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German Pages 204 [210] Year 2009
JEA N-JACQUES ROUSSEAU
Friedensschriften Französisch – Deutsch
Übersetzt, mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von michael köhler
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 606
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-1945-9
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ten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 – 54 URG ausdrücklich gestatten. Satz: Type & Buch Kusel, Hamburg. Druck: Strauss, Mörlenbach. Bindung: Litges & Dopf, Heppenheim. Werkdruckpapier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.
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Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vii Einleitung zu Rousseaus Friedensschriften . . . . . . . . . . . . .
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Titel und Entstehungsgeschichte der Friedensschriften ix | Der Hintergrund – Rousseaus Anthropologie und politische Philosophie xii | Extrait du Projet de Paix Perpétuelle – Aufhebung des internationalen Naturzustandes durch den Völkerbund xvii | Einleitung und methodische Überlegungen xviii | Exposition: Internationaler Kriegszustand – Völkerbund xx | Die systembildenden Bindungen zwischen den europäischen Völkern xxiii | Der europäische Kriegszustand und seine Ursachen xxxi | Das europäische Staatensystem im unruhig-stabilen Gleichgewicht xlii | Das Projekt des eu ropäischen Staatenbundes und seine Eignung zur Friedenssicherung li | Interessenmotive zur Gründung des Bundes – die Souveränitätsfrage lviii | Jugement sur la Paix Perpétuelle – das Problem der Verwirklichung des Friedensplans lxix | Gegenläufige scheinbare Interessen der Herrschenden lxix | Das Problem der Verwirklichung durch Interessenkoordination lxxi | Die Widersprüchlichkeit einer gewaltsamen Stiftung des Friedensbundes lxxi | Gesamteinschätzung der Friedensschriften Rousseaus lxxiii
jean-jacques rousseau Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur l’Abbé de Saint-Pierre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Auszug aus dem Entwurf eines fortdauernden Friedens des Herrn Abbé de Saint-Pierre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lettre de M. Rousseau à M. de Bastide, Auteur du Monde . . .
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Brief des Herrn Rousseau an Herrn de Bastide, Herausgeber des Monde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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inhalt
Avant-Propos de M. de Bastide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort des Herrn de Bastide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Projet de Paix Perpétuelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Entwurf eines fortdauernden Friedens . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Jugement sur la Paix Perpétuelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Beurteilung des Entwurfs eines fortdauernden Friedens . . .
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Anmerkungen des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
VORWORT
Jean Jacques Rousseaus Schriften zur Stiftung eines fortdauernden Friedens unter den europäischen Völkern, der »Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur L’Abbé de Saint-Pierre« und der »Jugement sur la Paix Perpétuelle«, haben eigenständige Bedeutung in der systematischen Entfaltung eines rechtsphilosophischen Themas, das Kant in der universalen Erweiterung seines eigenen Denkansatzes als »nicht bloß einen Teil, sondern den ganzen Endzweck der Rechtslehre innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« bezeichnet hat. In deutscher Sprache sind diese bedeutenden Schriften Rousseaus nicht in selbständiger Ausgabe verfügbar. Sie werden hier in einer das Original und die deutsche Übersetzung enthaltenden Neuausgabe vorgelegt. Der 1756 verfasste »Extrait« wurde erstmals veröffentlicht in der Ausgabe von de Bastide (Amsterdam 1761) und dann in die von Rousseau geplante, noch selbst mit vorbereitete erste Gesamtausgabe seiner Werke von du Peyrou / Moultou (postum Genf 1782, dort Band 24) aufgenommen. Der ebenfalls 1756 abgeschlossene, aber zunächst zurückgehaltene »Jugement« wurde gemäß dem Willen Rousseaus in der genannten Ausgabe von 1782 (Band 24) überhaupt erstmals publiziert. Auf dieser mithin maßgebenden Textgrundlage beruht auch die vorliegende Neuausgabe. Sie weist nicht sämtliche Änderungen gegenüber der Erstveröffentlichung des Extrait (1761) und Textvarianten aus dem Manuskriptbestand nach, da diese fast ausnahmslos für das Sinnverständnis und die inhaltlich-systematische Interpretation der Texte ohne Belang sind; wenige Einzelfälle unumgänglicher Korrekturen sind vermerkt. Im Übrigen wird auf die auch den Manuskriptbestand heranziehenden Ausgaben von Vaughan (London 1915/1962) und von Stelling-Michaud (in Band III der Œuvres complètes, Édition de la Pléiade Paris 1964) verwiesen. Die Schreibweise der Originaltexte (Großschreibungen, ältere
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Wortformen wie long-tems, sur-tout, die Verwendung der alten Form des Imperfekts, die differierende Verwendung der accents, die Zeichensetzung) wurde konsequent beibehalten. Die Alternative einer ebenso konsequenten Modernisierung, wie in der Ausgabe von Vaughan, engt möglicherweise den Benutzerkreis zu sehr ein. Außer den regelmäßigen Absätzen in den Originaltexten hat der Herausgeber größere Absätze eingefügt, welche der im begleitenden Aufsatz vorgestellten inhaltlichen Gliederung der Schriften entsprechen. In den Text der Übersetzung sind die gliedernden Zwischenüberschriften kursiv und in Klammern, als nicht von Rousseau selbst stammend, eingefügt. Die in den Originaltexten enthaltenen Anmerkungen stehen als Fußnoten (*) im französischen Text, ihre Übersetzung dementsprechend unter dem deutschsprachigen Haupttext. Editorische Hinweise des Herausgebers finden sich gleichfalls als Fußnoten zum Originaltext; die Terminologie und die Übersetzung betreffende sowie weitere inhaltliche Anmerkungen werden im Text der Übersetzung fortlaufend gezählt und im Anhang als Endnoten wiedergegeben. In der Bibliographie enthaltene Titel werden abgekürzt, sonstige Literatur vollständig zitiert. Mein Dank gilt zunächst den Studierenden und Doktoranden an der Fakultät für Rechtswissenschaft der hamburgischen Universität, die im Wintersemester 2008/09 an einem Seminar über Rousseaus Friedensschriften auf eine dem Projekt sehr förderliche Weise teilgenommen haben. Sehr zu danken habe ich auch den Mitarbeitern am hiesigen Seminar für Rechtsphilosophie für ihre Hilfe insbesondere bei der Literaturbeschaffung, namentlich Frau Suhrbier für die ausgezeichnete Übertragung und sonstige Betreuung des Manuskripts. Mein besonderer Dank gilt Herrn Privatdozenten Dr. phil. Robert Fajen, Universität Würzburg, für seinen Rat zur Edition und meinem Freund Professor Dr. phil. Wolfgang Bartuschat, Universität Hamburg, der die Übersetzungen und den begleitenden Aufsatz kritisch durchgesehen hat. Hamburg, im Juli 2009
Michael Köhler
EI N L EI T U NG Z U ROUSSE AUS F R I EDE NSSCH R I F T E N
Titel und Entstehungsgeschichte der Friedensschriften Jean-Jacques Rousseaus 1756 entstandene Schriften zum Thema des internationalen Rechtsfriedens – der erstmals 1761 veröffentlichte »Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur L’Abbé de Saint-Pierre« und der erst postum (1782) publizierte »Jugement sur la Paix Perpétuelle« – verdienen besondere Aufmerksamkeit, da ihnen eine gegenüber dem Abbé selbständige und weiterführende rechtsphilosophische Bedeutung in der Entfaltung einer universalen Friedensidee, besonders auch im Hinblick auf Kants Friedensschrift, zukommt. Die Rousseaus eigenständige Autorschaft eher verdeckenden Originaltitel der Schriften erklären sich aus ihrer Entstehungsgeschichte,1 aus seiner Befassung mit dem Werk des Abbé de SaintPierre (1658 – 1743)2 – unter anderem Autor eines umfangreichen Werkes mit dem Titel »Projet pour rendre la Paix Perpétuelle en Europe (1713)«. In ihm wurde die Tradition europäischer Friedenspläne, namentlich in der Folge des König Heinrich IV. Vgl. einführend Vaughan, I (1915), 359 ¬.; Reibstein (1957), 553 ¬.; Stelling-Michaud, in: Œuvres Complètes (OC) III, CXX ¬.; zur Wirkungsgeschichte CXLIV ¬., in Deutschland namentlich die Aufnahme durch Kant; s. auch von Raumer (1953), 127; zur jüngeren Rezeption im anglo-amerikanischen und französischen Sprachraum s. Ramel / Joubert (2000), 151 ¬. 2 Hierzu zählen noch die »Polysynodie de l’Abbé de Saint-Pierre«, eine Schrift zur Mäßigung des monarchischen Absolutismus durch eine Mehrzahl von Beratungsämtern, und: »Jugement sur la Polysynodie« (beide gleichfalls postum publiziert in der Gesamtausgabe 1782, Bd. 24; s. auch OC, III, 617 ¬., 635 ¬.); zur Bedeutung des Abbé im Zeitalter der Aufklärung s. Asbach (2001), 46 ¬.; konzise Darstellung und systematisch-kritische Einordnung von Cheneval (2002), 316 ¬. 1
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von dessen Minister, dem Duc de Sully (1650 – 1741) postum zugeschriebenen, tatsächlich aber von diesem selbst erst in seinen Memoiren konzipierten Friedensplans,3 in ausgedehnter Argumentation fortgesetzt. Rousseau hatte den alten Abbé in den vierziger Jahren im Salon der Madame Dupin kennengelernt, in deren Haus er dann ab 1747 Aufnahme fand. In dieser Zeit befasste Rousseau sich erstmals mit den politischen Schriften des Abbé und kam darauf, inzwischen Autor der zwei Diskurse (Über die Wissenschaften und Künste / Über Ursprung und Gründe der Ungleichheit unter den Menschen) und in der Ausarbeitung seiner politischen Philosophie begriffen, im Jahre 1754 zurück – einer von Madame Dupin übermittelten Anregung des Abbé de Mably folgend, zur besseren Aufnahme der Werke des inzwischen verstorbenen Abbé de Saint-Pierre einen zusammenfassenden Abriss seiner Werke zu schreiben.4 Besonders das Thema eines Friedensplans passte systematisch in das von Rousseau geplante Gesamtwerk der politischen Institutionen, das eben auch das internationale Recht mitenthalten sollte.5 Im Extrait formen sich Rousseau denn auch Gedanken des Abbé de Saint-Pierre und substantiell weiterführende eigene Überlegungen, die zum Teil implizit oder ausdrücklich kritisch gegen diesen gewendet werden, zu einem einheitlichen Text: Anders als die beiden Titel (Extrait und Jugement) nahelegen, ist der Extrait also keineswegs eine bloße Zusammenfassung der Gedanken eines anderen, noch sind Wiedergabe und kritische Beurteilung deutlich voneinander Maximilien de Béthune, Duc de Sully: Mémoires, Bd. 8, London 1752, 267 ¬., 272 (»grand dessein«); in dt. Übersetzung auszugsweise bei Schlochauer (1953), 76 ¬.; dazu auch von Raumer (1953), 61 ¬. 4 Vgl. Confessions, IX (OC I, 407 f.); Brief an Jean-Francois Bastide, den Herausgeber des Extrait, vom 5. Dezember 1760, S. 5 der Erstausgabe 1761, in vorliegender Ausgabe S. 4, 5; konzentrierter Überblick über das Werk des Abbé de Saint-Pierre von Witschel (2009), 11 ¬. 5 Vgl. programmatisch das Schlusskapitel des Contrat Social, IV, 9 (OC III, 470 mit Fußnote von R. Derathé zu Rousseaus Einteilung der aufgeführten Materien, 1507 f.). 3
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unterschieden. Der im Vorwort zur Erstausgabe des Extrait (1761) vom Herausgeber Bastide geäußerten Einschätzung: »Man täusche sich nicht: Der Analytiker ist hier in sehr vielen Hinsichten der Schöpfer«, hat Rousseau zwar insofern widersprochen, als er die Anregung Bastides, einen weniger bescheidenen Titel zu wählen, zurückwies, da er nicht den Ruhm eines anderen usurpieren wolle.6 Aber er hob doch zugleich in durchaus zweideutiger Weise hervor, das Thema »unter anderem Gesichtspunkt als der Abbé de Saint-Pierre« behandelt und »manchmal andere Gründe als die seinigen« gegeben zu haben. In den Confessions nahm Rousseau schließlich eindeutig für sich in Anspruch, ein über die Ideen des Abbé über Frieden und Staatenbund hinausgehendes Werk verfasst zu haben.7 Die inhaltliche Analyse der Schriften im Kontext der politischen Philosophie Rousseaus kann das bestätigen. Schließlich spricht auch die von Rousseau angeordnete Aufnahme der Schriften in die erste (postume) Gesamtausgabe seiner Werke für sich.
Vgl. den im Vorwort von Bastide auszugsweise zitierten Brief Rousseaus von März 1761, vgl. S. 7 ¬. der Erstausgabe 1761; in vorliegender Ausgabe S. 8 ¬. 7 Vgl. Confessions, IX (OC, I, 408): »Mich nicht auf die Funktion eines bloßen Übersetzers beschränkend, erlaubte ich mir manchmal selbst zu denken, und ich konnte meinem Werk eine solche Form geben, dass sehr bedeutende Wahrheiten unter dem Mantel des Abbé de Saint-Pierre noch glücklicher als unter dem meinigen durchgingen«; und dann doch auch abschätzig: »Es handelte sich um nichts weniger als 23 Bände zu lesen, zu bedenken, zu exzerpieren – diffus, konfus, voller Längen und Wiederholungen kleiner kurzsichtiger oder falscher Gesichtspunkte, woraus man einige große und schöne herausfischen musste, die dann auch Mut machten, sich dieser lästigen Arbeit zu unterziehen«; s. auch: Émile ou de l’Éducation, V (OC IV, 848 FN), wonach die Gründe für das Projekt eines europäischen Staatenvereins im Extrait, die Gegengründe im damals noch nicht publizierten Jugement herausgestellt seien; treffend bereits v. Raumer (1953), 135: Rousseaus Gesamtwerk zugehörig. 6
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Der Hintergrund – Rousseaus Anthropologie und politische Philosophie Die Friedensschriften bilden systematisch das Schlussstück der von Rousseau konzipierten »politischen Institutionen«. Deshalb seien im Folgenden die Voraussetzungen in Rousseaus Anthropologie und politischer Philosophie knapp erläutert. Anthropologisch-analytisch ansetzend wendet Rousseau8 die ursprüngliche empfindungsmäßige Verbundenheit der Selbstliebe des Menschen (amour de soi) mit der natürlichen Umwelt und den anderen Menschen – den »Widerwillen, seinesgleichen leiden zu sehen«, das Mitleid (pitié) – kritisch gegen die empiristische Prinzipienreduktion auf das bloße Selbstinteresse handlungsmächtiger Personen. Theoriegeschichtlich nimmt er damit den Einspruch der moral-sense-Philosophie auf. Das negative Intersubjektivitätsverhältnis des Naturrechts auf alles, das Hobbes aufgrund seines empiristisch-individualistischen Menschenbildes als primär ansetzte, gilt ihm als sekundäres Resultat eines kulturund rechtsgeschichtlichen Verfallsprozesses. Bestimmt seine Anthropologie den Menschen im ursprünglichen Naturzustand zunächst in einer ebenso unmittelbaren wie umfassenden und gleichbleibenden, reflexions- und verhältnislosen Einheit mit der Natur, so besteht die Differenz zum Tier jedoch im Denkvermögen, in der darauf beruhenden wählend-weltgestaltenden Handlungsfreiheit (agent libre) und in der Vervollkommnungsfähigkeit (perfectibilité), die das eigene Handlungsrepertoire wie die Umweltbedingungen zu organisieren vermag. Diese Grundeigenschaften des Menschen bedingen zugleich eine praktische Ambivalenz: Die rationale Reflexion befähigt zwar zur Kontinuität der Lebensführung; sie vermag aber auch die zunächst mit der Umwelt ausgeVgl. Rousseau: Discours sur l’origine et le fondement de l’inégalité parmi les hommes (Ungleichheitsdiskurs), 1. Teil (OC III, 134 ¬.); s. auch Caspar (1993), 31 ¬.; methodologisch zum Naturzustandsbegriff Figal (1989), 24 ¬. 8
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glichene Selbstliebe zur Eigenliebe (amour propre) zu verkehren, die sich habituell-kulturell verfestigt. Die Reflexion erhält dadurch zunächst eine negative Konnotation.9 Aber die kritische Reflexion des Entwicklungsprozesses selbst bringt doch zugleich die gedankliche Basis in den Blick, von der aus die Ganzheit des Humanen wiedergewonnen werden kann – in einem weiterführenden Begriff von Freiheit, der die inhaltlichen Normelemente der Selbsterhaltung und der positiven Intersubjektivität aufnimmt und Freiheit als Selbstgesetzgebung bestimmt.10 Damit kommt, wenn auch noch nicht in der begrifflichen und terminologischen Klarheit Kants, Freiheit als Selbstbestimmung (Autonomie) in Ansatz, die als vornehmste Eigenschaft allen Menschen gleichermaßen zusteht und unveräußerlich ist. Die Entwicklung des menschlichen Weltbezuges und zugleich der intersubjektiven (gesellschaftlichen) Verhältnisse wird in drei Stadien vorgestellt: Vom ursprünglichen Naturzustand unmittelbarer Einheit über die Verfallenheit in gesellschaftliche, privatrechtliche wie politische und kulturelle Entfremdung mit dem Extrem despotischer Unordnung bis zur vermittelten Restitution gleicher Freiheit im Staat des allgemeinen Willens.11 Die reflexive Eigenliebe führt im Zuge der gesellschaftlichen und institutionellen Entwicklung zum Verlust der ursprünglichen ethischen Vgl. Rousseau: Ungleichheitsdiskurs (OC III, 138): Im Hinblick auf die natürliche Gleichheit und den gesellschaftlich bedingten Verfall, so schreibt er, »wage ich beinahe zu versichern, dass der Zustand der Reflexion wider die Natur ist, und der Mensch, der nachdenkt, ein depraviertes Tier ist«; begriffsgeschichtlich zum Trennenden der Reflexion s. Reflexion, in: HWPh 8 (1992), Sp. 396 ¬. 10 S. ansetzend Rousseau: Ungleichheitsdiskurs (OC III, 183 ¬.): Freiheit die edelste Fähigkeit des Menschen, unveräußerlich (gegen Pufendorf); abschließend: Contrat Social, I, 6, 8 (OC III, 360 ¬., 365); s. auch Émile ou de l’Éducation, L IV (OC IV, 548 ¬.); ebenso in: Lettres écrites de la Montagne, 6 (OC III, 806 f.); dazu Rang (1959), 182, 188 ¬.; Cassirer (1975), 16 ¬.; s. auch ders. (1991), 27 ¬.; methodologisch vergleichend Caspar (1993), 116 ¬. 9
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Gemeinsamkeit. Ansatzweise geschieht dies schon in den ersten Gemeinschaften des Naturzustandes; es treten Ungleichheiten der sozialen Geltung und Geltungssucht auf. Mit der Sesshaftigkeit dauerhafter Teilverbände (Familien) im selbstbezogenen Außenverhältnis zu anderen, mit der Revolution des Ackerbaus und der Technik der Metallbearbeitung, mit andere ausschließendem Grundeigentum, mit Arbeitsteilung und abhängigen Arbeitsbeziehungen (Herr – Knecht, Sklave) verfestigt sich die Ungleichheit auch in Rechtsformen, und zwar zunächst des vorpolitisch-gesellschaftlichen Privatrechts. Dessen Widersprüchlichkeit im relativen Recht des Erstbesitzers einerseits, dem »Recht« des Stärkeren andererseits und die daraus resultierende Unsicherheit motivieren zumal die Besitzenden zu einer organisierten Rechtsverfassung. Dadurch transformiert sich die Ungleichheit in politische Herrschaftsverhältnisse, einhergehend mit systemisch kulturellen Deformationen der Menschen – im ständischen, zuletzt absolutistisch-monarchischen Staat mit der Tendenz zur Despotie, in deren Rechtlosigkeit wiederum alle gleich werden. Der Begriff des Naturrechts wird so mehrdeutig. Im reinen Naturzustand besteht es aus dem natürlichen Gleichgewicht von Selbstliebe und Mitempfinden für andere. Im gesellschaftlichen Verfallszustand ist es die nur notdürftige Ordnungsregel, vermengt mit Machtinteressen in politischer Vorherrschaft – Unrecht aus der Perspektive der ursprünglichen ethisch-naturrechtlichen Einheit oder Recht nur minderer Legitimität im Vergleich zu noch schlimmeren Zuständen bis hin zur gänzlichen Rechtlosigkeit. Rechtsbegrifflich fundamental ist die Kritik an grundsätzlich ungleichen Privatrechtsverhältnissen (Eigentum, Arbeit), freilich im Gesamtkontext der anthropologischen Ambivalenz zur Selbstentfremdung. Aber die ursprünglichen menschlichen Eigenschaften, namentlich das Freiheitsvermögen befähigen dazu, die bisher Vgl. Rousseau: Ungleichheitsdiskurs, 2. Teil (OC III, 164 f.); komprimierte Abfolge in: Contrat Social, I, 1, 6 (OC III, 351, 360): Frei geboren – überall in Ketten – so frei wie zuvor. 11
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entwickelte Negativität auf vermittelte Weise selbst aufzuheben, insofern angesichts der Differenziertheit der Verhältnisse und des erreichten Reflexionsstandes die Rückkehr zum reinen Naturzustand nicht mehr möglich ist. Als Konzept fungiert der Gesellschaftsvertrag, der mit dem Staats- und Verfassungsvertrag eine Einheit bildet. In ihm entäußern die Subjekte all ihre Rechte aus dem Ungleichheitszustand (aliénation totale), aber nicht zu gänzlicher Heteronomie wie bei Hobbes, sondern in der allseitig verpflichtenden Bildung eines ihre besonderen Willen und Interessen zu gleichen Rechten vermittelnden und dadurch höchsten normativ-allgemeinen Willens (der volonté générale im Unterschied zum empirischen Willen, der volonté de tous). Mit absoluter, unveräußerlicher, unteilbarer, nicht repräsentierbarer Souveränität, d. h. auf vereinigter Selbstbestimmung aller beruhender höchster Rechtsmacht, gewährleistet der ideal unfehlbare Allgemeinwille durch seine Gesetze in der unmittelbaren Selbstrepräsentation aller Bürger, dass »jeder, indem er sich mit allen vereinigt, nur sich selbst gehorcht und genauso frei bleibt wie zuvor«.12 Mit dem anthropologisch-normativen Grundsatz der ursprünglichen Güte in Einheit mit der Natur und seinesgleichen, mit dem Neuansatz des Freiheitsbegriffs als gesetzgebender Selbstbestimmung wird die kritische Wende, im Gegensatz sowohl zur Verworfenheitsmetaphysik als auch zur empiristischen Reduktion, eingeleitet. Das Naturrecht wird erstmals als konstruktive Leistung eines gemeinsamen, nicht empiristisch und rationalistisch verkürzten Normwillens aller Subjekte zu Gesetzen allgemeiner Freiheit begriffen. Sein Entwicklungsprozess gegen den Verfallszustand hat den normativen Gehalt der ursprünglichen Vgl. Rousseau: Contrat Social, I, 6 (OC III, 360); zum Souveränitätsbegriff, I, 7 ¬. sowie II, 1 ¬. (OC III, 362 ¬., 368 ¬.); zur Kritik der Fremdrepräsentation, III, 11, 15 (424 ¬., 428 ¬.); zum rechtsphilosophischen Grundansatz s. erhellend Julius Ebbinghaus: Das kantische System der Rechte des Menschen und Bürgers in seiner geschichtlichen und aktuellen Bedeutung, in: ders. Gesammelte Aufsätze, Vorträge und Reden, Darmstadt 1968, 161, 167 ¬. 12
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Selbstliebe und der intersubjektiven Güte zugrunde liegen (»frei geboren« – »in Ketten« – »so frei wie zuvor«). Rousseau kritisiert eindringlich jede Art von Partikularisierung, namentlich in Interessenverbänden, die sich fälschlich als allgemeingültig behaupten. Das normativ Allgemeine hat seinen Ort in einer verpflichtenden Beziehung aller Bürger aufeinander, in der Abstraktion von ihren Sonderinteressen, im sie einigenden Gemeininteresse,13 verfahrensförmig gesichert durch ihre gesetzgebende Selbstrepräsentation. Aber die Bestimmung des Allgemeingültigen, des Allgemeininteresses, das eine leere Abstraktion nicht sein kann, bleibt doch in seinem kategorialen Gehalt unklar, sein Verhältnis zum subjektiven Recht der Person offen. Abgesehen von eher prozeduralen Vorkehrungen der Interessenklärung rekurriert Rousseau hauptsächlich auf unmittelbare ethische Güte14 und auf »natürliche Richtigkeit« in Nähebeziehungen einer überschaubaren Republik; jeder solle seinen Überzeugungen folgen, um den wahren Allgemeinwillen zu erreichen. Dem entspricht die für Rousseaus Gesamtsystem konstitutive Voraussetzung eines moralischen Erziehungsprozesses, entwickelt in seiner Schrift Émile. Auch soll ein genialer Gesetzgeber (legislateur) dem zum Irrtum neigenden Volk zur Tugendhaftigkeit verhelfen und die ihm angemessenen Gesetze vorschlagen (jedoch nicht: vorschreiben). Schließlich soll die bürgerliche Religion die Einzelnen auf den Allgemeinwillen hin orientieren. Diese umfassende, in mehreren Zugängen sich vollziehende Ethisierung tendiert letztlich zur totalen Vergemeinschaftung. Subjektive Selbstbestimmung wird nicht so gedacht, dass sie von der Besonderheit und deren AllgemeinVgl. Rousseau: Contrat Social, I, 7; II, 3, 4, 6 (OC III, 362 ¬., 371 ¬., 378 ¬.). 14 Zum Folgenden s. Rousseau: Contrat Social, II, 3, 4; III, 4; IV, 1 (OC III, 371 f., 373, 404 f.; 437 ¬.); zum Gesetzgeber s. II, 7 ¬. (381 ¬.); zur bürgerlichen Religion als Inbegriff religiöser Grundüberzeugungen, die den Gesamtzusammenhang befestigen, s. IV, 8 (460 ¬.); zum Mangel der Grundrechte s. Caspar (1993), 124 ¬.; zur Bedeutung der moralischen Erziehung s. Rousseau: Émile (OC IV, 239 ¬.). 13
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heitspotential her eine eigenständige Größe in einem spezifisch rechtskategorialen Normbildungsprozess bleibt. Insofern geht die Teilhabe an der Souveränität des allgemeinen Willens nicht einher mit persönlichen Grundrechten. So kann der in gültiger Kritik entwickelte Anspruch, die subjektive Freiheit in Gesellschaft und Staat zu wahren, mit einer Ethik der Unmittelbarkeit nicht eingelöst werden.
Extrait du Projet de Paix Perpétuelle – Auf hebung des internationalen Naturzustandes durch den Völkerbund Die systematisch-kritische Stärke des Rousseauschen Denkens wie seine Grenze gehen auch in seine Überlegungen zur internationalen Rechtsfriedensverfassung ein. Im Überblick nimmt die Schrift den folgenden Gang: Nach einer knappen Einleitung werden in einer Exposition die Menschheitsgeißel des internationalen Kriegszustandes als ein Grundwiderspruch in den Rechtsverhältnissen vor Augen gestellt und als Lösung ein internationaler Friedensbund vorgeschlagen. Die Analyse wendet sich sodann denjenigen empirisch-geistigen Bedingungen zu, die zwischen den europäischen Völkern eine »Gesellschaft« mit engeren Bindungen haben entstehen lassen – als Voraussetzung sowohl des vorherrschenden Kriegszustandes, aber auch der Möglichkeit seiner konstruktiven Überwindung. Einem vertieften Eingehen auf den Kriegszustand und seine Ursachen folgt die Bestimmung eines europäischen Systemgleichgewichts, das in ständiger Unruhe ist. Im Zentrum der Schrift steht sodann der Entwurf des Bundesvertrages in fünf Artikeln. Diskutiert werden anschließend zwei Hauptfragen: Erstens, ob der Bund für die dauerhafte Friedenssicherung geeignet sei, zweitens: ob eine Chance zu seiner Realisierung in hinreichenden Interessenmotiven der internationalen Akteure anzunehmen sei. Nach Diskussion weiterer möglicher Einwendungen schließt das Werk mit einem Resümee, das die Vorzüge des gesicherten
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Friedenszustandes den Nachteilen des Natur-/Kriegszustandes gegenüberstellt. Die Gedankenabfolge des Extrait de Paix Perpétuelle könnte man deshalb durch Zwischenüberschriften folgendermaßen gliedern: Einleitung – Methodische Überlegungen 1. Exposition: Internationaler Kriegszustand – Völkerbund 2. Die systembildenden Bindungen zwischen den europäischen Völkern 3. Der europäische Kriegszustand und seine Ursachen 4. Das natürliche europäische Staatensystem im unruhigstabilen Gleichgewicht 5. Das Projekt eines europäischen Staatenbundes in fünf grundlegenden Vertragsartikeln 6. Die erste Frage: Eignung des Bundes zur Friedensverwirklichung 7. Die zweite Frage: Hinreichende Interessenmotive aller Souveräne zur Gründung des europäischen Bundes 8. Verbleibende Einwendungen 9. Resümee und Ausblick
Einleitung und methodische Überlegungen Mit dem unter dem Titel eingefügten Vers von Lucanus zieht Rousseau die Verbindungslinie über nahezu 2000 Jahre hinweg zwischen dem aktuellen europäischen Friedensprojekt und dem universalen, »alle Völker« umfassenden Weltethos der Stoiker. Die Einleitung benennt das moralische Hochgefühl, das empfängliche Menschen angesichts der Friedensidee berührt und motiviert: Selbst angesichts der äußersten Komplexität der gefragten Rechtsvernunftleistung, der größten Erschwernisse, das Projekt zu verwirklichen, und der allgegenwärtigen, nicht selten spöttischen Skepsis bannt es die nur zu verständliche Neigung zur
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Resignation und treibt die theoretischen und praktischen Anstrengungen immer wieder voran. Als idealisiertes Beispiel dafür wird im 2. Abschnitt des Jugement König Heinrichs IV. (angeblich) lebenslange Faszination durch das europäische Friedensprojekt angeführt. Kant wird die von Rousseau benannte Verknüpfung zwischen moralischem Gefühl, Friedensdenken und -praxis in seiner Friedensschrift von 1795 zumindest implizit aufnehmen, nämlich durch den hoch gespannten, mitunter ironischen oder polemischen Ton selbst, wenngleich seine Moralphilosophie gebietet, das Recht als von der Ethik zu unterscheidende eigenständige Instanz zu entwickeln und dem in ihm auch durch äußeren Zwang mit gesetzten Pflichtmotiv den Vorrang einzuräumen.15 Aber Rousseau und mit ihm Schiller16 ist zuzugeben, dass zumal für eine alle Kräfte der Menschheit erfordernde Aufgabe wie die Schaffung des universalen Friedens eine möglichst große Wirkeinheit von durchaus auch an pragmatischen Interessen orientierten Pflichtmotiven und moralischem Interesse oder Gefühl – der Stoiker Lucanus spricht von Liebe – nicht nur nicht verwerflich, sondern geradezu schätzenswert ist. Die gleichsam träumerisch vorgestellte Idee einer brüderlichen internationalen Gesellschaft ginge jedoch, beim Wort genommen, in eine ethische Gemeinschaft über; sie überforderte das dem Menschen Mögliche und würde die eigenständige Organisationsaufgabe des Rechts in der Ordnung der Gesellschaften für sich wie auch des internationalen Friedensbundes verfehlen.
Vgl. Kant: Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, Beschluss, in: ders: Gesammelte Schriften, hrsg. v. der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (Akad. Ausg. AA) Bd. 6, Berlin – Leipzig 2. Aufl. 1914 (AA VI, 353 ¬.); Zum Ewigen Frieden, in: ders. Akad. Ausg. Bd. 8, Berlin – Leipzig 2. Aufl. 1923 (AA VIII, 386), systematisch im ersten Zusatz: Von der Garantie des Ewigen Friedens (AA VIII, 360 ¬.). 16 Vgl. die (begrenzte) Kantkritik zusf. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts (1821), hrsg. von Friedhelm Nicolin und Otto Pöggeler, 4. Aufl. Hamburg 1955, § 124 Anmerkung. 15
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Exposition: Internationaler Kriegszustand – Völkerbund Im 1. Teil wird nach dem Grund des internationalen Natur-/Kriegszustandes gefragt – fundamental auch deshalb, weil davon die Möglichkeit seiner Aufhebung abhängt. Rousseaus Argumentation setzt zunächst mit dem Abbé de St. Pierre äußerlich an einer Grundwidersprüchlichkeit im Gesamtsystem der politischen Institutionen an: Die erreichte innere Verfasstheit der Staaten, der »bürgerliche Zustand«, einerseits und die international verfassungslosen Beziehungen bedingen zusammen genommen einen geradezu menschheitsfeindlichen Zustand permanenten Krieges, der seinerseits negativ zurückwirkt auf eine angesichts der äußeren Notwendigkeiten hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibende Innenpolitik. Die sich sodann vertiefende, menschenrechtlich fundierte Kritik verortet den Grund des Widerspruchs in der sich in beiden Verfassungszuständen ausprägenden menschlichen Selbstentfremdung – eine Argumentation, die im Extrait noch verdeckt erscheint und erst mit dem Text zum Kriegszustand zusammen gelesen ganz deutlich wird: Wären Vernunft und Verstand, das Wort raison hier in noch ungeschiedener Bedeutungseinheit genommen, durchgängig leitend, so wären die Staats- und die Völkerrechtsverfassung in aufeinander abgestimmter Weise gleichermaßen auf das Glück der Menschen und den Frieden hin organisiert. Da aber im Zuge der Verfallsgeschichte seit dem reinen Naturzustand ursprünglicher Güte die aus der Eigenliebe (amour propre) resultierenden Leidenschaften die Gesellschaftsentwicklung dominieren – bis hin zum kollektiven »Irrsinn«, wie Rousseau am Ende des Extrait zuspitzt, wirken diese Leidenschaften mitsamt dem Verstand, der sich zu ihrem Instrument verformt, verderblich: Innenpolitisch kommt es zu einem Aufgeben der natürlichen Freiheit im absolutistischen Machtstaat in seiner letztlich despotischen Form, also zu innerer Knechtung,17 im inVgl. Text über den Kriegszustand (OC III, 601, 610); im Hintergrund der Ungleichheitsdiskurs, 2. Teil (OC III, 186 ¬., 190 ¬.). 17
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ternationalen Verhältnis zu einer Dominanz des despotischen Machtehrgeizes; dadurch entgrenzt sich das Selbsterhaltungsstreben des künstlichen und daher, anders als der Naturmensch, ohnehin nicht an natürliche Grenzen gebundenen Organismus Staat zur schrankenlosen Selbsterweiterung. In kritischer Wendung gegen Hobbes wird gerade in der Staatlichkeit der interagierenden Personen die Besonderheit und das Ausmaß des internationalen Kriegszustandes bestimmt.18 Die Eigenliebe, zumal in den Formen der Habsucht, Herrschsucht, Ruhmsucht, zunächst repräsentiert im absolutistisch-despotischen Fürsten und seinen Ministern, wird in der historischen Entfaltung des Entfremdungsprozesses kennzeichnend für die ganze Gesellschaft.19 Jenes »Zuviel« und dieses »Zuwenig« an Verfasstheit lassen so den Kriegszustand systemprägend werden. Der internationale Naturzustand wird mithin als rechtssystematisch-faktischer Grundwiderspruch zur Menschenrechtsidee schon mit dem entsprechenden Rechtsmangel der Staatsrechtsverfassung verknüpft und wesentlich auf den menschlichen Selbstverlust in der Zivilisationsgeschichte zurückgeführt. Freilich zeigt sich später eine weiterführende Begründungsmodifikation: Der internationalrechtliche Grund des Kriegszustandes liegt auch in der unbefangen-unvermittelbaren Gegensätzlichkeit von staatlichen Rechtsprätentionen und resultiert nicht nur aus irregeleiteten Leidenschaften oder gar aus Bosheit; wie sich zeigen wird, verändern sich dadurch auch die Gesichtspunkte der Konfliktlösung. Thesenhaft wird dem internationalen Kriegszustand als Lösung die Konföderation der Staaten gegenübergestellt – zunächst definiert als eine der bürgerlichen Ordnung analoge gesetzliche Ordnung, welche als Schlussstein der institutionellen Gesamtsystematik die Bundesmitglieder, ob groß oder klein, daher die Machtunterschiede neutralisierend und die Vorteile von Groß- und Kleinstaaten miteinander verbindend, in ihrem Verhältnis zuein18 19
Vgl. Cheneval (2002), 365 ¬. Vgl. Hegel: Rechtsphilosophie, § 185.
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ander auf den Rechtsfrieden zwingend festlegt. In der Wechselwirkung von innerer und internationaler Verfassung müssen sich auch ihre innenpolitischen Verhältnisse stabilisieren, womit sich schon die später noch stärker herausgestellte Einschränkung des Fürstenabsolutismus andeutet. Schließlich wirkt diese RechtsMachtvereinigung auch im Außenverhältnis zumindest abschreckend auf Kriegsverhinderung hin. Institutionell zeichnet sich also als Lösungsperspektive die Aufhebung des Machtdespotismus nach innen – auch die Untertanenrechte müssen gewährleistet werden – und außen ab. In letzterer Hinsicht resultiert eine der Rechtsordnung für Staatsbürger analoge internationale Rechtsverfassung für die Völker, welche dadurch – in Konkretisierung des noch abstrakten Bundes und im Gegenzug zur Föderation der typischerweise monarchischen Souveräne nach dem Abbé de SaintPierre20 – die eigentlichen Subjekte und infolgedessen Souveräne des zu begründenden internationalen Friedens werden. Angesetzt wird also hier schon zu dem revolutionär-menschenrechtlichen, im Contrat Social staatsrechtlich entfalteten Prinzipienwechsel, wie er historisch auch und gerade in internationalrechtlicher Beziehung noch durchaus unabgeschlossen vor uns liegt. Herauszustellen ist vor allem der von Anfang an konstitutive Ansatz, die innere Rechtsstaatlichkeit und die internationale Rechts-Friedensverfassung miteinander zu verknüpfen.21 Der »Auszug« vom Projekt des Abbé de Saint-Pierre ist so schon im Grunde ganz Rousseaus Gedankengut. Das Lösungsprinzip der Vernunft muss freilich die skeptische Anthropologie, welche die Angefochtenheit des Menschen durch die Leidenschaften der Eigenliebe hervorhebt, in Rechnung stellen. Das »System« sowohl freier Individuen im Staat wie freier Treffend Goyard-Fabre (1994), 165. Vgl. Cheneval (2002), 372 ¬., der 257 ¬. auf diesen Zusammenhang bereits bei Spinoza hinweist; vgl. Spinoza: Tractatus politicus (1677), VII, §§ 5, 7, Ausgabe von Wolfgang Bartuschat, Hamburg 1994, 100 ¬.; zur Entwicklung rechtsstaatlich-demokratischer Grundlagen die Einleitung von Bartuschat, XXII ¬., XXXV ¬., XLII f. 20 21
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Völker in der internationalen Rechtsverfassung ist zwar aus sich heraus um der universalen Freiheitsverwirklichung willen geboten; aber es bedarf auch eines Ansatzes, der die verformenden Wirkungen der Leidenschaften und den von ihnen induzierten Interessenschein zu beheben vermag: Damit zu rechnen heißt, die Grundsätze der staatlichen und internationalen Gerechtigkeit systematisch und langfristig auch aus der Perspektive des rechnenden Verstandes, der Furcht-»Vernunft« in ihrer Wirkmächtigkeit zu bestimmen, insofern ähnlich wie dies vor allem Hobbes entwickelt hat. Methodisch erklärt sich daraus die im Fortgang der Schriften deutlich werdende Verschränkung von Grundsatzargumenten mit folgenorientierten Erwägungen.
Die systembildenden Bindungen zwischen den europäischen Völkern Im 2. Stück des Extrait entwickelt Rousseau normative Basisvoraussetzungen der europäischen Rechtsfriedensverfassung. Er legt diejenigen Natur- und Kulturbedingungen dar, welche die europäischen Völker durch ihre Geschichte seit der Antike in besonderer Weise dauernd miteinander verbunden haben – eine glänzende Skizze der rapports, der Bezüge in Montesquieus Geiste, die neben den günstigen natürlichen Bedingungen hauptsächlich in der gemeinsamen Zugehörigkeit zu dem Römischen Reich und dessen Rechtsordnung sowie zur christlichen Religion, »in Priestertum und Reich«, wurzeln. Rousseau spricht daher von der »Gesellschaft der Völker Europas« oder auch vom »gesellschaftlichen Band« in einem besonderen Sinne, nämlich einerseits unterschieden von der einzelnen bürgerlichen und zugleich staatlich-politischen Gesellschaft, andererseits von partikularen Beziehungen an sich zerstreut lebender Völker, einer bloßen »Ansammlung« – hält sich also fern von einer diffusen Vorstellung, wie sie etwa im Terminus »Völkergemeinschaft« oder auch »europäische Gemeinschaft« anklingt. Die Wirkung dieses durch das römische Reich und das Christentum gestifteten besonderen
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»Bandes« zwischen den europäischen Völkern ist nach Rousseau eine politisch-internationale: »Alle Mächte Europas (bilden) untereinander ein besonderes System, welche sie durch die gleiche Religion, das gleiche Völkerrecht, durch Sitten und Wissenschaften, durch Handelsbeziehungen, schließlich durch eine Art von Gleichgewicht vereinigt, das notwendigerweise aus all diesen Bezügen resultiert, und das, obwohl niemand eigens auf seine Bewahrung bedacht wäre, doch nicht so leicht zu zerstören ist, wie viele meinen« (Text S. 17, 19). Der leitende Begriff des Systems ist, im Unterschied zu einer bloß konstruktivistischen Verwendungsweise des Wortes, etwa einer äußeren Zusammenstellung (z. B. von Völkern) unter einem gemeinsamen Namen, ein geistig-praktischer. Er teilt also die Ursprungsbedeutung einer aus innerem, lebendig-geistigem Grunde sich konstituierenden Einheit oder Gesamtheit von Teilen – zunächst eines lebendigen Organismus, im Weiteren dann einer intersubjektiv-praktischen Gemeinschaftsform insbesondere einer politischen Ordnung.22 Rousseau bezeichnet also als System den auf einer Einheit empirischer Bedingungen sich beziehenden Lebens- und Handlungszusammenhang verschiedener Personen bzw. Völker nach normativen Bestimmungsgründen. Wie er an der Stabilisierungsfolge herausstellt, handelt es sich dabei um eine kaum bewusste, habitualisierte Tiefendimension praktischer, freilich auch die empirische Pragmatik der Interessenlagen einschließender Gemeinsamkeit, welche erst im äußeren Gegensatz ins Bewusstsein tritt. Der Konflikt mit dem imperial ausgreifenden Islam, revolutionäre Krisenlagen wie die Konfessionsspaltung, aber eben auch die anstehende Durchsetzung menschenrechtlicher Verfassungen sind solche Fälle.
Vgl. begriffsgeschichtlich Stichwort System, in: HWPh 10 (1998), Sp. 824 ¬., 837 ¬., im Unterschied zu einem von außen betrachtenden konstruktivistischen Verständnis »sozialer Systeme« nach der sog. Systemtheorie, s. Systemtheorie, HWPh 10, Sp. 862 ¬. 22
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Das europäische System definiert sich durch eine »Gesellschaft der Völker«. Der Begriff der Gesellschaft23 wird hier doppelsinnig, sowohl in nationaler als auch internationaler, und vor allem auch vor-politischer Bedeutung verwendet. Zunächst bedeutet Gesellschaft eine aus Familien-/Stammesverbänden durch dauerhafte Privatrechtsbeziehungen (connubium, Güter- und Leistungsaustausch) in zugleich sakraler, sodann auch politischer Gemeinsamkeit gebildete, mithin: »nationale« Gemeinschaftsform; sie liegt der politischen Form, etwa in der Gründung der griechischen polis, der römischen Stadtrepublik zugrunde. »Freiheit und Gleichheit« der Hausherren-Bürger einesteils und fundamental ungleiche Privatrechtsbeziehungen in Haus und Gesellschaft anderenteils stehen einander gegenüber: Dies ist das Charakteristikum der »alteuropäischen« Gesellschaft, bevor sich die auf allgemeiner persönlicher und subjektiver Freiheit beruhende »bürgerliche Gesellschaft« durchsetzt. Wenn Rousseau nun weitergehend von einer »Gesellschaft der Völker« spricht, so ist damit gewiss nicht eine Europa umspannende Gesellschaft der Individuen (Familienverbände) in der ersten Begriffsbedeutung gemeint. Das wäre für die Zeit Rousseaus absurd, wie es auch heute irreal ist. Entgegen einer zentralen Unklarheit im aktuellen Europa-Diskurs kann weder von einem europäischen »Volk« noch von einer europäischen Gesellschaft, welche über allerdings international enger verflochtene Arbeitsteilungs- und Leistungsaustauschbeziehungen hinausginge, die Rede sein; insofern sind nicht nur die Pyrenäen (nach dem berühmten Wort Montesquieus) eine klare Schranke realer Einheitlichkeit. Angesprochen Vgl. Manfred Riedel: Bürgerliche Gesellschaft, in: Otto Brunner / Werner Conze / Reinhard Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe, Band 2, Stuttgart 1976, 719 ¬.; zur neueren Begriffsverwendung grundlegend Hegel: Rechtsphilosophie, §§ 182 ¬.; in aktueller rechtsphilosophischer Problemstellung s. auch Michael Köhler: Das ursprüngliche Recht auf gesellschaftlichen Vermögenserwerb, in: Festschrift für Ernst-Joachim Mestmäcker zum 80. Geburtstag, BadenBaden 2006, 315 ¬. 23
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ist vielmehr ein neuer, noch unzureichend durchdachter Begriff der »Gesellschaft der Gesellschaften«, der, obzwar unter der Voraussetzung der konstitutiven Besonderheit (Differenz) der jeweiligen »nationalen« Gesellschaften, doch eine gewisse Ähnlichkeit in praktischen Grunddispositionen, normorientierenden Weltsichten von einer Grundsätzlichkeit und Dauerhaftigkeit zugrunde liegt, im Hinblick auf welche daher in einem international vermittelten Sinne die Verwendung des Gesellschaftsbegriffs angemessen ist. Aber gerade dieser Vermittlungsschritt weist darauf hin, dass die politische Organisationsform damit keineswegs schon gesellschaftsanalog als ein (»Völker«)-Staat bestimmt ist, sondern allererst als ein Problem existiert, das Rousseau sich vorlegt. Als Systemkonstituentien dieser europäischen »Gesellschaft der Gesellschaften« stellt Rousseau besonders das Römische Recht und das Christentum heraus; mit Hegel könnte man vom »abstrakten Recht« freier Personen und von der »Moralität« der subjektiv freien Selbstbestimmung sprechen.24 Als prägend für die ins römische Reich einbezogenen, sich einbeziehenden Völker erweist sich mehr noch als das römische Bürgerrecht der Geist des römischen Rechts, insofern es die gesellschaftlichen Verkehrsbeziehungen freier und gleicher Personen, freilich unterschieden von durchaus auch unfreien, ungleichen familiären Gemeinschaftsverhältnissen (im alteuropäischen Haus), systematisch regelt und im Gedanken des Universalreichs auf einen allumfassenden Rechtsfrieden zielt. Diese Prägung ist freilich keine gleichförmig totale. Insofern könnte Rousseaus Abriss täuschen. So vollzieht sich zunächst der Einfluss des hoch entwickelten und systematisierten römischen Juristenrechts auf die zugehörigen Völker und ihre vorhandenen Volksrechte in verschiedenen MiVgl. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1830), § 503 Anmerkung: »Diese subjektive oder moralische Freiheit ist es vornehmlich, welche im europäischen Sinne Freiheit heißt«; zur Bedeutung des Christentums s. Hegel: Rechtsphilosophie, § 124 Anmerkung. 24
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schungs- und Entwicklungsstufen je in Bezug auf den Wandel der empirischen Bedingungen im Verlauf einer komplexen, differenzierten Rezeptionsgeschichte über Jahrhunderte hinweg.25 Aber darin liegt doch eine systemische Grundgemeinsamkeit – namentlich in den Freiheitsgehalten des abstrakten Rechts, in den Begriffen Person und Eigentum, die dann in den nationalen Gesetzgebungen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert und dem beginnenden 19. Jahrhundert nach und nach ihre universal-europäische Bedeutung entfalten, bei aller verbleibenden Differenz in den nationalen Besonderheiten. Die Bedeutung der christlichen Religion für die europäische Einheit ist ohnehin für heutige Ohren der missverständlichste und auch in der Sache selbst schwierigste Punkt. Rousseau schreibt dem Christentum eine noch stärkere europäisch-völkergesellschaftliche Bindungskraft zu – übrigens mit einer im Lichte seitheriger historischer Erfahrungen auch beklemmend wirkenden Ausschlusswirkung (»sodass dasjenige der Mitglieder, welches in dieser Hinsicht die Gesinnung der anderen nicht geteilt hat, immer wie ein Fremder unter ihnen geblieben ist«, Text S. 21). Die religionsphilosophisch-politische Implikation jener im Weiteren unausgeführten These kann hier nicht hinreichend ausgeleuchtet werden. Wiederum gibt Rousseau nur einen historischen Abriss, sodass die Christianisierung nicht im Sinne einer gleichförmigen Prägung, sondern als komplexer Prozess verstanden werden muss, in dem eine Hochreligion mit ihrer gesamten Weltsicht und ihren ethisch-rechtlichen Gehalten sich ins Verhältnis zu bisherigen Volksreligionen setzte. Das Christentum kommt also als Grund der europäischen Einheit, wenn auch in den Besonderheiten religiöser Ausdifferenzierung zumal nach der konfessionellen Spaltung, in Betracht. Herauszustellen ist hier besonders der Verweisungszusammenhang mit dem Recht. Einesteils wird man Vgl. für Deutschland auf dem Hintergrund der europäischen Rechtskultur Franz Wieacker: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit , 2. Auflage Göttingen 1967, 26 ¬., 97 ¬. 25
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also den »Geist des Christentums« weniger in seinen anschaulichen, dogmatischen und kirchlichen (konfessionellen) Besonderheiten aufzufassen haben als vielmehr in der in der Praxis selbst sich erweisenden Prinzipienuniversalität moralisch-ethischer und moralisch-rechtlicher Gebotsgehalte – etwa zu wechselseitiger Toleranz, zur Hilfe von Mensch zu Mensch in Existenznot, aber eben auch zum universalen Rechtsfrieden, zur rechtlichen Begrenzung des Krieges und der Kriegshandlungen.26 Das dem Extrait vorangestellte Lucanus-Zitat und Rousseaus daran anknüpfende einleitende Schau auf eine internationale »Gesellschaft von Brüdern« akzentuieren die Verwandtschaft des stoischen Weltethos mit der Liebesethik des Neuen Testaments. In der Anerkennung jedes Anderen als Person und zwar im Ganzen seiner pragmatischen und moralischen Identität, besteht eine freilich über die europäischen Verhältnisse hinausgreifende, universalisierende Konvergenz mit dem abstrakten Römischen Recht. In dieser von Rousseau gesehenen Verbindung liegt die menschenrechtliche Basis freier Subjektivität in freiheitlichen Gemeinschaftsformen, insbesondere zunächst des politischen Staates. So erweisen sich Freiheit und Gleichheit der Person, freie Subjektivität als stärkste den Rechtsstaat affirmierende Gehalte des Christentums; sie tragen Rousseaus Despotismuskritik in ihrer doppelten, staatsrechtlichen und internationalrechtlichen, Beziehung. Anderenteils bleibt aber bei aller Betonung der Toleranz festzuhalten, dass Rousseau die religiöse Basis für so substantiell hielt, dass er sie als religion civile als Inhalt des Staatsrechts begriff, und zwar mit harter Ausschlusswirkung.27 In den Friedensschriften Vgl. noch im folgenden; zu letzterem Augustinus: De civitate dei / Vom Gottesstaat, I, 1, 2 (Ausgabe München 1977, Bd. 1), 5, 6 zur Schonung der in die Kirchen geflohenen Einwohner Roms durch die plündernden Eroberer, die christianisierten Westgoten unter König Alarich im Jahre 410 n. Chr., im Gegensatz zu vorchristlicher Zeit (»im Krieg kein Erbarmen«). 27 Vgl. Contrat Social, IV, 8 (OC III, 460 ¬.); s. auch das Glaubensbekenntnis des savoyardischen Vikars, in: Émile, IV (OC IV, 565 ¬.). 26
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bleibt die naheliegende Analogie unausgeführt, das als fundamentalen europäischen Einheitsgrund herausgestellte Christentum in gewissen Grunddogmen gleichsam zu einer europäischen Zivilreligion, zu einer Völkerbundesreligion entsprechend einer Staatsreligion, wenngleich bei größter Toleranz hinsichtlich der konfessionellen, nationalen Besonderheiten, zu erklären. Das würde allerdings die Universalität des Völkerbundes, die reformistische Perspektive einer produktiven Kultivierungsfunktion und Anziehungskraft des gelingenden Staatenbundes für bisher noch fernstehende Völker bzw. Staaten beträchtlich einschränken.28 So mag zwar der Ausschluss des »Türken« aus dem europäischen Völkerbundesprojekt29 dem aktuellen Osmanischen Reich gelten und nicht prinzipiell der islamischen Religion, lässt allerdings nach der von Rousseau vorgetragenen Systematik nur die Alternative des Natur-/Kriegszustandes. Das Gleichgewichtssystem, das aus den normativen Basisbeziehungen der europäischen Völkergesellschaft resultiert, hat danach schon vorinstitutionell (vorverfassungsrechtlich) eine feste Gründung. Daher ist es von wesentlich anderer Art als ein bloß äußeres Macht- oder Kräftegleichgewicht, welches, wörtlich genommen, so labil wie ein Kartenhaus wäre.30 In den Begriffen In einem universal reformistischen Sinne Kant: Zum Ewigen Frieden (AA VIII, 356): Zur nach seiner Annahme von der revolutionär entstandenen französischen Republik ausgehenden Verbreitung des republikanischen Prinzips und zur föderativen Vereinigung von Republiken (1. und 2. Definitivartikel), »um den Freiheitszustand der Staaten, gemäß der Idee des Völkerrechts, zu sichern, und sich durch mehrere Verbindungen dieser Art nach und nach immer weiter auszubreiten«. 29 S. Extrait, [Teil 5]; s. auch Abbé de St. Pierre: Traktat (1713), 185 ¬. (Vertreibung der Türken). 30 Vgl. Kant: Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis (AA VIII, 312, 313): im Gegensatz zum gesetzlich begründeten, mit Macht verbundenen Völkerrecht ist »ein dauernder allgemeiner Friede durch die sog. Balance der Mächte in Europa, wie Swifts Haus, welches von einem Baumeister so vollkommen nach allen Gesetzen des Gleichgewichts erbaut war, dass, als sich 28
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der Mechanik handelt es sich hier vielmehr durchaus um ein stabiles, nicht labiles Gleichgewicht, gegründet auf habituell norm-inhaltliche Voraussetzungen in den handelnden Akteuren. Das durch die genannten »Bande«, oder genauer: moralischnaturrechtlichen Verbindlichkeiten hinreichend konstituierte Systemgleichgewicht weist schon vorinstitutionell (»niemand ist auf seine Bewahrung eigens bedacht«, Text S. 17, 19) einen gleichsam abstrakten, von vordergründig-oberflächlichen Schwankungen unberührten Stabilitätszustand auf, zu dem es immer wieder zurückkehrt. Es bildet die hintergründige, den Beteiligten nicht einmal voll bewusste Basis selbst im Wechsel der Phasen von Frieden und Krieg; so haben Kriege zwischen europäischen Staaten bei aller Verbissenheit der Kriegführung und Entsetzlichkeit der Folgen doch noch in gewisser Weise die Qualität von »Familienstreitigkeiten« an sich, was z. B. Ausrottungskriege strikten Sinnes ausschließt. Dieses Gleichgewicht ist daher nicht leicht zerstörbar, obwohl, wie man hinzufügen muss, verletzbar etwa durch einzelne verbrecherische Kriegshandlungen, die das Vertrauen in die Möglichkeit eines künftigen Friedens in Frage stellen. Vor allem aber birgt es, wie später noch deutlicher werden wird, die Voraussetzungen einer durch »politische Kunst« zu entwickelnden institutionellen Lösung, um die unruhig schwankenden Gleichgewichtszustände in einen dauerhaften Friedenszustand zu transformieren. Auf diese Weise gibt Rousseau dem im Aufklärungsdenken dominierenden Gleichgewichtstheorem31 eine neue, normativ-transzendierende Wendung – von einer bloßen Machtmechanik hin zu einem letztlich international-politischen Gleichgewicht in der Confédération réelle. ein Sperling draufsetzte, es sofort einfiel, ein bloßes Hirngespinst«. – Zu Begriffen europäischen Gleichgewichts beim Abbé de St. Pierre, Friedrich II. von Preußen, Leibniz, Rousseau und Kant, s. Aramayo (2001). 31 Dazu aufschlussreich Steinkamp (2003), 115 ¬., 118 ¬.: Rousseau habe sich als einziger mit dem Entwurf des Abbé de St. Pierre (man darf hinzufügen: produktiv) auseinandergesetzt.
