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German Pages 1680 [1709] Year 2023
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06.07.2023
13:40 Uhr
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Ernst Stein
Ein historiographischer Klassiker – erweitert und neu aufgelegt Ernst Steins Geschichte des spätrömischen Reiches ist eine große Pionierleistung der Erforschung der Spätantike. Das zweibändige Werk zeichnet sich aus durch stupende Quellenkenntnis, die souveräne Darstellung der großen Zusammenhänge und einen immensen Detailreichtum. Der erste Band der Geschichte des spätrömischen Reiches behandelt die Zeit von 284 bis 476. Der zweite Band umfasst die Jahre 476 bis 565 und erschien erst im Jahr 1949 postum auf Französisch unter dem Titel Histoire du Bas-Empire. Ein Vorwort von Hartmut Leppin stellt die biographischweltanschaulichen Hintergründe von Ernst Steins Großwerk heraus. Erweitert um ein Register und aktualisierende Fußnoten, die erstmals in der französischen Ausgabe erschienen, ist diese Neuausgabe auch knapp 100 Jahre nach dem Erscheinen ein unverzichtbares Standardwerk.
»Bis heute ist Ernst Steins Darstellung als Referenzwerk unverzichtbar.«
P R OF. H ARTMU T L E P P I N
»Es gibt nur wenige historische Werke, die auch nach nahezu einem Jahrhundert von hohem Wert für die Forschung sind. Ernst Steins groß angelegte Geschichte des spätrömischen Reiches gehört zweifellos dazu.« P R OF. MI SCH A ME I E R
ISBN 978-3-8053-5365-6
€ 250,00 [D] € 257,10 [A]
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Ernst Stein
Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire
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Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire Vom römischen zum byzantinischen Staate (284 – 476 n.Chr.)
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Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire Band 1
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Ernst Stein
Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire Neuausgabe, herausgegeben von Hartmut Leppin und Mischa Meier
Band 1
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Ernst Stein
Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.) Mit einem Vorwort von Hartmut Leppin
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Der Reprint von Ernst Steins „Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.)“ basiert auf der 1928 bei L. W. Seidel & Sohn in Wien erschienen Ausgabe. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg Philipp von Zabern ist ein Imprint der wbg. © 2023 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe dieser Ausgabe wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Bearbeitung des Registers: René Gebhardt, Frankfurt unter Mitarbeit von Jens Eberlein, Katharina Hennen, Maria Ilgner, Katrin Maichel, Yvonne Schnepf Satz: Arnold & Domnick, Leipzig Einbandgestaltung: Peter Lohse, Heppenheim Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Europe Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8053-5365-6 Elektronisch ist folgende Ausgabe erhältlich: eBook (PDF): ISBN 978-3-8053-5366-3
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Inhaltsverzeichnis der Neuausgabe
Ern(e)st Stein: Christentum, Nationalitätenkonflikt und Reichszerfall – Vorwort von Hartmut Leppin . . . . . . . . xvii Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Politische, soziale und wirtschaftliche Voraussetzungen der spätrömischen Geschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Begriff der römischen Spätzeit – Zahl und Verteilung der Reichsbevölkerung – Die Nationalitäten im Reiche – Die Germanen – Das neupersische Reich – Römer und Perser – Religion und Wissenschaft – Der Kaiserkult – Mithrasreligion und Christentum – Soziale Wirksamkeit des Christentums – Die Regierung und das Christentum – Neuplatonismus und christliche Dogmatik – Organisation der christlichen Kirche – Christenverfolgungen – Annäherung der Kirche an den Staat – Eusebius von Caesarea – Verbreitung des Christentums – Städtische Territorien und Großgrundbesitz – Wirtschaftskrise des III. Jahrhunderts – Erbliche Bindung der Berufe – Die Zünfte – Finanzverhältnisse – Das Sportelwesen – Die munera – Handel und Gewerbe
2. Vom römischen Recht am Ende des Prinzipats . . . . . . . . . . . . 27 Personenrecht – Sklaven – Deditizier – Junianische Latiner – Römische Bürger – Zurückgesetzte Bürgerklassen – Ritterstand – Senatorenstand – Reichsrecht und Volksrecht – Patria potestas – Eherecht – Tutel und Kuratel – Erbrecht – Staats- und
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Vom römischen zum byzantinischen Staate
Krondomänen – Bodenpacht – Ödländereien – Jus emphyteuti cum, perpetuum, privatum – Kolonat – Obligationenrecht – Darlehensgeschäft – Privatdelikte – Deliktähnliche Obligationen – Strafrecht – Honestiores und humiliores – Prozeßrecht
3. Verfassung und Verwaltung am Ende des Prinzipats . . . . . . . 46 Das Kaisertum – Der Senat und die republikanischen Magistraturen – Verwaltungsapparat des Kaisers – Prätorianerpräfektur – Rat des Kaisers – Hofgesinde – Kaiserliche scrinia – Postwesen – Fiskalverwaltung – Münzwesen – Versagen der Fiskalverwaltung – Annona militaris – Res privata – Fiskalprozeß – Stadtpräfektur – Römische Stadtverwaltung – Lebensmittelspenden – Verwaltung Italiens – Provinzialverwaltung – Senatsprovinzen und kaiserliche Provinzen – Verdrängung der Senatoren aus den Statthalterschaften – Grundsätzlicher Ausschluß der Senatoren vom Heeresdienst – Offizialen – Verwaltung der Städte – Munizipalbehörden – Kurialenstand – Provinziallandtage
4. Das Heerwesen des ausgehenden Prinzipats . . . . . . . . . . . . . . 76 Heeresstärke – Gliederung des Heeres – Kommandoverhältnisse – Territoriale Rekrutierung – Die Illyrier im Heere – Beseitigung der militärischen Standesschranken – Protectores – Heeresersatz – Rekrutenablösung – Barbarisierung des Heeres – Der limes – Legionsdetachements – Sold, Donativ, Veteranenversorgung – Naturalverpflegung – Militärbauerntum – Vermehrung der Reiterei – Flottenwesen
I. Kapitel Die Zeit Diokletians und der Wirren nach seiner Abdankung (284–313). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Anfänge Diokletians – Bakaudenkrieg – Erhebung Maximians zum Mitkaiser – Carausius – Staatsreform Diokletians – Cäsarenernennung von 293 – Thronordnung Diokletians – Das neue Hofzeremoniell – Verwaltungsreform – Provinzen und Diözesen – Stellung der Vikare – Grundsätzliche Trennung von Zivil- und Militärdienst – Offizialen und Advokaten – Heeres-
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Inhaltsverzeichnis der Neuausgabe
reform – Verstärkung des Heeres – Comitatenses – Bautätigkeit Diokletians – Finanzreform – Das neue Steuersystem – Dio kletians Münzreformen – Preisedikt von 301 – Romanisierungstendenzen – Aufstand des Achilleus – Constantius gegen Carausius – Ende des britannischen Sonderkaisertums – Mauren- und Alamannenkriege – Galerius – Der große Perserkrieg Diokle tians – Beginn der Christianisierung Armeniens – Diokletianische Christenverfolgung – Abdankung Diokletians und Maximians – Das neue Kaiserkollegium – Tod Constantius’ I. – Erhebung des Maxentius – Ende des Kaisers Severus – Herrschaft des Maxentius – Aufstand des Alexander in Afrika – Kaiserkongreß von Carnuntum – Licinius – Konstantin und Maximinus werden Augusti – Untergang Maximians – Konstantin bemächtigt sich Spaniens – Toleranzedikt und Tod des Galerius – Maximinus Daia – Religionspolitik des Maximinus – Maximinus’ Reformen in der Verwaltung – Vorbereitungen zu neuen Bürgerkriegen – Konstantin marschiert in Italien ein – Schlacht an der Milvischen Brücke – Toleranzgesetz von Mailand – Krieg zwischen Licinius und Maximinus – Untergang der jovischen Dynastie
II. Kapitel Licinius und Konstantin; Verchristlichung des Staatswesens und Ausgestaltung seiner Organisation (313–337). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Erster Krieg zwischen Konstantin und Licinius – Konstantin und das Christentum – Konstantin und der heidnische Kultus – Wirtschaftliche Machtentfaltung der Kirche – Bischöfliche Gerichtsbarkeit – Folgen der Vereinigung von Staat und Kirche – Das donatistische Schisma – Vorgeschichte des arianischen Streites – Anfang des arianischen Streites – Umschwung in der Religionspolitik des Licinius – Christenfeindliehe Maßnahmen – Spannung zwischen Konstantin und Licinius – Untergang des Licinius – Konzil von Nicaea – Konstantins Stellung zum Konzil von Nicaea – Hinrichtung des Crispus und der Fausta –
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Vom römischen zum byzantinischen Staate
Zweite Tagung des Konzils von Nicaea – Athanasius – Erste Verbannung des Athanasius – Ausgestaltung des diokletianischen Reformwerks – Hofhaltung – Consistorium – Comites – Quaestor sacri palatii – Schola notariorum – Magister officiorum – Agentes in rebus – Comitiva rerum privataram – Domus divinae – Co mitiva sacrarum largitionum – Ergänzung des diokletianischen Steuersystems – Neuordnung des Münzwesens – Die Prätorianerpräfektur seit Konstantin – Präfekturenverfassung – Stadtpräfektur – Patriziat – Republikanisch-senatorische Magistraturen – Beseitigung der Schranken zwischen senatorischer und ritterlicher Carrière – Magistri militum – Protectores und protec tores domestici – Comites rei militaris – Scholae palatinae – Palati ni, comitatenses, limitanei – Konstantins privat- und strafrechtliche Gesetzgebung – Konstantinopel – Sicherung der Rhein- und Donaugrenze – Aufstand des Calocaerus – Spannung zwischen Römern und Persern – Armenische Wirren – Konstantins Tod
III. Kapitel Die Zeit der Konstantinssöhne (337–361) . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Nachfolge Konstantins d. Gr. – Blutbad von Konstantinopel – Untergang Konstantins II. – Constantius II. – Constans I. – Rückkehr des Athanasius – Zweite Absetzung des Athanasius – Die „Einweihungssynode“ von 341 – Konzil von Serdica – Niederlage des Arianismus – Verfolgung der Donatisten – Perserkrieg Constantius’ II. – Römisch-persischer Waffenstillstand – Ermordung Constans’ I. – Magnentius und Vetranio – Gallus wird zum Cäsar ernannt – Schlacht bei Mursa – Untergang des Magnen tius – Regierung und Katastrophe des Cäsars Gallus – Empörung des Silvanus – Julianus wird zum Cäsar ernannt – Julianus in Gallien – Konstantinopel wird Rom gleichgestellt – Constantius II. besucht Rom – Religionspolitik Constantius’ II. – Das Mönchtum – Einwirkung des Mönchtums auf Staat und Gesellschaft – Rolle des Mönchtums in Ägypten und Syrien – Constantius II. gegen Athanasius – Konzilien von Arles und von Mailand – Verbannung und Rückkehr des Papstes Liberius – Dritte Absetzung des Athanasius – Glaubensbekenntnisse von
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Inhaltsverzeichnis der Neuausgabe
Sirmium – Konzilien von Rimini und von Seleucia – Die Perser zerstören Amida – Julianus wird zum Augustus ausgerufen – Ergebnislose Verhandlungen über Julians Abdankung – Krieg zwischen Constantius II. und Julianus – Tod Constantius’ II. – Julianus Alleinherrscher
IV. Kapitel Vom Beginn der Alleinherrschaft Julians bis zur Schlacht bei Adrianopel (361–378). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 Persönlichkeit des Julianus – Die rhetorische Bildung – Libanius und Themistius – Julians heidnische Reaktion – Julianus und die Juden – Ermordung des Bischofs Georgius von Alexandria – Julianus in Antiochia – Das Rhetorenedikt – Julianus und die christlichen Sekten – Politische Fehler Julians – Prozesse gegen Constantianer – Julians Verwaltungs- und Wirtschaftspolitik – Julians Feldzug gegen die Perser – Julians Tod – Jovianus wird Kaiser – Perserfriede von 363 – Regierung und Tod des Jovianus – Valentinian I. und Valens – Religionspolitik Valentinians I. – Damasus und Ursinus Gegenpäpste – Arianische Kirchenherrschaft unter Valens – Aufstand des Procopius – Die nicänische Opposition – Tod des Athanasius – Hochverrats- und Zaubereiprozesse – Rangordnung Valentinians I. – Verwaltungskorruption unter Valentinian I. – Aufstand des Firmus – Verwaltungs- und Wirtschaftsgesetzgebung Valentinians I. und Valens’ – Bautätigkeit im Inneren und an den Grenzen – Kriege in Britannien, Gallien und am Rhein – Alamannen- und Quaden krieg – Tod Valentinians I. – Gratian Beherrscher des Westens; Ausonius – Der päpstliche Primat – Dekretalen – West- und Ostgoten – Der Bibelübersetzer Ulfila – Erster Gotenkrieg des Valens – König Pap von Armenien – Perserkrieg des Valens – Römer und Perser in Armenien – Die Hunnen – Beginn der Völkerwanderung – Krieg mit den Barbaren in Thrazien – Alamannenkrieg Gratians – Schlacht bei Adrianopel – Verheerung von Illyricum
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Vom römischen zum byzantinischen Staate
V. Kapitel Von der Schlacht bei Adrianopel bis zum Tode Theodosius’ I. (378–395) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Theodosius I. – Kämpfe und Friedensschlüsse mit den Goten – Machtstellung der Germanen unter Theodosius I. – Finanzpolitik Theodosius’ I. – Wirtschaftliche und soziale Mißstände – Zusammenbruch des Arianismus – Das zweite ökumenische Konzil – Das antiochenische Schisma – Heidenfeindliche Maßnahmen Gratians – Aufstand des Magnus Maximus – Valentinian Il., Justina und Bauto – Priscillian und die Priscillianisten – Stadtpräfektur des Symmachus – Konflikt Valentinians II. mit Ambrosius – Gildo und die Donatisten – Einmarsch des Maximus in Italien – Teilung Armeniens – Aufstand in Antiochia – Prätorianerpräfektur des Cynegius – Krieg gegen Maximus – Untergang des Maximus – Theodosius unter heidnischem Einfluß – Blutbad von Thessalonice – Kirchenbuße des Theodosius·– Valentinian II. und Arbogastes – Untergang Valentinians II. – Eugenius wird zum Kaiser ausgerufen – Sturz des Tatianus – Heidengesetz von 392 – Zweideutige Haltung des Gildo – Letzte Erhebung des Heidentums – Heidnische Sittlichkeit – Ketzerei des Jovinianus – Ammianus Marcellinus – Schlacht am Frigidus – Absterben des Heidentums – Tod Theodosius’ I.
VI. Kapitel Abwandlung der Verfassung und Verwaltung seit dem ausgehenden IV. Jahrhundert – Die beiden Reichshälften zur Zeit Stilichos (395–408). . . . . . . . . . . . . . . . 337 Rangsklassen – Illustrat und Spektabilität – Senat und Konsulat im V. Jahrhundert – Die scriniarii – Kompetenzverschiebungen in den wirtschaftlichen Zentralstellen – Unterschiede zwischen Westen und Osten in der Zivilverwaltung – Schwäche des weströmischen Kaisertums – fortschreitender Verfall der Kurien – Arcadius und Honorius – Synesius – Regentschaft Stilichos – Der Dichter Klaudian – Stilicho und Rufinus – Streit um Illyricum – Alarich in Thessalien – Ermordung des Rufinus – Alarich in
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Mittelgriechenland und im Peloponnes – Kriegszustand zwischen beiden Reichshälften – Empörung des Gildo – Einschreiten Stilichos gegen die Donatisten – Regierung des Eutropius im Osten – Aufstand des Tribigild – Sturz des Eutropius – Gainas – Sieg des Antigermanismus im Osten – Reorganisation des oströmischen Heeres – Buccellarii – Entwicklung des magiste rium militum im Osten und Westen – Johannes Chrysostomus – Theophilus von Alexandria – Konflikt zwischen Theophilus und Chrysostomus – Synode von Drys – Zweite Absetzung des Chrysostomus – Verbannung und Tod des Chrysostomus – Tod des Kaisers Arcadius – Regentschaft des Präfekten Anthemius – Die Antigermanen des Ostens und Stilicho – Zug der Westgoten gegen Italien – Schlachten bei Pollentia und Verona – Ravenna Kaiserresidenz – Zug des Radagaisus – Rheinübergang der Alanen, Vandalen und Sueben – Schwierige Lage Stilichos – Plan eines Feldzugs gegen den Osten – Usurpationen in Britannien – Gallien und Spanien für Honorius verloren – Stilichos Untergang
VII. Kapitel Vom Sturze Stilichos bis zur Thronbesteigung VaIentinians III. (408–425) – Der Codex Theodosianus (438). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Erste Belagerung Roms durch Alarich – Schwankende Haltung des Hofes von Ravenna – Allobich und Jovius – Zweiter Zug Alarichs vor Rom – Attalus – Beseitigung des Allobich – Einnahme und Plünderung Roms durch die Westgoten – Aurelius Augustinus – Constantius leitender Minister des Westens – Tod Alarichs – Athaulf König der Westgoten – Barbaren und Gegenkaiser in Gallien und Spanien – Die Westgoten in Gallien – Religionsgespräch von Karthago – Aufstand des Heraclianus – Neuer Krieg mit den Westgoten – Vallia König der Westgoten – Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien – Reorganisation des gallischen Reichsteils – Verwaltung des Patriziers Constantius – Das concilium septem provinciarum – Arles
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Metropolitensitz; Synode von Turin – Die pelagianische Ketzerei – Religionspolitik des Constantius – Bonifatius und Eulalius Gegenpäpste – Constantius III. Kaiser; sein Tod – Honorius und Placidia – Honorius stirbt – Regierung der Pulcheria im Osten – Cyrillus von Alexandria – Ermordung der Hypatia – Grundherrschaft und Staatsgewalt in Ägypten – Pagarchen – Erster Perserkrieg Theodosius’ II. – Entstehung der national-armenischen Kultur – Kaiserin Eudocia – Usurpation des Johannes in Italien – Krieg gegen Johannes – Valentinian III. wird Augustus – Rechtsquellen und Zitiergesetz – Kodifikationen des Kaiserrechts – Der Codex Theodosianus
VIII. Kapitel Der Osten zur Zeit des hunnischen Großreiches und des christologischen Streites bis zum Konzil von Chalcedon (425–451). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 Das Hunnenreich – Bleda und Attila – Kriege an der römischen Ostgrenze, in Kleinasien und Ägypten – Oströmische Hunnenkriege – Abhängigkeit der oströmischen Regierung von Attila – Der Präfekt Cyrus – Vollendung der theodosianischen Mauer – Die Zirkusparteien – Lateinische und griechische Amtssprache – Sturz des Cyrus – Eudocia zieht sich nach Jerusalem zurück – Chrysaphius leitender Minister des Ostens – Schenute von Atripe – Christologische Lehrmeinungen – Nestorius – Cyrillus gegen Nestorius – Konzil von Ephesus – Niederlage des Nestorius – Kompromiß zwischen Cyrillus und Johannes von Antiochia – Ende des Nestorius – Beurteilung der dogmatischen Streitigkeiten – Alexandria gegen Antiochia – Edessa – Flavianus und Eutyches – Verurteilung des Eutyches – Der „Tomus des Leo“ – ,,Räubersynode“ von Ephesus – Tod Theodosius’ II.– Marcianus wird Kaiser des Ostens – Die erste Kaiserkrönung – Religionspolitischer Umschwung am Hofe – Konzil von Chalcedon – Kanon 28 von Chalcedon – Geschichtliche Bedeutung des Chalcedonense
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IX. Kapitel Der Westen zur Zeit Valentinians III. (425–455). . . . . . . . . . 472 Felix und Aetius – Bonifatius in Afrika – Aufstand des Bonifatius – Geiserich – Zug der Vandalen nach Afrika – Erfolge der Vandalen – Krieg zwischen Aetius und Bonifatius – Aetius bei den Hunnen; seine Rückkehr – Vandalenfriede von 435 – Kriege in der gallischen Präfektur – Vernichtung des Burgunderreiches von Worms – Westgotenfriede von 439 – Geiserich erobert Karthago – Bedrohung Italiens durch die Vandalen – Vandalenfriede von 442 – Entente cordiale zwischen dem weströmischen Hofe und Geiserich – Der Vandalenstaat in Afrika – Steigerung der päpstlichen Macht unter Valentinian III. – Die katholische Kirche ideelle Erbin des weströmischen Staates – Der Dichter Merobaudes – Endgültiger Verlust Britanniens – Ansiedlung der Burgunder in Savoyen – Ansiedlung von Alanen in Gallien – Endgültiger Verlust der Aremorica – Sieg des Aetius über Chlogio – Westgotisch-suebisches Bündnis – Ende der Freundschaft zwischen Aetius und den Hunnen – Honoria – Die Hunnen in Gallien – Schlacht auf den katalaunischen Gefilden – Attilas Zug nach Italien – Tod Attilas – Zerfall des Hunnenreiches –Theoderich II. König der Westgoten – Die Quellen über Aetius und seinen Kaiser – Tod der Galla Placidia – Persönlichkeit Valentinians III. – Gesetzgebung Valentinians III. – Kaisertum und Senatsaristokratie – Die Aristokraten mit Aetius im Bunde – finanzpolitische Maßnahmen – Verarmung des weströmischen Staates – Salvians Sittenschilderung – Verlobung des Gaudentius mit der jüngeren Placidia – Ermordung des Aetius – Die letzten Monate Valentinians III. – Ermordung Valentinians III.
X. Kapitel Der Osten nach dem Konzil von Chalcedon bis zur zweiten Thronbesteigung Zenos (451–476). . . . . . . . . . . 520 Verwaltung und Kirchenpolitik Marcians – Außenpolitik Marcians – Die Ostgoten in Pannonien – Tod Marcians – Thronbesteigung Leos I. – Der Neuplatoniker Proclus – Der Monophysitis-
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Vom römischen zum byzantinischen Staate
mus unter Leo I.– Spannung zwischen Leo I. und Aspar – Leo I. und die Ostgoten – Orientpolitik Leos I. – Aspars Stellung erschüttert – Zeno und die Isaurier – Vandalenkrieg Leos I. – Aspar und Zeno – Aspars Sohn Patricius wird Cäsar – Ermordung Aspars – Theoderich Strabo – Leo I. stirbt – Zeno wird Kaiser – Vandalenfriede von 474 – Verschwörung gegen Zeno – Zeno flieht – Regierung des Basiliscus – Zeno kehrt zurück
XI. Kapitel Der Untergang des weströmischen Kaisertums und die Anfänge des germanisch-romanischen Staatensystems (455–476). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 540 Petronius Maximus – Die Vandalen plündern Rom – Die gallische Präfektur nach der Ermordung Valentinians III. – Avitus wird Kaiser – Avitus in Italien und Pannonien – Avitus und die oströmische Regierung – Apollinaris Sidonius – Ricimer – Sturz des Kaisers Avitus – Theoderich II. in Spanien – Gallien gegen die italienischen Machthaber – Maiorianus wird Kaiser – Verhältnis Maiorians zum Osten – Die Regierung Maiorians – Reformgesetzgebung Maiorians – Militärische und diplomatische Tätigkeit Maiorians – Aegidius – Maiorianus in Gallien –Vandalenkrieg Maiorians – Maiorians Ende – Kaiser Libius Severus – Herrschaft Ricimers – Ausdehnung der Burgunder und Westgoten – Schlachten bei Orleans und bei Bergamo – Tod des Aegidius – Der westgotische und der burgundische Staat – Römische Einrichtungen in den germanisch-romanischen Reichen – Das westgotische und das burgundische foedus – Geiserich gegen Ricimer – Tod des Libius Severus – Eurich König der Westgoten – Ende des westgotischen foedus – Kaiser Anthemius in Italien – Kräftigung des Reichsgedankens in Gallien – Vandalenkrieg von 468 – Sturz des Präfekten Arvandus – Eurich besiegt die Bretonen – Syagrius in Nordgallien – Fortgang des Westgotenkrieges; Anthemiolus – Belagerung von Clermont – Die Tarraconensis westgotisch – Bruch zwischen Anthemius und Ricimer – Olybrius Kaiser – Plünderung Roms – Ende des
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Inhaltsverzeichnis der Neuausgabe
Anthemius und des Ricimer – Olybrius stirbt – Glycerius – Julius Nepos – Westgotenfriede von 475 – Romulus Augustulus wird Kaiser – Umfang der weströmischen Herrschaft im Jahre 476 – Verlust der westlichen Donauprovinzen – Odovakar – Untergang des weströmischen Kaisertums
Nachträge und Berichtigungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 Anmerkungen von Jean-Rémy Palanque. . . . . . . . . . . . . . . . . . 593 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655
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Ern(e)st Stein: Christentum, Nationalitätenkonflikt und Reichszerfall*1 Vorwort von Hartmut Leppin
I. Biographische Vorbemerkungen Galizien lag an der Peripherie der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie. Das cisleithanische Kronland hatte einen multiethnischen Charakter: Überwiegend war die Bevölkerung im 19. Jahrhundert slawophon, Polnisch und Ukrainisch wurden viel benutzt; seit 1866 diente Polnisch als Amtssprache, doch die Bildungssprache zumal vieler Juden war Deutsch. Einige bedeutende Vertreter der germanophonen Kultur des 20. Jahrhunderts stammten aus Galizien; wohl am bekanntesten ist der Schriftsteller Joseph Roth (1894–1939); die Dichterin Mascha Kaléko (1912–1975) findet zunehmend Aufmerksamkeit; zu erinnern ist aber auch an den Philosophen Martin Buber (1878–1965), der in Wien geboren wurde, seit seinem vierten Lebensjahr aber in Lemberg im östlichen Galizien lebte. Ernst Edward Aurel Stein kam am 19. September 1891 in Jaworzno in der heutigen Woiwodschaft Schlesien zur Welt.1 Was ich über * Der Text erschien zum ersten Mal 2021 in Clifford Ando, Marco Formisano (Hrsg.), The New Late Antiquity. A Gallery of Intellectual Portraits. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, S. 297–316. Für Hilfen bei der Recherche danke ich Andreas Kern, Julian Reibling, Nikola Radenkovic und insbesondere Kai Preuß, der dankenswerterweise die einschlägigen Bestände des Archivs der Römisch-Germanischen Kommission durchsehen durfte. – Steins Geschichte des spätrömischen Reiches zitiere ich einfach mit Band und Seitenzahl.
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Ern(e)st Stein: Christentum, Nationalitätenkonflikt und Reichszerfall
sein Leben sage, ist aus Nachrufen und Lexikonartikeln zusammengetragen, die oft auf Selbstaussagen beruhen, und nur zum Teil durch Archivstudien gesichert; entsprechend hoch sind die Unwägbarkeiten. Das Hauptanliegen meines Beitrages ist indes gar nicht die biographische Rekonstruktion, sondern die Behandlung der weltanschaulichen Hintergründe des ersten, in deutscher Sprache geschriebenen Bandes seiner Geschichte des spätrömischen Reiches, Bd. 1: Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.), mit der Stein ein spezifisches Bild der Spätantike entwickelte. Steins Familie war wohlhabend; der Vater besaß eine Kohlengrube. Es herrschte offenbar ein liberales und weltoffenes Klima. In seinem vermutlich 1918 verfassten Lebenslauf bezeichnet er sich als „Kind deutscher evangelischer Eltern“.2 Doch dürften die Steins wegen ihrer jüdischen Herkunft Anfeindungen ausgesetzt gewesen sein.3 Ernsts Onkel war Sir Aurel Stein, der aus der K. u. K. Monarchie nach England auswanderte und dort einer der wichtigen Vertreter orientalistischer Forschung wurde; er sollte während der Zwanzigerjahre Ernst Stein in Wien unterstützen. In Steins häuslicher Erziehung spielte das Französische bereits eine große Rolle, das er später zu seiner bevorzugten Sprache machen sollte. Wie manche andere deutschsprachige Galizier ging Ernst Stein in Wien zur Schule und bezog die dortige Universität. Hier studierte er bei führenden Vertretern der in Wien besonders gepflegten Grundwissenschaften wie Eugen Bormann, Wilhelm Kubitschek und Adolf Wilhelm. Besonders nahe stand er indes Ludo Moritz Hartmann, von dem er 1914 mit einer Studie zum spätantiken Ravenna promoviert wurde. 4 Hartmann war Mommsenschüler, der eine Brücke zwischen Altertum und Mittelalter schlug. Er betätigte sich auch als ein aktiver sozialdemokratischer Politiker und sollte damit Stein beeindrucken.5 1915–1917 nahm Stein am Ersten Weltkrieg teil; nur knapp entging er, so wird berichtet, seiner Erschießung, da ihm anscheinend Parteinahme für die Alliierten vorgeworfen wurde.6 Der rasche Zerfall des Habsburgerreichs in viele Nationalstaaten, den er miterlebte, muss für ihn eine eindringliche Erfahrung gewesen sein.
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I. Biographische Vorbemerkungen
1919 erfolgte die Habilitation in Wien mit einer Arbeit, die Stu dien zur Geschichte des byzantinischen Reiches betitelt war und im selben Jahr in Stuttgart erscheinen sollte. Mit zahlreichen Spezialuntersuchungen, viele von ihnen in der RE veröffentlicht, manche auch bis in die Zeit der Römischen Republik zurückgehend, profilierte Stein sich weiter, nunmehr unter schwierigen ökonomischen Bedingungen. In Wien stießen dennoch seine Versuche, eine sicherere Stellung zu erlangen, immer wieder auf Widerstand; ein Extraordinariat blieb ihm verwehrt. Dabei wurden auch antisemitische Anwürfe gegen ihn laut.7 Erst 1927 erhielt er eine Stelle als Mitarbeiter der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt,8 später wurde er bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften tätig und ging 1929 als Privatdozent nach Berlin.9 Seit 1931 wirkte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität als außerordentlicher Professor für alte und byzantinische Geschichte. Er musste sich in diesen Stellungen unter anderem mit dem Nachlass Emils Ritterlings, des zeitweiligen Direktors der Römisch-Germanischen Kommission, und römischen Ziegelstempeln befassen, die er umsichtig im CIL XIII 6 edierte. Daneben legte er zahlreiche prosopographische und epigraphische Arbeiten vor. Vor allem aber verfasste er seine Geschichte des spät römischen Reiches, Bd. 1: Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.), die 1928 erschien und die im Zentrum meiner Ausführungen stehen soll. 1932 konvertierte er zum katholischen Glauben.10 Damit stellt sich von selbst die Frage, ob dies einen Einfluss auf seine Forschungen über die Spätantike hatte. Doch zunächst zu seiner weltanschaulichen Positionierung insgesamt: Ernst Stein, zeitweise Mitglied sozialdemokratischer Organisationen, war politisch offenbar wach; jedenfalls publizierte er bereits 1932 unter dem Pseudonym Gottlieb Hellseher in französischer Sprache eine scharfsichtige Polemik gegen den Nationalsozialismus. Der Titel lautete Un projecteur sur l’Allemagne, als Publikationsort diente die liberale Zeitschrift Le Flambeau,11 zu deren Herausgebern der Byzantinist Henri Grégoire (1881–1964) zählte. Stein erweist sich dort als Pazifist, der sich gegen Chauvinismus und Links- wie
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auch Rechtsextremismus wandte. Auch die deutsche Linke agierte in seinen Augen nationalistisch. Steins Polemik gegen das zeitgenössische Deutschland ist scharf: Preußen ist Inbegriff der Unfreiheit (132); Professoren erscheinen allgemein als konservativ (125). Bemerkenswert ist, dass bestimmte gedankliche Linien, die auch in seinem Geschichtswerk erscheinen sollten, hier ebenfalls erkennbar werden. So denkt er in ethnizistischen Kategorien, indem er generalisierend die psychologie alleman de in ziemlich abträglicher Weise charakterisiert (132 f.). Er scheut sich auch nicht, judenfeindliche Stereotypen zu widerholen (133 f.), wenngleich er Antisemitismus grundsätzlich ablehnt (140 f.).12 Ferner beklagt er, dass Großgrundbesitzer auf Kosten des Staates gestützt werden (138 f.).13 Seit 1932 forschte und lehrte er, unterstützt von Henri Grégoire, als Gastprofessor an der Brüsseler Universität. Seine Antrittsvorlesung war ein öffentliches Ereignis in der belgischen Hauptstadt.14 Als Stein von der Machtergreifung der Nationalsozialisten hörte, entschied er sich, erneut ungewöhnlich hellsichtig, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren; er verzichtete auf seine Rechte in Deutschland, bevor man ihn entlassen konnte. Ja, er brach sogar mit der deutschen Sprache und Wissenschaftswelt; fortan hieß er nicht mehr Ernst, sondern Ernest Stein. Diese Haltung schlug sich auch in seinem Oeuvre nieder: In einer Rezension etwa polemisiert er gegen die machtanbeterische Ideologie deutscher Geschichtsschreibung im Geist von Nietzsche und Bismarck.15 In einem Brief vom 21. März 1936 erklärte er, er betrachte nicht nur den Nationalsozialismus, sondern das Deutschtum insgesamt als Gegner.16 Es begann eine weitere unruhige Phase seines Lebens: Sein Katholizismus verbot ihm, eine Stelle an der Université libre in Brüssel anzunehmen.17 1934 ging er als Gastprofessor an die Catholic Uni versity of America in Washington, wurde sogar zum ordentlichen Professor, kehrte aber aus Gesundheitsgründen und vom amerikanischen Katholizismus enttäuscht nach Europa zurück. 1937 nahm er einen Ruf auf eine für ihn eingerichtete Professur für Byzantinische Geschichte an der Universität Löwen an, wo er einen Studien-
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gang aufbaute, der seinen Interessen folgte. Er erhielt die belgische Staatsbürgerschaft, einen hohen Orden und scheint sich mit seinem neuen Vaterland identifiziert zu haben. Doch über ihn kam der deutsche Angriff, und 1940 musste er mit seiner Frau unter falschem Namen fliehen. Er wich in das Vichy-Frankreich aus, Hoffnungen auf andere Zufluchtsländer und auf Stellen zerschlugen sich immer wieder. Weiter lebte er unter falschem Namen. Mutig unterstützten ihn die Historiker Jean-Rémy Palanque (1898–1988) und Paul Goubert S. J. (1901–1967). 1942 gelang es ihm und seiner Frau, in die Schweiz zu fliehen. Dank der Intervention von Freunden und einer Privatdozentur in Genf blieb ihm die Internierung dort erspart. Die Universität Löwen wollte ihn nach dem Abzug der deutschen Truppen wieder in sein Amt einsetzen, doch starb er am 25. Februar 1945 in Freiburg im Üechtland. Er hinterließ ein erstaunlich geschlossenes Werk, das zu seinem durch äußere und innere Faktoren zerrissenem Leben einen seltsamen Kontrast bildet.
II. Methodische Grundlagen bei Stein Während der ganzen bedrängten und gefahrenreichen Jahre arbeitete Stein unermüdlich am Manuskript zum zweiten Band seines Hauptwerks, bewusst in französischer Sprache unter dem Titel His toire du Bas-Empire. Jean-Rémy Palanque, sein treuer Helfer während der Jahre der Flucht, sorgte für die Herausgabe des Werks. Auch der erste Band, ursprünglich unter dem Titel Geschichte des spätrömischen Reiches erschienen, wurde, mit Ergänzungen versehen, ins Französische übertragen, so dass die französische Ausgabe heute in beiden Teilen die maßgebliche ist. Mit Steins Werk haben wir also das Buch eines engagierten Zeitgenossen vor uns, der sich während der Arbeit an der großen Synthese persönlich dem Christentum in seiner streng katholischen Gestalt zuwandte – dass er es aus Opportunismus tat, ist angesichts seiner allenthalben spürbaren Zivilcourage kaum anzunehmen. Es
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ist zugleich ein Werk, das einer fragilen Gesundheit und schwierigsten äußeren Lebensumständen abgerungen wurde, ohne dass man dies an irgendwelchen Nachlässigkeiten spüren würde. Der erste Band, und im Wesentlichen nur über ihn will ich hier handeln, mit nur gelegentlichen Ausblicken auf den zweiten Band, erschien 1928, vor Steins Konversion, in politisch vergleichsweise ruhigen Zeiten, als er in Frankfurt an der Römisch-Germanischen Kommission tätig war, in einem Wiener Verlag (L. W. Seidel & Sohn). Die Resonanz war groß, wie die Zahl der internationalen Rezensionen zeigt, die die sorgsame, kenntnisreiche Bearbeitung des Stoffs rühmen, aber auch fast alle Defizite bei der Behandlung der Christentumsgeschichte hervorheben.18 Steins Vorwort ist knapp und gehaltvoll: Dieses Buch soll eine nichts Wesentliches außer acht lassende, kritische und kritischer Nach prüfung zugängliche Darstellung der spätrömischen Geschichte geben (VII). Hier wird in gut Mommsen’scher Tradition der Anspruch auf eine vollständige Materialerfassung erhoben und auch der wissenschaftliche Charakter verdeutlicht, der in den so reichen Fußnoten sichtbar und greifbar wird. Drei Zielgruppen hat er im Auge: Jedem, der über eine durch schnittliche Mittelschulbildung verfügt, soll es ermöglichen, eine der dramatischsten Epochen der Weltgeschichte kennenzulernen. Dem Mitforscher auf diesem Gebiete soll das Werk als Hand- und Nach schlagebuch dienen. Ferner war es mein Bestreben, den Studierenden der Geschichte eine ihnen bisher fehlende Anleitung zum Studium der Spätantike und des Übergangs vom Altertum zum Mittelalter zu bie ten (VII). Es spricht vieles dafür, dass Stein die erste Zielgruppe vollständig verfehlt hat, die zweite ist ihm bis heute treugeblieben, die dritte wird heute eher zu knapperen Darstellungen greifen. Wichtiger aber auch: So gerne er sich ins Detail versenkt, Stein schreibt Alte Geschichte in weltgeschichtlicher Absicht. Nach diesen Vorbemerkungen folgt bei Stein eine recht basale, aber unmissverständliche methodologische Bemerkung: Mit gutem Gewissen kann ich ... sagen, daß ich bemüht war, nirgends von dem sicheren Boden der quellenmäßigen Überlieferung abzuweichen, und
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dass ich dieser niemals um einer wie immer gearteten geschichtsphilo sophischen oder weltanschaulichen Meinung willen Gewalt angetan habe (VII). Ein ganz klares und nicht weiter reflektiertes Bekenntnis zur Quellennähe liegt hier vor. Es ist ein Gestus der Nüchternheit, der seiner Frau Jeanne Stein so wichtig war, dass sie damit das Vorwort zum zweiten Band eröffnete.19 Stein erhebt mithin nicht den Anspruch, Neues, Innovatives, Überraschendes zu sagen, sondern will wiedergeben, was die Quellen besagen. Welchen Hintergrund hat diese Äußerung, die heutzutage doch etwas schlicht anmutet? Fachintern dürfte die Absetzung von Otto Seeck im Vordergrund stehen, die auch in vielen Rezensionen klar gesehen wird. Steins Werk kommt im Gestus der Nüchternheit daher, ein fundamentaler Unterschied zu Otto Seecks Geschich te des Untergangs der antiken Welt, auch wenn Stein dieses Werk immer wieder zustimmend heranzieht:20 Otto Seeck hat ein literarisch ambitioniertes Deutsch geschrieben, damit kontrastiert Steins nüchtern abwägender Stil. Seeck hat offensiv und ausführlich seine Vorstellungen vom Darwinismus dargelegt, Stein beansprucht, von allen weltanschaulichen Vorannahmen unabhängig zu sein. Seeck verschiebt die Anmerkungen nach hinten, Stein setzt sie direkt unter den Text. Seeck publiziert mehrere handliche Bände, Stein einen schweren ersten Band, dem ein ebenso gewichtiger zweiter folgen sollte. Die Unterschiede haben zur Folge, dass Seecks Werk heute im Wesentlichen als Zeitdokument interessiert, während Stein immer noch gerne in der praktischen Forschung genutzt wird.21 Beide Historiker kommen direkt oder indirekt aus der Schule Theodor Mommsens; beide haben die Akribie der Quellenbearbeitung bis hin zur Edition gelernt und praktiziert; beide haben einen klaren, nach den Kriterien der Zeit auffallend engen Schwerpunkt in der Spätantike.22 Damit positionierten sie sich zugleich in einem Bereich, in dem die Vorarbeiten Mommsens weniger erdrückend waren als in früheren Epochen der Römischen Geschichte. Die großen Unterschiede zwischen ihren Werken demonstrieren gewissermaßen die zwei Möglichkeiten, die das Vorbild Mommsens eröffnete: den literarischen Wurf, den die nobelpreisgeehrte Römi-
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sche Geschichte bildete, und die metikulöse Detailforschung, wie sie Mommsen in seinen Berliner Jahren wirkungsmächtig betrieb. Stein steht für die Detailforschung, die wie oft bei Mommsen in ein großes Buch eingeht. Das Bekenntnis Steins hat in seiner Zeit eine Dimension, die über die fachinterne Diskussion hinausging. Obgleich der Erfolg des Nationalsozialismus noch nicht absehbar war, spielte völkische Geschichtsschreibung in den Zwanzigerjahren eine große Rolle, marxistische entstand zumindest außerhalb der Universitäten; Anhänger des Georgekreises verfassten auf ihre Art, von ästhetischen Kategorien geleitet, Geschichte und begannen auch Resonanz an den Universitäten zu finden. Steins Bekenntnis war daher vielleicht in den Augen mancher unzeitgemäß, entsprach aber noch der Haltung der Mehrheit an den Universitäten. Der Gestus der Nüchternheit und alleinigen Quellenorientierung, den Stein pflegt, ließ sich in der Darstellung nicht durchhalten, und das wäre gar nicht anders zu erwarten. Es ist ja auch von Mommsen her bekannt, dass jener Gestus der Nüchternheit sich bei genauerem Zusehen keineswegs mit weltanschaulicher Ungebundenheit verknüpft.
III. Akteure und historische Prozesse bei Stein So neutral er sich weithin gibt, sehr persönliche Urteile fällt Stein, der Darstellungstechnik seiner Zeit verpflichtet, in Hinblick auf römische Kaiser: Unverkennbar sind seine Antipathien gegenüber Konstantin dem Großen, dem ein naiver Glaube eigne;23 seine Herrschaft habe zu den äußerlich glanzvollsten gehört, doch sei das zu teuer erkauft gewesen, da die kirchlichen Wirren staatliche geworden und die produktiven Klassen bedrückt worden seien, die Korruption aber gewachsen sei.24 Julian hingegen habe eine pflichtbe wusste und tatenfrohe Liebe zum Menschengeschlecht besessen und sei zu einem der trefflichsten Regenten geworden, der im Rahmen der Zeit eine hohe Bildung besessen und Bildung gefördert habe.25
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Diese Einschätzung Julians beruht nicht zuletzt darauf, dass Bildung für Stein eine wesentliche Herrschereigenschaft ist, die Valentinian und Valens fehlt, was eine der Grundlagen für ihre Verdammung ist.26 Der Besitz von Bildung ist als Beurteilungskriterium der Kaiser für Stein wichtiger als ihre religiöse Orientierung. Diese Hochschätzung von Bildung schlägt sich auch anderswo nieder; so wird seine Sympathie für Johannes Chysostomos unter anderem mit dessen Stil verbunden.27 Ungewöhnlicher in seinem Milieu ist ein anderer Bewertungsmaßstab: Für Stein war soziale Gerechtigkeit ein hohes Anliegen, worin sich seine Nähe zur Sozialdemokratie niederschlagen dürfte. Die ungerechte Verteilung der Lasten und die immer mächtiger wer denden grundherrschaftlichen Tendenzen sind für ihn die wirtschaft lichen und sozialen Krebsschäden des Staates, gegen die die Kaiser anzukämpfen haben.28 Als Held seiner Darstellung firmiert Licinius, der Gegner Konstantins. Er handelt da richtig, wo Konstantin falsch liegt: Eine weise Sparsamkeit, insbesondere auch den Truppen gegenüber, die der Kai ser fest in der Hand hatte, und freilich gewalttätige Konfiskationen größerer Vermögen erlaubten ihm eine Politik der Fürsorge zugunsten der bäuerlichen Klassen und der Städte, deren Gedeihen unter Lici nius nach am Ende des IV. Jahrhunderts unvergessen war.29 Das Reich leidet mithin laut Stein nicht an einem Mangel an Ressourcen, doch mussten sie angemessen mobilisiert werden, und das heißt durch eine angemessene Verteilung der Lasten. Dafür trägt der Staat Verantwortung. Dieser ist für Stein ein zentraler historischer Akteur, der in der Spätantike fortwährend von Überlastung bedroht ist. Seine Hochschätzung ist keineswegs mit Steins sozialdemokratischen Tendenz unvereinbar: Doch geht es ihm nicht um den Staat als Träger von Macht – gegen Machtanbetung polemisiert er sogar –, sondern um den Staat, der für einen gesellschaftlichen Ausgleich zu sorgen hat. Seine Stabilität ist daher ein hoher Wert an sich. In den Zusammenhang gehört die Bekämpfung der Korruption, in der sich ja auch wirtschaftliche Überlegenheit Geltung verschafft; hierin erkennt Stein eine zentrale Aufgabe
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von Kaisern. Der Staat soll neutral agieren, und die Bürokratie hat für Stein das Potential dazu – das wirkt bisweilen nachgerade josephinisch. Eine weitere Gefahr, die bekämpft hätte werden müssen, stellt das Anwachsen des Großgrundbesitzes dar; in diesem Sinne spricht er auch von Feudalismus.30 Im Staat und seiner Bürokratie, die einen sozialen Aufstieg erlaubt, sieht er Kräfte, die sich den Klasseninteressen der Großgrundbesitzer entgegenstellen. Daher kann er sogar das Wort „demokratisch“ verwenden.31 Die Kritik am Großgrundbesitz (die er in Hinblick auf das zeitgenössische Deutschland ebenfalls geäußert hatte) stellt ein zentrales Moment seines Werks dar, das daher auch das Leid des kleinen Mannes betont, der, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zum Opfer der verfehlten Politik wird und von der wohlmeinenden Haltung einiger Kaiser abhängt.32 Hier liegt in seinen Augen, modern gesprochen, Staatsversagen vor. Allerdings sieht er die Entwicklung in Ost und West differenziert, da im Westen der Großgrundbesitz dominiert, so dass der Reichsteil zerfällt, während im Osten sich die Bürokratie behaupten kann, die in der Lage ist, den Staat zusammenzuhalten.33 Wichtig war ferner die Sicherung des Staates gegenüber dem übermäßigen Einfluss der Kirche. Es war Konstantins Fehler, dass er nicht erkannte, dass der Wert der Kirche als eines Instrumentes des Staates gering war im Verhältnis zu den obendrein stets vergeb lichen Anstrengungen, die zur Herstellung des Kirchenfriedens ge macht werden mussten.34 Zugleich habe Konstantin aber wie ein Oberhaupt der Kirche agiert und so den „Caesaropapismus“ byzantinischer Zeit vorbereitet.35 Der kurzlebige Usurpator Johannes hingegen wird gelobt, weil er eine antiklerikale und tolerante Politik betrieben habe.36 Damit kommen wir auch zu einem weitergehenden Aspekt, nämlich zu Steins Vorstellungen über die entscheidenden historischen Prozesse. Denn der Staat unterliegt in der Spätantike gewaltigen Veränderungen, das ist jedenfalls die Grundlage und der Ausgangspunkt von Steins Darstellung: Der erste Band beschreibt, wie der Untertitel ausweist, den Prozess der Entwicklung vom römischen
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zum byzantinischen Staat. Letzterer sei entstanden durch den Verlust des westlichen Reichsteils, den Sieg einer östlichen Religion, des Christentums, und durch den Triumph der griechischen Sprache (1).37 Das Ganze betrachtet Stein als eine Übergangsphase, so dass die spätrömische auch als die frühbyzantinische Epoche bezeichnet werden könne (1) – er vertritt hier keine begriffliche Strenge.38 Es bedarf keiner längeren Ausführungen darüber, dass die Stärke Steins in der Analyse von staatlichen Institutionen liegt, dass ihn dagegen das kulturelle und künstlerische Leben oder theologische Finessen wenig interessieren. Es handelt sich um eine chronologisch streng geordnete Darstellung, die sich auf die Politik- und Verwaltungsgeschichte konzentriert. Der spätantike Staat geht in Steins Augen nicht durch einen Bruch aus der Kaiserzeit hervor, sondern in einer organischen Entwicklung. Bezeichnend ist, dass er den Begriff des Dominats ablehnt und statt seiner den der Präfekturenverfassung vorschlägt, wobei die Unterschiede in der Entwicklung der Präfekturen für ihn von wesentlicher Bedeutung für das Schicksal der Reichsteile sind: Da die Präfektur des Oriens fast die gesamte östliche Reichshälfte umfasst habe, sei von ihr eine zentralisierende Wirkung ausgegangen, während im Westen die gallische und die italische Präfektur von einem Interessengegensatz bestimmt gewesen seien, was entscheidend zur Fragmentierung beigetragen habe.39 Den Wandel der Institutionen beschreibt er genau und nicht nur in ihrer Eigenlogik, vielmehr hat er auch persische Einflüsse im Blick.40 Aber er betont noch ganz andere Zusammenhänge. Daher ist sein Werk trotz seines klaren Schwerpunkts weit mehr als eine Analyse des Staates, und die Veränderungsprozesse, die er beschreibt, gehen deutlich darüber hinaus. Das wird schon sichtbar, wenn man auf die Behandlung der Epochendaten blickt. Für den ersten Band wählt Stein, ganz traditionell, 284, den Regierungsantritt Diokletians, als Beginn und das Jahr 476, die Absetzung des Romulus Augustulus, als Abschluss, der zweite Band sollte, durchaus ungewöhnlicher, die Entwicklung bis Hera klios fortführen, endete aber notgedrungen mit Justinians Tod.
