255 12 4MB
German Pages 269 [272] Year 1867
G e d i ch t e von
August Stober.
»Jieite, durchgesehene unb vermehrte Auflage.
1867.
-—
Mülhausen, Truck und Verlag von I P. Risler u. (5omv
Frankkurt um Main, bei 7 h.
öl esc v.
Gedichte von August Stöber.
Dem
Heimatlande
Elsass
Inhalt. i.
Lieder, Bilder «nd Sprüche Seite
Im Frühling Eine Tanne im Frühling Maientag Die Plünderer Gute Nachbarschaft Die Lerche .................................................. Mittagfeicr im Walde Gewitter Der Rosenstrauch und die Rosen .................................... DeS alten Baumes Klage • . Zn den Bergen Trost in den Bergen ....................................................... Auf dem Felssprung Im Negensommer 1813 .................. Abschied vom Walde. .................................................. Die Natur im Herbste Jrn Herbste........................................................... 3m Spatherbste .................................................. 3m Winter, 1—2 Bewährung Verschiedene Standpunkte Bedingte Schönheit Priarncln, 1—4 ....................................
3 — 4 5 V — 7 8 9 10 H 12 13 14 15 16 — 17 — 18 — V3
20
VIII Seite
Zur Beherzigung............................................
24
2. 3.
Die Musen.................................................... Einem Mädchen..........................................
— —
4.
Distichen.
Die Gedanken...............................................
—
DaS Herz.............................................................................. Die letzte Mitternachtstund»' deS IahrS 4840 ........................
22 23
VieÜiebchengabe.................................................................... Der Freund........................
24 25
Mein Herz ist ein Vogel......................
26
Die verliebten Poeten...........................................................
27
Vorzeichen.................................................... Liebchen im Garten................................................................ Brunnenvcrrath.................................................................... Seelenwanderung................................. ....
28 29 30 31
Lebensbild..............................................................................
32
Die Mutter.............................................................................. Bei eines Kindes Lod...........................................................
33 34
Bei der Mutter Heimgang........................
—
Aus dem Leben....................................................................
35
Abschied................................................................................... Das Kreuz auf dem Berge '......................................................
—
Weihnachtslied.....................................................................
—
Der Landgeistliche am Sonntagnachmittage.................... An Gustav Schwab . -........................
38 39
36
Das Echo bei L. Uhlands Begrabniß........................................
40
Dem jungen Klavier-Virtuosen Fr. GerSheim.........................
41
Aus G. E. Pfeffels Knabenjahreu........................................ Fest-Cantate zur Einweihung des Pfeffelrenkmals, in Colmar. An August Lamey.......................
42 44 46
An Friedrich Otte (Georg Zetter)............................................
47
F, stlied zur 300jahrigen Jubelfeier der Cründung deS strastburger Gymnasiums.......................................................
Dem Mülhauser Turnverein
.................................................
49 51
IX
Huf dem straßburger Münster
.
Teile 53
Die vier steinernen Reiter
.
55
Die Münsterschwalben
...
Johannistag 4439.
..................................................................
57 58
Das Uhrwerk im Münster ...
59
Johannes Geiler von Kaisersberg
60
DaS Münster in der Sternennacht
63
Wasgau und Schwarzwald
64
Erinnerungen an Pforcheim: 1.
Enz, Nagolv und Würm
65
2.
Die Todtenmusik auf dem Markte
—
3.
Der Wartthurm.
—
...............................................
Am Ende der Welt
.
66
Der Zecher an die Lorelei
68
Zecherlied
70
....................................................................
Zechbruders Leiden
72
Klagen eines armen Teufels
74
II.
Lyrisch epische und erzählende Gedichte. Der Vogler
79
Liebestod
81
Die Waldjungfrau
82
•
Der Berggeist • Untreue .
.
83
....................................................................................
84
Gleich und Gleich
86
Der Wöchnerin Wiederkehr
87
Daö Mährci en von der bösen Stiefmutter
89
Zwei Berir-Mäbrchen
L Das eiserne Kästchen
Eierkuchenhäuschen
DaS Mährchen vom Fürchtenlernen Bischof Kletus.
•
2. Das
............................................
91
......................
94 103
X Seite
Die Salzburger.................................................................... Fünf Stücklein aus GeilerS von Kaisersberg Schriften : 4. Die Nase ................... ............................................... 2. Vom Sauermilchtöpflein und vom Ferklein .... 3. Die Gänslein................................ 4. Birnen und Seelen.................. 5. Der Bischof undder Baller....................................... Die vier Jungfrauen................................................................ Der Handel..................................................... Abendrast in der Schenke...................................................... Seliger Tod....................................... . . ,.................... Scheintod.............................................................................. Der Schatzgräber ............................................ Die Teufelskanzel und die Engelskanzel bei Baden.................... DaS Kinderkirchlein bei der Hub............................................ Der Professor.......................................
106 107 108 109 HO 111 114 116 447 418 120 122 124 427 129
III.
Gedichte in elsässischer Mundart. (Die sieben ersten in straßburger, das achte in sundqauer Mundart.)