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Der europäische Kriegszustand und seine Ursachen Zunächst aber muss, im 3. Textstück des Extrait,32 dem europäischen Unfrieden auf den Grund gegangen werden. Denn methodologisch und praktisch hat der Begriff des dauerhaften Friedens am Grund des Kriegszustandes aufhebend anzusetzen. Die polemisch zugespitzte Schilderung der »befremdlichen Gegensätze« (»soviel Menschlichkeit in den Grundsätzen und soviel Grausamkeit im Handeln, eine so sanftmütige Religion und eine so blutrünstige Unduldsamkeit«, Text S. 25) geht in die begriffliche Analyse über. Definiert wird zunächst ein Kriegszustand zwischen den Völkern Europas, der geradezu von der vorgängigen »Gemeinsamkeit«, einem innigen Beziehungsgeflecht ausgeht, weshalb sich die Konflikte umso komplizierter, weiterreichend, härter entwickeln und daher »beinahe die Grausamkeit von Bürgerkriegen« annehmen können. Auf die damit einhergehende Technisierung und Ausweitung des neuzeitlichen Krieges kommt Rousseau im weiteren Verlauf der Interessenanalyse zu sprechen. Ebenso bewunderungswürdig wie beklemmend ist, wie hellsichtig er hier die Periode des sog. europäischen Bürgerkrieges einschließlich der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts trifft. Herauszustellen ist zunächst die rechtsbegriffliche Struktur des Krieges als eines Rechts-/Unrechtszustandes zwischen in sich verfassten Verbänden, Staaten. Der Krieg ist also nicht, wie Hobbes annahm, schon mit dem ursprünglichen Naturzustand von Mensch zu Mensch identisch; dies kritisiert Rousseau mit einer analytisch-anthropologischen Argumentation aufgrund der ursprünglichen Friedlichkeit, Furchtsamkeit, allenfalls Angewiesenheit des natürlichen Menschen auf andere, noch fern gesellschaftlich vermittelter Passionen.33 Erst mit der gesellschaftlich-politischen Verfasstheit von Verbänden, »politischen Körpern«, welche Vgl. zusätzlich die Schrift (Manuskript) über den Kriegszustand/ État de guerre (OC III, 601 ¬.). 33 Vgl. Rousseau: Ungleichheitsdiskurs (OC III, 136 f.); État de guerre (OC III, 601). 32
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im Unterschied zum natürlichen Menschen künstlich sind, bilden sich je selbständige Einheiten von Aktionszusammenhängen, die ohne natürlich definierte Größe und insofern maßlos zu ihrer Selbsterhaltung und -erweiterung, je relativ zur bedrohlichen Macht anderer »politischer Körper«, auf immer neue Glieder ausgreifen können. Systemische Wechselseitigkeit und Gegensätzlichkeit der einander beeinflussenden »politischen Körper« definieren daher den Krieg als zwischen einer Macht und einer anderen bestehender Zustand, nämlich als die Wirklichkeit einer gegenseitigen, konstanten, manifesten Disposition, den feindlichen Staat durch alle möglichen Mittel zu zerstören oder mindestens zu schwächen.34 Disposition bedeutet ein ebenso objektiv wie subjektiv habituelles Eingestelltsein des »politischen Körpers«, seiner Mitglieder und Repräsentanten auf ständige Konflikthaftigkeit der internationalen Verhältnisse. Deren wesentlicher Grund liegt jedoch, wie Rousseau im Weiteren darlegt, nicht nur in empirischen Gegebenheiten und Befindlichkeiten, sondern auch in einem objektiven Mangel übergreifend verbindlichen Rechts, das dem institutionell ausgreifenden Selbsterhaltungsstreben der Staaten in seiner sich potenzierenden Gegensätzlichkeit Grenzen setzte. Dieser Rechtsmangel ist es letztlich, der die Staaten dazu zwingt, im vorinstitutionellen Zustand selbst gewissenhafter Richter und Exekutor in eigener Sache zu sein. Die schon in der Exposition herausgestellte Grundwidersprüchlichkeit des Krieges wird also rechtsbegrifflich präzisiert. Ein Unrechtszustand, eine Unrechtsdisposition, in der sich objektive und subjektiv-habituelle Momente miteinander verbinden, ist er zwar einerseits in der Perspektive des noch ausstehenden internationalen Friedensrechtssystems. In dessen aktuellen Mangel jedoch kann er andererseits ein vorläufiger Rechtszustand – also: Unrecht und Recht zugleich sein. Das Unrecht oder der Rechtsmangel ist wesentlich ausgeprägter, als es im Naturzustand zwischen Individuen möglich ist: »Was man gemeinhin das Völkerrecht nennt, dessen Ge34
Vgl. Rousseau: État de guerre (OC III, 607).
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setze sind mangels Sanktion nur Hirngespinste – noch schwächer als das Naturgesetz; dieses spricht wenigstens von Herz zu Herz der Individuen«, wohingegen das Völkerrecht nur durch Nutzenund Interessengesichtspunkte bestimmt werde.35 Rousseau scheint hier bis in die Anfangsformulierung hinein Hobbes zu folgen.36 Aber die anthropologische und naturrechtsbegriffliche Voraussetzung ist doch eine grundlegend andere; daher verschiebt Rousseau im Verlauf der Analyse des Kriegsgrundes den Akzent wesentlich. Eine partielle Übereinstimmung mit Hobbes ist darin gesehen worden, dass immerhin im Staatenverhältnis ein primärer Naturzustand, gleichgesetzt mit dem Kriegszustand, herrsche.37 Indessen unterscheidet schon Hobbes den primären Natur-Kriegszustand des subjektiv-objektiven »Rechts auf alles, den anderen selbst nicht ausgenommen«,38 in dem ansonsten interpersonal übereinstimmende Naturrechtsregeln überhaupt nicht begriffen sind, von einem noch vorinstitutionellen Rechtszustand, der immerhin durch gemeinsame natürliche Gesetze39 ausgezeichnet ist, welche die Normsubjekte im gewissenhaften Selbstverhältnis binden. Sie entfalten sich im Gegenzug zur erfahrenen und eingesehenen Negativität und Widersprüchlichkeit des nach Hobbes ursprünglichen NaturzustanRousseau: État de guerre (III, 610); vgl. Text Anm. 5, s. 111. Vgl. zunächst Hobbes: Leviathan, Kap. XXX, (herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Hermann Klenner, Hamburg 1996), 300: »Über die gegenseitigen Pflichten der verschiedenen Souveräne, die in dem Gesetz, das man gewöhnlich Völkerrecht nennt, enthalten sind, brauche ich an dieser Stelle nichts zu sagen, da Völkerrecht und Gesetz der Natur dasselbe sind. Und jeder Souverän besitzt das gleiche Recht, seinem Volk Sicherheit zu verschaffen, da es jedem einzelnen Menschen zur Verfügung steht, um für die Sicherheit seines eigenen Körpers zu sorgen.« 37 Vgl. in diesem Sinne Asbach (2002), 218 ¬., 220. 38 Vgl. Hobbes: Leviathan, Kap. XIV, S. 108; De cive / Vom Bürger (hrsg. von Günter Gawlick, Hamburg 1966), Kap. I, 1 ¬., 7, 10 (Recht auf alles), 12 ¬. (Kriegszustand), S. 75 ¬., 81, 82 ¬.; zum Begriff des Naturzustandes bei Hobbes eingehend Harzer (1994), 30 ¬. 35
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des des »Rechts auf alles« aus der ersten, noch ganz allgemeinen, aber den Subjekten doch schon gemeinsamen Basisnorm: »Suche Frieden«, hin zu durchaus anspruchsvoller Komplexität von Respektsregeln, insbesondere der Vertragstreue, schließlich auch Verfahrensprinzipien, etwa der Pflicht, im Streitfall einen unparteilichen Dritten als Schiedsrichter aufzusuchen. Ersichtlich präformieren diese Normen inhaltlich-systematisch schon den Verfassungszustand. Von einem solchermaßen interpersonalinhaltlichen, die handelnden Akteure im Gewissen bindenden »natürlichen Gesetz« spricht Hobbes auch im Hinblick auf das Völkerrecht;40 defizitär ist dieses (»das sogenannte Völkerrecht«) zwar im Hinblick auf seinen Mangel an objektiv-internationaler Gesetztheit und Durchgesetztheit, aber es ist nach der mit der Vergesellschaftung, Verstaatlichung erreichten Kulturstufe keineswegs der primäre Natur-/Kriegszustand, in dem zwischen den Konfliktparteien überhaupt bloß gegensätzliche Regeln aus dem subjektiven »Recht auf alles« herrschten. Bei Rousseau kommt allerdings das seinerzeitige Völkerrecht in seiner Bindungskraft noch schlechter weg, da diesem die unmittelbare anthropologische Gewährleistung des reinen Naturzustandes ursprünglicher Güte (»von Herz zu Herz der Individuen«) in Anbetracht der zum Krieg tendierenden international-gesellschaftlichen Verfallsgeschichte abgeht. Ohnehin kann Rousseau wie schon Hobbes ein altnaturrechtliches Völkerrecht, welches das ganze »Menschengeschlecht«, alle Völker ohne reale Bedingungen gesellschaftlicher Vereinigung miteinander verbände, Vgl. Hobbes: Leviathan, Kap. XIV, XV, S. 107 ¬.; De cive, Kap. II, S. 85 ¬., III, S. 97 ¬. und IV, S.114 (Das natürliche Gesetz ist das Gesetz Gottes). 40 Vgl. deutlich i. S. des »natürlichen Gesetzes« Hobbes: De cive, Kap. XIV, 4, S. 220 f.; Leviathan, Kap. XXX, S. 300, Kap. XXXII (Kritik an der Völkerrechtstradition aus der Idee der natürlichen Gemeinschaft aller Menschen, der »res publica christiana«), S. 315 ¬.; s. auch Spinoza: Tractatus Politicus, III, 11 ¬., (Ausgabe Bartuschat, oben FN 21), 46 ¬. 39
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nicht anerkennen,41 ganz entsprechend seiner Entgegensetzung von europäischer Völkergesellschaft und einem bloßen Aggregat einander ganz fremder Völker. Aber davon zu unterscheiden sind doch wohl die auf bestimmten international-gesellschaftlichen, z. B. europäischen Interaktionsbedingungen und -verhältnissen beruhenden Rechtsprinzipien – nennen wir sie das »Völkerrecht der natürlichen Gesetze«. Eine solchermaßen gemeinsame naturrechtlich-vorinstitutionelle, freilich insofern auch defizitäre Regelhaftigkeit setzt Rousseau ähnlich wie Hobbes durchaus voraus, zumal im Hinblick auf die europäische Sonderlage rechtskultureller Gemeinsamkeit. Die methodologische Distanz zu Hobbes liegt in einem das intersubjektive Verhältnis affirmierenden Moral- und Rechtsbegriff, der zwar nicht mehr der Unmittelbarkeit des reinen Naturzustandes entspricht, aber doch auch nicht nur die Mangelhaftigkeit des Verfalls im Zuge der Gesellschaftsbildung aufweist. Rousseau könnte sonst nicht, trotz des analysierten Kriegszustandes, ein stabiles Gleichgewicht und eine hinreichende Normbasis für die Friedenskonstruktion annehmen. Denn dies kann sich nur den erinnerten europäischen Gemeinsamkeiten und einem daraus erwachsenen Normenfundus des Mit-einander-Umgehens verdanken. Dazu gehören etwa nach den ausgestandenen religiösen Kriegen das System des Westfälischen Friedens, die ihm zugrunde liegenden, relativ fortgeschrittenen Rechtsprinzipien, nämlich in gewissem Umfang die Anerkennung der Freiheit von religiösem Gewissenszwang, jedenfalls in Form der »konfessionellen Souveränität« der Staaten, wenigstens des subjektiven ius emigrandi der »Untertanen«. Aber auch die von freiheitlichen, nationalen, sozialen Revolutionen geprägte Kriegs- und Friedensgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hat im Ganzen (mit entsetzlich verbrecherischen Ausnahmen von Genoziden) den europäischen Gleichgewichtsbefund bestätigt. Deshalb ist die Entgegensetzung Vgl. Contrat Social. Essay sur La Forme de la Republique (Première Version), I, 2 (OC III, 281 ¬., 283 f.); dazu Barthel (1981), 47 ¬., zusf. 71 f.; Cheneval (2002), 354 ¬. 41
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zwischen regellosem Natur-/Kriegszustand einerseits und einem positivrechtlich ausgeformten Völkerrecht des Friedensbundes andererseits jedenfalls für Rousseau zu scharf. Herauszustellen ist sodann die naturrechtliche Struktur des Krieges. Ein ius ad bellum kann durchaus ohne die teleologischaltnaturrechtliche Voraussetzung bestehen. Denn der von temporären, partikularen Friedensschlüssen, in Wahrheit: Waffenstillständen, unterbrochene Kriegszustand gründet nicht nur in der Unzuverlässigkeit der Vertragsparteien, die nur selbst die Garanten der Treue zum vereinbarten Friedensschluss sind und deshalb subjektiv interessegeleitet oder sogar aus boshafter Eigensucht davon abkommen können. Darauf stellt Rousseau zwar in methodologischer Dominanz des von der Eigenliebe habituell geprägten Selbstverwirklichungsstrebens der Staaten und in Anbetracht der zeitgenössischen absolutistischen Fürsten primär ab. Aber er nennt unvermittelt einen weiteren, eigentlich tieferen Grund: Die umstrittenen Rechte sind vielfach objektiv nicht zu klären, sei es weil an sich anerkannte Entstehens- oder Erlöschensvoraussetzungen im konkreten Fall unklar bleiben, sei es weil das internationale Recht, das ius publicum europaeum, das die allgemein anerkannten und gesetzten Grundsätze der Rechtsbestimmung und -konkretisierung enthalten müsste, noch zu unentwickelt ist, was sich auch an verwirrten Verfassungsverhältnissen der Staaten zeigt. In der Unklarheit mittlerer Rechtsprinzipien und ihrer Anwendungsbedingungen, mithin mangels objektiv-allgemeingültiger Orientierung und kompetenter Entscheidungsinstanz, genügt selbst der gute Rechtswille der Staaten und ihrer Oberhäupter nicht. Im dadurch begründeten Konflikt wird vielmehr der Rekurs auf die je eigene gewissenhafte Rechtsüberzeugung unabweisbar; so hatte schon Hobbes, wenn auch auf reduzierter anthropologischer Basis, argumentiert. Jeder muss also, zumal in existentiellen Entscheidungssituationen, notfalls das Recht nach bestem Wissen in die eigenen Hände nehmen und als »Recht des Stärkeren« zu entscheiden suchen: »Der Krieg wäre, selbst wenn alle Beteiligten sich am Recht orientieren wollten, dennoch unvermeidlich«
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(Text S. 27). Der Kriegszustand hat also nach Rousseaus Einsicht seine Ursache nicht allein in empirisch-anthropologischen Gegebenheiten und Dispositionen, mag er in seinem Ausmaß auch empirisch mitbedingt sein etwa durch den jeweiligen Entwicklungsstand der besonders verflochtenen europäischen Beziehungen (z. B. ökonomische, merkantilistische Intentionen). Der Hauptgrund liegt vielmehr in einem Mangel wirksam entwickelter und objektiv institutionalisierter Rechtsvernunft. Insofern bleibt der Terminus Kriegszustand doppelsinnig – er bedeutet zwar einen Unrechtszustand in der Perspektive des eingangs analysierten Grundwiderspruchs in den Verfassungsverhältnissen, aber doch auch einen Zustand des defizitär-vorläufigen Rechts: Das »Recht des Stärkeren« hat daher ebenfalls die Zweideutigkeit, einesteils bloßer Ausdruck unrechtlicher Maximen – Gewaltresultat – zu sein,42 anderenteils aber auch die Bedeutung des vorläufigen, gewissenhaft-parteilichen Rechtsentwurfs. Eben deshalb ist er auch kategorial offen für den Übergang in gesichertes Verfassungsrecht und die dafür nötigen Einschränkungen. Rousseaus analytische Kraft bewährt sich sodann in der Erklärung der europäischen Sonderlage, die sich auf diesem begrifflichen Rechts-/Unrechtshintergrund des Kriegszustandes entwickelt hat. Da die europäischen Völker, die zunächst in sich gesellschaftlich-politisch verfasst sind, darüber hinaus noch in einem weiteren, sie umfassenden gesellschaftlichen Beziehungsgeflecht stehen, wie es zuvor analysiert wurde (Römisches Reich, Christentum), gleicht der Kriegszustand zwischen ihnen einem Bürgerkrieg; denn regelmäßig wird der Krieg um Fragen geführt, die das Systemgleichgewicht und seine Bedingungen betreffen, z. B. konfessionell vermittelte Machtbesitzstände. In der Verwickeltheit der Interessenverschränkungen verwirren sich durch die andauernde Abfolge von Kriegsausbrüchen und partikularen Friedensverträgen auch die Rechtsverhältnisse immer mehr, soVgl. in dieser Bedeutung Rousseau: Contrat Social, I, 3 (OC III, 354 f.). 42
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dass schließlich keiner mehr auf allgemein anerkanntem Territorium steht. Die Grundwidersprüchlichkeit der inneren und internationalen Verfassungsverhältnisse spitzt sich, auch bedingt durch das Anwachsen des technisch-organisatorischen Potenzials der Staaten, aufs Äußerste zu – im Gedächtnis der europäischen Völker besonders in Gestalt der religiös-konfessionellen Kriege, der nationalen Machtkriege des absolutistischen Zeitalters, der revolutionär bedingten Kriege um die Verfassung der »europäischen Gesellschaft« bis ins 20. Jahrhundert hinein. Der allgemeinen Friedenssehnsucht, die freilich im internationalen Verhältnis abstrakter bleibt als von Mensch zu Mensch und daher tendenziell vom je national definierten Selbstinteresse inhaltlich geleitet wird,43 korrespondiert eine von Prinzipien ausgehende Kritik an der schamlosen Inanspruchnahme von Ungerechtigkeit und Gewalt als Recht.44 Die anthropologisch-existenzielle Motivation – Friedenssehnsucht, Kriegsfurcht – und die konstruktive Vernunft müssen sich verbinden. Freilich steht die Möglichkeit der Lösung noch dahin. Nichts tun kommt nicht in Frage, läßt es doch einer Dynamik ihren Lauf, welche, auch die inneren Verfassungen korrumpierend, in den Abgrund führt. In der Schrift über den Kriegszustand analysiert Rousseau treffend: »In der gemischten Lage, … in der man, welchem der beiden Systeme man den Vorzug gibt, dadurch zuviel oder zuwenig tut, haben wir eigentlich nichts getan, und sind in den schlimmsten Zustand geraten, in dem wir uns befinden könnten«.45 So urteilt von Raumer (1953), 76, der Friedensplan Sullys trage zwar Elemente von Universalität des Friedenswunsches als »geheimes Gegenmotiv« zu Frankreichs militärischem Jahrhundert, sei aber andererseits so sehr von Machträson durchtränkt, dass es unzulässig sei, ihn zu den echten Friedensprojekten zu zählen; deutlich in diese Richtung schon Rousseau: Jugement, 2. Teil (dazu im Folgenden). 44 Vgl. Rousseau: État de guerre (OC III, 610). 45 Rousseau: État de guerre (OC III, 610); vgl. Text Anm. 5, S. 111; vgl. Kant: MdS, RL, § 43 (AA VI, 311): Unter dem Begriff des öffentlichen Rechts sei nicht bloß das Staatsrecht, sondern auch das Völkerrecht zu 43
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Deutlich wird nun, warum Rousseau den europäischen Natur-/ Kriegszustand so beschreibt, dass das Missverständnis einer Parallele zum primären Naturzustand nach Hobbes aufkommen kann. Im Hintergrund steht seine zumal seit dem Ungleichheitsdiskurs ambivalente Beurteilung des europäischen Vergesellschaftungsprozesses und all seiner Elemente. Unter Einbezug des internationalen Verhältnisses resultiert daraus eine doppelte Verkehrung. Zum einen nämlich wird gegen die an sich auf das Gute gerichteten Anlagen die Eigensucht zum Gesellschafts- und Staatsprinzip gemacht. Zum anderen wird das außenpolitische Verhältnis so bestimmt, dass schließlich der andere Staat faktisch nur noch zum Gegenstand eigener Machtintentionen, zum Beherrschungs-, Eroberungs-, Verwüstungsobjekt wird. Exemplarisch steht dafür der ruhm- und kriegssüchtige Monarch im absolutistischen Staat. Auch die politische Ökonomie ordnet Rousseau in den systematischen Zusammenhang des inneren und äußeren Machtstrebens ein und verbindet damit eine akzentuierte normativkritische Perspektive auf ihre Bedeutung für den Rechtsfrieden. Im Verfallszustand defizitärer Verfassungsverhältnisse tritt die Ökonomie folgerichtig in den Ringtausch der Machtfaktoren ein: Das despotische Monopolstreben absolutistischer Fürsten und ihrer Minister zur Ausbeutung des Volkes im Inneren und dementsprechend der äußere Machteinsatz für internationale Handelsvorteile sind gleichermaßen Ausdruck eines von scheinbaren Interessen geleiteten »politischen Fanatismus«, der in seinem eigensüchtigen Übermachtstreben keine Rechtsgrenzen anerkennt. Im kritischen Gegenzug bestimmt Rousseau treffend die subjektrechtliche Bedeutung des monopolfreien Wettbewerbsdenken, beide zusammen zur Idee eines Völkerstaatsrechts oder Weltbürgerrechts unumgänglich hinleitend, »so, dass, wenn unter diesen drei möglichen Formen des rechtlichen Zustandes es nur einer an dem die äußere Freiheit durch Gesetze einschränkenden Prinzip fehlt, das Gebäude aller übrigen unvermeidlich untergraben werden, und endlich einstürzen muss«.
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marktes, insofern dieser, im Gegensatz zum monopolistischen Sondervorteil für wenige, zu einer allen gemeinsamen günstigen Allokation von Gütern und Leistungen führt; international gewendet fungiert folglich das Freihandelsprinzip als Beitrag zum Gleichgewichtszustand, indem es »gewissen Mächten ihre exklusiven Handelsvorteile und damit zugleich eines der großen Mittel, um anderen das Gesetz des Handelns vorzuschreiben«, entzieht (Text S. 39).46 In der knappen Skizze zeichnet sich eine politische Ökonomie der inneren Ausgeglichenheit in der Nachfolge Montesquieus ab, die in ihren Prinzipien auf das internationale Verhältnis übertragen wird. Wenn demnach der von Rousseau beschriebene europäische Kriegszustand in seiner Erscheinungweise zwar einem primären Natur-Kriegszustand ähnelt, so bleibt er aber doch normbegrifflich sekundär, setzt also eine an sich schon gewonnene Vorstellung von besseren, den »engeren Banden« zwischen den europäischen Staaten korrespondierenden Rechtsverhältnissen voraus, deren objektive wie subjektiv-habituelle Verkehrung der beschriebene europäische Kriegszustand selbst ist. Dass es sich mithin nicht um den gleichsam unschuldigen primären Natur-Kriegszustand Zum Hintergrund einer Kritik an extremen Ungleichheiten der Besitzlage in der Republik s. Rousseau: Sur l’Économie Politique (OC III, 258 f.); s. auch Contrat Social, I, 9 (OC III, 367); zu einseitig daher wohl von Raumer (1953), 147 f.: Rousseau beurteile die Frage, ob die Wirtschaft friedensförderlich sei, negativ; richtig ist, dass Rousseau nicht der physiokratischen Vorstellung einer Interessenharmonie anhängt; vgl. theoriegeschichtlich Bahner, in: Buhr / Förster (1985), 136 ¬. – Kant differenziert im 3. Definitivartikel (Weltbürgerrecht) kritisch zwischen (merkantilistisch, kolonialistisch) machtorientierter Handelspolitik (»inhospitales Betragen«) und einem ausgeglichen freien Verkehrsrecht der Subjekte umfassenden Sinnes (ZEF, AA VIII, 357 ¬.; s. auch 368: »Der Handelsgeist, der mit dem Kriege nicht zusammen bestehen kann«); zur systematischen Bedeutung David Hössl: Das kantische Weltbürgerrecht als komplementäre Verfassungsform des internationalen Austauschs Privater?, in: Michael Köhler / David Hössl (Hrsg.): Si vis pacem, para pacem? Frankfurt/M. 2007, 137 ¬. 46
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gemäß dem objektiven und subjektiven »Recht auf alles« (Hobbes) handeln kann, zeigt sich auch daran, dass die Staaten, wenn sie aus Eigensucht Unrecht tun, dies immerhin unter Berufung auf das (internationale) Recht des europäischen Gleichgewichtssystems zu kaschieren suchen.47 In Rousseaus Analyse sind also zwei Stufen der internationalen Rechts-/Unrechtsverhältnisse miteinander verwoben – einmal das Unrecht als Mangel übergreifend verbindlichen (Verfassungs-)Rechts, aber zugleich als »Recht« des »natürlichen Gesetzes« zur Selbsthilfe, mithin in affirmativer Bedeutung des »Rechts des Stärkeren« – völkerrechtstheoretisch das bellum iustum ex utraque parte, der beiderseits gerechte Krieg,48 zum anderen das qualifizierte Unrecht prinzipieller Verkehrung des immerhin naturrechtlichen internationalen Verhältnisses zu bloß eigensüchtiger Interessenverfolgung. Auch in theoriegeschichtlicher Sicht ordnet sich mithin der Krieg nach Rousseau in beiden Hinsichten (gegen Hobbes) als rechtlich sekundärer, letztlich auf den Frieden als den primären Begriff bezogener und darin aufgehobener Zustand ein, nicht als der ursprüngliche.49 Seine Zurückführung wesentlich auf Verhältnisse mangelnden Vgl. Rousseau: Extrait, S. 31: »Und diejenigen, die sich selbst nicht genügend Gewicht beimessen, es zerstören zu können, verfolgen ihre Eigeninteressen, indem sie vorgeben, es aufrecht zu erhalten«; verstärkend Kant: ZEF (AA VIII, 355): »die Huldigung, die jeder Staat dem Rechtsbegriff (wenigstens den Worten nach) leistet«; s. auch zur Dialektik von Moral und Politik (AA VIII, 369 ¬.). 48 Vgl. dazu mit dem Wandel der Lehre vom (objektiv) gerechten Krieg insbesondere bei Vitoria theoriegeschichtlich Grewe (1988), 240 ¬.; zum infolgedessen nicht-diskriminierenden Kriegsbegriff Rousseaus s. unter Bezugnahme auf die Völkerrechtslehre Emer de Vattels, Lepan (1989), 435, 442 ¬. 49 Vgl. bereits Aristoteles: Politik, VII, 14 (1333a/b: »Krieg um des Friedens Willen«) im Gegensatz zu Heraklits zweideutigem Satz über den Kampf/Krieg als Weltprinzip, in: Die Vorsokratiker, hrsg. von Wilhelm Capelle, Stuttgart 1963, 135; vgl. auch die Zusammenstellung von Kategorialisierungen des Krieges von Herfried Münkler: Gewalt und Ordnung. Das Bild des Krieges im politischen Denken, Frankfurt/M. 47
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objektiven Rechts bleibt eine entscheidend weiterführende Einsicht – ist doch die internationale Friedensverfassung nicht nur wegen der despotischen Machtgier absolutistischer Fürsten, sondern auch, so muss man es zuspitzen, im Verhältnis zwischen an sich am Recht orientierten Republiken nötig. Die Völkerbundesverfassung wird daher gerade der schon erreichten rechtsstaatlichen Verfassungsleistung der Republiken mit Rücksicht auf ihre Souveränität nach Inhalt und Form der Gesetzeswillensbildung Rechnung zu tragen haben.
Das europäische Staatensystem im unruhig-stabilen Gleichgewicht Rousseau wendet sich nach der Beschreibung der Ursachen der bestehenden europäischen Übel (»eine so schöne politische Theorie mit Händen … von Menschenblut besudelt«, Text S. 29) der dadurch vorgezeichneten Abhilfe zu. Dafür nimmt er zunächst (im 4. Stück des Extrait) die anfangs eingeführte Analogie zwi1992, 22 ¬., insbes. zum Vorherrschen jener Finalrelation von Krieg und Frieden seit dem christlich-mittelalterlichen Denken bis hin zu Clausewitz und ihrer Verkehrung zum Primat des Krieges zuletzt bei Denkern der Weimarer Zeit (26, 27). – Rousseau folgend Kant: MdS, RL, § 44 (AA VI, 312): »Es ist nicht etwa die Erfahrung, durch die wir von der Maxime der Gewalttätigkeit der Menschen belehrt werden, und ihrer Bösartigkeit, sich, ehe eine äußere machthabende Gesetzgebung erscheint, einander zu befehden, also nicht etwa ein Faktum, welches den öffentlich gesetzlichen Zwang notwendig macht, sondern, sie mögen auch so gutartig und rechtliebend gedacht werden, wie man will, so liegt es doch apriori in der Vernunftidee eines solchen (nicht-rechtlichen) Zustandes, dass, bevor ein öffentlich gesetzlicher Zustand errichtet worden, vereinzelte Menschen, Völker und Staaten niemals vor Gewalttätigkeit gegeneinander sicher sein können, und zwar aus jedes seinem eigenen Recht, zu tun, was ihm recht und gut dünkt, und hierin von der Meinung des anderen nicht abzuhängen« (Hervorheb. v. Verf.); zum Krieg als naturhaft-geschichtsmächtigem, auf den Frieden hinwirkendem Faktor vgl. Kant: ZEF, Garantie (AA VIII, 362 ¬.).
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schen nationaler Gesellschafts- und Staatsbildung einerseits und internationaler Organisation der Gesellschaft europäischer Völker andererseits auf: Gemeinsame Interessen begründeten den gesellschaftlichen Zusammenhang, Uneinigkeit entstehe aus Interessengegensatz. Die übergreifende Organisation mit »zwingender Kraft« solle den (wahrhaft) allgemeinen Interessen und den daraus resultierenden Verpflichtungen eine hinreichende Festigkeit gegen die auf mangelnder Einsicht beruhende Abweichung geben. Dieser kurze Begründungsansatz ist parallel zu lesen mit Überlegungen im Contrat Social zur Struktur des im republikanischdemokratischen Staat des Gesellschaftsvertrages herrschenden souveränen, allgemeinen (Gesetzes-)Willens.50 Gewiss ist zwar, dass zur Konstruktion des rechtssystematischen Zusammenhangs zwischen den jeweiligen politischen Verfasstheiten der europäischen Staaten und einer der Gesellschaft europäischer Völker entsprechenden »europäischen Verfassung« empirische, kollektivnationale Interessen in ihrer stets möglichen Gegensätzlichkeit nicht zureichen und Gefühle europäischer Gemeinsamkeit auch nicht. Aber auch der Rekurs auf die von Sonderinteressen der Individuen und partikularer Vereinigungen im Staat unterschiedenen allgemeinen Interessen weist schon staatstheoretisch, wie auch für das Recht des Völkerbundes eine Begründungsschwäche auf: Eine kategorial-inhaltliche Bestimmung der verbindend-verbindlichen Normallgemeinheit, auf die sich die von Rousseau hauptsächlich vorgestellten organisatorischen Vorkehrungen (im Staat: die repräsentationskritische direkte Demokratie, der Gesetzgeber / international: die Bundesversammlung, Abstimmungsmodi etc.) orientierend beziehen müssten, wird nicht entwickelt. Der Schwerpunkt verschiebt sich wie bei der Staatskonstruktion eher auf die organisatorische Seite einschließlich der Streitschlichtungs- und Exekutivfunktionen, während das normative Prinzip, im vorliegenden Zusammenhang: der Konkretisierung des internationalen Friedens, noch aussteht. 50
Vgl. Rousseau: Contrat Social, I, 6, 7; II, 6 (OC III, 360 ¬., 378 ¬.).
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Der deutlich überwiegende Teil des 4. Textstücks ist dem Nachweis gewidmet, dass der gegenwärtige europäische Kriegszustand zwar ein stabil-»unruhiger« Gleichgewichtszustand ist, aber nicht aus sich heraus in den Zustand stabil fortdauernden Friedens gelangen kann, so dass es dafür der »politischen Kunst«, also einer verfassungsrechtlichen Gesamtwillensorganisation im Bund bedarf. Die Unmöglichkeit der Überwindung des Kriegszustandes aus sich heraus erklärt sich nicht nur aus der habituell-eigensüchtigen Interessengeleitetheit des Handelns im gesellschaftlichen Verfallszustand, repräsentiert in despotischen Fürsten, sondern auch aus dem genannten tieferen rechtskategorialen Grund: Die bloß »natürlichen Gesetze« haben Defizite objektiv allgemeiner Regelungsgenauigkeit, hinsichtlich der Beurteilung der Anwendungsfälle und in ihrer Durchsetzbarkeit. Es sind daher die individuellen machtstaatlichen Akteure selbst, die, auch wenn man bei ihnen den besten Willen zu friedlicher Konfliktbeilegung voraussetzen dürfte, letztlich doch auf die gewissenhafte Selbstbeurteilung rückverwiesen sind. Darin können sie divergieren, und mangels allgemein anerkannter Norm oder kompetenter und durchsetzungsmächtiger Streitentscheidungsinstanz führt dies immer wieder zum Krieg – als Rechtsgang. Hinzuzufügen ist: Gerade die beiderseitige Überzeugung, im Recht zu sein, also der objektiv-subjektive Mangel eines konkret inhaltlich und im Geltungsmodus zu verbindender Gemeinsamkeit entwickelten Rechtsbegriffs, führt zur Unaufhörlichkeit und Härte des Konfliktes; ein Sonderfall sind die Religionskriege, insofern sie aus gegensätzlichen religiös identifikatorischen Rechtsverständnissen mit unerhörter Intensität und Ausdauer geführt wurden. Gleichwohl handelt es sich, so lautet die Analyse Rousseaus auf dem Hintergrund der Überwindung des Religionskonfliktes nach dem Westfälischen Frieden, trotz »ständiger unruhiger Bewegtheit« mit den beschriebenen »die Völker quälenden« Übeln um ein Gleichgewicht; aber man dürfe nicht annehmen, dieses »habe irgendjemand eingerichtet und irgendjemand habe sich eigens vorgenommen, es zu bewahren: Es ist einfach existent …
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Dieses Gleichgewicht besteht fort und erhält sich allein aus sich selbst heraus, ohne dass sich jemand darum kümmerte; und wenn es auf der einen Seite einen Augenblick lang gestört würde, stabilisierte es sich alsbald auf der anderen Seite« (Text S. 31). In dieser Lage des europäischen Staatensystems erweist sich das Streben nach Universalmonarchie als irreal, wie Rousseau in eingehenden Darlegungen zu möglichen Bündniskonstellationen besonders wohl dem französischen Trauma gegenüber dem Haus Habsburg (der maison d’Autriche) entgegenhält.51 Endgültig negativ entschieden ist diese Verfassungsfrage in der Tat mit dem Ausgang der religiösen (Bürger-)Kriege, namentlich des Dreißigjährigen Krieges, und zwar nicht nur mit dem Sieg des nationalen (absolutistischen) Machtstaates, sondern auch mit der Durchsetzung der konfessionellen Freiheit zumindest in der Form politisch-föderaler Strukturen. Diese dezentrale europäische Friedensordnung wird verbürgt, so stellt Rousseau heraus, durch die bündische Verfassungsstruktur des Römischen Reiches deutscher Nation nach dem Westfälischen Frieden. Abgesehen von seinen Verfassungsmängeln, man könnte noch hinzufügen: seiner zwischen Staatenbund und Bundesstaat oszillierenden Formenunklarheit, gilt es ihm als für das europäische Friedensprojekt vorbildhaft: Durch die interne Friedensorganisation, namentlich im Hinblick auf konfessionell bedingte Streitigkeiten, und zwar besonders auch zum Schutz der kleineren Mitglieder (Reichsstände)52 und durch die äußere Friedensgeneigtheit bei doch übermächtigem Verteidigungspotential gegen fremde Eroberungsbestrebungen. Daher urteilt Rousseau: »Aber dieses System hat einen noch festeren Stützpfeiler, und zwar das Deutsche Reich, das – durch seine Lage nahezu im Zentrum Europas – die anderen Teile in Respekt hält und vielleicht Zum historischen Zusammenhang s. von Raumer (1953), 145. 52 Hier kommt Rousseaus im Contrat Social systematisch begründete Option für eine kleinere Republik zum Tragen; s. von Raumer (1953), 127, 145 f.; s. auch Asbach (2002), 214 ¬. 51
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noch mehr der Erhaltung seiner Nachbarn als der seiner eigenen Mitglieder dient: Ein durch seine Ausdehnung, durch die Zahl und Stärke seiner Völker den fremden Mächten Furcht einflößender Koloss, aber allen Völkern nutzbringend durch seine Verfassung, die ihm die Mittel und den Willen zu Eroberungen nimmt und es dadurch zur Klippe für Eroberer werden lässt. Trotz der Mängel dieser Reichsverfassung ist sicher, dass, so lange sie besteht, das europäische Gleichgewicht niemals zerstört wird, kein Machthaber fürchten muss, von einem anderen entthront zu werden, und der Westfälische Friede für uns vielleicht auf immer die Grundlage des politischen Systems bleibt. So ist das Öffentliche Recht, das die Deutschen so genau beachten, noch viel wichtiger als sie meinen, und es ist nicht nur das Öffentliche Recht des Deutschen Reichs, sondern in gewisser Hinsicht das ganz Europas« (Text S. 37). Damit nimmt Rousseau die positive Würdigung des Abbé, der wesentlich die innere Friedensleistung im Blicke hatte,53 weiterführend auf. In der Tat findet sich in der Verfassung des deutschen Reiches nach dem westfälischen Frieden (1648), bei allen Mängeln und historischen Zufälligkeiten, die Verknüpfung von innerem und äußerem Frieden aufgrund eines im Ansatz nicht-theologischen, überkonfessionellen Rechtsbegriffs.54 Beruhend auf der nunmehr anerkannten Gleichheit der christlichen Konfessionen, wenn auch auf landesherrlicher Ebene (nach dem Grundsatz: cuius regio, eius religio), bestand diese Verfassung vornehmlich in einer bündischen Rechtsordnung partikularer Verbände (der Reichsstände) Vgl. Abbé de Saint-Pierre: Traktat (1713), 31 ¬., vergleichend mit den Generalstaaten und der schweizerischen Eidgenossenschaft. 54 Eingehend in insofern positiver Würdigung von Aretin, Bd. 1 (1993), 9 ¬., 22 ¬.; zum Ansehen der Reichsverfassung und ihrer Vorbildfunktion für Neuordnungsfragen schon im 18. Jahrhundert s. von Aretin, Bd. 2 (1997), 458 ¬., 468; von Raumer (1953), 146 f.; im Überblick über negative und positive Einschätzungen aus deutscher und französischer Sicht s. auch Asbach, in: Hüning / Tuschling (1998), 217 ¬.; ders. (2002), 240 ¬. 53
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ganz unterschiedlicher Größe und Macht, so dass man wohl von einer Mischung zwischen Bundesstaat und Staatenbund sprechen kann. Freilich haben die Zeitgenossen im Vergleich zur äußeren Stärke monarchisch-absolutistischer Staaten (wie Frankreich) neben seiner Rechtsfriedensleistung auch die Schwäche der in sich widersprüchlichen Verfassungsstruktur und der Konflikthaftigkeit zwischen den unterschiedlich gearteten Reichsständen im noch nachklingenden Religionsgegensatz, aus freiheitlicher Sicht sodann die feudalistische Rückständigkeit gesehen.55 Aber trotz dieser Mängel, trotz der Entwicklung zur partikularstaatlichen Besonderheit zumal größerer Reichsstände (Landesherrschaft, Bündnisrecht, privilegium de non appellando) bis hin zum sprengenden österreichisch-preußischen Dualismus existierte doch eine gewisse rechtliche Prinzipieneinheit im Inneren – repräsentiert vom Kaiser und von der auf Rechtsschutz angelegten Reichsgerichtsbarkeit (besonders dem Reichshofrat). Im Außenverhältnis war das Reich zugleich das Ergebnis einer deutsch-europäischen Friedensordnung nach dem verheerenden 30-jährigen Krieg wie Zum alten, schon im Reichsstaatsrecht umstrittenen Problem der Verfassungsstruktur unter dem Gesichtspunkt der Schwäche s. Pufendorf (1667/1976), Kap. 7, §§ 7, 8, S. 118 ¬.: Deutschland sei zugleich »eine schlecht eingerichtete Monarchie und ein ungeordneter Staatenbund« mit gegensätzlichen Verfassungsverhältnissen; s. auch Hegel: Die Verfassung Deutschlands (1801/02), in: Werkausgabe, Bd. 1, Frankfurt/M. 1971, 461 ¬.; zur Staatsform-Debatte in der alten Reichsstaatsrechtsdoktrin s. Horst Denzer: Nachwort zu Pufendorf (1667/ 1976), 161, 186 ¬.; vgl. auch Notker Hammerstein: Samuel Pufendorf, in: Michael Stolleis (Hrsg.): Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1977, 174, 189 ¬.; das maßgebende Differenzkriterium nach dem Grundbegriff der Staatssouveränität dürfte die Wirklichkeit einer Reichsexekution nach Entscheidung innerer Rechtsstreitigkeiten etwa zwischen Landesherr und Landständen sein; eine solche existierte wohl gegenüber kleineren Reichsständen, freilich nicht gegenüber größeren Staaten wie Brandenburg-Preußen; historisch aufschlussreich von Aretin, Bd. 1 (1993), 86 ¬., 158 ¬.; zur Besonderheit der Reichsstaatsrechtslehre insbes. Mosers, s. von Aretin, Bd. 2 (1997), 401 ¬. 55
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deren zentraler Garant: »Wer den Frieden gefährdete, hatte das Reich gegen sich«.56 Mit Recht nimmt Rousseau deshalb, wenn auch mit einer Wendung zur Form des Völkerstaates, den Begriff ius publicum europaeum auf. Denn immerhin waren hier die innere Selbstbestimmung (Souveränität) in der zentralen Religionsfrage und das Vertragsprinzip, mithin staats- und völkerrechtliche Prinzipien, zu innerer und äußerer Friedlichkeit integriert. Dieses Vorbild läßt die vertragsförmige Société des Nations (Vattel) bzw. Société européenne (Abbé de St. Pierre) in den Blick kommen. Das insbesondere durch das deutsche Reich stabilisierte Gleichgewichtssystem Europas stehe, so spitzt Rousseau noch weiter zu, trotz oder gerade wegen seiner »stürmischen Bewegtheit«, der ständigen »Unruhe« von aufeinander folgenden Aktionen und Gegenaktionen der Mächte »unerschütterlich fest«, ist also trotz des Kriegszustandes ein im Grunde stabiles Gleichgewicht, »wie die Wellen des Meeres dessen Oberfläche unaufhörlich in Unruhe halten, ohne dadurch jemals den Wasserstand zu verändern« (Text S. 37). Die projektierte Organisation eines Staatenbundes zu dauerhaftem Frieden, so schließt er, müsse daher alle Mitglieder, auch die mächtigsten, so voneinander – und vom Ganzen – abhängig machen, dass keines von ihnen allein oder kein partikulares Bündnis allen anderen Widerstand entgegensetzen könne; dem Bund müsse also »wirksame Macht« erwachsen. Ist dies zunächst nur empirisch-machtarithmetisch und organisatorisch gedacht, so kommt Rousseau doch in der Zwischenzusammenfassung auf den die europäische Besonderheit konstituierenden inhaltlichnormativen Grund des europäischen Gleichgewichtssystems zu sprechen. Um ein bloßes Gewalt-Macht-Gleichgewicht kann es sich nicht handeln, da dies die analysierte Basisstabilität nicht erklären könnte. Vielmehr sind es die früher entwickelten, relativ engeren gesellschaftlichen Verbindungen zwischen den europäischen Völkern, die zwar vorläufig in ihrer Unvollkommenheit eine So v. Aretin, Bd. 1 (1993), 158, insbes. bezüglich des französischen Expansionismus zur Zeit Ludwigs XIV. 56
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als »Kriegszustand« bezeichnete Lebenslage der Völker mitbedingen, und sogar eine relativ schlimmere als beim Fehlen jeglichen Zusammenhangs. Aber zugleich, so behauptet Rousseau, erleichtern diese »gesellschaftlichen Bande« doch die Vervollkommnung der europäischen Gesellschaft zu einer confédération réelle. Neben den organisationsrechtlichen Formen des dauerhaften europäischen Friedens kommen so Voraussetzungen und Erfordernisse normprinzipiell-inhaltlicher Art in Ansatz: Im cantus firmus der besonderen »gesellschaftlichen Verbindungen« zwischen den europäischen Völkern, denen – transformiert in »allgemeine Interessen« – auch Bedeutung für die institutionelle »Vervollkommnung« des grundlegend schon bestehenden Gleichgewichtssystems zugemessen wird, in der Würdigung des Deutschen Reiches nach dem Westfälischen Frieden als nucleus eines gelingenden engeren Völker-/Staatenbundes gemäß dem ius publicum europaeum. In einer Rousseaus Text verstärkenden Extrapolation handelt es sich also um gemeinsame Rechtsüberzeugungen – das Naturrecht der »natürlichen Gesetze« von der anzuerkennenden Selbständigkeit der Personen und Staaten, also auch völkerrechtlichen Inhalts, die zumal nach der konfessionellen Spaltung im Westfälischen Frieden zur Abkehr von der Idee der Universalmonarchie und zu föderalen Strukturen im Alten Reich, zu einer dezentralen europäischen Völkergesellschaft in Anerkennung der kulturellen und religiösen Besonderheiten geführt haben. In diesen auf die entwickelte Rechtsstaatlichkeit vorausweisenden Gehalten liegt zugleich der Ansatz für die von Rousseau am Beispiel des Alten Reiches behauptete Übertragung der inneren Friedlichkeit in das Außenverhältnis; sonst wäre die Verknüpfung ganz ohne Grund, zeigt sich doch am Beispiel absolutistisch-despotischer Staaten die Neigung zur außenpolitischen Aggressivität. Diese Seite des Projekts ist in hohem Maße zukunftweisend. Denn über das von Rousseau ausdrücklich Gesagte hinaus kommt das Reich eben nicht nur als Machtfaktor, sondern vor allem auch in der rechtskategorialen Vorbildlichkeit seiner bündischen Rechtsfriedensleistung in Betracht. Implizit mit gesetzt ist damit vor allem der ver-
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fassungsrechtliche Ausgleich des Religionskonfliktes: Mit dem freilich noch nicht konsequent subjektrechtlich entwickelten Urgrundrecht der Gewissens- und Religionsfreiheit57 setzt der Prozess menschenrechtlicher Republikanisierung ein. Bei aller Differenz liegt hier die schwer erkämpfte europäische Gemeinsamkeit, welche in den von Rousseau erinnerten Bedingungen der »europäischen Gesellschaft« der Völker wurzelt, nämlich in den universalen Rechtsgehalten des Römischen Rechts und des Christentums.58 Auf dieser Grundlage entwickeln sich die basic principles europäischen Rechtsdenkens, welche nicht zufällig die zentraleuropäische Rechtsphilosophie im ausgehenden 18. Jahrhundert durch Rousseau und Kant zur Entfaltung bringt. Nur dieser kategoriale Hintergrund läßt einsichtig werden, dass das europäische Gleichgewicht sich schon vorinstitutionell als solches identifizieren läßt und nicht etwa als regelloser Naturzustand, und dass diese schon vorverfassungsrechtliche Grundstabilität durch vernünftige Konstruktion (»politische Kunst«) vervollkommnet werden kann. Bei Rousseau sind die anthropologischen, historischen oder auch machtpragmatischen Erwägungen einesteils und die durchaus anklingenden rechtskategorialen Grundmomente methodologisch noch miteinander vermengt. Aber die Begründungslinie: abstraktes (römisches) Recht und Christentum – bündischer (konfessioneller) Rechtsfriede – Gewissensfreiheit und innere Republikanisierung – Bund souveräner Republiken, gerade auch kleinerer Staaten in ihrer Besonderheit, zeichnet sich schon ab. Auf der Grundlage des sich durchsetzenden freiheitlichen Rechtsprinzips seit den Revolutionen des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird der frühere Ansatz im alten Reich – bereits von Rousseau zur GesellVgl. Gerhard Oestreich: Geschichte der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Umriss, 2. Auflage Berlin 1978; s. auch Michael Köhler: Das angeborene Recht ist nur ein Einziges, in: Vielfalt des Rechts – Einheit der Rechtsordnung?, hrsg. von Karsten Schmidt, Berlin 1994, 61 ¬. 58 Im Hegelschen Verständnis: Das abstrakte Recht der Person und die Moralität subjektiver Freiheit. 57
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schaft der europäischen Völker erweitert – zum Vorbild nicht nur für die Regelung neu aufkommender Gegenstände des Rechtskonfliktes (insbesondere zwischen den Nationalitäten) in bundesstaatlichen bzw. staatenbündischen Formen, sondern auch für umfassendere Völkerbünde. Freilich verbleibt das hier erörterte Projekt noch in einer mit der historischen Situation selbst übereinstimmenden Unentwickeltheit, was den Rechtsbegriff der von sich aus verbindenden international-allgemeinen »Interessen«, also die rechtskategoriale Struktur des Bundes und seiner Rechtsakte angeht. Das wird auch deutlich, wenn Rousseau sich dem eigentlichen Begriff des Bundes zuwendet.
