolution, ausgehend, breiten sie sich über den ganzen Kanton aus. Selbst das royalistische Dorf les Ponts hat bereits den seinigen.“ (** Neuchatel, 9. Januar. (Pfaffenrebellion.) In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2, Sp. 3.) Der Text, der im Ergänzungsband 43 der russischen Marx-Engels-Werkausgabe als Text von Engels Berücksichtigung fand (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 91/92), wurde in die vorliegende Edition nicht aufgenommen. (Siehe S. 650.) Zweitens weisen die im vorliegenden Band edierten Berichte so zahlreiche inhaltliche Übereinstimmungen und wechselseitige Bezugnahmen auf, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Autor geschrieben wurden. (Siehe ausführlich die einzelnen Textgeschichten „Entstehung und Überlieferung“ sowie die „Erläuterungen“.) Dies gilt auch für die drei als redaktionelle Artikel der NRhZ veröffentlichten Texte. Die beiden als Leitartikel (S. 126–134 und 235–237) veröffentlichten Texte wurden zwar im Unterschied zu den mit „** Bern“ gekennzeichneten Berichten offensichtlich von vornherein als Kommentare geschrieben, aber sie stehen in engem Zusammenhang mit den Korrespondenzen, in denen über die Beratung der Asyl- und Flüchtlingspolitik im Schweizer Nationalrat berichtet wurde. (Siehe ausführlicher S. 837 und 914.) Im dritten Beitrag, der in der NRhZ als redaktioneller Artikel gedruckt wurde, wird – gestützt auf einen Bericht des Schweizer Unternehmers David Specker, der in Wien eine Maschinenbaufabrik betrieb, – das Vorgehen der österreichischen Truppen nach Niederwerfung des Wiener Oktoberaufstands kritisiert. „Die Presse ist sehr aufgebracht über die Behandlung der Schweizer in Wien, von der ich Ihnen neulich einige Proben gab“, heißt es wenige Tage später in einem der Berner Berichte. (S. 219.)

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Inhaltliche Schwerpunkte und Engels’ Arbeitsweise Zunächst konzentrierte sich Engels in seinen Berichten auf die Tätigkeit der neuen Berner parlamentarischen Gremien. Er hebt insbesondere die Bedeutung des Nationalrats hervor, in dem – überwiegend aus „radikal-gefärbten Liberalen“ zusammengesetzt – die „entschieden radikale Partei“ stark vertreten sei. (Siehe S. 87.) In seiner Korrespondenz „Der Nationalrat“ charakterisiert er ausführlich die führenden Politiker, die „Cre`me der Schweizerischen Gesellschaft“. (S. 220. – Siehe S. 141–143, 147/148, 151, 163/164, 177/178, 179 und 220–234. Zum Ständerat siehe S. 87–90, 177/178, 179 und 180/181.) Zumindest einigen der Sitzungen der Bundesversammlung und des Nationalrats folgte Engels von der Zuschauertribüne aus. So merkt er beispielsweise zur Nationalratssitzung vom 22. November an, dass die Rede des schweizerischen Generals Guillaume Henri Dufour mit Applaus bedacht worden sei: „Ich habe sonst nie Beifallsbezeugungen im Nationalrath während der Diskussion gehört.“ (S. 232. – Siehe ebenfalls S. 148, 151 und 229.) Nach der Wahl des Bundesrats am 16. November 1848 beeilte sich Engels, der Kölner Redaktion die personelle Zusammensetzung mitzuteilen (S. 112), und stellte sechs Tage später ausführlich die sieben Regierungsmitglieder vor. Die zu erwartende Politik der neuen Regierung fasst er mit den Worten zusammen: „Nach Innen strenge Handhabung der neuen Bundesverfassung ... nach Außen strenge Neutralität“. (S. 155.) Das schnelle Handeln der neuen Regierung beeindruckte Engels. Mit ihren Gesetzentwürfen zur Vereinheitlichung der Zolltarife, zur Reorganisation der Post und des Militärwesens führe der Bundesrat „in aller Stille ein Stück bürgerlicher Centralisation nach dem andern“ durch, demgegenüber fördere die Frankfurter Nationalversammlung „in ihrer überschwänglichen Ohnmacht und ohnmächtigen Ueberschwänglichkeit nichts zu Tage ..., als ihre eigne Mise`re“. (S. 229.) Eingehend verfolgte Engels die Auseinandersetzungen über den zukünftigen Sitz der Bundesinstitutionen. (Siehe S. 110.10–10, 121.40–122.5, 141.8–13, 151, 163/164, 179, 180/181 und 239/240.) Aus seiner Sicht war Bern als Übergangspunkt der deutschen in die französische Schweiz und „als entstehender Centralpunkt für die ganze Schweizer Bewegung“ die geeignete Hauptstadt (Bundesstadt). (S. 88.) Ausführlich berichtete Engels über die Asyl- und Flüchtlingsfrage, 1848 ein drängendes Problem der Schweizer Außen- und Innenpolitik. Nach dem ersten badischen Aufstand im April 1848 waren zahlreiche deutsche Freischärler und nach den Niederlagen der Armee Carlo Albertos gegen Österreich in Oberitalien im Juli und August 1848 italienische Kämpfer in die Schweiz geflüchtet. In den Kantonen Tessin und Graubünden hielten sich wahrscheinlich rund 20 000 italienische Flüchtlinge auf. Nachdem Gustav Struve im September 1848 einen erneuten republikanischen Aufstand in Baden und Giuseppe Mazzini einen Einfall in das lombardische Val d’Intelvi im Oktober von der Schweiz aus vorbereitet hatten, beide Unternehmungen scheiterten, verstärkten Österreich und Deutschland den Druck auf die Schweiz. Die Eidgenossenschaft, die einerseits

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politischen Flüchtlingen Asyl gewähren und andererseits keine Zweifel an ihrer Neutralitätspolitik aufkommen lassen wollte, ging zunächst gegen die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin und dann auch gegen die deutschen Flüchtlinge in den nördlichen Kantonen restriktiver vor. Eingehend schilderte Engels insbesondere die entsprechenden Debatten des Nationalrats vom 21. und 22. November 1848 und die Auseinandersetzungen in der Schweizer Öffentlichkeit. (Siehe S. 141, 147/148, 179.8–10, 190 und 220–234.) Obwohl die neue Schweizer Bundesverfassung in Artikel 11 bestimmte, dass keine Militärkapitulationen mehr abgeschlossen werden dürften, Engels jedoch im Januar 1849 erfuhr, dass ein „Trupp Luzerner Rekruten“ über Triest nach Neapel befördert werden sollte, bezeichnet er dies als „Skandal der ganzen civilisirten Welt“ (S. 309). Damit setzte er seine Kritik an der Rolle der im Dienst des Königshauses Bourbon stehenden Schweizer Truppen fort, die er bereits in seinem Artikel „Der Schweizer Bürgerkrieg“ in der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung“ vom 14. November 1847 und in seinem Beitrag „Die neueste Heldentat des Haus Bourbon“ in der NRhZ vom 1. Juni 1848 geübt hatte. (Siehe F[riedrich] Engels: Der Schweizer Bürgerkrieg. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 91, 14. November 1847. (MEGA➀ I/6. S. 342–349.) – Ders.: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. In: MEGA➁ I/7. S. 40–42.) Als der deutsche Reichsministerpräsident Anton Ritter von Schmerling am 23. Oktober 1848 die Forderung nach Entwaffnung der deutschen Flüchtlinge und deren Entfernung von der deutschen Grenze bekräftigte, stellt Engels der Frankfurter Note die „Ruhe und Entschiedenheit“ der Berner Antwort vom 4. November gegenüber. (S. 126–134.) Wenige Tage zuvor meldete er, an der Schweizer Grenze würden von Konstanz bis Basel 50 000 Mann deutsche Reichstruppen konzentriert werden. (S. 124.2–2 und 142.) Äußert Engels zunächst durchaus Verständnis für die striktere Schweizer Politik (S. 218/219), wirft er nach Kenntnisnahme eines Zirkulars des Schweizer Bundesrats an die Kantone vom 30. November der Regierung vor, „der neuen heiligen Allianz“ beigetreten und ein „Neuer Bundesgenosse der Kontrerevolution“ geworden zu sein. (S. 235–237.) Die Regierung hatte angeordnet, alle Flüchtlinge in den Grenzkantonen, die am Struveschen Zug teilgenommen hatten, zu internieren. (Siehe S. 235.23–25 und Erl. 218.7–10.) Im Dezember 1848 und Anfang Januar 1849 berichtete Engels über die erneuten Versuche ausländischer Mächte, Schweizer Söldner zu werben. Die historischen und sozialen Aspekte der – Kapitulationen genannten zwischenstaatlichen – Werbungsverträge erläuterte Engels in einer Korrespondenz vom 28. Dezember 1848. Ein Teil der Kantone sehe darin eine „Lebensfrage“; seit fünfhundert Jahren seien die Verträge der „Abzugskanal für die überzählige Bevölkerung“ und damit die „beste Garantie der bestehenden barbarischen Zustände“. Mit dem Verbot der Kapitulationen in der neuen Bundesverfassung – so Engels –, entstehe ein „revolutionäres Ferment“, das „die ältesten und beharrlichsten Sitze der reaktionären Barbarei in Europa endlich in Grund und Boden umwälzen“ werde. (S. 268. – Siehe 239/240, 298–300, 308, 309/310.)

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Im Januar 1849 ging Engels ausführlich auf die Schweizer Zeitungen ein, von denen er offensichtlich eine größere Zahl immer wieder als Informationsquelle für seine Berichte heranzog. Er bescheinigt ihnen, freche persönliche Angriffe zu publizieren, so „daß ein rheinischer Prokurator, dem der Artikel 370 des Code pe´nal heilig ist, es keine drei Tage in einem solchen Land aushalten würde“. Aber davon abgesehen dominiere in ihnen „nichts als die krummbuckligste Kriecherei vor den widerlichen Bornirtheiten eines kleinen, in seiner Kleinheit noch zersplitterten und gränzenlos aufgeblasenen Volks“. (S. 303.16.) Eine Ausnahme bildeten aus seiner Sicht die „besseren Organe der welschen Schweiz und Bern’s“, von denen er vierzehn im Einzelnen vorstellte. (S. 303– 307. – Siehe ebenfalls S. 74, 121, 305 und 177/178.) In näheren Kontakt trat Engels mit der „Berner Zeitung“, die er als Organ der „entschieden radikalen Partei“ bezeichnet, „das am besten redigierte des Kantons, ja der ganzen deutschen Schweiz“ (S. 305).

Hinweise zur Edition Engels’ Korrespondentenberichte werden als Einzelbeiträge ediert, nicht als in der Rubrik „Schweiz“ zusammengefasste Teilbeiträge. Da er nicht in Köln anwesend war, konnte er nicht über Form, Art und Ort der Wiedergabe seiner Berichte entscheiden. Es lässt sich auch nicht nachvollziehen, ob und welche Änderungen, Kürzungen, Umstellungen, Zusammenführungen oder Trennungen die Redaktion aus inhaltlichen oder auch nur aus technischen Gründen vornahm. Wenn nicht anders vermerkt, wird bei der Datierung der edierten Beiträge das zu Beginn der Texte angegebene Datum zugrunde gelegt. Im Ergänzungsband 43 der russischen Marx-Engels-Werke (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976) wurden zum ersten Mal über die bereits zuvor bekannten acht Engels’ Korrespondenzen hinaus 24 weitere in russischer Übersetzung veröffentlicht. Diese werden im vorliegenden MEGA-Band I/8 erstmals in der deutschen Originalsprache ediert. Es handelt sich dabei um folgende Texte: S. 110, 124, 125, 141–143, 147/148, 149, 151, 163/164, 177/178, 165, 179, 180/181, 182, 183–185, 190, 218/219, 239/240, 261–263, 267/268, 298–300, 301, 302, 308 und 309/310. Ein Korrespondentenbericht wird im vorliegenden Band erstmals dokumentiert. (Siehe S. 112.)

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Friedrich Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49

Von Karl Marx aufgefordert, schrieb Friedrich Engels, während er sich noch in Bern aufhielt, den programmatischen Leitartartikel „Der magyarische Kampf“, der in der NRhZ vom 13. Januar 1849 erschien. (S. 286–297.) Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die NRhZ keine redaktionellen Artikel über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg enthalten. Die Zeitung hatte über die kriegerischen Geschehnisse allein Korrespondentenberichte und Nachrichtenbeiträge anderer Zeitungen nachgedruckt. Ende Januar 1849 nach Köln zurückgekehrt, sicherte Engels bis Mai 1849 eine regelmäßige aus Nachrichtenbeiträgen und redaktionellen Artikeln bestehende Berichterstattung der NRhZ über den Krieg in Ungarn. Im Bearbeitungszeitraum dieses Bandes verfasste Engels im Januar und Februar 1849 acht kommentierende Beiträge, die in der Rubrik „Deutschland“ erschienen und von denen zwei als Leitartikel (S. 286–297 und 363–367) veröffentlicht wurden. Darüber hinaus redigierte er seit dem 25. Januar 1849 die Rubrik „Ungarn“ der NRhZ. Dreizehn dieser „Ungarn“-Rubriken, die Kommentare und zusammenfassende Nachrichtenüberblicke enthielten, werden im vorliegenden Band vollständig oder auszugsweise ediert. Von diesen insgesamt 21 Texteinheiten werden hier zwei zum ersten Mal in einer Marx-Engels-Ausgabe (S. 445 und 479–481) und 15 erstmals in deutscher Originalsprache dokumentiert. Darüber hinaus besprach Engels in einer zweiteiligen Artikelserie in der NRhZ vom 15. und 16. Februar 1849 den von Michail Bakunin Anfang Dezember 1848 als Broschüre veröffentlichten „Aufruf an die Slaven“. (S. 428–444. – Michael Bakunin: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten. Mitglied des Slavencongresses in Prag. Koethen: Selbstverlag des Verfassers 1848.) In seiner Rezension knüpfte Engels sowohl an seine Artikelserie „Die Polendebatte in Frankfurt“ von August 1848 (MEGA➁ I/7. S. 517–561) an wie auch an seinen Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297). Im MEGA-Band I/9 werden weitere 89 von Engels verfasste Zeitungsbeiträge zu den kriegerischen Geschehnissen in Ungarn von März bis Anfang Mai 1849 dokumentiert, die meisten ebenfalls zum ersten Mal originalsprachlich.

Engels’ Autorschaft Engels’ Kommentare und Nachrichtenbeiträge über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg erschienen in der NRhZ von Januar bis Mai 1849 anonym, ebenso wie die Artikel der anderen Redakteure. Überlieferte Briefe von Marx und Engels aus den Jahren 1848/49 und spätere Aussagen von Engels zeigen, dass es an Engels’ Autorschaft zumindest eines Teils der entsprechenden Re-

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daktionsbeiträge keinen Zweifel geben kann, offen ist lediglich der Umfang seiner Tätigkeit bis Mai 1849. Seinen ersten Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) schrieb Engels auf Bitte von Marx. Am 29. November 1848 forderte dieser den in Bern weilenden Engels auf, da er „guter Geograph“ sei, „über die ungarische Scheisse (den Völkerbienenschwarm)“ zu schreiben. (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Nach mehr als einem Monat sandte Engels mit Brief vom 7. Januar 1849 „beiliegend“ einen „magyaroslawische[n] Artikel“ (Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5.). Es handelte sich dabei zweifelsfrei um den Text, der unter dem besagten Titel als Leitartikel in der NRhZ vom 13. Januar 1849 erschien. (S. 286–297 und 960. – Siehe Gottfried Kinkel an Marx, 13. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 130; Eduard Müller-Tellering an Marx, 20. Januar 1849. Ebenda. S. 144; Marx an Eduard von Müller-Tellering, 15. Januar 1849. Ebenda. S. 9; Eduard Müller-Tellering an Engels, 1. März 1849. Ebenda. S. 269.) Als Marx 1851 den in die USA ausgewanderten Joseph Weydemeyer dafür gewinnen wollte, „eine Art Taschenbibliothek“ mit Artikeln aus der NRhZ ins Leben zu rufen, schlug er ihm als mögliche Texte auch „Ungarn von Engels“ vor. (Marx an Joseph Weydemeyer, 31. Oktober 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 245; Joseph Weydemeyer an Engels, 1. Dezember 1851. Ebenda. S. 516. – Siehe ebenfalls Marx an Engels, 7. Juni 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 26.) 1851/52 beabsichtigte Engels eine Geschichte des Revolutionskriegs in Ungarn zu schreiben, was er letztlich nicht realisierte. (Siehe MEGA➁ III/3. S. 463 und 537; III/4. S. 524; III/5. S. 117/118, 213, 235 und 286/287.) Gegenüber Weydemeyer sprach er am 11. Juni 1852 ausdrücklich von „meine[n] ungarischen Artikel[n]“, die angeblich in New York von dem früheren Geranten der NRhZ Hermann Korff unter dessen Namen nachgedruckt worden seien. (Engels an Joseph Weydemeyer, 11. Juni 1852. In: MEGA➁ III/5. S. 134.) Damalige Äußerungen von Engels über den Quellenwert der Berichterstattung der NRhZ können ebenfalls als Belege für seine Autorschaft gelesen werden. „Bei nichts blamirt man sich so leicht wie bei der Kriegsgeschichte, wenn man raisonniren will ohne die sämmtlichen Data über Stärke, Verproviantirung und Munitionirung pp. zu haben“, schrieb er 1851. „Alles das geht für eine Zeitung, wo alle Blätter gleich schlecht unterrichtet sind und wo es darauf ankommt, aus den paar Daten, die man hat, die richtigen Schlüsse zu ziehn.“ (Engels an Marx, 3. April 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 88.) Mit Stolz bemerkte er 1852: „Wir haben damals aus den östreichischen Berichten den Gang des ungarischen Kriegs in der N.Rh.Z. famos richtig gerathen und glänzend, aber auch vorsichtig, richtig prophezeit“. (Engels an Marx, 6. Juli 1852. In: MEGA➁ III/5. S. 144. – Siehe auch Engels an Marx, 16. August 1852. Ebenda. S. 178/179. ) 1854 bot Engels dem Redakteur der Londoner Zeitung „The Daily News“ H. J. Lincoln an, für den militärischen Teil der Tageszeitung Beiträge zu schreiben. In diesem Zusammenhang verwies Engels auf sein Studium der Militärwissenschaften in den letzten Jahren und machte insbesondere aufmerksam

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auf „the success, which my articles on the Hungarian Campaign, published at the time in the German Press, were fortunate enough to obtain“. (Engels an H. J. Lincoln, 30. März 1854. In: MEGA➁ III/7. S. 77.) 1897 beschrieb Wilhelm Liebknecht sein erstes Zusammentreffen mit Engels im Spätsommer 1849 am Genfer See. „[I]m Laufe des Gesprächs“ habe er erfahren, dass die Artikel der NRhZ über den Revolutionskrieg in Ungarn, „die man allgemein ... einem hohen Militär in der ungarischen Armee zugeschrieben hatte, von Engels geschrieben waren“. „Er hatte dabei, wie er mir selbst lachend erzählte, absolut kein anderes Material gehabt als das, was alle anderen Zeitungen hatten“. (Wilhelm Liebknecht: Friedrich Engels (28. November 1820 bis 5. August 1895). In: Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. Berlin 1983. S. 379/380.) Diese Aussagen müssen sich nicht zwingend auf die gesamte Ungarn-Berichterstattung der NRhZ von Januar bis Mai 1849 bezogen haben. So verfolgte die Kölner Redaktion während ihres gesamten Erscheinungszeitraums der NRhZ die Vorgänge in Ungarn. Insgesamt findet sich die Rubrik „Ungarn“ 341mal in der Zeitung, teilweise mehrmals in einer Ausgabe. Von Juni 1848 bis Januar 1849 beschränkte sich die Zeitung auf die Wiedergabe von Beiträgen anderer Zeitungen und von Berichten insbesondere ihres Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering. (Siehe S. 587 und 631.) Nachdem Engels am 25. Januar 1849 seine Arbeit in der Redaktion wieder aufgenommen hatte, änderte sich dies. Nun begann die Ungarn-Rubrik auch Kommentare und zusammenfassende Nachrichtenübersichten zu enthalten, die eindeutig als redaktionelle Texte gekennzeichnet waren. Diese unter „Deutschland“ und „Ungarn“ veröffentlichten Artikel und Übersichten weisen viele wechselseitige Bezugnahmen untereinander und zugleich viele inhaltliche und sprachliche Übereinstimmungen auf. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sie von einem Autor – also Engels – verfasst wurden, der zugleich auch die Ungarn-Berichterstattung insgesamt redigierte. (Siehe die Nachweise in den Textgeschichten „Entstehung und Überlieferung“ und in den Erläuterungen.)

Inhaltliche Schwerpunkte und Engels’ Arbeitsweise Dem Königreich Ungarn, dessen Bevölkerung vielfach national gemischt war, etwa vier Millionen Magyaren standen dreieinhalb Millionen Nicht-Magyaren gegenüber, hatte der österreichische Kaiser Ferdinand I. (als Ferdinand V. zugleich König von Ungarn) im März 1848 im Wesentlichen die staatliche Selbständigkeit zugestehen und diese am 11. April 1848 mit den sogenannten Aprilgesetzen sanktionieren müssen. Wenn diese Grundsätze durchgesetzt worden wären, wären Österreich und Ungarn staatsrechtlich nur noch in Personalunion verbunden gewesen und Ungarn hätte sich in eine (weiterhin vom Adel dominierte) parlamentarische Monarchie verwandelt. Nachdem Josip Graf Jelacˇic´, Banus (Statthalter) von Kroatien und kommandierender General der Militärgrenze, mit 40 000 Mann am 11. September 1848 die Drau (Drava) über-

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schritten hatte, um die ungarische Regierung zu stürzen und die unumschränkte Gewalt der Habsburger wiederherzustellen, war es zu einem innerungarischen Bürgerkrieg gekommen. Der Bürgerkrieg, den die Ungarn Ende September zunächst für sich hatten entscheiden können, mündete im Winter 1848/49 in einen Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich. Der Krieg endete im August 1849 mit der Kapitulation der Ungarn, nachdem die russische Armee der österreichischen zur Hilfe geeilt war. Engels’ Kommentierung und Berichterstattung setzte ein, nachdem Alfred Fürst zu Windischgrätz, seit dem 15. Oktober 1848 Oberkommandierender aller außerhalb Italiens stehenden österreichischen Truppen, den Winterfeldzug 1848/49 gegen Ungarn weitgehend für sich hatte entscheiden können. Mitte Dezember hatte Windischgrätz begonnen, sich mit seiner 45 000 Mann starken Hauptarmee gegen Budapest (Ofen und Pest) zu wenden. Die ungarische Armee hatte sich immer mehr zurückziehen und Preßburg (Bratislava), Raab (Györ) und schließlich auch die ungarische Hauptstadt aufgeben müssen. Ende Dezember 1848 hatte die ungarische Regierung ihren Sitz nach Debrezin (Debrecen) verlegen müssen. Am 5. Januar 1849 war Windischgrätz in Budapest eingezogen. Zugleich hatten die ungarischen Streitkräfte auch auf den anderen Kriegsschauplätzen Niederlagen erlitten. (Siehe Kiszling: Die Revolution im Kaisertum Österreich. Bd. 1. S. 220–235, und Bd. 2. S. 1–87; Bona (ed.): The Hungarian Revolution and War of Independence. S. 233ff. und 275ff.) Im Januar 1849 war die entscheidende Frage, ob Ungarn den Krieg bereits verloren habe. Windischgrätz, der nach Prag und Wien mit Budapest die dritte Hauptstadt eingenommen hatte, war davon genauso überzeugt wie Teile der Öffentlichkeit. „Finis Hungariae“, resümierte der Orientalist und Journalist Eugen Alexis Schwanbeck, der in der Kölnischen Zeitung“ die Österreich- und Ungarn-Berichterstattung verantwortete, am 20. Januar 1849 die Entwicklung. „Der Krieg in Ungarn naht seinem Ende.“ ([Eugen Alexis Schwanbeck:] Finis Hungariae. Δ Köln, 19. Januar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 1. – Siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 167/168.) Zuvor hatte er bereits die „hübsche[n] Siegesberichte über die Ungarn“ kritisiert, die die NRhZ von ihrem „unter allen erdenklichen Correspondenz-Zeichen“ figurierenden Wiener Korrespondenten, also Müller-Tellering, abgedruckt habe. „Das Schönste ist“, so Schwanbeck, „daß kein wahres Wort an dem Allem ist.“ (* Allen Zeitungs-Redaktionen ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 1, 1. Januar 1849. S. 4.) In seinem Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) in der NRhZ vom 13. Januar 1849 entwarf Engels eine historische und geostrategische Sicht, in der die Deutschen, Magyaren und Polen eine besondere Rolle einnahmen. Während sie als „Träger des Fortschritts ... aktiv in die Geschichte eingegriffen“ hätten und „jetzt revolutionär“ seien, seien „Alle andern großen und kleinen Stämme und Völker“ Österreichs „contrerevolutionär“. Letztere hätten deshalb „zunächst die Mission, im revolutionären Weltsturm unterzugehen“. (S. 289.)

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Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg

Zum ersten Mal seit 1793 wage es „eine von der kontrerevolutionären Uebermacht umzingelte Nation“ dem „terreur blanche“ einen „terreur rouge“ entgegenzustellen. (S. 286.) Er zeigte sich überzeugt, dass Österreich den Krieg in Ungarn „noch nicht gewonnen“ habe. (S. 296.) Auch wenn den Ungarn momentan „nichts als ihr revolutionärer Enthusiasmus, ihre Tapferkeit“ und „energische, schnelle Organisation“ geblieben sei, seien sie gerettet, wenn sie sich einige Monate halten könnten. Würden sie doch fallen, so würden sie „rühmlich als die letzten Helden der Revolution von 1848“ fallen, aber auch dies „nur auf kurze Zeit“. (S. 296.) In seiner täglichen Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg konnte sich Engels lediglich auf zwei Informationsquellen stützen, erstens auf die von der österreichischen Militärführung regelmäßig herausgegebenen Armeebulletins sowie zweitens auf Berichte und Nachrichtenbeiträge anderer Tageszeitungen. Aus der österreichischen Hauptstadt standen ihm die „Wiener Zeitung“ und die Zeitung „Der Lloyd“ zur Verfügung, darüber hinaus die Augsburger „Allgemeine Zeitung“, die „Breslauer Zeitung“, die Breslauer „Allgemeine Oder-Zeitung“ und das Prager „Constitutionelle Blatt aus Böhmen“. Weitere von Engels des Öfteren als Quelle genannte Zeitungen, die „Agramer Zeitung“, der „Siebenbürger Bote“ und die Zeitung „Közlöny“ (das offizielle Amts-Blatt der ungarischen Regierung in Pest bzw. Debrecen), konnte er nur nach den oben genannten Zeitungen zitieren. Die NRhZ hatte wie die anderen deutschen Zeitungen keinen Zugang zu halbwegs neutralen Informationen aus dem Kriegsgebiet. Nachdem Müller-Tellering Anfang Januar 1849 aus Wien ausgewiesen worden war, hatte die NRhZ selbst dort keinen regulären Korrespondenten mehr. (Zu Müller-Tellering als Korrespondent der NRhZ siehe S. 631.) Im Dezember 1848 übermittelte Paul Dorn, Erzieher in Klausenburg, eine umfangreiche Korrespondenz über die in Siebenbürgen wohnenden Sachsen. (Siehe Klausenburg (in Siebenbürgen) 10. Dez. (Die Sachsen in Siebenbürgen.) In: NRhZ. Nr. 180, 28. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3, bis S. 1, Sp. 1. – Siehe Paul Dorn an die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“, 29. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 492, 1036.) Eine weitere Zuschrift sandte im Januar 1849 der aus Düsseldorf stammende preußische Offizier Adolf Thunis, der am Wiener Oktoberaufstand teilgenommen hatte und nach dessen Niederschlagung in Pest Freiwillige für die Deutsche Legion warb. (* Köln, 26. Jan. (Der magyarische Kampf.) [Gez.:] Ein Rheinländer, Offizier in der ungarischen Armee. In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. – Siehe Melis, Franc¸ois: Neue Forschungsergebnisse zu den Artikeln von Friedrich Engels in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ über die ungarische Revolution. In: Marx-Engels Jahrbuch 11. Berlin 1989. S. 247/248 und 257 Anm. 21.) Auswahl, Diskussion und Bewertung der zugänglichen Informationen nahm Engels von Anfang an in Auseinandersetzung mit den Darstellungen der österreichischen Armeeführung, den Wiener Zeitungen, der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ und der „Kölnischen Zeitung“ vor. Dabei fordert Engels immer wieder mit „Blick auf die Karte“ eine Berücksichtigung der geographischen Ge-

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gebenheiten des Kriegsschauplatzes. (S. 366. – Siehe S. 520 und 529.) Bereits in seinem ersten Grundsatzartikel stellt Engels „die große niederungarische Haide“ als ein „Terrain“ heraus, „das für einen Cavallerie-Parteigängerkrieg“ – Guerillakrieg – „wie gemacht“ sei. (S. 296. – Sowie S. 363, 366/367, 515 und 520.) Schwanbeck wirft er vor, „in Geographie und Strategik“ „gränzenlos unwissend“ zu sein (S. 466). Mit hoher Wahrscheinlichkeit nutzte Engels insbesondere den „Atlas von Europa in zwei und achtzig Blaettern“, herausgegeben 1837 von dem Geographen Friedrich Wilhelm Streit, der fünf handkolorierte Stiche zu Siebenbürgen und Ungarn enthielt. (Atlas von Europa in zwei und achtzig Blättern herausgegeben von Dr. F[riedrich] W[ilhelm] Streit. Berlin 1837. – Darin: „Das Grossfürstenthum Siebenbürgen.“ (Blatt 49), „Koenigreich Ungarn mit Kroazien, Slavonien und der hierzu gehörigen Militär Grenze.“ (Blatt 50, 51, 52 und 53.) – Siehe Melis: „Da Du guter Geograph bist ...“ Die geographische Karte. S. 59–65. – Siehe „Historischer und geographischer Atlas von Europa, herausgegeben von Wilhelm Fischer und Friedrich Wilhelm Streit in drei Bänden“, dessen zweiter Band sich mit zahlreichen Anstreichungen von Marx und Engels im Besitz des Letzteren befand. (MEGA➁ IV/32. S. 327/328.)) In seinem Leitartikel „Der Kampf in Ungarn“ (S. 363–367) besprach Engels das 17. und 18. österreichische Armeebulletin vom 21. bzw. 27. Januar 1849 in Auseinandersetzung mit Schwanbeck, der kurz zuvor bekräftigt hatte, der Krieg in Ungarn gehe seinem Ende entgegen. Das 19. österreichische Armebulletin (S. 375–378) und das 22. (S. 469–473) kommentierte Engels ausführlich in der Rubrik „Ungarn“, das 23. (S. 491–494) wiederum ließ er wörtlich einrücken, um es anschließend kurz zu kommentieren. Immer wieder wiederholt er, dass Terrain und Zeit für die Ungarn arbeiten würden. Der „entscheidende Kampf“ stehe erst noch bevor, und selbst wenn dieser verloren werde, könnten die Ungarn noch immer zum Mittel des Guerillakrieges greifen. (S. 366/367. – Siehe ebenso S. 296, 377 und 520/521.) In seiner Besprechung des 19. Armeebulletins behauptet er, es sei „von vornherein der Plan“ der Ungarn gewesen, „vorläufig alle entscheidenden Schlachten möglichst zu vermeiden, die Kaiserlichen möglichst weit in Ungarn hineinzulocken und hinter ihrem Rücken Bauernkrieg und Guerillas zu organisiren!“ (S. 377.) Schon Ende Dezember 1848 hatte die NRhZ einen Artikel der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ nachgedruckt, in dem der Rückzug der Ungarn als Strategie gedeutet wurde, „das kaiserliche Militär in das Innere des Landes zu locken“, um „daselbst einen Hauptstreich gegen dasselbe auszuführen“. (Wien, 21. Dez. (Die Armeebülletins und die offiziellen Berichte aus Ungarn.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. S. 3, Sp. 2. – Rs Wien, 20. Dec. (Charakter des Kriegs mit Ungarn.) In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 340, 26. Dezember 1848. S. 1.) Engels ließ zwar unter „Ungarn“ immer wieder Nachrichtenberichte anderer Zeitungen in die NRhZ einrücken, parallel verfasste er mehr und mehr zusammenfassende Nachrichtenüberblicke, die durch ein vorweg gesetztes Sternchen „*“ als redaktionelle Texte gekennzeichnet waren. In ihnen verarbeitete er

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Engels’ Berichterstattung über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg

Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu eigenen Berichten, wobei er wichtige Aussagen zitierte und kommentierte. Den kurzzeitigen Einmarsch russischer Truppen in Siebenbürgen (Transsilvanien) am 1. Februar 1849 nimmt Engels in der NRhZ vom 27. Februar (S. 519–526) zum Anlass, „noch einmal den Stand des Kriegs“ zu diskutieren. Die „neue Wendung der ungarischen Angelegenheiten“ (S. 519) deutet er als Beleg dafür, dass die Aufständischen auf den ungarischen Kriegsschauplätzen nicht mehr defensiv auftreten würden, sondern gegenüber der österreichischen Armee die Initiative ergriffen hätten: „Nicht die Oestreicher, die Ungarn sind seit einer Woche die Angreifer gewesen“ (S. 522). Die Auseinandersetzung mit der „Kölnischen Zeitung“ und deren Redakteur Schwanbeck führte Engels in mehreren Artikeln überaus kritisch, teilweise höchst polemisch. (Siehe S. 363–367, 392–394, 461, 462–466 und 469–473.) In der NRhZ vom 6. März 1849 behauptete Engels an die Adresse der „Kölnischen Zeitung“ gerichtet: „Wir haben von vornherein entschieden Partei ergriffen für die Magyaren. Aber wir haben unserer Parteilichkeit nie erlaubt, auf unser Urtheil über die magyarischen Berichte zu influiren. Wir haben diese Berichte weder für Aufschneidereien noch für Evangelien erklärt, wir haben sie mit den übrigen Nachrichten zusammengehalten und ihre Glaubwürdigkeit kritisch festgestellt. Und da haben wir allerdings gefunden, daß sie der Hauptsache nach stets Richtiges enthielten, daß sie wenig Tage nachher von den östreichischen Bülletins jedesmal – direkt oder indirekt – bestätigt wurden.“ ([Friedrich Engels:] Sieg der Magyaren. In: NRhZ. Nr. 238, 6. März 1849. S. 1, Sp. 1.) Mehrmals wandte sich Engels gegen den Vorwurf der „Aufschneiderei“, den Schwanbeck bereits Anfang Februar der demokratischen Presse gemacht hatte. (S. 392.5–5 und Erl. – Siehe S. 470.24–24 und 524.2–2.)

Hinweise zur Edition Nachdem Franz Mehring 1902 Engels’ Leitartikel „Der magyarische Kampf“ ediert hatte und anschließend zuerst in der sowjetischen und dann in der deutschen Werkausgabe (Siehe МЭС➁ Tom 6. Moskva 1957, und MEW. Bd. 6 (1959) drei weitere Ungarn-Artikel von Engels dokumentiert worden waren (S. 346/347, 461 und 462–466), wurden im Ergänzungsband 43 der russischen Marx-Engels-Werke (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976) zum ersten Mal über diese bereits zuvor bekannten Engels’ Artikel hinaus 15 weitere in russischer Übersetzung veröffentlicht. Letztere werden im vorliegenden MEGA➁-Band I/8 erstmals in deutscher Originalsprache ediert. Es handelt sich dabei um folgende Artikel: S. 363–367, 371/372, 375–378, 392–394, 403–406, 408, 469–473, 474–476, 477/478, 482–484, 491–494, 513–516, 517/518, 519–526 und 527. Zwei Texte werden im vorliegenden Band zum ersten Mal in einer Marx-EngelsAusgabe dokumentiert. (S. 445 und 479–481.)

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Karl Marx Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 10./11. Oktober 1848 (S. 3)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die von Marx als Chefredakteur unterzeichnete Erklärung erschien in der ersten Ausgabe der NRhZ, nachdem die Zeitung am 26. September 1848 suspendiert worden und vierzehn Tage lang nicht erschienen war. Die Erklärung wurde unmittelbar unter dem Zeitungstitel über alle drei Spalten fett in vergrößertem Schriftgrad gedruckt. Bereits in einer Anzeige in der „Kölnischen Zeitung“ hatten Marx und die Geranten der NRhZ am 10. Oktober angekündigt, dass die Zeitung am nächsten Tag „regelmäßig wieder erscheinen und die Interessen der Demokratie“ vertreten werde. (MEGA➁ I/7. S. 760.) Durch die Suspendierung der NRhZ infolge des über Köln verhängten Belagerungszustands hatten sich die finanziellen Schwierigkeiten der Zeitung verstärkt. Obwohl der Belagerungszustand bereits am 3. Oktober 1848 aufgehoben wurde, zögerte sich das Wiedererscheinen der NRhZ hinaus. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 1619–1621 und 1627. – Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 455.) Wie aus einem Bericht des Kölner Festungskommandanten Oberst Engels an die Berliner Regierung vom 5. Oktober hervorgeht, soll die NRhZ zu diesem Zeitpunkt Verbindlichkeiten für Papier und Druckkosten in Höhe von 700 Talern gehabt haben. (Siehe Kühn: Der junge Hermann Becker. S. 219 Anm.) Am 7. Oktober 1848 hatten Marx und die Geranten „alle Freunde der Zeitung“ „dringend“ zu einer Versammlung eingeladen, in der „das Bestehen oder Nichtbestehen“ der NRhZ beraten werden sollte und anschließend öffentlich zur Zeichnung von Darlehensscheinen zur finanziellen Unterstützung der NRhZ aufgerufen. (MEGA➁ I/7. S. 756.) Gleichzeitig hatten sie angekündigt, die NRhZ werde am Abend des 11. Oktober wieder ausgegeben werden, wenn „bis zu diesem Termin die durch den Belagerungszustand verursachten Störungen und Schwierigkeiten“ beseitigt werden könnten. (MEGA➁ I/7. S. 759.) In welchem Umfang Darlehensscheine gezeichnet wurden, lässt sich nicht nachvollziehen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die in der vorliegenden Erklärung herausgestellte „Theilnahme“ des Publikums auf diese und andere Akte der Unterstützung bezieht. (Zur finanziellen Entwicklung der Zeitung siehe S. 644–646.) Die Erklärung wurde am 10. oder spätestens am Vormittag des 11. Oktober 1848 verfasst. Zahlreiche deutsche und ausländische Zeitungen informierten über das Wiedererscheinen der NRhZ. Das „Frankfurter Journal“ schrieb: Dass die NRhZ wiedererscheinen konnte, sei der Teilnahme zuzuschreiben, „welche sich ihr zuwandte, da es sich um ihr

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Karl Marx · Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen

Fort- oder Nichtfortbestehen handelte“. Es werde „gewiss dem Unternehmen keinen Nachtheil bringen, dass Freiligrath jetzt unter seinen Redakteuren aufgezählt“ werde. (W Köln, 12. Okt. In: Frankfurter Journal. Nr. 276, 14. Oktober 1848. S. 276.) Das „Bonner Wochenblatt“ teilte mit, dass „nach langen Wehen und höchst wunderbaren Finanz-Operationen“ die NRhZ wieder erschienen sei, und machte die Vorhersage, dass „die mühsam und zum großen Theil aus weiter Ferne, aus Wien, herbeigeschafften Fonds“ der NRhZ vielleicht bis Neujahr ausreichen würden, „länger aber nicht“. Die erste Nummer sei „aus allerlei Notizen zusammengestoppelt“ und enthalte „nur ein[en] kleine[n] Leitartikel“. (Köln, 12. Okt. In: Bonner Wochenblatt. Nr. 278, 18. Oktober 1848. S. 1. – Zur Anspielung auf Marx’ Reise nach Wien im August/September 1848 und auf die finanzielle Unterstützung seiner Zeitung durch polnische Emigranten siehe MEGA➁ I/7. S. 1154 und 1609.) Die „Berliner Zeitungs-Halle“ (Nr. 238, 14. Oktober 1848. S. 2), die Darmstädter „Neue Deutsche Zeitung“ (Nr. 93, 17. Oktober 1848. S. 2) und „Der Ungar. Allgemeine Zeitung für Politik und Belletristik. Neue Folge“, Budapest (Nr. 19, 22. Oktober 1848. S. 161), zitierten Marx’ Erklärung wörtlich. Die Pariser Zeitung „La Re´forme“ schrieb: „La Nouvelle Gazette rhe´nane, qui vient de reparaitre a` Cologne, publie dans son premier numero de longs de´tails qui lui sont transmis par son correspondant.“ (La Nouvelle Gazette rhe´nane ... In: La Re´forme. Paris. 16. Oktober 1848. S. 2.) Mehrere Zeitungen erwähnten insbesondere den Eintritt Ferdinand Freiligraths in die Redaktion. (Köln, 12. Oct. Wir ersehen ... In: Trier’sche Zeitung. Nr. 281, 14. Oktober 1848. S. 1; Köln, 11. Oktober. In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 240, 14. Oktober 1848. S. 4; Düsseldorf, 11. Okt. In. Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 278, 16. Oktober 1848. S. 2106; Köln, 16. Oct. (Zeitungspresse.) In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 281, 17. Oktober 1848. Beilage. S. 2; Düsseldorf, 11. Oktober. In: Neue Passauer Zeitung. Nr. 291, 20. Oktober 1848. S. 232; Berlin, den 20. Oktober. (Freiligrath Redakteur.) In: Deutsche Zeitung aus Böhmen. Prag. Nr. 22, 22. Oktober 1848. S. 149.) „Die Presse“ aus Wien teilte mit, der Dichter Freiligrath sei nach Köln übergesiedelt, „um die neue Rheinische Zeitung, die wider Erwarten aus ihrer Ohnmacht sich erholt hat und zu neuem noch regeren Leben erwacht ist“, mit den „scharfen Waffen seiner treffenden Poesie“ zu unterstützen. (Düsseldorf. Der Dichter ... In: Die Presse. Wien. Nr. 96, 17. Oktober 1848. S. 382. – [Alexander Günther:] Freiligrath in Düsseldorf freigesprochen. In: Jahreszeiten. Hamburg. Nr. 44, 25. Oktober 1848. Sp. 1617–1619. – Herres: Köln 1848–1850 in Augenzeugenberichten. S. 97.) 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], das er in Vorbereitung der Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „Oktober. 1848. (Zeitung suspendirt vom 27 Sept. – 12 October wo sie wiedererschien.)“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

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Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J Durch die Theilnahme ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 1. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 3.1–2

In derselben Ausgabe der NRhZ vom 12. Oktober 1848 forderten die Geranten in einer Anzeige in Bezug auf die Darlehensscheine zur finanziellen Unterstützung der Zeitung (MEGA➁ I/7. S. 756, 759 und 1627) alle „diejenigen Freunde der Zeitung, welche sich mit Einzeichnungen von Unterschriften befaßt haben, ihre Anmeldungen baldmöglichst zu machen, damit die Scheine der Bestimmung gemäß ausgegeben werden können“. (Neue Rheinische Zeitung. [Anzeige.] [Gez.:] Köln, den 10. Oktober 1848. Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3; Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3.) Zwei Tage später schrieben sie: „Da die hinreichende Anzahl von Darlehns-Scheinen gezeichnet ist, so werden wir von heute an die Beträge einziehen.“ (Neue Rheinische Zeitung. [Anzeige.] [Gez.:] Köln, den 14. Oktober 1848. Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 2, Sp. 3.) – Parallel kündigten die Geranten an, die fünfte und sechste Einzahlung von jeweils zehn Prozent pro gezeichneter Aktie der NRhZ einzuziehen. Die vor der Suspendierung der Zeitung angekündigte Einziehung der fünften Einzahlung war noch nicht erfolgt. (Neue Rheinische Zeitung. [Anzeige.] [Gez.:] Köln, den 10. Oktober 1848. Die Geranten. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 883, 903, 966 und 1620.)

3.3

Zur Verhängung des Kölner Belagerungszustands vom 26. September 1848 siehe S. 586–587 sowie MEGA➁ I/7. S. 748, 749, 902/903 und 1617–1621; zur Aufhebung am 3. Oktober siehe Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 455, sowie die Stadtchronik des Kölner Obersekretärs Johann Jakob Peter Fuchs (Historisches Archiv der Stadt Köln. Chron. u. Darst. Nr. 215–218. Chronik 1848. S. 43).

3.3

Zu den finanziellen Schwierigkeiten der NRhZ siehe S. 644–646 sowie MEGA➁ I/7. S. 1619–1621 und 1627.

3.4–5

Zur personellen Zusammensetzung der Redaktion der NRhZ siehe S. 619–630. – In derselben Ausgabe teilte die Zeitung die Übersetzung eines Berichts der belgischen Zeitung „La Nation“ über die Ausweisung von Engels und Ernst Dronke aus Belgien

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Karl Marx · Redaktionelle Erklärung zum Wiedererscheinen

mit. ([Georg Weerth:] * Brüssel, 8. Oktober. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. – Siehe S. 648–650.) 3.5

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Ferdinand Freiligrath nahm am 21. Oktober 1848 seine Redakteurstätigkeit in Köln auf. (Siehe S. 624–626.)

Karl Marx Revolution in Wien 11. Oktober 1848 (S. 4–7)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit dem vorliegenden Leitartikel führt Marx die ausführliche Berichterstattung über die Wiener Ereignisse vom 4. bis 7. Oktober 1848 in der NRhZ vom 12. Oktober ein, in der ersten Ausgabe, die seit der Suspendierung der Zeitung am 26. September 1848 erschien. Die sich anschließende Wiedergabe von Berichten des Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering füllte fast den gesamten dreiseitigen politischen Teil der Hauptausgabe. Die weitere Deutschland- und Auslandsberichterstattung wurde in einer zweiseitigen Beilage mitgeteilt. Nachdem sich am 6. Oktober 1848 in Wien stationierte Truppenteile geweigert hatten, an die ungarische Grenze abzumarschieren und das Heer des Banus von Kroatien (dem höchsten Repräsentanten Kroatiens) Joseph Graf Jelacˇic´ im Kampf gegen die aufständischen Ungarn zu verstärken, war es zum Wiener Oktoberaufstand gekommen. Die meuternden Soldaten sowie Teile der Wiener Nationalgarde und der studentischen Akademischen Legion setzten sich, mit Unterstützung der Wiener Bevölkerung, in Straßenkämpfen gegen die nicht rebellierenden Truppenteile durch. Im Laufe des 6. Oktober wurde Kriegsminister Theodor Graf Baillet von Latour, der als Exponent der Reaktion in der österreichischen Regierung galt, von einer aufgebrachten Menge gelyncht. Der Reichstag, in dem die meisten gemäßigten und rechten Abgeordneten nicht mehr erschienen waren und in dem daraufhin die Radikalen dominierten, erklärte sich in Permanenz und betraute einen Sicherheitsausschuss mit der Ausübung der Exekutivgewalt. Windischgrätz, dem Kaiser Ferdinand I. den Oberbefehl über alle außerhalb von Italien stehenden österreichischen Truppen übertrug, schloss ab dem 23. Oktober den Belagerungsring um Wien. Bereits am 14. Oktober hatten General Maximilian von Auersperg und Jelacˇic´ mit ihren Armeekorps auf dem Wiener Kriegsschauplatz kampfbereit Stellung bezogen, um den für den 17. Oktober erwarteten Aufmarsch ungarischer Truppen zur Unterstützung der Wiener Aufständischen zu verhindern. Nach der Verhängung des Belagerungszustands über Wien am 20. Oktober und nach der Ablehnung seiner Forderung nach bedingungsloser Kapitulation durch die Aufständischen setzte Windischgrätz zum Sturm auf die Stadt an. Nach Gefechten am 26. und 28./29. Oktober kapitulierte die Stadt in der Nacht vom 29./30. Der Anmarsch der Ungarn am 30. Oktober rief jedoch neue Kämpfe hervor. Als die ungarische Armee, die zunächst gezögert hatte, einzugreifen, am 30. Oktober südöstlich von Wien bei Schwechat aufmarschierte, eröffneten Studenten, Mobilgarden und der radikale Flügel der Nationalgarde wieder das Feuer. Der

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Karl Marx · Revolution in Wien

Bruch der bereits geschlossenen Kapitulation durch die Wiener Aufständischen bewahrte das ungarische Heer im Gefecht bei Schwechat wahrscheinlich vor einer vollständigen Niederlage. Am 31. Oktober befanden sich die Ungarn auf dem Rückzug und der Kampf um Wien war vorüber. (Siehe Größing: Der Kampf um Wien im Oktober 1848.) Die NRhZ berichtete in ihren Ausgaben vom 12. Oktober bis 11. November 1848 ausführlich über die Geschehnisse in Wien. Am 17. Oktober veröffentlichte sie zudem eine zweiseitige „Extra-Beilage“ und am 22. und 29. Oktober jeweils eine vierseitige „Zweite Ausgabe“. Sie stützte sich in ihrer Berichterstattung zuerst fast ausschließlich auf die Berichte eigener Korrespondenten. Die NRhZ hatte nach eigenen Angaben in Wien neben Müller-Tellering zumindest noch einen weiteren, nicht namentlich genannten Berichterstatter. (** Köln, 16. Oktober. 10 Uhr Abends. In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. Extra-Beilage. S. 1. – Siehe S. 630–640.) Als mit der Einschließung Wiens und der Intensivierung der militärischen Kämpfe die Meldungen immer spärlicher wurden und in Köln keine Briefe der Korrespondenten mehr eintrafen, griff die Redaktion insbesondere in den Ausgaben ab dem 29. Oktober auf Berichte anderer Zeitungen zurück, wobei sie den Wahrheitsgehalt dieser Berichte mehrmals in Zweifel zog. Als die NRhZ in den Nachmittagsstunden des 11. Oktober 1848 in Köln erstmals wieder ausgeliefert wurde, befanden sich von der ursprünglich siebenköpfigen Redaktion nur der Chefredakteur Karl Marx sowie Georg Weerth in Köln. (Marx an Engels, 29./30. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 163. – Siehe S. 619–630.) Alle übrigen Redakteure – so auch Engels – waren auf der Flucht oder mussten sich verstecken. Marx meldete zwar bereits in der NRhZ vom 12. Oktober 1848, dass Ferdinand Freiligrath neu in die Redaktion eingetreten sei (S. 3.5), aber dieser nahm erst am 21. Oktober seine Arbeit in Köln auf. (Siehe S. 624–626.) Wilhelm Wolff kehrte um den 20. Oktober 1848 nach Köln zurück. Da er mit Haftbefehl gesucht wurde, musste er sich versteckt halten. Von seiner Wohnung aus konnte er allerdings die Redaktion über den Hof ungesehen erreichen. (Siehe 626–628.) Marx und Weerth, schließlich noch Freiligrath und Wilhelm Wolff, dürften bei der Auswertung und Bearbeitung der aus Wien eingegangenen Korrespondentenberichte und Zeitungen eng zusammengewirkt haben. Marx hatte nicht nur an der Berichterstattung der NRhZ über den Wiener Oktoberaufstand wesentlichen Anteil, sondern verfasste auch einen Großteil der in diesem Zusammenhang in der NRhZ veröffentlichten kommentierenden und einleitenden Texte. Neben dem vorliegenden Artikel handelt es sich um Artikel in den Ausgaben vom 19. Oktober (S. 16/17), 3. (S. 52–54, 58–60 und 61/62), 5. (S. 63/64 und 65), 7. (S. 66–68) und 16. November 1848 (S. 93). Vermutlich hat Marx auch an weiteren redaktionellen Einführungen und Kurzkommentaren mitgewirkt oder diese sogar verfasst. Dies lässt sich jedoch nicht mit der gleichen Wahrscheinlichkeit belegen, wie dies in Bezug auf die im vorliegenden Band edierten neun Artikel möglich erscheint.

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Entstehung und Überlieferung

Marx hatte seit dem Erscheinen der NRhZ im Juni 1848 den Bewegungen in der österreichischen Hauptstadt eine große politische Bedeutung beigemessen und war nicht zuletzt deshalb im Spätsommer 1848 selbst nach Wien gereist. Während seines Aufenthalts in Wien vom 28. August bis zum 6. September 1848 (MEGA➁ I/7. S. 1645/1646) hielt er Vorträge in Demokraten- und Arbeitervereinen und traf mit demokratischen österreichischen Politikern zusammen. Auch machte er die persönliche Bekanntschaft Müller-Tellerings, der Ende Juli 1848 seine Korrespondententätigkeit für die NRhZ aufgenommen hatte und dessen erster Bericht aus Wien in der NRhZ vom 3. August 1848 erschienen war. (Siehe S. 630–640. – Zu Marx’ Briefwechsel mit Müller-Tellering siehe MEGA➁ III/2. S. 172 sowie 517, 534, 536 und 546.) Es ist deshalb anzunehmen, dass Marx den vorliegenden ersten Leitartikel und den Leitartikel in der Ausgabe vom 19. Oktober (S. 16/17) zu den Wiener Ereignissen verfasste, und nicht Weerth, der sich neben Marx als einziger Redakteur zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Texte in Köln aufhielt. Die aufgeführten neun Beiträge weisen inhaltliche und sprachliche Übereinstimmungen sowie wechselseitige Bezugnahmen auf, die darauf hindeuten, dass sie von einem Autor entworfen wurden. In dem vorliegenden Artikel wird die Auffassung geäußert, der Oktoberaufstand werde durch das „Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse“ wenn nicht scheitern, so doch zumindest gelähmt werden. Es wird zugleich aber auch die Hoffnung ausgedrückt, die Umstände würden die „Wiener Bourgeoisie“ zwingen, den Kampf fortzusetzen, wolle sie sich „nicht auf Gnade und Ungnade ergeben“. (S. 4.9–14 und 4.15.) Diese Formulierungen werden wiederum in der NRhZ vom 3. November als Beleg dafür zitiert, dass die NRhZ nie die „utopische Hoffnung“ genährt habe, Wien könne nicht besiegt werden. Sollte sich die Niederlage bewahrheiten, wird weiter ausgeführt, so werde dies zeigen, „daß kein Friede, selbst nicht für Uebergangszeiten, ... mit der Bourgeoisie“, „der elenden deutschen Mittelklasse“, möglich sei. (S. 61.5–9 und 61.20.) In dem Leitartikel „Sieg der Kontrerevolution zu Wien“ (S. 66–68) in der NRhZ vom 7. November 1848, in dem die NRhZ nach langem Zögern die Niederlage der Wiener eingestand, wird diese auf den „Verrath“ durch die „Bourgeoisie“ zurückgeführt (S. 66) und damit Bezug auf die vorangegangenen Artikel hergestellt. (Siehe ferner die Formulierung „kroatische Freiheit und Ordnung“, eine Anspielung auf den ersten Artikel des preußischen Bürgerwehrgesetzes, das Marx im Juli 1848 besprochen hatte (S. 17.6 und Erl., ferner S. 20.28, 54.3–4, 64.12–13 und 66.1). – Zu Marx’ Besprechung des preußischen Bürgerwehrgesetzes siehe MEGA➁ I/7. S. 371–380.) Schließlich zählt der erwähnte Leitartikel „Sieg der Kontrerevolution zu Wien“ (S. 66–68) zu den Beiträgen, die Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung bezeichnete. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe S. 749.) Es ist anzunehmen, dass er in diesem Zusammenhang nur eigene Artikel und Artikel von Engels angeführt hat. (Siehe ähnlich MEGA➀ I/7. S. XXI.)

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Karl Marx · Revolution in Wien

Marx hat über die aufgeführten neun Artikel hinaus vermutlich weitere einleitende Texte, die die Zeitung in Bezug auf die Ereignisse in Wien veröffentlichte, verfasst oder an deren Entstehung mitgewirkt. Es könnte sich insbesondere um Texte in den Ausgaben vom 17. und 29. Oktober sowie vom 2., 5., 8. und 10. November 1848 handeln. (** Köln, 16. Oktober. 10 Uhr Abends. (Letzte Wiener Nachrichten.) In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. Extra-Beilage. S. 1; * Wien. (Gerüchte.) In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 2, Sp. 1/2; Wien. Zeitungen und Briefe aus Wien ... In: NRhZ. Nr. 132, 2. November 1848. S. 1, Sp. 1; * Köln. (Die „Breslauer Ztg.“ und die „Kölnische Zeitung“.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 2; Wien. (Bericht der „A.O.Z.“ über die Wiener Ereignisse vom 25. Okt. bis 1. Nov.) In: NRhZ. Nr. 137, 8. November 1848. S. 1, Sp. 1; * Wien. (Heroismus der Reichsgewalt.) In: NRhZ. Nr. 139, 10. November 1848. S. 3, Sp. 3.) Jedoch läßt sich Marx’ Anteil nicht konkretisieren, da zunächst Georg Weerth und dann auch Wilhelm Wolff und Ferdinand Freiligrath wahrscheinlich an der Auswertung und Bearbeitung der aus Wien eingetroffenen Berichte und Nachrichten mitwirkten. Alle weiteren einführenden Sätze, Einfügungen und Bemerkungen, die die NRhZ teilweise in Klammern in aus anderen Zeitungen übernommenen Berichten einfügte, sind in der Regel zu kurz, als dass sie sich einem einzelnen Redaktionsmitglied zuweisen lassen. Da die entsprechenden Briefe der Korrespondenten und die Manuskripte der Redaktion fehlen, lässt sich auch nicht nachvollziehen, wie und in welchem Maße die Redakteure der NRhZ die abgedruckten Korrespondentenberichte bearbeiteten. Der vorliegende Artikel wurde wahrscheinlich in der Nacht oder im Laufe des Vormittags des 11. Oktober 1848 verfasst. So hatte die „Kölnische Zeitung“ noch in ihrer Ausgabe vom 11. Oktober das Ausbleiben der Post aus Wien gemeldet und nur als Gerücht mitteilen können, dass in Wien „ein sehr ernster Aufstand ausgebrochen“ sei. (* Aus Wien ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 277, 11. Oktober 1848. S. 2.) Ebenso wie die NRhZ war auch die „Kölnische“ erst in ihrer Ausgabe vom 12. Oktober in der Lage, ausführlichere Berichte über die Wiener Ereignisse bis zum 7. Oktober abzudrucken. (Kölnische Zeitung. Nr. 278, 12. Oktober 1848. S. 1–3.) In einer „Außerordentlichen Beilage“ zur Ausgabe vom 12. Oktober teilte die „Kölnische“ mit der Datierung „11. October, 10 Uhr Abends“ mit, dass „nach den uns eben zugehenden Berichten vom 8.“ sich in Wien der „Ruf nach Republik“ nicht erhoben habe. (Ebenda. Außerordentliche Beilage. S. 1.) Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die NRhZ erst am späten Abend des 10. Oktober die Korrespondentenberichte aus Wien erhalten hatte, die sie in ihrer zwar auf den 12. Oktober datierten, aber im Laufe des Nachmittags des 11. Oktober ausgelieferten Ausgabe abdruckte. Das „Bonner Wochenblatt“, dem die „erste Nummer“ der NRhZ „sehr mager aus allerlei Notizen zusammengestoppelt“ erschien, resümierte den vorliegenden Artikel. In ihm werde „die Hoffnung“ ausgesprochen, „daß die Wiener Ereignisse wohlthätig auf die Frankfurter Versammlung wirken werde, die sich

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Erläuterungen

gerade damit beschäftigt, ,den Deutschen ein National-Zuchthaus und eine gemeinsame Peitsche zu schenken‘“. (Köln, 12. Okt. In: Bonner Wochenblatt. Nr. 278, 18. Oktober 1848. S. 1.) In seinen Exzerpten „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], die er in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anfertigte, notierte Marx: „114. 12. Oct. Wiener Revolution von 6 und 7 October.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 11. Oktober. (Revolution in Wien.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 4.1–3

Wien. (Neue Revolution.) In: NRhZ. Nr. 1, 1. Juni 1848. S. 2, Sp. 2–3. – Bezug genommen wird auf den Wiener Aufstand vom 25./26. Mai 1848, der ausgebrochen war, nachdem die österreichische Regierung die Auflösung der im März gebildeten bewaffneten studentischen Akademischen Legion und die Schließung der Universität beschlossen hatte. Die Regierung musste ihren Auflösungsbeschluss zurücknehmen. Vorausgegangen war der Aufstand vom 15. Mai, in dessen Folge Kaiser Ferdinand I. nach Innsbruck floh und die Regierung wichtige verfassungspolitische Zugeständnisse machen musste. Insbesondere sollte der zu berufende Reichstag eine konstituierende Versammlung sein, was die oktroyierte Verfassung, die am 25. April für den österreichischen Gesamtstaat in Kraft getreten war, nicht vorgesehen hatte.

4.4

Zum in Köln am 26. September 1848 verhängten Belagerungszustand sowie zur Suspendierung und dem Nichterscheinen der NRhZ bis zum 11. Oktober 1848 siehe S. 586–587.

4.6–8

Siehe die Berichte des Wiener Korrespondenten Eduard MüllerTellering: ·· Wien, 6. Oktbr.; Wien, 6. Okt., 1 Uhr Mittags; Wien, 6. Oktober 71/4 Uhr; Wien, 7. Oktbr. 10 Uhr; Wien, 7. Oktober, 2 Uhr Mittags. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848, S. 1, Sp. 2, bis S. 3, Sp. 1.

4.9–14

Siehe S. 61.5–9 und 66.6–8. – Zu dem Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering und dessen Korrespondenzen siehe S. 587–589 und 631–634.

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Karl Marx · Revolution in Wien

4.14–15

Kaiser Ferdinand I., der nach Ausbruch der Märzrevolution am 17. März 1848 aus Wien nach Innsbruck geflohen und am 12. August nach Wien zurückgekehrt war, flüchtete am 7. Oktober erneut mit seinem Hof, dieses Mal nach Olmütz.

4.18–19

Anspielung auf das nach dem Frankfurter Septemberaufstand (MEGA➁ I/7. S. 727–730, 778/779 und 1654) von der deutschen Nationalversammlung Anfang Oktober 1848 beratene und beschlossene Gesetz betreffend den Schutz der konstituierenden Reichsversammlung und der Beamten der provisorischen Zentralgewalt. In Artikel 1 war vorgesehen, dass ein „gewaltsamer Angriff auf die Reichsversammlung in der Absicht, dieselbe auseinanderzutreiben, oder Mitglieder aus ihr zu entfernen, oder die Versammlung zur Fassung oder Unterlassung eines Beschlusses zu zwingen, ... mit Gefängnißstrafe und nach Verhältniß der Umstände mit Zuchthausstrafe bis zu 20 Jahren bestraft“ werde. (NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3, und Beilage. S. 1, Sp. 1.)

4.22–7.2

Siehe ähnlich S. 17.3, 111, 123.9, 136.15–19 und 215.

4.24–25

[Müller-Tellering:] ·· Wien, 6. Oktbr. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. – Mit Rescript vom 3. Oktober 1848 unterwarf Kaiser Ferdinand I. „das Königreich Ungarn den Kriegsgesetzen“ und unterstellte Banus Joseph Graf Jelacˇic´, der bereits Mitte September in Richtung Budapest aufgebrochen war, alle in Ungarn und Siebenbürgen stationierten Truppen. (Siehe Schütte: Die Wiener Oktober-Revolution. Anhang. Nr. 1; Zewell: Die österreichische Revolution. S. 294. – Zur ungarischen Revolution von 1848 siehe S. 617.)

7.1–3

Siehe * Paris, 9. Oktober. (Girardin contra Cavaignac.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Zum Pariser Juniaufstand von 1848 und zur Rolle des französischen Kriegsministers General Cavaignac siehe MEGA➁ I/7. S. 959–966.

7.6–7

Siehe die Berichte des Wiener Korrespondenten Eduard MüllerTellering: ·· Wien, 5. Oktober; Wien, 5. Oktober. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848, S. 3, Sp. 1–3.

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Karl Marx Die „Kölnische Revolution“ Zwischen dem 9. und 12. Oktober 1848 (S. 8–10)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Leitartikel kommentiert Marx die Kölner Ereignisse vom 25./26. September 1848, die die Stadtgesellschaft gespalten und der Rheinstadt in der deutschen Öffentlichkeit viel Spott eingetragen hatte. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 748 und 1617/1618.) Nachdem die Kölner demokratischen Abgeordneten Karl D’Ester, Friedrich Borchardt und Ulrich Franz Kyll am 29. September 1848 in der preußischen Nationalversammlung beantragt hatten, den am 26. September in Köln verhängten Belagerungszustand sofort aufzuheben und die Kölner Festungskommandanten wegen Aufhebung und Suspendierung gesetzlich garantierter Grundrechte zur Verantwortung zu ziehen (StB. Bd. 2. S. 1263–1275), war in Köln ein heftiger Streit über die Verantwortung für den Barrikadenbau, das Versagen der Bürgerwehr und die politischen Konsequenzen entbrannt. (Siehe Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft. S. 232–238.) Am 1. Oktober erklärte „eine Anzahl kölnischer Bürger“ in einer Adresse an das Berliner Parlament, der Belagerungszustand sei angesichts der „vorhergegangenen Excesse“ und der Versuche „eine[r] gewisse[n] Partei“, die „unteren Volksclassen zu einem Aufstande ... aufzureizen“, „unabweislich geboten“ gewesen. (An die Versammlung zur Vereinbarung ... [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 270, 3. Oktober 1848. S. 4.) Auf Antrag des Rechtsanwalts Hermann Joseph Stupp stellte sich der Kölner Stadtrat mit 12 gegen 11 Stimmen hinter die Adresse, die Ausdruck der Überzeugung der Mehrzahl der Bürger sei. (Oberregierungsrat Birck an Innenminister Eichmann, 2. Oktober 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 454.) Wiederum als Antwort auf diese „Heuler-Adresse“ wurde am 2. Oktober 1848 von Köln aus eine Dankadresse mit 3258 Unterschriften an die drei Abgeordneten für deren „energisches Auftreten ... gegen den Belagerungszustand“ gesandt. (Cöln, den 2. October. In: Zeitung des ArbeiterVereines zu Köln. Nr. 35, 5. Oktober 1848. S. 2/3.) Nach Aufhebung des Belagerungszustands und der damit verbundenen Beschränkungen der Presseund Versammlungsfreiheit am 3. Oktober brachen auch die Auseinandersetzungen innerhalb der demokratischen Bewegung auf. Der Rechtsanwalt Karl Schneider, genannt Schneider II, erklärte am 3. Oktober in der ersten „sehr zahlreich besuchte[n] Volksversammlung“ der Demokraten, „daß die ganzen Ereignisse des 25. und 26. September durch die bewaffnete Macht vorbereitet“ worden seien. Zugleich hätte aber auch die „rote Partei ... den großen Fehler gemacht, ohne Zusammenhang und Energie gehandelt zu haben“. (Oberst Engels an Ministerpräsident Pfuel, 5. Oktober 1848. Zitiert nach Kühn: Der junge

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Karl Marx · Die „Kölnische Revolution“

Hermann Becker. S. 219.) Carl Cramer, der in der Versammlung anschließend sprach, lastete in dem von ihm herausgegebenen „Wächter am Rhein“ das Septemberdesaster der „Zersplitterungs-Partei“ an, die den Kölner Arbeiterverein und inzwischen auch die Kölner Demokratische Gesellschaft zunehmend dominiere. (Die Kölnischen Ereignisse. In: Der Wächter am Rhein. Köln. Nr. 29, 8. Oktober 1848. S. 1. – Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft in Köln. S. 235–238.) Marx, der vom 11. bis 20. Oktober 1848 allein mit Georg Weerth die NRhZ redigierte, hat aller Wahrscheinlichkeit nach den Artikel verfasst. Bereits in der letzten Ausgabe der NRhZ, bevor diese am 26. September 1848 suspendiert worden war, hatte er die Geschehnisse vom 25. September in ähnlicher Weise gedeutet. (Marx: Konterrevolutionärer Feldzug in Köln. In: MEGA➁ I/7. S. 745/746.) Zudem wird sich im vorliegenden Artikel auf Äußerungen von Marx in einer Kölner Arbeiterversammlung bezogen; gemeinsam mit Heinrich Bürgers hatte er am späten Vormittag oder frühen Nachmittag des 25. September die Arbeiter vor einem übereilten Handeln gewarnt. (S. 10.10 und Erl.) Bürgers hielt sich zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes in Düsseldorf versteckt. (÷ Düsseldorf, 2. Nov. (Eine Bataille.) In: NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. S. 1.) Der Artikel war wahrscheinlich ursprünglich für die NRhZ vom 12. Oktober 1848 vorgesehen und am 9./10. Oktober 1848 entworfen worden. Aufgrund der umfangreichen aktuellen Berichterstattung über den Wiener Oktoberaufstand, die die Hauptausgabe füllte, wurden die für die Ausgabe vom 12. Oktober bereits vorbereiteten Deutschland- und Auslandsberichte in einer zweiseitigen Beilage veröffentlicht. Auf den Abdruck des vorliegenden Leitartikels dürfte dann verzichtet worden sein. So konnte er erst in der folgenden Nummer zugänglich gemacht werden. Der Artikel wurde spätestens am Vormittag des 12. Oktober beendet. Der Kölner Korrespondent der „Mannheimer Abendzeitung“ setzte sich in einem Bericht vom 13. Oktober kritisch mit der „hiesigen reaktionären Presse“ auseinander, die die Vorgänge in der Stadt „ausgebeutet“ habe, um „unsere demokratische Partei in der öffentlichen Meinung herunterzusetzen“. Die wiedererscheinende NRhZ beleuchte „die ganze Sache in ihrem Zusammenhang“. (§† Köln, 15. Oktober. Die hiesige reaktionäre Presse ... In: Mannheimer Abendzeitung. Nr. 249, 18. Oktober 1848. S. 992.)

Zeugenbeschreibung J ** Köln, 12. Oktober. (Die „Kölnische Revolution.“) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

686

Erläuterungen

KORREKTURENVERZEICHNIS 8.5

Mäßigung] J Mäßiigung

ERLÄUTERUNGEN 8.1–3

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Die Barricaden in Köln. Δ Köln, 29. September. In: Kölnische Zeitung. Nr. 268, 30. September 1848. S. 1.

8.4

Cavaignac] Anspielung auf den französischen Kriegsminister General Louis Euge`ne Cavaignac, der im Juni 1848 den Pariser Juniaufstand niedergeschlagen hatte. – Bereits am 29. September 1848 hatte Karl D’Ester den Kölner Festungskommandanten Ehrenfried Kayser, der zusammen mit seinem Stellvertreter vor Ort, dem Zweiten Festungskommandanten Oberst Friedrich Engels, den Belagerungszustand verhängt hatte, mit Cavaignac verglichen. „Die Sache steht einzig in ihrer Art da,“ so D’Ester, „kein Cavaignac hätte das gewagt, was General Kayser gethan hat.“ (Berlin, 29. September. Die Sitzung ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 269, 1. Oktober 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1.) – Nach Aufhebung des Kölner Belagerungszustands erschien eine „aktenmäßige Darstellung“ der Kölner Ereignisse, in der wiederum Oberst Engels mit Cavaignac verglichen wurde. (Cavaignac in Köln! Eine wahrheitsgetreue Erzählung der Kölner Ereignisse, mit steter Berücksichtigung der aktenmäßigen Darstellung. Zusammengestellt von mehreren Augenzeugen. Köln 1848.)

8.15–16

Ministerpräsident Ernst von Pfuel rechtfertigte in der preußischen Nationalversammlung am 29. September 1848 die Verhängung des Kriegsrechts in der Festungsstadt Köln mit Verweis auf eine Instruktion an alle Festungskommandanten vom 30. September 1809. Daraufhin bestritt Karl D’Ester, dass diese Instruktion einem Militärkommandanten das Recht geben könne, im April 1848 garantierte Grundrechte des preußischen Volkes außer Kraft zu setzen. (Berliner Nationalversammlung. 62. Sitzung, 29. September 1848. StB. Bd. 3. S. 1266; Berlin, 29. September. Die Sitzung ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 269, 1. Oktober 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1.)

8.20

An die Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung in Berlin. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 270, 3. October 1848. S. 4. – Siehe dagegen Erklärung. [Gez.:] Kyll, Berlin, 5. Oct. 1848. Ebenda. Nr. 278, 12. Oktober 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2.

687

Karl Marx · Die „Kölnische Revolution“

8.24

Kölnische „Journal des De´bats“] Anspielung auf die „Kölnische Zeitung“, die trotz Verhängung des Belagerungszustands weiter erscheinen und berichten konnte. (Für die auf die „Kölnische Zeitung“ gestützte Berichterstattung siehe Cologne (Prusse rhe´nane), le 25 septembre. In: Journal des De´bats. Paris. 28. September 1848. S. 1.)

8.26–9.1

Am 25. September 1848 versuchte die Kölner Polizei am frühen Morgen den Präsidenten des Kölner Arbeitervereins Joseph Moll und dessen Vertreter Karl Schapper, Korrektor der NRhZ, Hermann Heinrich Becker, Präsident des am 13. September von den Kölner Demokraten gebildeten Sicherheitsausschusses, den Gerichtsreferendar Karl Wachter und Wilhelm Wolff, Redakteur der NRhZ, wegen eines „Komplott[s] zum Umsturz“, das mit ihren Reden auf der Worringer Volksversammlung begründet wurde, zu verhaften. (Rheinische Briefe und Akten. S. 432 Anm. 3 und 436.) Nur Becker und Schapper wurden gefasst; Wilhelm Wolff wurde nicht angetroffen; Moll konnte von herbeigeeilten Gefolgsleuten befreit werden, Wachter von Bürgerwehrmännern seiner Kompanie. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 745/746 sowie S. 748 und 1612–1615 und 1617/1618.)

9.6

Stein’schen Armeebefehls] Siehe Erl. 19.12–15.

9.7

Wrangels Proklamation] Rede General Wrangels vom 20. September 1848, nachdem ihn der preußische König Friedrich Wilhelm IV. zum Oberbefehlshaber der zwischen Oder und Elbe stationierten preußischen Truppen ernannt hatte. (Siehe # Berlin, 20. Sept. (Wrangels Rede.) In: NRhZ. Nr. 110, 23. September 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Hachtmann: Berlin 1848. S. 699–702. – MEGA➁ I/7. S. 737 und 1603.)

9.15–17

Die Barrikaden bis anrücke.] Auf das Gerücht hin, das Militär werde gegen die demokratische Bewegung bewaffnet vorgehen, wurden in den Abendstunden des 25. September 1848 relativ unorganisiert dreißig bis vierzig Barrikaden rund um den Kölner Alter Markt errichtet. Aus Sicht führender Demokraten hatte Joseph Moll, der beschworen worden war, sich zu entfernen, zur Zuspitzung der Ereignisse beigetragen, indem er an den Arbeiterversammlungen teilgenommen hatte. (Siehe [Carl Cramer:] Die Kölnischen Ereignisse. In: Der Wächter am Rhein. Köln. Nr. 30, 11. Oktober 1848. S. 1.)

9.26

Julirevolution] Vermutlich: Junirevolution.

9.26–28

Ihr eigentlicher bis Tuchladens.] Siehe An die Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung in Berlin. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 270, 3. October 1848. S. 4. –

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Erläuterungen

Zur Plünderung von Waffenläden siehe MEGA➁ I/7. S. 748 und 1618. 9.34

Müller] Der Kölner Polizeipräsident Friedrich Müller war am 14. Juli 1848 durch Wilhelm Arnold Geiger abgelöst und als Staatssekretär ins Justizministerium berufen worden. (Siehe Hachenberg: Die Entwicklung der Polizei in Köln. S. 99/100.)

9.37–38

„Deutsche Zeitung“] Siehe MEGA➁ I/7. S. 778/779 und 1654–1658.

10.10

Nach den Verhaftungen am frühen Morgen fanden im Laufe des 25. September 1848 in Köln zahlreiche politische Versammlungen statt. Marx begab sich – nach späteren Angaben von Heinrich Bürgers – in das „Versammlungslokal der Arbeiter“ am Alter Markt. Dort erklärten beide, „daß die Demokraten unter keinen Umständen, am wenigsten im gegenwärtigen Augenblicke, einen ,Putsch‘ wollten“. „Die erbitterten Arbeiter“, so Bürgers weiter, „die sich ihren Führer [Joseph Moll] nicht entreißen lassen wollten, ... hörten uns anfangs mit finsteren Mienen an und ließen sich nur schwer dazu bewegen, statt der auf 1 Uhr [nachmittags] berufenen Volksversammlung auf dem Altenmarkte sich um 3 Uhr im Eiser’schen Saale [Hauptversammlungsort der Kölner Demokratischen Gesellschaft] zu versammeln. Die Versammlung auf dem Platze [Alter Markt] hatte dann doch stattgefunden und wurde auch gegen die erneuerten Abmahnungen, welche im Eiser’schen Saale ergingen, fortgesetzt, aber der Eifer hatte sich inzwischen abgekühlt; von keiner Seite war ein Antrag gestellt, Moll mit Gewalt zu schützen oder dem Einschreiten des Militairs Widerstand entgegen zu setzen“. (Bürgers: Erinnerungen an Ferdinand Freiligrath. III.)

10.17–24

Die Kölner Bürgerwehr war der Aufforderung zur Auflösung und Rückgabe der Waffen ohne Widerstand nachgekommen, was in der Öffentlichkeit mit spöttischen Karikaturen kommentiert wurde. (Siehe Herres: Köln in preußischer Zeit. S. 271–277.) – Bereits in ihrer Ausgabe vom 27. September hatte die NRhZ eine Darstellung der Ereignisse des Nachmittags und Abends des 25. September 1848 veröffentlicht, in der auch der Schriftverkehr zwischen Bürgerwehrkommandantur, Polizeidirektion und Festungskommandantur dokumentiert worden war. (Siehe * Köln, 26. Sept. Wie wir bereits mittheilten ... und * Köln, 11 Uhr Morgens. In: NRhZ. Nr. 113, 27. September 1848. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe auch die Wiedergabe der Dokumente in der Stellungnahme des stellvertretenden Kommandanten der Kölner Bürgerwehr, Imhoff, kurze Zeit später in: Bürgerwehr von Köln. [Gez.:] Köln, 1. Oktober 1848. Imhoff. In: Kölnische Zei-

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Karl Marx · Die „Kölnische Revolution“

tung. Nr. 217, 4. Oktober 1848. Erste Beilage. S. 3. Ferner Cavaignac in Köln! Eine wahrheitsgetreue Erzählung der Kölner Ereignisse ... Zusammengestellt von mehreren Augenzeugen. Köln 1848. S. 4–15.) Die „Kölnische Zeitung“ zitierte Auszüge aus der Darstellung der NRhZ. (Siehe * – Aus der Darstellung ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 265, 27. September 1848. S. 1.) 10.26–27

„satte bis Moral“] Heinrich Heine: Romanzen. VII: Anno 1829. Strophe 5.

10.27–28

„freies Leben“] Anspielung auf Friedrich Schillers „Räuberlied“. (Die Räuber. Aufzug 4, Auftritt 5.)

10.28–29

„acta sanctorum“] Taten der Heiligen. Sammlung katholischer Heiligenlegenden, begonnen von Jean Bolland. – Wahrscheinlich Anspielung auf die Unterzeichner der „Heuler-Adresse“.

10.30–31

„Schätze“ bis fressen] Die Bibel. Das Neue Testament. Matthäus 6, 20.

690

Karl Marx Das Ministerium Pfuel 12./13. Oktober 1848 (S. 11)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der vorliegende Beitrag war der erste Leitartikel, in dem Marx seit dem Wiedererscheinen der NRhZ am 12. Oktober 1848 die preußische Regierungspolitik kommentierte. General Ernst von Pfuel war am 21. September 1848 von König Friedrich Wilhelm IV. an die Spitze eines neuen preußischen Ministeriums berufen worden. Nachdem er in der Auseinandersetzung über den Antrag des Abgeordneten Julius Stein (siehe Erl. 19.12–15) überraschend der Mehrheit des Parlaments durch einen Erlass gegen alle reaktionären Bestrebungen im Offizierskorps entgegengekommen war, bemühte er sich angesichts der sich zuspitzenden Verfassungsberatungen – nicht zuletzt gegen den wachsenden Widerstand des Königs – um einen Ausgleich zwischen preußischer Krone und Nationalversammlung. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 534–544; Haenchen: Revolutionsbriefe. S. 175–180; Hachtmann: Berlin 1848. S. 714/715.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Leitartikel verfasst. Dafür sprechen der Verweis auf einen vorangegangenen eigenen Artikel vom 23. Juni 1848 (S. 11.3–9 und Erl.) sowie inhaltliche Übereinstimmungen mit weiteren von ihm geschriebenen Artikeln. Da Marx und Georg Weerth bis zum 20. Oktober 1848 die gesamte Redaktionsarbeit allein bewältigen mussten, ist davon auszugehen, dass Marx – über seine Aufgaben als Chefredakteur und über die Frankreich-Berichterstattung hinaus – insbesondere die Deutschland-Berichterstattung der NRhZ übernahm. Weerth gestaltete gleichzeitig das Feuilleton und stellte die Auslandsberichterstattung sicher. (Siehe ausführlich S. 648–650.) Der Artikel wurde am 12. oder spätestens am Vormittag des 13. Oktober 1848 geschrieben. Eine Nürnberger Zeitung übernahm wörtlich den vorliegenden Text. (Köln, 13. Oktober. In: Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 288, 17. Oktober 1848. S. 3.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 13. October. (Das Ministerium Pfuel.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

691

Karl Marx · Das Ministerium Pfuel

ERLÄUTERUNGEN 11.3–9

Karl Marx: Sturz des Ministeriums Camphausen (MEGA➁ I/7. S. 155.6–11). – Zum Rücktritt Ludolf Camphausens siehe ebenda. S. 906.

11.10

Zum Ministerium Pfuel siehe MEGA➁ I/7. S. 737, 903, 909 und 1602/1603.

11.10

Neufchatel] Bis 1848 verwaltete Ernst von Pfuel im Namen des preußischen Königs das Fürstentum Neuenburg (Neuchaˆtel). (Siehe Erl. 73.12.) – In der vorausgegangenen Nummer hatte die NRhZ gefragt, ob „Pfuel schon Anstalten getroffen“ habe, „unser Neufchatel wiederzuerobern“. (* Köln, 12. October. (Interpellationen.) In: NRhZ. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3.)

11.18

William Shakespeare: König Heinrich IV. Teil 2, 3. Akt., 2. Szene.

692

Karl Marx Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs Zwischen 30. September und 13. Oktober 1848 (S. 12–15)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Artikel diskutiert Marx eine Rede des französischen Politikers Adolphe Thiers in der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 10. Oktober 1848. Thiers hatte sich gegen den von dem Abgeordneten Le´opold Turck (und Jean Baptiste Prudhomme) eingebrachten Antrag gewandt, durch Vermittlung einer Staatskreditanstalt Hypothekenscheine einzuführen, die als Papiergeld Kurs haben sollten. Turck hoffte, durch die Mobilisierung des Grundeigentums die französische Kreditkrise entschärfen zu können. Am 11. Dezember 1848 wurde der Antrag von der französischen Nationalversammlung verworfen. Der Artikel, deutlich als redaktioneller Beitrag gekennzeichnet, erschien in der Rubrik „Französische Republik“ der NRhZ vom 14. Oktober 1848. In der Vorbemerkung zu der knapp einen Monat später in Paris veröffentlichten französischen Übersetzung des Artikels wurde Marx als Autor benannt. „Voici le jugement que porte, en Allemagne, le re´dacteur de la Nouvelle Gazette rhe´nane, M . M a r x ,“ heißt es dort, „que ses e´crits philosophiques signalent comme un des interpre`tes les plus fermes de l’opinion de´mocratique.“ (M. Thiers juge´ en Allemagne. In: La Re´forme. Paris. Nr. 309, 8. November 1848. S. 1.) Darüber hinaus wurde in der folgenden Ausgabe im vorliegenden Artikel ein „[s]innentstellender Druckfehler“ korrigiert. Dabei handelte es sich weniger um eine Fehlerkorrektur als um eine Klarstellung. (S. 14.38–40 und Erl.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 12./13. Oktober geschrieben; möglicherweise wurde er bereits am 30. September begonnen, nachdem erste Teile von Thiers’ Artikelserie im Pariser „Constitutionnel“ gedruckt bzw. in belgischen Zeitungen kommentiert worden waren. Bereits am Vortag hatte die NRhZ über die entsprechende Sitzung der französischen Nationalversammlung mit wörtlichen Zitaten aus den Reden berichtet. (Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Oktober. In: NRhZ. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 4, Sp. 2/3. – Compte rendu des se´ances de l’Assemble´e nationale. Tome 4. Paris 1850. S. 765–774.) In derselben Ausgabe der NRhZ, in der Marx’ Artikel erschien, hieß es in einer Pariser Korrespondenz: „Mit Ausnahme weniger demokratischer Organe, z.B. der ,Reforme‘, herrscht in allen Journalen heute großer Jubel über die gestrige Parlamentsrede Thiers gegen die Hypothekenbillets.“ (NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3.) Und die NRhZ berichtete aus der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 11. Oktober 1848: „Goudchaux, Finanzminister ... Ich habe – beginnt er in dem bekannten großväterlichen Tone – gestern vergessen, Ihnen eine Zahl mitzu-

693

Karl Marx · Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank

theilen. Ich will es jetzt thun. Es sollen also wie bekannt für 2 Milliarden Franken Hypothekenbons geschaffen werden. Diese 2 Milliarden würden unter höchstens 50 000 Grundeigenthümer vertheilt werden. Mit anderen Worten: 50 000 Grundherren würden den Kredit von 30 Millionen Franzosen ausbeuten. Außerdem habe die Pariser Handelskammer die Verwerfung der Maßregel entschieden verlangt (Ah, ah!) Sobald Goudchaux geendet, schritt die Versammlung zur Abstimmung über die Frage: ob sie überhaupt in die Diskussion der einzelnen Artikel der gefürchteten Bon’s eintrete? Diese Frage wird mit 578 gegen 210 Stimmen verneint. Die Hypothekenbon’s sind somit begraben.“ (Nationalversammlung. Sitzung vom 11. Oktbr. Ebenda. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1.) Eine französische Übersetzung des Artikels erschien – auf Betreiben des Pariser Korrespondenten der NRhZ August Hermann Ewerbeck – in der Pariser Tageszeitung „La Re´forme“. (M. Thiers juge´ en Allemagne. In: La Re´forme. Paris. Nr. 309, 8. November 1848. S. 1. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. 675.) Ewerbeck berichtete drei Wochen später aus Paris: Der „in ,La Re´forme‘ übergegangene Artikel der N. Rhein. Zeitung gegen Thiers, den nationalökonomischen Schriftsteller, hat böses Blut gesetzt. Alle Pariser- und Provinzial-Thiersblätter poltern.“ ([August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 23. Nov. In: NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.)

Zeugenbeschreibung J * Hr. Thiers publizirt ... (Thiers’ Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1–3. Rubrik: Französische Republik. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 12.17

Turck] J Türk

13.40 15.35

den] J der Turckesche] J Türkesche

Im Text ingesamt so korrigiert.

ERLÄUTERUNGEN 12.1–3

694

Siehe A[dolphe] Thiers: De la proprie´te´. In: Le Constitutionnel. Paris. Nr. 272–276 und 285–291, 28. September bis 17. Oktober 1848. – Adolphe Thiers: De la Proprie´te´. Paris 1848. – Die Brüsseler „L’Inde´pendance Belge“ druckte zunächst Thiers Vorwort und dann dessen Werk vollständig ab. (Siehe Nouvelles de Paris d’aujourd’hui. In: L’Inde´pendance Belge. Bruxelles.

Erläuterungen

Nr. 273, 29. September 1848. Edition du matin. S. 3, Sp. 4; Voici l’avant-propos ... Ebenda. Nr. 274, 30. September 1848. S. 1, Sp. 3/4; ferner ebenda. Nr. 275, 1. Oktober 1848, bis Nr. 293, 19. Oktober 1848, jeweils als Supple´ment.) 12.5

„Observateur“] L’Observateur Belge. Bruxelles. 30. September 1848. S. 2. (MEGA➀ I/7. S. 675.)

Nr. 272,

12.9–10

Bruxelles, le 11 octobre. Revue Politique. In: L’Inde´pendance Belge. Bruxelles. Nr. 286, 12. Oktober 1848. Edition du matin. S. 1. – Compte rendu des se´ances de l’assemble´e nationale. Tome 4. Paris 1850. S. 765–774 (Thiers) und 758–761 (Turck). – Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Oktober. In: NRhZ. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 4, Sp. 2/3.

14.27

Dombasle] Der französische Agrarwissenschaftler Christoph Joseph Alexandre Mathieu de Dombasle. – Zum Hypothekenwesen siehe ders.: Annales agricoles de Rovilles, ou Me´langes d’agriculture, d’e´conomie rurale, et de le´gislation agricole. Premie`re Livraison. Paris 1824. S. 297/298.

14.38–40

Wir läugnen bis aufzuhelfen.] Zu dieser Textstelle heißt es – aller Wahrscheinlichkeit nach auf Veranlassung von Marx – einen Tag später in der NRhZ: „Sinnentstellender Druckfehler in Nr. 116 d. ,N. Rh. Ztg.‘ Seite 3 Spalte 2, Zeile 31 von unten lies: ,Wir leugnen allerdings, daß es möglich ist, den kleinen Grundeigenthümern innerhalb des jetzigen Systems durch irgend ein finanzielles Kunststück aufzuhelfen,‘ Statt ,daß es unmöglich ist u. s. w.‘“ (Sinnentstellender Druckfehler ... In: NRhZ. Nr. 117, 15. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.)

14.41

beste der Welten] Voltaires Novelle „Candide ou l’optimisme“ von 1759 trug in der deutschen Übersetzung von 1776 den Titel „Candide oder die beste aller Welten“.

695

Karl Marx Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ und die Wiener Revolution 17./18. Oktober 1848 (S. 16/17)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Im vorliegenden Leitartikel, der Besprechung eines Kommentars der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ vom 16. Oktober 1848, sieht Marx im Wiener Oktoberaufstand ein „erstes Wetterleuchten“ im Kampf gegen die sich in ganz Europa auf dem Vormarsch befindliche „Contrerevolution“. Es ist davon auszugehen, dass Marx, der zu diesem Zeitpunkt zusammen mit Georg Weerth allein die NRhZ gestaltete, den vorliegenden Artikel verfasste. (S. 680/681.) Darauf weist auch die Formulierung „kroatische Freiheit und Ordnung“ hin, eine Anspielung auf den ersten Artikel des preußischen Bürgerwehrgesetzes, das Marx im Juli 1848 besprochen hatte. (S. 17.6 und Erl.) Diese Formulierung wurde in mehreren Artikeln aufgegriffen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Marx geschrieben wurden. (S. 20.28, 54.3–4 und 66.1.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 17., spätestens am Vormittag des 18. Oktober 1848 verfasst. Die dänische Zeitschrift „Politiske Flyveblade“ veröffentlichte mit einer Einleitung eine wörtliche Übersetzung des Artikels, mit Ausname des letzten Satzes. (Republikanerne, Reactionen og den osterrigske Krisis. In: Politiske Flyveblade. Supplement til vor Journal-Presse. 27. Oktober 1848. S. 28/29.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Okt. (Die F. O.-A.-Z. und die Wiener Revolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 120, 19. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 16.7

696

gewidmet] J gewidnet

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 16.1–8

Ueber die neuesten Vorgänge in Wien. In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 280, 16. Oktober 1848. S. 1.

16.9

Moniteur] Anspielung auf die Pariser Tageszeitung „Le Moniteur universel“, seit 1798 offizielles Regierungsorgan. (Siehe S. 79.18 und Erl.)

16.10–11

Karl Peter Berly, Redakteur der „Frankfurter OberpostamtsZeitung“ bis 1847. – Zu seinen spätestens seit 1840 erhaltenen finanziellen Zuwendungen aus den geheimen Fonds der französischen Regierung siehe Revue re´trospective ou Archives secre`tes du dernier gouvernement. Ed. par Jules Taschereau. Paris 1848. No. 3. S. 36–41.

16.13

Frankfurter Concil] Deutsche Nationalversammlung

16.17–18

Mainzer Immediatkommission] Anspielung auf die aufgrund der Karlsbader Beschlüsse von 1819 in Mainz geschaffene, bis 1828 tätige Bundeszentralbehörde zur Untersuchung revolutionärer Umtriebe sowie auf die ebenfalls im Rahmen der Demagogenverfolgungen in Preußen eingerichtete Immediat-Kommission zur Ermittlung hochverräterischer Umtriebe.

16.19–20

„Nun

16.22

Lykurge] Mit Bezugnahme auf Lykurg, der Legende nach Gesetzgeber von Sparta, hier: Gesetzgeber

16.22–23

Nach dem Frankfurter Septemberaufstand von 1848 hatte die provisorische Zentralgewalt in Frankfurt am Main den Belagerungszustand erklärt und politisch-polizeiliche Abwehrmaßnahmen zur Überwachung oppositioneller Bestrebungen getroffen. Reichstruppen wurden zusammengezogen, unter anderem auch bei Frankfurt, und zum Schutz der deutschen Nationalversammlung erging ein entsprechendes Reichsgesetz. (S. 4.18–19 und Erl. – Siehe Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte. Bd. 2. S. 700f.)

17.3

Siehe ähnlich S. 4.22–7.2, 111, 123.9, 136.15–19 und 215.

17.6

„kroatische Freiheit und Ordnung“] Anspielung auf Artikel 1 des preußischen Bürgerwehrgesetzes vom 17. Oktober 1848, den Marx auch in seiner Besprechung des entsprechenden Gesetzentwurfs im Juli zitierte: „Die Bürgerwehr hat die Bestimmung, die verfassungsmäßige Freiheit und die gesetzliche Ordnung zu schützen.“ (MEGA➁ I/7. S. 371.) – Die konservativen Vereine organisierten sich 1848 unter der Zielsetzung für „Freiheit und Ordnung“ eintreten zu wollen. (Siehe Grünert: Sprache und Po-

bis

erhoben.“] Kirchenlied (1644) von Martin Rinckhart.

697

Karl Marx · Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ und die Wiener Revolution

litik. S. 272ff.) – Der Begriff „Ordnung“ wurde erstmals in der NRhZ vom 17. Oktober mit dem Adjektiv „kroatisch“ verknüpft. In einem Bericht aus Wien kommentierte der Korrespondent Müller-Tellering Aussagen eines von ihm zitierten österreichischen Abgeordneten in Klammern mit dem Ausruf: „(o kroatischer Fortschritt und kroatische Ordnung!)“. ([Müller-Tellering:] ·· Wien, 11. Okt. In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1.) In der Folgezeit verwendete Marx die Formulierung „kroatische Freiheit und Ordnung“ mehrmals. (S. 20.28, 54.3–4 und 66.1.) 17.10

sage, was willst Du mehr?] Heinrich Heine: Die Heimkehr (1823–1824) LXII, Strophe 1, Refrain.

17.17–18

Siehe Bukarest, 28. September. (Die Türken in der Walachei. Manifest Fuad Effendi’s.) In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. – Bereits in der NRhZ vom 18. Oktober wurde der Kölner liberale Rechtsanwalt Hermann Joseph Stupp in zwei redaktionellen Artikeln, in denen lokale Kölner Vorgänge kommentiert wurden, als „kölnische[r] Fuad Effendi“ bezeichnet. Zugleich wurde darin Stupp mit Hudibras, dem Helden des gleichnamigen satirischen Gedichts von Samuel Butler von 1663/1664, verglichen. (Köln, 17. Okt. (Wittgenstein’s Wahl zum Deputirten); * Köln, 17. Oktober. (Ein Schreiben des Obersten Engels. Eine Mordthat.) In: NRhZ. Nr. 119, 18. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2.) Eine Ausgabe von Butlers Gedicht befand sich in Marx’ damaliger Bibliothek (siehe MEGA➁ IV/5. S. 302).

17.18–19

„verfassungsmäßigen Freiheit und Ordnung“] Siehe S. 17.6 und Erl.

17.21–22

NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 1/2.

698

Karl Marx Antwort des Königs von Preußen an die Deputation der Berliner Nationalversammlung 17./18. Oktober 1848 (S. 18)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Marx kommentiert Äußerungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gegenüber einer aus 25 Abgeordneten bestehenden Deputation der Berliner Nationalversammlung, die dem König anläßlich seines Geburtstags am 15. Oktober 1848 Glückwünsche überbracht hatte. Die zunächst nur im Hintergrund schwelenden Konflikte um die preußische Verfassung brachen im Oktober 1848 offen auf. Dem von der Regierung Camphausen / Hansemann am 20. Mai 1848 vorgelegten Verfassungsentwurf hatte der König nur unter äußerstem Widerstreben seine Zustimmung gegeben. Eine Kommission der Nationalversammlung unter Vorsitz des Abgeordneten Benedikt Waldeck hatte nichtsdestoweniger einen eigenen Entwurf, die sog. Charte Waldeck, ausgearbeitet, der in vielen Punkten die Macht des Parlaments stärkte. In den Verfassungsberatungen im Plenum der Berliner Versammlung wurden weitere demokratische Modifikationen vorgenommen. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus 1848–1850. S. 535–541.) Am 12. Oktober, drei Tage vor dem Geburtstag des Königs, hatte das Parlament (mit 217 gegen 134 Stimmen) beschlossen, in den Eingangsworten der Verfassung die Formel „Von Gottes Gnaden“ zu streichen. (Siehe Berlin. Nationalversammlung. (Sitzung vom 12. Oktober.) In: NRhZ. Nr. 117, 15. Oktober 1848. S. 4, Sp. 2/3.) Der König sah mit dieser Entscheidung sein Selbstverständnis im innersten Kern getroffen, was er am 15. Oktober zum Ausdruck brachte. Der als redaktioneller Artikel (* Köln) gekennzeichnete Beitrag wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfasst. Da Marx und Georg Weerth die NRhZ nach deren Wiedererscheinen zunächst allein gestalten mussten, ist davon auszugehen, dass Marx für die Deutschlandberichterstattung zuständig war. (Siehe ausführlich S. 648–650.) Der vorliegende Artikel zählt zu denjenigen, die Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung erwähnte. Es ist anzunehmen, dass er in diesem Zusammenhang nur eigene Artikel und solche von Engels angeführt hat. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Zudem wird die Formulierung „Stück Papier“ (S. 18.21 und Erl.) ähnlich in mehreren weiteren Beiträgen verwendet, die Marx höchstwahrscheinlich oder ganz sicher schrieb. Mehrmals gebrauchte er sie auch in einer seiner Verteidigungsreden vor Kölner Geschworenen. (Siehe S. 215.15 und 501.37–502.2.) Da der Artikel jedoch eine Textstelle enthält, die wörtlich einem Feuilletonartikel Georg Weerths entnommen wurde (S. 18.3–9 und Erl.), kann eine Mitwirkung Weerths nicht ausge-

699

Karl Marx · Antwort des Königs von Preußen an die Berliner Nationalversammlung

schlossen werden. Zumindest zeigt dies, wie eng Marx und Weerth zusammenarbeiteten. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 17., spätestens am Vormittag des 18. Oktober 1848 geschrieben. Nachdem eine Berliner Zeitung darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Ansprachen des Königs an die Gratulationsdeputationen der Berliner Nationalversammlung und der Bürgerwehr nicht von der Regierungszeitung wiedergegeben und somit auch nicht offiziell bestätigt worden seien (Berlin, den 19. Oktober. Was im Augenblick ... In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 244, 19. Oktober 1848. S. 2), wurde dies in der NRhZ vom 22. Oktober in einem (möglicherweise von der Kölner Redaktion redigierten oder sogar verfassten) Bericht aus Berlin mit den Worten kommentiert: „Wenn das Ministerium ,nicht geneigt‘ war, die ,Verantwortlichkeit‘ für die königl. Aeußerungen zu übernehmen, so hatte es sofort abzudanken. Die Aeußerungen des Königs an seinen Leibarzt, Kammerjunker oder Adjutanten können ,Privatäußerungen‘ sein. Aber die Antwort auf eine offizielle Deputation des preußischen Reichstags! Das ist unmöglich – im konstitutionellen Sinne.“ (* Berlin, 19. Okt. (Die Aeußerungen des Königs am 15. Oktober.) In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 2, Sp. 3.) Gestützt auf die Berliner „National-Zeitung“ berichtete die NRhZ am 28. Oktober 1848, dass am „Vorabend des Königl. Geburtstages ... bis gegen Mitternacht Ministerrath in Potsdam“ gehalten worden sei. „Die von den Deputationen auf des Ministeriums desfallsige Anfrage vorgelegten Reden wurden besprochen, und es handelte sich um die Genehmigung der Gegenreden. Man wollte die Entscheidung der wichtigen Sache sich vorbehalten ... Am andern Tag ward, der Versicherung des ,Staatsanzeigers‘ zufolge, improvisirt.“ Anschließend habe Ministerpräsident Pfuel erneut („zum zweiten Mal“) seinen Rücktritt angeboten. „Sprechen darf der Vertreter der höchsten Staatsgewalt, was sein erregtes Gemüth ihm einflößt. Aber offizielle Gültigkeit hat nur, was die verantwortlichen Minister übernehmen.“ (Berlin, 25. Okt. (Pfuel.) In: NRhZ. Nr. 128, 28. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2–3.) Das „Nürnberger Tagblatt“ druckte den Artikel nach, ohne die NRhZ zu nennen. (Der König von Preußen ... In: Nürnberger Tagblatt. Nr. 97, 21. Oktober 1848. S. 387.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Oktober. (Antwort des Königs v. Preußen an die Deputation der N.-V.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 120, 19. Oktober 1848. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

700

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 18.3–9

„Die Bedeutsamkeit bis gehöre!“] [Georg Weerth:] Das Dombaufest von 1848. [Feuilleton.] In: NRhZ. Nr. 90, 31. August 1848. S. 1, Sp. 2. – Siehe Köln, 15. Aug. (Dombau-Fest.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 229, 16. August 1848. S. 2. – Zum Dombaufest 1848 siehe Herres: Köln in preußischer Zeit. S. 267–270.

18.12–19

** Berlin, 15. Oct. (Die Rede des Königs.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 283, 18. Oktober 1848. S. 1; Eine gestern gegebene ... In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 283, 19. Oktober 1848. Beilage. S. 1. – Zu einer leicht abweichenden Fassung der Antwort des Königs Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Berliner Nationalversammlung am 15. Oktober 1848 siehe Berlin, 17. Oktober. (Berlin, am 15. Oktober.) In: Berliner ZeitungsHalle. Nr. 241, 18. Oktober 1848. S. 1. – Zur Berichterstattung der NRhZ siehe ; Berlin, 8. Oktober. In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1; # Berlin. 13. Oktober. Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. Ebd. Nr. 118, 17. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3; ‘ Berlin, 16. Okt. (Die Vorfälle in Berlin und die Feier des königl. Geburtstags.) Ebd. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1.

18.20–26

Der König ist bis verwandeln wird.] Diese beiden Absätze wiederholte Marx in der letzten Ausgabe der NRhZ 1849 als Beispiel, um die von Anfang an eindeutig republikanische Politik der Zeitung zu charakterisieren. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.)

18.21

Stück Papier] In seiner Thronrede bei der Eröffnung des ersten Vereinigten Landtags Preußens am 11. April 1847 hatte König Friedrich Wilhelm IV. erklärt, dass „die Jahrhunderte und eine Erbweisheit ohne Gleichen, aber kein Stück Papier“ die Verfassung Preußens gemacht hätten und dass er „es nun und nimmermehr zugeben werde, daß sich zwischen unsern Herr Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt, gleichsam als eine zweite Vorsehung eindränge“. (Reden und Redner des ersten Preußischen Vereinigten Landtags. Hrsg. von R. Haym. Berlin 1847. S. 458. – Siehe S. 215.15 und 501.37–502.2 sowie MEGA➁ I/7. S. 168.23 und Erl.)

18.24

„eisernen Füße“ ] Die Bibel. Das Alte Testament. Daniel 2, 33.

701

Karl Marx Antwort König Friedrich Wilhelms IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr 18./19. Oktober 1848 (S. 19/20)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Leitartikel kommentiert Marx Äußerungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. vom 15. Oktober 1848 gegenüber dem Kommandanten der Berliner Bürgerwehr, dem preußischen Major Otto Rimpler. Angesichts der wachsenden Spannungen in Berlin zwischen Bürgerwehr und Arbeitern, die am 15./16. Oktober in blutige Konflikte eskaliert waren, prophezeite Marx der preußischen Hauptstadt eine ähnliche Entwicklung wie in Wien, wo es am 6. Oktober zum Aufstand gekommen war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. In der anfänglich nur von Marx und Georg Weerth gebildeten Redaktion der NRhZ übernahm Marx neben seinen Aufgaben als Chefredakteur die Deutschlandberichterstattung der Zeitung. (Siehe ausführlich S. 648–650.) In dem Text wird auf die Davenantsche ökonomische Tabelle eingegangen, die Marx im Sommer 1845 in Manchester exzerpiert hatte. (S. 20.19–20 und Erl. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Zudem wird die Formulierung „kroatische Freiheit und Ordnung“ (S. 20.28) in weiteren Artikeln verwendet, die Marx höchstwahrscheinlich schrieb. (Siehe S. 17.6 und Erl.) Der Artikel wurde am 18. oder spätestens am Vormittag des 19. Oktober geschrieben. Im Anschluss an die Wiedergabe der Äußerungen Friedrich Wilhelms IV. schrieb das „Fränkische Bürgerblatt“: „Die neue Rheinischen Zeitung macht dieser lächerlichen Rede folgende Bemerkung:“ und zitierte aus dem vorliegenden Text einen längeren Auszug. (S. 19.24.) Anschließend bemerkte das Blatt: „Wer einmal recht tüchtig lachen will, der halte alles, was dieser König von Gottes Gnaden von seiner Thronbesteigung an bis daher öffentlich gesagt und geschworen hat, neben einander.“ (Miscellen. In: Fränkisches Bürgerblatt. Würzburg. Nr. 76, 25. Oktober 1848. S. 304.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Oktober. (Antwort Friedrich Wilhelm IV. an die Deputation der Bürgerwehr.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 121, 20. Oktober 1848, S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

702

Erläuterungen

KORREKTURENVERZEICHNIS 19.1 19.12 20.30

18.] J 13. Hansemann] J Hanseman hervorgerufenen] J hervorgerufene

ERLÄUTERUNGEN 19.4–7

Berlin, 17. Oktober. (Berlin, am 15. Oktober.) In: Berliner Zeitungs-Halle. Nr. 241, 18. Oktober 1848. S. 1. – Antwort des Königs an Rimpler am 15. Oktober 1848.

19.12–15

Auf Antrag des Abgeordneten Julius Stein hatte die preußische Nationalversammlung am 9. August 1848 von der Berliner Regierung einen Anti-Reaktionserlass an die preußischen Offiziere gefordert, um die Machtbefugnisse des Militärs einzuschränken. Die Regierung Auerswald/Hansemann hatte am 2. September erklärt, jedem Bestreben entgegenzutreten, das darauf abziele, die konstitutionelle Freiheit zu zerstören, aber eine Verordnung im Sinne des Parlamentsbeschlusses als mit „dem Geiste und Wesen“ einer Armee unvereinbar abgelehnt. Am 23. September kam Pfuel dem preußischen Parlament mit einem Anti-Reaktionserlass entgegen, den die Vorgängerregierung verweigert hatte. (Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 458 und 463/464. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 1541–1544.)

20.19–20

[Charles Davenant:] An Essay upon the Probable Methods of Making a People Gainers in the Ballance of Trade. London 1699. S. 22. – Marx’ Exzerpte von 1845 siehe MEGA➁ IV/4. S. 25–34.

20.28

„kroatischen Ordnung und Freiheit“] Siehe S. 17.6 und Erl.

20.29

letzten Vorfälle in Berlin] Nachdem am 12. Oktober 1848 Erdarbeiter, in erster Linie erwerbslose Textilarbeiter, auf dem Berlin südlich vorgelagerten sog. Köpenicker Feld eine Dampfmaschine zerstört hatten, die zum Abpumpen von Grundwasser aufgestellt worden war, war es wegen der Entlassung von 100 Arbeitern am 15./16. Oktober zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Bürgerwehr gekommen. (Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 717–726.) Die NRhZ enthielt bereits in der Ausgabe vom 20. Oktober erste Berichte. (‘ Berlin, 16. Okt. (Die Vorfälle in Berlin und die Feier des königl. Geburtstags.) Ebd. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1; # Berlin, 23. Oktober. (Fried. Wilh. IV.) Ebd. Nr. 127, 27. Oktober 1848.)

703

Karl Marx · Antwort Friedrich Wilhelms IV. an die Deputation der Berliner Bürgerwehr

20.30–31

704

Zu den Wiener Arbeiterunruhen vom 23. August 1848 siehe [Müller-Tellering:] ··, Leopoldstadt, 23. Aug.; ·· Wien, 23. Aug.; ÷ Wien am 23, 6 Uhr Abends. In: NRhZ. Nr. 88 u. 89, 30. August 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1; ferner Δ Wien, den 23. August. Ebenda. S. 2, Sp. 1/2. – Die NRhZ fasste die Korrespondentenberichte in ihrer Inhalts-„Uebersicht“ zusammen mit: „Wien. Arbeiteraufstand. Scheidung von Proletariat und Bourgeoisie. Sieg der Bourgeoisie und des Ministeriums. Sturz des Sicherheits-Ausschusses.“ – Marx war eine Woche nach den Unruhen in Wien eingetroffen. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 774–776 und 1645–1650. – Zum Wiener Oktoberaufstand siehe S. 679–683.)

Karl Marx Die englisch-französische Vermittlung in Italien 20./21. Oktober 1848 (S. 21/22)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 6. August 1848 hatten österreichische Truppen unter Feldmarschall Joseph Graf Radetzky Mailand zurückerobert, und drei Tage später, am 9. August, war ein Waffenstillstand zwischen Österreich und Sardinien-Piemont zustandegekommen. Die anschließenden Friedensverhandlungen kamen nur schleppend voran, nicht zuletzt da die auf Krieg gegen Österreich drängenden Kräfte in Italien stark blieben. (Siehe Baumgart: Europäisches Konzert. S. 328.) Im vorliegenden Leitartikel wird ein Bericht der Pariser Zeitung „La Presse“ vom 19. Oktober 1848 kommentiert, England und Frankreich hätten eine militärische Intervention zugunsten Sardinien-Piemonts im Falle eines erneuten Kriegsausbruchs abgelehnt. (Erl. 21.11–12.) Wahrscheinlich hat Marx den Leitartikel verfasst. In der personell stark reduzierten Redaktion der NRhZ übernahm er seit dem Wiedererscheinen der Zeitung am 12. Oktober 1848 neben seinen übrigen Aufgaben höchstwahrscheinlich auch die Frankreich-Berichterstattung. (Siehe S. 599–612.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 20. Oktober 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Okt. (Die englisch-französische Vermittlung in Italien.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 21.12 21.20 22.16

farouche] J farousche „honette“] J „honnete“ Philippe] J Philipp

705

Karl Marx · Die englisch-französische Vermittlung in Italien

ERLÄUTERUNGEN 21.5

Zum Wiener Oktoberaufstand von 1848 sowie der Berichterstattung der NRhZ siehe S. 679–683.

21.11–12

Question italienne. Dernie`re phase de la me´diation anglo-franc¸aise. (Communication.) In: La Presse. Paris. Nr. 4499, 19. Oktober 1848. S. 1. – Der britische Außenminister Palmerston soll der französischen Regierung geantwortet haben, dass England von Anfang an sein Möglichstes getan habe, König Carlo Alberto von einem ungleichen Kampf mit Österreich abzuhalten. Wolle Carlo Alberto die Feindseligkeit wieder eröffnen, so werde er nur einen Vernichtungskrieg herbeiführen. Zudem lasse sich nach den neuesten Wiener Ereignissen eine schleunige Lösung nicht erwarten: „Lord Palmerston ajoute que les derniers bouleversements politique a` Vienne ne laissent pas espe´rer que les ne´gociations relatives a` la solution pacifique de la question italienne puissent eˆtre renoue´es avec le gouvernement autrichien aussi promptement qu’il serrait a` de´sirer“. Eine ähnliche Erklärung soll auch Frankreich abgegeben haben.

21.15–16

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Caput XII, Strophe 13.

21.20–21

„honette“ Republik] Auf Pierre Joseph Proudhon zurückgehende ironische Bezeichnung, die Marx im August 1848 erstmals in seinem Artikel „Proudhons Rede gegen Thiers“ wiedergab. (MEGA➁ I/7. S. 495. – Siehe S. 64, 207 und 351.2.)

21.27–22.6

Siehe S. 264.3–5 und Erl. sowie MEGA➁ I/7. S. 98, 559 und 1101.

22.10–12

Siehe Erl. 160.24–25 und 161.17–24 sowie MEGA➁ I/7. S. 693/694, 710/711 und 945.

22.17

entente cordiale] Quadrupelallianz Englands, Frankreichs, Portugals und Spaniens von 1834 als Gegengewicht gegen die „Heilige Allianz“ der drei Großmächte Russland, Österreich und Preußen. (Siehe Baumgart: Europäisches Konzert. S. 283–287. – MEGA➁ I/7. S. 41.)

22.23

Anglophage] Englandfresser

22.30

Tieger] Siehe ebenso S. 264.8–12.

706

Karl Marx Die „Re´forme“ über die Juniinsurrektion 20./21. Oktober 1848 (S. 23/24)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Beitrag wird ein Leitartikel der Pariser Tageszeitung „La Re´forme“ vom 18. Oktober 1848 kommentiert und auszugsweise wiedergeben, in dem der Amnestieantrag diskutiert wurde, den zwei Tage zuvor demokratische und sozialistische Abgeordnete der französischen Nationalversammlung zugunsten insbesondere der in den Mai- und Juniunruhen von 1848 Inhaftierten eingebracht hatten. Die fünfzig Abgeordneten beantragten, eine allgemeine Amnestie allen denjenigen zu gewähren, welche politischer Verbrechen und Vergehen in Paris oder in den Departements angeklagt seien. Wahrscheinlich hat Marx den Artikel verfasst, der zwar in der Rubrik „Französische Republik“ der NRhZ vom 22. Oktober 1848 mit der Ortsangabe „Paris“ erschien, bei dem es sich aber offensichtlich um einen redaktionellen Beitrag handelte, so wie bereits zuvor ein Artikel, der zweifellos von Marx geschrieben wurde. (S. 12–15 und 693/694.) Die ausdrückliche Bezugnahme auf Marx’ Leitartikel vom 29. Juni 1848 ist ebenfalls als Hinweis zu sehen. (S. 23.1–4 und Erl.) In der personell stark reduzierten Redaktion der NRhZ übernahm Marx neben weiteren Aufgaben höchstwahrscheinlich auch die Frankreich-Berichterstattung. (Siehe S. 599–612.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 20. Oktober 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Marx zitierte 1859/1860 in seinen Exzerpten, die er in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ anfertigte, fast den gesamten Beitrag wörtlich. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 95.)

Zeugenbeschreibung J * Paris. (Die „Reforme“ über die Juniinsurrektion.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 123, 22. Oktober 1848, S. 3, Sp. 2. Rubrik: Französische Republik. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 23.1–4

Siehe Marx: Die Junirevolution. In: NRhZ. Nr. 29, 29. Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 208–211). – Zur Wirkungsgeschichte siehe ebenda. S. 1206.

707

Karl Marx · Die „Re´forme“ über die Juniinsurrektion

23.1–2

Siehe * London, 9. Juli. (Der Northern-Star über die Contrerevolution zu Paris.) In: NRhZ. Nr. 42, 12. Juli 1848. S. 4, Sp. 1. – Liberty, Equality, Fraternity. In: The Northern Star. London. Nr. 558, 1. Juli 1848. S. 4; The Counter-Revolution. Ebenda. Nr. 559, 8. Juli 1848. S. 4. – Die NRhZ zitierte am 20. Juli 1848 aus dem „Northern Star“: „Der bluttriefende Despotismus, der in Frankreich herrscht, ist das natürliche Resultat der halben Maßregeln, die nach dem Februar ergriffen wurden. Lamartines philanthropische Hohlheiten (humbug) haben die Republik ruinirt. Mögen die Arbeiter aller Länder sich dies zu Herzen nehmen. Nicht zu oft kann die große Wahrheit wiederholt werden: Diejenigen graben sich ihr eignes Grab, die halbe Revolutionen machen!“ (* London, 16. Juli. In: NRhZ. Nr. 50, 20. Juli 1848. S. 4, Sp. 1.)

23.8–11

La conspiration de la calomnie. In: La Re´forme. Paris. 2. Juli 1848. S. 1.

23.13

Belagerungszustand] Siehe Erl. 84.18.

23.16

Amnestieprojekts] Zum Wortlaut und den Unterzeichnern des Amnestieantrags siehe NRhZ. Nr. 120, 19. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3. – Die Pariser Nationalversammlung verwarf den Antrag am 1. Februar 1849. (Siehe NRhZ. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 3, Sp. 3. – Siehe die Kommentare von [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, den 3. Februar. (Keine Amnestie.) Ebenda. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 3, Sp. 3; ˆ Paris, 6. Febr. (Die Enqueˆte und die Minister.) Ebenda. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 3, Sp. 1/2.)

23.18–24.30

La conciliation et l’amnistie. In: La Re´forme. Paris. Nr. 289, 18. Oktober 1848. S. 1. – Einfügungen in Klammern von Marx.

24.11

(vgl. bis Juni)] Siehe Engels: Die „Kölnische Zeitung“ über die Junirevolution. In: NRhZ. Nr. 31, 1. Juli 1848 (MEGA➁ I/7. S. 231–237 und 1222–1229). – Siehe ebenso S. 283.12–14.

24.18–19

Ebenda. S. 235–237 und 1228/1229.

708

Friedrich Engels Von Paris nach Bern Zwischen 24. Oktober und Mitte Dezember 1848 (S. 25–46)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Um einer drohenden Verhaftung und möglicherweise längeren Untersuchungshaft zu entgehen, floh Engels Ende September 1848 über Brüssel nach Paris. (S. 612–618) Im Oktober 1848 reiste er von der französischen Hauptstadt zu Fuß nach Genf und dann nach Bern, von wo aus er bis Mitte Januar 1849 als Korrespondent für die NRhZ wirkte. (S. 659–666.) In der Schweiz schrieb er auch das vorliegende, Fragment gebliebene Manuskript nieder, in dem er die ersten Tage seiner mindestens „vierzehn Tage“ (S. 38.40) dauernden Reise bis Genf beschreibt. Er schildert seine Wanderung von Paris über Malesherbes und Bellegarde nach Chaˆteauneuf-sur-Loire, Dampierre und Briare an der Loire, von wo aus er sich dann nach Auxerre in Burgund wandte. Kurz hinter Saint-Bris und Vermenton im De´partement Yonne bricht seine Beschreibung ab. Seine Reisenotizen verbindet er mit historischen, sozialen und politischen Reflexionen. Deutlich wird sein Interesse für Ethnographie und Sprachen, für Geographie und Geologie. Den in einem lebendigen und bildhaften Stil geschriebenen Text beabsichtigte er vermutlich im Feuilleton der NRhZ zu veröffentlichen. Sechs topographische Skizzen, die Engels auf einem gesonderten Blatt zeichnete, geben Auskunft über seinen weiteren Weg von Vermenton bis Genf, wo er sich ungefähr eine Woche lang aufhielt, und dann nach Locle. Das Manuskript entstand offensichtlich in mehreren Arbeitsphasen. Einen ursprünglichen Textbeginn unter der Überschrift „Von Paris nach Genf“ brach Engels nach wenigen Zeilen ab, die entsprechende Seite nutzte er in einer späteren Phase als Seite „8“ des Manuskripts. (S. 25.1.) Als er anschließend neu ansetzte, übernahm er leicht verändert zwar den gestrichenen Textanfang, jedoch nicht die Überschrift; nun schrieb er den Text bis Seite „6“ nieder. (S. 25.4.) Unter Berücksichtigung der Unterschiede in Schriftbild und Färbung der von Engels benutzten Tinte lassen sich zumindest zwei weitere Arbeitsphasen unterscheiden. (S. 30.30 und 33.10.) Die Überschrift „Von Paris nach Bern“ sowie die beiden Zwischenüberschriften fügte Engels wahrscheinlich erst in der letzten Arbeitsphase ein. Es ist anzunehmen, dass Engels mit der Niederschrift seiner Reisebeschreibung in Genf begann, sie unterbrach und dann in Bern fortsetzte. Genf erreichte er um den 24. Oktober 1848, wie ein Antwortbrief seiner Mutter vom 30. Oktober 1848 zeigt, in dem es heißt: „Diesen Morgen kam Dein Brief aus Genf an“, (Elisabeth Engels an Engels, 30. Oktober 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 494 und 754.) Damit Engels’ nicht überlieferter Brief zu diesem Zeitpunkt in

709

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

Barmen eintreffen konnte, muss dieser um den 25. Oktober geschrieben worden sein. Vermutlich schrieb Engels am selben Tag auch einen – ebenfalls nicht überlieferten – Brief an Marx. Dessen überlieferte Antwort wurde wahrscheinlich ebenfalls um den 29. oder 30. Oktober verfasst. (Siehe Marx und Louis Schulz an Engels, um den 29. oder 30. Oktober 1848. Ebenda. S. 163 und 754.) Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Genf marschierte Engels, wie eine von ihm gezeichnete topographische Skizze zeigt, nach Locle. (S. 712.) Über seinen weiteren Weg nach Bern sind keine Hinweise erhalten. Dort hielt er sich jedenfalls spätestens am 8./9. November auf. (S. 87–90 und 783.) Die auf einem gesonderten Blatt überlieferten sechs topographischen Skizzen zeigen, dass Engels plante, seine Reisebeschreibung fortzuführen. Die auf dem Blatt ebenfalls befindlichen Notizen und Zeichnungen weisen jedoch zugleich auf seine Recherchen für den von Marx in einem Brief vom 29. November 1848 erbetenen Artikel über den ungarischen Unabhängigkeitskrieg (S. 286–297 und 960/961) hin, den Engels am 7. Januar 1849 nach Köln sandte. (Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5.) Wahrscheinlich hat Engels Mitte Dezember 1848 die Arbeit an seinem Manuskript abgebrochen. Engels hat fünf der von ihm auf einem gesonderten Blatt gezeichneten topographischen Skizzen beschriftet. Im vorliegenden Band werden Vorder- und Rückseite des Blattes als Illustration wiedergegeben (S. 43/44. – Zur Entzifferung der Beschriftung der topographischen Skizzen siehe unten.) Es ist anzunehmen, dass Engels die Skizzen als Gedächtnisstütze anfertigte, um auf deren Grundlage seinen Reisebericht fortzusetzen. Vier der fünf beschrifteten Skizzen beziehen sich auf den Weg von Auxerre nach Genf. Die Skizzen 1 und 2 auf der Vorderseite zeigen den Weg von Auxerre nach Chaˆlon-sur-Saoˆne und von Beaufort nach Genf. Diese Streckenführung wiederholte Engels auf der Rückseite, dort allerdings in einer den gesamten Weg von Auxerre bis Genf umfassenden Zeichnung (Skizze 3). Auch die beschriftete Skizze 5 (auf der Rückseite) bezieht sich auf einen kurzen Abschnitt des Weges von Auxerre nach Genf. Die Skizze 4 (auf der Rückseite) zeigt den Weg von Genf nach Locle. Eine Skizze des weiteren Wegs von Locle nach Bern ist nicht überliefert. (Siehe auch S. 757.) Dass Engels Lausanne aufgesucht hat, ist nicht belegt, aber möglich. Die Stadt wird in keiner der Skizzen aufgeführt. Auch Marx’ Erwähnung der Stadt in einem seiner Antwortbriefe beruht offensichtlich auf einem Irrtum. Wie aus dem Briefzusammenhang hervorgeht, ging es vielmehr um Genf. So handelte es sich beispielsweise bei dem von Marx erwähnten „Lausanner Geldphilister“ tatsächlich um den Genfer Bankier J. Köhler. (Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 164 und 167. – Siehe ausführlich Melis: Engels’ Wanderung. S. 76/77.) Allerdings lebte seit Mai 1847 Engels’ Bruder Rudolf in Lausanne. (Siehe Knieriem: Engels als politischer Flüchtling. S. 368, Anm. 4.) Und im Dezember 1848 erhielt Engels vom dortigen Arbeiterverein „als alter Kämpfer für das Proletariat“ das Mandat übertragen, den Verein auf dem Berner Kongress der deutschen Arbeiter- und demokratischen Vereine zu

710

Entstehung und Überlieferung

vertreten. (Siehe Der Arbeiterverein in Lausanne an Engels, 8. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 530. – Siehe Melis: Engels’ Wanderung. S. 61–92. – Ferner Mayer: Friedrich Engels. Bd. 1. [1975.] S. 317–321; Kliem: Engels. Dokumente seines Lebens. S. 226–228. – MEGA➀ I/7. S. 690/691.) Skizze 1: Auxerre–Chaˆlon-sur-Saoˆne (Vorderseite) Auxerre = [wahrscheinlich: Nangis] S. Brie [Saint-Bris] Vermanton [Vermenton] P. aux Alouettes [La Poste aux Allouettes] Lucy. le bois = [Lucy-le-Bois] Avallon 〈Rouvray〉 Saulieu 〈nach Dijon〉 Chanteaux = [Chanteau] Rouvray nach Dijon Arnay-le-Duc Chateau (langes Dorf) = wo ich in die Post ging Kohlenbergwerk Kneipe schönes Thal Wein ditto Chagny Chaˆlon [Chalon-sur-Saoˆne]

Skizze 2: Beaufort–Gene`ve (Vorderseite) Beaufort = [Augisey] Orgelet Ain [L’Ain] Moyrans [Moirans] Mühlen Pt d’Ison [Pont du Lison] S. Claude [St Claude] = [vermutlich: Le Pontet oder Scierie] la Meure Mijoux Gex Ferney Sacconex Geneve

Skizze 3: Auxerre–Genf (Rückseite) Auxerre = [vermutlich: Nangis] S. Brie [St Bris]] Vermanton P. aux Al. [La Poste aux Allouettes] Lucy le bois =

711

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern Avallon 〈Rouvray〉 Saulieu Arnay-le Duc 〈Chanteau〉 langes Dorf 〈Lacange〉 Ivry La Cange [Lacanche] Chagny Chaˆlon [Chalon-sur-Saoˆne] S. Marcel [St Marcel] Louhans = [vermutlich: St Martin-du-Mont oder Sagy] Beaufort Les Isets Orgelet Ain [L’Ain] Moyrans [Moirans] 2 Berge P. d’Ison [Pont du Lison] S Claude [St Claude] la Meure Mijoux Gex Genf

Skizze 4: Locle–Genf (Rückseite) Locle [Le Locle] Ponts [Les Ponts] Travers Fleurier S. Croix [Sainte Croix] Yverdon Orbe La Sarra [La Sarraz] Cossonay Morges Aubonne Rolle Nyon Coppet Bellevue Genf

Skizze 5: Moirans-en-Montagne–St-Claude (Rückseite) Moyrans [Moirans] Mühlen Pt d’Ison [Pont du Lison] S. Claude [St Claude]

Zur Rekonstruktion und Überprüfung der geographischen Angaben von Engels wurden folgende Kartenwerke genutzt:

712

Entstehung und Überlieferung

Frankreich: Carte ge´ographique de la France, leve´e par ordre du Gouvernement a` 1:80 000, (Paris 1833–1878), genannt „Carte d’Etat-Major“. – Kartenblätter: 48, Paris (1832); 65, Melun (1832); 80, Fontainebleau (1852); 95, Orle´ans (1852); 109, Gien (1845); 110, Clamecy (1845); 96, Auxerre (1851); 97, Tonnerre (1852); 111, Avallon (1852); 124, Chaˆteau-Chinon (1849); 125, Beaune (1870); 137, Chalon-sur-Saoˆne (1870); 138, Lons le Saunier (1841); 149, St Claude (1844); 150, Ferney (1837). Schweiz: Topographische Karte der Schweiz. Durch das eidgenössische Stabsbüreau unter der Direktion von General G. H. Dufour vermessen und herausgegeben. Maßstab 1:100.000 (Zürich 1842–1864), genannt „Dufourkarte“. – Kartenblätter: Blatt II, Belfort, Basel (1846); Blatt VI Besanc¸on, le Locle (1846); Blatt VII, Porrentruy, Solothurn (1845); Blatt XI Pontarlier, Yverdon (1849); Blatt XII, Freyburg, Bern (1860); Blatt XVI Gene`ve, Lausanne (1842). Auf der Vorderseite des Blattes findet sich zudem folgende Liste: „Czechen Mähren Kroaten Illyrier Slavonen Serben Bosniaken Bulgaren Polen. Ruthenen“

Eduard Bernstein fand das Manuskript in Engels’ Nachlass und hat es 1898 im theoretischen Organ der deutschen Sozialdemokratie „Die Neue Zeit“ zum ersten Mal veröffentlicht. (Von Paris nach Bern. Ein Reisefragment von Friedrich Engels. In: Die Neue Zeit. Jg. 17. Bd. 1. 1898/1899. Nr. 1. S. 9–18; Nr. 2. S. 36–40.) Aus Bernsteins Sicht legt Engels’ Reiseskizze „deutlich Zeugniß ab für seine eminente Beobachtungsgabe, seinen wissenschaftlichen Sinn und seinen hellen, immer auf das Erfassen der charakteristischen Eigenschaften gerichteten Blick, wie sie den genußfrohen, das Leben stets von der heiteren Seite nehmenden Rheinländer erkennen läßt, der Fr. Engels sein Lebelang blieb“. (Ed[uard] Bernstein: Vorbemerkung. [Gez.:] London, den 8. September 1898. Ebenda. Nr. 1. S. 8/9.) Bernstein, der Engels’ Originalmanuskript in den Satz gab, nahm an drei Stellen handschriftliche Eintragungen vor, auf die in den „Erläuterungen“ hingewiesen wird.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. H 9 / H 6. Beschreibstoff: 8 Blatt glattes, weißes Papier, unliniert, Blatt 1–5 im Format 240 × 185 mm, Blatt 6 235 × 183 mm, Blatt 7 155 × 240 mm und Blatt 8 226 × 254; Blatt 1–6 gefaltet zu jeweils 4 Seiten (24 Seiten).

713

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

Zustand: Papier stark vergilbt, Blatt 3, 5 und 7 eingerissen, es entstand kein Textverlust. Blatt 8 ebenfalls eingerissen, in einem Fall Textverlust; im ersten Viertel eine schräg nach oben führende Falte, desgleichen in der Mitte. Schreiber: Friedrich Engels. Schreibmaterial: Schwarze Tinte. Beschriftung: Blatt 1–6 Vorder- und Rückseite vollständig; Blatt 7 Vorderseite zu drei Viertel, Rückseite leer. Blatt 8: Vorderseite: Drei topographische Skizzen, davon zwei beschriftet; eine Liste mit elf Völkerschaften Ost- und Südosteuropas; ferner vier Zeichnungen: in der oberen Hälfte der Kopf eines Soldaten oder Offiziers und ein Reiter in ungarischer Uniform auf einem Pferd sitzend; in der unteren Hälfte um 180 Grad gedreht zwei Porträts, wahrscheinlich von Personen der genannten Völker; am rechten Rand zwei Berechnungen; über das Blatt verteilt in Großbuchstaben drei Mal „L“ sowie jeweils einmal „F“ bzw. „Fr“. Rückseite: Drei topographische Skizzen mit Beschriftung. Paginierung: Blatt 1–7: Die beschriebenen Seiten von Engels mit „1“ bis „25“. Blatt 8 von fremder Hand mit Bleistift: Oberer Teil der Vorderseite „l l 26 a“, unterer Teil: „l l 26 b“; Rückseite: „l l 27“. Vermerke fremder Hand: Blatt 1 (S. 1) von Eduard Bernsteim nach dem Wort „Colza“ das Hinweiszeichen „F“ und am unteren Rand mittig in eckigen Klammern „F [Sommerraps]“ eingefügt; Blatt 4 (S. 15) nach dem Wort „Bauern“ von Bernstein eine eckige Klammer als Absatzzeichen eingefügt; Blatt 7 (S. 25) von Bernstein unter der letzten Zeile von Engels in eckigen Klammern hinzugefügt: „[Hier bricht das Manuskript ab]“. Sämtliche Vermerke mit schwarzer Tinte. – Blatt 1–8: Archivstempel des IISG; Blatt 1 (S. 1) mit Bleistift Archivsign. „H 9“. – Blatt 1–7 mit Bleistift ergänzend zur Paginierung „l l“ (loco laudato). Der Edierte Text folgt H.

VARIANTENVERZEICHNIS 25.1

1 Von Paris nach Genf. š La belle France. In der That, Frankreich ist ein schönes Land & die Franzosen haben Recht wenn sie stolz darauf sind. š Wo ist in Europa ein Land wie Frankreich, das an drei Meeren liegt, ein Land, das im Norden das Klima Deutschlands & Belgiens, im Süden das Klima Italiens besitzt,ñ Ursprünglicher Textbeginn, den Engels auf eine Seite schrieb und dann durchstrich; die Seite drehte er später um 180 Grad und paginierte sie mit „8“.

25.1

:Von Paris

25.15

:und keinen Wein.:

25.17

weinarm, Weizen vonñ

25.20

:großen:

25.21

allen > drei ˙˙

714

bis

und Loire.:

Variantenverzeichnis

26.5

Zwischenstufen vom Cancan bis zumñ

26.6

vom Cancan > von der tollen Lust des Cancans

26.6

Glut derñ

26.8

die süßestenñ

26.11

Civilisation ihreñ

26.12

zusammenlaufen > sich vereinigen

26.13

26.16

Zeiträumen der Außschlagñ ˙ ˙ ˙˙ ˙ Aktion , den feinsten Epikuräerñ in seltnem Maßñ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙˙ genießen > leben

26.24

Paris nur〉 recht

26.28

Städtchen . Eines nochñ

26.30

Montmorency, und〉 Enghien?

26.30

Enghien :, & zahllose andre:

26.36 26.37

hat. š Wenn man von Norden kommtñ ˙˙ um solch〉 ein

26.41

kommt, von der Lokomotiveñ

26.41

durch die Blachfelder Flanderns & Artois, durch die wald- & rebenlosen Hügel der Picardie > die Blachfelder Flanderns & Artois, die wald- & rebenlosen Hügel der Picardie durchfliegend

29.4

Pontoise inñ

29.7

durch > über

29.11

den Pariser Einfluß mit sich > die Pariser Luft

29.14 29.18

begreift man > habe ich erst begriffen > habe ich erst verstanden ˙˙˙ ˙ ˙ gesehen > gekannt

29.19

Bourgeoisie aufñ

29.24 29.24

jenem > dem ˙˙ Traum > Rausch

29.24

in dem > im

29.25

Arbeiter in ihrenñ

29.27

sie desñ

29.29

Bourgeois, kaumñ

26.15

715

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

29.34

Blut, & einñ

29.38

Arbeiter waren〉 brotlos

29.39

Groll; dieñ

30.1

:Bourgeois und:

30.2

:der :

30.12

30.34

Paris > Frankreich ˙˙˙ ging > marschirte ˙ Hügel > Berge ˙ ˙˙ Meilen > Lieues ˙˙˙ ˙ in > an

30.34

Wein. An den nach Norden zu gelegenen Thalwändenñ

30.38

denen sichñ

31.1

ich wieder〉 in

31.2 31.3

Chaussee > Landstraße ˙ ˙˙ ˙ ˙ denen manñ

31.17

reine Alleen > Ulmenalleen

31.19

:dann:

31.20

Art > Klasse

31.22 31.25

hergestellt > bestritten ˙ ˙ ˙˙ ˙˙˙˙ oft > stellenweise

31.30

wo ichñ

31.36

an, &〉 bedankten

31.36

:frappant:

31.37 31.37

Wand. Dieseñ ˙˙ ˙ ˙ Von diesenñ

32.5

sehr > ziemlich

32.7

da aufñ

32.7

entlang nachñ

32.7

der großen〉 Nationalstraße

32.12

fand – š wieñ

32.17

sich dieñ

30.13 30.24 30.28

716

Variantenverzeichnis

32.18

:in:

32.23

das Aufleuchtenñ Gñ ˙ ˙ ˙ ˙˙ ˙ des Landesñ ˙ ˙ ˙ ˙˙ waldlosen, Hügelñ ˙ ˙˙ die mitñ vonñ

32.25 32.25 32.28 32.32 32.32

in einem schrecklich verderblichen > im härtesten oberdeutschen ˙˙˙˙ an; š Ihr seid Deutsche? š Jawohl, guter Herr. š Woher kommt Ihr? š Von nah bei Straßburgñ

32.40

ihrer zusammengebettelten Kleidung > ihren zusammengebettelten Costümen

33.1

soviel > unendlich viel

33.2

sich :die:

33.2

ein blondes〉 blauäugiges

33.3

Geschöpf, mit struppigen röthlichen Haaren,ñ

33.3

Haare , nur sodaß der〉 ich bewundern mußte〉

33.4 33.6

die gemüthlicheñ ˙ ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ :wünschte guten Tag:

33.10

an > nicht weit von

33.14

Lumpensammler vonñ

33.16

großer > robuster

33.18

:täglich:

33.21

hineinfinden, ich werdeñ

33.23 33.23

fünf > sechs ˙ Lust michñ

33.36

& Arñ

33.38

:& vor Allem:

33.39

einsamen > stillen

34.3

Breite sichñ

34.7

entfernt. Dasñ

34.10

eine fetteñ

34.11

aufschoß, wennñ

717

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

34.14

Anhöhen. š An einigen Stellen war man noch in der Weinlese begriffenñ

34.14

:hier :

34.28

nach > zu

34.29

der frñ

34.31

& findet dieñ

34.32

suchen. Anñ

34.34

:viel Gartenkultur getrieben wird &:

34.40

Ausgang > Eingang

34.41

:fast:

35.2

Thälern, sehr〉 gut

35.2

:meist eignes Produkt,:

35.11

Die Bauern dieser Gegend > Diese Bauern

35.15

Mönchen > Pfaffen

35.17

seitwärts > abseits ˙˙ Privattugenden, trotz aller höheren Entwicklungsstufe des französischen Bauern gegen den ostrheinischen/ > Privattugenden des französischen Bauern, trotz seiner höheren Entwicklungsstufe gegen den ostrheinischen/ > Privattugenden des französischen Bauern, trotz der entwickelteren Lebenslage in der er sich gegen den ostrheinischen Bauern befindet,

35.20

35.21

trotz der sich〉

35.21

entwickelteren Stufe derñ

35.24

:mit den Generationen:

35.25

:mehr als alle Leibeigenschaft:

35.26

:&:

35.26

die sichñ

35.28

Beschränkung, die die Familie zu seinemñ

35.33

:bewegenden:

35.34

Ziel. š In der ersten französischen Revolution waren dieñ

35.37

aber nichtñ

35.37

fortwährend in reaktionäre Forderungenñ

36.2

:unwiederbringliche:

718

Variantenverzeichnis

36.6

Bewegung , obwohlñ

36.8

:, mobile Colonnen & ambulante Guillotinen:

36.11

erstickte, Niemanden soñ

36.17

:hohe:

36.22

seine > die

36.32

:& ihre Väter:

36.34 36.34

immer dauertenñ ˙˙ ˙ Bourgeois , ihre Alliirten,〉 begannen

36.38

hatten :sich :〉 schon

36.38

Restauration bedeutendñ ˙˙ ˙ angefangen sichñ

36.38

36.39

1830 erreichtenñ wurden sieñ ˙˙ zerstörender > drohenderer

37.1

immer einñ

37.6

verloren, derenñ

37.8

Hypothekarschuld, habenñ

37.10

erinnert > erinnern

37.11

mußte > muß

37.12

waren > sind

37.13

auch andre > alle

37.14

so > ganz

37.15

sosehr > genau

37.17

bürgerliche > moderne

37.21

kann, sindñ

37.27

37.34

Krieg > Eroberungskrieg ˙˙ ˙ zwischen Bourgeoisieñ ˙˙˙˙ als der Handelñ ˙ ˙ ˙ ˙˙ den französischen〉 Bauern ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ Ruf > Schrei

37.34

Schrei desñ

37.36

verstand > wußte

36.38

37.29 37.29 37.34

719

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

37.40

dunkle > trübe

38.8

Segenswunsch für Paris. Undñ

38.19

:winzigen,:

38.22

Leidenschaften, > Leidenschaften &

38.24 38.25

die französischen〉 Bauern ˙˙ ˙ ˙ ˙ fast sieben > über sechs

38.28

der Zuschlagsteuer der > dem Zuschlag von

38.29

Grundsteuer, die > Grundsteuer, der

38.30

Schaden > Fehler

38.32

abgefallen; > abgefallen.

38.34

:zufälligen:

38.36

begründet. Die nächste französische Revolution, der erste Sieg des Proletariats, wirdñ

38.40

aller > der verschiedensten

39.3

:über Alles, was jenseits des Dorfes liegt,:

39.5

an alles wasñ

39.6

:französischen:

39.7

:ganzen:

39.8 39.9

hervorbringt. š Doch gen Auxerreñ ˙ ˙˙ ˙ :II. : Burgund

39.12

Schweiz zuñ

39.16 39.16

sacht > allmählig > unmerkbar ˙ erst nach〉 fünf

39.20

:ist:

39.23

in Burgund > im ganzen eigentlichen Burgund

39.24

Franche-Comte´ schon〉 einen

39.25

Charakter > Klang

39.29

Accent > Hauptaccent

39.32

das Patois > es

39.37

mit naiv komischen > voll naiv komischer

39.38

:geht:

720

Variantenverzeichnis

39.38

ungeschickt , bisñ

40.1

:stets:

40.6

Franzosen; aber〉 die

40.8 40.9

Witz sichtlich〉 ˙˙˙ ˙ :nimmt:

40.9

& wird leiserñ

40.13

Yonne-Departements betreibtñ

40.13

:lebt:

40.14

ist allñ

40.15 40.18

Ochsen > Rinder ˙˙ ˙ auch hier > hier auch

40.19

:&:

40.23 40.25

behaftet > belastet ˙ ˙˙ ˙ ˙ Blätter ,〉 vor

40.25

Trauben. xxxxx schxxxnñ

40.26

gar > sehr

40.33

ist , es war mitten in der Weinlese, & da war Alles in Thätigkeit.ñ

40.35

einem > dem

40.35

Toulouse 21 alles roth ausgeschlagen > Toulouse 21 der Saal roth ausgeschlagen > Toulouse 21 das ganze Lokal roth dekorirt

40.38 41.4

roth , blutroth〉 dekorirt. ˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ :die Dampfguillotine:

41.6

Sagen berichtenñ

41.6

weiß, warenñ

41.8

:burgundischen:

41.9

dunkelrothe > edelste

41.9

Republik in ihrenñ

41.10

41.16

die großen〉 Herren ˙ ˙˙˙ Besten. š Hatteñ ˙ um sie zuñ

41.17

als der〉 46’ger,

41.13

721

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

41.30

Berge. Die Luftñ

41.31

& so übernachtete ich im ersten Dorf, anderthalb > ich selbst war müde, & so blieb ich im ersten Dorf, einige

41.37 41.39

Yonne, darunter〉 dann ˙˙ graue > steingraue

41.39

eine > die jenseitige

41.40

gelehnt, &〉 überall

41.40

Weinberge > Reben

42.1

durch leisenñ

42.3

keine auñ

42.4

einen > ihren

42.13

& von denñ

42.14 42.15

Nirgends eineñ ˙ :störende:

42.16

der Vegetation > dem Pflanzenwuchs

42.17

in einer herbstlich-bronzirtenñ

42.19

keine unreife Traube amñ

42.22

einem etwas〉 engeren

42.23 42.25

Dieselbe Aussicht > Dieselben Details ˙ ˙ ˙˙˙ ˙ ˙ Städtchen herum〉, Reben

42.27

Drunten im Städtchen > Drunten in den Straßen von Saint-Bris

42.29

Wein > Most

42.32

etc > & andern Felderzeugnissen

42.35

ein Gewühl, ein〉 lebendiges

42.37

langen > lang hingezogenen

42.38

Berg stiegñ ˙ lustigste > heiterste ˙˙ ˙ Weinhandels undñ

42.41 45.2 45.2 45.4 45.13

722

zusammen > in Verkehr ˙ ˙˙ diese starkerñ ˙ ˙˙ Toilettenkünsten zuñ

Erläuterungen

45.13

& daß > sie weiß, daß

45.17

:im glühendsten Sonnenschein wie im heftigsten Regen,:

45.18

Unmöglichkeit > Erschwerung

45.18

Reinlichkeit, &〉 durch

45.18 45.19

Unbekanntheit > Abwesenheit ˙˙˙ :sehr:

45.25

grün > grasgrün

45.27

Ehre > Achtung

45.27

Geradheit der Linie > Tadellosigkeit der Ebene

45.30 45.31

aber > obgleich ˙˙ wenn mirñ

45.32

gekämmten > glattgekämmten

45.32

in & um Auxerre > von Saint-Bris & Vermenton

45.34

struppigen, &〉 molossischen

46.3

diesen sorglosen〉 ewig

46.12

Plateau, dasñ

KORREKTURENVERZEICHNIS 26.2 39.21 40.33

Chaˆteaux Larose] H Chateaux Laroze Toucy] H Toussy Denjoy] H Danjoy

41.26 42.22

große Fässer] H großen Fässern Saint-Bris] H Saint-Brie

45.32

Vermenton] H Vermanton

Im Text ingesamt so korrigiert.

Im Text ingesamt so korrigiert. Im Text ingesamt so korrigiert.

ERLÄUTERUNGEN 25.23

Colza] Handschriftliche Erläuterung von Eduard Bernstein: „Sommerraps“. (Siehe ebenfalls Von Paris nach Bern. Ein Reisefragment von Friedrich Engels. In: Die Neue Zeit. Jg. 17. Bd. 1. 1898/1899. Nr. 1. S. 10.)

723

Friedrich Engels · Von Paris nach Bern

29.26–27

„drei Monate Elend zur Verfügung stellen“] Siehe Marx in seinem Artikel „Die Junirevolution“ vom 29. Juni 1848. (MEGA➁ I/7. S. 210. – Siehe ebenfalls † Paris, 28. Juni. (Emil Girardin’s zwei letzte Artikel in „La Presse“.) In: NRhZ. Nr. 30. 30. Juni 1848. S. 1, Sp. 2/3.)

29.31

Hecker] Anspielung auf den Kölner Staatsanwalt Julius Hecker, der gegen Engels und Ernst Dronke am 4. Oktober 1848 Steckbriefe erlassen hatte, nachdem sie sich am 25. September der Strafverfolgung durch Flucht entzogen hatten. (Siehe Einführung. In: MEGA➁ I/7. S. 902/903, zu Engels’ Steckbrief siehe S. 1000.)

31.9

Schloß Chaˆteaubriand] Chaˆteau de Malesherbes.

32.9–12

Euryanthe. Oper von Carl Maria von Weber. Text von Helmina von Che´zy.

36.12

Bauern.] Anschließend von Bernstein handschriftliche Einfügung einer eckigen Klammer als Hinweis an den Setzer der „Neuen Zeit“, einen Absatz einzufügen. (Siehe Von Paris nach Bern. Ein Reisefragment von Friedrich Engels. In: Die Neue Zeit. Jg. 17. Bd. 1. 1898/1899. Nr. 1. S. 16.)

38.1–2

ce sont les partageux] August Hermann Ewerbeck erläuterte in der NRhZ: „Theiler (partageux, der bekannte Spottname, der den Sozialreformern im Bauerndialekt gegeben wird)“. ([Ewerbeck:] T Paris, 10. Dez. In: NRhZ. Nr. 167, 13. Dezemer 1848. S. 3, Sp. 1/2.)

38.27–30

Die provisorische französische Regierung hatte im Frühjahr 1848 eine Zusatzsteuer von 45 Centimes auf jeden Francs direkter Staatssteuer beschlossen. Immer wieder berichteten die Pariser Korrespondenten der NRhZ über Proteste und Unruhen gegen den Steuerzuschlag.

