Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška: Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A-I; Band 2: J-PL; Band 3: PO-Z 9783205201588, 9783205796732


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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška: Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A-I; Band 2: J-PL; Band 3: PO-Z
 9783205201588, 9783205796732

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Katja Sturm-Schnabl . Bojan-Ilija Schnabl (Hg.)

Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942 Band 1: A – I

2016 B Ö H L AU V E R L AG W I E N KÖ L N W E I M A R

Veröffentlicht mit der Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)  : PUB 210-G23 Gedruckt mit der Unterstüzung durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich

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Die Förderung der Forschung und der redaktionellen Arbeit erfolgte durch: Austrian Science Fund (FWF) Projektnummer P 19519-G-03, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Bundeskanzleramt Volksgruppenangelegenheiten, Amt der Kärntner Landesregierung, Volksgruppenbüro, Urad vlade R. Slovenije za Slovence v zamejstvu in po svetu Teile des Textes wurden mit Hilfe des Eingabesystems ZRCola (http://ZRCola.zrc-sazu.si) erstellt, das im Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljana (http://www.zrc-sazu.si) von Peter Weiss entwickelt wurde.

Inhalt

Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates ( Juli – Dezember 2014)   7 Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014)  8 Geleitwort von Johannes Koder  9 Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers  11 Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška  15 Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band  38 Verzeichnis der Siglen  40 Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise  46 Editoriale Hinweise   51 Lemmata Band 1 A – I  55 Band 2 Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band  547 Lemmata Band 2 J – Pl  549 Band 3 Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band  1047 Lemmata Band 3 Po–Ž  1049 Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata  1571 Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata  1577 Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial  1579 Verzeichnis der Abbildungen  1580 Synopsis (deutsch/English/slovensko)  1599 Biographien der Herausgeber  1602

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Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014)

»Warum hast du mir deine Art zu denken, zu fühlen und zu handeln vorenthalten  ?« – diese Frage der Tochter an den Autor war der Ausgangspunkt des im Jahre 2008 erschienenen Sachbuchs von Mirko Bogataj »Die Kärntner Slowenen«. Gemeint ist ihre Muttersprache und Kultur. Welche Antwort hätte man/frau damals geben sollen  ? Kultur und – oft – schmerzvolle Geschichte werden im Mikrokosmos der Familie überliefert, aber auch auf der Makroebene der Schule, Wissenschaft und Forschung. In jedem Fall sind Nachschlagewerke das Werkzeug für den Transfer von Wissen von Generation zu Generation. Es erfüllt mich daher mit großer Freude, dass diese »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška von den Anfängen bis 1942« ein Tor zu einer Welt von neuen Erkenntnissen bereit hält. Dieses Buch in der engagierten Herausgeberschaft von Univ.-Prof. Dr. Katja SturmSchnabl und Mag. Bojan-Ilija Schnabl MAS schafft Synergien von Forschungen und neuesten Erkenntnissen zahlreicher Autorinnen und Autoren aus verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern  ; unterstützt haben die Enzyklopädie auch zahlreiche Institutionen insbesondere aus Österreich und Slowenien sowie insbesondere aus Kärnten/Koroška. Es ist also ein Gemeinschaftsprodukt, das einer langen historischen Tradition folgt. Das heutige Slowenien und das heutige Kärnten haben eine lange gemeinsame Geschichte erlebt. »Nationale« und sprachliche Trennlinien sind erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts willkürlich erfunden worden. Die Menschen dieser Region besitzen unendlich viel mehr an gemeinsamem Erbe, als Menschen das im Zeichen des Nationalismus wahrhaben woll(t)en. Wollte man hier Trennungslinien ziehen, so würden diese die Gene jedes einzelnen spalten. Diesen kulturhistorischen Zusammenhang hat der Journalist und Literat Bertram Karl Steiner in sei-

nen Werken oft skizziert. Der von ihm beschriebenen, bunten, vielsprachigen Kulturgeschichte Österreichs gilt es neues Leben einzuhauchen – Schritt für Schritt. Diese Enzyklopädie – ein interdisziplinäres Projekt, das den Geist Europas atmet und das Frau Univ.-Prof. Dr. Katja Sturm-Schnabl 2006 beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) eingereicht hatte und das seither in Zusammenarbeit mit Mag. Bojan-Ilija Schnabl MAS vertieft wurde – es wäre vor wenigen Jahren so nicht vorstellbar gewesen. Es ist ein Schritt am Wege, ein weiterer Schritt. Veränderung wird spürbar, in vielen Facetten unserer Gegenwart im 21. Jahrhundert  : auf Ortstafeln, an Schauplätzen der Demokratie, am Kärntner Landesfeiertag, im Umgang von Menschen miteinander, der Deutschsprachigen und den Angehörigen der slowenischsprachigen Volksgruppe. Auch diese Grenzen haben begonnen zu verschwimmen, jeder Mensch hat heute mehr als eine kulturelle Identität, wie der Historiker Marjan Sturm aufgezeigt hat. Doch Mehrsprachigkeit sollte nicht nur gelebt, sondern auch dokumentiert und damit an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Ein Stück des Weges ist gemeinsam gegangen worden, offen für Abenteuer des Entdeckens, offen für die »Sollbruchstellen« auf dieser Reise in die gemeinsame Zukunft. Wie denken, wie fühlen, wie handeln wir  ? – Heute öffnen sich viele Wege, darauf zu antworten. Die »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška von den Anfängen bis 1942« ist ein wertvoller Beitrag auf diesem gemeinsamen Weg. Ana Blatnik Präsidentin des österreichischen Bundesrates ( Juli – Dezember 2014) Ludmannsdorf/Bilčovs – Wien, am 6. November 2014

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Spremna beseda Ane Blatnik, predsednice Zveznega sveta Republike Avstrije (julij–december 2014)

»Zakaj si mi zatajila svoj način razmišljanja, občutenja in ravnanja?« To vprašanje avtorjeve hčerke je bilo izhodišče za poljudnoznanstveno knjigo Mirka Bogataja »Die Kärntner Slowenen« (»Koroški Slovenci«). Mišljeni sta bili njeni materinščina in kultura. Kako bi ji/mu takrat lahko odgovorili? Kultura in – pogosto – boleča zgodovina se prenašata v mikrokozmosu družine, pa tudi na makroravni šole, znanosti in raziskovanja. V vsakem primeru so priročniki primerno orodje za prenašanje znanja iz roda v rod. Zelo me veseli, da »Enciklopedija slovenske kulturne zgodovine na Koroškem, od začetkov do leta 1942« odpira vrata v svet novih spoznanj. Knjiga, ki se mora za svoj izid zahvaliti prizadevnemu uredništvu univ. prof. dr. Katje Sturm-Schnabl in mag. Bojana-Ilije Schnabla MAS, ustvarja sinergije med raziskovanji in najnovejšimi spoznanji številnih avtoric in avtorjev iz različnih evropskih in zunajevropskih držav. Pripravo enciklopedije so podprle številne ustanove iz Avstrije, Slovenije ter zlasti iz avstrijske Koroške. Nastalo je skupno delo, ki sledi zgodovinski tradiciji. Današnja Slovenija in današnja avstrijska Koroška imata dolgo skupno zgodovino, »nacionalne« in jezikovne ločnice so bile arbitrarno postavljene šele v 19. sto­ letju. Ljudje te regije imajo veliko več skupne dediščine, kot so si to v imenu nacionalizma sami želeli (si želijo) priznati. Če bi tu želeli potegniti ločnice, potem bi te razcepile gene vsakega posameznika. Prav to kulturnozgodovinsko povezavo je novinar in pisatelj Bertram Karl Steiner pogosto opisoval v svojih delih. Pisani in mnogojezični kulturni zgodovini Avstriji, ki jo opisuje,

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je treba – korak za korakom – vdihniti novo življenje. Pričujočo enciklopedijo, ki je rezultat interdisciplinarnega dela in izžareva evropski duh, je leta 2006 univ. prof. dr. Katja Sturm-Schnabl vložila pri Avstrijskem skladu za znanstveno raziskovanje (FWF) ter jo v sodelovanju z mag. Bojanom-Ilijo Schnablom poglobila. Enciklopedije, ki je dodatni korak na tej poti, si pred nekaj leti v tej obliki ne bi mogli niti predstavljati. Na začetku 21. stoletja so spremembe očitne. Izražajo se na krajevnih napisih, prizoriščih demokracije, ob dnevu koroškega deželnega praznika, v odnosu med ljudmi, med nemško govorečimi in pripadniki slovenske narodnostne skupnosti. Tudi te meje so se začele izgubljati, saj ima, kot je to pokazal zgodovinar dr. Marjan Sturm, vsak človek več kot samo eno kulturno identiteto. Vendar večjezičnosti ni treba le živeti, treba jo je tudi dokumentirati in jo tako predajati naslednjim rodovom. Na tem potovanju v skupno prihodnost je pot odprta tako za pustolovščine odkrivanja kot za »namerna mesta prelomov«. Kako razmišljamo, kako občutimo, kako delujemo? Danes se odpirajo številne nove poti, s pomočjo katerih bi lahko odgovorili na postavljena vprašanja. »Enciklopedija slovenske kulturne zgodovine na Koroškem, od začetkov do leta 1942« je dragocen prispevek na tej skupni poti. Ana Blatnik Predsednica Zveznega sveta Republike Avstrije (julij–december 2014) Bilčovs, Dunaj, dne 6. novembra 2014

Geleitwort

Die »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942« ist ein opus magnum, das man als Lebenswerk von Univ.Prof. Dr. Katja Sturm-Schnabl bezeichnen darf. Sie und Mag. Bojan-Ilija Schnabl sind aufrichtig zum Abschluss und zur Publikation dieser drei Bände zu beglückwünschen, die auf einer von ihnen hervorragend koordinierten wissenschaftlichen Leistung aller im Vorwort und im »Verzeichnis der AutorInnen und BeiträgerInnen« (mehr als 160) Genannten beruht. Konzeptuell und inhaltlich regt das Werk zur Intensivierung einer vorurteilslosen Betrachtung der Kultur und Geschichte der Slowenen innerhalb und außerhalb Österreichs an, denn es bietet hierfür eine überaus breite Quellenbasis und vertritt klare Positionen. Als zeitweiliger Obmann der Balkan-Kommission darf ich kurze erklärende Hinweise auf das fachliche Interesse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an den Forschungen im Kontext dieser Enzyklopädie geben  : Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien setzte bereits 1897 eine »Kommission für die historisch-archäologische und philologische Durchforschung der Balkanhalbinsel« ein, die 1950 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in »Balkan-Kommission« umbenannt wurde. Bedauerlicherweise wurde die Balkan-Kommission trotz erfolgreicher und auch zeitgemäßer Forschung 2011 aufgelöst. Die Balkan-Kommission sah ihre Forschungsaufgaben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vornehmlich in der Erforschung der »Kulturen, Sprachen und Literaturen der Balkanhalbinsel (unter besonderer Berücksichtigung ihrer Ethnographie und ihrer Geschichte)« im weitesten Sinn. Sie stand damit in der Tradition der Forschungen des berühmten Sprachwissenschafters und Slawisten slowenischer Abkunft Franz von Miklosich/Fran Miklošič (1813–1891), der seit 1848 Mitglied der Akademie war. Unabhängig davon, dass die Zugehörigkeit zu Balkan-Europa für Slowenien und die über dessen staatliche Grenzen hinausreichende slowenische Kultur, Sprache und Literatur diskutiert wurde und wird, betreute die Balkan-Kommission seit jeher auch slowenistische Forschungen. Beispielhaft sei hier wenigstens ein weit gediehenes Langzeitprojekt

genannt, der »Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnten«, der von dem Akademiemitglied Stanislaus Hafner (1916–2006) initiiert und tatkräftig vorangetrieben wurde. Der »Thesaurus« – zuletzt erschien 2012 der 7. Band (l–mi) – wird seit Langem von den Slawisten Erich Prunč und Ludwig Karničar (Graz) betreut. Die nun vorliegende Enzyklopädie beruht auf Jahrzehnte währenden, oft unter schwierigen Bedingungen geleisteten Vorarbeiten der Projektleiterin Katja Sturm-Schnabl. Auch die Tatsache, dass das Vorhaben in einer frühen Phase der Institutionalisierung dank eines von ihr geleiteten und vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanzierten Projekts von 2007 bis 2010 in der Balkan-Kommission beheimatet war, geht auf ihre Anregung zurück und wäre ohne ihre Planung und organisatorische Aktivität nicht möglich gewesen  ; Sie legte den damaligen Mitgliedern der Kommission ihr Forschungskonzept so überzeugend dar, dass diese dem Vorhaben einmütig zustimmten, und die Österreichische Akademie der Wissenschaften kann stolz darauf sein, zu diesem Werk in Form der zeitweiligen Schirmherrschaft einen Beitrag geleistet zu haben. Das Vorhaben trug in den genannten Jahren noch den stärker eingrenzenden Titel »Enzyklopädie der slowenischen Sprache und Literatur in Kärnten bis 1938«, doch zielte es bereits damals »auf die Herausgabe eines wissenschaftlichen Nachschlagewerks, das sowohl als Synopsis des bislang zugänglichen Wissens und dessen kritischer Bewertung als auch durch das Einbringen genuiner Forschung in wichtigen Teilbereichen eine vorläufige Vereinheitlichung der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf hohem Niveau bietet«. Diesen Anspruch erfüllt die nun vorliegende kulturgeschichtliche Enzyklopädie, doch geht sie in ihrem umfassenden kulturhistorischen Ansatz über »Sprache und Literatur« weit hinaus. Sie bietet eine Einleitung von erheblicher Informationsdichte und schließt daran vielfältige Lemmata an  : Den »harten Kern« bildet eine slowenische Kulturprosopografie für den Raum Kärntens. Sie behandelt nicht nur Slowenen, sondern auch Personen, die aufgrund ihrer Gesinnung und ihres

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Geleitwort

Agierens für das Slowenentum von Bedeutung waren, wie z. B. der Statthalter/Landespräsident Johann Nepomuk Freiherr von Schloißnigg. Die personenbezogenen Lemmata werden durch eine Fülle weiterführender Einträge vernetzt, die sozialhistorische, wirtschaftliche, politische, rechtliche, religions- und kirchengeschichtliche, kulturgeografische, künstlerische, literarische und sprachliche Aspekte behandeln. Auch die komplexen Fragen der Ethnogenese und der (kollektiven) Identitäten werden, jeweils im chronologischen Kontext, diskutiert. Einige willkürlich herausgegriffene Beispiele für die inhaltliche Vielfalt, den weitreichenden Wissenshorizont und den breiten chronologischen Rahmen  : Die Lemmata »Kulturvereine, slowenische« und »Edinost Šenttomaž/Katholischer slowenischer Bildungsverein St.  Thomas« beleuchten die – auch von kirchlichen Kreisen unterstützten – Bemühungen, der kulturellen Unterdrückung auf lokaler Ebene zu begegnen  ; in diesem Zusammenhang sei auch auf das Lemma »Bukovništvo« hingewiesen, das die in der einfachen Bevölkerung verbreitete religiöse, belehrende und politisierende Literatur thematisiert. Als Beispiel für die archäologisch-frühgeschichtliche Komponente der Enzyklopädie möge »Grabelsdorf/Grabalja vas im Frühmittelalter« stehen. Für die Einbeziehung des Staates und seiner Institutionen sei schließlich auf das charakteristische Lemma »Landesverfassung, Kärntner von 1849« verwiesen, das den rechtshistorischen Forschungsstand zur Entwicklung der Politik in Hinblick auf die Verfassungsstrukturen nach 1848 beschreibt. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der drei Bände betreffen sowohl die slowenische Kulturgemeinschaft per se als auch die Interaktion aller Ethnien, Sprachen und Kulturen einer durch die gemeinsame Vergangenheit bis in die Gegenwart geprägten Region. Die Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte zeigt schließlich auch, hoffentlich zukunftweisend, welchen Beitrag Kärnten, als »eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält«, dank seiner geografischen Lage an der Schnittstelle dreier Sprachräume und Kulturen zu einer positiven Entwicklung der Europäischen Union leisten kann, wenn diese die nationalstaatlichen Grenzen und Beschränkungen hinter sich lässt und – die eigene Geschichte nicht ausblendend, sondern akzeptierend – auf die produktive Vielfalt der Kulturen Europas vertraut – in höherem Maße vertraut, als dies in der Vergangenheit geschah.

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Die von den Herausgebern am Ende ihres Vorworts ausgesprochenen Wünsche teilend, hoffe ich, dass dieses enzyklopädische Werk als Träger kultureller Information eine starke, auch durch Übersetzungen über den deutschen Sprachraum hinausgehende Breitenwirkung erfährt und dass die darin aufbereiteten Quellen als Ausgangspunkte einer Vielzahl weiterer Forschungen dienen werden. Johannes Koder

Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers

Die vorliegende »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška von den Anfängen bis zum Jahre 1942« hat wie jedes »grande œuvre » eine Entstehungsgeschichte, an der Menschen beteiligt waren, denen es gilt, Dank zu sagen. An erster Stelle möchten wir den Byzantinisten w.M. emer. o. Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Johannes Koder nennen, dem Univ.-Prof. Dr. Katja Sturm-Schnabl seit ihrer Mitarbeit am »Prosopographischen Lexikon der Palaiologenzeit (PLP)« in kollegialer Freundschaft verbunden ist und ohne dessen Unterstützung dieses Projekt nie eine Chance bekommen hätte, verwirklicht zu werden. Aus dem Kreis befreundeter Kollegen und Kolleginnen wurden kompetente Wissenschafter und Wissenschafterinnen gefunden, die bereit waren, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in einem initialen Brainstormingprozess einzubringen, dessen Resultat der Entschluss zu einem enzyklopädischen Projekt war. Für das Teilhaben an diesem Brainstorming danken wir daher Herrn w.M. Univ.-Prof. i. R. Dr. phil. Otto Kresten von der Wiener Byzantinistik, Herrn emer. o. Univ.-Prof Dr. m. Otto Kronsteiner von der Slawistik der Universität Salzburg, Dr. Gertraud MarinelliKönig, Kulturhistorikerin und Slawistin von der ÖAW sowie Herrn Univ.-Prof. Dr. Andreas Leben von der Slawistik an der Universität Graz. Besonderer Dank gilt auch Herrn w.M. emer. o. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. h. c. Herwig Friesinger, damaliger Generalsekretär des ÖAW, welcher durch die Finanzierung zweier Werkverträge eine qualitative Vorbereitung des Projektantrages ermöglichte. Diese wurden den Herren Dr. Erwin Köstler und Dr. Michael Reichmayr anvertraut. Univ.-Prof. Dr. Sturm-Schnabl reichte das Projekt im April 2006 beim FWF ein, im November 2006 wurde es unter ihrer wissenschaftlichen Leitung genehmigt. Mit dem Beginn der Laufzeit am 1. März 2007 wurden Dr. Erwin Köstler und Dr. Michael Reichmayr als wissenschaftliche Mitarbeiter des Projektes an der Balkan-Kommission angestellt. Nach einer ca. einjährigen Sistierung begann Herr Mag. Bojan-Ilija Schnabl MAS im Februar 2010 wei-

terführend an der Enzyklopädie zu arbeiten und mit den externen Autoren und Autorinnen in einen redaktionellen Dialog zu treten. Im Juli 2010 wurden er und Mag. Maja Francé als wissenschaftliche/r Mitarbeiter und Mitarbeiterin angestellt. Mit dem Ende von deren formellen Vertragsverhältnissen Oktober/November 2011 versiegten im Wesentlichen auch die Projektmittel, die Redaktion und sämtliche Autoren wirkten von nun an auf freiwilliger Basis, getragen von der einzigen Motivation der wissenschaftlichen Erkenntnis. Ende 2012 war das Manuskript dem FWF vorgelegt und abgerechnet worden. Im März 2014 konnte es mit Ergänzungen versehen dem Böhlau-Verlag vorgelegt werden, im Oktober 2014 war die Fotoredaktion abgeschlossen, zur gleichen Zeit wurde vom FWF der Druckkostenbeitrag für die Herausgabe der dreibändigen Enzyklopädie genehmigt, so dass der Verlag mit den Druckvorbereitungen beginnen konnte.   Mit Februar 2010 hatten wir begonnen das Konzept der Enzyklopädie in einem kontinuierlichen Prozess zu erweitern und bis dato weitgehend unentdeckte geografische Landschaften sowie Fach- und Wissensgebiete der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška konzeptuell erstmals zu erfassen. Weiterführende und vertiefende, interdisziplinäre und interkulturelle Forschungen erschienen unumgänglich, um wissenschaftstheoretisch relevante Ergebnisse in einen europäischen Rahmen eingliedern zu können. Zunächst unscheinbare Versatzstücke der Geschichte und Kulturgeschichte und die wiederkehrenden Topoi der Historiografie zum Slowenischen im Land waren aufgrund von konkreten Indizien und Vorwissen aus unserer Felderfahrung als lokal verwurzelte Herausgeber nicht mehr haltbar und erforderten eine neue Einbettung in ein weiteres integratives kulturhistorisches Gesamtbild. Dabei erwies sich der von der Projektleiterin vertretene Ansatz, die zutiefst in der französischen Tradition verwurzelte Methode der Enzyklopädisten, als wahrer Glücksgriff für die moderne, innovative wissenschaftliche Forschung. Zwar hatten die ersten Enzyklopädisten Diderot und D’Alembert noch den Anspruch der abschließenden Darstellung des universellen Wissens

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Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers

– was heute überholt erscheint, weil jede wissenschaftliche Forschung nur ein Beitrag zur universellen Zivilisation sein kann –, doch ist der Ansatz der Darstellung von zahlreichen Segmenten durch Autoren unterschiedlicher Fachausrichtungen und Prägungen eine hervorragende Methode einerseits für die detaillierte Darstellung von Partialwissen, andererseits traten erst aus der Zusammenschau verschiedener Darstellungen weitere Fragen und noch nicht erforschte Sachgebiete zutage. Die ab 2010 in Auftrag vergebenen Lemmata über die Geschichte der slowenischen Kulturvereine und ihre Träger an externe, vielfach lokal engagierte Autoren – die oft selbst Aktivisten der lokalen Kulturarbeit in der Tradition der regionalen slowenischen Kulturbewegung des Bukovništvo waren und sind – bestätigten nicht nur den methodischen Ansatz, sie erwiesen sich gleichzeitig als wahre Quelle von Innovationen und Spezialwissen. In deren Darstellungen wurde eine große Anzahl, vielfach im Einzelnen noch nicht erforschter Biografien von Kulturaktivisten eingebracht, die im Laufe des Projektes zum Ausgangspunkt weiterer vertiefender prosopografischer bzw. biografischer, soziologischer, soziolinguistischer und anderer Forschungen wurden. Damit wandelte sich gleichzeitig der Schwerpunkt der Enzyklopädie von einer Kompilation vorhandenen Wissens im Diderot’schen Sinne zu einem genuinen, umfassenden interdisziplinären Forschungsprojekt moderner europäischer Prägung des 21. Jahrhunderts. Die so wiederentdeckten slowenischen Bürgermeister und Aktivisten ergaben in der Gesamtschau ein neues, lebendiges Bild der gesellschaftlichen Realität, in der Zeit da das slowenische Element als konstitutiver Teil des Landes fest verankert war. Daraus ergaben sich wiederum Rückschlüsse auf politische Muster in der Geschichte, die gesondert erörtert werden mussten und neue Erklärungsmodelle zu geschichtlichen Prozessen beisteuerten. In der Zusammenschau der neuesten enzyklopädischen Forschungsresultate insbesondere zu Assimilation und posttraumatischen Belastungsstörungen – zwei zentralen Topoi der neueren Geschichte – zusammen mit den Erkenntnissen etwa zum Wirken der slowenischen Kulturvereine, zur Liquidierung des slowenischen Genossenschaftswesens und zum Aufkommen der Widerstandsbewegung kam es zu einer neuen Bestimmung des zeitlichen Horizonts der Enzyklopädie selbst, da nunmehr das Jahr 1942 als historische Schnittstelle der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška identifiziert wurde.

