Gesammelte Werke - Dritter Band

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

NOVALIS GESAMMELTE WERKE

Mit cinem Lebensbericht herausgegebcn

von

CARL SEELIG

Bt)HL"VERLAG/HERRLIBERG-Zt)RICH

Schutzamschlag von Walter

Mch

AUe Kecbte vorlacWten Copyright 1946 by Biild^Vcrliig AG., Hertlibcrg-Zillricb

0mck!

Buchdrndkerel B^ichtlzaus Zurich Printed in Switzerland

DRITTER BAND

FRAGMENTE

II

Fragmente des Jahres ijp8 Freiherger Studim

Das

allgemeine Bromllon (I)

Fragmmte

des Jahres

1798

Ah Novalh Ende J797 die beruflichen Siudien an der angesehenen Bergakademte Freiberg begann, lagen die schwersten Seelenprufungen seines Lebens bereits hinUr ihm, Der Fruhling hatte thm kurz nacheinander d%e ver^

trmtesten Begleiter: die Braut geraubt, Ihr

die

Tod drangle thn

dem empfindsamen

und den

altesten

Bruder,

vollends zur Philosophies

Dichter das

Fundament fur dn

Den muhsamsien Weg hatte er durch die gewissenhafte Auseinandersetzung

sinnvoUes, wUrdtges Leben Helen solUe.

mit den formalen und gedanklichen Problemen von Kant Fichte damals schon hinter sich. Nun konnten sick auch tn seinen philosophischen BemUhungen d%e Flugel der etgenen Schopferkraft zu entfalten beginnen. Erst

und

jetzt

wagte er

es,

die ersten Bausieine

zu einem selhstan-

digen Gedankengebdude herbeizutragen, Unfajibar vieles hat

Novahs von X7g4 Us 1799 - in

der Epochcs in der die meisten Fragmente entstanden

sind - gelesen, kritisch gesiebt

und

oft orig^nell var%iert

undernahm er in den sysiemadisch ausgefUlh ten Freistunden auch Anlaufe, um in die tropische FuUe der Manushripte Ordnung zu bringen. Die aphoristischen

Gelegentlich

Sammlungen ^^BlMenstauh^"^ und ^filauben und Liebe^^ unsrer Ausgabe) gehoren zu diesen JStversu(Band chen, ebensQ die Anfang xyg8 entsiandenen ^JLogolo^ gischm Fragmente*^ Uber das vernimftige Denken some Me AhsSize Uber die Poesie und die Poetizism. Aber der

U

HaupUeil seiner HandschrifteUs die

myMsche Ddmmerreiche zUnden^

ist

oft

intuitiv

chaoUschrbunt

in

und

weglos wie der Urwald des Lebens geblieben. Sie chronologisch eingeteiU zu haben, bleibt das Verdienst von Prof,

Paul Kluckkofm. Seiner Vorarbeit folgend, versmhi auch 9

EnlwicMtmg

und geistige unsere Ausgabe die menscMiche Die Zusammenabzustecken zetUich Genies des iungm wie sie Gruppen, themaiiscken iassung der Fragmenie zu Nohingegen mangt gelegenUich unternommm imrde, %n Leser der Bequemlichkeit die valis

ms

RUcksicU auf

undogmatischen eine Pedanierie, die seiner

Naiur ganz-

Uch fremd war. „ „ , , j 7 durch sowoM Die Fragments des Jahres 1798 fallen und FarUgkeit des Ausdie sidrkere Btldhafitgkeit allmaklicke Abrucken von das auck durck ,

drucks als

Fer-

Der lebkafte^ den absirakten Gedankengdngen auf. des ,yA tkendums^ Mitarbeitern und kehr wit den GrUndern

apkoristimacMen Novalis Mut, sick immer mekr der der er bald in bedienen, zu AnUtketik scken Kurze und

Romantik werden sollie. der uniiberiroffene Meister der der Bergakademie Besuck der auck sick machte Sekr bald vorteilkaft bemerkbar.