Das Projekt des europäischen Staatenbundes und seine Eignung zur Friedenssicherung Die Gründung und Organisation des europäischen Friedensbundes (im 5. Stück des Extrait) setzt, im Gegenzug zu der dem Kriegszustand entsprechenden Mangelhaftigkeit des vorinstitutionellen Gleichgewichtssystems, an der Analogie zur Staatsgründung an. Sie besteht also, weitgehend übereinstimmend mit dem Abbé de Saint-Pierre,59 in der Einrichtung einer für die Mitglieder verbindlichen Gesetzgebungs- und Streitentscheidungsinstanz mit überlegener Durchsetzungsmacht. Dies wird in fünf grundlegenden Artikeln entworfen. Daran anschließend unternimmt es Rousseau in Teil 6 nachzuweisen, der einmal eingerichtete Bund sei geeignet, den interessegeleiteten Machtbestrebungen einzelner Mitglieder wirksam zu begegnen. Das methodische Gelingen des Aufweises muss sich messen am Anspruch einer staatsanalogen Konstruktion, die keinen »Keim des Krieges« mehr zurücklässt. Wie schon im Teil 4 liegt ein Schwerpunkt der Argumentation auf einer Macht- und Bündnisarithmetik, einem Durchrechnen der partikularen Bündnis59
Vgl. Abbé de Saint-Pierre: Traktat (1713), 86 ¬.
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möglichkeiten, denen der große Bund sich als überlegen erweist. Insofern folgt Rousseau dem Abbé. Aber beim Wort genommen hängt die Selbstorganisation der Bundesmacht von überzeugenden und gültigen Rechtsprinzipien, vom europäischen öffentlichen Recht ab, auf dessen bisherigen Stand Rousseau allerdings zuvor nicht so viel gab. In den Blick zu nehmen sind daher prinzipiengesicherte Besitz- und Regierungsrechte und die Bestimmung des Begriffs der Friedensstörung, worauf die Einzelfallbeurteilung und der Sanktionsmechanismus des Bundes angewiesen sind. Mit der Bundesgründung soll sich als rechtliches Organisationsprinzip die allseitige Garantie des territorialen und innenpolitischen status quo für alle Bundesmitglieder auf der Grundlage »ihres gegenwärtigen Besitzes und der letzten Verträge« verbinden; nur künftige Besitzrechts- und Nachfolgefragen sind ausschließlich durch Schiedsspruch der Bundesversammlung zu regeln (Art. 3). Ersichtlich soll diese Regelung die objektiven Rechtsmängel des vorinstitutionellen Zustandes und den dadurch bedingten endlosen Rekurs auf frühere, nie gültig entschiedene Streitfragen abbrechen, also insoweit die Berufung auf eine iusta causa eines Krieges nach der älteren Lehre vom bellum iustum ausschließen.60 Die Legitimation der status-quo-Vereinbarung als Friedensrechtsprinzip ist offenbar fragwürdig, bezöge man sie auf die schiere Faktizität. Setzte doch eine solche radikale Zäsur sämtZum Schutz der territorialen Integrität als konstituierendem Element der geltenden Völkerrechtsordnung, s. Art. 2 Zi¬. 4 UN-Charta, zur entsprechenden Privilegierung des effektiven Besitzes (status quo) insbes. nach der uti-possidetis-Doktrin im geltenden Völkerrecht u. U. im Gegensatz zur materiellen Gerechtigkeit (z. B. in der Staatsgrenzenziehung in den ehemaligen Kolonialgebieten), vgl. Matthias Herdegen: Völkerrecht, 8. Aufl. München 2009, 38 f.; Wilfried Schaumann, in: Wörterbuch des Völkerrechts, hrsg. von Hans-Jürgen Schlochauer, Bd. 3, Berlin 1962, 483 f.; kritisch von Raumer: Ewiger Friede, 143: »Der Heilsglaube des älteren Pazifismus an den Status quo« sei »ein auf Ungeschichtlichkeit beruhender Denkfehler, der den Werdecharakter alles Geschichtlichen übersieht«. 60
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liche historischen Zufälligkeiten, etwa auch gerade erst zurückliegende evident rechtswidrige Okkupationen und Usurpationen ins Recht (z. B. die Annexion Schlesiens durch Preußen). Es steht daher dahin, ob eine derart einfache Abstraktion normprinzipiell zu rechtfertigen ist – etwa im Vergleich mit einem umfassenden, differenzierten Ausgleich, wie er im von Rousseau so gepriesenen Westfälischen Frieden unternommen wurde (z. B. Festlegung eines »Normaljahres« konfessioneller Verhältnisse bzw. Besitzstände innerhalb des Reiches).61 Eine stärkere Lesart setzt Unterscheidungen voraus, welche den bloß faktisch-historisch gewordenen status quo nicht insgesamt als gut und rechtmäßig begreifen. Eine solche Abstraktion könnte also ebenso wenig das letzte Wort sein wie der zutreffend kritisierte Gegensatz eines endlosen naturzuständlichen Revisionismus. Einen erweiterten Ansatz bietet schon bei Rousseau der explizierte Begriff des Naturzustandes als eines Verhältnisses objektiv unklaren Rechts mangels hinreichend konkretisierter und in ihren Anwendungsbedingungen häufig unsicherer Rechtsprinzipien. Hier kann aus dem in Kämpfen »ums Recht« sich ergebenden Gleichgewicht, auch nach dem à la longue sich ausgleichenden, affirmativen »Recht des Stärkeren«, eine jedenfalls vorläufig legitime Besitzrechtsordnung resultieren. Ihre friedensvertragliche Festlegung mit der status-quo-Klausel des Artikel 3 darf unter dieser Voraussetzung bei Rousseau nicht als legitimationstheoretisch voraussetzungslos, sondern muss als ein praktischer Akt verstanden werden; auf diese Weise thematisiert Rousseau ausdrücklich den Übergang der historischen Akteure von einer bloß einseitigen Interessenpolitik zu einer die Perspektive der Wechselseitigkeit einnehmenden Gemeinwohl- und Friedensorientierung. Diese begründungstheoretische Erweiterung impliziert also eine gewisse Ausgeglichenheit des status quo – begründet durch einen Vertrag, der in Aktionen umfassenden und im Doppelsinne des Wortes erschöpfenden »Aushandelns« (beispielhaft die historisch 61
Vgl. v. Aretin, Bd. 1 (1993), 32 ¬.
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gelungenen großen Friedenskongresse, wie etwa vor dem Westfälischen Frieden) nicht nur den Subjekten nach allseitig ist, sondern auch hinsichtlich seiner Gegenstände alle früheren Streitfragen erledigt. Die angezielte Ausgeglichenheit des Friedensbundes unter der Voraussetzung europäischer Rechtsprinzipien gegenseitigen Respekts muss und wird sich schon im vertraglichen Ausgleich vorwirkend niederschlagen, etwa durch Behebung offensichtlicher Ungerechtigkeiten, z. B. der Annahme eines »Normaljahres« für (konfessionelle) Besitzstände. Nur dadurch ist auch der Ausschluss aller geheimen Rückkommens-Vorbehalte, von Kant dann im 1. Präliminarartikel zum Ewigen Frieden gefasst, wohlbegründet. Diese weiterführende benigna interpretatio begreift mithin den Übergang vom internationalen Naturzustand in das institutionell-bündisch geregelte Verhältnis auch hinsichtlich der Prinzipien des (territorialen) Erwerbs bzw. der Gründe des Behaltendürfens als weitere Entfaltung der Rechtsidee. Deshalb mag etwa auch ein historisch zurückliegender gewaltsamer Territorialerwerb, nach damaligen Rechtskategorien als naturzuständliche Eroberung beurteilt, zwar seine vorläufige Geltung im Friedensbund behalten, darf aber gleichwohl nicht völlig auf vorinstitutionelle Bewertungsgrundsätze, sei es mit der Folge des status quo, sei es mit Revisionsfolge, reduziert werden. Er kann vielmehr nach erweiterten, auch den Zeitablauf und die inzwischen eingetretenen Verhältnisänderungen mit einbeziehenden bündischen Prinzipien als feststehend bzw. veränderungsoffen eingeordnet werden,62 (z. B. in Form späterer Zugänglichkeit von früher gewaltsam okkupierten Landesteilen auch für die früheren Bewohner im Rahmen eines inzwischen entfalteten dichteren gesellschaftlichen, weltbürgerlichen Zusammenhangs zwischen nunmehr friedlich benachbarten Republiken in einer Union). Nur bei dieser rechtsbegrifflich erweiterten Fassung des status quo wird die sich im weiteren anschließende utilitär-folgenorientierte Argumentation mit dem beiderseitigen Vorteil bei Verzicht auf die Spielsituation 62
Vgl. den Ansatz von Kant: ZEF (AA VIII, 348).
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des Krieges plausibel: denn für eine Partei in verzweifelt unausgeglichener Lage gälte sie offensichtlich nicht. Schließlich ist auch der folgende Teil-Grundsatz des Friedensvertrages – die ausschließliche Schiedsgerichtsbarkeit des Bundes für neu entstehende Streitfragen – seinerseits auf hinreichend entwickelte Rechtsprinzipien angewiesen. Vorausgesetzt wird offenbar deren vom Einzelfall zu trennende Festlegung im Ausgang vom vorliegenden umfassenden Friedensvertragsrecht und seiner Fortentwicklung auf dem Hintergrund der europäisch-gesellschaftlichen Rechtsgemeinsamkeit. Freilich bleibt die dementsprechende Organisation des Entscheidungsverfahrens in seiner Angemessenheit offen; denn gegen die auch im Mehrheitsprinzip angelegte Gefahr einer naturzuständlichen Interessenverfolgung unter der Form des Bundes müsste doch wohl auch auf konsensualer Gemeinsamkeit jedenfalls auf der Prinzipienebene bestanden werden. Damit ist zugleich der Übergang zum Souveränitätsproblem angesprochen. Sachlich fundamental ist sodann Rousseaus dem Abbé zunächst folgende Stellungnahme in der Frage der Souveränität als der dem Staat zustehenden höchsten, d. h. absolut selbstbestimmten, unteilbaren, unveräußerlichen Rechtsmacht im inneren Verhältnis (innere Souveränität) und im wechselseitigen Verhältnis zu anderen Staaten (äußere Souveränität).63 Der Begriff, zunächst im absolutistischen Staat der Neuzeit im Gegenzug Vgl. zunächst Bodin: Six livres de la République (1576 / Ausgabe Paris 1583), I, 8, S. 122: »La Souveraineté est la puissance absolue et perpétuelle d’une République, que les Latins appellent maiestatem …«, freilich in Grenzen der Gesetze Gottes und der Natur (128 ¬.); empiristisch-willenstheoretisch Hobbes: De cive, Kap. V, 11; VI, 1 ¬., 18 (zusf.), 19; freiheitsbegrifflich Locke: Second Treatise of Government, Ed. Peter Laslett, Cambridge 1992, Chap. 13, §§ 149, 150, S. 366 ¬.; Rousseau: Contrat Social, I, 6, 7; II, 1 ¬. (OC III, 361 ¬., 368 ¬.); Kant: MdS, RL, §§ 45 ¬. (AA VI, 313 ¬.); begriffs- und theoriegeschichtlich Helmut Quaritsch: Souveränität – Entstehung und Entwicklung des Begriffs in Frankreich und Deutschland vom 13. Jahrhundert bis 1806, Berlin 63
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zum »Ständestaat« aktualisiert, bezieht in seinen substantiellen Prädikaten erst aus der mit Rousseau ansetzenden freiheitlichen Rechts- und Staatsbegründung seine immanente Schlüssigkeit: Nicht vorrangig dem Fürsten »von Gottes Gnaden« oder gar dem macht- und kriegslüsternen Despoten, sondern vor allem der Republik freier und gleicher Bürger eignet Souveränität aus ihrem freiheitlichen »Recht der Besonderheit«. Wie es nun rechtlich unmöglich ist, die Freiheit (Selbstbestimmung) aufzugeben, mithin keine Befugnis, geschweige denn eine Rechtspflicht besteht, sich um des »lieben Friedens« willen einem anderen zu unterwerfen – das Menschenrecht ist »unveräußerlich« – , so verhält es sich auch mit der darauf gründenden Souveränität des Rechtsstaates. Diese Folgerung ist übrigens auch dann schlüssig, wenn man Rousseaus radikaler These von der Nichtrepräsentierbarkeit der Volkssouveränität im Staat64 und seiner daraus folgenden Option für unmittelbar-demokratisch verfasste Kleinrepubliken aus Gründen nicht folgen kann, die in einem durchaus freiheitlichen Verständnis von Selbstrepräsentation liegen – ein eigener Begründungszusammenhang, der freiheitlichen Republikanismus auch in Großstaaten ermöglicht: Das Veräußerungsverbot im bestimmten Sinne einer bloßen Fremdrepräsentation gilt aber jedenfalls auch hier und muss auf das internationale Verhältnis bezogen werden. Es ist also, unabhängig von der Größe und der inneren Verfasstheit der Staaten im Besonderen, primär das Souveränitätsproblem, das sich für die Rechtswillensorganisation im Friedensbund selbständiger Staaten stellt.65 1986; ders., in: HWPh Bd. 9 (1990), Sp. 1104 ¬.; klärend i. S. höchster Rechtsmacht in Verknüpfung von Staats- und Völkerrecht (»Selbstbestimmungsrecht«) gegen das empiristische Missverständnis von faktischer Allmacht s. Christian Hillgruber: Souveränität – Verteidigung eines Rechtsbegriffs, in: Juristenzeitung, 2002, 1072 ¬. 64 Vgl. besonders Contrat Social, III, 15 (OC III, 428 ¬., 429: »Die Souveränität kann nicht repräsentiert werden, aus dem gleichen Grunde, aus dem sie nicht veräußert werden kann«). 65 Cheneval (2002), 378 ¬. legt das Schwergewicht auf Rousseaus
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Nun soll dem »dauerhaft, unwiderruflich« geschlossenen Bund im Organ der ständigen Bundesversammlung die für alle Mitglieder verbindliche Gesetzgebungs- und Verordnungsbefugnis, richterliche Streitentscheidungskompetenz und militärisch übermächtige Durchsetzungszwangsbefugnis zukommen (Art. 1, Art. 4), primär in nachträglich auftretenden Besitzstands- und Nachfolgestreitigkeiten (Art. 3), aber auch in anderen, mit einem festgelegten Quorum mehrheitlich beschlossenen Regelungen gemeinsamer Angelegenheiten (Art. 5). Im 6. Textabschnitt (Eignung des Bundes zur Friedensverwirklichung) wird anknüpfend an die Bündnismachtberechnungen des 4. Abschnitts entwickelt, dass die in einer vorläufigen Liste vorgestellte Zusammensetzung des Bundes es schon rein macht-arithmetisch höchstwahrscheinlich bewirkt, »dass unmöglich irgendeine der aufgeführten Mächte imstande wäre, allen anderen zum Verband zusammengeschlossenen Staaten Widerstand entgegenzusetzen, oder sich ein Teilbündnis bildete, das dem großen Bund die Stirn bieten könnte« (Text S. 51),66 und dass alle möglichen Motive zu kriegerischer Selbsthilfe entweder unberechtigt oder in der Regelungs- und Streitentscheidungskompetenz des Bundes (Art. 1, 3) gut aufgehoben sind. Daher werde der Bundeszweck dauerhaften Rechtsfriedens genau erfüllt. Die vorgeschlagene Übertragung des Staatsgründungsmodells auf das internationale Bundesverhältnis konstituiert demnach offenbar eine Art »Völkerstaat«67 mit seinerseits souveräner Rechtsallgemeine Repräsentationskritik, die einen internationalen Bund mit Großstaaten ausschließe und auf die ideale Alternative eines Bundes von Kleinrepubliken verweise. Aber die Frage stellt sich spezifischer: Ob staatliche Souveränität im Bund überhaupt durch andere repräsentiert werden kann. Insofern ist Rousseaus Parallelisierung von föderalistischem Bundesstaat und Konföderation von Staaten durchaus problematisch (affirmativ zunächst Cheneval 383 ¬.). 66 Zur machttechnischen Friedenssicherung durch einen großen Bund vgl. bereits Spinoza: Tractatus politicus (s. o. FN 21), III, § 16, S. 50 f. 67 Vgl. Kant: Über den Gemeinspruch … (oben FN 30, AA VIII, 313), dort noch dem Abbé de Saint-Pierre und Rousseau folgend.
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macht über die Staaten – mit einem heutigen Terminus würde man von »Supranationalität« sprechen. Dies verbindet bei allen sonstigen Unterschieden das Konzept in einem großen historischen Bogen über den Abbé de Saint-Pierre weit zurückreichend mit der Idee der Universalmonarchie, wie sie profiliert noch Dante Alighieri am Ende des Mittelalters für das Römische Kaisertum mit seinem allein auf den Weltrechtsfrieden verpflichteten und sonst interesselosen imperium, d. h. vor allem höchster richterlicher Streitentscheidungskompetenz, reklamierte,68 nur dass im großen Bund die Bundesversammlung an die Stelle des Monarchen tritt.
Interessenmotive zur Gründung des Bundes – die Souveränitätsfrage Rousseau unternimmt im 7. Textstück den ausgedehnten Nachweis der Konvergenz von Allgemein- und Partikularinteressen zur Bundesgründung, unabhängig von den unzureichenden ethisierenden Appellen seit Erasmus von Rotterdam bis zum Abbé de Saint-Pierre. Schon das kluge Eigeninteresse gebiete, sich eher Vgl. Dante Alighieri: Monarchia, Einleitung, Übersetzung und Kommentar von Ruedi Imbach und Christoph Flüeler, Stuttgart 1989, I, 3 ¬., S. 67 ¬.; 10, S. 85: auf aristotelischer Grundlage der Verwirklichung des Vernunftvermögens als Glücksziels der Menschheit und Zwecks der Gemeinschaften, differenziert in der Vielheit der Gattung, bestimmt sich der allgemeine Friede als Grundbedingung: Der Vernunftwiderspruch der (internationalen) Konflikthaftigkeit zwischen den Teilen erfordert einen streitentscheidenden Dritten, d. h. zur Vermeidung des infiniten Regresses die Weltmonarchie mit imperium, der als Hauptaufgabe die Streitentscheidung gegenüber den bloßen Partikularinteressen zukommt, wiewohl Monarchie nicht Uniformität bedeuten, sondern den Besonderheiten ihr Recht lassen soll (I, 14, S. 105). Im Hintergrund steht die Erinnerung an die Pax Romana des augusteischen Zeitalters (I, 16, S. 113), zeitgenössisch die staufische Kaiseridee (das sacrum imperium) im Gegensatz zum päpstlichen Weltherrschaftsanspruch. 68
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auf ein rationales Streitregelungsverfahren einzulassen als auf das Kriegsglück zu setzen, von der allgemeinen, ständig zunehmenden Schädlichkeit der neuzeitlichen Kriegsführung und den enormen Verlusten selbst des Siegers bzw. Eroberers, seiner trotz des Sieges relativen Schwächung im Staatensystem zu schweigen. Offenbar wird hier ein normativer Begriff des »wohlverstandenen«, »objektiven« Interesses eingeführt, der mit den Rechtsgrundsätzen des internationalen Ausgleichs konvergiert und übrigens wiederum die Rechtswahrung im Inneren gegen Tyrannei zur Bundesangelegenheit rechnet – ganz im Sinne des Ansatzes interdependenter Rechtsverfassungen. Die »wahren Interessen« werden freilich, wie schon am Ende des Extrait deutlich wird, in der existierenden Verfallslage von den scheinbaren Interessen der Machtgier konterkariert. Das Durchsetzungsproblem, das dann besonders im Jugement thematisch wird, tritt hier auf. Die rechtsgrundsätzliche Argumentation vertiefend nimmt Rousseau auch das Souveränitätsargument in den Blick und behauptet, die Abhängigkeit aller Bundesmitglieder vom Gerichtshof schmälere nicht etwa deren Souveränitätsrechte, sondern festige und sichere sie, und zwar gegenüber jedem fremden Angriff und »gegen jedweden Aufstand der Untertanen«. Letzteres Argument könnte aus dem Munde des in Ausarbeitung seiner politischen Philosophie des Gesellschaftsvertrages begriffenen Rousseau befremdlich klingen, hätte es nicht auch die geradezu subversive Pointe, mit der Aufhebung der einander durchdringenden äußeren und inneren Machtwillkürbestrebungen die Fürsten von Bundes wegen gerade auch auf eine wechselseitige »innere Sicherheit«, auf Rechtswahrung im Inneren festzulegen. Aber wie steht es mit der Wahrung der Souveränität des Staates, d. h. seiner Selbstbestimmung in allen eigenen, zumal ihn existenziell betreffenden Angelegenheiten, im Verhältnis zur angenommenen souveränen Regelungs- und Entscheidungsmacht des Bundes – und damit mittelbar doch wiederum auch zu anderen Staaten und in der erinnerten innenpolitischen Hinsicht? Rousseau versucht mit einer Analogie zu der durch alle
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Bürger konstituierten souveränen gesetzgebenden volonté générale im Staat zu antworten: In einem korporativen Verband, dessen Mitglied man bei wechselnder Oberhauptfunktion (Vorsitz) ist, lasse man »durch im Verband selbst eingesetzte Gewährsleute nur seine eigene Freiheit sichern: in den Händen eines Herrschers würde die Freiheit sich entäußern, in denen der Bundesgenossen hingegen sich festigen« (Text S. 67). In diesem ganz parallel zur Rechtswillensvereinigung der freien Individuen zum Staat, zur Aufgehobenheit des freien Subjekts in der volonté générale 69 unternommenen Begründungsversuch liegt zwar, übertragen auf die bündische Vereinigung von Staaten, ein folgerichtiger, an sich unaufgebbarer Anspruch: Die Freiheit als Selbstbestimmung eines Volkes in konkret organisierten Lebensverhältnissen, die darauf beruhende Souveränität der Staaten in ihrer Besonderheit soll in der allgemeinen Rechtswillensbildung des großen Bundes nicht verloren gehen (»so frei wie zuvor«) – ein Begriffsmoment, das zu wahren ansatzweise selbst ein so hervorragender Theoretiker der Universalmonarchie wie Dante als Aufgabe des weisen, gerechten Weltmonarchen ansah, etwa wenn er schreibt, dass dieser in seiner Gesetzgebung der Besonderheit etwa der »Skythen« Rechnung tragen werde.70 Aber in der Souveränität als Selbstbestimmung liegt notwendigerweise auch die Verknüpfung der inhaltlichrechtskategorialen Besonderheit in ihren empirischen und geistigen Bezügen, ihrer prinzipiellen Schlüssigkeit eben dieser je bestimmten Gesellschaft, dieses Staates einerseits mit konstitutiver Selbstentscheidung andererseits: Beides ist voneinander nicht zu trennen. Das schließt Fremdrepräsentation der Souveränität durch andere Gesellschaften / Staaten, auch in der Form eines Mehrheitsgrundsatzes, jedenfalls in Akten substantieller Gesetzgebung aus; die Souveränität ist unveräußerlich. Wie von dieser Grundlage aus Vgl. Rousseau: Contrat Social, I, 6, 7 (OC III, 360 ¬.), auch zum »Zwang zur Freiheit« gegenüber abweichendem Partikularwillen (364); vgl. oben S. xvi f. 70 Vgl. Dante (s. o. FN 68), I, 14. 69
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der Übergang zu einem letztentscheidenden Bundesrechtswillen »ohne Beeinträchtigung der Souveränität des Staates«71 geleistet werden könnte, bleibt gerade im Hinblick auf die in sich geschlossene, konkret ausgearbeitete Besonderheit einer schon vorhandenen Staatsrechtsverfassung offen. Rousseau scheint, ähnlich wie im Verhältnis des Individuums zum Allgemeinwillen, von einer erkenntnismäßig sich von selbst verstehenden Identifizierung des europäisch-bündischen »Allgemeininteresses« im Unterschied zu den Partikularinteressen auszugehen. Ist aber schon im Verhältnis Individuum/Staat der Begründungszusammenhang prekär und droht dort die rechtsbegriffliche und im Entscheidungsverfahren ungesicherte Identitätsbehauptung in gewaltsame Fremdbestimmung umzuschlagen, so gilt dies umso mehr im internationalen Verhältnis in ihrer konkreten Besonderheit voneinander verschiedener Staatsverbände. Eigentlich impliziert schon Rousseaus Begriff der europäischen »Gesellschaft der Gesellschaften«, dass zumal die interne Selbstbestimmung einer in sich schon rechtsverfassten Gesellschaft, eines Staates nach den konkreten Bedingungen der individuellen Existenz letztlich nur in verfassungsförmiger Weise von diesem selbst oder jedenfalls nicht ohne seine Zustimmung entschieden werden kann. Umso mehr gilt dies, als man nach Rousseaus richtigem Ansatz in den Staaten des Bundes eine auf der vertraglichen status-quoBasis fortschreitende Verrechtlichungsleistung vorauszusetzen hat. Hierin liegt die durchaus affirmativ-freiheitliche Grundlage des viel gescholtenen und vornehmlich negativ, in seiner Konfliktursächlichkeit gesehenen Souveränitätsprinzips. In seinem produktiven Gehalt der Selbstbestimmung zumal im Übergang zum staatsrechtlichen Republikanismus ist es die bleibende Grundlage des Konsensprinzips im Völkerrecht zur Konkretisierung der Friedensgrundsätze. Darauf beruht die überragende Bedeutung des Vertrages als Rechtsquelle für die internationale RechtsorgaVgl. Rousseau: Émile, V (OC IV, 849); zu diesem Widerspruch treffend Lepan (1998), 435, 446. 71
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nisation bis hin zur vertraglich konsentierten und innerstaatlich umgesetzten internationalen Streitentscheidung der Gegenwart. In diesem freiheitswahrenden Sinne ist die Souveränität, die höchste Rechtsmacht des allgemeinen Willens im Staat – mit Rousseau im Contrat Social und im bezeichneten Sinne über ihn hinaus – absolut, unteilbar, unveräußerlich, insbesondere nicht durch einen anderen repräsentierbar.72 Diesem Einwand ist nicht durch die Rousseau vor allem auf Grund der Schrift zur Reform der polnischen Verfassung zugeschriebene ideale Alternative eines Bundes autarker Kleinrepubliken zu entgehen. Denn er ist von der Größe der Mitgliedstaaten unabhängig, mag auch die Gefährdung der Souveränität faktisch eher den Kleinstaaten von größeren Mitgliedern drohen. Selbst im vorgestellten Idealfall einer Welt von lauter autarken Kleinrepubliken gemäß dem Contrat Social ist der internationale Friede keineswegs ipso facto gesichert,73 da diese eben als Nachbarn aufeinander einwirken und auch ohne jegliche Anwandlung von Despotismus aus dem von Rousseau selbst treffend analysierten tieferen Grund in Rechtskonflikte, z. B. über Grenzverläufe, miteinander geraten können; auch sie kämen also ohne ein Mindestmaß organisierter Friedensregelung nicht aus. Daraus ergibt sich für den vorliegenden Zusammenhang eine eindeutige Alternative: Entweder sind die Staaten souverän, und dies ist auch die Basis eines in der Form seiner Verbands-OrganiVgl. Rousseau: Contrat Social, I, 6; II, 1, 2; III, 15 (OC III, 361; 368 ¬.; 428 ¬.). 73 Vgl. aber Hoffmann (1965), 54, 79 f.; Fidler/Hoffmann: Introduction (1991), LVI ¬., LXII f.; zur theorieimmanenten Alternative eines Bundes autarker Kleinrepubliken s. auch Asbach (2002), 278 ¬.; zusf. Cheneval (2002), 378 ¬., Bundesstaat und Staatenbund vermengend; eine solche »Lösung« führt auch deshalb nicht weiter, weil sie der internationalen Dimension subjektiver Freiheit, die eben nicht endgültig nur auf das Staatsrechtsverhältnis festgelegt ist, widerspricht: das in Rousseaus Ansatz einer europäischen »Gesellschaft der Gesellschaften« liegende Potential ginge damit verloren; in dieser Richtung treffend kritisch (»Paix de Retraite«), Lepan (1998), 435, 451 ¬. 72
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sation noch offenen, engeren Staatenbundes.74 Dieser kann dann aber nur auf einem rechtsinhaltlich, rechtsquellentheoretisch und verfahrensrechtlich ernst genommenen Grundsatz »gemeinsamer Ausübung« der Souveränität(en) nach gemeinsamen Bundesprinzipien beruhen. Oder der Bund in Gestalt des Staaten- oder Völkerstaates, sei es auch eines Bundesstaates, ist souverän, insofern ihm auch gegenüber der individuellen »einzelstaatlichen« Selbstbestimmung eine verbindliche Regelungskompetenz mit Zwangsbefugnis zustehen soll. Damit verbindet sich allerdings die im Souveränitätsbegriff selbst angelegte Dynamik selbstermächtigt systematischen (»zentralistischen«) Ausgreifens auf immer weitere Regelungsbedingungen und -inhalte, wie dies auch die Erfahrung bestätigt. Dieser Grundsatzalternative kann nicht durch eine Trennung der Kompetenzen entgangen werden, weil die Souveränitätsfrage bei der Abgrenzung wiederkehrt, z. B. wenn darüber ein Bundesgericht – souverän – entscheidet. Vor allem hilft es nicht, mit dem Abbé de Saint-Pierre zwischen belassener innerer und relativiert übernommener äußerer Souveränität zu unterscheiden;75 denn zentrale Fragen der äußeren Souveränität, etwa Territorialfragen, sind von der inneren Selbstbestimmung des Staates nicht zu trennen. Es bleibt also in Rousseaus Entwurf der unauflösbare Widerspruch, dass die Tauglichkeit des europäischen Bundes zur Friedenssicherung eine staatsanaloge Regelungsmacht über die Mitglieder voraussetzt, dass diese aber im Hinblick auf die unveräußerliche Souveränität, die SelbstbestimDies ist nach früherem Schwanken Kants in der Schrift: Über den Gemeinspruch … (s. o. FN 30) die zukunftsweisende Alternative seiner Schrift: Zum Ewigen Frieden (AA VIII, 349 ¬., 353 ¬.). 75 Zum Problem einer souveränen Föderation von Staaten schon beim Abbé de Saint-Pierre und zu dessen Versuch einer Differenzierung zwischen innerer und äußerer Souveränität s. berichtend Asbach (2002), 176 ¬.; durchgreifende Grundsatzkritik an der Weltstaatskonzeption insbesondere auch Vorstellungen von Weltbundesstaatlichkeit von Nils-Christian Grohmann: Ist der Weltstaat rechtsprinzipiell notwendig?, in: Köhler / Hössl (2007), 13 ¬., 24 ¬. 74
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mung gerade auch freiheitlicher Republiken, rechtlich unmöglich ist. Übrigens legt auch die von Rousseau eingangs des Extrait erhellend analysierte, anthropologisch bedingte Gefahr der institutionellen Verfestigung der Selbstsucht in der Staatsperson größte Vorsicht angesichts der Möglichkeit nahe, dass vermittels einer etablierten Völkerbundessouveränität »über« den Staaten letztlich doch nur das Übermachtstreben der einen – etwa der Mehrheit – über andere, zumal kleinere Republiken, dominiert, vom Eigeninteresse überbordender bürokratischer Strukturen zu schweigen. Dies sind auch empirisch starke Zusatzargumente für einen schon aus prinzipiellem Grund eingeschränkten Begriff des Völkerbundes. Rousseaus freiheitsfundierter Begriff der Staatssouveränität und die damit verbundene notwendige Partikularität der volonté générale der einzelnen Völker und Staaten schließen daher ein »supranational« gesetztes internationales Völkerbundesrecht, eine civitas maxima (Chr. Wolff, Kelsen)76 aus. Identifiziert man dagegen schon im Ansatz den Begriff des internationalen Rechts mit dem Moment der supranationalen Positivität, dann bleibt allerdings der von Rousseau anfangs konstatierte vorläufige Gegensatz zwischen Bürger und Staatsrecht einerseits, Mensch und internationalem Naturzustand andererseits unauflöslich.77 Eine weiterer Einwand gegen Rousseaus Ansatz bezieht sich auf die herausgestellten Identitätsmomente des spezifisch euroVgl. Christian Wolff: Institutiones juris naturae et gentium, in: Christian Wolff, Gesammelte Werke, herausgegeben von Marcel Thomann, II. Abt., Lateinische Schriften, Band 26, Hildesheim 1969, I, Cap. 4, § 109, S. 58; Hans Kelsen: Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechts, Tübingen 1920, zusf. 314 ¬.; zur Kritik vgl. Michael Köhler: Zum Begriff des Völkerstrafrechts, in: Jahrbuch für Recht und Ethik, hrsg. von Sharon Byrd, Joachim Hruschka, Jan C. Joerden, Bd.11 (2003), 435, 448 ¬., 450 ¬. 77 In diesem Sinne interpretiert Goyard-Fabre (1987), 59, 64 ¬.; sie folgert: »In seinem tiefen Pessimismus denkt Rousseau, dass jeder Staatsbürger (citoyen) der Feind des Menschengeschlechts ist und bleibt«; vgl. auch Goyard-Fabre (1995), 45, 72 ¬., 78. 76
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päischen Bundes. In Betracht kommt hier weniger der Verweis auf die gemeinsame Zugehörigkeit zum Römischen Reich und seiner Verrechtlichungsleistung. Sekundär ist auch Rousseaus staatsrechtliche Präferenz für kleinere Republiken in unmittelbarer Selbstrepräsentation der Bürger (direkte Demokratie), erblickt er doch andererseits den Vorzug des großen Bundes gerade auch in der Verbindung der Macht großer mit der Besonderheit kleinerer Staaten. Aber eine Schranke der möglichen Universalität liegt doch in der spezifischen Weise, in welcher Rousseau das Christentum als identitätsstiftendes »Band« versteht, deutlich etwa im ausdrücklichen Ausschluss »der Türken«. Die Staatsanalogie in der Bundeskonstruktion dürfte implizieren, den Gedanken einer die Treue zum Gesellschaftsvertrag und zum Allgemeinwillen ethisch-innerlich sichernden Zivilreligion78 auch auf den Friedensbund zu übertragen – als sozusagen gemeinsame europäische Gesellschaftsreligion. Deren Grundforderungen beschränken aber die Möglichkeit des Völkerbundes auf das umschriebene christliche Europa. Diese ethisch-religiöse Verknüpfung mit dem internationalen Recht erscheint als rechtsteleologischer bzw. rechtstheologischer »Restbestand«, der sich freiheitsgesetzlicher Kritik ausgesetzt sieht. Auf dem Hintergrund eines entwickelten Prinzips menschheitlicher Autonomie sind die (theologische) Ethik innerer Verbindlichkeit und das Recht äußerer Freiheiten strikt zu unterscheiden. Von Rechts wegen darf daher nur die sich tätig erweisende Treue des Bürgers zum Staatsrecht, analog: des verfassten Volkes und seiner Repräsentanten zum Völkerrecht und zum Recht des Völkerbundes eingefordert werden. Demgegenüber Vgl. Rousseau: Contrat Social, IV, 8 (OC III, 463 ¬., 468 ¬.) mit folgenden positiven Dogmen: »Die Existenz der allmächtigen, allwissenden, wohltätigen, vorhersehenden und sorgenden Gottheit, das zukünftige Leben, das Glück der Gerechten und die Bestrafung der Bösen sowie die Heiligkeit des Gesellschaftsvertrags und der Gesetze«, als negatives Dogma: Das Verbot der Intoleranz; vgl. auch das Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars, in: Émile, IV (OC IV, 565 ¬., 580 ¬.). 78
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ist Rousseaus Ansatz noch entfernt von einer in der Idee des stoischen Weltethos anklingenden, rechtsbegrifflich schon in der Möglichkeit des abstrakten (römischen) Rechts liegenden Universalität, welche unter der allgemeinen Rechtsfriedensform die wechselseitige Anerkennung verschiedener religiöser Lebenskonzepte einschließt – aber unter Ausschluss einer ihrerseits identifikatorischen, sich das zwingende Recht der eigenen Absolutsetzung gegenüber anderen anmaßenden Religion, die eine Gemeinsamkeit weder im Staatsrecht noch im Völkerrecht zuließe. In jener Hinsicht der Vereinbarkeit mit dem universalen Menschenrecht einschließlich der definierten Religionsfreiheit mag nun zwar der Geist des Christentums am weitesten gelangt sein, schließt er doch ein freiheitliches Zuordnungs- und Stützungsverhältnis, also einen wechselseitigen positiven Aufeinanderbezug verschiedener Religionen und religiöser Bekenntnisse einerseits, des freiheitlichen Staatsrechts andererseits mit ein.79 Eine gewisse Vorbildlichkeit wohl auch in dieser Hinsicht kommt wiederum dem Deutschen Reich nach dem Westfälischen Frieden und dem daraus bis heute entwickelten freiheitlichen Staatskirchenrecht in Deutschland zu, vergleicht man diesen Rechtszustand mit gewaltsam (durch zwangsweise »Bekehrung« oder Vertreibung) religiös homogenen Staaten, Staaten mit Identifizierung von Recht und Religion einerseits, völliger Trennung von Staat und Religion und deren Verbannung ins Private andererseits. Rousseaus Konzept einer vom Christentum abstrahierten europäischen Zivilreligion ordnet sich, bei aller Betonung der Toleranz, doch der überholten Vorstellung einer Staatsreligion ein. Eine weiterführende Lösung, die in idealer Perspektive eine geschichtsmächtig fortschreitende Universalität des Friedensbundes ermöglicht, kann demnach nur auf der Grundlage eines nicht-identifikatorischen, insofern abstrakten freiheitlichen Vgl. in der Kritik (verdeckt an der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 und der Vertreibung der Hugenotten) und in der Perspektive ebenso genial wie ergreifend bereits Montesquieu: Lettres persanes / persische Briefe, LXXXV (Œuvres Complètes – OC – , Paris 1949, I, 258 ¬.). 79
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Rechtsbegriffs, also staats- und völkerrechtlich nur durch einen selbst nicht staatsförmigen (nicht souveränen) Völkerbund von Republiken entwickelt werden.80 Das bedeutet, die »Komplementärverfassungen« des souveränen Staatsrechts einerseits und des internationalen Bundesrechts andererseits rechtskategorial und organisatorisch so aufeinander abzustimmen, dass die Selbstbestimmung (Souveränität) der Staaten sich in der Wirklichkeit bündischer Rechtsakte erhält. In der Gesamtwillensbildung zu »internationalen Gesetzen«, d. h. bei Grundsatzregeln von der Qualität materiell-allgemeiner Gesetze, wird mithin eine konsensuale, jede Majorisierung ausschließende Mitwirkung aller Bundesmitglieder vorausgesetzt. Inhaltlich muss also das internationale Recht des Bundes in einem weiteren Schritt einer gegenüber dem Staatsrecht abstrakteren Formallgemeinheit gerade die je konkrete Selbstbestimmung der Staaten – zumal der kleineren – einschließlich ihres konkreten Religionsstaatsrechts unversehrt zum Zweck haben,81 und zwar gegen jegliche Vorstellung einer teleologischen (etwa ökonomisch diktierten) Generalanpassung. Deshalb muss es auch eine Änderungsmöglichkeit durch einseitige Aufkündigung geben. Unbegründet ist daher die Vorstellung eines feststehenden acquis communautaire als gleichsam wohlerworbenen Besitzes der Organisation. Organisationsrechtlich tritt an die Stelle des unhaltbaren »supranationalen« Rechtsgeltungsanspruchs von Gesetzen Vgl. Kant: ZEF, 1. und 2. Definitivartikel (AA VIII, 350 ¬.), und ders. MdS, RL, § 54 (AA VI, 344): »dass die Verbindung (scl. zum Völkerbund, Verf.) doch keine souveräne Gewalt (wie in einer bürgerlichen Verfassung) sondern nur eine Genossenschaft (Föderalität) enthalten müsse«; s. den Vermittlungsansatz der Hamburger Dissertation von Florian Sander: Repräsentation und Kompetenzverteilung, Berlin 2005; ders.: Die Verfassungselemente der Europäischen Union und ihr Standpunkt im System des internationalen Rechts, in: Köhler/Hössl (2007), 41 ¬. 81 Vgl. Kant: ZEF (AA VIII, 356): »Dieser Bund geht auf keinen Erwerb irgend einer Macht des Staats, sondern lediglich auf Erhaltung und Sicherung der Freiheit eines Staats für sich selbst und zugleich anderer verbündeter Staaten«. 80
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über den Staaten eine Verknüpfung, welche auf der Grundsatzebene materiell-allgemeiner Gesetze die Einhelligkeit der Staaten erfordert und auf der Anwendungsebene die zuverlässigen rechtsstaatlichen Streitentscheidungs- und Durchsetzungsverfahren der Mitgliedsrepubliken selbst in den Vermittlungszusammenhang hineinnimmt. Diese (kantische) Lösungsrichtung hat Rousseau noch nicht im Blick, woran ihn die nicht stimmige Staatswillensanalogie hindert. Die im 7. Stück überwiegend ausgeführten Interessengesichtspunkte nebst dem umsichtigen Einbezug der wohlverstandenen Interessenlage der Grenzländer des Bundes (im 8. Stück des Extrait) behalten gleichwohl ihr motivierendes Gewicht, sieht man vorläufig von der Korrumpierung durch scheinbare Machtinteressen der Despoten ab, wie sie als Realanalyse im Jugement entwickelt werden. Aber die in einem normativen Sinne »wahren« Interessen setzen doch selbst rechtskategorial begründete, gültige Organisationsprinzipien des Bundes zu ihrer Orientierung voraus. Deshalb überzeugt der Schluss, »ihr wahres Interesse« gebiete den Fürsten die Annahme des Projektes, nicht unbedingt: Denn nicht nur absolutistische oder gar despotische Monarchen, sondern auch freiheitliche Republiken, und erfahrungsgemäß vor allem die kleineren unter ihnen, hätten, auch wenn man von eigensüchtigen Motiven ganz absieht, durchaus guten Grund, das Projekt in dieser Form letztlich abzulehnen. Entspricht doch die staatsmachtähnliche Unterwerfung unter den Bundeswillen mit der Gefahr der Majorisierung in sie existenziell betreffenden Angelegenheiten auch nicht ihrem »wahren Interesse« – der Erhaltung ihrer wohlverstandenen Freiheit.
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Jugement sur la Paix Perpétuelle – das Problem der Verwirklichung des Friedensplans Die zweite Friedensschrift enthält, anders als es ihr Titel nahelegt, keine inhaltliche Gesamtkritik am Konzept des Abbé; vielmehr trägt ja schon der Extrait selbst die Kerngedanken Rousseaus vor. Kritisch befasst sie sich im Wesentlichen mit dem Problem der Verwirklichung des, auch nach Rousseaus Ansicht, an sich moralisch begründeten und den wahren Interessen der Souveräne gemäßen Friedensprojekts – in Anbetracht der gegensätzlichen scheinbaren Interessen despotischer Machtgier. Man könnte die Schrift folgendermaßen gliedern: Einleitung 1. Der Friedensplan ein Hirngespinst? – Der zur Ablehnung führende Interessenschein 2. Der Friedensplan kein bloßes Hirngespinst – Zum Problem seiner Verwirklichung am Beispiel Heinrichs IV. 3. Resümee und Ausblick: Zur Problematik der Friedensverwirklichung durch einen »letzten Krieg«
Gegenläufige scheinbare Interessen der Herrschenden Während Rousseau im Extrait die Zweckmäßigkeit und die Realisierbarkeit des Friedensplanes, wenn nur die Akteure ihre wahren Interessen verfolgten, herausstellte, kommt nun gegenläufig, und zwar ganz in der Logik des Ungleichheitsdiskurses (zweiter Teil), die Verfallsform der (absolutistisch-despotischen) Monarchie in ihrer doppelten, nach innen und außen gewendeten Negativität ins Spiel. Daher wird des Abbé de Saint-Pierre Vorstellung einer freiwilligen Friedensübereinkunft der Fürsten bloß aufgrund seines Buches und auf gutes Zureden hin als naiv kritisiert.82 82
Zum Folgenden s. a. die Interpretation von Asbach (2002), 268 ¬.
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Rousseau analysiert im 1. Teil zunächst den aus despotischer Eigensucht und Entfremdung von der wirklichen Basis resultierenden Interessenschein, der zumal in absolutistisch regierten Staaten die Monarchen und ihre Minister dazu veranlasst, auch mit dem Ziel fortgesetzter innenpolitischer Unterdrückung an ihren »Lieblingsplänen« der Eroberung, mithin am äußeren Kriegszustand festzuhalten. Ex negativo kommt hier der wechselseitige Begründungszusammenhang von »guter Regierung«, in revolutionärer Wendung dann: der republikanischen, von Freiheit und Gleichheit der Bürger ausgehenden Staatsverfassung und einer diese Rechtsverfasstheit der Mitglieder nach außen transformierenden internationalen Friedensorganisation in den Blick, wie sie bereits am Anfang des Extrait anklang – eine grundlegend bleibende Einsicht, an die dann Kant im 1. Definitivartikel zum Ewigen Frieden (republikanische Verfassung der Staaten) anschließen wird.83 Rousseau verschärft in der Beschreibung des wechselseitigen Zusammenhangs von innerstaatlicher Despotie und außenpolitischer Aggressivität den kritischen Ton deutlich und stellt angesichts dieses Verblendungszusammenhangs die enorme, vom Abbé weit unterschätzte Schwierigkeit der Verwirklichung des Friedensprojektes heraus. Könne ein »Zusammenkommen von Klugheit in so vielen Köpfen und eine Einvernehmlichkeit im Beziehungsgeflecht so vieler Interessen« als Glückszufall kaum erhofft werden, so müsste die ausstehende Übereinstimmung zum entworfenen Friedensprojekt durch »Gewalt« ersetzt werden (Text S. 95).
S. Cheneval (2002), 377, unter erneutem Hinweis auf Spinoza (s. oben FN 21). 83
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Das Problem der Verwirklichung durch Interessenkoordination Dies ist zugleich das Stichwort für den 2. Teil des Jugement, in dem Heinrichs IV. langwierige, geduldige, umsichtige Organisationsleistung zur Vorbereitung eines großen Koalitionskrieges gegen die europäische Vormachtstellung des Hauses Habsburg geschildert wird – ein Unternehmen, das Sully in seinen Memoiren einem fälschlich Heinrich IV. zugeschriebenen, in Wahrheit von ihm – Sully – nachträglich zu Heinrichs Nachruhm erfundenen Friedensplan für eine »christliche Republik« einordnete, das aber in Wahrheit auch von Interessen-Macht-Politik geprägt war, strebte doch Heinrich IV. mit der Niederwerfung des Hauses Habsburg durchaus eine europäische Vormachtstellung für Frankreich an.84 Rousseau schreibt: »Ein Krieg, der der letzte sein sollte, würde einen unsterblichen Frieden vorbereiten« (Text S. 105) – nur der plötzliche Tod Heinrichs IV. durch Mörderhand machte diesen Plan zunichte.
