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German, English, Spanish Pages 667 [658] Year 1968
NUNC
COGNOSCO
es
EX PARTE
sw
TRENT
UNIVERSITY LIBRARY
Digitized by the Internet Archive in 2019 with funding from Kahle/Austin Foundation
https://archive.org/details/gesammelteabhand0002wey!
Alle Rechte vorbehalten, Kein Teil dieses Buches dart ohne schriftliche Genehmigung des Springer-Verlages tibersetzt oder in irgendeiner Form vervielfiltigt werden. © by Springer-Verlag Berlin - Heidelberg 1968 Library of Congress Catalog Card Number 68-19815 Printed in Germany Titel-Nr, 1488
Inhaltsverzeichnis Band II 30. ai. Des 33:
Reine Intinitestmmalecometric.yaa0 ue ramew eae sical aes aya Gravitatiomund Blekttizitae 2. 2 2 a 2G SS eee Der circulus vitiosus in der heutigen Begriindung der Analysis. . . . . Uber die statischen kugelsymmetrischen Lésungen von Einsteins ,,kosmo-
logischen™ Gravitationsgleichungen. . = . . «= ss Se ee 34, Eine neue Erweiterung der Relativitatstheories, (cia i 1) ern 35; Bemerkung tiber die axialsymmetrischen Lésungen der Einsteinschen Grayi@itionise eichun genie
aiemcmee ome wen
Gm
mes
C
me
co)
ne
36. Ausbreitung elektromagnetischer Wellen tiber einem ebenen Leiter. . . oT. Erwiderung auf Herrn Sommerfelds Bemerkungen iiber die Ausbreitung der Wellen in derdtahtlosen Islegraphie | 9. je 5 = 3s der Physik 38; Das Verhiltnis der kausalen zur statistischen Betrachtungsweisein sa). eee cle Aye Die Hinsteinsche Relatiyitatstheorie | 0) 6. 2 pe ee ee ae 40. Blektizitatund Gravitation a). 2 41. Uber die neue Grundlagenkrise der Mathematik ......-.-...-.-
ti) V0. eee ee ge 42. Zor Abschatzune von ¢ (1 43. Zur Infinitesimalgeometrie: Einordnung der projektiven und konformen
44, 45. 46. 47. 48, 49, 50.
oe Bae ea Oe 5 Oe SR Se 6 Eb TS Ge PMU Bemerkung tiber die Hardy-Littlewoodschen Untersuchungen zum Waringschen Problem — 0. 5 3 25 2 2 2 Pa IDES eed ge) Smee 5 Se eee e eb See BS Fe Uber die physikalischen Grundlagen der erweiterten Relativitatstheorie 2 Kee cea ee ee yg SSS Se SO Goes iste Wits Ss 6. eo ee 720s Blectricity and pravitition’. Die Einzigartigkeit der Pythagoreischen MaBbestimmung ...... « Zur Infinitesimalgeometrie: p-dimensionale Fliche im #-dimensionalen 5. dyn teste cess eo JN cs ec coe) Geotains witecd HM an tO) Gi ol VUANTST, Neue Lésungen der Einsteinschen Gravitationsgleichungen . . . . . . . . ... Die Relativitatstheorie, auf der Naturforscherversammlung.
a, 52, a) ea ore ese ms ens 533 Was Raumproblem tar. amete oe 54. Zur Charakterisierung der Drehungsgruppe . - - . - + + + ee ee Bb: Entgegnung auf die Bemerkungen von Herrn Lanczos liber die de Sitteroy 6a @& we Caio Wee 56. Zur allgemeinen Relativitatstheorie.
eG
eo Bese Gere 2 ee . . - 6-1
cen
es
114006
Die Reparticiédn de corriente en una red conductora (Introduccidn al anilisis (eipirins)) 6 6 6 5 Ao be Bb ooo oo Oo 58, Analisis cits) cOMmbinatOriO ssc ey eye on ote eee ice eee eres ree oes . ........ . 59) Anilisis situs combinatorio (continuacién). . ..... . 60. Randbemerkungen zu Hauptproblemen der Mathematik. of. Zut Theorie der Darstellung der einfachen kontinuierlichen Gruppen (Ausieinem Schreiben an: Herm I) Scnur) = 27052). 22 2s 62. Das gruppentheoretische Fundament der Tensorrechnung. . . .. . . 63. Uber die Symmetrie der Tensoren und die Tragweite der symbolischen Methode in der Invariantentheorie 27. (7). 20 ee erie 64. Observations on the Note of Dr. L. SrrpersTetn: Determination of the Gurvature Invariant of Space-lime sys) 2 10s) ye) oe een 65. Massentragheit und Kosmos, Ein Dialog... 5 1 ae a ee 66. . 67. Die heutige Erkenntnislage in der Mathematik. .. 2... ...... 68. Theorie der Darstellung kontinuierlicher halbeinfacher Gruppen durch lineare Transformationen, I, II, II und Nachtrag. ..........
378 390
416 433 453 461 468
476 478 486 Sif
30. Reine Infinitesimalgeometrie
Mathematische Zeitschrift 2, 384—411 (1918)
§ 1.
Einleitung.
Uber
Die wirkliche Welt,
sind, sie
ist nicht da, durchliuft,
kontinuierliche
in
das Verhiltnis in die wir
schlechthin jedem
von
und
Physik.
kraft unseres BewuBtseins hineingestellt
und in Einem
Augenblick
eindimensionale
Geometrie Schlag,
vernichtet,
Folge
sondern
und
neu
von Zusténden
in
geschieht;
geboren,
der
Zeit.
eine
Der
Schauplatz dieses zeitlichen Geschehens ist ein dreidimensionaler Euklidischer Rawm. Seine Eigenschaften untersucht die Geometrie; hingegen ist es die Aufgabe der Physik, das im Raum existierende Reale begrifflich zu erfassen und die in der Flucht seiner Erscheinungen beharrenden
Gesetze zu ergriinden. Physik ist demnach eine Wissenschaft, welche die Geometrie zu ihrem Fundament hat; die Begriffe aber, durch welche sie das
Wirkliche
darstellt
—
Materie,
Elektrizitaét,
Kraft,
Energie,
elektro-
magnetisches Feld, Gravitationsfeld usf. — gehéren einer ganz andern Sphire an als die geometrischen. Diese alte Anschauung iiber das Verhiltnis von Form und Inhalt der Wirklichkeit, von Geometrie und Physik ist durch die Hinsteinsche
Relativititstheorie’) umgestiirzt worden.
Die spezielle Relativitdtstheorie
fiihrte zu der Erkenntnis, da8 Raum und Zeit zu einer unldslichen Hinheit verschmolzen sind, die als Welt bezeichnet werde; die Welt ist dieser
Theorie zufolge eine vierdimensionale Euklidische Mannigfaltigkeit — Euklidisch mit der Modifikation, daB die der Weltmetrik zugrundeliegende quadratische Form nicht positiv-definit ist, sondern vom Trigheitsindex 1. Die allgemeine Relativitétstheorte gibt das, ganz im Geiste der modernen nur
Nahewirkungsphysik,
die Weltmetrik 1) Ich
Springer
im Unendlichkleinen
also den von
verweise
auf
Riemann
die Darstellung
1918 (im folgenden
als RZM
in
als
in seinem
meinem
zitiert), und
Buch
die dort
nimmt
giiltig zu,
fiir
Habilitationsvortrag
,,Raum,
Zeit, Materie“,
angegebene
Literatur.
2
aufgestellten allgemeineren Begriff der auf einer quadratischen Differentialform beruhenden MaSbestimmung in Anspruch. Das prinzipiell Neue an
ihr ist aber die Hinsicht:
die Metrik ist nicht eine Eigenschaft der Welt
an sich; vielmehr ist Raum-Zeit als Form der Erscheinungen ein véllig gestaltloses vierdimensionales Kontinuum im Sinne der Analysis situs, die Metrik
aber
bringt
etwas Reales
ich die
Riemannsche
zum Ausdruck,
das
in der Welt
existiert,
das durch Zentrifugal- und Gravitationskrifte physikalische Wirkungen auf die Materie ausiibt und dessen Zustand auch umgekehrt durch die Verteilung und Beschaffenheit der Materie naturgesetzlich bedingt ist. Indem Geometrie,
die
doch
reine
,,Nahe-Geometrie“
sein
will, von einer ihr gegenwiirtig noch anhaftenden Inkonsequenz befreite, ein letztes ferngeometrisches Element ausstieB, das sie von ihrer Kukli-
dischen Vergangenheit Weltmetrik,
aus
her
welcher
noch
nicht
bei
sich
nur
die
fiihrte,
Grayitations-,
elektromagnetischen Wirkungen hervorgehen,
Grund
darf,
iiber
ich
sondern
zu
auch
einer die
die somit, wie man mit gutem
alle
physikalischen Vorgiange
Rechenschaft
keine andern als die geometrischen.
Der einzige Unterschied,
der zwischen
gibt*). handen
annehmen
gelangte
Nach dieser Theorie ist alles Wirkliche, das in der Welt vorist, Manifestation der Weltmetrik; die physikalischen Begriffe sind
Geometrie
und
Physik
besteht,
ist der,
daB
die Geometrie
allgemein
er-
griindet, was im Wesen der metrischen Begriffe liegt *), die Physik aber das Gesetz zu ermitteln und in seine Konsequenzen zu verfolgen hat, durch
welches die wirkliche Welt unter allen der Geometrie nach méglichen vier-
dimensionalen metrischen Riumen ausgezeichnet ist ‘). In dieser Note méchte ich jene reine Infinitesimalgeometrie
wickeln, die nach meiner Uberzeugung die Sonderfall in sich begreift. Der Aufbau der sachgemaB in drei Stufen. Auf der ersten bestimmung bare Kontinuwm im Sinne der
gesprochen,
die leere Welt;
auf der zweiten
ent-
physikalische Welt als einen Nahegeometrie vollzieht sich Stufe steht das aller MaBAnalysis situs — physikalisch
das affin zusammenhdngende
Kontinuum — so nenne ich eine Mannigfaltigkeit, in welcher der Begriff der infinitesimalen Parallelverschiebung von Vektoren einen Sinn hat; in in den
Kine erste Mitteilung dariiber ist unter dem Titel Gravitation
und Elektrizitat“
Sitzungsber. d. K. PreuB. Akad. d. Wissenschaften 1918, S. 465, erschienen. *) Freilich geht die traditionelle Geometrie von dieser ihrer eigentlichen Aufgabe alsbald zu einer weniger prinzipiellen iiber, indem sie nun nicht mehr den Raum selbst zum Gegenstand ihrer Untersuchung macht, sondern die im Raume méglichen Gebilde,
spezielle
Raummetrik
Klassen
zukommen.
*) Ich bin verwegen
Erscheinungen
sich
matischer Einfachheit
aus
solcher
und
deren
genug, zu glauben,
einem
Eigenschaften,
die
daB die Gesamtheit
ihnen
der
der physikalischen
einzigen universellen Weltgesetz von
herleiten lit.
auf Grund
héchster mathe-
3
der
auf
Physik
erscheint
der
dritten
» Ather“,
dessen
der
endlich
das
Zustiinde
Elektrizitat kundgeben.
§ 2.
affine
Zusammenhang
metrische
sich
in
als
Kontinuum
den
Gravitationsfeld
—
Erscheinungen
Situs-Mannigfaltigkeit
physikalisch: der
Materie
—;
der und
(leere Welt).
Infolge der Schwierigkeit, das anschauliche Wesen des stetigen Zusammenhangs durch eine rein logische Konstruktion zu erfassen, ist eine voll befriedigende Analyse des Begriffs der n-dimensionalen Mannigfaltig-
keit heute nicht méglich*). Uns geniigt folgendes: Eine n-dimensionale Mannigfaltigkeit liBt sich auf nm Koordinaten x, #,...x,, beziehen, deren
jede in jedem
Punkt
der Mannigfaltigkeit
einen ecutamen
Zahlwert_
be-
sitzt; verschiedenen Punkten entsprechen verschiedene Wertsysteme der Koordinaten; ist %,%,...%, ein zweites System von Koordinaten, so bestehen zwischen den 2- und den Punktes gesetzmiBige Beziehungen
%-Koordinaten
desselben willkiirlichen
a, = f,(E, B, -.. E,) wo
f, rein logisch-arithmetisch
ihnen
setzen wir
nicht
sie stetige Ableitungen
nur
konstruierbare
voraus,
daB
6. tk =
sie
G12 Funktionen
stetig
sind,
ny
bedeuten;
sondern
auch,
von dab
oft
== aa,
Die letzte Bedingung besitzen, deren Determinante nicht verschwindet. ist notwendig und hinreichend, damit im Unendlichkleinen die affine Geometrie gilt, damit nimlich zwischen den Koordinatendifferentialen in beiden Systemen umkehrbare lineare Beziechungen statthaben: (1)
dx,
=») 0,45,
z
Die Existenz und Stetigkeit héherer Ableitungen nehmen wir an, wo wir Auf jeden Fall hat also der ihrer im Laufe der Untersuchung bediirfen. Begriff der stetigen und stetig differentiierbaren Ortsfunktion, ev. auch der der
2, 3,... mal
natensystem
stetig
differentiierbaren
unabhingigen
Sinn;
die
einen
invarianten,
Koordinaten
selber
vom
sind
Koordi-
derartige
Funktionen. — Eine n-dimensionale Mannigfaltigkeit, an der wir keine andern Higenschaften in Betracht zichen aufer denjenigen, die im Begriff der n-dimensionalen Mannigfaltigkeit liegen, nennen wir — in physikalischer Terminologie — eine (n-dimensionale) leere Welt.
>) Vgl. dariiber H. Weyl, Das Kontinuum (Leipzig 1918), namentlich 8. 77 £1.
4
Die relativen Koordinaten dz, eines zu dem Punkte P =(a,) unendlich benachbarten Punktes P’ = (x, + d,) sind die Komponenten eines Linienelementes in P oder einer infinitesimalen Verschiebung PP’ von P. Bei Ubergang zu einem andern Koordinatensystem gelten fiir diese Komporienten die Formeln (1), in denen a, die Werte der betreffenden Ableitungen im Punkte P bedeuten. Allgemeiner charakterisieren im Punkte P — bei Zugrundelegung eines bestimmten Koordinatensystems fiir die Umgebung von P — irgend n in bestimmter Reihenfolge gegebene Zahlen
& (i=1, 2,...,
) einen Vektor (oder eine Verschiebung) in P; die Kom-
ponenten ES baw. & desselben Vektors in irgend zwei Koordinatensystemen, dem ,,ungestrichenen“ und ,,gestrichenen‘‘, hiangen durch die gleichen linearen
Transformationsformeln
(1) zusammen: e =
ee k
Vektoren
in P
kann
man
addieren
und
mit
Zahlen
multiplizieren;
sie
bilden also eine ,,lineare“ oder ,,affine‘‘ Gesamtheit. Mit jedem Koordinatensystem sind m ,,Hinheitsvektoren“ e, in P verbunden, namlich die-
jenigen, welche in dem betreffenden Koordinatensystem Gy
besitzen.
Je zwei
UO)
ce.
2)
0) URW, comn,
Go
OTD
(linear unabhiingige)
ponenten da,, bzw. 6x; spannen in P auf mit den Komponenten
so oy Jk
Linienelemente
ein
die Komponenten
in P
(zweidimensionales)
mit
den
Kom-
Flichenelement
, 42,du, — dx, dx, Az,,,
je drei (unabhangige) Linienelemente da,, dx;, Dx; in P ein (dreidimensionales) Raumelement mit den Komponenten
usw.
Eine
von
dx,
dz,
da, |
6x, | da,
6x, da,
d2,|= Aa: bas
einem
willkiirlichen
Linien-
oder
Flichen-
oder
Raum-
oder ... Element in P abhangige Linearform heift ein linearer Tensor 1.,
baw. 2., 3.,... Stufe. Bei Benutzung eines bestimmten Rammdnrorrctionn kénnen iio Raetioenn a dieser Linearform
>; a,dx,;,
i
baw.
it
i
a;,4%;,5
x
> Bp ikl
Aa, i, nes
5
eindeutig durch die Forderung des Alternierens normiert werden; diese besagt in dem letzten hingeschriebenen Fall z. B., daS Indextripeln (ikl), die durch eine gerade Permutation auseinander hervorgehen, derselbe Koeffizient a;,, entspricht, wihrend bei ungerader Permutation der Koeffizient in sein Negatives umschligt, also ey
Die
so
Oy
normierten
— — Oe
Koeffizienten
— Oe
werden
als
— a
die
Komponenten
des
be-
Koordinatensystem
un-
trefienden Tensors bezeichnet. Aus einem Skalarfeld f entspringt durch Differentiation ein lineares Tensorfeld 1. Stufe mit den Komponenten.
aus
einem
linearen
Tensorfeld
1. Stufe
f, ein solches
2h
Pogue
Sone
aus
einem
solchen
2. Stufe ie
usf.
Diese
Operationen
abhingig °).
00; >
ein lineares
iki
raiaie
sind von
Tensorfeld
neha ye of
Ox,
2. Stufe:
Oxy,
dem
a2,’
3. Stufe:
:
benutzten
Hin linearer Tensor 1. Stufe in P mége eine dort angreifende Kraft heiBen. Eine solche wird also bei Zugrundelegung eines bestimmten Koordinatensystems
gang
zu
einem
charakterisiert
andern
schiebungskomponenten
durch
nm Zahlen
Koordinatensystem
transformieren:
£,,
die sich
kontragredient
zu
bei
Uber-
den
Ver-
Can Anietee
k
Sind D>
4 die Komponenten a!
form
eine Invariante.
einer
verstanden.
oder
é, 7, ¢ und
einer willkiirlichen Verschiebung
mehrerer
willkiirlicher
Indizes
ikl
Komponenten
Verschiebungen
und Krafte
in P
Liegt z. B. eine Linearform dreier willkiirlicher Verschiebungen
zweier
willkiirlicher
Krafte Pd
sprechen
80 ist
Unter Tensor in P wird allgemein eine Linear-
» aE so
in P,
wir
von
einem
kovarianten,
a.
®) RZM, § 13.
Tensor
in bezug
pt
pel
nl
@, o vor:
0,9);
5. Stufe
auf
die
mit
den
Indizes
Kine Verschiebung ist selber
pq
in bezug
auf
die
kontravarianten
ein kontravarianter,
eine
6
kovarianter Tensor
ein
Kraft
Die Fundamentaloperationen der
1. Stufe.
Tensoralgebra sind’) 1. Addition von Tensoren und Multiplikation mit einer Zahl; 2. Multiplikation von Tensoren; 3. Verjiingung.
Die Tensoralgebra 14Bt sich demnach schon in der leeren Welt begriinden — sie setzt keine MaBbestimmung voraus —, von der Tensoranalysis hingegen nur die der ,,linearen‘’ Tensoren. — Eine ,, Bewegung‘ in unserer Mannigfaltigkeit ist gegeben, wenn jedem Wert s eines reellen Parameters in stetiger Weise ein Punkt zugeordnet ist; bei Benutzung eines Koordinatensystems x, driickt sich die Bewegung durch Formeln x; = %;(s) aus, in denen rechts die a; als Funktionszeichen zu verstehen sind. Setzen wir stetige Differentiierbarkeit voraus, so erhalten wir, unabhangig vom Koordinatensystem, zu jedem Punkte P = (s) der Bewegung einen Vektor in P mit den Komponenten
die Geschwindigkeit. Zwei Bewegungen, die durch stetige monotone Transformation des Parameters s auseinander hervorgehen, beschreiben dieselbe Kurve.
§ 3.
Affin zusammenhingende Mannigfaltigkeit Gravitationsfeld). I. Begriff des affinen
(Welt
mit
Zusammenhangs.
Ist P’ ein zu dem festen Punkt P unendlich benachbarter, so hangt P' mit P affin zusammen, wenn von jedem Vektor in P feststeht, in welchen Vektor in P’ er durch Parallelverschiebung von P nach P’ itbergeht. Die Parallelverschiebung der samtlichen Vektoren in P von dort
nach P’ muB A. Die
unendlich
dabei selbstverstindlich
Verpflanzung
benachbarten
affine Abbildung
Benutzen
wir
der
der
der folgenden
Gesamtheit
der
Forderung
Vektoren
von
Punkte P’ durch Parallelverschiebung
Vektoren
in P auf die
ein Koordinatensystem
und
Vektoren
hat
in
P darin
P
geniigen.
nach
dem
liefert eine
P’.
die
Koordi-
naten a, P’ die Koordinaten «;-++-dx,, ein beliebiger Vektor in P die Komponenten &, der Vektor in Be der aus ihm durch Parallelverschiebung nach P’ hervorgeht, die Komponenten £'-} dé’, so muf also dé‘ linear von
den
é* abhingen:
) RZM, § 6.
7
de = — Nay’ e. ao dy’,
sind
infinitesimale
GréBen,
&
die
nur
vom
Punkte
P
und
der
Ver-
schiebung PP’ mit den Komponenten dx, abhingen, nicht aber von dem der Parallelverschiebung unterworfenen Vektor €. Wir betrachten fortan affin zusammenhiingende Mannigfaltigkeiten; in einer solchen steht jeder Punkt P mit An die
all seinen
unendlich benachbarten
den Begriff der Parallelverschiebung der Kommutativitat, zu stellen.
B.
Sind
in affinem Zusammenhang.
ist noch
P,, P, zwei zu P wnendlich
eine
zweite
benachbarte
Forderung,
Punkte
und geht
der
infinitesimale Vektor PP, durch Parallelverschiebung von P nach = eS = P, in P,P,, tiber, PP, aber durch Parallelverschiebung nach P, in P, P,,,
so fallen P,, wnd P,, Parallelogrammfigur. )
Bezeichnen
mit d2,,
wir
zusammen.
(Es
die Komponenten
so besagt diese Forderung
entsteht
=> PP,
von
offenbar, da
eine
unendlich
kleine —>
mit da,;, die von PP,
dda, = — >) dy',-dx,
(2)
eine symmetrische Funktion der beiden Linienelemente d und 0 ist. Folglich muB dy‘, eine Linearform der Differentiale dx, sein,
dy und
es miissen die nur von
Komponenten geniigen.
der Art
Wegen
mit
infinitesimalen
werden,
daB
affinen
des
-
der Stelle P abhingigen Koeffizienten F, die Zusammenhangs“,
und Weise,
GroBen
sie eines
ausdriicklich durch
naa,
Sinns
einen strengen
Symmetriebedingung
in der Formulierung
wie
umgegangen
prazisen
der
wird,
entbehre.
Beweis
kénnte Wir
feststellen,
der Forderung B.
dieser vorgeworfen
wollen
da
deshalb
die
noch
Symmetrie
von (2) eine vom Koordinatensystem unabhiingige Bedingung ist. Zwecke zichen wir ein (zweimal stetig differentiierbares) Skalarfeld Aus der Formel fiir das totale Differential
Zu dem f heran.
df= Oy am,
entnehmen tors
in P
wir, sind,
daB,
wenn
é' die Komponenten
eines
willkiirlichen
Vek-
8
dp= Sy ies 5
eine
deren
weleher der Vektor soll, und erhalten
wir
Ersetzen
einer
zweiten
é parallel
mit
&' wieder
durch
bei
Anderung
hierin
die durch Vertauschung Invariante
Af= (dd
infinitesimalen
und
dx,
6,
Verschiebung
ziehen
von
von d und 6 entstandene ab, ¥
dieser
so ergibt
bei
werden
P nach P, verschoben
von
sich
bilden
Wir
ist.
Invariante
unabhangige
Koordinatensystem
vom
Gleichung
sich die
dd)f= 5 lin (dyi, x, — d7',dz,)}.
Die Beziehungen
7
al
5
\
D>) (dy', 0x, — dy',dax,) =0
r enthalten die notwendige und hinreichende Bedingung dafiir, daB fiir jedes Skalarfeld f die Gleichung 4f = 0 erfillt ist. In physikalischer Ausdrucksweise ist ein affin zusammenhingendes Kontinuum
als
eine
Welt
zu
bezeichnen,
in
der
ein
Gravitationsfeld
herrscht. Die Groen Pes sind die Komponenten des Gravitationsfeldes. Die Formeln, nach denen sich diese Komponenten beim Ubergang von dem einen zum andern Koordinatensystem transformieren, brauchen wir hier
nicht anzugeben.
wie
die
[',,
verhalten
in bezug auf r und
sich
gegeniiber
s kovarianten,
in bezug
linearer auf
Transformation
7 kontravarianten
Komponenten eines Tensors, verlieren diesen Charakter jedoch bei nichtlinearen Transformationen. Wohl aber sind die Anderungen Olina welche
die GroBen
[ erfahren,
wenn
man
den affinen Zusammenhang
der Mannig-
faltigkeit willkiirlich abindert, die Komponenten eines allgemein-invarianten Tensors von dem angegebenen Charakter.
Was unter Parallelverschiebung einer Kraft in P von dort nach dem unendlich benachbarten Punkte P’ zu verstehen ist, ergibt sich aus der
Forderung,
daB
das
invariante Produkt
dieser Kraft und eines willkiirlichen
Vektors in P bei Parallelverschiebung erhalten bleibe. Sind & die Komponenten der Kraft, 7* die der Verschiebung, so liefert*) die
Formel
d(&;n*) = (dé,- 9") + &,.dnt = (dé, —dyt,é,)ni=0
*) Wir verwenden
dé, =D)
dy",é,.
im folgenden die Einsteinsche Festsetzung, da8 iiber Indizes,
die in einem Formelglied doppelt auftreten, stets zu summieren nétig erachten, jedesmal ein Summenzeichen davor zu setzen.
ist, ohne daB
wir es
9
Zu
jeder Stelle P
kann
man
ein Koordinatensystem
x, von
solcher
Art einfiihren — ich nenne es geoddtisch in P —, da8 in ihm die Komponenten [",, des affinen Zusammenhangs an der Stelle P verschwinden. Sind zunichst a; beliebige Koordinaten, die in P verschwinden, und be-
deuten [',, die Komponenten des affinen Zusammenhangs an der Stelle P in diesem Koordinatensystem, so erhiilt man ein geodatisches %, durch die Transformation
a
(3)
Betrachten wir naimlich die %, als unabhingige Variable und deren Differentiale d%; als Konstante, so gilt im Sinne Cauchys an der Stelle 0):
Pa
dx, — dz
also
d°x,— —U",, dz,dz,, i
i>
;
:
Geared
Wegen
doen
ihrer invarianten Natur lauten die letzten Gleichungen
natensystem
Z;:
‘
Diese
sind
im Koordi-
dk, “ +0", d#,.dz,=0.
aber
verschwinden.
fiir beliebige
konstante
Das Gravitationsfeld
d,
kann
nur
erfiillt,
demnach
durch
wenn
alle [',,
geeignete Wahl
des Koordinatensystems an einer einzelnen Stelle stets zwm Verschwinden gebracht werden. Durch die Forderung der ,,Geodasie“ in P sind Koordinaten in der Umgebung von P, wenn man lineare Transformation frei gibt,
bestimmt
bis auf
Glieder
3. Ordnung;
d. h.
sind
2,;, Z, zwei
geodatische Koordinatensysteme und verschwinden sowohl die die %, in P, so gelten unter Vernachlassigung von Gliedern, den
#; von
t=
gy
k
a
3.
und
héherer
«;,%,
mit
konstanten
ets
Ordnung
sind,
Koeffizienten
I. Tensoranalysis.
lineare
in P
x, wie die in
Transformationsformeln
«,,.
Gerade
Linie.
Erst im affin zusammenhingenden Raum 1abt sich die T'ensoranalysis vollstandig begriinden. Sind beispielsweise ie die in 7 kovarianten, in k kontravarianten Komponenten eines Tensorfeldes 2. Stufe, so nehmen wir im
Punkte
bilden
P
eine
willkiirliche Verschiebung
Pee
die Invariante
& und
eine Kraft
zu Hilfe,
fF,
und ihre Anderung bei einer unendlich kleinen Verriickung d des Argumentpunktes P, bei welcher £ und 7 parallel mit sich verschoben werden. Es ist agk G) fi
d(ft &',) = 0:xp Fn, de, — fem dre + fe dyin, kept
v
é
ret
10 also
sind ok
ote
ry
= Oa,
fea
a
pe
ae
pr
die in id kovarianten, in & kontravarianten Komponenten eines Tensorfeldes 3. Stufe, das aus dem gegebenen Tensorfeld 2. Stufe in einer vom Koordinatensystem unabhingigen Weise entspringt. Im
oder
affin zusammenhangenden Raum
geodatischen
Linie
einen
gewinnt
bestimmten
wenn man einen Vektor bestindig Richtung verschiebt, als Bahnkurve
der Begriff der geraden
Sinn.
Die
Gerade
entsteht,
parallel mit sich in seiner eigenen des Anfangspunktes dieses Vektors;
sie kann daher als diejenige Kurve bezeichnet werden, die ihre Richtung ungeandert beibehalt. Sind u* die Komponenten jenes Vektors, so sollen
also im Verlaufe der Bewegung
bestiindig die Gleichungen
duit
Tipu
da,
= 0,
(HG SOK Bois CURRSS UP REE3 an 0) gelten. kénnen
Den wir
zur
Darstellung
demnach
so
der
Kurve
normieren,
daB
zu
benutzenden
identisch
Parameter
s
in s
dx;CLS ds
ist, und
die Differentialgleichungen d’a;
der geraden
,
4
Uy
dx,
Linie lauten
dann
=),
Fiir jede beliebige Bewegung x,—,(s) sind die linken Seiten dieser Gleichungen die Komponenten eines mit der Bewegung invariant ver-
kniipften
Vektors
im
Punkte
s,
der
Beschlewnigung.
In
der
wenn &, eine willkiirliche Kraft in jenem Punkte ist, die beim zum Punkte s+ ds parallel mit sich verschoben wird,
Tat
gilt,
Ubergang
Kine Bewegung, deren Beschleunigung identisch verschwindet, heiBt eine Translation. Unter gerader Linie — so kann man unsere obige Erklarung auch fassen — ist die Bahnkurve einer Translation zu verstehen. JH. Sind
P
und
Q zwei
erstem ein Vektor gegeben
der Kurve
von
P nach
tibertragung ist jedoch
durch
Kriimmung. eine Kurve
verbundene
Punkte,
in deren
kommende
Vektor-
ist, so kann man diesen parallel mit sich lings
@ schieben.
Die
so zustande
im allgemeinen nicht integrabel;
d.h.
der Vektor,
il
zu dem man
in Q gelangt, ist abhiingig von dem Verschiebungswege,
Integrabilitit
stattfindet,
dem
die Ubertragung
zwei
vollzogen hat
verschiedenen Punkten
wird.
Nur
es einen
in dem
Sinn,
von
besonderen
Fall,
gleichen
Vektor
dem
P und Q zu sprechen;
auf wo
in
es sind darunter solche
Vektoren zu verstehen, die durch Parallelverschiebung auseinander hervorgehen. Alsdann heift die Mannigfaltigkeit Zuklidisch. In einer solchen lassen sich besondere,
ausgezeichnet
sind,
,,lineare‘‘ Koordinatensysteme
dal
schiedenen Punkten
bei
ihrer
Benutzung
einfiihren,
gleiche
gleiche Komponenten besitzen.
die dadurch
Vektoren
in
ver-
Je zwei solche lineare
Koordinatensysteme hiingen durch lineare Transformationsformeln zusammen. In einem
linearen
Gravitationsfeldes
Koordinatensystem
verschwinden
die Komponenten
des
identisch.
In der oben (§ 3, L., B.) konstruierten unendlichkleinen Parallelogramm-
figur bringen nenten
da
nach
Da
P,,
wir im
é° an,
verschieben
P,,,
mit
Punkte
P einen beliebigen Vektor
ihn
ein andermal
P,,
einmal
zunachst
zusammenfillt,
Aus
P, und
wir
sich
von
nach
dort
die Differenz
erhalten
abt = — dish
6dé' = —
erhalten
und
mit
dadurch
P,
Kompo-
und
von
nach
dieser
offenbar
P,,.
beiden
einen
is' — ddé* — dd
folgt
Wir
nach
kénnen
Vektoren in jenem Punkte bilden Vektor mit den Komponenten daselbst.
parallel
mit den
— (Fdx,é*
da, dx, é* — 64, oda," + dy?, dy", &
also
At
:
= AR’, &*,
wo 4R', von dem verschobenen Vektor & unabhingige Linearformen der beiden Verriickungen d und 6 oder vielmehr des von ihnen aufgespannten Flachenelements mit den Komponenten 1u,,,
i
sind: (4)
Vise
(5)
15
Sind
i
i
Ve i
dx, 6%,
(20 em
(See
1; die Komponenten
— dx, 02,
— du, dx,
ee:
2) Sl
einer
willkiirlichen
Rand)
(Beem
= 3B yr, IE,
Oey
‘
i
i
og Kraft
\ ie aa
in P,
so
ist
9, 4&
12
eine.
varianten
Komponenten
eines
kovarianten,
die
in klm
Tensors
4. Stufe
folglich
sind
Rie
Invariante;
in
der
P,
in 7 kontra-
Kriimmung.
Das identische Verschwinden der Kriimmung ist die notwendige und hinreichende Bedingung dafiir, da8 die Mannigfaltigkeit Euklidisch ist. AuBer der neben (4) verzeichneten Bedingung der ,,schiefen“ erfiillen die Kriimmungskomponenten noch die Bedingung der ,,zyklischen‘‘ Symmetrie: Sie
Sls Ro,
= oe
Re
Von Hause aus ist die Kriimmung in einem Punkte P eine lineare Abbildung oder Transformation AP, welche jedem Vektor & daselbst einen Vektor 4€ zuordnet; diese Transformation hingt selber linear von einem Flachenelement in P ab:
AP = P,,dz, 6a, = 1P,,4 a5,
(P,;= — Pin):
Die Kriimmung ist demnach am besten als ein ,,linearer TransformationenTensor 2. Stufe‘ zu bezeichnen. Um den Beweis fiir die Invarianz des Kriimmungstensors gegen Kinwande sicherzustellen, die etwa gegen die obige Infinitesimaliiberlegung erhoben werden kénnten,
benutze man
ein Kraftfeld
f,, bilde die Anderung
d(f,£") des invarianten Produkts /,£‘ in solcher Weise, endlichkleinen
wird.
Ersetzt
Verriickung
man
in dem
d
der
Vektor
erhaltenen
&
parallel
Ausdruck
daB
mit
die
sich
bei der unverschoben
infinitesimale Ver-
riickung dx durch einen beliebigen Vektor @ in P, so erhalt man eine invariante Bilinearform zweier willkiirlicher Vektoren & und o in P. Von ihr bilde man die Anderung, welche einer zweiten unendlichkleinen
Verriickung
6 entspricht,
indem
man
dabei
mitnimmt, und ersetze hernach die zweite tor o in P. Man findet die Form
die
Vektoren
Verriickung
durch
&, 9
parallel
einen Vek-
bd(f,é")= ddf,-é' + df, 5& + of,dé' + f,odé". Durch Vertauschung ‘von d und 6 und nachfolgende Subtraktion sich daraus wegen der Symmetrie von dd/,; die Invariante
AE)
=f4e,
und damit ist der gewiinschte Nachweis § 4.
Metrische
erbracht.
Mannigfaltigkeit
I. Begriff der metrischen
Eine
Mannigfaltigkeit
trdgt
ergibt
im
(der Ather).
Mannigfaltigkeit.
Punkte
P
eine
Mafbestimmung,
wenn die Linienelemente in P sich ihrer Lange nach vergleichen lassen; wir nehmen dabei im Unendlichkleinen die Giiltigkeit der Pythagoreisch-
13
Euklidischen Gesetze an. Es soll also je zwei Vektoren £, » in P eine Zahl &-y als skalares Produkt entsprechen, die in ihrer Abhingigkeit von beiden eine symmetrische Bilinearform ist; diese Bilinearform ist freilich nicht
absolut,
sondern
nur
bis
auf
einen
willkiirlichen,
von
0 verschie-
denen Proportionalititsfaktor bestimmt. Es ist also nicht eigentlich die Form £7, sondern nur die Gleichung é-7 = 0 gegeben; zwei Vektoren, welche
jene auf
sie erfiillen,
Gleichung welchem
heiBen
zueinander
nicht-ausgeartet
alle Vektoren
sei,
in P
senkrecht.
d. h. daB
senkrecht
Wir
setzen
voraus,
dah
der
Vektor
0 ist.
Wir
bestimmt.
Wir
der
stehen,
einzige Vektor in P,
setzen dagegen nicht voraus, daB die zugehérige quadratische Form é-é& positiv-definit ist. Hat sie den Triigheitsindex g und ist n —q= >, so sagen wir kurz, die Mannigtfaltigkeit sei in dem betrachteten Punkte (p+ q)-dimensional; wegen des willkiirlichen Proportionalitatsfaktors sind
die
nehmen
beiden
Zahlen
p,q
nur
jetzt an, daB unsere
bis auf
ihre
Reihenfolge
Mannigfaltigkeit in jedem Punkte
eine Ma-
bestimmung tragt. Zum Zwecke der analytischen Darstellung denken wir uns 1. ein bestimmtes Koordinatensystem und 2. den an jeder Stelle willkiirlich zu wahlenden Proportionalititsfaktor im skalaren Produkt festgelegt; damit ist ein ,,Bezugssystem‘*) fiir die analytische Darstellung gewonnen. Hat dann der Vektor é im Punkte P mit den Koordinaten a, die Komponenten £', 7 die Komponenten 7‘, so wird (7)
sein,
wo
die
Koeffizienten
=D
on 8' 9
tk
g,, Funktionen
nicht nur stetig, sondern zweimal stetig sind und ihre Determinante g schwindet, hat die quadratische Form Tragheitsindex g; wir kénnen daher
der x, sind.
(Gui
= Gin)
Die g,,
sollen
stetig differentiierbar sein. Da sie nach Voraussetzung nirgendwo ver(é-&) an allen Stellen den gleichen die Mannigfaltigkeit in ihrem ganzen
Behalten wir das KoordiVerlaufe als (p+ q)-dimensional bezeichnen. natensystem bei, legen aber eine andere Wahl des unbestimmten Proportionalitatsfaktors zugrunde, so bekommen wir statt der g,, als Koeffi-
zienten des skalaren Produkts
GréBen
Gin
4 Gens
wo 4 eine nirgendwo verschwindende stetige (und zweimal stetig differentiierbare)
einer
Ortsfunktion
Zufolge
der
ist.
bisherigen
Annahme
Winkelmessung ausgestattet;
sich stiitzt,
ware
als
,,konforme
®) Toh unterscheide also zwischen
die
ist
die
Mannigfaltigkeit
Geometrie,
Geometrie‘‘
zu
welche
auf
bezeichnen;
,,Koordinatensystem“
und
sie
nur
mit
hat
be-
sie allein
,,Bezugssystem“.
14
kanntlich im Gebiete der zweidimensionalen Mannigfaltigkeiten (,,Riemann-
schen Flichen“) wegen ihrer Wichtigkeit fiir die komplexe Funktionentheorie eine weitgehende Ausbildung erfahren. Machen wir keine weitere
Voraussetzung,
Punkte der Mannigfaltigkeit in
einzelnen
die
bleiben
so
Kin metrischer metrischer Hinsicht vollstindig gegeneinander isoliert. Zusammenhang von Punkt zu Punkt wird erst dann in sie hineingetragen,
wenn ein Prinzip der Ubertragung der Langeneinheit von einem Punkte P zu seinen unendlich benachbarten vorliegt. Statt dessen machte Riemann
die viel weitergehende
an
auch
sondern
Stelle,
derselben
Linienelemente
sich
daf
Annahme,
endlich
zwei
irgend
nicht
nur an
entfernten
Stellen
ihrer Linge nach miteinander vergleichen lassen. Die Modglichkeit einer solchen ,,ferngeometrischen‘« Vergleichung kann aber in einer reinen Infinitesimalgeometrie durchaus nicht zugestanden werden. Die Riemannsche Annahme ist auch in die Einsteinsche Weltgeometrie der Gravitation iibergegangen. Hier soll diese Inkonsequenz beseitigt werden. Sei
P
ein
fester Punkt,
durch die Verschiebung
P,
ein
unendlich
benachbarter,
mit den Komponenten
ein bestimmtes Bezugssystem zugrunde.
dz, hervorgeht.
das
Quadrat
der
Linge
eines
Dig: tk Liangenquadrat
wir
die
in P
eines
gewahlte
wir das als méglich
Wir legen
Vektors
& in
P
gegeben
ik ce
beliebigen Vektors Ldngeneinheitt
voraussetzen,
ihm
festgelegten Langeneinheit
beliebigen
sein durch
Das
aus
Im Verhialtnis zu der damit in P
(sowie in allen iibrigen Punkten des Raumes) wird
der
von
gegeben
&, in P,, aber wird, P nach
P,,
wenn
iibertragen,
werden durch
wie
(1+dp) 3’ (Gin + 19:4) € ik
wo 1-+d@ einen unendlich wenig von 1 abweichenden Proportionalitatsfaktor bedeutet; dg muf eine homogene Funktion der Differentiale dz,
von der Ordnung 1 sein. Verpflanzen wir nimlich die im Punkte P gewahlte Lingeneinheit von Punkt zu Punkt lings einer Kurve, die von P
nach
dem
Quadrat
der
endlich
der Linge
so in Q
entfernten
Punkte
Q
fiithrt,
so
eines beliebigen Vektors in Q,
gewonnenen
Langeneinheit,
den
erhalten
unter
Ausdruck
wir
fiir
das
Zugrundelegung
G48
2,
multipli-
ziert mit einem Proportionalitatsfaktor, der sich als Produkt der unendlich vielen einzelnen Faktoren von der Form 1-4 dy ergibt, die jeweils
beim
Ubergang
von
einem
Punkt der Kurve zum
I(1+dq) =e?
nachsten hinzutreten:
=e Lap = Snay .
15
Damit
das im Exponenten
auftretende
Integral
einen Sinn hat, mu
eine Funktion der Differentiale von der behaupteten
Art sein.
dp
Ersetzt man g;, durch 9% =49;,, 80 wird an Stelle von dy eine andere GréBe dy’ treten. Es muf dabei, wenn 4 den Wert dieses Faktors im Punkte P -bedeutet,
A+ 49’) (95, +49;,) = 4(1 + dep) (94,
+49,,)
sein, und das ergibt
(6)
dy
Von
den
zuniichst
iiber dq
=dp——.
méglichen
Annahmen,
daB
es
eine
lineare
Differentialform ist oder die Wurzel aus einer quadratischen oder die Kubikwurzel aus einer kubischen usf., hat, wie wir jetzt aus (6) erkennen, nur die erste einen invarianten Sinn. Wir sind damit zu folgendem Resultat gelangt. Die Metrik einer Mannigfaltigkeit beruht auf einer quadratischen und einer linearen Differentialform (7)
ds? = 9,,d2,d2,
Umgekehrt gelegt,
und
dy = 9, dx,.
sind aber durch die Metrik diese Formen nicht absolut fest-
sondern
Gleichungen
jedes
(8)
Formenpaar
sei
da.
ds'*,
dy’,
dy’
das
=~do—
aus
(7)
nach
den
di
Ai
entspringt, ist dem ersten Paar in dem Sinne dquivalent, dap beide die gleiche Metrik zum Ausdruck bringen. 2 ist darin eine beliebige, nirgendwo verschwindende stetige (genauer: zweimal stetig differentiierbare) Ortsfunktion. In alle GroBen oder Beziehungen, welche metrische Verhaltnisse
analytisch darstellen, Weise eingehen, dal
miissen demnach die Funktionen g,,, g, in soleher Invarianz stattfindet 1. gegeniiber einer beliebigen
Koordinatentransformation der
Ersetzung
von
(7)
(,,Koordinaten-Invarianz“)
durch
(8)
2.
und
(,,Ma8stab-Invarianz‘).
e
gegeniiber
=dlgi
ist
ein totales Differential. Wa&hrend also in der quadratischen Form ds* ein Proportionalitatsfaktor an jeder Stelle willkiirlich bleibt, besteht die Un-
bestimmtheit von d@ in einem additiven totalen Differential. Eine metrische Mannigfaltigkeit bezeichnen wir in physikalischer Ausdrucksweise
als
vom
eine
Ather
erfiillte
Welt.
Die
bestimmte,
in
der
Mannigfaltigkeit herrschende Metrik zeigt einen bestimmten Zustand des die Welt erfiillenden Athers an. Dieser Zustand ist also relativ zu einem Bezugssystem
durch
Angabe
9x2 Y; 2a beschreiben.
( arithmetische
Konstruktion)
der
Funktionen
16
Komponenten
F
lineare
der
daB
hervor,
geht
(6)
Aus
2. Stufe
mit
den
.
Lee Gay, ba,
ik
der Mannigfaltigkeit
durch die Metrik
Tensor
eindeutig festgelegt ist;
ich
nenne
Lr ist, wie ich glaube, dasselbe, was in der ihn den metrischen Wirbel. Er geniigt dem ,,ersten System Physik elektromagnetisches Feld heibt.
der
Maxwellschen
Gleichungen“
Sein Verschwinden ist die notwendige und hinreichende Bedingung dafiir, daB die Lingeniibertragung integrabel ist, da also jene Voraussetzungen Platz
greifen,
legte. die
Wir
sich
welche
verstehen
in
Riemann
daher,
mathematischer
wie
der
metrischen
Einstein
Hinsicht
an
Geometrie
durch seine Weltgeometrie,
Riemann
anschlieBt,
den Gravitations-, nicht aber von den elektromagnetischen Rechenschaft geben konnte. Il. Affiner
Zusammenhang
zugrunde
einer metrischen
nur
von
Erscheinungen
Mannigfaltigkeit.
Im metrischen Raum tritt an Stelle der in §3, I an den Begriff der infinitesimalen Parallelverschiebung gestellten Forderung A die weitergehende A*:
dap
die Parallelverschiebung
der saémtlichen Vektoren
in einem
Punkte P nach einem unendlich benachbarten P' nicht nur eine affine, sondern eine kongruente Verpflanzung dieser Vektorgesamtheit sein mup. Unter Verwendung der damaligen Bezeichnungen ergibt diese Forde-
rung die Gleichung
(9)
(1+ de) (gi, + dg)(E + dE) (8 +-ds") = g,, 858.
Bei allen Gréfen ai, die
das
,,Herunterziehen*
einen
dieses
oberen
Index
durch
EAS! Oe fata
k
(und dazu
Index A VAL
die
(¢)
tragen,
Gleichungen
k
den umgekehrten Prozef} des Heraufziehens eines Index durch die inversen Gleichungen). Fiir (9) kénnen wir, diese Symbolik be-
nutzend,
schreiben:
(Gin fe" )dg + €'&* dg, + 28,48 =0. Der
definieren wir
letzte
Term
ist
17
es mul
somit
(10)
Vy,
sein,
= 49,
+ 9:,d9
Diese Gleichung lat sich gewi8 nur erfiillen, wenn dp eine lineare
Differentialform
verninftigen
ist;
gedringt
eine Annahme,
wurden.
(10*)
Unasa
folgt in Anbetracht
(GD
Es
+ dy,
zeigt
sich
Aus
der
wir
(10) oder
k
ata. ar 7
daB
oben
als
der
einzig
Uvda—= rae ay CAR
der Symmetrieeigenschaft
somit,
schon
9,
Cg,
Tet
zu
vi) +5
in einer
[,,, —T,,,,: neki
(Gir Pe + Ger Pi — Vin Pr):
metrischen
Mannigfaltigkeit
der
Begriff
der infinitesimalen Parallelverschiebung eines Vektors durch die aufgestellten Forderungen eindeutig festgelegt wird’°). Ich betrachte dies als die trundtatsache der Infinitesimalgeometrie, daB mit der Metrik auch der
affine Zusammenhang einer Mannigfaltigkeit gegeben ist, das Prinzip der Léngentibertragung ohne weiteres ein solches der Richtungstibertragung mit sich fiihrt, oder physikalisch ausgedriickt, der Zustand des Athers das Gravitationsfeld bestimmt. Unter
sind,
den
geoditischen
Linien
hierzu
Hessenberg,
Vektorielle
die
wenn
quadratische
Form
9;,7%,d%, indefinit ist, die Nullinien ausgezeichnet, lings deren jene Sie hangen nur vom Verhiltnis der g,,, dagegen Form verschwindet. iiberhaupt nicht von den @; ab, sind also Gebilde der konformen Geometrie*), Wir hatten an den Begriff der Parallelverschiebung gewisse axiomatische Forderungen gestellt und gezeigt, daB ihnen in einer metrischen Es Mannigfaltigkeit auf eine und nur eine Weise geniigt werden kann. ist aber auch méglich, jenen Begriff in einfacher Weise explizite zu defiIst P ein Punkt unserer metrischen Mannigfaltigkeit, so wollen nieren. wir ein Bezugssystem geoddtisch im Punkte P nennen, wenn bei seiner Benutzung die gy; in P verschwinden und die g,, stationire Werte annehmen:
Math.
1) Vgl. Ann.
Bd. 78 (1917),
S. 187—217,
11) Mit dieser Bemerkung méchte »Raum, Zeit, Materie“ berichtigen.
insb.
Begriindung
S. 208.
ich ein Versehen
der Difterentialgeometrie,
auf Seite 183 meines Buches
18
Ist & geoddtische Bezugssysteme. ein zu. P unendlich benachbarter
D. Zu jedem Punkt P gibt es ein gegebener Vektor in P, P' aber
der
P’',
in
Vektor
denjenigen
Vektor
entstehenden
P'
nach
Parallelverschiebung
& durch
aus
dem
unter
wir
verstehen
so
Punkt,
dem
in
zu
P gehorigen geoddtischen Bezugssystem dieselben Komponenten wie & besitet. Diese Definition ist von der Wahl des geoddtischen Bezugssystems unabhangig.
Es ist nicht schwer, die in dieser Erklirung mitausgesprochenen Be-
hauptungen unabhangig von dem hier befolgten Gedankengang durch direkte Rechnung zu erweisen und auf demselben Wege zu zeigen, daB der so definierte ProzeB der Parallelverschiebung in einem beliebigen Ko-
ordinatensystem
durch die Gleichungen
(12)
dé’ = —1",,é" da,
mit den aus (11)
zu
entnehmenden
Koeffizienten
[ beschrieben wird'’).
Hier aber, wo die invariante Bedeutung der Gleichungen (12) bereits feststeht, schlieBen wir einfacher so. In einem geodatischen Bezugssystem
verschwinden sich
auf
nach (11)
dé”
—0.
Der
die
[’,,,
und
von
uns
aus
leitete Begriff der Parallelverschiebung nierten
iiberein.
ein
P
Es
handelt
geodiitischen Bezugssystems in
geoditisches
sich
nur
die
Gleichungen
axiomatischen
stimmt noch
nachzuweisen.
Wir
Koordinatensystem
also mit dem wihlen
das
reduzieren
Forderungen
darum,
#,,
(12)
die
herge-
in D. defi-
Existenz
zu diesem
den
Punkt
P
eines
Zweck
selbst
zum Anfangspunkt (x; 0) hat. Ist die Lingeneinheit in P und seiner Umgebung zunichst beliebig gewaihlt und bedeuten dann gy, die Werte
dieser GréBen
in P,
so
zu (8) zu vollziehen mit um
zu
Daraus
erreichen,
folgt
wonnenen
dann
—
auBer
sind
in der
Transformation
man
den
siehe (10*)
Bezugssystems.
Bezugssystems
lineare
dab
braucht
—
Pe
—
nur
noch
den
auch die g;
die
geoditische
unmittelbaren
Umgebung
freigibt,
Die
Koordinaten
bis auf
Glieder
eines
Ubergang
in P
von (7)
verschwinden.
Natur
des
so
ge-
in P geoditischen
von P, wenn man
3. Ordnung
bestimmt,
die
Lingeneinheit aber bis auf Glieder 2. Ordnung, falls die Hinzufiigung eines konstanten Faktors freigegeben wird.
™) Man gangen bin.
kénnte
dabei
denjenigen
Weg
einschlagen,
den
ich
in RZM §
14 ge-
19
IH.
Rechenbequeme
Diejenigen
Gréfen,
sind dimensionslos;
Erweiterung
welche
wir in § 2 als Tensoren
ihre Komponenten
Koordinatensystems,
des Tensorbegriffs.
hingen
eingefiihrt
haben,
wohl ab von der Wahl
nicht aber von der Wahl der Langeneinheit.
des
In der
metrischen Geometrie erweist sich eine Begriffserweiterung als zweckmabig: unter einem Tensor vom Gewichte e soll eine vom Koordinatensystem
unabhingige in einem
Linearform
Punkte
einer
verstanden
oder
werden,
der Liangeneinheit abhingt, daB (8) den Faktor 4° annimmt. Die kovarianten Tensors 2. Stufe vom erweiterten Tensorbegriff nur als
um
seiner
rechnerischen
mehrerer Verschiebungen die
aber
in der Weise
und Krafte
von der Wahl
die Form bei Ersetzung von (7) durch g,, selber sind die Komponenten eines Gewichte 1. Ubrigens sehen wir diesen einen Hilfsbegriff an, den wir lediglich
Bequemlichkeit
willen
einfiihren;
sachliche Be-
deutung schreiben wir nur den Tensoren vom Gewichte 0 zu. Wo daher im folgenden von Tensoren die Rede ist ohne Zusatz einer Gewichtsangabe,
ist der Begriff immer in diesem urspriinglichen Sinne zu verstehen. Jene Bequemlichkeit aber beruht auf folgendem: Uben wir beispielsweise den
an den Komponenten a;, eines kovarianten Tensors
ProzeB
des
Heraufziehens
e—2.
Wir kénnen
eines
oder
beider
Indizes
vom Gewichte e
aus,
so erhalten
wir in a, oder a’, die gemischten Komponenten eines Tensors vom Gewichte e—1, in a** die Komponenten eines kontravarianten Tensors vom Gewichte
schieht, die so entstehenden Tensoren mit dem zieren,
von
da sie auBer
ihm
wie dies sonst ge-
nicht entschlieBen,
uns
noch
von
der
urspriinglichen zu identifidem
Metrik,
Zustand
des
Weltithers abhangen und wir diesen durchaus nicht als a priori fest gegeben betrachten, sondern uns die Méglichkeit vorbehalten, ihn beliebigen
virtuellen Veranderungen IV.
zu unterwerfen.
Kriimmung
im
metrischen
Sind é*, 7 zwei willkiirliche Verschiebungen die Komponenten eines Kraftfeldes, so folgt aus
Raum.
im
Punkte
P,
/, aber
Cosa ts?
also
(13)
Andererseits
4 (fen) = f,4a8 = A(f'n) =f 40, EAN; £, An= i
ist, wenn wie immer bei virtuellen Verriickungen
parallel verschoben werden,
a(n.) + (En)dp = 0,
dd (Emf+ 6(8'n,)dy + (Em) dd = 0.
die Vektoren
20
=— (en; ) edgy,
erste
das
(m, AE* + €'An,) + (E'9,) dp
4p =0. + £40") + (F'n) (nA =At' —1£ Ag,
dt
(14) in eine
Aé
ponente gespalten.
und
=0
:
wir also
haben wir
daher
so kommt
subtrahiert,
6 und
d und
man
oder wegen (13)
so
‘
;
= 7, dak + bn, dé" + dy,6& + Eddn,.
Vertauscht
Setzen
ist
Gleichung
in der letzten
Glied
mittlere
Das
Es ist
é' senkrechte
zu
eine zu fee parallele Kom-
und
wir schreiben 4é'
gilt
Dann
= AR', &*,
AR
=,
(15)
he
:
Bhim = Bim — 3 OFF,
Ziehen wir den Index 7 herunter,
lund
m,
tung (15) zweiten
sondern
als
auch
bezeichnen
in
wir
7 und
den
Aus
der Natur
nur
dann,
der
& schiefsymmetrisch.
Summanden
die
durch
=k)
Zerspaltung
(14)
Parallelverschiebung
In der
Zerspal-
metrischer
Wirbel.
als
Lingenkriimmung
entsprechenden
1G
ee EOE EY. ;
Im?
der Satz hervor, der zugleich unsere Terminologie wenn
‘
so sind die GréBen R,,,,, nicht nur in
ersten
Langenkriimmung.
Are
von
Richtungs-,
ne:
rechtfertigt:
eines
Vektors
geht
den
folgen-
Dann
und
vollzogene
Richtungsiibertragung integrabel ist, verschwindet der Tensor R der Richtungskriimmung; dann und nur dann, wenn die ebenso vollzogene Lingeniibertragung integrabet ist, verschwindet der TensorF der Langenkriimmung. Wir geben hier noch den expliziten Ausdruck der Richtungskriimmung an. Fiihren wir in iblicher Weise die Christoffelschen DreiindizesSymbole und die Riemannschen Kriimmungskomponenten durch die
Gleichungen
ein:
(oe
(ee
(Vl=7Ge+ (Fe
= +
ee
°9,, ze
“0
-32),
SK: sli}
al .
\ alee}
si
=Daat,
rf tee
setzen ferner fiir ein beliebiges quadratisches System : : 2(Gi1%em
iky
von Zahlen a,,: .
+ Im 1 — Yim %M1 — Gar Fim) = Fixrm
und
bilden
ay:
(iky
Gay Lr $ 80
:
PiPe
ist
— 3Iix
iklm
Man
keine
beachte,
daf
hier
—~
selbstindige Bedeutung
naten“-,
nicht aber die
mal Pinim
einzelnen
i 2 Pikim:
Bestandteilen
zukommt:
kim
der
zwar
rechten
die
Seite
,,Koordi-
Fiir die verjiingten Tensoren
=@
kim
“"km?
auf
sie besitzen
,,Mafstab‘-Invarianz. R*
gilt
PrP”) = Pino
Gixim
den
Pe Pins
km
wo
ist.
Abermalige
Verjiingung
ergibt,
wenn
Baan
setzen,
wir
To
ROG ( a dy oe Fomgie
Aus
hangigen
der
kann
Richtungskriimmung
Tensor
in folgender Weise
ag skim
man
herleiten.
einen
Man
nur
von den g,, ab-
setze
= (G92 Bem + IumPir — Fim Pir — Jur Bin)
2) Rn
1
+ 7
(Git Gem = Fim Ini) B-
sind gleich den in analoger Weise aus den Diese Zahlen Wi bildenden *G ‘ixim> Pringt man also den Index i wieder nach die Komponenten eines invarianten Tensors = PT sind iGo 2 und n= Dieser Tensor verschwindet fiir n= formen Geometrie.
G;,,,,
2u
oben,
so
der kon3 stets,
erst fiir n> 4 spielt er eine Rolle. Sein Verschwinden ist eine notwendige (aber keine hinreichende ) Bedingung dafiir, daB die Mannigfaltigkeit sich winkeltreu
§ 5.
Skalare I.
Ist [ Wda« CUE OND 3, Oe
—
Koordinatensystem
abbilden
Euklidische
auf eine
und Im
laBt.
tensorielle
Dichten.
Situs-Raum.
ich schreibe kurz da fir das Integrationselement eine Integralinvariante, so ist YW eine GréBe, die vom
in der Weise
abhangt,
dab sie sich
bei Ubergang zu
22
einem andern Koordinatensystem mit dem absoluten Betrag der FunktionalFassen wir jenes Integral als Ma eines das determinante multipliziert.
auf,
Substanzquantums
erfiillenden
Integrationsgebiet
so
ist
dessen
YW
beschriebenen Art mége deshalb als skalare Das ist ein wichtiger Begriff, der gleichberech-
Eine Gréfe der Dichte. Dichte bezeichnet werden.
nicht auf ihn reduzieren
tigt neben den des Skalars tritt und sich durchaus
14Bt *), Eine Linearform einer oder mehrerer Verschiebungen und Krafte, die vom Koordinatensystem in solcher Weise abhiingt, daB sie bei Ubergang zu einem andern sich mit dem absoluten Betrag der Funktional-
multipliziert, nennen wir, analog eine J'ensor-Dichte.
determinante
gerechtfertigt,
titdts-Gréfen
werden wie
als Intensitdts-,
Tensoren
die
kovariant
Die Ausdriicke
zu bezeichnen.
Tensordichten
die
Hs ist
als Quan-
und kontravariant
Der allgemeine Begriff der Tensor-
fiir Tensoren verwendet.
dichte gehért der reinen Situsgeometrie an. Hingegen laBt sich in dieser Geometrie die Analysis der Tensordichten nur in einem analogen Umfange
begriinden wie die Analysis der Tensoren. Einen
Tensor
hatten wir
ist und seine Komponenten Tensordichte
alternierende kann
als
wollen
wir
linear
wenn
er kovariant
aufgefaBt
wenn
Eine
werden.
sie
lineare
Ist
kontravariant
ist
Tensordichte
m*
eine
skalare Dichte;
ist
solche,
Hine
und
1. Stufe
so
ist
ows
=
eine
mit
ihr invariant verkniipfte
Tensordichte
2. Stufe,
so ist
owt we Ox,
(7) lineare
Weise,
indem
Tensordichte
man
hérige Quellstarke Kraftfeld
und
heiBen,
besitzt.
(16)
eine
genannt,
der Forderung des Alternierens geniigen.
Komponenten
,,Stromstirke“
in § 2 linear
f; = —
die Divergenz
1. Stufe;
zeigt,
eine
zu Hilfe
usf.
Daraus
nimmt,
w**f,
lineare
> wk (16)
beweist
man
in
bekannter
daB die linke Seite die zur Stromstirke
darstellt. von
**
ergibt
das aus
sich
einem
(17),
indem
Potential
tw‘ ge-
man
ein
f entspringt,
bildet:
a(witfi) _ awe ax, eto,
usf. *8) Die Gegeniiberstellung
von Skalar
und
skalarer Dichte
entspricht
vollstindig
derjenigen von Funktion und Abelschem Differential in der Theorie der algebraischen Funktionen.
23
Il.
Im affin zusammenhingenden
In einer affin zusammenhiingenden
nur von
einer
bilden. —
nennen
linearen,
seme
von
wenn
die
vakiared
Mannigfaltigkeit
wir in einem
&
in
den
durch Parallelverschiebung aus dem Vektor in P die totalen ee tee
dé +0 bestehen.
Offenbar
,8%de,—0 gibt
es
Raum.
kann
man
nicht
Punkte P stationar zu
Nachbarpunkten
P’
€ in P hervorgehen,
(oder
solche
im metrischen
jedweder Tensordichte deren Divergenz
Hin Vektorfeld &* werden
haben,
und
von
P
d. h. wenn
2Ox, “47h er 0) in P stationire Vektorfelder,
welche
dem Punkte P einen willkiirlich vorgegebenen Vektor € zuordnen. Jin analoger Begriff ist fiir Kraftfelder aufzustellen. Will man nun z. B. die Divergenz einer gemischten Tensordichte 1/2. Stufe bilden, so nimmt man ein in P stationires Vektorfeld Tensordichte ew die Divergenz:
¢' zu
Hilfe
und
a(stmi)
konstruiert
Eu
Om,
coh
ne) 0m,
von
der
.
eine kovariante Tensordichte 1. Stufe, die aus w/ in einer von jedem Koordinatensystem unabhangigen Weise entspringt. Aber man kann nicht nur durch Divergenzbildung einer Tensordichte zu einer solchen von einer um 1 geringeren Stufenzahl herabsteigen, sondern auch durch Differentiation aus ihr eine Tensordichte bilden, deren Stufenzahl
um 1
wir als Dichte und
3dV
héher
einer
ist.
Bedeutet
die Mannigfaltigkeit
ist dV =dx,da,...da,
das
3 zunachst
erfiillenden
ein unendlich
jetzt dV
dieses
Element
der infinitesimalen Verschiebung
darunter
verstehen
wir
eine skalare
kleines
ProzeB,
bei
Wir
so ist
unterwerfen
6 (mit den Komponenten welchem
die
die
auffassen
Volumelement,
erfiillende Substanzquantum.
einen
Substanz
Dichte,
einzelnen
62;);
Punkte
von dV infinitesimale Verschiebungen erfahren, die selbst durch Parallelverschiebung auseinander hervorgehen. Der Unterschied zwischen den
Substanzquanten, welche dV und dieses durch Verschiebung aus dV stehende Weltgebiet erfiillen, betragt Es
(48)
sind also
(68 — 81 j,6a,)dV = (08 — 8dy7)aV. a8
0x;
— 7,3
ent-
24
die Komponenten einer kovarianten Tensordichte vom Koordinatensystem unabhingigen Weise aus
Stelle zeigt an,
an einer
Ihr Verschwinden
entspringt.
1. Stufe, die in einer der skalaren Dichte 3 dab
die Substanz
daselbst gleichférmig verteilt ist. (18) kann iibrigens in einer mehr rechnerischen Weise auch folgendermafen hergeleitet werden. Man nehme ein
in’P stationires Stromstarke 3":
Vektorfeld
ase) aa;
&'
zu
Hilfe
und
bilde
die
Divergenz
der
2 Oay
0a;
Um die Differentiation von der skalaren auf eine beliebige Tensordichte, z. B. die gemischte ws von 2. Stufe auszudehnen, bedient man sich in nun schon geliufiger Weise eines in P stationiren Vektorfeldes &" und
eines daselbst stationiren Kraftfeldes 7, und differentiiert die skalare Dichte w/'y,. Verjiingung der durch Differentiation entsprungenen Tensor-
dichte nach dem Differentiationsindex und einem kontravarianten fiihrt zur Divergenz zuriick. Die Analysis der Tensordichten ist demnach schon in der Affingeometrie vollendet. Was die metrische Geometrie neu liefert, ist lediglich folgende Methode zur Erzeugung von Tensordichten: man multipliziere einen
beliebigen g'
Tensor
nante
der g;, ist. —
vom
Gewichte
Beispiel:
—”™3
mit
Die wirkliche Welt
V 9gg,
wo gg die
Determi-
ist eine (3 + 1)-dimen-
sionale Mannigfaltigkeit; g ist daher negativ und wir benutzen an seiner Stelle das positive —g. Aus dem kovarianten metrischen Wirbeltensor F,,, der
vom
wichte
Gewichte
(0 ist,
erhalten
wir
den
kontravarianten
— 2 und daraus durch Multiplikation mit Y—g
F**
vom
die GréBen
Ge-
Vag FE = x. Das sind also die Komponenten
variant
bestimmten
Wirbeldichte
(19)
linearen
einer
durch
Tensordichte
(elektromagnetische
2. Stufe;
Felddichte) ik
ai
den Zustand des Athers insie
wird
zu bezeichnen
als
sein.
metrische
esre
ist daher eine Stromstirke (lineare Tensordichte 1. Stufe). In (19) haben wir das zweite System der Maxwellschen Gleichungen vor uns, das freilich
erst einen bestimmten Inhalt gewinnt, wenn der
,,elektrische Strom‘
3°
noch in einer zweiten Weise durch den Zustand des Athers ausgedriickt wird. Jedenfalls kann es aber nach unserer Deutung des elektromagnetischen Feldes. nur in einer vierdimensionalen Welt so etwas wie eine
elektromagnetische Felddichte und einen elektrischen Strom iiber irgendein Weltgebiet zu erstreckende Integral von
geben.
Das
25 S
=
i EF.
ale
tritt in der Physik als die in diesem Gebiet enthaltene elektromagnetische Wirkungsgréfe auf. Thre Bedeutung beruht darauf, daB die unendlich kleine Anderung, welche sie bei einer infinitesimalen, an den Grenzen des Weltgebiets verschwindenden Variation ég,,, 5 gp; des Atherzustandes erfahrt,
= J (3°09, 4+ 36" g,,)de
(6" = 6%)
ist, wo $' die durch (19) definierten Komponenten der Stromstirke und die gemischte Tensordichte 2. Stufe mit den Komponenten
Gi
=6si — PF, 5
die Energie-Impulsdichte des Hxistenz
aller dieser
elektromagnetischen
Grofen
bunden. Zum erstenmal ldpt kalischen Erscheinungen einen die Welt vierdimensional ist.
ist
durchaus
an
die
Feldes
darstellt.
Dimensionszahl
Die
4 ge-
die hier befiirwortete Deutung der physiverniinftigen Grund dafiir erkennen, dap
Ag =f, ist die ,,Spur‘
sind
dx,0%,
jener Transformation
AP welche als Kriimmung Transformation bilden
auftrat.
—P,,.d 2,02, Nach
dem Muster
von G kénnen
wir die
iV—g9P,, pe
(wobei
die Multiplikation als Zusammensetzung
Mt derselben
ist eine skalare Dichte, Ill.
den
Die
Zustand
bestimmte
die gleichberechtigt
Wirkungsgréfe
Wir kehren zur reinen skalare Dichte,
und
Mathematik
des Athers (unabhingig so
wollen
zuriick.
vom
wir
enthaltene
Wirkungsgrdfe
tion des Athergustandes
(20)
© tritt.
Ist Y8 irgendeine durch
Koordinatensystem)
eindeutig
(nach dem Vorbild der Maxwell-
bezeichnen.
als die in dem IntegrationsBei einer beliebigen
von der eben geschilderten
6 f Wdx— f(w'dg,
neben
Die Spur
ihre Variation.
schen Theorie) die Integralinvariante [ ¥&da
gebiet
zu deuten ist).
+4 B"dg,,)dx
ww’ sind die Komponenten einer gesetzt. gemischten Tensordichte der 1. baw. 2. Stufe. schen Ableitungen: der Wirkungsfunktion die aus der Invarianz der WirkungsgréBe Invarianz statthaben, wenn man g,, durch
Art werde
Varia-
(3 — wi*)
kontravarianten, Wi die einer Zwischen diesen ,, LagrangeX8 bestehen n +- 1 Identitdten, Zunaichst mub entspringen. dg,, und gleichzeitig g durch
26
1; — - ~
L
ersetzt;
Om;
abweichende
GréBe
nehmen
wir
1+
so muB
6A,
darin
989i. = Gi, 94, Das
ergibt
die
erste
jener
fiir 4 eine unendlich
demnach
verschwinden
von
1
fiir
a(84)
69; =
n+
(20)
wenig
- 3a
1 Identitaten:
(21) Zweitens nutzen wir die Invarianz der WirkungsgréBe gegeniiber Koordinatentransformation durch eine infinitesimale Deformation des Athers mége
aber die Verschiebung
verschwinden,
Atherquantum wir
die
verschieben
Wir
aus'*).
dem
P
PP
die
Koordinaten
die Metrik
mieren,
durch
also an der
wenn
P
ihrer
Invarianz
Ist jene
den
Deformation
Verschieben
demselben
wir
den Ather
schreiben in diesen
,(x)dx,;
wir auf die alten Koordinaten
zuriicktransfor-
und
durch
Zustand
gleichen
und des Athers
Wert
infinitesimal:
2
9 Gin = Gix(®) — Gen (@2
Fiir
x; mu.
und
Gn. (a)da,dx, Fiir den so erhaltenen
von
an der Stelle P durch
9:,(#)d%,dz, Stelle
der Verschiebung
so wird nach der Verschiebung
Gi,(e)de,dx, festgelegt sein, oder,
des betrachteten Gebiets
In einem zweiten Koordinatensystem
seines Zustandes,
Koordinaten
nach
Daber
P =(Z,).
=(a,) nach
P
an der Grenze
dieses Gebiet
erfiillt ist.
Punkte
ohne Anderung
neuen
so daf
Atherstelle
;(x)dq,. mu
besitzen wie
die WirkungsgréBe
Z,—;-+- d2;,
é
wegen
fiir den urspriinglichen. so ergibt sich
0(dx,)
| Ogi
ve Ge 4 set ba, }, {9,oe 7 ) ogee
: = ; a (da, 90, = 9; (") — (2) = —{y, 4
tm
diese Variation mu
Beseitigt man die Ableitungen
(20) verschwinden.
der Verriickungskomponenten man die Gleichungen
da,
durch
ri
30).
partielle
ae) Weyl, Ann. d. Physik Bd. 54 (1917), 8S. 117 K. Gesellsch. d. Wissensch. zu Gottingen, math.-physik.
Integration,
so. erhalt
(§ 2); F. Klein, Nachr. d. K1., Sitzung v. 25. Jan. 1918.
27
Benutzen wir (21), so finden wir fiir den zweiten der beiden geschweifte Klammer zusaminengefaBten Teile Nun
die
ist
wegen
der Symmetrie
von "*
=T,,;, reis 8" =17,Bs.
Damit nehmen die Gleichungen schlieBlich der ihr invarianter Charakter zutage tritt:
(22)
die
folgende
Gestalt an, in
(FEoa, — rem) + Fmt =o. IV.
,
durch
In
einer
metrischen
Uberleitung zur Physik.
Mannigfaltigkeit,
deren Ather
sich
im Zustand
extremaler Wirkung befindet, so daB also fiir jedes Weltgebiet bei beliebiger, an den Grenzen verschwindender infinitesimaler Variation der ¢,
und ,, (23)
6 f Wdx =0
ist, gelten die Lagrangeschen
(24)
i
Gleichungen
AU,
Wi = 0.
In der Physik werden die ersten als die elektromagnetischen, die zweiten als die Gravitationsgesetze bezeichnet. Wie die Mechanik, miindet auch
die Physik in einem Hamiltonschen Prinzip’’): die wirkliche Welt ist eine solche, deren Ather sich im Zustand extremaler Wirkung befindet. Wir kennen die in ihr giiltigen, durch das Hamiltonsche Prinzip (23) zusammengefaBten Naturgesetze, wenn wir die Wirkungsdichte 8 in ihrer Die Gleichungen (24) Abhangigkeit vom Zustande des Athers kennen. sind nicht unabhingig voneinander, sondern zwischen ihnen bestehen die
fiinf (n = 4) Gesetze (24)
Identitaten (21), (22). die GréBen g;,, y; nur
In so
der Tat kénnen ja durch weit bestimmt sein, da
die der
Ubergang von einem Bezugssystem zu einem beliebigen andern noch frei bleibt; ein solcher Ubergang hingt aber von fiinf willkiirlichen Funktionen ab. Das Verschwinden der aus den linken Seiten der elektromagnetischen
18) Vgl. dazu G. Mie, Annalen der Physik, Bd. 37, 39, 40 (1912/13), oder die
Darstellung
der Mieschen
Physik (1. Mitteilung),
vom
20. Nov. 1915.
Theorie
Nachr.
in RZM
§ 25;
d. K. Gesellsch.
D. Hilbert,
d. Wissensch.
Die Grundlagen
2u Gottingen,
der
Sitzung
28 :
4
2
gebildeten Divergenz
Gleichungen
gesetze und umgekehrt
aw.
=
-
feo
ist also eine Folge der Gravitations-
das Verschwinden
von deren
Divergenz
a _ 8
0B?
eine
Folge
der
:
elektromagnetischen.
Jene
fiinf
Identitiiten
stehen
in
engstem Zusammenhang mit den sog. Erhaltungssdtzen, nimlich dem (einkomponentigen) Satz von der Erhaltung der Elektrizitét und dem (vier-
komponentigen ) Energie-Impulsprinzip. sitze (auf Weise aus
man
Sie lehren namlich: die Erhaltungs-
deren Giiltigkeit die Mechanik den elektromagnetischen sowie
beruht) folgen auf doppelte den Gravitationsgleichungen;
méchte sie daher als die gemeinsame
Eliminante
setzesgruppen bezeichnen. Der einzige Ansatz fiir die Wirkungsdichte nalen
Welt,
den
man
verniinftigerweise
der folgende wobei
in
dieser
beiden Ge-
in der (3 + 1)-dimensio-
Betracht
zu
ziehen
hat,
ist
B=M+aG,
« eine numerische
Konstante
ist und
die Bedeutung
von )t und G
aus Abschnitt II dieses Paragraphen zu entnehmen ist. Man sieht, wie eng der Spielraum ist, welcher durch unsere Theorie dem Weltgesetz gelassen wird. Als erste Approximation, bei Beschrinkung auf die linearen Glieder, ergeben sich dann in der Tat aus dem Hamiltonschen Prinzip die Maxwellschen Gesetze des elektromagnetischen Feldes und das Newtonsche Gravitationsgesetz. Darin, dai die WirkungsgréBe eine reine Zahl ist, liegt die Méglichkeit eines Wirkungsquantums begriindet, dessen
Existenz
Struktur
nach
Doch
der
des Kosmos
heutigen
Physik
anzusehen
ist.
werde hier, wo es sich nur
der reinen Infinitesimalgeometrie
als
um
handelt
die
fundamentale
atomistische
die systematische
Entwicklung
und
der
mit
ihr verbundenen
Analysis der Tensoren und Tensordichten, auf die physikalische Ausdeutung der Theorie nicht niher eingegangen. Heben wir noch einmal jene Punkte hervor, der
in denen diese iiber das bisher Vorliegende hinausgeht!
stufenweise
Aufbau
metrischen Geometrie,
in
die
den
drei
Befreiung
Stockwerken
der
letzteren
der
von
Situs-,
Das
sind:
Affin-
und
einer ihr in der
Riemannschen Fassung noch anhaftenden ferngeometrischen Inkonsequenz und die Ergiinzung der Lehre von den Tensoren (IntensitatsgroBen) durch
ihr Gegenstiick,
die Lehre von den Tensordichten (oder QuantitiitsgréBen).
31. Gravitation und Elektrizitat
Sitzungsberichte der Kéniglich PreuBischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 465—480 (1918) Nach Riemann?) beruht die Geometrie auf den beiden folgenden Tatsachen: 1. Der Raum ist ein dreidimensionales Kontinuum, die Mannigfaltigkeit seiner Punkte lasst sich also in stetiger Weise durch die Wertsysteme dreier Koordinaten x, x, %; zur Darstellung bringen; 2. (Pythagoreischer Lehrsatz) das Quadrat des Abstandes ds® zweier unendlich benachbarter Punkte P=
(x1, %, %3)
und
P’= (x, + dx, %.+ dx_, %, + dxs)
ist (bei Benutzung beliebiger Koordinaten) tiven Koordinaten dx;:
ds? = J) gi, dX, AK,
eine quadratische Form
der rela-
(Bas = Bin)
Die zweite Tatsache driicken wir kurz dadurch
ist ein physik kleinen Die vierte
(1)
(2)
aus, dass wir sagen: der Raum
metrisches Kontinuum. Ganz dem Geiste der modernen Nahewirkungsgemiss setzen wir den Pythagoreischen Lehrsatz nur im Unendlichals streng giiltig voraus. spezielle Relativitatstheorie fiihrte zu der Einsicht, dass die Zeit als Koordinate (x9) gleichberechtigt zu den drei Raumkoordinaten hinzu-
tritt, dass der
Schauplatz
des materiellen
Geschehens,
die Welt, also ein vier-
dimensionales, metrisches Kontinuum ist. Die quadratische Form (2), welche die Weltmetrik festlegt, ist dabei nicht positiv-definit wie im Falle der dreidimensionalen Raumgeometrie, sondern vom Tragheitsindex 3. Schon RIEMANN
dusserte den Gedanken, dass sie als etwas physisch Reales zu betrachten sei, da sie sich z.B. in den Zentrifugalkraften als eine auf die Materie reale Wir-
kungen ausiibende Potenz offenbart, und dass man demgemass anzunehmen
habe, die Materie wirke auch auf sie zuriick; waihrend bis dahin alle Geometer
und Philosophen die Vorstellung gehabt hatten, dass die Metrik dem Raum an
sich, unabhangig von dem materialen Gehalt, der ihn erfiillt, zukomme. Auf diesen
Gedanken,
zu dessen Durchfiihrung
RreEMANN
durchaus noch die Még-
lichkeit fehlte, hat in unsern Tagen E1nstTEIN (unabhangig von RIEMANN)
das
grandiose Gebaude seiner allgemeinen Relativitatstheorie errichtet. Nach E1n-
1) B, Riemann, Uber die Hypothesen, welche der Geometrie sugrunde liegen, Math. Werke, 2, Aufl. (Leipzig 1892), Nr. 12, S. 272.