Durck die matkematiscken und na-

der ikematurwissensckafUicken Studien erweiterte^ sick bewu0t, zwar blieb sick tiscke Ring zusekends. Novalis seinem aber Vorletzi^‘ wissen, dafi wir „immer nur das begnadeten in vorwSrtssturmenden Geist dffneten sick

Denker erAugenblicken TUren. die sick Usker keinem scfdossen katten.

.

.

,

,

durck Ficktes Nicht vergebUck war er einst lernbegierig rnr „TFtss^Einleiiung Sckide gt^angen. TFfls er in der aUer Stills in nun er sckaftslehr^* gelesen koMe, begann BUck deinen Kekre sdbstt Jierke auf dick

m erfatten:

dein Inneres, von diem, was dick umgibt, ab und in die erste Fordermg, welcke die

UhrUng Rede,

tut.

Es

sondem

ist

von nickts, was aufier dir von dir selbst.'‘*

lediglick

ist

PMhsophie an ihren ist,

die

LOGOLOGISCHE FRAGMENTS Die

bishetige Geschichte der

PMosophie ist nichts

780

Geschichte der Entdeckungsversuche des Philosophierens, Sobald philosophiert wird, entstehn Philosopheme, und die echte Naturlehre der Philo-

als eine

sopheme ist die Philosophie. Diese mannigfachen Ansichten aus meinen philosophischen Bildungsjahren konnen vielleicht denjenigen unterhalten, der sich aus der Beobachtung der werdenden Natur eine Freude macht, xind demjenigen nicht unniitz sein, der selbst noch in diesen

Stu^en

begtiffen

ist.

Der Buchstabe ist nur eine Hilfe der philosophischen Mitteilung, deren eigentliches Wesen in Erregung eines bestimmten Gedankengangs besteht. Der Redende denkt - produziert; der Horende denkt nach - reproduziert. Die Worte sind ein trugliches

78*

Medium des Vordenkens - unzuverlassige Ve-

hikel eines bestimmten, spezifischen Reizes.

Der

echte Lehrer ist ein Wegweiser. Ist der Schuler in der Tat wahrheitslustig, so bedarf es nur eines Winks^

um ihn finden zu lassen, was er sucht. Die Darstellung der Philosophie besteht demnach aus lauter Themas - aus AnfangssStzen - Prinzipien. Sic ist nur fiir selbsttStige Wahrheits&eunde. Die analytische Ausfiihrung des Themas ist nur fur Ttage oder Ungeiibte. - Letztere mussen dadurch fliegen und sich in einer bestitnmten Direktion erhalten lernen. Aufinerksamkeit ist eine zentrierende Kraft. Mit der gegebenen Richtung beginnt das wirksame Verhaltnis zwischen dem Gerichteten und dem Objekte der Richtung. Halten wir diese Richtung f«t, so gekn-

gen wir apodiktisch

sicher

zu dem gesteckten

Ziel.

II

782

Echtes GesamtpUlosophknn schafitlicher

Zug nach

ist

also ein gemein-

einer geliebten Welt, bei wel-

chem man sich wechselseitig im votdetsten Posten, welchet die meiste Anstrengung gegen das widerstrebende Element, worin man fliegt, nodg macht, ablest.

78}

Em Problem ist eine feste, syntbetische Masse, die der durchdringenden Denkkraft zersetzt ist umgekehrt das Feuer die Denkkraft der Natur und jeder KSrper ein Problem. mittelst

wird. So

784

Man muB bei jeder Philosophie das

ZufMlige von Wesentlichen zu unterscheiden wissen. Zu diesem ZufSlligen gehort ihre polemische Seite. In sp^itern Zeiten erscheint die an Widerlegung und Beseitigtmg vorhergegangener Meinungen verschwendete

dem

Muhe seltsam genug

Eigentlich ist diese Polemik noch eine Selbstbekampfung, indem der seiner Zeit entwadisene Denker doch noch von den Voturteilen seiner akademischen jahre beunruhigt wird - cine Beunruhigung, von der man sich in hellem Zeiten

keinen Bsgtiff

mehr machen kann, weil man kein

Bcdxirfiois fiihlt, sich

785

786

dagegenin Sicherheit zu setzen.