Gredel in d'r Heck................................................................. D'Jumpfer Sara..................................................................... Zweierlei Kätzle .................................................................... D'Ostereier............................................................................... An d'Frau Sunn..................................................................... Wenn d'r Nußbaum Küechle drat........................................... Das versunkene Kloster zu Rheinau (Sundgauer Liedj ...
133 133 134 135 137 139 144
IV.
Elsässische Sagen, Legenden und Geschichten. Die elsässische Sage....................................... Der Knabe vom Bölchensee.............................. Der Mönch von Schwarzenburg.............................................
147 149 154
XI
Seite Graf Hugo von Egisheim..................................................................
155
Die Hochzeit auf Weckmund............................................................
157
Johannes Röffelmann
.
.
.
.
159
Die Wallfahrt ju Dreien-Aehren......................................................
161
Der Hirzsprung bei Tnsenbach....................................
163
Die Brüder von Rappoltstein............................................................
164
Der Silberzwerg von Mariakirch................................................
165
.
Die St.»Odilienquelle........................................................................
166
Graf Sälen von Rosheim..................................................................
167
Die Geisenkapelle von Znnenheim......................................................
170
Der Feengarten im Breuschthal......................................................
171
Die Riesenmaid von Nideck............................................................
173
Sankt Florentin....................................................................................
175
Die Sage vom Rohracker, bei Westhoffen
177
.....................................
Tie Spille, bei den Schlössern Ochsenstein.....................................
179
Frau 3tta von Lützelburg
..................................................................
181
Die Herenschule bei Zabern............................................................
183
Das Schellenmännlein von Ettendorf..........................................
185
Ter schwarze Egert bei Buchsweiler .................................................
186
Die Kinder vom Spitzling...................................
187
Entstehung des Torfes Ueberach......................................................
189
Der Abt von Neuenburg........................................................................
I9I
Ter Bergknappe von Uhrweiler................................................
194
Das Thierkirchlein..............................................................................
496
Bruderrache. Sage vom Schloß Lichtenberg........................
197
Wie die Offweiler Bauern den Teufel prellen..............................
200
Ter Kellermeister auf Arnßburg.........................................
209
Ter Ritter auf Arnsburg..................................................................
204
Der Küfer von Falkenstein..................................................................
205
Die Wallfahrlkirche Unsrer Lieben Frauen zu der Eiche -
.
.
Ter Geisen-Major...................................................................................
207 292
Der Maidebrunn...................................................................................
211
Tie weiße Dame vom Pauliner Schlößchen.....................................
212
XII Seite
Straßburgs Wappenschild.............................................................
213
König Heinrich II und die Meisenlocker.......................................
21.4
....
216
..................................................
218
Gutenberg im St. Arbogastkloster, bei Straßburg.
Kaiser Heinrich II, der Heilige .
Kaiser Karl V und der Städtmeister Iakob Sturm
....
22 t
•
223
Der Wind hinter dem Straßburger Münster V.
Weinblüth'Phantafieen auf Hohköaigsbura
225
Anmerkungen....................................................................
249
I. Lieder,
Bilder und
Sprüche.
Im Frühling. Die dunkeln Knospen umschließen noch ganz Der Blumen Kelche und Herzen,
Es muß sie erlösen der Sonne Glan;
Und heilen geheime Schmerzen. Die Erde kann's nicht allein; es muß Der Himmel den Segen sprechen.
Mit heiliger Liebe Weihekuß
Die Siegel des Todes brechen.
Gine Tanne im Frühling. Die Schneelast schüttelt ab der Tannenbaum, Er ist erwacht nach langenl Wintertraum,
Und aus den dunkelgrlinen Zweigenspitzen,
Am warmen Lenzduft helle Flämmchen blitzen. So pflanzt der Mensch, abschüttelnd seinen Schmerz,
Sich grüne Maien in das bange Herz,
And gibt, vertrauend wie der Tannenbaum, ?tach alter Hoffnung neuer Hoffnung Raum.
1
Maleutag. Morgen ist ein Maientag!
Ei wie sieht's doch rührig aus Heut im ganzen Erdenhaus!
Alles will sich emsig schicken
Bräutlichselig sich zu schmücken. Anger hat die ganze Nacht
An der Arbeit zugebracht, Hat von Veilchen ein Geschmeid Sich gehaucht auf's grüne Kleid;
Bächlein schlingt als Gürtelschnur Seine Perlen um die Flur; Blütenbaum, umduftet ganz.
Bietet sich zum Hochzeitkranz;
Vpglein rühren frisch die Schwingen,
Wollen Tafellieder singen. Unten ist schon Alles fertig,
Erde harret frohgewärtig: Aber in des Hinunels Räumen
Wieder graue Wolken säumen, Schau'n so recht in Wintergraus Drohend aus dem luft'gen Haus.
Wenn die Erd' in Lust entglommen,
Soll denn Leid vom Himmel kommen? Morgen ist ein Maientag!
Die Plünderer. Ei wie will es mich verdrieße».