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Doch will ich mich weiter auf den ersten Band konzentrieren, dessen Epochendaten Stein vorsichtig problematisiert: Für 476 ist die staatspolitische Überlegung ausschlaggebend, dass mit der Absetzung des Romulus Augustulus das Weströmische Kaisertum erloschen sei. Doch damit war in den Augen Steins der Westen keineswegs aus dem römischen Reiche ausgeschieden; daher bedürften die Geschehnisse der folgenden Jahrzehnte im Westen ebenfalls einer Behandlung – auch damit setzt er sich von Seeck ab, der 476 die Antike enden ließ.41 Noch prononcierter ist seine Anmerkung zum Jahr 284, das natürlich wieder einen staatspolitisch motivierten Einschnitt darstellt. Gleichwohl betont er gerade in diesem Falle Kontinuitäten: Im 4. Jahrhundert sei vieles nur weitergeführt worden, was im 3. Jahrhundert entstanden sei,42 womit er seine lange Einleitung rechtfertigt: die ersten 27 Seiten der Darstellung, die die Vorgeschichte der spätrömischen Zeit bieten. Sie schlagen unter der Überschrift Politische, soziale und wirtschaftliche Voraussetzungen der spätrömischen Geschichte die Themen an, die in der weiteren Darstellung durchgeführt werden. Zu den offenbar in seinen Augen selbstverständlichen historiographischen Kategorien gehören ethnizistische Begriffe, wie sich letztlich auch in seiner oben erwähnten tagespolitischen Schrift über die Deutschen gezeigt hat. Diese Kategorien sind gewiss nicht in einem biologistischen Sinne rassistisch gemeint, auch wenn er einmal vom Einschlag germanischen Blutes spricht43 und Ekel gegenüber den Hunnen artikuliert.44 Sie beziehen sich aber auf stabile Eigenschaften bestimmter Völker und Gruppen von Völkern, die in seinen Augen über Jahrhunderte hinweg gleich blieb, und dabei spricht er auch vom berechtigten Unmut, den orientalische Kaufleute (darunter Juden) auf sich ziehen würden.45 Auch organizistische Begrifflichkeiten sind ihm nicht fremd, wenn er etwa betont, dass der griechische Geist früher senil geworden sei als der römische.46 Dementsprechend ist eine ethnische Verflechtung für Stein ein Niedergangssymptom, besonders deutlich wird dies an seiner vielschichtigen Charakterisierung des von Stilicho protegierten Dich-
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ters Claudians, die zu den persönlichsten Bemerkungen Steins in seinem ganzen Werk gehört: Dass dieser Grieche aus dem Osten, der als griechischer Dichter begonnen hat und eine Zierde der lateini schen Literatur geworden ist, als Sänger der nationalen Größe Roms die „griechischen Quiriten“ des Ostens verachtet, dabei aber die Ta ten eines vom römischen Nationalismus angefeindeten Halbbarbaren preist, dass dieser Heide, der es wagt, den christlichen Reliquienkult offen zu verhöhnen, an einem christlichen Hofe wirkt und es nicht ver schmäht, einmal auch im Sinne der nicänischen Rechtgläubigkeit ein Gedicht auf den christlichen Erlöser zu schreiben, sind Widersprüche, die ein grelles Licht auf die politische und kulturelle Zerrissenheit des seiner Auflösung entgegengehenden Weltreichs werfen.47 Als zwei zentrale Prozesse identifiziert er Barbarisierung und Orientalisierung. Damit ist er gewiss nicht originell: Die Barbarisierung beginnt laut Stein schon im 2. Jahrhundert mit Vorstößen der Germanen in das Donaugebiet, die sich aus einem germanischen Expan sionsdrang ergeben hätten, den Stein ökonomisch-demographisch, nämlich mit einem wirtschaftlich nicht aufzufangendem Bevölkerungswachstum, erklärt und nicht völkerpsychologisch. Im Laufe der Zeit seien andere, nicht germanische Völker wie Karpen, Sarmaten und libysche Stämme hinzugekommen.48 Die Barbarisierung des Reiches habe sich besonders beim Militär niedergeschlagen.49 Die Voraussetzungen der Orientalisierung – hier bewegt sich Stein ganz in orientalistischen Diskursen im Sinne Edward Saids – zeichnen sich im 3. Jahrhundert ab, in der Geschichte des Palmyrenischen Reiches, als die alten Nationen der Syrer und Ägypter unter dem griechischen Firnis wieder sichtbar geworden seien.50 Diesen beiden Völkern gehört seine Aufmerksamkeit hauptsächlich. Eine spezielle Rolle spielt bei der Orientalisierung indes auch das Christentum, auf das ich nachher noch näher zu sprechen komme. Die östlichen Nationalitäten, vor allem die syrische und koptische, sollten sich nämlich in ihren Kirchen organisieren und an der Zertrümmerung des Reiches arbeiten.51 Die Kategorie des Nationalen verwendet Stein mit Selbstverständlichkeit, aber sie hat bei ihm negative Konnotationen, da das Natio-
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nale dem Reichsgedanken entgegensteht. Gerade die syrische und koptische Nation zeichnen sich für ihn durch geistige Rückständigkeit aus.52 Dies dürfte einer der Gründe für die negative Bewertung des Mönchtums sein, das für ihn den Nationalismus fördert; ein anderer dürfte in der Bildungsferne der spätantiken Mönche gelegen haben.53 Ganz wesentlich für die Entwicklung ist für Stein auch der Nestorianische Streit, der in seiner Nachwirkung für den großen welt historischen Prozess der Loslösung Ägyptens und Syriens von der griechisch-römischen Kultur und Herrschaft wichtig geworden sei.54 Entscheidende Schritte seien indes erst nach 476 erfolgt, wie er im zweiten Band betont. Die Mischung von Orient und Okzident, die immer stärker eintrete, mache Byzanz aus; die Bastonade erscheint als ein drastisches Symptom des Vordringens östlicher Sitten.55 Orientalisierung und wachsender Nationalismus gehören mithin für Stein eng zusammen und tragen, durch das Christentum ideologisch unterfüttert, zur Auflösung des Reichs bei, doch im Westen ganz anders als im Osten, was aber auch durch die unterschiedliche administrative Organisation der Präfekturen und die unterschiedliche Rolle der Bürokratie bedingt sei.
IV. Die Rolle des Christentums Das Christentum verbindet in Steins Deutung Orient und Okzident auf eigenartige Weise. Gerne wird Stein vorgehalten, dass er die religiöse und theologische Dimension der Geschichte vernachlässige, doch beispielsweise seine Rezension der Kirchengeschichte von Augustin Fliche und Victor Martin führt vor Augen, dass er, einige Jahre nach seiner Konversion, ein starkes theologisches Interesse besitzt und sich auch Urteilsfähigkeit in Hinblick auf das richtige Dogma zutraut.56 Christentumsgeschichte ist aber für ihn anders als für die moderne Forschung nie ein Kernthema der Geschichtsschreibung. Das Christentum ist in seiner Darstellung wie die Verehrung der Isis oder des Mithras eine der orientalischen Religionen, die in den
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Unterschichten Fuß fassen, da die antiken Götter nicht mehr überzeugten und nur die Gebildeten unter den Zeitgenossen einen Ausweg in der Philosophie finden konnten. Den Erfolg des Christentums erklärt er aus der Attraktivität des Jenseitsglaubens und der Armenfürsorge, durch die es auf die Verelendung der Zeit geantwortet habe. Dank dem allgemeinen geistigen Niedergang, dem Verlust an Wissenschaftlichkeit habe das Christentum sich durchsetzen können. Da für Stein geistiger und sittlicher Niedergang Hand in Hand gingen, passte das Christentum sich an seine Umgebung an. So entwickelte sich im Christentum immer mehr ein Opportunismus, der auch die irdischen Güter zu schätzen wußte und die tiefe Kluft zwischen dem christlichen Ideal und dem römischen Staate durch Kompromisse zu überbrücken bereit war. Diese Entwicklung habe sich mit der Verfestigung der kirchlichen Organisation verstärkt. Die Verfolgungen seien aber lediglich der Ausdruck eines dumpfen Aberglaubens gewesen. Einen merkwürdigen Helden gibt es übrigens in diesen schlimmen Zeiten: Euseb, nicht der von Jacob Burckhardt verachtete Autor der Vita Constantini, sondern jener der Kirchengeschichte und vor allem der Chronik, die Stein bewundert.57 Die späteren dogmatischen Entwicklungen behandelt Stein oft mit wenig Anteilnahme. Ausdrücklich lehnt er es ab, sie als Ausdruck der Gegensätzlichkeit orientalischen und okzidentalen Den kens und Fühlens zu sehen. Sie sind vielmehr für ihn Oberflächenphänomene und letztlich nur Mittel im Machtkampf.58 Liest man diese Absätze über das antike Christentum, so muss man darüber staunen, dass Stein sich diesen Glauben wenige Jahre später zuwandte: Das Christentum ist eine Macht des Ostens und sein Sieg ist Ausdruck eines intellektuellen Niederganges. Wilhelm Enßlin hat ihn für seine Einschätzung des Christentums besonders deutlich kritisiert, indem er ihn letztlich den Anachronismus eines im Geist der Aufklärung befangenen Denkers vorwirft.59 In der Tat sieht Stein eine Gefahr darin, wenn aufklärerisches Denken religiösen Einflüssen unterliegt, sieht sich mithin durchaus in der Tradition der Aufklärung.60 Der Ansatz einer Erklärung zu Steins Haltung und Entwicklung
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ergibt sich aus späteren Kapiteln: Besonders aufschlussreich ist das IX., dessen Titel zunächst charakteristisch für die vordergründige Nüchternheit Steins erscheint: Der Westen zur Zeit Valentinians III. (425–455). Darin behandelt er in einem Unterabschnitt die Steige rung der päpstlichen Macht unter Valentinian III.61 Für Stein förderte die kaiserliche Regierung die Zentralisierung der katholischen Kirche, um ihre Angehörigen in den von Arianern beherrschten Reichen an sich zu binden, nicht etwa nur aus Frömmigkeit, wie er eigens betont. Es folgt ein Unterabschnitt mit dem vielsagenden Titel: Die ka tholische Kirche ideelle Erbin des weströmischen Staates.62 Der Ausgangspunkt ist die Behauptung des päpstlichen Einflusses in Gallien. Dazu merkt Stein in seinem charakteristischen, etwas umständlichen Stil an: Nur insofern mögen der Kirchenpolitik des niedergehen den römischen Kaisertums und deren kluge Ausnutzung durch das Papsttum von mehr als vorübergehender Bedeutung gewesen sein, als sie dazu beigetragen haben dürften, daß für das Empfinden der Völker in den Ländern, aus denen die römische Herrschaft zurück wich, die römische Kirche zur ideellen Erbin des römischen Reiches geworden ist. Solche Anschauungen fanden mittelbar eine Stütze an der zunächst wichtigeren Tatsache, daß in den dem Reich entfrem deten Provinzen die katholische Kirche geistig die einzige Hüterin der antiken Kulturreste gewesen ist, zumal die letzten Träger der antikrhetorischen Bildung, die Angehörigen der Senatorenklasse, seit der Mitte des V. Jahrhunderts für die bisher von ihnen bekleideten Ämter der verschwindenden kaiserlichen Verwaltung in der kirchlichen Hie rarchie Ersatz fanden. Es wird hier wieder sichtbar, welche Bedeutung Stein der klassischen Bildung beimaß. Die katholische Kirche war es, die diese Tradition und die eines Reiches, soweit möglich, bewahrte und rettete. Die Liebe zur katholischen Kirche erwächst, so kann man vermuten, aus dem Geist der Bildungsreligion. So wie im Osten die Ägypter und Syrer sich die Kirche aneignen, so tun dies die Eliten des Westens, aber in einer Weise, die jenseits von nationalen Interessen steht. Es leuchtet daher ein, wenn Palanque Steins Beitritt
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IV. Die Rolle des Christentums
zur katholischen Kirche auch als eine Entscheidung für den Westen interpretiert.63 Die Frage drängt sich auf, wie weit Stein seine Einschätzung der Geschichte des Christentums revidiert hat, nachdem er zum Katholizismus übergetreten war und sich sogar zum Wunderglauben bekannte.64 Das scheint durchaus der Fall gewesen zu sein. Bemerkenswert ist die Mitteilung von Henri Marrou, dass Stein ihn gebeten habe, für die zweite Auflage eine Passage über Augustin aus dem ersten Band zu überarbeiten (die Marrou aparterweise dennoch rezensiert).65 Stein kommt anlässlich des Falls Roms 410 auf den Kirchenvater und seine Hauptwerk De civitate Dei zu sprechen. Marrou (wenn seine Aussage stimmt) nimmt einige sachliche Präzisierungen vor, indem er nicht nur die Stationen als Rhetoriklehrer in Karthago und Mailand erwähnt, sondern auch die in Thagaste und Rom. Vor allem aber setzt er Akzente anders. Merkwürdig (395) nennt Stein einführend seine Persönlichkeit, daraus wird étonannt (260). Zu den Confessiones sagt Stein, dass sie das einzige Werk Augustins von bleibendem literarischen Wert seien, in der Version Marrous sind sie eines der wenigen Werke der Zeit, das zur Weltliteratur (littérature universelle) zählte. Aus Rhetoreneitelkeit wird eine aus moderner Sicht zu perfekte Nutzung der klassischen rhetorischen Ressourcen; von Ehebruch und Päderastie ist im Französischen nicht mehr die Rede, dafür von der Lektüre des ciceronischen Hortensius; der französische Text betont, dass Augustin als wahrer Römer und treuer Untertan der christlichen Kaiser geschrieben habe (261), wovon im Deutschen nicht die Rede ist, usw. Im zweiten Band, der nur auf Französisch verfasst ist, treten katholische Züge, wie es scheint, stärker hervor. Die Darstellung des Verhaltens des Papstes Vigilius, an dem sich ja zeitgenössische Diskussionen über die Unfehlbarkeit des Papstes festmachten, grenzt ans Apologetische, auch wenn Stein die Meinungswechsel des Papstes nicht verschweigen kann.66 Doch bedürfte dies noch einer näheren Untersuchung.
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V. Nachbemerkungen Ernst Steins Lebensweg war ein Weg nach Westen, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Dieser Weg war teils erzwungen, vielleicht aber auch schon früh vorbereitet – das versucht zumindest Palanque zu suggerieren. Nie war Stein der Vertreter eines nationalistischen Deutschtums. Einen Schritt Richtung Westen bildete vermutlich die Hinwendung zur katholischen Kirche, wenngleich sie erst auf den zweiten Blick zu dem Bild vom Christentum passt, das Stein als Historiker entwirft. Sieht man dies aber im Kontext, erscheint der Schritt durchaus plausibel. Denn Steins Werk kleidet sich zwar ins Gewand der Neutralität, ist aber unvermeidlich von bestimmten Wertvorstellungen geprägt: Eine wichtige Rolle spielt zunächst einmal der Staat, der Stabilität besitzen und über verlässliche Institutionen verfügen soll. Eine wesentliche Grundlage für politische Stabilität ist soziale Gerechtigkeit, die Stein höher gewichtet als andere Historiker seiner Zeit. Implizit wendet er sich gegen eine machtanbeterische Ideologie, die er an anderer Stelle ausdrücklich kritisiert.67 Neben dem Staat kommt der Bildung hohe Bedeutung zu, der klassischen Bildung und der damit verbundenen Wissenschaftlichkeit, die bei Stein wohl für Rationalität schlechthin steht. Beide sieht er am ehesten in der katholischen Kirche bewahrt – der er sich deshalb ohne Weiteres anschließen konnte. Im östlichen Christentum beobachtet er hingegen eine Tendenz, dass Völker die Kirche in einer staatszerstörerischen Weise nutzen. Diese klare Trennung ist bemerkenswert. Denn das Christentum war für Stein zunächst ein östliches Phänomen sogar mit sozialrevolutionären Zügen. Doch ist in seinem Denken offenbar die Trennung von Ost und West, die auch in Hinblick auf die Verwaltung ausgeprägt ist, letztlich schwerwiegender als der christliche Glaube als solcher, so dass seine Skepsis gegenüber bestimmten Formen des ursprünglichen Christentums mit seiner Treue gegenüber der katholischen Kirche als Bewahrerin (west) römischer Tradition vereinbar ist. In Verbindung mit dem Staat be-
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V. Nachbemerkungen
sitzt das Christentum gerade durch die öffentliche Fürsorge ein hohes Potential, das sich in der Spätantike entfaltet, wie Stein sogar im ersten Band unterstreicht.68 Das Bild der Spätantike, das Stein zeichnet, ist vordergründig nüchtern, durch politisch-administrative Institutionen geprägt. Die Rolle des Christentums wird gerade im Vergleich mit der heutigen Forschung und trotz Steins persönlicher Nähe nur knapp gewürdigt. Und dennoch spielt es eine wesentliche Rolle, da es über die katholische Kirche zur Bewahrung dessen beiträgt, was die Antike in den Augen Steins wertvoll macht, und andererseits durch die nationalen Kirchen des Ostens die Auflösung des Reiches mitverursacht. Stein selbst fand vor der niedergehenden Welt Zuflucht in der frankophonen Zivilisation und im katholischen Glauben und so in sichtbaren Überresten der großen Leistungen der Antike. So ist sein Werk ein Werk der Zeitgenossenschaft. Im zweiten Band kommt seine katholische Orientierung stellenweise deutlich zum Tragen. Das Gesamtwerk ist geprägt von politischen Schwächediskursen in Europa, wo Stein und seine Zeitgenossen den Untergang dreier gewaltiger Reiche miterlebt hatten, von denen sich die Habsburger-Monarchie besonders dadurch auszeichnete, dass sie variantenreich, aber doch vergebens einen Weg zu finden suchte, um mit der kulturellen und ethnischen Vielfalt des Doppelreiches umzugehen. Bei diesen Schwächediskursen spielten soziale Argumente ebenso eine Rolle wie ethnizistische. Der Zerfall von Steins Welt, vor allem Österreich-Ungarns, gemahnt, so gesehen, an den Untergang der antiken Kultur.69 Das Zerbrechen einer Ordnung durch die Unfähigkeit der Eliten und den wachsenden Nationalismus, trotz eines insgesamt wohlmeinenden Wirkens der Kaiser, erinnert nachgerade an das, was der ostgalizische Schriftsteller Joseph Roth zur selben Zeit im Roman Radetzkymarsch schildert. Bei Stein erscheinen derartige Phänomene im Prisma der Spätantike, und das belebt seine Interpretation: Das ist indes nicht im Sinne einer schlichten Übertragung von Interpretamenten der einen Epoche auf die andere zu verstehen, bedeutet aber eine Perspektivierung von Ergebnissen, die auf einem
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Weg erzielt werden, der einer disziplinären Logik folgt und der sich leicht wissenschaftlich nachvollziehen lässt. Darum ist der nüchterne Gestus mehr als eine Attitüde, und darum schärft Steins Werk den Blick auf die Gegenwart, jenseits aller Zeitgebundenheit.
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Anmerkungen 1 Zu ihm grundlegend und aus persönlicher Bekanntschaft erwachsen Jean-Rémy Palanque, La vie et l’oeuvre d’Ernest Stein, in der frz. Edition des Werks II. Paris/Brügge 1949, VII–XVII; s. ebendort auch die bewegenden Bemerkungen von Jeanne Stein unter dem Titel Avant-Propos (XXIII–XXXII). Wichtig, da kritisch und aus Archivmaterialien gearbeitet: Günter Fellner, Ludo Moritz Hartmann und die österreichische Geschichtswissenschaft. Grundzüge eines paradigmatischen Konflikts. Wien/Salzburg 1985, 289–297. Unter den Nachrufen ist der von Léon van der Essen, Ernest Stein. Historien du Bas-Empire et de Byzance (1891–1945), in: RHE 41, 1946, 422–435 besonders kenntnisreich; vgl. ferner Paul Goubert, M. Ernest Stein, in: Études Byzantines 3, 1945, 274–279; Olof Gi gon, in: Neue Zürcher Zeitung 10.3.1945, 2 (n.v.); Otto Tschumi, in: La Suisse Primitive 9, 1945, 79–80; Gérard Garitte, in: AC 15, 1946, 297–299 (betont besonders nachdrücklich die Nüchternheit); Wilhelm Ensslin, in: Nuovo Didaskaleion 2, 1947, 5–8 (n.v.); Jean-Rémy Palanque, in: RH 195, 1945, 372–375; ders., in: REA 46, 1944, 376–377. S. ferner unter anderem Karl Christ, Römische Geschichte und deutsche Geschichtswissenschaft. München 1982, 186–191; Michael Grünbart, Stein Ernst (Ernest) Edward Aurel, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 13, 2007–2010, 149; ders., Stein, Ernst, in: Neue Deutsche Biografie 25, 2013, 143 f. 2 Kay Ehling, Stein, Ernst, in: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.), Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (Der Neue Pauly, Suppl. Bd. 6), Stuttgart u. a. 2012, 1186–7, 1186; zur religiösen Entwicklung Steins Palanque 1949, IX f.; Fellner 1985, 293–297 (mit viel Material in den Anmerkungen). 3 Zu Juden in Galizien Joshua Shanes, Diaspora Nationalism and Jewish Identity in Habsburg Galicia. Cambridge etc. 2012; zu den Formen des Antisemitismus Tim Buchen, Antisemitismus in Galizien. Berlin 2012. Steins Lebensweg könnte für eine Generationenerfahrung insbesondere jüdischer Unternehmersöhne stehen, s. Hans Dieter Hellige, Generationskonflikt, Selbsthaß und die Entstehung antikapitalistischer Positionen im Judentum. Der Einfluß des Antisemitismus auf das Sozialverhalten Jüdischer Kaufmanns- und Unternehmersöhne im Deutschen Kaiserreich und in der K.u.K.-Monarchie, in: GG 5, 1979, 476–518. 4 Beiträge zur Geschichte von Ravenna in spätrömischer und byzantinischer Zeit, in: Klio 16, 1920, 40–71 (Auszug aus der Dissertation). 5 Zu seinem sehr nuancierten Bild von Hartmann Ernst Stein, Zur Erinnerung an L. M. Hartmann, in: VSWG 18, 1925, 312–33; vgl. zu Hartmann neben Fellner 1985 Wilhelm Filla/Michaela Judy/Ursula Knittler-Lux (Hrsg.), Aufklärer und Organisator. Der Wissenschaftler, Volksbildner und Politiker Ludo Moritz Hartmann. Wien 1992; Volker Herholt, Ludo Moritz Hartmann. Alte Geschichte zwischen Darwin, Marx und Mommsen. Berlin 1999. 6 Palanque 1949, VII. Zu Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Manfried Rauchens teiner, Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918. Wien/ Köln/Weimar 2013; Lothar Höbelt, Stehen oder Fallen. Österreichische Politik im Ersten Weltkrieg. Wien 2015. Zu jüdischen Soldaten: Erwin A. Schmidl, Habsburgs jüdische Soldaten 1788–1918. Wien etc. 2014, 113–137. 7
Fellner 1985, 293 f.; zum Antisemitismus 291.
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Ern(e)st Stein: Christentum, Nationalitätenkonflikt und Reichszerfall 8 In einer Frankfurter Dissertation Hermann Bott, Die Grundzüge der diokletianischen Steuerverfassung. Diss. Frankfurt am Main 1928, wird S. 67, Anm. 271a gegen Stein polemisiert. Welche Rückschlüsse dies auf seine Beziehung zur Frankfurter Universität zulässt, steht dahin. 9 Siegmar von Schnurbein, Abriss der Entwicklung der Römisch-Germanischen Kommission unter den einzelnen Direktoren von 1911 bis 2002, in: BerRGK 82, 2001, 139–289, zu der Zeit, in der Stein dort wirkte, 162–204. 10 Palanque 1949, IX f. Zu den persönlichen Hintergründen Fellner 1985, 443, Anm. 163. 11 Zum Pseudonym van der Seen 1946, 431; Palanque 1949, VIII; zum Inhalt Hubert in: ders./Marnix Beyen/Greet Draye (Hrsg.), Deutschlandbilder in Belgien 1830–1940, Münster 2011, 379–423, 380, der das Pseudonym nicht auflöst und bezweifelt, dass der Autor ein Deutscher war. Vgl. zur Schrift ferner Volker Losemann, Nationalsozialismus und Antike. Hamburg 1977, 33. 12 Zu seinen judenfeindlichen Äußerungen in den Dreißigerjahren s. Fellner 1985, 295; diese sind indes nicht rassistisch, sondern katholisch-missionarisch inspiriert. Anfang der Zwanzigerjahre hatte er sich indes für jüdische Organisationen engagiert, s. ebd. 296. 13
Der Text in Le Flambeau 1932, 1. Februar 129–146.
14 S. den Bericht in La nation belge vom 17. November 1932, den Stein am 18. November 1932 einem Schreiben an Gerhard Bersu (1889–1964), dem 1. Direktor der RGK, beilegt (Akten Stein RGK, Nr. 269). 15 La période byzantine de la papauté, in: Catholic Historical Review 21, 1935/6, 129– 163 = Ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 501– 535 (Rezension zu Erich Caspar, Das Papsttum unter byzantinischer Herrschaft. Tübingen 1933). 16 Bei Fellner 1985, 443, Anm. 162. Der Adressat war Viktor Matejka (1901–1993), ein anderer, politisch links stehender Hartmann-Schüler, der sich in der Volksbildung engagierte; s. zu ihm etwa http://www.dasrotewien.at/matejka-viktor.html (abgerufen am 23. März 2016, 9:00). 17
van der Essen 1946, 425.
18 Aus den zahlreichen Rezensionen Norman H. Baynes, in: JRS 28, 1928, 217–225; Jean-Rémy Palanque, in: Journal des savants, 1950, 159–167 = Scripta varia III, 377–384; Carl Weyman, in: HJb, 1928, 628–630; Ernst Hohl, in: HZ 139, 580–582; Gustav Krüger, in: ZKiG, 1929, 467 f. (wohlwollend in Hinblick auf kirchengeschichtliche Passagen); Martin Percival Charlesworth, in: EHR, 1929, 642–643; Louis Halphen, in: Revue critique d’histoire et littérature, 1928, 9, 391 f.; Maurice Besnier, in: Journal des savants, 1929, 79–80 (der wie Piganiol christentumsgeschichtliche Bemerkungen Steins würdigt); André Piganiol, in: Annales 1, 1929, 454–456; André Piganiol, in: REA, 1930, 292–296; Jean-Rémy Palanque, in: RH 164 (1930), 288–308. 19
1949, XXIII.
20 Auf Seecks weltanschauliche Prägung spielt Stein im Nachruf auf Hartmann 1925, 323 f. an; vgl. auch zum Unterschied im Ton die Rezension zu Stein von Palanque 1930, 289 und Krüger 1929, 467. Zu Seeck, dessen Werk 1895–1929 in sechs Bänden und in mehreren Auflagen erschien, Stefan Rebenich, Otto Seeck und die Notwendigkeit, Alte Geschichte zu lehren, in: William M. Calder III (Hrsg.), Wilamowitz in Greifswald. Hildes-
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Anmerkungen heim 2000; Hartmut Leppin, Ein „Spätling der Aufklärung“. Otto Seeck und der Untergang der antiken Welt, in: Volker Losemann / Peter Kneißl (Hrsg.), Imperium Romanum. Studien zu Geschichte und Rezeption. Festschrift für Karl Christ zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1998, 472–491; Stefan Lorenz, Otto Seeck und die Spätantike, in: Historia 55, 2006, 228–243. 21 Deutlich setzt Ernst Stein sich von Alfons Dopsch ab, der ihm in Wien hochschulpolitisch geschadet hatte (s. Fellner 1985, 291; 305 f.); s. etwa I 23, Anm. 2 und 26, Anm. 1. Die Ablehnung hatte sich schon in seiner Rezension von Alfons Dopsch, Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung von Cäsar bis auf Karl den Großen (1918/20), in: VSWG 16, 1922, 399–408 = Ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 415–424, gezeigt, in der er Dopsch mangelnde Originalität und Sorgfalt vorwirft und die Lehren Hartmanns verteidigt. Hier wird deutlich, dass für Stein die Vorstellung eines Bruches zwischen Antike und Mittelalter (gegen die auch Dopsch ankämpft) abwegig ist. Zu Dopsch s. auch Fellner 1985, 301–315; Thomas Buchner, Alfons Dopsch (1868–1953). Die „Mannigfaltigkeit der Verhältnisse“, in: Karel Hruza, Österreichische Historiker. Lebensläufe und Karrieren 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren in Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Porträts. Wien etc. 2008, 155–190, der die Beziehung zu Hartmann nicht würdigt. 22 Zu Seecks taktischen Motiven geschuldetem Ausflug in die Griechische Geschichte s. Leppin 2006, 474. 23 I 147 mit Karl Christ, Römische Geschichte und deutsche Geschichtswissenschaft. München 1982, 189 f. 24
I 201 f.
25 I 247. Die subjektiven Urteile über Kaiser kritisiert Wilhelm Enßlin in seiner scharfsichtigen Rezension Gnomon 6, 1930, 496–505, 501 f. 26
I 267.
27
I 369.
28
I 296.
29
I 146.
30
I 19 f.; vgl. etwa auch 38; 111; 420–422; 448; 449; 503–508; 511; 514 f.
31
I 101; vgl. etwa 342; 503 f.
32
Etwa I 2; 24; 38; 41; 85; 176 f.; 514; 521.
33 Hans Ulrich Wiemer, Staatlichkeit und politisches Handeln in der römischen Kaiserzeit – Einleitende Bemerkungen, in: ders. (Hrsg.), Staatlichkeit und politisches Handeln in der römischen Kaiserzeit. (Millennium-Studien 10) Berlin/New York 2006, 1–40, 20 f., der auch auf Ernst Stein, Untersuchungen über das Officium der Prätorianerpräfektur seit Diokletian, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1962, 72 f. verweist. 34
I 147. Wie viele andere kritisiert das Baynes 1928, 220.
35
I 164, kritisiert von Palanque 1930, 301.
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I 428 (frz. I 283)
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I 1; vgl. für die Kriterien II 7 f.
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Ern(e)st Stein: Christentum, Nationalitätenkonflikt und Reichszerfall 38 Den auf Charles Le Beau (1701–1778) zurückgehenden Ausdruck Bas-Empire verwendet Stein schon früh: Untersuchungen zum Staatsrecht des Bas-Empire, in: ZRG RA 41, 1920, 195–251 = ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 71–127. 39 Ernst Stein, Untersuchungen zur spätrömischen Verwaltungsgeschichte, in: RhM 74, 1925, 347–394, hier: 379 f. = ders., Opera Minora Selecta. Amsterdam 1968, 145–193, hier: 177 f.; vgl. I 178–182; näher ausgeführt in dazu Wiemer 2006, 19–21. 40
I 8.
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I 589 f.
42
I 2.
43 I 6. II 262 race germanique (bezogen auf Theoderich den Großen, der sich am meisten von allen Germanen um das Wohl der Menschen verdient gemacht habe). 44 I 289: Die maßlose Roheit dieser Nomaden ... und die Verschiedenheit ihrer Körperbil dung von der unserer Menschenrasse machte sie [sc. die Hunnen] diese lange Zeit zu einem Gegenstand des Ekels. 45 I 27; auffällig etwa auch 13: semitische Orientalen, denen griechische Bildung fremd ist; so habe der „Jude Philo“ ein wüstes System geschaffen (I 13). 46
I 13; vgl. auch 392: urwüchsige Roheit von Barbaren.
47
I 349.
48
I 5–7.
49
I 190 für die Zeit Konstantins des Großen.
50
I 4.
51 I 4. In dieser Deutung – der destruktiven Kraft einer Verbindung von Nationalismus und Häresie – hat Stein viel mit dem englischen Historiker Ernst Llewelyn Woodward, Christianity and Nationalism in the Later Roman Empire. London 1916 gemeinsam, der auch aus einer Weltkriegserfahrung heraus schrieb. 52 Etwa I 4 f.; 231 f., wo Ephraim der Syrer als Ausnahme hingestellt wird, während Schenute zwar als geistig wichtigster Kopte erscheint, aber doch mit Geringschätzung abgehandelt wird, 448; 458. 53
I 229–232, wo auch auf die spätere Rolle des Monophysitismus verwiesen wird, 370.
54
I 457.
55
II 7 f.; zur Bastonade 11 f.
56 Rez. zu Augustin Fliche/Victor Martin (Hrsg.), Histoire de l‘Église depuis les origines jusqu‘à nos jours I-IV, in: RBPH 1938, 1024–1044 = ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 536–556), wo er 1037 f. (549 f.) Nestorius’ Lehren als orthodox bezeichnet und den frühen Kyrill kritisiert. Stein bespricht die Bände, die bis zu Gregor dem Großen (590–604) reichen. 57
I 11–18, Zitat S. 15; vgl. aber 129, v. a. Anm. 1, wo er Eusebs Quellenwert anzweifelt.
58 I 457 f.; vgl. 470 f., wobei er dann Chalkedon als Kompromiss verteidigt und sich gegen die Auffassung Heinrich Gelzers (1847–1906) wehrt, in diesem Konzil die Wurzel des Unglücks zu sehen; dazu auch Krüger 1928.
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Anmerkungen 59 1930, 503 f. Ähnlich auch die Kritik in der bei allem Lob etwas mäklerischen Rezension Marrous an der französischen Ausgabe des ersten Bandes, die 1959 erschien (Irénée Marrou Henri, Le Bas-Empire vu par un héritier de Mommsen [Ernest Stein, Histoire du Bas-Empire, tome premier, avec un fascicule de notes et 4 cartes hors-texte. De l‘état romain à l‘état byzantin (284–476)], in: Journal des savants, 1964, 1, 47–58, 51 f., mit einer zum Teil sehr scharfen Polemik, wenn er etwa 52 erklärt, die Ablehnung des Mönchtums sei auf dem Stand des Wiener Intellektuellen von 1919/20. 60
I 9 f. Für die Segnungen der hellenistischen Aufklärung steht vor allem die Stoa.
61
I 487 f.
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I 489.
63
1949, IX f.
64
Fellner 1985, 444, Anm. 167.
65 Marrou 1964, 47 f. Es bezieht sich auf S. 395–7 in der deutschen und 260–1 in der französischen Fassung; vgl. zum zweiten Band André Piganiol, La méthode historique d’Ernest Stein [Ernest Stein. Histoire du bas-Empire. Tome II. De la disparition de l‘empire d‘Occident à la mort de Justinien (476–565). Publié par J. R. Palanque], in: Journal des savants, 1950, 159–167: 164 f. zeigt er sich erstaunt darüber, dass Stein nichts zu christlichen und orientalischen Einflüssen auf das Justinianische Gesetzeswerk sagt; 165 verweist er auf detaillierte Diskussionen des Henotikon und der Drei Kapitel bei Stein. Zur wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung Marrous in eher verehrender Sicht: Yves-Marie Hilaire (Hrsg.), De Renan à Marrou. L’histoire du christianisme et les progrès de la méthode historique (1863–1968). Villeneuve-d’Ascq 1999; Pierre Riché, Henri Irénée Marrou, historien engagé. Paris 2003. 66 II 647–654; 660–669. Zu Ernst Steins Bild des Papsttums, das in der Auseinandersetzung mit Erich Caspar (1879–1935) zu sehen ist, Philippe Blaudeau, Le siège de Rome et l’Orient. Étude géo-ecclésiologique. (Collection de l’École française de Rome 460) Rom 2012, 7 f. Stein hat sich mit Caspars Papstwerk in zwei ausführlichen Rezensionen auseinandergesetzt und dabei besonders die übermäßige Betonung des Machtgedankens unterstrichen; s. zum Band 1, in: ByzZ 32, 1932, 113–135 = ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 477–499; zum Band 2 unter der Überschrift La période byzantine de la papauté, in: Catholic Historical Review 21, 1935/6, 129–163 = ders., Opera Minora Selecta, hg. von Jean-Rémy Palanque. Amsterdam 1968, 501–535 (s. o. Anm. 15). Hier betont er S. 143 (515), dass das Verhalten des Vigilius nicht die Inkonsistenz des Unfehlbarkeitsdogmas beweise. 67 S. dazu die Rezensionen zu Erich Caspar (wie Anm. 66), 1932, 114 (478) und 1935/6, 129 (501). 68
I 12 f.
69 Zu Steins Sympathien für das österreichische Kaisertum in den Zwanzigerjahren Fellner 1985, 296.
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Ernst Stein
Vom römischen zum byzantinischen Staate (284–476 n. Chr.)
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MEINER MUTTER HENRIETTE STEIN
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Vorwort.
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ieses Buch soll eine nichts Wesentliches außer acht lassende, kritische und der kritischen Nachprüfung zugängliche Darstet-· lung der spätrömischen Geschichte geben. Jedem, der über eine durchschnittliche Mittelschulbildung verfügt, soll es ermöglichen, eine der dramatischesten Epochen der Weltgeschichte näher kennenzulernen. Dem Mitforscher auf diesem Gebiete soll das Werk als Hand- und Nachschlagebuch dienen. ferner war es mein Bestreben, den Studierenden der Geschichte eine ihnen bisher fehlende Anleitung zum Studium der Spätantike und des Übergangs vom Altertum zum Mittelalter zu bieten. Ob und wie weit es mir gelungen ist, die angegebenen Ziele zu erreichen, werden sachkundige Beurteiler festzustellen haben. Mit gutem Gewissen kann ich aber sagen, daß ich bemüht war, nirgends von dem sicheren Boden der quellen mäßigen Überlieferung abzuweichen, und daß ich dieser niemals um einer wie immer gearteten geschichtsphilosophischen oder weltanschaulichen Meinung willen Gewalt angetan habe. Der Text ist fortlaufend mit Anmerkungen versehen, in denen ich mich im allgemeinen an die von meinem Lehrer L. M. Hartmann in seiner Geschichte Italiens 1) angegebenen Richtlinien gehalten habe. Wo ich statt jedes anderen Nach weises Erzeugnisse der modernen Fachliteratur anführe, sind in diesen die Quellen ausgeschrieben oder hinreichend zitiert. Andererseits habe ich auch an sich tüchtige Arbeiten nicht ver zeichnet, wenn sie meine Darstellung nirgends beeinflußt haben, wie z. B. das durch neuere forschungen überholte Buch von f. Leo, Die capitatio plebeia und die capitatio humana (1900) und die kirchengeschichtlichen Darstellungen von Battifol, unter denen nur die letzte, Le siege apostolique (1924), mir unzugäng lich blieb. Gleichwohl haben einige meiner Anmerkungen einen beträchtlichen Umfang erreicht, weil in ihnen, wenn auch in knappster form, Einzeluntersuchungen Platz finden mußten, von 1) I' (1923), S. 45; III 1 (1908), S. 43.
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VIII denen die Gestaltung des Textes abhing. Im vorliegenden 1. Bande konnten nach Mitte 1927 erschienene Schriften nur ausnahmsweise benützt werden. An dieser Stelle will ich all jenen danken, von denen meine Arbeit gefördert worden ist. Briefliche oder mündliche Auskünfte in Einzelfragen erteilten mir die Herren N. Bonwetsch (t), A. Heusler, 0. Lehmann (Wien), E. Ritterling, A. Stein (Prag) und U. Wilcken. Die Herren N. H. Baynes und 0. Krüger schenkten mir wert volle Veröffentlichungen, die ich sonst nicht hätte benützen können. Herr R. Delbrueck hatte die Freundlichkeit, mir eine Anzahl zum Teil noch unpublizierter Photographieen als Illustrations material zur Verfügung zu stellen. Herr F. Drexel hat mir die Möglichkeit eröffnet, die Bibliothek der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäo logischen Instituts voll auszunützen, die sich zu einer vorzüglichen Studienbibliothek entwickelt, und mich überhaupt dienstlich (als Direktor der Römisch-Germanischen Kommission, bei der ich seit April 1927 tätig bin), wissenschaftlich und persönlich in jeder Weise gefördert. Herr E. Oroag hat in seiner Eigenschaft als Vorstand der Druckschriftensammlung der Wiener Nationalbibliothek keine Mühe gescheut, um mir die Benützung der genannten Anstalt und der ihr angegliederten ehemaligen fideikommißbibliothek zu erleichtern; ferner und vor allem hat er die Korrekturen mitgelesen und mich dabei zu zahlreichen Verbesserungen des Textes veranlaßt. Die Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. ließ mir häufig die wirksamste Unterstützung zuteil werden. Zur Beigabe der Anmerkungen, die zweifellos die Brauchbar keit des Buches erhöhen, hat mich Herr F. Meyer, der Leiter des Verlages L. W. Seidel & Sohn, angeregt. Vom ersten bis zum letzten Tage der Arbeit erfreute ich mich, insbesondere auch beim Durchdenken mancher Probleme, der Hilfe meiner Frau. Frankfurt a. M.
ERNST STEIN.
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Benützte Quellenausgaben. Ammianus Marcellinus ed. Clark. Cassius Dio ed. Boissevain. Collectio ·librorum iuris anteiustiniani edd. P. Krueger, Mommsen, Studemund. Corpus iuris civilis edd. Mommsen, P. Krueger, Schoell, Kroll. Euagrius edited by Bidez and Parmentier. Gregorii Nysseni contra Eunomium libri ed. Jaeger. • Juliani imperatoris epistulae leges etc. edd. Bidez et Cumont (1922; die bei mir auf „Julian. epist. folgenden Zahlen bezeichnen die Nummern, nicht die Seiten dieser Ausgabe). Nicephori Callisti Xanthopuli historia ecclesiastica in Migne Gr. 147. Notitia dignitatum, accedunt notitia urbis' Constantinopolita:nae et laterculi provinciarum, ed. Seeck. Rutilius Namatianus ed. Heidrich. Socrates und Sozomenus in Migne Gr. 67. Taciti annalium libri ed. fisher. Theodorus Lector in Migne Gr. 86, 1. Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theodosianum pertinentes edd. Mommsen et P. M. Meyer. Theophanes ed. de Boor. Zonaras edd. Pinder et Buettner-Wobst (im Bonner Corpus). Zosimus ed. Mendelssohn. Im übrigen bediente ich mich, wo nichts anderes bemerkt ist, der Quart serien der Monumenta Germaniae, denen ich durchweg vor anderen Aus gaben der in ihnen enthaltenen Texte den Vorzug gab, des Wiener Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, der Berliner Sammlung „Die griechi schen christlichen Schriftsteller" und der Bibliotheca Teubneriana; auf die von Foerster besorgte Teubner-Ausgabe des Libanius beziehen sich daher auch die Band- und Seitenzahlen und Briefnummern in Libanius-Zitaten. 11
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Abkürzungen. Bei der Anführung von Papyrusurkunden habe ich die in der Papyro logie übliche Zitierweise (s. Wilcken, Grundzüge S. XXV - XXVIII) befolgt; sonst habe ich, um dem Leser das Nachschlagen in einem langen Verzeichnis von Abkürzungen zu ersparen, möglichst wenige nicht jedem verständliche gebraucht. A. M. = ad annum mundi. Auctt. antt. = Auctores antiquissimi. B. (nach einer Seitenzahl) = Corpus scriptorum historiae Byzantinae (Bonner Corpus). Bury, Lat. Rom. Emp. 1 2; 112 = ]. B. Bury, History of the Later Roman Empire from the death of Theodo sius I. to the death of Justinian. In two volumes, 1923. Christ-Schmid II 1 6; 26 = W. Christ, Geschichte der griechischen Christ-Stählin II 16 ; 2' } Litteratur, 6. Auflage, unter Mit wirkung von 0. Stählin bearbeitet von W. Schmid. ll 1, 1920; 2, 1924. CIG Corpus inscriptionum Graecarum (Boeckh). = Corpus inscriptionum Latinarum. CIL Epistulae imperatorum pontificum alio Coll. Ave!!. rum, Avellana quae dicitur collectio, ed. 0. Guenther (Corp. scr. eccl. Lat. 35). = Inscriptiones Latinae se!ectae ed. H. Dessau Dessau. = Dictionnaire des Antiquites grecques et Dict. d. Antiquites romaines (Daremberg-Saglio). = Dizionario epigrafico di antichita ro Diz. epigr. mane (Ruggiero). = Einleitung in die Altertumswissenschaft, Ein!. in d. Altertumswiss. herausgegeben von A. Gercke und E. Norden. FHG fragmenta historicorum Oraecorum ed. C. Mueller. IGR = Inscriptiones Oraecae ad res Romanas pertinentes. LL. nat. Germ. = Leges nationum Oermanicarum.
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=
Mansi
=
M. 0. Migne Or. Migne Lat. Mitteis, Grundzüge Mitteis, Chrestom.
=
R.-E.
=
Schanz IV 1 2 Schanz-Hosius IIl3; IV 2 Schanz-Krüger 1113; IV 2
Seeck, Unterg. P; II2 ;
Wilcken, Grundzüge Wilcken, Chrestom.
Sacrorum conciliorum nova et amplis • sima collectio ed. J. D. Mansi. Monumenta Oermaniae historica. Patrologiae cursus completus, series Oraeca ed. J. P. Migne. Patrologiae cursus completus, series Latina ed. J. P. Migne.
Mitteis und U. Wilcken, Grundzüge } = L.und Chrestomathie der Papyrus
Mommsen, Staatsr. I'; II'; III
Scr. rer. Merov. Seeck, Regesten
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kunde. II Quristischer Teil) 1 (Grund züge), 1912; 2 (Chrestomathie), 1912. Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht. 1, 3. Auflage, 1887; II, 3. Auflage, 1887; lll, 1887/88. Real-Enzyklopädie der klassischen Alter tumswissenschaft. Neue Bearbeitung (Pauly-Wissowa).
} =
M. Schanz, Geschichte der römischen Litteratur. III, 3. Auflage, bearbeitet von C. Hosius und 0. Krüger, 1922; IV 1, 2. Auflage, 1914; IV 2, von M. Schanz, C. Hosius und 0. Krü ger, 1920. Scriptores rerum Merovingicarum. = 0. Seeck, Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr., 1919. 1112 ; IV - VI = 0. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt. 1, 3._Auflage, 1910; II, 2. Auflage, 1921; lll, 2. Auflage, 1921; IV, 191l;V, 1913; VI, 1920/21.
}=
L. Mitteis und U. Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde. I (Historischer Teil) 1 (Grundzüge), 1912; 2 (Chrestomathie), 1912.
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Verzeichnis der Abbildungen. Tafel 1. Bronzekopf eines Kaisers der diokletianischen Zeit, vermutlich Constantius' I. Antiquarium in München. Lebensgroß. Stilkritische Gründe weisen den Kopf in die Zeit Diokletians und seiner Nachfolger; große Ähnlichkeit in der Auffassung besteht z. B. mit der Porphyrbüste des Maxi minus Daia in Kairo (Taf. 2). Bart und Kranz sprechen für einen Herrscher vor Konstantin d. Gr.; nach den Münzbildnissen entscheidet sich Sieveking für Constantius I. - Vgl. Sieveking, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst XI (1919), S. 44-55, Abbild. S. 44. Nach Seite 112 Tafel 2. Porphyrbüste eines Kaisers der diokletianischen Zeit, anscheinend des Maximinus Daia. Museum in Kairo. Oberarmbüste aus rotem Porphyr, die Augen graviert. Höhe: 0·576 m. Gefunden in Benha el Asal im Nildelta. Stil und Physiognomie sowie der „militärisch kurze Schnitt von Haar und Bart", der mit Konstantin abkommt, weisen die Büste in die Zeit Diokletians und seiner unmittelbaren Nachfolger. Die Gesichtszüge ähneln den Münzbildnissen des Galerius und seines Neffen Maximinus Daia, die Jugend des Dargestellten spricht für letzteren. - Vgl. R. Delbrueck, Antike Porträts, S. LVI, Abbild. 26; Taf. 54. Nach Seite 128 Tafel 3. 1. Bronzemedaillon des Diokletian (Gewicht: 32·5 g. Wien, Bundessammlung von Münzen und Medaillen). Vorderseite, vergrößert (Durch messer um die Hälfte größer). Umschrift: lmp(erator) C(aesar) C(aius) Val(erius) Diocletianus p(ius) j(elix) Aug(ustus). - 2. Goldmedaillon des Galerius (10·65 g. Wien, ebd.). Vorderseite , vergrößert (Durchmesser um die Hälfte größer). Um schrift: lmp(erator) C(aesar) Maximianus p(ius) f(elix) Aug(ustus). - 3. Gold münze (Aureus) des Maxeniius (5·45 g. Wien, ebd.). Vorderseite, vergrößert (Durchmesser verdoppelt). Umschrift: Maxentius p(ius) J(elix) Aug(ustus). 4. Aureus des Licinius (5·25 g. Wien, ebd.). Vorderseite, vergrößert (Durch messer verdoppelt). Umschrift: Licinius Aug(ustus) ob d(ecennalia) v(ota) filii sui. Nach Seite 144 Tafel 4. Marmorner Kolossalkopf Konstantins d. Gr. Hof des Konser vatorenpalastes in Rom. Höhe mit Hals 2·40 m. Der Kolossalkopf wurde an der Südseite der Konstantinsbasilika gefunden und unter Papst Innozenz VIII. (1484 bis 1493) auf das Kapitol übertragen. Er gehörte wahrscheinlich zu einer Sitzstatue (vermutlich Akrolith). Die Deutung auf Konstantin ·wird durch den Fundort sowie durch die Ähnlichkeit des Profils und des Haarschnittes mit den Münz portraits der ersten Regierungsjahre Konstantins nahegelegt. - Vgl. Bernoulli, Röm. Ikonographie II 3, S. 221f.; Taf. LII a. b. Strong, Roman Sculpture
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p. 385 f.; Taf. CXXX. Helbig, Führer durch die öffentl. Samml. klass. Altert. in Rom 1 3, S. 502, n. 887. Hekler, Bildniskunst d. Griechen u. Römer S. 307 a (Abbild.). Arndt, Griech. u. röm. Porträts Taf. 891/92. Rodenwaldt, D. Kunst d. Antike Abb. 641. Nach Seite 192 Tatei 5. Bronzener Kolossalkopf eines Kaisers des IV. Jahrhunderts, anscheinend Constantius' II. Konservatorenpalast in Rom. Höhe: 1 ·85 m. Der Kolossalkopf, früher im Lateran, seit spätestens 1189 auf dem Kapitol, gehört nach Stil und Physiognomie wohl in die Zeit des konstantinischen Hauses und stellt wahrscheinlich einen von Konstantins Söhnen dar, nach dem nicht mehr jugendlichen Alter jedenfalls Constantius II. (nicht Constans,wie Petersen, Helbig, Lehmann-Hartleben u. a. behaupten). - Vgl. Helbig, Führer 15, S. 547, n. 959. Hekler, Bildniskunst d. Griechen u. Römer S. 307 a (Abbild.). Kluge u. Lehmann - Hartleben, D. antiken Großbronzen II, S. 53 f.; III, Taf. XVII. Arndt, Griech. u. röm. Porträts Taf. 893/94. Riegl, .Spätröm. Kunst industrie (Neudruck 1927) S. 208 f. (Fig. 47). Nach Seite 208 Tafel 6. Marmorkopf eines Kaisers des IV. Jahrhunderts, wohl Con stans' I. Paris, Louvre (n. 2229). Überlebensgroß. Die Benennung beruht auf dem Stil, der Auffassung, der Jugendlichkeit des Kopfes und den Münzbild nissen. - Vgl. Hekler, Bildniskunst d. Griechen u. Römer S. 308 b (Abbild.). Riegl, Spätröm. Kunstindustrie (Neudruck) S. 210 f. (Fig. 49). Nach Seite 224 Tafel 7. 1. Goldmünze (Solidus) des Julianus Apostat� :(4"41 g. Wien, Bundessammlung von Münzen und Medaillen). Vorders�ite, vergrößert (Durch messer verdoppelt). Umschrift: Fl(avius) Cl(audius) julianus p(ater) p(atriae) Aug(ustus). - 2. Solidus Valentinians I. (4·48 g. Wien, ebd.). Vorderseite, ver größert (Durchmesser verdoppelt). Umschrift: D(ominus) n(oster) Valentinianus p(ius) j(elix) Aug(ustus). - 3. Solidus des Valens (4·4lg. Wien,ebd.). Vorder seite, vergrößert (Durchmesser verdoppelt). Umschrift: D(ominus) n(oster) Valens p(ius) j(elix) Aug(ustus). - 4. Solidus des Üratian (4·50 g. Wien, ebd.). Vorderseite, vergrößert (Durchmesser verdoppelt). Umschrift: ,D(ominus) n(oster) Oratianus p(ius) f(elix) Aug(ustus). - 5. Solidus Valentinians III. (4·40 g. Wien, ebd.). Vorderseite, vergrößert (Durchmesser verdoppclt). Um schrift: D(ominus) n(oster) Pla(cidus) Valentinianus p(ius) j(elix) Aug(ustus) Nach Seite 272
Tafel 8 und 9. Silberschild Theodosius' I. Madrid, Kunstakademie. Durchmesser: 74 cm. Der Silberschild wurde im J. 1847 in Almendralejo ge funden. Er zeigt die Bildnisse des Theodosius, Arcadius und Honorius und die Umschrift D(ominus) n(oster) Theodosius perpet(uus) Aug(ustus) ob diem felicissimum X, stammt daher aus dem J. 388 n. Chr. - Vgl. Reinach, Reper toire de reliefs grecs et romains II, p. 195. R. Delbrueck , D. Consular diptychen n. 61. Nach den Seiten 320 und 352 Tafel 10. Sardonyx-Cameo mit den Bildnissen des Honorius und der Maria. Paris, Sammlung Robert de Rothschild. Durchmesser ohne Fassung
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XIV 16 cm. In Spanien erworben. Die Umfassung aus viel späterer Zeit, viel leicht venetianische Arbeit des XIII. oder XIV. Jahrhunderts. Nach der Ähn lichkeit der Gesichtszüge mit dem Bildnis des Honorius auf einem Elfenbein diptychon aus Aosta bezieht Reinach den Cameo auf die Hochzeit des Honorius und der Maria im J. 398 n. Chr. Die sehr schlecht eingravierten Aufschriften o ayw� �EQYLO� und o ayw� Baxx,o� sind nicht ursprünglich. - Vgl. Reinach, Gazette des Beaux-Arts, 5e per., XIII (1926), p. 185-191 (Taf. b, p. 188). Nach Seite 368
Die vier Kartenbeilagen zeichnete cand. phil. E. Swoboda.
Be ric h t i g u n g. Als Ich E. Stein Photographien des Theodoslusschildes In Madrid zur Verfügung stellte, war Ich der Auffassung, daß die drei dort dargestellten Kaiser Theodosius d. Or., Arcadius und Honorlus wären. Erst später überzeugte ich mich davon, daß der vermeintliche Honorius doch sicher Valentinian II. Ist. Danach Ist der Text zu Taf. 8 und 9, der auf meinen Angaben be ruht, zu berichtigen. Die dort zitierte Tafelnummer 61 änderte sich in 62. R. D e l b r u e ck.