Jedes Wort ist ein Wort der Beschwdrung, Welcher Geist ruft - dn solcher erscheint.

Wenn man

anfktgt fiber Philosophie imchzuden>

ken - so dfinkt uns Philosophie, vde Gott und liebe, alles zu sein. Sie ist eine mystische, hBchstwirksame, Idee, die uns unaufhaltsam nach alien Bichamgen hineintreibt. Der EntsthluB zu philpsqfhierea, Philosophie zu suchen, ist der Akt der Mhnumission ~ der StoB auf uns selbst zu. iz

AuBer det Philosophie der Philosophic gibt es noch Philosophien, die man Individualphilosophien nennen konnte. Die Methode ist echt philosophisch: sie gehn vom Absoluten aus - nut von keinem rein Absoluten. Sie sind dahet eigentlich aus PhUosophie und Unphilosophie gemischt, und je

787

allerdings

inniget die Vermischung

ist, desto interessanter. Sie sind individuell von Grund aus - sie setzen cine Synthesis mit Gewalt als Thesis. Die Darstellung der

immer etwas von Der Dichter stellt nur Individualphilosophie dar, und jeder

Philosophic der Philosophic wird

einer Individualphilosophie haben. ebenfalls

Mensch wird, so

lebhaft er ubtigens auch die Philosophie der Philosophic anerkennen mag, ptaktisch nur mehr oder weniger Individualphilosoph sein und, trotz alien Bestrebens, nie ganz aus demZauberkreise seiner Individualphilosophie heraustreten konnen. Sollte das hochste Prinzip das hbchste Paradoxon in seiner Aufgabe enthalten? Ein Satz sein, det schlechterdings keinen Frieden lieBe, der immer an-

788

zogc und abstieCe - immer von neuem unverstandwurdc, so oft man ihn auch schon verstanden

lich

hatte ? Der unsre Tatigkeit unaufhdrlich rege machte,

ohne sie jc zu ermGden, ohne je gewohnt zu werden ?

Nach alten mystischen Sagen ist Gott fiir die Geister etwas Ahnlicixes.

Unset Denken war bisher entweder bloB medianisch - diskursw - atomistisch - oder bloB intuitiv dynamisch. Ist jetzt etwa die Zeit der Vereinigung

789

gekommen? Es wSre wohl mSglich, daB Fichte Erfinder dner ganz neuen Art zu denken wSre, fiir die die Sprache

790

noch keihen Namen

hat, Dec Etfinder ist vielleicht sinnreichste KGnstler auf sei> und nicht der fertigste gleich nicht sage, daB es so ich ob nem Instrument sei. Es ist aber wahrscheinlich, daB es Menschen gibt und geben wird, die weit besscr fichtisieten werden als Fichte. Es konnen wmderbare FjmstwerJke hier ent-

stehn,

wenn man

das Fichtisieten erst attistisch

ssa

treiben beginnt.

791

792

Im eigentlichsten Sinn ist Philosophieren ein Liebkosen - eine Bezeugung der innigsten Uebe jzum Nachdenken, der absoluten Lust an der Weisheit. Der rohe, diskutsive Denker ist der Schokstiker. Der echte Schokstiker ist ein mystischer Subtilist. Aus logischen Atomen baut er sein Weltall - er vernichtet alle lebendige Natur,

um ein Gedankenkunst-

an ihre Stelle zu setzen. Sein Ziel ist ein unendlichcr Automat. Ihm cntgegengesetzt ist der rohe, intuitive Dichter, Er ist ein mystischer Makrolog. Er haBt Regcl und feste Gestalt. Ein wildes, gewalttktiges Leben herrscht in der Natur - alles ist belebt. stttck

Kein Gesetz: Willkiix und Wunder

iiberall.