Die Widersprüchlichkeit einer gewaltsamen Stiftung des Friedensbundes Rousseaus abschließende Stellungnahme zur Verwirklichungsfrage exponiert nun einen bemerkenswerten Widerspruch zwischen dem großen Ziel der dauerhaften Friedensordnung und dem »letzten Krieg« als Verwirklichungsmittel. Einerseits schreibt er: »Was aber dem Wohl der Allgemeinheit dient, kann, da ihm die Privatinteressen beinahe immer entgegenstehen, fast nur mit Gewalt eingeführt werden« (Text S. 105, 107). Andererseits aber tröstet er sich, den Plan nicht auf diese Weise verwirklicht zu sehen: »Denn dies kann nur durch gewaltsame und der Menschlichkeit auf furchtbare Weise widersprechende Mittel geschehen. StaaS. Rousseau: Jugement, 2. Teil; vgl. eingehend von Raumer (1953), 61, 72 ¬. 84
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tenbünde werden nicht anders als durch Umwälzungen gebildet, und wer von uns wagte unter der Voraussetzung dieses Prinzips zu entscheiden, ob der europäische Bund eher zu wünschen oder aber zu fürchten sei? Er brächte vielleicht auf einen Schlag mehr Übel, als er für Jahrhunderte verhindern würde« (Text S. 107). Rousseau formuliert damit eine Aporie. Scheint er im Extrait noch den Ausgangspunkt des Abbé zu teilen, der Friedensbund sei auch mit absolutistischen, an der Erhaltung ihres Regimentes interessierten Herrschern möglich, wenngleich mit durchaus subversiven Aussagen zur Einschränkung ihrer Allmacht, so urteilt er im Jugement deutlicher und in der Verwirklichungsfrage deshalb auch viel skeptischer.85 Kriegerische Gewalt zur Erzwingung des dauerhaften Friedens aber bleibt moralisch-rechtlich höchst fragwürdig, da sie dem Prinzip des Konsenses zum Friedensbund zuwiderläuft, von einseitiger Machtpolitik schwerlich zu trennen, und auch ihr Erfolg ungewiss ist. Die begriffliche Frage eines internationalen Zwangsgewaltrechts zur Transformation des Naturzustandes in die Friedensbundesverfassung bleibt also offen. Die Frage ist hoch problematisch und kann hier nicht systematisch entfaltet werden. Die Basis einer Antwort bildet zunächst die auch international gültige Rechtspflicht exeundum e statu naturali. Aber diese impliziert nicht schon eine bestimmte Verfassung; denn eine solche teleologische Treffend Forschner (2007), 306, 317 ¬.; verkürzend Bahner (1985), 79, 109 ¬., 112. Asbach (2002), 274, 276 meint unter Verweis auf den Contrat Social, die Sicherung despotischer Machtverhältnisse durch den Friedensbund könne für Rousseau »nicht wünschenswert« gewesen sein; von Raumer, a.a.O., 139 erblickt in Rousseaus »empfehlendem Argument« eine »unüberhörbare Zweideutigkeit«; Asbach knüpft daran die Folgerung eines Perspektivenwechsels hin zum Primat der Transformation innerer Verfassungsverhältnisse, während der internationale Frieden ein bloßes Folgeproblem sei; in dieser Richtung auch Witschel (2009), 66 ¬., 68 ¬. Der Text gibt dafür nichts her. Vielmehr sind schon die Friedensschriften von der Einsicht in die Wechselbezüglichkeit von innerer und äußerer Rechtsverfassung geprägt. 85
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Anmaßung (etwa eines »weisen« Herrschers) widerspräche dem internationalen Vertragsprinzip, der autonom-äußeren Souveränität der anderen Staaten. Insbesondere könnte ein solches Recht auch nicht auf die Änderung der Verfassung oder der innenpolitischen Verhältnisse eines anderen Staates gerichtet sein, da dies dem Prinzip innerer Souveränität widerspräche. Eine komplexe Verknüpfung des internationalen Zwangsrechts, überhaupt aus dem Natur-/Kriegszustand herauszutreten, mit historisch-empirischen Bestimmungsgründen, welche die Akteure à la longue zur Verwirklichung der systematischen Prinzipien einer internationalen Rechtsverfassung motivieren, wird erst Kant herstellen.86
Gesamteinschätzung der Friedensschriften Rousseaus Versucht man eine systematische Gesamteinschätzung der Friedensschriften Rousseaus, so sind weiterführend: – die vertiefte Analyse des internationalen Natur- oder Kriegszustandes, der nicht nur durch die spezifische Gefährlichkeit selbstsüchtig expandierender Staatlichkeit in international verfassungslosen Verhältnissen (»zu wenig«) charakterisiert ist, sondern durch den Mangel objektiven Rechts, oder umgekehrt: die Verwiesenheit der Staaten auf eigenmächtige Rechtsverfolgung, – der subjekt- oder menschenrechtliche Grundansatz und die dem entsprechende Einführung der »europäischen Völker« als eigentlicher Konstituenten des internationalen Friedensprozesses, daher die schon in der Exposition ansetzende Verknüpfung einer zu entwickelnden Rechtsstaatlichkeit (»Untertanenrechte«) mit der internationalen Friedensorganisation, wodurch das potentiell revolutionäre Prinzip der Selbstbestimmung Vgl. Kant: ZEF, von der Garantie des Ewigen Friedens (VIII, 360 ¬.). 86
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der Individuen im Staat und in der internationalen Rechtsorganisation sich grundlegend unterscheidet vom älteren teleologisch konzipierten Staats- und Friedensverständnis, die Analyse der verwurzelten kulturellen Gemeinsamkeiten (römisches Reich, Christentum) der »europäischen Gesellschaft« in ihrem zunächst unruhigen Gleichgewichtssystem – »besondere Bande« sowohl als Bedingungen des europäischen Kriegszustandes wie als Voraussetzungen seiner politisch organisierten Überwindung im Völkerbund, worin dem Deutschen Reich nach dem Westfälischen Frieden eine gewisse Vorbildfunktion beigemessen wird, die Einsicht in die Vernunftnotwendigkeit und nicht nur empirische Motiviertheit der Friedensrechtsverfassung im ebenso affirmativen wie ex negativo beglaubigten Begründungszusammenhang zwischen Staatsverfassung und internationalem Friedensbund in deren die Rechtsverwirklichung für die Menschen existenziell bestimmenden wechselseitigen Abhängigkeit (Interdependenz), die Konstruktion des Gründungsvertrages aus der Souveränität der Mitglieder zu einer Rechtsmachtvereinigung, die dem gesicherten Recht aller Mitglieder insbesondere auch der sonst dem Übermachtstreben größerer Staaten ausgesetzten kleineren Staaten (Republiken) verpflichtet sein muss, wobei freilich die Rechtsprinzipien eines europäischen öffentlichen Rechts (namentlich in der Abstraktheit der status-quo-Klausel, in der Offenheit der Streitbeilegungsprinzipien) nur ansatzweise zur Sprache kommen und der Entwicklung noch bedürftig sind, die Bestimmung der Funktionen des Friedensbundes in Analogie zu den Leistungen des Staates (bestimmte Rechtsgesetze, objektive Rechtsstreitentscheidung und Rechtsdurchsetzung), wobei Rousseau aber weder inhaltlich noch organisationsrechtlich eine geschlossene Lösung der verfassungsrechtlichen Verknüpfung von staatlicher Souveränität (Selbstbestimmung) und international bündischer Rechtssetzung gelingt, was auf
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der zu engen Staatsanalogie eines »Völkerstaates« in der Tradition der Universalmonarchie-Idee beruht, – die Auffassung des Problems der Verwirklichung des Völkerbundes als einer Frage ebenso der moralisch-rechtlichen Stimmigkeit im freien Gründungswillen aller Mitglieder wie der umfassenden Koordination partikularer Interessen zu einem hinreichend motivierenden gemeinsamen Interesse, weshalb kriegerische Gewalt (»der letzte Krieg«) als Gründungsmittel eigentlich zu verwerfen ist, – eine gültige Kritik, welche die Alternative eines langfristigen, die nationalen und internationalen Verfassungselemente dauerhaften Friedens entwickelnden und miteinander verbindenden historischen Reformprozesses unabweisbar werden läßt. Es bleibt daher eine, wenngleich fruchtbare, Zweideutigkeit des Begründungsansatzes. Sosehr Rousseau letztlich die teleologisch-instrumentale Komponente des revolutionär gewaltsamen Ordnungsumsturzes für moralisch anfechtbar hält, sosehr scheint er sie als geschichtsnotwendig vorauszusetzen und formuliert sie in einer geradezu endzeitlichen Wendung. Dieser Übersprung in die Gewaltsamkeit findet sich auch, wie erinnert wurde, im Verhältnis der volonté générale zum abweichenden Individuum. Das spezifisch rechtskategoriale Vermittlungsproblem und seine Ungelöstheit kehren hier wieder. Es hindert Rousseau daran, einer Option der Zweck und Mittel rechtsbegrifflich miteinander koordinierenden, langsam fortschreitenden, wenn auch von Konflikten und Kriegen vorangetriebenen Rechts- und Verfassungsreformen näherzutreten. Dass der Begriff des Völkerfriedensbundes im zentralen Punkt der Verknüpfung der Souveränität des allgemeinen Willens im Staat mit der bündischen Rechtsordnung versagt, dass Rousseau zumal vom mit dem Contrat Social erreichten Standpunkt der Volkssouveränität aus das Projekt der international-politischen Institutionen mittels einer zu engen Staatsanalogie nicht weiterzuführen vermag, spiegelt sich also in der Offenheit des Verwirklichungspro-
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blems wider. Zwar ist hier ein Anklang von Resignation nicht zu überhören.87 Aber dieses vorläufige »Scheitern« ist im Gegenstoß durchaus produktiv; es spricht sozusagen Bände und bleibt auch aktuell in Anbetracht »supranationaler« Anmaßungen. Denn der Begründungsmangel bei Rousseau liegt keineswegs darin, der Intention einer angeblich objektiv erforderlichen übernationalen politischen Organisation mit Souveränität über die Staaten nicht entsprechen zu können – mit dem desolaten Schluss, der Naturzustand zwischen den Staaten sei unaufhebbar.88 Eine solche von Zum Grundwiderspruch (»état mixte«) und zur Offenheit der Föderationslösung vgl. präzise Larrère (2001), 205, 209 ¬., 214 ¬.; aufgefasst als Pessimismus Rousseaus von Lecercle (1993), 23, 38 f.; GoyardFabre (2001), 439 ¬.; bezogen auf eher äußerliche Einschätzungen, s. die Gliederung der Meinungen bei Ramel/Joubert (2000), 164 ¬., wäre indessen Rousseaus eigene Einstellung zum Friedensentwurf als jedenfalls realistisch und zwar keineswegs optimistisch zu bezeichnen, aber er hält ihn auch nicht für eine bloße Chimäre: fruchtbar widersprüchlich im inhaltlichen Lösungskonzept, bleibt er ratlos hinsichtlich des Verwirklichungsproblems; differenziert Goldschmidt (1974), 626 ¬., 629. 88 Vgl. in dieser Richtung Asbach (2002), 277 ¬., 282 – mit Erörterung von Alternativen eines Systems autarker kleiner Republiken, das (s. oben bei FN 73) in der Tat nicht weiterführt, zusf. 290 ¬. (unter Betonung der angeblichen Notwendigkeit übernationaler Institutionenbildung mit Souveränitätsverzicht); verkürzt daher die durch einen anfänglichen Blick auf die gegenwärtige Weltlage motivierte Einschätzung (22 ¬., 24), der Staat sei eher Teil des Problems als Element der Lösung; s. auch Asbach, in: Hüning/Tuschling (1998), 203, 225 (»bei gleichzeitiger Einsicht in die Notwendigkeit einer übernationalen souveränen Instanz«); extrapolierende Überlegungen aufgrund des schmalen Textmaterials nach den Friedensschriften von Vaughan (Bd. 1, 1915/1962), 95 ¬., welche Form von Bund Rousseau wohl unter dem Gesichtspunkt strikter Souveränitätswahrung, also unter Ausschluss auch eines Bundesstaates meinen könnte – mit offenem Ergebnis (100), ganz entsprechend der Textlage (s. Rousseau: Contrat Social, III, 15 FN, OC III, 431: »Ein ganz neuer Gegenstand, dessen Prinzipien erst noch zu bestimmen sind«); vgl. auch keineswegs resignierend Rousseau: Émile, V (OC 87
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einem etatistischen, oder zugespitzt: universalmonarchistischen Vorurteil hinsichtlich des Rechtsprinzips der internationalen Friedensorganisation geleitete Beurteilung übergeht den Ertrag des Gedankengangs Rousseaus zwischen Friedensschriften und Staatsphilosophie. Ausgehend von der unveräußerlichen Freiheit (Selbstbestimmung) in der Verfassungsform des republikanischen Staates und dessen folglich unveräußerlichen Souveränität legt er im Grunde schon den Schluss auf die Unhaltbarkeit einer übernationalen Souveränität nach der tradierten Idee des Universalstaates nahe. Eigentlich ist schon im Begriff der »Gesellschaft europäischer Völker«, mithin einer Gesellschaft von Gesellschaften, die basale Selbständigkeit in der Besonderheit nicht nur der Individuen, sondern eben auch der der Identität der Staaten je zugrunde liegenden institutionellen Gemeinschaftsformen in deren privatrechtlichen Grundlagen ausgedrückt. Dies zwingt letztlich zu einer spezifischen, nämlich vermittelt-dezentralen internationalen Rechtsorganisation – zu einem, sei es auch engeren, Staatenbund mit konsensualer Souveränitätsausübung. Sind doch im Souveränitätsbegriff das Recht der freiheitlichen Besonderheit, das bereits von Montesquieu89 im Gegenzug zur Universalmonarchie herausgestellte europäische »génie de Liberté« und die darauf IV, 836 ¬., 848), wo er am Ende eines Abrisses der politischen Philoso-
phie in Form einer Problemstellung programmatisch festhält: »Wir werden untersuchen, wie man einen guten föderativen Verband einrichten kann, was ihn dauerhaft machen kann, und bis zu welchem Punkt man das Recht des Bundes erstrecken kann, ohne das der Souveränität zu beeinträchtigen«. – Die von Steinkamp (2003), 127 ¬. vorgetragene Interpretation einer verstärkten Ambivalenz, wonach letztlich der Kulturkritiker Rousseau gegen die im schlechten Sinne »fortschreitende Europäisierung der Lebensformen« die Autarkie des einfachen Lebens (in der Schrift zur polnischen Verfassungsreform) setzt, bezeichnet nicht die in den Contrat-Social- und Émile-Zitaten ausgedrückte starke Seite seines Denkens. 89 Vgl. Montesquieu: Réflexions sur la Monarchie Universelle en Europe (OC II, 19 ¬., 24); Esprit des Lois, Préface (OC II, 229); dazu eingehend Steinkamp (2003), 92 ¬., 97 ¬., 107 ¬.
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beruhende »diversité« staats- und internationalrechtlich aufgehoben, also enthalten. Die durch die ausgearbeitete Staatsphilosophie erweiterte Einsicht Rousseaus könnte also gegenüber dem ausdrücklichen Begründungsversuch und seinem Scheitern im Extrait als Selbstkorrektur zu lesen sein. Gültig ist diese Einsicht unabhängig von Rousseaus Vorstellungen von direkter Demokratie in kleinen Republiken für jede republikanisch-rechtsstaatliche Verfassung, auch großer (Bundes-)Staaten, etwa in einer europäischen Rechtsorganisation: Ihre Souveränität, d. h. verfassungsmäßige Selbstbestimmung, ist unveräußerlich – es sei denn, es handelt sich um ein freiwilliges »Verschmelzen« (Kant) bisher souveräner Staaten durch einen neuen Staatsgründungsakt. Dass Rousseau sein Projekt der politischen Institutionen nicht zu Ende führen konnte, hat also auch systematische Gründe. Aber insofern sein eigenes Werk das zu Vereinigende – subjektive Freiheit, rechtsstaatliche Selbstbestimmung, unveräußerliche Souveränität der Republiken, Föderation der Staaten zu dauerhaftem Frieden zunächst in der fortgeschrittenen europäischen Besonderheit – spannungsvoll enthält, arbeitet er doch der Lösung ein gutes Stück vor. Er setzt dazu an, die Staatsverfassung und die Völkerbundesverfassung unbeirrt gemäß dem Prinzip der Freiheit als Selbstbestimmung zu denken, und könnte wegen der je besonderen Freiheitsverwirklichung in den verfassten Staaten schließlich nur einen nicht souveränen Völkerbund annehmen. In aller Klarheit wird Kant diese Folgerung im nächsten Entwicklungsschritt zum Begriff des internationalen Rechts, namentlich im zweiten Definitivartikel zum Ewigen Frieden, ziehen.90 Dieser von Rousseau vorbereitete Übergang hat höchst aktuelle kritische Bedeutung. Denn auch in der Gegenwart erweist sich die Vorstellung einer die Staatlichkeit souverän aufhebenden »supranationalen« Union als Irrweg. Rousseau steht also auch hinsichtlich des Begriffs des internationalen Vgl. Kant: ZEF, 2. Definitivartikel (VIII, 353): «Das Völkerrecht soll auf einen Föderalism freier Staaten gegründet sein«. 90
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Friedens schon diesseits einer transzendentalen Wende zum Freiheitsprinzip und seiner universalen systematischen Verwirklichung: selbstbestimmte Subjekte, freie Völker und Staaten (Republiken), ein Völkerfriedensbund freier, souveräner Staaten.
J E A N-JACQU ES ROUSSE AU
EX TR A IT DU PROJET DE PA I X PERPÉTUELLE DE MONSIEUR L’A BBÉ DE SA INT-PIER RE.
Par J. J. Rousseau, Citoyen de Genève.
Tunc genus humanum positis sibi consulat armis, Inque vicem gens omnis amet. Lucain.
AUSZUG AUS DEM ENT WURF EINES FORTDAUER NDEN FRIEDENS DES HER R N A BBÉ DE SA INT-PIER RE.
Von J. J. Rousseau, Bürger von Genf.
Tunc genus humanum positis sibi consulat armis, Inque vicem gens omnis amet. Lucanus.1
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let tre de m. rousseau à m. de bastide, auteur du monde .
J’aurois voulu, Monsieur, pouvoir répondre à l’honnêteté de vos sollicitations, en concourant plus utilement à votre entreprise; mais vous sçavez ma résolution, et faute de mieux je suis réduit pour vous complaire à tirer de mes anciens barbouillages le morceau ci-joint, comme le moins indigne des regards du Public. Il y a six ans que M. le Comte de Saint-Pierre m’ayant confié les manuscrits de feu M. l’Abbé son oncle, j’avois commencé d’abréger ses écrits afin de les rendre plus commodes à lire, et que ce qu’ils ont d’utile fût plus connu. Mon dessein étoit de publier cet abrégé en deux volumes, l’un desquels eût contenu les extraits des Ouvrages, et l’autre un jugement raisonné sur chaque projet: mais après quelque essai de ce travail, je vis qu’il ne m’étoit pas propre et que je n’y réussirois point. J’abandonnai donc ce dessein, après l’avoir seulement exécuté sur la Paix perpétuelle et sur la Polysinodie. Je vous envoye, Monsieur, le premier de ces extraits, comme un sujet inaugural pour vous qui aimez la paix, et dont les écrits la respirent. Puissions-nous la voir bientôt rétablie entre les Puissances; car entre les Auteurs on ne l’a jamais vue, et ce n’est pas aujourd’hui qu’on doit l’espérer. Je vous salue, Monsieur, de tout mon cœur. A Montmorency, le 5 Décembre 1760.
Rousseau.
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brief des herrn j. j. rousseau an herrn de bastide, her ausgeber des monde .2
Sehr geehrter Herr – ich hätte mir gewünscht, Ihren liebenswürdigen Bitten dadurch entsprechen zu können, dass ich zu Ihrem Unternehmen auf nützlichere Weise beitrage; aber Sie kennen meinen Entschluss, und so sehe ich mich, um Ihnen gefällig zu sein, darauf verwiesen, aus meinen früheren Kritzeleien das beigefügte Stück hervorzuziehen, da es der Aufmerksamkeit der Ö¬entlichkeit am wenigsten unwürdig ist. Vor fünf Jahren – der Herr Graf von Saint-Pierre hatte mir die Manuskripte seines verstorbenen Onkels, des Herrn Abbé, anvertraut – begann ich, einen Abriss seiner Schriften zu verfassen, um sie bequemer der Lektüre zugänglich und, was sie an Nützlichem enthalten, dadurch allgemeiner bekannt zu machen. Ich plante, diesen Abriss in zwei Bänden zu verö¬entlichen, von denen der erste die Auszüge aus dem Werke, der andere eine begründete Beurteilung jedes Projekts enthalten sollte: Aber nach einigen Versuchen mit dieser Arbeit sah ich, dass sie für mich nicht geeignet war und mir nicht gelingen würde. So ließ ich von diesem Plan ab, nachdem ich ihn lediglich zum Projekt des dauerhaften Friedens und zur Polysynodie ausgeführt hatte. Den ersten dieser beiden Auszüge schicke ich Ihnen, mein Herr, als eine Art Erö¬nungsthema gerade für Sie, der Sie den Frieden lieben, und dessen Schriften seinen Geist atmen. Könnten wir ihn nur bald unter den Mächten wiederhergestellt sehen; denn unter den Schriftstellern hat man ihn niemals erblickt, und zumal für die heutige Zeit darf man ihn sich nicht erho¬en. Ich grüße Sie, mein Herr, von ganzem Herzen. Montmorency, den 5. Dezember 1760.
Rousseau.
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avant-propos de m. de bastide
Il m’a paru nécessaire de faire réimprimer la Lettre qui précéde, pour ceux qui ne lisoient pas le Monde; sans cela ils n’auroient pas sçu pourquoi je me trouve aujourd’hui 1’Editeur de cet excellent Ecrit sur une Paix perpétuelle. Il est nécessaire également pour ces premiers, et pour mes Lecteurs en particulier, de dire pourquoi cet Ecrit, destiné à entrer dans mon Ouvragc périodique, devient un être à part, et trompe l’espérance de ceux qui s’attendoient à le lire dans ce même ouvrage. Mon innocence à cet égard ne sera jamais suspecte qu’à ceux qui doutent comme on doit douter d’eux. Une volonté supérieure m’a forcé de manquer à mon engagement; les raisons ne doivent point s’en expliquer ici; mais on peut les sçavoir, et elles ne sont pas contre moi. Contraint de faire imprimer cet Ecrit séparement, j’y ai du moins donné tous mes soins, j’ai songé à l’enrichir du burin de M. Cochin, qui a montré autant d’ardeur pour la gloire de M. Rousseau que de désintéressement et de bonté pour moi; et l’Estampe qu’on voit à la tête est une preuve du zele que m’a inspiré le regret de trahir indispensablement la foi d’un engagement public. Cette estampe représente le monument que la Ville de Rheims éleve au Roi, et dont le modele vient d’être exécuté avec tant d’applaudissement par M. Pigalle. Cet Artiste a sagement pensé que l’usage ordinaire de mettre des Esclaves au pied de ces statues, a le défaut de ne point caractériser un regne plus qu’un autre, et
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vorwort des herrn de bastide
Es schien mir nötig, den vorstehenden Brief für diejenigen, die den Monde nicht gelesen haben, erneut abdrucken zu lassen; sie hätten sonst nicht gewusst, warum ich mich heute in der Rolle des Herausgebers dieser hervorragenden Schrift über einen fortdauernden Frieden befinde. Ebenso erforderlich ist es, den genannten Personen und besonders auch meinen Lesern zu erklären, warum diese Schrift, die zur Aufnahme in mein periodisch erscheinendes Werk bestimmt war, ein eigenständiges Dasein bekommt, und die Ho¬nung derer, die jene Schrift in selbigem Werk zu lesen erwarteten, enttäuscht wird. Meine diesbezügliche Unschuld wird überhaupt nur von solchen Leuten in Verdacht gezogen werden, die selbst zweifeln, wie man ihnen gegenüber Zweifel hegen muss. Ein höherer Wille hat mich gezwungen, von meiner Zusage Abstand zu nehmen; die Gründe dafür müssen hier nicht ausgebreitet werden; aber man kann sie wissen, und sie sprechen nicht gegen mich. Gezwungen diese Schrift getrennt drucken zu lassen, habe ich ihr doch wenigstens all meine Sorgfalt gewidmet; ich war darauf bedacht, sie zu bereichern durch die Kupferstecherkunst des Herrn Cochin, der so viel Begeisterung für den Ruhm des Herrn Rousseau wie Uneigennützigkeit und Freundlichkeit mir gegenüber bewiesen hat; und der Kupferstich, den man der Schrift vorangestellt sieht, ist ein Beweis des Eifers, den das Bedauern in mir hervorrief, unvermeidlicherweise das Vertrauen auf ein ö¬entlich gegebenes Versprechen zu enttäuschen. Dieser Kupferstich gibt das Denkmal wieder, das die Stadt Reims dem König errichtet und dessen Modell gerade mit soviel Beifall von Herrn Pigalle ausgeführt worden ist. Dieser Künstler hat klug bedacht, dass der gängige Brauch, an den Sockel solcher Statuen Sklaven zu setzen, den Mangel hat, den Vorzug einer Herrschaft gegenüber einer anderen gar nicht zu charakterisieren,
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semble devoir faire croire que nous sommes encore assez plongés dans la barbarie pour placer la gloire d’un Roi dans l’ambition des conquêtes, plus que dans cette sagesse de gouvernement qui fait la félicité des peuples. C’est à quoi M. Pigalle a obvié, en mettant d’un côté une femme appuyée sur un gouvernail, qui de la main droite conduit un lion sans e¬ort, en le tenant seulement par quelques poils de sa criniere. Il représente par-là allégoriquement la douceur du gouvernement, la docilité des peuples, et leur attachement pour le Souverain. De l’autre côté, on voit un Citoyen paisible et satisfait, goûtant les douceurs de la tranquillité d’esprit, et de la sûreté dans la possession de ses richesses; c’est pourquoi il est assis sur des caisses et des ballots de marchandises, et on voit un vase d’or et quelques bourses ouvertes à ses pieds. J’ai cru que le tableau d’un regne paisible, heureux, et par conséquent immortel, rendroit plus sensible et plus précieux le systême d’une Paix perpétuelle. Indépendamment des idées relatives qui m’ont conduit, j’ai voulu réunir trois hommes célebres que j’honore, et ici c’est le sentiment qui a parlé. Par la simplicité du titre il paroîtra d’abord à bien des gens que M. Rousseau n’a ici que le mérite d’avoir fait un bon extrait. Qu’on ne s’y trompe point, l’Analiste est ici créateur à bien des égards. J’ai senti qu’une partie du Public pourroit s’y tromper‚ j’ai desiré une autre intitulation. M. Rousseau, plein d’un respect scrupuleux pour la vérité et pour la mémoire d’un des plus vertueux Citoyens qui aient jamais existé, m’a répondu: ………..»A l’égard du titre, je ne puis consentir qu’il soit changé contre un autre qui m’approprieroit davantage un Projet qui ne m’appartient point. Il est vrai que j’ai vû l’objet sous un autre point
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und den Anschein erweckt, glauben machen zu müssen, wir seien noch derart tief in der Barbarei versunken, dass man den Ruhm eines Königs eher mit Eroberungsehrgeiz gleichsetzt als mit Regierungsweisheit, die zum Glück der Völker führt. Dem hat Herr Pigalle dadurch vorgebeugt, dass er auf die eine Seite eine Frau stellt, die, gestützt auf ein Steuerruder, mit ihrer rechten Hand ohne Anstrengung einen Löwen führt, den sie nur an einigen Haaren seiner Mähne hält. Dadurch versinnbildlicht er die Milde der Regierung, die Fügsamkeit der Völker und deren Anhänglichkeit an den Souverän. Auf der anderen Seite sieht man einen friedfertigen und zufriedenen Bürger, der den Genuss der Seelenruhe und der Sicherheit des Besitzes seiner Reichtümer auskostet; deshalb sitzt er auf Kassen und Ballen von Waren, und man sieht ein Gefäß aus Gold und einige o¬ene Geldbörsen zu seinen Füßen. Ich habe geglaubt, dass das Bild einer friedlichen, glücklichen und folglich unsterblichen Herrschaft das System eines fortdauernden Friedens dem Empfinden näherbringen und kostbarer erscheinen lassen würde. Unabhängig von solchen Ideen, die mich geleitet haben, wollte ich drei berühmte, von mir verehrte Männer zusammenführen, und hier ist es das Gefühl, das gesprochen hat. Nimmt man den Titel beim Wort, so wird es sehr vielen Leuten zunächst so erscheinen, als komme Herrn Rousseau hier nur das Verdienst zu, einen guten Auszug verfasst zu haben. Dass man sich nur nicht täusche, der Analytiker ist hier in sehr vielen Hinsichten der eigentliche Schöpfer. Ich hatte das Empfinden, ein Teil der Ö¬entlichkeit könnte sich darin täuschen, daher habe ich einen anderen Titel gewünscht. Herr Rousseau, erfüllt von einem besonders gewissenhaften Respekt gegenüber der Wahrheit und dem Andenken eines der tugendhaftesten Bürger, die jemals gelebt haben, hat mir geantwortet: …………… »Hinsichtlich des Titels könnte ich nicht zustimmen, dass er durch einen anderen ersetzt würde, der mir stärker noch ein Projekt zuschriebe, das mir nicht gehört. Wahr ist, dass ich das Thema unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet habe
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de vûe que l’Abbé de Saint-Pierre, et que j’ai quelquefois donné d’autres raisons que les siennes. Rien n’empêche que vous ne puissiez, si vous voulez, en dire un mot dans l’Avertissement, pourvu que le principal honneur demeure toujours à cet homme respectable«.* Je dois me justifier d’avoir supprimé le mot Monsieur au titre de l’Ouvrage. C’est la coutume de M. Rousseau: il suit en cela ses principes; cependant ces cérémonies font partie de notre politesse, et l’on doit toujours suivre les usages de son pays‚ quand ils tiennent aux égards. J’étois donc disposé à bannir toute distinction; mais dans la même lettre que j’ai reçue de lui, il me prévient et me notifie ses intentions ....... »Si vous mettez mon nom«, me marque-t-il, »n’allez pas, je vous supplie‚ mettre poliment, M. Rousseau, mais J. J. Rousseau, Citoyen de Genève, ni plus, ni moins«. J’ai dû lui complaire, et tout est dit à cet égard en déclarant que je n’ai fait que ce qu’il a voulu.
Malgré ce noble refus de M. Rousseau, j’avois cru ne devoir pas supprimer les louanges qu’il mérite; il les a trouvées trop fortes: et en les retranchant dans l’épreuve, voici ce qu’il m’a écrit ...... …… »M. de Bastide me donne ici tout le mérite de l’ouvrage, et pour surcroît, celui de l’avoir refusé; cela n’est pas juste. Je ne suis point modeste, et il y a des louanges auxquelles je suis fort sensible; au contraire je suis assez fier pour ne vouloir point d’une gloire usurpée«, etc *
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als der Abbé de Saint-Pierre und dass ich zuweilen andere Gründe angeführt habe als die seinigen. Nichts steht daher im Wege, dass Sie, wenn Sie möchten, darüber ein Wort in der Vorrede sagen könnten, vorausgesetzt das Hauptverdienst verbleibt immer diesem achtbaren Mann«.* Ich muss mich noch dafür rechtfertigen, das Wort Herr im Titel des Werkes weggelassen zu haben. Es ist die Angewohnheit des Herrn Rousseau: Er folgt darin seinen Grundsätzen; indessen sind solche Förmlichkeiten Teil unserer Höflichkeit, und man muss stets den Bräuchen seines Landes folgen, wenn sie Wert darauf legen, berücksichtigt zu werden. Ich war also darauf eingestellt, jede Auszeichnung auszuschließen; aber in demselben Brief den ich von ihm erhalten habe, kommt er mir zuvor und übermittelt mir seine Vorstellungen. »Wenn Sie meinen Namen setzen«, weist er mich an, »so setzen Sie bitte sehr nicht auf höfliche Weise Herr Rousseau, sondern J. J. Rousseau, Bürger von Genf, nicht mehr, nicht weniger«. Ich musste ihm diesen Gefallen tun, und in dieser Hinsicht ist alles gesagt mit der Erklärung, dass ich nur getan habe, was er gewollt hat.
Trotz dieser noblen Zurückweisung des Herrn Rousseau habe ich geglaubt, die Lobesworte, die er verdient, nicht unterdrücken zu dürfen; er hat sie als zu stark empfunden: Und indem er sie im Korrekturbogen strich, hat er mir Folgendes geschrieben: ...... »Herr de Bastide schreibt mir hier alles Verdienst an dem Werk zu, und zu allem Überfluss auch noch die Ehre, dieses Verdienst zurückgewiesen zu haben; dies ist nicht gerecht. Ich bin durchaus nicht bescheiden, und es gibt Lob, für das ich sehr empfänglich bin; hingegen bin ich zu stolz, um einen angemaßten Ruhm zu wollen«……. *
PROJ E T DE PA I X PER PÉ T U EL L E
Comme jamais Projet plus grand, plus beau ni plus utile n’occupa l’esprit humain, que celui d’une Paix perpétuelle et universelle entre tous les Peuples de l’Europe, jamais Auteur ne mérita mieux l’attention du Public que celui qui propose des moyens pour mettre ce Projet en exécution. Il est même bien di~cile qu’une pareille matiere laisse un homme sensible et vertueux exempt d’un peu d’enthousiasme; et je ne sais si l’illusion d’un coeur véritablement humain, à qui son zele rend tout facile, n’est pas en cela préférable à cette âpre et repoussante raison, qui trouve toujours dans son indi¬érence pour le bien public le premier obstacle à tout ce qui peut le favoriser. Je ne doute pas que beaucoup de Lecteurs ne s’arment d’avance d’incrédulité pour résister au plaisir de la persuasion, et je les plains de prendre si tristement l’entêtement pour la sagesse. Mais j’espere que quelque ame honnête partagera l’émotion délicieuse avec laquelle je prends la plume sur un sujet si intéressant pour l’humanité. Je vais voir, du moins en idée, les hommes s’unir et s’aimer; je vais penser à une douce et paisible société de freres, vivans dans une concorde éternelle, tous conduits par les mêmes maximes, tous heureux du bonheur commun; et, réalisant en moimême un tableau si touchant, l’image d’une félicité qui n’est point, m’en fera goûter quelques instans une véritable. Je n’ai pu refuser ces premieres lignes au sentiment dont j’étois plein. Tâchons maintenant de raisonner de sang-froid.1 Bien ré-
[ So die Ausgaben 1782, 6 und Vaughan, I, 364 entgegen sens-froid, Erstausgabe 1761, 12 und Ausgabe Stelling-Michaud, OC III, 564.] 1
E N T W U R F E I N ES FORT DAU ER N DE N F R I EDE NS 3
[ Einleitung – Methodische Überlegungen ] Niemals nahm ein bedeutenderes, schöneres und nützlicheres Projekt den menschlichen Geist für sich ein als das eines fortdauernden und universalen Friedens zwischen allen Völkern Europas; nie verdiente daher ein Autor in größerem Maße ö¬entliche Aufmerksamkeit als derjenige, der Mittel vorschlägt, um diesen Entwurf auch zu verwirklichen. Schwerlich läßt ein solches Thema einen empfindsamen, charakterlich wertvollen Menschen ganz ohne Begeisterung; und ich weiß nicht, ob die Illusion eines wahrhaft humanen Herzens, dessen Eifer ihm alles leicht erscheinen läßt, nicht eigentlich dem spröden, abwehrenden Verstand vorzuziehen ist, der stets in seiner eigenen Gleichgültigkeit gegenüber dem Allgemeinwohl auf das erste Hindernis stößt, das allem, was jenem förderlich sein könnte, entgegensteht. Ich zweifle nicht daran, dass viele Leser sich von vornherein in Ungläubigkeit verhärten, um dem Wohlgefühl, sich überzeugen zu lassen, Widerstand entgegenzusetzen, und ich bedaure sie, dass sie auf so traurige Weise ihre Voreingenommenheit für Weisheit halten. Aber ich ho¬e, dass manche wertvolle Seele das freudige Hochgefühl teilt, mit dem ich zur Feder greife, um ein für die Menschheit so bedeutsames Thema zu erörtern. Der Idee nach zumindest sehe ich die Menschen in Liebe zueinander vereint; ich denke mir eine sanftmütige und friedliche Gesellschaft von Brüdern, die in ewiger Eintracht miteinander leben, alle denselben Grundsätzen folgen und am gemeinsamen Glück teilhaben; und indem ich ein so anrührendes Bild entwerfe, wird mich die Vorstellung solcher Glückseligkeit, obzwar sie nicht existiert, ihr wirkliches Dasein doch einige Augenblicke lang fühlen lassen. Ich konnte nicht anders, als in diesen ersten Zeilen dem Gefühl, das mich erfüllte, Ausdruck zu geben. Versuchen wir nun,
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solu de ne rien avancer que je ne le prouve, je crois pouvoir prier le Lecteur à son tour de ne rien nier qu’il ne le réfute; car ce ne sont pas tant les raisonneurs que je crains, que ceux qui, sans se rendre aux preuves, n’y veulent rien objecter. Il ne faut pas avoir long-tems médité sur les moyens de perfectionner un Gouvernement quelconque, pour apercevoir des embarras et des obstacles qui naissent moins de sa constitution que de ses relations externes; de sorte que la plupart des soins qu’il faudroit consacrer à sa police, on est contraint de les donner à sa sureté, et de songer plus à le mettre en état de résister aux autres qu’à le rendre parfait en lui-même. Si l’ordre social étoit, comme on le prétend, l’ouvrage de la raison plutôt que des passions, eût-on tardé si long-tems à voir qu’on en a fait trop ou trop peu pour notre bonheur; que chacun de nous étant dans l’état civil avec ses concitoyens et dans l’état de nature avec tout le reste du monde, nous n’avons prévenu les guerres particulieres que pour en allumer de générales, qui sont mille fois plus terribles; et qu’en nous unissant à quelques hommes, nous devenons réellement les ennemis du genre-humain? S’il y a quelque moyen de lever ces dangereuses contradictions, ce ne peut être que par une forme de gouvernement confédérative, qui, unissant les Peuples par des liens semblables à ceux qui unissent les individus, soumette également les uns et les autres à l’autorité des Loix. Ce gouvernement paroit d’ailleurs préférable
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kühlen Kopfes die Sache zu bedenken. Fest entschlossen, nur vorzutragen, was ich zugleich beweise, glaube ich den Leser bitten zu können, seinerseits nichts abzulehnen, was er nicht widerlegt; denn es sind nicht die Nachdenklichen, die ich fürchte, sondern diejenigen, die sich überhaupt nicht auf Beweise einlassen und daher auch keine Einwände dagegen vorbringen wollen.
[ 1. Exposition: Internationaler Kriegszustand – Völkerbund ] Man muss nicht lange über Mittel zur Vervollkommnung irgendeiner Staatsordnung4 nachgedacht haben, um der Hindernisse und Widerstände inne zu werden, die weniger in ihrer inneren Verfassung als vielmehr in den äußeren Beziehungen wurzeln; das zwingt dazu, die meiste Sorgfalt, die eigentlich der innenpolitischen Ordnung zu gelten hätte, auf die äußere Sicherheit zu verwenden, also mehr darauf bedacht zu sein, den Staat verteidigungsfähig gegenüber anderen Staaten zu halten, als seine inneren Verhältnisse zu vervollkommnen. Wäre die gesellschaftliche Ordnung, wie behauptet wird, tatsächlich eher das Werk der Vernunft als der Leidenschaften, hätte man dann so lange zu erkennen versäumt, dass man damit zu viel oder aber zu wenig zur Verwirklichung unseres Glückes getan hat? Dass wir alle dadurch, dass wir zwar im bürgerlichen Zustand mit unseren Mitbürgern, aber im Naturzustand mit der gesamten übrigen Welt leben, dem inneren Kriegszustand nur vorgebeugt haben, um allgemeine, tausendmal schrecklichere Kriege zu entfachen? Dass wir also, indem wir eine politische Einheit mit einigen Menschen bilden, eigentlich zu Feinden der Menschheit werden?5 Wenn es überhaupt ein Mittel zur Behebung dieser gefährlichen Widersprüche gibt, so kann dies nur eine Form von bündischer Verfassung6 sein, welche die Völker durch ähnliche Bande vereinigt, wie sie die Individuen einen, und jene dadurch wie diese gleichermaßen der Autorität der Gesetze unterordnet. Dieser Bund erscheint übrigens gegenüber jeder anderen Verfassungs-
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à tout autre, en ce qu’il comprend à la fois les avantages des grands et des petits Etats, qu’il est redoutable au-dehors par sa puissance, que les Loix y sont en vigueur, et qu’il est le seul propre à contenir également les Sujets, les Chefs et les Etrangers. Quoique cette forme paroisse nouvelle à certains égards, et qu’elle n’ait en e¬et été bien entendue que par les Modernes, les Anciens ne l’ont pas ignorée. Les Grecs eurent leurs Amphictions, les Etrusques leurs Lucumonies, les Latins leurs Féries, les Gaules leurs Cités, et les derniers soupirs de la Grece devinrent encore illustres dans la Ligue Achéenne. Mais nulles de ces confédérations n’approcherent pour la sagesse de celle du Corps Germanique, de la Ligue Helvétique et des Etats Généraux. Que si ces Corps politiques sont encore en si petit nombre et si loin de la perfection dont on sent qu’ils seroient susceptibles, c’est que le mieux ne s’exécute pas comme il s’imagine, et qu’en politique ainsi qu’en morale, l’étendue de nos connoissances ne prouve guere que la grandeur de nos maux. Outre ces confédérations publiques, il s’en peut former tacitement d’autres moins apparentes et non moins réelles, par l’union des intérêts, par le rapport des maximes, par la conformité des coutumes, ou par d’autres circonstances qui laissent subsister des relations communes entre des Peuples divisés. C’est ainsi que toutes les Puissances de l’Europe forment entr’elles une sorte de systême qui les unit par une même religion, par un même droit des gens, par les moeurs, par les lettres, par le commerce, et par une sorte d’équilibre qui est l’e¬et nécessaire de tout cela; et qui,
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form dadurch vorzugswürdig, dass er in einem die Vorteile der großen und der kleinen Staaten mit umfasst, im Außenverhältnis durch seine Macht furchteinflößend wirkt, in seinem Inneren die Gesetze Geltungskraft haben, und diese Ordnung als einzige geeignet ist, die Untertanen,7 die Staatsoberhäupter und die auswärtigen Mächte in Schranken zu halten. Obwohl diese Verfassungsform in gewissen Hinsichten neu erscheint und in der Tat auch erst in der Neuzeit richtig begri¬en worden ist, war sie auch im Altertum nicht unbekannt. Die Griechen hatten ihre Amphiktyonen,8 die Etrusker ihre Lucumonien,9 die Latiner ihre Feriae,10 die Gallier ihre Cités 11, und selbst in seinen letzten Zuckungen gewann Griechenland noch Glanz durch den achäischen Städtebund. Aber keiner dieser Bünde kam hinsichtlich seiner Weisheit dem Deutschen Reich, der Schweizer Eidgenossenschaft und den Generalstaaten nahe. Wenn dieser politischen Verbände noch so wenige sind und so fern von einer Vollendung, deren sie aber erkennbar fähig wären, so liegt das daran, dass die beste Idee sich nicht so verwirklicht, wie man sie sich vorstellt, und dass in der Politik ebenso wie in der Moral die Erweiterung unseres Wissens allenfalls die Größe unserer Übel erweist.
[ 2. Die systembildenden Bindungen zwischen den europäischen Völkern ] Außer diesen politischen Bünden können sich im Stillen andere Bindungen entwickeln, die zwar weniger augenfällig, aber nicht minder wirksam sind: durch übereinstimmende Interessen, ähnliche moralische Prinzipien, durch Gleichklang der Sitten oder andere Umstände, die Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Völkern dauerhaft bestehen lassen. Auf diese Weise bilden alle Mächte Europas untereinander ein besonderes System, welches sie durch eine gleiche Religion, ein gleiches Völkerrecht, durch Sitten und Wissenschaften, durch Handelsbeziehungen, schließlich durch eine Art von Gleichgewicht vereinigt, das notwendigerweise aus all diesen Bezügen resultiert und das, ohne
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sans que personne songe en e¬et à le conserver, ne seroit pourtant pu si facile à rompre que le pensent beaucoup de gens. Cette société des Peuples de l’Europe n’a pas toujours existé, et les causes particulieres qui l’ont fait naître servent encore à la maintenir. En e¬et, avant les conquêtes des Romains, tous les Peuples de cette partie du monde, barbares et inconnus les uns aux autres, n’avoient rien de commun que leur qualité d’hommes, qualité qui, ravalée alors par l’esclavage, ne di¬éroit gueres dans leur esprit de celle de brute. Aussi les Grecs, raisonneurs et vains, distinguoient-ils, pour ainsi dire, deux especes dans l’humanité; dont l’une, savoir la leur, étoit faite pour commander; et l’autre, qui comprenoit tout le reste du monde, uniquement pour servir. De ce principe, il résultoit qu’un Gaulois ou un Ibére n’étoit rien de plus pour un Grec que n’eût été un Ca¬re ou un Américain, et les Barbares eux-mêmes n’avoient pas plus d’a~nité entre eux que n’en avoient les Grecs avec les uns et les autres. Mais quand ce Peuple, souverain par nature, eût été soumis aux Romaine ses esclaves, et qu’une partie de l’hémisphere connu eût subi le même joug, il se forma une union politique et civile entre tous les membres d’un même Empire; cette union fut beaucoup resserrée par la maxime, ou très-sage ou très-insensée, de communiquer aux vaincus tous les droits des vainqueurs, et sur-tout par le fameux décret de Claude, qui incorporoit tous les sujets de Rome au nombre de ses citoyens. A la chaîne politique qui réunissoit ainsi tous les membres en un corps, se joignirent les institutions civiles et les loix qui donnerent une nouvelle force à ces liens, en déterminant d’une maniere équitable, claire et précise, du moins autant qu’on le pouvoit dans un si vaste Empire, les devoirs et les droits réciproques du Prince et des sujets, et ceux des citoyens entr’eux. Le Code de Théodose, et ensuite les livres de Justinien furent une nouvelle
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dass jemand eigens auf seine Bewahrung bedacht wäre, doch nicht so leicht zu zerstören ist, wie viele Leute meinen. Diese Gesellschaft der Völker Europas hat nicht immer existiert, und die besonderen Ursachen ihrer Entstehung wirken noch heute dahin, sie aufrecht zu erhalten. In der Tat, vor den Eroberungen durch die Römer hatten alle Völker dieses Weltteils, wild und einander unbekannt, nur ihre Qualität des Menschseins gemeinsam: eine Eigenschaft, die – sodann durch die Knechtschaft herabgewürdigt – in geistiger Hinsicht kaum vom Zustand ursprünglicher Rohheit verschieden war. Auch die Griechen in ihrem dünkelhaften Vernünfteln unterschieden die Menschheit sozusagen nach zwei Arten: Die eine, nämlich die ihrige, war berufen zu herrschen, die andere, der ganze Rest der Welt, einzig bestimmt zu dienen. Aus diesem Grundsatz folgte, dass für einen Griechen ein Gallier oder ein Iberer um nichts mehr galt als ihm ein Ka¬er oder amerikanischer Wilder bedeutet hätte; und auch die Barbaren selbst empfanden untereinander keine engere Verwandtschaft als die Griechen ihnen gegenüber. Aber als dieses Volk, von Natur am höchsten stehend, von den Römern der Knechtschaft unterworfen und damit ein Teil der bekannten Hemisphäre unter dasselbe Joch gezwungen worden war, bildete sich zwischen allen Mitgliedern desselben Reiches eine politische und gesellschaftliche Einheit heraus – noch enger verbunden durch den besonders weisen oder besonders törichten Grundsatz, alle Rechte der Sieger auch den Besiegten zu geben, vor allem durch das berühmte Dekret des Kaisers Claudius, das allen Untertanen Roms das Bürgerrecht verlieh.12 Mit dem politischen Band, das so alle Mitglieder zu einer Körperschaft zusammenfügte, verknüpften sich die bürgerlichen Institutionen und die Gesetze, welche diesen Bindungen neue Kraft gaben, indem sie auf sachgerechte, klare und genaue Weise die gegenseitigen Pflichten und Rechte des Staatsoberhauptes und der Untertanen sowie der Bürger untereinander bestimmten, jedenfalls soweit man dies in einem so ausgedehnten Reich vermochte. Das Gesetzbuch des Kaisers Theodosius,13 sodann die
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chaîne de justice et de raison, substituée à propos à celle du pouvoir souverain, qui se relâchoit très-sensiblement. Ce supplément retarda beaucoup la dissolution de l’Empire, et lui conserva longtems une sorte de jurisdiction sur les Barbares mêmes qui le désoloient. Un troisieme lien, plus fort que les précédens, fut celui de la Religion, et l’on ne peut nier que ce ne soit sur-tout au Christianisme que l’Europe doit encore aujourd’hui l’espece de société qui s’est perpétuée entre ses membres; tellement que celui des membres qui n’a point adopté sur ce point le sentiment des autres, est toujours demeuré comme étranger parmi eux. Le Christianisme, si méprisé à sa naissance, servit enfin d’asyle à ses détracteurs. Après l’avoir si cruellement et si vainement persécuté, l’Empire Romain y trouva les ressources qu’il n’avoit plus dans ses forces; ses missions lui valoient mieux que des victoires; il envoyoit des évêques réparer les fautes de ses généraux, et triomphoit par ses prêtres quand ses soldats étoient battus. C’est ainsi que les Francs, les Goths, les Bourguignons, les Lombards, les Avares et mille autres reconnurent enfin l’autorité de l’Empire après l’avoir subjugué, et reçurent, du moins en apparence, avec la Loi de l’Evangile celle du Prince qui la leur faisoit annoncer. Tel étoit le respect qu’on portoit encore à ce grand Corps expirant, que jusqu’au dernier instant ses destructeurs s’honoroient de ses titres; on voyoit devenir o~ciers de l’Empire, les mêmes conquérans qui l’avoient avili; les plus grands Rois accepter, briguer même les honneurs Patriciaux, la Préfecture, le Consulat; et, comme un lion qui flatte l’homme qu’il pourroit dévorer, on
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Bücher Justinians14 bildeten neue Bande der Gerechtigkeit und der Vernunft, die rechtzeitig an die Stelle der ganz allmählich nachlassenden höchsten politischen Rechtsmacht traten. Diese zusätzliche Stütze verzögerte die Auflösung des Römischen Reiches sehr und bewahrte ihm für lange Zeit eine Art von Gerichtsbarkeit sogar über die Barbarenvölker, die es verwüsteten. Ein drittes, noch stärkeres Band als die vorangehend genannten war das der Religion; und unbestreitbar verdankt Europa überhaupt nur dem Christentum die besondere Art des zwischen seinen Mitgliedern fortdauernden gesellschaftlichen Zusammenhangs, sodass dasjenige der Mitglieder, welches in dieser Hinsicht die Gesinnung der anderen nicht geteilt hat, immer wie ein Fremder unter ihnen geblieben ist. Das zur Zeit seiner Entstehung zunächst so verachtete Christentum bot schließlich sogar seinen Verächtern Schutz. Nachdem das Römische Reich es ebenso grausam wie vergeblich verfolgt hatte, fand es in ihm diejenigen Kraftquellen, über die es von sich aus nicht mehr verfügte: Seine Missionen waren ihm wertvoller als militärische Siege; es entsandte Bischöfe, um die Fehler seiner Generäle auszugleichen, und es triumphierte durch seine Priester, als seine Soldaten geschlagen waren. So kam es dahin, dass die Franken, Goten, Burgunder, Lombarden, Avaren und tausende anderer schließlich die Autorität des Römischen Reiches anerkannten, nachdem sie es sich unterworfen hatten, und zumindest dem Anschein nach mit dem Gesetz des Evangeliums, das der Kaiser ihnen verkünden ließ, auch dessen weltliche Gesetzgebung annahmen. So ausgeprägt war das allgemeine Ansehen dieses großen Reichskörpers noch in seinem Vergehen, dass seine Zerstörer sich bis zum letzten Augenblick mit der Ehre seiner Amtstitel schmückten. Dieselben Eroberer, die das Reich erniedrigt hatten, sah man seine O¬iziere werden, die mächtigsten Stammeskönige die Patrizierwürde, die Präfektur, das Konsulat nicht nur annehmen, sondern sogar sich eifrig darum bewerben; und wie ein Löwe, der dem Menschen, den er verschlingen könnte, schmeichelt, sah man diese furchterregenden Sieger dem kaiserlichen
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voyoit ces vainqueurs terribles rendre hommage au trône Impérial, qu’ils étoient maîtres de renverser. Voilà comment le Sacerdoce et l’Empire ont formé le lien social de divers Peuples, qui, sans avoir aucune communauté réelle d’intérêts, de droits ou de dépendance, en avoient une de maximes et d’opinions, dont l’influence est encore demeurée, quand le principe a été détruit. Le simulacre antique de l’Empire Romain a continué de former une sorte de liaison entre les membres qui l’avoient composé; et Rome ayant dominé d’une autre maniere après la destruction de l’Empire, il est resté de ce double lien* une société plus étroite entre les Nations de l’Europe, où étoit le centre des deux Puissances, que dans les autres parties du monde, dont les divers Peuples, trop épars pour se correspondre, n’ont de plus aucun point de réunion. Joignez à cela la situation particuliere de l’Europe, plus également peuplée, plus également fertile, mieux réunie en toutes ses parties; le mélange continuel des intérêts que les liens du sang et les a¬aires du commerce, des arts, des colonies ont mis entre les Souverains; la multitude des rivieres et la variété de leurs cours, qui rend toutes les communications faciles; l’humeur inconstante des Habitans, qui les porte à voyager sans cesse et à se transporter fréquemment les uns chez les autres; l’invention de l’Imprimerie
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Le respect pour l’Empire Romain a tellement survécu à sa puissance, que bien des Jurisconsultes ont mis en question si l’Empereur d’Allemagne n’étoit pas le Souverain naturel du monde; et Bartole a poussé les choses jusqu’à traiter d’hérétique quiconque osoit en douter. Les livres des Canonistes sont pleins de décisions semblables sur l’autorité temporelle de l’Eglise Romaine.