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Ein I e i tun g. 1. Politische, soziale und wirtschaftliche Voraussetzungen der spätrömischen Geschichte. Als spätrömisches Reich bezeichnen wir das römische Staats wesen vom Ende des s. g. Prinzipates, der römischen Kaiser zeit im engeren Sinne, bis zu dem Zeitpunkt, von dem ange fangen man denselben sozialen Verband erst mit vollem Rechte das „byzantinische" Reich nennen kann. Denn dieses wird durch drei hauptsächliche Merkmale gekennzeichnet, die sich ganz allmählich während der spätrömischen, eben deshalb auch als die „frühbyzantinische" bezeichneten Epoche entwickeln: nachdem schon vorher sich der politische, kulturelle und wirt schaftliche Schwerpunkt nach dem Osten verschoben hat, geht seit dem V. Jahrhundert der größte Teil der westlichen Reichs hälfte für immer verloren; eine Religion und Weltanschauung des Ostens, das Christentum, erringt die Herrschaft über die römische Welt und wird in ihrer griechischen Ausprägung zur Staatskirche; das Latein wird als Staatssprache durch das Grie chische verdrängt. Die Tatsache aber, daß die byzantinische Geschichte die organische Fortsetzung der römischen ist, be wirkt zweierlei: einerseits die Schwierigkeit, die beiden Stoff gebiete gegeneinander abzugrenzen, andererseits die Notwendig keit, bei jeder Darstellung der spätrömischen und byzantinischen Geschichte die wesentlichen Züge der älteren römischen als bekannt vorauszusetzen. Was die Abgrenzung anlangt, so ist ein Einschnitt am deutlichsten in der Verfassung, Verwaltung, sozialen Gliederung und Wirtschaft zu erkennen, aber freilich nicht in dem Sinne, wie man früher gemeint hat. Die forschung der letzten Jahrzehnte hat für eine Reihe wichtiger Erscheinungen, die man bis dahin als Schöpfungen des IV. Jahrhunderts ansah, den Beweis erbracht, daß auch sie schon im III. Jahrhundert und teilweise noch früher vorhanden sind. Man wollte mit dem Regierungsantritt des Kaisers Diocletianus im Jahre 284 eine Stein I.
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Begriff der römischen Spätzeit
Epoche des „Dominats" (im Gegensatze zum Prinzipat) beginnen, auf die konstitutionell beschränkte die absolute Monarchie, nach • der Ansicht anderer eine orientalisch geartete Despotie folgen lassen; in Wirklichkeit ist einerseits der altrömische Grundsatz der Volkssouveränität bis ans Ende des byzantinischen Reiches in Geltung geblieben, andererseits die rechtliche und tatsäch liche Machtvollkommenheit eines Hadrian oder Septimius Se verus nicht geringer als die der byzantinischen Kaiser. Man hat die erbliche Bindung der Untertanen an ihren Beruf, insbeson dere die fesselung der bäuerlichen Kleinpächter, die schon unter dem Prinzipat die Masse der ländlichen Bevölkerung bilden, an die Scholle auf die Gesetzgebung Konstantins d. Gr. zurückgeführt; in Wirklichkeit haben diese Verhältnisse sich erst geraume Zeit nach Konstantin ü b e r a l l durchgesetzt, während sie vielfach schon im II. und III. Jahrhundert tatsächlich be stehen; dies letztere gilt auch von der Truppenaushebung in Form einer Steuer, während man noch vor gar nicht langer Zeit in dieser Art der Heeresergänzung ebenfalls eine Neuerung des IV. Jahrhunderts erblickte. So erkennen wir immer mehr, daß die politische Leistung des IV. Jahrhunderts nicht so sehr in der Schöpfung von Neuem als in der großartigen Ordnung von regellos entstandenem Alten zu einem System besteht. Dieses Systematische und Uniforme, das freilich nicht mit Starrheit verwechselt werden darf, da an dem durchgebildeten System im einzelnen fortwährend Änderungen vorgenommen werden, unterscheidet am deutlichsten den byzantinischen Staat von dem des späteren Prinzipats. Der erste und größte der „großen Re glementierer", deren Werk in seinen Grundlinien bis ins VII. Jahr hundert, bis ans Ende der spätrömischen Epoche, Bestand ge habt hat, ist allerdings Diokletian gewesen. Aber , nicht allein deshalb erblicken wir in seiner Regierung den Anfang der spät römischen Geschichte. Der historischen Entwicklung Rechnung tragend, hat nämlich schon Diokletian, der vorzugsweise in dem durch ihn Großstadt gewordenen Nikomedien am asiatischen Ufer des Marmarameeres Hof hielt, die Kaiserresidenz von Rom weg, den Sitz der Reichsregierung in den Osten verlegt; im Vergleiche zu dieser bezeichnenden Maßnahme ist die erst einige Jahrzehnte später erfolgte Umwandlung des verhältnismäßig kleinen Byzantium zur großen Konstantinsstadt von untergeord-
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Zahl und Verteilung der Reichsbevölkerung
neter Bedeutung, zumal auch der strategische Wert von Kon stantinopel nicht überschätzt werden darf - lehrt doch die spätbyzantinische Geschichte, daß das Reich fortbestand, auch als im XIII. Jahrhundert Konstantinopel durch fast zwei Menschen alter von fremden Eroberern ihm entrissen war. Während das römische Reich, dieses ungeheuere Territorium, das ganz Europa westlich und südlich von Rhein und Donau, Kleinasien, Syrien nebst Palästina und den Nordrand von Afrika umfaßte, um die Zeit von Christi Geburt von etwa 70 Millionen Menschen bewohnt gewesen sein mag, werden wir schwerlich fehlgehen, wenn wir für das ausgehende III. Jahrhundert eine Bevölkerung von höchstens 50 Millionen annehmen. Diese Be völkerung, deren Zahl ungefähr einem fünftel der heutigen Ein wohnerschaft desselben Gebietes gleichkommt, war überdies sehr ungleichmäßig verteilt: im Osten. gab es einige Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, unter denen Alexandria in Ägypten mit weit über einer Viertelmillion und Antiochia in Syrien die größten waren; im Westen konnte mit ihnen zwar höchstens die afrikanische Hauptstadt Karthago verglichen werden, aber die Einwohnerzahl von Rom selbst wird in dieser Zeit schwer zurückgeblieben sein. Das verlich hinter einer halben Mi)lion _ hältnismäßig kleine Land Agypten beherbergte mindestens ein \ Siebentel der ganzen Reichsbevölkerung, und auch Syrien, das westliche Kleinasien und das heutige Tunesien und östliche Al gerien waren für jene Zeit noch dicht besiedelt; dagegen hatte die Entvölkerung Griechenlands und Italiens, deren Beginn in das III. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht, in der Kaiserzeit große fortschritte gemacht, und auch in Teilen von Gallien müssen weite Strecken Landes nahezu verödet gewesen sein, wie der Umstand beweist, daß besonders hier zur Zeit Diokletians massen haft fremdbürtige Kriegsgefangene als Ackerbauer angesiedelt worden sind (s. u. S. 116f.). Zu dieser Entvölkerung haben mehrere Ursachen zusammengewirkt, deren ausführliche Erörterung nicht dem Darsteller der spätrömischen Geschichte obliegt. Es sei nur kurz erinnert an die jeden wirtschaftlichen Aufschwung hemmende Latifundienwirtschaft, an die furchtbaren Pestepide mien, die seit den Tagen des Kaisers Mark Aurel (161-180) das Reich heimsuchten, und schließlich an das halbe Jahrhundert nahezu ununterbrochenen Bürgerkrieges, das bis zur Thron1•
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Die Nationalitäten im Reiche
besteigung Diokletians reicht. Zwar war es dem Kaisertum ge lungen, die großen nationalen und kulturellen Gegensätze zwi schen den einzelnen Reichsteilen bis zu einem gewissen Gn�.de auszugleichen. Im Jahre 212 hatte ein Gesetz des Kaisers Se verus Antoninus, die constitutio Antoniniana, das römische Bürger recht, das bis dahin von den bodenständigen Provinzialen nur ein im Westen schon großer, im Osten kleiner Bruchteil, in Ägypten beinahe niemand, besessen hatte, der großen Mehrzahl der Reichsbewohner zuerkannt; schon früher hatte die lateini sche Sprache in Nordafrika außer Ägypten und der Cyrenaica und im größten Teile des römischen Europa sich im öffentlichen Leben restlos durchgesetzt, während im übrigen Reiche das Griechische eine ähnlich beherrschende Stellung einnahm; schon seit dem II. Jahrhundert wurde auch die Verwaltung Italiens immer mehr der der Provinzen angeglichen, während die Zer rüttung der städtischen Finanzen überall zur tatsächlichen Lahm legung der munizipalen Autonomie und damit auch hierin zur Uniformierung führte. Aber die Stärkung der römischen Reichs einheit durch diese Entwicklung war höchst problematisch. Wie wenig sie wert war, solange das zwar nicht mehr in dem Grade wie zur Zeit der Republik unzulängliche, aber auch jetzt noch viel zu weitmaschige Netz der römischen Verwaltung nicht durch ' eine straffere Organisation ersetzt war - deren Kosten dann freilich auch wieder die wirtschaftlichen Kräfte des Reiches aufs • äußerste angespannt haben -, zeigt die Loslösung Galliens und des Orients seit 260 vom Reichskörper. Beide Gebiete sind erst durch K�iser Aurelian (270-275) wieder der Zentralgewalt unterworfen worden. Besonders der Abfall des Ostens unter führung des Herrscherhauses von Palmyra ist für unseren Ge genstand von Interesse: er ist in dieser Zeit der einzige Hin weis für uns, daß unter dem griechischen Firnis die alten Nationen des Orients, Ägypter (Kopten) und Syrer, aus langem Schlafe zu erwachen beginnen, wenn es auch noch Jahrhunderte dauern sollte, bis diese Nationalitäten, in ihren Kirchen organi siert, bewußt und stetig an der Zertrümmerung der Reichs einheit zu arbeiten begannen und sich schließlich dauernd vom· Reiche ioslösten. Die zahlenmäßige Schwäche des griechischen Elements in Ägypten und in Syrien war in der Tat so groß, daß es nur so lange seine unbedingte Herrschaft ausüben konnte, 4
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Die Nationalitäten im Reiche
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als es seine ungeheuere kulturelle Überlegenheit bewahrte, so lange alle Gebildeten sich ihm zuzählten und sowohl die koptische als auch die syrische Sprache mehr weniger noch literaturlos waren. Auch Kleinasien war mit Ausnahme seines . Westens recht mangelhaft hellenisiert; aber die halbwilden Stämme im Inneren und namentlich im Südosten des Landes, wie das kleine, aber kriegstüchtige und durch Seeraub berüchtigte Volk der Isaurier, lebten ohne stärkere Berührung mit der antiken Ge sittung in natürlicher Roheit dahin und wurden vom römischen Staate und seinen Kulturträgern in ihrer Freiheit nur wenig be schränkt, da die ihnen gebliebenen Landstrecken zur wirtschaft lichen Ausbeutung großen Stiles nicht geeignet waren. Bar jeder eigenen höheren Kultur setzten sie überdies der herrschenden nicht jenen gefühlsmäßigen Widerstand entgegen, der in Syrien und Ägypten aus den uralten Traditionen der dortigen Vorieit genährt wurde. So konnte die Hellenisierung Kleinasiens, den Stürmen, die das Reich erschütterten, zum Trotz, in spätrömi scher Zeit noch fortschreiten, so daß fast das ganze Kleinasien in der mittelbyzantinischen Zeit (VII.-XI. Jahrhundert) sicherer griechischer Besitzstand ist. Auf europäischem Boden waren, wenn man von Resten des Griechentums in Sizilien und Unter italien absieht, nur Griechenland mit seinen Inseln und die ägäische und Schwarze-Meer-Küste der Balkanhalbinsel der Sprache nach griechisch; das Innere und der Norden der Balkan halbinsel wurde größtenteils von thrazischen und illyrischen Stämmen bewohnt, die sich in· einem ähnlichen Zustande be fanden wie die Halbbarbaren Kleinasiens, aber in stärkstem Maße zur Ergänzung der Arme� herangezogen wurden und wohl am meisten infolge davon sich allmählich dem früher wirksamen griechischen Einfluß entzogen und der lateinischen Sprachsphäre anschlossen. Auch andere Länder, die zu dieser ge hörten, waren nur höchst unvollkommen romanisiert; so war noch in spätrömischer Zeit das Keltische die volkstümliche Um gangssprache des nördlichen und westlichen Gallien, und so gab es noch damals im ehedem karthagischen Afrika Gebiete, deren Einwohner zumeist nur des Punischen oder des Liby schen mächtig waren. Seit dem späteren II. Jahrhundert trat in vielen Provinzen - besonders auf der Balkanhalbinsel, in den übrigen, von ro-
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Die Germanen
manisierten Kelten und Illyriern bewohnten Donauländern und in Gallien - eine bedeutsame Änderung im ethnischen Bestande der Bevölkerung ein. Ein Vierteljahrtausend hindurch hatte das römische Reich mit stetig sinkender Kraft, aber noch erfolg reich, an Rhein und Donau dem Druck der Germanen stand gehalten, die nicht nur in barbarischer Begehrlichkeit nach mate riellen Kulturgütern, sondern auch vom Hunger getrieben, sich über die Grenzströme auszudehnen suchten, da die Intensivie rung ihrer primitiven Wirtschaftsformen mit ihrer natürlichen Vermehrung nicht Schritt hielt. Die friedliche Kolonisation von Barbaren im Reiche beginnt schon in der ersten Kaiserzeit; aber erst Mark Aurel hat in großem Maßstabe den germani schen Expansionsdrang in den Diens_t der Reichsinteressen ge stellt, indem er massenhaft Gefangene aus seinem siegreichen Markomannenkriege in den durch die Pest entvölkerten Provinzen angesiedelt hat, wo sie und ihre Nachkommen als Bauern und Soldaten dem Reiche von Nutzen gewesen sind; spätere Kaiser setzten in derselben Weise Mark Aurels Kolonisationspolitik fort. Infolgedessen scheint die Einwohnerzahl mancher Provinzen bis gegen die Mitte des HI. Jahrhunderts wieder beträchtlich gestiegen zu sein; doch in den Jahrzehnten der schlimmsten Nöte (etwa 250-270) muß von neuem der Abgang v'iel größer gewesen sein als der Zuwachs. Da die Regierung nach wie vor der Bevölkerungsabnahme durch Ansiedlung von Barbaren ent gegenwirkte, so war der Einschlag germanischen Blutes unter den Einwohnern ausgedehnter Landschaften des Reiches schon am Ende des III. Jahrhunderts nicht gering. Andererseits wurden die Angriffe der Germanen auf das Reich im III. Jahrhundert immer häufiger und wuchtiger. Von den Westgermanen waren . die an der Elbemündung hausenden Sachsen durch ihre See räuberfahrten eine Plage für die römische Nordsee- und Ozean küste, die Franken drangen über den unteren und mittleren, die Alamannen über den mittleren und oberen Rhein und die obere Donau wiederholt weit ins Reichsinnere vor, während der größte Teil der Donaugrenze und ihres Hinterlandes fort während von den Markomannen und Quaden sowie von deren östlichen Nachbarn, den nichtgermanischen Völkern der Karpen und Sarmaten, beunruhigt wurde. Auf alle diese Nationen drückten die von der Ostsee her ins innere Germanien und nach Ost-
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Das neupersische Reich
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europa gelangten ostgermanischen Stämme, unter denen die Burgunder am oberen und mittleren Main Nachbarn der Ala mannen waren, die silingischen Vandalen teils sich den Bur gundern angeschlossen hatten, teils in Schlesien saßen, die as dingischen Vandalen etwa in Westgalizien und der nördlichen Slowakei wohnten; an den letzteren Zweig der Vandalen reihten sich andere ostgermanische Stämme, vor allem die Goten und die Heruler, deren Gebiete sich bis an das Asowsche Meer und den Don erstreckten, und die zumal in den schon als besonders kritisch bezeichneten Jahren 250-270 ein furchtbarer feind der östlichen Reichshälfte waren (vgl. u. S. 93). Um dieselbe Zeit aber wuchs nicht nur die Beunruhigung des lateinischen Afrika durch seine südlichen Anrainer, freie libysche (maurische) Stämme, und Ägyptens durch noch wildere barbarische Nachbarn (vgl. u. S. 98. 115), sondern es war auch im Osten des Reiches eine po litische Veränderung eingetreten, welche die von dieser Seite stets drohende Gefahr wesentlich gesteigert hatte. Obwohl das Reich der Parther, das in Asien an das römische grenzte, ein politisch unabhängiger Großstaat gewesen war, hatten sich doch seine Herrscher nicht nur nicht völlig den hellenisti schen Kultureinflüssen entzogen, sondern es waren ihnen auch aggressive Tendenzen gegen ihren westlichen Nachbarn fern gelegen. In ihren Kriegen mit den Römern hatte es sich stets nur um den Besitz des Pufferlandes Armenien und der nord mesopotamischen Grenzgebiete gehandelt. Das änderte sich, als im Jahre 226 das parthische Königshaus der Arsaciden, von dem nur eine Seitenlinie im Besitz der armenischen Königswürde blieb, durch Ardaschir-i-Papakan, den Unterkönig der Landschaft Persis, gestürzt wurde und mit diesem das national-iranische Geschlecht der Sassaniden zur Herrschaft gelangte. In ihrem Bestreben, das bis dahin rein feudal organisierte Reich durch Verwaltungsreformen im Inneren zu festigen, haben die ersten Sassaniden nur bescheidene Erfolge erzielt. Umso bedeutsamer, insbesondere im Hinblick auf das römische • Reich, sind die nationalen und religiösen Impulse, die sie ihrem Reiche, dem neupersi'schen, wie man es von da an zu nennen pflegt, gegeben haben. In betontem Gegensatze zur parthischen Dynastie betrach teten sie sich als die rechten Erben der alten Achämeniden, die einst Alexander d. Gr. gestürzt hatte; auf Grund dieses Titels
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Römer und Perser
beanspruchten sie alle Gebiete, die zum alten Perserreiche ge hört hatten, für sich, d. h. den ganzen römischen Orient Die Verwirrung im römischen Reiche kam dem zweiten Sassaniden, Schapur I. (241 - 272), zu statten: im Jahre 260 erhielt das römi sche Prestige einen schweren Schlag, indem der Kaiser Vale in die Hand des Perserkönigs fiel. Obwohl die rianus lebend _ Perser völlig außer stande waren und auch schwerlich die ernste Absicht verfolgten, ihr territoriales Programm in größerem Umfange zu verwirklichen - erst kurz vor dem Zusammenbruch ihres Staates im VII. Jahrhundert ergaben sich Verhältnisse, die dies vorübergehend ermöglichten -, so sind sie doch von da an ein viel schlimmerer feind gewesen als früher die Parther und sind wiederholt auf siegreichen Vorstößen gegen die Kultur zentren des römischen Ostens dessen blühendsten Provinzen ver derblich gewesen. Wie aber der Wandel der Zeiten darin zum Ausdruck kam, daß dem römischen Kaiser, dessen Vorrang auch die Partherkönige anerkannt hatten, der persische Großherr mit dem Anspruch auf Ebenbürtigkeit oder gar Überlegenheit ent gegentrat und so die universale Idee des römischen Kaisertums eine erste Einschränkung erfuhr, so sind besonders die Ein richtungen des Sassahidenreiches für das römische durch ihre Einwirkung auf dessen inneren Verhältnisse bedeutsam geworden. Wie später die mittelbyzantinische Verfassung der persischen des letzten Jahrhunderts der Sassaniden nachgebildet wurde, so hat schon Diokletian das persische. Zeremoniell am römischen Kaiserhofe eingeführt (s. u. S. 102); aber auch die dogmatische feststellung des mazdaistischen Glaubens und die Schaffung der mazdaistischen Staatskirche dürfte beispielgebend für die Verbindung des römischen Staates mit der christlichen Kirche gewesen sein 1). I) Der Inhalt des bisher Gesagten ist so allgemeiner Natur, daß Einzel nachweise sich zumeist erübrigen. Benützt wurden hauptsächlich: Mommsen, Röm. Gesch. V 6 • Seeck, Unterg. 1 3, Buch II, Kap. 5 (,,Die Entvölkerung des Reiches") und 6 (.Die Barbaren im Reich11). Rostovtzeff (Rostowzew), The Social & Economic Hist. of the Roman Emp. (1926; die These Rostovtzeffs daß das Heer des III. Jahrhunderts eine Art roter Armee gewesep sei, di� für ein sozialrevolutionäres Bauernproletariat gegen die Klassenherrschaft einer städtischen .Bourgeoisie" gefochten habe, ist schon von verschiedenen Seiten mit vollem Recht abgelehnt worden). L. Schmidt, Ocsch. d. gcrman. Frühzeit (1925). Christensen, L'Empire des Sassanides (1907). Kornemann, Ein!.
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Religion und Wissenschaft
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Der freie und unvoreingenommene, wahrhaft wissenschaft liche Geist, der die Hochleistungen der hellenistischen Kultur im III. und II. Jahrhundert v. Chr. bewirkte, war nur Eigentum der Gebildeten; in den breiten Schichten lebten die mannig faltigen niedrigen religiösen Vorstellungen fort, die in den viel fach uralten heidnischen Kulten zum Ausdruck kamen. Es ist ein Zeichen für das Sinken der antiken Welt, daß diese Vor stellungen um 100 v. Chr. ganz allmählich auch die Ober schicht zu erobern beginnen; langsam, aber stetig erlahmt der Drang zu selbständiger forschung und zu vernunftgemäßer Kritik, während in demselben Maße das Bedürfnis, zu glauben, und mit ihm der blinde Glaube an Autoritäten und Wunder zunimmt. Wenn gleichwohl das Reich in den ersten zwei Jahrhunderten der Kaiserzeit" und in diesen sogar weit mehr als früher die Segnungen der hellenistischen Aufklärung ge noß, so_ ist dies dem Umstande zu verdanken, daß die in Seneca (gest. 65 n. Chr.), dem Lehrer und Minister des Kaisers in d. Altertumswiss. III• (1914) 298-306 (nNeurom und Neupersien•); vgl. auch mein nKapitel vom persischen und vom byzantinischen Staate•, Byz. neugr. Jahrbb. I (1920) 50-87. 454, wo ich S. 86 die Bedeutung von Kon stantinopel noch in der herkömmlichen Weise überschätzte. - Zu S. 3. Be loch, D. Bevölkerung d. griech.-röm. Welt (1886) berechnete die Einwohner zahl des römischen Reiches für den Anfang unserer Zeitrechnung auf 54 Mil lionen (s. bes. ebd. S. 507); doch gilt dieser Ansatz mit Recht allgemein als zu niedrig, und Beloch selbst hat in den Jahrbb. f. Nationalökon. u. Stat., 3. Folge, XIII (1897) 342 f. betont, daß seine Ansätze Minimalzahlen seien, und der Meinung Ausdruck gegeben, daß sie .im Durchschnitt etwas hinter den wahr scheinlichen Mittelzahlen zurückbleiben• (in Bezug auf Gallien vgl. auch Beloch, Rhein. Mus. LIV [1899) 442-445). S. 3 und 6 halte ich es mit Hart mann, Arch. f. soz. Gesetzgeb. u. Stat. II (1889) 489 -491 für sicher, daß die Bevölkerung des Gesamtreiches in der spätrömischen Zeit erheblich geringer war als im 1. Jahrhundert n. Chr.; vgl. auch Rostovtzeff 1. c. 424 f. 620 f. Daher m. E. im wesentlichen irrig H. Delbrück, Gesch. d. Kriegskunst 11 3 (1921) 217 f. 233-238. Was die Großstädte betrifft, so vgl. u. S. 195-197, Anm. 6 über Rom und Antiochia im IV. Jahrhundert und Bang in Friedländers Dar stell. aus d. Sittengesch. Roms9 • 10 (1921) 298 f. - dessen Ansatz doch wohl zu hoch ist - über Alexandria unter dem Prinzipat. Einwohnerzahl und Volksdichte Ägyptens: vgl. Seeck, Unterg. 1 3 346. 381. 561 f. Zu S. 4. Rö misches Bürgerrecht in den Provinzen vor Severus Antoninus: Mitteis, Reichs recht u. Volksrecht (1891), Kap. V. Willems, Le droit public romain 7 (1910) 376 f. - Zu S. 5. Inneres und Norden der Balkanhalbinsel in spätrömischer Zeit wesentlich lateinisch: Bury, Lat. Rom. Emp. P 271, vgl. Snellman, De in terpret. Rom. I (1919) 79 f. 82 f.
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Der Kaiserkult
Nero, einen letzten Höhepunkt erreichende stoische Philosophie, an deren die natürliche Oleichheit aller Menschen betonende Ethik keine andere heranreicht, bis zum Tode ihres letzten nam haften Vertreters, des Kaisers Mark Aurel, die Richtlinie der römischen Regierungspolitik gewesen ist. Allerdings ist auch die Stoa seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. der Zeitströmung gemäß mehr und mehr mit einer transzendentalen Dogmatik, die noch von Seneca bekämpft wurde, ausgestattet worden; allein die sich daraus ergebenden Gefahren wurden doch politisch durch die .ungeheuchelte Reinheit der stoischen Staatslehre paralysiert. Aber schon zur Zeit des Kaisers Augustus wäre es nicht mög lich gewesen, die auf einen viel zu kleinen Kreis beschränkte stoische Philosophie zu einer Staatsreligion umzuformen, wäh rend andererseits die zunehmende Religiosität - das Wort im oben bezeichneten schlechten Sinne verstanden - den Staat zu einer weitgehenden Berücksichtigung nötigte. Dem unver fälschten Orient eigentümlich ist zu allen Zeiten die Verquik kung religiösen und politischen Lebens; es ist daher schon als eine wohl unbewußte Konzession an den Orient, der immer größere folgen sollten, anzusehen, daß Augustus nach dem Vor bilde der hellenistischen Herrscher des Ostens die Organisation des Reiches mit der eines einheitlichen Reichskultes verband, dessen Gegenstand die Herrscher selbst waren. Dieser Kaiser kµlt bedeutete insofern eine Vereinheitlichung der heidnischen Religionen, als jeder polytheistische Götterkreis zur Aufnahme neuer Mitglieder bzw. zur Identifikatiop fremder Gottheiten mit �igenen grundsätzlich bereit ist und nun das Kaisertum nicht nur allen diesen Kreisen angehörte, sondern in ihnen auch die erste Rolle spielte. Was indessen der Regierung den Anspruch gab, den Kaiserkult obligatorisch zu machen, die Weigerung, an ihm teilzunehmen, als Staatsverbrechen zu verfolgen, das war der Umstand, daß mit ihm keinerlei Dogmatik verbunden war und seine Verrichtung überhaupt nichts anderes bedeutete, als die Anerkennung der bestehenden Staatsform und Regierung. Nach wie vor mußten die Olaubensdurstigen ihre dogmatischen Bedürfnisse ohne Zutun des Staates befriedigen; die Städte unter hielten zwar seit alters die Heiligtümer ihrer heidnischen Gott heiten, aber niemand wurde gezwungen, an sie zu glauben, und noch zur Zeit Mark Aurels durfte der geistreiche Lucian un-
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Mithrasreligion und Christentum
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gestraft seinen Witz an den Göttergestalten der klassischen Mythologie üben. In der Tat war aus den Kreisen der Gebil deten die Mißachtung der Bewohner des Olymps in die unteren Volksschichten gedrungen, und diese hatten längst, da sie nicht wie die Gebildeten in der Philosophie einen Ersatz fanden, sich anderen Kulten zugewendet, -die mit dem Niedergang des Alter tums in die bis dahin von der Philosophie beherrschten Re gionen emporstiegen. Ein wesentlicher und bezeichnender Zug in dieser Entwicklung ist es nun, daß es vornehmlich orientali sche Gottheiten sind, die durch orientalische Sklaven und Händler im ganzen Reich Eingang finden. Zu diesen Gottheiten gehört z. B. in älterer Zeit die ägyptische Isis; weit bedeutsamer sind später die Kulte des ursprünglich persischen, aber schon in hellenistischer Zeit auch in Kleinasien verehrten Mithras und des unter den Juden erschienenen Christus geworden. Wie meistens oder immer • gehen auch im Altertum der Niedergang der Geistigkeit mit dem der Sittlichkeit Hand in Hand. Je größere furcht man vor der Gottheit hat, je inten siver man sich ihre Einwirkung auf die menschlichen Dinge vor stellt, desto mehr sinkt das persönliche Verantwortungsgefühl, die Herzen öffnen sich einer Lehre, die nicht die Vermeidung der Sünde zur unerbittlichen Pflicht macht; vielmehr weist sie völlig sichere Wege zur Entsühnung, die ohne besondere see lische Anstrengung durch die bloße Erfüllung bestimmter, wenn auch mitunter unbequemer Riten erreicht werden kann. Dies ist eine wichtige Ursache rascher Verbreitung sowohl der Mithras religion als auch des Christentums. Im übrigen hatte der Mithras kult den Vorteil vor dem Christentum, daß er sich ohne weiteres in das heidnische Pantheon einfügen, bzw. mit dem römischen Kult des Sol identifizieren und mit dem Kaiserkult verbinden ließ, die Staatsgewalt ihm also kein Hindernis in den Weg stellte; dem Christentum dagegen kam es zu gute, daß es dem Gläubigen als Entschädigung für die Mühsal des Lebens nichts Geringeres als das Paradies versprach, dessen freuden lockend genug aus gemalt wurden, und ferner, vielleicht vor allem, daß es schon ganz früh eine wirksame Organisation besaß, welche durch die für die begüterten Glaubensgenossen bestehende Pflicht des Almosengebens eine schätzbare Unterstützungskasse für die un bemittelten Glaubensgenossen darstellte. Der antike Staat, die
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Soziale Wirksamkeit des Christentums
antike Gemeinde war ursprünglich ein gesellschaftlicher Ver band, in dem jeder als Hausvater, Hausfrau, Hauskind oder Sklave einer geschlossenen Wirtschaft angehörte; diese kam für den Unterhalt der Wirtschaftsgenossen auf, so daß für eine öffentliche Wohlfahrtspflege kein Raum war. Als dann im An schluß an die Entstehung eines mobilen Kapitals und die Zu nahme des Verkehrs ein sozialer Fürsorge bedürftiges freies Proletariat entstand, und als in den Jahrhunderten des Nieder gangs die Massen der Bevölkerung immer mehr verelendeten, kam es wohl zu Ansätzen einer öffentlichen Armenpflege: ab gesehen davon, daß die stadtrömische plebs auf öffentliche Kosten ernährt wurde (s. u. S. 64), und daß der Staat seine Soldaten versorgte, wurden seit dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus staatlichen Mitteln Stiftungen zur Unterstützung von armen freigeborenen Kindern (s. g. alimentationes) in Italien und durch Zuwendungen von reichen Privatleuten an Städte der Provinzen hie und da auch in diesen gleichartige Einrichtungen geschaffen. Der Staat begünstigte ferner die „ Vereine der kleinen Leute" (collegia tenuiorum) - Kassenvereine von Angehörigen der unteren Volksschichten zum Zwecke der Bestattung der Mitglieder - , indem er sie von dem Konzessionszwang befreite, der zur Bildung von Vereinen fast jeder anderen Art in jedem einzelnen falle einen besonderen gesetzgeberischen Akt not wendig machte. Doch all diese Maßnahmen waren unzulänglich; insbesondere erfaßten die hauptstädtischen Lebensmittelspenden, die Veteranenversorgung und die Alimentarstiftungen nur einen kleinen Bruchteil der wirklich Bedürftigen, während es öffent liche Spitäler, Greisenasyle u. s. w. im allgemeinen überhaupt nicht gab. So eröffnete sich der Hilfstätigkeit des Christentums ein weites feld, auf dem es keinen Konkurrenten hatte. Das soziale Programm, auf das die Kirche verpflichtet war, hat dann von selbst dazu geführt, daß sie im-christlich gewordenen Staate die ausschließliche Trägerin des öffentlichen Wohlfahrtswesens wurde; die großartige Entfaltung der öffentlichen sozialen für sorge in der spätrömischen Epoche ist unleugbar eine positive Leistung des Christentums und seiner Kirche. Da aber die christliche Jenseitslehre die vollständige Nega tion des Staates durch ihre Gläubigen hätte bewirken müssen, und da die Bewegung namentlich in ihren Anfängen einen ent-
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Die Regierung und das Christentum
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schieden sozialrevolutionären Beigeschmack hatte, mußte es zu den als Christenverfolgungen bekannten Konflikten mit dem Staate kommen, die, soweit sie in die Zeit des Prinzipats fallen, nicht Gegenstand unserer Darstellung sind. Doch ist zu be merken, daß in den großen Verfolgungen seit der Mitte des III. Jahrhunderts der Staat _eine andere Stellung zur Christen frage einnimmt als früher; es ist dies die folge davon, daß auf dem Throne die mild abgeklärte Philosophie der Adoptivkaiser einem dem christlichen gleichartigen heidnischen Glaubenseifer Platz gemacht hatte. Die meist rasch wechselnden Kaiser des III. Jahrhunderts sind fast durchweg semitische Orientalen oder· rohe illyrische Soldaten, in beiden fällen entraten sie der an tiken Bildung und sind sie in niedrigen religiösen Vorstellungen befangen. Die orientalischen Herrscher in der ersten Hälfte des Jahrhunderts waren dem Christentum zum Teil nicht abgeneigt, und unter ihrer Duldung machte es große fortschritte; um so erbitterter war die Konkurrenz der Sonnengottheit, die sich in der form des Mithrasdienstes mit seinem blutigen Opfer ritual beim römischen Heere größte Beliebtheit erworben hatte. Um die Sonnenreligion zu überwinden, hat das Christentum ihren Bräuchen weitgehende Zugeständnisse gemacht: was der Sonntag (dies Solis) ursprünglich war, sagt sein Name, und der 25. Dezember war der fiktive Geburtstag des Sol, bevor er der fiktive Geburtstag Christi wurde. Die Zeit des politischen Zusammenbruchs aber brachte auch den völligen Zusammenbruch der Wissenschaft mit Aus nahme ihrer speziell römischen Disziplin, der Jurisprudenz. Darin, daß das II. und III. Jahrhundert die Blütezeit der klassischen Jurisprudenz sind, ebenso wie in dem Umstande, daß der letzte große Epikureer Lukrez und der letzte produktive Stoiker Seneca Römer gewesen sind, zeigt sich deutlich, daß der griechische Geist naturgemäß früher senil geworden ist als der römische. Der Jude Philo (erste Hälfte des I. Jahrhunderts n. Chr.) hatte zuerst philosophische Lehren mit dem mosaischen und dem heidnisch-volkstümlichen Glauben planvoll zu einem wüsten System zusammengearbeitet. Im III. Jahrhundert war die wissen schaftliche Philosophie allgemein so weit, daß sie den bedeu tendsten unter den damaligen christlichen Theologen, Origenes, als ebenbürtigen Kollegen ansah. Der berühmte Philosoph Plato
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Neuplatonismus und christliche Dogmatik
hatte in seinen Werken neben Ergebnissen seines wissenschaft lichen Denkens auch Erzeugnisse seiner dichterischen Phantasie niedergelegt. Seine eigene Schule hatte zwischen beiden im III. und II. Jahrhundert v. Chr. wohl zu unterscheiden gewußt. Wie aber in der Kaiserzeit immer mehr gerade das wissenschaftlich Minderwertige der platonischen Schriften zu pseudowissenschaft lichen Ehren kam, so ist durch Origenes platonisches Out in die christliche Theologie eingeführt und diese dadurch der heidnischen Gelehrsamkeit genähert worden, von der nächst Plato auch die anderen Großen der klassischen Vorzeit al Autoritäten verehrt wurden. Auf die heidnische Philosophie hat seit der Mitte des III. Jahrhunderts der von Plato ausgehende, mit einem starken Zusatz aristotelischer und stoischer Elemente spekulatives Oottschauen und kindlichen Geisterglauben vereini gende Plotinus maßgebenden Einfluß geübt; in seiner Schule, der neuplatonischen, sind alle anderen Richtungen der antiken Philosophie aufgegangen, so daß zwar dem Namen nach bis auf Justinian die alten Lehrstühle der platonischen, aristotelischen, stoischen und epikureischen Philosophie in Athen fortbestehen, die von ihren Inhabern vermittelte Weisheit aber schon im IV.Jahr hundert bei allen vier gleichermaßen neuplatonisch ist. Als sich im Beginn des IV. Jahrhunderts angesichts der raschen Macht entfaltung des Christentums alle nichtchristlichen Elemente ral liierten, tat der Neuplatoniker Jamblichus den letzten Schritt, indem er die neuplatonische Spekulation mit den wüsten Aus geburten des volkstümlichen Götter- und Geisterglaubens zu einem geschlossenen mystischen System zusammenschweißte. So kommt es, daß die letzten heidnischen Denker durchaus nicht auf einer höheren Stufe der Erkenntnis stehen als die christlichen Kirchenväter, unter denen einer der angesehensten, der um seines klassischen Lateins willen gepriesene Laktanz (t um 325), ein Lehrer von Konstantins d. Or. ältestem Sohne, in seinem frommen Dünkel schon so weit geht, die Naturwissen schaft überhaupt als frevelhaften Wahnsinn zu verdammen. Wie den Kirchenvätern jede Abweichung von ihrem dogmatisch immer genauer fixierten Glauben die schlimmste aller Sünden ist, so ist auch Jamblichus gegen jeden vernunftgemäßen Zweifel an den Wundern und Heilslehren der neuplatonischen Religion unduldsam; seine „Theologie, die mit Emphase den
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Organisation der christlichen Kirche
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Priester hoch über den Philosophen, die frommen Barbaren über die skeptischen Hellenen stellte, hatte so den letzten Rest wissenschaftlichen Sinnes aus der griechischen Philosophie verbannt". Während aber die antike Bildung auf ein immer tieferes Niveau geriet, wurde gleichzeitig das Christentum, wie man schon an der Gestalt des Origenes erkennen kann, immer ,,salonfähiger". Je mehr die Zahl der Christusgläubigen zunahm, desto niedriger mußte der Durchschnitt der christlichen Sitt lichkeit werden, desto geringere forderungen konnten dann aber auch in dieser Hinsicht an die Gläubigen gestellt werden. So entwickelte sich im Christentum immer mehr ein Opportu nismus, der auch die irdischen Güter zu schätzen. wußte und die tiefe Kluft zwischen dem christlichen Ideal und dem römi schen Staate durch Kompromisse zu überbrücken bereit war. Die Entwicklung, welche die Organisation der Kirche nahm, mußte diese Tendenz noch bestärken. Sie steht im Zeichen der Entfaltung der hierarchischen Macht, der immer größer werden den Entfernung von den brüderlich-demokratischen Zügen der urchristlichen Gemeinde. Seit dem Ende des II. Jahrhunderts gehorcht jede Gemeinde dem monarchisch gearteten Regiment ihres von den Presbytern beratenen, von den Diakonen bei seinen Obliegenheiten unterstützten und nach seinem Ermessen vertretenen Bischofs. Der Grundsatz, daß alle Bischöfe als Nach folger der Apostel untereinander gleich seien, hat in der für das III. Jahrhundert charakteristischen s. g. Episkopalverfassung der Kirche wirkliche Geltung; indessen treten zur Entscheidung von Streitfällen und zur Beratung gemeinsamer Angelegenheiten immer häufiger Versammlungen (Synoden) der Bischöfe ein zelner Provinzen unter dem Vorsitze des Bischofs der Provinz hauptstadt, des Metropoliten, zusammen, woraus allmählich eine gewisse Oberhoheit des Metropoliten über die anderen Bischöfe seiner Provinz erwächst. Außerdem standen schon damals die Hirten derjenigen Gemeinden, die ihre Gründung auf einen der Apostel zurückführen konnten, in besonderem Ansehen - im höchsten der Bischof der Reichshauptstadt Rom, seit sich im ausgehenden II. Jahrhundert die Tradition durchgesetzt hatte, daß der vornehmste Apostel, der hl. Petrus, der erste Bischof von Rom gewesen sei. Die oft schon großen materiellen und 15
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Christenverfolgungen - Annäherung der Kirche an den Staat
gesellschaftlichen Vorteile, die manche Bischöfe genossen, mußten den Konservativismus der Besitzenden in ihnen wecken. frei lich waren andererseits noch viele Christen dem Staate und seiner Kultur feindlich gesinnt; noch immer war die Kirche eine vom Gesetz verbotene Gesellschaft, die umso mehr die Besorgnis heidnischer Staatsmänner erregen mußte, als mit der Zunahme ihrer Mitgliederzahl die Vervollkommnung ihrer Or ganisation Schritt hielt, wie denn im III. Jahrhundert außer den Provinzialsynoden auch schon Konzilien der Bischöfe einer Mehr zahl von Provinzen stattfanden. Ausschlaggebend für das Verhalten der Staatsgewalt zum Christentum war aber damals doch wohl der rohe Aberglaube der Regierenden. Die großen Verfolgungen der Kaiser Decius (249-251) und Valerianus (253-260) sollten dazu dienen, das schwergeprüfte Reich vom Zorne der durch die vorangegangene Duldung der Christen beleidigten Götter zu befreien. Als aber der erbitterte Christenverfolger Valerianus in persische Gefangenschaft geriet und so seine Herrschaft schmählicher endete als die irgend eines anderen Kaisers, glaubte man darin den Unwillen des Christengottes über die seinen Verehrern zuteil gewordene Behandlung zu erkennen, und Kaiser Gallienus (253-268) erließ ein Toleranzedikt, das mehr als ein Menschenalter in Kraft geblieben ist. Wie den Christen des Altertums und Mittelalters die heidnischen Gottheiten leibhaftige Teufel waren, so betrachteten eben auch die Heiden vielfach den Christengott als einen durchaus wirklichen Dämon; nur darüber waren die beiden Parteien uneins, wo das gute und wo das böse Prinzip zu suchen sei. Während der langen Ruhe zeit, die den Christen in den letzten vier Jahrzehnten des III. Jahr hunderts gegönnt war, machte die Ausbreitung ihres Glaubens, für den die glorreich überstandene Verfolgung ein wirksames Propagandamittel war, große fortschritte; andererseits sehen wir besonders jetzt die Annäherung der Kirche an den Staat sich vollziehen, wie sich am deutlichsten darin zeigt, daß bei einem innerkirchlichen Streit in Antiochia die beiden einander befehdenden Parteien den Schiedsspruch des Kaisers Aurelianus anriefen, der in diesem falle die Ansicht der Bischöfe von Rom und Italien für verbindlich erklärte. So fielen die Schranken, die das Christentum geistig von der übrigen Welt abgesondert hatten, früh genug, um es zu
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Eusebius von Caesarea - Verbreitung des Christentums
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ermöglichen, daß die noch im Aufstieg begriffene christliche Wissenschaft von der wiewohl schon sinkenden heidnischen gsgebiete befruchtet wurde, das im noch auf einem forschun· Gegensatz zu den metaphysischen Grübeleien und dialektischen Haarspaltereien echte Wissenschaft ist. Der Name des griechi schen Kirchenschriftstellers Eusebius ist auf dem vielleicht ruhm vollsten Blatte der christlichen Geistesgeschichte verzeichnet. Eusebius (geb. um 260, t als Bischof des palästinensischen Caesarea um 339) war der Schüler und freund des ge lehrten Pamphilus, der selbst in Origenes seinen Meister ver ehrte und in Caesarea, der langjährigen Wirkungsstätte des Origenes, eine ansehnliche Bibliothek .errichtet hatte; besonders ihren Beständen verdanken wir die Reichhaltigkeit der von Eusebius geschaffenen grundlegenden Geschichtswerke. Ohne die gewissenhafte Sammlung urkundlichen Materials, die seine ,,Kirchengeschichte" bietet, gäbe es heute keine zusammenhän gende Darstellung der altchristlichen Entwicklung bis auf Kon stantin d. Gr. Eine ungleich bedeutendere Leistung aber ist die Chronik des Eusebius, ein die biblisch-kirchlichen und die welt lichen Dinge gleichmäßig behandelnder chronologischer Grund riß der Geschichte des alten Orients, der Griechen und der Römer, der großenteils aus heute verlorenen Quellen geschöpft ist und nicht nur der Gelehrsamkeit, sondern auch dem kritisch historischen Sinn seines Verfassers ein schönes Zeugnis ausstellt. Der zweite Teil des Werkes besteht aus synchronistischen Tabellen und ist später vom hl. Hieronymus übersetzt und lateinisch bis zum Jahre 378 fortgesetzt worden; in dieser Fassung wurde er zum Ausgangspunkt und Vorbild der dürftigen Chroniken, auf die sich die lateinische Geschichtsliteratur des V. und VI. Jahr hunderts fast ausschließlich beschränkt. Am Ende des III. Jahrhunderts muß die Zahl der Christen auch im Heere, im Beamtenstande und in den gelehrten Berufen schon eine ansehnliche gewesen sein; die Gesamtzahl der Christen im Reiche betrug damals sicher schon einige Millionen. Hin sichtlich ihrer Verteilung aber bestand zwischen den beiden Reichs hälften ein bedeutender Unterschied, da ihre große Masse dem griechischen Osten angehörte; aber auch im Westen waren die Christen noch zum großen Teile östliche Einwanderer oder die Nachkommen von solchen, wie denn selbst die Sprache der Stein I.
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Städtische Territorien und Großgrundbesitz •
römischen Kirche bis gegen die Mitte des III. Jahrhunderts grie chisch ist 1). Obwohl das lateinische Element in seinem Bereiche es nir gends mit Widerständen zu tun hatte, wie sie dem griechischen in Ägypten und Syrien schließlich verhängnisvoll geworden sind, war doch die östliche Reichshälfte nicht nur wirtschaftlich und infolge ihrer größeren Volkszahl, sondern Hand in Hand damit auch infolge ihres engeren politischen Zusammenhaltes der westlichen überlegen. Die Grundform des antiken Staates ist bekanntlich die Polis, der s. g. Stadtstaat gewesen; der Ent stehungsgeschichte des römischen Reiches gemäß zerfällt jede römische Provinz der Kaiserzeit in Stadtgebiete als autonome oder quasi-autonome Verwaltungseinheiten. In dem mit Städten übersäten Osten grenzt das Ackerland einer Stadt an das der nächsten: wo größere rein ländliche Gebiete eingesprengt sind, ist es zumeist schon in hellenistischer Zeit s. g. ,, Königsland", Eigentum der Krone oder des Staates, die Bauern auf ihm sind unmittelbar von der Regierung abhängig; die Städte aber, deren 1) Zu S. 9-18 im allgemeinen: Seeck, Unterg. III 2, Buch IV, Kap. 6 bis 10. Oeffcken, D. Ausgang d. griech.-röm. Heidentums (1920), Kap. I u. II. Harnack, D. Mission u. Ausbreitung d. Christentums in d. ersten drei Jahr hunderten4 (2 Bde., 1924). Preuschen(t)- 0. Krüger, Hdb. d. Kirchengesch. I 2 (1923), §§ 2-24 (daselbst reiche Literaturnachweise). Hartmann, D. Unterg. d. antiken Welt, Kap. IV (im III. Bd. von Hartmanns Weltgesch., 1919). Zu S. 12. Harnack a. a. 0. 1 4, Buch II, Kap. 4. Hartmann, Christentum u. Sozialismus• (1916) 9-15. Über die Alimentationen s. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten• (1905) 212-224 (S. 224 ist nach dem von mir u. S. 191 Bemerkten zu berichtigen); auch Laum, Stiftungen in d. griech. u. röm. Antike I (1914) 104. 112 f. (mit Hirschfelds Irrtum). 236. Über die collegia tenuiorum und den Konzessionszwang für Vereine s. Kornemann, R.-E. IV 387 f. 408 bis 410. - Zu S. 13. Sonntag und Weihnachten: 0. Krüger a. a. 0. § 37, 9 und die ebd. zit. Literatur. Verhältnis des Origenes zur heidnischen Wissen schaft: Euseb. hist. eccl. VI 18, 2-19, 14. - Zu S. 14f Die Lehrkanzeln in Athen: Seeck, Unterg. IV 223 f. 466. Jamblichus: Oeffcken a. a. 0. S. 103-114. 283-286; das Zitat am Ende des Absatzes ist aus Oeffcken, Kaiser Julianus (1914) 15. Laktanz: Schanz-Krüger III 3, S. 413-437; über seine Feindschaft gegen wissenschaftliche Forschung Oeffcken, Aus d. Werdezeit d. Christen tums• (1909) 95 f. auf Grund von Lact. div. inst. III, bes. c. 3. 28. - Zu S. 16. Antiochenisches Schisma des Paulus von Samosata und Schiedsspruch Aurelians: Oroag, R.-E. V 1413 f. Seeck, Unterg. III 2 306 f. 503. (Preuschen-) Krüger a. a. 0. §§ 19, 8; 24, 7. - Zu S. 17/. Eusebius: Christ-Stählin II 2 6 , S. 1359-1372. Sprache der römischen Kirche: Harnack a. a. 0. Il 4 799 f.
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Städtische Territorien und Großgrundbesitz
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republikanische Verfassungen schon die Seleucidenkönige in kluger Weise so mit der monarchischen Herrschaft vereinbart hatten, daß der König einfach zum Gott erklärt und dadurch selbstverständlich über jede Magistratur gestellt wurde, waren auch in römischer Zeit in der festen Hand der Zentralgewalt. Allerdings finden sich auch im Osten Ansätze zur Entwicklung privater Grundherrschaften, die während der spätrömischen Epoche in einzelnen Provinzen, namentlich in Ägypten und Syrien, eine Schwächung der Reichsgewalt im feudalistischen Sinne bringen sollten, im übrigen sind aber noch in dieser Zeit Stadtland und Königsland die vorherrschenden agrarwirtschaft lichen Typen des Ostens. In den von den Römern unterworfenen Gebieten des Westens dagegen gab es nur wenige wirkliche Städte; nur scJ-ieinbar war z. B. Gallien dem städtebündischen Charakter des Reiches verfassungsmäßig dadurch angeglichen worden, daß die alten Gaue, verwaltungstechnisch als Städte be handelt, die munizipale Autonomie genossen. Wie aber vor 100 Jahren so mancher Indianerhäuptling, sich rechtzeitig in die Umstände schickend, die Herrschaft über seine Stammesgenossen und die kulturelle Überlegenheit, die er sich im Verkehr mit den Eroberern gegenüber jenen zu erwerben wußte, dazu be nützt hat, um sich in einen geachteten großen Grundherrn der Union zu verwandeln, so oder ähnlich verfuhren auch die Häupt linge der von den Römern unterworfenen Stämme des Abend landes. Während aber jene indianischen Großen zahlenmäßig kaum ins Gewicht fielen, sind die großen westeuropäischen Geschlechter, zum Unterschiede von den unteren Bevölkerungs klassen völlig romanisiert, die Träger der römischen Herrschaft geworden, indem sie durch Aufnahme in den römischen Senatoren stand mit dem italienischen Großgrundbesitz, den schon die Gracchen bekämpft hatten, zu einer einheitlichen Herrenklasse verschmolzen. Hier überall und ebenso im lateinischen Afrika ist der vorherrschende agrarwirtschaftliche Typus der Kaiserzeit der Latifundienbesitz, dessen Ausbreitung durch kaiserliche Blut urteile und Konfiskationsmaßnahmen gegen seine Eigentümer nur vorübergehend gehemmt• wurde. Die großen Herren ver mochten im Laufe der Zeit ihre bäuerlichen Kleinpächter, ur sprünglich freie Landarbeiter, die vielfach an die Stelle der Sklavenmassen der Republik getreten waren, die Kolonen, zu 2• 19
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wenig mehr als hörigen Knechten herabzudrücken, indem sie ihre infolge der Zeitverhältnisse zunehmende Notlage dazu be nützten, um ihnen bei Erneuerung der Pachtverträge immer größere Lasten aufzubürden. Andererseits war der am Gesetz gebungsrechte beteiligte Senat, der sich selbst aus den Groß grundbesitzern ergänzte, diesen behilflich, ihre Güterbezirke, die freilich größer waren als so manches Stadtgebiet, aus den munizi palen Verwaltungseinheiten, zu denen sie gehörten, auszuscheiden, so zwar, daß dem Herrn bzw. seinem Güterdirektor (procuraior) im Bereiche der betreffenden Grundhe�schaft dieienigen öffentlich rechtlichen funktionen, wie die niedere Gerichtsbarkeit, zugestan den wurden, die im Stadtgebiete vom Gemeinderat und den munizipalen Beamten ausgeübt wurden. Es braucht kaum ge sagt. zu werden, wie sehr das Gefüge des staatlich_en Organismus durch diese jundi excepti und saltus bedroht war, die in der Tat eine feudalistische Zersetzung der westlichen Reichshälfte schon vor der Völkerwanderung und vor den germanischen Reichs bildungen auf römischem Boden angebahnt haben. Im Westen durchweg, erst später und nur dort, wo ähnliche Verhältnisse sich herausbildeten, auch im Osten hat die Großgrundbesitzerklasse es vortrefflich verstanden, die staatlichen Lasten von sich auf die kleinen Leute abzuwälzen, und nicht nur von sich, sondern auch von denen, welchen sie ihren Schutz angedeihen lassen wollte. Dieser letztere Umstand wiederum bewirkte ein stetes An schwellen der s. g. Patroziniumsbewegung, die darin besteht, daß kleine Leute, um - berechtigten oder unberechtigten Anforderungen staatlicher Organe zu entgehen, sich vertraglich in den Schutz, das patrocinium, eines großen Herrn begaben, wofür sie. sich ihm entweder durch Zession ihres eigenen Grund eigentums, um dieses nun in seinem Dienste zu bebauen, oder zu persönlichen Dienstleistungen oder zu beidem verpflichteten. So entstand ein persönliches Gefolgschaftswesen, das seine schlimmen Blüten in spätrömischer Zeit voll entfaltet hat 1). 1) Kornemann, R.-E., Suppl. IV (1924) 91-95. 102-108. 240-268; über das Marktrecht (Kornemann 256 oben) s. auch Hartmann, Z. Wirtschaftsgesch. Italiens (1904) 92. Das Patroziniumswesen, auf das ich, ebenso wie auf den Kolonat, im Verlaufe dieser Darstellung noch eingehender zurückkomme, war im ganzen Reiche verbreitet (s. M. Oelzer, Studien z. byz. Verwaltung Ägyptens [1909] 76) und mußte schon von Claudius Oothicus und Diokletian bekämpft werden (Cod. Just. II 13, 1, vgl. dazu K. Stade, D. Politiker Diokletian [Diss.
