Gedichte [Neue, durchgeseh. und verm. Aufl. Reprint 2020] 9783112354049, 9783112354032


218 9 4MB

German Pages 269 [272] Year 1867

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt
I. Lieder, Bilder und Sprüche
Im Frühling
Eine Tanne im Frühling
Maientag
Die Plünderer
Gute Nachbarschaft
Die Lerche
Mittagfeier im Walde
Gewitter
Der Rosenstrauch und die Rose«
Des alten Baumes Klage
In den Bergen
Trost in den Bergen
Auf dem Felssprung
Im Regensommer 1843
Abschied vom Walde
Die Natur im Herbste
Im Herbste
Im Spätherbste
Im Winter
Bewährung
Verschiedene Standpunkte
Bedingte Schönheit
Priameln
Distichen
Das Herz
Die letzte Mitternachtstunde des Jahres 1840
Bielliebchengabe
Der Freund
„Mein Herz ist ein Vogel."
Die verliebten Poeten
Vorzeichen
Liebchen im Garten
Brunnenverrath
Seelenwanderung
Lebensbild
Die Mutter
Bei eines Kindes Tod.
Bei der Mutter Heimgang
Aus dem Leben
Abschied
Das Kreuz auf dem Berge
Weihnachtslied
Der Landgeistliche am Sonntagnachmittage
An Gustav Schwab, da er als Pfarrer nach Gomaringen berufen wurde 1837
Das Echo bei Ludwig Uhland's Begräbniß
Dem jungen Klavier-Virtuosen Fritz Sernsheim
Aus G. C. Pfessel'S Kuabenjahren
Fest-Cantate zur Einweihung des Pfeffel-Denkmals
August Lamey
An Friedrich Otte
Festlied Zur dreihundertjährigen Jubelfeier der Gründung des Straßburger Gymnasiums
Dem Mülhauser Turnverein
Auf dem Straßburger Münster
Die vier steinernen Reiter
Die Münsterschwalben
Johannistag 1439
Das Uhrwerk im Münster
Johannes Geiler von Kaisersberg
Das Münster in der Sternennacht
Wasgau und Schwarzwald
Erinnerungen an Pforzheim
Am Ende der Welt
Der Zecher an die Lorelei
Becherlied
Zechbruders Leiden
Klagen eines armen Teufels
II. Lyrisch-epische und erzählende Gedichte
Der Vogler
Liebestod
Die Waldjungfrau
Der Berggeist
Untreue
Gleich und Gleich
Der Wöchnerin Wiederkehr
Das Mährchen von der bösen Stiefmutter ä
Zwei Vexier - Mährchen
Das Mährchen vom Fürchtenlerenen
Bischof Kletus
Die Salzburger
Fünf Stücklein aus den Schriften Geiler's von Kaisersberg
Die vier Jungfrauen
Der Handel
Abendrast in der Schenke
Seliger Tod
Scheintod
Der Schatzgräber
Die Teufelskauzel und die Engelskanzel bei Baden
Das Lindenkirchlein bei der Hub
Der Professor
III. Gedichte in elsässischer Mundart
Gredel in d'r Heck
D'Iumpfer Sara
Zweierlei Katzle
D'Ostereier
An d'Frau Sann
„Wenn d'r Kunstbaum Küechle brat."
Das versunkene Kloster
C Sundgauer Lied
IV. Elsässische Sagen. Legenden und Geschichten
Die elsässische Sage
Der Knabe vom Völchensee
Der Mönch von Schwarzenburg
Graf Hugo von Cgishetm
Die Hochzeit auf Weckmund
Johannes Rösselmann
Die Wallfahrt zu Dreien Aehren
Der Hirzsprung bei Tusenbach
Die Brüder von Nappoltstein
Der Silberzwerg von Mariakirch
Die St. Odilienquelle
Graf Salen von Rosheimd
Die Geisenkapelle bei Innenheim
Der Feengarten im Breuschthal
Die Riesenmaid von Rideck
Sankt Florentin
Die Sage vom Rohracker, bei Westhoffen
Die Spille bei den Schlössern Ochsenstein
Frau Itta von Lützelburg
Die Hexenschule bei Zabern
Das Schellenmäunlein von Ettendorf
Der schwarze Egert, bei Bachsweiler
Die Kinder vom Spitzling, bei Kirrweiler
Entstehung des Dorfes Ueberach
Der Abt von Neuenburg
Der Bergkuappe von Uhrwetter
Das Thierkirchlein
Brauderrache
Wie die Offweiler Bauern den Teufel prellen
Der Kellermeister auf Arnsburg
Die Ritter auf Arusburg
Der Küfer von Falkenstein
Die Wallfahrtkirche Unsrer Liehen Frauen zu der Giche
Der Geisen-Major
Der Maidebrunn
Die weiße Dame vom Pauliner Schlösschen
Strassburgs Wappenschild
König Heinrich II. und die Meisenlocker
Gutenberg im St. Arbogastkloster, bei Straßburg.
Kaiser Heinrich II, der Heilige
Kaiser Karl v. und der Stättmeister Jakob Sturm
Der Wind hinter dem Straßburger Münster
V. Weinblüth-Phantasieen auf Hohkönigsburg
Weinblüth - Phantasieen auf Hohkönigsburg
Anmerkungen
Recommend Papers

Gedichte [Neue, durchgeseh. und verm. Aufl. Reprint 2020]
 9783112354049, 9783112354032

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

G e d i ch t e von

August Stober.

»Jieite, durchgesehene unb vermehrte Auflage.

1867.

-—

Mülhausen, Truck und Verlag von I P. Risler u. (5omv

Frankkurt um Main, bei 7 h.

öl esc v.