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Thron, den umzustürzen durchaus in ihrer Macht stand, huldigen. Auf diese Weise haben Priestertum und Reich das gesellschaftliche Band zwischen verschiedenen Völkern geknüpft, wodurch diese, die zunächst keine wirkliche Gemeinschaft der Interessen, der Rechtsordnungen oder der Abhängigkeit verband, zu gemeinsamen Grundsätzen und Ansichten gelangten, deren Einfluss die Zerstörung ihres Ursprungs überdauerte. Der Abglanz des alten Römischen Reiches hat fortwirkend eine Art enger Verbundenheit zwischen seinen früheren Mitgliedern erzeugt; und während Rom nach der Zerstörung des Reiches auf andere Weise geherrscht hat, ist zwischen den Nationen Europas – dem Zentrum der beiden Mächte – von diesem doppelten Band* eine engere Gesellschaft geblieben als in den anderen Weltteilen, deren verschiedene Völker, die zu zerstreut leben, um ständige Beziehungen miteinander zu unterhalten, keinerlei Ansatzpunkt für eine Gesellschaftsbildung haben. Hinzu kommen die besonderen Gegebenheiten Europas: seine ausgeglichenere Bevölkerungsdichte, die gleichmäßigere Bodenfruchtbarkeit, der vorteilhaftere Zusammenhang in all seinen Teilen, die fortdauernde Interessenverbindung zwischen den Staatsoberhäuptern, welche die Bande des Blutes, die Angelegenheiten des Handels, der Kunstfertigkeiten und der Landbesiedlung gescha¬en haben, sodann die Vielzahl an Flüssen mit den verschiedensten, alle Verkehrsbeziehungen erleichternden Verlaufsrichtungen, das unstete Temperament der Bewohner, das sie unaufhörlich zu reisen und häufig miteinander in Verbindung zu *
Die Hochachtung vor dem Römischen Reich hat seine Macht derart überdauert, dass viele Rechtsgelehrte die Frage aufgeworfen haben, ob nicht dem Kaiser des Deutschen Reichs von Natur aus die höchste universale Rechtsmacht als Weltherrscher zukomme; und Bartolus hat dies dahingehend zugespitzt, jeden, der daran zu zweifeln wagte, als Häretiker zu behandeln. Die Bücher der Kanonisten sind voll von ähnlichen Stellungnahmen hinsichtlich der weltlichen Autorität der römischen Kirche.
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et le goût général des Lettres, qui a mis entr’eux une communauté d’études et de connoissances; enfin la multitude et la petitesse des Etats, qui, jointe aux besoins du luxe et à la diversité des climats, rend les uns toujours nécessaires aux autres. Toutes ces causes réunies forment de l’Europe, non-seulement comme l’Asie ou l’Afrique, une idéale collection de Peuples qui n’ont de commun qu’un nom, mais une société réelle qui a sa Religion, ses moeurs, ses coutumes et même ses loix, dont aucun des Peuples qui la composent ne peut s’écarter sans causer aussi-tôt des troubles. A voir, d’un autre côté, les dissentions perpétuelles, les brigandages, les usurpations, les révoltes, les guerres, les meurtres, qui désolent journellement ce respectable séjour des Sages, ce brillant asyle des Sciences et des Arts; à considérer nos beaux discours et nos procédés horribles, tant d’humanité dans les maximes et de cruauté dans les actions, une Religion si douce et une si sanguinaire intolérance, une Politique si sage dans les livres et si dure dans la pratique, des Chefs si bienfaisans et des Peuples si misérables, des Gouvernemens si modérés et des guerres si cruelles: on sait à peine comment concilier ces étranges contrariétés; et cette fraternité prétendue des Peuples de l’Europe ne semble être qu’un nom de dérision, pour exprimer avec ironie leur mutuelle animosité. Cependant les choses ne font que suivre en cela leur cours naturel; toute société sans loix ou sans Chefs, toute union formée ou
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treten veranlasst, die Erfindung der Buchdruckkunst und die allgemeine Neigung zu den Wissenschaften, die zu einer europäischen Gemeinsamkeit der Studien und Wissensbestände geführt hat, schließlich die Vielzahl der Staaten von geringer Größe, die sie im Hinblick auf die Entwicklung verfeinerter Bedürfnisse einerseits, die klimatischen Unterschiede andererseits notwendigerweise in ständige Beziehungen zueinander bringt. All diese Ursachen zusammen bewirken, dass Europa nicht bloß eine Ansammlung von Völkerschaften ist, die wie Asien oder Afrika nur den Namen gemeinsam haben, sondern eine wirkliche Gesellschaft mit ihrer Religion, ihren Sitten und Gebräuchen, ja sogar ihren gemeinsamen Gesetzen, von der sich keines der sie bildenden Völker abwenden kann, ohne dass dies alsbald zu Misshelligkeiten führte.
[ 3. Der europäische Kriegszustand und seine Ursachen ] Sieht man andererseits die ständigen Zwistigkeiten, Räubereien, Usurpationen, Aufstände, Kriege, Mordtaten, die alltäglich diesen achtunggebietenden Sitz der Weisen, diese glänzende Heimstätte der Wissenschaften und der Künste verwüsten, betrachtet man unsere schönen Reden und unser schreckenerregendes Benehmen, so viel Menschlichkeit in den Grundsätzen und so viel Grausamkeit im Handeln, eine so sanftmütige Religion und eine so blutrünstige Unduldsamkeit, eine in der Theorie so weise, aber in der Praxis so unfriedliche Politik, so wohltätige Staatsoberhäupter und so unglückliche Völker, so gemäßigte Staatsformen und so grausame Kriege: so weiß man kaum, wie diese befremdlichen Gegensätze behoben werden könnten; und die behauptete Brüderlichkeit unter den Völkern Europas scheint nur ein Spottname zu sein, um mit Ironie ihre gegenseitige Feindseligkeit zu bezeichnen. In dieser Lage können die Dinge nur ihren natürlichen Verlauf nehmen: Jede Gesellschaft ohne Gesetze oder ohne Oberhäupter,
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maintenue par le hazard, doit nécessairement dégénérer en querelle et dissention à la premiere circonstance qui vient à changer; l’antique union des Peuples de l’Europe a compliqué leurs intérêts et leurs droits de mille manieres; ils se touchent par tant de points, que le moindre mouvement des uns ne peut manquer de choquer les autres; leurs divisions sont d’autant plus funestes, que leurs liaisons sont plus intimes, et leurs fréquentes querelles ont presque la cruauté des guerres civiles. Convenons donc que l’état relatif des Puissances de l’Europe est proprement un état de guerre, et que tous les Traités partiels entre quelques-unes de ces Puissances sont plutôt des trêves passageres que de véritables Paix; soit parce que ces Traités n’ont point communément d’autres garans que les Parties contractantes, soit parce que les droits des unes et des autres n’y sont jamais décidés radicalement, et que ces droits mal éteints, ou les prétentions qui en tiennent lieu entre des Puissances qui ne reconnoissent aucun Supérieur, seront infailliblement des sources de nouvelles guerres, si-tôt que d’autres circonstances auront donné de nouvelles forces aux Prétendans. D’ailleurs, le Droit public de l’Europe n’étant point établi ou autorisé de concert, n’ayant aucuns principes généraux, et variant incessamment selon les tems et les lieux, il est plein de regles contradictoires qui ne se peuvent concilier que par le droit du plus fort; de sorte que la raison sans guide assuré, se pliant toujours vers l’intérêt personnel dans les choses douteuses, la guerre seroit encore inévitable, quand même chacun voudroit être juste. Tout ce qu’on peut faire avec de bonnes intentions, c’est de décider ces sortes d’a¬aires par la voie des armes, ou de les assoupir par des Traités passagers; mais bientôt aux occasions qui raniment les
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jede nur durch zufällige Gegebenheiten gebildete oder aufrechterhaltene politische Vereinigung muss bei der ersten Änderung der Umstände in Streit und Zwistigkeit ausarten. Die alte Vereinigung der Völker Europas hat ihre Interessen und Rechte auf tausenderlei Weise ineinander verschränkt; sie berühren sich in so vielen Hinsichten, dass die geringste Veränderung der einen unweigerlich auch die anderen betre¬en muss; ihre Konflikte sind um so unheilvoller, je inniger ihr Beziehungsgeflecht ist, und ihre häufigen Streitigkeiten nehmen beinahe die Grausamkeit von Bürgerkriegen an. Kommen wir also zu dem Ergebnis, dass das Verhältnis zwischen den europäischen Mächten eigentlich ein Kriegszustand ist, und dass alle partiellen Verträge zwischen einigen dieser Mächte eher vorübergehende Wa¬enstillstände als wirkliche Friedensschlüsse sind, sei es weil diese Verträge üblicherweise keine anderen Garanten haben als die vertragschließenden Parteien selbst, sei es weil deren Rechtsbeziehungen zueinander niemals von Grund auf geklärt werden und weil diese Rechte, die hinsichtlich ihres Erlöschens unklar bleiben, oder entsprechende Rechtsbehauptungen im Verhältnis souveräner Mächte, die keine übergeordnete Rechtsmacht anerkennen, unweigerlich die Gründe neuerlicher Kriege sein werden, sobald die Prätendenten in Folge veränderter Umstände zu erneuten Kräften gekommen sind. Da überdies das europäische ö¬entliche Recht nicht durch übereinstimmenden Rechtswillen gesetzt oder autorisiert ist, keinen allgemeinen Prinzipien folgt und sich unaufhörlich nach zeitlichen und örtlichen Umständen verändert, enthält es eine Fülle von Regelungswidersprüchen, die sich nur durch das Recht des Stärkeren auflösen lassen. Bleibt somit die Vernunft ohne gesicherte Leitlinie und biegt sich in zweifelhaften Fällen immer nach der persönlichen Interessenlage, wäre der Krieg, selbst wenn alle Beteiligten sich am Recht orientieren wollten, dennoch unvermeidlich. Alles, was man guten Willens in so gelagerten Streitfällen tun kann, ist, sie im Wa¬engang zu entscheiden oder sie vorübergehend vertraglich zu schlichten; aber bei den nächsten Anlässen
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mêmes querelles, il s’en joint d’autres qui les modifient; tout s’embrouille, tout se complique; on ne voit plus rien au fond des choses; l’usurpation passe pour droit, la foiblesse pour injustice; et parmi ce désordre continuel, chacun se trouve insensiblement si fort déplacé, que si l’on pouvoit remonter au droit solide et primitif, il y auroit peu de Souverains en Europe qui ne dussent rendre tout ce qu’ils ont. Une autre semence de guerre, plus cachée et non moins réelle, c’est que les choses ne changent point de forme en changeant de nature; que des Etats héréditaires en e¬et, restent électifs en apparence; qu’il y ait des Parlemens ou Etats nationaux dans des Monarchies, des Chefs héréditaires dans des Républiques; qu’une Puissance dépendante d’une autre, conserve encore une apparence de liberté; que tous les Peuples, soumis au même pouvoir, ne soient pas gouvernés par les mêmes loix; que l’ordre de succession soit di¬érent dans les divers Etats d’un même Souverain; enfin que chaque Gouvernement tende toujours à s’altérer, sans qu’il soit possible d’empêcher ce progrès. Voilà les causes générales et particulieres qui nous unissent pour nous détruire, et nous font écrire une si belle doctrine sociale avec des mains toujours teintes de sang humain. Les causes du mal étant une fois connues, le remede, s’il existe, est su~samment indiqué par elles. Chacun voit que toute société se forme par les intérêts communs; que toute division naît des
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flammen dieselben Streitigkeiten wieder auf, und zu den früheren Verträgen treten andere, die sie abändern; alles wird unklar und verwickelt; den eigentlichen Grund der Streitfragen erkennt man überhaupt nicht mehr; die Usurpation gilt für Recht, die Schwäche für Unrecht; und in dieser fortwährenden Unordnung findet sich schließlich jeder nach und nach so sehr vom rechtlich gesicherten Platz gerückt, dass nur wenige Herrscher in Europa nicht alles, was sie besitzen, zurückerstatten müssten, könnte man denn zum gefestigten, ursprünglichen Besitzrecht zurückkehren. Eine weitere, eher verborgene, aber nicht weniger wirksame Ursache des Krieges liegt darin, dass politische Verhältnisse der äußeren Form nach unverändert bleiben, obwohl sie sich ihrer Natur nach verändern: dass tatsächlich erblich gewordene Staaten dem äußeren Schein nach die Wahl des Staatsoberhauptes beibehalten, dass es Parlamente oder nationale Ständeversammlungen in Monarchien gibt und in Republiken erbliche Oberhäupter, dass eine in Wirklichkeit von einer anderen abhängige Macht noch den Anschein von Freiheit behält, dass nicht alle Völker, die derselben Oberherrschaft untergeben sind, nach denselben Gesetzen regiert werden, dass die Nachfolge in den verschiedenen Staaten desselben Souveräns unterschiedlich geregelt ist, dass schließlich jegliche Verfassungsordnung stets zum Niedergang tendiert, ohne dass dieser Prozess aufgehalten werden könnte. Dies sind die allgemeinen und besonderen Ursachen, die uns gemeinsam sind, um uns zugrunde zu richten und uns eine so schöne politische Theorie mit Händen schreiben lassen, die immerfort von Menschenblut besudelt sind. [ 4. Das natürliche europäische Staatensystem im unruhig-stabilen Gleichgewicht ] Sind die Ursachen des Übels einmal erkannt, wird dadurch auch die Abhilfe, wenn es sie gibt, hinreichend vorgezeichnet. Bekanntlich bildet sich jegliche Gesellschaft aufgrund gemeinsamer Interessen und entsteht jede Uneinigkeit aus Interessengegensätzen.
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intérêts opposés; que mille événemens fortuits pouvant changer et modifier les uns et les autres, dès qu’il y a société, il faut nécessairement une force coactive, qui ordonne et concerte les mouvemens de ses membres, afin de donner aux communs intérêts et aux engagemens réciproques, la solidité qu’ils ne sauroient avoir par eux-mêmes. Ce seroit d’ailleurs une grande erreur, d’espérer que cet état violent pût jamais changer par la seule force des choses, et sans le secours de l’art. Le systême de l’Europe a précisément le degré de solidité qui peut la maintenir dans une agitation perpétuelle, sans la renverser tout-à-fait; et si nos maux ne peuvent augmenter, ils peuvent encore moins finir, parce que toute grande révolution est désormais impossible. Pour donner à ceci l’évidence nécessaire, commençons par jetter un coup-d’oeil général sur l’état présent de l’Europe. La situation des montagnes, des mers et des fleuves qui servent de bornes aux nations qui l’habitent, semble avoir décidé du nombre et de la grandeur de ces nations; et l’on peut dire que l’ordre politique de cette partie du monde est, à certains égards, l’ouvrage de la nature. En e¬et, ne pensons pas que cet équilibre si vanté ait été établi par personne, et que personne ait rien fait à dessein de le conserver : on trouve qu’il existe; et ceux qui ne sentent pas en eux-mêmes assez de poids pour le rompre, couvrent leurs vues particulieres du prétexte de le soutenir. Mais qu’on y songe ou non, cet équilibre subsiste, et n’a besoin que de lui-même pour se conserver, sans que personne s’en mêle; et quand il se romproit un moment d’un côté, il se rétabliroit bientôt d’un autre: de sorte que si les Princes qu’on accusoit d’aspirer à la Monarchie universelle,
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Da nun, sobald eine Gesellschaft existiert, zufällige Ereignisse die Interessenübereinstimmungen wie -gegensätze verwandeln und ändern können, muss es notwendigerweise eine zwingende Kraft geben, welche die Antriebe ihrer Mitglieder widerspruchsfrei koordiniert, um deren gemeinsamen Interessen und gegenseitigen Verpflichtungen diejenige Bestandskraft zu geben, die sie von sich aus nicht haben könnten. Es wäre übrigens ein großer Irrtum zu ho¬en, dass der Zustand der Gewalttätigkeit sich allein kraft der Natur der Sache und ohne Zuhilfenahme der politischen Kunst jemals ändern könnte. Das europäische System hat nämlich genau denjenigen Grad an Festigkeit, der Europa, ohne seine Ordnung gänzlich umzustürzen, doch in fortdauernder unruhiger Bewegtheit zu erhalten vermag; und wenn auch unsere Übel nicht größer werden können, so können sie noch weniger zu Ende gehen, weil jede große Umwälzung künftig unmöglich ist. Um dieser Behauptung die nötige Evidenz zu geben, beginnen wir mit einem Überblick über den gegenwärtigen Zustand Europas. Die Lage der Gebirge, Meere und Flüsse, die den hier lebenden Nationen als Grenzen dienen, scheint deren Anzahl und Größe bestimmt zu haben; und man kann sagen, dass die politische Ordnung dieses Weltteils in gewisser Hinsicht das Werk der Natur ist. In der Tat darf man nicht annehmen, dieses so gepriesene Gleichgewicht habe irgendjemand eingerichtet und irgendjemand habe sich eigens vorgenommen, es zu bewahren: Es ist einfach existent; und diejenigen, die sich selbst nicht genügend Gewicht beimessen, es zerstören zu können, verfolgen ihre Eigeninteressen, indem sie vorgeben, es aufrecht zu erhalten. Aber ob man nun darauf bedacht ist oder nicht: Dieses Gleichgewicht besteht fort und erhält sich allein aus sich selbst heraus, ohne dass sich jemand darum kümmerte; und wenn es auf der einen Seite einen Augenblick lang gestört würde, stabilisierte es sich alsbald auf der anderen Seite: Wenn also Fürsten, die man beschuldigte, nach der Universalmonarchie zu streben, dies auch wirklich im Sinn
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y ont réellement aspiré, ils montroient en cela plus d’ambition que de génie; car comment envisager un moment ce projet, sans en voir aussi-tôt le ridicule? Comment ne pas sentir qu’il n’y a point de Potentat en Europe assez supérieur aux autres, pour pouvoir jamais en devenir le maître? Tous les conquérans qui ont fait des révolutions, se présentoient toujours avec des forces inattendues, ou avec des troupes étrangeres et di¬éremment aguerries, à des Peuples ou désarmés, ou divisés, ou sans discipline; mais où prendroit un Prince Européen des forces inattendues, pour accabler tous les autres, tandis que le plus puissant d’entr’eux est une si petite partie du tout, et qu’ils ont de concert une si grande vigilance? Aura-t-il plus de troupes qu’eux tous? Il ne le peut, ou n’en sera que plutôt ruiné, ou ses troupes seront plus mauvaises, en raison de leur plus grand nombre. En aura-t-il de mieux aguerries? Il en aura moins à proportion. D’ailleurs la discipline est par-tout à-peu-près la même, ou le deviendra dans peu. Aura-t-il plus d’argent? Les sources en sont communes, et jamais l’argent ne fit de grandes conquêtes. Fera-t-il une invasion subite? La famine ou des places fortes l’arrêteront à chaque pas. Voudra-t-il s’agrandir pied-à-pied? il donne aux ennemis le moyen de s’unir pour résister; le tems, l’argent et les hommes ne tarderont pas à lui manquer. Divisera-t-il les autres Puissances pour les vaincre l’une par l’autre? Les maximes de l’Europe rendent cette politique vaine; et le Prince le plus borné ne donneroit pas dans ce piege. Enfin, aucun d’eux ne pouvant avoir de ressources exclusives, la résistance est, à la longue, égale à l’e¬ort, et le tems rétablit bientôt les
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hatten, dann bewiesen sie dadurch mehr Ruhmsucht als Genie; denn wie kann man ein solches Vorhaben auch nur für einen Augenblick in Betracht ziehen, ohne sogleich dessen Lächerlichkeit zu erkennen, wie nicht das Gespür dafür haben, dass kein Machthaber in Europa allen anderen Mächten so sehr überlegen ist, dass er jemals die Oberherrschaft über sie erringen könnte? All die Eroberer, die Umwälzungen herbeigeführt haben, boten stets unerwartet starke Streitkräfte oder fremde, an Kriegstüchtigkeit überlegene Truppen gegen Völker auf, die entweder unbewa¬net, in sich uneins oder ohne militärische Disziplin waren. Aber woher nähme ein europäischer Fürst unerwartete Kampfkräfte, um alle anderen zu überwältigen, während doch selbst der Mächtigste unter ihnen nur ein so kleiner Teil des Ganzen ist, und sie alle miteinander eine so große Wachsamkeit an den Tag legen? Verfügt er über mehr Streitkräfte als alle anderen zusammen? Das kann er nicht – denn entweder ruiniert er sich dadurch nur um so eher, oder seine Truppen sind wegen ihrer größeren Zahl schlechter. Hat er kriegstüchtigere Soldaten? Aber dann eben entsprechend weniger an der Zahl. Was im Übrigen die militärische Disziplin angeht, so ist sie überall ungefähr gleich oder wird es binnen kurzem. Verfügt er über mehr Geld? Aber zu den Finanzierungsmöglichkeiten haben alle den gleichen Zugang, und Geld bewerkstelligte noch nie große Eroberungen. Unternimmt er einen Überraschungsangri¬? Hungersnot oder Festungen werden jeden seiner Schritte behindern. Will er sein Territorium nach und nach vergrößern? Damit bietet er seinen Feinden die Möglichkeit, sich zur Gegenwehr zusammenzuschließen; und bald wird es ihm an Zeit, Geld und Truppenstärke fehlen. Spielt er die anderen Mächte gegeneinander aus, um eine durch die andere zu besiegen? Eine solche Politik ist nach den europäischen Grundsätzen zum Scheitern verurteilt; und selbst der beschränkteste Fürst ginge nicht in diese Falle. Schließlich: Insofern keine Macht über ausschließliche Ressourcen verfügt, wird jede Kraftanstrengung auf lange Sicht durch Widerstand ausgeglichen; und die Zeit behebt bald die plötzlichen Schicksalsschläge, wenn nicht für jeden Fürsten
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brusques accidens de la fortune, sinon pour chaque Prince en particulier, au moins pour la constitution générale. Veut-on maintenant supposer à plaisir l’accord de deux ou trois Potentats pour subjuguer tout le reste? Ces trois Potentats, quels qu’ils soient, ne feront pas ensemble la moitié de l’Europe. Alors l’autre moitié s’unira certainement contre eux; ils auront donc à vaincre plus fort qu’eux-mêmes. J’ajoute que les vues des uns sont trop opposées à celles des autres, et qu’il regne une trop grande jalousie entre eux, pour qu’ils puissent même former un semblable projet: j’ajoute encore que, quand ils l’auroient formé, qu’ils le mettroient en exécution, et qu’il auroit quelques succès, ces succès mêmes seroient, pour les Conquérans alliés, des semences de discorde; parce qu’il ne seroit pas possible que les avantages fussent tellement partagés, que chacun se trouvât également satisfait des siens; et que le moins heureux s’opposeroit bientôt aux progrès des autres qui, par une semblable raison, ne tarderoient pas à se diviser eux-mêmes. Je doute que depuis que le monde existe, on ait jamais vu trois ni même deux grandes Puissances, bien unies, en subjuguer d’autres, sans se brouiller sur les contingens ou sur les partages, et sans donner bientôt, par leur mésintelligence, de nouvelles ressources aux foibles. Ainsi, quelque supposition qu’on fasse, il n’est pas vraisemblable que ni Prince, ni Ligue, puisse désormais changer considérablement et à demeure, l’état des choses parmi nous. Ce n’est pas à dire que les Alpes, le Rhin, la Mer, les Pyrénées soient des obstacles insurmontables à l’ambition; mais ces obstacles sont soutenus par d’autres qui les fortifient, ou ramenent les Etats aux mêmes limites, quand des e¬orts passagers les en ont écartés. Ce qui fait le vrai soutien du systême de l’Europe, c’est bien en partie le jeu des négociations, qui presque toujours se balancent mutuellement; mais ce systême a un autre appui plus
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im Besonderen, so doch wenigstens hinsichtlich der allgemeinen Gesamtlage. Will man nun probehalber ein Bündnis zweier oder dreier Machthaber zur Unterwerfung aller anderen annehmen? Wer auch immer diese drei seien, sie werden zusammen nicht die Hälfte Europas ausmachen. Gewiss wird dann der andere Teil sich gegen sie verbünden; sie müssen also eine Macht besiegen, die stärker ist als sie selbst. Ich füge hinzu: Die Absichten der einen und der anderen sind zu gegensätzlich, und es herrscht zu große Missgunst unter ihnen, als dass sie ein solches Vorhaben auch nur entwerfen könnten; hinzu kommt noch: wenn sie es denn geplant hätten und mit einigem Erfolg zur Ausführung brächten, so wären gerade diese Erfolge die Ursache der Zwietracht zwischen den verbündeten Eroberern; denn es wäre nicht möglich, die erlangten Vorteile so aufzuteilen, dass jeder mit seinem Anteil gleichermaßen zufrieden gestellt wäre; deshalb würde der am wenigsten Begünstigte sich alsbald den Machtvorteilen der anderen entgegenstellen, und aus dem gleichen Grunde würden diese ihrerseits bald untereinander uneins. Ich bezweifle, dass man seit Anbeginn der Welt jemals drei oder auch nur zwei große, zur Unterwerfung anderer wohlvereinte Mächte gesehen hat, die sich nicht über Truppenkontingente oder Beuteanteile zerstritten hätten und nicht infolge ihrer Zwistigkeit alsbald die Schwächeren zu neuen Kräften kommen ließen. Also ist es, unter welcher Annahme auch immer, unwahrscheinlich, dass in Zukunft ein einzelner Fürst oder ein Bündnis den Stand der Verhältnisse unter uns in erheblichem Maße und dauerhaft zu verändern vermöchte. Man kann zwar nicht behaupten, die Alpen, der Rhein, das Meer, die Pyrenäen seien für das Übermachtstreben unüberwindliche Hindernisse; aber diese Hindernisse werden von weiteren gestützt, die sie verstärken oder doch die Staaten wieder in ihre Grenzen verweisen, wenn vorübergehende Anstrengungen sie darüber hinaus geführt haben. Die wahrhafte Stützung des europäischen Systems liegt gewiss zum Teil im Spiel der Verhandlungen, die beinahe immer zu einer Gleichgewichtslage führen;
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solide encore; et cet appui c’est le Corps Germanique, placé presque au centre de l’Europe, lequel en tient toutes les autres parties en respect, et sert peut-être encore plus au maintien de ses voisins, qu’à celui de ses propres membres: Corps redoutable aux étrangers, par son étendue, par le nombre et la valeur de ses Peuples; mais utile à tous par sa constitution, qui, lui ôtant les moyens et la volonté de rien conquérir, en fait l’écueil des conquérans. Malgré les défauts de cette constitution de l’Empire, il est certain que tant qu’elle subsistera, jamais l’équilibre de l’Europe ne sera rompu, qu’aucun Potentat n’aura à craindre d’être détrôné par un autre, et que le traité de Westphalie sera peut-être à jamais parmi nous la base du systême politique. Ainsi le droit public, que les Allemands étudient avec tant de soin, est encore plus important qu’ils ne pensent, et n’est pas seulement le droit public Germanique, mais, à certains égards, celui de toute l’Europe. Mais si le présent systême est inébranlable, c’est en cela même qu’il est plus orageux; car il y a, entre les Puissances Européennes, une action et une réaction qui, sans les déplacer tout-à-fait, les tient dans une agitation continuelle; et leurs e¬orts sont toujours vains et toujours renaissans, comme les flots de la mer, qui sans cesse agitent sa surface, sans jamais en changer le niveau; de sorte que les Peuples sont incessamment désolés, sans aucun profit sensible pour les Souverains. Il me seroit aisé de déduire la même vérité des intérêts particuliers de toutes les Cours de l’Europe; car je ferois voir aisément que ces intérêts se croisent de maniere à tenir toutes leurs forces mutuellement en respect; mais les idées de commerce et d’argent ayant produit une espece de fanatisme politique, font si promptement changer les intérêts apparens de tous les Princes, qu’on ne
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aber dieses System hat einen noch festeren Stützpfeiler, und zwar das Deutsche Reich, das – durch seine Lage nahezu im Zentrum Europas – alle anderen Teile in Respekt hält und vielleicht noch mehr der Erhaltung seiner Nachbarn als der seiner eigenen Mitglieder dient: Ein durch seine Ausdehnung, durch die Zahl und Stärke seiner Völker den fremden Mächten Furcht einflößender Koloss, aber allen Völkern nutzbringend durch seine Verfassung, die ihm die Mittel und den Willen zu Eroberungen nimmt und es dadurch zur Klippe für Eroberer werden läßt. Trotz der Mängel dieser Reichsverfassung ist sicher, dass, so lange sie besteht, das europäische Gleichgewicht niemals zerstört wird, kein Machthaber fürchten muss, von einem anderen entthront zu werden, und der Westfälische Friede vielleicht auf immer die Grundlage des politischen Systems für uns bleibt. So ist das Ö¬entliche Recht, das die Deutschen so genau beachten, noch viel wichtiger als sie meinen, und es ist nicht nur das Ö¬entliche Recht des Deutschen Reichs, sondern in gewisser Hinsicht das ganz Europas. Aber wenn das gegenwärtige europäische System unerschütterlich feststeht, so liegt das gerade daran, dass es sich in umso stürmischerer Bewegtheit befindet; denn zwischen den europäischen Mächten folgen unaufhörlich Aktion und Reaktion aufeinander, die sie, ohne ihnen ihren angestammten Platz gänzlich zu nehmen, ständig in Unruhe halten; und ihre Anstrengungen sind stets vergeblich und leben doch immer wieder auf wie die Wellen des Meeres dessen Oberfläche unaufhörlich in Unruhe halten, ohne dadurch jemals den Wasserstand zu verändern. So werden auch die Völker ohne spürbaren Nutzen für die Souveräne unablässig gepeinigt. Es fiele mir leicht, die gleiche Wahrheit von den Sonderinteressen aller Höfe Europas herzuleiten; denn unschwer ließe sich zeigen, dass diese Interessen einander derart in die Quere kommen, dass sie alle Machtmittel in gegenseitigem Respekt ausbalancieren. Aber da die Ansichten über den Handel und das Geld eine Art von politischem Fanatismus hervorgerufen haben, führen sie zu so raschem Wandel der scheinbaren Interessen aller Fürs-
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peut établir aucune maxime stable sur leurs vrais intérêts, parce que tout dépend maintenant des systêmes économiques, la plupart fort bizarres, qui passent par la tête des Ministres. Quoi qu’il en soit, le commerce, qui tend journellement à se mettre en équilibre, ôtant à certaines Puissances l’avantage exclusif qu’elles en tiroient, leur ôte en même tems un des grands moyens qu’elles avoient de faire la loi aux autres.* Si j’ai insisté sur l’égale distribution de force, qui résulte en Europe de la constitution actuelle, c’étoit pour en déduire une conséquence importante à l’établissement d’une association générale; car pour former une confédération solide et durable, il faut en mettre tous les membres dans une dépendance tellement mutuelle, qu’aucun ne soit seul en état de résister à tous les autres, et que les associations particulieres qui pourroient nuire à la grande, y rencontrent des obstacles su~sans pour empêcher leur exécution: sans quoi, la confédération seroit vaine; et chacun seroit réellement indépendant, sous une apparente sujétion. Or, si ces obstacles sont tels que j’ai dit ci-devant, maintenant que toutes les Puissances sont dans une entiere liberté de former entr’elles des ligues et des traités o¬ensifs, qu’on juge de ce qu’ils seroient quand il y auroit une grande ligue armée, toujours prête à prévenir ceux qui voudroient entreprendre de la détruire ou de lui résister. Ceci su~t pour montrer qu’une telle association ne consisteroit
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Les choses ont changé depuis que j’écrivois ceci; mais mon principe sera toujours vrai. Il est, par exemple, très aisé de prévoir que, dans vingt ans d’ici, l’Angleterre, avec toute sa gloire, sera ruinée, et de plus aura perdu le reste de sa liberté. Tout le monde assure que l’agriculture fleurit dans cette Isle, et moi je parie qu’elle y dépérit. Londres s’agrandit tous les jours; donc le Royaume se dépeuple. Les Anglois veulent être conquérans; donc ils ne tarderont pas d’être esclaves. [Anm. hinzugefügt 1761; vgl. Vaughan, I, 373].
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ten, dass man keinen feststehenden Grundsatz hinsichtlich ihrer wahren Interessen aufstellen kann, weil jetzt alles von zumeist sehr sonderbaren ökonomischen Konzepten abhängt, die den Ministern durch den Kopf gehen. Wie dem auch sei: Der Handelsverkehr, der ständig zum Gleichgewichtszustand neigt, entzieht gewissen Mächten ihre bisher exklusiven Handelsvorteile und damit zugleich eines der großen Mittel, womit sie anderen das Gesetz des Handelns vorschrieben.* Wenn ich auf die Gleichheit der Machtverteilung abgehoben habe, die sich aus der gegenwärtigen europäischen Lage ergibt, so deshalb, um daraus eine wichtige Folgerung für die Errichtung eines allgemeinen Zusammenschlusses abzuleiten; denn um einen festen und dauerhaften Bund zu bilden, muss er alle seine Mitglieder solchermaßen in gegenseitige Abhängigkeit voneinander bringen, dass keines allein allen anderen Widerstand entgegenzusetzen in der Lage ist, und dass besondere Vereinigungen, welche dem allgemeinen Bund schaden könnten, auf genügend Widerstand stoßen, der sie daran hindert, sich durchzusetzen: Sonst wäre der Bund vergeblich; und jeder Staat wäre unter dem bloßen Schein der Unterordnung in Wirklichkeit doch unabhängig. Wenn nun schon jetzt bei völliger Freiheit aller Mächte, untereinander Bündnisse und Angri¬spakte zu schließen, die oben beschriebenen Hindernisse bestehen, so mag man ermessen, wie wirksam sie erst wären, wenn es einen großen bewa¬neten Bund gäbe, stets bereit, denjenigen zuvorzukommen, die ihn zerstören oder ihm Widerstand entgegensetzen möchten. Damit ist zur Genüge gezeigt, dass eine solche Vereinigung nicht in kraftlosen Be*
Seitdem ich dies schrieb, haben sich die Dinge verändert; aber mein Grundsatz bleibt gleichwohl zutreffend. Beispielsweise ist sehr leicht vorauszusehen, dass in 20 Jahren England mitsamt seinem Ruhm ruiniert sein und überdies den Rest seiner Freiheit verloren haben wird. Alle Welt versichert, dass auf dieser Insel die Landwirtschaft blüht; und ich halte dagegen, dass sie dort verfällt. London wächst tagtäglich; also verliert das Land an Bevölkerung. Die Engländer wollen Eroberer sein; aber sie werden unweigerlich zu Sklaven.
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pas en délibérations vaines, auxquelles chacun pût résister impunément; mais qu’il en naîtroit une puissance e¬ective, capable de forcer les ambitieux à se tenir dans les bornes du traité général. Il résulte de cet exposé, trois vérités incontestables: L’une, qu’excepté le Turc, il regne entre tous les Peuples de l’Europe une liaison sociale imparfaite, mais plus étroite que les noeuds généraux et lâches de l’humanité. La seconde, que l’imperfection de cette société rend la condition de ceux qui la composent, pire que la privation de toute société entr’eux. La troisieme, que ces premiers liens, qui rendent cette société nuisible, la rendent en même tems facile à perfectionner; en sorte que tous ses Membres pourroient tirer leur bonheur de ce qui fait actuellement leur misere, et changer en une paix éternelle, l’état de guerre qui regne entr’eux. Voyons maintenant de quelle maniere ce grand ouvrage, commencé par la fortune, peut être achevé par la raison; et comment la société libre et volontaire, qui unit tous les Etats Européens, prenant la force et la solidité d’un vrai Corps politique, peut se changer en une confédération réelle. Il est indubitable qu’un pareil établissement donnant à cette association la perfection qui lui manquoit, en détruira l’abus, en étendra les avantages, et forcera toutes les parties à concourir au bien commun; mais il faut pour cela que cette confédération soit tellement générale, que nulle Puissance considérable ne s’y refuse; qu’elle ait un Tribunal judiciaire, qui puisse établir les loix et les réglemens qui doivent obliger tous les Membres; qu’elle ait une force coactive et coërci-
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schlüssen bestehen darf, denen sich jeder ungestraft widersetzen könnte, sondern dass mit ihr eine wirksame Macht entstünde, die dazu fähig wäre, die Ruhmsüchtigen zur Einhaltung der Schranken des allgemeinen Vertrages zu zwingen. Aus dieser Darstellung ergeben sich drei unbestreitbare Wahrheiten. Erstens: Es besteht zwischen allen Völkern Europas, die Türken ausgenommen, eine unvollendete gesellschaftliche Verbindung, die aber enger ist als die lockeren, allgemein-menschheitlichen Bande. Zweitens: Die Unvollständigkeit dieser Gesellschaft macht die Lebenslage ihrer Mitglieder schlimmer, als wenn es keine gesellschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen gäbe. Drittens: Diese ersten Bande, die den Gesellschaftszustand nachteilig werden lassen, erleichtern zugleich seine Vervollkommnung, sodass alle Mitglieder ihr künftiges Glück aus eben jenen Beziehungen, die gegenwärtig ihr Elend begründen, erlangen und den zwischen ihnen herrschenden Kriegszustand in einen ewigen Frieden verwandeln könnten.
[ 5. Das Projekt eines europäischen Bundes in fünf grundlegenden Vertragsartikeln ] Sehen wir jetzt zu, auf welche Weise dieses große, zunächst von schicksalhaften Gegebenheiten ausgehende Werk durch Vernunft vollendet werden kann und wie die freie und freiwillige Gesellschaft, die alle europäischen Staaten umfasst, Kraft und Festigkeit einer echten politischen Körperschaft gewinnen und damit in einen wirklichen Bund verwandelt werden kann. Unzweifelhaft muss eine solche Organisation, um der Vereinigung die bisher noch fehlende Vollkommenheit zu geben, ihre Mängel beheben und ihre Vorteile vermehren sowie alle Beteiligten dazu zwingen, zum allgemeinen Wohl mitzuwirken. Aber dazu muss dieser Bund derart allumfassend sein, dass keine bedeutsame Macht sich ihm verweigert; es muss einen Gerichtshof geben, der für alle Mitglieder verbindliche Gesetze und Verordnungen zu erlassen
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tive, pour contraindre chaque Etat de se soumettre aux délibérations communes, soit pour agir, soit pour s’abstenir; enfin, qu’elle soit ferme et durable, pour empêcher que les Membres ne s’en détachent à leur volonté, si-tôt qu’ils croiront voir leur intérêt particulier contraire à l’intérêt général. Voilà les signes certains, auxquels on reconnoîtra que l’institution est sage, utile et inébranlable: il s’agit maintenant d’étendre cette supposition, pour chercher par analyse, quels e¬ets doivent en résulter, quels moyens sont propres à l’établir, et quel espoir raisonnable on peut avoir de la mettre en exécution. Il se forme de tems en tems parmi nous des especes de Dietes générales sous le nom de congrès, où l’on se rend solemnellement de tous les Etats de l’Europe pour s’en retourner de même; où l’on s’assemble pour ne rien dire; où toutes les a¬aires publiques se traitent en particulier; où l’on délibere en commun si la table sera ronde ou quarrée, si la salle aura plus ou moins de portes, si un tel Plénipotentiaire aura le visage ou le dos tourné vers la fenêtre, si tel autre fera deux pouces de chemin de plus ou de moins dans une visite, et sur mille questions de pareille importance, inutilement agitées depuis trois siecles, et très-dignes assurément d’occuper les Politiques du nôtre. Il se peut faire que les membres d’une de ces assemblées soient une fois doués du sens commun; il n’est pas même impossible qu’ils veuillent sincérement le bien public; et par les raisons qui seront ci-après déduites, on peut concevoir encore qu’après avoir applani bien des di~cultés, ils auront ordre de leurs Souverains respectifs, de signer la confédération générale que je suppose sommairement contenue dans les cinq Articles suivans.
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ermächtigt ist; dem Bund muss eine überlegen wirksame Zwangsmacht zustehen, um jeden Staat zu nötigen, sich in seinem Tun oder Unterlassen nach den gemeinsamen Beschlüssen zu richten; schließlich muss der Bund als unwiderruflich und dauerhaft gelten, um die Mitglieder daran zu hindern, sich nach Belieben von ihm loszusagen, sobald sie meinen, ihr besonderes Interesse stehe im Gegensatz zum Allgemeininteresse. Dies also sind die sicheren Merkmale, woran man die Weisheit, Vorteilhaftigkeit und Unerschütterlichkeit der Organisation des Bundes erkennt: Diese Annahme gilt es nun zu erweitern, um auf analytischem Wege zu untersuchen, was der Bund bewirkt, welche Mittel zu seiner Einrichtung geeignet sind und welche Ho¬nung vernünftigerweise besteht, ihn zu verwirklichen. Von Zeit zu Zeit wird bei uns eine Art von allgemeiner Versammlung veranstaltet, genannt Kongress, wohin man sich aus allen Staaten Europas feierlich begibt, um ebenso feierlich zurückzukehren. Dort versammelt man sich, um nichts zu sagen; alle ö¬entlichen Angelegenheiten werden als Privatsachen behandelt; gemeinsam verhandelt man darüber, ob der Tisch rund oder viereckig sein, ob der Saal mehr oder weniger Türen haben, ob ein bestimmter Bevollmächtigter mit dem Gesicht oder mit dem Rücken zum Fenster sitzen, ob ein anderer bei einem Besuch zwei Zoll Weges mehr oder weniger zurücklegen soll, und über tausend ähnlich wichtige Fragen, die seit drei Jahrhunderten unnütz hin und her gewendet werden und gewiss sehr würdig sind, die Politiker unseres Jahrhunderts zu beschäftigen. Es könnte aber einmal vorkommen, dass die Mitglieder einer dieser Versammlungen mit gesundem Menschenverstand begabt sind; es ist sogar möglich, dass sie aufrichtig das ö¬entliche Wohl wollen; und zudem erscheint es aus den im Folgenden ausgeführten Gründen denkbar, dass die Bevollmächtigten, nachdem sehr viele Schwierigkeiten behoben sind, von ihren jeweiligen Souveränen den Befehl zur Unterzeichnung des allgemeinen Bundesvertrages erhalten, dessen wesentlicher Inhalt, wie ich annehme, in den folgenden fünf Artikeln besteht:
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Par le premier, les Souverains contractans établiront entr’eux une alliance perpétuelle et irrévocable, et nommeront des Plénipotentiaires pour tenir dans un lieu déterminé, une Diete ou un congrès permanent, dans lequel tous les di¬érends des Parties contractantes seront réglés et terminés par voies d’arbitrage ou de jugement. Par le second, on spécifiera le nombre des Souverains dont les Plénipotentiaires auront voix à la Diete, ceux qui seront invités d’accéder au Traité; l’ordre, le tems et la maniere, dont la présidence passera de l’un à l’autre par intervalles égaux; enfin la quotité relative des contributions, et la maniere de les lever, pour fournir aux dépenses communes. Par le troisieme, la confédération garantira à chacun de ses membres la possession et le gouvernement de tous les Etats qu’il possede actuellement, de même que la succession élective ou héréditaire, selon que le tout est établi par les loix fondamentales de chaque pays; et pour supprimer tout-d’un-coup la source des démêlés qui renaissent incessamment, on conviendra de prendre la possession actuelle et les derniers Traités pour base de tous les droits mutuels des Puissances contractantes; renonçant pour jamais et réciproquement à toute autre prétention antérieure; sauf les successions futures contentieuses, et autres droits à écheoir, qui seront tous réglés à l’arbitrage de la Diete, sans qu’il soit permis de s’en faire raison par voies de fait, ni de prendre jamais les armes l’un contre l’autre, sous quelque prétexte que ce puisse être. Par le quatrieme, on spécifiera les cas où tout Allié, infracteur du Traité, seroit mis au ban de l’Europe, et proscrit comme ennemi public; savoir, s’il refusoit d’exécuter les jugemens de la grande Alliance, qu’il fit des préparatifs de guerre, qu’il négociât
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Gemäß dem 1. Artikel bilden die vertragschließenden Souveräne untereinander ein dauerhaftes, unwiderrufliches Bündnis und ernennen Bevollmächtigte, die an einem bestimmten Ort eine Bundesversammlung oder einen ständigen Kongress abhalten, wo alle Streitigkeiten zwischen den Vertragsparteien durch Schiedsspruch oder Urteil geregelt und beendet werden. Im 2. Artikel wird im Einzelnen die Anzahl der Souveräne aufgeführt, deren Bevollmächtigte in der Versammlung Stimmrecht haben und die zum Beitritt eingeladen werden sollen; geregelt werden die Reihenfolge, der Zeitpunkt sowie die Art und Weise, wie der Versammlungsvorsitz für jeweils gleiche Zeiträume vom Einen auf den Anderen übergeht, schließlich die verhältnismäßige Quote der für die gemeinsamen Ausgaben erforderlichen Beiträge und das Verfahren ihrer Erhebung. Im 3. Artikel garantiert der Bund jedem Mitglied das Besitzund Regierungsrecht bezüglich aller Staaten, die es gegenwärtig besitzt, ebenso die durch Wahl oder Erbgang bestimmte Rechtsnachfolge, ganz wie sie durch die Grundgesetze des jeweiligen Landes geregelt ist. Um die Quelle der unaufhörlich immer neu entstehenden Streitigkeiten ein für alle mal zu verstopfen, vereinbaren die vertragschließenden Mächte, als Grundlage aller gegenseitigen Rechte untereinander ihren gegenwärtigen Besitz und die letzten Verträge anzuerkennen, verbunden mit dem immerwährenden wechselseitigen Verzicht auf jeglichen anderweitigen, früheren Rechtsanspruch; hingegen sind Streitigkeiten über künftige Nachfolgefragen und andere anfallende Rechte sämtlich durch Schiedsspruch der Bundesversammlung zu regeln; daher ist es verboten, sich im Wege der Selbsthilfe Recht zu verscha¬en oder jemals, unter welchem Vorwand auch immer, mit Wa¬engewalt gegen ein anderes Bundesmitglied vorzugehen. Im 4. Artikel werden die Fälle definiert, in denen jeder Verbündete wegen Vertragsbruchs dem Bann Europas verfällt und als ö¬entlicher Feind geächtet wird, insbesondere wenn er die Ausführungen der Urteile des großen Bündnisses verweigerte, wenn er Kriegsvorbereitungen träfe, über Verträge, die im Gegensatz
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des Traités contraires à la confédération, qu’il prît les armes pour lui résister, ou pour attaquer quelqu’un des Alliés. Il sera encore convenu par le même article, qu’on armera et agira o¬ensivement, conjointement, et à frais communs, contre tout Etat au ban de l’Europe, jusqu’à ce qu’il ait mis bas les armes, exécuté les jugemens et réglemens de la Diete, réparé les torts, remboursé les frais, et fait raison même des préparatifs de guerre, contraires au Traité. Enfin, par le cinquieme, les Plénipotentiaires du Corps Européen auront toujours le pouvoir de former dans la Diete, à la pluralité des voix pour la provision, et aux trois quarts des voix cinq ans après pour la définitive, sur les instructions de leurs Cours, les réglemens qu’ils jugeront importans pour procurer à la République Européenne et à chacun de ses membres, tous les avantages possibles; mais on ne pourra jamais rien changer à ces cinq articles fondamentaux, que du consentement unanime des Confédérés. Ces cinq articles, ainsi abrégés et couchés en regles générales, sont, je n’ignore pas, sujets à mille petites di~cultés, dont plusieurs demanderoient de longs éclaircissemens; mais les petites di~cultés se levent aisément au besoin; et ce n’est pas d’elles qu’il s’agit dans une entreprise de l’importance de celle-ci. Quand il sera question du détail de la police du Congrès, on trouvera mille obstacles, et dix mille moyens de les lever. Ici il est question d’examiner, par la nature des choses, si l’entreprise est possible ou non. On se perdroit dans des volumes de riens, s’il falloit tout prévoir et répondre à tout. En se tenant aux principes incontestables, on ne doit pas vouloir contenter tous les esprits, ni résoudre toutes les objections, ni dire comment tout se fera: il su~t de montrer que tout se peut faire.