30
STEIN kommen auch die Erscheinungen der Gravitation auf Rechnung der Weltmetrik,
und die Gesetze, nach denen die Materie auf die Metrik einwirkt, sind
keine andern als die Gravitationsgesetze; die g,;, in (2) bilden die Komponenten
des Gravitationspotentials.
- Wahrend so das Gravitationspotential aus einer
invarianten quadratischen Differentialform besteht, werden die elektromagnetischen Erscheinungen von einem Viererpotential beherrscht, dessen Komponeny;dx, zusammenten y, sich zu einer invarianten linearen Differentialform 2
fiigen. Beide Erscheinungsgebiete, Gravitation und Elektrizitat, stehen aber bisher vdllig isoliert nebeneinander. Aus neueren Darstellungen von Levi-Civita!), HESSENBERG?) und des Verfassers*) geht mit voller Deutlichkeit hervor, dass einem naturgemassen Auf-
bau der Riemannschen Geometrie als Grundbegriff der der infinitesimalen Parallelverschiebung eines Vektors zugrunde zu legen ist. Sind P und P*
irgend zwei durch eine Kurve
verbundene
Punkte,
so kann
man
einen in P
gegebenen Vektor parallel mit sich langs dieser Kurve von P nach P* schieben. Diese Vektoriibertragung von P nach P* ist aber, allgemein zu reden, nicht integrabel, d.h. der Vektor in P*, zu dem man gelangt, hangt ab von dem Wege, lings dessen die Verschiebung vollzogen wird. Integrabilitat findet allein in der Euklidischen («gravitationslosen») Geometrie statt. — In der oben charakterisierten Riemannschen Geometrie hat sich nun ein letztes ferngeometrisches Element erhalten — soviel ich sehe, ohne jeden sachlichen Grund; nur die
zufallige Entstehung dieser Geometrie aus der Flachentheorie scheint daran schuld zu sein. Die quadratische Form (2) erméglicht es namlich, nicht nur zwei Vektoren
in demselben Punkte,
sondern
auch in irgend zwei voneinander
entfernten Punkten ihrer Lange nach zu vergleichen. Eine wahrhafte NaheGeometrie darf jedoch nur ein Prinzip der Ubertragung einer Linge von einem Punkt zu einem unendlich benachbarten kennen, und es ist dann von vornherein
ebensowenig anzunehmen, dass das Problem der Langenitibertragung von einem Punkte zu einem endlich entfernten integrabel ist, wie sich das Problem der Richtungsiibertragung als integrabel herausgestellt hat. Indem man die erwahnte Inkonsequenz beseitigt, kommt eine Geometrie zustande, die tiberraschenderweise, auf die Welt angewendet, nicht nur die Gravitationserschei-
nungen, sondern auch die des elektromagnetischen Feldes erklért. Beide entspringen nach der so entstehenden Theorie aus derselben Quelle, ja im allgemeinen kann man Gravitation und Elektrizitét gar nicht in willkiirloser Weise voneinander trennen. In dieser Theorie haben alle physikalischen Grissen eine weltgeometrische
Bedeutung ; die Wirkungsgrisse insbesondere tritt in ihr von vornherein als reine Zahl auf. Sie fiihrt zu einem im wesentlichen eindeutig bestimmten Weltgesetz;
ja sie gestattet sogar in einem gewissen Sinne zu begreifen, warum die Welt vierdimensional ist. — Ich will den Aufbau der korrigierten Riemannschen Geometrie hier zundchst ohne jeden physikalischen Hintergedanken skizzieren; die physikalische Anwendung ergibt sich dann von selber.
1) T. Levi-Crvira, Nozione di parallelismo ..., Rend. Circ. Mat. Palermo 42 (1917). 2) G. Hessensere, Vektorielle Begriindung der Differentialgeometrie, Math. Ann. 78 (1917). 3) H. Wevt, Raum, Zeit, Materie (Berlin 1918), § 14.
31
In einem bestimmten
dx, eines dem Punkte
Koordinatensystem sind die relativen Koordinaten
P unendlich
benachbarten Punktes
P’ ~ siehe (1) — die
Komponenten der infinitesimalen Verschiebung PP’. Der Ubergang von einem
Koordinatensystem zu einem andern driickt sich durch stetige Transformationsformeln aus: Cy
welche den Zusammenhang
wen
x)
(=O
ewer)
zwischen den Koordinaten
desselben Punktes in
dem einen und andern System festlegen. Zwischen den Komponenten dx, bzw.
dx; derselben infinitesimalen Verschiebung des Punktes P bestehen dann die linearen Transformationsformeln dx
lage dae
(3)
k in denen «,, die Werte der Ableitungen 0x,/0xz in dem Punkte P sind. Ein (kontravarianter) Vektor x im Punkte P hat mit Bezug auf jedes Koordinaten-
system gewisse
Zahlen & zu Komponenten, die sich beim Ubergang zu einem
andern Koordinatensystem genau in der gleichen Weise (3) transformieren wie die Komponenten einer infinitesimalen Verschiebung. Die Gesamtheit der Vektoren im Punkte P bezeichne ich als den Vektorraum in P. Er ist 1. linear oder affin, d.h. durch Multiplikation eines Vektors in P mit einer Zahl, und durch
Addition zweier solcher Vektoren entsteht immer wieder ein Vektor in P, und 2. metrisch: durch die zu (2) gehérige symmetrische Bilinearform ist je zwei Vektoren x und n mit den Komponenten &, 7 in invarianter Weise ein skalares Produkt
n=)
'2= 2) baby ik
zugeordnet. Nach unserer Auffassung ist diese Form jedoch nur bis auf einen willkiirlich bleibenden positiven Proportionalitétsfaktor bestimmt. Wird die Mannigfaltigkeit der Raumpunkte durch Koordinaten x, dargestellt, so sind durch die Metrik im Punkte
P die g,, nur ihrem Verhaltnis
nach festgelegt. Auch
physikalisch hat allein das Verhiltnis der g,,, eine unmittelbar anschauliche Bedeutung. Der Gleichung Dy Six 4%; 4%, = 0
ik
geniigen namlich bei gegebenem Anfangspunkt P diejenigen unendlich benachbarten Weltpunkte
P’, in denen ein in P aufgegebenes
Lichtsignal eintrifft.
Zum Zwecke der analytischen Darstellung haben wir 1. ein bestimmtes Koordinatensystem zu wahlen und 2. in jedem Punkte P den willkiirlichen Proportionalitatsfaktor, mit welchem die g;, behaftet sind, festzulegen. Die auftretenden Formeln miissen dementsprechend eine doppelte Invarianzeigenschaft besitzen: 1. sie miissen invariant sein gegentiber beliebigen stetigen Koor-
dinatentransformationen, 2. sie miissen ungedndert bleiben, wenn man die gjx durch Ag,, ersetzt, wo 2 eine willkiirliche stetige Ortsfunktion ist. Das Hinzutreten dieser zweiten Invarianzeigenschaft ist fiir unsere Theorie charakteristisch.
32
Sind P, P* irgend zwei Punkte und ist jedem Vektor x in P ein Vektor x* in P* in solcher Weise zugeordnet, dass dabei allgemein «x in «x*, x+9 in x*+4n* tibergeht (« eine beliebige Zahl) und der Vektor 0 in P der einzige ist,
welchem der Vektor 0 in P* entspricht, so ist dadurch eine affine oder lineare
Abbildung des Vektorraumes in P auf den Vektorraum in P* bewerkstelligt. Diese Abbildung
ist insbesondere
dhnlich, wenn das skalare Produkt
vektoren x*- y* in P* dem von x und portional ist. (Nur dieser Begriff der Auffassung einen objektiven Sinn; die scharferen der kongruenten Abbildung
der Bild-
yn in P fiir alle Vektorpaare x, 9 proahnlichen Abbildung hat nach unserer bisherige Theorie erméglichte es, den aufzustellen.) Was unter Parallelver-
schiebung eines Vektors im Punkte P nach einem Nachbarpunkte P’ zu verstehen ist, wird durch die beiden axiomatischen Forderungen festgelegt:
1. Durch Parallelverschiebung der Vektoren im Punkte P nach dem Nach-
barpunkte P’ wird eine ahnliche Abbildung des Vektorraumes in P auf den Vektorraum in P’ vollzogen; 2. sind P,, P, zwei Nachbarpunkte zu P und geht der infinitesimale Vektor, PP, in P durch Parallelverschiebung nach dem Punkte P, in P,P,, tiber, PP, aber durch Parallelverschiebung nach P, in P. »P»,, so fallen Py», Py, 2usammen (Kommutativitat). Derjenige Teil der 1. Forderung,
welcher besagt,
dass die Parallelverschie-
bung eine affine Verpflanzung des Vektorraumes von P nach P’ ist, driickt
sich analytisch folgendermassen aus: der Vektor & in P = (x, x,... x,) geht
durch Verschiebung in einen Vektor
Bad!
im
P=
(x,
dx, 4,4 de, 2.
7 dx)
uber, dessen Komponenten linear von £ abhangen:
Ge
= Daye z
(4)
Die 2. Forderung lehrt, dass die dy} lineare Differentialformen sind:
ai -S Thay, 8
deren Koeffizienten die Symmetrieeigenschaft besitzen
I
IES
(5)
Gehen zwei Vektoren &', 7 in P durch die Parallelverschiebung nach
gi
dé,
P’ in
n*+ dy} iiber, so besagt die unter 1. gestellte, tiber die Affinitat hin-
ausgehende Forderung der Ahnlichkeit, dass
ik x + agin) (E+ dB) (ok + dy) 28
mu
n Ea Sei tk
33
proportional sein muss. Nennen wir den unendlich wenig von 1 abweichenden
Proportionalitatsfaktor 1+-dy und definieren das Herunterziehen eines Index
in tiblicher Weise durch die Formel
4; =S bin a",
k
so ergibt sich
Aix — (dyxs + dyin) = Bin AP
(6)
Daraus geht hervor, dass d@ eine lineare Differentialform ist: dy = 3/9; dx;.
(7)
5
Ist sie bekannt, so liefert die Gleichung (6) oder
zusammen mit der Symmetriebedingung (5) eindeutig die Gréssen I". Der innere Masszusammenhang des Raumes hédngt also ausser von der (nur bis auf einen willkiirlichen Proportionalitatsfaktor bestimmten) quadratischen Form (2) noch von einer Linearform (7) ab. Ersetzen wir, ohne das Koordinatensystem zu andern, g,, durch 4 g,,,
so Andern sich die Gréssen dy} nicht,
Faktor 2 an, dg,, geht iiber in A dg, + g;, dA. dass dy iibergeht in
dy,, nimmt den
Die Gleichung (6) lehrt dann,
dp+ GF -dp+dlga. In der Linearform
2g; dx;
bleibt also nicht etwa ein Proportionalitatsfaktor
unbestimmt, der durch willkiirliche Wahl einer Masseinheit festgelegt werden
miisste, die ihr anhaftende Willktir besteht vielmehr in einem additiven totalen
Differential. Fiir die analytische Darstellung der Geometrie sind die Formen gleichberechtigt mit
Bin 1%, AX,
A+ gi, 4x, dx,
Pi dK;
und
,dx,+dlgd,
(8)
(9)
wo 4 eine beliebige positive Ortsfunktion ist. Invariante Bedeutung hat demnach der schiefsymmetrische Tensor mit den Komponenten
(php
(10)
d.i. die Form 1
Fy, dx; 0%, = a Fi Axx,
34
welche von zwei willkiirlichen Verschiebungen dx und 6x im Punkte P bilinear — oder besser, von dem durch diese beiden Verschiebungen aufgespannten Flachenelement mit den Komponenten Axi, = dx; 6%, — AX, OX; linear abhangt. Der Sonderfall der bisherigen Theorie, in welchem sich die in einem Anfangspunkt willkiirlich gewahlte Langeneinheit durch Parallelverschiebung in einer vom Wege unabhangigen Weise nach allen Raumpunkten libertragen lasst, liegt vor, wenn die g;, sich in solcher Weise absolut festlegen lassen, dass die p, verschwinden. Die I‘{, sind dann nichts anderes als die CurisToFFELschen Drei-Indizes-Symbole. Die notwendige und hinreichende invariante Bedingung dafiir, dass dieser Fall vorliegt, besteht in dem identischen Verschwinden des Tensors F’;,.
Es ist danach sehr naheliegend, in der Weltgeometrie y; als Viererpotential, den Tensor F mithin als elektromagnetisches Feld zu deuten. Denn das Nichtvorhandensein eines elektromagnetischen Feldes ist die notwendige Bedingung dafiir, dass die bisherige E1nsTEINsche Theorie, aus welcher sich nur die Gravi-
tationserscheinungen ergeben,
Giiltigkeit besitzt. Akzeptiert man
fassung, so sieht man, dass die elektrischen
diese Auf-
Gréssen von solcher Natur sind,
dass ihre Charakterisierung durch Zahlen in einem bestimmten Koordinaten-
system nicht von der willkiirlichen Wahl einer Masseinheit abhangt. Zur Frage der Masseinheit und Dimension muss man sich tiberhaupt in dieser Theorie neu orientieren. Bisher sprach man eine Grésse z.B. als einen Tensor der 2. Stufe (vom Range 2) an, wenn ein einzelner Wert derselben nach Wahl einer willkiirlichen Masseinheit in jedem Koordinatensystem eine Matrix von Zahlen @,, bestimmt,
welche
die Koeffizienten einer invarianten Bilinearform zweier
willkiirlicher infinitesimaler Verschiebungen
Aix AX, OX,
(11)
bilden. Hier sprechen wir von einem Tensor, wenn bei Zugrundelegung eines Koordinatensystems und nach bestimmter Wahl
des in den g;, enthaltenen Pro-
portionalitatsfaktors die Komponenten a;, eindeutig bestimmt sind, und zwar so, dass bei Koordinatentransformation die Form (11) invariant bleibt, bei
Ersetzung von g,, durch A g,,, aber die a,, tibergehen in A°a;,. Wir
sagen dann,
der Tensor habe das Gewicht e, oder auch, indem wir dem Linienelement ds die Dimension «Lange = 1» zuschreiben, er sei von der Dimension 12°. Absolut
invariante Tensoren sind nur die vom Gewichte 0. Von dieser Art ist der Feld-
tensor mit den Komponenten
der Maxwettschen
F;,.
Er geniigt nach
Gleichungen. OF iy Ox;
OF
= “Om,
(10) dem
ersten
System
OF
Liegt einmal der Begriff der Parallelverschiebung fest, so lasst sich die Geometrie und Tensorrechnung miihelos begriinden. a) Geoddtische Linie. Ist ein
35
Punkt P und in ihm ein Vektor gegeben, so dieses Vektors ausgehende geoditische Linie bestandig parallel mit sich in seiner eigenen rentialgleichung der geodatischen Linie lautet Parameters t:
entsteht die von P in Richtung dadurch, dass man den Vektor Richtung verschiebt. Die Diffebei Benutzung eines geeigneten
(Sie lasst sich hier natiirlich nicht als Linie kiirzester Lange charakterisieren, da der Begriff der Kurvenlange ohne Sinn ist.) 6) Tensorkalkiil. Um z.B. aus
einem kovarianten Tensorfeld 1. Stufe vom Gewichte 0 mit den Komponenten /,; durch Differentiation ein Tensorfeld 2. Stufe herzuleiten, nehmen wir einen willkiirlichen Vektor &* im Punkte P zu Hilfe, bilden die Invariante /,£¢ und
ihre unendlich kleine Anderung beim Ubergang vom Punkte P mit den Koor-
dinaten x; zum Nachbarpunkte P’ mit den Koordinaten x,-+-dx;, indem wir bei diesem Ubergang den Vektor € parallel mit sich verschieben. Es kommt fiir diese Anderung
Hat Bau, + (,48 = (GL-T) Edy. Die auf der rechten Seite eingeklammerten Gréssen sind also die Komponenten
eines Tensorfeldes 2. Stufe vom Gewichte 0, das in véllig invarianter Weise aus dem Felde / gebildet ist. c) Kviimmung. Um das Analogon des Riemann-
schen Kriimmungstensors zu konstruieren, kniipfe man an die oben benutzte unendlich kleine Parallelogrammfigur an, bestehend aus den Punkten P, P,, P, und P,,= P,,. Verschiebt man einen Vektor x = (é) in P parallel mit sich nach
P, und von da nach
P,,, ein andermal zunachst nach P, und von
da nach P,,, so hat es einen Sinn, da P,, und P,, zusammenfallen, die Differenz Ax der beiden in diesem Punkte erhaltenen Vektoren zu bilden. Fiir ihre Komponenten ergibt sich
A
VRE!
(12)
wo die R} unabhangig sind von dem verschobenen Vektor x, hingegen linear abhingen von dem Flachenelement, das durch die beiden Verschiebungen PP, = (dx,), PP: = (6x,) aufgespannt wird:
Rj = Riu
dy 0% = $ Rig
AXqr-
Die nur von der Stelle P abhangigen Kriimmungskomponenten Rj,,; haben die beiden Symmetrieeigenschaften: 1. sie andern ihr Vorzeichen ‘inva Ver-
tauschung der beiden letzten Indizes k und 2; 2. nimmt
man mit j k/
die drei
zyklischen Vertauschungen vor und addiert die zugeh6rigen Komponenten, so ergibt sich 0. Ziehen wir den Index 7 herunter, so erhalten wir in R;,;; die Komponenten
eines kovarianten Tensors 4. Stufe vom Gewichte
1. Noch ohne
36 Ausrechnung ergibt sich durch eine einfache Uberlegung, dass R auf natiirliche
invariante Weise in zwei Summanden spaltet:
Bue Pia ZF i
eg ye
(13)
iG—=7
i
ae
i
von denen der erste P;;,, nicht nur in den Indizes k/, sondern auch in 7 und 7
schiefsymmetrisch einen
solchen
ist. Wahrend
ohne
die
Gleichungen
elektromagnetisches
Feld
F;, = 0
unsern
charakterisieren,
d.h.
Raum
als
als einen
solchen, in welchem das Problem der Liangeniibertragung integrabel ist, sind ‘1 = 0, wie aus (13) hervorgeht, die invarianten Bedingungen dafiir, dass in ihm kein Gravitationsfeld herrscht, d.h. dass das Problem der Richtungslbertragung integrabel ist. Nur der Euklidische Raum ist ein zugleich elektrizitats- und gravitationsleerer. Die einfachste Invariante einer linearen Abbildung wie (12), die jedem Vektor x einen Vektor Ax zuordnet, ist ihre «Spur»
1 pi ak: Fiir diese ergibt sich hier nach (13) die Form = Ek
ax; OX_,
welche uns schon oben begegnete. Die einfachste Invariante eines Tensors wie —F,,,/2 ist das Quadrat seines Betrages:
1 : LaF, F*.
L ist offenbar,
Gewichte
da der Tensor F das
Gewicht
0 besitzt,
— 2. Ist g die negative Determinante der ¢;,,
eine
Invariante
vom
dw = Ve Ax, dx, dx, dx, = Vg dx das Volumen eines unendlich kleinen Volumelementes, so wird bekanntlich die
Maxwettsche Theorie beherrscht von der elektrischen Wirkungsgrésse, welche
gleich dem
iiber ein beliebiges Weltgebiet
erstreckten
Integral [ L dw dieser
einfachsten Invariante ist, und zwar in dem Sinne, dass bei beliebiger Variation der g;, und y,, die an den Grenzen des Weltgebiets verschwindet,
6fL dw = i (St dp; + T** bg;,) dw
gilt, wo
die linken Seiten der inhomogenen MAxwettschen Gleichungen sind (auf deren rechter
Seite
die
Komponenten
des
Viererstroms
stehen),
und
die
T**
den
Energie-Impuls-Tensor des elektromagnetischen Feldes bilden. Da L eine In-
37 variante vom
Gewichte
— 2 ist, das Volumelement
aber in der n-dimensionalen
Geometrie eine solche vom Gewichte 1/2, so hat das Integral [Ldw nur einen Sinn, wenn die Dimensionszahl n =4 ist. Die Méglichkeit der Maxwettschen Theorie ist also in unserer Deutung an die Dimensionszahl 4 gebunden.
In der vierdimensionalen
Welt aber wird die elektromagnetische Wirkungs-
grésse eine reine Zahl. Als wie gross sich dabei die Wirkungsgrésse 1 in den traditionellen Masseinheiten des CGS-Systems herausstellt, kann freilich erst
ermittelt werden, wenn auf Grund unserer Theorie ein an der Beobachtung zu
priifendes physikalisches Problem, z.B. das Elektron, berechnet vorliegt. Von der Geometrie zur Physik iibergehend, haben wir nach dem Vorbild der Mreschen Theorie!) anzunehmen, dass die gesamte Gesetzmiassigkeit der Natur auf einer bestimmten Integralinvariante, der Wirkungsgrisse
[Wdo=[(Wdx
(W=WYsx),
beruht, derart, dass die wirkliche Welt unter allen mdglichen vierdimensionalen metrischen Raumen dadurch ausgezeichnet ist, dass fiir sie die in jedem Weltgebiet
enthaltene
Variationen
Wirkungsgrosse
der Potentiale
einen extremalen
g;,, @;, welche
Wert annimmt an den
Grenzen
gegeniiber solchen des betreffenden
Weltgebiets verschwinden. W, die Weltdichte der Wirkung, muss eine Invariante vom Gewichte —2 sein. Die Wirkungsgrisse ist auf jeden Fall eine
reine Zahl; so gibt unsere Theorie von vornherein Rechenschaft tiber diejenige atomistische Struktur der Welt, der nach heutiger Auffassung die fundamen-
talste Bedeutung zukommt: das Wirkungsquantum. Der einfachste und natiirlichste Ansatz, den wir fiir W machen kénnen, lautet Wns
Rar Rik
(14)
=|R/.
Nach (13) ergibt sich dafiir auch
Vis | Piaa4 Le (Héchstens der Faktor 4, mit welchem der zweite [elektrische] Term L zu dem
ersten hinzutritt, kénnte hier noch zweifelhaft sein.) Aber ohne noch die Wir-
kungsgrésse zu spezialisieren, kénnen wir aus dem Wirkungsprinzip einige allgemeine Schliisse ziehen. Wir werden namlich zeigen: in der gleichen Weise,
wie nach Untersuchungen
von HiLBERT,
LORENTZ,
EINSTEIN,
KLEIN und dem
Verfasser2) die vier Erhaltungssiitze der Materie (des Energie-Impuls-Tensors) mit der, vier willkiirliche Funktionen enthaltenden Invarianz der Wirkungsgrisse gegen Koordinatentransformationen zusammenhiingen, ist mut der hier neu
1) G. Mie, Ann. Physik 37, 39, 40 (1912/13). Vgl. auch H. Wevt, Rawm, Zeit, Materie (Berlin
1918), § 2
2) D. Hitperr, Die Grundlagen der Physik, 1. Mitt., Gott. Nachr., 20. Nov. 1915; H. A. LoreNtz in vier Abhandlungen in den Versl. Kgl. Akad. van Wetensch., Amsterdam 1915/16; A. E1nstein, Berl. Ber. 1916, S. 1111-1116; F. Krew, Gott. Nachr., 25. Januar 1918; H.Weyt, Ann. Physik 54, S. 121-125 (1917)
38 hinzutretenden, eine fiinfte willkiirliche Funktion hereinbringenden «MafstabInvarianz» [Ubergang von (8) zu (9)] das Gesetz von der Erhaltung der Elektri-
zitat verbunden. Die Art und Weise, wie sich so das letztere dem Energie-ImpulsPrinzip gesellt, erscheint mir als eines der starksten allgemeinen Argumente
zugunsten der hier vorgetragenen Theorie — soweit im rein Spekulativen iiber-
haupt von einer Bestatigung die Rede sein kann. Wir setzen fiir eine beliebige, an den Grenzen des betrachteten Weltgebiets verschwindende Variation
6 f Wadx = f (W'* dg, + wi dy,) dx
(W" = W*).
(15)
Die Naturgesetze lauten dann
w* Die ersten kénnen
wir als die
0,
wi=0.
Gesetze des
(16)
Gravitationsfeldes,
die des elektromagnetischen Feldes ansprechen. Die durch
B=
gw,
die zweiten
als
wi=ev'
eingefiihrten Gréssen Wj}, w‘ sind die gemischten bzw. kontravarianten Komponenten eines Tensors 2. bzw. 1. Stufe vom Gewichte —2. In dem System der Gleichungen (16) sind gemass den Invarianzeigenschaften 5 tiberschiissige
enthalten. Das spricht sich aus in den folgenden 5 invarianten Identitaten, die
zwischen ihren linken Seiten bestehen:
Ow
Oxi
OW,
je
ct
1S
= a =o
i 1
(17)
Fa
i
(18)
Die erste resultiert aus der MaBstab-Invarianz. Nehmen wir namlich in dem Ubergang von (8) zu (9) fiir lg 2 eine unendliche kleine Ortsfunktion dg an, so erhalten wir die Variation
Bri = Gin dQ, dp, = aloV2),
Fir sie muss (15) verschwinden. Indem man zweitens die Invarianz der Wirkungsgrésse gegeniiber Koordinatentransformationen durch eine unendlich
kleine Deformation des Weltkontinuums ausnutzt!), gewinnt man die Iden-
titaten
OW;
pee
ia
1 Ogre
eee
2
Ox
gprs
+
10/
Pink
omea)
+(e
PE
=a
:
=
F,w')=0,
die sich in (18) verwandeln, wenn nach (17) dw‘/0x,; durch g,, YB" ersetzt wird. Aus den Gravitationsgesetzen allein ergibt sich also bereits, dass
1) H. Wey,
25. Januar 1918.
Ann. Physik 54, S. 121-125
=0
(1917); F. Kiem,
(19)
Gdtt. Nachr., Sitzung vom
39
ist, aus den elektromagnetischen Feldgesetzen allein, dass
OB,
Atenas
ee — Ft, WB = 0 sein muss.
In der Maxwettschen -
(20)
Theorie hat w* die Form
Ve Bik
=
—s
5
,
=a
(s*=/gs'),
wo s‘ den Viererstrom bedeutet. Da hier der erste Teil identisch der Gleichung
(19) geniigt, liefert diese das Erhaltungsgesetz der Elektrizitat:
Ebenso besteht in der Ernsternschen Gravitationstheorie YB aus zwei Termen, von denen der erste der Gleichung (20) identisch geniigt, der zweite gleich den
mit /g multiplizierten gemischten Komponenten Tj des Energie-Impuls-Ten-
sors ist. So fiihren die Gleichungen (20) zu den vier Erhaltungssaitzen der Materie. Ganz analoge Umstande treffen in unserer Theorie zu, wenn wir fiir die Wirkungsgrésse den Ansatz (14) wahlen. Die fiinf Erhaltungsprinzipe sind «Eliminanten» der Feldgesetze, d.h. folgen auf doppelte Weise aus ihnen und setzen dadurch in Evidenz, dass unter ihnen fiinf iiberschiissige enthalten sind.
Fiir den Ansatz (14) lauten die Maxwexischen
5
= 2o*
Ve
s;
pik ke
;
iif s',
ist
=
1
Gleichungen beispielsweise
und der Strom
(21)
oR
(Ret
ay ).
R bezeichnet diejenige Invariante vom Gewichte —1, die aus Ri, entsteht, wenn man zunichst nach 7, k, darauf nach j und / verjiingt. Die Rechnung
ergibt, wenn R* die nur aus den g“ aufgebaute invariante bedeutet :
Fp
Riemannsche Kriimmungs-
REM:
tag
Im statischen Falle, wo die Raumkomponenten des elektromagnetischen Potentials verschwinden und alle Gréssen unabhangig von der Zeit x» sind, muss
nach
(21)
R= sein,
Aber
man
kann
auch
R + 0 ist, durch geeignete
R* — ganz
oP
allgemein
=
const
in einem
Weltgebiet,
in welchem
Festlegung der willkiirlichen Langeneinheit
R —
const = -—-1 erzielen. Nur hat man bei zeitlich veranderlichen Zustinden Flachen R—O0 zu erwarten, die offenbar eine gewisse singuldre Rolle spielen
40
werden. Als Wirkungsdichte (R* tritt als solche in der Ernstetnschen Gravita-
tionstheorie
auf)
ist
R
nicht
zu
gebrauchen,
da
sie nicht
das
Gewicht
—2
besitzt. Dies hat zur Folge, dass unsere Theorie wohl auf die MAxweLtschen elektromagnetischen, nicht aber auf die Ernsternschen Gravitationsgleichungen fiihrt; an ihre Stelle treten Differentialgleichungen 4. Ordnung. In der Tat ist es aber auch sehr unwahrscheinlich, dass die E1nste1nschen Gravitationsgleichungen streng richtig sind, vor allem deshalb, weil die in ihnen vorkommende Gravitationskonstante ganz aus dem Rahmen der iibrigen Naturkonstanten herausfallt,
so dass der Gravitationsradius
der Ladung
trons z.B. von véllig anderer Gréssenordnung
klein) ist wie der Radius des Elektrons selber?). Es war
hier nur
meine
Absicht,
und Masse
(naimlich 10?°
die allgemeinen
bzw.
Grundlagen
eines Elek-
104°mal so der Theorie
kurz zu entwickeln. Es entsteht natiirlich die Aufgabe, unter Zugrundelegung des speziellen Ansatzes (14) ihre physikalischen Konsequenzen zu ziehen und diese mit der Erfahrung zu vergleichen, insbesondere zu untersuchen,
ob sich
aus ihr die Existenz des Elektrons und die Besonderheiten der bisher unaufgeklarten Vorgiange im Atom herleiten lassen. Die Aufgabe ist in mathematischer Hinsicht ausserordentlich kompliziert, da es ausgeschlossen ist, durch Beschrankung auf die linearen Glieder Naherungslésungen zu erhalten; denn da die Vernachlassigung der Glieder hoherer Ordnung im Innern des Elektrons
gewiss nicht statthaft ist, so diirfen die durch eine derartige Vernachlassigung
entstehenden linearen Gleichungen im wesentlichen nur die Lésung 0 besitzen. Ich behalte mir vor, an anderm
zukommen.
Ort ausfiihrlicher auf alle diese Dinge zuriick-
Nachtrag. Herr A. E1nsTEIN bemerkt zu der vorliegenden Arbeit: «Wenn Lichtstrahlen das einzige Mittel waren, um die metrischen Verhaltnisse in der Umgebung eines Weltpunktes empirisch zu ermitteln, so bliebe in
dem
Abstand
ds (sowie in den g,,)
allerdings ein Faktor unbestimmt.
Diese
Unbestimmtheit ist aber nicht vorhanden, wenn man zur Definition von ds Messergebnisse heranzieht, die mit (unendlich kleinen) starren Kérpern (Massstében) und Uhren zu gewinnen sind. Ein zeitartiges ds kann dann unmittelbar gemessen werden durch eine Einheitsuhr, deren Weltlinie ds enthalt. Eine derartige Definition des elementaren Abstandes ds wiirde nur dann illusorisch werden, wenn die Begriffe ,EinheitsmaBstab’ und ,Einheitsuhr‘ auf
einer prinzipiell falschen Voraussetzung beruhten; dies ware dann der Fall, wenn die Lange eines EinheitsmaBstabes (bzw. die Ganggeschwindigkeit einer Einheitsuhr) von der Vorgeschichte abhingen. Ware dies in der Natur wirklich so, dann kénnte es nicht chemische Elemente mit Spektrallinien von bestimmter Frequenz geben, sondern es miisste die relative Frequenz zweier (raumlich benachbarter) Atome der gleichen Art im allgemeinen verschieden sein. Da dies nicht der Fall ist, scheint mir die Grundhypothese der Theorie leider nicht annehmbar, deren Tiefe und Kiihnheit aber jeden Leser mit Bewunderung erfiillen muss. »
1) Vgl. H. Wevt, Zur Gravitationstheorie, Ann. Physik 54, S. 138 (1917).
41
Erwiderung
des
Verfassers.
Ich danke
Herrn
E1nsteIn
dafiir, dass er mir
Gelegenheit gibt, sogleich dem von ihm erhobenen Einwand zu begegnen. In der Tat glaube ich nicht, dass er berechtigt ist. Nach der speziellen Relativitatstheorie hat ein starrer Mafstab immer wieder die gleiche Ruhlinge, wenn er in einem tauglichen Bezugsraum zur Ruhe gekommen ist, und eine richtiggehende Uhr besitzt unter diesen Umstanden immer wieder, in Eigenzeit gemessen,
dieselbe
Periode
(MicHELSON-Versuch,
DoppiEr-Effekt).
Es ist aber
gar nicht die Rede davon, dass bei beliebig stiirmischer Bewegung eine Uhr die Eigenzeit, / ds, misst (so wenig wie etwa in der Thermodynamik ein beliebig rasch und ungleichmassig erhitztes Gas lauter Gleichgewichtszustande durchlauft) ; das ist erst recht nicht der Fall, wenn die Uhr (das Atom) der Einwirkung
eines starken verdnderlichen elektromagnetischen Feldes ausgesetzt ist. In der allgemeinen Relativitétstheorie kann man also héchstens soviel behaupten: Eine in einem statischen Gravitationsfeld ruhende Uhr misst bei Abwesenheit eines elektromagnetischen Feldes das Integral f ds.
Wie
sich eine Uhr bei be-
liebiger Bewegung unter der gemeinsamen Einwirkung eines beliebigen elektromagnetischen und Gravitationsfeldes verhalt, kann erst die Durchfithrung einer auf den physikalischen
Gesetzen
beruhenden
Dynamik
lehren.
Wegen
dieses problematischen Verhaltens der MaBstaibe und Uhren habe ich mich in meinem Buch Raum, Zeit, Materie zur prinzipiellen Messung der g,, allein auf die Beobachtung der Ankunft von Lichtsignalen gestiitzt (S. 182ff.); dadurch kénnen diese Gréssen in der Tat, falls die Ernsrernsche Theorie giiltig ist, nicht nur ihrem Verhaltnis nach, sondern (nach Wahl einer festen Masseinheit) absolut bestimmt werden. Auf den gleichen Gedanken ist, unabhangig von mir, KRETSCHMANN gekommen}). Nach der hier entwickelten Theorie lautet, ausser im Innersten der Atome,
bei geeigneter Wahl der Koordinaten und des unbestimmten Proportionalitatsfaktors, die quadratische Form ds? mit grosser Annaherung so wie in der speziellen Relativitatstheorie und ist die lineare Form mit der gleichen Annaherung = 0. Im Falle der Abwesenheit eines elektromagnetischen Feldes (Linearform streng = 0) ist durch die in der Klammer ausgesprochene Forde-
tung ds? sogar vollig exakt bestimmt (bis auf einen konstanten Proportionalititsfaktor, der ja auch nach ErnsTEIN willkiirlich bleibt; das gleiche tritt noch ein, wenn nur ein elektrostatisches Feld vorhanden ist). Die plausibelste An-
nahme, die man iiber eine im statischen Feld ruhende Uhr machen kann, ist die, dass sie das Integral des so normierten ds misst ; es bleibt in meiner wie in der Ernstemnschen Theorie die Aufgabe, diese Tatsache?) aus einer explizite
durchgefiihrten Dynamik abzuleiten. Auf jeden Fall aber wird sich ein schwingendes Gebilde von bestimmter Konstitution, das dauernd in einem bestimmten
statischen Felde ruht, auf eine eindeutig bestimmte Weise verhalten (der Einfluss einer etwaigen stiirmischen Vorgeschichte wird rasch abklingen); ich
1) B. Krerscumann, Uber den physikalischen Sinn der Relativitatspostulate, Ann. Phys. 53, S. 575 (1917). 2) Deren experimentelle Priifung zum Teil noch aussteht (Rotverschiebung der Spektrallinien
in der Nahe grosser Massen).
42 glaube nicht, dass mit dieser (durch die Existenz chemischer Elemente
fiir die
Atome bestatigten) Erfahrung meine Theorie irgendwie in Widerspruch gerat. Es ist zu beachten, dass der mathematisch-ideale Prozess der Vektor-Verschiebung, welcher dem mathematischen Aufbau der Geometrie zugrunde zu legen
ist, nichts zu schaffen hat mit dem realen Vorgang der Bewegung einer Uhr, dessen Verlauf durch die Naturgesetze bestimmt wird. Die hier entwickelte
Geometrie ist, das muss vom
mathematischen
Stand-
punkt aus betont werden, die wahre Nahegeometrie. Es ware merkwiirdig, wenn in der Natur statt dieser wahren eine halbe und inkonsequente Nahegeometrie mit einem angeklebten elektromagnetischen Felde realisiert ware. Aber natiirlich kann ich mit meiner ganzen Auffassung auf dem Holzwege sein; es handelt sich hier wirklich um reine Spekulation; der Vergleich mit der Erfahrung ist selbstverstandliches Erfordernis. Dazu miissen aber die Konsequen-
zen der Theorie gezogen werden; bei dieser schwierigen Aufgabe hoffe ich auf Mithilfe.
Nachtrag Juni 1955 Diese Arbeit steht am Anfang der Versuche, eine «einheitliche Feldtheorie»
aufzubauen, die spater von vielen anderen — wie mir scheint, bisher ohne durchschlagenden Erfolg — fortgesetzt wurden; das Problem hat insbesondere Ern-
STEIN selbst, wie bekannt, bis zu seinem Ende unablassig beschaftigt. Den Ausbau meiner Theorie vollzog ich in zwei Arbeiten
in der 4. und vor allem 5. Auflage meines Buches
«Raum,
(34), (46), ferner
Zeit, Materie». Dabei
gab ich — zunachst aus formalen Griinden, dann aber bestaérkt durch eine Untersuchung von W. Pautt (Verh. dtsch. phys. Ges. 27, 1919) — einem andern Wirkungsprinzip den Vorzug. Das starkste Argument fiir meine Theorie schien dies zu sein, dass die Eichinvarianz dem Prinzip von der Erhaltung der elektrischen Ladung so entspricht wie die Koordinaten-Invarianz dem Erhaltungssatz von Energie-Impuls. Spater fiihrte die Quantentheorie die ScHROpINGER-Diracschen Potentiale y des Elektron-Positron-Feldes ein; in ihr trat ein aus der Erfahrung gewonnenes und die Erhaltung der Ladung garantierendes Prinzip der Eichinvarianz auf, das die y mit den elektromagnetischen Potentialen ~, in dhnlicher Weise verkniipft wie meine spekulative Theorie die Gravitationspotentiale g,, mit den p;, wobei
zudem die @; in einer bekannten atomaren statt in einer unbekannten kosmolo-
gischen Einheit gemessen werden. Es scheint mir kein Zweifel, dass das Prinzip der Eichinvarianz hier seine richtige Stelle hat, und nicht, wie ich 1918 geglaubt hatte, im Zusammenspiel von Gravitation und Elektrizitat. Man vergleiche
dariiber meinen Aufsatz (93): Geometrie und Physik.
32. Der circulus vitiosus in der heutigen Begriindung der Analysis
Jahresbericht der Deutschen Mathematikervereinigung 28, 85—92 (1919) Aus
einem
Briefe
an
O. Holder.
Mit den folgenden Zeilen méchte ich Ihrem Wunsche Geniige zu leisten versuchen: Ihnen den cireulus vitiosus, den ich in meiner Schrift Das Kontinuum“') der Analysis vorwerfe, auf mdg'ichst direkte Weise vor Augen zu stellen. Durch den Sinn eines klar und eindeutig festgelegten Gegenstandsbegriffs mag wohl stets den Gegenstiinden, welche des im Begriffe ausgesprochenen Wesens sind, ihre Evxistenzsphdre angewiesen sein; aber es ist darum keineswegs ausgemacht, daB dieser Begriff ein wmfangsdefiniter ist, daB es einen Sinn hat, von den unter ihn fallenden ezistierenden Gegenstiinden als einem an sich bestimmten und begrenzten, ideal geschlossenen Inbegriff zu sprechen. Ist € eine ihrem Sinne nach klar und eindeutig gegebene Higenschaft der unter einen Begriff B fallenden Gegenstiinde, so behauptet fiir einen beliebigen derartigen Gegenstand a der Satz: >a hat die Higenschaft €« einen ganz bestimmten Sachverhalt, der besteht oder nicht besteht; dies Urteil ist an sich wahr oder nicht wahr — ohne Wandel und Wank und ohne Méglichkeit irgendeines zwischen diesen beiden entgegengesetzten vermittelnden Standpunktes. Ist der Begriff B insbesondere umfangs-definit, so hat aber nicht nur die Frage: »Hat a die Eigenschaft €?« fiir einen beliebigen unter B fallenden Gegenstand a einen in sich klaren Sinn, sondern auch die Existenzfrage: »Gibt es einen unterB fallenden Gegenstand, welcher die Kigenschaft € besitzt?« Entsprechendes ist tiber Relationen zu bemerken; es ist dabei gleichgiiltig, ob der Sinn dieser Higenschaft oder Relation unmittelbar in der Anschauung aufgewiesen wird oder ob sie durch logische Operationen aus solchen Higenschaften und Relationen zusammengesetzt ist, deren Sinn anschaulich gegeben ist. (Natiirlich wire hier eine eingehende phinomenologische Analyse des Existenzhegriffs erforderlich; das Vorstehende mag aber zur Verstindigung geniigen.) Gestiitzt auf die Anschauung der Iteration sind wir tiberzeugt, daB der Begriff der natiirlichen Zahl umfangs-definit ist (dies Fundament 1) Leipzig
1918, namentlich
Kap. I, § 6.
44
mu gewif jegliche Arithmetik der Anschauung entnehmen). Nicht umfangs-definit ist aber z. B. der allgemeine Begriff »Gegenstand«, ebenso der Begriff »Higenschaft« oder auch nur »Kigenschaft natiirlicher Zahlen«. Die letzte Behauptung kann man sogar beweisen, wenn ihre Hvidenz nicht ohne weiteres zugestanden wird. Sei nimlich auf irgendeine Weise ein bestimmter Kreis x von Eigenschaften natiirlicher Zahlen abgesteckt, so daB der Begriff »x-Higenschaft« umfangs-definit ist, so ist es ohne weiteres méglich, Higenschaften natiirlicher Zahlen zu definieren, welche auBerhalb dieses Kreises liegen. Bedeutet namlich 4 irgendeine Eigenschaft von Higenschaften natiirlicher Zahlen, so ist die Higen€4,
schaft
einer
welche
natiirlichen
Zahl
x
dann
und
nur
dann
zu-
kommt, wenn es eine x-Higenschaft von der Art 4 gibt, welche der Zahl x zukommt, ganz gewiB ihrem Sinne nach von jeder x-Higenschaft verschieden. Damit ist nicht gesagt, da sie nicht mit einer solchen Eigenschaft umfangsgleich sein kénnte. Umfangsgleich nenne ich zwei
Eigenschaften (natiirlicher Zahlen) dann, wenn jeder Zahl, welche die eine besitzt, auch die andere zukommt, und umgekehrt; jeder Higenschaft korrespondiert eine Menge in solcher Weise, dab umfangsgleichen Higenschaften dieselbe Menge entspsicht. (Dies das richtige Verhiltnis der Begriffe Higenschaft und Menge. Die Verkennung der Tutsache, daB der Sinn eines Begriffs das logische prius gegeniiber dem Umfang ist, ist heute gang und gibe; an ihr leiden auch die Grundlagen unserer Mengenlehre. Sie scheint den sonderbaren Abstraktionstheorien der sensualistischen Erkenntnistheorie zu entstammen; vgl. dawider die kurzen schlagenden Bemerkungen Fichtes in seiner ,,Transzendentalen Logik“'), die sorgfiiltigeren Darlegungen in Husserls ,,Logischen Untersuchungen“). Wer freilich in logischen Dingen nur formalisieren, nicht sehen will — und das Formalisieren ist ja die Mathematiker-Krankheit —, wird weder bei Husserl noch gar bei Fichte auf seine Rechnung kommen.) Wenden wir das eben Gesagte auf den Begriff der rationalen Zahl anstatt auf den der natiirlichen an (auch yon ihm diirfen wir iiberzeugt sein, daf er umfangs-definit ist) und fassen mit Dedekind eine reelle Zahl als eine (besonders geartete) Menge rationaler Zahlen auf, so erkennen wir, daB der Begriff der reellen Zahil nicht wmfangs-definit ist. Ich darf wohl die FuBnote auf S. 594 Ihrer Besprechung der R. Grafmannschen ,,Zahlenlehre“ in den Géttinger gelehrten
Anzeigen
1892
dahin
deuten,
da
Sie
mit
dieser Behauptung
durchaus einverstanden sind, wie denn dies im Ernste niemand, der nur versteht, um was es sich handelt, wird ableagnen kénnen. Nur glaubt 1) Fichtes Werke,
Auswahl
von
Medicus,
Leipzig 1912,
2) Bd. IL (2. Aufl, Halle 1913), S. 106-224.
Bd. VI, 8. 133 ff.
45
man meistens, dai der erwihnte Umstand fiir die Begriindung der Analysis ziemlich belanglos ist, da ja eine hinreichend klare Sinn-Definition des Begriffs der reellen Zahl vorliege: jedesmal, wenn in klarer Weise eine Higenschaft rationaler Zahlen (von gewisser Art) gegeben ist, ist damit auch eine reelle Zahl gegeben, trennend diejenigen rationalen Zahlen, welche der betreffenden Higenschaft teilhaftig sind, von den iibrigen. Daf diese Auffassung aber durchaus irrig ist, mécbte ich hier von neuem durch Analyse des Satzes, daB jede beschrinkte Menge reeller Zahlen eine obere Grenze besitze, erhiirten. Hine reelle Zahl ist eine Menge rationaler, die einer bestimmten Eigenschaft rationaler Zahlen korrespondiert. Eine Menge reeller Zahlen entspricht also einer Eigenschaft 4 von Higenschaften rationaler Zahlen. Die obere Grenze dieser Menge reeller Zahlen ist selbst die Menge derjenigen rationalen Zahlen 2, welche eine gewisse Higenschaft © besitzen, niimlich die folgende: daB es eine Eigenschaft der Art A gibt, welche der Zahl « zukommt. Hine solche Erklirung, welche das Bestehen einer Higenschaft 4 daran kniipft, daB es (tiberhaupt und ohne Einschrankung) eine Higenschaft gibt von der Art, daB ..., ist aber evident sinnlos; der Begriff »Higenschaft rationaler Zahlen« ist nicht umfangs-definit. Sie gewinnt erst dann einen Inhalt, wenn der allgemeine Begriff »Eigenschaft« zu einem umfangs-definiten Begriff »x-Higenschaft« verengert wird; dies sei gelungen, und die entsprechende Hingrenzung mége der Begriff der reellen Zahl erfahren. Bei Hinfiihrung dieser Modifikation
in
der Erklarung
von
©,
erhalten
wir
dann
eine
in ©,
Higenschaft, welche ihrem Sinne nach ganz gewif auBerhalb des Kreises der x-Higenschaften liegt. Wohl kann sie mit einer xHigenschaft umfangsgleich sein, und dann, aber auch nur dann wiirde dieser Higenschaft
©,
eine
reelle
Zahl,
die obere
Grenze,
korrespondieren.
Hs
ist
aber yon vornherein auBerordentlich unwahrscheinlich, daB es méglich ist, in exakter Weise einen umfangs-definiten Begriff »x-Higenschaft« aufzustellen, so daB jede nach dem obigen Schema aus der Gesamtheit der
x-Higenschaften
heraus
zu
definierende
Higenschaft
©,
mit
einer
z-Higenschaft umfangsgleich ist. Jedenfalls liegt nicht der Schatten, eines Beweises fiir eine solche Méglichkeit vor; aber gerade dieser Beweis ware zu leisten, damit die Behauptung von der Existenz der oberen Grenze iiberhaupt einen Sinn bekommt und allgemein wahr ist. Wenn somit die tiblichen Erklirungen solcher fiir die Analysis fundamentalen Begriffe wie »obere Grenze«, »Stetigkeit« usw. so lange eines faBbaren Sinnes ermangeln, als nicht der allgemeine Begriff der Kigenschaft (und Relation) zu einem umfangs-definiten, »x-Higenschaft«, eingeschriinkt wird, — entsteht die Frage, wie eine solche Einschrin-
46
kung geschehen solle. Die historisch vorliegende Mathematik laBt keinen Zweifel iiber die Antwort iibrig: man beschrinke sich auf diejenigen Eigenschaften und Relationen, welche sich rein logisch definieren lassen auf Grund der wenigen, die mit den in Frage kommenden Gegenstandskategorien ohne weiteres in der Anschauung mitgegeben sind (fiir die nattirlichen Zahlen ist das ailein die Relation »folgt unmittelbar auf«). Ich habe versucht, die Prinzipien dieser Konstruktion priizise zu formulieren; es braucht wohl nicht ausdriicklich wiederholt zu werden, daB es sinnlos wire, unter diese Prinzipien eines von etwa folgendem Wortlaut aufzunehmen: Ist 4 eine Eigenschaft von Higenschaften, so bilde man diejenige Higenschaft ©, welche einem Gegenstande 2 dann und nur dann zukommt, wenn es eine mittels dieser Prinzipien zu konstruierende Higenschaft gibt, welche dem 2 zukommt und selber die Eigenschaft .4 besitzt. Das ware doch ein offenkundiger circulus vitiosus; ihn begeht aber unsere heutige Analysis, und ihn mache ich ihr zum Vorwurf. — Die von mir angegebenen Prinzipien machen, wie mir scheint, das Hauptstiick einer »reinen Syntax der Relationen« aus‘), auf die sich die reine Logik stiitzen mu8, wenn sie die Bedingungen zu entwickeln hat, unter denen zwei durch logische Konstruktion gebildete Higenschaften oder Relationen sinnesgleich sind. Was fiir neue Relationen vor unserer Anschauung in der Entfaltung des geistigen Lebens sich auftun werden, lit sich a priori gar nicht voraussehen; wohl aber, glaube ich, lassen sich die Prinzipien der logischen Konstruktion, vermittelst deren wir aus diesen urspriinglichen zusammengesetzte Relationen herleiten, ein fiir allemal aufstellen (ebenso wie die Elementarformen der logischen Schliisse); ein solehes Unterfangen tritt der Freiheit des Geistes nicht zu nahe. Ich bestehe nun nicht darauf, daB man die Vollstindigkeit meiner Tabelle anerkenne, wennschon ich sie auf Grund logischer Selbstbesinnung und gestiitzt auf das historisch vorliegende enorme Konstruktionsmaterial der Mathematik fiir ziemlich gesichert halte. — Die Methode der begrifflichen Konstruktion macht das Wesen der mathematisch-physikalischen Erkenntnis aus (seit Galilei und Descartes sollte dariiber Klarheit herrschen); und so hoffe ich, findet sich auch die Analysis zu dieser Methode zuriick, die sie um einer véllig vagen Allgemeinheit willen zu verlassen im Begriffe war. Die Fundierung der Analysis hiingt aufs engste mit den Anwendungen zusammen, vor allem mit der Physik; mir entgleitet tiberhaupt der Sinn der physikalischen Erkenntnis, wenn ich den Zahlen-, Mengen- und Funktionsbegriff 1) Zur Idee der ,reinen
Bd. II, 8. 328ff.
Grammatik“
vgl. Husserl,
Logische
Untersuchungen,
47
nicht auf die Weise, wie ich’s in meiner Schrift versucht habe, in logischen Konstruktionsprinzipien verankern kann. Gestatten Sie mir, tiber diese Prinzipien noch einige Bemerkungen zu machen; sie sollen den endgiiltigen Standpunkt deutlicher machen, zu dem ich den Leser des ,,Kontinuums“ hinangeleiten michte, und auf dem stehend er, wie ich hoffe, von der Evidenz ergriffen wird, daB bei meiner Begriindungsweise der geriigte Zirkel wirklich ausgeschaltet ist. Jene Konstruktionsprinzipien zerfallen in zwei Gruppen, die ,,ogischen“ (Kap. I, § 2) und die spezifisch mathematischen (Kap. I, § 7); nur von den letzteren soll hier die Rede sein. Die Vermittlung zwischen beiden bildet die Hinfiihrung der Relation ¢ (ein Satz wie: die Rose ist rot, der urspriinglich eine Higenschaft der Rose aussagt, wird aufgefabt als Aussage des Bestehens der Relation «, des ,,Habens“, zwischen der Rose und der Eigenschaft rot). In meiner Darstellung scheint dieser Ubergang zuniichst auBerdem noch bedingt durch die Begriffe der (ein- und mehrdimensionalen) Menge und Funktion, und der vorwirts treibende Gedanke ist die Iteration des durch die 6 ,logischen“ Prinzipien geleiteten Konstruktionsprozesses. So schien es mir der natiirlichen Ideenentwicklung zu entsprechen, obschon eine solche ,,dialektische“ Art der Darstellung, die das Vorhergehende immer wieder in einem héheren Standpunkt aufhebt, in der Mathematik sonst nicht tiblich ist. In dem systematischen Aufbau, zu dem ich schlieBlich gelange (Kap. I, § 8), ist aber — und vielleicht hatte das noch stiirker hervorgehoben werden sollen — der Gedanke der Iteration wieder vollstindig fallen gelassen und muB der Begriff der Menge und Funktion viel weiter zuriickgeschoben werden, als es urspriinglich geschah (namlich an die letzte Stelle, erst unter V. [S. 31 unten] findet er seinen Platz). Wir betrachten etwa die ternire Relation « (wy, Z) (»z, y stehen in der Beziehung Z zueinander«), in der die Leerstellen z, y auf die gleiche Grundkategorie bezogen sind, Z aber auf die Kategorie der biniiren Relationen zwischen Gegenstinden dieser Grundkategorie, und stellen uns das Schema dieser Relation nach der Fufnote auf S. 3 durch eine Holzplatte dar mit zwei kleinen und einem groBen Zapfen, entsprechend den Leerstellen wy, baw. Z. Die Gegenstinde der Grundkategorie werden dargestellt durch Kugeln, die mit einem Loch versehen sind, so daB sie bei Ausfiillung der Leerstellen xy auf die kleinen Zapfen gesteckt werden kénnen. Das sei geschehen. Die Leerstelle Z in « muB
ausgefiillt
werden
durch
eine
binire
Relation
R.
Diese
aber
wird ibrerseits dargestellt durch eine Platte mit zwei Zapfen, die auBerdem ein Loch tragen mu, so groB wie der grofe Zapfen in e; wird sie auf diesen Zapfen gesteckt, so sind nun alle diei Leerstellen in ¢
48
ausgefiillt. Trotzdem geht dadurch aus ¢ noch kein bestimmtes Urteil hervor, sondern es ist zu diesem Zweck weiter erforderlich, dab die beiden Leerstellen « und y in «, bzw. die sie ausfiillenden Gegenstiinde in bestimmter Weise bezogen werden auf die beiden Leerstellen § 4 derjenigen Relation R(&%), welche die Leerstelle Z in « ausfiillt, oder, wie ich mich ausdriicken will, diese miissen an jene ,,angeschlossen® werden. Zum Schema der Relation ¢ gehdren demnach noch zwei aus dem FuB der Zapfen xy entspringende ,,AnschluBdrihte’, mit deren Hilfe bei der Ausfiillung der AnschluB der ,sekundéren“ Leerstellen £4 an die ,,primiiren* zy in der aus der Figur ersichtlichen Weise zu erfolgen hat. Dieser Anschlu8 laBt sich offenbar bei gegebener Relation R noch auf zwei verschiedene Weisen vollziehen. Da die Drahte von oben in die Zapfen £, n eingeleitet werden, soll zugleich deutlich machen, daB bei der Ausfiillung alle Leerstellen ,abgesittigt“ sind. Die Existenz derartiger ,,AnschluBdriihte“ im Schema einer Relation tibertragt sich natiirlich von ¢ auf diejenigen Relationen, welche aus ¢ und den urspriinglichen Relationen mittels der Konstruktionsprinzipien hergestellt werden; durch die Driihte miissen die ,,sekundiren“ Leerstellen der zur Ausfiillung benutzten Relationen teils an die primaren, teils an gewisse Bezugspunkte angeschlossen werden. Hs erfordert einige Anstrengung, sich dartiber klar zu werden, wie nun allgemein das Schema einer Relation aussieht und worin die Ausfiillung besteht, durch welche aus ihm ein bestimmtes Urteil hervorgeht; die eben benutzte Darstellung leistet dabei gute Dienste. Wenn es auch fiir die Syntax der Relationen yon groBem Wert ist, sich dariiber einen vollstiindigen Uberblick zu verschaffen, so kann man doth durch einen einfachen, rein formalen Kunstgriff diesem einigermaen verwickelten Schematismus aus dem Wege gehen, nimlich durch Hinfiihrung der subjekt-geordneten Relationen an Stelle der Relationen, Die in meiner Schrift gegebene Erklarung ein wenig abindernd, verstehe ich hier unter einer subjekt-geordneten Relation eine solehe, in deren Schema innerhalb jeder Gruppe von Leerstellen, die auf eine und dieselbe Gegenstandskategorie bezogen sind, eine bestimmte Reihenfolge derselben festgesetzt ist. Sind in dieser Weise die Leerstellen « und y in unserer obigen Relation « numeriert, und wird zur Ausfiillung der Leerstelle Z auch stets eine subjekt-geordnete biniire Relation benutzt, d. h. sind die sekundiren Leerstellen £ und 4 gleichfalls numeriert, so eriibrigt sich der ,,Anschlu8“, da es sich von selbst versteht, daB die sekundire Leerstelle 1 an die primaire 1 und
49
die sekundire Leerstelle 2 an die primare 2 anzuschlieBen ist. Damit sind dann ¢ und alle daraus abzuleitenden Relationen von der gleichen Art, wie ich sie von Anfang meiner Schrift an voraussetze: um aus ihnen eine sinnvolle Behauptung zu gewinnen, geniigt es, jede Leerstelle durch einen Gegenstand
der betreffenden
Kategorie (der eventuell selber
eime subjekt-geordnete Relation ist) auszufiillen. Vor der Einfiihrung der subjekt-geordneten Relationen schrecke ich trotz des formalen und kiinstlichen Charakters dieses Hilfsmittels um so weniger zuriick, als spiiter, wenn der Ubergang von den Relationen zu den Mengen zu vollziehen ist, notgedrungen die ersteren als subjekt-geordnete vorausgesetzt werden miissen. Eine quinire Relation (um ein bestimmtes Beispiel zu wiihlen) R(wv|acyz) kann man auch auffassen als eine zwischen w und v bestehende, von den drei ,,Argumenten“ xyz abhdnige bindre Relation, und sie kann alsdann zur Ausfiillung einer auf binire Relationen bezogenen Leerstelle Z in einer Relation héherer Stufe benutzt werden; dabei werden von den sekundiren Leerstellen wo|ayz nur die ersten beiden durch Anschlu8 abgesittigt, hingegen bleiben xyz freie Leerstellen, die ihrer Ausfiillung durch Gegenstiinde harren. Von dem geschilderten
ProzeB wird in dem Prinzip 7 der Substitution (8. 26) Gebrauch gemacht. Kommt es uns nur auf die Relationen zwischen Gegenstiinden der Grundkategorien an, so ist freilich zu sagen, daB die Kinfihrung von ¢ und das Substitutionsprinzip fiir sich noch zu keinen weiteren Relationen fiihren als zu denjenigen, die ohne diese Erweiterung allein mit Hilfe der ersten 6 Prinzipien konstruiert werden kénnen. Fruchtbar werden ¢ und das Substitutionsprinzip erst dadurch, daB an sie das Prinzip der Iteration (8), dessen notwendige Vorbereitung sie bilden, sich anschlieBt. Die Iteration aber ist fiir alle mathematischen Begriffsbildungen von der gréSten Bedeutung. Diejenigen Relationen, welche aus den in der Anschauung aufgewiesenen urspriinglichen Relationen des zugrunde liegenden Operationsbereichs durch die angegebenen Hilfsmittel konstruiert werden kénnen, habe ich finite Relationen genannt. Damit ist die gewiinschte umfangsdefinite Einschrinkung des Relationsbegriffs gewonnen, die zur Begriindung einer zirkelfreien Analysis erforderlich ist. Erst jetzt am Schlu8 sollte der Begriff der Menge und Funktion eingefiihrt werden. Und zwar entsprechen die Mengen und Funktionen den (subjekt-geordneten,
finiten)
Relationen
in
der
Weise,
daB, fiir ihre
Gleichheit
oder
Verschiedenheit nicht mehr der Sinn, sondern nur noch der Geltungsumfang maBgebend ist; sie bilden den mathematischen Oberhau zu dem
in der Anschauung
fundierten Unterbau
der Grundkategorien.
50
Diesen durch Hinzuziehung der Konstruktionsprinzipe 7 und 8 erweiterten mathematischen ProzeB (betreffs des Ausdrucks ygl. S. 15) za iterieren, liegt, soviel ich sehe, innerhalb der Analysis nirgendwe ein AnlaB vor, und auch fiir die Anwendungen erweist sich das gewonnene Schema als umfassend genug, so daB sich auf ihm eine verniinftige Theorie des Kontinuums aufbauen laBt (Kap. I).
33. Uber die statischen kugelsymmetrischen Lésungen von Einsteins «kosmologischen» Gravitationsgleichungen Physikalische Zeitschrift 20, 31—34 (1919) Einstein
hat
in
einer
richten d. PreuB. Akad.
S.
142
erschienenen
gleichungen Glied
Note
in
Sitzungsbe-
schwindigkcit f verschwindet, die metrische Funda-
Gravitations-
von dieser Lésung nur ein bis an den Aquator
den
d. Wissensch. seinen
1917,
ein die Konstante 4 enthaltendes
hinzugefiigt.
Uber
die
statischen
kugel-
symmetrischen Lésungen dieser durch das ,,4Glied“ erganzten Gleichungen habe ich am SchluB
meines
(Berlin,
Buches
1918;
ich
,,Raum,
zitiere
Zeit,
es
Materie“
hier
mit
den
Anfangsbuchstaben RZM) einige Andeutungen gegeben, die ich hier etwas genauer ausfiihren méchte. Die
metrische Fundamentalform
einer
stati-
schen kugelsymmetrischen Welt hat bei geeigneter MaBskala
vom
des
Abstandes
r= VRERER
Zentrum
nicht
der
Welt
%,x,%,
die Aquatorkugel sein.
noch
(1)
sind die Raumkoor-
Der Faktor / sowie die Licht-
r+lre=—h,
Wir
fh=J4
(1) stimmt mit der metrischen Fundamentalform
einer (dreidimensionalen) Rotationsflache z— F(r) im
vierdimensionalen
Euklidischen
Raum
mit
den Cartesischen Koordinaten x, %,%,2 iiberein, wenn
F
aus
die
Drehrifi
den
bestimmende
Funktion
wird.
Aquator
umgibt.
gelten
P=—=—1-4r.
: Setzen wir — 7 — 0) Funktionen von a, 2, 7, allein und do® ist eine positiv-definite quadratische Form in den Variablen WX Lg. Ty ist die Zeit, x, 2,23 sind die Rawmkoordinaten. Diese besondere Gestalt der Fundamentalformen wird durch Koordinatentransformation und Umeichen nur dann nicht zerstért, wenn die Zeitkoordinate ay fiir sich eine lineare Transformation erleidet, die Raumkoordinaten gleichfalls nur unter sich transformiert werden und das Hichverhiltnis eine Konstante ist. Im statischen Fall bekommen wir also einen dreidimensionalen Riemannschen Raum mit der metrischen Funda-
65
mentalform do und dazu zwei Skalarfelder ¢ Raum. Als willkinliche Mafeinheiten sind Lingen- und die Zeiteinheit (cm, sec). do? ist sion cm, die Lichtgeschwindigkeit ¢ von
und p in diesem zu wahlen die von der Dimender Dimension
em + sec-4, und g hat die Dimension sec-1. Es ist namentlich zu beachten, daB der dreidimensionale Raum sich nicht
als ein beliebiger metrischer herausstellt (in welchem die Streckeniibertragung nicht integrabel ausfiele), sondern als ein Riemannscher Raum. Kap.
II.
Feldgesetze
und
Erhaltungssitze.
Ubergang zur Physik. Die spezielle Relativitatstheorie lehrte, da8B der in der vierdimensioralen Welt herrschenden Weltgeometrie nicht eine ,,Galileische, sondern eine ,,Kuklidische“ Metrik zugrunde liegt. Es entsprang aber daraus eine Disharmonie, daB die Nahewirkwngsgesetze der modernen Physik
die Huklidische Ferngeometrie zum Fundament hatten. kann
man
einen
spekulativen
seine
,,allgemeine
Grund
dafiir
Hierin
erblicken,
die
Euklidische Weltgeometrie durch die Riemannsche und schlieBlich durch die eben besprochene reine Nahegeometrie zu ersetzen. Hinstein blieb bei der Riemannschen Geometrie stehen;
fiir
Relativititstheorie“
sind
aber
neben dem Ubergang von der Euklidischen Fern- zur Riemannschen Nahegeometrie zwei weitere Gedanken charakteristisch: 1. die Metrik ist nicht a priori gegeben, sondern von der Verteilung der Materie abhangig; in diesem Zusammenhange ist die Relativitdt der Bewegung dasjenige Argument, aus welchem die Theorie ihre Uberzeugungskraft schdpft. 2. Die aus der Erfahrung bekannten und bis dahin unverstandenen Eigenschaften der Gravitation (Gleichheit von schwerer und triger Masse) werden begreiflich, wenn man die Gravitationserscheinungen auf die Abweichung der Metrik von der Euklidischen zuriickfiihrt, nicht aber auf gewisse, ,,in‘‘ der metrischen Welt wirksame Krafte. — Die so zustande kommende Gravitationstheorie steht, obwohl ihre Struktur auf den ersten Blick ganz und gar von der Newtonschen abweicht, wie sich bei Verfolgung ihrer Konsequenzen unter bestimmten vereinfachenden Annahmen herausstellte, im Einklang mit allen astronomischen Erfahrungen. Die neue hier vorgenommene Erweiterung betrifft zuniichst
66
gleichfalls nur die weltgeometrische Grundlage der Physik und stellt als solche den konsequenten Ausbau des RelativititsAber mit eben derselben Macht wie die gedankens dar. Relativitét der Bewegung zur EHinsteinschen Theorie, zwingt uns die Uberzeugung von der Relativitdt der Gréfe zu diesem -daritber hinaus gehenden Schritt. Und bekamen wir damals die Gravitation, so bekommen wir jetzt den Elektromagnetismus
Denn wie sich die Potentiale des Gravitationsgeschenkt. feldes nach Einstein zu einer quadratischen Differentialform
zusammenfiigen,
so,
wissen
hinaus,
in
wir,
bilden
die
Potentiale
des
elektromagnetischen Feldes die Koeffizienten einer invarianten linearen Differentialform. Es liegt deshalb nahe, die in der reinen Nahegeometrie neben der quadratischen auftretende lineare Fundamentalform mit jener Potentialform des elektromagnetischen Feldes zu identifizieren. Dann wiirden nicht nur die Gravitationskrafte, sondern auch die elektromagnetischen aus der Weltmetrik entspringen; und da uns andere wahrhaft urspriingliche Kraftwirkungen auBer diesen beiden ub rhaupt nicht bekannt sind, wiirde durch die so hervorgehende Theorie der Traum des Descartes von einer rein geometrischen Physik in merkwiirdiger, von ihm selbst freilich gar nicht vorauszurehender Weise in Erfiillung gehen, indem sich zeigte: die Physik ragt mit ihrem Begriffsgehalt tiherhaupt nicht tiber die
Geometrie
der
Materie
und
den
Naturkrdften
duBert sich lediglich das metrische Feld. Gravitation und Elektrizitéit wiren damit aus einer einheitlichen Quelle erklart.
Fir diesen Gedanken spricht der gesamte Erfahrungsschatz, der in der Maxwellschen Theorie niedergelegt ist. Denn hier (in der Infinitesimalgeometrie) wie dort (in der Maxwellschen Theorie) ist die lineare Form gy, da; nur bestimmt bis auf ein additiv hinzutretendes totales Differential, erst das
aus ihr sich ableitende
,,Feld‘‘ (= Streckenkriimmung)
f=
welches den
_
Cr
0 &
Oox
Oa,’
Gleichungen geniigt: O fer
0 a;
ist frei von jeder Willkiir; und die elektromagnetische WirkungsgréBe, welche die Maxwellsche Theorie beherrscht,
ergibt sich auch hier als eine Invariante, und zwar als die ein-
fachste Integralinvariante, die iberhaupt existiert. Nicht nur fir die Maxwellsche Theorie eréffnet sich so ein tieferes Verstindnis, sogar der bis jetzt immer als ,,zufallig‘’ hingenommene
begreiflich. Einstein
Umstand,
daB
die Welt
Die angefithrten
auf
seine
allgemeine
Griinde
vierdimensional
ist, wird
scheinen mir denen,
Relativititstheorie
die
hinfiihrten,
an Stirke etwa gleichwertig zu scin, mag auch bei uns der spekulative Charakter noch krasser hervortreten. Stutzig machen kénnte zunichst dies): daB nach der reinen Nahegeometrie die Streckeniibertragung nicht integrabel sein soll, wenn ein elektromagnetisches Feld vorhanden ist. Steht das nieht zu dem Verhalten der starren Koérper und Uhren Das Funktionieren dieser Me8in eklatantem Widerspruch? instrumente ist aber ein physikalischer Vorgang, dessen Verlauf durch die Naturgesetze bestimmt ist, und hat als solcher nichts zu tun mit dem ideellen ProzeB der ,,kongruenten Verpflanzung von Weltstrecken“, dessen wir uns zum mathe-
Schon in der matischen Aufbau der Weltgeometrie bedienen. speziellen Relativitatstheorie ist der Zusammenhang zwischen dem metrischen Felde und dem Verhalten der Mafistibe und Uhren ganz undurchsichtig, sobald man sich nicht auf quasiSpielen somit diese Instationire Bewegung beschriinkt. strumente auch eine praktisch unentbehrliche Rolle als Indikatoren des metrischen Feldes (theoretisch waren zu diesem Zweck einfachere Vorgainge, z. B. die Lichtausbreitung, vorzuziehen), so ist es doch offenbar verkehrt, durch die ihnen direkt entnommenen Angaben das metrische Feld zu definieren. Wir werden auf die Frage nach Aufstellung der Naturgesetze zurickkommen miissen. Die
Durehfiihrung
der
Theorie
mu8
zeigen,
ob
sie sich
bewahrt. — Die Maxwell-Lorentzsche Theorie war gekennzeichnet durch den Dualismus von Materie und elektromagnetischom Feld; dieser wurde (auf dem Boden der speziellen Relativitatstheorie) aufgchoben durch die Miesche Theorie’) 1) Als
Einwand
gegen
Einstein; vgl. den Anhang
die
hier
vertretene
Theorie
formuliert
von
zu der oben zitierten Akademienote des Verf.
2) Ann. d, Phys. 87, 39, 40,
1912/13.
68
An seine Stelle aber trat bei Beriicksichtigung der Gravitation der Gegensatz von elektromagnetischem Feld (,,Materie im weiteren Sinne“, wie Einstein sagt) und Gravitationsfeld; er zeigt sich am deutlichsten in der Zweiteilung der Hamiltonschen Funktion, welche der Einsteinschen Theorie zugrunde Auch dieser Zwiespalt wird durch unsere Theorie ‘liegt.4) Der Integrand der WirkungsgréBe / 28 da muh iiberwunden. eine aus der Metrik entspringende skalare Dichte 8 sein, und die Naturgesetze sind zusammengefaBt in dem Hamiltonschen Prinzip: Fir jede infinitesimale Anderung 6 der Weltmetrik, die auSerhalb eines endlichen Bereichs verschwindet, ist die Anderung
sfBde=f swede
der gesamten WirkungsgréBe =0 (die Integrale erstrecken sich tber die ganze Welt oder, was auf dasselbe hinauskommt,
iiber einen endlichen Bereich, auSerhalb dessen die Variation 6
verschwindet). Die Wirkungsgréfe ist in unserer Theorie notwendig eine reine Zahl; anders kann es ja auch nicht sein, wenn ein Wirkungsquantum existieren soll. Von 8 werden wir annehmen,
da8 es ein Ausdruck
2. Ordnung
ist, d. h. aufgebaut
ist einerseits aus den g,;, und deren Ableitungen 1. und 2. Ordnung, andererseits aus den p; und deren Ableitungen 1.Ordnung.
Das einfachste Beispiel ist die Maxwellsche Wirkungsdichte I. Wir wollen aber in diesem Kapitel keinen speziellen Ansatz fiir Y zugrunde legen, sondern untersuchen, was sich allein aus
dem
Umstande
erschlieBen
148t,
daB
/%8 da
ein koordi-
naten- und eichinvariantes Integral ist. Wir bedienen dabei einer von F. Klein angegebenen Methode.?)
uns
Folgerungen aus der Invarianz der WirkungsgréBe. a) Eichinvarianz. Erteilen wir den die Metrik relativ zu einem Bezugssystem beschreibenden Gré8en @,, g,;, beliebige unendlich Kleine Zuwiichse 6 y,, 6 g,, und bedeutet X ein endliches Weltgebiet, so ist es der Effekt der partiellen Integration, daB das Integral der zugehérigen Anderung 6 Y von %® iiber das Gebiet X in zwei Teile zerlegt wird: ein Divergenzintegral und ein 1) Vgl. Einstein, Hamiltonsches Prinzip und allgemeine Relativititstheorie, Sitzungsber, d. PreuS. Akad. d. Wissensch. 1916. p. 1111. 2) Nachr, d. Ges, d. Wissensch. zu Gottingen, Sitzung vom 19,
Juli
1918.
69
Integral, dessen Integrand von 6g; und 6 9;, ist:
Je ile)
nur noch eine lineare Kombination
aaa Bs) (wi Sg, +3 Wi* dg, dz.
es
{Wore
—
Wie}
Dabei sind tv‘, dv‘ die Komponenten je emer kontravarianten Vektordichte, &', aber die einer gemischten Tensordichte 2. Stufe (im eigentlichen Sinne). Die Komponenten 6 bv! sind lineare _Kombinationen von O@;,
Wir
.
O9;,
driicken
und
jetzt zunichst
]
aus,
daB
i
Ge}
{9ne=
OI itr
/Wdza
‘
sich nicht
Fa andert, wenn die Eichung der Welt infinitesimal abgeindert wird. Ist a=1-+ a das Hichverhiltnis zwischen urspriinglicher und abgeinderter Eichung, so ist a ein den Vorgang charakterisierendes infinitesimales Skalarfeld, das willkirlich vorgegeben werden kann. Bei diesem Proze8 erfahren die Fundamentalgré8en die Zuwichse (9)
99, = In»
9P-=—Z_°
Substituieren wir diese Werte in 6 “f so mégen die Ausdriicke (10)
8 (mn)= mw- BF ae=— + hee
Die Variation (8) a Wir runme teres muB8 hervorgehen. fiir (9) verschwinden: so formulieren wir die Tatsache der Eichinvarianz. 6 8k (a) a
Ot,
i dz uty= 0. 5 + pia) deTae wi ; Om
Formt man den ersten Term des zweiten Integrals noch durch Integration um, so kann man statt dessen schreiben: ae
ae ae
Daraus
(12)
ae ot fa (oe
ergibt sich zundchst
1%3;) dz =0.
die Identitat
oe + MBs = 0
in der aus der Variationsrechnung bekannten Weise: ware diese Ortsfunktion an einer Stelle («,) von 0 verschieden, etwa
70
positiv, so kénnte man eine so kleine Umgebung & dieser Stelle abgrenzen, da® die Funktion in ganz X positiv bliebe; wahlt man in (11) fiir ¥ dieses Gebiet, fiir 7 aber eine auferverschwindende Funktion, welche innerhalb X durchhalb wog 20 ist, so verschwindet das erste Integral, das zweite _ aber fallt positiv aus — im Widerspruch mit der Gleichung (11). Nachdem dies erkannt ist, liefert (11) weiter die Gleichung f
zg
dx=0
0 uy ee
z
Sie gilt bei gegebenem Skalarfeld x fiir jedes endliche Gebiet &,
und infolgedessen mu8
0
Sein —ae)
(18)
sein. Setzen wir (10) ein und beachten, daB an einer Stelle die Werte von én
>
On
Gx,’
Omd%
beliebig vorgegeben werden kénnen, so zerspaltet eine Formel in die folgenden Identitiéten: 1
-
6 3k Om
0 we On,”
aye i
O
hai
a
=wi,
sich
diese
3. hee + hfe =0.
Da Ox/0, die Komponenten eines aus dem Skalarfeld x entspringenden kovarianten Vektorfeldes sind, ergibt sich aus dem Umstande, da8 3'(z) eine Vektordichte ist: 3' ist eine Vektordichte, '* eine Tensordichte, und zwar nach 8. eine lineare Tensordichte 2. Stufe. 1. ist in Anbetracht der Schiefsymmetrie von f eine Folge von 2., da =— =0
ist.
b) Koordinateninvarianz. Wir nehmen mit dem Weltkontinuum eine infinitesimale Deformation vor, bei welcher der einzelne Punkt (x,;) eine Verriickung mit den Kompo-
nenten
é (x) erfahrt;
die Metrik
werde
von
der
Deformation
ungeindert mitgenommen. 6 bezeichne die duch die Deformation bewirkte Anderung irgendeiner GréBe, wenn man an derselbon Raum-Zeit-Stelle bleibt, 6’ ihre Anderung, wenn man die Verschiebung der Raum-Zeit-Stelle mitmacht. Es ist
(14)
ine
{
n=
|
6 &r
Oi
gp
(9, oa, t A
%
Og
\ — 99>
On
Tam?