40.33–36

Wenn der Bürger Denjoy bis dekorirt war] Der Rechtsanwalt und Abgeordnete Jean-Franc¸ois Denjoy protestierte am 30. September 1848 gegen die Teilnahme von Beamten an einem Bankett in Toulouse zu Ehren des Jahrestags der ersten französischen Republik. (Comte rendu des se´ances l’Assemble´e nationale. Vol. 4. S. 495.) Der Pariser Korrespondent der NRhZ, August Hermann Ewerbeck, berichtete, im Saal seien „Wände und Möbeln roth behängt“ gewesen. ([August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 13. Oktober. (Banketts.) In: NRhZ. Nr. 119, 18. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3.) Am 4. November wurde in der NRhZ erneut angemerkt, dass Denjoy in der Nationalversammlung den „bekannten Sturm wegen des rothen Banketts“ her-

724

Erläuterungen

vorgerufen habe. (Paris, 1. November. (Vermischtes.) Ebenda. Nr. 134, 4. November 1848. S. 3, Sp. 2.) 41.4

Dampfguillotine] In der erwähnten Korrespondenz aus Paris setzte Ewerbeck als bekannt voraus, dass im Frühjahr 1848 eine Kaufmannsvereinigung in Bordeaux der Behauptung der französischen Satirezeitschrift „Le Charivari“ „aufs Wort“ geglaubt habe, „in Paris bestehe ein Regiment bewaffneter Weiber, welche mit einer ,Dampfguillotine‘ in die widerspenstigen Provinzen geschickt werden würden“. ([August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 15. Oktbr. In: NRhZ. Nr. 119, 18. Oktober 1848. S. 3, Sp. 3.)

41.31

im ersten Dorf] Wahrscheinlich: Nangis.

45.7–10

Erste Strophe aus dem Gedicht „Kriegserklärung“ von Johann Wolfgang von Goethe.

46.14

vertreiben.] Unterhalb handschriftliche Einfügung von Bernstein: „[Hier bricht das Manuskript ab]“. (Siehe ebenfalls Von Paris nach Bern. Ein Reisefragment von Friedrich Engels. In: Die Neue Zeit. Jg. 17. Bd. 1. 1898/1899. Nr. 2. S. 14.)

725

Karl Marx Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung“ 27./28. Oktober 1848 (S. 47–51)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Leitartikel kommentiert Marx die von dem Kölner Staatsanwalt Julius Hecker gegen die NRhZ eingeleitete gerichtliche Untersuchung wegen des Abdrucks eines Aufrufs des süddeutschen Republikaners Friedrich Hecker. Friedrich Hecker war nach der Niederlage seiner badischen Freischaren im April 1848 in die nahegelegene Schweiz geflüchtet und während seines Exilaufenthalts im Juni in einem badischen Wahlbezirk zum Abgeordneten der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main gewählt worden. (Siehe Bericht des Ausschusses für die Prüfung der in dem Wahlbezirke Thiengen in Baden stattgehabten Wahl zur deutschen National-Versammlung. In: Kölnische Zeitung. Nr. 225, 12. August 1848. Erste Beilage. S. 1/2.) Nachdem sich die Mehrheit der Abgeordneten im August geweigert hatte, seine Wahl anzuerkennen, emigrierte Hecker im September in den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. In seiner Abschiedsrede, die er in Straßburg vor seiner Abreise nach Le Havre hielt, zog er ein bitteres Fazit. Die Revolution hätte bereits im Frühjahr „mit allen revolutionären Mitteln“ durchgesetzt werden müssen, um erst dann mit der Beratung über die neue Staatsorganisation zu beginnen. Mit den Fürsten sei kein Vertrag möglich, da diese immer ihre Selbsterhaltung über alles stellen würden. (Erl. 47.1–3. – Siehe Freitag: Friedrich Hecker. S. 119–123 und 138–141.) Aufgrund des juristischen Charakters des Artikels und der strafrechtlichen Bedeutung der Angelegenheit war mit hoher Wahrscheinlichkeit Marx der Verfasser des Artikels. Bereits im Juli 1848 hatte er ähnlich auf eine von Julius Hecker betriebene gerichtliche Untersuchung reagiert. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 268–270 und 1256.) Zudem zeigt „die Stelle über den Konflikt zwischen Herwegh und Marx im März 1848 in Paris“, dass nur Marx den Text geschrieben haben kann. (MEGA➀ I/7. S. XX/XXI.) Schließlich zählt der Leitartikel zu den Beiträgen, die Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung bezeichnete. (Siehe [Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 27. oder spätestens am Vormittag des 28. Oktober 1848 geschrieben. Nachdem Marx bereits am 23. Oktober 1848 vor dem Instruktionsrichter hatte erscheinen müssen (S. 48.41–49.1 und Erl.), wurde er am 14. November 1848 erneut vernommen. (S. 83 und 86.) Anklage wurde gegen Marx offensichtlich nicht erhoben.

726

Erläuterungen

Unmittelbar im Anschluss an den vorliegenden Artikel druckte die NRhZ Artikel der „Berliner Zeitungs-Halle“ und der „Düsseldorfer Zeitung“ nach, in denen das Vorgehen des Staatsprokurators Hecker ebenfalls als völlig unzulässig kritisiert wurde. (* Köln, 24. October. (Die „B. Z.-H.“ und die „D. Z.“ an Hrn. Hecker.) In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. – Siehe Erl. 48.41–49.1.) Nachdem Julius Heckers Beförderung zum Oberprokurator am Landgericht Elberfeld bekannt geworden war, schrieb die NRhZ im November 1848: „Wir brauchen unsern Lesern nicht zu versichern, daß es uns ungemein schmerzt, Herrn Hecker als Mitarbeiter an unserm Blatte zu verlieren. Dagegen ist es ein Trost, daß die Empfehlung der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ so guten Erfolg gehabt hat.“ (Köln, 7. Novbr. (Heckers Erhöhung.) In: NRhZ. Nr. 137, 8. November 1848. S. 1, Sp. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 28. Okt. (Der Staatsprokurator „Hecker“ und die „Neue Rheinische Zeitung“.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 48.26 49.6 50.23 51.8 51.8 51.9 51.11

Appellsenat] J Appelsenat Complicen] J Complice Herweghschen] J Herwegschen konstitutionell] J konstitutionnell Konstitutionalismus] J Konstitutionnalismus konstitutionellen] J konstitutionnellen konstitutionellem] J konstitutionnellem

ERLÄUTERUNGEN 47.1–3

Ein Wort an das deutsche Volk. (Hecker’s Abschiedswort an das deutsche Volk.) [Gez.:] Hecker. In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1. –

47.3–6

In der gleichen Ausgabe berichtete die NRhZ: „Die ,Berliner Zeitungshalle‘ bringt unter der Rubrik: ,Der bekannte Hecker gegen den berühmten Hecker‘ eine kurze Interpellation an unsern Herrn Staatsprokurator, worin sie fragt: Warum wendet sich Hr. Hecker (statt an die N.Rh.Ztg.) nicht an die Frankfurter Blätter, die jenes Abschiedswort (des berühmten Hecker’s) noch früher mitgetheilt?“. (* Köln, 24. October. In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3.)

727

Karl Marx · Der Staatsprokurator „Hecker“ und die NRhZ

47.7

Proklamation von Struve] Aufruf an das deutsche Volk! [Gez.:] Lörrach, den 21. September 1848. Im Namen der provisorischen Regierung. Gustav Struve. – Struves Ausrufung der deutschen Republik vom 21. September wurde in der „Kölnischen Zeitung“ zumindest auszugsweise wiedergegeben. ([Schwanbeck:] Der Einfall der Republikaner. Δ Köln, 2. October 1848. Nr. 270, 9. Oktober 1848. S. 1.)

47.8

Fuad Effendi] Bukarest, 28. September. (Manifest Fuad Effendi’s.) In: NRhZ. Nr. 118, 17. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2. – Darin heißt es: „An die Bojaren und an Euch Einwohner der Walachei aller Klassen. Eine Revolution aus jenem Geiste des Kommunismus hervorgegangen, welchen jetzt ganz Europa siegreich bekämpft, ist unter Euch ausgebrochen, und hat die Ruhe und die Sicherstellung des friedlichen Fortschrittes erschüttert, deren Ihr Euch bis jetzt durch die National-Institutionen erfreutet, welche die H. Pforte Euch bewilligt hat.“

47.12

Als die NRhZ über die Ankunft Friedrich Heckers am 4. Oktober 1848 in New York berichtete, fügte sie in Klammern hinzu: „nicht den Staatsprokurator, sondern den badischen Republikaner“. (* Das Dampfschiff Amerika ... In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3. – Freitag: Friedrich Hecker. S. 145ff.)

48.11–14

Der in der Rheinprovinz bis 1851 geltende französische Code Pe´nal von 1810 stellte Versuch wie Komplott zum Umsturz oder zur Veränderung der Regierung unter Strafe. „Ein Versuch ist vorhanden, sobald eine Handlung begangen oder angefangen wird, um zur Vollziehung dieser Verbrechen zu gelangen, obschon sie nicht vollendet worden sind.“ „Ein Komplott ist vorhanden, sobald der Entschluß zu handeln unter zwei oder mehrern Verschwornen abgeredet und beschlossen ist, obschon noch kein Unternehmen Statt gehabt hat.“ (Die fünf französischen Gesetzbücher in deutscher Sprache. Zweibrücken 1832. Strafgesetzbuch. Art. 87, 88 und 89.)

48.17–19

Anspielung auf das Schicksal von Andreas Gottschalk und Friedrich Anneke, Führungsmitglieder des Kölner Arbeitervereins, die sich seit Juli 1848 wegen republikanischer Reden in Untersuchungshaft befanden. (Siehe S. 243–251 sowie MEGA➁ I/7. S. 251–253, 916 und 1239–1243.) Am 14. Oktober forderte die NRhZ die Kölner Staatsanwaltschaft auf, der Öffentlichkeit Aufschluss „über die bandwurmartig sich hinschleppende Untersuchungshaft Gottschalks und Annekes“ zu geben. (* Köln, 13. Oktbr. In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 1, Sp. 2. – Zu den Bemühungen einer Kommission des Kölner Ar-

728

Erläuterungen

beitervereins siehe S. 538.2, 539.13 und Erl. – Siehe ferner * Köln, 28. Okt. (Erklärung Anneke’s an Hrn. Hecker.) Ebenda. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.) Der am 25. September 1848 verhaftete Hermann Becker wurde am 6. Dezember wieder in Freiheit gesetzt. (* Köln, 6. Dezember. In: NRhZ. Nr. 162, 7. Dezember 1848. S. 4, Sp. 3.) 48.37–41

Siehe Die fünf französischen Gesetzbücher in deutscher Sprache. Zweibrücken 1832. Strafgesetzbuch. Art. 60. – Dort heißt es: „Als Mitschuldige ... sollen diejenigen gestraft werden, die durch ... Anschläge oder sträfliche Kunstgriffe zu einer solchen Handlung gereitzt, oder Anweisungen gegeben haben, um sie zu begehen“.

48.41–49.1

Die Vernehmung fand offensichtlich am 23. Oktober 1848 statt. So druckte die NRhZ (in der gleichen Ausgabe wie der vorliegende Leitartikel) einen auf den 23. Oktober datierten Bericht der „Düsseldorfer Zeitung“ nach, in dem es heißt: „Der Redakteur en chef der ,N.Rh. Zeitung‘ erhielt heute abermals einen Befehl sich vor dem Instruktionsrichter zu sistiren, um – wegen der Aufnahme des Abschiedsworts Hecker’s ,an das deutsche Volk‘ constituirt zu werden.“ (NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. – * Köln, vom 23. Okt. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 285, 25. Oktober 1848. Beilage. S. 3/4.)

49.2

Korrektor] Um wen es sich handelte, ist nicht bekannt. – Karl Schapper, der diese Funktion ausübte, befand sich seit Ende September in Untersuchungshaft und wurde erst am 15. November 1848 wieder aus der Haft entlassen. (Siehe * Köln, 17. November. (K. Schapper.) In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 1, Sp. 2.)

49.22–24

Siehe Botzen, 16. Octbr. (Der letzte Armeebefehl Radetzki’s.) In: NRhZ. Nr. 124, 24. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3.

49.26–28

Mit Berufung auf die belgische Tageszeitung „La Nation“ brachte die NRhZ zwei Tage zuvor die Nachricht, für die sie sich aber „nicht verbürgen“ könne: „,Alexandria, 19. Oktober. Wir erhalten in diesem Augenblicke auf außerordentlichem Wege die Nachricht einer vollständigen Erhebung zu Mailand.‘“ (NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.) Sowohl am 28. wie am 29. Oktober meldete die NRhZ, dass die „Nachricht von einem neuen allgemeinen Aufstande zu Mailand“ „noch immer der nähern Bestätigung“ bedürfe. (NRhZ. Nr. 128, 28. Oktober 1848. S. 3, Sp. 2.) Am 29. Oktober schrieb die NRhZ: „Der Aufstand zu Mailand hat sich bis jetzt weder durch Blätter, noch durch Korrespondenzen bestätigt.“ (NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober

729

Karl Marx · Der Staatsprokurator „Hecker“ und die NRhZ

1848. S. 4, Sp. 1.) Am 31. Oktober meldete die NRhZ: „Das neuliche Gerücht von einem Aufstande zu Mailand war einzig von den nach Krieg lechzenden und über die Ausflüchte der Kammer empörten Radikalen improvisirt worden, um die Bevölkerung aufzuregen.“ (* Der norditalienischen Bewegung ... (Die Diplomatie und die norditalienische Bewegung.) In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1.) 49.29–30

Anspielung auf eine an die NRhZ gerichtete Entgegnungen des Staatsanwalts Julius Hecker, die Marx in den Ausgaben der Zeitung vom 7. Juli und 3. August 1848 veröffentlichte und kommentierte. (MEGA➁ I/7. S. 268 und 476–478 sowie 1241–1245, 1256 und 1396.)

50.7–8

Die eigentliche bis Republik.] Von Marx in der letzten Ausgabe der NRhZ 1849 zitiert als Beispiel, um die von Anfang an konsequent republikanische Politik der Zeitung zu belegen. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.)

50.11–14

Ein Wort an das deutsche Volk. [Gez.:] Hecker. In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1.

50.15–17

Siehe MEGA➁ I/7. S. 545, 795/796 und 890 sowie im vorliegenden Band S. 467.7–8 und Erl.

50.22–28

Die Mannheimer „Deutsche Volkszeitung“ konnte nicht ermittelt werden. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 15, 27, 871/872, 874/875, 985, 998 und 1008.

51.2

„Herrschaft bis Besten“] Frankfurter Nationalversammlung. 90. Sitzung, 16. Oktober 1848. Wigard. Bd. 4. S. 2652.

51.19–20

der Czaar bis jung.] Siehe ähnlich bereits Karl Weil: Der Kaiser auf Reisen und Deutschland zu Hause. Eine politische Phantasie. In: Konstitutionelle Jahrbücher. Stuttgart. Bd. 2. 1844. S. 327.

730

Karl Marx Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk Zwischen 31. Oktober und 2. November 1848 (S. 52–54)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Im vorliegenden Leitartikel kommentiert Marx den Aufruf zur Unterstützung der Wiener Aufständischen, den der zweite Kongress der Demokraten Deutschlands auf Antrag von Arnold Ruge am 29. Oktober 1848 beschlossen hatte. Der Kongress tagte mit über 230 Delegierten aus 140 Städten vom 26. bis 30. Oktober 1848 in Berlin. Parallel versammelten sich am 27./28. Oktober Mitglieder der äußersten Linken aus den deutschen Volksvertretungen ebenfalls in der preußischen Hauptstadt zu einem sog. „Gegenparlament“; außer Mitgliedern der preußischen Nationalversammlung erschienen nur wenige auswärtige Abgeordnete. (Siehe Lüders: Die demokratische Bewegung in Berlin. S. 69ff.; Hachtmann: Berlin 1848. S. 726–730.) Die Redaktion der NRhZ kündigte zwar am 2. November in einer Anmerkung zu einem Korrespondentenbericht aus Berlin „die Kritik der Verhandlungen des demokratischen Kongresses für den Augenblick“ an, „wo seine Protokolle offiziell veröffentlicht sind“. Sie beließ es jedoch letztlich – abgesehen von dem vorliegenden Leitartikel – bei den Berichten ihrer Korrespondenten. (Siehe Δ Berlin, 30. Okt. (Demokratischer Kongreß.) In: NRhZ. Nr. 132, 2. November 1848. S. 3, Sp. 1. – Siehe §. Berlin, 28. Oct. (Demokratenkongreß.) Ebenda. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2; § Berlin, 30. October. Ebenda. Nr. 133, 3. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1/2; ‘ Berlin, 31. Okt. Ebenda. S. 2, Sp. 1. √ Berlin, 31. Oct. (Noch ein Bericht über den Demokratencongreß.) Ebenda. Nr. 135, 5. November 1848. – Siehe Hermann Ewerbeck an den deutschen Verein in Paris, 2. November 1848. In: Zeitgenossen von Marx und Engels. S. 216–218.) Im Vorfeld hatte die NRhZ wiederholt die Einladung des Zentralausschusses der Demokraten zum Kongress mitgeteilt, nicht aber dessen „Manifest ... an das deutsche Volk“ vom 3. Oktober, in dem zur Durchsetzung von „neue[n] und direkte[n] Wahlen“ für die Frankfurter Nationalversammlung aufgefordert worden war. (Der Centralausschuß der Demokraten Deutschlands an die demokratischen Vereine. [Gez.:] Berlin, den 7. Oktober 1848. In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1 – Siehe Lüders: Die demokratische Bewegung in Berlin. S. 149–151.) Auch der „Bericht der Kommission [des Kongresses] für die Lösung der sozialen Frage“ (Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. Als Beilage der Volksblätter. Volks-Blätter. Berlin. [Anfang November 1848.] S. 28/29), der in Anlehnung an die „Forderungen der kommunistischen Partei in Deutschland“ von April

731

Karl Marx · Aufruf des demokratischen Kongresses

1848 (MEGA➁ I/7. S. 25/26 und 994ff.) ein soziales Programm formulierte, druckte die NRhZ nicht. Der Bericht, der – nach eigenen Angaben – wesentlich von Friedrich Beust, Delegierter des Kölner Arbeitervereins, verfasst wurde, sollte von den demokratischen Vereinen besprochen und begutachtet werden. (Siehe S. 540.17–20 und Erl.) In der Folgezeit wies August Hermann Ewerbeck, Pariser Korrespondent der NRhZ und Delegierter der Pariser deutschen Demokraten auf dem Kongress, in französischen Zeitungen und in seinen Korrespondenzen immer wieder auf den Kommissionsbericht hin. (Siehe [Ewerbeck:] T Paris, 25. Nov. (Journalschau.) In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage; T Paris, 10. Dez. Ebenda. Nr. 167, 13. Dezember 1848; T Paris, 8. Jan. Ebenda. Nr. 192, 11. Januar 1849 Januar. Beilage.) Die NRhZ berichtete bereits am 1. November über die Beschlüsse des Kongresses zur Unterstützung Wiens. (# Berlin, 29. Oktober, und ‘ Berlin, 29. Oct. (Demokratische Kongreß.) In: NRhZ. Nr. 131, 1. November 1848. S. 2, Sp. 2/3.) „[I]n Bezug auf die ihm zunächst liegende Frage – die Wiener Ereignisse“ habe der Kongress „Nichts weiter“ getan, kommentierte der Berliner §-Korrespondent in der NRhZ vom 3. November, „als daß er ein Plakat darüber an’s deutsche Volk erließ, worin dieses aufgefordert wird, von den Regierungen die Wahrung der deutschen Interessen in Oestreich zu fordern. Das war alles, was man in dieser Sache zu thun für nöthig hielt.“ (§ Berlin, 30. October. In: NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1/2.) Die Resultate seien „eine große Volksversammlung, eine Demonstration zu Gunsten Wiens und eine von ihm angeregte Demonstration bei dem Schauspielhause mit Ueberreichung einer Petition, daß die Nationalversammlung die Regierung auffordern solle, so rasch wie möglich der bedrohten Stadt [Wien] zu Hülfe zu eilen. Wochenlang hat man die Operationen der schurkischen Kamarilla in Oesterreich aus dem freien vereinigten Deutschland angeglotzt und jetzt, wo es in Flammen steht, petitionirt man um Hülfe. Der Schritt der Nationalversammlung hätte schon vor 14 Tagen geschehen müssen“, resümierte ein weiterer (Gelegenheits-)Korrespondent der NRhZ die Kongressergebnisse. „Konnte der Kongreß mehr thun, wenn seine Mitglieder am letzten Tage bis auf 50–60 zusammengeschmolzen waren, wenn die Berliner Demokratie überhaupt so wenig zur Anregung des Volkes that? Dieser Berliner Demokratie fehlt es an allem Zusammenhange der einzelnen Glieder untereinander.“ (√ Berlin, 31. Oct. (Noch ein Bericht über den Demokratencongreß.) Ebenda. Nr. 135, 5. November 1848.) Der in Berlin schon am 29. Oktober 1848 gedruckt verbreitete Aufruf lag wahrscheinlich bereits am 31. Oktober in Köln vor. (Siehe Erl. 52.3–53.12.) Dementsprechend wurde der vorliegende Artikel zwischen dem 31. Oktober und 2. November 1848 geschrieben.

732

Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Köln, 2. November. („Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk.“) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 133, 3. November 1848. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 52.16 53.30

Willkürherrschaft] J Willkührherrschaft Rhetorik] J Rethorik

ERLÄUTERUNGEN 52.1–2

Wie auf dem ersten gesamtdeutschen Demokratenkongress in Frankfurt am Main im Juni 1848 beschlossen, fand der zweite Kongress im Oktober in Berlin statt. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 1313 und 1643/1644; Paschen: Demokratische Vereine und preußischer Staat. S. 96ff.; Becker: Die Beschlüsse des zweiten Demokratenkongresses 1848. S. 321–341.)

52.3–53.12

Auf Antrag von Arnold Ruge war der Aufruf in der Abendsitzung des Kongresses vom 29. Oktober 1848 bereits gedruckt zur Abstimmung vorgelegt worden. Nachmittags hatte Ruge in einer öffentlichen Versammlung von 12 000 bis 15 000 Teilnehmern schon über wesentliche Passagen des Aufrufs per Akklamation abstimmen lassen. (Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. [Berlin 1848.] S. 19 und 22/23. (GStAPK HA 1, Rep. 77, Tit. 509, Nr. 1, Bd. 4, Bl. 281–298.) – Lüders: Die demokratische Bewegung in Berlin. S. 102–109.)

53.40

Prinzen von Preußen] Prinz Wilhelm von Preußen, Thronfolger.

54.3–4

„der kroatischen Ordnung und Freiheit“] Siehe S. 17.6 und Erl.

54.17

„Stein’schen Armeebefehls“] Siehe S. 19.12–15 und Erl.

54.20

Gabriele] Erzengel Gabriel.

54.22

Olmütz] Kaiser Ferdinand I. war mit seinem Hof am 7. Oktober 1848 aus Wien nach Olmütz geflüchtet.

54.37–40

Dieser Absatz wurde in der NRhZ vom 5. November 1848 Ferdinand Freiligraths Gedicht „Wien“ mit Quellenangabe vorangestellt. – „Wenn wir noch knien könnten, wir lägen auf den Knien; / Wenn wir noch beten könnten, wir beteten für Wien!“ heißt es in dem Gedicht, in dem von Deutschland „ein Erhe-

733

Karl Marx · Aufruf des demokratischen Kongresses

ben“, „eine That“ gefordert wurde. „Du [Deutschland] aber bleibst gelassen, du aber bleibst im Schlaf! / Bei’m Todeskampf der Riesin da stehst du wie von Stein – / Alles, wozu du dich ermannst, ein kläglich Bravoschrein!“ (Wien. [Gez.:] 3. November, Nachmittags. F. Freiligrath. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 1/2.)

734

Karl Marx Die Pariser „Re´forme“ über die französischen Zustände 1./2. November 1848 (S. 55–57)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In der sich von September bis Anfang November 1848 erstreckenden Debatte des von einer Kommission ausgearbeiteten Verfassungsentwurfs hatte die Pariser Nationalversammlung vom 6. bis 9. Oktober über Wahl und Stellung des Präsidenten der französischen Republik diskutiert. Mit großer Mehrheit hatte sie sich für einen auf Grundlage des allgemeinen Stimmrechts vom Volk direkt für die Dauer von vier Jahren gewählten Präsidenten entschieden und diesen mit erheblicher Machtfülle ausgestattet. Alle Anträge, ihn durch das Parlament zu wählen oder das allgemeine Stimmrecht einzuhegen, waren abgelehnt worden. Nach Angaben aller zeitgenössischen Beobachter hatte insbesondere Alphonse de Lamartines Plädoyer für die Wahl eines starken Präsidenten durch alle erwachsenen Männer den Ausschlag gegeben. In dem Leitartikel der Pariser Tageszeitung „La Re´forme“ vom 30. Oktober 1848, der in dem vorliegenden Beitrag besprochen wird, wurde deshalb eine Bemerkung Lamartines vom 6. Oktober zum Ausgangspunkt genommen, um die politische Stimmung und Entwicklung in Frankreich zu diskutieren. In dem von Lamartine benutzten schrecklichen Wort Cäsar („le terrible mot de Ce´sar“) sah die Pariser Zeitung die die gefährliche Situation in Frankreich charakterisierende Parole („la devise de la situation“). Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den vorliegenden Artikel verfasst. In der personell stark reduzierten Redaktion der NRhZ übernahm er seit dem Wiedererscheinen der Zeitung am 12. Oktober 1848 neben weiteren Aufgaben auch die Frankreich-Berichterstattung. (Siehe S. 599–612.) Darüber hinaus enthält der Beitrag eine in Anlehnung an Marx’ Artikel „Zur Judenfrage“ von 1844 formulierte Textsstelle über den Widerspruch von „bourgeois“ und „citoyen“. (S. 55.21–24 und Erl. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 1. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 2. November. (Die Pariser „Reforme“ über die französischen Zustände.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 133, 3. November 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

735

Karl Marx · Die „Re´forme“ über die französischen Zustände

KORREKTURENVERZEICHNIS 55.1 55.11

November] J Okt. Bourgeoisie] J Bougeoisie

ERLÄUTERUNGEN 55.1–3

Siehe [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 12. Juni; Paris 13. Juni. (Die neuen Journale.) In: NRhZ. Nr. 15, 15. Juni 1848. S. 3, Sp. 2/3.

55.10–20

Paris, 29 octobre. In: La Re´forme. Paris. Nr. 301, 30. Oktober 1848. S. 1. – Hervorhebung von Marx.

55.21–24

Siehe Marx: Zur Judenfrage. (Deutsch-Französische Jahrbücher. 1844.) In: MEGA➁ I/2. S. 149.

55.26–56.2

Paris, 29 octobre. In: La Re´forme. Paris. Nr. 301, 30. Oktober 1848. S. 1.

56.32–37

Ebenda.

56.32

„Einerseits bis Krise.] La Re´forme: „D’une part, la suspension du travail et la crise qui en est la suite produisent une anarchie dans les inte´reˆts, re´volution toujours funeste a` la socie´te´, surtout lorsque la fortune de celui qui a peu va s’ajouter a` celle du riche qui peut l’absorber facilement.“

57.8

poetische Februarperiode] Siehe Marx: Die Junirevolution. In: NRhZ. Nr. 29, 29. Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 209); sowie Engels: Der 23. Juni. In: NRhZ. Nr. 28, 28. Juni 1848. (MEGA➁ I/7. S. 197).

57.17–23

Paris, 29 octobre. In: La Re´forme. Paris. Nr. 301, 30. Oktober 1848. S. 1.

736

Karl Marx Die Wiener Nachrichten 2. November 1848 (S. 58–60)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Mit diesem redaktionellen Artikel leitete Marx in der NRhZ vom 3. November 1848 die Wiedergabe von Nachrichtenbeiträge anderer deutschsprachiger Zeitungen ein. Die „Kölnische Zeitung“ hatte dieselben bzw. entsprechende Nachrichtenbeiträge bereits zuvor in einer „Außerordentlichen Beilage“ gebracht, die „am 2. November Morgens“ ausgegeben worden war. (Zu Nr. 296 ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 297, 3. November 1848. S. 1. – Ebenda. Nr. 296, 2. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1/2.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am Vormittag des 2. November 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 2. Nov. (Die Wiener Nachrichten.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 58.21 59.2 59.6

dem ] J den besetzt“] J besetzt „Das Militär] J Das Militär

ERLÄUTERUNGEN 58.2–3

Siehe S. 64.25–26 und Erl.

58.6

„verfassungsmäßigen Freiheit“] Anspielung auf Artikel 1 des Bürgerwehrgesetzes. (Siehe Erl. 17.6.

58.7–9

Siehe S. 63.28–64.1 und Erl.

58.12–13

„aus der Umgegend von Wien“ ] Wien, 29. October. Der „Preußische Staats-Anzeiger“ meldet ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 296, 2. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1. –

737

Karl Marx · Die Wiener Nachrichten

Die NRhZ gab im Anschluss an den vorliegenden Beitrag ebenfalls den Bericht des „Preußischen Staatsanzeigers“ wieder. (Wien. Die letzten Nachrichten ... In: NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1. 58.16–18

Köln, 1. November, 10 Uhr Abends. Ebenda. – Einleitend bemerkte die „Kölnische Zeitung“: „Wir hatten bisher die traurige Aufgabe, aus Wien Berichte zu bringen, die immer noch über einen Kampf der neuen mit der alten Zeit handelten. Wir haben heute noch eine traurige Pflicht zu erfüllen. Die Ereignisse von Wien haben ihre Rückwirkung auf Berlin geworfen. ... Auch aus Wien haben wir nur schlimme Nachrichten zu bringen. Dieselben reichen bis zum 29. October, Nachmittags halb drei Uhr, und bestätigen leider, auch nach dem ,Preuß. Staats-Anzeiger‘, unsere gestrigen höchst traurigen Mittheilungen.“ (Ebenda.)

58.20–23

Die NRhZ druckte im Anschluss an den Beitrag die im vorliegenden Text zitierten Berichte ebenfalls nach. (Siehe NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 2, bis S. 3, Sp. 2.)

58.27–59.2

Wien, 29. October. Der „Preußische Staats-Anzeiger“ meldet ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 296, 2. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1. – Der Text ist zwar im Original hervorgehoben, aber der Schriftgrad wurde nicht vergrößert.

59.6–9

– Ein Reisender ... Ebenda. – Die „Kölnische Zeitung“ merkte zu den Mittelungen des Reisenden in Klammern an: „die übrigens nicht sehr glaubwürdig erscheinen“. – Die NRhZ gab im Anschluss an den vorliegenden Beitrag den Bericht ebenfalls wieder. (NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 3.)

59.16–25

Ebenda. S. 2. – Ergänzungen in Klammern von Marx.

59.32–33

Ebenda.

59.38–39

Der „Preußische Staats-Anzeiger“ meldet ... Ebenda. S. 1.

59.41

Am Morgen des 26. September 1848 beseitigten Soldaten die unbesetzten und kampflos aufgegebenen Barrikaden in Köln. (Siehe Herres: Köln in preußischer Zeit. S. 272–274.)

60.4–5

Siehe NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 2, bis S. 3, Sp. 2.

738

Karl Marx Der Wiener Oktoberaufstand und die „Kölnische Zeitung“ 2./3. November 1848 (S. 61/62)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. In dem vorliegenden Artikel, mit dem die zweite Beilage der NRhZ vom 3. November 1848 eingeleitet wurde, kommentiert Marx die von der „Kölnischen Zeitung“ zuerst am Morgen und dann am frühen Abend des 2. November 1848 verbreitete Nachricht, dass Wien kapituliert habe. Er bezweifelt zwar den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht, zeigt sich aber auch „nicht überrascht“ von einer möglichen Niederlage Wiens. Mit Verweis auf den Leitartikel der NRhZ vom 12. Oktober, in dem bereits auf die Möglichkeit des Scheiterns des Wiener Aufstands am „Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse“ hingewiesen worden war (S. 4.9–14), wird hervorgehoben, dass die NRhZ nie die „utopische Hoffnung“ genährt habe, Wien könne nicht besiegt werden. Sollte sich die Niederlage bewahrheiten, so werde dies zeigen, „daß kein Friede, selbst nicht für Uebergangszeiten, ... mit der Bourgeoisie“, „der elenden deutschen Mittelklasse“, möglich sei. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den vorliegenden Text verfasst. Über die an anderer Stelle dargelegten Gründe hinaus (S. 680/681) wird dies durch die Berufung auf den Leitartikel in der Ausgabe vom 12. Oktober 1848 (S. 4.9–14) belegt, ferner durch die Bezugnahme auf Karl Heinrich Brüggemanns frühere Korrespondententätigkeit für die „Rheinische Zeitung“ von 1842/43, die Marx zeitweise geleitet hatte (S. 62.14–15 und Erl.), sowie durch die Anspielung auf dessen Schrift „Der Deutsche Zollverein und das Schutzsystem“ von 1845 (S. 62.16 und Erl.). Der Artikel wurde am Abend des 2. oder in der Nacht vom 2./3. November 1848 verfasst. So meldete die NRhZ in ihrer folgenden Ausgabe vom 4. November in Fettdruck: „Zu Nr. 133 ... ist am Freitag, 3. November, Morgens eine zweite Beilage ausgegeben und so viel als thunlich versandt worden; ein Theil der geehrten auswärtigen Abonnenten erhält dieselbe mit dieser Nummer.“ (NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. S. 1, Sp. 1.) Im Anschluss druckte die NRhZ Nachrichtenbeiträge aus dem „Preußischen Staats-Anzeiger“, der „Breslauer Zeitung“ und der „Allgemeinen OderZeitung“ nach. Den der „Breslauer Zeitung“ entnommenen Beitrag kommentierte die Redaktion der NRhZ mit spöttischen Bemerkungen in Klammern, in denen jeweils auf einen früheren Bericht der „Breslauer“ angespielt wurde, in der diese sich auf einen „Weinreisenden“ berufen hatte. So bemerkte die NRhZ in runden Klammern: „Während die Breslauer Zeitung selbst an den Gerüchten ihrer Weinreisenden zweifelt, giebt die ,Kölnische‘ in ihren Extrablättern diese

739

Karl Marx · Der Wiener Oktoberaufstand und die „Kölnische Zeitung“

Gerüchte ohne im Geringsten die obigen erbaulichen Betrachtungen der Breslauerin hinzuzufügen.“ (Die Breslauer Zeitung berichtet ... In: NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. 2. Beilage. S. 1, Sp. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 3. November. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 133, 3. November 1848. 2. Beilage. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 62.8

Schwanbeck] J Schwanebeck

ERLÄUTERUNGEN 61.2–3

Zur Pariser Juniinsurrektion von 1848 und zur Berichterstattung der NRhZ siehe MEGA➁ I/7. S. 959–966.

61.5–9

„Diese Revolution

61.27–28

Köln, 2. November, 10 Uhr Abends. Wien hat sich unbedingt ergeben. In: Kölnische Zeitung. Nr. 297, 3. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1. – Dort heißt es: „Wiens Schicksal hat sich entschieden: es liegen uns darüber die zweifellosesten, selbst ein officieller Bericht vor. Vom 28. bis zum 29. Abends wurde die Stadt bestürmt, dem folgte ein Waffenstillstand bis zum folgenden Mittag, die Ungarn drangen über die Gränze, griffen, unterstützt von einem Ausfall der Wiener, die kaiserlichen Truppen an und wurden gänzlich geschlagen. ... Am 30. Nachmittags hat sich Wien unbedingt ergeben.“ – Dies hatte die „Kölnische“ ihren Lesern bereits am 2. November, abends, in einem Extrablatt mitgeteilt. (Ebenda.)

62.2

Die preußische Regierung hatte im August 1848 mit der Einrichtung der ersten Staatstelegraphenlinien, von Berlin über Köln nach Aachen und von Berlin nach Frankfurt am Main, begonnen, die im Oktober 1849 auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurden.

62.5

„telegraphische Depesche“] * Berlin, 1. November, 2 Uhr nachmittags. Telegraphische Depesche des Ministers des Innern Eichmann an den Regierungspräsidenten v. Möller in Köln. In: Kölnische Zeitung. Nr. 297, 3. November 1848. S. 1.

62.5–7

Der Rentier Heinrich von Wittgenstein, im Mai 1848 ernannt, war im September 1848 als Kölner Regierungspräsident zu-

740

bis

Contrerevolution!“] S. 4.9–14.

Erläuterungen

rückgetreten; Oberregierungsrat Johann Baptist Birck hatte bereits während der Trierer Barrikadenkämpfe im Mai den dortigen Regierungspräsidenten vertreten. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 39.15 und Erl.) 62.10–13

Siehe Erl. 61.27–28.

62.12–13

„wendischen Krätze“] Anspielung auf Windischgrätz. – Aus Sicht der „Kölnischen Zeitung“ ein typisches Beispiel für die Wortschöpfungen der NRhZ: „(wie z.B. der schöne Name ,Wendische Krätze‘)“. (* Wer da ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 342, 25. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 1.)

62.14–15

Der Jurist und Nationalökonom Karl Heinrich Brüggemann war aufgrund seiner Teilnahme am Hambacher Fest von 1832 zum Tode verurteilt worden; 1840 wurde er begnadigt. Nachdem er einer der Berliner Korrespondenten der Kölner „Rheinischen Zeitung“ von 1842/43 gewesen war, leitete er seit 1845 die „Kölnische Zeitung“.

62.16

„Tauschwerth“] Anspielung auf K[arl] H[einrich] Brüggemann: Der Deutsche Zollverein und das Schutzsystem. Ein Versuch zur Verständigung der Ansichten und für Ausgleichung der Interessen. Berlin 1845. S. V und 50ff. – Die Schrift befand sich in Marx’ Besitz. (Siehe die sog. Daniels-Liste von 1850 in MEGA➁ IV/5. S. 298.)

62.22

NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. 2. Beilage. S. 1, Sp. 1–3.

741

Karl Marx / Ferdinand Freiligrath Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris 4. November 1848 (S. 63/64)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Am Morgen des 4. November 1848 hatte die NRhZ in einer „Extra-Beilage zu Nr. 134“ eine in Berlin plakatierte Meldung nachgedruckt, in der mit Berufung auf einen Privatbrief aus Florisdorf (im Norden Wiens) behauptet wurde, die „Nachricht von der Uebergabe Wiens“ sei „ungegründet“; sie gehe vielmehr auf eine von Windischgrätz verbreitete Falschmeldung zurück. (NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. Extra-Beilage. S. 1, Sp. 1. – Zur Datierung siehe NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 1.) Die Basis dieser Nachrichten bildete die von den Ungarn letztlich verlorene Schlacht bei Schwechat vom 30. Oktober und der Bruch der bereits beschlossenen Kapitulation durch Wiener Aufständische am gleichen Tag (siehe S. 679/680). Zugleich hatte die NRhZ die in Berlin am 1. November bekanntgewordene Berufung des Grafen Brandenburg, Halbbruder Friedrich Wilhelms III. und Onkel König Friedrich Wilhelms IV., zum preußischen Ministerpräsidenten gemeldet, auf die die Berliner Nationalversammlung am 2. November mehrheitlich mit Ablehnung reagierte. „Zum ersten Male, seitdem diese Versammlung hier tagt,“ zitierte die NRhZ ihren Berliner #-Korrespondenten, „hat sie sich ihres Ursprunges der Revolution des 18. März würdig bewiesen. Sie will kein reaktionäres Ministerium.“ (# Berlin, 2. November. Abends 7 Uhr. In: NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. Extra-Beilage. S. 1, Sp. 1.) Im vorliegenden Leitartikel kommentieren Marx und Ferdinand Freiligrath diese Meldungen und stellen zugleich – wie bereits in der „Extra-Beilage zu Nr. 134“ – eine Beziehung zu den politischen Ereignissen in Paris her. Der vorliegende Artikel wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx und Ferdinand Freiligrath verfasst. Über die an anderer Stelle dargelegten Gründe hinaus (S. 680/681) steht der Text in einem engen Zusammenhang mit dem Leitartikel „Sieg der Kontrerevolution zu Wien“, mit dem zwei Tage später die NRhZ eröffnet wird und den Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 zu den für die Politik der Zeitung besonders charakteristischen Artikeln zählte. (Siehe [Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.) Es ist anzunehmen, dass Marx in diesem Zusammenhang nur eigene Artikel und Artikel von Engels angeführt hat. (Siehe ähnlich MEGA➀ I/7. S. XXI.) Auf Freiligraths Mitwirkung weisen insbesondere die in Anlehnung an William Shakespeares Drama „Richard III“ formulierten Gedichtzeilen hin. (S. 64.4–10 und Erl.) Im November 1848 veröffentlichte die NRhZ Freiligraths Übersetzung von Shakespeares Versepos „Venus and Adonis“. (Venus und Adonis. Von Shakespeare. Uebersetzt von F. Freiligrath. In: NRhZ. Nr. 131,

742

Erläuterungen

1. November 1848. S. 1/2, und Nr. 141, 12. November 1848. S. 1.) Unmittelbar unterhalb des vorliegenden Leitartikels erschien im Feuilleton der gleichen Ausgabe Freiligraths aufrüttelndes Gedicht „Wien“ (F. Freiligrath: Wien. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1), drei Tage später zudem sein Gedicht „Windisch-Grätz an den Kaiser“. (F. Freiligrath: Windisch-Grätz an den Kaiser. (Nach Victor Hugo.) In: NRhZ. Nr. 137, 8. November 1848. S. 1. – Siehe Erl. 54.37–40.) Da sich der Artikel auf die am Morgen ausgegebene „Extra-Beilage zu Nr. 134“ der NRhZ bezieht, wurde er höchstwahrscheinlich am 4. November 1848 verfasst. Der Kölner Korrespondent der Berliner konstitutionellen Tageszeitung „Die deutsche Reform“ zitierte – mit Bezugnahme auf den vorliegenden Beitrag – die Bemerkung, die Polen seien schon immer die Generäle der Revolution gewesen (S. 64.19), und berichtete, dass am 5. November im Versammlungssaal der Kölner Demokraten „eine Anzahl Polen“ gefeiert worden seien. (Y Köln, 6. November. In: Die deutsche Reform. Berlin. Nr. 21, 8. November 1848. Abend-Ausgabe. S. 184.) In seinen Exzerpten „Notizen. (N. Rh. Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], die er in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ MEGA➁ I/18. S. 55–339) anfertigte, notierte Marx den letzten Satz des vorliegenden Artikels.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 4. Nov. (Die neuesten Nachrichten aus Wien, Berlin und Paris.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 63.27 64.25 64.28

Sipehsalar-Jellachich] J Sipahsalar-Jellachich Haiducken-] J Haidukenhonette] J honnette

ERLÄUTERUNGEN 63.5

Depesche] Breslau, 31. Oktober. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 3. – Dort heißt es, Windischgrätz habe am 30. Oktober gegen Mittag gemeldet: „Wien ergiebt sich noch heute unbedingt, meine Truppen ziehen noch heute in die Stadt.“ – Die „Kölnische Zeitung“ erläuterte, dass man in Berlin am 2. November wissen wollte, „daß die Nachrichten über die unbedingte Ergebung Wiens nur ein Kunstgriff von Windisch-

743

Karl Marx / Ferdinand Freiligrath · Die neuesten Nachrichten

grätz gewesen sei, um die Zuzüge“ – von Freiwilligen zur Unterstützung der Aufständischen – „nach Wien dadurch zu verhindern. Es gibt keinen triftigen Grund für diese Vermuthung“. (Anm. d. Red. In: Kölnische Zeitung. Nr. 298, 4. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1.) 63.10

Siehe Erl. 62.22.

63.14–15

Berlin, 1. Nov. Der preuß. Staats-Anzeiger meldet ... In: NRhZ. Nr. 133, 3. Oktober 1848. 2. Beilage. S. 1, Sp. 1/2.

63.19–20

Siehe Olmütz, 12. October. (Eine Proklamation von WindischGrätz.) In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2; An die Bewohner Wiens! Ebenda. Nr. 129, 29. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1; Wien, 24. Okt. (Eine Proclamation von Windischgrätz.) Ebenda. Nr. 131, 1. November 1848. S. 1, Sp. 1; 27. Oct. Am 27sten erließ ... Ebenda. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 2; Berlin, 2. Nov. (Bekanntmachung von Windischgrätz.) Ebenda. Nr. 135, 5. November 1848. S. 2, Sp. 1/2.

63.22

Slowanska lipa] Prag, 30. Okt. (Eindruck der Proklamation von Windischgrätz.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 2, Sp. 2/3.

63.25–26

In der Französischen Revolution von 1789 hatte sich Koblenz als Zufluchtsort für französische Offiziere und Adelige zu einem politischen und organisatorischen Zentrum der Gegenrevolution entwickelt.

63.28–64.1

„beim Blinken bis verbirgt“] Charakterisierung der Figur Sipehsalar aus der Erzählung „Geschichte der zehn Wesire“ der Sammlung Tausendundeine Nacht (484. Nacht). (Siehe Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Hrsg. von Marx Habicht, F.H. van der Hagen und Karl Schall. Wien 1826. Bd. 13. S. 121.) – Mit diesem Vergleich wurde Joseph Jelacˇic´ bereits zwei Tage zuvor charakterisiert. (Siehe S. 58.7–9 sowie 84.6–7.)

64.4–10

Peitschen bis Untergang.] In Anlehnung an William Shakespeare: Richard III. Act 5, Scene 3: Peitscht dies Gesindel übers Meer zurück! / Stäubt fort dies freche Lumpenpack aus Frankreich, / ... Bretagner Abschaum, niedre Bauernknechte, – Freiligrath spielte bereits in seinem ersten Feuilletonartikel in der NRhZ auf diese Gedichtzeilen an. (F. Freiligrath: Erlebtes aus England. Stücke einer Selbstbiographie. 1846 bis 1848. 1. Ueberfahrt und Ankunft. In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Feuilleton. S. 1.)

744

Erläuterungen

64.12–13

„der gesetzlichen

64.13

Börsen-] In der am Morgen des 4. November 1848 ausgegebenen „Extra-Beilage zu Nr. 134“ heißt es nach der Wiedergabe der „Handels-Nachrichten“ in vergrößerter Schrift: „Das Leben der Völker ist der Tod der Börse!“ – Im April 1849 formulierte die NRhZ: „Der Tod der Völker ist das Leben der Börse.“ (NRhZ. Nr. 270, 12. April 1849. S. 3, Sp. 3. – Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 236.)

64.19

galizischen Mordscenen] Während des Krakauer Aufstands von 1846 war es insbesondere im Kreis Tarno´w, Galizien, zu einer – vermutlich von den österreichischen Behörden unterstützten – polnischen Bauernrevolte gegen aufständische polnische Gutsbesitzer und Intellektuelle gekommen, der mehr als 1100 Menschen zum Opfer fielen. In der europäischen Öffentlichkeit galten die „galizischen Metzeleien“ als Sinnbild der Ruchlosigkeit der österreichischen Herrschaft in Mittel- und Südosteuropa. (Siehe Rosdolsky: Friedrich Engels und das Problem der „geschichtslosen“ Völker. S. 123–126; Podraza: Das Präludium der Revolution. S. 178–181. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 441.21, 555.28, 620.26–27 und 632.16)

64.23–25

Am 5. November 1848 erschien über die Hauptausgabe der NRhZ hinaus, in der der vorliegende Leitartikel veröffentlicht wurde, noch eine Zweite Ausgabe mit Korrespondentenberichten und Dokumenten zu den Berliner Ereignissen vom 1. und 2. November 1848, die durch die Berufung des Grafen Brandenburg zum preußischen Ministerpräsidenten ausgelöst worden waren. (Siehe S. 753/754.)

64.25–26

„Die Ruhe bis hergestellt.“] In der gleichen Ausgabe meldete die NRhZ: „* Köln. Das Evangelium der ,Kölnischen Zeitung‘, das Organ der Weinreisenden und der kein Deutsch verstehenden Engländer, die Breslauer Zeitung, berichtet unterm 1. November wie folgt: Die Katastrophe ist beendet, Wien hat sich auf Gnade und Ungnade ergeben. In derselben Weise berichtete die ,Kölnische Zeitung‘ am Vorabend der Berliner Katastrophe: Die Ruhe ist in Berlin wiederhergestellt.“ (* Köln. (Die „Breslauer Ztg.“ und die „Kölnische Zeitung“.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 2.) – Bereits zwei Tage zuvor hatte die NRhZ unter „Neueste Nachrichten“ mitgeteilt: „Köln, 2. November 1 Uhr Nachmittags. Herr Dumont allarmirt soeben die Stadt mit der Nachricht, daß zu Berlin die Ruhe telegraphisch hergestellt ist.“ (NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. Beilage. S. 2. Sp. 3.)

bis

Freiheit“] Siehe Erl. 17.6.

745

Karl Marx / Ferdinand Freiligrath · Die neuesten Nachrichten

64.27–29

746

Anspielung auf Konflikte, zu denen es in Paris zwischen Liniensoldaten und Mitgliedern der Garde Mobile gekommen war, auf die bereits in der „Extra-Beilage zu Nr. 134“ hingewiesen wurde. Bei der in der Beilage wiedergegebenen Meldung handelte es sich um den wörtlichen Auszug aus einer umfangreicheren Pariser Korrespondenz von Ernst Dronke, die in der NRhZ, in der der vorliegende Artikel erschien, vollständig abgedruckt wurde. ([Dronke:] )·( Paris, 1. Nov. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 3, Sp. 3.)

Karl Marx Wiener Nachrichten 5. November 1848 (S. 65)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. In dem einleitenden redaktionellen Artikel zur zweiten Ausgabe der NRhZ vom 5. November 1848 wird – wie bereits in der ersten Ausgabe – die Nachricht, das aufständische Wien habe sich Windischgrätz ergeben, bezweifelt und betont, dass aus dem Innern der Stadt keine Nachrichten vorlägen. Obwohl die NRhZ, die anfänglich sieben Mal in der Woche erschienen war und Anfang August 1848 – einem Beschluss des Kongresses der Buchdruckergesellen in Mainz vom 11. bis 14. Juni 1848 nachgebend – sonntags die Arbeit der Setzer und Drucker ruhen sollte (siehe MEGA➁ I/7. S. 486 und 1404/1405), wurde diese „Zweite Ausgabe“ am Sonntag, 5. November 1848, hergestellt und am folgenden Montagmorgen ausgeliefert. (NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 4, Sp. 3.) Der vorliegende Artikel wurde dementsprechend am Vormittag des 5. November geschrieben. In seinen Exzerpten „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], die er in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anfertigte, notierte Marx den letzten Satz des vorliegenden Artikels.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 5. Nov. (Wiener Nachrichten.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 135, 5. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 65.6

aus Hietzing] Berlin, 3. Nov. (Telegraphische Depesche.) Der königl. Gesandte in Wien an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten: „Hitzing, den 1. November. Die kaiserl. Truppen sind Herren der ganzen Stadt.“ In: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 258, 3. November 1848. S. 4.

65.6

aus Wien] Berlin, den 2. November. Mit dem Telegraphen ist heute Abend die Nachricht von Wien eingegangen, daß die kaiserlichen Soldaten Herren der ganzen Stadt sind. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 109, 3. November 1848. S. 781.

747

Karl Marx · Wiener Nachrichten

65.8–10

** Breslau, 2. Nov. In: Kölnische Zeitung. Nr. 299, 5. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

65.11–14

Bezug genommen wurde wahrscheinlich auf die 2. Beilage zu Nr. 299 der „Kölnischen Zeitung“ vom 5. November 1848, die nicht eingesehen werden konnte.

65.20–22

Siehe S. 61/62 und 63/64.

748

Karl Marx Sieg der Kontrerevolution zu Wien 5./6. November 1848 (S. 66–68)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Obwohl sich die Hinweise auf die Niederwerfung des Wiener Oktoberaufstands immer mehr verstärkt hatten, hatte die NRhZ noch in ihrer zweiten Ausgabe vom 5. November 1848 dies bezweifelt und darauf verwiesen, dass man aus Wien ohne Nachrichten sei. (S. 65.) Im vorliegenden Leitartikel wird die Wiener Niederlage eingestanden und diese auf „Verrath“ durch die „Bourgeoisie“ zurückgeführt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Leitartikel geschrieben. Er zählt zu den Beiträgen, die Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung bezeichnete. (Siehe [Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.) Es ist anzunehmen, dass Marx in diesem Zusammenhang nur eigene Artikel und Artikel von Engels angeführt hat. (Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Darüber hinaus wurde schon in dem einleitenden Artikel der ersten Ausgabe der NRhZ, die nach vierzehntägiger Unterbrechung am 12. Oktober 1848 wieder erschien, die Auffassung geäußert, der Oktoberaufstand werde durch das „Mißtrauen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse“ wenn nicht scheitern, so doch zumindest gelähmt werden, zugleich aber wurde auch die Hoffnung ausgedrückt, die Umstände würden die „Wiener Bourgeoisie“ zwingen, den Kampf fortzusetzen, wolle sie sich „nicht auf Gnade und Ungnade ergeben“. (S. 4.9–14 und 4.15.) Diese Formulierungen wurden wiederum in der NRhZ vom 3. November aufgegriffen und als Beleg dafür zitiert, dass die NRhZ nie die „utopische Hoffnung“ genährt habe, Wien könne nicht besiegt werden. Sollte sich die Niederlage bewahrheiten, wurde weiter ausgeführt, so werde dies zeigen, „daß kein Friede, selbst nicht für Uebergangszeiten, ... mit der Bourgeoisie“, „der elenden deutschen Mittelklasse“, möglich sei. (S. 61.5–9 und 61.20.) Schließlich ist zu berücksichtigen, dass, unmittelbar nachdem die NRhZ mit dem vorliegenden Leitartikel am 6. November 1848 nachmittags ausgeliefert worden war, Marx abends im Kölner Arbeiterverein über die Wiener Ereignisse sprach. Auch dort betonte er, dass Wien durch den „vielfachen Verrath“ der Bourgeoisie gefallen sei. (S. 540.21–23.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 5. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des nachfolgenden Tages. Es ist sogar möglich, dass Marx seinen Artikel am 6. November nicht rechtzeitig fertigstellen konnte. So bat die Zeitung ihre Leser um Entschuldigung, dass die Ausgabe „durch unsere Schuld ... etwas später“ eintreffen werde, da „durch unvorhergesehene Um-

749

Karl Marx · Sieg der Kontrerevolution zu Wien

stände“ die „erste Expedition“ der Ausgabe „heute nicht vor 4 Uhr Nachmittags geschehen“ sei. (NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 4. – Siehe auch Ferdinand Lassalles’ Beschwerdebrief an die Redaktion vom 7. November 1848. (Ebenda. NRhZ. Nr. 139, 10. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.)) Als weiteren Kommentar zu Windischgrätz’ Einnahme von Wien brachte die NRhZ einen Tag später Ferdinand Freiligraths 1845 veröffentlichte Übersetzung des Gedichts von Victor Hugo „Die eroberte Stadt“. (F[erdinand] Freiligrath: Windisch-Grätz an den Kaiser. In: NRhZ. Nr. 137, 8. November 1848. S. 1, Sp. 1. – Derselbe: Die eroberte Stadt. In: Hugo’s Gedichte. 1845. S. 213/214.) Die Konstanzer „Seeblätter“ lehnten sich in einem Kommentar vom 10. November 1848, verfasst wahrscheinlich von dem verantwortlichen Redakteur Johann Nepomuk Letour, teilweise annähernd wörtlich an Marx’ Artikel an. (Konstanz. Die kroatische Freiheit und Ordnung ... In: Seeblätter. Konstanz. Nr. 269, 10. November 1848. S. 1118.) Die „Mannheimer Abendzeitung“ vom 15. November 1848 schrieb: „Diese slavische Partei mit ihrem Heros Jellacic und die Partei der einfachen über alle Nationalität erhabenen Kamarilla mit ihrem Heros Windischgrätz, wie die ,N. Rh. Z.‘ sie bezeichnet, werden vielleicht noch zusammenhalten, bis sie Ungarn besiegt und Pesth dasselbe Schicksal bereitet haben wie Wien“. (Wien. Man hat schon ... In: Mannheimer Abendzeitung. Nr. 272, 15. November 1848. S. 1089.) In seinen Exzerpten „Notizen. (N. Rh. Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], die er in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anfertigte, zitierte Marx annähernd ein Drittel des Leitartikels. (IISG, Marx-EngelsNachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 6. Nov. (Sieg der Contre-Revolution zu Wien.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 136, 7. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 67.9 67.20 68.2

750

und] J ud „honetten“] J „honnetten“ Czaren] J Czar

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 66.1

kroatische Freiheit und Ordnung] Siehe S. 17.6 und Erl.

66.4–5

Über die Ermordung des österreichischen Kriegsministers Theodor Graf Baillet de Latour am 6. Oktober 1848 berichtete der Korrespondent Eduard Müller-Tellering der NRhZ: „Latour hängt noch immer unter der Laterne, man hat ihm ein Leinentuch umgethan, aber alles ist blutig und der ganze Anblick in der tiefen Nacht und bei der hellen Beleuchtung schauerlich. Man hatte ihn auf einem Abtritt ... versteckt gefunden. Im Hofe des Kriegsgebäudes stand Militär, das sich aber nicht rührte, sondern die That ruhig geschehen ließ.“ ([Müller-Tellering:] ·· Wien, 6. Okt. (Revolution.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2.)

66.6–8

[Müller-Tellering:] ·· Wien, 21. October. (Zustand von Wien.) In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. – Dort heißt es: „Statt eines geordneten feindlichen Heeres haben wir drei Armeen von Banditen und Henkersknechten vor den Thoren, die nach nichts lechzen, als nach Blut und Raub. ... wir können im Fall der Niederlage daher auf die entsetzlichste Rache mit Bestimmtheit rechnen. Und wem haben wir diesen Zustand zu danken? – den Verräthern und Reichstagseseln.“ (Siehe S. 4.6–8. – Zu dem Wiener Korrespondenten der NRhZ Eduard Müller-Tellering siehe S. 631–634; zu dessen Korrespondenzen siehe Hanisch: Der kranke Mann an der Donau. S. 132ff.)

67.16–17

Die Frankfurter Nationalversammlung hatte am 17. Oktober 1848 einen Ausschuss für die österreichischen Angelegenheiten geschaffen, dessen Bericht sie am 3. November diskutierte. (Siehe [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 31. Oktober, und Frankfurt, 3. Nov. Sitzung der Nationalversammlung. In: NRhZ. Nr. 133, 3. November 1848. S. 2, Sp. 2, und Nr. 135, 5. November 1848. S. 2, Sp. 3/4.)

67.20–21

Zur Pariser Juniinsurrektion von 1848 und zur Berichterstattung der NRhZ siehe MEGA➁ I/7. S. 959–966.

67.34

Protest] Olmütz, 31. Okt. (Protest der böhmischen Deputation.) In: NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 2, Sp. 2.

68.2–3

Nach Ausbruch der Revolution im Donaufürstentum Walachei besetzten russische Truppen am 16. (28.) Juni 1848 das Fürstentum Moldau. Damit war Russland 1848 erstmals in anderen Ländern gegen die Revolution direkt eingeschritten. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 469.19–23 und Erl.)

751

Karl Marx · Sieg der Kontrerevolution zu Wien

68.4–6

Die Frankfurter Nationalversammlung billigte am 19. Oktober 1848 in erster Lesung im Entwurf des Verfassungsausschusses zum Abschnitt „Das Reich“ den § 1, demzufolge „das deutsche Reich ... aus dem Gebiet des bisherigen deutschen Bundes“ bestehe, ohne dass gravierende Einwände gegen eine damit verbundene Teilung Österreichs erhoben wurden. ([Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 19. Oktober 1848. Sitzung der National-Versammlung. In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2/3. – Siehe Wollstein: Das ,Großdeutschland‘ der Paulskirche. S. 278/279.)

68.14

Mobile] Mobilgarde, in Frankreich nach der Februarrevolution von 1848 als bezahlte militärische Formation gebildet, die in Paris rund 15 000 Mann, zumeist junge arbeitslose Arbeiter, umfasste. (Siehe House: Controlling Paris. S. 103–125. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 1178/1179.)

68.17–36

Gesetzt bis Terrorismus.] Von Marx in der letzten Ausgabe der NRhZ zitiert. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.)

68.30

Va e V i c t i s ! ] Wehe den Besiegten!

752

Karl Marx Die Berliner Krisis 7./8. November 1848 (S. 69–72)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Marx’ Leitartikel in der NRhZ vom 9. November 1848 war der erste redaktionelle Kommentar der Zeitung zur politischen Krise in Berlin, die die Berufung von Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg zum preußischen Ministerpräsidenten ausgelöst hatte. Mit Bezugnahme auf einen Kommentar der Berliner „Neuen Preußischen Zeitung“ vom 5. November deutet Marx die Regierungskrise als politischen Grundsatzkonflikt. Vier Tage zuvor hatte er in einem redaktionellen Beitrag nur kurz festgestellt, dass die „Berliner Camarilla, berauscht im Blute Wiens, ... den Schleier“ habe fallen lassen. (S. 64.23–25.) Die NRhZ hatte die Berichterstattung über die preußische Regierungskrise und deren Bewertung zunächst ihren Berliner Korrespondenten überlassen. König Friedrich Wilhelm IV. hatte zwar Ernst von Pfuels Rücktritt bereits am 21. Oktober angenommen und Brandenburg am 27. Oktober ernannt, aber dies war erst am 1./2. November öffentlich gemacht worden. Nachdem Brandenburgs Berufung in der Sitzung der Berliner Nationalversammlung vom 2. November offiziell mitgeteilt worden war, wandten sich die Parlamentarier fast einstimmig gegen dessen Ernennung und unternahmen den – vergeblichen – Versuch, den preußischen König zu überzeugen, dass dies ein politischer Fehler sei. Eine 25-köpfige Deputation begab sich noch am selben Tag nach Potsdam und überreichte dem König eine entsprechende Adresse. Als der König sie wortlos entgegennahm und den Raum verließ, rief ihm der demokratische Abgeordnete Johann Jacoby die berühmt gewordene Äußerung nach: „Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen.“ (Erl. 70.1–3. – Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus 1848–1850. S. 543/544; Haenchen: Revolutionsbriefe. S. 208, 211ff., 218 und 220ff.) Die NRhZ hatte zunächst am Morgen des 4. November 1848 eine „ExtraBeilage zu Nr. 134“ mit ersten Berichten über die Berliner Ereignisse veröffentlicht (S. 742), die sie am selben Tag nachmittags in der Hauptausgabe vom 5. November nachdruckte. In der am Morgen des 5. November herausgegebenen „Zweiten Ausgabe“ brachte sie weitere Berichte aus Berlin. (NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848, und ebenda. Zweite Ausgabe.) Die NRhZ vom 7. November enthielt weitere Berichte über Jacobys Äußerungen und die Beratungen der Berliner Nationalversammlung. (NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1.) Als sich die Bildung der neuen preußischen Regierung verzögerte, wurde in der Öffentlichkeit spekuliert, ob Graf Brandenburg gescheitert und ein neuerlicher Kompromiß möglich sei. (# Berlin, 6. Nov. In: NRhZ. Nr. 138, 9. November 1848. S. 1, Sp. 1/2.) In der NRhZ vom 9. November, die

753

Karl Marx · Die Berliner Krisis

den vorliegenden Leitartikel enthält, versicherte der √-Korrespondent: „Die Hauptaufgabe dieses Ministeriums wird die Herbeiführung des offenen Bruches der Krone mit der Nationalversammlung resp. dem Volke sein. Daran zweifelt Niemand mehr“. (√ Berlin, 6. November. Ebenda. S. 1, Sp. 2.) Aufgrund des engen Zusammenhangs mit weiteren Artikeln, die höchstwahrscheinlich oder sicher von Marx zur preußischen Novemberkrise verfasst wurden (S. 75–80 und insbesondere 194–216), ist davon auszugehen, dass er auch den vorliegenden Text schrieb. (Siehe S. 648–650.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 7. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Die demokratische „Dresdner Zeitung“, die während der November- und Dezemberkrise zahlreiche Nachrichtenbeiträge der NRhZ nachdruckte, schrieb im Dezember 1848: „,Das Recht ist auf der Seite der Macht, die Rechtsphrase ist auf der Seite der Ohnmacht‘, sagte die N. Rhein. Ztg. letzthin eben so schlagend als richtig, und dieser Satz gilt eben auch von den konstituirenden Versammlungen. Sind sie in der Macht, gehen sie mit dem Volke und geht das Volk mit ihnen, werden sie von den gewaltigen Wogen der Revolution getragen – und dann sind sie auch im Recht, dann wird auch kein Fürst sie aufzulösen wagen.“ (Berlin, 4. Dez. Ehe wir ... In: Dresdner Zeitung. Nr. 59, 8. Dezember 1848. S. 401.) Die dänische radikaldemokratische Zeitung „Kjøbenhavnsposten“ veröffentlichte eine Übersetzung des vorliegenden Leitartikels. (Siehe Blandinger (Vermischtes.) In: Kjøbenhavnsposten. Nr. 265, 13. November 1848. S. 1059/1060. – Ole Stender-Petersen: „Kjøbenhavnsposten“ – organ for „det extreme Democrati“ 1827–1848. Odense 1978. S. 82/83; Karl Marx – Friedrich Engels. Tekster pa˚ dansk 1848–1996. En bibliografi over artikler, breve, bøger. Udarbejdet af Louise Fluger Callesen. København 1997. S. 13.) 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], das er in Vorbereitung der Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „8 Nov. 1848. Bildung des Ministeriums Brandenburg.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 8. November. (Die berliner Crisis.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 138, 9. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 69.3–5

754

Das Ministerium Brandenburg. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 110, 5. November 1848. S. 787/788. – Darin heißt es: „Die Sache steht ... so, daß die [preußische National-]Ver-

Erläuterungen

sammlung zu der Regierung und die Regierung zu der Versammlung kein Vertrauen hat. Die ,Vereinbarung‘, welche Vertrauen voraussetzt, kommt nicht zu Stande. Der Thron bleibt, was er seit vier Jahrhunderten ist, nämlich Thron, und ,breiteste Grundlage‘ des durch und um ihn gebildeten und gesammelten Preußischen Staats und Volks ... Die Versammlung maßt sich an, durch ihre Deputation im Namen des Volkes zum König zu reden. Bekanntlich vertritt jedoch die Versammlung nicht das Volk, sondern die Kopfzahl. Die Kopfzahl aber ist nicht allein nicht das Volk, sondern das Gegentheil des Volks. ... Die Versammlung setzt den König davon in Kenntniß, daß das Volk kein Vertrauen zu dem Ministerium Brandenburg habe und durch Furcht vor Reaction aufgeregt werde. ... Endlich droht die Versammlung mit Erfolgen wie die Wiener. Aber was lehren denn die Wiener Erfolge? Sie lehren, daß Schwäche und Concessionen die Revolution bis zum Meuchelmorde steigern, und daß deutsche Könige, wenn sie sich ermannen, gestützt auf ihr gutes Recht und durch den starken Arm ihrer treuen Heere, den Aufruhr in seinem Blute zu ersticken im Stande sind.“ 69.4

„angestammten gottesgnadlichen“] Die Formulierung kommt in dem Artikel der „Neuen Preußischen Zeitung“ nicht vor und spielt offensichtlich auf den Satz an: „Der Thron bleibt, was er seit vier Jahrhunderten ist, nämlich Thron“. (Ebenda.)

69.9–10

Vereinbarungstheorie] Die preußische Nationalversammlung war „zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung“ mit dem König berufen worden und wurde deshalb in der NRhZ meist spöttisch als „Vereinbarer-“ oder „Vereinbarungs-Versammlung“ bezeichnet. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 1052.) – Bereits im Juni 1848 hatte Marx in drei Artikeln das konstitutionelle Regierungsverständnis des preußischen Ministerpräsidenten Ludolf Camphausen kommentiert. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 46–49, 57/58 und 93/94, ferner S. 55, 109 und 695.) In den Berliner Verfassungsberatungen bestand Rodbertus’ linkes Centrum am 16. Oktober 1848 – gegen die Linke – darauf, dass das Prinzip der Vereinbarung in der Eingangsformel zur Verfassung gewahrt bleiben müsse. (Siehe # Berlin, 16. Oktbr. Sitzung der VereinbarerVersammlung. In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 3, Sp. 1–3.)

69.26–28

In einer Adresse wandten sich die Abgeordneten fast einstimmig gegen die Berufung des Grafen Brandenburg und baten den preußischen König, ein „volksthümliches Ministerium“ einzusetzen, welches Aussicht habe, „eine Majorität in der Nationalversammlung und Vertrauen im Lande zu gewinnen“. (# Ber-

755

Karl Marx · Die Berliner Krisis

lin, 1. November. Nachmittags-Sitzung. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 3, Sp. 1/2. – StB. Bd. 3. S. 1930. – Zur Antwort des Königs siehe # Berlin, 3. Nov. Ebenda. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1.) 70.1–3

Über den Empfang der 25-köpfigen Deputation im Potsdamer Schloss und die Äußerungen Johann Jacobys berichtete die NRhZ „Authentische[s]“ in ihrer ersten und zweiten Ausgabe vom 5. November 1848. (× Berlin, 3. Nov. 8 Uhr Abends. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2/3. – Siehe auch # Berlin, 1. November. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. – StB. Bd. 3. S. 1947.)

70.11

Bereits in ihrer „Extra-Beilage“ vom 4. November 1848 druckte die NRhZ einen Korrespondentenbericht, in dem es heißt: „Wenn sich die heute verbreiteten Nachrichten aus Wien bestätigen, daß die Ungarn die Generäle Windischgrätz und Jellachich völlig in die Flucht geschlagen haben und Wien befreit ist, so wird der König nachgeben und ein Ministerium WaldeckRodbertus, letzterer Name ist fatal, ernennen. Ist aber die Sache in Wien noch zweifelhaft oder unterliegt Wien, so können wir uns auch hier auf einen Kampf a` mort mit der Kontrerevolution gefaßt machen.“ (# Berlin, 2. November. Abends 7 Uhr. In: NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. Extra-Beilage. S. 1, Sp. 1/2.)

756

Friedrich Engels Das Exfürstentum 6./7. November 1848 (S. 73/74)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Dieser Beitrag ist der erste von insgesamt 34 Korrespondentenberichten, die Engels während seines Aufenthalts in der Schweiz von Ende Oktober 1848 bis Mitte Januar 1849 über aktuelle politische Ereignisse in der Alpenrepublik an die Redaktion der NRhZ in Köln sandte. Engels hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Korrespondenz verfasst. Erstens durchquerte er auf seiner Wanderung von Paris über Genf nach Bern Ende Oktober/Anfang November 1848 aller Wahrscheinlichkeit nach den Kanton Neuenburg (Neuchaˆtel). (S. 709–713.) Wie eine von ihm gezeichnete kartografische Skizze zeigt, marschierte er, nachdem er um den 24. Oktober in Genf eingetroffen war, von dort nach Locle. (S. 709–713.) Über seinen weiteren Weg von Locle nach Bern sind keine Hinweise erhalten. Am 8./9. November befand er sich bereits in Bern. (S. 87–90 und 783.) Als der vorliegende Bericht verfasst worden sein muss, am 6. oder 7. November, damit das Manuskript sich spätestens am 10. in den Händen der Kölner Redaktion befinden und in der NRhZ vom 11. November gedruckt werden konnte, weilte Engels mit hoher Wahrscheinlichkeit in Locle oder La Chaux-de-Fonds. Zweitens weisen im Artikel gemachte Angaben eindeutig auf Engels hin. So gibt der Verfasser an, seit fünf Wochen auf der Flucht vor der preußischen Polizei zu sein und nun „humoristische Genugthung“ darüber zu empfinden, sich ausgerechnet im Kanton Neuenburg aufhalten zu können, ohne polizeiliche Nachstellungen befürchten zu müssen (S. 73). Neuenburg, seit 1814 ein Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft und zugleich ein mit Preußen in Personalunion verbundenes Fürstentum, hatte sich im März 1848 faktisch von den Bindungen an Preußen befreit und eine republikanische Verfassung gegeben. Auch die Bemerkung „wie bei uns am Rhein“ ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen (S. 74.12).

Zeugenbeschreibung J ** Aus der Republik Neuchatel, 7. Nov. (Das Exfürstenthum.) In: Neue Rheinischen Zeitung. Köln. Nr. 140, 11. November 1848. S. 3, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

757

Friedrich Engels · Das Exfürstentum

ERLÄUTERUNGEN 73.12

Die Grafschaften Neuenburg (Neuchaˆtel) und Valangin (Valendis) waren seit 1648 ein souveränes Fürstentum, zunächst von 1707 bis 1805 und dann erneut seit 1814 mit Preußen in Personalunion verbunden. 1814 wurde das Fürstentum zudem ein Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft. Im Namen des preußischen Königs fungierte Generalmajor Ernst von Pfuel als Gouverneur, bis sich der Kanton in der Revolution von 1848 eine republikanische Verfassung gab. – Am 2. März 1848 ernannte König Friedrich Wilhelm IV. Pfuel zum Gouverneur von Berlin, Ende April zum Kommissar für die Reorganisation in Posen. (Siehe Müller: Ernst von Pfuel. S. 522–526.) In der NRhZ hatte Engels bis Ende September 1848 mehrmals Pfuels’ Tätigkeit als preußischer General und Ministerpräsident kommentiert. (Siehe MEGA➁ S. 90/91, 147/148 und 737.) In der NRhZ vom 13. Oktober 1848 wurde – entweder von Marx oder Georg Weerth – ironisch gefragt: „Was ist aus Neufchatel geworden, das vor der Februarrevolution im preußischen Moniteur [„Preußischer Staats-Anzeiger“] nicht mehr unter der Rubrik ,Schweiz‘, sondern nur noch unter der Rubrik ,Preußen‘ figurirte? Hat Herr Pfuel schon Anstalten getroffen, unser Neufchatel wiederzuerobern?“ (* Köln, 12. October. (Interpellationen.) In: NRhZ. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3. – Siehe Erl. 16.9.)

73.14–17

Zu Engels’ Flucht aus Köln siehe S. 612–618 sowie MEGA➁ I/7. S. 902/903.

73.15–16

heiligen Hermandad] Die heilige Hermandad (Brüderschaft) übte in Spanien im 15. Jahrhundert Polizei- und Militärfunktionen aus. Später bezeichnete man mit diesem Ausdruck ironisch die Polizei.

73.20

neulichen] 15. Oktober 1848.

73.22

Be´douins] Beduinen; hier: Wanderprediger in der Wüste.

73.23

großen Rath] Kantonsparlament.

74.7

Montagnards] Bergbewohner; hier: Arbeiter des Schweizer Kantons Neuenburg.

74.17–20

Deutsche Demokraten und Handwerksgesellen schlossen sich den bewaffneten radikalen Kräften aus Le Locle und La Chauxde-Fonds an, die am 1. März 1848 die royalistische Regierung in Neuenburg stürzten. Der aus dem pfälzischen Frankenthal stammende Republikaner Johann Philipp Becker unterstützte mit Berner Freischärlern die Aufständischen in Neuenburg. Am

758

Erläuterungen

30. April wurde die „Re´publique et Canton de Neuchaˆtel“ (Republik und Kanton Neuenburg) proklamiert. (Siehe Dlubek: Johann Philipp Becker und die deutschen Arbeitervereine. S. 74/75; Dlubek: Johann Philipp Beckers Revolutionserfahrungen. S. 92.)

759

Karl Marx Die Kontrerevolution in Berlin 10. bis 13. November 1848 (S. 75–80)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Marx kommentiert in diesem dreiteiligen Artikel, der in der Haupt- und Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 12. und der Hauptausgabe vom 14. November 1848 erschien, die Berliner Geschehnisse vom 9. bis 11. November 1848. Nach der am 1./2. November bekannt gegebenen Ernennung des Grafen Brandenburg zum preußischen Ministerpräsidenten verfügte König Friedrich Wilhelm IV. am 9. November die Verlegung und Vertagung der Berliner Nationalversammlung in die Stadt Brandenburg an der Havel. Am 10. November rückte General Wrangel mit rund 15 000 Soldaten in die preußische Hauptstadt ein und löste mit königlicher Ordre am 11. die Berliner Bürgerwehr auf. Am 12. November erklärte Wrangel den Belagerungszustand und am 13. das Kriegsrecht. Der gegenrevolutionäre Staatsstreich, den der König erstmals im September 1848 erwogen hatte, zuerst in seinem „Kampfprogramm“ vom 11. und dann in einem „Promemoria betreffend die Staatsverfassung“ vom 15. September (siehe Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 459–461), mündete schließlich am 5. Dezember 1848 in die Auflösung der preußischen Nationalversammlung, die Oktroyierung einer preußischen Verfassung und die Ankündigung von Neuwahlen zu einem zu bildenden und aus zwei Kammern bestehenden preußischen Parlament im Januar und Februar 1849. Am Abend des 8. November 1848 war in Berlin die königliche „Botschaft“ bekannt geworden, in der die Verlegung und Vertagung der Berliner Nationalversammlung verfügt wurde. Die Parlamentarier sollten erst wieder am 27. November in der Stadt Brandenburg zusammentreten. Bereits in einer „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 140“, die am Morgen des 11. November in Köln ausgegeben wurde, teilte die NRhZ erste aktuelle Berichte ihrer Korrespondenten mit. (NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1/2; Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 475–477.) Die Verlegung des Parlaments wurde in dem Bericht ihres #-Korrespondenten als „Attentat des Ministeriums Brandenburg auf die Nationalversammlung“ bezeichnet und hinzugefügt: „Die Nationalversammlung geht nicht nach Brandenburg und wird sich permanent erklären.“ Vermutlich wurden diese Zeilen zu Beginn des Textes von der Redaktion ergänzt oder von ihr zumindest (durch Fettdruck und Vergrößerung der Schrift) deutlich hervorgehoben. In dem Korrespondentenbericht selbst heißt es, dass sich die verschiedenen Parlamentsparteien „über eine milde Form“ verständigt hätten, „die Permanenz der Versammlung auszusprechen“. (# Berlin, 9. November. Das Attentat ... In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1.) In einem weiteren Bericht wurde ein „Auf-

760

Entstehung und Überlieferung

ruf“ der Fraktion der Linken und des linken Zentrums mitgeteilt, in dem die Verlegung als „Staatsstreich“ bezeichnet und versichert wurde: „Wir sind fest entschlossen, solchen Gewaltstreichen mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln energischen Widerstand entgegenzusetzen.“ (# Berlin, 9. Nov. Gestern sandte ... Ebenda.) Der Berliner §-Korrespondent wurde zitiert mit den Worten: „Ein Ministerium Brandenburg! Vertagung und Verlegung der Vereinbarerversammlung! Die Contre-Revolution offen proklamirt! Das sind die Ereignisse des Tages. Was wird folgen? Ein Belagerungszustand? Eine Revolution?“ (§ Berlin, den 9. Novmbr. Ebenda. S. 2, Sp. 1.) Parallel zur Herstellung der „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 140“ schrieb Marx am ersten Teil der vorliegenden Artikelserie, der wie der zweite Teil (S. 78.1) als Leitartikel erschien, der erste Teil in der Hauptausgabe und der zweite Teil in der „Zweiten Ausgabe“ der Nr. 141 der NRhZ vom 12. November. Die „Außerordentliche Beilage zu Nr. 140“ wurde am frühen Morgen und die Hauptausgabe (Nr. 141) am Nachmittag des 11. November ausgeliefert, die zweite Ausgabe (Nr. 141) wiederum am frühen Morgen des 12. November. Als Marx am späten Abend des 11. November den zweiten Teil seiner Artikelserie fertigschrieb, verfügte er über Berichte, Korrespondenzen und Nachrichtenbeiträge, die in Berlin am 10. November vor acht Uhr abends zur Bahn gebracht worden waren. Am späten Abend des 12. November stellte die Redaktion noch ein „Extra-Blatt zu Nr. 141“ (S. 81/82) fertig, das am Montagmorgen, 13. November, ausgeliefert wurde und die aktuellen Nachrichten aus Berlin vom 11. November enthielt. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten Marx und die anderen Redakteure bereits an der Dienstagsnummer 142 vom 14. November, die erneut in zwei Ausgaben ausgeliefert wurde. Der dritte Teil der vorliegenden Artikelserie (S. 80.1) erschien in der Hauptausgabe dieser Dienstagsnummer, die am späten Nachmittag des 13. November ausgeliefert wurde. Aktuelle Berliner Nachrichten vom 12. November sowie die Meldung über die Hinrichtung Robert Blums am 9. November in Wien konnte erst die Zweite Ausgabe (Nr. 142) bringen, die am frühen Morgen des 14. November ausgegeben wurde. (Zur Berichterstattung der NRhZ über Blums Hinrichtung siehe S. 790/791.) Die in kürzester Zeit erschienenen vier Ausgaben und zwei Beilagen der NRhZ (ingesamt neunzehn Zeitungsseiten, statt der normalerweise vorgesehenen acht Seiten), erstellten die Redakteure wahrscheinlich in enger Zusammenarbeit. Zu Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Wilhelm Wolff war kurzzeitig auch August Hermann Ewerbeck auf einer Reise von Berlin nach Paris hinzugestoßen. Es ist davon auszugehen, dass Marx einen großen Anteil an der Redaktion und Zusammenstellung der Nachrichtenbeiträge über die Berliner Geschehnisse hatte. Da jedoch nur die gedruckten Zeitungsseiten und keine Redaktionsunterlagen überliefert sind, lässt sich dieser Anteil nicht konkret bestimmen. (Siehe S. 599–612. – Zu Ewerbecks Anwesenheit in Köln am 13./14. November 1848 siehe S. 782.) Aufgrund des engen Zusammenhangs mit der Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216), die nachweislich von Marx verfasst

761

Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin

wurde, ist davon auszugehen, dass er auch die vorliegende Artikelserie schrieb. (Siehe S. 648–650 sowie bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Mit einer Bemerkung von 1860 in einem Heft mit Exzerpten aus der NRhZ bestätigte er dies zumindest für den zweiten Teil der Artikelserie (S. 78.1). So notierte Marx: „N. 141. 12 Nov. Zweite Ausgabe. Köln, 11 November. Steuerverweigerung gepredigt.“ (Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860 [Heft 1]. (IISG, Marx-EngelsNachlass, Sign. B 94.)) Ewerbeck, der sich am 13./14. November 1848 in Köln aufhielt und somit als Augenzeuge zu betrachten ist (S. 782 sowie Bund der Kommunisten. Bd. 1. S. 868), übersetzte den ersten Leitartikel der vorliegenden Serie ins Französische. Obwohl er – anders als im Falle eines anderen Leitartikels (S. 12–15 und 693/694) – Marx’ Autorschaft nicht ausdrücklich bestätigte, ist dies als Hinweis auf dieselbe zu betrachten. (Siehe August Hermann Ewerbeck an Marx, 12. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 533, sowie derselbe an Marx, 26. Februar 1849. Ebenda. III/3. S. 259.) Aufgrund ihres engen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhangs werden die drei Leitartikel als eine Artikelserie ediert. Der erste und der dritte Teil wurden in den Inhaltsübersichten zudem gleichlautend mit „Die Kontrerevolution in Berlin“ beschrieben. Die zweiten Ausgaben der jeweiligen Nummern der NRhZ enthielten in der Regel keine Inhaltsübersichten. Der erste Teil (S. 75.1) der vorliegenden Artikelserie wurde wahrscheinlich am 10., spätestens am Vormittag des 11. November geschrieben, der zweite Teil (S. 78.1) im Laufe des 11. und der dritte Teil (S. 80.1) am 12. November, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Zahlreiche deutsche und ausländische Zeitungen brachten Auszüge aus der Artikelserie oder kommentierten sie. Die „Neue Deutsche Zeitung“ griff in ihrem Leitartikel „Die Revolution in Berlin“ Überlegungen aus Marx’ erstem Leitartikel auf. (†† Darmstadt, 14. Novbr. (Die Revolution in Berlin.) In: Neue Deutsche Zeitung. Darmstadt. Nr. 118, 15. November 1848. S. 1.) Unter dem Titel „Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg“ veröffentlichte die „Hallesche demokratische Zeitung“ vom 16. November 1848 fast vollständig den ersten Leitartikel. (Peters: Die Wirkung der „Neuen Rheinischen Zeitung“. S. 125.) Die „Allgemeine Oder-Zeitung“ gab in einem Kommentar zu den Berliner Ereignissen zwei Auszüge aus dem zweiten Teil der Artikelserie: „In Berlin compromittirt sich die Contre-Revolution.“ Und: „Bedenkt es wohl – ruft die N. Rh. Zeitung – Alle Prinzen von Preußen, alle Brandenburgs und Wrangels produziren kein – Kommißbrod. Ihr, ihr produzirt selbst das Kommißbrod.“ (B Breslau, 15. Nov. (In Berlin kompromittirt sich die Contre-Revolution.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Nr. 269, 16. November 1848. S. 1.) Die „Mittelfränkische Zeitung“ zitierte die Aufforderung, „daß es Pflicht der Rheinprovinz sey, mit Männern und Waffen der Berliner Nationalversammlung zu Hülfe zu eilen“. (Mittelfränkische Zeitung für Recht, Freiheit und Vaterland! Nürnberg. Nr. 319, 17. November 1848. S. 3.) Die „Seeblätter“ druckten teils wörtliche, teils zusammenfassende Auszüge aus dem zweiten und dritten Teil der Arti-

762

Erläuterungen

kelserie. (Seeblätter. Konstanz. Nr. 275, 17. November 1848. S. 1143.) Eine dänische Zeitung brachte ebenfalls einen Auszug aus dem zweiten Artikel der Serie. (Blandinger. In: Kjøbenhavnposten. Nr. 268, 16. November 1848. S. 1071. – Siehe Karl Marx – Friedrich Engels. Tekster pa˚ dansk 1848–1996. En bibliografi over artikler, breve, bøger. Udarbejdet af Louise Fluger Callesen, København 1997. S. 13; Ole Stender-Petersen: „Kjøbenhavnsposten“ – organ for „det extreme Democrati“ 1827–1848. Odense 1978. S. 83.) In Iserlohn wurde der dritte Teil der Artikelserie nachgedruckt und als Maueranschlag verbreitet. Der lokale Drucker Wilhelm Eckstein jr., der das Plakat angefertigt hatte, wurde deshalb im November 1849 zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. (Götz Bettge (Hrsg.): „Dieser Ort war durchaus konservativ oder konstitutionell gesinnt.“ Iserlohn in der Revolution 1848/49. Iserlohn 2000. S. 22.) Auf Betreiben Ewerbecks erschien eine Übersetzung des ersten Leitartikels (S. 75.1) in französischen Zeitungen. „Der Sturm, den die preußische Revolution in der Departementspresse hervorruft, ist wo möglich noch größer, als der in der Pariser“, berichtete er der NRhZ, „vier Provinzblätter brachten den Leitartikel der ,Neuen Rhein. Ztg.‘: ,Brandenburg in der Versammlung, die Versammlung in Brandenburg.‘“ ([August Hermann Ewerbeck:] Δ Paris, 25. Nov. (Journalschau.) In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 11. Nov. (Die Contrerevolution in Berlin.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 141, 12. November 1848. S. 1, Sp. 1–3; * Köln, 11. November. Die europäische Revolution ... [Leitart.] Ebenda. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1; * Köln, 13. Nov. (Die Contrerevolution in Berlin.) Ebenda. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschriften sind den Inhalts-„Uebersicht[en]“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 75.7 76.1 77.11 79.25

meißeln] J meiseln Cromwells] J Cromwels Astral-Lampe] J Austral-Lampe Mittel,] J Mittel

ERLÄUTERUNGEN 75.1–3

Siehe S. 11 und 19 sowie 699/700.

75.1

„Mißverständniß“] Anspielung auf die zeitgenössische Behauptung, der preußische König Friedrich Wilhelm IV. habe bereits

763

Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin

vor Ausbruch der Barrikadenkämpfe in Berlin von sich aus ohne politischen Druck alle Forderungen zugestanden, die Märzrevolution sei somit überflüssig gewesen. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 109. – Hachtmann: Berlin 1848. S. 169/170.) 75.4

Die NRhZ berichtete einen Tag zuvor: „Der König soll in Betreff des Ministerii Brandenburg geäußert haben: ,Entweder Brandenburg in der Kammer, oder die Kammer in Brandenburg!‘ Die ,Neue Preußische Zeitung‘, jetzt offizielles Organ, macht hierzu folgende Randglossen: † Unsere Ministerwirren scheinen darin ihre Lösung finden zu sollen, daß künftig Brandenburg in der Kammer und die Kammer in Brandenburg sein wird. ,Gibt es denn in Brandenburg außer der Besserungs-Anstalt noch ein so geräumiges Lokal, daß die Versammlung Platz findet?‘“ (* Berlin, 8. Nov. (Ein Bonmot des Königs.) In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. S. 1, Sp. 3. – Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 113, 9. November 1848. S. 813. Rubrik: Berliner Zuschauer.) Die Berliner „National-Zeitung“ wusste zu berichten: „Die Reform erwähnt eines Calembour [Kalauers], der in Sanssouci gefallen sein soll: ,Entweder Brandenburg in die Nationalversammlung, oder die Nationalversammlung in Brandenburg.‘ Nach der Deutschen Reform aber soll das ,oder‘ in ein ,und‘ verwandelt worden sein ...“ (Berliner Zeitungsschau. 9. November (Schluß). In National-Zeitung. Berlin. Nr. 219, 12. November 1848. S. 4.)

75.6–7

Kaiser Karl V. ließ nach der Überlieferung kurz vor seinem Tod 1558 die Zeremonien seines eigenen Begräbnisses veranstalten und nahm selbst an diesen Bestattungsfeierlichkeiten teil.

75.8

Halsgerichtsordnung] Constitutio criminalis Carolina von 1532.

75.13

vorgestern] 9. November 1848. – Siehe S. 79.4–9 und Erl.

75.21

Capet] Louis Capet. Bürgerlicher Name des 1792 abgesetzten und 1793 hingerichteten französischen Königs Louis XVI. – Die NRhZ hatte im Juni und September 1848 eine Artikelserie mit Auszügen aus den Sitzungsberichten des französischen Nationalkonvents veröffentlicht, der im Januar 1793 über König Louis XVI Gericht gehalten hatte. (Die Verhandlungen des National-Konvents über Louis Capet, Ex-König von Frankreich. In: NRhZ. Nr. 19, 21, 22, 26 und 98, 19., 21., 22., 26. Juni und 9. September 1848. – Siehe Willms: Tugend und Terror. S. 355–363.)

76.2

Bonaparte’s] Napole´on Ier.

764

Erläuterungen

76.11

Völkerkongreß] Gemeint ist der am 22. Juli 1848 in Wien zusammengetretene Reichstag mit Abgeordneten aus den deutschsprachigen und slawischen Kronländern des Kaisertums Österreich (mit Ausnahme Ungarns); er wurde am 22. Oktober nach Kremsier verlegt und am 7. März 1849 aufgelöst.

76.18

Nachdem die königliche Verfügung zur Verlegung der preußischen Nationalversammlung von Berlin in die Stadt Brandenburg verlesen worden war, verließen viele Abgeordnete der Rechten den Sitzungssaal. (Siehe Weggelaufene Deputirte am 9. Novbr. In: NRhZ. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2. – Siehe Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 4 und 9/10.)

76.22–25

Siehe Marx: Bekenntnisse einer schönen Seele (S. 97.1–2).

76.33–35

zu ihrer bürgerlichen Kraft wird in den Provinzen] Siehe auch S. 79.30. – In den folgenden Wochen druckte die NRhZ zahlreiche Zustimmungsadressen an die Berliner Nationalversammlung aus der Rheinprovinz, aber auch anderen preußischen Regionen ab. Mehrmals merkte die Redaktion an, dass „der Raum ... nicht hinreicht, die von allen Seiten der Rheinprovinz ausgehenden Adressen aufzunehmen“ (NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. S. 2, Sp. 2), und sah sich deshalb gezwungen, deren Abdruck auf spätere Ausgaben zu verschieben oder deren Inhalt zusammenzufassen. (Siehe * Köln, 18. November. Unser Raum gestattet ... Ebenda. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1.)

77.9

„Gnade Gottes“] Wahrscheinlich Anspielung auf die Äußerungen König Friedrich Wilhelms IV. am 15. Oktober 1848 (S. 18).

77.23–27

Siehe ähnlich S. 16.15–17.

77.28–29

Bassermann] Siehe # Berlin, 11. November. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 2, Sp. 1/2. – Dort heißt es: „Um das reaktionäre Kabinet in Sanssouci noch mehr in seinen verschrobenen Ideen zu verstärken, ist Bassermann als Reichskommissär von Frankfurt hier angekommen. Die geistesschwache Centralgewalt sieht ganz Deutschland durch eine Brille an, sie setzt Preußen, den ganzen preußischen Staat mit seiner vom Volke getragenen Nationalversammlung in eine Kategorie mit dem kleinen Herzogthum Altenburg. Bassermann ist hierher geschickt, um gegen die Ausführung aller Beschlüsse, welche gegen den Willen der deutschen Centralgewalt gefaßt werden, zu protestiren. ...“

765

Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin

78.8

gallische Hahn] In der von Heinrich Heine im März 1831 verfassten Einleitung zu der Schrift „Kahldorf über den Adel in Briefen an den Grafen M. von Moltke“ heißt es in Hinblick auf die französische Revolution von 1830: „Der gallische Hahn hat jetzt zum zweiten Male gekräht, und auch in Deutschland wird es Tag.“

78.16

Bienenschwarm von Nationalitäten] Ende November 1848 forderte Marx Engels auf, insbesondere „über die ungarische Scheisse (den Völkerbienenschwarm)“ zu schreiben. (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.)

78.33

„Mit der Dummheit bis vergeblich“] Friedrich Schiller: Die Jungfrau von Orleans. 3. Aufzug, 6. Auftritt.

79.4–9

Bereits in der „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 140“ hatte ein Berlin-Korrespondent der NRhZ die Szene in der Sitzung der preußischen Nationalversammlung vom 9. November 1848 geschildert, auf die hier angespielt wird. Nach Bekanntgabe der Verfügung des Königs erhob sich Graf Brandenburg und „protestirt gegen alle fernern Beschlüsse und will die Schließung der Sitzung befehlen. (Großer Lärm. ...) Er [Brandenburg] kann nicht ausreden und setzt sich wieder. Der Präsident Unruh stellt die Ruhe ... wieder her und erklärt: ,Der Minister Graf Brandenburg hat nicht das Wort; wenn er eine Erklärung abgeben will, so muß er das Wort verlangen.‘ Der Minister setzt sich betroffen nieder. Es ertönt ein ungeheurer Beifallsjubel von allen Theilen des Saales und der Tribünen. Minister Brandenburg verlangt das Wort: Brandenburg: Nach der eben stattgefundenen Verlesung der kgl. Botschaft muß ich jede fernere Berathung dieser Versammlung als eine ungesetzliche erklären und im Namen der Krone feierlichst dagegen protestiren. Hierauf erheben sich die vier Minister und verlassen den Saal“. (# Berlin, 9. Nov. Gestern sandte ... In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 2. – Siehe Versammlung zur Vereinbarung ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 304, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2; Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 4. S. 3/4.)

79.6–7

„Tyrann übertyrannisiren“] In Anlehnung an William Shakespeare: Hamlet. Act 3, Scene 2: it out-herods Herod.

79.10–11

William Shakespeare: Troilus und Cressida. Aufzug 3, Szene 3. (Thersites). Übersetzung von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck.

766

Erläuterungen

79.18

Moniteur] Gazette nationale, ou Le Moniteur universel, seit 1811 nur Le Moniteur universel, Pariser Tageszeitung, seit 1798 offizielles Regierungsorgan. Marx notierte sich 1843 in seinen Exzerpten aus Wilhelm Wachsmuth: Geschichte Frankreichs im Revolutionszeitalter, dass dieser den „Moniteur von 1789 an“ als Quelle benutzt habe. (MEGA➁ IV/2. S. 165 und 561.) Die „Verhandlungen des National-Konvents über Louis Capet“ veröffentlichte die NRhZ mit Berufung auf „den Moniteur vom Januar 1793“ (Erl. 75.21).

79.21

W i r v e r w e i g e r n d i e S t e u e r n . ] Die Berliner Nationalversammlung setzte in ihrer Nachmittagssitzung am 11. November 1848 eine Kommission ein, die über den Aufruf zu einer landesweiten „Steuerverweigerung“ beraten sollte. Dies war Marx noch nicht bekannt, als er im Laufe des 11. November den vorliegenden zweiten Teil seiner Artikelserie (S. 78.1) schrieb. In einem „Extra-Blatt zu Nr. 141“, datiert auf Sonntag den 12. November, 22 Uhr, brachte die NRhZ die entsprechende Meldung aus Berlin, dass die preußische Nationalversammlung „eine Kommission ernannt“ habe, „um die Steuerverweigerung zu berathen“. (S. 81.8–11 und Erl.) Die Steuerverweigerung selbst beschloss die Nationalversammlung erst in ihrer letzten Sitzung in Berlin am 15. November 1848. (Siehe S. 102.14–19 und Erl.)

79.22

Hyghlans] Die „Kölnische Zeitung“ schrieb am 3. November 1848 über die Entdeckung eines afrikanischen Stammes der „Hyghlans“, die ein „Mittelding von Mensch und Affe“ seien. „Daß sie Menschen sind, beweist die Sprache“, heißt es dort, „viele von ihnen lernen arabisch.“ Georg Weerth bezeichnete diese Entdeckung „jedenfalls von höchster Wichtigkeit für die Partei der Heuler, welche durch die Hyghlans eine schätzbare Verstärkung erhält. ... Wie lange wird es währen, und wir finden die wahrhaft Gutgesinnten, die letzten Stützen der christlichgermanischen Weltordnung und der verfassungsmäßigen Freiheit nur noch unter Affen und andere geschwänzten Wesen, selbst solchen, die kein arabisch lernen?“ ([Georg Weerth:] Blödsinn deutscher Zeitungen. In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 2. Feuilleton. – Zu Weerths Autorschaft siehe S. 621–624.)

79.26

im Dezember] Anspielung auf die Präsidentschaftswahlen, die am 10. Dezember 1848 in Frankreich stattfinden sollten. (Siehe S. 596–599.)

79.30

auf bürgerliche Weise] Siehe S. 76.33–35 und Erl.

79.35–37

Siehe ähnlich S. 19.24.

767

Karl Marx · Die Kontrerevolution in Berlin

80.1–4

Die Berliner Nationalversammlung wurde am 10. November 1848 aus ihrem bisherigen Sitzungsgebäude, dem Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt, vertrieben und tagte vom 11. bis 13. November im Berliner Schützenhaus. (Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 756/757.) – Die Sitzung der französischen Nationalversammlung im Ballhaus zu Versailles fand am 20. Juni 1789 statt.

80.5–7

Siehe S. 81/82.

80.7–8

Zur gleichen Zeit als die NRhZ ihr „Extra-Blatt zu Nr. 141“ (S. 81/82) herausgab, veröffentlichte auch die „Kölnische Zeitung“ eine „Außerordentliche Beilage“. Im einführenden Text der Redaktion der „Kölnischen“ heißt es, die Berliner Nationalversammlung habe in ihrer Nachmittagssitzung im Schützenhaus „die wichtigen Beschlüsse gefaßt: 1) Eine Denkschrift über die Vorgänge der letzten Tage auszuarbeiten, 2) die Anklage gegen das Ministerium, und 3) die Maßregel der Steuer-Verweigerung durch eine Commission in Berathung nehmen zu lassen.“ (Köln 12. November, 11 Uhr Abends. In: Kölnische Zeitung. Nr. 305, 12. November 1848. Außerord. Beilage. S. 1.) In einem ausführlichen Bericht über die Sitzung selbst wurde in derselben Beilage der von Benedikt Waldeck u.a. vorgeschlagene Beschluss in der vollständigen Fassung zitiert, den auch die NRhZ zwei Tage später veröffentlichte: „daß die von dem Ministerium Brandenburg verfügte Auflösung der berliner Bürgerwehr (durch Verfügung des Ministers des Innern vom 11.d.) als ungesetzlich erachtet werde; 2) daß jeder Civil- und Militär-Beamte, der dazu mitwirken sollte, sich des Verraths am Vaterlande schuldig machen würde; 3) daß dieser Beschluß sofort veröffentlicht werde.“ (Nachmmittag 3 Uhr, im Schützenhause. Ebenda. S. 2. – Siehe Erl. 81.8–11. – Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 265, 12. November 1848. Erste Beilage. S. 4.)

80.11–16

Der veröffentlichte Text lautete: „Die National-Versammlung hat in ihrer Abendsitzung vom 11ten November beschlossen: 1) daß die vom Ministerium Brandenburg beschlossene Auflösung der Berliner Bürgerwehr eine durchaus ungesetzliche Maaßregel sei. 2) Daß jeder Bürger-, Civil- und Militairbeamte, welcher zur Ausführung dieser Maaßregel mitwirken möchte, sich des Verrathes am Vaterlande schuldig machen würde. 3) Die Staatsregierung aufzufordern, den Befehl zur Auflösung der Bürgerwehr sofort zurückzunehmen. 4) die Bürgerwehr und die Bevölkerung Berlins aufzufordern, der Zurücknahme des Befehls in ruhiger Haltung entgegenzusehen. 5) Diese Beschlüsse sofort durch den Druck bekannt zu machen. Berlin, den 11. Nov.

768

Erläuterungen

1848. Die National-Versammlung.“ (Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. SupplementBand. S. 153. – Siehe S. 81.8–11 und Erl.) 80.18–20

Siehe ähnlich bereits am Schluss des „Extra-Blatt[s] zu Nr. 141“ der NRhZ (S. 82.33–38).

80.20–23

[Georg Weerth:] Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. 2. Ausgabe. S. 3; Nr. 143, 15. November 1848. S. 3. – Der Text ist, wie aus dem handschriftlichen Nachlass Weerths hervorgeht, ein Auszug aus dem 277 Seiten umfassenden, 1848 niedergeschriebenen Manuskript „Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten“. (Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bde. Bd. 3. S. 300–308 und 496/497.)

80.28

Zum Verlauf der Waffenabgabe durch die Berliner Bürgerwehr siehe S. 102.6–9 und Erl.

769

Karl Marx Extra-Blatt zu Nr. 141 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 12. November 1848 (S. 81/82)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 760–763. Über die beiden Ausgaben der NRhZ vom 12. November 1848 hinaus stellte die Redaktion der NRhZ am selben Abend das vorliegende „Extra-Blatt zu Nr. 141“ zusammen, das am frühen Morgen des 13. November ausgeliefert wurde. (S. 80.5–7.) In ihm wird ein Bericht des ‘-Korrespondenten der NRhZ wiedergegeben, der mindestens von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 1848 aus Berlin schrieb. Die Redaktion der NRhZ hat offensichtlich die Hervorhebungen vorgenommen und insbesondere den Schlussabsatz ergänzt. Aufgrund des engen Zusammenhangs mit der Artikelserie „Die Kontrerevolution in Berlin“ (S. 75–80), deren dritter Teil (S. 80.1) parallel oder unmittelbar nach Zusammenstellung des Extrablatts geschrieben wurde, ist davon auszugehen, dass Marx das vorliegende Blatt redigierte. Im dritten Teil seiner Artikelserie wird sich zudem ausdrücklich auf das Blatt bezogen (S. 80.5–7) und werden die Schlußsätze wiederholt. (S. 82.33–38 und 80.18–20.) In der preußischen Novemberkrise veröffentlichte die NRhZ – ähnlich wie auch andere Tageszeitungen – überdies Extrablätter, welche die Folio-Seiten der Hauptausgaben auf ein handliches Format reduzierten und durch wenige Schlagzeilen und deutliche Hervorhebungen die Aufmerksamkeit der Leser erregen sollten. Häufig wurden diese Extrablätter – wie wahrscheinlich auch das vorliegende – zudem als Plakate verbreitet. „Unser Blatt ... ist jetzt sehr en vogue. Wir erlassen auch täglich Plakate“, berichtete Marx dem in Bern weilenden Engels. (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ berichtete Levin Schücking aus Köln: „Die Rheinische Zeitung schleudert mit ihrer gewöhnlichen Perfidie das Wort Steuerverweigerung unter das Volk, bei dem es natürlich nur zu sehr Anklang findet, sie nimmt solche äußerste Maßregeln, welche in der Reichsversammlung erst zur Sprache gekommen, als bereits beschlossen an.“ ([Levin Schücking:] ‘ Köln, 13. Nov. Welche seltsame Wendung ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 323, 18. November 1848. Beilage. S. 5095.) Die „Mittelfränkische Zeitung“ druckte den vorliegenden Text nach. (Ein Extra-Blatt ... In: Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 319, 17. November 1848. S. 3.) Die beiden Pariser Zeitung „La Re´forme“ und „Le National“ zitierten aus dem „Extra-Blatt“ die Beschlüsse der Berliner Nationalversammlung. (Siehe La Re´forme. Paris. Nr. 317, 16. November 1848. S. 2; Le National. Paris. 16. November 1848. S. 2.)

770

Erläuterungen

Zeugenbeschreibung D Extra-Blatt zu Nr. 141 der Neuen Rheinischen Zeitung. Sonntag, den 12. November. 10. Uhr Abends. [Gez.:] Der Gerant: Korff. Druck J.W. Dietz, unter Hutmacher 17. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt D.

KORREKTURENVERZEICHNIS 82.31

Bürgerwehr] D Bürgerroehr Am gleichen Tag in einem späteren Druck korrigiert. (Siehe Marx’ persönliches Exemplar der NRhZ. (RGASPI, Sign. f. 1, op. 1, d. 268).)

82.33

National-Versammlung] D Natonal-Versammlung

ERLÄUTERUNGEN 81.4

(*) ] Nach Marx’ eigenen Angaben handelte es sich um den Berliner ‘-Korrespondenten der NRhZ. (S. 80.6. – Siehe S. 630–640.)

81.8–11

Der von der Berliner Nationalversammlung in ihrer Nachmittagssitzung vom 11. November 1848 gefasste Beschluss lautete nach Angaben der NRhZ vom 14. November: „Waldeck, Kirchmann, Jacoby u.A. beantragen: 1) daß die von dem Ministerium verfügte Auflösung der Bürgerwehr eine durchaus ungesetzliche Maßregel sei; 2) daß alle Civil- und Militärbeamte, welche sich dieser Verfügung unterwerfen, sich des Verraths am Vaterlande schuldig machen; 3) dies sogleich durch den Druck bekannt zu machen. ... Wachsmuth schlägt noch das Zusatzamendement vor: die Regierung aufzufordern, diese Maßregel sofort zurückzunehmen; auch das Volk und die Bürgerwehr von Berlin aufzufordern, so lange in ruhiger Haltung zu verharren. Der Antrag mit dem Zusatzamendement wird einstimmig angenommen.“ (# Berlin, 11. November. (Sitzung der Nationalversammlung.) In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 2, Sp. 1. – Siehe S. 80.7–8 und Erl.)

81.8

Hochverräther] In der Sitzung der Berliner Nationalversammlung ließen die Abgeordneten von Berg, Benedikt Waldeck und Wachsmuth keinen Zweifel daran, dass Ministerpräsident Brandenburg unzweifelhaft als „Hochverräther“ zu betrachten sei. Auf Antrag von Rodbertus, Berg und Arntz sollte „sofort eine ... Kommission“ ernannt werden „zur Abfassung einer offiziellen Denkschrift, worin die schwere Schuld, welche das Ministerium

771

Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 141 der NRhZ

Brandenburg auf sich geladen, dem Lande dargelegt werde“. (Ebenda.) Die Denkschrift wurde der Versammlung am 13. November 1848 von Benedikt Waldeck vorgelegt (Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 209–211), der dabei erklärte: Er habe für seine „Person nichts dagegen zu erinnern, daß jetzt die Anklage auf Grund der Denkschrift beim Staats-Anwalt erhoben“ werde. „Die Commission war aber der Ansicht, es genüge für jetzt der Ausspruch, daß sich hiernach die Anklage auf Hochverrath ergebe, die schon eigentlich in der Denkschrift liegt.“ (Ebenda. S. 213/214. – Denkschrift. [Gez.:] Berlin, den 13. Nov. 1848. Die Nationalversammlung. In: NRhZ. Nr. 144, 16. November 1848. Beilage. S. 2.) 81.9–10

im Nothfall Gewalt mit Gewalt] Siehe S. 85 und 109 sowie die Ausführungen des Rechtsanwalts Karl Schneider am 8. Februar 1849 vor Gericht (S. 779 und Erl. 387.27–28).

81.14–26

Für einen ausführlichen Bericht über die Sitzungen der Berliner Nationalversammlung am 11. November 1848 siehe # Berlin, 11. November. (Sitzung der Nationalversammlung.) In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.

82.1–4

Siehe Proklamation. [Gez.:] Sanssouci, den 11. November 1848. (gez.) Friedrich Wilhelm. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 2, Sp. 3.

82.4–5

Siehe Wir Friedrich Wilhelm ... Ebenda.

82.5–6

– Der König hat dem bisherigen ... Ebenda. – Siehe Berlin. (Rintelen.) Ebenda. Nr. 144, 16. November 1848. S. 3, Sp. 2; * Paderborn, 12. November. Ebenda. Nr. 146, 18. November 1848. S. 2, Sp. 1; * Meschede. Ebenda. Nr. 151, 24. November 1848. S. 4, Sp. 1/2.

82.7–11

Die NRhZ meldete zwei Tage später: „Das Obertribunal erklärt das Gerücht, daß es sich in pleno gegen den König entschieden, überhaupt daß es über den obwaltenden Konflikt berathen habe, für irrig.“ (§. Berlin, 12. Nov. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1.)

82.12–32

Siehe # Berlin, 11. November. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 2, Sp. 2. – Gestützt auf die „Breslauer Zeitung“ berichtete die NRhZ am 18. November 1848, der Oberpräsident der preußischen Provinz Schlesien, Julius Pinder, habe die Erklärung abgegeben, er würde sich „mit den jüngsten Maßnahmen des Ministeriums nicht einverstanden erklären“ können und „dieselbigen mißbilligen“. (Breslau, 14. November. Abends 10.

772

Erläuterungen

Uhr. In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1. – Die „Rh. Volks-Halle“ enthält ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 306, 14. November 1848. S. 1. – Siehe S. 106.17–18 und Erl. – Ferner Schmidt: Die schlesische Demokratie. S. 177/178.) 82.28

Polizeipräsident] Heinrich Richard Kuh

82.33–38

Siehe S. 80.18–20.

773

Karl Marx Erscheinungsbefehl für Karl Marx 13. November 1848 (S. 83)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 726/727. Die vorliegende Notiz, dass er erneut eine richterliche Vorladung erhalten habe, nachdem er bereits am 24. Oktober 1848 (S. 48.41–49.1 und Erl.) vom Kölner Instruktionsrichter befragt worden war, hat wahrscheinlich Marx selbst verfasst. Wie aus einem Brief August Hermann Ewerbecks hervorgeht, den dieser, „nachts halb zwei, neben Marx, am Redaktionstisch“ der NRhZ sitzend und Druckbogen korrigierend, aus Köln an Moses Hess in Paris schrieb, befürchtete Marx, am 14. November verhaftet zu werden. Ewerbeck befand sich auf dem Rückweg von Berlin, wo er an dem zweiten Demokratenkongress teilgenommen hatte, nach Paris. (Siehe Silberner (Hrsg.): Moses Hess. Briefwechsel. S. 209. – Siehe auch Melis: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Ein Redaktionsalltag. S. 85–107.) Ähnlich berichtete Marx nach Düsseldorf: „Ich habe heute einen Erscheinungsbefehl erhalten und man glaubt allgemein, daß ich morgen verhaftet werde.“ (Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168.) Über das „Schlußverhör“ berichtete Marx in der NRhZ vom 15. November 1848. (S. 86.) Die Notiz wurde wahrscheinlich am 13. November 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 13. November. (Erscheinungsbefehl für Karl Marx.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 142, S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

774

Karl Marx Cavaignac und die Junirevolution Zwischen 11. und 13. November 1848 (S. 84)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit den vorliegenden Zeilen wird in der NRhZ vom 14. November 1848 die Wiedergabe einer Artikelserie der Pariser Tageszeitung „La Presse“ eingeleitet, in der die Aussagen des französischen Kriegsministers General Louis Euge`ne Cavaignacs, seit dem 28. Juni 1848 Ministerpräsident, vor der Commission d’Enqueˆte sur l’insurrection du 23 juin kommentiert wurden. Die Untersuchungskommission war nach dem Pariser Juniaufstand von 1848 von der französischen Nationalversammlung unter Leitung von Odilon Barrot eingesetzt worden. Wahrscheinlich hat Marx, der in der personell stark reduzierten Redaktion der NRhZ neben seinen übrigen Aufgaben auch für die Frankreich-Berichterstattung zuständig war (siehe S. 599–612), den Text verfasst. Dies wird insbesondere durch die ausdrückliche Bezugnahme auf die Artikel der NRhZ zum Pariser Juniaufstand von 1848 belegt. Der Text wurde wahrscheinlich am 11./12. November 1848 verfasst, spätestens am Vormittag des 13. November. Als die NRhZ am 12. Oktober 1848 wieder erschien, setzte in Frankreich der Präsidentschaftswahlkampf ein, auch wenn erst Ende Oktober der Wahltermin auf den 10. Dezember 1848 bestimmt wurde. Insbesondere den Angriffen der Pariser „La Presse“ und ihres Verlegers Emile de Girardin, den Cavaignac Ende Juni 1848 hatte verhaften lassen und dessen Zeitung er zeitweise unterdrückt hatte, räumte die NRhZ viel Platz ein. So veröffentlichte sie bereits am 12. Oktober Auszüge aus einem entsprechenden Artikel der Pariser Zeitung (siehe Le 22 juin et le 7 octobre. In: La Presse. Paris. Nr. 4488, 8. Oktober 1848. S. 1), die sie am Schluss mit den Worten kommentierte: „Vergleicht man mit diesem Artikel der ,Presse‘ das Votum der Nationalversammlung [siehe S. 55–57 und 735], die wider Cavaignac’s Willen die Ernennung des Präsidenten der Republik durch die Nation, statt durch sich selbst beschlossen hat, so begreift man, daß Cavaignac den Anhängern der rothen Republik sich in die Arme werfen oder zum bewaffneten Lakaien von Thiers herabsinken muß. Aber auch der Sieg der rothen Republik wird seinen Sturz herbeiführen. Die ganze nüchterne Mittelmäßigkeit der Bourgeoisie ist in ihrem Helden Cavaignac verkörpert, und mittelmäßig, wie seine Diktatur wird sein Untergang sein.“ (* Paris, 9. Oktober. (Girardin contra Cavaignac.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 2.) In der Folgezeit protokollierte die NRhZ quasi den „Krieg“ des Verlegers Girardin gegen den General und Ministerpräsidenten Cavaignac mit. (Siehe * Paris, 23. Okt. (Die „Presse“ über Cavaignac.)

775

Karl Marx · Cavaignac und die Junirevolution

In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3; * Paris, 25. Oktober. (E. Girardin contra Cavaignac.) Ebenda. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 1; * Paris, 31. Oktober. (Die „Presse“ und der „National“.) Ebenda. Nr. 134, 4. November 1848. S. 3, Sp. 1.) – Welchen konkreten Anteil Marx an der Übersetzung dieser Artikel hatte, lässt sich nicht feststellen. – Anfang Dezember 1848 übersetzte Ferdinand Freiligrath das Gedicht „24 juin – 24 novembre“ der Ehefrau Girardins, der Schriftstellerin Delphine Gay de Girardin. (Ferdinand Freiligrath: 24. Juni – 24. November. Nach Delphine Gay de Girardin. In: NRhZ. Nr. 160, 5. Dezember 1848. S. 1. – Mme Emile de Girardin [Delphine de Girardin]: Poe´sies comple`tes. Paris 1857.)

Zeugenbeschreibung J * F. Girardin ist erbärmlich ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 2. Rubrik: Französische Republik. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 84.6 84.8

Sipehsalar ] J Sipesahlar d’accusation] J d’accussation

ERLÄUTERUNGEN 84.1–2

Am 27. Oktober 1848 gab Emile de Girardin eine Empfehlung für die Wahl von Louis Napole´on Bonaparte als Präsident der Republik. (Siehe Les Difficulte´s. II. In: La Presse. Paris. Nr. 4507, 27. Oktober 1848. S. 1.) Der Artikel der „La Presse“ vom 27. Oktober wurde in der französischen Hauptstadt auf „Riesenplakate[n]“ neben einen Artikel der gleichen Zeitung vom 8. August 1840 gestellt, in dem Bonaparte als Abenteurer ohne Talent, Verstand und Vaterlandsliebe bezeichnet worden war. (* Paris, 31. Oktober. (Die „Presse“ und der „National“.) In: NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. S. 3, Sp. 1.)

84.2

„kleinen Konstablers“] Anspielung auf Louis Napole´on Bonapartes Exilaufenthalt in England von 1846 bis 1848.

84.3–5

M. Cavaignac devant la Commission d’Enqueˆte sur l’insurrection du 23 juin. In: La Presse. Paris. Nr. 4517 bis 4521, 7. bis 11. November 1848.

84.5–6

arabische Nachtmütze] General Cavaignac, der wesentlichen Anteil an der französischen Unterwerfung Algeriens in den 1830er und 1840er Jahren hatte, war nach der Februarrevolu-

776

Erläuterungen

tion von 1848 von der provisorischen Regierung zum Generalgouverneur von Algier bestimmt worden. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 193 und 1192.) 84.6–7

Sipesahlar Jellachich] Siehe S. 63.28–64.1 und Erl.

84.8–9

Siehe Herr Cavaignac. In: NRhZ. Nr. 142 bis 158, 14. November bis 2. Dezember 1848. – Wegen des Abdrucks einer Übersetzung der Artikel aus der Pariser Zeitung „La Presse“ bezichtigte die französische Tageszeitung „Le Corsaire“ die NRhZ des Plagiats, obwohl in der NRhZ einleitend auf die wörtliche Wiedergabe des Anklageakts aus der genannten Zeitung verwiesen wurde. („Wir theilen unsern Lesern vollständig den acte d’accusation der ,Presse‘ mit.“) (Siehe [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 23. Nov. Die „Assemble´e Nationale“ ... In: NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3.)

84.9–17

Siehe Marx: Die revolutionäre Bewegung. (S. 265.21.) – Zum Pariser Juniaufstand von 1848 und der Berichterstattung der NRhZ siehe MEGA➁ I/7. S. 959–966.

84.18

In Paris war am 24. Juni 1848 der Belagerungszustand verhängt worden, der erst am 19. Oktober 1848 aufgehoben wurde. (MEGA➁ I/7. S. 193 und 1192; Boldt: Rechtsstaat und Ausnahmezustand. S. 47/48; Nippel: Diktatur des Proletariats. S. 80.)

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Karl Marx / Karl Schneider Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten vom 14. November 1848 13./14. November 1848 (S. 85)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit ihrem in der NRhZ vom 15. November 1848 veröffentlichten „Aufruf“ an die rheinpreußischen demokratischen Vereine, „zur Steuerverweigerung aufzumuntern“, kamen Marx und der Kölner Rechtsanwalt Karl Schneider, genannt Schneider II, der Berliner Nationalversammlung zuvor. Diese hatte zwar am 11. November 1848 einen Antrag zur Steuerverweigerung diskutiert und zur weiteren Beratung an eine Kommission verwiesen, aber erst unmittelbar bevor sie unter Belagerungszustand und Kriegsrecht am Abend des 15. November ihre Sitzungstätigkeit endgültig einstellen musste, fasste sie den Beschluss, „daß das Ministerium Brandenburg nicht berechtigt [sei], über die Staatsgelder zu verfügen und die Steuern zu erheben, solange die Nationalversammlung nicht ungestört in Berlin ihre Beratungen fortzusetzen vermag“. (Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 478.) Letzteres wurde jedoch in Köln frühestens am späten Abend des 16. November bekannt. (Siehe S. 102–104.) Es ist davon auszugehen, dass Marx, der den „Aufruf“ mitunterzeichnete, ihn auch mitverfasst hat. Bereits einen Tag zuvor, am 13. November, forderte er im „Auftrage des rheinischen demokratischen Provinzialausschusses“ Ferdinand Lassalle auf, die Düsseldorfer Demokraten sollten beschließen, „Allgemeine Steuerverweigerung“ zu propagieren, „speziell auf dem Lande“. (Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168. – Zu diesem Brief siehe auch S. 809–811.) Zudem war in Artikeln der NRhZ, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfasst wurden, schon mehrmals zur Steuerverweigerung aufgerufen worden. (S. 80.18–20 und 82.33–38.) Der Aufruf wurde wahrscheinlich am 13. November 1848 verfasst, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Am Morgen des 14. November, an dem der Text spätestens geschrieben worden sein muss, um in der Ausgabe der NRhZ vom 15. November gedruckt zu werden, hielt sich Marx zunächst im Gericht und dann auf einer demokratischen Versammlung auf. (Siehe S. 83 und 86.) Die „Kölnische Zeitung“ druckte den „Aufruf“ einen Tag später vollständig nach und betonte: „Die National-Versammlung hat sich keineswegs für die Steuer-Verweigerung, und ihre Commission hat sich, nach dem von uns schon mitgetheilten vorläufigen Berichte v. Kirchmann’s, gegen dieselbe entschieden.“ In Marx’ und Schneiders „Aufruf“ sah die Zeitung einen Beleg dafür, dass möglicherweise „von der äußersten Linken die entgegengesetzte Versicherung in die Provinzen gesandt“ worden sei. (* Köln, 15. Nov. (Steuer-Verweigerung.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 308, 16. November 1848. S. 2.) In der Sitzung der

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Entstehung und Überlieferung

Nationalversammlung vom 12. November hatte Karl D’Ester beantragt, ohne den Bericht der Kommission abzuwarten, sofort zu erklären, dass „das Ministerium Brandenburg zu Verwendung von Staats-Geldern und Erhebung von Steuern nicht berechtigt sei“. Daraufhin hatte Julius von Kirchmann berichtet, dass die Kommission aus rechtlichen und politischen Gründen Zweifel habe. (XX Berlin, 12. Nov., Abends, im Schützenhause. Ebenda. Nr. 307, 15. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2.) Marx reagierte darauf zunächst in dem „Extra-Blatt zu Nr. 143“ (S. 92.4–6 und Erl.) und veröffentlichte dann zusammen mit Schneider eine gemeinsame „Erklärung“ (S. 96). Die „Aachener Zeitung“ und die „Dresdener Zeitung“ brachten den Text vollständig. (Die „Neue Rheinische Zeitung“ ... In: Stadt-Aachener Zeitung. Nr. 310, 17. November 1848. S. 1; Köln, 18. Nov. (Aufruf.) In: Dresdner Zeitung. Nr. 45, 22. November 1848. Beilage. S. 1.) Zwei Pariser Zeitungen druckten eine vollständige und eine Brüsseler Zeitung eine zusammenfassende Übersetzung. (La commission ... In: La Re´forme. Paris. 17. November 1848. S. 2; Le National. Paris. 17. November 1848. S. 1; Le comite´ rhe´nan ... In: L’Inde´pendance Belge. Bruxelles. Nr. 322, 17. November 1848. Edition du matin. S. 2.) Der Kölner Rechtsanwalt Gerhard Compes schrieb der Augsburger „Allgemeine Zeitung“: „Die gestrige Rheinische Zeitung enthält eine von dem Litteraten Marx und dem Advocaten Schneider II im Namen des Kreisausschusses der Demokraten unterzeichnete Aufforderung die Steuern zu verweigern, eine Maßregel die, wenn sie ausgeführt würde oder ausgeführt werden könnte, leicht gegen die Partei der Nationalversammlung ausschlagen dürfte, welche sie empfiehlt und betreibt.“ ([Gerhard Compes:] 0 Köln, 16. November. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 327, 22. November 1848. S. 5160.) Der Kölner Korrespondent der „Deutschen Zeitung“ betonte die Gefährlichkeit der Steuerverweigerung und berichtete: „Auf das Gerücht hin, daß die Nationalversammlung dieselbe bereits decretirt habe, hat der Kreisausschuß der demokratischen Vereine förmlich dazu aufgefordert“. (** Köln, 17. Nov. (Steuerverweigerung.) In: Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 309, 21. November 1848. S. 2354/2355.) Am 18. November erließen Marx und Schneider zusammen mit Karl Schapper einen weitergehenderen „Aufruf“ zur Steuerverweigerung (S. 109), für den sie sich am 8. Februar 1849 vor Gericht verantworten mussten (S. 387/388 und 495–512). In diesem Prozess las Karl Schneider am 8. Februar 1849 den vorliegenden Aufruf vor und führte aus: „Bereits mehrere Tage vor dem Beschlusse der [Berliner National-]Versammlung hatten wir, d.h. der demokratische Provinzialausschuß, die Steuerverweigerung als politische Nothwehr anempfohlen, dabei jedoch von jedem gewaltsamen Widerstande abgerathen. ... Nach dem Bekanntwerden des Steuerverweigerungsbeschlusses der Vereinbarerversammlung erklärten wir mit besonderer Bezugnahme auf denselben, jede Art des Widerstandes für berechtigt.“ (Assisenverhandlung wegen Aufrei-

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Karl Marx / Karl Schneider · Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten

zung zur Rebellion. In: NRhZ. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 1, Sp. 3. – Siehe Erl. 387.27–28.) 1860 notierte Marx in seinem Heft mit Exzerpten aus der NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „N. 143. 15. Nov. Aufruf im Namen des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten (14 Nov.) zur Steuerverweigerung. Gez. Karl Marx. Schneider II.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J Aufruf. * Köln, 14. November. (Aufforderung des demokratischen Kreisausschusses der Rheinprovinz.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 143, 15. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 85.5–8

Siehe Marx’ weitergehende Aufforderungen in der NRhZ (S. 80.18–20 und 82.33–38) und den „Aufruf“ des Kreisausschusses vom 18. November 1848 (S. 109).

85.9–11

Siehe S. 81.9–10 und 109.7.

85.12–16

Zum Kreiskongress der rheinpreußischen demokratischen Vereine am 23. November 1848 in Köln siehe S. 809. – Der Eiser’sche Saal in der Kölner Komödienstraße fasste nach zeitgenössischen Angaben rund 2500 Menschen.

85.19

Im Juli 1848 bildeten die drei Kölner demokratischen Vereine den rheinischen Kreisausschuss und delegierten jeweils zwei Mitglieder in das Gremium. Die Demokratische Gesellschaft benannte Schneider und Marx. Als Mitglied des Gremiums unterzeichnete Marx den Aufruf zum ersten rheinpreußischen Demokratenkongress am 13./14. August in Köln und nahm gemeinsam mit Engels an dem Kongress teil. (MEGA➁ I/7. S. 772, 773, 814, 886, 1313, 1635, 1643/1644.) Auf dem Kongress wurde der Ausschuss definitiv konstituiert und dessen Mitglieder bestätigt. Neben Marx und Schneider gehörten dem Ausschuss damals der Uhrmacher Joseph Moll und Karl Schapper (für den Arbeiterverein) sowie der Jurist Hermann Becker und der Schustermeister Hermann Joseph Schützendorf (für den Verein für Arbeiter und Arbeitgeber) an; Schützendorf schied jedoch bereits vor dem Kongress aus. Während der Kölner Septemberunruhen wurden Schapper und Becker verhaftet und musste Moll fliehen; Schapper erlangte erst am 15. November seine

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Erläuterungen

Freiheit wieder, Becker im Dezember. Als Marx am 16. Oktober erstmals als Präsident des Kölner Arbeitervereins eine Versammlung des Vereins leitete, wurden der Zigarrenmacher Peter Gerhard Röser und Roß provisorisch als neue Arbeitervereinsdelegierte für den Kreisausschuss gewählt. (S.538.17.) Auf der Generalversammlung vom 22. Oktober wurden sie in dieser Funktion bestätigt. (S.540.3–4.) Warum sie den vorliegenden „Aufruf“ nicht unterzeichneten, ist unbekannt. (Siehe auch MEGA➁ I/7. S. 886, 1635, 1637, 1642 und 1689.)

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Karl Marx K. Marx 14. November 1848 (S. 86)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 726/727. Es ist davon auszugehen, dass Marx den vorliegenden Bericht über seine richterliche Vernehmung am 14. November 1848 und sein anschließendes Auftreten in einer demokratischen Versammlung verfasst hat. So hatte er bereits zuvor einen ersten, längeren Artikel in dieser Angelegenheit (S. 47–51) und eine kurze Mitteilung zu einer erneuten Vorladung durch den Instruktionsrichter (S. 83) geschrieben. Der Text wurde wahrscheinlich im Laufe des Vormittags des 14. November geschrieben. Die „Düsseldorfer Zeitung“ und die Pariser Zeitung „La Re´forme“, letztere in französischer Übersetzung, brachten den Text wörtlich. (Köln, vom 14. November. (Marx.) In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 304, 16. November 1848. S. 1; Ce matin ... In: La Re´forme. Paris. 17. November 1848. S. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 14. November. (K. Marx.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 143, 15. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 86.1

Zu Marx’ „Erscheinungsbefehl“ für den 14. November 1848 siehe S. 83.

86.6–8

Seit dem 11. November 1848 tagten im Eiser’schen Saal in der Kölner Komödienstrasse demokratische Volksversammlungen. (Siehe * Köln, 13. Novbr. (Bewegung in Köln.) In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1, Sp. 2/3.) Aus diesen ging ein 25-köpfiger Ausschuss hervor, das sog. Volkskomitee. (S. 814/815.)

86.8–12

Siehe S. 47–51 und 726/727.

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Friedrich Engels Die neuen Behörden – Fortschritte in der Schweiz 9. November 1848 (S. 87–90)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die vorliegende Korrespondenz ist die erste, die Engels aus der Stadt Bern, in der am 6. November 1848 die beiden neu gebildeten Schweizer Parlamentskammern, der Nationalrat und der Ständerat, zusammengetreten waren und die am 28. November 1848 zur Schweizer Bundesstadt (Hauptstadt) bestimmt werden sollte, an die Redaktion der NRhZ in Köln sandte. Die hier skizzierten Themen der Schweizer Politik wurden in weiteren 28 Korrespondentenberichten ausgeführt und diskutiert, die zwischen November 1848 und Januar 1849 ebenfalls mit dem Korrespondentenzeichen „** Bern“ in der NRhZ veröffentlicht und mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Engels verfasst wurden. (Siehe S. 659–666.) Nachdem Engels am 23./24. Oktober 1848 auf seiner Wanderung von Paris in Genf angekommen war, hatte er, wie aus einem Antwortbrief von Marx hervorgeht, diesem den „Plan“ unterbreitet, weiter nach Bern zu gehen und von dort aus über die Neubildung des Schweizerischen Bundesstaates zu berichten. „Du kannst ausserdem schreiben, wofür Du willst“, hatte ihm Marx seine Zustimmung signalisiert. „Deine Briefe kommen immer zeitig genug.“ (Marx an Engels, erste Hälfte November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 164.) Am 29. November bekräftigte Marx, Engels solle „gegen die Föderativrepublik“ schreiben, „wozu die Schweiz beste Gelegenheit“ biete. (MEGA➁ III/2. S. 171.) Auch als Engels (auf Anweisung des Berner Passbüros) am 15. November als „politischer Flüchtling“ bei der Berner Polizeidirektion eine Aufenthaltsgenehmigung für Stadt und Kanton Bern bis Frühjahr 1849 beantragte, begründete er seinen Aufenthalt in Bern damit, dass er die Tätigkeit der neu gewählten parlamentarischen Institutionen und „die praktische Wirksamkeit einer Verfassung“ studieren wolle, „aus welcher Deutschland jedenfalls Manches lernen“ könne. (MEGA➁ III/2. S. 169.) Da kein Anlass besteht, an der zu Beginn des Textes angegebenen Datierung zu zweifeln, wurde der Artikel am 9. November 1848 verfasst und hielt sich Engels somit spätestens am 8./9. November in Bern auf. Ob er bereits die Feierlichkeiten und die Eröffnung der Parlamentskammern am 6. November und die Sitzung des Nationalrats am 7. November miterlebte, ist unbekannt. Ungenauigkeiten in seinem Bericht legen nahe, dass dies nicht der Fall war.

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Friedrich Engels · Die neuen Behörden – Fortschritte in der Schweiz

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 9. Nov. (Die neuen Behörden. – Fortschritt in der Schweiz.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 143, 15. November 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 87.1

vorgestern] Die Festlichkeiten und die Eröffnung der beiden Parlamentskammern, des Nationalrats und des Ständerats, fanden bereits am 6. November 1848 statt. Engels bezieht sich in seinem Bericht auf die Sitzung des Nationalrats vom 7. November; der Ständerat tagte an diesem Tag nicht.

87.14

Urkantönli] Die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalten schlossen sich 1291 zu einer Eidgenossenschaft zusammen.

87.15

Sonderbündler] Die sieben katholischen Schweizer Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis schlossen sich 1845 zum Sonderbund zusammen. Ihr Ziel war die Verteidigung der katholischen Religion und die Wahrung politischer Interessen gegenüber den liberalen, mehrheitlich reformierten Kantonen. Nach der Auflösung des Bundes durch die Schweizer Tagsatzung im Juli 1847 unterlagen die konservativen Kantone im Sonderbundskrieg vom 3. bis 29. November 1847. – Engels hatte im November 1847 den Sieg der „civilisirten, industriellen, modern-demokratischen Schweiz“ über die „rohe, christlich-germanische Demokratie der viehzuchttreibenden Urkantone“ gefeiert. (F. Engels: Der Schweizer Bürgerkrieg. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 91, 14. November 1847. S. 1, Sp. 2.)

87.18–19

bindenden Mandate] In der Schweizer Tagsatzung, der Versammlung der bevollmächtigten Vertreter der Kantone, waren die Gesandten an die Instruktionen ihrer Regierungen gebunden.

88.11

Moderados] Damit bezeichnete Engels vermutlich die gemäßigten Schweizer Liberalen.

88.24–29

Bern wurde am 28. November 1848 zur Bundesstadt (Hauptstadt) bestimmt und damit zum Sitz der Bundesbehörden, des Bundesrats (der am 16. November gewählten Bundesregierung), der Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat) sowie der Bundesverwaltung. (Siehe S. 110.10, 121.40–122.5, 141.8–13, 151, 163/164, 179, 180 und 240.)

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Erläuterungen

88.29

Zur Frage einer Schweizer Bundesuniversität siehe S. 163/164 und 177/178.

88.30

Zur Wahl der Schweizer Bundesrichter siehe S. 120.2–8 und Erl.

88.39–89.24

Die Genfer Kantonsregierung annullierte die Nationalratswahlen vom 22. Oktober 1848 und setzte einen neuen Wahlgang durch, in dem am 28. Oktober die Radikalen siegten; die gemäßigten Liberalen hatten ihre Teilnahme verweigert. (Siehe Gruner: Die Wahlen in den Schweizer Nationalrat. Bd. 1. Teil 1. S. 610–618.)

89.26–27

Als die Genfer Regierung sich 1846 weigerte, die Auflösung des Sonderbundes zu fordern, errichteten Arbeiter des Quartiers Saint-Gervais Barrikaden, die sie am 6. und 7. Oktober 1846 gegen Regierungstruppen verteidigten. Eine große Volksversammlung wählte dann eine provisorische Regierung, die die Wahl eines neuen Großen Rats anordnete. Diese von Radikalen zusammengesetzte Regierung mit James Fazy an der Spitze initiierte eine neue demokratische Verfassung, die am 24. Mai 1847 mehrheitlich angenommen wurde.

89.36

„fremden Chaibe“] Schweizerdeutsches Schimpfwort; hier für Deutsche.

90.6–8

haben beschlossen bis Vereine anzuschließen] Zum Zusammenschluss der deutschen demokratischen Vereine in der Schweiz und Engels’ Mitwirkung daran siehe S. 612–618. – Siehe Dlubek: Zur politischen Tätigkeit von Friedrich Engels in der Schweiz. S. 758–775.

90.10

Die unter dem Druck der französischen Revolutionsarmee mit Zustimmung eines Teils der schweizerischen Bevölkerung errichtete Helvetische Republik löste von 1798 bis 1803 als ein nationaler Einheitsstaat nach französischem Vorbild die Eidgenossenschaft ab.

90.17–18

Freiburger Pfaffenputsch] Gegen die von der radikalen Regierung des Kanton Freiburg geplante Neuorganisation des Bistums war es am 24. Oktober 1848 zu Unruhen gekommen. (Siehe * Bern, 26. Okt. (Der Freiburger Pfaffenkomplott.) In: NRhZ. Nr. 132, 2. November 1848. S. 3, Sp. 2. Rubrik: Schweiz.) – Engels ging in seinen Korrespondenzen mehrmals auf die Freiburger Ereignisse ein. (Siehe S. 120–122 und 178.6–9.)

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Karl Marx Extra-Blatt zu Nr. 143 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 14./15. November 1848 (S. 91/92)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Das vorliegende „Extra-Blatt zu Nr. 143“ der NRhZ enthält eine schlagwortartige Zusammenfassung der Nachrichtenbeiträge und Korrespondentenberichte, die nach der nachmittags erfolgten Auslieferung der Hauptausgabe am Abend des 14. November 1848 aus Berlin in Köln eingetroffen waren. Die Berichte selbst wurden in der Ausgabe vom 16. November veröffentlicht. Das Blatt machte zugleich auf die Versammlung der Landwehrmänner am Mittag des 15. November aufmerksam. Wahrscheinlich wurde es zugleich als Plakat in Köln ausgehängt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Text des „Extra-Blatt[es]“ zusammengestellt und verfasst oder hatte zumindest einen wesentlichen Anteil daran. Zudem gehörte er dem Komitee an, das sich zum Ziel gesetzt hatte, den Widerstand der Landwehrmänner zu organisieren. Später, im Schweizer Exil, notierte Friedrich Beust: „Nachdem der Belagerungszustand wieder aufgehoben war, wurde in einer Versammlung [von Kölner Landwehrmännern] ein Komitee gewählt, das den Widerstand organisieren sollte. Ich war in dem Komitee. Allein die blutdürstigsten Deklamationen der einen fanden in der Lauheit der anderen ein Gegengewicht. ... Ich sollte die militärische Führung übernehmen. ... Advokat Schneider II [Karl Schneider], Weill [Bartholomäus Weyll] und Marx, den ich aber in keiner Sitzung gesehen habe, waren Mitglieder des Komitees. ... Man mußte sich beim bevorstehenden Konflikt zwischen Krone und Nationalversammlung vorbereiten durch eine Organisation, die imstande war, der Garnison die Spitze zu bieten. Diese Organisation sollte sich auf die Landwehr stützen.“ (Zitiert nach Stern: Zur Biographie Friedrich Beusts. S. 180/181.) Das „Extra-Blatt zu Nr. 143“ wurde am Abend des 14. November 1848 zusammengestellt und am frühen Morgen des 15. November ausgeliefert. Der Artikel wird hier erstmals zusammen mit dem Hinweis auf die Versammlung der Landwehrmänner als selbständiges Flugblatt ediert.

Zeugenbeschreibung D Extra-Blatt zu Nr. 143 der Neuen Rheinischen Zeitung. Mittwoch, den 15. November. [Gez.:] Der Gerant: Korff. Druck J.W. Dietz, unter Hutmacher 17. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt D.

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Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 91.6–8

In einem der Korrespondentenberichte aus Berlin, die in Köln am Abend des 14. November eingetroffen waren und in der NRhZ vom 16. November 1848 abgedruckt wurden, heißt es: „Aus der Stadt Brandenburg ist heute auch eine Dankadresse an die Nationalversammlung mit mehreren tausend Unterschriften angekommen.“ (× Berlin, 13. Novbr., Abends 5 Uhr. In: NRhZ. Nr. 144, 16. November 1848. S. 3, Sp. 1.) – Aus der Sitzung der Berliner Nationalversammlung vom 13. November 1848 berichtete die NRhZ, wobei sie diesen Satz ihres Korrespondenten besonders hervorhob: „Bemerkenswerth ist eine Adresse der Brandenburger Bürger, d a ß s i e s i c h i n j e d e r H i n s i c h t d e r Ve r l e g u n g d e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g n a c h i h r e r S t a d t w i d e r s e t z e n w e r d e n.“ (# Berlin, 13. November. Nachdem die Stadt ... In NRhZ. Nr. 144, 16. November 1848. S. 2, Sp. 3.) Die entsprechende Adresse, die 758 Einwohner der Stadt Brandenburg unterzeichneten, wurde in der Sitzung der Versammlung selbst nicht verlesen. (Siehe Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 220–224. – Für den Text siehe Adressen. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 222, 14. November 1848. Beiblatt. S. 1.)

91.9–10

Die NRhZ veröffentlichte seit dem 14. November 1848 in jeder Ausgabe Solidaritätserklärungen mit der Berliner Nationalversammlung. Mehrmals musste die Redaktion mitteilen, dass der Raum es nicht gestatte, alle ihr zugegangenen „neuen Zustimmungs-Adressen“ sofort zu veröffentlichen. Der Abdruck könne erst in einer der nächsten Nummern erfolgen. (* Köln, 18. November. Unser Raum ... In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1.)

91.13–14

Über Berlin wurde am 12. November 1848 der Belagerungszustand verhängt, der erst Ende Juli 1849 wieder aufgehoben wurde. (Berlin in Belagerungszustand. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1; § Berlin, 12. Nov. Die kgl. Ordonnanz ... Ebenda. – Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 754/755 und 794/795.)

91.14–15

Siehe S. 80.1–4 und Erl.

91.16–17

Zur Sitzung der Berliner Nationalversammlung am Nachmittag des 13. November 1848 siehe Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 239/240; Neueste Nachrichten. # Berlin, 14. November. In: NRhZ. Nr. 144, 16. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2.

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Karl Marx · Extra-Blatt zu Nr. 143 der „Neuen Rheinischen Zeitung“

In Halle und Erfurt kam es zu Dienstverweigerungen der Landwehr und zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Im SaaleUnstrut-Gebiet unterstützten Freikorps im November gewaltsam Steuerverweigerungen. Die NRhZ übernahm aus der „Halleschen demokratischen Zeitung“ einen Bericht, in dem Gerüchte über die Tätigkeit dieser Formation widerlegt wurden. (Naumburg (an der Saale), 20. Nov. (Landwehr. – Freicorps.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3, Sp. 1. – Siehe Peters: Die Wirkung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ auf die demokratische Presse. S. 127/128. – Zu Breslau siehe S. 82.12–32.) 92.2–3

Der Zentralausschuss der Demokraten hatte am 11. November 1848 dazu aufgerufen: „Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen.“ (NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2.) Die NRhZ berichtete in der Folgezeit regelmäßig über die in ihrer Expedition eingegangenen Gelder. Am 17. November 1848 betonte sie erneut in besonders hervorgehobener Schrift: „Wir fordern die Kölner Bürger hierdurch auf’s dringendste auf, den Centralausschuss in Berlin durch Geldmittel sofort zu unterstützen, da ohne Geld es durchaus nicht möglich ist, kräftig aufzutreten.“ (NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 4, Sp. 3. – Siehe bereits Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168.)

92.4–6

In der Sitzung der Nationalversammlung vom 12. November beantragte Karl D’Ester, sofort, ohne den Bericht der Kommission abzuwarten, zu erklären, „Daß das Ministerium Brandenburg zu Verwendung von Staats-Geldern und Erhebung von Steuern nicht berechtigt sei“. Daraufhin hatte Julius von Kirchmann als Berichterstatter der Kommission erklärt, dass man nicht nur rechtliche, sondern auch politische Zweifel habe. „Die ganze Maßregel, meint sie [die Kommission], werde schwerlich noch einen großen Einfluß auf das gegenwärtige Ministerium üben, vielmehr nur unschuldige Personen treffen, sämmtliche Beamte, und gerade die richterlichen Beamten, dadurch gehaltlos machen, und zumeist diejenigen treffen, welche es am wenigsten auszuhalten vermögen.“ (XX Berlin, 12. Nov., Abends, im Schützenhause. In: Kölnische Zeitung. Nr. 307, 15. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2. – Siehe S. 778/779.)

92.12

Das Vaterland in Gefahr.] Die französische Nationalversammlung erklärte am 11. Juli 1792: „Citoyen, la Patrie est en danger“. Die Folge war ein großer Zustrom von Freiwilligen. – Ein Berliner Korrespondent berichtete am 10. November, in Berlin

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Erläuterungen

seien „in Masse an den Ecken“ Plakate zu sehen, „worin das Vaterland in Gefahr erklärt“ werde. (§ Berlin, 10. Nov. (Noch ein Bericht über den 10. Nov.) In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 3, Sp. 1.) 92.13–16

Nach Angaben der NRhZ vom 17. November nahmen an der Versammlung „mehrere 1000 Personen“ teil und wurde „sofort zur Organisirung, Eintheilung in Kompagnien etc. geschritten“. Die Anwesenden baten die Berliner Nationalversammlung, „einen Aufruf an die Landwehr“ zu erlassen, „damit sich die Landwehr wie im Jahre 1813 erhebe, und, so wie damals den äußern Feind, jetzt den innern Feind des Landes“ vernichte. (Köln, 16. Novbr. (Landwehradressen.) In: NRhZ. Nr. 145, 17. November 1848. S. 1, Sp. 3.) In ihrer „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 145“ druckte die NRhZ als Anzeige folgende Beschlüsse der Kölner Landwehrmänner vom 15. November 1848: „1) Die Landwehr erklärt das Ministerium Brandenburg für ungesetzlich, und stellt sich der National-Versammlung zur Verfügung. 2) Die Landwehr erklärt sich während des Bestehens dieses ungesetzlichen Ministeriums für unabhängig von den demselben untergebenen, also ebenfalls ungesetzlich handelnden Militärbehörden, und wird sich demgemäß organisiren. 3) Die Landwehr des ganzen Staates wird aufgefordert dieser Erklärung beizutreten und Hand in Hand mit der Kölner Landwehr zu gehen.“ (Eine zahlreiche Versammlung ... [Anzeige.] [Gez.:] Köln, 15. November 1848. Das Volkscomite´. Der Landwehr-Ausschuß. In: NRhZ. Nr. 145, 17. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 2; Köln, 15. November. In: Kölnische Zeitung. Nr. 308, 16. November 1848. Zweite außerord. Beilage. S. 2.) – Wie aus einer späteren Notiz von Friedrich Beust hervorgeht, der die militärische Führung übernehmen sollte, schlossen sich schriftlich 1300 Männer dieser Erklärung an, von insgesamt 11 000 Landwehrleuten des Kölner Landwehrbataillons. „Auch die Lieutenants Nithak und Adamsky vom 25. Infanterieregiment gaben dem Regimentskommandeur nicht nur diese Erklärung ab, sondern reichten auch ihre Abschiedsgesuche vom 14. November ein.“ (Zitiert nach Stern: Zur Biographie Friedrich Beusts. S. 180/181. – Dowe: Aktion. S. 207.)