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Die im Rahmen der enzyklopädischen Arbeit zu Rechtsgrundlagen einzelner, vorerst scheinbar im rechtsleeren Raum stehender Rechtsakte und -dokumente führten zu wesentlichen Innovationen im Verständnis der österreichischen, Kärntner und slowenischen Verfassungsgeschichte, die durch die Identifizierung einer Anzahl von als Slowenen ausgewiesener Bischöfe in und aus Kärnten/Koroška (bzw. in den Diözesen Gurk/ Krška škofija und Lavant/Lavantinska škofija) in der Zeit des Vormärz einen neuen gesellschaftspolitischen Rahmen und eine historische Logik erhielt. Die vereinzelten Rechtsakte und Dokumente sowie schließlich die bis dato quasi unbekannte Landesverfassung von 1849 – die in Artikel 3 die Gleichberechtigung der konstitutiven Völker statuiert (!) – selbst erschienen in einem neuen historischen Gesamtbild, das ein sinnhaftes Ganzes ergab. Das zweisprachige Landesgesetzblatt, das erstmals eingehend für die Zwecke dieser Enzyklopädie wissenschaftlich aufgearbeitet wurde, erhielt damit eine verfassungshistorische Erklärung. Zudem wurde damit die einschlägige slowenische Terminologie, ja sogar die literaturübliche slowenische Periodisierung der Geschichte um die Mitte des 19. Jahrhunderts einer kritischen Betrachtung unterzogen und um eine verfassungsgeschichtliche Dimension erweitert. Die detaillierten Forschungen zu den Edlingern auf dem Gebiet der heutigen Marktgemeinde Magdalensberg/Štalenska gora vom nunmehrigen Direktor des Landesarchivs Dr. Wadl führte zur Frage nach der rechtshistorischen Begründung der Langlebigkeit ihrer Rechtswirkungen bis ins moderne österreichische Katastralrecht und damit zu einer neuen Konzeption von historischer Kontinuität. Über sechzig Einzelforschungen zu slowenischen kulturgeschichtlichen Erscheinungen am Klagenfurter Feld/Celovško polje offenbaren eine Kulturlandschaft, die selbst in der slowenischen Fachliteratur bisweilen als Terra incognita erscheint, so das auch diesbezüglich neue Konzepte und eine entsprechende zweisprachig bzw. bikulturell konzipierte Fachterminologie neue und nunmehr integrierte interdisziplinäre Erklärungsmodelle zu historischen Prozessen und Erscheinungen bieten. Ähnliches gilt auch für viele weitere Fachgebiete, so etwa die frühmittelalterliche und barocke Sprachgeschichte, die Soziolingusitik oder die Kunstgeschichte, wo durch die Vielzahl von Einzelforschungen neue Synthesen erforderlich und ermöglicht wurden, die weitere Lemmata und neue Konzepte nach sich zogen, die wiederum neue, im interkulturellen Wissenschafts-

Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers

dialog brauchbare Erkenntnisse und Terminologien hervorbrachten. Von besonderer Bedeutung ist die geisteswissenschaft­ liche Grundlagenforschung aufgrund der zahlreichen konzeptionellen Innovationen sowie der Bemühungen eine moderne Terminologie anzubieten, die den Anforderungen eines zukunftsweisenden interkulturellen und interdisziplinären Wissenschaftsdiskurses gerecht wird. Das gesammelte Wissen zur slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942, bildet so ein vielfältiges und vielschichtiges Bild, bei dem die einzelnen Beiträge bzw. Lemmata gleichsam Mosaiksteine darstellen. Vielfach erschließen die konzeptionellen Querverweise eine Metaebene, die in der Zusammenschau der zahlreichen Lemmata »begreifbar« wird und ein tieferes Verständnis der einzelnen Aspekte oder Prozesse der slowenischen Kulturgeschichte ermöglicht. Biografien zahlreicher Kulturaktivisten wurden erstmals geschrieben, die zahlreichen konzeptionellen Querverweise oder die konzeptionellen Einträge zu Kulturaktivisten weisen gleichzeitig auf weitere zukünftige Forschungsfelder hin. In diesem Sinne will die Enzyklopädie Anregungen für künftige vertiefende Forschungen bieten. Besonderer Dank gilt den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die wertvolle Anregungen zur Aufnahme zahlreicher zusätzlicher Lemmata lieferten bzw. mit ihrem Rat und Wissen zur Gestaltung und Ausrichtung der Enzyklopädie an sich beitrugen. Vielfach schrieben sie selbst zusätzliche einschlägige Lemmata oder animierten weitere potenzielle Autoren zur freiwilligen Mitarbeit. Sie können in diesem Rahmen nur alphabetisch aufgezählt werden  : Theodor Domej, Danijel Grafenauer, Reinhold Jannach, Matjaž Klemenčič, Harald Krahwinkler, Otto Kronsteiner, Engelbert Logar, Avguštin Malle, Herta Maurer-Lausegger, Martina Piko-Rustija, Uši Sereinig, Polona Sketelj, Tomaž Simetinger, Janez Stergar, Simon Trießnig, Peter G. Tropper, Reginald Vospernik, Wilhelm Wadl, Markus Wenninger, Peter Wiesflecker, Janko Zerzer u. a.  m. Dank gilt überhaupt allen Autorinnen und Autoren, die über die Jahre am Projekt festhielten und es in unterschiedlichster Form unterstützten und sei es dadurch, dass sie sämtliche Beiträge redaktionell entsprechend den neuen redaktionellen Vorschlägen anpassten, Übersetzungen neu akkordierten, Bildmaterial beisteuerten oder die die Redakteure beim Peer-Reading unterstützten. Deren menschlicher und intellektueller Beitrag kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Sie alle trugen durch ihren kollegialen und wissenschaftlichen Dialog mit den Herausgebern/Redakteuren vor allem zur konzeptuellen Erweiterung und zur nunmehrigen umfassenden kulturgeschichtlichen und prozessorientierten interdisziplinären, interkulturellen und transkulturellen Ausrichtung der Enzyklopädie bei. Insbesondere trugen sie alle zu einer Dynamik des positiven Dialogs bei, dem nachhaltige Effekte beschieden sind. Dabei gilt es aus formellen Gründen zu betonen, dass die Autoren für ihre jeweiligen Lemmata, in denen sie Spezialgebiete darstellen, verantwortlich zeichnen. In manchen Bereichen wurden von der Redaktion gewisse Harmonisierungen im Dialog diskutiert, eine völlige Harmonisierung jedoch nicht angestrebt, weil sie aufgrund der zahlreichen Fachgebiete und wissenschaftlichen Schulen und Traditionen unmöglich und erkenntnistheoretisch auch nicht erstrebenswert erschien. Besonderer Dank gilt auch all jenen, die wertvolles Bildmaterial beigesteuert haben, das vielfach ein tieferes Verständnis für die kulturgeschichtlichen Zusammenhänge erlaubt. So manches wurde aus Privat­ archiven zur Verfügung gestellt, vieles sind genuine Bilddokumente, die für die Zwecke der Enzyklopädie erstellt wurden, andere wurden kostenlos bereitgestellt, andere wiederum konnten Dank neuer Technologien aus dem Internet bezogen und genutzt werden. Besonderer Dank gilt auch den zahlreichen Einrichtungen, deren Mitarbeiter und Vertreter, die das Enzyklopädie-Projekt in unterschiedlicher Weise unterstützt haben und ohne deren vielfältige Beiträge die Enzyklopädie in ihrer jetzigen Form nicht hätte entstehen können  : Narodopisni inštitut Urban Jarnik/Volkskundeinstitut Urban Jarnik (NIUJ, Klagenfurt/Celovec), Slovenska študijska knjižnica Celovec (Slowenische Studienbibliothek in Klagenfurt/Celovec), Diözesanarchiv der Diözese Gurk/Krška škofija (ADG, Klagenfurt/Celovec) sowie Alpen-Adria-Universität (Klagenfurt/Celovec), Artikel 7 (Bad Radkersburg/Radgona – Graz), Bilka (Ludmannsdorf/Bilčovs), Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Kärnten (Klagenfurt/Celovec), Centralna pravosodna knjižnica (Ljubljana), Danica, St. Primus/Šentprimož  ; Drava Verlag (Klagenfurt/Celovec), Fachbereichsbibliothek Osteuropäische Geschichte und Slawistik, Universität Wien, Gailtaler Zeitbilder (Hermagor/Šmohor), www.gailtal-erinnern.at (Hermagor/Šmohor), Geschichtsverein für Kärnten (Klagenfurt/Celovec), Gorjanci (Köttmannsdorf/Kotmara vas), Inštitut za narodnostna vprašanja (INV, Ljubljana),

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Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers

Jepa – Baško jezero (Latschach/Loče), Kärntner Landesarchiv (KLA, Klagenfurt/Celovec), Kärntner Landtag (Klagenfurt/Celovec), Knjižnica Mirana Jarca (Novo mesto), Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika (KOK, Ravne na Koroškem), Krščanska kulturna zveza/ Christlicher Kulturverband (KKZ, Klagenfurt/Celovec), Koroški pokrajinski muzej (Slovenj Gradec), Lipa (Völkermarkt/Velikovec), Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK (Klagenfurt/Celovec), Mladinska knjiga (Ljubljana), Mohorjeva družba in založba/Hermagoras (Klagenfurt/Celovec), Narodna galerija (NG, Ljubljana), Narodna in univerzitetna knjižnica (NUK, Ljubljana), Nedelja (Klagenfurt/Celovec), Parlamentsbibliothek (Parlament Wien), KD Planina (Zell/Sele), SPD Radiše (Radsberg/Radiše), Slovenska prosvetna zveza/Slowenischer Kulturverband (SPZ, Klagenfurt/ Celovec), Slovenski etnografski muzej (SEM, Ljubljana), Slovenski šolski muzej (SŠM, Ljubljana), Slovenski znanstveni inštitut v Celovcu/Slowenisches Wissenschaftsinstitut (Klagenfurt/Celovec), KD Škocjan (Vinko Poljanec) (St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni), Trta (Sittersdorf/Žitara vas), Universität Bamberg, Univerza v Ljubljani, SPD Zarja (Bad Eisenkappel/Železna Kapla), Znanstveno raziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti (ZRC SAZU, Ljubljana). Last but not least möchte die Projektleiterin dem FWF für die Genehmigung des Projektes danken und insbesondere den Betreuerinnen, Frau Dr. Beatrix Asamer, Frau Sabina Abdel Kader und Frau Mag. Ulrike Varga, für deren loyale und professionelle Hilfe im Zuge der notwendig gewordenen Sistierung ihnen an dieser Stelle herzlichen Dank aussprechen. Die »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942« kann und will als moderne Enzyklopädie, so sehr oder gerade weil sie Ergebnisse genuiner geisteswissenschaftlicher Grundlagenforschung bietet, keinen universellen Anspruch erheben und zu den erörterten geografischen und historischen Räumen – um nur diese zu nennen – mögen noch zahlreiche weitere Enzyklopädien mit anderen Schwerpunkten geschrieben werden. Als Herausgeber haben wir uns zum Ziel gesetzt, gerade jene Themen und Fragen aus der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška zu bearbeiten, die sie »schon immer« in der Fachliteratur und im Internet finden wollten und die sie nun in der vorliegenden Enzyklopädie auch finden. Möge die »Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis

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1942« noch lange den Leserinnen und Lesern eine interessante Lektüre und Quelle neuer Erkenntnisse sein, vielfache Anregungen bieten sowie zum Ausgangspunkt vielfältiger, weiterer gesellschaftsrelevanter Forschungen werden. Katja Sturm-Schnabl, Bojan-Ilija Schnabl

Einleitung Dimensionen einer modernen pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen Enzyklopädie zur slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942 = Lemma »Kulturgeschichte, slowenische in Kärnten/ Koroška« Slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, Geschichte und → Geschichtsschreibung kultureller Manifestationen des Slowenischen im Land. Die slowenische Kulturgeschichte ist ein Teil der allgemeinen österreichischen, slowenischen, italienischen (→ Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina) und mitteleuropäischen Geschichte, die durch spezifische Perspektivenund Schwerpunktsetzung charakterisiert ist. Dies ergibt sich auch aus der Tatsache, dass in Kärnten/Koroška zwei konstitutive, autochthone Sprachgruppen leben und im Land zwei historische → Landessprachen gesprochen werden (→ Minderheit/Volksgruppe). Sie umfasst insbesondere das einst weitgehend g­ eschlossene slowenische Siedlungsgebiet → Südkärntens/Južna Ko­roška, wobei stets Überlegungen zu den vielfältigen interkulturellen Beziehungen und zu Prozessen der → Inkulturation in einer transkulturellen, europäischen Perspektive in die jeweiligen Betrachtungen einfließen. Die slowenische Kulturgeschichtsschreibung bereichert zahlreiche weitere wissenschaftliche Zweige, die wiederum neue Perspektiven, Analysen und Erklärungsmodelle bieten, und hat dabei keinerlei Anspruch auf Exklusivität. Die gegebenenfalls auftretenden Widersprüche und Inkohärenzen der verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze und Methoden bilden zusätzliche Ausgangspunkte für weiterführende interdisziplinäre Forschungen (vgl. dazu die Begriffspaare → Kroatengau/→ In pago Crouuati, → Slawen/→ karantanerslowenisch, Slawenzehent/ → Slowenenzehent). Jedenfalls erfordert eine integrativ verstandene slowenische Kulturgeschichte einen interdisziplinären und prozessorientierten Ansatz. Vielfach erlaubt erst eine spezifisch »slowenische« Perspektive oder Fragestellung – immer im Bewusstsein, dass es immer noch weitere Aspekte gibt, die durchaus relevant sein können –, neue, relevante und zusätzliche Erkenntnisse sowie schließlich ein umfassendes Verständnis kulturgeschichtlicher Phänomene im Land und darüber hinaus. Und das gilt für

alle Bereiche, die Rechts- und Staatsrechtsgeschichte einschließlich der Verfassungsgeschichte ebenso wie etwa für die Soziolinguistik, die Mythologie, Ethnologie, Religionsgeschichte, die Kulturgeografie oder für das weite Feld der biografischen Forschungen, um nur diese zu nennen. Vielfach verbinden sich erst durch einen derart vertiefenden integrierten pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen Zugang vereinzelte kaum wahrgenommene Erscheinungen von scheinbar »unlogischen« historischen Zufallserscheinungen – wie es vielfach aufgrund von kognitiven Dissonanzen und sonstigen Prägungen im gegebenen gesellschaftlichen und auch wissenschaftlichen Kontext den Anschein haben mag (→ Geschichtsschreibung, → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanzen) – zu einer vernetzten Struktur, was zu einem tieferen Verständnis von kulturhistorischen Prozessen und Erscheinungen führt. Dabei erweist sich gerade eine moderne Begrifflichkeit bzw. → Terminologie für die Erfassung und das Verständnis mannigfaltiger kulturgeschichtlicher Prozesse von eminenter Bedeutung, weil vielfach erst damit die ihnen zugrunde liegenden Konzepte zum Ausdruck gebracht, kommuniziert und verstanden werden. Somit hat die kulturgeschichtliche Terminologie, wie sie sich in den einzelnen Lemmata der vorliegenden Enzyklopädie spiegelt, einen konzeptuellen sowie einen normativen Charakter. Moderne Forschungsergebnisse etwa aus den Bereichen der Ethnologie, der Soziolinguistik, der Rechts- und Sprachgeschichte, der Dialektologie, aber auch der biografischen Forschungen zeigen auf, wie wichtig eine moderne interdisziplinäre kulturgeschichtliche Terminologie in beiden Landessprachen ist, die zudem den Bedürfnissen des besonders in Kärnten/Koroška stets präsenten und notwendigen interkulturellen Dialogs entsprechen muss. Das deutet auch auf die Bedeutung translationswissenschaftlicher Überlegungen im Hinblick auf die Terminologie hin. Zahlreiche in der Folge angeführte Beispiele aus der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška unterstreichen dies.

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Einleitung Markus Pernhart, Maria Saal/ Gospa Sveta, Öl auf Leinwand (1850), Foto Hansjörg Abuja

I. Fachbereiche Zunächst trägt wohl eine moderne Herrschaftsgeschichte bekannter geografischer und politischer Großräume zum Verständnis grundsätzlicher Prozesse und staatshistorischer Rahmenbedingungen bei (→ Kärnten/Koroška, → Krain/Kranjska, → Karantanische Mark, → Innerösterreich, → Illyrische Provinzen, → Königreich Illyrien). Dem folgen vertiefende und konkretisierende Überlegungen zu karantanischen Fürsten (→ Duces Carantanorum) und später zu den → Herzögen von Kärnten/Koroška und den im slowenischen geografischen Kontext spezifischen Rechtstraditionen und Rechtsriten (→ Fürstenstein, → Fürsteneinsetzung) oder zu spezifischen Sozialstrukturen (→ Edlinger/kosezi, → Edlingergerichtsbarkeit, → Edlingerdienste), die jedoch erst mit einem systematischen rechtshistorischen Zugang (→ Personalitätsprinzip, → Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische) in ihrer historischen → Kontinuität verstanden werden können. Spezifische Forschungen zu einzelnen Adelsgeschlechtern (→ Grafen von Cilli/Celjski grofje,

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→ Porcia) vervollständigen das Bild einer modernen Herrschaftsgeschichte der politischen Großräume. Eine moderne, integrative und interdisziplinäre Kulturgeografie ist aufgrund der angestrebten Synthese von kulturellen Manifestationen in Raum und Zeit angetan, spezifische Erkenntnisse zur allgemeinen Kulturgeschichte beizusteuern, um die → Kulturlandschaft und ihre Gesamtentwicklung zu beleuchten. Diese kann einerseits Regionen bzw. Gegenden in ihrer Gesamtheit erfassen, so etwa  : → Gailtal/Ziljska dolina, → Jauntal/Podjuna, → Karawanken/Karavanke, → Klagenfurter Feld/Celovško polje, → Krähwald/ Hrebelja bzw. Hrebl(j)e, → Lavanttal/Labotska dolina, → Mežiška dolina (Mießtal), → Ossiacher Tauern/ Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje, → Rosental/Rož, → Sattnitz/Gure, → Saualpe/Svinja, → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje, → Zollfeld/Gosposvetsko polje. Dabei ist offensichtlich, dass diese vermeintlich objektiven geografischen Räume insbesondere auch konzeptuelle Räume sind. So ist im Deutschen der Begriff des → Klagen-