Geta
Odin
ey
(6.52 ah Gar ane age
) Gy:
Dabei bedeutet z ein infinitesimales Skalarfeld, tiber das unsere
Festsetzungen nichts bestimmen. Die Invarianz der WirkungsgréBe gegeniiber Koordinatentransformation und Abanderung der Hichung kommt in der auf diese (fiinf willkirliche Funktionen
Formel
€
zum
(15)
und
a
enthaltenden)
Ausdruck:
Variation
apes od oe)
sich
beziehenden
+ mh de = 0.
Will man nur die Koordinateninvarianz zum Ausdruck bringen, so
hat
man
~=0
zu
wihlen;
aber
die
so
hervorgehenden
Variationsformeln (14) haben keinen invarianten Charakter. In der Tat bedeutet diese Festsetzung: es sollen durch die Deformation die beiden Fundamentalformen so variiert werden,, da®B die Ma8zahl1 eines von der Deformation mitgenommenen
Linienelements ungedndert bleibt: 6'17=0. Nun driickt aber nicht diese Gleichung den ProzeB der kongruenten Verpflanzung
einer
Strecke
aus,
sondern
l=
—1(g, 6'x,) = — L(y; &').
Wir miissen demnach in (14) nicht x = 0, sondern a = — (9; &') wiihlen, damit invariante Formeln zustande kommen, nimlich:
— 99
2 39 = (eG + Serger) + (GE + 99.)&
eis Die
= f78 >
durch sie dargestellte Anderung
formen
ist
eine
solche,
daB
die
der beiden Fundamental-
Metrik
von
der
Deformation
ungedndert mitgenommen und jedes Lintenelement kongruent verAuch analytisch erkennt man leicht den pflanzt erscheint. invarianten Charakter der Gleichungen (16); an der zweiten tritt er zutage, wenn man den gemischten Tensor
US Se OFF
ri
ads
fi
einfiihrt; sie lautet dann — 6 Gix = bin + Sei -
72
Nachdem die Hichinvarianz bereits unter a) ausgenutzt ist, geniigt es, in (14) fiir a irgendeine besondere Wahl zu treffen; vom Standpunkt der Invarianz ist die zu (16) fihrende = — (9; &') die einzig mégliche. Fir die Variation (16) sei WE + dv*= SFE). G*(&) ist eine linear-differentiell von dem willkiwlichen Vektor-
feld & abhangige
Vektordichte;
ich schreibe explizite
SE) = SFE + Hse + 10h
(der letzte Koeffizient ist af). Fihren wir in (15) steht ein Integral, dessen 8 Sk (é) — BF ge _# Ox,
Wegen
natiilich symmetrisch in den Indizes die Ausdriicke (8), (16) ein, so entIntegrand lautet: (few'
6 9a
Fi
+ (Ge
BN
und
:
sean,
+ Iep %%) Beh =I, 5; Web = 14: Bs.
Integration
es
OX
aus,
Glied unseres Integranden noch eine so erhalten
wir
daher
[em — 74,88 +f, w*) dz = 0.
z
Daraus entspringen die Identititen
(17)
Bl
von W*? ist
Uben wir auf das zweite
partielle
+ +(e 2 9a8 + Ina)
ig
und der Symmetrie
aos
62,6 X,
nach
der oben angewendeten
SchluBweise
(Fer — THB!) + fawt= 0 8 Be
(18)
a
19
Die letzte zerspaltet sich
ISk _ 8 WE
SOG SAE) = 0. in die folgenden
,
ia Taq?
vier:
56f*
MOET yeta
Re
.
UL (Ge + Ge) # + 28" Lo, IV. gers Spree gyormo. ty
73
Ersetzt man in III. nach IV. H7e*
durch
— §,24r — Hfer,
so geht daraus hervor, daB
schiefsymmetrisch
ist in den
Indizes
a B.
YFuihren wir
§,°/
statt §,7° ein, so enthalten ITI. und IV. also lediglich Symmetrieaussagen, II. aber geht tiber in *
a1”)
Pay
Daraus
leie
Pra
6a,
h etyl!
sete CEP =
anes
Bi
folgt T., weil wegen der Symmetriebedingungen 6
gr?
ii
8
Gx, 0%, =p
Har
Ox, 6%, 0x,
-
s
Wie
Der Invarianzcharakter der Koeffizienten G und § von 6" (&),
insbesondere derjenige der GréBen G,*, laBt sich am einfachsten und vollstindigsten durch die Angabe beschreiben, daB G* (é) eine Vektordichte ist (¢‘ aber ein Vektor). Daraus geht hervor, da8 ©," nicht die Komponenten einer gemischten Tensordichte sind; wir sprechen in diesem Fall von einer Pseudotensordichte.
Beispiel.
Fur %8 =1 ist, wie man sofort sieht, pF
infolgedessen:
= fH; a= 0, HE
Unsere
=
foo3
Sk=dkl—f, fF, die Groben § = 0.
Identititen liefern also Ou,’
ra Sk m=,
Om
aotis (SS —4 99a set Set) a B ) + ie Ge sd
=
=O
Die in der letzten Zeile stehenden beiden Formeln werden in der Maxwellschen Theorie durch Rechnung bestatigt; die
Komponenten ©*
bilden
dort
die Tensordichte
der Energie
des elektromagnetischen Feldes, und die letzte Gleichung sagt aus, daB aus dieser Tensordichte durch Divergenzbildung dio ponderomoiorischen Krifte entspringen.
74
Feldgesetze und Erhaltungssdtze. Nimmt man in (8) fir 6 eine beliebige Variation, die auferhalb eines endlichen Gebiets ein solches
& die ganze Welt oder 6 = 0 ist, so kommt
verschwindet, und fiir biet, auBerhalb dessen
Ge-
foWas = f (wdg, + BIg, dz.
Daraus geht hervor, daB in dem Hamiltonschen Prinzip S6% dx =0 die folgenden invarianten Gesetze enthalten sind: hy
c= WD,
i
=0-
Die ersten sind die elektromagnetischen, die zweiten die Gravitationsgesetze. Zwischen den linken Seiten dieser Gleichungen bestehen 5 Identitaten, die oben unter (12) und (17) aufgefiihrt Es sind also im System der Feldgleichungen 5 thbersind.
schiissige enthalten, entsprechend dem von 5 willkirlichen Funktionen abhingigen Ubergang von einem Bezugssystem zu
3' ist die Vektordichte des elektrischen
einem beliebigen andern.
Viererstroms,
'*
die
Weise
aus
der Energie,
G,* die Pseudotensordichte
Im Falle der Maxwellschen elektromagnetische Felddichte. Theorie, die ja nur im Ather gilt, ist, wie es sein muh, 3'=0, und sind G;* die klassischen Ausdritcke. Es gelten h'* =f nach 1. und I. allgemein die Erhaltungssdtze
as’
(eA
act
0,
Ox,
0.
Und zwar folgen die Erhaltungssdtze auf doppelte den Feldgesetzen; es ist nimlich nicht nur a
a
k
Die
i
i
=
2
a
nicht nur, = enge
int
a
»
,
Beziehung,
sondern
auch
sondern
auch = I?,9n* — 7, 1%.
welche
zwischen
= — }MWi;
den
Erhaltungs-
sitzen von Energicimpuls und der Koordinateninvarianz besteht, ist in der Einsteinschen Theorie schon von verschiedenen Autoren verfolgt worden.1) Zu diesen vier Erhaltungssatzen tritt aber als fimfter der Erhaltungssatz der Elektrizitat, und ihm mu konsequenterweise eine Invarianzeigenschaft entsprechen, die eine finfte willkivliche Funktion mit sich bringt; 1) So von
Verfasser.
H. A, Lorentz,
Hilbert,
Einstein,
Klein
und
dem
75
als solehe erkennt unsere Theorie die Hichinvarianz. Ubrigens fihrten die ilteren Untersuchungen tiber den Energieimpulssatz nie zu einem véllig durchsichtigen Resultat. Denn macht man in der Hinsteinschen Theorie keine spezielle Annahme tiber die WirkungsgréBe, so liefert freilich die Koordinateninvarianz vier Erhaltungssiitze, die sich aber keineswegs als die Erhaltungssitze von Energie und Impuls ansprechen lassen, da sie sich in den klassischen Fallen nicht auf diese reduzieren. Das hatte mich schon seit langem beunruhigt. Hier aber erhalten wir die volle Aufklarung: man muf die Koordinatenmit der Hichinvarianz in solcher Weise verkniipfen, wie es unsere Theorie von selbst mit sich bringt — Formel (16) —, um auf die richtigen Erhaltungssitze gefiihrt zu werden. Dieser ganze Zusammenhang ist offenbar ein sehr starkes Argument fir die Richtigkeit unserer These, daB die Naturgesetze nicht nur koordinaten-, sondern auch eichinvariant sind. Es kommt noch dies hinzu. Die elektromagnetischen Gleichungen lauten nach der 2. der Gleichungen in welche (18) zerfiel, folgendermafen: ay” Cay
= 3
(und By CE
ates ap Git Ox 62x
= 0).
Ohne noch die Wirkungsgrépe zu spezialisieren, konnen wir aus der Hichinvarianz allein die ganze Struktur der Maxwellschen Theorie ablesen. Von der besonderen Gestalt der Hamiltonschen
Funktion
beeinfluBt
3%
werden
nur
die
Gesetze,
durch
welche sich Strom 3‘ und Felddichte )'* aus den Fundamentalgré8Ben @;, gix bestimmen. Die Feldgesetze und die zu ibnen gehérigen Erhaltungs-
sitze lassen sich nach (18) und (18) am ibersichtlichsten zusammenfassen in die beiden einfachen Gleichungen
a 3'(a) Oxy
(Hilbert-Kleinsche Kap. III.
=),
Form
Durchfihrung
ICG) Ox;
=0
der Feldgesetze). eines
speziellen Wirkungsprinzips.
Der Ansatz fiir %. Der weiteren Diskussion lege ich dasjenige Wirkungsprinzip zugrunde, das sich analytisch am leichtesten in seinen Konsequenzen iiberblicken laBt:
G+ Bl. FY T ®=-
76
Die Bedeutung von [ und F ist aus Friiherem zu entnehmen, die Konstante f ist eine reine Zahl. Hs gilt
F25V 94+ pot.
5@ =—1 FS (FYg) +4
Es vereinfacht die Durchrechnung sehr, wenn wir die Kichung der Welt durch die Forderung, da8 — F gleich einer (vorzugebenden positiven) Konstanten a ist, eindeutig festlegen; dies ist méglich, weil F eine Dadurch erreichen wir,
Invariante vom Gewichte —1 ist. da® die Feldgesetze DifferentialFir
gleichungen zweiter Ordnung werden.
Fortlassung
der Divergenz
5 LV 99) én,
6 %8 kommt,
unter
?
die ja bei der Integration tiber die Welt verschwindet:
a(et4
3a SVE — 825 Op, gy —*V9z).
Dividieren wir noch durch a, setzen f/a = A und fihren das Weltintegral von 6 (4 RYq) durch eime partielle Integration iiber in das Integral von 6 G, wobei G nur von den g,, und deren ersten Ableitungen abhingt), so kommt das Wirkungsprinzip:
(19) Der
df pt- G+ $= 2G
Aufbau
des Integranden
yo} ae =0.
ist klar:
A{ und
—
&
sind
die
klassischen Terme der Maxwellschen Elektrizitaéts- und der Einsteinschen Gravitationstheorie. Hinzu tritt das ,,kosmologische Glied“* (a/4) Vg, das sich hier ganz zwangsweise ergibt?), und der einfachste Term, der ttherhaupt nach der Mie schen Theorie zur Maxwellschen Wirkungsdichte hinzukommen kann und die Existenz der Materie erméglichen soll: (y; ¢') Vg. Dabei ist zu beachten, da® nach unserer Theorie dieser Ansatz die eine unter einer ganz geringen Anzahl von Méglichkeiten ist (vgl. dariiber den Schlu8 der Arbeit) und jedenfalls die einzige, welche zu Differentialgleichungen von nicht hdherer 1) Gist die in Einsteins zeichnete GréBe.
2) Von
Wissensch,
Einstein
1917.
auf p. 114 zitierter Arbeit mit
eingefiihrt in:
p. 142.
Sitzungsber,
4G@*
d. PreuB, Akad.
be-
d.
77
als der zweiten Ordnung fihrt. Insbesondere steht es hier durchaus nicht in unserm Belieben, tiber das Vorzeichen des
Terms (p, p’) etwa anders zu verfiigen, als es in (19) geschieht. Nach dem Gesagten ist bereits klar, da8 das Prinzip (19) mit den der Nachpritfung durch die Erfahrung zuginglichen Gesetzen des elektromagnetischen und des Gravitationsfeldes auBerhalb der Materie im Einklang ist. Variation der g; liefert die Maxwellschen Gleichungen
(20)
O
ee fix
On
ee
Die elektromagnetische Felddichte ist hier also = f'*, und der Ausdruck rechter Hand die Stromdichte 3‘. Daraus folgt die
Divergenzgleichung
(21) Variation (22) wo SX und
eon a
tape
der g,, liefert die
}
Gravitationsgleichungen
R$ OG, =F Pi Pe FAS, die Maxwellschen Energie-Impulskomponenten
sind
— «+3 (g; g!) oa ee
Verjiingen wir, so folgt
und darauf
R—a+i(y,g)=0
9=+-
=a von nevem (21), Die erste Beziehung liefert wegen — den Erhaltungssatz der Elektrizitiit, der, wie sich so bestatigt,
doppelte Folge der Feldgesetze ist. Die rechte Seite von (22) ist, ganz im Hinklang mit der Mieschen Theorie,
= 1(Sk — 9; 5,)5
im Ather therwiegt das erste Glied, das zweite kommt allein im Innern des materiellen Teilchens (Atomkern oder Elektron) one, ire zur Geltung. Unserer Theorie liegt eine bestimmte Elektrizitatseiheit i Nf ave ad ich Nenne zugrunde. ©
(x die Hinsteinsche Gravitationskonstante, Cg die Lichtgoschwindigkeit im Ather) den Gravitationsradius der Ladung e,
78
so kann man diese Hinheit, wie aus (22) folgt, so charakterigieren: es ist diejenige Ladung, deren Gravitationsradius = Yi ist. Diese Lange ist sicher enorm groB, da sonst die Gleichung (20) der Erfahrung widerspricht; wenn die Zahl fp =1
BPlektrizititseinheit nach
GréBenordnung
ist, hat sie die
jedenfalls
von
und
die
ebenso
des Weltradius.
Wirkungseinheit
Gré8e.
kosmischer
Das
Unsere
ist dem-
, kosmologische*
Moment, das Einstein erst nachtriglich seiner Theorie einfiigte, haftet der wnseren von thren ersten Grundlagen her an. Die Noch zwei Bemerkungen iiber den statischen Fall! statische Welt ist von Hause aus geeicht (vgl. Kap. I); es fragt sich, ob bei dieser ihrer natiirlichen Hichung F = const. gilt. Die Antwort lautet bejahend. Denn eichen wir die Welt um auf die Forderung F =const., so nimmt die metrische Fundamentalform den Faktor F an, und dp = day ist zu ersetzen durch aF YP dr, — sam
Die
Gleichung
aS
(21) liefert dann
a
und
daraus
folgt
| oR
Ges
| OR
een
F# =const.
_ oF
—
Die
(R= gz) zweite
Bemerkung
ist
diese: Im statischen Fall lautet die (00)te der Gravitationsgleichungen (22):
o(de+ $e) = 39% + 28h.
Darin ist A der zum Raum mit der metrischen Fundamentalform do? gehérige Poissonsche Differentialoperator. Die
rechte Seite ist hier positiv; unser Wirkungsprinzip fithrt also in der Tat zu einer positiven Masse und anziehenden, nicht ab-
stoBenden
Kriiften zwischen
diesen.
Mechanik. Die auf der Substanzvorstellung beruhenden Ansiitze, durch die man bisher den Ubergang vom EnergieImpulsprinzip zu den mechanischen Gleichungen zu bewerkstelligen pflegte, welche die Bewegung eines Materieteilchens regeln, erwoisen sich in unserer Theorie als unméglich, da sie den zu fordernden Invarianzeigenschaften widersprechen. Ubrigens fiihren sie, wie ich hier beiliufig bemerke,
schon in der
Einsteinschen Theorie aus eben demselben Grunde, um dessentwillen wir sie hier ganz verwerfen miissen, zu einem
79
falschen Wert der Masse. Der einzig haltbare Weg, der unter Voraussetzung der Existenz materieller Teilchen zu einer wirklichen Herleitung der mechanischen Gleichungen fithren kann,
wurde
von Mie
in dem 8. Teil seiner bahnbrechenden
,,Grund-
lagen einer Materie“ eingeschlagen!) und neuerdings von Hinstein zum Beweis der integralen Erhaltungssiitze fir ein iso-
liertes System beschritten.?) Man denke sich um das materielle Teilchen ein Volumen Q abgegrenzt, dessen Dimensionen gro8 sind gegeniiber dem eigentlichen Konzentrationskern des Teilchens, klein gegeniiber denjenigen Abmessungen, in denen das auBere Feld sich merklich andert. Bei der Bewegung beschreibt Q in der Welt einen Kanal, in dessen Innern der Strom-
faden des Materieteilchens hinflieBt. bestehend
aus
der
,,Zeitkoordinate‘‘
Das
Koordinatensystem,
z= t und
den
,,Raum-
koordinaten‘‘ 2, 223, sei so beschaffen, daB die ,,Raiume 2) = const. den Kanal durchsehneiden (der Durchschnitt ist das eben erwiihnte Volumen Q). Die Pseudotensordichte der Gesamtenergie werde mit ©,* bezeichnet. Die im Raume 2» = const. iiber das Gebiet Q zu erstreckenden Integrale J; von &,° sind die Energie (¢ = 0) und der Impuls (6 = 1, 2, 3) des Teilchens. Integriert man in der gleichen Weise jede der vier Erhaltungsgleichungen
Soe
(23)
tie
die oben allgemein bewiesen worden, so liefert das erste Glied (k= 0) die zeitliche Ableitung dJ,/dt; das Integral tiber die drei andern Glieder ergibt aber nach dem GauB8schen Satz einen
,,KraftfluB“
durch
die
Oberfliche
von
Q,
ausgedriickt
durch ein iiber diese Oberflache zu erstreckendes Integral: die Komponenten der von aufen auf das Teilchen einwirkenden Diese aus der Trennung von Zeit und Raum ,»Feldkraft. hervorgehende Scheidung liefert die fiir die Mechanik charakteristische Gegenitiberstellung von ,,Trdghettskraft dJ;/dt und Feldkraft. Der Integrand des Wirkungsprinzips (19), dessen Konkeine Da fda sequenzen wir jetzt verfolgen, heiBe B. Invariante ist, kann die in Kap. II zum Beweis der Erhaltungssiitze angewendete Uberlegung nicht ohne weiteres beibchalten 1) Ann. d. Phys. 40. p. 1. 1913. 2) Sitzungsber. d. PreuB. Akad. d. Wissensch.
1918.
80
fir eine Variaauch jetzt 6’ fda =0 durch eine unendlich kleine Verschiebung hervorgerufen wird: x = 0, & konstant. mu8 man tberhaupt kemerlei Voraus-
werden. Aber es ist tion 6, die nach (14) im eigentlichen Sinne Damit dies zutrifft,
setzungen
tber
@ machen.
Ist
5G = GING, + OP'S gap,i gosetzt, so folgt daraus auf Grund
tonschen
der Giiltigkeit des Hamil-
Prinzips die Formel
ea) 2642)9 mit Sr — Bop + 2b Genny 20 fre, Dies
sind
Impuls.
aber
nicht
Vielmehr
die
miissen
Erhaltungssitze
wir,
um
diese
zu
fir
Energie
bekommen,
und
die
Maxwellschen Gleichungen zunachst in der Form arschreiben:
(ast sbi fee) 0%
eR es oop hierin 2 = — (q;, &') zu setzen und die so hervorgehende chung mit 2 multipliziert zu (24) addieren. Dann die Gleichungen (28) zustande, und zwar wird
Gleikommen
Si = Be + S96 Gok — Apia fe — Aga. Diese Energiedichte setzi sich aus drei Teilen zusammen: 1. dem nvr im Innern des materiellen Teilchens merklichen Glied
ALE Br p,) OF — p84},
2. dem zum Maxwellschen A{LO¥
8. der Gravitationsenergie
Feld gehérigen
— fia f},
eae9.88 ©) op a at ey Gear, Wir denken uns den auSerhalb ie Kanals herrschenden Wertverlauf der g,, glatt itber den Kanal ausgedehnt, indem wir die feine tiefe Furche, welche die Bahn des Materieteilehens in das metrische Antlitz der Welt reift, »ausglitten™, ,,tiberbriicken“, und behandeln jenen Stromfaden als eine Linie in diesem ausgeglitteten metrischen Felde. Es sei ds das zu-
gehorige Eigenzeitdifferential.
Wir konnen zu einer Stelle des
81
Stromfadens ein solches Koordinatensystem einfiihren, daB dort
ds? = dx,? — (da,? + da? + dx,?) wird, die Richtung des Stromfadens durch dX): d2,: dt: dz,—1:0:0:0
gegeben ist und die Ableitungen Sis8 verschwinden. Fi den an dieser Stelle gefithrten Querschnitt 2p = const. des Stromfadens wird dann auch (approximativ)
thadh dh St)
sein
wie
im
statischen
Fall,
vorausgesetzt,
daB
die
innere
Struktur des Teilchens die gleiche ist, wie wenn es in diesem Koordinatensystem dauernd ruhte; eine bei quasistationdrer Beschleunigung zulassige Annahme. Ebenso wird dann von den tber den Querschnitt des Stromfadens erstreckten Integralen f Sidz, dx, dr,
dort nur das Ote nicht den Wert 0 haben, sondern gleich der Ladung e des Teilehens sein (die nach dem Erhaltungssatz eine von der Zeit unabhangige Invariante ist). Unter solehen Umstinden fallt in dem betrachteten Moment von den iiber die Oberflache der Kapsel Q zu erstreckenden Integralen, den , Kraftflissen“, der von 8. herriihrende Anteil fort; wesentlich dafiir ist, daB
die Ausdriicke
8. nicht nur linear, sondern
abhangen. den Differentialquotienten i ga vernachlassigen, Der von 1. herriihrende Anteil ist zu da auSerhalb des Teilchens 3‘ = 0 ist. Es bleibt nur 2., und dieser Teil liefert die ponderomotorische Kraft des elektromagnetischen Feldes nach der Maxwellschen Theorie: e fy; (fi, ist hier das duBere Feld; die Behauptung ist wenigstens dann richtig, wenn dieses Feld relativ zum Teilchen zeitlich nicht zu stark variiert). Wir bekommen die Gleichungen quadratisch
von
ORB cox Oe
O86
dt
Kehren wir zu einem beliebigen Koordinatensystem zuriick, 60 treten an Stelle der erhaltenen Formeln die folgenden: = J,=mu,,
ist und
ein
Wo
Proportionalitatsfaktor,
ua
die
CLA as
Masse‘
m,
auftritt;
1 6gap
d(mu)
(25)
ds
2
Ou;
Die g,, wie die f,, beziehen sich hier auf die ausgeglittete Metrik. Die Ladung e ist konstant. Multipliziert man die letzte Gleichung mit u; und summiert iiber 7, so findet man Von der also ist die Masse gleichfalls konstant. Konstanten a hingt sie in soleher Weise ab, daB ist (m unabhangig von a). Der
wesentlich
Anschlu8
ihre
fiir
an
die
gewohnlichen
daB
ist,
Giltigkeit
Formeln
die
Wahl m=m
der Va
ist erreicl.t;
Eichung
durch
F =const. normiert wird. Eine Uhr miBt bei quasistationarer Beschleunigung das Integral fds der dieser Normierung entsprechenden Higenzeit. Diese Ergebnisse sind aber gebunden an das hier zugrunde gelegte Wirkungsprinzip. Das Problem der Materie. DaB sich aus den Erhaltungssitzen konstante Ladung und Masse fiir ein Materieteilchen ergeben, erklart noch nicht, da8 Ladung und Masse besitzen und
alle Elektronen die gleiche bestiindig beibehalten; denn
die Teilchen sind doch niemals so vollstandig gegeneinander isoliert, als daB nicht im Laufe langer Zeitraume betrichtliche Abweichungen sollten entstehen kénnen. Dies mu vielmehr
daran liegen, daB die Weltgesetze nur eine diskrete Anzahl statischer Losungen gestatten, die ein stabiles Korpuskel darstellen. Damit kommen wir zu dem eigentlichen Problem der Materie;
1a8t
es
Wirkungsprinzips
sich
lésen?
auf
Es
Grund
des
scheint,
hier
vorausgesetzten
als sei diese
Frage
zu
verneinen, da Mie gezeigt hat, da& die Hinzufiigung eines Gliedes zu der Maxwellschen Wirkungs va to ae aye
gehéren, da w positiv sein mu8; also zu Radien kosmischer In der dreidimensionalen Mamnnigfaltigkeit aller Lé, GroBe! sungen des Gleichungssystems (D) haben wir demnach die eindimenstonale der am Pol und die eindimensionale der am Diese beiden Mannigfaltigkeiten Aquator regularen Felder. werden sich im allgemeinen so wenig ,,schneiden“ wie zwei Gerade im Raum; wohl aber ist zu erwarten, da8 es einzelne besondere Werte von 4 geben wird, die Higenwerte, fir welche ein solcher Schnitt eintritt, d.h. eine Lésung, eine ,,Higenfunktion“ existiert, die sowohl am Pol wie am Aquator regular bleibt. Zu einem wirklichen Existenznachweis der Eigenwerte sind die gegenwartigen Mittel der Analysis kaum ausreichend. Das mutmafliche Weltgesetz. In der durch die Hinsteinisch aufgefaBte Gravitation erweiterten Mieschen Theorie,
wie sie Hilbert dargestellt hat1), wird an die Hamiltonsche Funktion W (= %/Vg) nur die Forderung gestellt, daB sie eine Invariante gegeniiber Koordinatentransformation ist. Diese Forderung 148t fiir sie noch einen weiten Spielraum iibrig. Durch unser Postulat, daB W auBerdem eine Invariante vom Gewichte — 2 sein muB gegentiber Abinderung der Eichung, wird der Spielraum stark eingeengt, doch immer noch nicht in solechem Mae, da® dadurch W eindeutig bestimmt ware. Nehmen
wir an,
nenten
gebildet
daB
W
ist, so
rational
bieten
aus
sich,
den
soviel
Kriimmungskompo-
ich
sehe,
nur
die
folgenden 5 Méglichkeiten dar: 1. die Maxwellsche 1=+f,, f**; 2. nach dem gleichen Muster kann man aus der Vektor-
kriimmung bilden: +F;,F'" Dabei ist die Multiplikation als Zusammensetzung der Matrizen zu deuten. Der Ausdruck ist
selber eine Matrix, aber seine Spur L ist ein Skalar vom wichte — 2: :
Ge-
Ist *L
In-
L=3F%,, 74".
die analog
variante,
so gilt
aus
der Richtungskriimmung
L = *L +1.
gebildete
1) D. Hilbert, Nachr.d. Ges. d. Wissensch. zu Géttingen 1915. p.395.
87
8. Man vertausche in dem Ausdruck von L im zweiten Faktor F4"* die Indizes 6 und 4 miteinander. 4, Aus dem verjiingten Tensor F7,, =F, entspringt der Skalar F,, F, 5. Die oben benutzte Invariante F?. Die aufgestellte Behauptung meint, da® sich jede Invariante der angegebenen Art aus diesen 5 GréBen linear mit numerischen Koeffizienten zusammensetzen lift. Das in den vorigen Absatzen durchgefiihrte Wirkungsprinzip besitzt diese Konstitution: seine Hamiltonsche Funktion war eine lineare Kombination von 1. und 5. Ich glaube, es darf behauptet werden, daB dieses Wirkungsprinzip alles leistet, was
die Einsteinsche
Theorie
bisher geleistet hat, in
den tiefer greifenden Fragen der Kosmologie und der Konstitution der Materie aber eine entschiedeno Uberlegenheit zeigt. Dennoch glaube ich nicht, da8 in ihm die in der Wirklichkeit exakt zutreffenden Naturgesetze beschlossen sind. Im Hinblick auf die eigentliche Gré8ennatur der Kriimmung erscheinen mir naémlich die Invarianten 8.—5. als kimstliche Bildungen neben den beiden natiirlichen, den ,,Hauptinvarianten‘ Tauscht mich dieses dsthetische Vertrauen nicht 1. und 2. (dem die Vierdimensionalitait der Welt recht gibt), so wiirde also das Weltgesetz so lauten: Jede euerhalb eines endlichen Gebiets verschwindende virtuelle Anderung der Metrik, fiir welche Die Konbftdz =0, erfiillt auch die Gleichung 6f8dx=0. sequenzen dieses Wirkungsprinzips gedenke ich in einer Fortsetgzung dieser Arbeit zu verfolgen. Die Fruchtbarkeit des neuen Gesichtspunktes der Kichinvarianz hitte sich vor allem am Problem der Materie zu Die entscheidenden Folgerungen in dieser Hinsicht zeigen. verschanzen sich aber noch hinter einem Wall mathematischer Schwierigkeiten, den ich bislang nicht zu durchbrechen vermag.
35. Bemerkung iiber die axialsymmetrischen Lésungen der Einsteinschen Gravitationsgleichungen Annalen der Physik 59, 185—188 (1919)
Im
Zusammenhang
seiner schénen
die Statik Einsteinscher Civita
auch
angegebenen
die in meiner
Untersuchungen
iiber
Gravitationsfelder') hat Hr. LeviArbeit
axialsymmetrischen
,,Zur Gravitationstheorie“*)
Liésungen
einer
Betrachtung
unterzogen®) und kommt zu der Feststellung, daB meine Resultate zwar zutreffend, aber unvollstindig sind. Mit Riicksicht auf diese Kritik méchte ich meinen damaligen Ausfihrungen
die folgenden Bemerkungen hinzufiigen (ich benutze alle Bezeichnungen jener Arbeit).
Die geriigte Unvollstindigkeit soll darauf beruhen, daB das Wirkungsprinzip nur teilweise ausgenutzt wird. Ich gehe
namlich von einer bestimmten (drei unbekannte Funktionen /, J, A enthaltenden) Normalform
mit
des Linienelementes
den FundamentalgréBen
gy, nur solche
aus und nehme
Variationen
vor,
bei welchen diese Normalform erhalten bleibt. Wa&hrend aber Hr.Levi-CivitaLisungen der homogenenGravitationsgleichungen sucht, die dort gelten, wo der Hnergie-Impulstensor verschwindet,
gehe ich darauf aus, das Feld gegebener, verteilter
Massen
und
element hat jedenfalls
Ladungen
zu
rotationssymmetrisch
ermitteln.
die charakteristische
ds? = fdt® — (ld3? + do’),
Das
Linien-
Gestalt
(A= 2,,
t=2,),
wo f, 4 de? nur'von den Variablen z,z, abhingen. Statt der kovarianten Komponenten 7,, des Energietensors benutze ich
die Komponenten der gemischten Tensordichte T,* = Yg- 7,*. Die Massenverteilung wird durch &4 angegeben. Verschwinden 1) ds’
1917/19.
einsteiniani
2) H. Weyl,
in campi
newtoniani,
Ann. d. Phys. 54. p. 117.
Rend.
1917.
3) Siehe die VIII. in jener Folge von Noten
Acc.
1919.
dei
Lincei,
89
alle andern Komponenten der Tensordichte {,‘, so hat man es mit inkohirentem ,Staub“ zu tun, und es ist klar, daB sich dieser Staub unter der Kinwirkung des von ihm erzeugten Gravitationsfeldes in Bewegung setzen wird. Statischen Lésungen miissen aber ruhende Kérper zugrunde liegen, und ich bedarf also eines Systems
von radial-axialen
(1)
um
die
Kérper
in
ihren
at
a7
Shy
Fey
einzelnen
Spannungen
Teilen
und
gegeneinander
ins Gleichgewicht zu setzen. (Es ist daran zu erinnern, dab das Problem des Gravitationsfeldes nach Kinstein erst bestimmt ist, wenn nicht nur die Massenverteilung der felderzeugenden
Kérper gegeben ist, sondern auch deren dynamische Konstitution.)
Ich nehme also an, da8 Spannungen (1) wirken, welche den Gravitationskraften das Gleichgewicht halten. In dieser Form besitzt aber die Aufgabe noch einen Grad der Unbestimmtheit;
ich
brauche
demnach
eine invariante
Relation,
an welche
die
Spannungskomponenten gebunden sind. Die bei weitem einachste Annahme, welche gemacht werden kann und welche meiner Berechnung zugrunde liegt, ist die, daB
,'+%,?=0
(2)
Unter diesen Umstanden
wird.
bei meiner Art
des Variierens
liefern namlich die Spannungen vollstindig,
erhalt gerade diejenigen Beziehungen den Gravitationsgleichungen 1
(3)
Ry — zIuF
wenn
man
existiert
ein
entstehen,
und man
keinen Beitrag,
zu 09t
welche
aus
=—f,
die unbekannten
Spannungen
eliminiert.
Das von mir gewonnene Ergebnis lautet also im Falle der ungeladenen Massen (§ 5), streng formuliert, folgendermaBen. Es
x, 2 =r
von
der
Art,
,,kanonisches“
Wenn
Koordincten
die
da? = h(dz* + dr’)
Massenverteilung
gegeben,
x, = 2,
daB ie
l= van
ist.
Koordinatensystem
d. h. wenn
im
sae Us=ro
Bildraum
der
kanonischen
90
eine bekannte Funktion
ist, so gibt es ein und nur
von r und z
ein der Bedingung (2) geniigendes System von Spannungen (1), welches den Gravitationskriften der Massen das Gleichgewicht
Auch ist das Gravitationsfeld eindeutig bestimmt, und zwar
hilt.
auf Grund
der Gleichungen
(4) 4y= 30,
(p. 138,
139):
47=—(yvl,
(w=leVf, 7 =le Var).
Die Werte der Spannungskomponenten, die ich a. a. QO. nicht bestimmt habe, kann ich jetzt ohne weiteres aus den Formeln
von Hrn. Levi-Civita entnehmen, der die linken Seiten (@,, in seiner Bezeichnungsweise) der Gleichungen (3) explizite berechnete.
Hs wird im khanonischen Koordinatensystem Tt=—f?=7,—7(y,"—
y,7),
— GP =—-Tl=7—-2rwy,,
wobei die Indizes 1 und 2 an den Funktionszeichen y und y die Ableitungen
Levi-Civita
nach
2, = r bedeuten.
bzw.
z, =z,
vermiBt bei mir die Gleichungen
%2— TW —W)=0,
7, -2rmyy, =,
welche in der Tat dort gelten, wo der Energie-Impulstensor verschwindet; aber fiir meine Problemstellung verschwinden
deren linke Seiten im allgemeinen nicht, sondern liefern gerade diejenigen eindeutig bestimmten sind,
die
Massen
Erhaltungssitze
ins
Spannungen,
Gleichgewicht
fir den Impuls
zu
welche imstande
setzen.
(28 +) new no
Die
beiden
| (FE + FF) rem =,
(5) fiihren
zu den Feldgleichungen (4) zuriick.
yon (5) sind n&émlich baw.
:
= 2ry,(4y —= g
1 0*) 2 1
= ary, (4w — > 0°) Abnliche
Resultate
ergeben
os
Die linken Seiten
und
— (477 + [wy))sich
in dem
yon
mir weiter-
hin behandelten Fall der geladenen Massen (§ 6). Eine kurze Rechnung liefert fiir diejenigen Spannungen, welche den elektro-
91
statischen und den Gravitationskriften das Gleichgewicht halten miissen:
Zl=-
TP =7,+792°—9,),
—22=—T'=74+
2p
y-
Es ist bemerkenswert, da® die Spannungen I nur die ersten Ableitungen der Potentiale y (bzw. y) und y enthalten; auBerdem:
ist
die
Massendichte
von
erster,
so
sind
sie
von
zweiter Ordnung unendlich klein. Von diesen Spannungen (die freilich vorhanden sein miissen, aber nur die Rolle eines yotativs’ spielen, dazu dienend, die Kérper festzuhalten) durfte
man also wohl behaupten, daB sie vernachlassigt werden kénnen. Mit einer dahin lautenden Bemerkung glaubte ich mich a. a. O. der
genaueren
sollen.
Auf
Diskussion
die Kritik
dieser
Verhidltnisse
des Hrn. Levi-Civita
mir aber jetzt angebracht,
den damals
verhalt explizite klarzulegen.
entziehen
hin schien
zu
es
nur angedeuteten Sach-
36. * Ausbreitung elektromagnetischer Wellen iiber einem ebenen Leiter
‘Annalen der Physik 60, 481—500 (1919) § 1. Das
Problem
Die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen
im Raum,
der zur Halfte von
einem homogenen Dielektrikum, zur andern von einer homogenen Substanz endlicher Leitfahigkeit erfiillt ist (eine Ebene soll die gemeinsame Grenze beider Teile sein), ist von
SOMMERFELD
in einer bekannten
Arbeit
untersucht
wor-
den?). Ich glaube aber, dass die dort zur Diskussion der Lésung eingeschlagene Methode dem Problem zu wenig angepasst ist, und méchte daher im folgenden auf eine andere hinweisen, welche mir auf natiirlicherem Wege zu durchsichtigeren und vollstandigeren Resultaten zu fiihren scheint. Die Grundformel. Wir benutzen rechtwinklige Koordinaten x yz. Im Nullpunkt O befinde sich der Ursprung einer Kugelwelle. Eine solche kann — in einem Halbraum wie z = 0 — aufgefasst werden als Superposition von lauter ebenen Wellen verschiedener Richtung, wobéi Richtungskegel der gleichen Grésse mit der gleichen Intensitat zur Geltung kommen. Es gilt namlich im Gebiete z > 0 folgende Formel
fer Mahe
YO de),
(1)
Darin ist & eine reelle positive Konstante, R ist die Entfernung des im oberen Halbraum gelegenen Punktes P = (x yz) vom Ursprung. (« By) bezeichnet einen Punkt auf der Einheitskugel, nach dem integriert wird — es ist also, wenn 3, p die zur z-Achse gehérigen Polarkoordinaten sind,
und
a=sindcosp,
B=sindsing,
y=cosd
—
dw = sin & dé dy
das Oberflachenelement der Einheitskugel. Es ist zu integrieren nach @ von 0 bis 27, nach # iiber den in der Figur 1 breit ausgezogenen Weg in der komplexen §-Ebene; auf ihm durchlauft sin? die positiven Werte von 0 bis oo,
1) A. Sommerretp, Uber die Ausbreitung der Wellen in der drahtlosen Telegraphie, Ann. Phys. 28, 665-736 (1909).
93
bleibt der schliesslich ins Positiv-Unendliche wachsende Realteil von ikcos? durchweg = 0. Diese Umstiinde verbiirgen die Konvergenz des Integrals im oberen Halbraum. Man muss also nicht nur alle ebenen Wellen zusammenfassen,
deren Fortpflanzungsrichtung (« 8 y) mit der z-Achse einen Winkel # zwischen 0 und 7/2 bildet, sondern noch eine kontinuierliche Serie komplexer Neigungswinkel # hinzunehmen. 9-Ebene
Der Beweis fiir (1) ist leicht erbracht. Wir fiihren Polar-
koordinaten
n, y zur Achse OP ein; dann wird das Integral
auf der rechten Seite 1
en ik Reosn cin n dn dy.
2a
Der Integrationsbereich ist in den Variablen , y zundchst ein anderer (durch andere Ungleichungen zu beschreibender) als in den Variablen #, y; nach dem Caucuyschen
Fig. 1. satz kénnen wir ihn so dass jetzt wieder py von 0 bis 2x,
Integral-
aber durch den gleichen ersetzen: lings des oben gezeichneten Weges
lauft. Die Integration nach yp vollziehend und tk Reosn=t
als Integrationsvariable an Stelle von 7 einfiihrend, erhalten wir dann
1
—aE
Fk cos Walia
|
_,]ikR eT #R
seers 3 alts
Mia a
SOMMERFELD benutzt zur Darstellung von J/, diejenige Formel, welche aus der unsrigen (1) hervorgeht, wenn die Integration nach @ ausgefiihrt wird’). Aber gerade dadurch wird die auf dem Caucuyschen
Freiheit der Verlagerung
Integralsatz beruhende
des Integrationsbereiches von vornherein so einge-
schrankt, dass eine natiirliche Diskussion unméglich wird. Man muss namlich,
um die Verhaltnisse in einem Punkte P bequem zu tiberblicken, Polarkoordinaten zur Achse OP einfiihren, also auf der Einheitskugel um diese Achse und nicht um die z-Achse herum integrieren. Die Lésung. Ein im Punkte O in der Richtung der z-Achse schwingender
Dipol sende ungedampfte Schwingungen aus. Das homogene Medium habe die Dielektrizitatskonstante ¢, die Permeabilitat 1, die Leitfahigkeit o. c sei die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, y die Frequenz; ¢ bedeutet die Zeit. Das Feld leitet sich aus einer Hertzschen i=
Funktion e” - [7 her; dabei ist
(2)*{e = fee} €
1) Vgl. indes seine Bemerkungen auf S. 733, insbesondere Gleichung (64).
94 Wir nehmen
jetzt an, der obere
Halbraum
z > 0
sei von einem Dielektri-
kum erfiillt (¢ = 0, & reell und > 0); im unteren Halbraum z < 0 aber befinde sich eine Substanz endlicher Leitfahigkeit. Die auf sie beziiglichen Gréssen (z.B. k’) sollen durch einen Akzent charakterisiert werden. Der Dipol befinde sich zunachst nicht im Nullpunkt, sondern auf der z-Achse im Abstand d ober-
halb des Nullpunktes. Die einfallende Welle leitet sich dann aus der soeben angegebenen HErtzschen Funktion her. Im oberen Halbraum bildet sich ausserdem eine reflektierte Welle, im unteren eine gebrochene aus von der gleichen Frequenz ; auch sie entspringen aus je einer Hertzschen Funktion eit. TT,
eft IT,
Fiir das gesamte Feld im oberen Halbraum
ist die Funktion // = JI,+ I,
massgebend. Die Grenzbedingungen an der Trennungsebene z = 0 verlangen,
dass JJ und 1/k? - 0/7/dz stetig hindurchgehen:
eee a i
iNfesTe,
ee
fiir z= 0.
Wir zerlegen die Kugelwelle 7, in ebene: im Gebiete z < d, also insbesondere auf der Trennungsebene, gilt
Diya 9
2a J
fe
emer
ea
ae
,
Zu jeder der ebenen Partialwellen bestimmen wir die reflektierte und gebro-
chene; durch ihre Summation
den Welle
erhalten wir dann JJ, und J7’. Aus der einfallen-
en iklant By + (dz)
022-4
entsteht die reflektierte und die gebrochene
eth t a By ta te) . n
(z 220)
eT tk (ae + p'y—y'2} p—ikyd ie
(z 0), von der z-Achse den Abstand 7, vom Ursprung R; OP bilde mit der z-Achse den Winkel #,:
Yo = COS y = >
:
¥
sin By = -p--
96
Wir setzen jetzt zur Vereinfachung &=1, d.h. wir benutzen den (2 o)-ten Teil der Wellenlinge im Dielektrikum als Masseinheit fir alle vorkommenden Entfernungen. R sei (im Vergleich zur Wellenlange) eine grosse Zahl. Indem
wir Polarkoordinaten 7, y zur Achse OP einfithren, wobei wir die Ebene durch
zAchse und OP als Nullmeridian benutzen, erhalten wir
(7)7
tg 1—/e f[-ineosn.1. fsi nn dy dp. H=> Dabei ist in f ==
f(y) fiir y einzusetzen:
y = cos
(8)
= cos By cosy + sind, sin y cos p.
Es ist nach y zu integrieren von 0 bis 27, nach 7 am besten langs eines solchen Weges (er ist in Figur 1 gestrichelt eingetragen), der zunachst vom Punkte n = 0 im Gebirge des Imaginarteils von cosy méglichst steil in die Tiefe fiihrt (1 — cosy rein imaginar)!). Die Integration nach y denken wir uns ausgefiihrt; wir erhalten den Mittelwert
t=
an Stelle von 7:
BR
des
Dieser Ausdruck
lasst ohne
Integrationsweges
einen
ieee SOnRTE
a
0
ea
weiteres
de
erkennen,
wesentlichen
Beitrag
(9) dass nur der erste Anfang
zum
Wert
des
Integrals
leistet ; es kommt also bei der Integration auf der Einheitskugel im wesentlichen
nur die unmittelbare Umgebung des in der Richtung OP gelegenen Punktes in Betracht. In erster Annaherung (wobei der begangene Fehler von der Gréssenordnung 1/R) kénnen wir f durch seinen Wert fiir ¢ = 0, d.i. f(cos#) ersetzen und erhalten
F ~ f(cos 9).
(10)
In Entfernungen vom Erreger, die gross sind gegeniiber der Wellenlange, hangt also Schwéchung und Phasenverschiebung der Kugelwelle nur ab von der Richtung OP, und zwar in der aus (6) und (10) ersichtlichen Weise. Insbesondere ist zu bemerken, dass /(cos#) verschwindet fiir ) = 2/2. In erster Annaherung wird demnach die ldngs der trennenden Oberfldche selbst fortschreitende Erregung zu 0
1) In seinem weiteren Verlauf muss er freilich von dieser PaBstrasse abfiihren, damit die Singularitaten von / vermieden werden. In § 3 kommen wir genauer darauf zuriick.
97
abgeschwéicht. Der Grund dafiir ist aus unserer Herleitung klar. Diejenigen in der Kugelwelle enthaltenen ebenen Wellen, welche unter Winkeln # von der Quelle ausgehen, welche nur wenig kleiner als 2/2 sind, werden fast vollstandig zerstort
von
solchen,
die durch
Reflexion
aus Wellen
entstanden
sind, deren
Winkel # wenig grésser sind als 2/2. (10) ist das erste Glied einer asymptotischen Entwicklung nach Potenzen
von 1/R. Man sieht zunichst leicht, dass { eine Entwicklung nach ganzen posi-
tiven Potenzen von ¢ in der Umgebung dazu die Taylor-Reihe
der Stelle ¢= 0 zulisst. Man
bilde
Auf das einzelne Potenzglied
(vy — yo)" = [cos % (cos 7 — 1) + sin 9 sin 7 cos p]* wende man den binomischen Lehrsatz an und integriere nach y: es bleiben nur diejenigen
Glieder stehen, welche den zweiten
Summanden
in einer geraden
Potenz enthalten, in denen also 4 nur als ganzzahlige Potenz von
sin? 7 = (1 — cos 7) (1 + cos 4) =14 (2 —71) auftritt. Das
Integral von
(y —y,)"
nach
y ist somit
ein Polynom
in ¢, in
welchem ¢”? oder ¢*/? die niedrigste vorkommende Potenz ist, je nachdem h gerade oder ungerade. Das erste Glied der Entwicklung
(11)
fa
fet ist natiirlich a) = f(yo) = fy, das zweite
Aus (9), (11) und
=A {gy,— aero} lip
fo (1 — ¥6)
e
ae
h!
/ ON 0
fliesst die asymptotische Entwicklung
F~
=
a
Sv mie
Die beiden ersten Glieder ergeben / - sin Oo/2 au (cosGre #9) aint. cos F epee Bo) *Aiea B oiicosite = (cos In der unmittelbaren Nachbarschaft der Trennungsebene
ersten, das fiir J = 2/2 verschwindet,
noch
(12)
wird neben dem
dies zweite zu beriicksichtigen
98
sein. Es ist dort von der gleichen Gréssenordnung (nadmlich 1/R) wie das erste, wo cos#) = 2/R klein ist wie 1/R, wo also die Erhebung z tiber der Grenzflache der 1, d.i. der Wellenlange vergleichbar ist. Setzen wir fi
244
ie
n?(n® +
memay
gh Oe
10) == pC
1)
at
so ist in diesem Bereich, wie (12) lehrt, >
Fr
O,2—-1C,
ane
(mit einem Fehler von der Gréssenordnung 1/R*). — Nirgendwo zeigt sich hier eine Andeutung dafiir, dass es berechtigt ware, den Vorgang in eine «Raum»und eine «Oberflachen»-Welle zu trennen. § 3.
Die
Singularitaten des Integranden. Zerlegung in Haupt- und Nebenwelle
der
Stérung
Nun sind freilich die bisherigen Annaherungen brauchbar nur fiir den Fall, dass eine miassige Zahl ist. Wenn » gross ist, wird eine néue Untersuchung erforderlich. Mathematisch gesprochen, werden wir den Grenziibergang lim =co zu vollziehen haben. Aus der Formel (5) geht hervor, dass dabei F gegen 1 kon-
vergiert ; doch ist die Konvergenz nicht gleichmassig in dem ganzen oberen Halbraum, sondern, wenn ¢ irgendeine positive Zahl ist, nur fiir 0 < #) Sa/2—e. Was hier zu tun iibrigbleibt, illustriere ich durch das bekannte « Grppssche
Phanomen» in der Theorie der Fourierschen Reihen. Entwickelt man diejenige Funktion s(x), welche im Intervall von —z bis 0 gleich —1,
im Intervall von
0 bis x gleich + 1 ist, in eine Fouriersche Reihe, so konvergiert die m-te Partialsumme s,(x) mit unbegrenzt wachsendem Index » gegen s(x); jedoch nicht gleichmassig in einem Intervall wie
FSXSTS,
4
see
welches die Sprungstelle Ungleichung
«= 0
ge
einschliesst.
[Sa(x) = Si ( »)|
ca
=
Dagegen
gilt hier die folgende
S$
(13)
bedeutet und const unabhangig ist von und x. Sie gibt genauen Aufschluss dariiber, wie sich die Partialsummen s,,(x) bei grossem in der Nahe der Sprung-
stelle verhalten;
man
sieht aus ihr insbesondere,
dass der jahe Ubergang
der
Funktion s,,(x) vom Niveau —1 auf das Niveau +1 an der Stelle x = 0 vorbereitet und gefolgt wird von heftigen, dicht gedrangten Oszillationen. Wegen
99
der mangelnden Gleichmassigkeit ist die Naherungsformel s,,(x) ~ s(x) unzulanglich; erst die gleichmassig giiltige, im Sinne der Ungleichung (13) zu interpretierende s,,(x) ~ Si(mx) ist wirklich brauchbar. — Das Analoge ist hier zu
leisten: wir wollen F (das dem s,, beim Gipssschen Phanomen entspricht) durch eine in ihrem Wertverlauf leicht tiberblickbare Funktion F* [analog zu Si(nx)]
approximieren, so dass im ganzen oberen Halbraum und fiir alle hinreichend grossen Werte des komplexen Brechungsindex » die Ungleichung We
F*|
0, in dem Sinne, dass C
aus der Vereinigung von C-, C+ und dem einen Punkte 0 bestiinde (jeder Punkt entweder mit 0 zusammenfiele oder zu C~ oder zu C+ gehérte). Erscheint dies dem heutigen Mathematiker mit seiner atomistischen Denkgewéhnung anstdssig, so war es in friiheren Zeiten eine allen selbstverstaéndliche Ansicht: innerhalb eines Kontinuums lassen sich wohl durch Grenzsetzung Teilkontinuen erzeugen; es ist aber unverniinftig, zu behaupten, dass das totale Kontinuum aus der Grenze und jenen Teilkontinuen zusammengesetzt sei. Ein wahrhaftes Kontinuum ist eben ein in sich Zusammenhangendes und kann nicht in getrennte Bruchstiicke aufgeteilt werden; das widerstreitet seinem Wesen. Ct ist ein Kontinuum in dem gleichen Sinne wie C: Medium freien Werdens; auch bei seiner
mathematischen Erfassung miissen wir daher nicht von den Punkten, sondern von den Intervallen ausgehen. Ihm liegt zugrunde das System 2+ derjenigen
Dualintervalle, deren erste Charakteristik m positiv ist. Ein Gesetz, das aus jeder natiirlichen Zahl ein Intervall dieses Systems erzeugt, und zwar so, dass
die Intervalle der Folge ineinander eingeschachtelt sind, liefert eine bestimmte Zahl
im
Kontinuum
C+;
schachtelungsbedingung
Wahlakte,
gebunden,
welche
an das
System
2+ und
die Ein-
im iibrigen aber frei sind, erzeugen eine
werdende Folge, welche «die im Bereich C+ sich bewegende Variable»
darstellt.
Man wird hier gewahr, dass «Punktmengen», welche als Variabilitatsgebiet ftir Funktionsargumente in Betracht kommen, immer nur Verkleidungen von «Intervallmengen», genauer von definiten Intervallmengen sein kénnen. Nur itber derartige Punktmengen ist aber auch eine allgemeine Theorie innerhalb der Analysis méglich, da sie unter die Rubrik der functiones discretae fallen. Neben dem System 2+ trat oben das System 2 der Dualintervalle auf, deren
erste Charakteristik m < 0 ist, und drittens das System 2° der durch m = 0 charakterisierten Dualintervalle. der «rechts
von
0 gelegenen»,
Y+, Y-, X° bestimmen
bzw.
der «links von 0 gelegenen»
und
das Kontinuum der «mit
0 zu-
sammenfallenden» Punkte. Betrachten wir jetzt eine der gewdhnlichen, auf eine reelle Variable x anzuwendenden
Operationen, z.B. x*. — Aus mehreren Dualbriichen a, a’, ... in
174
endlicher
Anzahl
kann
man
leicht das
konstruieren, welches jene Dualbriiche wir mit (a, a’, ...). Sind
einzige
Dualintervall
héchster
Stufe
dies Intervall bezeichnen
alle enthalt;
die Endpunkte eines Intervalls 7, so liegen die Quadrate aller Dualbriiche, welche in das Intervall 7 hineinfallen, ihrerseits in dem Intervall
=
(ai,a@a, a’).
Ist eine reelle Zahl « gegeben durch eine Folge ineinander eingeschachtelter Dualintervalle,
so erhalt man
die Zahl «?, indem
man
von
jedem
Intervall
der Folge das « Quadratintervall» 2? bildet. Die Entstehung von «? aus « beruht
+
also nicht auf der Zuordnung von Jntervallfolgen, sondern einfach auf der Zuordnung von Intervallen: es handelt sich um das Gesetz, das aus jedem Intervallz das Intervall 7? erzeugt; dies Gesetz nennen wir «die Funktion x». Lasst
man eine Folge ineinander eingeschachtelter Dualintervalle 7 durch freie Wahl Schritt fiir Schritt entstehen, so entspricht ihr nach diesem Gesetz eine werdende Folge von gleichfalls ineinander eingeschachtelten Intervallen 7%. In ahnlicher Weise erklaren wir die Funktion x - y (die Operation der MultipliRation) im Gebiet von zwei Variablen x, y. Diesem Variabilitatsgebiet liegt zugrunde das System der durch drei ganzzahlige Charakteristiken m, n; h voneinander zu unterscheidenden «Dualquadrate» mit den Eckpunkten _m+1 i Sap oha
Setzen wir m—1 aa,
ee ald wae
‘) m+i1, Va
ee 2
n—1 b= 7B,
uae ; m+. vase,
so erzeuge man aus diesem Quadrat J das Intervall:
a)
= (ab, a' b, ad’, a’).
Dieses Gesetz x ist die Funktion x - y; durchlauft J eine werdende Folge ineinander eingeschachtelter Quadrate, so z(J) eine werdende Folge ineinander eingeschachtelter Intervalle. Interpretieren wir endlich noch die im Gebiete zweier Variablen x, y giiltige Identitat
(% + y) (x — y) = 2? — y® Ein
Paar Dualbriiche
a, b nennen
wir «den
Schnittpunkt
(*) von
a mit b». Sind
a, a’, ... mebrere (z.B. drei) gegebene Dualbriiche, und ist daneben noch eine
175
zweite Reihe von endlichvielen (z.B. vier) Dualbriichen 6, b’, ... gegeb en, so k6énnen wir das kleinste Dualquadrat bilden, das die samtlichen (3 - 4) Schni ttpunkte von a, a’, ... mit b, b’, ... enthalt:
Die
Funktion
ECAC! S| ha) =a+y,
y=x—y
eles +
om
J
a
ist das Gesetz, welches aus jedem
a
lea
Fig. 2.
Dualquadrat
punkte von a, a’ mit 6, b’ sind, das Quadrat
J, dessen Ecken die Schnitt-
J’=(a+6,a'+b,a+0b',a'+0'|a—b,a'—b,a—0’,a'—
3d’)
erzeugt; aus ihm werde das Intervall ¢ gebildet nach dem Gesetz x’+ y’ (das eben mit z bezeichnet wurde). Damit ist die linke Seite von (*) konstruiert.
Analog rechts: Man bildet aus J zunachst das Quadrat
J? = (a2, aa’, a’? | bY, bb, b”) (das ist die Funktion
x” = x?, y” = y?] und daraus das Intervall 7 nach
dem
Gesetze x’’— y”. Die Gleichung (*) behauptet, dass, welches auch das Dual-
quadrat J sein mag, 7 wnd 2 sich stets tiberdecken.
Die angefiihrten Beispiele legen uns den allgemeinen Begriff der stetigen Funktion einer reellen Veranderlichen nahe. Eine solche Funktion wird bestimmt nicht durch ein beliebiges Gesetz, das einer werdenden Intervallfolge eine werdende Intervallfolge zuordnet, sondern durch ein Gesetz, nach welchem
einfach jedes Dualdntervall (sobald es einmal hinreichend klein geworden ist) ein Intervall erzeugt. Das entspricht auch vollkommen dem Sinn, wie dieser
Begriff in den Anwendungen
Argument
der Mathematik
gebraucht
wird:
sobald das
mit einem gewissen Grad der Genauigkett gegeben ist — und anders
ist es in den Anwendungen ja nie gegeben -, ist auch einem zugehérigen Grad von Genauigkeit bekannt. Der ersteren unter jede Grenze (wenn die Funktion in einem betrachtet wird). Die stetigen Funktionen sind demnach
der Funktionswert mit letztere sinkt mit dem beschrankten Intervall nur verkleidete «func-
176
tiones discretae»; und nur darum kann die Analysis eine allgemeine Theorie iiber sie aufstellen. Eine stetige Funktion, erklaren wir, ist bestimmt durch ein Gesetz p, das aus jedem Dualintervall 7 entweder nichts oder ein ebensolches Intervall, y(i), erzeugt. Es gehdrt ferner dazu ein Gesetz, aus jedem Intervall 7 eine natiirliche Zahl m, erzeugend, von folgender Art: Ist ¢ irgendein Dualintervall, 7 eine natiirliche Zahl = n,, so erzeugt das n-te derjenigen Dualintervalle, welche im Innern von 7 gelegen sind, nach dem Gesetz p bestimmt ein Intervall (und nicht nichts), das iiberdies im Innern von (i) liegt, falls (7) existiert. - Die Einschachtelungsbedingung hat zur Folge, dass zwei tibereinandergreifenden Intervallen i, i’ stets zwei iibereinandergreifende Intervalle y(t), vi’) entsprechen; denn nach dieser Bedingung kann man stets ein im Innern
beider Intervalle 7, 7’ enthaltenes Dualintervall
7 konstruieren,
dessen
Bild y(7) existiert und im Innern sowohl von g(z) wie (z’) liegt. Ist « eine
einzelne reelle Zahl, d.i. eine durch ein Gesetz ins Unendliche hinaus bestimmte
Schachtelfolge von Intervallen 7, 2’, 7’, ..., so bilden wir die Folge g(¢), p(t’),
g(t”), ...; aus ihr fallen natiirlich die nicht-existierenden Bildintervalle heraus, ausserdem aber streichen wir in ihr auch ein Intervall, falls es nicht im Innern
des nachstvorhergehenden enthalten ist; wegen der zu jedem Intervall 7 gehorigen Zahl n, bleibt dabei doch eine unendliche Folge stehen. Die so praparierte Bildfolge ist also wiederum eine reelle Zahl B = p(x): der Wert der stetigen Funktion fiir den Argumentwert «. Fallen die beiden reellen Zahlen a und «’ zusammen, so fallen auch die zugehérigen Funktionswerte 6 und f’ zusammen.
— Zwei
stetige Funktionen
stimmen
iiberein,
wenn
sie durch
Ge-
setze bestimmt sind, die jedem Dualintervall zwei iibereinandergreifende Inter-
valle zuordnen?).
Wie man sieht, kann man den Begriff der stetigen Funktion in einem beschrankten Intervall nicht erkldren, ohne die gleichmdssige Stetigkeit und die Beschranktheit sogleich in die Definition mit aufzunehmen. Vor allem aber kann
es gar keine andern Funktionen in einem Kontinuum geben als stetige Funktionen. Wenn die alte Analysis die Bildung unstetiger Funktionen erméglichte, so
bekundet sie damit am deutlichsten, wie weit sie von der Erfassung des Wesens
des Kontinuums entfernt ist. Was man heute eine unstetige Funktion nennt,
besteht in Wahrheit (und auch das ist im Grunde nur eine Riickkehr zu alteren
Anschauungen)
aus mehveren Funktionen in getrennten Kontinua. Wir fassen
z.B. die oben eingefiihrten Kontinua C, C+(x > 0) und C-(x < 0) ins Auge.
Die Funktion /,(«) = x in C+ ist das Gesetz, das jedem Dualintervall, dessen beide Endpunkte positiv sind, dies Intervall selbst zuordnet. Die Funktion
f,(x) = —x in C~ ist das Gesetz, das jedem Dualintervall 7, dessen beide End-
punkte a, a’ negativ sind, das Intervall —i = (—a’, —a) zuordnet. Zu diesen beiden Funktionen existiert eine einzige Funktion |x| in ganz C, welche in C+ mit /,, in C~ mit /, tibereinstimmt; sie ordnet einem Dualintervall 7 das Inter1) Von der einzelnen bestimmten stetigen Funktion war hier die Rede. Die allgemeinen Satze iiber sie handeln aber von dem Kontinuum, in das sie sich einbetten: der (als einer werdenden zu betrachtenden) willkirlichen stetigen Funktion. Das nahere Eingehen auf diesen Begriff wiirde uns hier zu weit fiihren.
17,
valli zu, falls beide Endpunkte von i positiv sind, —i, falls beide Endpunkte
negativ sind, einem Intervall i mit den Endpunkten aa’ aber, das den Nullpunkt enthalt, das Intervall (—a’, —a, a, a’). Betrachten wir hingegen die
beiden Funktionen +1 in C+, —1 in C-, so existiert zu ihnen keine in ganz C definierte
Funktion,
einstimmte. Der bisherigen
welche
Analysis
in C+ mit der einen, in C- mit der andern
erschien
das
Kontinuum
als die
Menge
iiber-
seiner
Punkte; sie sah in ihm nur einen Spezialfall des logischen Grundverhaltnisses
von Element und Menge. Wem ware es nicht schon aufgefallen, dass das ebenso fundamentale Verhaltnis von Ganzem und Teil bislang in der Mathematik liberhaupt keine Stelle hatte? Dass es Teile hat, ist aber die Grundeigenschaft des Kontinuums; undso macht die BRouwersche Theorie (im Einklang mit der Anschauung, gegen welche der heutige «Atomismus» so arg verstésst) dieses Verhaltnis zur Grundlage fiir die mathematische Behandlung des Kontinuums. Darin liegt der eigentliche Grund fiir das im vorhergehenden (bei der Abgrenzung von Teilkontinuen sowohl wie bei der Bildung stetiger Funktionen) eingeschlagene Verfahren, das nicht von den Punkten, sondern den Intervallen als den primaren Konstruktionselementen ausgeht. — Freilich: auch eine Menge besitzt Teile. Was sie aber im Reich des «Teilbaren» auszeichnet, ist die Exi-
stenz der «Elemente» im mengentheoretischen Sinne, d.h. von Teilen, welche selbst keine Teile mehr enthalten; und zwar ist in jedem Teil mindestens ein «Element»
enthalten.
Hingegen
gehért es zum Wesen
des Kontinuums,
dass
jedes seiner Teile sich unbegrenzt weiter teilen ldsst; der Begriff des Punktes muss als Grenzidee betrachtet werden,
«Punkt»
ist die Vorstellung der Grenze
einer ins Unendliche fortgesetzten Teilung. - Um den stetigen Zusammenhang der Punkte wiederzugeben, nahm die bisherige Analysis, da sie ja das Kontinuum in eine Menge isolierter Punkte zerschlagen hatte, ihre Zuflucht zu dem Umgebungsbegriff. Aber da in der daraus hervorgehenden Allgemeinheit der Begriff der stetigen Mannigfaltigkeit mathematisch unfruchtbar blieb, musste hernach als einschrankende Bedingung die Méglichkeit der «Triangulation» hinzugefiigt werden). Im Gegensatz zu diesem Aufbau erschienen in den kurzen Erlauterungen, welche BRouwER seinen bekannten Beweisen der grundlegenden Satze der Analysis situs vorausschickte*), schon deutlich die einfach zusammenhangenden Stiicke, aus denen die Mannigfaltigkeit zusammengesetzt wird, als die urspriinglich gegebenen Bausteine. Die neue Analysis lasst nur diesen Weg offen.
Deuten wir kurz an, wie sich danach die mathematische
Definition des Be-
griffes der zweidimensionalen geschlossenen Mannigfaltigkeit gestaltet. Zunachst ist das Schema ihres topologischen Aufbaues anzugeben, das ich als ein «zwei-
dimensionales Geriist» bezeichne. Es besteht aus endlichvielen «Ecken» ey (Elementen
0-ter Stufe),
«Kanten»
e, (Elementen
1. Stufe),
«Flachenstiicken»
ey
(Elementen 2. Stufe), die durch irgendwelche Symbole gekennzeichnet werden
1) Siehe z.B. H. Wevt, Die Idee der Riemannschen Flache (Leipzig 1913), § 4. 2) Siehe vor allem L, E. J. Brouwer, Math. Ann. 71, 97 (1912).
178
mégen. Jedes Flachenstiick wird von gewissen Kanten, jede Kante von gewissen Ecken «begrenzt»; die Angaben dariiber bilden den wesentlichen Inhalt des Schemas. Es muss gewissen leicht zu formulierenden Forderungen geniigen. — Von den Flachenstiicken des Geriistes gelangt man zu den Punkten der Mannigfaltigkeit durch einen unendlich oft zu wiederholenden Teilungsprozess. Diesen wollen wir so vornehmen, dass wir jede Kante durch einen ihrer Punkte
in zwei Kanten zerlegen, darauf jedes Flachenstiick von einem willkiirlich in
ihm gewahlten
Zentrum
den
aus durch Linien nach
ao)
oer,
auf seiner Begrenzung
(ey Fig. 3.
gelegenen Ecken in Teildreiecke zerlegen. Diesen Vorgang
kann man
in ab-
stracto so beschreiben: Jedem Element e; des urspriinglichen Geriistes G entspricht ein Element 0-ter Stufe (e;), des durch Teilung entstehenden Geriistes
G’; zwei Elemente e;, e, (i > k) des urspriinglichen Geriistes, von denen das eine das andere begrenzt, erzeugen ein Element 1. Stufe (e; e,); des neuen Gerlistes G’, das begrenzt wird von (e,)y und (e,)4; drei Elemente ¢, e, é¢) von G, die einander begrenzen, ein von (é, €)1, (€2 &)1, (€ &)1 begrenztes Element 2. Stufe (€, ¢, &)3 von G’. — Die Flachenstiicke von G und die durch sukzessive Teilungen entstehenden Flachenstiicke von G’, G”, ... spielen hier die gleiche Rolle wie diejenigen Intervalle im Linearkontinuum, in welche dasselbe durch die Dualbriiche von der Form
Zahlen)
zerlegt wird.
m/2, m/2?, m/23,
... (m durchlauft alle ganzen
Je zwei aneinanderstossende
einem «Dualintervall» zusammen,
von ihnen fiigten wir zu
um auf jeder Teilungsstufe eine Bedeckung
des Linearkontinuums durch tibereinandergreifende Stiicke zu bekommen. Analog fassen wir hier diejenigen Flaichenstiicke eines der durch Teilung entstandenen
Geriiste G, G’, G’, ..., welche von einem gemeinsamen
Eckpunkt
be-
grenzt werden, zu einem «Stern» zusammen. Unter einem Punkt der Mannigfaltigkett ist eine unendliche Folge solcher Sterne zu verstehen, in welcher jeder Stern ganz im Innern des nachstvorhergehenden enthalten ist; der Sinn dieser Einschachtelungsbedingung zwischen zwei Sternen ist leicht zu formulieren. Eine offene Mannigfaltigkeit unterscheidet sich von einer geschlossenen nur darin, dass das zugrunde liegende Geriist nicht aus endlichvielen, sondern einer unendlichen Folge von Elementen besteht. Das friiher ausfithrlich betrachtete Linearkontinuum fallt unter diesen Begriff, sofern wir als Dualintervalle allein
die Intervalle ((m—1)/2*, (m-+1)/2") mit einer fositiven Charakteristik h gel-
179
ten lassen. Diese Modifikation kann an allen unseren bisherigen Entwicklungen ohne weiteres angebracht werden. Der Begriff der stetigen Funktion ist gleich so gefasst worden, dass er sich auf beliebige Mannigfaltigkeiten iibertragen lasst: Eine stetige Abbildung einer Mannigfaltigkeit auf eine andere wird be-
stimmt durch ein Gesetz, das jedem Stern der ersten entweder nichts oder einen
Stern der zweiten zuordnet ; es kommt hinzu die gleiche Einschachtelungsbedingung wie frither. Hier ist es wirklich wesentlich, dass die Alternative des «Nichts» offen gelassen wird, da ja das Bildgebiet eines Sternes der ersten Mannigfaltig-
keit nicht in einem einzigen Stern der zweiten Platz zu finden braucht.
Sobald
Variablen
man
es mit
einer
zu tun hat, muss
in irgendeinem
man
Kontinuum
sich, der neuen
sich
Theorie gemiss
bewegenden operierend,
tiber dem Kontinuum sozusagen in der Schwebe halten und hat nicht wie bisher
die
Méglichkeit,
sich
auf
einem
einzelnen,
wenn
auch
willkiirlichen
Punkte
niederzulassen. Dem an das letzte Verfahren Gewohnten mag solche Zumutung zunachst unbequem erscheinen; aber jeder wird spiiren, wie treu auch hierin
die neue Analysis dem anschaulichen Charakter des Kontinuums sich anpasst.
Die BRouwErsche Auffassung verbindet héchste intuitive Klarheit mit Frethett. Wer immer sich im abstrakten Formalismus der Mathematik noch einigen Sinn
fiir anschauliche
Gegebenheiten erhalten hat, auf den muss sie wirken wie eine
Erlésung von bésem Albdruck. Endlich sei noch darauf hingewiesen, wie vollkommen beide Teile der neuen Lehre, die anschauliche Angepasstheit ans Kontinuum und ihre Jogische Stellungnahme zu den generellen und den Existentialsdtzen, sich gegenseitig fordernd, ineinandergreifen.
Nachtrag Juni,1955 Nur
mit
einigem
Zégern
bekenne
ich mich
zu
diesen
Vortragen,
deren
stellenweise recht bombastischer Stil die Stimmung einer aufgeregten Zeit widerspiegelt — der Zeit unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg. Kurz nachdem ich diese den Intuitionismus predigenden Vortrage hielt, trat HILBERT mit seiner formalistischen Neubegriindung der Mathematik hervor [Abh. Math. Seminar Univ. Hamburg 7 (1922)]; vgl. ferner Hirpert, Die logischen Grundlagen der Mathematik, Math. Ann. 88 (1922). Zu dem Gegensatz von Intuitionismus und Formalismus nahm ich Stellung in dem (heute vielleicht schwer zuganglichen) Aufsatz (67): Die heutige Erkenntnislage der Mathematik, der den ersten Band der (bald wieder eingegangenen) «Philosophischen Zeitschrift fiir Forschung und Aussprache» Symposion (Verlag der philosophischen Akademie Erlangen, 1925) eréffnet, und dann in meinem Beitrag Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft z1 dem OLDENBOURGschen
Handbuch der Philo-
sophie (R. OLDENBOURG, Miinchen 1927). Die erweiterte amerikanische Ausgabe Philosophy of Mathematics and Natural Science (Princeton University Press 1949, second printing 1950) diskutiert im Appendix A (The Structure of Mathematics) die veranderte Sachlage, welche durch die GpEtsche Entdeckung von «formal unentscheidbaren Satzen» (1931) geschaffen wurde. Ich verweise
180 ferner noch auf meine spateren Ausserungen in (138): Mathematics and Logic und (156): Uber den Symbolismus der Mathematik und mathematischen Physik. Uber weitere Fortschritte und die auf diesem Gebiet entstandene umfangreiche Literatur orientiert bis 1936 ALonzo CHURCHs grossartige Bibliography of Symbolic Logic (J. Symbolic Logic 7, 121-218, und 3, 178-212) und dann fortlaufend eben dieses Journal of Symbolic Logic. Heute will mir scheinen, dass die ,,operative‘‘ Einstellung von Paut LorENzEN den gangbarsten Weg aus den Schwierigkeiten eréffnet; vgl. sein kiirzlich erschienenes Buch Einfiihrung in die operative Logik und Mathematik (Springer-Verlag 1955). Die Operationen des formalen Kalkiils sind hier in fruchtbarer und zwangloser Weise verflochten mit inhaltlichen Uberlegungen iiber deren Produkte; die G6peEtsche Entdeckung verliert dadurch alles Beunruhigende.
42.
Zur Abschitzung von ¢ (1 + ti) Mathematische Zeitschrift 10, 88—101 (1921)
1.
Die Herren
Behauptung
Hardy,
und
Gang
Littlewood
des
und
Beweises.
der Verf. haben,
unabhangig
voneinander und auf verschiedenen Wegen, zum Teil parallel laufende Untersuchungen iiber die Gleichverteilung von Zahlen mod 1 angestellt'), indem sie dabei insbesondere den Fall ins Auge faBten, wo die zu untersuchende Zahlenreihe aus den Werten eines reellen Polynoms y(z) fiir die
ganzzahligen Argumente z= 1, 2, 3,... besteht. bei diesen Untersuchungen spielt der Satz, daB n
(1)
Dy)
tra
Eine entscheidende Rolle
® — 0(n)-
h=0
ist, wenn
der héchste Koeffizient von q(z) irrational ist. n
(2)
ae
o (Ign).
h=1
und
Das Ziel, das sich Hardy war
zig (h)
Aus (1) folgt
der
Beweis
der
giltigen Abschatzung
die
fiir
Littlewood
urspriinglich
Riemannsche
¢-Funktion
gestellt hatten, im
lim t= oo
(lgt), ti) =o+ ¢(1 wihrend ich aus ganz anderer Richtung, von dem astronomischen Problem
(3)
der ,,mittleren Bewegung“ her, zu der gleichen Fragestellung gefiihrt wurde. Auf die ¢-Funktion angewendet, liefert. meine Methode das iiber (3) hinaus-
gehende (4)
Gesetz
Ry
f+
ee
tt)
=0
(let
igs):
2) Acta Mathematica, 37, S. 155-191 und S. 193-239; §. 313352 (im folgenden zitiest als ,G. V.“)
Math. Ann., 77 (1916),
182
Es kommt dabei nur der eine Hauptgedanke jener Methode (der zu dem Hilfssatz 2 der gegenwirtigen Note fiihrt) zur Geltung; das arithmetisch-transzendente
Prinzip,
das in G. V. die Grundlage
aller Entwick-
lungen bildet *), braucht zum Beweise von (4) nicht herangezogen zu werden. Ks zeigt sich so, daf iiberhaupt der Zusammenhang der beiden Gesetze (2), und (3) nur ein ziemlich lockerer ist und dem Inhalt von (3) insbesondere jenes zahlentheoretische
Moment
reiz und die Hauptschwierigkeit bildet. Hilfssatz Grenze
bleibt,
1.
Mit
einem Fehler,
fehlt, das bei (1) den
der absolut unterhalb
Haupt-
einer festen
ist
C(1+ #4) gleich ¥(t) = X7 Die Beziehung merkung, daB sich
Strecken
der
von S(t) zur Summe (2) ergibt sich aus der Beigm gemiS dem Taylorschen Lehrsatz auf weite
Summationsvariablen
n
wie
ein Polynom
verhalt.
Wollen
wir in einer Summe >») je H aufeinanderfolgende Glieder zusammenfassen, 2” so bringen wir das dadurch zum Ausdruck, daB wir n in die Gestalt Hy
setzen,
+h
(ye hf gan — 0, 1,2... z; 2, 7 — 1)
wodurch DN sich in Bie): verwandelt.
yh
n
; ee +h) ig (H»
Ee h Ink: y Zine a {le( "+e
In unserm
Falle ist
1h? ed nett he Sa1 n? ee Spee
(0O= 3= 1)
Der zwischen {} geschriebene Hauptteil der endlichen Taylorreihe ist ein Polynom ¢,(h) in kh vom q-ten Grade; das Restglied ist absolut
geal
G1, Wir
kénnen
also
mit
einem
Fehler,
e-tile(H»+h)
ersetzen, solange 1
aera
pert? der
prozentual
durch
ett?
sehr
klein
ist,
»?*! ein grofes Vielfaches von ¢, d. h. » ein groBes Viel-
faches von ¢4+1 ist. von der Form
Wir
werden
dementsprechend
S(t)
in Teilsummen
(g=1, 2,3, 1 ist
bekannte
Uberlegung
wird
s =o
nur
der
+ ti
Voll-
185
ist, fallt der absolute Betrag der auf der linken Seite stehenden Differenz fiir Argumente der angegebenen Art n+
ag aus.
Bedeutet
Anderseits
ne 1 S18h) : gall, a acey)
m
irgendeine ganze positive Zahl,
so ist daher
ist
und das ist dem absoluten
\
een=1
i
Betrage nach
Se
ee
< Zs
il
Daher
wird
Dees
mel n=1+[t] ey aire et es ee ”
l+o
Diese Abschiatzung behilt aber offenbar aus Stetigkeitsgriinden ihre Giiltigkeit auch noch fiir o =1:
eG@estj
ore 2 oy tie
ee,
n=
Beweis
von
Hilfssatz
2.
Unter
H, verstehen wir die Anzahl der
Gitterpunkte r, welche dem oktaedrischen Bereich |r|
< H — 1 angehéren;
es ist
1. Schritt.
1)
2H
HS
(5)
Die Konjugierte
(2H)*.
von
H-1 Ai =>) ete) h=0
ist
H-1
6
Multiplikation ergibt joi?
oo
He =»)
h=0
1 H-1
- Set
hoo
s ete ).e-tyh)
k=0
—
SY er(pir)— ih),
186 Ich setze
h =k +1;
dann
wird
p(h)=9(k +7) = v(k)+ rp(r,k). y(r,k)
ist eine
(q —1)-ter
den Potenzen (6)
jo]?