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zum Bundesvertrag stehen, verhandelte oder die Wa¬en erhöbe, um dem Bund Widerstand zu leisten oder eines der Bundesmitglieder anzugreifen. In demselben Artikel kommt man zudem überein, gegen jeden unter dem Bann Europas stehenden Staat vereint und auf gemeinsame Kosten aufzurüsten und vorzugehen, bis er die Wa¬en niedergelegt, die Urteile und Anordnungen der Bundesversammlung ausgeführt, die Schäden ersetzt, die Kosten erstattet und sich wegen seiner gegen den Bundesvertrag verstoßenden Kriegsvorbereitungen verantwortet hat. Im 5. Artikel schließlich werden die Bevollmächtigten des europäischen Staatenverbandes fortdauernd ermächtigt, in der Bundesversammlung, vorläufig mit Stimmenmehrheit und nach fünf Jahren mit dem endgültigen Quorum von dreiviertel, gemäß den Anweisungen ihrer jeweiligen Höfe diejenigen Regelungen zu treffen, die sie für wichtig halten, um für die größtmöglichen Vorteile der europäischen Republik und jedes ihrer Mitglieder zu sorgen. Die fünf grundlegenden Vertragsartikel können jedoch nur mit der Zustimmung sämtlicher Bundesmitglieder abgeändert werden. Diese fünf Artikel, so zusammengefasst und in allgemeinen Regeln niedergelegt, sind, wie ich wohl weiß, Gegenstand von tausend kleinen Schwierigkeiten; mehrere davon würden ausgedehnte Klärungen erfordern, aber diese kleinen Probleme lassen sich wenn nötig leicht lösen; und nicht um diese handelt es sich bei einem so wichtigen Vorhaben wie dem hier erörterten. Wenn die Einzelheiten der Politik des Kongresses in Frage stehen, werden sich tausend Hindernisse finden und zehntausend Wege, sie zu bewältigen. Hier ist nach der Natur der Sache die Frage zu prüfen, ob das Vorhaben als solches möglich ist oder nicht. Man verlöre sich in Bänden von Nichtigkeiten, müßte man alles vorhersehen und auf alles antworten. Geleitet von unbestreitbaren Grundsätzen, muss man nicht anstreben, alle Geister zufrieden zu stellen, alle Einwände zu widerlegen oder in allen Einzelheiten zu sagen, wie alles geschehen soll: Es genügt zu zeigen, dass alles zustande gebracht werden kann.
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Que faut-il donc examiner pour bien juger de ce systême? Deux questions seulement; car c’est une insulte que je ne veux pas faire au lecteur, de lui prouver qu’en général l’état de paix est préférable à l’état de guerre. La premiere question est, si la confédération proposée iroit sûrement à son but, et seroit su~sante pour donner à l’Europe une paix solide et perpétuelle. La seconde, s’il est de l’intérêt des Souverains d’établir cette confédération, et d’acheter une paix constante à ce prix. Quand l’utilité générale et particuliere sera ainsi démontrée, on ne voit plus dans la raison des choses, quelle cause pourroit empêcher l’e¬et d’un établissement qui ne dépend que de la volonté des intéressés. Pour discuter d’abord le premier article, appliquons ici ce que j’ai dit ci-devant du systême général de l’Europe, et de l’e¬ort commun qui circonscrit chaque Puissance à-peu-près dans ses bornes, et ne lui permet pas d’en écraser entierement d’autres. Pour rendre sur ce point mes raisonnemens plus sensibles, je joins ici la liste des dix-neuf Puissances qu’on suppose composer la République Européenne; en sorte que chacune ayant voix égale, il y auroit dix-neuf voix dans la Diete; Savoir: L’Empereur des Romains. L’Empereur de Russie. Le Roi de France. Le Roi d’Espagne.
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Was also muss man prüfen, um gültig über dieses System zu urteilen? Nur zwei Fragen; denn ich möchte den Leser nicht durch den Nachweis beleidigen, dass der Friedenszustand dem Kriegszustand im Allgemeinen vorzuziehen ist. Die erste Frage ist, ob der vorgeschlagene Bund seinen Zweck sicher erfüllen würde, d. h. zureichend wäre, Europa einen festen, dauerhaften Frieden zu verscha¬en. Die zweite Frage lautet, ob es im Interesse der Staatsoberhäupter liegt, diesen Bund zu gründen und sich zu diesem Preis einen beständigen Frieden zu erkaufen. Wenn somit der allgemeine und besondere Nutzen bewiesen wird, dann ist aus vernünftigen Sachgründen keine Ursache zu erkennen, welche der Wirksamkeit einer Einrichtung, die nur vom Willen der an ihr Interessierten abhängt, entgegen stehen könnte.
[ 6. Die erste Frage: Eignung des Bundes zur Friedensverwirklichung ] Mit der Erörterung des 1. Punktes beginnend, wollen wir anwenden, was ich oben über das allgemeine System Europas und die gemeinsame Anstrengung ausgeführt habe, welche jeder Macht ungefähr ihre Territorialgrenzen bestimmt und ihr nicht erlaubt, andere gänzlich zu vernichten. Um meine Überlegungen zu diesem Punkt deutlicher darzulegen, füge ich hier die Liste der 19 Mächte an, aus denen sich, wie anzunehmen ist, die europäische Republik zusammensetzt; da jeder von ihnen das gleiche Stimmrecht zukäme, ergäbe dies 19 Stimmen in der Bundesversammlung, nämlich: Der römische Kaiser. Der Kaiser von Russland. Der König von Frankreich. Der König von Spanien.
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Le Roi d’Angleterre. Les Etats Généraux. Le Roi de Dannemarck. La Suede. La Pologne. Le Roi de Portugal. Le Souverain de Rome. Le Roi de Prusse. L’Electeur de Baviere et ses Co-associés. L’Electeur Palatin et ses Co-associés. Les Suisses et leurs Co-associés. Les Electeurs Ecclésiastiques et leurs Associés. La République de Venise et ses Co-associés. Le Roi de Naples. Le Roi de Sardaigne. Plusieurs Souverains moins considérables, tels que la République de Gênes, les Ducs de Modene et de Parme, et d’autres étant omis dans cette liste, seront joints aux moins puissans, par forme d’association, et auront avec eux un droit de su¬rage, semblable au votum curiatum des Comtes de l’Empire. Il est inutile de rendre ici cette énumération plus précise; parce que, jusqu’à l’exécution du projet, il peut survenir d’un moment à l’autre des accidens sur lesquels il la faudroit réformer, mais qui ne changeroient rien au fond du systême. Il ne faut que jetter les yeux sur cette liste, pour voir avec la derniere évidence, qu’il n’est pas possible, ni qu’aucune des Puissances qui la composent soit en état de résister à toutes les autres unies en corps, ni qu’il s’y forme aucune ligue partielle, capable de faire tête à la grande confédération. Car comment se feroit cette ligue? Seroit-ce entre les plus puissans? Nous avons montré qu’elle ne sauroit être durable; et il est bien aisé maintenant de voir encore qu’elle est incompatible
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Der König von England. Die Generalstaaten. Der König von Dänemark. Schweden. Polen. Der König von Portugal. Der Souverän von Rom. Der König von Preussen. Der Kurfürst von Bayern und seine Verbündeten. Der Kurfürst von der Pfalz und seine Verbündeten. Die Schweizer und ihre Verbündeten. Die geistlichen Kurfürsten und ihre Verbündeten. Die Republik von Venedig und ihre Verbündeten. Der König von Neapel. Der König von Sardinien. Einige weniger bedeutende Souveräne, wie die Republik Genua, die Herzöge von Modena und von Parma und andere, die in dieser Liste nicht aufgeführt sind, werden mit weniger Mächtigen zu einer Art von Genossenschaft verbunden sein und dann zusammen ein Stimmrecht haben, ähnlich dem votum curiatum der Reichsgrafen.15 Hier eine noch genauere Aufzählung zu geben, ist nicht zweckmäßig, weil bis zur Verwirklichung des Projekts die Verhältnisse sich von einem Augenblick zum anderen unversehens ändern können, was eine Überarbeitung der Liste erforderte, aber nichts an der Grundlage des Systems änderte. Man braucht nur einen Blick auf diese Liste zu werfen, um mit völliger Evidenz einzusehen, dass unmöglich irgendeine der aufgeführten Mächte imstande wäre, allen anderen zum Verband zusammengeschlossenen Staaten Widerstand entgegenzusetzen, oder dass sich irgend ein Teilbündnis bildete, das dem großen Bund die Stirn bieten könnte. Denn wie käme ein solches Bündnis zustande? Zwischen den mächtigsten Staaten? Dieses könnte, wie wir gezeigt haben, nicht dauerhaft sein; und man kann jetzt auch sehr leicht einsehen,
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avec le systême particulier de chaque grande Puissance, et avec les intérêts inséparables de sa constitution. Seroit-ce entre un grand Etat et plusieurs petits? Mais les autres grands Etats, unis à la confédération, auront bientôt écrasé la ligue: et l’on doit sentir que la grande alliance étant toujours unie et armée, il lui sera facile, en vertu du quatrieme article, de prévenir et d’étou¬er d’abord toute alliance partielle et séditieuse, qui tendroit à troubler la paix et l’ordre public. Qu’on voye ce qui se passe dans le Corps Germanique, malgré les abus de sa police et l’extrême inégalité de ses membres: y en a-t-il un seul, même parmi les plus puissans, qui osât s’exposer au ban de l’Empire, en blessant ouvertement sa constitution, à moins qu’il ne crût avoir de bonnes raisons de ne point craindre que l’Empire voulût agir contre lui tout de bon? Ainsi je tiens pour démontré que la Diete Européenne une fois établie, n’aura jamais de rébellion à craindre, et que bien qu’il s’y puisse introduire quelques abus, ils ne peuvent jamais aller jusqu’à éluder l’objet de l’institution. Reste à voir si cet objet sera bien rempli par l’institution même. Pour cela, considérons les motifs qui mettent aux princes les armes à la main. Ces motifs sont, ou de faire des conquêtes, ou de se défendre d’un Conquérant, ou d’a¬oiblir un trop puissant voisin, ou de soutenir ses droits attaqués, ou de vider un di¬érend qu’on n’a pu terminer à l’amiable, ou enfin de remplir les engagemens d’un traité. Il n’y a ni cause ni prétexte de guerre qu’on ne puisse ranger sous quelqu’un de ces six chefs; or, il est évident qu’aucun des six ne peut exister dans ce nouvel état de choses.
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dass es unvereinbar ist mit dem besonderen System jeder großen Macht und mit den Interessenlagen, die von seiner Verfasstheit nicht zu trennen sind. Würde es zwischen einem großen Staat und mehreren kleinen geschlossen? Aber dieses Bündnis hätten die im Bund vereinten anderen großen Staaten alsbald überwältigt: So gewinne man ein Empfinden dafür, dass es dem großen Bündnis – stets vereint und gerüstet – leicht fiele, aufgrund des 4. Artikels jedem aufrührerischen Teilbündnis, das den Frieden und die ö¬entliche Ordnung zu stören bestrebt wäre, zuvorzukommen und es im Keime zu ersticken. Man beobachte nur, was im Deutschen Reich trotz der Fehler seiner Politik und der extremen Ungleichheit seiner Mitglieder geschieht: Gibt es, selbst unter den mächtigsten, auch nur ein einziges, das durch o¬ene Verletzung der Reichsverfassung es wagen würde, sich dem Bann des Reiches auszusetzen, es sei denn es meinte gute Gründe zu haben, nicht befürchten zu müssen, dass das Reich entschlossene Gegenmaßnahmen zu ergreifen gewillt sei? So halte ich für bewiesen, dass die europäische Bundesversammlung, ist sie einmal eingerichtet, einen Umsturz niemals zu fürchten hat und dass, obwohl sich einige Mängel einschleichen mögen, diese doch niemals so weit gehen können, den Zweck der Institution zu vereiteln. Ob dieser Zweck durch die Institution selbst gut erfüllt wird, bleibt im Folgenden zu prüfen. Dazu wollen wir die Motive betrachten, welche die Fürsten zu den Wa¬en greifen lassen. Diese Motive sind, entweder selbst Eroberungen zu machen oder sich eines Eroberers zu erwehren, einen zu mächtigen Nachbarn zu schwächen, eigene Rechtsstellungen gegen Angri¬e zu behaupten, einen Streitfall, den man friedlich nicht beilegen konnte, zu Ende zu bringen oder schließlich die Verpflichtungen aus einem Vertrag zu erfüllen. Es gibt keinen Grund oder Vorwand zum Krieg, der sich nicht irgendeinem dieser sechs Hauptpunkte einordnen ließe; nun ist aber o¬ensichtlich, dass keiner der sechs Punkte unter den neuen Verhältnissen bestehen kann.
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Premierement, il faut renoncer aux conquêtes, par l’impossibilité d’en faire, attendu qu’on est sûr d’être arrêté dans son chemin par de plus grandes forces que celles qu’on peut avoir; de sorte qu’en risquant de tout perdre, on est dans l’impuissance de rien gagner. Un Prince ambitieux qui veut s’agrandir en Europe, fait deux choses. Il commence par se fortifier de bonnes alliances, puis il tâche de prendre son ennemi au dépourvu. Mais les alliances particulieres ne serviroient de rien contre une alliance plus forte, et toujours subsistante; et nul Prince n’ayant plus aucun prétexte d’armer, il ne sauroit le faire sans être apperçu, prévenu et puni par la confédération toujours armée. La même raison qui ôte à chaque Prince tout espoir de conquêtes, lui ôte en même tems toute crainte d’être attaqué; et non-seulement ses Etats garantis par toute l’Europe, lui sont aussi assurés qu’aux citoyens leurs possessions dans un pays bien policé, mais plus que s’il étoit leur unique et propre défenseur, dans le même rapport que l’Europe entiere est plus forte que lui seul. On n’a plus de raison de vouloir a¬oiblir un voisin, dont on n’a plus rien à craindre; et l’on n’en est pas même tenté, quand on n’a nul espoir de réussir. A l’égard du soutien de ses droits, il faut d’abord remarquer qu’une infinité de chicanes et de prétentions obscures et embrouillées, seront toutes anéanties par le troisieme article de la confédération, qui regle définitivement tous les droits réciproques des Souverains alliés sur leur actuelle possession. Ainsi toutes les demandes et prétentions possibles deviendront claires à l’avenir, et seront jugées dans la Diete, à mesure qu’elles pourront naître: ajoutez que si l’on attaque mes droits, je dois les soutenir par la même voie. Or, on ne peut les attaquer par les armes, sans encou-
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Vor allem muss man auf Eroberungen verzichten, weil sie unmöglich werden, insofern man mit Sicherheit von stärkeren Kräften, als sie einem selbst verfügbar sind, aufgehalten wird; so macht einen das Risiko, alles zu verlieren, ohnmächtig, etwas zu gewinnen. Ein ehrgeiziger Fürst, der in Europa auf Eroberungen aus ist, tut zweierlei: Er beginnt, sich durch gute Bündnisse zu verstärken; dann versucht er, seinen Feind zu unversehens zu überfallen. Aber Sonderbündnisse würden gegen ein stärkeres und ständig bestehendes Bündnis nichts ausrichten; und da kein Fürst mehr einen Vorwand hat aufzurüsten, könnte er dies nicht tun, ohne dass der ständig gerüstete Bund es bemerkte, ihm zuvorkäme und ihn bestrafte. Derselbe Grund, der jedem Fürsten jegliche Ho¬nung auf Eroberungen nimmt, nimmt ihm zugleich jede Furcht vor Angri¬en; und seine durch ganz Europa garantierten Staaten sind ihm nicht nur ebenso sicher wie den Bürgern eines gut regierten Landes ihre Güter, sondern sogar in noch höherem Maß, als wenn er seiner Staaten einziger tauglicher Verteidiger wäre, nämlich in dem gleichen Maße, wie ganz Europa stärker ist als er allein. Es gibt keinen Grund mehr, einen Nachbarn schwächen zu wollen, von dem man nichts mehr zu befürchten hat; und man kommt nicht einmal in Versuchung es zu tun, wenn keinerlei Ho¬nung auf Erfolg besteht. Hinsichtlich der Selbstbehauptung in eigenen Rechtspositionen ist zunächst herauszustellen, dass eine endlose Reihe von Rechtsverdrehungen und unklaren, in Verwirrung geratenen Rechtsansprüchen durch den 3. Artikel des Bundesvertrages, der alle gegenseitigen Rechte der verbündeten Souveräne auf ihren gegenwärtigen Besitzstand abschließend regelt, insgesamt abgeschnitten ist. So werden alle Forderungen und möglichen Rechtsansprüche für die Zukunft geklärt und in der Bundesversammlung urteilsförmig nach Maßgabe ihrer Entstehungsgründe entschieden: Hinzuzufügen ist, dass ich im Falle eines Angri¬s auf meine Rechte gehalten bin, sie auf dem gleichen Wege zu verteidigen. Nun kann man meine Rechte nicht bewa¬net angreifen, ohne sich
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rir le ban de la Diete. Ce n’est donc pas non plus par les armes que j’ai besoin de les défendre; on doit dire la même chose des injures, des torts, des réparations, et de tous les di¬érends imprévus qui peuvent s’élever entre deux Souverains; et le même pouvoir qui doit défendre leurs droits, doit aussi redresser leurs griefs. Quant au dernier article, la solution saute aux yeux. On voit d’abord que n’ayant plus d’aggresseur à craindre, on n’a plus besoin de traité défensif, et que comme on n’en sauroit faire de plus solide et de plus sûr que celui de la grande confédération, tout autre seroit inutile, illégitime, et par conséquent nul. Il n’est donc pas possible que la confédération une fois établie, puisse laisser aucune semence de guerre entre les confédérés, et que l’objet de la Paix perpétuelle ne soit exactement rempli par l’exécution du systême proposé. Il nous reste maintenant à examiner l’autre question qui regarde l’avantage des parties contractantes; car on sent bien que vainement feroit-on parler l’intérêt public au préjudice de l’intérêt particulier. Prouver que la paix est en général préférable à la guerre, c’est ne rien dire à celui qui croit avoir des raisons de préférer la guerre à la paix; et lui montrer les moyens d’établir une paix durable, ce n’est que l’exciter à s’y opposer. En e¬et, dira-t-on, vous ôtez aux Souverains le droit de se faire justice à eux-mêmes, c’est-à-dire le précieux droit d’être injustes quand il leur plaît; vous leur ôtez le pouvoir de s’agrandir aux
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den Bann der Bundesversammlung zuzuziehen. Also brauche ich meine Rechte auch nicht mehr mit Wa¬engewalt zu verteidigen; gleiches gilt für alle Unrechtshandlungen, Schädigungen, Ersatzleistungen und sämtliche unvorhergesehenen Streitfälle, die zwischen zwei Souveränen entstehen können; und dieselbe Macht, die deren Rechte zu verteidigen hat, muss auch geschehenen Rechtsbeeinträchtigungen abhelfen. Was den letzten Artikel angeht, so ist die Lösung augenfällig. Man sieht sogleich: da man keinen Angreifer mehr zu fürchten braucht, ist auch kein Verteidigungspakt mehr nötig, und da man keinen festeren und sichereren als den des großen Bundes schließen könnte, wäre jeder andere nutzlos, unrechtmäßig und infolgedessen nichtig. Es ist also unmöglich, dass der Bund, einmal eingerichtet, irgendeine Ursache des Krieges zwischen den Bundesmitgliedern bestehen lassen könnte, und dass durch die Verwirklichung des vorgeschlagenen Systems der Zweck des fortdauernden Friedens nicht genau erfüllt würde.
[ 7. Die zweite Frage: Hinreichende Interessenmotive aller Souveräne zur Gründung des europäischen Bundes ] Zu prüfen bleibt uns jetzt noch die zweite Frage, die sich auf den Vorteil für die vertragschließenden Parteien bezieht: Denn wie man gut nachempfinden kann, wäre es vergebens, für das ö¬entliche Interesse zum Nachteil des Partikularinteresses zu argumentieren. Der Beweis, dass der Friede gegenüber dem Krieg im allgemeinen vorzugswürdig ist, bedeutet nichts für denjenigen, der meint Gründe zu haben, den Krieg dem Frieden vorzuziehen; und ihm die Mittel zur Verwirklichung eines dauerhaften Friedens aufzuzeigen, treibt ihn nur dazu, sich dem entgegen zu stellen. Tatsächlich, so wird man sagen, entzieht ihr den Souveränen das Recht, sich selbst Recht zu verscha¬en, das heißt das kostbare Recht, ungerecht zu sein, wenn es ihnen gefällt; ihr nehmt ihnen
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dépens de leurs voisins; vous les faites renoncer à ces antiques prétentions qui tirent leur prix de leur obscurité, parce qu’on les étend avec sa fortune, à cet appareil de puissance et de terreur, dont ils aiment à e¬rayer le monde, à cette gloire des conquêtes, dont ils tirent leur honneur; et pour tout dire, enfin, vous les forcez d’être équitables et pacifiques. Quels seront les dédommagemens de tant de cruelles privations? Je n’oserois répondre avec l’Abbé de Saint-Pierre: que la véritable gloire des Princes consiste à procurer l’utilité publique, et le bonheur de leurs sujets; que tous leurs intérêts sont subordonnés à leur réputation; et que la réputation qu’on acquiert auprès des sages, se mesure sur le bien que l’on fait aux hommes; que l’entreprise d’une paix perpétuelle étant la plus grande qui ait jamais été faite, est la plus capable de couvrir son Auteur d’une gloire immortelle ; que cette même entreprise étant aussi la plus utile aux Peuples, est encore la plus honorable aux Souverains; la seule sur-tout qui ne soit pas souillée de sang, de rapines, de pleurs, de malédictions; et qu’enfin le plus sûr moyen de se distinguer dans la foule des Rois, est de travailler au bonheur public. Laissons aux harangueurs ces discours, qui, dans les cabinets des Ministres, ont couvert de ridicule l’Auteur et ses projets: mais ne méprisons pas comme eux ses raisons; et quoi qu’il en soit des vertus des Princes, parlons de leurs intérêts. Toutes les Puissances de l’Europe ont des droits ou des prétentions les unes contre les autres; ces droits ne sont pas de nature à pouvoir jamais être parfaitement éclaircis; parce qu’il n’y a point pour en juger, de regle commune et constante, et qu’ils sont souvent fondés sur des faits équivoques ou incertains. Les di¬érends qu’ils causent, ne sauroient non plus être jamais terminés sans
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die Macht, ihr Herrschaftsgebiet auf Kosten ihrer Nachbarn zu vergrößern; ihr veranlasst sie zum Verzicht auf diese unvordenklichen Rechtsansprüche, deren Wert in ihrer Unklarheit besteht, weil man sie im Glücksfall erweitert, zum Verzicht auf diesen Macht- und Schreckensapparat, mit dem sie die Welt in Furcht zu versetzen belieben, auf diesen Ruhm des Eroberns, woraus sie ihre Ehre ableiten; schließlich, um alles zu sagen, zwingt ihr sie zu Gerechtigkeit und Friedfertigkeit. Welche Entschädigungen werden für so viele grausame Verluste geleistet? Ich würde es nicht wagen, mit dem Abbé de Saint-Pierre zu antworten: Dass der wahrhafte Ruhm der Fürsten darin besteht, für den ö¬entlichen Nutzen und das Glück ihrer Untertanen Sorge zu tragen; dass alle ihre Interessen ihrem guten Ruf untergeordnet sind; und dass der gute Name, den man sich bei den Weisen erwirbt, sich nach dem Guten bemisst, das man für die Menschen getan hat; dass das Vorhaben eines fortdauernden Friedens – das bedeutendste, das jemals unternommen worden ist – am besten geeignet ist, seinem Urheber unsterblichen Ruhm zu verscha¬en; dass eben dieses Unternehmen, das auch den Völkern größten Nutzen bringt, überdies den Souveränen höchste Ehre einträgt – ist es doch überhaupt das einzige, auf dem nicht Blut, Räubereien, Tränen, Verwünschungen lasten; und dass schließlich das sicherste Mittel, sich von der Menge der Könige abzuheben, die Tätigkeit für das Allgemeinwohl ist. Überlassen wir diese Reden, die in den Kabinetten der Minister den Autor und seine Projekte lächerlich gemacht haben, den Spöttern: Aber verachten wir nicht, wie es diese tun, seine Argumente; und wie auch immer es sich mit den Tugenden der Fürsten verhalten mag, sprechen wir von ihren Interessen. Alle Mächte Europas haben Rechte oder Rechtsansprüche gegeneinander; diese Rechte sind nicht von der Art, dass sie jemals vollkommen geklärt werden könnten, weil es keine gemeinsame, feststehende Regel zu ihrer Beurteilung gibt, und weil sie sich oft auf zweideutige oder ungewisse Tatsachen stützen. Die dadurch verursachten Streitigkeiten könnten niemals mehr zu einem end-
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retour, tant faute d’arbitre compétent, que parce que chaque Prince revient dans l’occasion sans scrupule, sur les cessions qui lui ont été arrachées par force dans des traités par les plus puissans, ou après des guerres malheureuses. C’est donc une erreur de ne songer qu’à ses prétentions sur les autres, et d’oublier celles des autres sur nous, lorsqu’il n’y a d’aucun côté ni plus de justice, ni plus d’avantage dans les moyens de faire valoir ces prétentions réciproques. Si-tôt que tout dépend de la fortune, la possession actuelle est d’un prix que la sagesse ne permet pas de risquer contre le profit à venir, même à chance égale; et tout le monde blâme un homme à son aise, qui, dans l’espoir de doubler son bien, l’ose risquer en un coup de dez. Mais nous avons fait voir que dans les projets d’agrandissement, chacun, même dans le systême actuel, doit trouver une résistance supérieure à son e¬ort; d’où il suit que les plus puissans n’ayant aucune raison de jouer, ni les plus foibles aucun espoir de profit, c’est un bien pour tous de renoncer à ce qu’ils désirent, pour s’assurer ce qu’ils possedent. Considérons la consommation d’hommes, d’argent, de forces de toute espece, l’épuisement où la plus heureuse guerre jette un Etat quelconque; et comparons ce préjudice aux avantages qu’il en retire, nous trouverons qu’il perd souvent quand il croit gagner, et que le vainqueur, toujours plus foible qu’avant la guerre, n’a de consolation que de voir le vaincu plus a¬oibli que lui; encore cet avantage est-il moins réel qu’apparent, parce que la supériorité qu’on peut avoir acquise sur son adversaire, on l’a perdue en même tems contre les Puissances neutres, qui sans changer
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gültigen Abschluss gebracht werden – und zwar gleichermaßen deshalb, weil es an einem zur Entscheidung berufenen Schiedsrichter fehlt, und jeder Fürst bei sich bietender Gelegenheit ohne Skrupel auf die Abtretungen zurückkommt, die ihm in von stärkeren Mächten gewaltsam aufgezwungenen Verträgen oder nach unglücklichem Kriegsverlauf abgepresst worden sind. Es ist also ein Irrtum, nur auf die eigenen Ansprüche gegenüber anderen bedacht zu sein und diejenigen der anderen uns gegenüber außer Acht zu lassen, da doch auf keiner Seite weder ein besseres Recht noch eine größere Überlegenheit an Mitteln bestehen, um diese gegenseitigen Ansprüche zur Geltung zu bringen. Sobald alles vom Glück abhängt, hat der aktuelle Besitzstand einen Wert, den um eines künftigen Gewinns willen aufs Spiel zu setzen, die Klugheit verbietet, selbst wenn die Chancen 50 zu 50 stehen; und jedermann tadelt einen wohlhabenden Menschen, der in der Ho¬nung, sein Gut zu verdoppeln, auf einen Wurf dessen Verlust riskiert. Nun haben wir aber dargetan, dass schon im gegenwärtigen europäischen System jede Macht mit dem Vorhaben, sich gebietsmäßig zu vergrößern, auf einen ihrer Anstrengung überlegenen Widerstand tre¬en muss. Daraus folgt: Da die Mächtigeren keinen Grund haben zu spielen und die Schwächeren keine Ho¬nung auf Gewinn, ist es für alle gut, auf das, was sie wünschen, zu verzichten, um sicherzustellen, was sie besitzen. Ziehen wir in Betracht den Verlust von Menschen, an Geld und Kräften jeglicher Art, den Zustand der Erschöpfung, in den selbst der am günstigsten verlaufende Krieg jedweden Staat versetzt; und vergleichen wir diesen Schaden mit den Kriegsgewinnen, so werden wir feststellen, dass er oft verliert, wenn er zu gewinnen meint, und dass der Sieger, der stets schwächer ist als vor dem Krieg, sich nur damit trösten kann, den Besiegten noch geschwächter als sich selbst zu sehen; überdies ist dieser Vorteil eher scheinbar als wirklich, weil man die möglicherweise über den Kriegsgegner erlangte Überlegenheit zur gleichen Zeit gegenüber den neutral gebliebenen Mächten verloren hat, die im Verhältnis zu uns, ohne dass sich an ihrem eigenen Zustand etwas geändert
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d’état se fortifient, par rapport à nous, de tout notre a¬oiblissement. Si tous les Rois ne sont pas revenus encore de la folie des conquêtes, il semble au moins que les plus sages commencent à entrevoir qu’elles coûtent quelquefois plus qu’elles ne valent. Sans entrer à cet égard dans mille distinctions qui nous meneroient trop loin, on peut dire en général qu’un Prince, qui, pour reculer ses frontieres, perd autant de ses anciens sujets qu’il en acquiert de nouveaux, s’a¬oiblit en s’agrandissant; parce qu´avec un plus grand espace à défendre, il n’a pas plus de défenseurs. Or, on ne peut ignorer que par la maniere dont la guerre se fait aujourd’hui, la moindre dépopulation qu’elle produit est celle qui se fait dans les armées: c’est bien-là la perte apparente et sensible; mais il s’en fait en même tems dans tout l’Etat une plus grave et plus irréparable que celle des hommes qui meurent, par ceux qui ne naissent pas, par l’augmentation des impôts, par l’interruption du commerce, par la désertion des campagnes, par l’abandon de l’agriculture; ce mal qu’on n’aperçoit point d’abord, se fait sentir cruellement dans la suite: et c’est alors qu’on est étonné d’être si foible, pour s’être rendu si puissant. Ce qui rend encore les conquêtes moins intéressantes, c’est qu’on sait maintenant par quels moyens on peut doubler et tripler sa puissance, non-seulement sans étendre son territoire, mais quelquefois en le resserrant, comme fit très-sagement l’Empereur Adrien. On sait que ce sont les hommes seuls qui font la force des Rois; et c’est une proposition qui découle de ce que je viens de dire, que de deux Etats qui nourrissent le même nombre d’habitans, celui qui occupe une moindre étendue de terre, est réellement le plus puissant. C’est donc par de bonnes loix, par une sage
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hätte, bloß durch unseren gesamten Schwächezustand stärker werden. Wenn auch noch nicht alle Könige vom Wahnsinn des Eroberns genesen sind, so scheint es zumindest, die klügsten begännen zu ahnen, dass Eroberungen manchmal mehr kosten als sie einbringen. Ohne auf diesen Gesichtspunkt in tausend Unterscheidungen, die uns zu weit abführen würden, näher einzugehen, kann man doch im allgemeinen sagen, dass ein Fürst, der um der Erweiterung seiner Grenzen willen ebenso viele seiner bisherigen Untertanen verliert wie er neue erwirbt, sich schwächt, indem er seinen Herrschaftsbereich ausdehnt; denn mit einem größeren Gebiet, das er nun zu verteidigen hat, verfügt er nicht zugleich über mehr Leute zur Verteidigung. Nun ist aber allgemein bekannt, dass bei der heutigen Art des Kriegsgeschehens die Verluste an Menschen bei den Armeen im geringeren Maße eintreten: Ist das auch der o¬enkundige, unmittelbar spürbare Verlust, so entsteht doch zur gleichen Zeit dem Staatsganzen ein noch schwerer wiegender Verlust, in höherem Grade unersetzlich als derjenige von Menschen, die sterben, nämlich an denjenigen, die nicht geboren werden, durch die Erhöhung der Abgabenlast, die Unterbrechung des Handels, die Entvölkerung der Ländereien, die Einstellung der Landbewirtschaftung. Dieses Übel, das man zunächst nicht wahrnimmt, wird in der Folgezeit auf grausame Weise fühlbar; und dann ist man erstaunt, um des erstrebten so großen Machtgewinns willen letztlich so geschwächt zu sein. Hinzu kommt, dass Eroberungen weniger interessant sind, weil man heute weiß, mit welchen Mitteln man eigentlich seine Macht verdoppeln und verdreifachen kann, und zwar nicht nur ohne das eigene Staatsgebiet auszudehnen, sondern manchmal sogar, indem man es einschränkt, wie es Kaiser Hadrian auf höchst kluge Weise tat. Bekanntlich sind es allein die Menschen, worauf die Stärke der Könige beruht; und aus dem schon Dargelegten folgt, dass von zwei Staaten, welche die gleiche Anzahl von Einwohnern ernähren, derjenige mit dem kleineren Territorium in Wirklichkeit der mächtigere ist. Vor allem also durch gute Gesetze, durch eine
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police, par de grandes vues économiques, qu’un Souverain judicieux est sûr d’augmenter ses forces, sans rien donner au hasard. Les véritables conquêtes qu’il fait sur ses voisins, sont les établissemens plus utiles qu’il forme dans ses Etats; et tous les sujets de plus qui lui naissent, sont autant d’ennemis qu’il tue. Il ne faut point m’objecter ici que je prouve trop, en ce que, si les choses étoient comme je les représente, chacun ayant un véritable intérêt de ne pas entrer en guerre, et les intérêts particuliers s’unissant à l’intérêt commun pour maintenir la paix, cette paix devroit s’établir d’elle-même, et durer toujours sans aucune confédération. Ce seroit faire un fort mauvais raisonnement dans la présente constitution; car quoiqu’il fût beaucoup meilleur pour tous d’être toujours en paix, le défaut commun de sûreté à cet égard, fait que chacun ne pouvant s’assurer d’éviter la guerre, tâche au moins de la commencer à son avantage quand l’occasion le favorise, et de prévenir un voisin, qui ne manqueroit pas de le prévenir à son tour, dans l’occasion contraire; de sorte que beaucoup de guerres, même o¬ensives, sont d’injustes précautions pour mettre en sûreté son propre bien, plutôt que des moyens d’usurper celui des autres. Quelque salutaires que puissent être généralement les maximes du bien public, il est certain, qu’à ne considérer que l’objet qu’on regarde en politique, et souvent même en morale, elles deviennent pernicieuses à celui qui s’obstine à les pratiquer avec tout le monde, quand personne ne les pratique avec lui. Je n’ai rien à dire sur l’appareil des armes, parce que destitué de fondemens solides, soit de crainte, soit d’espérance, cet appareil est un jeu d’enfans, et que les Rois ne doivent point avoir de poupées. Je ne dis rien non plus de la gloire des Conquérans, parce que s’il y avoit quelques monstres qui s’a¬ligeassent uniquement
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kluge Politik und ökonomischen Weitblick vermehrt ein vernünftiger Souverän seine Machtmittel, ohne irgendetwas dem Zufall zu überlassen. Die wahrhaften Eroberungen gegenüber seinen Nachbarn sind die nützlicheren Einrichtungen, die er in seinen Staaten entwickelt; und all die Untertanen, die ihm in größerer Zahl geboren werden, wiegen allemal die Feinde auf, die er tötet. Man darf mir hier nicht entgegenhalten, ich bewiese zu viel, weil nämlich, wenn die Dinge so wären wie dargelegt, jeder ein wahrhaftes Interesse hätte, nicht in einen Krieg verwickelt zu werden, und daher die Partikularinteressen sich zu einem gemeinsamen Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens vereinigten, weshalb dieser Friedenszustand sich von selbst einstellte und auch ohne Bund immerfort andauerte. Dies wäre in Anbetracht der gegenwärtigen europäischen Lage eine ganz unrichtige Argumentation; denn obwohl ein fortdauernder Friede viel besser für alle wäre, wirkt doch der in dieser Hinsicht bestehende, allen gemeinsame Mangel an Sicherheit dahin, dass jeder, da er nicht sicher sein kann, den Krieg zu vermeiden, wenigstens versucht, ihn bei günstiger Gelegenheit zu seinem Vorteil zu beginnen und damit einem Nachbarn zuvorzukommen, welcher seinerseits bei für ihn selbst günstiger Gelegenheit präventiv anzugreifen nicht zögern würde. Deshalb sind viele Kriege, selbst Angri¬skriege, eher ungerechtfertigte Vorsichtsmaßnahmen, um das eigene Gut sicherzustellen, als Mittel, das Gut anderer zu Unrecht an sich zu bringen. Wie segensreich auch immer die Maximen des ö¬entlichen Wohls im allgemeinen sein könnten, so ist doch, bedenkt man ausschließlich das Ziel, das man in der Politik und oft selbst in der Moral im Auge hat, gewiss, dass sie sich für den schädlich auswirken, der eigensinnig darauf besteht, sie jedermann gegenüber in der Praxis anzuwenden, während niemand dies ihm gegenüber tut. Nichts zu sagen habe ich über die Armee, weil dieses Werkzeug, wenn es nicht in festen Grundlagen, beruhend auf Furcht oder Ho¬nung, verankert ist, ein Spielzeug ist, und die Könige keine Puppen haben sollen. Ich sage auch nichts über den Ruhm der Eroberer; denn wenn es einige Unmenschen gäbe, die sich
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pour n’avoir personne à massacrer, il ne faudroit point leur parler raison, mais leur ôter les moyens d’exercer leur rage meurtriere. La garantie de l’article troisieme ayant prévenu toutes solides raisons de guerre, on ne sauroit avoir de motif de l’allumer contre autrui, qui ne puisse en fournir autant à autrui contre nous-mêmes; et c’est gagner beaucoup, que de s’a¬ranchir d’un risque où chacun est seul contre tous. Quant à la dépendance où chacun sera du Tribunal commun, il est très-clair qu’elle ne diminuera rien des droits de la souveraineté, mais les a¬ermira au contraire, et les rendra plus assurés par l’article troisieme, en garantissant à chacun, non-seulement ses Etats contre toute invasion étrangere, mais encore son autorité contre toute rébellion de ses sujets; ainsi les Princes n’en seront pas moins absolus, et leur Couronne en sera plus assurée: de sorte qu’en se soumettant au jugement de la Diete, dans leurs démêlés d’égal à égal, et s’ôtant le dangereux pouvoir de s’emparer du bien d’autrui, ils ne font que s’assurer de leurs véritables droits, et renoncer à ceux qu’ils n’ont pas. D’ailleurs, il y a bien de la différence entre dépendre d’autrui, ou seulement d’un Corps dont on est membre, et dont chacun est chef à son tour; car en ce dernier cas on ne fait qu’assurer sa liberté, par les garants qu’on lui donne; elle s’aliéneroit dans les mains d’un maître, mais elle s’a¬ermit dans celles des Associés. Ceci se confirme par l’exemple du Corps Germanique; car bien que la souveraineté de ses membres soit altérée à bien des égards par sa constitution, et qu’ils soient par conséquent dans un cas moins favorable que ne seroient ceux du Corps Européen, il n’y en a pourtant pas un seul, quelque jaloux qu’il soit de son autorité, qui voulût, quand il le
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einzig betrübt zeigten, weil sie niemanden zu massakrieren haben, so müßte man ihnen nicht vernünftig zureden, sondern die Mittel zu ihrer mörderischen Raserei wegnehmen. Da die Garantie des 3. Artikels alle echten Kriegsgründe ausgeräumt hat, hätte man zur Kriegführung gegen einen anderen kein Motiv, das nicht ebenso irgendeinem anderen als Motiv zum Krieg gegen uns dienen könnte; und es bedeutet viel zu gewinnen, sich von einem Risiko zu befreien, wo jeder allein gegen alle steht. Was die Abhängigkeit eines jeden vom gemeinsamen Gerichtshof betri¬t, so ist völlig klar, dass sie die Souveränitätsrechte nicht im geringsten schmälert, sondern im Gegenteil festigt und stärker absichert, da gemäß Artikel 3 jedem Souverän nicht nur die Integrität seiner Staaten gegen jeglichen fremden Angri¬, sondern auch seine Autorität gegen jedweden Aufstand seiner Untertanen garantiert werden. So werden die Fürsten dadurch nicht weniger absolut und ihrer Krone sicherer: Denn indem sie sich in Streitigkeiten untereinander der Rechtsprechung der Bundesversammlung unterstellen und das gefährliche Vermögen aufgeben, sich des Gutes eines anderen zu bemächtigen, lassen sie sich nur ihre wohlbegründeten Rechte zusichern und verzichten auf diejenigen, die ihnen nicht zustehen. Im Übrigen besteht ein sehr großer Unterschied zwischen der Abhängigkeit von einem anderen und der Abhängigkeit bloß von einem körperschaftlichen Verband, dessen Mitglied man ist, und in dem jedem Mitglied der Reihe nach die Stellung als Oberhaupt zukommt. Denn letzteren Falls läßt man durch die im Verband selbst eingesetzten Gewährsleute nur seine eigene Freiheit sichern: in den Händen eines Herrschers würde die Freiheit sich entäußern, in denen der Bundesgenossen hingegen sich festigen. Dies wird durch das Beispiel des Deutschen Reiches bestätigt; denn obwohl durch dessen Verfassung die Souveränität seiner Mitglieder in sehr vielen Hinsichten eingeschränkt wird, und diese infolgedessen in einer weniger günstigen Lage sind als es die Mitglieder des Europäischen Bundes wären, gibt es jedoch kein einziges Mitglied des Reichsverbandes, so sehr es auch Wert auf seine Landesherrschaft
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pourroit, s’assurer une indépendance absolue, en se détachant de l’Empire. Remarquez de plus que le Corps Germanique ayant un Chef permanent, l’autorité de ce Chef doit nécessairement tendre sans cesse à l’usurpation; ce qui ne peut arriver de même dans la Diete Européenne, où la présidence doit être alternative, et sans égard à l’inégalité de puissance. A toutes ces considérations il s’en joint une autre bien plus importante encore pour des gens aussi avides d’argent que le sont toujours les Princes; c’est une grande facilité de plus d’en avoir beaucoup, par tous les avantages qui résulteront pour leurs Peuples et pour eux, d’une paix continuelle, et par l’excessive dépense qu’épargne la réforme de l’état militaire, de ces multitudes de forteresses, et de cette énorme quantité de troupes qui absorbe leurs revenus, et devient chaque jour plus à charge à leurs Peuples et à eux-mêmes. Je sais qu’il ne convient pas à tous les Souverains de supprimer toutes leurs troupes, et de n’avoir aucune force publique en main pour étou¬er une émeute inopinée, ou repousser une invasion subite.* Je sais encore qu’il y aura un contingent à fournir à la confédération, tant pour la garde des frontieres de l’Europe, que pour l’entretien de l’armée confédérative destinée à soutenir, au besoin, les décrets de la Diete. Mais toutes ces dépenses faites, et l’extraordinaire des guerres à jamais supprimé, il resteroit encore plus de la moitié de la dépense militaire ordinaire à répartir entre le soulagement des sujets, et les co¬res du Prince;
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Il se présente encore ici d’autres objections: mais comme l’Auteur du projet ne se les est pas faites, je les ai rejettées dans l’examen.
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legt, das sich, falls es dies könnte, eine absolute Unabhängigkeit durch Loslösung vom Reich sichern wollte. Weiterhin ist zu vermerken, dass das Deutsche Reich ein ständiges Oberhaupt hat, dessen Autorität notwendigerweise unaufhörlich zur Anmaßung unbeschränkter Herrschaft tendieren muss, was in der europäischen Bundesversammlung, wo die Präsidentschaft von den Mitgliedern ungeachtet der Ungleichheit ihrer Macht abwechselnd wahrgenommen werden soll, nicht gleichermaßen geschehen kann. All diesen Erwägungen schließt sich eine weitere an – noch bedeutend wichtiger für so geldgierige Leute, wie es Fürsten stets sind; immer mehr Geld zu erlangen, wird nämlich sehr erleichtert durch all die Vorteile, die sich für ihre Völker und für sie selbst aus einem dauerhaften Friedenszustand ergeben werden, und auch durch die infolge der Reform des Militäretats ersparten übermäßigen Ausgaben für die Vielzahl von Festungen und die enorme Menge an Truppen, welche ihre Einkünfte aufzehren und den Völkern wie den Fürsten täglich mehr zur Last fallen. Ich weiß, es ist nicht für alle Souveräne ratsam, all ihre Truppen abzuscha¬en und über keine ö¬entliche Macht mehr zu gebieten, um einen unerwarteten Aufstand zu unterdrücken oder eine plötzliche Invasion zurückzuschlagen.* Auch weiß ich, dass dem Bund ein Truppenkontingent zur Verfügung zu stellen ist, sowohl für den Schutz der europäischen Außengrenzen als auch zur Unterhaltung einer Bundesarmee, dazu bestimmt, den Beschlüssen der Bundesversammlung wenn nötig Geltung zu verscha¬en. Aber vorausgesetzt, all diese Ausgaben seien eingerechnet und die außerordentlichen Ausgabenetats für Kriege auf immer abgescha¬t, bliebe noch mehr als die Hälfte der im ordentlichen Militäretat angesetzten Ausgaben als Ersparnis übrig, die unter den Untertanen zu deren Entlastung und dem Fürsten für dessen Schatz*
Hier wären noch andere Einwände zu erheben; aber da der Autor des Projekts sie nicht angeführt hat, habe ich sie für die kritische Prüfung zurückgestellt.
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de sorte que le Peuple payeroit beaucoup moins; que le Prince, beaucoup plus riche, seroit en état d’exciter le Commerce, l’Agriculture, les Arts, de faire des établissemens utiles, qui augmenteroient encore la richesse du Peuple et la sienne; et que l’Etat seroit avec cela dans une sûreté beaucoup plus parfaite que celle qu’il peut tirer de ses armées, et de tout cet appareil de guerre qui ne cesse de l’épuiser au sein de la paix. On dira peut-être que les pays frontieres de l’Europe seroient alors dans une position plus désavantageuse, et pourroient avoir également des guerres à soutenir, ou avec le Turc, ou avec les corsaires d’Afrique, ou avec les Tartares. A cela je réponds, l°. que ces pays sont dans le même cas aujourd’hui, et que par conséquent ce ne seroit pas pour eux un désavantage positif à citer, mais seulement un avantage de moins, et un inconvénient inévitable, auquel leur situation les expose. 2°. Que, délivrés de toute inquiétude du côté de l’Europe, ils seroient beaucoup plus en état de résister au-dehors. 3°. Que la suppression de toutes les forteresses de l’intérieur de l’Europe, et des frais nécessaires à leur entretien, mettroit la confédération en état d’en établir un grand nombre sur les frontieres, sans être à charge aux confédérés. 4°. Que ces forteresses construites, entretenues et gardées à frais communs, seroient autant de suretés et de moyens d’épargne pour les Puissances-frontieres, dont elles garantiroient les Etats. 5°. Que les troupes de la confédération distribuées sur les confins de l’Europe, seroient toujours prêtes à repousser l’agresseur. 6°. Qu’enfin, un Corps aussi redoutable que la République Européenne, ôteroit aux Etrangers l’envie d’attaquer aucun de ses membres; comme le Corps Germanique, in-
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kisten aufzuteilen wären. Deshalb würde das Volk weit weniger an Abgaben bezahlen; der viel reichere Fürst wäre imstande, den Handel, die Landwirtschaft, die Künste anzuregen und nützliche Einrichtungen zu scha¬en, welche den Reichtum des Volkes und seiner selbst noch vergrößerten. Dadurch brächte sich der Staat in eine viel vollkommenere Sicherheit als er sie mittels seiner Armeen und der gesamten Kriegsmaschinerie, die ihn mitten im Frieden unaufhörlich erschöpfen, erreichen kann.
[ 8. Verbleibende Einwendungen ] Man wird vielleicht einwenden, die Grenzländer Europas befänden sich dann in einer nachteiligeren Lage und hätten möglicherweise weiterhin Kriege auszuhalten, mit den Türken, den afrikanischen Seeräubern oder auch den Tartaren. Darauf antworte ich, erstens: dass diese Länder heute in derselben Situation sind, weshalb dies für sie nicht als wirklicher Nachteil angeführt werden kann, sondern nur als ein Vorteil weniger, als ein unvermeidliches Übel, dem sie durch ihre Lage ausgesetzt sind, zweitens: dass sie, aller Beunruhigung von Seiten Europas ledig, viel besser zur Verteidigung nach außen imstande wären, drittens: dass die Beseitigung aller Festungen im Inneren Europas und die Einsparung der zu ihrer Instandhaltung notwendigen Kosten den europäischen Bund in die Lage versetzen würde, ohne Belastung der Bundesmitglieder eine große Anzahl von Festungen an den Grenzen zu errichten, viertens: dass diese auf gemeinsame Kosten erbauten, unterhaltenen und bewachten Festungen zur Sicherheit und Einsparung eigener Militärausgaben ebenso sehr auch den Grenz-Mächten dienten, deren Staaten sie dadurch garantieren würden, fünftens: dass die an den Grenzen Europas stationierten Bundestruppen stets bereit wären, den Angreifer zurückzuschlagen, sechstens: dass schließlich ein so Furcht gebietender Verband wie die europäische Republik fremden Mächten jegliche Angri¬slust gegenüber einem seiner Mitglieder nähme, so wie das
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finiment moins puissant, ne laisse pas de l’être assez pour se faire respecter de ses voisins, et protéger utilement tous les Princes qui le composent. On pourra dire encore que les Européens n’ayant plus de guerres entr’eux, l’Art militaire tomberoit insensiblement dans l’oubli; que les troupes perdroient leur courage et leur discipline; qu’il n’y auroit plus ni généraux, ni soldats, et que l’Europe resteroit à la merci du premier venu. Je réponds qu’il arrivera de deux choses l’une: ou les voisins de l’Europe l’attaqueront, et lui feront la guerre; ou ils redouteront la confédération, et la laisseront en paix. Dans le premier cas; voilà les occasions de cultiver le génie et les talens militaires, d’aguerrir et former des troupes; les armées de la confédération seront à cet égard l’école de l’Europe; on ira sur la frontiere apprendre la guerre; dans le sein de l’Europe, on jouira de la paix; et l’on réunira par ce moyen les avantages de l’une et de l’autre. Croit-on qu’il soit toujours nécessaire de se battre chez soi pour devenir guerrier, et les François sont-ils moins braves, parce que les Provinces de Touraine et d’Anjou ne sont pas en guerre l’une contre l’autre? Dans le second cas; on ne pourra plus s’aguerrir, il est vrai, mais on n’en aura plus besoin; car à quoi bon s’exercer à la guerre, pour ne la faire à personne? Lequel vaut mieux, de cultiver un Art funeste, ou de le rendre inutile? S’il y avoit un secret pour jouir d’une santé inaltérable, y auroit-il du bon sens à le rejetter, pour ne pas ôter aux Médecins l’occasion d’acquérir de l’expérience? Il reste à voir dans ce parallele, lequel des deux Arts est plus salutaire en soi, et mérite mieux d’être conservé.