I. Fachbereiche

Fürstenstein, Foto Zalka Kuchling, Detail

furter Feldes kulturhistorisch wenig gebräuchlich und wird meist mit dem Begriff Klagenfurt-Land oder Klagenfurt-Umgebung umschrieben, während die autochthone slowenische Entsprechung Celovško polje einen historischen slowenischen Zentralraum bezeichnet, dem eine spezifische Benennung der Einwohner, den Poljanci und den Poljanke entspricht. Andererseits ist der slowenische ethnologische Begriff → »Rož« [Rosental] eben nicht mit dem allgemeinsprachlichen geografischen Begriff Rož/Rosental gleichzusetzen und als ethnologischer Terminus, dem Kontext entsprechend, mit dem Begriff → Südkärntner Zentralraum (slow. Osrednja južna Koroška) zu übersetzen. Die Kulturgeografie kann andererseits aber auch einzelne Orte oder Gemeinden in ihrer kulturhistorischen Dimension diachron betrachten, so etwa   : → Agoritschach/Zagoriče, → Arnoldstein/Podklošter, → Bleiburg/Pliberk, → Eisenkappel/Železna Kapla, → Ferlach/Borovlje, → Hermagor/Šmohor, → Karnburg/Krnski Grad, → Keutschach/Hodiše, → Klagenfurt/Celovec, → Maria Saal/Gospa Sveta, → Tainach/ Tinje, → Viktring/Vetrinj, → Villach/Beljak, → Völkermarkt/Velikovec, → Wernberg/Vernberk u. a. Daneben erscheinen bisweilen Schwerpunktsetzungen und Einschränkungen auf gewisse Epochen durchaus epistemologisch besonders wertvoll (z. B. → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče   : Kulturaktivismus seit 1882). Die Toponomastik ist ihrerseits angetan, spezifische historische Aspekte der Kulturgeografie sowie der politischen Geografie zu beleuchten. Die slowenische → Namenkunde und das weite Feld der Toponomastik, wie sie sich u. a. in den → Ortsrepertorien und → Ortsverzeichnissen (von 1850, 1854 [2 Repertorien], 1860, 1880, 1883, 1918) spiegelt, sind nicht zuletzt für die territoriale → Identität von Bedeutung. Diese Ortsverzeichnisse haben überdies eine nicht immer wahrgenommene rechtliche Dimension und sind Ausdruck des staatlichen im Verfassungsrecht begründeten Selbstverständnisses, zumal in der diachronen Gesamtschau zu Zeiten der Monarchie auch solche Orte amtlich zweinamig ausgewiesen wurden, in denen keine einzige Person oder nur eine sehr geringe Zahl von Personen mit Slowenisch als → Umgangssprache im Rahmen der Volks- bzw. → Sprachenzählungen repertoriert sind. Die slowenische Kulturgeschichte befasst sich natürlich mit der Sprache, dem → Slowenischen in Kärnten/ Koroška, mit → Sprachgattungen, der → Standardspra-

che, der → Schrift. Sie befasst sich insbesondere auch mit den zahlreichen → Dialekten und → Dialektgruppen sowie mit den einzelnen Mundarten. So befasst sie sich mit dem → Jauntaler Dialekt/podjunščina und den im heutigen Slowenien gesprochenen → Mießtaler Dialekt/mežiško narečje und dem → Remšnik-Dialekt/ remšniško narečje, mit dem westlichsten südslawischen Dialekt überhaupt, dem → Gailtaler Dialekt/ziljščina, der auch im italienischen → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina gesprochen wird, und dem aus diesem migrationsbedingt hervorgegangenen → resianischen Dialekt/rezijanščina  ; sie befasst sich weiters mit dem → Obir-Dialekt/obirsko narečje mitten in den österreichsichen → Karawanken/Karavanke sowie mit dem literaturüblich als → Rosentaler Dialekt/rožanščina bekannten Dialekt des → Südkärntner Zentralraumes/ Osrednja južna Koroška bzw. mit dem Zentralsüdkärntner Dialekt/osrednje južnokoroško narečje. Diese wurden u. a. von Sprachwissenschaftern und Dialektologen wie Aleksandr Vasil’evič → Isačenko, Urban → Jarnik, Vatroslav → Oblak, Fran → Ramovš, Johann → Scheinigg vielfach erforscht und bieten immer noch Forschungsfelder, wie es die von Katja Sturm-Schnabl untersuchte slowenische Mundart des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje beweist. Die Benennung der Mundart selbst kann schon als Forschungsobjekt angesehen werden, zumal Name bzw. die Benennung und die Identität (→ Name und Identität) in einer engen Wechselbeziehung stehen – und zwar sowohl in der Betrachtung von außen als für die Benannten selbst. Deshalb wurde in jüngster Zeit diese Mundart im Sinne einer terminologischen Normierung entsprechend den Benennungen anderer Dialekte von Bojan-Ilija Schnabl im Deutschen, im Slowenischen sowie in weiteren europäischen Sprachen benannt  : die slowenische Mundart der Poljanci vom Klagenfurter Feld/Celovško polje (slow. poljanščina/ poljanski govor Celovškega polja, engl. the slovenian dialect oft the Poljanci oft the plain of Klagenfurt/Celovec, fr. le dialecte slovène des Poljanci de la plaine de Klagenfurt/ Celovec, it. il dialetto sloveno dei Poljanci della pianura di Klagenfurt/Celovec, bosn./kroat./serb. slovenački dialekt Celovačkog polja). Selbst die Benennung und konzeptuelle Rezeption des literaturüblich als Rosentaler Dialekt/rožanščina bezeichneten Dialektes zeigt die epistemologische und sogar sprachsoziologische Bedeutung einer modernen, angemessenen Terminologie, die sogar in einem scheinbar klar definierten Raum Platz für Modernisierungen und Innovationen aufweist.

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Einleitung

Zahlreiche weitere Sprachwissenschafter und Philologen beschäftigten sich mit dem Slowenischen, das am Kreuzungspunkt verschiedener Sprachfamilien und mit vielen → Archaismen versehen, für die slawischen Philologien ebenso interessant ist wie im Hinblick auf die sprachlichen Interferenzen verschiedener Sprachen (→ Entlehnung  ; Anton → Breznik, Josef → Dobrovský, Oswald → Gutsmann, Aleksandr Vasil'evič → Isačenko, Anton → Janežič, Štefan → Kociančič, Bartholomäus → Kopitar, Gregor → Krek, Koloman → Kvas, Franz Serafin → Metelko, Ivan → Navratil, Luka → Pintar, Janez Nepomuk → Primitz, Pavel Josef → Šafarik, Karl → Štrekelj, Matija → Valjavec, Aleksandr Christoforovič → Vostokov, Jakob → Zupan). Von besonderer Relevanz für die slowenische Kulturgeschichte sind die mannigfaltigen Aspekte der Soziolinguistik (→ Akkulturation, → Assimilant,

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→ Assimilation, → Assimilationszwang, → Bildungssprache, → Deutschtümler, → gemischtsprachig, → Immersion, → Kryptoslowenen, → Lingua franca, → Mischsprache, → Muttersprache, → Relevanz und Redundanz von Sprache, → Soziolekt, → Sprachenzählung, → Sprachverfall, → Sprachwechsel, → Umgangssprache, → Windische Ideologie, → Zweisprachigkeit, Kärntner → Zweisprachigkeitsideologie. Diese ist aber auch in einer historischen Perspektive relevant (→ Adelssprache, → Germanisierung, statistische → Germanisierung, mittelalterliche → Kolonisierung, mittelalterliche → Sprachmischung, mittelalterliche → Zweinamigkeit  ; Karl → Czoernig). Von zentraler Bedeutung dabei ist ein interdisziplinärer und transkultureller Zugang, der zu neuen relevanten Erkenntnissen führt. So zeigt die Zusammenschau von barocken slowenischen → Chronogrammen aus dem 18. Jh. und die soziolinguistische Analyse von → Übersetzungen

Die slowenischen Dialekte nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

I. Fachbereiche

Slowenisch in Kärnten/ Koroška, mit Informationspunkten nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

von Patenten und Kurrenden jener Zeit (die zweisprachige → Klagenfurter Marktordnung aus 1793 ist nur ein Beispiel dafür), dass die Festigung der slowenischen Schrifttradition des → Bukovništvo in einem kulturhistorischen Kontext zustande kam, der dies erst ermöglichte und eben keine kulturgeschichtliche »Zufallserscheinung« darstellt. Relevant für die slowenische Kulturgeschichte im Land ist – insbesondere wegen des mangelnden Zugangs zu staatlichen Machtinstitutionen – die Literatur in all ihren Formen. Diese besondere Betonung von Sprache und Literatur und weniger der Staatsrechtsund Herrschaftsgeschichte ist im Übrigen eine Besonderheit der slowenischen »Perspektive« in der Kulturgeschichtsschreibung. Zunächst ist es die mündlich tradierte Literatur, die mythologische Stoffe von Generation zu Generation weiterträgt und die in den → Volksliedern besungen wird (→ Mythologie, → Volkserzählung, → lepa Vida, → kralj Matjaž). Die Volksliteratur der Volksliteraten, bukovniki genannt (→ Bukovništvo), übersteigt die »übliche« literarische Folklore oder folkloristische Dialektdichtung. Gleiches gilt für die systematisch geförderte → Kinder- und Jugendliteratur. Zahlreiche Literaten formten das sprachliche Selbstbild der Slowenen in Kärnten/Koroška und nahmen darüber hinaus am gesamtslowenischen literarischen Diskurs teil (Fran → Eller, Milka → Hartman, Dr. Ožbolt → Ilaunig, Mimi Malinšek, Franc Ksaver → Meško, → Prežihov Voranc (Lovro Kuhar), Maks → Sorgo, Hani Weiss oder der in Šmarje pri Jelšah geborene, doch in Kärnten/Koroška wirkende

Jakob → Sket sowie die jüngeren Dichter und Literaten wie Gustav Januš, Andrej Kokot, Florian Lipuš, Janko Messner, Janko Ferk und die 2011 mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnete Maja Haderlap u. a.). Zahlreich sind die mit Kärnten/Koroška verbundenen Autoren aus dem Gebiet des heutigen Slowenien, die ebenso das literarisch-kulturelle Bild des

Landes mitgestalteten (Anton → Aškerc, France → Bevk, Ivan → Cankar, Franc Saleški → Finžgar, Ivan → Hribovšek, Simon → Jenko, Josip → Jurčič, Fran → Levstik, Anton Tomaž → Linhart, Ivan → Pregelj, France → Prešeren, Josip → Stritar, Ivan → Tavčar, Janez → Trdina, Valentin → Vodnik, Stanko → Vraz, Oton → Župančič). Ihrem Wirken und der → Literaturgeschichte in ihren vielfältigen Aspekten, den literarischen → Gattungen, der literarischen → Identität usw. widmeten sich zahlreiche slowenische Literaturwissenschafter (u. a. Matija Čop, Karel → Glaser, Fran → Ilešič, France → Kidrič, Julius → Kleinmayr, Matija → Murko, Avgust → Pirjevec, Ivan → Prijatelj, Franc → Grafenauer, Ivan → Grafenauer, Fran → Vidic  ; → Bibliographie). Das Bukovništvo. Das Bukovništvo ist langläufig vor allem als literarisches Phänomen bekannt, das sich durch die literarische, musikalische und kulturelle Produktion von Autodidakten, so genannten bukovniki oder Volkspoeten, auszeichnet. In seiner tiefen gesellschaftspolitischen und europäischen zivilisatorischen Dimension ist das → Bukovništvo aber auch eine,

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Einleitung

wenn auch weniger rezipierte, bedeutende gesellschaftliche Strömung und Bewegung, die als solche eine besondere Beachtung verdient, zumal sie einen genuinen Kärntner Beitrag zum immateriellen (Welt-)Kulturerbe darstellt. Die Wurzeln des Bukovništvo reichen in die Zeit des → Protestantismus zurück und weisen Beziehungen zum → Kryptoprotestantismus auf. Diese Strömung hatte eine außerordentlich nachhaltige konzeptuelle Ausstrahlung und es zeichnet sie trotz oder gerade wegen des fehlenden → Schulwesens und sonstiger staatlicher fördernder Einrichtungen ein bemerkenswertes Streben nach Höherem und höchster kultureller und kreativer Qualität aus. Als volksliterarisches Phänomen erfasste das Bukovništvo ganze → Kulturlandschaften, so dass etwa das → Rosental/Rož als → slowenisches Athen bezeichnet wurde, das zahlreiche Literaten, Kulturschaffende und → Kulturaktivisten hervorbrachte  : Andrej → Einspieler gründete 1865 die Zeitung → Slovenec (→ Publizistik) und Franc → Treiber 1872 in St.  Jakob i. R./Šentjakob v R. die erste bäuerliche Darlehenskasse auf dem Gebiet des heutigen Österreich (→ Genossenschaftswesen). Matija → Ahacel war Herausgeber des ersten slowenischen → Liederbuches mit Noten. Der Volkspoet Miha → Andreaš aus Feistritz/Bistrica bei St. Jakob/Šentjakob unterhielt sich angeblich mit dem bedeutendsten bukovnik Andrej → Schuster – Drabosnjak in gereimter Sprache. Hinzu kommen die Volkspoeten Janez Kajžnik, Verfasser mehrerer Hirten-, Liebes- und Scherzlieder, Janez Dobernik aus Srajach/Sreje und der Bauerndichter Primož Koschat aus Dieschitz/Deščice. Im 20. Jh. zählen hierzu noch der Musiker Franc → Rauter, seine dichtende Frau Flora → Rauter und der Komponist Anton → Nagele hinzu. Ebenso ist der 1903 gegründete Bildungs- und Kulturverein Izobraževalno društvo → Kot [Bildungsverein Winkl] zu nennen. Mit diesem Kulturverein ist wiederum die Verbreitung des gleichsam mythologischen Theaterstückes Miklova Zala [Die Zala vom Mikl-Hof ] von Jakob → Sket als Parabel für den kulturellen Widerstand gegen Unterdrückung im gesamten slowenischen Sprachraum verbunden, das dem slowenischen → Theater, dem → Laienspiel auf höchstem Niveau und der Sprachkultur einen entscheidenden nachhaltigen Impetus lieferte. Das Laienspiel und die → Lesekultur wurden zu Säulen der Kulturbewegung, die zur Gründung von unzähligen slowenischen Bildungs- und → Kulturvereinen in Kärnten/Koroška führte. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch

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das traditionsreiche und viefältige → Chorwesen, das ebenso mit einer gesellschaftlichen Mission beseelt war Diese kurze Charakteristik des Bukovništvo zeigt seine die Literatur oder Volkskultur weit überragende, gesellschaftliche Dimension und Bedeutung, die Vorbildcharakter in Europa hat. Die Idee, hohe kulturelle Werte mit höchsten kulturellen Ansprüchen als Ausdruck eines positiven → Identitätsbewusstseins in einer breiten Bevölkerung zu verankern, stellt einen qualitativen Sprung im gesamteuropäischen Kontext dar, wie wir ihn in der Regel in betont sozial differenzierten und elitären Nationalkulturen nicht oder nicht in diesem Maße finden. Diese Hochkultur im Volk, wie sie die Gründerväter der → Mohorjeva anstrebten, und die Tatsache, dass diese so stark in die slowenische Gesellschaft integriert wurde, ist eben mehr als »nur« eine literarische Strömung. Das Bukovništvo ist eine im Volk verankerte Kulturströmung, ein »Kulturphänomen« europäischen Ranges. In der Tat kann das Bukovništvo nur aufgrund der Besonderheiten der slowenischen Sozial- und Kulturgeschichte verstanden werden. Gerade das Bukovništvo als gesellschaftspolitisch relevante Kulturbewegung, die ein breit organisiertes Kulturleben hervorgebracht hatte, vermag erst zu erklären, warum die Slowenen trotz mehrfacher tief greifender zivilisatorischer Katastrophen, die mit dem modernen Begriff der systematischen im historischen Kontinuum verankerten → »ethnischen Säuberungen« umschrieben werden können (→ Militärgerichte, → Internierungen 1919, → Vertreibung 1920, → »Generalplan Ost«, → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška, → Deportationen 1942), und der tiefen kollektiven Traumatisierungen, die diese verursachten (→ Assimilation, dort PTBS), sowie der nachhaltigen institutionellen, politischen und wirtschaftlichen Diskriminierungen (→ Assimilationszwang) als Kollektiv nicht nur überlebten, sondern weiterhin individuell und organisiert schöpferisch tätig waren (und sind) und mit ihrem Wirken weit über die Landesgrenzen hinaus ausstrahl(t)en. Das slowenische Bukovništvo in Kärnten/Koroška brachte nicht nur einzelne (Volks-)Literaten hervor (Miha → Andreaš, Milka → Hartman, Andrej → Schuster – Drabosnjak, Thomas/Tomaž → Ulbing, Blaž → Mavrel) sondern ist darüber hinaus eine Kulturbewegung, wie sie sich in der Gründung und im oben genannten Wirken zahlreicher lokal und überregional tätiger Kulturvereine und Chöre sowie im Wirken von unzähligen → Kulturaktivisten manifestiert(e). Insgesamt trugen

I. Fachbereiche

und tragen diese Bemühungen zum individuellen und kollektiven sprachlich-kulturellen → Identitätsbewusstsein der Kärntner Slowenen bei, das sich durch das Streben nach eigenener sprachlicher und kultureller Vervollkommnung auszeichnet und nicht durch die (Herab-)Wertung anderer. Das Bukovništvo hat somit eine europäische Dimension und stellt einen Beitrag im Hinblick auf die zivilisatorischen Herausforderungen unserer Zeit in Europa dar. In seiner Gesamtheit, in seinen mannigfaltigen Ausprägungen und in seiner zivilisatorischen Bedeutung und Vorbildwirkung stellt das slowenische Bukovništvo in Kärnten/Koroška, als Kulturbewegung verstanden, ein wertvolles immaterielles (Welt-)Kulturerbe von einzigartigem Rang dar, das seinesgleichen zumindest in Europa sucht. Weitere Ansätze einer slowenischen Kulturgeschichte im Land bieten Forschungen aus den Bereichen → Ethnologie, Volkskultur, Brauchtum (→ Brauch, → Bekleidungskultur, → Gailtaler Tracht/ziljska noša, → Kufenstechen/štehvanje, → Linde, → Tanz, → Volkskunst), → Volkslied, → Volksarchitektur (auch zu → Wehrkirchen), die auf zahlreiche Forscher zurückgehen (Franz → Franziszi, Urban → Jarnik, Balthasar → Hacquet, France → Marolt). Aus ihr entsprangen viele literarische Motive, die Metaphern der fundamentalen Sehnsüchte sind (→ kralj Matjaž, → lepa Vida, → Bauernaufstände, → Karantanien). Nicht unwesentlich sind dabei die terminologischen und konzeptuellen Begriffsbestimmungen und Innovationen im Bereich der Ethnologie, die sich aufgrund neuer Erkenntnisse und einer kritischen Evaluierung bestehender sprachlicher und fachsprachlicher Usancen ergeben haben (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Rož  ; → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška  ; → Terminologie). Die christliche Religion bzw. die Kirche spielte seit der Frühzeit der → Salzburger Mission eine eminente kulturgeschichtliche Rolle, da die → Liturgiesprache auch Schrift- bzw. → Standardsprache wurde. Mit den → Freisinger Denkmälern sind in ihrem Schoß die ältesten erhaltenen slowenischen und slawischen Texte entstanden, älter noch als die → Kiever Blätter. Bis ins 20. Jh. deckten die späteren, ursprünglich Lutherischen Bibeltexte, die in einer agrarischen und frühbürgerlichen, frühneuzeitlichen Gesellschaft entstanden waren, im Wesentlichen die sprachlichen Bedürfnisse der

Sprecher ab, so dass jene, die regelmäßig in die Kirche gingen, durch ihren repetitiven Charakter mit der slowenischen Liturgie grundsätzlich auch die slowenische → Standardsprache erlernten (→ Dalmatinbibel, → Gebetbuch, → Kirchenlied, geistliches → Volkslied). Aspekte der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts ziehen sich wie ein roter Faden durch die slowenische Kulturgeschichte. Größte Bedeutung hatten die einzelnen Institutionen  : so die Diözesen → Gurk/ Krška škofija, → Lavant/Lavantinska škofija, → Aquileia, → Freising, → Ljubljana, → Salzburg, → Seckau, die Klöster wie → Arnoldstein/Podklošter, → Bamberg, → Brixen, → Freising, → Innichen, → Kremsmünster, → Millstatt/Milštat (Milje), → Molzbichl (Molec), → Ossiach/Osoje, → Sankt Andrä im Lavantal (Šentandraž v Labotski dolini), → Sankt Paul im Lavantal/Šentpavel v Labotski dolini, → Tanzenberg (Plešivec), → Viktring/Vetrinj  ; → Wernberg/Vernberk und die Orden und Einrichtungen wie die → Jesuiten und das → Collegium sapientiae et pietatis, das → Frintaneum, das → Priesterseminar, die → Sodaliteta, das → Marianum sowie → Visitationsberichte und die → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924. Zunächst begegnen wir in der mittelalterlichen Kirchengeschichte noch → Abraham Bischof von Freising, → Domitian von Kärnten/Domicjan, → Hemma von Gurk/Ema Krška, → Hermagoras/Mohor sowie → Modestus/Modest und → Virgil, die wichtige Träger des Prozesses der → Inkulturation christlicher Elemente in die slowenische Kultur bzw. Kulturgeschichte waren. Dazu kann auch die hl. → Hildegard von Stein/Liharda Kamenska gezählt werden. Danach finden sich einige bedeutende slowenische Bischöfe oder solche, die für die slowenische Kulturgeschichte von Bedeutung waren. Zur Zeit des Humanismus in → Wien war dies der Slowene Jurij → Sladkonja aus Novo mesto in der Dolenjska (Unterkrain), der erste Bischof der neu gegründeten Diözese Wien. Karl Johann → Herberstein als österreichischer Adelsspross und Bischof von Ljubljana, war als Jansenist Anhänger der josephinischen Reformen und Anhänger der slowenischen Wiedergeburtsbewegung (→ Jansenismus, → Spätjansenismus, → Josephinismus, → Preporod  ; Jurij → Japelj). Die slowenischen Bischöfe Tomaž → Hren (Ljubljana), Matevž → Ravnikar (Koper/Capodistria und → Trieste/Trst/Triest), Janez → Tavčar (→ Ljubljana) waren allerdings Großteils mit Kärnten/ Koroška nur mittelbar verbunden, ebenso Karl Michael

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Einleitung

→ Attems, Erzbischof von → Gorizia/Gorica/Görz. Gleiches gilt für den Humanisten und Bischof von Ljubljana Christoph → Rauber (1494–1536). Gregorij → Rožman (1883–1959), ein gebürtiger Slowene aus Kärnten/Koroška, war Bischof von Ljubljana in der Vorkriegszeit und emigrierte danach in die USA. In Kärnten/Koroška treffen wir noch in der ersten Hälfte des 19. Jh.s auf eine beeindruckende Zahl von Slowenen, die die Bischofswürde erlangten  : 1824 der Tainacher Franz Xaver → Luschin/Lušin, der jedoch zunächst nach Trient und später aufgrund seiner einschlägigen Sprachkenntnisse nach → Gorizia/Gorica/ Görz berufen wurde und nie in seinem heimatlichen Kronland Bischof war sowie der Gurker Kurzzeitbischof aus Maria Rain/Žihpolje Jakob Peregrin → Paulitsch/Paulič (1824–1827). In der Diözese → Lavant/Lavantinska škofija untermauern diese Stellung des Slowenischen noch der 1824 ernannte Ignaz Franz → Zimmermann sowie sein 1843 ernannter Nachfolger Franz Xaver Kuttner/Kutnar, die sich beide dezidiert für das Slowenische einsetzten. Die Erhebung von zwei (mit Zimmermann eventuell drei) Slowenen zur Bischofswürde im Jahr 1824 kann durchaus als Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung des Slowenischen im Land bzw. in der Monarchie gewertet werden und ist zudem relevant für die Beurteilung des gesellschaftlichen Umfelds der Bestimmungen über die Gleichberechtigung der konstitutiven Völker der → Oktroyierten Märzverfassung 1849 sowie der darauf aufbauenden → Landesverfassungen. Doch im Gegensatz zu Gorizia/Gorica/Görz hatte die Diözese Gurk/ Krška škofija nach Paulitsch/Paulič keinen slowenischen Bischof mehr, was ebenfalls die Frage nach den ethnopolitischen Ursachen aufwirft. Einer der bedeutendsten slowenischen Bischöfe der Neuzeit war zweifelsohne Anton Martin → Slomšek (1846–1862), der 1859 die politische Meisterleistung vollbrachte, den Bischofssitz aus → Sankt Andrä im Lavantal (Šentandraž v Labotski dolini) nach → Maribor zu verlegen und so eine an den slowenischen Sprachraum ausgerichtete Diözese zu schaffen. (In Lavant wirkten vor ihm neben den bereits Genannten etwa Johannes → Rot [1468–1483], Vinzenz Josef → Schrattenbach [1795–1800]). Am Bischofssitz von Gurk/Krška wirkten ab dem zweiten Drittel des 19. Jh.s lediglich Nicht-Slowenen (u. a. Valentin → Wiery [1858–1880], Peter → Funder [1881–1886], Josef → Kahn [1887–1910], Balthasar → Kaltner [1910–1914], Adam → Hefter