Der Summationsbereich
=>)
r durchliuft
mithin
das
eral
ganze Intervall von
1.
—(H —1)
r>0
oder r an q+ i) = ngt}
isthe SH
te
1S @ENGF2) get
;
©
q+1
eae q+2
ae}
ee
SchlieBlich ist es bequem,
in =” den Faktor 1 durch
1, =Ig(1+ 5) =le(m +1) —Ign 1
zu
ersetzen:
PSs
moi
Se
Es gilt
(10)
j2"-2*|/s n= d|4-4)0 regular ist; das ist natiirlich nur berechtigt, wenn die Welt aus diesem Keil allein besteht, wenn sie also durch die statischen Koordinaten vollstandig dargestellt wird. Eine solche geschlossene Welt wird aber zufolge der Einsteinschen Gesetze erst méglich durch einen am Aquator lagernden mach-
tigen Massenhorizont,
und die Rotverschiebung
ist dann als Wirkung der Annaherung an diesen Massenhorizont
aufzufassen!).
Wenn
jedoch
die Masse im geschlossenen Raum gleichformig mit der Einsteinschen Gleichgewichtsdichte verteilt ist, wird die Lichtgeschwindigkeit f konstant, und es tritt iiberhaupt keine Verschiebung der Spektrallinien auf. Die Rolle, welche bei Einstein der Massenhorizont spielt, namlich
die Frequenziibertragung in der Lichtwelle zu selber iibernehmen
ein-
dieselbe
messende
darauf,
zelne Inseln wie das MilchstraBensystem
sondern
Raum
ausgesandte
besitzt. Umgekehrt wiirde dann ein Beobachter auf S an einem Stern in O Violettverschiebung konstatieren. Diese Asymmetrie zwischen
bestimmen,
annahm,
Stern
Zeit ¢ zu
aber die Massen in ihr nicht gleichférmig verteilt sind, wie Einstein
vom
Zentrum
kann
unserer
aufzufassende
leeren Raumes,
Masseninseln die Deutung
nach
der
—
ihm
Theorie
das
als
MilchstraBensystem
fiir denjenigen niaher
liegt als
Teil des andern
yon 4hnlicher Machtigkeit. Fiir der besprochenen astronomischen
Erscheinung ist also unser kosmologisches Glied
unter
Umstanden
von
Wichtigkeit.
8. Bisher haben wir nur die zwei einfachsten Integralinvarianten des metrischen Feldes, die Maxwellsche WirkungsgréBe und das
natiirlich gemessene Volumen, in Betracht ge-
zogen. Alle Integralinvarianten von zweiter Ordnung, d. h. alle, welche die Ableitungen der Sw bis zur zweiten, der gy; bis zur ersten Ord-
nung enthalten, sind von R. Weitzenbéck®) 1) Natiirlich bleibt es sehr auf klirangsbediirftig, wie es kommt, da der Zusammenschlu8 der Welt im grofen die Lichtwelle yon Anfang an beeinfluBt, wo man doch meinen sollte, sie kinne darauf erst reagieren, wenn sie die ganze Weltkugel durchlaufen hat, Mit der Hertzschen Vorstellung von der Entstehung einer Lichtwelle ist das ganz unvertriglich; der Bohrschen bingegen scheint es mir nicht zu widersprechen, 2) Sitzungsber, d, Akad. d. Wissensch, in Wien, Abt. Ha, 129, 1920, Sitzung vom 21, und 28, Okt, 1920; 180, 1921, 10. Februar.
235 bestimmt
von
denen
worden.
zwei
Es ergaben sich deren sechs,
allerdings in ihrem
Vorzeichen
abhiingen von einem in der Welt anzunehmenden Schraubungssinn. R. Bach hat gezeigt?), da
die Variation
dieser
beiden
identisch
ver-
schwindet; dasselbe gilt nach seinen Rechnungen auch
fiir eine
der ibrigen bisher
gewisse
vier.
numerische
Demnach
benutzten
Invarianten
kommt
Kombination
im
neben den
Wirkungs-
prinzip nur noch eine weitere in Frage. Entgegen friher geauBerter Meinung glaube ich jetzt, nachdem die Konsequenzen der Theorie
sich etwas geklart haben, dessen ziemlich sicher zu sein, daB sie in der Natur keine Rolle spielt. Denn wenn wir sie mit heranziehen, kommen wir auf Feldgesetze vierter Ordnung; die statische kugelsymmetrische Lésung derselben enthalt wenn wir annehmen; dab kein elektromagnetisches Feld vorhanden ist
und von den kosmologischen Termen absehen,
einer nicht ausgearteten quadratischen DifferenMaBberuhende Pythagoreische tialform
ist.
bestimmung
ist, welche den dort aufgestellten
sie die einzige
geniigt, habe ich in-
natiirlichen Forderungen
mathematischen
den
zwischen
in
kénnen!);
bringen
der
Nachweis
Giiltigkeit
ihr
Hinblick
auf
pflanzung
des
hang,
die
Punkte
O
barten.
der
Méglichkeit
Vektorkérpers
die
Wenn
im
stante, die
allem
aber
einem
nicht
Masse,
scheint
solchen
Untersuchung
deren
zwei*).
nur
eine
willkiirliche
Kon-
es
ganz
unméglich,
von
sondern
Wirkungsprinzip
mechanischen Gleichungen Herleitung
einer
aus
den
Vor
aus zu den
zu gelangen, deren
differentiellen
Erhaltungs-
astzen aufs allerengste an die besonderen Eigentiimlichkeiten
der
beiden
anderen
Invarianten
gebunden ist (vgl. dariiber FM). Stichhaltige Griinde dafiir, warum die Natur die Benutzung
der dritten Invariante verschmaht hat, wei® ich nicht anzugeben; aber schon die Beschrankung der Differentiationsordnung auf 2 ist offenbar ein viel zu formaler Gesichtspunkt, als daB man darin den entscheidenden inneren Zwang fiir
die
Auswahl
diirfte.
der
WirkungsgréBe
erblicken
9, Ein wie hohes MaB von Harmonie und
innerer Notwendigkeit dem Aufbau der reinen welche die Infinitesimalgeometrie innewohnt, der erweiterten Relativitatstheorie Grundlage
beliebigen benach-
den materiellen K6rpern
an
erfahrene ,,.K6rpergeometrie“, wie es die Uberlegungen zu Beginn der Note evident gemacht nicht
haben,
werden
ohne
kann
verbindlich
weiteres
als
so
kénnten
Ather
fiir die dem
iiber diese ,,Athergeometrie“ nahmen als recht willkiirlich erscheinen; die
Pauli?)
nach
Ver-
kongruenten
unendlich
O
zu
allen
nach
Zusammen-
metrischen
den
im
zukommt
nur
Charakter
einzigartiger
von
—
dieses
stellung zum Raumproblem. Es zeigt sich dabei, daB der Pythagoreischen MaBbestimmung
achtet
legen
er-
Satzes erblicke ich eine sehr entschiedene Be: statigung der Richtigkeit meiner Gedankenein-
dafiir aber eine bestimmte Mafeinheit der Lange
zugrunde
daB
die Vermutung,
Fir
Struktur,
schreibende
unsere
er-
zuzu-
An-
zundchst erwahnte
gruppentheoretische Untersuchung aber zeigt, daB dem nicht so ist. Immerhin liegt der Gedanke nahe, ob man nicht, unter Verzicht auf
und. natiirlich
den metrischen Zusammenhang
auf die Erklarung
unter Verzicht
auch
mit der allein Elektromagnetismus, Welt, der Beschaffen formen heit
des
konihrem
,, Wirkungszusammenhang“ auskommen kann, die Gleichung
der durch
beschrieben
standig
wird.
gydx;dx,—=0
voll-
Méglichkeit
Diese
ist neuerdings von R. Bach®) und von Einstein®) erwogen worden; namentlich hat Herr Bach
die Konsequenzen
des dann
allein még-
lichen Wirkungsprinzips rechnerisch entwickelt. Man
dadurch
gewinnt
aber
keinen
Anschluf
an die Erfahrung: da man die Bachsche WirkungsgréBe mit der oben erwahnten dritten
Integralinvariante identifizieren kann, hiingt das
lems, erung des Raumprob retischeFormuli
Gravitationsfeld eines Kérpers hier statt von einer von zwei Konstanten ab; und es ist gar nicht abzusehen, wie man von diesem Wirkungs-
matischen Analyse zuginglichen Griinden ver-
rein theoretisch ist Auch gelangen kénnte. dieser Ansatz viel weniger befriedigend als der
bildet,
glaube
ich
durch
die gruppentheo-
Insbesondere RZM § 18, aufgedeckt zu haben. tiefsten der mathewird dadurch aus den standlich,
warum
die
Metrik
gerade
die
auf
1) Math. Zeitschr. 9, 110—135, 1921, insbesondere S, 125 u. 128, 2) Verhandl, d. Deutsch. Phys, Ges. 21, 742, 1919. 3) Diese zweite Konstante wiirde in der gleichen Weise der aus dem metrischen Felde entspringenden nicht massenproportionalen Kraft entsprechen, von welcher auf S, 476 die Rede war, wie die elektrische Ladung der ponderomotorischen Kraft des elektromagnetischen Feldes ; von einer solchen Kraft wissen wir aus der Erfabrung nichts,
prinzip aus zu den mechanischen Gleichungen
unsere, weil nach einer eben gemachten Bemerkung die mit einer Pythagoreischen Mab-
bestimmung verkniipfte konforme Beschaffenheit auf
sich
ein
nicht
nur
im Hinblick
der
ganzen
Metrik
selber
ist,
ruhendes
dessen
Bruchstiick
Vorhandensein
auf den metrischen Zusammen-
1) Erscheint in der Math, Zeitschrift, 2) lec, S, 128135. 3) Sitzungsber. d, Berl, Akad. rg21, S. 261-264.
236 hang verstandlich wird. Aus beiden Griinden halte ich daher diesen Versuch fiir aussichtslos.
| hang
Enthalt J” entspringen. Einschrankung, da doch
eine
iiberhaupt J” in viel
das die
Eine abweichende Idee hat jiingst Edding- | gréBerer Anzahl (40) vorhanden sind als dic
ton?)
verfolgt;
er
sammenhang
méchte
den
affinen
Zu-
als die urspriingliche Struktur
des Weltathers zugrunde legen. Er spaltet den Kriimmungstensor zweiter Stufe — dessen Existenz
nur
an
den
affinen
Zusammenhang
gebunden ist und dessen Ausdruck an einer Stelle O, an welcher wir ein geodatisches Koordinatensystem verwenden, so lautet:
wh ae os,
oy:
so verwegenen Ansatz, weil er hier eine Még-
(=I, I die in O selber verschwindenden Komponenten des affinen Zusammenhangs) — in einen symmetrischen und schiefsymmetrischen Teil: eas
pts
und
ov;
identifiziert
2
ae) den
Er
zieht
mit
dem
aber
nur
solche
Konsequenzen, welche sich allein daraus ergeben, daB in der Welt eine quadratische Grundform, das Einsteinsche ds?, und eine lineare, die aus den elektromagnetischen Potentialen gebildete Form dg= ;dx; besteht; darin sind sich aber alle Theorien einig. Das Spezifische
meiner Auffassung liegt darin, da diese beiden Formen, ohne eine Anderung des physikalischen
Feldzustandes herbeizufiihren, in
verwandelt werden kénnen;
e-ds®, dp — “
die Konsequenzen
dieser besonderen These machten sich vor allem in der Auswahl der Wirkungsgréfe geltend. Analog hatte Eddington die Aufgabe, die Konsequenzen seiner Annahme zu
verfolgen, daB jene beiden Formen in der geschilderten Weise
aus einem
affinen Zusammen-
1) Proceedings of the Royal Society, A, 99, 104 bis
122, 1921.
wittert,
Krafte,
nach
den
,,unbekannten
kraften“ auf die Spur zu kommen; Mie
zu
gesucht
glauben.
denen
auf
hatte,
Ebenso
anderem
vermag
Elektronen-
an diese
Wege
schon
ich aber nicht mehr
mu
ich
Eddingtons
Begriindung der Bewegungsgleichungen ablehnen, von
symmetrischen dann
lichkeit
schon
|
Einsteinschen MaBtensor gj, den schiefsymmetrischen aber mit dem elektromagnetischen Feldtensor.
14 Koeffizienten gj, g;? Die I” sind bei EdZustandsgréBen, die unabhangigen dington und es miissen deshalb auch 40 Feldgleichungen auftreten. Eddington verzichtet aber einstweilen iiberhaupt noch auf die Aufstellung der Feldgesetze. Die Einfiihrung von 40 Unabhangigen scheint mir bedenklich, da die Erfahrung gar keinen Hinweis darauf enthalt; Eddington hat wohl auch nur den Mut zu einem
heit
darum,
der
von
weil
sie keine
fundamentalen
trager
und
zeugender Masse.
Rechenschaft
Tatsache
der
gibt
Gleich-
gravitationsfeld-er-
Der den Spekulationen miBtrauende Physiker wird wahrscheinlich finden, daB die ganze Frage einer erweiterten Relativitatstheorie, welche
in organischer Weise die elektromagnetischen Erscheinungen mit umfaBt, im Augenblick noch
nicht spruchreif ist, da keine Erfahrungen zu ihrer Entscheidung herbeigezogen werden kénnen,
solange Einfliisse von kosmologischer Kleinheit der
Beobachtung
sich
aber nicht vergessen,
entziehen.
Man
darf
daB in aller Wirklichkeits-
erkenntnis neben dem Sammeln typischer Erfahrungstatsachen das apriorische Element, die Bildung von angemessenen Anschauungen und Begriffen,
deuten
mit
Hilfe
deren
sind, eine nicht
Rolle spielt.
die
Tatsachen
zu
zu vernachlassigende
Ich habe versucht, in diesem und
in dem parallel laufenden Artikel iiber ,,Feld und Materie“ das Bild, das mir yorschwebt, so deutlich zu zeichnen, wie es mir méglich ist.
47. Feld und Materie Annalen der Physik 65, 541—563
(1921)
I
Wenn ich in dieser Arbeit sowie in einer mit ihr nahe zusammenhiingenden, in der ,,Physikalischen Zeitschrift“ erscheinenden Note iiber die ,,erweiterte“ Relativitatstheorie einige Punkte zur Sprache bringe, die fiir die physikalische Auffassung der Relativititstheorie von grundsitzlicher Bedeutung sind, so referiere ich damit zugleich tiber die wichtigsten Anderungen in physikalischer Hinsicht, welche mein
Buch ,,Raum, Zeit, Materie“+) in der vierten Auflage (Springer 1921) erfahren
hat.
Das Galileische Tragheitsgesetz zeigt, daB in der Welt eine Art zwangsweiser Fiihrung vorhanden ist, welche einem Kérper, der in bestimmter Weltrichtung losgelassen ist, eine ganz bestimmte natiirliche Bewegung aufnétigt, aus der er nur durch fuSere Krifte herausgeworfen werden kann; und zwar geschieht das vermége einer von Stelle zu Stelle infinitesimal wirksamen
Beharrungstendenz,
welche
die Weltrichtung
r des
Kérpers im beliebigen Punkte P ,,parallel mit sich* nach demjenigen zu P unendlich benachbarten Punkte P’ transportiert, welcher in der Richtung r von P aus liegt. Das ist jene Einheit von Trigheit und Gravitation, welche Einstein an die Stelle beider setzte. Uber die im Trigheitsgesetz ausgesprochene Tatsache hinausgehend, nehmen wir an, daB das
.,Fuhrungsfeld nicht bloB die infinitesimale Parallelverschiebung yon Richtungen in sich selber, sondern auch der Vektoren im Punkte P nach allen zu P unendlich benachbarten Punkten bestimmt.
mit
Dann
ist das Fihrungsfeld das Gleiche,
was ich sonst
einem mathematischen Terminus als affinen Zusammenhang 1) Es wird
im folgenden
als ,,RZM“
zitiert
238
der Welt bezeichnet habe. Das Wesen der Parallelverschiebung, der ,,ungeiinderten* Verpflanzung, kommt darin zum Ausdruck, daf in einem gewissen zu P gehérigen, dem ,geodatischen“ Koordinatensystem die Komponenten eines beliebigen Vektors in P bei Parallelverschiebung nach einem beliebigen zu P un‘endlich benachbarten Punkte keine Anderung erfahren (Hinsteins Forderung, daB sich das Gravitationsfeld lokal ,,wegIn einem willkiirlichen, aber ein fir transformieren“ 1Bt). allemal fest gewihlten Koordinatensystem lautet demgemaf’)
die Formel fiir die Parallelverschiebung vom Punkte P = (2,°) nach dem Punkte P’= (r+ da), durch welche ein willktirlicher Vektor x in P mit den Komponenten (&' + dé‘) in P’ iibergeht, folgendermafen:
£ in den
Vektor
dgi=—Tipét day,
wobei
der Stelle P abhingigen
die nur von
des Fithrungsfeldes,
Komponenten
Gréfen
Iyj,, die
der Symmetriebedingung
Fig =Tia
Im geniigen. sie simtlich, Massenpunktes
geoditischen Koordinatensystem verschwinden Die Weltlinie eines sich selbst iiberlassenen geniigt, bei geeigneter Wahl des die ver-
schiedenen Stadien der Bewegung voneinander unterscheidenden
Parameters
s (,,Higenzeit“), d* x;
der Gleichung ;
1%,
dx,
Mir scheint es fir die richtige Erfassung und anschauliche Darlegung der Grundgedanken der EHinsteinschen
Gravyitationstheorie zweckmaBig, zuniichst keine Riicksicht darauf zu nehmen, daB das Fihrungsfeld in einer tieferen Beschaffenheit der Welt, ihrer Metrik, fundiert ist. Wie angemessen und berechtigt es auch in rein theoretischer Hinsicht ist, den affinen Standpunkt neben dem metrischen selbstindig zur Geltung zu bringen, geht, denke ich, aus dem Aufbau der Infinitesimalgeometrie im II. Kapitel yon RZM hervor. Die alte Galileische und die neve Kinsteinsche Auffassung unterscheiden sich dadurch, daB nach Galilei das Fihbrungs-
1) R2ZM, S. 101.
239
feld eine der Welt an sich zukommende geometrische Struktur ist, unabhiingig von der erfiillenden Materie und ihrer Konstellation, wihrend es nach Hinstein ein Zustandsfeld von physikalischer Realitit ist (analog dem elektromagnetischen Feld), das mit der Materie in Wechselwirkung steht. Nach Galilei bestimmt ein Vektor in einem Punkte P einen ihm »gleichen“ in einem beliebigen andern Punkte P’ an sich (d. h. unabhiangig von der Materie) und unmittelbar in die Ferne; mit besonderer Klarheit spricht das Maxwell in Matter and Motion aus'): ,,Bei allen bisher iiber die Bewegung von Korpern Gesagten haben wir stillschweigend angenommen, daB es beim Vergleiche zweier Konfigurationen des Systems miteinander modglich ist, in der Endkonfiguration eine Linie parallel mit einer in fle Anfangskonfiguration liegenden Linie zu ziehen.“ Nach Einstein geschieht diese Ubertragung lings einer P mit P’ verbindenden Weltlinie vermége einer nur im Unendlichwirksamen
kleinen
Beharrungstendenz,
die auBerdem
sich ver-
Der physikalische andert mit der Konstellation der Materie. Erfolg der Einsteinschen Auffassung lag darin, daB in seiner Theorie das Fihrungsfeld die Erscheinungen der Gravitation mit umfaBt: die Planeten folgen der ihnen durch das Fiihrungsfeld vorgeschriebenen natiirlichen Bahn; es ist keine besondere Gravitationskraft“ nétig wie bei Newton, die sie aus dieser Eine Trennung des Fithrungsfeldes in Bewegung ablenkte. zwei Bestandteile, ,,Trigheit* und ,,Gravitation“, einer gewissen Willkiir vorgenommen werden,
objektive
Bedeutung.*)
1) Ich
(Braunschweig
zitiere
1881)
nach
S. 95,
der
deutschen
Ubersetzung
kann nur mit sie ist ohne
von
Fleischl,
2) Wenn Lenard in seinem Kampf gegen die allgemeine Relativititstheorie bestiindig von ,,fingierten“ Gravitationsfeldern spricht, so scheint mir das zu zeigen, da® er diese Einheit von Triigheit und Gravi-
tation noch nicht erfa8t hat. Genau so kénnte ein Anhinger der Alten, der mit ihnen an eine absolut ausgezeichnete Richtung oben-unten im Raum glaubt, gegen die moderne Ansicht von der Gleichberechtigung aller Richtungen im Raum argumentieren; indem er die wirkliche Fallrichtung eines Kérpers nicht als Einheit akzeptiert, sondern sie sich aus jener absoluten Normalrichtung und einer Abweichung davon zusammen-
gesetzt einer
denkt.
Natiirlich
materiellen
Ursache
sucht ein solcher (mit Demokrit) fiir
die
,,Abweichung“,
wihrend
nur nach wir
mit
240
Wir
haben
also nicht zu fragen, wie die ,,(wirklichen oder
fingierten) Gravitationsfelder“, sondern nach welchem Gesetz das Fihrungsfeld durch die Materie erzeugt wird oder mit ihr Dariiber sind zwei verschiedene in Wechselwirkung steht. Ansichten méglich. 1. Wenn ich nicht irre, wird heute durchweg yon den theoretischen Physikern das Meld als eine selbstiindige Realitat neben der Materie anerkannt oder sogar als die einzige urspriingliche physikalische Wesenheit betrachtet, auf welche die Materie zuriickgefiihrt werden muB. Diese Auffassung ist bekanntlich am konsequentesten von G. Mie zur Geltung gebracht worden.1) Nur in ihrem Rahmen ist die Behauptung berechtigt, daB die Masse eines Kérpers aus konzentrierter Feldenergie bestehe. Von diesem Standpunkt aus hat man auf die Frage nach der Ursache des verschiedenen Verhaltens eines ,ruhenden“ und eines ,,rotierenden oder beschleunigten“ Kérpers K zu antworten, daB das vollstindige physikalische System, bestehend aus dem Kérper und dem Viuhrungsfeld, in dem einen Falle ein anderes ist wie im andern. Das Fihrungsfeld ist die reale Ursache der Tragheitskrafte; es ist ein un-
berechtigtes
Uberbleibsel
des alten
Alleinrechts
der
Kérper
auf pbysikalische Wirklichkeit, wenn man (mit Mach und Einstein) den Unterschied der beiden Fille durchaus in einem verschiedenen kinematischen Verhiltnis von K zu andern Kérpern suchen will, Woher z. B. das an der Erdoberflache herrschende Fithrungsfeld stammt, das an der Zerstérung eines plétzlich gebremsten Eisenbahnzuges mitschuldig ist, ist nicht eine Frage der Naturgesetze, sondern des zufilligen augenblicklichen Weltzustandes (nicht anders wie etwa die Zahl und Masse der Planeten). In der Tat zeigen denn auch die Feldgesetze an, da® Zustand der Materie (Energie — Impuls — Tensor) und des Feldes in einem Augenblick willkiirlich vorgegeben werden kénnen; sie bestimmen lediglich, wie sich Newton in der Anziehung der Erde die materielle Ursache fiir die Fallrichtung als Einheit erblicken. So mu8 denn auch Hinstein nicht bloB die Gravitation genannte leichte Fluktuation des Fiihrungsfeldes in der Materie verankern, sondern das Fiihrungsfeld als Ganzes. 1) Grundlagen einer Theorie der Materie, Ann. d. Phys. 37. S. 511
bis 584. 1912; 39. S. 1-40. 1912; 40. S. 105, 1918.
241
daraus die Folgezustiinde (und die vergangenen) des ganzen Systems gesetzmiBig entwickeln. Nicht anders steht es mit den Gesetzen des elektromagnetischen Feldes, ) 2. Es ist aber nicht zu leugnen, daf die Erfahrung mit groBer Deutlichkeit fiir einen andern Sachverhalt spricht; dafiir nimlich, daB die Materie das Feld eindeutig bestimmt. Die reine Feldphysik ist auBerstande, davon Rechenschaft zu geben; es ist das aber eine Schwierigkeit, welche keineswegs der Relativitatstheorie anhaftet, sondern jeder Feldtheorie iiberhaupt. Andrerseits ist diese Tatsache als cin notwendiges Postulat mit der entgegengesetzten Ansicht verbunden, nach welcher die Materie das einzige eigentlich Wirkliche ist, demgegeniiber das Feld nur eine Rolle spielt wie der leere Raum mit seinen Kuklidischen Gesetzen in der Vor-Hinsteinschen Physik. Wir kommen damit auch in Kinklang mit der Alltagserfahrung, da& unser willentliches Handeln primar stets an der Materie angreifen muB, daB wir nur durch die Materie hindurch das Feld zu verindern imstande sind. Das Feld ist ein in sich kraftloses extensives Medium, das die Wirkungen von Kérper zu Korper iibertriigt. Die Feldgesetze, gewisse Bindungen des inneren differentiellen Zusammenhangs der miglichen Feldzustiinde, vermége deren das Feld allein zur Wirkungsiibertragung fahig ist, haben fiir die Wirklichkeit kaum eine weiter tragende Bedeutung wie die Gesetze der Geometrie nach friherer Ansicht. Daneben treten die tiefer liegenden physikalischen Gesetze, nach welchen die Materie die Feldzustinde verursacht. Auf sie geht die moderne Physik
der Materie
los;
die Quantentheorie
enthilt
die ersten
provi-
sorischen Ansitze dafiir; aber da tappen wir noch arg im Dunkel. Die neue Grundeinsicht der allgemeinen Relativititstheorie: das Fihrungsfeld ist nicht eine a priori starr gegebene
formale
Struktur
der
Welt,
sondern
steht
mit der
Materie
in
Wechselwirkung, schwebt tiber der in 1. und 2. angeschnittenen In den Ausfiihrungen Kinsteins und auch in Streitfrage. dem neuen Buche Borns iiber die Relativititstheorie*) kommt
1) Vel. G. Mie, a.a.0, 1. Abhandlung S. 514 ff. 2) M. Born, Die Relativitatstheorie Einsteins. Springer, Berlin1520.
242
soviel ich verstehe, eine inkonsequente Mischung dieser beiden entgegengesetzten Auffassungsméglichkeiten zum Ausdruck. In der ersten bis dritten Auflage von RZM stellte ich mich — die Schénheit und Hinheit der reinen Feldtheorie hatte es mir angetan — ganz auf den ersten Standpunkt; in der vierten »bin ich jedoch, aus triftigen Griinden an der Feldtheorie der Materie irre geworden, zu dem zweiten iibergegangen. Le
Der
Stein
des AnstoBes
war
fir mich
die Feldformel
des
ruhenden Elektrons, welche sich aus der Maxwellschen Theorie der Elektrizitit und der Kinsteinschen Gravitationstheorie (ohne das kosmologische Glied) ergibt. Bezeichnungen: metrische Fundamentalform im
statischen Fall
d=
ty
t,
9,,dzr,dx,
df= fed?
die Lichtgeschwindigkeit / und O° yd
a
(i, 4 = 0,1,2, 8),
—de; oe
(2 = 1,2)3),
hangen nur von den Raumkoordinaten %,%,2, ab. Wenn Kugelsymmetrie herrscht, kann die radiale Mabskala so gewihlt werden, daB do? = (da? + dz? + dr?) 4 (a, da, + x,d2, + x, dz)
wird; f und 7 hiangen nur yon der Entfernung r ab, 7? = rr? +a,% 1tirta ht — g = Determinante der g,,. Komponenten des elektromagnetischen Potentials @;, des Feldes
Im statischen Fall PP: = f2 = 3 = 9, Yo = y. O;*= 1 oder 0, je nachdem i= oder i+ h ist. f,, der Kriimmungstensor 2. Stufe, 2) = R. Verwandlung eines lateinischen in den entsprechenden deutschen Buchstaben bedeutet Multiplikation mit Vg. ZX die tensorielle Energiedichte des elektromagnetischen Feldes, x die Gravitationskonstante im Kinsteinsche n Gesetz
(1)
Rk — £0* R=
Bax FT}.
243
Ferner
G=hYVG-g'* (tee
0G =4LG Fir
Darin
des
99,4 4 GHrdg,. ,
das Elektron
(2) sind
Feldes
Al ;
‘= a
haben
(six. bes 52s) :
wir
pas,
ff=yel-S+
e und m
zwei
im
Unendlichen
Konstante. folgt,
daB
Aus
e die
dem das
Verhalten
elektrische
Feld erzeugende Ladung, m die das Grayitationsfeld erzeugende Masse ist (sie hat die Dimension einer Linge, ihr Energiewert
betragt m/z). Man hat dem Elektron einen endlichen Radius gugeschrieben, um nicht auf eine unendliche Gesamtenergie des yon ihm erzeugten elektrostatischen Feldes und damit auf eine unendlich groBe triage Masse zu kommen. Das Erstaunliche an unserer Feldformel ist nun dies, daf in ihr eine endliche Masse m auftritt, ganz unabhiingig davon, bis zu einem wie kleinen Wert von r herab wir diese Formel als giiltig
ansehen,
die
also
offenbar
nichts
zu
tun
hat
mit
der
Energie des mitgefiihrten Feldes; wie reimt sich das zusammen? Nach Faraday ist die von einer Fliche 2 umschlossene
Ladung nichts anderes als der Flu8 des elektrischen Feldes durch 2. Analog werden wir erkennen, daB nach ihrer wahren Bedeutung die Masse sich als FeldfluB durch eine das Teilchen umschlieBende Hille ausdruckt. Fir die totale Hnergie Gf=
TP+
tF,
die sich aus elektromagnetischer und Gravitations-Energie zusammensetzt, gilt der differentielle Erhaltungssatz
Er
ist
eine
mathematische
Identitét,
wenn
wir
Gravitationsgleichungen Ri—fOFR durch 8axF* ersetzen; dann ist, unter Fortlassung des Faktors
Of=
(ae ss 7OR?
+(G— sats) i;
nach 82x,
FR) oF.
den
244
Ein abgeschlossenes isoliertes System durchfegt im Laufe seiner Geschichte einen ,,Weltkanal‘, auBerhalb dessen das metrische Feld in das Euklidische der speziellen Relativitatstheorie tibergeht und die Energiekomponenten verschwinden. Energie und Impuls des Systems J, (welche den Faktor » in ‘sich aufgenommen haben) bestimmen sich aus
Bad, = [SPdz, dz, day. Dabei miissen die Koordinaten so gewahlt sein, daf fiir sie auBerhalb des Kanals ds? = dz,? —(dz,?+4 dz,* + dz,”) wird und jede ,,Ebene“ x, = const. den Kanal in einem endlichen Bereich durchschneidet; die Integration erstreckt sich tiber den Schnittbereich. J, sind die Komponenten eines vom Orte unabhingigen invarianten Vierervektors in der Euklidischen Umwelt des Systems; er ist unabhingig von dem benutzten Koordinatensystem,
Forderungen
sofern
entspricht,
dasselbe
und
gentigt
nur
dem
den
angegebenen
Erhaltungssatz
ad, aE =0
(EAS
Das sind die Grundgleichungen der Mechanik fiir den besonderen Fall, daB auf das System gar keine auBeren Krifte wirken. Im statischen Fall ist natiirlich (bei Benutzung der statischen Koordinaten) J, = J, =J,=0 und 82J gleich dem Raumintegral von
S,? =H," — FR - );
J, die triige Masse des Systems, welche nach der Grundeinsicht der allgemeinen Relativitiitstheorie mit der schweren Masse wesensgleich ist. Hine hurze Rechnung zeigt aber), dag
dieses
lépt;
Raumintegral
und
zwar
sich
in
ein
ergibt sich, daB
Oberflachenintegral
die yon 2 umschlossene Masse
gleich dem Flu8 der (uneigentlichen) riumlichen
(8)
verwandeln
rat =~ 167 U9 (yon (eA)a
1) Fir die explizite Durchfiihrung weise ich auf RZM, § 33.
v(t) dieser ganzen
Vektordichte
Gap = 1,2, 8) Betrachtung
ver-
245
durch 2 ist. Im Falle FluB8 von der Starke
und
der Flu8
(4)
durch
=m—=
der Kugelsymmetrie
eine Kugel
a
vom
ist das ein radialer
Radius
r:
im Unendlichen = m.
Damit ist es uns gelungen, die Masse als einen FeldfluB darzustellen; und wir haben zugleich das wichtige Resultat erhalten, daB die trage und schwere Masse (die Masse als Angrifispunkt des Fithrungsfeldes) gleich der gravitationsfelderzeugenden Masse ist. Da fir ein endliches isoliertes ruhendes System das metrische Feld im Unendlichen stets kugelsymmetrisch sein und daher zufolge der Gravitationsgleichungen die ermittelte Gestalt besitzen wird, gilt dieses Resultat allgemein. Weil aber die Vektordichte (3) eine uneigentliche ist, nicht invariant gegentiber einem Wechsel des Koordinatensystems, so hat der Be-
griff der Masse einen Sinn nur fiir einen Kérper, der von andern Kérpern hinreichend isoliert ist, nicht aber fiir ein beliebiges Kérperstiick; er muB nimlich von einem keine andern Korper einschlieBenden metrischen Felde umgeben sein, das mit hinreichender Anniherung als ein Euklidisches betrachtet werden kann. Unser obiges Dilemma klart sich nun vermége der Formel (4) vollstindig auf. Wenden wir die Feldgleichungen (2) bis zu beliebig kleinen Werten von r herab an — mégen auch solche Verhaltnisse in der Natur vielleicht nicht realisiert sein —, so erscheint der Nullpunkt als eine Singularitét im Felde. Der Energiewert der von der Kugel r umschlossenen Masse betrigt m —1 *
27
|
DieMassendichte stimmt danach mit der Energie-
dichte iiberein, aber wegen der Singularitit im Zentrum ist trotz unendlicher Energie die Masse endlich. Das ,,Anfangsniveau“ im Zentrum, von dem aus die Masse gerechnet werden muB, ist nicht = 0, sondern =— 00; die Masse des Elektrons
246
deshalb
kann
iiberhaupt
nicht von
hier aus
werden,
bestimmt
sondern bezeichnet das Auslaufniveau in unendlich groBer Entfernung. Mag es physikalisch zulassig sein oder nicht, die letzten Elementarbestandteile der Materie als wirkliche Singularitaiten sim Felde aufzufassen, jedenfalls dassen sich Ladung e und Energieimpuls J, eines Teilchens ebenso wie die auf das Teilchen einwirkende Feldkraft K, bestimmen aus dem Verlauf des das
Teilehen
umgebenden
Volumiutegrale
Feldes;
iiber
das
Innere
des Teilchens sind dazu nicht erforderlich. Infolgedessen kann aus ihren Werten auch nicht das geringste geschlossen werden iiber die innere Beschaffenheit des Korpuskels; insbesondere schlieBt der Umstand, daB sie einen bestimmten endlichen Wert besitzen, die ,,Singularitatsauffassung* keineswegs aus. Hbenso
honnen
genugen,
die
,,mechanischen
6)
bewiesen
ohne
auf
nehmen.
Gleichungen“,
aa0, werden
die
Wie
allein
im
diese
Grépin
Sek,
durch Betrachtung
Zustinde
welchen
Innern
das zu verstehen
des
des umgebenden Keldes,
Teilchens
ist, will ich
Rucksicht
hier an
dem
zu
ein-
fachsten dieser Gesetze, der Erhaltungsgleichung fiir die Ladung, Klar machen. Dabei haben wir es nur mit der Elektrizitaét zu tun und kénnen uns der Einfachheit halber auf den Boden der speziellen Relativitatstheorie stellen. Die im Ather giiltigen Maxwellschen Gleichungen lauten
aft
(6) Eine
Oxy
Lisung
derselben
kugelsymmetrische
ist 7;, = const.;
aber (welche
bekommt), die aus dem Potential Wir
wissen
durchaus
=0.
nichts
im
die einzige
Zentrum
statische
eine Singularitit
» = < entspringende (e = const).
davon,
daB im Gebiet
der Materie
die Gleichung (6) durch eine inhomogene zu ersetzen ist, auf deren rechter Seite eine neue Feldgréfe, die ,,Dichte des Viererstroms“ — in der Lorentzschen Elektronentheorie als
reiner Konvektionsstrom 9 u' —, auftritt. Von einem Elektron kénnen wir lediglich behaupten, daB auBerhalb einer gewissen
dasselbe umgebenden Flache 2 die homogenen Gleichungen (6)
247
gelten und bei Benutzung cines Koordinatensystems, in welchem
das
Elektron
momentan
statischen, aus dem identisch
ruht,
Potential
/;,
im
y = 7
ist; im wesentlichen,
d.h.
tretendes Feld 7;,, das im Gebiet
wesentlichen
mit
dem
entspringenden Felde f,i bis auf ein additiy hinzu-
der Fliche
2
ohne merk-
lichen Fehler als konstant betrachtet werden kann. Bei Benutzung dieses Koordinatensystems schickt dann das elektrische Feld den Flu8 47e durch die Hiille @ hindurch und nicht den Flu8 0, wie es der Fall wire, wenn das Feld auch im Innern des Teilchens regulir wire und den Gleichungen (6)
geniigte. Das Glied des Konvektionsstroms gu‘ in der Lorentzschen Theorie bringt den HinfluB dieser Ladungssingularitaten in Bausch und Bogen zum Ausdruck fiir ein Gebiet, das viele Elektronen enthalt; es ist aber ganz unberechtigt, die Lorentzschen Gleichungen etwa so zu interpretieren, daB sie auf die »Volumelemente
des
Hlektrons*
Anwendung
finden
kénnten.
Unser Ansatz ist iibrigens zutreffend nur im Falle quasistationirer Beschleunigung, wenn die Weltlinie des Teilchens hinreichend wenig von einer Geraden abweicht.!) 1) Gewéhnlich nimmt man, dariiber hinausgehend, an, daB bei beliebiger Bewegung des Elektrons das Feld in seiner Umgebung durch die bekannten Liénard-Wiechertschen Formeln geliefert wird. Sie ergeben fiir ein beschleunigtes Elektron Ausstrehlung und enthalten eine Auszeichnung der Richtung des Zeitablaufs. Schon darin zeigt sich, daB sie keineswegs eine notwendige Konsequenz der (umkehrbaren) Maxwellschen Gleichungen sein kénnen. In der Tat erhilt man z. B. zu einem um ein Zentrum O gleichférmig kreisenden Elektron durch Superposition der nach Liénard-Wiechert berechneten ,,auslaufenden“ und der ,,einlaufenden“ Welle ein Feld ohne einseitigen Energiestrom, das in dem um O mitrotierenden Koordinatensystem stationdr ist. Mir scheint das ein an sich ebenso berechtigter und méglicher stationiirer Zustand der Welt zu sein wie der des statischen Feldes, das von einem ruhenden Zumal in der riumlich geschlossenen Welt, auf Elektron erzeugt wird. die sich Einstein auch zur Begriindung des statischen Potentials e/r beruft, ist nur dieser Zustand und nicht der der auslaufenden Welle Man vgl. dazu G. Mie, Physik. Zeitschr. 21. S. 657. dauernd méglich. 1920; S. R. Milner, Phil. Mag. 41. S. 405—419. 1921; der Beweis von Oseen fiir die Notwendigkeit der Ausstrahlung (Physik. Zeitschr. 16. §. 895. 1915) beruht weniger auf den Maxwellschen Gleichungen als auf den postulierten Anfangs- und Randbedingungen; vgl. ferner, was die Beziehung zur Kosmologie betrifft, meine zu Anfang erwihnte Note
248
Nach dieser Beschreibung gehdrt zu dem Teilchen in jedem Moment seiner Bewegung ein Ladungswert e. Ich behaupte, daB sich aus den Maxwellschen Gleichungen (6), welche auBer-
halb des von 2 beschriebenen Weltkanals gelten, die Erhaltungsgleichung ae = 0 ergibt. genden Kunstgriff:
Zum Beweise
benutzen
wir den fol-
Wir filhren innerhalb des Kanals
laritiitenfreies fingiertes Feld f,,, = stetig an das im AuSern
Dann wird innerhalb Stromdichte“
——“
Oa,
ein,
04;
ein singu2
das
sich
wirklich herrschende Feld anschlieft.
des Kanals im allgemeinen
(7)
die ,,fingierte
foes ee
nicht verschwinden; fiir sie gilt zufolge der Definition als eine mathematische Identitit der Hrhaltungssatz
(8)
Ox;
Das Koordinatens ystem liege so, dab jede ,,Ebene* x, = const. den Kanal in einem endlichen (von 2 begrenzten) Bereich durchschneidet. Das iiber diesen Bereich erstreckte Integral
[32x dx, dx, = 6* ist eine Funktion
von x = ¢; aus (8) ergibt sich aber sogleich
durch Integration d& =0. dt
Ferner
schlieBen wir
aus (8) mit
Hilfe des Gaussschen Satzes, daB e* gleich dem FluB der Vektordichte 8‘ durch eine beliebige dreidimensionale Fliche ist, welche den Kanal durchsetzt. Infolgedessen ist e* yom gewahlten Koordinatensystem unabhingig. Hs ist aber auch unabhingig von der Wahl des fingierten Feldes; denn es 1A8t sich nach (7) als Flu8 der ,riumlichen* Vektordichte mit den Komponenten f%, f°, f°? durch 2 darstellen, und auf 2 stimmt das fingierte Feld mit dem wirklichen tiberein. Endlich geht daraus lervor, wenn wir diesen Flu8 an einer bestimmten in der Physik. Zeitschr. Quantenauswahl
gang
zwischen
Eine andere
der stationiiren
den verschiedenen
Frage
Zustiinde
ist es natiirlich, woher
riihrt
staticniiren
und
wie
Zustiinden
sich
die
der Uber-
yollzieht.
249
Zeitstelle in dem Ruh-Koordinatensystem berechnen, daB dort e* =e ist. Damit ist der Beweis beendet. Er laft erkennen, daB die Ladung des Elektrons in zwei Augenblicken dieselbe ist auch dann, wenn zwischen diesen beiden Momenten das Elektron durch rasch wechselnde stationiire Zustinde hindurchgeglitten ist, obschon wir wihrend dieser Zeit nichts ttber das Verhalten des Feldes in der Umgebung des Elektrons wissen.) Auf 4bnlichem, wenn auch komplizierterem Wege gelingt der Beweis der andern mechanischen Gleichungen, wie ich ihn in meinem Buche durchgefiithrt habe (S. 273—279). Das Gesetz
fur
die
Erzeugung
des
metrischen
Feldes
durch
ein
matrielles
Teilchen lautet folgendermaBen: In einem gewissen, zu dem Teilchen in seiner augenblicklichen Lage gehérigen Koordinatensystem?) ®, in welchem das Teilchen selber momentan ruht, ist das metrische Feld in der Umgebung des Teilchens auf und auBerhalb Q ein statisches kugelsymmetrisches: und
zwar haben f und f die Werte
(9)
alae d eas
welche durch die Feldgleichungen #* = 0 gefordert sind. Die Konstante m wird als die Masse des Teilchens bezeichnet. Da die Ableitungen der g,, dieses Feldes im Unendlichen gegen 0 konvergieren (und zwar in zweiter Ordnung), so ist & ein geo-
ditisches Koordinatensystem an der betreffenden Stelle fiir das auBere Feld des Teilchens. Die Annahme ist berechtigt im Falle quasistationiirer Beschleunigung, d. h. wenn die Weltlinie des Teilchens sich hinreichend schwach aus der durch das Fihrungsfeld bestimmten geoditischen Weltlinie herauskriimmt. Sie fihrt zu den Gleichungen (5) mit den klassischen Werten: Energie-Impuls J; = mu,, Feldkraft K, = xe/;. US
dx; ds
sind die Komponenten der Weltrichtung des Teilchens,
die zu verwendenden Werte von g,, sind die zum duBeren Felde 1) Ich halte es fiir unwahrscheinlich, daB sich fir diesen Feldzustand iiberhaupt eine universelle, eine einzige Konstante e enthaltende Beschreibung geben 1aBt. 2) Natiirlich ist es unméglich, dab ein solches Gesetz, wie Lenard in seiner Argumentation anzunehmen scheint, in yedem Koordinatensystem giiltig ist.
250
gehérigen, so daB ds? = d2,? — (d2,? + d2,* + dz,*) besondere folgt daraus
ist.
Ins-
(10) Kehren wir zu einem beliebigen Koordinatensystem zuriick, so erhalten wir die Bewegungsgleichungen
(11)
Ge — yee et = Shae
(é = 1,2, 8).
Die Bestimmung der Feldkraft setzt auBer den schon erwihnten Annahmen noch folgendes voraus: 1. Im Koordinatensystem ® hat das elektromagnetische Feld in der Umgebung des Teilchens die frither angegebene Gestalt fi. + f,,; dabei ist 7, das auBere Feld, das in (11) ein-
fach mit f;, bezeichnet wurde. 2. @ ist so groB,
da8
auf Q das duBere
Feld
7 vielmal
stirker ist als das vom Elektron herriihrende f°; d.h. die mechanischen Gleichungen gelten nur mit solcher Genauigkeit, daB eine Anderung des iuBeren Feldes um den Betrag des Elektronenfeldes auf 2 nicht ins Gewicht fallt. Andererseits ist 2 so klein, daB die Wertunterschiede yon f auf 2 vielmal kleiner sind als die von /°. 3. Das iuBere Feld 7, ist so schwach, daB das Quadrat seines Betrages auf 2 klein ist gegeniiber m/x7* (sonst diirfte nimlich der EHinfluB des elektromagnetischen Feldes auf das metrische in der Gegend von 2 nicht vernachlissigt werden). Damit ist gezeigt, dab fiir die Festlegung der Begriffe Ladung und Masse und fiir den Beweis der mechanischen Gleichungen das Feld im Innern des Kanals keine Rolle spielt; es war lediglich ein mathematischer Kunstgriff, wenn wir uns den Kanal mit einem fingierten Felde ausgefiillt dachten. Wird dadurch die Identitit zwischen triger Masse und Feldenergie, welche die spezielle Relativititstheorie aufgedeckt zu haben schien, wieder zerrissen, so ist doch zu betonen, daf das physikalisch Bedeutungsvolle an der Erkenntnis von der Zrédigheit der Energie bestehen bleibt. Die Gleichung (10) ist gebunden an unsere Annahme iiber die Feldbeschaffenheit in der Umgebung des Teilchens. Ist das Teilchen statt mit einem statischen Feld z. B. mit einer elektromagnetischen Dipolwelle umgeben, wie das fiir ein Atom im Zustande der Ausstrahlung
251
der Fall sein wird,
so liefert dieselbe Betrachtung
auf beson-
ders einfache und strenge Weise statt (10) das Resultat: der Verlust an Masse m, welchen das Teilchen zwischen zwei Augenblicken 1 und 2 erlitten hat, ist gleich der mit x zu multiplizierenden elektromagnetischen Energie, welche wihrend dieser Zeit durch die das Teilchen umgebende Hiille 2 hindurchgestrahlt wird. Man versteht, wie dieses Resultat zustande kommt: die Masse ist ein Integral, das tiber die Fliche Q in Teilchen
[oy a
($2 bezeichnet bei 1 und 2 die beiden Kurven, welche den schlauchférmigen Mantel
Ze
begrenzen.)
Fig. 1.
den Augenblicken 1 und 2 erstreckt wird, die hindurchgestrahlte Energie aber stellt sich dar als ein Integral tiber den »Schlauch“, den die Fliche 2 wihrend der Zeit von 1 bis 2
in der Welt beschreibt. Die erreichte Klirung des Massenbegriffs erscheint als eine der physikalisch bedeutungsvollsten Leistungen allgemeinen Relativitatstheorie.
mir der
Til.
Die
Masse
ist ihrem
Wesen
nach
eine
Lange.
Da
nach
der Relativititstheorie Zeit- und Lingeneinheit nicht unabhingig voneinander sind, kennt sie nur zwei urspriingliche Ma8-
einheiten; als solche werden zweckmiBig die Linge (2) und die Elektrizitétsmenge (ec) gewahlt. Die Koordinaten 2,, welche nicht gemessen, sondern willkiirlich in die Welt hineingelegt werden, sind als dimensionslose Zahlen zu betrachten, die metrische Fundamentalform ds? und ihre Koeffizienten g,, haben die Dimension 72. Wenn wir aber, wie es bei unserer Definition der Masse geschah, uns auf solche Koordinaten heschrinken, fiir welche im Unendlichen ds? = dx,? — (dz,* + dx,’ + dz,”) wird, so missen wir, wenn sich bei einem Wechsel in der Wahl der Lingeneinheit ds? mit der Konstanten / multipliziert, gleichzeitig auch die Koordinaten x, mit der KonDann bekommen die Koordinaten die stanten / multiplizieren.
252
Dimension 7, und die g,, werden dimensionslos. Die Flu8stirke mi erhilt also die Dimension /-1, die Masse selbst 7, die Energie ¢?/l. Die im Hinsteinschen Gesetz vorkommende Gravitationskonstante « ist eine Aquivalenzzahl fiir die Umwandlung von Masse in Energie; ihre Bedeutung tritt physikadisch am klarsten hervor in der Tatsache, dab der Massenverlust eines strahlenden Kérpers gleich xmal der ausgestrahlten Energie ist. Sie hat offenbar die Dimension (?/e”. (Ware sie wirklich eine absolute, in der universellen GesetzmaBigkeit der Natur
allein
begriindete
—
und
nicht,
wie
es wahrscheinlich
ist, eine von der zufalligen Gesamtmasse der Welt abhangige — Konstante, so wiirde sie gestatten, die Dimension e mit 7 zu identifizieren.) Endlich sei noch bemerkt: Nach unserer jetzigen Auffassung gehdrt das Glied 8x x Z* des Hinsteinschen Gravitationsgesetzes (1) mit auf die linke Seite; das Gesetz besteht aus homogenen Gleichungen, die zusammen mit den homogenen Maxwellschen Gleichungen die Kigengesetzlichkeit des ,,Athers“ (des kombinierten elektromagnetischen und metrischen Feldes) zum Ausdruck bringen, nicht aber aus inhomogenen Gleichungen, nach welchen die ,,Materie T,'“ das Feld erzeugt. Um die Tatsache des Vorhandenseins materieller Teilchen mit einer von 0 verschiedenen Ladung und Masse in der Welt trotz der Giltigkeit jener homogenen Gleichungen im Ather zu erkliren, stehen zwei Wege zur Verfiigung: entweder die Glei-
chungen so zu modifizieren, wie es von Mie in seinen ,,Grundlagen einer Theorie der Materie“ versucht wurde, oder die Materie als eine wirkliche Singularitit im Felde gelten zu lassen, Der erste Weg mufte notwendig im Rahmen der speziellen Relativititstheorie beschritten werden, die hier gewonnene Definition der Masse und Herleitung der mechanischen Gleichungen 6ffnet den zweiten. GewiS ist es physikalisch unmiglich, daB der Verlauf der ZustandsgréBen irgendwo im Innern des extensiven vierdimensionalen Mediums der Welt wirkliche Singularititen aufweist; in der speziellen Relativititstheorie, wo dieses Medium ein Kuklidisches ist und daher auch die Zusammenhangsverhiltnisse der Welt die einer vierdimensionalen Enuklidischen Mannigfaltigkeit sein miissen, war auch aus diesem Grunde der zweite Weg durchaus verschlossen. In der allgemeinen Relativititstheorie aber kann die Welt beliebige andere
253
Zusammenhangsverhiltuisse besitzen: nichts steht im Wege, anzunehmen, da sie von solcher Analysis-situs-Beschaffenheit ist, wie ein vierdimensionales Euklidisches Kontinuum, aus welchem einzelne Schliuche von eindimensional unendlicher Erstreckung berausgeschnitten sind. Im Innern dieser Schliuche ist kein ,,Raum“ mehr, ihre Grenzen sind genau so wie das Unendlichferne nie erreichbare ,,Siume“ des extensiven Feldes. Das einfach zusammenhingende Kontinuum, aus welchem wir das Feldgebiet durch Herausschneiden von Schlauchen
konstruieren,
ist tiberhaupt
eine
bloBe
mathema-
tische Fiktion, wennschon die im Felde herrschenden metrischen Verhiltnisse es sehr nahe legen, den wirklichen Raum durch Hinzufiigung solcher erdichteter uneigentlicher Gebiete,
welche den verschiedenen Materieteilchen entsprechen, zu einem einfach zusammenhiingenden zu erginzen. Man muf sich hier durchaus auf den freien Standpunkt der Analysis situs stellen. Sie betrachtet z. B. ein Gebilde G wie das nebenstehend gezeichnete und schraffierte, das nur aus inneren Punkten besteht (die Randkurven gehéren
nicht mehr da-
zu), indem sie lediglich den stetigen Zusammenhang seiner Punkte im groBen ins Auge faBt, als ein Wesen sui generis, das nichts mit der
Vollebene zu tun hat. Denken wir es uns aus der Vollebene 2 durch Herausschneiden entstanden, so hei8t das, wir betrachten G nicht fiir sich, sondern in demjenigen Verhiltnis zu einer Ebene #, das durch eine bestimmte eindeutige Abbildung von G auf # vermittelt ist (jedem Punkt von G korrespondiert ein mit ihm stetig sich Sndernder Punkt von #). Aber auch ohne eine solche Beziehung zu F zu stiften, hat es einen Sinn, @ Das drei verschiedene ,,SAume“ oder ,,Lécher“ zuzuschreiben. mu8 man etwa so verstehen. Eine beliebige zweidimensionale Mannigfaltigkeit wird in der Analysis situs immer wie die Oberfliche eines Polyeders aufgebaut aus einzelnen einfach zusammenhiingenden Elementarflachenstiicken.!) Eine geschlossene MannigIdee
8. 78.
1) L. E. J. Brouwer, Math. Annalen 71. S. 97. 1912; H.Weyl, Die der Riemannschen Fliche. §§ 4, 5; ders., Math, Zeitschrift 10. 1921.
254
faltigkeit besteht aus endlich vielen, eine offene aus einer abzihlbar unendlichen Reihe solcher Zellen, die wir uns in einer bestimmten Reihenfolge mit Z,, Z,, Z,,... bezeichnet denken. (Vgl. die Zelleinteilung eines Kreisrings in der nachEine Vereinigung von Zellen mége ein stehenden Figur.) :Kontinuum heiBen, wenn man jede Zelle 4 derselben mit jeder B durch eine endliche Kette von der Vereinigung angehérigen
(Die inneren Kreise hiiufen sich gegen die beiden gestrichelten
Grenzkreise.)
Fig. 3.
Zellen A = JZ, Z®, ..., Z™-Y), Z™ = B so ,verbinden* kann, daB immer Z@+ lings einer Kante an Z® grenzt. Ein Kontinuum heiBe ,,endlich* oder ,,unendlich’, je nachdem es aus einer endlichen oder unendlichen Anzahl von Zellen besteht.
Vollzieht Zellen
man
nun
bestehenden
den Abbau
Gebietes
unseres
G dadurch,
aus
daB
unendlich man
vielen
der Reihe
nach 4, 4,, Z,,... fortnimmt, so besteht der Rest, wenn dieser ProzeB eine gewisse Grenze iiberschritten hat, bestindig aus drei
(immer kleiner werdenden) unendlichen Kontinua mit einer im allgemeinen wechselnden Anzahl endlicher Kontinua; diese drei unendlichen Kontinua bilden die immer enger werdenden Umgebungen der drei Scéiume von G. Nach der zweiten Auffassung ist die Materie selber also uberhaupt nichts Riumliches (Extensives), aber sie stecht in einer bestimmten raéumlichen Umgebung drin. Wir kénnen sie quan-
255
titativ charakterisieren nur durch ihre Feldwirkungen; die Ladung e z. B. ist der FluB des elektrischen Feldes, welchen das Teilchen durch eine im Felde gelegene, das Teilchen umschlieBende Hille 2 hindurchschickt. Von der unmittelbaren riumlichen Umgebung des ‘eilchens nehmen seine Feldwirkungen ihren Ausgang. Diese ganze Anschauung gewinnt auBerordentlich an Kinheitlichkeit, wenn der Ather nicht aus zwei miteinander in keinem inneren Zusammenhang stehenden, im extensiven Medium der AuSenwelt herrschenden Feldern besteht, sondern lediglich das mit einer von der Materie abhangigen metrischen Struktur
begabte
extensive Medium
selber ist; so lehrt
yon mir aufgestellte erweiterte Relativitiitstheorie.
es die
Wennschon
die Physik es in gewissem Sinne nur mit dem Ather zu tun hat, das Agens der Materie eigentlich jenseits der physischen Sphire liegt, ist es doch ihre Aufgabe, neben der Kigengesetzlichkeit des Feldes auch die Gesetze zu studieren, nach denen die Materie die Feldwirkungen auslést; diese formulieren sich als eine Art Randbedingungen fiir die metrischen ZustandsgréBen des Feldes. Der Ather, sagten wir schon oben, spielt fiir die Wirklichkeit kaum eine andere Rolle wie einst der Raum mit seiner starren Kuklidischen Metrik: nur hat sich der unbewegte in einen allen Kindriicken zart nachgebenden geschmeidigen Diener gewandelt. Der Substanz- und der Feld-Vorstellung reiht sich als dritte diese Auffassung der Materie als eines die Feldzustiinde verursachenden 4gens an. Sobald einmal die Bahn fir sie frei gelegt ist, glaube ich, wird man die Feldtheorie, die vom neuen Standpunkt aus etwas Phantastisch-Unwirkliches bekommt, verlassen und zu ibr tibergehen miissen. Sie liBt neben der streng funktionalen Feldphysik Raum fiir die moderne Physik der Materie, die mit statistischen Begriffen operiert. Nicht nur die Materie wird in ihre alten Wirklichkeitsrechte wieder eingesetzt, sondern auch der echte Gedanke der Kausalitét, der Verursachung, wie wir sie am unmittelbarsten in unserem Willen Von Mach als Fetischiserfahren, erwacht zu neuem Leben. mus gebrandmarkt, war diese Idee doch immer fir jeden Physiker in seinem lebendigen Verhaltnis zur Natur unentbehrlich geblieben, mochte auch seine Erkenntnistheorie nur_,,funktio-
256
Aber die funktionalen Benale Beziehungen“ gelten lassen, ziehungen zwischen den Feldgréfen sind der Ausdruck fiir die Struktur des Athers, nicht fir die Kausalitit, d.i. die ErzeuHier wird die gung der Atherzustinde durch die Materie. ausgezeichnete Ablaufsrichtung der Zeit: Vergangenheit> Zu»kunft, die in den Feldgesetzen keine Stelle finden kann, wieder aufzunehmen sein; sie ist ja mit der Idee der Verursachung Auch bringt die Materie in der Tat aufs engste verbunden. in gewissem Sinne eine Auszeichnung der Zeit gegeniiber den Raumkoordinaten mit sich: die in einer Dimension unendliche Erstreckung der inneren Feldsdume. — Die folgenden beiden Griinde scheinen es mir vor allem, welche fir die Agens-, gegen die Feldtheorie der Materie sprechen: 1. sie steht allein in Einklang mit der grundlegenden Erfahrung des tiglichen Lebens und der Physik, daB die Materie das Feld erzeugt und alles Handeln in der Welt primar an der Materie angreifen muB; 2. die erweiterte Relativitatstheorie 148t keinen Platz fir derartige Verallgemeinerungen und Ergiinzungen der klassischen Feldgesetze, wie sie Mie im Rahmen der speziellen Relativititstheorie ins Auge gefabt hatte. Dabei muB freilich zugestanden werden, daB es nach wie vor einigermaBen dunkel bleibt, wie man in der allgemeinen Relativitatstheorie tiberhaupt die Aussage streng formulieren soll, daB die Materie, als deren Charakteristika Laduny, Masse und Bewegung anzusehen sind, das Feld erzeugt. Deutet man (um der anschaulichen Ausdrucksweise willen) ein Koordinatensystem als Abbildung der wirklichen Welt auf einen vierdimensionalen Cartesischen Raum, so kann man bei gegebener Bewegung der Teilchen ihren Weltkaniilen im Bilde durch geeignete Wahl der Koordinaten jede beliebige Gestalt erteilen. Prinzipiell gesprochen, ist also in der allgemeinen Relativitiitstheorie
nicht
nur
der Begriff der
absoluten, sondern auch der
der
relativen Bewegung verschiedener Kérper geyeneinander sinnlos. Es ist danach klar, daB die Kenntnis von Ladung und Masse jedes Teilchens und des Verlaufs ihrer Weltkanile im Koordinatenbilde zur eindeutigen Bestimmung des Feldes nicht geniigen kann. Vielleicht mu8 man den Sinn der Aussage, daB die Bewegung eines Teilchens bekannt ist, dahin interpretieren, daB in dem zur Darstellung der Welt gewihlten Koordinaten-
257
system UW nicht nur der Verlauf ist (denn das besagt gar nichts),
des Teilchenkanals gegeben sondern auBerdem an jeder
Stelle des Kanals das oben mit & bezeichnete Koordinatensystem, in welchem das umgebende Feld die Normalform (9) besitzt, oder genauer: die Transformationsformeln, vermége deren das lokale ® mit dem universellen ll zusammenhingt. Wir mii®ten dann sagen: der Begriff der Bewegung eines Teilchens hat keinen kinematischen, sondern einen dynamischen Inhalt; die bisher meist gegebene Formulierung ,,von Bewegung eines Kérpers (im kinematischen Sinne) kann nicht absolut, sondern nur relativ zu andern Kérpern die Rede sein“ trife nicht den richtigen Gegensatz.?) Da zufolge unserer Erklirung die Masse m keine durch das materielle Teilchen véllig exakt festgelegte Zahl ist und darum
auch
die Erhaltungsgleichuvg
oe
=0
kein mathema-
tisch strenges Gesetz ist, kénnen wir aus ihm heraus nicht verstehen, weshalb ein Elektron selbst nach beliebig langer Zeit immer noch die gleiche Masse besitzt und weshalb allen Elektronen dasselbe m zukommt. Dieser Umstand zeigt, daB es
offenbar nur einen Gleichgewichtszustand der negativen Elektrizitit gibt, auf den sich das Korpuskel in jedem Augenblick yon neuem einstellt: die Erhaltung der Ladung und Masse kommt nicht durch eine differentiell wirksame Beharrungstendenz, sondern durch Minstellung zustande. Daraus diirfen 1) Ich gebe diese Andeutung einer Liésung mit allem Vorbehalt. Wo die Kritiker der Relativitatstheorie diese Schwierigkeit beriihren (vgl. namentlich Reichenbicher, Physik. Zeitschr. 22. 5.234 —243. 1921), treffen sie in der Tat eine dunkle Stelle (freilich kann ich darin keinen zureichenden Grund fiir die Preisgabe der Theorie erblicken; die eben erwihnte Lésung scheint mir die Reichenbichersche Idee: die Materie bewirkt eine ,,Verzerrung des metrischen Feldes, mit der These Einsteins: Trigheit und Gravitation sind eines, zu yersdhnen). Einsteins Kosmologie der geschlossenen Welt hat lediglich zur Folge, daB man neben den Grenzbedingungen fiir die Materieschliuche nicht auch noch eine Grenzbedingung fiir den unendlichfernen Saum des Feldes ndtig hat; zur prinzipiellen Klirung der vorliegenden Frage leistet sie dariiber hinaus meines Erachtens keinen Beitrag. Mit dem Machschen Gedanken, da® die triige Masse eines Kérpers auf einer Wechselwirkung mit den Massen
des Universums
Auffassung
beruht,
des Massenbegriffs
kann
ich mich nach der hier vertretenen
erst recht nicht befreunden.
258
wir weiter auch
nur
schlieBen,
als Fluf
daB
in dem
Ladung
und Masse,
extensiven,
den Felde definieren kénnen,
wenn
das Teilchen
doch als Higenschaften
wir
sie
umgeben-
des Teil-
chens selber anzusprechen sind. Den Gegensatz von Beharrung und Kinstellung kann man sich gut klar machen an dem Bei» spiel eines rotierenden Kreisels — die Richtung seiner Achse, in einem Augenblick willkirlich, ibertragt sich von Moment zu Moment durch Beharrung — und einer Magnetnadel, deren Richtung sich in jedem Augenblick unabhiingig von der Vergangenheit auf das Magnetfeld einstellt. Von einer rein der Beharrungstendenz folgenden Verpflanzung haben wir a priori keinen Grund anzunehmen, da sie integrabel sei, d. h. unabhingig vom Wege, auf welchem sich die Verpflanzung vollzieht. Aber sei das auch der Fall, wie z. B. fiir die Achse des rotierenden Kreisels im Euklidischen Raum; es werden dennoch zwei Kreisel, die von demselben Punkte mit gleicher
Achsenstellung ausgingen und sich nach Ablauf einer sehr langen Zeit wieder treffen, beliebige Abweichungen der Achsenstellung aufweisen, da sie ja niemals vollstiindig gegen jede Einwirkung isoliert werden kénnen. Auf der Erhaltung der Masse und Ladung beruht es nach der mit Quantenansiitzen operierenden Bohrschen Atomtheorie, daB bei der Bewegung eines Atoms die Radien der Kreisbahnen
seiner
Elehtronen
erhalten
bleiben.
und
die Frequenzen
Ebenso
wird
man
des
ausgesendeten
schlieBen kénnen,
Lichtes
daB in
einem kristallinischen Medium die Gitterabstiinde erhalten bleiben. Die Frequenzen der Spektrallinien und die Linge eines materiellen MaBstabes sind daher gleichfalls Gréfen, die sich durch eine in jedem Augenblick neu erfolgende Kinstellung auf das Gleichgewicht erhalten. Das geht auch schon daraus hervor, daB ich diesem MaBstab an dieser Feldstelle nicht willkirlich anstatt der Linge, die er jetzt einnimmt, irgendeine andere, die doppelte oder dreifache, hatte geben kénnen, wie ich ihm die Richtung beliebig vorschreiben kann; und da die Spektrallinien der Atome sich von der Vorgeschichte als unabhingig erweisen. Wenn Einstein die MaBbestimmung im Ather mit Hilfe von MaBstiben und Uhren definiert, so kann man das nur als eine vorliufige Ankniipfung an die Erfahrung gelten lassen, wie etwa auch die Definition der elektrischen
259
Feldstirke als ponderomotorische Kraft auf die Kinheitsladung. Hernach muB8 sich hier das Verhalten der Ladung unter dem Einflu8 des elektrischen Feldes, dort das Verhalten der Gitterabstinde in einem kristallinischen Medium unter dem HinfluB des metrischen Feldes als eine Folgerung der entwickelten Theorie ergeben. Und auf dem eben angedeuteten theoretischen Zusammenhang scheint mir die Erhaltung der (mit Hilfe der lokalen Metrik des Feldes zu bestimmenden) Mafstablangen und Uhrperioden zu beruhen.
Mit den letzten Erwigungen rihren wir an die physikalischen Grundlagen der ,,erweiterten Relativitatstheorie“; darauf gehe ich niher in der zu Anfang erwahnten Note ein.
48. Electricity and gravitation
Nature 106, 800—802 (1921)
MODERN
physics renders it probable that the
only
fundamental
forces
in
Nature
After
the
are
(Fihrungsfeld) is a physical reality which is demani-
and
matter,
of
state
the
on
pendent
proceeding from the electromagnetic field had been
fests itself only infinitesimally (as a tendency of persistence which carries over the vectors from one point to “indefinitely neighbouring ” ones).
of striking simplicity and clearness, it became
on
those, which have their origin in gravitation and in
the
electromagnetic
field.
effects
co-ordinated by Faraday and Maxwell into laws necessary on
the
to attempt
basis
of
to explain gravitation
electromagnetism,
or
at least
also
to
fit it into its proper place in the scheme of electromagnetic laws, in order to arrive at a unification
The immense success of Einstein’s theory is based
the
fact
that
the
effects
of gravitation
also
belong to the guiding field, as we should expect
@ priori from our experience of the equality of
gravitational and inertial mass. The planets follow exactly the orbit destined to them by the
guiding field; there is no special “gravitational
of ideas. This was actually done by H. A. Lorentz, G. Mie, and others, although the success
force ” necessary, as in Newton’s theory, to cause
the present time, however, in virtue of Einstein general theory of relativity, we understand in
general, the parallel displacement is “non-integrable”; i.e. if we transfer a vector at P along
of their work
was
not
wholly
convincing.
At
principle the nature of gravitation, and the problem is reversed. It is necessary to regard electromagnetic phenomena, as well as gravitation,
as
an
universe.
I
outcome
of
the
geometry
of the
believe that this is possible when we
liberate the world-geometry (on which Einstein based his theory) from an inherent inconsistency, which
is still associated with it as a consequence
of our previous Euclidean conceptions.
The great accomplishment of the theory of rela-
tivity
was
that
it brought
the obvious
principle
of the relativity of motion into harmony with the
existence of inertial forces. The Galilean law of inertia shows that there is a kind of obligatory
guidance in the universe, which constrains a body left to itself to move with a perfectly definite motion, once it has been set in motion in a particular direction in the world. The body does this in virtue of a tendency of persistence, which carries on this direction at each instant “parallel
to itself.” At every position P in the universe, this tendency of persistence (the “guiding field”) thus determines the infinitesimal parallel displace-
ment of vectors from P to world-points indefinitely near to P. Such a continuum, in which this idea of infinitesimal parallel displacement is determinate, I have designated as an “‘affinely con-
nected” one (affin cusammenhdngend).
Accord-
ing to the ideas of Galileo and Newton,’ the “affine connection ” of the universe (the difference
between
straight and curved) is given by its geo-
metrical structure.
A vector at any position in
the universe determines directly and without ambiguity, at every other position, and by itself (i.e. independently of the material content of the universe), a vector “equal” to itself. According to Einstein, however, the guiding field
them
to
deviate
from
their
Galilean
orbit.
In
two different paths to a point P/ at a finite distance
from
P, then
the vectors,
which
were
coincident
at P, arrive at P! in two different end-positions
after travelling these two paths.
The “affine connection” is not an original characteristic of the universe, but arises from a
more
deeply
“metrical
lying
field.”
condition
There
exists
of
an
things—the
infinitesimal
“light-cone” (Lichtkegel) at every position P in
the world, which separates past and future in the immediate vicinity of the point P. In other words,
this light-cone separates those world-points which
can receive action from P from those from which an “action” can arrive at P. This “cone of
light” renders it possible to compare two line-
elements at P with each other by measurement; all vectors of equal measure represent one and the same distance at P. In addition to the determination of measure at a point P (the “relation
of action” of P with its surroundings), we have
now the “metrical relation,” which determines the
congruent transference of an arbitrary distance at
P to all points indefinitely near to P.
Just as the point of view of Einstein ledds back
to that
of Galileo
and
Newton
when
we
assume
the transference of vectors by parallel displacement to be integrable, so we fall back on Einstein when the transference of distances by congruent
transference is integrable. But this particular assumption does not appear to me to be in the least justified (apart from the progress of the historical development). It appears to me rather
as a gross inconsistency.
old
tudes
point
For the “distances ” the
of view of a determination
in terms
of each
being independent of directly at a distance.
other
of magni-
is maintained,
this
matter and taking place This is just as much in
261 conflict with the principle of the relativity of magnitude as the point of view of Newton and Galileo is with the principle of the relativity of motion. If, in the case in point, we proceed
in earnest
with
the
idea
of the continuity
of action, then “magnitudes of condition” occur in
the
mathematical
description
of
the
world-
metrics in just sufficient number and in such a combination as is necessary for the description of the electromagnetic and of the gravitational field. We saw above that, besides inertia (the retention of the vector-direction), gravitation was also
included in the guiding field, as a slight variation
of this, as a whole, constant inertia. So in the present case, in addition to the force which conserves space- and time-lengths, electromagnetism
is
readily
as
also
Unfortunately,
included
in
the
metrical
relation.
this cannot be made
in the
case
of
clear so
gravitation.
For
the
phenomena of gravitation are easily obtained from the Galilean principle, according to which the world-direction
of a mass-point
in motion follows
supplemented by an additional term of similar character. This renders the existence of charged
material
particles
possible
without
requiring
an
immense mass-horizon as in Einstein’s cosmology.
At first the non-integrability of the transference of distances (Streckeniibertragung) aroused much
antipathy.
Does
not this
mean
that
two
measuring-rods which coincide at one position in the universe no longer need to coitcide in the event of a subsequent encounter? Or that two
clocks which set out from one world-position with the same period will possess different periods
should they happen to encounter at a subsequent position in space?
Such a behaviour of “atomic
clocks ” obviously
stands in opposition to the fact
that atoms emit spectral lines of a definite frequency, Neither
independently of their past history. does a measuring-rod at rest in a static
field experience a congruent
transference
moment to moment,
from
What is the cause of this discrepancy between
Now
the idea of congruent transfer and the behaviour of measuring-rods and clocks? I differentiate
force of the electromagnetic field should be included in our Galilean law of motion, as well as
Nature by “persistence” (Beharrung) and by “adjustment” (Einstellung). I shall make the
at every instant the parallel displacement.
it is by no means the case that the ponderomotive
gravitation, for a charged mass-point does not
follow the guiding field. On the contrary, the correct equations of motion are obtained only by
the establishment of a definite and concrete law of Nature, which is possible within the framework of the theory, and not from the general
principles of the theory.
The form of the law of Nature condition of the metrical field is
on which the dependent is
tion
measure
limited by our conception of the nature of gravitaand
electricity
in still greater
than
it is by Einstein’s general principle of relativity.
When
the
metrical
connection
alone
is virtually
varied, the most simple of the assumptions possible leads exactly to the theory of Maxwell. Thus, whereas Einstein’s theory of gravitation
gave certain inappreciable deviations from the Newtonian theory, such as could be tested by experiment, our interpretation of electricity—one
is almost tempted fo say unfortunately—results in the complete confirmation of Maxwell’s laws.
If we supplement Maxwell’s “magnitude of action” (Wirkungsgrésse) by the simplest additional term which also allows of the virtual variation of the “relation of action,” we then arrive
at
Einstein’s
laws
of the
gravitational
field,
from which, however, there are two small deviations : (1) That cosmological term appears which Einstein appended later to his equations, and which results in the spatial closure
(Geschlossenheit) of the universe. A hypothesis conceived ad hoc by Einstein to explain the generally prevailing equilibrium of masses results here
of
necessity.
Whereas
a pre-stabilised harmony
Einstein
between
has
the
to
assume
“cosmo-
logical constant” which is characteristic for his modified law of gravitation, and the total mass
fortuitously present
in the universe,
in our case,
where no such constant occurs, the world-mass
determines the curvature of ‘the universe in virtue of the laws of equilibrium. Only in this way, it appears to me, is Einstein's
cosmology at all possible from a physical point of view.
(2) In the case where an electromagnetic field
is present,
Einstein’s cosmological
term
must
be
between
the
determination
of
a
difference clear by the following
magnitude
in
illustration:
We
can give to the axis of a rotating top any arbitrary
direction in space.
tion then determines
This arbitrary original direc-
for all time the direction of
the axis of the top when
left to itself, by means
of a tendency of persistence which operates from moment to moment;
the axis experiences at every
instant a parallel displacement.
The exact oppo-
site is the case for a magnetic needle in a magnetic field. Its direction is determined at each instant independently of the condition of the system at other instants by the fact that, in virtue of its constitution, the system adjusts itself in an
unequivocally
determined
which it is situated.
manner
to the
field
in
A priori we have no ground
for assuming as integrable
a transfer which
results purely from the tendency of persistence. Even if that is the case, as, for instance, for the rotation of the top in Euclidean space, we should find that two tops which start out from the same
point with the same axial positions and encounter again after the lapse of a very long time would show arbitrary deviations of their axial positions,
for they can never be completely isolated from every influence. Thus, although, for example,
Maxwell’s equations demand the conservational equation de/di=o for the charge e of an electron,
we
are
unable
to
understand
from
this fact why an electron, even after an indefinitely long time, always possesses an
unaltered charge, and why the same charge e is
associated
with
all
electrons.
This
circum-
stance shows that the charge is not determined
by persistence, but by adjustment, and that there
can exist only one state of equilibrium of the negative electricity, to which the corpuscle adjusts itself afresh at every instant. For the same reason we
can conclude
lines of atoms.
the same
thing
for the spectral
The one thing common to atoms
emitting the same frequency is their constitution,
and not the agreement of their frequencies on the occasion of an encounter in the distant past.
Similarly, the length of a measuring-rod is obviously determined by adjustment, for I could not
give this measuring-rod in this field-position any (say double or treble length) in place of the length which it now posother length arbitrarily
262 sesses,
in the
determine
manner
in which
its direction.
The
I can at will pre-
theoretical
possi-
bility of a determination of length by adjustment is given as a consequence of the world-curvature, which arises from the metrical field according a complicated mathematical law. As a result its
constitution,
the
measuring-rod
assumes
to of
a
length which possesses this or that value, in rela-
tion to the radius of curvature of the field.
In
point of fact, and taking the laws of Nature indicated above as a basis, it can be made plausible that measuring-rods and clocks adjust themselves
exactly in this way,
although
this assumption—
which, in the neighbourhood of large masses, involves the displacement of spectral lines towards the red upheld by Einstein—does not appear anything
like so conclusive
in that of Einstein,
in our theory
as it does
49. Die Einzigartigkeit der Pythagoreischen Mafbestimmung Mathematische Zeitschrift 12, 114—146 (1922)
S al Das
Seit den Untersuchungen
Problem.
von Helmholtz
und Lie iiber die Grund-
lagen der Geometrie haben unsere Ansichten iiber die Natur des Raumes oder allgemeiner des extensiven Mediums der AuSenwelt durch die Rela-
tivitiitstheorie nicht
tinuum
mehr
auf einer
zu
eine
mit
tiefgreifende Wandlung
einem
tun,
drei-,
dessen Metrik
sondern
nicht
indefiniten quadratischen
erfahren.
mit
einem
auf einer
Form
beruht;
Wir haben
es jetzt
vierdimensionalen
positiv-definiten,
Kon-
sondern
auBerdem glauben
wir
nicht mehr an die metrische Homogenitiat dieses Mediums, welche geradezu die Grundlage der Helmholtzschen Axiomatik war, weil das metrische Feld nicht etwas Festgegebenes ist, sondern in kausaler Abhangigkeit von der Materie
des Raumes greifen,
neu
steht.
aus
So mu8
méglichst
formuliert
also
auch
einfachen
werden.
das Problem,
und
die metrische
prinzipiellen
Beim
Aufbau
4.