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Karl Marx Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“ 14./15. November 1848 (S. 93)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 679–683. Robert Blum war zusammen mit weiteren Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, Julius Fröbel, Moritz Hartmann und Albert Trampusch, als Deputation der Linken nach Wien gereist und dort am 17. Oktober 1848 eingetroffen, um den Aufständischen die Unterstützung zwar nicht des gesamten Parlaments, aber doch immerhin der radikaleren Abgeordneten zu versichern. Da Blum sich auf der Seite der Aufständischen aktiv an den Kämpfen beteiligt hatte, wurde er nach dem Fall Wiens am 8. November von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und am Morgen des 9. November in Ermangelung eines Henkers standrechtlich erschossen. (Valentin: Geschichte. Bd. 2. S. 204/205 und 210–213.) Die Nachricht von Blums Hinrichtung erreichte Köln am 13. November mit dem Abendzug und sorgte – zusammen mit dem Bekanntwerden der Ausrufung des Belagerungszustands in Berlin – für große Aufregung. (Y Köln, 14. November. In: Deutsche Reform. Berlin. Nr. 26, 16. November 1848. Abend-Ausgabe. S. 225.) Nach einer späteren Darstellung Friedrich Leßners von 1898 machte Marx am 13. November die Nachricht in einer Versammlung des Demokratischen Vereins bekannt: „Die Versammlung war im besten Gange, als Marx erschien. Sofort wurde es stille im Saale. Marx bestieg die Rednerbühne und verlas die Wiener Depesche über Blums Tod. Wir wurden starr vor Entsetzen. Dann ging es wie ein Sturm durch den Saal“. (Friedrich Leßner: Vor 1848 und nachher. In: Deutsche Worte. Wien 1898. S. 146; ders.: Ich brachte das „Kommunistische Manifest“ zum Drucker. Berlin 1975. S. 76.) Die NRhZ meldete schwarz umrandet und fett gedruckt in einer am Morgen des 14. November ausgelieferten „Zweiten Ausgabe“: „Der Mordhund Windischgrätz hat den deutschen Reichstags-Deputirten Robert Blum standrechtlich erschießen lassen.“ (Breslau, 11. Nov. Abends ... In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. – Siehe W Köln, 13. Nov. In: Frankfurter Journal. Nr. 303, 15. November 1848. S. 3.) In dem vorliegenden Leitartikel der NRhZ vom 16. November kommentiert Marx Reaktionen der Kölner Konkurrenzblätter, einerseits Artikel der liberalen „Kölnischen Zeitung“ von Ende Oktober/Anfang November über Blums Wirken in Wien und andererseits eine aktuelle Stellungnahme der katholischen „Rheinischen Volkshalle“, die seit dem 1. Oktober 1848 als Tageszeitung in Köln erschien. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Leitartikel verfasst, der in engem Zusammenhang mit der Berichterstattung der NRhZ über den Wiener Okto-

790

Erläuterungen

beraufstand und die Verfolgungsmaßnahmen nach dessen Niederschlagung steht. Marx hatte an dieser Berichterstattung wesentlichen Anteil und verfasste einen Großteil der in diesem Zusammenhang in der NRhZ veröffentlichten Kommentare. (S. 680/681.) Bereits zuvor diskutierte er mehrmals die Darstellungen anderer deutscher Zeitungen, der „Frankfurter OberpostamtsZeitung “ (S. 16/17) sowie der „Kölnischen Zeitung“ (S. 61/62 und 65). Als Chefredakteur dürfte sich Marx besonders gefordert gesehen haben, die Äußerungen örtlicher Konkurrenzzeitungen zur Hinrichtung Blums zu kritisieren. Auch die ausdrückliche Bezugnahme auf Engels’ Artikelserie „Die Polendebatte in Frankfurt“ (S. 93.24–26 und Erl.) und die Zurückweisung der Vorwürfe wegen angeblicher Äußerungen von Engels in einer Kölner Volksversammlung vom 20. September 1848 (S. 95.9–14 und Erl.) sind als Indiz zu sehen. Zudem kam Marx eine Woche später erneut auf Blums Hinrichtung zu sprechen. (S. 118.16–17.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 14. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. In der NRhZ vom 18. November 1848 feierte Ferdinand Freiligrath Blum in einem Gedicht (F[erdinand] Freiligrath: Blum. In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 1, Sp. 1–3. Feuilleton), das in der Folgezeit als Sonderdruck „zum Besten des Demokratischen Centralausschusses in Berlin“ verkauft wurde. (Ebenda. Nr. 147, 19. November 1848. S. 4, Sp. 2. – Siehe Freiligrath an Heinrich Zulauff, 20. November 1848, zitiert von Häckel: Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. S. LI.) In seiner Schrift „Herr Vogt“ zitierte Marx Auszüge aus dem vorliegenden Artikel. (MEGA➁ I/18. S. 256/257. – Siehe ebenfalls Marx’ „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1] (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.))

Zeugenbeschreibung J Köln, 15. Nov. (Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 144, 16. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 93.3

Idioten] Ferdinand I.

93.10

Narhalla] Vermutlich Anspielung auf die seit 1841 erschienene gleichnamige Mainzer Karnevalszeitung.

93.13

262] 292.

93.13–16

– Am 22. d. haben sich ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 292, 28. Oktober 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1. – In der Fol-

791

Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ und die „Rheinische Volkshalle“

gezeit informierte die „Kölnische Zeitung“ noch über mehrere sich widersprechende Zeitungsmeldungen, nach denen sich Blum in Berlin bzw. in Wien aufhalten sollte. (Siehe Zu Berlin waren ... Ebenda. Nr. 293, 29. Oktober 1848. S. 1; Nach der „Ztgs-Halle“ ... Ebenda. Außerordentliche Beilage. S. 2; Ueber Robert Blum’s ... Ebenda. Nr. 305, 12. November 1848. S. 3.) 93.24–26

Siehe Engels: Die Polendebatte in Frankfurt. (NRhZ. Nr. 82, 22. August 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 538/539.

94.1–32

– Robert Blum hat in Wien ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 295, 1. November 1848. S. 3. – Hervorhebungen im Original. – Die „Kölnische Zeitung“ rückte in ihre Ausgabe vom 15. November 1848 eine durchaus positive Würdigung von Robert Blum ein. (Robert Blum. In: Kölnische Zeitung. Nr. 307, 15. November 1848. S. 3.)

94.4–32

,sollte es bis entehrt.] Robert Blum auf der Aula. In: Die Presse. Wien. Nr. 103, 25. Oktober 1848. S. 1/2. – Auszugsweise Wiedergabe durch die „Kölnische Zeitung“. – Zu Blums Rede siehe Aus dem Studenten-Comite´. Den 23. Oktober. In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 1.

94.37–41

Siehe Wien, 10. Nov. Gestern Morgen ..., und Wien, 9. Novbr. Heute Morgen ... In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2.

95.3–6

* Unser Wiener Brief ... In: Rheinische Volkshalle. Köln. Nr. 40, 14. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 3. – Hervorhebungen von Marx. – Knapp zwei Wochen später wurde in der NRhZ erneut auf die Äußerung der „Volkshalle“ angespielt: „Ist der Advokat v. Hontheim ... der Redakteur en chef der ,Rheinischen Volkshalle‘, die Windischgrätz zum Morde Robert Blums gratulirt?“ (* Köln, 28. Nov. In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Extra-Blatt. S. 2, Sp. 2. – Zu Richard von Hontheims verneinender Stellungnahme siehe Die „Rheinische Volks-Halle“ enthält folgende Erklärung ... Ebenda. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Zweite Ausgabe. S. 4, Sp. 3.)

95.9–14

Siehe Friedrich Engels’ Rede in einer Volksversammlung der Kölner Demokraten am 20. September 1848. Bericht. In: MEGA➁ I/7. S. 778/779 und 1654–1658; sowie Elisabeth Engels an Engels, 30. Oktober 1848. In MEGA➁ III/2. S. 494.– Bereits in der NRhZ vom 22. Oktober 1848 wurden in einem – wahrscheinlich von Georg Weerth verfassten – Leitartikel die Äußerungen des Frankfurter Abgeordneten Friedrich Daniel Bassermann über die Kölner Septemberereignisse zurückgewiesen und die „September-Flüchtlinge“ und die Teilnehmer der Volks-

792

Erläuterungen

versammlung in Worringen verteidigt. (* Köln. In seiner Rede vom 16. Oktober ... [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. – Zu Weerths möglicher Autorschaft siehe S. 621–624 und 648–650.) 95.15

Wahrscheinlich in Anlehnung an Ferdinand Freiligraths Gedicht „Die Todten an die Lebenden“ von Juli 1848.

793

Karl Marx / Karl Schneider Erklärung 16. November 1848 (S. 96)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 778–780.

Zeugenbeschreibung J Erklärung. Köln, 16. Novbr. (Eine Erklärung.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 145, 17. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 96.3

794

15. Nov.] Richtig: 16. Nov. – Siehe * Köln, 15. Nov. (SteuerVerweigerung.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 308, 16. November 1848. S. 2. – Die „Kölnische Zeitung“ wurde wie die NRhZ am Vorabend mit dem Datum des folgenden Tages ausgeliefert.

Karl Marx Bekenntnisse einer schönen Seele Zwischen 12. und 16. November 1848 (S. 97–101)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der redaktionelle Artikel, dessen in der Inhalts-„Uebersicht“ der NRhZ formulierter Titel „Bekenntnisse einer schönen Seele“ die Überschrift des sechsten Buchs von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zitiert, diskutiert mehrere Beiträge der Berliner „Neuen Preußischen Zeitung“ vom 11. und 15. November 1848. Auf die konservative Tageszeitung ging die NRhZ seit Mitte Oktober 1848 vermehrt ein und betrachtete sie in der Novemberkrise als „offizielles Organ“ der preußischen Reaktionspartei. (* Berlin, 8. Nov. (Ein Bonmot des Königs.) In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. S. 1, Sp. 3. – Zu der durch Goethe zum geflügelten Wort gewordenen Formulierung siehe Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 280/281.) Obwohl insbesondere Georg Weerth, aber auch Ferdinand Freiligrath, seit Oktober 1848 verstärkt Auszüge zunächst aus der „Kölnischen Zeitung“ und dann auch aus anderen Zeitungen, so auch der „Neuen Preußischen Zeitung“, als „Styl-Proben“ ironisierend zitierten (S. 621–624), ist davon auszugehen, dass der vorliegende Artikel von Marx geschrieben wurde. So wird zu Beginn auf einen vorangegangenen Artikel verwiesen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Marx verfasst wurde. (S. 97.1–2 und Erl.) Ferner wurde die Bezeichnung „Pinto-Hansemann“ für David Hansemann, Finanzminister in den ersten beiden aus der Märzrevolution von 1848 hervorgegangenen preußischen Regierungen, im Sommer von Marx geprägt (S. 97.16–17 und Erl.) und dann im Dezember erneut in einem Artikel verwendet, der zweifellos von Marx geschrieben wurde (S. 195). Der vorliegende Artikel wurde möglicherweise am 12./13. November begonnen, nachdem die „Neue Preußische Zeitung“ vom 11. November 1848 in Köln eingetroffen war; er wurde jedenfalls erst am Vormittag des 16. November beendet, als auch die „Neue Preußische Zeitung“ (Nr. 118) vom 15. November vorlag. Zwölf Tage später, am 29. November 1848, teilte die NRhZ mit ausdrücklicher Bezugnahme auf die entsprechende Textstelle im vorliegenden Artikel als „Nachricht für die Juden“ mit, dass in Köln eine preußische Freimaurerloge von König Friedrich Wilhelm IV. „in Inaktivität erklärt“ worden sei, weil sie Juden aufgenommen habe. (S. 150.) In der von Julius Fürst herausgegebenen Leipziger Wochenzeitung „Der Orient“ wurden Marx’ Ausführungen über die Juden (S. 98/99) im Januar 1849 vehement kritisiert. Zurückgewiesen wurde vor allem Marx’ Charakterisierung des Judentums als „Sekte“ und seine Behauptung, seit der Emanzipation der

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Karl Marx · Bekenntnisse einer schönen Seele

Juden seien wenigstens ihre vornehmen Vertreter „überall an die Spitze der Contrerevolution getreten“: „Hr. Karl Marx scheint ein eben so schlechter Zeitungsleser wie Zeitungsskribler [Schriftsteller, Schreiberling] zu sein, sonst müßte er wissen, wie die Juden seit der Emancipation an der französischen wie an der russischen Grenze Verfolgungen erlitten, und von welcher Seite solche herrührten? Eine ,jüdische Sekte‘ im engern Sinne des Wortes kann man höchstens die Karaiten [Karäer] nennen, und nur im weitern die Christen u[nd] die Muhammedaner. Das Judenthum bildet keine Sekte, es will die ganze Menschheit bilden. Unter Sekte aber versteht man im gemeinen Wortsinne eine religiöse Gesellschaft, die irrige und schädliche Lehren und Meinungen hat; mithin hatte Herr K.M. in seiner Sprache vollkommen Recht dieses Wort zu wählen. – ,In ihren vornehmsten Vertretern überall an die Spitze der Kontrerevolution?‘ – Haben Sie, Hr. K. M. diese Lüge so gar nicht mehr umschleiern können, daß Sie sie selbst gegen die Alteweiberpraxis, ohne irgend einen Anschein von Begründung in die Welt hinaus schicken mußten? Wo und wer sind die jüdischen vornehmen Vertreter? etwa die reichen Juden? Aha! also Ihnen ist reich und weise und vornehm das Nämliche? Uns Juden nicht! Wir haben sie nicht zu unsern Vertretern ernannt! Stehen die Juden, die in der Literatur sich auszeichnen, auf der Seite der Kontrerevolution? Nennen Sie sie doch. Wir wollen beispielshalber nur die Redakteure der jüdischen Zeitblätter und Berthold Auerbach anführen, um Ihnen Ihre Lügenhaftigkeit nachzuweisen. Oder nennen Sie etwa ,jüdische Vertreter‘ die Juden, die das Volk zu seinen Vertretern gewählt und die in Berlin und Frankfurt tagen? Ei, Herr Marx, die sind doch wohl Volksvertreter! Doch, wir wollen mit dem Zeitungsskribler um den Ausdruck nicht mäkeln; wir wollen sogar einräumen, daß die, die von der Gesammtmasse des Volkes zu Vertretern gewählt wurden, auch als die Vertreter ihrer Glaubensgenossen betrachtet werden dürfen; wo sind diese aber an die Spitze der Kontrerevolution getreten? – Können Sie diese schamlose Lüge Männern wie Brill, Jakoby, Kosch, Pinof [Pinoff] und Wohheim [Wollheim] gegenüber wiederholen? Das ist doch wohl eine andere Phantasie als die eines getauften Juden, Hr. Marx? – Oder sind die Führer der Kontrerevolution etwa in Frankfurt unter Riesser, Hartmann, Loewe und Lövyson [Levysohn] zu suchen? – Herr Karl Marx wird wahrscheinlich mit dem Kopf nicken u. verstohlen auf Riesser, unsern herrlichen Riesser hinweisen, der in Frankfurt präsidirt; – wiegt aber Herr Riesser hundert Karl Marxe auf, so trauen wir Herrn Marx doch nicht soviel Bescheidenheit zu, daß er deshalb von Riesser als von den ,vornehmen Vertreter‘ sprechen sollte, wo stecken also die andern, Herr Marx? ... So sehr wir ihm seine Untauglichkeit, ein Blatt zu redigiren nachgewiesen haben, wird wohl Hr. K. M. dennoch so lange die Besitzer ihn nur belassen, immer bleiben: Redakteur en chef der Neuen R. Z., des Organs der Demokratie.“ (Die demokratische Journalistik in Beziehung auf Juden. [Gez.:] -n. In: Der Orient. Leipzig. Nr. 1, 6. Januar 1849. S. 2/3.) Auszüge aus Marx’ Artikel wurden in einer Publikation von 1862 ohne Quellenangabe zitiert. (Siehe A. L. Stachelstock: Italien und die Großmächte am Schlusse des Jahres 1861. Altona 1862. S. 194/195.)

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Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Köln, 16. Nov. (Bekenntnisse einer schönen Seele.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 145, 17. November 1848. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 97.7 97.8 99.27 99.31 100.21

offizielles] J offizizielles die] J den Constitutionalismus] J Constitutionnalismus Constitutionalismus] J Constitutionnalismus Denn] J Dann

ERLÄUTERUNGEN 97.1–2

Siehe Marx: Die Kontrerevolution in Berlin (S. 76.22–25).

97.6–8

Die „Neue Preußische Zeitung“ erschien seit Ende Juni 1848 als konservative Tageszeitung mit dem Wahlspruch „Vorwärts mit Gott für König und Vaterland“. In ihrem Titel trug sie als Vignette das Eiserne Kreuz, die 1813 gestiftete preußische Kriegsauszeichnung, weshalb sie von ihren Gründern wie Gegnern meist als „Kreuzzeitung“ bezeichnet wurde. Wie die NRhZ und die „Kölnische Zeitung“ wurde sie am Vorabend mit dem Datum des folgenden Tages ausgeliefert. (Siehe Bussiek: „Mit Gott für König und Vaterland“. Die Neue Preußische Zeitung (Kreuzzeitung) 1848–1892. S. 58ff.) – Ab Dezember 1848 wurde der konservative Wahlspruch in der NRhZ regelmäßig als „mit Gott für König und Junkerschaft“ karikiert, erstmals wahrscheinlich von Georg Weerth. ([Georg Weerth:] = London, 23. Decbr. Mit Erstaunen habe ich ... In: NRhZ. Nr. 170, 16. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1.)

97.8–14

Der Bericht der Central-Abteilung über Kirche und Schule. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 831. – Mit Bezug auf die Ausführungen des „Berichts“ über die Trennung von Staat und Kirche heißt es dort: „Was hier von der Central-Abtheilung ... wie ein Gericht Austern verschluckt wird, dürfte sich aber bei der Verdauung als Steine erweisen, zu deren Zermalmung andere Mühlen gehören, als die revolutionairen Mägen dieser Herren. ... Die nicht auszudenkende Gedankenleere und Gedankenlosigkeit ... hier ausführlich an’s Licht zu ziehen, ist nicht unsere Absicht. Aber dar-

797

Karl Marx · Bekenntnisse einer schönen Seele

auf müssen wir doch hinweisen, ... daß selbst Robespierre’s eˆtre supre`me hoch erhaben ist über dieser vollständigen Ignorirung aller Religion ...“ 97.16–17

Die eine Frage. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 119, 16. November 1848. Beilage. S. 857. – Dort heißt es: „Das Ministerium Hansemann, das wir – wenn wir dem üblichgewordenen Sprachgebrauche folgen wollen – nicht anders bezeichnen können, als indem wir dasselbe ein Ministerim der reinen, nur noch nicht der äußersten Linken nennen, – auch dieses Ministerium ... war kaum zu Stande gekommen, als dasselbe in der Vereinbarungsversammlung auf das Heftigste und Leidenschaftlichste angefeindet wurde.“ (Ebenda. – Siehe ebenfalls S. 212.5–10. – Siehe Der revolutionaire Theil der NationalVersammlung. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. S. 827. – Zu der von Marx geprägten Bezeichnung „Pinto-Hansemann“ für den preußischen Finanzminister David Hansemann siehe S. 195.34 und Erl. – MEGA➁ I/7. S. 408.22–25 und Erl.)

97.20

Zur Einrichtung der Polizeitruppe der Konstabler Ende Juni 1848 in Berlin in Anlehnung an das englische Vorbild siehe MEGA➁ I/7. S. 259.17–19 und Erl. sowie S. 485 und 575.

97.23

santa Casa] Heiliges Haus. – In Spanien und Portugal seit Ende des 15. Jahrhunderts die Gebäude der Inquisition.

98.3–10

Der Bericht der Central-Abteilung über Kirche und Schule. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 831. – Hervorhebungen von Marx.

98.9

e v a n g e l i s c h e n ] In der NRhZ zusätzlich noch durch vergrößerte Schrift hervorgehoben.

98.16–18

Zur Berichterstattung der NRhZ über die preußische Polenpolitik siehe MEGA➁ I/7. S. 65, 90/91, 147/148, 285–296 und 517–561 sowie 1143.

98.32–33

mit Ruthen bis geißeln] Die Bibel. Das Alte Testament. 1. Buch der Könige 12, 11.

99.1–3

Die NRhZ hatte am 12. November 1848 Auszüge aus dem Amtsblatt der preußischen (Bezirks-)Regierung zu Bromberg veröffentlicht, in dem die Regierung in Erinnerung brachte, dass die Freizügigkeit nur für im Großherzogtum naturalisierte Juden gelte und diese deshalb verpflichtet seien, entsprechende Bescheinigungen mit sich zu führen. (Bromberg. Die Regierung zu Bromberg ... In: NRhZ. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 1. – Siehe ferner Marx: Neuigkeiten (S. 150).)

798

Erläuterungen

99.6–8

A. Breslau, den 8. November. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 831/832. – Dort heißt es über die Situation in Schlesien: „Eine wirkliche Gefahr würde nur dann vorhanden sein, wenn die liberal-constitutionelle Partei sich bewogen fände, sich mit den Demokraten zu verbünden. Das ist jedoch ... nicht zu fürchten. ... Wie groß auch die Kurzsichtigkeit der meisten Constitutionellen ... sein mag, so viel ist ihnen endlich einleuchtend geworden, daß auf dem Wege der Anarchie ein Stück Freiheit und Wohlstand nach dem andern verloren gehen muß, auf dem Wege der Ordnung dagegen beides wenigstens gewonnen werden kann“.

99.10–15

Ebenda. – Hervorhebungen von Marx, außer des Begriffs „gesetzlicher Reaction“.

99.15

für dermalen] Neue Preußische Zeitung: für uns dermalen

99.18

April ] Richtig: November

99.23–24

E Breslau, den 11. November. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 118, 15. November 1848. Beilage. S. 851. – Dort heißt es: „Die gefährlichsten Symptome unserer Zustände sind zunächst die unheilbare Blindheit unseres ordinairen Constitutionalismus, den man vor der Hand ruhig seinem Schicksale, dem er doch nicht entgehen kann, überlassen muß; zweitens und vorzugsweise die Bewaffnung des Proletariats, die durch die Ränke der Volksführer Schritt vor Schritt nun endlich bei ihrem Ziele angelangt ist. Hier wird allerdings mit allem Ernst entgegen getreten werden müssen“. – In derselben Ausgabe hieß es: „[D]ieser unversöhnliche Gegensatz, den wir von Anfang an als den Kern unserer Kammer-Verhandlungen bezeichnet haben, er ist abermals zu Tage getreten ... Die Krone, welche man schon seit Monaten als willenloses Werkzeug der Kammermajorität zu betrachten pflegte, sie hat sich ermannt, sie steht den Bannerträgern der Republik und Revolution gegenüber als eine Macht ... und es bleibt jetzt nichts übrig als den letzten Kampf mit offenen Visiren zu kämpfen. Darum herunter mit der Maske ihr constitutionellen Heuchler, die Krone steht fest, sie hat alle falschen Vermittelungen entschieden zurückgewiesen ... Das Wort ,Republik‘ ist euer letztes Signal, und wird verschlungen werden von dem Rufe ,Hurrah‘ Preußen in die Höhe; Gott segne den König und alle treuen Herzen die zu ihm halten.“ (Ob Königthum, ob Republik. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 118, 15. November 1848. S. 848.)

99.32–39

A. Breslau, den 8. November. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 832. – Hervorhebungen von Marx.

799

Karl Marx · Bekenntnisse einer schönen Seele

99.34

Wachtstube] Siehe ähnlich S. 75.15.

100.9–10

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen (1844). Caput VIII, Strophe 10.

100.19–25

A. Breslau, den 8. November. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 831. – Hervorhebungen von Marx.

100.36

„Die Auflösung müßte erfolgen“] Ebenda. S. 832. – Dort heißt es: „Die Kammer weiß, daß ihr das Recht nicht zusteht, den Ort ihrer Verhandlungen zu bestimmen; sie wird sich höchstwahrscheinlich fügen. Wäre das nicht der Fall ... so würde ... die Auflösung erfolgen müssen.“

100.40–42

Ebenda. – Hervorhebungen von Marx.

101.3

That is the question!] William Shakespeare: Hamlet. Act 3, Scene 1.

101.8–9

„Die Faust bis Rechtswegen.“] A. Breslau, den 8. November. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 115, 11. November 1848. Beilage. S. 832. – Hervorhebungen und Anmerkung in Klammern von Marx.

101.18

Märzerrungenschaften] Siehe Erl. 336.35.

800

Karl Marx Keine Steuern mehr!!! 16. November 1848 (S. 102–104)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Artikel teilt die NRhZ den von ihr schon seit Tagen erwarteten Beschluss der Berliner Nationalversammlung mit, dass das Ministerium Brandenburg nicht berechtigt sei, „über die Staatsgelder zu verfügen und die Steuern zu erheben“. Die Versammlung hatte ihn unter dramatischen Umständen am Abend des 15. November 1848 gefasst, unmittelbar bevor sie ihre Sitzungstätigkeit in Berlin endgültig einstellen musste. Es ist davon auszugehen, dass Marx den Text zusammengestellt und geschrieben hat. Darauf weist insbesondere der fünfzeilige kurze Kommentar am Ende des Textes hin, der eine Behauptung wiederholt, die bereits zuvor mehrmals in mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfassten Artikeln erhoben worden war. (S. 102.20–22 und Erl.) Wahrscheinlich war die „Außerordentliche Beilage zu Nr. 145“ ursprünglich lediglich als eine der üblichen Beilagen geplant gewesen. So umfasst sie eine ganze dreispaltige Zeitungsseite im Folioformat, von der die untere Hälfte nur Anzeigen enthält; Zweidrittel der oberen Hälfte sind ausgefüllt mit Auszügen aus einer kritischen Artikelserie der Pariser Zeitung „La Presse“ über den französischen Kriegsminister Cavaignac. (Siehe S. 84.) Der vorliegende Text, der die linke Spalte der oberen Hälfte umfasst, wurde vermutlich kurzfristig anstelle eines ursprünglich geplanten Beitrags aufgenommen. Der Artikel wurde wahrscheinlich am späten Abend des 16. November 1848 nach Eintreffen der letzten Post aus Berlin geschrieben; die „Außerordentliche Beilage“ wurde am frühen Morgen des 17. November ausgeliefert. Der Artikel wurde von der Redaktion als gesondertes Flugblatt und als Plakat verbreitet. (Siehe Stadtarchiv Koblenz Sign. KH 127.) Aus Köln berichtete ein Korrespondent der „Karlsruher Zeitung“: „Ein Plakat an den Straßenecken kündigt heute in Riesenschrift an: Keine Steuern mehr!“ (Karlsruher Zeitung. Nr. 299, 21. November 1848, S. 3.) Ähnlich berichtete Levin Schücking der „Allgemeinen Zeitung“ aus Köln, dass von „der Druckerei der neuen Rheinischen Zeitung ... Zettel“ ausgehen, „welche den Bauern den Beschluß der Nationalversammlung plausibel machen, und diese schwören nun den Steuererhebern mit Knitteln zahlen zu wollen, wenn sie sich sehen ließen.“ ([Levin Schücking:] ‘ Köln, 18. Nov. (Köln.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 328, 23. November 1848. S. 5178. – Siehe Arbeit[er]verein. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Nr. 7, 16. November 1848. S. 4.) Andere Druckereien verbreiteten den Text in der preußischen Rheinprovinz ebenfalls als Handzettel. So wurde in Prüm mit dem ausdrücklichen Hinweis

801

Karl Marx · Keine Steuern mehr!!!

„Aus der Neuen Rheinischen Zeitung“ die untere Hälfte des Artikels (S. 102.10) als Flugblatt nachgedruckt, einschließlich der Schlusssätze. (S. 102.20–22. – Siehe Stadtarchiv Trier Sign. TB 13/127. – Gerhard Becker: Karl Marx und Friedrich Engels in Köln. S. 159.) Gegen die Koblenzer „Rhein- und Moselzeitung“, die den Text in einem Extra-Blatt nachdruckte, erwogen deshalb die preußischen Behörden, ein gerichtliches Verfahren anzustrengen. (Siehe Regierungspräsident v. Massenbach an Innenminister Frh. v. Manteuffel, 18./19. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 536. – Siehe ferner Der Anfang des Endes. In: Der freie Staatsbürger. Nürnberg. Nr. 47, 19. November 1848. S. 174. – Melis: Ein Redaktionsalltag. S. 101.) In einer von der „Dresdner Zeitung“ veröffentlichten „Demokratischen Korrespondenz“, verfasst wahrscheinlich von Arnold Ruge, nachdem dessen Zeitung „Die Reform“ in Berlin suspendiert worden war, hieß es: „,Keine Steuern mehr!‘ ruft die ,Neue Rheinische Zeitung‘, das Organ der rheinischen Demokraten. ,Die Steuereinzahlung ist Hochverrath, die Steuerverweigerung erste Pflicht des Bürgers!‘“ ([Arnold Ruge:] Demokratische Korrespondenz. In: Dresdner Zeitung. Nr. 45, 22. November 1848. Extrablatt. S. 1. – Ebenso in Arnold Ruge: Die Preußische Revolution seit dem siebenten September und die Contrerevolution seit dem zehnten November. Tagebuch. Leipzig 1848. S. 123.) Große Aufmerksamkeit erregte vor allem die Überschrift „Keine Steuern mehr!!!“ In der Folgezeit prangte diese Aufforderung vom 19. November bis 17. Dezember 1848 in großen Lettern an der Spitze jeder Ausgabe der NRhZ, unmittelbar unter dem Titel und den Angaben der Expedition über die volle Zeitungsbreite. „Die ,Neue Rheinische Zeitung‘, die jeden Tag die Worte an der Spitze trägt: ,Keine Steuern mehr!‘ thut ihr Aeußerstes, und das ,Volkscomite‘ fordert heute nochmals öffentlich auf, vor allen Dingen keine Steuern irgend einer Art zu entrichten“, wurde der Frankfurter „Deutschen Zeitung“ aus Köln berichtet. (** Köln, 21. Nov. (Die Demokraten.) In: Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 311, 23. November 1848. Beilage. S. 3. – Ebenso Köln, 21. Nov. Wir haben ... In: Neue Münchner Zeitung. Nr. 130, 26. November 1848. Beilage. S. 523.) Als die radikaldemokratische dänische Zeitung „Kjøbenhavnsposten“ den Steuerverweigerungsbeschluss der Berliner Nationalversammlung mitteilte, berichtete sie ebenfalls, dass die NRhZ als aktive Verteidigerin der Rechtsstaatlichkeit täglich die Losung „Keine Steuern mehr“ wiederhole. (Siehe Stender-Petersen: „Kjøbenhavnsposten“. S. 83 und 125, Anm. 86.) Der preußische Innenminister Manteuffel verlangte am 12. Dezember vom Kölner Regierungspräsidium eine Erklärung, wieso die NRhZ täglich mit der Aufforderung zur Steuerverweigerung erscheinen könne. Die Regierungsbehörden forderten die Justiz auf, über das Verfahren gegen den Kreisausschuss hinaus (S. 809–811 sowie 113 und 819/820) auch gegen die NRhZ und ihre „Aufreizung zur Steuerverweigerung“ vorzugehen. Das rheinische Strafrecht gab jedoch dafür keine Handhabe, offensichtlich auch nicht für eine Verhaftung von Marx. Daraufhin warfen die Behörden der Justiz Energielosigkeit vor. (Gerhard Becker: Karl Marx und Friedrich Engels in Köln. S. 160/161.)

802

Erläuterungen

„Der Wächter an der Ruhr“ berichtete am 17. Dezember, da „noch immer in unermeßlichen Buchstaben die Ueberschrift ,Keine Steuern mehr!‘“ an der Spitze der NRhZ prange, sei der Redakteur des Blattes – wenn die Darstellung zutreffen sollte, also Marx – vor Gericht gezogen worden. Er habe die Erklärung abgegeben, „das Wort mehr sei zu betonen und warne vor mehr Steuern, als den jetzt gesetzlich bestehenden“. (Köln, den 12. Dezember. In: Der Wächter an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr. Nr. 108, 17. Dezember 1848. S. 2.) Das „Tag-Blatt der Stadt Bamberg“ teilte am 24. Dezember 1848 mit: Die NRhZ „führte, seit die preuß. Nationalversammlung die Steuerverweigerung ausgesprochen hatte, an der Spitze das Motto: ,Keine Steuern mehr!‘ Als die Regierung endlich den Redacteur darüber zur Verantwortung ziehen wollte, half er sich mit einem schlechten Witz aus der Schlinge, indem er erklärte: ,auf dem Mehr liege der Nachdruck. Er wolle nemlich keine Steuern mehr, als man seither gezahlt habe.‘ Seitdem ist jedoch das Motto verschwunden.“ (Tag-Blatt der Stadt Bamberg. Nr. 354, 24. Dezember 1848. S. 1839.)

Zeugenbeschreibung J Keine Steuern mehr!!! * Köln, 16. November. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 145, 17. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 102.6–9

Zusammenfassender Auszug aus einem Bericht des Berliner §-Korrespondenten, in dem es heißt: „Heute Morgen fanden wir die Bezirke des 8. Bataillons vom Militär besetzt und abgesperrt. Die Entwaffung hat begonnen. ... Ohne Widerstand lieferten die Spießbürger die Waffen ab ... Daß übrigens dieses Bataillon dem Militär keinen Widerstand entgegensetzte, wundert uns nicht. Es war stets das reaktionärste der gesammten Bürgerwehr; es ist dasselbe Bataillon, welches am 31. October gegen die Maschinenbauer einschritt und mehrere derselben tödtete und verwundete ... Die Arbeiter, welche Waffen haben, werden mit ihnen stehen und fallen; dessen sind wir gewiß. Aber sollen sie für eine feige Bourgeoisie ... ihr Blut vergießen.“ (§ Berlin, 15. Nov. (Nachrichten.) In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 2, Sp. 3.) – Am 31. Oktober 1848 war es in und außerhalb der preußischen Nationalversammlung zu heftigen Auseinandersetzungen über die Frage gekommen, ob und wie die aufständischen Wiener unterstützt werden sollten. Obwohl sich zahlreiche Maschinenbauarbeiter zwischen die demonstrierende Menschenmenge und die Bürgerwehr stellten, kam

803

Karl Marx · Keine Steuern mehr!!!

es zu Gewalttätigkeiten; ein Arbeiter erlag seinen Verletzungen. (Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 736.) 102.12

endlich] Siehe S. 92.4–6 und 96.

102.14–19

Siehe Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. Supplement-Band. S. 273; Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 478. – Der in der Ausgabe vom 18. November gedruckte ausführliche Bericht über die Sitzung vom 15. November, der von dem Korrespondenten in Berlin erst nach 20 Uhr fertiggestellt wurde, lag der Redaktion wahrscheinlich am Abend des 16. November noch nicht vor. (# Berlin, 15. November. ... Sitzung der Nationalversammlung im Mielentz’schen Saale ... In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 2, Sp. 2/3; XX Berlin, 16. November. In: Kölnische Zeitung. Nr. 310, 18. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1.)

102.20–22

Siehe ähnlich S. 80.18–20, 82.33–38 und 106.26–36.

804

Karl Marx Ein Erlass Eichmanns 17./18. November 1848 (S. 105–108)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Im vorliegenden Leitartikel bespricht Marx einen Erlass des Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz, Franz August Eichmann, vom 17. November 1848, in dem dieser zur Zahlung der Steuern mahnte. Während Eichmann den Steuerverweigerungsbeschluss der Berliner Nationalversammlung vom 15. November nicht erwähnt, bewusst oder weil er ihn noch nicht kannte, beruft sich Marx ausdrücklich auf diesen Beschluss und erklärt, Eichmann habe sich selbst abgesetzt mit seiner Weigerung, sich auf die Seite der Nationalversammlung zu stellen. Aufgrund des engen Zusammenhangs mit dem von Marx’ mitunterzeichneten „Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung“ (S. 109), der im Laufe des Nachmittags des 18. November beschlossen wurde, ist davon auszugehen, dass Marx den vorliegenden Leitartikel verfasst hat. Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen, die die preußische Oppositionsbewegung ergreifen solle, wurden vom Kreisausschuss zum großen Teil übernommen. (S. 109.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 17. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Die „Deutsche Zeitung“ kommentierte: „Man kann ... lächeln, wenn die Neue Rheinische Zeitung den Oberpräsidenten der Provinz ... für einen Hochverräther erklärt, und seine Absetzung decretirt; man kann lächeln, wenn der Kreisausschuß der demokratischen Vereine in formeller Weise die Steuerverweigerung zur Pflicht macht und an Stelle aller Behörden, die sich nicht unbedingt für die Nationalversammlung erklären, die Einsetzung von Sicherheitsausschüssen anordnet, aber es ist eine ernste Sache, wenn die Landwehr ... sich auf eigene Faust eigene Führer wählt.“ (** Köln, 20. Nov. In: Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 310, 22. November 1848. Beilage. S. 3.) Im Kölner Steuerverweigerungsprozess gegen Marx, Karl Schapper und Karl Schneider wurde der vorliegende Artikel am 8. Februar 1849 auf Antrag der Staatsanwaltschaft verlesen. (Siehe Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. In: NRhZ. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 1.) Die NRhZ veröffentlichte am 1. März 1849 einen Brief des Herausgebers des Erfurter „Telegraphen“ Franz Loes, der in einem Artikel die beiden letzten Sätze des vorliegenden Beitrags zitiert hatte (S. 115) und gegen den deshalb eine „Kriminaluntersuchung“ eingeleitet wurde. In einer Anmerkung wies die Redaktion darauf hin: „Dies ist schon der vierte Prozeß, der in den alten Provinzen wegen buchstäblich der ,N. Rh. Ztg‘ entlehnten Stellen anhängig ge-

805

Karl Marx · Ein Erlass Eichmanns

macht wird.“ (Protest. [Gez.:] Franz Loes, Buchhändler und Herausgeber des „Telegraphens“ aus Erfurt. In: NRhZ. Nr. 234, 1. März 1849. S. 4, Sp. 2/3.) 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, aus dem Leitartikel die letzten beiden Sätze. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94. – Siehe Adler: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung. S. 221.) An der Spitze der Ausgabe, in der der vorliegende Leitartikel erschien, prangte unmittelbar unter dem Titel und den Angaben der Expedition zum ersten Mal die Aufforderung: „Keine Steuern mehr!!!“ (NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. S. 1. – Siehe S. 102–104 und 802, 803.15.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Nov. (Ein Erlaß Eichmanns.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 147, 19. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 106.32

ihrer] J ihre

ERLÄUTERUNGEN 105.1–29

Siehe Die Aufforderungen ... [Gez.:] Eichmann. In: Kölnische Zeitung. Nr. 310, 18. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1.

105.4–5

Siehe Erl. 82.1–4.

105.6–8

Siehe Marx: Die Frankfurter Versammlung (S. 118/119 und 827).

106.2

Siehe den von Marx mitunterzeichneten Aufruf des demokratischen Kreisausschusses der Rheinprovinz vom 14. November 1848 (S. 85). – Am 18. November beschloss der Ausschuss einen weitergehenden Aufruf. (S. 109.)

106.4–5

Siehe S. 102.14–19 und Erl. – „Gestern Abend um 10 Uhr hat die Nationalversammlung in öffentlicher Sitzung ... einstimmig mit 227 Mitgliedern die Steuerverweigerung beschlossen.“ (× Berlin, 15. Novbr. (Nachtrag über die Sitzung vom 14. Abends.) In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. S. 2, Sp. 2.)

106.13–15

Anspielung auf Eichmanns Tätigkeit von 1833 bis 1835 als Vertreter Preußens bei der vom Deutschen Bund in Frankfurt am Main errichteten Zentralbehörde zur Untersuchung der gegen den Bund gerichteten Komplotte.

806

Erläuterungen

106.17–18

Bereits in einer am frühen Morgen des 18. November 1848 ausgelieferten Beilage meldete die NRhZ mit Berufung auf die „Breslauer Zeitung“, dass der Oberpräsident der preußischen Provinz Schlesien, Julius Pinder, einer Bürgerdeputation geantwortet habe, er könne „sich mit den jüngsten Maßnahmen des Ministeriums nicht einverstanden erklären ... und dieselbigen mißbillige“. (Breslau, 14. November. Abends 10 Uhr. In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 3.. – Siehe S. 82.12–32 und Erl.) – Am 23. November erläuterte die NRhZ in einer Fußnote: „Pinder ... hat unter’m 17. November in einer durch die ganze Provinz verbreiteten Kundmachung erklärt, daß er den Beschluß der Nationalversammlung vom 15. d.Mts. (Steuerverweigerung) ,als die nothgedrungene Abwehr der gegen dieselbe ergriffenen unkonstitutionellen Maßregeln betrachten müsse, und daß er sich außer Stand befinde, diesem Beschlusse entgegenzutreten, falls seine Einwirkung dazu in Anspruch genommen würde.‘“ (NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. S. 2, Sp. 1.) Einen Tag später meldete die NRhZ: „Der Oberpräsident Pinder ist wegen seiner Erklärung zu Gunsten der Nationalversammlung ab- und durch den Präsidenten der Liegnitzer Regierung (Schleinitz) ersetzt worden. Die Steuerverweigerung organisirt sich durch die ganze Provinz. ... Thun nur alle Provinzen ihre Schuldigkeit, so wird sie an ihren Gewaltstreichen schmählich zu Grunde gehen.“ (** Breslau, 20. Novbr. In: NRhZ. Nr. 151, 24. November 1848. S. 2, Sp. 3.)

106.26–36

so müssen

106.35–36

jede Art bis entgegenzusetzen.] Diese Aufforderung findet sich nicht im Aufruf des demokratischen Ausschusses vom 18. November 1848 (S. 109.11–16).

106.36

passive Widerstand] Parlamentspräsident Hans Victor von Unruh hatte in der Sitzung der preußischen Nationalversammlung vom 10. November 1848 darauf beharrt, die Versammlung dürfe den Gewaltschritten der Krone lediglich „passiven Widerstand“ entgegensetzen. (Berlin, 10. Nov. Außerordentliche ... NRhZ. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1–3.) In der Sitzung vom 11. November betonte er: „Die Steuerverweigerung ist das letzte gesetzliche Mittel und der passive Widerstand den wir anwenden können.“ (# Berlin, 11. November. (Sitzung der Nationalversammlung.) Ebenda. Nr. 142, 14. November 1848. S. 2, Sp. 1.) Gegenüber einer Deputation der Stadt Köln führte Unruh am 14. November aus: „Wir bieten Alles auf, um einen blutigen Konflikt zu vermeiden, um durch die gewal-

bis

entgegenzusetzen.] Siehe S. 109.11–16.

807

Karl Marx · Ein Erlass Eichmanns

tige moralische Kraft des passiven Widerstandes eines ganzen Volkes unsere Rechte zu vertheidigen“. (* Köln, 17. Novbr. (Die „Kölnische Deputation“ zu Berlin.) Ebenda. Nr. 146, 18. November 1848. S. 1. – Siehe S. 193.11, 109.7 und 205.6.)

808

Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 18. November 1848 (S. 109)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Im vorliegenden „Aufruf“ fordert der Kreisausschuss der rheinpreußischen Demokraten direkt zum Steuerboykott auf. Gewaltmaßnahmen werden nicht mehr ausgeschlossen, widerstrebende Behörden sollen abgesetzt, Sicherheitsausschüsse nach Möglichkeit im Einverständnis mit den Kommunalvertretungen eingerichtet werden. Der Landsturm soll organisiert werden; Munition und Waffen sollen auf Gemeindekosten beschafft werden. Damit ging der Ausschuss weit über seinen ersten „Aufruf“ vom 14. November 1848 hinaus (S. 85 und 779), so wie dies zuvor bereits Marx in seinen Artikeln in der NRhZ mehrmals getan hatte. (S. 80.18–20, 82.33–38, 102.20–22 und 106.26–36.) Bereits am 13. November hatte Marx im „Auftrage des rheinischen demokratischen Provinzialausschusses“ Ferdinand Lassalle in einem Brief aufgefordert, die Düsseldorfer Demokraten sollten „Allgemeine Steuerverweigerung“ propagieren, „speziell auf dem Lande“, und „Freischaaren nach Berlin“ beschließen. (Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168.) Die jetzt propagierten Maßnahmen waren demnach bereits damals zumindest von Marx ins Auge gefasst worden, auch wenn er und Schneider am 14. November bewusst noch „von jedem gewaltsamen Widerstand“ abrieten, wie letzter am 8. Februar 1849 vor Gericht aussagte. (S. 779 und Erl. 387.27–28.) Marx war nicht nur Mitunterzeichner, sondern zweifellos auch Mitverfasser des Aufrufs, wie er am 21. November 1848 gegenüber dem Kölner Instruktionsrichter (S. 144.4) und am 8. Februar 1849 vor Gericht bestätigte. (S. 387.23–25 und Erl.) Der „Aufruf“ wurde deutlich hervorgehoben durch vergrößerte Schrift und vergrößerten Zeilenabstand auf der ersten Seite der zweiten Ausgabe der NRhZ vom 19. November 1848 veröffentlicht. Demnach wurde der Text wahrscheinlich erst nach Auslieferung der Hauptausgabe am späten Nachmittag oder Abend des 18. November beschlossen. Der Kongress der rheinpreußischen Demokraten bekräftigte den „Aufruf“ des Kreisausschusses: „* Köln, 25. Nov. Der am 23. November abgehaltene Kongreß der Rheinischen Demokraten bestätigt die von dem Rheinischen Kreisausschusse ausgesprochenen Beschlüsse. Die nähern Instruktionen werden die Deputirten ihren Vereinen überbringen. Köln, den 23. November 1848. Der Kongreß der Rheinischen Demokraten.“ (NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1.) Die Kölner Staatsantwaltschaft leitete unmittelbar nach Erscheinen des „Aufrufs“ gerichtliche Untersuchungen ein. Oberregierungsrat Johann Baptist

809

Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf zur Steuerverweigerung

Birck als Vertreter des Kölner Regierungspräsidenten gab in einem Bericht nach Berlin vom 19. November 1848 den Inhalt des „Aufrufs“ wieder und berichtete: „Gegen die Unterzeichner dieses Aufrufes sowie den Professor Kinkel in Bonn, welcher einen ähnlichen Aufruf in der Bonner Zeitung gebracht hat, sind gerichtliche Untersuchungen beantragt. Gelingt es, deren Verhaftung zu erwirken, so dürften die Hauptelemente der Aufregung hier beseitigt sein, und diese sich wohl legen.“ (Oberregierungsrat Birck an Innenminister von Manteuffel, 19. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 537.) Marx, Schapper und Schneider wurden vom Kölner Instruktionsrichter vorgeladen, wie sie in einem neuerlichen „Aufruf“ vom 20. November 1848 mitteilten (S. 113 und 117.5–9), und am folgenden Tag befragt. Am 21. November wurde keiner der Kreisausschussmitglieder verhaftet, wie dies zunächst befürchtet worden war. (S. 144 und 851/852.) Während die preußischen Regierungsbehörden in Bonn vergeblich versuchten, die Justizbehörden zu einer Verhaftung Kinkels zu bewegen (siehe Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 530. Anm. 2, 537, 544 und 549), wurde Ferdinand Lassalle in Düsseldorf nach Verhängung des Belagerungszustands im Laufe des 22. November 1848 verhaftet. (Siehe S. 136–140 und 389–391. – Zu Kinkels Prozess vor dem Bonner Zuchtpolizeigericht am 16. Februar 1849 siehe S. 388.9–13, 458/459 und 1084/1085.) Zahlreiche deutsche sowie englische und französische Zeitungen druckten den Aufruf vollständig oder in Auszügen bzw. kommentierten ihn. (Siehe Köln, 8. Febr. (Aufruf.) In: Dresdner Zeitung. Nr. 45, 22. November 1848. Beilage. S. 289; Köln, 18. Nov. Der Rheinische Kreisausschuß ... In: Mannheimer Abendzeitung. Nr. 281, 24. November 1848. S. 2020; Aufruf. In: Seeblätter. Konstanz. Nr. 282, 25. November 1848. S. 1171. – In französischer Übersetzung Cologne, le 18 novembre. Le comite´ ... In: Journal des De´bats. Paris. 22. November 1848. S. 1; Le comite´ ... In: Le National. Paris. 22. November 1848. S. 2; Le comite´ ... In: Le Constitutionnel. Paris. Nr. 327, 22. November 1848. S. 3; Le Comite´ ... In: L’Inde´pendance Belge. Bruxelles. Nr. 325, 20. November 1848. Edition du matin. S. 3.) Der Londoner „Northern Star“ teilte sowohl eine Zusammenfassung des „Aufrufs“ wie des Erlasses Eichmanns (S. 105–108) mit. (The committee of the Rhenish club ... In: The Northern Star. London. Nr. 579, 25. November 1848. S. 7.) Als der „Nürnberger Kurier“ Mitte Februar 1849 über den Kölner Steuerverweigerungs-Prozess berichtete, zitierte er ebenfalls den „Aufruf“. (Der Haupt-Redakteur ... In: Nürnberger Kurier. 14. Februar 1849. S. 3.) Die „Deutsche Chronik für das Jahr 1848“ brachte ebenfalls den „Aufruf“ in Gänze. (Deutsche Chronik für das Jahr 1848. Berlin 1849. S. 156.) 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, dass preußische Beamte, die sich weigerten, die Beschlüsse der Berliner Nationalversammlung anzuerkennen, „1) für abgesetzt, 2) für Hochverräter zu erklären“ und „an ihre Stelle provisorische Sicherheitsausschüsse zu ernennen“ seien. Anschließend

810

Erläuterungen

zitierte er aus seinem Leitartikel „Ein Erlass Eichmanns“ derselben Ausgabe die letzten zwei Sätze. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94. – Siehe ferner Adler: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung. Breslau 1885. S. 333/334. – [Eduard Bernstein:] Die Revolution von Oben und der sogen[annte] Rechtsboden. (Eine zeitgemäße Reminiszenz.) In: Der Sozialdemokrat. Zürich. Nr. 24, 11. Juni 1885. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J Aufruf. Köln, 18. Nov. [Gez.:] Karl Marx. Karl Schapper. Schneider II. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 109.13

wollen.] J wollen?

ERLÄUTERUNGEN 109.5–6

Zum Beschluss der preußischen Nationalversammlung vom 15. November 1848 siehe S. 102.14–19 und Erl.

109.7

jede Art des Widerstandes] Siehe Erl. 106.36.

109.8–10

Siehe S. 92.13–16 und Erl. – Das Kölner „Volks-Comite“ rief am 19. November 1848 dazu auf, durch eine Geldsammlung zu sichern, dass „der gesammte waffenfähige Theil“ der Bevölkerung „zweckmäßig geordnet und gerüstet sei“. (Aufruf. Mitbürger! [Gez.:] Das Volks-Comite. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 4, Sp. 1. – Zu dem Komitee siehe S. 814/815.)

109.11–16

Siehe S. 106.26–36 sowie 111.20–23 und Erl.

109.19

Siehe S. 85.19 und Erl. – Karl Schapper war am 15. November 1848 aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem die gerichtlichen Untersuchungen – offensichtlich ergebnislos – abgeschlossen worden waren. (* Köln, 17. November. (K. Schapper.) In: NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 1, Sp. 2; T Köln, 7. Nov. (Becker und Schapper.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 140, 11. November 1848. S. 1, Sp. 1; W Köln, 16. Nov. In: Frankfurter Journal. Nr. 306, 18. November 1848. Zweite Beilage. S. 2.)

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Friedrich Engels Sitzungen der Schweizer Kammern 12. November 1848 (S. 110)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die in der „Zweiten Ausgabe“ der NRhZ vom 19. November 1848 gedruckte Korrespondenz wurde wahrscheinlich am 12. November 1848 verfasst. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 41.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 12. Nov. Die bisherigen Sitzungen ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 110.10

Bundesstadt] Siehe Erl. 88.24–29.

110.10–11

Bundesraths] Die neue Schweizer Bundesregierung (Bundesrat) wurde in der Bundesversammlung am 16. November 1848 gewählt. (Siehe S. 112, 141.8–13, 152–156, 180/181, 240.16 und 298–300.)

110.12

Vorort] Der bis 1848 mit der Durchführung der Tagsatzung beauftragte Kanton hatte als „Vorort“ zugleich den Vorsitz in diesem Gremium; 1848 war dies Bern.

110.12–15

Zur Schweizer Asyl- und Flüchtlingspolitik sowie dem Konflikt zwischen dem Vorort bzw. dem am 16. November 1848 gewählten Bundesrat und dem Kanton Tessin über die italienischen Flüchtlinge siehe S. 659–666. – Engels berichtete ausführlich über die Auseinandersetzungen. (Siehe S. 143, 147/148, 179.8–10, 190 und 220–234.) – Im Hauptblatt der NRhZ vom 19. November 1848 erschien zudem der Bericht eines namentlich nicht bekannten Korrespondenten. (Siehe ** Lugano, 12. Nov. (Die Differenzen zwischen der Tessiner Regierung und dem Vorort Bern.) In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. S. 4, Sp. 1/2.)

812

Karl Marx Der Stadtrat 19./20. November 1848 (S. 111)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Nach Ausbruch der preußischen Novemberkrise hatte sich der Kölner Gemeinde- bzw. Stadtrat am 12. November 1848 nach einigem Zögern auf die Seite der Berliner Nationalversammlung gestellt. Mit knapper Mehrheit hatte das Gremium der Unterstützungsadresse einer Kölner Volksversammlung an das Parlament zugestimmt, nachdem in dem Satz, man wolle „durch alle ... zu Gebote stehenden Mittel dahin wirken“, dass den Rechten des Parlaments Geltung verschafft werde, der Zusatz „gesetzlichen“ vor „Mittel“ eingefügt worden war. (* Köln, 13. Novbr. (Bewegung in Köln.) In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1, Sp. 2/3; * Köln, 14. Nov. In einer Sitzung ... Ebenda. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2. – S. 86.6–8 und Erl. – Für den (von Karl Schneider vorgeschlagenen) Text der Adresse der Volksversammlung vom 12. November siehe ebenda. Nr. 141, 12. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 3. – Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft in Köln. S. 240/241.) Zwei Stadträte waren noch am 12. November zur Übergabe der Adresse nach Berlin abgereist. (Siehe ihren Bericht * Köln, 17. Nov. In: Kölnische Zeitung. Nr. 310, 18. November 1848. S. 2.) Nachdem die Berliner Nationalversammlung zur Steuerverweigerung aufgerufen hatte, beschloss der Kölner Stadtrat am 18. November zwar einstimmig eine „Immediat-Adresse“ an den preußischen König, die wiederum von Mitgliedern des Gremiums überbracht werden sollte. Aber das Gremium war nur zu „vermittelnde[n] Schritte[n]“ bereit und sah sich „nicht für kompetent ..., über die Staatssteuern einen Beschluß zu fassen“. Es forderte vielmehr jeden Kölner Bürger auf, „sich von ungesetzlichen Schritten fernzuhalten“. (Protokoll der Sitzung des Kölner Gemeinderats, 18. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 533/534. – Siehe Erl. 111.1–3. – Bericht der gemeinderäthlichen Deputationen von Köln, Koblenz und Trier. In: NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 4.) Der Kölner Festungskommandant, Oberst Friedrich Engels, beabsichtigte, wie er in einem Bericht vom 18. November 1848 festhielt, mit Rückendeckung des Oberpräsidenten Franz August Eichmann erneut den Belagerungszustand für Köln auszusprechen, wenn der Antrag auf Steuerverweigerung im Gemeinderat eine Mehrheit gefunden hätte; darüber hatte er offensichtlich auch mehrere Stadtratsmitglieder in Kenntnis gesetzt. Denn wenn Köln die Steuerverweigerung ausspreche, argumentierte er, werde „die Provinz mit wenig Ausnahmen“ dem Beispiel folgen. (Bericht an das Generalkommando des VIII. Korps, 18. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 532/533.) Zuvor hatte Oberst Engels telegrafisch bereits die Zustimmung des Koblenzer

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Karl Marx · Der Stadtrat

Generalkommandos eingeholt. (Acta des Königlichen General-Commando’s VIII. Armee-Corps. Secret. Betr. die Verhältnisse in Cöln 1848–51. (RGASPI f. 191, d. 1, op. 290.)) Am 25. November bestätigte das Generalkommando gegenüber Oberst Engels noch einmal: „Einzelne Steuerverweigerungsfälle an den Toren würden das Einschreiten der Polizei, resp. der Militärgewalt, nicht aber die Erklärung des Belagerungszustands motiviert haben. Ohne Zweifel aber war ein solcher Zustand unerlässlich, sobald der Stadtrat der Kapitale des Rheinlandes einen Beschluss gefasst hätte, der als Muster für die ganze Provinz gegolten haben würde.“ (Ebenda.) „Der hiesige Gemeinderat hat seine Beteiligung bei Maßregeln zur Verhinderung der Steuererhebung gestern abgelehnt und eine Deputation nach Berlin zur Einleitung von Vermittlungen zwischen Krone und Nationalversammlung abgesendet“, berichtete Oberregierungsrat Johann Baptist Birck nach Berlin. (Oberregierungsrat Birck an Innenminister v. Manteuffel, 19. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 537.) Aufgrund des engen inhaltlichen Zusammenhangs mit dem redaktionellen Artikel über einen „Erlass Eichmanns“ (S. 105–108) ist davon auszugehen, dass Marx auch den vorliegenden Leitartikel verfasste. Der Artikel wurde am 19. oder spätestens am Vormittag des 20. November 1848 geschrieben. Nach Angaben der „Kölnischen Zeitung“ fasste am 19. November 1848 eine Kölner Volksversammlung den Beschluss, den Kölner „Gemeinderath – weil er nur zum kleineren Theile eine Adresse an die berliner Versammlung angenommen und später einen Antrag auf Unterstützung des unseligen berliner Beschlusses der Steuer-Verweigerung abgewiesen – um Abdankung anzugehen.“ „Ein auf die Abdankung bezüglicher, mit einigen Hundert Unterschriften bedeckter Antrag wurde ... dem commissarischen Ober-Bürgermeister [Friedrich Wilhelm Gräff] durch eine zahlreiche Deputation überreicht.“ (** Köln, 22. Nov., Mitternacht. Unsere Demokraten ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2. – Nachgedruckt in: Bonner Wochenblatt. Nr. 309, 24. November 1848. S. 2.) Am 23. November bestritt das 25-köpfige Kölner „Volks-Comite“, das aus den seit dem 11. November tagenden demokratischen Volksversammlungen hervorgegangen war, diese Darstellung. Man habe nicht „die Absicht gehabt, die Stadtbehörde zu stürzen“. In der „mit circa 2000 Unterschriften“ versehenen Adresse werde nicht die Amtsniederlegung „der ganzen Stadtbehörde“ gefordert. Man habe vielmehr „zum Austreten jener“ Stadtratsmitglieder hinwirken wollen, „welche es sich selbst genügsam bewußt sind, daß sie das Vertrauen der Mehrzahl ihrer Mitbürger nicht besitzen“. (Der in der heutigen Nummer ... [Gez.:] Köln, 23. Nov. 1848. Das Volks-Comite. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 315, 24. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2. – Siehe ebenfalls Der in der heutigen Nummer ... [Gez.:] Köln, den 23. November 1848. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 3.) Dem Volkskomitee gehörten führende Mitglieder der Kölner Demokratischen Gesellschaft und des Arbeitervereins an,

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Erläuterungen

aber kein Redaktionsmitglied der NRhZ. (Siehe Damit die Bürger Köln’s ... [Gez.:] Das Volks-Comite. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 4.) – Die NRhZ berichtete am 23. November, dass die große Volksversammlung am 19. November „ein entschiedenes Mißtrauensvotum gegen den ... Stadtrath beschlossen“ habe. (* Köln, 22. November. (Der Stadtrath.) Ebenda. Nr. 150, 23. November 1848. S. 1, Sp. 2.) In ihrem „ExtraBlatt zu Nr. 150“ heißt es: „* Köln, 22. November. Auf die an den Gemeinderath und Oberbürgermeister von Seiten des Volkes ergangene Aufforderung, abzutreten, antworteten heute die Aufgeforderten in einem Plakat, daß sie dies nicht thun werden. Das Spaßhafteste in diesem Plakat ist, daß die Herren vom ,Vertrauen ihrer Mitbürger‘ reden.“ (Ebenda. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. – Zum Wortlaut der entsprechenden Antwort siehe Neueste Nachrichten. * Köln, 22. Nov., Nachmittags 2 Uhr. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. S. 4.) Die Ausschreitungen, zu denen es in diesem Zusammenhang am 22. November gegen die Wohnungen des Oberbürgermeisters Gräff und des Verlegers der „Kölnischen Zeitung“, Joseph DuMont, gekommen war, kommentierte die NRhZ ironisch: „Wir bedauern das Malheur des Herausgebers der Kölnischen Zeitung von ganzem Herzen und tragen hierdurch auf allgemeine Theilnahme an. Der Gerechte muß viel leiden.“ (* Köln, 23. Nov. (Krawall Dumont.) Ebenda. Nr. 151, 24. November 1848. S. 1, Sp. 1.) Die Zeitung „Der freie Staatsbürger“ zitierte den letzten Satz des Artikels. (Köln, 20. Nov. (Stimmung in Rheinpreußen.) In: Der freie Staatsbürger. Nürnberg. Nr. 55, 25. November 1848. S. 197.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, den 20. Nov. (Der Stadtrath.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 148, 21. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 111.4 111.18

resp.] J reps. Thore] J Thoren

ERLÄUTERUNGEN 111.1–3

Köln, 18. November. In: Kölnische Zeitung. Nr. 311, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1; Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 534/535. – An den preußischen König gerichtet, heißt es in der einstimmig beschlossenen „Immediat-Adresse“: „Das unselige Zerwürfniß zwischen der Krone und der NationalVersammlung hat mit jedem Augenblicke steigend das ganze

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Karl Marx · Der Stadtrat

Land in Trauer und Schrecken versetzt. ... und der Gemeinderath erfüllt nur eine dringend gebotene Pflicht, Eurer Königlichen Majestät ein flehentliches Wort mit Vertrauen zu äußern. Das Ministerium des Grafen Brandenburg hat keinen Halt in der Stimmung des Landes. Wir bitten ehrerbietigst, dasselbe entlassen und durch ein volksthümliches Ministerium ersetzen zu wollen. ... Nur auf die thatsächlichen Verhältnisse blickend, bitten wir ehrfurchtsvoll, der Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg keine Folge zu geben. Ew. Königl. Majestät beschwören wir schließlich aufs Innigste, das Mögliche und Nöthige zur Herstellung des Friedens zu thun und zu veranlassen.“ 111.16–17

Zum Steuerverweigerungsbeschluss der preußischen Nationalversammlung vom 15. November 1848 siehe S. 102.14–19 und Erl.

111.20–23

Siehe ähnlich bereits S. 106.26–36 und 109.11–16.

111.24–26

Heinrich von Wittgenstein und Landgerichtsrat Carl Joseph Haugh waren in Köln bei Nachwahlen im Oktober 1848 zu Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung gewählt worden. In einer Anmerkung der Redaktion fragte die NRhZ am 15. November: „Warum befinden sich die Kölner Deputirten Haugh und Wittgenstein nicht auf ihrem Posten! Wenn sie sich weigern, nach Berlin zu gehen, setze man sie ab und wähle neue Deputirte an ihre Stelle. A.d.R.“ (In: NRhZ. Nr. 143, 15. November 1848. S. 1, Sp. 2. – Köln, 25. Nov. Herrn Landgerichtsrath Haugh ... [Gez.:] Die Wahlmänner des 1. Bezirks. Ebenda. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2.) – Zudem gehörten zwei weitere in Köln wohnhafte Abgeordnete, Appellationsgerichtsrat Johann Heinrich Schlink (Wahlkreis Koblenz) und Rechtsanwalt Hermann Joseph Stupp (Wahlkreis Düren), zu den „Weggelaufenen“. (Siehe Erl. 76.18.)

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Friedrich Engels Wahl des Schweizer Bundesrats 16. November 1848 (S. 112)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Korrespondentenbericht, den die Redaktion in der NRhZ vom 21. November 1848 mit drei weiteren Mitteilungen in der Rubrik „Schweiz“ veröffentlichte, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Engels verfasst. Dies belegen inhaltliche Übereinstimmungen mit und wechselseitige Bezugnahmen auf ähnliche Beiträge, die im Zeitraum von November 1848 bis Januar 1849 in der NRhZ erschienen und mit dem Korrespondentenzeichen „** Bern“ gekennzeichnet wurden. Bereits in einer vorangegangenen „** Bern“-Korrespondenz wurde auf die bevorstehende Ernennung des Bundesrats hingewiesen. (S. 110.10–11.) Nachdem am 16. November 1848 die als Bundesversammlung vereinigten beiden Schweizer Parlamentskammern, Ständerat und Nationalrat, die Exekutive, den kollegial organisierten Bundesrat, gewählt hatten, werden im vorliegenden Beitrag die Namen der sieben Regierungsmitglieder den Lesern mitgeteilt. Kurze Zeit später werden in einer weiteren Korrespondenz vom 24. November die Regierungsmitglieder ausführlich vorgestellt. (S. 152–156.) Die Korrespondenz wurde wahrscheinlich unmittelbar nach der Wahl des Schweizer Bundesrats im Laufe des frühen Nachmittags des 16. November 1848 verfasst. Bei den drei weiteren in derselben NRhZ veröffentlichten Nachrichtenbeiträgen, denen lediglich die Ortsangabe „Bern“ bzw. „Genf“ – ohne besonderes Korrespondentenzeichen – vorangestellt wurde, handelte es sich wahrscheinlich um anderen Zeitungen entnommene Texte. (Siehe Bern, 15. Nov. (Annullirung der Wahlen des Kantons Freiburg. – Wahl Defours [vielm. Dufour]); Genf. (Spaltung der Radikalen von den Altrepublikanern.) In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 2.) Vermutlich hat sie Engels zusammen mit seiner Korrespondenz an die Redaktion gesandt. So wird sich im Schlussabsatz des vorliegenden Beitrags (S. 112.11–13) unmittelbar auf eine der Mitteilungen bezogen. In einer Korrespondenz vom 18. November 1848 (S. 120.9) wird dann auf eine weitere Mitteilung verwiesen, die über den Beschluss des Nationalrats informiert, die Wahlen im Kanton Freiburg für ungültig zu erklären.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 16. Nov. (Wahl des Bundesraths.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe.

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Friedrich Engels · Wahl des Schweizer Bundesrats

Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 112.8 112.9

Munzinger] J Munziger Näff] J Naff

ERLÄUTERUNGEN 112.1–3

In einer Korrespondenz vom 24. November stellte Engels die sieben Bundesratsmitglieder ausführlich vor. (S. 152–156.)

112.10

Steiger] Gewählt wurde nicht Jakob Robert Steiger, sondern Friedrich Frey-Herose´. – Steiger wurde zum Präsidenten des Nationalrats gewählt. (Siehe S. 153/154 und 222. – Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung. Bd. 1. S. 3.)

112.11–13

Siehe Kommentar zu der Mitteilung, James Fazy habe sich von den Altrepublikanern distanziert. (Siehe Genf. (Spaltung der Radikalen von den Altrepublikanern.) In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 2. – Siehe ferner S. 142, 229/230, 223, 302 und 305.)

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Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider Aufruf an die Demokraten der Rheinprovinz vom 20. November 1848 20. November 1848 (S. 113)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 809–811. Der durch größeren Schriftgrad und Zeilenabstand hervorgehobene „Aufruf“ des rheinpreußischen Kreisausschusses der Demokraten erschien auf der ersten Seite der Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 21. November 1848, die am Morgen des 21. November ausgeliefert wurde. Vermutlich wurde der Text zugleich als Flugblatt und als Plakat verbreitet. Es ist davon auszugehen, dass Marx, Mitglied des Kreisausschusses, den Text nicht nur unterzeichnet und in seiner Zeitung veröffentlicht hat, sondern auch mitverfasst hat. (Siehe ebenfalls S. 117.5–9 und Erl.) Der Text wurde wahrscheinlich im Laufe des 20. November 1848 geschrieben, vermutlich erst nach Auslieferung der Hauptausgabe am frühen Nachmittag. Der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ berichtete Levin Schücking aus Köln: „Der Vorstand des hiesigen demokratischen Ausschusses, die HH. Marx, Schneider 2 und Schapper, haben heute, als beschuldigt des Aufrufs zu offener Empörung, eine Vorladung vom Instructionsrichter erhalten. Man befürchtet deßhalb Unruhen auf morgen. Man hört immer lautere Klagen über die ganz unsägliche Rathlosigkeit der Beamten. Der Generalprocurator Nicolovius vor allen soll sich als eine vollständige Null zeigen.“ ([Levin Schücking:] ‘ Köln, 21. Nov. (Die endlosen Wühlereien und theilweisen Unruhen.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 330, 25. November 1848. S. 5199.) Die „Mannheimer Abendzeitung“ druckte den vorliegenden Aufruf nach (Nr. 282, 25. November 1848. S. 2024), ebenso ein Münchener Blatt. (Gradaus!! Volksblatt für unumschränkte Freiheit und Volksrechte. München. Nr. 40, 29. November 1848. S. 295. Ebenso Δ Köln, 22. Nov. In: Bonner Wochenblatt. Nr. 309, 24. November 1848. S. 1.) Die Breslauer „Allgemeine Oder-Zeitung“ fasste ihn zusammen. (Nr. 277, 25. November 1848. S. 3.) Gleichlautende Zusammenfassungen des „Aufrufs“ brachten drei Pariser Zeitungen und ein Brüsseler Blatt. (Le comite´ du cercle rhenan de´mocrates ... In: La Re´forme. Paris. Nr. 325, 24. November 1848. S. 1; Journal des De´bats. 24. November 1848. S. 2; Le Constitutionnel. Nr. 329, 24. November 1848. S. 2; L’Inde´pendance Belge. Bruxelles. Nr. 327, 22. November 1848. E´dition du matin. S. 2. – Siehe ferner Excitement in the Rhenish Provinces. In: The Northern Star. Nr. 580, 2. Dezember 1848. S. 8.) In der Sitzung des Komitees des Kölner Arbeitervereins vom 21. November entspann sich, nachdem die Vorladung von Marx, Schapper und Schneider

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Karl Marx / Karl Schapper / Karl Schneider · Aufruf an die Demokraten der Rheinprovinz

mitgeteilt worden war, „eine längere Debatte darüber“, was bei einer möglichen Verhaftung der drei Genannten zu tun sei. Man kam „dahin überein ..., das Nähere noch abzuwarten“. (Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 21. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 10, 26. November 1848. S. 3.)

Zeugenbeschreibung J Aufruf. Köln, 20. November. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 148, 21. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 113.4

Anspielung auf den Erlass des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Franz August Eichmann, vom 17. November 1848, den Marx in einem Leitartikel kommentierte. (S. 105–108.)

113.4–7

Zu den Vernehmungen am 21. November 1848 siehe S. 144 und 851/852.

113.9–11

Siehe S. 813/814.

113.14

Zum Kreiskongress der rheinpreußischen Demokraten am 23. November 1848 siehe S. 85.12–16 und 809–811.

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Karl Marx Über die Proklamation des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel in Betreff der Steuerverweigerung 20./21. November 1848 (S. 114)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Im vorliegenden redaktionellen Artikel wird ein Rundschreiben des preußischen Staatsministeriums an die (Bezirks-)Regierungen kommentiert, das in der gleichen Ausgabe der NRhZ dokumentiert wurde. Darin forderte Berlin die Regierungen auf, „mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel“ gegen jeden politisch motivierten Steuerboykott einzuschreiten, aber „Schonung und Milde gegen bedrängte oder durch Unglücksfälle betroffene Steuerpflichtige“ gelten zu lassen. (Siehe Erl. 114.1–3.) Aufgrund des engen Zusammenhangs mit anderen Artikeln zur Steuerverweigerung, die Marx verfasst hat, ist davon auszugehen, dass er auch den vorliegenden Artikel geschrieben hat. (Siehe S. 599–612 und 589–593.) Der Text wurde wahrscheinlich am 20. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Die Nürnberger „Mittelfränkische Zeitung“ druckte den Artikel nach. (Köln, den 21. Nov. Das Ministerium ... In: Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 327, 25. November 1848. S. 3.) 1860 zitierte Marx in seinem Exzerptheft mit Auszügen aus der NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, fast vollständig den vorliegenden Text. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Nov. (Ueber die Proklamation des Ministeriums BrandenburgManteufel in Betreff der Steuerverweigerung.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 149, 22. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 114.1–3

Berlin. (Proklamation des Ministeriums Brandenburg-Manteufel [Manteuffel].) [Gez.:] Berlin, den 18. November 1848. Das Staats-Ministerium. In: NRhZ. Nr. 149, 22. November 1848. S. 2, Sp. 1. – Amtlicher Theil. In: Preußischer Staats-Anzeiger. Berlin. Nr. 200, 20. November 1848. S. 1. – Dort heißt es: Wir halten „uns ... verpflichtet, die k[önigliche] Regierung darauf

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Karl Marx · Proklamation des Ministeriums in Betreff der Steuerverweigerung

aufmerksam zu machen, daß, wenn und wo sich wider Verhoffen irgend eine Verwirklichung des ... Aufrufs [zur Steuerverweigerung] kundgeben sollte, hiergegen ohne Verzug und nöthigenfalls, wenn eine vorgängige Belehrung über die schweren strafrechtlichen Folgen einer solchen Widersetzlichkeit fruchtlos bleibt, mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel einzuschreiten ist. Die sämmtlichen Truppenbefehlshaber sind angewiesen, den desfallsigen Requisitionen der k. Regierung und der von ihr für diesen Zweck zu bezeichnenden Kommissarien zu genügen. Dabei aber bleibt der k. Regierung ganz besonders empfohlen, dafür zu sorgen, daß die wegen eingetretener Widersetzlichkeit anzuordnenden Zwangsmaßregeln nicht auf die Beitreibung solcher Steuerbeiträge ausgedehnt werden, welche nur wegen des Unvermögens der Steuerpflichtigen in Rückstand geblieben sind ... Diesem entsprechend, werden daher auch die durch anzuordnende außergewöhnliche Zwangsmaßregeln verursachten Kosten nur auf diejenigen Steuerpflichtigen zu vertheilen sein, welche die schuldigen Steuerzahlungen aus Widersetzlichkeit nicht geleistet haben.“

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Karl Marx Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“ 20./21. November 1848 (S. 115/116)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden redaktionellen Artikel werden gerichtliche Untersuchungen kommentiert, die die Kölner Staatsanwaltschaft gegen die NRhZ wegen deren wiederholter Aufforderung zur Steuerverweigerung parallel zu dem Verfahren (S. 113 und 144) prüfte, das die Staatsanwaltschaft gegen die Mitglieder des rheinpreußischen Kreisausschusses der Demokraten wegen deren „Aufruf“ vom 18. November 1848 (S. 109) eingeleitet hatte. (Siehe S. 802, 803.15.) Die Bearbeiter der ersten MEGA nahmen an, vermutlich aufgrund des relativ literarischen Charakters des Textes, dass Georg Weerth den Artikel verfasst habe. (MEGA➀ I/7. S. 682.) Dies lässt sich zwar nicht völlig ausschließen, da Weerth in einem weiteren gerichtlichen Verfahren ebenfalls Betroffener war. (S. 146.4–6 und Erl.) Aber aufgrund des engen Zusammenhangs mit der Steuerverweigerungskampagne und der gerichtlichen Untersuchungen gegen den demokratischen Kreisausschuss, dem Marx angehörte, hat wahrscheinlich Marx den vorliegenden Artikel geschrieben. So wird sich in dem Text mehrmals auf Beiträge bezogen, die Marx mit hoher Wahrscheinlichkeit verfasste. (Siehe „Erläuterungen“.) Zudem wies Marx in seiner „Verteidigungsrede im ersten Presseprozess“ auf den vorliegenden Artikel hin. (S. 419.19–21.) Der Text wurde wahrscheinlich am 20. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Nov. (Die Ober-Prokuratur und die „N.Rh.Ztg.“) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 149, 22. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 115.8

alter Mitarbeiter] Wahrscheinlich Anspielung auf das gerichtliche Verfahren wegen Beleidigung des Kölner Oberprokurators Carl Hermann Zweiffel, das dessen Stellvertreter, Staatsprokurator Julius Hecker, im Juli 1848 eingeleitet hatte und das sich bis Februar 1849 hinziehen sollte. (Siehe S. 49.29–30 und Erl.) Bereits in seinem Leitartikel „Gerichtliche Untersuchung gegen

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Karl Marx · Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“

die ,Neue Rheinische Zeitung‘“ vom 7. Juli 1848 hatte Marx ironisch geschrieben, mit Hecker habe die Zeitung „einen neuen, vielversprechenden Mitarbeiter gewonnen“. (MEGA➁ I/7. S. 268.) 115.11–15

Siehe S. 80.18–20, 82.33–38, 102.20–22 und 106.26–36. – Zur Beschlussfassung der preußischen Nationalversammlung am 15. November 1848 siehe S. 102.14–19 und Erl.

115.20–22

Siehe S. 105–108.

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Karl Marx Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln 20./21. November 1848 (S. 117)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem redaktionellen Kommentar wird der – angebliche – Rücktritt von Julius Sethe, Erster Staatsanwalt sowohl am Kammer- wie am Kriminalgericht in Berlin, mit den von der Kölner Prokuratur eingeleiteten gerichtlichen Untersuchungen gegen die Mitglieder des rheinischen Kreisausschusses der Demokraten in einen Zusammenhang gebracht. Sethes angeblicher Rücktritt wird als Weigerung gedeutet, „die hochverrätherischen Attentate des Ministerii Brandenburg“ gerichtlich zu verfolgen, wie es Parlamentspräsident Hans Victor von Unruh in einem Schreiben an Sethe am 13. November 1848 gefordert hatte, nachdem die preußische Nationalversammlung in einer „Denkschrift“ festgestellt hatte, dass Graf Brandenburg die „Verfassung ... schwer verletzt“ habe. (Denkschrift. [Gez.:] Berlin, den 13. Nov. 1848. Die Nationalversammlung. In: NRhZ. Nr. 144, 16. November 1848. Beilage. S. 2. – Siehe Erl. 81.8.) Aufgrund des unmittelbaren Zusammenhangs mit den von Marx zumindest mitverfassten „Aufrufen“ des demokratischen Kreisausschusses vom 18. und 20. November 1848 (S. 109 und 113) ist davon auszugehen, dass Marx den vorliegenden Kommentar geschrieben hat. (Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI/XXII und 682.) Der Text wurde am 20. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des darauffolgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Nov. (Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 149, 22. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 117.2–4

Der Berliner #-Korrespondent hatte der NRhZ am 17. November 1848 geschrieben: „Der erste Staatsanwalt Sethe und der Polizeipräsident von Bardeleben sollen beide, wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, ihre Aemter niedergelegt haben. Wrangel soll diesen Männern, die doch sonst nicht sehr scrupelhaft sich benahmen, Dinge zugemuthet haben, die jeden Eh-

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Karl Marx · Die Staatsanwaltschaft in Berlin und in Köln

renmann erröthen machen mußten und die sich gegen alles Recht und Gesetz auflehnen.“ (# Berlin, 17. November. Seit einigen Tagen ... In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2.) Die Vossische Zeitung meldete am 24. November, Sethe habe „die von der National-Versammlung gegen das Staats-Ministerium wegen Hochverraths erhobene Anklage zurückgewiesen“. (Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 275, 24. November 1848. S. 1/2.) 117.5–9

Zu den gerichtlichen Untersuchungen gegen Marx, Schapper und Schneider als Mitglieder des demokratischen Kreisausschusses siehe S. 113 und 144.

117.10

„Wer die Gewalt hat, hat das Recht“] Geflügeltes Wort, das beispielsweise 1819 als Satz von Napole´on I zitiert wurde. (Johann Friedrich Joseph Sommer: Von deutscher Verfassung im Germanischen Preußen und im Herzogthum Westfalen. Münster 1819. S. 157. – Siehe S. 70.9.)

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Karl Marx Die Frankfurter Versammlung 21./22. November 1848 (S. 118/119)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt am Main hatte am 14. November 1848 erstmals über die Berliner Vorgänge debattiert. Mehrheitlich hatte sie die Rücknahme der Vertagung und Verlegung der preußischen Nationalversammlung von Berlin nach Brandenburg an der Havel gefordert und die Ernennung des Grafen Brandenburg zum preußischen Ministerpräsidenten als einen schweren politischen Fehler bezeichnet. In einer erneuten Debatte am 20. November hielt sie zwar an ihrer Forderung fest, dass der preußische König ein Ministerium ernennen solle, das das Vertrauen der Bevölkerung habe, aber sie ließ die Forderung nach einer baldigen Rückkehr der preußischen Versammlung nach Berlin fallen. Vor allem bestritt sie dem Berliner Parlament das Recht, zum Steuerboykott aufrufen zu dürfen. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 558–565; Frankfurter Nationalversammlung. 115. und 119. Sitzung, 14. und 20. November 1848. Wigard. Bd. 5. S. 3316 und 3470–3474.) Aus Marx’ Sicht hatte sich die deutsche Nationalversammlung, die längst der „Vergessenheit“ anheim gefallen sei, damit „vernichtet“. Aufgrund des engen Zusammenhangs mit der Steuerverweigerungskampagne, aber auch der Berichterstattung der NRhZ über die Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands und die Hinrichtung Robert Blums ist davon auszugehen, dass Marx den vorliegenden Artikel verfasst hat. Zudem werden in dem Text für Marx charakteristische rhetorische Stilmittel verwendet, insbesondere Chiasmen zur Hervorhebung von Gegensätzlichkeiten. So heißt es in Anspielung auf eine Äußerung König Friedrich Wilhelms IV.: „Preußen sollte in Deutschland aufgehen, und das deutsche Parlament in Frankfurt will nun, daß Deutschland in Preußen aufgehe!“ (S. 118.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 21. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. In zwei weiteren Artikeln in der NRhZ vom 26. bzw. 30. November 1848 (S. 135 und 158), die wahrscheinlich ebenfalls von Marx verfasst wurden, wird sich auf den vorliegenden Beitrag bezogen. Der Artikel wurde zumindest in Halle nachgedruckt. (Siehe Hallesche demokratische Zeitung. 1. Dezember 1848. – Peters: Die Wirkung der „Neuen Rheinischen Zeitung“. S. 129.) 1860 zitierte Marx in seinem Exzerptheft mit Auszügen aus der NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, zwei Sätze (S. 118.1–3 und 119.5–7) und merkte in Klammern an: „Sieh den ganzen Artikel.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

827

Karl Marx · Die Frankfurter Versammlung

Zeugenbeschreibung J * Köln, 22. Nov. (Die Frankfurter Versammlung.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 150, 23. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 119.20

längst] J lädgst

ERLÄUTERUNGEN 118.1–3

Am Vortag hatte die NRhZ über die Beschlussfassung der Frankfurter Nationalversammlung „in Betreff Preußens“ gemeldet: „1) Ernennung eines Ministeriums, welches das Vertrauen des Landes besitzt. Mit 393 Stimmen gegen 6 angenommen. 24 Abgeordnete, unter andern Radowitz, stimmten nicht mit. 2) Null- und Nichtigkeits-Erklärung des Berliner Steuerverweigerungs-Beschlusses. W i r d m i t 2 7 6 S t i m m e n g e g e n 1 5 0 a n g e n o m m e n . ( ! ! ! ) 3) Die Nationalversammlung erklärt, daß sie die dem preuß. Volke gewährten Rechte und Freiheiten, gegen jeden Versuch eines Eingriffes schützen wird. Mit 277 Stimmen angenommen. Man darf sich über den Beschluß Nr. 2 nicht wundern. Bei diesen Kretins ist alles möglich. Die Anstrengungen einiger Edlen sind vergebens.“ (Neueste Nachrichten. !!! Frankfurt. Sogenannte Nationalversammlung vom 20. Nov. In: NRhZ. Nr. 149, 22. November 1848. S. 3, Sp. 3. – Siehe [Albert Lehfeldt:] !!! Frankfurt, 20. November. Sitzung der National-Versammlung. Ebenda. Nr. 150, 23. November 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 2. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 478/479.) – Die Frankfurter Versammlung erklärte „den auf Suspension der Steuererhebung gerichteten, offenbar rechtswidrigen, die Staatsgesellschaft gefährdenden Beschluß der in Berlin zurückgebliebenen Versammlung ausdrücklich für null und nichtig.“ (Frankfurter Nationalversammlung. 119. Sitzung, 20. November 1848. Wigard. Bd. 5. S. 3470 und 3474.)

118.4

spezifische Preußenthum] Der Begriff, der in negativer wie in positiver Bedeutung verwendet wurde, hatte sich seit 1847 verbreitet. (Siehe Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 252/253.)

118.8

Preußen sollte in Deutschland aufgehen] König Friedrich Wilhelm IV.: Proklamation „An mein Volk und die deutsche Nation“ vom

828

Erläuterungen

21. März 1848. – Dort heißt es: „Preußen geht fortan in Deutschland auf.“ (Siehe Clark: Preußen. S. 546/547.) 118.16–17

Siehe S. 93 und 790/791.

119.5–7

Siehe S. 123.6–8 und Erl.

829

Friedrich Engels Wahlen für das Bundesgericht – Verschiedenes 18. November 1848 (S. 120–122)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Text wurde wahrscheinlich am 18. November 1848 verfasst.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 18. Nov. (Wahlen für das Bundesgericht. – Verschiedenes.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 150, 23. November 1848. S. 4, Sp. 2/3. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 120.3 120.28 121.5

Folly ] J Jolly denen] J der erwünschten] J erwstnschten

ERLÄUTERUNGEN 120.1–2

Gestern bis Bundesrichter an. ] Eine entsprechende Korrespondenz erschien nicht in der NRhZ.

120.2–8

Über die genannten Personen hinaus wurden in der Bundesversammlung zu Bundesrichtern gewählt: Johann Jakob Blumer (Glarus), Johann Rudolf Brosi (Graubünden), Louis Euge`ne Favre (Neuenburg), Paul Migy (Bern), Johann Jakob Rüttimann (Zürich) und Franz Kaspar Zenruffinen (Wallis). (Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung. Bd. 1. S. 3.)

120.9

Wie Sie wissen] Siehe Bern, 15. Nov. (Annullirung der Wahlen des Kantons Freiburg.) In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. S. 3, Sp. 2. – Im Kanton Freiburg hatte der seit dem Sonderbundskrieg von 1847 von den Radikalen dominierte Staatsrat die Nationalratswahlen unter besonders restriktiven Bedingungen durchführen lassen, um den Einfluss der katholisch-konservativen Opposition so gering wie möglich zu halten; die Bundesversammlung verwarf wiederum am 20. November 1848 die

830

Erläuterungen

Annullierung der Freiburger Wahlen durch den Nationalrat. (S. 141.14–16.) 121.7

Bischofs] Etienne Marilley.

121.32

Diözesankonferenz] Die NRhZ hatte am 7. November 1848 gemeldet, dass eine „am 30. October in Freiburg eröffnete Konferenz von Regierungsabgeordneten des Bisthums Lausanne und Genf ... von Genf nicht beschickt worden“ sei. (Bern, 1. Nov. (Konferenz in Freiburg.) In: NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 4, Sp. 2.) Bischof Etienne Marilley war im Anschluss an die Unruhen, die am 24. Oktober im Kanton Freiburg ausgebrochen waren, verhaftet worden und wurde nach zweimonatiger Haft nach Frankreich abgeschoben. (Zu den Unruhen im Kanton Freiburg siehe Erl. S. 90.10.) – Auf einer Konferenz von Vertretern der das Bistum umfassenden Kantone Freiburg, Bern, Waadt, Neuenburg und Genf war am 18./19. August 1848 auf Betreiben der radikalen Freiburger Regierung der Verfassungseid für alle Priester beschlossen worden; zudem sollten die Kantone die Befugnis erhalten, künftig den Bischof nominieren zu können. (Siehe Stadler: Der Kulturkampf. S. 104/105.)

121.40–122.5 Siehe ähnlich Engels’ Korrespondenz vom 25. November 1848 (S. 151.6). – Bern wurde am 28. November 1848 zur Schweizer Bundesstadt bestimmt. (Siehe S. 88.24–29 und Erl. sowie S. 179 und 180/181.)

831

Karl Marx Belagerungszustand überall 22. November 1848 (S. 123)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit dem vorliegenden redaktionellen Kommentar wurde das „Extra-Blatt zu Nr. 150“ der NRhZ eingeleitet. Es ist davon auszugehen, dass Marx den Kommentar verfasste. So wird auf zwei vorangegangene Artikel verwiesen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihm geschrieben wurden. (S. 111 und 118/119.) Zudem hatte Marx bereits zuvor wiederholt die politische und verfassungspolitische Bedeutung des Belagerungszustands als Gewaltmittel der Gegenrevolution herausgestellt. (Siehe S. 4.22–7.2, 17.3, 111 und 136.15–19.) In der Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216), die ganz sicher von ihm verfasst wurde, bezeichnete er den Belagerungszustand als die „wirkliche Verfassung Preußens“. (S. 215.) Da das „Extra-Blatt zu Nr. 150“ am Morgen des 23. November 1848 ausgegeben wurde, wurde der Artikel wahrscheinlich am Nachmittag oder Abend des 22. November geschrieben. (Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 86.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 22. Nov. Wir haben dem Kölnischen ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 150, 23. November 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Sign. Ztg. 7. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 123.1–2

Siehe S. 111.

123.3–4

Die nach Berlin gereiste Deputation des Kölner Stadtrats wurde genauso wenig wie die Deputationen des Koblenzer und Trierer Stadtrats vom König empfangen. In dem „Extra-Blatt“, das den vorliegenden Artikel enthielt, meldete die NRhZ: „* Berlin, 21. Nov. Der Deputation der Stadträthe ... hat General Brandenburg schriftlich angezeigt, daß sie der König nicht empfangen werde. Gleichwohl gingen sie noch zum Ueberfluß nach Potsdam. So eben (73/4 Uhr Abends) kehren sie ... mit langer Nase zurück.“ NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 2. – „Die Herren Deputirten ... Berlin, den 21. Novem-

832

Erläuterungen

ber 1848. [Gez.:] v. Brandenburg. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1. – Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Edition. S. 87.) 123.4–6

Siehe S. 119.5–7 und Erl.

123.6–8

In dem „Extra-Blatt zu Nr. 150“, in dem der vorliegende Artikel abgedruckt wurde, meldete die NRhZ: „* Köln, 22. November. Nach Privatmittheilungen hat gestern Abend die Linke und das linke Centrum der National-Versammlung zu Frankfurt in einer vertraulichen Sitzung den Beschluß gefaßt, auszuscheiden, sich als demokratischen Ausschuß für Deutschland zu konstituiren und zugleich einen Aufruf an das deutsche Volk zu erlassen. Wir geben diese Nachricht, ohne sie zu verbürgen, sind aber überzeugt, daß der Linken und dem linken Centrum allerdings nichts übrig bleibt, als oben gedachter Schritt. Thäten sie ihn nicht, so wäre ihr Selbstmord besiegelt.“ (NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. – Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Edition. S. 86–88.) – Die Linke der Frankfurter Paulskirchenversammlung vollzog den in einer Versammlung der Fraktionen von Donnersberg, Deutschem Hof und Westendhall am 12. November erörterten Gedanken eines geschlossenen Austritts aus dem gesamtdeutschen Parlament nicht. Sie schloss sich jedoch in der Folgezeit unter dem Eindruck der Beschlüsse vom 20. November zum Zentralmärzverein zusammen. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 398ff.)

123.10

In Düsseldorf war am frühen Morgen des 22. November 1848 der Belagerungszustand verhängt worden. (Siehe * Düsseldorf, 22. November. In: NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. ExtraBlatt. S. 1, Sp. 1. – Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 193ff.)

123.17–18

Alle Versuche zur Wiedereinrichtung der Kölner Bürgerwehr und ihrer erneuten Bewaffnung scheiterten. (Siehe Seyppel: Die Kölner Bürgerwehr 1848. S. 149–153.)

833

Friedrich Engels Verschiedenes 20. November 1848 (S. 124)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die Korrespondenz wurde am 20. November 1848 verfasst. (Siehe S. 142.28.) Die „Mannheimer Abendzeitung“ und aus dieser wiederum das Münchner radikale Blatt „Gradaus!!“ druckten die vorliegende Korrespondenz nach. (Siehe Gradaus!! Volksblatt für unumschränkte Freiheit und Volksrechte. München. Nr. 42, 1. Dezember 1848. S. 311.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 44.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 20. Novbr. (Verschiedenes.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 151, 24. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 124.2

Die Aufgaben des eigenössischen Kriegsrats, dem bis November 1848 die Leitung der militärischen Belange oblag, übernahm der Schweizer Bundesrat. (Siehe S. 163/164, 184 und 219.4–7.)

124.5–7

Siehe 20. Nov. In der heutigen Bundesversammlung zirkulirte ... In: Berner-Zeitung. Nr. 279, 21. November 1848. S. 2040. – Unmittelbar nach dem Frankfurter Septemberaufstand beschloss das deutsche Reichsministerium am 19. September 1848, aus den dem Oberbefehl des Reichsverwesers unterstellten Reichstruppen fünf Armeekorps von je 10 000 bis 12 000 Mann zu bilden, die in fünf Beobachtungslagern zur schnellen Unterdrückung von Aufständen bereitgehalten werden sollten. In Süddeutschland wurden je eins an der Iller bei Ulm und Memmingen sowie am Oberrhein bei Freiburg (im Breisgau) und Offenburg gebildet, weitere am Mittelrhein bei Kreuznach, am Main bei Frankfurt sowie in Thüringen. (Siehe

834

Erläuterungen

Heikaus: Die ersten Monate. S. 254/255; Valentin: Geschichte. Bd. 2. S. 167/168.) 124.8–10

Siehe Engels’ Korrespondenz vom 21. November. (S. 142.28.) – In der folgenden Ausgabe teilte die NRhZ mit, dass „30–35 deutsche Soldaten unter Anführung eines Unteroffiziers schweizerisches Gebiet verletzt“ hätten. (** Zürich, 20. Nov. (Maßregeln des Reichsministeriums.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3, Sp. 3. – Siehe dazu Engels’ Korrespondenzen vom 23. und 26. November sowie vom 2. Dezember 1848. (S. 149.3–26, 164.17 und 190.21–24.)

835

Friedrich Engels Resultat der Nationalratswahlen im Kanton Bern 21. November 1848 (S. 125)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Text wurde wahrscheinlich am 21. November 1848 geschrieben. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 45.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 21. Nov. Resultat der Nationalrathswahlen ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNG 125.1–6

836

Als sich die Schweizer Parlamentskammern am 6. November 1848 zum ersten Mal versammelten, waren die Wahlen für die insgesamt 111 Mitglieder des Nationalrats noch nicht in allen Wahlkreisen abgeschlossen. Da es inbesondere im Kanton Bern zahlreiche Mehrfachkandidaturen gegeben hatte, zogen sich die dadurch notwendig gewordenen Ergänzungswahlen teilweise noch bis Ende November hin. (Siehe Gruner: Die Wahlen in den Schweizer Nationalrat. S. 613/614.) Wiederholt berichtete Engels über die Berner Wahlen. (S. 142.37–143.3 und 180.22–24.) – Unterhalb der vorliegenden Korrespondenz teilte die NRhZ zudem Wahlergebnisse aus dem Kanton Uri mit. (Siehe * Uri, 19. Novbr. (Wahlen.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3. Sp. 3.)

Friedrich Engels Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz Spätestens am 20./21. November 1848 (S. 126–134)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die Asyl- und Flüchtlingspolitik wurde im Herbst 1848 zu einem drängenden Problem der Schweizer Innen- und Außenpolitik. Zeitgleich zu dem im Kanton Tessin ausgebrochenen Konflikt um die italienischen Flüchtlinge verschärften sich auch die Spannungen zwischen Deutschland und der Schweiz. Nachdem Gustav Struve im September 1848 mit weiteren deutschen Radikalen, die in der Schweiz Zuflucht gefunden hatten, erneut einen – gescheiterten – republikanischen Aufstand in Baden vorbereitet hatte, verlangte die in Frankfurt am Main gebildete deutsche Zentralgewalt von der Schweiz eine restriktivere Flüchtlingspolitik. Die Schweiz wollte zwar außenpolitisch keine Zweifel an ihrer strikten Neutralitätspolitik aufkommen lassen, sie betonte jedoch ihre Bereitschaft, politischen Flüchtlingen Asyl zu gewähren. Im vorliegenden Artikel, der in der NRhZ vom 26. November 1848 als Leitartikel erschien, werden die diplomatische Note der Zentralgewalt vom 23. Oktober und die Schweizer Antwort vom 4. November kommentiert. Obwohl der vorliegende Text im Unterschied zu den mit „** Bern“ gekennzeichneten Korrespondenzen offensichtlich von vornherein als Kommentar geschrieben wurde, ist davon auszugehen, dass Engels ihn – wie die Berner Korrespondenzen – verfasste. Erstens steht der Text in einem engen Zusammenhang mit den Korrespondenzen, in denen über die Beratung der Asyl- und Flüchtlingspolitik im Schweizer Nationalrat ausführlich berichtet wurde. (S. 141–143, 147/148 und 220–234.) In einer Korrespondenz, die in derselben Ausgabe der NRhZ wie der vorliegende Artikel erschien, wurde auf die „Verwicklungen mit der Reichsregierung“ verwiesen. (S. 141.6–7.) Der Miquel de Cervantes’ Roman „Don Quijote“ entnommene Begriff „Insel Barataria“ (S. 128.13 und Erl.) wurde parallel auch in einer auf den 23. November datierten Korrespondenz aus Bern verwendet, die in der Beilage der NRhZ vom 28. November erschien. (S. 149.25.) Zweitens weisen die Bezugnahmen auf die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Deutschland und Dänemark im August 1848 sowie die Anspielungen auf das politische und wissenschaftliche Engagement des französischen Politikers Jules Bastide auf Engels als Autor hin, der in der NRhZ die Malmöer Unterhandlungen mehrmals kommentiert und 1846/47 in Paris gelebt hatte. Drittens deutet auch die Hervorhebung von Spracheigenheiten im vorliegenden Text, indem die Schweizer Note als „göthisch-gerundetes Meisterwerk“ charakterisiert und in der deutschen Note deren „schülerhafte[s], unbeholfene[s]“ Deutsch und deren „vollendete Holprig-

837

Friedrich Engels · Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz

keit“ der Sätze herausgestellt wird, auf Engels und dessen Vorliebe für Sprachen und Ausdrucksformen hin. (Siehe auch S. 25–46 und 220–222.) Wahrscheinlich wurde der vorliegende Artikel spätestens am 20./21. November 1848 geschrieben. Die im Mittelpunkt stehenden diplomatischen Noten waren bereits unmittelbar nach dem 4. November bekannt geworden. Auch Engels hatte frühzeitig von ihnen erfahren. So betonte er in seinem Brief vom 15. November an die Berner Polizeidirektion, dass er nicht zuletzt deshalb nach Bern gegangen sei, das weiter als andere Schweizer Orte von der deutschen Grenze entfernt ist, „um den deutschen Behörden allen Vorwand zu benehmen, die schweizerische Regierung mit Reklamationen und Behauptungen zu behelligen, als mißbrauche ich das Asylrecht durch incendiäre Umtriebe“. (MEGA➁ III/2. S. 169.) Damit der Artikel in der NRhZ vom 26. November 1848 erscheinen konnte, musste er spätestens am 24. November der Kölner Redaktion vorgelegen haben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 24. Nov. (Die deutsche Centralgewalt und die Schweiz.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. KORREKTURENVERZEICHNIS 126.21 127.17 130.34 132.6

honetten] J honnetten Sophiens] J Sophinens Barcelona] J Barzellona Augenblick] J Augenblik ERLÄUTERUNGEN

126.7

Reichsministers der auswärtigen Angelegenheiten] Anton Ritter von Schmerling.

126.17

Kriegsdrommetenschmetterer] Engels hatte 1846/47 in Paris gelebt und die französische Presse und Politik intensiv verfolgt. (Siehe Engels an das Kommunistische Korrespondenzkomitee in Brüssel, 23. Oktober 1846. In: MEGA➁ III/2. S. 58.)

126.19

Œuvres compleˆtes de la veille] Anspielung auf die von Jules Bastide geplante 25-bändige französische Parlamentsgeschichte, von der 1847 nur ein Band erschien. (Histoire de l’Assemble´e le´gislative. Paris 1847.)

127.8–9

wie ein bis wird] Die Bibel. Das Alte Testament. Der Prophet Jesaja 53, 7; Das Neue Testament. Apostelgeschichte. 8, 32.

838

Erläuterungen

127.16–18

Reise des Herrn Max Gagern bis nach Sachsen?] Im Auftrag der deutschen Zentralgewalt reiste Maximilian von Gagern, Unterstaatssekretär im Reichsaußenministerium, ergebnislos als Sonderkommissar für Schleswig und Holstein nach Berlin und Schleswig, um an den Waffenstillstandsverhandlungen mit Dänemark teilzunehmen. (MEGA➁ I/7. S. 669 und Erl. S. 1532.) Ironisch vergleicht Engels diese Reise mit dem Schicksal der Heldin des Romans „Sophiens Reise von Memel nach Sachsen“ von Johann Timotheus Hermes; die Heldin reiste lange Zeit umher, ohne ihr Ziel zu erreichen.

127.18–19

Sollen wir bis wieder hervorsuchen?] Zu Engels’ Artikel über Schleswig, Holstein und Dänemark von Juni bis September 1848 siehe MEGA➁ I/7. S. 955–958.

127.20

Mediations-Anerbietung in Piemont] Vergeblich hatte die deutsche Zentralgewalt versucht, zu den Vermittlungsunterhandlungen zur Herstellung des Friedens in Italien zugelassen zu werden. (Siehe Heikaus: Die ersten Monate. S. 168ff. und 284ff.)

127.20–21

Hrn. Heckschers bis eingehen?] Johann Gustav Heckscher, Amtsvorgänger Schmerlings, war als außerordentlicher Reichsgesandter nach Turin und Neapel gesandt worden, um Carlo Alberto, König von Sardinien-Piemont, sowie Ferdinando II, König der beiden Sizilien, für die völkerrechtliche Anerkennung der deutschen Zentralgewalt zu gewinnen. (Siehe Heikaus: Die ersten Monate. S. 279.)

127.32–33

Zufluchtsstätte bis Deutschland eingefallen] Im April 1848 unternahm Friedrich Hecker zusammen mit Gustav Struve und weiteren Radikaldemokraten den Versuch, im Großherzogtum Baden mit Freischaren nach Karlsruhe zu ziehen, um die Regierung zu stürzen und die Republik auszurufen. Nach der Niederlage im Gefecht bei Kandern am 20. April 1848 flohen Hecker und Struve in die Schweiz. Während Hecker die Revolution als gescheitert ansah und im September in die USA emigrierte, überschritt Struve mit seinen Gesinnungsgenossen am 21. September unbewaffnet die Grenze nach Baden, wo er in Lörrach die Republik proklamierte. Badische Linientruppen schlugen die Freischaren am 24. September bei Staufen. (Freitag: Friedrich Hecker. S. 56/57. Tullner: Gustav von Struve. S. 263–265.)

127.37

„energische“ Note] Note der deutschen Provisorischen Zentralgewalt an den Schweizer Vorort Bern vom 4. Oktober 1848, gez. von Franz Raveaux. (Berliner Preußischen Staats-Anzeiger. Nr. 163, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 859.)

839

Friedrich Engels · Die deutsche Zentralgewalt und die Schweiz

127.38–40

Der Vorort Bern bis guten Rechts] Note des Vororts Bern an die Provisorische Zentralgewalt in Frankfurt am Main vom 5. Oktober 1848. (Siehe Bern, den 8. Oct. In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 275, 10. Oktober 1848. Zweite Beilage. S. 1; Nr. 276, 11. Oktober 1848. S. 3.) In der NRhZ vom 14. Oktober wurde – möglicherweise von Georg Weerth, der zu diesem Zeitpunkt neben Marx der einzige Redakteur war, – die Antwortnote zusammengefasst. (Siehe * Bern, 8. October. (Antwort des Vororts auf Raveaux’s Note.) In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz.)

128.1–2

am 23. Oktober bis behändigt] Siehe Δ Frankfurt, 6. Nov. (Zweite Note der deutschen Centralgewalt an den Vorort der Schweiz.) In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 298, 6. November 1848. Beilage. S. 1; Berner-Zeitung. Nr. 270 und 271, 10. und 11. November 1848. S. 2005/2006 und 2007.

128.4–5

Der Vorort bis Tage darauf] Die zweite Antwortnote des Vororts Bern vom 4. November 1848, die die NRhZ vom 15. November in vollem Wortlaut abdruckte. (Bern, 11. Novbr. (Antwort des Vororts an die deutsche Centralgewalt.) In: NRhZ. Nr. 143, 15. November 1848. S. 2, Sp. 2/3. – Siehe Berner-Zeitung. Nr. 271 und 272, 11. und 12. November 1848. S. 2007/2008 und 2011/2012.)

128.8–9

wie er

128.13

Insel Barataria] Imaginäre Insel in Miguel de Cervantes’ Roman „Don Quijote“, auf der Sancho Pansa als Statthalter eingesetzt wurde.

128.16

Quidquid delirant reges etc.] Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi. – Wie immer die Könige irre reden, die Achäer büßen es. (Quintus Horatius Flaccus: Epistolae. Liber primus, Epistola II. 14.)

128.26

Rothmäntel] Sereschaner. – Seit dem 17. Jahrhundert den österreichischen Grenzregimentern zugeordnete berittene Gendamerietruppen zur Abwehr türkischer Übergriffe. Sie trugen rote Mäntel mit roten Kappen.

128.29–31

„in der Sprache bis machen wird“? ] Frankfurter OberpostamtsZeitung. Nr. 298, 6. November 1848. Beilage. S. 1. – Hervorhebung von Engels. – Die NRhZ brachte bereits am 11. November eine kurze Nachricht über den Inhalt der Note. (Bern, 2. November. (Neue Note der Reichsgewalt an die Schweiz.) In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. S. 3, Sp. 3.)

840

bis

erklärt hat] Siehe Erl. 134.8–10

Erläuterungen

128.33–37

„an die Thatsache bis haben würde“] Ebenda. – In der Note vom 30. Juni 1848 an die eidgenössische Tagsatzung in Bern unterstellte der Deutsche Bund, dass deutsche republikanische Flüchtlinge Freischarenzüge in den Schweizer Grenzregionen organisierten und durch Druckschriften die Bewohner von Baden und Württemberg zu Schilderhebungen bewegten. Daher verlange man, diese Freischaren aufzulösen und die Führer aus der Schweiz zu entfernen. (Siehe Amtliche Sammlung der neuern eidgenössischen Abschiede. Bd. 1. S. 945.)

129.23–133.20 Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 298, 6. November 1848. Beilage. S. 1. – Einfügungen in Klammern von Engels. 129.32–33

Sind Rinaldo bis Räuberhauptleute] Held des gleichnamigen Romans von Christian August Vulpius, der 1798 erschien. Einer der Hauptverleger dieses damals populären Räuberromans war Gottfried Basse in Quedlinburg.

129.37

„Neffe seines Onkels“] Ironische Anspielung auf Charles Louis Napole´on Bonaparte, ein Neffe von Napole´on Ier.

129.39

Die Schriftstellerinnen Amalie Struve, Ludmilla Assing und Louise Aston nahm die NRhZ gegen konservative Presseangriffe in Schutz, was Marx später bei Durchsicht der Zeitung positiv vermerkte. (Marx an Ferdinand Lassalle, 9. April 1860. In: MEGA➁ I/10. Br. 223.35. – Siehe * Köln, 28. Okt. (Ein Probe der „guten“ Presse.) In: NRhZ. Nr. 129, 29. Oktober 1848. S. 2, Sp. 1; Berlin, 25. Dez. (Louise Aston.) Ebenda. Nr. 181, 29. Dezember 1848. S. 3, Sp. 2/3.)

131.16–17

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Kaput XXI. – Am 5. Mai 1842 brach in Hamburg ein Großbrand aus.

132.25

Nach dem gescheiterten ersten badischen Aufstand im April 1848 waren Friedrich Hecker, Gustav Struve und ihre Anhänger nach Muttenz bei Basel geflüchtet.

133.20

Laufen] In „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“: Laufenburg.

134.8–10

als Hr. Schmerling bis mittheilen will] Auf die Interpellation des Abgeordneten Carl Fetzer, „was mit der in den von Seiten der Centralgewalt in der letzten Note an den schweizerischen Vorort erwähnten Entschließungen und getroffenen ,Vorkehrungen‘ gemeint sei“, erklärte von Schmerling, „daß die getroffenen Entschließungen in ziemlich kurzer Zeit bekannt sein werden, denn sie werden in wenigen Tagen ins Leben treten.“ (Frankfurter Nationalversammlung. 117. Sitzung, 18. November 1848. Wigard. Bd. 5. S. 3364. – Siehe S. 178.18 und Erl.)

841

Karl Marx Manteuffel und die Zentralgewalt 24./25. November 1848 (S. 135)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 827. Die vorliegenden Zeilen knüpfen direkt an den von Marx verfassten Artikel „Die Frankfurter Versammlung“ (S. 118/119) an. In einem weiteren Artikel, der zwei Tage später in der NRhZ vom 28. November 1848 erschien und mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls von Marx geschrieben wurde, wird sich ausdrücklich auf den vorliegenden Text bezogen. (S. 158.) Der Artikel wurde am 24. bzw. spätestens am Vormittag des 25. Novembr 1848 geschrieben. Die „Dresdner Zeitung“ druckte den Text wörtlich nach. (Köln, 24. Nov. Der Minister ... In: Dresdner Zeitung. Nr. 51, 29. November 1848. Beilage. S. 337.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 24. Nov. (Manteuffel und die Centralgewalt.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. S. 2, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 135.1–5

842

Vermutlich auf eine Zuschrift aus Berlin zurückgehend. – Die provisorische Zentralgewalt versuchte im November 1848 durch die Absendung von Reichskommissaren, zunächst Friedrich Daniel Bassermann, der am 10. November in Berlin eintraf, und dann Eduard von Simson und August Hergenhahn zwischen dem preußischen König und der Berliner Nationalversammlung zu vermitteln. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 547 und 556ff. – # Berlin, 21. Novbr. In: NRhZ. Nr. 151, 24. November 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1; # Berlin, 23. Nov. bzw. * Berlin, 21. Novbr. Ebenda. Nr. 153, 26. November 1848. S. 3, Sp. 2/3, und Beilage. S. 1, Sp. 1. – Siehe [Karl Heinrich Brüggemann:] Die Reichs-Commissarien in Berlin. *** Köln, 25. November. In: Kölnische Zeitung. Nr. 317, 26. November 1848. S. 1.)

Erläuterungen

135.4–5

i n n e r n Angelegenheit] Vermutlich Formulierung von Marx in Anlehnung an den von der Berliner Nationalversammlung am 20. Oktober 1848 debattierten Antrag Benedikt Waldecks, dass Beschlüsse der Frankfurter Zentralgewalt oder der deutschen Nationalversammlung, die „innere Angelegenheiten der einzelnen Länder“ beträfen, nur dann in Preußen Geltung erhalten sollten, wenn das preußische Parlament ihnen zustimme. (# Berlin, 20. October. Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. In: NRhZ. Nr. 127, 27. Oktober 1848. S. 2, Sp. 3.)

135.7–8

null und nichtig] In Anlehnung an den Beschluss der Frankfurter Nationalversammlung, die am 20. November 1848 „den auf Suspension der Steuererhebung gerichteten ... Beschluß der in Berlin zurückgebliebenen Versammlung ausdrücklich für null und nichtig“ erklärte. (Frankfurter Nationalversammlung. 119. Sitzung, 20. November 1848. Wigard. Bd. 5. S. 3470 und 3474. – Siehe S. 825 und Erl. 117.2–4.)

135.10–11

Siehe S. 158.13 und 589–593.

843

Karl Marx Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist 23./24. November 1848 (S. 136–140)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am frühen Morgen des 22. November 1848 hatten der Kommandeur der 14. Division, Generalleutnant Otto von Drigalski, und der Düsseldorfer Regierungspräsident Adolph von Spiegel-Borlinghausen über Düsseldorf und Umgebung den Belagerungszustand verhängt. Damit war die vollziehende Gewalt in die Hände des Militärs übergegangen, und nahezu alle Freiheitsrechte waren aufgehoben worden. Im vorliegenden Artikel kommentiert Marx die entsprechenden Bekanntmachungen und Verfügungen Drigalskis und Spiegels. (Siehe Most: Geschichte der Stadt Düsseldorf. Bd. 2. S. 322/323; Weidenhaupt: Von der französischen zur preußischen Zeit (1806–1856). S. 426–438.) Angesichts der im Mittelpunkt stehenden juristischen Sachthematik wurde der deutlich als redaktioneller Artikel gekennzeichnete Beitrag mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx geschrieben. Bereits zuvor wurde in mehreren Artikeln, die wahrscheinlich Marx verfasst hat, in ähnlicher Weise die verfassungspolitische Bedeutung des Belagerungszustands herausgestellt (siehe S. 4.22–7.2 und Erl. 136.15–19). In der Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216), die eindeutig von Marx verfasst wurde, wird – wiederum ähnlich wie im vorliegenden Artikel – behauptet, dass „die wirkliche Verfassung Preußens ... der Belagerungszustand“ sei. (S. 215.17–18.) Ferner ist zu berücksichtigen, dass Marx im Juli 1848 in einer Artikelserie den Bürgerwehrgesetzentwurf der Regierung diskutiert hatte. (MEGA➁ I/7. S. 371–380 und 1320/1321.) Schließlich stand Marx insbesondere in der Novemberkrise in einem intensiven Austausch mit Ferdinand Lassalle, der am Nachmittag des 22. November in Düsseldorf verhaftet worden war. Von Marx dazu aufgefordert, hatte Lassalle die Steuerverweigerung energisch propagiert. (Siehe S. 610.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 23./24. November 1848 geschrieben. Die NRhZ berichtete in der Folgezeit ausführlich über die Düsseldorfer Vorgänge. Am 19. Dezember 1848 meldete die NRhZ – in einer aus Düsseldorf stammenden Korrespondenz, die vermutlich von der Redaktion (möglicherweise von Marx) redigiert wurde, – Drigalskis Suspendierung, und in einer „Nachschrift“ gerüchteweise („wie in der ganzen Stadt [Düsseldorf] behauptet wird“) auch diejenige des Regierungspräsidenten Adolf Theodor von SpiegelBorlinghausen, was aber nicht zutraf. (Neueste Nachrichten. * Köln, 17. Dezember. Der „Bürger und Kommunist“ ... In: NRhZ. Nr. 172, 19. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3. Nachgedruckt in Allgemeine Oder-Zeitung. Nr. 300, 22. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 2; Dresdner Zeitung. Nr. 71, 22. Dezember 1848. S. 502; jeweils mit Verweis auf die NRhZ. – Siehe Regierungspräsi-

844

Erläuterungen

dent v. Spiegel an Innenminister v. Manteuffel, 22. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 554 und Anm. 17.) Drigalski stellte mit Verfügung vom 10. Dezember die „Düsseldorfer Zeitung“ „unter Censur“, was er jedoch auf Weisung aus Berlin fünf Tage später wieder rückgängig machen musste. (* Düsseldorf, 10. Dez. Der Redaktion ... In: NRhZ. Nr. 166, 12. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1; = Düsseldorf, 16. Dezember. Ebenda. Nr. 171, 17. Dezember 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2; [Eugen Alexis Schwanbeck:] Δ Köln, 18. Dec. Wir haben ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 336, 19. Dezember 1848. S. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 24. November. (Drygalski der Gesetzgeber, Bürger und Communist.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 137.8 139.25 140.29

Brandenburgern] J Brandenburgen Sechstes] J Sechtes Nicolovius ] J Nicolarius

ERLÄUTERUNGEN 136.1

Siehe S. 123.10 und Erl.

136.7–9

In einer Zeitungsanzeige vom 23. November 1848 erklärte von Drigalski, dass er „als Gott und meinem Könige treu ergebener Communist“ eine jährliche Summe von 1000 Talern der Armenkasse der Stadt spende: „Mitbürger! Nehmt ein Beispiel daran und seid Kommunisten im edlen Sinne und bald wird hier wie überall Ruhe, Frieden und Vertrauen sein.“ Die Anzeige unterschrieb er mit: „Bürger v. Drigalski.“ (Düsseldorfer Zeitung. Nr. 311, 24. November 1848. S. 4. – Nachdruck in NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. S. 3, Sp. 2.)

136.9–14

Die Aufregung ... [Gez.:] Düsseldorf, 22. November 1848. Der General-Lieut. u. Commandeur der 14. Division: von Drigalski. Der Regierungs-Präsident: von Spiegel. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2. – Siehe ferner Regierungspräsident von Spiegel an Innenminister v. Manteuffel, 22. November 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 554/555, sowie S. 516.

845

Karl Marx · Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist

136.15–19

Marx stellte mehrmals die verfassungspolitische Bedeutung des Belagerungszustands heraus, den er als „Universalmittel“ (S. 4.22–7.2) der Reaktion bezeichnete. (Siehe S. 17.3, 111, 123.9 und 215.)

136.20

Äußerung des preußischen Ministerpräsidenten Pfuel in der von den Kölner demokratischen Abgeordneten Karl D’Ester, Friedrich Borchardt und Ulrich Franz Kyll beantragten Sitzung der preußischen Nationalversammlung wegen der Verhängung des Belagerungszustands in Köln und der damit einhergehenden Suspendierung gesetzlich garantierter Grundrechte. (Siehe Berliner Nationalversammlung. 62. Sitzung, 29. September 1848. StB. Bd. 2. S. 1263–1275.)

137.5

Zur preußischen Instruktion von 1809, die in Festungen den jeweiligen Kommandanten bevollmächtigte, den Belagerungszustand zu erklären, siehe ebenda. S. 1266 sowie MEGA➁ I/7. S. 1618, Erl. 748.7.

137.7–8

In Düsseldorf proklamierte der demokratische Volksklub bereits am 14. November 1848 die Steuerverweigerung, dem sich der Verein für demokratische Monarchie und der Allgemeine Bürgerverein in den folgenden Tagen anschlossen. Am 19. November versammelten sich in Düsseldorf rund 3000 Bürgergardisten, die schworen, lieber fallen zu wollen als in der Verteidigung der Rechte zu weichen. Alle Bürgerwehren des Regierungsbezirks Düsseldorf wurden aufgerufen, am 23. November Deputationen nach Düsseldorf zu senden. ([Ferdinand Lassalle:] ÷ Düsseldorf, 19. Novbr. (Volksbewegung. – Proklamationen. – Rede der Chefs der Bürgerwehr.) In: NRhZ. Nr. 149, 22. November 1848. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1. – Zu Lassalles Autorschaft siehe S. 610. – Marx an Ferdinand Lassalle, 13. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 168. – Siehe Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 181–192.)

137.20

Nachdem der Belagerungs-Zustand ... [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der General-Lieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

137.22–24

Ebenda.

137.28–30

Mitbürger! [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der GeneralLieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. Ebenda. S. 2.

137.32–37

Siehe S. 140 und 389.

137.39–41

Ferdinand Lassalle wurde am 22. November 1848 verhaftet. (Siehe S. 140.1–4 und Erl.)

846

Erläuterungen

138.1

Privatrache] Die NRhZ hatte im Oktober 1848 eine Korrespondenz Lassalles abgedruckt, in der über Unterredungen einer Bürgerdeputation mit Drigalski berichtet worden war. ([Ferdinand Lassalle:] ÷ Düsseldorf, 17. Okt. (Militairisches.) In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 4, Sp. 1–3.) Der Artikel hatte gerichtliche Untersuchungen gegen Marx und dann auch gegen Lassalle zur Folge. (Siehe S. 252 und 546. – Siehe Zumfeld: Neue Funde zu Marx, Lassalle und Freiligrath; ders.: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. S. 43–45.)

138.3

Artikel 114, 123, 124] Diese Artikel des Code Pe´nal von 1810, der in der Rheinprovinz bis 1851 galt, bestimmte die strafrechtliche Verfolgung von Beamten und Regierungsvertretern, die „entweder die individuelle Freiheit, oder die staatsbürgerlichen Rechte eines oder mehrerer Bürger, oder die Reichsverfassung verletztende Handlung befohlen oder verrichtet“ hatten. (Les Cinq Codes. Mit gegenüberstehender deutschen Uebersetzung. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842.)

138.5–6

Nachdem der Belagerungs-Zustand ... [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der General-Lieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

138.8–10

Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung. [Gez.:] Gegeben Potsdam, den 6. April 1848. Friedrich Wilhelm. In: Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages. Hrsg. von E[duard] Bleich. Berlin 1848. S. 172/173. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 451/452.

138.14–15

Nach den Pariser Unruhen vom 15. Mai 1848 hatte die französische Nationalversammlung ein Gesetz zur Einschränkung des Versammlungsrechts (Loi sur les attrouppements) verabschiedet. (Siehe MEGA➁ I/7. S.98 und 1099.)

138.18–19

Nachdem der Belagerungs-Zustand ... [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der General-Lieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

138.21–23

Bürgerwehr-Gesetz vom 17. Oktober 1848. In: Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 466. – Am 24. November beantragte Innenminister Manteuffel beim König die Auflösung der Bürgerwehr nach § 3 des Bürgerwehr-Gesetzes. (Siehe Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 554 Anm. 18. – Siehe Marx’ Artikelserie über den Bürgerwehrgesetzentwurf der Regierung von Juli 1848 (MEGA➁ I/7. S. 371–380 und 1320/1321).)

847

Karl Marx · Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist

138.25–26

Der Ober-Post-Director Maurenbrecher hat ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3.

138.35–39

Huber: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Bd. 1. S. 466.

139.8

Nachdem der Belagerungs-Zustand ... [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der General-Lieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

139.18–20

Huber: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Bd. 1. S. 466.

139.20–24

Mitbürger! [Gez.:] Stadt-Verwaltung und Gemeinderath. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

139.25–28

Nachdem der Belagerungs-Zustand ... [Gez.:] Düsseldorf, den 22. Nov. 1848. Der General-Lieutenant und Commandeur der 14. Division: von Drigalski. In: Kölnische Zeitung. Nr. 314, 23. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2.

139.29–37

Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit. [Gez.:] Sanssouci, 24. Sept. 1848. Friedrich Wilhelm. In: Kölnische Zeitung. Nr. 268, 30. September 1848. S. 1. – Huber. Dokumente. Bd. 1. S. 464/465.

140.1–4

Siehe Düsseldorf, 23. Nov. In: Kölnische Zeitung. Nr. 315, 24. November 1848. S. 4. Dort heißt es: „Lassalle wurde gestern Nachmittags um 3 Uhr auf Befehl des Instructionsrichters verhaftet.“

140.15–18

Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit.

140.20–26

Siehe S. 537.23–27 und Erl. sowie S. 186.13–16.

848

Friedrich Engels Die Wahlen – Sydow 20./21. November 1848 (S. 141–143)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. In der vorliegenden Korrespondenz berichtet Engels über unterschiedliche Themen der Schweizer Innenpolitik, auf die er bereits in vorangegangenen Einzelbeiträgen eingegangen war. Im Mittelpunkt stehen die Sitzung der Schweizer Bundesversammlung vom 20. November 1848, in der der Beschluss des Nationalrats, die Wahlen im Kanton Freiburg zu annullieren, verworfen wurde, sowie die Sitzung des Nationalrats vom 21. November, in der die Schweizer Asyl- und Flüchtlingspolitik diskutiert wurde. Die Nationalratsdebatte wurde am 22. November fortgesetzt. (S. 147/148 und 220–234.) Die Parlamentssitzungen verfolgte Engels offensichtlich von der Zuschauertribüne aus. (S. 143.24–25 und Erl. sowie S. 910.) Durch die rund 20 000 italienischen Flüchtlinge in den südlichen Kantonen Tessin und Graubünden, über deren Behandlung die neuen Bundesbehörden insbesondere mit der Tessiner Kantonsregierung in Konflikt geraten waren, wurde die Asyl- und Flüchtlingspolitik zu einem drängenden Gegenwartsproblem der Schweizer Innen- und Außenpolitik. Die zeitgleich sich verschärfenden Auseinandersetzungen zwischen der deutschen Reichsregierung und der Schweiz über die deutschen Flüchtlinge in den nördlichen Schweizer Kantonen kommentierte Engels in einem Beitrag, der in derselben Ausgabe der NRhZ wie die vorliegende Korrespondenz als Leitartikel erschien. (S. 126–134.) Der Text wurde wahrscheinlich am 20. November 1848 begonnen und am folgenden Tag beendet. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 46–49.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 21. Nov. (Die Wahlen – Sydow.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

849

Friedrich Engels · Die Wahlen – Sydow

KORREKTURENVERZEICHNIS 143.2

Mathys ] J Matthyr

ERLÄUTERUNGEN 141.3–5

Vorher bis werden.] Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666.

141.5

Bundestag] Gemeint ist wahrscheinlich: Bundesrat. – Bis zur Konstituierung der neuen Schweizer Exekutive, des am 16. November 1848 gewählten Bundesrats, nahm Bern als Vorort entsprechende Funktionen wahr. (S. 112 und Erl. 110.12.)

141.6–7

Verwicklungen mit der Reichsregierung] Zu den Auseinandersetzungen zwischen der deutschen Zentralgewalt bzw. Reichsregierung und der Schweiz in der Asyl- und Flüchtlingsfrage siehe S. 126–134, 183–185, 218/219 und 235–237 sowie 659–666.

141.8–13

Zum Schweizer Bundesrat siehe S. 112, 152–156, 180/181, 240.16 und 298–300.

141.14–16

Zur Annullierung der Nationalratswahlen im Kanton Freiburg durch den Schweizer Nationalrat siehe S. 120.9 und Erl.

142.28

Meine gestrige Nachricht] Siehe S. 124 sowie Erl. 124.5–7.

142.37–143.3 Zu den Ergänzungswahlen zum Schweizer Nationalrat im Kanton Bern siehe S. 125.1–6 und Erl. 143.18–28

Die Tessiner Flüchtlingsdebatte im Schweizer Nationalrat kommentierte Engels ausführlich in einer späteren Korrespondenz. (S. 220–234.)

143.24–25

Resultat der Sitzung noch nachtragen] Siehe S. 147/148.

143.34

Präsidenten] Jacob Steiger.

143.34

Diskussion auf morgen vertagt] Siehe S. 147/148.

850

Karl Marx Vernehmungen 25. November 1848 (S. 144)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 809–811 und 819/820. Nachdem bekannt geworden war, dass die Mitglieder des rheinpreußischen Kreisausschusses der Demokraten Marx, Karl Schapper und Karl Schneider wegen ihres „Aufrufs“ zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 (S. 109) gerichtlich vorgeladen worden waren, hatte sich eine Deputation des aus den demokratischen Kölner Versammlungen hervorgegangenen Volkskomitees zum Kölner Oberprokurator Carl Hermann Zweiffel begeben. „Man sprach allgemein davon, daß eine sofortige Verhaftung der Vorgeladenen beabsichtigt werde“, berichtete die NRhZ am 23. November. „So unwahrscheinlich dies auch vielen Rechtskundigen vorkam, nahm das Volks-Comite´ doch Veranlassung, sich darüber durch eine Deputation bei dem Herrn Oberprokurator Zweiffel Gewißheit zu verschaffen. Derselbe gab die erwartete Erklärung, daß gegen die Vorgeladenen kein Verhaftsbefehl nachgesucht sei und daß ein solcher möglicherweise nur dann eintreten dürfe, wenn der Aufruf Rebellion herbeiführe; weil dann das Vergehen der Vorgeladenen gegen §. 209, 217, (welches jetzt nur vor’s Korrektionellgericht gehöre), zum Verbrechen würde. – Die Deputirten sprachen übrigens entgegen der Ansicht des Herrn Oberprokurator, daß nach der bezeichneten Gesetzesstelle der Erscheinungsbefehl hätte erfolgen müssen, die Ansicht aus, daß für jetzt, wo die Nationalversammlung in Berlin als die einzige gesetzliche Behörde in Preußen dastehe, vor Allen gegen diejenigen Beamten und Behörden, welche den Beschlüssen der Nationalversammlung gewaltthätig entgegenträten oder dazu aufforderten, – wie dies in jüngster Zeit durch den Oberpräsidenten Eichmann in Koblenz geschehen sei, – sofort eingeschritten werden müsse.“ (* Köln, 22. Nov. (Eine Deputation bei Hrn. Ober-Prokorator Zweiffel.) In: NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. – Zur Anklage nach Art. 209 und 217 des Code Pe´nal von 1810 siehe S. 387.27–28 und Erl. – Zum Kölner Volkskomitee siehe S. 814/815.) Über die Vernehmung Schneiders teilte die NRhZ mit: „Das Verhör währte nicht lange. Beim Schluß desselben zeigte sich zugleich, daß das Gerücht von einem angeblich vorliegenden Verhaftsbefehl ungegründet war.“ (* Köln, 21. Nov. (Schneider II.) Ebenda. S. 1, Sp. 2.) Der „Düsseldorfer Zeitung“ wurde über die Geschehnisse am 21. November aus Köln berichtet: „Gegen 10 Uhr verfügte sich eine Deputation zum Oberprokurator, um ihn zu befragen, ob er sich auf dem Standpunkte des Ministeriums Brandenburg befinde und von da aus gegen die drei Herren operire ... Hierauf hat sich bereits Herr [Karl] Schneider II zum Verhöre gestellt und ist ihm seine Freiheit belassen

851

Karl Marx · Vernehmungen

geblieben. ... Heute Abend hat sich der im Sept. steckbrieflich politisch verfolgte Literat, Heinr[ich] Bürgers, beim Instruktionsrichter sistirt. ... Nach kurzer Zeit erschien Bürgers vom Instruktionsrichter freigelassen und wurde vom Volke schwebend unter lautem Jubel in den nahe gelegenen Eiser’schen Saal gebracht.“ (** Köln, vom 21. Novbr. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 310, 23. November 1848. S. 1.) Als Chefredakteur und unmittelbar Beteiligter hat Marx mit hoher Wahrscheinlichkeit die Mitteilung verfasst. Der Text wurde wahrscheinlich im Laufe des Nachmittags des 25. November 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 25. Nov. In den Vernehmungen ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1. Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 144.2–3

852

Siehe S. 109.

Karl Marx Drei Staatsprozesse gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ 24./25. November 1848 (S. 145/146)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Im vorliegenden redaktionellen Artikel, der in der Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 26. November 1848 erschien, werden gegen Marx und andere Redaktionsmitglieder der Zeitung anhängige gerichtliche Untersuchungen kommentiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. So war Marx als Chefredakteur und Betroffener in der Mehrzahl der Verfahren in besonderer Weise involviert. Zudem verfügte er in der zu diesem Zeitpunkt vierköpfigen Redaktion als einziger über juristische Kenntnisse. Eine Mitwirkung von Georg Weerth, dessen Verfahren wegen seiner Feuilletonserie „Schnapphahnski“ von der Kölner Staatsanwaltschaft ebenfalls vorangetrieben wurde, kann nicht ausgeschlossen werden. (Siehe Georg Weerth an Engels, um den 3. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 523.) Der Artikel wurde am 24. November 1848 begonnen und spätestens im Laufe des folgenden Tages fertiggestellt. Ein Kölner Korrespondent berichtete dem „Frankfurter Journal“, dass gegen die NRhZ „wieder einige neue Klagen aufgenommen“ seien, „auch eine gegen den Feuilleton-Aufsatz: ,Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski‘, eine Art Novelle, die zu ihrer Zeit das Zwergfell der Leser weidlich bearbeitete“. (W Köln, 27. Nov. In: Frankfurter Journal. Nr. 315, 29. November 1848. S. 2.) Die „Neue Deutsche Zeitung“ teilte mit, dass in Köln „Preßprozesse en masse in Aussicht“ seien, unter anderen gegen Marx, Engels und Hermann Korff. (Neuestes aus Preußen. In: Neue Deutsche Zeitung. Darmstadt. Nr. 131, 30. November 1848. S. 4.) 1860 vermerkte Marx in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „X Köln. 24 Nov. (Ungefähr 6 Processe anhängig gegen die N.NRh.Z. und ihre Redacteure“. Die Anklagen zusammenfassend, hob er hervor, dass das Reichsministerium „(Schmerling et Consorten)“ die NRhZ „als die schlechteste Zeitung in der ,schlechten Presse‘ anerkannt habe. Wir unsrerseits erklären die Reichsgewalt für die komischste Gewalt aller komischen Gewalten“. (IISG, Marx-EngelsNachlass, Sign. B 94. – Adler: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung. S. 217.)

853

Karl Marx · Drei Staatsprozesse gegen die „Neue Rheinische Zeitung“

Zeugenbeschreibung J * Köln, 24. Nov. Es sind in diesem Augenblicke ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 145.28

authentische] J authentischen

ERLÄUTERUNGEN 145.2–4

Siehe S. 186 und 348 sowie Erl. 8.26–9.1 und 95.9–14.

145.7

Anspielung auf Julius Heckers Rolle als Stellvertreter des Kölner Oberprokurators Carl Hermann Zweiffel. (Siehe S. 115.8 und Erl.)

145.9–13

Zu dem Verfahren gegen Marx, Engels und Hermann Korff wegen Beleidigung von preußischen Beamten im Zusammenhang mit der Festnahme von Andreas Gottschalk und Friedrich Anneke im Juli 1848 siehe S. 409–420 und 1053–1056, ferner MEGA➁ I/7. S. 268–270, 280, 303–306, 491, 657 und 1256.

145.16

Delikatesse] Siehe S. 415.25.

145.13–14

Am Rhein! bis Reben!] Matthias Claudius: Rheinweinlied. (Büchmann: Geflügelte Worte. Berlin 1925. S. 128.)

145.17

„noli me tangere!“] berühre mich nicht. (Die Bibel. Das Neue Testament. Johannes 20, 17.)

145.21–146.1 Siehe Napoleon Weinhagen: Cleve, 13. Juli. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 56, 26. Juli 1848. S. 4, Sp. 1. – Ders.: * Cleve, 28. November. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 157, 1. Dezember 1848. Beilage. S. 2, Sp. 3. 145.26

dem Paragraphen] Artikel 368 und 370 des Code Pe´nal von 1810. (Siehe S. 421–423 sowie MEGA➁ I/7. S. 303–306, 366/367, 474 und 481.)

146.3

Siehe S. 47–51 und 83.

146.4–6

Nachdem am 25. September 1848 Reichsjustizminister Robert von Mohl vom Kölner Generalprokurator Franz Nicolovius verlangt hatte, gegen die NRhZ strafrechtlich vorzugehen, waren auch Untersuchungen gegen Georg Weerth wegen dessen in

854

Erläuterungen

der NRhZ erschienenen Feuilletonserie „Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski“ eingeleitet worden. In ihr wurde Fürst Lichnowsky in der literarischen Gestalt des „Ritters Schnapphahnski“ verspottet. Die Feuilletonserie wurde nach Nummer 107 der NRhZ vom 20. September 1848 zunächst unterbrochen und erst am 13. Dezember fortgesetzt. In einem „Vorspiel an die Leser“ kommentierte Weerth ironisch das Verfahren gegen ihn. (NRhZ. Nr. 167, 13. Dezember 1848. S. 1. – Siehe Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 435/436; Becker: Die gerichtliche Untersuchung gegen Karl Marx und die „Neue Rheinische Zeitung“ im Herbst 1848. S. 1045. – Georg Weerth an Wilhelmina Weerth (Ende September 1848). In: Weerth: Sämtliche Briefe. Bd. 1. S. 455.) Das Verfahren wurde Ende Mai 1849 zunächst eingestellt; am 14. Juni 1849 wurde Weerth jedoch in Abwesenheit zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er Anfang 1850 verbüßte. (Siehe auch Erl. 186.3–4 und 186.6–8.)

855

Friedrich Engels Die Schweizer Nationalratssitzung vom 22. November 1848 22. November 1848 (S. 147/148)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Mit der vorliegenden Korrespondenz setzte Engels seine Berichterstattung über die Sitzungen des Schweizer Nationalrats vom 21. und 22. November 1848 fort, in denen der Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin und die Schweizer Asylpolitik beraten worden waren. Engels verfolgte die zweitägige Debatte von der Zuschauertribüne aus. (Siehe S. 220–234.) Der Text wurde am 22. November 1848 verfasst, bevor um 16.30 Uhr die Nachmittagspost von Bern abging. Darauf weist auch die Schlussbemerkung hin: „Die Sitzung und die Post schließen gleichzeitig.“ (S. 148.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 51/52.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 22. Nov. In der heutigen Sitzung ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 153, 26. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 147.20

Dufours] J Düfours

ERLÄUTERUNGEN 147.1–6

Siehe S. 220–234.

147.7–18

Siehe Schweizerisches Bundesblatt. Bern. Nr. 6 und 7, vom 17. und 18. März 1849. S. 151–174, hier S. 173/174.

148.1

Die übrigen Punkte des Majoritätsantrags] Der Bundesrat wurde ermächtigt, eidgenössische Repräsentanten und Truppen in den Kanton zur Wahrung schweizerischer Interessen zu schicken. (Siehe ebenda. S. 173/174.)

856

Erläuterungen

148.2–3

Die Sitzung

148.3–4

Morgen Näheres bis Debatte] Engels besprach die Verhandlungen vom 21. und 22. November erst Anfang Dezember in einem zweiteiligen Artikel. (S. 220–234.)

bis

gleichzeitig.] Postschluss war um 16.30 Uhr.

857

Friedrich Engels Abdankung Raveaux’ – Verletzung der Schweizer Grenze 23. November 1848 (S. 149)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die Korrespondenz wurde wahrscheinlich am 23. November 1848 geschrieben. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 53/54.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 23. Nov. Die Abdankung Raveaux’ ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 2/3. Rubrik: Schweiz. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 149.1–3

Franz Raveaux, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, war seit Ende August 1848 Gesandter der deutschen Provisorischen Zentralgewalt in der Schweiz. – Die NRhZ meldete bereits am 19. November Raveaux’ Abdankung: „* Köln, 18. Nov. Hr. Raveaux hat seinen Reichsgesandtschaftsposten niedergelegt, da er es mit seiner Ehre unverträglich findet, länger Repräsentant der Centralgewalt zu sein. Indem wir unsere Genugthuung über den Schritt des Hrn. Raveaux aussprechen, hoffen wir, daß die Centralgewalt selbst ihre Gewalt niederlegen wird, um nicht länger die vorgesetzte Behörde des Hrn. Brutus Bassermann zu sein.“ (* Köln, 18. Nov. Hr. Raveaux ... In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 18. Nov. (National-Versammlung.) Ebenda. Nr. 148, 21. November 1848. S. 2, Sp. 2.)

149.3–26

Zur Gebietsverletzung bei Sulgen durch deutsche Soldaten hatte die NRhZ bereits zwei Tage zuvor eine Korrespondenz veröffentlicht. (** Zürich, 20. Nov. (Maßregeln des Reichsministeriums.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3. Sp. 3. – Zürich. Wie wir vernehmen ... In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 325, 20. November 1848. S. 1464; Berner-Zeitung. Nr. 279,

858

Erläuterungen

22. November 1848. S. 2043. – Siehe auch Engels’ Korrespondenz vom 26. November 1848 (S. 164.17).) 149.4–5

Entschuldigung] Siehe Engels’ Korrespondenz vom 2. Dezember 1848 (S. 190.21–24). – Der deutsche Offizier hatte zunächst „seine Leute ... durch Unwissenheit“ entschuldigt. (Zürich. In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 326, 21. November 1848. S. 1469.)

149.25

Reich Barataria] Siehe S. 128.13 und Erl.

859

Karl Marx Neuigkeiten 28. November 1848 (S. 150)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 795/796. Aufgrund der ausdrücklichen Bezugnahme auf den höchstwahrscheinlich von Marx geschriebenen Leitartikel „Bekenntnisse einer schönen Seele“ (S. 98/99) ist davon auszugehen, dass Marx auch die vorliegende, auf den 28. November 1848 datierte Meldung verfasste.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 28. Nov. (Neuigkeiten.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 155, 29. November 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 150.2–5

S. 98/99.

150.7–9

In Preußen waren nur Tochterlogen der drei altpreußischen Großlogen erlaubt, die satzungsgemäß keine Nichtchristen aufnehmen durften. Die Kölner Loge „Minerva zum vaterländischen Verein“ war eine der ersten preußischen Logen, die Juden aufnahmen.

860

Friedrich Engels Sitzung des Bundesrats und des Ständerats 25. November 1848 (S. 151)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Beitrag wurde am 25. November 1848 geschrieben. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 55.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 25. Nov. (Sitzung des Bundesraths und des Ständeraths.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 155, 29. November 1848. S. 4, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 151.10

Siehe S. 163/164 und 177/178. – Bern wurde am 28. November 1848 zur Bundesstadt bestimmt. (Siehe S. 88.24–29 und Erl. sowie S. 179 und 180/181.)

151.6

Wie ich schon früher vermuthete] Siehe Engels’ Korrespondenz vom 18. November 1848 (S. 121.40–122.5).

151.18

vereinigten Sitzung] Bundesversammlung.

151.19–20

Was sonst Wichtiges bis morgen] Siehe Engels’ Korrespondenz vom 26. November 1848 (S. 163/164).

861

Friedrich Engels Die Persönlichkeiten des Schweizer Bundesrats 23./24. November 1848 (S. 152–156)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Beitrag wurde wahrscheinlich am 23./24. November 1848 geschrieben. Die vorliegende Korrespondenz, in der Engels die sieben Mitglieder der Schweizer Bundesregierung, des Bundesrats, charakterisiert, wurde, bis auf die letzten drei Absätze, in denen er eine Prognose der zukünftigen Politik des Bundesrats gibt, von der „Dresdener Zeitung“ (mit Verweis auf die NRhZ) nachgedruckt. (Dresdner Zeitung. Nr. 55 und 56, 3. und 5. Dezember 1848. S. 368/369 bzw. 378/379.)

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 24. Nov. (Die Persönlichkeiten des Bundesraths.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 155, 29. November 1848. S. 4, Sp. 1–3, und Beilage. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 152.9 154.15 154.26 155.41

e´minemment] J e´minement Verschleuderungen] J Verscheuderungen dem] J den exe´cutif] J exce´cutif

ERLÄUTERUNGEN 152.13

„jeder Zoll ein Provinzialist“] In Anlehnung an William Shakespeare: König Lear. Aufzug 4, Szene 6: Ja, jeder Zoll ein König.

152.17

züricher Septemberregiment] Am 6. September 1839 wurde die liberale Regierung in Zürich durch einen konservativen Putsch zum Rücktritt gezwungen und ein sogenanntes „Septemberregiment“ übernahm die Macht. Unmittelbarer Anlass war der Streit um die Berufung des historischen Bibelkritikers David Friedrich Strauß zum Professor für Kirchengeschichte und Dogmatik. Nach dem Wahlsieg 1845 übernahmen die Liberalen wie-

862

Erläuterungen

der die Regierung. (Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte. S. 51–53.) – Engels würdigte 1841 in seinem Reisebericht „Über die Alpen!“, erschienen in der junghegelianischen Wochenzeitschrift „Athenäum“, die liberale Regierung, die „nicht nur den bis jetzt einzig dastehenden Muth hatte, einen Strauß zu berufen, sondern auch anderen Regierungspflichten ehrenvoll nachgekommen“ sei. (Friedrich Engels: Lombardische Streifzüge. I. Über die Alpen! In: MEGA➁ I/3. S. 249.) 153.15

Sonderbundskrieg] Siehe Erl. 87.15.)

153.25–28

Zur Schweizer Neutralitätspolitik siehe S. 659–666 und 837/838.

154.40–155.3 Er hat bis deutschen Schweizers.] Siehe bereits Engels: Die Schweizer Nationalratssitzung vom 22. November 1848 (S. 147/148). – Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666. 155.30

kollegialisch] Der Schweizer Bundesrat ist eine Kollegialbehörde, in der jedes der sieben Mitglieder die gleichen Rechte hat.

155.41

commission du pouvoir exe´cutif] Französische Regierung von Mai bis Juni 1848, die das aus der Februarrevolution hervorgegangene Gouvernement provisoire abgelöst hatte.

863

Karl Marx Geöffnete Briefe 28. November 1848 (S. 157)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Diese redaktionelle Mitteilung erschien in einem größeren Schriftgrad als die übrigen Beiträge und teilweise gesperrt an der Spitze eines „Extra-Blatt[es]“ der NRhZ vom 29. November 1848. Bei den darin erwähnten Korrespondenzen handelte es sich einerseits um einen von Engels aus Bern übermittelten Bericht (S. 163/164) und andererseits um einen Beitrag von Ferdinand Wolff aus Paris (Erl. 157.3); beide Texte wurden in der folgenden Ausgabe der NRhZ vom 30. November veröffentlicht. „Siegle Deine Briefe besser zu. Einer war aufgebrochen, wie ich in der Zeitung (natürlich Dich nicht nennend) angezeigt“, informierte Marx am 29. November Engels. (MEGA➁ III/2. S. 171.) Damit kann es auch keinen Zweifel an Marx’ Autorschaft geben. Die „Dresdner Zeitung“ druckte den vorliegenden Text nach. (Köln, 28. Nov. 11 Uhr Abends ... In: Dresdner Zeitung. Nr. 55, 3. Dezember 1848. S. 366.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 28. Nov., 11 Uhr Abends. Zwei der uns heute Abend ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 155, 29. November 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 157.5

Sedlnitzky ] J Sedlinitzki

ERLÄUTERUNGEN 157.2

Bern] Siehe S. 163/164.

157.3

Paris] ˆ Paris, 27. Nov. (Cavaignac in seiner Nationalversammlung.) In: NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 4, Sp. 2. – Ferdinand Wolff war nach Verhängung des Belagerungszustandes in Köln über Brüssel nach Paris geflohen und berichtete – wie bereits im Sommer 1848 – aus Frankreich. Unter dem entsprechenden Korrespondentenzeichen („ˆ“) waren bereits damals seine Berichte in der NRhZ veröffentlicht worden. (Siehe S. 629 und MEGA➁ I/7. S. 898.)

864

Karl Marx Das Organ Manteuffel und Johannes. – Die Rheinprovinz und der König von Preußen 28./29. November 1848 (S. 158)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 827 und 842. Der vorliegende Leitartikel knüpft ausdrücklich an zwei Artikel an, die wahrscheinlich ebenfalls von Marx verfasst wurden. (S. 118/119 und 135.) Zudem wurde der vorliegende Beitrag von Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849, in der er mehrere Artikel als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung bezeichnete, ziemlich deutlich angesprochen, wenn auch nicht direkt genannt. (Siehe [Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. – MEGA➀ I/7. S. XXI.) Die gleiche Nummer der NRhZ enthielt einen weiteren – wahrscheinlich von Wilhelm Wolff verfassten – redaktionellen Artikel „Die zwei Völker in Preußen“ (NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 2, Sp. 1), der einen Beitrag in einer früheren Ausgabe der „Neuen Preußischen Zeitung“ karikierte. (Die Popularität des Ministerii Brandenburg. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 128, 26. November 1848. S. 1/2.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 28. November 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Die Nürnberger „Mittelfränkische Zeitung“ druckte den Text wörtlich nach. ((Köln.) Die „Neue Preußische Zeitung“ ... In: Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 335. 3. Dezember 1848. Beilage. S. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln. (Das Organ Manteuffel und Johannes. – Die Rheinprovinz und der König von Preußen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 156, 30. November 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 158.1–3

Siehe S. 135.

158.4–6

Die Proklamation des Reichsverwesers. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 129, 28. November 1848. S. 1. – Hervorhebungen von Marx. – Für den Text des Aufrufs „An das deutsche Volk“ des Reichsverwesers Erzherzog Johann siehe Frankfurt

865

Karl Marx · Das Organ Manteuffel und Johannes

a.M., 22. November, Morgens. In: NRhZ. Nr. 151, 24. November 1848. Beilage. S. 1. Sp. 3; Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 479. 158.10–12

Ebd. S. 2. – Hervorhebungen und Einfügung in Klammern von Marx.

158.11–12

weil Er es eben gut heißt] Bereits in der „Neuen Preußischen Zeitung“ hervorgehoben.

158.14

„Großherzog“ vom Niederrhein] Auf dem Wiener Kongreß 1815 hatte Preußen – außer seinen alten Gebieten Kleve, Moers, Geldern, Essen und Werden sowie dem Großherzogtum Berg – das nördliche Rheinland mit den ehemaligen Reichsstädten Aachen und Köln, den Mosel- und Hunsrückraum mit Koblenz und Trier sowie das Saargebiet erhalten. Zunächst in die beiden Provinzen „Großherzogtum Niederrhein“ und „Oberpräsidialbezirk der Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg“ untergliedert, wurden diese Gebiete nach 1822 zur preußischen „Rheinprovinz“ vereinigt. Seinem königlichen Titel fügte Friedrich Wilhelm III. 1815 den Titel eines Großherzogs vom Niederrhein hinzu. (Siehe Herres/Holtz: Rheinland und Westfalen als preußische Provinzen. S. 115–118; Bär: Die Behördenverfassung. S. 86–88.)

866

Friedrich Engels Die revolutionäre Bewegung in Italien Vor dem 25. November 1848 (S. 159–162)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Ende Oktober 1848 war die toskanische Regierung zugunsten einer demokratischen gestürzt worden. Am 15./16. November waren im Kirchenstaat Unruhen ausgebrochen, in deren Verlauf Ministerpräsident Pellegrino Rossi ermordet und eine neue, demokratische Regierung unter Beteiligung Terenzio Mamianis gebildet worden war. Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um den ersten redaktionellen Kommentar zu diesen Regierungsumstürzen, die als Anzeichen einer „zweite[n] Auferstehung Italiens“ gedeutet werden. Anfang November 1848 in Bern angekommen, schrieb Engels nicht nur Korrespondenzen über die Schweizer Innen- und Außenpolitik, sondern – von Marx aufgefordert – auch Artikel über eine Reihe weiterer Themen. (Siehe S. 612–618 und 659–666 sowie Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Auch der vorliegende Artikel stammt wahrscheinlich aus seiner Feder. Darauf weisen zahlreiche thematische und inhaltliche Übereinstimmungen mit Artikeln hin, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Engels verfasste. (Siehe „Erläuterungen“.) Auch die in redaktionellen Artikeln der NRhZ sonst nicht übliche Verwendung der ersten Person Singular („spreche ich nicht“ (S. 161.34)) deutet darauf hin, dass es sich bei dem Text ursprünglich um eine Korrespondenz handelte. Vermutlich hat Marx den Artikel redigiert, darauf deutet insbesondere der Schlussteil hin, in dem betont wird, „alle, alle Illusionen des Februar und März“ seien zertreten (S. 162.37), was Marx kurz zuvor bereits ähnlich formuliert hatte. (Siehe Marx: Bekenntnisse einer schönen Seele (S. 101.22).) Der Artikel wurde – jeweils ohne Angabe von Gründen – in MEGA➀ noch Engels zugewiesen (MEGA➀ I/7, S. XIX–XX und 478–481), in den späteren russischen Werkausgaben sowie in der deutschen und englischen Werkausgabe jedoch Marx. Da der Artikel in der NRhZ vom 30. November 1848 veröffentlicht wurde, muss er spätestens am 28. bzw. am frühen Vormittag des 29. November in Köln vorgelegen haben. Drei bis vier Tage von Bern nach Köln benötigend, ist davon auszugehen, dass der Text spätestens am 24./25. November verfasst wurde, vermutlich unmittelbar nachdem die römischen Ereignisse um den 23. November in Bern bekannt geworden waren. (Siehe Rom, 16. Nov. Abends 7 Uhr. Rom hat eine neue Revolution in demokratischem Sinne vollendet! In: Berner-Zeitung. Nr. 282, 24. November 1848. S. 2054.)