Wenn sie mir des Baches Wellen Stets mit Netzen rings umstellen
Und die Fischlein mir, die schnellen,
Locken aus dem Flutkristalle!
Ei wie will es mich verdrießen. Seh' ich, wie mit gier'gen Blicken
Sich die Apotheker bücken. Alle Blumen weg mir pflücken
Und den ganzen Wald mir plündern! Sonderlich will's mich verdrießen. Hör' ich stets das Jagdhorn schallen, Hör' ich stets die Büchse knallen. Seh' ich Has' und Rebhuhn fallen,
Reh' und Hirsche blutig fliehen! Ei wie muß mich das verdrießen!
Gut, daß ihr doch, liebe Sterne,
Oben wandelt in der Ferne! Denn die Plündrer würden gerne
Sonst mir noch den Himntel plündern!
6
Gute Nachbarschaft. De» Wald begränzt der Wiesenraunr,
Die Wiese ruht am Waldessaum. Wie flüstert's heimlich im Gebüsch! Wie lacht der Anger duftig, frisch! Waldvogel singt so erbaulich.
Die Blume schaut so vertraulich;
Sie nickt den Gruß in's wald'ge Haus Und jener singt bett Gruß heraus. Sind die Kinder so einträchtiglich. Gewiß nicht zanken die Alten sich!
Ja, Wald und Wies', zu jeder Zeit,
Seid ihr die besten Nachbarsleut'.
Die Lerche. Hoch wölbt sich am Himmel die Wolke, Streckt duftige Spitzen empor.
Umsäumet wie Thürmlein und Warten
Atit silbernem schimmerndem Flor.
Kmnpflustig erhebt sich die Lerche, Steigt jubelnd über den Wall, Und aus der eroberten Veste
Bricht schmetternd der Siegerin Schall.
Mtttagfeier int Walde. 3» Mufik gesetzt von Joseph Hepberger.
Drunten hell ein Glöcklein schallt Aus der Thalkapell' ; Murnrelnd drängt zum Felsenspalt Sich hervor der Quell.
Eichhorn kauert in dem Ast, Halb im Schlaf und lauscht; Alle Käfer halten Rast Und kein Blättchen rauscht. Böglein schweigen alsobald, Blumen nicken schwer; Mittagfeier hält der Waid — Alles still umher.
Alles athnret leis empor. Wie im Traum entzückt. Wie wenn durch der Ztveige Flor Gott hereingeblickt.
8
Gewitter Wie die Wolken schwarz sich thürmend. Zürnend üb'reinander klettern!
Böse Geister sind's die stürmend
Sich in Rache woll'n zerschmettern. Schleudern Bombendonnerstücke,
Plumpe, schwere Riesenballen,
Und dazwischen, gelb vor Tücke,
Blitzespfeile zischend fallen. Laßt sie kämpfen, die Gewalten,
Mann an Mann sich grollend fassen. Die so feindlichen Gestalten
Werden sich in Liebe lassen. Wie die Reihen schon sich lichten. Sanfter fallen schon die Schläge!
Alten Hader galt's zu schlichten.
Doch es klingt schon wie Verträge.
Sonne, Königin der. Himmel, Liebeskön'gin, läßt erschallen
Ihren Ruf ob dem Getümmel, Und ihr Liebesbanner wallen.
llub es tönen Friedensworte Nach dem wilden Kampfgedränge; Durch des Regenbogens Pforte
Ziehet'die versöhnte Menge.
9
Der Rosenstrauch und die Rose«. „Wißt ihr was ihr mich gekostet?" zu den Rosen sprach's
der Strauch,
Wiegend sich im morgenlichen, frischen,
würz'gen Lenzes hauch.
„Alle Kräfte, alle Säfte sogt ihr mir aus tiefster Brust,
Und entblättert steh' ich, einsam, bald beraubet aller Lust. "
Zu dem Strauche sprachen jene:
„ Freilich ist's ein kurzer Traun:!
Unser Rosenleben schwindet, Duft um Duft verschwimmt wie Schaum.
„Doch du selber haftest kräftig in der Erde reichem Schoost; Es
verwehn
des Winters
Stürme
und dein
harrt ein
glücklich Loos:
„ Wieder kommt der Lenz geflogen, kiißt dich liebend, lust
durchglüht; Reu, von lichten Rosenkindern bald dein grünes Haus er blüht."
10
Des alten Baumes Klage. Mir armen alten Baume Ziemt wohl ein traurig Lied! Ich bin vom langen Traume So recht zum Tode müd'.
War einst ein frisches Leben,
War einst ein fröhlich Blut; So lang ich konnte gebe».
Da war mir Jeder gut.
Den Vögeln war ersprießlich Mein volles Blätterhaus;
Die Bienen nicht verdrießlich Sogen die Blüten mir aus.
Dem Mähder gab, dem matten. Ich Schirm zur süßen Ruh Und warf ihm meinen Schatten
Sammt meinen Früchten zu. ^un bin ich alt, und ärmlich
Komm' ich den Leuten vor;
Streck' schmucklos und erbärmlich Die leeren Stefs empor.