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Wirtschaftskrise des III. Jahrhunderts
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Die Kaiser des III.Jahrhunderts hatten keine andere Stütze als die Anhänglichkeit ihrer Truppen, die sie, vielfach im Wettbewerb mit Gegenkaisern, sich um hohe Summen erkaufen mußten. Es war nun verhängnisvoll, daß die so bewirkte Steigerung im Bedarfe der Regierung an Geld in eine Zeit immer größer werdender Knappheit der Edelmetalle fiel. Da nämlich der römi sche Außenhandel fast ausschließlich Importhandel war (vgl. u. S. 25 f.), so floß seit Jahrhunderten ins Ausland beständig Edel metall ab, für das nur aus der Produktion des inländischen Gold- und Silberbergbaus Ersatz beschafft werden konnte; die jahrhundertelang ausgebeuteten Gruben begannen aber in der Kaiserzeit unergiebig zu werden, ohne daß in entsprechendem Maße neue erschlossen worden wären. Die erwähnten Umstände führten zunächst Münzverschlechterungen, dann den gänzlichen Verfall des römischen Münzwesens (s. auch u. S. 60), dieser wieder eine schwere ökonomische Krise und die Rückkehr von einer ausgebildeten Geldwirtschaft zu naturalwirtschaftlichen Ver hältnissen herbei, die auch noch längere Zeit vorherrschten, nach dem Konstantin d. Gr. ein neues Münz- und Währungssystem geschaffen hatte. Bis ins V. Jahrhundert hinein bestanden nicht nur, wie teilweise auch noch später, die Steuern, sondern auch die Beamtengehälter und der Truppensold vorwiegend aus Naturalien 1). Bei der abnehmenden Volkszahl und der zunehmen den Verarmung mußte der Staat verzweifelte Anstrengungen machen, um jenes Maß von wirtschaftlicher Produktion und von Leistungen für öffentliche Zwecke sicherzustellen, dessen er zur Deckung seiner Erfordernisse bedurfte. Er vermochte es nur, indem er das Wohlergehen der Individuen seinem eigenen Interesse ohne Schonung opferte. Vor allem galt es, das Ver schwinden derjenigen Berufe zu verhindern, die so schwer be lastet waren, daß die, welche sie ausübten, sie gegen angenehmere Beschäftigungen zu vertauschen suchten. Wer· irgend konnte, trachtete die Staatsbeamtencarriere zu ergreifen, deren Vorteile in einem krassen Mißverhältnis zu der Notlage der produzie renden Schichten standen. Seit dem Obsiegen des Christentums drängte man sich auch in die Geistlichkeit, deren Privilegien bald sehr große wurden. Daher bezieht sich die berühmte RegleFrankfurt a. M. 1926] 61). - 1) Delbrück, Oesch. d. Kriegskunst 11 3 221-226. 239f. 254f. Seeck, Unterg. n• 201-260. 541-548. Vgl. auch u. S. 178.
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Erbliche Bindung der Berufe - Die Zünfte
mentiererei vorzugsweise auf die erbliche Bindung der Untertanen an ihren Beruf 1). Auch die rechtlich freien Bauern - Klein grundbesitzer und Kleinpächter - waren großenteils schon lange, vielfach, wie in Ägypten und den seit alters kultivierten Land schaften Kleinasiens, von vorrömischer Zeit her, an die Scholle gebunden; in der gleichen Lage aber befanden sich auch von Anfang an die seit Mark Aurel in so großer Zahl zu Koloni sationszwecken ins Reich aufgenommenen Barbaren (s. o. S. 6), die teils unter der Bezeichnung von inquilini als erbliche Klein pächter römischen Grundbesitzern zugewiesen, teils unter der Bezeichnung von laeti und gentiles in ähnlicher Stellung ge schlossen auf öffentlichem Boden angesiedelt wurden. Seit dem ausgehenden III. Jahrhundert hat das Zusammenwirken von militärischen und finanziellen Bedürfnissen (vgl. u. S. 85. 108f.) dazu geführt, daß schließlich die Bauern des ganzen Reiches der erblichen Schollenpflichtigkeit unterlagen 2). Die Mitglieder der städtischen Gemeinderäte, die der Staat mit seinen forderungen zugrunde richtete, wurden zum erblichen Stande der Kurialen (s. u. S. 70 f.). Ebenso erging es aber den Angehörigen der gewerblichen Zünfte; die strenge Beaufsichtigung durch die Re gierung, das Ausmaß ihrer Leistungen an diese näherten ihre Lage der von gepreßten Angestellten staatlicher Monopolbetriebe. Weit in den Prinzipat zurückreichende Vorstufen dieses Zu standes lassen sich bei den stadtrömischen Zünften nachweisen, die der Lebensmittelversorgung der Reichshauptstadt dienten; zu diesen gehörten z. B. die Bäcker (pistores) und die Schiffer (navicularii), die auch überall sonst wegen der durch sie zu vollziehenden großen Getreidetransporte aus Ägypten und Afrika 1) Vgl. im allgemeinen Hartmann, Arch. f. soz. Gesetzgeb. u. Stat. II 485-493. Seeck, Unterg. n•, Buch III, Kap. 7, der nach dem folgenden mehr fach zu berichtigen ist. - 2) Kornemann, R.-E., Suppl. IV 93 f. 105. 258. Gegen Kornemann und Seeck ist jedoch mit M. Gelzer, Studien z. byz. Verw. Ägyptens 71 f. zu betonen, daß Cod. Theod. V 17, 1 vom 30. Okt. 332 nicht als die Konstitution anzusehen ist, welche für die meisten Provinzen die Bin dung der Kolonen an die Scholle zum Gesetz erhob; dies wurde vielmehr J wohl spätestens !?1 Zusammenhang mit der diokletianischen Steuer- und Heeres reform verfügt. Uber die inquilini s. die m. E. durch keine seitherige Veröffent lichung widerlegten oder überholten Darlegungen von Seeck, Unterg. 1 3 404f. 585-590; über laeti und gentiles Grosse, Röm. Militärgesch. (1920) 207-210 und u. S. 29, Anm. 2.
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Finanzverhältnisse - Das Sportelwesen
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für den Staat von größter Wichtigkeit waren. Es ist mehr als wahr scheinlich, daß alle Gewerbegenossenschaften der Stadt Rom, nach dem sie schon unter dem Kaiser Severus Alexander (222- 235) mit gewissen Privilegien eine Organisation erhalten hatten, die auf die staatliche Kontrolle zugeschnitten war, durch Aurelian im Jahre 274 vollends in die drückende Abhängigkeit vom Staate gebracht worden sind, in der sie ebenso wie die gewerblichen Innungen des ganzen Reiches uns in der spätrömischen Zeit begegnen 1). So konnten durch gewerbliche und kommerzielle Tätigkeit nur ausnahmsweise von privaten Unternehmern große Kapitalien akkumuliert werden, auch nachdem die Geldwirtschaft seit dem späteren IV. Jahrhundert wieder erstarkt war 2). Die Finanzverhältnisse des V. und VI. Jahrhunderts machen es wahrscheinlich, daß sich das Geldbudget zur Zeit Theodosius' I. (379- 395), des letzten Kaisers, der das ganze Reich in seinen alten Grenzen beherrscht hat, im Durchschnitt auf nicht viel mehr als 10 Millionen solidi belief, wovon beinahe zwei Drittel auf den Osten zu rechnen sein werden 3). Der heutige Metallwert der genannten Summe beträgt 154 Millionert Goldfrancs (vgl. u. S. 177), nach modernen Begriffen für ein Reich von 50 Millionen Ein wohnern sehr wenig. Allein die Geringfügigkeit dieses Budgets erklärt sich teil�ise schon durch das s. g. Sportelwesen, den all gemein durchgeführten Grundsatz, daß der Verwaltungsapparat mit Ausnahme seiner Spitzen in der Hauptsache nicht von seinen Gehältern zu leben hat, sondern von Gebühren, die von jeder zah lungsfähigen Partei für so ziemlich jede in Bezug auf sie erfolgende Amtshandlung (Einhebung von Steuern, Entgegennahme von Ein•) Komemann, R.-E. IV 442-480 und bes. Groag, Vierteljahrschr. f. Soz.- u. Wirtschaftsgesch. II (1904) 481-510. - 2) Gummerus, R.-E. IX 1513 bis 1535. Sigwart, R.-E. X 1908 f. Vgl. auch Sieveking, Aus Natur und Geistes welt Bd. 577 (1921), 16 f. Zum Wiedererstarken der Geldwirtschaft, bezüg lich dessen Dopsch, Wirtschaft!. u. soz. Grundlagen d. europ. Kulturentw. IP [1924) 444, Anm. 235 offenbar ganz ahnungslos ist, vgl. u. S. 178. 509 f. - 3) Im VI. Jahrhundert betrug das Durchschnittsbudget des justiniani schen Reiches, das viel mehr als die ö�tliche Reichshälfte umfaßte, ungefähr 7 Millionen solidi (s. meine Studien z. Gesch. d. byz. Reiches [1919) 141 bis 160, bes. 151. 155 f.; Byz. Zeitschr. XXIV [I 924] 377 - 387); das weströmische Budget erreichte in den ersten Jahren Valentinians III. höchstens 2¼ Mil lionen, war aber im ausgehenden IV. Jahrhundert erheblich größer (s. u. S. 508-510). Rückschlüsse aus diesen Tatsachen führen auf das im Text Gesagte.
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Die munera
gaben, Ausstellung von Urkunden, Vollziehung von Gerichts urteilen u. a.) an die amtshandelnden Organe zu entrichten sind; die staatlichen Gehälter sind daher zumeist sehr klein 1). Dann aber sind der Geldgebarung des spätrömischen Staates dauernd Gren zen gezogen durch den breiten Raum, den besonders seit dem III. Jahrhundert die Anwendung des alten verwaltungsrechtlichen Begriffs des munus einnimmt, der unentgeltlichen Leistung, die der Staat nach Maßgabe seiner Bedürfnisse fordern darf. Munera waren die Leistungen, die von den Kurialen und von den Zünften verlangt wurden, ein munus die Hergabe der Zugtiere für den Postdienst, die nicht gekauft, sondern unmittelbar teils steuer mäßig dem Besitz der Untertanen an Vieh entnommen, teils von diesen auf Requisition ·beigestellt wurden; so nahm der Staat auch für öffentliche Bauten aller Art, insbesondere für die In standhaltung von Kommunikationen und Stadtmauern, die nach der Steuerquote aufgeteilten Hand- und Spanndienste der Be völkerung, soweit sie nicht durch Standesprivilegien von solchen munera sordida befreit war, in weitestem Umfang in Anspruch. Die Angehörigen einer Anzahl von Ständen und ßerufen die Senatoren, die höheren funktionäre des Staates, die Sol daten und Veteranen, die ausgedienten Subalternbeamten, die Angehörigen mancher Zünfte, besonders die der stadtrömischen, die Priester, bildenden Künstler, Kunsthandwerker, Ärzte und höheren Lehrer - waren durch generelle Befreiung von den munera sordida privilegiert; umso schwerer drückten diese auf all denen, welche einer solchen „Immunität" nicht teilhaftig waren 2). Vielleicht nicht am wenigsten aus der dem Zeitalter eigen tümlichen Neigung zum Reglementieren sind zuletzt grundsätz lich fast alle Stände und Ber!tfe, so auch das staatliche Sub alternbeamtentum (s. u. S. 105 f.), erblich. So düster aber auch im allgemeinen das Bild von der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der spätrömischen Epoche ist, so verständlich es l) Meine Unters. über d. Officium d. Prätorianerpräfektur (1922) 19-23. 54 f. - 2) Kuhn, D. städt. u. bürgerl. Verfassung d. Röm. Reichs I (1864). Liebenam, Städteverwaltung im röm. Kaiserreiche (1900) 417-430. Lecrivain, Dict. d. Antiquites grecques et rom. lII 2038- 2045; im besonderen über die Verhältnisse in Ägypten Oertel, D. Liturgie (1917). Beschaffung der Tiere für die Post: Seeck, R.-E. IV 1847-1849. 1852-1855.
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Handel und Gewerbe
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ist, daß große Volksteile dem Staate und seiner obendrein sehr korrupten Verwaltung, die sich als Selbstzweck ansah, gleich gültig oder feindlich gegenüberstanden, so darf man deshalb doch die produktive Leistungsfähigkeit, die das römische Reich noch im IV. Jahrhundert besaß, nicht unterschätzen. Sie wird uns besonders durch eine um 350 verfaßte Erdbeschreibung veranschaulicht. Im Osten nahm Ägypten auf dem Gebiete der Getreideproduktion, die ägyptische Hauptstadt Alexandria durch ihre Papier-, Glas- und Leinwandindustrie und als der große Umschlagplatz des Handelsweges von und nach Abessinien, Arabien und Indien, insbesondere für den Import von Edel steinen, Gewürzen und Weihrauch, eine führende Stellung ein; die Städte Phöniziens und Palästinas waren Hauptsitze der Seiden und • Purpurfabrikation, fast alle Gewerbe waren in Cölesyrien, dem Durchgangslande des Handels von und nach Persien, be sonders der Seideneinfuhr, zuhause; auf der Insel Cypern waren große Schiffswerften in Tätigkeit; im westlichen Kleinasien ge dieh in einem für den Export zureichenden Maße neben dem Anbau von Getreide, Öl und Wein die Erzeugung von Textilien und Goldschmiedearbeiten; aus Kappadozien wurden Felle, aus Cilizien Wein, aus Pamphylien Öl ausgeführt. Im Westen war das lateinische Afrika nicht nur die Kornkammer Italiens, son dern auch das Land des größten Ölexportes und beherbergte eine ansehnliche, gleichfalls für den Export in andere Provinzen arbeitende Textilindustrie. Jene Erdbeschreibung erwähnt ferner die Ausfuhr von Weinen aus Italien, von Öl, Fischsauce und Seilen aus Spanien, von Rindern aus Sizilien, Spanien und Nu midien, von Speck aus Spanien, Lukanien und der illyrischen Provinz Dardanien, von Wolle aus Sizilien, von Kleidern aus Spanien, Bruttium und Noricum, von Käse aus Dardanien und Dalmatien, von Holz und Eisen aus Dalmatien, von Eisen und Blei aus Mazedonien, von Sklaven aus Mauretanien und Pan nonien. In Gallien, wo Arles einer der größten Häfen des Mittel meers war, blühte die Erzeugung von Wollstoffen, Leinen geweben und Olaswaren 1). 1) Expos. tot. mundi 22-68, Oeogr. Lat. min. p. 108-126 Riese (danach Vinogradoff, Cambr. Med. Hist. I [1911) 548). Cagnat et Besnier, Dict. d. An tiquites III 1777-1783. Oummerus, R.-E. IX 1525-1527. S. ferner über Syrien, Ägypten und den Orienthandel Mommsen, Röm. Oesch. V 6 464-470. 572
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Handel und Gewerbe
Wie man sieht, spielte im Wirtschaftsleben des römischen Weltreiches der Güteraustausch zwischen verschiedenen Pro vinzen - denn,. wenn wir oben von Export sprechen, so meinen wir zumeist nur Landes-, nicht Reichsausfuhr - eine große Rolle; trotz der Herrschaft eines Systems, welches das genaue Gegenteil von freier Wirtschaft bedeutete, bildeten daher die Vermittler dieses Güteraustauschs, die Händler, einen wichtigen Bestandteil der Bevölkerung. Unter den r.omanisierten Nationen des Westens besaßen nur die Gallier eine starke kaufmännische Begabung, die sich bei ihnen bis in die Zeit der fränkischen Herrschaft nachweisen läßt. Großenteils lag der Handel im spät römischen Westen in den Händen von Kleinasiaten griechischer Zunge und besonders von Syrern und Juden, die selbst in Gallien neben den einheimischen Kaufleuten sehr zahlreich waren. Diese Kreise haben di.e Kultur des Abendlandes aufs nachhaltigste be einflußt, wie denn die rasche Verbreitung orientalischer Kulte und namentlich des Christentums über das ganze Reich wohl am meisten ihnen zuzuschreiben ist. Während die Griechen sich ziemlich leicht der bodenständigen Bevölkerung assimilierten, bildeten die Syrer, vorzugsweise angesehene Kaufleute in Luxus artikeln, kaum weniger als die zu jener Zeit noch hauptsächlich als Kleinhändler und Hausierer auftretenden Juden Kolonien, die ihre nationale Sprache und Sitte zäh bewahrten 1). Wenn auch orientalische Kaufleute, oft sich unlauterer Mittel bedienend und darum oft nicht nur Neid, sondern auch gerechten Unwillen erregend, noch in den germanisch-romanischen Königreichen des frühesten Mittelalters prosperierten 2), so zog doch im Westen seit dem V. Jahrhundert der Zerfall der abendländischen Reichs hälfte, die fortschreitende Entwicklung großer Grundherrschaften, die ihre Bedürfnisse möglichst innerhalb der eigenen Wirtschaft bis 577. 602-619. Charlesworth, Trade-Routes and Commerce of the Rom. Emp. 2 (1926), eh. II-IV. VI. Vgl. auch Rostovtzeff, Soc. & Econ. Hist. 145-171. 530-541. - 1) Pärvan, D. Nationalität d. Kaufleute im röm. Kaiserreiche (1909). Beispiele für das fortleben von Handelsgeist und händ lerischer Betätigung in der romanischen Bevölkerung Galliens zur Merowinger zeit stellt Dopsch, Wirtschaft!. u. soz. Grundlagen 11 2 447-449 zusammen; sie bestätigen eine Beobachtung von Pärvan a. a. 0. 43 ff. 123, aber keines wegs Dopschs Ansicht über das Ausmaß frühmittelalterlichen Handelsverkehrs im allgemeinen. Über die Syrer und Juden s. auch Mommsen, Röm. Gesch. V6 467 f. 470 f. - !l) Vgl. bes. Brehier, Byz. Zeitschr. XII (1903) 1-39.
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Personenrecht - Sklaven
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befriedigten, und Hand in Hand damit der endgültige Übergang zu wesentlich naturalwirtschaftlichen Zuständen dem Handels verkehr wie dem selbständigen Gewerbe, ohne sie allerdings ganz zu unterbinden, allmählich immer engere Grenzen. Die materielle Kultur des Ostens dagegen, die an sich gefestigter war als die abendländische, nicht so schweren Erschütterungen ausgesetzt war wie diese und darum nicht zusammenbrach, trägt während des ganzen Mittelalters wesentlich dieselben Züge wie in der Spätantike 1).
2. Vom römischen Recht am Ende des Prinzipats. Noch im III. Jahrhundert und später bestanden im römi schen Reiche, abgesehen von der durch den berufsständischen Zwang sich einstellenden klassenmäßigen Differenzierung der Gesellschaft, mancherlei Unterschiede hinsichtlich der Rechts stellung seiner Bewohner. Auf der niedrigsten Stufe persönlicher Berechtigung be fanden sich die S k 1 a v e n. Sie waren juristisch noch immer nicht Person, sondern Sache und konnten daher weder eine gesetz liche Ehe eingehen, noch rechtskräftig ein Vermögen erwerben und besitzen, noch für sich irgendwelche Rechtsgeschäfte voll ziehen. Doch war es schon von alters her üblich, daß die Herren den Sklaven erlaubten, ein eigenes - juristisch natürlich un gültiges - Vermögen (peculium) zusammenzubringen, mit dem sie sich dann loskaufen konnten; ebenso gestattete man den Sklaven die Zugehörigkeit zu den „Kollegien der kleinen Leute" (s.o. S. 12). Im gerichtlichen Verfahren konnte der Sklave nur auf der Folter aussagen; wurde der Herr in seinem eigenen Hause ermordet, so erlitten alle Sklaven, die zur Zeit des Mordes im Hause waren, die Todesstrafe. Als Ankläger gegen seinen Herrn konnte der Sklave nur wegen ganz weniger besonders schwerer Verbrechen, vor allem wegen Hochverrats, auftreten. Dank dem Einflusse der stoischen Lehre von der natürlichen Oleichheit aller menschlichen Wesen waren die Sklaven aber doch nicht mehr völlig rechtlos. Das Gesetz verbot den Herren, 1) Oummerus, R.-E. IX 1521- 1525.
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Sklaven
ihre Sklaven zu töten, wenn freilich auch noch Konstantin d. Gr. diese Bestimmung dahin erläutert, daß der Herr nicht bestraft werden könne, wenn er in Ausübung seines Züchtigungsrechtes unabsichtlich den Tod seines Sklaven herbeiführe. ferner konnte die Behörde verfügen, daß Sklaven, die vor unmäßigen Miß handlungen seitens ihrer Eigentümer in Tempeln oder bei Statuen der Kaiser Asyl suchten, von ihren Herren zu verkaufen seien. In der Praxis sicherlich wirksamer als diese gesetzlichen Milde rungen der Sklaverei selbst war das Bestreben der Gesetzgebung, den Sklaven die Erwerbung der Freiheit zu erleichtern, wenn die Freilassung auch gewissen im Beginn der Kaiserzeit ein geführten Beschränkungen bis ins VI. Jahrhundert unterworfen blieb. Das freilassungsverfahren war im III. Jahrhundert schon bedeutend vereinfacht; anders als früher war der Erbe in der Kaiser:ceit gezwungen, vom Erblasser ihm letztwillig aufgetragene Freilassungen zu vollziehen. Der Sklavenstand ergänzte sich im wesentlichen durch natürliche fortpflanzung, wenn die Mutter Sklavin war, durch die Gefangennahme von Reichsfeinden im Kriege, nicht am wenigsten ferner durch den Kinderhandel, der in • der väterlichen Gewalt eine Stütze fand und trotz der gegen ihn gerichteten Maßnahmen der Kaiser in den Provinzen schwung haft betrieben wurde, endlich durch Versklavung als Strafver schärfung bei schweren Delikten und als Bestrafung von frauen für geschlechtlichen Umgang mit fremden Sklaven 1). Im ganzen war die Zahl der Sklaven in stärkerem Maß als die der übrigen Bevölkerung im Abnehmen begriffen; die Verdrängung der land wirtschaftlichen Sklavenherden durch den Kolonat ist schon im III. Jahrhundert großenteils, freilich aber noch lange Zeit später nicht völlig abgeschlossen (s. u. S. 514). D e d i t i z i e r hießen ursprünglich die Angehörigen der Völker, die von den Römern mit Waffengewalt überwunden und nach ihrer bedingungslosen Kapitulation (deditio) in eine bald mehr, bald weniger drückende Untertanenstellung versetzt wurden. Durchweg hatten sie mit den römischen Bürgern keine l) Willems, Le droit public romain 7 (1910) 113-123. 397. 403-406. Sohm-Mitteis-Wenger, Institutionen 17 (1923) S. 167 - 173. 175 f. Sklaven in den collegia tenuiorum: Liebenam, Z. Gesch. ü. Organis. d. röm. Vereins wesens (1890) 173. Konstantin über Sklaventötung: Cod. Theod. IX 12. Kinder handel: Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 358-364.
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Deditizier
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Ehegemeinschaft (conubium), d. h., Ehen zwischen römischen Bürgern und Deditiziern waren unzulässig 1). Von der großen · Ausdehnung des römischen Bürgerrechtes, die durch Kaiser Severus Antoninus im Jahre 212 erfolgte, waren unter allen Reichsbewohnern außer den Sklaven nur die Deditizier ausge nommen. • Es scheint allerdings, daß die meisten Völker, die in früheren Zeiten als Deditizier in den Reichsverband eingetreten waren, im III. Jahrhundert_ nicht mehr unter diesen Begriff fielen, und daß als Deditizier in der Hauptsache nur noch die barbari schen inquilini, laeti und gentiles galten 2). Auf Grund eines Ge setzes vom Jahre 4 n. Chr., der !ex Aelia Sentia, verwirkten Sklaven, die wegen eines Verbrechens bestraft wurden, die Möglichkeit, jemals römische Bürger zu werden, und erlangten im falle ihrer Freilassung nur die Stellung von Deditiziern; außerdem durften sie Rom und dessen Umkreis bis zum 100. Meilenstein Zeit ihres Lebens nicht betreten, ihre Hinterlassenschaft fiel ihren _l) Gayet-Humbert, Dict. d. Antiquites II 45 f. Sohm-Mitteis-Wenger a. a. 0. S. 178 f. 507. Über conubium im allgemeinen s. Leonhard, R.-E. IV 1170-1172. - 2) S. bes. Bickermann, D. Edikt d. Kaisers Caracalla in P. Giss. 40 (Diss. Berlin 1926). In dieser Schrift wird die Annahme, daß die Bürgerrechts verleihung der constitutio Antoniniana sich auch auf die Deditizier erstreckt habe, m. E. mit Recht abgelehnt, zugleich aber gezeigt, daß der Kreis der als Deditizier geltenden und daher auch weiter vom Bürgerrecht ausgeschlos senen Personen viel enger ist, als man bis jetzt gewöhnlich annahm. So ist es nicht auffällig, daß Ulpian (Dig. I 5, 17) und Dio LXXVII 9, 5 von der Verleihung des Bürgerrechts an alle Reichsbewohner sprechen und dabei der Deditizier ebensowenig gedenken wie der Sklaven. Unrichtig ist aber Bicker manns Behauptung, daß auch die im Reiche angesiedelten Barbaren römische Bürger geworden seien: die uns bekannten Verhältnisse der Inquilinen unq Läten sprechen entschieden gegen deren Zivität, und Ammian. XX 8, 13 be zeugt m. E. den engen Zusammenhang zwischen dem übergeordneten Begriff dediticius und dem Teilbegriff laetus, also das Gegenteil dessen, was Bicker mann S. 24 aus dieser Stelle herauslesen will. So besitzen auch die thrazi schen Lai oder Lae in der Dobrogea, die Rostovtzeff, Soc. &. Econ. Hist. 558, Anm. 84 mit Unrecht für Läten halten möchte (s. vielmehr Pärvan, Dacia II [1925), p. 242-244), noch im J. 238 n i c h t das römische Bürger recht (s. Pärvan l.' c. p. 246 f.). Daß P. Giss. 40, eo!. I ein Bruchstück der const. Ant. sei, halte ich trotz Bickermann 7 f. 25 und De Sanctis, Riv. di filol., n. ser. IV (1926) 488- 500 noch immer für nahezu sicher. S. am besten A. Segre ibid. 471-487, dem ich aber nicht in allem zustimme; insbesondere scheint mir P. Giss. 40 I, Z. 9 von Bickermann S. 26 dem Sinne nach richtig ergänzt zu sein. Zur Datierung der const. Ant. s. Capocci, Mem. d. Accad. dei Lincei, cl. di sc. mor., stor. e filol., ser. VI, vol. I (1925), p. 54-64. 29
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Junianische Latiner - Römische Bürger
freilassern zu 1). Seit dem III. Jahrhundert verschwand allmählich diese Art von Halbfreiheit 2). Wurde ein Sklave auf eine Art freigelassen, die der strengen Norm des römischen Rechtes nicht entsprach, so war die Frei lassung dadurch nicht wirkungslos, sondern er erhielt durch sie auf Grund eines Gesetzes vom Jahre 19 n. Chr., der lex funia Norbana, statt des römischen Bürgerrechtes, das dem richtig freigelassenen zustand, als „junianischer Latiner" nur das latinische Recht, das es nach der constitutio Antoniniana sonst nirgends mehr gab. Er war frei, hatte aber kein conubium mit den römischen Bürgern, konnte keine Ämter bekleiden und weder Testamente errichten noch Erbschaften empfangen, so zwar, daß seine Hinterlassenschaft seinem freilasser zufiel. Diese Rechtsstellung war erblich, beschränkte sich aber auf einen umso kleineren Kreis von Personen, als durch eine ganze Reihe von Bestimmungen die Erwerbung des römischen Bürgerrechtes dem junianischen Latiner außerordentlich erleichtert war. Wer 212 die Latinität besaß, erhielt es damals; da aber die Ent stehungsgründe der junianischen Latinität wirksam blieben, hat es später wieder Latiner gegeben 3). Alle Menschen, die ihre Heimat auf unmittelbarem Reichs gebiet hatten und weder Sklaven noch Deditizier noch „La tiner" waren, also die bei weitem überwiegende Mehrheit der Reichsbewohner, besaßen gemäß der constitutio Antoniniana neben ihrem heimatlichen das r ö m i seh e B ü r g e r r e c h t, mit dem seit jeher') die schon besprochene (s. o. S. 24) Verpflich tung, munera zu übernehmen, grundsätzlich verbunden war. Unter den römischen Bürgern gab es zurückgesetzte und privi legierte Klassen. Wer ein „unehrliches" Gewerbe, wie das des Schauspielers oder Bordellwirtes, betrieb, wer nicht nach Ablauf seiner Dienst zeit oder krankheitshalber, sondern schimpflich aus dem Heere entlassen, wer strafrechtlich oder auf Grund bestimmter Zivil-
1) Gayet-Humbert, Dict. d. Antiquites II 46. Bickermaim a. a. 0. 20-22. - 9) Inst. Just. I 5, 3: ... dediticiorum quidem pessima condicio iam ex multis temporibus in desuetudinem abiit ... Cod. Just. VII 5, un. - 3) Wil lems, Droit public 7 400-402. Steinwenter, R.E. XII 910-924, der jedoch Sp.922 mit Unrecht zu meinen scheint, die const. Ant. habe den damals vor handenen Latini luniani das Bürgerrecht vorenthalten. - 4) Vgl. Mommsen, Staatsr.III 224 f. Liebenam, Städteverwaltung 419 f.
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Zurückgesetzte Bürgerklassen
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klagen (s. u. S. 42) verurteilt worden war - all diese Personen (infames) ermangelten der bürgerlichen Ehrenrechte; sie konnten keine Ämter bekleiden, nicht im Heere dienen, gerichtliche Voll machten· weder erteilen noch erhalten und nur in eigener Sache oder der ihrer Nächsten bei Gericht als Kläger auftreten 1). Die durch Freilassung- zu römischen Bürgern gewordenen Sklaven (libertim) waren von der Bekleidung der staatlichen und munizipalen Ämter (mit Ausnahme gewisser Subalternstel lungen), vom Kriegsdienst in der Garde und in den Legionen und von der Ehegemeinschaft mit Personen senatorischen Standes ausgeschlossen. Wenn ein Freigelassener kinderlos starb, so fiel sein Vermögen dem Freilasser (patronus) bzw. dessen Erben zu. lebenslänglich schuldete der Freigelassene seinem Patron Ehrerbietung und gewisse Dienstleistungen, dem verarmten Patron bzw. dessen Kindern auch materielle Unterstützung. Seine nach der Freilassung geborenen Kinder waren Vollbürger 2). Er selbst konnte durch kaiserlichen Gnadenakt den Charakter des Voll bürgers erlangen, und zwar entweder durch Verleihung des Rechtes, goldene Ringe zu tragen, in welchem Falle nur das Patronatsverhältnis zwischen dem Freilasser und ihm fortbestand, oder durch eine als natalium restitutio bezeichnete Verfügung, durch die auch das Patronatsverhältnis beseitigt wurde 3). Wer der koptischen Bevölkerung Ägyptens angehörte, war auch nach dem Inkrafttreten der constitutio Antoniniana von der Bekleidung höherer Staatsämter ausgeschlossen'); dasselbe war vielleicht auch bei gewissen Volksklassen im früher kartha gischen Afrika der Fall 5). Diejenigen Personen, deren Bürgerrecht auf die constitutio Antoniniana zurückging, blieben auch später den Kopfsteuern unterworfen, die ihnen bzw. ihren Vorfahren als Nichtbürgern auferlegt worden waren 6); doch galt dies nicht als Minderung des Bürgerrechtes.
1) Pfaff, R.-E. IX 1537-1540. Sohm-Mitteis-Wenger, Institutionen 17 S. 190-194. - 2) Mommsen, Staatsr. III 420-457, bes. 430-433. 449-454. Steinwenter, R.-E. XIII 104-110. Sohm-Mitteis-Wenger a. a. 0. S. 174 f. 3) Mommsen, Staatsr. IP 893 f. - 4) Isid. Pelus. epist. I 489, Migne Gr. 78, 448 D. - 6) lbid. 485, Migne Gr. 78, 445 D, eine Angabe von zweifelhaftem Werte; vgl. dazu M. Gelzer, Studien z. byz. Verw. Ägyptens 35. - 6) Capocci Mem. d. Accad. dei Lincei, cl. d. sc. mor., stor. e filol., ser. VI, vol. I, p. 64 bis 67. 103-106. Bickermann, D. Edikt d. K. Ca'racalla 22 f.
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Ritterstand
Außer im Strafrecht, in dem auch die Kurialen und die Soldaten zu den privilegierten Klassen gehörten (s. u. S. 44), galten als solche nur „die beiden Stände" (uterque ordo) 1), der Ritter- und der Senatorenstand. Dem Ritterstande gehörten alle Offiziere und Unteroffiziere des Heeres und die meisten hohen und mittleren Beamten an, ferner diejenigen wohlhabenden, freigeborenen und unbeschol tenen Bürger nichtsenatorischen Standes, die der Kaiser durch Verleihung des Ritterpferdes - eine Erinnerung an den militäri schen Ursprung der römischen Ritterschaft - in den Stand auf nahm. Die Bedeutung des Ritterstandes, der nicht rechtlich, wohl aber zumeist in der Praxis erblich war, lag im ausgehenden Prinzipat darin, daß seinen Angehörigen die militärischen Kom mandostellen und der höhere Verwaltungsdienst zum allergrößten Teile vorbehalten waren. Die ritterlichen fu n k t i o n ä r e glie derten sich in mehrere Rangsklassen: die Zugehörigkeit zur höchsten von diesen war mit dem Prädikat vir perjectissimus verbunden, die übrigen ritterlichen Beamten und Militärpersonen führten das Prädikat vir egregius. Als Abzeichen seines Standes trug der römische Ritter einen schmalen Purpurstreifen am Unter kleide, der auf der Brust sichtbar war; im Theater und im Zirkus waren vielleicht noch zu dieser Zeit für die Ritter besondere Sitze reserviert 2). t) Mommsen, Staatsr. III 459 f. - 2) S. im allgemeinen Mommsen, Staatsr. III 476-569 und Arthur Stein, D. röm. Ritterstand (1927). Die Beispiele dafür, daß Centurionen, principales und selbst ganz junge Söhne von solchen Ritterrang haben (A. Stein a. a. 0. 139-141. 157-160), sind m. E. zahlreich genug, um .trotz A. Steins Widerspruch die Ansicht zu rechtfertigen, daß im ausgehenct'en Prinzipat die principales generell römische Ritter waren (s. die allerdings zu modifizierenden Ausführungen von Domaszewski, Bonn. Jahrbb. CXVII [1908] 81 f.). Daß jed e Erhebung in den Ritterstand die Verleihung des equus publicus in sich geschlossen habe, behauptet zuletzt A. Stein a. a. 0. 55-57; wie man sich den Vorgang zu denken hat, weiß freilich auch er nicht zu sagen (Übersendung des Geldwertes eines Pferdes?). Rechtliche Unvererb lichkeit, faktische Erblichkeit des Standes: A. Stein 74-82. 175 f. Rangsklassen: Mommsen, Staatsr. III 564 f., insofern zu berichtigen, als die Rangtitel auch auf Militärpersonen Anwendung fanden (Seeck, R.-E. V 2008 f. A. Stein 139 f.). Den Titel eminentissimus erwähne ich im Text nicht, weil die Prätorianer präfektur, deren;Inhaber seine einzigen Träger waren, in den letzten Jahrzehnten des Prinzipats nicht mehr zu den ritterlichen Ämtern gehörte (s. u. S. 53). Der Ritterzensus von 400.000 Sesterzen (A. Stein 30, vgl. 22 f. 26 f.) hat infolge der Geldentwertung im III. Jahrhundert keine Bedeutung mehr und verschwindet
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Senatorenstand
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Die vornehmste Klasse unter den römischen Bürgern waren die Mitglieder des S e n a t o r e n s t a n d e s. Diesem gehörten die Senatoren und ihre agnatischen (s.u. S. 37) Nac�kommen bis einschließlich des dritten Gliedes sowie die Ehefrauen der männ lichen Standesgenossen an. freie Geburt - praktisch von Be deutung in den fällen, in denen bisher außerhalb des Standes befindliche Personen vom Kaiser in den Senat aufgenommen wurden - und Unbescholtenheit waren auch hier grundsätz liche Voraussetzung der Standesmitgliedschaft; ferner war ein ansehnliches Mindestvermögen erforderlich. Allen Angehörigen des Senatorenstandes kam das Prädikat clarissimus zu; Standes abzeichen waren rote Schuhe und ein breiter Purpurstreifen am Unterkleid. Den Mitgliedern des Senatorenstandes waren in Theater und Zirkus die am meisten bevorzugten Plätze vor behalten; von allen persönlichen Leistungen an ihre Heimats gemeinden waren sie befreit. Die Eheschließung zwischen Per sonen senatorischen Standes und freigelassenen war unzulässig (s.o. S. 31); das Verbot, Darlehenszinsen überhaupt oder - zeit weilig - von mehr als 6 Prozent zu nehmen, mag nur für die effektiven Senatsmitglieder gegolten haben. Den Angehörigen des Senatorenstandes waren die aus der Republik überkommenen stadtrömischen Ämter vorbehalten, die ihre Bedeutung freilich zum größten Teil eingebüßt hatten; aus dem kaiserlichen Dienst dagegen, auf den es jetzt fast allein ankam, war der Senatoren stand am Ende des Prinzipats durch den Ritterstand fast völlig verdrängt, der Militärdienst ihm grundsätzlich verschlossen (s. u. S. 67f.) 1).
Indem die constitutio Antoniniana den personalen Geltungs bereich des römischen Rechtes mit einem Ruck gewaltig erdaher spurlos. Angustus clavus: Mommsen, Staatsr. III 513 f. Der Goldring seit dem II. Jahrhundert kein ritterliches Standesabzeichen mehr: Mommsen, Staatsr. 11 3 893f. A. Stein 43-47. Proedrie: Mommsen, Staatsr. III 520f. A. Stein 22-30. - 1) Mommsen, Staatsr. III 468-474. 893 f. 899. Willems, Droit public1 390-392. Mit Willems nehme ich gegen Mommsen an, daß die Proedrie mit der Zugehörigkeit zum Senat6renstande, nicht bloß mit der Senatsmitglied schaft, verbunden war. Über den senatorischen Zensus s. Mommsen, Staatsr. 1 3 498 f., Anm. 2; auch in den letzten Zeiten des Prinzipats, in denen der alte Satz von einer Million Sesterzen eine recht bescheidene Summe war, konnten doch wegen der Kostspieligkeit der senatorisch-republikanischen Magistraturen nur sehr wohlhabende Leute dem Stande angehören. Stein 1. 3 33
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Reichsrecht und Volksrecht - Patria potestas
weiterte, hat sie zugleich am stärksten dazu beigetragen, eine Entwicklung zu beschleunigen, die in der allmählichen Umge staltung des alten römischen Rechtes durch griechische und orientalische Einflüsse, des Reichsrechts durch die hellenistischen Volksrechte, besteht. Es ist ohne weiteres verständlich, daß die Massen römischer Neubürger ihren alten Rechtsgewohnheiten gern treu blieben. Ein Zwang zur Anwendung der römischen Normen wurde nur in beschränktem Maße auf sie ausgeübt, teils weil dies den milden Verwaltungsgrundsätzen des Prinzi pats entsprach, teils weil auch die römische Jurisprudenz, in deren Macht es lag, das römische Reichsrecht weiterzubilden (vgl. u. S. 56. 431), sich der orientalisierenden Zeitströmung nicht verschloß; von den vier maßgebendsten Rechtsgelehrten aus der ersten Hälfte des III. Jahrhunderts, Papinianus, Ulpianus, Paulus und Modestinus, stammte Ulpian sicher, Papinian und Modestin wahrscheinlich selbst aus dem Osten. Es würde zu weit führen, wollten wir alle Rechtsverhältnisse besprechen, in denen sich das allmähliche Eindringen von reichsrechtlich anfangs nur geduldeten Anschauungen der östlichen Volksrechte in das Reichsrecht selbst nachweisen läßt 1). Wir brauchen vielmehr im folgenden nur die Punkte des Privatrechtes, wie es sich am Ende des Prinzipats darstellt, hervorzuheben, die für das Ver ständnis der spätrömischen Kultur belangreich sind. Die nach altrömischem Rechte unumschränkte Gewalt des f amilie·n oberhauptes (patria potestas) ist jetzt, teilweise in folge orientalischer und griechischer Einwirkungen, sehr gemin dert. Der Vater hat nicht mehr das Recht über Leben und Tod seiner Kinder; das Reichsrecht des ausgehenden Prinzipats verbot im wesentlichen aber auch schon, im Gegensatz zu weitverbrei teten volksrechtlichen Anschauungen, den Verkauf von Kindern in die Sklaverei und duldete nur noch in beschränktem Maße die Übereignung des Hauskindes als Ersatzleistung für einen von ihm angerichteten Schaden (noxae datio). Indessen war die väterliche Gewalt noch immer bedeutend; insbesondere hatte selbst der erwachsene Sohn, mochte er auch die höchsten Würden 1) Grundlegend ist das Buch von Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht; s. zuletzt Rostovtzeff, Soc. & Econ. Hist. 172- 17 4. 542 f. und Sohm-Mitteis Wenger, Institutionen 17 S. 118-120. Über die großen Juristen s. Schanz-Hosius IIl 1 S. 201-212 und Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 103 f.
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Eherecht
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im Staate bekleiden, wenn anders ihn nicht der Vater freiwillig aus seiner Gewalt durch ein umständliches Verfahren entlassen hatte, grundsätzlich ebensowenig ein eigenes Vermögen wie der Sklave; was er erwarb, war Eigentum seines Vaters. Noch am Ende des Prinzipats bildete die einzige Ausnahme von dieser Regel das s. g. peculium castrense, die von Militärpersonen erworbenen Be sitztümer; diese waren volles, nicht durch die patria potestas beschränktes Eigentum ihrer Erwerber 1). Die altrömischen formen der Eheschließung, durch welche die Frau in die Gewalt (manus) ihres Mannes übergegangen war, waren im III. Jahrhundert nicht mehr in Übung. Die E h e wurde jetzt durch einen formlosen Vertrag geschlossen; wer noch der väterlichen Gewalt unterstand, konnte nur mit Zustim mung von deren Inhaber in die Ehe treten. Wie die Schließung der Ehe konnte deren Scheidung durch einen bloßen Ver trag der Ehegatten erfolgen; außerdem konnte die Ehe aber auch durch einseitige, von eihem der Ehegatten abgegebene Erklärung geschieden werden. Im Osten suchte man vielfach, durch entsprechende vermögensrechtliche Bestimmungen im Ehevertrage die Frau vor einseitiger Scheidung seitens des Mannes zu schützen und ihr eine Witwenversorgung zu sichern. Obwohl die Ehefrau nicht in der Gewalt des Mannes stand, war sie grundsätzlich doch nicht eigenberechtigt, sondern der Gewalt ihres Vaters oder, nach deren Erlöschen, einem Vor mund unterstellt. In der Praxis ma·chte sich diese Unselbstän digkeit der Ehefrau nur noch wenig fühlbar; tatsächlich konnte sie über ihr eigenes Vermögen verfügen. Ihre Mitgift (dos) wurde während der Ehe vom Manne nach dessen Ermessen verwaltet, mußte von ihm aber im falle der Scheidung unter gewissen Voraussetzungen zurückerstattet werden 2). Seit dem II. Jahr hundert erlaubte das Reichsrecht der verwitweten Ehefrau, aller dings unter gewissen Einschränkungen, das Vermögen ihrer 1) Girard, Manuel elementaire de droit romain 7 (1924) 143-150. 196-201. Sohm-Mitteis-Wenger 11 S. 183-185. 531-535. Willems, Droit public 7 379. Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 24. 66. 153. 209-217. 358-364. Beschrän kung des Eigentumsrechtes an dem ex noxali causa manzipierten Hauskinde: Girard 1. c. 138f. 721. - 2) Oirard, ManueP 155-178. 231-233. 1003-1020. Sohm-Mitteis-Wenger' 7 S. 504-525. 539f. Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 217-305, bes. 301. 3• 35
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Tutel und Kuratel
Kinder zu verwalten 1). - Das Reichsrecht erlaubte wohl die Ehe zwischen Geschwisterkindern und zwischen Oheim und Nichte von Brudersseite, verbot aber nicht nur die Geschwister ehe, sondern auch die Ehe zwischen Oheim und Schwester tochter 2); trotz des reichsrechtlichen Verbotes behauptete sich aber noch lange Zeit im Osten die von den dortigen Volks rechten gebilligte Geschwisterehe 3). Das römische Recht erlaubte den Konkubinat, doch zog dieser privatrechtliche folgen so wenig nach sich, daß selbst nach Umwandlung des Konkubinats in eine Ehe die vorehe lichen Kinder keine rechtliche Beziehung zum Vater hatten'). Wohl aber konnte hier die - überhaupt sehr häufige - Adop tion eintreten, die später unter der Einwirkung der Volksrechte ihr Wesen insofern änderte, als sie das Rechtsverhältnis zwi schen dem Adoptierten und seinen Blutsverwandten fortbestehen ließ und zwischen ihm und seinen Adoptiveltern im wesent lichen nur eine erbrechtliche Beziehung herstellte 5). für den Schutz der U n m ü n d i g e n und M i n d e r j ä h r i g e n sorgte das römische Recht seit dem Ende des II. Jahrhunderts mit stets wachsender Strenge. Man unterscheidet, abgesehen von der bedeutungslos gewordenen Vormundschaft über die Frauen, zwischen der Vormundschaft über noch nicht Mannbare (tutela) und der Kuratel, welch letzterer alle Eigentum besitzenden Per sonen vom Eintritt ihrer Mannbarkeit bis zur Vollendung ihres 25. Lebensjahres sowie Handlungsunfähig� jedes Alters, z. B. Geisteskranke, unterstanden. Die Tätigkeit des Kurators bestand hauptsächlich in der später noch verstärkten Kontrolle des Ver mögens seines Kuranden, so zwar, daß dieser kein für ihn ver bindliches Geschäft ohne Zustimmung seines Kurators abschließen konnte. Die Gesetzgebung bemühte sich mit größter Sorgfalt, eigennützige oder auch nur fahrlässige Handhabung der Tutel und Kuratel hintanzuhalten; so war schon durch eine Botschaft des Kaisers Septimius Severus an den Senat, die s. g. oratio Severi (vgl. u. S. 51 f.) vom Jahre 195, der Verkauf von Land gütern des Mündels verboten, wenn er nicht im Testamente 1) Girard 1. c. 177. - 2) lbid. 167. - 3) Klingmüller, R.-E. IX 1248 f. Vgl. auch Glotz, Dict. d. Antiquites III 449-455. - 4) Oirard, Manuel 7 191 bis 194. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 509. - 6) Oirard 1. c. 179-191. Sohm Mitteis-Wenger 17 S. 528-531.
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Erbrecht
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des Vaters vorgesehen war oder von der Behörde ausdrücklich gestattet wurde 1). Nach römischem Erbrechte hatte der Erbe nur die Wahl entweder die ganze Erbschaft abzulehnen oder ·sie zu über nehmen, in diesem falle aber auch alle Verpflichtungen des Erblassers selbst dann zu erfüllen, wenn die ihm zufallenden Aktiven dazu nicht ausreichten - eine Härte, die bis ins VI. Jahrhundert keine wesentliche Milderung erfahren hat 2). Die natürlichen Erben (sui heredes) waren nach altrömischem Rechte die Kinder und Kindeskinder des Erblassers, soweit sie bei seinem Tode unter seiner patria potestas standen; fehlten solche, so fiel die Erbschaft den „nächsten Agnaten" zu, d. h. den Personen, die unter der patria potestas des Vaters des Erblassers gestanden waren. Diese rein „agnatische" Erbfolge war im III.Jahrhundert aber schon mehrfach zugunsten der „kognatischen", d. h. schlechthin blutsverwandtschaftlichen, durchbrochen. Die Behörde dispen sierte nicht nur Söhne und Töchter vom erbrechtlichen Er fordernis der patria potestas des Verstorbenen über sie zur Zeit seines Todes, sondern es bestan.d auch schon ein natür liches Erbrecht zwischen der Mutter und ihren Kindern 3). Ver machte der Erblasser seinen natürlichen Erben nicht wenigstens ein Viertel seines Vermögens, so konnten diese durch eine Klage „wegen pflichtwidrigen Testaments" die vollständige Aufhebung des Testaments und die Eröffnung der Intestaterbfolge erwirken; in gleicher Weise konnten seit Kaiser Severus .Alexander die ,,pflichtwidrige Mitgift" und die „pflichtwidrige Schenkung" angefochten werden'). ferner hatten die Erben Anspruch auf das s. g. ,,falzidische Viertel", indem auf Grund einer lex Falcidia vom Jahre 40 v. Chr. Vermächtnisse, d. s. letztwillig vom Erblasser dem oder den Erben auferlegte Zuwendungen aus der Erbschaft an dritt� Personen, in gleichem Verhältnis so weit geschmälert werden konnten, daß die Erben mindestens ein Viertel von den Aktiven der Erbmasse erhielten 5). Auf Oru�d 1) Girard 1. c. 212-246. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 238-241. 535-551. Die oratio Severi: Dig. XXVII 9, 1. - 2) Girard 1. c. 917-921. 924-929. 936-943. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 553-561. 616-618. - 8) Girard 1. c. 151-155. 177. 889-897. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 500-502. 558f. 574-579. - 4) Girard 1. c. 908-916. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 608-611. - 5) Girard 1. c. 971. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 633f.; über Wesen und Formen des römi schen Vermächtnisses - Legat und Fideikommiß - s. ebd. S. 624-632.