867

Friedrich Engels · Die revolutionäre Bewegung in Italien

Zeugenbeschreibung J * Köln, 29. Nov. (Die revolutionäre Bewegung in Italien.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 156, 30. November 1848, S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 160.36 161.29 161.38 162.4

der] J dem Jellachich ] J Jelachich Jellachich ] J Jelachich wiederholen] J widerholen

ERLÄUTERUNGEN 159.4–7

Siehe ebenso Engels’ im Laufe des Dezember 1848 geschriebenen Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286.1–2). – Zu Marx’ Gedanken eines Kreislaufs, den nach der Revolution auch die Konterrevolution 1848 beschritten habe, siehe S. 78.1.

159.7–8

Die NRhZ meldete bereits am 25. Oktober 1848 die auf Druck der Bevölkerung zustandegekommene demokratische Regierungsumbildung im Großherzogtum Toskana. (Italien * (Verspätet.) ... (Fall des toskanischen Ministeriums.) In: NRhZ. Nr. 125, 25. Oktober 1848. S. 2, Sp. 3.)

159.8

Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ enthielt bereits am 24. November 1848 einen Korrespondentenbericht über die römischen Ereignisse und die neue Regierungsbildung unter Beteiligung des im August zurückgetretenen Terenzio Mamiani ([Emil August Braun:] Δ Rom, 16. Nov. Die Entwicklung ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 329, 24. November 1848. S. 5188), den die NRhZ vier Tage später nachdruckte. (NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2.) Die Ermordung des römischen Ministerpräsidenten Pellegrino Rossi hatte die NRhZ am Vortag gemeldet. (* Rom. In: NRhZ. Nr. 153, 26. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 2.) Am 29. November teilte die NRhZ – wieder gestützt auf die „Allgemeine Zeitung“ – Details über die römischen Ereignisse mit, die die Kölner Redaktion nun in ihrer Inhalts-„Uebersicht“ und in einem einleitenden Satz als „Revolution“ bezeichnete. (* Rom (Revolution.) In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2.)

868

Erläuterungen

159.13–160.5 Ähnlich hebt Marx in seinem Neujahrsartikel die den Weltmarkt beherrschende Rolle Großbritanniens hervor, jedoch anders als in Marx’ Text wird im vorliegenden Großbritannien nicht in erster Linie als „Fels“ der Konterrevolution dargestellt, der nur durch einen Weltkrieg zu brechen sei. (Siehe S. 265.24 und 266.4.) Es wird vielmehr die Zuversicht ausgedrückt, dass England eine eigenständige revolutionäre Entwicklung entfalten werde. – Bereits 1848 war Engels auf die Niederlage der britischen Wahlrechtsbewegung eingegangen (Siehe Engels: Die „Kölnische Zeitung“ über englische Verhältnisse. (NRhZ. Nr. 62, 1. August 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 449), die Marx in seinen Artikeln im Dezember 1848 nicht in ähnlicher Weise berücksichtigt. (Siehe Marx’ Ausführungen in einem Wiener Arbeiterverein am 30. August 1848 (MEGA➁ I/7. S. 775).) 160.10

Londoner Spezialkonstabler] Siehe S. 97.20 und Erl.

160.14–15

Während einer Pariser Massendemonstration zur Übergabe einer Petition zugunsten Polens drang am 15. Mai 1848 ein Teil der Demonstranten in die französische Nationalversammlung ein, erklärte diese für aufgelöst und bildete dann im Hoˆtel de Ville eine revolutionäre Regierung, deren Mitglieder jedoch noch am gleichen Tag von der Nationalgarde verhaftet wurden. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 178 und 1179. – Deinet: Die narzißtische Revolution. S. 29–36; House: Controlling Paris. S. 146–165.) – Im März und April 1849 berichtete die NRhZ ausführlich über den Prozess, der im mittelfranzösischen Bourges gegen die Teilnehmer des Umsturzversuchs vom 15. Mai 1848 geführt wurde. Die Angeklagten Barbe`s und Albert wurden zur Deportation, Blanqui, Raspail und andere zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.

160.23–24

Zu den Wiener Unruhen am 15. Mai und 25./26. Mai 1848 siehe S. 4.1–3 und Erl. sowie MEGA➁ I/7. S. 115, 172, 1116 und 1173.

160.24–25

Engels hatte bereits im Juni 1848 die Überzeugung geäußert, dass den Ereignissen in Neapel, wo König Ferdinando II am 15. Mai 1848 mit Militär und Schweizer Söldnern gegen Aufständische vorgegangen war und das Parlament aufgelöst hatte, im europäischen Revolutionsverlauf eine besondere Bedeutung zukommen werde. (Siehe Engels: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. (NRhZ. Nr. 1, 1. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 40–42. – Ferner ebenda. S. 941/942, 944)

160.31–33

Zum Pariser Juniaufstand von 1848 siehe MEGA➁ S. 959–966, insbesondere 963/964.

869

Friedrich Engels · Die revolutionäre Bewegung in Italien

160.37–41

Zu den Zahlenangaben siehe bereits Engels’ Artikel „Der 25. Juni“ vom 29. Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 213 und 1212/1213).

161.17–24

Nach der Einnahme Mailands durch Radetzky am 6. August 1848 diskutierte Engels die sich aus der österreichischen Rückeroberung der Lombardei und Venetiens ergebenden Konsequenzen für Italien und Europa. (Siehe MEGA➁ I/7. S.578, 580, 586/587 und 619–621.)

162.27

Die NRhZ veröffentlichte am 21. November 1848 ein von dem Rechtsanwalt Francesco Domenico Guerrazzi verfasstes Zirkular der toskanischen Regierung vom 7. November, in dem zur Bildung einer auf dem allgemeinen Wahlrecht beruhrenden gesamtitalienischen Verfassungsversammlung aufgerufen wurde. Die Wiedergabe des Textes wurde mit dem Kommentar (eines wahrscheinlich fiktiven Korrespondenten) eingeleitet: „Während in ganz Europa die Contrerevolution Schritt vor Schritt siegreich vordringt, feiert in dem kleinen Toskana die Demokratie ihre glänzendsten Triumphe. ...“ (** Florenz, 9. Nov. Während in ganz Europa ... In: NRhZ. Nr. 148, 21. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2/3.)

162.37

Illusionen] Siehe ähnlich bereits Marx in seinem Artikel „Bekenntnisse einer schönen Seele“ in der NRhZ vom 17. November 1848 (S. 101.22), ferner Marx: Die preußische Kontrerevolution und der Richterstand (S. 254.3).

870

Friedrich Engels Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat 26. November 1848 (S. 163/164)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG S. 659–666. In der vorliegenden Korrespondenz berichtet Engels über die Sitzungen des Ständerats, der Bundesversammlung und des Nationalrats vom 25. November 1848. Zugleich informiert er über die Tagesordnung der Sitzung des Nationalrats am 26. November, auf die er in seiner nächsten Korrespondenz einging. (S. 177/178.) Da Engels am Schluss seiner vorhergehenden Korrespondenz schreibt, dass er verhindert gewesen sei, an den Parlamentssitzungen vom 25. November teilzunehmen (S. 151.20), ist davon auszugehen, dass er über diese auf der Grundlage von Berner Zeitungsberichten schrieb. Der Beitrag wurde wahrscheinlich am 26. November 1848 geschrieben. Wie Marx in der NRhZ vom 29. November 1848 und am gleichen Tag auch Engels brieflich mitteilte, soll ein Brief von Engels „aufgebrochen“ worden sein. Er enthielt wahrscheinlich den vorliegenden Artikel. (S. 157 und Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 56/57.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 26. November. (Vereinigte Sitzung der Räthe. – Der Bundesrath.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 156, 30. November 1848. S. 4, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 163.1

gestrigen vereinigten Sitzung] Sitzung der Bundesversammlung vom 25. November 1848.

163.9–10

vom Nationalrath

164.5–9

Siehe S. 177/178.

164.17

Gebietsverletzung] Beschwerde an die Provisorische Zentralgewalt aufgrund der Gebietsverletzung deutscher Truppen im Kanton Zürich. Dieses Vorkommnis hat Engels bereits drei Tage zuvor kommentiert. (Siehe S. 149.)

bis

Bundessitz] Siehe S. 151.10.

871

Friedrich Engels · Vereinigte Sitzung der Räte – Der Bundesrat

Unterhalb des vorliegenden Beitrags veröffentlichte die NRhZ den Bericht eines Züricher Korrespondenten, wahrscheinlich von Hermann Lüning. Darin heißt es: „Ungefähr 40 Mann drangen nach Solgen [Sulgen], einem Weiler von etwa 9 Häusern vor, und umzingelten das Haus einer Wittwe, wo Weißhaar verborgen sein sollte. Ein Mädchen, das an der Stallthüre stand, wurde von einem Soldaten mit gefälltem Bajonnet bis in Haus verfolgt. Die Bauern kamen hinzu und erklärten den Soldaten, sie dürfen nicht bewaffnet auf eidgenössisches Gebiet kommen, worauf diese antworteten: ,Wir pfeifen auf eure Eidgenossenschaft‘! Das war den Bauern zu arg. Sie bewaffneten sich mit Dreschflegeln, Heugabeln und Knitteln, und trieben ... die ,Reichstruppen‘ über die Gränze.“ ([Hermann Lüning:] ** Zürich, 26. November. (Die Gebietsverletzung.) In: NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 4, Sp. 1. – Siehe bereits Engels’ Kommentar in der NRhZ vom 26. November 1848 (S. 134.5 und Erl. 134.8–10). – Siehe Zürich. Bülach. (Korr.) In: Neue ZürcherZeitung. Nr. 328, 23. November 1848. S. 1476.) 164.18–21

872

Die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ hatte „Acten-Auszüge“ über die gegen Deutschland gerichteten republikanischen Aktivitäten deutscher Flüchtlinge in der Schweiz veröffentlicht. (Siehe Nichtamtlicher Theil. In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 301, 9. November 1848. Extra-Beilage. S. 1–4. – Zu den „Erkundigungen“ siehe Erl. 184.2–5 und 261.3.)

Friedrich Engels Sitzung des Schweizer Nationalrats vom 27. November 1848 27. November 1848 (S. 165)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 61.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 27. Nov. (Sitzung des Nationalraths vom 27. Nov.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 157, 1. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 165.3

war ] J wahr

ERLÄUTERUNGEN 165.2–3

Die Sitzungen der Schweizer Parlamentskammern und der Bundesversammlung wurden nicht stenographisch protokolliert. In dem seit Februar 1849 wöchentlich herausgegebenen „Schweizerischen Bundesblatt“ wurden die parlamentarischen Verhandlungen in summarischer Weise wiedergegeben. (Siehe S. 232.20–22 sowie Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung. Bd. 1. S. IV.)

873

Friedrich Engels Raspail oder Ledru-Rollin Anfang Dezember 1848 (S. 166–172)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Neben seinen Korrespondentenberichten über die Schweizer Innen- und Asylpolitik schrieb Engels während seines Aufenthalts in Bern von November 1848 bis Januar 1849 für die NRhZ auch Artikel über weitere Themen. Den vorliegenden Artikel, genauso wie einen zweiten (S. 173–176), verfasste er kurz vor den am 10. Dezember 1848 stattgefundenen französischen Präsidentschaftswahlen. Beide wurden seinerzeit nicht veröffentlicht und sind – ohne Überschrift und ohne Datum, aber von vornherein mit dem Redaktionszeichen „* Paris“ versehen – als Manuskript überliefert. Sie wurden unmittelbar nacheinander geschrieben, was durch ihre Numerierung („1)“ und „2)“) und den Schlusssatz des vorliegenden Artikels unterstrichen wird. Der vorliegende und der zweite Artikel (S. 173–176) wurden wahrscheinlich Anfang Dezember 1848 begonnen und vor der Wahl am 10. Dezember beendet. Am 29. November 1848 bat Marx Engels: „Schreib’ ausführlich über Proudhon“. Ob es sich dabei um eine Aufforderung oder bereits um eine Mahnung handelte, muss offen bleiben. „Vergiß mich bei Proudhon nicht“, fügte Marx jedenfalls im gleichen Brief hinzu, „da unsre Artikel jezt in sehr viele französische Blätter übergehn.“ (MEGA➁ III/2. S. 171. – Siehe S. 760–763, 770, 775/776, 809–811 und 819/820.) Möglicherweise trafen beide Manuskripte nicht rechtzeitig in Köln ein und verloren dadurch ihre Aktualität, insbesondere da sich mit Bekanntwerden der Wahlergebnisse zeigte, dass sich die in Raspails Kandidatur gesetzten Hoffnungen nicht erfüllten. Erstveröffentlichung: MEGA➀ I/7. Moskau 1935. S. 552–557.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. H 7 / H 7. Beschreibstoff: Ein Blatt weißes, mittelstarkes Papier im Format 209 × 265 mm, mittig gefaltet zu insgesamt vier Seiten. Das Blatt wurde von einem Bogen abgetrennt, die Trennlinie ist an der Oberkante von S. [1/2] gut, von S. [3/4] deutlich erkennbar. Zustand: Papier gut erhalten, leicht vergilbt, am unteren Rand in der Faltlinie geringfügig eingerissen und kleine Eselsohren links und rechts der Faltlinie, ebenso auf S. [3/4] außen am oberen und unteren Rand. Schreiber: Engels. Schreibmaterial: Schwarze Tinte, braun verfärbt; Tintenfleck auf S. [4] mit Durchdruck auf S. [3].

874

Variantenverzeichnis

Beschriftung: Alle vier Seiten vollständig. Datierung fehlt. Paginierung: Keine. Vermerke fremder Hand: Auf S. [1] und in der Faltung zwischen S. [2] und [3] Archivstempel des IISG; S. [1] mit Bleistift Archivsign. „H 7“; auf allen vier Seiten mit Bleistift aufeinanderfolgende Kopiersignaturen: „2384a“ bis „2384d“. Der Edierte Text folgt H. VARIANTENVERZEICHNIS 166.9

:der Arbeit:

166.11

daß bloß〉 der

166.13

:& die Männer der Volkspartei aus Egoismus verdächtigen:

166.24

:wieder:

169.2

:die die eigentliche Partei der Re´forme bildeten:

169.13

Minorität bliñ

169.16

:die jetzt:

169.17

:war:

169.19

bewegen > bereden

169.21

stellte wie > stellte, & so

169.23

braucht nurñ

169.26

Erhebung der Partei des National > Erhebung der reinen Repu˙ ˙˙ ˙ ˙ ˙ ˙ blikaner

169.30

:wieder:

169.32

wichtigen Fragen, Prinzipienfragen, auf > wichtigen Fragen vorkamen

170.5

begnügen, dieñ

170.10

Derselbe > Der Mann

170.15

Rollin, der einzigeñ

170.17

Erfahrungen der mitñ

170.21

durchzusetzen war, nichts thaten & als〉

170.26

& :die:

170.26

:fortzuführen:

170.37

Monaten, stimmt esñ

170.39

:gegenüber den Besiegten,:

875

Friedrich Engels · Raspail oder Ledru-Rollin

170.39

Siegern, auch jetñ

171.5

aufgestellt, nachñ

171.11

er wirdñ

171.11

Sie haben seine Schwäche > Seine Schwäche

171.21

der :revolutionären: Handlungen

171.23

vertritt. Woherñ

171.29

:bald:

171.30

wenigstens im derñ

171.32

:mit gefälltem Bajonett:

171.40

:radikalen:

172.2

ihn denn soñ

172.4

:Das Volk weiß

172.8

Das Volk hat ein gutes Gedächtniß & ist lange nicht so undankbar wie verkannte Reaktionäre zu behaupten pflegen. > Aber das Volk bis zu sagen lieben.

172.10

belieben > lieben

172.12

:bloßem:

172.13

Raspail derñ

172.17

:von Paris:

172.20

:den Franzosen:

172.21

bereits zuñ

172.25

Volk > Proletariat

bis

heißblütige Raspail.:

ERLÄUTERUNGEN 166.6–7

Siehe Encore et toujours la pre´sidence. In: La Re´forme. Paris. Nr. 315, 14. November 1848. S. 1; La Re´volution de´mocratique et sociale. Nr. 10, 16. November 1848. S. 1. (MEGA➀ I/7. S. 691.)

166.7–10

Manifeste e´lectoral du PEUPLE. [Gez.:] Les re´dacteurs du Peuple. In: Le Peuple. Paris. Nr. 4, 8.–15. November 1848. S. 1–3; De´claration au peuple. In: La Re´forme. Paris. Nr. 310, 9. November 1848. S. 1/2.

166.15

P.-J. Proudhon: Argument a` la Montagne. In: Le Peuple. Paris. Nr. 5, 15.–21. November 1848. S. 1–3.

876

Erläuterungen

169.37

Zur Ausrufung des Belagerungszustands in Paris während des Juniaufstands 1848 siehe MEGA➁ I/7. S. 960 und 1192.

170.24

93 ] 1793

170.31–35

Compte rendu des se´ances de l’assemble´e nationale. Tome 5. Paris 1850. S. 842–845. – Die NRhZ fasste Ledru-Rollins Rede in der Sitzung der französischen National-Versammlung vom 25. November 1848 zusammen: „Ledru-Rollin beschuldigt Cavaignac, daß er, gegen den Wunsch der Kommission, keine Truppenmacht in Paris konzentrirt habe.“ (NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 2. – Siehe Ernst Dronkes Kommentar: )·( Paris, 26. Nov. (Die Kammerschlacht.) Ebenda. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2.) In einem Artikel der Pariser Zeitung „La Presse“, den die NRhZ am 19. November 1848 wiedergab, war bereits zuvor Ledru-Rollins Aussage vor der Commission d’Enqueˆte sur l’insurrection du 23 juin zitiert worden. (* Herr Cavaignac. In: NRhZ. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 3. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 224 und 1220. – House: Controlling Paris. S. 191–198, 205/206, 233/234.)

171.5–8

Die NRhZ berichtete am 6. Dezember 1848: „Der Kampf zwischen Sozialisten und den sogenannten ,reinen‘ Demokraten, aus Anlaß der Präsidentschaftswahl dauert fort. Wir erwähnten früher, daß sich zwei Ausschüsse, Central Comite von Proudhonisten, und ein Wahlkongreß von Ledru-Rollinisten hier gebildet hätten. Die ,Revolution‘ (Ledru-Rollins Blatt) zeigt heute in großer Schrift an, daß der Wahlkongreß von 300 Delegirten aus Paris, den Departements ... mit Einstimmigkeit ... beschlossen habe: den Bürger Ledru-Rollin als einzigen Kandidaten zur Präsidentschaft aufzustellen. Das kommunistische Central Comite erklärt jedoch seinerseits, daß die gesammte sozialistische Partei an ihrem Kandidat Raspail festhalte.“ (NRhZ. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3.) Am 19. November hatte die NRhZ gemeldet: „Die Montagne hat mit ihrer Empfehlung Ledru-Rollins unter den Pariser Revolutionären nichts erreicht: das demokratische Central-Wahlkomitee der vier Seinedepartements hat sich vorgestern mit 72 Stimmen gegen 6 (die sich der Abstimmung enthielten) für die Candidatur des Gefangenen von Vincennes, Francois Vincent Raspail, entschieden!“ ([Ernst Dronke:] )·( Paris, 15. Nov. Ebenda. Nr. 147, 19. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 1.)

172.33

Siehe S. 173–176.

877

Friedrich Engels Proudhon Anfang Dezember 1848 (S. 173–176)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 874. Erstveröffentlichung: MEGA➀ I/7. Moskau 1935. S. 558–561.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. H 7 / H 7. Beschreibstoff: Ein Blatt weißes, mittelstarkes Papier im Format 208 × 274, mittig gefaltet zu insgesamt vier Seiten. Das Blatt wurde anscheinend von einem größeren Bogen abgetrennt, die Trennlinie an der Oberkannte ist kaum erkennbar. Zustand: Papier gut erhalten, leicht vergilbt; am oberen und unteren Ende der Faltlinie geringfügiger Papierverlust ohne Textverlust. Auf S. [1] eine starke Verschmutzung (Grauverfärbung) entlang einer diagonalen Faltlinie von rechts oben nach links unten. Schreiber: Engels. Schreibmaterial: Schwarze Tinte, braunverfärbt; Tintenflecken auf S. [1] und der unbeschriebenen S. [4] mit Durchdruck auf S. [2] und [3]. Beschriftung: Drei Seiten vollständig, eine Seite leer. Datierung fehlt. Paginierung: Keine. Vermerke fremder Hand: Auf S. [1] und in der Faltung zwischen S. [2] und [3] Archivstempel des IISG; auf den drei beschrifteten Seiten mit Bleistift aufeinanderfolgende Kopiersignaturen: „2385a“ bis „2384c“. Der Edierte Text folgt H.

VARIANTENVERZEICHNIS 173.2

Wir versñ

173.8

gemacht > durchgemacht

173.12

gefiel den > frappierte die

173.14

Proudhon deßwegen〉 vor

173.18

war es > entsprach es

173.24

juristischen Grundñ

173.26

:lauter:

878

Erläuterungen

173.28

nichts > wenig

174.8

:philosophische:

174.23

:Die Franzosen

174.25

aufgenommen. š xxx xxx〉 Marx

bis

beiseite.:

1 1/2 durchgestrichene Zeilen nicht lesbar.

174.26

:hat damals:

174.33

obige Werke > sie beide

174.38

war der〉 Proudhon

174.39

peuple“ verñ

175.1

Bewegung, &〉

175.7

der Studirstube ins > dem Schmollwinkel aufs

175.18

alten spxxxgs

175.18

gegen > auf

175.24

:Proudhons:

175.25

meisten > wenigsten

175.31

seine in derñ

175.36

:grade:

175.38

den Proudhon > den er

176.10

in Clubs > in den Clubs

ERLÄUTERUNGEN 173.10

P[ierre]-J[oseph] Proudhon: Qu’est-ce que la proprie´te´? ou Recherches sur le principe du droit et du gouvernement. Premier me´moire. Paris 1840. – Siehe MEGA➁ IV/32. S. 535/536.

174.4–6

P.J. Proudhon: Syste`me des contradictions e´conomiques, ou Philosophie de la mise`re. T. 1–2. Paris 1846.

174.11–12

Equitable Labour Exchange Bazaars oder Offices ] Nachdem sich seit 1829 in London erste genossenschaftliche Warentauschbörsen gebildet hatten, rief Robert Owen 1832 zur Gründung von „Equitable Banks of Exchanges“ auf der Grundlage der Einführung von Arbeitsscheinen parallel zur bestehenden Währung auf, die jedoch bereits 1834 wirtschaftlich scheiterten. (Siehe Larkin: English Economic and Social History. S. 117/118.)

879

Friedrich Engels · Proudhon

174.21–22

„persönlichen Feind des Jehova“] Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Caput XXII, Strophe 5.

174.26–30

Karl Marx: Mise`re de la philosophie. Re´ponse a` la Philosophie de la mise`re de M. Proudhon. Paris. Bruxelles 1847.

174.39–41

Die Wochenzeitung „Le Repre´sentant du Peuple “ erschien von Februar bis Oktober 1848, zunächst als „Journal quotidien des producteurs“, dann als „Journal quotidien (et hebdomadaire) des travailleurs“. Ab November 1848 gab Proudhon die Zeitung „Le Peuple “ heraus, nach einer Meldung der NRhZ vom 24. November 1848 als Tageszeitung.

175.3–5

Proudhon war in den Nachwahlen vom 4. Juni 1848 in die französische Nationalversammlung gewählt worden. (Siehe Paris, 8. Juni. In: NRhZ. Nr. 11, 11. Juni 1848. S. 3, Sp. 2; [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 22. Juni. (Proudhon in d[en] belgischen Blätter[n].) Ebenda. Nr. 26, 26. Juni 1848. S. 3, Sp. 2.)

175.30–31

Nach dem Pariser Juniaufstand 1848 floh Louis Blanc zunächst nach Belgien, dann nach London. (Siehe Paris, 6. Juli. Aus dem Briefe Louis Blanc’s ... In: NRhZ. Nr. 39, 9. Juli 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3. – [Georg Weerth:] Louis Blanc in Belgien und England. Ebenda. Nr. 93, 3. September 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2. Sp. 2.)

175.38–176.6 Zu Proudhons Rede in der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 31. Juli 1848 siehe Marx: Proudhons Rede gegen Thiers. (NRhZ. Nr. 66, 5. August 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 492–495 und 1411–1414.

880

Friedrich Engels Sitzung des Nationalrats – Ständerat – Protest des Papstes – Reichskornsperre – Der Walliser Große Rat 26./27. November 1848 (S. 177/178)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. In der vorliegenden Korrespondenz berichtet Engels über die Beratungen des Schweizer Nationalrats sowie des Ständerats vom 25. und 26. November 1848, die er in vorangegangenen Berichten begonnen bzw. angekündigt hatte. (S. 151 und 163/164.) Der Artikel wurde wahrscheinlich nicht, wie zu Beginn angegeben, am 26. November 1848, sondern erst am 27. November 1848 geschrieben oder zumindest abgeschlossen. Darauf weisen die Zeitangaben „gestrigen“ und „vorgestrigen“ innerhalb des Textes hin, die sich auf den 26. bzw. 25. November beziehen. Zudem kann der Text erst im Anschluss an die beiden vorangegangenen und auf den 25. bzw. 26. November datierten Korrespondenzen verfasst worden sein. (S. 151 und 163/164.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 58–60.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 26. Nov. (Sitzung des Nationalrath. – Ständerat. Neuchatel. (Protest des Papstes. – Reichskornsperre. – Der Walliser Gr. Rath.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 157, 1. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 177.1

gestrigen] 26. November 1848. – Siehe S. 163/164.

177.9

Alcibiades] Der Athener Politiker Alkibiades gilt als Prototyp eines skrupellosen Machtmenschen.

177.17–18

Im Ständerath bis Fassung angenommen] Siehe auch S. 163/164

177.22–23

Wir werden sehen, was dabei herauskommt] Siehe Engels’ Korrespondenzen vom 28. und 29. November 1848 (S. 179 und 180/181.)

881

Friedrich Engels · Sitzung des Nationalrats – Ständerat

178.3

vorgestrigen] 25. November 1848.

178.6–9

Der Papst bis protestirt] Pius IX. – Zu den Beschlüssen der fünf Kantonen siehe Erl. S. 121.32. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Freiburger Aufstand am 24. Oktober 1848. (Siehe S. 90.10.)

178.18

Kornsperre] In der NRhZ vom 30. November 1848 berichtete ein Korrespondent aus Zürich, wahrscheinlich Hermann Lüning, dass die beabsichtigte „vollständige Getreide- und Fruchtsperre“ nutzlos sein werde, da das schwäbische und bayrische Korn den Weg über Tirol nehmen werde. ([Hermann Lüning:] ** Zürich, 26. November. (Schmerling’sche Maßregeln.) In: NRhZ. Nr. 156, 30. November 1848. S. 4, Sp. 1. – Siehe Engels’ Kommentar in der NRhZ vom 26. November (S. 134.5) sowie seine Korrespondenzen vom 1. und 5. Dezember 1848 (S. 183.2 und 218.27–219.3) sowie S. 236.41.)

178.22–23

Sonderbundskriegssteuer] Zum Sonderbundskrieg siehe Erl. 87.15. Die besiegten Kantone mussten Reparationen in Höhe von rund 6,5 Millionen Franken zahlen.

178.35

Als Radetzky in Mailand einzog] 6. August 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 569/570, 580 und 587.)

882

Friedrich Engels Bern zur Bundesstadt erklärt – Franscini 28. November 1848 (S. 179)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Text wurde am 28. November 1848 geschrieben, und zwar bevor die Sitzung des Schweizer Ständerats begann, der sich um 16 Uhr versammelte (S. 180/181), und bevor „die Post um halb 5 Uhr“ schloss. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 63.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 28. Nov.(Bern zur Bundesstadt erklärt. – Franscini.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 158, 2. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 179.2–3

Zur Beschlussfassung des Schweizer Ständerats siehe S. 180.1–4.

179.8–10

Siehe Engels’ Korrespondenz vom 22. November 1848 (S. 147/148). – Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666.

179.19

Art. 2] Siehe S. 147.17.

883

Friedrich Engels Neues aus Bern 29. November 1848 (S. 180/181)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Der Text wurde am 29. November 1848 geschrieben, vermutlich wiederum bevor die Berner Nachmittagspost um 16.30 Uhr abging. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 64/65.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 29. Nov. In der gestrigen Sitzung ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 181.4

Benz] J Berg Siehe Erl. 182.1–5.

ERLÄUTERUNGEN 180.1–4

Siehe Engels’ Korrespondenz vom 26. November 1848 (S. 163/164). – Zur entsprechenden Beratung des Nationalrats siehe S. 179.

180.14–16

Siehe Engels’ Korrespondenz vom 13. Januar 1849 (S. 299.1) sowie S. 308.18–19. – Schweizer Nationalrat und Ständerat traten am 16. April 1849 und die Bundesversammlung erst am 4. Mai wieder zusammen. (Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung. Bd. 1. S. 5.)

180.22–24

Wiederholt berichtete Engels über die Berner Ergänzungswahlen. (Siehe S. 125.1–6 und Erl. sowie 142.37–143.3.)

181.4–7

Siehe 29. Nov. Heute fand hier ... In: Berner-Zeitung. Nr. 287, 30. November 1848. S. 2073. – Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen über die Schweizer Asyl- und Flücht-

884

Erläuterungen

lingspolitik forderte der Züricher Liberale Rudolf Benz den Tessiner Radikalliberalen Giacomo Luvini zum Duell. (Siehe Engels’ Korrespondenz vom 30. November 1848 (S. 182) sowie S. 185.1 und 229.13–14.)

885

Friedrich Engels Duell zwischen Benz und Luvini 30. November 1848 (S. 182)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 66.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 30. Nov. (Duell zwischen Berg [vielm.: Benz] und Luvini.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 160, 5. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhaltsübersicht (Beilage. S. 1, Sp. 1) entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 182.1

Benz ] J Berg Im Text ingesamt so korrigiert.

ERLÄUTERUNG 182.1–5

886

Zu dem Duell zwischen den eidgenössischen Nationalsratsmitgliedern Rudolf Benz und Giacomo Luvini siehe bereits Engels’ Korrespondenz vom 29. November 1848 (S. 181.4–7 und Erl.) sowie S. 185.1 und 229.13–14). In der NRhZ wurde irrtümlicherweise einer der beiden Duellanten, der Abgeordnete Rudolf Benz, wiederholt als „Berg“ bezeichnet. Ob dieser Fehler auf Engels zurückgeht oder auf einen Lesefehler des Kölner Setzers, lässt sich nicht feststellen.

Friedrich Engels Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat 1. Dezember 1848 (S. 183–185)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666 Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 67–69.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 1. Dez. (Die deutsche Grenzsperre. – Das Reich. – Der Kriegsrath.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 160, 5. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhaltsübersicht in der Beilage, S. 1, Sp. 1 entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 183.2

Grenzsperre] Die „Berner-Zeitung“ meldete am 30. November 1848: „Aarau. Es heißt heute hier allgemein, seit gestern Nachmittag sei längs dem Rhein eine Totalsperre gegen die Schweiz eingetreten. Offizielle Berichte darüber sollen noch keine eingetroffen sein.“ (Berner-Zeitung. Nr. 287, 30. November 1848. S. 2074.) Einen Tag später: Der badische Ministerpräsident und die „Neue Freiburger Zeitung“ versicherten, „daß das deutsche Reichsministerium gegen die Schweiz keineswegs eine Fruchtsperre beabsichtige“. Nach Angaben der Freiburger Zeitung werde der Reichsverweser wahrscheinlich „,eine strenge Ueberwachung des Personenverkehrs, sowie des Vertriebs aufreizender Schriften‘ anordnen, sobald die militärische Grenzbesetzgung weit genug vorgerückt sei“. (Ebenda. Nr. 288, 1. Dezember 1848. S. 2075. – Siehe Engels’ Korrespondenz vom 26./27. November 1848 (S. 178.18 und Erl.) sowie S. 218.27– 219.3 und 236.41.) Gestern bis sind!] Siehe beispielsweise Gr. Baden. Karlsruhe. (Gerücht von einem Freischärlereinfall.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 336, 1. Dezember 1848. S. 5294.

887

Friedrich Engels · Die deutsche Grenzsperre – Das Reich – Der Kriegsrat

184.2–5

Fortdauer der Uebelstände an der Schweizergrenze. In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 314, 24. November 1848. Beilage. S. 1. – Die Zeitung hatte bereits am 9. November „ActenAuszüge“ über die gegen Deutschland gerichteten republikanischen Aktivitäten deutscher Flüchtlinge in der Schweiz veröffentlicht. (Siehe S. 164.18–21 und Erl. sowie ** Schaffhausen, 21. Nov. (Die deutsche Centralgewalt.) In: NRhZ. Nr. 152, 25. November 1848. S. 3. Sp. 3.) – In ihren Ausgaben vom 5. und 6. Dezember veröffentlichte die NRhZ weitere Berichte, die die Darstellung der Frankfurter Zeitung bestritten. (Siehe ** Baselland, 1. Dec. (Die Reichsspionenberichte.) In: NRhZ. Nr. 160, 5. Dezember 1848. S. 4, Sp. 3; J[oseph] A[nton] Bröchin: * Rheinfelden, 25. November. (Beleuchtung einiger Reichslügen in Betreff der Schweiz.) In: NRhZ. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. – Siehe ferner Erl. 261.3.)

184.6

Metternich] Germain Metternich.

184.9–14

in Dornach bis geschossen worden] Siehe Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 314, 24. November 1848. Beilage. S. 1.

184.21–23

so heißt es bis rüste“!!] Ebenda. Hervorhebungen und Ausrufezeichen von Engels.

184.26

„Trema Bisanzio“ aus der Oper „Belisar“ von Gaetano Donizetti.

184.32–42

Nach der „Suisse“ ... In: Berner-Zeitung. Nr. 287, 30. November 1848. S. 2072.

185.1

Außer dem Duell

185.1–2

Tessiner Debatte] Siehe Engels: Der Nationalrat (S. 220–234). – Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666.

888

bis

Benz] Siehe S. 181 und 182.

Karl Marx Prozesse der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 4./5. Dezember 1848 (S. 186)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 20. Dezember 1848 sollte gegen Marx, Engels und den Geranten Hermann Korff der Geschworenenprozess wegen des Artikels stattfinden, der im Juli 1848 in der NRhZ über die Verhaftung der beiden Arbeiterführer Andreas Gottschalk und Friedrich Anneke veröffentlicht worden war. (S. 238, 242, 386, 409–420 und 409–420. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 251–253.) Im vorliegenden Leitartikel der NRhZ vom 6. Dezember wird die Mitteilung der darüber hinaus auf Betreiben der Frankfurter Zentralgewalt gegen die NRhZ eingeleiteten gerichtlichen Untersuchungen mit dem Vorwurf gegen die rheinpreußische Justiz verbunden, keine Strafverfahren gegen Beamte einzuleiten. Denn statt den Beschlüssen der Berliner Nationalversammlung zu folgen, würden die Beamten die Anordnungen der reaktionären preußischen Regierung durchsetzen. (Siehe ähnlich S. 117 und 254–260.) Als Chefredakteur und als Betroffener in der Mehrzahl der gerichtlichen Verfahren hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Marx den vorliegenden Artikel verfasst. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 4. Dezember 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. 1860 zitierte Marx in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, den vorliegenden Text mit Ausnahme der zwei letzten Sätze vollständig. (IISG, Marx-EngelsNachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 5. Dezember. (Prozesse der „N.Rh.Ztg.“) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 186.3–4

Reichsjustizminister Robert von Mohl hatte am 25. September 1848 von dem Kölner Generalprokurator Franz Nicolovius die Einleitung eines Strafverfahrens gegen die NRhZ verlangt, da die Zeitung, die unter „den Organen der schlechten Presse“ hervorrage, Hass gegen Abgeordnete der Nationalversammlung

889

Karl Marx · Prozesse der „Neuen Rheinischen Zeitung“

geschürt und gegebenenfalls Mitschuld an der Ermordung der beiden Abgeordneten Fürst Felix von Lichnowsky und Hans von Auerswald habe. (Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 435/436. – Siehe Erl. 146.4–6.) Engels, Ernst Dronke und Heinrich Bürgers wurden steckbrieflich spätestens seit dem 3. Oktober 1848 gesucht. Das Kölner Landgericht lehnte am 16. Oktober zunächst eine Voruntersuchung in allen Fällen mit Ausnahme gegen Weerths Artikelserie „Schnapphahnski“ ab (Erl. 146.4–6). Am 24. Oktober ließ der Anklagesenat beim Kölner Appellationsgericht diese jedoch zu. In dem „den Deputierten der Nationalversammlung zu Frankfurt angeblich gemachte Vorwurfe des Volksverrats“, der „durch öffentliche Blätter und Maueranschläge“ verbreitet worden sei, sei „allerdings eine Verleumdung zu finden“, so die Begründung, „da der Verrat stets ein absichtliches Handeln und ein doloses Verletzen von obliegenden Verpflichtungen seinem Begriffe nach in sich“ einschließe. (Zitiert nach Gerhard Becker: Die gerichtliche Untersuchung gegen Karl Marx. S. 1053/1054.) Am 29. Mai 1849 wurden Marx, Dronke und Weerth (in Abwesenheit) von der Anklage der Verleumdung von Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung freigesprochen. (Siehe Köln, 29. Mai. Heute ... In: Neue Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 128, 1. Juni 1849. S. 2. – Gerhard Becker: Der dritte Prozeß gegen Karl Marx. S. 436–440.) 186.4

Zur Untersuchung gegen Georg Weerth wegen dessen Feuilletonserie „Schnapphahnski“ siehe S. 146.4–6 und Erl.

186.5–6

Siehe [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 12. Sept. Nationalversammlung. In: NRhZ. Nr. 102, 14. September 1848. S. 4, Sp. 3. Rubrik: Nachtrag. – Dort heißt es: „Der komische Hr. Stedtmann verkündet einen falschen Bericht ...“

186.6–8

Eine Volksversammlung der Kölner Demokraten, in der Engels eine Rede hielt (MEGA➁ I/7. S. 805/806), hatte am 20. September 1848 eine Adresse verabschiedet, in der die Anerkennung des Malmöer Waffenstillstandes durch die deutsche Nationalversammlung als „Verrath an dem deutschen Volke und der Ehre der deutschen Waffen“ zurückgewiesen und jedes Parlamentsmitglied, das sich nicht bereit erklärt hatte, aus der Nationalversammlung auszutreten, als „Volksverräther“ bezeichnet wurde. (Ebenda. S. 779, 1654–1657.)

186.11–12

Am 3. Dezember 1848 ließ der Anklagesenat des Landgerichts Köln die Strafsache gegen die NRhZ zur Verhandlung zu. Marx, Engels und Korff wurden angeklagt, durch einen im Juli 1848 veröffentlichten Artikel (MEGA➁ I/7. S. 251–253) Oberprokura-

890

Erläuterungen

tor Zweiffel „mit Bezug auf seine Amtsverrichtungen in Worten, die dahin zielen, seine Ehre und sein Zartgefühl zu verletzen, und die mit der Verhaftung Gottschalk’s und Anneke’s beauftragten Gensd’armen mit Bezug auf ihre Dienst-Verrichtungen wörtlich beschimpft zu haben“. (Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 1/2.) Der auf den 20. Dezember anberaumte Prozesstermin platzte, da der Gerichtsvollzieher den Angeklagten die Vorladung zu spät zugestellt hatte. (S. 242 und 922/923. – Siehe Georg Weerth an Engels, um den 3. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 523.) 186.13–16

Siehe ähnlich S. 137.32–37 und 140.20–26.

186.17

„Distinguendum est“] Man muss einen Unterschied machen

891

Friedrich Engels Schweizerische Zeugnisse über die Heldentaten der österreichischen Armee in Wien 1./2. Dezember 1848 (S. 187–189)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Im vorliegenden Beitrag, der in der NRhZ vom 6. Dezember 1848 als redaktioneller Artikel auf der ersten Seite erschien, wird – gestützt auf einen Bericht des Schweizer Unternehmers David Specker, der in Wien eine Maschinenbaufabrik betrieb, – das brutale Vorgehen der österreichischen Truppen nach Niederwerfung des Wiener Oktoberaufstands kritisiert. Der Text wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Engels verfasst. So lag das „Allgemeine Intelligenz-Blatt der Stadt Basel“, das Speckers Bericht veröffentlicht hatte, bestimmt nicht in Köln vor. Zudem wurde sich wenige Tage später in einer Berner Korrespondenz ausdrücklich auf den vorliegenden Artikel bezogen: „Die Presse ist sehr aufgebracht über die Behandlung der Schweizer in Wien, von der ich Ihnen neulich einige Proben gab.“ (S. 219.12–13.) Der Text wurde wahrscheinlich am 1./2. Dezember 1848 geschrieben, so dass er spätestens am 5. Dezember in Köln vorlag. Zumindest drei Zeitungen druckten den Artikel nach, die „Allgemeine OderZeitung“ ohne den letzten Absatz. (Siehe Köln. 5. Dec. Schweizerische Zeugnisse ... In: Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Nr. 289, 9. Dezember 1848. S. 3/4; Während die „Allg. Zeitung“ ... In: Nürnberger Tagblatt. Nr. 139, 9. Dezember 1848. S. 553–555; Wien. Während die „Allg. Zeitung“ ... In: Gradaus!! Volksblatt. München. Nr. 62, 21. Dezember 1848. S. 455–457.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 5. Dezember. (Schweizerische Zeugnisse über die Heldenthaten der österreichischen Armee in Wien.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 187.14

892

„Heuler“] Bezeichnung für Liberale und Konstitutionelle; dagegen wurden 1848/49 die Demokraten häufig als „Wühler“ charakterisiert. (Siehe Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 132 und 247; Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 123 und 345–347.) – Georg Weerth persiflierte in einem Gedicht die

Erläuterungen

Kontrahenten. (G[eorg] W[eerth:] Heuler und Wühler. In: NRhZ. Nr. 33, 3. Juli 1848. S. 1, Sp. 1.) 187.18–188.37 Mittheilungen über die Schicksale unserer Landsleute bei der k. k. Herstellung der Ruhe und Ordnung in Wien. In: Allgemeines Intelligenz-Blatt der Stadt Basel. Nr. 286, 30. November 1848. S. 2015/2016. (MEGA➀ I/7. S. 694) – Für eine Zusammenfassung der „Mittheilungen“ siehe Berner-Zeitung. Nr. 290, 3. Dezember 1848. S. 2083; Zürich. Im Intelligenzblatt ... In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 337, 2. Dezember 1848. S. 1514/ 1515. (Mit ausführlichen Zitaten.) 189.6–9

Der Berner Schuldirektor Georg August Frölich berichtete der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ am 10. Dezember 1848: „Durch die Schweizerblätter geht ein schaudererregendes Gemälde von den unerhörtesten Grausamkeiten der kaiserlichen Armee in Wien, besonders erhitzt der Bericht über die Zerstörung der Specker’schen Maschinenfabrik und das barbarische Verfahren gegen Specker und die Seinigen die Gemüther in hohem Grade. Die harten Beschuldigungen, welche hierbei den General Wyß, einen Berner, treffen, brachten hier in Bern große Erbitterung hervor. Allen diesen Erzählungen sah man die Uebertreibung von vornherein an. Nun ist aber den hiesigen Verwandten des Generals Wyß ein Bericht des Hrn. Specker mitgetheilt worden, der mit folgenden Worten beginnt: ,Den edlen verdienstvollen Officieren, Hrn. General Wyß und Hrn. Major Schneider vom Regiment Schönhals, verdanke ich die Erhaltung meines Lebens; ohne den Schutz dieser beiden Ehrenmänner stünde ich jetzt vor dem Richterstuhle Gottes.‘ Derselbe Bericht sagt an einer andern Stelle: ,Am folgenden Tag erwies mir Hr. General Wyß noch einmal die Ehre über meine Verhältnisse mit mir zu sprechen, und zwar in der Wohnung Sr. Exc. des Hern Feldmarschalllieutenants Baron v. Ramberg. Beide bezeigten mir ihre freundliche Theilnahme an meinem Unglück, und am Abend des 27. erhielt ich meine Freiheit und einen Passagierschein für mich und meine Familie nach Florisdorf, weil mein Haus nicht mehr bewohnbar war.‘ Wie man hört, hat der Bundesrath bereits den eidgenössischen Geschäftsträger in Wien beauftragt über den wahren Sachverhalt der Specker’schen Angelegenheit Erkundigungen einzuziehen und Bericht zu erstatten.“ ([Georg August Frölich:] Δ Bern, 10. Dec. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 349, 14. Dezember 1848. Beilage. S. 5509.)

893

Friedrich Engels Der Bundesrat und die auswärtigen Gesandten – Bundesrat in Tessin – Zentralisation der Posten – Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten 2. Dezember 1848 (S. 190)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 70/71) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 2. Dez. (Der Bundesrath und die auswärtigen Gesandten. – Bundesrath in Tessin. – Centralisation der Posten. – Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 161, 6. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 190.3

Vertrages von 1815] Der Bundesvertrag vom 7. August 1815 bildete die völkerrechtliche Grundlage der Schweizerischen Eidgenossenschaft bis 1848 und verlor mit Annahme der Bundesverfassung durch die Tagsatzung am 12. September 1848 seine Gültigkeit. (Siehe Biaudet: Der modernen Schweiz entgegen. S. 892–894; Greyerz: Der Bundesstaat seit 1848. S. 1022.)

190.10–15

Siehe S. 110.12 und Erl. – Zum Beschluss in der Tessiner Frage und zur Haltung von Alfred Escher und Jonas Furrer siehe S. 147/148 und 220–234.

190.16

Gesetzes wegen Centralisation der Posten] Siehe S. 163/164 und 180.1–4.

190.21–24

30. Nov. In: Berner Zeitung. Nr. 289, 2. Dezember 1848. S. 2080. – Siehe Bern, 30. Nov. In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 339, 4. Dezember 1848. S. 1523. – Zur Gebietsverletzung bei Sulgen durch deutsche Soldaten siehe Engels’ Korrespondenzen vom 23. und 26. November 1848. (S. 149.3–26 und 164.17.)

894

Karl Marx Die Auflösung der Nationalversammlung 6. Dezember 1848 (S. 191/192)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Nachdem die preußische Nationalversammlung am 27. November 1848 im Dom zu Brandenburg an der Havel beschlussunfähig zusammengekommen war, proklamierte die Berliner Regierung am 5. Dezember 1848 die längst geplante Oktroyierung einer Verfassung und erklärte die Nationalversammlung für aufgelöst. (Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus 1848–1850. S. 548–555.) In einem „Extra-Blatt zu Nr. 162“, das am Morgen des 7. Dezember 1848 ausgegeben wurde, kommentierte die NRhZ in wenigen Zeilen die Auflösung des Parlaments (S. 191.12) und veröffentlichte erste Auszüge aus der entsprechenden Regierungsverordnung und der Präambel der oktroyierten Verfassung. Den vollständigen Text dieser und weiterer Dokumente druckte die NRhZ in ihrer Ausgabe vom 8. Dezember ab, die im Laufe des Nachmittags des 7. Dezembers ausgeliefert wurde. (S. 193 sowie NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 3.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx sowohl den einleitenden Kommentar wie die Zusammenfassung der Auszüge geschrieben. Darauf deutet der enge Zusammenhang insbesondere mit der eindeutig von Marx verfassten Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) hin. (Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI und 482.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am Nachmittag oder Abend des 6. Dezember 1848 geschrieben. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ zitierte in einem Beitrag, in dem sie einen Überblick über die Reaktionen der preußischen Zeitungen auf die Verfassungsoktroyierung gab, den hervorgehobenen Anfangsteil des Artikels. (S. 191.12. – Siehe Preußen. Die leitenden Artikel der preußischen Zeitungen ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 348, 13. Dezember 1848. S. 5483. – Ebenso Wochenblatt für den Königlich-Bayerischen Gerichtsbezirk Zweibrücken. Nr. 152, 19. Dezember 1848. S. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 6. Dez. Die Contre-Revolution ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 162, 7. Dezember 1848. Extra-Blatt. S. 1, Sp. 1. – Erstdruck. – Erstveröffentlichtung in dieser vollständigen Fassung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

895

Karl Marx · Die Auflösung der preußischen Nationalversammlung

ERLÄUTERUNGEN 191.12

Hervorgehoben durch größeren Schriftgrad und erweiterten Zeilenabstand.

191.5

„Vereinbarung“] Siehe Erl. 69.9–10.

191.15–192.10 NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. (Wiedergabe in verkleinertem Schriftgrad.) – Preußischer Staats-Anzeiger. Berlin. Nr. 216, 6. Dezember 1848. S. 1. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 480. 192.12–20

NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2, bis Beilage. S. 1, Sp. 2. (Wiedergabe in verkleinertem Schriftgrad.) – Preußischer Staats-Anzeiger. Berlin. Nr. 216, 6. Dezember 1848. S. 1–3. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 484–493. – Der Text der oktroyierten Verfassung orientierte sich mehr am Kommissionsentwurf der Berliner Nationalversammlung als am Regierungsentwurf vom Mai 1848. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus 1848–1850. S. 548–555.)

192.21–27

Patent betreffend die Zusammenberufung ... In: NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 3. – Preußischer StaatsAnzeiger. Berlin. Nr. 217, 7. Dezember 1848. S. 1/2. Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 494. – Siehe S. 329.32–36 und Erl. – Zu den preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 siehe S. 593–596.

896

Karl Marx Der Staatsstreich der Kontrerevolution 7. Dezember 1848 (S. 193)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Nachdem die NRhZ in einem „Extra-Blatt zu Nr. 162“ die Auflösung der preußischen Nationalversammlung und die Oktroyierung einer preußischen Verfassung gemeldet und kurz kommentiert hatte, druckte sie in der Ausgabe vom 8. Dezember 1848 die entsprechenden Verfügungen und den Text der Verfassung vollständig ab. Mit dem vorliegenden kurzen Leitartikel leitete Marx – wie bereits zuvor das „Extra-Blatt“ (S. 191/192) – die Ausgabe und den Abdruck der Dokumente ein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Leitartikel geschrieben. Darauf deutet der enge Zusammenhang insbesondere mit der zweifellos von Marx verfassten Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) hin. (Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI und 483.) Der Text wurde wahrscheinlich im Laufe des Vormittags des 7. Dezember 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 7. Dez. (Der Staatsstreich der Contre-Revolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 193.3–4

An des Königs Majestät. [Gez.:] Berlin, den 5. December 1848. Das Staats-Ministerium. In: NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 2. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 481/482.

193.11

„passiven Widerstand“] Siehe S. 106.36, 109.7 und 205.6.

193.13

„Vereinbarung“] Siehe Erl. 69.9–10.

897

Karl Marx Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution Zwischen dem 7. und 29. Dezember 1848 (S. 194–216)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die vorliegende Artikelserie, deren vier Einzelbeiträge als Leitartikel in den Ausgaben der NRhZ vom 10., 15., 16. und 31. Dezember 1848 erschienen, war Marx’ umfangreichste zeitgeschichtliche Studie, die er 1848/49 in Köln schrieb. Marx’ Autorschaft ist unzweifelhaft. Erstens ist ein Manuskriptfragment des vierten Teils der Artikelserie in seiner Handschrift überliefert. (S. 217.) Zweitens zählen die Artikel zu den Beiträgen, die er in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung herausstellte. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Drittens bezeichneten Karl Kautskyund Eduard Bernstein, als sie 1884 in einem Feuilletonartikel „Der ,lange Fasching‘ von 1848“ umfangreiche Auszüge aus der Artikelserie wiedergaben, einleitend Marx als Autor, höchstwahrscheinlich gestützt auf Angaben von Engels. (Siehe [Karl Kautsky, Eduard Bernstein:] Der „lange Fasching“ von 1848. In: Der Sozialdemokrat. Zürich. Nr. 10, 11 und 12, 6., 13. und 20. März 1884. – Siehe Melis: Die Geschichte des Marxschen „Redaktionsexemplars“. S. 90/91.) Als Marx 1851 dem nach New York ausgewanderten Joseph Weydemeyer die Herausgabe einer „Art Taschenbibliothek“ mit Artikeln aus der NRhZ vorschlug, empfahl er als nachzudruckende Artikelserien „Die schlesische Milliarde von W. Wolff, Ungarn von Engels“, Feuilletonbeiträge Georg Weerths sowie insbesondere auch „die preußische Bourgeoisie von mir“. (Marx an Joseph Weydemeyer, 31. Oktober 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 245.) Bei Engels fragte Weydemeyer daraufhin nach: „Die große Bourgeoisie muß mir Marx näher bezeichnen. Unter diesem Titel entsinne ich mich keine Artikel gelesen zu haben.“ (Joseph Weydemeyer an Engels, 1. Dezember 1851. Ebenda. S. 515.) Es ist anzunehmen, dass Marx 1851 insbesondere die vorliegende Artikelserie, aber auch weitere Texte der NRhZ 1848/49 meinte, in denen Politik und Geschichte des preußischen und deutschen Bürgertums diskutiert wurden. Im Sommer 1848 hatte Marx in zahlreichen Artikeln die preußische Regierungspolitik diskutiert (MEGA➁ I/7. S. 46–49, 57/58, 93/94, 155/156, 162/163, 297/298, 695–700 und 737) und – in Arbeitsteilung mit Engels – Gesetzesvorhaben der preußischen Regierung Auerswald/Hansemann analysiert (ebenda. S. 170/171, 371–380, 407–415, 436–440 und 479/480 sowie 893, 896, 906–909). In der vorliegenden Artikelserie griff er auf diese Artikel und die in den entsprechenden Ausgaben der NRhZ veröffentlichten Korrespondenzen, Parlamentsberichte und Dokumente zurück. So enthält die Serie eine Vielzahl

898

Entstehung und Überlieferung

von Verweisen auf Beiträge sowie eine Vielzahl von inhaltlichen und sprachlichen Übereinstimmungen mit zuvor bereits in der NRhZ erschienenen Beiträgen. (Siehe „Erläuterungen“.) Wie ein 1997 entdeckter Brief von Marx an Friedrich Kapp zeigt, war Marx Anfang Dezember 1848 krank und besuchte am 9. Dezember zum ersten Mal wieder „seit 3–4 Tagen“ (also seit dem 5. oder 6. Dezember) die Redaktion. Wahrscheinlich begann Marx die Artikelserie am 7. Dezember zu entwerfen, nachdem der preußische Staatsstreich am 6. Dezember in Köln bekannt geworden war (S. 191/192 und 193). Den ersten Teil (S. 194.1) schrieb er bis zum 9. Dezember, während ihn „bedeutendes Unwohlsein ... zu Haus hielt“. (Galina Golovina und Martin Hundt: Friedrich Kapp und ein Marx-Brief vom Dezember 1848. In: MEGA Studien. 1997/1. S. 111–119.) Den zweiten Teil (S. 197.32) verfasste Marx wahrscheinlich am 10./11. (geht man von der Datierung an der Spitze des Artikels aus), den dritten (S. 201.18) zwischen dem 11. und 15. Dezember. Der vierte Teil (S. 205.32) erschien erst zwei Wochen später. Ob der Text tatsächlich erst unmittelbar vor seinem Erscheinen geschrieben wurde, also am 28./29. Dezember, lässt sich nicht feststellen. Die Formulierung „(Schluß des in Nr. 170 abgebrochenen Artikels)“ eingangs des vierten Teils gibt darüber auch keinen Aufschluss, da sich der Abbruch sowohl auf den Druck wie auf das Schreiben beziehen kann. In seinem Exzerptheft mit Auszügen aus der NRhZ, das Marx in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, vermerkte er: „In einer Reihe von Leitartikeln (die Bourgeoisie und die Contrerevolution) wird der preußischen Bourgeoisie nachgewiesen, daß sie die Ursache des Sieges der preußischen Contrerevolution.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.) Auszüge aus Marx’ Artikel wurden in einer Publikation von 1862 ohne Quellenangabe zitiert. (Siehe A. L. Stachelstock: Italien und die Großmächte am Schlusse des Jahres 1861. Altona 1862. S. 179. – Siehe ferner Adler: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung. S. 224; Wilhelm Blos: Die Deutsche Revolution. Stuttgart 1893. S. 510.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 9. Dezbr. (Die Bourgeoisie und die Contrerevolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 165, 10. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2; * Köln, 11. Dezbr. (Die Bourgeoisie und die Contrerevolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 169, 15. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1; * Köln, 15. Dezember. (Die Bourgeoisie und die Contrerevolution. Fortsetzung.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 170, 16. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1; * Köln, 29. Dezember. (Schluß des in Nr. 170 abgebrochenen Artikels.) (Die Bourgeoisie und die Contre-Revolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 183, 31. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschriften sind den Inhalts-„Uebersicht[en]“ entnommen. – Erstdruck.

899

Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution

Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 197.25 198.19 199.32 200.14 200.29 200.36 201.39 202.23 203.10 206.5 206.7 208.20 211.19 213.22 213.38 214.13 214.17 214.25 214.25 214.26 214.29 215.26

konnte] J konnten konstitutionelle] J konstitutionnelle war der Sieg des 17ten] J war die Revolution des 17ten der] J des vertrat] J vortrat Interessen] J Interesse den Thron] J der Thron Jellachich ] J Jelachich ungestümen] J ungestümmen büreaukratisirten] J büreaukrasirten Hildebrandt ] J Hildebrand Herrschaft] J Herschaft Hansemann ] J Hanseman Nenstiel’s] J Renstiel’s mußten] J mußte Stein-Schultze’schen] J Stein-Schulze’schen Stein-Schultze’schen] J Stein-Schulze’schen des] J der Stein-Schultze’schen] J Stein-Schulze’schen parallel] J paralell Stein-Schultze’schen] J Stein-Schulze’schen Belagerungszustand] J Belagerungszufland

ERLÄUTERUNGEN 194.1–5

900

Bereits in der NRhZ vom Vortag hieß es in einer – vermutlich von der Redaktion redigierten – Berliner Korrespondenz: Abgesehen vom Inhalt der Verfassung sei „die bloße Thatsache der Octroyirung das entscheidende des Moments.“ „Die Verfassung octroyiren, heißt ein für allemal den Rechtsboden der Vereinbarung aufgeben, heißt den Kampf zwischen Volkssouverainetät und Einzelnwille unvermeidlich machen. Die vereinbarende Versammlung, gewählt nach dem, vom vereinigten Landtage gegebenen Wahlgesetze, war der That nach freilich eine Revolutions-Errungenschaft, aber formell konnte doch Camphausen, wenigsten mit einigem Schein von Wahrheit behaupten, sie diene dazu Preußen aus alten Zuständen legal und nicht revolutionär in neue hinnüber zu führen. Die Vereinbarung anerkannte eben principiell zwei gleichberechtigte Mächte. Sie war eine Transaction zwischen ihnen. Mit der Octroyirung dagegen

Erläuterungen

wird ausgesprochen: l’e´tat c’est moi! und dieses moi heißt: Jo el rey, ,Ich der König.‘ Ich kann thun mit meiner Machtvollkommenheit und vermöge derselben was ich will.“ (* Berlin, 6. Dzbr. (Die Octroyirung.) In: NRhZ. Nr. 164, 9. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1/2.) 194.2

Rechtsboden] Nachdem König Friedrich Wilhelm IV. den Begriff „Rechtsboden“ in seiner Thronrede vom 11. April 1847 mit den Worten aufgegriffen hatte: „Ihre Einmüthigkeit mit mir, Ihr thätiges Bekenntniß, mir helfen zu wollen: den Boden des Rechts (den wahren Acker der Könige) immer mehr zu befestigen und zu befruchten“, war der Begriff von der liberalen Opposition – insbesondere durch Georg von Vincke im Vereinigten Landtag von 1847 – zur Rechtfertigung ihrer Reformansprüche genutzt worden. Seit der Märzrevolution von 1848 wurde das Schlagwort vor allem von den Anhängern einer Politik der Verfassungsvereinbarung in den Auseinandersetzungen mit den Befürwortern des Prinzips der Volkssouveränität benutzt. (Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 262–264. – Siehe auch MEGA➁ I/7. S. 48, 93 und 1091.)

194.6–9

Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung. [Gez.:] Potsdam, den 6. April 1848. In: Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages. S. 172/173. – Hervorhebungen von Marx.

194.10–15

Wahlgesetz für die zur Vereinbarung der Preußischen StaatsVerfassung zu berufende Versammlung. [Gez.:] Potsdam, den 8. April 1848. Ebenda. S. 173–175. – Hervorhebungen von Marx.

194.20

Jobsiade] Anspielung auf Carl Arnold Kortums komisches Heldengedicht „Die Jobsiade“ von 1799.

194.24

Vereinbarungstheorie] Siehe S. 69.9–10 und Erl.

195.1

indirekten Wahlen] Siehe Marx: Camphausens Erklärung in der Sitzung vom 30. Mai 1848. (NRhZ. Nr. 3, 3. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 46 und 1040. – Siehe S. 344.23–24, 369.3 und 538.39–40.

195.3–5

Der preußische Ministerpräsident Ludolf Camphausen rechtfertigte am 6. Juni 1848 in der preußischen Nationalversammlung die Regierungsentscheidung, den nach den Berliner Barrikadenkämpfen vom 18./19. März nach London geflohenen Prinzen Wilhelm von Preußen, jüngerer Bruder des Königs Friedrich Wilhelm IV. und designierter Thronfolger, nach Berlin zurückzurufen. Wilhelm war pro forma mit einer Mission zur Erkundung

901

Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution

der englischen Marineverhältnisse betraut worden. (Siehe Marx: Das Schild der Dynastie. In: MEGA➁ I/7. S. 93/94 und 1090.) 195.11

Siehe MEGA➁ I/7. S. 147/148, 285–296, 1142–1144 und 1271/1272.

195.17

Scheinkrieg] Siehe MEGA➁ I/7. S. 66/67, 273, 683 und 686.

195.20–22

Siehe S. 9.7 und 760–763.

195.29

denkenden Geschichtsfreundes] Anspielung auf den Untertitel von Carl von Rotteck: Allgemeine Geschichte vom Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten. Für denkende Geschichtsfreunde. Freiburg im Breisgau 1812–1827. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 46.8–9 und 116.28.)

195.30

großen Debatte] Anspielung auf eine Formulierung Ludolf Camphausens in der preußischen Nationalversammlung vom 31. Mai 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 56.20–22, 79.9–10, 162.24, 325.4, 341.2 und 539.34.)

195.34

Minister der That] Siehe MEGA➁ I/7. S. 244.13 und Erl.

195.34

Hansemann-Pinto] Siehe S. 97.16–17 und Erl. – Zur Einrichgung der Berliner Konstabler siehe S. 97.20 und Erl.

195.40–41

Siehe Marx: Sturz des Ministeriums Camphausen. In: MEGA➁ I/7. S. 156.6–7.

196.3

„Mißverständnisse“] Siehe S. 75.1 und Erl.

196.12–13

Der erste Vereinigte Landtag Preußens war 1847 in Berlin zusammengetreten, der zweite am 2. April 1848. (Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 135–140.)

197.17

„L’argent n’a pas de maıˆtre“] Französisches Sprichwort, in zeitgenössischen Lexika: L’argent n’a point de maıˆtre. – Von Marx zuvor bereits wiederholt verwendet. (Siehe MEGA➁ I/2. S. 231 und 360 sowie MEGA➁ I/5. S. 455.)

200.11

Kaßler] Zur Revolution von 1848 im Kurfürstentum Hessen siehe Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte. Bd. 2. S. 519–522.

201.13

ohn’ Aug! ohn’ Ohr! ohn’ Zahn, ohn’ Alles ] In Anlehnung an William Shakespeare: So wie es euch gefällt. Aufzug 2, Szene 7. (Shakespeare’s dramatische Werke. Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck. Berlin 1826.)

202.9

Studienreisen] Siehe S. 195.3–5 und Erl.

902

Erläuterungen

203.7

puer robustus sed malitiosus] ein kräftiger, aber bösartiger Knabe. – In Anlehnung an Thomas Hobbes. (Elementa philosophica de cive. Amsterodami 1647. S. **[7]. – Siehe MEGA➁ I/32. S. 841/842.) – Von Marx bereits 1847 in seinem Artikel „Der Kommunismus des Rheinischen Beobachters“ (Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 73, 12. September 1847. S. 3, Sp. 1) zitiert.

203.26–27

Die entsprechenden Anträge der preußischen parlamentarischen Linken, die an der Parlamentsmehrheit scheiterten, besprach Engels in zwei vierteiligen Artikeln. (MEGA➁ I/7. S. 109–123 und 341–356 sowie 907.)

203.35–204.8 Siehe Erl. 194.2 – Siehe den – wahrscheinlich von Georg Weerth verfassten – Leitartikel * Köln, 11. Jan. (Ein neuer Rechtsboden.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 193, 12. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. 203.37

Rechtsboden durchlöchert] Von Georg von Vincke in seiner Rede vom 21. Juni 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung geprägte Formulierung. (Wigard. Bd. 1. S. 438. – Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 262–264.)

204.12–15

Siehe die preußischen Verordnungen über die zu bildende Repräsentation von 1815 sowie wegen der künftigen Behandlung des gesamten Staatsschuldenwesens vom 17. Januar 1820 (S. 449.18–23 und Erl. sowie Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 61 und 72), ferner das königlich-preußische Patent die ständischen Einrichtungen betreffend vom 3. Februar 1847 (Verhandlungen des im Jahre 1848 zusammenberufenen Vereinigten ständischen Ausschusses. Hrsg. von E[duard] Bleich. Bd. 1. Berlin 1848. S. 1–3) und das preußische Wahlgesetz vom 8. April 1848 (Erl. 194.10–15).

204.19–24

Siehe MEGA➁ I/7. S. 113, 119/120 und 1113.

204.38–205.4 Siehe MEGA➁ I/7. S. 244, 253, 282, 417, 253, 909 und 1349. 205.6

passiven Widerstand] Siehe Erl. 106.36.

205.17

Volksdiktator] In einem seiner ersten Artikel für die NRhZ hatte Marx im Juni 1848 Camphausens Erklärung vom 30. Mai 1848 diskutiert. Darin hatte dieser ausgeführt, dass seine im März an die Macht gekommene Regierung weder eine „Diktatur“ habe ausüben können, noch wollen. (MEGA➁ I/7. S. 48, 698.18–21 und Erl.)

205.33

Formulierung David Hansemanns in der Sitzung des preußischen Vereinigten Landtags vom 8. Juni 1847. (Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847. Hrsg. von Eduard Bleich. Teil 3. Berlin 1847. S. 1507.)

903

Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution

206.6–8

Siehe Joh. Andr. Karl Hildebrand: Kuno von Schreckenstein oder die weissagende Traumgestalt. Rittergeschichte. Quedlinburg 1821.

207.7

weißschwarze] Farben Preußens.

207.8–26

MEGA➁ I/7. S. 244 und 1236/1237. – Das Programm umfassender Agrar-, Verwaltungs- und Justizreformen, das die preußische Regierung unter Ministerpräsident Rudolf von Auerswald und Finanzminister David Hansemann am 26. Juni 1848 angekündigt hatte, unterzogen Marx und Engels einer eingehenden Analyse und Kritik. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 170/171, 244, 371–380, 407–415, 436–440 und 479/480. – Das Programm siehe StB. Bd. 1. S. 282.)

209.17–21

Zu dieser Textstelle ist ein Fragment des Entwurfs überliefert. (Siehe S. 217.)

209.27–28

genügenden Grundlage] Am 26. Juni 1848 erklärte Rudolf von Auerswald in der Berliner Nationalversammlung, „die Vereinbarung der Verfassung auf genügender Grundlage zum baldigen Ziele“ führen zu wollen. (StB. Bd. 1. S. 282. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 244–249, 907 und 1235–1238.)

209.36–37

„Ein Staat bis haben“] StB. Bd. 1. S. 719. – Ausführung des preußischen Innenministers Friedrich Kühlwetter in der Berliner Nationalversammlung am 9. August 1848.

210.5–9

Siehe MEGA➁ I/7. S. 623.2 und Erl. sowie Hachtmann: Berlin 1848. S. 693–695. – Für den Entwurf eines preußischen Gesetzes über unerlaubte Volksversammlungen vom August 1848 siehe # Berlin, 23. Aug. (Der Gesetzentwurf über Zusammenläufe.) In: NRhZ. Nr. 86, 26. August 1848. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.

210.27–28

Siehe Marx’ Artikel „Das Ministerium Hansemann und der altpreußische Strafgesetzentwurf“ von August 1848 (MEGA➁ I/7. S. 479/480 und 1397) und seine Artikelserie über den Bürgerwehrgesetzentwurf der Regierung von Juli 1848 (ebenda. S. 371–380 und 1320/1321).

211.5–6

in belgisch beleidigenden] Vermutlich eine Anspielung auf das Zensuswahlrecht Belgiens von 1831.

211.13–14

Zur preußischen Seehandlung siehe Engels’ Artikel „Berliner Vereinbarungsdebatten vom 2. Juni 1848“ (MEGA➁ I/7. S. 81/82).

211.15–19

Siehe Marx’ Artikelserie über den Gesetzentwurf der preußischen Regierung zur Einführung einer Zwangsanleihe. (MEGA➁ I/7. S. 407–415 und 1343.)

904

Erläuterungen

211.29–31

Neben dem Gesetzentwurf zur Ausschreibung einer Zwangsanleihe in Preußen legte Finanzminister David Hansemann Entwürfe zur Erhöhung der Branntwein- und der Rübenzuckersteuer und zur Aufhebung von Befreiungen von der Klassensteuer vor. (Siehe StB. Bd. 1. S. 489 und 491/492. – MEGA➁ I/7. S. 322 und 1292. – Bergengrün: David Hansemann. S. 514–516.)

212.5–10

Siehe ähnlich S. 97.16–17 und Erl.

212.10

Fra Diavolo] Bruder Teufel

212.10–17

Siehe MEGA➁ I/7. S. 415, 485 und 676. – Zu den preußischen Gesetzentwürfen von Juli 1848 siehe StB. Bd. 1. S. 491–494 und 547–549.

212.41

(siehe unsre frühere Kritik darüber)] Marx / Engels: Patows Ablösungsdenkschrift. In: MEGA➁ I/7. S. 170/171, 907/908 und 1169–1171.

213.8–13

StB. Bd. 1. S. 95. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 436–440, 501–506, 1365–1367 und 1418–1420.

213.22–23

In der Sitzung der preußischen Nationalversammlung vom 1. September 1848 stellte der oberschlesische Kaufmann Nenstiel den „dringende[n] Antrag“, die „bestehenden Hofedienste (Robot) sofort“ aufzuheben. (StB. Bd. 2. S. 991. – # Berlin, 31. August. (Vereinbarungssitzung.) In: NRhZ. Nr. 93, 3. September 1848. S. 3, Sp. 2. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 501/502.)

213.36–38

Siehe MEGA➁ I/7. S. 376.40–377.1 und Erl.

214.10–26

Siehe S. 19.12–15 und Erl. – Zu den Vorfällen am 31. Juli 1848 im schlesischen Schweidnitz siehe MEGA➁ I/7. S. 679 und 1544. – Siehe Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 456–463.

214.26–27

Siehe * Köln, 21. Sept. (Armeebefehl Wrangels.) In: NRhZ. Nr. 109, 22. September 1848. S. 1. – Siehe Erl. 9.7.

214.32–33

Siehe Engels: Vereinbarungsdebatten vom 26. Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 244–249 und 1235, hier Erl. 245.33–34).

215.15

„Stück Papier“] Formulierung König Friedrich Wilhelms IV. bei der Eröffnung des ersten Vereinigten Landtags Preußens am 11. April 1847. (Siehe Erl. 18.21.

215.17–18

Die wirkliche

215.18–19

Artikel 14 der französischen Verfassung von 1814 hatte dem Monarchen im Notfall zur „suˆrete´ de l’e´tat“ „plein pouvoir“ gegeben; in die französische Verfassung von 1830 wurde der Artikel nicht aufgenommen. Der Kriegszustand des Ancien Regimes wurde in Frankreich nach der Julirevolution von 1830

bis

Belagerungszustand.] Siehe ähnlich S. 139/140.

905

Karl Marx · Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution

zum Belagerungszustand der konstitutionellen Ära. (Zit. n. Boldt: Rechtsstaat und Ausnahmezustand. S. 30, ferner S. 41ff.) 215.21–27

In der NRhZ vom 9. Dezember 1848 kommentierte einer der Berliner Korrespondenten als erster die oktroyierte Verfassung. (Siehe * Berlin, 6. Dez. (Die Ocroyirung.) In: NRhZ. Nr. 164, 9. Dezember 1848. S. 2, Sp. 2/3.)

215.34–35

Die Bibel. Das Alte Testament. Hiob 1, 21.

906

Karl Marx Fragment zur Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ Vor dem 29. Dezember 1848 (S. 217)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Fragment eines Entwurfs für den vierten Teil der Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“. (S. 209.17–21.) Das Fragment wurde vor dem 29. Dezember 1848 geschrieben. Erstveröffentlichung: MEGA➀ I/7. Moskau 1935. S. 638.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. A 25 / A 22. Beschreibstoff: 1 Blatt weißes, mittelstarkes Papier im Format 170 × 106 (oben) bzw. 100 (unten) mm, unliniert; Abrisskanten links, rechts und unten. Zustand: Papier gut erhalten, leicht vergilbt; oben rechts leicht verschmutzt. Schreiber: Marx. Schreibmaterial: Schwarze Tinte, braun verfärbt. Beschriftung: Zwei Drittel der Vorderseite; Rückseite leer. Vermerke fremder Hand: Vorderseite: Archivstempel des IISG; mit Bleistift Archivsignatur: „A 22“, und Kopiersignatur: „3017“. Der Edierte Text folgt H.

VARIANTENVERZEICHNIS 217.1

ordinaire > mit einem Worte ordinair

217.1

ordinair š Die nur mit den Illusionen〉 š so vergesse man nicht, daß〉 er〉 darum nur der〉 diese Fehler〉 der Fehler〉 es in alledem nur der Ausdruck der preu-ñ

217.1

so sogar bli〉 verñ

217.2

verleihn > verliehn

217.3

:preussisch-:

217.5 217.6

Anwendung > Ausführung ˙˙˙ Ministerium des〉 Hansemann

217.7

bemüht > bestrebt

217.8

spielen. š Unter Hansemanns soñ

907

Friedrich Engels Maßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge 5. Dezember 1848 (S. 218/219)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. In der vorliegenden Korrespondenz kommentiert Engels vor allem die Entscheidung des Schweizer Bundesrats, den im Tessiner Flüchtlingskonflikt beschlossenen Neutralitätsgrundsätzen auch an der Nordgrenze der Schweiz Geltung zu verschaffen. Deutsche Flüchtlinge, die am zweiten badischen Aufstand im September 1848 teilgenommen hatten, sollten ausgewiesen bzw. im Landesinneren interniert werden. Engels zeigt Verständnis für die Maßnahmen, er sieht allerdings zugleich darin ein „vollständiges Dementi“ bzw. eine „Desavouirung“ der diplomatischen Note des Schweizer Vororts vom 4. November 1848. (Zur Note siehe S. 126–134.) Zum Zeitpunkt der Abfassung des Beitrags am 5. Dezember lag Engels der Wortlaut des Zirkulars des Schweizer Bundesrats an die Kantone vom 30. November 1848 (S. 218.7–10 und Erl.) nicht vor, dies geht jedenfalls aus einem Artikel hervor, in dem Engels eine Woche später in der NRhZ vom 12. Dezember erneut die eidgenössische Flüchtlingspolitik besprach und der Schweizer Bundesregierung vorwarf, ein „neue[r] Bundesgenosse“ der Konterrevolution geworden zu sein. (S. 235–237.) Offensichtlich stützte er sich im vorliegenden Text auf Nachrichtenbeiträge Berner Zeitungen. (S. 235.23–25.) Unterhalb dieses Beitrags erschien zugleich der erste Teil der ebenfalls von Engels verfassten umfangreichen Korrespondenz „Der Nationalrat“, die in der „Zweiten Ausgabe“ derselben Nummer fortgesetzt wurde. (S. 220–234.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 75/76.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 5. Dez. (Maßregeln wegen der deutschen Flüchtlinge.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 165, 10. Dezember 1848. S. 4, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

908

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 218.3–4

Tessiner Debatte errungenen Triumph] Siehe Engels’ Korrespondenz vom 22. November 1848 (S. 147/148) sowie S. 220–234. – Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666.

218.7–10

Der Bundesrath hat ein Kreisschreiben ... In: Berner-Zeitung. Nr. 291, 4. Dezember 1848. S. 2088; Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 339, 4. Dezember 1848. S. 1523. – Für den vollständigen Text siehe Le Conseil fe´de´ral aux Cantons. Berne, 30 novembre 1848. In: Documents Diplomatiques Suisses. Vol. 1. S. 7–9; Schweizerisches Bundesblatt. Bern. Nr. 8, 21. März 1849. S. 179–183. – Siehe S. 235.22.

218.10

Struveschen Zuge] Siehe Erl. 127.32–33.

218.23–24

offiziellen Akts des Vororts] Gemeint ist die Note des Vororts Bern vom 4. November 1848 in Erwiderung der Note der Provisorischen Zentralgewalt vom 23. Oktober. (Siehe S. 126–134 sowie Bern, 11. Novbr. (Antwort des Vororts an die deutsche Centralgewalt.) In: NRhZ. Nr. 143, 15. November 1848. S. 2, Sp. 2/3.)

218.27–219.3 Siehe Engels’ Korrespondenzen vom 26./27. November und vom 1. Dezember 1848 (S. 178.18 und 183.2) sowie S. 236.41. 219.4–7

Siehe S. 124.2 und Erl. sowie S. 184.

219.12–13

Siehe S. 187–189 und 892.

219.16

Bruder] Bernhard Wyss.

909

Friedrich Engels Der Schweizer Nationalrat Zwischen 23. November und 6. Dezember 1848 (S. 220–234)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666 In der vorliegenden Korrespondenz schildert Engels die personelle und politische Zusammensetzung des Schweizer Nationalrats und bespricht dessen Debatten vom 21./22. November 1848 über die Schweizer Asyl- und Neutralitätspolitik, die im Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin definiert und als Aufgabe der neuen Bundesbehörden durchgesetzt wurde. Aufgrund des großen Umfangs druckte die NRhZ den gesamten Text der Korrespondenz in einem geringeren Schriftgrad sowie in zwei Teilen, den Anfang in der Hauptausgabe vom 10. Dezember und den Schluss in der Zweiten Ausgabe desselben Tages. Nach eigenen Angaben hat Engels im November 1848 zahlreiche Sitzungen des Schweizer Nationalrats von der Zuschauertribüne aus verfolgt, dies traf insbesondere für die Sitzungen vom 21. und 22. November zu. (S. 659–666.) Da der Nationalrat keine stenographischen Berichte veröffentlichte, war Engels auf eigene Mitschriften und seine „Erinnerung“ angewiesen (S. 232.20–22). Vermutlich nutzte er – so im vorliegenden Beitrag – die von Schweizer Zeitungen veröffentlichten Berichte, die jedoch wie die im Text erwähnte „Neue Zürcher-Zeitung“ lediglich Zusammenfassungen der Reden ohne wörtliche Zitate enthielten. (Siehe Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 328 und 329, 23. und 24. November 1848. S. 1477/1478 bzw. 1480/1481; ähnlich auch Verhandlungen des Nationalrathes. In: Berner-Zeitung. Nr. 280 und 281, 22. und 23. November 1848. S. 2045 bzw. 2047/2048.) Wahrscheinlich wurde der Text unmittelbar nach den parlamentarischen Sitzungen vom 21./22. November 1848 begonnen, so kündigte Engels bereits in seiner Korrespondenz vom 22. November eine eingehendere Besprechung der Debatten an (S. 148.3–4). Er dürfte die Korrespondenz am 6. Dezember 1848 beendet haben.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 6. Dez. (Der Nationalrath.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 165, 10. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2/3; und Nr. 165, 10. Dezember 1848. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 1–3. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

910

Erläuterungen

KORREKTURENVERZEICHNIS 224.7 226.13 226.29 227.12 227.24

Internirung] J Incernirung züricher] J zürichen „Macht man] J Macht! man Graubünden] J Graubündten Benz ] J Berg

228.4 228.6 229.20 230.31 231.30 234.15 234.35

komplettes] J kompletes Airolo] J Rivolo Gebärde] J Geberde Bartholo] J Bartolo freue] J feue lautes] J lauter und Herr Furrer ] J Herr und Furrer

Im Text ingesamt so korrigiert.

ERLÄUTERUNGEN 220.4

wegelagernden Freischärler] Bezugnahme auf die Formulierung in einer diplomatischen Note der deutschen Zentralgewalt, die Engels bereits in seinem Kommentar in der NRhZ vom 26. November 1848 ironisierte (S. 129.31).

220.6–7

Heute bis Musterstaat] Siehe [Georg Weerth:] ** Köln, 6. Aug. (Der „Musterstaat“ Belgien.) In: NRhZ. Nr. 68, 7. August 1848. S. 1, Sp. 1/2; [ders.:] Der „konstitutionelle Ministerstaat“ [vielm. Musterstaat].) Ebenda. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. – Zu den beiden bisher Marx zugeschriebenen Artikeln siehe MEGA➁ I/7. S. 924 und im vorliegenden Band S.650–654.

220.14

Landammann] Vorsitzender einer Kantonsregierung.

220.16–18

Ähnlich begründete Engels bereits sein Gesuch um eine Aufenthaltsgenehmigung. (Engels an die Direktion der Justiz und Polizei des Kantons Bern, 15. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 169.)

221.32

Ajax in Troilus und Cressida] Gestalten Shakespeares Drama „Troilus und Cressida“.

221.36–37

campagnard endimanche´ ] Sonntäglich geputzter Landmann.

222.24

Urkantonen] Siehe Erl. S. 87.14

222.37

selige Tagsatzung] Mit der Annahme der Bundesverfassung am 12. September 1848 beschloss die Tagsatzung auch ihre Selbstauflösung. (Siehe Greyerz: Der Bundesstaat seit 1848. S. 1022.)

aus

William

911

Friedrich Engels · Der Schweizer Nationalrat

223.24–25

Tessiner Angelegenheit] Zum Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin siehe S. 659–666. – Im Oktober 1848 brach in Norditalien nahe der Grenze zur Schweiz ein Aufstand gegen österreichische Truppen aus. Italienische Flüchtlinge, die sich im Schweizer Kanton Tessin aufhielten, überquerten die Grenze durch das Val d’Intelvi, um sich den Aufständischen anzuschließen. Der Aufstand wurde unterdrückt und die überlebenden Flüchtlinge kehrten in die Schweiz zurück. (* (Der Aufstand im Veltlin unterdrückt.) In: NRhZ. Nr. 136, 7. November 1848. S. 4, Sp. 1; * Genua, 30. Okt. (Unruhen.) Ebenda. Nr. 137, 8. November 1848. S. 4, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 1; ** Lugano, 12. Nov. (Die Differenzen zwischen der Tessiner Regierung und dem Vorort Bern.) Ebenda. Nr. 147, 19. November 1848. S. 4, Sp. 1/2.) – Engels ging in seinen Korrespondenzen mehrmals auf die Tessiner Ereignisse ein. (Siehe S. 147/148 und 179.8.)

224.20

Sonderbundkriege] Siehe Erl. 87.15.

225.1

aes triplex] dreifacher Erzpanzer

225.18

Alcibiades] Siehe S. 177.9 und Erl.

226.5

Telegraphen] Anspielung auf die schwenkbaren Signalarme der optischen Telegrafen.

226.8–11

Siehe Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 328, 23. November 1848. S. 1477. – Dort heißt es: „In kräftig gezeichneten Zügen malt dieser Redner [Escher] das gehässige Benehmen der Tessiner gegen die eidg. Truppen. So habe unter anderm in Bellinzona ein Gastwirth beim Einmarsche der Truppen eidg. Offiziere, die sich in einem abgesonderten Zimmer befanden, auf die unverschämteste Weise aus dem Zimmer fortjagen wollen, unter dem Vorwande, daß lombardische Flüchtlinge dasselbe beziehen wollten. Am gleichen Orte sei den eidg. Truppen als Wachtzimmer ein Lokal angewiesen worden, das unter Wasser gestanden, so daß die Soldaten die Nacht theils stehend, theils in einer zufällig in dem Lokale befindlichen Postkutsche hätten zubringen müssen ... Der Redner rechtfertigt das Benehmen der Kommissarien, während er dagegen das widerspenstige Benehmen der Regierung gegen die Anordnungen der eidg. Behörden in ein für die erstere nicht sehr günstiges Licht stellt. Was die schauerliche Geschichte der Einkerkerung tessinischer Bürger anbetreffe, so besteht das Ganze darin, daß ein Tessiner, Namens Casta, der sich arger Schimpfungen gegen die eidgenössischen Truppen erlaubt von den Soldaten auf die Wache geführt, und bei dem Dazukommen eines Offiziers sogleich

912

Erläuterungen

wieder in Freiheit gesetzt worden sei.“ (Siehe Bern, 22. Nov. (Verhandlungen des National- und Ständerathes.) In: Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 313, 25. November 1848. Beilage. S. 4.) 226.29–227.8 Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 328, 23. November 1848. S. 1477; Verhandlungen des Nationalrathes. Dienstag, den 21. Nov. In: Berner-Zeitung. Nr. 279, 22. November 1848. S. 2045. – Dort jeweils nur Zusammenfassungen der Rede Luvinis. 227.13–14

Misoxer] Bewohner des Tales Misox im Kanton Graubünden.

227.24

nächsten Morgen] 22. November 1848. – Siehe bereits S. 147/148. – Verhandlungen des Nationalrathes. Mittwoch, den 22. Nov. In: Berner-Zeitung. Nr. 281, 23. November 1848. S. 2047/2048.

227.32–228.1 Siehe ebenda sowie + Bern, 22. Nov. Nationalrath. In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 329, 24. November 1848. S. 1480. 229.13–14

Siehe Engels’ Korrespondenzen vom 29. und 30. November 1848 (S. 181.4–7 und 182).

230.23–26

Engels ging bereits 1844 in der chartistischen Zeitung „The Northern Star“ auf den Bürgerkrieg im Kanton Wallis ein. (Engels: The Civil War in the Valais. In: MEGA➁ I/3. S. 607.)

230.31

Dottore Bartholo] Gestalt aus Pierre de Beaumarchais’ Komödie „La Folle Journe´e ou le Mariage de Figaro“ („Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“).

232.20–22

Siehe Erl. 165.2–3.

233.5–6

trotz Duchaˆtel und trotz Hansemann] Im Sommer 1848 verglich Engels in der NRhZ den preußischen Finanzminister David Hansemann mehrmals mit Tanneguy Duchaˆtel, französischer Innenminister bis zur Februar-Revolution von 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 88, 162, 325, 366 und 681, aber auch S. 297.)

234.33–34

Siehe Engels’ (S. 147/148).

Korrespondenz

vom

22. November

1848

913

Friedrich Engels Neuer Bundesgenosse der Kontrerevolution Zwischen 6. und 8. Dezember 1848 (S. 235–237)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. In dem redaktionellen Artikel, der in der NRhZ vom 12. Dezember 1848 als Leitartikel erschien, kommentiert Engels erneut die Schweizer Asyl- und Neutralitätspolitik, die zuerst im Konflikt um die italienischen Flüchtlinge im Kanton Tessin restriktiver gehandhabt worden war und dann auch gegenüber den deutschen Flüchtlingen in den nördlichen Kantonen durchgesetzt wurde. Nachdem Engels zunächst durchaus Verständnis für diese striktere Politik geäußert hatte (S. 218/219), wirft er nun nach Kenntnisnahme des Zirkulars des Schweizer Bundesrats an die Kantone vom 30. November der eidgenössischen Bundesregierung vor, „der neuen heiligen Allianz“ beigetreten zu sein. Obwohl der vorliegende Text im Unterschied zu den mit „** Bern“ gekennzeichneten Korrespondenzen offensichtlich von vornherein als Kommentar geschrieben wurde, ist davon auszugehen, dass Engels ihn – wie die Berner Korrespondenzen – verfasste. Dies zeigen inhaltliche Übereinstimmungen und Bezugnahmen. So steht der Artikel in einem direkten Zusammenhang zu mehreren vorangegangenen Korrespondenzen (insbesondere S. 126–134, 183–185 und 218/219) sowie einem zwei Wochen später veröffentlichten Beitrag (S. 261–263). Der Artikel wurde wahrscheinlich am 6. Dezember 1848 begonnen, nachdem die Berner Zeitung „La Suisse“ den Wortlaut des Zirkulars des Bundesrats am 6. Dezember veröffentlicht hatte. Er wurde spätesten am 8. beendet, damit er rechtzeitig am 11. Dezember in Köln vorlag. Das „Nürnberger Tagblatt“ übernahm den Artikel annähernd wörtlich. (Siehe Die preußische Contrerevolution ... In: Nürnberger Tagblatt. Nr. 146, 18. Dezember 1848. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 11. Dezbr. (Neuer Bundesgenosse der Contrerevolution.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 166, 12. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

914

Erläuterungen

KORREKTURENVERZEICHNIS 236.39

hatte] J hatten

ERLÄUTERUNGEN 235.4–7

Zu Gerüchten über einen erneuten von der Schweiz aus geplanten republikanischen Aufstand siehe S. 183.19–23.

235.9

„vereinbart“] Anspielung auf die preußische Nationalversammlung, die offiziell als „Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung“ bezeichnet und deshalb in der NRhZ spöttisch „Vereinbarer-“ oder „Vereinbarungs-Versammlung“ genannt wurde.

235.17–19

Siehe Bern, 1. Dec. Nachdem unsre neue Bundesbehörde ... In: Frankfurter Journal. Nr. 319, 4. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 1.

235.22

Cirkular] Le Conseil fe´de´ral aux Cantons. Berne, 30 novembre 1848. In: Documents Diplomatiques Suisses. Vol. 1. S. 7–9; Schweizerisches Bundesblatt. Bern. Nr. 8, 21. März 1849. S. 179–183.

235.22

Kommissär] Der Luzerner Nationalrat Jakob Robert Steiger war zum eidgenössischen Flüchtlingskommissar für die nördlichen Grenzkantone ernannt worden. (Siehe S. 261.3 und Erl.)

235.23–25

In seiner Korrespondenz vom 5. Dezember 1848 (S. 218.7–10) stützte sich Engels offensichtlich auf Nachrichtenbeiträge Berner Zeitungen.

236.5

Tessiner Beschlüsse] Siehe S. 147/148.

236.12–29

Siehe Le Conseil fe´de´ral aux Cantons. Berne, 30 novembre 1848. In: Documents Diplomatiques Suisses. Vol. 1. S. 7–9; Schweizerisches Bundesblatt. Bern. Nr. 8, 21. März 1849. S. 179–183.

236.30–31

Note vom 4. November] Siehe S. 126–134 und 218.23–24. – Für den Wortlaut siehe Bern, 11. Novbr. (Antwort des Vororts an die deutsche Centralgewalt.) In: NRhZ. Nr. 143, 15. November 1848. S. 2, Sp. 2/3.

236.32–37

Aargau. In: Berner-Zeitung. Nr. 293, 7. Dezember 1848. S. 2097. – Siehe S. 261.3 und Erl.

237.1

Grenzsperre] Siehe Engels’ Korrespondenzen vom 26./27. November, 1. und 5. Dezember 1848 (S. 178.18, 183.2 und 218.27–219.3).

915

Karl Marx Die Verleumdungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 13. Dezember 1848 (S. 238)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 3. Juli 1848 waren der Arzt Andreas Gottschalk und der ehemalige Offizier Friedrich Anneke, beide Führungsmitglieder des Kölner Arbeitervereins, wegen republikanischer Reden in Köln verhaftet worden. Marx und Engels hatten in der NRhZ vom 5. Juli ausführlich über die näheren Umstände der Verhaftungen berichtet (MEGA➁ I/7. S. 251–253 und 1241–1243), woraufhin die preußische Justiz gegen Marx, Engels und den Geranten Hermann Korff eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet hatte. (Ebenda. S. 268–270, 280, 1256 und 1263–1265.) Am 3. Dezember 1848 ließ der Anklagesenat die Strafsache zur Verhandlung zu, die auf den 20. Dezember angesetzt wurde, aber dann vertagt werden musste. (Siehe S. 48.17–19 und Erl. sowie 186.11–12 und Erl.; ferner S. 242 und 922/923.) Der Prozess fand schließlich am 7. Februar 1849 statt; Marx, Engels und Korff wurden von den Geschworenen freigesprochen. (S. 386, 409–420, 421–426 und 547.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel selbst verfasst, in dem ausführlich aus seinem und Engels’ Artikel von Juli 1848 zitiert wird. Der Text wurde wahrscheinlich am Vormittag des 13. Dezember 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 13. Dezember. (Die Verläumdungen der „N.Rh.Z.“) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 168, 14. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 238.2

4. August] Der entsprechende Artikel war auf den 4. Juli 1848 datiert und erschien in der NRhZ vom 5. Juli. (MEGA➁ I/7. S. 251–253.)

238.4

Siehe S. 186.11–12 und Erl. sowie S. 242 und 922/923.

238.6–20

MEGA➁ I/7. S. 253. – Hervorhebungen nachträglich von Marx.

916

Friedrich Engels Ursulinerinnenkloster – Werbungen für den Kartätschenkönig – Die „Bürgergemeinde“ – Kommission wegen eines gemeinsamen Zolltarifs 9. Dezember 1848 (S. 239/240)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 77/78.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 9. Dez. (Ursulinerinnenkloster. – Werbungen für den Kartätschenkönig. – Die „Bürgergemeinde“. – Kommission wegen eines gemeinsamen Zolltarifs.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 168, 14. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 239.2–3

Regierungsrath] Regierung des Kantons Bern.

239.3

großen Rath] Kantonsparlament.

239.4

Tagsatzungsbeschlusses] Am 3. September 1847 hatte die Schweizer Tagsatzung die Ausweisung des Jesuitenordens verfügt, dessen Verbot in der neuen Bundesverfassung festgeschrieben wurde. (Siehe Bucher: Die Bundesverfassung von 1848. S. 1001.)

239.7–8

Siehe Die lombardische Regierung ... In: Berner-Zeitung. Nr. 278, 19. November 1848. S. 2036. Feldmarschall Radetzky, österreichischer Oberkommandierender in Italien, hatte im September 1848 alle Tessiner aus der Lombardei ausgewiesen, eine Handels- und Postsperre sowie eine Visumspflicht verfügt. (Siehe S. 223.36.)

239.8

König Ferdinand] Ferdinando II.

239.10

Urkantone] Siehe Erl. 87.14.

239.11

Kapitulationen] Verträge, in denen ein Staat einem anderen erlaubte, auf seinem Gebiet Söldner zu werben. – Gemäss der Schweizer Bundesverfassung von 1848 durften zwar keine neu-

917

Friedrich Engels · Ursulinerinnenkloster – Werbungen für den Kartätschenkönig

en Werbungsverträge abgeschlossen werden, bestehende Abkommen waren davon jedoch nicht betroffen. (Jung/Wiederkehr: Escher Briefe. Bd. 4. S. 46–67.) – Engels kritisierte bereits 1847 und im Juni 1848 die Rolle der im Dienst gegen Aufstände und Revolutionen stehenden Schweizer Truppen. (Siehe F[riedrich] Engels: Der Schweizer Bürgerkrieg. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 91, 14. November 1847 (MEGA➀ I/6. S. 342–349).) 239.17

15. Mai] Am 15. Mai 1848 ließ König Ferdinando II einen Aufstand in Neapel blutig niederschlagen. (Siehe Engels: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. In: MEGA➁ I/7. S. 40–42.)

239.18

„Beobachter“] Zur dreimal wöchentlich erscheinenden Berner Zeitung „Schweizerischer Beobachter“ siehe Engels’ Korrespondenz vom 11. Januar 1849 (S. 304.20–31).

239.26–240.7 Siehe Die Versammlung der Burgergemeinde der Stadt Bern den 6. Dezember. In: Berner-Zeitung. Nr. 294, 8. Dezember 1848. S. 2999/3000. – Siehe Engels’ Korrespondenz vom 24. Dezember 1848 (S. 262.25–263.11).

918

Karl Marx / Hermann Korff / Stephan Naut / Louis Schulz Bestellung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 17./18. Dezember 1848 (S. 241)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit dem vorliegenden Text, der vom 19. Dezember 1848 bis 14. Januar 1849 an der Spitze der Zeitung publiziert wurde, forderte die NRhZ ihre Kölner und ihre auswärtigen Leser auf, das Abonnenment für das nächste Quartal, Januar bis März 1849, rechtzeitig zu erneuern. Die Preisangaben und der Textteil, in dem als Vorzüge der Zeitung „ihre persönlichen Verbindungen“ und ihre Bedeutung als „Organ ... der europäischen Demokratie“ benannt werden, wurden besonders hervorgehoben. Am 7. Januar 1849 sah sich die NRhZ veranlasst, ihre auswärtigen Abonnenten ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen, dass sich das Abonnement nicht automatisch verlängere. Vielmehr müssten „die auswärtigen Leser zu jedem neuen Quartale die Bestellung auf den resp[ectiven] Postanstalten erneuern“. (Es sind in diesem Quartale ... [Gez.:] Die Expedition. In: NRhZ. Nr. 189, 7. Januar 1849. S. 1, Sp. 1.) Ähnlich hatte die NRhZ bereits im Oktober 1848 mehrmals betont: „Die Post-Anstalten verlangen Pränumeration und neue Bestellung vor oder beim Beginn eines jeden Quartals.“ (Es ist uns von vielen Seiten ... Ebenda. Nr. 120, 19. Oktober 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1.) In Köln und Umgebung war die NRhZ im November 1848 ihren Lesern mit kurzfristigeren Abonnements entgegengekommen. Erstmals in der Ausgabe vom 14. November hatte die Zeitung angekündigt, „dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte“, Bestellungen auf die NRhZ „vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. bei Vorausbezahlung“ zu ermöglichen. Einzelne Nummern seien zudem fortwährend bei der Expedition des Blattes in Köln, Unter Hutmacher Nr. 17, „zu einem (1) Sgr.“ zu kaufen. Zugleich versicherte man, die „einlaufenden Nachrichten ..., unterstützt von tüchtigen Cor[r]espondenten“, den Lesern „auf das Schleunigste“ mitteilen zu können. (Um mehrfach geäußerten Wünschen ... In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. S. 1. – Zur Auflagenentwicklung der Zeitung siehe S. 640–643.) Auch 1849 ermöglichte die NRhZ „Freunden“ in Köln „Abonnements für den Zeitraum vom 15. Februar bis 31. März zum Preise von 20 Sgr.“ „Auf die vielen Anfragen von auswärts bedauern wir erwidern zu müssen“, fügten die Geranten hinzu, „daß unsere desfallsigen Anträge bei der Post auf Hindernisse gestoßen sind.“ (NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 1.) Die Aufforderung zur Abonnementserneuerung wurde zwar nur mit „Die Gerantur“ unterzeichnet, aber es ist davon auszugehen, dass der Chefredakteur Marx zumindest Mitverfasser des Textes war. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 1608.) Darauf weisen die inhaltlichen Aussagen hin, genauso wie Marx’ Versicherung

919

Karl Marx · Bestellung der „Neuen Rheinischen Zeitung“

gegenüber Ernst Dronke, dass er ihn, wie „aus der neuen Ankündigung in den verschiednen Zeitung“ hervorgehe, „fortwährend als Mitredacteur der Zeitung“ betrachte. (Marx und Wilhelm Wolff an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 11.7–8.) Der Text wurde wahrscheinlich am 17. Dezember 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Anzeigen konnten in zahlreichen Zeitungen ermittelt werden. (Siehe Bestellung auf die „Neuen Rheinischen Zeitung“ für das erste Quartal 1849. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 336, 19. Dezember 1848. Erste Beilage, S. 4; Nr. 337, 20. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 3 und Nr. 342, 25. Dezember 1848. S. 4; Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 300, 23. Dezember 1848. Zweite Beilage. S. 4; Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 363, 28. Dezember 1848. S. 5728 und Nr. 1, 1. Januar 1849. S. 12; Dresdner Zeitung. Nr. 76, 28. Dezember 1848. S. 538 und Nr. 78, 30. Dezember 1848. S. 554; Frankfurter Journal. Nr. 335, 22. Dezember 1848. Dritte Beilage. S. 4 und Nr. 338, 27. Dezember 1848. Erste Beilage. S. 2; Mannheimer Zeitung. Nr. 306, 23. Dezember 1848. S. 3022 und Nr. 308, 25. Dezember 1848. S. 3030; Schweizerische National-Zeitung. Basel. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 8; Berner-Zeitung. Nr. 4, 4. Januar 1849. S. 4. – Möglicherweise verspätet Illustrirte Zeitung. Leipzig. Nr. 293, 10. Februar 1849. S. 95.) Die „Bonner Zeitung“ veröffentlichte die Anzeige der NRhZ im Austausch dafür, dass das Kölner Blatt eine entsprechende Anzeige der Bonner aufnahm. (Bonner Zeitung. Nr. 212, 31. Dezember 1848. S. 4 und Nr. 2, 3. Januar 1849, S. 4. – Siehe Gottfried Kinkel an Marx, 28. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 554 und 1110.) Die Pariser Tageszeitung „La Re´forme“ veröffentlichte auf Betreiben August Hermann Ewerbecks eine zusammenfassende Übersetzung der Anzeige, in der ebenfalls der europäische Charakter der NRhZ hervorgehoben wurde: „Nouvelle Gazette Rhe´nane (a` Cologne), organe allemand de la de´mocratie europe´enne“. Dort wurden außer Engels alle Mitglieder der Redaktion aufgeführt. (La Re´forme. Paris. Nr. 3, 4. Januar 1849. S. 4.)

Zeugenbeschreibung J Bestellungen auf die „Neue Rheinische Zeitung“ ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 172, 19. Dezember 1848. S. 1. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 241.5–10

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In der von August Hermann Ewerbeck in Paris veröffentlichten Anzeige wurde dazu aufgefordert bei „M. A. Havas, 3, rue J.-J. Rousseau“ zu bestellen: „Le prix, qui avait e´te´ de 15 fr. pour trois mois a` Paris, vient d’eˆtre re´duit conside´rablement.“ (La Re´forme. Paris. Nr. 3, 4. Januar 1849. S. 4.) – Am 1. Januar

Erläuterungen

1849 forderte die Zeitung ihre Leser in Paris auf, ihre Bestellungen an „Herr[n] Dr. Ewerbeck, rue de l’Ulm 33“ zu richten, wogegen Ewerbeck in einem Brief an Georg Weerth am 2. Januar 1849 Einspruch erhob, da es für ihn eine „schauderhafte Plackerei“ wäre, ein „Abonnementsbüreau anzulegen“. Stattdessen sollten die Bestellungen an Havas adressiert werden. (Siehe August Hermann Ewerbeck an Georg Weerth, 2. Januar 1849. In: Füllner/Melis: „Du hast dich bisher ... S. 338.) Dies berücksichtigten die Geranten der NRhZ vier Tage später, indem sie nun als Adressaten für Frankreich „A. Havas, Nr. 3 Rue Jean Jacques Rousseau in Paris“ angaben. (NRhZ. Nr. 188, 6. Januar 1849. S. 1.) Auch für England erfolgten Änderungen. Statt an „J.J. Ewer u. Comp., 72, Newgate Street in London“ sollten die Bestellungen an „das königl. belgische Briefpostamt in Ostende“ gerichtet werden (NRhZ. Nr. 176, 23. Dezember 1848. S. 1) sowie mit Beginn des neuen Jahres zusätzlich an „Mr. Thomas, Catherine Street-strand in London“. (NRhZ. Nr. 184, 1. Januar 1849. S. 1.) 241.11

Die in Preußen auf alle Zeitungen erhobene Stempelsteuer war am 8. Dezember 1848 mit Wirkung ab dem 1. Januar 1849 abgeschafft worden. (Siehe Verordnung, die Aufhebung des Zeitungsstempels betreffend. In: NRhZ. Nr. 166, 12. Dezember 1848. Beilage. S. 1.)

241.12–15

Siehe MEGA➁ I/7. S. 30, 742, 755, 1012/1013 und 1608.

241.16

Zur Redaktion der NRhZ siehe S. 619–630. – Siehe Marx und Wilhelm Wolff an Ernst Dronke, 3. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 11.7–8.

241.26

Siehe MEGA➁ I/7. S. 30 und 742.

241.29

Zu den Geranten der NRhZ siehe S. 646–648. – Am 7. Januar 1849 fügte die „Expedition“ der NRhZ unterhalb der vorliegenden Aufforderung den Hinweis hinzu: „Es sind in diesem Quartale der Expedition der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ abermals von vielen Seiten Briefe zugekommen, aus denen hervorgeht, wie die Absender derselben sich in dem Glauben befinden, es wäre auswärts zu jedem neuen Quartale eine Neubestellung der Zeitung nicht nöthig, sondern dieselbe würde den frühern Abonnenten auf’s Neue wieder zugesandt. Dem ist aber nicht so; im Gegentheil müssen die auswärtigen Leser zu jedem neuen Quartale die Bestellung auf den resp. Postanstalten erneuern. Wir ersuchen unsere Leser, dies zu berücksichtigen.“ (NRhZ. Nr. 189, 7. Januar 1849. S. 1, Sp. 1.)

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Karl Marx Ein Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ vertagt 20. Dezember 1848 (S. 242)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 916. Als Chefredakteur und unmittelbar Beteiligter hat wahrscheinlich Marx die vorliegende Meldung über die Vertagung des für den 20. Dezember 1848 angesetzten Prozesses verfasst. Wie die „Kölnische Zeitung“ berichtete, hatten „sich die Vertheidiger der Herren Korff und Marx (Engels war nicht erschienen) der Verhandlung der Sache wegen Nichtigkeit der Vorladung“ widersetzt und hatte sich „der Gerichtshof diese[r] Nichtigkeits-Einrede“ angeschlossen. „Die Ladung war nämlich, obwohl das Gesetz eine zehntägige Frist vorschreibt, den Angeklagten erst am 11. d.M. zugestellt worden“. (** Köln, 20. Dec. In: Kölnische Zeitung. Nr. 338, 21. Dezember 1848. Beilage. S. 2. – Nachdrucke in National-Zeitung. Nr. 247, 23. Dezember 1848. S. 2; Mannheimer Abendzeitung. Nr. 307, 24. Dezember 1848. S. 3024; Düsseldorfer Zeitung. Nr. 334, 21. Dezember 1848. Außerordentliche Beilage. S. 2; Stadt-Aachener Zeitung. Nr. 340, 22. Dezember 1848. S. 2; Dresdner Zeitung. Nr. 73, 24. Dezember 1848. S. 520. – Zur Zustellung der Ladung siehe Stephan Adolph Naut und Georg Weerth an Engels, um den 3. Dezember 1848 [vielmehr: 12. Dezember]. In: MEGA➁ III/2. S. 523.) Der „Düsseldorfer Zeitung“ wurde zudem aus Köln berichtet: „Die heutige Assisenverhandlung sollte den Reigen von Prozessen eröffnen, der gegen die N. Rh. Zeitung erhoben sind. [!] ... Der Gerant Hermann Korff Lieutenant a.D. und der Hauptredakteur Dr. Karl Marx [erschienen], begleitet von den Advokaten Hagen und Schneider II. Der dritte Angeklagte Friedr. Engels aus Barmen war nicht erschienen. Das öffentliche Ministerium erklärte, daß der mit der Ladung beauftragte Gerichtsvollzieher Simons die gesetzlichen Fristen nicht innegehalten habe, weshalb gegen Engels kein Contumacialantrag genommen werden könne und wenn die erschienenen Beschuldigten die Ladung als nichtig anfechten würden, von Seiten des öffentlichen Ministeriums die Ladung zurückgezogen werden müsse. Die Angeklagten erwiderten, daß sie allerdings die Ladung, weil sie zu spät zugestellt worden, für ungesetzlich erachteten, daß sie aber auch die Anklage wie sie angebracht wegen Undeutlichkeit zurückzuweisen beantragten. Es wurde in letzter Beziehung geltend gemacht, daß nicht genau die Stellen in dem bezogenen Artikel von Nr. 35 der N. Rhein. Ztg. angegeben, welche den Thatbestand des Vergehens enthielten, daß hierdurch die Vertheidigung erschwert und fast unmöglich gemacht würde und dieses mit Art. 241 der Strafprozeßordnung im Widerspruche stehe; ebensogut könne das öffentliche Ministerium sagen, der Beschuldigte hat in diesem Buche den N.N.

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Entstehung und Überlieferung

beleidigt, und das umfangreiche Werk in die Anklageakte aufnehmen. Nach einer ziemlich langen Berathung erklärte der Hof die Ladung für nichtig, womit die Verhandlung geschlossen wurde.“ (†* Köln, vom 20. Dez. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 335, 22. Dezember 1848. S. 2.) Der Artikel wurde am Vormittag des 20. Dezember 1848 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 20. Dez. (Ein Preßprozeß gegen die „N.-Rh.-Z.“ vertagt.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 174, 21. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

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Karl Marx Prozess gegen Gottschalk und Genossen Vor dem 21./22. Dezember 1848 (S. 243–251)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In der vorliegenden Artikelserie, deren beide Teile als Leitartikel in der NRhZ vom 22. bzw. 23. Dezember 1848 erschienen, wird die Anklageschrift gegen Andreas Gottschalk, Friedrich Anneke und Christian Joseph Esser, Gründungsund Führungsmitglieder des Kölner Arbeitervereins, kommentiert. Nach einer sechsmonatigen Untersuchungshaft fand der Geschworenenprozess gegen die drei Angeklagten vom 21. bis 23. Dezember statt und endete mit Freisprüchen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx die beiden Artikel verfasst. Zu diesem Zeitpunkt war er in der vierköpfigen Redaktion der einzige mit einer juristischen Ausbildung und hatte seine entsprechenden Kenntnisse bereits zuvor in mehreren Beiträgen eingebracht. Auch die Verweise auf den belgischen Tendenzprozess von August 1848 (S. 244.15–17 und Erl.) sowie auf Äußerungen des Düsseldorfer Divisionskommandeurs Otto von Drigalski (S. 250.37–38) können als Belege dafür gesehen werden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Marx aufgrund seiner (und Engels’) Berichterstattung über die Umstände der im Juli 1848 erfolgten Verhaftung Annekes schon am 20. Dezember selbst vor Gericht erscheinen mußte. (Siehe S. 238 und 242 sowie 922/923.) Der Geschworenenprozess gegen Marx (sowie Engels und Hermann Korff) fand am 7. Februar 1849 statt. (S. 409–420 und 421–426.) Schließlich ist anzunehmen, dass Marx, inzwischen Präsident des Arbeitervereins, sich verpflichtet fühlte, die politischen Interessen des Vereins wahrzunehmen. Die beiden Artikel wurden wahrscheinlich vor dem 21. bzw. 22. Dezember 1848 entworfen und spätestens unmittelbar nach Eröffnung des Prozesses am Morgen des 21. Dezember festiggestellt. In ihrer Beilage vom 24. Dezember meldete die NRhZ unter „Neueste Nachrichten“: „* Köln, 23. Dec. So eben (Nachmittags) sind Gottschalk, Anneke und Esser von der Jury, wie vorauszusehen war, freigesprochen worden.“ (NRhZ. Nr. 177, 24. Dezember 1848. Beilage. – Siehe Köln, 23. Dez. Der politische Tendenzprozeß ... In: Der Reichsbote. München. Nr. 141, 29. Dezember 1848. S. 331. – Siehe auch Marx’ Notiz über die vergeblichen Versuche von Mitgliedern des Kölner Arbeitervereins, die Genehmigung zur Durchführung eines Fackelzuges für Gottschalk zu erhalten (S. 253).)

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Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Dez. (Prozeß gegen Gottschalk und Genossen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; * Köln, 22. Dez. (Prozeß gegen Gottschalk und Genossen.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 176, 23. Dezember 1848, S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschriften sind den jeweiligen Inhalts-„Uebersicht[en]“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 245.31 246.31 247.17 247.19 247.22 247.25 248.32 248.38 248.38 249.2 249.16 249.27 250.7 251.15 251.18

Hühnermund ] J Hünnemann bietet] J bieten Quartalsassise] J Quartalsassisfe Assise] J Assisse Assisenhof] J Assissenhof Assise] J Assisse Komplott] J Komplot Komplott] J Komplot Komplott] J Komplot Komplott] J Komplot Staatsverfassung] J Staatsverfaslung Heilmittel] J Heilmitel des ] J der sehen] J sehe Briefe] J Briefen

ERLÄUTERUNGEN 243.6–244.5

Bereits in einem Artikel der NRhZ vom 31. Oktober 1848, in dem ein Presseprozess gegen Bernhard Dietz, Drucker und Herausgeber der „Freien Volksblätter“, referiert wurde, heißt es im Schlussabsatz resümierend: „Ertheilt ein bestimmter Census das Privilegium Geschworner zu sein, gehören also die Geschwornen einer privilegirten Klasse an, so ist ihr Gewissen, ihr Bewußtsein eben das Bewußtsein und das Gewissen dieser Klasse.“ (Δ Köln, 30. Oktober. (Preßvergehen.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1–3.) – Dietz wurde wegen seiner Berichterstattung über die Umstände der Verhaftung von Gottschalk und Anneke im Juli 1848 zu einer fünfwöchigen Gefängnisstrafe und zur Stellung einer Zeitungskaution in Höhe von 4000 Talern verurteilt. – Am Schluss einer Korrespondenz aus Sachsen heißt es, möglicherweise von der Re-

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Karl Marx · Prozess gegen Gottschalk und Genossen

daktion der NRhZ hinzugefügt: „Geschworenengerichte und wieder Geschworenengerichte. Aber Geschworenengerichte ohne Census! Nur keine rheinischen Geschworenengerichte!“ (; Provinz Sachsen, 5. Nov. (Kriminalistisches.) In: NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. S. 1, Sp. 3. – Siehe Ferdinand Wolffs Pariser Korrespondentenbericht ˆ Paris, den 18. Decb. Wir haben uns ... Ebenda. Nr. 174, 21. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3.) 244.15–17

Siehe * Brüssel. Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. In: NRhZ. Nr. 45, 47 und 49, 15., 17. und 19. Juli 1848. – Eine unmittelbar nach der französischen Februarrevolution 1848 gebildete republikanische „Le´gion belge“ hatte Ende März von Frankreich aus vergeblich versucht, auf belgisches Gebiet vorzudringen. Sie war von der im Voraus informierten belgischen Armee in der Nähe des belgischen Weilers Risquons-Tout erwartet worden. Der Vorfall hatte in Belgien gerichtliche Untersuchungen und einen vom 9. bis 30. August dauernden politischen Tendenzprozess zur Folge, über den Georg Weerth in einer als Korrespondenzbeiträge gekennzeichneten Artikelserie berichtete. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 643–646, 925 und 1514.)

244.20–24

Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 10.

244.27–28

Der Verleger und Drucker der „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ Johann Alexander Brocker-Everaerts wurde am 24. Oktober 1848 zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe und zur Stellung einer Kaution für die Zeitung in Höhe von 4000 Talern verurteilt. Die Zeitung hatte Dietz’ Artikel (Erl. 243.6–244.5) über die Umstände der Verhaftung von Anneke und Gottschalk nachgedruckt. (Δ Köln, 30. Oktober. (Preßvergehen.) In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3.) – Der Arbeiterverein gab daraufhin ein neues Blatt unter dem Titel „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“ heraus.

244.31–34

Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 11.

244.41–245.1 Septembergesetze] Anspielung auf die nach einem Attentat auf König Louis Philippe am 9. September 1835 in Frankreich erlassenen Gesetze zur Einschränkung der Kompetenzen der Geschworenengerichte und der Pressefreiheit. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 35, 245 und 366.) 245.7–14

926

Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 10. – Hervorhebungen von Marx.

Erläuterungen

245.31–41

Ebenda. S. 10/11 und 14. – Hervorhebungen von Marx. – Nachdem bekannt geworden war, dass das Mitglied des Kölner Arbeitervereins Johann Maltheser als Polizeispitzel tätig war, wurde er aus dem Verein „ausgestoßen“. (Protokoll der GeneralVersammlung, gehalten im Eiser’schen Saale am 3. Sep. 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 29, 7. September 1848. S. 4; Maltheser: Da ich mich gedrungen fühle ... [Anzeige.] In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 13, 7. Dezember 1848. S. 3/4; Dowe: Aktion. S. 175 Anm. 379. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 772 und 1642. – Zu den Aussagen des Referendars Eberhard von Groote siehe Bericht des Staatsprokurators Hecker an Justizminister Maercker, 22. Juli 1848. In: Rheinische Briefe und Akten. Bd. 2/2. S. 317.)

246.6–19

Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 10/11.

246.20–21

Siehe S. 247.33.

246.34–247.26 Einleitung. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. V–VII. 247.27–32

Siehe Köln, 7. Novbr. (Heckers Erhöhung.) In: NRhZ. Nr. 137, 8. November 1848. S. 1, Sp. 1.

248.4–5

Siehe MEGA➁ I/7. S. 251–253 und 1239/1240.

248.8–10

Zur Einrichtung einer Kommission zur Untersuchung der bewaffneten Auseinandersetzung im Großherzogtum Posen im Mai 1848 siehe Engels: Vereinbarungsdebatte vom 4. Juli 1848. In: MEGA➁ I/7. S. 285–296 und 1271–1275.

248.31–38

Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 9. – Hervorhebungen und Ergänzungen in Klammern von Marx. – Diese ursprüngliche Anklage hatte der Anklagesenat des Kölner Appellationsgerichtshofs mit Urteil vom 10. Oktober 1848 mit der Begründung verworfen, es würden „keine genügende[n] Anzeigen vorliegen, daß die Beschuldigten ein Komplott zur Verübung der in Art. 81 und 91 St[raf-]G[esetz-] B[uches] vorgesehenen Verbrechen gestiftet haben.“ (Zur Definition eines Komplotts im Sinne des in der preußischen Rheinprovinz geltenden französischen Code Pe´nal von 1810 siehe Erl. 48.11–14.)

249.5–11

Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 20.

249.27–250.7 Ebenda. S. 11–13. – Hervorhebungen von Marx. 250.16–24

Ebenda. S. 13. – Hervorhebungen von Marx.

927

Karl Marx · Prozess gegen Gottschalk und Genossen

250.27–31

Ebenda. S. 15. – Hervorhebungen von Marx.

250.37–38

Siehe S. 136.7–9 und Erl.

251.5–6

„politischen Fanatismus“] Anklageschrift. In: Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. S. 15.

928

Karl Marx Drigalskis Prozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ 21. Dezember 1848 (S. 252)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 21. Dezember 1848 um 9 Uhr morgens wurde Marx wegen einer in der NRhZ vom 20. Oktober 1848 veröffentlichten Düsseldorfer Korrespondenz Ferdinand Lassalles richterlich vernommen. (Siehe S. 546.) Lassalle hatte über die Unterredung einer Deputation Düsseldorfer Demokraten mit Generalleutnant Otto von Drigalski, Kommandeur der 14. Division, berichtet. ([Ferdinand Lassalle:] ÷ Düsseldorf, 17. Okt. (Militairisches.) In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 4, Sp. 1–3. – Siehe Zumfeld: Neue Funde zu Marx, Lassalle und Freiligrath; ders.: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. S. 43–45.) Als unmittelbar Beteiligter hat aller Wahrscheinlichkeit nach Marx die vorliegende redaktionelle Mitteilung verfasst. Der Artikel wurde am späten Vormittag des 21. Dezember 1848 geschrieben. 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „* Köln. 21 Dec. Marx vorcitirt vor den Instructionsrichter wegen Verläumdung des ,Bürgers und Communisten‘ Drigalski.“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Dez. (Drigalski’s Prozeß gegen die „N. Rh. Z.“) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 2, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 252.1

abermals] Zu Marx’ gerichtlichen Vorladungen und Vernehmungen siehe S. 48.41–49.1 und Erl., S. 86, 113.4–7, 144 und 145/146.

252.2

„Bürgers und Kommunisten“] Siehe S. 136.7–9 und Erl.

252.6

Unsern Artikeln] Neben der Korrespondenz Lassalles siehe insbesondere Marx’ Artikel „Drigalski der Gesetzgeber, Bürger und Kommunist“ (S. 136–140 und 844/845).

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Karl Marx Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk. Entwurf 24. Dezember 1848 (S. 253)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Bei dieser von Marx niedergeschriebenen Notiz handelt es sich um den Entwurf entweder für einen Zeitungsartikel oder für ein Protestschreiben aus Anlass der behördlichen Ablehnung eines Fackelzuges des Kölner Arbeitervereins für Andreas Gottschalk, der am 23. Dezember 1848 nach monatelanger Untersuchungshaft von einem Kölner Geschworenengericht freigesprochen worden war. (Siehe S. 243–251.) Am 23. und 24. Dezember 1848 bemühten sich verschiedene Deputationen des Arbeitervereins beim Kölner Polizeidirektor Wilhelm Geiger und beim Festungskommandanten Oberst Friedrich Engels um die Erlaubnis zur Durchführung eines solchen Fackelzuges. Der Leipziger „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ wurde aus Köln von Hermann Becker berichtet: „Obgleich Dr. Gottschalk, nachdem er freigesprochen, sich alle Demonstrationen um so dringlicher verbat, als er unwohl ist, so hat doch der Spruch der Jury einen eigenthümlichen Nachhall gefunden; da die Mitglieder des Arbeitervereins darauf bestanden, ihm eine Auszeichnung zu erweisen, so beschloß der Vorstand des Vereins, einen Fackelzug zu veranstalten. Die Anzeige davon wurde der Polizei gemacht, und man hätte um so mehr erwarten dürfen, daß von dieser Seite kein Hinderniß entgegengestellt werde, als der Chef dieser Behörde seiner Zeit die bis ins Endlose ausgesponnene Untersuchung, die selbst in Leipzig Mitschuldige zu finden hoffte, führte. Hr. Geiger erklärte aber über die hiermit verknüpfte ,Volksversammlung im Freien‘ mit der Militairbehörde der Stadt, dem Festungscommandanten Engels, Rücksprache nehmen zu müssen, und verbot gestern geradezu den ganzen Zug. Da Hr. Engels als die Grundursache dieses Verbots galt, so begaben sich nach einander zwei Deputationen des Arbeitervereins zu demselben, um ihn umzustimmen. Nachdem die erste Deputation ziemlich kurz und barsch abgefertigt worden, ließ er sich der zweiten gegenüber auf eine Begründung seines Spruches ein. Sie ging nach übereinstimmender Angabe dahin: Wenn die HH. Gottschalk, Esser und Anneke, welche von den gesetzlichen Behörden als strafbar eingezogen wurden, allerdings von den Geschworenen freigesprochen wurden, so seien diese Männer deshalb doch nicht in den Augen der Behörden unschuldig, und er werde deshalb nie die Erlaubniß zu einer Ehrenbezeigung für dieselben geben. Wie in einer preußischen Stadt, die nicht im Belagerungszustand ist, der Commandant eine derartige Befugniß in Anspruch nehmen kann, ist schwer einzusehen. Hoffentlich wird der Minister eine solche Aeußerung desavouiren.“ ([Hermann Becker:] † Köln, 25. Dec. (Dr. Gottschalk.) In: Deutsche Allgemeine Zeitung. Leipzig.

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Entstehung und Überlieferung

Nr. 364, 29. Dezember 1848. S. 4657. – Kühn: Der junge Hermann Becker. S. 100. – Siehe auch Köln, 25. Dez. In: Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. Nr. 1, 1. Januar 1849. S. 3.) Aus Marx’ Notiz geht nicht hervor, dass nach Geigers ausweichendem Bescheid nacheinander zwei Deputationen Oberst Engels aufsuchten und dass erst die zweite die Antwort erhielt, die in Marx’ Notiz teilweise wiedergegeben wird. Da Geiger sein endgültiges Verbot der geplanten Demonstration am 24. Dezember verkündete, wurde die vorliegende Notiz wahrscheinlich noch am gleichen Tag geschrieben. In der NRhZ erschien kein entsprechender Beitrag. (Siehe Kühn: Der junge Hermann Becker. S. 100/101; Hundt: Eine Notiz von Karl Marx als Präsident des Kölner Arbeitervereins. S. 75–81.) Die Zeitung des Kölner Arbeitervereins schrieb am 28. Dezember 1848: „Antwort des Herrn Engels an die Deputation aus dem Arbeiter-Vereine. Auf das Gesuch Gottschalk, Anneke und Esser einen Fackelzug dazubringen: Zwar hat das Gericht diese Männer freigesprochen; die Behörde aber, welche sie als schuldig verhaften ließ, kann für solche Männer keinen Fackelzug erlauben. Wir bemerken nur, daß, nachdem die Behörde, welche diese Männer verhaften ließ, sich so greulich blamirt hat und Herr Engels kein anderes Recht kennt, als was die rohe Gewalt mit den Bajonetten ausübt, keine andere Antwort zu erwarten stand.“ (Der Komandant und die Geschwornen. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 19, 28. Dezember 1848. S. 4.) In der ursprünglichen „Einladung“ des Arbeitervereins hatte es geheißen, der Fackelzug sollte „Gottschalk, Anneke, Esser und Schapper“ gelten. (Siehe Einladung an alle Mitglieder des Arbeiter-Vereines ... In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 14, 24. Dezember 1848. S. 4.) Am 5. Januar 1849 erklärte das Komitee des Kölner Arbeitervereins: „Herr Oberst Engels, den wir, um selbst den krankhaften Befürchtungen mehrerer unserer Mitbürger Rechnung zu tragen, um die Erlaubniß ersucht hatten, dem Herrn Dr. Gottschalk durch einen Fackelzug mit Ständchen unsere Achtung bezeugen zu dürfen, versagte dieselbe unter den für das Urtheil der Geschworenen und für uns selbst ehrenrührigen Ausrücken: einem Manne, den die Staatsprokuratur für schuldig befunden, dürfe man keine Achtungsbezeugung zu Theil werden lassen. Was uns betrifft, so haben wir in diesem Bescheide eine gerechte Strafe dafür erkannt, daß wir überflüssiger Weise uns zu erlauben ersuchten, was kein Gesetz uns verbot. Was aber das einstimmige Urtheil der Geschworenen betrifft – das gewiß Tausende mit uns als das Wenigste anerkennen, was die öffentliche Gerechtigkeit dem Herrn Dr. Gottschalk und seinen Leidensgefährden schuldet – so können wir dem Herrn Oberst Engels nur dann eine Meinung darüber zuerkennen, wie er es in seinem Leben möglich gefunden, zweier Herren, zweien Ländern, zweien Fahnen mit demselben Eifer zu dienen. Bis dahin empfehlen wir dem Herrn Oberst Engels Evang. Mathäi 7.1–6 zur eifrigen Lektüre.“ (Erklärung. [Gez.:] Cöln, den 5. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 14. Januar 1849. S. 3.)

931

Karl Marx · Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk

Nach Angaben des Kölner Korrespondenten der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ hatte der Arbeiterverein vor dem Verbot des Fackelzugs „durch Maueranschlag an den Straßenecken eingeladen“. Über das Verbot hinaus wurden auch die militärischen Wachen in der Stadt verstärkt: „Das Verbot brachte indeß viele Neugierige auf die Beine, welche gespannt waren auf die Dinge, die da kommen sollten. Der Arbeiterverein ... beschränkte sich darauf, den drei sogenannten Volksmännern unter großer und zahlreicher Begleitung eine Serenade zu bringen, wobei es an ... Ausbrüchen des Beifalls nicht fehlte“. (Δ Köln, 25. Dec. (Eine Demonstration.) In: Frankfurter OberpostamtsZeitung. Nr. 342, 28. Dezember 1848. S. 2.) Erstveröffentlichung: Walter Kühn: Der junge Hermann Becker. Dortmund 1934. S. 100/101 und Bildbeilage Nr. 4.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: Walter Kühn: Der junge Hermann Becker. Dortmund 1934. Bildbeilage Nr. 4. (Negativkopie.) – Das Original befand sich ursprünglich im Marx-Engels-Nachlass im Parteiarchiv der SPD in Berlin. Schreiber: Marx. Beschriftung: Ein Blatt vollständig beschrieben. Der Edierte Text folgt H.

VARIANTENVERZEICHNIS 253.11

:u. zu welchem Fackelzug:

253.11

unterbrach: š „Die Männer“ sagte er die sind z w a r von denñ

253.12

sie sind z w a r > z w a r sind sie

253.14

kann sie keiñ

ERLÄUTERUNGEN 253.11

932

welchem Fackelzug] Vermutlich gemeint: welchem Zweck

Karl Marx Die preußische Kontrerevolution und der preußische Richterstand Zwischen 21. und 23. Dezember 1848 (S. 254–260)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Nach Auflösung der Berliner Nationalversammlung am 5. Dezember 1848 und Oktroyierung einer preußischen Verfassung begannen in Preußen Regierung und Justizbehörden gegen Abgeordnete, vor allem gegen Richter und Beamte, vorzugehen, die am 15. November für die Steuerverweigerung gestimmt hatten. (Siehe Collin: „Wächter der Gesetze“. S. 254–258.) Zugleich drangen Mitglieder mehrerer Oberlandesgerichte bei ihren Oberpräsidenten, beim Justizminister oder beim König darauf, Richterkollegen, die der Steuerverweigerung zugestimmt hatten, zu entlassen oder diesen zumindest einen anderen Wirkungskreis zuzuweisen. Prominente Betroffene waren insbesondere der Berliner Obertribunalrat Benedikt Waldeck, der Revisionsrat Johann Peter Esser am Rheinischen Revisions- und Kassationshof, der Bromberger Oberlandesgerichtsrat Julius Gierke sowie die Vizepräsidenten Julius von Kirchmann, Oberlandesgericht Ratibor, und Jodocus Temme, Oberlandesgericht Münster. (Siehe Seynsche: Der Rheinische Revisions- und Kassationshof. S. 208/209; Peters: J.D.H. Temme und das preußische Strafverfahren. S. 35ff.) Im vorliegenden Leitartikel der NRhZ vom 24. Dezember 1848 werden die Schreiben verschiedener Richterkollegien im Zusammenhang mit einem Erlass des preußischen Justizministers Wilhelm Rintelen vom 8. Dezember 1848 kommentiert, wobei der Erlass zugleich dokumentiert wird. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. Als einziges Redaktionsmitglied verfügte er über juristische Kenntnisse. Zudem wird eine Formulierung aus der Anklageschrift gegen Gottschalk und Anneke aufgegriffen (S. 254.22–24), die bereits in einem anderen – ebenfalls von Marx geschriebenen – Beitrag (S. 251.5–6) zitiert wurde. Der Artikel wurde am 21./22. Dezember 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des 23. Dezember. Die NRhZ berichtete ausführlich über die preußischen Verfolgungsmaßnahmen. (Siehe „Erläuterungen“.)

Zeugenbeschreibung J * Köln. (Die preußische Contrerevolution und der preußische Richterstand.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 177, 24. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

933

Karl Marx · Die preußische Kontrerevolution und der Richterstand

KORREKTURENVERZEICHNIS 256.9 257.4 257.4 258.33

Vaterland] J Valand Urtheil] J Urtel es] J er punie] J punie,

ERLÄUTERUNGEN 254.3

Verlust ihrer Illusionen] Siehe Marx: Bekenntnisse einer schönen Seele (S. 101.22). Dort heißt es: „Also keine Illusion mehr!“ – Siehe ebenfalls Engels: Die revolutionäre Bewegung in Italien (S. 162.36): „alle, alle Illusionen des Februar und März unbarmherzig vom Sturmschritt der Geschichte zertreten“.

254.15–17

Die französische Verfassung von 1791 sah die Wahl der Beamten durch die Aktivbürger vor. Nach Erklärung der französischen Republik 1792 beschloss der Konvent, die Justiz- und Verwaltungsbehörden aufs Neue wählen zu lassen und nun keine Bedingungen an die Wählbarkeit der Kandidaten zu knüpfen. (Siehe Carl Richter: Neuere Verfassungs-Geschichte der Staaten Europas. Staats- und Gesellschafts-Recht der Französischen Revolution von 1789–1804. Berlin 1865. S. 352.)

254.22–24

Siehe * Berlin, 18. Dez. (Proben zur Beurtheilung preußischer Justizcollegien.) In: NRhZ. Nr. 174, 21. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1, darin auch Heinrich Gottlob von Mühlers Schreiben vom 16. Dezember 1848 im Namen der Mitglieder des preußischen Obertribunals an Benedikt Waldeck. – Bereits am 17. Dezember 1848 hatte die NRhZ die „Bestimmteste“ Versicherung der Berliner „Neuen Preußischen Zeitung“ nachgedruckt, dass „die Oberlandesgerichte zu Ratibor, Bromberg und Münster ... Se. Majestät den König in den stärksten Ausdrücken gebeten haben, sie vor der Schmach bewahren zu wollen, unter dem Vorsitze der Herren v. Kirchmann, Gierke und Temme dienen zu müssen.“ (* Berlin, 14. Dezember. Auf das Gesuch ... Ebenda. Nr. 171, 17. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. – × Berlin, 19. Dezember. Ebenda. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1; * Berlin, 19. Dez. Der edle „Preußische Staats-Anzeiger“ ... Ebenda. Nr. 176, 23. Dezember 1848. S. 2, Sp. 2.)

255.12

„politischen Fanatismus“] Siehe S. 251.5–6.

255.15–23

* Berlin, 21. Dezember. (Der rhein. Revisions- und Cassationshof.) In: NRhZ. Nr. 177, 24. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1/2. – Siehe * Berlin, 20. Dezember. Einer glaubwürdigen Mittheilung ... In: Die deutsche Reform. Berlin. Morgen-Ausgabe. Nr. 56,

934

Erläuterungen

21. Dezember 1848. S. 472. – Siehe * Berlin, 21. Dezember. (Temme. Esser.) In: NRhZ. Nr. 177, 24. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1/2; * Berlin, 22. Dezember. (Waldeck und Esser.) Ebenda. Nr. 178, 25. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2; Berlin. (Schreiben Sethe’s an Esser und Antwort.) Ebenda. Nr. 181, 29. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. 255.17

Kölnischen „Essern“] Die Rechtsanwälte Theodor Esser, genannt Esser I, und Ferdinand Joseph Esser, genannt Esser II.

255.23–26

In einer Korrespondenz aus Berlin heißt es: „Der Brief selbst bekundet nur jene hündische Gesinnung, welche sich in dem bekannten Briefe des Ober-Tribunals Präsidenten Mühler ausspricht und wird wahrscheinlich bei den Gerichtshöfen der Rheinlande einen Sturm von Aeußerungen der gerechtesten Empörung hervorrufen. Ueber die Antwort des würdigen Esser kann bei unsern Lesern schon im voraus kein Zweifel sein und können wir aus bester Quelle im Voraus versichern, daß Esser seinen unwürdigen Kollegen ganz einfach die Competenz zu jedem Urtheil über seine politische Thätigkeit absprechen wird.“ (* Berlin, 21. Dezember. (Der rhein. Revisions- und Cassationshof.) In: NRhZ. Nr. 177, 24. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1. – Essers Dankschreiben an „eine große Anzahl“ Kölner Juristen, die ihm in einer Adresse ihre Unterstützung ausgesprochen hatten, siehe Köln, 23. Januar. [Gez.:] Berlin, 19. Januar 1849. Esser. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. S. 3; NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. S. 4, Sp. 1. – Kölner BürgerVerein. Sitzung vom 12. Januar 1849. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 18, 21. Januar 1849. Zweite Ausgabe. Beilage. S. 4.)

255.27

etwas ist faul im „Staate Dänemark“] William Shakespeare: Hamlet. Akt 1, Szene 4 (Marcellus).

255.29–30

Am 9. Dezember 1848 protestierten Temmes Richterkollegen in einem Brief an den preußischen König gegen Temmes Verbleib im Amt, da er „den Boden der Revolution betreten und wissentlich den Feuerbrand der Anarchie in das Vaterland zu schleudern gesucht“ habe. Am 27. Dezember 1848 erwirkten seine Kollegen sogar einen Haftbefehl gegen ihn. (Siehe Peters: J.D.H. Temme und das preußische Strafverfahren. S. 35ff.) Die NRhZ meldete am 29. Dezember 1848 in einem 2. Andruck unter „Neueste Nachrichten“: „* Münster, 27. Dez. Um 5 Uhr heute Nachmittag wurde Herr Obergerichts-Direktor Temme verhaftet und nach dem Zuchthause (wo das Untersuchungs-Lokal) abgeführt. Die Sensation und die Erbitterung über diese Frechheit der Reaktion sind unbeschreiblich.“ (NRhZ. Nr. 181, 29. De-

935

Karl Marx · Die preußische Kontrerevolution und der Richterstand

zember 1848. Beilage. S. 2, Sp. 3. 2. Andruck. – Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. S. 189.) 255.32–38

Es lässt sich nicht feststellen, ob die Berliner Staatsanwaltschaft die Strafverfahren wegen des Steuerverweigerungsbeschlusses gegen Abgeordnete der preußischen Nationalversammlung auf eigene Initiative oder auf Weisung des Ministeriums beantragte. „Weder in den Beständen des Justizministeriums noch in denen der Staatsanwaltschaft am Kammergericht konnten entsprechende Schriftstücke aufgefunden werden.“ (Collin: „Wächter der Gesetze“. S. 254 Anm. 52.)

256.21–23

Siehe S. 284/285.

256.29–257.7 †* Münster, vom 20. Dezbr. (Temme.) In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 336, 23. Dezember 1848. S. 4. 257.23

„wilde Jagd“] Volkssage über eine Gruppe übernatürlicher Jäger, die Unheil künden. Begriffsprägung durch Jacob Grimm. (Deutsche Mythologie (1835).)

257.27–31

S. 259.39.

257.36–258.1 Mit der „Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung“ vom 6. April 1848 waren auch die Disziplinargesetze gegen Beamte bzw. rheinische Anwälte und Advokaten von 1844 außer Kraft gesetzt worden. (Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages. Berlin 1848. S. 172.) 258.8–9

Zu dem preußischen Gesetz über die Unverletzlichkeit (Immunität) der Abgeordneten siehe MEGA➁ I/7. S. 134, 143–146, 1132/1133 und 1140/1141.

258.22–25

Siehe [Müller-Tellering:] ·· Wien, 15. Dez. (Krieg zwischen Ministerium und Bank.) In: NRhZ. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1/2.

260.7–8

In der preußischen Verfassung vom 5. Dezember 1848 heißt es: „Art. 108. Die bestehenden Steuern und Abgaben werden forterhoben, und alle Bestimmungen der bestehenden Gesetzbücher, einzelner Gesetze und Verordnungen, welche der gegenwärtigen Verfassung nicht zuwiderlaufen, bleiben in Kraft, bis sie durch ein Gesetz abgeändert werden.“ (NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe ähnlich S. 390.32–35.)

936

Friedrich Engels Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge – Die Truppen aus Tessin zurück – Die Patriziergemeinde 24. Dezember 1848 (S. 261–263)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 80–82.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 24. Decbr. (Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge. – Die Truppen aus Tessin zurück. – Die Patriziergemeinde.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 180, 28. Dezember 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 261.20

aber weder der] J aber der weder

ERLÄUTERUNGEN 261.2

Cirkular] Siehe S. 218.7–10 und 235.22 sowie Erl.

261.3

Steiger’schen Inspektionsreise] Die „Neue Zürcher-Zeitung“ meldete am 14. Dezember 1848: „Der wegen den Flüchtlingsangelegenheiten nach den Kantonen Aargau, Basel, Schaffhausen, Thurgau und Zürich vom Bundesrath abgeordnete eidg. Kommissär R[obert] Steiger hat mit Zürich gestern seine Rundreise geschlossen. Das Resultat derselben ist ein für die schweizerische Eidgenossenschaft sehr erfreuliches.“ Die „sogenannten Aktenstücke“, welche die „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ am 9. November 1848 veröffentlicht hatte, würden „theils auf Irrthum, theils auf Lügen und Entstellung beruhen“. (Zürich. In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 349, 14. Dezember 1848. S. 1567. – Siehe S. 164.18–21, 184.2–5, 235.22 und die entsprechenden Erläuterungen.)

261.7

„Die Revolution“] Als Organ des Wehrbundes gab Johann Philipp Becker am 1. Dezember 1848 „Die Revolution“ heraus, das

937

Friedrich Engels · Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge

nach ihrem sofortigen Verbot mit dem Titel „Die -Evolution“ bis März 1849 erschien. (Dlubek: Johann Philipp Becker. S. 62 und 86–89; ders.: Johann Philipp Beckers Revolutionserfahrungen. S. 97–99.) Engels charakterisierte in seiner Korrespondenz „Die Schweizer Presse“ in der NRhZ vom 17. Januar 1849 das Blatt. (Siehe S. 306/307.) 261.7–8

„Wehrbund hilf Dir“] Deutsch-republikanischer Wehrbund. – Im September 1848 gründete Johann Philipp Becker, der 1837 in die Schweiz emigriert war und 1847 auf der Seite der liberalen Kantone Teilnehmer am Sonderbundskrieg war, den deutschrepublikanischen Wehrbund „Hilf Dir“. Der Wehrbund sah als seine Hauptaufgabe an, Deutschland zu republikanisieren und jeden äußeren Feind der Schweiz zu bekämpfen. Engels teilte am 8. Januar 1849 mit, dass das Berner Obergericht Becker als Initiator des Wehrbundes zu einjähriger Ausweisung aus dem Kanton verurteilt habe. (Siehe S. 301.)

261.17

zwei Luzerner] Aufstände im Kanton Luzern im Dezember 1844 und März 1845. (Siehe Biaudet: Der modernen Schweiz entgegen. S. 949–955.)

261.17–18

zwei badischen] Zu den republikanischen Aufstandsversuchen in Baden im April und September 1848 siehe Erl. 127.32–33.

261.18

Val d’Intelvi] Zu dem Durchzug italienischer Flüchtlinge durch das Val d’Intelvi siehe S. 220–234 und Erl. 223.24–25.

262.3–9

Siehe Die erste Nummer ... In: Berner-Zeitung. Nr. 298, 13. Dezember 1848. S. 1216; Biel, 24. Dez. (Korr.) Ebenda. Nr. 312, 29. Dezember 1848. S. 1275.

262.25–263.11 Bern. Künftigen Montag ... Ebenda. Nr. 302, 17. Dezember 1848. Beilage. S. 1235/1236; Bern. Einwohnergemeindeversammlung, Montag, den 18. Dez. 1848 ... Ebenda. Nr. 304, 20. Dezember 1848. S. 1241/1242. – Siehe Engels’ Korrespondenz vom 9. Dezember 1848. (S. 239.26–240.7 und Erl.)

938

Karl Marx Die revolutionäre Bewegung 30./31. Dezember 1848 (S. 264–266)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der vorliegende Leitartikel, der die erste Ausgabe der NRhZ des Jahres 1849 einleitete, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfasst. So zählt der Beitrag zu denjenigen, die Marx in der letzten Nummer der NRhZ vom 19. Mai 1849 als besonders charakteristisch für die Politik der Zeitung erwähnte. Es ist anzunehmen, dass er in diesem Zusammenhang nur eigene Artikel und Artikel von Engels angeführt hat. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe bereits MEGA➀ I/7. S. XXI.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 30. Dezember 1848 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Am Silvesterabend 1848/49 ließen Marx, Ferdinand Freiligrath, der Schriftsteller Alfred Meißner und ein britischer Journalist gemeinsam in Köln „manche kühne Zukunftslosung“ anklingen. „[S]o war ich“, erinnerte sich Meißner später, „unentmutigt darüber, daß das Jahr 1848 mit der Unterdrückung der Revolution ringsum und an allen Orten schloß.“ (Alfred Meißner: Geschichte meines Lebens. Wien, Teschen 1884. Bd. 2. S. 254/255.) Am selben Abend verfasste Freiligrath sein Gedicht „Ungarn“, das in der Neujahrsausgabe der NRhZ erschien. (Siehe Ferdinand Freiligrath: Ungarn. In: NRhZ. Nr. 184, 1. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3.) Die „Berner-Zeitung“ schrieb, die NRhZ habe ihren „Rückblick auf die Vorgänge des Jahres 1848“ mit der „Inhaltsanzeige“ geschlossen: „Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg.“ (Nachdem ... In: Berner-Zeitung. Nr. 5, 5. Januar 1849. S. 2.) 1860 zitierte Marx wörtlich in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, vier Abschnitte aus dem vorliegenden Text. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94. – Adler: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung. S. 225/226.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 31. Dez. (Die revolutionäre Bewegung.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 184, 1. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

939

Karl Marx · Die revolutionäre Bewegung

KORREKTURENVERZEICHNIS 264.4

philanthropischen] J philantropischen

ERLÄUTERUNGEN 264.3–5

Anspielung auf [Alphonse de] Lamartine: Manifeste a` l’Europe. [Circulaire du ministre des Affaires e´trange`res aux agents diplomatiques de la Re´publique franc¸aise.] Paris 1848.

264.6–7

Friedrich Schiller: An die Freude (1786).

264.8–12

Papst Pius IX. hatte seit seinen liberalen Reformen von 1846 als nationaler Hoffnungsträger gegolten. Am 24. November 1848 war er in die Festung Gae¨ta im von Ferdinando II regierten Königreich Neapel geflüchtet.

264.12–13

In den französischen Präsidentschaftswahlen vom 10. Dezember 1848 erlitt der ehemalige französische Außenminister Alphonse de Lamartine mit 17 910 Stimmen eine deutliche Niederlage; Louis Napole´on Bonaparte siegte mit 5 658 755 Stimmen; weitere Kandidaten waren Louis Euge`ne Cavaignac (1 448 107), Alexandre Ledru-Rollin (370 117) und Franc¸ois Raspail (36 920). (Le Mois. Revue historique et politique. Paris. Nr. 13, 1. Januar 1849. S. 24. – Paris, 20. Dezbr. (Napoleon als Präsident proklamirt.) In: NRhZ. Nr. 176, 23. Dezember 1848. S. 4..) Ferdinand Wolff meldete bereits am 13. Dezember 1848 aus Paris, dass Lamartine „immer der Letzte“ sei und „von allen Parteien gleichzeitig ausgestoßen“ worden sei. ([Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 13. Decbr. In: NRhZ. Nr. 170, 16. Dezember 1848. S. 4. – Zur Berichterstattung der NRhZ siehe S. 596–599.)

264.20

Bergs] Französisch: Montagne. Während der Französischen Revolution ab 1792/93 geprägte Bezeichnung für die republikanische Linke im Nationalkonvent.

264.21

National] Gemäßigt liberale Pariser Tageszeitung „Le National“. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 5, 208 und 972.)

265.6

Krähen des gallischen Hahns] Formulierung Heinrich Heines. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 728 und 1595.)

265.17–18

Zur Intervention Russlands in der Wallachei siehe MEGA➁ I/7. S. 469 und 1388.

265.19

Panduren] Im 18. und 19. Jahrhundert Infanterietruppen der kaiserlich-österreichischen Armee, die zumeist aus Kroaten, Rumänen, Serben und Ungarn rekrutiert wurden.

940

Erläuterungen

265.19

Sereczaner] Sereschaner. (Siehe Erl. 128.26.)

266.18–19

R e v o l u t i o n ä r e bis Jahres 1849.] Von Marx in der letzten Ausgabe der NRhZ 1849 zitiert als Beispiel, um die republikanische Politik der Zeitung zu belegen. ([Karl Marx:] * Köln, 18. Mai. In: NRhZ. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 1.)

941

Friedrich Engels Schweizerisch-Italienisches 28. Dezember 1848 (S. 267/268)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 83–85.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 28. Dez. (Schweizerisch-Italienisches.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 185, 3. Januar 1849. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 267.3 268.11 268.25 268.39

eidgenössischen] J eidgenössische fünfhundertjährigen] J fünfhundertjährige beruhenden] J beruhendem pekuniären Schwindsucht gehen] J pekuniären gehen Schwindsucht

ERLÄUTERUNGEN 267.2

Siehe Erl. 110.12 sowie S. 223, 232 und 234.