11
Nu» Und Run Den
singt kein Vogel Lieder theilt, wie Lust, auch Schmerz; kommt kein Bienlein wieder; Alten kennt kein Herz.
So schlag' mich, Sturm, zusammen. Rett' mich vor Spott und Hohn! In heil'gen Opferflammen Laß fallen meine Kron'!
I« den Bergen.
Inmitten in den Bergen, auf ihren höchsten Höh'n, Kann ich umher nur Himmel und grüne Wälder sehn! Es wirst sich wie in Wellen ein weiter Ocean; Mein Herz tritt frisch und fröhlich die Fahrt durch euch hinan; Thalab und wieder aufwärts, zur steilsten Felsenwand! Ich schwing' den Hut und jauchze als wär' ich Herr im Land!
12
Trost in den Bergen. Eriunerung an die gastliche Aufnahme im Schloß Pfirt, tz. Juni 1847. In Musik gesetzt von Albert Braun-
Dmckt dich ein Leid mit bangem Weh Und willst davon gesunden. Zu deines Gottes Bergen gch'.
Da heilen deine Wunden.
Versenk' dich tief in's Waldrevier, Die Wipfel säuseln linde; Die wilde Ros' in duft'ger Zier Weht sanft im leisen Winde.
Die Quelle springt im Silberklang Durch's grfme Lichtgezitter, Und drüberhin Bergvogelsang Tönt aus der Zweige Gitter.
Du lächelst durch die Thränen schon;
Dein Herz in mildern Schlägen Fühlt, wie an Mutterbrust ein Sohn,
Sich Fried' und Tröstung regen.
Und Himmelsodem haucht dich an Ringsum aus allen Gründen — Gott selber hat dir'S angethan,
Läßt neues Heil dich finden.
13
Bus dem FelSsprrrng. Auf dem Felsspruug will ich liege» Drunter hin der Thalbach schäumt. In das weiche Moos mich schmiegen,
Rings von Haideblüt' umsäumt. Wilde Bienenschwärme fliegen
Durch den üpp'gen Sommerwald; Nachtigallenlieder wiegen
Mich in Schlummer alsobald. Sieh! da packen mich zwei Hände
Und zwei Augen sehn mich an;
Aengstlich zeigt die jähen Wände Unter mir, der Jägersmann. Freund, hab' Dank für deine Sorgen!
Doch ich lag in treuer Hut,
Flihlte mich bewacht, geborgen Wie an Mutterbrust so gut. In der Städte dumpfer Schwüle,
Auf dem Menschenmarkte dicht. Schlief' ich, wie in Waldeskühle,
An der Kluft, so sicher nicht.
14
Im Regensommer 1843. Der Regen prasselt nieder; o schöner Sonrmertraum,
Wie hast du dich verkehret in lauter Dunst und Schaum! Es tropfen Bäum' und Blumen; es rauscht der gelbe Bach, Und auf die nassen Menschen schaut naß der Storch vom Dach. Der denkt: wenn ich nur weiter wär' über'm fernsten Meer,
Wo blau und lau der Himmel und blühend die Erd' umher! Der denkt: wenn ich nur weiter, wo wächst der Pfeffer wär'.
Wo mein rosenrother Vetter Flamingo steigt einher. Störchlein, denk' du nicht weiter! spann frisch die Flügel aus. Trag' mich auf deinem Rücken fort aus dem nassen Graus!
15
Abschied vom Walde.
Im Wald, im blätterlosen. Da schweigt es ganz und gar. Wo so lautes Schlagen und Kosen So reiches Leben war. Die Zweige niederhangen Vom Winde gezaust und geneckt; Ter Weiher steht wie gefangen Atit rothen Blättern bedeckt. Goldblaue Käfer liegen Zerstreut im gelben Gras; Herbstfädennetze fliegen Umgarnend frostig und naß.
Ter letzte Vogel im Haine Fliegt fort mit dem letzten Lant; Eine Blunt' in blassein Scheine 9toch traurig zur Erde schaut.
Auch der sind abgefallen Die Blätter im Windesgraus; Todtkalte Siebet walleit — Wald-Leben und Lieben ist aus!
16
Di« Natur int Herbste. Du hast mir sonst mit Maienlüften, Mit Vogelsang und Blumendüften
Das Herz beglückt, das Herz entzückt: Jetzt, Mütterlein Natur, willst du mich fangen Mit Herbstesfäden die umgarnend hangen.
Fürwahr, du treibst das Spiel geschickt. Du bist die klügste aller Frauen:
Matrone, muß ich noch verliebt dich schauen. Du Hohe, Ewigschöne, füllst mit Lust
Als Mägdlein mir, als Greisin, stets die Brust.
Im Herbste. Erde, wie du bist so müde! und du lächelst nur noch halb!
Deine Vögel sind verflogen, deine Blumen alle falb!
Deine Sonn' am Himmel schaut noch liebend zwar auf dich
herab. Doch es sind die goldnen Strahlen — goldne Rosen auf dein
Grab.