Gedichte von August Stöber.

Dem

Heimatlande

Elsass

Inhalt. i.

Lieder, Bilder «nd Sprüche Seite

Im Frühling Eine Tanne im Frühling Maientag Die Plünderer Gute Nachbarschaft Die Lerche .................................................. Mittagfeicr im Walde Gewitter Der Rosenstrauch und die Rosen .................................... DeS alten Baumes Klage • . Zn den Bergen Trost in den Bergen ....................................................... Auf dem Felssprung Im Negensommer 1813 .................. Abschied vom Walde. .................................................. Die Natur im Herbste Jrn Herbste........................................................... 3m Spatherbste .................................................. 3m Winter, 1—2 Bewährung Verschiedene Standpunkte Bedingte Schönheit Priarncln, 1—4 ....................................

3 — 4 5 V — 7 8 9 10 H 12 13 14 15 16 — 17 — 18 — V3

20

VIII Seite

Zur Beherzigung............................................

24

2. 3.

Die Musen.................................................... Einem Mädchen..........................................

— —

4.

Distichen.

Die Gedanken...............................................



DaS Herz.............................................................................. Die letzte Mitternachtstund»' deS IahrS 4840 ........................

22 23

VieÜiebchengabe.................................................................... Der Freund........................

24 25

Mein Herz ist ein Vogel......................

26

Die verliebten Poeten...........................................................

27

Vorzeichen.................................................... Liebchen im Garten................................................................ Brunnenvcrrath.................................................................... Seelenwanderung................................. ....

28 29 30 31

Lebensbild..............................................................................

32

Die Mutter.............................................................................. Bei eines Kindes Lod...........................................................

33 34

Bei der Mutter Heimgang........................



Aus dem Leben....................................................................

35

Abschied................................................................................... Das Kreuz auf dem Berge '......................................................



Weihnachtslied.....................................................................



Der Landgeistliche am Sonntagnachmittage.................... An Gustav Schwab . -........................

38 39

36

Das Echo bei L. Uhlands Begrabniß........................................

40

Dem jungen Klavier-Virtuosen Fr. GerSheim.........................

41

Aus G. E. Pfeffels Knabenjahreu........................................ Fest-Cantate zur Einweihung des Pfeffelrenkmals, in Colmar. An August Lamey.......................

42 44 46

An Friedrich Otte (Georg Zetter)............................................

47

F, stlied zur 300jahrigen Jubelfeier der Cründung deS strastburger Gymnasiums.......................................................

Dem Mülhauser Turnverein

.................................................

49 51

IX

Huf dem straßburger Münster

.

Teile 53

Die vier steinernen Reiter

.

55

Die Münsterschwalben

...

Johannistag 4439.

..................................................................

57 58

Das Uhrwerk im Münster ...

59

Johannes Geiler von Kaisersberg

60

DaS Münster in der Sternennacht

63

Wasgau und Schwarzwald

64

Erinnerungen an Pforcheim: 1.

Enz, Nagolv und Würm

65

2.

Die Todtenmusik auf dem Markte



3.

Der Wartthurm.



...............................................

Am Ende der Welt

.

66

Der Zecher an die Lorelei

68

Zecherlied

70

....................................................................

Zechbruders Leiden

72

Klagen eines armen Teufels

74

II.

Lyrisch epische und erzählende Gedichte. Der Vogler

79

Liebestod

81

Die Waldjungfrau

82



Der Berggeist • Untreue .

.

83

....................................................................................

84

Gleich und Gleich

86

Der Wöchnerin Wiederkehr

87

Daö Mährci en von der bösen Stiefmutter

89

Zwei Berir-Mäbrchen

L Das eiserne Kästchen

Eierkuchenhäuschen

DaS Mährchen vom Fürchtenlernen Bischof Kletus.



2. Das

............................................

91

......................

94 103

X Seite

Die Salzburger.................................................................... Fünf Stücklein aus GeilerS von Kaisersberg Schriften : 4. Die Nase ................... ............................................... 2. Vom Sauermilchtöpflein und vom Ferklein .... 3. Die Gänslein................................ 4. Birnen und Seelen.................. 5. Der Bischof undder Baller....................................... Die vier Jungfrauen................................................................ Der Handel..................................................... Abendrast in der Schenke...................................................... Seliger Tod....................................... . . ,.................... Scheintod.............................................................................. Der Schatzgräber ............................................ Die Teufelskanzel und die Engelskanzel bei Baden.................... DaS Kinderkirchlein bei der Hub............................................ Der Professor.......................................

106 107 108 109 HO 111 114 116 447 418 120 122 124 427 129

III.

Gedichte in elsässischer Mundart. (Die sieben ersten in straßburger, das achte in sundqauer Mundart.)

Gredel in d'r Heck................................................................. D'Jumpfer Sara..................................................................... Zweierlei Kätzle .................................................................... D'Ostereier............................................................................... An d'Frau Sunn..................................................................... Wenn d'r Nußbaum Küechle drat........................................... Das versunkene Kloster zu Rheinau (Sundgauer Liedj ...

133 133 134 135 137 139 144

IV.

Elsässische Sagen, Legenden und Geschichten. Die elsässische Sage....................................... Der Knabe vom Bölchensee.............................. Der Mönch von Schwarzenburg.............................................

147 149 154

XI

Seite Graf Hugo von Egisheim..................................................................

155

Die Hochzeit auf Weckmund............................................................

157

Johannes Röffelmann

.

.

.

.

159

Die Wallfahrt ju Dreien-Aehren......................................................

161

Der Hirzsprung bei Tnsenbach....................................

163

Die Brüder von Rappoltstein............................................................

164

Der Silberzwerg von Mariakirch................................................