267.11–12

Siehe bereits Engels’ Korrespondenz vom 9. Dezember 1848. (S. 239.11 und Erl.)

267.14

Ferdinand’s Kroatendienste] Siehe auch S. 304.24 und Erl.

267.17

Kapitulationsmäßig] Kapitulationen. (Siehe Erl. 239.11.)

268.1–4

Siehe Bern. Nach einem hier ... und Das neapolitanische Werbbüreau ... In: Berner-Zeitung. Nr. 312, 29. Dezember 1848. S. 1274; Auf wiederholtes Gesuch ... In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 365, 30. Dezember 1848. S. 1637. – Siehe Engels: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. In: MEGA➁ I/7. S. 40–42; ders.: Italien. 21. September 1848. Ebenda. S. 371.

942

Erläuterungen

268.10–11

„Erstgebornen bis Rechte“] Verweis auf das 1291 erfolgte Beistandsbündnis zwischen Schwyz, Uri und Unterwalden, das als Geburtsstunde der Alten Eidgenossenschaft gilt.

268.39–40

„blassen Wehmuth der Finanznoth“] Bezugnahme auf Heinrich Heine: Atta Troll. Ein Sommernachtstraum. Kaput XXIII. – Dort heißt es über den Held Schnapphahnski: „Und im Anlitz unsres Helden / Lag, wie immer, der Finanznoth / Blasse Wehmuth, düstre Sorge.„ – Georg Weerth stellte in seinem Feuilletonroman „Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphanski“ in der NRhZ seinen Protagonisten, auf Heines „Atta Troll“ bezugnehmend, ähnlich vor: „Ein komisches zweibeiniges Wesen; in eine Bärin verliebt, der Finanznoth blasse Wehmuth auf den Wangen, beraubt seiner Kriegskasse von zwei und zwanzig Silbergroschen, und die Uhr zurückgelassen im Leihhause vom Pampeluna!“ (NRhZ. Nr. 69, 8. August 1848. S. 1, Sp. 2.)

943

Karl Marx / Georg Weerth Ein Bourgeoisaktenstück 3./4. Januar 1849 (S. 269–273)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der Kölner Gemeinde- bzw. Stadtrat ließ zur „Beschäftigung brodloser Arbeiter und Handwerker“ in den Jahren 1848 und 1849 zahlreiche Instandsetzungsund Baumaßnahmen ausführen und hatte zu deren Finanzierung auch eine freiwillige Anleihe aufgelegt. Nach Verlesung einer Eingabe beschäftigungsloser Kölner Arbeiter, in der „um Beschaffung von Arbeit während des Winters“ gebeten wurde, beschloss das Gremium in seiner Sitzung vom 3. November 1848 weitere Rodungs-, Abtragungs- und Straßenbaumaßnahmen, die jedoch nach ersten Schätzungen nur rund 800 und nicht allen 2500 Beschäftigungslosen Arbeit boten. (Mittheilungen aus der Gemeinderaths-Sitzung vom 3. November 1848 ... In: NRhZ. Nr. 139, 10. November 1848. Beilage. S. 1/2. – Siehe * Köln, 4. Nov. (Unsere Bourgeoisie und Dr. Nückel.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 2.) Mit der Koordinierung und Durchführung der Maßnahmen waren einerseits das städtische Arbeiterbüro, dessen Leitung am 28. November 1848 dem Gemeindeverordneten und Metzgermeister Everhard Schneider übertragen worden war, und andererseits die Stadtbaumeister Peter Weyer und Bernhard Harperath beauftragt. (Siehe die Kölner Stadtchronik des städtischen Obersekretärs Johann Jakob Peter Fuchs Historisches Archiv der Stadt Köln. Chron. u. Darst. Nr. 215–218. Chronik 1848. S. 64–70; 1849. S. 13–15. – Zu Schneider siehe auch Erl. 538.17.) Die im vorliegenden Artikel dokumentierte und kommentierte „Arbeiter-Karte“ entstand wahrscheinlich in diesem Zusammenhang. Die Wiedergabe der Verhaltensregeln, die für aufgrund der städtischen Maßnahme beschäftigte Arbeiter verbindlich sein sollten, wird in der NRhZ vom 5. Januar 1849 durch eine sozialhistorische und politische Einführung sowie durch eine abschließende Erörterung der einzelnen Bestimmungen eingerahmt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den größten Teil des Artikels verfasst. Darauf weisen zwei Textstellen im zweiten einführenden Abschnitt (S. 270.9) hin, die mit Ausführungen in Marx’ Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ übereinstimmen. (Siehe „Erläuterungen“.) Im ersten Teil der Artikelserie „Montesquieu LVI.“, die Marx kurze Zeit später schrieb, wird sich ausdrücklich auf die „Arbeiterkarte“ und den abschließenden Teil (S. 271.40) des vorliegenden Beitrags bezogen: „Man erinnert sich, daß in dieser den Arbeitern octroyirten Charte der brodlos gewordene Arbeiter kontraktlich verpflichtet wird, unter polizeiliche Aufsicht zu treten.“ (S. 312.38–39.) Dort wird auch die Formulierung „grausame Mildthätigkeit“ (S. 269) aufgegriffen (S. 313.18). Zudem ist anzunehmen, dass Marx sich als Präsident des Kölner Arbeitervereins be-

944

Korrekturenverzeichnis

sonders gefordert gesehen hat. (Siehe ähnlich Marx’ Notiz über das Verbot eines Fackelzuges für Andreas Gottschalk (S. 253).) Wahrscheinlich hat Georg Weerth den ersten, längeren Abschnitt (S. 269.1) entworfen. Zwischen 1843 und 1847, vor allem in seinem Werk „Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten“ (Erl. 269.1–21) sowie in seinen Artikeln für die NRhZ setzte er sich kritisch mit den englischen Sozial- und Armenverhältnissen auseinander. Er schrieb über die sogenannte „Mildtätigkeit der Gesellschaft“ und die Verhältnisse in den „barbarischen Workhäusern“. (Siehe [Georg Weerth:] * London, 31. Mai. (Emigrationspläne.) In: NRhZ. Nr. 3, 3. Juni 1848, S. 3, Sp. 2/3; * London, 6. Juni. (Die Armenverwaltung von Marylebone. – Die Armentaxe und Verbrechen.) Ebenda. Nr. 9, 9. Juni 1848. S. 4, Sp. 2/3.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 3. Januar 1849 bzw. ein oder zwei Tage früher begonnen und spätestens am Vormittag des 4. Januar beendet. Die Zeitung des Kölner Arbeitervereins „Freiheit, Arbeit“ teilte den Wortlaut der „Arbeiterkarte“ am 14. Januar 1849 mit und besprach ihren Inhalt vier Tage später. (Arbeiterkarte. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 14. Januar 1849. S. 2; Wir haben unsern Lesern ... Ebenda. Nr. 2, 18. Januar 1849. S. 1–3.) Die „Dresdner Zeitung“ druckte – mit Verweis auf die NRhZ – den vollständigen Artikel nach. (Köln, 4. Jan. In: Dresdner Zeitung. Nr. 7, 9. Januar 1849. S. 47/48.) In seinem Exzerptheft, das er 1860 in Vorbereitung der Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, notierte Marx: „* Köln. 4. Januar. (Die deutschen Bourgeois. Nämlich über die cynische Arbeiterkarte, die die bei städtischen Arbeiten beschäftigten Proletarier in Köln unterschreiben müssen.)“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 4. Jan. (Ein Bourgeoisaktenstück.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 187, 5. Januar 1848. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 269.16 270.10 270.20 270.26 270.34 271.4 271.22

gebornen] J geborne britischen] J brittischen Briten] J Britten Bourgeoisie] J Bougeoisie demüthigender] J demuüthigender Abtheilung] J Atheilung Strafentlassung] J Strafenlassung

945

Karl Marx / Georg Weerth · Ein Bourgeoisaktenstück

ERLÄUTERUNGEN 269.1–21

Siehe Weerth: X. Geschichte der Chartisten von 1832 bis 1848; XI. Das englische Armenwesen. In: Georg Weerth: Sämtliche Werke. Bd. 3. Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten. Hrsg. von Bruno Kaiser. Berlin 1957. S. 335/336 und 384–388.

269.21–22

„grausame Mildthätigkeit“] Siehe ebenso Marx: Montesquieu LVI. (S. 313.18.)

270.21–25

Siehe S. 200.9.

270.39–271.39 Hervorhebungen und Einfügung in Klammern wahrscheinlich von Marx. 272.27–28

Siehe S. 200.3 und 200.15.

273.2

städtischen Catone] Siehe S. 343.31 und Erl.

946

Karl Marx / Georg Weerth Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische 5./6. Januar 1849 (S. 274–277)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die Veröffentlichung des preußischen Staatshaushalts für das Jahr 1849 wird in dem vorliegenden redaktionellen Artikel der NRhZ vom 7. Januar 1849 zum Anlass genommen, das Berliner Budget mit dem US-amerikanischen zu vergleichen und die Überlegenheit einer Republik über absolutistische Staaten auch in der Finanzpolitik und Finanzverwaltung zu behaupten. Die Kostspieligkeit und Verschwendungssucht der preußischen Monarchie wird der – trotz einer expansiven Außenpolitik – größeren Sparsamkeit der Vereinigten Staaten von Amerika gegenübergestellt. Der vorliegende Artikel wurde wahrscheinlich von Marx und Georg Weerth verfasst. Auf Marx’ Autorschaft weisen zahlreiche inhaltliche Übereinstimmungen mit früheren und späteren Artikeln zur preußischen Finanzpolitik aus seiner Feder hin. (Siehe „Erläuterungen“.) Zudem zog er bereits 1847 in der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung“ den im Mittelpunkt des vorliegenden Artikels stehenden Vergleich: „Die Monarchie verursacht viele Kosten. Kein Zweifel. Seht nur den nordamerikanischen Staatshaushalt an und vergleicht, was unsere 38 Duodezvaterländer bezahlen müssen, um verwaltet und gemaaßregelt zu werden!“ Und er erläuterte: „Für die Bourgeoisie ist ... sowohl die Art der Steuervertheilung und Erhebung, als die Verwendung der Steuern eine Lebensfrage, sowohl wegen ihres Einflusses auf Handel und Industrie, als weil die Steuern das goldne Band sind, womit man die absolute Monarchie erdrosselt.“ (Karl Marx: Die moralisirende Kritik und die kritisirende Moral. Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte. Gegen Carl Heinzen. In: Deutsche-BrüsselerZeitung. Nr. 92, 18. November 1847. S. 3, Sp. 3.) Eine wesentliche Mitwirkung Georg Weerths ist anzunehmen. Höchstwahrscheinlich übersetzte er die entsprechenden Botschaften des US-amerikanischen Präsidenten James K. Polk ins Deutsche, die in der NRhZ vom 29. Dezember 1848 und 1. Januar 1849 veröffentlicht wurden und auf die sich im vorliegenden Artikel teilweise wörtlich bezogen wird. (Siehe „Erläuterungen“. – Zu Weerths Redaktionstätigkeit siehe S. 621–624.) In der – wahrscheinlich von Weerth verfassten – Einleitung zur Wiedergabe von Polks Ausführungen in der NRhZ vom 1. Januar wurde bereits die Überlegenheit jeder „Bourgeoisrepublik in Sachen des Staatshaushaltes“ herausgestellt. (Erl. 274.275.26.) Zudem besprach Weerth in mehreren Beiträgen die britische Finanz- und Handelspolitik. (Siehe [Georg Weerth:] * London, 6. Januar. (Staatseinnahme. Aus- und Einfuhr.) In: NRhZ. Nr. 191, 10. Januar 1849. S. 3, Sp. 3; [Georg Weerth:] * Köln, 26. Dez. (Die Cobden’sche Finanzreform.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 179, 27. De-

947

Karl Marx / Georg Weerth · Das Budget der Vereinigten Staaten

zember 1848. S. 1, Sp. 1–3.) Im März 1849 betonte Weerth, in einem bisher Marx zugeschriebenen Leitartikel, Ursache für die positive britische Konjunktur sei nicht die monarchische Gegenrevolution auf dem europäischen Kontinent, sondern die von der US-amerikanischen Republik ausgehende Nachfrage nach Industrie- und Handelsgütern. (Siehe [Georg Weerth:] * Köln, 6. März. (Die Handelslage.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 239, 7. März 1849. S. 1, Sp. 1–3. – Zu Weerths Autorschaft siehe S. 621–624.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 2./3. Januar 1849 begonnen und spätestens am Vormittag des 6. Januar fertiggestellt. Zehn Tage später veröffentlichte der Kölner „Wächter am Rhein“, allerdings ohne die NRhZ zu erwähnen, einen ähnlich lautenden Artikel. (Während Preußen ... In: Der Wächter am Rhein. Köln. Nr. 7, 17. Januar 1849. S. 2.) Von konstitutioneller Seite wurde demgegenüber der Vergleich mit dem Staatshaushalt der französischen Republik gefordert. (Siehe Zahlen beweisen! [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. Beilage. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 6. Januar. (Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlichgermanische.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 189, 7. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 275.38

weiter] J weiter,

ERLÄUTERUNGEN 274.2–3

Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1849. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1848. Berlin. S. 449–478; Preußischer Staats-Anzeiger. Berlin. Nr. 1, 1. Januar 1849. Erste Beilage. S. 5–8; Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 1. – Der preußische König hatte sich im April 1848 verpflichtet, und diese Verpflichtung in der am 5. Dezember 1848 oktroyierten Verfassung bekräftigt, dass die Regierung jährlich einen Staatshaushalt publizieren werde. (Siehe S. 194.6–9 und Erl. – NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2, bis Beilage. S. 1, Sp. 2; Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 484–493.)

274.4

Siehe Marx: Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten (S. 446–455).

948

Erläuterungen

274.7

Siehe ebenda. (S. 449.18–23 und Erl.)

274.11–13

[Georg Weerth:] * London, 25. Dez. (Aus der Botschaft des Präsidenten Polk.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2, und [ders.:] Philadelphia, 4. Dez. (Die Präsidentenwahl. – Zusammensetzung des Kongresses.) Ebenda. Nr. 1, 1. Januar 1849. Beilage. S. 2/3.

274.27–275.26 [Georg Weerth:] * London, 27. Dezbr. (Die Polk’sche Botschaft über die Finanzen der Vereinigten Staaten.) In: NRhZ. Nr. 184, 1. Januar 1849. S. 4, Sp. 2/3. – Einleitend heißt es: „Wir theilen aus der Botschaft des Präsidenten auch die Stellen über die Finanzlage der Vereinigten Staaten in wörtlicher Uebersetzung mit. Man sieht daraus, wie selbst die Bourgeoisrepublik in Sachen des Staatshaushalts den absolutistischen und konstitutionellen Staaten entschieden überlegen ist.“ 275.1

mexikanischen Krieg] Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg von 1846 bis 1848 hatte mit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo vom 2. Februar 1848 eine erhebliche Gebietsausdehnung der USA zur Folge. – Die NRhZ gab im Dezember 1848 eine Botschaft des US-Präsidenten James K. Polk zu diesem Krieg wieder. (Siehe [Georg Weerth:] * London, 25. Dez. (Aus der Botschaft des Präsidenten Polk.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe S. 431.27–432.10.)

275.1–2

Ebenda.

275.10–11

Geldmarkt] Siehe Marx: Herr Forstmann über den Staatskredit (NRhZ. Nr. 44, 14. Juli 1848) sowie Marx: Der Gesetzentwurf über die Zwangsanleihe und seine Motivierung (NRhZ. Nr. 56 und 30, 26. und 30. Juli 1848). In: MEGA➁ I/7. S. 318–320, 407–415, 1289/1290 und 1343.

275.29–30

Siehe Erl. 274.2–3.

276.2–3

mit Gott

276.12–13

Die Kosten des preußischen Staates für Hof und Herrscherfamilie betrugen 2,5 Millionen Taler. – Mit dem mehrmals zitierten Edikt vom 17. Januar 1820 war der gesamte Domänenbesitz Preußens zur Sicherheit für die Staatsgläubiger bestimmt worden, ausgenommen einer Summe von 2,5 Millionen Talern, die jährlich der Krone zur Unterhaltung des Hofes und der Herrscherfamilie überwiesen wurde. Die Summe selbst war der Öffentlichkeit bekannt; da die Verwaltung der Gelder dem Ministerium des königlichen Hauses und nicht dem Finanzministerium unterlag, drang über deren Verwendung nichts an die Öffentlichkeit. – Die tatsächlichen Ausgaben lagen zwar höher,

bis

Junkerschaft] Siehe Erl. 97.6–8.

949

Karl Marx / Georg Weerth · Das Budget der Vereinigten Staaten

1848 bei 2,85 Millionen, die Mehrausgaben wurden jedoch aus dem Vermögen bzw. durch Einnahmen des königlichen Hauses gedeckt. 276.27–34

Anspielung auf die Ergebnisse einer Kommission der im Dezember aufgelösten Berliner Nationalversammlung zur Untersuchung der preußischen Finanzverwaltung von 1840 bis 1848. (* Berlin. Aus dem Bericht der Finanzkommission. In: NRhZ. Nr. 167, 13. Dezember 1849. S. 1/2. – Siehe S. 276.39–277.1, 322.29–31 sowie vor allem Erl. 448.19–22.)

276.36

Apage] Weg mit dir (Die Bibel. Das Neue Testament. Matthäus 4, 10.)

276.37–38

Gemüthlichkeit in Geldfragen] Siehe S. 205.33 und Erl.

276.39–277.1 Im Dezember 1848 meldete die NRhZ: „In dem Bericht der Finanzkommission [Erl. 448.19–22], dessen schon mehrfach erwähnt worden, befindet sich unter vielen andern Lücken eine besonders merkwürdige. Die preußische Regierung hat nämlich für die Sache des legitimistischen Rebellen Don Carlos nicht weniger als 727 000 Thlr. nach Spanien geschickt.“ (* Berlin, 19. Dezember. (Verwendung von Staatsgeldern für Don Carlos.) In: NRhZ. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1. – Siehe Erl. 448.19–22.) 277.5–7

950

[Georg Weerth:] * London, 25. Dez. (Aus der Botschaft des Präsidenten Polk.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2.

Karl Marx Eine Neujahrsgratulation Zwischen 3. und 8. Januar 1849 (S. 278–282)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem Leitartikel der NRhZ vom 9. Januar 1849 wird der „Armee-Befehl“ Friedrich Wilhelms IV. vom 1. Januar kommentiert, in dem der preußische König „Meinem herrlichen Kriegsheere, Linie und Landwehr, Glück zum neuen Jahre“ wünschte. Der Artikel wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfasst, obwohl in dem Text direkt und indirekt auf verschiedene frühere Nachrichtenbeiträge und Kommentare von Engels und Ernst Dronke zurückgegriffen wird. (S. 279.20–39, 279.35, 280.8–37, 281.25–36 und 282.8.) Beide weilten jedoch zu diesem Zeitpunkt in Bern bzw. in Paris. (Siehe Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849; Ernst Dronke an Engels, 31. Januar–1. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5 und 187–190.) Der Text enthält darüber hinausgehende Informationen und Behauptungen und weist Bezugnahmen auf die Berichterstattung der NRhZ seit der Niederwerfung des Wiener Oktoberaufstands auf. Wie die Erwähnung gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Militär und Zivilisten in Köln, über die die NRhZ zwei Tage zuvor in einem redaktionellen Beitrag berichtet und dabei erstmals „aus der Neujahrsgratulation von Potsdam“ zitiert hatte (Erl. 282.9–11), zeigt, wurde der vorliegende Text höchstwahrscheinlich in Köln geschrieben. Der Artikel wurde möglicherweise am 3. Januar 1849 (Erl. 279.12–13) begonnen und spätestens am Vormittag des 8. Januar beendet. Am 17. Februar 1849 teilte die NRhZ mit, dass der Redakteur des „Danziger Volksblattes“, da er den vorliegenden Leitartikel wieder abgedruckt hatte, „wegen Majestätsbeleidigung zur Kriminaluntersuchung gezogen“ worden sei. (* Danzig, den 7. Febr. (Kriminalprozesse.) In: NRhZ. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 4, Sp. 2. – Zum Straftatbestand der Majestätsbeleidigung, der in der preußischen Rheinprovinz nicht galt, siehe S. 383.38 und 412.21–413.6.) In einem Berliner Korrespondentenbericht, in dem die feierliche Eröffnung der beiden preußischen Kammern am 26. Februar 1849 in Berlin geschildert wurde, heißt es, König Friedrich Wilhelm IV. habe besonders dem Heer seinen Dank ausgesprochen. In einer Anmerkung schrieb die Redaktion der NRhZ: „Siehe den Neujahrsgruß an ,Mein Heer‘ und den Commentar der ,Neuen Rh. Ztg.‘“ (× Berlin, 26. Febr. (Verschiedene Berichte über die Haupt-Staatsaktion.) In: NRhZ. Nr. 234, 1. März 1849. S. 1, Sp. 3.)

951

Karl Marx · Eine Neujahrsgratulation

Zeugenbeschreibung J * Köln, 8. Januar. (Eine Neujahrsgratulation.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 190, 9. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 279.18 281.41 282.18

Wildenbruchs] J Wyldenbruchs entgegenstellte“] J entgegenstellten Herzogs] J Hzerogs

ERLÄUTERUNGEN 278.9

„An mein Heer“] Titelgebung – wahrscheinlich von Marx – in Anlehnung an König Friedrich Wilhelms IV. Proklamation „An Meine lieben Berliner!“ vom 18./19. März 1848. (Siehe Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 447/448.) Der Neujahrsgruß des Königs wurde in den übrigen Zeitungen als „Armee-Befehl“ wiedergegeben. (Siehe Berlin, 1. Januar. Heute ist folgender ArmeeBefehl ... In: Deutsche Reform. Berlin. Nr. 66, 2. Januar 1849. Morgen-Ausgabe. S. 1; Armee-Befehl. [Gez.:] Potsdam, den 1ten Januar 1849. [G]ez. Friedrich Wilhelm. In: Deutsche WehrZeitung. Berlin. Nr. 40, 3. Januar 1849. S. 1; * Berlin, 2. Jan. (Armeebefehl des Königs zum Neujahr.) In: Neue Bonner Zeitung. Nr. 5, 6. Januar 1849. S. 1.)

278.11–13

Armee-Befehl. In: Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 3; sowie Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen von Marx.

278.14

„Mißverständnissen“] Siehe S. 75.1 und Erl.

278.18

Kreuzritterin] Erl. 97.6–8.)

278.25

Zur Begräbnisstätte der gefallenen Berliner Barrikadenkämpfer vom 18. März 1848 in Friedrichshain vor den Toren Berlins siehe MEGA➁ I/7. S. 70/71, 112, 1068 und 1115 sowie Hachtmann: Berlin 1848. S. 556–560.

279.2

Geldverschwendens] Anspielung auf die Ergebnisse einer Kommission der im Dezember 1848 aufgelösten Berliner Nationalversammlung zur Untersuchung der preußischen Finanzverwaltung von 1840 bis 1848. (Siehe Erl. 448.19–22.)

952

Neue

Preußische

Zeitung.

Berlin.

(Siehe

Erläuterungen

279.12–13

Armee-Befehl. In: Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 3.

279.16–17

Ebenda.

279.18–19

Zu der von dem preußischen Offizier Louis von Wildenbruch im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. dem dänischen König im April 1848 überreichte Note, die im Juni 1848 bekannt geworden war, siehe MEGA➁ I/7. S. 273, 389, 686 und 1551.

279.20–39

Die Deutung des Verlaufs des deutsch-dänischen Krieges von 1848 orientiert sich an den von Engels im Sommer 1848 verfassten Nachrichtenbeiträgen und Kommentaren, in denen er den Krieg als „kriegerische Komödie“ (MEGA➁ I/7. S. 66/67) und „Scheinkrieg“ (S. 273 und 686) charakterisierte und dessen Verlauf als eine „Reihe von leichten, ruhmlosen Siegen über einen schwachen Feind“ und von „schimpflichsten Rückzügen“ (S. 667) beschrieb.

279.26–32

Die NRhZ enthielt im September 1848 keine entsprechende Schilderung der Reise Wrangels nach Berlin. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 714; sowie [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 16. September. 79. Sitzung der National-Versammlung. In: NRhZ. Nr. 106, 19. September 1848. S. 2, Sp. 2.)

279.35

Siehe Friedrich Engels’ Artikel über Schleswig, Holstein und Dänemark von Juni bis September 1848. In: MEGA➁ I/7. S. 949–958.

279.42

Zum Waffenstillstand von Malmö siehe MEGA➁ I/7. S. 388, 662, 797–799, 895, 950/951, 956/957 und 1526.

280.5–6

Armee-Befehl. In: Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 3.

280.8–37

Siehe [Ernst Dronke:] )·( Köln, 17. Juli. (Preußische Reorganisation und Pacificirung Polens. Fortsetzung.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 43, 13. Juli 1848. S. 1, Sp. 1/2. – MEGA➁ I/7. S. 90, 147 und 526.

280.15–17

Der polnische Oberbefehlshaber Ludwik Mierosławski siegte während des polnischen Aufstands im Großherzogtum Posen in einem Gefecht bei Miłosław und zwang mit einer Truppe von etwa 5000 Mann am 2. Mai 1848 Alexander Adolf von Hirschfeld zum zeitweisen Rückzug; am 9. Mai mussten die Polen kapitulieren. Nachdem sich Mierosławski im Juni/Juli in preußischer Haft befunden hatte, war er Ende Juli auf Intervention der französischen Regierung freigelassen und nach Frankreich abgeschoben worden. Anfang August 1848 in Paris eingetroffen,

953

Karl Marx · Eine Neujahrsgratulation

hielt er sich dort bis Januar 1849 auf. (Siehe Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 219, 6. August 1848. Zweite Beilage. S. 4. Ferner * Paris. (Das Polenfest. Rede Mieroslawski’s.) In: NRhZ. Nr. 160, 5. Dezember 1848. Beilage. S. 1,Sp. 2/3, und Nr. 161, 6. Dezember. 1848. S. 3, Sp. 2/3.) 280.17–18

(Wir können bis beweisen.)] Von wem die Kölner Redaktion den Hinweis erhielt auf „Ohrenzeugen“ der Unterredung, die der französische Ministerpräsident Louis Euge`ne Cavaignac mit Mierosławski nach dessen Ausweisung aus Preußen Anfang August 1848 in Paris hatte, ist unbekannt.

281.4

gehöllensteinten] Anspielung auf die durch den preußischen General Ernst von Pfuel veranlasste Markierung von aufständischen Polen durch ätzendes Silbernitrat (Höllenstein). (Siehe MEGA➁ I/7. S. 147.10–11 und Erl.)

281.11–12

neapolitanische Henkersknecht] Ferdinando II. – Siehe Engels: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. (NRhZ. Nr. 1, 1. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 41.

281.15

Sereczanern] Sereschaner. (Siehe Erl. 128.26

281.15

Ortochanern] Ottochaner (Ottocˇaner). – Militärangehörige des 1746 geschaffenen Karlstädter Militärgrenz-Infanterieregiments in Westkroatien mit dem Kommandositz in Ottocˇa, wovon sich ihr Name ableitete.

281.23–24

Armee-Befehl. In: Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 3.

281.25–36

Bezugnahme auf die nach dem Frankfurter Septemberaufstand 1848 beschlossene Konzentration von Reichstruppen insbesondere in Süddeutschland zur schnellen Unterdrückung republikanischer Aufstände. (Siehe S. 124.5–7 und Erl. sowie S. 142.28 und 183.2.)

281.38–41

Armee-Befehl. In: Kölnische Zeitung. Nr. 2, 3. Januar 1849. S. 3.

282.8

schwangere Frauen niederschießen] Bezugnahme auf blutige Zusammenstöße zwischen Soldaten und Bürgerwehrmännern im schlesischen Schweidnitz Ende Juli 1848, über welche die NRhZ ausführlich berichtet hatte. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 679.16 und Erl.) Im Dezember 1848 formulierte Wilhelm Wolff in einem Leitartikel der NRhZ: „das königlich-preußische Niederschießen von Bürgern und schwangern Frauen in Schweidnitz“. (* Köln, 18. Dezbr. (Friedrich Wilhelm IV. und die Breslauer Deputation.) In: NRhZ. Nr. 172, 19. Dezember 1848. S. 1, Sp. 1/2.)

954

Erläuterungen

282.8–9

stehlen (in bis aufgenommen)] Vermutlich Bezugnahme auf eine Meldung der NRhZ vom 18. Juni 1848: „Aus Ostrowo wird uns berichtet, daß ... bei Kalisch 3000 Morgen Ackerlandes vom Getraide gesäubert worden sind, weil daselbst ein Russisches Lager aufgeschlagen werden soll.“ (* Posen, 13. Juni. (Nachrichten aus Rußland.) In: NRhZ. Nr. 18, 18. Juni 1848. S. 2, Sp. 3; siehe ferner [Ernst Dronke:] )·( Köln, 17. Juli. (Preußische Reorganisation und Pacificirung Polens. Fortsetzung.) In: NRhZ. Nr. 43, 13. Juli 1848. S. 1, Sp. 1/2.)

282.9–11

ruhige Bürger bis ausziehen] Bezugnahme auf Auseinandersetzungen zwischen Militär und Zivilisten in Köln, über die die NRhZ zwei Tage zuvor berichtet hatte. (* Köln, 6. Jan. Die preußischen Unteroffiziere ... In: NRhZ. Nr. 189, 7. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1. – Siehe ähnlich * Köln, 27. Febr. ,Mein herrliches Kriegsheer‘ hat bekanntlich auch hier in Köln sich schon oft das Vergnügen gemacht, Bürger zu mißhandeln ... In: Neue Kölnische Zeitung. Nr. 49, 1. März 1849. S. 2.) – Den Wortlaut der „Neujahrsgratulation“ brachte die NRhZ bereits am 5. Januar 1849. (Wir erhalten ... In: NRhZ. Nr. 187, 5. Januar 1849. S. 1, Sp. 3.)

282.12

Anspielung auf die gewaltsame Entwaffnung von aus Schleswig-Holstein zurückgekehrten Freiwilligen des Tannschen Freikorps bei Neuwied. (Siehe ** Köln, 6. Juli. (Reklamationen der schleswig-holstein’schen Freischärler.) In: NRhZ. Nr. 37, 7. Juli 1848. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1; Peter Imandt an Marx. Zwischen 3. und 6. Juli 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 465. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 301. – Kiehnbaum: Peter Imandt. S. 41–51.)

282.18–19

Manifest des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Oberkommandierender der österreichisch-preußischen Armee, vom 25. Juli 1792 an die Pariser Bevölkerung. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 241.)

955

Karl Marx Ludwig Raveaux. Die „Kölnische Zeitung“ 7./8. Januar 1849 (S. 283)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1043/1044. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den vorliegenden Text verfasst. Über die an anderer Stelle (S. 1043) aufgeführten Indizien hinaus weist der Artikel zahlreiche Bezugnahmen auf vorhergehende Artikel von Marx auf bzw. auf von ihm bearbeitete und kommentierte Themen. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 7. Januar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 8. Januar. (L. Raveaux. Die „Kölnische Zeitung“.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 190, 9. Januar 1849. S. 1, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 283.14 283.14

englischen,] J englischen seiner] J seines

ERLÄUTERUNGEN 283.1–3

956

Siehe * Köln, 2. Jan. (Verurtheilung von L. Raveaux in Wien.) In: NRhZ. Nr. 185, 3. Januar 1849. S. 2, Sp 1. – Dort heißt es: „Nach so eben aus Wien uns zugehenden Briefen ist daselbst Ludwig Raveaux, Bruder des Deputirten, standrechtlich zum Strange verurtheilt worden. Also der zweite geborne Kölner, welcher der östreichischen Standrechtshyäne zum Opfer fällt. Möglich, daß dieser zweite zu 12jähriger Schanzarbeit in schwerem Eisen begnadigt (!) wird.“ – Bei dem erwähnten Brief handelte es sich wahrscheinlich um folgende Korrespondenz Müller-Tellerings: o+ Wien, 27. Dez. (L. Raveaux.) Ebenda. Nr. 186, 4. Januar 1849. S. 3, Sp. 2.

Erläuterungen

283.5–6

Eugen Alexis Schwanbeck verantwortete in der „Kölnischen Zeitung“ die Berichterstattung über die Habsburgermonarchie und den Krieg in Ungarn. (Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 167f. und 281f.) Die Zeitung hatte in Wien eigene Korrespondenten, unter anderen den Journalisten Max Schlesinger. (Siehe ebenda. S. 168 und 228 sowie Bd. 3. S. 99 und 169f.) – Im Februar 1849 wiederholte Engels die Behauptung, Schwanbeck produziere sogenannte unechte Korrespondenzen. (S. 461.)

283.10–12

S. 65.20–22. – Siehe ferner S. 61/62 und 63/64.

283.12–14

Siehe bereits S. 24.11 und Erl.

283.14–15

seiner Lügen über bis Zustände.] Vermutlich soll es heißen: seiner Lügen über die englischen [Zustände und] seine[r] interessirten Falsa über preußische und belgische Zustände.

283.16

rara avis] ein seltener Vogel

283.16–17

Dumont’s literarischen Käutze] Von Georg Weerth in seinem Gedicht „Kein Schöner Ding ist auf der Welt ...“ geprägte Formulierung: „Daß Herr Joseph [DuMont] gesund noch – und oben auf / Seine vier literarischen Käuze. / Daß Herr Levy [Levin Schücking] noch schreibe die Feuilletons, / Daß der Witz des Herrn Wolfers [Wolffers] nicht holpre; / Und daß der Herr Brüggemann wieder herum / Auf dem alten Rechtsboden stolpre.“ (NRhZ. Nr. 115, 13. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2. Feuilleton.) – In der NRhZ vom 22. Oktober 1848 erschien im Anzeigenteil die folgende Nachdichtung: „Vier Käutze, die schreiben für gutes Geld / Die Brühe für Josephs politische Küche / Der Joseph wird selber der fünfte Held / Und liefert mit Stuppidus [Hermann Joseph Stupp] die Gewürze. / Sapienti sat!“ (NRhZ. Nr. 123, 22. Oktober 1848. S. 4, Sp. 3.)

283.19

„Beobachter“] Von der preußischen Regierung finanzierte Tageszeitung „Rheinischer Beobachter“, die von 1844 bis 1848 in Köln erschien. (Siehe S. 397.21 und Erl.)

283.19–20

Siehe insbesondere ** Köln, 21. Sept. (Eine demokratische Volksversammlung; Proben sittlicher Verwilderung.) In: Deutsche Zeitung. Heidelberg. Nr. 262, 27. September 1848. Beilage. S. 2. – Darin war über Engels’ Rede in einer Kölner Volksversammlung am 20. September 1848 berichtet worden. (MEGA➁ I/7. S. 778/779 und 1654–1658.)

957

Karl Marx Eine Entgegnung des Oberlandesgerichtsrats Rintelen 9./10. Januar 1849 (S. 284/285)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Als nach Auflösung der Berliner Nationalversammlung am 5. Dezember 1848 und Oktroyierung einer preußischen Verfassung in Preußen Regierung und Justiz begannen, gegen Abgeordnete, vor allem gegen Richter und Beamte, vorzugehen, die am 15. November für die Steuerverweigerung gestimmt hatten (siehe Collin: „Wächter der Gesetze“. S. 254–258), berichtete die NRhZ ausführlich über die Repressionen und druckte dazu zahlreiche Zuschriften ab. (Siehe S. 254–260 und 933 sowie MEGA➁ III/2 und III/3.) Am 3. Januar 1849 veröffentlichte die Zeitung eine Zuschrift „Aus Westphalen“, die sich gegen den amtierenden Justizminister Wilhelm Rintelen und dessen Familie richtete. Der katholisch-konservative Rintelen wurde als „der schroffste Mann der reaktionären Partei“ bezeichnet, dessen Vater Franz Andreas als General-Rentmeister des Grafen Wilhelm Friedrich von Bochholtz-Meschede „ein großes Vermögen“ angehäuft habe. (Erl. 285.3–4.) Auf diese Zuschrift reagierte der Paderborner Oberlandesgerichtsrat Rintelen mit der vorliegenden Gegendarstellung („Entgegnung“), die in der NRhZ vom 11. Januar 1849 anstelle eines Leitartikels abgedruckt wurde. Die redaktionellen Bemerkungen, mit denen der Abdruck eingeleitet wurde, verfasste – wie in anderen ähnlich gelagerten Fällen – höchstwahrscheinlich Marx als Chefredakteur. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 9. Januar 1849 bzw. am Vormittag des Folgetages geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 10. Jan. (Eine Entgegnung des O.-L.-G.-R. Rintelen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 285.22

958

Bochholz ] J Bocholz

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 284.6

Das am 17. März 1848 erlassene preußische Gesetz über die Presse hob die Zensur auf und verpflichtete die Herausgeber von periodischen Schriften, eine Kaution als Sicherheit zu hinterlegen. (Siehe Erl. 284.6. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 445; Gesetz über die Presse. In: Kölnische Zeitung. Nr. 80, 20. März 1848. S. 1.)

284.8–13

In Art. 4 des Gesetzes hieß es: „Der Herausgeber einer in kürzeren als Monatsfristen erscheinenden Zeitschrift ist verpflichtet, Entgegnungen, zu welchen sich die betheiligte Staatsbehörde veranlaßt findet, in das nächste Stück des Blattes kostenfrei aufzunehmen, und solchen Entgegnungen den Platz anzuweisen, an welchem sich der angreifende Artikel befunden hat. Daselbe gilt von Entgegnungen solcher Privatpersonen, welche in der Zeitschrift Angriffe erlitten haben.“ (Ebenda. – Siehe auch S. 396.25–31.

285.3–4

Siehe ˆ Aus Westphalen, 80. [30.] Dez. (Herr Rintelen.) In: NRhZ. Nr. 185, 3. Januar 1849. S. 2, Sp. 2.

285.17

de mortuis nil nisi bene] von Verstorbenen soll man nur Gutes sagen

959

Friedrich Engels Der magyarische Kampf Zwischen Anfang Dezember 1848 und 7. Januar 1849 (S. 286–297)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Der vorliegende Artikel, der in der NRhZ vom 13. Januar 1849 als Leitartikel erschien, war der erste von insgesamt 110 Zeitungsbeiträgen, die Engels von Januar bis Mai 1849 über den Krieg in Ungarn verfasste. An Engels’ Autorschaft kann es keinen Zweifel geben. Am 29. November 1848 forderte Marx den sich in Bern aufhaltenden Engels auf, da er „guter Geograph“ sei, „über die ungarische Scheisse (den Völkerbienenschwarm)“ zu schreiben. (Marx an Engels, 29. November 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 171.) Nach mehr als einem Monat sandte Engels mit Brief vom 7. Januar 1849 „beiliegend“ einen „magyaroslawische[n] Artikel“ (Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5), bei dem es sich nur um den vorliegenden Text gehandelt haben kann. In der NRhZ vom 28. Januar 1849 druckte die Redaktion die „Mittheilung[en] eines in der magyarischen Armee mitkämpfenden rheinischen Offiziers“ ab, die, wie die Redaktion – vermutlich Engels’ – einleitend bemerkte, die Darlegungen im vorliegenden Leitartikel „Wort für Wort“ bestätigen würden. (* Köln, 26. Jan. (Der magyarische Kampf.) [Gez.:] Ein Rheinländer, Offizier in der ungarischen Armee. In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3.) Autor der „Mittheilung[en]“ war der aus Düsseldorf stammende Adolf Thunis, der Leutnant in der preußischen Armee gewesen war und aktiv am Wiener Oktoberaufstand teilgenommen hatte. Nach dessen Niederschlagung warb er in Pest im Rang eines Hauptmanns Freiwillige für die auf ungarischer Seite kämpfende „Deutsche Legion“ an. (Siehe Melis: Neue Forschungsergebnisse zu den Artikeln von Friedrich Engels. S. 257, Anm. 21; Böhm: Die Deutsche Legion im ungarischen Freiheitskampf 1848/49. S. 62.) Engels erwähnte in seinen Ungarn-Artikeln mehrmals die Deutsche Legion. (Siehe [Engels:] * (Vom Kriegsschauplatze.) In: NRhZ. Nr. 274, 17. April 1849. S. 3, Sp. 3; * (Vom Kriegsschauplatze.) Ebenda. Nr. 295, 11. Mai 1849. S. 3, Sp. 1/2; * Köln, 18. Mai. In dem Augenblicke ... Ebenda. Nr. 301, 19. Mai 1849. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1.) August Hermann Ewerbeck teilte in einer Korrespondenz aus Paris mit, dass die Toulouser Zeitung „Le Constituant “ den vorliegenden Leitartikel sowie die erwähnte „Mittheilung“ wiedergegeben habe. Sie habe zudem „eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen“ angefügt, „welche zeigen, daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter“. ([August Hermann Ewer-

960

Erläuterungen

beck:] T Paris, 10. Febr. In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2.) In ihren Memoiren, in denen sie ihre Erlebnisse während des Ungarnkrieges 1849 schilderte, zitierte Wilhelmine Beck 1851 annähernd wörtlich den zweiten und dritten Absatz des vorliegenden Textes. (Siehe Beck: Memoiren einer Dame während des letzten Unabhängigkeitskrieges in Ungarn. Bd. 1. London 1851. S. 5 und 7. – Siehe Marx an Engels, 2. April 1851. In: MEGA➁ III/4. S. 85, sowie S. 90 und 199; Marx: Erklärung. [1851] In: MEGA➁ I/11. S. 95.) 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, aus dem vorliegenden Text drei Abschnitte (S. 289.20). (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.) Erstveröffentlichung: Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle. Bd. 3: Gesammelte Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels. Von Mai 1848 bis Oktober 1850. Hrsg. von Franz Mehring. Stuttgart 1902. S. 233–245.

Zeugenbeschreibung J * Köln, im Januar. (Der magyarische Kampf.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 194, 13. Januar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. KORREKTURENVERZEICHNIS 286.15 287.34 289.12 289.12 292.26 292.26 297.1

kontrerevolutionären] J kontrerevolutioren Interessen] J Interesse der ] J die der ] J die nomadischen] J momadischen Barbarei] J Barbei Sonderbund] J Sonderderbund ERLÄUTERUNGEN

286.1–2

Wahrscheinlich Verweis auf die politischen Umwälzungen im römischen Kirchenstaat, wo am 15. November 1848 der päpstliche Minister Pellegrino Rossi ermordet und ein demokratisches Ministerium unter Terenzio Mamiani berufen worden war. Papst Pius IX. war, als Mönch verkleidet, am 24. November nach Gae¨ta in das Königreich beider Sizilien geflohen. (Siehe S. 159–162. – Zu Engels’ Berichterstattung über die italienische Revolution von Juni bis September 1848 siehe MEGA➁ I/7. S. 931–948.)

961

Friedrich Engels · Der magyarische Kampf

286.13

Siehe Marx (S. 68.36) sowie Engels (S. 442.4).

286.27

Revolution in Permanenz] Begriff, der bereits 1793/94 und dann seit der französischen Julirevolution von 1830 vermehrt auftauchte. Im Oktober 1848 gebrauchte Pierre Joseph Proudhon den Begriff einer „re´volution ... en permanence“ im Sinne einer fortwährenden („perpe´tuelle“) Revolution. (Proudhon: Toast a` la Re´volution. (17.10.1848.) In: Oeuvres comple`tes de P.-J. Proudhon. Tome 17. Paris 1868. S. 143. – Siehe Reinhart Koselleck: Revolution. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Bd. 5. Stuttgart 1984. S. 761–766.) In seinem Gedicht „Blum“ anlässlich der Erschießung Robert Blums in Wien nutzte Ferdinand Freiligrath am 16. November 1848 den Begriff in dem Sinne, dass die Revolution („Rächerin“) allen Widerständen zum Trotz weiter vorangetrieben werden solle: „Die dunkelrothe Rächerin! Mit Blut bespritzt ... / Wird sie und soll und muß sie sich in Permanenz erklären!“ (NRhZ. Nr. 146, 18. November 1848. S. 1.)

287.7–288.13 Siehe auch F[riedrich] E[ngels]: Der Anfang des Endes in Oesterreich. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 8, 27. Januar 1848. S. 1/2. 288.40

galizischen Mordscenen] Siehe Erl. 64.19.

289.28–29

Siehe Engels: Die Polendebatte in Frankfurt. In: MEGA➁ I/7. S. 517–561 und 1428ff.

289.30

Ruthenen] Vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhundert im Habsburgerreich gebräuchliche Bezeichnung für die Westukrainer, die in Galizien, in der Bukowina sowie im nordöstlichen Ungarn lebten.

290.3–4

Siehe Engels: Der demokratische Panslawismus (S. 428–444).

290.14

Südslaven] Vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhundert im Habsburgerreich gebräuchliche Bezeichnung für Slowenen, Kroaten, Bosnier, Montenegriner, Serben, Bulgaren und Mazedonier. (Siehe S. 436.23.)

290.33

Hussitenkrieg] Die Kriege von 1419 bis 1436 gegen die Anhänger des 1415 auf dem Konstanzer Konzil hingerichteten böhmischen Reformators Jan Hus.

291.28–32

Siehe F[riedrich] E[ngels]: Der Anfang des Endes in Oesterreich. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 8, 27. Januar 1848. S. 1/2.

291.37

Panslavismus] Siehe Engels: Der demokratische Panslawismus (S. 428–444).

962

Erläuterungen

292.32–33

reinem Patois] Siehe ähnlich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt. (NRhZ. Nr. 93, 3. September 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 553.

293.22

wie Hegel sagt] Wahrscheinlich Bezugnahme auf Hegels „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“: „Wir finden nun außerdem im Osten von Europa die große slavische Nation ...; zwischen sie hinein haben sich dann die Magyaren (Ungarn) gelagert; ... in Moldau und Wallachei und dem nördlichen Griechenland sind die Bulgaren, Servier [Serben] und Albanesen ebenso asiatischen Ursprungs und in den Stößen und Gegenstößen der Völkerschaften hier als gebrochene barbarische Reste geblieben.“ Den Slawen bescheinigte er, „ein Mittelwesen zwischen europäischem und asiatischem Geist“ zu bilden, und ließ sie mit der Begründung außerhalb seiner Betrachtung: „Diese ganze Volksmasse ist bisher nicht als selbständiges Moment in der Reihe der Gestaltungen der Vernunft in der Welt aufgetreten.“ (Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Theil 4. S. 425. – Siehe auch S. 433.13–27 und 436.41–437.3.)

294.4–5

kleine demokratische Partei] In einem Artikel vom 11. Februar 1849 bezeichnet Engels als Repräsentanten der „demokratischen Fraktion“ Joseph Jelacˇic´ und Georg von Stratimirovich (Djordje von Stratimirovic´). (Siehe S. 392.14.)

294.10

Bombardement von Prag] Siehe Engels: Der Prager Aufstand. In: MEGA➁ I/7. S. 131–133, 155 und 1129.

294.14

Siehe Engels: Der demokratische Panslawismus (S. 428–444), insbesondere S. 441.5–6)

294.27

Wortführer] Frantisˇek Palaky´.

294.28

Schwertführer] Joseph Jelacˇic´.

294.29–32

Zu Engels’ Berichterstattung über den Prager Aufstand und dessen Niederschlagung im Juni 1848 siehe MEGA➁ I/7. S. 131–133, 172/173 und 309–313.

295.8–38

Zum Herbst- und Winterfeldzug 1848 im ungarischen Unabhängigkeitskrieg siehe Kiszling: Die Revolution im Kaisertum Österreich 1848–1849. Bd. 1, S. 220–235, und Bd. 2. S. 1–87; Bona (ed.): The Hungarian Revolution and War of Independence 1848–1849. S. 233ff. und 275ff.

295.18

Parteigängerkriege] Partisanenkrieg.

296.8–12

„Wenn wir bis jedenfalls.“] Lajos Kossuth führte in der ungarischen Nationalversammlung am 9. November 1848 aus: „Jetzt kann ich nur wünschen, daß die ungar. Nation nicht ein Haar-

963

Friedrich Engels · Der magyarische Kampf

breit von ihrem gutem Rechte lasse (Beifall), und werden wir den Feind nicht an der Leitha besiegen, dann vertheidigen wir Raab und Pesth, und wenn es nöthig, wollen wir ihn an der Theiß eine Schlacht liefern, – aber besiegen werden wir ihn (stürm[ischer] Beifall).“ (Der Reichstag. Sitzung des Repräsentantenhauses vom 9. November ... In: Neue politische OfnerPesther Zeitung. Nr. 104, 12. November 1848. S. [451].) 296.14–27

Nachdem die ungarischen Truppen Budapest (Ofen-Pesth) geräumt und sich östlich des Flusses Theiß zurückgezogen hatten, besetzten die österreichischen Truppen am 5. Januar 1849 die Doppelstadt. (Siehe Kiszling: Die Revolution im Kaisertum Österreich. Bd. 2. S. 19–26; Bona: Winter Campaign. S. 275–329. – Siehe Engels Kommentare in späteren Artikeln (S. 366.39–367.4 und 520.4).)

296.28

algierischen Kriege] Nachdem 1830 französische Truppen Algier besetzt und mit der Eroberung des Landes begonnen hatten, brachen arabische Aufstände aus, die trotz blutiger Unterdrückung immer wieder aufflammten.

296.32

schwarzgelbe] Farben des Hauses Habsburg.

296.41–297.1 slavischen Sonderbund] Anspielung auf den Schweizer Sonderbund von 1847 (siehe Erl. 87.15). 297.3

964

Weltkrieg] Siehe Marx: Die revolutionäre Bewegung (S. 266).

Friedrich Engels Herr Müller – Radetzkys Schikanen gegen Tessin – Der Bundesrat – Lohbauer 8. Januar 1849 (S. 298–300)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 86–88.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 8. Jan. (Hr. Müller. – Radetzki’s Chikanen gegen Tessin. – Der Bundesrath. – Lohbauer.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 194, 13. Januar 1849. S. 3, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 298.14

Tobias von Müller diente seit 1825 in der neapolitanischen Armee und nahm als Oberstleutnant eines Schweizer Regiments an der Unterdrückung des Aufstandes in Neapel am 15. Mai 1848 teil. (Siehe Maag: Geschichte der Schweizer Truppen. S. 81, 643 und 672. – Siehe Engels: Die neueste Heldentat des Hauses Bourbon. In: MEGA➁ I/7. S. 40–42.)

298.15

Militärkapitulationen] Siehe Erl. 239.11.

298.17–27

Siehe Engels’ Korrespondenz vom 28. Dezember 1848 (S. 267/268) sowie den Bericht eines unbekannten Korrespondenten (× Lugano, 7. Januar. (Verhaftbefehl gegen Mazzini und Radetzky’s Thaten.) In: NRhZ, Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2, Sp. 3.)

299.1–2

Siehe S. 180.14–16 und Erl.

299.25

Sonderbundskrieg] Siehe Erl. 87.15.

299.28–38

Siehe (Eingesandt.) Mit Erstaunen ... Berner-Zeitung. Nr. 7, 7. Januar 1849. S. 2; Bern. (Korr.) In: Neue Zürcher-Zeitung. Nr. 8, 8. Januar 1849. S. 29/30. – Auf Engels’ Darstellung erwiderte Rudolf Lohbauer in der NRhZ: „Vom 13. Jahre an in der Militärschule zu Stuttgart erzogen, diente ich im würtembergi-

965

Friedrich Engels · Herr Müller – Radetzkys Schikanen gegen Tessin

schen Generalstab bis in mein 22. Jahr. Im Spätherbst 1845 kam ich nach Berlin, also Jahrelang nach der Spedirung Herwegh’s aus Preußen. Nie habe ich an der Staatszeitung, nie am Janus, noch an anderen ultra-reactionären und pietistischen Blättern mitgearbeitet. Ich that 1845 den Schritt, jenem Ruf nach Preußen zu folgen in der Hoffnung, zu einer Wendung der preußischen Politik, nach einem aufrichtigen Constitutionalismus hier das Meine beitragen zu können. Nach dem FebruarPatent von 1847 schrieb ich in einem großen Memoire dem Minister v. Thile, der mich aufgefordert hatte, frei meine Meinung zu sagen: ,in Folge solcher Maaßregeln bleibe in Deutschland die Revolution nicht aus.‘ Dem bekannten Deputirten von der Linken der Berliner Nationalversammlung, Herrn Zacharias, der mich im April 1848 besuchte, gab ich Einsicht in alle meine Papiere und er stellte öffentlich das Zeugniß aus, ,daß ich zur Gründung einer deutschen Zeitung zwar hieher berufen, den Ansichten jenes Ministeriums aber zu entsprechen mich nicht herbeigelassen, sondern durch meine schriftlichen Erklärungen das feste Bewahren meiner früheren freisinnigen Ansichten für die Sache des Constitutionalismus entschieden bekundet habe.‘ Professor Lohbauer.“ (* Berlin, 15. Januar. Ihr ** Correspondent ... In: NRhZ. Nr. 199, 19. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3. – Siehe Rudolf Lohbauer an Marx, 15. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 133 und 913/914.) 299.40

großen Räthe] Kantonsparlamente.

300.1

Alcibiades Escher] Siehe bereits S. 177.9 und Erl. sowie S. 225.18.

966

Friedrich Engels Die letzten Freischärler 8. Januar 1849 (S. 301)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Nachdem Engels in seiner Korrespondenz vom 24. Dezember 1848 angekündigt hatte, dass drei deutschen Flüchtlingen, darunter dem radikalen Demokraten Johann Philipp Becker, drohe, aus dem Kanton Bern ausgewiesen zu werden (siehe S. 261), kommentiert er jetzt ironisch das vom Berner Obergericht erlassene Urteil. Obwohl die vorliegende Berner Korrespondenz nur mit einem Stern (*) und nicht wie die übrigen Beiträge mit zwei Sternen (**) gekennzeichnet wurde, ist aufgrund des engen Zusammenhangs mit der Korrespondenz vom 24. Dezember 1848 (S. 261–263) davon auszugehen, dass auch sie von Engels verfasst wurde. In derselben Ausgabe der NRhZ erschien eine weitere Korrespondenz von Engels (S. 302). Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 89.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J * Bern, 8. Jan. (Die letzten Freischärler.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2, Sp. 2/3. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 301.4

Zum Wehrbund „Hilf Dir“ siehe S. 261–263.

301.6

dritten Freischaarenzuge] Anspielung auf einen von der badischen und der Reichsregierung erwarteten dritten republikanischen Aufstand – nach den Aufstandsversuchen im April und September 1848. (Siehe Erl. 127.32–33 sowie S. 261/262.)

301.7–8

deutschen Kaiserfrage] Siehe S. 606.

301.8

deutschen Flotte] Bereits am 14. Juni 1848 beschloss die Frankfurter Nationalversammlung den Aufbau einer gesamtdeutschen Marine. (Siehe Wollstein: Das „Großdeutschland“ der Paulskirche. S. 255–265.)

967

Friedrich Engels Budget des Schweizer Kantons Bern 9. Januar 1849 (S. 302)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 90.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 9. Jan. (Büdget.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 195, 14. Januar 1849. S. 2, Sp. 3. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 302.5

5 Millionen Franken] Es handelte sich um rund 4 Millionen. (Bern. Das Büdget ... In: Berner-Zeitung. Nr. 7, 7. Januar 1849. S. 2. – Siehe ferner Bern. Regierungsverhandlungen. Ebenda. Nr. 311, 28. Dezember 1848. S. 1270/1271; Nr. 312, 29. Dezember 1848. S. 1274; Nr. 314, 31. Dezember 1848. S. 1282.)

302.17

Neuhausische Regierung] Der liberale Politiker Karl (Charles) Neuhaus war bis 1846 Großrat und Regierungsrat im Kanton Bern.

968

Friedrich Engels Die Schweizer Presse Zwischen 9. und 11. Januar 1849 (S. 303–307)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Die vorliegende Korrespondenz wurde wahrscheinlich um den 9. Januar begonnen (siehe Engels an Marx, 7.–8. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 5) und spätestens am 11. Januar 1849 beendet. In derselben Ausgabe der NRhZ erschienen zwei weitere Korrespondenzen von Engels, datiert auf den 12. bzw. 13. Januar 1849. (S. 308 und S. 309/310.) Es handelte sich um die letzten Korrespondentenberichte aus der Schweiz, die Engels schrieb, bevor er am 17. oder 18. Januar nach Köln zurückreiste.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 11. Januar. (Die „Schweizer Presse“.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 197, 17. Januar 1849. S. 3, Sp. 1/2. Rubrik: Schweiz. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 303.2–3

Zahlenangaben nach einem Bericht der „Schweizerischen National-Zeitung“, den die NRhZ bereits zuvor wiedergegeben hatte, vermutlich auf Anregung von Engels. (Basel, 4. Jan. (Die schweizer Presse.) In: NRhZ. Nr. 194, 13. Januar 1849. S. 3, Sp. 2.)

303.19

270] Wahrscheinlich gemeint: 367. – Auf die die Pressefreiheit einschränkende Wirkung der Strafrechtsparagraphen 222, 367, 368 und 370 des in der preußischen Rheinprovinz fortgeltenden französischen Code Pe´nal von 1810 war Engels – ähnlich wie Marx – bereits zuvor in der NRhZ mehrmals eingegangen. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 366/367, für den Wortlaut siehe ebd. S. 304. – Siehe auch Engels in seiner Verteidigungsrede vor den Kölner Assisen am 7. Februar 1849 (S. 421).)

304.20–31

Schweizerischer Beobachter. Bern.

304.24

schweizerischen Kroaten in Italien] Anspielung auf die Rolle von Schweizer Söldnern im Dienst von König Ferdinando II. im Mai 1848. (Siehe S. 160.24–25 und Erl. – MEGA➁ I/7. S. 40–42, 44/45, 51/52, 941 und 1032.)

969

Friedrich Engels · Die Schweizer Presse

304.25

Militärkapitulationen] Siehe Erl. S. 239.11.

304.31

„Intelligenzblatt“] Intelligenzblatt für die Stadt Bern.

304.33–34

Die Biene. Bern. Urkantonen] Siehe Erl 87.14.

305.6

„Bundeszeitung“] Schweizerische Bundeszeitung. Bern

305.28

helvetische Republik] Siehe Erl. 90.10.

306.2

Guckkasten] Der Gukkasten. Bern.

306.6

Sturz der Regierung Neuhaus] Siehe Erl. 302.5

306.19

Suaviter in modo, fortiter in re ] Mild in der Methode, stark in der Sache

306.30

„Unabhängigen“] Der Unabhängige. Bern.

306.41

„Evolution“] Siehe S. 261.7 und Erl.

307.7–8

Eine Fortsetzung unterblieb.

970

Friedrich Engels Schutzzollagitation – Neapolitanische Werbungen 12. Januar 1849 (S. 308)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 93/94.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 12. Jan. (Schutzzollagitation. – Neapolitanische Werbungen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 197, 17. Januar 1849. S. 3, Sp. 2. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 308.18–19

Siehe S. 180.14–16 und Erl. sowie S. 299.1–2.

308.21

bombardirenden Majestät] Ferdinando II, König beider Sizilien. (Siehe auch Engels: Italien. 29. Juni 1848. In: MEGA➁ I/7. S. 217, ferner ebenda. S. 240, 279 und 726 sowie 1288.)

308.23

Kapitulation] Siehe Erl. 239.11.

971

Friedrich Engels Müller – Die Freiburger Regierung – Ochsenbein 13. Januar 1849 (S. 309/310)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 659–666. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 95/96.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J ** Bern, 13. Januar. (Müller. – Die Freiburger Regierung. – Ochsenbein.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 197, 17. Januar 1849. S. 3, Sp. 2/3. Rubrik: Schweiz. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 309.1–5

Siehe S. 298.14 und Erl.

309.7

Kapitulationsregierung] Siehe Erl. 239.11.

309.15

„Wächters“] Der Wächter. Murten – Zur Ausweisung des Redakteurs Sieber aus dem Kanton Freiburg siehe Schwyz. Die hiesige Regierung ... In: Berner-Zeitung. Nr. 13, 13. Januar 1849. S. 2.

309.22

pater peccavi] Vater, ich habe gesündigt (Die Bibel. Das Neue Testament. Lukas 15, 18 und 15, 21.)

309.23

Iliacos bis extra] Innerhalb der trojanischen Mauern wird gefrevelt und außerhalb

972

Karl Marx Montesquieu LVI. Zwischen 13. und 20./21. Januar 1849 (S. 311–324)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dieser Artikelserie, deren beide Teile jeweils als Leitartikel in der NRhZ vom 21. bzw. 22. Januar 1849 veröffentlicht wurden, kommentiert Marx die Aufsätze „An die Urwähler“, die vom 12. bis 20. Januar in der „Kölnischen Zeitung“ als Inserate erschienen, insbesondere einen Aufsatz vom 13. Januar über die Lösung der „socialen Frage“. Den anonymen Verfasser bezeichnet er ironisch als neuen „Montesquieu“, in Anlehnung an den 1755 verstorbenen französischen Rechtsphilosophen Montesquieu. Der erste Leitartikel wurde einen Tag vor den Urwahlen zur preußischen Zweiten Kammer, die am 22. Januar stattfanden, ausgeliefert, der zweite im Laufe des Wahltags. (Zu den preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 siehe S. 593–596.) Auf Initiative des liberalen Kölner Bürger-Vereins hatten sich die konstitutionellen Vereine der Rheinprovinz und Westfalens am 6. Januar 1849 in Dortmund versammelt, einen Zentralwahlausschuss zur Koordinierung ihres Wahlkampfs gebildet und beschlossen, durch Anzeigen in Zeitungen und durch Flugblätter tätig zu werden. (Siehe Congreß des constitutionellen CentralVereines für Rheinland und Westfalen. In: Kölnische Zeitung. Nr. 9 und 11, 11. und 13. Januar 1849. Beilagen.) Nach eigenen Angaben ließen sie bis zu den Urwahlen am 22. Januar „16 Flugblätter, jedes zu einer Auflage von 12 000 Exemplaren drucken ..., von denen 9“ in der „Kölnischen Zeitung“ zudem als Anzeigen veröffentlicht wurden. (* Köln, 24. Jan. (Wahlmanöver des konstitutionellen Central-Ausschusses.) In: NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Siehe S. 325.11–12 und Erl. – Denk: Die Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus. S. 33–36.) Der Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung“, Karl Heinrich Brüggemann, stellte bereits am 10. Januar 1849 in einem Leitartikel einen engen Zusammenhang zwischen der sofortigen Annahme der oktroyierten Verfassung und der Lösung der „sozialen Frage“ her. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Der nächste preußische Landtag. *** Köln, 9. Januar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 8, 10. Januar 1849. S. 1.) Die „[v]orgängige unbedingte Annahme der Verfassung vom 5. Dec.“ und ein „rasches, energisches Eingehen auf die sociale Frage – insbesondere zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Classe“ würden sich gegenseitig bedingen, wie er in der „Kölnischen Zeitung“ vom 14. Januar erneut betonte. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Die Urwahlen. *** Köln, 13. Januar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 12, 14. Januar 1849. S. 1. – Siehe S. 355.5–8 und Erl.) Der Kölner Bürger-Verein und weitere konstitutionelle Vereine gaben daraufhin in ihren Wahlaufrufen die Parole aus: „Unbedingte Annahme der Verfassung vom 5. December und Re-

973

Karl Marx · Montesquieu LVI.

vision derselben im Wege der Verfassung selbst, – und unverzügliche friedliche Lösung der socialen Fragen.“ (Mitbürger! [Gez.:] Der Central-Wahl-Ausschuß. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 16, 19. Januar 1849. Beilage. S. 1; Mitbürger! [Gez.:] Der Vorstand des Kölner Bürgervereins. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 4; Rheinische Briefe und Akten. Bd. 3. S. 43–46.) Am 17. Januar 1849 behauptete die NRhZ einen Zusammenhang zwischen den rheinisch-westfälischen Zeitungsanzeigen und Flugschriften und den von Berlin ausgehenden Wahlaktivitäten der preußischen Regierung und vor allem der reaktionären Kreise um die „Neue Preußische Zeitung“, meist „Kreuzzeitung“ genannt. (Erl. 311.5–13.) Ihr schenkte die NRhZ seit Dezember 1848 zunehmend Aufmerksamkeit. (Siehe S. 593–596 und Erl. 311.21–22.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx die vorliegende Artikelserie verfasst. Darauf weisen inhaltliche Übereinstimmungen mit anderen Artikeln hin, die von Marx wahrscheinlich oder ganz sicher geschrieben wurden. (Siehe „Erläuterungen“.) Der zweite Leitartikel (S. 319.12) knüpft inhaltlich an Marx’ Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216) an. Die Bezugnahme auf „unser[en] Freund Heine“, auch wenn die zudem wiedergegebene – wahrscheinlich mündliche – Äußerung desselben (S. 313.26–27) bereits in einem Feuilletonartikel Ferdinand Wolffs zitiert wurde, ist ebenso wie Andreas Gottschalks heftige Reaktion einen Monat später in seinem offenen Brief „An Herrn Karl Marx“ als Beleg für Marx’ Autorschaft zu sehen. Mit dem Entwurf der Artikelserie begann Marx vermutlich bereits unmittelbar nach Erscheinen des im Mittelpunkt seiner Kritik stehenden Aufsatzes in der „Kölnischen Zeitung“ vom 13. Januar 1849 (Erl. 312.10–17), möglicherweise erst nachdem in der NRhZ vom 17. Januar 1849 behauptet worden war, es handele sich ursprünglich um Wahlaufrufe der Berliner „Neuen Preußischen Zeitung“, aber höchstwahrscheinlich bevor sich die „Kölnische Zeitung“ am 20. Januar gegen letzteres verwahrte und ein Zusammengehen mit den preußischen Reaktionären bestritt. (Erl. 311.5–13.) Die Artikel wurden spätestens am Vormittag des 20. bzw. 21. Januar 1849 beendet. Andreas Gottschalk setzte sich im Februar 1849 in einem – anonym erschienenen – offenen Brief „An Herrn Karl Marx“ vor allem mit dem zweiten Leitartikel kritisch auseinander. Marx’ Zuruf an die „Arbeiter und Kleinbürger“: „Leidet lieber in der modernen bürgerlichen Gesellschaft ... als daß ihr zu einer vergangenen Gesellschaftsform zurückkehrt“ (S. 323.39), hielt Gottschalk entgegen: Um „der Hölle des Mittelalters zu entgehen“, mute Marx den Arbeitern zu, sich „freiwillig in das Fegefeuer einer dekrepiden Kapitalherrschaft stürzen“ zu müssen. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen innerhalb des Kölner Arbeitervereins über die preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 (S. 542.32–543.9 und Erl.) bezog Gottschalk Marx’ polemische Formulierung der „jetzigen ,Männer der That‘“, die sich noch „in subalternem Krakehl ... selbstgefällig“ herumgetrieben hätten, als Marx bereits seine Stimme gegen die Bourgeoisie erhoben habe (S. 323.35), offensichtlich auf sich selbst und seine im Arbeiterverein verbliebenen Anhänger. Gottschalk entgegnete: „Wir nehmen

974

Entstehung und Überlieferung

nicht Akt davon, daß Sie (Neue Rh. Zeitung Nro. 202) die Herrschaft der Bourgeoisie nicht ,wollen‘ – denn Sie werden nicht ein zweiter Kamphausen, die Politik des ,guten Willens‘ erneuern. Es ist uns auch gleichgültig, ob Sie sich mit Recht oder Unrecht das Verdienst anmaßen, ,in Deutschland Ihre Stimme zuerst gegen die Herrschaft der Bourgeoisie erhoben zu haben‘; denn der, welchem es wirklich zusteht, wird sich niemals auf das historische Recht eines vergangenen Verdienstes als eines Titels für die Gegenwart berufen – er überläßt dieses den Junkern und Herrn Marx. Wir nehmen ferner nicht Akt davon, daß Sie mit der salbungsvollen Heuchelei eines Fastenpredigers den ,Arbeitern und Kleinbürgern‘ zurufen: ,Leidet lieber ...‘ Wir nehmen auch nicht Akt von dem Widerspruche zwischen Ihrem Willen und Ihren theologischen Ermahnungen ... Wir nehmen Akt von Dem, was sie gethan, nicht in Ihren Schaugefechten gegen Junker und junkerhafte Börsenspekulanten ... sondern wir nehmen Akt davon, daß Sie mit Ihrer Rheinischen Zeitung, mit Ihrem ganzen persönlichen Auftreten nur Unfähigkeiten geschützt, befördert, in die revolutionäre Parthei eingeschwärzt haben. ... Seit dem Februar stehen wir, die ,Männer des subalternen Krakehls‘ mitten in der Revolution. Wozu aber eine Revolution, wozu sollten wir, Männer des Proletariats, unser Blut verspritzen, müßten wir wirklich, wie Sie, Herr Prediger, uns verkündet, um der Hölle des Mittelalters zu entgehen, uns freiwillig in das Fegefeuer einer dekrepiden Capitalherrschaft stürzen, um von dort in den nebelhaften Himmel Ihres ,kommunistischen Glaubensbekenntnisses‘ zu gelangen? Wir ... sind keine Propheten. Wir wissen nicht, was aus unserer Revolution werden wird. Für uns gibt es außer der von Ihnen als nothwendig hingestellten Möglichkeit einer Bourgeoisherrschaft auch noch andere Möglichkeiten, z.B. eine neue Revolution, eine Permanenz derselben, oder auch, wenn Sie wollen, eine Vernichtung unserer Nationalität, ein Untergang des deutschen Volkes in’s Kosakenthum, ein Aufgehen desselben in die französische Republik, u.s.w. u.s.w. Für uns, die revolutionäre Proletariatsparthei, die keine Vermittelung kennt, gibt es keine Furcht – am allerwenigsten vor einem Rückfalle in mittelalterliche Barbarei. ... daß wir also Nichts zu thun haben, als die Revolution permanent zu machen, jetzt empfehlen Sie uns so anerkannte Schwächlinge und Nullen ...“ ([Andreas Gottschalk:] An Herrn Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 13, 25. Februar 1849. S. 1–3. – Zu Gottschalks Autorschaft siehe Gottschalk an Moses Hess, 22. März 1849. In: Moses Hess Briefwechsel. S. 216/217.) Nach dem Erscheinen des kritischen Artikels soll sich Marx zu Salomon Gottschalk, dem in Köln lebenden Bruder Andreas Gottschalks, begeben haben und zu diesem, der mehrere Aktien der NRhZ hatte, gesagt haben: „[E]r wisse wohl, ich [Andreas Gottschalk] sei der Verfasser des fraglichen Artikels, – er würde aber nicht antworten, denn ich sei falsch berichtet worden.“ (Ebenda. – Siehe Dowe: Aktion und Organisation. S. 212–217; Schraepler: Handwerkerbünde. S. 325ff.) 1860 notierte Marx wörtlich in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, drei Auszüge aus dem vorliegenden Text. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

975

Karl Marx · Montesquieu LVI.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 20. Januar. (Montesquieu LVI.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 201, 21. Januar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 3; * Köln, 21. Jan. (Montesquieu LVI.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 202, 22. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschriften sind den Inhalts-„Uebersicht[en]“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 313.36 314.3 314.13 314.18

an] J in und] J and des konstitutionellen] J der konstitutionnellen entgangen] J entgegen Von Marx mit Tinte korrigiert, wahrscheinlich während der Durchsicht der NRhZ 1859/60 in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“.

314.25 315.31 316.30 318.3 320.15

gibt] J gilt Brot] J Mehl wie ] J wo Krankheit] J Kranheit verstehen] J verstehe Von Marx mit Tinte korrigiert, wahrscheinlich während der Durchsicht der NRhZ 1859/60 in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“.

321.19 322.2 322.27 323.3 323.10 323.26 324.20

hemmenden] J hemmende feststellen] J stellen das ] J daß Zeitung“] J Ztn.“ ˙˙ J ˙ ˙ihn ˙ sie] der erworbenen Geschicklichkeit] J die erworbene Geschicklichkeit denselben] J demselben

ERLÄUTERUNGEN 311.5–13

976

Der „Neuen Rheinischen Zeitung“ ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 4. – Die im Anzeigenteil gedruckte Verwahrung der „Kölnischen Zeitungen“ bezog sich auf einen Artikel der NRhZ vom 17. Januar 1849, in dem behauptet wurde: „Die Druckerei des industriellen [Joseph] Dumont vervielfältigt in diesen Augenblicken emsigst die der ,Neuen Preußischen Zeitung‘ beigegebenen Wahltraktätlein, so z.B. die Traktätlein: ,Wer soll Wahlmann werden?‘ ,Die sociale Frage.‘ ,Republik und

Erläuterungen

Monarchie‘. Die Bürgervereine schleudern sodann diese Produkte der Preußenvereine auf das Land. Zwischen beiden herrscht die schönste ,entente cordiale‘.“ (Neueste Nachrichten. * Köln, 16. Jan. In: NRhZ. Nr. 197, 17. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1. – Zur Anspielung auf die Quadrupelallianz der Westmächte von 1834 siehe S. 22.17 und Erl.) – Bei den von der NRhZ erwähnten „Traktätlein“ handelte es sich um die im vorliegenden Artikel kritisierten und als Anzeigen veröffentlichten Aufsätze, die zudem als zweiseitige Flugblätter verbreitet wurden. (Siehe An die Urwähler. [Anzeigen.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 11–17, 13. bis 21. Januar 1849. – Zu deren Weiterverbreitung als Flugblätter siehe beispielsweise: An die Urwähler. Republik und Monarchie; sowie An die Urwähler. Die sociale Frage. (Landes- und Universitätsbibliothek Düsseldorf).) 311.10–11

Siehe Wer soll Wahlmann werden? [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 10, 12. Januar 1849. S. 4.

311.14

Montesquieu LVI. ] Ironische Anspielung auf den französischen Rechtsphilosophen Montesquieu. Vermutlich bezog sich die römische Zahl „LVI“ auf dessen Todesjahr (1755) und war zugleich als Zusatz wie bei einem Herrschernamen gedacht, ähnlich wie „Heinrich CCLXXXIV“. (S. 317.28–29 und Erl.)

311.20

„les beaux esprits se rencontrent“] Französische Redewendung.

311.21–22

Die NRhZ berichtete seit Dezember 1848 regelmäßig über von Berlin ausgehende Wahlmanöver der konservativen Kreise um die „Neue Preußische Zeitung“. „Die brave ,Galgenzeitung‘ legt wie die übrigen Organe der Brandenburg-Manteufel fast täglich ein fliegendes Blatt ,An die Urwähler‘ bei“, berichtete die NRhZ vom 10. Januar 1849. „Diese Wahlsächelchen gehen von dem berüchtigten Wahlkomite´ ,mit Gott für König und Junkerschaft‘ aus.“ (* Berlin, 6. Januar. (Aus einem Blättchen „An die Urwähler“.). In: NRhZ. Nr. 191, 10. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. – Zu dem im Juli 1848 gegründeten Verein für König und Vaterland siehe Schwentker: Konservative Vereine. S. 87–99 und 247–263. – Zur Karikierung als Verein „für König und Junkerschaft“ siehe Erl. 97.6–8. – Siehe ferner * Berlin, 8. Jan. (An die Wähler auf dem Lande.) In: NRhZ. Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 3, Sp. 1.) Aus der demokratischen Flugschrift „Wichtige Enthüllungen in Betreff der reactionären Presse“, Berlin 1848, veröffentlichte die NRhZ umfangreiche Auszüge. (Siehe Erl. 319.1–3.)

312.8

Morisonspille] Abführmittel, als angebliches Universalheilmittel beworben. (Siehe MEGA➁ I/3. S. 524 und 1169.)

312.10–17

An die Urwähler. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 11, 13. Januar 1849. S. 4. – Einfügung in Klammern von Marx.

977

Karl Marx · Montesquieu LVI.

312.15

die Hungrigen bis kleiden] In Anlehnung an Die Bibel. Das Neue Testament. Matthäus 25, 31–46.

312.20

minorum gentium] jüngere Geschlechter

312.27

Siehe den Wahlaufruf: Mitbürger! [Gez.:] Der Vorstand des Kölner Bürgervereins. In: Kölnische Zeitung. Nr. 15, 18. Januar 1849. Beilage. S. 3.

312.38–39

Siehe Marx / Weerth: Ein Bourgeoisaktenstück (S. 269–273).

313.1–7

Siehe Bekanntmachung. [Gez.:] Köln, 28. Dezember 1848. Das kön. Oberbürgermeister-Amt. In: NRhZ. Nr. 180, 28. Dezember 1848. S. 4, Sp. 1.

313.9–10

Siehe S. 258.22–25 und Erl.

313.15–19

Siehe # Breslau, 16. Jan. (Die Armenpflege der Breslauer Bourgeoisie.) In: NRhZ. Nr. 200, 20. Januar 1849. S. 2, Sp. 2.

313.26–27

„Zudem erinnere dich an Heine’s Wort! Das macht die preußischen Spione so gefährlich, daß sie nie bezahlt werden, sondern nur in der Hoffnung leben, bezahlt zu werden.“ (Ferdinand Wolff: Etwas von der demokratischen Presse von Levi Schmul. In: NRhZ. Nr. 159, 3. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1. Feuilleton.)

314.1–2

Siehe Marx: Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution (S. 197 und 207/208).

314.31–316.3 An die Urwähler. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 11, 13. Januar 1849. S. 4. 316.4

Wer

316.10

der Eine wühlt, der Andere heult.] Anspielung auf die 1848 häufig benutzten Bezeichnungen „Wühler“ (für Demokraten und Republikaner) und „Heuler“ (für Liberale und Konstitutionelle).

317.28–29

Heinrich CCLXXXIV] Heinrich LXXII., Fürst Reuß (jüngere Linie) zu Lobenstein-Ebersdorf.

317.32–33

An die Urwähler. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 11, 13. Januar 1849. S. 4.

318.3–4

Ebenda.

318.9–10

Ebenda.

319.1–3

Siehe Wichtige Enthüllungen in Betreff der reactionären Presse. Berlin 1848. S. 5. (Auszugsweiser Nachdruck der Schrift im Feuilleton der NRhZ. Nr. 164, 9. Dezember 1848.) – Dort heißt es, dass die „Ausfälle“ der „Neuen Preußischen Zeitung“ gegen David Hansemann „sämmtlich von“ Otto von Bismarck herrühr-

978

bis

der höre!] Die Bibel. Das Neue Testament. Lukas 8,8.

Erläuterungen

ten, „der seine bezaubernden Witzfloskeln ... ausgestreut“ habe. 319.3–8

Siehe An die Urwähler. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 14, 17. Januar 1849. S. 4. – Dort heißt es: „Wer nun den Communismus nicht will, wer keine neuen Kämpfe, keine neue Revolution will, der gebe seine Stimme Niemandem, der sich nicht für die unbedingte Annahme der Verfassung vom 5. Dec. erklärt.“

319.8–9

den neuesten „Rechtsboden“ Brüggemann’s] In der „Kölnischen Zeitung“ vom 10. Januar 1849 bezeichnete Brüggemann als „Aufgabe des nächsten Landtages ..., die Revolution mittels ganz entschiedener Festlegung des neuen Rechtsbodens und mittels kraftvoller Anfassung der demokratisch-ökonomischen Reform definitiv abzuschließen!“ Die Annahme der „rettenden Verfassungs-Urkunde“ sei „der Cardinal-Punct, für welchen alle Freunde der Ruhe vereint“ einstehen sollten. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Der nächste preußische Landtag. *** Köln, 9. Januar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 8, 10. Januar 1849. S. 1. – Siehe den – wahrscheinlich von Georg Weerth verfassten – Kommentar dazu: * Köln, 11. Jan. (Ein neuer Rechtsboden.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 193, 12. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe S. 919/920.)

319.10

In Anlehnung an Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais: La folle journe´e, ou le mariage de Figaro. 5. Akt, 8. Szene.

320.12–13

alte Nationalversammlung] Zur Auflösung der im Mai 1848 zusammengetretenen preußischen Nationalversammlung am 5. Dezember 1848 siehe S. 191/192 und 193.

320.38

Nassauer] König Wilhelm I. der Niederlande aus dem Haus Oranien-Nassau.

321.11

Königsmauer] In der Schlusssitzung des preußischen Vereinigten ständischen Ausschusses vom 6. März 1848 sagte König Friedrich Wilhelm IV.: „Schaart Euch, wie eine eherne Mauer, in lebendigem Vertrauen um Euren König, um Euren besten Freund!“ (Verhandlungen des im Jahre 1848 zusammenberufenen Vereinigten ständischen Ausschusses. Bd. 1. S. 372.)

321.21

Verschleudrung des Staatsschatzes] Siehe S. 453.19–23 und Erl. 448.19–22.

322.29–31

Bezugnahme auf die Ergebnisse einer parlamentarischen Kommission zur Untersuchung der preußischen Finanzverwaltung von 1840 bis 1848. (Siehe S. 448.19–22 und Erl.)

322.34–35

Siehe S. 276.39–277.1 und Erl.

979

Karl Marx · Montesquieu LVI.

322.39

980

octroyirten Staatshaushalts] Zu dem Ende Dezember 1848 veröffentlichten „Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1849“ siehe S. 274–277 und Erl. 274.2–3. – Siehe ferner Aufruf an die Urwähler. [Gez.:] Barmen, den 18. Jan. 1849. Der Verein für eine gerechte Steuervertheilung. Namens desselben, der Vorsitzende: J.W. Birschel. In: NRhZ. Nr. 200, 20. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1/2.

Karl Marx Die Wahlen (24. Januar 1849) 22./23. Januar 1849 (S. 325)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 983/984. Mit dem vorliegenden redaktionellen Artikel wird in der NRhZ vom 24. Januar 1849 die Wiedergabe erster Berichte über die demokratischen Erfolge in den Urwahlen für die preußische Zweite Kammer vom 22. Januar eingeleitet. (Zu Marx’ Autorschaft siehe S. 983/984.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am Abend des 22. Januar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des 23. Januar. In der „Kölnischen Zeitung“ vom 25. Januar 1849 wurde – wahrscheinlich von deren Chefredakteur Karl Heinrich Brüggemann – der vorliegende Artikel kommentiert. (Siehe Erl. 325.5–7 und 325.12–14. – Zu Brüggemanns Autorschaft siehe S. 995.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 23. Januar. (Die Wahlen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 203, 24. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 325.1–5

Zusammenfassung der Berichte aus den jeweiligen Städten („Sieg der Demokraten“) in der gleichen Ausgabe der NRhZ. (NRhZ. Nr. 203, 24. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3.)

325.5–7

in Köln bis Klasse an.] Von Brüggemann ohne Quellenangabe aus der NRhZ zitiert. ([Karl Heinrich Brüggemann:] * Köln, 24. Jan. (Die Wahlen der Rheinprovinz.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 21, 25. Januar 1849. S. 1.)

325.7–8

Siehe Verzeichniß der Wahlmänner der Stadt Köln für die Wahl der Abgeordneten zur zweiten Kammern. In: NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. Extrablatt. (Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 88–92.) – Siehe Marx’ Kommentar S. 326–330.

325.9–11

Siehe Marx: Montesquieu LVI. (S. 311.5–13 und Erl.)

981

Karl Marx · Die Wahlen (24. Januar 1849)

325.11–12

Am 25. Januar 1849 resümierte die NRhZ einen Bericht des rheinisch-westfälischen konstitutionellen Zentralwahlausschusses (siehe S. 973–975): „Das also ist, nach dem eignen Geständniß unsrer Konstitutionellen, das Resume´ ihrer Wahlagitation: 182 000 einzelne Flugblätter und 162 000 durch die Kölnische Ztg. extra verbreitete, dazu die sich überstürzenden Nothschreie Ehren-Brüggemanns [Karl Heinrich Brüggemann] ,an die Urwähler‘, die Klubagitation im Bürgervereine und seinen Filialen in der Provinz und Schulden, die durch ,mehrere 100 Thlr. Beiträge‘ nicht zu decken sind ... – das ist die eine Seite, das sind die Passiva der Bilanz. Und das Aktivum? Kaum hundert konstitutionelle Wahlmänner, kaum das Drittel der Gesammtzahl. Der Bankerott der konstitutionellen Partei in Köln ist vollständig.“ (* Köln, 24. Jan. (Wahlmannöver des konstitutionellen Central-Ausschusses.) In: NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.)

325.12–14

Wenn bis „Gnade Gottes“.] Von Brüggemann mit ausdrücklicher Bezugnahme auf die NRhZ mit der Bemerkung zitiert: „Hoffentlich aber frohlockt sie [die NRhZ] dennoch zu früh. Nicht alle Candidaten der Demokraten sind Männer des Umsturzes; viele haben bloß zu jenen gehalten, weil sie bei den ,Constitutionellen‘ ein Vorwiegen des Bourgeois-Interesses zu sehen glaubten, während sie doch nicht gesonnen sein dürften, Abgeordnete zu wählen, welche durch Nicht-Anerkennung der Verfassung vom 5. Dec. zur Fortdauer der Revolution mitwirken würden.“ ([Karl Heinrich Brüggemann:] * Köln, 24. Jan. (Die Wahlen der Rheinprovinz.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 21, 25. Januar 1849. S. 1. – Siehe S. 330.8–12 und Erl.) – In der NRhZ vom 26. Januar 1849 heißt es daraufhin: „Damit stelle man zusammen, was wir aus Berlin, Potsdam, Breslau, Magdeburg etc. etc. berichten, und dann sage man, ob wir, wie Ehren-Brüggemann sich tröstet, ,zu früh frohlockt‘ haben!“ (* Köln, 25. Jan. (Wahlresultate in Rheinland und Westphalen.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 2. Sp. 1.)

982

Karl Marx Die Wahlen (25. Januar 1849) 23./24. Januar 1849 (S. 326–330)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Noch bevor alle Ergebnisse der Urwahlen vom 22. Januar 1849 für die preußische Zweite Kammer aus den Kölner Wahlbezirken bekannt waren, wurde in einem redaktionellen Beitrag der „Kölnischen Zeitung“ vom 24. Januar konstatiert, dass in der Rheinstadt „die vereinigten Linken mit ihren Candidaten den Sieg über die Candidaten der constitutionellen Partei davon getragen“ hatten. Den „Hauptgrund“ für den aus Sicht der Konstitutionellen enttäuschenden Wahlausgang sah der Autor des Beitrags – wahrscheinlich Chefredakteur Karl Heinrich Brüggemann – in der „erschreckenden Theilnahmlosigkeit des mittlern Bürgerstandes“. (* Köln, 23. Jan. (Die Urwahlen.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. S. 1.) Dieser erste Kommentar des liberalen Konkurrenzblatts wird im vorliegenden Leitartikel der NRhZ vom 25. Januar zum Anlass für eine Verteidigung der Kölner Demokraten und ihres Wahlerfolgs genommen. Gegen die Behauptung von der „Theilnahmlosigkeit“ wird argumentiert, dass gerade der bürgerliche Mittelstand unter den Wahlmännern sehr zahlreich vertreten gewesen sei. Zum Beweis werden Beispiele aus einzelnen Urwahlbezirken geschildert, mit Angaben zur sozialen Stellung der Kandidaten. Der vorliegende Leitartikel steht in engem Zusammenhang mit zwei weiteren redaktionellen Beiträgen in den Ausgaben der NRhZ vom 24. (S. 325) und 27. Januar 1849 (S. 342–345). Die thematischen Überschneidungen und wechselseitigen Bezugnahmen, die die drei Artikel aufweisen, lassen kaum einen Zweifel zu, dass sie von einem Autor entworfen wurden. Dass es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um Marx handelte, zeigen wiederum inhaltliche Übereinstimmungen mit Artikeln, die von ihm ebenfalls in Auseinandersetzung mit der „Kölnischen Zeitung“ und dessen Chefredakteur um die Deutung der Ergebnisse der preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 geschrieben wurden. In den drei Artikeln genauso wie in anderen von Marx zu den Wahlen geschriebenen Texten werden – über den jeweils konkreten Anlass hinaus – die von Brüggemann in Leitartikeln vom 10. und 14. bis 21. Januar 1849 geprägten Schlagworte aufgegriffen. In seiner Verteidigungsrede vor Gericht am 8. Februar 1849 (S. 495–512) kam Marx – drei Tage nach den Abgeordnetenwahlen – erneut auf Themen, Begriffe und Formulierungen zurück, die in den Artikeln angesprochen oder diskutiert werden. In dem vorliegenden Leitartikel werden zudem in einer – für Marx – charakteristischen Art und Weise Behauptungen Brüggemanns ins Einzelne gehend zu widerlegen versucht. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass sich Marx als Chefredakteur wahrscheinlich gefordert sah, auf die die Berichterstattung der NRhZ kritisierenden Artikel des Chefredakteurs der örtlichen Konkurrenzzeitung zu antworten.

983

Karl Marx · Die Wahlen (25. Januar 1849)

Marx, der als Staatenloser an den preußischen Wahlen nicht teilnehmen konnte, stützte sich in seiner Schilderung der Vorgänge im 45. Kölner Urwahlbezirk im vorliegenden Leitartikel wahrscheinlich auf Angaben des Arztes Roland Daniels, der wie Brüggemann dort wählte; Daniels wurde dort auch als Wahlmann gewählt. Marx’ Mitredakteur Heinrich Bürgers wählte im 42. Bezirk, aus dem sich im vorliegenden Artikel keine Angaben finden, weshalb auszuschließen ist, dass er an dem Artikel mitwirkte. Der Artikel wurde wahrscheinlich nach Auslieferung der „Kölnischen Zeitung“ im Laufe des Nachmittags des 23. Januar 1849 begonnen und spätestens am Vormittag des 24. Januar beendet.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 24. Jan. (Die Wahlen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 204, 25. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN Wasser] Siehe MEGA➁ I/7. S. 373.

326.1

Wie der

326.2

Ehren-Brüggemann] Vermutlich ironische Anspielung auf die mit dem preußischen Krönungs- und Ordensfest vom 18. Januar 1849 einhergehenden Ordensverleihungen. (Siehe = Berlin, 18. Januar. (Das Ordensfest.) In: NRhZ. Nr. 201, 21. Januar 1849. S. 3, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 1. – Preußischer StaatsAnzeiger. Berlin. Nr. 19, 19. Januar 1849. S. 1–3. – Siehe auch S. 344.24.)

326.2

„rettenden That der Krone“] Das politische Schlagwort der „rettenden That“ wurde von Friedrich Christoph Dahlmann in der Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung vom 14. Dezember 1848 geprägt. In der Debatte um ein Vetorecht eines deutschen Reichsoberhaupts forderte Dahlmann: „Es muß im Staat ein Recht der rettenden That geben“. (Wigard. Bd. 6. S. 4097. – Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 269/270.) Karl Heinrich Brüggemann griff diese Wendung im Vorfeld der preußischen Wahlen auf und bezeichnete in Leitartikeln der „Kölnischen Zeitung“ vom 10. und vom 21. Januar 1849 die Oktroyierung der preußischen Verfassung durch König Friedrich Wilhelm IV. als „,rettende That‘ der Krone“. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Der nächste preußische Landtag. *** Köln, 9. Januar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 8, 10. Januar 1849.

984

bis

Erläuterungen

S. 1; Die Urwahlen. IV. *** Köln, 19. Januar. Ebenda. Nr. 18, 21. Januar 1849. S. 1. – Siehe S. 342.9, 496.16 und 497.7.) 326.4–5

„Märzerrungenschaften“] Siehe S. 336.35 und Erl.

326.8–18

[Karl Heinrich Brüggemann:] * Köln, 23. Jan. (Die Urwahlen.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. S. 1. – Ergänzung in Klammern von Marx.

326.26–27

Ebenda. – Hervorhebungen von Marx. – In einer Korrespondenz an die „Allgemeine Zeitung“ schrieb Brüggemanns Redaktionskollege Levin Schücking: „Die conservative Partei tröstet sich nun damit, daß dieß Resultat Folge der Theilnahmslosigkeit der conservativ gesinnten Bürger ... sey. ... Mir scheinen ebenso viele socialistisch oder doch regierungsfeindlich gesinnte Arbeiter, kleine Handwerker u.s.w. zu Hause geblieben zu seyn wie constitutionell gesinnte Bürger. ... Die Gewählten ... sind Handwerker, Bierwirthe u.s.w. – Männer, die sich der untern Classen annehmen sollen. Die ,Demokratie‘ hat nicht gesiegt, aber der Demos hat es, das Volk mit seinen unklaren Vorstellungen von einer socialistisch umzugestaltenden Lage des Handwerkers, des Kleinhändlers, des Taglöhners und des armen Häuslers“. ([Levin Schücking:] Zustände und Aussichten in Preußen. ‘ Köln, 28. Jan. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 33, 2. Februar 1849. Beilage. S. 503.)

327.1–5

* Köln, 24. Jan. (Wahlmannöver des konstitutionellen CentralAusschusses.) In: NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Siehe S. 325.11–12 und Erl.

327.10–11

Siehe Verzeichniß der Wahlmänner der Stadt Köln für die Wahl der Abgeordneten zur zweiten Kammern. (Wahrscheinlich in NRhZ. Nr. 203, 24. Januar 1849. Extra-Beilage. (Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 88–92.) – Siehe S. 325.7–8 und Erl.

327.22

Fabrikanten] Im „Verzeichniß der Wahlmänner“: Fabrik-Arbeiter.

327.24–25

Quadratfüßler] In Köln gebräuchlicher Begriff für Bodenspekulanten. (Siehe Georg Weerth: Aus dem Tagebuch eines Heulers. In: NRhZ. Nr. 51, 21. Juli 1848. S. 1, Sp. 3.)

327.29

Schneidergesell] Im „Verzeichniß der Wahlmänner“: Nothjung, Peter, Schneider.

328.2–7

[Karl Heinrich Brüggemann:] * Köln, 23. Jan. (Die Urwahlen.) In: Kölnische Zeitung. Nr. 20, 24. Januar 1849. S. 1.

328.6

Gesinnung] Kölnische Zeitung: Ueberzeugung. – Gemeint ist der Arzt Roland Daniels.

985

Karl Marx · Die Wahlen (25. Januar 1849)

328.15–329.19 Vermutlich auf der Grundlage einer Schilderung von Roland Daniels. 328.20–23

Für den 28. Januar wurde zu einer Versammlung „sämmtlicher Urwähler des Bezirks wegen Besprechung des Protestes gegen den ersten Wahlakt“ eingeladen. (45. Wahlbezirk. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 4. – Siehe Was sind die Gesinnungen des 45. Wahlbezirks?! [Gez.:] Ein Urwähler des 45. Bezirkes. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 22, 26. Januar 1849. Beilage. S. 2.)

328.25–26

Siehe S. 76.18 und Erl. sowie Erl. 111.24–26. – Die NRhZ vom 1. Dezember 1848 meldete als „Neueste Nachricht“: „* Köln, 30. Nov. Herr Stupp nach Brandenburg.“ (NRhZ. Nr. 157, 1. Dezembr 1848. Beilage. S. 2, Sp. 3. – Ferner * Köln, 1. Dezember. (Rheinische Repräsentations-Doublüren im Club Brünek.) Ebenda. Nr. 158, 2. Dezembr 1848. S. 1, Sp. 1.)

328.41

vous aviez travaille´ pour le roi de Prusse] Eine angeblich unter König Friedrich Wilhelm I. von Preußen aufgekommene Redewendung, die so viel bedeutet, wie etwas umsonst oder vergeblich getan zu haben.

329.1–2

Gegen den Kölner Rechtsanwalt Gerhard Fay war in anonymen Anzeigen in der NRhZ bereits vor den Wahlen entsprechend polemisiert worden. So heißt es in einer Anzeige vom 20. Januar 1849 in Französisch, Englisch und Deutsch: „Die sociale Frage wird gratis gelöst bei dem Präsidenten des Kölner Bürgervereins und Advokat-Anwalt Fay.“ (Avis aux Franc¸ais! [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 200, 20. Januar 1849. Beilage. S. 2, Sp. 3.) Am 22. Januar wurden demjenigen 500 Taler Belohnung versprochen, „welcher irgend ein sociales Uebel aufweisen kann, das der von Hrn. Fay und Comp. erfundenen ,Lösung der socialen Frage‘ zu widerstehen vermöchte“. (500 Thlr. Belohnung. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 202, 22. Januar 1849. S. 4, Sp. 1.)

329.14–15

Zu Ferdinand Joseph Esser, genannt Esser II. siehe S. 255.17 und Erl.

329.15

9. Oktober] 9. November

329.18–19

In dem von der NRhZ veröffentlichten „Verzeichniß der Wahlmänner“ wurden für den 45. Bezirk nur sieben Wahlmänner aufgeführt. (Siehe Erl. 327.10–11.) In der Regel wurden in den einzelnen innerstädtischen Wahlbezirken Kölns fünf Wahlmänner gewählt, in einzelnen Bezirken, auch im 45. Bezirk, acht. (Bekanntmachung. [Gez.:] Der komm. Ober-Bürgermeister, Graeff. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 201, 21. Januar 1849. S. 4, Sp. 1.)

986

Erläuterungen

329.32–36

Die oktroyierte Verfassung sah für die preußische Zweite Kammer das allgemeine und gleiche (Männer-)Wahlrecht für jeden „selbstständige[n] Preuße[n]“ vor. (NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1.) Die Berliner Regierung wagte es jedoch nicht, alle in abhängiger Arbeit Stehenden als NichtSelbständige zu verstehen, und widersprach durch eine Verordnung vom 19. Dezember 1848 einer einschränkenden Auslegung des im Wahlgesetz gebrauchten Begriffs der Selbständigkeit. Von den Wahlen ausgeschlossen blieb – wie im Mai 1848 – letztlich nur, wer aus öffentlichen Mitteln Armenunterstützung erhielt. (Siehe Abgesehen davon, was man ... [Gez.:] Geilenkirchen, 28. Dezember. Ein Urwähler. In: NRhZ. Nr. 185, 3. Januar 1849. Beilage. S. 2; * Berlin, 8. Jan. (Ministerielle Erläuterung des Wortes „selbstständig“.) Ebenda. Nr. 188, 6. Januar 1849. S. 2, Sp. 2/3. – Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus. S. 606. – Siehe S. 342.7 sowie 331.14–16 und Erl. – Zur Kölner Armenbevölkerung siehe Herres: Köln in preußischer Zeit. S. 234 und 243.)

330.1–4

Siehe Erl. 325.12–14.

330.8–12

Siehe * Köln, 25. Jan. (An die Wahlmänner.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 1, Sp. 3. – Dort heißt es: „,Die Demokratie hat gesiegt!‘ So lautet der freudige Ruf, der durch die ganze Rheinprovinz wiederhallt. Es ist nur der erste Schritt zum Siege. Vergessen wir über der Freude nicht, daß wir noch weitere Schritte thun müssen, damit das Ende des Anfanges würdig sei“.

987

Karl Marx Die Berliner „National-Zeitung“ an die Urwähler Zwischen 23./24. und 27. Januar 1849 (S. 331–340)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dieser Artikelserie, deren beide Teile als Leitartikel in der NRhZ vom 26. bzw. 28. Januar 1849 erschienen, kommentiert Marx einen redaktionellen Beitrag der Berliner „National-Zeitung“, einem „Morgen-Blatt“, in dem er das Organ der „Berliner Ex-Linken“ (S. 339.20) sah. Der „An die Urwähler“ sich richtende Artikel der Berliner Zeitung erschien am Tag der preußischen Urwahlen, am 22. Januar. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx die Artikelserie verfasst. Dies belegen inhaltliche Übereinstimmungen mit anderen Artikeln, die wahrscheinlich oder zweifellos von ihm geschrieben wurden. In dem zweiten Leitartikel (S. 338.30–33) wird sich direkt auf Marx’ Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ bezogen (S. 215.36–41). Die Artikelserie wurde wahrscheinlich am 23./24. Januar 1849 begonnen, der erste Teil wurde spätestens am Vormittag des 25. und der zweite Teil im Laufe des 27. Januar abgeschlossen. 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte: „Gegen die Nationalzeitung (Wegweiser: Nach Schilda) (N. 205, 26 Januar) (N. 207. 2. Ausgabe. 28 Januar.)“ und zitierte vier Abschnitte wörtlich. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94. – Siehe MEGA➁ I/18. S. 250.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 25. Januar. (Die Berliner Nationalzeitung an die Urwähler.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3; * Köln, 27. Jan. (Die Berliner Nationalzeitung an die Urwähler. – Schluß.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die erste Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 332.24 335.12 335.20 337.2

988

imaginären] J imagiären anschmiegenden] J anschmiegender unverhohlen] J unverholen anschmiegenden] J anschmiegender

Erläuterungen

337.32 338.13 339.2 340.3

Contrerevolution] J Contrevolution unverhohlen] J unverholen Interpretationen] J Intrepretationen Wünsche] J Wünschen ERLÄUTERUNGEN

331.7

Nach Schilda!] Anspielung auf [Andreas Georg Friedrich von Rebmann:] Empfindsame Reise nach Schilda. Leipzig 1793.

331.10

Nach Schilda!] Zusatz von Marx. – Siehe An die Urwähler. Es ist die Stunde ... In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1.

331.12–19

Ebenda. – Einfügungen in Klammern von Marx.

331.14–16

(als ob bis 8. April!)] Einfügung von Marx. – Zum preußischen Wahlrecht von April 1848 siehe S. 194.10–15 und Erl., zu demjenigen für die Zweite Kammer von Dezember 1848 siehe S. 329.32–36 und Erl. sowie S. 342.7.

332.18

„Was sollen wir aber dazu sagen?“] Miquel de Cervantes: Don Quixote. Kapitel 16.

332.27–29

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1. – Einfügung in Klammern von Marx.

332.30–33

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Kaput VIII.

332.35–40

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1.

332.36

sollen] National-Zeitung: müssen

333.34–35

Siehe ähnlich S. 200.15.

333.38

Staat der Intelligenz] Die im Vormärz zum geflügelten Wort gewordene Wendung „Staat der Intelligenz“ wird auf Hegel zurückgeführt, der in seiner Heidelberger Antrittsrede von 1816 erklärte, der preußische Staat sei auf Intelligenz gebaut. (Siehe Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 296/297. – MEGA➁ I/7. S. 547, 623 und 1444.)

334.29–33

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1.

334.29–30

aufzugeben hatten] National-Zeitung: aufzugeben, welche auf Einfluß und Bevorzugungen, die sie bisher genossen, zu verzichten hatten

334.33

Interesse liege ...] National-Zeitung: Interesse, wie in dem Interesse des Ganzen liege, ...

989

Karl Marx · Die Berliner „National-Zeitung“ an die Urwähler

334.41

„Transaktionen“] David Hansemann hatte in der zweitägigen Debatte der preußischen Nationalversammlung vom 8./9. Juni 1848 ausgeführt: In Preußen habe „nicht eine Revolution stattgefunden ... sondern ... eine Transaktion zwischen der Krone und dem Volke“. (Engels: Die Berliner Debatte über die Revolution. (NRhZ. Nr. 16, 16. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 119.)

335.7–12

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen und Einfügung in Klammern von Marx.

335.26–32

Siehe ähnlich * Köln, 25. Jan. (An die Wahlmänner.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Dort heißt es: „Weshalb ist die Hof-, Adels- und Beamtenpartei, mit ihrer Kanonen- und Säbelherrschaft wieder emporgekommen? ... Es geschah, weil wir im vorigen Mai eine Masse Leute als Vertreter nach Berlin schickten – von den offenen Volksfeinden und Volksverräthern gänzlich abgesehen – die weder kalt noch warm, weder Fisch noch Fleisch, sondern erbärmliche Buttermilch-Seelen waren ... Ohne jene saft- und kraftlosen, hin- und herschwankenden, zum Theil nur vom spießbürgerlichsten Ehrgeiz getriebenen Zwitterwesen, namentlich auf den Bänken des linken Centrums und theilweise auch der Linken, wäre der contrerevolutionären Partei nicht so der Kamm geschwollen, nicht Zeit und Mittel gelassen worden, um den Staatsstreich nach allen Seiten hin einzufädeln und für eine, wenn auch kurze Zeit, erfolgreich durchzuführen.“

336.5–6

Der über Berlin am 12. November 1848 verhängte Belagerungszustand wurde erst Ende Juli 1849 wieder aufgehoben; die Pressefreiheit war faktisch aufgehoben. (Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 754/755 und 794/795.)

336.8–11

Mignons Lied aus Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre.

336.33–34

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1.

336.35

„Errungenschaften“] Der Rechtsbegriff hatte sich in der Märzrevolution von 1848 zur Kennzeichnung der von den Regierungen abgenötigten Zugeständnissen verbreitet. (Siehe Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. S. 72–74. – Siehe Engels: Die Vereinbarungssitzung vom 17. Juni 1848. In: MEGA➁ I/7. S. 138.)

337.18–20

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen von Marx.

990

Erläuterungen

338.30–33

Wir haben es gesagt] Siehe S. 215.36–41.

339.5–12

An die Urwähler. In: National-Zeitung. Berlin. Nr. 21, 22. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen und Einfügungen in Klammern von Marx.

339.23

Nichts gelernt und nichts vergessen!] Französische Redewendung, die ursprünglich auf die Aristokratie bezogen war, die, durch die Revolution von 1789 vertrieben, nach ihrer Rückkehr ebenso gewesen sei wie zuvor. (Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Hrsg. von Karl Friedrich Wilhelm Wander. Bd. 3. Leipzig 1873. Sp. 43.)

339.36–38

Nach seiner Wahl zum Präsidenten der französischen Republik ernannte Louis Napole´on Bonaparte am 20. Dezember 1848 ein neues Ministerium mit – auf Vorschlag Adolphe Thiers’ – Odilon Barrot an der Spitze. Mit zwei Ausnahmen bestand das Kabinett aus Orle´anisten. (Siehe Willms: Napoleon III. S. 87/88.)

991

erz.

Friedrich Engels Antwort von Oberst Engels 25. Januar 1849 (S. 341)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In der vorliegenden „Neueste[n] Nachricht“ der NRhZ vom 26. Januar 1849 wird die Wiedergabe der Antwort von Oberst Karl Friedrich Engels, Kommandant der Festung Köln, auf Fragen der NRhZ vom 24. Januar mit der Ankündigung verknüpft, dass weitere „Interpellationen“ folgen würden. Die Schlusszeilen (S. 341.13–14) notierte Engels auf Oberst Engels’ Antwortschreiben (MEGA➁ III/3. S. 945), wahrscheinlich kurz vor Redaktionsschluss am späten Vormittag des 25. Januar 1849. Es handelt sich um Engels’ erste nachweisbare Tätigkeit in der Kölner Redaktion, nachdem er wahrscheinlich am 24. Januar oder ein bzw. zwei Tage zuvor aus der Schweiz zurückgekehrt war. (Siehe Elisabeth Engels an Engels, 25. Januar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 167.) Ein Kölner Korrespondent berichtete dem „Frankfurter Journal“ am 29. Januar 1849: Die NRhZ „macht nicht wenig Aufsehen durch ihre Interpellationen, die sie in der letzten Woche an unsere ersten Männer richtet, welche sie kurzweg um Ja oder Nein angeht und dabei weiß sie so zu imponiren, daß der Stadtcommandant Engels und der Oberbürgermeister Graeff es nicht verschmähten, ihr Rede zu stehen.“ (W Köln, 29. Jan. In: Frankfurter Journal. Nr. 27, 31. Januar 1849. Zweite Beilage. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln. Von Hrn. Oberst Engels ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 205, 26. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3. Rubrik: Neueste Nachrichten. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 341.2

992

vorgestrige Interpellation] * Köln, 23. Januar. („Mein Heer“ in Köln.) NRhZ. Nr. 203, 24. Januar 1849. S. 1, Sp. 1. – Nachdem der preußische Staat jahrzehntelang die Prostitution geduldet hatte, waren 1845 auch in der Festungsstadt Köln alle Bordelle geschlossen worden. Statt der wenigen konzessionierten Etablissements waren in der Folgezeit zahlreiche heimliche entstanden, in denen es im Winter 1848/49 mehrmals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Betrei-

Erläuterungen

bern kam. Auf den Neujahrsgruß König Friedrich Wilhelms IV. an das preußische Heer (siehe S. 278–282) anspielend, hieß es in der „Interpellation“ der NRhZ vom 24. Januar, „,Mein Heer‘“ habe in Köln „seit einigen Tagen ein neues Mittel entdeckt, sich in der Langeweile des Garnisonlebens etwas zu amusiren“. Hätten in Köln stationierte Soldaten früher „friedliche Bürger oder zitternde Dienstmädchen“ erschreckt, so würden sie nun Wirtshäuser und Bordelle demolieren. Der Text schloß mit der „Anfrage“ an Oberst Engels: „Als die Eigenthümer der fraglichen Etablissments bei ihm erschienen und Genugthung und Schadenersatz für die bei ihnen verübten Demolirungen verlangten – ist es wahr, daß Hr. Oberst Engels, zweiter Kommandant von Köln, darauf erwidert habe: es seien in einem dieser Häuser einem Soldaten elf Thaler gestohlen worden und wenn er das bedenke, so sei mit den Paar demolirten Häusern den Soldaten noch lange nicht genug geschehen – ist das wahr, ja oder nein?“ (Ebenda. – Siehe * Köln, 24. Jan. Die Scenen ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 21, 25. Januar 1849. Beilage. S. 1; * Köln, 25. Jan. Gestern Abend ... Ebenda. Nr. 22, 26. Januar 1849. Beilage. S. 2.) 341.3–12

MEGA➁ III/3. S. 163.

341.13–14

Von Engels ursprünglich handschriftlich auf Oberst Engels Originalbrief geschrieben. (MEGA➁ III/3. S. 945.) – In der folgenden Nummer der NRhZ vom 27. Januar 1849 wurden wegen „schreiende[r] Wahlverfälschungen“ in der Kölner Dominikaner(Artillerie-)Kaserne entsprechende Anfragen an Oberst Engels und den kommissarischen Kölner Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Gräff gerichtet. Während die Anfragen selbst wahrscheinlich von Friedrich Anneke stammten, wurden die einleitenden Sätze möglicherweise von Engels verfasst: „Als wir gestern die Antwort des Herrn zweiten Kommandanten Engels abdruckten, versprachen wir neue Interpellationen. Sie erfolgen sogleich heute. Sie gehen entweder Hrn. Engels oder den kommissarischen Hrn. Oberbürgermeister Gräff an.“ (* Köln, 26. Januar. (Interpellationen an H.H. Engels und Gräff.) In: NRhZ. Nr. 206, 27. Januar 1849. S. 1, Sp. 2/3.) Während der preußischen Wahlen im Januar/Februar 1849 berichtete die NRhZ in mehreren redaktionellen Artikeln über Unregelmäßigkeiten in den beiden Kölner Wahlbezirken, in denen nur Soldaten wählten. In den Artikeln wurden jeweils auch entsprechende Anfragen an Oberst Engels formuliert. (Siehe [Friedrich Anneke:] * Köln, 19. Jan. (Militärisches Wahlmanöver.) In: NRhZ. Nr. 200, 20. Januar 1849. S. 2, Sp. 1; * Köln, 31. Januar. (Interpellation an Herrn Oberst Engels.) Ebenda.

993

Friedrich Engels · Antwort von Oberst Engels

Nr. 210, 1. Februar 1849. S. 1, Sp. 2; * Köln, 3. Feb. (Die Wahlmanöver beim Militär.) Ebenda. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 1, Sp. 2/3; * Köln, 3. Feb. (Ein Militärwahlmann.) Ebenda. S. 1, Sp. 3; * Köln, 5. Jan. [Richtig: Februar.] In: NRhZ. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 4, Sp. 2/3. Rubrik: Neueste Nachrichten.) Wie ähnliche Artikel in der „Neuen Kölnischen Zeitung“ und insbesondere ein Korrespondentenbericht von Gerhard Compes aus Köln an die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ zeigen, war höchstwahrscheinlich der ehemalige Offizier Friedrich Anneke Autor der angeführten Artikel der NRhZ. (Siehe [Gerhard Compes:] 0 Köln, 5 Febr. Bei der Wichtigkeit der Wahlen ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 40, 9. Februar 1849. S. 603. – Siehe auch † Köln, 5. Febr. Die Wahlmänner zur zweiten Kammer ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 31, 6. Februar 1849. Beilage. S. 2.)

994

Karl Marx Urwahl-Erfahrungen 25./26. Januar 1849 (S. 342–345)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 983/984. In der „Kölnischen Zeitung“ vom 26. Januar 1849 kritisierte Chefredakteur Karl Heinrich Brüggemann in einem mit seinem Signum „*** Köln“ gekennzeichneten Leitartikel, ohne die NRhZ zu erwähnen, deren Berichterstattung über die Kölner Urwahlen zur preußischen Zweiten Kammer vom 22. Januar. Aussagen in vorangegangenen redaktionellen Artikeln der „Kölnischen Zeitung“ bekräftigend, bestätigte er damit faktisch seine Autorschaft auch für diese früheren mit dem Signum „* Köln“ gekennzeichneten Beiträge. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen. *** Köln, 25. Januar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 22, 26. Januar 1849. S. 1.) Der Artikel wurde nach Auslieferung der „Kölnischen Zeitung“ im Laufe des späten Nachmittags des 25. Januar 1849 begonnen und spätestens am Vormittag des folgenden Tages beendet.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 26. Januar. (Urwahl-Erfahrungen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 206, 27. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 342.3

Siehe S. 326–330.

342.5–6

[Karl Heinrich Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen. *** Köln, 25. Januar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 22, 26. Januar 1849. S. 1. – Siehe S. 326.8–18 und Erl.

342.7

octroyirte Wahlgesetz] Siehe S. 329.32–36 und Erl. sowie S. 331.14–16 und Erl.

342.9

„rettenden That der Krone“] Siehe S. 326.2 und Erl. sowie S. 496.16 und 497.7.

342.12–13

„schmeicheln bis zu haben“] [Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen. (Erl. 342.5–6.)

995

Karl Marx · Urwahl-Erfahrungen

342.20–21

tiefen Denkers Brüggemann] Siehe ähnlich S. 326.3.

342.22–23

Siehe S. 192.21–27 und Erl. sowie S. 329.32–36 und Erl.

342.26–28

Ebenda. – Es heißt dort: „Uns ist es Ernst um die wahre Demokratie – und wir verzweifeln noch nicht an ihrer Möglichkeit; deßhalb eben möchten wir nicht, daß man den rettenden Ausweg in dem alten ausgefahrenen Geleise des nackten Census suchte! Wir halten die Errungenschaft des allgemeinen Stimmrechts für sehr werthvoll; aber freilich nur unter der Bedingung weiterer ergänzender demokratischer Organisationen auf dem gewerblichen und socialen Gebiete“.

342.28–29

Ebenda. – Es heißt dort: „Ob den berührten Mängeln werde abgeholfen werden auf dem Wege der verfassungsmäßigen Reformen, oder ob neue Octroyirungen werden nothwendig werden? Zur Beantwortung dieser Frage wird man den Ausfall der Hauptwahlen und den Zusammentritt der Kammern abwarten müssen.“

343.14

[Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen.

343.15

S. 326.26–27.

343.18–19

[Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen.

343.20–22

Siehe S. 330.1–4.

343.24–27

Zur Kölner Adresse vom 11./12. November 1848 siehe S. 813–815. – Siebenter Bericht der Petitions-Kommission über die in Folge des von dem Ministerium Brandenburg beabsichtigten Staatsstreiches ... In: NRhZ. Nr. 155, 29. November 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1–3.

343.27

Lazzarone] Ärmster Teil der, besonders in Neapel, lebenden Unterschicht. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 41. – Zum Begriff „Heuler“ siehe S. 187.14 und Erl.)

343.31

Catonen des Rechtsbodens] Anspielung auf Cato den Jüngeren bzw. den Älteren, im Sinne eines sittenstrengen, unbeugsamen Moralisten.

343.33

„über Mittag

343.34–37

[Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen.

343.41

64 Bezirken] Siehe Erl. 327.10–11.

344.23–24

Siehe S. 195.1, 538.39–40, 369.3 sowie 543.21. – In einem in der NRhZ vom 26. Januar 1849 veröffentlichten Aufruf „An die Wahlmänner“ heißt es: „Hätten wir es nicht mit der saubern Einrichtung der indirekten Wahlen zu thun, mit jener schlauen Er-

996

bis

holen“] S. 328.2–7.

Erläuterungen

findung des gottbegnadeten König- und Junkerthums: wir wären mit der ganzen Wahlangelegenheit zu Ende. Der 22. d.M. hätte entschieden; der vollständige Sieg der Demokratie stünde bereits unerschütterlich fest. Wählte das Volk seine Vertreter direkt, d.h. unmittelbar, wie sich das für ein mündiges und freies Volk geziemt: Wer kann zweifeln, daß das Verdammungsurtheil gegen die am Staatsruder befindliche contrerevolutionäre Gesellschaft in der allerentschiedensten Form ausgesprochen wäre? ... Statt eines einfachen Verfahrens ... hat man uns zuerst unter Camphausen und jetzt abermals ein verwickeltes zeit- und geldraubendes, ein verpotsdamtes und vermanteufeltes Wahlverfahren octroyirt, bei dem die gottbegnadete Regierung zu den schmählichsten Intriguen, Manövern, Bestechungen etc. die erwünschte Gelegenheit findet.“ (* Köln, 25. Jan. (An die Wahlmänner.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.) 344.27

Tohuwabohu] Die Bibel. Das Alte Testament. Mose 1,1–2. – Der Begriff wurde in der NRhZ nur zweimal verwendet, das erste Mal von Engels im September 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 561.)

344.30–31

„Zum

344.33–41

Ebenda. – Siehe Erl. 342.26–28.

345.1

Galgenzeitung] Neue Preußische Zeitung. Berlin.

345.10–12

„weitere bis Gebiete“] [Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen. – Siehe Erl. 342.26–28.

bis

Zwischenzeit“] [Brüggemann:] Urwahl-Erfahrungen.

997

Friedrich Engels Preußischer Steckbrief gegen Kossuth 26./27. Januar 1849 (S. 346/347)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Im vorliegenden Artikel kommentiert Engels die Veröffentlichung eines österreichischen Steckbriefs gegen Lajos Kossuth in der preußischen Provinz Schlesien, die auf Anweisung des Breslauer Oberpräsidenten Johann Eduard von Schleinitz erfolgt war. Die österreichischen Behörden hatten den Steckbrief Anfang Januar 1849 erlassen, da sie mit der Möglichkeit rechneten, Kossuth könne über Schlesien entfliehen. Von der Annahme ausgehend, der „selbstständige Staatenbund“ Deutsch-Österreich führe mit dem unabhängigen Ungarn Krieg, deutet Engels das preußische Vorgehen als „infamste[n] Bruch des Völkerrechts“, gegen den die öffentliche Meinung mobilisiert werden solle. Der Artikel wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Engels verfasst. Es ist davon auszugehen, dass er, nachdem er Mitte Januar 1849 aus der Schweiz nach Köln zurückgekehrt war und spätestens am 25. Januar seine Tätigkeit in der Redaktion wieder aufgenommen hatte (S. 992), die Verantwortung für die Ungarn-Berichterstattung der NRhZ übernahm. Vor seiner Rückkehr enthielt die NRhZ zu den kriegerischen Auseinandersetzungen in Ungarn lediglich Korrespondentenberichte und anderen Zeitungen entnommene Nachrichtenbeiträge, aber keine eigenen redaktionellen Artikel. (Siehe S. 667–673.) Darüber hinaus weist der vorliegende Beitrag inhaltliche Übereinstimmungen zu dem zweifellos von Engels verfassten Artikel „Der magyarische Kampf“ auf (S. 286–297). Der Artikel wurde wahrscheinlich am 26. Januar 1849 bzw. spätestens am Vormittag des 27. Januar geschrieben und nicht – wie zu Textbeginn angegeben – am 21. Januar. In derselben Nummer der NRhZ erschien eine Zuschrift des ehemaligen preußischen Offiziers Adolf Thunis, in der auf den österreichischen Steckbrief gegen Kossuth hingewiesen wurde. ([Adolf Thunis:] * Köln, 26. Januar. (Der magyarische Kampf.) In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 1, Sp. 1–3. – Siehe S. 960/961.) Die „Königlich privilegirte Berlinische Zeitung“ druckte den ersten Teil des Artikels (S. 346.1) mit Verweis auf die NRhZ nach; sie merkte an: „Die Kritik des gedachten Blattes lassen wir einstweilen auf sich beruhen, bis zur Constituirung der Sachen, bemerken aber nur beiläufig, daß wenn letzteres sich bestätigen sollte, die Erklärung sich möglicherweise in einem andren Zustande fände. Nach hier schon länger verbreiteten Gerüchten hätte Kossuth außer der Krone des heiligen Stephan noch weit über eine Million Dukaten bei sich, wel-

998

Erläuterungen

che aus öffentlichen Kassen und Stiftungen entnommen und von ihm durch sein Papiergeld ersetzt wären.“ (Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 26, 31. Januar 1849. S. 4. – Siehe Breslau, 13. Januar [Februar]. (Die Breslauer Regierung fahndet auf Kossuth.) In: NRhZ. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 4, Sp. 1)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Januar. (Preußischer Steckbrief gegen Kossuth.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 207, 28. Januar 1849. S. 1, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 347.10

kein ] J ein

ERLÄUTERUNGEN 346.1

21.] Wahrscheinlich: 27.

346.3–16

Das „Oppelner Kreis-Blatt“ für das Jahr 1849 war nicht einsehbar. – Siehe Wiener Zeitung. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 1. – Die NRhZ veröffentlichte bereits zuvor eine Wiener Korrespondenz vom 18. Januar 1848, in der sieben in der „Wiener Zeitung“ gedruckte Steckbriefe mitgeteilt wurden, darunter Personenbeschreibungen von Lajos Kossuth und dessen Frau Therese. (= Wien, 18. Jan. (Sieben Steckbriefe.) In: NRhZ. Nr. 203, 24. Januar 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe ebenfalls S. 405 und 526.)

347.7

Galizischen und Krakauer Flüchtlinge] Gemeint sind Flüchtlinge, die nach der Unterdrückung des Krakauer Aufstands und der Bauernbewegung in Galizien 1846 aus der freien Stadt Krakau und aus Galizien, das unter österreichischer Herrschaft stand, nach Preußen geflohen waren.

347.15–16

Nach der Niederschlagung des polnischen Novemberaufstands von 1830/31 flüchteten mehr als zwanzigtausend Aufständische auf preußisches und österreichisches Gebiet; sie wurden zwar entwaffnet, aber nicht an Russland ausgeliefert. (Gabriela Brudzyn´ska-Neˇmec: Polenbegeisterung in Deutschland nach 1830.)

999

Friedrich Engels Vor dem Instruktionsrichter 27. Januar 1849 (S. 348)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Nachdem Engels von Bern nach Köln zurückgekehrt war, stellte er sich am 26. Januar 1849 dem Untersuchungsrichter. Die gegen ihn eingeleitete gerichtliche Untersuchung (Erl. 186.3–4) wurde, wie aus den vorliegenden – wahrscheinlich von ihm verfassten – Zeilen hervorgeht, niedergeschlagen. Mit Steckbrief wurde Engels seit dem 3. Oktober 1848 „wegen Verbrechen“ nach „Art. 87, 91, 102 des Strafgesetzbuchs“ gesucht. (S. 186.3–4 und Erl.) Seine Beschreibung lautete: „Größe 5 Fuß 8 Zoll, Haare und Augenbrauen dunkelblond, Stirn gewöhnlich, Augen grau, Nase und Mund proportionirt, Zähne gut, Bart braun, Kinn und Gesicht oval, Gesichtsfarbe gesund, Statur schlank.“ (1041) Steckbrief. In: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köln. 1848. S. 257; Steckbrief. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 271, 4. Oktober 1848. S. 4; Frankfurter Journal. Nr. 272, 10. Oktober 1848. Zweite Beilage. S. 2; Neue Deutsche Zeitung. Nr. 88, 11. Oktober 1848. S. 2; Mannheimer Abendzeitung. Nr. 242, 10. Oktober 1848. S. 964.) Im November 1848 meldete die NRhZ, dass die „Rathskammer des Landgerichtes zu Köln ... heute Morgen [21. November] den Dr. jur. [Hermann Heinrich] Becker“ – der am 25. September verhaftet werden konnte – „an den Assisenhof verwiesen“ habe, „dagegen in Bezug auf die Mitbeschuldigten [Karl] Wachter, [Heinrich] Bürgers, Engels und Kons. erkannt“ habe, „daß die Akten solange reponirt werden sollen, bis dieselben sich zur Haft gestellt“. (* Köln, 21. Nov. (Erkenntniß der hiesigen Rechtskammer.) In: NRhZ. Nr. 149, 22. November 1848. S. 1, Sp. 2. – Neue Kölnische Zeitung. Nr. 58, 23. November 1848.) Bürgers, der sich in Düsseldorf im Haus der Gräfin Sophie von Hatzfeldt versteckt hatte, stellte sich am 21. November 1848 dem Instruktionsrichter und wurde freigelassen. (S. 851/852.) Becker erhielt am 6. Dezember seine Freiheit wieder. (Erl. 48.17–19.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am Nachmittag oder Abend des 27. Januar 1849 geschrieben. Die „Aachener Zeitung“ übernahm den Text wörtlich. (Köln, 27. Januar. In: Stadt-Aachener Zeitung. Nr. 26, 30. Januar 1849. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 27. Januar. Gestern stellte ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Engels.

1000

Erläuterungen

Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 348.1–2

Siehe Erl. 8.26–9.1 und 186.3–4.

348.4–5

†* Köln, vom 26. Januar. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 25, 28. Januar 1849. S. 2. – Dort heißt es: „Fr. Engels aus Barmen hat sich gestern freiwillig gestellt. Er ist von der Vorhaft entbunden worden.“

1001

Karl Marx Zustand in Paris 29.–30. Januar 1849 (S. 349–351)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der französische Innenminister Le´on Faucher hatte dem Pariser Parlament am 26. Januar 1849 einen Gesetzentwurf zur weiteren massiven Einschränkung der Vereins- und Versammlungsfreiheit vorgelegt, worüber die NRhZ in der zweiten Ausgabe der Nr. 207 ihre Leser informierte. (Nationalversammlung. Sitzung v. 26. Jan. In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 2, Sp. 3.) In einer am Morgen des 29. Januar ausgegebenen „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 207“ gab sie eine Korrespondenz Ernst Dronkes vom 27. Januar aus Paris wieder, in der es hieß, Paris befinde sich in der „unbeschreiblichsten Aufregung“ über den Gesetzentwurf, und der „Ausbruch“ von Unruhen sei in den nächsten Tagen zu erwarten. (S. 352.1–2 und Erl.) Wiederum einen Tag später, am 30. Januar, meldete die NRhZ, dass die französische Nationalversammlung in ihrer Sitzung vom 27. Januar mehrheitlich die Dringlichkeit der Beratung des Gesetzentwurfs abgelehnt (Erl. 349.1–3) und der konservativen Regierung Odilon Barrots eine schwere parlamentarische Niederlage zugefügt habe. Vor dem Hintergrund dieser Abstimmungsniederlage und mit Blick auf die Beratungen der Nationalversammlung am 29. Januar wird in dem vorliegenden Artikel die Gefahr eines Staatsstreichs in Frankreich diskutiert. In einem weiteren Artikel (S. 352/353), der in einer „Außerordentlichen Beilage“ vom 31. Januar mit weiteren Berichten aus Paris erschien, sah sich die NRhZ genötigt, auf den Vorwurf zu reagieren, die Aufstandsgefahr in Paris übertrieben dargestellt zu haben. Der vorliegende Artikel, bei dem es sich um einen redaktionellen Beitrag handelt, auch wenn er in der Rubrik „Französische Republik“ mit der Ortsangabe „Paris“ erschien, und der zweite in der Außerordentlichen Beilage erschienene Artikel (S. 352/353) wurden offensichtlich von einem Autor verfasst. Über die inhaltlichen Übereinstimmungen hinaus wird sich in dem zweiten ausdrücklich auf den vorliegenden, in der Hauptausgabe erschienenen Beitrag bezogen und aus diesem ausführlich zitiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden beide Artikel von Marx verfasst, der seit Wiedererscheinen der NRhZ am 12. Oktober 1848 – neben seinen anderen Aufgaben – auch für die FrankreichBerichterstattung der Zeitung zuständig war. (Siehe S. 599–612.) Im vorliegenden Fall war er angesichts der öffentlichen Vorwürfe zudem als Chefredakteur gefordert. Eine Mitwirkung von Ferdinand Wolff, der wenige Tage zuvor, wahrscheinlich um den 25. Januar 1849, nach Köln zurückgekehrt war, lässt sich nicht ausschließen. (S. 629.)

1002

Korrekturenverzeichnis

Der Artikel wurde am 28./29. Januar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des 30. Januar. Im ersten Andruck der Ausgabe wurde irrtümlich ein Abschnitt der Korrespondenz „+ Lüttich, 29. Januar“ in den vorliegenden Artikel gesetzt, ein Teil des Marxschen Beitrages in die Belgien-Rubrik. (Siehe Exemplar der NRhZ im Institut für Zeitungsforschung Dortmund. Sign. Zz 7.) Nach einer ersten Korrektur verblieb auf S. 3 weiterhin ein Teil der Belgien-Korrespondenz (zur zweiten Druckvariante siehe Stadtbibliothek Essen. Sign. Zg 49), so dass erst in einem dritten Anlauf endgültig der Satzfehler korrigiert werden konnte. (Zur dritten Druckvariante siehe Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Sign. Ztg 7. – Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 204–207.) Zwei Tage später vermerkte die NRhZ, dass in den ersten 800 Exemplaren der Zeitung der Artikel unvollständig ohne den letzten Teil (S. 350.20) wiedergegeben worden war und zitierte diesen erneut. (Siehe Druckfehler. In: NRhZ. Nr 211, 2. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3.) In engem Zusammenhang mit dem vorliegenden Artikel stehen zwei weitere redaktionelle Beiträge, die Marx wahrscheinlich ebenfalls in Erwartung der Pariser Ereignisse vom 29. Januar 1849 schrieb. (Siehe S. 352/353 und 358–362.) Ausführlich wurden die Ereignisse darüber hinaus in der fortlaufenden Nachrichtenberichterstattung der NRhZ und den Berichten ihrer Korrespondenten beleuchtet und diskutiert. (Siehe S. 1011/1012.) Für seine Artikelserie „Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850“ nutzte Marx sein persönliches Exemplar der NRhZ. Hierbei wertete er auch den vorliegenden Beitrag sowie zwei weitere aus (S. 352/353 und 358–362). (Siehe MEGA➁ I/10. S. 154–160 sowie die entsprechenden „Erläuterungen“ ebenda S. 804–806.)

Zeugenbeschreibung J * Paris, 28. Jan. (Zustand in Paris.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 209, 31. Januar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1. Rubrik: Französische Republik. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 349.10 350.20 351.18

guten] J gutes bitten] J bittet Augenblick] J Augenblik

1003

Karl Marx · Zustand in Paris

ERLÄUTERUNGEN 349.1–3

Siehe Nationalversammlung. Sitzung vom 27. Januar. In: NRhZ. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1.

349.4

Staatsstreichs] Die französische Nationalversammlung verhängte am 24. Juni 1848 den Ausnahmezustand, den alten e´tat de sie`ge, das Pressionsmittel der Monarchie. (Siehe Erl. 84.18.) Als nach der französischen Julirevolution von 1830 in Paris 1832 Unruhen ausgebrochen waren, war erstmals in der Geschichte ein reglementierter Ausnahmezustand verhängt worden, der die Bezeichnung Belagerungszustand trug. (Siehe Boldt: Rechtsstaat und Ausnahmezustand. S. 48.)

349.7–13

Nous a vous eu raison ... [Leitart.] In: Le National. Paris. 28. Januar 1849. S. 1.

349.21–25

Ebenda. – Hervorhebungen von Marx.

350.5–7

Siehe Nationalversammlung. Sitzung vom 27. Januar. In: NRhZ. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 4, Sp. 1.

350.24–29

General Nicolas Changarnier, in dessen Hand der militärische Befehl über die erste Division der Linie mit dem über die Nationalgarde und die Mobilgarde in Paris und Umgebung vereinigt worden war, hatte bereits im Vorfeld des 29. Januar 1849 durch seine Pläne zur Reorganisation der Mobilgarde Unruhe erzeugt. Die Garde nationale mobile, die nach der Februarrevolution von 1848 als bezahlte militärische Formation vor allem aus jungen arbeitslosen Arbeitern gebildet worden war, war wesentlich an der Niederschlagung des Pariser Juniaufstands von 1848 beteiligt gewesen. (MEGA➁ I/7. S. 1178. – Siehe House: Controlling Paris. S. 103–125. – Siehe Paris, den 28. Januar. ... Der National und die Democratie pacifique ... In: NRhZ. Nr. 209, 31. Januar 1849. S. 3, Sp. 3; = Paris, 30. Januar. (Changarnier und Aladenize.) In: NRhZ. Nr. 211, 2. Februar 1849. S. 3, Sp. 3.)

350.38–40

Zur neuen französischen Regierung mit Odilon Barrot als Ministerpräsidenten siehe Paris, 19. Dezember. Das Ministerium ... In: NRhZ. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2; [Ferdinand Wolff: ] ˆ Paris, 22. Dezbr. (Louis Napoleon, E. Girardin und Odilon Barrot.) Ebenda. Nr. 177, 24. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 2; ˆ Paris, 24. Dez. (Die zweite Februarrevolution.) Ebenda. Nr. 179, 27. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1/2.

351.2

honetten Republik] Siehe Erl. 21.20–21.

1004

Erläuterungen

351.2–4

Zur am 24. Februar 1848 gebildeten französischen provisorischen Regierung und der nach dem Zusammentritt der Pariser Nationalversammlung am 9. Mai 1848 gebildeten Exekutivkommission, die nach Ausbruch des Pariser Juniaufstands am 24. Juni zugunsten General Louis Euge`ne Cavaignacs zurücktrat, siehe MEGA➁ I/7. S. 5, 178, 192/193, 972, 1099, 1185 und 1190–1192.

351.7

Monarchische Restauration] Siehe ebenso S. 358.12.

351.7

rothe Republik] Siehe Marx: Die Junirevolution. (NRhZ. Nr. 29, 29. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 208.

351.9

Monk] General George Monck, im Englischen Bürgerkrieg auf Seiten Oliver Cromwells, spielte 1660 eine wichtige Rolle bei der Restauration der britischen Monarchie.

1005

Karl Marx Die Situation in Paris 30. Januar 1849 (S. 352/353)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1002/1003. Das Extrablatt, in dem der vorliegende Artikel erschien, wurde – nach Angaben der Kölner Redaktion – am „Mittwoch früh, 31. Januar, ... mit den neuesten Pariser Nachrichten ausgegeben und an unsere sämmtlichen Abonnenten versandt“. (NRhZ. Nr. 210, 1. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.) Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Artikel am späten Nachmittag oder am Abend des 30. Januar 1849 geschrieben wurde.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 30. Jan. Als wir gestern ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 209, 31. Januar 1849. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 352.1–2

[Ernst Dronke:] )·( Paris, 27. Januar. 2 Uhr Nachmittags. In: Nr. 207, 28. Januar 1849. Außerordentliche Beilage. (Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 93.) – Dort heißt es: „Die Stadt ist in der unbeschreiblichsten Aufregung über den Faucher’schen Gesetzvorschlag wegen Unterdrückung der Clubs. ... Wahrscheinlich wird es indeß vor übermorgen nicht zu einem wirklichen Ausbruch kommen. Uebermorgen [29. Januar] aber wird in der Kammer der Kampf zwischen der Assemble´e und Louis Bonaparte beginnen.“ (Siehe ähnlich [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 27. Jan, sowie [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 27. Januar. In: NRhZ. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 3, Sp. 1–3.)

352.6–7

ein bloßes Wahlmanöver] Anspielung auf die Urwahlen für die preußische Erste Kammer am 29. Januar 1849. (Siehe S. 357.2–4 sowie 495.13–14 und Erl.)

352.16–353.4 S. 349–351. 353.5

1006

Siehe Erl. 352.1–2.

Erläuterungen

353.6–8

Siehe [Ernst Dronke:] )·(, 29. Januar. 12 Uhr Mittags; )·( Paris, 29. Jan. 4 Uhr. In: NRhZ. Nr. 209, 31. Januar 1849. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 1/2. – Insbesondere enthielt die Beilage einen ausführlichen Bericht über die dramatische Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 29. Januar. ([Sebastian Seiler:] * Paris, 28. Jan. [und] Nationalversammlung. Sitzung vom 29. Januar. Ebenda. S. 1/2.) Das knappe Ergebnis der Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Jean Pierre Rateau zur vorzeitigen Auflösung der Nationalversammlung (siehe Erl. 361.18–19) konnte die NRhZ erst zwei Tage später am 2. Februar melden. Dort zitierte sie auch den Kommentar des „Journal des Debats“, dass eine endgültige Entscheidung nicht gefallen und deshalb die erneute Beratung abzuwarten sei. ([Seiler:] Paris, 30. Jan. ... Die Nationalversammlung endigte ... Ebenda. Nr. 211, 2. Februar 1849. S. 4, Sp. 1.) Am 6./7. Februar 1849 beschloss die Versammlung ihre baldige Selbstauflösung, die im Mai erfolgte und Neuwahlen am 13. Mai 1849 zur Folge hatte. ([Ders:] National-Versammlung. Sitzung vom 6. Februar. Ebenda. Nr. 217, 9. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1; National-Versammlung. Sitzung vom 7. Februar. Ebenda. Nr. 218, 10. Februar 1849. S. 3, Sp. 2/3.)

1007

Karl Marx Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen 30./31. Januar 1849 (S. 354–357)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der vorliegende Leitartikel ist die Erwiderung auf einen die Wahlberichterstattung der NRhZ kritisierenden redaktionellen Beitrag der „Kölnischen Zeitung“. Die Replik wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von Marx verfasst. Darauf weist vor allem die Bezugnahme auf zwei Artikel, „Montesquieu LVI.“ (S. 311–324) und „Die Berliner ,National-Zeitung‘ an die Urwähler“ (S. 331–340), hin, die ebenfalls von Marx geschrieben wurden. Der Text wurde am 30. Januar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des 31. Januar.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 30. Jan. (Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 210, 1. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 355.31

daß] J das

ERLÄUTERUNGEN 354.4–7

* Köln, 29. Jan. Die demokratischen Wahlberichte ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 25, 30. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen von Marx.

354.4

Ehren-Brüggemann] Siehe S. 326.2 und Erl.

354.15–17

Siehe * Köln, 29. Jan. In: Kölnische Zeitung. Nr. 25, 30. Januar 1849. S. 1. – Bereits am Vortag schrieb die „Kölnische Zeitung“: „Die demokratischen Jubel-Berichte über den Ausfall der Wahlen veranlassen bereits Reclamationen. So schreibt man uns aus Siegburg: die vorgestern der ,N.Rh.Ztg.‘ entnommene Nachricht, daß von den dort gewählten Wahlmännern fünf der demokratischen und drei der constitutionellen Partei angehören, verhalte sich gerade umgekehrt, und die Entstellung des

1008

Erläuterungen

Berichterstatters der ,N.Rh.Ztg.‘ gehe so weit, der so genannten demokratischen Partei zwei Wahlmänner zuzuzählen, die dem Vorstande des constitutionellen Bürger-Vereins zu Siegburg angehören. Aehnlich mag es sich mit vielen der demokratischen Berichte verhalten.“ (* Köln, 27. Jan. Ebenda. Nr. 24, 28. Januar 1849. S. 2. – Zu dem erwähnten Bericht aus Siegburg siehe * Köln, 25. Jan. Die ersten Nachrichten ... Ebenda. Nr. 22, 26. Januar 1849. S. 1; ** Siegburg, 24. Jan. (Demokratische Wahlen.) In: NRhZ. Nr. 204, 25. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1. – Siehe zudem ÷ Trier, 26. Jan. In: Kölnische Zeitung. Nr. 25, 30. Januar 1849. S. 1.) 355.3–4

Zitiert nach * Köln, 29. Jan. In: Kölnische Zeitung. Nr. 25, 30. Januar 1849. S. 1.

355.5–8

Im Vorfeld der Urwahlen hatte Brüggemann in einem Leitartikel der „Kölnischen Zeitung“, dem ersten einer vierteiligen Serie, faktisch das „Wahl-Programm“ der rheinpreußischen und westfälischen Konstitutionellen formuliert: „Vorgängige unbedingte Annahme der Verfassung vom 5. Dec. ... möglichst rasche, vorläufig abschließende Feststellung der Verfassung und rasches, energisches Eingehen auf die sociale Frage, – insbesondere zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Classe.“ ([Karl Heinrich Brüggemann:] Die Urwahlen. *** Köln, 13. Januar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 12, 14. Januar 1849. S. 1.) Der Kölner Bürger-Verein und die anderen rheinpreußisch-westfälischen konstitutionellen Vereine gaben daraufhin in ihren Wahlaufrufen die Parole aus: „Unbedingte Annahme der Verfassung vom 5. December und Revision derselben im Wege der Verfassung selbst, – und unverzügliche friedliche Lösung der socialen Fragen.“ (Mitbürger! [Gez.:] Der Vorstand des Kölner Bürgervereins. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 4; Rheinische Briefe und Akten. Bd. 3. S. 43–46; Mitbürger! [Gez.:] Der Central-Wahl-Ausschuß. [Anzeige.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 16, 19. Januar 1849. Beilage. S. 1.)

355.9–10

Siehe August Lewalt (Hrsg.:) Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Übersetzung von Gustav Weil. Bd. 1. Stuttgart 1838. S. 36–43.

355.24–26

Siehe Marx: Montesquieu LVI. (S. 311–324).

355.34–39

Siehe Marx: Die Berliner „National-Zeitung“ an die Urwähler (S. 332.6).

356.26–28

Die Urwahlen zur preußischen Ersten Kammer fanden am 29. Januar 1849 statt, die Abgeordnetenwahlen dann am 12. Februar.

1009

Karl Marx · Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen

357.2–4

Über die Urwahlen zur preußischen Ersten Kammer berichtete die „Kölnische Zeitung“: „In den Wahlen zur ersten Kammer haben hier die Constitutionellen auf das Entschiedenste gesiegt. Sämmtliche 23 Wahlmänner ohne Ausnahme sind aus ihrer Mitte hervorgegangen, und siegten über demokratische Candidaten meist mit ungemein bedeutenden Majoritäten.“ In den meisten Wahlbezirken sollen „mehr als drei Viertel“ der Stimmberechtigten erschienen sein. (* Köln, 30. Jan. In: Kölnische Zeitung. Nr. 26, 31. Januar 1849. S. 2. – Zu den Wahlmännern siehe Verzeichniß. Ebenda. Nr. 25, 30. Januar 1849. Außerordentliche Beilage. S. 1.)

357.9–10

Siehe S. 349–351, 352/353 und 358–362.

1010

Karl Marx Die Situation 29./30. Januar 1849 (S. 358–362)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Der Zusammentritt der französischen Nationalversammlung am 29. Januar 1849 stand im Schatten zweier sich überschneidender politischer Konflikte. Während Demokraten und Sozialisten gegen die von der konservativen Regierung beabsichtigte Einschränkung der Vereins- und Pressefreiheit mobilisierten, begann sich der Machtkampf zwischen der Regierung und der gemäßigtrepublikanischen Mehrheit der Nationalversammlung zuzuspitzen. Gestützt auf den im Dezember 1848 direkt gewählten Präsidenten Louis Napole´on Bonaparte, drängte das Ministerium auf die baldige Auflösung der Nationalversammlung und auf Neuwahlen. Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um einen in der Rubrik „Französische Republik“ veröffentlichten redaktionellen Kommentar, in dem die bevorstehenden französischen Ereignisse als möglicher Auftakt zu einer „dritten Phase der neuen französischen Revolution“ gedeutet werden. Bonaparte wird als „Tölpel“ und „betrogener Betrüger“ charakterisiert, der von den – einen Staatsstreich planenden – Royalisten und Legitimisten benutzt werde. Wahrscheinlich verfasste Marx den Artikel, der in einem engen thematischen Zusammenhang steht und inhaltliche Übereinstimmungen mit zwei weiteren Artikeln aufweist, die er in den beiden Tagen zuvor bereits im Vorfeld der Pariser Ereignisse vom 29. Januar 1849 geschrieben hatte. (Siehe S. 349–351 und 352/353. – Für die konkreten Bezüge siehe die entsprechenden „Erläuterungen“.) Eine Mitwirkung von Ferdinand Wolff und möglicherweise auch von Engels lässt sich nicht ausschließen. Beide waren unmittelbar zuvor nach Köln zurückgekehrt. (S. 612–618 und 629.) Erste Berichte über die tatsächlichen Pariser Geschehnisse vom 29. Januar 1849 veröffentlichte die NRhZ in einer „Außerordentlichen Beilage zu Nr. 209“ amfrühenMorgendes31. Januar(S. 1006)sowieinihrerNr. 210,dieimLaufedes Nachmittags des gleichen Tages ausgeliefert wurde. Da diese Berichte in dem vorliegenden Artikel nicht berücksichtigt werden, wurde er wahrscheinlich noch vor der Zusammenstellung der „Außerordentlichen Beilage“ geschrieben, also am 29./30. Januar 1849. Am 3. Februar lieferte Ferdinand Wolff dann einen Überblick über die Ereignisse. ([Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 31. Jan. (Die Komplotte und der Staatsstreich.) In: NRhZ. Nr. 212, 3. Februar 1849. S. 3, Sp. 2, bis S. 4, Sp. 1. – Siehe ferner ˆ Paris, den 3. Februar. (Keine Amnestie.) Ebenda. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1.)

1011

Karl Marx · Die Situation

Zu den Ereignissen vom 29. Januar 1849 erschien in der NRhZ vom 7. Februar schließlich noch ein mit „* Paris“ gekennzeichneter – offensichtlich redaktioneller – Artikel. „Immer neue Thatsachen kommen zum Vorschein“, heißt es darin, „die auf’s Klarste herausstellen, daß sämmtliche monarchische Parteien ... sich zu einem Staatsstreich Rendezvous gegeben hatten.“ Vergebens versuche die Regierung „durch allerlei ... Lügen, und durch Zusammenstellung harmloser Fakta, den Schein eines demokratisch-sozialen Complotts heraufzuzaubern; kein Mensch glaubt daran, während das Ministerium, die Napoleonisten, und besonders die Royalisten von der Wucht der unleugbarsten, schlagendsten Thatsachen erliegen.“ (* Paris, 4. Febr. (Das royalistische Komplott.) In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 3, Sp. 1–2.) Einen in diesem Artikel erwähnten „Contrepolizeibericht“ hatte August Hermann Ewerbeck, der ihn von dem französischen Journalisten Charles Paya erhalten hatte, Marx zugeschickt. (Siehe August Hermann Ewerbeck an Marx, 26. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 260.) Ferdinand Wolff übersetzte ihn für die NRhZ. ([Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 4. Februar. (Contrepolizeilicher Bericht über das Komplott.) In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1; Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 3, Sp. 1.) Es ist deshalb anzunehmen, dass Wolff auch den redaktionellen Artikel schrieb, der wesentlich auf Informationen (insbesondere aus französischen Povinzzeitungen) beruhte, die wahrscheinlich Ewerbeck ebenfalls Marx übermittelt hatte. Möglicherweise hat Marx, der sich am 7. und 8. Februar 1849 vor Gericht verantworten musste, am Schluss des Artikels die Bemerkungen ergänzt, in denen ein Vergleich zu den Rechtfertigungen des preußischen Staatsstreichs durch die Berliner Regierung hergestellt wurde. Dort heißt es: „Die Minister regieren [in Frankreich trotz der Abstimmungsniederlagen im Parlament] indeß ruhig fort, (und zwar nach einer ähnlichen Theorie wie Brandenburg-Manteuffel, siehe unten Berlin). Sie sagen: Allerdings, so lange der Staatschef unverantwortlich war, mußten die Minister abtreten, sobald sie die Majorität verloren; aber jetzt, wo wir einen verantwortlichen Staatschef besitzen, ist jedes Mißtrauensvotum gegen die Minister zugleich ein Mißtrauensvotum gegen den Präsidenten; und da dieser doch Präsident bleibt, so können die Minister auch Minister bleiben trotz der Kammer. Aber ebenso wie hinter Brandenburg-Manteuffels Theorie steckt hinter der Odilon-Barrot’schen Phrase nichts als der Staatsstreich, die Sprengung der Kammer. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß das so arg kompromittirte Kabinet sich nicht mehr halten kann, wenn es nicht, sei es bei der Proposition Rateau, sei es bei der nächsten Gelegenheit, seinen Staatsstreich zur Ausführung bringt.“ (* Paris, 4. Febr. (Das royalistische Komplott.) In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 3, Sp. 2.) In späteren Darstellungen betonte Marx die Rolle Louis Napole´ons Bonapartes stärker. (Siehe Marx: Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850. (Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue. H. 2, Februar 1850.) In: MEGA➁ I/10. S. 153–158; Ders.: Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte. (1852.) Ebenda. I/11. S. 115–117.)