17
Im Spatherbste. Die Säum' sind alle geschüttelt gar. Die Aum ihrer Fülle baar; Der Wind streicht über den Stoppelplatz, Drin pickt nur Rabe noch und Spatz.
Wenn gehalten ist das festliche Mahl, Wenn geräumt der Helle prunkende Saal,
Dann läßt man die Bettelknaben
Sich an den Krummen noch laben.
Im Winter. t. Ich dank' dir's, Nebel, daß so dicht Dein Schleier sich verhüllend webt! Was soll auch, wenn kein farbig Licht,
Kein Duft, kein Ton die Flur belebt. Der Blick so weit in's Land hinaus? Er schaut' nur auf ein größres Leichenhans!
2. Starr, kalt und todt, im weißen Sterberocke, Den duft'gen Kranz von Reif um Stirn und Locke,
Liegst du, Natur...
Und oben wacht der bleiche.
Der stille Mond, und hütet deine Leiche.
18
BewLhrnng. Auf schwankem Schifflein jtt schaukeln
Freut dich, mein gut Gesell,
Wenn linden Spiels dich umgaukeln Die Wässerlein, Well' um Well'. Doch wenn die Fluten sich bäumen In Sturmesgraus, zeig' an.
Daß in den empörten Räumen
Du seist der tüchtige Mann I
Verschiedene Standpunkte. Zum höchsten blauen Aether trug
Den Adler seines Fittigs Flug;
Im reinen Duft, im Sonnenglanz,
Vergißt er seines Horstes ganz; Die Erde scheint ihm arm und klein:
Wer möcht' so tief da unten sein! Die Nachtigall im dunkeln Hain Stillselig träumt und schlägt allein:
„Du labst dich in dem Sonnengold, Dir sind die reinen Lüste hold. Doch, Lieber, hoch im Strahlenglühn,
Siehst du nicht daß mir Rosen blühn!"
19
Bedingte Schönheit. Du schönes griechisches Profil,
Ihr klaren himmelblauen Augen ; Ihr Lippen, dran in süßem Spiel
Die Menen möchten Honig saugen! Was seid ihr, wenn euch nicht bewegt Ein Herz, das durch die Hülle schlägt?
Du Lied, in Rosenschein getaucht Sind deiner Bilder Duftgestalten;
Die Worte zaubrisch hingehaucht. Wie Frühlingsblüten sich entfalten! Was bist du, wenn dich nicht bewegt
Ein Herz, das durch die Hülle schlägt?
20
Priameln. A Ein Apfel der gekommen nicht vom Baum, Ein Dichter der gelebet nicht im Traum, Ein Röslein das der Knospe nicht entsprossen.
Ein Mägdlein das der Liebe stets verschlossen. Ein Rezensent der ganz ein Buch gelesen:
Das sind fünf Wesen die nie dagewesen. 2.
Verstand kommt von verstehn.
Und Stand kommt her von stehn. Es meinen Manche daß Verstand
Nur sei wie sie die Welt verstehn.
Und Keiner hab' den rechten Stand, Wenn er nicht da steht wo sie stehn. 3.
Wer will den Frühling ohne Märzsturm, Und will den Frieden ohne Schmerzsturm,
Und will die Liebe ohne Herzsturm: Der meint das Leben sei ein Scherzsturm. 4.
Ich möchte, daß ich stets gewollt
Was ich, in Thun und Lassen, gesollt;
Doch manchmal hätt' ich auch gewollt
Daß, was ich gewollt, ich auch gesollt.
21
Distichen. 1.
Zur Beherzigung
Stör' ich, chr Herren, vielleicht, so sagt mir's nur frei vor die Stirne, Aber den Treffer fürwahr schändet im Rücken der Pfeil. ?.
Die Musen.
Mnsen, wohl mag ich euch nicht in hochfrisirten Perücken, Aber als Dirnen auch nicht mit der bemaleten Wang'. 3.
Einem Mädchen.
Ueberlustige, du, wie sprüht dein korallenes Halsband! Einst Betschwesterlein, ach! möcht's wohl dein Rosenkranz sein. 4.
Die Gedanken.
„ Wie vom Bogen der Pfeil, so fliegen mir rasch die Gedanken"! Sei's drum! aber mich däucht alle nicht treffen das Ziel.
22
Das Herz. Tein Herz ist eine Aeolsharfe,
Sagst du, und hängst dich wehmuthvoll. Sehnsüchtigselig in die Zweige Des Blütenbaumes.
Jedem Winde
Tönst du, im süßen Zaubermeer Der Klangeswellen liebestmnken schwimmend.
Für jedes Hauches Weh hast du ein Ach! Zerfließ'st für jeden Schmerz in Thränen.
Wollt lieber dein Herz wär ein Hammer Und schlüg' an ehernen Schild,
Daß glühten und sprühten die Funken!
Zur That! Gesellen, zur That!