165

.

Die St.»Odilienquelle........................................................................

166

Graf Sälen von Rosheim..................................................................

167

Die Geisenkapelle von Znnenheim......................................................

170

Der Feengarten im Breuschthal......................................................

171

Die Riesenmaid von Nideck............................................................

173

Sankt Florentin....................................................................................

175

Die Sage vom Rohracker, bei Westhoffen

177

.....................................

Tie Spille, bei den Schlössern Ochsenstein.....................................

179

Frau 3tta von Lützelburg

..................................................................

181

Die Herenschule bei Zabern............................................................

183

Das Schellenmännlein von Ettendorf..........................................

185

Ter schwarze Egert bei Buchsweiler .................................................

186

Die Kinder vom Spitzling...................................

187

Entstehung des Torfes Ueberach......................................................

189

Der Abt von Neuenburg........................................................................

I9I

Ter Bergknappe von Uhrweiler................................................

194

Das Thierkirchlein..............................................................................

496

Bruderrache. Sage vom Schloß Lichtenberg........................

197

Wie die Offweiler Bauern den Teufel prellen..............................

200

Ter Kellermeister auf Arnßburg.........................................

209

Ter Ritter auf Arnsburg..................................................................

204

Der Küfer von Falkenstein..................................................................

205

Die Wallfahrlkirche Unsrer Lieben Frauen zu der Eiche -

.

.

Ter Geisen-Major...................................................................................

207 292

Der Maidebrunn...................................................................................

211

Tie weiße Dame vom Pauliner Schlößchen.....................................

212

XII Seite

Straßburgs Wappenschild.............................................................

213

König Heinrich II und die Meisenlocker.......................................

21.4

....

216

..................................................

218

Gutenberg im St. Arbogastkloster, bei Straßburg.

Kaiser Heinrich II, der Heilige .

Kaiser Karl V und der Städtmeister Iakob Sturm

....

22 t



223

Der Wind hinter dem Straßburger Münster V.

Weinblüth'Phantafieen auf Hohköaigsbura

225

Anmerkungen....................................................................

249

I. Lieder,

Bilder und

Sprüche.

Im Frühling. Die dunkeln Knospen umschließen noch ganz Der Blumen Kelche und Herzen,

Es muß sie erlösen der Sonne Glan;

Und heilen geheime Schmerzen. Die Erde kann's nicht allein; es muß Der Himmel den Segen sprechen.

Mit heiliger Liebe Weihekuß

Die Siegel des Todes brechen.

Gine Tanne im Frühling. Die Schneelast schüttelt ab der Tannenbaum, Er ist erwacht nach langenl Wintertraum,

Und aus den dunkelgrlinen Zweigenspitzen,

Am warmen Lenzduft helle Flämmchen blitzen. So pflanzt der Mensch, abschüttelnd seinen Schmerz,

Sich grüne Maien in das bange Herz,

And gibt, vertrauend wie der Tannenbaum, ?tach alter Hoffnung neuer Hoffnung Raum.

1

Maleutag. Morgen ist ein Maientag!

Ei wie sieht's doch rührig aus Heut im ganzen Erdenhaus!

Alles will sich emsig schicken

Bräutlichselig sich zu schmücken. Anger hat die ganze Nacht

An der Arbeit zugebracht, Hat von Veilchen ein Geschmeid Sich gehaucht auf's grüne Kleid;

Bächlein schlingt als Gürtelschnur Seine Perlen um die Flur; Blütenbaum, umduftet ganz.

Bietet sich zum Hochzeitkranz;

Vpglein rühren frisch die Schwingen,

Wollen Tafellieder singen. Unten ist schon Alles fertig,

Erde harret frohgewärtig: Aber in des Hinunels Räumen

Wieder graue Wolken säumen, Schau'n so recht in Wintergraus Drohend aus dem luft'gen Haus.

Wenn die Erd' in Lust entglommen,

Soll denn Leid vom Himmel kommen? Morgen ist ein Maientag!

Die Plünderer. Ei wie will es mich verdrieße».

Wenn sie mir des Baches Wellen Stets mit Netzen rings umstellen

Und die Fischlein mir, die schnellen,

Locken aus dem Flutkristalle!

Ei wie will es mich verdrießen. Seh' ich, wie mit gier'gen Blicken

Sich die Apotheker bücken. Alle Blumen weg mir pflücken

Und den ganzen Wald mir plündern! Sonderlich will's mich verdrießen. Hör' ich stets das Jagdhorn schallen, Hör' ich stets die Büchse knallen. Seh' ich Has' und Rebhuhn fallen,

Reh' und Hirsche blutig fliehen! Ei wie muß mich das verdrießen!

Gut, daß ihr doch, liebe Sterne,

Oben wandelt in der Ferne! Denn die Plündrer würden gerne

Sonst mir noch den Himntel plündern!

6

Gute Nachbarschaft. De» Wald begränzt der Wiesenraunr,

Die Wiese ruht am Waldessaum. Wie flüstert's heimlich im Gebüsch! Wie lacht der Anger duftig, frisch! Waldvogel singt so erbaulich.

Die Blume schaut so vertraulich;

Sie nickt den Gruß in's wald'ge Haus Und jener singt bett Gruß heraus. Sind die Kinder so einträchtiglich. Gewiß nicht zanken die Alten sich!

Ja, Wald und Wies', zu jeder Zeit,

Seid ihr die besten Nachbarsleut'.

Die Lerche. Hoch wölbt sich am Himmel die Wolke, Streckt duftige Spitzen empor.

Umsäumet wie Thürmlein und Warten

Atit silbernem schimmerndem Flor.