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Deutsche Reich, obwohl unendlich weniger mächtig, doch mächtig genug ist, um sich bei seinen Nachbarn Respekt zu verscha¬en und alle ihm angehörenden Fürsten wirksam zu schützen. Man könnte noch einwenden, sobald die Europäer keine Kriege mehr gegeneinander führten, geriete das Kriegshandwerk allmählich in Vergessenheit, verlören die Truppen ihren Kampfesmut und ihre Disziplin, gäbe es keine Generäle und Soldaten mehr, und Europa fiele auf Gnade oder Ungnade dem erstbesten Angreifer anheim. Darauf erwidere ich, dass es künftig nur die folgende Alternative gibt: entweder die Nachbarn greifen Europa an und überziehen es mit Krieg, oder sie fürchten den europäischen Bund und lassen ihn in Frieden. Im erstgenannten Fall gibt es o¬enbar Anlass, militärischen Geist und entsprechende Fähigkeiten zu pflegen, Truppen an das Kriegsgeschehen zu gewöhnen und auszubilden; die Bundesarmeen werden in dieser Hinsicht zur Schulungsstätte Europas; man geht an die Grenze, um den Krieg zu erlernen; im Inneren Europas genießt man den Frieden; und auf diese Weise verbinden sich die Vorzüge der beiden Zustände miteinander. Oder glaubt man, es sei stets nötig, sich im eigenen Land zu bekämpfen, um ein tüchtiger Soldat zu werden, und sind die Franzosen etwa weniger tapfer, weil die Provinzen Touraine und Anjou einander nicht bekriegen? Im zweitgenannten Fall wird man in der Tat keine Kriegstüchtigkeit mehr ausbilden können, hat dies aber auch nicht mehr nötig; denn wozu für den Krieg üben, um ihn mit niemandem zu führen? Was ist mehr wert: Eine unheilvolle Kunst zu pflegen oder sie überflüssig werden zu lassen? Wenn es ein Geheimmittel gäbe, um sich unerschütterlicher Gesundheit zu erfreuen, wäre es dann klug, es zurückzuweisen, nur um den Ärzten nicht die Gelegenheit zu nehmen, Erfahrungen zu sammeln? Bei diesem Vergleich bliebe allerdings noch zu prüfen, welche der beiden Künste an sich selbst segensreicher ist und es deshalb eher verdient, weiterhin gepflegt zu werden.
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Qu’on ne nous menace pas d’une invasion subite; on sait bien que l’Europe n’en a point à craindre, et que ce premier venu ne viendra jamais. Ce n’est plus le tems de ces éruptions de Barbares, qui sembloient tomber des nues. Depuis que nous parcourons d’un oeil curieux toute la surface de la terre, il ne peut plus rien venir jusqu’à nous, qui ne soit prévu de très-loin. Il n’y a nulle Puissance au monde, qui soit maintenant en état de menacer l’Europe entiere; et si jamais il en vient une, ou l’on aura le tems de se préparer, ou l’on sera du moins plus en état de lui résister, étant unis en un corps, que quand il faudra terminer tout-d’un-coup de longs di¬érends, et se réunir à la hâte. Nous venons de voir que tous les prétendus inconvéniens de l’état de confédération bien pesés, se réduisent à rien. Nous demandons maintenant si quelqu’un dans le monde en oseroit dire autant de ceux qui résultent de la maniere actuelle de vider les di¬érends entre Prince et Prince par le droit du plus fort, c’est-à-dire, de l’état d’impolice et de guerre, qu’engendre nécessairement l’indépendance absolue et mutuelle de tous les Souverains dans la société imparfaite qui regne entr’eux dans l’Europe. Pour qu’on soit mieux en état de peser ces inconvéniens, j’en vais résumer en peu de mots le sommaire que je laisse examiner au Lecteur. 1. Nul droit assuré que celui du plus fort. 2. Changemens continuels et inévitables de relations entre les Peuples, qui empêchent aucun d’eux de pouvoir fixer en ses mains la force dont il jouit. 3. Point de sureté parfaite, aussi long-tems que les voisins
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Man komme uns nicht mit dem Drohbild eines plötzlichen Angri¬s; es ist sehr wohl bekannt, dass Europa einen solchen nicht zu fürchten hat, und dass jener erstbeste Ankömmling niemals kommen wird. Die Zeiten der Ausbrüche von Barbarenvölkern, die vom Himmel zu fallen schienen, sind vorbei. Seitdem wir mit wissbegierigem Blick die ganze Erdoberfläche durchstreifen, kann nichts mehr zu uns gelangen, das nicht schon auf sehr weite Sicht im Voraus entdeckt würde. Es gibt gegenwärtig keine Macht der Welt, die in der Lage wäre, Europa im Ganzen zu bedrohen; und wenn jemals eine solche kommt, bleibt den Europäern entweder genügend Zeit sich darauf vorzubereiten, oder sie sind zumindest besser zum Widerstand in der Lage, wenn sie schon in einem Staatenverband geeint sind, als wenn sie in einem Zuge langwierige Streitigkeiten beenden und sich hastig vereinigen müssten.
[ 9. Resümee und Ausblick ] Wir haben gerade gesehen, dass sich alle angeblich aus dem Zustand bündischer Vereinigung sich ergebenden Nachteile – wohlerwogen – in nichts auflösen. Nun fragen wir, ob irgendjemand in der Welt dies ebenso von den Misshelligkeiten zu behaupten wagte, die aus der gegenwärtigen Weise, Streitigkeiten zwischen Fürsten kraft des Rechts des Stärkeren zu entscheiden, resultieren – das heißt: aus dem Zustand der Ungeordnetheit und des Krieges, den die absolute gegenseitige Unabhängigkeit aller Souveräne in der unvollständigen Gesellschaft, die zwischen ihnen in Europa besteht, zwangsläufig hervorruft. Damit man das Gewicht dieser Nachteile besser einzuschätzen imstande sei, werde ich in wenigen Worten deren Zusammenfassung geben, die zu prüfen ich dem Leser überlasse: 1. Kein gesichertes Recht als das des Stärkeren. 2. Ständige und unvermeidliche Änderungen in den Beziehungen zwischen den Völkern, wodurch alle daran gehindert werden, die Macht festigen zu können, über die sie verfügen. 3. Keine vollstän-
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ne sont pas soumis ou anéantis. 4. Impossibilité générale de les anéantir, attendu qu’en subjuguant les premiers, on en trouve d’autres. 5. Précautions et frais immenses pour se tenir sur ses gardes. 6. Défaut de force et de défense dans les minorités et dans les révoltes; car quand l’Etat se partage, qui peut soutenir un des partis contre l’autre? 7. Défaut de sureté dans les engagemens mutuels. 8. Jamais de justice à espérer d’autrui, sans des frais et des pertes immenses, qui ne l’obtiennent pas toujours, et dont l’objet disputé ne dédommage que rarement. 9. Risque inévitable de ses Etats, et quelquefois de sa vie, dans la poursuite de ses droits. 10. Nécessité de prendre part, malgré soi, aux querelles de ses voisins, et d’avoir la guerre quand on la voudroit le moins. 11. Interruption du Commerce et des ressources publiques, au moment qu’elles sont le plus nécessaires. 12. Danger continuel de la part d’un voisin puissant, si l’on est foible; et d’une ligue, si l’on est fort. 13. Enfin inutilité de la sagesse où préside la fortune, désolation continuelle des Peuples; a¬oiblissement de l’Etat dans les succès et dans les revers, impossibilité totale d’établir jamais un bon Gouvernement, de compter sur son propre bien, et de rendre heureux ni soi ni les autres. Récapitulons de même les avantages de l’Arbitrage Européen pour les Princes confédérés. 1. Sureté entiere, que leurs di¬érends présens et futurs seront toujours terminés sans aucune guerre; sureté incomparablement plus utile pour eux que ne seroit, pour les particuliers, celle de n’avoir jamais de procès.
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dige Sicherheit, solange nicht die Nachbarn unterworfen oder vernichtet sind. 4. Generelle Unmöglichkeit, sie zu vernichten, da nach Unterjochung der ersten sich alsbald andere finden. 5. Immense Vorsichtsmaßnahmen und Kosten, um stets auf der Hut zu sein. 6. Mangel an Kräften und Verteidigungspotential in Zeiten der Minderjährigkeit des Herrschers und bei Aufständen; denn wenn der Staat sich teilt, wer kann dann eine Partei gegen die andere unterstützen? 7. Fehlende Sicherheit für gegenseitige Verpflichtungen. 8. Keine Ho¬nung auf Rechtsdurchsetzung gegenüber einem anderen, ohne immense Kosten und Verluste, die das Recht auch nicht immer erwirken, und wofür man durch das streitbefangene Objekt nur selten entschädigt wird. 9. Bei der Verfolgung seiner Rechte unvermeidliche Verlustgefahr für seine Staaten und manchmal auch für sein Leben. 10. Unvermeidlichkeit, wider eigenen Willen an den Streitigkeiten seiner Nachbarn teilzunehmen und in Kriege verwickelt zu werden, wenn man es am wenigsten wünscht. 11. Unterbrechung des Handels und der ö¬entlichen Ressourcen gerade zur Zeit des dringendsten Bedarfs. 12. Ständige Gefahr seitens eines mächtigen Nachbarn, wenn man schwach ist, und eines Bündnisses anderer Staaten, wenn man stark ist. 13. Schließlich Nutzlosigkeit der Weisheit, wo doch das Schicksal vorherrscht, fortdauernde Verheerung der Völker, Schwächung des Staates bei Erfolgen wie Rückschlägen, gänzliche Unmöglichkeit, jemals eine gute Staatsorganisation einzurichten, auf sein Eigentum verlässlich zu zählen sowie sich und die anderen dahin zu bringen, ein glückliches Leben zu führen. Fassen wir ebenso kurz die Vorteile der europäischen Schiedsgerichtsbarkeit für die im Bund vereinigten Fürsten zusammen: 1. Gänzliche Sicherheit, dass ihre gegenwärtigen und künftigen Streitigkeiten stets ohne Krieg endgültig beigelegt werden – eine Sicherheit, die für sie unvergleichlich nützlicher ist, als es für Einzelpersonen diejenige wäre, niemals in einen Prozess verwickelt zu werden.
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2. Sujets de contestations, ôtés, ou réduits à très-peu de chose par l’anéantissement de toutes prétentions antérieures, qui compensera les renonciations, et a¬ermira les possessions. 3. Sureté entiere et perpétuelle, et de la personne du Prince, et de sa Famille, et de ses Etats, et de l’ordre de succession fixé par les loix de chaque pays, tant contre l’ambition des Prétendans injustes et ambitieux, que contre les révoltes des sujets rebelles. 4. Sureté parfaite de l’exécution de tous les engagemens réciproques entre Prince et Prince, par la garantie de la République Européenne. 5. Liberté et sureté parfaite et perpétuelle à l’égard du Commerce tant d’Etat à Etat, que de chaque Etat dans les régions éloignées. 6. Suppression totale et perpétuelle de leur dépense militaire extraordinaire par terre et par mer en tems de guerre, et considérable diminution de leur dépense ordinaire en tems de paix. 7. Progrès sensible de l’Agriculture et de la population, des richesses de l’Etat et des revenus du Prince. 8. Facilité de tous les établissemens qui peuvent augmenter la gloire et l’autorité du Souverain, les ressources publiques et le bonheur des Peuples. Je laisse, comme je l’ai déjà dit, au jugement des Lecteurs, l’examen de tous ces articles et la comparaison de l’état de paix qui résulte de la confédération, avec l’état de guerre qui résulte de l’impolice Européenne. Si nous avons bien raisonné dans l’exposition de ce Projet, il est démontré; premierement, que l’établissement de la paix perpé-
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2. Streitgegenstände sind beseitigt oder auf ganz wenige reduziert durch eine sämtliche früheren Ansprüche erfassende Nichtig-Erklärung, welche die Rechtsverzichte ausgleicht und die Besitzstände bestätigt. 3. Völlige, fortdauernde Sicherheit, sowohl der Person des Fürsten und seiner Familie, als auch seiner Staaten und der durch die Gesetze jedes Landes festgelegten Nachfolgeregelung, ebenso gegenüber dem Machtehrgeiz unrechtmäßiger, ruhmsüchtiger Thronbewerber, wie auch gegen Aufstände rebellischer Untertanen. 4. Vollständige Sicherheit der Durchsetzung aller zwischen den Fürsten bestehenden gegenseitigen Rechtsverbindlichkeiten kraft der Garantie der europäischen Republik. 5. Vollständige, dauerhafte Freiheit und Sicherheit des Handels, ebenso zwischen den europäischen Staaten, wie im Verhältnis zu jedem Staat in entfernten Weltgegenden. 6. Totale, dauerhafte Abscha¬ung außerordentlicher Militärausgaben für Land- und Seestreitkräfte in Kriegszeiten, und beträchtliche Verminderung des ordentlichen Militäretats in Friedenszeiten. 7. Spürbarer Fortschritt der Landwirtschaft und Vermehrung der Bevölkerung, der Reichtümer des Staates und der Einkünfte des Fürsten. 8. Bessere Möglichkeit, all die Einrichtungen zu scha¬en, die den Ruhm und die Autorität des Souveräns, die ö¬entlichen Ressourcen und das Wohlergehen der Völker vermehren können. Dem Urteil des Lesers überlasse ich, wie schon gesagt, die Prüfung all dieser Artikel und den Vergleich des durch den europäischen Bund begründeten Friedenszustandes mit dem Kriegszustand, wie er sich aus den ungeordneten europäischen Verhältnissen ergibt. Wenn wir in der Darlegung dieses Entwurfs richtig argumentiert haben, so ist bewiesen: erstens, dass die Verwirklichung des fort-
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tuelle dépend uniquement du consentement des Souverains, et n’o¬re point à lever d’autre di~culté que leur résistance; secondement, que cet établissement leur seroit utile de toute maniere, et qu’il n’y a nulle comparaison à faire, même pour eux, entre les inconvéniens et les avantages; en troisieme lieu, qu’il est raisonnable de supposer que leur volonté s’accorde avec leur intérêt; enfin, que cet établissement une fois formé sur le plan proposé, seroit solide et durable, et rempliroit parfaitement son objet. Sans doute, ce n’est pas à dire que les Souverains adopteront ce Projet; (Qui peut répondre de la raison d’autrui?) mais seulement qu’ils l’adopteroient, s’ils consultoient leurs vrais intérêts: car on doit bien remarquer que nous n’avons point supposé les hommes tels qu’ils devroient être, bons, généreux, désintéressés, et aimant le bien public par humanité; mais tels qu’ils sont, injustes, avides, et préférant leur intérêt à tout. La seule chose qu’on leur suppose, c’est assez de raison pour voir ce qui leur est utile, et assez de courage pour faire leur propre bonheur. Si, malgré tout cela, ce Projet demeure sans exécution, ce n’est donc pas qu’il soit chimérique; c’est que les hommes sont insensés, et que c’est une sorte de folie d’être sage au milieu des fous.
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dauernden Friedens einzig von der Zustimmung der Souveräne abhängt und keine andere Schwierigkeit zu beheben bleibt als deren Widerstand, zweitens, dass dieses Friedensprojekt ihnen auf jede Weise nützen würde, und dass gerade auch für sie die Vorteile gegenüber den Nachteilen unvergleichlich überwiegen, drittens, dass es vernünftig ist anzunehmen, ihr Wille richte sich nach ihrem Interesse, und schließlich, dass dieses Friedenswerk, wäre es einmal nach dem vorgeschlagenen Plan verwirklicht, festen und dauerhaften Bestand hätte und seinen Zweck vollkommen erfüllen würde. Zweifellos heißt das nicht, dass die Souveräne dieses Projekt auch wirklich annehmen werden (Wer kann schon für die Vernunft anderer einstehen?), sondern nur, dass sie es annähmen, wenn sie ihre wahren Interessen zu Rate zögen: denn zu beachten ist, dass wir die Menschen nicht so genommen haben, wie sie sein sollten – gut, großzügig, selbstlos, das ö¬entliche Wohl aus Menschlichkeit liebend – , sondern so, wie sie sind – ungerecht, habgierig und ihr Eigeninteresse allem anderen vorziehend. Das einzige, was man bei ihnen voraussetzen kann, ist genügend Verstand, um einzusehen, was ihnen nützt, und genug Mut, um ihr Glück zu machen. Wenn dieser Friedensplan trotz alldem nicht zur Ausführung gelangt, so liegt das also nicht daran, dass er ein Hirngespinst wäre, sondern daran, dass die Menschen verrückt sind, und es eine eigene Art Irrsinn ist, weise unter lauter Irrsinnigen zu sein.
J UGE M E N T SU R L A PA I X PER PÉ T U EL L E
Le Projet de la Paix perpétuelle étant par son objet le plus digne d’occuper un homme de bien, fut aussi de tous ceux de l’Abbé de St. Pierre celui qu’il médita le plus long-tems et qu’il suivit avec le plus d’opiniâtreté: car on a peine à nommer autrement ce zele de missionnaire qui ne l’abandonna jamais sur ce point, malgré l’évidente impossibilité du succès, le ridicule qu’il se donnoit de jour en jour, et les dégoûts qu’il eut sans cesse à essuyer. Il semble que cette ame saine, uniquement attentive au bien public, mesuroit les soins qu’elle donnoit aux choses, uniquement sur le degré de leur utilité, sans jamais se laisser rebuter par les obstacles ni songer à l’intérêt personnel. Si jamais vérité morale fut démontrée, il me semble que c’est l’utilité générale et particuliere de ce Projet. Les avantages qui résulteroient de son exécution et pour chaque Prince et pour chaque Peuple et pour toute l’Europe, sont immenses, clairs, incontestables; on ne peut rien de plus solide et de plus exact que les raisonnemens par lesquels l’Auteur les établit: réalisez sa République Européenne durant un seul jour, c’en est assez pour la faire durer éternellement, tant chacun trouveroit par l’expérience son profit particulier dans le bien commun. Cependant ces mêmes Princes qui la défendroient de toutes leurs forces si elle existoit, s’opposeroient maintenant de même à son exécution et l’empêcheront
BEU RT EI LU NG DES E N T W U R FS E I N ES FORT DAU ER N DE N F R I EDE NS
[ Einleitung ] Das Projekt eines fortdauernden Friedens – der Erörterung eines Ehrenmannes im höchsten Maße würdig – war auch von all den Entwürfen des Abbé de St. Pierre derjenige, worüber er am längsten nachdachte und woran er mit größter Hartnäckigkeit festhielt: Denn anders kann man kaum diesen missionarischen Eifer beschreiben, von dem er bei diesem Thema niemals abließ – trotz der offensichtlichen Unmöglichkeit des Erfolges, der Lächerlichkeit, der er sich Tag für Tag aussetzte, und der Kränkungen, die er unaufhörlich ertragen musste. Es scheint, dass diese reine, einzig am Gemeinwohl orientierte Seele die den zu bedenkenden Gegenständen gewidmete Sorgfalt ausschließlich nach dem Grad ihrer Nützlichkeit bemaß, ohne sich jemals von Widrigkeiten abschrecken zu lassen oder auf persönliche Interessen bedacht zu sein. Wenn jemals moralische Wahrheit bewiesen wurde, so ist dies, wie mir scheint, hier hinsichtlich der allgemeinen und besonderen Nützlichkeit des Friedensprojekts geschehen. Die Vorteile, die sich aus seiner Verwirklichung sowohl für jeden Fürsten als auch für alle Völker und für ganz Europa ergäben, sind unermesslich, klar und unbestreitbar; zu ihrem Beweis lassen sich keine besser begründeten und genaueren Überlegungen anführen als die des Autors. Man verwirkliche seine europäische Republik auch nur einen einzigen Tag lang: dies genügte, um sie ewig dauern zu lassen, so sehr fände jeder aufgrund eigener Erfahrung seinen besonderen Nutzen im Allgemeinwohl mit enthalten. Indessen würden dieselben Fürsten, welche die europäische Republik, wenn es sie denn gäbe, mit all ihren Kräften verteidigten, sich gegenwärtig ebenso ihrer Verwirklichung entgegenstellen und ihre Errichtung so unausbleiblich verhindern wie sie ihre Auflösung
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infailliblement de s’établir comme ils l’empêcheroient de s’éteindre. Ainsi l’ouvrage de l’Abbé de St. Pierre sur la paix perpétuelle paroit d’abord inutile pour la produire et superflu pour la conserver; c’est donc une vaine spéculation, dira quelque lecteur impatient; non, c’est un livre solide et sensé, et il est très-important qu’il existe. Commençons par examiner les di~cultés de ceux qui ne jugent pas des raisons par la raison, mais seulement par l’événement, et qui n’ont rien à objecter contre ce Projet, sinon qu’il n’a pas été exécuté. En effet, diront-ils sans doute, si ses avantages sont si réels, pourquoi donc les Souverains de l’Europe ne l’ont-ils pas adopté? Pourquoi négligent-ils leur propre intérêt, si cet intérêt leur est si bien démontré? Voit-on qu’ils rejettent d’ailleurs les moyens d’augmenter leurs revenus et leur puissance? Si celui-ci étoit aussi bon pour cela qu’on le prétend, est-il croyable qu’ils en fussent moins empressés que de tous ceux qui les égarent depuis si long-tems, et qu’ils préférassent mille ressources trompeuses à un profit évident? Sans doute, cela est croyable; à moins qu’on ne suppose que leur sagesse est égale à leur ambition, et qu’ils voient d’autant mieux leurs avantages qu’ils les desirent plus fortement; au lieu que c’est la grande punition des excès de l’amour-propre de recourir toujours à des moyens qui l’abusent, et que l’ardeur même des passions est presque toujours ce qui les détourne de leur but. Distinguons donc en politique ainsi qu’en morale l’intérêt réel de l’intérêt apparent; le premier se trouveroit dans la paix perpétuelle; cela est démontré dans le projet; le second se trouve dans l’état d’indépendance absolue qui soustrait les Souverains à l’empire
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verhindern würden. So erscheint das Werk des Abbé de St. Pierre über den fortdauernden Frieden zunächst unnütz, um ihn herbeizuführen, und überflüssig, um ihn zu bewahren. »Es ist also eine leere Spekulation«, wird manch ungeduldiger Leser sagen; nein, dies ist ein gründliches, durchdachtes Buch, und es ist sehr wichtig, dass es existiert.
[ 1. Der Friedensentwurf ein Hirngespinst? – Der zu seiner Ablehnung führende Interessen-Schein ] Prüfen wir zunächst die Bedenken derjenigen, die nicht nach Vernunftgründen urteilen, sondern nur nach dem äußeren Erfolg, und die gegen den Entwurf nichts einzuwenden haben, außer dass er nicht verwirklicht worden ist. »Wenn seine Vorteile tatsächlich so handfest sind«, so werden sie zweifellos sagen, »warum nur haben die Souveräne Europas das Projekt nicht angenommen? Warum vernachlässigen sie ihr Eigeninteresse, wenn es ihnen doch so gut aufgewiesen wurde? Sieht man sie denn sonst Mittel zur Vermehrung ihrer Einkünfte und ihrer Macht zurückweisen? Wenn das Projekt für diesen Zweck so tauglich wäre wie behauptet, ist es dann glaubhaft, dass sie darum weniger eifrig bemüht sind als um all die Konzepte, durch die sie schon so lange in die Irre geführt werden, und tausend trügerische Ertragsquellen einem offensichtlichen Gewinn vorziehen?« Zweifellos ist dies glaubhaft, es sei denn, man nimmt an, ihre Klugheit gleiche ihrem Ehrgeiz, und sie würden ihre Vorteile umso besser erkennen, je stärker sie danach verlangten; hingegen ist es die schwere Strafe für maßlose Eigenliebe, stets auf irreführende Mittel zu verfallen, und zumal brennende Leidenschaften verfehlen beinahe immer ihr eigentliches Ziel. Unterscheiden wir also in der Politik ebenso wie in der Moral das wahre Interesse vom nur scheinbaren; das erste erfüllte sich im fortdauernden Frieden, wie dies im Entwurf bewiesen ist; das zweite ergeht sich im Zustand absoluter Unabhängigkeit, der die Souveräne von
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de la loi pour les soumettre à celui de la fortune. Semblables à un Pilote insensé, qui, pour faire montre d’un vain savoir et commander à ses matelots, aimeroit mieux flotter entre des rochers durant la tempête que d’assujettir son vaisseau par des ancres. Toute l’occupation des Rois, ou de ceux qu’ils chargent de leurs fonctions, se rapporte à deux seuls objets, étendre leur domination au-dehors, et la rendre plus absolue au-dedans; toute autre vue, ou se rapporte à l’une de ces deux, ou ne leur sert que de prétexte; telles sont celles du bien public, du bonheur des sujets, de la gloire de la nation, mots à jamais proscrits du cabinet et si lourdement employés dans les édits publics, qu’ils n’annoncent jamais que des ordres funestes, et que le peuple gémit d’avance quand ses maîtres lui parlent de leurs soins paternels. Qu’on juge sur ces deux maximes fondamentales comment les Princes peuvent recevoir une proposition qui choque directement l’une et qui n’est gueres plus favorable à l’autre; car on sent bien que par la Diete Européenne le gouvernement de chaque Etat n’est pas moins fixé que ses limites,1 qu’on ne peut garantir les Princes de la révolte des sujets sans garantir en même tems les sujets de la tyrannie des Princes, et qu’autrement l’institution ne sauroit subsister. Or, je demande s’il y a dans le monde un seul Souverain qui, borné ainsi pour jamais dans ses projets les plus chéris, supportât sans indignation la seule idée de se voir forcé d’être juste, nonseulement avec les étrangers, mais même avec ses propres sujets. Il est facile encore de comprendre que d’un côté la guerre et les conquêtes, et de l’autre le progrès du despotisme s’entr’aident mutuellement; qu’on prend à discrétion dans un peuple d’escla-
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[So Ausg. Vaughan, I, 389 N. 1; Ausg. Stelling -Michaud, OC III, 593, 1552, die den einzig sinnvollen Originaltext nach dem Manuskript rekonstruiert haben, entgegen Ausg. 1782, 64 (»que par ses limites«).]
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der Herrschaft des Gesetzes abbringt, um sie der des Zufalls zu unterwerfen – ähnlich einem törichten Steuermann, der, um mit eitlem Wissen zu prahlen und seine Matrosen herumzukommandieren, sein Schiff bei Sturm lieber zwischen Felsen treiben ließe als sicher vor Anker zu gehen. Alles Tun und Trachten der Könige oder derer, die sie mit ihren Funktionen betrauen, gilt nur zwei Zielen: ihre Herrschaft nach Außen zu erweitern und sie im Inneren immer absoluter auszugestalten. Jeder andere Zweck bezieht sich entweder auf eines von beiden oder dient nur zum Vorwand. Solche Vorwände sind etwa das »Gemeinwohl«, das »Glück der Untertanen« und der »Ruhm der Nation« – Worte, die für immer aus den Kabinetten verbannt sind und in öffentlichen Edikten so plump gebraucht werden, dass sie stets nur unheilvolle Befehle ankündigen, und das Volk schon im Vorhinein seufzt, wenn seine Herren von ihrer väterlichen Fürsorge reden. Man beurteile nach diesen zwei grundlegenden Herrschaftsmaximen, wie die Fürsten einen Vorschlag annehmen können, welcher der einen geradezu den Todesstoß versetzt und der anderen kaum günstiger ist, sieht man doch deutlich, dass die Verfassungsordnung jedes Staates von der europäischen Bundesversammlung nicht weniger gesichert wird als seine Grenzen, dass man die Rechtsstellung der Fürsten gegen einen Aufstand der Untertanen nicht garantieren kann, ohne zugleich das Recht der Untertanen gegen die Tyrannei der Fürsten zu gewährleisten, und dass anders die Institution nicht Bestand haben könnte. Nun frage ich, ob es auf der Welt einen einzigen Souverän gibt, der, beschränkte man ihn auf diese Weise für immer in seinen Lieblingsplänen, ohne Entrüstung selbst die bloße Vorstellung ertrüge, zur Gerechtigkeit nicht nur gegenüber äußeren Mächten gezwungen zu sein, sondern sogar gegenüber seinen eigenen Untertanen. Leicht begreiflich ist zudem, dass Krieg und Eroberungen einerseits und der Fortschritt des Despotismus andererseits einander gegenseitig stützen; dass man nach Belieben bei einem
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ves, de l’argent, et des hommes pour en subjuguer d’autres; que réciproquement la guerre fournit un prétexte aux exactions pécuniaires, et un autre non moins spécieux d’avoir toujours de grandes armées pour tenir le peuple en respect. Enfin chacun voit assez que les Princes conquérans font pour le moins autant la guerre à leurs sujets qu’à leurs ennemis, et que la condition des vainqueurs n’est pas meilleure que celle des vaincus: J’ai battu les Romains, écrivoit Annibal aux Carthaginois; envoyez-moi des troupes; j’ai mis l’Italie à contribution, envoyez-moi de l’argent. Voilà ce que signifient les Te Deum, les feux de joie, et l’allégresse du peuple aux triomphes de ses maîtres. Quant aux différends entre Prince et Prince, peut-on espérer de soumettre à un Tribunal supérieur des hommes qui s’osent vanter de ne tenir leur pouvoir que de leur épée, et qui ne font mention de Dieu même que parce qu’il est au Ciel? Les Souverains se soumettront-ils dans leurs querelles à des voies juridiques que toute la rigueur des loix n’a jamais pu forcer les particuliers d’admettre dans les leurs? Un simple gentilhomme offensé, dédaigne de porter ses plaintes au Tribunal des Maréchaux de France, et vous voulez qu’un Roi porte les siennes à la Diete Européenne? Encore y a-t-il cette différence, que l’un péche contre les loix et expose doublement sa vie, au lieu que l’autre n’expose gueres que ses sujets; qu’il use, en prenant les armes, d’un droit avoué de tout le genre humain, et dont il prétend n’être comptable qu’à Dieu seul. Un Prince qui met sa cause au hasard de la guerre, n’ignore pas qu’il court des risques; mais il en est moins frappé que des avantages qu’il se promet, parce qu’il craint bien moins la fortune qu’il
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versklavten Volk Geld eintreibt und Soldaten rekrutiert, um damit andere zu unterwerfen, dass umgekehrt der Krieg einen Vorwand für Steuereintreibungen bietet und einen weiteren nicht weniger scheinhaften Grund dafür, ständig über große Armeen zu gebieten, um das Volk niederzuhalten. Schließlich ist für jedermann zur Genüge einsichtig, dass Fürsten, die auf Eroberungen aus sind, mindestens ebenso sehr Krieg gegen ihre Untertanen führen wie gegen ihre Feinde, und dass die Lage der Sieger nicht besser ist als die der Besiegten. »Ich habe die Römer besiegt«, schrieb Hannibal an die Karthager, »schickt mir Truppen; ich habe Italien tributpflichtig gemacht, schickt mir Geld«. Das ist es, was die Tedeum-Gesänge, die Freudenfeuer und der Jubel des Volkes über die triumphalen Siege seiner Herrscher bedeuten. Was nun die Streitigkeiten zwischen Fürsten angeht – kann man denn überhaupt ho¬en, Menschen einem über ihnen stehenden Gerichtshof zu unterstellen, die sich zu rühmen wagen, die Erhaltung ihrer Macht nur ihrem Degen zu verdanken, und selbst Gott nur erwähnen, weil er im Himmel ist? Werden sich die Souveräne in ihren Streitfällen dem Rechtsweg unterwerfen, wenn dessen Anerkennung durch Privatpersonen für deren Streitigkeiten nicht einmal die ganze Strenge des Gesetzes hat erzwingen können? Ein einfacher Edelmann verschmäht es, im Falle einer Beleidigung seine Klage beim Gerichtshof der Marschälle von Frankreich zu erheben, und ihr wollt, dass ein König seine Klagen vor die europäische Bundesversammlung bringt? Zudem macht es einen wesentlichen Unterschied aus, dass der eine gegen die Gesetze verstößt und sein Leben doppelt aufs Spiel setzt, während der andere allenfalls seine Untertanen in Lebensgefahr bringt und, wenn er zu den Waffen greift, sich eines Rechtes anheischig macht, das vom ganzen Menschengeschlecht anerkannt ist, und von dem er behauptet, nur Gott allein dafür verantwortlich zu sein. Ein Fürst, der seine Sache dem Kriegsglück anheim gibt, weiß sehr wohl, dass er Risiken eingeht; aber davon lässt er sich weniger beeindrucken als von den Vorteilen, die er sich verspricht, weil
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n’espere de sa propre sagesse: s’il est puissant, il compte sur ses forces; s’il est foible, il compte sur ses alliances; quelquefois il lui est utile au-dedans de purger de mauvaises humeurs, d’affoiblir des sujets indociles, d’essuyer même des revers, et le politique habile sait tirer avantage de ses propres défaites. J’espere qu’on se souviendra que ce n’est pas moi qui raisonne ainsi, mais le Sophiste de Cour qui préfere un grand territoire et peu de sujets pauvres et soumis, à l’empire inébranlable que donnent au Prince la justice et les loix, sur un peuple heureux et florissant. C’est encore par le même principe qu’il réfute en lui-même l’argument tiré de la suspension du commerce, de la dépopulation, du dérangement des finances, et des pertes réelles que cause une vaine conquête. C’est un calcul très-fautif que d’évaluer toujours en argent les gains ou les pertes des Souverains; le degré de puissance qu’ils ont en vue ne se compte point par les millions qu’on possede. Le Prince fait toujours circuler ses projets; il veut commander pour s’enrichir et s’enrichir pour commander; il sacrifiera tour-à-tour l’un et l’autre pour acquérir celui des deux qui lui manque, mais ce n’est qu’afin de parvenir à les posséder enfin tous les deux ensemble qu’il les poursuit séparément; car pour être le maître des hommes et des choses, il faut qu’il ait à la fois l’empire et l’argent. Ajoutons, enfin, sur les grands avantages qui doivent résulter pour le commerce, d’une paix générale et perpétuelle, qu’ils sont bien en eux-mêmes certains et incontestables, mais qu’étant communs à tous ils ne seront réels pour personne, attendu que de tels avantages ne se sentent que par leurs différences, et que pour
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er viel weniger den Zufall fürchtet als vielmehr auf seine eigene Klugheit hofft; ist er mächtig, verlässt er sich auf seine Streitkräfte, ist er schwach, setzt er auf seine Bündnisse; manchmal ist es von Nutzen, einer schlechten innenpolitischen Stimmung entgegenzuwirken, unbotmäßige Untertanen zu schwächen, sogar Schicksalsschläge auszuhalten, weiß doch der geschickte Politiker selbst aus seinen Niederlagen Vorteile zu ziehen. Ich hoffe, man wird sich erinnern, dass nicht ich es bin, der solche Überlegungen anstellt, sondern der Hof-Sophist, der einem großen Staatsgebiet mit wenigen armen, unterworfenen Untertanen den Vorzug gibt vor einer unerschütterlichen Regierungsmacht, welche dem Fürsten Gerechtigkeit und Gesetze über ein glückliches, blühendes Volk verleihen. Nach demselben Grundsatz weist der Fürst auch das Argument von sich, das sich aus der Unterbrechung des Handels, dem Bevölkerungsverlust, der Zerrüttung der Finanzen und aus den wirklichen Verlusten ableitet, welche eine nutzlose Eroberung verursacht. Es ist ein ganz verfehltes Kalkül, die Gewinne oder Verluste der Souveräne immer nur in Geldwert anzusetzen; das Maß an Macht, auf das sie es abgesehen haben, berechnet sich überhaupt nicht nach einem Millionenbesitz. Den Fürsten treiben ständig seine Pläne um; er will befehlen, um sich zu bereichern, und sich bereichern, um zu befehlen; abwechselnd setzt er das eine oder das andere ein, um das von beiden, was ihm fehlt, zu erwerben; aber er verfolgt sie nur deshalb getrennt, um letztlich beider Besitz zusammen zu erreichen; denn um Herr über Menschen und Dinge zu sein, muss er zugleich Befehlsgewalt und Geld haben. Hinzuzufügen ist schließlich hinsichtlich der großen Vorteile, die sich aus einem allgemeinen, dauerhaften Frieden für den Handel ergeben müssen: diese sind an sich selbst gewiss und unbestreitbar, aber da sie allen Menschen gemeinsam sind, werden sie sich nicht als persönliche Vorteile realisieren – und zwar deshalb, weil solche Handelsvorteile nur durch interpersonale Unterschiede bemerkbar werden, und man daher, um seine
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augmenter sa puissance relative on ne doit chercher que des biens exclusifs. Sans cesse abusés par l’apparence des choses, les Princes rejetteroient donc cette paix, quand ils peseroient leurs intérêts euxmêmes; que sera-ce quand ils les feront peser par leurs Ministres dont les intérêts sont toujours opposés à ceux du peuple et presque toujours à ceux du Prince? Les Ministres ont besoin de la guerre pour se rendre nécessaires, pour jetter le Prince dans des embarras dont il ne se puisse tirer sans eux et pour perdre l’Etat, s’il le faut, plutôt que leur place; ils en ont besoin pour vexer le peuple sous prétexte des nécessités publiques; ils en ont besoin pour placer leurs créatures, gagner sur les marchés, et faire en secret mille odieux monopoles; ils en ont besoin pour satisfaire leurs passions, et s’expulser mutuellement; ils en ont besoin pour s’emparer du Prince en le tirant de la Cour quand il s’y forme contr’eux des intrigues dangereuses; ils perdroient toutes ces ressources par la paix perpétuelle, et le public ne laisse pas de demander pourquoi, si ce projet est possible, ils ne l’ont pas adopté? Il ne voit pas qu’il n’y a rien d’impossible dans ce projet, sinon qu’il soit adopté par eux. Que feront-ils donc pour s’y opposer? ce qu’ils ont toujours fait: ils le tourneront en ridicule. Il ne faut pas non plus croire avec l’Abbé de St. Pierre, que même avec la bonne volonté que les Princes ni leurs Ministres n’auront jamais, il fût aisé de trouver un moment favorable à l’exécution de ce systême. Car il faudroit pour cela que la somme des intérêts particuliers ne l’emportât pas sur l’intérêt commun, et que chacun crût voir dans le bien de tous le plus grand bien
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relative Macht zu vergrößern, Monopolstellungen für bestimmte Güter anstreben muss. Die Fürsten würden also, unaufhörlich vom bloßen Schein der Dinge getäuscht, diesen Frieden verwerfen, wenn sie selbst ihren Eigeninteressen den Vorzug gäben; wie verhielte es sich aber, wenn sie die Interessenabwägung durch ihre Minister vornehmen ließen, deren Interessen immer den Interessen des Volkes und nahezu immer den Interessen des Fürsten entgegengesetzt sind? Die Minister bedürfen des Krieges, um sich unentbehrlich zu machen, um den Fürsten in Schwierigkeiten zu stürzen, aus denen er sich nicht ohne sie zu befreien vermöchte, und um, falls es sein muss, eher den Staat zu ruinieren, als ihre Stellung zu verlieren; sie haben den Krieg nötig, um das Volk unter dem Vorwand öffentlicher Erfordernisse zu plagen; sie haben ihn nötig, um ihre Kreaturen in Amtsstellungen zu bringen, auf den Märkten Gewinne zu machen und im Geheimen tausend verhasste Monopole aufzubauen; sie brauchen den Krieg zur Befriedigung ihrer Leidenschaften und um sich gegenseitig zu verdrängen; sie brauchen ihn, um Macht über den Fürsten durch dessen Entfernung vom Hof zu gewinnen, wenn dort gefährliche Intrigen gegen sie gesponnen werden; durch den fortdauernden Frieden verlören sie all diese Machtquellen, und da fragt die Öffentlichkeit noch, warum die Minister das Friedensprojekt, obwohl es doch möglich ist, nicht angenommen haben? Sie erkennt nicht, dass an diesem Entwurf nichts unmöglich ist, außer dass er von den Ministern angenommen werde. Was also werden diese tun, um sich dem entgegenzustellen? Was sie immer schon getan haben: Sie werden das Projekt ins Lächerliche ziehen. Man darf auch nicht mit dem Abbé de St. Pierre meinen, dass es – selbst bei gutem Willen, den freilich weder die Fürsten noch ihre Minister jemals haben werden – leicht wäre, einen günstigen Zeitpunkt für die Verwirklichung dieses Friedenssystems zu finden. Denn dafür wäre nötig, dass die Summe der Partikularinteressen nicht den Sieg über das Allgemeininteresse davontrüge, und dass jeder im Wohl aller das größte Gut sähe, welches er für sich
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qu’il peut espérer pour lui-même. Or, ceci demande un concours de sagesse dans tant de têtes et un concours de rapports dans tant d’intérêts, qu’on ne doit gueres espérer du hasard l’accord fortuit de toutes les circonstances nécessaires; cependant si cet accord n’a pas lieu, il n’y a que la force qui puisse y suppléer, et alors il n’est plus question de persuader mais de contraindre, et il ne faut pas écrire des livres, mais lever des troupes. Ainsi quoique le projet fût très-sage, les moyens de l’exécuter se sentoient de la simplicité de l’Auteur. Il s’imaginoit bonnement qu’il ne falloit qu’assembler un congrès, y proposer ses articles, qu’on les alloit signer et que tout seroit fait. Convenons que dans tous les projets de cet honnête homme, il voyoit assez bien l’effet des choses quand elles seroient établies, mais il jugeoit comme un enfant des moyens de les établir. Je ne voudrois, pour prouver que le projet de la République chrétienne n’est pas chimérique que nommer son premier Auteur: car assurément Henri IV n’étoit pas fou ni Sully visionnaire. L’Abbé de St. Pierre s’autorisoit de ces grands noms pour renouveller leur systême. Mais quelle différence dans le tems, dans les circonstances, dans la proposition, dans la maniere de la faire et dans son Auteur! Pour en juger, jettons un coup-d’oeil sur la situation générale des choses au moment choisi par Henri IV, pour l’exécution de son projet. La grandeur de Charles-Quint, qui régnoit sur une partie du monde et faisoit trembler l’autre, l’avoit fait aspirer à la Monar-
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selbst erhoffen kann. Gefordert ist also ein Zusammenkommen von Klugheit in so vielen Köpfen und eine Einvernehmlichkeit im Beziehungsgeflecht so vieler Interessen, dass man die zufällige Übereinstimmung aller benötigten Umstände kaum von einer glücklichen Fügung erhoffen darf. Wenn indessen eine solche Übereinstimmung nicht zustande kommt, könnte nur Gewalt sie ersetzen, und dann handelt es sich nicht mehr darum zu überzeugen, sondern zu zwingen, und man braucht keine Bücher zu schreiben, sondern muss Truppen ausheben. Obwohl also der Friedensentwurf an sich sehr klug durchdacht war, merkte man den Mitteln zu seiner Verwirklichung eine gewisse Schlichtheit des Autors an. Treuherzig stellte er sich vor, man müsse nur einen Kongress zusammentreten lassen, dort seine Artikel vorschlagen, die man dann unterzeichnen würde, und damit sei alles erledigt. Räumen wir ein, dass dieser ehrwürdige Mann zwar in all seinen Entwürfen die Zweckmäßigkeit der Sachzusammenhänge, vorausgesetzt sie seien denn plangemäß eingerichtet, sehr gut erkannte, so bleibt doch, dass er das Problem der Mittel zu ihrer Verwirklichung wie ein Kind beurteilte. [ 2. Der Friedensentwurf kein bloßes Hirngespinst – Zum Problem seiner Verwirklichung am Beispiel König Heinrichs IV. ] Zum Beweis dafür, dass das Projekt der christlichen Republik kein bloßes Hirngespinst ist, möchte ich nur seinen ersten Autor nennen:16 denn gewiss war König Heinrich IV. nicht verrückt, noch Sully ein Phantast. Der Abbé de St. Pierre berief sich auf diese großen Namen, um erneut an ihr System anzuknüpfen. Aber welch ein Unterschied in der Zeit, in den Umständen, im Vorschlag, in der Art, ihn vorzutragen, und in seinem Autor! Um darüber urteilen zu können, werfen wir einen Blick auf die allgemeine Lage der Dinge zu dem Zeitpunkt, den Heinrich IV. für die Verwirklichung seines Planes wählte. Die Größe Kaiser Karls V., der über den einen Teil der Welt herrschte und den anderen in Furcht versetzte, hatte ihn dahin
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chie universelle avec de grands moyens de succès et de grands talens pour les employer; son fils plus riche et moins puissant, suivant sans relâche un projet qu’il n’étoit pas capable d’exécuter, ne laissa pas de donner à l’Europe des inquiétudes continuelles, et la Maison d’Autriche avoit pris un tel ascendant sur les autres Puissances, que nul Prince ne régnoit en sureté s’il n’étoit bien avec elle. Philippe III, moins habile encore que son Pere hérita de toutes ses prétentions. L’effroi de la Puissance Espagnole tenoit encore l’Europe en respect, et l’Espagne continuoit à dominer plutôt par l’habitude de commander que par le pouvoir de se faire obéir. En effet, la révolte des Pays-bas, les armemens contre l’Angleterre, les guerres civiles de France avoient épuisé les forces d’Espagne et les trésors des Indes; la Maison d’Autriche, partagée en deux branches, n’agissoit plus avec le même concert; et quoique l’Empereur s’efforcât de maintenir ou recouvrer en Allemagne l’autorité de Charles-Quint, il ne faisoit qu’aliéner les Princes et fomenter des Ligues qui ne tarderent pas d’éclore et faillirent à le détrôner. Ainsi se préparoit de loin la décadence de la Maison d’Autriche et le rétablissement de la liberté commune. Cependant nul n’osoit le premier hasarder de secouer le joug, et s’exposer seul à la guerre; l’exemple d’Henri IV même, qui s’en étoit tiré si mal, ôtoit le courage à tous les autres. D’ailleurs, si l’on excepte le Duc de Savoye, trop foible et trop subjugué pour rien entreprendre, il n’y avoit pas parmi tant de Souverains un seul homme de tête en état de former et soutenir une entreprise; chacun attendoit du tems et des circonstances le moment de briser ses fers. Voilà quel étoit en gros l’état des choses quand Henri forma le plan de la Républi-
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gebracht, die Universalmonarchie anzustreben, wofür er über bedeutende Erfolgsmittel und über entsprechende Fähigkeiten, sie zu nutzen, verfügte. Sein Sohn, reicher und weniger mächtig als er, verfolgte unablässig ein Vorhaben, das zu verwirklichen er nicht fähig war, und versetzte Europa dadurch in fortdauernde Unruhe; das Haus Österreich hatte ein solches Maß an Einfluss auf die anderen Mächte gewonnen, dass kein Fürst seiner Herrschaft sicher war, wenn er nicht gute Beziehungen zum Hause Österreich unterhielt. Philipp III., noch weniger fähig als sein Vater, erbte all seine Ansprüche. Die Furcht und Schrecken verbreitende spanische Macht nötigte Europa noch zum Respekt, und Spanien fuhr fort zu herrschen, mehr auf Grund der Gewohnheit zu befehlen als durch wirkliche Macht, sich Gehorsam zu verschaffen. Tatsächlich hatten der Aufstand der Niederlande, die Aufrüstung gegen England, die Bürgerkriege in Frankreich die Kräfte Spaniens und die Schätze aus seinen überseeischen Besitzungen erschöpft; das in zwei Linien geteilte Haus Österreich handelte nicht mehr im gleichen Einvernehmen; und obwohl der Kaiser Anstrengungen unternahm, die Machtstellung Karls V. in Deutschland aufrechtzuerhalten oder wiederzuerlangen, brachte er es nur dahin, die Reichsfürsten sich zu entfremden und Bündnisse zu begünstigen, die auch alsbald entstanden und ihn beinahe vom Thron gestürzt hätten. So bereitete sich auf lange Sicht der Machtverfall des Hauses Österreich und die Wiederherstellung der allgemeinen Freiheit vor. Jedoch wagte keiner, als erster das Risiko auf sich zu nehmen, das Joch abzuschütteln und sich allein dem Krieg auszusetzen. Das Beispiel Heinrichs IV. selbst, der nur mit Müh und Not davongekommen war, nahm allen anderen den Mut. Im Übrigen gab es unter so vielen Souveränen, außer dem Herzog von Savoyen, der aber zu schwach und zu abhängig war, um irgendetwas auszurichten, keine einzige bedeutende Persönlichkeit, die imstande gewesen wäre, ein Umsturzunternehmen zu planen und zu tragen; jeder erwartete sich von den Zeitumständen den günstigen Moment, um seine Fesseln zu sprengen. Dies war im Wesentlichen der Stand der Dinge, als Heinrich den Plan der
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que chrétienne et se prépara à l’exécuter. Projet bien grand, bien admirable en lui-même, et dont je ne veux pas ternir l’honneur, mais qui ayant pour raison secrete l’espoir d’abaisser un ennemi redoutable, recevoit de ce pressant motif une activité qu’il eût difficilement tirée de la seule utilité commune. Voyons maintenant quels moyens ce grand homme avoit employés à préparer une si haute entreprise. Je compterois volontiers pour le premier d’en avoir bien vu toutes les di~cultés; de telle sorte qu’ayant formé ce projet dès son enfance, il le médita toute sa vie, et réserva l’exécution pour sa vieillesse; conduite qui prouve premiérement ce desir ardent et soutenu qui, seul dans les choses di~ciles, peut vaincre les grands obstacles, et de plus, cette sagesse patiente et réfléchie qui s’applanit les routes de longue main à force de prévoyance et de préparation: car il y a bien de la différence entre les entreprises nécessaires dans lesquelles la prudence même veut qu’on donne quelque chose au hasard, et celles que le succès seul peut justifier, parce qu’ayant pu se passer de les faire, on n’a dû les tenter qu’à coup sûr. Le profond secret qu’il garda toute sa vie jusqu’au moment de l’exécution, étoit encore aussi essentiel que di~cile dans une si grande affaire où le concours de tant de gens étoit nécessaire, et que tant de gens avoient intérêt de traverser. Il paroît que quoi qu’il eût mis la plus grande partie de l’Europe dans son parti et qu’il fût ligué avec les plus puissans Potentats, il n’eut jamais qu’un seul confident qui connût toute l’étendue de son plan, et par un bonheur que le Ciel n’accorda qu’au meilleur des Rois, ce confident fut un Ministre integre. Mais sans que rien transpirât de ces grands desseins, tout marchoit en silence vers leur exécution. Deux fois Sully étoit allé
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christlichen Republik entwarf und Vorbereitungen traf, ihn zu verwirklichen: Ein schon an sich sehr bedeutendes und bewundernswertes Projekt, dessen Ehrenhaftigkeit ich nicht schmälern möchte, das aber, da sein Hintergedanke die Hoffnung war, einen Furcht erregenden Feind niederzuwerfen, erst aus diesem dringenden Motiv das Maß an Tatkraft bezog, das ihm schwerlich aus dem bloßen Allgemeinnutzen erwachsen wäre. Sehen wir nun, mit welchen Mitteln dieser bedeutende Mann ein so hervorragendes Unternehmen vorbereitete. Ich würde ihn gerne für den ersten halten, der all die Schwierigkeiten des Vorhabens klar erkannte; deshalb durchdachte er das Projekt, mit dem er schon seit seiner Jugend umging, sein ganzes Leben lang und behielt die Ausführung dem Alter vor – ein Verhalten, das vornehmlich den brennenden, anhaltenden Wunsch beweist, der allein in schwierigen Vorhaben sich auftürmende Hindernisse zu überwinden vermag und dazu die geduldige, besonnene Klugheit, welche sich die Wege zum Ziel in langfristiger Voraussicht und Vorbereitung ebnet: Denn es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen notwendigen Unternehmungen, bei denen die Klugheit selbst gebietet, manches dem Zufall zu überlassen, und solchen, die allein der Erfolg zu rechtfertigen vermag; denn konnte man sich ihrer Ausführung auch enthalten, so durfte man sie überhaupt nur bei sicherem Erfolg versuchen. Die strenge Geheimhaltung, die er sein ganzes Leben hindurch bis zum Zeitpunkt der Ausführung wahrte, war für ein so groß angelegtes Projekt, welches das Zusammenwirken so vieler Leute erforderte und das zu durchkreuzen so viele interessiert waren, ebenso wesentlich wie schwierig. Obwohl er den größten Teil Europas auf seine Seite gebracht hatte und mit den mächtigsten Herrschern verbündet war, hatte er, wie es scheint, immer nur einen einzigen Vertrauten, der den Plan in seiner Gesamtdimension kannte, und es war ein Glücksfall, den der Himmel nur dem Besten der Könige gewährte, dass dieser Vertraute ein untadeliger Minister war. Doch ging man, ohne dass etwas von den weit gespannten Plänen durchdrang, in aller Stille ihrer Ausführung entgegen. Zweimal war
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à Londres; la partie étoit liée avec le Roi Jacques et le Roi de Suede étoit engagé de son côté: la ligue étoit conclue avec les Protestans d’Allemagne; on étoit même sûr des Princes d’Italie, et tous concouroient au grand but sans pouvoir dire quel il étoit, comme les ouvriers qui travaillent séparément aux pieces d’une nouvelle machine dont ils ignorent la forme et l’usage. Qu’est-ce donc qui favorisoit ce mouvement général? étoit-ce la paix perpétuelle que nul ne prévoyoit et dont peu se seroient souciés? étoit-ce l’intérêt public qui n’est jamais celui de personne? L’abbé de St. Pierre eut pu l’espérer. Mais réellement chacun ne travailloit que dans la vue de son intérêt particulier, qu’Henri avoit eu le secret de leur montrer à tous sous une face très-attrayante. Le Roi d’Angleterre avoit à se délivrer des continuelles conspirations des Catholiques de son Royaume, toutes fomentées par l’Espagne. Il trouvoit de plus un grand avantage à l’affranchissement des Provinces-Unies qui lui coûtoient beaucoup à soutenir et le mettoient chaque jour à la veille d’une guerre qu’il redoutoit, ou à laquelle il aimoit mieux contribuer une fois avec tous les autres, afin de s’en délivrer pour toujours. Le Roi de Suede vouloit s’assurer de la Poméranie et mettre un pied dans l’Allemagne. L’Electeur Palatin, alors protestant et chef de la confession d’Ausbourg avoit des vues sur la Boheme et entroit dans toutes celles du Roi d’Angleterre. Les Princes d’Allemagne avoient à réprimer les usurpations de la Maison d’Autriche. Le Duc de Savoye obtenoit Milan et la couronne de Lombardie qu’il desiroit avec ardeur. Le Pape même fatigué de la tyrannie Espagnole étoit de la partie au moyen du Royaume de Naples qu’on lui avoit promis. Les Hollandois mieux payés que tous les autres gagnoient l’assurance de leur liberté. Enfin outre
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Sully nach London gereist. Mit König Jakob war die Sache verabredet; und der König von Schweden war seinerseits engagiert; mit den protestantischen Mächten Deutschlands wurde ein Bündnis geschlossen; man hatte sich sogar der Fürsten Italiens versichert, und sie alle wirkten für das große Ziel zusammen, ohne sagen zu können, welches es war – wie Arbeiter, die voneinander getrennt an den Einzelteilen einer neuen Maschine arbeiten, deren Zusammensetzung und Gebrauchszweck sie nicht kennen. Was also begünstigte diese allgemeine Bewegung? War es der fortdauernde Friede, den keiner vorhersah und aus dem nur wenige sich etwas gemacht hätten? War es das Allgemeinwohl, das doch niemals in irgendjemandes Interesse liegt? Der Abbé de St. Pierre hatte dies zwar zu hoffen vermocht. Aber in Wirklichkeit arbeitete jeder nur im Hinblick auf sein Sonderinteresse, das Heinrich ihnen allen auf anziehendste Weise vor Augen zu stellen vermochte. Der König von England hatte sich die ständigen, sämtlich durch Spanien geschürten Verschwörungen der Katholiken seines Königreichs vom Hals zu schaffen. Hinzu kam, dass er einen großen Vorteil in der Befreiung der Vereinigten Provinzen sah, deren Unterstützung ihn viel kosteten und ihn täglich in die Gefahr eines Krieges brachten; den fürchtete er oder zog es doch immerhin vor, einmal mit allen anderen zusammen seinen Beitrag zu leisten, um sich für immer aus dieser Lage zu befreien. Der König von Schweden wollte sich Pommern sichern und damit auf deutschem Boden Fuß fassen. Der Kurfürst von der Pfalz, damals Protestant und Oberhaupt der Augsburgischen Konfession, hegte Absichten auf Böhmen und unterstützte alle Pläne des Königs von England. Den deutschen Fürsten war es darum zu tun, den widerrechtlichen Besitzergreifungen des Hauses Österreich Einhalt zu gebieten. Der Herzog von Savoyen erhielt Mailand und die heiß ersehnte Krone der Lombardei. Selbst der Papst, überdrüssig der Tyrannei Spaniens, war dadurch mit von der Partie, dass man ihm das Königreich Neapel versprochen hatte. Die Holländer erhielten ihre Freiheit zugesichert und waren damit besser belohnt als alle anderen Völker. Letztlich verfolgte also jeder, außer dem gemeinsamen
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l’intérêt commun d’abaisser une Puissance orgueilleuse qui vouloit dominer par-tout, chacun en avoit un particulier, très-vif, trèssensible, et qui n’étoit point balancé par la crainte de substituer un tyran à l’autre, puisqu’il étoit convenu que les conquêtes seroient partagées entre tous les Alliés, excepté la France et l’Angleterre qui ne pouvoient rien garder pour elles. C’en étoit assez pour calmer les plus inquiets sur l’ambition d’Henri IV: mais ce sage Prince n’ignoroit pas qu’en ne se réservant rien par ce traité, il y gagnoit pourtant plus qu’aucun autre; car sans rien ajouter à son patrimoine, il lui su~soit de diviser celui du seul plus puissant que lui, pour devenir le plus puissant lui-même; et l’on voit très-clairement qu’en prenant toutes les précautions qui pouvoient assurer le succès de l’entreprise, il ne négligeoit pas celles qui devoient lui donner la primauté dans le Corps qu’il vouloit instituer. De plus; ses apprêts ne se bornoient point à former au-dehors des Ligues redoutables, ni à contracter alliance avec ses voisins et ceux de son ennemi. En intéressant tant de peuples à l’abaissement du premier Potentat de l’Europe, il n’oublioit pas de se mettre en état par lui-même de le devenir à son tour. Il employa quinze ans de paix à faire des préparatifs dignes de l’entreprise qu’il méditoit. Il remplit d’argent ses coffres, ses arsenaux d’artillerie, d’armes, de munitions; il ménagea de loin des ressources pour les besoins imprévus; mais il fit plus que tout cela sans doute, en gouvernant sagement ses Peuples, en déracinant insensiblement toutes les semences de divisions, et en mettant un si bon ordre à ses finances qu’elles pussent fournir à tout sans fouler ses sujets; de sorte que tranquille au-dedans et redoutable au-dehors, il se vit en état d’armer et d’entretenir soixante mille hommes et vingt vaisseaux
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Interesse, eine hochmütige Macht, die überall herrschen wollte, niederzuringen, ein besonderes, sehr lebhaftes und handfestes Eigeninteresse, das auch nicht durch die Furcht kompensiert wurde, einen Tyrannen durch einen anderen zu ersetzen; denn man war ja übereingekommen, die Eroberungen unter allen Verbündeten aufzuteilen – ausgenommen Frankreich und England, die nichts für sich erhalten sollten. Das genügte, um selbst diejenigen zu besänftigen, die hinsichtlich des Ehrgeizes Heinrichs IV. am meisten beunruhigt waren: Aber dieser kluge Fürst wusste sehr wohl, dass er durch diesen Vertrag, indem er nichts für sich vorbehielt, doch mehr gewann als jeder andere; denn ohne seinem angestammten Besitz irgendetwas hinzuzufügen, genügte es ihm schon, den Besitz der einzigen ihm überlegenen Macht aufzuteilen, um selbst der Mächtigste zu werden; so erkennt man sehr klar, dass er unter all seinen Vorkehrungen, die den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen vermochten, diejenigen nicht vernachlässigte, die ihm in dem Staatenverband, den er gründen wollte, die Vormachtstellung verleihen sollten. Hinzu kam, dass sich seine Vorbereitungen nicht darauf beschränkten, außenpolitisch furchtgebietende Bünde zu bilden und Bündnisverträge mit seinen Nachbarn und denen seines Feindes zu schließen. Während er die Interessen so vieler Völker an der Niederwerfung der ersten Macht Europas organisierte, vergaß er nicht, sich selbst in den Stand zu versetzen, seinerseits die erste Führungsmacht zu werden. 15 Jahre des Friedens brauchte er, um die dem beabsichtigten Unternehmen angemessenen Vorbereitungen zu treffen. Er füllte seine Schatzkisten mit Geld und seine Arsenale mit Artillerie, Waffen und Munition; er sparte von langer Hand Ressourcen für unvorhergesehene Bedürfnisse; aber zweifellos tat er noch mehr als all dies: Er regierte weise seine Völker, räumte nach und nach alle Gründe innerer Zwietracht aus und ordnete seine Finanzen so gut, dass sie das Aufkommen für alles ohne Bedrückung seiner Untertanen ermöglichten. So sah er sich, bei innerem Frieden und nach außen furchterweckend, imstande, 60 000 Mann und 20 Kriegsschiffe zu bewaffnen und
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de guerre, de quitter son Royaume sans y laisser la moindre source de désordre, et de faire la guerre durant six ans sans toucher à ses revenus ordinaires ni mettre un sou de nouvelles impositions. A tant de préparatifs, ajoutez pour la conduite de l’entreprise le même zele et la même prudence qui l’avoient formée tant de la part de son Ministre que de la sienne. Enfin à la tête des expéditions militaires un Capitaine tel que lui, tandis que son adversaire n’en avoit plus à lui opposer, et vous jugerez si rien de ce qui peut annoncer un heureux succès manquoit à l’espoir du sien. Sans avoir pénétré ses vues, l’Europe attentive à ses immenses préparatifs en attendoit l’effet avec une sorte de frayeur. Un léger prétexte alloit commencer cette grande révolution, une guerre qui devoit être la derniere, préparoit une paix immortelle, quand un événement dont l’horrible mystere doit augmenter l’effroi vint bannir à jamais le dernier espoir du monde. Le même coup qui trancha les jours de ce bon Roi replongea l’Europe dans d’éternelles guerres qu’elle ne doit plus espérer de voir finir. Quoi qu’il en soit, voilà les moyens qu’Henri IV avoit rassemblés pour former le même établissement que l’Abbé de St. Pierre prétendoit faire avec un livre. Qu’on ne dise donc point que si son systême n’a pu été adopté, c’est qu’il n’étoit pas bon; qu’on dise au contraire qu’il étoit trop bon pour être adopté; car le mal et les abus dont tant de gens profitent s’introduisent d’eux-mêmes; mais ce qui est utile au public
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zu unterhalten, sein Königreich ohne die geringste verbliebene Quelle des Aufruhrs zu verlassen und 6 Jahre lang Krieg zu führen, ohne seine ordentlichen Einkünfte anzurühren oder dem Volk auch nur einen Sou an neuen Abgaben aufzuerlegen. Mit so vielen Vorbereitungen verbinde man eine Durchführung von gleichem Nachdruck und gleichermaßen vorausschauender Klugheit, wie sie schon die Planung durch seinen Minister und durch ihn selbst so sehr geprägt hatten, schließlich in der militärischen Führung des Feldzuges einen so hervorragenden Oberbefehlshaber wie er es war, dem sein Gegner keinen vergleichbaren entgegenzusetzen hatte, und man mag entscheiden, ob seiner Erfolgshoffnung irgendeine der Voraussetzungen fehlte, die glückliches Gelingen verheißen. Ohne seine Pläne ganz durchschaut zu haben, blickte Europa mit gespannter Aufmerksamkeit auf seine immensen Vorbereitungen und erwartete deren Ergebnis in einer Art von Schreckensstarre. Ein geringfügiger Vorwand würde diese große Umwälzung beginnen lassen, ein Krieg, der der letzte sein sollte, einen unsterblichen Frieden vorbereiten – als ein Ereignis, dessen entsetzliches Geheimnis das Erschrecken nur verstärken muss, die letzte Hoffnung der Welt für immer verbannte. Derselbe Dolchstoß, der den Lebensfaden dieses guten Königs zerriss, ließ Europa wieder in ewige Kriege versinken, die endigen zu sehen es nicht mehr hoffen darf. Wie dem auch sei, dies waren jedenfalls die Mittel, die Heinrich IV. organisiert hatte, um dieselbe Institution zu verwirklichen, die der Abbé de St. Pierre mit einem Buch herbeizuführen beabsichtigte. [ 3. Resümee und Ausblick: Der dauerhafte Friede durch einen letzten Krieg? ] Man sage also nicht: Wenn sein System nicht angenommen worden ist, so liegt das daran, dass es nicht gut war; sondern im Gegenteil: Es war zu gut, um angenommen zu werden; denn Übel und Missbräuche, aus denen so viele Leute Nutzen ziehen, schleichen sich von selbst ein; aber was dem Wohl der Allgemeinheit
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ne s’introduit gueres que par la force, attendu que les intérêts particuliers y sont presque toujours opposés. Sans doute la paix perpétuelle est à présent un projet bien absurde; mais qu’on nous rende un Henri IV et un Sully, la paix perpétuelle redeviendra un projet raisonnable; ou plutôt, admirons un si beau plan, mais consolons-nous de ne pas le voir exécuter ; car cela ne peut se faire que par des moyens violens et redoutables à l’humanité. On ne voit point de ligues fédératives s’établir autrement que par des révolutions; et sur ce principe, qui de nous oseroit dire si cette ligue Européenne est à desirer ou à craindre? Elle feroit peut-être plus de mal tout-d’un-coup qu’elle n’en préviendroit pour des siecles.