Auflage
Griinden
Natur
zu
_be-
der Infinitesimalgeometrie
im Geiste der Relativititstheorie hatten sich mir die entscheidenden Eigentiimlichkeiten der Pythagoreischen MaSbestimmung immer deutlicher herausgeschalt,
so
da8
ich
in
der
von
,,Raum
Zeit
Materie‘
das Kapitel iiber das metrische Kontinuum mit einer solchen Neuformulierung des Raumproblems beschlieBen konnte, die ich fiir véllig zwingend Hier soll — fiir eine beliebige Dimensionszah] n -- der mathehalte’). matische Nachweis erbracht werden, dai die Pythagoreische MaSbestimmung die einzige ist, welche den dort aufgestellten Forderungen geniigt. Das Wesen
der Metrik
erblicke
steht, im Begriffe der Kongruenz, 1) Siehe 1. c. § 18.
ich,
wie
sich
das fast
von
selbst
ver-
der jedoch rein infinitesimal zu fassen
264
ist:
die
linearen
den
unter
ist, welche
bekannt
wenn
ist bekannt,
Metrik
Abbildungen des Vektorkérpers im beliebigen Punkte P, auf sich selber oder auf den Vektorkérper in einem unendlich benachbarten Punkte P kongruente Abbildungen sind (,,Metrik im Punkte P,* und _,,metrischer Die ,,Drehungen‘, d. s. die kongruenten Zusammenhang von P, mit P*). ungeiindert
Parallelepipeds
m Vektoren
eines von
das ,,Volumen“
und
bilden
Gruppe
auf sich selber,
im Punkte P,
des Vektorkérpers
Abbildungen
eine
aufgespannten vor aller
noch
sich,
lassen
es
(denn
lassen
miissen
MaBbestimmung, an einer Stelle die -dimensionalen Vektorparallelepipede Wird die Gruppeneigenschaft auch auf den miteinander vergleichen). metrischen Zusammenhang ausgedehnt, so liegen in ihr die folgenden drei Forderungen: Gruppe
sie eine
daB
1. fiir die ,,Drehungen“,
2. fiir die kongruenten Verpflanzungen
zu P, unendlich
benachbarten
in P, entstehen
und
aus einer von ihnen, A, Drehungsgruppe
kongruenten
®,
daS
Punkte
P:
die Gruppe
©
durch
in P,
von P, nach einem bestimmten da8 alle diese Verpflanzungen
Hinzufiigung einer
durch
Verpflanzung A
bilden;
der Drehungen
,,Transformation
entsteht:
willkiirlichen Drehung
G =
in P
mittels
aus
einer
der
solchen
AW, 4’;
3. fiir den metrischen Zusammenhang von P, mit allen Punkten seiner unmittelbaren Umgebung: da durch Hintereinanderausfiihrung einer infinitesimalen kongruenten Verpflanzung des Vektorkorpers durch die Ver-
schiebung da, [d.h. vom Punkte P, = (;) nach der Stelle
P = (a}+ dz,)|
und einer zweiten solchen Verpflanzung durch die Verschiebung 6x; eine durch die resultierende Verschiebung dx;+- 6”; bewirkte infinitesimale kongruente Verpflanzung zustande kommt. — Eine kongruente Verpflanzung
ist infinitesimal,
beliebigen Vektors
von
wenn
die Anderungen d&'
der
der Komponenten
gleichen
GréSenordnung
die
SNe
unendlich
&*
eines
klein sind
wie die Komponenten. da, der vorgenommenen Verschiebung des Zentrums. Ist also eine
ersten
beliebige
infinitesimale
Koordinatenachse,
kongruente
nach
dem
Verpflanzung
Punkte
in
Richtung
(x?+ ¢, a,...,
72),
der und
haben Aj, ..-, Azn eine analoge Bedeutung fiir die 2-te bis n-te Koordinatenachse (e ist eine infinitesimale Konstante), so liefert die Formel
f dx, df= krSN,
(1) ein ,,System
infinitesimaler
kongruenter
lichen Punkten der Umgebung
von
P,.
Verpflanzungen“
nach
den
si&mt-
265
Unter Parallelverschiebung
des Vektorkérpers
von P,
nach dem
un-
endlich benachbarten Punkte P verstehe ich die Verpflanzung simtlicher Vektoren von P, nach P ohne Anderung ihrer Komponenten. Dieser Begriff ist aber abhiingig vom Koordinatensystem, so daB jedem Koordinatensystem in P, ein méglicher Begriff der Parallelyerschiebung entspricht. In einem bestimmten, ein fiir allemal fest gewiihlten Koordinatensystem driickt sich ein solches System méglicher Parallelverschiebungen des Vektorkdrpers in P,=(a?) nach den simtlichen Punkten P=(«x;-+-da,) der Umgebung von P, durch eine Formel aus
df= mit Koeffizienten,
welche
—
der Symmetriebedingung
geniigen; aber auch umgekehrt symmetrischen Koeffizienten [ schiebungen dar®). Das Bisherige erscheint mir dessen, was in den Begriffen Parallelverschiebung als solchen schen*
STE, edz,
kr
Teil im Kantischen
Cre Vie
stellt diese Formel bei beliebig gewahlten ein mégliches System von Parallelverals eine bloBe Begriffsanalyse, Explikation Metrik, metrischer Zusammenhang und
liegt.
Ich
Sinne.
komme
jetzt zum ,,syntheti-
I. Jede Gruppe G’, die aus einer Gruppe © linearer Transformationen durch Abanderung der Wahl des Koordinatensystems hervorgeht, nenne
nur
ich
,,von
durch
derselben
die Orientierung
Art‘‘
wie
von %.
©,
oder
sage,
sie unterscheide
Aus 2. erhellt,
daB
sich
die Drehungs-
gruppe in allen Punkten des Raumes von der gleichen Art ist. Die Art der Drehungsgruppe ist also fir den Raum als Form der Erscheinungen
charakteristisch, sie metrischer Hinsicht. bestimmt
eine
und
nicht
kennzeichnet das apriorische Wesen des Raumes in Die Art der Drehungsgruppe ist eine, darum absolut
teilhabend
an
der unaufhebbaren Vagheit
veranderliche Stelle in einer kontinuierlichen Skala
dessen, was
einnimmt.
Nicht
durch das Wesen des Rawmes bestimmt ist aber — darin liegt die eigentliche prinzipiell neue Einsicht der allgemeinen Relativititstheorie — die
gegenseitige Orientierung der Drehungsgruppen in den verschiedenen Punkten des Raumes und der metrische Zusammenhang ; dieser ist viel-
mehr abhingig von der zufalligen Konstellation der Materie; an sich jedoch frei und beliebiger virtueller Verinderungen faihig. Unsere erste Forderung
lautet geradezu:
metrischen Zusammenhang *) RZM
(= Raum
Zeit
das
Wesen
des Raumes
4. Aufl.,
Springer,
zw; in dem Sinne, da
Materie,
lift jeden moglichen
bei gegebenem Wesen
1921),
§ 14.
266
des Raumes welchem
stets ein solcher (1)
die Formel
mit
metrischer Zusammenhang
méglich
Koeffizienten
ist, bei Aj, ein
beliebig
vorgegebenen
betrifft die
Beziehung,
welche
zwischen
kon-
Bestimmtheit
auch
der nach
I an
System kongruenter Verpflanzungen des Vektorkérpers im Punkte Py nach den simtlichen Punkten seiner Umgebung darstellt. — Ich bemerke dazu in erkenntnistheoretischer Hinsicht: es ist nicht richtig, zu sagen, daB der Raum oder die Welt an sich, vor aller matoeriellen Erfiillung, lediglich eine formlose stetige Mannigfaltigkeit im Sinne der Analysis situs ist ; die Natur der Metrik ist ihm an sich eigentiimlich, nur die gegenseitige Orientierung der Metriken in den verschiedenen Punkten ist zufiillig, a posteriori und abhingig von der materiellen Erfiillung. (Selbstverstindlich kann sich das Wesen des Raumes nur in einer ganz bestimmten, ihm gegeniiber aber als zufallig zu betrachtenden quantitativen Ausgestaltung in der Wirklichkeit darstellen.) In dieser Einschriénkung und zunichst auch nur in diesem Sinne (nicht im Sinne der Herkunft aus einer erfahrungsunabhangigen Erkenntnisquelle) miissen wir auch heute noch an der Kantischen Behauptung festhalten, da die Euklidische Geometrie a priori sei; sofern wir als den eigentlichen Inhalt der Euklidischen Geometrie die Aussage betrachten, daB die Drehungsgruppe aus denjenigen linearen Transformationen besteht, welche eine nichtausgeartete quadratische Form invariant lassen. Wenn hingegen die hier durchgefiihrte Analyse das Richtige trifft, so wird der ausgezeichnete Charakter dieser Pythagoreischen Metrik erst dadurch verstindlich, da8 wir uns die Orientierung, die quantitative Bestimmtheit und Zusammenkniipfung der Metriken in den verschiedenen Punkten als frei verdnderlich denken und nicht von vornherein jene besondere Verkniipfung als starr gegeben annehmen, welche fiir die Euklidische Ferngeometrie charakteristisch ist. II. Die zweite, iiber die bloBe Begrifisanalyse hinausgehende Forderung,
aufstellen,
wir
welche
gruenter Verpflanzung und Parallelverschiebung besteht; sie besagt: unter den méglichen Systemén von Parallelverschiebungen gibt es ein einziges, welches zugleich ein System kongruenter Verpflanzungen ist; und zwar soll dies zutreffen,
welche
quantitative
sich freie metrische Zusammenhang zufolge der Konstellation der Materie angenommen haben mag. Unter den infinitesimalen kongruenten Verpfian-
zungen des Vektorkérpers in P, nach einem beliebigen Nachbarpunkte P ist also eine ausgezeichnet, die Translation, welche mit der Identitit zusammenfallt,
Fir
fiillt; und,
wenn
P=
P,
die Pythagoreische wie
ich
in der
ist.
MaBbestimmung
vorliegenden
Arbeit
sind zu
diese Forderungen beweisen
gedenke,
ernur
fir diese. Zu jedem Punkt P, gehdrt daher zufolge der Forderungen I und IT eine nichtausgeartete, von einem willkiirlichen Vektor (é*) ab-
267
hangige quadratische Form von bestimmtem Trigheitsindex 'g,,£'é", die A tk »metrische Fundamentalform‘,
welche gegeniiber
den Drehungen
invariant
ist. Die Form ist nur bis auf einen konstanten Faktor festgelegt. Durch Normierung dieses Faktors wird die Mannigfaltigkeit im Punkte P, = (x?) »geeicht*;
(é°).
1 =
Ist
See
bezeichnen
wir
dann
als Mafzahl
des
Vektors
de — Sdype = — SUL ede, i ker
die Formel
fiir das
unter II postulierte
einzig
,,wirkliche“ System von
Parallelverschiebungen, so 1aBt sich durch diese Parallelverschiebung die Metrik und die metrische Fundamentalform nach dem Punkte P = (x/-+ d2,) iibertragen. Die Anderungen dg,, der Koeffizienten der metrischen
Fundamentalform
werden
dabei geliefert durch die Gleichungen
agi,.=
S (9; 473+ 9; 471).
i
Nachdem wir die Mannigfaltigkeit an einer Stelle O geeicht haben, kénnen wir dadurch, da wir diese Gleichungen lings der von O ausgehenden Radien x,—=«,r
|e, beliebige
Konstanten,
r der
variable Parameter]
integrieren,
die Eichung an alle andern Raumstellen iibertragen (eine Ubertragung, die natiirlich abhingig sein wird vom benutzten Koordinatensystem). Dadurch erscheint die Umgebung des Punktes O insbesondere in solcher Weise geeicht, daB die MaBzahl einer Strecke in O bei kongruenter Verpflanzung nach den Nachbarpunkten keine Anderung erfahrt (geodatische Eichung). Daraus folgt, da8 bei beliebiger Eichung die Anderung d1, welche die MaBzahl / einer Strecke durch kongruente Verpflanzung erleidet, sich aus einer Gleichung bestimmt
dl=—ldy, eine
lineare
Differentialform
inder ist.
Die
DS Gi, 10; 1,5
dp=3S beiden
a
9,42,
Formen
Sy dz;
beschreiben die Metrik der Mannigfaltigkeit in ihrer quantitativen BeDamit ist der AnschluB an die gewohnliche Infinitesimalstimmtheit. geometrie gewonnen*). Es erscheint mir wesentlich, den Beweis unserer Behauptung fiir eine Denn ich glaube, daB sich erst beliebige Dimensionszahl n zu erbringen. auf Grund der Pythogoreischen Metrik die Besonderheit der Dimensionszahl
4, welche
der wirklichen
Welt
zukommt,
verstindlich
machen
1aBt.
Nur in einer vierdimensionalen Welt existiert namlich die aus der Strecken-
*) RZM, § 16.
268
kriimmung entspringende einfachste Integralinvariante, welche als WirkungsgréBe meiner Uberzeugung nach den Erscheinungen des elektromagnetischen Auf die Frage endlich, warum in der wirklichen Feldes zugrunde liegt*). Welt die metrische Fundamentalform gerade den Trigheitsindex 1 besitzt, kénnen wir gegenwirtig keine andere Antwort geben als die: da® allein Fall
in,diesem
ist,
nur
da
im
eine Scheidung
Falle
SS 9;,¢%;,4%, = 0 durch
zur
Nun
des
Vergangenheit
von
1
Trigheitsindex
infinitesimale
moglich
Kegel
zerlegt wird.
Mantel
seine Spitze in zwei
mathematischen
der
und Zukunft
unserer beiden Forderungen
Formulierung
I und II! Durch sie werden gewisse Higenschaften der infinitesimalen Zu ihr hat man bekanntlich eine Matrix A Drehungsgruppe g festgelegt. dann und nur dann zu rechnen, wenn es in der Drehungsgruppe eine
(von « abhingige) lineare Transformation gibt, welche mit®) H + «A iibereinstimmt
bis auf einen
Fehler,
stirker
¢
mit
der
gegen
(0
konvergiert
als « selber. Die infinitesimale Drehungsgruppe ist nach Lie eine lineare Schar von besonderer Art; mit irgend zwei zu ihr gehdrigen Matrizen A tritt namlich in ihr immer
und B
auch
die Matrix
[AB] =AB—BA auf
(diese Operation
Matrizen).
bezeichnen
m Matrizen von g:
A, = (af,),
wir
hier
a= (apg) ++
als
,,Zusammensetzung“
An = (Gn)
bilden eine symmetrische Doppelmatrix in g, wenn Spalte von A, gleich der k-ten Spalte von A, ist: Beinn : G5 = Vin
die Formel
allgemein die
der
i-te
Sar é'nt c = 47,87
ordnet dann je zwei Vektoren £,7 in bilinearer symmetrischer Weise einen dritten Vektor ¢ so zu, da® fiir jeden festen Vektor 7 der Uber-
gang
von
€ zu ¢ eine Operation
der Gruppe g
ist.
Die infinitesimale Drehungsgruppe 4 hat folgende Higenschaften*): a) die Spur einer Matrix von g ist 0; b) es existiert in g keine andere symmetrische Doppelmatriz als 0; c) die Dimensionszahl von g ist die hochste, welche mit der Bigen-
schaft b) vertraglich ist, ndmlich ""=1),
4) Vgl. RZM,
§§ 35, 36; ferner den Aufsatz
Grundlagen der erweiterten Relativitatstheorie“
des Verf.
»Uber
in der Physik.
die physikalischen
Zeitschr. 22 (1921).
5) E bezeichnet die Einheitsmatrix, deren Elemente 6;, (=1 fiir i= k, hingegen = 0 fiir i=- k) sind. ®) Die Herleitung ist genauer durchgefiihrt in RZM, S. 131-132.
269
Die
infinitesimale Gruppe (Nh derjenigen Operationen, welche die nicht-
ausgeartete quadratische Form @ mit den Koeffizienten lassen, besteht aus allen Matrizen (af), fiir welche
9;
variant
27 (9:4 + 541) = 0
gilt. Ist die quadratische Form insbesondere die Kinheitsform mit Koeffizienten 6,,, so besteht Sq =o aus allen schiefsymmetrischen trizen. Die Bestimmung aller infinitesimalen Gruppen mit den oben gegebenen Eigenschaften ist offenbar eine rein algebraische Aufgabe Gegensatz zu dem gruppentheoretischen Problem, zu welchem
den Maan(im die
plexen
dab
Helmholtzsche Axiomatik fiihrte); wir konnen deshalb im Bereich der kom-
statt nur der
reellen
GréSen
operieren.
Das hat
zur Folge,
alle Gruppen §g von derselben Art sind wie gy: die Unterschiede des Tragheitsindex fallen dahin. Der von uns behauptete Satz lautet: Die infinitesimale Euklidische Drehungsgruppe 9, hat die oben geforderten Higenschaften a),b),c); und umgekehrt: jede infinitesimale Gruppe, welche jenen Forderungen geniigt, wnterscheidet sich nur durch die Orientierung von gy, ist also mit der zu einer gewissen nichtausgearteten quadratischen Form Q gehérigen Gruppe Gq tdentisch.
Der erste Teil ergibt sich durch eine ganz einfache Rechnung, die den Kern der Bestimmung der Christoffelschen Dreiindizessymbole aus den Koeffizienten der metrischen Fundamentalform bildet. Der Beweis der Umkehrung ist mir leider nicht durch Versenkung in den Sinn der aufgestellten Forderungen, sondern nur durch mathematische Seiltanzerei gelungen. — Die Wichtigkeit des zu beweisenden Satzes liegt fiir mich — das méchte ich zum SchluB noch einmal hervorheben — durchaus nicht in seiner mathematischen, sondern allein in seiner transienten Bedeutung fiir das Raumproblem. Ich erblicke in ihm eine Bestitigung der Richtigkeit meiner ganzen Gedankeneinstellung zum Raumproblem durch die Logik (analog etwa wie das Vorriicken des Merkurperihels fiir Einstein eine Bestitigung der Richtigkeit seiner Gedankeneinstellung zum Gravitationsproblem durch die Tatsachen war). § 2. Die Fortan formationen
g gentigt a), b),
¢).
unabhingig
niedersten
Dimensionszahlen
1, 2, 3.
bezeichnen wir die Variablen, welche den linearen Transder inf. Gruppe g zu unterwerfen sind, stets mit 2,,a,,...,%,-
nach Voraussetzung Zu
vom
jeder
linearen
den
in § 1 ausgesprochenen
Transformation
Koordinatensystem
(Matrix)
Bedingungen
A =(a,,)
das charakteristische Polynom
gehért
det
270 1s = Std
=A)
a
ee
dessen Nullstellen die charakteristischen Wurzeln sind. Uber die Dimenstonszahl 1 ist kein Wort zu verlieren. Im Falle n=2 konnen wir unseren Satz durch direkte Rechnung g besteht aus den Multipla einer einzigen Matrix bestitigen. | \ | %1 2 | A= P | Go,
Ago
Die Voraussetzung, da8 keine symderen Spur a,,-@,, verschwindet. metrische Doppelmatrix in der Gruppe existiert auBer 0, besagt, daB aus der Bedingung: zweite Spalte von y,A gleich der ersten Spalte von — y, A, das Verschwinden der beiden Zahlen y,, y, folgt; oder die Gleichungen A171
1 12% = 9,
a171 + Aan72 = 0
haben
keine Lésung auBer 7, = y,—0;
+0.
Die nicht-ausgeartete
oder die Determinante
quadratische Form,
formation A ungeindert bleibt, bestimmt
der
welche
sich nunmehr
von A ist
bei der inf. Trans-
einfach aus
Iu = A> fia Faye Jor = %2> 92g— — Fae Wir gehen zur Dimensionszahl 3 iiber. Im charakteristischen Polynom allgemeinen,
von
drei Parametern
linear abhangigen
Gruppenmatrix
verschwindet nach Voraussetzung der Koeffizient S,, die Spur, identisch. Infolgedessen kénnen wir durch die beiden Gleichungen S,=0, 8S, =0 eine nicht-verschwindende Matrix charakteristische Wurzeln 0 sind.
theorie
durch
geeignete Wahl
~
der Gruppe bestimmen, deren samtliche Ihr laéBt sich nach der Elementarteiler-
des Koordinatensystems
001]
F5—=000)0))
0104)
oder
die Gestalt geben
|000|
| 100).
}000||
Die zweite Méglichkeit scheidet hier aus nach dem folgenden, fiir beliebige Dimensionszahlen
giiltigen Prinzip:
I. Eine Matrix der Gruppe, in der alle Spalten bis auf eine mit Nullen besetzt sind, ist tiberhaupt = 0. Sei namlich A eine solche Matrix, in welcher alle Spalten bis auf die erste verschwinden; dann ist die folgende Reihe von n Matrizen:
AL Wy 05 cau offenbar eine symmetrische
Doppelmatrix.
271
Wir
diirfen
demnach
annehmen,
da8
unsere
Gruppe
die Matrix R,
enthilt. Aus der willkiirlichen Gruppenmatrix A bilden wir A’=[R, 4] und wiederholen diese von A zu A’ fiihrende Operation. Wir erhalten dann der Reihe nach Ay A=
Ayn As
|
| Gy
Ugg
Aog
Il;
| M1
Azo
Ags
yi
G45
A=
A” =| Indem
schlieBen
| 0,
0,
A'=||
yy
|\"0; 5
—
| 11
Uy,
— 2g3
+ Ayy, Agg
Ohy,
Sb
3a,,
@
die
Reihe
0)
der
4)
— 433, Agg
— Ay,
— 2Ay,
set
|
a, =
|| I>
.
0, 6a,,,
0
Oy
©
(000
wir mit Hilfe des Prinzips I aus A
— A, A,
,,Abgeleiteten“
mn.
Ags
ag»
0 — 245,
aGhis
— 3a,
0,
— Ag,
0,
= Sa 4-34.,,
10,
wir
| A319 Aso
riickwarts
O;
durchlaufen,
0;
darauf aus 4a” darauf aus 4” Wegen
+ ak):
des Verschwindens
der Spur ist also
G1, + Age
Endlich Matrix
Sie kann
A
Ein
gehen
lautet 5
wir
zu A’
oder
= 0,
a3,=
vielmehr
zu A’+a,,R,
a, 0,,— 4.4,
nicht
identisch
solches A
aber mu
gleich einem
Qy, — 24,,-+ a,, = 0.
verschwinden.
Multiplum von R, plus
Denn
zuriick;
diese
0
ware
das der Fall,
nach dem Prinzip I verschwinden,
wenn
so wiire
a,, = 0
wird; also gibt es héchstens eine linear unabhingige Matrix von der Form
A in unserer Schar. verschwindenden A*.
Dieser Widerspruch zeigt die Existenz eines nichtIn diesem A™ muf dann insbesondere (wieder in-
272
folge des Prinzips
1) a+ 0 sein; wir kénnen a = 1 nehmen.
Damit haben
wir eine Matrix von der Gestalt gewonnen:
1
@
of
O
0%
(i alo) OF
Ersetzt
man
die
Koordinate
Koordinatensystem
A,=||0 10 ohne
daB
R,
sich
0 —1
o||
0
sich
aus A*
von A, sein mu) weiter allgemein a,,—a,,, Multiplum von R,-+ einem Multiplum von 4A, ||
26)
0 a,,
es nach
Fritherem
ein A
drittens in unserer Gruppe
(das ein Multiplum
und A
ist gleich einem
0 ||
0 a!
ja
Da
neuen
0] 04,
ergibt
Dann
andert.
im
an
diese Matrix die Form
1
nimmt
so
2, —- 5
durch
aw,
0
gibt,
0
fiir welches
eine Matrix,
a + 0 ist, so erhalten
die so aussieht:
wir
0 6 0 | food). eae
A, Die letzte, noch nicht ausgenutzte
Am 454, ;
Gruppenbedingung:
1/0 — 26 0|| 0 Ome | 1 @ ©!
setzt sich linear aus Ry, A,, A, zusammen, liefert A,, =A, und damit 6=0. Wir sind so schlieBlich bei einer einzigen inf. Gruppe angelangt,
welche durch die Formel
oad
mit den Parametern inf.
e, «, 6 dargestellt wird.
Transformationen,
invariant
lassen.
welche
die
Hs ist die Gruppe derjenigen
nicht-ausgeartete
quadratische
Form
273
§ 3. Die
Grundlagen
des Beweises.
Eine Verallgemeinerung des soeben bestiindig herangezogenen Prinzips I bietet im allgemeinen Fall in ganz analoger Weise das Mittel zur Verkettung der Schliisse. Wir betrachten diejenigen Matrizen A unserer Gruppe,
dem
geben,
in denen
bestimmte
r Kolonnen
seien s lineare homogene,
denen
kénnen
jede Kolonne
insbesondere
darin
mit
voneinander
von A
Nullen
unabhingige
zu geniigen hat.
bestehen,
daf
besetzt
bestimmte
sind;
auBer-
Bedingungen
ge-
Diese Bedingungen
s Zeilen verschwinden
sollen. Wie viele linear unabhingige Matrizen unserer Gruppe der gewiinschten Art kann es héchstens geben? Ihre Anzahl sei N. Die r mit Nullen besetzten Kolonnen seien die r letzten. Wir wihlen willkiirlich
r’—n—r
Matrizen
der zu
untersuchenden Art A,, A,,..., 4, und fiigen
dieser Reihe noch r Matrizen 0 hinzu. Die so erhaltene Reihe ist eine symmetrische Doppelmatrix, wenn allgemein die k-te Spalte von A, gleich
der i-ten Spalte von A, ist (¢,k=1,2,...,1r’). Da die Ubereinstimmung zweier Spalten, die ja beide den gleichen s linearen Beziehungen geniigen,
durch s’ = n — s Bedingungsgleichungen herbeigefiihrt werden kann,
liert sich die Aufgabe
der Bestimmung
schafienheit in 7 ly bekannte.
Losung
Bien 2 sein; d. i. um
einer Doppelmatrix von dieser Be-
s’ linearen homogenen
Soll 0 die einzige
formu-
Gleichungen fiir r’N Un-
sein, so muB
eg:
jue = 2 =)
wenigstens
rts (r+) 8 healer 2 weniger als die Parameterzahl
es
1) der totalen Gruppe.
Dies Ergebnis
kénnen wir offenbar in doppelter Weise so aussprechen:
Diejenigen Matrizen von g, deren Zeilen r und deren Kolonnen s unabhangigen linearen ets Gleichungen geniigen, bilden eine lineare hochstens
Schar
kiirlichen Matrix
jede
ihrer
geniigt,
vom Grade
A
Kolonnen
so involviert
dingungsgleichungen
8’ (r’—1)
—— ry
der inf. Gruppe,
; oder:
s unabhingigen
das mindestens zwischen
Verlangt
man
von einer will-
dap jede ihrer Zeilen denselben
linearen
a
ee
den Parametern
homogenen
Gleichungen
as Le unabhangige von A.
r,
Be-
274
Von diesem allgemeinen Satze wird im folgenden auBer dem Prinzip I nur derjenige Fall zur Anwendung kommen, wo r=
oa
tn)
der Codazzische
Tensor
die Integrabilitdtsbedingungen sind
>) (G4, Gh, — G5sGi,),
sie
erfiillt,
so
haben
92°(Gh Gio _ Gh. Gy
= 0.
der
jene
,,Fundamentalformeln
Gleichungen,
(2)
als Differential-
gleichungen fiir die Unbekannten e; betrachtet, eine und nur eine Lésung mit beliebig vorgegebenen Anfangswerten. Bedeutet a den vom Nullpunkt zum Flachenpunkt fiihrenden Vektor mit den Komponenten x,, so kann
301
man
dann
#
metrischen
03 OY,
j
aus “~ —e,
Fall
erfiillen
bestimmen, die
Liésungen
da nach e;
(3,)
identisch
Ge, __ oe,
—
oe Yp ~
cil
der
ist.
Im
Fliche
die
OY,
Gleichungen (e- e)—g,,, wenn dies fiir die Anfangswerte zutrifit; denn nach (2) geniigen die GréBen g* = (e;-e,) ebenso gut wie die 9,, selber den Beziehungen (4*;
velo4) Zu
und
agie= 9,47 + 9% dy;
gegebener
Torsion
metrischer
existiert
Fundamentalform,
im Euklidischen
Raum
stets
gegebener
eine
und
Kriimmung
(im
Sinne
der Kongruenz) nur eine Flache, vorausgesetzt, dap die gegebenen GroBen den Bedingungen (6) bzw. (7) gentigen (Fundamentalsatz der Flichentheorie). Der ebene ist nicht der einzige metrisch homogene Raum; auch die »Kugel* von der (positiven oder deren metrische Fundamentalform
negativen)
konstanten
Kriimmung J,
ee+...+a2) (Gai dodeh te todnay4 1—A(wp+ag e lautet,
ist von solcher Art. das Problem
raum
Torsion
und
mung
Daher kann auch in einem derartigen Kugeleine
werden,
gestellt
gelingt
Seine Lésung
zu bestimmen.
ihrer Metrik,
aus
Flache
auf
Kriim-
die gleiche
Weise ; die ,,Fundamentalformeln“ und ,,Integrabilitatsbedingungen“ kénnen
einfach heriibergenommen werden mit den folgenden beiden Modifikationen:
auf
Term
im
der
rechten
Seite
von
(3,)
ist
der
Term
—1g,g-a,
— 4(gus9sy--Jay 9ps) hinzuzufiigen. In einem beliebigen Raum mit affinem Zusammenhang,
Koordinatensystem
der
x,
i
J
Stelle von (6) die Gleichungen Riage
Das werden.
Komponenten
die
Ria
Kriimmung als
daB affiner Zusammenhang
der
dessen Wirbel
hat,
treten
an
J
alles ist ja ganz trivial; aber Es ware sehr zu wiinschen, da
Riemannschen
(7,,)
= Raapek ed ef.
es mute doch einmal gesagt auch die gewohnliche Flachen-
theorie den Begriff der infinitesimalen Parallelverschiebung, der
von
eines Vektorwirbels
der Fliche, Kriimmung
die Auffassung
und den Gedanken,
und Torsion eine natiir-
liche Einheit bilden, aufnihme; der Gewinn an Anschaulichkeit und Ubersichtlichkeit ist bedeutend. Ferner erscheint es zweckmabig, die Kurven-
theorie
der
benutzt
werden;
Achsenkreuz
werden,
hier
gegebenen
Darstellung
in der Normalebene denn
sie
wenn die Kriimmung
leiden
nicht
an
insofern
anzupassen,
daB
als zu
mehr
die Haupt-
und Binormale
dem
Ubelstand,
unbestimmt
verschwindet.
302 Literatur. Ann.
1. A. Voss, 16 (1880),
Zur Theorie der ... Kriimmung
S. 129-178.
2. T. Levi-Civita,
Nozione
di
parallelismo
Rend. del Cire. Math. di Palermo 42 (1917). 3. H. Weyl, 4.
Zeitschr.
W.
héherer Mannigfaltigkeiten, Math.
Raum
Blaschke,
6 (1920),
Zeit Materie
Frenets
S. 94—99.
(4. Aufl,
Formeln
5. G. Juvet, Les formules de Frenet rendus 172 (27. Juni 1921), S. 1647.
fiir
pour
in
una
Springer den
variata
1921),
Raum
un espace
qualunque
Kap.
von
...,
II.
Riemann,
de M. Weyl,
Math.
Comptes
51. Neue Lésungen der Einsteinschen Gravitationsgleichungen
Mathematische Zeitschrift 13, 134—145 (1922) I. Einleitung.
Nach Weyl’) und Levi-Civita’) laBt sich die metrische Fundamentalform eines statischen axialsymmetrischen Feldes im leeren Raum durch Einfithrung
(1)
der ,,kanonischen
ds*=f'dt?—do®,
% ist das Azimut achse,
und
Zylinderkoordinaten“
20 =z,
y hangen
sind
r= 0 die Gleichung der Symmetrie-
Koordinaten
nur von z und r ab.
(2) he
bringen
f*do? =r?dd* + e27(dr? + da’);
einer Meridianebene, x) —y
auf die Form
in der
Meridianebene;
f= e’
y geniigt der Potentialgleichung
fa(ry-) Ay _ = 1 {4
(y,, y,
(3)
wegen
bedeuten
die
Ableitungen
nach
Y= 270,
r),
und y bestimmt sich aus
Y=? (ve — 2);
(2) ist namlich
(4)
z und
dy = 2ry,y,dz+1—(w w?)d ?r
ein totales Differential.
Die Schwarzschildsche Lésung fiir das polarsymmetrische Feld eines Massenpunktes ergibt sich, wenn man fiir y diejenige Lésung von (2) nimmt,
die
einer gewissen
zeichnet
21, den in
im
man
halt man
konstanten
die Lange
Abstand
kanonischen
kanonischen
Raum
Dichte
dieser
des Aufpunktes
Koordinaten
belegten Strecke der Achse
Strecke,
von den
in z-Koordinaten
yy
*) Zur Gravitationstheorie,
satz dazu:
°) ds*
Ann. d. Phys.
Ann. d. Phys, 59 (1919), einsteiniani
in campi
54
S. 185-183.
newtoniani,
1
mit
einer
gibt.
gemessen,
beiden Endpunkten
gemessen,
euklidisch
(5)
Potential
Newtonsche
das
r, bzw.
mit
Be-
mit
der Strecke, r,,
so er-
ogee ts) 40
108,
(1918),
VIII. Note,
arr
S. 117-145;
mit einem Zu-
Rend. Ace. dei Lince:
1919.
304
Durch eine konforme Abbildung der Meridianebene l4Bt sich die Ubereinstimmung mit der Schwarzschildschen Formel nachweisen.
Il. Das Newtonsche der
m,
Masse
Das Feld eines Ringes.
Achse
dessen
aN
(0)
unendlich
eines
Potential
ist,
z-Achse
die
diinnen
Kreisringes
von
bekanntlich:
lautet
km
y i
ee
wo k die gewodhnliche Gravitationskonstante, c die Lichtgeschwindigkeit und R das arithmetisch-geometrische Mittel aus den Entfernungen 1,, 7,
des Aufpunktes
P
Meridianebene
nach
a oi)
von den P
beiden Durchsto8punkten
da
a
gelten
auBerhalb
mit
der
bedeutet:
des
i
Vr? cos? w +r} sin? @
Halt der Ring sich selbst vermége
so
des Ringes
Ringes
innerer Spannungen
die
homogenen
im Gleichgewicht,
Gravitationsgleichungen,
und y bestimmt sich aus (3) oder (4). Die Integration gelingt, wenn durch Einfiihrung des Moduls des elliptischen Integrals (7) an Stelle z eine Koordinatenénderung vornehmen. Durch Reduktion von (7) die Normalform finden wir die Werte der Moduln (Bezeichnungen in Weise, die in der Theorie der elliptischen Integrale iiblich ist):
wir von auf der
(8)
ae
Es
(9)
x? wird
Ferner
dann ist
(10)
Hiermit (18)
ee
reek pa— 2kmK ne ay
24+
(r—a)”
wird aI-
km
Ke
(=
305
Jetzt
setzen
wir
(14)
yp(n2)=7(n2(7,42))=I(r, x2);
plr,z)-
w(r,2(r, 22)
— Wr,x?
so daB
2
Nun
= 0 (Wr — ye)
Ir yy, yes
ist
Setzt man die sich hieraus ergebenden Werte so kommt:
Nun
ist weiter,
nicht
wenn
ae
=K
von y, und y. in (15) ein,
gesetzt wird (die Bezeichnung K’ ist ja
gestattet):
eee
(18)
2c? aryar’
Bezeichnet man die im Zahler des letzten Bruches auftretende Klammer
voriibergehend zur Abkiirzung mit L, so folgt aus (17), (18):
Ae 22sae
ue ae
(19)
re
Op
(20) In
(1
Bk a? as 4+; @(x),A K* +2"L?) P= piee(—
(21) Zur Bestimmung x* differentiieren einstimmung
gleichung der
(22)
der
der Integrationsfunktion ®(%*) muB man (21) nach und mit (20) vergleicken. Zuniichst ergibt sich Ubervon
r
K- Funktion:
abhangigen
(x? +4 K 4ntn!?
Glieder
vermége
—2)K—K=0,
und fiir ® ergibt sich der Ausdruck:
(23)
B(x? 2)
ie
eoMeL
feria)
der
Diflerential-
306
Differentiieren,
durch
daB
(K 4 222K)*d(x? Jet
(24)
GréBenbezeichnung
Wir
miissen zu
Fiir
noch
ist Null, damit J’ im Unendlichen veran Stelle der Funktionsbezeichnung I” die
auf
der Achse
ry wie
sowohl
der Achse
braucht
daB
x?
y verschwindet.
unendlich von
Um
klein.
man
die
Potenzentwicklung
K
bis
zum
neben
ra,
aber nicht ra neben z? vernachlassigt:
Glied:
kommt, =
tiberzeugen,
der Nahe
berechnen,
dritten
(26)
KK
y ein, so lautet unser Ergebnis:
uns
in
wird
Es
Es
4utn?
=n K?—
+ 4u4x'* (1+ x?) K? + Konst.
ist. Die Integrationskonstante Fiihrt man wieder schwindet.
y
tiberzeugt sich
Man
gliicklicherweise ausfiihren.
laBt sich
Die Quadratur
y=—
wenn
man
2
Pee
7?
(2242
-p2a?
te te
2c*(a*+z
Z
+
F
ie
Glieder mit héheren Potenzen von r.
r = 0 verschwindet also y in zweiter Ordnung, wie es sein soll. Wenig lohnend ist die Ausfiihrung numerischer Berechnungen und die
Entwicklung in der Umgebung der Ringlinie (x? ~ 1), wo y mit Gliedern in (log x’)” beginnt. Bemerkenswert ist vielleicht, da8 bei solcher linienhaften Massenverteilung die Singularitiét erst auf der Linie selbst eintritt. Il.
Um
Das
zweier
kugelihnlichen
Kérper.
die in I. angegebene Liésung zu verallgemeinern,
einer solchen Lésung
legungen
Feld
der z-Achse
der Gleichung
entspricht.
(2) ausgehen,
Wir
wihlen
miissen
wir von
die zwei getrennten Be-
also auf der z-Achse vier
Punkte P; (¢
=1, 2,3, 4) mit den Koordinaten bzw. z, > z, > z, > z,, setzen
(27)
2—%=21;
denken
und
(28)
uns
machen
die Strecken
entsprechend
ee
10
-2—2,=21; 2/ und
22’
fiir y den
mit
z= 22d, konstanten Massendichten
Ansatz:
belegt
307
wo r; (t=1,2,%,4) punktes von P; sind. stiitzende Spannungen nichst
feststellen,
von welcher Beschaffenheit das Gravitationsfeld im leeren
Raum
ist; dort gelten
ist,
kommt
y.
leitungen von so
die euklidisch gemessenen Entfernungen des AufDie beiden Kérper werden nun freilich nicht ohne in Ruhe verharren kénnen. Wir wollen aber zu-
Da
die Gleichungen
(3).
Wir
berechnen
also die Ab-
ay
(29)
or
Nun
ist identisch:
(30)
2— 2 =
{
(31)
16r?0°=[(r, +r)" — AP] [40 — (7, — 1) r2
2
12
V re r2d’* = [lr +r)? — 4) [40 — (ry — 1)".2 19
Mittels (30) laBt sich die zweite Zeile von (29) umformen CN
(29’)
Ce
Denkt
man
Us
2h,
sich nun die Werte
Ny
i
in:
m! (Ye)
2r,7;
(29), (29’) in (3) eingesetzt,
so sieht
man, da dy eine quadratische Form in m und m’ wird. Die beiden quadratischen Glieder dieser Form entsprechen den von jeder der beiden
belegten Strecken erzeugten Einzelfeldern, das mittlere Glied gibt die Modifikation des durch Uberlagerung entstehenden Feldes durch die Wechselwirkung
beider
Strecken.
(32)
pees
(Der
Fall
dreier
und
mehrerer
Strecken
bietet
dann nichts Neues mehr.) Die den beiden Einzelfeldern entsprechenden Lésungen sind nach I, Formel (5) bekannt. Wir schreiben diese Teilfelder so: Vin
2
Nigg tm 4ri%,
d= me log (mtn) 4" Arsry
:
Man iiberzeugt sich durch Ausdifferentiieren, daB (3) erfiillt ist. Zu diesen Einzelfeldern kommt nun noch ein mit mm’ proportionales, dessen Be-
rechnung
von dy
wir uns jetzt zuwenden.
mit dy,,.
Man
Wir bezeichnen das betreffende
erhilt zunichst:
Glied
308
nner
g
=z
Ally? (mitt ) (s+ 4)
— 407] (rst) 40?
tr)
Leon
[rt (7, ees
Nun
(t
benutzen wir ee
Bs
Relationen:
( 80rdr=(r2 — 72 +40) r,dr, + (72 — 72 +40) ry dry, | 2ldz—r,dr,—r1,ar,,
(34)
lr} = (1+ d)r? —d-r? + 4ld(1+d), ing =(I+-U 4d)r2 —(U+d)r? +41(U4+4)(1+1' +d). Wir
trennen
dy,,
BB,
(35)
2mm ro
in ein Glied
y
any
a
ee
und
ein solches
4rl-(r7, +75) a
Tipe
+ stl
r,— 75:
ee
NG ray 4 lint rat amerepe eea e
re Ten
f
ier) ate glob re) detar tr
n)sdride
b(n
bn)
ee
Ly
rl! (ry +15)
rat
mit
742
Sri 2
et
mit r,-+-r,
r)[,+r.)—40 de}
1
(er) *jaz}.
Jetzt fiihren wir als unabhingige Differentiale dr, und dr, mittels (34) ein, wobei betrichtliche Vereinfachungen eintreten. Es wird zunichst: Qryr,
Ton Sodann,
(37) ‘i
@e
1610’ r? (rs +15) (7, +19)
Cra
mm! Tes
An
dr,
Lae
f_ arity) tld) rs;
{nit ile
dieser Stelle iiberzeuge
Differential
ist.
Man
findet
r, je fiir sich ein solches
dy,,
in zwei
dy,
bezeichnen.
ik
(31):
dry
Gap
rT Cee area
—1,)d(r,—1.)-
=
5
4
i
mittels
=
a
baw.
—_
entsprechende
Der
=4l+d) rs
man sich, daB
dabei,
da
bilden.
Teile
Nenner
is
7,
die
Zur
spalten,
ist
oy (ry try) +4’ +d)) T,
(tr
ra
)—4l+ ay ry a fe
der Ausdruck
Glieder
mit
dem
Integration kann von
in 7,,7,
denen
wir
irrational,
ein exaktes
den
Nenner
dy
man deshalb
den
ersten
mit
rationalen
309
Teil der Briiche
zerlegen
wir in Partialbriiche und
Differenz ) von 7, und r, als unabhingige
(38)
5 |
aero
pA
Hierbei
ist
42-r2—
fiihren Summe
o und
Variable ein:
eo
‘i=
2do.
10° —2(1+ 2d)do + lo? + 16ld(1 + d).
Zur Integration von (38) bilden wir zuniichst bei konstant gehaltenem o das Integral
oe re Jo?1 = 2tog{t9— (t+ 24)0-4 Viae V 10" —2(1-+ 2d) 00-4 lo?+ 161d (l-+d)}, rs
Der Dann
Logarithmand
ist auch
18 — (1+ 2d)o-+ 2lr,= L.
ist zunichst
(39)
gleich
—1* =: — log L + f(0), mm’
wo
f(a)
durch
Differentiation
von
(39)
und
Vergleich
mit
(38)
sich
zu
»1 log(o? 3 — 4a)@ -- Konst. ergibt.
(40)
hat
—=—
weg
Das
also
Glied y,, ,
4 und
und
ec
mm’
Ist
Bei Subtraktion
es bleibt:
y,,
wenn
man
ergibt sich hieraus,
1’+-d.
\
Damit
gefunden,
wieder
4 tog [(r, + 1g)? — 44%] — log (Ir,
mms
setzt:
(ay)
Man
log
Substitution
verschwindet,
so
bestimmt,
rans
mu
so
i
Ge
Uy
a
an;
dieser Ansatz
allein
zwei ,,Massenpunkte“ folgendermaBen :
ere
(Atm)
4ryre
Al
4
der erhaltenen entspricht
Pe
handelt.
(rte)
4rsry
Dann
al?
d
j
10
: sein.
bei
der
) ist. nehmen
(5)
dem
lautet
das
dealin
a+
PASTS
y,, ungeindert
Formeln
ja nach
Kost.
a
wie durch eine kleine Rechnung zu beweisen der Diskussion
statt 3 und d baw.
Konst. = SCE
bleibt
Gen paet
ry] + Konst.
fallt das vordere Glied
lr,— dr,—(1+d) ry
( i Bei
(37)
man
Ir4— Ce +d) r,—(b- tU+d)r,
im Unendlichen
die Konstante
— dr, — (+d)
wenn
gemi®
zu r,, 7, zuriickkehrt:
Fall,
wir m =m’ = 1 daB
es sich
gewonnene
a Ud
Det (14d)
um
Resultat
noldr,
¢
par, —10" +d) ry}
310
Nur
Teil
raumliche
der
wird
m,m’
iiber
bei dieser Annahme
do®
der metrischen Fundamentalform auf den massebelegten Strecken der Achse weder 0 noch oo. Es gilt z. B. auf P, P,, wenn 2—2,=I1(1—
gesetzt wird:
cosu) Vid +lsin?
2
=
d+ Tsin®
ae
SN
4
Fiir lim/’/d = 0, d. h. wenn der EinfluB des zweiten Kérpers
zu ver-
nachlissigen ist, geht das iiber in
do®— 41" (du? + sin?udd’), das Linienelementquadrat sind also,
k6orper.
Auf
mit
dem
den
Stiicken
Fundamentalform
invarianten
besitzt,
i eine
[ao=
Singularitaét,
do”
2>2,
Ml
(l+d) (+4) y dort
(43)
nicht T=lg
annimmt.
Darin
jiubert
sich
beiden
Auf
,,Massenpunkte“
kugelahnliche Rotations-
der Achse
der
liegt, obwohl
d(l+U+d)
da
z 0 reell dar. Ist die wirkliche Welt der ganze de Sittersche Kegelschnitt, so ist also das Prinzip 2. véllig unberechtigt. Wenn aber die Welt nur aus einem derartigen Keil besteht, wie Hinstein es annimmt, ist natiirlich dasjenige, bis auf eine lineare Transformation eindeutig bestimmte ¢ zu nehmen, welches diesem Keil entspricht. Steht das im Hinklang mit der Wirklichkeit, so ist also auf die Ausbreitung einer Lichtwelle vom Moment ihrer Entstehung an der ZusammenschluB der Welt im Ganzen von Hinflu8, wahrend man doch erwarten sollte, daB die Lichtwelle darauf erst reagieren kann, wenn sie den ganzen Weltraum durchlaufen hat. Mit der in den retardierten Potentialen zum Ausdruck kommenden alten Hertzschen Vorstellung von der Entstehung einer Lichtwelle ist das gewiB unvertriglich. So bedarf das Prinzip 2., der Mechanismus der Ubertragung der Frequenz in einer Lichtwelle, noch sehr der physikalischen Aufklirung. Inwieweit die nach Einstein zu erwartende Rotverschiebung der Fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum gegeniiber den von irdischen Lichtquellen stammenden Linien durch die Kaperimente bestatigt wird, dariiber berichtete Grebe. Die Messungen sind angestellt worden von Schwarzschild, dann von Evershed und Royds, spater von Namentlich die mit St. John, schlieBlich von Bachem und Grebe.
320
den schirfsten Hilfsmitteln ausgefiihrten Beobachtungen von St. John sprachen gegen das Vorhandensein des Hinsteineffektes. Alle Beobachter stellen aber tibereinstimmend fest, daB verschiedene Linien verschiedene
Verschiebungen aufweisen. Grebe und Bachem machten nun darauf aufmerksam, daB fiir die Erklirung dieser UnregelmiBigkeiten vor allem der Umstand in Betracht fallt, daB unmittelbar benachbarte Linien sich gegenseitig in der Lage ihrer Intensitiitsmaxima stéren. Sie sonderten deshalb auf Grund mikrophotometrischer Aufnahmen aus den von ihnen gemessenen 36 Linien der sogenannten Cyanbande 11 aus, die sie als stérungsfrei glaubten in Anspruch nehmen zu diirfen; diese zeigen nun im Mittel eine Rotverschiebung, welche dem Hinsteineffekt ungefahr entspricht.
Ebenso
ergab
sich
als Mittel
der Verschiebungen
von
100
aufeinanderfolgenden Cyanbandenlinien ohne jede Auswahl — wo man erwarten darf, daB die gegenseitigen Stérungen sich ausgleichen — nahezu derselbe Wert. Wenn man diese Untersuchungen auch noch kaum als eine definitive experimentelle Bestitigung des Hinsteineffektes ansprechen darf, so verstiirken sie doch die Wahrscheinlichkeit seines wirklichen Vorhandenseins erheblich. In der seit der Nauheimer Tagung vertlossenen Zeit hat sich die Situation in dieser Hinsicht durch neue Beobachtungen noch weiter verbessert. Um Sinn und Tragweite
des Einsteinschen Aquivalenzprinzips durch
ein vollstindig zu tibersehendes, nicht triviales Beispiel zu illustrieren, berechnete Mie nach diesem Prinzip das elektrische Feld eines geladenen Teilchens, das um ein elektrisch neutrales Gravitationszentrum unter dem HinfluB der Gravitation eine Kreisbahn beschreibt. Die statischen Koordinaten, in welchen das kugelsymmetrische Gravitationsfeld die von Schwarzschild angegebene Form besitzt, bezeichnet Mie als das verniinftige Koordinatensystem. In einem gewissen ,,kiinstlichen“ Koordinatensystem, in welehem sowohl das Teilchen ruht wie auch das Gravitationsfeld stationir ist, haben die Maxwellschen Gleichungen eine von der Zeit unabhingige Lisung, welche in der unmittelbaren Nahe des Teilchens
man
mit der elektrostatischen Lésung idenutisch ist.
sie auf das
verniinftige
Koordinatensystem,
so erhalt
Transformiert man
diejenige
Lésung des Problems, welche nach dem Aquivalenzprinzip dem elektrostatischen Feld eines ruhenden Teilchens gleichwertig ist. Das Feld ist in unendlichgroBer Entfernung nicht von solcher Art, daB eine Ausstrahlung von Energie. stattfindet, sondern man erhilt es dort, wenn einem nach den Liénard-Wiechertschen Formeln berechneten ausstrahlenden Feld ein einstrahlendes von gleicher Starke superponiert wird. Zweifellos ist das eine mit den uns bekannten Feldgesetzen vertragliche Lésung; dennoch ist es sicher, daB das wirkliche Verhalten eines elek-
321
trisch geladenen Kérpers, der um ein Gravitationszentrum rotiert, nicht ihr entspricht, sondern eine elektromagnetische Welle ausstrahlt und dadurch selber in seiner Bewegung modifiziert wird. Die tatséichlichen Vorgiinge bei Ruhe und Rotation sind also nicht einander iiquivalent. Mie auBert sich dartiber so: Man denke sich ein Einsteinsches Kupee, welches auf einer Kreisbahn um das Gravitationszentrum herumfihrt; die Beobachter stellen an einem mitgefiihrten elektrischen Teilchen Beobachtungen an. Bestehen die Wandungen des Kupees aus Metall, so daB das von dem Teilchen erregte elektrische Feld dort endigt, so gilt das Aquivalenzprinzip; bestehen die Wandungen jedoch aus isolierendem Material, so kénnen die Beobachter im Kupee ihre Bewegung feststellen; die Feldlinien des Teilchens sind sozusagen Fiihler, die sie aus dem Kupee heraus ins Unendliche strecken. Damit kann man sich sehr wohl auch vom Hinsteinschen Standpunkt aus einverstanden erkliren. Solange man mit einem unendlichen Raum operiert, hat man immer den unendlich fernen Saum dieses Raumes zu_berticksichtigen, liber den gewissermafen ein das Feld bestimmendes Agens ebenso heriiberwirkt wie iiber die inneren Feldsiume, welche den verschiedenen Materieteilchen
entsprechen.
Mathematisch
dufert
sich
das
darin,
daB
nur solche Koordinaten zulassig sind, fiir welche im Unendlichen das ds* die Gestalt der speziellen Relativitiitstheorie hat. In Einsteins geschlossenem Raum aber fallt der unendlich ferne Saum weg, an seine Stelle treten
die weit entfernten
Massen.
Der Durchrechnung dieses speziellen Problems schickte Mie einige grundsiitzliche Bemerkungen voraus, welche zeigen, daB er in einigen Punkten einen andern Standpunkt einnimmt als Hinstein. Insbesondere glaubt er an ein ausgezeichnetes ,,vernunftgemaBes“ Koordinatensystem. Nun ist ja zuzugeben, da8 sich in speziellen Problemen oft aus der Beschaffenheit des metrischen Feldes heraus ein besonders einfaches und zweckmiBiges Koordinatensystem definieren la8t. So kann man im Schwarzschildschen Fall des statischen kugelsymmetrischen Gravitationsfeldes die Raumkoordinaten 2,7,7, derart wihlen, dab, wenn man mit ihrer Hilfe den wirklichen Raum auf einen Cartesischen abbildet, das lineare VergréBerungsverhiltnis fiir Linienelemente, welche senkrecht zu den Radien im Bildraum stehen, = 1 wird (fiir radiale Linienelemente wird es dann, wie aus den Gravitationsgleichungen hervorgeht, Qa
= I/f, und f? ist —1—~—; messene
man
Entfernung
tiber
Abbildung
von
a eine
Zentrum).
die radiale Mafskala auf den
Konstante, Aber
gerade
z. B. doch auch
Cartesischen Bildraum
x die im Bildraum
in diesem Fall kann
so verfiigen,
konform
ge-
ist (dann
daB
wird
die
das
322
VergréBerungsverhiiltnis = rf). r+ a/2
Hier
ist
gar
fiir alle Linienelemente nicht
abzusehen,
2
5
=(1 + Zukunft. Fiir den Stern
erhalt man aus x;—ax, und der Gleichung des Hyperboloids die Beziehung %(%_ + x4) —=1
und zugleich ist auf seiner Weltlinie — ds* =dx, (dx, + adx,).
In den Gleichungen By =O, ky + aX, —=e-* (4, =a e') ist also s die Eigenzeit des Sternes. Sind & 1) Bei de Sitter sowohl (Monthly Notices Roy. Astronom, Soc., Nov. 1917) wie bei Eddingoftonthe (Math. Theory of Relativity, Cambridge 1923, S. 161i)
\S%
dar.
Punkt
Beide
Weltort
Gerade
(&,,&),0);
laufen
sie bilden
offenbar
den
durch
von
des Beobachters ausgehenden
den
diesem
Nullkegel.
Um den Schnittpunkt der in die Vergangenheit gedffneten
Hilfte
des
Nullkegels
mit
der
Welt-
linie des Sternes A zu bestimmen, miissen wir (wegen «>>0, %,>>0), wie man sofort erkennt,
das erste Gleichungspaar wahlen.
Der Beobach-
tungsmoment 6—G(s) eines vom Stern im Augenblick s abgeschickten Lichtsignals bestimmt
sich also aus der Gleichung
e-%—=1—ae®
(Die
zweite
oder e7—*= 1 + ce’.
Gleichung
entsteht
durch Multiplikation mit e?—*.) oder
=e?—* (do—ds)=(1
oa
do
aus
der
ersten
Differentiation
+ ce’) (do —ds)
ar tet
(3)
Derjenige Teil des Systems ¥, welchen der Beobachter B iiberhaupt im Laufe seiner unendlichen
Geschichte
zu
Gesicht
ein keilférmiger Ausschnitt
bekommt,
ist
der ganzen Welt,
der sich so auf statische Koordinaten beziehen laBt, daB der Beobachter selber als ruhender Mittelpunkt seiner Welt erscheint. Die im statischen Raum des Beobachters gemessene Ent-
fernung des Sternes im Augenblick 6 findet man, indem man durch den Punkt 6 =(&,&)0) der Weltlinie 4 des Beobachters orthogonale Ebene hindurchlegt
die
x,d§, + x,dg,=o0
und auf dem Schnittkreis den Abstand stimmt. Die Gleichung (4) lautet — *e~%+ xge°=0 oder x, § —
zu
A
(4)
7 be-
Infolgedessen ist
%,=§,cos7, x,—€,cosr, x3;=sin7 (5) die Parameterdarstellung des Schnittkreises, und wegen —ds*==dy" ist der Parameter 7 die yhatiirliche* Entfernung seiner Punkte vom Beobachtungspunkt. Der Kreis schneidet die Welt-
linie
des
Sternes
siny = «@§, cos7,
dort,
wo
Xy—=@x,
tgr—= cae’,
fehlt noch diese Annahme iiber den ,,Rubzustand" der | Die Verbindung dieser Formel Sterne — die einzig mdgliche ibrigens, welche sich mit das behauptete Resultat der Homogenitit von Raum und Zeit vertrigt. Ohne
cine solche Annahme 1i8t sich aber natiirlich nichts aber die Rotverschiebung ausmachen,
= 1+ %5
je eine geradlinige Erzeugende des Hyperboloids
ae’de
Die x,-Achse ist Asymptote und sei zugleich
die ,,Achse“ des Systems ¥.
aia 4 2
liefert
=1,
mit der metrischen Fundamentalform
—dst=dx,dx,
irgend zwei Zahlen, deren Produkt= 1 ist, so stellt das Gleichungspaar [m1 41, und ebenso [S:¥2=1—%5
Aa _ et
=tgr.
ist;
d.h.
(6) mit (3) liefert
(7)
377
Es wird niitzlich sein, die GréBe der Verschiebung 2u vergleichen mit der Radialgeschwindigkeit des Sternes do Alle Sterne unseres Systems
¥
fliehen namlich
von
einem
beliebig
herausgegriffenen Beobachtungsstern aus in radialer Richtung davon; der Materie wohnt eine universelle Fliehtendenz inne, welche in dem ,,kosmologischen Glied“ des Einsteinschen Gravitationsgesetzes ihren Ausdruck findet (und welche in der Einsteinschen Kosmologie kom-
pensiert wird durch die gravitierende Wirkung
der den Raum homogen erfiillenden Weltmasse). Aus (6) ergibt sich _ ar 1 dy cos r. und damit — =sin7 ae cos?y do
do
Die Verschiebung
(7) ist also im Verhiltnis
1:cos?y grofer, als es der Radialgeschwindigkeit
entspricht. Was die
Beziehung
unseres
Resultates
zur
Erfahrung angeht, zu den von den Astronomen
gefundenen starken Rotverschiebungen der Spektrallinien ich auf die von
der Spiralnebel, verweise Eddington in seinem neuen,
oben zitierten Buch auf S. 162 gegebene Tabelle; man vergleiche ferner die in meinem Buche a.a.O.
gemachten Benterkungen iiber die GréBenordnung des Weltradius, die sich aus der kosmo-
logischen
Deutung
jener
Rotverschiebung
in
unserm Sinne und den hypothetischen Parallaxebestimmungen
an Spiralnebeln ergeben wiirde.
57. Reparticién de corriente en una red conductora.
(Introduccién al andlisis combinatorio) Revista Matematica Hispano-Americana 5, 153—164 (1923)
Englische Ubersetzung: George Washington University Logistics Research Project
(1951)
La ciencia del Continuo, el Andlisis situs, contiene una parte puramente combinatoria que hoy, gracias sobre todo a los trabajos fundamentales de H. Poincaré (*), puede ser estudiada autondmicamente y es susceptible de una exposicion sistematica y completa. De este asunto me ocupé en las lecciones del afio 1918 en la Escuela Técnica Superior de Zurich. Desde entonces se han publicado trabajos, en el mismo sentido, por O. Veblen (**), y limitados al caso bidimensional por Chuard (***). Como introduccion a estos razonamientos es sumamente apropiado el problema (unidimensional) de la reparticion de corriente en una red conductora arbitrariamente complicada, porque nos pone de relieve los conceptos fundamentales que luego pueden ser extendidos al caso de mas dimensiones. La red conductora supondremos que esté formada por un numero finito de hilos homogéneos, los cuales concurren en numero finito
de nudos. La figura geométrica sera designada con el nombre de complejo de segmentos,
\os nudos seran los puntos del complejo y los
diversos trozos de hilo contados de nudo a nudo seran sus segmentos. En forma mas rigurosa: Un complejo de segmentos consta de un ntimero finito de «puntos» o elementos de dimensién cero y un niimero de «segmentos» o elemen-
(*) Analysis situs. J] de \'Ecole Politech. 1895. Complement a I’Analysis situs, Rend. Palermo, 1899. Second complement a l’Analysis situs. Proc. London Math. Soc. 1900. Cinguieme complement a I’ Analysis situs. Rend. Palermo, 1904. (*) The Cambridge Colloquium, 1916, part. Il. Analysis situs, American Math.
Soc. New York,
(***)
1922.
Rend. Palermo, 1922.
379
tos de dimension uno. Cada segmento estd limitado por dos de esos puntos y los datos que tengamos sobre ello constituyen el esquema del complejo. En vez de la expresion: el punto a limita el segmento oc, usaremos también el modismo: s termina en a o bien cy a son elementos incidentes del complejo. No es necesario que en un punto a terminen siempre tres o mds segmentos, sino que puede suceder también que solo dos y aun un segmento acaben en a, puede también a ser un punto aislado y no limitar asi ningtin segmento. Admitiremos también que en el complejo no aparezcan segmentos, esto es, que pueda estar formado solamente por puntos, pero excluiremos el ) = a,w
' Die Charakteristiken, welche Sie y,4* nennen, machen keine gréBeren Schwierigkeiten als die andern. * Kutine, Math. Annalen 31, 33, 34, 36 (1888—1890); Carran, Thése, Paris (Nony) 1894.
459
(a, sind
durch
gewisse
S, tiber
der Wurzel
in—w.
»
zugeordnete
Die S, erzeugen
eine
ganze
liber ist das System der Wurzeln invariant’. grunde zu legende Integrationselement
Zahlen).
w selber
endliche Gruppe
Das ist
im
(S);
Raume
geht
ihr gegen-
der
9, zu-
dQ = [] ¢%—1)-d¢,d¢9,-+- dgy,. Ich
kann
also
setzen
H= u(2)
, dQ= Hdg,dg,--- doy,
wo das Produkt sich nur auf die positiven Wurzeln erstreckt. Eine Operation von (S) hei®t gerade oder ungerade, je nachdem sie H in H oder
in —H
iiberfiihrt.
Jede
primitive
dem
Term
S, ist ungerade.
Charakteristik
y% ist
eine
endliche
Fourierreihe,
d.h.
eine
linearé Kombination von Termen der Gestalt e(@), @=/,¢,+1¢,+-:-+honDie vorkommenden ® sind die »Gewichte« in der Carranschen Bezeichnung,
der
fachheit
zukommende
des Gewichtes
an.
positive ganzzahlige
Die / sind
ganze Zahlen zu sein; sondern 1) fiir jede Wurzel » muB
die
rationale,
genaue
Koeffizient gibt die Viel-
brauchen
aber
Bedingung,
die
nicht
immer
da gilt,
lautet:
ein ganzzahliges Multiplum von w sein. Ferner ist y invariant tiber den Operationen von (S). Weil fiir irgendeinen Ausdruck
gegen& die
z
A,(@)=aw
Summe
aller #8,
kommt, gungen
gewiS nicht negativ zu erfiillen,
gehen, = 0
ist,
die daraus
fallt das
(a=/,a,+1,a,4---+haq)
durch
héchste
#:
aus.
(10)
die Operationen
der Gruppe
6 = m,,+---+m,,,
Setzen
wir,
um
das
(S) hervorin %
vor-
die Orthogonalitatsbedin-
H-%=&,
so haben die Glieder von ¢ ebenfalls die Eigenschaft 1); gegeniiber der Gruppe (S) ist aber € eine »alternierende« Funktion. Ich wihle die Zahlen /,, /,,---, irgendwie so, daB @ = /,p,+/,9,+-:-+4,¢, die Bedingung 1) erfillt und alle Ausdriicke @S mit Ausnahme von ® tiefer stehen als ®. Ich bilde dann E(l,,4,-+-, 4) gleich der alternierenden Summe der ¢(#S). Zwei verschiedene £(/) haben kein Glied gemeinsam; infolgedessen geniigen die aus ihnen nach (10) gebildeten y, der Orthogonalitatsbeziehung. AufBerdem sind die £(/) wirklich
durch
gilt, allemal 2m
ist.
Da
drigsten £(/)
einer oben
H
dann
teilbar, weil
£(/)
als
verschwindet, wenn
H selber
alternierend
alternierende
irgendeine Wurzel
ist und
sein, das iberhaupt
existiert:
gemachten Bemerkung
ist das
' Im Falle a=g
Funktion,
1)
erfiillt, muB
fiir welche
ein Multiplum
es
gleich
H = £(r,,7,,---, 7).
héchste
Glied
t}
von ae
dem
1)
von
nie-
Denn nach
notwendig
dn —13 ist zB. (S) die Gruppe aller Vertauschungen von do, (ies*+*s
S, sind die Transpositionen.
460 nicht-negativ; das héchste Glied Die Formel von H.
nicht
also
von £ (J) steht
als dasjenige
tiefer
Leh) a)
die Héhe
liefert die simtlichen Charakteristiken; die Exponenten m; = 1;—r,; bezeichnet’.
Ein bequemer Weg
zur Berechnung
Die Quadratsumme
sich folgendermaBen.
x
von
der Dimensionszahlen
wird
durch
WN
ergibt
w ist eine definite ganz-
der Wurzeln
zahlige quadratische Form > Jie Pie, die gegeniiber der Gruppe (S) invariant i,k
ist.
Wir
allgemein far
setzen
E(.,,+--, ) so bekommen
unter Benutzung die
wir
er hervorgehen,
wenn
in
wir
k
einer Variablen @ die Substitution 9; = 1r'o,
alternierende
Summe
jener
Ausdriicke,
thr +: +hr")>) = ep man
Machen
gut.
beliebige Zahlen /; = >D
die
aus
> Gul’)
die ~ oder die 1‘ den Transformationen (S) unterwirft.
Es kommt also dasselbe heraus, wie wenn man in H = £(r,,7,,---,7):9; =U setzt. Fir ¢, =r‘ und unendlich kleines ¢ ist darum R-hkh
Elishy- hol]
@l+al+---+ml').g
?
Das Produkt erstreckt sich tiber alle Systeme ganzer Zahlen 7,, ---,,, positive Wurzeln (9) korrespondieren. So kommt
,wo
Pil,,l,---,4)=[
Auch der Satz von der vollen
[Wh
Reduzibilitit
Schliissel zu den erwihnten Ergebnissen
denen
+vh+-.-+n'h). ist allgemein giiltig.
ist die Konstruktion
Der
einer definiten
Hermiteschen Form, die gegeniiber der nach Lir so genannten adjungierten Gruppe (a) invariant ist — wenigstens dann, wenn man die Gruppenparameter gewissen Reellititseinschrankungen unterwirft, welche die Gruppeneigenschaft von
(a) nicht
zerstéren
(Analogon
der unitiren
Beschrinkung).
' Damit klart sich auch der Zusammenhang auf, der zwischen Carrans Satz, daB der Koeffizient des héchsten Gliedes in y, gleich 1 ist, und Ihrer Normierungsformel
if nnceara besteht. — Will man sich nicht darauf stiitzen, daB es Carran in ziher Arbeit gelungen ist, fiir alle in Betracht kommenden Gruppen zu jedem méglichen héchsten Gewicht (m) eine Darstellung zu konstruieren, so kann man auf transzendentem Wege allgemein zeigen, daB die Charakteristiken neben der Orthogonalitits- die »Vollstindigkeitsrelation« erfiillen, and daraus schlieBen,’ da® jedem unserer ¥, tatsichlich eine Darstellung entspricht. Zirich,
den
28. November
1924.
62. Das gruppentheoretische Fundament
der Tensorrechnung
Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Géttingen, Mathematischphysikalische Klasse, 218—224 (1924)
Vorgelegt
von
C. Runge
Im Koordinatenraum
in der Sitzung
vom
21. November
1924.
der x; (i = 1,2,...,”) betrachten wir die
Gruppe © der homogenen linearen Transformationen von der Determinante 1. Die Tensoren v ter Stufe in jenem Raum, welche vorgegebenen linearen Symmetriebedingungen geniigen, bilden ihrerseits, wenn sie N unabhingige Komponenten besitzen, eine lineare Mannigfaltigkeit von N Dimensionen; unter dem Hinflu8 der Gruppe © erfaihrt sie eine zu © isomorphe Gruppe I homogener linearer Und das wahre mathematische Fundament der Transformationen. Tensorrechnung scheint mir der Satz zu sein, dab auf diese Weise jede zu © isomorphe, linear-homogene Gruppe Zur KennTI jede ,Darstellung von @* erhalten wird. zeichnung einer bestimmten Gréfenart im Koordinatenraum gehéren im allgemeinen aufer der Stufenzahl Symmetrieforderungen. Einen Uberblick tiber die méglichen Symmetriecharaktere von Tensoren vter Stufe gewinnt man leicht auf Grund der namentlich von Frobenius entwickelten Darstellungstheorie fiir die symmetrische Vertauschungsgruppe S, von v Dingen, wie ich kiirzlich gezeigt habe'). Einen Symmetriecharakter nenne ich irreduzibel, die zugehirige Gréfenart einfach, wenn jede weitere hinzugefiigte Symmetrieforderung der Gréfe keine Wertméglichkeit aufer 0 offen 148t. Die Tensoren jeden Symmetriecharakters lassen sich additiv aus unabhingigen Bestandteilen zusammensetzen, welche in diesem Sinne einfache Gréfen sind. Den irreduziblen Symmetrieklassen der Tensoren entsprechen die irreduziblen Darstellungen T yon ©. Fiihrt man die kontinuierlichen Gruppen mit Lie auf ihre infinitesimalen Operationen zuriick, so formuliert sich das Dar1) Rend.
Circ. Mat. Palermo
48 (1924), p. 29.
462
die Elemente einer stellungsproblem allgemein folgendermafen: inf. Gruppe bilden eine lineare Vektormannigfaltigkeit, innerhalb ation* [ab] erklart tor - Multiplik deren eine distributive ,Kommuta ist, welche den Rechenregeln geniigt:
[ba] = —[ad];
[[ad]o]+ [[ee]a] +[[ea]>] = 0.
Sind die Elemente Matrizen, so ist [ab] = ab—ba zu setzen. Es soll jedem Element a einer gegebenen inf. Gruppe eine Matrix A so zugeordnet werden: a— A, daf allgemein auf Grund von aA, b+B den Elementen ia (A eine Zahl), a+, [ab] die MaEs handelt sich also trizen 1A, A+B, [AB] korrespondieren. um reine Algebra. Die zu © gehdrige inf. Gruppe g besteht insbesondere aus allen Matrizen von der Spur 0. E. Cartan hat in einer tiefsinnigen Arbeit aus dem Jahre 1913 im wesentlichen alle irreduziblen Darstellungen einer beliebigen, in abstracto gegebenen inf. Gruppe bestimmen gelehrt’). Fiir g gewinnt er in der Tat lauter Gruppen I’, die angeben, wie sich die Tensoren bestimmter Symmetrieklassen transformieren. Man ordne nimlich z die Ziffern von 1 bis v in ein Schema wie das nebenstehende ein, das durchgehende Horizontal- und Vertikalreihen aufweist. Es sei (OQ) die Gruppe der— jenigen Permutationen P(), welche et) jeweils nur die Ziffern der Horizontalreihen (Vertikalreihen) untereinander vertauschen. Auf den willkiirlichen Tensor vter Stufe f tibe man die simtlichen Permutationen PQ des Komplexes $0 aus und addiere die so erhaltenen Tensoren, wobei ein Glied das Vorzeichen + oder — bekommt, je nachdem @ eine gerade oder eine ungerade Permutation ist; was so entsteht, durchliuft bei frei veriinderlichem f die Tensoren einer einfachen Symmetrieklasse. Auf diesem Wege sind schon friiber von A. Young und G. Frobenius die ,charakteristischen Hinheiten* der symmetrischen Gruppe und damit deren Gruppencharaktere konstruiert worden®). Cartan macht auf diesen Zusammenhang nicht aufmerksam, der, wie ich glaube, die ganze Sachlage erst ins rechte Licht riickt. Bei gegebener Stufenzahl v erhaélt man hier genau soviele indquivalente irreduzible Darstellungen I’, als es verschiedene Klassen konjugierter Elemente 1) Bull. Soc. math. de France 41, p. 53. 2) Young, Proc, Lond. Math. Soc. 33 (1901), p. 97; 34 (1902), p. 361. Frobenius, Sitzungsber. Preug. Ak. 1903, p. 328 (auch schon 1900, p. 516). Vel. ferner: J. A. Schouten, Der Ricci-Kalkiil, Berlin 1924, Kap. VII.
463
in der symmetrischen
Gruppe
(1)
L.p+2.pto =
S, gibt;
ihre Anzahl
ist gleich der
Anzahl der verschiedenen Schemata, d.h. der additiven Zerlegungen von v in positive Summanden, oder gleich der Anzahl der Lisungen der Gleichung
in nicht-negativen
ganzen Zahlen
(2)
L.p,+2.p,+--+n.p, = v
p,, p,,.....
Nur
wenn
n < v
ist,
liefern diejenigen Schemata keine einfache GréBe (sondern lediglich 0), in denen Vertikalstollen yon einer Linge > auftreten (ausgeschlossene Schemata); die Gleichung (1) muf ersetzt werden durch
Zwei Symmetriecharaktere sind als 4quivalent anzasehen, welche im Sinne meiner oben zitierten Note die gleiche Ordnung (h, h’,...) besitzen'). Es existieren soviele indquivalente irreduzible Symmetriecharaktere, als die Anzahl der Liésungen von (2) in nichtnegativen ganzen Zahlen p, betrigt. Agquivalenten Symmetriecharakteren entsprechen fquivalente Darstellungen von ©, und umgekehrt. Die Aufgabe, alle Darstellungen von @, nicht bloB die irreduziblen, zu finden, wurde schon vor Cartan von Herrn I. Schur in seiner Dissertation (Berlin 1901) behandelt. Er verwendet die kontinuierliche Gruppe selbst, nicht die zugehérige infinitesimale; der Zusammenhang mit den Darstellungen der endlichen Gruppe S, tritt direkt hervor. Aber hier wird eine andere wesentliche Einschraénkung gemacht: daf naémlich die Elemente der darstellenden Matrix ganze rationale Funktionen von denen der dargestellten Matrix (a;,) sind. Unser Haupttheorem besagt, dai seine Resultate auch dann vollstandig bleiben, wenn jene Kinschinkung fallen gelassen wird; vorausgesetzt natiirlich, da{ man die Gruppe © — und nicht wie Herr Schur selber die Gruppe aller homogenen linearen Transformationen ohne die Nebenbedingung |a;,| = 1 — zugrunde legt! Nach dem entscheidenden Schritt von Herrn Cartan geniigt dazu der Nachweis, daf jede Darstellung von & voll reduzibel ist. Das laBt sich aber einsehen mit Hiilfe der Integrationsmethode von Hurwitz, die neuerdings Herr Schur zu 1) In dem Ordnungssymbol
entspricht
jede Zahl h, h’,...
einem
der’
oben
erwihnten Schemata (oder einem Gruppencharakter von §,); es sind hierbei, wenn na,5.
(6)
Dabei bedeutet Se diejenige hyperkomplexe Zahl, deren simtliche Komponenten e, =o sind (fir TS) mit Ausnahme von e, = 1. Das Produkt zweier unserer « Gruppenzahlen » a, b aber soll definiert werden durch die Gleichung ab=
>
es ist also
20ST),
a (a.d)yp =
wenn die Summe Produkt ST = U
Dasby,
rechts iiber alle Paare von Permutationen ist. Aus (5) oder
f=
S, T erstreckt wird, deren
Dorf t
folgt durch Ausiibung der Permutation S: f=
Dd rfins-
Fihrt man die Gruppenzablen c, f und f* ein *), so bekommen
()
wir einfach
pH.
1) Die Formen f und f* selber miissten dann genauer, unter Verwendung der identischen Permutation E als Index, durch fg und f% bezeichnet werden; doch ist eine Verwechslung auch ohne diese pedantische Genauigkeit nicht zu befiirchten.
470
Ebenso kann die Symmetriebedingung (1) in der Gestalt geschrieben
L.f=o.
(8) Wegen
werden:
des assoziativen Gesetzes geniigt (7) sicher dann dieser Bedingung, wenn iste
are
(9)
Nach der Theorie der Gruppenzahlen kann man statt der urspriinglichen, in (6) verwendeten Grundeinheiten S neue einfithren, die sich zu einer oder mehreren quain
den
aus denen sich alle Systeme der Tabelle (12) linear zusammensetzen lassen,
die
aber
auch selber aus ihnen zusammengesetzt
dann
dratischen Tafeln
zugehdrigen
derart, dass
Einheiten zusammenfiigen,
....
von je g*, g',
a,,, @,,, ... das Multiplikationsgesetz lautet:
neuen Komponenten
I= herBD
= Seb, (4.0), ie
B
=H
(4.Dpy = Styby g
opt
”
Die Symmetriebedingung (8) fordert dann MD
(10)
we pone
dig
Ist die Kategorie © durch mehrere solche Gleichungen definiert : Tf =o,
if So
(a1)
...
so bestimme man eine Basis der g-gliedrigen Zahlsysteme
i)
fer Sra
jis
Se
CELE
aa go
tp el
d. h. b(Z g) linear unabhingige Zahlsysteme
(33) setzt werden (14)
CE
CEE sind. Die Forderungen
(11) konnen
er-
durch dié Gleichungen Dif,
=%
>,
ng FO
o>
und die entsprechenden ftir die Komponenten f,,, .... Wir bezeichnen die Kategorie © als eine solche von der Ordnung (4h, h’,...). Der Inhalt der Symmetrieforderungen ist jetzt iberblickbar geworden; die samtlichen linearen Symmetriebedingungen L.f =o,
471
denen die Tensoren der Kategorie © geniigen, werden Gruppenzahl L den Ansatz macht L,=
mit beliebigen einander
by
bh mgm,
Jf, mf, so .... Wahlt man
arenas
sondere ab:
sind, z. B. r=
Satz 2. — Mebrere werden. Ferner gilt:
Poss
erhalten,
indem
man
fur
die
Nise:
diese g-gliedrigen Zahlsysteme so, dass sie von
1, m; = m,, -.., so liest man
Symmetrieforderungen
kinnen
flets
durch
eine
daraus
insbe-
einzige
ersetgt
Satz 3. — Zum Symmetriecharakter © lasst sich ein komplementirer © angeben derart, dass jeder Tensor sich auf eine und nur eine Weise in zwei Summanden Spalien lasst, welche bexw. den Kategorien ©, © zugehiren. Sind namlich g —h
Zahlsysteme,
CA Ke rm icy
die mit (13) zusammen
eine
Basis
on fir
alle g-gliedrigen
Zahlsy-
steme bilden, so kann man © definieren durch die Gleichungen
Sarat
und die entsprechenden
fiir die
gestrichenen
Komponenten.