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Staats- und Krondomänen - Bodenpacht
von Gesetzen aus der Zeit des Kaisers Augustus konnten im allgemeinen Unverheiratete nichts, Kinderlose nur die Hälfte von dem erwerben, was ein Erblasser ihnen testamentarisch zu wendete. fehlte es an berechtigten Erben, so trat an deren Stelle das kaiserliche Kronvermögen 1). Aus dem reichen Inhalte des übrigen Privatrechtes greifen wir sodann die juristischen formen der Nutzung von Staats- und Kronländereien und der Bodenpacht heraus, weil die sozial und wirtschaftsgeschichtliche Entwicklung erst durch sie ganz verständlich wird. Wie auf dem privaten Grundeigentum herrschte auch auf den Staats- und Krondomänen die mittelbare Bewirt schaftung durch Kleinpächter vor. Die großzügige Urbarmachung weiter Strecken öffentlichen Landes, die sich die Kaiser des früheren Prinzipats angelegen sein ließen, erfolgte anfangs durch • Zuweisung des zu kultivierenden Ödlande� an solche zunächst noch recht günstig gestellte Kolonen. Um aber die Melioration vornehmen und auf ihren Ertrag warten zu können, brauchte der Pächter Geld, so daß der kleine Mann trotz der mehrjährigen Steuerfreiheit, die für das in Arbeit genommene Land gewährt wurde, leicht abwirtschaftete. Je schlechter die Wirtschaftslage im Reiche wurde, desto weniger ließ sich deshalb die innere Kolonisation in dieser form durchführen, in desto weiterem Maße verpachtete man die Gefälle der zu meliorierenden Do mänen mit dem Gutshofe (s. u. S. 40) an kapitalkräftige Groß pächter (conductores), von denen die Pächter der kleinen Boden parzellen allmählich ganz abhängig wurden. Denn die kaiser lichen Prokuratoren der so vergabten, von der Munizipalverwal tung eximierten Ländereien des Staats- und Kronvermögens (vgl. o. S. 20) hatten zwar die Pflicht, die von ihnen regierten Kolonen vor· Bedrückung durch die Großpächter zu schützen, verbanden sich aber in Wirklichkeit zumeist mit diesen zur Ausbeutung der Kolonen. Längst war in Ägypten die s. g. imßoÄ.� oder adiectio üblich, die darin bestand, daß minderwertiges Staatsland durch administrativen Zwang privaten Grundbesitzern in derselben Steuergemeinde mit der Verpflichtung, die auf das betreffende Grundstück entfallenden Steuern zu entrichten, zur Bebauung zugewiesen wurde. Im III. Jahrhundert ging man dazu über, diese Praxis im ganzen Reiche auf verödete, insbesondere von 1) Oirard 1. c. 922-924. 930f. 935f. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 526f. 616. 38
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Ödländereien - Jas emphyteaticam, perpetaam, privatam
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ihren ruinierten Pächtern oder Besitzern verlassene, Grundstücke anzuwenden. Durch Kaiser Aurelian wurden die Kurialen der Städte gesetzlich zur Übernahme verödeter städtischer Grund stücke gezwungen; verödete Staats- und Kronländereien dürften schon früher auch außerhalb Ägyptens durch ähnlichen Zwang vergabt worden sein, wenn auch gesetzliche Bestimmungen darüber erst aus dem IV. Jahrhundert erhalten sind. Sollte das Mittel aber seinen Zweck erreichen, so mußten diejenigen, welche durch die adiectio unfruchtbaren Landes belastet wurden, leistungsfähig genug sein, um diese Belastung zu vertragen: das waren aber nicht die kümmerlichen Kolonen, sondern im Gegenteil die großen Grundherren. So hatte das Prinzip der adiectio zur Folge, daß nicht nur unmittelbar durch seine An wendung der private Großgrundbesitz, der namentlich von den Kaisern des I. Jahrhunderts rücksichtslos und erfolgreich be kämpft worden war, wieder anwuchs, sondern daß die Regie rung in ihrer finanziellen Bedrängnis diesen Prozeß sogar be günstigte 1). Die Verpachtung von Staats- und Krondomänen im großen beschränkte sich jetzt nicht mehr auf Ödland, sondern fand immer mehr auch auf längst kultivierte Ländereien An wendung, während zugleich die Kaiser, in erster Linie, Ull) für den Augenblick neue Einnahmen zu erzielen, sich zu Vergabungen von Domanialland gezwungen sahen, die von den Eigentums rechten des Staates oder der Krone nicht viel mehr als die Form oder nur diese bestehen ließen. Durch all das entwickelten sich untereinander sehr verschiedene Großpacht- und Großeigen tumsverhältnisse auf dem Domanialland: die kurz befristete Pacht, die regelmäßig von fünf zu fünf Jahren erneuert wurde, ein nach dem II. Jahrhundert absterbendes Institut, das allmäh lich durch Erbpacht ersetzt wurde; das ius emphyteuticum, eine langfristige, innerhalb der Pachtfrist vererbliche, mit Meliora tionspflicht des „Emphyteuten" verbundene Pacht; das ius per-
•) Rostowzew, Studien z. Oesch. d. röm. Kolonates (1910) passim (s. bes. S. 368-399), mehrfach ergänzt in desselben Soc. & Econ. Hist. (zum 1 III. Jahrhundert s. bes. p. 438-4 40. 626 f.). Kornemann, R.-E., Suppl. IV 240 bis 261. 267 f. Aurelians Verordnung: Cod. Just. XI 59, 1. Da die ägyptische tmßo1-.{i das Vorbild der reichsrechtlichen adiectio steriliam war, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß dieses Verfahren auch außerhalb Ägyptens zuerst auf Staats- und Kronland Anwendung fand; der gegenteiligen Annahme von Rostowzew, Studien 395, Anm. kann ich daher nicht zustimmen.
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Kolonat - Obligationenrecht
petaum, eine zeitlich unbegrenzte Erbpacht ohne Meliorations pflicht und mit unveränderlichem Pachtzins; das ias privatam salvo canone, keine Pacht mehr, sondern ein nur mit einer jähr lichen Abgabe belastetes, sonst völlig freies Eigentumsrecht; endlich das ias privatam dempto canone, ein sogar von der Jahresabgabe befreites Eigentumsrecht. las perpetaam und die beiden formen von ias privatam wurden durch einmalige Bezahlung eines Einstandsgeldes erworben 1). Aus den schon angedeuteten Gründen näherte sich die Lage der das römische Bürgerrecht besitzenden K o Io n e n tat sächlich der rechtlich festgelegten der inqailini, die natürlich meist schon in der zweiten oder dritten Generation im Volkstum der Umwohnenden aufgingen, immer mehr (vgl. o. S. 21 f.), so daß beide Arten von Bauern seit dem IV. Jahrhundert auch von der Gesetzgebung als wesentlich gleichartig behandelt wurden 2}. Ihre Verpflichtungen gegen ihren Herrn, ob dieser nun juristisch Eigentümer des Bodens oder Großpächter war, waren vermutlich schon im ausgehenden Prinzipat durchweg unveränderlich normiert, wenn auch der Herr sich in der Praxis oft genug nicht daran halten mochte; sie bestanden einerseits aus dem in Form einer Ertragsquote zu zahlenden Pachtzins und ·anderen Naturalabgaben, andererseits aus Hand- und Spann diensten, die dem von der Herrschaft unmittelbar, mit Sklaven, bewirtschafteten Gutshofe, der villa, zu leisten waren 3). Das größte Verdienst hat sich die römische Rechtswissen schaft auf dem Gebiete der Schuldverhältnisse erworben; wesent liche Teile des römischen O bligationenrecht e s besitzen noch heute ungeschmälert Geltung. Das römische Recht unterscheidet hauptsächlich zwei Arten von Verpflichtungen gegen bestimmte Personen (Obligationen): solche, die aus Verträgen, und solche1 die aus Rechtswidrigkeiten (Delikten) des Schuldners hervorgehen. Die meisten Vertragsobligationen hat das römische Recht mit 1) Mitteis, Abhdl. d. Sächs. Oes. d. Wiss., Phil.-hist. KI. XX 4 (1901), bes. S. 33- 50. 58 f. Kornemann a. a. 0. 263f. - 2) Seeck, R.-E. IV 496f. 502f. - 8) Hartmann, Archäol.-epigr. Mitt. XVII (1894) 128 f. Schulten, D. röm. Grundherrschaften (1896) 44-60. 97-105. His, D. Domänen d. röm. Kaiserzeit (1896) 11-13. 87-89. Kornemann, R.-E., Suppl. IV 256f. 260. Die Unver änderlichkeit der den Kolonen obliegenden Leistungen an den Herrn wird in Cod. Just. XI 50, 1 vom J. 325 (zur Datierung s. Seeck, Regesten S. 132) als allgemein seit langem bestehend vorausgesetzt.
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Darlehensgeschäft - Privatdelikte
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dem heutigen gemeinsam; die auf sie bezüglichen römischen Normen bedürfen für unsere Zwecke, auch wo sie von den heutigen abweichen, ebenso wenig einer Erörterung wie etwa diese in einer Darstellung der neuesten Geschichte 1). Doch sei einiges über das Darlehensgeschäft bemerkt, das nicht nur durch die Verschuldung der Kleinen an die Großen - in der Entwicklung des Bodenbesitzes und des Kolonats, sondern auch sonst eine große Rolle spielt, zumal das hochentwickelte kauf männische Kredit- und Bankwesen der Antike auch in der Zeit des vorübergehenden Vordringens der Naturalwirtschaft im aus gehenden Prinzipat zeitweilig eingeschränkt, aber nicht vernichtet wurde 2). Das Darlehen an sich war, gleichgültig ob es in Geld oder in natura gewährt wurde, zinslos, so daß seine Verzinsung den Abschluß eines besonderen Zusatzkontraktes, der s. g. Zins stipulation, zur Voraussetzung hatte. Das gesetzliche Zinsmaxi mum, dessen Überschreitung als Wucher die Zinsforderung nichtig machte, betrug 12 Prozent; der wirkliche Zinsfuß hielt sich meist unter dieser Grenze, überschritt sie aber mitunter auch beträchtlich. Ein Zinseszinsnahmverbot kannte diese Epoche nicht. Die Gewährung von Gelddarlehen an Söhne je d e s Alters, die noch der patria potestas unterstanden, war grundsätzlich verboten 3). Eine besondere Form des Darlehens war das See darlehen (fenus nauticum), das griechischen Ursprungs ist; der Gläubiger lieh dabei für Überseegeschäfte Geld oder Waren zu hohem, an kein gesetzliches Maximum gebundenem Zinsfuß, übernahm aber für sein Darlehen das ganze Risiko des Schiffs transportes 4). Gewisse Verletzungen der Rechtsordnung, deren Ahndung heute ausschließlich Sache der Strafrechtspflege ist, stellen nach römischem Rechte Entstehungsgründe von Obligationen dar und fallen daher in den Bereich des Privatrechtes (delicta privata); doch machte sich frühzeitig die Tendenz geltend, sie in den des Strafrechtes überzuleiten, und das führte dazu, daß schon 1) Über Wert und ,Begriff des römischen Obligationenrechts s. Sohm Mitteis-Wenger 11 S. 106 f. 353-358. 387. - 2) Laum, R.-E., Suppl. IV 72-82. Rostovtzeff, Soc. & Econ. Hist. 169-172. 420 f. 541 f. 619; vgl. 498f., Anm. 33. ...:. 3) Klingmüller, R.-E. VI 2187. 2196-2199. Oirard, ManueP 531-544. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 392-394. 403 f: - i) Klingmüller, R.-E. VI 2200 bis 2205. Sohm-Mitteis-Wenger' 7 S. 394 f.
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Deliktähnliche Obligationen
im III. Jahrhundert die Wahl zwischen privat- und strafrecht licher Verfolgung bei den meisten dieser Delikte dem Kläger freistand. Die hauptsächlichen römischen P r i v a t d e 1 i k t e sind Diebstahl, Raub, Sachbeschädigung durch Verschulden des Täters, tätliche oder schwere wörtliche Beleidigung, erpresserischer Zwang oder betrügerische Verleitung zu einer Rechtshandlung, durch die das Opfer des Verbrechens sein Vermögen schädigt. Die Höhe der privatrechtlichen Klageansprüche betrug gegen über dem Räuber und dem auf frischer Tat ergriffenen Dieb das Vierfache, sonst bei Diebstahl das Doppelte des Wertes der dem Eigentümer entzogenen Sache; bei Sachbesch_ädigung betrug die Buße des geständigen Delinquenten den höchsten Wert, die des nichtgeständigen das Doppelte des höchsten Wertes, den die beschädigte Sache entweder im letzten Monate oder - im falle der Tötung eines Sklaven oder der meisten vier füßigen Nutztiere - im letzten Jahre gehabt hatte; bei den übrigen erwähnten Privatdelikten ging der Klageanspruch auf einfachen Schadenersatz, der bei der Beleidigung in einer von der richtenden Behörde zu bemessenden Geldbuße bestand 1). Wer wegen eines der erwähnten Delikte mit Ausnahme der Sachbeschädigung oder als pflichtvergessener Vormund oder pflichtvergessener geschäftlicher Vertrauensmann (Gesellschafter, Depositar, Mandatar} privatrechtlich verurteilt wurde, verlor da durch die bürgerlichen Ehrenrechte 2). Als deliktähnliche Obligationen bezeichnet das römische Recht solche, bei denen seitens des Haftbaren kein wissentliches oder überhaupt kein persönliches Verschulden vorliegt. Hierher gehören prozessuale Versehen des Richters, schädigendes Hinaus werfen von Gegenständen aus einer Wohnung und ähnliche Handlungen, ferner die Haftpflicht der Schiffsherren, Gast- und Stallwirte für Delikte ihres Dienstpersonals, des Herrn für die Delikte seines Sklaven, des familienoberhauptes für die Delikte der seiner patria potestas Unterstehenden. Der Herr kann sich von den folgen des Delikts seines Sklaven befreien, indem er diesen dem Geschädigten übergibt (noxae datio}; daß von der gleichartigen Befugnis des familienoberhauptes hinsichtlich der 1) Girard, Manuel 7 409-452. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 453-461. 689f. - 2) Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 192. Wenger, Institutionen d. röm. Zivilprozeß rechts (1925) 174. Über das Wesen der Infamie s. o. S. 31.
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Strafrecht
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in seiner potestas Stehenden im III. Jahrhundert nur noch Reste übrig geblieben sind, wurde schon erwähnt (s. o. S. 34) 1). Das Strafrecht des ausgehenden Prinzipats beruhte wesent lich noch auf Gesetzen aus dem letzten Jahrhundert v. Chr. 2). Zu den strafrechtlich zu ahndenden Delikten gehörten außer jenen, die auch privatrechtlich verfolgt werden konnten, Mord, schädigende Zauberei, Hochverrat, Ehebruch, Menschenraub, Unterschleif, falschmünzerei, Urkundenfälschung u. s. w. 3). Der strafrechtliche Begriff des Hochverrats (crimen maiestatis) um faßte auch alle feindlichen Handlungen gegen den Kaiser und bewußten Beleidigungen von dessen Person 4). Ehebruch wurde auf Grund eines Gesetzes des Kaisers Augustus vom öffentlichen Recht mit Verbannung und schweren Vermögensstrafen, seit dem III. Jahrhundert auch mit Kapitalstrafen (s. u. S. 45) ge ahndeP); außerdem durfte der Ehemann den beim Ehebruch angetroffenen Liebhaber seiner frau, wenn es ein infamis oder ein freigelassener des Hauses oder ein Sklave war, töten, wäh rend es dem Vater der Ehebrecherin, wenn er sie in seinem Hause oder in dem seines Schwiegersohnes auf frischer Tat antraf, erlaubt war, das ehebrecherische Paar, nicht aber nur die eine der am Ehebruch beteiligten Personen, zu töten 6). Der Mann einer auf frischer Tat ertappten Ehebrecherin, der sie nicht verstieß und nicht für die Bestrafung des Verbrechens sorgte, sowie der Mann, der eine überführte Ehebrecherin hei ratete, wurde als Kuppler bestraft 7). - Auf Päderastie unter freigeborenen stand seit dem letzten Jahrhundert der Republik vielleicht bis in den Anfang des III. Jahrhunderts nur eine für den Wohlhabenden nicht sehr empfindliche Geldstrafe, und der homosexuelle Verkehr mit freigelassenen und Sklaven scheint ebenso lange erlaubt gewesen zu sein. In der früheren Kaiser zeit war unter griechischem Einfluß die Päderastie in Wirklich keit sogar eine weitverbreitete Mode gewesen. Erst im III. Jahr hundert machte sich das Vordringen jüdisch-christlichen und germanischen Wesens auch darin bemerkbar, daß die Homo1) Gira rd, Manue l7 671-673. 715-721. Sohm-Mitteis-Wenger17 S. 461 bis 463. - 2) Mommsen, Röm. Strafrecht (1899) 128- 131. - S) Vgl. ebd. S. XVI-XX. - 4) Ebd. 583-:587. - 6) Ebd. 691. 698f. Vgl. auch Cod. Theod. IX 40, 1; XI 36, 1 vom 2. oder 3. Nov. 313. - 6) Ebd. 624 f. 7) Ebd. 699 f.
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Honestiores und humiliores
sexualität den wachsenden Abscheu der öffentlichen Meinung zu erregen begann; daher wurde jetzt schon die widernatürliche Mißbrauchung eines unmündigen freigeborenen Knaben mit dem Tode, die freiwillige homosexuelle Selbsthingabe eines Mann baren mit- Konfiskation des halben Vermögens bestraft 1). Alle strafrechtlichen Verurteilungen zogen den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nach sich (s. o. S. 30 f.). Die Strafen waren nicht nur nach der Schwere der Delikte, sondern auch nach dem für unser Empfinden anstößigen Grundsatz abgestuft, daß der Verbrecher von geringer sozialer Stellung eine schwerere Strafe zu erleiden hat als der sozial Bevorzugte, der das gleiche Delikt begeht. Von diesem Gesichtspunkte aus unterschied man scharf zwischen den honestiores - den Senatoren, Rittern, Ku ria}en, aktiven und ausgedienten Soldaten samt einem bei den einzelnen Kategorieen verschieden weit gezogenen Kreise von familienangehörigen - und den humiliores, zu denen alle übrigen freien gehörten. Die Tötung durch wilde Tiere im Zirkus, durch Kreuzigen und Verbrennen, die lebenslängliche oder befristete Sklavenarbeit in öffentlichen Betrieben, besonders in den staat lichen Bergwerken, und die Strafe der Stockprügel wurden nur über humiliores verhängt 2). Dasselbe galt ohne Zweifel zunächst auch von der Körperverstümmelung, die noch im III. Jahrhundert, anders als später, kein sehr häufig angewendetes Strafmittel ge wesen sein dürfte 3). Die gewöhnliche Todesstrafe war die Hin richtung durch das Schwert'). Da das römische Recht die Ge fängnishaft wesentlich nur zu Untersuchungs- und Verwahrungs zwecken, aber nicht als Str�fe kennt, so erlitten die honestiores für manche schweren Verbrechen, die von humiliores gewöhn lich mit dem Tode oder in den Bergwerken zu büßen waren, die mit Verlust des römischen Bürgerrechts und Vermögens konfiskation verbundene Strafe der lebenslänglichen Deportation an einen ihnen angewiesenen Verbannungsort; eine leichtere form der Verbannung war die Relegation, die weder Verlust des Bürgerrechts noch Vermögenskonfiskation in sich schloß 5). 1) Ebd. 703f. Seeck, Unterg. 1 3 421 f. 599. Bury, Lat. Rom. Emp. n• 412. Vgl. W. Kroll, R.-E. XI 897f. 905f. - !l) Mommsen a. a. 0. 1032-1036 (dazu über die Ritter Arthur Stein, D. röm. Ritterstand 78f.). 1044-1049. 3) Vgl. Mommsen a. a. 0. 981f. Bury, Lat. Rom. Emp. 11 2 415. - i) Mommsen a. a. 0. 924. - li) Ebd. 949-980. 1045-1048.
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Prozeßrecht
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, Die strafrechtliche Versklavung mit ihren Begleitumständen und folgen sowie die Deportation wurden mit der Hinrichtung unter dem Begriff der „Kapitalstrafen II zusammengefaßt 1). Noch strenger als die Verbrechen der humiliores wurden die der Sklaven bestraft; die Todesstrafe war für •sie stets qualvoll ver schärft; nur die leichtesten Sklavendelikte wurden vom öffentlichen Strafrecht bloß durch Züchtigung mit der Peitsche geahndet, eine Strafart, deren Anwendung im Gegensatz zum Prügeln mit Stöcken grundsätzlich auf Unfreie beschränkt war 2). , Im III. Jahrhundert verloren sich die letzten Überbleibsel der alten Rechtsfindung durch Geschworene und mit ihnen in der Hauptsache auch das für die Geschworenengerichte vor geschriebene schwerfällige Prozeßverfahren. Am Ende des Prin zipats herrschte sowohl in Zivil- als auch in Kriminalsachen fast durchweg die Prozeßform der K o g n i t i o n, bei welcher der behördliche Richter ohne Zuziehung von Geschworenen den Rechtsfall untersucht und entscheidet, allerdings nach Anhörung seiner von ihm frei gewählten rechtsgelehrten Beisitzer (assesso res oder consiliarü). Dem Gutdünken des Richters ist bei der Kognition ein weiter Spielraum gelassen, insbesondere auch hin sichtlich der Strafbemessung; der Unterschied in der strafrecht lichen Behandlung der honestiores und humiliores ist vermutlich aus der richterlichen Praxis erwachsen. Dagegen konnte das Urteil des richtenden Beamten durch Appellation an die höhere Obrigkeit angefochten werden, während das Geschworenenurteil inappellabel war 3). Unter den prozessualen Beweismitteln waren außer dem Geständnis die beschworene Zeugenaussage und - im Zivil prozeß - die unter orientalischem Einflusse zu immer höherer Schätzung gelangende Beweisurkunde die wichtigsten'); für die Aussage unter Eid trat beim Zeugnis von Sklaven die Aussage auf der folter ein 5). Die folterung von humilivres zur prozes sualen Wahrheitsfindung war dem Gutdünken des Richters an-
1) Ebd. 907 f. - 2) Ebd. 919-921. 983-985. 1032. 1045 -1049. - 3) Wil lems, Droit public 1 465-476. Girard, 'ManueJ 7 1131-1140. Sohm-Mitteis Wenger 17 S. 730-735. Consiliarii: Liebenam, R.-E. IV 917-922. Strafbemes sung: Mommsen, a. a. 0. 1038-1044. - i) Mommsen a. a. 0. 430f. Wenger, Institutionen d. röm. Zivilprozeßrechts 187 f. 191. 283-285. - 0) Mommsen a. a. 0. 416f. 432.
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Prozeßrecht
heimgestellt; honestiores konnten nur bei Anklagen auf Hochverrat, Zauberei und Fälschung gefoltert werden 1 ). Das Amt des öffent lichen Anklägers ist dem römischen Rechte unbekannt; der Kriminalprozeß begann entweder damit, daß - wie im Zivil prozeß - ein Privatmann als Kläger auftrat, oder damit, daß die Gerichtsbehörde aus eigenem Antrieb eine Untersuchung einleitete 2 ). Wer wegen eines öffentlichen Deliktes die Anklage erhob, übernahm damit zugleich die Pflicht, .deren Wahrheit zu beweisen; gelang ihm dies, so erhielt er eine Prämie, erwies sich aber seine Anklage als wissentlich falsch, so erlitt er als ,,Verleumder" (calumniator) schwere Strafe, seit dem IV. Jahr hundert regelmäßig und zum Teil wohl schon früher dieselbe, welche er dem von ihm Angeklagten zugedacht hatte. Da das Prämiensystem ein übles Denunziantentum förderte, ist es in spätrömischer Zeit sehr eingeschränkt worden 3 ). In Zivilsachen stand regelmäßig jedem der streitenden Teile, in Strafsachen mitunter, zum Teil nach Ermessen des Richters, dem Angeklagten ein von ihm frei gewählter rechtskundiger Anwalt (advocatus) zur Seite. Wahrscheinlich mußte man schon damals, um als Advokat tätig sein zu können, eine sich auf die Persönlichkeit und die juristischen Kenntnisse des Anwärters erstreckende staat liche Prüfung bestehen. Im übrigen ist die Advokatur im III. Jahr hundert längst ein Erwerbszweig geworden; der Advokat wird von denjenigen, deren Interessen er wahrnimmt, für seine Tätig keit bezahlt 4).
3. Verfassung und Verwaltung am Ende des Prinzipats. Die vom Kai�er Augustus begründete Verfassung war auf der Theorie aufgebaut, daß das souveräne römische Volk seine unbeschränkten Herrschaftsrechte zumeist durch zwei von ihm beauftragte Faktoren, den Kaiser und den Senat, ausübe 5). Der regierende Kaiser war trotz der göttlichen Ehren, die man ihm vielfach erwies, und bei all seiner Machtfülle verfas1) Ebd. 406-408. - 2) Ebd. 346-351. - 3) Ebd. 491-498. 504-511. - 4) Willems, Droit public 7 473. Humbert, Dict. d. Antiquites I 82. Lecrivain ibid. IV 355-358. Wenger, Institutionen d. röm. Zivilprozeßrechts 312f. o) Mommsen, Staatsr. II" 748; III 1252 f. 1255-1258.
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Das Kaisertum
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sungsmäßig doch nur ein Beamter des römischen Volkes 1). Seine Würde war nicht erblich, ihre Verleihung erfolgte zwar auf Lebenszeit, war aber nicht unwiderruflich. Der römische Kaiser konnte vom Senat abgesetzt und wegen Mißbrauchs seiner Ge walt zum Tode und zur „Verdammung seines Andenkens" ver urteilt werden, mit der die Annullierung seiner Regierungshand lungen verbunden war. Die Regierung eines im Besitze des Kaisertums Verstorbenen wurde einer Prüfung unterzogen, von deren Ergebnis es abhing, ob das Andenken und die Regierungs handlungen des Toten vernichtet wurden, und, wenn dies nicht der fall war, ob er konsekriert, d. h. unter die Staatsgötter versetzt wurde oder nicht 2). Noch im ausgehenden Prinzipat wurde auch die Konsekration regelmäßig auf Antrag des neuen Kaisers durch den Senat vollzogen 3). Die Besetzung des Thrones erfolgte durch das Zusammenwirken von Heer, Senat und Volk. Der Anteil des Volkes an der Kaiserwahl beschränkte sich schon während des ganzen Prinzipates darauf, daß der betreffende Senatsbeschluß der Volksversammlung Roms vorgelesen und von ihr akklamiert wurde4). Die wesentlichen Befugnisse des Kaisertums hafteten an dem Titel imperator; diesen erwarb zur Zeit der Republik . nur ein mit höchster Kommandogewalt bekleideter siegreicher Feldherr, der von seinen Truppen oder vom Senat aufgefordert wurde, ihn anzunehmen. Daher kommt es, daß bis zum Jahre 282 das Heer und für das Heer jede einzelne Truppe bei der Wahl eines Kaisers verfassungsmäßig gleichberechtigt neben dem Senat stand, so zwar, daß die vom Senat vollzogene Kaiserwahl nur gültig war, wenn sie vom Heere gutgeheißen wurde und um gekehrt; 282 führte der von den Truppen erhobene Kaiser Carus, indem er es unterließ, seine Wahl vom Senat bestätigen zu lassen, in das Staatsrecht den Grundsatz ein, daß die Zustim mung des Senats zu einer durch das Heer vollzogenen Kaiser wahl für deren Rechtskraft nicht erforderlich ist 5). Die kaiser-
1
•) Ebd. 11 3 749- 762; doch s. über dominus et deus auf Münzen Kubi tschek, Num. Zeitschr., N. F. V!II (1915) 167-178 (der, beiläufig bemerkt, S. 171-174 Arthur Stein für den Verfasser von 0roags Monographie über Aurelian hält). - 2) Mommsen a. a. 0. 793- 795. 817. 1132-1136. - S) S. ebd. 886, dazu aber auch Vict. Caes. 33, 27: Denique Oallienum subacti a Claudio patres . . . Divum dixere. In Bezug auf diese Einzelheit zutreffend 0. Th. Schulz, Vom Prinzipat zum Dominat (1919) 131 f.; 261, Anm. 642. - 4) Willems, Droit public 7 414f. - li) Die ebenso umfangreiche wie an überzeugenden Er-
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Das Kaisertum
liehe Gewalt war örtlich und sachlich unteilbar, konnte aber von zwei oder auch mehr Personen gleichzeitig ausgeübt wer4en; dem Kaiser konnte daher auf 'seinen Vorschlag von den verfas sungsmäßig zur Kaiserkreierung berufenen faktoren ein Kollege zur Seite gestellt werden, der durch den Tod des rangsälteren Kaisers automatisch Alleinherrscher wurde. Die Mitkaiser waren nicht selten Knaben oder Jünglinge, denen ihre regierenden Väter auf diese Weise die Nachfolge sichern wollten 1). Sie konnten, da der Kaiser von allen persönlichen Beschränkungen des Privatrechts und daher auch von dessen Alterserfordernissen entbunden war, in zartester Kindheit ihre Würde empfangen 2). Die k a i s e r 1 i c h e G e w a 1 t setzt sich staatsrechtlich zu nächst aus den - für den Kaiser allerdings zum Teil beträcht lich erweiterten - Befugnissen mehrerer Behörden der römi schen Republik zusammen; soweit diese Behörden fortbestanden, wich ihre konkurrierende Gewalt der höher.en des Kaisers. Als Inhaber des prokonsularischen Imperium besaß der Kaiser das alleinige Verfügungsrecht über die gesamte Wehrmacht und über haupt die höchste Regierungsgewalt im ganzen Reiche mit Aus nahme Roms. Als Inhaber der tribunizischen Gewalt hatte der Kaiser das Recht, den Senat einzuberufen, ihm vorzusitzen, An träge an ihn zu stellen, alle Senatsbeschlüsse und alle Amtshand lungen der republikanisch-senatorischen Behörden durch Ein legung seines Veto unbedingt zu verhindern und, wie überall, so auch in Rom, zugunsten jedes Bürgers einzuschreiten. Als Inhaber der zensorischen Gewalt war er vor allem berechtigt, die Zusammensetzung des Senats und der Ritterschaft durch gebnissen arme Literatur über die rechtlichen Grundlagen der Kaisergewalt (vgl. die bei Rostovtzeff, Soc. & Econ. Hist. 499, Anm. 1 ; 507, Anm. 1 genannten Schriften sowie Kromayer, D. recht!. Begründung d. Principats [Diss. Marburg 1888), das o. S. 47, Anm. 3 zit. Buch von Schulz und Wilcken, D. angeh!. Staatsstreich Octavians [19251) braucht hier nicht diskutiert zu werden; daß spätestens seit Vespasian die Kreierung des Kaisers durch das Heer als rechts gültig angesehen wurde, hat Mommsen, Staa�sr. IP 843 m. E. unwiderleglich bewiesen. Über Carus s. ebd. Über den Imperatortitel im allgemeinen s. Rosenberg, R.-E. IX 1139 ff. Mommsens gegen ihn selbst von Neueren aus genützte Lehre, daß nur der Inhaber eines magistratischen oder promagistrati schen imperium den Titel imperator erwerben könne, trifft in dieser Unbe dingtheit schon für die sullanische Zeit nicht zu, wie das Beispiel des Pom peius zeigt. - 1) Mommsen a. a. 0. 1167-1171, vgl. 1145-1167. - 2) Ebd. 750 f.; 1138, Anm. 1.
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Aufnahme und Ausstoßung ·von Mitgliedern nach seinem Er messen zu verändern. Als Inhaber der wichtigsten unter den früher von den Ädilen ausgeübten Befugnissen hatte er die Polizeigewalt über Rom und die Sorge für das Verpflegswesen und die öffentlichen Bauten der Hauptstadt. Als pontijex maximus war er Vorsteher des gesamten Staatskultes. Der Kaiser besaß außerdem auch über Rom. gesetzgebende und richterliche Ge walt, obwohl das prokonsularische Imperium nur außerhalb von Rom wirksam war, und hatte ferner das Recht, die (republikanisch senatorischen) Beamten der römischen Gemeinde zu ernennen und einzelne P�rsonen ohne örtliche Beschränkung von gesetz lichen Vorschriften zu entbinden 1). Auf den Münzen durften nur Bildnis und Namen des Kaisers und derjenigen Personen seiner familie erscheinen, denen er dieses Privileg verlieh 2). Abzeichen der Kaiserwürde waren in der Tracht das purpurne Obergewand urid der purpurne Kriegs mantel 3). Der Kaiser, im Hinblick auf seine Stellung zu Senat und Bürgerschaft princeps genannt, führte die Titel imperator, Caesar und Augustus; in der titularen Nennung steht das Wort Augustus nach, die Worte imperator Caesar (in dieser Reihenfolge) vor den Eigennamen des Herrschers'). Weibliche Angehörige des Kaiserhauses erhielten bisweilen, die Frauen der Kaiser regel mäßig, mit gewissen Ehrenrechten den Titel Augusta 5); männ liche Personen konnten als Vorstufe zum Kaisertum den Rang und Titel eines Cäsars erhalten, mit dem ein beschränkter Anteil an den kaiserlichen Rechten und Ehren, z. B. das Tragen des Purpurgewandes, verbunden war. In der titularen Nennung des Cäsars folgen auf dessen Eigennamen die Worte nobilissimus Caesar 0 ). Besonders im Hinblick auf den Unterschied zwischen Vollkaiser und bloßem Cäsar wird jener prägnant als Augustus bezeichnet. 1) Mommsen a. a. 0. 840-1113. Willems, Droit public 7 418- 424. Daß sich auch im III. Jahrhundert die prokonsularische Gewalt nicht auf Rom erstreckte, habe ich Klio XII (1912) 393- 396 gezeigt. - 2) Mommsen a. a. 0. 815-817. 829-832. - 3) Ebd. 806. Willems, Droit public7 426. - •) Mommsen a. a. 0. 763- 776. 894 f. Willems 1. c. 410 f. 425. - 6) Mommsen a. a. 0. 821 f. - 6) Ebd. 1139-1143. 1149-1151. 1164-1167. Mommsens Scheidung zwischen Cäsarenwürde und „Mitregentschaft 11 trifft für das III. Jahrhundert nicht mehr zu. Stein I. 4 49
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Der Senat und die republikanischen Magistraturen
Der Verfassung nach regierte neben dem Kaiser als zweiter fiktiver Mandatar des römischen Volkes der S e n a t, dessen Be fugnisse allmählich trotz gelegentlicher Rückschläge immer mehr zugunsten des kaiserlichen Wirkungskreises eingeschränkt, aber nicht grundsätzlich beseitigt worden waren 1). Senatsmitglieder waren, soweit nicht der Kaiser von seinem Ausschließungsrecht Gebrauch machte oder Verlust des Zensus (s. o. S. 33) oder der bürgerlichen Ehrenrechte eintrat, die gewesenen republikani schen Magistrate der römischen Gemeinde und die Personen, welche durch kaiserliche Verfügung den gewesenen Inhabern einer republikanischen Magistratur gleichgestellt waren. Die Ge samtzahl der Senatsmitglieder dürfte meist ungefähr 600 betragen haben 2 ). Nach dem Range der republikanischen Magistraturen, von denen schon am Ende des Prinzipats tatsächlich nur mehr die beiden höchsten, Konsulat und Prätur, sowie die Quästur existierten 3 ), gliederten sich die Senatoren in die Rangsklassen der Konsulare, Prätorier und Quästo'rier 4). Was jene Ämter selbst betrifft, so fungierten die 20 Quästoren, deren Bestimmung der Kaiser alljährlich zum größeren Teile dem Senat überließ, als Senatsarchivare, als Sekretäre des Kaisers und der Konsuln für den Verkehr mit dem Senat und als Gehilfen der Statthalter in den Senatsprovinzen 5); die gleichfalls jährlich wechselnden (18?) Prätoren besaßen noch einen Teil der Zivilgerichtsbarkeit in Rom 6); die beiden Konsuln waren vornehmlich als ständige Vorsitzende des Senats tätig 7 ). Die Ausübung des Konsulats, der Prätur und zum Teil auch der Quästur erforderte viel Geld, weil sie mit der Verpflichtung verbunden war, auf eigene Kosten Zirkusspiele auszurichten 8); trotzdem waren all diese machtlosen Ämter begehrt, denn von der nicht mehr großen Zahl wichtiger Verwaltungsposten, die noch den Senatoren übrig geblieben waren, durften die einen nur von Prätoriern, die anderen nur von Konsularen bekleidet werden (s. u. S. 63. 65f.). Vielleicht damit l) Ebd. III 1252-1271. Willems, Droit public 7 428. 448-452. - 2) Momm sen a. a. 0. 11 3 938-948; III 846-885. Willems 1. c. 441-445. - 3) Momm sen a. a. 0. 1 3 558-561; doch ist die Annahme, daß es noch im IV. Jahr hundert titulare Volkstribunen gegeben habe, unnötig und unwahrscheinlich (vgl. auch Jarde, Etudes critiques sur Ja vie et 1e regne de Severe Alexandre [1925] 51 f.). - 4) Mommsen a. a. 0. III 857-866. 966f. - o) Lecrivain, Dict. d. Antiquites IV 798- 800. - 6) Lecrivain ibid. 631. - 7) Willems, Droit public 7 457f. 595. - S) Mommsen, Staatsr. 11 3 136-138. 236-238. 534f.
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eine genügende Zahl von Anwärtern auf die den gewesenen Konsuln vorbehaltenen Stellen vorhanden sei, betrug die Amts dauer der einzelnen Konsulnpaare längst nicht mehr ein ganzes Jahr, sondern nur eine wechselnde Zahl von Monaten; die Regel war am Ende des Prinzipats und später, daß die am 1. Januar antretenden Konsuln am 21. April, dem Geburtstage der Stadt Rom, ihr Amt niederlegten und von da bis ans Ende des Kalender jahres noch drei oder vier Konsulnpaare folgten. Das Konsulat galt noch immer als das höchste Staatsamt, das zu bekleiden sich auch der Kaiser zur Ehre anrechnete; regelmäßig traten es die Augusti und Cäsaren an dem auf ihre Kreierung folgenden 1. Ja nuar an. Der Senator wurde höchstens zweimal zum Konsul er nannt, der Purpurträger bekleidete die Würde auch öfter, und zwar immer am Anfang des betreffenden Jahres. Denn da die Jahre zur Datierung nicht fortlaufend von einem bestimmten Zeit punkt ab gezählt, sondern durch die Angabe des jeweils ersten Konsulnpaares bezeichnet wurden, gewährte nur der Konsulats antritt am 1. Januar Unsterblichkeit des Namens, und deshalb galt die Würde der dem Jahre den Namen gebenden ordent lichen Konsuln (consules ordinarii) viel höher als die der anderen Konsulnpaare (consules suffecti) 1). Von der Verwaltung derjenigen Provinzen, die verfassungs mäßig -_der Senatshoheit unterstanden, ist in anderem Zusammen hange zu sprechen (s. u. S. 65f.). Das Gesetzgebungsrecht des Senats war dem des Kaisers insofern gleichwertig, als kein in Rechtskraft stehender Senatsbeschluß (senatusconsultum) durch bloße Verfügung des Kaisers außer Kraft gesetzt werden konnte; doch wurde es am Ende des Prinzipats hinsichtlich aller wich tigeren Gegenstände nur noch auf Initiative des ° Kaisers hin geübt, und da dem bindenden Herkommen gemäß dem kaiser lichen Gesetzesantrag an den Senat (oratio principis ad senatum) zugestimmt werden mußte, so war dieser dem Wesen nach
1) Ebd. 82-93. 1095-1098. 1142 (daß noch am Ende des Prinzipats der Cäsar erst nach Eintritt in die Pubertät habe Konsul werden können, glaube ich nicht). Liebenam, fasti consulares (1910) S. 3-5. Der Untertan nicht _mehr als zweimal Konsul: Mommsen a. a. 0. 1 3 521. Die für das V. Jahr hundert bezeugte Ordnung, nach welcher die ordentlichen Konsuln bis zum 21. April im Amte blieben (Mommsen a. a. 0. 11 3 86, Anm. 2), scheint nach Dessau 4175 schon im J. 289 bestanden zu haben (vgl. Mommsen a. a. 0. 85 f., Anm. 5 ex.).
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Verwaltungsapparat des Kaisers
eine kaiserliche Verordnung, für die der Senat als Publikations stelle diente 1). Der Senat hatte nach der Verfassung auch eine ausgedehnte richterliche Kompetenz. Er konnte, wenn ihn der Kaiser nicht kraft seiner tribunizisc�en Gewalt daran hinderte, jede Klage entgegennehmen und durch inappellables Urteil er ledigen; da aber dem Kaiser dasselbe Recht ohne eine gleich artige Beschränkung zustand, hatte das politische Machtverhältnis dazu geführt, daß im allgemeinen kaum noch Klagen unmittelbar beim Senat eingebracht oder, was verfassungsmäßig ebenfalls zulässig war, Appellationen gegen Urteile der republikanisch senatorischen Behörden an ihn gerichtet wurden. Eine Ausnahme bildeten nur gegen Senatsmitglieder angestrengte Kriminalklagen auf Leben und Tod, für die allein der Senat in erster und zu gleich letzter Instanz zuständig war, wenn dieses Privileg in Wirklichkeit auch von den Kaisern nicht immer geachtet wurde. Dagegen konnten Prozesse, die an den Kaiser gelangten, von diesem dem Senat überwiesen werden; nur so, auf Grund kaiser licher Delegation, hat der Senat auch noch in spätrömischer Zeit Recht gesprochen 2). Man sieht, wie gering die Reste der Senatskompetenz waren, von denen abgesehen das ganze Reichsregiment dem Kaiser oblag. Mochte der einzelne Herrscher noch so tüchtig, seine persönliche Arbeitsleistung noch so groß sein, so bedurfte er doch, um seinem ·ungeheueren Wirkungskreise zu genügen, eines ausgedehnten Verwaltungsapparates. Dieser war in dem Maße ausgestaltet worden, • in dem die kaiserlichen Agenden auf Kosten der senatorischen zugenommen hatten. In seiner Organisation am Ende des Prinzipats ist zwischen einer den Kaiser beratenden Tätigkeit, einer Tätigkeit an Kaisers Statt und gewissermaßen in Konkurrenz mit ihm und einer Tätigkeit, die in Kaisers Dienst von den ihm schlechthin untergeordneten Verwaltungsinstanzen ausgeübt wurde, zu unterscheiden. Aller dings konnte ein und dieselbe Person diese drei funktionen zugleich ausüben; zum Teil eben deshalb tritt die für die Ver waltungsorganisation der spätrömischen Zeit grundlegende Unter scheidung zwischen den Begriffen „in Kaisers Dienst" und „an 1) Mommsen a. a. 0. 11 3 898f. 914f.; III 1238f., vgl. 1264f. Willems, Droit public7 449f. Sohm-Mitteis-Wenger17 S. ll0f. - !!) Mommsen a. a. 0. IP 106-108. 118-125. 268f. 961f.
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Prätorianerpräfektur
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Kaisers Statt" tim III. Jahrhundert noch nicht in voller Schärfe hervor. In erster Linie waren es die Inhaber des wichtigsten kaiser lichen Amtes 1 ), der praejectura praetor io, die im III. Jahr hundert, anders als später, gleichermaßen in Kaisers Rat, an Kaisers Statt und in Kaisers Dienst tätig waren. Wie das Kaisertum konnte die praejectura praetorio bei örtlich und sachlich unteilbarer Kompetenz von mehr als einer Person gleichzeitig bekleidet werden; vor allem wohl um nicht einen einzelnen zu mächtig werden zu lassen, haben die Kaiser das Amt häufiger als einer einzigen Person der kollegialischen Wirksamkeit von zweien, mitunter sogar dreien anvertraut 2 ). Die praefecti praetorio führten das Prädikat vir eminentissimus; sie gingen regelmäßig aus dem Ritterstande hervor, waren aber kraft ihres Amtes Senatoren und erhielten meist nach der Amtsübernahme eines der nächsten ordentlichen Konsulate 3 ). Ihre Amtswaltung begann und endete wie die aller kaiserlichen, nicht republikanisch-senatorischen Be amten ganz nach Ermessen des Kaisers'). Im deutschen Sprach-
1) Mommsen a. a. 0. 1117, Anm. 1. Willems, Droit public 7 431. 2) Mommsen a. a. 0. 866-868. - 8) Daß die Prätorianerpräfekten als solche seit Severus Alexander Senatoren waren, ist durch Hist. Aug., v. Alex. Sev. 21, 3-5 bezeugt und wird durch das, was wir von der Laufbahn einiger Prä torianerpräfekten des III. Jahrhunderts wissen (s. Arthur Stein, D. röm. Ritter stand 252. 254 f. 260 f.), bekräftigt. A. Stein leugnet diesen Sachverhalt mit Unrecht: .seine Annahme, der Klarissimat so vieler Prätorianerpräfekten rühre von den bloßen ornamenta consularia her (a. a. 0. 250 f.), steht auf sehr schwachen Füßen (in Dessau 461 erscheint nicht nur Macrinus, sondern auch dessen kleiner Sohn als clarissimus, obwohl die ornamenta doch gewiß nicht erblich waren), vor allem aber ist A. Steins Voraussetzung, daß der Titel emi nentissimus die Zugehörigkeit zum Senat ausschließe, unrichtig, da jener Titel wie unter dem Prinzipat und in diokletianischer und frühkonstantinischer Zeit (Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten• [1905] 455 f. A. Stein a. a. 0. 257, • Anm. 2) so in den Jahren 325 (Cod. Theod. VII 20, 2, pr., zur Datie rung s. Seeck, Regesten S. 60), 371 (Cod. Just. VII 44, 2, 1) und später (s. Koch, D. byz. Beamtentitel [Diss. Jena 1903] 86. 112), also o h n e U n t e r b r e c h u n g auch noch in der Zeit, für die A . Stein die ausnahmslose Zugehörigkeit der Prätorianerpräfekten zum Senatorenstand sicherlich zugibt, an der Prätorianer präfektur haftet. Es ist daher belanglos, wenn in Dessau 8938 der Prätorianer präfekt Petronius Annianus als v. c., sein Kollege Julius Julianus als v. em. bezeichnet wird. Auch Jarde, Et. crit. sur Severe Alexandre 33-44 hält clarissimus und eminentissimus für einander ausschließende Begriffe, gibt aber wenigstens zu, daß seit Severus Alexander die Prätorianerpräfektur kein spezi fisch ritterliches Amt mehr war. - ') Mommsen, Staatsr. 11 3 868. 931 f.
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Prätorianerpr�fektur
gebrauch hat sich für praefectus praetorio der Ausdruck „Prä torianerpräfekt" eingebürgert, dessen auch wir uns in unserer Darstellung regelmäßig bedienen werden, weil er einmal da ist; sehr glücklich ist er nicht, denn er leistet dem außerhalb der engeren fachkreise sogar bei Historikern noch anzutreffenden Irrtum Vorschub, als wären die praefecti praetorio ausschließlich oder auch nur vornehmlich Befehlshaber des Gardekorps der Prätorianer, nach dessen Aufhebung die Prätorianerpräfektur als das nach wie vor wichtigste Staatsamt noch einige Jahr , hunderte bestanden hat. fast bis ans Ende des Prinzipats war nach römischem Staatsrecht der Träger einer höchsten militäri schen Gewalt innerhalb seines Kommandosprengels zugleich Chef der Zivilverwaltung, sein Hauptquartier (praetorium) daher im betreffenden Gebiet die höchste Regierungsstelle 1). Dieses Prinzip galt auch vom Kaiser und vom praetorium des Kaisers, das infolgedessen die Zentrale nicht nur für die militärischen, son dern für alle Angelegenheiten war, in denen der J(aiser· kraft seines prokonsularischen Imperiums zu entscheiden hatte. Daraus erklärt sich die vielseitige Kompetenz der Vorsteher seines prae torium, der praefecti praetorio; sie erstreckte sich auf alle kaiser lichen Geschäfte mit Ausnahme derjenigen, die der Kaiser in eigener Person, oder, was rechtlich auf dasselbe herauskam, durch seine privaten Diener oder Angestellten erledigte 2). Die Tätigkeit, welcher die Prätorianerpräfekten in Kaisers D i e n s t oblagen, betraf das Heerwesen; sie waren Generalstabschefs des Kaisers, hatten für die Verpflegung des Heeres zu sorgen und befeh ligten die in Italien garnisonierenden Truppen (mit Ausnahme der römischen Stadtpolizei), insbesondere das am Sitze des praetorium stehende Korps der praetoriani, als dessen un mittelbare Kommandanten die Prätorianerpräfekten für die per sönliche Sicherheit des Kaisers verantwortlich waren 3). Wie die 1) Ebd. 262 f. Über praetorium vgl. Cagnat, Dict. d. Antiquites IV 641 f. Domaszewski, Bonner Jahrbb. CXVII (1908) 97 f. - 2) Angedeutet, aber noch nicht in ihrer vollen Bedeutung gewürdigt hat diese für das Verständnis der Prätorianerpräfektur grundlegende Tatsache zuerst Babut, Rev. hist. CXVI (1914) 255-262. Über das praetorium des Kaisers als dessen Militärkanzlei und Generalstab s. auch schon Domaszewski a. a. 0. 76. 101 f. 116. 184. 3) Mommsen, Staatsr. 1 3 435; 11 3 863-865. 1117 - 1120. Willems, Droit public7 430f. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten 2 397 f. Domaszewski a. a. 0. 16. 67.
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Prätorianerpräfektur
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fürsorge für die Heeresverpflegung zu einem maßgebenden Einfluß der Prätorianerpräfektur auf das Steuerwesen geführt hat, ist später zu zeigen. An Kaisers S t a t t übten die Präto rianerpräfekten eine Gerichtsbarkeit aus, die tatsächlich mit • der kaiserlichen konkurrierte, wenn auch die Unzulässigkeit der Appellation von den Prätorianerpräfekten an den Kaiser erst durch Konstantin d. Or. gesetzlich festgelegt worden ist. Nur auf die Zivilbevölker.ung der Stadt Rom und ihres Um kreises bis zum 100. Meilensteine erstreckte sich die Recht sprechung der Prätorianerpräfekten nicht; für das übrige Italien sowie für die Ritter und Gemeinderäte außerhalb Italiens, die im allgemeinen ebenso wie die Senatoren nicht der Gerichts barkeit der Provinzstatthalter unterstanden, waren sie die ordent lichen Kriminalrichter, und gegen Urteile der Provinzstatthalter konnte man statt an den Kaiser auch an sie appellieren. Ver mutlich weil die Appellation an die Prätorianerpräfekten zuletzt sogar die viel häufigere gewesen sein wird, wurden im aus gehenden Prinzipat von den Kaisern besondere „Stellvertreter der Prätorianerpräfekten" (vice praefectorum praetorio) mit wohl schon örtlich begrenztem, wenn auch wechselndem Wirkungs kreise ernannt, von deren Urteilen man nochmals, aber nicht an die Prätorianerpräfekten, sondern nur an den Kaiser appel lieren konnte 1). In ihrer funktion an Kaisers Statt konnten die Prätorianerpräfekten auch in die politische, die Verkehrs- und die Finanzverwaltung der Provinzen und Italiens außerhalb des stadtrömischen Gebiets eingreifen. Endlich besaßen sie ein se kundäres Gesetzgebungsrecht innerhalb des durch die kaiser liche Gesetzgebung gebotenen Rahmens 2). Wie diese Mannigfaltigkeit der präfektorischen Agenden mit eine Ursache der regelmäßig kollegialischen Besetzung des Amtes gewesen sein dürfte - denn ein tüchtiger feldherr war selten auch ein tüchtiger Jurist und Verwaltungsfachmann und umgekehrt - , so brachte sie es auch mit sich, daß die Prä1) Mommsen a. a. 0. II" 271. 971-974. 987. Cagnat, Dict. d. Antiquites IV 618. Über die vice praejectorum praetorio vgl. auch Arthur Stein, Hermes LX ( 1925) 97 - 100; die örtliche Beschränkung ihrer I(ompetenz läßt sich zwar nicht nachweisen, ist aber an sich und wegen der diokletianischen Ausgestaltung des Amtes wahrscheinlich. - 2) Mommsen a. a. 0. 1120 f. Cagnat 1. C.