1012

Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Paris, 29. Januar. (Die Situation.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 210, 1. Februar 1849. S. 3, Sp. 1–3. Rubrik: Französische Republik. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J. ERLÄUTERUNGEN 358.4

Präsidenten] Zur Wahl Louis Napole´on Bonapartes zum Präsidenten der französischen Republik am 10. Dezember 1848 siehe S. 596–599.

358.10–11

Auflösung der Versammlung] Siehe S. 353.6–8 und Erl.

358.12

Siehe bereits S. 351.7.

358.15

Staatsstreich] Siehe S. 349.4.

359.10

Heinrich V.] Henri d’Artois, Herzog von Bordeaux, Enkel des französischen Königs Charles X, galt den französischen Legitimisten unter dem Namen Henri V als König von Frankreich. – In der NRhZ vom 2. Februar lieferte Ferdinand Wolff eine Beschreibung Henris und seiner Lebensumstände. ([Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 30. Jan. (Heinrich V.) In: NRhZ. Nr. 211, 2. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1.)

359.14–18

Siehe Engels’ Artikel im Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 190, 202, 226 und 228). – Siehe ebenfalls ([Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 10. Dez. In: NRhZ. Nr. 167, 13. Dezember 1848. – Zum französischen „Loi sur les attroupements“ von Juni 1848 siehe MEGA➁ I/7. S. 1099.

359.29

Monk] Siehe bereits S. 351.9 und Erl.

360.1–9

La Re´publique. Journal fonde´ le 24 fe´vrier 1848. Paris.

360.14–15

Le Sie`cle. Journal politique, litte´raire et d’e´conomie sociale. Paris.

360.17–19

La Liberte´. Paris. – Zu Ewerbecks Charakterisierung der Zeitung siehe [August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 27. Jan. (Journalschau.) In: NRhZ. Nr. 208, 30. Januar 1849. S. 3, Sp. 1/2.

360.25–361.4 Paris 28 janvier. Serions-nous revenus a` ces mouvais ... [Leitart.] In: Le National. Paris. 29. Januar 1849. S. 1. – Hervorhebungen von Marx. 361.6–41

Ebenda. – Hervorhebung und Einfügung in Klammern von Marx.

1013

Karl Marx · Die Situation

361.18–19

Proposition Rateau] Siehe S. 353.6–8 und Erl. – Die NRhZ erläuterte den Antrag des Abgeordneten Jean Pierre Rateau am 14. Januar 1849: „Zum Verständniß der Leser bemerken wir, daß Rateau’s Antrag lautet: 1. die National-Versammlung am 19. März aufzulösen; 2. die nächsten Kammerwahlen für den 4. März auszuschreiben; 3. nur noch das Wahlgesetz und das Gesetz Behufs Einsetzung des bekannten Staatsrathes jetzt zu votiren.“ (National-Versammlung. Sitzung vom 12. Januar. In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2. – [Ferdinand Wolff:] ˆ Paris, 13. Jan. Ebenda. Nr. 196, 16. Januar 1849. S. 4, Sp. 2/3.)

362.3

Anklage gegen das Ministerium] Am 27. Januar 1849 stellte Alexandre Ledru-Rollin den Antrag, das Ministerium wegen dessen „antirepublikanische[r] Politik“ und damit wegen Verletzung der Verfassung in den Anklagezustand zu versetzen. Der Justizausschuss der französischen Nationalversammlung ließ jedoch am 2. Februar die Anklage fallen. (Paris, den 28. Januar. Anklageakt gegen das Ministerium. In: NRhZ. Nr. 209, 31. Januar 1849. S. 3, Sp. 2.)

362.6–9

Siehe bereits S. 351.7 und Erl.

362.13

betrogenen Betrügers] Nach Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise. 3. Akt, 7. Szene. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 156 und 734.)

362.21–22

15. Mai 1848] Siehe Erl. 160.14–15.

362.25

Mathieu’schen Antrag] Den Antrag des Abgeordneten Philippe Antoine Mathieu de la Droˆme, in dem die unbedingte Verwerfung des Antrag Rateaus (Erl. 361.18–19) vorgeschlagen worden war, verwarf die französische Nationalversammlung am 29. Januar 1849.

1014

Friedrich Engels Der Kampf in Ungarn Zwischen 30. Januar und 2. Februar 1849 (S. 363–367)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Ausgehend von der Behauptung der „Kölnischen Zeitung“, der Krieg in Ungarn gehe seinem Ende entgegen, diskutiert Engels im vorliegenden Leitartikel, der in der NRhZ vom 3. Februar 1849 erschien, den Kriegsverlauf, wie er in zwei österreichischen Armeebulletins, dem 17. bzw. 18. vom 21. bzw. 27. Januar 1849, geschildert wurde. Die NRhZ brachte zwar bereits am 28. Januar 1849 den Inhalt des österreichischen 17. Armee-Bulletins (Erl. 363.9–13), aber wahrscheinlich begann Engels erst nach der Veröffentlichung des Beitrages der „Kölnischen Zeitung“ vom 30. Januar mit seinem Text und beendete ihn spätestens am Vormittag des 2. Februar. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 2. Februar. (Der Kampf in Ungarn.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 212, 3. Februar 1849. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 363.5 363.13 363.13 364.32 365.11

Armee] J Amee Hanusfalva] J Hanosfalva Varanno] J Varano Armeebülletin] J Armeebülletion Csorich ] J Chorich

365.41

Damjanich] J Damjavich

Im Text ingesamt so korrigiert.

1015

Friedrich Engels · Der Kampf in Ungarn

ERLÄUTERUNGEN 363.1–2

* Der Krieg ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 25, 30. Januar 1849. Beilage. S. 1. – Wahrscheinlich von Eugen Alexis Schwanbeck verfasst, siehe bereits dessen ähnlichen Leitartikel: [Eugen Alexis Schwanbeck:] Finis Hungariae. Δ Köln, 19. Januar. Ebenda. Nr. 17, 20. Januar 1849. S. 1.

363.1–2

Parturiunt bis mus.] Es kreißen die Berge, geboren wird eine lächerliche Maus.

363.9–13

17. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien, am 21. Jänner 1849. F.M.L. Welden, Militär- und Civil-Gouverneur. In: Wiener Zeitung. Nr. 19, 23. Januar 1849. S. [205]. – Die NRhZ veröffentlichte am 28. Januar 1849 eine Wiener Korrespondenz, in der das 17. Bulletin des österreichischen Generals von Welden wörtlich wiedergegeben wurde. (= Wien, 23. Jan. (Neues Bulletin. – Welden’s Aerger.) In: NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849, S. 3, Sp. 2/3.)

363.24

Die Festung Temesvar war bis zum Ende der Kampfhandlungen in Ungarn von österreichischen Truppen besetzt.

364.32–33

= Wien, 28. Jan. (18. Bülletin.) In: NRhZ. Nr. 211, 2. Februar 1849. S. 2, Sp. 2/3. – 18. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien, am 27. Jänner 1849. F.M.L. Welden, Militär- und Civil-Gouverneur. In: Wiener Zeitung. Nr. 24, 28. Januar 1849. S. [263]/264.

364.36–37

Ebenda. – Hervorhebung von Engels.

365.19–28

Ebenda. – Hervorhebungen und Bemerkungen in Klammern von Engels.

366.39

Ein Blick auf die Karte] Es handelt sich um den „Atlas von Europa“, herausgegeben von dem Mathematiker und Geographen Friedrich Wilhelm Streit. Engels nutzte insbesondere die Karten von Ungarn, Kroatien, Slawonien, der Militärgrenze und Siebenbürgen, für den vorliegenden Text wahrscheinlich Nr. 53. (Siehe Streit: Atlas von Europa. Nr. 49–53.)

366.39–367.4 Ein Blick

bis

jetzt wieder] Siehe S. 296.8 sowie 520.4.

367.1

Parteigänger-Krieg] Partisanenkrieg.

367.5–7

Siehe * (Angebliche Niederlage der königl. Armee in Catalonien.) In: NRhZ. Nr. 189, 7. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3.

367.8–9

Wien, 28. Jan. ... Von der russischen Gränze ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 27, 1. Februar 1849. Außerordentliche Beilage. S. 1. – Einen Tag später meldete die „Kölnische Zeitung“: „Wir können die gestrige Mittheilung über Kossuth’s Gefangenma-

1016

Erläuterungen

chung heute weder bestätigen noch widerlegen, da uns alle späteren Nachrichten fehlen.“ (Ebenda. Nr. 28, 2. Februar 1849. Beilage. S. 1.) 367.17

rothen Hosen] Bezeichnung für die französischen Fußtruppen. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 60 und 1056.)

1017

Karl Marx Camphausen 2./3. Februar 1849 (S. 368–370)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Unmittelbar vor den preußischen Abgeordnetenwahlen, die am 5. Februar 1849 für die Zweite Kammer stattfanden, wird in dem vorliegenden Leitartikel das Gerücht, Ludolph Camphausen werde noch vor dem Zusammentreten der preußischen Kammern am 26. Februar in Berlin Graf Brandenburg als preußischen Ministerpräsident ablösen, zum Anlass genommen, aus Sicht der NRhZ Camphausens politische Versäumnisse, Fehler und Vergehen aufzulisten. Da es sich um eine konzentrierte Zusammenfassung des bereits in Marx’ Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194.1) aufgestellten Sündenregisters handelt, ist davon auszugehen, dass Marx auch den vorliegenden Beitrag verfasst hat. (Siehe zudem sein Eigenzitat (S. 368.17–18 und Erl.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 2. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln. 3. Februar. (Camphausen.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 368.1–4

1018

Ein Berliner Korrespondent hatte der NRhZ bereits am 23. Januar 1849 gemeldet: „Wir erfahren aus guter Quelle, daß in einem heute Morgen gehaltenen Ministerrath in Folge des Ausgangs der gestrigen Wahlen beschlossen worden, den Belagerungszustand hier bis zum Zusammentritt der Kammern fortdauern zu lassen. ... Gleichzeitig soll dann das Kabinet insofern eine Modifikation erleiden, daß der zum Auftreten im Parlament gänzlich ungeeignete, jetzige Ministerpräsident Brandenburg austritt und durch Camphausen ersetzt wird. ... Aus so glaubwürdiger Hand uns auch diese Nachricht zugeht, müssen wir doch an Camphausens Eintritt in ein nicht von ihm gebildetes Kabinet zweifeln.“ (* Berlin, 23. Januar. (Die Wahlen.) In: NRhZ. Nr. 205, 26. Januar 1849. S. 3, Sp. 2.)

Erläuterungen

368.8–11

Johann Wolfgang von Goethe: Wanderers Nachtlied. Gedicht.

368.17–18

„gerührt über bis Throns“] Marx: Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution (S. 202.2).

368.25

denkenden Staatsmannes] Variation der Charakterisierung Camphausens als „denkende[r] Geschichtsfreund“, die Marx im Juni 1848 (MEGA➁ I/7. S. 46 und 116) prägte und im Dezember 1848 (S. 195.29) erneut verwendete.

368.27–370.13 Siehe S. 194.1. 369.3

Siehe S. 195.1 und Erl. sowie S. 344.23–24, 538.39–40 und 543.21.

370.12

Bezug genommen wird auf die Preußische Zirkulardepesche an die deutschen Regierungen vom 31. Januar 1849. (Siehe Huber: Dokumente. Bd. 1. Nr. 95. – X Berlin, 29. Jan. (Cirkularnote über das Verhältniß Preußens zur Reichsgewalt.) In: NRhZ. Nr. 210, 1. Februar 1849. S. 2, Sp. 1.) Kurze Zeit später polemisierte die NRhZ gegen einen die Zirkulardepesche allzu optimistisch kommentierenden Leitartikel der Berliner „NationalZeitung“. (* Köln, 15. Febr. (Die „Nationalzeitung“.) Ebenda. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 3, Sp. 1–2. – Die deutsche Einheit. (Fünfter Artikel.) In: National-Zeitung. Belrin. Nr. 41, 13. Februar 1849. S. 1.) Marx zitierte später in seiner Schrift „Herr Vogt“ aus dem Kommentar der NRhZ. (MEGA➁ I/18. S. 250/251.)

1019

Friedrich Engels Ungarn. 4. Februar 1849 3./4. Februar 1849 (S. 371/372)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Der vorliegende Text der Rubrik „Ungarn“ der Zweiten Beilage der NRhZ vom 4. Februar 1849 wurde wahrscheinlich am 3. Februar geschrieben. Da nicht ausgeschlossen ist, dass die Beilage erst am Sonntag, dem 4. Februar, angefertigt und ausgeliefert wurde, könnte die Rubrik auch erst am Vormittag dieses Tages fertiggestellt worden sein. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 213, 4. Februar 1849. 2. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. Rubrik: Ungarn. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 371.5 371.8

Stratimirowich] J Stratinirowich Rajachich ] J Rejachich

ERLÄUTERUNGEN 371.2–9

Wahrscheinlich zusammenfassend nach: L Semlin, 22. Januar. (Stratimirovich’s Contrerevolution.) In: Der Lloyd. Wien. Nr. 49, 29. Januar 1849. S. 3. – Siehe Aus Syrmien, 25. Jan. (Stratimirovich.) In: NRhZ. Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 2, Sp. 1. – Siehe auch S. 405.)

371.10–14

Wahrscheinlich: Syrmien, 21. Januar. (Die magyarische Verwaltung nicht anerkannt.) In: Der Lloyd. Wien. Nr. 45, 26. Januar 1849. S. 2.

371.16–372.6 †† Von der ungarischen Grenze, 29. Januar. (Kriegsschauplatz.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 27, 2. Februar 1849. S. 284. – Wörtlich übernommen.

1020

Erläuterungen

371.20–21

unter Kossuth] Kommandant der an der Theiß zusammengezogenen ungarischen Hauptstreitkräfte war zu diesem Zeitpunkt der polnische General Henry Dembinski.

1021

Karl Marx Wesendonck 4./5. Februar 1849 (S. 373/374)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Mit dem vorliegenden Artikel nahm die Redaktion der NRhZ Stellung zu einer „Berichtigung“, die ihr Mitglieder des im April 1848 gegründeten Düsseldorfer „Vereins für demokratische Monarchie“ zugesandt hatten. Der Verein hatte wie der im Mai 1848 abgespaltene radikalere „Volksklub“ mit Verhängung des Belagerungszustands in Düsseldorf am 22. November 1848 seine Versammlungen einstellen müssen und nach dessen Aufhebung am 20. Januar 1849 begonnen, sich zunächst unter der Bezeichnung „Politischer Verein“ und dann „Demokratischer Verein“ zu reorganisieren. (Siehe Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 79–89, 98, 120–129, 193, 211–214 und 243–247.) Die „Berichtigung“ bezog sich auf einen in der NRhZ vom 4. Februar 1849 veröffentlichten Bericht, den der Kölner I. Schmitz Marx zugesandt hatte. (I. Schmitz an Marx, 2. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 197 und 977–979.) In dem Bericht war dem Rechtsanwalt Hugo Wesendonck, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, unterstellt worden, aus Opportunismus, um in den preußischen Abgeordnetenwahlen berücksichtigt zu werden, sich von einem zwischenzeitlich entschiedenen „Republikaner“ wieder zu einem Anhänger der „demokratischen Monarchie“ gewandelt zu haben. (Erl. 373.2–3.) Über die in dem Korrespondentenbericht gemachte Andeutung hinaus, das von Wesendonck vertretene „Programm“ sei „nicht Fisch noch Fleisch“ (Erl. 373.2–3), wird in dem vorliegenden Artikel Wesendonck vorgeworfen, er wolle die oktroyierte preußische Verfassung vom 5. Dezember 1848 „anerkennen“. (S. 373.14 und Erl. – Siehe Wesendoncks Darstellung S. 396.10.) Es ist davon auszugehen, dass Marx als „Redakteur en chef“ die Stellungnahme verfasste. Zudem weist der Text inhaltliche Übereinstimmungen mit früheren und späteren Artikeln auf, die wahrscheinlich ebenfalls von Marx verfasst wurden, insbesondere zur politischen Selbständigkeit der Zeitung (Siehe Erl. 373.8–11 und 467.7–8.) Bereits in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins vom 15. Januar 1849 hatte sich Marx in Bezug auf die Notwendigkeit eines Zusammengehens mit den „einfache[n] Demokraten“ geäußert. (S. 542.39.) Der Text der „Berichtigung“ wurde von der NRhZ nicht mitgeteilt und ist auch nicht überliefert. Wesendonck, Mitbegründer des „Vereins für demokratische Monarchie“, war – nach eigenen Angaben – die „Berichtigung“ unbekannt. Er selbst wiederum sandte der NRhZ eine auf den 8. Februar 1849 datierte „Erwiderung“ auf die vorliegende Stellungnahme zu, in der er auch Schmitz’ Darstellung als voreingenommen zurückwies. Die Redaktion der NRhZ, aller Wahr-

1022

Erläuterungen

scheinlichkeit nach erneut Marx, veröffentlichte Wesendoncks Erklärung mit einem kurzen Kommentar. (S. 395/396. – Siehe MEGA➁ III/3. S. 205/206, 286 und 302.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 4. oder am Vormittag des 5. Februar 1849 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Düsseldorf, 4. Jan. (Wesendonk.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 373.1

4. Februar ] J 4. Januar ˙˙ ˙˙ ˙ ˙˙ ERLÄUTERUNGEN

373.1–2

Den Wortlaut der „Berichtigung“ teilt die NRhZ nicht mit.

373.2–3

Siehe ≠ Düsseldorf, 2. Febr. (Wahlaussichten. – Wesendonk.) In: NRhZ. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 1, Sp. 3. – Dort heißt es: „Sie erinnern sich noch des ersten Auftretens von Wesendonk. Das war zur Zeit des Vorparlaments, da war Wesendonk mit Leib und Seele Republikaner. Als das Vorparlament sich so jämmerlich benahm, gründete Hr. Wesendonk, der keiner Partei vor den Kopf stoßen mochte, die ,demokratische Monarchie‘. Zu dieser Zeit nahm er es fast als Beleidigung, wenn man ihn für einen Republikaner hielt. ... In Frankfurt setzte sich Hr. Wesendonk auf die äußerste Linke, und als er zum Besuch hieher kam, da hätte man ihn fast für einen Rothen halten können. Aber in Berlin ging’s schief ... und Herr Wesendonk wollte gern gewählt sein. Nun war Herr Wesendonk wieder genöthigt, zu laviren. Er litt es zwar, für einen Demokraten gehalten zu werden, aber er sann schon auf eine zweite Auflage der ,demokratischen Monarchie‘. Sie haben seine Erklärung in der Düsseldorfer Zeitung gelesen, – aber zugleich tritt er von der Kandidatur für Düsseldorf zurück. Er hoffte in Cleve gewählt zu werden, allein sein Programm, nicht Fisch noch Fleisch, nicht Mann noch Weib, soll sehr wenig Anklang gefunden haben.“ – Wie aus I. Schmitz’ Anschreiben hervorgeht, hat Marx diese „Notizen über den abenteuerlichen Ritter Wesendonck“ ange-

1023

Karl Marx · Wesendonck

fordert. Schmitz’ Text hat die Redaktion – wahrscheinlich Wilhelm Wolff – stark redigiert, wobei Streichungen vorgenommen und inhaltliche Aussagen durch eigene Kenntnisse erweitert wurden. (MEGA➁ III/3. S. 197 und 977/978.) – Bei der im Text erwähnten „Erklärung“ handelte es sich wahrscheinlich um einen Bericht der „Düsseldorfer Zeitung“, in dem der Beschluss einer Versammlung der demokratischen Wahlmänner für ein eher kompromißorientiertes Vorgehen mitgeteilt worden war, „gegen die oktroyierte Verfassung weder zu protestieren, noch sie unbedingt anzunehmen, sondern sofort sich mit der Revision derselben zu befassen“. (Zitiert nach Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 210.) 373.8–11

Siehe S. 50.15–17 und Erl. sowie S. 467.7–8 und Erl.

373.11–13

Unter „Neueste Nachrichten“ berichtete die NRhZ am 9. Dezember 1848: „Gegen Ende der heutigen Sitzung in der reformirten Kirche stellt Wesendonk den dringlichen Antrag: ,Die Auflösung der preußischen Nationalversammlung und die Octroyirung einer Verfassung für n u l l und n i c h t i g zu erklären.‘“ ([Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 7. Dezbr. In: NRhZ. Nr. 164, 9. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3. – Siehe S. 118.1–3 und Erl.)

373.14

anerkennen] Zur Gesamtproblematik siehe S. 593–596. – Siehe Wesendoncks Darstellung in seiner Erklärung vom 8. Februar 1849 (S. 396.10) sowie in seinem Brief an die Redaktion der NRhZ vom 17. März 1849 (MEGA➁ III/3. S. 302).

373.20–21

Siehe S. 542.39 sowie S. 467.9–14 und Erl.

373.24–25

In der NRhZ vom 4. Februar 1849 hieß es in einem Berliner Korrespondentenbericht, der Richter Benedikt Waldeck, der sich „künstlich zu einem halb radikalen ,Vereinbarer‘ hinaufgeschraubt“ habe und „jetzt auf sein gewöhnliches PfalbürgerNiveau“ herabgesunken sei, habe sich in einer Berliner Wahlkampfrede „gegen jeden Protest wider die gottbegnadete Verfassung vom 5. Dezbr.“ verwahrt: „Er will sie als Vorlage zum weitern Ausbau benutzen und als getreuer Unterthan sie pflichtschuldigst ,revidiren‘ helfen. Die anwesenden Philister waren entzückt über die von Hrn. Waldeck feierlich proklamirte Aussicht ,auf friedliche Lösung der schwebenden Konflikte und die Mittel, welche die zweite Kammer besitze, um sie herbeizuführen.‘ ... Wir fragen: was kann aus der demokratischen Partei werden, wenn unter ihrem Banner solche abgeschwächte ... Persönlichkeiten, wie Waldeck, voranschreiten? ... In Schlesien z.B. singt der famose sächsische Schulmeister [Julius] Stein die nämliche Melodie und auf gleichen Wegen sehen wir jetzt noch

1024

Erläuterungen

viele andere sogenannte ,Demokraten‘ einherwandeln.“ (× 1. Febr. (Waldeck.) In: NRhZ. Nr. 213, 4. Februar 1849. S. 2, Sp. 1.) Die gleiche Ausgabe der NRhZ enthielt ähnliche Vorwürfe gegen schlesische Wahlkandidaten, unter ihnen Julius Stein. (= Breslau, 31. Jan. (Die demokratischen Revisionshelden.) Ebenda. S. 2, Sp. 2. – Zur kritisierten Wahlrede Waldecks siehe H[einrich] B[ernhard] Oppenheim: Benedikt Franz Leo Waldeck, der Führer der preußischen Demokratie (1848–1870). Berlin 1880. S. 95–99.) 374.1–4

Siehe Δ Düsseldorf, 2. Februar. (Drei konstitutionelle Kandidaten.) In: NRhZ. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. – Nachdem die Düsseldorfer Demokraten am 6. Februar 1849 in den Abgeordnetenwahlen zunächst nur Abstimmungsniederlagen erlitten hatten, wurde Wesendonck in einer Nachwahl am 24. Februar 1849 zum Mitglied der Zweiten Kammer des preußischen Landtags gewählt. (Siehe Δ Düsseldorf, 5. Februar. (Ausfall der Wahlen.) In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 1, Sp. 2; * Koblenz, 25. Febr. (Nachwahlen.) Ebenda. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 2, Sp. 2. – Siehe Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 209/210.)

1025

Friedrich Engels Ungarn. 6. Februar 1849 4./5. Februar 1849 (S. 375–378)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. In der „Ungarn“-Rubrik der NRhZ vom 6. Februar 1849 kommentiert Engels das 19. österreichische Armeebulletin vom 30. Januar 1849. Die Rubrik wurde am 4. Februar 1849 geschrieben und spätestens am Vormittag des folgenden Tags beendet. Zwei Tage später übernahm die NRhZ aus der „Neuen Preußischen Zeitung“ das 20. und 21. österreichische Armeebulletin mit der – wahrscheinlich von Engels geschriebenen – einleitenden Bemerkung: „Die ,N. Preuß. Ztg.‘ enthält folgende zwei Armeebülletins, die wir weder in der ,Wiener Ztg.‘ vom 3., noch im ,Pr. St[aats]-A[nzeiger]‘ vom 5. d. [Monats] abgedruckt finden und die wir einstweilen unter allen Reserven und unter Verantwortlichkeit der Galgenzeitung geben“. (* Wien, 3. Februar. (20. und 21. Bülletin.) In: NRhZ. Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (19. Armeebülletin nebst Glossen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 214, 6. Februar 1849. S. 2, Sp. 2/3. Rubrik. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 376.38 377.6 377.19

Cegled] J Csegled Cegled] J Csegled Tokaj] J Tokay Im Text ingesamt so korrigiert.

1026

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 375.2

19. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien, am 30. Jänner 1849. Der Civilund Militär-Gouverneur: Welden. In: Wiener Zeitung. Nr. 27, 1. Februar 1849. S. [303].

375.7

„Pacificirung bis Landestheile“] Aus dem 18. österreichischen „Armee-Bulletin“ von Engels bereits in seinem Leitartikel vom 3. Februar 1849 zitiert (S. 365.19).

375.10–11

Siehe S. 364.15.

375.15

Siehe S. 371.10–14.

375.24

Standrechtsblättern] Seit der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstandes und der Hinrichtung Robert Blums wurde in der NRhZ die offiziöse Wiener Presse als „Standrechtspresse“ bezeichnet. Diese Charakterisierung wurde dann auf staatliche Institutionen und Personen ausgeweitet – wie Standrechtsdynastie oder Standrechtsbestien.

375.25

Mama Dumont] Kölnische Zeitung, die von dem Verleger Joseph DuMont herausgegeben wurde.

375.27

„anzuhoffen“] Siehe S. 365.19–28. – Die Festung Leopoldstadt wurde am 2. Februar 1849 von österreichischen Truppen eingenommen.

376.5–377.33 19. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien am 30. Jänner 1849. 377.10–15

Siehe S. 363/364.

377.32–33

Die polnischen Legionen in Ungarn, die von den Generälen Jo´zef Wysocki und Jo´zef Bem kommandiert wurden, umfassten annähernd 4100 Freiwillige. Sie kämpften vor allem im Banat und in Siebenbürgen.

377.39–41

Es wird bis verwandelte] Gemeint ist der unter Führung des ungarischen Generals Gyorgy Klapka bei Tarcal errungene Sieg der ungarischen Truppen. (Siehe ferner S. 366.21.)

378.14–16

meldet bis drucken das ab] Siehe Nach Prager Zeitungen ... In: Reichsanzeiger der Deutschen. Gotha. Nr. 31, 3. Februar 1849. Sp. 204; Brody, 23. Jan. In: Regensburger Zeitung. Nr. 33, 2. Februar 1849. Extra-Beilage. S. 2.

1027

Karl Marx Entwurf der Verteidigungsrede im ersten Presseprozeß der „Neuen Rheinischen Zeitung“ Vor dem 7. Februar 1849. (S. 379–385)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1053–1056. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976. S. 433–437.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: RGASPI, Sign. f. 1, op. 1, d. 290. Beschreibstoff: 2 Blätter dünnes weißes Papier, 1 Blatt (= 2 Seiten) im Format 210 × 270 mm; 1 Blatt im Format 418 × 268 mm, gefaltet zu 4 Seiten; insgesamt 6 Seiten. Zustand: Papier des ersten Blattes (S. [1] und [2]) stark vergilbt, an den Rändern leicht beschädigt und mit Seidenpapier restauriert, keine Textverluste; erste Seite des zweiten Blattes (S. [3]) ebenfalls stark vergilbt; ansonsten gut erhalten; Tintenflecken auf S. [1], [2] und [4]. Schreibmaterial: Schwarze Tinte, bräunlich verfärbt. Schreiber: Marx. Paginierung: Keine. Beschriftung: Blatt 1: Vorder- und Rückseite vollständig; das zu vier Seiten gefaltete Blatt 2: zwei Seiten, S. [3] und [4], vollständig, dritte Seite, S. [5], zu einem Drittel, letzte Seite leer. Datierung fehlt. Vermerke fremder Hand: Archivstempel auf S. [1], [4] und [5]; S. [1] oben mit Bleistift: „aus Code penal“. Der Edierte Text folgt H.

VARIANTENVERZEICHNIS 379.13

:l’imputation:

380.5

identisch. D. ersteñ

380.8

Art. 222 ist > Art. 222 vertritt

380.16

:es:

380.17

:soll:

380.33

Setzen wir voraus> Weisen wir nach ˙ ˙˙

1028

Erläuterungen

380.38 383.1

:die Anwesenheit des Beleidigten sezt: ˙˙ outrages > outrags

383.25

es: „ Leñ

383.25

qui setñ

384.8

Art. 228 š „ l’ontñ

KORREKTURENVERZEICHNIS 383.6 383.16 383.16 384.18

conside´ration] H considiration „paix] H paix publique“] H publique hinzugefügt] H hingefügt

ERLÄUTERUNGEN 379.3–8

Siehe Code Pe´nal. In: Les Cinq Codes. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842. – Hervorhebungen von Marx. – Siehe S. 410.37–40

379.12–16

Siehe ebenda. – Hervorhebungen von Marx. – Siehe S. 414.38– 415.6.

379.16–19

Siehe ebenda.

380.14–16

Marx / Engels: Verhaftungen. (NRhZ. Nr. 35, 5. Juli 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 253.

383.1–8

Siehe [Jean Guillaume] Locre´ [de Roissy]: Le´gislation civile, commerciale et criminelle, ou commentaire et comple´ment des Codes franc¸ais. Tome 15. Bruxelles 1837. S. 341. – Siehe S. 411.9–18.

383.38–384.4 Siehe S. 412.21–413.6. 384.9–13

Siehe Code Pe´nal. In: Cramer [Hrsg.]: Die fünf französischen Gesetzbücher. – Hervorhebungen von Marx.

385.6–9

Siehe ebenda.

385.12–15

Siehe ebenda.

1029

Karl Marx Freisprechung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ 7./8. Februar 1849 (S. 386)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1053–1056. Der vorliegende Text wurde wahrscheinlich am Abend des 7. Februar 1849 oder in den frühen Vormittagsstunden des folgenden Tages geschrieben. Unterhalb des vorliegenden Textes teilte die Redaktion der NRhZ mit, dass inzwischen auch in dem Steuerverweigerungsprozess (S. 1109–1112) ein Freispruch erfolgt sei: „* Köln, 8. Februar, Mittags 1 Uhr. So eben sind Marx, Schneider II. und Schapper von den Geschwornen freigesprochen worden.“ (Siehe auch S. 387/388.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 8. Februar. (Freisprechung der „N.Rh.Z.“.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 386.1–2

NRhZ. Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 3, Sp. 3. 2. Andruck: „Neueste Nachrichten. * Köln, 7. Februar. Nachmittags 2 Uhr. So eben sind Marx, Engels und der Gerant der ,Neu. Rhein. Zt.‘, angeklagt der Beleidigung von Gensdarmen und der Verletzung des Zartgefühls der Herrn Zweiffel und Hecker, von der Jury freigesprochen worden.“ (Siehe Melis: Neue Rheinische Zeitung. Edition unbekannter Nummern. S. 212.)

386.4–5

Siehe MEGA➁ I/7. S. 251–253.

386.11–12

Siehe S. 145/146 und 186 sowie 238, 242 und 1053–1056.

386.12–19

Siehe S. 379–385. – Zu den Gerichtsverhandlungen am 24. Oktober 1848 gegen den Herausgeber der „Freien Volksblätter“ Bernhard Dietz und gegen den Drucker der „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ Johann Alexander Brocker-Everaerts siehe S. 243.6–244.5 und Erl. sowie Erl. 244.27–28. – Δ Köln, 30. Oktober. (Preßvergehen.) In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1–3.

1030

Erläuterungen

386.21–22

Zum Druck der Prozessverhandlungen durch die NRhZ siehe S. 1053–1056.

386.23–26

Siehe S. 387/388, 457 und 495–512.

1031

Karl Marx Der Steuerverweigerungsprozess 8./9. Februar 1849 (S. 387/388)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1109–1112. Im vorliegenden Leitartikel kommentiert Marx den Freispruch der Geschworenen im Prozess gegen den Kreisausschuss der rheinpreußischen Demokraten, dem Marx neben Karl Schapper und Karl Schneider angehörte, wegen des Aufrufs zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 (S. 109. – Siehe ferner S. 113, 144 und 495–512.) Da Marx als einziges Redaktionsmitglied der NRhZ unmittelbar betroffen war und aufgrund der Übereinstimmungen mit seiner Verteidigungsrede vor Gericht ist davon auszugehen, dass er den Text verfasst hat. Der Artikel wurde am 8. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 9. Febr. (Der Steuerverweigerungsprozeß.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 218, 10. Februar 1849, S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 387.2

vorgestrigen Preßprozeß] Zu dem Kölner Geschworenenprozess vom 7. Februar 1849 gegen Marx, Engels und Hermann Korff siehe S. 409–420 und 421–426.

387.2–3

Die NRhZ meldete bereits am Vortag: „* Köln, 8. Februar, Mittags 1 Uhr. So eben sind Marx, Schneider II. und Schapper von den Geschworenen freigesprochen worden.“ (NRhZ. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.

387.8–19

Marx / Schapper / Schneider: Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 (S. 109).

387.20–388.6 Siehe Marx’ Verteidigungsrede (S. 495–512). 387.23–25

1032

„In dem kurzen Interregatorium erklären die Angeklagten, die Verfasser des inkriminirten Aufrufes zu sein, und unter dem in-

Erläuterungen

nern Feind die bewaffnete Regierungsgewalt verstanden zu haben.“ (* Köln, 17. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. In: NRhZ. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. – Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Köln, 8. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. 1. Beil. S. 1.) 387.27–28

Dazu führte der ebenfalls angeklagte Karl Schneider vor Gericht aus: „Weil man sich scheute uns ... des Umsturzes der Verfassung, oder der Erregung des Bürgerkrieges anzuklagen, verfolgt man uns auf Grund eines in jeder Hinsicht unpassenden Strafartikels, der nur eine gelinde Strafe androht. Ich muß Ihnen, meine Herren, die Art. 209 bis 217 unseres Strafgesetzbuches [Code Pe´nal von 1810] im Zusammenhange vorlesen, um Sie sofort zu überzeugen, wie wenig dieselben dem vorliegenden Falle entsprechen. Während unsere Handlung, wenn sie nicht aus politischen Gründen straflos wäre, wohl unter die Art. 87, 90, 102 als ein Komplott zur Erregung des Bürgerkrieges, zur Bewaffnung gegen die königliche Gewalt resp. zur Aufforderung dazu, fallen könnte, ist in den vom öffentlichen Ministerium bezogenen Artikeln nur der einzelne konkrete Widerstand gegen einzelne bestimmte Beamte, z.B. der thätliche Widerstand eines Schmugglers ... etc. mit Strafe bedroht. ... Dieses Alles trifft nun bei dem inkriminirten Aufrufe nicht zu. Er enthielt weder die Aufforderung zu einer bestimmten That noch die direkte Aufforderung zu einer solchen.“ (* Köln, 27. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. In: NRhZ. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 1, Sp. 3.) Die „Kölnische Zeitung“ fasste Schneiders Ausführungen zusammen: Der Artikel 217 „beziehe sich nur auf eine einzelne concrete Handlung. War unser Aufruf – sagt er – ungesetzlich, so war er mehr als das, was man uns zur Last legt. Das öffentliche Ministerium wagt es aber nicht, uns darauf zu belangen. Der Art. 217 ist so undeutlich, daß derselbe eben deßhalb in Frankreich abgeschafft worden ist. Will man diesen Artikel gegen uns in Anwendung bringen, so müßte man nachweisen, daß wir direct zum Widerstand aufgefordert haben. Wir haben aber gar nicht zur Steuerverweigerung aufgefordert, sondern nur unsere Absicht erklärt, die Steuerverweigerung einzuführen. Unser Aufruf war nur ein theoretischer Ausspruch, was zu thun sei.“ (Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Köln, 8. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. Erste Beilage. S. 2.)

388.9–13

Ferdinand Lassalle orientierte sich in seiner Verteidigung an Marx’, Schneiders und Schappers Vorgehen. (Siehe sein „Me-

1033

Karl Marx · Der Steuerverweigerungsprozess

moire“ vom 11. Dezember 1848 (Erl. 390.22–30).) Allerdings wurde Gottfried Kinkel von vornherein (S. 458/459 und 1084/1085) und Lassalle im Anschluss an seinen Geschworenenprozess am 3. Mai 1849 von Zuchtpolizeigerichten abgeurteilt. (S. 389–391 und 1035. – Siehe Ferdinand Lassalle: Assisen-Rede, gehalten vor den Geschworenen zu Düsseldorf am 3. Mai 1849, gegen die Anklage: Die Bürger zur Bewaffnung gegen die Königl. Gewalt aufgereizt zu haben. Leipzig 1870.) 388.14

1034

Siehe Marx: Lassalle (S. 389–391).

Karl Marx Lassalle 9./10. Februar 1849 (S. 389–391)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Ferdinand Lassalle war in Düsseldorf nach Verhängung des Belagerungszustands am 22. November 1848 verhaftet worden. (Siehe S. 140.1–4 und Erl. – S. 810.) Angeklagt, zur Bewaffnung der Bürger aufgereizt und den Bürgerkrieg zu erregen versucht zu haben, wurde er am 22. Februar 1849 durch das Instruktionsgericht an die Assisen verwiesen. Der Düsseldorfer Geschworenenprozess, in dem er freigesprochen wurde, fand erst am 3. Mai 1849 statt. Wegen des gleichen Vergehens wurde er jedoch noch einmal vor ein Zuchtpolizeigericht gestellt und zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Die NRhZ berichtete ausführlich über den Geschworenenprozess. Im vorliegenden Leitartikel bespricht Marx die schleppende gerichtliche Untersuchung und teilt – wahrscheinlich gestützt auf einen Brief Lassalles – Einzelheiten über dessen Haftbedingungen mit. (Siehe [Karl Marx:] * Köln, 3. März. (Lassalle.) In: NRhZ. Nr. 237, 4. März 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. – Zum Prozess siehe NRhZ vom 4., 5. und 6. Mai 1849; Ferdinand Lassalle: Meine Assisen-Rede, gehalten vor den Geschwornen zu Düsseldorf am 3. Mai 1849, gegen die Anklage die Bürger zur Bewaffnung gegen die Königl. Gewalt aufgereizt zu haben. Düsseldorf 1849; abgedruckt in Ed[uard] Bernstein: Ferd[inand] Lassalle’s Reden und Schriften. Bd. 1. Berlin 1892. S. 206–289. – Shlomo Na’aman: Lassalle. Hannover 1970. S. 163–173.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Leitartikel verfasst. Darauf weist die Ankündigung in einem früheren – wahrscheinlich von Marx geschriebenen – Artikel (S. 387.23–25) hin, auf die sich im vorliegenden Beitrag dann auch bezogen wird (S. 389.1–2). Wie aus einem Brief Lassalles hervorgeht, standen beide fortwährend in Verbindung und war Marx in besonderer Weise an Lassalles Prozess und Schicksal interessiert. So hatte sich Marx „alle Acten“ zur gerichtlichen Untersuchung Lassalles nach Hause kommen lassen und Lassalles Feuilletonartikel „Le jeune Saedt“ (den Lassalle sogar als „Unser ,jeune Saedt‘“ bezeichnete) redigiert und in der NRhZ veröffentlicht. (Ferdinand Lassalle an Marx, 26. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 313–315. – Siehe [Ferdinand Lassalle:] Le jeune Saedt. In: NRhZ. Nr. 249, 18. März 1849. Zweite Ausgabe. Feuilleton.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 9. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

1035

Karl Marx · Lassalle

Zeugenbeschreibung J * Köln, 10. Februar. (Lassalle.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 219, 11. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 389.25 390.1

Lassalle’s] J Lassale’s zu] J zurück

ERLÄUTERUNGEN 389.1–2

Siehe S. 387.23–25.

389.2–3

Zur Verhaftung Lassalles am 22. November 1848 siehe S. 140.1–4, 810 und Erl. 388.9–13. – Siehe Zumfeld: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. S. 43 und 51–53.

389.6–9

Die Geschworenengerichte tagten quartalsmäßig.

389.11–17

Am 2. Januar 1849 überreichte eine Deputation Düsseldorfer Demokraten, der sich Vertreter des Kölner Arbeitervereins und der Kölner Demokratischen Gesellschaft angeschlossen hatten, dem Generalprokurator Franz Nicolovius eine Adresse mit 2800 Unterschriften, in der um eine anständigere Behandlung und um Beschleunigung des Verfahrens gegen Lassalle und andere Untersuchungsgefangene gebeten wurde. (Siehe * Köln, 2. Januar. (Deputation und Adresse an Herrn Nikolovius.) In: NRhZ. Nr. 186, 4. Januar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. – Siehe Mayer: Nachgelassene Briefe. Lassalle. Bd. 2. S. 6.) – Der Kölner Arbeiterverein hatte sich der Aktion angeschlossen, nachdem Heinrich Bürgers in einer Komiteesitzung des Arbeitervereins „im Auftrage einer Deputation, welche in Düsseldorf zu dem Zwecke ernannt worden, dem Ober-Prokurator Nicolovius hierselbst eine Adresse zu überreichen,“ den Antrag gestellt hatte, auch in Köln „eine Deputation zu ernennen, welche sich der Düsseldorfer anschließt“. (Comite´-Sitzung des ArbeiterVereines vom 21. December 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 19, 28. Dezember 1848. S. 4.) – Im Feuilleton der NRhZ vom 4. Januar wurde Heinrich Heines Brief an Varnhagen von Ense vom 3. Januar 1846 (in der NRhZ irrtümlich: 1845) veröffentlicht, in dem sich Heine lobend über Lassalle geäußert hatte. In einem dem Abdruck des Briefes unmittelbar

1036

Erläuterungen

folgenden Kommentar (aller Wahrscheinlichkeit nach von Georg Weerth) wurden Lassalles „ausgezeichnete Geistesgaben“ und „gründliche Gelehrsamkeit“ hervorgehoben. In einem Brief an seine Mutter bezeichnete Weerth Lassalle als „den geistreichsten Menschen, den er außer Marx kenne“. (NRhZ. Nr. 186, 4. Januar 1849. S.1/2. – Siehe Gatter: Der Fabelkönig, sein Waffenbruder und die Gladiatoren. S. 136–140; Georg Weerth an Wilhelmine Weerth, 11. April 1849. In: Georg Weerth: Sämtliche Briefe. Bd. 1. S. 474.) Nach späteren Angaben Georg Weerths hatte sich Sophie von Hatzfeld um den Abdruck des Briefes bemüht. (Siehe Weerth an Heinrich Heine, 21. Februar 1851. Ebenda. Bd. 2. S. 582.) 390.22–30

Lassalles „Memoire“ an den Instruktionsrichter vom 11. Dezember 1848. (* Köln, 13. Januar. Beifolgendes Memoire ... In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1–3.)

390.32–35

NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. Beilage. S. 1, Sp. 1/2. – Siehe S. 192.12–20 und Erl. – Zu Artikel 108 siehe S. 260.7–8 und Erl.

391.1–2

Hatten wir bis oktroyirt worden?] Bezugnahme auf Marx’ Artikel „Die preußische Kontrerevolution und der preußische Richterstand“ (S. 254–260). – Siehe ähnlich S. 338.13. – Zu dem von Marx wiederholt erhobenen Vorwurf, die preußische Justiz leite keine Strafverfahren gegen Beamte ein, siehe ebenfalls S. 115/116, 117 sowie 446.7 und 455.15.)

391.24–25

Der Düsseldorfer Bürgerwehrkommandant Laurenz Cantador war am 9. Dezember 1848 verhaftet worden. Er hatte am 12. November die Leitung einer Barrikadenkommission übernommen und am 14. November zum Steuerboykott aufgerufen, zu dessen Durchführung und Überwachung sich die Bürgergarde als permanent erklärt hatte. Er wurde am 17. März 1849 ohne Prozess freigelassen. (Δ Düsseldorf, 10. Dezbr. In: NRhZ. Nr. 168, 14. Dezember 1848. S. 1. – Siehe Weidenhaupt: Düsseldorf. Bd. 2. S. 435.)

1037

Friedrich Engels Ungarn. 11. Februar 1849 9./10. Februar 1849 (S. 392–394)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Da die „Kölnische Zeitung“ vom 10. Februar 1849 am Vorabend vorlag, wurde die Rubrik wahrscheinlich am 9. Februar oder spätestens am Vormittag des folgenden Tages geschrieben. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Der Krieg. – Zwiespalt der Regierung mit den Südslawen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 219, 11. Februar 1849. S. 2, Sp. 3. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 392.2

auf Seiten] J auf Seite

ERLÄUTERUNGEN 392.5

„namenlos lächerliche Aufschneidereien“] Ungarn. * Die Kaiserlichen ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. 1. Beilage. S. 1. – Das wiedergegebene Zitat bezog sich auf die Versicherung des polnischen Generals Henryk Dembin´ski, Oberbefehlshaber der ungarischen Armee, bis Ende Februar werde sich kein Österreicher mehr auf ungarischem Boden befinden und er werde den 15. März in Wien feiern. Dazu bemerkte die „Kölnische Zeitung“: „Wenn das Uebrige nicht wahrer ist, als diese namenlos lächerliche Aufschneiderei, so ist es um die Glaubwürdigkeit des ganzen magyarischen Berichtes herzlich schlecht bestellt.“

392.5–7

Zu den entsprechenden Berichten der „Breslauer Zeitung“ siehe NRhZ. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 3, Sp. 1, und Nr. 218, 10. Februar. S. 2, Sp. 2.

1038

Erläuterungen

392.9–11

Bereits in seinem Artikel „Der Kampf in Ungarn“ (S. 363–367) vom 3. Februar 1849 bezweifelte Engels, dass es aufgrund der geographischen Gegebenheiten und der Wettersituation möglich sei, in weniger als 14 Tagen an die Theiß zu gelangen. (Siehe S. 364.15)

392.12

Für die Berichterstattung der „Kölnischen Zeitung“ über die Habsburgermonarchie und den Krieg in Ungarn war Eugen Alexis Schwanbeck zuständig, der die Tagesberichterstattung sicherstellte und zugleich kommentierende Artikel schrieb. (Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 167f. und 281f.) Man erinnert sich

bis

dieser Richtung] Siehe S. 294.

392.22–393.32 [Leo Herz:] L Wien, 2 Febr. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 38, 7. Februar 1849. S. 572/573. – Hervorhebungen von Engels. 393.21

Banus] Joseph Jelacˇic´.

393.35–394.2 # Pesth, 1 Febr. Ebenda. S. 574. – Mitte Januar 1849 wurde General La´za´r Me´sza´ros zwar als Kommandeur der ungarischen Nordarmee entbunden, er blieb jedoch Kriegsminister. – Zum Oberbefehlshaber der ungarischen Armee wurde der polnische General Graf Henryk Dembin´ski ernannt, zum Chef des Generalstabes General Antal Vetter. (Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges S. 195–197. – Dea´k: Die rechtmässige Revolution. S. 189–192.) Közlöni] Közlöny (Amtsblatt). – Offizielles Organ der ungarischen Regierung. 394.4–17

* Wien, 3 Februar. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 38, 7. Februar 1849. S. 573.

394.18

Drei weitere in der Rubrik Ungarn aus anderen deutschen Zeitungen wörtlich nachgedruckte Nachrichtenbeiträge werden hier nicht ediert. (* Pesth, 31. Jan.; Pesth, 2. Febr. (Zwei „Kundmachungen“ und eine Erschießung – Drei Verurtheilungen); Hermannstadt, 18. Jan. (Mediasch von den Ungarn genommen.) In: NRhZ. Nr. 219, 11. Februar 1849. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1.)

1039

Karl Marx Erwiderung Hugo Wesendoncks 9./10. Februar 1849 (S. 395/396)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1022/1023. In diesem Artikel wird die mit kurzen Kommentaren der Redaktion eingerahmte Erwiderung Hugo Wesendoncks auf eine Stellungnahme der NRhZ vom 6. Februar 1849 (S. 373/374) wiedergegeben. Mit letzterer hatte die NRhZ auf eine Gegendarstellung („Berichtigung“) zu einem von ihr veröffentlichten Bericht des Kölner Demokraten I. Schmitz reagiert, der mit der Ortsangabe „Düsseldorf“ veröffentlicht worden war. (Siehe S. 1022/1023 und Erl. 373.2–3.) Obwohl der vorliegende Artikel in verkleinerter Schrift im Anzeigenteil der Zeitung gedruckt wurde, handelt es sich trotzdem eindeutig um einen Text der Redaktion. Es ist davon auszugehen, dass Marx als Chefredakteur der NRhZ auch im vorliegenden Fall die kurzen Kommentare verfasste und die einleitend erwähnte Kürzung eines Abschnitts in der Erklärung Wesendoncks vornahm. (Siehe ebenfalls MEGA➁ III/3. S. 205/206.) Der Artikel wurde wahrscheinlich am 9. oder am Vormittag des 10. Februar 1849 geschrieben. Nachdem die NRhZ eine weitere Korrespondenz aus Düsseldorf veröffentlicht hatte, in der Wesendoncks „demokratische Gesinnungen“ erneut bezweifelt wurden, sandte Wesendonck der Redaktion der NRhZ am 9. März eine zweite „Erklärung“, die die NRhZ jedoch nicht veröffentlichte. Wesendonck kritisierte darin auch den vorliegenden Artikel: „Die N. Rh. Zeitung fand es ... für gut, diese Berichtigung in einem Beiblatt, hinter dem Strich, mit kleiner Schrift abdrucken zu lassen, und dieselbe zugleich durch Weglassung des Schlußsatzes zu verstümmeln. Sie hat dadurch erreicht, daß die meisten Leser der N. Rh. Zeitung zwar wohl den Angriff gegen mich, nicht aber die Berichtigung, gelesen haben, und die wenigen Leser der Berichtigung unvollständig unterrichtet wurden.“ (MEGA➁ III/3. S. 1083. – Siehe ferner Hugo Wesendonck an die Redaktion der NRhZ, 9. März 1849, und 17. März 1849. Ebenda. S. 286 und 302.) 1860 zitierte Marx in seiner Streitschrift „Herr Vogt“ den zweiten Satz Wesendoncks (S. 395.6) als Beleg dafür, dass mit Ausnahme Wesendoncks die demokratischen Parlamentarier auf Kritik der NRhZ geschwiegen hätten, auch Wesendonck habe nur „in modester Weise“ reklamiert. (MEGA➁ I/18. S. 132. – Siehe ebenfalls Marx’ entsprechenden Exzerpte aus der NRhZ von 1860. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.))

1040

Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Köln. Hr. Wesendonk schickt ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 219, 11. Februar 1849. Beilage. S. 2, Sp. 1/2. – Anzeigenteil. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 396.5

existirt diese] J existirt über diese

ERLÄUTERUNGEN 395.3

In einer späteren „Erklärung“, die Wesendonck der Redaktion der NRhZ mit Brief vom 9. März 1849 sandte, heißt es: „Zur Aufklärung der Motive ... bemerke ich, daß ich mich allerdings bei einem Besuche in Düsseldorf dem dortigen Volksklubb nicht angeschlossen habe, weil der Einfluß der Anhänger der Gräfin Hatzfeldt auf diesen Volksklubb überall den größten Anstoß fand. Dem Hause der Gräfin Hatzfeldt, mit welcher ich mich überdies in Differenzen wegen ihres Ehescheidungs Prozesses befinde, schreibe ich auch die feindlichen Correspondenzen gegen mich aus Düsseldorf zu.“ (MEGA➁ III/3. S. 1083. – Siehe auch Hugo Wesendonck an die Redaktion der NRhZ, 17. März 1849. Ebenda. S. 302.)

395.5–6

Siehe S. 373.2–3 und Erl.

395.20–26

In einer Versammlung zu Ehren Wesendoncks, die am 29. Oktober 1848 in Düsseldorf stattfand, führte derselbe ausführlich über seinen „Standpunkt, von dem aus er ferner ... zu wirken entschlossen sei“, aus: „Deutschlands Zukunft hinge von seiner Verfassung ab. Einen neuen Kaiser aber werde die Nationalversammlung wahrscheinlich nicht schaffen. Die republikanische Form sey es, welche die Forderungen der Vernunft befriedige. ... Diese Form sey das Ideal für uns. Sie sey die Sonne der Zukunft.“ († Düsseldorf, vom 30. Okt. In: Düsseldorfer Zeitung. Nr. 291, 1. November 1848. S. 2.)

395.22

Zu dem Ende Mai 1848 gegründeten republikanisch-demokratischen Düsseldorfer Volksklub siehe Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf. S. 120–129 und 246–248; Dowe: Aktion. S. 155–158.

396.3–6

Siehe Erl. 373.2–3.

1041

Karl Marx · Erwiderung Hugo Wesendoncks

396.10–12

Nr. 214] Gemeint ist offensichtlich Marx’ Artikel (S. 373.14) und nicht die in Nr. 213 der NRhZ erschienene Korrespondenz (Erl. 373.2–3).

396.11

p.] praeteritus. – Gemeint ist: vergangenes Jahr.

396.14–15

Siehe S. 373.11–13 und Erl.

396.15–18

Siehe S. 373.14.

396.21–22

Siehe S. 373/374.

396.25–31

Siehe S. 284.8–13 und Erl.

1042

Karl Marx Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“ 9./10. Februar 1849 (S. 397–402)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Leitartikel der Zweiten Ausgabe der NRhZ vom 11. Februar 1849 kommentiert Marx einen Leitartikel der „Kölnischen Zeitung“ vom 8. Februar, in dem Eugen Alexis Schwanbeck den demokratischen Erfolg in den Abgeordnetenwahlen zur preußischen Zweiten Kammer besprochen hatte. Da das Bürgertum noch „zu faul für ein freies Staatsleben“ sei, bestand aus Sicht Schwanbecks in Preußen die Gefahr einer Militärherrschaft. Wenn die demokratische Mehrheit die Polarisierung mit den absolutistischen Kräften forciere und der „Absolutismus der Krone“ durch einen „Absolutismus des Pöbels“ abgelöst werde, so Schwanbeck, könne ein „Absolutismus der MilitärGewalt“ die Folge sein. (Erl. 398.9–17. – Zu Schwanbeck siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 167f. und 281f.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. Die zu Beginn des Beitrags formulierte ironische Aussage, dass man, nachdem man mit Wichtigerem beschäftigt gewesen sei, nun Versäumtes – die Kritik der journalistischen Konkurrenz – nachholen wolle, traf zwar auch für Engels zu, aber doch in stärkerem Maße für Marx, der sowohl am 7. wie am 8. Februar 1849 vor Gericht gestanden hatte. (S. 386, 387/388, 409–420 und 495–512.) Vor allem aber ist die resümierende Übersicht über die kommentierenden Artikel, die die NRhZ seit November 1848 über die politischen Ereignisse in Preußen veröffentlichte, ein wichtiger Beleg. (S. 401.33–38 und Erl.) So wird auf Artikel verwiesen, die aller Wahrscheinlichkeit nach oder – wie die Artikelserie „Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution“ (S. 194–216 und 217) – zweifellos von Marx geschrieben wurden. Bereits einen Monat zuvor, in der NRhZ vom 9. Januar 1849, waren in einem redaktionellen Beitrag Vorwürfe gegen die „Kölnische Zeitung“ und Schwanbeck formuliert worden, die auch im vorliegenden Leitartikel erhoben werden. (S. 283.) Aufgrund der inhaltlichen und thematischen Übereinstimmungen mit dem vorliegenden Leitartikel ist davon auszugehen, dass Marx auch den Artikel vom 9. Januar verfasst hat. Darüber hinaus wurde in zwei weiteren redaktionellen Artikeln, die beide in der NRhZ vom 14. Februar 1849 erschienen, auf Schwanbecks Leitartikel in der „Kölnischen Zeitung“ vom 8. Februar (Erl. 398.9–17) ironisch Bezug genommen. Während in dem ersteren Artikel Formulierungen Schwanbecks lediglich als Ausgangspunkt zur Kritik eines neuerlichen Leitartikels der „Kölnischen Zeitung“ genommen wird (* Köln, 13. Febr. (Die Entrüstung des Bürgers Schwanbeck.) In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 4, Sp. 2/3), stellt der

1043

Karl Marx · Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“

zweite eine Ergänzung zum vorliegenden Leitartikel dar. (S. 401.6–14 und Erl. sowie S. 427.) Deshalb hat Marx den zweiten Artikel wahrscheinlich ebenfalls verfasst; den ersteren schrieb vermutlich Georg Weerth. (S. 621–624 und 1062.) Eine Woche später kam Marx erneut auf den vorliegenden Artikel zurück. (S. 460.) Ironisch konfrontierte er Schwanbecks Bedauern darüber, dass „das große Centrum des Volkes“ durch den Absolutismus und die eigene „Faulheit“ unfähig bzw. unwillig zur Selbstverwaltung („Self-Government“) sei (Erl. 398.9–17), mit einem Kommentar des Chefredakteurs der „Kölnischen Zeitung“, Karl Heinrich Brüggemann. Letzterer formulierte in seiner Besprechung der Ergebnisse der inzwischen abgeschlossenen Wahlen die Hoffnung, es werde in den neuen Kammern zu einer „sachgemäße[n] Partei-Bildung“ kommen und nicht zur Bildung parteipolitischer „Centren“, wie dies in der im Dezember 1848 aufgelösten Berliner Nationalversammlung der Fall gewesen sei. (S. 460.2–3 und Erl.) Der Leitartikel wurde wahrscheinlich am 9. Februar 1849 begonnen und in jedem Fall im Laufe des 10. Februar beendet. Die zweite Ausgabe der NRhZ wurde in der Nacht gedruckt und am frühen Morgen des 11. Februar ausgeliefert. 1860 zitierte Marx wörtlich in seinem Exzerptheft zur NRhZ, das er in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, einen Abschnitt aus dem vorliegenden Text (S. 401.29) und fügte ergänzend in Klammern hinzu: „früher schon bei Camphausen’s Sturz“. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 10. Februar. Wir haben, beim besten Willen ... [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 219, 11. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 1–3. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 397.11 398.27 399.6 399.7 399.15

1044

die erste] J der ersten Andern,] J Andern monarchisch] J monarchisch, George] J Georg sehend] J stehend

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 397.1–4

Anspielung auf die Abgeordnetenwahlen für die Zweite Kammer am 5. Februar 1849 und die beiden Geschworenenprozesse, am 7. Februar gegen Marx, Engels und Hermann Korff (S. 409–420 und 421–426) sowie am 8. Februar gegen Marx, Karl Schneider und Karl Schapper (S. 387/388 und 495–512).

397.6–398.2

Siehe S. 283.

397.8–11

Am 12. Oktober 1848 meldete die NRhZ mit Berufung auf eine belgische Zeitung, dass Franz Anton von Wolffers finanzielle Zuschüsse aus einem „Budget der Bewunderung“ der Brüsseler Regierung erhalte, „um belgischen Enthusiasmus in deutscher Sprache für die Kölnische Zeitung zu redigiren“. ([Georg Weerth:] * Brüssel, 8. Oktober. (Neueste Nachrichten aus dem Musterstaat.) In: NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. Beilage. – Bezugnahme auf den Artikel: Nous lisons ... In: La Nation. Bruxelles. Nr. 159, 7. Oktober 1848. S. 1. – * Brüssel, 18. Dezbr. Ebenda. Nr. 173, 20. Dezember 1848.) Seit Ende 1846 trat Wolffers in der „Kölnischen Zeitung“ zunächst mit Korrespondenzen aus Belgien in Erscheinung (*** Brüssel); seit 1847 lag zudem die redaktionelle Behandlung der französischen Politik (* Paris und ††† Köln) in seinen Händen. (Siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 186–189, 194 und 277–280 sowie Anhang: Zur Deutung der Signaturen.)

397.12–18

Levin Schücking, seit 1845 Feuilletonredakteur der „Kölnischen Zeitung“, der 1848/49 auch Leitartikel schrieb, wurde in der NRhZ mit dem antijüdischen Spott- und Schimpfwort „Levi Schmul“ bzw. „Levy Schmuhl“ belegt. (Ferdinand Wolff: Etwas von der demokratischen Presse von Levi Schmul. In: NRhZ. Nr. 159, 3. Dezember 1848. Feuilleton.) Dazu hatte Georg Weerth in seinem Gedicht „Kein schöner Ding ist auf der Welt / Als seine Feinde zu beißen“ (NRhZ. Nr. 114–116, 12. bis 14. Oktober 1848. Feuilleton) das Stichwort gegeben: „Und das Feuilleton kam in Levy, des / Romantischen Schmules Hände. / Herr Levy schmult das Feuilleton“. (NRhZ. Nr. 114, 12. Oktober 1848. S. 2.) Wolff, der Schücking vorwarf, ein zweiter preußischer Innenminister werden zu wollen, sprach zudem vom „Schengeist Levy Schmuhl“. (Ferdinand Wolff: Etwas von der demokratischen Presse ...) Der einer katholischen Familie angehörende Schücking reagierte später spöttisch: Ihm sei es „unaussprechlich gleichgültig“, ob ihn das „geehrte Publicum der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ ... für einen Christen, Juden oder Türken“ halte. (Levin Schücking: Omnia ad majorem Dei gloriam. In: Kölnische Zeitung. Nr. 134, 6. Juni 1849. S. 3. – Zu

1045

Karl Marx · Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“

Schücking siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. S. 218, 225–227 und 273–277.) 397.21

Siehe S. 283.19 und Erl. – Der Journalist Gustav Weißbrodt war von 1844 bis 1848 Mitarbeiter der von der preußischen Regierung finanzierten Kölner Tageszeitung „Rheinischer Beobachter“.

398.9–17

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Die Nachwehen des Absolutismus und die Nachwehen der Revolution. Δ Köln, 7. Februar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 33, 8. Februar 1849. S. 1. – Hervorhebung von Marx.

399.7

Tu l’as voulu, George Dandin!] Aus Molie`re: George Dandin ou le Mari confondu. 1668.

399.11–13

[Schwanbeck:] Die Nachwehen des Absolutismus ...

399.17–18

hier frißt er jetzt Magyaren] Siehe S. 461 und 462–466.

399.23–25

[Schwanbeck:] Die Nachwehen des Absolutismus ... – Ergänzung in Klammern von Marx.

400.11–18

Ebenda.

400.26–35

Ebenda. – Hervorhebungen und Ergänzungen in Klammern von Marx.

401.1–2

Ebenda.

401.6–14

Ebenda. – Hervorhebungen von Marx. – Bei Schwanbeck heißt es: „Es liegt ein norddeutsches Blatt vor uns, in welchem folgender Satz geschrieben steht: ,Die Partei der Mittelclassen, die Partei des Bürgerthums, mögen sich Aristokraten und Demagogen immerhin ihrem Spott über ,Bourgeoisie‘ vereinigen, diese Partei hat schon jetzt über beide Extreme ...‘“ – Siehe dazu Marx’ Artikel „Neues Zeitungskartell“ drei Tage später (S. 427).

401.13–14

,die Wahlen bis führen‘] In der „Kölnischen Zeitung“ hervorgehoben und ohne An- und Abführungszeichen.

401.37

Siehe S. 194–216.

402.6

haruspicischer] Anspielung auf Haruspices, antike Wahrsager, die aus den Eingeweiden von Opfertieren weissagten.

402.7

März] Februar

1046

Friedrich Engels Ungarn. 11. Februar 1849 (Zweite Ausgabe) 10./11. Februar 1849 (S. 403–406)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Nachdem mit dem Nachmittags- bzw. Abendzug (16.15 Uhr bzw. 20.10 Uhr) am 10. Februar 1849 weitere Zeitungen aus Wien, Breslau und Prag über Berlin in der Kölner Redaktion eingetroffen waren (siehe Verzeichniß der beim Ober-Post-Amte zu Köln ankommenden und abgehenden Posten. In: NRhZ. Nr. 143, 15. November 1848. S. 4, Sp. 1), verfasste Engels wahrscheinlich noch am gleichen Tag bzw. in der Nacht die vorliegende Ungarn-Rubrik der Zweiten Ausgabe der Nummer 219 der NRhZ, die im Laufe des 11. Februar (einem Sonntag) ausgeliefert wurde. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] * Endlich sind wieder ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 219, 11. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 1. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 403.28 404.32 405.3 405.26 406.4

anschließen] J anchließen Czuczor ] J Czuczar Perczel ] J Perzel Kikinda] J Kikioda aussuchen] J aufsuchen

ERLÄUTERUNGEN 403.1–404.21 Siebenbürgen. [Rubrik.] In: Wiener Zeitung. Nr. 32, 7. Februar 1849. S. 364/365. 403.10–11

Der österreichische General Anton von Puchner sprach in einer „Proclamation“ vom 23. Januar 1849 von einem „glänzenden Sieg“. (Ebenda. S. 364. – Siehe Engels’ Kommentar S. 408.)

1047

Friedrich Engels · Ungarn. 11. Februar 1849 (Zweite Ausgabe)

403.18–20

„die durch bis müssend“] Mitbürger! [Gez.:] Hermannstadt, den 19. Jänner 1849. S. Bruckenthal, Ober-Commandant der Bürgerwehr. Ebenda. S. 365.

403.20

Tagesbefehl] Puchners „Proclamation“. (Ebenda. S. 364/365.)

404.7

Eljen] Hoch lebe.

404.31–405.12 # Aus Ungarn, 4. Febr. (Magyarische Correspondenz.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 33, 9. Februar 1849. Erste Beilage. S. 358. 404.33

Kriegsliedes] Gemeint ist das Gedicht „Riado´“ (Alarm) von Gergely (Gregor) Czuczor.

405.16–21

Siehe ebenso †* Wien, 6. Febr. In: Neueste Nachrichten aus dem Gebiet der Politik. München. Nr. 42, 11. Februar 1849. S. 336, und * Wien, 7. Febr. In: Deutsche Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 43, 12. Feburar 1849. S. 339.

405.28–29

„damit bis Rebellen!] Aus Semlin, 28. Jäner. (Die Befürchtungen der Serben.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 32, 7. Februar 1849. S. 1. – Ausrufezeichen von Engels.

405.35–37

Banater Grenze. Ebenda. Nr. 31, 6. Februar 1849. Beilage. S. 1.

1048

Karl Marx Verfolgung gegen die Steuerverweigerer 11./12. Februar 1849 (S. 407)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Auf einem demokratischen Bankett, das am 11. Februar 1849 zur Feier des Jahrestags der Pariser Februarrevolution in Mülheim am Rhein stattfand, sprach Marx zunächst „über die Betheiligung der deutschen Arbeiter an den Kämpfen in Frankreich, England, Belgien und der Schweiz“ und brachte anschließend einen Trinkspruch auf Anton Gladbach aus, den er als einen „der ausnahmsweisen Vereinbarer“, Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung, bezeichnet, „die wirklich die Interessen des Volkes vertreten“ würden. (S. 548.12–13 und Erl. sowie S. 456.) In der Ausgabe vom 13. Februar brachte die NRhZ anstelle eines Leitartikels die vorliegende Mitteilung über gerichtliche Untersuchungen gegen Abgeordnete, die zur Steuerverweigerung aufgerufen hatten, unter andern auch Anton Gladbach. Es ist davon auszugehen, dass Marx den vorliegenden Beitrag verfasste. Darauf weist auch die Mitteilung hin, dass Staatsprokurator Moritz Bölling im Falle eines Schuldspruchs im Presseprozess vom 7. Februar 1849 (siehe S. 409–420) beabsichtigt habe, der NRhZ eine Kaution aufzuerlegen. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 11. Februar 1849 bzw. am Vormittag des folgenden Tages geschrieben. Zwei weitere Artikel, die in engem Zusammenhang mit dem vorliegenden stehen, wurden wahrscheinlich ebenfalls von Marx verfasst. In dem Beitrag „Anton Gladbach“ (S. 456) werden die an Gladbach gerichteten Fragen bei dessen richterlicher Vernehmung am 15. Februar 1849 referiert und die Wahlmänner im Wahlkreis Mülheim am Rhein und Landkreis Köln erneut aufgefordert, in den anstehenden Nachwahlen Gladbach zum Abgeordneten der preußischen Zweiten Kammer zu wählen, wobei dieser ähnlich charakterisiert wird, wie dies Marx bereits auf dem demokratischen Bankett tat. In dem Beitrag „Anton Gladbach und Joseph DuMont“ (S. 488) wird Gladbach gegen anonyme Anzeigen in der „Kölnischen Zeitung“ in Schutz genommen.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 12. Februar. (Verfolgung gegen die Steuerverweigerer.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 220, 13. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

1049

Karl Marx · Verfolgung gegen die Steuerverweigerer

ERLÄUTERUNGEN 407.1–5

Siehe S. 456.5–8 und Erl.

407.7–9

Siehe S. 409–420 und 1053–1056.

407.9–12

Das preußische Gesetz über die Presse vom 17. März 1848, das die Zensur aufhob, verpflichtete die Herausgeber von periodischen Schriften zwar eine Kaution als Sicherheit zu hinterlegen. Das Ministerium Camphausen-Hansemann hob jedoch Anfang April 1848 diesen Kautionszwang für die Herausgabe neuer Zeitungen auf. (Siehe Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 445; Gesetz über die Presse. In: Kölnische Zeitung. Nr. 80, 20. März 1848. S. 1; Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung. [Gez.:] Potsdam, den 6. April 1848. In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung. Nr. 84, 8. April 1848. S. 3; Holtz: Preußens Pressepolitik. S. 20 und 39/40. – Siehe S. 284.6 und Erl.) Der Verleger und Drucker der „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ Johann Alexander Brocker-Everaerts wurde am 24. Oktober 1848 zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe und zur Stellung einer Kaution für die Zeitung in Höhe von 4000 Talern verurteilt. Die Zeitung hatte Dietz’ Artikel (Erl. 243.6– 244.5) über die Umstände der Verhaftung von Anneke und Gottschalk nachgedruckt. (Δ Köln, 30. Oktober. (Preßvergehen.) In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3.) – Der Arbeiterverein gab daraufhin ein neues Blatt unter dem Titel „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“ heraus. (Siehe Erl. 244.27–28.) Art. 24 der oktroyierten Verfassung vom 5. Dezember 1848 bestimmte, dass die Pressefreiheit „unter keinen Umständen und in keiner Weise namentlich weder durch Censur noch durch Konzessionen und Sicherheitsbestellungen, weder durch Staatsauflagen noch durch Beschränkungen der Druckereien und des Buchhandels, noch endlich durch Postverbote und ungleichmäßigen Postsatz oder durch andere Hemmungen des freien Verkehrs beschränkt, suspendirt oder aufgehoben werden“ dürfe. (Verfassungs-Urkunde für den preußischen Staat. In: NRhZ. Nr. 163, 8. Dezember 1848. S. 4, Sp. 2.)

1050

Friedrich Engels Ungarn. 13. Februar 1849 11./12. Februar 1849 (S. 408)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Die „Aachener Zeitung“ übernahm aus der NRhZ wörtlich den vorliegenden Text und anschließend in Gänze den von Engels angekündigten 5. Bericht des galizischen Armeekorps. (Siehe Ungarn. (N. Rh.-Ztg.) (Armeebericht.) In: Aachener Zeitung. Nr. 39, 14. Februar 1849. Beilage. S. 2.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Vom Kriegsschauplatz.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 220, 13. Februar 1849. S. 2, Sp. 3. Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 408.4

Boldogkö] J Boldoykö

ERLÄUTERUNGEN 408.1–2

Fünfter Bericht des in Ober-Ungarn operirenden Galizischen Armee-Corps des Herrn F.M.L. Grafen Schlick, ... den 25. Jänn. 1849. In: Wiener Zeitung. Nr. 33, 8. Februar 1849. S. 375/376. – Die NRhZ druckte den Bericht in kleinerem Schriftgrad unterhalb des vorliegenden Textes nach. Der Abdruck selbst wurde zusätzlich durch folgenden – wahrscheinlich von Engels formulierten – Kurzkommentar eingeleitet: „Die Standrechtsbehörden wissen nur von Siegen in Ungarn zu erzählen. Den Contrerevolutionären aller Länder machen sie damit allerdings seit langem große Freude. So bringt heute die ,Wiener Zeitung‘ folgenden 5ten Bericht des in Oberungarn operirenden galizischen Armeekorps.“ (* Wien, 8. Februar. In: NRhZ. Nr. 220, 13. Februar 1849. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1.)

1051

Friedrich Engels · Ungarn. 13. Februar 1849

408.9

standrechtliches] Siehe Erl. 375.24

408.17–19

Jo´zef Bem führte in dieser Zeit die Kampfhandlungen in Siebenbürgen fort. Die angegebene Militärstärke seiner Truppen war ein Gerücht. (Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges. Bd. 1. S. 242–247.)

408.20–24

= Agram, 4. Febr. (Das Zerwürfniß zwischen Rajac´ic´ und dem Centralcomite´. Besetzung der Stadt Essegg.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 33, 8. Februar 1849. S. 2.

1052

Karl Marx Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Vor dem 7. Februar bis zum 13. Februar 1849 (S. 409–420)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 7. Februar 1849 mussten sich Marx, Engels und der Gerant Hermann Korff vor einem Kölner Geschworenengericht gegen den Vorwurf der Beleidigung eines Staatsanwalts und mehrerer Gendarmen verteidigen. Anlass war ein im Juli 1848 von Marx und Engels verfasster Artikel der NRhZ (MEGA➁ I/7. S. 251–253 und 1241–1243), in dem die Umstände der Verhaftung der Kölner Arbeiterführer Andreas Gottschalk und Friedrich Anneke geschildert worden waren. (Ebenda. S. 268–270, 280, 1256 und 1263–1265.) Die Geschworenen sprachen alle drei Angeklagten frei. (S. 386 und Erl. 386.1–2.) Ein erster, auf den 20. Dezember 1848 anberaumter Prozesstermin war zuvor geplatzt. (S. 242 und 922/923. – Siehe Georg Weerth an Engels, um den 3. Dezember 1848. In: MEGA➁ III/2. S. 523.) In Frankreich wie in der preußischen Rheinprovinz, in der das französische Recht auch nach 1815 weitergalt, nahmen an den öffentlichen Geschworenenprozessen in der Regel Stenographen teil, die entweder auf eigene Rechnung oder im Auftrag von Zeitungen die Verhandlungen protokollierten. Auf eine solche Mitschrift geht wahrscheinlich der umfangreiche Prozessbericht zurück, den die „Kölnische Zeitung“ am 9. Februar 1849 publizierte und der zusammenfassend, aber doch relativ ausführlich die Ausführungen der Anklagevertreter, aber auch der Verteidiger und der Angeklagten wiedergab. (Ein PreßProceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 1/2.) Die NRhZ veröffentlichte ihren Prozessbericht fünf Tage später. Diesem lag vermutlich keine eigene Mitschrift zugrunde. Wie die beiden ausdrücklichen Verweise auf den Bericht der „Kölnischen Zeitung“ nahelegen, nutzte die NRhZ vielmehr den Text des örtlichen Konkurrenzblattes. Die Reden der Verteidiger und Beklagten gab sie nach deren Redemanuskripten wieder. Die vorliegende Verteidigungsrede von Marx genauso wie diejenige von Engels (S. 421–426) wurde in der NRhZ nicht als gesonderter Artikel, sondern als Teil des Prozessberichts veröffentlicht. Inwieweit Marx bzw. Engels ihre ursprünglichen Manuskripte nachträglich für den Druck überarbeiteten, lässt sich nicht feststellen. Die von ihnen veröffentlichten Fassungen stimmen im Wesentlichen mit der von der „Kölnischen Zeitung“ publizierten Zusammenfassung überein. Marx entwarf seine Verteidigungsrede wahrscheinlich in den Tagen unmittelbar vor dem 7. Februar 1849 und stellte die Druckfassung spätestens am 13. Februar fertig.

1053

Karl Marx · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess der NRhZ

Ein Teil des handschriftlichen Entwurfs seiner Rede ist erhalten geblieben. Das mit „II. Juristisches“ (S. 379–385) überschriebene Teilmanuskript enthält zahlreiche Auszüge aus dem Code Pe´nal, dem französischen Strafgesetzbuch, das in der preußischen Rheinprovinz bis 1852 Geltung hatte. Die in der NRhZ vom 14. Februar 1849 veröffentlichten Verhandlungen des Geschworenenprozesses vom 7. Februar wurden kurze Zeit später als Separatdruck zusammen mit den Verhandlungen des Steuerverweigerungsprozesses vom 8. Februar (S. 495–512 und 1109–1112) als gesonderte Broschüre nachgedruckt. Bereits einen Tag nach dem Druck der letzten Folge der Verhandlung gegen den Rheinischen Kreisausschuss der Demokraten (S. 495–512 und 1109–1112) zeigte die NRhZ an, dass in der Expedition die Broschüre für den Preis von 5 Silbergroschen zu erwerben sei. Die Texte aus der NRhZ (Nr. 221, 226, 231, 232 und 233 vom 14. 19., 25. 27. und 28. Februar 1849) wurden offensichtlich nach dem Druck der jeweiligen Ausgaben als Stehsatz abgelegt, einspaltig zusammengestellt und in einer bisher nicht ermittelten Auflagenhöhe gedruckt. Die 72seitige Schrift erschien im „Verlag der Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung“ mit dem Titel „Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den Februar-Assisen zu Köln“ (D2) und dem Verzeichnis „Köln, Druck von J. W. Dietz“. (Siehe Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den Februar-Assisen in Köln. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 234, 1. März 1849. S. 4, Sp. 3/4. – Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Sign. RhG 1127.) Vor der Drucklegung der Broschüre haben Marx und Engels nachweislich den Text ihrer Verteidigungsreden vom 7. Februar erneut durchgesehen und einzelne Ergänzungen bzw. Korrekturen vorgenommen. In einem in Marx’ Bibliothek überlieferten Exemplar der Broschüre befinden sich Bleistiftanstreichungen, die wahrscheinlich von ihm stammen. (Die Bibliotheken von Karl Marx und Friedrich Engels. In: MEGA➁ IV/32. S. 693. – RGASPI, f. 1, op. 1, d. 6413.) Über den Prozess berichteten zahlreiche deutsche und ausländische Zeitungen. (Siehe Assisen zu Köln pro I. Quartal 1849. In: Kölnischer Anzeiger. Nr. 22, 26. Januar 1849. Flugblatt; Köln, 7. Febr., Nachmittags 2 Uhr. In: Rheinund Mosel-Zeitung. Koblenz. Nr. 32, 9. Februar 1849. S. 1; Köln, 7. Februar. (Prozeß.) In: Aachener Zeitung. Nr. 35, 9. Februar 1849. S. 1; Köln, 7. Febr. In: Neue Deutsche Zeitung. Darmstadt. Nr. 36, 11. Februar 1849, S. 1; (Freisprechungen.) In: Leipziger Zeitung. Nr. 42, 11. Februar 1849. S. 624; Köln, 7. Febr. Nachmittags 2 Uhr. In: Der Bayerische Eilbote. München. Nr. 19, 14. Februar 1849. S. 149; Cöln, 8. Februar. (Preßproceß.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 38, 14. Februar 1849. Zweite Beilage. S. 1; Cöln 8. Februar. (Preßprozeß.) In: Deutsche Zeitung aus Böhmen. Prag. Nr. 45, 15. Februar 1849. S. 337. Köln, 8. Februar. Gestern und heute ... In: Deutsche Londoner Zeitung. Nr. 203, 16. Februar 1849; Köln, 7. Febr., Nachmittags 2 Uhr. In: Dresdner Zeitung. Nr. 36, 19. Februar 1849. S. 278.) Die „Neue Bonner Zeitung“ hob hervor, dass „die gewöhnliche BeweisTheorie, wie dies auch im Geiste des Instituts des Geschworen-Gerichtes liegt, verworfen“ worden sei „und dagegen den Angeklagten der Zeugenbeweis für

1054

Entstehung und Überlieferung

die Wahrheit ihrer Behauptung gestattet wurde“. (Köln 7. Februar. Preßprozeß der Rhein. Ztg.) In: Neue Bonner Zeitung. Nr. 32, 9. Februar 1849. S. 1.) Eine Berliner Zeitung teilte in ihrem Prozessbericht zudem mit, dass gegen den Chefredakteur Marx noch „zwanzig Anklagen wegen Preßvergehen ... anhängig“ seien. (Köln, 7. Februar. (Privatmitth.) In: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35, 10. Februar 1849. S. 4.) Für die Leipziger „Deutsche Allgemeine Zeitung“ wies Marx in seiner Verteidigungsrede „aufs schlagendste“ nach, „wie die Preßfreiheit alle Gesetze außer Anwendung setze, welche eine Censur voraussetzen, und daß die Anwendung der Napoleon’schen Strafbestimmungen gegen eine censurfreie Tagespresse die letztere ganz aufhebe“. (* Köln, 7. Febr. (Preßproceß.) In: Deutsche Allgemeine Zeitung. Leipzig. Nr. 39, 8. Februar 1849. S. 430. – Siehe auch Köln 8. Febr. (Preßprozeß in Köln.) Ebenda. Nr. 43, 12. Februar 1849. S. 452.) Aus Sicht Levin Schückings, der in einer Korrespondenz an die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ den Prozess kommentierte, hatten es sich die Kölner Geschworenen „mit der Demokratie nicht verderben“ wollen. Aus den Nachrichten der NRhZ, einem „Papierdrachen der Demokratie“, könne man – so Schücking – „nur immerhin dreist auf die Wahrheit des Gegentheils schließen; aber für Bibliotheken, für die künftigen Lamartines unserer Girondistentage wird sie von großer Bedeutung seyn als Spiegelbild der Geister, welche unsere Zeit entfesselte“. ([Levin Schücking:] Die rheinische Presse. Köln, 3 [vermutl.: 9.] Febr. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 46, 15. Februar 1849. Beilage. S. 702/703.) Auf die Freisprüche im Kölner Presseprozess und im Steuerverweigerungsprozess (S. 1109–1112) verweisend, bemerkte die Leipziger „Illustrirte Zeitung“: „Den fortdauernden, tiefen Zwiespalt zwischen dem Beamtenthum und dem Volke zeigen am Deutlichsten die zahlreichen Freisprechungen in politischen Processen, worin es den übereifrigen Staatsanwalten sehr selten gelingt, ein Schuldig zu erpressen“. (Wochenschau. In: Illustrirte Zeitung. Leipzig. Nr. 295, 24. Februar 1849. S. 114. Die Pariser Zeitung „La Re´forme“ veröffentlichte eine von August Hermann Ewerbeck verfasste ausführliche Darstellung des Prozesses mit wörtlichen bzw. zusammenfassenden Auszügen aus Marx’ Verteidigungsrede. (Un proce`s de presse en Allemagne. (Correspondence particulie`re.) In: La Re´forme. Paris. Nr. 47, 17. Februar 1849. S. 2. – Siehe August Hermann Ewerbeck an Marx, 26. Februar 1848. In: MEGA➁ III/3. S. 260.) In einer seiner Pariser Korrespondenzen an die NRhZ machte Ewerbeck auf den in „La Re´forme“ veröffentlichten Bericht aufmerksam und wiederholte, was er bereits in der Pariser Zeitung einleitend bemerkt hatte: „La Reforme brachte einen detaillirten Bericht des ersten Prozesses der N. Rhein. Zeitung nebst dem Auszug der Rede des Redacteur en chef: ,dieser deutsche Preßprozeß ist wichtig, sagt sie, die potsdamer Säbelmänner glaubten schon gewonnen[es] Spiel zu haben, und siehe!

1055

Karl Marx · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess der NRhZ

da kommen die Wahlresultate, und die Geschwornen sprechen das rötheste aller deutschen social-demokratischen Organe frei.‘“ ([August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 19. Februar. (Die „N.Rh.Z.“.) In: NRhZ. Nr. 229, 23. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 1.) Der Separatdruck „Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den FebruarAssisen zu Köln“ wurde im Spätherbst 1849 erneut durch den Herausgeber der „Westdeutschen Zeitung“ Hermann Becker in Anzeigen beworben. Es handelte sich wahrscheinlich um bereits im Februar 1849 gedruckte Exemplare. (Westdeutsche Zeitung. Köln. Nr. 140, 152 und 163, 3., 17. und 30. November 1849.) In einem Brief an seinen Rechtsanwalt Julius Weber, den Marx zur Vorbereitung der Anklageschrift gegen die Berliner „National-Zeitung“ 1860 schrieb, bezeichnete er die Broschüre „Zwei politische Prozesse“ als Beispiel für „die Art und Weise, wie ich während der Revolution auftrat“. (Marx an Julius Weber, 3. März 1860. In: MEGA➁ III/10. Nr. 176.298–299.)

Zeugenbeschreibung 1

J * Köln, 13. Februar. Preßprozeß der Neuen Rheinischen Zeitung. Verhandelt am 7. Februar vor den Assisen zu Köln. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 2, Sp. 2, bis S. 3, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift in der Inhalts-„Uebersicht“ lautet: „Der erste Preßprozeß der ,N. Rh. Z.‘“ – Erstdruck. D2 Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den Februar-Assisen in Köln. Köln 1849. S. 14–27. Der Edierte Text folgt J1.

VARIANTENVERZEICHNIS 409.7

Staatsbehörde] D2 Staatsbehörde gegen die Presse

411.37

wurde] D2 wird

415.32

unvergleichlich] D2 unverletzlich

KORREKTURENVERZEICHNIS 409.23 410.11 411.3 411.4 412.22 414.4 415.37

Incompatibilitäten] J1 Incomptabilitäten Solicitor-General] J1 Sollicitor-General ou] J1 oe ce] J1 cu pe´nals] J1 pe´nale exercice »? ] J1 exercice !» wird] J1 wir Korrigiert nach D2.

1056

Erläuterungen

418.29 418.32 418.40

Falkenhain ] J1 Falkenheim 8] J1 9 Stuttgart] J1 Stuttgardt

ERLÄUTERUNGEN 409.4

Marx sprach unmittelbar nach seinem Verteidiger Karl Schneider. (Siehe Erl. 410.23–25.)

409.9–10

Zu den gerichtlichen Untersuchungen gegen die NRhZ siehe S. 145/146 und 853.

409.16–18

MEGA➁ I/7. S. 253. – NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 2, Sp. 2.

410.3–10

Siehe fast wortgleich Marx in seinem Artikel „Gerichtliche Untersuchungen gegen die ,Neue Rheinische Zeitung‘“ in der NRhZ vom 7. Juli 1848 (MEGA➁ I/7. S. 269/270).

410.23–25

In der NRhZ wurden Karl Schneiders Ausführungen in der gleichen Weise zusammengefasst wie in der „Kölnischen Zeitung“: „Er suchte nachzuweisen, daß alle in der Klage angeführten Gesetze nicht zur Anwendung kommen könnten, daß namentlich die Art. 222 und 223 des Strafgesetzbuches auf den untergebenen Fall nicht paßten, da dieselben nur von mündlichen Beleidigungen handelten. Das Gesetz vom 5. Juli 1819 habe hierin nichts geändert. Es könne von einer Verläumdung der Gens’darmen keine Rede sein, da diese nicht namentlich genannt werden, eben so wenig ließe sich behaupten, daß der Oberprokurator Zweiffel bei Gelegenheit der Ausübung seines Amtes beschimpft worden sei, da er damals nicht als Oberprokurator fungirt, sondern in Berlin als Deputirter sich befunden habe. Auch er trägt auf Freisprechung seiner Klienten an.“ (NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 2, Sp. 2. – Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 2.)

410.27–30

Zur „Verordnung wegen Bestrafung schriftlicher Beleidigungen in den Provinzen, wo das französische Strafgesetzbuch vorläufig noch gesetzliche Kraft hat, vom 5. Juli 1819“ siehe Sammlung der für die Königlich Preußische Rhein-Provinz seit dem Jahre 1813 hinsichtlich der Rechts- und Gerichts-Verfassung ergangenen Gesetze, Verordnungen, Ministerial-Rescripte. etc. Bd. 8. Berlin 1847. S. 172/173.

410.37–40

Siehe S. 379.3.

411.1–8

Siehe S. 383.1–8.

1057

Karl Marx · Verteidigungsrede im ersten Presseprozess der NRhZ

412.21–413.6 Siehe S. 383.38. 413.18–25

Siehe S. 384.9. – Siehe Blanchard: Code Pe´nal. S. 110/111. – Les Cinq Codes. Mit gegenüberstehender deutschen Uebersetzung. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842.

414.38–415.6 Siehe S. 379.12. – Siehe Blanchard: Code Pe´nal. S. 172/173. 415.15–18

MEGA➁ I/7. S. 253.

415.31

noli me tangere] Erl. 145.17.

415.35–416.3 Siehe S. 385.6. – Siehe Blanchard: Code Pe´nal. S. 168/169. 416.22–24

Siehe S. 97.8–14 und Erl.

417.10–16

Siehe S. 385.6. – Siehe Blanchard: Code Pe´nal. S. 168/169.

418.5–6

„Anneke bestätigt fast alle Details, die von der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ über seine Verhaftung mitgetheilt wurden. Esser bestätigt die Angabe der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘, wonach Gensd’armen alle Plakate abrissen, die die Arbeiter vor ungesetzlichen Schritten warnten. Esser bemerkt, daß einige Bürger, über dies Benehmen empört, die Gensd’armen ,mit Fußtritten regalirten‘.“ (NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 1, Sp. 3. – Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 2.)

418.22–23

Siehe MEGA➁ I/7. S. 282 und 1269/1270.

418.23–33

Zur Verhaftung von Julius Wulff siehe *†* Düsseldorf, 8. Juli. (Haussuchung. Verhaftung.) In: NRhZ. Nr. 40, 10. Juli 1848. S. 1, Sp. 3; √ Düsseldorf, 15. Juli. (Bürgerverein.) Ebenda. Nr. 48, 18. Juli 1848. S. 1, Sp. 2/3.

418.29–30

Im Juli 1848 berichtete die NRhZ, die Verhaftung des Schneidergesellen Falkenhain, Präsident der Breslauer demokratischen Gesellschaft „Germania“, wegen einer „in einer öffentlichen Versammlung ausgestoßenen Beleidigung gegen den König“ sei „in Breslau die erste politische Verhaftung nach der Revolution“. (Breslau, 11. Juli. In: NRhZ. Nr. 46, 16. Juli 1848. S. 1, Sp. 3. – Ferner Breslau, 8. Aug. Auch wir ... Ebenda. Nr. 73, 12. August 1848. S. 2, Sp. 3.) Im Dezember 1848 wurde Falkenhain „wegen Majestätsbeleidigung und Anleitung zum Versuch von Hochverrath zu 6jähriger Zuchthausstrafe“ verurteilt. (Breslau, 6. Dez. (Verhaftungen.) Ebenda. Nr. 176, 9. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3.)

418.39–419.2 Siehe Engels’ Artikel „Die Unterdrückung der Klubs in Stuttgart und Heidelberg“ (MEGA➁ I/7. S. 364/365) und „Die Auflösung

1058

Erläuterungen

der demokratischen Vereine in Baden“ (MEGA➁ I/7. S. 426/427) in der NRhZ vom 20. bzw. 28. Juli 1848. 419.14–15

Siehe S. 844/845.

419.19–21

Siehe Marx: Die Oberprokuratur und die „Neue Rheinische Zeitung“ (S. 115/116).

419.21–25

Siehe Marx’ Artikel „Erwiderung des Staatsprokurators Hecker“ (MEGA➁ I/7. S. 476–478) und „Herr Hecker und die ,Neue Rheinische Zeitung‘“ (ebenda. S. 481–483) in der NRhZ vom 3. bzw. 4. August 1848. – Julius Hecker hatte damals auf einen Bericht der NRhZ reagiert, in dem die irrtümliche Verhaftung des Kölnisch-Wasser-Fabrikanten Joseph Wolff mitgeteilt worden war.

1059

Friedrich Engels Verteidigungsrede im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ Vor dem 7. Februar und bis zum 13. Februar 1849 (S. 421–426)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1053–1056. Engels’ Rede, die sich unmittelbar an Marx’ Ausführungen (S. 409–420) anschloss, wurde ebenfalls als Teil des Prozessberichts der NRhZ veröffentlicht und nicht als gesonderter Beitrag. Engels entwarf seine Verteidigungsrede wahrscheinlich in den Tagen unmittelbar vor dem 7. Februar 1849 und stellte die Druckfassung spätestens am 13. Februar fertig.

Zeugenbeschreibung 1

J * Köln, 13. Februar. Preßprozeß der Neuen Rheinischen Zeitung. Verhandelt am 7. Februar vor den Assisen zu Köln. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 3, Sp. 3, bis S. 4, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift in der Inhalts-„Uebersicht“ lautet: „Der erste Preßprozeß der ,N. Rh. Z.‘“ – Erstdruck. D2 Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den Februar-Assisen in Köln. Köln 1849. S. 27–35. Der Edierte Text folgt J1.

KORREKTURENVERZEICHNIS 422.14

Gensd’armen] J1 Gensd’armest

422.30

mittels] J1 mittelst

Korrigiert nach D2.

ERLÄUTERUNGEN 421.4

Engels sprach unmittelbar nach Marx.

421.10–22

Siehe Marx: Gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rheinische Zeitung“. (NRhZ. Nr. 41, 11. Juli 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 303/304.

421.28

mein Vertheidiger] Karl Schneider. – Siehe S. 410.23–25 und Erl.

1060

Erläuterungen

422.3–6

Siehe Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 2.

422.30–33

Siehe Blanchard: Code Pe´nal. S. 170/171. – Les Cinq Codes. Mit gegenüberstehender deutschen Uebersetzung. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842.

423.20–39

MEGA➁ I/7. S. 251/253. – Zu Zeugenaussagen Friedrich Annekes und Christian Joseph Essers siehe S. 418.5–6 und Erl.

423.25

Präsident] Appellationsgerichtsrat Friedrich Cremer. (Siehe Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger (Adreß-Buch) für Cöln. Köln 1848. S. 89.)

424.4–14

MEGA➁ I/7. S. 269.

425.15–31

Ebenda. S. 253.

426.1–3

Ebenda.

1061

Karl Marx Neues Zeitungskartell 12./13. Februar 1849 (S. 427)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG S. 1043/1044. Der vorliegende redaktionelle Beitrag der NRhZ vom 14. Februar 1849 stellt eine Ergänzung zu Marx’ Leitartikel „Die Teilung der Arbeit bei der ,Kölnischen Zeitung‘“ vom 11. Februar dar. (S. 397–402.) Aufgrund der Art und Weise, wie auf letzteren Bezug genommen wird, ist davon auszugehen, dass beide Texte von einem Autor, also von Marx, verfasst wurden. Unmittelbar oberhalb des vorliegenden Beitrags erschien ein weiterer redaktioneller Artikel, in dem ebenfalls auf den von Marx am 11. Februar kritisierten Leitartikel Eugen Alexis Schwanbecks in der „Kölnischen Zeitung“ vom 8. Februar (Erl. 398.9–17) mit den Worten: „Vorgestern schilderten wir noch den braven Schwanbeck als den Ritter der sittlichen Entrüstung“, Bezug genommen wurde. (* Köln, 13. Febr. (Die Entrüstung des Bürgers Schwanbeck.) In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 4, Sp. 2/3.) Anders als im vorliegenden Beitrag wird in letzterem Artikel jedoch eine Formulierung aus Schwanbecks Leitartikel lediglich als Einleitung zur Kritik der redaktionellen Tätigkeit Schwanbecks und eines neuerlichen Artikels aus dessen Feder aufgegriffen. Vermutlich hat Georg Weerth den Beitrag „Die Entrüstung ...“ geschrieben. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit für die „Kölnische Zeitung“ (bis 1848) kannte er die Mitglieder der Redaktion genau. Auf Weerth, der in der NRhZ unter anderen für die Belgienberichterstattung zuständig war, weist zudem die Erwähnung der Verlegung preußischer Truppenteile an die belgische Grenze anlässlich eines angeblich geplanten demokratischen Kongresses in Verviers hin, die mit der ironischen Bemerkung „ein demokratischer Kongreß im belgischen Musterstaat! Höchst gefährlich!“ kommentiert wird. (Ebenda. – S. 621–624.) Der Artikel wurde am 12. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 13. Februar. (Neues Zeitungskartell.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 221, 14. Februar 1849. S. 4, Sp. 3. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

1062

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 427.1

Habent sua fata libelli] Bücher haben ihre Schicksale

427.1–3

Siehe S. 398.9–17 und Erl.

427.3–4

Siehe Das Bürgerthum im Kampfe gegen die Revolution. * Dem Bürgerthume ... [Leitart.] In: Bremer Weser-Zeitung. Nr. 1610, 10. Februar 1849. S. 1. – Dort heißt es: „Dem Bürgerthume gehöre die Zukunft, hieß es in einer der letzten Eingangsartikel dieser Blätter ... Die ,Kölnische Zeitung‘ hat zu unserer Freude diesen Satz zu dem Ihrigen gemacht. Auch sie kommt am Ende eines geistreich geschriebenen Artikels zu dem Schlusse, daß erst da der gerade Weg zu dem echten freien Staatsleben beginne, wo das große Centrum der Nation – das kräftige und intelligente Bürgerthum – einig und mächtig genug geworden sei ...“ In der Rheinprovinz seien die Wahlen zwar „auf den Abweg nach links gerathen“, aber in der preußischen Zweiten Kammer werde „die mittlere Partei, welche dieses Bürgerthum“ vertrete, „über die Extreme, die Aristokratie der Rechten, wie die Demokratie der Linken, die Oberhand gewinnen“. Auf Dauer helfe nur die „Befestigung der Volksfreiheit durch Volksbildung“ gegen „den Absolutismus des Pöbels wie gegen den Absolutismus der obersten Gewalt“.

427.6–8

S. 401.6–14 und Erl.

1063

Friedrich Engels Der demokratische Panslawismus Zwischen Anfang Januar und 14./15. Februar 1849 (S. 428–444)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden zweiteiligen Artikel, der in der NRhZ vom 15. bzw. 16. Februar 1849 als Leitartikel erschien, bespricht Engels den von Michail Bakunin im Oktober/November 1848 verfassten und Anfang Dezember veröffentlichten „Aufruf an die Slaven“. (Siehe Erl. 429.16–17.) Gegenüber Hermann Schlüter reklamierte Engels 1885 eindeutig die Autorschaft für die vorliegende Artikelserie. Schlüter hatte angekündigt, „Kleine Schriften und Aufsätze von Marx“ veröffentlichen zu wollen, und war davon ausgegangen, dass „der Artikel gegen Bakunin in der Neuen Rheinischen Zeitung gelegentlich des Prager Slavenkongresses“ von Marx sei. (Hermann Schlüter an Engels, 13. Mai 1885.) Daraufhin antwortete ihm Engels, er habe den „Artikel gegen Bakunin und den Panslawismus“ geschrieben. (Engels an Hermann Schlüter, 15. Mai 1885.) Eine Randbemerkung des Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering in einem Brief an Engels zeigt, dass Marx bereits 1849 keinen Hehl aus Engels’ Autorschaft machte. (Eduard MüllerTellering an Engels, 1. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 269.) 1868 sprach Marx in zwei Briefen an Engels von „Deine[n] Aufsätze[n] ... über Bakunin“ bzw. von „Deine[n] 2 Artikel[n] (es sind die über Bakunins Manifest an die Slawen)“. (Marx an Engels, 4. Oktober und 7. November 1868.) Marx hatte sie Sigismund Borkheim gegeben (Sigismund Borkheim an Engels, 4. November 1868), der wiederum eine – im Nachlass Johann Philipp Beckers überlieferte – Abschrift anfertigte. (Siehe IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. Q 40. – Siehe Gemkow: Sigismund Ludwig Borkheim. S. 115/116.) Schließlich ist zu berücksichtigen, dass die vorliegende Artikelserie an Engels’ Artikel „Der magyarische Kampf“ (S. 286–297) anknüpft und wichtige Textabschnitte übereinstimmen. (Siehe S. 290.37, 291.38, 294.37 und 296.34. – Siehe „Erläuterungen“.) Vermutlich hat Engels bereits im Januar 1849, möglicherweise schon in Bern, mit der Arbeit an der Artikelserie begonnen, darauf deutet die Bemerkung „heute, im Januar 1849“ (S. 431.22) relativ zu Beginn des ersten Teils hin. Die Artikel wurden spätestens am Vormittag des 14. bzw. 15. Februar fertiggestellt. Der Pariser Korrespondent der NRhZ, August Hermann Ewerbeck, will eine Übersetzung der vorliegenden Artikelserie ins Französische für die Pariser Zeitung „La Re´forme“ angefertigt haben, die jedoch von deren Redakteur Charles Ribeyrolles „verbummelt“, also nicht abgedruckt worden sei. (August Hermann Ewerbeck an Marx, 26. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 260.) Die Pariser Zeitung hatte zuvor, am 1. Januar 1849, eine französische Übersetzung von Bakunins „Aufruf“ veröffentlicht und einleitend erläutert: „notre ami traite la que-

1064

Entstehung und Überlieferung

stion europe´enne ... avec une grande profondeur de vues et sous un aspect tout nouveau pour nous; en meˆme temps, il enseigne aux Slaves la pratique re´volutionnaire.“ (L’e´crit re´volutionnaire ... In: La Re´forme. Paris. Nr. 1, 1. Januar 1849. S. 2. – Pfitzner: Bakunin Studien. S. 106.) Am 22. Januar 1849 druckte die NRhZ ein „Manifest des polnischen Demokratenkomite[es] zu Paris“ an die „slawischen Mitbrüder“, das Ewerbeck übermittelt und wahrscheinlich auch übersetzt hatte. ([August Hermann Ewerbeck:] T Paris, 18. Jan. (Die polnische Demokraten-Gesellschaft und die Slawen.) In: NRhZ. Nr. 202, 22. Januar 1849. S. 3, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 1.) In den 1850er Jahren beabsichtigte Engels eine Geschichte der Slawen zu verfassen und begann auch mit entsprechenden Literatur- und Sprachstudien. 1852 kam er in seiner Artikelserie über die deutsche Revolution von 1848 in der „New-York Tribune“ auf die aus seiner Sicht konterrevolutionäre Rolle der slawischen Bewegungen zurück. (Engels: Revolution and Counter-Revolution in Germany. In: MEGA➁ I/11. S. 40–46.) Als sich der türkisch-russische zum europäischen Krimkrieg (1853–1856) entwickelte, nahm er die verschiedenen slawischen Zusammengehörigkeits- und Selbständigkeitsbewegungen zunehmend als von Russland gesteuert wahr. 1855 entwarf er das Konzept für eine Broschüre über das „Slawentum“ (Engels: Deutschland und das Slawentum. Ebenda. I/14. S. 280–285 und 1209–1213) und verfasste für die „Neue OderZeitung“ einen zweiteiligen Artikel. (Engels: Deutschland und der Panslawismus. Ebenda. S. 286–292 und 1221.) Ende 1855 schrieb er über den „Panslawismus“ eine 15-teilige Artikelserie für die „New-York Tribune“, die von der Zeitung nicht veröffentlicht wurde. Überliefert ist jedoch Engels’ Konzept. (Engels: Panslawismus. Ebenda. S. 789–795, 879 und 1530–1534. – Strauß: Friedrich Engels – der Balkan, Panslawismus und Russland. S. 70–81. – Siehe ferner Georg Adler: Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland. Breslau 1885. S. 219/220.) In seinem Exzerptheft, das er 1860 in Vorbereitung seiner Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18.S. 55–339) anlegte, notierte Marx: „* Köln, 14 Feb. (Der demokratische Panslavismus) (Vgl. N. 222 und 223 die angestrichenen Artikel.)“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.) In seinem persönlichen Exemplar der NRhZ finden sich entsprechende Anstreichungen und Merkzeichen. (RGASPI, Sign. f. 1, op. 1, d. 268.) Erstveröffentlichung: Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle. Bd. 3: Gesammelte Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels. Von Mai 1848 bis Oktober 1850. Hrsg. von Franz Mehring. Stuttgart 1902. S. 246–264.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 14. Febr. (Der demokratische Panslavismus.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 222, 15. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; * Köln, 15. Februar. (Der demokratische Panslavismus. – Schluß.) [Leitart.] Ebenda. Nr. 223, 16. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2. Rubrik:

1065

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus

Deutschland. Die Überschrift des ersten Artikels ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 431.28 431.31 431.39 432.4 432.7 433.39 435.6 435.12 443.6

Mexico] J Mejico Texas] J Tejas Mexicanern] J Mejicanern New York] J Newyork Texaner] J Tejaner magyarischer] J magyariicher Stammverwandtschaft] J Stammverwandschaft De´bouche´ ] J Debeuche´ komplette] J komplete

ERLÄUTERUNGEN 428.11–12

Schurke Lamartine] Siehe bereits [Ernst Dronke:] )·( Paris, 31. Oktbr. (Theater Dumas.) In: NRhZ. Nr. 134, 4. November 1848. S. 2, Sp. 3.

428.19–20

Zu den Ereignissen in Neapel vom 15. Mai 1848 siehe S. 22.10–12, 160.24–25, 239.17 und Erl.; zur Einnahme Mailands durch österreichische Truppen am 6. August 1848 siehe S. 22.10–12 und Erl. sowie S. 161.17–24 und Erl., ferner MEGA➁ I/7. S. 943. – Zum Pariser Juniaufstand von 1848 und dessen Niederschlagung siehe MEGA➁ I/7. S. 959–966.

428.21

Erneuerung der heiligen Allianz] Ende 1848 waren Teile der deutschen und westeuropäischen Öffentlichkeit überzeugt, dass eine Neuauflage der Heiligen Allianz von 1815 zwischen den drei Mächten Russland, Österreich und Preußen stattgefunden habe. Im November 1848 richtete der Abgeordnete Johann Nepomuk Berger in der Frankfurter Nationalversammlung eine Anfrage an die Reichsregierung in diesem Sinne: „Reichsminister Schmerling beantwortet mehrere Interpellationen; unter andern eine von Berger wegen einer zwischen Preußen, Oesterreich und Rußland geschlossenen Alliance. Von dieser Alliance ist dem Ministerium nichts bekannt, wenn aber eine solche bestünde, so würde sie wohl eine geheime sein und keinen Bestand haben, da sie ohne Mitwissen und Wollen der Völker geschlossen.“ ([Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 24. November. Sitzung der National-Versammlung. In: NRhZ. Nr. 154, 28. November 1848. S. 4, Sp. 1.) Die NRhZ zeigte sich im Dezember 1848

1066

Erläuterungen

in einem redaktionellen Artikel, höchstwahrscheinlich ein Text des Wiener Korrespondenten Eduard Müller-Tellering, überzeugt: „Daß zwischen Preußen, Oestreich und Rußland schon vor mehreren Monaten eine neue ,heilige Allianz‘ abgeschlossen worden, ist bereits weltbekannt. Der Vertrag selbst wird auch nächstens an’s Licht gezogen und der Oeffentlichkeit übergeben werden können.“ (* Köln, 30. Dez. (Die neue „heilige Allianz.“) In: NRhZ. Nr. 183, 31. Dezember 1848. S. 2, Sp. 3. – Zu Müller-Tellerings’ Autorschaft siehe S. 650–654.) – Ein Berliner Korrespondent versicherte in der NRhZ vom 17. Februar 1849, die „alte Alliance zwischen Rußland und den beiden deutschen Großmächten“ sei erneuert „zu dem Zwecke ,allem Umsichgreifen demokratischer Ideen und Staatsformen auf das Beharrlichste und Kräftigste entgegenzutreten‘“. (× Berlin, 16. Februar. (Die Vertagung der Kammern. – Preußisch-russische Pläne.) Ebenda. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 3, Sp. 2/3.) Engels wiederum schrieb in der NRhZ vom 1. April 1849: „Durch alle französischen Blätter geht die Nachricht von dem großen europäischen Contrerevolutions-Komplott zwischen sämmtlichen Großmächten, von dem Feldzugsplan der Contrerevolution zur schließlichen Unterdrückung aller europäischen Völker. Rußland und England, Preußen und Oesterreich, Frankreich und Sardinien haben diese neue heilige Allianz unterzeichnet.“ ([Engels:] * Köln, 1. April. (Die Niederlage der Piemontesen.) Ebenda. Nr. 261, 1. April 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 2.) 429.13

A. Ruge] Im Rahmen seiner Artikelserie „Die Polendebatte in Frankfurt“ (MEGA➁ I/7. S. 517–561) besprach Engels im achten und neunten Teil ausführlich die außenpolitischen Vorstellungen und Vorschläge Arnold Ruges. (Siehe Engels: Die Polendebatte in Frankfurt. (NRhZ. Nr. 93, 3. September 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 551–553. – Siehe auch Marx’ Kritik des von Ruge verfassten Aufrufs des zweiten gesamtdeutschen Demokratenkongresses Ende Oktober 1848 (S. 53.14).) – In einer Korrespondenz aus Breslau hieß es in der NRhZ vom 19. Dezember 1848: „Ruge (der Biedermann) ritt bekanntlich einst auf dem Humanismus durch Deutschland und zwar beschränkte sich sein Humanismus auf eine einzige Rede, worin er viel Humanismus von den Zuhörern beanspruchte.“ (× Breslau, 15. Dezbr. (Der Bürgerwehrcongreß. – Nachmittagssitzung desselben.) In: NRhZ. Nr. 172, 19. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1.)

429.13–14

Siehe Engels’ Ausführungen zu Geschichte und Definition des „Panslavismus“ S. 291.38.

1067

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus

429.16–17

Michael Bakunin: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten. Mitglied des Slavencongresses in Prag. Koethen: Selbstverlag des Verfassers 1848. – Bakunin war nach Ausbruch des Wiener Oktoberaufstands von Hermann Müller-Strübing aufgefordert worden, gegen den slawischen Nationalismus Stellung zu beziehen: „Ein Slave muß seine Stimme erheben für Demokratie und muß diese perfiden Nationalitätsritter mit ihrem verlogenen Royalism ... brandmarken. ... Mach doch einen Aufruf an die Slavischen Demokraten!“ (Müller-Strübing an Bakunin, 19. Oktober 1848. In: Pfitzner: Bakunin Studien. S. 92.) Der von Bakunin daraufhin teilweise in Französisch und teilweise in Deutsch entworfene „Aufruf“ wurde von Müller-Strübing ins Deutsche übersetzt und redigiert. (Siehe Michail Bakunin an Hermann Müller-Strübing, November 1848. In: Michail Bakounine. Oeuvres comple´tes. CD-ROM; Pfitzner: Bakunin Studien. S. 93. – Für einen Erstentwurf siehe ebenda. S. 94–105.)

429.22–39

Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 6/7.

430.15–19

Ebenda. S. 8.

430.27

Der vom 2. bis zum 12. Juni 1848 in Prag unter dem Vorsitz von Frantisˇek Palacky´ tagende Slawenkongress sollte das Gewicht der im österreichischen Kaiserstaat lebenden slawischen Bevölkerungsgruppen stärken. Im Anschluss brach vom 12. bis 17. Juni ein vom Stadtkommandanten Alfred Fürst von Windischgrätz niedergeschlagener Aufstand aus, den Engels 1848 in drei Artikeln besprach. (MEGA➁ I/7. S. 131–133, 172/173 und 309–313.) Engels begrüßte 1848 den Aufstand als demokratische Erhebung, ließ aber keinen Zweifel daran, dass das zugleich zu Österreich wie zum Deutschen Bund gehörende Böhmen Teil des neu zu schaffenden deutschen Reiches bleiben müsse. Aus revolutions- und weltpolitischen Gründen erklärte er die nationale Sache der Tschechen für verloren. (MEGA➁ I/7. S. 131.) – Nachdem die tschechische „Slovanska´ Lı´pa“, das Prager Organ des gleichnamigen Vereins, Anfang Januar 1849 weitgehend unkommentiert Auszüge aus Bakunins Schrift übersetzt und mitgeteilt hatte, kritisierte die „Prager Zeitung“ am 19. Januar in einem Artikel, der von mehreren Wiener Zeitungen nachgedruckt wurde, den Abdruck der Auszüge und Bakunins „Aufruf“ selbst. – Vor allem Bakunins Angaben über die internen Debatten auf dem Prager Slawenkongress lösten in Prag und Wien einen Skandal aus. (Siehe Die Czechen. In: Der Lloyd. Wien. Nr. 45, 26. Januar 1849. Abendblatt. S. 1; Nr. 46 bzw. 47, 27. Januar 1849. Morgenblatt bzw. Abendblatt. S. 1/2. – Bakunin. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 36, 5. Februar 1849. S. 550. – Pfitzner: Bakunin Studien. S. 84/85.)

1068

Erläuterungen

430.29–431.2 Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 9/10. – Hervorhebungen und Fragezeichen von Engels. 431.4–8

Ebenda. S. 10. – Hervorhebungen von Engels.

431.27–432.10 Siehe S. 275.1 und Erl. – In einer Besprechung des Buches „The Gold Regions of California“, New York 1848, des Journalisten George G. Foster zitierte die NRhZ bereits zuvor: Es sei nun die Zeit gekommen, dass das von den USA annektierte Kalifornien, „statt Jahrhundert auf Jahrhundert unter dem abgeschwächten, energielosen Mexikaner oder der indolenten Rothhaut hinzusiechen, von einem starken, thatenlustigen, unternehmenden Geschlechte in Besitz genommen“ worden sei. (* London, 18. Jan. In: NRhZ. Nr. 201, 21. Januar 1849. 2. Beilage. S. 1, Sp. 3. – Entweder von Georg Weerth oder Ferdinand Freiligrath übersetzt. – Siehe Rosdolsky: Friedrich Engels. S. 219.) 432.11–18

Wahrscheinlich Bezugnahme auf Ausführungen, die Engels und Marx am 29. November 1847 auf einer Versammlung in London aus Anlass des Jahrestags der polnischen Revolution von 1830 machten. (Siehe [Friedrich Engels:] Wir erhalten soeben folgende Mittheilung ... In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 98, 9. Dezember 1847. S. 2, Sp. 3, bis S. 3, Sp. 1; [Reden von Marx und Engels über Polen in London am 29. November 1847.] In: MEGA➀ I/6. S. 359–362; [Friedrich Engels:] [L’anniversaire de la re´volution polonaise de 1830.] [La Re´forme 5 Dec. 1847] Ebenda. S. 363/364. – Karl Marx: Discours sur la question du libre e´change. Ebenda. S. 446.)

432.19–20

Siehe Engels: Der magyarische Kampf (S. 291.38).

432.34–36

Siehe S. 286.14–18 sowie Engels: Die Polendebatte in Frankfurt (MEGA➁ I/7. S. 553/554).

432.37

Südslaven] Siehe S. 290.14 und Erl.

433.4

„Luftreich des Traums“] Heinrich Heine: Ein Wintermärchen. Kaput VII.

433.6

Panduren] Siehe Erl. 265.19.

433.13–27

Offensichtlich in Anlehnung an Hegels „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“: „In der Weltgeschichte kann nur von Völkern die Rede seyn, welche einen Staat bilden. Man muß wissen, ... daß aller Werth, den der Mensch hat, alle geistige Wirklichkeit, er allein durch den Staat hat.“ Und: „Die Zeiträume, wir mögen sie uns Jahrhunderten oder Jahrtausenden vorstellen, welche den Völkern vor der Geschichtsschrei-

1069

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus

bung verflossen sind, und mit Revolutionen, mit Wanderungen, mit den wildesten Veränderungen mögen angefüllt gewesen seyn, sind darum ohne objective Geschichte, weil sie keine subjective, keine Geschichtserzählung aufweisen.“ (Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Einleitung. S. 49 und 76. – Siehe ähnlich Engels: Der magyarische Kampf (S. 293.22 und Erl.).) 433.36

Schokazen] Auch Schokatzen. – Südslawischer Volksstamm römisch-katholischer Konfession.

434.5–11

Siehe S. 290.

434.15–19

Siehe J[osef] V. Häusler: Sprachenkarte der österreichischen Monarchie, sammt erklärender Uebersicht der Völker dieses Kaiserstaates, ihrer Sprachstämme und Mundarten, ihrer örtlichen u. numerischen Vertheilung. Pesth 1846.

434.28

„geographischen und kommerziellen Nothwendigkeiten“] Bakunin: „Die Völker, so lange am Seile der heuchlerischen und verrätherischen Diplomatie herumgeschleppt, ... erkannten, daß nie die Wohlfahrt der Nationen gesichert ist, so lange noch irgendwo in Europa ein einziges Volk unter dem Drucke lebt, daß die Völkerfreiheit, um irgendwo heimisch zu sein, überall heimisch sein muß, und zum ersten Male forderten sie in der That wie aus Einem Munde die Freiheit für alle Menschen, alle Völker ... ,Hinweg die Unterdrücker!‘ erscholl es wie aus Einem Munde, ,den Bedrückten Heil ... Nieder die künstlichen Schranken, welche von Despoten-Congressen nach sogenannten historischen, geographischen, commerciellen, strategischen Nothwendigkeiten gewaltsam aufgerichtet worden sind! Es soll keine anderen Scheidegränzen mehr geben zwischen den Nationen, als jene der Natur entsprechenden, von der Gerechtigkeit und im Sinne der Demokratie gezogenen Gränzen, welche der souveraine Wille der Völker selbst auf Grund ihrer nationalen Eigenheiten vorzeichnet!‘ So erging der Ruf durch alle Völker.“ (Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 7.)

434.32

großer Nationen] Siehe S. 289.20.

435.2

Morlachen] Auch: Morlaken.

435.21–29

Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 5, 9 und 30.

435.33

„jahrhundertlangen Unrecht“] Von Engels.

435.36–37

„geographische und strategische Nothwendigkeiten“] Siehe Erl. 434.28.

436.23–34

Siehe Engels: Der magyarische Kampf (S. 290.37).

1070

Erläuterungen

436.31–33

Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 8.

436.41–437.3 Freilich bis Geschichte] Offensichtlich in Anlehnung an Hegels „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“: „Ein welthistorisches Individuum hat nicht die Nüchternheit dies und jenes zu wollen, viel Rücksichten zu nehmen, sondern es gehört ganz rücksichtslos dem Einen Zwecke an. So ist es auch der Fall, daß sie andre große, ja heilige Interessen leichtsinnig behandeln, welches Benehmen sich freilich dem moralischen Tadel unterwirft. Aber solche große Gestalt muß manche unschuldige Blume zertreten, Manches zertrümmern auf ihrem Wege.“ (Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Einleitung. S. 41.) 437.7

Sereschaner] Siehe Erl. 128.26.

439.20–26

Siehe Engels: Der magyarische Kampf (S. 294.37 und 296.34).

439.27–28

Mitte November 1848 war ein Brief Feldmarschall Radetzkys bekannt geworden, in dem es hieß, die „Insubordination der Ungarn“ in Italien habe „einen solchen Grad“ erreicht, „daß mehrere desertirten“ und sich der „italienische[n] Sache“ angeschlossen hätten: „Ich ließ daher einige zwanzig erschießen und setzte eine schöne Anzahl in’s Gefängniß zu Wasser und Brod. Doch muß ich gestehen, diese Klugheitsmaßregeln brachten die gute Wirkung nicht“. (Italien. Der folgende ... In: Berner-Zeitung. Nr. 277, 18. November 1848. S. 2034.)

440.4

„nichts als Slaven“] Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 33. – Hervorhebung von Engels.

440.16–25

Siehe Erl. 430.27.

440.39–441.1 Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 29. 441.5

„slavisches Oestreich“] Von Engels.

441.5–6

„Föderativstaat mit gleichberechtigten Nationen“] Von Engels.

442.2–3

„östreichischen Gesammtmonarchie“] In seiner Proklamation vom 3. Oktober 1848 begründete der österreichische Kaiser Ferdinand I. die Auflösung des ungarischen Reichstags und die Ernennung Joseph Graf Jelacˇic´s zum königlichen Kommissar damit, „die Einheit der Wahrung und Leitung der gemeinsamen Interessen der Gesammt-Monarchie auf bleibende Weise“ sicherstellen zu wollen. (Die Wiener Zeitung ... In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 282, 8. Oktober 1848. S. 4456. – Zur Diskussion des Begriffs in der NRhZ siehe Wien, 22. Okt. (Der Centralpunkt der Gesammtmonarchie.) In: NRhZ. Nr. 128, 28. Oktober 1848. S. 1, Sp. 3; [Eduard Müller-Tellering:] o+ Wien,

1071

Friedrich Engels · Der demokratische Panslawismus

14. Dez. (Das Programm des Ministeriums.) Ebenda. Nr. 173, 20. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1.) 442.4

revolutionäre Terrorismus] Siehe bereits S. 286.12.

443.6

Swornost] Eintracht. – Im März 1848 gebildetes, militärisch organisiertes Studentenkorps, das während des Prager Pfingstaufstands 1848 an der Seite der Aufständischen kämpfte.

443.8–9

„Wir hatten bis Haus“] Studentenlied von 1819, anlässlich der erzwungenen Auflösung der Jenaer Urburschenschaft von August Daniel von Binzer geschrieben.

443.17–19

Siehe S. 288.14.

443.24–26

In Anlehnung an ein deutsches Sprichwort: Eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, hat viel Sorge. (Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Sp. 520.)

444.21–27

Bakunin: Aufruf an die Slaven. S. 31.

1072

Friedrich Engels Ungarn. 16. Februar 1849 15. Februar 1849 (S. 445)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Nach Eingang der Zeitungen aus Wien sowie wahrscheinlich aus Leipzig wurde die vorliegende Rubrik am 15. Februar 1849 geschrieben. 1860 notierte Marx in seinem Exzerptheft, das er in Vorbereitung der Schrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, aus dem vorliegenden Text: „N. 223. 15 Feb. Ungarn.,... Des Spasses halber vergleiche man auch die Dumontsche ,Galgenzeitung‘ in den Monaten December 1848 und Jan. 1849, wo Bürger Schwanenbeck sein östreichisches Scharfrichter Geheul ... regelmäßig ertönen ließ.‘“ (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94. – Siehe S. 445.)

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Vortheile der Magyaren.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 223, 16. Februar 1849. S. 4, Sp. 2. Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer MarxEngels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 445.11 445.19 445.20

Schwanbeck ] J Schwanenbeck Rakamaz ] J Rakomaz Hermannstadt] J Hermanstadt

ERLÄUTERUNGEN 445.1–2

Mischkolz bis Ungarn] Aus Wien, 8. Februar. (Nachrichten aus Siebenbürgen und Ungarn.) In: Wiener Zeitung. Nr. 43, 12. Februar 1849. S. 644.

445.3

standrechtlichen Blättern] Siehe Erl. 375.24.

445.9–12

(des Spaßes

445.14–19

Wahrscheinlich: Pesth, 7. Februar. (P. Ztg.) (Nachrichten aus Ungarn und Croatien.) In: Leipziger Zeitung. Nr. 45, 14. Februar 1849. S. 675.

bis

ließ)] Siehe S. 461.

1073

Friedrich Engels · Ungarn. 16. Februar 1849

445.20–23

1074

Siehe S. 408. – In der folgenden Ausgabe vom 17. Februar gab die NRhZ in der Ungarn-Rubrik wörtlich einen Bericht über die Vorgänge in Hermannstadt wieder, wahrscheinlich aus der Wiener Zeitung „Der Lloyd“. Einführend wurde – wahrscheinlich von Engels – die Zeitung als „eins der saubersten Standrechts- und Galgenblätter Wiens“ bezeichnet. Abschließend ergänzte – wahrscheinlich Engels – in Klammern: „Bekanntlich ist dieser Einmarsch bereits erfolgt.“ (Herman[n]stadt, 26. Jan. (K.K. Manöver zur Herbeiziehung der Russen.) In: NRhZ. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 4, Sp. 3, bis Beilage. S. 1, Sp. 1. – R. Hermannstadt, 26. Januar. (Schlachtbericht.) In: Der Lloyd. Abendblatt. Wien. Nr. 71, 10. Februar 1849. S. 2, Sp. 2/3. – Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges. Bd. 1. S. 241–244.)

Karl Marx Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh und Konsorten Zwischen 8. und 16. Februar 1849 (S. 446–455)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Die Wahl des früheren preußischen Finanzministers Ernst von Bodelschwingh am 5. Februar 1849 in einem brandenburgischen Wahlbezirk zum Abgeordneten der Zweiten Kammer wird im vorliegenden Leitartikel der NRhZ vom 17. Februar zum Anlass genommen, die preußische Haushaltspolitik und Finanzverwaltung von 1840 bis 1848 zu besprechen. Ausgehend von der Feststellung einer Finanzkommission der im Dezember 1848 aufgelösten Berliner Nationalversammlung, dass die 1820 gesetzlich verankerte Begrenzung der staatlichen Ausgaben auf 50 863 150 Taler regelmäßig überschritten worden sei (Erl. 448.19–22), wird den seit 1840 in Preußen amtierenden Finanzministern pflichtwidriges Handeln vorgeworfen. Vor dem Hintergrund der laufenden Gerichtsverfahren gegen die Unterstützer des von der Nationalversammlung am 15. November 1848 beschlossenen Aufrufs zur Steuerverweigerung wird die Justiz aufgefordert, auch gegen die Finanzminister gerichtliche Untersuchungen einzuleiten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. Zunächst ist zu berücksichtigen, dass der Beitrag inhaltlich an zwei seiner Leitartikel anknüpft. Nach der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands versicherte er, die Konterrevolution siege zwar „durch die Waffen“, sie werde jedoch „durch das Geld“ sterben. An den ökonomischen Notwendigkeiten („Staatsbankerutt“) würden die Spitzen der Bajonette zerbrechen „wie mürber Zunder“. (S. 68.17.) Und nach dem Scheitern der Steuerverweigerungskampagne in Preußen blieb er überzeugt, dass „der lebensfähige Theil der Bourgeoisie wieder aus seiner Apathie erwachen“ werde, dafür bürge vor allem die finanzielle und wirtschaftliche „Monsterrechnung“, die die Konterrevolution zur Folge habe. (S. 216. – Siehe bereits Marx’ Ausführungen von 1847 über die Bedeutung einer staatlichen Finanz- und Steuerpolitik für das Wirtschaftsbürgertum S. 947.) Zweitens verfügte lediglich Marx unter den in Köln weilenden Redakteuren der NRhZ über die notwendigen juristischen Kenntnisse, die der Autor des vorliegenden Textes besessen haben muss. (Siehe nicht zuletzt die Bezugnahme auf einzelne Paragraphen des Allgemeinen Landrechts S. 448.37–41 und 454.36–40.) Drittens weist der Artikel inhaltliche Übereinstimmungen mit Beiträgen auf, in denen sich Marx bereits im Juli 1848 anlässlich der Vorlage eines preußischen Gesetzentwurfs zur Einführung einer Zwangsanleihe mit der Finanzpolitik Preußens auseinandergesetzt hatte. (MEGA➁ I/7. S. 318–320 und 407–415.) Insbesondere kommentierte er damals Äußerungen des Werdener Textilfabrikanten Karl Forstmann, mit denen sich dieser in der Sitzung der preußischen

1075

Karl Marx · Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh

Nationalversammlung vom 7. Juli 1848 gegen den Antrag des Juristen Alexander Grebel wandte, eine parlamentarische Kommission zur Untersuchung der preußischen Finanzpolitik und der Verwaltung des Staatsschatzes einzusetzen. (MEGA➁ I/7. S. 318–320. – Zur Sitzung selbst siehe Engels’ ausführliche Analyse (ebenda. S. 321–332).) Auf den von dieser Kommission im November 1848 vorgelegten und von der NRhZ im Dezember in umfangreichen Auszügen mitgeteilten Bericht (S. 448.19–22 und Erl.) wird sich im vorliegenden Artikel wiederholt bezogen. Schließlich muss die Tatsache, dass der Pariser Korrespondent der NRhZ, August Hermann Ewerbeck, eine französische Übersetzung des Artikels anfertigte, ebenfalls als Beleg gesehen werden. Soweit sich dies feststellen lässt, hat Ewerbeck dies fast ausschließlich mit von Marx stammenden Artikeln getan. (Siehe S. 638–639.) Ewerbeck übergab am 24. Februar 1849 Charles Ribeyrolles, Redakteur der Pariser Zeitung „La Re´forme“, die – offensichtlich nie gedruckte – Übersetzung. „[D]a es [die Übersetzung] noch nicht erschienen, habe ich ihm (er ist stets invisible) einen Brief geschrieben“, berichtete Ewerbeck Marx zwei Tage später. (August Hermann Ewerbeck an Marx, 26. Februar 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 260.) Der Artikel wurde wahrscheinlich begonnen, nachdem die Nachricht von Bodelschwings Wahl um den 8. Februar 1849 in Köln bekannt geworden war, und spätestens am Vormittag des 16. Februar fertiggestellt. Eine Woche später, am 23. Februar 1849, veröffentlichte die NRhZ einen weiteren Leitartikel zur preußischen Finanzpolitik, der höchstwahrscheinlich ebenfalls von Marx verfasst wurde. (S. 485–487.) Über sprachliche und inhaltliche Übereinstimmungen hinaus knüpft der zweite Leitartikel, wie der Titel „Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirthschaft“ bereits zeigt, unmittelbar an den vorliegenden an. Es wird sogar eine fehlerhafte Zahlenangabe korrigiert, die der vorliegende Beitrag enthält. (S. 1077 und 485.4.) Die „Dresdner Zeitung“ veröffentlichte am 24. Februar 1849 umfangreiche Auszüge aus dem vorliegenden Text. (Köln, 16. Febr. Herr v. Bodelschwingh ... In: Dresdner Zeitung. Nr. 47, 24. Februar 1849. S. 368.) Auch das zweimal pro Woche erscheinende „Centralblatt der Niederlausitz. Volksblatt“ druckte den Artikel mit Verweis auf die NRhZ auszugsweise nach. „Wir werden ... durch eine Reihenfolge von sogenannten Rechenexemplen ... den Beweis führen, daß der von der Reaktion so oft erhobene Vorwurf, als sei erst in Folge der Märzrevolution (also durch die Demokratie) die preußische Finanznoth entstanden ... eine grobe Lüge ist“, schrieb die Zeitung einführend. (An unsere Lesern. [Gez.] v. Bl[umenthal]. In: Centralblatt der Niederlausitz. Calau. Nr. 21, 3. März 1849. S. 4; Nr. 23, 10. März 1849. S. 3; Nr. 24, 14. März 1849. S. 4; Nr. 25, 18. März 1849. S. 4; Nr. 27, 24. März 1849. S. 4; Nr. 32, 11. April 1849. S. 4.) Der Kölner Korrespondent der konservativ-konstitutionellen „Deutschen Reform“ referierte den Inhalt des Artikels und teilte die Schlußsätze mit – als „kolossales Beispiel“ für die „mannigfache Art und Weise, auf welche die ultrademokratische“ NRhZ versuche, Abgeordnete „zu verdächtigen“. (†* Köln,

1076

Korrekturenverzeichnis

19. Februar. In: Deutsche Reform. Berlin. Nr. 153, 22. Februar 1849. MorgenAusgabe. S. 368.) Der Republikaner Ernst Keil schrieb in der von ihm herausgegebenen Leipziger Monatsschrift „Der Leuchtthurm “, die NRhZ habe Bodelschwingh „in einer langen und genauen Berechnung vor- und nachgerechnet, daß etwa 70 Millionen Thaler unter seiner Verwaltung nicht mit verwaltet worden seien“. (Die Gehalte der preußischen Minister und die Finanznoth. In: Der Leuchtthurm. Nr. 14. 1849. S. 214.) Der Jurist und Schriftsteller Friedrich Steinmann veröffentlichte 1849 längere Auszüge aus dem vorliegenden Artikel, allerdings ohne Herkunftsangabe. (S. 449.16, 450.12 und 451.39. – Siehe Friedrich Steinmann: Geschichte der Revolution in Preußen. Berlin 1849. S. 88–92. – Siehe ebenfalls MEGA➁ I/7. S. 1321 und 1343.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 16. Febr. (Preußische Finanzwirthschaft unter Bodelschwingh und Consorten.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 3, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 447.5 447.41 452.10 453.23 454.19 455.7

Durchschnitt] J Durchschnit seiner] J seine dem ] J den 8] J 6 17. Januar] J 20. Januar 6 450 459] J 6 440 459 Substraktionsfehler, den Marx in seinem Artikel „Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft“ (S. 485.4) indirekt korrigiert.

455.10

27 127] J 17 127 Von Marx in „Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft“ (S. 485.4) korrigiert.

455.13

27 127] J 17 127 Von Marx in „Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft“ (S. 485.4) korrigiert.

1077

Karl Marx · Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh

ERLÄUTERUNGEN 446.3–4

Zur Wahl Ernst von Bodelschwinghs im 4. Wahlbezirk (Teltow) des Regierungsbezirks Potsdam siehe Berlin, 6. Febr. (Wahlen.) In: NRhZ. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 2, Sp. 1. – Einen Tag zuvor hatte ein Korrespondent der NRhZ die Wahl Bodelschwinghs mit den Worten kommentiert: „Es leben die Teltower Rüben!“ (× Berlin, 5. Febr. (Die Wahlen.) Ebenda. Nr. 216, 8. Februar 1849. S. 1, Sp. 3.)

446.13–20

Ständische Ausschüsse. Sitzung vom 25. Oktober. In: Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. Berlin. Nr. 306, 4. November 1842. S. 2205.

446.21–24

Der preußische Finanzminister führte aus: „Die Staats-Einnahmen wären in einem siebenjährigen Zeitraume um mehr als 51/2 Millionen jährlich gestiegen, und es lasse sich nicht nur auf die Stabilität dieses Zuwachses, sondern auch auf eine weitere Steigerung der Einnahmen rechnen“. (Ständische Ausschüsse. Sitzung vom 26. Oktober. In: Allgemeine Preußische StaatsZeitung. Berlin. Nr. 307, 5. November 1842. S. 2209; Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 311 und 312, 7. bzw. 8. November 1842. S. 1.)

447.9

Allgemeiner Etat der Staats-Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1844. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1844. Berlin. S. 95–99.

447.14–16

Siehe Uebersicht von den Resultaten der Finanzverwaltung in den Jahren 1840 bis einschließl. 1846. In: Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847. Berlin 1847. Bd. 1. S. 139–225; sowie Denkschriften über die Verwaltung des Staatsschatzes. Ebenda. S. 226–232. – Die von General Ludwig Gustav von Thile, Staats- und Schatzminister, vorgelegten Denkschriften erwähnte Engels bereits im Juli 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 72.9–12 und 322.34–36.)

447.23

73 228 953] Richtig: 73 228 935

447.24

76 186 553] Richtig: 76 185 887

447.26

15 551 737] Richtig: 15 551 741

447.26

18 509 364] Richtig: 18 508 693

448.3–6

Siehe Carl Julius Bergius: Ueber den Preußischen-Finanz-Etat für 1841. Breslau 1841; [Ernst von] Bülow-Cummerow: Preußen, seine Verfassung, seine Verwaltung, sein Verhältniß zu Deutschland. Berlin 1842. S. 143ff. – Siehe Carl Julius Bergius: Preußen in staatsrechtlicher Beziehung. 2. verm. und verb. Auflage. Münster 1843. S. 386ff.

1078

Erläuterungen

448.13

14 976 601] Richtig: 14 976 401

448.14

290 746 082] Richtig: 290 746 282

448.19–22

Bezugnahme auf die Ergebnisse der im Juli 1848 eingerichteten parlamentarischen Kommission zur Untersuchung der preußischen Finanzverwaltung von 1840 bis 1848. Die NRhZ veröffentlichte aus dem Kommissionsbericht, der Anfang November 1848 unmittelbar nach seinem Erscheinen von den Berliner Behörden beschlagnahmt wurde, zunächst umfangreiche Auszüge und teilte dann in mehreren Artikeln weitere Details daraus mit. (Siehe * Berlin, 8. Dezember. (Aus dem Bericht der Finanzkommission.) In: NRhZ. Nr. 166, 12. Dezember 1848. Beilage. S. 1/2, und Nr. 167, 13. Dezember 1848. S. 1/2; sowie * Köln, 14. Dezember. (Wozu das Volk Steuern zahlt.) In: NRhZ. Nr. 169, 15. Dezember 1848. S. 2, Sp. 1/2; * Berlin, 19. Dezember. (Verwendung von Staatsgeldern für Don Carlos.) Ebenda. Nr. 175, 22. Dezember 1848. S. 3, Sp. 1; * Berlin. Im 4. größeren Wahlbezirk ... Ebenda. Nr. 219, 11. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 3. – Die preußische FinanzVerwaltung. In: Kölnische Zeitung. Nr. 330, 12. Dezember 1848. S 4, und Beilage S. 2; In dem in Nr. 330 ... [Anzeige.] Ebenda. Nr. 331, 13. Dezember 1848. Beilage. S. 1.) – Der Kommissionsbericht ist nur insoweit überliefert, als er von der NRhZ und anderen Zeitungen mitgeteilt wurde. – Bei dem Beitrag der NRhZ „Wozu das Volk Steuern zahlt“ handelte es sich entweder um den auszugsweisen Nachdruck eines Wahlplakats der schlesischen Demokraten. Oder der Beitrag wurde von letzteren als Textgrundlage für ihr Plakat verwendet. Dazu wurde der Text allerdings um weitere Details deutlich erweitert. (Siehe Ein Wahlplakat in Breslau. In: Deutsche Reichstags-Zeitung. Frankfurt am Main. Nr. 26, 31. Januar 1849. S. 1/2. – Zur Vermutung, Wilhelm Wolff habe den entsprechenden Beitrag verfasst, siehe Walter Schmidt: Wilhelm Wolff. Kampfgefährte. S. 196/197 und 427.)

448.31–34

Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung. Hrsg. von Karl Albert von Kamptz. Bd. 37. Heft 73/74. Berlin 1831. S. 407/408.

448.37–41

Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten. Bd. 1–4. Register. – Marx befand sich nachweislich im Besitz einer vollständigen Ausgabe; allerdings ist unbekannt, um welche Ausgabe es sich handelte. (MEGA➁ IV/5. S. 305 und 567/568.)

449.18–23

Allerhöchste Kabinetsordre an das Staatsministerium, betreffend den Staatshaushalt und das Staatsschulden-Wesen. De

1079

Karl Marx · Preußische Finanzwirtschaft unter Bodelschwingh

dato den 17ten Januar 1820. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1820. Berlin. S. 22; Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. Berlin. Nr. 8, 25. Januar 1820. S. 1. – Siehe S. 204.12–15 und Erl. 449.37–38

Siehe Erl. 447.14–16.

449.38–40

Die 1848 vorgelegte „Uebersicht von den Resultaten der Finanzverwaltung im Jahre 1847“ konnte nicht ermittelt werden.

450.15–451.28 Zahlenangaben nach den oben genannten Dokumenten (Erl. 447.14–16). 452.3–6

Anspielung auf den erwähnten Kommissionsbericht (Erl. 447.14–16). – König Friedrich Wilhelm IV., der genau ein Jahrhundert nach der Machtübernahme Friedrichs II. den Thron bestiegen hatte, wurde oft mit seinem Urgroßonkel verglichen, fast ausschließlich zu seinen Ungunsten. (Siehe Barclay: Anarchie und guter Wille. S. 117 und 181.)

452.14–453.18 Zahlenangaben nach den oben genannten Dokumenten (Erl. 447.14–16). 452.24–26

Allgemeiner Etat der Staats-Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1841. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1841. Berlin. S. 49–51. – Bereits 1842 hatte der Grundbesitzer Ernst von Bülow-Cummerow den Etat als „unrichtig“ kritisiert, da die tatsächlichen Einnahmen höher als offiziell angegeben seien. (Bülow-Cummerow: Preußen, seine Verfassung. S. 145/146.)

453.19–23

Zur Entwicklung des preußischen Staatsschatzes 1847/1848 siehe Kletke: Der preußische Staatsschatz. S. 291–296, sowie MEGA➁ I/7. S. 1293.

454.36–40

Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten. Bd. 1–4. Register. (Erl. 448.37–41.)

455.3–6

Uebersicht von den Resultaten der Finanzverwaltung in den Jahren 1840 bis einschließl. 1846. S. 166/167. (Erl. 447.14–16.)

455.8–10

Denkschriften über die Verwaltung des Staatsschatzes. S. 228. (Erl. 447.14–16.)

455.10

27 127] Von Marx nachträglich korrigiert. (Siehe S. 485.4.)

455.15–16

Wird sich bis finden?] Bereits 1848 warf Marx der Justiz vor, keine Strafverfahren gegen Beamte einzuleiten, die die Staatsstreichpolitik der preußischen Regierung unterstützten. (Siehe S. 115/116, 117 und 391.1–2.)

1080

Karl Marx Anton Gladbach 15./16. Februar 1849 (S. 456)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1081. Der Artikel wurde wahrscheinlich am 15. Februar 1849 bzw. am Vormittag des folgenden Tages geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 16. Febr. (Gladbach.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 224, 17. Februar 1849. S. 3, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 456.5–8

Zunächst beabsichtigte die Berliner Staatsanwaltschaft alle Abgeordneten anzuklagen, die dem Steuerverweigerungsbeschluss am 15. November 1848 zugestimmt hatten. Ende November erwog sie, die Anklage auf diejenigen Abgeordneten zu beschränken, die aktiv tätig gewesen waren, um den Beschluss durchzusetzen. König Friedrich Wilhelm IV. drängte jedoch im Dezember gegenüber dem amtierenden Justizminister Wilhelm Rintelen auf eine schärfere Vorgehensweise. (Collin: „Wächter der Gesetze“. S. 254–258. – Zum Steuerverweigerungsbeschluss der preußischen Nationalversammlung vom 15. November 1848 siehe S. 102.14–19 und Erl. sowie Erl. 106.4–5.) – Im Februar 1850 fand der „Steuerverweigerungs-Prozeß“ gegen 42 Abgeordnete der preußischen Nationalversammlung vor einem Geschworenengericht in Berlin statt. (Der Prozeß der Steuer-Verweigerer. Berlin 1850.)

456.17–18

Anton Gladbach bat die Redaktion der NRhZ am 14. Februar 1849 für die Nachwahl am 22. Februar in Deutz um publizistische Unterstützung. (MEGA➁ III/3. S. 221.) Die Zeitung veröffentlichte den Brief redaktionell überarbeitet am 16. (** Mülheim, a.R. den 15. Febr. (Die Neuwahl.) In: NRhZ. Nr. 223, 16. Februar 1849. S. 3, Sp. 1. – Siehe MEGA➁ III/3. S. 1012.) Am 23. Februar 1849 meldete die NRhZ als „Neueste Nachricht“,

1081

Karl Marx · Anton Gladbach

dass Gladbach im Wahlkreis Mülheim am Rhein und Landkreis Köln gewählt worden sei. (= Deutz, 22. Febr. Ebenda. Nr. 229, 23. Februar 1849. Beilage. S. 2, Sp. 3.) 456.18–23

1082

Nachdem Gladbach im Wahlkreis Mülheim am Rhein zunächst nicht gewählt worden war, schrieb die NRhZ am 7. Februar 1849: „Wenn Gladbach nicht an einem andern Ort gewählt wird, so ist es die Pflicht aller entschieden demokratischen Wahlkollegien, die wegen Doppelwahlen abermals zusammentreten müssen, ihre Stimmen vor allen Dingen auf Gladbach zu lenken.“ (* Köln, 6. Februar. (Ausfall der Wahlen.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.)

Karl Marx Der Steuerverweigerungsprozess 17. Februar 1849 (S. 457)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1032 und 1109–1112. Diese wahrscheinlich von Marx verfasste und an der Spitze der NRhZ vom 18. Februar 1849 veröffentlichte Mitteilung wurde am Vormittag des 17. Februar geschrieben. Als einziges Redaktionsmitglied war Marx unmittelbar in den Steuerverweigerungsprozess involviert, und als Chefredakteur waren ihm die im Beitrag erwähnten Briefe zugegangen, die die Veröffentlichung der Prozessverhandlungen vom 8. Februar erbeten hatten.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 17. Februar. (Der Steuerverweigerungsprozeß.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 457.1–7

Siehe * Köln, 17. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. In: NRhZ. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2; Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; Nr. 232, 27. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. – Bereits in der NRhZ vom 10. Februar 1849 hatte Marx den Freispruch der Kölner Geschworenen kommentiert. (S. 387/388.)

457.5

Montagsnummer] Anfänglich war die NRhZ sieben Mal in der Woche erschienen, seit Anfang August 1848 – einem Beschluss des Kongresses der Buchdruckergesellen in Mainz vom 11. bis 14. Juni 1848 nachgebend – dann montags nicht mehr. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 486 und 1404/1405.)

1083

Karl Marx / Friedrich Engels Saedt 16./17. Februar 1849 (S. 458/459)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 16. Februar 1849 musste sich der Bonner Demokrat und Universitätsprofessor Gottfried Kinkel, der am 5. Februar zum Abgeordneten für die preußische Zweite Kammer gewählt worden war, vor einem Bonner Zuchtpolizeigericht verantworten. Er war einerseits angeklagt worden, in einer Bonner Bürgerwehrversammlung am 19. November 1848 „zum gewaltsamen Angriff gegen die Steuerfordernden Zollbeamten aufgeregt zu haben“ und andererseits durch einen Artikel in der von ihm redigierten „Neuen Bonner Zeitung“ „die sämmtlichen in Mainz stehenden Preußischen Soldaten verläumdet zu haben“. (* Köln, 16. Febr. In: Neue Kölnische Zeitung. Nr. 41, 18. Februar 1849. S. 2; Bonn, 14. Febr. (Kinkel vor der Correctionellkammer.) In: Neue Bonner Zeitung. Nr. 37, 15. Februar 1849. S. 1.) Im vorliegenden Artikel wird eine von Otto Saedt, Staatsprokurator am Kölner Landgericht, in dieser Gerichtsverhandlung gemachte Äußerung karikiert. Möglicherweise erfuhr die Redaktion der NRhZ von dieser Äußerung durch den Rechtsanwalt Karl Schneider, genannt Schneider II, der Kinkels Rechtsbeistand war. (Siehe ** Bonn, 15. Febr. (Der Doppelprozeß gegen Kinkel.) In: NRhZ. Nr. 223, 16. Februar 1849. S. 2, Sp. 3.) Wahrscheinlich entwarf Marx den Artikel. Den Gerichtsverfahren wegen Steuerverweigerung widmete er aus politischen, aber auch aus juristischen Gründen besondere Aufmerksamkeit. So redigierte er kurze Zeit später Ferdinand Lassalles Artikel „Le jeune Saedt“ in der NRhZ vom 18. März 1849, den Lassalle gegenüber Marx ausdrücklich als „Unser ,jeune Saedt‘“ bezeichnete. Der Artikel sollte Teil einer „serieuse[n] Critik der Civilrechtspflege“ des Kölner Appellhofes sein, die Marx bei Lassalle faktisch bestellt hatte. (Ferdinand Lassalle an Marx, 26. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 313–315. – Siehe [Ferdinand Lassalle:] Le jeune Saedt. In: NRhZ. Nr. 249, 18. März 1849. Zweite Ausgabe. Feuilleton.) Eine Mitwirkung von Engels ist anzunehmen, da er ganz sicher über die für den zweiten Teil des Textes nötigen Sprachkenntnisse verfügte. Auch die Aufforderung an die Londoner Zeitung „Northern Star“, mit dessen Redakteur Engels befreundet war und auch 1849 korrespondierte, den Ausspruch Saedts ebenfalls zu publizieren, weist auf ihn hin. Der Artikel wurde wahrscheinlich im Laufe des Abends des 16. oder am Vormittag des 17. Februar 1849 geschrieben. Eine Woche später schrieb die „Neue Kölnische Zeitung“: „Auch der Löwe des Kölner Parkets, Herr Saedt, dem die Neue Rheinische Zeitung neulich in tiefster Verehrung ein Denkmal in sieben Sprachen gesetzt hat ... kann die

1084

Erläuterungen

Geschworenen nicht leiden. So hat er selbst gesagt in dem Prozeß gegen Kinkel. Er hat gesagt, der Angeklagte wolle deßhalb nicht vor’s Zuchtpolizeigericht, sondern vor die Geschwornen gestellt werden, weil er sehr wohl wüßte, daß die Geschwornen Gnade vor Recht ergehen ließen, während die ehrenwerthen Königlich Preußischen Zuchtpolizei-Richter strenges Recht sprächen.“ (Ueber die Pflichten der Geschworenen. In: Neue Kölnische Zeitung. Nr. 46, 25. Februar 1849. S. 1.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 17. Febr. (Saedt.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 459.2 459.16

criticise] J critizise Sundhed] J Sandhed

ERLÄUTERUNGEN 458.3

Homo novus atque ignotus] Ein Neuling und Unbekannter

458.11

Am 23. Februar 1849 meldete die NRhZ: „Das Zuchtpolizeigericht hat heute in dem Steuerverweigerungsprozeß gegen Kinkel ein freisprechendes Urtheil erlassen.“ (* Köln, 23. Febr. In: NRhZ. Nr. 230, 24. Februar 1849. S. 4, Sp. 1.) Allerdings „wegen Verleumdung der zur preußischen Garnison in Mainz gehörenden Truppen“ wurde er „zu einer Gefängnißstrafe von einem Monate“ verurteilt. (* Köln, 17. Febr. In: Kölnische Zeitung. Nr. 42, 18. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 1.)