Ist © von der Ordnung
(h, b', ...), so © von der Ordnung (g — h, g’ — hi’, ...). Wir verschaffen uns nunmehr ein vollstindiges System linear sungen der simultan zu erfillenden homogenen Gleichungen
(15)
Din
E
=o,
>. m,x, == 0,...3
g
EG 2
unabhingiger
Lé-
namlich
FNS 5
Die Forderung I) an die zu konstruierende hyperkomplexe Zahl ¢ spricht sich — vergl. Formel (9) — in den Gleichungen aus Dale Es muss daher sein (16)
== 0,
LM
hy (v5
Or ae
ead
een
Die Forderung II) verlangt, dass aus (14)
folgt; d. h.
dehy =Ln
cane
472
Setzt man (16) ein und bezeichnet abkiirzend >4,«, Bestimmung
mit
(az),
so erhilk
man
zur
von 2, B, ... die Gleichungen
(ax) =1,
(Ca) =0, 005
(a8)
(02)
=0,
eas
Der Beweis von Satz 1 ist damit erbracht. Von der Auswahl der Basis (15) sind nach ihrem Bildungsgesetz die Gréssen c,, unabhingig. Die Willkir besteht darin, dass man zu 2, @,... je eine beliebige lineare
Kombination
der Zahlsysteme |, m, ... hinzufiigen kann. (In c gehen demnach
be — HKG)
willkiirliche Zahlen linear ein). Handelt es sich um
po
reelle
Symmetriebedingungen,
so
ist — bei gegebener Darstellung der symmetrischen Gruppe — eine eindeutige Normierung durch die Forderung méglich, dass 2, 2, ... sich aus den Zahlsystemen a,
b, ... linear zusammensetzen sollen. Ebenso kann dann in Satz 3 die komplementire Kategorie © dadurch normiert werden, dass man a, =a,, 6. =},,... wahlt. Sind die Koeffizienten der Symmetriebedingungen komplex, so muss man bei beiden Normierungen die Zahlsysteme a, b, ... durch ihre konjugiert-imaginiren ersetzen. 2. In der Invariantentheorie betrachtet man ganze rationale Funktionen mehrerer willkiirlicher Tensoren, die sich einer Gruppe © linearer Transformationen gegentiber invariant verhalten, d. h. sich nur mit einem von der Transformation,
nicht von
den
Tensoren abhingigen Faktor multiplizieren, wenn man die urspriinglichen Tensoren durch die transformierten ersetzt. Die transformierten Tensoren werden gebildet, indem man die Variablenreihen &, », ... kogredient einer © unterwirft. Fir jeden der auftretenden Tensoren
willkiirlichen Transformation von muss eine durch Symmetriebedin-
gungen gekennzeichnete Kategorie a priori gegeben sein, innerhalb deren der Tensor als frei verinderlich zu denken ist. Die Invariante soll in den Komponenten jedes Tensors homogen
sein. Sei etwa J(w) eine Invariante, die neben andern von einem Tensor
dritter Stufe f mit den Komponenten u,,, abhingt und ihn in der h*" Ordnung enthalt. Anstelle von u fihren wir h willkirliche Tensoren u’, ..., u' der gleichen Kategorie ein und bilden (iterierter ARONHOLD’scher Prozess) den Koeffizienten J,(u’, ..., u'”) des Produkts +’... +” in der Potenzentwicklung von rite’
Se
nach den Parametern +. J, ist wiederum
wy os.) w
we oy)
eine Invariante, enthilt aber die Tensoren
linear; fir u! = +». =u") = u gewinnt man aus J, die urspriingliche
473
Invariante J zuriick. Sei also jetzt J* eine Invariante, die von dein willkiirlichen Tensorf linear abhingt. Die Komponenten von f mégen mit (uvw),,, bezeichnet werden, um den Uebergang zu den speziellen Tensoren von der Gestalt
@7) bequem
(uE)(ony wd) = Dd uo,wiEato! vollziehen
zu
kénnen, fiir welche (wvw),,, = u,v, w, ist. Die Trilinearform
der Gréssenreihen u, v, w, welche durch diese Substitution aus einer beliebigen Linearform H(uvw) der Komponenten (wvw),,, hervorgeht, werde alsdann mit H(w, v, w)
bezeichnet. Auf solche Weise fibrt die symbolische Methode die
Tensorinvarianten
auf
Vektorinvarianten zuriick. Unterliegt der willkiirliche Tensor f aber Symmetrieeinschrinkungen, so ist die entstehende Form I*(u, v, w) im allgemeinen keine Invariante.
Hier gelangt man nun durch eine Anwendung des Satzes 1 sofort zum Ziel. Wir sub-
stituieren in J*(f) fir f den Tensor M
CP) = Loft 5
£
und erhalten so die Invariante
ITP) =FES)
(8)
deren Argument f* keinen Symmetrieeinschrankungen unterliegt, und aus ihr vermoge des speziellen Ansatzes (17) fiir f* die Vektorinvariante I(u, v, w). Durch die auf %, a, ¢ auszuitbende Permutation S entsteht aus (17) die gleiche Form, wie wenn man u, v, w durch
Gs)
S~* permutiert. Es ist also
(u,v, 0) = Sel (u, 9, 1).
Fir Tensoren der Kategorie © ist nach I): *(f)=I(f);
mit andern Worten: es ist
uns gelungen, die Koeffizienten in J* so zu normieren (J ist das normierte I*), dass I(u, v, w) bei frei verinderlichen u, v, w eine Invariante wird. Offenbar ist I eine Vektorinvariante von besonderen Symmetrieeigenschaften. Aus der Definition (19) folgt
(20) wenn
(21)
Drsls=
Lerdslis = Fula
=o
:
¢.4=0
ist. Wir haben also die Symmetriebeziehungen zahl ist, deren Komponenten die Form haben
(20), in denen 2 irgend eine Gruppen-
degar sap oo aria a ye
Ypo Bpr ve sind eine Basis far: die Lasungen der simultan zu erfillenden homogenen
Gleichungen
DS
aes
Sa
die Me BB) oe sind beliebig. Wir nennen diese Symmetricbedingungen zu den urspriinglichen, welchen die Tensoren f unterworfen waren, adjungiert. Die adjungierte Kategorie €, welcher J angehdrt, ist offenbar von der gleichen Ordnung (4, b’, mre)
J vollstindig
wie ©. Durch sie ist die Koeffizientensymmetrie der Invariante zeichnet.
Es
gehdrt
namlich
nicht bloss jede Form
gekenn-
(19), J, zu €; sondern gehort I
zu G, so gilt umgekehrt stets > c1,(u, ¥,
wy =1(u,
2, w).
Diese Gleichung oder LE
—1);l,=0
folgt aus (20), weil die Gruppenzahl 4 = c— 1 wegen c.c ==c der Gleichung (21) geniigt. — Will man (20) wiederum in der Form J.J=o schreiben, so muss man
die Gruppenzahl T aus (22) entnehmen. —
er Es
ist damit
erwiesen,
dass die symbolische Methode der Invariantentheorie,
die Reduktion der Tensor- auf Vektorinvarianten, kungen der willkiirlichen Tensoren zum Ziele fiihrt.
bei
beliebigen
Symmetrieeinschran-
Sobald die Gruppenzahl c fixiert ist, ist die adjungierte Kategorie € eindeutig bestimmt. Verwenden wir bei reellen Symmetriebedingungen die oben angegebene Normierung, so ist einfach 4, =1,, »,—= m py ++ zu setzen. Man erhilt die adjungierten Symmetriebedingungen in der Form (20), indem man aus jeder der zur Charakterisierung von © dienenden Zahlen |, 7, ... — vergl. Formel (11) — das zugehdrige 2, 2, ... bildet gemass den Gleichungen pq =
lps
Noch zweckmiassiger ist es, was offenbar erlaubt ist, rechts fiigen :
(23)
=i Pg
den
Faktor ai a
g
gps
Tis
Nach der FRrosentus’schen Theorie besteht nimlich die Gleichung
(24)
Sind
NY asbsa1 = 8D Ay by Ha’ Dab :
Ms
Grd
ips
-
boos
hinzuzu-
475
die Komponenten der Grundeinheit S: 4. = 2D a5-5455 Snes
so folgt aus der identisch in a erfiillten Gleichung (24) umgekehrt
Ie
85h
+8 Sn ae
Angewendet auf die durch (23) und (22) definierte bg = Dds Spgs
=
DS
Why
Zahl j, liefert das:
= DbseSyqy oo
+ lian foe
Danach ist klar, wie man aus einer Symmetriebedingung
/ die adjungierte
T
zu_bilden
hat. — Liegen komplexe Symmetriebedingungen vor, so miissen in der letzten Gleichung rechts die Gréssen Vga Egat durch ihre konjugiert-imaginaren ersetzt werden.
Gehen in die Symmetriebedingungen nur die Permutationen einer gewissen Untergruppe der vollen symmetrischen Gruppe ein, so kann man sich ginzlich auf diese Untergruppe beschrinken; denn auch fir sie gilt die Fropentus’sche Darstellungstheorie.
64, Observations on the Note of Dr. L. Silberstein: Determination of the Curvature Invariant of Space-Time
The London, Edinburgh and Dublin philosophical Magazine and Journal of Science 48, 348—349 (1924) Observations on the Note of Dr. L. Silberstein:
Determination
of the Curvature Invariant of Space-Time (Phil. Mag. xlvii.
1924, pp. 907-917),
By H. Wey, Professor a, d. Eidg.
Techn, Hochschule, Zuerich.
1. Dr. SmuperstErN maintains (footnote, p. 909) that “tan”
ought to stand for “sin” in my formula for the displacement
to the red 7, for this is the result furnished by his own formula
(5, p. 912) for y=1.
But in my case r signifies the distance
of the star measured in the static space of the observer at the moment
of observation.
For
Dr.
contrary, r signifies a very artificial complex-imaginary) quantity—namely,
Silberstein,
on
the
(in some instances the distance of the
star from the observer at the moment of observation, but in
the static space of the star.
2. I have by no means necessary feature of de regarding the world-lines further than de Sitter and the necessity for adding an turbed
state”
of stars,
“more or less disguised as a Sitter’s world” the assumption of stars. On the contrary, going Eddington, I strongly emphasized assumption regarding the “ undis-
if anything
in
the theoretical
line
regarding hypothesis “perfectly the system
the displacement to red is to be formulated. The also which I have pursued arithmetically is not gratuitous,” but simply means that the stars of are, able to act upon one another from eternity.
but
has the
Another hypothesis has been followed by Mr. K. Lanczos *, mine
great
advantage
of not
introducing
a
singular initial moment, of conserving the homogeneousness of time. (Morcover, it is the only one which satisfies this requirement.) However, the cosmology arrived at in this
way remains also for me—that is self-understood—an_ hypothesis, even a rather daring but nevertheless reasonable
hypothesis.
3. Curiously enough, Dr. Silberstein at the end of his articles
uses exactly the same assumption as a basis, the only difference being that he adds to my group of world-lines, which diverges
+ Raum Zeit Materie, 54 Auflage, Berlin, 1923, ps 823 ; Physikalische Zeitschrifil, xxiv. p. 230 (1928). i Ee ® Zeitschrift fiir Physik, xvii. pp. 168-189 (1923).
477 into the future, that which results from it through the inter-
change
of past
and
future (double
confess, appears quite abstruse
to me.
sign).
‘That,
If (according
I must
to the
opinion of van Maanen and Shapley) the conception which has been developed by Charlier, Lundmark and others is erroneous—the conception, namely, that the spiral nebula are
extra-galactic
and
in consequence
a good
deal further otf
than the other heavenly bodies, including the globular clusters,—then, of course, the cosmological interpretation of
that pronounced displacement to the red which the spectrumlines of the greater majority of them show becomes impossible. Zuerich, 15 June, 1924.
65.
Massentragheit und Kosmos. Ein Dialog Die Naturwissenschaften 12, 197—204 (1924) 1. Und
sie bewegt
sich doch!
Petrus. Lieber Freund! Als wir uns gestern abend nach langer Trennung wiedersahen, muSte
ich wihrend unseres Gespriichs bestiindig an die Zeit von 1915 zuriickdenken, die uns uerst in gemeinsamem eifrigen Studium der Relativitits-
theorie zusammenfihrte, in gemeinsamer Begeisterung und gemeinsamen Zukunftstraumen. Damals glaubten wir ja fast, das Weltgesetz schon
in Handen zu haben, das alle Erscheinungen restlos erklirte! Seither habe auch ich wohl Kritik gelernt und bin ,,weiser“ geworden. Aber das hat mich doch fast schmerzlich betroffen, da8 du dich sogar von der Grundidee losgesagt zu haben scheinst, die ich nach wie vor als den Kernpunkt der neuen Lehre ansehen muf. Lab uns heute ausfihrlich dariiber sprechen, warum du nicht mehr glaubst, daB (M) die Trigheit eines Korpers durch das Zusammenwirken aller Massen des Universums zustande kommt. O Saulus!
Saulus! wie kannst du dich so gegen die offen
zutage liegende Wahrheit verstocken! — Nimm etwa das Foucaultsche Pendel. Newtons Meinung war: die Bbene, in welcher das Pendel schwingt, bleibt erhalten im absoluten Raum; die Fixsterne stehen auch fast still im absoluten Raum. Deshalb geht die Pendelebene mit den Fixsternen
mit und
rotiert relativ zur Erde.
Hinstein aber
erklirte: Es gibt nur relative Bewegungen; das Zwischenglied des absoluten Raumes ist so fragwiirdig wie iiberfliissig. Nicht dieses Gespenst, sondern die wirklich yorhandenen ungeheuren Fixsternmassen des ganzen Kosmos halten oder fihren die Pendelebene. Die Erde plattet sich ab, weil sie — nicht absolut, sondern — relativ zu den Fixsternen rotiert. Wenn du diese Auffassung ableugnest, so weiB igh nicht, was iberhaupt noch von der aligemeinen Relativititstheorie itbrig bleibt. Paulus. Und doch ist es so — da hast du gestern abend ganz richtig gehért —, daB ich deine eben ausgesprochene therzeugung nicht
mehr zu teilen vermag; und wenn hier der Fels
liegt, auf dem die Relativititskirche steht, o Petrus!, so bin ich in der Tat ein Abtriinniger geworden. Aber um dich tiber meine Ketzerei ein wenig zu beruhigen, gestehe ich dir zunichst einmal unumwunden zu: Wenn jené auf Mach zurickgehende Deutung sich wirklich durehfiihren lieBe, wire sie auch mir auferordentlich
sympathisch; sie gibt eine einfache, anschauliche
und in sich kraftige Antwort auf das Problem der Bewegung. Kein Zweifel auch, da8 sie — neben der Gleichheit von schwerer und triiger Masse — fiir Zinstein das wichtigste Motiv war zur Ausbildung der allgemeinen Relativitatstheorie. Endlich bin ich mit dir darin einverstanden, daB man in einer derartigen konkreten Aussage physikalischen Inhalts den Kernpunkt der Theorie suchen mu8, nicht aber in einem formal-mathematischen Prinzip wie dem yon der Gleichb
rechtigung aller Koordinatensysteme.
zip,
das
unglicklicherweise
der
Dies Prin-
Theorie
ihren
Namen gegeben hat, ist ja im Grunde ganz inhaltsleer; denn die Naturgesetze lassen sich unter allen
Umstinden,
sie
mégen
lauten
wie
sie
wollen, ,,invariant gegenitber beliebigen Koordi-
natentransformationen“ formulieren. Wbenso ist das kinematische Prinzip von der Relativitit der
Bewegung fiir sich nichtssagend, wenn nicht die
physikalische Voraussetzung hinzutritt, daB (C) alle Geschehnisse kausal eindeutig bestimmt sind durch die Materie, d. h. durch Ladung, Masse und Bewegungszustand der Elementarbestandteile der Materie. Erst dann erscheint es auf Grund jen Prinzips als grundlos und unméglich, daB eine
Wassermasse, auf welche keine Krifte von auBen
wirken, im stationiren Zustand einmal die Gestalt einer (,,ruhenden“) Kugel, ein andermal die eines (,,rotierenden“) abgeplatteten Ellipsoids annimmt.
Petrus.
Erfreut
bin
ich dariiber, daf du
den
Grundsatz C so klipp und klar aussprichst; von
ihm wird in der Tat all unser kausales Denken in der Physik geleitet. Niemand ist imstande, auf ein Stiick elektromagnetischen Feldes anders einzuwirken als dadurch, daB er die das Feld er-
zeugende
Materie anpackt.
dann daran der Kérper
Massen?
Aber wie kannst du
aweifeln, da8 die Triagheitsfithrung erzeugt wird durch die kosmischen
Paulus. Du hast recht: Ich fiir meine Person kann C nicht aufrechterhalten, weil ich die Undurchfithnbarkeit von M a priori einsehe. Ich
behaupte namlich, daB (A) nach der allgemeinen Relativitatstheorie der Begriff der relativen Bewegung mehrerer getrennter Korper gegeneinander ebenso wenig haltbar ist wie der der absoluten Be-
wegung eines einzigen.
Petrus. Wie? Du leugnest also, daf die Fixsterne sich relativ zur Erde drehen, und meinst, man kénne ebenso gut sagen. sie ruhten? Wir
479 sehen
doch
aber
Nacht
Sternenhimmel dreht!
Paulus.
fiir
Nacht,
wie
sich
dor
Was sich nach dem Zeugnis unseres
Gesichtssinns um die Erde dreht, sind nicht die Sterne, sondern der ternenkompaB“, welcher hier an der Stelle, wo ich mich befinde, gebildet wird von den Richtungen der Lichtstrahlen, die in einem Augenblick von den Sternen her auf mein Auge treffen. Und das ist ein wesentlicher Unterschied; denn zwischen den Sternen und meinem Auge befindet sich das .,metrische Feld“, hes die Lichtausbreitung determiniert und nach der Relativitiétstheorie ebenso veriinderungsfiihig ist wie das elektromagnetische. Dieses metrische Feld ist fiir die Richtung, in der ich einen
Stern erblicke, nicht minder wichtig wie der Ort
des Sternes selbst. — Wiire der Raum nach der Vorstellung der alten Lichttheorie von einem substanziellen Ather liickenlos erfiillt, so hitte die Frage natiirlich einen klaren Sinn, ob ein kleiner Kérper in einem Augenblick relativ zu dem am Kérperort befindlichen Ather sich be-
wegt oder nicht.
Hior wird der Bewegungszu-
stand zweier Substanzen miteinander verglichen. die sich an der gleichen Stelle befinden, die sich iiberdecken. Aber wie sollte es in der allgemeinen Relativitiitstheorie mglich sein, den Bewegungs-
zustand zweier getrennter vergleichen? noch
den
miglich;
Zur
starren
da
konnte
wie es unsere Erde
Zeit
Machs
Kérper miteinander zu
Bezugskérper
man
sich
freilich, hatte,
eine
ist, als starren
als man
war
das
Masseninsel,
Korper,
dessen
Mafverhiiltnisse ein fiir allemal durch die Euklidische Geometrie festgelegt sind, idecll itber den
ganzen
Raum
erweitert denken,
und
dann
etwa
konstatieren, daB die Sonne sich relativ zu ihm bewegt. Aber unter den Hinden Finsteins hat sich das Koordinatensystem so erweicht (Hinstein selber sprichtja gelegentlich yon einem ,,Bezugsmollusken“), dafi es sich simultan der Bewegung aller Kirper in der Welt anzuschmiegen verm: du kannst sie, wie sie sich auch bewegen mégen, mit einem Schlage alle ,,auf Ruhe transformieren“. Denk dir die vierdimensionale Welt als eine Plastelinmasse, die von einzelnen h nicht schneidenden, aber sonst ganz unregelmiiBig verlaufenden Fasern, den Weltlinien der Materieteilehen, durchzogen ist: du kannst das Plastelin stetig so deformieren, daB nicht nur eine, sondern alle Fasern vertikale Gerade werden. Wenn ich die vertikale Achse als Zeitachse
deute, heiBt das: jeder Kérper verharrt an seiner Stelle
im
Fixsterne
Raum.
und
Wendest
stellst
dir
vor,
du
das
da8
an
auch
auf
das
die
me-
trische Feld, die im Plastelin verlaufenden Kegel der Lichtausbreitung von der Deformation mitgenommen werden, so ruhen die Erde und alle Fixsterne in dem durch das Plastelin darge-
stellten
Bezugssystem, aber der Sternenkompab
dreht sich dennoch in bezug auf die Erde genau so, wie wir es beobachten. Petrus (nach einer Pause). Ja.. ich kann
dagegen nichts Stichhaltiges vorbringen. Der Gedanke liegt ja eigentlich ganz auf der Hard. Du kommst also zu dem Schluf, daB unabhingig vom metrischen Feld der gegenseitige Bewegunzs-
zustand
der
verschiedenen
Kérper
in
der
Welt
ein reines Nichts ist; und wenn C zu Recht bestiinde,.so kinnte das Weltgeschehen nur abhiingen und miiBte eindeutig bestimmt sein allein durch Ladung und Masse aller Materieteilchen. Da
dies
offenbar
dere
kannst
absurd
ist
—
so
darf
ich
deinen
Gedanken wohl weiter spinnen —, mu jenes Kausalprinzip preisgegeben werden. Insbesouwenig
mit
du
Mach
die
und
Abplattung Hinstein
der
auf
Erde
ihre
ebenso
Rotation
relativ zu den Fixsternen zu fihren, wie mit Newton auf ihre absolute Rotation. — Vorliufig fehlt mir diesem Radikalismus gegeniitber jeder
Halt..., aber mein Geftih) striubt sich noch durchaus dagegen, deiner allgemeinen und abstrakten Idee zuliebe eine so positive und b friedigende Anschauung wie die von der Erveugung der Trigheitsfithrung durch die Wel'massen preiszugeben. Du leugnest, daQ sie sich durchfithren lasse; aber hat nicht Einstein hereits geleistet, was du leugnest, — in jener A\ beit, in der er seine urspriinglichen Gravitationsgesetze durch das ,kosmologische Glied erweiterte!)? Angesichts der geschehenen Tat ist jeder Beweis ihrer Unméglichkeit hinfilllig. Paulus. Ich kann dir nur erwidern, weun wir uns zuniichst des gemeinsamen Fundaments
vergewissert haben, von dem wir beide ausgehen
Mir scheimt, da8 man den konkreten physikalischen Gehalt der Relativitiitstheorie fassen kann, ohne zu dem ursiichlichen Verhiltnis zwischen Weltmassen und Triigheit Stellung zu nehmen Seit Galilei und Newton sehen wir in der Be-
wegung
eines Kérpers
denzen,
Tragheit
nahme
beruht
»,Pithrung“,
den Kampf
und
welche
aweier
Ten-
Beharrungstendenz,
die
Kraft.
die
dem
Nach
Kérper
alter
seine
An-
natiirliche,
die Tragheitsbewegung. erteilt, auf einer formal-
geometrischen
Struktur
der
Welt
(gleichférm'
Bewegung in gerader Linie), welche ihr ein fiir
allemal,
unabhiingig
und
unbeeinfluBbar
die materiellen Vorgiinge, innewohnt.
Diese
durch
An-
nahme verwirft Hinstein; denn was so michtige Wirkungen sie bei
tut wie die
cinem
Trigheit
Zugzusammensto8
mit den Molekularkriften der
fahrenden
Ziige die Wagen
Reales sein, das seinerseits Materie erleidet. Und in
scheinungen,
so
—
im
beiden
2.
B.
wenn
Widerstreit
aufeinander
zerrei8t —, muB etwas
Wirkungen von de den Gravitationser
erkannte Hinstein weiter, verriit
sich des ,,Fiihrungsfeldes* Veriinderlichkeit und Abhiingigkeit von der Materie. An dem Dualis-
mus von Fiihrung und Kraft wird also festge-
halten;
(G) aber die Piihrung ist ein physika-
lisches Zustandsfeld
das
Die zur
mit
der
Materie
Gravitation Kraft; nur
(wie das elektromagnetische), in
Wechselwirkung
steht.
gehirt zur Fiihrung und nicht so wird die Gleichheit von
480 schwerer und triiger Masse von Grund aus verstiindlich.
Petrus. Und das Pihrungsfeld Jaft sich mieht ohne Willkiir in einen homogenen konstanten Bestandteil,
die
Galileische
Trigheit,
und
einen
variablen, die Newtonsche Gravitation, zerlegen; das Vorhandensein einer starren geometrischen Struktur wird geleugnet. — Ja, mit diese schreibung bin ich ganz einverstanden.
auch dein Terminus thrungsfeld® fiir durch Hinstein aufgestellte Einheit von Trigheit und Gravitation gefillt mir gut, weil er die physikalische Rolle und den realen Charakter des gemeinten Dinges deutlich bezeichnet. Wenn es
trotz der einheitlichen Natur des Fithrungsfeldes in praxi — wenigstens niherungsweise und fiir
ein
beschriinktes
zerlegen
in
Galileischen
den
Gebiet
—
gelingt,
homogenen
Trigheit
und
dasselbe
Untergrund
eine verinderliche,
zu
der
ihr
gegeniiber auBerordentlich schwache Fluktuation,
das Schwerefeld, so hat es damit etwa dieselbe Bewandtnis, wie wenn der Geodit die tatsiichliche Erdoberfliche mit allen Meeresbecken, Klippen, Talern und Bergen von einer glatt verlaufenden Idealfliche, dem Geoid, aus konstruiert, dem er dann alle jene kleinen Buckel und Vertiefungen anfiigen muf. Aus der einheitlichen Natur des Fithrungsfeldes folgt nun aber, daf es als Ganzes in der Materie verankert werden mu8. An dem Analogon des elektrischen Feldes machst du dir's am besten klar. Das elektrische Feld zwischen
den
Platten
eines geladenen
Kondensators
wird
erzeugt von den in den Platten steckenden Elektronen; dieses Feld hat einen im ganzen homogenen Verlauf, aus dem es sich nur in der Um-
gebung der einzelnen Elektronen heraushebt wie kleine steile Bergkegel aus einer weiten Ebene. Aber
nicht nur diese atomaren
Abweichungen
in
der Umgebung jedes Elektrons werden von den
Elektronenladungen erzeugt, sondern auch das durch Uberlagerung entstehende homogene Feld zwischen den Platten. So wird auch die Trigheit durch das Zusammenwirken aller Massen
in der Welt erzeugt; um jeden einzelnen Stern herum
liegt
dann
noch
jene
Abweichung
des
Fihrungsfeldes yom homogenen Verlauf, die sich
als Gravitationsanziehung
des Sternes
bemerkbar
macht und wesentlich von ihm allein herriihrt.
Paulus. Die Analogie ist bestechend; ich komme darauf zuriick. Aber la8 mich vorher noch dies sagen! Von der alten zu der neuen Auffassung @ der Dinge itbergehen, heiBt: den yeometrischen Unterschied zwischen gleich firmiger und beschleunigter Bewegung ersetzen durch den dynamischen Unterschied zwischen Piihrung und Kraft. Gegner Einsteins steliten die Frage: Warum geht bei cinom Zusammenstof der Zug in Trimmer und nicht der Kirchturm, an dem er gerade voriberfihrt — wo doch der Kirchturm relativ zum Zuge einen ebenso starken Bewegungsruck erfihrt wie der Zug relatiy zum Kirehturm? Darauf antwortet der go-
sunde Menschenyerstand:
Bahn des Fithrungsfeldes der Kirchturm aber nicht. ja bis in alle Einzelheiten
durch
diesen
Kampf
Kraft die Wagen gleichen dynamischen
angebrachten
herausgerissen wird, Man kann sich das deutlich machen, wie
zwischen
Fithrung
einem
,,Triigheitskompab“,
Fihrungsfelde
folgt.
—
Die
im
Mittelpunkt
welcher
dem
Einsteinschen
Gra-
Lisung,
stationire
eine
besitzen
vitationsgesetze
und
zertriimmert werden. Im Sinne dreht sich die Erde;
gegeniiber
sich
dreht
sie
weil der Zug aus der
welche eine gleichférmig rotierende Wassermasse
mit ihrem Gravitationsfeld darstellt; du weift selber, wie du das Problem anzusetzen hast. Die Lésung ist verschieden von dem statischen Feld einer ruhenden Wasserkugel; die rotierende Wassermasse wird nicht eine Kugel, sondern algeplattet sein. Und was bedeutet dabei Rotation?
Es hat genau den eben angegebenen dynamischen
Sinn, — Solange man das Fihrungsfeld ignoriert, kann man weder von absoluter, noch von relativer Bewegung reden; erst bei Beriicksichtigung des Filhrungsfeldes zewinnt der Begriff der Bewegung einen Inhalt. Die Relativititstheorie
will,
richtig verstanden,
nicht
die absolute
Be-
wegung zugunsten der relativen ausmerzen. sondern
sie
vernichtet
den
kinematischen
Be-
wegungsbegriff und ersetzt ihn durch den dynachen.
Die
Weltansicht,
fir
welche
Galile:
gekiimpft hat, wird durch sie nicht kritisch ze setzt,
ich
sondern
Petrus.
im
Gegenteil
konkreter
gedeutet.
Gegen deine ganze Darstellung habe
nichts
du
dabei
nebeneinander zu betrachten; wird das aber durch die Materie erzeugt, so sind’s
Feld dana
stehen,
doch
einzuwenden.
Materie
und
Nur
bleibst
Fihrungsfeld
die Fixsterne, welche die
Erde hervorbringen. Paulus.
Aber
das
leugne
selbstiindig
Abplattung der
ich
ja
eben!
habe,
das
Ich
meine: was ich bisher dargelegt und in den bei-
den
greift
Sitzen in
die
G knapp Physik
formuliert
ein,
liegt
den
allein
tatsichlichen
Einzeluntersuchungen von Problemen der Relativititstheorie zugrunde. Das weit dariiber hinausgehende Machsche Prinzip M aber, nach welchem die Fixsterne mit geheimnisvoller Macht in den Gang der irdischen Geschehnisse eingreifen sollen, ist bis jetzt reine Spekulation, hat iediglich kosmologische Bedeutung und wird darum
fiir die Naturwissenschaft erst von Belang wer-
den kénnen, wenn der astronomischen Beobachtung nicht mehr nur eine Sterneninsel, sondern das Weltganze zugiinglich ist. Wir kénnten diese
Frage also ganz auf sich beruhen lassen, wenn
ich nicht zugeben miiBte, daB es allerdings verlockend ist, sich auf Grund der Relativititstheorie ein Bild vom Weltganzen 71 machen Darum bin ich bereit, dir auch daritber Rede und
Antwort
zu stehen.
II.
Kosmologie.
Petrus. La8 mich an ein bekanntes Ergebnis von Thirring?) ankniipfen! Auf einen ruhenden
481 Kérper & im Mittelpunkt einer gewaltigen rotierenden
vertritt)
Hohlkugel wirkt
H
nach
(welche den Fixsternhimmel den
Eimsteinschen
Gravita-
tionsgesetzen eine analoge Kraft wie die Zentrifugalkraft, die an ihm angreifen wiirde, wenn umgekehrt die Hohlkugel ruht, aber k rotiert. Allerdings ist ihre Intensitiét unter realisier-
baren Verhiiltnissen viel geringer; die Zentrifugalkraft
erscheint
multipliziert
mit
einem
win-
zigen Faktor, welcher gleich ist dem Verhiltnis
awischen dem Gravitationsradius der Hohlkugelmasse und dem geometrischen Radius der Hohlkugel. Der Gravitationsradius einer Masse M
betriigt,
wenn
M
in Gramm
gémessen
wird,
1,87.10-7 X M Zentimeter; der Gravitationsradius der Erdmasse ist z.B.=0.5 Zentimeter.
derjenige der Sonnenmasse etwa 1,5 Kilometer Man
wird danach im Machscher
Weise
die Zentri-
sich
drehenden
fugalkraft, die Abplattung der Erde als eine Wir-
kung
des
um
die
ruhende
Erde
Sternenhimmels erkliren kénnen, wenn man annimmt, daB die mittlere Entfernung der Sterne so groB ist wie der Gravitationsradius ihrer Ge-
samtmasse.
Paulus. Bei der Anordnung von Thirring tritt aber an dem ruhenden Kérper k aufer der Zentrifugalkraft noch eine andere Kraft von vergleichbarer Stirke auf, die nicht wie jene von der Rotationsachse fortgerichtet ist, sondern parallel gu ihr wirkt. AuBSerdem ergibt sich ja, wie du selber erwihntest, die Zentrifugalkraft nur dann in dem richtigen Betrage, wenn zwischen Radius und Masse der Hohlkugel H ein genau
abgestimmtes Verhiltnis besteht.
Es geht dar-
aus klar hervor, da8 es etwas anderes ist, ob k ruht und H rotiert, oder ob die Hohlkugel H ruht und der Kérper h sich im entgegengesetzten Sinne mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit dreht, im Gegensatz zu dem Prinzip von der ReMeine dynamische Auflativitit der Bewegung! ohne weiteres Unterschied den fassung macht klar; und tatsichlich zeigt sich, wenn man Thirrings Formeln diskutiert, daB im ersten Fall die
Materie des Kérpers i dem Fihrungsfeld folgt,
die der Hohlkugel H jedoch nicht, im zweiten Fall es sich umgekehrt verhilt. Deine Bemerkung ist auch fiir mich Petrus. Aber dein Einwand schiichtert mich aufklirend. Thirring operiert mit dem unendnicht ein. lichen Raum, und das von ihm errechnete metrische Feld ist von soleher Art, daf es sich im Un-
endlichen immer genauer jenem homogenen
Zu-
die Euklidische der durch stand anschmiegt, Infolgedessen wirkt Geometrie beschrieben wird. hier der unendlich ferne Saum des Raumes wie Durch ein materielles felderzeugendes Agens.
die Analogic des elektrostatischen
Feldes
wird
Ruhende Ladungen erdas deutlicher werden. yeugen ein solches Feld; der wirkliche Verlauf desselben la8t sich aus den Nahewirkungsgesetzen nur dann eindeutig ableiten, wenn die Bedingung hinzugefiigt wird, daf im Unendlichen das Feld
auf dem Nullniveau festgehalten wird. Der Raumhorizont wirkt wie eine unendlich grofe metallische Hohlkugel. Beim elektrischen so gut wie beim Fithrungsfeld ist somit der homogene
Untergrund des Feldes,
das ,,Nullniveau“,
auf
auf das Weltgeschehen.
Er
Rechnung dieses unendlich fernen Raumhorizonts zu setzen; von dort her legt sich eine ungeheure
Macht
beruhigend
mu8 fallen, will man das Machsche Prinzip wirklich durchfithren; der dreidimensionale Ratm darf keinen Saum besitzen, er muB geschlossen sein (nach Art der Kugelfliche im Gebiete von 2 Dimensionen). Und nun konnte Hinstein in
der Tat, nachdem er seinem urspriinglichen Gra-
vitationsgesetz eine kleine Modifikation,
das soy.
‘kosmologische Glied, hinzugefiigt hatte, zeigen:*)
Im Glleichgewicht ist die Welt riaumlich geschlossen. Die Gesetze fordern die Anwesenheit yon Materie; ohne Materie, heift das, ist ein
Fithrungsfeld iiberhaupt nicht méglich.
Die Ma-
terie ist gleichférmig yerteilt und ruht. Der Gravitationsradius der gesamten in der Welt vorhandenen Masse ist so groB wie der geometrische Weltradius; offenbar bestimmt die zufiillig vorhandene Gesamtmasse die Kriimmung und damit die GréBe des Weltraums. Hier hast du den Anschlu8 an die Untersuchung von Thirring, und hier, meine ich, ist nun das Machsche Programm in einer Weise durchgefiihrt, die prinzipiell nichts mehr zu wiinschen iibrig lé8t. Der eben
geschilderte
Gleichgewichtszustand
ist natiirlich
nur makroskopisch zu verstehen. Die einzelnen Sterne werden sich bewegen wie die Molekile eines in einen ruhenden Kasten eingeschlossenen Gases, das ja auch, makroskopisch gesehen, ruht und sich gleichférmig tiber das Kasteninnere verteilt. Es erklirt sich damit zugleich die merk-
wiirdige und sehr der Erklirung bediirftige Tatsache,
daB
so klein
die
sind
Sterngeschwindigkeiten
gegeniiber
durchweg
der Lichtgeschwindig-
keit. Auch fallen die Paradoxien dahin, zu denen die unendliche Ausdehnung des Raumes in ihren astronomischen Konsequenzen gefiihrt hat *).
Paulus.
Offen gesagt, kann ich mir mach die-
ser kosmischen Theorie noch durchaus kein klares und in den Einzelheiten stichhaltiges Bild davon machen, wie die Materie das Fithrungsfeld
erzeugt.
Petrus, Vielleicht ist da die Bemerkung forderlich, daB schon auf Grund der gewéhnlichen Theorie, in welcher das kosmologische Glied fehlt, die Anniherung eines Kérpers an einen andern eine induktive Wirkung auf seine trige
Masse ausitbt.
Im statischen
ist Gravitationsfeld
die Lichtgeschwindigkeit f mit dem
Gravitations-
potential ® durch die Gleichung verknipft ®
cet,
in welcher die Konstante ¢ zufolge der Gleichung fern yon allen selber die Lichtgeschwindigkeit Zu jedem Korgravitierenden Massen bedeutet. per gehdrt cine durch seinen inneren Zustand
482 allein
bestimmte
Konstante,
der
,,Massenfaktor“
mo; seine Energie HW aber und seine triige Masse M (der Quotient aus Impuls und Geschwindigkeit) sind abhiingig vom Gravitationspotential, auf dem sich der Kérper befindet, nach den Formeln E=mof,
Bringt man einen Kérper an eine Stelle niederen Gravitationspotentials, legt man ihn z. B. vom Tisch auf den FuBboden, so vermindert. sich folglich seine Energie; nimlich um den Betrag der Arbeit, die zu leisten ist, um ihn vom Fufboden auf den Tisch zuriickzuheben. In demselben Verhiltnis aber, wie seine Energie sich bei Annitherung an das Erdzentrum vermindert, erhéht sich seine trige Masse. Das weist doch deutlich darauf hin, daB die Triigheit der Kérper sich r los als eine Induktionswirkung der die Gravitation erzeugenden Weltmassen mul verstehen lassen..
Paulus.
Wenn du mir nur sagen kénntest, wie
dieser Hinweis sich zu einer wirklichen Drklirung ausgestalten lieBe! Je mehr ich dariiber nachgedacht habe, um so gréBer schien mir die Rluft 2u werden, die es noch zu iberbritcken gilt. Im Grunde hat sich das Problem nur ein wenig verschoben: an Stelle der trigen Ma: ist der Massenfaktor mo getreten. Er bleibt eine dem Kérper allein eigentimliche Konstante, die von keinen Induktionswirkungen betroffen wird; keine Aussicht hat sich eréffnet, ihn durch cine Weehselwirkung aller Massen im Universum entstanden zu denken. _ Die Schwierigkeit, welche von dem Raumhorizont herkommt, ist natiirlich durch den geschlossenen Raum behoben; diejenige aber, die iiberall im Innern des Weltkontimuums ihren Sitz hat, in seiner molluskenhaften Deformierbarkeit — denke an meine Feststellung A! — bleibt bestehen.
Physikalisch un-
durehsichtig, ja bedenklich ist die~ Beschriinkunz auf statische Verhiltnisse. Du fragst: Warum hat eine ruhende Punktladung cin elektrostatisches Feld F um sich, dessen Intensitit umgekehrt
proportional
dem
Quadrat
der
Entfer-
nung von der Ladung abnimmt? Die Nahewirkungsgesetze des elektrostatischen Feldes erkliiren das nicht. Beriicksichtige nun aber die Zeit und analysiere den folgenden Vorgang: Von einem neutralen Mutterkérper dst sich eine Kleine Ladung ab und kommt fern vom Mutterkérper im Augenblick ¢ zur Ruhe. Wenn seit ¢
jetzt eine Stunde vergangen
ist, so herrscht
das
oben geschilderte Feld F um die Ladung herum in einem Umkreis von 1 Lichtstunde— ca. 10! om Radius. Aus den Gesetzen des verdnderlichen elektromagnetischen Feldes ergibt sich zwanes laufig diese Ausbildung des Feldes F, wenn dic Annahme hinzugefiigt wird, da8 vor Begynn der Ablésung der Raum feldfrei war. Nicht daran liegt’s also, daf das Feld am unendlich fernen Raumbhorizont festgehalten wird, sondern die
Bindung
kommt
her von dem
Weltsaum der un-
endlich weit zuritckliegenden Vergangenheit. Sobald man sich nicht mehr auf die Statik beschriinkt, besitzen die durch das kosmologische Glied
erweiterten
Gravitationsgesetze
nach
de
Sitter eine sehr einfache Lisung, bei welcher (im Gegensatz zu Einsteins Behauptung) die Welt masseleer und ibrigens ihr metrisches Feld vollkommen homogen ist!), Zum Zwecke der graphisehen Darstellung streiche ich 2 Raumdimensionen, so da8 die Welt nicht vier-, sondern nur zweidimensional ist. Die Bilder, welche ich konstruiere, liegen in einem dreidimensionalen Raum R, dessen Metrik so ist, wie sie die spezielle Relativititstheorie der Welt zuschreibt; wenn die Vertikale als Zeitachse fungiert, ist also. in einem rechtwinkligen Dreieck, dessen eine Kathete horizontal,
dessen
andere
vertikal
ist, das
Quadrat
der Hypotenuse gleich der Differenz der Quadrate der beiden Katheten. Ich unterscheide drei Hlypothesen iiber den Zustand der Welt im groBen. I. (Blementare Kosmologie). Die Welt stimmt in ihrer metrischen Beschaffenheit iiberein mit einer vertikalen Ebene im Raume R. Die Sterne sind unendlich diinn verteilt und ruhen alle; ihre Weltlinien sind also vertikale Gerade. Der Kegel der Lichtausbreitung von einem Weltpunkt P aus wird gebildet von den beiden durch P laufenden Geraden, welche gegen die Vertikale um 45° geneigt sind. Das ist der Normalzustand, der durch die gegenseitige Einwirkung der Himmelskérper nur leicht gestért wird. IL. (Hinstein). Die Welt wird metrisch treu dargestellt durch einen geraden Kreiszylinder mit vertikaler Achse in unserm Raume R. Die Weltlinien der Sterne sind wiederum vertikale Gerade, aber die Massendichte ist nicht unendlich klein, sondern steht in einem genau abgestimmten Verhiiltnis zum Radius des Zylinderquerschnitts. Der Kegel der Lichtausbreitung besteht aus awei Schraubenlinien auf dem Z;
linder,
welche
schneiden ILL. Der
R,
die
von
seine
Mantellinien
geometrische
Ort
Zentrum
unter
aller
Q
45°
Punkte
in
einen
festen
beiden
durch
(reellen) Abstand besitzen, hat nicht die Gestalt einer Kugel, sondern eines einschaligen Hyperboloids mit vertikaler Achse; das ist die oben erwihnte de Sittersche Lisung. Der Kegel der Lichtausbreitung
besteht
aus
den
den Ursprungsort hindurehgehenden geradlinigen Erzeugenden des Hyperboloids, die Sterne sind unendlich
diinn
verteilt.
Die
Ebenen,
welche
durch eine feste Mantellinie 1 des Asymptotenkegels hindurchgehen — er hat seine Spitze in O and einen Offnungswinkel von 90° —, schneiden auf dem Hyperboloid zwei Scharen von geodittisehen Linien aus; die Hyperbeln der einen Schar laufen nach unten (Vergangenheit) zusammen, indem sie J zur gemeinsamen Asymptote besitzer, und breiten sich mach oben ficherférmig iiber
483 das ganze Hyperboloid aus; die aweite Schar entsteht aus der ersten durch Vertauschung von oben und unten, Die Weltlinien der ersten Schar werden im ungestiérten Normalzustand beschrieben
yon
den
Sternen
eines
Kausalzusammenhang
von
stehenden
Ew:
t
her
in
Sternsystems.
Petrus. Wenn es mit Hilfe des kosmologisehen Glicdes nicht gelingt, das Machsche Prinzip durchzufithren, so balte ich es iiberhaupt fiir
zwecklos und bin fitr die Riidkkehr taren
elemen-
Kosmologie.
Paulus. Das scheint mir doch voreilig. Die Ebene I besitzt einen einzigen zusammenhiingenden unendlich fernen Saum; da la&t sich Raum und Zeit, kunft gar
ewige nicht
Vergangenheit und ewige Zuvoneinander trennen. Infolge-
dessen lift sich auch keine verniinftige Voi schrift geben, welche es verhindert, da die Welt-
einerseits, den sich nicht iaberschlagenden Li kegel anderseits. Hier werden die kleinen Sterngeschwindigkeiten nicht wie in der Einsteinschen Kosmologie auf einen im Laufe von Xonen allmihlich eingetretenen ,,thermodynamischen“ Ausgleich, sondern auf einen gemeinsamen Ursprung
muriickgefiihrt.
sprechen Ansicht Nach
Die
mit
der
aller
astronomischen
Tatsachen
Entschiedenheit
Hypothese
IIL
scheinen
fiir
diese
alle Sterne
eines Systems yon einem beliebig herausgegriffe-
nen Zentralstern
fliehen; obachter
ihre auf
aus in radialer Richtung
zu
Spektrallinien sind fir einen Bedem Zentralstern nach dem roten
Ende verschohen, und zwar um so stiirker, je ent-
fernter sie sind. Nun zeigen die Spiralnebel. welche wahrscheinlich die entferntesten Himmelsgebilde sind, mit ganz wenigen Ausnahmen
eine starke Rotversehiebung ihrer Spektrallinien*), Sollte wirklich die universelle Flich tendenz
der
Materie
davon
die
Ursache
sein,
welehe formelmiiBig im kosmologischen Glied der Gravitationsgleichungen zum Ausdruck kommi so
man
erhalt
aus
Parallaxe-
hypothetischen
bestimmungen yon Spiralnebeln einen Weltradius von der GréBenordnung 10” em,
Die Lichtgespenster der Sterne im Petrus. Kosmos II werden wohl zu diffus sein. um wahrgenommen werden zu kénnen.
Dann
Paulus.
miihte aber die diffuse, den
Weltraum erfiillende Strahlung so stark sein, dab die Sterne im Durchschnitt ebenso viel Licht ab-
Vergangerror
Weltlinien cine: zusammenhiingenden Steznsystems nach der k: smologischen Annahme 111. linie
eines
schlieBt;
lichkeiten
Kérpers
genau
oder
nahezu
Doppelgiingertum
und
Selbst-
das wiirde
von
sich
aber
zu den grausigsten Még-
begegnungen fihyen. Hingegen triigt der Zylinder IL so gut wie das Hyperboloid III awei getrennte Siiume, den unteren der ewigen Vergangenheit und den oberen der ewigen Zukunft; das ist der eigentliche Inhalt der Aussage, da die Welt von
riumlich geschlossen ist: Ewigkeit zu Ewigkeit®.
sie erstreckt sich Und um dieses
doppelten Weltsaumes willen méchte ich an dem kosmologischen
steinschen
der
und
Glied
Zylinder
Lichtausbreitung
nach
demselben
Stern
unendlich
viele
festhalten.
Auf
dem
Hin-
iiberschligt sich der Kegel unendlich mub
Bilder
ein
oft.
Von
Beobachter
erblicken;
einem
dem-
zwischen.
den Zustiinden des Sternes, von denen
zwei avf-
Aon
Licht
einanderfolgende verflossen,
Bilder
die
Zeit,
Kunde welche
geben, das
ein
ge-
braucht, um einmal rund um die Weltkugel zu laufen: die Wahrnehmung des jetzt Geschehenden
Fiir die Strahlung sorbieren wie emittieren. Gleichgew statistisc sollte so gut icht bestehen hes
wie fiir die Sternbewegung. Nach allem, was du gesagt hast, Petrus. glaubst
herrscht jener homogene Zustand Z, der durch das Hyperboloid TIT (oder im Grenzfall durch die Mit der ErfahEbene I) wiedergegeben wird.
rung steht das wohl im Einklang, aber es scheint
mir dem Prinzip der Kontinuitit zu widersprechen. Denn wenn auch Z in sich qualitativ vollstiindig bestimmt ist, so gibt es doch unendlich viele Méglichkeiten,
der
Vergangenheit
und
Zukunft
gleich
sind,
es aber doch
un-
endlich yiele Méglichkeiten ihrer Lage im Raum gibt. Welche dieser Méglichkeiten soll nun wirklich werden, wenn ich die vorhandene Materie stetig zu Null abnehmen verschwindender Materie
Ich meine, bei lasse? muf das Fiihrungsfeld
unbestimmt werden. Paulus. Begehst du da nicht den
so sagte
Saum
den dop-
einander
qualitativ
pelten
miteinander:
Zustand
wie alle Geraden in der gewéhnlichen Geometrie
Fehler,
beide Vorziige
wie sich dieser
im Weltkontinuum realisieren kann; analog etwa
ist durchsetzt von den Gespenstern des Liingstvergangenen. Hingegen vereinigt de Sitters Hyperboloid
du an eine selbstiindige Macht des Fih-
rungsfeldes, unabhiingig von der Materie, Fern von aller Materie oder wenn alle Materie vernichtet ist — das ist doch deine Meinung? —
den
Hinstein
1914
machte*),
gleichen
als er
aus
der dem Kausalititsprinzip auf die Unméglichkeit
allgemeinen
Relativititstheorie
er, wenn
die
schlo8?
Naturgesetze
Denn,
invariant sind
484 gegenitber beliebigen Koordinatentransformationen, so erhalte ich aus einer Lésung durch Transformation wnendlich viele neue. Teile ich die Welt durch einen dreidimensionalen Querschnitt,
eines hung
Koordinatensystems im Ather, der Bezieauf ein stehendes Medium entspricht hier
die willkiirliche
unterscheidende Kennzeichnung
gleich-
der einzelnen gleichartigen Wasserteilchen (z. B. durch Numerierung). Kommt ‘das Wasser am Abend, wenn alle Schiffe im Hiafen sind, wieder zur Ruhe, so ist der Zustand qualitativ genau der gleiche wie am Morgen vor dem Ausfahren
surlgen auch in der oberen Welthiilfte objektiv deu
gene“ Ebene. Aber der materielle Zustand, der sich dahinter verbirgt, kann sich vollstandig ver-
welcher ihre beiden Siiume voneinander trennt,
in zwei Teile und verwende nur solche Transformationen, welche die ,,untere“ Halfte unberivhrt
lassen, so stimmen
alle diese Lésungen
wohl in der unteren Welthilfte mit der urspriinglichen iiberein. Er iibersah, daf alle diese Légleichen
Zustandsverlauf
wiedergeben,
daf
ein
Unterschied nur bestiinde, wenn die vierdimensio-
nale Welt ein stehendes Medium wire, in das sich die Spuren der materiellen Vorgiinge so oder so einzeichnen, Und nur dann kann man auch die Méglichkeiten der Realisierung, von denen du
sprichst, als verschieden anerkennen.
Ein solches
stehendes Medium wird aber, ohne Zweifel mit deinem Beifall, von der Relativitatstheorie dureh-
aus geleugnet. Erachtest du es fiir notwendig, daB fern von aller Materie das Fithrungsfeld unbestimmt wird, so mviBtest du konsequenterweise tas
gleiche Postulat fiir das elektromagnetische Feld aufstellen. Jedermann nimmt aber an, daf mit verschwindender Materie die elektromagnetische Feldstiirke = 0 wird; und das bedeutet doch nicht, daB itberhaupt ,,kein Feld da ist“, sondern daB dieses sich in einem bestimmten ,,Ruh-Zustand“ befindet, der sich stetig in alle tbrigen méglichen Zustinde einpaBt. Darf ich das Wort ,,Ather“ in den Mund nehmen? Ich yerstehe darunter nicht ein substantielles Medium, dessen hypothetiscl
Bewegungen
ich ergriinden michte, sondern als
Zustand des Athers gilt mir das herrschende metrische und elektromagnetische Feld. In der Weylschen Theorie, ebenso in der kitrzlich von
Eddington und Binstein
entworfenen ,,affinen*
Feldtheorie erscheint auch das elektrische mit in das metrische Feld aufgenommen. Der einzig mégliche homogene Zustand desselben ist das Hyperboloid III, auf welchem die eloktromagnetische Feldstirke itberall verschwindet. Aus di sem Ruhzustand heraus — Ruhe heift hier soiel wie Homogeneitit — wird der Ather durch die Materie erregt; sie stehen nicht in dem eiaseitigen Kausalverhiltnis von Erzeuger und Erzeugtem, sondern in Wechselwirkung miteinander. Deinen Einwand aus dem Kontinui prinzip kann ich anschaulich vielleicht am besten durch eine Analogie ‘entkriiften, indem ich den Ather einer Seefliiche, die Materie den Schiffen vergleiche, welche sie durchfurchen. Die ver-
schiedenen Méglichkeiten, von denen du sprachst, bestehen hier darin, da8 man, dieselhe Gestalt der Seefliche, denselben qualitativen Zustand materiell auf unendlich viele verschiedene Weise
realisieren kann; der ,,materielle Zustand“ gilt nimlich erst als bestimmt, wenn yon jedem
Wasserteilchen Seebeckens
es
feststeht,
sich
an
hefindet.
welcher Der
Stelle
des
Festlegung
der Schiffe:
die Scefliche ist eine glatte ,,homo-
schoben haben. Es ist nicht angingig (wie es beim Fihrungsfeld vor Hinstein geschah), die
tatsichliche Lage ‘aller Wasserteilechen in dem durch die Schiffe erregten Seebecken aus einer ein fiir allemal fixierten Ruhelage und einer
dureh die Schiffe bewirkten Elongation zusam-
menzusetzen. Dieser Vergleich macht es recht gut deutlich, wo ich die Grenze erblicke zwischen
der als giiltig zu akzeptierenden neuen Auffas-
sung, die uns die allgemeine Relativitiitstheorie gebracht hat, und ihrer itbers Ziel hinausschieBenden spekulativen Ausdeutung. Dahinfallt, wie ich nicht leugnen kann, die von ihr
versprochene problems,
um
radikale die
sich
Lésung
des Bewegungs-
hauptsichlich
in der populiren Diskussion drehte.
der
Kampf
Aber freuen
wir uns, aus dem Rausche der Revolution erwacht, des ruhigeren Lichtes, das sie jetzt ttber die Dinge yerbreitet und das dem zarteren Verstiindnis feinere, aber nicht minder bedeutungsvolle Ziige der Weltstruktur erhellt! Die Tatsache, daB Trigheits- und Sternenkompa8 fast genau zusammengehen, bezeugt die
gewaltige Ubermacht des Athers in der Weehselwirkung
zwischen
Ather
und
Materie.
Denke
Ather“;
aber
aufgestért
durch
ich daran, wie auf dem de Sitterschen Hyperboloid die Weltlinien eines Sternsystems mit einer gemeinsamen Asymptote aus der unendlichen Vergangenheit heraufsteigen, so méchte ich sagen: die Welt ist geboren aus der ewigen Ruhe
den
des ,,Vaters
Geist
der
Unruh“
(Hélderlin),
der
im
Agens der Materie, ,in der Brust der Erd’ und der Menschen“ zu Hause ist, wird sie niemals wieder zur Ruhe kommen. Petrus. Abtriinnig werde ich dich fortan
nicht mehr schelten.
Denn
immer
deutlich
spire ich, daB du den physikalischen Gehalt de Relativititstheorie nicht preisgegeben hast und dein Denken iiber den Kosmos nach wie vor in ihrem Geiste geschieht. Deine Griinde will ich
sorgfiiltig erwiigen; aber ob ich mich nun deine Meinung anschlieBe oder nicht weifi ich mich von neuem einerlei im Herzen.
voll Sinnes
Freude mit dir
Literatur. i. Sitzungsber. d. Preuf. Akad. d. Wissensch. 1917, S. 142. Physikal. Zeitschrift 19 (1918), S. 83; 22 (1921), Se, Diese wurden namentlich von Seeliger diskutiert. Astronomische Nachrichten 137, Nr. 3273 (1895); Miinchner Berichte 26 (1896). Einen Ausweg in
485 ganz anderer Richtung suchten schon Lambert und nach ihm Fournier d’Albe (Two new Worlds, London 1907) und @. V. L. Charlier (Arkiv for Matem., tr. och Fysik 4 (1905), Nr. 24). Vgl. Natur: wissenschaften 10 (1922), S. 481. Monthly Notices of the R. Astronom. Soc. London, Nov. 1917. Dazu: Weyl, Raum, Zeit, Materie, 6. Aufl. (Berlin 1923), S. 322, und Physikal. Zeitschrift 24 (1923), S. 230. Eddington, Math. Theory of Relativity (Cambridge
1923), S, 162, — Die Leser dieser Zeitschrift freilich aus den fortlaufenden ',,Astronomischen Mitteilungen", wie wenig abgekliirt noch immer die Stellung der Spiralnebel ist. Uber eine andere von Lindemann aufgestellte Hypothese zur Erklirung der Rotverschiebung in den Spektren der Spirainebel vgl. Naturwissenschaften 11 (1923), 961. Sitzungsber. d Preug. Akad. d. Wissensch. 1914 S. 1067, wissen
66. Was ist Materie?
Die Naturwissenschaften 12, 561—568, 585—593 und 604—611 (1924) Nach den iiberaus glinzenden Ergebnissen, welche die experimentierende Physik in enger Verbindung mit der Theorie in den letzten Dezennien gewonnen hat, kann an der atomistischen Konstitution der Naturkérper kein Zweifel mehr walten. Aber nicht vom Aufbau der Kérper aus unteilbaren Elementarquanten, Elektronen und Atomkernen, soll hier in erster Linie die Rede sein, sondern unsere Frage zielt tiefer: was ist die ,,Materie“, aus denen diese letzten Einheiten selber bestehen? Seit altersher hat die Philosophie darauf eine Antwort zu geben versucht. Der empirisch-naturwissenschaftlichen Forschung liegt bewuBt oder unbewuBt eine bestimmte Vorstellung iiber das Wesen der Materie a priori zugrunde, und das Tatsachenwissen mu8 schon gewaltig in die Breite und Tiefe gewachsen sein, ehe es die Kraft gewinnt, von sich aus modifizierend auf diese Vorstellungen einzuwirken. Die historische Situation bringt es also mit sich, daB wir die Formulierungen der Philosophen nicht auBer acht lassen diirfen; ist es doch unméglich, in der Alteren Zeit Philosophie und Physik iberhaupt voneinander zu trennen, wahrend in spiteren Epochen die Empiriker selten bemiiht waren, die Grundanschauungen scharfer zu fassen, von denen aus sie ihre durch das Experiment zu beantwortenden Fragen an die Natur stellten. Doch soll versucht werden, von dem heute in Mathematik und Physik gewonnenen Standpunkte aus die alten philosophischen Lehren praziser auszudeuten. Im iibrigen kommt es uns mehr auf die Sache als auf ihre Geschichte an; um so berechtigter erscheint mir da eine solche nicht objektive, sondern von dem historischen Augenpunkt der Gegenwart retrospektive Geschichtsbetrachtung.
Was
ist
I, Die Substanziheorie. Materie?
Kani
antwortet
darauf
(Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage) mit der ersten Analogie der Erfahrung', dem ,,Grundsatz der Beharrlichkeit": ,,Alle Erscheinungen enthalten das Beharrliche (Substanz) als den Gegenstand selbst und das Wandelbare als dessen Bestimmung, das ist eine Art, wie der Gegenstand ewistiert. Es ist offenbar die ontologische Kategorie der Substanz, das in der logischen Sphare sich als die Gegeniiberstellung von Subjekt und Pradikat widerspiegelnde Verhaltnis von Substanz und Akzidenz, welches hier in die Erscheinungswirklichkeit hineingetragen wird. Aus den Erlauterungen geht klar hervor, da8 Kant die physikalische Materie als die be-
harrende Substanz anspricht und nicht etwa wie bei AristorEtes und Sprvoza ein metaphysisches Prinzip jenseits der erfahrbaren AuBenwelt in Frage steht, das tiber den Unterschied von geistig und kérperlich-ausgedehnt erhaben ist. So heiBt es: ,,Ein Philosoph wurde gefragt: ,Wieviel wiegt der Rauch? Er antwortete: ,Ziehe von dem Gewichte des verbrannten Holzes das Gewicht der lbrigbleibenden Asche ab, so hast du das Gewicht des Rauches.' Er setzte also als unwidersprechlich voraus: daB selbst im Feuer die Materie (Substanz) nicht vergehe, sondern nur die Form derselben eine Abanderung erleide.‘ Die Substanz tritt hier gleich dem ,,steinernen Gast", vom Jenseits gesandt, kérperlich-leibhaftig unter die heitere, im Schmuck der Qualitaten prangende Tafelrunde der Wirklichkeit. Der innere Grund fiir die Notwendigkeit der Substanz liegt fiir Kant darin, daB die selbst nicht wahrnehmbare bleibende Zeit, in der aller Wechsel der Erscheinungen gedacht werden soll, in den Gegenstanden der Wahrnehmung reprasentiert sein muS durch etwas, das im Laufe der Zeit mit sich selber identisch bleibt: ,,den stetig fortbestehenden Kérper“, wie Locke?) sagt, ,,der ‘in jedem Zeitpunkt des Daseins derselbe mit sich selbst ist.‘ Daran hangt der Begriff der Bewegung. Denn dies ist in der Tat der wesentliche Zug des Substanzbegriffes: es soll einen objektiven Sinn haben, von derselben Substanzstelle zu verschiedenen Zeiten zu sprechen ; oder anders ausgedriickt, es soll prinzipiell maglich sein, dieselbe Substanzstelle im Laufe der Geschichte eines _Kérpersystems immer wiederzuerkennen. Zur naturwissenschaftlichen Definition des Substanzbegriffes gehért also die Angabe von exakten Methoden, durch welche in praxi Substanzstellen im FluB der Bewegung festgehalten werden kénnen. Solange nur feste Kérper in Frage kommen, die durch mechanische Mittel in Sticke getrennt oder aus Stiicken zusammengeleimt werden, bietet das keine ernstliche Schwierigkeit; bei strémendem Wasser mu8 man schon zu indirekten Mitteln, einem hineingeworfenen Strohhalm etwa, seine Zuflucht nehmen; bei chemischen Umsetzungen endlich handelt es sich nur noch um eine durch Wahrnehmungen nicht zu kontrollierende Hypothese. Um den zeitlichen Ablauf graphisch darstellen zu kénnen, betrachten wir lediglich die Vorginge in einer (horizontalen) Ebene H und zeichnen eine 1) Essay concerning human understanding, 2. Buch,
Kap. 27, § 3.
487
zu E senkrechte Zeitachse t. Die Geschichte einer Substanzstelle findet ihren Ausdruck durch ihren »graphischen Fabrplan‘', eine in Richtung der t-Achse monoton ansteigende Weltlinie; auf ihr liegen die Raumzeitpunkte, welche von der Substanzstelle nacheinander passiert werden. Die Horizontalebene ¢ = const. = ¢, reprasentiert den Zustand der Ebene H zur Zeit ty. Auf jedem solchen Horizontalschnitt kann ich den Ort des Substanzpunktes zu der betreffenden Zeit ablesen. Ist B kontinuierlich und liickenlos mit Substanz bedeckt, so erscheint also das von unserem Bildraum wiedergegebene dreidimensionale RaumZeitkontinuum aufgelést in eine stetige Mannigfaltigkeit von «* Weltlinien. In der Wirklichkeit erhdhen sich die Dimensionszahlen um 1: jedes Element der dreidimensional ausgedehnten Substanz beschreibt eine Weltlinie in dem vierdimensionalen Raum-Zeitkontinuum. Das ist die Ausdrucksweise, welche sich durch die Relativitatstheorie in ihrer von MuyKowskt herriihrenden »,weltgeometrischen Fassung eingebiirgert hat; so heiBt es bei MinKowsk?) in seinem Vortrag »Raum und Zeit: ,,Die ganze Welt erscheint aufgelést in solche Weltlinien, und ich méchte sogleich vorwegnehmen, da8 meiner Meinung nach die physikalischen Gesetze ihren vollkommensten Ausdruck als Wechselbeziehungen unter diesen Weltlinien finden diirften.“’ Das ist in klaren Worten das Programm einer von der Substanzvorstellung beherrschten Physik. Wo immer in der Physik ein substantielles Medium hypothetisch als ,,Trager'’ gewisser Erscheinungen eingeftihrt wurde, z. B. der Ather der mechanischen Lichttheorie, war dies das Wesentliche; es wurde dadurch die Méglichkeit objektiver Unterscheidung zwischen Ruhe und Bewegung eines Kérpers relativ zu jenem Medium gewonnen. Und nur in dieser substantiellen Fassung wurde, beilaufig gesagt, die Hypothese des Lichtathers durch die spezielle Relativitatstheorie bzw. durch die ihr zugrundeliegenden Erfahrungstatsachen widerlegt. Kant nimmt an der zitierten Stelle aber die Unveranderlichkeit der Materie nicht nur in dem eben erdrterten Sinne an, daB die Substanzstellen etwas sind, was im Laufe des Weltprozesses ,durchhalt, sondern er setzt weiter voraus, daB ein beliebiges Stick der dreidimensionalen Substanz als ein Quantum sich messen lasse. Besonders deutlich zeigt sich das in der Formulierung, welche der Grundsatz der Beharrlichkeit in der 2. Auflage der Kritik erhalt: ,,Bei allem Wechsel der Erscheinungen beharrt die Substanz, und das Quantum derselben wird in der Natur weder vermehrt noch vermindert.“ Endlich wird laut dem angefiihrten Beispiel das Gewicht zur Menge proportional gesetzt, ohne daB das Prinzip, nach welchem Materie gemessen werden soll, gekennzeichnet ware. In dieser Form hat LavorsiER bekanntlich den Grundsatz von der Unzerstor1) Werke, Bd. 2, S. 432.
barkeit des Stoffes in die Chemie cingefihrt; und nach einer oben gemachten Bemerkung ist ja im Falle der chemischen Umsetzung in der Tat die Erhaltung der einzelnen Substanzstelle nicht mehr kontrollierbar, sondern lediglich die Erhaltung der Gesamtmasse (ihres Gewichts). Es ist darum wohl ganz im Sinne Kants, wenn HoLLeMANN in seinem bekannten ,,Lehrbuch der anorganischen Chemie“ (ich zitiere die 2. Auflage der deutschen Ausgabe 1903, welche ich als Student benutzte; die neueren kenne ich nicht mehr), nachdem er das Prinzip an einigen Beispielen der Gewichtsanalyse illustriert hat, hinzufigt: ,,Die Uberzeugung von der Unméglichkeit des Entstehens und Vergehens der Materie war bereits bei den griechischen Philosophen fest eingewurzelt; sie ist durch alle Zeiten die Basis philosophischen Denkens gewesen... Die Erkenntnistheorie lehrt, daB die Unverganglichkeit des Stoffes eine von unserem Denken gebildete Voraussetzung ist; nichts ist unrichtiger als zu meinen, das Prinzip sei aus experimentellen Versuchen _hergeleitet worden." Mit dem Begriff des Substanzquantums steht Kant offenbar unter dem Einflu8 der Galilei-Newtonschen Mechanik, welche die Masse freilich nicht als MaB fir eine Menge Materie, sondern als einen dynamischen Koeffizienten verwendet. Aus anderen Stellen ist ersichtlich, daB fiir Kant die Dichte eine stetiger Abstufungen fahige intensive GréBe ist — Intensitat der Raumerfiillung durch das Widerspiel anziehender und abstoBender Krafte. In den Alteren Formen der Substanztheorie wird konsequenter als MaB der Materie das Volumen des von ihr eingenommenen Raumes angesetzt; den Unterschied in der Dichtigkeit der verschiedenen Kérper erklart sie durch das von Kérper zu Kérper wechselnde Verhaltnis zwischen erfiilltem und leerem Raum. Denn es ist eine von Anfang an mit der Idee der Substanz verkniipfte Vorstellung, daB sie eine sei, keine inneren qualitativen Unterschiede zulasse; daB iiberhaupt alle Qualitaten nur subjektiven Charakter besitzen und allein aus der Form und Bewegung der Substanzquanten und ihrer Wirkung auf unsere Sinne zu erkldren sind. So heift es schon bei Drmoxrit, der zuerst den Begriff des Stoffes als die Grundlage der Naturerkenntnis aufstellte: »Nur in der Meinung besteht das SiiBe, in der Meinung das Bittere, in der Meinung das Kalte, das Warme, die Farbe." Und bei Gatiter findet man AuBerungen'), die besagen: Wei® oder rot, bitter oder siB, tonend oder stumm, wohl- oder iibelriechend sind Namen fiir Wirkungen auf die Sinnesorgane ... Die Verschiedenheit, welche ein Kérper in seiner Erscheinung darbietet, beruht auf bloBer Umlagerung der Teile ohne irgendwelche Neuentstehung oder Vernichtung... Die Materie ist unveranderlich und immer dieselbe, da sie eine ewige und notwendige Art des Seins vor1) Im ,,Saggiatore", z. B. Op. II, S. 340.
488
stellt. In groBartiger Abstraktion vom Sinnenscheine setzt DeMoxriT als die einzige Unterscheidung, aus welcher alle Mannigfaltigkeit entspringt, den absoluten Gegensatz des ,,Leeren‘‘ und des ,,Vollen‘’ — das s) 6v des leeren Raumes gegeniiber dem aapmijoec év der Materie. Dieser Unterschied 148t sich nicht mebr qualitativ charakterisieren, er muB einfach als das letzte Erklarungsprinzip der Erscheinungen hingenommen werden. Hier noch fragen, was das Volle sei, und sich, weil keine Antwort erfolgt, etwa dartiber beklagen, daB wir das Innere der Dinge gar nicht einséhen, ist mit Kant zu reden, eine bloBe Grille; es ist eine absurde Forderung, daf in einer j,intellektuellen Anschauung'’ gegeben werde, was doch als das nichtanschauliche Fundament der angeschauten
Erscheinungswelt gesetzt wurde.
Offenbar muB die Materie atomistisch konstituiert, der Raum kann nicht lickenlos erfuillt sein, wenn die verschiedene Dichte der Kérper auf die angegebene Weise erklart werden soll Das ist ein Motiv, warum der Substanzbegriff von jeher zur Atomistik geftihrt hat; andere Griinde sollen spater im Zusammenhange mit dem Kontinuumproblem gestreift werden}). Ganz zwingend kommt man zum Atombegriff, wenn man sich die Frage stellt, wie die Wiedererkennung desselben Substanzpunktes zu verschiedenen Zeiten in einer homogenen qualitatslosen Substanz tiberhaupt méglich ist. Erfillt die Materie den Raum kontinuierlich, so ist das in der Tat ebensogut unméglich, wie es nach dem Grundgedanken der Relativitatstheorie unméglich ist, im homogenen Medium des Raumes denselben Raumpunkt festzuhalten, Besteht die Materie aber aus einzelnen Atomen, und setzen wir weiter voraus, daB die Atome sich stetig bewegen und sich niemals gegenseitig durchdringen, so kénnen wir ein Atom durch den Bewegungsproze® der Materie hindurch verfolgen, selbst wenn die Atome alle untereinander gleichartig sind, insbesondere alle dieselbe Gestalt besitzen. Denn fassen wir in einem Augenblick t ein Atom A ins Auge, so gibt es in einem hinreichend wenig spateren Augenblick ¢-+ 4t ein einziges Atom A’, welches ein Raumgebiet g’ einnimmt, das um weniger als ein beliebig vorgegebenes MaB abweicht von demjenigen Raumgebiet g, welches das Atom A zur Zeit ¢ besetzt hielt: dieses A’ zur Zeit t + dt ist dasselbe Atom wie A zur Zeit t. Es mag auf den ersten Blick so scheinen, als drehten wir uns in einem logischen Zirkel, da hier die Wiedererkennung des Atoms A zur Zeit t+ dt daranf gegriindet wird, daB wir das Raumgebiet g in die Zeit t + 4t verpflanzen und mit dem vom Atom in diesem spateren 1) In des Lucretrus Lehrgedicht de rerum natura tritt ein Argument fir die Atomistik auf, das an den in neueren kosmologischen Betrachtungen eine groBe Rolle spielenden ,,Verddungseinwand" E1nstErns gegen den unendlichen Raum anklingt: Alles lést sich leichter auf, als es sich bildet; darum muBte ohne Atome die Materie langst zerfallen sein.
Moment eingenommenen Raumstiick g’ vergleichen; es ist aber klar, daB es hier nicht erforderlich ist, Raumpunkte und Raumstiicke wahrend der Zeit At identisch festhalten zu kénnen, sondern da es nur auf den stetigen Zusammenhang der Raumzeitpunkte ankommt; dieser freilich ist unerlaBliche Voraussetzung. Man iibersieht das am besten im vierdimensionalen RaumZeit-Bild; das Weltgebiet, das ein Atom iiberstreicht, erscheint hier als substanzfithrende ,,Rohre’ von eindimensional unendlicher Erstreckung. Das Verfahren bleibt brauchbar, wenn sich die Atome wahrend ihrer stetigen Bewegung stetig deformieren; nur darf die Ausdehnung eines Atoms niemals unter jede Grenze herabsinken. Hingegen muB postuliert werden, da8 auch in der Beriihrung zwei Atome nicht zu einem einzigen Kontinuum miteinander verschmelzen); sonst ware z. B. fiir zwei Atome von der Gestalt gleichgroBer Halbkugeln, die sich mit ihren ebenen Begrenzungen aneinander legen und nach einiger Zeit wieder trennen, die Identitat nach der Trennung unméglich festzustellen. Das einzelne Atom aber ist unteilbar; d. h. das Raumgebiet, welches es einnimmt, ist ein einziges zusammenhangendes Kontinuum. Zu beachten ist ferner, daB die Identitat im Laufe der Zeit wohl fir die einzelnen Atome gewabrleistet ist, nicht aber fir die einzelnen Stellen innerhalb eines Atoms, obschon es raumlich ausgedehnt ist. Insbesondere ist es fir ein kugelférmiges Atom unsinnig zu fragen, ob es eine rein translatorische Bewegung ausfibrt, oder ob mit der Translation eine Drehung um seinen Mittelpunkt verbunden sei. — Unser Prinzip griindet die Unverwechselbarkeit der Atome bloB darauf, daB sie getrennte Individuen sind, nicht aber auf Unterschiede der Qualititen. Fir die Ausbildung des Stoffbegriffes ist gewiB auf der einen Seite die logisch-metaphysische Kategorie der Substanz (des Subjektes, von welchem die Aussagen iiber die Erscheinungswelt handeln) maBgebend gewesen, auf der anderen Seite die der Erfahrung sich aufdrangende Existenz zahlreicher in ihren Eigenschaften bestandiger Korper, auf welche sich das Handeln des Menschen vor allem stiitzt. Aber hier scheint mir durchzublicken, daB der letzte Grund, vielleicht auch fiir den ontologischen Substanzbegriff selber, in der inneren GewiBheit des mit sich selbst identischen indi1) Es ist das ein gelegentlicher Einwand des Axistoreres, welcher fragt, warum zwei Atome in der Berdhrung nicht miteinander verschmelzen wie zwei Wassermassen, die zusammentreffen. Die heutige punktmengen-theoretische Analysis wird diesem Unterschied zwischen zwei sich berihrenden Kontinuen und dem kleinsten, sie beide umfassenden Kontinuum kaum gerecht; es sind aber von Brouwer und dem Verf. die Grundlagen einer mit dem anschaulichen Wesen des Kontinuums in besserem Einklang stehenden Analysis entworfen worden, in welcher der alte Grundsatz zu seinem Rechte kommt, a8 ,,sich, nur trennen laBt, was schon getrennt ist" (GasseNp1).
489
viduellen Ich liegt, nach dessen Analogie die Welt gedeutet wird?) In DeMoxrits zayshjges 6v liegt schon die Undurchdringlichkeit der Atome ausgesprochen, die Tatsache, daB die Raumgebiete, welche von zwei Atomen eingenommen werden, sich niemals iiberdecken. Dariiber hinaus wird ihnen auch, wennschon ihre Individuation nach einer obigen Bemerkung die Deformierbarkeit nicht ausschlésse, im Namen der Unverdnderlichkeit der Substanz eine unveranderliche Gestalt, Starrheit, zugeschrieben: das Raumgebiet, welches ein Atom einnimmt, soll im Laufe der Zeit bestandig zu sich selbst kongruent bleiben (diese Voraussetzung schlieBt natiirlich die Unteilbarkeit ein). Dadurch gewinnt die an sich rein ideelle geometrische Beziehung der Kongruenz-von Raumstiicken reale Bedeutung. In den Eigenschaften der Ausdehnung und Undurchdringlichkeit bewahrt die Materie ihre Realit&t, darin, daB sie aus mit sich selbst identisch bleibenden starren Individuen besteht, ihre Substantialitat. Soliditdt, unter welchem Namen Undurchdringlichkeit und Starrheit zusammengefaBt werden, ist namentlich von GassENp1, dem Ereuerer der Atomistik innerhalb der abendlindischen Kultur, und Locke scharf als das Grundwesen der Materie hingestellt worden; im Gegensatz zu Descartes, in dessen Korpusculartheorie die Elementarkérper sich gegenseitig deformieren, abschleifen und zerreiben. Dabei darf die Soliditat nicht sinnlich als Harte oder dynamisch als eine auf gegenseitigen Kraften der Substanzstellen beruhende Festigkeit gegen Zerbrechen und als Widerstand umgedeutet werden. Sondern sie ist abstrakt-geometrisch zu fassen, wie es hier geschah; die elastische Festigkeit der sichtbaren Kérper hat diese absolute Eigenschaft der Atome zur Voraussetzung. Das ist der Standpunkt, den Huycuens, der geometrisch-kinematisch und in Prinzipien denkende Mechaniker, in seinem Briefwechsel mit dem anschaulichdynamisch denkenden Metaphysiker LEtentz vertritt®), HuvGuens spricht zwar selbst von einem Widerstand gegen das Brechen oder Zusammendriicken. Aber man darf die um des lebendigeren Ausdrucks willen gewahlten Termini nicht miBverstehen; denn ,,man muB", sagt er, ,,diesen Widerstand als unendlich voraussetzen, weil es absurd erscheint, einen gewissen Grad desselben anzunehmen, etwa gleich dem des Diamanten oder des Eisens; denn dazu kénnte keine Ursache in einer Materie liegen, von der man ja nichts als die Die Hypothese der Ausdehnung voraussetzt... unendlichen Festigkeit scheint mir daher sehr notwendig, und ich begreife nicht, warum Sie dieselbe so befremdend finden, als ob sie ein bestandiges Wunder einfiihre". 2) Vgl. dazu Locks, a. a. O., das ganze 27. Kapitel des 2. Buches tber Identitat und Verschiedenheit. 2) Lerpniz, Mathematische Schriften, ed. Gerhardt II, S. 139. — Im gleichen Sinne: Locks, a. a. O., 2. Buch, Kap. 4, namentlich § 4.