Er

ist

bloB d3mami5ch. So regt sich der philosophkche Geist zuerst in vdllig gettennten Massen. Auf der zweiten Stufe der Kultur fangen sich an diese Massen zu berahren - mannigfaltig genug. So vde in der Vereinigung unendlicher Extreme aberhaupt das Endliche, l^schrankte cntsteht, so entstehn nun auch hier Eklektiker ohne Zahl. Die Zeit der MiBverstandnisse beginnt. Der BeschrSnkteste ist auf dieser Stufe der Bedeutendste, der reinste Phiicsc^h der zweiten Stufe. Diese Kksse ist ganz aaf die wirkliche, gegenwilrtige Well^ im strengsten 14

Sinne, emgesdhranfct. Die Philosophen der ersten Klasse sehn mit Verachtung auf diese weite herab. Sie sagen, sie sei alles nur ein biBchen - und mithin nichts. Sie halten ihre Ansichten fur Folgen der Schwache, furlnkonsequentismus. GegenteUs stimmt die zweite Klasse in der Bemitleidung der ersten liberein, der sie die absurdeste Schwarmerei, bis zum Wahnwitz, schuld geben. Wenn von einer Seite Scholastiker und Alchimisten ganziich gespalten, hingegen die Eklektiker eins zu sein scheinen, so ist doch auf dem Revers alles gerade umgekehrt. Jene sind im wesentlichen indkekte eines Sinns - namlich fiber die absolute Unabhangigkeit und unendUche Tendenz der Meditation. Sie gehn beide vom Absoluten aus - dagegen die Bomierten im •wesentUchen mit sich selbst uneins und nur im Abgeleiteten iibereinstimmend sind. Jene sind unendlich, aber einformig - diese beschrankt, aber mannigfaltig. Jene haben das Genie, diese das Talent - jene die Ideen, diese die Handgriffe.

Jene sind Kbpfe ohne Hande, diese Hande ohne Kopfe. Die dritte Stufe ersteigt der Kunstler, der Werkzeug und Genie zugleich ist. Er findet, daB jene ursprungHche Trennung der absoluten philosophisdben Tadgkeiten eine defer liegende Trennung seines eignen Wesens sei - deren Bestehn auf der Mog-

Verbindung beso heterogen auch diese Tadg-

lichkeit ihter Vermittelung, ihrer

Er

ruht.

findet, daB,

keiten sind, sich doch ein Vermogen in ihm vorfinde,

von

einer zur

andem

iiberzugehn, nach Gefallen

seine Pokritat zu verandem.

Er

entdeckt also in

notwendige Glieder seines Geistes - er merkt, daB beide in einem gemeinsamen Prinzip vereinigt sein mfxssen. Er schUeBt daraus, daB der Eklekdzismus nichts als das Resultat des unvoUstSndigen, ihtten

15

mangelhaften Gebrauchs dieses Vermogens sei. Es wird ihm mehr als wahrscheialich, dafi der Grund dieser Unvollstandigkeit die SchwSche der produktiven Imagination sei, die es nicht vermSge, sich im Moment des Ubergehns von einem Gliede zum andetn schwebend zu erhalten und anzuschauen. Die voUstandige Darstellung des dutch diese Handlung zum BewuBtsein ethobenen echt geistigen Lebens ist die PhilosopMe kaf exochen. Hier cntsteht jene kJmdige Reflexion, die sich bei sorgMtigcr Pflege nachher zu einem unendlich gestalteten geistigen Universo von selbst ausdehnt - der Kem oder Keim einer alles befassenden Organisation. Es ist der Anfang einer wahrhaften Selhstdurchdringmg des Geistes, die me endigt.

793

Sophisten sind Leute, die, aofmerksam auf die Schwichen der Philosophen und die Kunstfehler, dieselben zu ihrem Vorteil oder tiberhaupt zu gewissen unphOiosophischen, unwurdigen Zwecken zu be-

- oft die Philosophie selber. Diese haben also eigentlich nichts mit ^r Philosophie zu tun. Sind sie aus Grundsatz unphilosophisch, so sind sie als Feinde der Philosophie zu betrachten und vie Feinde zu behandeln. Die gefMirlichste Klasse derselben sind die Skeptiker aus reimm HaJ der Pbilosophie. Die iibrigcn Skeptiker sind zum Teil seht achnutzen suchen

tungsvert. Sie sind die Vorl^ufer der dritten Periode. Sie haben echt philosophische Unterscheidungsgabe