23
Die letzte Mitter»acht-m»de des Jahres 1840. Sie hatten es verheißen aus Bibelsprüchen klar:
Das sei dem Erdenrunde das allerletzte Jahr. Da hab' ich denn geschnüret mein Ränzchen auf den Gang, Und harrte still geduldig auf der Posaune Klang. Und Ham' bis auf des Jahres allletzten Glockenschlag,
In meiner Lieben Mitte, fern von dem Festgelag. Der Schlag vom Kirchenthurine rief kaum die bange Stund',
Da war's als ob erzittert' der Erde tiefster Grund. Ich sah nicht Särge sprengen und Todte gehn hervor:
Wohl aus dem Schnecgedecke brach bunt des Frühlings Flor.
Die Blätter glänzten saftig, die Blunren lachte» hell. Durch schwanke Gräser rieselt' der frische Silberquell.
Ich schaut' auch nach den Bergen, ob wanke First und Grund, Der Vögel Lieder thaten nur Lust und Liebe knnd. Und als der Klang verhallet der letzten Geisterstnnd',
Da, starr und winterschaurig ward's wieder in die Rund'. Die Blumen, Düfte, Vögel, an ihrem stillen Ort
Gewiß sie hatten vernommen auch das Prophetenwort. Drum wollten sie noch grüßen einmal der Sterne Schein
Und an dem jüngsten Tage einmüthig beisammen sein.
24
Bielliebchengabe. Sinnige Vielliebchengabe, Doppelspiegel, sei willkommen! Deiner Sprache stille Deutung hab' ich willig angenommen: Klein das Bild des einen Rahmens, zeige mir der Andern Flecken; Groß des zweiten, mag nicht frommen mir die eig'nen zu verstecken. Dort den Splitter, hier den Balken soll es treulich offenbaren Und vor Stolz und Eigendünkel stets das schwache Herz be wahren.
25
Der Freund. Du warst mein Freund.
Die sausten Wellen trugen
In weichen Silberarmen unser Schiff;
Gemeinsam wir die ems'gen Ruder schlugen.
Die Sonne lacht', wir mieden manches Riff. Du sprachst so schön, so warm vom Schlag der Herzen Die sich getroffen und sich ganz verstehn.
Die durch des waudelvolleu Lebens Schmerzen
Mit gleichem Schlag' einander rettend gehn. Da kommt der Sturm mit rauschendem Gefieder, Das Schifflein schwankt, dein Blick ist bang und irr';
Du raffst dich auf mit aller Kraft der Glieder Und schwingst dich in der Fluten graus Gewirr. Du ringest gut, du bist ein tücht'ger Schwimmer,
Und bald erreicht das sich're Land dein Fuß. Ich, treibe einsam, ohne Hoffnungschimmer,
Vom Sturm gepeitscht im wilden Wogenguß.
26
„Mei« Herz ist ei» Bogel." 3it Musik -rsrtzt »en Sibert Braun. Mein Herz ist ein Vogel,
Es flattert hinaus;
's ist Frühling, da mag es Richt bleiben zu Haus.
Es sind ihm die Flüglein
Gewachsen erst recht. Doch fliegt's um die Wette Mit Vögeln nicht schlecht.
Hat mit den Gespielen Zu wechseln manch Lied,
Waldein und waldweiter. Wird nimmermehr müd'. Auf schwankendem Wipfel
Hochoben allein. Da singt es beseligt Zum Himmel hinein.
Da guckt's in die Restlein
So heimlich und traut, Drin kosen und küssen
Sich Bräut'gam und Braut. Mein Herz, wie ein Vogel, Flieg' weiter zur Zeit! Flieg' weiter, dir ist ja
Kein Nestlein bereit!
27
Die verliebten Poeten. Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten! Der möcht' des Liebchens Vöglein sein.
Gesperrt im goldnen Käfig ein, Weil's darf ihr Mündchen picken,
Küsse nicht braucht zu schicken.
Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten!
Der möcht' des Liebchens Röslein sein Duften an ihrer Brust allein. An ihrer Brust verserben:
O süßes Liebessterben!
Wie irre, wie wirre reden
Doch die verliebten Poeten! Der möchte sein der Lenzesduft,
Den Liebchen schlürfet aus der Luft. O seliges Erringen,
Sich lassen gar verschlingen! Wie irre, wie wirre reden Doch die verliebten Poeten!
Ich möchte sein des Liebchens Lieb, Ziicht sagen erst: Nimm! oder: Gib! Wir müßten's beide wissen.
Daß wir uns gerne küssen!
28
Vorzeichen.
Als ich stieg in's Thal Hemieder Rach dem lieben kleinen Haus, Flog mit rauschendem Gefieder Mir ein schwarzer Rab' voraus. Doch als ich genaht in Sülle, Liebesbang und zagend gar. Auf des Daches moos'ger Hülle Schnäbelnd saß ein Taubenpaar. Zwischen bös' und guten Zeichen, Soll ich bleiben? soll ich gehn? Wird ein Unheil mich erreichen? Wird erfüllt ein heißes Flehn?