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dient, kann, da ihm die Privatinteressen beinahe immer entgegenstehen, fast nur mit Gewalt eingeführt werden. Ohne Zweifel ist gegenwärtig der fortdauernde Friede ein ganz widersinniges Projekt; aber man gebe uns einen Heinrich IV. und einen Sully wieder, und der fortdauernde Friede wird wieder ein vernünftiges Projekt werden; oder eher noch: Bewundern wir einen so schönen Plan, aber trösten wir uns, ihn nicht ausgeführt zu sehen; denn dies kann nur durch gewaltsame und der Menschlichkeit auf furchtbare Weise widersprechende Mittel geschehen. Staatenbünde werden nicht anders als durch Umwälzungen gebildet, und wer von uns wagte unter der Voraussetzung dieses Prinzips zu entscheiden, ob dieser europäische Bund zu wünschen oder aber zu fürchten sei? Er brächte vielleicht auf einen Schlag mehr Übel, als er für Jahrhunderte verhindern würde.
A NM ER K U NGE N DES H ER AUSGEBER S
[S. 3] Marcus Annaeus Lucanus (39 – 65 n. Chr.), römischer Dichter, Ne¬e Senecas (zu Leben und Werk des Dichters s. Ebener, 1978, V ¬.). Die Stelle stammt aus seinem Hauptwerk, dem Epos »Pharsalia«, I, 60 f. (vgl. Ed. Haskins, 1887, 5; deutsch s. Ebener a. a. O. 4), in dem der Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompeius aus der Sicht der stoischen Philosophie behandelt wird.– Sie lautet: »Dann sei das Menschengeschlecht, die Wa¬en niederlegend, auf Rettung bedacht, und alle Völker mögen einander lieben«. 2 [S. 5] Brief von Rousseau an Herrn de Bastide und dessenVorwort; vgl. Erstausgabe, Amsterdam 1761, 5 – 10; der im Vorwort von de Bastide beschriebene Kupferstich findet sich in den Titelseiten der genannten Erstausgabe. 3 [S. 13] Paix perpétuelle ist mit »fortdauernder Frieden« zu übersetzen, da das Wort perpétuelle eindeutig auf das politische Begri¬smoment der permanent praktischen, also normativ-faktischen Aktion, eben der Friedensstiftung verweist; ähnlich liegt es mit dem Wort Projet, das daher besser übersetzt wird mit Entwurf als mit Plan. Dagegen ruft die übliche Übersetzung mit »ewigem Frieden« (so der Generaltitel des Werkes von Raumer, 1953, und alle angeführten deutschen Übersetzungen der Schrift) auch religiöse Konnotationen auf; dem entspräche aber im französischen eher das Adjektiv éternelle, das Rousseau zwar, wie auch das Wort immortelle, vereinzelt verwendet, aber eben nicht hauptsächlich und nicht im Titel. Kant wählt dann für seine Schrift von 1795 den Terminus »Ewiger Friede« im Bewusstsein der Mehrdeutigkeit; vgl. ZEF, AA VIII, 343: »Diese satirische Überschrift auf dem Schilde jenes holländischen Gastwirtes, worauf ein Kirchhof gemalt war«; s. dann aber, bezeichnenderweise ganz am Ende der Metaphysik der Sitten, Rechtslehre, Beschluss, AA VI, 355: »… allgemeine und fortdauernde Friedensstiftung (macht aus) den ganzen Endzweck der Rechtslehre« (Hervorheb. v. Verf.). In ironischer Absicht verwendet auf ähnliche Weise den Terminus paix perpétuelle / pax perpetua schon Leibniz explizit gegen den Abbé de St. Pierre, vgl. Brief vom 4. Juni 1712 Leibniz an De Grimarest, in: Correspondance G. W. Leibniz – Ch. I. de Saint-Pierre, Éd. André Robinet, Paris 1995, 24. 4 [S. 15] Zur Terminologie / Übersetzung: Der Terminus (von lateinisch: gubernatio, im Englischen: government) hat jedenfalls im vorlie1
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genden systematischen Zusammenhang die ältere, vorkonstitutionelle Bedeutung der Staatstätigkeit und ihrer Funktionen im Ganzen, also einschließlich der Gesetzgebung, wie auch heute noch im angelsächsischen und französischen Sprachgebrauch (z. B. good governance); im Sinne einer eingeschränkten, vermittelnden Staatsfunktion unter der souveränen Gesetzgebung des Volkes verwendet Rousseau den Regierungsbegri¬ dann aber im Contrat Social, III, 1 (OC III, 395 ¬.); zur Entwicklung des Regierungsbegri¬s vgl. Ulrich Scheuner: Der Bereich der Regierung, in: Festschrift für Rudolf Smend zum 70. Geburtstag, Göttingen 1952, 253, 268 ¬.; s. auch den Überblick bei Klaus Stern: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. II, München 1980, 673 ¬. 5 [S. 15] Vgl. auch Rousseau: l’État de Guerre / Der Kriegszustand (Manuskr., zur Edition s. Vaughan, I, 293; Stelling-Michaud OC III, 1553), OC 601, 610: »La premiere chose que je remarque, en considérant la position du genre humain, c’est une contradiction manifeste dans sa constitution, qui la rend toujours vacillante. D’homme à homme, nous vivons dans l’état civil et soumis aux loix; de peuple à peuple, chacun jouit de la liberté naturelle: ce qui rend au fond notre situation pire que si ces distinctions étaient inconnues. Car vivant à la fois dans l’ordre social et dans l’état de nature, nous sommes assujettis aux inconvénients de l’un et de l’autre, sans trouver la sûreté dans aucun des deux. La perfection de l’ordre social consiste, il est vrai, dans le concours de la force et de la loi; mais il faut pour cela que la loi dirige la force; au lieu que, dans les idées de l’indépendance absolue des princes, la seule force, parlant aux citoyens sous le nom de loi et aux étrangers sous le nom de raison d’etat, ôte à ceux-ci le pouvoir et aux autres la volonté, de résister, en sorte que le vain nom de justice ne sert partout que de sauvegarde à la violence. Quant à ce qu’on appelle communément le droit des gens, il est certain que, faute de sanction, ses loix ne sont que des chimères plus foibles encore que la loi de nature. Celle-ci parle au moins au cœur des particuliers au lieu que, le droit des gens n’ayant d’autre garant que l’utilité de celui qui s’y soumet, ses décisions ne sont respectées qu’autant que l’interest les confirme. Dans la condition mixte où nous nous trouvons, auquel des deux sistèmes qu’on donne la préférence, en faisant trop ou trop peu, nous n’avons rien fait, et nous sommes mis dans le pire état où nous puissions nous trouver. Voilà, ce me semble, la véritable origine des calamités publiques.«
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Übersetzung: »Betrachte ich die Lage der Menschheit, so bemerke ich an erster Stelle einen augenfälligen Widerspruch in ihrer Rechtsverfasstheit, der diese in einem ständigen Schwankungszustand hält. Von Mensch zu Mensch leben wir im bürgerlichen Zustand, den Gesetzen unterworfen; im Verhältnis von Volk zu Volk besteht die natürliche Freiheit: Das macht im Grunde unsere Lage schlimmer, als wenn diese Unterscheidungen unbekannt wären. Da wir nämlich zugleich in der gesellschaftlichen Ordnung und im Naturzustand leben, sind wir den Übeln beider Zustände ausgesetzt, ohne in einem von ihnen Sicherheit zu finden. Gewiss zwar besteht die Vollkommenheit der gesellschaftlichen Ordnung im Gleichlauf von Zwangsgewalt und Gesetz; aber zu diesem Zweck muss das Gesetz die Staatsmacht lenken; stattdessen ist es nach den Vorstellungen der absoluten Unabhängigkeit der Fürsten die bloße Zwangsgewalt, die sich gegenüber den Bürgern unter dem Namen des Gesetzes, gegenüber Fremden unter dem der Staatsraison äußert und dadurch diese ihrer Macht und jene ihres Willens zum Widerstand beraubt, so dass der leere Name der Gerechtigkeit allenthalben nur zur Bemäntelung der Gewalt dient. Was nun das Recht angeht, das man gemeinhin das Völkerrecht nennt, so ist gewiss, dass seine Gesetze mangels Sanktion nur Hirngespinste sind, noch schwächer als das natürliche Gesetz. Dieses spricht zumindest zum Herzen der Einzelperson, wohingegen das Völkerrecht keine andere Garantie hat als das Nutzeninteresse dessen, der sich ihm unterwirft, und deshalb in seinen Entscheidungen nur respektiert wird, soweit das Interesse sie bestätigt. In der gemischten Lage, in der wir uns befinden, und in der man, welchem der beiden Systeme man auch den Vorzug gibt, dadurch zu viel oder zu wenig tut, haben wir eigentlich nichts getan und sind dadurch in den schlimmsten Zustand geraten, in dem wir uns befinden könnten. Dies scheint mir der wahre Ursprung der unglückseligen politischen Zustände zu sein.« 6 [S. 15] Zur Terminologie / Übersetzung: Als häufigster Ausdruck für das behandelte Hauptthema wird verwendet Confédération, im Übrigen schwankt die Terminologie: Ligue, Alliance (eher: Bündnis), Corps, Corps Politique (körperschaftlicher Verband), verschiedentlich auch: République Européenne. Die Übersetzung von Confédération, conféderative mit Bund, bündisch vermeidet eine begri¬liche Vorfestlegung in der staatstheoretischen bzw. völkerrechtlichen Unterscheidung zwischen Konföderation eigentlichen Sinnes oder Staatenbund (über ein partikulares Bündnis hinausgehender Zusammenschluss souverä-
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ner Staaten mit gemeinsamen politischen Zwecken und Organen) und einer noch engeren Vereinigung (Union) mit staatsgleicher Rechtsorganisation gegenüber den Mitgliedern (etwa nach Art des Bundesstaates); darauf läuft das Projekt allerdings hinaus, wobei Rousseau indessen die völkerrechtsphilosophisch hochproblematische Implikation, dass die Mitglieds-»Staaten« ihre innere und äußere Souveränität (d. h. höchste Rechtsmacht) zugunsten des Bundes verlieren, nicht zugestehen will, s. noch im Folgenden. Zur Lehre von den Staatenverbindungen insbesondere zur Di¬erenzierung Staatenbund-Bundesstaat nach dem Souveränitätskriterium s. zunächst das Buch von Georg Jellinek: Die Lehre von den Staatenverbindungen, Wien 1882 / Repr. Aalen 1969, 172 ¬., 276 ¬.; vom Standpunkt des Völkerrechts s. Alfred Verdross / Bruno Simma: Universelles Völkerrecht, 3. Auflage Berlin 1984, 594 ¬.; Knut Ipsen: Völkerrecht, 4. Auflage München 1999, 67 ¬.; zur Theorie des Bundesstaates unter dem Souveränitätsgesichtspunkt s. Herbert Krüger: Allgemeine Staatslehre, 2. Auflage Stuttgart 1966, 186 ¬., 867. 7 [S. 17] Zur Terminologie citoyen/sujet (Bürger/Untertan), vgl. Contrat social, I, 6 (OC III, 362). 8 [S. 17] Bereits von Sully in seinen Memoiren als Vorbild für die in dem (Heinrich IV. zugeschriebenen) Friedensplan vorgesehene europäische Bundesversammlung genannt (s. Schlochhauer, 1953, 16 f., 77) und vom Abbé de St. Pierre übernommen; die weiteren historischen Beispiele stammen von Rousseau. – Amphiktyone (gr.), wörtlich Umwohner – eine Art regionaler Verband von Stämmen im antiken Griechenland schon vor der Stadtstaatenbildung als auf ein Heiligtum wie dasjenige des delphischen Apollo bezogener eidgenössischer Schutzbund, exemplarisch die pylaeisch-delphische Amphiktyone, mit gewissen »international« schützenden politischen Funktionen, jedenfalls der Einschränkung von Kriegshandlungen, aber auch des Rechtsschutzes für Individuen (vgl. Amphiktyonia, in: Der kleine Pauly, Bd. 1, Sp. 311 ¬.; eingehend auf Grund des älteren Materialstandes: Paulys Realencyklopädie, Band I/2, Sp. 1904, 1909 ¬., 1915 ¬.); so verpflichteten sich die Bundesmitglieder der delphischen Amphiktyone (wohl zurückgehend auf das 7. vorchristliche Jahrhundert) eidlich, 1. keine Stadt des Amphiktyonenbundes zu zerstören, 2. sie nicht auszuhungern, 3. ihr nicht das Wasser abzuschneiden, und zwar weder im Kriege noch im Frieden. Gegen Vertragsbrüchige verpflichteten sich die Amphiktyonen vorzugehen und deren Städte von Grund auf zu zerstören, ebenso gegen Tempelräuber, deren Mitwisser und Anstifter (vgl. Bengtson: Staatsver-
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träge des Altertums, Bd. II, 1975, Nr. 104, 3 f.; zu den griechischen Wurzeln des europäischen Völkerrechts s. Karl-Heinz Ziegler: Völkerrechtsgeschichte, München 1994, 40 ¬.) 9 [S. 17] Von Lucumo, einem latinisch-etruskischen Wort, das den die höchste Gewalt als Feldherr, Richter, Priester ausübenden König eines der zwölf etruskischen Stämme in archaischer Zeit bezeichnet, wovon einer im Wechsel den Vorsitz im etruskischen Städtebund führte (vgl. Der kleine Pauly, Bd. 3, Sp. 768; zu den verschiedenen etruskischen Städtebünden a. a. O. Sp. 384 f.). 10 [S. 17] Feriae Latinae – Bundesfest der dem latinischen Städtebund angehörenden Mitglieder, gefeiert für Jupiter auf dem Albaner Berg, von Rom aus vorrömischer Zeit übernommen; während des Festes herrschte Wa¬enruhe (vgl. Der kleine Pauly, Bd. 2, Sp. 537 f.; s. auch Paulys Realencyklopädie, Bd. VI/2, Sp. 2213 ¬.) 11 [S. 17] Von lateinisch civitas – ältester Teil einer Stadt, hier gemeint: autonomer Bund von Stämmen unter gemeinsamen religiösen und politischen Institutionen (s. Le Petit Robert, Dictionnaire de la langue Française, Paris 1993, 383). 12 [S. 19] Rousseau ist hier ein Irrtum unterlaufen: Es war nicht der Kaiser Claudius, sondern der Kaiser M. Aurelius Severus Antoninus (genannt: Caracalla), der im Jahre 212 n. Chr. durch die Constitutio Antoniniana fast allen Reichsangehörigen das römische Bürgerrecht verlieh (s. Der kleine Pauly, Bd. 1, Caracalla, Sp. 1049 f.; zur Entwicklung des Bürgerrechts s. ebendort, Stichwort civitas, Sp. 1199; s. bereits Stelling-Michaud, OC III, 1544). 13 [S. 19] Codex Theodosianus – eine systematisch geordnete Sammlung kaiserlicher Konstitutionen (Rechtsvorschriften) seit Konstantin, angeordnet durch den Kaiser Theodosius II., in Kraft gesetzt in der östlichen Reichshälfte im Jahre 438, übernommen 439 im weströmischen Reich (vgl. Wolfgang Kunkel: Römische Rechtsgeschichte, 4. Auflage Köln, Graz 138 ¬.). 14 [S. 21] Die vom oströmischen Kaiser Justinian initiierte, Digesta (Digesten) genannte, systematisch in 50 Bücher, diese wiederum in Titel, eingeteilte Sammlung der an Kasuistik entwickelten Rechtssätze der klassischen römischen Juristen, ergänzt um eine Sammlung kaiserlicher Konstitutionen (Codex) und ein amtliches Lehrwerk (Institutionen) – ein nach dem Willen Justinians einheitliches, 534 n. Chr. in Kraft gesetztes Gesetzeswerk, das rezeptionsgeschichtlich erst in der Neuzeit den zusammenfassenden Namen corpus iuris civilis erhielt. Die Digesten sind Hauptquelle des klassischen römischen Juristenrechts und Grund-
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lage seiner seit dem Mittelalter von Italien ausgehenden europäischen Rezeption (vgl. Kunkel, a. a. O., 143 ¬., 158 ¬.). 15 [S. 51] Kuriatstimme, im Unterschied zu der einem einzelnen Stimmberechtigten (z. B. Reichsfürsten) allein zustehenden sogenannten Virilstimme eine Gesamtstimme, die mehreren zu einem Teilkollegium (Kurie) verbundenen Stimmberechtigten im betre¬enden Entscheidungsgremium gemeinsam zusteht: im Reichstag des alten Deutschen Reiches, als Ständeversammlung bestehend aus drei Kollegien oder Kurien (Kurfürsten, Reichsfürsten, Reichsstädte), hatten die Reichsgrafen innerhalb des Reichsfürstenkollegiums zuletzt (d. h. bis zur Umwälzung durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 und zur Auflösung des Reiches 1806) gegenüber 94 Virilstimmen der Fürsten 4 Kuriatstimmen, die jeweils dem niederrheinisch-westfälischen, wetterauischen, schwäbischen, fränkischen Reichsgrafenkollegium zustanden; zum Begri¬ s. Kuriatstimme, in: Deutsches Rechtswörterbuch, hrsgg. von d. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Bd. 8, bearbeitet von Günther Dickel und Heino Speer, Weimar 1984 – 1991, unveränd. Nachdruck 1998, Sp. 164 f.; zur Reichsverfassung s. Karl-Friedrich Häberlin: Handbuch des Teutschen Staatsrechts nach dem System des geheimen Justizrath Pütter, Bd. 1, Berlin 1797, 464 ¬. (Reichstag); 316 ¬. (Kuriatstimmen der Reichsgrafen), 504 ¬. (Beratungs-und Beschlussverfahren im Reichstag); zu den Reichsständen und zur Stellung der Reichsgrafen s. auch Helmut Neuhaus: Das Reich in der frühen Neuzeit, 2. Auflage Berlin 2003, 32 f. 16 [S. 95] Zur Irrigkeit dieser Annahme s. oben S. ix f. und Anm. 3.
BI BL IO GR A PH I E
1. Ausgaben Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur l’Abbé de Saint-Pierre, Par J. J. Rousseau, Citoyen de Genève, Amsterdam 1761. Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur l’Abbé de Saint-Pierre, in: Collection Complete Des Œuvres De J. J. Rousseau, Citoyen de Genève, Éd. Moultou, Du Peyrou, Tome 24, Genève 1782, p. 1 – 59. Jugement sur la Paix Perpétuelle, in: Collection Complete Des Œuvres De J. J. Rousseau, Citoyen de Genève, Éd. Moultou, Du Peyrou, Tome 24, Genève 1782, p. 60 – 79. Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur l’Abbé de Saint-Pierre / Jugement sur la Paix Perpétuelle, in: The Political Writings of Jean Jacques Rousseau, Edited from the original MSS. and authentic Editions with Introduction and notes by C. E. Vaughan, 2 Volumes, Cambridge 1915, Repr. Oxford 1962, Vol. I, p. 364 – 387, 388 – 396. Extrait du Projet de Paix Perpétuelle de Monsieur l’Abbé de Saint-Pierre / Jugement sur la Paix Perpétuelle, in: Œuvres Complètes, Édition publiée sous la Direction de Bernard Gagnebin et Marcel Raymond, Vol. I – V, Paris 1959, 1964, 1964, 1969, 1995, Vol. III (1964), p. 563 – 589, 591 – 600, Notes et Variantes, p. 1540 – 1553, Textes établis et annotés par Sven Stelling-Michaud.
2. Übersetzungen Rousseau, Jean Jacques: Schriften zum Ewigen Frieden, übersetzt und hrsg. von Botho Laserstein, Berlin 1920. – : Auszug aus dem Plan des Ewigen Friedens des Herrn Abbé de SaintPierre, 1756/1761 / Urteil über den Ewigen Frieden, 1756/1782, in: Raumer, Kurt von: Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance, Freiburg, München 1953, S. 343 – 368, 369 – 378 (Übersetzung von Gertrud von Raumer). – : Auszug aus dem Plan eines Ewigen Friedens des Herrn Abbé de SaintPierre/Gutachten über den Plan eines Ewigen Friedens, in: Rousseau, Jean-Jacques: Kulturkritische und politische Schriften in 2 Bänden, hrsg. von Martin Fontius, Berlin 1989, Band 1, S. 7 – 36, 38 – 48.
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SACH R EGI S T ER
Abhängigkeit (dépendance) 23, 39, 67 Allgemeinwohl (bonheur commun, bien commun, intérêt public) 13, 59, 83, 101 Amphiktyonen (amphictions) 17 Angelegenheit, öffentliche (affaire publique) 43 Angreifer (aggresseur) 57, 71 ¬. Angriff (invasion) 33, 67 ¬., 75 Anmaßung von Herrschaft (usurpation) 69 Anspruch (prétention) 61, 79, 97 Armee (armée, appareil des armes) 63 ¬., 83, 89 – Bundesarmee (armée confédérative) 69 ¬. Artikel (article) 41 ¬., 53 ¬., 67 ¬., 69, 79, 95 Aufruhr (désordre) 53, 105 Aufstand (rébellion, émeute, révolte) 25, 67 ¬., 77 ¬., 87, 97 Band (lien, chaîne) 15, 19 ¬., 41 Bann (ban) 45 ¬., 53, 57 Barbaren (barbares) 19 ¬. Befehlsgewalt (empire) 91 Besitz, Besitzrecht, Besitzstand (possession) 9, 29, 45 ¬., 55, 61, 79, 91, 103 Besitzergreifung, widerrechtliche (usurpation) 101 Bevölkerung (population) 39, 79 Bevölkerungsverlust (dépopulation) 65, 91
Bevollmächtigter (Plénipotentiaire) 43 ¬. Beweis (preuve) 7, 15, 57, 83, 95, 99 Bindung (lien) 17 ¬., 41 Bündnis (ligue, alliance) 35, 39, 43 ¬., 51 ¬., 77, 91, 97, 101 ¬. Sonderbündnis, Teilbündnis (ligue partielle, alliance particuliere) 51, 55 Bund (confédération) 15 ¬., 39 ¬., 49 ¬., 53 ¬., 65 ¬., 77 ¬., 107 – wirklicher (confédération rélle) 41 Bundesgenosse (Associé) 67 Bundesversammlung, europäische (Diete Europénne) 45 ¬., 55 ¬., 69, 89 Bundesvertrag (confédération, traité) 43, 47, 55 Bürger (citoyen) 9 ¬., 19, 55 Bürgerkrieg (guerre civile) 27, 97 Bürgerlicher Zustand (état civil) 15, 111 Anm. 5 Christentum (Christianisme) 21 Cité 17 Despotismus (despotisme) 87 Eidgenossenschaft, Schweizer (Ligue Helvétique) 17 Eigentum (propre bien) 77 Einheit, gesellschaftliche (union civile) 15
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– politische (union politique) 19 Ehrgeiz (ambition) 9, 55, 79, 85, 103 Elend (misere) 41 Eroberer (conquérant) 21, 33 ¬., 53, 63 ¬. Eroberung (conquête) 33, 53 ¬., 63 ¬., 87, 103 Europa, europäisch (Europe, européen) 17 ¬., 25 ¬., 29 ¬., 33 ¬., 41 ¬., 49 ¬., 53 ¬., 71, 83 ¬., 95 ¬., 103 ¬. Evangelium (Evangile) 21 Fanatismus, politischer (fanatisme politique) 37 Feind (ennemi) 15, 25, 33, 50, 55, 65, 89, 99, 103 – öffentlicher (ennemi public) 45 Feriae latinae (Fériés) 17 Festung (forteresse) 33, 69 ¬. Freiheit (liberté) 5, 29, 39 fn*, 41, 67, 101, 111 Anm. 5 – allgemeine (liberté commune) 97 – des Handels (liberté du commerce) 79 Friede (paix) 5, 53, 57, 65, 71 ¬., 103 – ewiger (paix éternelle) 41 – fortdauernder (paix perpétuelle) 7, 13 ¬., 57 ¬., 101 – fester und fortdauernder (paix solide et perpétuelle) 5, 9, 49, 105 ¬. – unsterblicher (paix immortelle) 105 – universaler (paix universelle) 13
– wirklicher (paix véritable) 27 – Friedenszustand (état de paix) 49, 79 Fürst (Prince) 31 ¬., 51, 55 ¬., 59, 63, 67 ¬., 83 , 87 ¬., 93 ¬., 101 ¬., 111 Anm. 5 Garant, Garantie (garant, garantie) 27, 45, 67, 79, 87, 111 Anm. 5 Gefühl (sentiment) 9, 13 Geld (argent) 33, 37, 61, 69, 89 ¬., 103 Gemeinschaft, Gemeinsamkeit (communauté) 17, 23 ¬. Gemeinwohl (bien public) 13, 59, 83, 87, 101 Generalstaaten (Etats Généraux) 17, 51 Genossenschaft (association) 51 Gerechtigkeit (justice) 21, 59, 87, 91, 111. Anm. 5 Gericht, Gerichtshof (Tribunal) 41, 67, 89 Gesellschaft (société) 13, 25, 29 ¬., 41 – unvollständige (société imparfaite) 75 – der Völker (société des peuples) 19, 23 ¬. Gesetz (loi) 15 ¬., 25 ¬., 41, 79, 89 ¬., 111 Anm. 5 – Herrschaft des G.es (empire de la loi) 87 – der Natur, naürliches (loi de nature) 111 Anm. 5 Gesetzbuch des Kaisers Theodosius (code de Théodose) 19 Gesetzesverstoß (péche contre les lois) 89
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Gewalt (force, violence) 95, 107, 111 Anm. 5 Gleichgewicht (équilibre) 17, 29 ¬., 37 Glück (bonheur) 9, 13 ¬., 41, 59 ¬., 81, 87 – gemeinsames (bonheur commun) 13 Glückseligkeit (félicité) 13 Gott (Dieu) 89 Grenzland (pays frontiere) 71 Grenzmacht (puissance frontiere) 71 Grundgesetz (loi fondamental) 45 Grundsatz (maxime, principe) 13, 19, 39, 39 fn*, 47, 91 Handel (commerce) 17, 23, 37 ¬., 63, 71, 77 ¬., 91 Haus Österreich (Maison d’Autriche) 97, 101 Herrschaft (autorité, domination, regne) 7 ¬., 69 – nach Außen (domination au dehors) 87 – im Inneren (domination au dedans) 87 Herrscher (maître, Potentat, Souverain) 29, 67, 77, 89 ¬., 99 – Weltherrscher (Souverain du monde) 23 fn* Hirngespinst (chimère) 81, 85, 95, 111 Anm. 5 Individuum (individu) 15 Institution (institution) 53, 87 – bürgerliche (institution civil) 19 Interesse (intérêt) 17, 23, 27 ¬.,
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37 ¬., 43, 49, 53, 57 ¬., 65, 81, 93 ¬., 101 ¬. allgemeines, gemeinsames, öffentliches (intérêt commun, général, public) 23, 29, 31, 41 ¬., 57, 65, 93, 101 ¬. besonderes, Sonderinteresse, Privatinteresse (intérêt particulier, personnel) 37, 41 ¬., 57, 93, 101 ¬., 107 Eigeninteresse (propre intérêt) 85 scheinbares (intérêt apparent) 37, 85 wahres (vrai intérêt) 39, 81, 85
Kaiser (Empereur, Prince) 19 ¬., 23 fn*, 63, 95 ¬. – des Deutschen Reichs (Empereur d`Allemagne) 23 fn* – der römische (Empereur des romains) 49 Klage (plainte) 89 Klugheit (prudence, sagesse) 61, 85, 91, 95, 99, 105 Knechtschaft (esclavage) 19 König (roi) 7, 9, 21, 49 ¬., 63, 83 ¬., 87 ¬., 95, 99 ¬., 105 Körper, Körperschaft (corps) 19 ¬., 41, 67 Kongress (congrès) 43 ¬., 47, 95 Krieg (guerre) 15, 25 ¬., 45, 53, 57, 61 ¬., 67 ¬., 71 ¬., 87 ¬., 93, 97, 101 ¬. – Bürgerkrieg (guerre civile) 27, 97 – letzter (guerre derniere) 105 Kriegsglück (hasard de la guerre) 89
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Kriegsgrund (raison de guerre) 67 Kriegshandwerk (Art militaire) 73 Kriegszustand, Zustand des Krieges (état de guerre) 15, 25 ¬., 41, 75, 79, 110 f. Anm. 5 Landwirtschaft (agriculture) 39 fn*, 71, 79 Leidenschaft (passion) 15, 85, 93 Liebe (amour) 13 – Eigenliebe (amour propre) 85 Lucumonien (lucumonies) 17 Macht (pouvoir, puissance) 17, 23 ¬., 29, 33 ¬., 39 ¬., 45 ¬., 49, 53, 57 ¬., 69, 75, 85 ¬., 91, 97, 103, 111 Anm. 5 Machthaber (Potentat) 33 ¬. Maxime (maxime) 65, 87 Mensch (homme) 13 ¬., 19 ¬., 59 ¬., 81, 89 ¬. Menschengeschlecht (genre humain) 89 Menschheit (genre humain, humanité) 13 ¬., 19, 111 Anm. 5 Menschlichkeit (humanité) 25, 81, 107 Militäretat (dépense militaire) 69, 79 Minderjährigkeit des Herrschers (minorité) 77 Minister (Ministre) 39, 59, 93 ¬., 99, 105 Mitglied (membre) 19 ¬., 31, 39 ¬., 53, 67 ¬. Monarchie (Monarchie) 29 ¬. – Universalmonarchie (Monarchie universelle) 31, 97
Monopol (monopol, bien exclusif) 93 Moral (morale) 17, 83 ¬. Mord (meurtre) 25 Motiv (motif) 53, 57, 67, 99 Nachfolge, Rechtsnachfolge (succession) 29, 45, 79 Nachteil (désavantage, inconvénien, préjudice) 57, 71, 75, 81 Nation (nation) 23, 31, 87 Naturzustand (état de nature) 15, 111 Anm. 5 Nutzen, Nützlichkeit (profit, utilité) 37, 49, 59, 83, 91, 105, 111 Anm. 5 – Allgemeinnutzen (utilité commune) 99 Oberhaupt (Chef, Souverain) 17 ¬., 23 ¬., 29, 49, 67 ¬., 101 Öffentlichkeit (public) 5, 93 Ordnung – gesellschaftliche, öffentliche, politische (ordre social, publique, politique) 15 ¬., 31, 53, 111 Anm. 5 Parlament (Parlement) 29 Pflicht (devoir) 19 Plan (dessein, plan, projet) 5, 81, 87, 91, 95 ¬., 105 ¬. – großer, weit gespannter Plan (grand dessein) 99 Politik (la politique) 17, 25, 33, 47, 53, 65, 85 Politiker (le politique) 43, 91 Präsidentschaft (présidence) 69 Priester, Priestertum (prêtre, Sacerdoce) 21, 23
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Prinzip (maxime, principe) 17, 107 – allgemeines (principe général) 27 Recht (droit) 19, 27 ¬., 45, 55 ¬., 67, 75 ¬., 87 ¬., 111 Anm. 5 – Rechtsanspruch, Rechtsbehauptung (prétention) 27, 45, 55, 59 – Rechtsdurchsetzung (poursuite de droit) 77 – Rechtsmacht, höchste (souveraineté) 21 ¬., 27 – öffentliches, europäisches (droit publique de l’Europe) 27, 37 – Rechtsordnung 23 – des Stärkeren (droit du plus fort) 27, 75 – Rechtsweg (voie juridique) 89 Regierung (gouvernement) 9, 45, 91 Reich, Deutsches (Corps Germanique, Empire) 17 ¬., 23, 29, 37, 51 ¬., 67 ¬., 73 – Römisches (Empire Romain) 21 ¬. Reichsgraf (Comte de l’Empire) 51 Reichsverfassung (constitution de l’Empire) 37, 53 Religion (religion) 17, 21, 25 Republik (République) 29, 51 – christliche (République chrétienne) 95, 99 – europäische (République Européenne) 47 ¬., 71, 79, 83 Ruhm (gloire) 7 ¬., 39 fn*, 59, 65, 79, 87
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Schiedsgerichtsbarkeit, europäische (Arbitrage Européenne) 77 Schiedsrichter (arbitre) 61 Schiedsspruch (arbitrage) 45 Sicherheit (sûreté) 9, 15, 55, 65, 71, 77 ¬., 111 Anm. 5 Sitten (coutumes) 17, 25 Sklave (esclave) 7, 39 FN* Souverän (Souverain) 9, 29, 37, 43 ¬., 51, 55 ¬., 65 ¬., 75, 79 ¬., 85 ¬., 97 Souveränität (souveraineté) 67 Staat (état) 15 ¬., 25, 29, 35, 39 ¬., 45 ¬., 51 ¬., 63 ¬., 71, 77 ¬., 87, 93 Staatenverband (Corps, Ligue fédérative) 103, 107 – europäischer (Corps Européen) 47, 103 Staatsform (gouvernement) 25 Staatsgebiet (territoire) 63, 91 Staatsoberhaupt (Chef, Prince, Souverain) 17 ¬., 23 ¬., 29 Staatsordnung (gouvernement) 15 ¬., 77 Staatsraison (raison d’état) 111 Anm. 5 Städtebund, achäischer (Ligue Achéenne) 17 Ständeversammlung (Etats nationaux) 29 Stärke (force, valeur) 37, 63 Stimmenmehrheit (pluralité des voix) 47 Stimmrecht (Voix) 45, 51 – gleiches (voix égale) 49 Streitigkeit (démêlé, différend, querelle) 27 ¬., 45, 59, 67, 75 ¬., 89
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Streitkräfte (forces, troupes) 33, 79, 89 ¬. System (systême) 9, 17, 29, 49 ¬., 53, 57 ¬., 61, 93 ¬., 105, 111 Anm. 5 – europäisches (systême de l’Europe) 31, 35 ¬., 49, 61 – politisches (systême politique) 37 Titel (titre) 9 ¬., 21 Truppen (troupes) 33 ¬., 69 ¬., 89, 95 Tugend (vertu) 9, 59 Tyrann (tyran) 103 Tyrannei (tyrannie) 87, 101 Übel (inconvénient, mal) 17, 29 ¬., 63, 71, 105 ¬., 111 Anm. 5 Umwälzung (révolution) 31 ¬., 105 ¬. Unabhängigkeit (indépendance) 75 – absolute (indépendance absolue) 69, 85, 111 Anm. 5 Unternehmen (entreprise) 5, 59, 97 ¬., 103 Untertan (sujet) 19, 59, 63 ¬., 87 ¬., 103 Urteil (jugement) 45 ¬., 79 Ursprung (principe) 23, 111 Anm. 5 Usurpation (usurpation) 25, 29 Verband (corps) 17, 47, 51, 67, 71, 75, 103 Verbindung, gesellschaftliche (liaison sociale) 41 Vereinigung (association, union) 27, 39 ¬., 75
Verfassung (constitution) 15, 37, 63, 67, 111 Anm. 5 Verfassungsform (gouvernement) 15 ¬. Verfassungsordnung (gouvernement) 29, 87 Vernunft (raison) 15, 21, 27, 41, 81, 85 Versammlung (Diete) 29, 43 ¬. – Bundesversammlung, europäische (Diete Européenne) 45 ¬., 53 ¬., 67 ¬., 89 Verstand (raison) 13, 43, 81 Vertrag, Bundesvertrag (traité, confédération) 27 ¬., 41 ¬., 47, 53 ¬., 61, 103 Volk (peuple) 9, 13 ¬., 17 ¬., 23 ¬., 33 ¬., 59, 69 ¬., 75 ¬., 83 ¬., 93, 101 ¬., 111 Anm. 5 Völkerrecht (droit de gens) 17, 111 Anm. 5 Vollkommenheit (perfection) 41, 111 Anm. 5 Vormacht (primauté) 103 Vorsitz (présidence) 45 Vorteil (avantage) 17, 35, 39 ¬., 47, 57, 61, 65, 69 ¬., 77, 81 ¬., 89 ¬., 101 votum curiatum 51 Wahrheit (vérité) 9, 37, 41 – moralische (vérité morale) 83 Weisheit (sagesse) 9, 17, 43, 77 Wille (volonté) 37, 49, 77, 81, 111 Anm. 5 – guter (bonne volonté, bonne intention) 27, 93 Wohl – W. aller (bien de tous) 93
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– Allgemeinwohl (bien public, bien commun, bonheur public, intérêt public) 13, 41, 59, 83, 101 – öffentliches (bien public) 43, 65, 81 Wohlergehen (bonheur) 79 Zufall (fortune, hasard) 65, 87, 91, 99 Zustand (état) 31, 61, 111 Anm. 5 – bürgerlicher (état civil) 15, 111 Anm. 5
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– Friedenszustand (état de paix) 49, 65, 69, 79 – der Gewalttäigkeit (état violent) 31 – Kriegszustand (état de guerre) 15, 25 ¬., 41, 49, 79 – Naturzustand (état de nature) 15, 111 Anm. 5 – der Ungeordnetheit (état d’impolice) 75 Zwistigkeit (dissention, mésintelligence) 25 ¬., 35