- und es fehlt ihnen nur an geistiger Potenz. Sie haben die gehSrige Kapazitat, abet nicht die selbstinsatietende Kraft. Sie ftihlen das UnzulSngUche der bisherigett Systeme - keins vkifis^trt sie ganz. Sie haben echtm Geschmack - abet es mangelt die notige Boeagie der produktiven ftnagination. Sie mus-

sen polemisch sein. Alle Eklektiker sind Skeptiker imGmnde - je mehr sie uoafassen, desto skeptischer. Diese letetere Bemerkung witd dutch die Tatsache bestatigt, da6 die gtoBesten und besten zeitherigen Gelehrten am Ende ihres Lebens am wenigsten zu mssen bekannten. Philosophieren ist dephlegmatisieren - vivifizieMan hat bisher, in der Untersuchung der Philosophie, die PhUosophie erst totgeschlagen und dann zergliedert und aufgeldst. Man glaubte, die Bestandteile des caput mortuum waren die Bestandteile der

794

ten.

Philosophic. Aber immer schlug jeder Versuch der Reduktion oder der Wiederzusammensetzung fehl. Erst in den neuesten Zeiten hat man die Philosophic lebendig zu beobachten angefengen, und es konnte •wohl kommen, daS man so die Kunst erhielte, Philosophien zu machen.

Die gewohnliche Logik ist die Grammatik der hdhern Sprache oder des Denkens. Sie enthalt blo6 die Verhaltnisse der Begriffe untereinander

-

die

Mechanik des Denkens - die reine Physiologic der BegriflFe. Die logischen Begriffe verhalten si^ aber zueinander vrie die Worte ohne Gedanken. Die Logik beschafrigt sich blofi mit dem toten Kbrper der Denklehre. Die Metaphysik ist die reine Dynamik des Denkens, Sie handelt yon den urspriinglichen Denkkraften. Sie beschaftigt sich mit der bloBen Seele der Denklehre. Die metaphysischen Begriffe verfaalten sich zueinander wie (Udanken ohm Worte. Oft •wunderte man sich liber die beharrliche Unvollendung beider Wissenschaften, Jede trieb thr Wesen fiir sidh,

X

Nmbst

und

iiberall fehlt es.

Gesamnuslte

Wexke

3GCI

Es woUte

nie redht in

17

795

jeder passen. Gleich von Anfang suchte man sie zu vetdnigen, da alles in ihnen auf Verwandtschaft deutete. Abac jeder Versuch miBlang, da eine von bd-

dabd Htt und ihren wesentUchen CharakEs blieb bd metaphysischer Logik - und logischer Metaphysik — aber kdne war, was sie sein soUte, Der Physiologic und Psychologic, der Mechanik und Chemie gings nicht besset. In der letzten den

imfriftr

ter dnbiiBte.

Halfte dieses Jahrhunderts entstand hier eine neue, heftigere Entzundung als je - die fdndlichen Massen tiirmten sich starker als zdther die

Gkrung war ubetmaBig -

gegendnander auf -

es erfolgten mSchtige

Explosionen. Jetzt behaupten einige, es habe sich irgendwo eine wahrhafte Durchdringung erdgnet es sd ein Keim der Veteinigung entstanden, der allmdilich wachsen und alles zu einer, unteilbaren Gestalt assimilieren wiirde. Dieses Prinzip des ewigen Friedens dringe unwiderstehlich nach alien Sdten, und bald werde nur eine Wissenschaft und ein Gdst,

wie 796

ein

Prophet und ein Gott sein,

Die voUendete Form der Wissenschaften

muB

poetisch sein. Jeder Satz muB einen selbsdndigen Qiarakter haben ~ ein sdbstverstSndliches Indivi-

duum, 797

Hiille

dnes witzigen

Einfalls sein.

Der erste synthetische Satz ist gldchsam der emte Idst sich von den bdden Endgliedern da

Kem. Es

Satz nach

dem andem nach Anziehungsgesetzen des

Kems ab und wird mittelst seines Durdigehns durch den ersten Satz diesem assimiliert - tmd so wUchst die Philosophic in die Unendlichkdt, nach auBen und nach innen. Sie sttebt gldchsam den unendlichen Ranm zwisdien den EndgUedem auszufhllea.