29
Liebchen im Garten. Eines wundert mich, mein Liebchen,
Daß, wenn du aus deinem Stübchen Trittst in deinen Frühlingsgarten, Um der Beete drin zu warten.
Nicht die Knospen all' die engen Hülle»« mit Gewalt zersprengen
Um der Blumen holde Augen In die deinen tief zu tauchen. Ach, mein Herz, wenn ich dich sehe.
Klopft unsäglich, Lust und Wehe
Wallt drin auf und ab, zerspringen Würd's gewiß, könnt' ich nicht singen Mein umknospet' heimlich Schmerzen
Und vertrauen deinem Herzen.
30
Br»n>»e»»errath. Nach einem serbischen Motiv.
Du und ich, wir zwei,
— Mond nur war dabei — Gaben uns zwei. Drei....
Süße, Süße Küsse,
Au dem Bmnnen hell War die Liebesstell'.
Und jetzt weiß im Dorf jed' Kätzlein, Daß wir uns geküßt, lieb Schätzlein!
Brunnen war die Plaudertasche, Goß zum Wasser jeder Flasche
Auch mit ein. Daß wir selig war'» zu Zwei'n:
Knecht und Magd, und Herr und Frau
Wissen's gründlich und genau. Schlürfen's ein mit jedem Zug;
Und der Zungen gleich genug Setzen rasch sich in Bewegen; Und auf Wegen,
Und auf Stegen Flüstern's Alte sich und Junge Zu mit schnellem Zungenschwunge.
Und jetzt weiß im Dorf jed' Kätzlein, Daß wir uns geküßt, lieb Schätzlein!
31 Daraus zieh' ich die Moral Hüten wir uns allzumal
Vor dem falschen, kalten Wasser, Denn es ist der Liebe Haffer. Manche Liebe kann auf Erden
Ganz und gar zu Waffer werden.
Seelenwandermmg. Man sagt, daß in dem Kuffe
Zwei Seelen sich empfah'n,
Im innigsten Erguffe Sich eigen sind fortan. Du drücktest eine Rose,
Mein Kind, an deinen Mund; Mit süßem Duftgekose
Geschloffen ward der Bund. Drum, daß auch mir nicht fehle
Der Liebesblume Licht:
Küß' mich, du Rosenseele! Du Rosenangesicht!
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Lebensbild. Das Knäblein steht am Herd allein. Es wirft ein Blatt zur Glut hinein. Die Flammenzung' entgegen sich streckt. Hat's gierig um und um beleckt. Fast ist's zur Kohle schon gesunken. Nur wandeln einsam lichte Funken, Wie Sterne hin und wieder, zittern Verglimmend bald in goldnen Flittern; Dann rauschet schwarz und todesmatt. In Asch' ersterbend, hin das Blatt.
So, Knäblein, flammt in Lebensmuth Auch deiner Jugend rasche Glut: Die Flamme zehrt, bald zieh», wie diese Sterne, Im letzten Glühn die Freuden in die Ferne; Du sinkst, ein Aschenblatt, am Grabesherde, Doch andre Sterne glühn dir ob der Erde.
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Die Mutter. Ich bitt' euch , ihr Mnde,
Geht sachte, nur sachte! Bringt würzige Düfte vom Blütengewinde,
Bringt liebliche Kühlung dem schlummernden Kinde!
Geht sachte, nur sachte!
Ich bitt', dich, o Quelle,
Nur stille, nur fliffe! Ein andermal sprich mir, du silberne, Helle,
Von Blumen am Ufer, den Liebchen der Welle.
Nur stille, nur stille! Ich bitt' euch, im Haine,
Nur leise, nur leise!
Waldvögelein, singet beim mondlichen Scheine, O weckt nicht, o weckt nicht die rosige Kleine!
Nur leise, nur leise! Wie's strahlet so milde!
Wie's lächelt im Traume! O siehst du wohl, Liebchen, viel Engelgebilde? Und spielst du mit ihnen im Himmelsgefilde?
Wie's lächelt im Traume!
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Bei ei««S Kinde- Tod.
Rein bist du uns gekommen. Du giengest nneder rein; Es ist dir nichts genommen. Nur Alles uns allein.
Bei der Mutter Heimgang.
Wenn ich bedenke, was du mir gewesen. Ein mildes, treues, liebevolles Wesen, So klag' ich immer: Ach, wie früh, wie frühe! Doch wenn ich denke, wie jetzt fern von Mühe, Von jedem Schmerze du und Kummer frei. So sag' ich : Wohl dir in den lichten Neih'n! Nur möcht' ich bald auch bei dir sein!
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-ev Leden. In Musik -rsrsit von Joseph Hepberger. Im Hofe stehn die Schüler und singen dumpf und bang
Am schwarzen Todtenschreine den heil'gen Grabgesang:
Da ist ein Licht erloschen, ein Herz hat ausgebebt.
Es ist mit Leid und Wonne schon himmelan geschwebt.
Vom Berge schallt ein Jubel, zum schmucken Hochzeithaus Tönt Becherklang und Jauchzen und lustig Lied heraus: Da ist ein Licht erglommen, zwei Herzen sprühen hell. Und frisch hat sich ergossen der goldne Lebensquell.