Kmnpflustig erhebt sich die Lerche, Steigt jubelnd über den Wall, Und aus der eroberten Veste

Bricht schmetternd der Siegerin Schall.

Mtttagfeier int Walde. 3» Mufik gesetzt von Joseph Hepberger.

Drunten hell ein Glöcklein schallt Aus der Thalkapell' ; Murnrelnd drängt zum Felsenspalt Sich hervor der Quell.

Eichhorn kauert in dem Ast, Halb im Schlaf und lauscht; Alle Käfer halten Rast Und kein Blättchen rauscht. Böglein schweigen alsobald, Blumen nicken schwer; Mittagfeier hält der Waid — Alles still umher.

Alles athnret leis empor. Wie im Traum entzückt. Wie wenn durch der Ztveige Flor Gott hereingeblickt.

8

Gewitter Wie die Wolken schwarz sich thürmend. Zürnend üb'reinander klettern!

Böse Geister sind's die stürmend

Sich in Rache woll'n zerschmettern. Schleudern Bombendonnerstücke,

Plumpe, schwere Riesenballen,

Und dazwischen, gelb vor Tücke,

Blitzespfeile zischend fallen. Laßt sie kämpfen, die Gewalten,

Mann an Mann sich grollend fassen. Die so feindlichen Gestalten

Werden sich in Liebe lassen. Wie die Reihen schon sich lichten. Sanfter fallen schon die Schläge!

Alten Hader galt's zu schlichten.

Doch es klingt schon wie Verträge.

Sonne, Königin der. Himmel, Liebeskön'gin, läßt erschallen

Ihren Ruf ob dem Getümmel, Und ihr Liebesbanner wallen.

llub es tönen Friedensworte Nach dem wilden Kampfgedränge; Durch des Regenbogens Pforte

Ziehet'die versöhnte Menge.

9

Der Rosenstrauch und die Rose«. „Wißt ihr was ihr mich gekostet?" zu den Rosen sprach's

der Strauch,

Wiegend sich im morgenlichen, frischen,

würz'gen Lenzes­ hauch.

„Alle Kräfte, alle Säfte sogt ihr mir aus tiefster Brust,

Und entblättert steh' ich, einsam, bald beraubet aller Lust. "

Zu dem Strauche sprachen jene:

„ Freilich ist's ein kurzer Traun:!

Unser Rosenleben schwindet, Duft um Duft verschwimmt wie Schaum.

„Doch du selber haftest kräftig in der Erde reichem Schoost; Es

verwehn

des Winters

Stürme

und dein

harrt ein

glücklich Loos:

„ Wieder kommt der Lenz geflogen, kiißt dich liebend, lust­

durchglüht; Reu, von lichten Rosenkindern bald dein grünes Haus er­ blüht."

10

Des alten Baumes Klage. Mir armen alten Baume Ziemt wohl ein traurig Lied! Ich bin vom langen Traume So recht zum Tode müd'.

War einst ein frisches Leben,

War einst ein fröhlich Blut; So lang ich konnte gebe».

Da war mir Jeder gut.

Den Vögeln war ersprießlich Mein volles Blätterhaus;

Die Bienen nicht verdrießlich Sogen die Blüten mir aus.

Dem Mähder gab, dem matten. Ich Schirm zur süßen Ruh Und warf ihm meinen Schatten

Sammt meinen Früchten zu. ^un bin ich alt, und ärmlich

Komm' ich den Leuten vor;

Streck' schmucklos und erbärmlich Die leeren Stefs empor.

11

Nu» Und Run Den

singt kein Vogel Lieder theilt, wie Lust, auch Schmerz; kommt kein Bienlein wieder; Alten kennt kein Herz.

So schlag' mich, Sturm, zusammen. Rett' mich vor Spott und Hohn! In heil'gen Opferflammen Laß fallen meine Kron'!

I« den Bergen.

Inmitten in den Bergen, auf ihren höchsten Höh'n, Kann ich umher nur Himmel und grüne Wälder sehn! Es wirst sich wie in Wellen ein weiter Ocean; Mein Herz tritt frisch und fröhlich die Fahrt durch euch hinan; Thalab und wieder aufwärts, zur steilsten Felsenwand! Ich schwing' den Hut und jauchze als wär' ich Herr im Land!

12

Trost in den Bergen. Eriunerung an die gastliche Aufnahme im Schloß Pfirt, tz. Juni 1847. In Musik gesetzt von Albert Braun-

Dmckt dich ein Leid mit bangem Weh Und willst davon gesunden. Zu deines Gottes Bergen gch'.

Da heilen deine Wunden.

Versenk' dich tief in's Waldrevier, Die Wipfel säuseln linde; Die wilde Ros' in duft'ger Zier Weht sanft im leisen Winde.

Die Quelle springt im Silberklang Durch's grfme Lichtgezitter, Und drüberhin Bergvogelsang Tönt aus der Zweige Gitter.

Du lächelst durch die Thränen schon;

Dein Herz in mildern Schlägen Fühlt, wie an Mutterbrust ein Sohn,

Sich Fried' und Tröstung regen.

Und Himmelsodem haucht dich an Ringsum aus allen Gründen — Gott selber hat dir'S angethan,

Läßt neues Heil dich finden.

13

Bus dem FelSsprrrng. Auf dem Felsspruug will ich liege» Drunter hin der Thalbach schäumt. In das weiche Moos mich schmiegen,

Rings von Haideblüt' umsäumt. Wilde Bienenschwärme fliegen

Durch den üpp'gen Sommerwald; Nachtigallenlieder wiegen

Mich in Schlummer alsobald. Sieh! da packen mich zwei Hände

Und zwei Augen sehn mich an;

Aengstlich zeigt die jähen Wände Unter mir, der Jägersmann. Freund, hab' Dank für deine Sorgen!