18

Die hSchsten Aufgaben beschafdgen den Menschen am friihsten. AnBerst lebhaft fuhlt der Mensdb beim ersten Nachdenken das Bediirfnis, die hochsten Enden zu vereinigen. Mit steigender Kultur nehmen seine Versuche an GeniaJitat ab, aber sie nehmen an Brauchbarkeit zu - wodurch er zu dem Irrtume verleitet wird, ganzlich von den Endgliedern zu abstrahieren und sein Vetdienst bloB in Vereinigung naherer bedingter Glieder zu setzen. Es kann aber nicht fehlen, daB er bald die notwendige Mangelhaftigkeit dieser Methode bemerkt und sich nach der Moglichkeit umsieht, die Vorteile der ersten Methode mit den Vorteilen der zweiten Methode zu verbinden und so beide zu erganzen. Jetzt fallt ihm endlich ein, in sich sdbst als absoluten Mittelpunkt dieser getrennten Welten das absolute Vereinigungsglied aufzusuchen. Er sieht auf einmal, daB das Problem realiter schon dutch seine Existenz gelbst ist und das BewuBtsein der Gesetze semer Existenz die Wissenschaft kaf exocben sei, die er so lange schon suche. Mit der Entdeckimg dieses BewuBtsems ist das groBe Ratsel im Grunde gelost. So "wie sein Leben reale Philosophie ist, so ist seine Philosophic ideales Leben - lebendige Theorie des Lebens. Aus zufalligen Tatsachen werden systematische Experimente, Sein Weg ist ihm nun auf E-wigkeiten vorgezeichnet - seine Beschtftigung ist Erweiterung seines Daseins in die UnendlicUceit. Der Traum seiner Jugend ist zu einer schonen Witklichkeit - seine friihem Hofl&iungen und Ahndungen sind zu symbolischen Prophezeiungen geworden. Der scheinbare Widersptuch der ursprunglichen Aufgabe - der Aufgaben Lbsung und Nichtlosung zugleich - ist vollkommen gehoben.

19

79®

799

Statt

Kosmogenien und

Theogetiien. beschafidgen

sich unsre Philosophen mit

800

Anthropogemen.

Es gibt gewisse Dichtungen in uns, die einen ganz andern Charakter als die ubrigen zu haben scheinen, sie sind vom Gefiihle der Notwendigkeit begleitet, und doch ist schlechtefdings kein auBter Gtund zu ihnen vofhanden. Es dunkt dem Menschen, als sei er in einem Gesptach begriffen, und irgendein unbekanntes, geistiges Wesen veranlasse ihn auf eine wxinderbare Weise zur Entwickelung der evidentesten Gedanken. Dieses Wesen muB ein hoheres Wesen sein, weil es sich noit ihm auf eine Art in Beziehung setzt, die keinem an Erscheinungen gebundenen Wesen moglich ist. Es muB ein homogenes Wesen sein, weil es ihn wie ein geistiges Wesen behandelt und ihn nur zur seltensten Selbsttatigkeit auffordert. Dieses Ich hdherer Art verhalt sich zum Menschen wie der Mensch zur Natar oder wie der Weise zum Kinde, Der Mensch sehnt sich, ihm gleich zu werden, wie er das Nicht-Ich sich glcichzumachen sucht. Dartun iSBt sich

dieses

es selbst erfahren.

Es

Faktum nicht. Jeder muB ein Faktum hdherer Art, das nur der hbhere Mensch antreffen wird. Die Menschen soUen aber streben, es in sich zu vcranlasscn. ist

Die Wissenschaft, die hierdurch entsteht, ist die hohere Wissenschafts-Lehre. Hier ist der Satz: Ich bestimmt Nicht-Ich - das Prinzip des theoretischen, und der Satz: Ida wird bestimmt - Prinzip des praktischen Teils. Dcr praktkche Teil enthSlt die Selbstcrzichung des Ich, um jener Mitteilung fSlhig zu werden - der theoretische Teil die Merkmale der echten Mitteilung. Die ...(?) gehbren zur Erziehung, Bei Fierdu son teird

marche ligdre. Laideur de la vieiUesse est-ce qu’eUe esi done plus rielle que la heautd du premier age -pareequ’eUe est la d&nUte} C’est done le dermer qui a toujours raison?