Mit der Soliditat endet fiir die Substanztheorie die Aufstellung der Grundeigenschaften der Materie. Es ist jetzt weiter von der Gestalt und Lage der Atome zu handeln und endlich von den Gesetzen, nach denen sich die Materie bewegt. Hinsichtlich des ersten Punktes ist die Substanztheorie vor ihrer Verschmelzung mit dynamischen Vorstellungen eigentlich niemals aus dem Stadium ungepriifter Phantasien herausgetreten. Die Altere Atomistik halt sich da alle Méglichkeiten offen; denn aus der geometrischen Verschiedenheit von Gestalt und Lagerung sucht sie die bunte Mannigfaltigkeit der sinnlichen Erscheinungen zu erklaren. Insbesondere sind hakenférmige Ansatze und dergleichen beliebt, mittels deren sich die Atome verklammern sollen, wenn sie den nur mit Gewalt zu lésenden Verband eines festen Kérpers bilden, Erst spater, wo sich der Blick vom Geometrischen weg auf die Bewegung der Atome und deren GesetzmaBigkeit zu richten beginnt, kann der Akzent starker auf die Verschiedenheit der Bewegungszustdnde fallen. Natiirlich wird man a_ priori der Kugelgestalt ob ihrer allseitigen Symmetrie den Vorzug geben und jedenfalls bei einer exakten Untersuchung zunachst einmal feststellen miissen, wie weit man mit dieser Annahme in der Erklarung der Erscheinungen kommt. Die Symmetrie der Kugel spricht sich mathematisch darin aus, daB es eine umfassende Gruppe von kongruenten Abbildungen (Bewegungen) gibt, welche die Kugel in sich tiberfithren, namlich die ® Drehungen um den Mittelpunkt. Die ideale Lésung ware eine solche Gestalt g des Atoms, daB gegeniiber den g in
sich
selbst
iiberfiihrenden
kongruenten
Ab-
bildungen alle Punkte des Atoms gleichberechtigt waren; d. h. es sollte méglich sein, durch derartige Abbildungen jeden Punkt von g in jeden anderen uberzufiihren.
Dann
stiinde der Méglichkeit,
ein
Atom als Ganzes wahrend seiner Bewegung zu verfolgen, die Unméglichkeit gegeniiber, dabei noch Teile des Atoms als mit sich selbst identisch bleibend festzuhalten. Ein endliches Raumstiick von der geforderten Beschaffenheit existiert aber nicht; die Kugel nahert sich dem Ideal wenigstens, soweit es méglich ist. Jede Bewegung des kugelférmigen Atoms kann als eine bloBe Translation aufgefaBt, sie kann durch die Bewegung ihres Mittelpunktes vollstandig gekennzeichnet werden.
Die Lagerung der Atome hat man sich in der
Alteren Zeit immer als viel zu kompakt vorgestellt; selbst die
Atheratome
liegen
bei
HuyGHENs
so
dicht, daB sie sich gegenseitig beriihren. Der Ausdruck ,,Poren“ fiir den zwischen ihnen leerbleibenden Raum ist bezeichnend. Gassenpr verwendet das Bild des Sand- oder Weizenhaufens, Er glaubte, daB beim Lésen des Steinsalzes in Wasser durch die Salzatome die Poren zwischen den Wasseratomen ausgefiillt werden, und war dann héchst iiberrascht, daB eine gesattigte Steinsalzlésung noch Alaun zu lésen imstande war. Da ARIstoTELES im Gegensatz zu den griechischen Atomistikern die Méglichkeit des leeren Raumes bestrit-
490 ten hatte und seine Ansicht in der Scholastik zum philosophischen Dogma geworden war, kann es nicht wundernehmen, daB die ersten abendlandischen Denker, welche den Gedanken des Atoms wieder aufgreifen, ohne die Annahme eines Vakuums auszukommen bestrebt sind?), In Gaiters Versuch wird der Begriff des Infinitesimalen auf die raumliche Ausdehnung angewandt: unendlich kleine Atome erfillen den Raum ,,itberall dicht'', so daf kein Raumgebiet angegeben werden kann, welches von ihnen frei ware; es besteht die Mé lichkeit von Verdiinnung und Verdichtung, ohne daB irgendwo ein Loch entsteht. Gatiter beruft sich zur Veranschaulichung auf die ,,rota Aristotelis': Wird ein Rad auf einer horizontalen Geraden abgerollt, so erscheint jeder der konzentrischen kleineren Kreise zu einer gleichlangen horizontalen Geraden h ausgestreckt; ersetzt man aber das Kreisrad durch ein regulres Polygon von vielen Seiten, so bilden die Strecken auf h, in welche sukzessive die Seiten eines konzentrischen Polygons hineinfallen, eine unterbrochene Linie, In einer strengen Fassung dieses Gedankens miiSte man wohl die unendlich kleinen Atome ersetzen durch eine Menge von lauter endlich ausgedehnten Atomen, in welcher aber solche vorkommen, deren Ausdehnung unterhalb einer beliebig vorgegebenen Grenze liegt. Man kann z. B. einen Wirfel mit einer unendlichen, durch einen bestimmten KonstruktionsprozeB erzeugten Reihe von Kugeln K,, K,, Ky... so erfiillen, daB die Kugeln sich nirgendwo tberdecken und im Kubus kein noch so kleines kugelférmiges Gebiet & angegeben werden kann, in welches dieselben nicht eindringen. Es ist dem mengentheoretisch geschulten Mathematiker ein Leichtes, die Kugeln der Serie K,, K,, K,... 2 einer der gleichen Bedingung geniigenden Erfiillung des ganzen Raumes auseinanderzustreuen (unendliche Verdinnung). Angedeutet ist eine solche Fassung bei Huycnens. Drscartss ringt mit der Vorstellung, daB die einzelnen Teilchen der Materie, die auch bei ihm keine leeren Raume zwischen sich lassen sollen, in der Bewegung sich teilen miissen ins Unendliche ,,oder wenigstens ins Unbestimmte (in indelinitum), und zwar in so viele Teile, da8 man sich in Gedanken keinen so kleinen vorstellen kann, von welchem man nicht einsahe, daB er tatichlich noch in viel kleinere geteilt ist’. Er wird nicht recht fertig damit und beruft sich schlieBlich auf die Unbegreiflichkeit der Allmacht Gottes?). Abnlich Lerpniz, fiir den es ,,Welten in Welten ins
Unendliche" gibt. Diese Betrachtungen sind wichtig fiir die Mathematik als die Anfange der Infinitesimalrechnung: hier miht sich der Begriff,
1) Die Atomistik war als die Philosophie des ,,gottlosen“ Eprxur im Mittelalter — ebenso schon bei den Kirchenvatern — sittlich-religiés im héchsten MaBe anrtichig. Noch 1624 wurde sie in Paris, als sie in dem Kreis um Gassenpt schon lebhaft diskutiert wurde, durch Parlamentsbeschlu8 bei Todesstrafe verboten. 2) Principia philosophiae, Teil II, § 34.
den
Ubergang
vom
Diskreten
zum
Kontinuier-
lichen zu finden; physikalisch schlagen sie die Briicke
von
der
Atomistik
zu
der
im
III.
Teile
zu besprechenden Fluidums- und Feldtheorie der Materie. Kein Wunder, da® wir der gleichen Lehre (nach dem Zeugnis des ARISTOTELES) auch schon bei ANAxaGoras begegnen, der, soviel wir wissen, als erster das Infinitesimalprinzip ausgesprochen hat. Es ist sehr instruktiv, damit die Ausfiihrungen von PERRIN im Vorwort seines bekannten Buches iiber die Atome?) zu vergleichen, wo er an der Kiistenlinie der Bretagne oder an kolloidalen Flocken schildert, wie dasjenige, was bei einem MaBstab der Betrachtung als homogen erscheint, bei verfeinertem Mafstab sich immer wieder in ganz ungleichmaBig orientierte und beschaffene
Teile
auflést;
,,wir
haben
durchaus
keinen Anhalt dafiir, da wir beim weiteren Vordringen endlich auf Homogeneitat oder wenigstens auf Materie stoBen wiirden, deren Eigenschaften regelmaBig von einem Punkte zum anderen variieren‘’.
Eine mechanisch-atomistische Erklarung der Erscheinungen, durch welche alle Vorgange auf Bewegung der Substanzteilchen zuriickgeftihrt werden sollen, ist erst méglich, wenn die Bewegungsgesetze der Atome bekannt sind. Es mu8 erstens festgestellt werden, wie sich ein Atom fret bewegt, wenn es nicht durch andere Atome an dem Eindringen in die ihm benachbarten Raumteile gehindert ist; und es mu zweitens bestimmt werden, wie die Atome aufeinander ,,wirken", d. h. wie sie ihre Bewegung modifizieren, wenn sie im Zustand der Beriihrung einander im Wege sind. Als freie Bewegung betrachtet Drmoxrit den Fall
,,von
oben
nach
unten‘;
seit
GaLiter
besitzen;
die
der
Natur
tritt
hier natiirlich die gleichférmige Translation zufolge des Tragheitsgesetzes an Stelle des Falles im Schwerefeld?). Gassenpt glaubt, daB zufolge eines inneren Antriebes die Atome im ungehemmten Zustand eine bestimmte groBe universelle Geschwindigkeit
in
beob-
achteten verschiedenen Geschwindigkeiten kommen ebenso durch Mischung von Ruhe und Bewegung in wechselndem Verhaltnis zustande wie die verschiedenen Dichten durch Mischung von Leerem und Vollem. Bei jedem Sto8 wird eine kiirzere oder langere Ruhepause eingeschaltet, wahrend welcher der Antrieb latent ist. Hier ist also nicht ein Austausch der kinetischen Energien méglich wie in der modernen Gastheorie, sondern
nur ein Austausch der Orte, Umlagerung. — Was
das zweite betrifft, die Wirkung der Atome aufeinander, so geschieht sie nur durch _,,Stoh"; und dieser wird nicht dynamisch aufgefaBt, sondern die Behauptung meint lediglich, daB ein Atom, solange es nicht an andere st0Bt, den Ge1) Ubersetzung von A. LoTTERMosER, Leipzig ror4, S. IX *) Ich kann die Bemerkung nicht unterdricken, daB seit Aufstellung der allgemeinen Relativitatstheorie eigentlich Drmoxrit wieder recht bekommt:
491
setzen der freien Bewegung folgt, bei der Beriihtung aber die Bewegung unmittelbar nachher aus der Bewegung unmittelbar vorher gesetzlich bestimmt ist. Wahrend den Atomen niemals die sinnlichen Qualitaten beigelegt wurden, welche wir an den Kérperh
unserer AuBenwelt wahrneh-
men, sind die Vorstellungen tiber die Wirkung der Atome aufeinander bei den alteren Autoren durchweg ziemlich naiv nach Analogie grobsinnlicher Erfahrungen gebildet und nicht in quantitativ prazise Gesetze gefaBt. Erst HuyGHENs gelingt die Aufstellung der Prinzipien: es sind die in der Tat fur die ganze Physik fundamentalen Erhaltungssdtze fiir Impuls und Energie. In Verbindung mit der Annahme, da beim Sto ein Impulsaustausch nur in der zur gemeinsamen Beriihrungsebene der Atome senkrechten Richtung (StoBrichtung) geschieht, determinieren sie die Bewegung eindeutig. Dies sind zugleich die Gesetze des elastischen StoBes. Sie gelten nach der Meinung von HuyGHENS aber fiir die Atome nicht deshalb, weil die Atome elastische Billardkugeln sind, ausgestattet mit der dynamischen Figenschaft der _,,vollkommenen Elastizitat“, sondern die Erhaltungssitze von Energie und Impuls sind universell giiltige Prin-
zipien, aus denen sich u. a. fiir gewisse Kérper zufolge
ihrer
atomistischen
Konstitution
jenes
Ve
halten ergibt, das wir als unelastischen oder elastischen
StoB
mit allen méglichen
Ubergangen
be-
zeichnen. Aus den Gesetzen folgt, daB beim StoB, obschon die Stetigkeit der Ortsveranderung natiirlich gewahrt bleibt, die Geschwindigkeit der Atome einen momentanen Sprung erleidet. Der Impuls ist gleich Masse mal Geschwindigkeit, die Energie das halbe Produkt aus der Masse und dem Quadrat der Geschwindigkeit. Dabei ist der Impuls als ein Vektor aufzufassen; es war der Grundirrtum der Cartesischen Mechanik, daB sie fiir das Produkt aus Masse und dem absoluten Betrag der Geschwindigkeit das Erhaltungsgesetz postulierte. Die
Masse
deutet
Huycuens
wohl
noch
als
Substanzquantum. In Wahrheit aber besteht die einzige Methode, das Massenverhiltnis zweier Kérper zu finden, darin, daB man ihre Bewegung vor und nach der StoBreaktion beobachtet und daraus unter Zugrundelegung des Gesetzes von der Erhaltung des Impulses jenes Verhaltnis berechnet. Der Zusammenhang der so definierten trdgen Masse mit dem Gewicht ist erst durch die allgemeine Relativitatstheorie klargestellt worden. Durch die Einfiihrung der Masse geschieht ein Nachdem die Schritt von groBer Tragweite. Materie aller sinnlichen Qualitaten entkleidet war,
schien es zundchst, als kénne man ihr nur noch geometrische Eigenschaften beilegen; ganz konsequent ist hierin Descartes. Aber nun zeigt sich, daB man aus der Bewegung und ihrer geset maBigen Veranderung bei Reaktionen andere zahlenmaBige Charakteristika der Kérper ablesen kann. Es 6ffnet sich damit, iiber Geometrie und Kinematik hinaus, die Sphare der eigentlich mechanischen und physikalischen Begriffe. Dieser
Schritt war schon von Gaxter vollzogen worden, der zuerst in der Bewegung eines Kérpers nicht bloB die kinematische Ortsverdnderung sah, sondern ihr eine dynamische Intensitat, den Impuls oder impetus (StoBwucht) zuschrieb und die Masse eines Kérpers als das konstante Verhaltnis zwischen Impuls und Geschwindigkeit bestimmte. Der Gedankenkreis der Atomistik hatte, wie aus unserer Schilderung hervorgeht, philosophisch und physikalisch schon die sorgfaltigste Ausbildung erfahren, ehe die Chemie eingriff und von Darton atomistisch die chemische Grundtatsache erklart wurde, daB sich die Elemente nur in festen Massenproportionen miteinander verbinden. Die Chemie fiigte dem Atombegriff vor allem die Erkenntnis hinzu, daB aus der zweifach unendlichen Mannigfaltigkeit aller méglichen, nach Radius und Masse verschiedenen Atome in der Natur nur ganz bestimmte diskrete Fialle realisiert sind (entsprechend den chemischen Elementen). Die Atome eines Elementes miissen alle untereinander gleich sein nach GréBe und Masse; die Existenz von Elementen mit konstanten Eigenschaften ware sonst nicht verstandlich, Einen tieferen Grund, warum gerade nur diese Atomradien und Atommassen vorkommen, kann die Substanztheorie nicht angeben. Wenn nicht alle Werte der Radien und Massen zulassig sind, so wird sich die Vernunft kaum anders als bei dem entgegengesetzten Extrem befriedigen: daB nur ein Da®8
Element
existiert.
reagiert.
Uber den Bau
die
letzten
Bausteine
der Materie alle untereinander gleich groB und von gleicher Masse sind, dieser naheliegende Gedanke ist jedoch erst durchfithrbar, wenn dynamische Vorstellungen herangezogen werden; er setzt, wie in der modernen Atomtheorie, voraus, daB durch starke Krafte mehrere solcher Bausteine — die aus historischen Griinden jetzt nicht Atome, sondern Elektronen heiSen — zu einem schwer zerreiBbaren Verband zusammentreten kénnen, der nach auBen wie eine Atomkugel der Atomkerne
sind wir
bekanntlich auch heute noch nicht gentigend orientiert; und die von Asron entdeckte wunderbare Tatsache, daB die Atomgewichte der wahren Elemente, die nicht aus Gemischen von Isotopen bestehen, ganze Zahlen sind, ist noch nicht als zwingende Konsequenz in eine Theorie der Materie eingefiigt. Es ist nur soviel klar, da wir uber die Unterschiede der chemischen Atome hinaus einer letzten Einheit entgegensteuern. Durch HuyGuens hatte die atomistische Substanztheorie diejenige Prazision erreicht, welche es erméglichte, strenge Folgerungen zu ziehen. Lauter gleichgroBe kugelférmige Atome, welche sich nach den von ihm aufgestellten Gesetzen bewegen, bilden, wie sich mit Hilfe der Statistik Eigenzeigte, einen Kérper, der alle diejenigen schaften aufweist, die wir erfahrungsmaBig an einem Gas konstatieren; die Warmeerscheinungen kommen dabei auf Rechnung der lebhaften Atombewegung. (Das Eingreifen der Wahrscheinlich-
492 keitsrechnung
ist ein
neues erkenntnistheoretisch
wichtiges Moment in der Naturerklarung, doch sei hier darauf nicht naher eingegangen.) Aus den
Beobachtungen konnten in Verbindung mit der
Theorie, nachdem die Sache einmal so weit gediehen war, ziemlich sichere Werte entnommen werden fiir die GréBe der Atommassen und Atomradien, desgleichen fiir die Anzahl der Atome in einem
gegebenen Gasquantum und fiir die Atomgeschwindigkeiten. Es zeigte sich, da® fir die verschiedenen Elemente die Atommasse keineswegs dem Volumen proportional ist. Die Vorstellung eines
homogenen
Substanzteiges,
aus
welchem
der
Schépfer am Beginn aller Zeiten mit einer Serie von Backformen die kleinen Atomkuchen ausgestochen hat, um ihnen dann absolute Starrheit zu verleihen und sie mit den verschiedensten An-
fangsimpulsen
in den Raum
diese
Vorstellung
damit
endgiiltig
erweist
sich
hinauszuschicken, als
unhaltbar.
Der mechanische Begriff der Masse laBt sich, wie feststeht,
reduzieren.
Die kinetische
nicht
Substanztheorie
auf
Geometrie
hat im ganzen
nicht iiber die Erklarung des gasférmigen Zustandes hinausgefiihrt. Ein spater Nachfahre von Huvcuens, der fiir einen weiteren Kreis von
Vorgingen
auf analogem
Wege,
ohne
Zuhilfe-
nahme von ,,Kraften'‘, zum Ziele kommen will, ist Heiner. HERTz in seiner Mechanik. Man kann
die
kugelformigen
Atome,
die
etwa
gleichen Radius @ besitzen mogen,
alle
den
durch ihre
Mittelpunkte, die ,,Atompunkte“, reprasentieren; die Bewegungsbeschrankung infolge der Undurchdringlichkeit der Atome
driickt sich dann
dadurch
aus, daB die Entfernung irgend zweier Atompunkte stets
=2a bleibt.
Hertz ersetzte die
Koordinaten der Atompunkte durch irgendwelche
GréBen, deren Werte den Zustand des betrachteten
mechanischen
Systems
kennzeichnen,
und jene
Einschrankungen durch Bedingungsgleichungen (oder Ungleichungen), ,,Bindungen‘’ zwischen den
Systemkoordinaten
Form.
von beliebiger mathematischer
Diese Bedingungsgleichungen
zusammen
mit einem universellen Bewegungsgesetz
minieren die Koordinaten
deter-
als Funktionen der Zeit,
sofern ihre Werte in einem Anfangsmoment gegeben
sind.
Es ist die Aufgabe,
durch
Annahme
verborgener Massen und geeigneter einfacher Ver-
bindungen
zwischen ihnen
den
wirklichen Verlauf
der Naturvorgange in diesem Schema darzustellen. Offenbar
wird
hier der
Substanzbegriff
auf
dem
Wege mathematischer Verallgemeinerung zu einem
abstrakten Schema formalisiert. Es wird wohl zutreffen, daB die endgiiltige systematische Form der Physik von ahnlicher Art sein muB, wobei
nur vorausgesetzt bleibt, da8 die verkniipfende
Beziehung zwischen den Symbolen des mathematischen Schemas und der unmittelbar erlebten Wirklichkeit, wenn nicht explizite beschrieben, so doch innerlich irgendwie verstanden wird. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob durch das Streichen
der ,,metaphysischen“ Anschauungen, welche den
Aufbau der Physik geleitet hatten und zu denen der Substanzbegriff gehért, die theoretische Deutung nicht alles Zwingende verliert. Die Hertzsche Mechanik ist nur Programm geblieben. Viel fruchtbarer ward das seit NEwTon sich vollzichende Hindringen der Dynamik in die Substanztheorie. Als Beispiel einer solchen gemischt substantiell-dynamischen Auffassung, zugleich als Beweis
fiir die fundamentale
Rolle,
welche
auch
in der ganz andersartigen Begriffswelt der Dynamik die Substanzidee immer noch gespielt hat, will ich die Abrakamsche Theorie des starren Elektrons!) anfilhren, ABRAHAM tragt so wenig wie H. A. Lorentz Bedenken, die Grundgesetze der Maxwellschen Theorie des elektromagnetischen Feldes auch auf die Volumelemente
des Elektrons
anzuwenden. Das Elektron ist eine starre Kugel, mit dessen Raumelementen die elektrische Ladung starr verbunden ist; sie ist entweder gleichférmig liber das Innere oder gleichformig iber die Oberflache verteilt.
Erst auf Grund einer solchen Vor-
aussetzung wird das elektromagnetische Feld in der Umgebung des Elektrons zu einem durch dessen Gesamtladung und Bewegungszustand eindeutig bestimmten. (Wenn die Formeln, welche sich da ergeben und welche verlangen, da8 ein beschleunigtes Elektron stets elektromagnetische Wellen aussendet, sich in der Erfahrung nicht besttigt haben — und nach den Erfolgen der Bohrschen Atomtheorie kann daran kaum ein Zweifel sein —, so braucht das, wie es lange geschehen ist, nicht den Maxwellschen Gleichungen zur Last gelegt werden, sondern es ist viel wahrscheinlicher, daB die Hypothese tiber die geometrisch-substantielle Natur des Elektrons die Diskrepanz verschuldet.) Von Kraften, welche die Volumelemente des Elektrons aufeinander ausiiben, ist in der Abrahamschen Theorie aber nicht die Rede; das Elektron ist ein einfiirallemal zur Starrheit eingefrorenes Stiick Natur, innerhalb dessen keine Wechselwirkung
der Teile mehr
stattfindet.
Insbesondere wird die Frage von Poincaré, was die dicht zusammengedrangten negativen Ladungen im Elektron daran hindert, den Coulombschen Fliehkraften folgend, zu explodieren, als sinnlos zuriickgewiesen. Die mechanischen Gleichungen gelten nicht fiir die Volumelemente, sondern nur fiir das ganze Elektron: die zeitliche Anderung des Impulses und des Drehimpulses tiir ein Elektron ist gleich der Kraft bzw. dem Kraftmoment, das von dem elektromagnetischen Feld in Stnma auf die geladenen Volumelemente des Elektrons ausgeiibt wird. Es wird postuliert, daS man sinnvollerweise auch von einer Rotation des Elektrons
sprechen kann. Im wbrigen hat der Begriff des starren Kérpers hier nicht mehr bloB einen geometrischen
(wie
bei
den
alten
Atomistikern),
sondern einen geometrisch-mechanischen Inhalt (den Kongruenzaxiomen der Geometrie und den mechanischen Bewegungsgesetzen des starren Kérpers unterworfen).
1)
Theorie der Elektrizitat, Bd. II (Teubner 1995).
493
Auch in die spezielle Relativitatstheorie laGt sich die Vorstellung des Elektrons als einer starren Substanzkugel tibertragen (so liegt sie der Lorentzschen Elektronentheorie zugrunde), streng freilich nur bei Beschrinkung auf gleichformige Bewegungen. Mit den beschleunigten Bewegungen tritt man namlich bereits hiniiber in das Gebiet der allgemeinen Relativitatstheorie, welche die Idee des Starren nicht aufrecht erhalten kann. Die Bemihungen um das relativistisch starre Elektron, die Fragestellungen, zu denen gewisse an ihm auftretende Unstimmigkeiten Anla8 gaben, zeigen, wie wenig wir heute schon berechtigt sind, den Glauben an die substantielle Materie eine langst berwundene Metaphysik zu schelten. Aber immer deutlicher ist doch in den letzten
Jahrzehnten geworden, daB dieses Bild vom Elektron: das Stoffteilcben mit starr anhaftenden Ladungen, eigentlich eine groteske Naivitat ist. Ich bin fest davon iberzeugt, dag die Substanz heute ihre Rolle in der Physik ausgespielt hat. Der Anspruch dieser von ARistoTELes als einer metaphysischen konzipierten Idee, das Wesen der realen Materie auszudriicken — der Anspruch der Materie, die fleischgewordene Substanz zu sein — ist unberechtigt. Die Physik muB sich ebenso der ausgedehnten Substanz entledigen, wie die Psychologie schon langst aufgehért hat, die Gegebenheiten des BewuBtseins als ,,Modifikationen“ aufzufassen, die einer einheitlichen Seelensubstanz inharieren.
494
Fortsetzung
II. Masse, Energie und Impuls.
Die Begriffe Masse, Energie und Impuls sind
fiir das Verstandnis der Physik, insbesondere des Problems der Materie so wichtig, daB dariber ein Abschnitt eingeschaltet werden muB, ehe wir der Substanz- die Feldtheorie und die dynamische Auffassung der Materie gegeniiberstellen kénnen, Das Wesentliche fiir die Definition der Masse ist die Angabe eines physikalischen Kriteriums dafiir, wann zwei Kérper die gleiche Masse besitzen. Dasselbe lautet nach Gatitri: Zwei
Kérper haben gleiche Masse, falls keiner den an-
deren
iiberrennt,
wenn
man
sie
mit
entgegen-
jagt.
(Wir stellen uns etwa vor, daB beim Zu-
gesetzt gleichen Geschwindigkeiten gegeneinander
sammenstoB die beiden Kérper aneinander haften bleiben.)
Aus
Griinden
der
Raumsymmetrie
ist
Kdar, daB dieses Kriterium fir zwei véllig gleich beschaffene Kérper zutrifft, daB also insbesondere zwei solche Kérper gleiche Masse besitzen. Wir wahlen
einen
willkiirlichen
Kérper
als
Massen-
einheit. Aus einem Satz von Einheiten, d. h. lauter Kérpern von der gleichen Masse 1 kann man Blécke von 1, 2, 3,... Einheiten zusammen-
fiigen. Um die Masse eines Kérpers K zu bestimmen, der sich mit der Geschwindigkeit » bewegt,
hat man die Blécke mit gleich groBer, aber ent-
gegengesetzter Geschwindigkeit gegen K zu jagen. Wird etwa der Block aus iiberrannt, iiberrennt aber aus 5 Einheiten den Kérper yon K zwischen 4 und 5. Es
4 Einheiten von K andererseits der Block K, so liegt die Masse ist klar, wie man unter
Verwendung dezimaler Teilungen auf diese Weise die Masse beliebig genau bestimmen kann. Der
Begriff
des
Impulses
erscheint
hier
als
primar gegeniiber dem der Masse. Zwei sich gegeneinander bewegende Kérper (die beide nach dem Galileischen Tragheitsgesetz eine gleichformige Translation austiihre) haben entgegengesetzt gleichen Impuls, wenn beim ZusammenstoB keiner den anderen iiberrennt; zwei Kérper haben gleiche Masse, so wiederholen wir unsere obige Erklérung, wenn sie bei entgegengesetzt
gleichen Geschwindigkeiten entgegengesetzt gleiche Impulse besitzen. Diese Betrachtungen fihren ohne weiteres auf das allgemeine Impulsgesetz. Wir fassen ein isoliertes, keinen Einwirkungen von auBen unterliegendes Kérpersystem vor und nach einer Reaktion der Teile des Systems aufeinander
{z. B. vor und nach einem Zusammensto8)
ins
Auge. Vor der Reaktion werden mehrere Kérper vorhanden sein, deren jeder sich in gerader Linie mit gleichformiger Geschwindigkeit bewegt (Anfangszustand); ebenso nach der Reaktion, wenn jede Einwirkung der Einzelkérper aufeinander wieder aufgehért hat (Endzustand). Die Anzahl der Kérper nach der Reaktion braucht nicht die gleiche zu sein wie vorher; wabrend der Reaktion sind thermische und chemische Umsetzungen keineswegs ausgeschlossen. Das Impulsgesetz sagt nichts aus uber den Verlauf der Reaktion im einzelnen, sondern vergleicht lediglich den Endmit dem Anfangszustand; es behauptet: Binem isolierten (in gleichformiger Bewegung begriffenen) Kérper kommt ein bestimmter Impuls zu, das ist ein mit seiner Geschwindigkeit gleichgerichteter Vektor. Die Impulssumme der einzelnen Kérper eines isolierten Systems vor einer Reaktion ist gleich der Impulssumme nach der Reaktion. Dieses Gesetz kann als der allgemeine Ausdruck der Erfahrungstatsache betrachtet werden, daB sich ein zunachst ruhendes Kérpersystem nicht aus eigener Kraft in eine einseitig fortschreitende Translationsbewegung versetzen kann; oder genauer: innere Reaktionen in einem isolierten ruhenden Kérpersystem sind nicht imstande zu bewirken, da8 nach der Reaktion ein Teil des Systems eine gemeinsame gleichférmige Translationsbewegung ausfihrt, wahrend der Rest ruhend zuriickbleibt. Weil Impuls $ und Geschwindigkeit » gleiche Richtung besitzen, kann man setzen: J = mb. Der skalare Faktor m heiBt trdge Masse. Die Ausfithrungen zu Beginn dieses Abschnittes zeigen, wie man dadurch, da8 man Kérper miteinander reagieren 1Bt, auf Grund des Impulssatzes das Verhaltnis ihrer Massen experimentell bestimmen kann. Die Masse eines Kérpers ist, allgemein zu reden, durch seinen Zustand bestimmt. Die Mechanilk unterscheidet zwischen innerem (von einem mit dem Kérper mitbewegten Beobachter zu beurteilenden) Zustand und dem durch die Geschwindigkeit gegebenen Bewegungszustand. DemgemaB muB sie die Frage aufwerfen: Wie hangt die Masse eines Kérpers, dem unter Erhaltung seines inneren von einem mitbewegten Beobachter zu beurteilenden Zustandes verschiedene Geschwindigkeiten erteilt werden, von der Geschwindigkeit » ab? Die Klassische Mechanik antwortet darauf: die Masse ist von der Geschwindigkeit unabhangig; die Mechanik der Relativitatstheorie, welche durch
495
die Beobachtungen an rasch bewegten Elektronen bestatigt wurde, behauptet das Gesetz (1)
in welchem der ,,Massenfaktor’ M, von der Geschwindigkeit unabhangig ist und ¢ die Lichtgeschwindigkeit bedeutet. (IM, hat ubrigens nicht die physikalische Dimension einer Masse, sondern des Produktes Masse x Geschwindigkeit; m, = M,/c ist die ,,Ruhmasse', welche sich fir v = oergibt.) Weiter fragt es sich, wie die Masse, bzw. der Massenfaktor von dem inneren Zustand des Kérpers abhangt, wie er sich z. B, verandert, wenn der Kérper erwarmt wird oder in ihm eine chemische Umsetzung vor sich geht, Die klassische Mechanik behauptet abermals, da® dabei die Masse erhalten bleibt, nach der Mechanik der Relativitatstheorie verandert sich jedoch My mit dem inneren Zustand des Kérpers. Es ist héchst beachtenswert, daB die Antwort auf diese beiden Fragen sich zwingend aus einem allgemeinen Prinzip, dem Relativitéteprinzip, ergibt, welches aussagt, da8 man aus einem naturgesetzlich méglichen Vorgang in einem isolierten System einen gleichfalls méglichen Vorgang erhalt, wenn man allen Teilen des Systems eine gemeinsame gleichférmige Translation aufpragt. Wir fassen wieder den oben geschilderten Vorgang ins Auge: Zwei gleichbeschaffene Kérper K’, K” mit entgegengesetzt gleichen Geschwindigkeiten », —p vereinigen sich zu einem einzigen, notwendig ruhenden Kérper k (man kann sich auch vorstellen, daB K’, K” gleichzeitig in ein ruhendes widerstehendes Medium eindringen, in dem sie gebremst werden). Der Impulssatz bleibt nach dem Relativitatsprinzip giltig, wenn wir dem ganzen System, in welchem sich dieser Vorgang abspielt, die Geschwindigkeit u aufpragen. Haben dann K’, K” die vektoriellen Geschwindigkeiten v’ baw. b” von der GréBe v’, v”” und bedeutet m(v) fiir die beiden gleichbeschaffenen Kérper K’, K” die Masse als Funktion der Geschwindigkeit », so muB also der Vektor (2) m(v’) +b’ + m(v”) +b” parallel zu w sein, Nach dem in der Klassischen Kinematik giiltigen Gesetz von der Addition der Geschwindigkeiten ist v0” =—bd+Uu,
(3)
b’=o+u,
(4)
b/+ bv”= 24 parallel zu u.
mithin
Infolgedessen
kann
(2)
nur
bestehen,
Jetzt untersuchen wir einen beliebigen Reaktionsvorgang. In die Reaktion mégen mehrere Korper mit verschiedenen Massen m (bzw. Massenfaktoren M,) und Geschwindigkeiten » eintreten; aus der Reaktion gehen andere Kérper mit anderen Massen m (bzw. Massenfaktoren M,) und anderen Geschwindigkeiten B hervor. Der Impulssatz behauptet, daB (5)
Ymv=
ist (2 ist das Zeichen fiir Swmme). Figen wir wieder die gemeinsame Translationsgeschwindigkeit u hinzu, so lautet nach dem Additionsgesetz der klassischen Kinematik und weil die Massen m von der Geschwindigkeit unabhangig sind, der Impulssatz: Sm(u+v) = Fm(u +) oder Smv+ulm=Tmbi+urtm
In Verbindung mit (5) liefert das neben dem Impulssatz das Gesetz von der Brhaltung der Masse (6) Sm= Sm: die Gesamtmasse eines Kérpersystems wird durch innere Reaktionen nicht verdndert. Auf ganz analoge Weise erhalt man, unter Zugrundelegung der relativistischen Kinematik, neben dem Impulssatz (7)
)
y Moet
Als Energie eines Kérpers vom Massenfaktor My und der Geschwindigkeit v erscheint hier die GroBe E=
(9)
Machen wir uns den Inhalt der Gleichung (8) zunachst an dem obigen Beispiel klar! Ein ruhender kugelformiger Kérper K von der Ruhmasse m, bestehe aus zwei véllig gleichbeschaffenen Halbkugeln K’,K”. Jede derselben hat die Ruhmasse }m,. Wir nehmen die beiden Halbkugeln auseinander und jagen sie mit entgegengesetzt gleichen Geschwindigkeiten von der GréBe v gegeneinander. Beim Zusammensto® mégen sie sich zu einem einzigen (ruhenden) Kérper K vereinigen.
wenn
m (v’) = m(v”) ist; dh. m(v) ist unabhdngig von v. Die Relativitatstheorie fihrte zu einem anderen kinematischen Additionsgesetz; aus ihm schlieBt man, daB nicht (4) besteht, sondern bv __ 4, —__" __ parallel zu u =a ist, und daraus entspringt auf Grund von (2) die schon oben angegebene Formel (1).
rmMd
Hat K dieselbe Ruhmasse wie K?
Nach
der klassischen Mechanik ja, nach der relativistischen nein. Die Gleichung (8) ergibt namlich, auf den Vereinigungsvorgang angewendet: oder
x mct 1 __tee is Se es 2 Yr—(wjo)® | 2 Vx — Cole}? Mio.
Vi — (v/e)* Wir kénnen sagen, K ist derselbe Kérper wie K;
nur ist sein innerer Zustand ein anderer geworden,
496
er hat sich ndmlich erwérmt. Die Erwarmung, sehen wir, ist mit einer Massenanderung des ruhenden Kérpers verbunden vom Betrage
-%):
I
Am = mol
V1 — (e/c)?
Dieser Zuwachs 4m an Masse muB der gleiche sein, auf welchem Wege wir auch jene thermische Zustandsinderung hervorbringen, weil die Masse eines Kérpers nur von seinem Zustand, nicht von dessen Vorgeschichte abhangt. Da haben wir sofort das Energiegesetz in der Form, wie es von Ros. Mayer, Joute, Hermuoutz aus der Erfahrung abstrahiert wurde, und erkennen in 4m oder in c?Am das EnergiemaB der thermischen Zustandsénderung. Man kann die Masseneinheit so wahlen, da8 fiir die Erwarmung 1 ccm Wassers unter Atmospharendruck von 15° auf 16°C (Kalorie) der Zuwachs ct-dm=1 ist. Sei S$ irgendein Kérpersystem, in welchem unter der Einwirkung seiner Teile aufeinander und beliebiger anderer Kérper eine Zustandsinderung 8 sich vollzogen hat. Wir kénnen diese Zustandsanderung, wenn wir S mit einem Wasserkalorimeter und geeigneten Hilfskérpern verbinden, in der Weise riickgangig machen, daB die Hilfskérper aus dem ProzeB schlieBlich in gleichem Zustand wieder hervorgehen und nur das Kalorimeter eine Erwarmung (oder Abkiblung) erfahren hat. Betragt seine Erwarmung w Kalorien, d. h. besteht sie darin, daB w ccm Wasser unter Atmospharendruck sich von 15° auf 16° erwarmt haben (oder, wenn w negatiy ist, da — w Gramm sich von 16° auf 15° abgekiihlt haben), so liefert die Anwendung der Gleichung (8) auf das abgeschlossene, aus S, dem Kalorimeter und den Hilfskérpern bestehende physikalische System und auf den eben geschilderten ProzeB die Beziehung Die
eckige
Klammer
bedeutet
den
Zuwachs,
wel-
chen die auf das Kérpersystem § allein beziigliche Summe
Durch
durch
die
welche
Zustandsanderung
Zwischenstufen
also
&
erleidet.
auch
die
Zu-
standsanderung 8 des Kérpersystems § in eine
Erwarmung des Kalorimeters umgesetzt wird —
immer
ergibt
sich
die
gleiche
Anzahl
en Fes] [pee].
von
Kalorien
chung (9).
Zwischen dem Energiegehalt E und der
trdgen Masse m eines universelle Relation
Kérpers
besteht
danach
die
EB=em. (Fiir die klassische Mechanik versagt diese ganze Uberlegung, weil nach ihr die Erwarmung eines
ruhenden Kérpers mit keiner Massenanderung verbunden ist.) Unter der kinetischen Energie eines Kérpers versteht
man
Formeln
ist
bekanntlich
diejenige
Energie,
welche nétig ist, um ihn unter Erhaltung seines inneren, von einem mitbewegten Beobachter aus zu beurteilenden Zustandes von der Ruhe auf die Geschwindigkeit » zu bringen. Nach unseren
aAnderung Im
Mv?
Limes
der
23 fiir
Energiewert
2
I
——1
fii (7 r= (w/o ¢ = oo
dieser
liefert
das
der klassischen Mechanik
)
Zustands-
%
den
Ausdruck
(sie ist der Grenz-
fall fiir solche Geschwindigkeiten v, welche klein sind gegeniiber c). Ein Energiegesetz hatten wir oben im Rahmen der klassischen Mechanik nicht erhalten; in der Tat hat es ja in seiner ,,rein mechanischen"’ Gestalt
(20)
nur beschrankte Giiltigkeit. Es bezieht sich allein auf solche Reaktionen, aus denen die Kérper in ungeindertem inneren Zustand wieder hervorgehen; ich schlage vor, eine derartige Reaktion allgemein als elastischen StoB zu bezeichnen. Man versteht eigentlich nur von der relativistischen Mechanik aus, woher im Falle des elastischen StoBes das Gesetz (10) riihrt. Sind m,,m,,... die Ruhmassen der Kérper vor dem StoB, m,, m,,... nach dem Sto8, so hat die Forderung, daB der innere Zustand der einzelnen Korper sich nicht gedndert hat, die Gleichungen zur Folge (13)
MM, =m,
z= m,,
:
Die Gleichung (6) der klassischen Mechanik wird dadurch iiberfliissig, und an ihre Stelle tritt das
neue Gesetz (to). Man erhalt es aus dem allgemein giiltigen Energiesatz der relativistischen Mechanik
Myc
Das ist das phinomenologische Energiegesetz. Zugleich zeigt sich, daB der Ausdruck rechts der Energiewert der Zustandsinderung & ist; und wir
kommen
so
dazu,
nicht
blo®
einer
Zustands-
dnderung einen Energiewert, sondern einem Zu-
stand
daB
gleich
ein
der
der
Energieniveau
Energiewert
Differenz
des
zuzuschreiben
einer
—
derart,
Zustandsinderung
Energieniveaus
im
End-
und im Anfangszustand ist. Das Energieniveau
eines Kérpers vom Massenfaktor M, und der Geschwindigkeit
v ist gegeben
durch die Glei-
wenn man links und rechts die nach (11) fir den elastischen StoB iibereinstimmende Summe - Tm, ot Bm, = ct ¢ 1 subtrahiert. Dann folgt, daB die kinetische Energie der Massen vor und nach dem StoB die gleiche ist, und in der Grenze fiir ¢ = 00 also das Huyghenssche StoBgesetz (10). Im allgemeinen hat aber nach der relativistischen Mechanik die Summe der Ruhmassen nach der Reaktion keineswegs den gleichen Wert wie vorher. Und doch kame als MaB fiir ein
497
Substanzquantum offenbar nur die von der Geschwindigkeit unabhangige Ruhmasse in Frage! Die These ,,Masse = Substanzquantum ist damit ad absurdum gefihrt. Aber vielleicht hatte es dessen gar nicht mehr bedurft; aus unseren Darlegungen geht ohnehin hervor, daB mit dem Wort ,,Substanzquantum" die Rolle nicht umschrieben werden kann, welche die Masse in den physikalischen Reaktionsvorgangen spielt. Neben dem Erhaltungsgesetz fiir Energie und Impuls tritt das Gesetz, daB bei Reaktionen innerhalb eines abgeschlossenen Kérpersystems die elektrische Gesamtladung sich nicht verandert. Die Ladung eines Kérpers ist von seinem Bewegungszustand unabhangig. Aber die Ladung kommt als MaB fiir eine Substanzmenge offenbar darum nicht in Frage, weil sie sowohl positiver wie negativer Werte fahig ist. Es sei noch erwahnt, wie sich unsere Formeln in der allgemeinen Relativitatstheorie modifizieren, wenn wir annehmen, daB die Kérper in ein unveranderliches statisches MaBfeld (Gravitationsfeld) eingebettet sind, in welchem die Lichtgeschwindigkeit f (oder, was dasselbe ist, das Gravitationspotential) eine Funktion des Ortes ist. Auch dann besitzt ein Kérper einen konstanten, nur von seinem inneren Zustand abhangigen Massenfaktor M,, und es ist die trage Masse
Giorgi)
2
mie, =e
insbesondere fiir einen ruhenden Kérper (v = 0): m= a TINS fe Uber die Beziehung dieser Formeln zu der Frage, ob die Masse eines Kérpers nach dem Vorschlag von Macu als Induktionswirkung der Fixsterne aufgefaBt werden kann, vergleiche den vor kurzem in dieser Zeitschrift erschienenen Dialog tber yMassentragheit und Kosmos‘ (Bd. 12, S$. 197). Die elektrische Ladung verhalt sich in dieser Hinsicht viel einfacher als die Masse; sie ist, wie vom Bewegungszustand, so auch vom einbettenden MaBfeld unabhangig. III. Die Feldtheorie Anders als im AbschnittI soll diesmal die moderne Fassung der Theorie vorangestellt werden, und wir wollen erst hernach auf die friiheren Ansitze zur Feldtheorie und die historischen WandTungen eingehen. Ferner liegt es in der Natur der Sache, daB wir schon hier, dem Abschnitt IV vorgreifend, gewisse dynamische Gesichtspunkte hineinziechen miissen. Weil fiir einen isolierten Kérper k Impuls § und Energie H zeitlich konstant sind, sind die ; ids GréBen pro Zeiteinheit -
Anderungen
beider
bzw. a ,,Krajt und ,,Leistung, ein MaB fir die Einwirkung, welche k von anderen Kérpern k,, ky... erfahrt. In der Tat erkannte Newton,
daB die Kraft sich additiv aus einzelnen Kraften zusammensetzt, welche von je einem der Korper ky, ky, ... auf k ausgeiibt werden ; in solcher Weise, daB die Kraft, welche z. B. k, auf k in einem Moment ausiibt, nur von dem Zustand dieser beiden Kérper, ihrem Ort und ihrer Geschwindigkeit im gleichen Augenblick abhangt. Dasselbe gilt von der Leistung. Aus der Relativitat von Ort und Bewegung ergibt sich ibrigens sogleich, daB in das Kraftgesetz nur der Vektor kk, und die vektorielle Relativgeschwindigkeit der beiden Kérper eingehen werden. Im Falle der Gravitation ist nach Newton die Kraft sogar von der Geschwindigkeit unabhangig und infolgedessen eine universelle
Funktion
der
Entfernung
r allein
3)ee: im Ge-
lich nach dem Attraktionsgesetz biet
der
Elektrizitat
aber
kommt
(nam-
zu
der
elektro-
statischen Anziehung bzw. AbstoBung bei beweg-
ten Ladungen noch die Ampéresche Kraft hinzu, welche zwei Stréme aufeinander ausiiben; denn
cine bewegte Ladung ist elektrischer Strom — von der
Stromstirke:
Ladung
mal
Geschwindigkeit.
Wesentlich aber ist, daB der Bewegungszustand
nur in Form der Geschwindigkeit beider Korper k, k,
im Kraftgesetz vorkommt. klérung
der
Kraft
Denn aus der Ei
ist es ja ohnehin
sich durch die Beschleunigung,
klar,
daB
sie
iibrigens sogar
durch die Beschleunigung des ausdriicken la8t; dazu bedarf
Kérpers & allein es keines Natur-
konstanten
besteht,
gesetzes. Wenn jenes Postulat aber erfiillt ist, so bestimmt das Newtonsche Bewegungsgesetz fiir ein System, das aus Kérpern von bekanntem inneren
Zustand
bei
ge-
hier
das
gebener Lage und Geschwindigkeit der Kérper in einem Augenblick ¢ ihre Lage und Geschwindigkeit im nachstfolgenden Augenblick ¢ + dt, und somit, indem wir von Augenblick zu Augenblick integrierend fortschreiten, den ganzen Verlauf der Bewegung. In dieser besonderen, aber streng mathematisch
faSbaren
Kausalitdteprinzip.
Gestalt
gilt
‘Auf Grund der angegebenen Tatsachen kommt man notgedrungen zu der Auffassung, da8 die Definition
,,Kraft = Ableitung
wirkliche Die Kraft
Sachverhalt ist ist der Ausdruck
des
Impulses‘
Wesen der Kraft nicht richtig wiedergibt.
das
Der
vielmehr umgekehrt: fiir eine selbstandige,
die Kérper zufolge ihrer inneren Natur und ihrer gegenseitigen Lage und Bewegungsbezichung verkniipfende
Potenz,
welche
die zeitliche
Anderung
des Impulses verursacht. Bei dieser metaphysischen Deutung mag das innere BewuBtsein des Ichs, im willentlichen Handeln Grund eines Geschehens zu sein, entscheidend hineinspielen, Es ist aber zu beachten, daB in Newtons Physik der Fernkrafte die Kraft nicht eine durch einen
einzigen Kérper k bestimmte, von ihm ausgehende Aktivitat ist, sondern eine Wechselbeziehung zweier Kérper (k und &,), die sich gegenseitig iiber
einen
Abgrund
hiniiber
die
Hande
reichen.
498
Durch das mechanische Grundgesetz der Bewegung wird der Physik die Aufgabe tiberbunden, die zwischen Kérpern wirkenden Krifte in ihrer Abhangigkeit von Ort, Bewegung und innerem Zustand zu erforschen. Der letztere wird in die Kraftgesetze mittels gewisser, fiir den inneren Zustand der reagierenden Kérper charakteristischer Zahlen eingehen, wie‘z. B. die Ladung in das Coulombsche Gesetz der elektrostatischen Anzichung und AbstoBung. So wird der Krajtbegriff 2u einer Quelle newer mefbarer physikalischer Kennzeichen der Materie, welche ebenso wie die Masse mit den im ersten Abschnitt besprochenen, aus der Substanzvorstellung entsprungenen Merkmalen nichts mehr zu tun haben. Insbesondere tritt an Stelle der Harte und Undurchdringlichkeit der Atome — welche bewirkte, daB sich zwei Atome bis zu ihrem ZusammenstoB gleichformig bewegten, in diesem Augenblick aber momentan in eine andere gleichformige Bewegung umspringen — das Gesetz, nach welchem die repulsive Kraft, mit der zwei Atome aufeinander wirken, von ihrer Entfernung abhingt; eine solche repulsive Kraft hat zur Folge, daB nicht ein momentaner Stof erfolgt, sondern die Bahn eines Atoms bei Annaherung an ein anderes sich allmahlich krimmt. Es ist kein Zweifel, da® diese Vorstellung der Wahrheit viel naher kommt als die Huyghenssche. Man sieht an diesem Beispiel, daB die Enideckung der ,,dynamischen'’ Bigenschaften der Materie von selber dazu fiihrt, ihre ,substantiellen zu verdrdngen, die zur Erklarung der Naturerscheinungen iberfliissig werden. Im IV. Abschnitt kommen wir genauer darauf zuriick; hier sollte uns der Kraftbegriff nur als Vorbereitung dienen auf die Idee des Feldes. Diese Idee hat sich bei FARADAY und MaxWELL aus dem Bestreben entwickelt, die WechselkrAfte, welche geladene Kérper aufeinander ausiiben, durch eine kontinuierliche Wirkungsiibertragung (Nahewirkung) verstandlich zu machen. Um das Kraftfeld zu untersuchen, das geladene ruhende Konduktoren umgibt, bedient man sich eines schwach geladenen Probekérpers. Derselbe erfabrt an jeder Stelle P des leeren Raumes eine bestimmte, im allgemeinen natiirlich von Ort zu Ort wechselnde Kraft € (P); immer wieder aber, wenn ich den Probekérper an dieselbe Raumstelle P zuriickbringe, dieselbe Kraft © (P). Immer wieder, wenn ich zum Fenster meines Arbeitszimmers hinausschaue, habe ich dieselben Gesichtswahrnehmungen eines rotbedachten _dreistéckigen Hauses. Mit demselben Recht, wie ich daraufhin zu der Ansicht komme, es stehe ein derartiges Haus da, ganz unabhingig davon, ob ich zu ihm hinschaue oder nicht, nehme ich hier an, daB in dem die Konduktoren umgebenden Raume ein Kraftfeld vorhanden ist, auch wenn ich die Kraft nicht an einem in das Feld hineingebrachten Probek6rper konstatiere; der Probekérper ist nur das Mittel, das an sich vorhandene Kraftfeld wabrnehmbar und meBbar zu machen. Freilich ist
die Kraft €(P) im Punkte P auBer vom Zustand der Konduktoren auch von dem des Probekérpers abhangig — wie ibrigens ja auch die Gesichtswahrnehmung auGer durch den objektiven Zustand des’ wahrgenommenen Gegenstandes von dem Beobachter abhangt; aber beide Komponenten lassen sich — im Falle des Kraftfeldes — sehr leicht voneinander trennen. Verwenden wir namlich zur Untersuchung des gleichen Feldes einen anderen Probekérper, so stellt sich heraus, daB die an ihm wabrgenommene Kraft @(P) zm €(P) in einem konstanten Verhiltnis steht: ®(P) =e-(P). Und auch wenn wir dieselben beiden Probekérper zur Untersuchung anderer elektrostatischer Felder benutzen, die von anderen Konduktoren erzeugt werden, erweist sich immer wieder diese Gleichung mit demselben Wert der Konstanten e als gilltig. Die Kraft @(P), welche die Konduktoren auf irgendeinen Probekérper an der Stelle P ausiiben, ist also das Produkt zweier Faktoren e-@, von denen der skalare e, die yLadung* des Probekérpers, vom Ort P unabhangig und allein durch den Zustand des Probekérpers bestimmt ist, wahrend der vektorielle Faktor € = G(P), die ,,elektrische Feldstarke", nur von den Konduktoren, nicht aber vom verwendeten Probekérper abhangt, im ubrigen aber eine Funktion des Ortes ist. Die Zerlegung ist eindeutig bestimmt, wenn wir die Einheitsladung willkiirlich (als die Ladung eines bestimmten, hier an erster Stelle verwendeten Probekérpers) festsetzen, Das von den Konduktoren erzeugte und von ihnen allein abbangige elektrische Feld © wird man jetzt nicht langer als Krajtfeld bezeichnen diirfen; es ist vielmehr eine Realitat sui generis. Die Gleichung (z2)
R=e-E
zwischen Kraft @ und Feldstarke © ist nicht Definition, sondern ein Naturgesetz, welches die ponderomotorische Wirkung bestimmt, die ein derartiges elektrisches Feld © auf eine hineingebrachte Punktladung e ausiibt. Tatsichlich ist es, wie die entwickelte Theorie lehrt, nicht einmal streng giiltig, sondern nur im Grenzfall unendlich schwacher Ladung e des Probekérpers. Da das Licht nach der Maxwellschen Theorie nichts anderes ist als ein periodisch veranderliches elektromagnetisches Feld von sehr kleiner Periode, kénnen wir das Feld in seinem Gegensatz zur Materie vielleicht am besten als etwas Lichtartiges bezeichnen. Im Auge besitzen wir ein Sinnesorgan, mit Hilfe dessen wir gewisse elektromagnetische Felder auch anders als durch ihre ponderomotorischen Wirkungen wahrnehmen. Ist der Raum zundchst feldfrei und entsteht dann Elektrizitat durch Trennung von Ladungen, die vorher so nahe vereinigt waren, daB sie sich neutralisierten, so wird von ihnen ein mit Lichtgeschwindigkeit (c) sich ausbreitendes Feld erregt; statt unmittelbarer Fernwirkung bekommen wir hier also eine kontinuierliche, von Punkt zu
499
Punkt mit endlicher Geschwindigkeit sich fortpflanzende Wirkungsausbreitung. Und die Wechselkraft des Kérpers k auf k, zerlegt sich in eine Altivitdt von k (Brregung des durch k allein bestimmten Feldes) und ein Erleiden von ke, (durch jenes Feld verursachte zeitliche Anderung seines Impulses). Dazwischen schiebt sich die Ausbreitung des Feldes, die nach eigenen Gesetzen von der durchsichtigsten Einfachheit und Harmonie vor sich geht. Bewegte Ladungen erzeugen neben dem elektrischen Feld € ein magnetisches 8; in der Relativitatstheorie vereinigen sich beide Bestandteile zu einem einzigen _,,Feldtensor“. Die Ausbreitungsgesetze fiir das elektromagnetische Feld (G, 8) im leeren Raum lauten nach MAxwet}) Wesentlich an ihnen ist, 1. daB sie Differentialgleichungen sind, Nahewirkungsgesetze, welche nur die Werte der ZustandsgréBen © und B in unendlich benachbarten Raum-Zeitpunkten miteinander verkniipfen; 2. daB nach ihnen sich die
zeitliche Anderung
des Feldes
o€
ot’
0B
Ot
aus
seinem momentanen Zustand bestimmt (Giiltigkeit des Kausalitatsprinzips). Es treten freilich noch zwei Zusatzbedingungen hinzu, welche nur
die raumlichen, enthalten:
nicht
die
zeitliche
Ableitung
(t4) divE=0, divB=o. Aber sie sind in gewissem Sinne wberschissig. Aus (13) folgt namlich, daB die zeitliche Ableitung der beiden Divergenzen identisch verschwindet. Geniigt also der Anfangszustand des Feldes den Bedingungen (14), so bleiben sie dauernd erfuillt. Die Definition des Feldes mit Hilfe seiner ponderomotorischen Wirkung auf einen Probekérper ist nur ein Provisorium. Durch das Hereinbringen des geladenen Probekdrpers stért man immer in etwas das Feld, das es eigentlich zu beobachten galt; befindet er sich einmal im Felde, so gehért er so gut wie die ibrigen Konduktoren mit zu den das Feld erzeugenden Ladungen. Das wahre Naturgesetz, das an Stelle von (12) tritt, wird also anzugeben haben, was fiir Krafte das von irgendwie verteilten Ladungen erregte elektrische Feld auf diese Ladungen selber ausiibt. Mit dem sich ausbreitenden Feld wird von dem einen Kérper auf den anderen Impulse ibertragen — wie ja auch kein Zweifel dariiber herrschen kann, daB durch Lichtstrahlen (Warmestrahlen) Energie von Kérper zu Kérper transportiert wird. Wahrend das Licht unterwegs ist, nachdem also die Energie den einen Kérper verlassen und den an1) Nur um der gréBeren Bestimmtheit willen schreibe ich diese Gesetze hin; Leser, welchen die mathematische Symbolik nicht vertraut ist, sollen sich dadurch nicht abschrecken lassen!
dern noch nicht erreicht hat, miissen wir sie notwendig im Felde lokalisieren. Auf Grund der Ausbreitungsgesetze (13) kommt man zu folgendem Resultat: +2 ist als Energiedichte des elektrischen,
} $* als Energiedichte
des magnetischen
Feldes anzusetzen; die Stromdichte der Energie ist = ¢[€WB], alsq ein Vektor, welcher senkrecht zu € und ® steht und dessen GrdBe gleich ¢ mal dem Flacheninhalt des von € und % gebildeten Parallelogramms ist. Bezeichnet man demnach das Volumintegral von W=4(@
tiber irgendein
Raumgebiet
+ 8%)
V als die in
V ent-
haltene Feldenergie und berechnet man den Energiestrom, welcher durch die Oberflache @ von V von auBen nach innen hiniibertritt in der Weise, da8 dazu das Oberflachenelement df einen Beitrag liefert: df mal der zu df senkrechten Komponente von ©, so gilt: die Zunahme pro Zeiteinheit der gesamten in V enthaltenen Energie —
das
ist Feldenergie + Energie
der
in
V
vor-
handenen Materie — ist gleich dem durch @ hi durchtretenden EnergiefluB. Die gesamte Energi menge bleibt also bestandig konstant, sie flieBt nur im Felde hin und her und verwandelt sich aus Feldenergie in Energie der Materie und vice versa.
Fiihrt man ein rechtwinkliges Koordinatensystem ein und ersetzt den vektoriellen Impuls durch seine drei Komponenten in diesem Koordinatensystem, so gilt fiir die drei Impulskomponenten etwas ganz Analoges: fiir jede von ihnen haben wir eine skalare Felddichte, eine vektorielle Stromdichte und den entsprechenden Erhaltungssatz. Er ist nurein anderer Ausdruck fiir NewTons
mechanisches
Grundgesetz;
an
die
Stelle
der
Formel (12) sind die Gleichungen getreten, welche Energie- und Impulsdichte, Energie- und Impulsstrom durch die Feldstarken © und § ausdriicken. Insbesondere ist fiir ein Raumgebiet V, das iiber-
haupt keine Materie enthalt, die zeitliche Zunahme
der Feldenergie gleich dem durch die Oberflache eintretenden Energieflu8 (genau so fiir die drei Impulskomponenten), in Formeln:
(as)
0), so fiihrt die eindeutige Darstellung derselben y = a” - y’, wenn wir gemass der
eingeschlagenen Methode durch die infinitesimalen Transformationen ins Kom-
plexe iibergehen und uns dann auf das unitare Gebiet beschranken, zu jener unendlichvieldeutigen Darstellung der unitaren Gruppe. Fiir die zugehérige infinitesimale Gruppe dx = Ax ist z.B.
|| 4.0
aa]
eine zweidimensionale
reduzible,
aber
dennoch
nicht zerfallende Darstellung.
Betrachten wir aber nicht die Gruppe aller unitaren Transformationen, sondern
nur die der unitaren Transformationen
mit der Determinante
1, so gilt erfreu-
licherweise der , Satz 4. 9, ist einfach zusammenhdngend. (Darum fiihrt jede Darstellung der infinitesimalen Gruppe zu einer eindeutigen Darstellung von ganz q,,.) Beweis. Jede Matrix ¢ von q, lasst sich in der Form?) t= ue)
u
schreiben, wo die Matrizen w und (e) gleichfalls zu g, gehéren und (e) insbesondere eine Diagonalmatrix ist, die aus den Multiplikatoren e,, fg, ae besteht ;
é,| =1.
«kann,
ohne dass‘¢ sich andert, durch
von t
(e’)w ersetzt werden,
wo (e’) eine Matrix von derselben Natur wie (e) ist. Ist aber z.B. e, =e,
so
1) Es liegt wiederum an der Analysis situs, namlich an der Geschlossenheit von g,, dass hier die von der Elementarteilertheorie her bekannten Ausnahmefalle nicht eintreten.
563
kann
w sogar ersetzt
werden
durch
s-,
wo s
in eine zweizeilige und n — 2
einzeilige Matrizen zerfallt, die sich lings der Hauptdiagonale aneinanderreihen. s hangt von n + 1, nicht bloss wie (e’) von — 1 Parametern ab. Die «singularen» t, d.s. diejenigen, deren Multiplikatoren nicht alle voneinander verschieden sind, bilden mithin innerhalb der (n® — 1)-dimensionalen Mannigfaltigheit g,, eine solche von drei Dimensionen weniger! Man darf also voraussetzen,
dass die geschlossene
Kurve € auf g,,, die in einen
Punkt
zusammen-
gezogen werden soll, nicht durch die singularen Stellen hindurchgeht.
Ich fithre die Drehwinkel ,, des nicht-singularen ¢ ein durch die Gleichungen ey
Cote
e(y,)
(k=1,2,...,0)
und markiere auf einer reellen g-Achse die sdmtlichen Winkelwerte g,. Sie bilden ein diskretes Punktsystem W, das sich periodisch mit der Periode 1 wiederholt. Wegen J/7¢;=1 ist die Summe von m aufeinanderfolgenden Punkten 9, Q, --., Pn dieses Systems eine ganze Zahl k. Indem ich von der «Reprasentantenfolge» @,, ~g,..., Pn links gy, abhange und dafiir rechts i +1 hinzufiige, gehe ich zu der «nachstfolgenden» Reprasentantenfolge iiber ; deren Summe ist um 1 grésser. Zu jeder ganzen Zahl k gibt es also eine und nur eine (die k-te) Reprasentantenfolge in W, deren Summe = k ist. Ich gehe aus von der 0-ten Reprasentantenfolge y,, 2, ..., Pn desjenigen t, mit dem ich auf € starte. Wahrend nun ¢ die geschlossene Kurve € durchlauft, verfolge ich die stetige Anderung
Kurvenparameter
singularen
yw.
von u und der Winkelwerte
Fiir
diese
Stellen vermeidet.
Aus
Stetigkeit
demselben
kann
9,, 92, ..., Pn mit dem
gesorgt
werden,
da © die
Grunde findet ein gegenseitiges
Uberholen der Punkte , auf der y-Achse nicht statt. Sie bleiben also bestandig
den Ungleichungen
Pi u- dt wie dt > 6t- uw hat die Determinante (det u)". In-
folgedessen ist die Determinante aus n* Vektoren ot gleich der Determinante
aus den dazu gehérigen Vektoren w- dt: u-1 mit den Komponenten (26). Und die Grésse |dt| eines Volumelements, das von ¢ in der Mannigfaltigkeit u be-
schrieben
wird,
wenn
[wv] in [u] ein Volumelement
von
der
schreibt und (e) im Spielraum 9; ... p; + dy; variiert, ist!)
Grésse
|du|
be-
1) In der Tafel der unabhangigen reellen Komponenten von ot:
Ste
2nV-1 Real- und Imaginarteil von f,, (i < k), kann man die letzten beiden zweckmissig ersetzen durch
Ot, und 6t,; = — Alyy.
566 Das Produkt ist
Fiir das gesuchte Volumen findet sich so der Wert
A dPn, dy, doy... dQ=A
i
nee ae,
noe
worin ein konstanter Faktor, das Gesamtvolumen faltigkeit
Wert
[u],
nur von
eindeutige
der Klasse des Arguments
Funktion
periodische
ist. Eine
fortgelassen der
Drehwinkel
¢,,
der geschlossenen Mannig-
Funktion
¢ abhangt,
@2,
-.-, Yn-
auf u,
deren
Mittelwert
einer
F(¢)
ist eine symmetrische Der
solchen Klassenfunktion auf u berechnet sich unserem Ergebnis zufolge durch die Formel
af FijdQ)
O= faa.
Schranken wir durch die Bedingung «Determinante = 1» die Gruppe u auf gy ein, so benutze man nur 9, Yo, -.-, Yn—1 als unabhangige Variable und setze Pn = — (Pi + Pot *** + Yn-1)- Dann gilt im analogen Sinne
dQ = AA dq, doy... dn _1-
(28)
Der einzige Punkt, der erneuter Erwagung bedarf, ist der, dass auch jetzt noch der Ubergang von der willkiirlichen Matrix 6¢ mit der Spur 0 zu der Matrix u
Ot: u-, welche gleichfalls die Spur 0 besitzt, eine wnimodulare
Substitution
ist. Als unabhangige Komponenten von ot sind dabei etwa ausser den seitlichen Ot;, (¢ + k) die Gréssen
(gb, zu benutzen.
Wig Gas ey ob mm
ea Oty
Dies aber ist klar, weil wir fiir eine véllig willkiirliche Matrix
als Komponenten
die eben angegebenen und die Spur
é¢
Otay + Otay +--+ + Oban benutzen
kénnen,
die letztere
aber bei
der in Rede
stehenden
Substitution
ungeandert bleibt. Genau wie fiir endliche Gruppen zeigt man, dass die Charakteristiken (é) der irreduziblen Darstellungen von g, den Orthogonalitatsrelationen geniigen:
Ju) xO at] = 0,
(Gy)
567
wenn y, y’ zu zwei indquivalenten Darstellungen gehéren. Da y eine Klassenfunktion ist, so kénnen
wir das Argument
¢ durch
++, Mn ersetzen und erhalten so
dazu die Gleichung Am
einfachsten
hat
seine Drehwinkel
Pi» Po»
ule) x'(— 9) 42 =0;
(29)
ge | ul?) x(— 9) 42 = 1.
(29')
< Nf
I. ScuuR
diese Orthogonalitatsrelationen
bewiesen});
er
hat auch im Falle der reellen Drehungsgruppe zuerst bemerkt, dass sie sich ins kontinuierliche Gebiet tibertragen lassen. Sein Beweis stiitzt sich auf den algebraischen Hilfssatz. Sind T, T’ zwei quadratische (Variable enthaltende) irreduzible Matrizen von N bzw. N’ Zeilen, so kann eine konstante rechteckige Matrix A von N Spalten und N' Zeilen die Gleichung
AT=T'A
nur so erfiillen, dass
entweder N = N’, det A +0, oder A = 0 ist.
(30)
also T dquivalent T' gilt;
Bedeutet T bzw. T’ die allgemeine Matrix in zwei inaquivalenten irreduziblen Darstellungen G,, 6j, von g,,, so folgt aus (30) demnach A = 0; aus ATA aber ergibt sich, dass A ein Multiplum
der Einheitsmatrix sein muss. Ist X
eine willkiirliche Matrix von N Zeilen und N’ Kolonnen,
so erfiillt
A= [T*XT'|dt| (Gu)
die Beziehung
(30). Darum
ist, in Komponenten
/ T,,(¢-) T,,(t) |dt| = 0 Nimmt
man
7 = 7, 4 = k und summiert
ie
geschrieben, 152
ile
tiber 7 von 1
Ni
ee n'): bis N, iiber k von 1
N’, so kommt die Relation (29) zustande; analog (29’) mit Hilfe der Matrix
A=
{TXT
bis
|di|.
Es soll jetzt gezeigt werden, wie sich auf Grund der Orthogonalitatsrelationen die Charakteristiken vollstandig berechnen lassen. 7(~) ist eine endliche symmetrische Fourier-Reihe in den » Winkelargumenten. Setzt man, um den Orthogonalitatsbedingungen zu geniigen, A - y=,
1) I, Scnur, Neue Begriindung der Theorie der Gruppencharahtere, Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1905, S. 406.
568 Eine solche ist eine
so wird é eine endliche schiefsymmetrische Fourier-Reihe.
lineare Kombination von Ausdriicken der folgenden Gestalt: Ot
1,, ly, ..., 1, sind abnehmend Grund der Nebenbedingung gleich 0 genommen wird:
(31)
ell, Gy + le Pe + +++ + In Pn)
geordnete
ganze
Zahlen,
Pit Peto
+ Pn =O
hoy
= 1,—0:
=
wenn
die letzte auf
Die Summe (31) ist alternierend zu erstrecken tiber alle »! Permutationen der Argumente 9;, P2, ---, Pn- Man kann jenen Ausdruck auch als Determinante schreiben:
Elisday stn) = leap), elle p), ---» ellap)| = [ets
et,
em |
Thre Zeilen werden aus der hingeschriebenen durch Anhangen der Indizes 1, 2, ..., m an die Argumente bzw. e gebildet. Nach der frither befolgten Rangordnung — an Stelle der A, sind jetzt durch die unitére Beschrankung die rein imaginaren Gréssen 27 Vv- 1 , getreten — ist das in (31) hingeschriebene Glied
das
héchste
berechnen
also
Fourier-Reihe
der
durch
ganzen
Summe;
Ausfiihrung
der
es
bestimmt
Division
die
die
Héhe
endliche
von
&.
Wir
symmetrische
(32) Irgend zwei verschiedene dieser y* erfiillen dann die Orthogonalitatsrelation (29). Denn unter den (m!)? Gliedern des Produkts
Sistoy vey ty) Bs a os In) ist keines = 1, und darum liefert jedes durch Integration nach @,, ¢2, ---, Pn—1 von 0 bis 1 den Wert 0. Ferner wird
a/ eo A ist selber eines der &, namlich
A=f0ule cot) Das héchste
aa=%.
das
niedrigste
1a
(33)
tiberhaupt
1n=n—2,
mégliche:
0%
(34)
Glied in y* ist
€(10y Py + My Py + +++ + My Pp) = END EM... En; m=1,—%,,
Da fiir 7;=7,
=0.
die Funktion
m
y* =
=m, =0.
2m,2
1 wird,
muss
der von
(35)
den J unabhangige
Wert des Integrals (33) = 1 sein, so dass Q = ! ist und y* die in (29’) fair dz
569
verzeichnete Gewicht
Relation
erfiillt. Es existiert
aber zu vorgegebenem
(36)
+ MyAn}
my Ay + mz dy +--+ m, ganze Zahlen,
héchstem
m, = m,=---=m,=0,
(36’)
wie wir wissen, eine irreduzible Darstellung. Ihre Charakteristik ,, muss sich additiv aus dem zu den gleichen m, gehérigen y* = 7", Formel (32) und (35), und den y* von niedrigerer Héhe zusammensetzen. In Anbetracht des Umstandes aber, dass die y* den Orthogonalitatsrelationen geniigen, wie wir gezeigt haben, und die Charakteristiken y ihnen nach I. Scuur geniigen miissen, ergibt sich daraus sofort durch einen Induktionsschluss, der von den niedrigeren zu den héheren y fortschreitet, 7, = ++y;,. Das Vorzeichen ist dadurch bestimmt, dass alle Koeffizienten der Fourier-Reihe 7,,, insbesondere auch der
Koeffizient des héchsten Gliedes, positive ganze Zahlen sein miissen (Multiplizitaten der vorkommenden Gewichte). So kommen wir schliesslich zu dem folgenden tibersichtlichen Ergebnis:
leg), e(leg),--
Je (1 Ps ea
Xm =
en Ml
P22) |
_
(37)
ist die Charakteristik der irreduziblen Darstellung vom héchsten Gewicht (36). Kehrt
man
von
gq, zur
vollen
Gruppe
g zuriick,
so bedeuten
die e; nichts
anderes als die Multiplikatoren des dargestellten Elements ¢ von g; und der zweite Ausdruck in (37) liefert direkt die Charakteristik als Funktion jener Multiplikatoren. Das Cartansche Resultat, dass es zu vorgegebenem héchstem Gewicht nur eine irreduzible Darstellung gibt, ist damit auf neuem Wege bestatigt ; und man erkennt zugleich den Zusammenhang zwischen der Normierung durch die Gleichung (29’) und durch den CarTanschen Satz, dass der Koeffizient des héchsten Gliedes in x gleich 1 ist. Die zugehérige Variablenzahl N = N,, ist der Wert
also
fiir ~, = @2=
durch, indem man
und
der Charakteristik
++: = Pn = 9. Man
bemerkt,
fiir das Einheitselement
fiihrt die
Rechnung
am
g,
bequemsten
dass
&(1,, 1, ...,1,)
durch die Substitution y,; = 7; p
&(r,,%,---,%)
durch die Substitution p; = 1; p
in dieselbe Funktion fiir 9; = 7, 9:
von
der einen Variablen
y tibergehen.
Ella lay stn) = i
(2)
Die Multiplikatoren einer zu ¢ gehérigen Transformation ¢ sind paarweise zueinander reziprok. Denn geht durch ¢ der Vektor e, + 0 iiber in ¢ - e,, so kann man ¢, zu einem normalen Koordinatensystem erganzen, d.h. einem solchen, in welchem das schiefe Produkt die Normalform (1) hat. Wird ¢ in diesem Koordinatensystem beschrieben durch: 65 > €&,, , * e+ (e e
6g —>
#6
Cy
ke
a
€6,+---,
+- ,
+ Ge,
tert os,
so liefert die Forderung, dass die Gleichungen
S(6r 6) = 1,
Ole e:) — 0,2,
9(e, €)
0
bei ¢ bestehen bleiben sollen, die Beziehungen
ee
=1;
g—--
=o
—0.
Infolge des Verschwindens der « enthalt das charakteristische Polynom /(¢)
= |e — ¢t| den Faktor
(e eC)c (tac ) ) (lec).
581
Die Fortsetzung der eingeleiteten Schlussweise fiihrt zu Satz 1.
Die Multiplikatoren einer zu der Komplexgruppe gehorigen Trans-
formation t sind paarweise zueinander reziprok. Der Matrix von t kann in einem geeigneten normalen Koordinatensystem die untenstehende Gestalt verliehen werden.
Die befolgte Reihenfolge der Variablen ist
L Bred oho und nur an den Glieder. In der Multiplikatoren Diagonalmatrix Der Beweis
Flos
orebuae sei
(2)
mit einem * bezeichneten Stellen finden sich von 0 verschiedene Hauptdiagonale stehen die Multiplikatoren von ¢. Sind die alle voneinander verschieden, so ist t innerhalb ¢ sogar mit der (e) seiner Multiplikatoren konjugiert. der letzten Verscharfung erfordert die Konstruktion einer Ma-
trix « in ¢, welche die Gleichung
t= ue)
uv
(3)
erfiillt. Zunachst existiert iiberhaupt ein Koordinatensystem, in welchem die S invariant lassende Abbildung ¢ mit lauter verschiedenen Multiplikatoren durch die Matrix (¢) ausgedriickt wird. Geht S in diesem Koordinatensystem in die schiefsymmetrische Form S* iiber, so lasst die Transformation (e), bei welcher
jede
Variable
mit
einem
Faktor
¢, multipliziert
wird,
die
Form
S*
ungeandert. Jeder Koeffizient von S* multipliziert sich aber durch diese Trans-
formation mit einem Produkt zweier e;, und daraus folgt in Beriicksichtigung der gemachten Voraussetzung iiber die Multiplikatoren, dass S* die Gestalt haben muss:
8, (% Yj — 211) + So (%2H2 — %E90) Hoe
Sp (Fn In — Fn In)»
(4)
wo die zu zwei Variablen wie x,, x; gehérigen Multiplikatoren e¢,, ¢; zueinander reziprok sind. Die Form ist nicht-ausgeartet, also sind alle s, + 0. Die Normalform
(e) der Abbildung ¢ wird nicht zerstért, wenn
jeder der Grundvektoren
des neuen Koordinatensystems mit einer willkiirlichen von 0 verschiedenen Konstanten multipliziert wird; infolgedessen kann noch dafiir gesorgt werden, dass in (4) die Koeffizienten s, alle gleich 1 sind. Dann ist S* = S, das neue Koordinatensystem
ist wie das alte ein normales,
und die Transformation
welche den Ubergang von dem einen zum andern vermittelt, gehért zu c.
u,
582
Die Gruppe der in ¢ enthaltenen unitéren Transformationen werde mit c¢, bezeichnet. Innerhalb ¢, gilt die Gleichung (3) ausnahmslos: Satz 2. Innerhalb der unitér beschrankten Komplexgruppe ¢, ist jedes Element t mit der Diagonalmatrix seiner Multiplikatoren konjugiert. Die Multiplikatoren e,, ¢;= 1/e;=é; sind vom absoluten Betrag 1. Nehmen wir
zunachst
wieder
an,
dass
sie alle untereinander verschieden sind, so ist
es,bekanntlich méglich, die Gleichung (3) durch eine unitdre Transformation u zu erfiillen. Da die Koeffizientenmatrix S der Form S, mit der konjugiertkomplexen iS multipliziert, die negative Einheitsmatrix —e ergibt, gilt, wie man sofort sieht, dasselbe fiir S*; darum sind die Koeffizienten s; in (4) vom
absoluten Betrag 1; und indem man z. B. die neuen Grundvektoren e;, ¢,..., &) mit geeigneten Konstanten alle s; zu 1 machen,
vom absoluten Betrag 1 multipliziert, kann
ohne den unitaren Charakter des Koordinatensystems
man
zu
zerstéren. — Der Satz iibertragt sich auf jedes t, weil es zu einem Element von ¢, Stets beliebig benachbarte gibt, die lauter verschiedene Multiplikatoren besitzen, und weil die Mannigfaltigkeit ¢,, auf welcher w variiert, geschlossen ist. Aber auch auf direktem algebraischem Wege kann man die Ausnahmefialle mitumfassen, wenn man sich stiitzt auf den
Hilfssatz.