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Rat des Kaisers - Hofgesinde
torianerpräfekten die hervorragendste Stelle im R a t e (consilium) des Kaisers einnahmen. Nach altrömischer Sitte fällte kein Magistrat eine Entscheidung, ohne vorher die Meinung eines oder mehrerer Bürger eingeholt zu haben, zu deren Urteilskraft er Vertrauen hatte; hinsichtlich der Rechtsprechung war dieser Brauch längst obligatorisch (vgl. o. S. 45), und auch der Kaiser befolgte ihn. Die Berater des Kaisers waren je nach dem Gegen stande der Beratung verschieden; nur für seine richterlichen Entscheidungen hatte er ein ständiges consilium von Senatoren und Rittern, dem die hervorragendsten Juristen angehörten, und dessen Mitglieder, wenigstens soweit sie Ritter waren, fest be soldet wurden 1). Da die kaiserliche Rechtspflege oft genug mit einer Auslegung oder Umgestaltung des geltenden Rechtes ver bunden war und Entscheidungen dieser Art Gesetzeskraft hatten, ging die Bedeutung der juristischen Berater des Kaisers über die gewöhnlicher Beisitzer eines Gerichtes weit hinaus; die ge setzgeberische Leistung des Prinzipats ist wohl zum besten Teil ihr Verdienst, im III. Jahrhundert aber namentlich das der Prä torianerptäfekten, deren Amt von Papinian, Ulpian und Paulus (s. o. S. 34) bekleidet worden ist 2). - Im Rate des Kaisers wurden, wenn es sich nicht um Rechtsangelegenheiten handelte, als Schrift führer (notarii) in der Regel am praetorium befindliche Offiziere (Tribune und Protektoren) verwendet 8), bei Gerichtssitzungen des Kaisers aber wohl schon damals dessen eigenes mit den einschlägigen Geschäften befaßtes Subalternpersonal 4). für diejenigen Geschäfte der Zentralverwaltung, deren Er ledigung der Kaiser sich selbst vorbehielt, stand ihm nämlich ein zahlreiches Hilfspersonal zur Verfügung, das ursprünglich seiner privaten Haus h a I t u n g angehörte und daher großenteils aus kaiserlichen freigelassenen und Sklaven bestand. Am Ende des Prinzipats hatten sich aber diese funktionen längst scharf von der persönlichen und häuslichen Bedienung, dem „Schlaf gemach" (cubiculum), des Kaisers und seiner Familie gesondert; 1) Mommsen a. a. 0. 988-990. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungs beamten 2 339-342. - 2) Mommsen a. a. 0. 908-913. Willems, Droit public 7 420 f. Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 108-116. Über die Präfekturen der großen Juristen s. Schanz-Hosius III 3, S. 203. 205. 208. - 3) S. meine Unters. über d. Officium d. Prätorianerpräfektur (1922) 44 (mit der Druckfehlerberichtigung) bis 46 und u. S. 171. - 4) Bezeugt ist das für die spätrömische Epoche, s. Willems, Droit public 7 576 f.
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• Kaiserliche scrinia - Postwesen
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während das cubiculum unter dem Einflusse orientalischer Sitten in wachsendem Maße aus unfreien oder freigelassenen Eunuchen gebildet wurde, waren jetzt die Vorstände der aus Gesinde stellungen hervorgegangenen Zentralämter und auch viele von ihren Untergebenen römische Ritter 1). Sachlich gliederten sich die erwähnten Behörden in politisch-jurisdiktionelle und wirt schaftliche Ressorts. Die politisch-j urisd iktion eilen B u reaux (scrinia) unter ihren magistri bereiteten die offiziellen Kundgebungen des Kaisers, wie Bescheide an Deputationen einzelner Provinzen und Städte und an fremde Gesandtschaften, Weisungen an die Behörden, Gerichtsurteile, Erledigungen der Bittschriften von Untertanen, vor. Die wichtigsten dieser fünf oder sechs Bureaux, deren Agenden wir nur teilweise mit Sicherheit gegeneinander ab grenzen können, das scrinium memoriae, das scrinium epistalarum (das im II. und III. Jahrhundert in zwei selbständige Abteilungen, ab epistulis Latinis und ab epistalis Oraecis, zerfiel) und das scriniam libellorum (,,Bureau der Bittschriften"), haben auch in spätrömischer Zeit bestanden 2). Der Umfang der durch die kaiserlichen scrinia gehenden Korrespondenz war um so größer, als die Kaiser ihre Rechtspflege und die mit dieser zusammen hängende Gesetzgebung weit häufiger als in Prozeßverhand lungen, die sie selbst leiteten, mittelbar durch die Antworten (rescripta) übten, die sie auf juristische Anfragen von richter lichen Beamten und auf Recht oder Rechtsbelehrung suchende Bittschriften erteilten 3). Zu den wirtschaftlichen Ressorts gehörte das Postwesen (cursas publicus), das nur öffentlichen Zwecken zu dienen hatte. Die Ausstellung von Erlaubnisscheinen zu je einmaliger Post benützung stand nur dem Kaiser, den Prätorianerpräfekten und den Provinzstatthaltern zu. Die Lieferung der Transportmittel 1) Über den kaiserlichen Haushalt und Hof im allgemeinen s. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten2 307 - 317. friedländer-Wissowa, Darstell. aus d. Sittengesch. Roms 1 1° (1922) 35-74. Ausscheiden der kaiserlichen Zentral behörden aus dem Gesinde: Mommsen, Staatsr. JI 3 838 f. Hirschfeld a. a. 0. 31. 112 - 114. 318 - 321. 329 f. 333-335. 4 78 f. 482. Bang bei Friedländer a. a. 0. IV 9 •10 (1921) 26-46. Cubiculum: Cesano, Diz. epigr. II 1280-1288. Dunlap, Univ. of Michigan Studies, Human. Ser. XIV (1924) 168-177. Eunuchen: Hug, R.-E., Suppl. III (1918) 451 f. - 2) Hirschfeld a. a. 0. 321 bis 339. Premerstein, R.-E. XIII 15-25. - S) Sohm-Mitteis-Wenger 17 S. 108 f. 111.
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oblag in weitestem Maße als ein schweres munus den Unter tanen (s. o. S. 24). Der Staat gab auf jedesmal fünf Jahre die Besorgung des fuhrdienstes in Pacht, die, dem Zuge der all gemeinen Entwicklung folgend, in Zwangspacht ausartete und seit dem IV. Jahrhundert als ein munus ausgedienter Subaltern beamten und später der Kurialen erscheint, und unterhielt auf den großen Verkehrsstraßen in gleichmäßigen Abständen von ihm errichtete, mit Wagen und Zugtieren ausgestattete Post stationen, für deren ordnungsgemäße führung die Kurialen des betreffenden Stadtgebietes verantwortlich waren. Die staatliche Leitung und Kontrolle befand sich in den Händen von regio nalen praefecti vehiculorum ritterlichen Standes, deren Chef ein zentraler praefectus vehicutorum in Rom war 1). Höheren Rang als dieser Beamte, nämlich ebenso wie die magistri scriniorum den Perfektissimat 2), hatten entsprechend ihrer ungleich wichti geren Kompetenz der rationalis und der magister rei privatae, der Finanz- und der Domänenminister des Kaisers. Dem r a t i o n a l i s unterstand die Staatskasse (fiscus), in welche die ordentlichen Reichsabgaben flossen 3). Die Mehrheit der Personen nichtitalienischer Abkunft war kopfsteuerpflichtig. Außerdem gab es in den Provinzen noch eine Reihe anderer Reichssteuern, unter denen die Grundsteuer die größte Wichtig keit hatte; nur gewisse Provinzstädte „italischen Rechts" waren, wie Italien selbst, von ihr befreit. Diese Steuern waren für jedes provinziale Stadtgebiet in verschiedener, aber unveränderlicher Höhe bemessen. Die Grundsteuer wurde in der Mehrzahl der Provinzen in Geld, anderwärts in natura entrichtet; so hatten die reichsten Länder, Ägypten und das lateinische Afrika, ein fünftel ihres Bodenertrages abzuliefern. Die Einhebung der Pro vinzialsteuern erfolgte durch die Kurien unter Aufsicht und Leitung des der kaiserlichen Finanzverwaltung einer jeden Provinz vorgesetzten procurator ritterlichen Standes und seiner Organe; die Senatsprovinzen bildeten insofern eine Ausnahme, als die Steuereintreibung wenigstens teilweise hier nominell zum Ressort des Statthalters gehörte, der die Steuereingänge dem kaiserlichen Prokurator überwies. Die Verteilung der 1) Seeck, R.-E. IV 1847 -1859. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungs beamten• 190-204. - 2) Hirschfeld a. a. 0. 454f. Vgl. ebd, 194, Anm. 2; 435. - 3) Ebd. 16f. 29-39.
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Steuern auf die einzelnen Steuerpflichtigen fand durch die munizipalen Behörden auf Grund eines von Zeit zu Zeit vor genommenen census - einer allgemeinen Personen- und Besitz aufnahme - statt, zu deren Durchführung oder Überwachung kaiserliche funktionäre in die Provinzen gesendet wurden 1). Abgaben an den fiscus, die im ganzen Reiche, auch in Italien, von den römischen Bürgern erhoben wurden, waren eine fünf prozentige Erbschafts- und eine ebenso hohe Sklavenfreilassungs steuer 2). Sklavenverkäufe wurden allenthalben mit 4 Prozent, alle anderen Verkäufe mit 1 Prozent besteuert 3). Am Ende des Prinzipats wurden wohl alle diese Abgaben vom Staate un mittelbar verwaltet 4). Dagegen wurden die Zölle, die nicht nur an den Reichsgrenzen, sondern auch an Zollinien innerhalb des Reiches erhoben wurden, teilweise noch in spätrömischer Zeit, wie vormals alle Abgaben, verpachtet; unter dem Prinzipat be trugen sie meist 2-5 Prozent, seit dem IV. Jahrhundert scheinen sie überall auf 12 Prozent normiert worden zu sein ij). Auch die von Prokuratoren geleiteten fabriken des Staates, besonders Webereien und Purpurfärbereien, die staatlichen Berg werke und Steinbrüche unter procuratores metallorum und die Münzstätten des Reiches unter procuratores monetarum waren dem rationalis unterstellt 6). In der letzten Zeit des Prinzipats
1) Ebd. 55-76. Lecrivain, Dict. d. Antiquites V 431-434 (vgl. auch 437-439). Seeck, Beitr. z. alten Gesch. (Klio) I (1901) 172-182; Unterg. IP 220-225. 543 f. Zu den Kopfsteuern s. auch o. S. 31. Jus ltalicum: Mommsen, Staatsr. III 807-811. Premerstein, R.-E. X 1238-1253, bes. 1245. Unveränder lichkeit der tributa: Seeck, Beitr. z. alten Gesch. I 181 f. finanzielle Agenden der Senatsstatthalter: Hirschfeld a. a. 0. 69 f., vgl. 70-72. 75. 76. - 2) Hirsch feld a. a. 0. 96-109. - 3) Ebd. 93-96. Über den fortbestand der allge meinen Verkaufssteuer im Bas-Empire s. Cod. Theod. VI 26, 14, pr.; VII 20, 2. - 4) Mommsen, Staatsr. II 3 1017 f. Hirschfeld a. a. 0. 69. 94-96. 99-101. 109. - 0) Marquardt, Röm. Staatsverw. II' 269-278. Hirschfeld a. a. 0. 77-92. Cagnat, Dict. d. Antiquites IV 586-594. - 6) Fabriken: Gummerus, R.-E. IX 1462 f. 1514-1519. Persson, Staat u. Manufaktur im röm. Reiche (1923) 52- 54, vgl. 67 ff. Bergwerke und Steinbrüche: Hirschfeld a. a. 0. 145-180. Münzstätten: ebd. 181-189. Vgl. Maurice, Numismatique Constantinienne I (1908), p. XI-XXV, dessen Schilderung in der Hauptsache auch schon für den ausgehenden Prinzipat zutrifft. - Obwohl Hirschfeld a. a. 0. 31 das Amt des a rationibus bzw. rationalis zutreffend als „Reichsfinanzministerium" be zeichnet, vermeidet er es doch überall, die Unterordnung der in den Provinzen tätigen kaiserlich-staatlichen Prokuratoren unter den rationalis klar auszu sprechen. Der geregelte Gang der Verwaltung ist aber ohne dieses Verhältnis
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Münzwesen
waren Goldstücke aus dem Verkehr fast ganz verschwunden; waren sie einst eine bestimmte Münzsorte im Gewicht von un gefähr 8 g gewesen, so wurden sie jetzt nicht nur fast durchweg viel leichter, sondern auch ganz ungleichmäßig geschlagen und wohl nur zum Zweck der Geschenke, die der Kaiser seinem Heere machte. Die weitaus häufigste Münze war der Doppel denar, der aus reinem Silber bestehen sollte, infolge von wieder holten großen Münzverschlechterungen aber in Wirklichkeit aus Kupfer mit einem ganz schwachen Silberzusatz, aus s. g. Weiß kupfer, bestand, so daß seine Kaufkraft tief gesunken war; zu größeren Zahlungen verwendete man daher Säcke (/olles), deren jeder vermutlich schon am Ende des Prinzipats 3125 Doppeldenare (= 100.000 As, der kleinsten Münzeinheit) enthielt und zeitweilig den Wert von 1/8 Pfund Gold darstellte; ein römisches Pfund (322·56 g) Gold war also jetzt 50.000 Denare wert, während noch gegen Ende des II. Jahrhu!]derts 1125 Denare auf das Goldpfund gegangen waren. Offizielle Rechnungseinheit war der Sesterz aus Messing, der bis in die Zeit der völligen Zerrüttung des Münz wesens ein Viertel des Denars gegolten hatte. In einer unveränder lichen Zahl von Sesterzen waren die festen Geldsteuern' der Pro vinzen angesetzt. Durch den Zusammenbruch der Währung war daher eine der wichtigsten Quellen, aus denen der fiscus gespeist wurde, nahezu versiegt; auch durch eine Verfügung des Kaisers Aurelian, daß in Hinkunft der Doppeldenar nicht mehr acht Sesterzen, sondern nur einen einzigen· zu gelten habe, wurden sie nicht einmal auf ein fünftel ihres ursprünglichen Wertes wieder erhöht 1). • Gleichzeitig aber waren infolge der schreck-
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unvorstellbar; daß es bestand, darf man umso weniger bezweifeln, als für die spätrömische Zeit der nur dem Namen nach vom rationalis des Prinzipats ver schiedene comes sacrarum largitionum als Vorgesetzter jener Beamten sicher be zeugt ist. - 1) Regling, Ein!. in d. Altertumswiss. 11 3 (1922) 105 f. Seeck, Zeitschr. f. Num. XVII (1890) 68. 81-85. 117 f.; Num. Zeitschr. XXVIII (1896) 71-84; R.-E. VI 2829-2834; Unterg. I1 2 194-228. 541-544. Daß Naville das römi sche Pfund richtig auf 322·56 g bestimmt hat (s. u. S. 177, Anm. 7), scheint mir trotz dem von verschiedenen Seiten, so von Mattingly and Sydenham, The Roman Imp. Coinage I (1923) 32 f., gegen Naville erhobenen Widerspruch sicher. - Eine n�tzliche Einführung in das Münzwesen des Prinzipats gibt Sydenham, Num. Chron. XVIII (1918) 182-186; XIX (1919) 114- 151. 168 bis 171, dem aber in zwei Punkten zu widersprechen ist: 1. Sydenham schließt sich 1. c. XIX 132-134 der Ansicht von Oman, Num. Chron. XVI (1916) 37-60 an, daß der von Severus Antoninus ausgegebene s. g. ,,Antoninianus"
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Versagen der fiskalverwaltung
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liehen Not jener Zeit auch qie Erträgnisse der übrigen Reichs abgaben viel geringer als früher: die zunehmende Verarmung minderte den Ertrag der Erbschafts-, die Einschränkung des Verkehrs den der allgemeinen Verkaufssteuer und der Zölle; die Eingänge aus der Sklavenverkaufs- und der freilassungs steuer aber nahmen wohl schon seit langem in demselben Maße ab, in dem die Sklavenwirtschaft zurücktrat 1). Dieser Zustand führte zu einer wichtigen Veränderung in der Finanzverwaltung. Die vom rationalis verwalteten Einnahms quellen konnten nur mehr einen kleinen Teil der Staatsbedürf nisse befriedigen, unter denen die Erhaltung des Heeres das unabweisbarste und zugleich kostspieligste war. Eine vollstän dige Reform der Staatsfinanzen war notwendig geworden. Die letzten Herrscher des Prinzipats sind nicht dazu gelangt, sie durchzuführen; man half sich vielmehr mit außerordentlichen Naturalsteuern zur Belieferung des Heeres, die in den Provinzen ausgeschrieben wurden, wo und wann es gerade nötig war. In früherer Zeit hatte man nur selten diese Maßnahme ergriffen, kein Doppeldenar gewesen sei, sondern nur eineinhalb Denare dargestellt habe. Diese Annahme stützt sich 1 nur auf die Beobachtung, daß unter Severus Antoninus die neue größere Silbermünze mit demselben Feingehalt wie der Denar, aber nicht zweimal, sondern nur eineinhalbmal so schwer ausgebracht wurde. Allein die Gleichsetzung dieser Stücke mit eineinhalb Denaren führt nicht nur zu Schwierigkeiten, die Sydenham sehr wohl erkannt hat, und die sich nur durch weitere, ganz unsichere Hypothesen umgehen lassen, sondern sie beraubt uns m. E. auch der besten Erklärung für das Aufkommen des „An toninianus 11 überhaupt. Seeck, Unterg. 11 2 207 schrieb noch: ,,Doch wenn er (sc. Caracalla) plötzlich Doppeldenare zu schlagen begann und das zwar in solcher Masse, daß sie bald den ganzen Geldumlauf beherrschten, so wissen wir zwar nicht, was sein zerrüttetes Gehirn sich dabei gedacht hat ... "· Wenn aber die neue Münze nur eineinhalbmal so viel Silber enthielt wie der Denar und doch als Zweidenarstück ausgegeben wurde, so ist die bei ihrer Einführung verfolgte Absicht klar; Severus Antoninus, der sehr gut wußte, was er wollte, wagte es im Gegensatze zu späteren Kaisern nicht, den Fein gehalt der Silbermünzen, der unter ihm durchschnittlich 55 Prozent beträgt, noch weiter herabzusetzen, und ersann deshalb in seiner finanziellen Bedräng nis ein neues Auskunftsmittel. 2. Das Problem der aurelianischen Münzreform hat 'm. E. durch Seeck eine durchaus befriedigende Lösung gefunden, von der sich Sydenham 1. c. 146 f. ohne ersichtlichen Grund und mit Unrecht entfernt. Ganz verfehlt sind die Ausführungen von Webb ibid. 235-243 über denselben Gegenstand; denn das griechische K läßt sich ebenso gut als Doppel denarzeichen erklären wie das lateinische XX. - 1) Vgl. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten• 105. 109.
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Annona militaris - R.es privata
und anfangs bloß dann, wenn es galt, durch temporäre Ergän zung der annona, der Getreideversorgung Roms, die Ewige Stadt vor Hungersnot zu bewahren; seit dem II. Jahrhundert wurde der Name annona auch auf Naturallieferungen für die Heeres versorgung angewendet. Da das militärische Verpflegswesen Sache der Prätorianerpräfekten war, so waren es diese und nicht etwa der rationalis, welche die annona militaris in dem Ausmaß, das dem jeweiligen Bedarf entsprach, ausschrieben und durch die militärischen Dienststellen und die Provinzstatthalter ein treiben ließen, während die unmittelbare Erhebung und Auf teilung auf die Steuerpflichtigen wie bei den ordentlichen Steuern durch die Munizipalbehörden erfolgte. Als Zentralstelle der tat sächlich bedeutendsten Steuer war die Prätorianerpräfektur schon am Ende des Prinzipats ein viel wichtigeres Finanzministerium als der vom rationalis geleitete fiscus1). Am Ende des Prinzipats waren die Güter, die im laufe der Zeit, vornehmlich durch Konfiskationen und Erbschaften, den Kaisern zugefallen waren, der weitaus größte Teil der öffentlichen Ländereien; obwohl sie juristisch Kroneigentum, res privata (des Herrschers), waren, diente ihr Ertrag doch in der Hauptsache staatlichen Zwecken. An der Spitze der gesamten Kronvermögensverwaltung stand der m agister rei pr iv a t ae. Zwischen Kroneigentum und kaiserlichem Privat eigentum scheint kein Unterschied gemacht worden zu sein; doch bildete wenigstens ein Teil der Liegenschaften, die schon vor den gewaltigen Konfiskationen des Septimius Severus kaiser liches Eigentum gewesen waren, unter dem Namen patrimonium principis eine besondere, vielleicht erst im IV. Jahrhundert völlig in der res privata aufgegangene Masse 2). Nur ein verhälthis1) Seeck, Zeitschr. f. Soz.- u. Wirtschaftsgesch. IV (1896) 329-334. Rostowzew, R.-E. VII 164-171, bes. 167 f.; Soc. & Econ. Hist. 363f. 374f. 432-434. 436f. 603. 606f. 624-626. Weder Seeck noch Rostowzew verweist auf die Bedeutung, welche die Abwandlung im Steuerwesen für die Geschichte der Prätorianerpräfektur und damit der Zentralverwaltung überhaupt hat. Vgl. u. S. ll0f. 177. 181. - 2) Zu einheitlicher Auffassung über die res pn� vata und das patrimonium principis ist die Forschung noch nicht gelangt. Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten• 18-29. 40-47. 121-143. 352-358. Mitteis, Abhdl. d. Sächs. Oes. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. XX 4, 42f.; Röm. Privat recht I (1908) 358-362. Lecrivain, Dict. d. Antiquites IV 350-355. 812. Willems, Droit public 7 492f. Liebenam, R.-E. I A 631-633. Meine Studien z.
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Fiskalp�ozeß - Stadtpräfektur
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mäßig kleiner Teil des Kronguts, vor allem der, welcher den Bedürfnissen der Hofhaltµng diente, wurde unmittelbar nach dem Kolonatssystem bewirts' chaftet 1), auf den übrigen Kron ländereien bestanden die schon erörterten Großpacht- und Besitzverhältnisse (s.o. S. 39f.); die Güter des patrimonium und vermutlich lange Zeit nur sie wurden zu ius emphyteuticum vergabt 2). In Prozessen, an denen der jiscus oder die res privata . beteiligt war, richteten die Prokuratoren dieser Vermögens verwaltungen; gegen Entscheidungen der Prokuratoren konnte man an den Kaiser appellieren. Doch hat sich vielleicht schon unter dem Prinzipat der rationalis bzw. der magister rei privatae als Zwischeninstanz zwischen die Prokuratoren und den Kaiser eingeschoben; wenigstens erscheinen seit dem IV. Jahrhundert die Chefs des jiscus und der res privata als die regelmäßige Appellationsinstanz in solchen Prozessen 3). Das staatliche und Kronvermögen wurde als Prozeßpartei von ständigen advocati fisci vertreten, die dem Advokatenstande angehörten und fest besoldet waren; mit der Bekleidung der Funktion eines advocatus fisci begann unter dem späteren Prinzipat gewöhnlich die ritter• liehe Zivilcarriere 4). Schon in den bisherigen Ausführungen wurde mehrmals auf die Sonderstellung hingewiesen, die Italien und besonders R o m noch immer den Provinzen gegenüber einnahm. Die höchste kaiserliche Zivilbehörde für Rom war der Stadtpräfekt, der vom Kaiser aus der Zahl der Konsulare ernannt wurde und nächst den Prätorianerpräfekten der höchste Beamte des Reiches war. Er war der Polizeichef und der ordentliche Zivil und Kriminalrichter der Hauptstadt und ihres Umkreises bis zum 100. Meilensteine; gegen die Urteile der Prätoren, deren beschränkte Zivilgerichtsbarkeit wir schon erwähnt haben, konnte Oesch. d. byz. Reiches (1919) 169- 171. Schon am Ende des Prinzipats wird es kaum noch Ländereien unter der Verwaltung des rationalis gegeben haben (s. His, D. Domänen d. röm. Kaiserzeit 24). Im besonderen s. über den ma gister rei privatae und seine Unterbeamten Hirschfeld a. a. 0. 43 f., Anm. 4; 44-47. Liebenam a. a. 0. 632 f. - 1) His a. a. 0. 7 f. 77 f. 82 f. Kornemann, R.-E., Suppl. IV 257. 263. Vgl. auch u. S. 177. - 2) Mitteis, Abhdl. d. Sächs. Oes. d. Wiss., Phil.-hist. KI. XX 4, 41 f. 43. 51-57. - 3) Mommsen, Staatsr. 11 3 1022- 1025. Willems, Droit public 7 498 f. 632. - !) Hirschfeld, D. kaiserl. Verwaltungsbeamten• 48- 52. 428 f.
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Römische Stadtverwaltung - Lebensmittelspenden
an ihn Berufung eingelegt werden, gegen seine eigenen Urteile stand die Appellation an den Kaiser offen 1). Die verschiedenen kaiserlichen Behörden, die es außer ihm in Rom gab, waren im IV.Jahrhundert und später alle ihm unterstellt; ursprünglich war das anders gewesen, ob aber noch am Ende des Prinzipats,. ist zweifelhaft 2). Die wichtigsten dieser B�amten waren der praefectus annonae und der praefectus vigilum, zwei perjectissimi, von denen dieser für die nächtliche Sicherheit und das Lösch wesen zu sorgen hatte, jener dem Verpflegswesen der Haupt stadt und darum auch der dortigen Schiffer- und Bäckerzunft · vorgesetzt war; beide besaßen eine die Angelegenheiten ihrer Ressorts betreffende Gerichtsbarkeit 3 ). Seit der letzten Zeit der Republik hatte das stadtrömische Proletariat, die plebs urbana, wie es in der Kaiserzeit regelmäßig genannt wird, das Privileg, vom Staate kostenlos in einem zu seiner Ernährung genügenden Maße mit Getreide beliefert zu werden; die Zahl der Portionen betrug nach der Ordnung des Kaisers Augustus 200.000, hat sich aber später ohne Zweifel mit dem Rückgang der Be völkerung vermindert.Im Laufe der Kaiserzeit sind diese Spenden, an denen auch in der spätrömischen Epoche festgehalten worden ist, immer weiter ausgestaltet worden. Septimius Severus (193-211) fügte den monatlichen Getreideverteilungen tägliche von Öl hinzu; seit Aurelian, der die Kornspenden durch täg liche Austeilung von Weizenbrot ersetzte, wurde „ nicht allein Brot, Öl und Salz, sondern auch Schweinefleisch ... regelmäßig dem Volke der Hauptstadt ohne Entgelt verabreicht", außerdem geht vielleicht schon auf diesen Kaiser das Ausschenken von Wein an die Quiriten zu einem geringeren Preise als dem, den der Staat für ihn hatte zahlen müssen, zurück. Es ist leicht zu erkennen, eine wie schwere Bel,ptung die ganze Einrichtung für den Staat bedeutete 4). I t a 1 i e n außer Rom genoß neben der schon erwähnten 1) Mommsen, Staatsr. 11 3 969. 985. 1059-1068. Willems, Droit public 7 501 f. - 2) Mommsen a. a. 0. 1065 f. 1068 f. Willems I. c. 587 f. 589 f. 3) Mommsen a. a. 0. 1041-1044. 1054-1058. Hirschfeld, D. kaiserl. Ver waltungsbeamten• 240-257. Willems I. c. 503. 505 f. Reynolds, The Vigiles of Imp. Rome (1926), dazu Premerstein, Gnomon III (1927) 248-250. - 4) Hirsch feld a. a. 0. 230-240. Oroag, Vierteljahrschr. f. Soz.- u. Wirtschaftsgesch. II 494 f. (daraus das obige Zitat). Willems I. c. 486 f. 589 f. Dessau, Oesch. d. röm. Kaiserzeit I (1924) 336-340.
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Verwaltung Italiens ·_ Provinzialverwaltung
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Steuerfreiheit, hinsichtlich deren es bis ans Ende des Prinzipats der Stadt Rom gleichgestellt war, den Provinzen gegenüber bis ins IV. Jahrhundert noch die andere Vergünstigung, daß die Hauptstraßen des Landes wesentlich nicht durch deren Anrainer, sondern vom StaI. 11 • 82 s. Ar,he„gr,{f;, 'J'riestino XV (1890) 413 et voir SUNl>WAJ.J., Abh,/1. zur U.:1s,k .J„s ,wsg.:1h. Röm1!l'lll111s 183 s., n. 4. 1•
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JUSQU'A LA MORT DE ZENON
une tres !arge mesure ; mais la devalorisation du double denier en une monnaie de cuivre blanc avait eu pour consequence que, sous Aurelien, la frappe du cuivre pur avait cesse, et qu'ainsi s'etait eteint le privilege monetaire du senat. Odoacre proceda a une reforme monetaire ou se montre l'excellence de sa politique economique, car eile atteignit si bien son but que vers la fin du siede, l'empereur Anastase la copia, a la grande satisfaction de ses sujets. Elle fournit a Odoacre l'occasion de restituer au senat ses pouvoirs monetaires de jadis : desormais, on n'emit plus en Italie du cuivre blanc, mais du cuivre pur, dont les pieces les plus lourdes, qui avaient au debut un poids moyen de plus de 16 grammes, re9urent, du moins lors de la reforme correspondante en Orient, le nom de l'ancien follis ; ce nouveau follis ne valait plus 32 nummi comme son devan cier (t. I, p. 178), mais 40; et, de meme que ses subdivisions de 20, 10 et 5 nummi, il fut, a la difference de l'ancien cuivre blanc, marque d 'un chiffre permettant de reconnaitre distincte ment la valeur de chaque piece. Ce qui nous interesse surtout ici, c'est que la plus grande partie de cette monnaie de cuivre, probablement toutes les pieces frappees a Rome, le furent sur ordre du senat et dans la mesure qu'il jugeait utile 1. II faut rapprocher de ce fait une autre innovation d'Odoacre d'apres laquelle le plus ancien ex-consul ordinaire, appele prior ou caput senatus, exer9ait certaines attributions, sans doute detachees en partie de la prefecture urbaine : il faut voir la, semble-t-il, le dessein de faire revivre le princeps senatus de la Rome republicaine. Cette nouvelle fonction etait la seule qu'on n'obtint qu'indirectement de la faveur d'un souverain et, normalement, pas de celle du souverain vivant ; sa mise en vigueur eut pour consequence que, depuis la fin du ve siede, le consulat d'Occident fut frequemment confere a des membres tres jeunes de la haute noblesse de la ville de Rome, parfois meme a des enfants, qui pouvaient ainsi devenir prior senatus encore dans la force de leur äge 2• II parait avoir ete tres rare, I. F. F. KRAUS, Die Münzen Odovacars u. des Ostgotenreiches p. 14-17. 47 s. 57 s. 61. 2. MoMMSEN, Ges. Sehr. VI 428, n. 4; 430. Mes remarques dans Zeitschr. der Savigny-Stift., Rom. Abt. XLI (1920) 236 s. (pour un detail, voir ma correction t. I 563, n. 1). Cf. SUNDWALL, Abhdl. 204 s. En Orient au contraire, ce ne fut que par exception qu'un enfant fut investi du consulat en 491 (plus bas p. 67, n. 1). Dans Zeitschr.
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sous Odoacre, qu'un personnage etranger a ces familles, peu nombreuses et le plus souvent apparentees les unes aux autres, parvint aux hautes fonctions et ainsi au senat (t. I, p. 339) ; cette assemblee, par suite de la disparition de ses membres d' Afrique, de Gaule et d'Espagne, n'etait plus guere composee que d'Italiens 1. Parmi eux, sous Odoacre, la famille des Deces fut particulierement en relief 2. Son chef etait alors le patrice Caecina Decius Maximus Basilius le Jeune, consul de 480 et fils de l'homme d'Etat du meme nom qui avait ete prefet du pretoire a l'epoque de Majorien et de Ricimer (t. 1, p. 555. 562, n. 5). En qualite de prefet du pretoire et, ainsi qu'on l'appelle a cette occasion, comme « substitut (agens vices) du roi Odoacre », c'est lui qui pourvut en 483 a l'election de Felix III au pontificat; il rendit alors une ordonnance inter disant d'aliener des biens de l'Eglise romairte, sans doute pour empecher qu'ils ne fussent employes a corrompre les electeurs. Cette intervention du gouvernement dans les affaires du Saint Siege resultait d'un desir exprime par 1e pape Simplice, et etait conforme a l'interet propre d'Odoacre (plus haut p. 27) ; mais, comme le haut fonctionnaire agissant pour le gouver nement etait le chef de la plus eminente famille senatoriale, la majorite du senat etait sans doute aussi d'accord pour appuyer cette mesure dirigee en premiere ligne contre les intrigues d'une minorite de senateurs 3• Au total, on voit dans cette affaire 1a premiere ou se discerne l'influence que les partis du senat exerceront au cours des decades suivantes sur les elections papales - combien se sont accrues l'importance du senat et l'independance politique de ses membres. C'est peut-etre parce qu'Odoacre voulait faire du senat un soutien de sa domination en partageant avec lui l'heritage du der Savigny-Stift. l. c., j'ai souligne que les attributions administratives du caput senatus d'Occident faisaient defaut au rrpw,o,; ,'ij,; cruyxA�Tou ou rrpc,norrcx,p(xio� d'Orient ; aux sources que j'ai citees comme mentionnant ce dernier, il convient d'ajouter Petr. Patr., De caerim. 414, I. 12 B. (cf. BuRY, Lat. Rom. Emp. I 2 316, n. 2), et d'autres textes utilises ci-dessous : voir Excursus C. I. SUNDWALL l. c. p. 180 s. C'est tout a fait a tort que VAN DE VYVER, Speculum VI (1931) 247 s., n. 3, pretend le contraire. 2. SUNDWALL l. c. p. 98 s. III s. 129 s. 166 s. 3. M. G., Auctt. antt. XII 444 s. HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 56. 78, n. 4. SUNDWALL l. c. p. 98 s. 184 s. HALLER, Das Papsttum I 2 207. 490. Cf. aussi ENSSLIN, Byz. Zeitschr. XL (1940) 175.
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pouvoir imperial d'Occident, qu'il rencontra bien vite dans son propre entourage une apre resistance qu'il lui fallut briser par la force; nous apprenons que le II juillet 477 on executa a Ravenne un comes Brachila, et le 19 novembre 478 un autre Germain de haut rang, Adaric, qui s'etaient tous deux revoltes contre le roi 1. Ayant reussi a maitriser cette opposition, Odoacre parvint aussi, avec l'aide du senat, a rendre son autorite en quelque sorte legitime. Une ambassade qui tenait ses pouvoirs de l'ancien empereur Romulus Augustule et du senat de Rome, avait porte, sans doute des la fin de 476, les insignes imperiaux a Constantinople; elle etait aussi chargee de declarer que, dans les circonstances presentes, un seul empereur suffisait pour l'Occident et !'Orient, et devait demander a Zenon de nommer Odoacre patrice et de lui confier le gouvernement d'ltalie, pour lequel elle le disait qualifie tant au point de vue politique que militaire. A la meme epoque se trouvait a la Cour de Constr.ntinople une ambassade de l'empereur Julius Nepos, venue de Dalmatie pour obtenir sa restauration, et Verine s'employait activement a realiser les desirs de son neveu par alliance (t. I, p. 535). Aurait-on pu, en lui donnant satisfaction, se debarrasser des ce moment de l'un des deux Theodoric, qui en 479 fit lui-meme une proposition en ce sens (plus haut p. 15)? 11 est difficile de l'aflirmer; en tout cas lllus, qui etait alors en mauvais termes avec Verine, n'avait aucune envie d'accroitre la puissance de Nepos; on se rappelle les relations ulterieures d'lllus avec Odoacre, et l'on sait que l'assassinat d'Armatus avait ete accompli a l'instigation d'lllus par Onoulphe, le frere d'Odoacre (plus haut p. 8 s.). Le gouver nement byzantin se prononc;a donc pour un moyen terme : on n'accorda a Nepos aucun appui effectif, mais, par courtoisie a son egard, on ne donna pour le moment qu'une satisfaction partielle a la dcmande des ambassadeurs italiens. Zenon souligna que Nepos etait toujours empereur d'Occident; Odoacre devait donc le restaurer en Iralie tout en lui demandant la fonction de Premier magister militum praesentalis a laquelle la dignite de patrice se joignait regulieremefit et dont Oreste avait ete le dernier titulaire; mais la dignite de patrice, sans fonction, etait conferee a Odoacre, en termes flatteurs, par Zenon lui meme. Une sol�tion n'intervint qu'en 479. Entre temps la I. Cnns. Ital. aJ a. 477 s. Marcell. com. ad a. 477.
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position d'Odoacre s'etait raffermie; naturellement, il ne s'etait pas entendu avec Nepos; Verine avait ete emprisonnee, et 1a Cour de Contantinople, lllus etait plus puissant que jamais. Zenon se decida donc reconnaitre au maitre de l'Italie certaines prerogatives imperiales, notamment le droit de nommer les fonctionnaires; ceci parait ressortir du fait qu'en Occident le consulat n'avait plus eu de titulaire depuis 472, mais que pour 480 et pour chacune des annees suivantes, Odoacre designa un consul qui fut regulierement reconnu aussi en Orient 1• L'embarras que presentait l'existence de l'empereur protesta-
a
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x. Malch. frg. 10 (FHG IV u9). Comme l'ambassade italienne fut envoyee a la nouvelle du second avenement de Zenon (elle n'est donc certainement pas identique a celle du patrice Latinus et du spectabilis Madusius, laquelle avait eu lieu quelques mois auparavant, Coll. Avell n° 57, 1), et que celle qui etait venue de Dalmatie transmit les felicitations de Nepos a l'occasion de cet evenement, ces ambassades sont toutes deux du printemps de 477 au plus tard, et probablement deja de l'automne de 476; en faveur de cette dernierc date semblent militer aussi les mots €'I -r e�'ij� h�L au commen cement du fragment suivant de Malchus, que d'accord avec BROOKS, Cambr. Med. Hist. 1 474, et BuRY, Lat. Rom. Emp. 1 2 413 s., je rapporterais a 477 plutöt qu'a 478. 11 faut donc en tout cas rejeter l'hypothese, traditionnelle mais denuee de fondement, suivant laquelle l'ambassade senatoriale mentionnee par Malchus, aurait conclu l'accord de 479 qui au contraire a ete le resultat d'autres negociations, en cours sans doute au moment ou Theodoric offrait de restaurer Nepos. - Quant a la contradiction apparente dans la conduite de Zenon en ce qui concerne le patriciat d'Odoacre (cf. MoMMSEN, Ges. Sehr. VI 445, n. 2. HARTMANN, Gesch. Italiens 1 2 53 s.), je crois la resoudre d'une maniere satisfaisante par l'expose qu'on vient de lire, alors qu'elle resterait entiere si nous nous placions au point de vue d'ENSSLIN, Serta Hoffi,lleriana (1940) 381 s., d'apres lequel ce patriciat implique rait de droit les fonctions de Premier maitre des milices a competence elargie (sur ce pretendu patriciat-fonction, voir plus bas p. 117, n. 2). Les insignes imperiaux d'Occident : Anon. Vales. § 64. Cassiod. chron. 1303. M0MMSEN 1. c. p. 477 s., n. 3. L'assertion de HALLER, Das Papsttum 1 2 2u. 490, d'apres laquelle Odoacre n'aurait renvoye les ornamenta palatii qu'en 487-8, en signe de rebellion ouverte contre l'empereur ( ! ), est absurde; cf. plus bas p. 54. - Pour l'accord de 479, cf. MoMMSEN 1. c. p. 334 s. 378-383, qui d'abord (p. 383) le datait de 480, et plus tard seulement de 479. La premiere opinion de Mommsen a ete reprise par DBLBRUECK, Die Consulardiptychen (1929) 102, mais sans raison suffisante, car l'empereur a observe a l'egard des consulats occidentaux de 481-486 exactement la m!mc attitude qu'a l'egard de celui de 480 (cf. Delbrueck lui-m!mc p. 171). Das-Empire. II. - 6
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JUSQU'A LA MORT DE ZENON taire Nepos disparut bientot, car au printemps de 480, Nepos fut assassine dans sa villa pres de Salone par deux de ses gens qui usurperent alors 1a domination de la Dalmatie 1. Nous ne savons si Odoacre s'est jamais attribue formellement, ou fait conferer, la charge de Premier maitre des milices; toujours est-il qu'il en a exerce les pouvoirs. Sous ses ordres on trouve d'autres Germains dans la charge de maitre des milices 2, mais les titulaires de la comitiva domesticorum sont des Romains, ce moment d'une reelle bien que cette fonction fü.t encore importance militaire 3• Odoacre a naturellement tenu compte du principe, que reconnaitront, beaucoup plus tard encore, meme des rois bar bares independants de !'Empire, et en vertu duquel la frappe de l'or etait reservee l'empereur; aussi les monnaies d'or n'ont-elles ete frappees SOUS son regne qu'au nom et l'effigie de l'empereur. Ce fut aussi le cas, 1a plupart du temps, pour les monnaies d'argent et de cuivre ; toutefois 1a frappe de ces demieres par le senat portait au revers les lettres SC ( = senatus consulto), tandis que les monnaies de cuivre royales de la meme epoque, peu nombreuses en comparaison des pieces senatoriales, portaient, suivant un exemple donne par Ricimer (t. I, p. 562), le monogramme d'Odoacre. Ce ne fut sans doute qu'au cours de ses dernieres annees, pendant la guerre contre Theodoric, qu'il emit - le premier peut-etre de tous les princes germaniques - des monnaies d'argent et de cuivre sa propre effigie et son nom (Flavius Odovacar) 4• Tout comme il n'a jamais
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• r. Cons. Ital. ad a. 480. Marcell. com. ad a. 480, 2. 2. Anon. Vales. §§ 51. 54. Fasti Vind. priores 640. 645 (M. G., Auctt. antt. IX 318. 320). Auct. Prosp. Havn. (ibid. p. 319. 321). MoMMSEN, Ges. Sehr. VI 444. 3. SUNDWALL, Abhdl. 149. 183, cf. aussi 94. 165 s. ENSSLIN, Serta Hoffi/leriana 387 s. 4. F. F. KRAUS, Die Münzen Odovacars u. des Ostgotenreiches p. 46-62, qui n'a cependant pas remarque le rapport entre le mono gramme royal et le SC des pieces de cuivre senatoriales, et dont par consequent le classement chronologique est errone. D'autre part, nous ne saurions admettre avec L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2 333, que le nom de Flavius sur les monnaies a l'effi.gie d'Odoacre, donne a entendre que celui-ci n'etait pas alors en mauvais termes avec l'empereur; rappelons seulement qu'a partir d'Authari les rois lombards, bien qu'ouvertement ennemis de l'Empire, seront des Flavii eux aussi (cf. Paul. Diac. hist. Lang. III 16. L. SCHMIDT l. c. p. 603). Sur le
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revetu la pourpre ou d'autres marques de puissance souve raine 1, i1 figure aussi sur ces monnaies sans insignes et meme sans son titre de roi 2, qui en effet ne designait du point de vue romain qu'une relation de caractere prive entre lui et ses barbares ; cependant, il fut certainement, des le debut, appele roi de fac;on courante, meme par ses sujets romains 3, tout comme le maitre de la Burgondie etait roi non seulement pour les Germains mais aussi pour les Romains de son terri toire, bien qu'il gouvernät ces derniers - d'une maniere qui a certainement servi de modele a la situation d'Odoacre - en qualite seulement de magister militum Galliarum dont la com petence est elargie par delegation imperiale (t. I, p. 571 s. et plus bas p. 59. II7 s.). Le royaume d'Odoacre ne comcidait pas, au point de vue territorial, avec !'Empire de Romulus Augustule. Le roi des Visigoths, Euric, avait en effet profite des desordres qui accom pagnerent la chute de !'Empire en Italie, pour conquerir le dernier fragment de Gaule encore soumis au gouvernement de Ravenne, la Provence meridionale avec Arles et Marseille. Odoacre laissa faire et semble meme avoir renonce par traite au territoire occupe par Euric 4• Mais cette perte se trouva largement compensee par une acquisition beaucoup plus importante qu'il fit a la meme epoque. Le vieux roi des Vandales, Genserie, dont les jours etaient comptes, desirait que l'avene ment de son successeur ne fü.t pas trouble par un ennemi du dehors ; a ses yeux, un accord durable avec le maitre actuel de l'Italie, qui etait de sa religion et de race apparentee a la sienne, serait la meilleure garantie de la securite du royaume vandale dont la vigueur allait disparaitre avec la personne de son genial fondateur. C'est ainsi qu'en echange d'un tribut annuel Genserie, tres peu de temps avant sa mort, survenue le 25 jannom de Flavius porte par Odoacre, voir aussi ENSSLIN, Serta Hoffil leriuna 385 s. 1. Cassiod. chron. 1303. 2. Voir les monnaies citees plus haut p. 41, n. 3. 3. M. G., Auctt. antt. XII 445. MARIN!, Pap. dipl. n ° 82. Archeogr. Triest. XV 413. Cassiod. chron. 1303. Cf. ENSSLIN, Serta Hoffilleriana 386. 4. Auct. Prosp. Havn. ordo prior ad a. 476, 1 (M. G., Auctt. antt. IX 309). Chron. Caesaraug. ad a. 473 (M. G., Auctt. antt. XI 222). Isid. hist. 34 (ibid. p. 281). Jord. Get. § 244. Procop. bell. Goth. I 12, 20. Cf. t. I 585. 587.
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vier 477, ceda la majeure partie de la Sicile a Odoacre; quelques annees plus tard, ce dernier la possedait tout entiere 1. Au 1ve siede, en Sicile l'elevage l'emportait de beaucoup sur la culture des cereales (t. I, p. 25) ; cependant, depuis que, sous Valentinien III, l'importation des bles d'Afrique s'est trouvee subordonnee au bon plaisir des Vandales, on aura du s'efforcer de faire a nouveau de la Sicile le grenier de l'Italie comme eile l'avait ete surtout aux He et 1er siedes avant J.-C. 2• La conquete vandale, operee vers 470, avait annihile pour un temps des efforts de ce genre ; mais apres son retour a l'Italie, s'accomplit, sans doute sous Odoacre et gräce a sa sollicitude, l'evolution qui a transforme la production sicilienne, rendant l'Italie economiquement independante de l'Afrique, et faisant de la Sicile un des elements les plus precieux du royaume italien. Si nous voyons expressement attester l'attachement des Siciliens a Odoacre au cours de sa lutte contre Theodoric 3 et si les sources posterieures au debut du v1 e siede nous montrent la Sicile au premier rang des pays exportateurs de ble 4, ces deux ordres de faits doivent se rattacher a une seule et meme cause. Eo 481 Odoacre entreprit une expedition contre la Dalmatie, qui l'occupa encore l'annee suivante ; les assassins de l'empereur Nepos furent vaincus et tues, et 1a Dalmatie incorporee au royaume d'Italie 5• Ni la Sicile ni 1a Dalmatie n'ont ete alors reintegrees dans le ressort de la prefecture du pretoire d'Italie dont ces deux provinces faisaient partie au temps des empereurs, et cela eut une grande importance, pour bien longtemps encore, au point de vue de 1a geographie admi nistrative. Plus le roi accordait une grande latitude au senat et, par consequent, laissait agir a sa guise le prefet du pretoire qui etait choisi dans 1a plus haute noblesse senatoriale, plus il devait paraitre desirable a Odoacre de soustraire une partie 1. Vict. Vit. I, §§ 14. 51. L. SCHMIDT, Gesch. der Wandalen 2 (1942) 93. 96. 99 (surtout aussi n. 4). Le jour de la mort de Genserie est a inferer du Laterculus regum Wandalorum (M. G., Auctt. antt. XIII 458). 2. Cf. RosT0WZEW, Pauly-Wissowa VII 132; Storia econ. e soc. dell'Imp. Rom. (1933) 35, n. 27. 3. Cassiod. var. I 3, 3. 4. Ibid. IV 7, 2. Procop. bell. Goth. I 14, 17; III 15, 9; 16, 16. 20; 19, 14. Greg. I reg. I 2. 5. Cons. Ital. ad a. 481 s. Cassiod. chron. 1309.
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de ses territoires l'autorite du prefet. Peut-etre est-ce surtout cette consideration qui l'amena a creer un nouveau departement de l'administration centrale. Sous les empereurs d'Occident, tous les domaines imperiaux, y compris ceux qui etaient reserves aux besoins du souverain et de sa Cour, etaient administres par la comitiva rerum privatarum (t. I, p.341 s.); sous Odoacre et ses successeurs ostrogoths au contraire, l'administration des biens royaux apparait comme un service special, distinct de 1a res privata qui desormais est strictement reservee aux besoins de !'Etat, et le chef de ce service nouveau, le comes et vice dominus ou vicarius regis, appele depuis Theodoric comes patri monii, est le seul haut fonctionnaire civil du royaume d'Italie qui puisse etre germain 1. Le patrimonium royal dont il avait la gestion et dont les revenus permettaient les donations deja mentionnees (plus haut p. 43), etait considere comme propriete privee du roi; il se composait de terres frappees de confiscation depuis la chute de !'Empire 2, et surtout des anciens domaines imperiaux de Sicile et de Dalmatie, qu'Odoacre recouvra en regagnant ces provinces. Mais alors, par extension, toute 1a Sicile et toute la Dalmatie, parce qu'elles avaient ete acquiscs par le roi, furent considerees comme lui appartenant, fiction dont Odoacre ne se servit que pour placer ces deux provinces en dehors de la prefecture d'Italie et sous l'autorite administra tive du chef du patrimonium 3• Quoique la confiscation des biens revenant desormais au patrimonium continuat a etre effectuee par la comitiva rerum I. MoMMSEN, Ges. Sehr. VI 401 s. (cependant Bergantinus, men tionne ibid. 402, n. 2, n'etait pas Goth, voir SUNDWALL, Abhdl. 100). Le vicarius Fl. Paulus Andreas qui a Milan assigne, par ordre du roi, des donations sur le regius fiscus (Archeogr. Triest. XV 413), est manifestement vicaire du roi, et donc identique au vicedominus, et non, comme le pense SUNDWALL l. c. p. 90. 176, vicarius (prae fectorum praewrio) I taliae, car cette fonction n'existait plus depuis longtemps (t. I 182, n. 1. MoMMSEN l. c. p. 396), et si elle avait encore existe, eile n'aurait rien eu a voir avec les biens royaux. Pour l'application du terme vicarius aux rapports du fonctionnaire avec le roi, cf. aussi M. G., Auctt. antt. XII 445, ou le prefet du pretoire est designe aussi comme agens vices regis Odoacris. - Sur la date ou apparait le titre de comes patrimonii, voir plus bas p. 206, n. 2. 2. HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 108. 127 s., n. 17 (mais je nc partage pas l'avis de Hartmann au sujet de Cod. Just. I 34, 1, voir plus bas p. 206. SuNDWALL l. c. p. 183 s., n. 4. 3. Rhein. Mus. LXXIV (1925) 384-387.
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privatarum 1, la competence de cette derniere subit neanmoins, par suite de l'institution du patrimonium royal, une diminution
importante et durable 2 ; ce ne fut qu'une compensation assez maigre si le comes rerum privatarum fut bientöt charge de la juridiction criminelle dans les proces pour mariage incestueux et pour profanation de sepulture 3• Comme, d'autre part, le comes patrimonii assuma egalement, dans une large mesure, des fonctions de tresorier, 1a creation de sa charge retrecit sans doute aussi le champ d'action du comte des largesses sacrees 4• Ce n'est que dans le royaume d'ltalie que se trouve atteste le cumul permanent de la comitiva sacrarum largitionum avec le primiceriatus sacri cubiculi, qui, au debut, avait ete une fonction d'eunuque, et ·qui le resta toujours en Orient 5• Sous les derniers empereurs d'Occident et dans le royaume d'Italie, le comte des Largesses Sacrees n'a probablement jamais ete eunuque 6 ; c'est 1a sans doute une consequence de l'affaiblis sement inflige au pouvoir imperial par la preponderance de Ricimer, a moins que le cumul auquel nous faisons allusion n'ait ete, comme nous l'avons conjecture, decrete deja par Valentinien III en faveur de son eunuque Heraclius (t. I, p. 342 s. 517). Est-il vrai, comme le pretend une source grecque, qu'a un moment oll Illus et Leonce etaient depuis longtemps assieges dans le chäteau de Papirius et oll leur cause etait desesperee, Odoacre ait voulu aider les revoltes en marchant contre Zenon avec une force armee? C'est peu croyable ; le bruit qui en a couru, ne doit etre que le Contrecoup d'apprehensions eprouvees
1. Cassiod. var. VI 8, 5 s.; cf. t. I 175. 2. Cf. Cassiod. var. VI 8, 1. 7 et surtout VIII 13, 2 : honor nisi ex te crevisset, exiguus. 3. Ibid. VI 8, 3 s. C'est a tort que L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2
377 veut conclure du § 1 de cette formule que cette competence judiciaire du comes r. p. etait limitee a Rome; les mots actibus urbanis ne doivent etre compris que par antithese aux mots agrestium causas qui suivent. Cette mesure date peut-etre du temps d'Odoacre et au plus tard de l'annee 498, quand des mesures analogues furent prises en Orient (cf. plus bas p. 206). 4. Cf. Cassiod. var. VI 7, 9 et plus bas p. 122 avec la n. 2. 5. T. I 169. 341 s. (avec la n. 3 de la p. 342). Cassiod. var. VI 7, 4 s. 9. 6. Cf. SUNDWALL, Weström. Studien (1915) 27. 50 s., n ° 41; Abhdl. 106. ::: IO s. 131. 138. 142-145. 159. 175.