frais et colord, ses Idvres vertneilles et la

Jedes Buch, das der Mensch, mit odetohne Abgeschrieben bat, das also mebt so-

1135

sicht, als solchet

wobl Bucb

als

gesdudebeme Gedanken- und Cba-

laktetauBerung ist, kann so mannigfaltig beurteilt warden als der Mensch selbst. Hier ist kein Kiinstler, sondem der echte Menschenkenner kompetent; es gehort niebt vor ein artistisches, sondem vor ein anthropologisches Forum. So einseitig und unbUlig, so arbittar und inhuman Menschen beurteilt werden, ebenso auch diese Art Schriften. Es gibt so wenig reifen Sinn fur universelle HumanitSt, daB man sich auch uber die Kritiken dieser Schrifteanicht wundem darf. Gerade das Beste wkd am leichtesten iibetsehen auch hier findet der Kenner, fur den der Mensch erst eigentlich vorhanden ist, unter dessen Augen erwird, unzahlbare Nuancen, Harmonien und Gelungenheiten ; nur er weiB sie zu apprezieren und bewundert vielleicht in einer sehr mittelmaBig oder gar schlecht scheiaenden Schrift eine seltne Kombination und Ausbildung menschlicher Ankgen, die hetrliche Naturkunst eines Geistes, der si

Enzyklopadistik: Die Elemente entstehn spato als die Dmge. So ist der Korper vor der Flache, (he Flache

vor der Linie; die Elemente sind kimst-

liche Bestandteile.

nodonen

etc.

AUgemeine

BegrifFe,

Gattungs-

gehoren zu den Elementen.

R^te^tion und metne ist bisher t/ietbodo

-differentiation.

Die Geo-

vorgettagen worden.

Differentiale Greometrie. Diflferentiieren ist in Elemente srerlegen (idealische Analyse). Integrieren ist

(las

Bntgegeng^tzte

ll^

(Realsynthe»;). J>er gewdhnDiferential- und IntegralkalkGl ist nur

Zerl^ung der Element* in Elemente. vmthiedeQe Sotten v45,

1404, 1826, 2708, 2748, 2914,

2351, 2354 Schtiftstciler

1014, 1175

Schwebea

339 1739

Schweiz Schwete Seele

1354, 2733 1515, 2092,

1021,

19,

2109, 2131, 2133,

und Otgane

3^

45 ^* 2584 740, 2150

2945 geisthchcf

98

seine Konsdtution 1072,165,

1556, 2327, 2337, 2358

sdne Verwaltung

150 2608

nnd Kirche nnd Mensch

1736 1823 1822

Staatsokonomie

Scelcnktankheit

2460, 3097

Staatswirtschaft

Seben

^^93 , 2916

Stande 2168, 2370, 2368, 2390, 2616 St^ndevet&ssung 2390

Sein XLtxd

440, 441, 442

Denken

436 350, 2022

SelbstbcwuBtseixi

Selbstefkcnntnis

6,317

Sensation

„Setvo

2301

atbitrio**,

Lehte

vom

3024, 3048

Sichtbares

und Unsidhtbates 1252

Sinne

73 > 344, 1024, 2473,

2828

mxd Organe

1836

Sittliches Gcfiihl

3023

SittUchkeit

Sklavcn Soktadc Sophisten

2168, 2603, 2879

Stoff

291

C

206

Sttafe

Stumper

1057

Subjekt

283. 329

nnd Pradikat

ff.,

345

296, 1930,1932

Substanz

681

Sunde Symbol

3049, 5108

1528, 1731

793 163

1949, 2112, 2517, 2496 Syntbetiscbet Satz, erster 797

877 793 129

Sonveisin

SpM

Tageszdten

T^dgkdt

2856, 3048

914, 936, 989^ 1040,

1051, 1264, 1453,

170^ 1791,

196s. 2539, 2552, 2355, 2389,

z822

T220

173, 193, 261, 427*

683, 2367, 2639

1844

Spinozismus Spacacihe

1214

Stil

2349, 3083 Synthese 524, 389, 1997, 2066^ 2173, 2262, 2263, 2265, 22^7 Synthetische Urteilc a pidod