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[1914–1939], Andreas → Rohracher [1939–1945]), was insgesamt das systemimmanente zwiespältige Verhältnis der Kärntner (Staats-)Kirche zu den Slowenen belegt, auch wenn ihnen einzelne Bischöfe durchaus »wohlgesinnt« waren. Besondere Erwähnung verdienen die über 40 slowenischen Priester und Sodalen, die Mitglieder der slowenischen Priestervereinigung → Sodaliteta presvetega srca Jezusovega waren und die das Land 1919/1920 verlassen mussten (→ Vertreibung 1920,) ebenso wie ihre über 60 verfolgten und vertriebenen Leidensgenossen 18 Jahre später ab dem Tag des »Anschlusses«, dem 12. März 1938, an dem bereits der Erste von ihnen, der Priester und Vinko → Poljanec verhaftet wurde und der im August desselben Jahres an den Folgen der Haft verstarb. Er gilt als erstes Opfer des NS-Terror- und Unrechtsregimes (→ Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Die slowenische Volkskirche, die nach der Vertreibung fast der gesamten slowenischen Intelligenzija 1920 die zivilisatorische Mission des Erhalts der slowenischen Sprache und Kultur mit unermesslichem Engagement übernommen hatte – unzählig sind die slowenischen Priester, die als → Kulturaktivisten in die Geschichte eingingen –, war den aufeinanderfolgenden Machthabern ein Dorn im Auge. Nach dem Überfall auf → Jugoslawien am 6. April 1941 fielen die letzten Scheinbeschränkungen und die lokalen Vertreter der Macht gingen daran, im Konkreten lokal das zu verwirklichen, was der Rassenwahn in Europa vorhatte (→ »Generalplan Ost«). Erschwerend erscheint nur, dass sich auch nach der Befreiung zahlreiche relevante gesellschaftliche Akteure nicht von der Intentionalität der »ethnischen Säuberungen« distanzierten (→ »Entethnisierung«) und durch die wiederholte Traumatisierung der Opfer und der nachfolgenden Generationen erst zur nachhaltigen Zivilisationszerstörung beitrugen und ganze Landstriche in die → Assimilation und → Germanisierung trieben. Noch zur Zeit der Reformation und des → Protestantismus führten das konzeptuelle und kirchenrechtliche Wirken von Primož → Trubar sowie die Übersetzung der → Bibel die Slowenen in die Reihe jener europäischen Völker, die unter den Ersten eine Bibel in ihrer Volkssprache hatten ( Jurij → Dalmatin, → Dalmatinbibel). Dass diese Sprache allerdings nicht »nur« Volkssprache war, sondern dass ihr ein spezifischer und rechtlicher Charakter zugewiesen wurde, zeugt die → Ideologie des »windischen« Herzogtums Kärnten/ Koroška, die – wenn auch aus politischen Gründen zur

I. Fachbereiche Anton Martin Slomšek, von Peter Markovič, Öl auf Leinwand 1928, Foto Bojan-Ilija Schnabl Josef Stefan, Denkmal im ­ rkadengang des Ehrenhofes A der Universität Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija Schnabl

Abgrenzung der Landstände von den Bambergern – explizit auf die Rolle des Slowenischen bei der Herzogseinsetzung verwies. Und dass dies nicht nur inhaltsleere »Ideologie« war, zeugt das viersprachige Wörterbuch von Hieronymus → Megiser oder die in einer regionalen Mikrostudie nachgewiesene → Edlingergerichtsbarkeit auf dem Gemeindegebiet von Magdalensberg/ Štalenska gora am → Klagenfurter Feld/Celovško polje noch tief im 16. Jh. (→ Adelssprache). So strahlte der Humanismus, der bei den Slowenen insgesamt bereits sehr stark an die 1366 gegründete Universität → Wien gebunden war ( Jurij → Sladkonja), auch nach Kärnten/Koroška aus (Michael Gotthard → Christalnik, Gregor → Faschang, Johann → Faschang, Siegmung Freiherr von → Herberstein, Andreas → Lang, Anton → Leban, Hieronimus → Megiser, Christoph → Rauber, Paolo → Santonino, Bernhard → Steiner, Hans Freiherr von → Ungnad, Jakob → Unrest  ; → Collegium sapientiae et pietatis). Die Dalmatinbibel behielt ihre Gültigkeit auch nach der → Gegenreformation und wurde von den → Jesuiten weiterhin verwendet. Einige Persönlichkeiten stehen charakteristisch für die Zeit der Gegenreformation, so Jernej → Basar, Janez → Čandik, Gašpar → Gla-

botschnig, Tomaž → Hren, Primož → Lavrenčič, Matthias → Perdon, Jakob → Rohrmeister. Aus der Perspektive jener Slowenen, die in der Folge über die Barockzeit hinaus im Herzogtum → Krain/ Kranjska wirkten, war Kärnten/Koroška jedenfalls Teil der slowenischen »geistigen Geografie« ( Jurij → Japelj, Anton Tomaž → Linhart, Janez Vajkart → Valvasor, Žiga → Zois). Dabei gilt im Zeitalter des Barock der Kanaltaler Anton → Kašutnik als erster Dramatiker unter den Slowenen. Mit Johann Siegmund → Popowitsch/Popovič (1705–1774) haben die Slowenen einen weiteren barocken Eruditen von europäischem Rang, der nicht nur im Wettstreit mit dem Sachsen Johann Christoph Gottsched das Süddeutsche als Grundlage für die deutsche Standardsprache durchsetzte, sondern auch explizit in seinen Untersuchungen vom Meere von der slowenischen, man kann durchaus sagen ethnisch/nationalen und territorialen → Identität seiner Landsleute sprach und in der Tradition und → Kontinuität Trubars das → »Ethnonym Slovenci im Slowenischen« und als Zitat im Deutschen verwendete. Im Zeitalter des → Josephinismus und der → Aufklärung bestand zudem kein staatsrechtlicher Grund in → Innerösterreich Grenzen zu suchen, wo

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Einleitung

keine waren. Ihren Anteil an der slowenischen Kulturgeschichte im Lande hatten in der Folge nicht zuletzt auch die → Illyrischen Provinzen. Im 19. Jh., als mit den josephinischen Reformen 1784 das Deutsche bereits zur → Amtssprache erhoben worden und in seiner gesellschaftlichen Funkion gefestigt war, war die soziale Differenzierung der Sprachen endgültig rechtlich besiegelt. In jener Zeit waren es die unzähligen slowenischen Geistlichen, die slowenische Kulturgeschichte schrieben und eine gleichberechtigte Stellung der Sprache und Kultur noch vor den großen Verfassungsreformen der zweiten Hälfte des 19. Jh.s im Geiste des → Illyrismus einforderten (→ Preporod, Anton Martin → Slomšek, Matija → Majar – Ziljski, Stanko → Vraz, Andrej → Einspieler u. v. m.). Das → Schulwesen war und ist Kernpunkt sprachlich-kultureller Anliegen seit der Zeit der ersten → Grammatiken bei den Protestanten und später bei den slowenischen Vertretern der → Aufklärung (Valentin → Vodnik) und der slowenischen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod  ; Oswald/Ožbald → Gutsmann [1727–1790] oder Marko → Pohlin [1735–1801]). Ein frühestes Zeugnis der didaktischen Methode der → Immersion finden wir in der → Goldenen Bulle von 1356. Und während in Europa sozial stark stratifizierte Gesellschaften Bildung den »oberen« Gesellschaftsschichten angedeihen ließen und relativ spät die breite Bevölkerung höchstens so weit bildeten, dass sie ihren Untertanenpflichten nachkommen konnten, wirkte etwa Gutsmann bereits im Sinne einer breiten Volksbildung mit einem höheren Streben. So war das Schulwesen ein zentrales sprachpolitisches Anliegen der slowenischen Zivilgesellschaft bereits in den letzten Jahrzehnten der Monarchie (→ Družba sv. Cirila in Metoda,) sowie staatlicherseits in der Zeit der SHS-Verwaltung Südkärntens (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A  ; slowenische → Schulschwestern  ; → Narodna šola). Dieses Verständnis der Volkskultur wirkt bis heute in den Intentionen einschlägiger traditionsreicher Vereine nach (→ Slovensko šolsko društvo), die das Fehlen angemessener staatlicher Strukturen nach Möglichkeit wettzumachen suchen. Von großer Bedeutung für die sprachliche und kulturelle Entwicklung war das auf den konzeptuellen Grundlagen des → Bukovništvo basierende organisierte Kulturleben der Kärntner Slowenen, dessen Anfänge nach

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Avguštin Malle in die zweite Hälfte des 18. Jh.s reichen und in den 20er-Jahren des 19. Jh.s an Intensität gewannen. Sie fungierten als Gegengewicht zu den staatspolitischen Trends. Sie sind verbunden mit kulturellen Größen wie Urban → Jarnik, Anton Martin → Slomšek, Matija → Ahacel und Matija → Majar – Ziljski (→ Illyrismus). Einen neuen Elan schuf das → Revolutionsjahr 1848 (→ Slovensko družtvo v Celovcu, → Slovanska čitalnica). Ab den 1870er-Jahren des 19. Jh.s kam es infolge der erneuten Gewährung von Grundrechten im Rahmen der → Dezemberverfassung von 1867 zu einer Proliferation von Bildungs- und → Kulturvereinen im gesamten slowenischsprachigen Gebiet und die Liste kann nicht einmal annähernd alle Vereine erfassen  : → Bilka (Ludmannsforf/Bilčovs), → Borovlje [Ferlach], → Brdo [Egg im G.], → Danica (St.  Primus/Šentprimož), → Dobrač (Fürnitz/Brnca), → Edinost Pliberk [Einheit Bleiburg], → Edinost Šenttomaž [Einheit St. Thomas am Zeiselberg], → Edinost Škofiče [Einheit Schiefling], → Globasnica [Globasnitz], → Jepa (Latschach/Loče, Petschnitzen/Pečnica), → Kočna (Suetschach/Sveče), → Kostanje [Köstenberg], → Kot (St.  Jakob im R./Šentjakob v Rožu), → Kotmara vas [Köttmannsdorf ], → Lipa (Völkermarkt/ Velikovec), → Melviče [Mellweg], → Planina (Zell/ Sele), → Radiše [Radsberg], → Schwabegg/Žvabek, → Skala (Grafenstein/Grabštanj), → Srce (Eberndorf/ Dobrla vas), → Šentjanž [St. Johann im R.], → Škocjan [St.  Kanzian], → Šmihel pri Pliberku [St.  Michael ob Bleiburg], → Trta (Sittersdorf/Žitara vas), → Vogrče [Rinkenberg], → Zarja (Eisenkappel/Železna Kapla), → Zila (Achomitz/Zahomec) sowie die zahlreichen slowenischen Vereine und Kirchenchöre im → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje. Ebenso bedeutend für die slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška ist der weite Bereich der Musik. Das slowenische → Lied, das → Kunstlied, das geistliche → Volkslied und das → Chorwesen hinterließen ein Fülle von charakteristischen → Liederbüchern und handschriftlichen → Liedersammlungen von zahlreichen begnadeten Volksmusikern, die ebenso wie die bukovniki aus der Tradition schöpften und nach Höherem strebten (Oskar → Dev, Anton → Jobst, Josef → Kattnig, Pavle → Kernjak, Pavel → Košir, Luka → Kramolc, Franc → Leder-Lesičjak, Anton → Nagele, Franc → Rauter, Jožef → Tomažovec und der Orgelbauer Ignacij → Zupan). Künstler wie Foltej → Hartmann, der im KZ Dachau Sänger um

I. Fachbereiche

sich sammelte und im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben sang, waren vielfach die Seelen zahlreicher Chöre und Gesangsvereine (so etwa der → Zvezda in Keutschach/Hodiše). Thomas → Koschat aus dem einst weitgehend slowenischen Viktring/Vetrinj popularisierte das für das Slowenische so charakteristische → Volkslied über die Landesgrenzen hinaus, wenn auch in deutscher Sprache. Die → Tamburizzamusik in den zahlreichen Tamburizzachören wurde aus einer panslawischen Motivation heraus (→ Panslawismus) zu einer weiteren typischen Ausdrucksform slowenischen kollektiven Kulturschaffens in Kärnten/Koroška, die zu einer gemeinsamen Identität beitragen sollte, ebenso wie das → Theater bzw. das → Laienspiel das auch die sprachliche Vervollkommnung unterstützte. Diesem Zwecke dienten ebenso die zahlreichen Vereinsbibliotheken und Lesehallen, die zudem die → Lesekultur heben sollten. Biografische Forschungen. Die slowenische Kultur-

geschichte umfasst zudem das weite Feld der biografischen Forschungen zu jenen Personen, die relevante kulturgeschichtliche Beiträge leisteten, wobei vielfach erst ihre Zusammenschau und die besondere slowenische kulturhistorische Perspektive neue Einblicke in gesellschaftliche Zusammenhänge erlauben. Die Biografien der slowenischen Bischöfe F. X. → Luschin/Lušin, J. P. → Paulitsch/Paulič, F. K. → Kuttnar/Kutnar ebenso wie jene von I. F. → Zimmermann und A. M. → Slomšek, die alle in der ersten Hälfte des 19. Jh.s und etwas darüber hinaus wirkten, ergeben zusammen wertvolle zusätzliche Erklärungsmomente für die gesellschaftliche Stellung des Slowenischen als → Landessprache und deren Verankerung in der → Landesverfassung von 1849, die so nicht als historische Zufallserscheinung, sondern durchaus in ihrer historischen Logik erscheint. Gleiches gilt für das Wirken des Statthalters in der Funktion des Landeshauptmannes J. N. → Schloissnigg/ Šlojsnik, der sich zehn Jahre institutionell für die Gleichberechtigung des Slowenischen einsetzte und in dessen Amtszeit die Genehmigung zur Gründung der → Mohorjeva fällt ebenso wie das Erscheinen des zweisprachigen → Landesgesetzblattes. Zahlreich waren die kärntnerslowenischen Politiker, → Bürgermeister der → Koroška slovenska stranka und → Abgeordnete zum Landtag, die einen integrativen ethnopolitischen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten wollten und die durch ihre Funktion bestätigten, dass das Land zwei Landesteile hatte, aber

nicht → zweisprachig oder → gemischtsprachig im heutigen Sinn war. Slowenische Bürgermeister waren etwa Florijan → Ellerdsorfer (Griffen/Grebinj), Josef → Hebein (Feistritz im Gailtal/Bistrica na Zilji), Ferdo → Kraiger (Globasnitz/Globasnica), Matevž Krasnik (→ Šentjanž), Jurij → Kraut (Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku), Mirko → KumerČrčej (Moos bei Bleiburg/Blato – und Vizebürgermeister von Bleiburg/Pliberk), Pavel → Miklavič (Moos bei Bleiburg/Blato), Johann → Millonig (Hohenthurn/Straja vas), Matija → Prosekar (Köttmannsdorf/Kotmara vas), Alois → Schaubach, beide Johann → Schnabls und Ferdinand → Wiegele (alle vier Hohenthurn/Straja vas) sowe Mathias → Vospernik (Wernberg/Vernberk). Zu ihnen reihten sich Träger des Amtes des Vizebürgermeisters wie Florijan → Lapuš in St.  Johann i. R./Šentjanž v Rožu, ebenso zahlreiche Gemeinderäte wie etwa Franc → Resman in Ledenitzen/Ledinca, Luka → Sienčnik in Eberndorf/Dobrla vas, Andrej → Sturm in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu, Josip → Vintar in St. Michael bei Bleiburg/ Šmihel pri Pliberku sowie der Klagenfurter Stadtrat Bernard Gašper → Rossbacher. Eine solche Vielzahl wurde in der Folge u. a. durch Gemeindezusammenlegungen allein aufgrund der statistischen und demografischen Gegebenheiten oftmals gezielt unmöglich gemacht (→ Germanisierung, statistische). In der Biografie des Jakob → Lutschounig aus Maria Rain/ Žihpolje spiegeln sich die politische Geschichte, die Assimilation und der Sprachwechsel im Land. Ein aus der slowenischen kulturhistorischen Perspektive wenig bearbeitetes Feld biografischer Forschung bilden die Klagenfurter Bürgermeister früher Epochen, von denen 1588 Christoph → Windisch der erste von den Landständen berufene Bürgermeister war, zumal nicht nur eine Reihe von ihnen offensichtlich Namen slowenischer Herkunft haben, sondern die Stadt auch 1793 eine zweisprachige Marktordnung erhielt (→ Klagenfurter Marktordnung aus 1793) und sich jahrhundertelang im slowenischsprachigen Binnenland befand. So manche Biografien erfolgreicher Emigranten zur Zeit der Monarchie geben Einblick in die gesellschaftspolitische Situation des Slowenischen abseits von Gemeinplätzen. So wurde Milan → Amruš, Sohn des k. u. k. Militärarztes Ivan → Amruš, Bürgermeister von Zagreb. Und der Besitzer einer der größten Bierbrauereien in Frankreich seiner Zeit, der Kött-

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Einleitung

mannsdorfer Anton → Trampitsch, der 1840 ge- der Folge allerdings immer mehr reduziert werden. So boren wurde und mit 17 sein Heim verließ, wurde in manche wurden bereits 1920 in die → Emigration geFrankreich als Slowene rezipiert und scheint in keiner trieben und hinterließen für Generationen eine geis→ Quelle als »Kärntner« auf, sondern als Slowene. Ein tige Lücke. So wurden Albin → Poznik Bürgermeister Hinweis darauf, dass in jener Zeit die nationale Iden- von Novo mesto, Fran → Schaubach Bürgermeister tität »Slowene« durchaus gefestigt war und über das von → Maribor, Jurij Matej → Trunk seinerseits emieigene Kronland hinausreichte. Noch zu Zeiten der grierte in die USA und wirkte dort. Zahlreich waren Monarchie wanderten in die Untersteiermark/Spodnja auch die vertriebenen slowenischen Priester jener Zeit, Štajerska nahmhafte Kärntner Slowenen aus und nah- von denen manche nie, andere nur sehr spät zurückkehmen regen Anteil am gesellschaftlichen und politischen ren konnten. Leben. Dr. Jernej → Glančnik, gebürtig aus St. SteAb Juli 1914 wurden slowenische Priester wegen fan/Šentštefan bei Völkermarkt/Velikovec, zählt zu vorgeblicher Serbophilie systematisch verhaftet, schiden Gründervätern des slowenischen Genossenschafts- kaniert und unschuldig zu schwerem Kerker verurteilt und Bankwesens in Maribor und war einer der Erbauer (→ Internierungen 1919, I. → Brabenec). Insbedes Kultur-, Vereins- und Veranstaltungszentrums sondere aber wurden ab 1918/19 über 40 slowenische Narodni dom [Volkshaus], das sich ethnopolitischen Priester (sog. Sodale) aus Kärnten/Koroška gewaltsam und identitätsverteidigenden Aufgaben widmete. Die vertrieben (→ Sodaliteta). Das bedeutete insgesamt Mitglieder der → Serajnik-Familie (Domicijan, Vater, einen äußerst schweren Verlust von Humanressourcen Sohn und Enkel, sowie Franjo) exportierten gleichsam unter den Kärntner Slowenen und hatte nachhaltig ihre kärntnerslowenischen Kulturmuster aus St. Jakob negative Auswirkungen für das ganze Volk bzw. die im Rosental/Šentjakob v Rožu bzw. aus St.  Egyden/ Volksgruppe im Land (→ Vertreibung 1920). Zu den Šentilj ob Dravi und gründeten und leiteten zahlreiche vertriebenen Sodalen zählen nach Vrečar der GrünChöre – wenn auch wahrscheinlich aus einer gewissen der und Theologieprofessor Lambert → Ehrlich, die Wehmut, denn Domicijan Vater war dem deutschnati- Gründungsmitglieder Janko → Arnejc (Präfekt des onalen Druck gewichen und ausegwandert. Der Maler → Marianums), Janko → Maierhofer (Pfarrer von und Architekt Domicijan → Serajnik der Jüngste, der Poggersdorf/Pokrče), Franc → Cukala (Kanonikus bereits in Slowenien geboren worden war, gestaltete u. a. in Maria Saal/Gospa Sveta und später Generalvikar Elemente der Inneneinrichtung des slowenischen Na- der Diözese → Maribor), ebenso Franc Lasser (Religionslehrer in Völkermarkt/Velikovec) und Matej tionalversammlung (1958). Bedeutende politische Funktionen, wie die eines → Ražun (Gründer der slowenischen Privatschule in Landtagsabgeordneten, hatten auch zahlreiche wei- St. Peter/Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob tere slowenische Politiker inne   : Rudolf → Blüml, v Rožu), Franc → Smodej (Redakteur der christlichsoAlbert → Breznik, Lambert → Ehrlich, Gregor zialen Wochenzeitung → Mir), Janko Arnuš (Er→ Einspieler, Anton → Falle, Franc → Grafe- bauer eines der ersten Arbeiterheime in Unterloibl/ nauer (der Orgelbauer, auch Gemeinderat in Egg/ Podljubelj 1908), Franc Ksaver → Meško, Gregorij Brdo), Johann → Kazianka, Gregor → Kersche, → Rozman (der spätere Bischof von Ljubljana), Franc Karl → Mikl, Vinko → Möderndorfer, Franc → Treiber (Gründer der slowenischen Privatschule → Muri (auch Bürgermeister von Jezersko), Janko in St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Veli→ Ogris, Franc → Petek, Vincenc (Vinko) → Pol- kovcu [→ Narodna šola]), Jurij → Trunk und Josip janec, Ivan → Starc, Joško → Tischler, Vinko Zeichen (Direktor der Druckerei der → Mohorjeva). → Zwitter. Sie zeichnen noch ein Bild einer weitge- Diese »ethnische Säuberung« sollte sich kaum 20 Jahre hend intakten slowenischen Gesellschaft, die – abgese- später systematisch unter der Nazi-Gewalltherrschaft hen von den höchsten politischen Ämtern und höchs- wiederholen. Insbesondere im 19. Jh. war allerdings Kärnten/ ten Wirtschaftseliten im Land – noch ein sehr breites Spektrum bot und eben noch nicht → »Minderheit« Koroška als historischer Teil → Innerösterreichs auch war, und zwar weder faktisch noch rechtlich bis zum politisch eng mit den übrigen innerösterreichischen Ländern verbunden, wie dies die zahlreichen Biogra→ Vertrag von Saint-Germain. Die institutionellen Grundlagen für eine solche de- fien slowenischer Politiker aus den anderen slomokratische Vertretung und Mitgestaltung sollten in wenischen → Kronländern zeigen ( Janez → Blei-