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a 1a Cour imperiale, en raison des anciennes relations d'Odoacre avec Illus et de son attitude dans 1e schisme acacien. Sous pretexte de devancer les intentions agressives d'Odoacre, la diplomatie imperiale suggera en 486 au roi des Ruges, Feva ou Feletheus (t. I, p. 588), d'envahir l'Italie par le Norique. Mais bientöt 1e fils de Feletheus, Frederic, assassina son oncle Ferderuch, qui, sous la suzerainete de son frere le roi des Ruges, et probablement en bonne intelligence avec Odoacre, possedait un territoire situe dans la partie orientale du Norique Ripuaire. Odoacre prit alors les devants en attaquant les Ruges ; apres une sanglante bataille, Frederic dut prendre 1a fuite, Feletheus et sa femme furent faits prisonniers et emmenes en ltalie (fin de 487). Apres le depart d'Odoacre, Frederic reparut et chercha a retablir la domination ruge ; mais Onoulphe qui etait alors au service de son frere (cf. plus haut p. 14), lui infligea une defaite ecrasante. Cette fois, Frederic s'enfuit avec les restes de son peuple en Mesie lnferieure, aupres de Theodoric qui l'accueillit amicalement. Ainsi finit en 488 le royaume des Ruges 1. Leur pays, qui correspond aujourd'hui a la partie de l'Autriche situee au nord du Danube, fut aussitöt occupe par une tribu de Germains orientaux, les Lombards. Au cours des deux siecles precedents, ceux-d, partis de l'Elbe inferieure, avaient traverse le Brandebourg, la Silesie et la Moravie, pour tomber un peu plus tard sous la dependance de leurs voisins de l'Est, les Herules 2• La plus grande partie de la Retie et la fraction du Norique Ripuaire situee entre l'lnn et l'Enns (plus de la moitie de la province) etaient depuis longtemps en possession de barbares alamans et peut-etre aussi thurin giens ; sous leur domination - comme des siecles plus tard encore sous celle de leurs successeurs bavarois - le sol fut toujours cultive par des colons de nationalite romaine restes I. Joh. Ant. frg. 98, Exc. de ins. p. 138, 1. 10-15. Eugipp. V. Sev. 44, 3 s. Anon. Vales. § 48 in. Cons. Ital. ad a. 487. Cassiod. chron. 1316. Sur la domination de Ferderuch cf. Eugipp. l. c. 42. 44, 1 ..:3 et HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 59. Contrairement a ce qu'en pense L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2 122, on ne peut pas conclure d'Eugipp. l. c. 44, 1-3, cf. §§ 1 s., que Ferderuch ne puisse pas etre mort trois ou quatre ans seulement apres S. Severin. 2. Origo gentis Lang. 3 (M. G., Scr. rer. Lang. p. 3). Hist. Lang. cod. Goth. 3 (ibid. p. 8). Paul. Diac. hist. Lang. I 19 ex. Procop. bell. Goth. II 14, 9. L. SCHMIDT l. c. p. 550 s. 569-578.
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dans le pays apres le depart de la population urbaine et des proprietaires fonciers romains 1. Quant a la partie orientale du Norique Ripuaire (moins etendue celle-la), qu'Odoacre avait conquise sur les Ruges en 487 et 488, elle fut, peu apres, com-. pletement evacuee, car le gouvernement italien n'etait pas militairement assez fort pour la defendre de fac;on permanente. Sur ordre du roi, le comes domesticorum Pierius fit conduire en Italie toute la population romaine, qui accepta ce transfert avec satisfaction ; eile emportait avec eile tous ses biens, ainsi que 1a depouille de son bienfaiteur saint Severin, mort six ans auparavant 2• CONQutTE DE L'lTALIE PAR THEODORIC
Odoacre, meme apres ses derniers succes, etait loin de desirer un conflit avec l'empereur. II le montra bien en prelevant sur le butin enleve aux Ruges des presents qu'il fit porter a Zenon 3, sans doute par son maitre des offices Andromachus (plus haut p. 34). L'empereur ne semble pas avoir accepte ces cadeaux, mais il se donna neanmoins l'air d'etre tres satisfait 4, et reconnut meme encore les consuls occidentaux qu'Odoacre designa pour 489 et 490 5, bien que l'expedition des Ostrogoths en Italie fut des ce moment en pleine voie d'execution. C'est a l'automne de 488 que Theodoric quitta la Mesie Inferieure 6 ; quoiqu'il n'ait pas emmene la totalite du peuple ostrogoth, ses bandes, renforcees par les Ruges de Frederic, ne peuvent guere avoir compte moins de cent mille personnes, y compris les femmes et les enfants 7• Elles prirent le chemin de la Pannonie 1. RIEZLER, Gesch. Baierns I 1 2 (1927), 90-94. 106-xo9. 2. Eugipp. V. Sev. 44, 4-7 (cf. 40, 4-6; 43, 9). VANCSA, Gesch. Nieder- u. Oberösterreichs I (1905) 114, n. I. 3. Joh. Ant. frg. 98, Exc. de ins. p. 138, 1. 15 s. 4. lbid. 1. 16 s. 5. MoMMSEN, M. G., Auctt. antt. XIII, p. 539. SuNDWALL, Abhdl. 187. 6. Marcell. com. ad a. 488, 2. Ennod. paneg. §§ 26 s. Procop. bell. Goth. I 1, 12. 7. Procop. bell. Pers. I 8, 3; bell. Goth. I 16, 2; II 14, 24; III 2, 1 s. HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 71. 80, n. 16. L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2 293.
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en suivant le Danube 1. Cette contree etait occupee par les Gepides qui, peu apres le depart des Ostrogoths (t. I, p. 527 s.), s'etaient installes dans le sud-est du pays, a Sirmium, et dans les regions avoisinantes de 1a province de Mesie Premiere 2; leur roi Thraustila tenta de s'opposer au passage, mais au cours d'un combat acharne son camp, avec de riches approvi sionnements, tomba entre les mains de Theodoric, et lui-meme fut ptobablement tue. Son fils et successeur Trasaric vecut longtemps en paix et en amitie avec Theodoric, et Mundo ou Mundus, neveu de Thraustila, se joignit aux Ostrogoths 3• II y eut une halte de plusieurs mois, apres quoi 1a marche reprit le long de la Save en direction de l'Italie, ou Odoacre occupait une position defensive fortifiee sur les bords de l'Isonzo. C'est la que, le 28 aout 489, Theodoric lui infligea sa premiere defaite; fin septembre, une seconde, tres sanglante, pres de Verone, l'obligea a se refugier derriere les marais de Ravenne. Theodoric occupa Milan et Pavie, et Tufa, maitre l'ennemi avec des forces consi des milices d'Odoacre, passa derables; mais ensuite la chance tourna. Envoye par Theodoric contre Ravenne, Tufa - un marechal Ney barbare - se rallia, a Faenza, son ancien maitre auquel i1 livra enchaines quelques uns des chefs goths. Odoacre put reprendre Cremone et Milan et assieger son adversaire dans Pavie; il semble meme s'etre avance passagerement jusque devant les murs de Rome, et comme les portes de 1a ville lui restaient fermees, il en devasta les alentours 4• C'est vraisemblablement alors qu'il eleva son 1a dignite de Cesar 5, sans doute pour se concilier fils Thela
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r. Jord. Get. § 292. Sur Procop. bell. Goth. I r, r3, voir HARTMANN 1. c. p. 80, n. r7 et L. SCHMIDT l. c. p. 294, n. 6. 2. Ennod. paneg. § 60. Procop. bell. Vand. I 2, 6. 3. Ennod. paneg. §§ 28-35. Paul. Diac. hist. Rom. XV 15 (cf. Jord. Get. § 300). Malal. 450 B. Theophan. A. M. 6032. Cf. D1cuLEscu, Die Gepiden I (1922) • 106-110. HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 167, n. 10. Les doutes de L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2 294, n. 4 s.; 534 in. ne me semblent pas fondes. 4. Cons. Ital. ad a. 490. Cassiod. chron. 1319-1321. Ennod. V. Epij. ro9-111. 127; paneg. §§ 36-47. Jord. Get. §§ 292 s. Paul. Diac. I. c. XV r5 s. Sur l'expedition qu'Odoacre semble avoir entreprise contre Rome, cf. CASPAR II 748 s., qui n'a cependant pas remarque que cet episode ne peut �tre qu'une consequence du retour de fortune cause par le ralliement de Tufa a Odoacre. 5. Joh. Ant. frg. 99, Exc. de ins. p. 140, 1. 27, avec la correction
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JUSQU'A LA MORT DE ZENON des milieux hostiles au gouvernement de Constantinople ; car les partisans de la legitimite constitutionnelle penchaient pour Theodoric qui s'avan�it au nom de l'empereur 1. D'autre part, Theodoric avait su, des le debut, nouer de tres bons rapports avec des representants eminents de l'Eglise catholique, notam ment les eveques Laurent de Milan et Epiphane de Pavie, alors que dans les derniers temps Odoacre s'etait mis plus d'une fois en desaccord avec le Saint-Siege 2• Dans les masses, le roi, en depit de toutes ses qualites, n'avait pu s'assurer des partisans, car, a la difference des empereurs d'Occident, il avait precisement renonce par principe a lutter contre la domi nation de la classe senatoriale et contre les abus economiques et sociaux qui en decoulaient. Aussi semble-t-il qu'une grande partie des proprietaires se rejouirent des succes remportes par Odoacre et l'aiderent de leur mieux 3 ; le senat evidemment, qui s'etait declare pour Theodoric des que ce dernier eut pris possession de Rome 4, ne changea pas d'attitude. Le revirement favorable a Odoacre ne fut pas de longue duree. Theodoric fut secouru par les Visigoths qui, dix-sept ans auparavant, avaient admis dans leur Etat et dans leur peuple la partie des Ostrogoths conduite par un cousin de Theodoric, Vidimer (t. I, p. 584); Pavie fut debloquee et, le II aout 490, sur les bords de l'Adda, Odoacre perdit une troisieme bataille, decisive cette fois, dans laquelle perit son comes domesticorum Pierius. Theodoric investit alors Odoacre dans Ravenne ; ce fut le debut d'un long siege, la « bataille des corbeaux » de l'epopee germanique 5 • A l'automne de 490, Theodoric envoya a la Cour imperiale le prior senatus Flavius proposee par Mommsen d'apres Anon. Vales. § 54. SUNDWALL, Abhdl. 187. I. Cf. Ennod. p.:zneg. § 30. 2. Ennod. dict. 1, 12-16; V. Epif. 109 s. Coll. Avell. n ° 95, 63. D'autre part, les relations excellentes qu'Odoacre avait toujours entre tenues avec Epiphane (Ennod. V. Epif. 101, cf. 106-109), continuerent pendant la guerre (ibid. II3 s.). 3. Cf. Ennod. V. Epif. 122-135. ENSSLIN, Rhein. Mus. XCII 266-270. 4. Cf. Malal. 383, l. 16 s. B. SuNDWALL, Abhdl. 187-189. 5. Anon. Vales. § 53. Auct. Prosp. Havn. ad a. 491 (M. G., Auctt. antt. IX 319). Cassiod. chron. 1323 s. Procop. bell. Goth. I 1,14 s. d'apres lequel, outre Ravenne, la ville de Cesene en Flaminie soutint egalement un long siege.
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CONQUhE DE L'ITALIE PAR THEODORIC
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Festus, qui avait ete consul en 472, pour annoncer Zenon le succes de l'expedition, et pour le prier de satisfaire aux desirs de Theodoric : celui-ci voulait recevoir officiellement 1a qualite de regent d'Italie et le droit de porter 1a pourpre en signe de large souverainete. Mais ni Zenon qui mourut au printemps suivant, pendant que Festus etait toujours Constantinople, ni son successeur Anastase n'acquiescerent aux desirs de Theodoric, d'autant qu'en Italie la paix et l'ordre etaient encore loin d'etre retablis 1. Les Vandales entreprirent de nouveau une incursion en Sicile, ce qu'ils n'avaient pas fait depuis longtemps ; peut-etre pretendaient-ils venir en aide Odoacre, car l'ile s'etait, apres quelque resistance, declaree aussi pour Theodoric. Cependant ils durent, en 491, non seulement se retirer mais encore renoncer, par traite, au tribut qui leur etait paye du temps d'Odoacre 2• Dans la meme annee peut-etre, le roi des Burgondes Gondebaud fit irruption en Italie, nous ne savons SOUS quel pretexte, et penetra fort avant dans la plaine du Po ; Theodoric parvint bien le faire retourner dans son pays, mais il ne put empecher les Burgondes de trainer en captivite plus de six mille paysans, si precieux comme main-d'ceuvre 3• Les Ruges, SOUS Frederic, se revolterent Pavie Oll ils se livrerent toutes sortes d'exces, et firent cause com mune avec Tufa qui se maintenait encore dans la region de l'Adige ; plus tard, Frederic et Tufa se brouillerent, et vers le debut de 493, dans une bataille entre Trente et Verone, Oll les deux partis subirent de grosses pertes, Tufa fut vaincu et tue, apres quoi les Ruges retournerent SOUS la domination de Theodoric 4• Alors fut enfin brisee egalement la resistance d'Odoacre. En juillet 491 il avait tente une sortie qui avait ete repoussee et Oll avait peri son maitre des milices Libila. Cependant plus
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1. Anon. Vales. § 53, cf. 57. HARTMANN, Gesch. Italiens J 2 82 s. SUNDWALL, Abhdl. 190 s. Voir aussi plus bas p. 111 s. avec la n. 1 de 112. 2. Cassiod. chron. 1327; var. I 3, 3 s.: la Sicile passe a Theodoric. Ennod. paneg. § 70. Dracont. satisfact. 213 s. (M. G., Auctt. antt. XIV 126); cf. L. SCHMIDT, Gesch. der Wandalen 2 II0. 3. Ennod. V. Epif. 138-140. 158-162 (fait allusion a l'epoque ou Gondebaud avait ete magister militum praesentalis en Italie). 170-172; paneg. § 54. Cassiod. var. XII 28, 2 s. Paul. Diac. hist. Rom. XV 17. Cf. C0VILLE, Recherches sur l'hist. de Lyon (1928) 181 (annee 490 ?). 4. Ennod. V. Epif. II8 s.; paneg. § 55. Cons. Ital. ad a. 493. Cf. L. SCHMIDT, Die Ostgermanen 2 297.
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JUSQU'A LA MORT DE ZE NON
d'une annee s'ecoula encore avant que Theodoric, ayant reussi mettre une flotte sur pied, fut parvenu couper Ravenne de la mer, enlevant ainsi la ville toute possibilite d'approvi sionnement; et ce n'est que six mois plus tard qu'Odoacre son ennemi, sur la foi d'un traite negocie ouvrit les portes par l'eveque Jean de Ravenne, et qui, d'apres les sources grecques, prevoyait qu'Odoacre et Theodoric regneraient en Ravenne; le 15, semble. Le 5 mars 493, Theodoric entra i1 tua d'un coup d'epee, dans le palais, son trop confiant rival, et le meme jour Onoulphe et tous les barbares qui, en differents endroits, etaient jusqu'au bout restes fideles Odoacre, furent massacres avec leurs familles; le vainqueur fit mourir de faim Sunigilde, la femme d'Odoacre, et exila son fils Thela en Gaule pour le faire executer plus tard lorsqu'il en revint 1. Ces horreurs l'un des gouvernements les plus bienfaisants preludaient dont l'Italie ait jamais joui.
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RELATIONS DE ZENON AVEC LES AUTRES ROYAUMES BARBARES D'ÜCCIDENT
Sur les relations de l'empereur Zenon avec les royaumes barbares d'Occident autres que celui d'Italie, nous sommes mal renseignes; i1 est evident que ses conflits avec les deux Theodoric, le soulevement d'Illus et les troubles resultant de sa politique religieuse, rendaient impossible une politique exterieure active. Le royaume visigothique, ou 1a fin de 484 le faible Alaric (II) succeda son pere Euric 2 , etait entierement soustrait au rayon d'action et la sphere d'interets de Zenon qui se borna
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I. Cons. Ital. ad a. 491-493. Cassiod. chron. 1326. 1331. Marcell. com. ad a. 489. Jord. Get. §§ 293-295. Chron. Caesaraug. ad a. 492 (M. G., Auctt. antt. XI 222). Ennod. paneg. §§ 50-53 (je penche pour l'opinion de HARTMANN, Gesch. Italiens I 2 75. 81, n. 19 et de L. SCHMIDT l. c. p. 300 avec la n. 4, qui estiment que ce texte se rapporte au grand massacre de 493 ; un avis different est soutenu par SUNDWALL, Abhdl. 196, n. et BURY, Lat. Rom. Emp. I 2 425). Joh. Ant. frg. 99, Exc. de ins. p. 140 (recit le plus detaille de l'assas sinat d'Odoacre, et unique pour la fin de Sunigilde et de Thela). Procop. bell. Goth. I 1, 24 s. - Au sujet d'Anon. Vales. § 53, voir plus bas p. 583, n. de la p. 582 vers la fin. 2. L. SCHMIDT l. c. p. 495 s., n. 5.
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ZENON ET LES AUTRES BARBARES D'OCCIDENT
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confirmer la cession par Odoacre de la Provence meridionale, en depit des vceux que lui avait exposes une ambassade proven�e 1. Lorsque le patrice Gondebaud, apres la mort de Chilperic, fut devenu le chef supreme (t. I, p. 567) du royaume burgonde, il se fit conferer par Zenon le magisterium militum Gal/iarum 2 que Chilperic avait exerce avant lui ; et s'il attaqua un moment l'Italie, comme on l'a vu plus haut, ce pourrait bien etre la suite d'un accord avec Zenon 3 qui ne pouvait certainement trouver mauvais que Theodoric fü.t affaibli ; toutefois, pour cette epoque, on ne trouve pas de trace directe du foedus burgonde. Si l'empereur n'avait guere les moyens de s'immiscer dans les affaires d'Espagne ou de Gaule meridionale, il ne pouvait pas davantage empecher le royaume des Francs Saliens, alors en pleine croissance sous Clovis, d'absorber le debris de l'Etat romain isole en Gaule du Nord (t. I, p. 589). Quant aux Vandales, ils etaient depuis 1a mort de Genserie occupes defendre peniblement leur territoire contre les tribus peu leurs maures independantes qui s'etendaient peu depens ; ils ne constituaient donc plus un C>CAT)TOUt;; µe x.pi TOÜ p1J6ev-rot;; tXVT)>CtLV 1tocroü), passage qui a echappe a GÜTERBOCK 1. c. p. 55; d'ailleurs les deux Palestines dont il est question dans Just. nov. 103, c. 1, ne peuvent guere �tre la Seconde et la Troisieme, comme le pense GÜTERBOCK 1. c. p. 55 s., mais seulement la Premiere et la Seconde (cf. aussi Just. nov. 103, c. 2). D'autre part, au moins le proconsul de Cappadoce pour lequel Just. nov. 30, c. 10 donne le taux de 500 sous, n'etait certainement pas de rang inferieur a celui de Palestine pour lequel le taux de IO livres est atteste par Just. nov. 103, c. 1. Sur 1a date de 1a novelle 23, que les editeurs datent de 536, voir plus loin, Excursus K.
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Afin de les decharger davantage encore, et d'accelerer par ce moyen la marche des affaires plaidees Constantinople, une loi du 8 avril 539 que Jean de Cappadoce avait suggeree l'empereur, institua douze « juges sacres » dont quatre furent choisis par l'empereur parmi les hauts dignitaires, et les autres parmi les avocats ; des proces portes devant les cours de 1a capitale, y compris le tribunal de l'empereur, furent deferes desormais aux divers membres de ce nouveau tribunal, qui d'ailleurs semblent parfois s'etre deplaces pour rendre des jugements en province 1. De la creation des « juges sacres » il faut rapprocher aussi celle du quaesitor qui venait d'etre alors edictee (plus haut p. 455 s.).
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REORGANIS.i\.TION PROVINCIALE : .ARMENIE Pour certaines contrees 1a reforme provinciale ne se borna pas aux mesures que nous venons d'exposer. Le grand röle que l'Armenien Sittas, beau-frere de l'imperatrice, jouait alors dans les destinees de son pays (plus haut p. 290 s. 364), et aussi pour une part l'energie avec laquelle Theodora prenait toute occasion la defense de son sexe (plus haut p. 237), ne sont la promulgation des trois novelles pas etrangers sans doute qui s'occupent specialement de l'Armenie romaine. La premiere, datee du 23 juillet 535, introduit le droit successoral romain dans l'Armenie Interieure et dans les satrapies (plus haut p. 289 s.) ou jusqu'alors, en vertu du droit armenien, les femmes ne pouvaient heriter ; cette legislation devait s'appliquer avec retroactivite pour toutes les successions ouvertes depuis l'avenement de Justinien, meme pour 1a grande propriete fonciere 2• En dehors du but humanitaire et civilisateur qui
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r. Just. nov. 82. Lyd. de mag. III 65 ex. (cf. aussi 9 ex.). IGC As. Min. I, n° 324 avec le commentaire de Gregoire (ou, par deux fois, il faut lire « n° 247 • au lieu de « n° 259 ») . .2. Just. edict. 3. Cf. GÜTERBOCK, Festgabe der jurist. Pak. Königs berg für Schirmer 57 s. qui admet a bon droit que dans les territoires armeniens formant de vraies provinces de !'Empire des avant Justinien, le droit romain etait depuis longtemps en vigueur sous tous les rap ports. Mais il fait erreur, de m!me que les editeurs (Corp. jur. civ. III, p. 760 ad I. 25; 806, 1. 83), en croyant que Just. edict. 3 est adresse au proconsul Acace; car le predicat de µey0tA01tpl1m0t (c. r) n'exclut nullement que celui auquel il cst donne, soit un illustris effectif, tandis
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etait mis en avant, cette loi s'inspirait peut-etre aussi du desir d'affaiblir les grands seigneurs armeniens, par les partages imposes a leurs fortunes 1 ; eile suscita en tout cas de fortes resistances, comme le montre une constitution du 18 mars 536: le legislateur y denonce encore avec indignation la coutume armenienne qui n'admettait pour la femme ni dot ni heritage, et 1a faisait au contraire acheter par le mari, mais i1 se con tente neanmoins de n'exiger l'application du droit romain qu'aux successions ouvertes depuis le 1e r septembre de l'annee precedente. Le meme jour Oll cette loi fut adressee a 1'Armenien Acace, nomme peu de temps auparavant proconsul d'Armenie, un autre Armenien, Thomas, fut nomme comte d'Armenie. En effet, une troisieme constitution, datee egalement du 18 mars 536 et adressee a Jean de Cappadoce, acheva de remanier profondement la configuration territoriale et la nomen clature de toutes les provinces armeniennes; des quatre pro vinces ainsi formees, les Armenies Premiere et Troisieme etaient confiees a des gouvemeurs spectabiles - ceile-la a un proconsul, celle-ci a un comte qui fut investi des pouvoirs civil et militaire a la fois -, les Armenies Seconde et Quatrieme des gouverneurs qui n'etaient que clarissimes 2• Le plus interessant de ces changements est la creation de 1'Armenie Quatrieme qui n'est autre chose que le territoire des anciennes satrapies : les derniers satrapes perdirent ainsi leur pouvoir civil, et le titre de satrape s'eteignit apres avoir existe sans interruption depuis le v1e siede avant J.-C. 3• Dans les terri toires Oll le droit successoral romain etait une nouveaute, la noblesse etait auparavant completement exempte d'impöts; desormais eile dut subir la loi romaine sur ce point egalement, et gräce aux procedes violents d' Acace, il en resulta pour l'Etat un accroissement de revenu annuel de 400 livres ( = 28.800 sous)
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que le predicat de üm:pox� (epil.) exige qu'il le soit, voir KocH, Die byz. Beamtentitel (1903) u8. 124 s. Le destinataire de notre edit est
donc probablement le prefet du pretoire. 1. Cf. BURY, Lat. Rom. Emp. II 2 345. 2. Just. nov. 21. 31. Voir aussi plus haut p. 289, n. 5. AD0NTZ, Armeniya v epokhou loustiniana (1908) 178 a raison d'identifier le Thomas de Just. nov. 31, c. 2, pr. avec I'Armenien Thomas Gouzes mentionne dans Procop. bell. Pers. II 30, 4; bell. Goth. IV 8, 15. 3. Just. nov. 31, c. 1, § 3. Procop. de aedif. III 1, 28. LEHMANN HAUPT, Pauly-Wissowa II A 184 s.; pour la continuite du titre de satrape cf. ibid. 85 s. 138 s. 162 s. 170-172. 176. 178 s. ',
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d'or. On a vu deja les graves evenements qui suivirent ces innovations (plus haut p. 364) 1. ASIE MINEURE En Armenie, pays arriere, !'Etat byzantin etait aux prises avec une feodalite primitive qui jusqu'alors n'avait jamais ete ebranlee; ailleurs la reforme s'evertuait a combattre des forces tout aussi redoutables mais d'un caractere different, puisque leur epanouissement dangereux n'etait du qu'a l'affai blissement de l'Etat depuis le me siede en face de la grande propriete fonciere privee. Si, a plusieurs reprises (cf. t. I, p. 20. 342 s. 504), nous avons pu souligner que, somme toute, en Orient cet affaiblissement n'a jamais atteint les proportions qui en Occident ont ete la cause la plus profonde de la chute de !'Empire, c'est parce qu'en Orient le pouvoir central n'a jamais ete entierement a la merci de ces forces dissolvantes, et qu'il a constamment reussi a les dominer dans bon nombre de provinces; mais beaucoup d'autres contrees plus eloignees du centre, sans parler de l'Egypte, terre classique de cette evolution malsaine, lui echappaient de plus en plus. C'est pour de bonnes raisons qu'en creant le moderateur d'Helenopont et Je preteur de Paphlagonie, le legislateur insiste sur la necessite de sevir contre les abus des grands proprietaires qui incorporaient a leurs domaines des biens d'autrui : les nouveaux magistrats devront briser sur la tete du coupable les ecriteaux indiquant ses pretendus droits de propriete, et confisquer sa fortune s'il a agi pour son propre compte, ou lui infliger une punition corporelle tres severe s'il n'est qu'un regisseur 2• Moins expli cites a ce sujet, les lois qui instituaient les moderateurs d'Arabie et de Phenicie Libanaise trahissent cependant un souci semblable 3• 1. Procop. bell. Pers. II 3, 7, cf. §§ 5 s. 2. Just. nov. 28, c. 5 (§ 1); 29, c. 4. Ces dispositions rencherissent sur ce qui est dit sur le meme sujet dans l'instruction generale adressee a tous les gouverneurs de province (ibid. 17, c. 15). - En meme temps un tres ancien privilege dont jouissaient certaines villes et qui inter disait au gouverneur de mettre le pied sur leur territoire, fut aboli tant en Paphlagonie que dans l'Helenopont (ibid. 28, c. 4 [pr.] ; 29, c. 2 in. ; cf. TURCEVIC, Byz. Zeitschr. XXXIV [1934] 361). 3. Just. nov. 102, c. x ; edict. 4, c. 2, § 2.
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Une grande constitution datee, comme d'autres novelles, du 18 mars 536, nous donne des informations particulierement precieuses en projetant, de fa�on unique en son genre, une turniere aigue et directe sur un etat de choses dont en general nous ne pouvons nous rendre compte qu'indirectement. Par cette loi, la province de Cappadoce Premiere re�oit comme gouverneur un proconsul, spectabilis de rang tres eleve, exer�nt la juridiction d'appel sur les deux Cappadoces, dans la mesure ou eile est accordee aux magistrats spectabiles, et investi d'une triple autorite sur sa propre province, car outre les pouvoirs civil et militaire, il re�oit aussi les attributions exercees jusqu'a lors par le comes domorum qui dependait du sacrum cubiculum (t. I, p. 174. 341), de sorte que le proconsul releve egalement des praepositi sacri cubiculi en ce qui concerne les domaines de la liste civile; on trouve du reste de ces domaines dans d'autres provinces du diocese pontique et l'autorite exercee sur eux par le proconsul de Cappadoce s'etend aussi aux soldats qui y sont cantonnes. La noveile deroule un tableau pathetique des maux dont souffre le pays : les intendants des grands proprietaires fonciers, ayant a leur service des bandes de buceilaires et une foule de clients, s'y livrent a un brigan dage ehonte, avec 1a coilusion des fonctionnaires dont les plus eleves en grade depouiilent leurs subordonnes, tandis que tout ce monde s'acharne sur les malheureux paysans; par ces procedes on parvient toujours a fournir le minimum de presta tions dues la Cour, y compris les 50 livres d'or payables tous l'imperatrice, mais 1a plupart des domaines de la les ans liste civile, qui a l'origine semblent avoir couvert la moitie de 1a province, ont passe, de meme que les haras imperiaux, entre les mains de l'aristocratie fonciere sans que s'y soient opposes les fonctionnaires corrompus, notamment les comites domorum. La noveJle prescrit donc une reforme massive de l'administration de ces domaines, qui sont au nombre de treize; eile charge le proconsul d'en evincer les detenteurs prives, lui ordonne, de fa�on generale, de reprimer avec la plus grande energie les patronages et les usurpations de terres, et ajoute 1a peine de 1a mutilation ceiles qui frappent dans d'autres provinces le proprietaire foncier, coupable de ce dernier delit (plus haut p. 472) 1.
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I. Just. nov. 30, voir aussi 20, c. 2. Cf. SBBCK, Pauly-Wissowa
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HISTOIRE INTERIEURE JUSQU'EN 541 LA « QUAESTURA EXERCITUS »
Une autre loi, du 18 mai 536, a cree une magistrature, de caractere Special et a plusieurs egards fort interessant, celle de « questeur justinien de l'armee » (quaestor Justinianus exer citus). A la difference de toutes les autres fonctions auxquelles a donne naissance la reforme de l'administration provinciale, celle-ci n'appartient pas a la spectabilite; le quaestor Justinianus exercitus - dont le titre n'indique d'aucune fa i;on 1a com petence - est lui-meme un illustris effectif, un gloriosus d'apres la nouvelle terminologie, de sorte qu'il ne releve que de l'empereur; comme il est le chef a la fois civil et militaire des territoires places sous son autorite, ceux-ci cessent donc de relever des maitres des milices respectifs aussi bien que du prefet du pretoire. Mais l'etendue de cette circonscription nouvelle est fort etrange : eile comprend 1a Mesie Seconde et la Scythie - les deux provinces danubiennes qui jusque-la avaient fait partie du diocese de Thrace -, la province des Iles (c'est-a-dire les Cyclades et les archipels echelonnes de Lesbos a Rhodes) et 1a Carie, detachees du diocese asianique, ainsi que l'ile de Chypre, detachee du diocese d'Orient. 11 est pro bable que Jean de Cappadoce a volontiers renonce aux deux seules provinces d'expression latine de sa prefecture, qui en outre etaient constamment ravagees par les Bulgares et les Slaves, et par suite coutaient fort eher, tout en rapportant tres peu. Quant aux trois autres provinces qui par contre etaient des plus riches, il a accepte de les ceder a la nouvelle unite administrative, sans doute pour 1a rendre financierement viable, mais il est a peu pres certain qu'elles ont ete choisies surtout en raison des considerations d'ordre militaire qui sont a la base de toute cette singuliere institution. En effet, le quaestor exercitus est avant tout un general charge de la defense du Bas-Danube, et le siege de son administration se trouve a Odessus (Varna) sur 1a cöte de la mer Noire. Aussi, des 537, IV 65r-654 - lequel se meprend cependant etrangement (col. 653) sur le passage concernant les canonicaires du praepositus s. cubiculi, dans Just. nov. 30, c. 7, § r; ce texte leur interdit de se faire payer ne fut-ce qu'une seule obole par les fonctionnaires de Cappadoce et, pour un detail assez interessant, ENSSLIN, Pauly-Wissowa XVIII 2555, 1. 52-56; 2558, 1. 62 - 2559, 1. 8.
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LA « QUAESTURA EXERClTUS »
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afin d'epargner aux plaideurs un voyage au dela du Balkan, Justinien a-t-il renvoye les appels de jugements prononces par les gouvemeurs des provinces de Carie, des Iles et de Chypre a une cour siegeant a Constantinople et composee du quaestor exercitus s'il est de passage a 1a capitale - ou, en son absence, de son lieutenant permanent - et du questeur du Palais Sacre. Le seul lien entre les cinq provinces placees sous les ordres du quaestor exercitus etait leur caractere maritime - ou quasi-maritime car la Mesie Seconde, sans etre situee en bordure d'une mer, longeait le Bas-Danube qui etait navi gable meme pour les plus grands vaisseaux de l'epoque; d'autre part, l'ile de Chypre possedait les chantiers de constructions navales probablement les plus importants de !'Empire (t. I, p. 25), tandis que les deux provinces egeennes (Iles et Carie) representent les deux tiers du futur « theme des marins » qui, a l'epoque meso-byzantine, foumira a l'armee navale de !'Empire la meilleure partie des equipages et des materiaux. Ce n'est pas avant le milieu du vne siede que sera organisee cette puis sante flotte, mais on peut dire qu'elle est issue de 1a quaestura exercitus, et de toute evidence, les mesures prises par Justinien marquent un effort pour ameliorer la defense si precaire de 1a frontiere danubienne, au moyen d'une force navale autre ment efficace que les flottilles qu'on avait connues par le passe. 11 est vrai que les resultats directs de cette tentative furent assez mediocres 1. 1. Just. nov. 41 (la « lex ut Bonus », adressee au quaestor exercitus de ce nom le 18 mai 536; Odessus comme siege du quaestor exercitus ne nous est connue que par l'epitomateur Theodore, Corp. jur. civ. III, p. 262 ad I. 2 s.). 50 (adressee egalement a Bonus le 1•' sep tembre 537; cf. aussi ibid. 69, epil., du l juin 538). Lyd. de mag. II 28 s. DIEHL, Et. byz. (1905) 290 s., qui a reconnu que le quaestor exercitus est le devancier direct du stratege des carabisiani. A l'appui de ce point de vue - neglige par BuRY, Lat: Rom. Emp. II 2 340 s. d'apres leqi!el la creation de la quaestura exercitus ne serait due peut �tre qu'a des raisons d'ordre financier -, il convient de rappeler et les chantiers de l'ile de Chypre et l'activite navale qu'en 578 un quaestor exercitus deploya sur le Danube (Menand., Exc. de leg. p. 208, 1. 25 - 209, 1. 3 [de Boor] ; pour la date voir ibid. p. 469 in. et mes Studien zur Gesch. des byz. Reiches 105. 114, n. 3). - En 553 le quaestor exercitus Bonus etait toujours en charge (Agath. I 19, p. 54 B.); mais BURY /. c. p. 315 s. fait erreur en l'identifiant avec le Bonus qui en 561-2, comme maior domus de Justin le fils de Germanus, aida celui-ci a proteger le bas Danube contre les Avarcs er
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HISTOIRE INTERIEURE JUSQU'EN 541 EGYPTE On peut conjecturer sans imprudence que Jean de Cappadoce n'a pas du prendre une part tres active la creation du quaestor exercitus; par contre, la reforme de l'administration egyptienne doit etre consideree comme son reuvre par excellence. La loi qui l'edicta, ne parut que vers les premiers mois de 5391, pres de trois ans apres la derniere des autres novelles reformatrices. C'est qu'en Egypte les mesures de reorganisation demandaient une preparation particulierement soignee, etant donne la force des resistances qu'il s'agissait de vaincre et dont l'influence s'exeri;ait jusqu'en tres haut lieu : nous savons combien etait efficace la protection de Theodora pour tout ce qui arborait l'etendard du monophysisme; d'autre part, alors que Jean se proposait de frapper !es grands proprietaires fonciers d'Egypte, le plus important d'entre eux etait son propre collegue, le comte des Largesses Sacrees Strategius (plus haut p. 363. 378. 433) 2• On comprend donc que le nouveau statut adminis-
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(voir mes Studien 32 s., n. 12 d'apres Menand. /. c. p. 444, 1. 18 s.; cf. plus bas p. 543 s.), et qui fut magister militum per Illyricum en 569 (mes Studien 10-13 d'apres Menand. /. c. p. 198, 1. 5-10; 456-458; 460, 1. 10 S.) I. KROLL, Corp. jur. civ. III, p. 795. Kroll (ibid. p. 793, 1. 1) s'inspirant d'une suggestion faite par Zachariae de fa,;on d'ailleurs tres hesitante, a tort de changer, dans Just. edict. 13, c. 24, ,oü ocö,oü µ7Jv6e:crµov cxpixl;cxc;, 1 'Av-d qi6vou �Cucr't''ijpcxc; ic; ixtyA�E:V't'IXpq., x-ri-., fa�on d'enchainer dont il serait faux de conclure qu'il confond le seisme de 551 avec celui du II juillet 555 (Theophan. A. M. 6047; dans le texte, je crois pouvoir omettre ce seisme-la, comme n'etant pas assez important). 1. « Anton. Placent. ,, itin. l. c. Agath. II 15, p. 96 B. Anthol. Pal. IX 500 s. Je me dispense de corriger les erreurs qui deparent l'expose de CoLLINET, Hist. de l'Bcole de Droit de Beyrouth (1925) 54-58. 2. Jacques d'Edesse, Scr. Syri, ser. III, t. IV, p. 243. Cf. Agapius de Menbidj, Patrol. Orient. VIII 432. 3. Malal. 486 s. B. Theophan. A. M. 6046; voir plus loin, Excursus S. Cf. Mich. Syr. IX 29, t. II, p. 245 [Chabot]. Cyrill. Scythop. V. Sabae c. 90, p. 199, 1. 9-11 [Schwartz] ; aussi plus haut p. 757, n. 5 au sujet de Niceph. V. Sym. iun. 4. Agath. V 3. 5. 9 in., p. 281-285. 287-289. 295 B. Malal. 488 s. B. Theophan. A. M. 6050, p. 231 (donne la date exacte; auparavant il mentionne un tremblement de terre survenu a l'aube du samedi 20 octobre de la meme annee). PETRIDES, Echos d'Orient V (1902) 270-274. Cf. « Denys de Tellm. ", Joannis episc. Ephesi comment. de beatis Orient. p. 242 s. et plus loin, Excursus S. Cf. aussi plus haut p. 757, n. 5 (au sujet de Niceph. V. Sym. iun.) et plus bas p. 760, n. de la p. 759 (au sujet de Just. nov. 141, pr.).
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dans ces deux pays qu'en 543, mais vers le commencement de mai 542 eile avait deja eclate a Constantinople, et les premiers cas s'y etaient produits quelques mois auparavant. En 544 elle etait eteinte dans tout !'Empire ; au cours des decades sui vantes on 1a voit cependant reparaitre plus d'une fois, a des intervalles plus ou moins longs, sous Justinien notamment en 558. Aucune de ses apparitions ulterieures n'egala toutefois la premiere, ni en violence ni quant a sa duree ou a l'etendue des territoires ravages. A Constantinople la peste de 542 aurait emporte plus de trois cent mille personnes, soit deux habitants sur quatre ou cinq (cf. t. I, p. 195), pendant trois mois plusieurs milliers par jour. En consequence, la vie publique et privee fut completement desorganisee, les rues et les maisons se remplissaient de cadavres que pendant un certain temps on ne songeait meme plus a enterrer, jusqu'au moment ou l'empe reur fit mettre sur pied un service funeraire special clont il confia la direction a un de ses referendaires ; mais les methodes employees etaient necessairement des plus sommaires, et une atmosphere mephitique envahit la ville. Cependant, cette peste cessa a Constantinople vers la fin de l'ete, apres y avoir dure quatre mois 1.
I. Just. edict. 7, pr. Procop. bell. Pers. II 22 s.; 24, 5. 8. 12; anecd. 4, I ; I8, 44. Malal. 481 s. B. Theophan. A. M. 6034 in. Euagr. IV 29. Cyrill. Scythop. V. Cyriaci § 10, p. 229 in. [Schwartz]. Niceph. V. Sym. iun. § 74 (P. G. LXXXVI 3056). Jean d'Eph., Lives of the Eastern Saints eh. 36 (Patrol. Orient. XVIII 639 s.); Hist. eccl., dans Joannis episc. Eph. comment. de beatis Orient. p. 227-240 [Van Douwen
et Land] et dans Mich. Syr. IX 28, t. II, p. 235-238. Zach. Rhet. X 9, l. c. p. r29 s. ( = Mich. Syr. l. c. p. 240). Jacques d'Edesse, ibid. t. IV, p. 242. Marcell. com. add ad a. 543, 2. Vict. Tonn. ad a. 542, 2. Ex.:. Sangall. 702 (M. G., Auctt. antt. IX 334). Coripp. Joh. III 343-389. Jord. Get. § 104. Greg. Tur. hist. Franc. IV 5 ; in gloria mart. 50 (M. G., Scr. rer. Merov. I 144 s. 523 s.). PARTSCH, M. G., Auctt. antt. III 2, p. XVI s. (chronologie). DIEHL, Justinien (1901) 434 s. BuRY, Lat. Rom. Emp. 11 2 62-66. - Sur la date de la grande peste voir plus loin, Excursus X. - Un rebondissement en decembre 555 : Malal. 488 B. Theophan. A. M. 6048; celui de 558 : Agath. V 10, p. 297 s. B. Malal. 489 B. (cf. CHILMEAD ibid. p. 658). Theophan. A. M. 6050 ex. Cedren. I 675 s. B. « Denys de Tellm. », Rev. de l'Or. ehret. II 489; un autre en hiver 560-61 : Theophan. A. M. 6053, p. 235 (Cilicie et Antioche). Pour les epidemies des decades suivantes cf. J. WEISS, Elementarereignisse im Gebiete Deutsch lands I (1914) 19 ss. Cf. aussi « Denys » l. c. p. 486 (Mesopotamie ; on ne saurait se fier a la date de 858 Sel. = 546-7 apres J.-C., cf.
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Parmi les populations rurales de !'Empire les pertes en vies humaines furent aussi tres grandes ; sans doute se chiffraient elles par centaines de milliers, et l'on imagine facilement ce que cela devait signifier pour une economie dont la grande plaie etait depuis des siecles la penurie de main-d'reuvre agricole. Au moment ou il fallait lutter a la fois contre les Perses, contre les Ostrogoths, et bientöt aussi contre les Berberes, on ne pouvait pas envisager de supprimer les unites fiscales corres pondant a la force de travail des paysans disparus ; bien au contraire, nombre d'exploitations agricoles qui subsistaient peniblement, se virent attribuer, par voie d'adiectio (cf. plus haut p. 209), avec des terres avoisinantes que la peste avait rendues desertes, l'obligation d'en payer les impöts. Partout ou ks proprietaires n'etaient pas en mesure d'eluder les exigences exorbitantes du fisc (cf. plus haut p. 447), ces procedes entrai nerent la ruine de beaucoup de contribuables 1. D'autre part, la peste fut suivie d'une hausse generale des prix qui monterent au double et meme au triple de leurs taux anterieurs. Procope attribue cette hausse a la politique des monopoles prives que le gouvernement accordait aux corporations professionnelles (plus haut p. 426 s.); a l'avis de l'empereur, elle etait causee par la cupidite des commer�nts, artisans, ouvriers, agricul teurs et marins ; en realite, 1a aussi la penurie accrue de la main d'reuvre, agricole et autre, entrait en ligne de compte, non seulement parce que la production s'en trouvait diminuee, mais encore parce qu'il etait tout nature! que dans ces conditions les ouvriers libres se fissent payer leur travail plus eher qu'aupara vant. Par arrete du 23 mars 544 Justinien prescrivit que les prix d'avant la peste fussent retablis ; les contrevenants etaient menaces d'une amende s'elevant au triple de leurs benefices illicites 2• Cette ordonnance impliquait l'abrogation des priviplus loin, Excursus S). Agapius de Menbidj, Patrol. Orient. VIII 432 (•< l'an 26 de Justinien »). Chron. miscell. ad a. 724 pertinens, Scr. Syri, ser. III, t. IV, p. 1II (avril 562). - Dans Just. nov. 141, pr. du 15 mars 559, l'empereur ne me semble pas seulement faire allusion aux tremblements de terre d'octobre et de decembre 557, ainsi que le pensent les editeurs (voir Corp. jur. civ. III, p. 703 ad l. 26), mais aussi a la peste de 558. - Sur la population de Rome et de Con stantinople, voir plus loin, Excursus Y; cf. aussi p. 765, n. I ex. 1. Procop. anecd. 23, 20 s. 2. Just. nov. 122. Procop. 1. c. 20, 2; 26, 19. BURY, Lat. Rom. Emp. 11 2 356.
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leges permettant a des corporations professionnelles de fixer les prix sans intervention de l'Etat (plus haut p. 427) 1; nous ne savons pas dans quelle mesure eile a ete observee, mais i1 semble bien que les prix baisserent par la suite, car rien n'indique que 1a puissance d'achat de la monnaie byzantine ait ete considerablement amoindrie a partir du regne de Justinien 2• L'ADMINISTRATION DE PIERRE BARSYMES
Semblablement a ce qui etait le cas avant l'entree en charge de Jean de Cappadoce (plus haut p. 434), la difficulte d'assurer a l'Etat les recettes dont i1 avait besoin, etait sans doute le plus souvent la cause des crises ministerielles qui apres la chute de Jean se produisirent a la prefecture du pretoire d'Orient, parfois a des intervalles relativement courts, et cela vaut egale ment pour les autres administrations financieres et econo miques, tout au moins 3 pour la comitiva sacrarum largitionum.
I. Cf. MICKWITZ, Die Kartellfunktionen der Zünfte (Soc. Scient. Fennica, Commentat. Human. Litt. VIII 3, 1936) 204, 2. Cf. ÜSTROG0RSKY, Byz. Zeitschr. XXXII (1932) 296-300. 319 s. 324-326. 330. 333. 3. Nous ne connaissons aucun titulaire de la comitiva sacri patri monii, a moins que ce ne soit Eudemon qui me semble avoir ete comes rerum privatarum (x6µ1)..a1tpe1tea-roc-roc; suffit pour prouver qu'il s'agit bien du pre teur de la plebe. 3. Just. nov. 79, c. 2; So, pr. (toutes deux du 10 mars); 90, c. 1, § 1 (du 1•r octobre). - Cf. aussi Cod. Just. IV 20, 15, § 1 ou 1tpoc(-rwp -roü 8�(LOU est une interpolation justinienne (plus haut p. 74, n. 2). 4. Procop. anecd. 20, 9 s. Lyd. de mag. II 29 s. Malal. 479 B. (ce dernier fait erreur en datant la creation de cette preture de 538-540). 5. Malal. 483 B. 6. Malal. frg. Tuscul., P. G. LXXXV 1820 A : huit mois apres juillet 549 (cf. Theophan. A. M. 6041). 7. J.-K. 931, Vigiliusbr. p. 4, 1. 15 s. Lettre des clercs milanais, ibid. p. 22, 1. 6 (praetor, ad quem fures et homicidae tantummodo pertinent) et 1. 19. Malal. frg. Tuscul., l. c. 1821 B. 8. Eustrat. V. Eutychii § 37 (P. G. LXXXVI 2317 B) : a-rpocniy6c;. Pour la date voir aussi ibid. § 76 (1. c. 2361 A). 9. Theophyl. VI 10, 6. 14. 10. Procop. anecd. 28, 10. II. En etfet dans Procop. l. c. 20, 7. 13, � -rij> 8�(LCfl t ip ea-rwaoc cipl(� est, sans aucun doutc possible, la prefecturc de la Ville (cf. aussi ibid. § 1). 12. Just. nov. 43. 105 ex. 64. 63. 79, Auth. ex. 13. Malal. 482 in. B. A son sujet, cf. aussi Arabius, Anthol. Plan. 39. IGL Syr. II, n °• 348 s. (a. 550-1). 14. Lyd. de mag. II 29 s.; cf. ibid. III 70, p. 162, 1. 15.
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EXCURSUS J La creation de cette nouvelle preture ne doit pas faire oublicr qu'il existait toujours des heritiers de l'antique preture republi caine (t. I, p. 520) 1, savoir le praetor de liberalibus causis, le praetor tutelaris 2 et un troisieme qui n'etait autre, semble-t-il, que le magister census 3, lequel pourrait avoir fusionne avec le praetor fideicommissarius'; mais, contrairement ce que croit Lydus, il ne peut avoir ete range parmi les preteurs qu'apres le 23 decembre 472, date laquelle lc magister census en fonctions n'etait que perfectis simus 6 • Le magister census de Constantinople est atteste pour 1a premiere fois comme clarissimus le 30 avril 496 6 ; il a le meme rang sous Justin Jer 7 et sous Justinien 8, tandis que dans le royaume d'ltalie le magister census de Rome - appele alors, semble-t-il, rector decuriarum - est de rang spectabilis 9•
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I. D'apres Cod. Just. 1 39, 2. 2. Just. nov. 13, c. 1, § 1 ; 94, epil. 3. Lyd. de mag. II 30. 4. Cf. WUENSCH, ed. de Lyd. de mag. p. 85. 5. Cod. Just. 1 3, 31, pr. Pour la date, voir SEECK, Regesten p. 419. 6. Cod. Just. VIII 53, 32. 7. Ibid. VI 23, 23. 8. Ibid. IV 66, 3, § 3. Just. nov. 44, c. 1, § 4; 90, c. 9. 9. Cassiod. var. V 21 s. Cf. MoMMSEN, Röm. Staatsrecht. 1 3 (1887) 370, n. 1 ; Gis. Sehr. VI 432, n. 3.
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EXCURSUS K LA DATE DE LA NOVELLE 23 1 Cette novelle est datee par les editeurs du 3 janvier 536. Mais cette date est inacceptable et doit etre, croyons-nous, avancee au 3 janvier 535. D'apres cette loi, les gouvemeurs spectabiles ont le droit de tran cher en deuxieme et derniere instance les proces civils deja juges en premiere instance par un gouverneur clarissime : le texte de la novelle (c. 3) precise qu'il s'agit de proces portant sur une valeur inferieure a 10 livres d'or. Mais ce taux est incompatible avec la date donnee, i1 n'a etc edicte que quelques mois plus tard. Aupara vant c'est le taux de 500 sous d'or qui etait fixe, par une loi pro mulguee entre 1a mi-novembre 534 (date de l'edition definitive du Code Justinien) et le 18 mai 535 2, et i1 a etc maintenu dans toutes les lois speciales jusqu'a celles du 18 mars 536 inclusivement 3• Quant au taux de 10 livres, il n'apparait pour la premiere fois que le 1 er juillet 536". Je crois qu'il faut identifier la novelle 23 avec 1a loi anterieure au 18 mai 535, que l'on considere d'ordinaire comme perdue 5 • 11 suffira de corriger les interpolations dont elle a etc victime dans son texte et dans la souscription et qui doivent remonter au plus ancien recueil de novelles justiniennes qui l'ait contenue, source commune des recueils du v1e siede parvenus jusqu'a nous. Le chiffre decem librarum auri est mentionne trois fois dans le chapitre 3 de 1a novelle; mais si les deux dernieres mentions se retrouvent chez l'epitomateur Julien, celui-ci donne au lieu de 1a premiere le taux de quingentorum aureorum. 11 y a donc eu inter polation au cours de la vingtaine d'annees qui ont suivi 1a promul gation de cette loi; et de deux choses l'une : ou bien Julien, sachant que le taux avait etc retabli a 500 sous (plus haut p. 748. 749, n. ex.), mais ne possedant, pas plus que les redacteurs des autres recueils, 1a Voir plus haut p. 469. Just. nov. 24, c. 5 in.; 25, c. 6 in. 3. lbid. 30, c. 10; 31, c. I, § 3. 4. Ibid. 103, c. 1. 5. SCH0ELL, Corp. jur. civ. III, p. 194 ad 1. 4; 201 1.