Doch ich lag in treuer Hut,

Flihlte mich bewacht, geborgen Wie an Mutterbrust so gut. In der Städte dumpfer Schwüle,

Auf dem Menschenmarkte dicht. Schlief' ich, wie in Waldeskühle,

An der Kluft, so sicher nicht.

14

Im Regensommer 1843. Der Regen prasselt nieder; o schöner Sonrmertraum,

Wie hast du dich verkehret in lauter Dunst und Schaum! Es tropfen Bäum' und Blumen; es rauscht der gelbe Bach, Und auf die nassen Menschen schaut naß der Storch vom Dach. Der denkt: wenn ich nur weiter wär' über'm fernsten Meer,

Wo blau und lau der Himmel und blühend die Erd' umher! Der denkt: wenn ich nur weiter, wo wächst der Pfeffer wär'.

Wo mein rosenrother Vetter Flamingo steigt einher. Störchlein, denk' du nicht weiter! spann frisch die Flügel aus. Trag' mich auf deinem Rücken fort aus dem nassen Graus!

15

Abschied vom Walde.

Im Wald, im blätterlosen. Da schweigt es ganz und gar. Wo so lautes Schlagen und Kosen So reiches Leben war. Die Zweige niederhangen Vom Winde gezaust und geneckt; Ter Weiher steht wie gefangen Atit rothen Blättern bedeckt. Goldblaue Käfer liegen Zerstreut im gelben Gras; Herbstfädennetze fliegen Umgarnend frostig und naß.

Ter letzte Vogel im Haine Fliegt fort mit dem letzten Lant; Eine Blunt' in blassein Scheine 9toch traurig zur Erde schaut.

Auch der sind abgefallen Die Blätter im Windesgraus; Todtkalte Siebet walleit — Wald-Leben und Lieben ist aus!

16

Di« Natur int Herbste. Du hast mir sonst mit Maienlüften, Mit Vogelsang und Blumendüften

Das Herz beglückt, das Herz entzückt: Jetzt, Mütterlein Natur, willst du mich fangen Mit Herbstesfäden die umgarnend hangen.

Fürwahr, du treibst das Spiel geschickt. Du bist die klügste aller Frauen:

Matrone, muß ich noch verliebt dich schauen. Du Hohe, Ewigschöne, füllst mit Lust

Als Mägdlein mir, als Greisin, stets die Brust.

Im Herbste. Erde, wie du bist so müde! und du lächelst nur noch halb!

Deine Vögel sind verflogen, deine Blumen alle falb!

Deine Sonn' am Himmel schaut noch liebend zwar auf dich

herab. Doch es sind die goldnen Strahlen — goldne Rosen auf dein

Grab.

17

Im Spatherbste. Die Säum' sind alle geschüttelt gar. Die Aum ihrer Fülle baar; Der Wind streicht über den Stoppelplatz, Drin pickt nur Rabe noch und Spatz.

Wenn gehalten ist das festliche Mahl, Wenn geräumt der Helle prunkende Saal,

Dann läßt man die Bettelknaben

Sich an den Krummen noch laben.

Im Winter. t. Ich dank' dir's, Nebel, daß so dicht Dein Schleier sich verhüllend webt! Was soll auch, wenn kein farbig Licht,

Kein Duft, kein Ton die Flur belebt. Der Blick so weit in's Land hinaus? Er schaut' nur auf ein größres Leichenhans!

2. Starr, kalt und todt, im weißen Sterberocke, Den duft'gen Kranz von Reif um Stirn und Locke,

Liegst du, Natur...

Und oben wacht der bleiche.

Der stille Mond, und hütet deine Leiche.

18

BewLhrnng. Auf schwankem Schifflein jtt schaukeln

Freut dich, mein gut Gesell,

Wenn linden Spiels dich umgaukeln Die Wässerlein, Well' um Well'. Doch wenn die Fluten sich bäumen In Sturmesgraus, zeig' an.

Daß in den empörten Räumen

Du seist der tüchtige Mann I

Verschiedene Standpunkte. Zum höchsten blauen Aether trug

Den Adler seines Fittigs Flug;

Im reinen Duft, im Sonnenglanz,

Vergißt er seines Horstes ganz; Die Erde scheint ihm arm und klein:

Wer möcht' so tief da unten sein! Die Nachtigall im dunkeln Hain Stillselig träumt und schlägt allein:

„Du labst dich in dem Sonnengold, Dir sind die reinen Lüste hold. Doch, Lieber, hoch im Strahlenglühn,

Siehst du nicht daß mir Rosen blühn!"

19

Bedingte Schönheit. Du schönes griechisches Profil,

Ihr klaren himmelblauen Augen ; Ihr Lippen, dran in süßem Spiel

Die Menen möchten Honig saugen! Was seid ihr, wenn euch nicht bewegt Ein Herz, das durch die Hülle schlägt?

Du Lied, in Rosenschein getaucht Sind deiner Bilder Duftgestalten;

Die Worte zaubrisch hingehaucht. Wie Frühlingsblüten sich entfalten! Was bist du, wenn dich nicht bewegt

Ein Herz, das durch die Hülle schlägt?

20

Priameln. A Ein Apfel der gekommen nicht vom Baum, Ein Dichter der gelebet nicht im Traum, Ein Röslein das der Knospe nicht entsprossen.

Ein Mägdlein das der Liebe stets verschlossen. Ein Rezensent der ganz ein Buch gelesen:

Das sind fünf Wesen die nie dagewesen. 2.

Verstand kommt von verstehn.

Und Stand kommt her von stehn. Es meinen Manche daß Verstand

Nur sei wie sie die Welt verstehn.