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I. Fachbereiche

weis, Anton → Korošec, Janez Evangelist → Krek, Vladimir → Ravnihar, Valentin → Rožič, Franc → Smodej, Lovro → Toman, Josip → Vošnjak, Valentin → Zarnik). Ivan → Žolger sollte als einziger Slowene in einer habsburgischen Regierung noch kurz vor dem Zusammenbruch der Monarchie als Minister ohne Portefeuille eine neue, die nationale Frage lösende Verfassung schreiben, doch verlor auch er jegliche Hoffnung auf eine Reformfähigkeit des Staates, und das weitere Schicksal der Kärntner Slowenen, die einem systematischen Assimilations- und Germanisierungsdruck ausgesetzt waren, sollte ihm recht geben. Die Statistiken der → Sprachenzählungen sprechen für sich. Zahlreich sind auch jene Politiker kärntnerslowenischer Herkunft, die dem gesellschaftlichen Druck nicht standhielten und sich im Laufe ihres politischen Lebens aufgrund der soziolinguistischen und politischen Verhältnisse solchen Lagern anschlossen, die in der extremsten Form die Existenzberechtigung des Slowenischen im Land negierten (M. → Abuja, J. → Lutschounig, J. → Seebacher, V. → Schumy). Sie bestätigen, dass es aufgrund eines allgegenwärtigen → Assimilationszwanges jener Zeit keinerlei Möglichkeiten des gesellschaftlichen Aufstiegs und der politischen Partizipation auf Landesebene gab bzw. dass slowenisches → Identitätsbewusstsein und gesellschaftliche Mitgestaltung auf Landesebene einander ausschlossen. Jakob → Scheliessnigg und Matthias → Rulitz ihrerseits stehen noch außerhalb des ethnopolitischen Konfliktes, der erst nach ihrer Zeit das Land überrollen sollte. Schließlich seien die zahlreichen akademischen Künstler ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.s genannt, die ihrerseits das künstlerische Antlitz des Landes mitprägten, wenn dieses auch schon lange nur mehr am Rande mit den europäischen zeitgenössischen Strömungen mithalten konnte. Der akademische Maler Peter → Markovič (1866–1929) schwankt zwischen einer allgemein verständlichen, fast folkloristisch anmutenden warmen Bildsprache und einer im Altarbild von Dolina/Dolina durchscheinenden Stimmung, die bereits von der gesellschaftlichen Kälte des beginnenden 20. Jh.s geprägt ist.  Der slowenische Krainer Bildhauer Alojzij → Progar (1857–1918) und Andrej → Cesar (1824–1885) stehen für die Ausstrahlung des krainisch-slowenischen Raumes und für die Wechselbeziehungen zwischen den deutschsprachigen

und slowenischsprachigen Ländern. Der klassische friulanische Maler neonazarenischer Ausrichtung Jacobo → Brollo (1834–1918), der vornehmlich im slowenischsprachigen Raum wirkte, integrierte sich gänzlich im noch slowenischsprachigen Land bzw. Landesteil, wie es seine slowenischen → Inschriften und Kyrill-und- Method-Darstellungen in Sakralbauten im → Klagenfurter Feld/Celovško polje beweisen. Wie weit die Ethnizität für die Maler slowenischer Herkunft im Rahmen des Viktringer Künstlerkreises (Vetrinjska šola umetnikov oder Vetrinjski krog) um die Textilindustriellen-Familie, beginnend mit Eduard von Moro (1790–1846), ein Teil des Selbstverständnisses oder ein positiv besetztes Thema war, wird in der Literatur nicht einmal thematisiert – am ehesten noch beim Landschaftsmaler Markus → Pernhart (1824–1871), kaum oder gar nicht bei dessen Künstlerkollegen Josef → Possod/Posod (1802–1830) und dem Ferlacher Anton → Gregoritsch (1868–1923), der in der Folge in München wirkte. Bezeichnend für die Rezeption in der Kunstgeschichte ist, dass das gesamtgesellschaftlich zentrale Thema der Identität und Sprache – auch des → Sprachwechsels und der Assimilation bzw. des → Assimilationszwangs – als Voraussetzung für den gesellschaftlichen Aufstieg kaum thematisiert wird. So auch nicht bei den Künstlern des Nötscher Kreises (Čajnska šola umetnikov oder Čajnski krog) Franz → Wiegele (1887–1944) und Sebastian Isepp (1884–1954), die gebürtige Nötscher waren und die in einer Zeit geboren waren, in der der Ort und die Pfarre Nötsch/Čajna im → Gailtal/Zilja noch weitgehend slowenischsprachig waren. Für Franz Wiegele ist belegt, dass er im Alltag slowenisch im Gailtaler slowenischen Dialekt sprach, d. h. dass er Slowene war. (Dass damals die Modernität der k. u. k. Reichs- und Residenzhauptstadt Wien und anderer Metropolen des Expressionismus eine besondere Attraktivität ausstrahlten, scheint evident, ebenso wie die Tatsache, dass die expressionistische Malerei, die eben nicht mit den Mitteln der Sprache wirkt und diese sogar obsolet erscheinen lässt, u. a. auch Ausdruck des Zeitgeistes ist.) Jedenfalls lassen sich in den wenigen Künstlerbiografien auch Hinweise auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und Wandlungsprozesse ausmachen, die wiederum das künstlerische Wirken und die Kunst beeinflussten. Das künstlerische Werk des Malerpriesters Auguštin → Čebuls harrt noch der kunsthistorischen Analyse. Insgesamt von Bedeutung für die slowenische Kulturgeschichte im Land ist der weite Bereich der

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Einleitung

künstlerischen Manifestationen und Kunstwerke

im Südkärntner, heute zweisprachigen Gebiet, weil sie eben im weitgehend geschlossenen slowenischen Sprachgebiet entstanden sind, auch wenn sie vielfach interkulturelle Beziehungen manifestieren (→ Inkulturation, → Bildstock, → Chronogramm, → Kreuzweg). Leider werden diese in der einschlägigen fach- und populärwissenschaftlichen Literatur vielfach nicht behandelt, auch dort, wo etwa slowenische → Inschriften einen deutlichen sprachlich-kulturellen Bezug aufzeigen. Noch Ende des 20. Jh.s (1994/95) wurde überdies, und beispielhaft sei nur dieser genannt, der einst mit slowenischen Texten in der historischen slowenischen → Schrift der Bohoričica gestaltete → Kreuzweg vom Wallfahrtsort → Maria Gail/Marija na Zilji mit einer ahistorischen zweisprachigen Textfolge versehen. Allerdings wurden andere slowenische Inschriften im öffentlichen, auch kirchlichen Raum völlig entfernt und mutwillig zerstört. Neben den akademischen Künstlern sind es aber vor allem unzählige, regional relevante Persönlichkeiten, die als → Kulturaktivisten im Rahmen von zahlreichen → Kulturvereinen, Chören oder Genossenschaften einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisteten. Deren Charakteristik ist gerade, dass sie, obwohl sie als Künstler Liebhaber waren, höchste künstlerische Ansprüche an sich stellten und in ihrer Kunst weit über die in sozial hierarchisierten Gesellschaften übliche Folklore und traditionelle → Volkskunst hinausreichten. Ihr künstlerischer Anspruch ist ein Schlüssel zum Verständnis, warum die Slowenen trotz zahlreicher großer zivilisatorischer Tragödien und Traumatisierungen und trotz des eklatanten Mangels an relevanten staatlichen Einrichtungen als Sprachgruppe überlebten. Aus der Plejade verdienstvoller Persönlichkeiten »aus dem Volke«, die als → Kulturarbeiter und Kulturaktivisten wirkten, können hier nur stellvertretend für viele etwa Ivan → Brabenec (eigentlich ein geborener Tscheche), Niko → Kriegl, Marija → Inzko (geb. Einspieler), Marija → Inzko (geb. Ziherl), Mirko → KumerČrčej, Florian → Lapuš, Jožef → Petermann, Kristijan → Srienc, Andrej → Sturm, Alojzij → Vauti, Maria → Zwitter, Zdravko → Zwitter angeführt werden. Insgesamt waren (und sind) das autonome Organisations- und → Vereinswesen sowie das → Genossenschaftswesen bzw. institutionelle Aspekte des organisierten gesellschaftlichen Wirkens von eminen-

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ter Bedeutung für die slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, zumal diese den Mangel an fördernden staatlichen Strukturen beheben sollten (u. a. → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in → Trieste/Trst/ Triest, → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/ Beljak, → Društvo za zgodovino in narodopisje koroških Slovencev [Verein für Geschichte und Ethnologie der Kärntner Slowenen], → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method Verein], → Europäischer Nationalitätenkongress, → Kärntner Ackerbaugesellschaft, → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na

Franz Wiegele, Abschied von der Jugend, 1932-41, Öl auf Leinwand, 105 x 70 cm, ©: Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK (Foto: Ferdinand Neumüller)

I. Fachbereiche

Koroškem [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten], → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien], → Kmečka zveza [Bauernbund], → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei], → Mohorjeva, → Podporno društvo za slovenske visokošolce na Koroškem [Förderverein für die slowenischen Hochschüler in Kärnten], → Slovanska čitalnica [Slovanska [Slovenska] čitavnica] [Slawischer/ slowenischer Lesesaal] → Slovanska Liga Katoliških Akademikov [Slawische Liga katholischer Akademiker], → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten], → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband], → Slovenski krožek [Slowenischer Kreis], → Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt], → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein], → Sodaliteta [Sodalitas], → Tabor [Tabor], → Trdnjava [Festung], → Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der Frauenvereine in Kärnten]). Daneben formierten sich die slowenischen Vertriebenen nach 1920 auch im Ersten Jugoslawien (→ Vereinswesen in Jugoslawien), bzw. wurde deren Organisationen dort traditionell in vielfältigen Einrichtungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt (→ Akademija slovenskih bogoslovcev, → Manjšinski inštitut, → Jugoslovenska matica, → Klub koroških Slovencev, → Legija koroških borcev, → Slovenska matica, → Slovenska straža → Zgodovinsko društvo v Mariboru). Eine Breitenwirkung entfalteten die slowenische → Publizistik und die zahlreichen Zeitschriften in slowenischer Sprache insbesondere ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.s, Almanache, Kalender (→ Koledar Mohorjeve družbe) und → Briefmuster (u. a. → Bogoljub, → Cvetje iz domačih in tujih logov, → Domači prijatelj, → Domoljub, → Drobtinice za novo leto, → Glas pravice, → Slovenski Glasnik, → Koledar Mohorjeve družbe, → Korošec, Gospodarski in političen list za koroške Slovence, → Kres, → Ljubljanski zvon, → Mir, → Slavjan, → Slovanski svet, → Slovenec, → Slovenska bčela, → Slovenski glasnik, → Slovenske večernice, → Slovenski čebelar, → Slovenski pravnik, → Šolski prijatelj). Bedeutend waren auch die Zeitschriften der Plebiszitzeit und danach (→ Hoorrruk  …  !, → Jugoslovenski Korotan, → Koroška domovina, → Koroška zora, → Koroški Slovenec, → Koroško Korošcem, → Mlada Jugoslavija, → Mladi Korotan, → Omladina, → Vzbudi se, Sloven  !). Eine eigene Stellung nehmen die slowenischen Zeitschriften antislowe-

nischer Haltung wie der → Štajerc ein. Fachzeitschriften rundeten das publizistische Angebot ab (→ Časopis za slovenski jezik, književnost in zgodovino, → Časopis za zgodovino in narodopisje). Eine Sonderstellung nahmen schließlich deutschsprachige Fachzeitschriften ein, die sich mit der slowenischen Kulturgeschichte in unterschiedlichster Form befassten, so das → Archiv für Slavische Philologie und die → Carinthia, in der in der Anfangszeit noch Urban → Jarnik publizieren konnte. So manche dieser Zeitschriften befinden sich nunmehr bereits im Internet, was eine demokratische Öffnung der Forschung ermöglicht (z. B. www.mindoc.eu). Kulturgeschichtliche Aspekte finden sich ebenso in der Gender- und Sozialgeschichte (→ Frauenliteratur, → Frauenfragen, → Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der slowenischer Frauenvereine], → Frauen im ländlichen Raum, aber auch → Gailtaler žlahta und Gailtaler → Nachbarschaft/soseščina). Bedeutend für die sich entwickelnde Stellung der Frauen in der Gesellschaft waren die zahlreichen slowenischen → Kulturvereine, in denen sie als Kulturaktivistinnen eine wichtige, aktive Rolle einnahmen. Diese Geschichte spiegelt sich in den zahlreichen Biografien von Frauen, die trotz der gesellschaftlichen repressiven Umstände in dieser oder jener Form das gesellschaftliche Leben im Land mitgestalteten (Milka → Hartman, Marija → Inzko (geb. Einspieler), Marija → Inzko (geb. Ziherl), Maria Magdalena → Knafelj-Pleiweis, Matilda → Košutnik, Amalija → Lužnik, Katarina → Miklav, Pavlina → Pajk, Louise → Pesjak, Angela → Piskernik, Flora → Rautar, Maria → Zwitter) oder dieses durch ihr Schaffen mitgestalteten, obwohl sie von außen kamen (Marija → Kmet, Zofka → Kveder, Josipina → Turnograjska). Božena → Němcová steht als Beispiel der intensiven slowenisch-tschechischen Beziehungen insbesondere seit dem 19. Jh., das auch von der slawischen Wechselseitigkeit geprägt war (→ Austroslawismus, → Illyrismus, → Neoillyrismus, → Neoslawismus, → Panslawismus, → Russophilie, → Slawenkongresse  ; → Moskau, → Prag  ; Matija → Majar Ziljski, Franz → Muri, Stanko → Vraz). Für die slowenische Kulturgeschichte relevant sind ebenso Aspekte der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Von besonderer Bedeutung war das frühe → Genossenschaftswesen, das aus der → Tabor-Bewegung hervorgegangen war und das eine größere

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wirtschaftliche Autonomie und damit eine kulturelle Eigenständigkeit gewährleisten sollte, ebenso die einzelnen Proponenten dieser Bestrebungen (etwa Valentin → Janežič, Janez → Vospernik). Wirtschaftsgeschichtliche Aspekte prägten die → Binnenwanderungen und → Emigration und finden sich beispielhaft etwa auch im Lemma → Šentjanž – Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung] ebenso wie in den Lemmata zu den Städten, wo die nationale Frage eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft war   : → Völkermarkt/ Velikovec, → Villach/Beljak oder → Celje, → Maribor, → Slovenj Gradec. Ein im kärntnerslowenischen Raum bisher wenig bekanntes Phänomen, das verschiedene Aspekte der slowenischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte verbindet und das insbesondere auf die traditionelle Orientierung der Gailtaler Slowenen hin zu Trieste/Trst/ Triest zurückzuführen ist, sind die temporären Arbeitsmigrantinnen, die es um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. nach Ägypten verschlug und die in der slowenischen Literatur als → Aleksandrinke [Alexandrinerinnen] bekannt sind, wobei diese literaturüblich vor allem aus dem Görzer Raum stammten. Neueste Forschungen und Dokumente belegen auch einige Gailtalerinnen – bis dato nur aus Achomitz/Zahomec – waren in Ägypten. Die Biographie des Johann → Miklautsch aus Labientschach/Labenče bei Nötsch/ Čajna, der in der Zwischenkriegszeit aus wirtschaftlichen Gründen mehrfach in die USA auswanderte und schließlich zurückkehrte, ergänzt das differenzierte Bild der regionalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte und zeigt exemplarisch deren nachhaltige Verflechtungen mit den Wirtschafts- und Sozialgeschichten anderer Räume auf. Von zentraler Bedeutung waren für die Wirtschafts-, Sozial- und Sprachgeschichte die jeweilig geltenden historischen Rechtsgrundlagen bzw. das weite Feld der Rechts- und Verfassungsgeschichte (→ Eidesformeln, → Klagenfurter Marktordnung aus 1793, → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden, → Oktroyierte Märzverfassung 1849, → Landesverfassung 1849, → Dezemberverfassung 1867, → Vertrag von Saint-Germain, → Wahlordnungen, → Wahlkreiseinteilungen, → Reichsgesetzblatt, → Kundmachung (1–3), → Landesgesetzblatt und darin kundgemachte zweisprachige → Ortsrepertorien bzw. → Ortsverzeichnisse).

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II. Zeitliche und geografische Eckpunkte In der historischen Perspektive stellt sich auch die Frage nach den zeitlichen und geografischen Eckpunkten der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Zu berücksichtigen sind alle Phänomene und Prozesse der → Inkulturation oder Verflechtungen und Interferenzen mit der Welt außerhalb des regionalen Mikrokosmos (u. a. → Altkirchenslawisch, → Altladinisch, → Binnenwanderungen, → Entlehnung, → Emigration → Goldene Bulle 1356, → Graz, → Lingua franca, → Pannonische Theorie, → Reichsgesetzblatt, → Spätjansenismus, → Wien  ; Karl Michael → Attems, Leo → Thun Hohenstein). Vielfach spürt man in der wissenschaftlichen Literatur ein Unbehagen in Bezug auf die Anfänge und die Frage, ab wann man von einem slowenischen → Ethnos sprechen kann (→ Ethnogenese, → Windisch). Auch hier kann man Anleitung aus anderen europäischen Kulturgeschichten nehmen. So wie man in der französischen Geschichtsschreibung ethnisch nicht eindeutig definierte – vor allem aber nicht mit den heutigen Franzosen gleichzusetzende Karolinger, Merowinger und Kapetinger (fr. Carolingiens, Mérovingiens, Capétiens) – und die an sich keltischen und später romanisierten Gallier in der Kulturgeschichte berücksichtigt, ebenso berücksichtigt man in der deutschen und österreichischen Rechtsgeschichte die ethnisch mit den beiden heutigen Nationen nicht gleichzusetzenden frühmittelalterlichen Germanen, Baivaren (→ Bagoaria, → Altbairisch), Franken, Sachsen und deren Rechtssysteme und selbstverständlich auch die Babenberger und das literaturüblich als althochdeutsch bezeichnete Schrifttum jener Zeit, das im Rahmen der »deutschsprachigen« Literaturgeschichte mitberücksichtigt wird, wobei klar ist, dass es für heutige, nicht einschlägig gebildete Leser ohne Vorwissen kaum bzw. nicht verständlich ist. Deshalb muss eine slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška das Themenfeld des frühmittelalterlichen → Karantanien und der → Slovenia submersa bzw. der slawischen Besiedelung im Ostalpenraum berücksichtigen (→ Archäologisches Bild, → Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis, → Grabelsdorf/Grabalja vas im Frühmittelalter, → Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien, die slawischen [slowenischen] → Toponyme in der Steiermark, → Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg, → Slowenenzehent, → Karantanische Mark, → Ostarrichi, → Raabtaler Slowenen).

Dreikopfstein/Triglav vom Magdalensberg/Štalenska gora, Foto Bojan-Ilija Schnabl

II. Zeitliche und geografische Eckpunkte Freisinger Denkmäler, Faksimile, Clm 6426, 78r., Bayerische Staatsbibliothek München Klagenfurter Handschrift/ Celovški rokopis, KLA

Elemente des frühmittelalterlichen Rechtssystems, die karantanerslowenischen → Rechtsinstitutionen und der frühen Sozialordnung (→ Duces Carantanorum, → Edlinger/kosezi, → Domitian, → Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien, → St.  Peter am Bichl/ Šentpeter na Gori) hatten aufgrund des frühmittelalterlichen Parallelismus der Rechtsordnungen (dem sog. → Personalitätsprinzip) langfristige Folgen, wie etwa die → Fürsten- bzw. Herzogseinsetzung bis 1414 in slowenischer Sprache und auf Deutsch bis ins 17. Jh. Hinzu kommen das Siedlungskontinuum und die Toponymie (→ Orts- und Siedlungsnamen, → Bergnamen, → Gewässernamen etc.), die bis heute relevant sind. Die frühe Staatlichkeit hatte auch nachhaltige gesellschaftspolitische und rechtliche Auswirkungen (→ Windische Ideologie des 16. Jh.s, → Edlingergerichtsbarkeit und → Edlingerdienste im Gemeindegebiet von Madalensberg/Štalenska gora, → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora). Nicht zuletzt gehört dazu die → Kontinuität in der Sprache (→ Slowenisch in Kärnten/Koroška). Diese hat bis heute Spuren in der Toponymik bis hin nach Osttirol oder in den Salzburger Lungau hinterlassen sowie Sprachreste außerhalb Südkärntens (→ Sprachgrenze  ; → Sprachgrenze im 18. Jh.; → Kolonisierung, mittelalterliche).