Eine schiefsymmetrische Form S* geht dann und nur dann aus S
durch eine unitéve Koordinatentransformation
matrix selber unitar ist. Wie
hervor,
wenn
ihre Koeffizienten-
S selber muss jede aus S durch unitére Transformation entstandene
Form S* der Gleichung geniigen: S*S* — —e. Beriicksichtigt man die schiefe Symmetrie von S*, so folgt daraus, dass die Koeffizientenmatrix von S* unitar ist. Es sei umgekehrt S* eine schiefsymmetrische Form, deren Koeffizienten-
matrix
unitar
ist;
es gilt
einzusehen,
dass
in einem
unitaren
Koordinaten-
system (das aus dem urspriinglichen durch eine unitaére Transformation hervorgeht) S* die Normalform S annimmt. Die erste Zeile der Koeffizientenmatrix S* laute: Sy = OF Sey Ss, eos
Wir bilden die beiden Vektoren
é, = (1,0,0,...), Bi
Sie sind zueinander unitiar-orthogonal: die Quadratsumme der absoluten Betrage in jeder der beiden Komponentenzeilen ist = 1, und die Produktsumme 1-s,+0-s.4+0-s3+-.-=0.
Darum kann man ¢,, e; durch Hinzunahme weiterer Vektoren einem unitaren Koordinatensystem erginzen. Da * S*(e; €)= = $1 S;° + $385 +n $355= +1 +++ = 1
¢, 3, ... zu
583 ist, verwandelt
sich in diesem
Koordinatensystem
S* in eine schiefsymmetri-
sche Form S**, deren unitare Koeffizientenmatrix links oben die Zahlen tragt Cot
Da die Quadratsumme der absoluten Betriige in den beiden ersten Zeilen und Spalten der Matrix S** gleich 1 sein muss, zerfallt sie notwendig in der aus (5) ersichtlichen Weise. Damit ist der Beweis des Hilfssatzes durch vollstandige Induktion eingeleitet.
0 -
ON)
Oo.
0
Oice.
0!
@
00
(5)
i
00 Zusatz.
20
eo
*
o
A
(6) den
.
of
ee
0
Hat die Matrix S* von vornherein die Gestalt (6), so kann man die
mit den Nummern
1, 2,
n bezeichneten Grundvektoren beibehalten und braucht
nur die andere Hdlfte 1’, 2', ..., n' unitér zu transformieren. Die zu ¢, gehdrige Matrix ¢ lasst sich unter allen Umstanden
durch
eine
unitare Transformation u in die Hauptmatrix (e) ihrer Multiplikatoren iiberfithren. In dem durch w neu eingefiihrten Koordinatensystem werde das schiefe Produkt durch die Form S* dargestellt. Eine Rotte gleicher Multiplikatoren
von ¢ ist entweder von dem Typus
& =
=,
[dannist auch
e = ¢=e, und eg, + +1]
oder von dem Typus
ep = b= 65 — 65 (==
1)
In jedem der beiden Falle sondert sich aus der Matrix S*, da die Form S* invariant ist gegeniiber der Transformation (e), ein Quadrat von 6 bzw. 4 Zeilen ab, das zu den Koordinaten 1, 2, 3, 1’, 2’, 3’ bzw. 1, 1’, 2, 2’ gehért. Inm kann
man auf Grund des Hilfssatzes und seiner Erganzung durch eine unitare Transformation von e;, €3, e; bzw. von é, ej, é:, e3 die Normalform verleihen. Damit ist gezeigt, dass die unitare Transformation w in (3) unter allen Umstanden so normiert werden kann, dass sie S invariant lasst.
Eine zu ¢ gehérige Diagonalmatrix
(¢) besteht, wenn die Variablen in der
Reihenfolge (2) verwendet werden, aus den Gliedern (yay
cae
nas
Gia Sone eh eePy
(e,e; = 1).
584
Sie ist innerhalb ¢ zu derjenigen Diagonalmatrix konjugiert, die aus ihr entsteht durch Vertauschung der beiden Glieder ¢, und e, vnd die damit verbundene Vertauschung
von e; mit ¢5; ebenso bleibt sie in ihrer Klasse, wenn
man ¢, mit ¢; vertauscht. Das gleiche gilt innerhalb der unitar beschrankten
Komplexgruppe
¢,. Im letzteren Fall setzen wir noch e&=ep;),
und bezeichnen
wenn ¢ in wenn man von ihnen In der
die reellen
& = e(— %)
Gréssen g,, @2, ---, Yn als die Drehwinkel
von ¢,
¢, zur selben Klasse gehdrt wie (e). Die Klasse andert sich nicht, die Drehwinkel beliebig untereinander permutiert oder in einigen das Vorzeichen wechselt. Gleichung (3) darf man w ersetzen durch (e*) w, ohne dass ¢ sich
andert ; handelt es sich um die Gruppe ¢,,, so bedeutet (e*) hierin eine beliebige
zu ¢, gehérige Diagonalmatrix. Auch hier werden wir sagen, dass alle Elemente oder «Punkte» von ¢,, welche aus einem, u, auf diese Weise hervorgehen,
die
Gerade {u] auf ¢, bilden; und wir werden durch Projektion, dadurch, dass wir alle Punkte von c¢, auf einer und derselben Geraden in einen einzigen Punkt
zusammenfallen lassen, eine Mannigfaltigkeit [c,] von ” reellen Dimensionen weniger erzeugen. — In dem besonderen Falle aber, wo zwei Multiplikatoren ein-
ander gleich werden: ¢,= ¢, oder ¢,= e1, lasst sich w in der Gleichung (3) ohne Anderung von ¢ sogar ersetzen durch s-u, wo s folgendermassen gebaut ist:
1. Im ersten Fall e, = 9, e, = eg zerfallt s in zwei zu den Variablen x,, x» bzw. x}, %j gehérige Quadrate (12), (12)’ von der Seitenlange 2 und 2(n — 2) Quadrate von der Seitenlange 1, die sich langs der Hauptdiagonale aneinander-
reihen. In (12) steht eine beliebige zweireihige unitaére Matrix,
in (12)' die zu
ihr kontragrediente. Da eine unitare Matrix in zwei Variablen von 4 reellen Parametern abhangt, betragt die Zahl der reellen Parameter (n—2)+4=n+2 fiir die Gruppe
der s, wahrend
nur -parametrig ist.
die Untergruppe
der Hauptmatrizen
(e) in ¢,
2. Im Falle e, = ej = +1 zerfallt s in ein zu den Variablen x,, x; gehériges Quadrat (11’) von der Seitenlange 2 und 2(m — 1) Quadrate von der Seitenlange 1, die sich langs der Hauptdiagonale aneinanderreihen. In (11’) steht eine beliebige unitaére Matrix von der Determinante 1. Da eine solche von 3 Parametern abhangt, ist die Gruppe der s auch jetzt (m+ 2)-parametrig. So kommen wir zu dem fiir die Analysis situs der Mannigfaltigkeit ¢, fundamentalen Resultat : Hilfssatz. Innerhalb der Gruppe ¢, bilden die singuldren t, deren Multiplikatoren nicht alle voneinander verschieden sind, eine Mannigfaltigheit von 3 Dimensionen weniger als ¢,. Die Parameterzahl n(2n + 1).
von
¢, selber ist, wie wir alsbald sehen werden,
gleich
585 § 2. Darstellungen
der Komplexgruppe:
Infinitesimaler Teil
Eine infinitesimale Transformation
dx, = J) in Xe + DY in Xs E i ,
oe
dx, = J) Gin % + 3) On Xe k
(OPW
'
on ()
(7)
k
gehort zu ¢ dann und nur dann, wenn
@% Symmetrisch
Cin + O% = 9,
ist. Die infinitesimale Komplexgruppe
komplexen Parametern. deren Glieder mit
und
oj, symmetrisch
c° ist demnach eine lineare Schar von
neg 2. Bt)
nan 41)
Die allgemeine
Hauptmatrix
Aas dar eer dni
h(A,, Ag, ..., An) in c°,
Aas day er An
bezeichnet seien, durchlauft eine m-parametrige infinitesimale Abelsche Untergruppe von c°. Bildet man aus # und dem Element c, Formel (7), den Kommutator [hc] = he — ch, so erhalt man die infinitesimale Transformation mit der Koeffizientenmatrix
Qin (i= Ae) ert
— o% (A: + Ax)
in (a + Ae) | On (— A: + An)
Als Wurzeln treten daher auf: a=+A;+4, Man
(i < k, alle vier Vorzeichenkombinationen) und « = + 24,.
liest aus der Tabelle ohne
weiteres
ab, welches
die zu diesen Wurzeln
Ah’) =0,
[he,j=a-e,,
[4,¢ 5
analog zu den Kom-
l =
gehérigen Elemente e, von c® sind; und wir bekommen positionsformeln in § 2 des I. Kapitels:
«
Dabei ist #, im Falle « = +A; + Ay (i
wo p, irgendwelche nicht-negative ganze Zahlen bedeuten. Damit ist bewiesen:
Zu jeder Linearform A, deren Koeffizienten m, ganzzahlig sind und den Unglei-
chungen (9) gentigen, existiert eine irreduzible Darstellung von ¢°, deren hichstes Gewicht = A ist. Nach der in I, §4, geschilderten Konstruktionsmethode von E. CARTAN muss sie dadurch gewonnen werden, dass man die kleinste lineare Mannigfaltigkeit ® bildet, welche den «Hypervektor»
ef (€1 X &2)?*(e, X ep X es)... und alle daraus durch die Transformationen ¢ von ¢ entstehenden enthalt. Freilich lasst sich die Methode erst durch das im nachsten Paragraphen auf integralem Wege bewiesene Ergebnis rechtfertigen, dass jede Darstellung von c in irreduzible Darstellungen zerfallt. Verwandelt ¢ die Vektoren ¢,, é, ..., én (um ey, 3, ..., é, haben wir uns nicht zu kiimmern) nach der Tabelle:
€; > 6,6,
+--+ Ene, + Ee +:
so liefern die Invarianzforderungen @=1,4 =2):
+ Se,
S(e; ¢,) = 0 Relationen
von
dem
Typus
S(En) = (Em — €im) + Eom — 62m) + + + Ente — Sntn) = 9Andern Beschrankungen sind die Koeffizienten des von uns benétigten Halb-
teils von ¢ nicht unterworfen. Das aus 7 Zeilen bestehende Schema {m}, Kap. I,
§ 4, besitze die Zeilenlangen
m= b+ birt
+ Pn:
Wieder werde m, + m,+ +--+ m, = gesetzt. Hat {m} z.B. die untenstehende Gestalt (y = 7), so ist die kleinste lineare Mannigfaltigkeit (f) von Tensoren 7. Stufe zu bilden, welche die Tensoren mit den Komponenten
EE Nk,
Ney
bed,
enthilt;
dabei sind die &, 7, ¢ irgendwelche
S(nf)=0,
S(é)=0,
Zahlen,
welche
S(En)=0
den
Bedingungen
588
gentigen.
Auf einen willkiirlichen Tensor / aus (f) ist dann
beziiglich jeder Spalte des Schemas
anzuwenden:
erzeugten Tensoren »-ter Stufe /* ist das Substrat
die Alternation
die Mannigfaltigkeit
der so
® der gesuchten irreduziblen
Darstellung von ¢ mit dem héchsten Gewicht 3 A, + 24, + 243. Das Resultat
bedarf noch der genaueren algebraischen Durcharbeitung durch Angabe eines Prozesses, der aus einem vollig willkiirlichen Tensor y-ter Stufe den allgemeinsten Tensor der Mannigfaltigkeit (f) hervorbringt!); im Augenblick wiirde sie uns aber zu weit vom Wege abfiihren. Das infinitesimale Element (7) von ¢ gehért der unitar beschrankten Gruppe
¢, an, wenn
On + O,;= 0
und damit auch
o,+6,;=0,
gilt. Insbesondere wird 0;,; = A; rein imaginar. meter von ¢, ist demnach = (2m + 1). Eine
ferner
o,+0,;=0
(10)
Die Anzahl der reellen ParaLinearform des willkiirlichen
Elementes (7) von ¢ lasst sich auf eine und nur eine Weise in die Gestalt bringen
2 (ix Cie + Sin Gin + Gin in + Ot OH)» ik
wo die Koeffizienten analogen Bedingungen geniigen wie die Variablen:
ay, + b=
0,
aj, symmetrisch,
Verschwindet eine solche Form
6;, symmetrisch.
identisch, falls die Parameter den Einschran-
kungen (10) gentigen, so verschwindet sie itberhaupt identisch. Denn zunachst setze man
0% = 04 = 0; es kommt
a;,=0,
by, = 0, weil Da, 0,
identisch
verschwindet, falls es das unter der Einschrankung (10) tut. Die verbleibende Bedingung lautet
Man braucht hierin die willkiirlichen symmetrischen
Gréssen 9{, nur
durch
V—1- 0% zu ersetzen, um auf das gesonderte Verschwinden beider Teile der
letzten Summe zu schliessen.
§ 3. Darstellungen
der Komplexgruppe:
Integraler Teil
Gilt der Satz von der vollen Reduzibilitat fiir die Darstellungen der unitar beschrankten infinitesimalen Gruppe c), so gilt’ er nach der letzten Uberlegung des vorigen Paragraphen auch fiir die ganze Gruppe c°. Fiir ¢, aber
wird er bewiesen durch die HURwitz-Scuursche Integrationsmethode. Nur ist es ndtig, sich zuvor davon zu iiberzeugen, dass ¢, einfach zusammenhdngend ist.
1) Vgl. dazu J. A. Scuouten, Der Ricci-Kalkiil (Berlin 1924), S. 262.
589
Die geschlossene Kurve & auf ¢, gehe durch keines der singularen Elemente hindurch, die nach dem letzten Hilfssatz von § 1 eine Mannigfaltigkeit von drei Dimensionen weniger bilden. Fiir ein nicht-singulares ¢ markieren wir auf dem Einheitskreis die Multiplikatorpunkte e,, ¢; (i = 1, 2, ..., 2) und verbinden das konjugierte Paar e;, ¢; durch eine vertikale Strecke, welche die reelle Achse der e-Ebene im Punkte P; = cos 2x;
holen sich nicht gegenseitig,
sondern
bewahren
trifft. Die Punkte P; iiber-
ihre Anordnung.
Ausserdem
Fig. 1 Multiplikatoren von t.
passieren ¢,, ¢; niemals die Punkte -+- 1. Infolgedessen vollfithren die vertikalen Strecken und auch die zugehérigen Punkte ¢;, ¢; auf. dem Einheitskreis lediglich Pendelungen, die Winkelwerte y, kehren nach Durchlaufung der Kurve 8 bei stetiger Variation zu ihren Ausgangswerten zurtick. Daraus folgt, dass sich S stetig in den Einheitspunkt zusammenziehen lasst. - Aus dem einfachen Zusammenhang
von
¢, ergibt
sich von
neuem,
dass die
Gewichte
(8) ganz-
zahlige Koeffizienten m, besitzen miissen. Weiter haben wir nach dem Vorgehen von § 6 des I. Kapitels das Volumen dQ desjenigen Stiicks von ¢, zu berechnen, auf welchem die Elemente ¢ liegen, deren Drehwinkel dem Spielraum 9, ... y; + dp; angehoren. Wie dort bekommen wir aus (3) die Gleichung
“-Ot-u-t= dy ist die Hauptmatrix, —dg.,
..., —dp,
besteht.
fe. du
(e)-4 — du} + 2x /—1 dp.
(11)
welche aus den Gliedern dp,, dps, ..-, 4Pni Fiir ein beliebiges Element
6¢ von
—41,
c?), Formel
(7),
k6nnen wir als unabhangige Komponenten verwenden!) :
alle 9,, und diejenigen oj, und o;,, fiir welche 7 S & ist. Man muss einsehen, dass der Ubergang von 6¢ zu 6*¢ = w- df- u-! auf eine unimodulare Substitution jener Komponenten hinauskommt. Fiir diesen Nach-
1) An Stelle des Realteils und Imaginirteils von Qj. werden dabei 2.B. Qy2 und — 01 = Og, benutzt.
590
weis will ich hier eine bequemere Methode angeben als in Kap. I. w lasst sich in die Form bringen =
Ur (es
igs
wo v und (e*) wieder zu ¢,, gehdren, (e*) aber eine Hauptmatrix ist. Es gilt
(v+ 6¥¢ + v-4) = (e*) (v- dt - v3) (e*)1. Nun
ist 6¢
> 6*¢ eine unimodulare
Substitution, wenn
der Ubergang
v- dt -v-1>06*t- vt unimodular ist. Es kommt von ¢, der Ubergang
eine unimodulare
also nur darauf an, dass fiir eine Hauptmatrix
bt > (e) « bt - (e)-}
Substitution
(é)
(12)
ist. Dies ist bereits dafiir erforderlich,
dass in
der Mannigfaltigkeit [c,,] tiberhaupt eine independente Volummessung zustande kommt. Durch (12) verwandeln sich, da e; = l1/e,; ist, die Komponenten von ot, wie folgt:
OO
ae &
k
Cin > Cin bree
(SA),
Gn > Fn
(Sh).
0
cae
Sa
:
sy eae
Das Produkt der hinzutretenden Faktoren ist = 1 und damit die Behauptung bewiesen. Dieselbe Rechnung bendtigen wir auf der rechten Seite von (11) fiir du an Stelle von d¢: das Volumen dQ wird, unter Fortlassung eines von den Drehwinkeln unabhangigen Faktors,
=[] (=
t£k
1)- [7
tsk
ee—
0) (——
fi ee
-1)
- dp, dg...
dor.
(13)
Ich bediene mich der Abkiirzungen
#7 — ep); Die Produkte
ges von
Hier kann
in (13) ergeben
2 cos 2x@ = ely) + e(— ¢) =c(g),
2isin 2x = e(p) — e(— 9) =s(g). zusammen
das
Quadrat
des absoluten
Betra-
ersetzt werden durch
Qs
durch
(ec) — (r+ 2) etn — etn
ex
1
Also darf in
genommen
dQ = AA dy, dy... dyn:
(14)
A= ITs(p) - IT (e(.) ~ (ge)
(15)
werden. Das zweite Produkt lasst sich als Determinante schreiben:
[er-4(q), -.-, €?(@), ofp),
1] =|..., (29), e(), 1
und darum ist auch
A= |s(nq), ..., s(29), s(9)|Die zu irgendeiner irreduziblen Darstellung von c¢, gehérige Charakteristik z(t) hangt nur von den Drehwinkeln 9, yz, ..., Pn von ¢ ab, und zwar ist sie eine
endliche
Fourier-Reihe
derselben,
die sich nicht
P2a>M
PH
linearen Substitutionen derjenigen endlichen die Transpositionen sind von dem Typus
A> Ps und die Vorzeichenanderungen
Gruppe
andert
bei
den
2”- !
(S), deren Erzeugende
+
1,2)
vom Typus
A>-M1,
%>P:
(+1).
Die primitiven Charakteristiken geniigen den Orthogonalitatsrelationen mit dem Integrationselement (14). A - y = & ist eine endliche Fourier-Reihe, welche sich den Substitutionen der Gruppe (S) gegeniiber alternierend verhalt. Eine solche ist eine Summe von Elementarreihen der folgenden Gestalt Dey Gr + le Pe t+
(S)
+n
Pn)
1, sind ganze Zahlen, fiir welche
fn a gilt, und die Summe
ist so zu verstehen,
eo)
dass in dem
hingeschriebenen
Glied
die ¢ allen Substitutionen der Gruppe (S) unterworfen werden und die Summe
592
sich alternierend iiber die so hervorgehenden Ausdriicke erstreckt. In Form einer Determinante ist diese Elementarreihe
(16)
Ella,lay «+4 In) = | (La @)» S(la.@), -++1 ln |:
A ist nichts anderes als das niederste é(/), das man erhalt, wenn man fir /;
die Zahlen
G1,
wahlt.
7,—n—
1,
rii,—!
(17)
ae — Slaybas veerIn) Ellasbay os In)
© ineroe?,)
A
ue
ist eine endliche Fourier-Reihe mit den geforderten Das héchste Glied darin ist
Symmetrieeigenschaften.
Py + My Po + -+- + Mn Pn)» € (ty
wo also
ist. Die verschiedenen y* sind zueinander orthogonal in bezug auf das Integrationselement (14). Ferner gilt
(18)
a [eo t-9 9-2
(die Integration geht nach allen Variablen gy; von 0 bis 1). Da aber die rechte
Seite von den / unabhangig ist und y* sich fiir 1; = 7, auf 1 reduziert, muss Q=
f dQ—2r
en!
sein, und die linke Seite von (18) ist allgemein = 1. Beriicksichtigt man nun aber, dass zu jedem héchsten Gewicht, dessen Koeffizienten die Ungleichungen (9) erfiillen, tatsachlich eine irreduzible Darsteliung gehért, so erkennt man wie in I, § 6, dass y* die zugehérige Charakteristik ist. Der gleiche Schluss, wie er dort vollzogen wurde,
gestattet
die Dimensionszahl
Wert der Charakteristik fiir ¢ = e oder p; = 0.
zu berechnen,
den
Kehrt man zur totalen Gruppe c zuriick, so hat man in der Determinante
EU
Ty,
y=
let
eh eh
et
gin g-In|
fiir e der Reihe nach die Multiplikatoren ¢, €,, ..., €, von ¢ zu setzen, wahrend
gleichzeitig e’ = 1/e die tibrigen Multiplikatoren ej, 5, ..., e, durchlauft. ((e)) ist namlich ein Aggregat von Potenzprodukten
EiKy
gks
eaeyKn
593 mit ganzzahligen, wennschon nicht durchweg positiven Exponenten k;. Ein solches aber ist durch die Fourier-Reihe eindeutig festgelegt, in welches es durch die Substitution e, = e(p,) tibergeht. Darum ist die behauptete Charakteristikenformel gewiss richtig fiir alle nicht-singularen Elemente der
in
Satz
1
durch
ein
Schema
gekennzeichneten,
fiir alle
¢ von ¢. Aus
¢ ausnahmslos
giiltigen Normalform schliesst man aber leicht, dass jedes ¢ innerhalb der Gruppe ¢ beliebig nahe approximiert werden kann durch nicht-singulare Elemente, und die Formel tibertragt sich dadurch auch auf die singularen Elemente. Endlich kann man statt der Multiplikatoren die Koeffizienten des charakteristischen Polynoms /(¢) einfiihren. Wir setzen stets
M)=le—ti], Fy = Pot htt ltt. Man bediene sich der CAucHyschen
| %— und
wahle,
——
I(x; — Vx)
verstehend,
(¢+4)-(e+4)=%
und
BAEC)
Ye |
ates
Nun gilt
Formel
ne
unter ¢; Variable
(19)
yn
Roe
.
:
(1-44) (1-9).
eg
cope
ED
ist der Koeffizient von ¢’~! in der Potenzentwicklung der Funktion 1
=
(l= ef) (i—e1f) °
Ferner ist
HC) = TT. — e,€) (L— e*¢).
In der Determinante
Lo+4, (¢+4).-..|
kann man die Potenz (¢ + 1/Z)* ersetzen durch ¢¢+
1
(1 = eq 6%) (L — €6 74s)
cm 8 4 om, [ena
|
¢-*. So erhalt man
LE Ee...ett eve ete tt
AE) fea) «- HEn)
Vergleicht man auf beiden Seiten die Koeffizienten der Potenz
Com
ied Wace! aa Lpeal ee
ce 2 time (0),
594 so kommt
, eli— e-tn|
pepe
a
tll
Mee)
i
oh
= [Pins Prada © Picacis Pi-wde + Piano
(20)
Damit ist die Charakteristik ganz rational durch die Komponenten der Matrix ¢ ausgedriickt. Satz 4. Jede Darstellung von ¢ zerfallt in irreduzible Bestandteile. Die Chavakteristik der irreduziblen Darstellung von dem hichsten Gewicht (8), (9) ist, wenn p= m,+n+1— 1 gesetzt wird:
[ek et
ae = ox
Pi-nti + Pi-n—1 Pi-nse + Pi-n-2
|
die zugehirige Dimensionszahl
mit
TT li — bx) li + 'x)-
Ply, da, + finn = 9,
die dem willkiirlichen schiefsymmetrischen sind.
4)
Tensor 3. Stufe f;,; aufzuerlegen
595 § 4. Die Darstellungen
der Drehungsgruppe:
Infinitesimaler Teil
Unter der Drehungsgruppe verstehe ich hier den Inbegriff ) der homogenen linearen Transformationen von der Determinante 1 (nicht —1), welche eine vorgegebene nicht-ausgeartete quadratische Form Q invariant lassen. Und zwar kann es sich entweder um alle komplexen Transformationen von dieser Art handeln, oder um die reellen Transformationen, welche eine reelle quadratische
Form Q
in sich iiberfiihren.
Tragheitsindex,
und
unsere
Im reellen Gebiet gibt es die Unterschiede des
Resultate
beziehen
sich nicht
etwa
nur auf
den
definiten Fall). Es wird nétig sein, zwischen gerader und ungerader Dimensionszahl
wenden wir (2p,
2n,
bzw.
tty gH
2n +1
zu
iq Hp)
unterscheiden.
bzw.
2
12
Als
Normalform
0, 1 Wyte
bo
von
@Q ver-
4 Xy%p)
(22)
Die unitaére Beschrankung tritt ein, indem wir x; konjugiert zu x, (und bei ungerader Dimensionszahl ausserdem 1, reell) nehmen und fordern, dass diese Bedingungen bei der Transformation erhalten bleiben. Ich verzichte hier auf die genauere Betrachtung der einzelnen Operation von 0; es geniigt die Bemerkung, dass bei gerader Dimensionszahl 2m ihre Multiplikatoren paarweise zueinander reziprok sind, bei ungerader Dimensionszahl 2n+ 1 zu den » Paaren reziproker Multiplikatoren noch der Einspainner ¢) = 1 hinzutritt. Von der Gruppe B, derjenigen unitaren Transformationen mit der Determinante 1 in 2n bzw.
2n+
1 Variablen (bg)
welche
die Form Q
Vays
aoe
vas 2a
Bos ees
in sich iiberfithren, ist es wohl bekannt,
Elemente ¢ sich in der Form schreiben lasst t= 'e)
dass jedes ihrer
@,
wo wv und die Diagonalmatrix (¢) der Multiplikatoren
(9=1),
s=e(y),
¢ =&=e(—y,)
(¢=1,2,...,n)
gleichfalls zu », gehéren. Bei ungerader Dimensionszahl ist mit (e) jede derjenigen Hauptmatrizen innerhalb 0, konjugiert, welche aus ihr durch die schon oben erwahnten 2”-n! Substitutionen der Gruppe (S) fiir die Drehwinkel P1» Pa» «++» Pn hervorgehen. Bei gerader Dimensionszahl muss man sich jedoch auf diejenige Halfte (S)’ von (S) beschranken, deren Elemente die Permutationen der @ sind, verbunden mit gleichzeitigem Wechsel des Vorzeichens an einer geraden Anzahl der Winkelargumente. 1) Den definiten Fall behandelte I. Scuur in seiner zweiten Mitteilung: Neue Anwendungen der Integralrechnung auf Probleme der Invariantentheorie. Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1924, S. 297.
596
Die Matrix einer willkiirlichen infinitesimalen Operation von d ist in dem Schema (23) angegeben. 0
Qi
Oo;
(Paeclew
723)
Si a
oy
cs
CR
On + %; =,
0
0:4:
|
—9,,
ST:
einl€s— ay)
|
ielAy + Ay)
2]
|
s
—o,(A; + A,)
a
(24)
Oa(— Ai +Ax)
0% und oj schiefsymmetrisch (7, k = 1, 2,..., ).
Der Rand von der Breite 1 tritt nur bei ungerader Dimensionszahl auf. Die zur infinitesimalen Gruppe d° gehérigen Hauptmatrizen seien wieder mit h(A,, Ag, -.», An) bezeichnet; 9,;=A,, o;; = —A,. Das rechte Schema (24) beschreibt, was aus der linken Matrix (23) entsteht durch die Kommutatormultiplikation mit 4. Die Wurzeln sind also a=(+4,),
+4,+4,
(i < &, alle vier Vorzeichenkombinationen).
Fiir eine Linearform A der 2, mit den Koeffizienten m, ist dementsprechend
(25)
(--2m,,=\m,|.
|
Im zweiten Fall kann m, auch negativ sein. Realisierung. Zu jedem der miglichen hichsten Gewichte gehirt eine nur eine trreduzible Darstellung.
26 ee und
597
Dimensionszahl
2n + 1.
Jedes mégliche héchste
Gewicht
nicht-negative ganzzahlige Koeffizienten ~, zusammen aus MeAySH Ag
Wie man
eH
Ay
(61)
2,02,
die irreduziblen Darstellungen mit dem
-., f@n—1 findet, ist uns bekannt.
21),
héchsten
In einer Darstellung,
wicht yw, besitzt, miissen alle Linearformen
setzt sich durch
Gewicht “4, [W2,
die das héchste
Ge-
(27) als Gewichte
auftreten; ihre Variablenzahl betragt also mindestens 2”. Und
wenn wir eine zum héchsten Gewicht yw, gehérige Darstellung der Dimensionszahl 2” finden, muss sie irreduzibel sein. Denn die Gewichte (27) sind alle von-
einander verschieden, und aus einem von ihnen erhalt man die iibrigen durch wiederholte Anwendung der zu den Wurzeln «=A; gehérigen Ubergange
AA’.
Eine
solche Darstellung
ist in der Tat von E. Cartan konstruiert
worden?). Die 2” Variablen werden zweckmassig durch einen Buchstaben x mit n Indizes gekennzeichnet, deren jeder die Werte + oder — besitzen kann. Ich gebe die Operationen an, welche in der gesuchten Darstellung der Hauptmatrix h und den zu den Wurzeln « gehérigen Elementen e, von c° korrespondieren.
H = H(A, Ao, .-., An): jedes x geht iiber in
tA th to aS wo die Vorzeichenkombination der betreffenden Variablen x.
E,,%=A,.
Diejenigen
An ee,
im Faktor zusammenfallt mit der Indizesfolge
x, deren
i-ter Index
+
% = x_ aber, dessen i-ter Index -- ist, geht iiber in
ist, gehen
iiber in 0. Ein
+ x,, wo x, aus x_ ent-
steht, indem der 7-te Index aus — in + verwandelt wird; das Vorzeichen vor x,
ist gleich dem
des 1-ten bis (:—1)-ten Index von x,. — Analog fiir
Produkt
a = —A,: die Rollen von + und — im 7-ten Index sind zu vertauschen.
E,,
«=A; +,
(i , .--, Pn—1 noch immer stetig in den Ruhwert g=0 zusammenziehen;
gleichzeitig fiihre man den von ¢,, durch-
laufenen Bogen, indem man seine vertikale Anfangssehne den tibrigen vertikalen Strecken nach gegen 1 riicken lisst, in die einmalige Durchlaufung des ganzen Kreises von y = 0 bis y = 1 iiber. Man erhalt dann am Ende des Deformationsprozesses an Stelle von
& die stetig sich vollziehende volle Umdre-
hung einer reellen zweidimensionalen, variierenden Ebene:
mit
dem
Kurvenparameter
€;
> COS:
e,— SiN:
ey,
€y
> SIN - &; + COS
: ep.
yu stetig
Die «reellen» Vektoren e,, ¢, und der Drehwinkel g hangen stetig von yu ab, und @ durchlauft einmal die Skala der Winkelwerte von 0 bis 1. Diesen Prozess kann ich offenbar stetig tiberfiihren in die volle Umdrehung §, einer irgendwie fest vorgegebenen reellen zweidimensionalen Ebene. Darum ist jede geschlossene Kurve & entweder homolog 0 oder homolog Sy. Da es evident ist, dass sich R
nicht stetig auf einen Punkt
zusammenziehen
ungerade Dimensionszahl bewiesen. Bei gerader Dimensionszahl ist die Méglichkeit
lasst, ist unser
zu erwagen,
Satz fiir
dass das am
weitesten nach rechts gelegene Paar e,, ¢, durch +1 hindurchgleiten kann und
dadurch 9, tiber 0 in — y, sich verwandelt. Wenn aber nicht bloss ein einziges
Paar da ist, d. h. wenn
nicht = 2 ist, wird dem ersten Paar unter allen Um-
stainden durch die tibrigen Paare das erwahnte Méglichkeit ist darum von welche gy, ersetzt durch o - y, (o der parameter), den von y, durchlaufenen (2, +++) Pn—1 Stetig in die Ruhelage p
Hiniiberriicken nach —1 verwehrt. Die keinen Folgen, weil die Deformation, von 1 bis 0 abnehmende DeformationsBogen ebenso wie die Pendelungen von = 0 iiberfiihrt. Es bleibt nur die andere
600 MOglichkeit zu diskutieren, dass das m-te, das am weitesten nach links gelegene
Paar durch —1 hindurchgeht und @, iiber 1/2 hiniiber in 1 — ¢, sich verwandelt. Das Resultat ist dann offenbar das gleiche wie bei ungerader Dimensionszahl. Die oben wiedergegebene CarTANsche Tabelle lasst erkennen, dass es tatsichlich Darstellungen der abstrakten Gruppe d% gibt, die erst auf dj, nicht schon auf D,, eindeutig sind. »Dem schon im I. Kapitel eingeschlagenen Gedankengang gemiss folgt nun die Berechnung des Volumens dQ. Als Komponenten eines infinitesimalen Elementes
(23) von D,, kénnen wir verwenden
(Q;, 0;) alle 9, und diejenigen 0;,, 0%, fiir welche 1 < & ist. Darum gilt
a0 =( IT.-0 (&—3)} TT ( -1)- Tee i
itk
(a3
i0, so ist derselbe Ausdruck brauchbar fiir den ersten der beiden Summanden, in welche y nach (33) zerfallt. Fiir den zweiten, den sin-Teil hat man
Jeh — enh, ..., en — en|
ie
=F, ep e711] °
d.i. die p-Determinante (20), multipliziert mit 6 = JT s(;). i
Man findet
(— 1)"6? = J] (2 — e(p,)) (2 + e(p,)) = #1) f(-1) = le—2| - |e + tj. Bezeichnet man die Koeffizientenmatrix (38) der invarianten quadratischen Form (22) mit é, so ist | e|=(—1)". Darum erhilt man,
1
(38)
nachdem man zunachst |e —¢| ersetzt hat durch die transponierte Determinante |e—¢’|: 6? =|(e —#’e) (e+ 24)|.
Nun
ist ¢’/et=e,
minante 2) Vgl. zu dieser und I, Scuur.
den
iibrigen
Formeln
der
also 62 gleich der Deter-
schiefsymmetrischen
dic auf S. 314 unter
Matrix
1) zitierte Abhandlung
von
604
ét—t'é. das
Die
Quadrat
Determinante
einer
schiefsymmetrischen
Matrix
ist
einer ganzen rationalen Funktion ihrer Komponenten,
der «Pfaffiante».
aber
namlich
Setzt man also
a(t) = Pfaffiante von (é¢ — t’é), so kommt?) 2 x(t) =
[Pica
ae Pina
ei oma
Pines
wal
A(t) -|Pr—ny Pr-n4a + Pi-n-a»---| (Gewicht: 1,-n+1,
l,—n+2,...,
In-y—1,41,
(39)
(hn 29);
fiir /,, =0 ist der Faktor 2 links zu léschen und fallt rechts das zweite Glied fort}. Sind die / halbganze Zahlen, so schreiben wir an Stelle von / diesmal /—1/2. el
ae
eo
U-12)
ef
ra
t2
=
eo
Apa
U-12)
an
ei sind die Koeffizienten von ¢’~1 in den Potenzentwicklungen
i
oe
eu
ess
bzw.
CS ee.)
Eiues
(l= et)
l—e 8)
der Funktionen
*
Darum ersetze man in der p-Determinante (20) ; durch p;—?,_, bzw. £;4 pi43 so kommen die beiden Determinanten in der Formel (40) zustande. Ausserdem sind die Produkte
He? +"), i
Fle? -e"*) i
ins Quadrat erhoben bzw. gleich
f(-1) =|e+4|
und
(—1)"f(1) = (—1)"Je—t|=|é— 2].
Somit findet sich jetzt 24)
= Vier?
1)" [e=?]
+V(A ‘
[Gewicht : 7,—
“| Pren—Preaa Pind
il
+ peep
Deas
pen
hae
3
Fa one
rae
— (ane Ben 3
9
ts
hers
+ (In-
L
ab
|
40
(#0)
To Set
In den Formeln (36), (37), (39), (40) bedeuten J,, /,, ..., 1, stets ganze Zahlen, die den Ungleichungen /, >J, >--. >/, geniigen; ausserdem ist, wie jedes-
1) Die Berechnung dieser Charakteristiken, welche er 7 nennt, ist I. ScxuR noch nicht gelungen; ebenso fehlen bei ihm natiirlich diejenigen der zweideutigen Darstellungen. Eine rekursive Bestimmung der 7 gelang im Anschluss an die Scuurschen Untersuchungen, aber ohne Benutzung des Integralkalkils, R. BRAUER (Dissertation Berlin, 1925)
605 mal vermerkt ist, /, entweder der Einschrankung worfen. — Die vorkommenden Irrationalitaten sind
V(-1)"{e—#| Bei
ungerader
Dimensionszahl
ist ihr Produkt rational = x(t).
und
ist die erste
//le4
/, > 0 oder /, = 0 unter-
tl.
= 0; bei gerader
Dimensionszahl
Satz 6. Jede Darstellung von d zerfallt in irreduzible. Die Dimensionszahlen
der irreduziblen Darstellungen sind unter (35), (35') verzeichnet. Den Ausdruck der Charakteristiken durch die Multiplikatoren von t findet man nach Anweisung der Gleichung (32) in den Formeln
selber in (37), (36) bzw. (39), (40).
(29), (31) bzw. (33), (34), durch die Matrix t
Auf die von I. ScuuR neben d behandelte Gruppe alley Q invariant lassenden linearen Transformationen, zu welcher auch diejenigen von der Determinante —1 gehéren, gehe ich hier nicht ein. Denn unser Standpunkt ist der infinitesimale. Auch die Charakteristiken =
Di Vivty. tn
oo)
ORs Pr + Ba Pz + ++ + Pn Pu)
sind fiir uns lediglich die «erzeugenden Funktionen», welche die vorkommenden Gewichte
sammenfassen.
2; p+
ke
2+ --: + An Gn und ihre Multiplizitaten 7;, ,,.-.%, 2U-
— Die durch Hinzunahme
der Dilatation erweiterten
c und d kénnen analog behandelt werden wie in Kap. I, § 8.
Gruppen
606
KAPITEL
111
Struktur der halb-einfachen
Gruppen
Begonnen wurde die Untersuchung der Struktur der halb-einfachen kontinuierlichen Gruppen endlicher Parameterzahl von KiLi1NnG?); abererst E.CarTAN gelang in seiner Thése (Paris 1894) ein einwandfreier Aufbau. Das Resultat war eine vollstandige Tabelle aller abstrakten einfachen Gruppen (deren direkte Produkte die halb-einfachen sind): zu den drei grossen Klassen der Gruppen g, ¢, D, deren Darstellungstheorie in den beiden vorigen Kapiteln entwickelt wurde, traten nur noch weitere fiinf einzelne Gruppen hinzu. Die Untersuchung zerfallt in zwei Teile, einen allgemeinen, in welchem die Haupteigenschaften der halb-einfachen Gruppen ausfindig gemacht werden, und einen speziellen, der durch viele Fallunterscheidungen hindurch zu den wenigen konkreten Méglichkeiten vordringt, welche zufolge jener Eigenschaften allein offen bleiben. Ich komme
hier auf den allgemeinen Teil zuriick, weil er nicht nur wesentlicher
Vereinfachungen
fahig ist, sondern
fiir unsere Zwecke weiter gefiihrt werden
muss, als es durch E. CARTAN geschehen ist. Das Hauptziel dabei ist, die
Beschrankung», die bisher eine so bedeutsame halb-einfachen Gruppen zu iibertragen.
§ 1. Grundbegriffe.
Zerlegung
«unitare
Rolle spielte, richtig auf alle
nach einer maximalen
auflésbaren
Untergruppe
Der
Begriff der infinitesimalen
Gruppe
a wurde
schon
in Kap. I, § 2, in
Erinnerung gebracht. Eine lineare Teilschar b von a ist eine Untergruppe, wenn irgend zwei zu b gehdrige Elemente 6,, 5, stets ein zu b gehoriges Kommutatorprodukt [b,,,] erzeugen. Eine invariante (ausgezeichnete, selbstkonjugierte) Uniergruppe liegt vor, wenn mit 6 zugleich [bx] der Schar angehért, welches auch das Gruppenelement x innerhalb a sein mag. Im letzten Fall ist a mod. b genommen (Projektion von a nach b; in der durch Projektion entstehenden Mannigfaltigkeit gelten zwei Elemente von aq als gleich, wenn ihre Differenz zu b gehért) ebenfalls eine Gruppe, die Faktorgruppe. Die Elemente von der Form
[xy] und alle diejenigen, die sich aus solchen additiv zusammensetzen,
bilden die Kommutatorgruppe oder abgeleitete Gruppe a’; sie ist eine invariante Untergruppe von a. Scharfer gilt: Die Ableitung einer invarianten Untergruppe von a ist wiederum eine invariante Untergruppe von a. Demnach sind die sukzessiven Ableitungen a’, a’, ... samt und sonders invariante Untergruppen
1) Die Zusammensetzung der stetigen endlichen Transformationsgruppen, Math. Annalen 31 S. 252; 33, S.1; 34, S.57; 36, S. 161 (1888-1890).
607
von a. Bricht diese Reihe ab mit der infinitesimalen Gruppe 0, so ist a eine auflosbare (oder «integrable») Gruppe. Man kann diesen Begriff auch so fassen: Die Gruppe a ist auflésbar, wenn sie sich mittels einer Reihe = Ap, Gps
+++) Ag, Ay, Oo = 0
abbauen lasst, in welcher jedes a;_, invariante Untergruppe des vorhergehen-
den a; ist und die Parameterzahl von Glied zu Glied um 1 sinkt. Enthalt eine
Gruppe keine andere invariante Untergruppe als 0 und sich selbst, so heisst sie einfach; halb-einfach hingegen, wenn sie keine andern auflésbaren invarianten Untergruppen enthalt ausser 0. Die einparametrigen Gruppen sind zugleich Abelsch und einfach; aber abgesehen von diesem trivialen Fall ist eine einfache Gruppe stets auch halb-einfach.
Zu einer beliebigen in abstracto gegebenen Gruppe gehért immer die von Lik als Parametergruppe bezeichnete Transformationsgruppe. In ihr korrespondiert dem Gruppenelement T die Transformation X = TX’ der Gruppenmannigfaltigkeit in sich selber; sie ist so auf die urspriingliche Gruppe homomorph bezogen. Eine andere isomorphe Transformationsgruppe, die «adjungierte», erhalt man, wenn man dem Element T die Transformation Ea
ICE
zuordnet. Diese Darstellung ist jedoch unter Umstanden «verkiirzt»; es entspricht namlich allen denjenigen Elementen T die Identitat, welche dem Zentrum der Gruppe angehéren, d.h. mit allen Elementen X der Gruppe vertauschbar sind. Im Gebiet der kontinuierlichen Gruppen ist sie dennoch von grésserer
Wichtigkeit als die Parametergruppe, da die Transformation aus jedem infinitesimalen Element x wieder ein infinitesimales x’ entstehen lasst: Sa ist eine homogene
lineare Transformation
im 7-dimensionalen
Vektorraum
a,
und wir bekommen so eine Darstellung der kontinuierlichen Gruppe durch lineare Transformationen. Das infinitesimale Element ¢ wird dabei reprasen-
tiert durch die infinitesimale lineare Transformation, welche dem willkiirlichen
Vektor x des Raumes a die Anderung x—.’ gleich
da =|tx)
(1)
erteilt. Dass dies eine isomorphe Darstellung ist, bildet den eigentlichen Inhalt des Multiplikationsgesetzes [fs é) x] =[é{s x]] t gehort dem Zentrum
an, wenn
—[s(é2]].
[tx] identisch in » gleich 0 ist. Das Zentrum
ist eine invariante Untergruppe, deren Elemente s,t vertauschbar sind: [st]=0. Fiir eine halb-einfache Gruppe a besteht demnach das Zentrum nur aus 0, und
608 hier ist die infinitesimale Gruppe Y der adjungierten linearen Transformationen (1) eine homomorphe Darstellung von a.
Jede homogene lineare Transformation in einem m-dimensionalen Vektorraum t, den die Variable x durchlauft, ai—
besitzt ein von der Wahl stisches Polynom
des Koordinatensystems unabhangiges
f(¢)=|¢€£-—T| Ist
€ = «a eine
Wurzel
Ex
charakteri-
(E die m-dimensionale Einheitsmatrix).
von
/, so existiert
Abbildung sich in awe verwandelt:
de—
ein
Vektor
e + 0, der
durch
diese
le — ou
Den verschiedenen Wurzeln «1, a, ... von f(¢) entsprechend, kann man den Raum t in Teilrdume tr, + t, + --- zerspalten, deren jeder invariant ist gegeniiber T, von folgender Beschaffenheit?): Ist «, eine v;-fache Wurzel des charakteristischen Polynoms, so ist t, von »,; Dimensionen, und alle Vektoren x, die zu t, gehéren, erfiillen die Gleichung (La;
E)@s = (@
2,24 — 0;
Geniigt umgekehrt ein Vektor x einer Gleichung (d — «,)'x = 0 mit einem beliebig hohen positiven Exponenten J, so liegt x in r,. Entsprechendes gilt firs ee Diese Tatsachen werden angewendet auf die Operationen der adjungierten Gruppe, auf die Matrix T der linearen Transformation
ae= tx), Benutzt man irgendeine Basis ¢,, ey, ..., e, der infinitesimalen Gruppe a und ist darin ba
Ty Oy
tata
=
eee
(2)
so besteht jene Matrix aus den in den Gleichungen [te]
= Dvn
k
ex
(te
eer)
auftretenden Koeffizienten y,,. In ihrer Abhangigkeit vom
Elemente ¢ sind
sie Linearformen der Parameter 1, , T:, --., T,- Das charakteristische Polynom
15) =|CE— T| =f" — yy) En-1 + yf) C2
ty),
1) Vgl. etwa H. Wri, Mathematische Analyse des Raumproblems (Berlin 1928), S. 88-95.
(3)
609 dessen Koeffizienten y;(t) homogene ganze rationale Funktionen der durch den
Index 7 angezeigten Ordnung in den Parametern 7, t2, ..., tT, von ¢ sind, ist
eine Invariante gegeniiber der adjungierten Gruppe; d.h. es ist df = 0, wenn man ¢ den infinitesimalen Zuwachs dt = [at] erteilt, welches auch das Element
a von
a sein mag.
Der
letzte
Koeffizient
y,(t) verschwindet
Besonders wichtig ist die in den Parametern homogen-lineare
Spur
identisch.
ylt) = Oy Yi:
Ist b eine g-parametrige Untergruppe von a, so ist das charakteristische Polynom g(¢; 7) des beliebigen Elements ¢ von b fiir die Gruppe b — es ist vom Grade q — ein Teiler des Polynoms
Untergruppe
von
/(£; ¢). Ist b insbesondere eine
a, so gilt fiir die Elemente
Ho; t) = 079
invariante
¢ von b:
g(C; 2).
(4)
Bei fest gegebenem ¢ = fy zerspalten wir den y-dimensionalen linearen Raum a, in welchem
sich die Transformation
“Ty: dx = [tx] abspielt, nach den verschiedenen charakteristischen Wurzeln von T, in Teilraume. Von einem Vektor oder Element x, das in dem zur Wurzel %» gehérigen Teilraum liegt, sagen wir kurz, es gehdre zu a. Hilfssatz. Gehdrt x, zur Wurzel a, x3 zur Wurzel Bo, $0 [X_Xp] ZU % + Bo(Insbesondere ist [x,%,] = 0, wenn o%» + By keine Wurzel des charakteristischen
Polynoms ist.)
Beweis. Wird a + Bo = Yo» [%x Xp] = %, gesetzt, so folgt
oder
[to [%_ ¥6]] = [[to %a] %p] + [%2 [to al] To%,= [To %» %) ELM, L (To — Yo} x)=
Lo Mpls
[(To — %)% > %p] + [>
(To — Bo) %3]-
Durch wiederholte Anwendung dieser Relation ergibt sich, dass (J) — 7»)'x,, eine Summe von Ausdriicken der Form ist: [(Lo — Xo) *%1 (To — Bo)?%_)
miti+7=1.
Sobald / also mindestens so gross ist wie die Summe beiden Wurzeln «» und fo, ist (io
der Vielfachheiten der
Yo) x, = 0.
Gemiiss dem Hilfssatz bilden die zur Wurzel 0 gehérigen Vektoren, zu denen insbesondere ¢y selber gehdrt, nicht bloss eine lineare Mannigfaltigkeit, sondern eine Gruppe } innerhalb a. Ist A ein Element von , so lasst die Abbildung
610
Teil-
dx = [hx] jeden der zu den verschiedenen Wurzeln %» von 4, gehdrigen
raume invariant; denn mit x, gehért auch immer [hx,] zur gleichen Wurzel a. Das ty, von
welchem
wir ausgehen,
sei insbesondere
als ein regulares
ment gewahlt, d.h. als ein solches, dessen charakteristische
Ele-
Gleichung /(£; t)
die Maximalzahl verschiedener Wurzeln hat, die tiberhaupt ein Element inner-
halb
kann),
a besitzen
Verschwinden
unter
Koeffizienten
den
(3) die
von
letzten nidentisch, so hat fiir das spezielle f, die Wurzel 0 von /(£; ¢)) nur gerade die Multiplizitat , und b ist n-parametrig. Mit Hilfe einer Basis /,, fg, ..-, In von h sei jedes Element von h in die Form gesetzt:
= W(Ay, Ags ++) An) = Ay hy + Ag hy +0 Es wird etwa
y= DP =A,
+ Qhe to
+ An hen
+ A hn
sein. % bedeute eine Wurzel der charakteristischen Gleichung von ¢) und r, den zugehérigen Teilraum. Da die Formel dx = [hx] eine Abbildung des Teilraums r, auf sich selber definiert, konnen wir deren charakteristisches Polynom
£,(C; h) herstellen. Sein Grad », ist gleich der Dimensionszahl von r,.
f(C; h) ist = ITM Das Produkt
erstreckt sich iiber die Aria kea ros
Wurzeln %». Ich behaupte,
dass /,(¢; h) fiir alle Werte der Parameter A;, A, ..., A, die Potenz eines Linearfaktors sein muss: (¢ — «)’«. Denn gabe es A- Werte, fiir welche /, verschiedene Wurzeln
besasse,
des Polynoms
so ware
fiir t= ¢, die
Maximalzahl
/(£; 4) nicht erreicht gewesen.
v,-«
verschiedener
ist die Teilspur
Wurzeln
von
h im
Raume r, und demnach « selber eine Linearform der Parameter /,; a» ist ihr Wert fiir 2; = A?. Insbesondere muss /o(¢; 2), das charakteristische Polynom von h in der Gruppe b, identisch = ¢” sein, da im Produkt der tibrigen Faktoren /,(¢; 4) der Koeffizient von ¢° nicht identisch verschwindet. In der gewonnenen Produktzerlegung
nennen wir die Linearformen « der Parameter 2 die Wurzeln der Gruppe a. Das Element f) = h® spielt von jetzt ab keine Rolle mehr, an seine Stelle ist die
ganze Gruppe b getreten.
Die Gruppe b ist aufldsbar. Das geht aus dem folgenden
Satz von ENGEL?)
hervor: Ist das charakteristische Polynom eines willkiirlichen Elementes h in einer
1) Spaltet man, die Parametert als Unbestimmte behandelnd, aus f den gréssten gemeinsamen Teiler von f(¢) und df/df ab, so bedeutet diese Bedingung, dass die Diskriminante des tibrigbieibenden Faktors /,(¢), eine ganze rationale, nicht identisch verschwindende Funktion der Parameter von ¢, fiir t = ty verschieden von 0 ist. 2) Vgl.A. Umiaur, Dissertation (Leipzig 1891), S.35; E. Cartan, Thése (Paris 1894), S. 46; und die Beweise fiir dieses und das Lirsche Theorem im Anhang des gegenwiartigen Kapitels.
611
n-parametrigen infinitesimalen Gruppe b gleich &", so ist h auflésbar. Sein Beweis
beruht auf dem fundamentalen Lieschen Theorem iiber infinitesimale auflosbare
Gruppen linearer Transformationen. Ist § eine solche, welche Transformationen eines m-dimensionalen Raumes r besteht:
aus
linearen
dx = Hx= (HH, +4,H, +++ +4,H,) x — die A; sind die Parameter, die Vektoren
des Raumes
H; feste m-dimensionale
Matrizen,
t —, so besagt dieses Theorem:
x durchlauft
dass im Raume
vt ein
durch den Nullpunkt gehender Strahl existiert, welcher gegeniiber allen Transformationen von $ invariant ist. Mit anderen Worten: es existiert ein von 0 verschiedener Vektor e in r, so dass
He=A-e ist, wo A eine Linearform
der Parameter 1; bedeutet.
zur Ableitung §’, so wird A = 0. Denn Bezeichnung
Man
kann
[BB den Lieschen
(5) H insbesondere
aus (5) folgt in leicht verstandlicher
e= AlAs
Satz von
Gehért
= AA)
neuem
= 0,
anwenden
auf den
(m—1)-dimen-
sionalen Raum, der ausr durch Projektion nache entsteht; und so fortfahrend, erhalt man eine Folge von Vektoren ¢, €, ..., €m, welche ein Koordinaten-
system in r bilden und Gleichungen geniigen TEE H
A e. = Ag és (mod €,), me
miodd €1)¢5) 1. Ena)
in denen die A; Linearformen der 4 sind. Das charakteristische Polynom von H zerfallt demnach in Linearfaktoren
(¢ — Ay) (¢ — Ay)... (6 — An)Dies Theorem kann man insbesondere anwenden auf die lineare Transformationsgruppe, welche zu einer auflésbaren infinitesimalen Gruppe adjungiert ist. Der Satz von ENGEL ist im wesentlichen die Umkehrung
des so entstehenden
Satzes iiber die Konstitution der auflésbaren Gruppen. Hier machen wir von dem Lieschen Theorem Gebrauch fiir die zu isomorphe Gruppe von Abbildungen dx = [h x] des zur Wurzel « gehérigen Teilraums r,. Danach
existiert ein bestimmtes
Element
fiir alle h die Gleichung besteht
[hej = & + &-
¢, + 0, so dass simultan
(7)
612 Ist r, nicht eindimensional, gibt es weiter ein von e, linear unabhangiges Ele-
ment ¢, fiir welches
[he]
=a-e, (mod ¢,)
(7’)
gilt, usf. Fiir ein Element der Gruppe ) von der Form
[/,h,] und damit fiir
jedes Element der abgeleiteten Gruppe b’ sind die Wurzeln « = 0. , Diese
Ausfiihrungen
lassen
bereits
deutlich
erkennen,
dass
die
Konstitu-
tionsformeln der Gruppen gq, ¢, 0 wesentliche Ziige tragen, die allen Gruppen gemeinsam sind.
§ 2. Die
Gewichte
Es liege eine Darstellung der Gruppe a durch lineare Transformationen vor. Dabei entspreche dem Element / die Matrix H, dem Element e¢, die Matrix E,.
Ausserdem
sei neben « auch
—a Wurzel.
[E, E_,] = H, ist eine spezielle Ma-
trix H. Der Wert einer beliebigen Linearform A = A(H) der Variablen /,, /,,
..., A, fiir H = H, werde wie frither mit A, bezeichnet. Gilt fiir einen Vektor e des Darstellungsraumes eine Gleichung
He
ece
(5)
wo A eine Linearform der A, ist, so sagen wir, e sei vom
Gewichte A, und falls
e + Oist, A komme in der Darstellung als Gewicht vor. Wir kénnen nun genau die in Kap. I, § 2, angestellte Uberlegung wiederholen: Ist A ein vorkommendes Gewicht, nicht dagegen A —« (wir nehmen jetzt an, « sei eine von 0
verschiedene
Wurzel),
so bilde man
aus dem
Vektor ¢ =e) + 0 die Reihe ¢, Ey ¢)=¢,, erste Element, welches = 0 ist, so gilt
der
Gleichung
Ey e,=g,
(5) gentigenden
... Ist in ihr 741
ya
das
c)
Daraus fliessen wichtige Folgerungen:
1. Ist «, = 0, so verschwindet A, fiir jedes vorkommende Gewicht A. (Das
ist selbstverstandlich auch richtig, wenn « = 0 ist.) 2. Unter der entgegengesetzten Voraussetzung a, + 0 tritt mit
Ae2OoAa als Gewicht auf; und 2 A,/a, ist eine ganze Zahl. Aus dem friiher gefiihrten Beweise von (8) notieren wir noch
die Gleichung
i
E_,E,e=—6- S(A+7a),. i=0
A zugleich
(9) (fiir « + 0)
613 Der Faktor rechts ist
(36
= (i 1) dot Ersetzen wir das struierte a-Serie
Zeichen Vo
a asa
A +7
durch A,
ei
el
so heisst
das:
Teilt A die kon-
lg ee reiAo,
von Gewichten so, wie aus der Bezeichnung hervorgeht, dann gilt fiir den von uns konstruierten Vektor e4(= e;) vom Gewichte A die Gleichung
BD. boat
ee
(10)
Die Transformation FE _,E, besitzt also innerhalb des von den Vektoren é9, ¢), .., €, aufgespannten (g+ 1)-dimensionalen Teilgebiets, welches ihr gegeniiber invariant ist, die Teilspur
Se
2)
eee
ae
In zweierlei Hinsicht bedarf diese Formel der Erganzung. 1. Wir projizieren den Darstellungsraum r modd ép, ¢,, ..., ¢, und wenden die gleiche Uberlegung auf den entstehenden Raum r’ von g+1 Dimensionen weniger an. Es ist méglich, dass in ihm abermals eine Serie von Gewichten der Form A+7« auftritt mit der gleichen LinearformA und zugehérigen Vektoren ¢; an Stelle von
zweiten
e;. Besteht
Vektorserie
sie aus g’+1
zusammen
Gliedern,
aufgespannte
so ist der von der ersten und
(g + 1) + (g’+ 1)-dimensionale
Raum invariant gegeniiber der Abbildung E_,£,, und die Teilspur der Abbildung in diesem Gebiet ist
abet We
Sle 2) CCE 1:2-3 T2535
2) ie
So kann man fortfahren. Fir die Gesamtspur von E_, E, findet man den Wert
(11)
os
wo sich die Summe iiber alle «-Serien erstreckt, in welche auf die geschilderte Weise die Reihe der Gewichte in verallgemeinertem Sinne, namlich der charak-
teristischen Wurzeln A,, A,, ..., 4, von H — Formel
(6) — zerlegt werden
kann; g+1 bedeutet fiir jede «-Serie ihre Lange. Ist insbesondere «, + 0, so folgt aus der zu (8) analogen Gleichung, welche
ausdriickt, dass die Werte der Seriengewichte fiir H, Null zum haben, dass die zweite
Serie die erste an beiden Enden
Schwerpunkt
um die gleiche Anzahl
iiberragt oder um die gleiche Anzahl gegeniiber der ersten verkiirzt ist. Es geht daraus
hervor:
Ist «,
+0, so sind
immer
zwei
durch
die Formel
(9) verbun-
614
dene
Linearformen
und A’ charakteristische
A
von
Wurzeln
H
der gleichen
Multiplizitat, wahrend die dazwischen gelegenen Linearformen der arithmetischen Reihe A-+ia
Wurzeln von der gleichen oder héherer Multiplizitat sind.
2. Die Resultate bleiben bestehen, wenn wir an Stelle von E_, die irgend-
einem zur Wurzel —« gehdrigen
Element ¢_, von a korrespondierende Matrix
T_, verwenden. [E,,T_,] = Hx ist ebenfalls eine Matrix H, A(H3) werde = A}
gesetzt. Fiir die Spur der Matrix T_,£, bekommt man analog zu (11):
ae yy s (6+ 1) (8+2) 2 C230 | § 3. Cartans
Kriterium
(11*) )
fiir die auflésbaren
halb-einfachen
und
fiir die
Gruppen
Dass die Spur y,(¢) eine Invariante der adjungierten Gruppe ist, kommt darauf hinaus, dass y,(t) = 0 ist fiir alle Elemente ¢ der abgeleiteten Gruppe a’. Dies sieht man auch so ein: Korrespondieren den Elementen s, ¢ von a in der adjungierten Gruppe die Transformationen S, T, so dem Element [s¢] die Transformation ST — TS. Aber die beiden Transformationen ST und TS haben die gleiche Spur, ST — TS also die Spur 0. — Benutzen wir als Basis von a das willkiirliche Element h(A,, A,, ..., An) der in § 1 konstruierten maximalen auflésbaren Untergruppe bh und die zu den verschiedenen Wurzeln «+0
gehorigen Elemente e,, ¢, ...: t=
h(Ay, Ag, ---, An)
+
az0
(le
tT
+),
(12)
so hangt y,(¢) nur von den Parametern A, ab, ist namlich gleich der Summe aller Wurzeln
« (jede in ihrer Vielfachheit
gerechnet).
Denn
gehért
¢, zur Wurzel
a + 0, so entsteht vermége der Abbildung dx = [t,x] aus einem zur Wurzel @ gehérigen x ein zur Wurzel 9 + «+ @ gehdriges dx. Die Spur dieser Abbildung ist also = 0. Darum ist y,(t) = y,(4). Die Teilspur von dx = [h x] in dem
zur Wurzel « gehérigen Teilraum r, ist aber gleich », - «. Von besonderer Wichtigkeit wird fiir uns die quadratische Form yp,(é) oder die Spur g(t) der Transformation T?; es ist p(t) = yi — 2 ye. Die Spur 9s, 2) der Abbildung ST:
dx = [t[sx]]
(13)
ist eine symmetrische Bilinearform von s und ¢, p(t, f) = p(t) die zugehérige quadratische Form. Die folgenden Entwicklungen beruhen darauf, dass die Resultate des § 2, insbesondere die Formel (8) angewendet werden auf die adjungierte Gruppe;fiir diese fallen die Gewichte mit den Wurzeln zusammen. Die Formel (8) muss noch dahin verallgemeinert werden: Sind ¢,, t_, irgend zwei zu den entgegen-
615
gesetzten Wurzeln a, —a« gehdrige Wurzel 9 fiir das in h enthaltene
Elemente,
so ist der Wert
einer jeden
lige
(14)
03", ein rationales Multiplum von «%*. Dass im Falle « = 0 fiir (14) alle Wur-
zeln verschwinden,
wurde
schon
am
Ende
von
§ 1 erwahnt.
Ist « + 0, so sei
Q—t4,...,@—4,0,0+4,...,,0+hka
eine zusammenhangende
Reihe
von Wurzeln,
(15)
so dass weder g— (i+ 1)a noch
e+ (k+1)a als Wurzel auftritt. Wir betrachten die lineare Mannigfaltigkeit
Baty it
tty g tty t tyra t
+ Tyike
Sie ist invariant gegeniiber den ¢, und t_, korrespondierenden Transformationen T,, T_, der adjungierten Gruppe. Da
HO Len Se ist, wird die Spur der Transformation Hz* jenes Teilraums gleich 0: k
Salo + ja)s* = 0;
ja-i
g; bezeichnet die Dimensionszahl von r, ,;4-
Wenn a eine auflosbare Gruppe ist, so gilt nach dem Lieschen Theorem fiir alle Elemente ¢ von a’: d.h. fiir solche Elemente verschwinden die samtlichen y,(¢). Nach von ENGEL
ist — unter Beriicksichtigung der Gleichung
dem
Satze
(4) fiir b = a’ — diese
Bedingung auch hinreichend dafiir, dass a’ und damit a eine auflésbare Gruppe ist.
E. CARTAN
verscharfte
das
Kriterium,
indem
er zeigte,
dass
man
statt
aller Koeffizienten nur den einen y, ins Auge zu fassen braucht: Hilfssatz. a ist dann und nur dann auflosbar, wenn fiir alle Elemente t von
a’ die Gleichung g(t) = 0 besteht.
Beweis. Aus der Voraussetzung folgt insbesondere p(hz*) = 0. Nun ist aber
o%* ein rationales Multiplum von «%*.
Das Verschwinden der Quadratsumme
aller 9%* —q(h) ist namlich die Quadratsumme aller Wurzeln — hat demnach zur Folge, dass « und damit jedes 0 fiir h = h%* gleich 0 wird. Ein beliebiges Element der Kommutatorgruppe a’, das zu h gehért, setzt sich additiv aus Elementen von der Form (14) zusammen. Darum verschwinden die Wurzeln samt und sonders fiir jedes Element von b, das der abgeleiteten Gruppe a’ angehort. Hieraus folgt, dass a’ nicht mit der ganzen Gruppe a zusammenfallt. Sonst wiirden alle Wurzeln identisch verschwinden, d.h. a ware = ); da aber bh auflésbar ist, besitzt h’ wenigstens einen Parameter weniger als h.
616
Darum ist die Parameterzahl von a’ geringer als die von a. Aber auch in dem charakteristischen Polynom, das zur Gruppe a’ gehdrt, verschwinden gemass der Gleichung (4) die zu y,, 2 analogen Koeffizienten identisch. Die Anwendung unseres Ergebnisses auf a’ statt auf a lehrt, dass wiederum a” wenigstens einen Parameter weniger enthilt als a’. So fortfahrend erkennt man die Auflésbarkeit von a. Satz
11).
a ist dann und nur dann halb-einfach, wenn die quadratische Form
p(t) nicht ausgeartet st. Da g(t) eine Invariante gegeniiber der adjungierten Gruppe ist, bilden diejenigen Elemente ¢, deren Parameter 1,, T2, .-., t, den linearen Gleichungen
gentigen
ON
I
Ge
eine invariante Untergruppe gruppe auflésbar. Wenn a
ey
von a?).
ES
Nach
oo)
dem
Hilfssatz ist diese Unter-
halb-einfach ist, diirfen die Gleichungen
demnach
nur die einzige Lésung t, = t, = -:- = 1, = 0 besitzen, oder g(¢) muss eine nicht-ausgeartete quadratische Form der Parameter T sein. Die Umkehrung spielt fiir uns keine Rolle, ist aber leicht zu beweisen. Ist a nicht halb-einfach, so gibt es eine von 0 verschiedene auflésbare ausgezeichnete Untergruppe b von a. Die Reihe der Ableitungen b, b’, b”, ... bricht ab. Die letzte von 0 verschiedene darunter, c, ist eine ausgezeichnete Untergruppe von a, welche Abelsch ist. Wahlt man die r-gliedrige Basis fiir a so, dass darin eine Basis von c¢ enthalten ist, so kommen in der charakteristischen Gleichung {(¢; ) und darum auch in @/(t) die zu ¢ gehorigen Parameter offenbar nicht vor. Mit Satz 1 ist das erste wesentliche Ziel der Strukturuntersuchung erreicht.
Fiir eine beliebige halb-einfache Gruppe bietet sich als diejenige Darstellung
durch lineare Transformationen, von der man seinen Ausgang nehmen kann, von selbst die adjungierte Gruppe dar. So verfuhren wir freilich nicht in Kap. I und II, wo uns von vornherein eine Darstellung in einem Raum von viel geringerer Dimensionszahl zur Verfiigung stand, als die Parameterzahl der Gruppe betragt. Dadurch aber, dass wir eine nicht-ausgeartete quadratische Form g(x) konstruiert haben, welche invariant ist gegentiber den Transformationen der adjungierten Gruppe, ist der Weg geebnet, der adjungierten Gruppe in analoger Weise sich zu bedienen wie der linearen Transformationsgruppen q, ¢, D in den beiden vorigen Kapiteln. Durch eine ahnliche
Schlussweise wie die zu Satz 1 fiihrende erkennt man,
dass jede halb-einfache Gruppe das direkte Produkt von einfachen (nicht einparametrigen) Gruppen ist; diese Zerlegung ist eindeutig bestimmt. Doch bediirfen wir hier dieser fiir die Konstruktion aller halb-einfachen Gruppen fundamentalen Erkenntnis nicht?).
mea oPh
617
Von jetzt ab bedeute a stets eine nung Wurzel werde allein fiir die von in Satz 1 gewonnene Bedingung wird Satz 2. Ist a halb-einfach, so ist
halb-einfache Gruppe, und die Bezeich0 verschiedenen Wurzeln verwendet. Die weiter ausgewertet in dem die maximale auflisbare Untergruppe b
Abelsch. Die Wurzeln « treten nur einfach auf und sind paarweise einander ent-
gegengesetzt: x, —a. Es existieren unter ihnen n voneinander linear unabhdngige.
O,, der
Wert
von « fiir hy = [€,e 4],
ist +0.
Die
Multipla
2a,
3a,
...
einer
Wurzel « kommen nicht unter den Wurzeln vor. Beweis. Wir verwenden wiederum die Basisdarstellung (12). Ist daneben s ein zweites willkiirliches Element der Gruppe a: S=
h(x, Ha) «2+, Xn)
+ Dy (0,6,+0,6,+°°)5
(17)
so hat die Spur der Abbildung (13) die Gestalt
Pls, t) = Q(x, a) +X (a, ta) Q ist eine symmetrische Bilinearform der Parameter x und 4; die zugehérige
quadratische
Form
Q(A) ist die
Quadratsumme
ein Glied bedeuten, das aus einem numerischen
aller Wurzeln.
(o,7_,) soll je
Koeffizienten, einer zur Wurzel
a gehorigen Variablen o,, o,, ... und einer zu —« gehorigen t_,, t_,, ... multiplikativ zusammengesetzt ist.
1. Q(A), die Quadratsumme der Wurzeln, darf nicht ausgeartet sein; darum miissen unter den Wurzeln ebenso viele unabhangige vorkommen, als die Anzahl der Variablen 4 betragt. Und 0 ist das einzige Element von b, fiir welches alle Wurzeln verschwinden. Da nun aber fiir ein Element der abgeleiteten Gruppe )’ tatsachlich alle Wurzeln = 0 sind, reduziert sich h’ auf 0. 2. Ware « Wurzel, aber nicht —«, so kame die Variable a, in g/(s, ¢) nicht
vor — entgegen dem Umstand, dass ¢/(s, ¢) nicht ausgeartet ist. 3. Aus demselben Grunde, weil die Variable o, in gs, t) vorkommen kann « nicht verschwinden fiir jedes zu ) gehérige Element von der he = [e,t-,), to —€_, oder é_, oder e_, ...; vgl. die Formel (11*). Es seit als ein zur Wurzel —« gehdriges Element so gewahlt, dass a} = a(hz) +
Die Annahme,
(mod e,), welches der Beziehung
es gabe ein e/, = e, +0
[A e,]
Fir ¢ = ¢_, ergibt sich Denn es ist ‘
(18)
=a - e, (mod ¢,)
geniigt, fiihrt auf einen Widerspruch weise. Man bilde wiederum die Reihe
&,
muss, Form =7_, 0 ist.
mit Hilfe der in § 2 befolgten
Eye =(%%)=%2,
Eyes
Schluss-
es,
Te, = [t ¢,] = — ak - e, (mod ¢,). (é[e, e1]] = [¢. [¢ ex]] — [Len4] lle
(19)
618
Da [¢ e,] zu h gehort, so ist das erste Glied rechts ein Multiplum von e¢,, das zweite aber ist nach (18): = — a% e, (mod ¢,). Durch Anwendung der Formel (19) auf e,, es, ... an Stelle von e, ergibt sich durch Induktion weiter = 3a8-2,,
[be] = allgemein
g(g+1) aegis
ere
;
2,
(absolut von g = 2 ab, mod ¢, fiir g = 1). Weil ein ¢,,, mit hinreichend hohem
Index verschwinden muss, folgt daraus riickwarts das Verschwinden von e¢,, «+, €3, 2 und schliesslich e, = 0 (mod ¢,) gegen die Voraussetzung. Zugleich
ist damit
—(t+1)a,
bewiesen,
so ergibt
dass «, + 0 ist. Ist —7-«
sich durch
eine Serie von Elementen
Cupp
unsere
eine Wurzel,
Methode,
von
aber
e_,, = e_;
nicht mehr
anfangend,
see CutsCpe C15 sean egy 5,
deren jedes aus dem vorhergehenden durch die Abbildung E, erzeugt wird. Sie muss wegen «, + 0 gerade mit e, abbrechen. Das zur Wurzel « gehérige e, ist notwendig ein Multiplum von e,, folglich e, = [e, e,] = 0. Darum kann 7 nicht = 2 sein.
Die Analogie mit den in den beiden ersten Kapiteln benutzten Konstitutionsformeln ist vollkommen. Satz 3. Wir haben eine Abelsche Untergruppe b, deren allgemeines Element h von n Parametern hy, Ag, ..., An abhdngt, und zu jeder Wurzel x ein Element e,. h und die den verschiedenen Wurzeln korrespondierenden e,, bilden zusammen eine Basis fiir die ganze Gruppe a. Und es gelten die Beziehungen
[Ah ]=0; 85 Willkiirlich ist noch
[he]=a-e,;
| 0, wenn a+
|
Ny» Crip,
1. die Wahl
rgendein (nicht verschwindendes) nimmt nunmehr die Gestalt an:
[eea © — a =;
B + 0 keine Wurzel ist. Wenn w+
’
B Wurzel ist.
der Basis von
Multiplum
von
Qt:A) + YN, 0,7. Nach (11) ist der Koeffizient
); und 2. kann
e, ersetzt
e, durch
werden.
9(s, ¢)
(20)
i
el g (e+ 1) (g+2) N,=>4, fae
(21)
die Summe erstreckt iiber die verschiedenen «-Serien von Wurzeln, deren Lange
mit g+1 bezeichnet ist. Zu diesen Serien ist auch die 3-gliedrige —a, 0, a zu rechnen, Fasst man immer mit einer «-Serie die entgegengesetzte zusammen,
619
die entsteht, indem man jedes Glied @ in —@ verwandelt (nur die eine Serie —a,
0, a geht
dabei in sich tiber), so erkennt
man,
dass N, ein ganzzahliges
Multiplum von @, ist; der ganzzahlige Faktor ist positiv und
§ 4. Die Gruppe
= 2.
(S)
Bis hierher bin ich im wesentlichen, von einigen Modifikationen und das Folgende vorbereitenden Erginzungen abgesehen, der Thése von E. CARTAN gefolgt. Von nun ab gehe ich eigene Wege. Im A-Raum der Variablen A,, Aj, ..., An korrespondiert jeder Wurzel « eine homogene lineare Transformation S,, welche die willkiirliche Linearform & der A
verwandelt in
foie. "
(22)
Sie fiihrt insbesondere « selber in —« tiber. S, ist = S_,. Fiir eine Wurzel 0 ist insbesondere 2 0,/a, eine ganze Zahl. Durch S, werden die samtlichen Wur-
zeln lediglich untereinander vertauscht. Infolgedessen erzeugen die S, eine endliche Gruppe (S). Statt der Quadratsumme Q aller Wurzeln « muss ich zunachst die analog gebaute positiv-definite Hermitesche Form betrachten, die ich gleichfalls mit Q bezeichne:
C= yaa, Sie ist gegeniiber S, und darum gegeniiber allen Operationen der Gruppe
(S)
invariant. Ich verwende geometrische Termini, welchen die dem 4-Raum durch
die Form
Q aufgepragte Metrik zugrunde
liegt. Die Transformation
S, von
der Gestalt (22) kann, da sie Q invariant lasst und nicht die Identitat ist, nichts
anderes sein als die Spiegelung an der Ebene « = 0. S, ist folglich zu sich selbst invers, und es gilt mit der Bezeichnung (22):
SoS. 58 Fiihrt man Ebenenkoordinaten ein, indem man
n
&=JY'x'j;, jai setzt, und
bezeichnet
insbesondere
G* die zu Q reziproke
n
«= J’ a'd; i=1 Hermitesche
Form
bzw.
die zu-
gehorige bilineare Bildung
G* (xy)
so wird
=D
bin xy
fa _ G*(xa) aa G*(ad)
(Bee = Bix) »
(23)
620 (mehr dem Setzer als dem Leser zuliebe) (%) an sich insbesondere » unabhangige Wurzeln a,, %,
Ich schreibe von jetzt ab Stelle von &,. Sucht man
..., &, heraus und verwendet sie als Koordinaten:A, so liefert (23) 2 (eece = ee
4 Mi
= ganze
fr
Zahl
a,,.
Dié Determinante der a,,, ist demnach + 0. Daraus folgt weiter, dass fiir eine beliebige Wurzel Q = Tay + 770g +++ + 1% hy, die Koeffizienten 7; rationale Zahlen sind, welche sich aus den ganzzahligen Gleichungen berechnen 2
et) = Vay. E
Jetzt kann ich von der Hermiteschen zur quadratischen Form oe?
Q=
(g durchlauft alle Wurzeln)
zuriickkehren: sie ist eine positiv-definite Form mit rationalen und das gleiche gilt fiir die reziproke Form G*. Will man die geometrisch
evidente
Gleichung
Koeffizienten
(23) rechnerisch bestatigen,
so geschieht das am bequemsten so, dass man die definite Hermitesche Form
in solcher Weise auf die Gestalt bringt
Om cA
Asie
heady)
(c eine positive Konstante), dass « = A, wird. Schreibt man die Transformation (22): 4, =2,—¢;0,
(2 (5a) Gear
= 0, x1 +4 cyx% 4 oe
en")
so ergeben sich aus ihrem unitaéren Charakter sogleich die Relationen darum
Satz 4.
Wir kinnen die Parameter 1, so wahlen, dass alle Wurzeln Linear-
formen der 1; mit rationalen Koeffizienten werden. Die Spiegelungen S, an den Ebenen « = 0 im Sinne der durch die definite quadratische Form Q im A-Raum festgelegten Metrik erzeugen eine endliche Gruppe (S), die das System der Wurzeln invariant lasst. Wir wissen, wie bedeutungsvoll die Gruppe (S) auch fiir die Darstellungen von a ist; denn in einer Darstellung treten mit einem Gewicht A immer auch
621
diejenigen Linearformen der A; als Gewichte auf, die aus A durch die Operationen der Gruppe (S) hervorgehen: das System der Gewichte ist gleichfalls invariant gegentiber (S). Und wenn wir das Wort « Gewicht» in dem erweiterten Sinne gebrauchen wie in Zusatz 1, § 2, so haben «dquivalente» Gewichte, welche durch eine Operation der Gruppe (S) auseinander hervorgehen, auch stets die gleiche Multiplizitat. Damit haben wir mehrere Resultate abgeleitet und zum Teil in einfachere Form gebracht, welche von Kitiinc und E. Cartan durch komplizierte Determinantenrechnungen gefunden wurden. Die Formel ay, = 22,
ersetzt
die uniibersichtlichen
Gleichungen
Sxi = Sik
in E. Cartans
Thése,
Theorem
X,
S.61. Da gj, die Koeffizienten einer definiten quadratischen Form sind, gilt oder
O