Und Keiner hab' den rechten Stand, Wenn er nicht da steht wo sie stehn. 3.

Wer will den Frühling ohne Märzsturm, Und will den Frieden ohne Schmerzsturm,

Und will die Liebe ohne Herzsturm: Der meint das Leben sei ein Scherzsturm. 4.

Ich möchte, daß ich stets gewollt

Was ich, in Thun und Lassen, gesollt;

Doch manchmal hätt' ich auch gewollt

Daß, was ich gewollt, ich auch gesollt.

21

Distichen. 1.

Zur Beherzigung

Stör' ich, chr Herren, vielleicht, so sagt mir's nur frei vor die Stirne, Aber den Treffer fürwahr schändet im Rücken der Pfeil. ?.

Die Musen.

Mnsen, wohl mag ich euch nicht in hochfrisirten Perücken, Aber als Dirnen auch nicht mit der bemaleten Wang'. 3.

Einem Mädchen.

Ueberlustige, du, wie sprüht dein korallenes Halsband! Einst Betschwesterlein, ach! möcht's wohl dein Rosenkranz sein. 4.

Die Gedanken.

„ Wie vom Bogen der Pfeil, so fliegen mir rasch die Gedanken"! Sei's drum! aber mich däucht alle nicht treffen das Ziel.

22

Das Herz. Tein Herz ist eine Aeolsharfe,

Sagst du, und hängst dich wehmuthvoll. Sehnsüchtigselig in die Zweige Des Blütenbaumes.

Jedem Winde

Tönst du, im süßen Zaubermeer Der Klangeswellen liebestmnken schwimmend.

Für jedes Hauches Weh hast du ein Ach! Zerfließ'st für jeden Schmerz in Thränen.

Wollt lieber dein Herz wär ein Hammer Und schlüg' an ehernen Schild,

Daß glühten und sprühten die Funken!

Zur That! Gesellen, zur That!

23

Die letzte Mitter»acht-m»de des Jahres 1840. Sie hatten es verheißen aus Bibelsprüchen klar:

Das sei dem Erdenrunde das allerletzte Jahr. Da hab' ich denn geschnüret mein Ränzchen auf den Gang, Und harrte still geduldig auf der Posaune Klang. Und Ham' bis auf des Jahres allletzten Glockenschlag,

In meiner Lieben Mitte, fern von dem Festgelag. Der Schlag vom Kirchenthurine rief kaum die bange Stund',

Da war's als ob erzittert' der Erde tiefster Grund. Ich sah nicht Särge sprengen und Todte gehn hervor:

Wohl aus dem Schnecgedecke brach bunt des Frühlings Flor.

Die Blätter glänzten saftig, die Blunren lachte» hell. Durch schwanke Gräser rieselt' der frische Silberquell.

Ich schaut' auch nach den Bergen, ob wanke First und Grund, Der Vögel Lieder thaten nur Lust und Liebe knnd. Und als der Klang verhallet der letzten Geisterstnnd',

Da, starr und winterschaurig ward's wieder in die Rund'. Die Blumen, Düfte, Vögel, an ihrem stillen Ort

Gewiß sie hatten vernommen auch das Prophetenwort. Drum wollten sie noch grüßen einmal der Sterne Schein

Und an dem jüngsten Tage einmüthig beisammen sein.

24

Bielliebchengabe. Sinnige Vielliebchengabe, Doppelspiegel, sei willkommen! Deiner Sprache stille Deutung hab' ich willig angenommen: Klein das Bild des einen Rahmens, zeige mir der Andern Flecken; Groß des zweiten, mag nicht frommen mir die eig'nen zu verstecken. Dort den Splitter, hier den Balken soll es treulich offenbaren Und vor Stolz und Eigendünkel stets das schwache Herz be­ wahren.

25

Der Freund. Du warst mein Freund.

Die sausten Wellen trugen

In weichen Silberarmen unser Schiff;

Gemeinsam wir die ems'gen Ruder schlugen.

Die Sonne lacht', wir mieden manches Riff. Du sprachst so schön, so warm vom Schlag der Herzen Die sich getroffen und sich ganz verstehn.

Die durch des waudelvolleu Lebens Schmerzen

Mit gleichem Schlag' einander rettend gehn. Da kommt der Sturm mit rauschendem Gefieder, Das Schifflein schwankt, dein Blick ist bang und irr';

Du raffst dich auf mit aller Kraft der Glieder Und schwingst dich in der Fluten graus Gewirr. Du ringest gut, du bist ein tücht'ger Schwimmer,

Und bald erreicht das sich're Land dein Fuß. Ich, treibe einsam, ohne Hoffnungschimmer,

Vom Sturm gepeitscht im wilden Wogenguß.

26

„Mei« Herz ist ei» Bogel." 3it Musik -rsrtzt »en Sibert Braun. Mein Herz ist ein Vogel,

Es flattert hinaus;

's ist Frühling, da mag es Richt bleiben zu Haus.

Es sind ihm die Flüglein

Gewachsen erst recht. Doch fliegt's um die Wette Mit Vögeln nicht schlecht.

Hat mit den Gespielen Zu wechseln manch Lied,

Waldein und waldweiter. Wird nimmermehr müd'. Auf schwankendem Wipfel

Hochoben allein. Da singt es beseligt Zum Himmel hinein.

Da guckt's in die Restlein

So heimlich und traut, Drin kosen und küssen

Sich Bräut'gam und Braut. Mein Herz, wie ein Vogel, Flieg' weiter zur Zeit! Flieg' weiter, dir ist ja

Kein Nestlein bereit!

27

Die verliebten Poeten. Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten! Der möcht' des Liebchens Vöglein sein.