480, 1007, 1009,

Sfceptiket

Stetne

Tcnfel

Tlwater IhcKHie

3065 2993, 3033

nnd Pram

Tkr n4a,

z

%^ 2198

1562, 1405, 1346^

1590,

mi

*

m

Tod

(siehc

Tod“)

VoUkommenhcxt

audh ^Lebea tmd

1130, 1173,

loa, 20, 775, X592,

1x83

1715, 1795, 1827, 2595, 2645

und Lebca Ton

1326, 1328, 2647

2661

254 Tranm 15, 27, 1329, 1373, 1808 Totalitat

Tfieb

Wachstum

2101

Wahnsinn

1216

Wahrhcit

1x7, 1344, 2058,

9^1

Tngcnd 706, und Laster

1:326,

2252, 3047

490

Uebel 2320 Ucberzergung 906, 2085, 3027 Unbekat ntes,Stfebennach X404 Unscbuld 1 162, 1 65 3, 2623

nnd Tugcnd Unsichtbares

1774 2360

Unstcrblichkcit X3> 16, 17, 112,

448, 681, 753, 1162, 1328, 15^3^, X377, 1563, 1827, 1939, 2039, 2438, 2464, 2644, 3060,

3075

Unterhaltung tjnwahrhcit

44, 2932

1096

Uthandlung 534, 536, 537, 350 Utsadbe

460, 761, 2276

Vetben Vetbtachcn

236 xoo 109, 69X 1328 460, 873, 1008 X008

Votgangcaohdit

Verkkumng Vemtmft Yemun£two$ca

Ycrsohmmg

981

Ymtand

873, 2972

YOTtorbefise

54

YoWe imd Yk^

69, 9x0 IConsonanten 1709 49* XX54

YoJksg^afc

2093

und Imum und Wahn

766

1126, X326, X392, 1528, 1377, 3064, 3071

Well%rgef

1202

Weltgcschichte

Weltsede

759

1229,

1519,

1834

1962, 2x31, 3035

Weltsystem

Werkacug Wesen und Bxgenschaft ^Wilhelm Meister**

1343 893

427 414, 428

E E

929, 961,

980 , 10 x 8 , 1099 , X 22 I, 1228 , 1246 , 1332, 1818 , 2100, 2852 , 2906 Kritik an „Wilbelm Meistet**

2840, 2879, * 9 c>5 1674, 1724, 2142, Zij6, *498 , a 5 S 7, 2847, 3048 Wxtksamkeit 362 Wisscn a ptioti 2078 Wille

X 637,

und Tvttt 1308 Wissenscbaft 62 , 250, 317, 318, 5 x 9,

^^59k 744. 79^1 X743, 1763 , 2077 , 2078 , 223 X,

2273 , 2348 , 2443 , »595 ^007 1662 nmgxscbe

ibr Anfeng

det Wiasenschafteu 50^0 X327>

76

2307

8,

Wunderwahthdit 906 Wciser 1328 Welt 313, 746, 898, 1088, 1093,

1912, 23,22

-TiicfciiaK^

2263, ^^99

uftdlcb

X302

Wxssenschaftslehije 151^, 2084,

2215, 2286, 2294, 2509, 2642

Witz

29, 30, 40, 1198, 1909

Wort

783 1907 1949, 3081

Wujttdct

md Tugcttd

Zeit goldejae

und Raum

Zaubeter

X961, 2067 ^

X184

313, 37H, 1363, 1783, 2103, 2129, 2403

'^

9 }% 20^3» 2303

270, 282^ 290* 322,

678, 1325, 1342, 1636, 1879, 1981* 2103, 2452, 2473^ * 557.

Zcjim, Sliahlm

155,

2685 878

hessete

Zdtenfyie Zdt&reimng

ZuM

2497 1189 1927, 2070, 3063

Zakmh .

.

X09, 691

5J5