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novelle qui 1e retablissait, a voulu restituer l'indication originelle, sans perseverer dans cette intention; ou bien Julien a utilise un exemplaire ou l'indication authentique de 500 sous avait ete rem placee de fac;on incomplete par le taux de 10 livres. Cette derniere eventualite me parait la plus probable. D'autre part il est de la derniere evidence que 1a novelle 23 n'est pas une constitution modifiant sur un point d'importance secondaire un reglement edicte pour 1a juridiction d'appel plusieurs mois ou un an auparavant, mais qu'elle est elle-meme 1a loi fondamentale instituant le nouveau regime. Si dans Ie chapitre qui nous interesse ici, il ne s'agissait que de remplacer 1a limite de 500 sous par celle de 10 livres, et si Justinien avait auparavant deja attribue aux magistrats spectabiles une juridiction d'appel exclusive et definitive jusqu'a un taux representant une valeur de pres de 7.750 francs-or ou une puissance d'achat de 20.000 francs-or environ, il ne pour rait pas pretendre que, jusqu'au moment ou il parle, on porte devant Ies tribunaux supremes des proces concernant des valeurs infimes, et il ne presenterait pas 1a mesure qu'il prend comme une reforme de principe, un retour aux preceptes de 1a venerable Antiquite tombes en desuetude (C. 3, § 1); surtout, suivant une regle qu'il observe toujours en pareil cas, il se refererait a la loi a modifier et ne la passerait pas sous silence. Quant a la date de janvier 536, eile est aussi exclue par d'autres raisons. D'abord, pour enumerer les spectabiles pourvus de la juri diction d'appel dans les dioceses asianique et pontique, eile porte viros spectabiles, comi·tes /orte vel proconsules vel praetores vel mode ratores, quibus specialiter easdem lites peragendas deputavimus (c. 3, § 1),
ce qui convient bien aux comtes de Phrygie Pacatienne et de Galatie Premiere, ainsi qu'aux preteurs de Pisidie, de Lycaonie et de Paphla gonie, mais nullement aux deux autres fonctions : il n'y a a cette date dans les deux dioceses qu'un seul proconsul, celui d'Asie au sujet duquel Justinien n'avait pas d'ailleurs legifere specialement - et un seul moderateur, celui d'Helenopont. Comment justifier les pluriels proconsules et moderatores ? et que signifie dans ce passage /orte = « peut-etre »? Le legislateur ne saurait-il pas exac tement quelles fonctions spectabiles il avait instituees? Enfin d'apres cette novelle, c'est le comte d'Orient, et lui seul, qui exerce sur toutes les provinces de son diocese la juridiction d'appel propre aux spectabiles (c. 3, § I ex.): or, le 18 mai 535 a ete institue le comte d'Isaurie, juge d'appel spectabilis pour cette province 1• Toutes les difficultes sont resolues si l'on date 1a novelle de janvier 535 au lieu de 536. En ce cas on corrigera deputavimus en I. Just. nov. 27, c. 5, pr.
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deputabimus (ce qu'il est toujours permis de faire, meme dans un texte non interpole, si pareille correction parait utile) : l'empereur a deja decide d'instituer quelques nouveaux juges d'appel spectabiles dans les dioceses asianique et pontique, comites forte vel proconsules vel praetores vel moderatores, mais les details de cette reforme sont a l'etude et seront arretes ulterieurement. Nous savons que les deux vicaires diocesains seront transformes en comtes de Phrygie Pacatienne et de Galatie Premiere le 15 avril 535 1, et par 1a suite l'etendue territoriale de leur juridiction d'appel se retrecira au fur et a mesure qu'augmentera dans les deux dioceses le nombre des gouvemeurs spectabiles. Ce n'est donc pas par une derogation a la novelle 23, mais au contraire en vertu de cette loi, comme le dit l'empereur (x(X-rix 8e -rov iv(Xn:oi; 1t(Xp' �µwv nOtv-r(X v6µov 2) que sera instituee le 18 mai 1a juridiction des preteurs de Pisidie et de Lycaonie, detachee de celle du comte de Phrygie Pacatienne 3• Pour ce qui est de la date, comme c'est effectivement en 536 que le taux de 500 SOUS a ete eleve a 10 livres, il se pourrait que l'interpolateur qui a corrige le chiffre-limite dans 1a novelle 23, ait aussi corrige 1a souscription. Mais la place que ce texte occupe dans l'Authentique et qu'il occupait dans la collection des 168 novelles, milite contre cette hypothese, tout en confirmant 1a date du 3 janvier 535. Noailles 4 a demontre que le corps principal des grandes collections de novelles se compose en substance de petits recueils partiels rediges tres peu de temps apres la promul gation de 1a plus recentc des lois qu'ils contenaient. Mais, s'etant trompe sur la source Oll ont puise les premiers compilateurs 5, il s'est parfois mepris sur l'endroit Oll un petit recueil primitif a ete soude a un :mtre. Dans le cas qui nous interesse ici, 1a novelle 23 ne fait pas corps avec le groupe des eing novelles precedentes, datees des 1er, 17 et 18 mars 536, et qui lui sont de toute fa�on poste rieures, mais avec les novelles suivantes 24 a 31, qui ont introduit la reforme de l'administration provinciale en Asie Mineure et qui sont des 18 mai 535, 16 juillet 535 et 18 mars 536 6 • Ce groupe est manifestement lie a la novelle 23 qui s'y refere par avance et a laquelle renvoient expressement !es novelles 24 et 25. II est donc tres probable que, dans le petit recueil reunissant en 536 7 les x. Ibid. 8, c. 2 s. 2. lbid. 25, c. 6 in. 3. lbid. 24, c. 5 ; 25 1. c. 4. Les collections de Novelles I (1912) 91-121. 5. Voir mes remarques dans Bull. de la Cl. des Lettres de l'Acad. de Belgiqra 1937, 385-389. 6. Cf. NoAILLES 1. c. p. 97 s. (ou il faut lire • juillet • au lieu de • mai • pour la date de la novelle 27). 7. N0AILLES 1. c. p. 100.
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novelles 23 31, 1a premiere portait encore 1a date de 535. Peut-on expliquer comment s'est opere le changement d'annee? Dans les souscriptions des Codes Theodosien et Justinien, il un est presque toujours permis de substituer un post-consulat consulat ; mais on ne saurait justifier l'operation inverse, en sub un post-consulat 1• Cependant 1a derniere stituant un consulat partie de cette regle ne vaut plus du tout pour les novelles justi niennes, parce que 1a tradition manuscrite de celles-ci est celle de textes originaux, la difference des lois codifiees, et en outre parce que la datation post-consulaire, exceptionnelle jusqu'en 541, est universelle et permanente partir de 542, le consulat eponyme ayant completement disparu jusqu'en 566 et ne reapparaissant ensuite que rarement. Evidemment une erreur par omission a toujours plus de chances de se produire qu'une erreur par insertion, ce qui fait que les consulats faux se substituant des post-consulats, seront plus frequents que les post-consulats faux se substituant des consulats : ainsi, d'apres l'apparat critique de l'edition Schoell Kroll, le codex Marcianus gr. 179 de 1a collection des 168 novelles (M) remplace systematiquement 2 les annees post-consulaires 542-565 par le consulat de 541 3, et il fait de meme pour cinq datations post-consulaires des annees precedentes 4, mais il ne commet jamais l'erreur inverse 5 ; nous ne 1a rencontrons pas non plus dans le codex Vindobonensis lat. 2130 de l'Authentique (V) - si pour l'instant nous ecartons la novelle 23 - ni dans le codex Monacensis lat. 3509 de I'Authentique (T), alors que des post-consulats sont transformes par erreur en consulats neuf fois dans V 6 et huit fois dans T 7 • Par contre dans le Parisinus lat. 4429 de I'Authentique (Paris.) - lequel, il est vrai, ne contient que tres peu de sous criptions - aucun post-consulat n'a ete tronque, mais un consulat a ete remplace par le post-consulat correspondant 8 ; dans le codex
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I. Voir SEECK, Regesten p. 66-79. 2. Partout sauf dans Just. nov. 122. 141; edict. 8. II. 3. Le nom de Basile etant parfois corrompu en Belisaire. 4. Just. nov. 18. 38. 51. 102. 103. A la novelle 136 il ne donne pas un post consulat, comme le croyait Zachariae, car pp. y est certainement ce qui reste de (dn. Just.) pp. (Aug.) (voir ad Just. nov. 102 [Auth.]. 103, cf. ad 51. Sr. 83. 99. IOI. 106-II0. 115. 118-120. 123. 125. 128. 131. 132. 134. 137. 142. 145-147. 153. 157. 158. 162; pour ppo. dans un manuscrit de Julien, cf. la meme abreviation dans deux manuscrits de l'Authcntique ad Just. nov. 5c). 5. Dans Just. nov. 98, le consulat de Justin cos. 540, que donne aussi Julien, ne provient pas d'un post-consulat faux d'Apion cos. 539, mais se rapporte sans doute a un propositum supprime, cette loi ayant ete promulguee a la mi-decembre 539 (cf. pour Just. nov. 159, ou le 26 avril est la date de la loi et le 1•r juin celle du propositum). 6. Pour Just. nov. 22. 38-40. 46. 50. 53. 54. 102. 7. Pour Just. nov. 22. 31. 38. 40. 46. 48. 51. 105. 8. Just. nov. 8, p. 78 [Schoell-Kroll].
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LA DATE DE LA NOVELLE 23 Bambergensis II de l'Authentique quatre post-consulats ont subi 1a mutilation qui en a fait des consulats 1, un consulat s'est mue en post-consulat du meme consul 2• Pour Julien, si la aussi on fait abstraction de 1a novelle 23, 1e rapport est de six a un dans le Berolinensis lat. 269 (Jul/) 3; de cinq a quatre dans 1e Parisinus lat. 4568 (Jul.'') 4; de six a deux dans le codex Vercellensis (Jul.-') 5; dans 1e codex Utinensis de Julien (appelons-le Jul."'), ou les sous criptions ne sont pas tres nombreuses, il est de deux a un 6 ; dans 1e codex Haenelii I de Julien (appelons-le Jul.A), il est de six a un 7; chez l'epitomateur Athanase, eo laissant toujours de cöte la novelle 23, on trouve cinq consulats au lieu de post-consulats, mais aussi trois post-consulats au lieu de consulats 8, et trois consulats d'Apion ·cos. 539 9 qui, substitues a des consulats de Jean cos. 538, semblent avoir ete, dans un stade intermediaire, de faux post-consulats de Jean ·o; enfin l'epitomateur Theodore remplace six fois des post consulats par des consulats et commet six fois l'erreur inverse 11• Cela suffit pour prouver que, chaque fois que 1a tradition manus crite fournit des donnees contradictoires, il appartient en premier lieu a la critique interne de decider si l'annee de 1a promulgation d'une novelle justinienne est consulaire ou :t)OSt-consulaire. La souscription de la novelle 23 nous est connue par 1' Authentique, par Julien et par Athanase; or, V, Jul.", Jul."', Ju/.A12, sans doute 1. Just. nov. 18. 19. 22. 47 (voir Corp. jur. civ. III'•·, p. XVII ad p. 285). 2. Just. nov. 8, p. 78 [Schoell-Kroll]. 3. Six post-consulats tronques : Just. nov. 39. 40. 45-47. 57 (sur la nov. 20 voir plus bas); un consulat devenu post-consulat : ibid. 16. 4. Cinq post-consulats tronques : Just. nov. 30. 39. 48. 53. 54; quatre consulats transformes : ibid. 8 (proconsuli vilisarii, Julian. cap. 6o, p. 176* [Haenel]). 16. 24. 25. 5. Six post-consulats tronques : Just. nov. 30. 31. 39 (Julian. cap. 165, p. 192* [Haenel]). 45. 47. 131 (NC. au lieu de p. c. dans Just. nov. 42, et u. c. au lieu de p. c. dans Just. nov. 43 n'entrent pas en ligne de compte ici); deux consulats transformes : ibid. 10. 108. 6. Deux post-consulats tronques : Just. nov. 30 (Julian. cap. 87, p. 179* [Haenel]); app. 9 (dans Just. nov. app. 6, o' semble tenir lieu de post); un consulat transforme : ibid. 8 (Julian. cap. 60, p. 176* [Haenel]). 7. Six post-consulats tronques : Just. nov. 30. 38. 45. 49. 51. 57 (Julian. cap. 87. 130. 172. 178 s. 193, p. 179*. 185*. 193*. 195*. 198* [Haenel]); un consulat transforme : ibid. 8 (Julian. cap. 60, p. 176* [Haenel]). 8. Cinq post-consulats tronques : Just. nov. 18. 39. 58. 122. 131; trois consulats transformes : ibid. 66. 71. 111. 9. Ibid. 65. 73. 76. 10. Cf. ad Just. nov. 66. 71. Mais il est vrai que le consulat d'Apion qu'Athanase donne pour la nov. 113 reste inexplique. 11. Six post-consulats tronques : Just. nov. 42. 115. 124. 125. 127. 145; six consulats transformes : ibid. 32. 34-37. 162. 12. Les deux demiers : Julian. cap. 95, p. 180* [Haenel].
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EXCURSUS K
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aussi Jul." 1 et Athanase donnent la date (post-consulaire) de 536, tandis que T, Paris. et Jul! donnent la date (consulaire) de 535, ainsi que Bamb. II, semble-t-il, d'apres ce qui reste de 1a sous cription. Le temoignage de Jul! a un poids particulier : non seule ment ce manuscrit est le plus ancien qui nous ait conserve 1a sous cription de cette novelle, mais encore il 1a repete, par erreur, a 1a fin de la novelle 20 2, ce qui, sans en garantir l'exactitude, semblc cependant la confirmer, et il est le seul manuscrit de Julien qui n'omette pas le chiffre III devant 1a mention des nones de janvier. La date du 3 janvier, fournie aussi par V et par Athanase, est tout a fait certaine; celle de kl. Jul. donnee par T seul, est incon ciliable avec les termini ante quos du 15 avril et du 18 mai; celle de kl. XII april. qu'on ne trouve que dans Paris., reproduit par erreur l'indication legerement deformee du quantieme et du mois contenue dans les souscriptions des novelles 19 a 22, et elle ne s'accorde pas avec l'intitule de la novelle, adressee a Tribonien, a la fois maitre des offices et questeur. En effet des le 16 mars 535, Hermogene etait de nouveau maitre des offices 3 et conserva sans doute cette charge jusqu'a sa mort, survenue avant le 18 mars 536". Aussi longtemps que j'acceptai pour la novelle 23 la date du 3 jan vier 536, je croyais que la periode tres courte ou Tribonien a cumule 1a questure et le magisterium officiorum se pla�ait entre la mort d'Hermogene, a qui il aurait succede avant le 3 janvier 536, et le 18 mars 536, date a laquelle Basilide etait deja maitre des offices 5• A present nous voyons que Tribonien, qui a 1a mi-novembre 534 etait uniquement maitre des offices 6, redevint questeur, tout en conservant le magisterium officiorum, entre cette date et le 3 janvier 535, et qu'il fut ensuite remplace comme maitre des offices par Hermogenc entre le 3 janvier et le 16 mars 535.
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Puisque Haenel ne precise pas le contraire. Dans son abrege, const. 24 = nov. 23, const. 25 = nov. 20. Just. nov. 2. Cf. aussi ibid. ro (15 avril 535). lbid. 22, c. 46, pr. Voir Bull. de la Cl. des Lettres de l' Acad. de Belgique XXIII (1937) 369. Const. Cordi § 2 (Corp. jur. civ. II, p. 4).
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EXCURSUS L LA CHRONOLOGIE DES EVENEMENTS DE LAZIQUE EN 555-556 1
Pour toute 1a guerre de Lazique, Agathias (II 27, p. 125 B.) ne donne qu'une indication chronologique precise : 1a date de 1a mort de Mihr-Mihroe, survenue, dit-il, 1a 25 ° annee du regne de Chosroes, apres que se furent ecoulees 28 annees du regne de Justinien, c'est a-dire pendant 1a 29° annee de ce regne, et nullement pendant 1a 28°, comme on le pretend en general 2• Comme Agathias sait par faitement que Chosroes commenya a regner au cours de 1a 5 ° annee de Justinien 3, aucun doute n'est permis quant a l'exactitude de 1a double indication chronologique qu'il donne pour 1a mort de Mihr-Mihroe. Chosroes etait roi depuis le 18 aout 531 (plus haut p. 294, n. 2), mais les Sassanides comptaient leurs annees de regne comme si la premiere de celles-ci coincidait avec l'annee civile perse au cours de laquelle leur avenement avait eu lieu, de sorte que la 25° annee de Chosroes commence le 6 juillet 555 '· La 29° annee de Justinien se termine le 31 mars 556, mais 1a fa,;on dont s'exprime Agathias, ne se comprend guere que si 1a mort de Mihr-Mihroe se produisit a une date plus proche du commencement que de la 1. Voir plus haut p. 513-516. 2. Voir en dernier lieu BURY, Lat. Rom. Emp. IP 117, n. 1. J'ai moi-m�me commis implicitement cette erreur dans mes Studien zur Gesch. des byz. Reiches 28, n. 3 ; mais cc -ixxe:� sont autre chose. C'est sans doute pour cette raison que Hartmann, qui ne connaissait pas encore 1a nouvelle edition des lettres de Vigile, suppose que Belisaire a ete nomme comes domesticorum 7• Toutefois je me demande s'il est bien probable que le general le plus haut place de l'Empire ait ete investi de 1a comitiva domesticorum, fonction nettement inferieure au magisterium militum et dont les attributions, plus administratives que militaires 8, ne convenaient guere au tempe rament d'un soldat de sa trempe. Je conjecturerais donc que Justinien retablit temporairement et confera a Belisaire 1a comitiva protectorum (plus haut p. 196, n. 2) et qu'elle etait d'un rang superieur a 1a r. Voir plus haut p. 592. Procop. bell. Goth. IV 21, r. 3. Cf. ibid. § 4. 4. Cf. ibid. § r. 5. J.-K. 931, Vigiliusbr. p. 1, 1. 5. 9. 6. Procop. bell. Pers. I 25, 24; bell. Goth. III 32, 22; anecd. 6, II; 24, 8 (cf. plus haut p. 446, n.). Cf. Coripp. Just. I 202 : excubiae primum, quae summa palatia servant; III 165 : ingens excubitus divina palatia servans. 7. Pauly-Wissowa III 236, 1. 57. 8. SEECK, Pauly-Wissowa IV 650. Cf. mes remarques t. I 82. 84. 187 et plus haut p. 429, n. 1. 2.
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DERNIERE DIGNITE DE BELISAIRE comitiva domesticorum. Ce qui milite en faveur de cette hypothese - que je ne donne d'ailleurs que pour ce qu'elle vaut - c'est que le inot aooµocTocpu)..ocxe:.; est une traduction tout appropriee de pro tectores et qu'il correspondrait mieux encore aux protectores tout court qu'aux protectores domestici. Quoi qu'il en soit, Belisaire n'a pas occupe longtemps la charge en question, car parmi les dignitaires enumeres dans les textes conciliaires de janvier 552 1 et de mai 553 2, ceux qui exer�aient une fonction sont mentionnees comme titulaires de celle-ci, et Belisaire y est bien mentionne lui aussi, mais sans titre de fonction. II a donc pris sa retraite en 551 (cf. aussi plus haut p. 540, n. 1).
1. J.-K. '.)3I, Vigiliusbr. 2. Mansi IX 197 B.
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EXCURSUS R LA DATE DU LIBER CONTRA MOCIANUM DE FACUNDUS D'HERMIANE 1
La date du Liber contra Mocianum n'a pas encore ete suffisamment etablie. D'apres Caspar il .serait utilise dans 1e premier Constitutum de Vigile 2 ; mais cette assertion n'est pas justifiee, car le seul pas sage qui se trouve a la fois dans les deux traites 3 est un texte de Gelase 1er 4, que 1a chancellerie papale n'avait pas besoin d'aller chercher dans Facundus, et qu'en effet Vigile ne cite pas d'apres lui, puisque les sept derniers mots transcrits dans le Constitutum sont omis par Facundus. On a pretendu 5 que Facundus fait mention de Boeth(i)us, primat-doyen de Byzacene, - dont la mort est rapportee par Vict. Tonn. ad a. 552, 2 - comme d'une personne en vie 6 ; mais en realite l'epithete de beatus donnee a Boeth(i)us, s'applique a des morts aussi bien qu'a des vivants 7, et chez Facundus bien moins frequemment a des vivants 8 qu'a des morts 9• D'apres une opinion tres repandue, le Liber contra Mocianum n'aurait ete ecrit qu'en 571 parce que, d'apres Facundus 10, 120 annees se seraient ecoulees depuis 1e concile de Chalcedoine. Souvent repetee, meme par d'excellents auteurs 11, cette opinion n'en est pas moins completement fausse. En effet, ce passage de Facundus dit tout autre chose • 2• Il indique que 120 annees se sont ecoulees I. Voir plus haut p. 679. 2. CASPAR II 275 ex. 11 semble d'ailleurs se contredire en parlant (p. 281) du Liber contra Mocianum comme s'il le croyait posterieur au V• concile cecumenique. 3. P. L. LXVII 866 A-B (Je Liber contra Mocianum); Coll. Avell. n ° 83, 216 (le Constitutum de 553). 4. Coll. Avell. n ° 103, 28. 5. PEWESIN, Imperium, Eccl. Univ., Rom 160 s. 6. P. L. LXVII 863 C. 7. Thes. ling. lat. II 1914. 8. Pro def. trium capit. II 6; IV 3 (P. L. LXVII 577 B. 623 C). 9. Rien que dans le Liber contra Mocianum aux endroits suivants : P. L. LXVII 855 A. C; 856 A. B; 857 C; 858 A; 864 A. B. C; 865 A. B; 866 C. 10. L. c. 866 C. II. SCHANZ-KRÜGER IV 2, p. 582. BARDENHEWER V 323; cf. aussi M0RICCA III 2, p. 1476. 12. Ainsi que le fait observer a bon droit PEWESIN /. c. p, 16{ s.
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DATE DU LIBER CONTRA MOCIANUM
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depuis que 1a question concernant Theodore de Mopsueste a ete reglee par Jean d'Antioche, Cyrille d'Alexandrie et Proclus de Constantinople, ce qui vise indubitablement l'accord intervenu vers 1a fin de 438 entre les trois patriarcats et qui mit fin au conflit engertdre par la lettre de Proclus aux Armeniens 1. En ajoutant 120 a la date de 438-9 on obtiendrait donc, pour 1e Liber contra Mocianum, l'an 558-9; mais cette date est inconciliable avec un terminus ante quem qu'on a neglige jusqu'a present : l'abbe Felix (de Gillium) dont Facundus parle comme d'un homme vivant 2 est mort vers 556 3• D'autre part, Hefele a deja soutenu l'anteriorite du Liber contra Mocianum par rapport au premier Constitutum de Vigile; il estime que Facundus n'aurait pas attaque 1e pape au moment ou ce dernier venait de se prononcer nettement pour les Trois Chapitres, tandis que 1e silence observe dans le Liber contra Mocianum sur 1a palinodie finale de Vigile ne se comprend que si Facundus n'en avait pas encore eu connaissance 4• Outre ces raisons, il y en a une autre qui s'oppose a toute date posterieure a 553, et celle-ci me parait peremptoire, d'autant qu'il ne s'agit pas cette fois d'un argumentum ex silentio : d'apres Facundus 5, il n'y a pas longtemps que Mocianus a cesse de vouloir dissimuler que les impugnatores Ecclesiae ont condamne Theodore de Mopsueste et sa doctrine, 1a lettre d'Ibas et les ecrits de Theodoret; or, i1 creve les yeux que Mocianus a du abandonner ses reticences au plus tard a l'epoque ou furent connues les decisions du V0 concile recu menique. II ne suffirait pas cependant de dire que les 120 ans indiques par Facundus sont un chiffre rond 6, au lieu du chiffre exact de 115 au maximum; car lorsqu'en 548 Facundus faisait observer a Vigile que Theodore de Mopsueste etait mort depuis 120 ans 7, i1 s'agissait reellement de 120 annees 8, et quand i1 parlera en 568-9 des 11 7 ou 118 annees ecoulees depuis 1e concile de Chal cedoine, il dira « 120 ans environ >> 9. Je crois donc que les mots I. Sur cette affaire voir en dernier lieu RICHARD, Rev. d'hist. eccles. XXXVIII (1942) 303-323. 2. L. c. 855 B. 3. Vict. Tonn. ad a. 557, 2; pour la chronologie de Vict. Tonn. voir plus haut p. 653, n. 3 ; 678, n. 3. 4. HEFELE, Conciliengesch. IP 827 s. 5. L. c. 855 A-B. 6. Ainsi que le croit PEWESIN /. c. p. 162. 7. L. c. 860 B. 8. En 547 il avait ecrit, non moins correctement, bien qu'avec moins de precision : post centum et amplius defunctionis eius annos (Pro def. trium capit. II 1, P. L. LXVII 559 C). 9. Epist. fidei cathol., P. L. LXVII 867 C; cf. ibid. 869 A : per centum et amplius, ut praedfc:tl'm est, annos (pour la date de cet ecrit voir plus haut p. 682 avec la n. 1),
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centum et viginti annos dans le passage cite ont a leur base une erreur de copiste : celle de CXX au Iieu de CXV serait particuliere ment facile a commettre. L'on peut adopter par consequent 1a date de 553 pour le Liber contra Mocianum. En tout cas les expressions manifesto promulgatoque decreto 1 et apertum promulgatumque decretum 2 ne se rapportent pas au concile recumenique de 553, ainsi qu'on l'a suppose 3, mais sans doute au Judicatum de 548, d'autant que les mots episcopi Africani alia rumque provinciarum dans le premier de ces deux passages • cadrent a merveille avec Vict. Tonn. ad a. 549, 1 ; 550, 1.
I. L. c. 854 C-D. Ibid. 859 B. 3. SCHANZ-KRÜGl!R l. c. MoRICCA l. c. 4. Cf. aussi Facund. l. c. 864 A : si displicet quod... statuerunt Africana concilia; si displicet quod aliarum quoque prOfJinciarum episcopi faciendum use fJiderunt, sicut lllyrici atque Dalmatiae. 2.
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EXCURSUS S SUR LE PSEUDO-DENYS DE TELLMAHRE a) Ses erreurs chronologiques La plupart des dates de cette reuvre qui peuvent etre contrölees par une autre source se revelent fausses. Je me bornerai ici a en enumerer un certain nombre, signalees dans les notes de ce volume ou par les editeurs de ses fragments 1 : - les tremblements de terre de Dyrrhachium, Corinthe et Anazarbe de Cilicie en 524-5 sont dates de 840, 841 et 842 Sel., soit avec un retard de 4, 5 ou 6 ans (plus haut p. 241, n. 2); - l'incendie d'Heliopolis de Syrie en 525 est date de 866 Sel., soit avec un retard de 30 ans (plus haut p. 242, n. 1); - l'avenement de Justinien est date de 842 Sel., soit avec un retard de 4 ans; - 1a conversion du roi des Herules Grepes en 528 est datee de 844 Sel., soit avec un retard de 5 ans (plus haut p. 305, n. 3); - les evenements de Crimee vers 528 sont dates de 845 Sel., soit avec. un retard d'environ 5 ans (plus haut p. 304, n. 3) ; - les tremblements de terre de Pompeiopolis, d'Antioche et de Laodicee en 528 et 529 sont dates de 850, 851 et 852 Sel., soit avec un retard de 10 a 12 ans (plus haut p. 420, n. 1 s.) ; - le tremblement de terre du dimanche 6 septembre 543 (Malal. 482 B. Theopnan. A. M. 6036 in.) est date de 854 Sel., ce qui est exact (a condition de faire commencer l'annee seleucide le 1er octobre et non le 1er septembre), mais aussi de 875 Sel. (Rev. de l'Or. ehret. II 491 ex., ou il s'agit manifestement d'un doublet), soit avec un retard de 21 ans (ou 20, si l'annee commence le 1er septembre); - l'effervescence au sujet du careme de 546 (plus haut p. 639) est datee de 856 Sel., soit un an trop töt; - la mort du patriarche Timothee d'Alexandrie en 535 (plus haut p. 380) est datee de 857 Sel., soit avec un retard de II ans; - le tremblement de terre qui commen�a dans 1a nuit du samedi I. Rev. de l'Or. ehret. II 474. 476. 482 ex. 489-493 [Nau]; Joannis episc. Eph. comm. de beatis Orient. p. 227. 241 s. [Van Douwen et Land].
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EXCURSUS S
15 au dimanche 16 aout 554 (Malal. 486 B. Theophan. A. M. 6046), est date de la nuit du samedi 6 au dimanche 7 aout 862 Sel. (en realite ce 7 aout a ete un lundi), soit 3 ans trop tot - et avec un retard de 9 ans par rapport au doublet de cet evenement dans Theophan. A. M. 6034 (16 aout 542 qui a ete un lundi), doublet qui pourrait s'etre deja trouve dans le texte primitif de Malalas; - la revolte des Samaritains de 555 est datee de 863 Sel., soit 3 ans trop tot (plus haut p. 374, n. 2); - une assemblee de patriarches, d'eveques et de moines a Constan tinople est datee de 865 Sel., soit avec un retard d'une vingtaine d'annees, car d'apres le contexte 1 il s'agit de l'affluence mono physite qui commen..ocyfi, 768, n. 2. synodes, de Nicee (325) = I•• con cile a:cumenique, 664, n. 1 ; de Constantinople (381) = II• c. a:cum., 664, n. 1 ; - d'Eph/:sl" (431) = III• c. a:cum., 170; - de Chalcedoine (451) = IV• c. a:cum., 664 avec la n. 1; acceptation ou rejet des dogmes de ce concile, 25. 34-36. 38. 165. 168 ss. 176. 183. 223. 385. 387. 634 ss. 643. 648. 651. 656. 668. 672; - d'Antioche (482), 24; - de Rome (484), 27; - de Rome (485), 33; - de Con stantinople (492), 165; - de Rome (495), 113; - de Rome (499), 135; - de Rome (502), 136-138 ; d'Agde (506), 144, n. 2; 149; - de Toulouse (507), 149, n. 1; - de Constantinople (v. 492), 165; - de Constantinople (496), 166; - de Sidon (511), 172; - de Tyr (514), 173; - d'Epirus vetus (516), 185 ; - d'Epaone (517), 187; - de Constantinople (518), 223; - de Jerusalem (518), 224; - de Tyr (518), 224; - d'Apa mee (?), 224; - de Rome (530), 330; - de Carthage (535), 322; de Constantinople (536), 383; de Gaza (539), 393; - d'Antioche (540), 394; - de Constan�inople (553) = V• concile a:cumenique, 656 ss.; - d'Antioche (565), 689; - de Constantinople (680-681) = VI• c. a:cum., 664; - de Nicee (787) = VII• c. a:cum., 664; - de
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Constantinople (869-870)= VIII• c. cecum., 664. auvwVl), voir : coemptio. Syracuse, ville de Sicile, 314. 323. 340. 575. 595. 669; - archeveque de S., 677, n. 2 de la p. 676. Syrie Premi�re (province de), 465. T Tadinae pres de Sentinum, 6o1. Taifales, 42, n. 2. Taman (peninsule de) sur la mer Noire, 62. 305. Tarente, ville d'ltalie, 586. 594. 603. TARRACH, Hun, 184. Tarse, ville de Cilicie, 29. 757. TATIEN, maitre des offices sous Justin I••, 246. 247, n. de la p. 246. TATIEN, prefet du pretoire SOUS Theodose le Grand, 72, n. 1. Tauresium en Dacie, 275. -.«�(a:px_oi;, 814 s. 't'CX�Li;, 814. TAz!NA, roi d'Abyssinie, 103, n. 2; 104, n. 1, Ti!IA, general ostrogoth, 6oo-6o4; 6o5, n. de la p. 6o4; 816. Tela d'Mauzalat, voir : Constan tine. tertiae sous Odoacre, 43, n. 1. Thacia en Proconsulaire, 550; 551, n. 1; 553, n. 1. Thebalde en Egypte, 33. 301 s.; duc de Th., 477. 755, n. de la p. 754. THJ!LA, fils d'Odoacre, 55. 58. theme, circonscription administrative (meso-byzantine), 751 s., n. de la p. 749; - th. des marins, 475. THJ!OCRITE, domesticus, 220. 224. THl!OCTISTE, prefet augustal, 23, n. I. THJ!ooAT,cousin d'Amalasonthe, 335347. 354. 382. 583, n. de la p. 582. THJ!ooEBERT, prince merovingien, 309. 333. 354. 361. 365. 525-528. 530. 587. 816 s. THJ!ODEGJSEL, roi des Visigoths, 562. THJ!ODJS, general de Theodoric, 153 s. 264; - roi des Visigoths, 315. 332. 56o S. 567, n. I. THJ!ODOGOTHO, fille de Theodoric, 143.
THJ!oooRA, imperatrice : or1gmes et personnalite, 235-239. 275; - vue par Procope, 720 s.; - rapports avec Antonine, 285 s. 386. 481. 496. 498. 579. 589; avec Germa nus, 324. 578; avec Narses, 355. 436; avec Pierre Barsymes, 762. 765 s.; - sedition Nika, 453 s.; - chute de Jean de Cappadoce, 480-483 ; - influence sur la legislation, 464; en faveur des femmes, 237. 414. 470 s. 554; - fondations pieuses, 421. 422, n. 1; - guerre d'Italie, 338. 341, n. 2 ; - guerre perse, 486, n. 2 ; - politique monophysite, 238. 280. 3c1 s. 377. 380 s. 383. 385-388. 391. 449. 476. 623-625. 683 s.; - querelle des Trois Chapitres, 634. 642. 644; - affaires de la soie, 771; - sa mort, 589. THJ!ODORE AsCIDAS, eveque de Cesa ree de Cappadoce, 393-395. 634. 637 s. 646-648. 651. 655. 666. 673. 685. 745. THJ!oooRE de Cabarsussis, 682, n. de la p. 681. THJ!ODORE de Cappadoce, general de Justinien, 323 s. THJ!oooRE, eveque de Mopsueste, 171. 633 s. 636-638. 665. 700. THJ!ODORE, eveque de Phile, 302. THJ!oooRE, eveque monophysite des Arabes, 625. THJ!oooRE, fils du maitre des offices Pierre, 778. THJ!oooRE le Lecteur, historien, 706. THJ!oooRE le Tzane, duc sous Justi nien, 516; 517, n. de la p. 516; 814 s. THJ!0DORE, prefet augustal SOUS Ze non, 36. THJ!oooRE, sacellaire d'Anastase, 180. THJ!0DORET, eveque de Cyr, 171. 633 s. 636. 665. 705. Theodoriade (province de), 752,n. 1. THJ!oooRIC 1'Amale, Th. le Grand : campagnes dans les Balkans sous Zenon, 10-18; - conquete de l'ltalie, 54-58; - personnalite de Th., 107-ux; 791 s. ; - rap ports avec le Saint-Siege, 1u-u6. 134-142; 260 s.; - troubles reli gieux, 247-249; - titres et pou-
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voirs de Th., u6-u9; - adminis tration de l'Italie, 119-124; - rap ports avec h noblesse senatoriale, 124-132; - bienfaits du gouver nement de Th., 132-134; - poli tique exterieure, 143-156. 250 s. 254; - mort de Boece et reaction anti-byzantine, 254-262;- mort de Th., 262. - Voir aussi : CAss10DORUS SENATOR. Tm!ODORIC STRABON, chef ostrogoth, 10-17. 787. TH!!onosB, fils adoptif de Belisaire, 496. Tm!ODOSB II, 268. 437• THJ!ooosB le Grand, 63; 107; 289; 290, n. 5 de la p. 289. Tm!ODOSB, patriarche (severien) d'Alexandrie, 301; 380 s. ; 384 s. ; 388, n. 1; 389; 623-625; 631; 683. Tm!ooosB, prefet augustal, 164. Theodosiopolis en Armenie ro maine, 94; 100; 101, n. 1; 289292; 499. Theodosiopolis en Mesopotamie, 502. THEODOTB COLOCYNTHIUS, prefet dt. la Ville sous Justin I••, 240 s. THEODOTB, prefet du pretoire SOUS Justinien, 747. 762. 774 s. 784. THEOGNOSTB, prefet augustal, 22. 23, n. 1. theopaschite (formule), 228-230. 335. 378 s. Tm!OPHILB de Constantinople, juriste, 408. 410. Tm!OPHILB l'lndien, 103, n. 3. Tm!OPOMPB, Comes domesticorum SOUS Anastase, 189. Thermopyles, 106. 447. 536. 599. Thessalie, 18. 540. Tbessalonique, ville de Macedoine, 14; 183 ; 228; 339, n. 1; 396; 524; 532; 640; 677, n. 2 de la p. 676. Theveste, ville d'Afrique, 548. THIBAUT, prince merovingien, 530. 535. 605. 610. 816 s. THIBRRY I••, fils de Clovis, 250. 332 s. 816. THOMAS, a secretis et medecin de Justinien, 453, n. 4; 738, n. 2. TuoMAS, comte d'Armenie sous Justi nien, 471.
THOMAS, questeur sous Justinien, 371. 404. Thoringes, peuple germanique, 149. THORISIN, roi des Gepides, 530-532, 535. Thrace, 12 s. 17. 306. 308-310. 522 s. 533. 535 s. 765; - mercenaires Jans les armees de Justinien, 354-; - diocese de T., 474. 661 et voir: preture et vicariat de T. THRASAMOND, roi des Vandales; 143. 153. 156. 252. 3u. THRAUSTILA, magister militum SOUS Zenon, 17. THRAUSTILA, roi des Gepid..:s, 55. Thuringe, Thuringiens, 149, n. 3 ; 150; 332 s.; ,528; 544. TIBBRE-CONSTANTIN, comte des excu biteurs sous Justinien, 739, n. 2; 746; - empereur, 244, n. 2. Tiberiade, ville de Palestine, 266. Tibur (Tivoli), ville d'ltalie, 577. 586. Tiburnia en Norique, 527, n. 1. TIMASIUS, general de Theodose le Grand, 72, n. 1. TIMOSTRATB, duc d'Osrhoene, 97. 266. 272. TIMOTHEB ELURE,patriarche d'Alexan drie, 21 s. 159. TIMOTHEB IV, patriarche d'Alexan drie, 232 s. 266. 380. TIMOTHEB SALOPHACIOL, patriarche d'Alexandrie, 22; 23, n. 1; 35. TIMOTHEB, patriarche de Constanti nople, 170 s. 177. 190. 227. titulature imperiale (surnoms dans la), 318 avec la n. 5. Todi, ville d'ltalie, 355. Tolbiac (victoire de Clovis a), 147. « Tome de Leon », 36. 38. 171. 183. Topirus en Rhodope, 523. Tortone, ville d'ltalie, 360. ToTILA, roi des Ostrogoths, 283. 349. 524. 527. 567; - sa personnalite, 568 s.; - revolution economiquc et sociale, 569-571, cf. 613 s; guerre contre les Byzantins, 571602. - Voir aussi : Rome. Toulouse, ville de Gaule, 156, n. 3 de la p. 155. tractator provinciae, 204 avec la n. 2 ; 764. Trapezites, 62. 532.
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Trapezous (mont), en Crim�, 62. u TRAsARic, roi des �pides, 55. 145. Trebizonde, ville d'Asie Mineure, Ulpiana, ville de Dardanie, 534. 678. 285, n. 1. ULPIEN, jurisconsulte, 408. tremblements de terre, 241. 419. 757. URBICIUs, praepositus Augustae, 77. 787. 827 s. Voir aussi : Andoche, 78, n. de la p. 77. Constantinople. Urbino, ville d'ltalie, 353. 359. 573. Trente (duche de), 612. Trevise, ville d'ltalie, 566 s. V TRIB0NIEN, juriste, questeur SOUS Justinien, 281; 371, n. 2; 378, D. 1 j 433 S. j 452 j 464 j 735 j VACON, roi des Lombards, 309. 747; 810; - sa personnalite, 404- VAHAN MAMIK0NIEN, chef armenien:, 406; - le Corpus Juris, 403 s. 65. 407 ss. VALACH, roi des Perses, 65. TRIBONIEN, prefet de la Ville et ecri VALENS, empereur, 63. . vain, 404. 405, D· VALENTIN, ambassadeur de Justinien, tribunus, 86; 198; 527, n. 1; 755; 542. 814 s. VALENTIN, ev!que de Silva Candida, tribunus et notarius, 172; 731 avec la 580. 581, n. 2 de la p. 580. II'., 6 j 742, n. 1. VALENTINIBN 1•r, empereur, 70. 213. TRIBUNUS, medecin de Justinien, 502 VALENTINIEN III, empereur, 50. 52. avec la n. 2. 126, 329. tribunus praetorianus, 798. VALBRIEN, magister militum per Arme tribunus pruoinciae sous Theodoric, niam, 324, n. 2; 350; 430, n, 3; 123, n. 1. 494; 499; 505; 5o6, n. 2 de la tribunus sacri stabuli, 739, n. 2; 740, p. 505; 512, n. l j 588 j 598 j n. 1; 797 S. 601 S. j 604; 6o6 j 615, n. 1; 672. Tricamarum pres de Carthage, 317 s. Valerie (province de), 307. Tripolis, ville de Syrie, 211, n. 1. Valone, ville d'Epire, 338. Tripolitaine, 314. 547. 555-558. Vandales, 49. 57. 59. 110. 1·43 s. trishagion, 169. 177 s. 229. 229. 251-253. 264. 333; - con tritheisme, 627 s. qu!te du royaume v. par Justinien:, TROCUNDUS, frere d'Illus, 16. 30. 311-318. 320 s. 436. Trois Chapitres (querelle des), 387. Vandali Justiniani, mercenaires van� 632-683. dales, 320. 322 s. TuPA, magister militum d'Odoacre, 55. Varnes, peuplade germanique, 149. 57. VENANCE de Palerme, 619, n. 2 de la: tuitio SOUS Theodoric, 123. p. 618. TuLLIANUs, chef d'un corps franc VENANCE de Syracuse, 619, n. 2 de 1s italien, 579. 585 s. p. 618. TuLUIN, gencral de Thcodoric, 250. Venetie, 147, n. 1; 349; 360; 362; 263. 334. 366; 526; 530; 544; 566; 6oo; Tunis (golfe de), 315 s. 602; 607; 610-612; 672. Venise (eglise Saint-Marc a), 457. Turcs, 61. 518. 541 s. 773. Tuscle, 335. 354 s. 360 s. 577. 605 s. VBRBCUNDUS, ev!que de Junca, 649, n. de la p. 648. Tyr, ville de Phcnicie, 173. 770 s. Tzanes, peuple caucasien, 64. 105. VBRINE, imperatrice, 10. 12 s. 15. 28. 291. 303. 505. 516. 30. 46 s. 77. 78, n. de la p. 77. Verone, ville d'ltalie, 55. 133. 249. TZATH I•r, roi des Lazes, 267. 256. 368. 572. 6oo. 602. 610. 611, TZATH II, roi des Lazes, 514 s. n. 1. TZAZ0N, prince vandale, 314-317. Tzurta (?), fl.euve de Thrace, 90. Verts (parti des), voir : factions du: cirque, Tzurulum en Thrace, 523. 539.
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Vneronce prer de Vicnne, :iso. VITALD!N, conra f«tkratorum, puis VBSPASIBN, cmpcrcur, 1;4. magister militu"' en Thracc, cnfin vcstiairc sacr�, wstis (sacra), .PS• magisur militum praesentalis sous vexillationes, 85. 3x:i. 43.1, n. 4. Justin I••, 94, n. 2; 178-185; vicaire, voir aussi : vicariat, vicaritu. 7-230; 287. 191 s. ; 224 s.; 22vicairc d'Afriquc, 319. VITALIS, �!quc de Ravcnne, 695, vicaires des ducs, 197, n. 2. n. I. vicaires du Long Mur, 90. 466. VITALIS, magister militum per Illy vicariat des Gaules saus Theodoric, ricum, 36o j 362 j 525, D, 1 j 566 j 152. 576 s. vicariat dioccsain (supprcssion du), VITIGBS, gmual ostrogoth, 30'/; 465. roi des Ostrogoths, 347-349; vicariat du dioccsc asianique, 448. siege de Romc, 350-353. 386; suite de la guerre, 354 s. 358; 465. 479, n. 2. vicariat du diocerc de Thracc, 466. n�gociations et capitulation, 362. 747 avec la n. 2. 364-368. vicariat du dioccse pontiquc, 465. • Vrrus, officier de Baisairc, 779. 748 s, avec la n. de la p. 749 Vivarium (monast�rc de), 142, n. 1; (749-752); 807. 620; 621, n. de la p. 620; 696. vicarius Palaestinae secundae, 197, Vivien, villc de Gaule, 152. n. 2. V0LUSIEN, �v!que de Tours, 144, vicarius regis sous Odoacrc, SI avec n. 2. la n. x. Voulll6 (victoirc de Clovis a), 150. VICTOR, �v!quc de Tunnune, 680 152. avec la n. x; 682, n. de la p. 681; VRAIAs, chef goth, 354. 36o s. 366. 368. 566 s. 568, n. de la p. 567. - continuateur de V., 681, n. 1. VmIMER, cousin de Theodoric, 56. Vulturnu■, fteuvc, voir : CasWnu1. VmIN, chef ostrogoth, 610 s. Vienne, villc de Gaule, 144. 186. 250. w VIGILANTIA, sceur de Justinien, 743. VIGILE : diacre romain, 330; 331, Wolfdietrich, �o� germanique, 11, n. 3 de la p. 10. n. 1; 386; - pape, 351. 353. 387 s. 628. 694; - voyage a Constanti X nople, 578, n. '2; 580; 593, n. 2; 594, n. 2 ; 595 ; 613; 640 s.; - • �A!As, voir : PHILOXBNE. fin, 669, cf. 671; - quercllc des Xol1 en Egypte, 384. Trois Chapitres, 638-654. 656-660. 664-670. 674. 679.. - Voir : Con y stitutum, Judicatum. VILIA, comes patrimonii sous Th�do YAZDGOUCHNAS, voir: lZADH-GoUCHric, 259. NASP. VINCENT, m�tropolitain de Claudio Y6men, 101-105. 265-267. 298 s. polis, 659 avec la n. 2. YEZDGERD I••, roi des Perses, 268. vindex, 211 j 213 j 214, D, 1 j 479• Ytzm, chef arabe, 299. Virunum cn Noriquc, 527, n. x ; 673, n. 3. z Vlaigoth1, 49. 56. 111. 129. 144 i. 148-150; mainmisc de Theodoric ZABERGAN, chef des Huns Kotrigours, 536 s. 539 s. 745. 818 s. sur le royaumc des V., 152-155; - relations aprcs sa mort, 264. ZABERGAN, ministre perse, 486, n. 2. 332 s.; - intervention byzantine ZBMARQUE, comes Orientis sous Justi nien, 778. et conqu!te en Espagnc, 560-564. ZBMARQUE, curator domus Placidiae 820 s. sous Justinien, 799. visitator, 136.
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898 Z1™ARQUB le Cilicien, ambassadeur de Justin II, 773. ZEMARQUB, prefet de la Ville SOUS Justinien, 779, n. 4. ZENODORE, a secretis, 779. ZENON, empereur: restauration, 7-10; - affaires gothiques, 10-18; rupture avec Illus, 18-20; - poli tique religieuse, 20-27 (Henotique, 25). 31-39; - revolte d'Illus, usur pation de Uonce, 28-31 ; - affaires d'ltalie (Odoacre et Theodoric), 39-58; - autres affaires barbares,
58-65 ; - reformes administra tives, 65-75 ; - fin du regne, 75 s.; - legislation, 427. 430. ZENON, fils du precedent, 75. ZUCH, famille perse, 504. ZolLE, patriarche d' Alexandrie, 391 avec la n. ; 628; 637; 640 ; 647; 654; 753; 775. ZosIME, historien, 707 s. avec la n. de la p. 708. ZoTICUS, prefet du pretoire SOUS Anastase, 194. 209. 729 s. 783. 838.
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TABLE DES MATIERES Pages La vie et l'reuvre d'Ernest Stein, par Jean-Remy PALANQUE . . . . . . . . Bibliographie d'Ernest Stein . .
VII-XVII XIX-XXII
Avant-propos, par Jeanne STBIN
XXIII-XXXII
Precisions sur les references . . Table des Matieres developpee.
XXXIII-XXXIV 1-6
CHAPITRB PREMIER. - De la chute de l'Empire romain d'Occident a la mort de Zenon (476-491) .
7-76
CHAPITRB II. - Histoire exterieure de l'Orient romain sous Anastase Jer (491-518) . . . . . . .
77-106
CHAPITRB III. - Theodoric le Grand : organisation et_ apogee du royaume des Ostrogoths en Italle (493-518) . . . . . . . . • . . . . . . . . . .
107-156
CHAPITRB IV. - La politique ecclesiastique, administrative et economique d'Anastase Jer (491518) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
157-217
CHAPITRB V. - De la mort d'Anastase Jer a l'avenement de Justinien fer (518-527) . . . . . . . .
219-273
CHAPITRB VI. - L'empereur Justinien fer; sa polltique exterieure et ses guerres jusqu'a la prise de Ravenne par Bellsaire (527-540) . . . . . .
275-368
CHAPITRB VII. - La politique religieuse et ecclesiastique de Justinien jusqu'a l'edit contre Origene (527-543). - Le Corpus juris civilis . . . . . .
369-417
CHAPITRB VIII. - Histoire Interieure du regne de Justinien jusqu'a la chute de Jean de Cappadoce (527-541) . . . . . . . . . . . . . . • . . . .
419-483
CHAPITRB IX. - Rapports de !'Empire avec ses voisins orientaux et danubiens, du commencement de la seconde guerre perse de Justinien jusqu'a sa mort (540-565) . . . . . . . . . . . . . .
485-545
CHAPITRB X. - Guerres en Mrique, Espagne et Italic (540-565) . . . . . . . . . . . . . . . .
547-622
CHAPITRB XI. - Renouveau du monophysisme, querelle des Trois Chapitres et dernier edit theologique de Justinien (542-565) . . . . . . . . .
623-690
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900 CHAPITRE XII. - L'Age d'or de la litt6rature byzantlne . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . CHAPITRE XIII. - Hiatolre lntlrleure du r�gne de Ju111tlnlen depula la cbute de Jean de Cappadoce
(541-565) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
735-780
Excursus A-Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
781-845
Liste des ouvrages et collections (indiques en abreviations), etablie par Jean-Remy PALANQUB . . • • • . . • Liste des sources (avec les abreviations usitees dans le volume), etablie par Jean-Remy PALANQUE • . . • Index alphabetique, etabli par :8lisabeth WILL . . . . . Cartff geographiques, dessinees par Jean-Remy ·PALANQUE I. Frontieres orientales de l'Empire. II. Italic et Afrique A l'epoque de Justinien. III. L'Empire vers 560 apr. J.-C.
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06.07.2023
13:41 Uhr
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Ernst Stein
Ein historiographischer Klassiker – erweitert und neu aufgelegt Ernst Steins Geschichte des spätrömischen Reiches ist eine große Pionierleistung der Erforschung der Spätantike. Das zweibändige Werk zeichnet sich aus durch stupende Quellenkenntnis, die souveräne Darstellung der großen Zusammenhänge und einen immensen Detailreichtum. Der erste Band der Geschichte des spätrömischen Reiches behandelt die Zeit von 284 bis 476. Der zweite Band umfasst die Jahre 476 bis 565 und erschien erst im Jahr 1949 postum auf Französisch unter dem Titel Histoire du Bas-Empire. Ein Vorwort von Hartmut Leppin stellt die biographischweltanschaulichen Hintergründe von Ernst Steins Großwerk heraus. Erweitert um ein Register und aktualisierende Fußnoten, die erstmals in der französischen Ausgabe erschienen, ist diese Neuausgabe auch knapp 100 Jahre nach dem Erscheinen ein unverzichtbares Standardwerk.
»Bis heute ist Ernst Steins Darstellung als Referenzwerk unverzichtbar.«
P R OF. H ARTMU T L E P P I N
»Es gibt nur wenige historische Werke, die auch nach nahezu einem Jahrhundert von hohem Wert für die Forschung sind. Ernst Steins groß angelegte Geschichte des spätrömischen Reiches gehört zweifellos dazu.« P R OF. MI SCH A ME I E R
ISBN 978-3-8053-5365-6
€ 250,00 [D] € 257,10 [A]
Mitmachen lohnt sich: Viele Vorteile für Mitglieder! wbg-wissenverbindet.de
Ernst Stein
Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire
II
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Geschichte des spätrömischen Reiches Histoire du Bas-Empire De la disparition de l’Empire d’Occident à la mort de Justinien (476 – 565)