Gesperrt im goldnen Käfig ein, Weil's darf ihr Mündchen picken,

Küsse nicht braucht zu schicken.

Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten!

Der möcht' des Liebchens Röslein sein Duften an ihrer Brust allein. An ihrer Brust verserben:

O süßes Liebessterben!

Wie irre, wie wirre reden

Doch die verliebten Poeten! Der möchte sein der Lenzesduft,

Den Liebchen schlürfet aus der Luft. O seliges Erringen,

Sich lassen gar verschlingen! Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten!

Ich möchte sein des Liebchens Lieb, Ziicht sagen erst: Nimm! oder: Gib! Wir müßten's beide wissen.

Daß wir uns gerne küssen!

28

Vorzeichen.

Als ich stieg in's Thal Hemieder Rach dem lieben kleinen Haus, Flog mit rauschendem Gefieder Mir ein schwarzer Rab' voraus. Doch als ich genaht in Sülle, Liebesbang und zagend gar. Auf des Daches moos'ger Hülle Schnäbelnd saß ein Taubenpaar. Zwischen bös' und guten Zeichen, Soll ich bleiben? soll ich gehn? Wird ein Unheil mich erreichen? Wird erfüllt ein heißes Flehn?

29

Liebchen im Garten. Eines wundert mich, mein Liebchen,

Daß, wenn du aus deinem Stübchen Trittst in deinen Frühlingsgarten, Um der Beete drin zu warten.

Nicht die Knospen all' die engen Hülle»« mit Gewalt zersprengen

Um der Blumen holde Augen In die deinen tief zu tauchen. Ach, mein Herz, wenn ich dich sehe.

Klopft unsäglich, Lust und Wehe

Wallt drin auf und ab, zerspringen Würd's gewiß, könnt' ich nicht singen Mein umknospet' heimlich Schmerzen

Und vertrauen deinem Herzen.

30

Br»n>»e»»errath. Nach einem serbischen Motiv.

Du und ich, wir zwei,

— Mond nur war dabei — Gaben uns zwei. Drei....

Süße, Süße Küsse,

Au dem Bmnnen hell War die Liebesstell'.

Und jetzt weiß im Dorf jed' Kätzlein, Daß wir uns geküßt, lieb Schätzlein!

Brunnen war die Plaudertasche, Goß zum Wasser jeder Flasche

Auch mit ein. Daß wir selig war'» zu Zwei'n:

Knecht und Magd, und Herr und Frau

Wissen's gründlich und genau. Schlürfen's ein mit jedem Zug;

Und der Zungen gleich genug Setzen rasch sich in Bewegen; Und auf Wegen,

Und auf Stegen Flüstern's Alte sich und Junge Zu mit schnellem Zungenschwunge.

Und jetzt weiß im Dorf jed' Kätzlein, Daß wir uns geküßt, lieb Schätzlein!

31 Daraus zieh' ich die Moral Hüten wir uns allzumal

Vor dem falschen, kalten Wasser, Denn es ist der Liebe Haffer. Manche Liebe kann auf Erden

Ganz und gar zu Waffer werden.

Seelenwandermmg. Man sagt, daß in dem Kuffe

Zwei Seelen sich empfah'n,

Im innigsten Erguffe Sich eigen sind fortan. Du drücktest eine Rose,

Mein Kind, an deinen Mund; Mit süßem Duftgekose

Geschloffen ward der Bund. Drum, daß auch mir nicht fehle

Der Liebesblume Licht:

Küß' mich, du Rosenseele! Du Rosenangesicht!

32

Lebensbild. Das Knäblein steht am Herd allein. Es wirft ein Blatt zur Glut hinein. Die Flammenzung' entgegen sich streckt. Hat's gierig um und um beleckt. Fast ist's zur Kohle schon gesunken. Nur wandeln einsam lichte Funken, Wie Sterne hin und wieder, zittern Verglimmend bald in goldnen Flittern; Dann rauschet schwarz und todesmatt. In Asch' ersterbend, hin das Blatt.

So, Knäblein, flammt in Lebensmuth Auch deiner Jugend rasche Glut: Die Flamme zehrt, bald zieh», wie diese Sterne, Im letzten Glühn die Freuden in die Ferne; Du sinkst, ein Aschenblatt, am Grabesherde, Doch andre Sterne glühn dir ob der Erde.

33

Die Mutter. Ich bitt' euch , ihr Mnde,

Geht sachte, nur sachte! Bringt würzige Düfte vom Blütengewinde,

Bringt liebliche Kühlung dem schlummernden Kinde!

Geht sachte, nur sachte!

Ich bitt', dich, o Quelle,

Nur stille, nur fliffe! Ein andermal sprich mir, du silberne, Helle,

Von Blumen am Ufer, den Liebchen der Welle.

Nur stille, nur stille! Ich bitt' euch, im Haine,

Nur leise, nur leise!

Waldvögelein, singet beim mondlichen Scheine, O weckt nicht, o weckt nicht die rosige Kleine!

Nur leise, nur leise! Wie's strahlet so milde!

Wie's lächelt im Traume! O siehst du wohl, Liebchen, viel Engelgebilde? Und spielst du mit ihnen im Himmelsgefilde?

Wie's lächelt im Traume!

34

Bei ei««S Kinde- Tod.

Rein bist du uns gekommen. Du giengest nneder rein; Es ist dir nichts genommen. Nur Alles uns allein.

Bei der Mutter Heimgang.

Wenn ich bedenke, was du mir gewesen. Ein mildes, treues, liebevolles Wesen, So klag' ich immer: Ach, wie früh, wie frühe! Doch wenn ich denke, wie jetzt fern von Mühe, Von jedem Schmerze du und Kummer frei. So sag' ich : Wohl dir in den lichten Neih'n! Nur möcht' ich bald auch bei dir sein!