459.3–4

Engels hat seit 1844 Artikel für den „Northern Star“ geschrieben und dies auch während der Revolution fortgesetzt, wie auch umgekehrt die chartistische Wochenzeitung Beiträge aus der NRhZ übernahm. (Siehe Engels: To the Editor of the Northern Star. In: MEGA➁ I/7. S. 6–9. – Siehe George Julian Harney an Engels, 19. März 1849 und 28. März 1849. In: MEGA➁ III/3. S. 306/307 und 318/319.)

459.7–8

Engels nutzte im Sommer 1848 vielfach die drei erwähnten italienischen Zeitungen. (Siehe Engels als Autor der Italien-Berichterstattung der NRhZ bis September 1848. In: MEGA➁ I/7. S. 939. – Siehe auch Marx an die Redaktion der Zeitung „L’Alba“, Ende Mai 1848 Ebenda. III/2. S. 157.)

1085

Karl Marx Dreigestirn gegen Dreieck 16./17. Februar 1849 (S. 460)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1043/1044. Der Artikel wurde am 16. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 16. Februar. (Dreigestirn gegen Dreieck.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 460.1–2

Siehe Marx: Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“ (S. 397–402).

460.2–3

Siehe [Eugen Alexis Schwanbeck:] Die Nachwehen des Absolutismus und die Nachwehen der Revolution. Δ Köln, 7. Februar. [Leitart.] In: Kölnische Zeitung. Nr. 33, 8. Februar 1849. S. 1.

460.3–9

„Von den

460.10–19

[Karl Heinrich Brüggemann:] Kein Centrum! *** Köln, 15. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 40, 16. Februar 1849. S. 1. – Eine mehr sachgemäße „Partei-Bildung“ und eine Orientierung am „Gegenwärtig-Möglichen“ fordernd, hoffte Brüggemann, dass es in den neugewählten preußischen Kammern nicht zur Bildung von Zentren wie in der im Dezember 1848 aufgelösten Berliner Nationalversammlung komme: „[E]s ist dann ... Alles Centrum, und die sparsam vertretenen Extreme verschwinden in der ihnen zugewendeten Hälfte des großen Centrums, das, weil es das Ganze ist, eben nicht mehr ,Centrum‘ heißen kann. Der Name ,Centrum‘ wird nur da vorkommen müssen, wo von der auf dem Boden der Gegenwart stehenden mehr conservativen Partei der wahren Rechten sich eine in die Vergangenheit zurückspringende contre-revolutionäre als äußerste Rechte, oder von der auf dem Boden der Gegenwart stehenden mehr reformatorischen Partei der wahren Linken eine in die erträumte

1086

bis

Nation?“] S. 398.9–17.

Erläuterungen

Zukunft vorausgreifende revolutionäre als äußerste Linke aussondert.“ (Ebenda.) 460.10

dreigesternte] Karl Heinrich Brüggemanns Redaktionszeichen waren drei Sternchen (***), Schwanbecks Zeichen ein Dreieck (Δ). (Siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. Anhang: Zur Deutung der Signaturen.)

460.13

Mann des Rechtsbodens] Siehe S. 194.2, 203.35–204.8 und Erl. 319.8–9. – Siehe den – wahrscheinlich von Georg Weerth verfassten – Leitartikel * Köln, 11. Jan. (Ein neuer Rechtsboden.) In: NRhZ. Nr. 193, 12. Januar 1849. S. 1, Sp. 1/2.

460.22–23

In seinem Leitartikel zitierte Brüggemann aus der „Parlamentarischen Correspondenz“: „So leben wir der Hoffnung, daß Bodelschwingh und die ganze altconservative Fraction nicht eine äußerste Rechte bilden, sondern beide, wenn auch nicht in Einer und derselben Fraction, so doch Eine und dieselbe Partei der Rechten ausmachen werden. Die Rechte der Reichs-Versammlung in Frankfurt gibt ein schönes Vorbild.“ Namentlich für Preußen, so Brüggemann, sei „eine starke conservativ-liberale Majorität“ dringendes Bedürfnis. ([Karl Heinrich Brüggemann:] Kein Centrum!)

1087

Friedrich Engels Der Wiener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ 16./17. Februar 1849 (S. 461)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. In derselben Ausgabe der NRhZ erschienen zudem Engels’ Artikel „Die ,Kölnische Zeitung‘ über den magyarischen Kampf“ (S. 462–466) sowie eine von ihm verfasste Rubrik „Ungarn“ (S. 469–473).

Zeugenbeschreibung J * Köln, 17. Febr. (Der Wiener Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849, S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 461.23

Walfisch] J Wallfisch

ERLÄUTERUNGEN 461.1–4

Eugen Alexis Schwanbeck, schrieb in der „Kölnischen Zeitung“ von August 1847 bis Herbst 1849 Leitartikel unter dem Signum Δ+ Δ“ wurden „Δ“. Die Wiener Korrespondenzen mit dem Signum „+ dagegen von Max Schlesinger verfasst, der sich in der österreichischen Hauptstadt aufhielt. (Siehe Buchheim: Die Geschichte der Kölnischen Zeitung. Bd. 2. Anhang: Zur Deutung der Signaturen. S. 4 und 11; ferner Bd. 2. S. 168 und 228 sowie Bd. 3. S. 99 und 169f.)

461.14

Panduren] Siehe Erl. 128.26.

461.16–19

Δ+ Δ Wien, 11. Febr. In: Kölnische Zeitung. [Max Schlesinger:] + Nr. 40, 16. Februar 1848. S. 4.

461.23–24

„Hat doch bis haben.“] Aus „Zahme Xenien“. (In: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Bd. 56. Stuttgart, Tübingen 1842. S. 105.)

1088

Friedrich Engels Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf 16./17. Februar 1849 (S. 462–466)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Mit dem vorliegenden redaktionellen Artikel antwortete Engels auf einen Leitartikel der „Kölnischen Zeitung“ vom 17. Februar 1849, in dem Eugen Alexis Schwanbeck Berichterstattung und Kommentierung der „so genannte[n] demokratische[n] Presse in Deutschland“ über den Krieg in Ungarn kritisierte. Die eigene Unparteilichkeit betonend, warf Schwanbeck der demokratischen Presse vor, in ihrer Parteinahme für die aufständischen Magyaren die Ungarn „auf dem Papier tüchtig siegen“ zu lassen und „die österreichischen Bulletins als bloße Aufschneidereien“ herauszustellen. ([Eugen Alexis Schwanbeck:] Der ungarische Krieg. Δ Köln, 16. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 1.) Schwanbecks Artikel richtete sich nicht zuletzt gegen die NRhZ, ohne diese jedoch zu erwähnen. In derselben Ausgabe der NRhZ erschienen von Engels zu Ungarn zwei weitere Beiträge. (S. 461 und 469–473.) Marx nahm 1859/1860 in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ in seinem persönlichen Exemplar der NRhZ drei Anstreichungen am Rand von Engels’ Artikel vor. (RGASPI, Sign. f. 1, op. 1, d. 268.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 17. Februar. (Die „K. Z.“ über den magyarischen Kampf.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 1, Sp. 2, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 463.41 464.4 464.21 465.15

Jellachichs] J Jellachich wie viel] J wiel vie unregelmäßigen] J unregelmäßige Tokaj] J Tokai

1089

Friedrich Engels · Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf

ERLÄUTERUNGEN 462.2–3

Aus Johann Andreas Rothes Kirchenlied „Ich habe nun den Grund gefunden“ von 1727.

462.6

Gefühl tiefster Entrüstung] [Eugen Alexis Schwanbeck:] Die österreichische Note vom 4. Februar. Δ Köln, 12. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 37, 13. Februar 1849. S. 1. – Dort heißt es: „Ein Gefühl tiefster Entrüstung führt heute unsere Feder. ... Das Actenstück, das in dieser österreichischen Note vor uns liegt, ist der Fehdebrief Oesterreichs an den deutschen Bundesstaat.“ – Die vom österreichischen Ministerpräsidenten Felix Fürst zu Schwarzenberg verfasste Note vom 4. Februar 1849 richtete sich gegen das von der Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung favorisierte Ziel eines deutschen Nationalstaats, in dem die deutschen Provinzen Österreichs einbezogen werden sollten, aber ohne die außerhalb des Deutschen Bundes befindlichen Länder der Monarchie (Galizien, Ungarn, Kroatien und Lombardei-Venetien). Dagegen hielt die Regierung Schwarzenberg an der staatsrechtlichen Gesamtmonarchie in einem Staatenbund fest. (Siehe Frankfurter Nationalversammlung. 168. Sitzung, 12. Februar 1849. Wigard. Bd. 7, S. 5149– 5151. – Siemann: Die deutsche Revolution von 1848/49. S. 193–195. – Für den Wortlaut siehe [Albert Lehfeld:] !!! Frankfurt, 9. Febr., Abends, 9 Uhr. In: NRhZ. Nr. 219, 11. Februar 1849. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 1–3. – Siehe Erl. 442.2–3.)

462.9–14

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Der ungarische Krieg. Δ Köln, 16. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 1.

463.8–9

misera contribuens plebs] das arme steuerzahlende Volk. – Zitat aus einer Kodifikation ungarischer Standes- und Gewohnheitsrechte („Tripartitum opus juris consuetudinarii“) des Juristen Stephan Verböczi von 1514.

463.21–23

Am 3. März 1848 forderte Lajos Kossuth auf dem Pressburger ungarischen Landtag die Besteuerung des Adels, die Beseitigung der grundherrschaftlichen Untertänigkeit der Landbevölkerung sowie die Aufhebung der grundherrlichen Gerichtsbarkeit. Diese und weitere Vorschläge, wie die Abschaffung der herrschaftlichen Renten und Dienstleistungen (Urbariallasten, Zehnt, Robot), wurden am 18. März in der Magnaten- und Deputiertentafel angenommen, am 23. März die Abschaffung der Unveräußerlichkeit des adligen Grundbesitzes und die Entschädigung der Grundbesitzer. (Siehe Dea´k: Die rechtmäßige Revolution. S. 68/69, 81 und 83.)

1090

Erläuterungen

463.38–41

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Der ungarische Krieg. Δ Köln, 16. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 1.

464.26–41

Ebenda. – Hervorhebungen und Ausrufezeichen von Engels.

465.7–12

Ebenda. – Hervorhebungen und Einfügung in Klammern von Engels.

465.18

Siehe Engels’ kommentierte Wiedergabe in der Beilage der NRhZ vom 18. Februar 1849 (S. 469–473).

465.22–23

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Der ungarische Krieg. Δ Köln, 16. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 1.

465.24–25

Siehe S. 363.1–2 und Erl.

465.30–33

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Der ungarische Krieg. Δ Köln, 16. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 1.

466.10–11

Ebenda. – Hervorhebungen von Engels.

466.13–18

[Eugen Alexis Schwanbeck:] Rußland. Δ Köln, 22. März. In: Kölnische Zeitung. Nr. 83, 23. März 1848. S. 1.

466.27–31

Siehe Engels: Ungarn. 18. Februar 1849 (S. 469–473).

1091

Karl Marx / Wilhelm Wolff Stein 16./17. Februar 1849 (S. 467/468)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Angesichts des bevorstehenden Zusammentretens der neugewählten preußischen Kammern am 26. Februar 1849 in Berlin wird in dem vorliegenden redaktionellen Artikel der NRhZ vom 18. Februar die politische Unabhängigkeit der Zeitung nicht nur gegenüber den Regierungen, sondern erneut auch gegenüber allen demokratischen Parlamentsfraktionen bekräftigt. Bereits am 6. Februar hatte die NRhZ angekündigt, nach Beendigung der preußischen Wahlen alle demokratischen Wahlkandidaten anzugreifen, die den Berliner „Staatsstreich vom 5. Dezbr.“ anerkennen würden. (S. 373/374 und 395/396 sowie zur Gesamtproblematik S. 593–596.) Zwei Tage zuvor hatte die Zeitung Korrespondenzen aus Düsseldorf, Berlin und Breslau gedruckt, in denen den Demokraten Hugo Wesendonck, Benedikt Waldeck und Julius Stein mangelnde Entschiedenheit in der Frage der Ablehnung der oktroyierten preußischen Verfassung vom 5. Dezember 1848 vorgeworfen wurde. (Erl. 373.2–3 und 373.24–25. – Zur Rolle des schlesischen Abgeordneten Julius Stein in der Berliner Nationalversammlung siehe MEGA➁ I/7. S. 679–681, 908, 1543/1544, 1557 und 1560.) Der Artikel wurde von Marx unter wahrscheinlicher Mitwirkung von Wilhelm Wolff geschrieben. Inhaltliche und sprachliche Übereinstimmungen mit mehreren – von Marx verfassten – früheren Artikeln bzw. mit seinen Darlegungen in einer Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins (S. 542.39) belegen seine Autorschaft. Wolff hat zumindest den Absatz beigetragen, in dem Konflikte in und um die Breslauer „Schlesische Zeitung“ bewertet werden. (S.467.25–29 und Erl.) Der Artikel wurde am 16. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. 1860 strich Marx in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ in seinem persönlichen Exemplar der NRhZ am linken Rand der ersten Spalte mit schwarzer Tinte den ganzen Artikel an und zitierte in seinem entsprechenden Exzerptheft zwei Abschnitte aus dem Artikel. (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94–) In seiner Schrift bemerkte Marx ironisch über Julius Stein: „Die Neue Rheinische Zeitung hatte viel an dem Stein herumgehauen, um ihn zur Büste zuzuhauen.“ (Marx: Herr Vogt. In: MEGA➁ I/18. S. 252.)

1092

Erläuterungen

Zeugenbeschreibung J * Köln, 16. Febr. (Stein.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 467.1–6

Zu dem Breslauer Verein für gesetzliche Ordnung siehe × Breslau, den 11. Dez. (Der „Verein für gesetzliche Ordnung“ und die „Stadtverordneten“); und * Breslau, 12. Decbr. (Erklärung des Abgeordneten Stein.) In: NRhZ. Nr. 169, 15. Dezember 1848. S. 3, Sp. 3.)

467.7–8

Von Marx bzw. Engels im Sommer und Herbst 1848 mehrmals in der NRhZ betont. (Siehe S. 50.15–17 und Erl. sowie MEGA➁ I/7. S. 545. – Heinrich Bürgers: Die demokratische Partei. (NRhZ. Nr. 2, 2. Juni 1848.) Ebenda. S. 795/796.)

467.9–14

Wo es bis Thatsache hin] Siehe Marx’ ähnliche Äußerung in der Komiteesitzung des Kölner Arbeitervereins am 15. Januar 1849 (S. 542.39) sowie in dem Artikel „Wesendonck“ (S. 373.20–21).

467.14–16

Siehe Marx: Wesendonck (S. 373.24–25).

467.21–23

Siehe Marx / Engels: Inkompetenzerklärung der Versammlungen zu Frankfurt und Berlin. (NRhZ. Nr. 12 u. 13, 13. Juni 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 105. – Siehe Ernst Dronkes Schilderung der Auseinandersetzungen in den beiden Sitzungen der Frankfurter Nationalversammlung vom 7. und 8. August 1848, die er abschließend kommentierte: „[W]ir kennen diese Linke, welche mit Ausnahme von [Friedrich] Schlöffel, [Franz] Schmidt aus Schlesien und zwei oder drei andern Männern, nur durch die Eitelkeit parlamentarischer Schwätzerei an diese Versammlung gefesselt wird und in einem demokratischen Konvent die äußerste Rechte ausfüllen würde.“ ([Ernst Dronke:] )·( Köln, 11. Aug. (Die Sitzung der Nationalversammlung vom 7. und 8. August.) In: NRhZ. Nr. 74, 13. August 1848. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1.)

467.25–29

Höchstwahrscheinlich von Wilhelm Wolff, der vom 19. Mai bis zum 14. Juni 1848 die „Schlesische Chronik“ in Breslau redigierte und erst in der zweiten Junihälfte in Köln eintraf. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 898.)

468.2–6

Siehe S. 373.24–25 und Erl.

1093

Friedrich Engels Ungarn. 18. Februar 1849 16./17. Februar 1849 (S. 469–473)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. In der „Zweiten Ausgabe“ derselben Nummer vom 18. Februar 1849 druckte die NRhZ – wahrscheinlich auf Veranlassung von Engels – drei Nachrichtenbeiträge über den Einmarsch eines russischen Armeekorps in Siebenbürgen nach: „Wir entnehmen der ,Breslauer Zeitung‘ folgende ,Von der ungarischen Gränze, den 10. Febr.‘ datirten Nachrichten“. (Siehe Ungarn. [Rubrik.] In: NRhZ. Nr. 225, 18. Februar 1849. Zweite Beilage. S. 2, Sp. 2. – Siehe S. 522.38–523.36 und Erl.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Das zweiundzwanzigste Bülletin.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 469.24 469.24 469.26 470.2 470.7 472.25 472.33 472.34 472.36 473.7 473.7

1094

Kiesewetter] J Keisewetter Kirchdrauf] J Kirchdorf ist] J in Jablonowsky ] J Jablanovsky Dukla] J Dakla Siklos-Baranyavar ] J Sikloo-Baranyavar Zombor] J Zomber dort] J ddrt Theil] J Thel über] J ober Naszvad] J Naszrad

Erläuterungen

ERLÄUTERUNGEN 469.4–8

22. Armee-Bulletin. [Gez.:] Der Civil- und Militär-Gouverneur: Welden. In: Wiener Zeitung. Nr. 38, 14. Februar 1849. S. 1. – Längere Zitate wurden in der NRhZ in Petitschrift wiedergegeben.

469.17–470.8 Ebenda. – In Petitschrift. 470.14–16

Siehe Friedrich Engels: Der Kampf in Ungarn (S. 365.10).

470.24

„lächerlichen Aufschneidereien“] S. 392.5 und Erl.

470.40–471.20 22. Armee-Bulletin. [Gez.:] Der Civil- und Militär-Gouverneur: Welden. – In Petitschrift. Siehe S. 479–481. 472.22–27

22. Armee-Bulletin. [Gez.:] Der Civil- und Militär-Gouverneur: Welden. – In Petitschrift.

472.32–37

Ebenda. – In Petitschrift.

473.2–14

Ebenda. – In Petitschrift.

473.3

Feldmarschall] Windischgrätz.

473.13

90 ] Wiener Zeitung: 96.

473.27–28

Siehe Marx: Die Teilung der Arbeit bei der „Kölnischen Zeitung“. (S. 397–402.)

1095

Friedrich Engels Die Kroaten und Slowaken in Ungarn 16./17. Februar 1849 (S. 474–476)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Febr. (Die Kroaten und Slovaken in Ungarn.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 2/3. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 476.2

Adelsherrschaft] J Adelherrschaft

ERLÄUTERUNGEN 474.1–3

Die „Salzburger Constitutionelle Zeitung“ meldete: „Pesth, 7. Febr. Sicheren Nachrichten zu Folge hat der Herr General Ottinger die Insurgentenarmee weit jenseits der Theiß tüchtig geschlagen und befindet sich im raschen Marsch auf Debreczin.“ (Salzburger Constitutionelle Zeitung. Nr. 39, 14. Februar 1849. S. 178.)

474.4–7

Siehe Marx: Sieg der Kontrerevolution zu Wien (S. 66–68).

474.9–20

„Im Banate bis kommen.“] Temesˇvar, 1. Februar. (Gr. Z.) (Die Serben.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 37 [irrtüml.: 36], 13. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Hervorhebungen von Engels.

474.21–23

Siehe = Agram, 8. Februar (Karlowic in Belagerungszustand erklärt.) Ebenda. S. 4.

474.26–475.2 * Prag, 13. Febr.. (Die Kroaten.) In: Deutsche Allgemeine Zeitung. Leipzig. Nr. 48, 17. Februar 1849. Beilage. S. 513. – Hervorhebungen durch Engels.

1096

Erläuterungen

475.3–10

Siehe Kremsier, 11. Februar. (Klagen aus der Slowakei.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 38, 14. Februar 1849. S. 1.

475.10–13

Siehe + Wien, 12. Febr. (Gerüchte aus Ungarn. Die Russen. Recrutenverweigerung in Oberösterreich. Belagerungszustände.) Ebenda.

475.16–22

Ebenda.

475.31–32

Siehe * Wien, den 13. Febr. (Das k.k. Kommissariat. – Bemerkung des „Slavenski jug“.) In: NRhZ. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 2, Sp. 3. – Dort heißt es: „In Kroatien herrscht immer ärgere Aufregung. Windischgrätz hat ein K. K. Kommissariat für die Slaven und Magyaren gebildet. Das in Agram [Zagreb] erscheinende Blatt ,Slavenski jug‘ bemerkt hierzu: Wir haben diesen neuen Akt der österr. Olla potrida-Politik ohne Uebersetzung aufgenommen. Unsere Nation ist jetzt sattsam belehrt, wie ihr unsre Regierung in den Händen eines Stadion und Kulmer die ungeheueren Opfer an Gut und Blut [bel]ohnt, die sie gebracht für den Thron des Kaisers und des nicht gekrönten Königs von Kroatien Fr[anz] Josef I.“ (Olla podrida, eine Art Eintopf.) – Im November 1848 wurde die Zeitschrift in der NRhZ als „wichtigste Zeitschrift des Südslaventhums“ bezeichnet. (Prag. (Vorboten der Spaltung in der Partei der Sieger.) In: NRhZ. Nr. 138, 9. November 1848. S. 2, Sp. 3.)

475.35–40

Siehe † Preßburg, 12. Februar. Die Besorgnisse ... In: Die Presse. Wien. Nr. 38, 14. Februar 1849. S. 1/2.

476.9

Siehe S. 462–466.

1097

Friedrich Engels Die Kriegskunst der Kaiserlich-Königlichen 17./18. Februar 1849 (S. 477/478)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 18. Febr. (Die Kriegskunst der K. K.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 3, bis S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 477.10–23

[Heinrich Laube:] Uebersicht der Kriegsoperationen in Ungarn. = Wien, 6 Febr. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 46, 15. Februar 1849. Beilage. S. 701. – Hervorhebungen von Engels.

477.20

Banus] Joseph Jelacˇic´.

477.21

Reservecorps] Ein solches Reservekorps gab es nicht.

478.5–6

Aus dem „Lied vom Bürgermeister Tschech“, 1844, anonymes Volkslied. – Das Lied verbreitete sich, nachdem am 26. Juli 1844 das Attentat des ehemaligen Bürgermeisters von Storkow Heinrich Ludwig Tschech auf das preußische Königspaar misslungen und Tschech am 14. Dezember hingerichtet worden war. Das in Preußen verbotene Lied veröffentlichte die „DeutscheBrüsseler-Zeitung“ in Nr. 30 vom 14. April 1847, nachdem das Blatt berichtet hatte, dass der Publizist Eduard Meyen „wegen des so allgemein in Deutschland bekannten Volksliedes ... zu 2 Wochen Gefängniß verurtheilt worden“ sei. (Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Nr. 29, 11. April 1847. S. 3.)

1098

Friedrich Engels Ungarn. 21. Februar 1849 19./20. Februar 1849 (S. 479–481)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Die NRhZ vom 21. Februar 1849 erschien nur mit zwei Seiten. Unterhalb des Titels machte die Redaktion die Mitteilung: „Der kölnische Karneval hat der Mehrzahl unserer Setzer heute nicht gestattet, auf die Setzerei zu kommen. Wir sind daher genöthigt, heute in verkleinerter Gestalt zu erscheinen.“ (Siehe NRhZ. Nr. 227, 21. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.) Es ist deshalb möglich, dass die vorliegende Rubrik bereits am 19. Februar geschrieben und auch bereits an diesem Tag gesetzt wurde.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] Olmützer Blätter bringen die Nachricht ... In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 227, 21. Februar 1849. S. 1, Sp. 3. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 479.6–480.19 Siege des Generals Bem. ## Aus Ungarn, 12. Febr. (Magyarische Korrespondenz.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 40, 17. Februar 1849. Beilage. S. 433. – Wörtlich übernommen. 479.15–20

Ein sehr

480.15–19

Siehe S. 482–484.

bis

S t a d t e i n . ] Hervorhebung von Engels.

480.19–481.6 Ein Brief bis respectirt.] ** (Gräuelscenen aus dem ungarischen Kriege.) Ebenda. – Wörtlich übernommen. 481.7–10

Verläßlichen bis geschlagen.] Siehe N.B. Wien, 15. Jan. (Tagesbericht.) Ebenda. S. 432.

1099

Friedrich Engels Ungarn. 22. Februar 1849 20./21. Februar 1849 (S. 482–484)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Windischgrätz. – Juden und Südslaven.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 228, 22. Februar 1849. S. 2, Sp. 2/3. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 482.26 483.7 483.22 483.22 483.40 484.9

ein] J ei honve´delmi bizottma´ny] J honve´dmi bizotma´ny Napole´on] J Napolen Constitutionelle] J Corrosp. Prachiner] J Praschimer des] J der

ERLÄUTERUNGEN 482.2

betrogenen Betrüger] Nach Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise. 3. Akt, 7. Szene. – Siehe MEGA➁ I/7. S. 156 und 734.

482.8–483.17 Ungarn. Pesth, 13. Februar. (Amtliches.) – Proclamation. In: Wiener Zeitung. Abend-Beilage. Nr. 40, 15. Februar 1849. S. 158. – Hervorhebungen von Engels. 482.26

Jus Gladii] Recht auf das Schwert (Recht auf Hochgerichtsbarkeit)

483.7–8

honve´delmi bizottme´ny] Landesverteidigungsausschuss. – Der im September 1848 gebildete Ausschuss hatte seit Oktober in Ungarn die Vollzugsgewalt mit Lajos Kossuth als Präsidenten inne.

1100

Erläuterungen

483.17

manu propia] eigenhändig

483.19

„Bürger und Kommunist“] Anspielung auf eine Formulierung des preußischen Generals Otto von Drigalski. (S. 136.7–9 und Erl.)

483.21–22

„Anfang der Ausführung“] Nach Art. 2 des Code Pe´nal von 1810 sollte „jeder Versuch eines Verbrechens, der ... einen Anfang der Ausführung erhalten hat“, gleich dem vollendeten Verbrechen bestraft werden. (Code Pe´nal. Strafgesetzbuch. In: Les Cinq Codes. Mit gegenüberstehender deutschen Uebersetzung. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842.)

483.24–28

Δ Pest, 13. Februar (Die Juden.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 41, 17. Februar 1849. S. 4.

483.30

„Ablösung der Feudallasten“] Siehe Engels: Debatte über die bisherige Ablösungsgesetzung. (NRhZ. Nr. 67, 6. August 1848.) In: MEGA➁ I/7. S. 501–506.

483.36–37

(die N.Rh.Z.

bis

gewußt)] Siehe S. 371/372 und 474–476.

483.38–484.22 Von der österreichischen Grenze, 14. Febr. In: Leipziger Zeitung. Nr. 48, 17. Februar 1849. S. 731 und 733. 484.13–16

alle in bis herzustellen.] Hervorhebung von Engels. – Siehe Engels: Die „Kölnische Zeitung“ über den magyarischen Kampf (S. 462–466).

484.23

Nicht ediert werden aus dem „Constitutionellen Blatt aus Böhmen“, Prag, Nr. 40 vom 16. Februar 1849, und der „Leipziger Zeitung“, Nr. 47 vom 16. Februar 1849, wörtlich übernommene Nachrichtenbeiträge. (Agram, 11. Febr. (Ursache des Belagerungszustandes von Karlowitz.); Von der österreichischen Gränze, 12. Febr. (Essek angeblich von den Kroaten genommen.) In: NRhZ. Nr. 228, 22. Februar 1849. S. 2, Sp. 3.)

1101

Karl Marx Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirtschaft 21. Februar 1849 (S. 485–487)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1075–1077.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Febr. (Weiterer Beitrag zur altpreußischen Finanzwirthschaft.) [Leitart.] In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 229, 23. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 486.18 486.40 487.7

Mienen] J Minen 831/2%] J 831/2 gewonnenen] J gewonnen

ERLÄUTERUNGEN 485.1–2

Siehe S. 446–455.

485.4

Tatsächlich war ein Substraktionsfehler vorausgegangen. (Siehe S. 1077.)

485.24–25

Siehe Denkschrift über die Verwaltung des Staatsschatzes für die Zeit von 1840 bis 1846. [Gez.:] Thile. In: Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847. Berlin 1847. Bd. 1. S. 226/227. – Siehe S. 447.14–16 und Erl. sowie MEGA➁ I/7. S. 72, 322, 1071 und 1293.

486.23–25

Ebenda. S. 227.

487.16–17

Siehe Marx bereits ähnlich in seiner Rede vor Gericht am 7. Februar 1849 (S. 419.29).

1102

Karl Marx Anton Gladbach und Joseph DuMont 21./22. Februar 1849 (S. 488)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1081. Der Artikel wurde am 21. Februar 1849 bzw. am Vormittag des Folgetages geschrieben.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 22. Febr. (Gladbach und J. Dumont.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 229, 23. Februar 1849. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung in einer Marx-Engels-Ausgabe. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 488.4–7

Herrn Joseph DuMont ... [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 227, 21. Februar 1849. S. 4.

488.8–11

Zur Charakteristik ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 45, 22. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Zu den beiden Anzeigen siehe An Herrn A. Gladbach. [Gez.:] 21 Wahlmänner der Stadt Mülheim a.Rh. [Anzeige] sowie Die Erben Martin in Odenthal. [Gez.:] Für die Erben Martin: P.J. Martin. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 44, 21. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Siehe ferner An A. Gladbach in Odenthal. [Gez.:] P.J. Martin. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 39, 15. Februar 1849. Erste Beilage. S. 2/3.

1103

Karl Marx Eine Denunziation 21./22. Februar 1849 (S. 489/490)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG In dem vorliegenden Artikel antwortet Marx auf den Vorwurf der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ vom 20. Februar 1849, die NRhZ schweige bewusst über ein angeblich in Paris bestehendes Büro der „rothen Demokraten“ und unterstütze damit dessen auch nach Deutschland sich erstreckende Propagandaaktivitäten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Marx den Artikel verfasst. Erstens muss er sich als Chefredakteur gefordert gesehen haben. Zweitens weist die Bemerkung über die „Rheinische Zeitung“ von 1842/43, die er zeitweise geleitet hatte, auf ihn hin. Schließlich wird in dem Artikel eine Formulierung wiederholt, die wahrscheinlich von Marx stammt oder an der er zumindest wesentlich mitgewirkt hatte. (S. 490.5–8 und Erl.) Der Artikel wurde am 21. Februar 1849 geschrieben, spätestens am Vormittag des folgenden Tages. Ernst Dronke äußerte in einem Brief an Engels (geschrieben nach dem 24. Februar 1849) die – unzutreffende – Vermutung: „Die Correspondenz der Ob[er-] P[ost-] A[mts-] Z[ei]t[un]g über den ,revolutionären Hexenkessel‘ ... ist wie ich glaube von Ewerbeck selbst, der bloß um sich wichtig zu machen auch gegen sich selbst schreibt.“ (MEGA➁ III/3. S. 255.) Moses Hess korrespondierte zwar regelmäßig aus Paris für die „Frankfurter Postamts-Zeitung“, aber auch er war in keinem Fall Verfasser des Berichts. (Siehe Heinrich Malten an Moses Hess, 4. Juni 1848. In: Moses Hess. Briefwechsel. S. 195, Anm. 2; MEGA➁ III/2. S. 1054. – Siehe Hess’ Korrespondenzen in der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ vom 19., 23., 24., 26. Februar und 2. März 1849.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 22. Febr. (Eine Denunciation.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 229, 23. Februar 1849. S. 1, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. – Erstveröffentlichung als Beitrag von Marx. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 489.1–3

1104

Gemeint war Carl Peter Berly, der 1829 die Leitung der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“ des Fürsten Thurn und Taxis

Erläuterungen

übernommen und als Redakteur der Zeitung bis zu seinem Tod 1847 gewirkt hatte. Offensichtlich erhielt er als „ancien agent“ regelmäßig Zuwendungen aus den Geheimfonds des französischen Außenministeriums. (Siehe Revue re´trospective, ou Archives secre`tes du dernier gouvernement. Paris 1848. S. 36–41 – Zu unterscheiden von Taschereau’s Revue re´trospective, ou, Bibliothe`que historique (1833–38). – Herrenkind: Die Frankfurter Oberpostamtszeitung. S. 176 und 208.) 489.13

Heinrich Malten war seit 1847 Hauptredakteur der „Frankfurter Oberpostamts-Zeitung“. 1848 setzte er alles daran, die Zeitung „als officielles Organ der Centralgewalt Deutschlands und des deutschen Reichsministeriums“ zu etablieren. (Ebenda. S. 208.)

489.16–490.4 Paris, 15. Febr. Die Reihen der Bannerträger ... In: Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Nr. 44, 20. Februar 1849. S. 3. – Dort wird diese Textstelle aus einem Bericht der Berliner Tageszeitung „Deutsche Reform“ als Beleg dafür zitiert, dass in Frankreich trotz aller Niederlagen die „rothen Demokraten“ nicht aufgehört hätten, an den Erfolg ihrer Pläne zu glauben. Die „deutschen Demokraten“ würden eine wichtige Rolle spielen und seien auch an den Pariser Demonstrationen („Complott“) vom 29. Januar 1849 beteiligt gewesen. Über Hermann Ewerbeck teilte der Korrespondent der Frankfurter Zeitung mit: „[A]ls Beweis für die maßlosen Extravaganzen der deutschen Demokraten führt die ,Opinion publique‘ eine Stelle aus einer Rede an, welche Hermann Ewerbeck bei einem neulich stattgehabten Bankett hielt und worin er sagte: ,Laßt uns den Kampf, der bald ausbrechen wird, benutzen meine Brüder! Hinter dem Rücken unserer Tyrannen, an den Ufern der Oder und der Elbe werden wir uns erheben und den deutschen Terrorismus organisiren. Es lebe Robespierre, Danton, SaintJust, Marat und alle ihre Nachfolger.‘“ (Ebenda. – Zu dem Bankett am 24. Dezember 1848 siehe [August Hermann Ewerbeck:] Δ Paris, 26. Dez. (Bankette.) In: NRhZ. Nr. 181, 29. Dezember 1848. Beilage. S. 2, Sp. 1.) 490.5–8

Siehe ähnlich bereits Marx / Korff / Naut / Schulz: Bestellungen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ (S. 241).

490.11–13

wir sind bis von ihnen.] Am 18. März 1849 verlangte August Hermann Ewerbeck von den Geranten der NRhZ Aufklärung über diese Textstelle, die er offensichtlich auf sich bezog. (August Hermann Ewerbeck an die Herren Geranten der NRhZ, 18. März 1849. (RGASPI, Moskau, f. 23, op. 1, d. 14/20.))

1105

Friedrich Engels Ungarn. 24. Februar 1849 22./23. Februar 1849 (S. 491–494)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. In derselben Ausgabe der NRhZ erschien eine Korrespondenz Eduard Müller-Tellerings aus Leipzig. (Siehe Müller-Tellering an Marx, 29. Februar 1849. S. 236. In: MEGA➁ III/3. S. 211.) In ihr kommentierte er ebenfalls das 23. Armeebulletin Weldens sowie die Einnahme der Festung Esseg (Osijek) und die von Windischgrätz der jüdischen Bevölkerung auferlegte Ablösung. ([Eduard Müller-Tellering:] ·· Wien, 18. Febr. (Das 23. Armeebülletin. – Die Uebergabe der Festung Essegg. – Windischgrätz und die Juden.) In: NRhZ. Nr. 230, 24. Februar 1849. S. 1, Sp. 2/3. Rubrik: Deutschland. – Siehe Engels: Ungarn. 22. Februar 1849 (S. 482–484).) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (23. Bülletin – Vom Kriegsschauplatz.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 230, 24. Februar 1849. S. 2, Sp. 1–3. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 491.11 492.9 492.36 493.4 494.31

Szadorlak] J Szaderlak Bartosfalva ] J Berthodfalva Tokaj] J Tokai Tokaj] J Tokai Szanto ] J Szento

ERLÄUTERUNGEN 491.3–492.30 23. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien am 17. Februar 1849. Der Civilund Militär-Gouverneur: Welden. In: Wiener Zeitung. Nr. 42, 18. Februar 1849. S. 488. – In Petitschrift. 492.36–37

1106

Siehe S. 469–473.

Erläuterungen

493.14

* Wien, 18. Februar. (Aus Ungarn.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 43, 21. Februar 1849. Erste Beilage. S. 463. – Wörtlich übernommen. – Die Festung Szegedin wurde von den Serben nicht eingenommen. (Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges. Bd. 1. S. 239.)

493.37–494.24 östreichischen bis begünstigt.] Von der ungarischen Gränze, 18. Februar. (Der Krieg.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 43, 21. Februar 1849. Erste Beilage. S. 463. – Wörtlich übernommen. 494.23

wo

494.25–29

Δ Pesth, 15.:Februar. (Verstärkung der Theißarmee.) In: Der Lloyd. Morgenblatt. Wien. Nr. 84, 18. Februar 1849. S. 2.

494.33–34

Anspielung auf die Behauptung in einem von Engels kommentierten Artikel der „Kölnischen Zeitung“ (S. 363–367).

494.35

Eine wörtlich der „Breslauer Zeitung“ vom 20. Februar 1849 entnommene Korrespondenz wird hier nicht ediert. Einleitend heißt es in der NRhZ: „Von der siebenbürgischen Gränze schreibt man der Breslauer Zeitung folgenden germanisch-walachischkaiserlichen Heulartikel, der übrigens die Infamie der k.k. Generale bestätigt.“ (Von der siebenbürgischen Gränze schreibt man ... In: NRhZ. Nr. 230, 24. Februar 1849. S. 2, Sp. 3. – Siehe Von der siebenbürgischen Grenze ... In: Breslauer Zeitung. Nr. 42, 20. Februar 1849. Erste Beilage. S. 454.)

bis

Herr ist] Hervorhebung von Engels.

1107

Karl Marx Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss der Demokraten Zwischen Anfang Februar und 24. bzw. 26. Februar 1849 (S. 495–512)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 8. Februar 1849 mussten sich die Mitglieder des rheinpreußischen Kreisausschusses der Demokraten, Karl Marx, Karl Schapper und Karl Schneider, aufgrund ihres Aufrufs zur Steuerverweigerung vom 18. November 1848 (S. 109) wegen Aufreizung zur Rebellion vor einem Kölner Geschworenengericht verantworten. Nachdem die „Kölnische Zeitung“ das freisprechende Urteil – wie die NRhZ (S. 387/388) – am 9. Februar 1849 mitgeteilt hatte, veröffentlichte sie am 10. Februar einen protokollartigen Bericht der Gerichtsverhandlung mit ausführlicher Schilderung der Ausführungen der Staatsanwaltschaft und der Angeklagten. Der Bericht beruhte aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Mitschrift eines von ihr beauftragten Stenographen. Die NRhZ begann mit der Veröffentlichung ihres insgesamt fast sechs Zeitungsseiten umfassenden Berichts neun Tage später, am 19. Februar, und setzte ihn in den Ausgaben vom 25., 27. und 28. Februar 1849 fort. (Siehe S. 457 sowie Erl. 495.4.) Wahrscheinlich nutzte die NRhZ für die Wiedergabe der Ausführungen der Anklagevertretung den Bericht der „Kölnischen Zeitung“. Die Reden der Beklagten gab sie nach deren Manuskripten wieder. (Erl. 495.4.) Auch die vorliegende Verteidigungsrede von Marx wurde in der NRhZ nicht als gesonderter Artikel, sondern als Teil des Prozessberichts veröffentlicht. Inwieweit Marx sein ursprüngliches Redemanuskript nachträglich überarbeitete, ist unbekannt. Die von ihm veröffentlichte Fassung stimmt im Wesentlichen mit der von der „Kölnischen Zeitung“ publizierten Zusammenfassung überein, ähnlich verhält es sich mit den von der NRhZ wiedergegebenen Reden Karl Schappers und Karl Schneiders. (Siehe Erl. 495.4 sowie Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Köln, 8. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. 1. Beil. S. 1/2. – Zu Schneiders Rede siehe Erl. 387.27–28.) Marx entwarf seine Verteidigungsrede wahrscheinlich in den Tagen unmittelbar vor dem 8. Februar 1849 und stellte die Druckfassung spätestens am 24. bzw. 26. Februar fertig. Nach der Freisprechung der drei Angeklagten rückte die Redaktion unmittelbar vor dem Druck der aktuellen Ausgabe auf der Titelseite die Mitteilung ein: „* Köln, 8. Februar, Mittags 1 Uhr. So eben sind Marx, Schneider II. und Schapper von den Geschwornen freigesprochen worden.“ (NRhZ. Nr. 217, 9. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.) Einen Tag später kommentierte Marx den Prozessausgang. (Siehe S. 387/388.) Die in der NRhZ veröffentlichten Verhandlungen des Geschworenenprozesses in den Ausgaben vom 19., 25., 27. und 28. Februar 1849 wurden kurze Zeit

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Entstehung und Überlieferung

später als Separatdruck unter dem Titel „Zwei politische Prozesse“ zusammen mit den Verhandlungen des Presseprozesses vom 7. Februar (S. 409–420 und 421–426) als gesonderte Broschüre nachgedruckt. (Siehe S. 1054.) Dieses Mal verzichtete Marx – wahrscheinlich aus Zeitgründen – auf Korrekturen; die in der NRhZ befindlichen Fehler wurden beibehalten. Über den Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss berichteten zahlreiche deutsche und ausländische Zeitungen. (Siehe Köln, 8. Febr. (N.Rh.Z.) In: Aachener Zeitung. Nr. 36, 10. Februar 1849. S. 1; Köln, 8. Febr. In der heutigen Assisen-Sitzung ... In: Rhein- und Mosel-Zeitung. Koblenz. Nr. 33, 10. Februar 1849. S. 1; Köln, 8. Febr. ... Mittags 1 Uhr. In: Neue Deutsche Zeitung. Darmstadt. Nr. 36, 11. Februar 1849, S. 1; Köln, 8. Febr. (Assisenverhandlung.) In: Bamberger Zeitung. Nr. 42, 11. Februar 1849. S. 2; Köln, 8. Februar. (Freisprechungen.) In: Leipziger Zeitung. Nr. 42, 11. Februar 1849. S. 625; Köln, 8. Febr. (Urte[i]l.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 35, 11. Februar 1849. S. 374; Köln, 8. Februar. In der heutigen Assisensitzung ... In: Schlesische Zeitung. Breslau. Nr. 35, 11. Februar 1849. S. 430; Köln, 8. Febr. In: Deutsche Allgemeine Zeitung. Leipzig. Nr. 43, 12. Februar 1849. S. 452; Köln, 8. Febr. Der Haupt-Redakteur ... In: Nürnberger Kurier. Nr. [42], 14. Februar 1849. S. 3; Cöln, 8. Februar. (D.A.Z.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 38, 14. Februar 1849. Zweite Beilage. S. 1; Cöln 8. Februar. (D.A.Z.) In: Deutsche Zeitung aus Böhmen. Prag. Nr. 45, 15. Februar 1849. S. 337; Köln, 8. Februar. Gestern und heute ... In: Deutsche Londoner Zeitung. Nr. 203, 16. Februar 1849; (Wochenschau.) In: Illustrirte Zeitung. Leipzig. Nr. 295, 24. Februar 1849. S. 114; [Levin Schücking:] Die rheinische Presse. Köln, 3 [vermutl.: 9.] Febr. In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 46, 15. Februar 1849. Beilage. S. 702/703. – Siehe S. 1055. – Der Rheinische Kreisausschuß der Demokraten ... In: Deutsche Chronik für das Jahr 1848. Berlin 1849. S. 156.) Die „Neue Bonner Zeitung“ zitierte aus Marx’ Rede insbesondere den Gedanken, „dass die Regierung unmöglich sich auf Gesetze und Zustände stützen könne, die sie selbst mit Füßen getreten und umgestürzt habe. Die Regierung selbst habe den Rechtsboden verlassen und sich auf den Boden der Revolution gestellt.“ (Köln, 8. Febr. (Freisprechung der Steuerverweigerer.) In: Neue Bonner Zeitung. Nr. 33, 10. Februar 1849. S. 1.) Der Korrespondent der „Deutschen Reform“ berichtete, dass der Sitzungssaal „gedrängt voll von Menschen aus allen Ständen“ war und „eine feierliche Stille“ geherrscht habe: „Dr. Marx geißelte in einer langen Rede die staatlichen Angelegenheiten vom März v.J. bis jetzt, Schap[p]er sprach über die speziell vorliegende Anklage, und Schneider behandelte den juristischen Theil derselben.“ (†* Köln, 8. Februar. In: Deutsche Reform. Nr. 134, 10. Februar 1849. Abend-Ausgabe. S. 290.) Die „Allgemeine Oder-Zeitung“ bemerkte zu Beginn ihres Berichts: „Dieses Urtheil der Assisen ist ein zu bedeutungsvoller Commentar zu den Wahlen im Rheinlande, namentlich in Cöln, als daß wir nicht die in der Vertheidigungsrede der Angeklagten enthaltenen Motive für dasselbe mittheilen sollten.“ Das Blatt

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Karl Marx · Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss

gab die von der „Kölnischen Zeitung“ wiedergegebene Zusammenfassung der Rede von Marx sowie Auszüge aus den Zusammenfassungen der Reden von Schapper und Schneider wieder. (Köln, 8. Febr. (Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Nr. 36, 13. Februar 1849. Zweite Beilage. S. 1/2.) Die Londoner „Daily News“ berichtete: „Dr. Schneider, the newly elected deputy for Cologne, Herr Marx, the chief editor of the Neue Rheinische Zeitung, and Herr Schapper, who is also connected with that journal, were brought to trial on the 8th inst. in the Court of Assizes, on the charge of having incited to rebellion by publishing a circular urging the people not to pay taxes in obedience to the orders issued by the late national assembly in Berlin. A verdict of ,Not Guilty‘ was returned admidst the enthusiastic applause of a densely crowded court. This is another important victory for the democrats.“ (Germany. In: Daily News. London. Nr. 847, 12. Februar 1849. S. 5.) Der „Northern Star“ druckte diese Nachricht nach (Glorious Victory. In: The Northern Star. London. Nr. 591. 17. Februar 1849. S. 2), die in derselben Ausgabe in einem Korrespondentenbericht wiederholt wurde. Der Korrespondent bemerkte darüber hinaus: „Dr. Schneider is one of the most ardent democrats in Germany. Dr. Marx I know personally, and know him to be a man of transcendant talent and the most sterling patriotism. He is one of the great men of the future. His day is fast coming. When it comes, woe to the enemies of Labour; Carl Schapper is known to more than myself; personally to thousands in this metropolis, and by name, to tens of thousands in this country. When in England he was ever ready to give his fraternal aid to the cause of the English Proletarians“. (Letters to the Working Classes. [Gez.:] L’Ami du Peuple. February 15th, 1849. Ebenda. S. 5.) Hermann Schlüter, Leiter des Verlags der Volksbuchhandlung in Hottingen bei Zürich, veröffentlichte in der Reihe „Sozialdemokratische Bibliothek“ 1885 einen Nachdruck der gesamten Verhandlungen des Prozesses gegen den Rheinischen Kreisausschuss, einschließlich Marx’ Verteidigungsrede, mit einem Vorwort von Engels. (Karl Marx vor den Kölner Geschwornen. Prozeß gegen den Ausschuß der rheinischen Demokraten wegen Aufrufs zum bewaffneten Widerstand. (9. [vielm. 8.] Februar 1849.) Aus der „Neuen Rheinischen Zeitung.“ Mit einem Vorwort von Fr. Engels. Hottingen Zürich 1885. – Siehe Engels: Vorwort zu „Karl Marx vor den Kölner Geschwornen“. (1885.) In: MEGA➁ I/30. S. 75–81 und 726–739. – Engels an Hermann Schlüter, 16. Juni 1885.) Die Broschüre wurde am 8. Oktober 1885 als soeben erschienen angezeigt. Der Berliner Polizeipräsident Bernhard Freiherr von Richthofen erließ am 10. November ein Verbot der Schrift. (Siehe Atzrott: Sozialdemokratische Druckschriften. S. 9. – Siehe ferner [Eduard Bernstein:] Die Revolution von Oben und der sogen. Rechtsboden. Eine zeitgemäße Reminiszenz. In: Der Sozialdemokrat. Zentral-Organ der deutschen Sozialdemokratie. Zürich. Nr. 24, 11. Juni S. 1/2 und Nr. 26, 25. Juni 1885. S. 2. – A[rnold] Kerdijk: Karl Marx. Haarlem 1879. S. 44.) 1895 brachte der Verlag der Expedition des „Vorwärts“ (Th. Glocke) die Broschüre erneut unter demselben Titel und mit Engels’

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Erläuterungen

Einleitung heraus. Sie unterscheidet sich nur geringfügig von der 1885er Ausgabe. (MEGA➁ I/30. S. 728.)

Zeugenbeschreibung 1

J * Köln, 24. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. (Fortsetzung. Siehe Nr. 226.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; * Köln, 26. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. Ebenda. Nr. 232, 27. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. – Überschrift in den Inhaltsübersichten der jeweiligen Ausgaben der NRhZ: „Der Prozeß gegen den rheinischen Kreisausschuß der Demokraten.“ – Erstdruck. D2 Zwei politische Prozesse. Verhandelt vor den Februar-Assisen in Köln. Köln 1849. S. 42–63. Der Edierte Text folgt J1.

KORREKTURENVERZEICHNIS 497.12 498.12 500.1 501.10 502.3 506.34 510.26 511.1 512.14

zwei-,] J1 zweiDeputirten] J1 Deputirte befindlichen] J1 befindliche werden] J1 worden konstitutionellen] J1 konstittutionellen Verdolmetschung] J1 Verdollmetschung Büdgets] J1 Büdjets läugnen:] J1 läugnen. Machwerke] J1 Machtwerk

ERLÄUTERUNGEN 495.4

* Köln, 17. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Verhandelt zu Köln den 8. Februar. In: NRhZ. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2; Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; Nr. 232, 27. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 2; Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 1, Sp. 1, bis S. 2, Sp. 1. – Der Prozessbericht der NRhZ enthält keine Zusammenfassung der Anklage. Die „Kölnische Zeitung“ schrieb: „Die Angeklagten ... werden beschuldigt, durch den ... Aufruf [S. 109] zum Widerstande mit Gewalt und Thätlichkeiten gegen die mit der zwangsweisen Beitreibung der Steuern beauftragten Beamten gereizt zu haben. Durch jenen Aufruf ... ist zur Rebellion aufgefordert. Denn Rebellion ist jeder Angriff oder

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Karl Marx · Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss

Widerstand gegen ministerielle Beamte bei Ausübung ihrer Functionen. Wir haben es hier mit einer Anreizung zur Rebellion zu thun, welche keinen Erfolg gehabt hat; mit einem Vergehen, worauf die Bestimmungen der Artikel 209 und 217 des Strafgesetzes zur Anwendung kommen. Hätte jene Aufreizung Erfolg gehabt, so läge ein Verbrechen vor. Da das den Angeklagten zur Last gelegte Vergehen durch die Presse verübt worden, so gehört dasselbe zur Entscheidung der Geschworenen.“ (Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Köln, 8. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. Erste Beilage. S. 1.) Die Begründung der Anklage durch Staatsprokurator Moritz Bölling gab die NRhZ wörtlich nach dem Bericht der „Kölnischen Zeitung“ wieder. (Ebenda. – Siehe S. 387.27–28 und Erl.) 495.12

Siehe Erl. 194.6–9 und 194.10–15.

495.13–14

Siehe S. 192.12–20, und Erl. – Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 484–494.

496.30–31

Für die preußische Erste Kammer durften nach dem „interimistischen Wahlgesetz“ nur diejenigen wählen, die das 30. Lebensjahr vollendet hatten, „einen jährlichen Klassensteuersatz von mindestens 8 Thalern“ entrichteten oder ein Jahreseinkommen von mindestens 500 Talern bzw. Grundbesitz von wenigstens 5000 Talern nachwiesen. (Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 495/496. – Zur Berichterstattung der NRhZ siehe * Köln, 9. Januar. (Die Zusammensetzung der Wählerlisten.) In: NRhZ. Nr. 192, 11. Januar 1849. S. 1, Sp. 2/3.)

497.11–13

In ihrer Wahlberichterstattung vermerkte die NRhZ jeweils genau, ob es sich bei den am 5. Februar 1849 gewählten Kandidaten um frühere Abgeordnete handelte, die für den Steuerverweigerungsbeschluss der preußischen Nationalversammlung vom 15. November 1848 gestimmt hatten. Am 11. Februar 1849 meldete einer ihrer Berliner Korrespondenten als Zwischenergebnis: „106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer.“ (× Berlin, 11. Februar. (Wahlresultate.) In: NRhZ. Nr. 221, 14. Februar 1849. Beilage S. 1, Sp. 1.)

497.35–39

Vermutlich Anspielung auf den Artikel: Ob Königthum, ob Republik. In: Neue Preußische Zeitung. Berlin. Nr. 118, 15. November 1848. S. 848. – Siehe Erl. 99.23–24. – Siehe ferner Das Recht des Königs ... Ebenda. Nr. 116, 12. November 1848. S. 835–837. – Dort heißt es resümierend: Die Berliner Nationalversammlung „erklärt sich durch ihre Permanenz und durch

1112

Erläuterungen

die Ausschließung aller königlichen Einwilligung als Souverän im Lande und hebt damit die Souverainität, ja die oberste, vollziehende Gewalt des Königs auf. Das ist erklärter Aufruhr, und wenn sie nicht auf den gesetzlichen Weg zurückkehrt, so setzt sie damit den König in die Alternative, entweder auf seine königliche Gewalt zu verzichten oder mit äußerer Gewalt den Aufruhr niederzuschlagen.“ 498.15

Siehe S. 368–370 sowie MEGA➁ I/7. S. 46–49, 57/58, 93/94, 110 und 112.

498.22–23

verantwortlichen Ministers] Siehe MEGA➁ I/7. S. 48 und 1041.

498.39

Siehe S. 194.2 und Erl., Erl. 319.8–9 sowie MEGA➁ I/7. S. 93.

500.6–7

Code Napole´on, den ich in der Hand habe] Vermutlich das in der sog. Daniels-Liste aufgeführte Exemplar. (Siehe MEGA➁ IV/5. S. 303 und 559 sowie IV/3. S. 8.)

501.27–32

Zur zusammenfassenden Wiedergabe der Rechtfertigung der Anklage durch Staatsprokurator Moritz Bölling siehe * Köln, 17. Februar. Assisenverhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. In: NRhZ. Nr. 226, 19. Februar 1849. S. 1, Sp. 1/2; Assisen-Verhandlung wegen Aufreizung zur Rebellion. Köln, 8. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 35, 10. Februar 1849. Erste Beilage. S. 1/2.

501.35–37

Nachdem Friedrich Wilhelm IV. 1840 den preußischen Thron bestiegen hatte, erneuerte er das von seinem Vater Friedrich Wilhelm III. 1815 gegebene Verfassungsversprechen nicht. Durch halbherzige Zuständnisse weckte er allerdings große liberale Hoffnungen. (Siehe Botzenhart: Die deutsche Verfassungsfrage 1812–1815. S. 69.)

501.37–502.2 kein Stück Papier] Siehe Erl. 18.21. 502.33–35

Siehe Erl. 501.27–32.

503.34–35

Vereinbarungstheorie] S. 194.24.

504.17–19

Siehe Erl. 501.27–32.

504.24–25

Freiheit der Berathung] Als Grund für die Verlegung der preußischen Nationalversammlung von Berlin nach Brandenburg hatte König Friedrich Wilhelm IV. angeführt, die Versammlung entbehre in der Hauptstadt der Freiheit zu ungestörter Beratung und die Abgeordneten seien ohne ausreichenden Schutz. (Siehe S. 79.4–9 und Erl. – NRhZ. Nr. 140, 11. November 1848. Außerordentliche Beilage. S. 1, Sp. 2; Huber: Dokumente. Bd. 1. S. 475–477.)

Siehe

S. 69.9–10

und

Erl.

sowie

1113

Karl Marx · Verteidigungsrede im Prozess gegen den Rheinischen Kreisausschuss

504.28–30

Siehe Botzenhart: Deutscher Parlamentarismus 1848–1850. S. 548–550.

505.7–13

„Das Archiv der Nationalversammlung mit über 12 000 Petitionen aus allen Theilen des Landes ist theils verbrannt, theils zerrissen. Das Ministerium hatte sich geweigert, es aus den Händen der Soldaten dem Präsidenten der Nationalversammlung zu übergeben.“ (= Berlin, 19. Nov. In: NRhZ. Nr. 150, 23. November 1848. S. 2, Sp. 1.)

506.2–4

Siehe S. 102.14–19 und Erl.

506.6

Habeas-Corpus-Akte] Zum preußischen Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit siehe Erl. 139.29–37.

506.14–15

Siehe Erl. 501.27–32.

506.28–29

Siehe Erl. 19.12–15.

507.3

Das Gesetz zur Sistierung der laufenden agrarischen Ablöseverfahren war nicht auf Initiative der Regierung, sondern des Parlaments zustande gekommen und wurde im Oktober 1848 verabschiedet; es war eines der wenigen agrarpolitischen Gesetzesvorhaben, die 1848/49 in Preußen realisiert wurden. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 501–506, 908 und 1418/1419.)

507.12

[Hans Victor] v. Unruh: Skizzen aus Preußens neuester Geschichte. 3. unveränd. Auflage. Magdeburg 1849. (Siehe eine entsprechende Verlagsanzeige in der NRhZ. Nr. 206, 27. Januar 1849. Beilage. S. 2.)

509.5–8

Von Marx in seiner Schrift „Herr Vogt“ von 1860 zitiert. (MEGA➁ I/18. S. 118.)

509.32–33

Siehe Erl. 501.27–32.

510.36–37

Siehe [Georg Weerth:] Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. In: NRhZ. Nr. 142, 14. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 2/3; Nr. 143, 15. November 1848. S. 3, Sp. 2/3. (S. 80.20–23 und Erl.)

511.21–22

Siehe Erl. 501.27–32.

1114

Friedrich Engels Ungarn. 25. Februar 1849 23./24. Februar 1849 (S. 513–516)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Näheres über die Magyaren. – Sieg an der Theiß. – Brutalität der Oestreicher. – Lage des Kriegs im Allgemeinen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 3, Sp. 2/3. Die Überschriften sind der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 513.19 514.3 514.4 514.10 514.14 514.16 514.19 515.1 515.6 515.18 515.31 515.31 515.36 516.5

Ottinger ] J Oettinger nach ] J noch Dembinski] J Dembinsky Cegled] J Csegeld Erlau ] J Alau Dembinski] J Dembinsky Ottingerschen] J Oettingerschen Tokaj] J Tokay Tokaj] J Tokay Szentes ] J Szantos Csaba ] J Czsoba Gyula ] J Gozula Szaszvaros] J Szaswaros sein ] J sei

ERLÄUTERUNGEN 513.5–514.31 *† Breslau, 21. Febr. (Aus den Mittheilungen eines Ungarn.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Nr. 44, 22. Februar 1849. S. 4. – Wörtlich entnommen. – Hervorhebungen von Engels.

1115

Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849

514.32

Siehe S. 517.2–4 und 527.

514.36–516.30 †† Pesth, 12. Febr. (Zur Orientirung auf dem Kriegsschauplatz.) In: Schlesische Zeitung. Breslau. Nr. 42, 20. Februar 1849. Erste Beilage. S. 520. – Wörtlich entnommen. 516.3

Veste Karlsburg] Die Festung Karlsburg (Alba Iulia) blieb in den Händen der Österreicher. (Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges. Bd. 1. S. 132 und 244.)

516.11–12

Die ungarische Besatzung der Festung Komorn (Koma´rom) ergab sich erst am 4. Oktober 1849, eineinhalb Monate nach der Kapitulation Ungarns.

516.31

Ein der „Allgemeinen Oder-Zeitung“ vom 22. Februar 1849 wörtlich entnommener Nachrichtenbeitrag wird hier nicht ediert. (Agram, 9. Febr. (Volksversammlung.) In: NRhZ. Nr. 231, 25. Februar 1849. S. 3, Sp. 3.)

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Friedrich Engels Ungarn. 25. Februar 1849 (2. Beilage) 24. Februar 1849 (S. 517/518)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Die Rubrik wurde wahrscheinlich am 24. Februar 1849 geschrieben, nachdem sich die Redaktion entschlossen hatte, eine „2. Beilage“ herauszugeben. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] * Keine neuen direkten Nachrichten vom Kriegsschauplatz. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 231, 25. Februar 1849. 2. Beilage. S. 1, Sp. 2/3. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 517.6 517.18

16.] J 10. Hermannstadt] J Hermanstadt

ERLÄUTERUNGEN 517.2–4

Siehe *† Breslau, 21. Febr. (Aus den Mittheilungen eines Ungarn.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Nr. 45, 23. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Die Wiedergabe erfolgte erst zwei Nummern später. (S. 527.)

517.6

10.] 16.

517.7–14

* Pest, 16. Februar. (Einnahme Kaschau’s.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Nr. 45, 23. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Weitgehend wörtlich entnommen.

517.9

Dreißigst-] Dreißigstamtsbeamter. Zollbeamter, der den dreißigsten Teil des Wertes einer Ware als Zollgebühr erhob.

517.17–25

* Wien, 20. Februar. (Vom ungarischen Kriegsschauplatze.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 45, 23. Februar 1849. Erste Beilage. S. 484. – Weitgehend wörtlich übernommen. – Siehe Engels:

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Friedrich Engels · Ungarn. 25. Februar 1849 (2. Beilage)

Die Russen in Siebenbürgen (S. 519–526). – Am 4. Februar 1849 hatte der österreichische General Anton Freiherr von Puchner Jo´zef Bem eine schwere Niederlage zugefügt. (Siehe Rüstow: Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges. Bd. 1. S. 241–244.) 518.4–22

= Agram, 15. Febr. (Erbitterung.) In: Constitionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 43, 20. Februar 1849. S. 2. – Siehe Engels: Die Kroaten und Slovaken in Ungarn (S. 474–476).

518.23–37

In Folge bis verbreiten werde] N. B. Wien, 20. Febr. (Tagesbericht.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 45, 23. Februar 1849. Erste Beilage. S. 483. – Weitgehend wörtlich entnommen.

518.28–29

drei vereinigten Königreichen] Kroatien, Slawonien und Dalmatien.

1118

Friedrich Engels Die Russen in Siebenbürgen 25./26. Februar 1849 (S. 519–526)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Nachdem die NRhZ bereits am 18. Februar 1849, gestützt auf eine Meldung der „Breslauer Zeitung“, den Einmarsch russischer Truppen in Siebenbürgen (Transsilvanien) am 1. Februar mitgeteilt hatte (siehe Wir entnehmen der „Breslauer Zeitung“ ... In: NRhZ. Nr. 225, 18. Februar 1849. Zweite Beilage. S. 2, Sp. 2), nahm Engels die durch die „Wiener Zeitung“ vom 21. Februar erfolgte Bestätigung des Grenzübertritts zum Anlass, die militärische Lage und Entwicklung in Ungarn zu diskutieren. Die „Allgemeine Oder-Zeitung“ druckte umfangreiche Auszüge aus dem vorliegenden Artikel nach. (Siehe S. 519.13, 520.29, 522.29, 523.37, 524.18 und 525.25.) Die Zeitung merkte an: „Nach der N. Rh. Z., welcher bei der Abfassung obigen Artikels die jüngsten raschen Fortschritte der Ungarn noch nicht bekannt sein konnten.“ (Rückblick auf den österreichisch-ungarischen Krieg. In: Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Nr. 51, 2. März. 1849. Erste Beilage. S. 3/4.) Das „Nürnberger Tagblatt“ gab Engels’ Resümee wieder, einschließlich der Bemerkung, der „Einfall der Russen in Siebenbürgen ist der infamste Verrath, der niederträchtigste Bruch des Völkerrechts“. (Politische Rundschau. In: Nürnberger Tagblatt. Nr. 55, 6. März 1849. S. 218.) In sein Exzerptheft „Notizen. (N.Rh.Z.) Ende März. 1860“ [Heft 1], das Marx in Vorbereitung seiner Streitschrift „Herr Vogt“ (MEGA➁ I/18. S. 55–339) anlegte, übernahm er 1860 den ersten Satz sowie einen Abschnitt (S. 525.33– 526.24). (IISG, Marx-Engels-Nachlass, Sign. B 94.) In seinem persönlichen Exemplar der NRhZ machte Marx – wahrscheinlich auch 1859/60 – Anstreichungen an Engels’ Artikel. (RGASPI Sign. f. 1, op. 1, d. 268.) Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 26. Februar. (Die Russen in Siebenbürgen.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 232, 27. Februar 1849. S. 2, Sp. 2, bis S. 3, Sp. 2. Rubrik: Deutschland. Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

1119

Friedrich Engels · Die Russen in Siebenbürgen

KORREKTURENVERZEICHNIS 519.13 520.33 523.38 524.11 525.2 525.8 525.35

Augenblick] J Augenblck Tokaj] J Tokai nicht] J ist gesteht] J gestellt Rukavina ] J Rukovina wenigen] J wenig Uebermacht] J Ubermacht

ERLÄUTERUNGEN 519.2–4

Siehe Siebenbürgen. (Nachrichten vom Kriegsschauplatze.) In: Wiener Zeitung. Nr. 44, 21. Februar 1849. S. 512/513.

519.22

verkleideten Russen] An den Kämpfen bei Arad nahmen keine russischen Soldaten teil.

520.22

Karte in der Hand] Siehe Streit: Atlas von Europa. – Engels nutzte wahrscheinlich die Karten Siebenbürgen und Ungarn (Bl. XII und XIV (Nr. 49, 51 und 53)). – Siehe S. 366.39 und Erl.

520.23–24

Siehe S. 366.39–367.4 und Erl.

520.32–33

Siehe S. 366.21, 376.36, 408, 471 und 513.

522.6–8

* Ofen, 17 Febr. (Die Schwierigkeiten in Siebenbürgen.) In: Allgemeine Zeitung. Augsburg. Nr. 54, 23. Februar 1849. S. 821.

522.9–12

Wien, 20. Febr. (Gerüchte aus Nordungarn.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 45, 22. Februar 1849. S. 2. – Hervorhebungen von Engels.

522.13–28

# Wien, 20. Februar. Ebenda. – Hervorhebungen von Engels.

522.38–523.36 Siebenbürgen. (Nachrichten vom Kriegsschauplatze.) In: Wiener Zeitung. Nr. 44, 21. Februar 1849. S. 512/513. – Hervorhebungen von Engels. – In Petitschrift. 524.2

„Aufschneidereien“] Siehe S. 392.5 und 470.24.

524.9

„Gesammtmonarchie“] Siehe S. 442.2–3 und Erl.

524.11–17

Siebenbürgen. (Nachrichten vom Kriegsschauplatze.) In: Wiener Zeitung. Nr. 44, 21. Februar 1849. S. 513. Hervorhebungen von Engels.

524.23–26

24. Armee-Bulletin. [Gez.:] Wien am 20. Februar 1849. Der Civilund Militär-Gouverneur Welden. In: Wiener Zeitung. AbendBeilage. Nr. 45, 21. Februar 1849. S. 1.

1120

Erläuterungen

524.27–29

I. Nach der bei Hermannstadt ... sowie II. Der nach der Niederlage ... [Gez.:] Hermannstadt, am 5. bzw. am 7. Februar 1849. Vom k. k. General-Commando. Ebenda. Nr. 44, 21. Februar 1849. S. 513.

524.37

Der polnische General Jo´zef Bem zog bei De`va an der Maros Truppen zusammen, griff am 9. Februar 1849 die nachrückenden österreichischen Truppen an und konnte sie bis nach Hermannstadt zurückdrängen.

526.11

Steckbriefe] Siehe S. 346/347.

526.30–31

„Märzerrungenschaften“] Siehe Erl. 336.35.

1121

Friedrich Engels Ungarn. 28. Februar 1849 26./27. Februar 1849 (S. 527)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 667–673. Erstveröffentlichung: Ergänzungsband 43 der russischen Marx-EngelsWerke in russischer Übersetzung. (МЭС➁ Tom 43. Moskva 1976.) – Im vorliegenden Band zum ersten Mal in der Sprache des Originals.

Zeugenbeschreibung J Ungarn. [Rubrik.] (Die russische Invasion. – Die Serben. – Aussichten für die Oestreicher. – Vom Kriegsschauplatz.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 3, Sp. 1/2. Die Überschriften sind der Inhalts„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J. KORREKTURENVERZEICHNIS 530.33 531.12

Tissa-Füred] J Tissa-Fürad Szegled] J Szegeld ERLÄUTERUNGEN

527.3

unsere gestrige Schilderung] Siehe S. 519–526.

527.9–529.10 Wahrscheinlich übernommen aus: Von der Drave, 14. Februar. (Die Wojwodina.) In: Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. Nr. 45, 22. Februar 1849. Beilage. S. 1. 528.7

Patriarchen] Josif Rajacˇic´ (Rajachich).

529.7

Schokazen] Siehe Erl. 433.36.

529.12–530.20 †† Preßburg, 18. Febr. (Der Kriegsschauplatz.) In: Breslauer Zeitung. Nr. 47, 25. Februar 1849. S. 500. – Hervorhebungen von Engels. 529.18

Generalissimus] Feldmarschall Windischgrätz.

530.23

„Aufschneiden“] Siehe S. 392.5, 470.24 und 524.2.

530.24–531.10 *† Breslau, 21. Febr. (Aus den Mittheilungen eines Ungarn.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Nr. 45, 23. Februar 1849. Beilage. S. 1. – Siehe bereits S. 513–516.

1122

Erläuterungen

530.34

hujus] dieses Monats

531.9–10

„ N u n bis g e r e t t e t “] Kossuth beschwor am 13. Januar 1849 im ungarischen Parlament die Abgeordneten, den Kampf bis zum Ende fortzuführen. Nach der einstimmigen Eidesverkündigung erklärte Kossuth: „Wenn Sie dem Eid treu bleiben, ist Ungarn nicht verloren.“ (Siehe Lajos Kossuth: Sämtliche Werke. Bd. XIV. S. 114. – Zum Zusammentritt der ungarischen Nationalversammlung in Debrecen siehe Dea´k: Die rechtmässige Revolution. S. 189–192.)

531.11–36

*† Breslau 24. Febr. (Mitteilungen eines Ungarn.) In: Allgemeine Oder-Zeitung. Nr. 47, 25. Februar 1849. Erste Beilage. S. 2. – Hervorhebungen und Ausrufezeichen von Engels.

1123

ANHANG

Protokolle und Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden in Komiteesitzungen und Generalversammlungen des Kölner Arbeitervereins. Berichte 16. Oktober 1848 bis 15. Februar 1849 (S. 537–545)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Für den Zeitraum Anfang Oktober 1848 bis Ende Februar 1849 sind Protokolle von 35 Komiteesitzungen und vier Generalversammlungen des im April 1848 gegründeten Kölner Arbeitervereins in den Vereinszeitungen „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“, „Freiheit, Arbeit“ und „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“ überliefert. Im vorliegenden Band werden die Protokolle von fünf Komiteesitzungen (vom 16. Oktober und 6. November 1848, vom 15. und 29. Januar sowie vom 15. Februar 1849) und von einer Generalversammlung (vom 22. Oktober 1848), an denen Marx bzw. Engels nachweislich teilnahmen, ganz oder auszugsweise dokumentiert. Ob Marx bzw. Engels, letzterer nachdem er Ende Januar 1849 nach Köln zurückgekehrt war, an weiteren Sitzungen oder Versammlungen teilnahmen, lässt sich nicht feststellen; es ist aber anzunehmen. Der Kölner Arbeiterverein nahm unmittelbar nach der Aufhebung des Belagerungszustands seine Vereinstätigkeit wieder auf. Das Führungsgremium des Vereins, das Komitee, tagte in der Regel zweimal in der Woche, jeweils montags und donnerstags. (Arbeiter-Verein zu Köln. Da die Säbelherrschaft ... [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. Beilage. S. 4, Sp. 1.) Da sich Andreas Gottschalk seit Juli 1848 und Karl Schapper seit Ende September in Untersuchungshaft befanden, Joseph Moll, der am 6. Juli zum Nachfolger Gottschalks gewählt worden war, Ende September aus Köln hatte fliehen müssen, beschloss das Komitee Anfang Oktober 1848, Marx die Vereinspräsidentschaft anzutragen. (Siehe Comite´ Sitzung vom 5. Oktober 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 37, 12. Oktober 1848. S. 3/4; Comite´ Sitzung vom 9. Oktober 1848. Ebenda. Nr. 38, 15. Oktober 1848. S. 3.) Einer an ihn gesandten Deputation des Vereins gab Marx seine Zusage, wie Peter Nothjung in der Komiteesitzung vom 12. Oktober berichtete. (Siehe Erl. 537.2–4.) In der folgenden Sitzung vom 16. Oktober übernahm Marx den Vorsitz des Vereins. In der Generalversammlung vom 22. Oktober wurde er von den Vereinsmitgliedern als Präsident bestätigt. (S. 540.1–2.) Die tatsächlichen Leitungsgeschäfte nahmen die Vizepräsidenten wahr, zunächst Peter Gerhard Röser und seit dem 16. November 1848 der wieder auf freiem Fuß befindliche Schapper, der bereits während Joseph Molls’ Präsidentschaft im Sommer und Herbst 1848 diese Funktion wahrgenommen hatte. (Siehe Comite´ Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 16. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 9, 23. November 1848. S. 2/3; GeneralVersammlung vom 19. November 1848. Ebenda. S. 3/4.) Der Vereinsgründer

1129

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

Gottschalk nahm nach seiner Freilassung am 23. Dezember 1848 die politische Leitungstätigkeit im Arbeiterverein nicht mehr auf; er ging zunächst nach Bonn und dann über Brüssel nach Paris; von Brüssel aus ließ er am 9. Januar 1849 dem Komitee des Vereins eine Erklärung zukommen. (Siehe S. 542.10–12 und Erl. – Dowe: Aktion. S. 213/214.) Am 28. Februar 1849 wurde schließlich Schapper zum Vereinspräsidenten gewählt. (Siehe KomiteeSitzung des Arbeiter-Vereins vom 28. Febr. 184[9]; und General-Versammlung des Arbeiter-Vereins vom 25. Febr. 1849. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 8, 4. März 1849. S. 3/4.) Während die Protokolle der Sitzungen vom 29. Januar (J5.1) und vom 15. Februar 1849 (J6.1) nur auszugsweise dokumentiert werden, werden die Berichte der übrigen Sitzungen und der Generalversammlung vom 22. Oktober 1848 vollständig wiedergegeben. Als Vereinspräsident leitete Marx die Komiteesitzungen vom 16. Oktober (J1.1) und vom 6. November 1848 (J3.1) sowie die Generalversammlung (J2.1); wahrscheinlich erhielt er in dieser Funktion zumindest Kenntnis der Protokolle, wenn er sie nicht sogar autorisierte. In der Komiteesitzung vom 21. November 1848 teilte Dietz mit, dass Marx, Karl Schapper und Karl Schneider einen Erscheinungsbefehl erhalten hatten und ihre Verhaftung zu befürchten sei. (Siehe Comite´-Sitzung des ArbeiterVereines vom 21. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 10, 26. November 1848. S. 3.) Ebenfalls in der Generalversammlung des Arbeitervereins am 4. Februar 1849 wurden Marx und Engels ausdrücklich erwähnt. Schapper legte in der Versammlung einen Plan zur Reorganisation des Vereins vor, der bereits zuvor in mehreren Sitzungen von dem leitenden Komitee diskutiert worden war. Über die Vermehrung der Filialvereine von drei auf acht oder neun hinaus sollten in Zukunft alle vierzehn Tage Generalversammlungen im Eiserschen Saal stattfinden, der nach zeitgenössischen Angaben rund 2500 Menschen fasste. Dort wollten, wie Schapper ebenfalls mitteilte, Marx und Engels „alle 14 Tage ... sociale Vorlesungen“ halten – „und zwar mit dem Vereins-Präsident[en] abwechselnd“. (General-Versammlung des Arbeiter-Vereins v. [4.] Februar 1[8]49. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 3, 15. Februar 1849. S. 3. – Siehe General-Versammlung ... [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 213, 4. Februar 1849. 2. Beilage. S. 2, Sp. 4. – Siehe Komitee-Sitzung vom 25. Januar 1849. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 8. Feburar 1849. S. 3; Komitee-Sitzung vom 5. Februar 1849. Ebenda. Nr. 3, 15. Februar 1849. S. 4; Statuten des Arbeiter-Vereins in Köln. Ebenda. Nr. 5, 22. Februar 1849. S. 2/3; Entwurf der Statuten des Arbeiter-Vereins ... Ebenda. Nr. 6, 24. Februar 1849. S. 2/3; General-Versammlung des Arbeiter-Vereins vom 25. Febr. 1849. Ebenda. Nr. 8, 4. März 1849. S. 3–4.)

Zeugenbeschreibung 1.1

J Comite´ Sitzung vom 16. Oktober 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 40, 22. Oktober 1848. S. 2/3. – Erstdruck.

1130

Korrekturenverzeichnis

J2.1 General-Versammlung des Arbeiter-Vereines vom 22. October 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 2, 29. Oktober 1848. S. 2/3. – Erstdruck. J3.1 Comite´ Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 6. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 6, 12. November 1848. S. 3. – Erstdruck. J4.1 Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 15. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 3, 21. Januar 1849. S. 3. – Erstdruck. J5.1 Komite´-Sitzung vom 29. Januar 1849. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 8. Februar 1849. S. 4. – Erstdruck. J6.1 Komite´-Sitzung vom 15. Februar 1849. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 6, 24. Februar 1849. S. 4. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J1.1, J2.1, J3.1, J4.1, J5.1 und J6.1. KORREKTURENVERZEICHNIS 537.11 538.17 538.18 538.24 538.25 538.29 539.21 539.23 539.24 539.24 540.6 540.15 540.19 540.32 541.31 542.5 542.10 542.25 542.27 543.7 543.8 543.28 544.38 545.5 545.7 545.17 545.20 545.21

provisorisch] J1.1 proisorisch Ross] J1.1 Noss Antrag, daß] J1.1 Antrag das politische] J1.1 politischen würde] J1.1 würden Pfarre] J1.1 Pfaare besonderen] J2.1 besondere Gefangener] J2.1 Gefangenen Abgeordneten] J2.1 Abgeordneter Lieutenant] J2.1 Lieutnannt Assisenhofe] J2.1 Assissenhofe Commission] J3.1 Comission Constitutionellen] J3.1 Constitutionelle unternehmenden] J3.1 unternehmende Erwiderung] J4.1 Erwiederung offiziellen] J4.1 offfiziellen liest ] J4.1 ließt honetten] J4.1 honneten werde] J4.1 werden Wahlkomite´s] J4.1 Wahlkommite´’s zu betheiligen] J4.1 zur Betheiligung dann] J5.1 denn unseres] J5.1 unsereres Vignette] J5.1 Vignete übrigen zu] J5.1 übrigens sich zu Kommission] J6.1 Kommision haltenden] J6.1 haltentenden Kommission] J6.1 Kommision

1131

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

ERLÄUTERUNGEN

[Comite´ Sitzung vom 16. Oktober 1848] 537.2–4

In der Komiteesitzung des Arbeitervereins vom 12. Oktober 1848 stattete Nothjung „Bericht ab für die Commission“, die zu Marx gesandt worden war. (Comite´-Sitzung vom 12. Oktober 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 39, 19. Oktober 1848. S. 4.) – Die „Neue Kölnische Zeitung“ berichtete über die vorliegende Sitzung: „Herr Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung, ist jetzt Präsident des Arbeitervereins; auf seinen Antrag wurde in der gestrigen Sitzung des Vereins beschlossen, dem Volk von Wien durch eine Adresse Anerkennung und Dank für seinen Heldenmuth, für seine große That auszusprechen. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, den Demokratenkongreß in Berlin durch Abgeordnete zu beschicken und die Kosten dafür durch freiwillige Besteuerung zu decken.“ (Köln, 17. Okt. In: Neue Kölnische Zeitung. Nr. 28, 18. Oktober 1848. S. 112.)

537.5–8

Zu Marx’ Staatsbürgerschaft siehe Marx: Der Konflikt zwischen Marx und der preußischen Untertanenschaft. In: MEGA➁ I/7. S. 649–652.

537.8–9

Zu den gerichtlichen Untersuchungen gegen Marx und die NRhZ siehe S. 145/146 und 853.

537.9–11

Zur Redaktion der NRhZ siehe S. 619–630 und 679–683.

537.11–12

bis zur Freilassung Dr. Gottschalks] Nach einer sechsmonatigen Untersuchungshaft fand der Geschworenenprozess gegen Andreas Gottschalk, Friedrich Anneke und Christian Esser vom 21. bis 23. Dezember 1848 statt und endete schließlich mit Freispruch. (Siehe S. 243–251 und 924.)

537.15–18

Zu Marx’ Berichterstattung über den Wiener Oktoberaufstand 1848 siehe S. 679–683.

537.20–21

(Vergl. bis Blattes.)] Der Belagerungszustand von Worringen. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 39, 19. Oktober 1848. S. 4. – Mit einem Militäraufgebot hatten die preußischen Behörden vergeblich versucht, am 15. Oktober 1848 eine Volksversammlung in Worringen zu unterbinden. (Siehe Die „Kölnische Zeitung“ hat ... [Gez.:] Im Auftrag des Arbeitervereins: H. Wasserfall. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 120, 19. Oktober 1848. Beilage. S. 2, Sp. 4; Der neue Polizei-Inspektor ... [Gez.:] Nußknacker. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 127, 27. Oktober 1848. Beilage. S. 2, Sp. 2.)

1132

Erläuterungen

537.23–27

Das Komitee des Arbeitervereins hatte in seinen Sitzungen vom 9. und 12. Oktober 1848 beschlossen, eine Kommission einzusetzen, die „sich in Bezug auf unsere politische[n] Gefangenen und namentlich die Bürger Gottschalk und Anneke an den Ober-Prokurator“ wenden sollte. (Comite´ Sitzung vom 12. Oktober 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 39, 19. Oktober 1848. S. 4.) Am 9. Oktober hatte Blum den Antrag gestellt, „eine Deputation von 26 Mann zu ernennen, die sich in Bezug auf die Gefangenen Gottschalk und Anneke unablässig um deren Befreiung bemühe, und wenigstens die Ursache erfahre, warum dieselben so lange im Vorarrest sitzen und in der nächsten Assiseneröffnung noch nicht vorkommen sollten. B. Weil berichtete, daß eine Commission, wozu er gehört habe, vom Oberpro[kurator] Nicolovius erfahren, Gottschalk und Anneke seien wegen einer Verschwörung in Verdacht, man erwarte noch Berichte von auswärtigen Regierungen und dies sei die Ursache ihrer langen Verhaftung.“ (Comite´ Sitzung vom 9. Oktober 1848. Ebenda. Nr. 38, 15. Oktober 1848. S. 3.) Obwohl „das Ministerium es bewilligt“ habe, dass „die Bürger Gottschalk und Anneke im Arresthause doch wenigstens zusammen kommen dürfen“, sei dies von den Zuständigen vor Ort „noch immer nicht gestattet“ worden. (Der Frau Schapper ... Ebenda. Nr. 35, 5. Oktober 1848. S. 3.)

537.23

Generalprokurator] Franz Nicolovius

537.27–28

Karl Schapper befand sich von Ende September bis 15. November 1848 in Untersuchungshaft. (Siehe Erl. 49.2 und 109.19.) – Die Zeitung des Kölner Arbeitervereins berichtete am 5. Oktober, dass Schappers Frau nicht gestattet worden sei, „ihren Mann ... öfter als einmal jede 14 Tage zu besuchen. Da nun diese Frau, ... nur die englische Sprache spricht, und sogleich keinen Menschen finden wird, mit welchem sie sich verständigen ... kann, ... sie darum um den zweimaligen Besuch jede Woche bei der betref[f]enden Behörde eingekommen ist.“ (Der Frau Schapper ... In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 35, 5. Oktober 1848. S. 3.) Wahrscheinlich aufgrund des öffentlichen Drucks kamen die Behörden ihr schließlich doch entgegen. (Comite´ Sitzung vom 30. Oktober 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 4, 5. November 1848. S. 3.) Zunächst hatten die Behörden während der Besuche dem Ehepaar einen englischsprachigen Gefangenen als Zeugen beigegeben und es dann verpflichtet, deutsch zu sprechen. „Da Frau Schapper nun blos englisch versteht, löste sich das Gespräch nothwendig in eine stumme Mimik auf.“ (* Köln, 13. Oktbr. (Schwarze Liste. Schapper, Gottschalk und Anneke.) In: NRhZ. Nr. 116, 14. Oktober 1848. S. 1, Sp. 1/2.)

1133

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

538.2

27. Nov.] Zu den mehrmaligen Prozessverzögerungen siehe S. 48.17–19 und Erl., S. 243–251 und 930–932.

538.6

Oberprokurator] Carl Hermann Zweiffel

538.17

Siehe Erl. 85.19.

538.18–21

Siehe S. 52–54 und 731/732 sowie 538.41–539.10, 539.43–44 und 540.17–20.

538.22–25

Für den Text der Geschäftsordnung des Arbeitervereins von April 1848 siehe Entwurf. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 1, 23. April 1848. S. 4/5. – Im August 1848 beschloss der Verein auf Antrag von Joseph Moll, wöchentlich die Tagespolitik zu besprechen, „damit man über die vorgefallenen Ereignisse Kenntnisse erlangen könnte wie dieses mit gutem Erfolge bereits in dem demokratischen Vereine Statt gefunden haben“. (Comite´-Sitzung vom 24. August 1848. Ebenda. Nr. 27, 31. August 1848. S. 4.)

538.26–30

Matthias Wilhelm Stoff, Pfarrer in Köln St. Mauritius, erklärte am 24. Oktober 1848, nie solche Geldgeschenke gemacht zu haben. (Siehe Erklärung. [Gez.:] Der Pfarrer zum h. Mauritius. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 26. Oktober 1848. S. 4; An den Pfarrer zum h. Mauritius Herrn Lic. Stoff. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 8, 8. Februar 1849. S. 1/2; Erwiderung. [Gez.:] Die Armenväter des Armenbezirks der Pfarre St. Mauritius. [Anzeige.] Ebenda. Nr. 11, 18. Februar 1849. S. 4; An die Herren Armenväter von St. Mauritius. [Gez.:] 30 Bewohner der Pfarre St. Mauritius. Ebenda. Nr. 14, 1. März 1849. S. 4.)

538.31–32

In der Sitzung vom 9. Oktober 1848 las C. Keil „eine Dankadresse an den Arbeiter-Bildungs-Verein in London, in Bezug auf die zugesagte Unterstützung der Familie Schapper vor, die mit einigen Abänderungen angenommen wird. Die B[ürger] [Christian] Moll u. Nothjung werden beauftragt, sich wegen dieser Sache ebenfalls nach Düsseldorf an den Volks-Klub zu verwenden und dort hinzureisen.“ (Comite´ Sitzung vom 9. Oktober 1848. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 38, 15. Oktober 1848. S. 3.) Am 19. Oktober teilte Christian Moll mit, „daß der Arbeiter-Bildungsverein in London, der Familie Schapper 5 Pfund Sterling, mit dem Bemerken nach Bedürfniß ähnliche Sendungen folgen zu lassen, übersandt habe.“ (Comite´ Sitzung vom 19. Oktober 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 26. Oktober 1848. S. 2. – Siehe auch An die Gesellschaft der verbrüderten Demokraten in London. Ebenda. S. 3.)

1134

Erläuterungen

[General-Versammlung des Arbeiter-Vereines vom 22. October 1848] 538.39–40

Siehe S. 195.1, 344.23–24 und 369.3. – Die Kölner Demokraten und der Kölner Arbeiterverein hatten sich bereits im April 1848 gegen das indirekte Wahlverfahren ausgesprochen; der Arbeiterverein boykottierte sogar die Wahl vom 1. Mai 1848. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 1051.)

538.41–539.10 Siehe S. 539.43–44 und 540.17–20. 539.11–12

Aus dem Berliner Arbeiterkongress, der vom 23. August bis 3. September 1848 mit rund 40 Delegierten norddeutscher Handwerker- und Arbeitervereine stattfand, ging die Arbeiterverbrüderung hervor. (Siehe Hachtmann: Berlin 1848. S. 427–429.) Der Kölner Verein hatte zwar auch eine Einladung im Juni erhalten, aber den Kongress nicht beschickt. (Siehe Dowe: Aktion. S. 201.) – Die NRhZ hatte im Vorfeld das damalige Kongressprogramm zunächst ohne Kommentar mitgeteilt. Nachdem die italienische Zeitung „La Concordia“ es als Programm der NRhZ kritisiert hatte, bezeichnete Engels letzteres als Irrtum. (Siehe MEGA➁ I/7. S. 402 und 1338/1339.) – Vier Tage vor der Generalversammlung vom 22. Oktober 1848 veröffentlichte der Kölner Arbeiterverein das Rundschreiben des in Leipzig gebildeten Zentralkomitees, in dem dieses die Richtlinien für die künftige Politik der Bewegung darlegte. (Rundschreiben des Central-Comite´s für die deutschen Arbeiter an sämmtliche Arbeiter und Arbeitervereine Deutschlands. [Gez.:] Leipzig, den 18. September 1848. Das Centralcomite ... Schwenniger. Kick. Born. In: Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln. Nr. 39, 19. Oktober 1848. S. 2/3. – Siehe Schraepler: Handwerkerbünde. S. 297ff. )

539.13

7000 Mann] Nach Angaben Gottschalks hatte der Kölner Arbeiterverein Ende April 1848 mehr als 4000 Mitglieder, am 8. Mai bereits ungefähr 5000 Mitglieder. (Zeitung des ArbeiterVereines zu Köln. Nr. 1, 27. April 1848. Extra Beilage. S. 1; ebenda. Nr. 4, 14. Mai 1848. S. 2.) Nachdem Gottschalk am 3. Juli verhaftet und Joseph Moll auf der Sitzung vom 6. Juli zum Präsidenten gewählt worden war, erklärte Letzterer, die „wohllöbliche Polizei Institution“ müsse „7 bis 8000 Präsidenten“ holen, um den Arbeiterverein aufzulösen. (Comite´-Sitzung vom 6. Juli 1848. Ebenda. Nr. 14, 13. Juli 1848. S. 1.) Anfang März 1849 meldeten fünf von neun Filialvereinen des Vereins zusammen 420 Mitglieder; rechnet man diese auf den Gesamtverein hoch, so wird er zu diesem Zeitpunkt rund 800 mehr oder weniger aktive Mitglieder gezählt haben. (Siehe Komitee-Sitzung des Arbeiter-Vereins vom 5. März 1849. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 10, 11. März 1849. S. 3/4.)

1135

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

539.36–42

Am Tag zuvor, am 21. Oktober 1848, hatten sich bereits die Kölner Demokraten „zu Ehren Freiligraths“ versammelt. (Siehe Georg Weerth an Ferdinand Lassalle, 20. Oktober 1848. In: Goette: Georg Weerth. Sämtliche Briefe. Bd. 1. S. 457/458.)

539.43–44

In einem in seinem Nachlass befindlichen Papier notierte Friedrich Beust: „Den 16. [Oktober 1848] beschloß der Arbeiterverein auf Antrag von Marx den Kongreß zu beschicken. Den 22. wurde ich als Abgeordneter gewählt, später noch [Emil] Rockmann, der Agent der Gräfin Hatzfeld. Vom demokratischen Verein [Kölner Demokratische Gesellschaft] wurde der Schriftsteller Weill [Weyll] und der gewesene Lieutnant Bernigau, der die Erklärung gegeben, daß er nicht aufs Volk schießen lassen würde, gewählt.“ (Stern: Zur Biographie Friedrich Beusts. S. 178/179. – Beusts Berichterstattung über den Kongress siehe S. 540.17–20 und Erl. – Zum zweiten gesamtdeutschen Demokratenkongress in Berlin vom 26. bis 31. Oktober 1848 siehe S. 731/732 und Erl. 540.17–20.)

540.1–2

Siehe S. 537.2–4 und Erl. – Zu Röser als Vizepräsident des Arbeitervereins siehe S. 1129/1130.

540.3–4

Siehe Erl. 85.19. – Es handelte sich um Christian Moll.

540.5–7

Siehe Comite´-Sitzung des Arbeitervereines vom 14. December 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 16 [vielm.: 17], 17. Dezember 1848. S. 3. – Dort heißt es: „Auf den Vorschlag eines Mitgliedes beim Vorkommen unserer politischen Gefangenen am hiesigen Assisen Gerichte, sich dort einzufinden, jedoch übrigens ganz ruhig zu verhalten, erwiedern die Bg. [Wilhelm Joseph] Reiff und [Johann Wilhelm] Kalker, daß es dieser Aufforderung ganz und gar nicht bedürfe, da sich mit Gewißheit voraussetzen lasse, daß die Mitglieder ... zahlreich zugegen sein würden, und man es dem gesunden Sinne der hiesigen Arbeiter, die schon Gelegenheit gehabt einsehen zu lernen, daß ein vereinzeltes, voreiliges, ungeregeltes Losbrechen nichts nütze, sondern der ganzen Sache nur schaden, ruhig überlassen dürfe, die Ordnung nicht zu stören.“ (Siehe auch Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 18. December 1848. Ebenda. Nr. 18, 24. Dezember 1848. S. 4.)

[Comite´ Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 6. November 1848] 540.14

1136

vorigen Sitzung] Siehe Comite´ Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 2. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 5, 9. November 1848. S. 3. – In der Sitzung berichtete Engelbert Bedorf über eine – ergebnislose – Unterredung mit

Erläuterungen

Staatsprokurator Julius Hecker: „[D]ie Sache der beiden Gefangenen Gottschalk und Anneke sei an das Ministerium verwiesen, und von dort noch kein Antrag zurück“. Nach einem Vortrag Nothjungs „über die Tagespolitik“ schritt man „zur socialen Diskussion“ und debattierte über die erste Forderung der „Forderungen der kommunistischen Partei in Deutschland“ (MEGA➁ I/7. S. 25): „,Deutschland wird zur einigen untheilbaren Republik erklärt‘“. 540.17–20

In der Generalversammlung des Arbeitervereins vom 19. November stattete Beust ebenfalls „Bericht über seine Sendung zum demokratischen Congresse in Berlin“ ab: „Er spricht über die Organisation der Demokratie in Schlesien ausführlicher, welches sich der Congreß zum Muster genommen habe.“ Anschließend las Schapper „die Vorlagen der auf dem berliner Congresse ernannten Commission für die sociale Frage vor, die er kurz näher erläutert, welches von der Gesellschaft beifällig aufgenommen wird.“ (General-Versammlung vom 19. November 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 9, 23. November 1848. S. 3/4. – Für den Bericht der Kongresskommission „für die sociale Frage“ siehe Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. Als Beilage der Volksblätter. Volks-Blätter. Berlin. [Anfang November 1848.] S. 28/29; Bonn. 8. Nov. (Ein Manifest des Socialismus.) In: Bonner Zeitung. Nr. 169, 9. November 1848. S. 1/2. – Wiederabdruck in Becker: Die „soziale Frage“. S. 273–275; Bund der Kommunisten. Bd. 1. S. 859–863. – Siehe S. 731/732.) Nach späteren Angaben Beusts hatte er den Kommissionsbericht verfasst: „Eine Kommission, welche über die soziale Frage berichten sollte, mit Kinkel an der Spitze, hatte sich zersplittert und nichts geliefert und nun wurden Oppenheim (wie ich glaube) und ich bestimmt, bis zum andern Tag einen solchen Bericht zu liefern. Wir arbeiteten bis zum Grauen des Tages. Unsere Arbeit war aber nur eine Umschreibung des Kommunistischen Manifests von Marx. Sie wurde den Vereinen zur Prüfung empfohlen.“ (Stern: Zur Biographie Friedrich Beusts. S. 178/179.) Wie aus den „Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses“ hervorgeht, waren Beust und der radikale Publizist Louis Heilberg in der Nachmittagssitzung des Kongresses vom 29. Oktober beauftragt worden, mit Mitgliedern einer bereits am Vortag gewählten Kommission zur sozialen Frage (deren Berichterstatter, wahrscheinlich Gottfried Kinkel, sowie weitere Mitglieder, auch Heinrich Bernhard Oppenheim, bereits abgereist waren) bestimmt, bis zum nächsten Morgen, 30. Oktober, einen Bericht zur sozialen Frage vorzu-

1137

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

legen, ein „Zukunftsprogramm“, wie Heilberg formulierte. Weitere Mitautoren waren vermutlich Wilhelm Weitling und August Hermann Ewerbeck, beide waren bereits am 28. Oktober gewählt worden. (Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. Als Beilage der Volksblätter. Volks-Blätter. Berlin. [Anfang November 1848.] S. 16, 25, 28/29 und 31.) Bereits in der Kölner Komiteesitzung vom 30. Oktober hatte Christian Moll „der Versammlung die Verhandlungen des Berliner Congresses“ vorgelesen. C. Keil hatte Krieges Ausführungen auf dem Kongress kritisiert, dass man „sich vorzüglich auf die Mittelklasse stützen“ müsse, „indem man sich auf das Proletariat nicht verlassen könne“. Nach Ansicht Keils sei „doch offenbar nur das Proletariat“ in der Lage, „die jetzigen verkehrten Zustände umändern und verbessern“ zu können. Das Komiteemitglied „Müller kommt ebenfalls auf Kriege zurück und erinnert daran, wie selten Jemand die Arbeiter wahrhaft vertrete, wenn er nicht selbst Arbeiter sei, und wie wenig man von gelehrten Wortfechtern erwarten könne.“ (Comite´ Sitzung vom 30. Oktober 1848. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 4, 5. November 1848. S. 3.) – Ein Berliner Korrespondent hatte der NRhZ geschrieben, Hermann Kriege, seit Juli 1848 Mitglied des demokratischen Zentralausschusses, habe im Rahmen seiner Berichterstattung ausgeführt: „,Unsere Hauptstütze müssen die Bürger sein; das Proletariat können wir nicht brauchen, es ist zu roh und ungebildet, um auf unsere Bestrebungen eingehen zu können.‘ ... Statt sich mit der Masse des Volkes in Verbindung zu setzen, schließt sich der Kongreß mandarinenartig von ihm ab und erbittert es.“ (§. Berlin, 28. Oct. (Demokratenkongreß.) In: NRhZ. Nr. 130, 31. Oktober 1848. S. 2, Sp. 2. – Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. S. 4.) 540.21–23

Siehe Marx: Sieg der Kontrerevolution zu Wien (S. 66–68).

540.24–31

Der Aufruf zur „Bildung einer Freischaar, um unsern deutschen bedrängten Wiener Brüdern zu Hülfe zu eilen“, war als Inserat in der NRhZ vom 1. November 1848 erschienen. „Aus dem Schreiben des Banus Jellachich an die Slowanska Lipa geht deutlich hervor“, heißt es dort, „daß man gesonnen ist, das deutsche Element aus Oestreich zu verdrängen und auszurotten, und mit Gewalt der Bajonnette und Kanonen das ganze Oestreich und vielleicht Süddeutschland unter slavische Herrschaft zu bringen. Es ergeht daher der dringende Aufruf an alle für Deutschland’s Freiheit beseelte Männer, sich diesem Freischaarenzuge anzuschließen, um in einigen Tagen den ersten Zug abgehen zu lassen.“ (!Aufruf! zur Bildung einer Freischaar

1138

Erläuterungen

... [Gez.:] Die provisorische Kommission. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 131, 1. November 1848. S. 4, Sp. 3.) Die Freischärler sollten sich in Keils Privatwohnung melden, dort konnten auch die dringend benötigten Waffen abgeben werden. Die NRhZ erklärte sich bereit, Geldbeträge anzunehmen. (Ebenda.) Nachdem der Aufruf auch in einer Versammlung der Demokratischen Gesellschaft am 4. November 1848 verlesen worden war, kamen mehr als 24 Taler zusammen. (In Folge ... NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. Zweite Ausgabe. S. 3, Sp. 3. – Siehe Gerhard Becker: Karl Marx und Friedrich Engels in Köln. S. 150/151 Anm. 45.) 541.21

Karsten] Friedrich Leßner

[Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 15. Januar 1849] 541.29

vorigen Sitzung] Siehe Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 11. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 2, 18. Januar 1849. S. 3.

541.30–34

Nachdem der Kölner Arbeiterverein im Oktober 1848 dazu verurteilt worden war, zur weiteren Herausgabe seiner „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ eine Kaution in Höhe von 4000 Talern zu stellen (S. 244.27–28 und Erl.), hatte der Verein kurzerhand ein neues Blatt unter dem Titel „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“ gegründet. Der verantwortliche Redakteur Johann Wilhelm Prinz gab am 31. Dezember 1848 die vorläufig letzte Nummer heraus und veröffentlichte – offensichtlich eigenmächtig – ab dem 14. Januar 1849 eine neue Zeitung unter dem Titel „Freiheit, Arbeit“. Die Führung des Arbeitervereins machte im April 1849 Andreas Gottschalk dafür verantwortlich. Er habe diese „Veränderung“ und Unterbrechung vorgenommen, „ohne vom Verein dazu ermächtigt worden zu sein, ja ohne demselben oder dessen Vorstande auch nur direkte Anzeige davon zu machen, was einen Eingriff [in] die Rechte des Vereins bekundet, der sich keineswegs rechtfertigen läßt und auch durch das bald darauf erfolgte Weggehen des Dr. Gottschalk nicht einmal durch Nothwendigkeit oder dringende Gründe entschuldigt werden kann“. (Antrag. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 24, 29. April 1849. S. 3; Comite-Sitzung vom 24. April 1849. Ebenda. S. 4. – Siehe Erl. 542.13–21.)

541.36–37

An den Demokratischen Verein. Zu Händen der Herrn Raveaux und Schneider. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 1, 14. Januar 1849. S. 1/2. – Der anonyme Verfasser warf den Demokraten in politischer und sozialer Hinsicht Mutlosigkeit und Untätigkeit,

1139

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

„Maulheldenthum“, vor. So hätten sie zwar zur Steuerverweigerung aufgerufen, diese aber nicht verwirklicht: „Ihr hättet es wohl gerne gesehen, daß die Bauern mit ihren Wagen, die Proletarier mit ihren kleinen Vorräthen trotz Zöllnern und Alle dem eingezogen wären in unsere Stadt. Wer von Euch hätte wohl den Muth gehabt, ein Brod unter dem Arme ihnen voranzuschreiten, nicht um einen blutigen Zusammenstoß herbeizuführen – denn trotz Eurer rothen Bänder kenne ich Euren Respekt vor Blut, – sondern durch diese Handlung eines thatsächlichen Protestes dem Volke zu bekunden, daß Ihr es mit Eurem gesetzlichen Widerstand ernstlich meinet.“ – Wahrscheinlich mit Blick auf die bevorstehenden preußischen Wahlen am 22. Januar und 5. Februar 1849 für die Zweite Kammer schrieb der Verfasser: „Ihr werdet schreien über den Verräther, der Eure politischen Gegner einladet, ihre Augen an den wunden Stellen Eures Treibens zu weiden, Ihr werdet mit Verläumdungen den Ueberläufer brandmarken“. (Ebenda. – Siehe auch Stein: Der Kölner Arbeiterverein. S. 88–100.) – Im April 1849 nahm das Komitee des Arbeitervereins einen „Antrag“ an, in dem es unter Punkt 3 heißt, die gegen Raveaux „gerichteten Angriffe“ hätten „einen sehr gemeinen gehässigen Charakter“. (Antrag. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 24, 29. April 1849. S. 3; Comite-Sitzung vom 24. April 1849. Ebenda. S. 4.) 542.4–9

Siehe S. 543.19.

542.10–12

Andreas Gottschalk: Erklärung. [Gez.:] Brüssel, den 9. Jan. 1849. [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 195, 14. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 4, Sp. 2; Kölnische Zeitung. Nr. 12, 14. Januar 1849. Beilage. S. 2; Neue Bonner Zeitung. Nr. 14, 17. Januar 1849. S. 4; Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 2, 18. Januar 1849. S. 3. – Diese lautet: „Nach dem Gange der öffentlichen Verhandlung meines Prozesses hätte ich erwarten dürfen, die Staatsbehörde selbst würde die Grundlosigkeit der gegen mich und meine Gefährten erhobenen Klage erkennen, dieselbe fallen lassen, vielleicht gar in Rücksicht auf unsere fast sechsmonatliche Vorhaft unsere Freisprechung beantragen. Ich habe mich geirrt; nicht blos hat der Vertreter der Staatsbehörde auf unsere Verurtheilung angetragen, sondern auch trotz aller Gegenrede und Mühe meinerseits, den Mann von seinem Amte zu scheiden, hat er seine persönliche Ueberzeugung für seine amtlichen Anträge einsetzen zu müssen geglaubt. Unter solchen Umständen kann ich es nur erklärlich finden, daß viele meiner Mitbürger, wenn auch nicht gerade Oberst Engels selbst dem einstimmigen Urtheile der Geschwornen gegenüber ihre Ueberzeugung von meiner Schuldbarkeit geltend machen, und habe ich es dem-

1140

Erläuterungen

nach, sobald es meine Gesundheitsverhältnisse erlaubten, für angemessen erachtet, die Strafe freiwillig über mich zu nehmen, welche man gegen mich beantragt haben würde. Ich habe mich freiwillig verbannt bis zu dem Augenblicke, wo die Stimme des annoch obersten Richters im Lande oder der allgemeine Ruf meiner Mitbürger in’s Vaterland mich zurückführen wird. Indessen sage ich Allen, die selbst unter ungünstigen Verhältnissen an mir nicht irre werden wollten, meinem Rechtsbeistand Herrn Wallraff und den Rechtsbeiständen meiner Gefährten Herrn Hardung I und Hagen für ihre beredte Theilnahme, dem Herrn Adv.-Anw. Court für das Vertrauen, mit dem er mich sogar bis in das Gefängniß beehrte, meinen wärmsten und aufrichtigsten Dank. Ich bitte schließlich Alle, mit denen ich noch in Verhältnissen persönlicher Verbindlichkeit stehe, sich zur vollständigen Regelung derselben an meinen Bruder S.T. Gottschalk wenden zu wollen.“ 542.13–21

Im April 1849 bezog der Arbeiterverein mit dem „Antrag“ des „Filial-Verein[s] Nro. 1“, der in der Komiteesitzung vom 24. April 1849 „mit allen gegen eine Stimme“ angenommen wurde, zu Gottschalks „Erklärung“ in elf Punkten Stellung. Wie aus dem Text hervorgeht, würdigte Gottschalk „das Gesuch des ArbeiterVereins, ... seine sogenannte Erklärung, die unverständlich scheine,“ zu erläutern, mit „keine[r] Antwort“. Zusammenfassend erklärte der Arbeiterverein, „daß er das Betragen des Dr. Gottschalks seit seiner Freisprechung vom hiesigen Geschwornengerichte in keiner Weise billigt und die Zumuthung sich im Interesse der rothen Monarchie mißbrauchen zu lassen, oder sich durch hämische persönliche Angriffe auf einzelne Personen irre leiten zu lassen, oder sich einen Präsidenten mit einem Schweifwedeler-Komitee aufoktroyiren zu lassen, oder einen freiwillig Verbannten, der die Gnade des Königs und des Volks zugleich anruft, um erlößt zu werden, zurückzurufen, oder überhaupt sich von irgend einem Menschen, möge er sein wer er wolle, gleich dummen Jungen behandeln zu lassen, mit Entschiedenheit und Entrüstung zurückweist.“ (Antrag. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 24, 29. April 1849. S. 3; ComiteSitzung vom 24. April 1849. Ebenda. S. 4.)

542.22–31

Ähnlich wurde in dem Artikel „An den Demokratischen Verein“ den Demokraten vorgeworfen, nach den Septemberunruhen 1848 die „unglücklichen Opfer, die für Euer Maulheldenthum im Gefängnisse, deren Familien für Euer Freiheitsgeschwätz in Hunger und Elend büßen“, nicht zu unterstützen. (Erl. 541.36–37.) – Im Winter 1848/49 wurde im Arbeiterverein die Kritik am Kölner Gemeinde- bzw. Stadtrat immer lauter.

1141

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

(Siehe An den weiland Oberbürgermeister ... Herrn Steinberger. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 7, 4. Februar 1849. S. 1/2.) Insbesondere den Gemeindeverordneten Benedikt Nückel, Arzt, und Everhard Schneider, Metzgermeister und Leiter des städtischen Arbeiterbüros, wurde vorgeworfen, „das Elend der armen Arbeiter auf eine schnöde und schamlose Weise“ öffentlich zu verhöhnen. So soll Schneider in einer Sitzung der Gemeindeverordneten geäußert zu haben: „Wir müssen das Volk doch füttern, dann soll es auch dafür arbeiten!“ Dem Kölner Bürgertum sei es „ein Aergerniß“, so der anonyme Autor eines offenen Briefes, „daß der Arbeiter sich seiner Vorzüge und Macht bewußt geworden, nicht mehr in sclavischer Bedrückung leben, daß er als der Erzeuger jeglicher Produkte auch ein Anrecht auf ihren Genuß haben, daß er ein freier Mensch sein will“. (An den Stadtrath, Herrn Schneider. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 6, 1. Februar 1849. S. 1/2. – Zu Nückel und dessen Äußerungen am 3. November 1848 siehe * Köln, 4. Nov. (Unsere Bourgeoisie und Dr. Nückel.) In: NRhZ. Nr. 135, 5. November 1848. S. 1, Sp. 2. – Siehe ferner S. 269–273.) 542.32–543.9 Drei Tage später, in der Komitee-Sitzung vom 18. Januar 1849, kam es erneut zu einer Diskussion über das Vorgehen des Arbeitervereins in den bevorstehenden Urwahlen zur preußischen Zweiten Kammer am 22. Januar: „Die B[ür]g[er] Röser und Reiff sagen in Bezug auf die bevorstehenden Wahlen, daß es sich jetzt darum handele, der Regierung, der absoluten Macht, eine starke Opposition entgegen zu stellen, die Parthei der Arbeiter aber, um dies sicher durchzusetzen, sich mit den übrigen Demokraten vereinigen müsse. Bg. Anneke ist damit nicht ganz einverstanden. Er will von den blassen Demokraten, die nur schwätzen und protestiren können und wohl gar glauben, damit sei vollkommen genug geschehen, Nichts wissen, und verlangt daher, daß der Arbeiter-Verein seine eigene[n] entschiedene[n] Leute wähle, deßwegen selbst Kandidaten aufstelle und sich nur dann mit den übrigen Demokraten vereinige, wo diese nicht durchzubringen ... Bg. Schapper sagt in Bezug auf die Wahlen: Die Demokratie hat noch nicht mit der Energie gehandelt wie sie hätte thun sollen. Wir vereinigen uns diesmal mit ihr, da unsere eigentliche Zeit noch nicht gekommen ist ... Unser Kandidat darf also mit der octroyirten Verfassung nicht zufrieden sein, dieß ist das Wenigste, was wir von ihm verlangen. ... Die Beamten und die Bourgeois ... Hunger und die Schulden einigen sich gegen Demokraten und Socialisten ...“ Nicht zuletzt auf Annekes Drängen stellte das Führungsgremien fest: „Die Versammlung beschließt schließlich die Wahlen in der Weise vor-

1142

Erläuterungen

zunehmen, daß, wo keine Socialisten durchzubringen sind, man sich mit den gewöhnlichen Demokraten einige, um jedenfalls Opposition in die Kammer zu bringen.“ (Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereines vom 18. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 4, 25. Januar 1849. S. 3/4.) 542.39–543.6 Mit Bezug auf die vorliegenden Äußerungen von Marx heißt es in der erwähnten Stellungnahme des Arbeitervereins von April 1849 (Erl. 542.13–21): „1) In Erwägung, daß der Dr. Gottschalk den Bürger Carl Marx in der Zeitung ,Freiheit, Arbeit‘ als einen Freund und Gesinnungsgenossen des Abgeordneten zu Frankfurt Franz Raveaux darstellt, während doch der Bürger Marx sich in der Komitee-Sitzung vom 8. Febr. [vielmehr: 15. Januar] derart ausgedrückt hat, daß er, wenn er auch augenblicklich die Kandidatur [von] Raveaux und Schneider II. unterstütze, weit davon entfernt sei mit diesen Leuten in prinzipieller Hinsicht übereinzustimmen, daß im Gegentheil der Erstere grade während seiner größten Glanzperiode, in der N.Rh.Ztg. schonungslos angegriffen worden sei, daß aber augenblicklich von rothen und blassen Demokraten nicht die Rede sein könne, indem es sich vor der Hand hauptsächlich darum handle, dem absoluten Königsthum Opposition zu machen, und sich um diesen Zweck zu erreichen, die rothen und blassen Demokraten den Heulern gegenüber vereinigen müßten“. (Antrag. In: Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit. Köln. Nr. 24, 29. April 1849. S. 3; Comite-Sitzung vom 24. April 1849. Ebenda. S. 4. – Am 8. Februar 1849 fand keine Komiteesitzung statt.)

[Komite´-Sitzung vom 29. Januar 1849] 543.19

Vor der – die gesamte Sitzung einnehmenden – Diskussion über das Vereinsorgan „Freiheit, Arbeit“ wurde der Entwurf eines Antwortschreibens an den demokratischen Verein in Neuwied genehmigt.

543.19–24

In der NRhZ vom 31. Januar 1849 erschien folgende Anzeige: „Die vom hiesigen Arbeiter-Verein dem Redacteur der Zeitung ,Freiheit, Arbeit‘ beigegebene Redaktions-Commission hat sich weder an der Abfassung des Artikels gegen Herrn F. Raveaux betheiligt, noch ist ihr der abgefaßte Artikel vor seinem Einrücken zur Durchsicht vorgelegt worden. Köln, den 29. Januar 1849. Röser. Reiff. Schapper.“ (NRhZ. Nr. 209, 31. Januar 1849. Beilage. S. 1, Sp. 3.)

543.21

An Herrn Raveaux. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 5, 28. Januar 1849. S. 1/2. – In dem Artikel wurde Raveaux nicht nur „Ver-

1143

Marx’ und Engels’ Reden im Kölner Arbeiterverein

rath“ vorgeworfen, in dem er „auf Antrieb“ seiner „reichen Freunde“ durch indirekte Wahlen und Parlamentstätigkeit dazu beigetragen habe, Zeit zu gewinnen, „bis zu welcher die Wuth des Volkes unschädlich wieder eingeschlummert sein würde“, sondern vor allem „prätentiöse Unfähigkeit“. 543.29

„Schützendorf“] In einer anonymen Anzeige in der NRhZ vom 28. Januar 1849 hieß es ironisch: „Der biedere, treue Schuhmachermeister [Hermann Joseph] Schützendorf welcher von der Bourgeoisie als Kandidat zur zweiten Kammer vorgeschlagen wird, kann sich als politische Wetterfahne auf den Thurm der deutschen Freiheit setzen.“ (NRhZ. Nr. 207, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe. S. 4, Sp. 2.) In derselben Ausgabe erschien eine weitere Anzeige gegen Schützendorf: „Der ehemalige Demokrat Schützendorf hat ein Schutz- und Trutz-Bündniß mit den Heulern geschlossen, um zur 2. Kammer als Abgeordneter gewählt zu werden. Dies zur Warnung für die Wahlmänner, besonders derjenigen, welche dem Handwerkerstande angehören. Ein demokratischer Wahlmann.“ (Ebenda. – Siehe Erl. 85.19.)

543.37–38

Siehe Erl. 543.21.

544.1–30

Siehe auch Comite´-Sitzung des Arbeiter-Vereins vom 22. Januar 1849. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 5, 28. Januar 1849. S. 3.

544.33

Siehe Erl. 543.21.

545.1

Am 11. Februar 1849 erklärte Johann Wilhelm Prinz, direkt an die Mitglieder der Redaktionskommission des Arbeitervereins, Schapper, Röser und Reiff, („jene Herren“, die „zum ,kommunistischen Glaubensbekenntnisse‘“ und „zur socialen Republik geschworen“ hätten) gewandt: „Sie verwahren sich, wie auch Christ. Jos. Esser bereits gethan, gegen den Verdacht einer Theilhaberschaft an den Sendschreiben an die Herren Schneider und Raveaux. War es wirklich Noth, den Lesern der Neuen Rheinischen Zeitung zu sagen: Sie würden solch ,niederträchtiges Zeug‘ niemals schreiben? ... Ach, hätten Sie vor einigen vier Wochen der Arbeiterzeitung so eifrig sich noch angenommen, die Sie sechs Monate hindurch mit den duftigsten Blüthen der Rheinischen Zeitung hatten nähren dürfen, sie wäre dem Verscheiden nicht so nahe gekommen, daß sie erst durch den Scandal wieder aufleben gekonnt. ... [W]arum aber treten Sie nicht in der Presse auf, wo Ihre Schützlinge waren angegriffen worden ... Warum zeigen Sie in der Zeitung nicht auf, daß der Schreiber jener Briefe die Herren Raveaux und Schneider

1144

Erläuterungen

grundlos verdächtigt, daß er sie böswillig verläumdet hat, daß sie vielmehr offene, entschiedene und rothe Republikaner sind? ... Sie stellen sich einfach als Censurkommission hin, Sie, die rothen Republikaner ... geben sich als die Censoren einer Zeitung, über die Sie sich eine Macht geradezu anmaßen. ... ich werde eher schweigen, als die saloppe Polemik der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ nachahmen. Wer verwegen genug ist, sich in die Oeffentlichkeit zu drängen, der bedenke vorher, daß es eine Presse gibt, die ohne Nachsicht für die Unfähigkeit einen unbescholtenen Namen für immer verderben kann, wie vielmehr einen bereits kompromitirten!“ (An die Redaktionskommission des Arbeitervereins, die Herren Schapper, Röser und Reiff. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 9, 11. Februar 1849. S. 1/2. – Zu Christian Joseph Essers Erklärung siehe S. 542.1.) 545.4–5

Siehe S. 541.30–34 und Erl. sowie S. 542.4–9. – Nachdem aus Sicht des Komitees alle Maßnahmen zur Eindämmung der Eigenmächtigkeiten von Johann Wilhelm Prinz nicht gefruchtet hatten, entschloss sich das Gremium, eine neue Zeitung unter dem Titel „Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit“, den das Vereinsorgan bereits von Oktober bis Dezember 1848 getragen hatte, herauszugeben. Die Titelgestaltung wurde neu konzipiert und das bisherige Motto „Immer Vorwärts!“ nicht übernommen. (Siehe Dowe: Aktion. S. 215.)

[Komite´-Sitzung vom 15. Februar 1849] 545.17

Engels’ Ausführungen folgen unmittelbar nach Schappers ausführlichem Vortrag über die „Tagespolitik“ in Preußen, Sachsen, Ungarn, Frankreich und Italien. Über die preußischen Wahlen führte Schapper aus: „Obschon die Wahlen ganz beendigt sind, so kann man doch keinen genauen Ueberblick über die Stärke der verschiedenen Parteien fassen. Die 2. Kammer hat zwar unsern Erwartungen nicht sehr entsprochen, jedoch ist sie, den Bestechungen und Drohungen der Heulerpartei gegenüber, noch immer ziemlich ausgefallen“.

545.19–21

Das Kölner Bankett zur Feier des Jahrestags der Pariser Februarrevolution von 1848 fand am 24. Februar 1849 mit zweibis dreitausend Teilnehmern statt. (Siehe S. 549/550.)

1145

Vernehmung von Karl Marx durch den Kölner Instruktionsrichter Franz Joseph Kratz am 21. Dezember 1848. Protokoll 21. Dezember 1848 (S. 546)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 929. Am 21. Dezember 1848 wurde Marx durch Franz Joseph Kratz, Instruktionsrichter am Kölner Landgericht, wegen „Betheiligung an der Verläumdung des Generals v. Drigalsky“ vernommen. Seine von einem Auskultator in ein vorgedrucktes Formular handschriftlich eingetragenen Aussagen, bestätigte Marx mit eigenhändiger Unterschrift. Ergänzend zu einem Bericht über den Kölner Assisen-Prozess gegen Andreas Gottschalk, Friedrich Anneke und Christian Esser, dessen Verhandlungen am 21. Dezember 1848 begannen, berichtete die „Mannheimer Abendzeitung“: „Ausserdem war heute der Redakteur der N. rhein. Ztg., Dr. Marx wegen angeblicher Verläumdung des ,Bürgers und Communisten‘ Drigalski vor den Untersuchungsrichter geladen.“ (†* Köln, 21. Dezbr. In: Mannheimer Abendzeitung. Nr. 307, 24. Dezember 1848. S. 3024.) Erstveröffentlichung: Heinz Zumfeld: Neue Funde zu Marx, Lassalle und Freiligrath im Revolutionsjahr 1848/49. Originaldokumente in sechs Prozeßakten in Heinsberg entdeckt. In: Geschichte, Politik und ihre Didaktik. Heft 1/2. 1985. S. 18.

Zeugenbeschreibung H Originalhandschrift: Verbleib unbekannt. – Edition erfolgt nach Fotokopien, die Heinz Zumfeld 1983/1984 dem damaligen Institut für Marxismus-Leninismus, Berlin, zur Verfügung stellte. (Siehe Zumfeld: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. S. 43.) – Kreisarchiv Heinsberg, Archivaliensammlung Nr. 132. (Fotokopie.) Der Edierte Text folgt H.

ERLÄUTERUNGEN 546.1–9

Verhandelt bis Ich heiße] Vorgedruckter Textteil, der handschriftlich ergänzt und angepasst wurde.

546.4

Erscheinungsbefehles] Mit „Erscheinungs-Befehl“ vom 18. Dezember 1848 war Marx von dem Kölner Instruktionsrichter Franz Joseph Kratz wegen „Betheiligung an der Verläumdung des Generals v. Drigalsky“ in der NRhZ vom 20. Oktober zur Vernehmung am 21. Dezember morgens neun Uhr vorgeladen

1146

Erläuterungen

worden. – Wie aus der Zustellungsurkunde hervorgeht, wurde Marx der Erscheinungs-Befehl am 20. Dezember im Beisein „seiner Köchin Helene Themuth [Demuth]“ durch den Gerichtsvollzieher Christian Gentzsch übergeben. (Kreisarchiv Heinsberg, Archivaliensammlung Nr. 132. (Fotokopie.) – Siehe Zumfeld: Neue Funde. S. 14; ders.: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath im Kreis Heinsberg gefunden. S. 43–45.) 546.9–24

Carl Marx bis Bach] Handschriftlich, wahrscheinlich von Bach niedergeschrieben, mit Ausnahme der eigenhändigen Unterschriften von Marx und Franz Joseph Kratz.

546.10

Cäcilienstrasse no 7] Nachdem seine Frau Jenny mit den drei Kindern, wahrscheinlich im Juni 1848, ebenfalls nach Köln gekommen war, wohnte die Familie unter der angegebenen Adresse. (Siehe Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger (Adreß-Buch) für Cöln. Hrsg. von Wilhelm Greven. Cöln 1848. S. 147.)

546.13–16

[Ferdinand Lassalle:] ÷ Düsseldorf 17. Okt. (Militairisches.) In: NRhZ. Nr. 121, 20. Oktober 1848. S. 4, Sp. 1/2. – Siehe S. 138.1 und Erl. sowie S. 252 und 929. – Mit Brief vom 23. Oktober 1848 bezeichnete sich Lassalle gegenüber dem stellvertretenden Düsseldorfer Oberprokurator als „Verfasser und Einsender“ des genannten Artikels. (Zumfeld: Neue Funde. S. 19; ders.: Dokumente über Marx, Lassalle und Freiligrath. S. 43.)

546.15

Dr. Lasalle] Lassalle studierte Geschichte und Philosophie, aber wurde nicht promoviert.

546.20–21

Als Gerant trug Hermann Korff laut Statut der NRhZ (MEGA➁ I/7. S. 790) die gesetzliche Verantwortung für den Inhalt der Zeitung. Deshalb erhielt Korff ebenfalls einen Erscheinungsbefehl für den 22. Dezember 1848. (Siehe S. 600–601 und Erl. 547.1.)

546.23

Dr. K. Marx] Eigenhändige Unterschrift.

546.24

Kratz] Eigenhändige Unterschrift.

1147

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Aussagen im ersten Presseprozess gegen die „Neue Rheinische Zeitung“ am 7. Februar 1849 7. Februar 1849 (S. 547)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Siehe S. 1053–1056.

Zeugenbeschreibung J * Köln, 13. Februar. Preßprozeß der Neuen Rheinischen Zeitung. Verhandelt am 7. Februar vor den Assisen zu Köln. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 221, 14. Februar 1849, S. 1, Sp. 2/3. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

ERLÄUTERUNGEN 547.1

Nach Verlesung der Anklage und Befragung der Zeugen war der Gerichtspräsident Friedrich Cremer „zum Interrogatorium der Angeklagten“ geschritten. Zuerst erklärte Hermann Korff „den Artikel vor der Aufnahme desselben in der ,Neuen Rheinischen Zeitung‘ gelesen und nichts gegen seine Aufnahme erinnert zu haben. Der Verfasser sei ihm unbekannt. Seine Stellung als Gerant verpflichte ihn, den Behörden gegenüber die gesetzliche Verantwortlichkeit zu übernehmen.“ Daraufhin äußerten sich Marx und Engels.

547.1–2

Siehe MEGA➁ I/7. S. 251–253.

547.3–7

Siehe ebenda. S. 251.22–26, 280 sowie 1244/1245 und 1265. – Die Haussuchung fand am 7. Juli 1848 statt. (Siehe ebenda. S. 280.)

547.8

konfiszirte Blatt] Über das bei der Durchsuchung der Redaktionsräume der NRhZ im Juli 1848 beschlagnahmte „Manuscript“ heißt es im Prozessbericht der „Kölnischen Zeitung“: „D[r]. Marx und Engels erklären, daß sie sich über den Verfasser jenes Artikels nicht auslassen, sondern die ganze Verantwortlichkeit dafür übernehmen wollen. Engels gibt zu, das in Beschlag genommene Manuscript geschrieben zu haben; er will dieses nur gethan haben, damit der ursprüngliche Verfasser nicht ermittelt werden könne. Auch D[r]. Marx ist geständig, daß die auf jenem Blatte befindliche Notiz über die Nothwendigkeit der Anwesenheit des Instructions-Richters oder Policei-Com-

1148

Erläuterungen

missars bei Vornahme von Verhaftungen von seiner Hand herrühre.“ (Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 2.) 547.10–17

Siehe MEGA➁ I/7. S. 491 und 657.

1149

Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Reden auf einem demokratischen Bankett in Mülheim am Rhein am 11. Februar 1849. Bericht 11. Februar 1849 (S. 548)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Zur Feier des Jahrestags der Pariser Februarrevolution fand das erste demokratische Bankett in der preußischen Rheinprovinz am 11. Februar 1849 in Mülheim am Rhein statt. Der dortige Arbeiterverein, der Ende 1848 mehr als 500 Mitglieder zählte, organisierte es mit Unterstützung des Kölner Arbeitervereins und der Kölner Demokratischen Gesellschaft. Musik und Gesang wechselten mit längeren Reden und Toasten. Neben Marx und Engels sprachen insbesondere Demokraten und Arbeiteraktivisten aus Mülheim, der Seidenweber Franz Wilhelm Bengel, der Kaufmann Ludwig Luccas und der Lehrer Krahe´, und aus Worringen, Ott und Fischbach. Der ebenfalls anwesende suspendierte Volksschullehrer Anton Gladbach, Mitglied der aufgelösten preußischen Nationalversammlung, der zur Steuerverweigerung aufgerufen hatte, wurde von Marx besonders gewürdigt. (Dowe: Aktion. S. 183–186 und 219.) Der vorliegende Bericht wurde wahrscheinlich von einem Führungsmitglied des Mülheimer Arbeitervereins zwischen dem 12. und 16. Februar 1849 geschrieben.

Zeugenbeschreibung J × Mülheim a.Rh, 11. Febr. (Verspätet.) (Demokratisches Banket.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 225, 18. Februar 1849. S. 2, Sp. 1/2. Rubrik: Deutschland. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

KORREKTURENVERZEICHNIS 548.17

kritisirte] J kriticirte

ERLÄUTERUNGEN 548.8–9

1150

lange vor bis behauptet hätten] Siehe Andreas Gottschalks Kritik in seinem offenen Brief an Marx. ([Andreas Gottschalk:] An Herrn Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 13, 25. Februar 1849. S. 1–3. – S. 974/975.)

Erläuterungen

548.12–13

Siehe S. 488 und 456. – Die NRhZ setzte sich in den Wahlen für die preußische Zweite Kammer im Februar 1849 mehrmals für Anton Gladbach ein. Nachdem er im Wahlkreis Mülheim am Rhein zunächst unterlegen war, bezeichnete es die Zeitung als „die Pflicht aller entschieden demokratischen Wahlkollegien, die wegen Doppelwahlen abermals zusammentreten müssen, ihre Stimmen vor allen Dingen auf Gladbach zu lenken.“ (* Köln, 6. Februar. (Ausfall der Wahlen.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 1, Sp. 1. – Siehe S. 456.18–23.) – Am 23. Februar 1849 meldete die NRhZ als „Neueste Nachricht“, dass Gladbach in einer Nachwahl im Wahlkreis Mülheim am Rhein gewählt worden sei. (= Deutz, 22. Febr. Ebenda. Nr. 229, 23. Februar 1849. Beilage. S. 2, Sp. 3.)

1151

Friedrich Engels’ Trinkspruch auf einem demokratischen Bankett in Köln am 24. Februar 1849. Bericht 24. Februar 1849 (S. 549/550)

ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG Am 24. Februar 1849 veranstalteten der Kölner Arbeiterverein und die Demokratische Gesellschaft in Köln ein gemeinsames Bankett zur Feier des Jahrestags der Pariser Februarrevolution. Neben Engels brachten zahlreiche Führungsmitglieder der Demokraten und des Arbeitervereins Trinksprüche aus. Der Rechtsanwalt Karl Schneider und der suspendierte Volksschullehrer Anton Gladbach, die beide zu Abgeordneteten der preußischen Zweiten Kammer gewählt worden waren, Gladbach in einer Nachwahl im Wahlkreis Mülheim am Rhein, verabschiedeten sich zugleich vor ihrem Aufbruch nach Berlin von ihren Wählern. Mit 2000 bis 3000 Teilnehmern fand das Fest im Eiser’schen Saal, dem Hauptversammlungsort der Kölner Demokraten, statt. (Erl. 123.4–6.) Auf Engels’ Antrag hatte der Arbeiterverein am 15. Februar eine Kommission ernannt, die mit einer entsprechenden Kommission der Demokratischen Gesellschaft die Veranstaltung organisieren sollte. (S. 545.17. – Dowe: Aktion. S. 219; Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft. S. 268/269. – Siehe Samstag den 24. Februar ... [Anzeige.] In: NRhZ. Nr. 230, 24. Februar 1849. S. 4; Bei dem heute ... [Gez.:] Johann Dickopf, im Eiser’schen Saale. [Anzeige.] Ebenda.) Der – von einem der anwesenden Redakteure der NRhZ verfasste – Bericht wurde wahrscheinlich am 26. Februar 1849 geschrieben, die Ergänzung in Klammern (S. 549.13–14) spätestens am Vormittag des Folgetages. Mit Bezugnahme auf den vorliegenden Bericht teilte die „Kölnische Zeitung“ am 1. März 1849 einige der ausgebrachten „Trinksprüche“ mit. (Bei dem zur Feier ... In: Kölnische Zeitung. Nr. 50, 1. März 1849. Beilage. S. 1. – Siehe ebenfalls †* Köln, 28. Februar. In: Deutsche Reform. Berlin. Nr. 170, 3. März 1849. Abend-Ausgabe. S. 442.) Die Pariser Zeitung „La Re´forme“ veröffentlichte eine Übersetzung. (Allemagne. Cologne, le 26 fe´vrier. In: La Re´forme. Paris. Nr. 60, 3. März 1849. S. 2.)

Zeugenbeschreibung J * Köln, 21. Febr. (Bankett vom 24. Februar.) In: Neue Rheinische Zeitung. Köln. Nr. 233, 28. Februar 1849. S. 2, Sp. 1. Rubrik: Deutschland. – Die Überschrift ist der Inhalts-„Uebersicht“ entnommen. – Erstdruck. Der Edierte Text folgt J.

1152

Erläuterungen

KORREKTURENVERZEICHNIS 549.6

Manen] J Mauen

ERLÄUTERUNGEN 549.1

21. Febr.] Vermutlich: 26. Febr.

549.9–10

Der Rechtsanwalt Karl Schneider war am 5. Feburar 1849 neben dem Rechtsanwalt Ulrich Franz Kyll zum zweiten Kölner Abgeordneten der preußischen Zweiten Kammer gewählt worden. (* Köln, 6. Februar. (Ausfall der Wahlen.) [Leitart.] In: NRhZ. Nr. 215, 7. Februar 1849. S. 1, Sp. 1.)

549.13–14

Die „Kölnische Zeitung“ berichtete am 27. Februar 1849: „Vorgestern, an dem Jahrestage der französischen Revolution, wurde hier im Eiser’schen Saale zur Feier jenes Ereignisses ein sehr zahlreich und selbst von einigen Frauen besuchtes Banket abgehalten. Rothe Mützen und Bänder spielten dabei eine Haupt-Rolle. Unter den Rednern zeichnete sich besonders der Abgeordnete Gladbach durch seine donnernden Reden gegen das Haus Hohenzollern, den Grafen Brandenburg u.A. aus. Zahlreiche Patrouillen durchzogen an jenem Abende, so wie am gestrigen Tage, die Straßen.“ (* Köln, 26. Febr. In: Kölnische Zeitung. Nr. 49, 27. Februar 1849. S. 1. – Zur Wahl Anton Gladbachs in die preußische Zweite Kammer am 22. Februar 1849 siehe Erl. 548.12–13.)

549.16–17

Siehe Engels: Die revolutionäre (S. 159–162) sowie S. 286.1–2.