Literaturüblich unbestritten ist, dass die → Freisinger Denkmäler, die ältesten slawischen Schriftdenkmäler in lateinischer Schrift, bereits dem Slowenischen zuzuzählen sind. Sie wurden gegen Ende des karantanischen Staatswesens Ende des 10., Anfang des 11. Jh.s niedergeschrieben (→ Abraham, Bischof von Freising). Sie dienten pastoralen Zwecken bei der → Christianisierung der Karantaner (→ Carantani), die mit Unterbrechungen durch Aufstände (→ Carmula) ab Mitte des 8. Jh.s einsetzt, und wurden schon vor ihrer Niederschrift mündlich tradiert (→ Iro-schottische Mission, → Modestus, → Virgil). Jež datiert die Entstehungszeit der mündlich tradierten Texte in die Mitte des 9. Jh.s Da also das frühmittelalterliche Fürstentum Karantanien eng mit der ersten Niederschrift in einer frühen Form des Slowenischen (→ Altslowenisch, → Karantanerslowenisch) verbunden ist, muss es in einer interdisziplinären slowenischen Kulturgeschichte berücksichtigt werden. Bereits B. → Grafenauer sprach deshalb im Slowenischen von der Christianisierung der Slowenen. Sind die (geschriebenen) Freisinger Denkmäler dem Slowenischen zuzuschreiben, dann verwendeten jene, die diese niedergeschriebene Sprache sprachen, eben eine frühe Form des Slowenischen (→ Altslowenisch,

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Einleitung

→ Karantanerslowenisch). Der Sprache nach waren sie also Slowenen, dem Staatswesen nach Karantaner, ab 976 Kärntner oder mit einer weiteren regionalen bzw. territorialen → Identität behaftet. Vielfache und Parallelidentitäten ziehen sich seit jener Zeit wie rote Fäden durch die slowenische Kulturgeschichte. Dabei ist unbestritten, dass man in jener frühen Zeit nirgendwo in Europa von modernen Nationen bzw. von Nationen im heutigen Sinn sprechen kann. Man denke an die italienischen Stadtstaaten und deren identitäre Rivalitäten oder an den identitären Zwiespalt des valenciano zwischen catalan (català) und castellano. Und ebenso folgte dem → karolingischen Staatsbildungsprozess mit Höhen und Tiefen ein jahrhundertelanger Prozess der Regionalisierung. Jedenfalls Slowenisch im Sinne von Sprache war die von → Johann von Viktring beschriebene Herzogseinsetzung sowie das berühmte → Buge waz primi gralva Venus von Bernhard von Spanheim aus dem Jahr 1227, das der → Minnesänger Ulrich von Liechtenstein im autobiografischen Versroman Frauendienst niederschrieb, ebenso wie später die slowenischen Zitate in den Gedichten des Oswald von Wolkenstein (1377–1445). Auch wird man aus historischen Gründen → Hermannus de Carinthia (geboren um 1111), der von Cluny bis Spanien wirkte und sich mit dem Koran befasste, in der slowenischen Kulturgeschichte mitberücksichtigen. Aus kulturologischer Sicht können auch die frühmittelalterlichen oder stammesrechtlichen Rechtsinstitutionen (→ Fürsteneinsetzung, → Edlinger/ kosezi), die weit ins Hochmittelalter reichen, insbesondere mit dem rechtshistorischen Erklärungsmodell des → Personalitätsprinzip verstanden werden, weil sie mit dem bereits entwickelten Feudalsystem nicht konkordant waren. Ebenso können neuere Entwicklungen in Staats- und Gesellschaftswesen ohne die vorausgehenden historischen Abläufe nicht erklärt werden (→ Dialektgruppen, → Protestantismus, → Trubar, → Dalmatinbibel, → Revolutionsjahr 1848, → Zedinjena Slovenija). Allgemein literaturüblich wird nunmehr eine → Kontinuität zwischen spätantikem Norikum, dessen Kirchenprovinzen und dem Fürstentum Karantanien angenommen (→ Terminologie, christliche  ; → Altladinisch  ; → Walchen  ; → Tabula peutingeriana). Ebenso ist die rechtliche, sprachliche und »ethnische« Kontinuität zwischen Karantanien bzw. dessen, wie Stefan Eichert sie hic loco nennt, slawischer »Staatssprache« mit den staatsrechtlichen Epochen danach ein plausib-

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Chronogramm in St. Magdalena/sv. Magdalena, rechter Seitenaltar, Foto Tomo Weiss

Wappen des Königreiches Illyrien

les und logisches Erklärungsmodell für die kulturhistorischen Prozesse. Deshalb ist für die slowenische Kulturgeschichte auch die Phase seit der Besiedelung Ende des 6. Jh.s (→ Innichen) und der Festigung des Fürstentums Karantanien und seiner → duces Carantanorum, der → carmulae, über den → Ljudevit-Aufstand und der Einführung der Grafschaftsverfassung relevant. Denn sie zeitigte in der Folge aufgrund des → Dialekt-, Siedlungs- und Rechtskontinuums über die Errichtung des Herzogtums Kärnten/Koroška 976 hinaus Nachwirkungen, was sich auch in der kulturellen Entwicklung des Landes spiegelte. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die slowenische → Ethnogenese nicht wie in Frankreich linear verlief, wo das Staatswesen – abgesehen von den lange Zeit diskriminierten Regionalsprachen – eine Staatsnation und das Konzept des modernen Nationalstaates (Etatnation) hervorbrachte. Die Ethnogenese der Slowenen ist seit früher Zeit von zahlreichen politischen Veränderungen und territorialen Teilungen und Brüchen gekennzeichnet (→ Karantanien, → Karantanische Mark, → Kärnten/Koroška, → Innerösterreich, → Illyrische Provinzen). Trotz der gleichen Sprache führten diese zu vielfachen regionalen, territorialen und staatlichen (Parallel-)Identitäten und Selbstbezeichnungen (→ Name und Identität). Lediglich zu Kroatien und insbesondere zum Kajkavischen hin (→ Wiener Schriftsprachen-Abkommen) führten frühe historische Grenzen verschiedener Staatswesen zur Heranbildung unterschiedlicher nationaler Identitäten trotz des Dialektkontinuums der südslawischen Sprachen insgesamt. Unbeirrt davon legte Trubar sein protestantisches Wirken überregional an, indem er den gesamten slowenischen Sprachraum einbezog (→ Protestantismus, → Agoritschach/Zagoriče, → Dalmatinbibel) und apostrophierte seine Landsleute mit »moji liubi

II. Zeitliche und geografische Eckpunkte Landesgesetzblatt 1859 Titelblatt II Teil/razdel b

Slovenci« [meine lieben Slowenen]. Damit fixierte er endgültig das → Ethnonym Slovenci im Slowenischen. Im Deutschen verwendete er den damals üblichen Begriff → windisch, den man heute mit slowenisch übersetzt (das → Ethnonym Slowene im Deutschen kam aufgrund der Sprachentwicklung im Deutschen später auf ). Ähnliches gilt für den barocken Eruditen → Popowitsch/Popovič (siehe oben). Formal haben die Slowenen in den innerösterreichischen Ländern als konstitutive Völker eine neuzeitliche moderne Verfassungsgeschichte. Diese verläuft parallel zur österreichischen bzw. kann als Teil dieser gesehen werden. Die frühkonstitutionelle Periode beginnt mit der Pillersdorf ’schen Verfassung von 1848 und dem darauf folgenden Kremsierer Entwurf (Entwurf von Kroměříž), zumal diese zum Kanon der österreichischen Verfassungsgeschichte zählen. Insbesondere umfasst sie die in der Folge erlassene → Oktroyierte Märzverfassung von 1849 mit ihren grundlegenden und vielfach bis heute relevanten Innovationen zur Modernisierung des Staatswesen (die auch strukturelle, nachhaltige ethnopolitische Auswirkungen zeitigte) sowie die auf dieser beruhenden und in der slowenischsprachigen wie auch deutschsprachigen Literatur nicht bis kaum

diskutierten und terminologisch wie auch konzeptuell bis dato wenig rezipierten → Landesverfassungen von 1849/50 – den einzigen habsburgisch-österreichischen Landesverfassungen, die den Slowenen (bzw. den jeweils beiden im Lande lebenden Völkern) den Status als konstitutive Völker (→ »Volksstamm«) explizit im Grundsatzartikel 3 eine Gleichberechtigung zuerkannten. Die frühkonstitutionelle Periode wird mit dem Inkrafttreten des Silvesterpatents vom 31. Dezember 1851 beendet. Die einschlägige literaturübliche, slowenischsprachige/slowenische historische Terminologie, die von der »Verfassungsperiode« (→ ustavna doba) ab 1860/61 (Oktoberdiplom 1860 und Februarpatent 1861) spricht und davor den Bach’schen Absolutismus und das Revolutionsjahr 1848 setzt, ist terminologisch im interkulturellen Wissenschaftsdialog problematisch, bzw. unbrauchbar, weil die ihr zugrunde liegende Periodisierung konzeptuell irreführend ist, zumal sie die Zeit von 1849 bis einschließlich 1851, der formellen Geltungsdauer der → Oktroyierten Märzverfassung, außer Acht lässt.  Mit dieser zentralstaatlich ausgerichteten Verfassung erhalten die → Kronländer eine den modernen österreichischen »Bundesländern« eher vergleichbare staatsrechtliche Stellung ohne völkerrechtlich relevante Souveränitätsrechte. Die Bestrebungen für ein »Vereintes Slowenien« (→ Zedinjena Slovenija) werden damit materiell und verfassungsrechtlich untergraben und präjudizieren langfristig die weitere staatliche Zugehörigkeit Kärntens. Das ist gleichzeitig auch ein Erklärungsansatz für die unterschiedliche Periodisierung der politischen und staatsrechtlichen Geschichte, wie sie in der unterschiedlichen Terminologie zum Ausdruck kommt. Diese moderne Verfassungsgeschichte ist in der Folge von der Tatsache gekennzeichnet, dass die → Dezemberverfassung von 1867 vielfach systematisch unterlaufen wurde und Grundrechte, auch die auf → Amtssprache, gezielt nicht gewährt wurden – was nicht nur die Slowenen betraf und schließlich zum Untergang der Monarchie wesentlich beitrug. Das gesetzlich geregelte → Schulwesen untergrub rechtlich legitimiert die verfassungsmäßig gewährleisteten Grund- und Menschenrechte, da die gesetzlichen Bestimmungen zum sog. utraquistischen Schulwesen die Germanisierung als materielles Unterrichtsziel festschrieben, da das Slowenische nur so weit unterrichtet werden sollte, bis die Schüler ausreichend Deutsch konnten, um dem Unterricht in Deutsch zu folgen.

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Einleitung

Mit dem → Vertrag von Saint-Germain wird der verfassungsrechtliche Status der Slowenen in Österreich grundlegend verändert und sie werden zur → »Minderheit«. Am Rande sei erwähnt, dass die ständestaatliche Maiverfassung aus 1934 formal den Status der Slowenen nicht verschlechterte. Erst mit dem → »Anschluss« von 1938 und dem → »Generalplan Ost« kommt es zur ethnozidären und genozidären Negation des Existenzrechtes der Slowenen, die in → »ethnische Säuberungen« und in die → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 sowie in die massiven geplanten und teilweise durchgeführten → Deportationen 1942 mündete. Besonderen Verfolgungen wurden auch die slowenischen

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→ Zeugen Jehovas vom NS-Regime ausgesetzt, die aufgrund ihres konsequenten religiösen, antimilitaristischen und kriegsdienstverweigernden Bekenntnisses sowie als Slowenen Opfer waren (→ Uran, Anton). Die Wiedererrichtung Österreichs nach dem Krieg, in deren Zusammenhang vielfach der entscheidende Beitrag der slowenischen → Widerstandsbewegung erwähnt wird, hat auch verfassungs- und völkerrechtliche Folgen, was 2005 durch eine Verfassungszielbestimmung zum Schutz und zur Förderung der autochthonen österreichischen Volksgruppen ergänzt wird (Art. 8/2 BVG). Auf die aktuelle Landesverfassung hatte dies jedoch bis dato (Mai 2014) – aus verfas-

Kombinierte Darstellung der Sprachgrenze 1870–1910, NUK

II. Zeitliche und geografische Eckpunkte Kreuzwegstation in Poggersdorf/Pokrče, Foto Bojan-Ilija Schnabl

sungsrechtlicher Sicht wenig nachvollziehbaren Gründen – noch keine Auswirkungen, die Slowenen werden darin nicht genannt, sie werden nur durch eine Negativformulierung bedacht, was nicht dem Geiste des Art. 8/2 aus 2005 entspricht, während in jüngerer Zeit der Umweltschutz als positiv formulierte Verfassungszielbestimmung in die Kärntner Landesverfassung sehr wohl aufgenommen wurde. Im Oktober 2015 wurde im zuständigen Landtagsausschuß für Recht, Verfassung, Europa, Volksgruppen, Bildung, Personal und Immunität ein Mehrheitsbeschluß zur Abänderung der Kärntner Landesverfassung gefasst (sog. Punktuationen), wonach die Landesregierung beauftragt wird, dem Landtag einen Änderungsvorschlag vorzulegen. Darin soll es nun heißen  : »Das Land Kärnten bekennt sich zu seiner gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt. Sprache und Kultur, Traditionen und kulturelles Erbe sind zu achten, zu sichern und zu fördern. Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenischsprachigen Landsleuten gleichermaßen.« Nicht zuletzt liegt die Bedeutung einer modernen Kulturgeschichte, die sich mit dem Slowenischen in Kärnten/Koroška befasst, insbesondere darin, dass diese

aufgrund der spezifischen politischen Geschichte der → Germanisierung vielfach bewusst ignoriert wurde. Die deutschnationale Ideologie, wie sie der Historiker Martin → Wutte in der → Windischentheorie formulierte, hatte vielfach negative Auswirkungen auf die wissenschaftliche Forschung (→ Kranzmayer, → Lessiak, → Lexer). In → Grabelsdorf/Grabalja vas wurden seit der Zwischenkriegszeit archäologische Forschungen unternommen, doch bezeichnenderweise erst in jüngerer Zeit → »slawische« Artefakte gefunden. Zuvor war alles keltisch oder römisch – nur nicht verbunden mit der slowenischen Kulturgeschichte. »Alles, nur nicht slowenisch«, könnte man sagen. Aus humanistischer Sicht erschreckend ist, mit welcher »wissenschaftlichen« Akribie bereits im Rahmen des → »Generalplans Ost« die Völkervernichtung geplant wurde, die auch die Slowenen unmittelbar betraf. Erschreckend auch, dass sich Wissenschafter in den Dienst des NS-Mörder- und Verbrecherregimes begaben. (Der Slawist Viktor Paulsen [→ »Entethnisierung«] beteiligte sich als Angehöriger der SS an Plünderungen osteuropäischer Archive, was als Grundlage für »ethnische Flurbereinigungen«, also für → »ethnische Säuberungen« herangezogen wurde). Die ideologische Belastung bezog sich vor allem aber auch auf unbewusste Denkmuster der Forscher, sowie jener, die die entsprechenden Einrichtungen legitimierten und finanzierten, da auch die Wissenschaft und die Wissenschafter kognitiven Dissonanzen unterliegen (→ Geschichtschreibung und kognitive Dissonanzen  ; → Zweisprachigkeitsideologie). So hatten so manche der »Wissenschafter« nach dem Zweiten Weltkrieg angesehene Stellungen in Kärnten/Koroška, so dass es systemisch bedingt erscheint, dass noch Ende 2011 in der inzwischen abgebauten ständigen Ausstellung des Kärntner Landesmuseums im 1. Stock kein einziges Mal das Wort »Slowene« oder »slowenisch« vorkam. Jedenfalls bildete die slowenische Kulturgeschichte im Land kein systemisches Betrachtungselement – ganz im Unterschied zum Burgenländischen Landesmuseum, das alle im Lande lebenden Volksgruppen umfassend integriert. Die intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen einst gewiss belasteten Landesinstitutionen im Rahmen der vorliegenden Edition weist hingegen neue, wissenschaftlich relevante Perspektiven auf, die auch dem Verfassungsauftrag zum Erhalt und zur Förderung der österreichischen Volksgruppen der Bundesverfassung entsprechen und zukunftsweisend sind.

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Einleitung

In einer vermeintlichen regionalhistorischen Perspektive negierten die Vertreter der deutschnationalen Ideologie in Kärnten/Koroška weitgehend bzw. im größten möglichen Ausmaß alles Slowenische im Land und billigten diesem höchstens die Stellung einer inkohärenten Zufallserscheinung der Geschichte zu. Diese ideologisierte Geschichtsschreibung wird bei der Frage der historischen → Kontinuität offensichtlich. Während im Zusammenhang mit der Kontinuität zwischen dem spätantiken römischen Reich und den slawisch-awarischen »Alpenslawen« (­→ ­Alpenslawisch) Letztere sehr rasch unter fränkischer Herrschaft vermutet werden, war das karantanisch-slowenische Rechts-, Sprach-, Dialekt- und Siedlungskontinuum lange Zeit nicht Forschungsobjekt und somit nicht oder kaum existent. Das so vermittelte Geschichtsbild reduzierte sich auf  : Antike (Römer/Kelten) – Völkerwanderung (amorphe Alpenslawen) – fränkisch-bairische Oberhoheit (als deutsch interpretiert) – politische Forderungen der Slowenen im 19. Jh. (wenn überhaupt) – Abwehrkampf (→ Grenzfrage 1918/20, → Volksabstimmung) – Erste/Zweite Republik (Kärntner Slowenen als → Minderheit, die »überzogene«, weil nicht begründete Forderungen stellt). Damit wird auch eine suggestive und deutsch-ideologisch motivierte Ethnisierung der Geschichtsschreibung (→ ­»Entethnisierung«, vgl. die Beispiele im Lemma) beschrieben. Diese »wissenschaftliche Gehirnwäsche« hatte auch tragische Auswirkungen in der jüngeren politischen Geschichte abseits des demokratischen und verfassungsrechtlichen Rahmens (Ortstafelsturm, Dreiparteienpakt) bzw. hatte Auswirkungen auch auf das Image des Landes außerhalb seiner Grenzen. Das wiederum begründet die Notwendigkeit einer spezifischen, integrativen slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Die politisch intendierte → Germanisierung und systematische Assimilationspolitik der autoritären Regimes (→ Assimilation, dort PTBS), die aber auch von den demokratisch legitimierten Einrichtungen nicht verhindert wurden (oder werden konnten), führten zudem zu einer teilweise systematischen obrigkeitlichen Zerstörung des materiellen sowie immateriellen slowenischen kulturellen Erbes im Land. Auch das untermauert die Bedeutung von weiteren Forschungen zur spezifischen slowenischen Kulturgeschichte im Zusammenhang mit politischer Verfolgung, ebenso wie die systematische → Vertreibung der slowenischen Intelligenzija 1920, die von langer Hand geplanten ethnozidären → Deportationen 1942 (Ver-

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trauliches Rundschreiben von Maier-Kaibitsch für den Kärntner Heimatbund vom 7. Oktober 1938, mit dem die Bekanntgabe von 3–6 führenden Slowenen pro Gemeinde gefordert wurde  ; Hitler-MussoliniAbkommen vom 21. Oktober 1939, betreffend u. a. die Umsiedlung der Kanaltaler nach Kärnten/Koroška, und Anordnung von Heinrich Himmler vom 25. August 1941, Nr. 46/I). Gleiches gilt für die Diskriminierungen bis hin zum Verbot der slowenischen Sprache und der slowenischen Kulturvereine sowie der Zerstörung der Vereinsbibliotheken (nach Janez Stergar wurden über 80.000 slowenische Bücher und Druckwerke aller Art der slowenischen Kulturvereine verbrannt oder vernichtet, so jene des Katoliško slovensko izobraževalno društvo za → Šmihel in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Michael ob Bleiburg und Umgebung]). Hinzu kommt auch die systematische Zerstörung von Denkmälern, die von besonderer Bedeutung für die slowenische Kulturgeschichte sind bzw. waren (wie etwa die Malereien und slowenischen → Inschriften eines Jacobo → Brollo oder → Grabinschriften). Jedenfalls sollte es noch lange nach Ende des Holocausts und des Krieges dauern, um diese Ideologie vollends zu überwinden. Die angeführten positiven jüngeren Beispiele mögen jedenfalls zukunftsweisend sein. Im Hinblick auf die Ethnogenese und somit die slowenische Kulturgeschichte waren die gemeinsame slowenische Sprache, die gemeinsame → Liturgiesprache sowie die mythologische Bedeutung der frühen Staatsgeschichte immer verbindende Elemente, die die Brüche im ethnogenetischen Prozess überwanden und

Denkmal der slowenischen Deportierten 1942, Ebenthal/ Žrelec (2012)

II. Zeitliche und geografische Eckpunkte

Das vom Rat der Kärntner Slowenen/Narodni svet koroških Slovencev promovierte Wappen der Kärntner Slowenen mit dem historischen etatistischen Rechtsdenkmal, dem Fürstenstein/knežji kamen

eine Kontinuität zuließen. In Kärnten/Koroška umfasst daher die slowenische Kulturgeschichte die Zeit und den Raum seit der frühen Besiedlung und insbesondere seit der Entstehung der mündlichen Textvorlagen der Freisinger Denkmäler. Jene Bereiche der historischen slowenischen → Kulturlandschaft, in denen ein über die Jahrhunderte verlaufender → Sprachwechsel stattgefunden hat, werden aus der historischen Perspektive berücksichtigt (→ Ortsrepertorium 1860, 1880, 1883, 1918, → Sprachgrenze, → Sprachenzählung).