Am Himmel hoch da gehet der liebe Sonnenschein,
Wirst segnend seine Strahlen in Freud und Leid hinein: Den Strahl des stohen Lebens schickt er in's Hochzeithaus, Und an dem Sarge küßt er den Jmmortellenstrauß.
Abschied. Unter Fremden, in der Ferne,
Hat mein Herz zuletzt geschlagen; Doch nach meiner Heimat Sterne Hat mich Sehnsucht noch getragen. Und ich mein' Ihr habt es wohl vernommen. Da mit Geistergruß ich bin gekommen.
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Da» Kreuz auf dem Berge Leise Eschen schon die Wipfel, Nebel ziehen schon durch's Thal;
Auf des Berges höchstem Gipfel
Sieht das Kreuz im Abendstrahl. Liebesbanner, Friedenszeichen, Das Versöhnung uns gebracht.
Send' aus lichten Himmelreichen
Segen auf die stille Nacht!
WeihaachtSlied. In Todesschatten wallte
Die Welt so unruhbang.
Kein Liebeswort erschallte. Kein Lebenswort erklang. Sie giengen im Gewirrs,
Unfriedlich, kalt und todt.
Und in die dunkle Irre Schien, ach, kein Morgenroth! O Herz, du mußt verzagen. Das einsam harrt und bangt!
Es will das Licht nicht tagen.
Nach dem dich so verlangt!
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O Herz, du mußt verkümmern. In Sehnsucht untergehn, ES roitt der Stern nicht schimmern Herab von Himmelshöhn! So klang es in der Stille, So bebt' es in der Brust; Da brach durch blaue Hülle Hervor die Himmelslust.
Da stammt er ob den Tristen Des Heilands goldner Stern, Da zeugen's alle Schriften: Es ist der Glanz des Herrn! Und zu dem Himmel sehen Sie Alle froh empor. Und: „Ehre in den Höhen !" So schallt's im Engelchor.
„Der Friede, der verlorne. Er wird euch hent zutheil! Der Heiland, der Erkorne, Kommt auch zu euerm Heil!"
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De* Landgeistliche am Sonntagnachmittage.
Kirchlein stehet still, verlaffen, Orgelton ist längst verhallt; Durch die Fruchtgefilde wandelt Eine freundliche Gestalt. Mütterchen und Greise blicken Nach dem Theuern unverwandt, Mädchen singend ziehn vorüber, Knäblein fassen ihm die Hand. Aus den Lippen, aus den Augen, Ihm manch herzlich Grüßen bricht; Seiner Rede milden Segen Zeigt ihm jegliches Gesicht.
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A« Gustav Schwab, da er al- Pfarrer »ach Gvmarmgm berufen wurde-
1837.
Ein Hirte willst du weiden die Gemeine,
Sie führen auf die frischen würz'gen Matten,
Sie tränken an der Quelle, klar und reine. Sie schirmen in der Lebensbäume Schatten.
Wohl göny' ich dir des Men Dorfes Frieden,
Und bin in deinem Glücke selbst beglücket; Doch sei dein Lied nicht von der Welt geschieden.
Nicht von den Freunden, die es stets entziicket.
Nicht stumm verbleiben darf ein treuer Hirte!
Im Abendlicht, wenn sich die Wolken säumen. Ruf' die Schalmei helltönend das Verirrte,
Damit sich's sammle zu der Hürde Räumen.
Dann lauschen deinem Liede wir von ferne. Und denken nach der alten schönen Zeiten,
Und sehn dich in dem Silberglanz der Sterne Mit deiner Herde selig heimwärts schreiten.
40 Das Echo hei
Ludwig Uhlaud'S Begräbniß, 16. November 1863.
Im Spätherbst war es, auf dem Gottesacker; Sie senkten in die Grube M und tief Ein Dichterherz, das schlug einst treu und wacker. Das schlug in heil'ger Glut, wenn Freiheit rief,
Wenn's galt des Volkes gutes Recht zu wahren, Ter Willkür Ränke kühn zu offenbaren.
Und eh' das Grab sich ob dem Mann' geschlossen. Der Deutschlands reicher süßer Liederhort, Sprach unter Thränen, die sich rings ergossen.
Ein schwäb'scher Sänger ihm ein Abschiedswort;
Aus tiefstem Herzen, rein und wahr empfunden. Lobt' er den hehren Dichter der entschwunden.
Und als dem Sänger laut der theure Namen, Der Namen „Uhland" aus dem Munde brach: Da tönt', als wär's ein feierliches Amen,
Vom Rebenbühl das Echo — „Uhland!" — nach *).
Forthallen wird der Laut zu fernsten Tagen, Und goldne Funken aus dem Herzen schlagen! 1) Hür diese so wie für alle übrigen Nummern im Texte, sehe man die kurzen Anmerkungen am Schluffe des Landes
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Dem jungen Klavier-Birtuosen
Fritz SernShei». Mär,