Bewegung

in

Italien

1153

REGISTER

Namenregister Achilles Gestalt der griechischen Mythologie. 461 Adamski, Theophil (geb. 1817) preußischer Offizier; Mitglied des Kölner „Volkskomitees“ im November 1848. 789 Adelung Führungsmitglied des Arbeitervereins in Frankfurt am Main. 541 Ajax Gestalt der griechischen Mythologie. 221 231 Albert siehe Martin, Alexandre Aleksandr I (1777–1825) Kaiser von Russland. 604 Alexander (III.) der Große (356–326 v. Chr.) König von Makedonien. 437 Alexandre, G.A. Buchhändler in Straßburg. 241 Alkibiades (Alcibiades) (451–404 v. Chr.) Staatsmann und Feldherr in Athen. 26 177 225 230 232 300 881 912 966 Alma´sy (Almassy), Mo´ric, Graf (1808–1881) ungarischer Politiker. 518 Alme´ras, Alexandre-Fe´lix (1811–1868) Schweizer Kunstmaler; 1848 Mitglied des Nationalrats. 229 Alvensleben, Albrecht Graf von (1794–1858) preußischer Finanzminister von 1835 bis 1842. 450 451 452 454 455 Ammon, Gustav von preußischer Staatsanwalt. 51 390 Anneke, Friedrich (1818–1872) preußischer Artillerieoffizier; 1848 Mitbegründer des Kölner Arbeitervereins. 243–250 386 423 537–539 542 611 634 728 854 889 916 924 925 994 1053 1058 1061 1132 1140 1142 1146 Anneke, Mathilde Franziska (1817–1884) deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin; Frau von Friedrich Anneke. 602 Äolus in der griechischen Mythologie eine Windgottheit. 22 Arnim-Suckow, Heinrich Alexander Freiherr von (1798–1861) preußischer Diplomat und Politiker. 126 Arntz, Aegidius Rudolph Nicolaus (1812–1884) deutscher Rechtswissenschaftler; 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung. 771 Assing, Ludmilla (1821–1880) deutsche Schriftstellerin. 841 Aston, Louise (geb. Hoche) (1814–1871) deutsche Schriftstellerin. 841 Auerbach, Berthold (1812–1882) deutscher Schriftsteller. 796 Auersperg, Maximilian von (1771–1850) österreichischer General. 53 66 679 Auerswald, Hans von (1792–1848) preußischer General; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 651 890 Auerswald, Rudolf von (1795–1866) preußischer Politiker; Juni−September 1848 Ministerpräsident und Außenminister. 206 209 592 649 703 898 904

1157

Namenregister Bach Auskultator in Köln. 546 1146 1147 Bakunin, Michail (1814–1876) russischer Revolutionär. 429 431 434 440 441 443 444 617 618 667 1064 1065 1068–1072 Barbe`s, Armand (1809–1870) französischer Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung. 169 Bardeleben, Moritz von (1814–1890) preußischer Verwaltungsjurist; Juni bis November 1848 Berliner Polizeipräsident. 825 Barman, Maurice (1808–1878) Schweizer Landwirt; Mitglied des Nationalrats. 230 Barrot, Odilon (1791–1873) französischer Anwalt und Politiker; 1848/49 Ministerpräsident. 264 338 339 349 350 351 358 359 361 362 775 991 1002 1004 1012 Bartholo (Bartolo) literarische Figur. 230 913 Basse, Gottfried (1778–1825) deutscher Drucker und Verleger. 129 841 Bassermann, Friedrich Daniel (1811–1855) deutscher Buchhändler und Politiker; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 9 51 77 194 622 651 765 792 842 Bassi, J. F. Schweizer Journalist. 305 Bastide, Jules (1800–1879) französischer Publizist und Politiker; 1848 Außenminister. 21 22 126 837 838 Battaglini, Carlo (1812–1888) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 230 Batthya´ny (Bathiany) von Ne´matujva´r, Lajos Graf (1806–1849) ungarischer Politiker; März bis September 1848 Ministerpräsident. 531 Bauer, Edgar (1820–1886) deutscher Publizist. 645 Bauer, Heinrich (geb. um 1813) deutscher Schuhmacher; Mitbegründer des Bundes der Kommunisten. 611 Bavay siehe De Bavay Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732–1799) französischer Schriftsteller. 913 979 Beck, Wilhelmine (angebl. Baronin von) (gest. 1851) Publizistin. 961 Becker, Hermann Heinrich (1820–1885) preußischer Jurist, Publizist und Politiker. 8 549 612 688 729 780 930 1000 1056 Becker, Johann Philipp (1809–1886) deutsch-schweizerischer Politiker und Publizist. 261 262 301 306 758 937 938 967 1064 Beckhausen (Beckhaus), Karl deutscher Lithograph; 1848 Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 253 Bedorf, Engelbert deutscher Barbier; 1848 Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 1136 Beisele literarische Figur. 652 653 Bem, Jo´zef (1794–1850) polnischer General. 363 371 375 393 403 405 408 445 464 465 471 472 479 480 493 494 515 517 522–525 1027 1047 1052 1074 1099 1118 1121 Bengel, Franz Wilhelm Seidenweber; Präsident des Arbeitervereins in Mülheim am Rhein. 548 1150 Benz, Rudolf (1810–1872) Schweizer Jurist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 147 181 182 185 227 228 229 230 231 885 886 888 911 913 Berg, Philipp von (1816–1866) katholischer Priester; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 771 Berger, Johann Nepomuk (1816–1870) österreichischer Jurist und Schriftsteller. 1066 Bergius, Carl Julius (1804–1871) preußischer Staatswissenschaftler. 448 1078 Berlier, The´ophile (1761–1844) französischer Jurist. 380 410 1029 1057 Berly, Carl Peter (1781–1847) deutscher Journalist. 16 489 697 1104 Bernigau, August (1814–1849) preußischer Offizier. 1136 Bernold, Josef Leonhard (1809–1872) Schweizer Unternehmer; 1848 Mitglied des Nationalrats. 223

1158

Namenregister Bernstein, Eduard (1850–1932) deutscher Schriftsteller und Politiker. 655 713 714 723 724 725 811 898 1035 1110 Beust, Friedrich (1817–1899) preußischer Offizier; Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 539 540 732 786 789 1136 1137 Binzer, August Daniel von (1793–1868) deutscher Dichter. 443 1072 Birck (Birk), Johann Baptist (1804–1869) preußischer Beamter. 62 685 741 810 814 Biro´, Ka´roly Justizbeamter in Gran (Esztergom). 404 Bismarck, Otto von (1815–1898) preußischer Staatsmann. 978 Blanc, Louis (1811–1882) französischer Journalist, Historiker und Politiker. 26 153 169 175 880 Blanchenay, Louis (1801–1881) Schweizer Forstinspektor; 1848 Mitglied des Nationalrats. 229 Blanqui, Louis Auguste (1805–1881) französischer Journalist und Politiker. 869 Blösch, Eduard (1807–1866) Schweizer Rechtsanwalt und Politiker. 125 143 Blum, Johannes preußischer Student; 1848 Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 538 549 1133 Blum, Robert (1807–1848) deutscher Journalist und Verlagsbuchhändler; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 93 94 118 304 306 462 540 549 606 761 790–792 827 829 962 1027 Blumenthal, von ehemaliger Leutnant. 1076 Blumer, Johann Jakob (1819–1875) Schweizer Rechtsanwalt, Journalist und Politiker. 830 Bocholtz (Bochholz), Graf Wilhelm von (1768–1837) Großzeremonienmeister und Staatsminister des Königreich Westphalen. 285 958 Böcker, Gottfried Aloys preußischer Rechtsanwalt. 651 Bodelschwingh, Ernst von (1794–1854) preußischer Verwaltungsjurist und Staatsmann. 98 347 446–451 454 455 485 1075–1078 Bodener in Wien lebende Schweizerin. 188 Boissere´e, Karl Kohlenhändler in Köln. 327 Bölling, Moritz preußischer Justizbeamter, Staatsprokurator. 407 1049 1112 1113 Bollinger, Samuel Schweizer Maschinenbaufabrikant in Wien. 188 Bonaparte, Louis Napole´on (Louis Napoleon, Louis Bonaparte) (1808–1873) 1848–1852 französischer Staatspräsident, 1852–1870 als Napole´on III Kaiser der Franzosen. 31 38 40 84 129 170 264 296 349 358 359 360 597 598 603 613 617 630 776 841 940 991 1006 1011–1013 Borchardt, Friedrich (1804–1857) preußischer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 8 407 685 846 Borkheim, Sigismund (1826–1885) deutscher Weinhändler und Publizist. 1064 Born, Stephan (1824–1898) deutscher Schriftsetzer. 1135 Bornemann, Wilhelm (1798–1864) preußischer Jurist und Politiker; März−Juni 1848 Justizminister. 82 Bötticher, Carl Wilhelm (1791–1868) preußischer Richter; 1842–1848 Oberpräsident der Provinz Preußen. 276 950 Bourbonen französisches Adelsgeschlecht. 36 55 293 320 358 665 Brandenburg, Friedrich Wilhelm Graf von (1792–1850) preußischer General und Staatsmann. 69 70 75 77–82 91 98–100 102 106 114 115 117 118 123 135 136 192 195 198 215 257 312–314 368 370 505 589 590 605 645 745 753 755 760 766 771 816 825 827 1012 1018 1153 Brenner, Karl Johann (1814–1883) Schweizer Rechtsanwalt und Journalist. 120 Breuer, Matthias Fabrikarbeiter in Köln. 327 985 Briatte, Franc¸ois (1805–1877) Schweizer Politiker; 1848 Präsident des Ständerats. 163 190 Brill, Julius (1816–1882) preußischer Schriftsetzer; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 796

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Namenregister Brocker-Everaerts, Johann Alexander Verleger und Drucker in Köln. 926 1030 1050 Brosi, Johann Rudolf (1801–1877) Schweizer Rechtsanwalt und Politiker. 830 Brüggemann (Ehren-Brüggemann), Karl Heinrich (1810–1887) deutscher Nationalökonom und Publizist; 1845–1855 Chefredakteur der „Kölnischen Zeitung“. 9 62 203 204 326 328 342 343 344 354 355 397 398 460 594 595 739 741 957 973 979 981 982 984 995 996 1008 1009 1044 1086 1087 Bruggisser (Bruggissen), Johann Peter (1806–1870) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Brutus siehe Marcus Iunius Brutus Bückler (Schinderhannes), Johann (gest. 1803) deutscher Räuberhauptmann. 63 129 Bugeaud de la Piconnerie, Thomas Robert, duc d’Isly (1784–1849) französischer General; 1848 Mitglied der Nationalversammlung. 359 Bülow-Cummerow, Ernst von (1775–1851) preußischer Gutsbesitzer und Publizist. 448 1078 1080 Bunsen, Christian Karl Josias Freiherr von (1791–1860) preußischer Diplomat; 1841–1854 Gesandter in London. 98 624 Bürgers, Heinrich (1820–1878) deutscher Publizist; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 619 626 628 686 852 890 984 1000 1036 Busch, Gerhard Norbert (geb. 1801) katholischer Pfarrer in Köln. 327 Butler, Samuel (1612–1680) englischer Schriftsteller. 623 698 Cabet, Etienne (1788–1856) französischer Sozialphilosoph. 638 Cabrera y Grin˜o, Ramo´n (1806–1877) spanischer Heerführer. 367 1016 Caesar (Cäsar), Gaius Julius (100–44 v. Chr.) römischer Feldherr und Staatsmann. 437 735 Calame, Henri Florian (1807–1863) Schweizer Jurist, Politiker und Journalist. 73 Cambord, Henri d’Artois de Bourbon, comte de (1820–1883) unter dem Namen Heinrich V. französischer Thronprätendent der Legitimisten. 359 362 397 1013 Camphausen, Ludolf (1803–1890) preußischer Bankier und Staatsmann. 11 69 98 194–196 198 201–205 207 312–314 334 368–370 498 504 592 649 692 755 901–903 975 997 1018 1019 Cantador, Laurenz (1810–1883) preußischer Tuchkaufmann; 1848 Kommandeur der Düsseldorfer Bürgerwehr. 388 391 1037 Capet, Louis siehe Louis XVI. Carlo Alberto (Karl Albert) (1798–1849) König von Sardinien und Piemont. 664 706 839 Carlos Marı´a Isidro de Borbo´n (Don Carlos) (1788–1855) spanischer Thronprätendent Carlos V. 276 293 322 950 1079 ˇ arnojevic´, Gyorgye österreichischer Hauptmann. 471 C Carnot, Lazare Nicolas Marguerite (1753–1823) französischer Mathematiker und Staatsmann. 286 466 Carsten siehe Leßner, Friedrich Carteret, Antoine (Anton) (1813–1889) Schweizer Politiker. 179 Castella, Andre´ (1805–1873) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Ständerats. 141 Castoldi, Jean-Jacques (1804–1871) Schweizer Rechtsanwalt; Mitglied des Nationalrats. 229 Cato der Ältere (234–149 v. Chr.) römischer Staatsmann. 273 343 996 Cato der Jüngere (95–46 v. Chr.) römischer Staatsmann. 273 343 996 Caussidie`re, Marc (1808–1861) französischer Journalist und Politiker; 1848 Polizeipräfekt von Paris. 33 169 Cavaignac, Louis Euge`ne (1802–1857) französischer General und Politiker; Juni−Dezember 1848 Ministerpräsident. 7 8 22 23 29 31 84 160–162 169 170 231 264 280 350 597 598 626 684 687 775 776 801 940 954 1005

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Namenregister Cervantes, Miquel de (1547–1616) spanischer Dichter und Schriftsteller. 128 332 837 840 989 Changarnier, Nicolas (1793–1877) französischer General; Pariser Befehlshaber der Nationalgarde. 350–352 359 360 1004 Charles I (Karl I.) (1600–1649) König von England, Schottland und Irland. 76 498 511 606 Charles X (Karl X.) (1757–1836) König von Frankreich 1824–1830. 76 1013 Che´zy, Helmina von (1783–1856) deutsche Schriftstellerin. 32 724 Chorich siehe Csorich Claessen, Heinrich (1813–1883) Arzt und Politiker in Köln. 374 Claudius, Matthias (1740–1815) deutscher Dichter. 145 854 Cluß, Adolf (1825–1905) deutsch-amerikanischer Architekt. 646 Cobden, Richard (1804–1865) britischer Unternehmer und Politiker. 624 947 Cohnheim, Max (geb. etwa 1820) deutscher Handlungsgehilfe; Korrespondent der NRhZ. 660 Colomb, Friedrich August Peter von (1775–1854) preußischer General. 53 Compes, Gerhard (1810–1887) preußischer Rechtsanwalt und Politiker. 312 329 634 779 994 Court, Joseph Rechtsanwalt in Köln. 1141 Cramer, Carl (1807–1860) deutscher Literat und Dramaturg; 1848/49 Mitglied des Ausschusses der Kölner Demokratischen Gesellschaft. 549 686 Cremer (Kremer), Friedrich preußischer Jurist; Appellationsgerichtsrat in Köln. 412 423 1061 1148 Cressida literarische Figur. 221 Cromwell, Oliver (1599–1658) englischer Staatsmann. 76 1005 Cromwell, Richard (1626–1712) englischer Staatsmann. 359 Csenkly, Josef (geb. um 1824) ungarischer Apothekergehilfe. 517 Csorich (Chorich), Anton Freiherr von Monte Creto (1795–1864) österreichischer General. 365 464 470 521 1015 Czartoryski polnisch-litauisches Fürstengeschlecht. 288 ˇ arnojevic´ Czernovich siehe C Czuczor, Gergely (Gregor) (1800–1866) ungarischer Geistlicher und Schriftsteller. 404 1047 1048 Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860) deutscher Historiker; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 984 Dairnvaell, Georges-Marie Mathieu französischer Journalist und Publizist. 608 Damjanich, Ja´nos (1804–1849) ungarischer General. 365 521 528 Dandin literarische Gestalt. 399 Daniels, Roland (1819–1855) deutscher Arzt. 328 984 985 986 Danton, Georges Jacques (1759–1794) französischer Rechtsanwalt und Politiker. 286 1105 Davenant, Charles (1656–1714) englischer Ökonom und Publizist. 20 702 703 De Bavay, Charles Victor (1801–1875) belgischer Rechtsanwalt, 1844–1870 Generalstaatsanwalt. 410 1057 Dembin´ski (Dembinski), Henryk, Graf (1791–1864) polnischer General. 393 394 405 474 480 514 525 1021 1038 1039 1096 Demosthenes (384–322 v. Chr.) griechischer Redner. 458 Demuth, Helena (1820–1890) seit 1845 Haushälterin der Familie Marx. 1147 Denjoy, Jean-Franc¸ois (1814–1860) französischer Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung. 40 41 724 D’Ester, Karl (1813–1859), preußischer Arzt und Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 8 539 631 685 687 779 788 846

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Namenregister Deym-Strˇitezˇ, Franz Graf (1804–1872) österreichischer Oberst, dann General. 469 Diebitsch-Sabalkanski, Hans Karl von (1785–1831) Feldmarschall der russischen Armee. 394 439 Dietrich (Ditrich), Anton Freiherr von (1783–1870) österreichischer General. 472 Dietz, Bernhard (gest. 1850) preußischer Journalist und Zeitungsverleger. 49 925 926 1030 1050 Dietz, Johann Wilhelm (1800–1859) preußischer Zeitungsverleger und Druckereibesitzer; seit August 1848 Drucker der NRhZ. 601 643 771 786 1054 Dombasle, Christoph Joseph Alexandre Mathieu de (1777–1843) französischer Agrarwissenschaftler. 14 695 Donizetti, Gaetano (1797–1848) italienischer Opernkomponist. 184 888 Don Carlos siehe Carlos Marı´a Isidro de Borbo´n Don Miquel siehe Miguel I Don Quijote (Don Quixote) Protagonist des gleichnamigen Romans von Miguel de Cervantes. 12 128 Drigalski, Otto von (1788–1860) preußischer Generalleutnant. 136–139 250 252 635 844 924 929 1101 1146 Dronke, Ernst (1822–1891) deutscher Publizist und Schriftsteller; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 145 587 597 612 620–622 629 645 677 724 746 877 890 920 953 1002 1093 1104 Druey, Daniel-Henri (1799–1855) Schweizer Rechtsanwalt, Philosoph und Politiker. 112 151 153 154 155 156 163 164 180 219 233 Duchaˆtel, Charles Marie Tanneguy, comte (1803–1867) französischer Politiker. 233 913 Duesberg (Düesberg), Franz von (1793–1872) preußischer Staatsmann; 1846−März 1848 Finanzminister. 450 451 454 455 Dufour, Guillaume Henri (1787–1875) Schweizer Kartograf; 1848 Mitglied des Nationalrats. 89 142 147 222 223 228 231–233 664 713 817 856 DuMont (Dumont), Joseph (1811–1861) preußischer Verleger; seit 1831 Herausgeber der „Kölnischen Zeitung“. 8 62 65 80 111 204 283 311–314 316 324 357 397 488 621 623 640 645 653 745 815 957 976 1027 Duroc, Ge´raud Christophe Michel, duc de Friuli (1772–1813) französischer General und Diplomat. 516 Eccarius, Johann Georg (1818–1889) deutscher Schneider. 611 Eckstein, Wilhelm jr. Druckereibesitzer in Iserlohn. 763 Eichhorn, Friedrich (1779–1856) preußischer Staatsmann. 98 299 Eichmann, Franz August (1793–1879) preußischer Jurist; September−November 1848 Innenminister. 105 106 113 115 116 425 740 806 813 820 851 Eisele literarische Figur 652 653 Eisenfels, Rudolf (geb. um 1825) ungarischer Buchdrucker. 483 Elbers, Ludwig Kaufmann in Barmen. 645 Elkan, David Levy (1808–1865) preußischer Maler und Lithograf. 634 Engels, Elisabeth (geb. van Haar) (1797–1873) Mutter von Friedrich Engels. 613 617 709 792 992 Engels, Karl Friedrich Gottfried Ludwig (1790–1855) preußischer Offizier; Oberst, seit 1847 zuerst Zweiter, dann Erster Kommandant der Festung Köln. 179 253 328 341 421 464 623 644 675 687 813 814 930 931 992 993 1140 Engels, Rudolf (1831–1903) Bruder von Friedrich Engels. 616 Escher, Alfred (1819–1882) Schweizer Jurist; 1848/49 Vizepräsident, dann Präsident des Nationalrats. 141 143 147 154 177 190 225 226 229 230 232 300 894 912 913 966 Escher, Casimir von Altishofen (1794–1875) Schweizer Jurist und Publizist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 120 224

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Namenregister Escher, Heinrich (1776–1853) Schweizer Fabrikant, Vater von Alfred Escher. 225 Esquiros, Ade`le (geb. Battanchon) (1819–1886) französische Journalistin. 638 Esser, Christian Joseph (geb. um 1809) Fassbinder in Köln; Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 243 244 246–249 254 255 423 537 538 542 545 924 1058 1061 1132 1144–1146 Esser, Ferdinand Josef (gen. Esser II) (1802–1871) preußischer Rechtsanwalt. 255 329 935 986 Esser, Johann Peter (geb. 1786) preußischer Jurist, seit 1831 Oberrevisionsrat am Rheinischen Revisions- und Cassationshof; Vizepräsident der Nationalversammlung in Berlin. 255 933 935 Esser, Theodor (gen. Esser I) (1804–1880) preußischer Rechtsanwalt. 255 935 Esterhazy ungarische Magnatenfamilie. 463 Ewerbeck, August Hermann (1816–1860) deutscher Arzt und Publizist; Korrespondent der NRhZ. 597 626 637–639 662 694 724 732 761–763 774 920 960 1012 1013 1055 1064 1076 1104 1105 1138 Eytel, Jules (1817–1873) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 112 141 142 222 229 230 Falkenhain (Falkenheim) Schneider in Breslau. 418 1057 1058 Falloux, Alfred Pierre, comte de (1811–1886) französischer Historiker, Schriftsteller und Politiker. 359 Falstaff, Sir John literarische Figur. 11 Faltin (Valtin), Carl Eduard (1823−nach 1889) preußischer Offizier; 1848 Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 539 Faucher, Le´on (1803–1854) französischer Publizist und Politiker. 349 360 361 598 1002 Faust literarische Figur. 47 Favre, Louis Euge`ne (1816–1861) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 830 Fay, Gerhard (1809–1889) Rechtsanwalt in Köln. 329 986 Fazy, James (1794–1878) Schweizer Publizist; 1848 Mitglied des Ständerats. 141 163 785 818 Ferdinand I. (1793–1875) 1835–1848 Kaiser von Österreich. 4 63 93 588 669 679 683 684 733 791 1071 Ferdinando II, Carlo di Borbone (Ferdinand II.) (1810–1859) König beider Sizilien. 17 22 239 264 267 281 298 308 839 869 917 918 940 954 971 Fernbach, Immanuel deutscher Publizist; Korrespondent der NRhZ. 631 Fetzer, Carl (1809–1885) württembergischer Jurist; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 841 Fischbach, Peter Joseph preußischer Friedensrichter und Publizist. 548 1150 Fischer, Ludwig von (1805–1884) Schweizer Rechtsanwalt; 1849 Mitglied des Nationalrats. 125 143 Flottwell, Eduard von (1786–1865) preußischer Regierungsbeamter und Politiker; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 450 451 454 455 485 486 487 Folly, Jean (1810–1854) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 120 830 Forst, Franz Karl Eduard Rechtsanwalt in Köln. 327 Förster, Franz (gest. 1849) ungarischer Lagerhalter. 483 Forstmann, Carl (1795–1873) preußischer Fabrikant; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 949 1075 Foster, George G. (vermutl. 1814–1856) amerikanischer Journalist und Publizist. 1069 Fould, Achille (1800–1867) französischer Bankier und Politiker. 597 Fourier, Charles (1772–1837) französischer Sozialist. 317

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Namenregister Fra Diavolo eigentl. Michele Pezza (1771–1806) italienischer Brigant. 212 Franscini, Stefano (1796–1857) Schweizer Schullehrer und Publizist; 1848 Mitglied des Bundesrats. 112 151 154 155 156 163 179 180 233 Franz Joseph I. (1830–1916) Kaiser von Österreich. 606 1097 Freiligrath, Ferdinand (1810–1876) deutscher Dichter; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 3 539 Frey (Frei), Remigius Emil (1803–1889) Schweizer Richter und Journalist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 164 177 223 Frey-He´rose´ (Frei-Herose, Frey-Herose), Friedrich (1801–1873) Schweizer Unternehmer; 1848 Mitglied des Nationalrats und des Bundesrats. 112 141 153 154 156 164 180 818 Friedrich II. (1712–1786) König von Preußen. 452 1080 Friedrich VII. (1808–1863) seit 1848 König von Dänemark. 279 Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) König von Preußen. 986 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) König von Preußen. 98 589 866 1113 Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) seit 1840 König von Preußen. 18 19 69 70 74 98 99 100 105 111 123 150 191 192 215 255 256 259 278 299 314 333 398 452 501 502 589 623 688 691 699 701 702 753 755 758 760 763 765 795 816 827 828 901 905 951 952 979 993 1080 1081 1113 Fröbel, Julius (1805–1893) deutscher Geologe und Politiker; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 790 Froizheim (Froitzheim) Kaufmann in Köln. 329 Frölich, Georg August (1811–1873) Schuldirektor in Bern. 893 Fuad Efendi (Effendi), Mehmed (1815–1869) osmanischer Diplomat, später Pascha. 17 47 623 698 728 Fuchs, Johann Jakob Peter (1782–1857) städtischer Obersekretär in Köln. 677 944 Funk (Funck) preußischer Bombardier. 549 Funk, Alexander Ludwig (1806–1871) Richter und Schweizer Politiker. 88 120 155 Furrer, Jonas (1805–1861) Schweizer Politiker; 1848/49 Bundespräsident. 88 112 141 147 152–155 164 180 181 218 226 232–235 237 894 911 Fürst, Julius (1805–1873) deutscher Orientalist und Übersetzer. 795 Gabriel Erzengel. 54 733 Gagern, Heinrich Freiherr von (1799–1880) deutscher Politiker. 606 Gagern, Maximilian (Max) Freiherr von (1810–1889) preußischer Diplomat; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 16 118 127 839 Gaj, Ljudevit (1809–1872) kroatischer Philologe, Schriftsteller und Politiker. 292 Gänger, Albinus Anstreicher in Köln. 327 Gehly, Christian Buchdruckereibesitzer in Köln. 329 Geiger, Wilhelm Arnold (1817–1884) preußischer Polizeibeamter; ab Juli 1848 Polizeidirektor in Köln. 246 247 253 689 930 931 Gentzsch, Christian Gerichtsvollzieher in Köln. 1147 Gierke, Julius (1807–1855) preußischer Jurist und Politiker; Juni−September 1848 Landwirtschaftsminister. 206 254 255 933 Girardin, Delphine de (geb. Gay) (1804–1855) französische Dichterin; Ehefrau von Emile de G. 626 776 Girardin, Emile de (1806–1881) französischer Publizist und Politiker; Herausgeber der Zeitung „La Presse“. 84 598 626 775 776 Gladbach, Anton (1808–1873) preußischer Lehrer; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 407 488 548 549 596 1049 1081 1082 1150–1153 Gläser, Joseph (1777–1849) österreichischer General. 471 472 491 525 Goedsche, Hermann (1815–1878) deutscher Schriftsteller. 593 Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1832) deutscher Dichter. 47 461 725 795 990 1019 1088

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Namenregister Görgey (Görgej, Görgei), Artu´r (1818–1916) ungarischer General und Politiker. 365 371 376 469 470 492 493 517 521 522 Gottschalk, Andreas (1815–1849) deutscher Arzt; April−Juni 1848 Präsident des Kölner Arbeitervereins. 243–251 253 537 538 542 584 594 595 609 611 728 854 889 916 924 925 930 931 974 975 1053 1129 1130 1132 1139–1141 1146 1150 Gottschalk, Theodor Salomon preußischer Rechtspraktikant; Bruder von Andreas Gottschalk. 1141 Götz, Christian (1783–1849) österreichischer General. 365 464 469 470 492 493 494 521 Goudchaux, Michel (1797–1862) französischer Journalist; 1848/49 Finanzminister. 693 Gräff, Friedrich Wilhelm (1803–1885) preußischer Jurist; kommissarischer Oberbürgermeister Kölns. 814 815 992 993 Gramont (Grammont), Franz (1799–1849) österreichischer General. 377 Grebel, Alexander (1807–1870) preußischer Jurist; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 1076 Grimm, Jacob (1785–1863) deutscher Germanist. 936 Groote, Everhard Philipp von (1819–1859) Referendar in Köln. 245 250 927 Groote, Joseph von (1791–1866) preußischer Jurist; Konsistorialrat. 327 352 Guerrazzi (Guerazzi), Francesco Domenico (1804–1873) italienischer Schriftsteller und Politiker. 162 870 Guffanti, Wigand Kaufmann in Köln. 549 Guizot, Franc¸ois (1787–1874) französischer Schriftsteller und Staatsmann. 16 21 22 33 126 410 489 Habsburg Fürstengeschlecht. 287 288 295 Hagen, Lambert preußischer Rechtsanwalt; Führungsmitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft. 922 1141 Hampden, John (1594–1643) englischer Politiker. 511 Hanow, Gustav (1806 bis nach 1871) preußischer Schuldirektor; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 213 Hansemann, David (1790–1864) preußischer Unternehmer, Bankier und Staatsmann. 9 11 19 97 195 196 198 205–214 216 217 233 238 248 276 312 313 314 319 418 419 425 592 649 703 795 798 900 902–904 913 950 990 Hardung, Otto (gen. Hardung I) preußischer Rechtsanwalt. 1141 Harney, George Julian (1817–1897) britischer Politiker; Redakteur der Zeitung „The Northern Star“. 1085 Harperath, Bernhard Wilhelm (1802–1864) preußischer Architekt; seit 1840 Stadtbaumeister in Köln. 944 Hartmann, Moritz von (1821–1872) österreichischer Schriftsteller. 790 796 Hattemer, Heinrich (1809–1849) deutsch-schweizerischer Sprach- und Literaturwissenschaftler. 301 Hatzfeldt, Sophie Gräfin von (1805–1881) deutsche Politikerin. 395 628 635 1000 1037 1041 1136 Haugh, Carl Joseph preußischer Landgerichtsrat. 816 Hausmann Arbeiter; Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 549 Havas, Auguste (1814–1889) Miteigentümer der Nachrichtenagentur Havas. 920 921 He´bert, Michel (1799–1887) französischer Jurist und Politiker. 410 1057 Hecker, Friedrich (1811–1881) deutscher Rechtsanwalt und Politiker. 47 48 49 50 86 127 146 600 726–729 839 841 Hecker, Julius preußischer Justizbeamter; 1848 Staatsprokurator in Köln. 29 47 48 49 50 51 86 132 145 146 246 247 419 424 724 726 727 730 823 854 1059 1137 Heckscher, Johann (1797–1865) deutscher Jurist; Juli−September 1848 Reichsjustizminister. 127 839

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Namenregister Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831) deutscher Philosoph. 48 174 293 963 989 1069 1071 Heilberg, Louis (1818–1852) deutscher Journalist. 1137 1138 Heilbut, B. Student in Heidelberg; Korrespondent der NRhZ. 636 Heimsoeth, Markus (1780–1855) preußischer Jurist. 51 Heine, Heinrich (1797–1856) deutscher Dichter. 10 21 131 174 265 268 313 332 433 598 690 698 706 766 800 841 880 940 943 974 978 989 1036 1037 1069 Heinrich LXXII. (1797–1853) 1824–1848 Fürst Reuß zu Lobenstein und Ebersdorf. 317 977 978 Heinrich V. siehe Chambord, Henri d’Artois Heinzer Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 538 Henkel, Karl Professor in Marburg. 251 Herczmanovsky (Herzmanowsky), Joseph von österreichischer Major. 377 Hergenhahn, August (1804–1874) nassauischer Jurist und Politiker; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 135 842 Hermes, Johann Timotheus (1738–1821) deutscher Dichter. 127 839 Hertz, Heinrich Journalist in Aachen. 642 Herwegh, Georg (1817–1875) deutscher Dichter. 50 299 726 727 966 Herx Turnlehrer; 1848 Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 550 Herz, Leo (1808–1869) österreichischer Violinvirtuose und Musikkritiker. 1039 Herzog, Karl (1801–1857) Schweizer Geschichtsprofessor. 304 Heß, Moses (1812–1875) deutscher Philosoph und Publizist. 662 774 1104 Heuser, Franz preußischer Kaufmann. 328 Heydt, August Freiherr von der (1801–1874) preußischer Bankier und Politiker; Dezember 1848 Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeit. 192 198 374 Hildebrandt, Johann Andreas Karl (1763–1846) deutscher Schriftsteller. 206 900 Hirschfeld, Alexander Adolf von (1787–1858) preußischer General. 953 Hobbes, Thomas (1588–1679) englischer Philosoph. 203 903 Hobbie, Selah Reeve (1797–1854) amerikanischer Jurist. 953 Hoffmann, Julius (1806–1866) preußischer Landrat in Oppeln. 346 Holl, Peter Joseph Leinenweber in Köln. 327 Homberger, Heinrich (1806–1851) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 229 Hontheim, Richard von (1809–1867) Rechtsanwalt in Köln. 792 Horaz (65–8 v. Chr.) römischer Dichter. 225 Hospelt, Wilhelm Anton (1820–1893) Kaufmann in Köln; 1848 Mitglied der Demokratischen Gesellschaft. 329 Hrabovszky (Hrabowsky), Ja´nos (Johann) Freiherr (1777–1852) österreichischer General. 531 Hudibras literarische Figur. 623 698 Hühnermund (Hünnemann), Eduard Polizeikommissar in Köln. 245 925 Hummelsheim, Mathias Rentner in Köln. 328 Hungerbühler, Johann Matthias. (1805–1884) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 177 Hus, Jan (um 1370–1415) böhmischer Reformator. 962 Hüser, Heinrich von (1782–1857) preußischer General; 1844–1849 Mainzer Festungskommandant. 276 950 Imandt, Peter (1823–1849) preußischer Sprach- und Turnlehrer. 955 Imhoff 1848 stellvertretender Kommandant der Kölner Bürgerwehr. 690 Imobersteg, Jakob (1813–1875) Schweizer Richter; Mitglied des Nationalrats. 141 Jabłonowsky (Jablanovsky), Feliks (Felix) Prinz (1808–1857) österreichischer Oberst, dann General. 470 492 1094

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Namenregister Jacobi, Abraham (1830–1919) deutsch-amerikanischer Arzt. 646 Jacoby, Johann (1805–1877) preußischer Arzt und Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 753 756 771 796 James II (Jakob II.) (1633–1701) König von England, Schottland und Irland von 1685 bis 1688. 76 Jauch, Franz (1807–1867) Schweizer Rechtsanwalt und Politiker; 1848 Richter am Bundesgericht. 120 Jelacˇic´ (Jellachich, Jellacic), Josip, Freiherr von Buzˇim (1801–1859) österreichischer General; 1848 Banus von Kroatien. 7 17 20 53 63 66 67 84 118 128 161 187 202 294 295 392 393 439 441 462 463 464 474 475 477 484 493 494 515 521 525 588 669 679 684 744 756 777 868 900 963 1039 1071 1089 1098 Jellinek, Hermann (1822–1848) österreichischer Schriftsteller und Journalist. 633 Jenni, Friedrich (1809–1849) Schweizer Verlagsbuchhändler. 306 970 Johann von Österreich, Erzherzog (1782–1859) österreichischer Feldmarschall; 1848/49 Reichsverweser. 16 128–134 158 652 834 865 887 Joseph II. (1741–1790) seit 1765 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 489 Jovanovic´ (Jovanovich), Mihajlo (gest. 1849) serbischer Major. 528 Jung, Georg (1814–1886) preußischer Politiker. 600 631 Jupiter Gestalt der römischen Mythologie. 229 Kalbermatten, Wilhelm (1793–1875) Schweizer General. 230 Kalker, Johann Wilhelm Porzellanmaler in Köln; 1848 Führungsmitglied des Arbeitervereins. 1136 Kamp Gastwirt in Bonn. 549 Kamptz, Karl von (1769–1849) preußischer Richter; 1832–1842 Justizminister. 448 1079 Kant, Immanuel (1724–1804) deutscher Philosoph. 48 Kapp, Friedrich (1824–1884) deutscher Jurist, Historiker und Publizist; 1848 Korrespondent der NRhZ. 592 630 899 Karl Albert siehe Carlo Alberto Karl der Große (747–814) römischer Kaiser und König der Franken. 433 Karl I. siehe Charles I Karl Martell (um 688–791) fränkischer Hausmeier. 291 Karl V. (1500–1558) Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 75 764 Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1735–1806) seit 1780 Fürst von und Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. 282 955 Karl X siehe Charles X Karrer, Karl (1815–1886) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 180 Karsten siehe Leßner, Friedrich Kasinsky siehe Kazinczy Kassandra Gestalt der griechischen Mythologie. 399 400 401 Katzenmayer (Katzenmaier), Nepomuk (1808–1867) deutscher Kaufmann. 184 Kautsky, Karl (1854–1938) sozialdemokratischer Politiker. 898 Kayser, Ehrenfried (1792–1873) preußischer General. 687 Kazinczy, Lajos (1820–1849) ungarischer Oberst. 513 Keil, C. Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 539 540 1077 1134 1138 Kellner, Gottlieb Theodor (1819–1898) deutsch-amerikanischer Journalist. 636 Kern, Johann Konrad (1808–1888) Schweizer Jurist und Politiker; 1848 Präsident des Bundesgerichts. 120 225 229 Kick, Georg deutscher Schneidergeselle. 1135 Kiesewetter, Julius Ritter von Wiesenbrunn (1804–1862) österreichischer Major, dann Oberstleutnant. 469 Kinkel, Gottfried (1815–1882) deutscher Theologe und Schriftsteller. 458 642 668 810 920 1034 1084 1085 1137

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Namenregister Kirchmann, Julius von (1802–1884) preußischer Jurist und Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 254 255 771 779 788 933 Kisker, Gustav Wilhelm (1803–1854) preußischer Jurist; September−November 1848 Justizminister. 258 425 Klapka, Gyorgy (Georg) (1820–1892) ungarischer General. 1027 Köhler, J. Genfer Bankier. 710 Koller, Ka´roly Oberstuhlrichter von Gran (Esztergom). 404 Kopp, Jakob (1786–1859) Schweizer Richter und Politiker; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Köppen, Karl Friedrich (1808–1863) deutscher Lehrer und Journalist. 631 Korff, Hermann (1824–1882) preußischer Offizier; Juni 1848−März 1849 Geschäftsführer der NRhZ. 48 49 238 241 242 386 546 600 601 630 643 647 668 853 854 889 890 916 922 1030 1032 1045 1053 1147 1148 Körffgen (Körfgen) Friedensrichter; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 407 Kortum, Carl Arnold (1745–1824) deutscher Arzt und Schriftsteller. 901 Kosch, Raphael Jakob (1803–1872) preußischer Arzt; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 796 Kos´ciuszko, Tadeusz Andrzej (1746–1817) polnischer General. 439 Kossuth, Lajos (1802–1894) ungarischer Rechtsanwalt und Politiker. 286 296 346 347 363 366 367 371 372 377 378 404 405 437 445 461 463 475 476 482 483 493 518 519 525 530 531 549 963 998 999 1021 1039 1090 1100 Kossuth, Therese (Tere´z) (geb. von Meszle´nyi) (1810–1865) Frau von Lajos Kossuth. 999 Kothes, Johann Dominikus Kaufmann in Köln. 647 Krahe, Ignaz Gabriel (1809–1866) Lehrer und Dichter in Mülheim am Rhein. 548 1150 Kratz, Franz Joseph (1809–1875) preußischer Jurist; Instruktionsrichter in Köln. 546 1146 1147 Kriege, Hermann (1820–1850) deutscher Journalist; 1848 Mitglied des Zentralausschusses der Demokraten Deutschlands. 1138 Kuh, Heinrich Richard (1804–1860) preußischer Regierungsrat; 1848 Polizeipräsident in Breslau. 82 773 Kühlwetter, Friedrich von (1809–1882) preußischer Politiker; Juni−September 1848 Innenminister. 206 209 213 537 904 Kulmer, Franz (Franjo) Freiherr von (1806–1853) kroatischer Politiker. 393 1097 Kunz Buchhalter in Wien. 188 Kurth, Johannes Schreinermeister in Köln; 1848 Führungsmitglied der Demokratischen Gesellschaft. 549 Kyll, Ulrich Franz (1795–1868) preußischer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 8 685 687 846 1153 Ladenberg, Adalbert von (1798–1855) preußischer Beamter und Politiker; 1848–1850 Kultusminister. 98 99 100 192 248 312 313 425 Lamartine, Alphonse de (1790–1869) französischer Dichter, Historiker und Staatsmann. 21 22 56 126 169 171 264 428 429 597 706 708 735 940 1066 La Roch (Laroche-Stehelin), Benedikt (1802–1876) Schweizer Kaufmann und Politiker. 190 Lassalle (Lasalle), Ferdinand (1825–1864) deutscher Jurist, Publizist und Politiker. 137 138 140 388 389 390 391 546 610 628 635 643 778 809 810 844 846 847 929 1033 1035–1037 1084 1147 Latour, Theodor Graf Baillet de (1780–1848) österreichischer Offizier; April−Oktober 1848 Kriegsminister. 64 66 121 679 751 Laube, Heinrich (1806–1884) deutscher Schriftsteller. 1098

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Namenregister La´za´r (Lazar), György Graf (1807–1861) österreichischer General. 531 Ledru-Rollin, Alexandre (1807–1874) französischer Rechtsanwalt, Publizist und Politiker. 31 155 169 170 171 264 549 597 615 877 940 1014 Lehfeld, Albert deutscher Journalist; 1848/1849 Korrespondent der NRhZ. 606 630 641 651 751 828 858 890 953 1024 1066 1090 Leiningen, Karl von, Fürst zu (1804–1856) bayerischer General; Juli−September 1848 Präsident des deutschen Reichsministeriums. 491 Leopold I. (1790–1865) König von Belgien. 410 Leroux, Pierre (1797–1871) französischer Philosoph und Politiker. 608 638 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) deutscher Dichter. 362 482 1014 1100 Leßner, Friedrich (Pseud. Carsten bzw. Karsten) (1825–1910) 1848/49 Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 541 549 790 1139 Letour, Johann Nepomuk deutscher Journalist. 750 Leuthaus Instruktionsrichter in Köln. 113 246 Levysohn, Wilhelm Friedrich (1815–1871), deutscher Buchhändler und Publizist; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 796 Lichnowsky (Lichnowski), Fürst Felix (1814–1848) deutscher Großgrundbesitzer und Offizier; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 64 186 855 890 Lichtwer, Magnus Gottfried (1719–1783) deutscher Jurist und Dichter. 623 Liebknecht, Wilhelm (1826–1900) deutscher Politiker. 669 Lincoln, H.J. britischer Journalist. 668 Lipski, Wojciech Adalbert von (1819–1912) polnischer Politiker. 631 Locre´ de Roissy, Jean Guillaume (1758–1840) französischer Jurist und Politiker. 1029 1057 Loes, (Loe¨s) Franz (geb. 1818) Buchhändler in Erfurt. 805 Loewe, Wilhelm (1814–1886) deutscher Arzt und Politiker. 796 Lohbauer, Rudolf (1802–1873) deutscher Militärwissenschaftler, Publizist und Verleger. 299 965 966 Louis Philippe Ier, duc d’Orle´ans (1773–1850) 1830–1848 König von Frankreich. 22 37 40 56 410 Louis XI (Ludwig XI.) (1423–1483) König von Frankreich. 287 Louis XVI (Louis Capet) (1754–1793) König von Frankreich. 75 76 764 767 Lubomirski (Lubormirski), Jerzy Fürst (1817–1872) 1848/49 Mitglied des österreichischen Reichstags. 288 443 1072 Luccas (Lucas), Ludwig Kaufmann in Mülheim am Rhein. 548 1150 Lüders, Alexander Nikolajewitsch von (1790–1874) russischer General. 523 Lüning, Hermann (1814–1874) deutsch-schweizerischer Germanist und Publizist; Korrespondent der NRhZ. 660 872 882 885 886 913 Lüning, Otto (1818–1868) deutscher Arzt, Journalist und Politiker. 660 Lusser, Florian (1820–1889) Schweizer Staatsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 177 Lutter, Michael Joseph Polizeikommissar in Köln. 245 Luvini-Perseghini, Giacomo (1795–1862) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 112 181 182 185 222 223 226 227 228 229 230 233 Lykurg legendärer Gesetzgeber von Sparta. 16 697 Madara´sz, La´szlo´ (1811–1909) ungarischer Anwalt und Politiker. 404 Maercker (Märker), Karl Anton preußischer Jurist; 1848 Justizminister. 206 Malten, Heinrich (gest. 1856) deutscher Journalist und Publizist. 489 1104 1105 Maltheser, Johann (Johannes) Buchbinder in Köln. 245 250 927 Malthus, Thomas Robert (1766–1834) englischer Geistlicher und Ökonom. 317 Mamiani della Rovere, Terenzio (1799–1885) italienischer Philosoph und Politiker. 161 867 868 961

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Namenregister Manteuffel, Otto Theodor Freiherr von (1805–1882) preußischer Politiker; November 1848−Dezember 1850 Innenminister. 98–100 106 114 118 123 135 192 312–314 316 318 319 322 346 802 847 1012 Marat, Jean Paul (1743–1793) französischer Arzt, Journalist und Politiker. 1105 Marcus Iunius Brutus (85–42 v.Chr.) römischer Politiker. 51 Marilley, E´tienne (1804–1889) katholischer Bischof von Lausanne und Genf. 121 178 831 Marrast, Armand (1801–1852) französischer Publizist und Politiker; 1848/49 Präsident der Nationalversammlung. 31 84 162 225 264 350 352 549 597 Martin, Alexandre (gen. Albert) (1815–1895) französischer Arbeiter; 1848 Mitglied der Provisorischen Regierung. 169 Marx, Jenny (geb. von Westphalen) (1814–1881) Ehefrau von Marx. 646 647 1147 Mathäi, Rudolph Korrespondent der NRhZ. 636 Mathieu de la Droˆme, Philippe Antoine (1808–1865) französischer Naturwissenschaftler und Politiker. 1014 Mathys (Matthys), Andreas (1817–1872) Schweizer Anwalt und Politiker. 125 143 850 Maurenbrecher, Peter Wilhelm (1777–1861) Oberpostdirektor in Düsseldorf. 138 848 Mayer, Friedrich deutscher Journalist; Korrespondent der NRhZ. 636 Mayerhofer (1798–1869) österreichischer General und Diplomat. 484 Mazzini, Giuseppe (1805–1872) italienischer Jurist, Publizist und Politiker. 298 664 Meduse Gestalt der griechischen Mythologie. 257 Mehmed II. (Mohammed) (1432–1481) siebter Sultan des Osmanischen Reiches. 436 Meißner, Alfred (1821–1885) deutsch-österreichischer Schriftsteller. 939 Mellinet, Franc¸ois Anne (1768–1852) französisch-belgischer General. 244 549 Melos, Ulrike Justine Wilhelmine Schwiegermutter von Ferdinand Freiligrath. 625 Mengen, Adolph, Baron (gest. 1849) österreichischer General. 471 Mephistopheles literarische Figur. 397 Me´sza´ros (Meszaros, Meßaros), La´za´r (1796–1858) ungarischer Feldmarschall; 1848/49 Kriegsminister. 394 493 1039 Metternich, Clemens, Fürst von (1773–1859) österreichischer Staatsmann. 276 288 289 399 489 Metternich, Germain (1811–1862) deutscher Offizier; 1848 Führungsmitglied der Mainzer Bürgerwehr, Teilnehmer am Frankfurter Septemberaufstand. 184 Mevissen, Gustav von (1815–1899) deutscher Unternehmer, Bankier und Politiker. 312 Meyen, Eduard (1812–1870) deutscher Publizist. 1098 Michel, Alfred (1825–1849) deutscher Schriftsteller. 262 Michel, Georg (1804–1867) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 147 185 227 231 234 Michels, Peter (1801–1870) Woll- und Tuchhändler in Köln. 327 Mierosławski, Ludwik von (1814–1878) polnischer Historiker und Militär. 280 549 953 954 Miguel I (Don Miguel) (1802–1866) 1828–1834 König von Portugal. 82 Migy, Paul (1814–1879) Schweizer Jurist; 1848 Mitglied des Ständerats und des Bundesgerichts. 830 Milde, Karl August (1805–1861) preußischer Kattunfabrikant und Politiker. 206 Milton, John (1608–1674) englischer Dichter. 653 Mo´ga, Ja´nos (1784–1861) ungarischer General. 531 Mohammed siehe Mehmed II. Mohl, Robert von (1799–1875) deutscher Staatswissenschaftler; September 1848 bis Mai 1849 Reichsjustizminister. 16 854 889 Molie`re (1622–1673) französischer Dramatiker. 399 1046 Moll, Christian (geb. 1817) Goldarbeiter in Köln; Bruder von Joseph Moll. 540 1134 1136 1138

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Namenregister Moll, Joseph (1813–1849) deutscher Uhrmacher; Mitbegründer des Bundes der Kommunisten, 1848 Präsident des Kölner Arbeitervereins. 8 9 611 612 688 689 780 1129 1134 Möller, Eduard von (1814–1880) preußischer Beamter; 1848–1866 Regierungspräsident in Köln. 641 740 Monck, George, Duke of Albemarle (1608–1670) englischer Offizier und Politiker. 351 359 1005 1013 Monius, Matthias Schlossermeister in Köln. 329 Montecuculi-Laderchi, Francesco (1802–1852) österreichischer Oberst. 404 Montesquieu, Charles de Secondat, baron de (1689–1775) französischer Staatsmann und Philosoph. 311 973 977 Moor, Karl literarische Figur. 129 Morison, James (1770–1840) englischer Quacksalber. 312 Morret Gefängnisdirektor in Düsseldorf. 389 390 391 Mosle, Johann Ludwig (1794–1877) deutscher General und Politiker. 652 Mühler, Heinrich Gottlob von (1780–1857) preußischer Jurist; 1845–1854 Präsident des Geheimen Obertribunals in Berlin. 255 258 934 935 Müller Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 539 Müller, Friedrich (1811–1893) preußischer Beamter; 1846–1848 Polizeipräsident in Köln. 9 689 Müller, Tobias von (1795–1855) Schweizer Offizier. 298 309 965 972 Müller-Strübing, Hermann (1812–1893) deutscher Altphilologe und Journalist. 1068 Müller-Tellering, Paul Eduard (1811 bis nach 1852) deutscher Publizist; 1848/49 Korrespondent der NRhZ. 4 66 588 608 632–634 653 669 670 679 681 683 684 698 751 956 1064 1067 1106 Munzinger, Martin Josef (1791–1855) Schweizer Kaufmann; 1848 Mitglied des Bundesrats. 112 152 154 155 180 190 218 235 237 Naeff (Näff), Wilhelm Matthias (1802–1881) Schweizer Politiker; 1848 Mitglied des Bundesrats. 112 141 155 180 240 Napole´on Ier (1769–1821) Kaiser der Franzosen. 36 76 266 270 394 417 437 438 462 483 516 529 597 764 826 841 Naut, Stephan Adolph (gest. nach 1883) Kaufmann in Köln; stellvertretender Geschäftsführer der NRhZ; April/Mai 1849 Geschäftsführer. 241 601 628 919 922 1105 Neff, Friedrich (1821–1881) deutscher Student. 184 Nemegyei (Nemegye), Bo´doc österreichischer Ingenieuroffizier. 472 Nenstiel (Nennstiel), J. preußischer Kaufmann; Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 900 905 Nesselrode, Karl Robert, Graf von (1780–1862) russischer Diplomat und Staatsmann. 126 Neuhaus, Karl (Charles) (1796–1849) Schweizer Fabrikant; 1848 Mitglied des Nationalrats. 88 152 153 222 239 302 306 968 970 Neviez spanischer Gesandter in der Schweiz. 219 Nicolovius, Georg Heinrich Franz (1797–1877) preußischer Jurist; 1847–1871 Generalstaatsanwalt in Köln. 140 247 260 389 391 819 845 848 854 889 1036 1133 Niggeler, Niklaus (1820–1879) Schweizer Anwalt; 1848 Mitglied des Ständerats. 122 305 Nikolaj I. (Nikolaus I.) (1796–1855) seit 1825 Kaiser von Russland. 195 265 294 443 466 Nithak (Nithack), Ferdinand (geb. 1812) preußischer Offizier. 789 Nothjung, Peter (1821–1866) deutscher Schneider; Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 538 539 544 611 985 1129 1132 1134 1137 Nückel, Benedikt (1792–1873) seit 1832 Oberarzt am Kölner Bürgerhospital. 651 944 1142

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Namenregister Nugent, Laval von Westmeath, Graf (1777–1862) österreichischer General. 366 376 464 469 472 492 516 521 525 Null, Friedrich, van der (1809–1864) österreichischer Oberst. 376 Ochse (Ochse-Stern), Abraham Leiter des städtischen Pfandleihhauses in Köln. 329 Ochsenbein, Ulrich (1811–1890) Schweizer Politiker; 1848 Mitglied des Nationalrats und des Bundesrats. 88 112 122 141 142 143 152 153 154 155 156 164 177 180 184 218 219 235 237 262 299 304 305 306 309 310 Ohly, Karl deutscher Journalist; Korrespondent der NRhZ. 636 Olfers, Clemens August von (1787–1861) preußischer Jurist und Schriftsteller; 1848 Vizepräsident des Oberlandesgerichts Münster. 256 Oppenheim, Dagobert (1809–1878) preußischer Jurist und Unternehmer. 600 Oppenheim, Heinrich Bernhard (1819–1850) preußischer Jurist und Journalist. 1137 Ott, Fr. Demokrat aus Worringen bei Köln. 548 1150 Ottenberg, Wilhelm Kaufmann in Barmen. 645 Ottinger (Oettinger), Ferenc (Franz) Freiherr von (1792–1869); österreichischer General. 366 376 377 474 494 513 514 520 1096 1115 1120 Owen, Robert (1771–1858) britischer Unternehmer und Sozialrefomer. 879 Palacky´, Frantisˇek (1798–1876) tschechischer Historiker und Politiker. 292 294 440 963 1068 Pa´lffy, Ja´nos, Graf (1797–1870) österreichischer General. 472 Palkovicz (Palkovich), Karoly (um 1815–1897) Justizbeamter in Gran (Esztergom). 404 Palmerston, Henry John Temple, 3rd Viscount (1784–1865) britischer Politiker und Staatsmann; 1846–1851 Außenminister. 21 22 126 129 130 154 706 Paskewitsch (Paskiewitsch), Iwan Fjodorowitsch Fürst (1782–1856) russischer Marschall. 439 Patow, Robert Freiherr von (1804–1890) preußischer Beamter und Politiker. 212 905 Paya, Charles Jean Baptiste (1807–1865) französischer Verleger und Journalist. 639 1012 Peel, Sir Robert, 2nd Baronet (1788–1850) britischer Ökonom und Staatsmann. 190 Perczel, Mo´r (Moritz) (1811–1899) ungarischer General. 405 513 1047 Pfuel, Ernst von (1799–1866) preußischer General; September/Oktober 1848 Ministerpräsident. 9 11 17 19 20 51 73 74 75 78 106 136 213 214 215 346 425 506 507 589 644 687 691 692 753 758 846 954 1114 Piattoli-Treuenstein, Friedrich Freiherr von österreichischer Offizier. 377 Pinder, Julius Hermann (1805–1867) preußischer Beamter und Politiker; 1848 Oberpräsident der Provinz Schlesien. 82 106 772 807 Pinoff, Isidor (1815–1879) preußischer Arzt und Publizist; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 796 Pinto, Isaak de (1717–1787) niederländischer Geschäftsmann, Ökonom und Politiker. 97 195 798 902 Pioda, Giovanni Battista (1808–1882) Schweizer Staatsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 143 147 148 185 224 225 230 232 233 234 Pittet, Benjamin (1809–1864) Schweizer Staatsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 232 Pius IX. (1792–1878) seit 1846 Papst. 178 264 882 940 961 Plasman, Franz Julius Kaufmann in Köln. 645 Plougoulm, Pierre Ambroise (1796–1863) französischer Justizbeamter und Politiker. 410 1057 Polk, James Knox (1795–1849) elfter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. 275 947 949

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Namenregister Potocki polnisches Magnatengeschlecht. 288 Pottier, Adrien-Fe´lix (1792–1855) Schweizer Jurist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Prinz, Johann Wilhelm 1848 Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 541 542 544 545 1139 1144 1145 Proudhon, Pierre Joseph (1809–1865) französischer Ökonom, Soziologe und Schriftsteller; 1848 Mitglied der Nationalversammlung. 166 172 173 174 638 706 874 880 962 Prudhomme, Jean Baptiste (1802–1865) französischer Notar, Grundbesitzer und Politiker. 693 Puchner, Anton Freiherr von (1779–1852) österreichischer General. 403 408 445 464 471 479 517 519 522 523 524 525 1047 1048 1118 Pustkuchen, Johann Friedrich Wilhelm (1793–1834) preußischer Schriftsteller. 461 Püttmann, Hermann (1811–1874) deutscher Journalist und Publizist. 631 Radetzky (Radetzki), Joseph Wenzel Graf (1766–1858) österreichischer Feldmarschall. 17 49 161 178 223 226 232 234 239 267 298 304 309 310 705 870 882 917 1071 Radowitz, Joseph von (1797–1853) preußischer General und Politiker. 828 Rajacˇic´ (Rajachich), Josif, Baron (1785–1861) serbischer Patriarch. 371 392 405 408 441 528 1020 1052 1122 Ramberg, Georg Heinrich von (1786–1855) österreichischer General. 893 Raspail, Franc¸ois Vincent (1794–1878) französischer Wissenschaftler und Politiker. 169 171 172 597 615 869 877 940 Rateau, Jean Pierre (1800–1887) französischer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied der Nationalversammlung. 1007 1014 Raveaux, Franz (1810–1851) deutscher Tabakhändler; 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Reichsgesandter in der Schweiz. 149 542 544 611 839 858 956 1139 1140 1143 1144 Raveaux, Ludwig (geb. 1815) deutscher Handelsvertreter in Wien. 283 956 Rebmann, Andreas Georg Friedrich von (1768–1824) deutscher Jurist und Schriftsteller. 331 989 Reiff, Wilhelm Joseph (geb. 1822) kaufmännischer Angestellter; 1848 Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 542 543 545 1136 1142 1143 1144 Ribeyrolles, Charles (1812–1860) französischer Journalist und Publizist. 1064 1076 Ricardo, David (1772–1823) britischer Wirtschaftswissenschaftler. 317 Ricci, Alberto (1808–1876) italienischer Diplomat und Politiker. 21 Richthofen, Bernhard Freiherr von (1836–1895) preußischer Verwaltungsbeamter; seit 1885 Berliner Polizeipräsident. 1110 Riedmatten, Augustin von (1796–1867) Schweizer Söldner. 230 Riesser, Gabriel (1806–1863) deutscher Jurist und Schriftsteller. 796 Rimpler, Otto (1801–1882) preußischer Major; 1848 Kommandeur der Berliner Bürgerwehr. 19 81 702 Rinaldo Rinaldini literarische Figur. 129 841 Rinckhart, Martin (1586–1649) deutscher Dichter. 16 697 Rintelen Familie. 285 958 Rintelen Oberlandesgerichtsrat in Paderborn; Schwager von Wilhelm von Rintelen. 256 284 285 958 Rintelen, Wilhelm von (1797–1869) preußischer Richter; November 1848 bis April 1849 Justizminister. 82 192 256 257 258 259 260 772 933 958 1081 Rittinghausen, Moritz (1814–1890) deutscher Kaufmann und Publizist; 1848/49 Führungsmitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft. 549 Robespierre, Maximilien de (1758–1794) französischer Revolutionär. 416 549 798 1105

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Namenregister Rockmann, Emil Gottfried (geb. um 1806) Kaufmann in Düsseldorf. 1136 Rodbertus, Karl (1805–1875) preußischer Ökonom und Politiker; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 70 755 771 Rollertz Pfarrer in Köln. 329 Röser (Roeser), Peter Gerhard (1814–1865) deutscher Zigarrenmacher; Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 537 538 540 541 542 543 545 549 609 611 612 781 1129 1136 1142–1144 Roß (Ross) Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins. 538 539 540 781 Rossi, conte Pellegrino (1787–1848), italienischer Jurist, Diplomat und Politiker. 867 868 961 Rossini, Gioacchino (1792–1868) italienischer Komponist. 623 653 Rothe, Johann Andreas (1688–1758) evangelischer Pfarrer. 462 1090 Rothschild europäische Bankiersfamilie. 13 597 607 608 Rothschild, James de (1792–1868) deutsch-französischer Bankier. 608 Ro´zsa (Rosa), Sa´ndor (1813–1878) ungarischer Räuberhauptmann. 530 Ruge, Arnold (1802–1880) deutscher Philosoph und Publizist. 429 443 731 733 802 1067 Rukavina (Rukovina, Rukawina), Gyuro (Georg), Freiherr von Vidovgrad (1777– 1849) österreichischer General. 471 520 525 1120 Rüttimann, Johann Jakob (1813–1876) Schweizer Jurist; 1848 Mitglied des Ständerats und des Bundesgerichts. 163 177 830 Saedt, Otto (1816–1886) preußischer Jurist; 1848/49 Staatsanwalt am Landgericht Köln. 458 459 1035 1084 Saint-Just, Louis Antoine Le´on de (1767–1794) französischer Revolutionär. 549 1105 Saint-Simon, Claude Henri de Rouvroy (1760–1825) französischer Sozialphilosoph. 317 Sancho Pansa literarische Figur. 128 840 Schapper, Karl (1812–1870) deutscher Schriftsetzer; 1848/49 Führungsmitglied des Kölner Arbeitervereins, Korrektor und Mitarbeiter der NRhZ. 8 109 113 144 387 388 542 543 545 548 591 609 611 612 688 729 779 780 805 810 811 819 826 1030 1032 1045 1108 1110 1129 1130 1133 1142–1145 Schapper, Susanna (um 1813–1849) Ehefrau von Karl Schapper. 537 622 1133 Scheidt, Viktor Emanuel Kammmacher in Köln. 327 Schiess (Schieß), Johann Ulrich (1813–1883) Schweizer Beamter und Politiker. 128 Schiller, Friedrich (1759–1805) deutscher Dichter. 10 78 264 690 766 940 Schinderhannes siehe Bückler, Johann Schlegel, August Wilhelm (1767–1845) deutscher Literaturhistoriker. 79 201 766 902 Schleinitz, Johann Eduard von (1798–1869) preußischer Beamter; 1848/49 Oberpräsident der Provinz Schlesien. 346 998 Schlesinger, Maximilian (1822–1881) österreichischer Journalist. 283 461 957 1088 Schlick, Franz Heinrich Graf zu (1789–1862) österreichischer General. 363 364 366 375 377 392 408 462 464 465 469 470 492 493 494 519 520 521 525 Schlink, Johann Heinrich (1793–1863) preußischer Anwalt. 97 816 Schlöffel, Friedrich (1800–1870) deutscher Maschinenbaufabrikant und Politiker. 1093 Schlüter, Hermann (1851–1919) deutsch-amerikanischer Autor und Verleger. 1064 1110 Schmerling, Anton Ritter von (1805–1893) österreichischer Jurist und Politiker; 1848/49 Reichsministerpräsident und Reichsaußenminister. 16 118 126 127 128 129 132 133 134 184 237 665 838 839 841 1066 Schmidt, Franz (vor 1820–1853) preußischer Theologe; deutschkatholischer Prediger. 1093 Schmitz, I. Korrespondent der NRhZ in Köln. 1022 1024 1040

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Namenregister Schnaase, Karl (1798–1875) seit 1836 Oberstaatsanwalt in Düsseldorf. 418 Schnapphahnski literarische Figur. 146 855 943 Schneider, Everhard Metzgermeister und Gemeindeverordneter in Köln. 944 1142 Schneider, Joseph Freiherr von Arno (1810–1857) österreichischer General. 893 Schneider, Karl (gen. Schneider II) (1813–1885) preußischer Rechtsanwalt; Führungsmitglied der Kölner Demokratischen Gesellschaft. 85 96 109 113 144 387 388 410 412 421 497 541 542 544 549 588 591 596 609–611 685 772 778 779 780 786 805 810 813 819 826 851 922 1030 1032 1033 1045 1057 1060 1084 1108–1110 1130 1139 1143 1144 1152 1153 Schnyder, Anton (1804–1884) Schweizer Rechtsanwalt; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Schreckenstein, Ludwig Freiherr Roth von (1789–1858) preußischer General; Juni−September 1848 Kriegsminister. 206 Schücking, Levin (1814–1883) deutscher Schriftsteller und Journalist; 1845–1852 Feuilletonredakteur der „Kölnischen Zeitung“. 397 609 621 770 801 819 957 985 1045 1055 Schultze, Karl Heinrich (1814–1887) preußischer Justizbeamter; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 214 Schulz, Louis Kaufmann in Köln; stellvertretender Geschäftsführer der NRhZ. 601 Schulzig, Franz Joseph, Baron von (1787–1864) österreichischer Feldmarschall. 492 493 Schützendorf, Hermann Joseph Schuhmachermeister in Köln. 543 780 1144 Schwanbeck, Eugen Alexis (1821–1850) deutscher Orientalist und Journalist; 1847–1849 Redakteur der „Kölnischen Zeitung“. 62 283 392 397 398 399 400 401 427 445 461 462 463 464 465 466 473 476 477 621 622 670 672 673 687 957 1016 1039 1043 1044 1046 1062 1073 1086–1089 Schwarzenberg, Felix Fürst zu (1800–1852) österreichischer Diplomat und Politiker; 1848–1852 Ministerpräsident. 1090 Schwenniger, Franz deutscher Geometer. 1135 Sedlnitzky, Joseph Graf (1778–1855) österreichischer Hofbeamter; 1815–1848 Leiter der obersten Polizei- und Zensurhofstelle. 157 864 Seiler, Friedrich (1808–1883) Schweizer Hotelier und Industrieller; 1848 Mitglied des Nationalrats. 262 Seiler, Sebastian (etwa 1815 bis etwa 1890) deutscher Journalist und Publizist. 262 597 630 637 Sethe, Christoph (1767–1855) preußischer Jurist; seit 1819 Präsident des rheinischen Revisions- und Kassationshofes in Berlin. 255 Sethe, Julius (1804–1872) preußischer Jurist. 117 825 826 Shakespeare, William (1564–1616) englischer Dramatiker. 11 64 79 101 201 221 255 625 626 692 742 744 766 800 862 902 935 Sieber, Johann Caspar (1821–1878) Schweizer Pädagoge, Sozialreformer und Politiker. 309 972 Siegwart-Müller, Constantin (1801–1869) Schweizer Politiker. 222 Sigel (Siegel), Franz (1824–1902) deutsch-amerikanischer Offizier. 184 Simons, Ferdinand Gerichtsvollzieher in Köln. 922 Simson, Eduard von (1810–1899) preußischer Richter und Politiker. 135 842 Simunich (Simunic´), Balthasar, Freiherr von (1785–1861) kroatischer General. 404 464 473 521 Sipehsalar (Sipahsalar, Sipesahlar) literarische Figur. 63 84 737 744 776 777 Smith, Adam (1723–1790) britischer Volkswirtschaftler. 316 Soliman siehe Süleiman I. Sophie literarische Figur. 127 Sophie Friederike von Bayern (1805–1872) Erzherzogin von Österreich; Mutter von Kaiser Franz Joseph I. 93 653

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Namenregister Sossay, Anton Baron von (1790–1874) österreichischer General. 365 Specker, David (1796–1863) Schweizer Maschinenbaufabrikant in Wien. 187 188 663 892 Spiegel-Borlinghausen, Adolph Theodor von (1792–1852) preußischer Beamter. 136 137 844 Stadion-Warthausen und Thannhausen, Franz Seraph Graf von (1806–1853) österreichischer Politiker; 1848/49 Innenminister. 1097 Stahling, M.H. Düsseldorfer Korrespondent der NRhZ. 635 Stämpfli, Jakob (1820–1879) Schweizer Jurist und Journalist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 112 122 302 305 Steck, Jean-Jacques (gest. 1861) Schweizer Politiker. 177 178 Stedmann, Carl (1804–1882) preußischer Gutsbesitzer und Politiker. 186 601 890 Stehlin, Johann Jakob (1803–1879) Schweizer Politiker; 1848 Mitglied des Ständerats. 190 Steiger, Jakob Robert (1801–1862) Schweizer Arzt; 1848 Mitglied des Bundesrats. 112 143 181 218 222 225 227 230 233 234 236 261 818 850 915 937 Stein, Julius (1813–1889) preußischer Lehrer und Politiker. 9 19 54 214 467 506 596 691 703 733 1024 1025 1092 Steinmann, Friedrich (1801–1875) deutscher Jurist und Schriftsteller. 1077 Stifft, Andreas, Freiherr von (1819–1877) österreichischer Jurist, Journalist und Schriftsteller. 631 Stockmar, Xavier (1797–1864) Schweizer Unternehmer; 1848 Mitglied des Nationalrats. 122 305 Stoff, Matthias Wilhelm katholischer Pfarrer in Köln. 1134 Stratimirovic´ (Stratimirovich, Stratimirowich), Georg (Djordje) von (1822–1908) serbischer Anwalt, General und Politiker. 371 392 393 405 408 441 474 528 963 1020 Strauß, David Friedrich (1808–1874) deutscher Theologe und Publizist. 862 Streit, Friedrich Wilhelm (1772–1839) preußischer Offizier und Kartograf. 672 1016 Streng, Johann Baptist von (1808–1883) Schweizer Jurist und Politiker. 141 Strotha, Karl Adolf von (1792–1870) preußischer General; 1848–1850 Kriegsminister. 192 Struve, Amalie (geb. Siegrist) (1824–1862) deutsche Schriftstellerin. 129 841 Struve, Gustav von (1805–1870) deutscher Rechtsanwalt, Publizist und Politiker. 47 50 127 129 132 133 218 236 664 665 837 839 841 909 Stuart britische Adelsfamilie. 293 320 Stupp, Hermann Joseph (1793–1870) preußischer Rechtsanwalt. 312 314 328 329 352 623 685 698 816 957 986 Süleiman I. (Soliman) (1494–1566) zehnter Sultan des osmanischen Reiches. 436 Sˇupljikac (Supplikatz), Stevan de Vitez (1786–1848) serbischer General. 393 Sydow, Rudolf von (1805–1872) preußischer Gesandter in Bern. 142 849 Tanner, Karl Rudolf (1794–1849) Schweizer Richter und Dichter; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 226 230 Taschereau, Jules Antoine (1801 –1874) französischer Journalist. 489 1105 Tedesco, Victor (1821–1897) belgischer Rechtsanwalt und Politiker. 549 Tell, Wilhelm Schweizer Nationalheld. 90 Temme, Jodocus (1798–1881) preußischer Jurist und Schriftsteller; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 254 255 256 257 635 933 935 Theodorovich siehe Todorovicˇ, Kuzman Thiers, Adolphe (1797–1877) französischer Historiker und Staatsmann. 12 13 14 15 17 23 264 351 359 607 693 991 Thile, Ludwig Gustav von (1781–1852) preußischer General und Politiker. 485 486 487 966 1078

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Namenregister Thodorovich siehe Todorovicˇ, Kuzman Thun und Hohenstein, Leopold Graf von (1811–1888) österreichischer Autor und Politiker. 440 Thunis, Adolf preußischer Offizier. 671 960 998 Thurn und Taxis Fürsten. 489 1104 Tils (Tilz) F. Schneider in Köln. 329 Todorovicˇ (Theodorovich, Thodorovich), Kuzman (1787–1858) österreichischer General. 366 405 406 464 471 484 491 528 Toussenel, Alphonse (1803–1885) französischer Schriftsteller. 608 Trampusch, Albert (1816–1898) österreichischer Rechtsanwalt. 790 Trog, Johann Jakob (1807–1867) Schweizer Rechtsanwalt und Politiker; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Troilus literarische Figur. 221 Trost, Peter Hyazinth Domkapitular in Köln. 327 Tschech, Heinrich Ludwig (1789–1844) preußischer Bürgermeister; Attentäter. 1098 Turck, Le´opold (1797–1887) französischer Arzt und Politiker; Mitglied der Nationalversammlung. 12 13 693 Unruh, Hans Victor von (1806–1886) preußischer Bauingenieur; 1848 Präsident der Nationalversammlung in Berlin. 81 507 766 807 825 903 1114 Urban, Karl Baron von (1802–1877) österreichischer General. 481 491 Valtin siehe Faltin, Carl Eduard Varnhagen von Ense, Karl August (1785–1858) preußischer Diplomat und Schriftsteller. 1036 Vauthier-Rauchefort, Leopold, Ritter von ungarischer Ingenieur. 518 Veillon, Franc¸ois (1793–1859) Schweizer Jurist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 232 Venedey, Jacob (1805–1871) deutscher Jurist und Publizist. 640 Verböczi (Werböczy), Istva´n Stephan (1458–1541) ungarischer Rechtstheoretiker und Staatmann. 463 1090 Vergilius Maro (Vergil), Publius (70–19 v. Chr.) römischer Dichter. 97 Vespasianus (Vespasian), Titus Falvius (9–79) römischer Kaiser. 280 Vetter, Antal (1803–1882) ungarischer General. 394 1039 Victoria (1819–1901) Königin von Großbritannien und Irland. 452 Vincke, Georg Freiherr von (1811–1875) preußischer Jurist und Politiker. 901 903 Vogl (Vogel), Anton ( (1789–1871) österreichischer General. 470 Vogt Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 540 Voltaire (1694–1778) französischer Schriftsteller und Philosoph. 14 695 Wachsmuth, Franz (1810–1903) preußischer Jurist; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 771 Wachter, Karl Gerichtsreferendar in Köln; 1848 Führungsmitglied der Demokratischen Gesellschaft. 612 688 Wagner literarische Figur. 47 397 Waldeck, Benedikt (1802–1870) preußischer Jurist und Politiker. 254 255 467 699 768 771 772 843 933 934 1024 1025 1092 Wallraf (Wallraff), Bernhard Rechtsanwalt in Köln. 1141 Weber, A. Student in Breslau. 636 Weber, Carl Maria von (1786–1826) deutscher Komponist, Dirigent und Pianist. 32 724 Weber, Julius preußischer Rechtsanwalt. 1056 Weder, Johann Baptist (1800–1872) Schweizer Rechtsanwalt, Journalist und Politiker; 1848 Mitglied des Nationalrats. 141 Weerth, Georg (1822–1856) deutscher Handelskaufmann und Schriftsteller; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 186 584 587 590 594 602 619 621–625 631 635 640 650–652

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Namenregister 680 682 686 691 696 699 702 758 767 769 792 795 797 823 840 853–855 890 892 898 903 926 945–947 957 979 1037 1045 1062 1069 1087 1114 Weingart, Johann August (1797–1878) Schweizer Lehrer, Verleger und Journalist; 1848 Mitglied des Nationalrats. 125 143 180 306 Weinhagen, Napoleon (1809–1889) preußischer Rechtsanwalt. 145 854 Weißbrodt (Weißbrod), Gustav deutscher Journalist. 283 397 1046 Weißhaar, Joseph (1814–1870) badischer Gastwirt. 149 872 Weitling, Wilhelm (1808–1871) deutscher Schneider, Schriftsteller und Kommunist. 1138 Welcker, Karl Theodor (1790–1869) deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker. 652 Welden, Ludwig Freiherr von (1782–1853) österreichischer General. 202 283 363 364 367 461 470 471 519 1016 Wellington, Arthur Wellesley, Duke of (1769–1852) britischer Feldherr und Staatsmann. 510 Wesendonck (Wesendonk), Hugo (1817–1900) preußischer Rechtsanwalt; 1848/1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 373 395 396 596 1022–1025 1040 1041 1092 Wessel Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 541 Westermann Mitglied des Kölner Arbeitervereins. 542 Weydemeyer, Joseph (1818–1866) preußischer Offizier, Journalist und Publizist. 602 646 647 660 668 898 Weyer, Johann Peter (1794–1864) Stadtbaumeister in Köln. 944 Weyll (Weyl), Bartholomäus preußischer Rechtsanwalt; Führungsmitglied der Demokratischen Gesellschaft in Köln. 549 786 1136 Wiesner, Adolph (1807–1867) österreichischer Schriftsteller und Publizist. 630 Wild, Hortense (1814–1896) französische Pianistin und Frauenrechtlerin. 638 Wildenbruch, Louis von (1803–1874) preußischer General und Diplomat. 279 952 953 Wilhelm I. (1797–1888) Prinz von Preußen, seit 1861 König von Preußen und seit 1871 Deutscher Kaiser. 11 53 150 195 320 333 369 473 733 901 902 Wilhelm I. (1772–1843) König der Niederlande. 979 Windisch-Graetz (Windischgrätz), Alfred Fürst zu (1787–1862) österreichischer Feldmarschall. 17 53 62 63 66 67 90 93 118 157 161 187 281 283 287 294 295 304 313 347 364 365 375 376 377 392 404 439 440 462 464 469 470 473 475 476 477 478 480 482 483 493 494 515 519 520 521 525 529 530 531 540 588 617 652 670 679 741 742 747 756 1068 1095 1097 1106 1122 Wittgenstein, Heinrich von (1797–1869) preußischer Jurist und Unternehmer; 1848 Regierungspräsident und Kommandeur der Bürgerwehr in Köln. 62 312 352 622 740 816 Wöhler, Hellmuth (1820–1899) preußischer Postrevisor; Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 549 Wolff, Bernhard (1811–1879) deutscher Zeitungsverleger. 595 Wolff, Ferdinand (1812–1905) deutscher Journalist; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 145 549 597 608 620 621 629 637 864 926 940 974 1002 1011–1013 1045 Wolff, Joseph Kölnisch-Wasser-Fabrikant. 1059 Wolff, Wilhelm (1809–1864) deutscher Philologe und Journalist; 1848/49 Redakteur der NRhZ. 587 590 602 611 612 619 624–628 636 651–653 680 682 688 761 865 898 954 1024 1079 1092 1093 Wolffers (Wolfers), Franz Anton von (geb. um 1813) deutscher Journalist; 1846–1849 Redakteur der „Kölnischen Zeitung“. 62 397 621 957 1045 Wollheim, Hermann (1817–1855) preußischer Arzt und Dichter; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 796 Wrangel, Friedrich Graf von (1784–1877) preußischer General. 9 17 53 78 79 118 136 195 214 279 318 369 400 425 506 589 592 605 688 760 825 902 953

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Namenregister Wrbna-Freudenthal, Ladislaus Graf (1795–1849) österreichischer General. 404 477 Wulff, Julius (1822–1904) preußischer Notariatskandidat. 418 1058 Wysocki, Jo´zef (1828–1873) polnischer General und Militärwissenschaftler. 1027 Wyss (Wyß), Bernhard Schweizer Bauinspektor. 219 909 Wyß, Franz Salomon (1796–1849) schweizerisch-österreichischer General. 187 188 219 893 Zacharias preußischer Kaufmann; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 966 Zen Ruffinen (Zenruffinen), Franz Kaspar (1803–1861) Schweizer Rechtsanwalt und Politiker. 830 Ziegler, Paul Carl Eduard (1800–1882) Schweizer Offizier und Politiker; 1848 Mitglied des Nationalrats. 143 147 231 Zulauf, Heinrich preußischer Kaufmann. 624 645 Zweiffel, Carl Hermann (1800−nach 1876) preußischer Staatsanwalt; 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Berlin. 97 113 115 116 137 145 146 242 380 386 407 409 410 414 415 416 418 421 823 851 854 891 1134

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Literaturregister 1. Arbeiten von Marx und Engels Marx, Karl: Mise`re de la philosophie. Re´ponse a` la Philosophie de la mise`re de M. Proudhon. Paris, Bruxelles 1847. 174

2. Arbeiten anderer Autoren Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten. 448 454 Atlas von Europa in zwei und achtzig Blättern. Hrsg. von F[riedrich] W[ilhelm] Streit. Berlin 1837. 366 520 Bakunin, Michael: Aufruf an die Slaven. Von einem russischen Patrioten. Mitglied des Slavencongresses in Prag. Koethen 1848. 428–444 Bastide, Jules: Histoire de l’Assemble´e le´gislative. Paris 1847. 126 Beaumarchais, Pierre-Augustin Caron de: La folle journe´e, ou le mariage de Figaro. 230 319 Bergius, Carl Julius: Ueber den Preußischen-Finanz-Etat für 1841. Breslau 1841. 448 Die Bibel. – Das Alte Testament. 18 98 127 215 344 – Das Neue Testament. 10 127 145 276 309 312 316 Brüggemann, K[arl] H[einrich]: Der Deutsche Zollverein und das Schutzsystem. Ein Versuch zur Verständigung der Ansichten und für Ausgleichung der Interessen. Berlin 1845. 62 Bülow-Cummerow[, Ernst von]: Preußen, seine Verfassung, seine Verwaltung, sein Verhältniß zu Deutschland. Berlin 1842. 448 452 Cervantes, Miquel de: El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha. 128 332 Claudius, Matthias: Rheinweinlied. 145 [Davenant, Charles:] An Essay upon the Probable Methods of Making a People Gainers in the Ballance of Trade. London 1699. 20 Donizetti, Gaetano: Belisar. 184

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Literaturregister Der Erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847. Berlin 1847. 205 447 485 Freiligrath, Ferdinand: Die Todten an die Lebenden. 95 Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Berlin. 274 447 449 452 Goethe, Johann Wolfgang von: Kriegserklärung. 45 – Wanderers Nachtlied. 368 – Wilhelm Meisters Lehrjahre. 336 – Zahme Xenien. 461 Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. 257 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. 293 433 436 437 Heine, Heinrich: Atta Troll. Ein Sommernachtstraum. 268 – Deutschland. Ein Wintermärchen. 100 131 174 332 433 – Die Heimkehr. 17 – Kahldorf über den Adel in Briefen an den Grafen M. von Moltke. 78 265 – Romanzen. 10 Hildebrand, Joh. Andr. Karl: Kuno von Schreckenstein oder die weissagende Traumgestalt. Rittergeschichte. Quedlinburg 1821. 206 Hobbes, Thomas: Elementa philosophica de cive. Amsterodami 1647. 203 Horaz [eigentl. Quintus Horatius Flaccus]: Epistolae. 128 Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade von 1799. 194 Lamartine[, Alphonse de]: Manifeste a` l’Europe. [Circulaire du ministre des Affaires e´trange`res aux agents diplomatiques de la Re´publique franc¸aise.] Paris 1848. 264 Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. 362 482 Lewalt, August (Hrsg.): Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Übersetzung von Gustav Weil. Bd. 1. Stuttgart 1838. 63 64 355 Lied vom Bürgermeister Tschech. Volkslied von 1844. 478 Molie`re: George Dandin ou le Mari confondu. 399 Der Politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. Verhandelt vor dem Assisen-Hof zu Köln am 21., 22. und 23. Dezember 1848. Hrsg. nach den Akten, nach Mittheilungen der Angeklagten und nach stenographischer Aufzeichnung der mündlichen Verhandlungen von M. F. Anneke. [Köln 1848.] 244–249 251 [Rebmann, Andreas Georg Friedrich von:] Empfindsame Reise nach Schilda. Leipzig 1793. 331 Revue re´trospective, ou Archives secre`tes du dernier gouvernement. Ed. par Jules Taschereau. Paris 1848. 16 489 Rinckhart, Martin: Nun danket alle Gott. 16 Rothe, Johann Andreas: Ich habe nun den Grund gefunden. 462 Rotteck, Carl von: Allgemeine Geschichte vom Anfang der historischen Kenntniß bis auf unsere Zeiten. Für denkende Geschichtsfreunde. Freiburg im Breisgau 1812–1827. 195 Schiller, Friedrich: An die Freude (1786). 264 – Die Jungfrau von Orleans. 78 – Die Räuber. 10 Shakespeare, William: As You Like It. 201

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Periodika – – – – –

Henry IV. 11 King Lear. 152 Richard III. 64 The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark. 79 101 255 Troilus and Cressida. 79 221

Voltaire: Candide ou l’optimisme. 14 Unruh[, Hans Victor von]: Skizzen aus Preußens neuester Geschichte. 3. unveränd. Auflage. Magdeburg 1849. 507 Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages. Hrsg. von E[duard] Bleich. Berlin 1848. 138 194 205 Weber, Carl Maria von: Euryanthe. 32 Wichtige Enthüllungen in Betreff der reactionären Presse. Berlin 1848. 319

3. Periodika Allgemeine Oder-Zeitung (Breslau) – Tageszeitung, erschien von 1846 bis 1849. 65 513 517 530 531 Allgemeine Preußische Staats-Zeitung (Berlin) – Tageszeitung, erschien von 1819 bis 1843. 446 Allgemeine Zeitung (Augsburg) – Tageszeitung, gegr. 1798 von Johann Friedrich Cotta, erschien von 1810 bis 1882 in Augsburg. 9 187 189 392 393 394 477 522 Allgemeines Intelligenz-Blatt der Stadt Basel – Tageszeitung, erschien von 1845 bis 1855. 187 Berliner Zeitungs-Halle. Abendblatt – Tageszeitung, erschien von Oktober 1846 bis März 1849. 19 Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen – Tageszeitung. 65 Berner Verfassungs-Freund – Tageszeitung, erschien von 1836–1849. 142 235 304 305 309 310 Berner-Zeitung – Tageszeitung, erschien von 1845 bis 1849. 124 142 181 184 218 236 239 304 305 309 Breslauer Zeitung – Tageszeitung, erschien von 1828 bis 1937. 62 65 371 372 392 404 405 474 475 479 480 483 493 494 514 517 518 527 529 530 Constitutionelles Blatt aus Böhmen (Prag) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1852. 405 408 474 475 483 518 522 527–529 Le Constitutionnel. Journal politique, litte´raire, universel (Paris) – Tageszeitung, erschien von 1815 bis 1914. 12 24 283 Deutsche Allgemeine Zeitung (Leipzig) – Tageszeitung, erschien von 1843 bis 1879. 474 475 Deutsche Reform. Politische Zeitung für das constitutionelle Deutschland (Berlin) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1851. 255 278 489 490 Deutsche Zeitung (Heidelberg) – Tageszeitung, erschien von Juli 1847 bis September 1850, ab dem 1. Oktober 1848 in Frankfurt am Main. 9 248 283 354 Düsseldorfer Zeitung – Tageszeitung, gegr. 1745, erschien bis 1926. 140 256 257 348 396

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Periodika Die Evolution (Biel) – Wochenzeitung, erschien 1848/1849. 306 307 Frankfurter Journal – Tageszeitung, erschien von 1783 bis 1903. 235 Frankfurter Oberpostamts-Zeitung – Tageszeitung, erschien von 1814 bis 1852. 16 17 127 128 164 184 489 490 Freiheit, Arbeit (Köln) – erschien unregelmäßig von Januar bis Juni 1849. 541 543 545 Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit (Köln) – Wochenzeitung, erschien von Oktober 1848 bis Juni 1849. 538 540 543 545 Der Gukkasten (Bern) – Wochenzeitung, erschien von 1840 bis 1850. 306 L’Inde´pendance Belge (Bruxelles) – Tageszeitung, erschien von 1831 bis 1940. 12 24 Intelligenzblatt für die Stadt Bern – Tageszeitung, ggr. 1834. 304 Jounal des De´bats politiques et litte´raires (Paris) – Tageszeitung, gegr. 1789. 8 Karlsruher Zeitung – Tageszeitung, gegr. 1758. 248 Kölnische Zeitung – Tageszeitung, erschien von 1814 bis 1945. 8 9 10 18 24 47 48 58 61 62 65 80 93 94 96 111 136–140 203 204 248 278–281 311–314 317 319 325 326 328 341 342 354 355 356 357 363 364 367 392 397 398 399 400 401 402 406 445 460–463 465 466 488 Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen – Tageszeitung, erschien von 1785 bis 1911. 102 Leipziger Zeitung – Tageszeitung, erschien von 1810 bis 1918. 483 484 La Liberte´ (Paris) – Tageszeitung, erschien 1848. 360 Der Lloyd (Wien) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1852. 371 494 Le Moniteur universel. Journal officiel de la Re´publique France (Paris) – Tageszeitung, erschien von 1798 bis 1901; bis 1868 offizielles Regierungsorgan. 79 231 La Nation (Bruxelles) – Tageszeitung, erschien von April 1848 bis 1856. 49 397 Le National (Paris) – Tageszeitung, gegr. 1830 unter anderen von Adolphe Thiers, erschien bis 1851. 21 22 126 153 169 264 349 350 351 352 360 362 National-Zeitung (Berlin) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1938. 331 332 334–339 Neue Preußische Zeitung (Berlin) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1929. 65 69 97 98 99 100 101 102 158 212 278 311 316 319 323 416 497 512 Neue Zürcher Zeitung – Tageszeitung, gegr. 1780. 149 190 218 226 227 261 268 299 The Northern Star, and National Trades’ Journal (London) – Wochenzeitung, erschien von 1844 bis 1852, zunächst in Leeds, dann London. 23 459 L’Observateur Belge (Bruxelles) – Tageszeitung, erschien von 1847 bis 1862. 12 La Presse (Paris) – Tageszeitung, gegr. von Emile de Girardin, erschien von 1836 bis 1928. 21 84 Die Presse (Wien) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1896. 475 Preußischer Staats-Anzeiger (Berlin) – Tageszeitung, erschien von Mai 1848 bis 1851. 62 102 114 192 274 275 446 Die Reform (Berlin) – Tageszeitung, erschien 1848 zunächst in Leipzig, dann in Berlin. 75 La Re´forme (Paris) – Tageszeitung, erschien von 1843 bis 1850. 23 24 55 56 57 169 458

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Periodika La Re´publique. Journal fonde´ le 24 fe´vrier 1848 (Paris) – Tageszeitung, erschien von 1848 bis 1851. 360 458 Die Revolution (Biel) – erschien 1848 nur eine Ausgabe. 261 262 307 Rheinische Volkshalle (Köln) – Tageszeitung, erschien 1848/1849. 93 95 Schlesische Zeitung (Breslau) – Tageszeitung, erschien 1848 bis 1945. 65 467 514 Schweizerische National-Zeitung (Basel) – Tageszeitung, erschien von 1842 bis 1858. 120 236 Schweizerischer Beobachter (Bern) – erschien seit 1828 dreimal wöchentlich. 178 239 304 Le Sie`cle (Paris) – Tageszeitung, erschien seit 1836. 360 La Suisse (Bern) – Tageszeitung, erschien von 1847 bis 1866. 142 178 235 305 Weser-Zeitung (Bremen) – Tageszeitung, erschien von 1844 bis 1942. 427 Wiener Zeitung – Tageszeitung, erschien von Juli 1848 bis 1940. 375 403 404 408 445 469 481 482 483 491 492 519 522 523 524 Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln – Wochenzeitung, erschien von April bis Oktober 1848, zunächst bis Juli zweimal wöchentlich. 244 245 537

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Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur 1. Archivalien a. IISG Marx-Engels-Nachlass – Marx: Notizen. (N. Rh. Z.) Ende März. 1860. [Heft 1 und 2] (Sign. B 94 und B 95). – Quittung von Marx an Władysław Kos´cielski über den Erhalt von 2000 Talern, 18. September 1848 (Sign. D 2692). Bibliothek – Engels’ Exemplar der „Neuen Rheinischen Zeitung“ (Sign. ZF 1320).

b. RGASPI Fond 1 (Karl Marx und Friedrich Engels) – Marx’ Exemplar der „Neuen Rheinischen Zeitung“ (Sign. f. 1, op. 1, d. 268). Fond 191 – Acta des Königlichen General-Commando’s VIII. Armee-Corps. Secret. Betr. die Verhältnisse in Cöln 1848–51. (Sign. f. 191, d. 1, op. 290.)

c. Andere Archive Deutsches Literaturarchiv Marbach – Cotta-Archiv, Honorarbücher. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin – Ministerium des Innern (HA I, Rep. 77, Tit. 505, Nr. 2, Bd. 4; Tit. 505, Nr. 16, Bd. 2; Tit. 509, Nr. 1, Bd. 4; Tit. 654b Nr. 1 Bd. 1; Tit. 245, Nr. 4; Tit. 343 A, Nr. 72, Bd. 1.). Historisches Archiv der Stadt Köln – Abschriften von Ernst Zander aus dem Heeresarchiv Potsdam (Bestand 1149). – Chron. u. Darst. Nr. 215–218, Chronik 1848.

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Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur Kreisarchiv Heinsberg – Archivaliensammlung Nr. 132 (Fotokopie). Landeshauptarchiv Koblenz – Oberpräsidium der Rheinprovinz (Bestand 403, Nr. 7167 und 17332).

2. Gedruckte Quellen a. Handbücher und Quelleneditionen 1848. La Re´volution de´mocratique et sociale. T. 1–10. Paris 1985. (Les Re´volutions du XIXe sie`cle. Se´rie 3.) Adler, Victor, Friedrich Engels: Briefwechsel. Hrsg. von Gerd Callesen und Wolfgang Maderthaner. Berlin 2011. Amtliche Sammlung der neuern eidgenössischen Abschiede. Hrsg. auf Anordnung der Bundesbehörden unter Leitung des eigenössischen Archivars Jakob Kaiser. Bd. 1. Bern 1874. Archives parlementaires de 1787 a` 1860. Se´r. 1 (1787 a` 1799). Tome 1. Paris 1867. Assemble´e Nationale. Rapport de la Commission d’enqueˆte sur l’insurrection qui a e´clate´ dans la journe´e du 23 juin et sur les e´ve´nements du 15 mai. Vol. 2. Paris 1848. Association De´mocratique, ayant pour but l’union et la fraternite´ de tous les peuples. Eine frühe internationale demokratische Vereinigung in Brüssel 1847–1848. Hrsg. von Bert Andre´as (†), Jacques Grandjonc (†) und Hans Pelger. Bearb. von Helmut Elsner und Elisabeth Neu. Trier 2004. Aus dem literarischen Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels 1841 bis 1850. Hrsg. von Franz Mehring. Bd. 3. 3. Aufl. Stuttgart 1920. (1. Aufl. 1902.) Bakounine, Michail. Oeuvres comple`tes. CD-ROM. Ed. par International Institute of Social History, Netherlands Institute for Scientific Information Services, Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences. Amsterdam 2000. Beck, Friedrich, und Walter Schmidt (Hrsg.): Die Polizeikonferenzen deutscher Staaten 1851–1866. Präliminardokumente, Protokolle und Anlagen. Weimar 1993. Bernstein, Ed[uard]: Ferd[inand] Lassalle’s Reden und Schriften. Bd. 1. Berlin 1892. Best, Heinrich, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf 1996. Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien. (Red.: Herwig Förder, Martin Hundt, Jefim Kandel, Sofia Lewiowa.) Bd. 1–3. Berlin 1970, 1982, 1984. Carte ge´ographique de la France. Leve´e par ordre du Gouvernement a` 1:80 000. Paris 1833–1878. Code Pe´nal. Aus dem Französischen nach der officiellen Ausgabe übersetzt von Wilhelm Blanchard. 2. verb. Auflage. Cöln 1812. Code Pe´nal. Strafgesetzbuch. In: Les Cinq Codes. Mit gegenüberstehender deutschen Uebersetzung. Hrsg. von Johann Cramer. 9. Aufl. Crefeld 1842. Compte rendu des se´ances de l’assemble´e nationale. Tome 4. Paris 1850. Deutsche Handwerker- und Arbeiterkongresse 1848–1852. Protokolle und Materialien. Hrsg. von Dieter Dowe. Berlin, Bonn 1983. Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier franc¸ais. Publiee´ sous la direction de Jean Maitron. Part. 1: 1789–1864. Paris 1964–1966. Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier franc¸ais. Publiee´ sous la direction de Jean Maitron. CD-ROM. Paris 2000. Enzensberger, Hans Magnus (Hrsg.): Gespräche mit Marx und Engels. Bd. 1.2. Frankfurt am Main 1973. Freiheit, Arbeit. Organ des Kölner Arbeitervereins. No. 1−33, Köln 14. Januar−24. Juni 1849. Mit einer Einführung von Hans Stein und ergänzenden Beiträgen von Ernst Czobel. Glashütten im Taunus 1972.

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2. Gedruckte Quellen Freiligraths Briefwechsel mit Marx und Engels. Bearb. und eingeleitet von Manfred Häkkel. Teil 1, 2. Berlin 1968. Die fünf französischen Gesetzbücher in deutscher Sprache. Zweibrücken 1832. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 1815; 1844; 1845; 1848. Berlin 1815, 1844, 1845, 1848. Haenchen, Karl (Hrsg.): Revolutionsbriefe 1848. Ungedrucktes aus dem Nachlaß Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. Leipzig 1930. Haunfelder, Bernd: Biographisches Handbuch für das preussische Abgeordnetenhaus, 1849–1867. Düsseldorf 1994. Hess, Moses. Briefwechsel. Hrsg. von Edmund Silberer. ’S-Gravenhage 1959. Huber, Ernst Rudolf (Hrsg.): Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Bd. 1. 3. neubearb. und verm. Aufl. Stuttgart 1990. Jung, Joseph, und Sandra Wiederkehr: Alfred Eschers Briefwechsel (1848–1852). Bd. 4. Zürich 2012. Kossuth, Lajos: Összes Munka´i. Kötet 14. Budapest 1953. S. 114. (Sämtliche Werke. Bd. 14.) Kotulla, Michael: Das konstitutionelle Verfassungswerk Preußens (1848–1918). Eine Quellensammlung mit historischer Einführung. Berlin 2003. Ladendorf, Otto: Historisches Schlagwörterbuch. Straßburg 1906. Lassalle, Ferdinand. Nachgelassene Briefe und Schriften. Hrsg. von Gustav Mayer. Bd. 2. Berlin 1923. Marks, K., i F. Engel’s: Socˇinenija. Izdanie vtoroe. Tom 5 und 6. Moskva 1956 und 1957; Tom 43. Moskva 1976. Marx, Karl, e´s Friedrich Engels: Mu˝vei. Kötet 43. 1848/49. Budapest 1982. Marx, Karl, Frederick Engels: Collected Works. Vol. 7. Moscow 1977. Marx, Karl, Friedrich Engels: Werke. Bd. 5 und 6. Berlin 1959. Melis, Franc¸ois: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Edition unbekannter Nummern, Flugblätter, Druckvarianten und Separatdrucke. München 2000. Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. Berlin 1982. Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. 1848–1849. [Neudruck.] Berlin 1928. Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. [Neudruck.] Glashütten im Taunus 1973. Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Registerband. Berlin, Bonn-Bad Godesberg 1977. Die Protokolle des österreichischen Ministerrates, 1848–1867. Abt. 1: Die Ministerien des Revolutionsjahres 1848. Wien 1996. Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/39. Bd. 4/1 und 4/2: 30. März 1848 bis 27. Oktober 1858. Bearb. von Bärbel Holtz. Hildesheim, Zürich, New York 2003. Proudhon, P[ierre] J[oseph]: Œuvres comple`tes. Tome 7 und 17. Paris 1868. Reden und Redner des ersten Preußischen Vereinigten Landtags. Hrsg. von R[udolf] Haym. Berlin 1847. Sammlung der für die Königlich Preußische Rhein-Provinz seit dem Jahre 1813 hinsichtlich der Rechts- und Gerichts-Verfassung ergangenen Gesetze, Verordnungen, Ministerial-Rescripte. Bd. 8. Berlin 1847. Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung. Bd. 1–3. Berlin 1848. Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Hrsg. auf Beschluß der Nationalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von Professor Franz Wigard. Bd. 1–9. Frankfurt am Main 1848–1849. Topographische Karte der Schweiz. Durch das eidgenössische Stabsbüreau unter der Direktion von General G. H. Dufour vermessen und herausgegeben. Maßstab 1:100 000. Zürich 1842–1864.

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Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur Verhandlungen der constituirenden Versammlung für Preußen. 1848. Bd. 9. (Supplement-Band.) Leipzig 1849. Verhandlungen des zum 2. April 1848 zusammenberufenen Vereinigten Landtages. Hrsg. von E[duard] Bleich. Berlin 1848. Verhandlungen des zweiten demokratischen Congresses zu Berlin. Als Beilage der Volksblätter. Volks-Blätter. Berlin. [Anfang November 1848.] (GStAPK HA 1, Rep. 77, Tit. 509, Nr. 1, Bd. 4, Bl. 281–298.) Das Volk. Organ des Central-Komitees für Arbeiter. Eine sozialpolitische Zeitschrift. [Nachdruck.] Glashütten im Taunus 1973. Weerth, Georg: Sämtliche Briefe. Hrsg. und eingeleitet von Jürgen-Wolfgang Goette unter Mitwirkung von Jan Gielkens. Bd. 1. Frankfurt/Main, New York 1989. Weerth, Georg: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Bruno Kaiser. Bd. 2–4. Berlin 1956, 1957. Zeitgenossen von Marx und Engels. Ausgewählte Briefe aus den Jahren 1844 bis 1852. Hrsg. von Kurt Koszyk und Karl Obermann. Assen 1975.

b. Periodika Aachener Zeitung. L’Alba. Giornale politico-letterario. Firenze Allgemeine Oder-Zeitung. Breslau. Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. Berlin. Allgemeine Zeitung. Augsburg. Bamberger Zeitung. Berliner Zeitungs-Halle. Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Berner Zeitung. Bonner Wochenblatt. Bonner Zeitung. Breslauer Zeitung. La Commune de Paris. Moniteur des Clubs. Constitutionelles Blatt aus Böhmen. Prag. De´mocratie pacifique. Paris. Der Demokrat. Liegnitz. Deutsche Allgemeine Zeitung. Leipzig. Deutsche-Brüsseler-Zeitung. Deutsche constitutionelle Zeitung. München. Deutsche Reform. Berlin. Deutsche Zeitung. Heidelberg. Dresdner Zeitung. Düsseldorfer Zeitung. Frankfurter Journal. Frankfurter Oberpostamts-Zeitung. Der freie Staatsbürger. Nürnberg. Die Grenzboten. Leipzig. Illustrirte Zeitung. Leipzig. Jahreszeiten. Hamburger Neue Mode-Zeitung. Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege. Berlin. Karlsruher Zeitung. Kölnische Zeitung. Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Közlöny. Hivatalos lap. Pest. Leipziger Zeitung.

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2. Gedruckte Quellen Mannheimer Abendzeitung. Mittelfränkische Zeitung. Nürnberg. National-Zeitung. Berlin. Neue Deutsche Zeitung. Organ der Demokratie. Darmstadt. Neue Kölnische Zeitung für Bürger, Bauern und Soldaten. Neue politische Ofner-Pesther Zeitung. Neue Preußische Zeitung. Berlin. Neue Zürcher Zeitung. Die Presse. Wien. La Re´forme. Paris. Rheinische Volkshalle. Köln. Rhein- und Mosel-Zeitung. Koblenz. Schlesische Zeitung. Breslau. Schweizerisches Bundesblatt. Bern. Seeblätter. Konstanz. Trier’sche Zeitung. Der Ungar. Allgemeine Zeitung für Politik und Belletristik. Budapest. Das Volk. Organ des Central-Komitees für Arbeiter. Berlin. Der Wächter am Rhein. Köln. Der Wächter an der Ostsee. Stettin. Der Wächter an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr. Weser-Zeitung. Bremen. Wiener Zeitung.

c. Zeitgenössische Publikationen Adler, Georg: Die Geschichte der ersten Sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf die einwirkenden Theorieen. Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der sozialen Frage. Breslau 1885. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger (Adreß-Buch) für Cöln. Köln 1848. Eine Assisen-Verhandlung wegen Waffen-Plünderung. In: Kölnische Zeitung. Nr. 42, 18. Februar 1849. 2. Ausgabe. S. 2/3. Assisen-Verhandlungen gegen den Dr. med. Andreas Gottschalk. In: Rheinische Volkshalle. Köln. Nr. 78, 79 und 84, 22., 23. und 29. Dezember 1848. Beck, Baronin [Wilhelmine] von: Memoiren einer Dame während des letzten Unabhängigkeitskrieges in Ungarn. Bd. 1. London 1851. Bergius, Carl Julius: Preußen in staatsrechtlicher Beziehung. 2. verm. und verb. Auflage. Münster 1843. [Bernstein, Eduard:] Die Revolution von Oben und der sogen. Rechtsboden. Eine zeitgemäße Reminiszenz. In: Der Sozialdemokrat. Zentral-Organ der deutschen Sozialdemokratie. Zürich. Nr. 24, 11. Juni S. 1/2 und Nr. 26, 25. Juni 1885. S. 2. Bürgers, H[einrich]: Erinnerungen an Ferdinand Freiligrath. III. In: Vossische Zeitung. Berlin. Nr. 290, 10. Dezember 1876. Sonntags-Beilage. Nr. 50. Bürgerwehr von Köln. [Gez.:] Imhoff. Köln, 1. Oktober 1848. In: Kölnische Zeitung. Nr. 217, 4. Oktober 1848. Erste Beilage. S. 3. Cavaignac in Köln! Eine wahrheitsgetreue Erzählung der Kölner Ereignisse, mit steter Berücksichtigung der aktenmässigen Darstellung. Zusammengestellt von mehreren Augenzeugen. Köln 1848. Deutsche Chronik für das Jahr 1848. Berlin 1849. Doctor Eisele’s und Baron von Beisele’s Landtagsreise im April 1847. Leipzig 1847. Engels, Friedrich: Marx und die „Neue Rheinische Zeitung“ 1848–49. (Der Sozialdemokrat. 1884.) In: MEGA➁ I/30. Engels, Friedrich: Wilhelm Wolff. (Die Neue Welt. Leipzig. Juli−November 1876.) In: MEGA➁ I/25.

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Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und der benutzten Literatur Girardin, [Delphine de]: Poe´sies comple`tes. Paris 1857. [Gottschalk, Andreas:] An Herrn Karl Marx, Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung. In: Freiheit, Arbeit. Köln. Nr. 13, 25. Februar 1849. S. 1–3. Häusler, J[osef] V.: Sprachenkarte der österreichischen Monarchie, sammt erklärender Uebersicht der Völker dieses Kaiserstaates, ihrer Sprachstämme und Mundarten, ihrer örtlichen u. numerischen Vertheilung. Pesth 1846. Karl Marx vor den Kölner Geschwornen. Prozeß gegen den Ausschuß der rheinischen Demokraten wegen Aufrufs zum bewaffneten Widerstand. (9. [vielm. 8.] Februar 1849.) Aus der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Mit einem Vorwort von Fr. Engels. Hottingen Zürich 1885. Kerdijk, A[rnold]: Karl Marx. Haarlem 1879. Lamartine[, Alphonse de]: Manifeste a` l’Europe. [Circulaire du ministre des Affaires e´trange`res aux agents diplomatiques de la Re´publique franc¸aise.] Paris 1848. [Lassalle, Ferdinand:] Le jeune Saedt. In: NRhZ. Nr. 249, 18. März 1849. Zweite Ausgabe. Feuilleton. Locre´ [de Roissy], [Jean Guillaume]: Le´gislation civile, commerciale et criminelle, ou commentaire et comple´ment des Codes franc¸ais. Tome 15. Bruxelles 1837. Meißner, Alfred: Geschichte meines Lebens. Wien, Teschen 1884. Müller-Tellering, Eduard: Freiheit und Juden. Zur Beherzigung für alle Volksfreunde. Wien 1848. [Müller-]Tellering[, Eduard]: Vorgeschmack in die künftige deutsche Diktatur von Marx und Engels. Köln 1850. Oeuvres comple`tes de P.-J. Proudhon. Tome 17. Paris 1868. Der politische Tendenz-Prozeß gegen Gottschalk, Anneke und Esser. Verhandelt vor dem Assisen-Hofe zu Köln am 21., 22. und 23. Dezember 1848. Hrsg. von M[athilde] F. Anneke. Köln [1849.] Ein Preß-Proceß vor den Assisen zu Köln. Köln, 7. Februar. In: Kölnische Zeitung. Nr. 34, 9. Februar 1849. Beilage. S. 1/2. Proudhon, P[ierre]-J[oseph]: Qu’est-ce que la proprie´te´? ou Recherches sur le principe du droit et du gouvernement. Premier me´moire. Paris 1840. Proudhon, P[ierre-] J[oseph]: Syste`me des contradictions e´conomiques, ou Philosophie de la mise`re. T. 1–2. Paris 1846. Der Prozeß der Steuer-Verweigerer. Berlin 1850. Richter, Carl: Neuere Verfassungs-Geschichte der Staaten Europas. Staats- und Gesellschafts-Recht der Französischen Revolution von 1789–1804. Berlin 1865. Ruge, Arnold: Die Preußische Revolution seit dem siebenten September und die Contrerevolution seit dem zehnten November. Tagebuch. Leipzig 1848. Schücking, Levin: Omnia ad majorem Dei gloriam. In: Kölnische Zeitung. Nr. 134, 6. Juni 1849. S. 3. Schütte, Anton: Die Wiener Oktober-Revolution. Prag 1848. Seiler, Sebastian: Das Complot vom 13. Juni 1849, oder der letzte Sieg der Bourgeoisie in Frankreich. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenwart. Hamburg 1850. Shakespeare’s dramatische Werke. Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck. Berlin 1826. Sommer, Johann Friedrich Joseph: Von deutscher Verfassung im Germanischen Preußen und im Herzogthum Westfalen. Münster 1819. Stachelstock, A. L.: Italien und die Großmächte am Schlusse des Jahres 1861. Altona 1862. Steinmann, Friedrich: Geschichte der Revolution in Preußen. Berlin 1849. Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Hrsg. von Max Habicht, F. H. van der Hagen und Karl Schall. Bd. 13. Wien 1826. Thiers, Adolphe: De la Proprie´te´. Paris 1848. Wolff, Adolf: Berliner Revolutions-Chronik. Darstellung der Berliner Bewegungen im Jahre 1848 nach politischen, sozialen und literarischen Beziehungen. Bd. 1–3. Berlin 1851–1854.

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3. Forschungsliteratur Wolff, Ferd[inand]: Die rechte Hand Bismarck’s [d.i. Lothar Bucher]. Eine Plauderei. In: Die Neue Zeit. Jg. 10. Bd. 1. Stuttgart 1892.

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Sachregister Aberglaube 199 254 344 Ablösung der Feudallasten 213 333 483 507 – Sistierungsgesetz 213 507 — Eigentum; Feudalismus; Feudallasten; Grundeigentum Absolutismus 160 195 196 199 200 201 265 319 321 398 400 401 420 542 543 — König; Monarchie Ackerbau, Agrikultur 13 14 15 196 288 308 315 320 321 322 323 350 432 448 499 508 – fabrikmäßig, industriell 15 499 Adel 35 55 100 196 197 198 199 200 201 206 213 276 288 294 317 320 333 334 356 463 508 509 531 – Adelsrepublik 463 – Adelsrevolution 463 – deutscher 287 290 438 – feudaler 198 206 287 288 320 356 509 – magyarischer 287 288 463 476 — Aristokraten; Aristokratie; Feudalherr, Feudalstand; Junkertum Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten 209 369 412 418 448 454 Allianz – der Konterrevolution 161 525 – pangermanische 442 – revolutionäre 287 429 – russisch-slawische 527

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– slawische 291 — Heilige Allianz, neue Almosen 23 276 320 Anarchie, Anarchisten 202 207 208 209 211 256 257 259 260 337 338 400 526 541 Anleihe, Zwangsanleihe 211 212 275 Arbeit – Arbeiterarmee 270 – Arbeiterkarte 270–273 – Arbeiterpartei 266 – Arbeiterrevolution 266 – Arbeitslohn 20 240 270 – Fabrikarbeiter 327 – Nationalarbeit 20 318 320 – Organisation der A. 37 166 171 – Recht auf A. 549 – Reservearmee 270 – Teilung der A. 14 316 319 323 — Frauen, Frauenarbeit; Kinder, Kinderarbeit Arbeiterklasse 4 61 78 208 209 211 265 266 270 467 548 — Proletariat Arbeiterverein, Kölner 8 9 244 245 246 248 253 537–545 548 Aristokraten 73 74 189 302 463 476 505 Aristokratie 36 195 322 418 475 476 548 Armut 14 35 36 53 109 154 178 268 269 275 313 318 324 329 364 542 Assignaten 286

Sachregister Assise 238 242 243 247 421 422 386 388 389 495 501 537 538 540 — Geschworene, Geschworenengericht Assoziationsfreiheit — Vereinigungsfreiheit Asyl- und Flüchtlingspolitik (Schweiz) 110 127–134 141 143 147 164 179 181 184 185 190 218 223 224 226 227 228 229 231 232 234–237 261 262 309 — Internierung Asylrecht (Schweiz) 129 179 231 234 — Flüchtlinge (in der Schweiz); Freischärler Attentat 248 407 508 512 Aufgabe, Beruf 100 160 202 204 258 259 289 306 398 417 418 482 – B. der Presse 417 – publizistische A. 458 483 – transitorischer B. 238 425 – weltgeschichtlicher B. 201 — Presse Aufstand, Aufstände 49 50 77 92 118 119 121 136 147 159 162 169 178 199 200 223 224 249–251 256 259 261 265 266 280 286 365 383 404 411 441 523 538 – Bauernaufstand 404 — Pariser Juniaufstand; Putsch; Rebellion; Volk, Volksaufstand; Wiener Oktoberaufstand; Widerstand Aufstände, badische – Gefecht bei Lörrach 183 184 235 – Heckeraufstand 127 – Struve-Putsch 47 50 127 129 132 133 218 236 261 — Freischärler, deutsche Ausbeutung 207 269 320 324 431 499 – Exploitation 36 61 201 206 208 482 Automaten 317 Banat 295 364–366 371 405 464 471 474 491 515 520 521 524 528 Bank 12 13 15 211 258 313 322 324 Bankett 22 40 545 548–550 Bankrott 68 174 318 322 324 Bär 59 206 208 Barbarei 35 90 118 265 268 292 296 324 431 525

– barbarische Horden 52 53 – europäische 525 – nomadische 292 – reaktionäre 268 – slawische 287 292 296 – türkische 293 Barrikaden 8 9 10 23 59 60 136 160 161 395 428 Bart 41 221 225 230 480 – Schnurrbart 78 99 195 222 229 231 Basken 293 Bauer, Bauern 12–14 20 30 31 33–42 64 114 149 173 178 213 264 288 289 291 296 315 333 334 356 462 463 470 483 507 518 – Bauernaufstand 404 – Bauernbewegung 35 – Bauernklasse 212 213 334 – Bauernkrieg 38 290 377 404 – Bauernproletarier 268 – freie 334 356 – Schweizer 89 268 303 Beamte 76 92 106 140 254 274 314 320 380 383 384 390 391 409 412 413 414 416 422 423 425 426 448 454 498 – Beamtenbeleidigung 411 412 423 – Beamtenheer 277 322 – Beamtenstaat 210 – Beamtenwillkür 258 – Justizbeamte 259 260 410 — Bürokratie Belagerungszustand 4 22 27 111 123 136 137 209 215 274 318 321 400 419 425 474 475 484 506 – Berlin 91 336 337 339 340 495 – Deutschland 17 123 – Düsseldorf 123 136 137 – Köln 3 4 8 10 61 113 123 136 538 – Paris 7 23 29 84 169 359 — Kriegszustand; Standrecht Belgien 220 241 283 320 397 410 442 490 548 – Parlament 410 – Presse 12 24 432 438 – Verfassung 324 397 Bern 88 120 125 153 300 306 309 – Bundesstadt 122 123 142 163 177 179 180 240 262

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Sachregister – Nationalratswahlen 87 125 142 180 – Vorort 127 155 223 Betrüger, betrogene 362 482 Bewegung – europäische 287 293 299 – insurrektionelle 160 – magyarische 291 – neue italienische 286 – panslawistische 443 527 – polnische 288 289 – revolutionäre 67 160 209 254 264 266 286 – revolutionär-soziale 264 – slawische 294 – soziale 90 241 – sozialistische 90 — Partei Bienenschwarm von Nationalitäten 78 Borniertheit 37 39 88 89 212 274 287 288 303 388 428 – Kantonalborniertheit 88 155 231 288 304 305 309 – Krähwinkelei 263 – Lokalborniertheit 287 – Lokalpatriotismus 88 — Nation, Nationalborniertheit Börse 15 64 81 486 – Börsenkurs 67 Bosniaken 290 435 525 Bourgeoisie 4 61 159 288 311 316 320 356 400 410 526 – Bourgeoisherrschaft 36 55 56 199 – Bourgeoisklasse 56 57 159 196 199 200 311 418 – deutsche 67 76 77 200 270 277 401 427 434 – englische 61 199 217 265 266 269 270 – europäische 64 84 – französische 29 30 36 37 41 55 56 57 61 66 78 166 169 170 171 172 175 176 217 264 265 313 317 – italienische 434 437 – konterrevolutionäre 22 – preußische 76 77 78 195–198 200–216 217 248 258 270 273 274 277 313 320 321 323 324 327 329 333 334 356 369 453 486 537 – Schweizer 88 89 187 210 291

1200

– Wiener 4 61 66 67 78 258 313 540 — Finanzbaron; Finanzfeudalität; Kapital, Kapitalisten Bretonen 293 Brüderlichkeit 430 431 548 – Brüderschaftsphrasen 444 – Verbrüderung 264 429 549 — Völkerverbrüderung Bulgaren 290 292 293 435 528 Bürgerwehr 82 138 160 202 209 210 214 282 369 425 – Berlin 19 20 80 81 82 102 – Bürgerwehrgesetz 138 210 211 506 – Düsseldorf 136–139 Bürokratie 77 191 195 196 202 206 208 210 238 270 288 294 319 320 321 322 324 356 369 378 399 420 448 452 508 Chartismus, Chartisten 17 159 266 – Chartistenpartei 266 China, chinesisch 254 270 Code Civil, Code Napole´on 36 37 319 462 483 500 Code Pe´nal, Strafgesetzbuch 48 137 140 145 186 209 249 257 259 380 383 386 387 409 410 412–417 421 483 497 500 – Art. 222 379 380 383 384 386 409 410 411 412 413 414 415 – Art. 367 380 384 385 386 409 414 415 416 417 421 422 – Art. 370 303 386 421 422 423 Contrat social 201 204 Demagogie 399 400 Demokratie 95 159 161 210 212 268 310 339 342 343 344 395 399 429 440 539 548 – deutsche 442 549 – europäische 162 241 299 433 – westeuropäische 293 294 Denunziation 23 24 86 93 94 145 272 298 304 416 417 418 419 422 489 490 549 Despotie, Despotismus 67 230 232 270 399 412 438 441 463 526 – Bourgeoisdespotismus 55 56 – bürgerliche 67 77

Sachregister – Despotenkongresse 429 430 – Despoten-Staaten 430 526 – Militärdespotismus 441 506 Deutsch-dänischer Krieg 127 134 186 195 279 280 369 Deutsch-Österreich 287 291 296 346 347 Diktator 139 372 – Volksdiktator 205 206 Diktatur 484 — Despotie; Tyrannei Dithyrambiker 397 399 400 463 Domänen 211 240 Duell 181 182 185 229 Dummheit 30 39 78 79 191 193 256 310 317 478 531 – Idiot 22 63 93 264 270 Düsseldorf 51 136–140 282 325 373 374 388 389 391 395 396 418 419 538 546 — Belagerungszustand; Steuerverweigerung Ehre 24 145 146 285 379 415 456 501 – bürgerliche 214 – Nationalehre 37 277 – royalistische 214 Eigentum 12 14 36 38 173 178 199 207 213 215 240 258 268 311 312 317 480 — Grundeigentum Eisenbahn 26 29 324 366 432 489 Emanzipation 35 78 197 265 356 433 – der Arbeiterklasse 265 – der Juden 98 150 483 – der Völker 22 Entente cordiale 22 Entnationalisierung 293 Enttäuschung 171 431 470 Erbschaftssteuer 166 Erfindungen 315 318 – Erfindungsgeist 270 Europa 16 17 25 38 67 68 76 78 84 89 90 132 153 154 159 161 162 195 199 200 213 220 241 252 254 265 266 268 274 287 291 293 299 430 433 438 440 441 442 444 458 463 502 507 513 526 – Osten 22 50 265 293 429 – Osteuropa 440 442 466 – Westen 7 22 50 265 293 429 430 438 441

– Westeuropa 293 294 429 431 441 525 — Konterrevolution, europäische; Krieg, europäischer; Revolution, europäische Fanatismus 88 90 251 280 394 493 – nationaler 36 63 67 245 286 289 293 443 – politischer 37 38 251 255 467 Februarrevolution 37 55 56 57 62 67 78 153 159 160 162 170 171 197 198 199 206 260 264 286 294 334 335 338 345 359 362 545 548 549 – Nationalwerkstätten 33 – teilweise sozialistisch 153 Feigheit 9 169 193 200 256 258 274 280 286 335 338 401 439 441 460 461 497 520 524 526 Festungsarrest, Festungsstrafe 98 106 283 404 448 449 454 531 Feudalherr, Feudalstand 12 196 197 198 202 237 288 316 320 321 322 356 499 509 510 — Adel; Aristokraten; Aristokratie; Junkertum Feudalismus 55 66 76 199 200 212 265 270 288 321 542 – Feudalmist 345 – Finanzfeudalität 258 — Gesellschaft, feudale Feudallasten, Leistungen, Privilegien 12 37 100 211 212 213 320 356 463 483 508 Feudalpartei 76 77 198 202 207 211 212 Fiktion, Schein 48 56 77 137 214 269 272 321 333 496 498 503 504 506 Finanzbaron 288 314 319 324 356 485 Finanzfeudalität 258 Flüchtlinge, deutsche (in Frankreich) 307 549 550 Flüchtlinge (in der Schweiz) 154 231 232 236 304 348 539 – deutsche 47 49 73 127 132 133 164 183 184 218 235 236 237 261 307 490 – italienische 147 179 190 223 224 227 236 262 — Schweiz, Asyl- und Flüchtlingspolitik; Freischärler Föderativrepublik 122 220 229 299 428 430 431 441

1201

Sachregister – europäische 428 430 – Staatenbund 347 Frankreich – dritte Phase 362 – Erste Republik 55 57 199 286 295 549 550 – Grundsteuer 38 – Kaisertum 56 358 – Koalitionskriege 286 295 438 526 – Marseillaise 26 29 550 – Mobilgarde 30 94 350 352 358 360 361 – monarchische Restauration (1849) 350–353 360 367 – Nationalgarde 24 160 – Präsidentschaftswahl 38 170 171 358 359 362 – Restauration 36 55 270 360 413 – Revolution von 1789 57 79 80 99 198 199 200 255 317 333 412 – Vereinigungsrecht, Klubverbot 169 176 349 352 358 359 415 418 468 – Verfassung 233 349 — Februarrevolution; Paris; Pariser Juniinsurrektion Frauen 32 33 39 40 42 43 45 97 225 282 317 440 480 481 531 549 – Amme 334 – Frauenarbeit 188 317 423 481 Freiheit, Freiheiten 19 52 53 54 58 61 64 94 99 100 101 129 139 178 197 207 226 231 259 260 262 268 272 290 294 298 303 462 504 510 513 538 — Pressefreiheit; Rechte, politische; Vereinigungsfreiheit Freiheit und Ordnung, kroatische 17 20 54 66 67 Freischärler – deutsche republikanische 133 183 184 218 220 235 261 301 306 540 – italienische 232 – Schweizer 153 261 Frieden 231 275 277 278 279 447 453 482 507 509 516 – Weltfrieden 428 Fußtritte 76 95 97 111 123 126 202 236 258 299 333 495 Gefängnis 48 50 115 129 214 388 389 390 391 413 422 448 449 – Zuchthaus 272 278

1202

Geistliche 20 98 141 540 541 – Bischof 121 178 541 – Mönche 154 178 276 – Nonnen 239 240 – Patriarch 371 392 405 441 528 – Pfaffe 35 90 121 130 154 178 226 314 334 359 452 – Priester 154 404 412 413 Geld 15 29 30 41 68 92 177 178 196 197 205 207 208 209 211 212 214 265 267 276 279 280 313 322 453 485 486 488 509 510 540 542 – Geldbeutel 196 211 – Geldmarkt 275 453 – Geldsackrepublikaner 277 – Geldspekulant 486 – Staatsgelder 102 320 451 – Trinkgeld 76 97 — Finanzbaron; Finanzfeudalität; Kapital, Kapitalisten; Papiergeld Gemütlichkeit 33 40 205 207 208 209 212 214 216 276 399 Gendarm, Gendarmerie 17 262 384 385 Germanisierung 287 290 435 436 437 Gerücht 58 61 65 82 90 95 183 235 236 283 368 376 408 493 515 529 Geschichte 20 35 39 55 62 75 94 118 162 175 213 215 217 281 289 290 293 294 295 299 320 334 339 346 352 399 402 419 430 432 433 436 437 438 442 497 510 526 – europäische 26 352 – Kulturgeschichte 118 – parlamentarische 409 410 – revolutionäre 438 – Weltgeschichte 68 196 197 201 204 333 357 432 461 – Zeitgeschichte 49 159 418 Geschworene, Geschworenengericht 210 243 244 253 386 387 388 407 409 413 416–419 421–423 426 456 495 501 507 512 — Assise Gesellschaft – bürgerliche 500 – feudale 36 77 202 206 317 319 321 402 499 500 501 508 509 – moderne 499 508

Sachregister Gesetze, organische 210 361 496 498 500 Gewalt 85 106 109 114 117 136 145 149 160 169 175 212 233 243 249 257 260 323 333 334 337 350 360 361 387 390 412 419 426 436 437 440 497 502 506 508 511 549 – Amtsgewalt 138 140 – Gewaltherrschaft 52 94 – konservative 161 – Militärgewalt 350 352 399 506 526 – Staatsgewalt 205 207 361 387 388 412 417 509 – Zwangsmittel 100 101 114 214 — Widerstand, gewaltsamer Gleichberechtigung der Nationen 294 441 475 — Selbständigkeit, nationale; Unabhängigkeit, nationale; Völkerverbrüderung Großbritannien, England 14 15 17 22 25 130 159 160 174 199 240 265 266 269 280 319 320 322 410 428 438 498 502 503 510 511 548 — Chartismus, Chartisten Grundeigentum, Grundbesitz 12 13 14 15 34 36 37 38 196 211 214 320 342 462 499 508 513 Grundrente 14 15 Guerillakrieg 295 296 365 367 376 377 472 516 520 521 – Algerien 296 – Spanien 367 Guillotine 36 41 – Dampfguillotine 41 – Schaffot 498 511 Habeas-Corpus-Act, Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit 91 139 140 506 Hahn, gallischer 78 265 Halsgerichtsordnung 75 Haruspices 402 Hass 36 38 56 74 170 211 416 422 424 435 439 440 – Deutschenhass 441 443 – Franzosenhass 443 – Fremdenhass 36 – Kroatenhass 444

– Magyarenhass 443 – Russenhass 441 444 466 Heilige Allianz, neue 235 428 526 — Allianz Henker, Scharfrichter 24 68 359 406 445 526 Hermandad 73 Hinrichtung 399 — Standrecht Hochverrat 48 57 49 63 76 80 82 91 92 102 106 111 113 117 118 119 482 483 498 505 512 Hussitenkriege 290 Hyghlans 79 Hypothek 12–15 36 37 356 – Hypothekenbanken 12 13 15 Ideologie 57 204 292 Illusionen 32 55 101 162 169 172 254 280 294 336 Industrie 12 13 14 19 25 29 37 56 196 199 265 270 288 291 292 317 320 321 322 323 324 332 334 350 432 433 435 436 437 438 448 489 499 500 508 510 – englische 14 159 266 269 – große 15 – kleine 19 508 – moderne 499 509 – Schweizer 74 221 240 308 – spanische 130 Internierung 147 190 218 224 232 236 — Asyl- und Flüchtlingspolitik (Schweiz) Interpellation 341 542 Invasion 36 291 293 517 524 527 530 Irland 17 265 Italien 4 17 21 22 25 61 64 76 78 143 153 159–162 195 226 241 254 264 265 266 286 294 298 304 305 367 429 434 437 438 439 441 475 518 526 549 – Krieg 371 – Messina 22 267 268 – Nationalversammlung 162 343 – Rom 159 161 162 178 268 270 316 549 – Sprache 180 221 227 292 405 – Val d’Intelvi 223 261 – zweite Auferstehung 162 286 — Flüchtlinge (in der Schweiz), italienische; Mailand; Neapel

1203

Sachregister Juden 98 99 150 291 480 482 483 528 – Emanzipation 98 99 150 483 Junkertum 191 276 324 448 452 – Junkermonarchie 333 334 – Krautjunker 100 214 274 314 319 335 — Adel Jus Gladii 482 Justiz 137 138 140 195 208 387 412 413 422 448 – Advokat, Advokatanwalt 120 121 152 169 231 305 324 327 329 373 549 – Anklage, Anklageschrift 9 91 106 131 134 146 244 245 246 247 249 250 349 362 386 387 388 389 409 410 418 421 495 498 505 537 – Appellhof 48 50 86 97 243 – Disziplinargesetz 257 – gerichtliche Untersuchung 9 10 24 145 262 284 410 414 – Instruktionsgericht 48 50 83 86 113 140 144 186 246 247 252 348 383 389 390 391 407 456 546 547 – Landgericht 137 456 – Oberlandesgericht 82 254 255 256 257 258 260 284 – Rheinischer Revisions- und Kassationshof 254 255 260 – Staatsanwaltschaft, Prokurator 9 47–51 86 97 113 115 117 137 140 145 242 246 247 260 303 383 386 389 390 391 407 409 410 412 414 418 419 420 424 446 449 455 458 537 538 — Assise; Code Pe´nal; Geschworene, Geschworenengericht; Polizei, Zuchtpolizeigericht; Strafe; Todesstrafe; Untersuchungshaft; Verhaftungen Kaiserfrage, deutsche 288 290 301 Kamarilla 20 52 66 97 191 – Berliner 64 195 215 257 338 – Wiener 20 66 67 76 93 294 296 Kapital, Kapitalisten 12 13 14 36 37 56 171 174 187 189 196 207 208 210 291 312 323 344 – Herrschaft der Kapitalisten 12 56 210 — Bourgeoisie Kapitulationen, Werbungsverträge 239 261 267 268 298 304 308 309

1204

Karneval 8 26 457 Karte, Landkarte 366 520 529 – Sprachenkarte 292 434 Katholizismus 97 98 130 178 228 404 412 528 529 Kinder 23 31 188 269 276 334 367 443 452 – Kinderarbeit 188 317 481 Klasse, Klassen 22 33 55–57 171 199 208 212 279 288 289 291 305 316 331 332 334 355 356 509 – arbeitgebende 317 – Klassengegensatz 56 57 265 – Klassenkampf 49 50 56 159 – Mittelklasse, Mittelklassen 61 265 – nationale 270 – reaktionäre 297 – rote 356 — Arbeiterklasse; Bauern, Bauernklasse; Bourgeoisie; Kapital, Kapitalisten; Proletariat Klassenkrieg 55 195 404 Kleinbürgertum 171 208 225 323 334 339 356 486 — Spießbürger Knechtschaft 162 419 463 Köln 111 113 136 145 243 245 246 248 282 283 341 389 418 549 – Arbeitsbeschaffung 269–273 313 – Armenliste 329 – Bürgerverein 312 327 328 329 – Bürgerwehr 8 10 123 – Demokratische Gesellschaft 9 10 250 389 541 542 – Dombaufest 1848 18 – Freimaurer 150 – Septemberereignisse 8–10 426 – Stadtrat 111 123 – Wahlen 325 326–330 342–345 354–357 374 456 460 — Arbeiterverein, Kölner; Belagerungszustand; Rheinischer Kreisausschuss der Demokraten Kommunist, Kommunismus 136–139 212 244 250 252 319 483 Kongress, demokratischer – in Berlin 53 54 92 245 538 539 – in Frankfurt am Main 245

Sachregister König – absoluter 69 76 100 322 499 502 503 543 – bürgerlicher 321 – konstitutioneller 199 – von Gottes Gnaden 18 320 321 509 — Absolutismus; Monarchie Königsmauer 509 Konkurrenz 13 199 211 308 324 508 Konservatismus, Konservativen 87 88 121 153 160 187 344 Konstabler 84 97 160 209 370 Konstitutionalismus 51 69 70 99 339 509 510 Konterrevolution 4 77 78 161 162 290 335 428 443 – deutsche 401 – europäische 67 78 159 161 265 – Feldzugsplan der K. 4 61 63 215 – feudale 213 215 418 – französische 78 – ganze 77 – österreichische 401 428 – panslawistische 290 – preußische 78 428 – slawische 294 296 439 Korruption 279 455 520 Krankheit 208 315 316 318 473 – sekundäre 200 Kredit 13 23 151 197 207 208 312 314 321 453 486 – Geldnot 197 – Staatskredit 486 487 Krieg 36 37 38 67 76 95 124 126 139 204 209 347 405 448 509 – algerischer 296 – Bauernkrieg 38 290 377 – Bürgerkrieg 162 248 290 377 386 387 – der Ordnung 187 – Eroberungskrieg 37 429 431 – europäischer 266 296 441 – in Posen 195 280 281 526 – kleinlicher 195 – Koalitionskriege 526 – Revolutionskrieg 441 – Schmuggelkrieg 130 131 – Unterdrückungskrieg 526 — Deutsch-dänischer Krieg; Hussitenkriege; Klassenkrieg; Sonderbundskrieg; Vernichtungskampf; Weltkrieg

Kriegserklärung 142 Kriegsgericht 23 24 139 483 Kriegskunst 160 Kriegslied 404 Kriegszustand 129 136 140 — Belagerungszustand Krise 143 162 323 353 496 497 – europäische 318 – gesellschaftliche 500 – Handelskrise 270 318 – industrielle 56 – kommerzielle 56 318 – konterrevolutionäre 321 – revolutionäre 321 Kroaten 58 64 68 118 188 206 215 227 265 267 279 281 283 289 290 292 294 295 371 393 433 434 437 441 461 462 463 464 474 475 476 513 518 527 540 – „Kroaten“ 68 267 304 464 – türkische 525

226 291 439 494

Landsturm 109 387 403 404 470 530 Lazzarone 68 78 343 — Lumpenproletariat Leibeigenschaft, Leibeigener 35 197 316 317 508 509 Lethargie 54 Liberale, Liberal-Konstitutionelle, Konstitutionelle 10 11 99 196 197 205 206 210 213 255 326 327 328 354 356 401 466 468 542 543 548 549 Liberalismus 152 197 205 298 548 Lumpenproletariat 68 324 – literarisches 324 524 – Lumpengesindel 265 Lyon, Aufstand der Seidenweber von 1831 361 Mailand, Einnahme durch österreichische Truppen am 6. August 1848 22 49 159 161 162 178 428 439 440 Mainz 282 Mainzer Immediatkommission 16 Majestätsbeleidigung 383 384 412 413 Märzerrungenschaften 51 78 101 123 138 210 244 326 333 336 337 342 343 415 418 526 – Märzhalbheiten 67 101

1205

Sachregister Märzrevolution 62 67 68 160 162 171 198 199 264 334 335 338 499 – halbe 77 335 – provinziell-preußisch 200 Maschinen 14 270 317 323 324 – Maschinenindustrie 221 — Automaten Menschenrechte 99 Mildtätigkeit 269 313 Monarchie 13 24 29 56 78 162 169 207 209 268 287 288 296 402 436 – absolute 66 100 196 201 288 338 347 359 401 497 498 499 502 503 509 543 – demokratische 373 – feudalistisch-bürokratische 401 – konstitutionelle 19 20 22 51 69 70 197 198 199 202 207 215 220 233 256 314 320 398 410 449 460 502 503 510 – rote 119 – weiße 358 — Absolutismus; König Mongolen 291 Mordszenen, galizische 64 288 Mustergesetz 273 Mustermensch 399 Musterstaat 220 397 410 Nation 92 265 286 288 289 293 294 299 324 429 433 434 436 438 439 440 442 444 463 523 549 – deutsche 127 399 400 401 442 460 462 – konterrevolutionäre 437 444 – Nationalborniertheit 288 292 309 438 443 – Nationalhochmut 89 – Nationalitätsgelüste 527 – Nationalstolz 270 – Nationalzuchthaus 4 – Natiönchen 289 291 405 432 436 – Nationenblümlein 437 – preußische 323 – revolutionäre 438 440 – Schweizer 88 304 309 – serbische 289 290 371 393 528 529 – slawische 292 297 434 441 – tschechische 433 – türkische 292

1206

Nationalität, Nationalitäten 67 221 265 429 441 442 443 474 – absurde 291 – italienische 162 – slawische 288 291 294 435 443 444 527 Nationalökonomie 174 Nationalrat (Schweiz) 87 88 90 177 185 220–234 – Sitzungen 143 147 148 151 163 164 165 179 180 – Wahlen 73 87 120 121 125 141 142 180 Nationalreichtum 15 26 100 288 320 322 508 Nationalversammlung, deutsche 4 16 18 50 52 67 68 93 94 105 118 119 123 126 128 132 134 135 158 186 195 203 260 289 299 329 373 395 396 409 428 541 549 – äußerste Linke 50 123 – linke Centrum 123 – Vorparlament 373 395 Nationalversammlung, französische 12 80 169 175 255 352 358 361 362 369 Nationalversammlung, preußische 69 70 79 80 82 85 96 109 118 238 255 257 345 409 419 425 428 496 500 502–504 507 510 548 – Auflösung 82 100 191–193 255 257 350 352 369 425 426 496 – äußerste Linke 50 96 97 467 – Linke 212 238 248 339 368 426 460 – linke Centrum 11 238 425 – Steuerverweigerungsbeschluss 81 96 106 109 387 388 407 456 495 497 502 505 511 512 – Vertagung, Verlegung 81 82 99 105 426 495 502 504 505 — Vereinbarung; Vereinbarerversammlung Neapel, Staatsstreich vom 15. Mai 1848 22 78 160 186 239 265 267 268 298 428 Neuchaˆtel, Neuenburg 73 Neue Rheinische Zeitung – Abonnement 241 457

Sachregister – Anzeigen 241 – Geranten 48 49 238 241 242 386 546 – Redaktion 3 115 241 284 341 537 – Wiedererscheinen 3 Nominalwert 486 487 Olymp, Olympiade 51 209 229 397 Österreich – Armee, Armeekorps 187–189 295 296 364 404 439 440 441 461 494 513 514 515 516 529 531 – Armeebulletins 363 364 366 367 375 376 378 403 408 464 465 466 469 471 473 480 491 492 493 494 519 521 522 524 529 – Gesamtmonarchie 287 288 295 296 371 432 440 442 443 462 463 474 475 524 527 528 – Note vom 4. Februar 1849 462 466 – Presse 93 392 403 474 522 – Regierung 322 346 405 474 475 513 – Reichstag 66 76 483 518 – Revolution 294 – slawisches Ö. 441 442 — Deutsch-Österreich Panduren 265 433 461 Pangermanismus 442 443 Panslawismus 290 291 292 293 437 442 443 527 528 – aristokratischer 440 – demokratischer 428–444 – österreichischer 441 — Slawen; Slawenkongress in Prag; Südslawen Papiergeld 12 13 15 267 Paris 78 159 – Aufstand vom 15. Mai 1848 159 160 170 362 – Blutbad in der Rue Transnonain von 1834 361 Pariser Juniinsurrektion, Junirevolution 21 23 37 55 67 89 161 170 206 265 549 – Juni-Contre-Revolution 7 29 37 78 79 Parlament, Parlamentarismus 19 76 129 161 233 255 409 410 413 502 507 510

Partei 67 68 76 94 97 542 543 544 – Arbeiterpartei 266 – demokratische 93 94 215 241 245 325 442 – des Volks, Volkspartei 166 425 467 – feudale 67 76 77 211 – konstitutionelle 99 100 326 – parlamentarische 467 – revolutionäre 159 169 – slawische 67 76 — Feudalpartei; Schweiz, Radikalen, radikale Partei Partei (Frankreich) – Bonapartisten 358 362 – des „National“, „Thierspartei“ 17 23 153 264 – der „Re´forme“ 23 169 171 172 – Legitimisten 264 358 359 360 362 – Royalisten 56 350 358 362 – sozialistisch-demokratische P. 166 173 Pöbel 257 400 Polemik 169 303 413 416 Polen 64 76 98 248 264 265 280 281 288 289 290 292 294 347 429 432 433 434 438 439 441 442 475 527 – Aufstand von 1830 463 – Aufstand von 1848 73 98 195 280 281 369 526 – Teilung 288 430 435 438 441 443 526 – Unabhängigkeit 441 — Posen Polizei 10 82 98 138 195 208–211 245 246 247 253 270–272 279 309 369 404 418 537 547 – altpreußische 210 – gerichtliche 140 414 – Polizeibütteltum 211 – Polizeistaat 210 274 369 – Polizeiwillkür 537 – Zuchtpolizeigericht 386 415 416 421 — Gendarm, Gendarmerie; Konstabler; Spion, Polizeispion Posen 73 195 280 281 282 526 — Polen Prag 63 67 281 291 294 431 440 443 476 484 – Bombardement 294 440 – Juniaufstand 440 — Slawenkongress in Prag

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Sachregister Pranger 24 Presse 87 161 386 387 409 410 413 416 421 423 426 – demokratische 294 446 462 – deutsche 8 294 522 – europäische 23 84 – freie 416 417 – gute 10 49 63 95 – konterrevolutionäre 378 497 – offizielle 63 – Pflicht der P. 385 419 420 422 426 – schlechte 49 62 146 – „standrechtliche“ 375 376 378 408 445 520 — Aufgabe, Beruf Pressefreiheit 129 132 197 202 250 262 386 415 416 417 419 422 423 426 503 Preußen 75 76 78 118 119 123 135 150 158 160 162 194–216 217 257 258 260 266 279 280 283 317 321 323 333 334 398 400 401 430 449 497 503 511 – altpreußisch, Altpreußen 47 204 210 211 238 255 333 334 338 369 425 – Armee, Heer 279–282 369 425 – Armeebefehl 9 19 54 214 318 506 – Landtag (1849) 192 314 345 359 368 473 498 510 – Landwehrkreuzstaat 98 – Pass 481 – Preußenvereine 311 313 320 400 467 – Reformen von 1807 bis 1814 183 332–334 336 – Seehandlung 211 – Staat der Intelligenz 333 – Städteordnung 333 – Unteroffizierstum 79 – Vereinigter Landtag 499 500 501 — Märzerrungenschaften; Märzrevolution; Belagerungszustand; Nationalversammlung, preußische; Neuchaˆtel; Regierung (Preußen); Verfassung (Preußen); Wahlen (Preußen); Wahlrecht (Preußen) Produktionsweise 57 196 499 500 Profit 13 14 24 206 269 304 356 359 Proletariat 169 187 199 200 202 206 208 209 210 212 244 258 270 313 316 329 356 463 542

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– Bauernproletarier 268 – englisches 159 265 – französisches 37 38 56 57 153 169 170 171 172 206 296 – industrielles 334 – rote Klasse 356 – Schweizer 90 – Wiener 66 68 90 189 258 — Arbeiterklasse; Lumpenproletariat Propaganda 157 159 306 359 489 Prophet, Prophezeiung 97 98 123 283 375 399 426 512 Protest 67 118 177 179 203 209 239 255 256 293 328 329 537 538 Provinzialismus 199 Prügel 126 384 390 413 414 – Stockprügel 391 463 Putsch 10 89 90 — Aufstand, Aufstände; Rebellion Rasse, Race 45 320 322 430 435 Räuber 129 184 206 207 313 523 Reaktion 21 52 53 153 154 161 169 207 208 209 210 211 250 361 399 400 425 – gesetzliche 99 – österreichische 161 291 294 – preußische 191 195 — Konterrevolution Rebellen 366 376 377 393 399 405 464 469 470 471 473 479 480 482 483 522 523 528 Rebellion 113 117 121 286 387 495 Rechte, politische 417 – bürgerliche 379 422 – Freizügigkeit 99 – Volksfreiheiten 197 – Volksrechte 100 197 — Freiheit, Freiheiten; Menschenrechte; Pressefreiheit; Vereinigungsfreiheit; Volksbewaffnung Rechtsboden 82 115 195 203 204 318 343 355 369 397 460 496 498 499 500 – neuer 319 – revolutionärer 194 Reform, soziale 174 266 Regierung (Preußen) 11 53 58 206 255 274 279 318 321 322

Sachregister – Bergwerksverwaltung 321 – Finanzpolitik, Finanzverwaltung 20 211 274–277 446–455 485–487 – Flüchtlingspolitik 346 347 405 526 537 – Gemeindeordnung 210 – Handelspolitik 211 214 269 322 448 – Ministerium Camphausen 11 194 368–370 – Ministerium Auerswald/Hansemann 19 97 205 206 209–212 238 370 425 – Ministerium Pfuel 9 11 17 19 20 51 73 74 75 78 106 136 213 214 215 346 425 506 507 – Ministerium Brandenburg 69 70 75 77–82 91 98 99 100 102 106 114 115 117 118 123 135 136 192 194 195 198 206 215 238 257 312 313 314 368 425 505 512 – Ministerium des linken Zentrums 11 238 425 — Preußen Reich – böhmisch-mährisches 430 433 435 – byzantinisches 287 – deutsches 56 133 183 184 261 290 – Heiliges Römisches 127 436 – karolingisches 435 – Luftreich 433 – Reichspossenspiel 128 – slawisches 292 293 434 435 475 – türkisches 288 430 Reichsministerium — Zentralgewalt, deutsche Reichstruppen, deutsche 124 142 183 190 193 235 Reichsverweser — Zentralgewalt, deutsche Religion 98 130 150 166 289 413 540 541 – Protestantismus 98 130 – Religionsfreiheit 197 — Geistliche; Juden; Katholizismus Republik 23 29 50 55 73 90 162 169 175 178 249 250 305 319 360 361 395 401 402 430 431 526 – Adelsrepublik 463 – Bourgeoisrepublik 21 22 170 264 275 277

– – – – –

demokratische 245 338 356 548 demokratisch-soziale 37 215 549 550 deutsche 47 50 eine und unteilbare 90 299 305 honette 21 22 29 30 41 64 67 126 170 207 351 353 359 – nordamerikanische 275 276 277 – reaktionäre 268 – rote 41 68 119 121 153 166 319 351 353 358 544 — Föderativrepublik Restauration – europäische 265 270 – französische 36 55 270 360 413 – monarchische 350–353 360 367 – preußische 98 208 264 – vollständige 443 — Konterrevolution; Reaktion Revolution 4 9 10 16 21 78 143 170 203 213 226 289 293 294 315 321 324 334 335 338 339 343 358 362 367 369 399 402 416 428 439 440 442 443 444 498 499 500 509 511 518 526 – deutsch-magyarische 294 – europäische 78 84 89 90 159 160 161 195 199 200 220 265 268 287 293 299 307 334 337 352 438 441 507 526 – osteuropäische 442 – permanente 121 166 286 399 – soziale 172 266 306 549 – sozial-republikanische 215 – Volksrevolution 10 419 512 – von 1648 198 199 200 333 511 — Februarrevolution; Märzrevolution; Umwälzung; Wiener Oktoberaufstand Rheinischer Kreisausschuss der Demokraten 85 96 109 117 144 386 387 495–512 538 540 – Kreiskongress 85 113 Rheinpreußen, Rheinländer 135 158 346 347 386 419 Rhetorik 53 222 228 230 428 Runen 67 Russland 17 51 195 265 271 281 290 292 294 371 394 430 432 433 438 439 442 444 445 463 464 466 493 517 519–526 527 – russische Knute 292 293

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Sachregister Säbelherrschaft, Säbelregiment 113 137 — Soldateska Schacher 61 84 210 268 445 – Freiheit des S. 61 – Menschenschacher 158 – Völkerschacher 158 – weltgeschichtlicher 197 — Finanzbaron; Finanzfeudalität; Geld; Kapital, Kapitalisten; Spekulation Schreckensherrschaft 36 98 187 189 – demokratische 187 189 Schurke 294 428 440 441 Schweiz – Bundesgericht 88 120 163 177 229 – Bundesrat 110 112 120 122 141 142 147 151 152–156 163 164 177 179 180 181 183 184 190 218 219 232 233 235 236 237 261 262 268 298 299 305 310 – Bundesstadt 88 110 121 151 179 180 240 – Bundesversammlung 112 141 142 151 180 218 222 224 236 263 299 309 – Föderativrepublik 122 – Kantönlibornirtheit 231 305 – Kriegsrat 164 184 219 377 – Liberale 87 88 121 143 152 153 154 180 228 298 299 302 304 – Nationalborniertheit 90 155 288 304 – Neutralitätspolitik 152 153 155 218 230 231 233 234 262 268 305 309 – Polizei 108 404 526 – Post, Postwesen 148 163 164 179 180 190 299 – Radikalen, radikale Partei 87 88 89 90 112 120 121 125 142 143 153 154 170 221 229 263 305 306 – Schutzzoll 240 308 – Ständerat 87 90 112 151 163 177 179 180 190 305 – Tagsatzung 87 128 152 153 154 155 222 231 239 – Verfassung 120 121 122 154 155 190 268 299 309 – Wahlrecht 87 120 143 – Zoll, Zollwesen 180 240 299 302 — Asyl- und Flüchtlingspolitik; Asylrecht; Flüchtlinge (in der Schweiz); Freischärler; Kapitulationen; Nationalrat; Sonderbundskrieg

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Selbständigkeit, nationale 90 159 290 294 347 393 430 433 437 440 443 — Gleichberechtigung der Nationen; Unabhängigkeit, nationale Selbsttäuschung 432 500 Selfgouvernement 400 Serben, Serbien 289 290 293 295 371 392 393 405 406 435 472 474 484 491 493 494 515 519 524 527 528 529 – Banater 295 371 405 515 524 528 – türkische 371 519 525 Sicherheitsausschuss 106 109 198 387 Siebenbürgen 290 291 295 364 371 393 403 405 408 464 465 466 469 471 472 491 493 494 515 517 519 520 522 524 525 526 527 529 Skandal 40 113 166 239 309 383 411 412 Sklave 67 76 316 Slawen, Slawentum 18 76 287 288 289 290 291 292 294 296 393 429 430 431 434 436 438 439 440 441 443 444 474 475 483 484 518 527 – demokratische 294 432 437 – österreichische 76 161 291 392 393 432 433 434 435 437 438 441 442 443 519 527 528 – Sprache 292 – türkische 290 433 434 435 528 — Panslawismus; Südslawen Slawenkongress in Prag 429 430 431 440 443 Slawonier 287 290 291 295 376 519 Slowaken 289 290 295 365 375 376 433 434 440 475 476 520 521 522 530 Soldateska 79 195 209 214 281 294 338 425 441 505 — Säbelherrschaft Sonderbundskrieg 142 153 178 224 226 227 228 231 299 – Gefecht bei Airolo 224 227 228 233 234 Soziale Frage 12 50 266 312–314 317–320 329 345 355–357 Sozialismus 306 – System der freien Arbeiterassoziation 174 – Gemütssozialismus 306 – Wohltätigkeitssozialismus 306 — Kommunist, Kommunismus

Sachregister Sozialist 90 153 166 169 171 172 174 175 328 541 544 Spekulation 24 41 368 486 – Eisenbahnspekulation 324 – Geldspekulant 486 – Quadratfüßler 327 — Finanzbaron; Finanzfeudalität; Kapital, Kapitalisten; Schacher Spießbürger, Spießbürgerei, Spießbürgerlichkeit, Spießbürgertum 199 221 223 262 274 288 303 319 324 – deutscher 127 206 217 467 – preußischer 207 — Kleinbürgertum Spion, Polizeispion 30 184 245 279 313 489 – Sbirren 265 Staat 13 15 20 98 105 139 197 200 201 203 204 207 208 209 229 259 275 317 318 324 347 418 453 454 503 509 510 – christlich-germanischer 191 197 275 – slawischer 347 443 528 Staatshaushalt, Budget – Kanton Bern 302 – polizeistaatliches Budget 274 – preußischer 274–277 322 323 448 449 510 Staatsschatz 275 321 322 450 451 453 455 485 486 Staatsschuld 450 451 485 486 487 Staatsstreich – Frankreich 349 350 352 358 – Preußen 77 193 248 257 321 369 373 426 496 508 Standrecht 97 399 413 461 483 526 528 – Standrechtsritter 525 — Belagerungszustand; Kriegszustand; Presse, Standrechtspresse Steuer, Steuern 20 37 82 101 105 200 207 277 318 323 454 509 510 – Armensteuer 14 – Branntweinsteuer 209 211 – Einkommensteuer 166 212 – Erbschaftssteuer 166 – Grundsteuer 14 38 212 – Rübenzuckersteuer 211 – Steuerbefreiung 207 212 319 – Steuerbewilligungsrecht 194 207 509 510

– Steuerdruck 350 – Steuerungleichheit 100 – Toleranzsteuer 483 – Urinsteuer 280 Steuerverweigerung 79 80 82 85 92 96 102 105 106 109 111 114 115 118 119 255 256 257 318 387 388 407 456 457 497 501 509 510 511 – Amerika 511 – Düsseldorf 123 136–140 388 389 546 – England 510 511 – Köln 111 123 312 – Schlesien 82 92 98 106 preußische, — Nationalversammlung, Steuerverweigerungsbeschluss Strafe – Gefängnisstrafe 379 422 449 454 – Geldstrafe 379 422 449 – Polizeistrafe 415 — Festungsarrest, Festungsstrafe; Todesstrafe; Untersuchungshaft Strafgesetzbuch — Code Pe´nal Südslawen 290 291 293 294 295 432 433 434 435 439 442 484 518 527 528 529 – demokratische Partei 294 – südslawische Republik 435 – südslawisches Reich 434 475 — Slawen Tauschwert 62 Tendenzprozess 169 244 246 Terrorismus 93 94 259 286 444 504 – französischer 199 – revolutionärer 68 442 Theorie 49 118 121 175 176 201 205 211 310 314 431 432 503 – moralische 431 – Systemmacher 172 — Vereinbarung, Vereinbarungstheorie Todesstrafe 93 94 97 100 118 283 306 406 462 483 — Henker, Scharfrichter Trier 62 282 354 546 Tschechen (Czechen) 67 265 289 290 293 294 434 435 437 439 440 441 442 462 475 527

1211

Sachregister Türkei, Türken 254 265 287 288 290 291 292 293 371 430 433 434 436 519 525 528 — Slawen, türkische Tyrann, Tyrannei 79 231 399 549 – übertyrannisieren 79 Umsturz 48 244 248 411 482 – Umsturzpartei 482 Umwälzung 12 171 265 334 – französisch-soziale 265 Unabhängigkeit, nationale 265 293 347 430–433 435 441 444 475 511 – Emanzipation 22 78 433 — Gleichberechtigung der Nationen; Selbständigkeit, nationale Unantastbarkeit 198 413 Ungarn 17 267 286–306 347 363–367 371 372 375–378 392–394 399 403–406 408 430 432 434 435 436 438 442 445 461 462 464 465 466 469–473 474–476 477 478 479–481 491–494 513–516 517–531 – Adel 287 288 462 463 475 476 484 – Armee 364 371 394 463 471 477 493 494 513 521 522 530 – „Aufschneidereien“ 354 392 465 470 524 539 – Bürgertum 288 – Enthusiasmus 296 – Festung 295 363 365 375 376 405 408 472 473 480 491 492 516 531 – Husaren, Reiterscharen 296 347 439 473 492 514 – Kriegsführung 377 477 520 521 – Kriegsplan 377 469 470 513 520 521 525 530 – Kriegsschauplatz, Terrain 287 290 296 306 317 363 364 366 367 434 479 515 520 530 – Reichstag 363 437 445 483 – Revolution 294 439 440 444 – Sprache 435 437 475 – Ultramagyarismus 484 Ungesetzlichkeit 115 138 139 140 210 256 341 391 419 424 425 431 450 453 498 511 Universalität 25

1212

Unparteilichkeit 153 218 232 418 424 488 Unterdrückung 52 208 212 226 227 265 286 287 289 290 293 323 356 419 429 433 436 438 439 440 441 538 541 – Unterdrückungskrieg 526 – Volksunterdrücker 462 463 Untersuchungshaft 48 243 246 388 389 390 Utopie 12 13 50 55 61 266 Vaterland 16 51 92 231 246 256 277 301 334 359 361 393 496 531 Verbrechen, Verbrecher 24 48 131 132 145 146 195 243 246 247 248 257 259 260 269 278 380 383 430 435 436 452 496 497 511 – gemeines 131 132 243 269 338 – Märzverbrecher 278 — Verläumdung Vereinbarerversammlung 136 194 195 203 204 205 210 212 213 214 215 249 255 369 467 468 504 — Nationalversammlung, preußische Vereinbarung 11 191 192 194 203 215 249 414 498 501 502 503 504 506 507 548 – Vereinbarungstheorie 69 194 201 204 501 503 506 Vereinigte Staaten von Amerika 50 87 132 159 241 274 275 276 277 431 432 490 511 – Budget 274–277 – Geldsackrepublikaner 277 – Mexikanisch-Amerikanischer Krieg 275 431 Vereinigungsfreiheit 8 197 202 250 323 415 419 537 Verfassung (Preußen) 100 194 210 212 213 215 249 258 360 368 369 501 503 – oktroyierte vom 5. Dezember 1848 191 192 207 215 258 260 312 313 314 316–324 325 355 369 373 390 391 396 397 407 416 468 495 502 504 – Patent vom 3. Februar 1847 204 – Stück Papier 18 215 502 – Verordnung vom 6. April 1848 138 194 485 496 498 501 502 512

Sachregister – Verordnung vom 22. Mai 1815 204 – Verordnung vom 17. Januar 1820 204 — Nationalversammlung, preußische Verhaftungen 8 9 137 139 140 144 209 244 245 246 248 253 386 418 419 547 Verhör, Vernehmung 86 144 348 404 418 546 547 Verläumdung 24 145 186 234 242 252 281 285 304 361 379 380 386 414 415 416 417 418 421 422 424 461 488 505 — Verbrechen Vernichtungskampf 94 444 Verrat 66 67 76 94 99 139 169 200 258 264 281 324 346 358 359 362 369 370 441 442 443 444 463 484 512 525 526 540 – doppelter 292 – Landesverrat 90 – passiver 205 – Volksverrat 186 415 419 428 — Hochverrat Verschwörung 193 261 360 444 – Verschwörungsrecht 444 Volk 10 18 98 100 101 114 118 119 160 162 172 193 195 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 210 211 215 254 279 325 332 333 334 335 369 373 399 400 401 418 510 511 512 548 549 – Rechtstitel des V. 203 – Volksaufstand 349 352 530 – Volksausbeutung 320 324 – Volksdemonstrationen 54 – Volksrechte 100 197 – Volksvertierung 279 – Volkswahl 109 132 387 Völker 20 22 68 75 76 79 131 132 133 254 262 270 289 290 292 314 315 317 318 399 429 430 431 436 439 440 444 509 527 – reaktionäre 297 429 – revolutionäre 428 429 – Völkerabfall 293 – Völkeraneinanderhetzung 288 – Völkerkatzenmusik 67 – Völkerruinen 293 – Völkerwirrwarr 289 440 Völkerrecht 129 130 131 133 346 526

Völkerverbrüderung 22 264 428 429 431 432 441 444 549 — Gleichberechtigung der Nationen Volksbewaffnung 55 82 369 444 Volksjustiz, Lynchjustiz 64 121 304 306 Volkssouveränität 23 50 69 76 129 201 358 431 501 503 Waffenstillstand von Malmö 127 131 195 279 369 502 Wahlen (Preußen) 100 101 192 311 314 319 325 326–330 331 335 336 342–345 352 355 356 357 373 396 401 446 455 456 460 496 497 544 549 Wahlrecht – allgemeines 87 120 326 329 331 332 342 343 345 – indirektes 369 538 Wahlrecht (Preußen) 326 329 331 332 342 343 345 – oktroyiertes 326 331 – Wahlgesetz vom 8. April 1848 194 204 331 495 496 497 498 501 502 512 Walachei, Walachen 17 68 126 265 266 290 292 295 370 464 525 528 529 Wechsel 15 68 203 272 Wehrbund „Hilf Dir“ 261 262 301 Wein, Weinanbau, Weinlese 25 26 30 32 34 35 41 42 45 46 178 281 480 514 Weinhandel 41 45 58 Weltgeschichte 68 196 197 201 204 432 461 Welthandelsstraße 25 Weltherrschaft 266 Weltkrieg 266 297 Weltmarkt 265 266 270 279 432 Weltsturm 201 289 Widerstand 9 10 109 139 367 387 388 – aktiver 106 – gewaltsamer 9 85 106 109 249–251 259 387 411 511 – partieller 10 – passiver 106 193 205 511 525 — Aufstand, Aufstände; Steuerverweigerung Wien 20 78 159 265 281 287 291 294 405 442 461 479 525 Wiener Kongress 158 190 438

1213

Sachregister Wiener Oktoberaufstand, Oktoberrevolution 4–7 16 17 21 49 52–54 58–60 61 62 63 64 65 66–68 78 89 90 93–95 118 159 161 162 187 188 206 215 258 265 283 286 294 313 370 399 401 428 439 440 441 474 525 537 540 – Legion, akademische 66 78 – Nationalgarde 66 Willkür 52 118 257 272 337 338 416 500 – Beamtenwillkür 258 416 – Polizeiwillkür 537 – Willkürherrschaft 52 Wissenschaft 50 98 315 316 – Militärwissenschaft 299 Wohlfahrtsausschuss 36 203 Wucher 12 13 37 356 – Hypothekarwucher 37

1214

Zensur 100 419 421 423 520 Zentralgewalt, deutsche 11 16 67 68 77 105 124 126–134 135 146 158 183 186 281 301 370 Zigeuner 32 33 371 375 Zivilisation, Civilisation 35 45 221 265 291 431 432 433 435 436 – europäische 26 525 – Zivilisationsstufen 292 430 433 Zölle 180 240 275 299 302 454 Zunft 199 222 232 255 270 316 317 323 324 508 Zwang, moralischer 258

å Band I/8 Diakritische Zeichen und Siglen [ ]

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Autorisierter selbständiger Druck

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Eigenhändige Niederschrift Autorisierter Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften

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Neue Rheinische Zeitung

StB

Stenographische Berichte über die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung. Bd. 1–3. Berlin 1848. Franz Wigard (Hrsg.): Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. 1–9. Frankfurt am Main 1848–1849.

Wigard