XV (2012) 231–246  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec [201]2, 107–122  ; V. Gotthardt  : Slika sreča besedo. In  : Nedelja (27.1.2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : 1824 in 1849, ključni letnici za razumevanje slovenske politične in ustavne zgodovine na Koroškem. In  : KK 2014. Celovec [2013], 177–189  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014  ; M. Škrabec  : Slovenski pozdrav s Koroške, Stare razglednice pripovedujejo. Ljubljana 2014. Bojan-Ilija Schnabl

Quellen  : Vertrauliches Rundschreiben von Maier-Kaibitsch für

den Kärntner Heimatbund Klagenfurt vom 7. Oktober 1938, mit der Bitte um Bekanntgabe von 3–6 führenden Slowenen pro Gemeinde. Faksimile in  : F. Kukovica  : Moja dežela, učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996, S. 33  ; Anordnung 46/1 des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums über die Umsiedlung der Kanaltaler und die Aussiedlung von Slowenen aus Kärnten (Berlin-Halensee, 25. August 1941). Faksimile in  : ebenda, S. 36. Lit.: vgl. die einschlägigen Lemmata, sowie R. Cefarin  : Beiträge zur Geschichte des kärntnerischen Tagesschrifttums und der Zeitschriften Kärntens, II. in slowenischer Sprache. In  : Carinthia (1952) 604  ff.; E. Nussbaumer  : Geistiges Kärnten. Kultur- und Geistesgeschichte des Landes. Klagenfurt 1956  ; M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki pregled zgodovine Koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : Fr. Brglez [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci včeraj in danes. Ljubljana 1984, 233  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; O. Kronsteiner  : Zur Slowenizität der Freisinger Denkmäler und der alpenslawischen Orts- und Personennamen. In  : Die Slawischen Sprachen 21 (1990) 105–114  ; J. Jež  : Opombe h zgodovini slovenskega naroda a časa brižinskih somenikov. In  : Monumenta Frisingensia = Brižinski spomeniki  : la prima presentazione in Italia dei Monumenti letterari Sloveni di Frisinga del X–XI secolo coevi alle prime tracce scritte della lingua italiana  : con traduzione dei testi cenni di storia degli Sloveni e dati sugli Sloveni in Italia/Janko Jež  ; prefazione ed appendici storiche di Paolo G. Parovel  ; [a cura di Ariella Tasso-Jasbitz e Paolo G. Parovel]. Trieste, Firenze 1995, 91– 105  ; P. Burke  : Was ist Kulturgeschichte  ? Frankfurt am Main 2005  ; S. Eichert  : Die frühmittelalterlichen Grabfunde von Tamsweg-Apfelknab, Salzburg. In  : Beiträge zur Mittelalterarchäologie Österreichs 24 (2008) 97–110  ; I. Žnidaršič  : O izgonu Slovencev, organiziranosti slovenskih izgnancev, prisilnih delavcev in beguncev ter prizadevanjih za ureditev pravic do vojne odškodnine. Ljubljana 2009  ; S. Eichert, R. Kastler  : Das Gräberfeld von Tamsweg-Apfelknab. Die Slawen im Lungau – Trachtkultur und Siedlungsspuren. In  : P. Husty, P. Laub (Hg.), ARS SACRA. Kunstschätze des Mittelalters aus dem Salzburg Museum. Jahresschrift 53 (Salzburg 2010) 253–260  ; S. Eichert  : Kirchen des 8. bis 10. Jahrhunderts in Kärnten und ihre Bedeutung für die Archäologie der Karantanen. In  : L. Poláček, J. Maříková-Kubková (Hg.)  : Frühmittelalterliche Kirchen als archäologische und historische Quellen. Internationale Tagungen in Mikulčice VIII = Spisy Archeologického Ústavu AV ČR Brno 41 (Brno 2010) 219–232  ; B.-I. Schnabl  : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov na Koroškem. In  : Studia mythologica slavica

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Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Ahačič, Kozma, Ljubljana Bahovec, Tina, Klagenfurt/Celovec Bandelj, David, Nova Gorica Bernard, Antonia †, Paris Bernhard, Günther, Graz Burger, Hannelore, Wien Burz, Ulfried, Klagenfurt/Celovec Cvirn, Janez †, Ljubljana Čavič-Podgornik, Nieves, Wien Čurkina, Iskra Vasiljevna, Moskva/Moskau Destovnik, Irena, Ljubljana Deželak Trojar, Monika, Ljubljana Dolinar, Darko, Ljubljana Domej, Theodor, Klagenfurt/Celovec Dović, Marijan, Ljubljana Drobesch, Werner, Klagenfurt/Celovec Eichert, Stefan, Wien Filipič, Hanzi, Klagenfurt/Celovec Francé, Maja, Wien Frankl, Karl Heinz, Wien Furlan, Metka, Ljubljana Gantar Godina, Irena, Ljubljana Götz, Judith, Wien Grafenauer, Danijel, Ljubljana Granda, Stane, Ljubljana Grdina, Igor, Ljubljana Grum, Martin, Ljubljana Hartman, Božo, Klagenfurt/Celovec Hladnik, Miran, Ljubljana Inzko, Marija, Suetschach/Sveče Inzko (jun.), Valentin, Suetschach/Sveče Jannach, Reinhold, Villach/Beljak Jevnikar, Ivo, Trieste/Trst/Triest Karničar, Ludwig, Graz, Ebriach/Obirsko Kenda Jež, Carmen, Ljubljana Kersche, Peter, Klagenfurt/Celovec Kert-Wakounig, Sonja, Klagenfurt/Celovec Klemenčič, Matjaž, Maribor Klemun, Marianne, Wien Kmecl, Matjaž, Ljubljana Knific, Bojan, Ljubljana Kotnik Verčko, Majda, Ravne na Koroškem Krahwinkler, Harald, Klagenfurt/Celovec

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Križnar, Franc, Škofja Loka Kronsteiner, Otto, Samerberg/Bayern Linasi, Marjan, Slovenj Gradec Logar, Engelbert, Graz, Schwabegg/Žvabek Ložar Podlogar, Helena, Ljubljana Malle, Avguštin, Klagenfurt/Celovec Maurer-Lausegger, Herta, Klagenfurt/Celovec Merše, Majda, Ljubljana Mihelič, Darja, Ljubljana Mihurko Poniž, Katja, Ljubljana Mlinar, Janez, Ljubljana Nartnik, Vlado, Ljubljana Oman, Žiga, Maribor Perenič, Urška, Prem Pibernik, France, Kranj Piko-Rustia, Martina, Klagenfurt/Celovec Pleterski, Andrej, Ljubljana Pogačar, Tim, Bowling Green, Ohio (USA) Pohl, Heinz Dieter, Klagenfurt/Celovec Poniž, Denis, Ljubljana Pronk, Tijmen, Zagreb Rahten, Andrej, Maribor Rajšp, Vincenc, Wien Rustia, Peter, Trieste/Trst/Triest Schnabl, Bojan-Ilija, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Schnabl, Vesna-Patricia, Wien Schwarz, Karl W., Wien Sereinig, Ursula, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Simetinger, Tomaž, Črna na Koroškem, Ljubljana Sketelj, Polona, Ljubljana Slavec Gradišnik, Ingrid, Ljubljana Smolik, Marijan, Ljubljana Stanonik, Marija, Ljubljana Stergar, Janez, Ljubljana Sticker, Alois, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Sturm, Boris, Bleiburg/Pliberk Sturm-Schnabl, Katja, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Till, Josef, Klagenfurt/Celovec Trießnig, Simon, Latschach am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru Tropper, Peter, Klagenfurt/Celovec Vospernik, Reginald, Klagenfurt/Celovec

Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Vovko, Andrej †, Ljubljana Wadl, Wilhelm, Klagenfurt/Celovec Wakounig, Franc, Ferlach/Borovlje Wakounig, Marija, Wien Wakounig, Samo, Sankt Primus/Šentprimož v Podjuni Wenninger, Markus, Klagenfurt/Celovec Wieser, Vinko, Köttmannsdorf/Kotmara vas Wolfram, Herwig, Wien Wulz, Monika, Zürich Zerzer, Janko, Klagenfurt/Celovec Zorn, Matija, Ljubljana Žele, Andreja, Ljubljana Žerjal Pavlin, Vita, Ljubljana

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Verzeichnis der Siglen

ABl. – Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, http://eur-lex.europa.eu/JOIndex.do?ihmlang=de ADB – Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. Histor. Kommission der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, http://www.ndb.badw-muenchen.de/ adb_baende.htm ADDG – Archivio diocesano di Gorizia, http://www. gorizia.chiesacattolica.it/spip.php?rubrique98 ADDU – Archivio Diocesano di Udine, http://www. archiviodiocesano.it/ ADG – Archiv der Diözese Gurk, http://www.kathkirche-kaernten.at/dioezese/organisation/C2524 Adler – Adler, Heraldisch-genaologische Gesellschaft, Wien (seit 1870), http://www.adler-wien.at AES – Archiv der Erzdiözese Salzburg, http://www. kirchen.net/archiv/ ALEX – Österreichische Nationalbibliothek, Historische Rechts- und Gesetzestexte online, http://alex. onb.ac.at/index.htm AfSlPh – Archiv für slavische Philologie. Berlin  ; 1876– 1929 AnzSlPh – Anzeiger für slavische Philologie. Graz  : Akad. Dr.- u. Verl.-Anst.; Wiesbaden  : Harrassowitz  ; Wiesbaden  : Reichert  ; 1966 –, http://www. adeva.com/produkt_detail.asp  ?id=408 AÖG – Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Wien, Bd. 1–33, 1848–1865, Wien, k. k. Hofund Staatsdruckerei, sowie Archiv für österreichische Geschichte. Bd. 34–125, Wien/ Graz, seit 1865, k. k. Hof- und Staatsdruckerei/ Böhlau/Verlag der ÖAW. ARS oder AS – Arhiv Republike Slovenije, http://www. arhiv.gov.si/ ASV – Archivio Segreto Vaticano, http://www.archiviosegretovaticano.va/en AVA – Allgemeines Verwaltungsarchiv, http://www. oesta.gv.at/site/4984/default.aspx AVGT – Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Klagenfurt  : Geschichtsverein für Kärnten  ; Weimar  : Böhlau  ; 1849 – B – Besednik. V Celovcu  : A. Janežič, 1869–1878

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BBKL – Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Verlag Trautgott Bautz, Nordhausen, http://www. bbkl.de/ BDA – Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Kärnten, http://www.bda.at/organisation/853/Kaernten BLKÖ – Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich = Wurzbach, http://www.literature.at/collection.alo  ?objid=11104 BLP – M. Suhodolčan-Dolenc, M. Jukič  : Biografski leksikon občine Prevalje. Prevalje 2005 BVG – Bundes-Verfassungsgesetz Car – Carinthia. Klagenfurt  : Naturwiss. Verein  ; 1891 – Car I – Carinthia  : geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens  ; Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten. 1, Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Klagenfurt  : Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten  ; 1891– COBISS oder COBISS.SI – Kooperativni online biografski sistem in servisi, Ljubljana, http://www.cobiss. si/ sodelujoče knjižnice [Bibliotheken des Verbundes] http://home.izum.si/cobiss/o_cobissu/knjiznice.asp COBISS.BH – Kooperativni online biografski sistem i servisi, Sarajevo, http://www.cobiss.ba/ CPK – Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana (COBISS  : CPKLJ), http://www.sodisce.si/sodisca/ centralna_pravosodna_knjiznica/ CRR – Celovško/Rateški rokopis (Klagenfurter Handschrift) CS – Christlichsoziale Partei CZ – Celovški zvon, Celovec  : Mohorjeva družba, 1983–1998 ČJKZ – Časopis za slovenski jezik, književnost in zgodovino. Ljubljana  : Prijatelji slovenske znanosti, 1918–1931 ČZN – Časopis za zgodovino in narodopisje. Maribor  : Obzorja, 1904–, http://www.zgdmaribor.si/czn.html DAG – Diözesanarchiv Graz, http://www.katholischekirche-steiermark.at/dioezese/ordinariat/ordinariatskanzlei-und-archiv/dioezesanarchiv DAW – Diözesanarchiv Wien, http://www.kirchen. net/kirchenarchive/page.asp  ?id=12166

Verzeichnis der Siglen

Dehio (auch Dehio Kärnten oder Dehio 2001) – Dehio-Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs – Kärnten. Basierend auf den Vorarbeiten von Karl Ginhart. Neu bearbeitet von Ernst Bacher, Ilse Friesen, Géza Hajós, Wolfram Helke, Elisabeth Herzig, Horst R. Huber, Margarete Migacs, Jörg Oberhaidacher, Elisabeth Reichmann-Endres, Margareta Vyoral-Tschapka mit Beiträgen von Paul Gleirscher, Gernot Piccottini und Albrecht Wendel. Dritte, erweiterte und verbesserte Auflage 2001, bearbeitet von Gabriele Russwurm-Biró. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X. DiD – Družina in dom, Celovec = Klagenfurt  : Mohorjeva družba, 1949–2007, http://www.mohorjeva.at/zalozba/did/ DiS – Dom in svet  : zabavi in pouku. V Ljubljani  : Katoliško tiskovno društvo, 1888–1944 DLL – Deutsches Literaturlexikon, http://www.degruyter.com/view/serial/36276 DNSAP – Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei DÖW – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, http://www.doew.at/ DP (NRD) – Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki. (Hg. Janko Zerzer) Celovec 2006. DPU – Dušnopastirski urad (Slowenisches Seelsorgeamt), Klagenfurt/Celovec, http://www.kath-kirchekaernten.at/dioezese/organisation/C2647/ DPZ – dekliški (pevski) zbor [Mädchenchor] Drobt. – Drobtince  : učitelam ino učencam, starišam ino otrokam v podvučenje ino za kratek čas. V Celovci [etc.]  : Anton Martin Slomšek, 1846–1901 DSS – Die Slawischen Sprachen, Salzburg  : Institut für Slawistik der Universität Salzburg  ; Samerberg  : Österreichisch-Bayerisches Zentrum für Bulgaristik  ; 1982–2001 Dvz – Dr(e)ržavni zakonik in vladni list (vgl. RGBl.) DzKr/LGBlKr – Deželni zakonik in vladni list za kranjsko kronovino/Landes-Gesetz und RegierungsBlatt für das Kronland Krain Dzvl. – Deželni zakonik in vladni list EJ – Enciklopedija Jugoslavije. Zagreb  : Leksikografski zavod FNRJ, 1955–1971, 2. Ausgabe 1980–[1990] ES – Enciklopedija Slovenije, Band 1–16. Ljubljana  : Mladinska knjiga, 1987– 2002 EvC – Evangelium von Cividale, slow. Čedadski evangeliar, Čedajski rokopis (ČE) FD – Freisinger Denmäler, slow. Brižinski spomeniki (BS)

GDVP – Großdeutsche Volkspartei GK – Goriška knjižnica Franceta Bevka, Nova Gorica (COBISS  : SIKNG), http://www.ng.sik.si/ GMDS – Glasnik Muzejskega Društva za Slovenijo. Ljubljana  : Muzejsko društvo za Slovenijo, 1919– 1945 GSED, Glasnik SED – Glasnik Slovenskega etnološkega društva. Ljubljana, http://www.sed-drustvo.si/ publikacije/­glasnik-sed HDA – Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, http://www.ub.uni-leipzig.de/emedien/ datenbanken-­dbis/detailansicht.html  ?libconnect%5 Btitleid%5D=6542 HHStA – Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, http:// www.oesta.gv.at/site/4980/default.aspx HRG – Handwörterbuch der deutschen Rechtsgeschichte, Hg. A. Erler, E. Kaufmann. Berlin 1978– INV – Inštitut za narodnostna vprašanja, Ljubljana, http://www.inv.si INZ – Inštitut na novejšo zgodovino, Ljubljana, http:// www.inz.si/ ISJ FR ZRC SAZU – Inštitut za slovenski jezik Fran Ramovš, Znanstveno raziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti, Ljubljana, http:// isjfr.zrc-sazu.si/#v JiS – Jezik in slovstvo. Ljubljana  : Slavistično društvo Slovenije, 1955–, http://www.jezikinslovstvo.com/ JM – Jugoslovanska matica ( Jugoslawische Organisation zur Dokumentation und Förderung der jugoslawischen Minderheiten in den Nachbarstaaten) K – Kreis. Celovec  : Tiskarna Družbe sv. Mohorja, 1881–1886 KA – Domkapitelarchiv KBB – Kärntner Bauernbund, http://kaerntner.bauernbund.at/ KBS – Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft. Klagenfurt 1979 – KCMD – Koledar (Vestnik) šolske družbe sv. Cirila in Metoda. V Ljubljani  : Družba sv. Cirila in Metoda, 1903–1933 KD – kulturno društvo [Kulturverein] KEZ – Koroški etnološki zapisi, Klagenfurt = Celovec  : Slovenski narodopisni inštitut in društvo Urban Jarnik, 1999– KF – Koroški fužinar, Ravne na Koroškem  : Železarna, 1951–2007 KHB – Kärntner Heimatbund KHD – Kärntner Heimatdienst Killy – Killy Literatur Lexikon (Killy-LL), 2011, De

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Verzeichnis der Siglen

Gruyter, http://www.ub.fu-berlin.de/digibib_neu/ datenbank/metalib/titel/KOB20126.html KK – Koroški koledar, hg. Slovenska prosvetna zveza. Celovec 1963 KKSAD – Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien] KKZ – Krščanska kulturna zveza, Celovec, Christlicher Kulturverband, Klagenfurt, http://www.kkz.at/ home_sl/ KLA – Kärntner Landesarchiv, http://www.landesarchiv.ktn.gv.at/214172_DE KMD – Koledar Družbe svetega Mohorja/Mohorjev koledar/Koledar Mohorjeve družbe v Celovcu. Celovec  : Mohorjeva družba, 1872–  ; V Celovcu  : Družba sv. Mohora, 1874–1891 (Natisnil Janez Leon)  ; V Celovcu  : Družba sv. Mohorja, 1890–1955 (Natisnila tiskarna Družbe sv. Mohora) KMJ – Knjižnica Mirana Jarca, Novo mesto (COBISS  : SIKNM), http://www.nm.sik.si/si/ KnKo – Knjižnica Kočevje (COBISS  : SIKKOC), http://www.knjiznica-kocevje.si/ KOK Ravne – Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika, Ravne na Koroškem (SIKRA), http://www. rav.sik.si/ KOŽ – Knjižnica Otona Župančiča, Ljubljana (COBISS  : SIKOZ), http://www.mklj.si/ KPD – katoliško prosvetno društvo [katholischer Kulturverein] KPJ – Kommunistische Partei Jugoslawiens KS – Koroški Slovenec. Dunaj = Wien  ; Celovec = Klagenfurt  : Bohumil Sirotek, 1921–1941 KSK – Koledar slovenske Koroške. Celovec  : izdala in založila Slovenska prosvetna zveza, 1948–1961 KSS – Koroško slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] LB – Landbund LGB2 – Lexikon des gesamten Buchwesens. Zweite, völlig neubearbeitete Auflage. Hg. von Severin Corsten u. a. Stuttgart  : Anton Hiersemann 1987 LGBl. – Landesgesetzblatt, Landesgesetz- und Regierungsblatt LGBlK./DzvlK. – Landesgesetz- und Regierungsblatt für (das Kronland Herzogthum) Kärnten/Deželni zakonik in vladni list za (kronovino vojvodino) Koroško LGBlKr./DzKr. – Landesregierungsblatt für das Herzogthum Krain/Deželni vladni list za kranjsko vojvodino LGBlSt./DvlSt. – Landesgesetz- und Regierungsblatt

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für (das Kronland Herzogthum) Steiermark/Deželni zakonik in vladni list za (kronovino vojvodino) Štajersko LJM – Leksikon jugoslavenske muzike. 2 Bd. Zagreb  : Jugoslavenski leksikografski zvaod »Miroslav Krleža« 1984. LMS – Letopis Matice Slovenske. V Ljubljani  : Matica Slovenska, 1869–1912 LPJ – Leksikon pisaca Jugoslavije. Novi Sad 1972 – LuH – Wahlliste »Landbund für Österreich (Wahlgemeinschaft des Landbundes und des Handels- und Gewerbebundes)« bzw. »Landtagsklub des Landbundes und des Hagebundes« LWO – Landtagswahlordnung LZ – Ljubljanski zvon. V Ljubljani  : Tiskovna zadruga, 1881–1941 MAG – Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Anthropologische Gesellschaft, Wien. Horn  ; Wien  : Berger  ; Wien  : Hölder  ; 1871 – MB – Mohorska bibliografija. Celje  : Mohorjeva družba, 1957 (v Celju  : Celjska tiskarna) ME – Muzička enciklopedija. 3 Bd. Zagreb  : Jugoslavenski leksikografski zavod 1971–1977. MePZ – mešani pevski zbor [gemischter Chor] MGH – Monumenta Germaniae Historica, http://www. mgh.de/dmgh/ MGSLk – Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, http://www.landeskunde.at MINDOC – Minderheiten-Informations- und Dokumentationszentrum – Online Archivsystem/ Manjšinski informacijski in dokumentacijski center – online arhivski system, www.mindoc.eu MIÖG – Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, http://www.univie.ac.at/Geschichtsforschung/ MK – Mohorjev koledar. Celje, 1972– MMZ – mešani mladinski zbor, po mutacijski [gemischter Jugendchor nach Stimmbruch] MoPZ – moški pevski zbor [Männerchor] MPZ – mladinski (pevski) zbor [ Jugendchor] MSE – Mala splošna enciklopedija, Ljubljana, Beograd 1973–76 MV – Mariborski večernik Jutra NDB – Nova doba NDB – Neue deutsche Biographie, http://www.ndb. badw-muenchen.de/adb_baende.htm NDH – Nezavisna Država Hrvatska NDk – Narodni dnevnik NG – Narodna galerija, Ljubljana, http://www.ng-slo.si/