35

-ev Leden. In Musik -rsrsit von Joseph Hepberger. Im Hofe stehn die Schüler und singen dumpf und bang

Am schwarzen Todtenschreine den heil'gen Grabgesang:

Da ist ein Licht erloschen, ein Herz hat ausgebebt.

Es ist mit Leid und Wonne schon himmelan geschwebt.

Vom Berge schallt ein Jubel, zum schmucken Hochzeithaus Tönt Becherklang und Jauchzen und lustig Lied heraus: Da ist ein Licht erglommen, zwei Herzen sprühen hell. Und frisch hat sich ergossen der goldne Lebensquell.

Am Himmel hoch da gehet der liebe Sonnenschein,

Wirst segnend seine Strahlen in Freud und Leid hinein: Den Strahl des stohen Lebens schickt er in's Hochzeithaus, Und an dem Sarge küßt er den Jmmortellenstrauß.

Abschied. Unter Fremden, in der Ferne,

Hat mein Herz zuletzt geschlagen; Doch nach meiner Heimat Sterne Hat mich Sehnsucht noch getragen. Und ich mein' Ihr habt es wohl vernommen. Da mit Geistergruß ich bin gekommen.

36

Da» Kreuz auf dem Berge Leise Eschen schon die Wipfel, Nebel ziehen schon durch's Thal;

Auf des Berges höchstem Gipfel

Sieht das Kreuz im Abendstrahl. Liebesbanner, Friedenszeichen, Das Versöhnung uns gebracht.

Send' aus lichten Himmelreichen

Segen auf die stille Nacht!

WeihaachtSlied. In Todesschatten wallte

Die Welt so unruhbang.

Kein Liebeswort erschallte. Kein Lebenswort erklang. Sie giengen im Gewirrs,

Unfriedlich, kalt und todt.

Und in die dunkle Irre Schien, ach, kein Morgenroth! O Herz, du mußt verzagen. Das einsam harrt und bangt!

Es will das Licht nicht tagen.

Nach dem dich so verlangt!

37

O Herz, du mußt verkümmern. In Sehnsucht untergehn, ES roitt der Stern nicht schimmern Herab von Himmelshöhn! So klang es in der Stille, So bebt' es in der Brust; Da brach durch blaue Hülle Hervor die Himmelslust.

Da stammt er ob den Tristen Des Heilands goldner Stern, Da zeugen's alle Schriften: Es ist der Glanz des Herrn! Und zu dem Himmel sehen Sie Alle froh empor. Und: „Ehre in den Höhen !" So schallt's im Engelchor.

„Der Friede, der verlorne. Er wird euch hent zutheil! Der Heiland, der Erkorne, Kommt auch zu euerm Heil!"

38

De* Landgeistliche am Sonntagnachmittage.

Kirchlein stehet still, verlaffen, Orgelton ist längst verhallt; Durch die Fruchtgefilde wandelt Eine freundliche Gestalt. Mütterchen und Greise blicken Nach dem Theuern unverwandt, Mädchen singend ziehn vorüber, Knäblein fassen ihm die Hand. Aus den Lippen, aus den Augen, Ihm manch herzlich Grüßen bricht; Seiner Rede milden Segen Zeigt ihm jegliches Gesicht.

39

A« Gustav Schwab, da er al- Pfarrer »ach Gvmarmgm berufen wurde-

1837.

Ein Hirte willst du weiden die Gemeine,

Sie führen auf die frischen würz'gen Matten,

Sie tränken an der Quelle, klar und reine. Sie schirmen in der Lebensbäume Schatten.

Wohl göny' ich dir des Men Dorfes Frieden,

Und bin in deinem Glücke selbst beglücket; Doch sei dein Lied nicht von der Welt geschieden.

Nicht von den Freunden, die es stets entziicket.

Nicht stumm verbleiben darf ein treuer Hirte!

Im Abendlicht, wenn sich die Wolken säumen. Ruf' die Schalmei helltönend das Verirrte,

Damit sich's sammle zu der Hürde Räumen.

Dann lauschen deinem Liede wir von ferne. Und denken nach der alten schönen Zeiten,

Und sehn dich in dem Silberglanz der Sterne Mit deiner Herde selig heimwärts schreiten.

40 Das Echo hei

Ludwig Uhlaud'S Begräbniß, 16. November 1863.

Im Spätherbst war es, auf dem Gottesacker; Sie senkten in die Grube M und tief Ein Dichterherz, das schlug einst treu und wacker. Das schlug in heil'ger Glut, wenn Freiheit rief,

Wenn's galt des Volkes gutes Recht zu wahren, Ter Willkür Ränke kühn zu offenbaren.

Und eh' das Grab sich ob dem Mann' geschlossen. Der Deutschlands reicher süßer Liederhort, Sprach unter Thränen, die sich rings ergossen.

Ein schwäb'scher Sänger ihm ein Abschiedswort;

Aus tiefstem Herzen, rein und wahr empfunden. Lobt' er den hehren Dichter der entschwunden.

Und als dem Sänger laut der theure Namen, Der Namen „Uhland" aus dem Munde brach: Da tönt', als wär's ein feierliches Amen,

Vom Rebenbühl das Echo — „Uhland!" — nach *).

Forthallen wird der Laut zu fernsten Tagen, Und goldne Funken aus dem Herzen schlagen! 1) Hür diese so wie für alle übrigen Nummern im Texte, sehe man die kurzen Anmerkungen am Schluffe des Landes

41

Dem jungen Klavier-Birtuosen

Fritz SernShei». Mär,