Verzeichnis der Siglen

NMS – Narodni muzej Slovenije, Ljubljana (COBISS  : NMLJ), http://www.nms.si/ NR – Naši razgledi, Ljubljana  : Delo, 1952–1992 NRD – Naši rajni duhovniki  : kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Hg. Krščanska kulturna zveza. V Celovcu 1968 NS – Nationalsozialismus, nationalsozialistisch NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSKS – Narodni svet koroških Slovencec/Rat der Kärntner Slowenen, Klagenfurt/Celovec, www.nsks.at NŠAL – Nadškofijski arhiv Ljubljana, http://nadskofija-ljubljana.si/nadskofija/nadskofijski-arhiv/ NŠAMb – Nadškofijski arhiv Maribor, http://arhiv. nadskofija-maribor.si/index.php/de/ NT – Naš tednik. Celovec = Klagenfurt  : Narodni svet koroških Slovencev, 1949–2003 NUK – Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani, http://www.nuk.uni-lj.si/ NWL – Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund (politische Partei) NZ – Naši zapiski. Ljubljana  ; Gorica  : Slovenska socialna Matica, 1902–1922 ÖAW – Österreichische Akademie der Wissenschaften, http://www.oeaw.ac.at/ Obdobja – Obdobja/Filozofska fakulteta, Oddelek za slovanske jezike in književnosti, Seminar slovenskega jezika, literature in kulture. Ljubljana  : Filozofska fakulteta, Oddelek za slovanske jezike in književnosti, Seminar slovenskega jezika, literature in kulture, 1979–, http://www.centerslo.net/ ÖBL – Österreichisches biographisches Lexikon, http:// www.oeaw.ac.at/oebl/ OeML – Oesterreichisches Musiklexikon. Wien 2002– 2006, http://www.musiklexikon.ac.at/ml  ?frames=yes OeStA – Österreichisches Staatsarchiv, http://www. oesta.gv.at/ ÖGL – Österreich in Geschichte und Literatur, Arbeitskreis für Österreichische Geschichte  ; Institut für Österreichkunde, Wien. Wien  : Inst. für Österreichkunde  ; Graz  : Stiasny  ; Graz  : Styria  ; Wien  : Ueberreuter  ; Wien  : Braumüller  ; 1957– OHK – Osrednja humanistična knjižnica, Filozofska fakulteta, Ljubljana (COBISS  : FFLJ), http://www. ff.uni-lj.si/1/ohk.aspx OKC – Osrednja knjižnica Celje (COBISS  : SlKCE), http://www.ce.sik.si/ OKK – Osrednja knjižnica Kranj (COBISS  : SlKKR), http://www.mks.si/

OKKP – Osrednja knjižnica Srečka Vilharja Koper - Biblioteca centrale Srečko Vilhar Capodistria (COBISS  : SIKKP), http://www.kp.sik.si/ OLA – Общеславянский лингвистический атлас, Slovanski lingvistični atlas, http://www.slavatlas.org/ ÖNB – Österreichische Nationalbibliothek, http:// www.onb.ac.at/ ÖNf – Österreichische Namenforschung. Wien 1973– 1980. Salzburg 1981–1986 ÖOH – Österreichische Osthefte, Österreichisches Ostund Südosteuropa-Institut  ; Arbeitsgemeinschaft Ost. Wien  ; Münster  : LIT-Verl.; Graz  : Stiasny  ; Wien  : Typograph. Anst.; Wien  : Böhlau  ; Wien  ; Berlin  ; Bern  ; Bruxelles  ; Frankfurt/M.; New York, NY  ; Oxford  : Lang  ; Wien  : LIT-Verl.; Wien  ; Zürich  : LIT-Verl.; Münster  ; Berlin  ; Hamburg  ; London  ; Wien  : Lit-Verl.; Wien  : Lang  ; 1959 – 2006 OPZ – otroški (pevski) zbor [Kinderchor] ORF – Österreichischer Rundfunk und Fernsehen, www.orf.at OSNP – Odbor za nabiranje slovenskih narodnih pesmi OTTŮV – Ottův slovník naučný, naučný,auch Ottova encyklopedie, Prag 1888–1909, http://moodle.fhs.cuni. cz/mod/forum/discuss.php?d=3869 OVSBL – Osebnosti. Veliki slovenski biografski leksikon. 2 Bd. Ljubljana 2008. ÖZV – Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien  : Verein für Volkskunde  ; Wien  : Österr. Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft u. Kunst  ; 1895–, http://www.volkskundemuseum.at/index.php?id=15 PAMb – Pokrajinski arhiv Maribor, http://www.pokarh-mb.si/si/index.html PK – Primerjalna književnost, Ljubljana  : Slovensko društvo za primerjalno književnost, 1978– PSBL – Primorski slovenski biografski leksikon, http://www.sistory.si/publikacije/iskanje/  ?sort=&dir=&results=&search=Primorski+slovenski+bio grafski+leksikon PV – Planinski vestnik. Ljubljana  : Planinska zveza Slovenije, 1895 – RES – Revue des études slaves, Paris  : Institut d’études slaves  : Institut d’étude et de recherche sur les nouvelles institutions et sociétés à l’Est, 1921– RGBl. – Reichsgesetzblatt (ab 1849 des Kaiserthums Österreichs, ab 1867 der im Reisrathe vertretenen Königreiche und Länder) RKF – »Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums« RSHA – »Reichssicherheitshauptamt«

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Verzeichnis der Siglen

RTVS – Radiotelevizija Slovenija, http://www.rtvslo.si/ RuLGBlP – Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent (vom 4. März 1849) RuSHA – »Rasse- und Siedlungshauptamt« S – Slovenec  : političen list za slovenski narod. Ljubljana  : Ljudska tiskarna, 1873–1945 SAGV – Sammelarchiv Geschichtsverein für Kärnten, (Kärntner Landesarchiv) SAZU – Slovenska akademija znanosti in umetnosti, http://www.sazu.si/ SB – Slovenska bčela. V Celovcu  : Kleinmayr, 1850– 1853 SB – Slovenska biografija, http://www.slovenska-biografija.si/ SBL – Slovenski biografski leksikon, Internetausgabe  : http://www.slovenska-biografija.si/ SČS – Slovník českých spisovatelů. Praha  : Československý spisovatel, 1964 SD – »Sicherheitsdienst« SDA – Südostdeutsches Archiv, München  : Oldenbourg  ; 1958– SDAP – Sozialistische Arbeiterpartei Österreichs Sdb oder Sd – Sodobnost. Ljubljana. I (1933) bis IX (1941) sowie XI (1963) bis heute. Erschien zwischen 1953 und 1962 unter dem Titel Naša Sodobnost. SDL – V. Smolej  : Slovenski dramski leksikon. I. Ljubljana 1961  ; II. Ljubljana 1962. SE – Slovenski etnograf, Ljubljana  : Etnografski muzej, 1948–1991, http://www.etno-muzej.si/publications SED – Slovensko etnološko društvo, Ljubljana, http:// www.sed-drustvo.si/, Glasnik SED http://www.seddrustvo.si/publikacije/glasnik-sed/glasniki SEEJ – Slavic and East European Journal, Bloomington, Ind.: American Association of Teachers of Slavic and East European Languages, 1957–, http://www. aatseel.org/publications/see_journal/ SEL – A. Baš (ur.)  : Slovenski etnološki leksikon. Ljubljana  : Mladinska knjiga, 2011 (Ljubljana  : Korotan) SEM – Slovenski etnografski muzej,Ljubljana http:// www.etno-muzej.si/ SG – Slovenski glasnik. V Celovcu  : Anton Janežič, 1858–1868 SHS – Studia historica Slovenica. Maribor  : Zgodovinsko društvo dr. Franca Kovačiča, 2001–, http:// shs.zgodovinsko-drustvo-kovacic.si/ SJ – Slovenski jezik – Slovene Linguistic Studies, Znanstvenoraziskovalni center Slovenske akademije zna-

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nosti in umetnosti, Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša Ljubljana, Slovenija in, and The Joyce and Elizabeth Hall Center for the Humanities, University of Kansas, Lawrence, USA. Ljubljana  : Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša  ; Lawrence (Kan.)  : University of Kansas, Department of Slavic Languages and Literatures, 1997– SK – Slovanska knjižnica (COBISS  : SLK), http:// www.mklj.si/slovanska-knjiznica SLA – Slovenski lingvistični atlas, http://isjfr.zrc-sazu. si/sl/publikacije/slovenski-lingvisticni-atlas-1#v SlavR – Slavische Rundschau. Berichtende und kritische Zeitschrift für das geistige Leben der slavischen Völker. Hg. von Franz Spina und Gerhard Gesemann, Prag. Berlin  : Gruyter  ; 1929–1939 SlKnj – Slovenska književnost. Ljubljana 1996. SLO – Slowenien SlSt – Slovene Studies  : Journal of the Society for Slovene Studies. (Slov. Stud.). Bloomington  : Society for Slovene studies, 1979– SM – Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Literatur und Kultur], http://www.slovenska-matica. si/ SMS – Studia Mythologica Slavica. Ljubljana  : Znanstvenoraziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti, Inštitut za slovensko narodopisje  ; Pisa  : Università degli Studi di Pisa, Dipartimento di Linguistica, già Istituto di Lingua e Letteratura, 1998–, http://sms.zrc-sazu.si/ SN – Slovenski narod. Ljubljana  : Narodna tiskarna, 1868–1943 SNI UJ – Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik (Celovec) (Slowenisches Volkskundeinstitut Urban Jarnik), http://www.ethno.at/institut.html SO – Slovenski oktet, http://www.slovenski-oktet.si/ SPD – slovensko prosvetno društvo [slowenischer Kulturverein] SR oder SRL – Slavistična revij. Ljubljana  : Slavistično društvo Slovenije, 1948– (am Titelblatt ist es SRL) SSM – Slovenski šolski muzej, Ljubljana, http://www. ssolski-muzej.si/slo/ SŠK – Slovenska študijska knjižnica, Celovec (COBISS  : SSKCEL), http://www.celovec.sik.si/ StGG – Staatsgrundgesetz StLA – Steiermärkisches Landesarchiv, http://www. landesarchiv.steiermark.at/ SV – Slovenske večernice. Celje  : Mohorjeva družba, 1860–

Verzeichnis der Siglen

SVB – Salzburger Verbrüderungsbuch, slow. Salzburška bratovščinska knjiga (SBK) ŠAL – Škofijski arhiv Ljubljana, http://nadskofijaljubljana.si/nadskofija/nadskofijski-arhiv/ TKM – Teološka knjižnica Maribor (COBISS  : STK), http://www.teof.uni-lj.si/  ?viewPage=29 TRANS – Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Internet  : http://www.inst.at/trans/index.htm UBG – Universitätsbibliothek Graz, http://ub.unigraz.at/ UBI – Universitätsbibliothek Innsbruck, http://www. uibk.ac.at/ulb/ UBK – Universitätsbibliothek Klagenfurt, http:// ub.uni-klu.ac.at/cms/index.php UBW – Universitätsbibliothek Wien, http://bibliothek.univie.ac.at/ UKM – Univerzitetna knjižnica Maribor, http://www. ukm.uni-mb.si/podrocje.aspx UL TEOF – Teološka fakulteta, Ljubljana (COBISS  : TEOFLJ), http://www.teof.uni-lj.si/ UT – Učiteljski tovariš. V Ljubljani  : J.U.U.-sekcija za dravsko banovino, 1861–1941 ViD – Vera in dom. Celovec = Klagenfurt  : Mohorjeva družba, 1949–2007 VKP – Vestnik koroških partizanov  : glasilo Osrednjega odbora Skupnosti koroških partizanov v Ljubljani in Zveze koroških partizanov v Celovcu. Ljubljana  : Osrednji odbor koroških partizanov  : Zveza koroških partizanov v Celovcu, 1967–1991 VMSV – Vojaški muzej Slovenske vojske, Maribor, http:// www.vojaskimuzej.si/ VÖB – Verband Österreichsicher Bibliothekare, http:// www.univie.ac.at/voeb/ VoMi – Volksdeutsche Mittelstelle VSB – Völkisch-Sozialer Block (politische Partei) VSL – Veliki splošni leksikon, 8 Bd. Ljubljana 1997– 1998. WIKI (oder Wiki) – Wikipedia, http://de.wikipedia. org/wiki/Wikipedia  :Hauptseite, http://sl.wikipedia. org/wiki/Glavna_stran  ; Wikimedia Commons http://commons.wikimedia.org/ WSA – Wiener Slawistischer Almanach. München  : Sagner  ; Wien  : Ges. zur Förderung Slawist. Studien [–2002]  ; Wien  : Inst.; 1978– WSI – Die Welt der Slaven  : internationale Halbjahresschrift für Slavistik. München  : Sagner  ; Wiesbaden  : Harrassowitz  ; Köln  : Böhlau  ; 1956– WSlJb – Wiener Slavistisches Jahrbuch. Wien 1950– Wurzbach – Constantin von Wurzbach  : Biographisches

Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (BLKÖ). Wien 1856–1891, http://www.literature.at/collection. alo  ?objid=11104 ZAL – Zgodovinski arhiv Ljubljana, http://www.zal-lj. si/ ZČ – Zgodovinski časopis. Ljubljana  : Zveza zgodovinskih društev Slovenije, 1947–, http://www.zgodovinskicasopis.si/ ZDSPP – Zbrana dela slovenskih pesnikov in pisateljev. Državna založba Slovenije. Ljubljana 1946– Zedler – Johann Heinrich Zedler  : Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden … (64 Bde., 4 Suppl.-Bde.). Halle u. Leipzig 1732–54. Neudr. Graz 1961–64.  ZfSl – Zeitschrift für Slawistik. Berlin  : Akad.-Verl.; 1956 –, http://www.uni-potsdam.de/u/slavistik/ slav_reihen/zfslav/zfsld.htm ZMS – Zbornik Matice Slovenske. V Ljubljani  : Slovenska šolska Matica, 1926–1940 ZRC SAZU – Znanstvenoraziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti, http://www.zrcsazu.si/ ZSlPh – Zeitschrift für Slavische Philologie. Begr. v. Max Vasmer. Leipzig 1925– ZSO – Zveza slovenskih organizacij/Zentralverband slowenischer Organisationen, Klagenfurt/Celovec, www.slo.at ZSS – Zgodovina slovenskega slovstva. 7 Bd. Ljubljana 1956–1971 ZUZ – Zbornik za umetnostno zgodovino. Ljubljana  : Slovensko umetnostnozgodovinsko društvo, 1921– 1944. ŽPZ – ženski (pevski) zbor [Frauendchor]

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Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise

Verzeichnis der Abkürzungen Verwendet werden ausschließlich allgemeinsprachlich übliche bzw. kontextuell erwartete Abkürzungen, so slow. (slowenisch) und dt. (deutsch), wenn diese elliptische Sprachbezeichnungen bei terminologischen Angaben sind, sowie etwa Abb. (Abbildung), Bd./Bde. (Band/ Bände), bosn. (bosnisch), Br. (Brief ), Diss. (Dissertation), [e. a.] (et altera), ebd. (ebenda), franz. (französisch), friul. (friulanisch), Hg. (HerausgeberInnen), hist. (historisch), HS (Handschrift), Jg. ( Jahrgang), Jh. ( Jahrhundert), Jh.s ( Jahrhunderts), kroat. (kroatisch), lad. (L/ladinisch), lat. (L/latein/-isch), Lit. (Literatur), Mag.Arb. (Magisterarbeit), MS (Manuskript), Pl. (Plural), Ps. (Pseudonym), Red. (Redaktion, RedakteurIn), russ. (russisch), S. (Seite), serb. (serbisch), Sp. (Spalte), Üb. (Übersetzung, ÜbersetzerIn), ur. (urednik/urednica), vlg. (vulgo), Web (Internet/Internetseite) und Zit. (Zitat). Einer enzyklopädischen Tradition folgend, werden in der Regel die Titel der Lemmata im jeweiligen Lemma entweder mit einem etablierten Akronym oder sinnhaft abgekürzt wiedergegeben. Kürzel, die mit politisch belasteten Akronymen verwechselt werden könnten, werden vermieden, ebenso wie Kürzel in jenen Fällen nicht verwendet werden, in denen es zu einer schwer lesbaren Aneinanderreihung von Abkürzungen, Akronymen und Satzzeichen gekommen wäre. Lediglich bei Personenlemmata (sowie beim literaturüblichen Jh./Jh.s) wurde das Genetiv-s bei Abkürzungen verwendet (z. B. im Lemma zu Primož Trubar  : »… T.s Werk …« für »… Trubars Werk …«). Mit hic loco wir auf Autoren und/bzw. deren Lemmata in der vorliegende Enzyklopädie hingewiesen. Typographische Hinweise Es gelten allgemein gebräuchliche Regeln der Edition. Daneben werden insbesondere Familiennamen in Kapitälchen gesetzt (nicht jedoch Namen von Herrscherfamilien, z. B. die Habsburger, die Auffensteiner), ebenso in Kapitälchen gesetzt werden Vornamen, wenn dies historisch begründet ist ( Johann von Vik-

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tring, Josef II.) oder in Sonderfällen (Prežihov Voranc). Bisweilen finden sich aufgrund von Rezeptionsgeschichte und wissenschaftlicher Methodik auch in den Lemmata zwei relevante Namensvarianten mit »/« verbunden (z. B. Miklosich/Miklošič, Popowitsch/Popovič, Schloissnig/Šlojsnik). Grundsätzlich ist der Haupttext auf Deutsch. Im Hinblick auf den interkulturellen und interdisziplinären Charakter der Enzyklopädie, sind in der Regel slowenische Bezeichnungen und Namen von Institutionen, Einrichtungen bzw. von Werken oder Zitate von Textpassagen kursiv gehalten, um als solche leichter graphisch identifiziert zu werden. Meist wörtliche Übersetzungen wurden in [eckigen Klammern] nachgestellt. Dieses Lösungsmodell wurde unter Berücksichtigung der bisherigen Rezeptionsgeschichte und kommunikationspsychologischer Überlegungen gewählt. Bisweilen haben Autoren der Erstnennung einer Institution o. Ä. in deutscher Sprache den Vorzug gegeben, worauf die slowenische Entsprechung (kursiv in Klammer) nachgestellt ist. Allerdings wurden slowenische Ortsnamen nicht kursiv gehalten, weil, abgesehen von Überlegungen zu Aspekten der Gleichberechtigung der Sprachen, der Gesamteindruck des Schriftbildes und damit die Lesbarkeit gewährleistet werden sollte. Kursiv gehalten sind ebenso Titel von Periodika. Die Umlaute ä, ö, ü werden wie im Deutschen üblich behandelt, die slowenischen und kroatischen Buchstaben č, ć, š, ž sind eigenständige Buchstaben und werden entsprechend alphabetisch geordnet  : z. B. … Cukala, Franc / Cvetje iz domačih in tujih logov / Czoernig, Karl / Čandik, Janez / … / Čebul, Avguštin / … / Črnjanski rokopis / Dalmatin, Jurij / Dalmatinbibel … Kocel / Kociančič, Štefan / Kočevar, Ferdo / Kočna / Koder, Anton / … / Sušnik, Franc / Svetec, Luka / Svetina, Anton jun. / Svetina, Anton sen. / Šafařik, Pavel Josef / Šašel, Josip / … / Tabor / … / Zwitter, Vinko / Zwitter, Zdravko (Valentin) / Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina / Žolger, Ivan / Župančič, Oton.

Konzeptuelle Querverweise

Querverweise Querverweise zu anderen Lemmata in der vorliegenden Enzyklopädie (gekennzeichnet mit →  unmittelbar vor der jeweiligen Nennung des Terminus oder in Klammer nachgesetzt) wurden in der Regel von der Redaktion bei der erstmaligen Nennung des Begriffs eingefügt (wenn nachgesetzt, dann entweder gewichtet oder alphabetisch). Mit →  wird entweder jeweils das erste Wort des jeweiligen Lemma-Titels bezeichnet, u. U. werden Ordnungszahlen ergänzend angeführt (in der regel nicht für die beiden Lemmata zu → Abgeordneten) oder es werden insb. bei Lemma-Titeln, die aus Phraseoloxemen bestehen, mehrere Worte nach dem → kursiv angeführt, insb. wenn sonst Mehrdeutigkeiten auftreten würden. Bezieht sich ein Querverweis mit →  auf einen Doppelbegriff vor und nach dem Pfeil, so sind in der Regel bzw. bei Zweifelsfällen beide Wörter kursiv (z. B. … die christliche → Terminologie ist … - der Querverweis bezieht sich auf das Lemma »Terminologie, christliche« und nicht auf das Lemma »Terminologie«. Analog verhält es sich etwa beim Querverweis statistische → Germanisierung  ; aber  : Diözese → Gurk/Krška škofija, Diözese → Lavant/Lavantinska škofija). Bei Querverweisen zu Personennamen wurde auf eine zusätzliche kursive Darstellung von Vor- und Familiennamen verzichtet, wenn der →  zwischen die beiden gesetzt wurde. Auf eine durchgehende Darstellung der Querverweise zu Kärnten/Koroška sowie zu den historischen Landeshauptstädten Klagenfurt/ Celovec, Graz, Ljubljana und Wien wurde aufgrund deren Häufigkeit verzichtet, ebenso auf durchgehende Querverweise zu den ebenso durchgehend auftretenden Begriffen → Kulturaktivist und → Kulturarbeiter. In ausgewählten Fällen wurde auf weiterührende konzeptuelle Querverweise verwiesen (siehe unten). Konzeptuelle Querverweise Weitere konzeptuelle Dimensionen erschließen über 1.200 konzeptuelle Einträge in Form von LemmataTiteln, die im Wesentlichen nur zu anderen Lemmata und deren Inhalten innerhalb der Enzyklopädie verweisen (z. B. Imkerei, → […]  ; Frühmittelalter → […]  ; Verfassungsgeschichte, → […]). Sie ermöglichen ein vernetztes Lesen der Enzyklopädie und verweisen auf verschiedene Informationsebenen, auf Synthesen ebenso wie auf Einzelstudien.

Vor den eigentlichen Lemmata zu verschiedenen Orten oder Gegenden/Regionen wurden zudem konzeptuelle Quervereise erstellt, die aufzeigen, in welchen Sach- oder Personenlemmatas einzelne Orte oder Gegenden/Regionen vorkommen, um so deren kulturhistorische Bedeutung prägnant zu beleuchten. Bei Gemeinden ergab sich aus der Methodik in der Regel, dass nur solche kleinere Orte angeführt sind, die auch Geburts- oder Sterbeorte der daneben angeführten Person(en) sind oder aber Orte, in denen diese wirkten. Bei Gemeindezentren bzw. namengebenden Hauptorten hingegen werden alle mit dem Ort/der Gemeinde in Verbindung gebrachten Sachlemmata und Personen erwähnt. In der Regel wurden zuerst die mit dem Ort unmittelbar verbundenden Sachlemmata angeführt und danach alphabetisch alle weiteren (z. B.: Tainach/Tinje vgl. Sachlemmata  : → Tainach/Tinje, → Tainacher Handschrift/tinsjki rokopis, sowie [weitere alphabetisch geordnete Sachlemmata gefolgt von Personenlemmata  :  …]  ; Mellweg/Melviče vgl. Sachlemmata  : → Melviče, slovensko katoliško prosvetno društvo [Katholischer slowenischer Kulturverein Mellweg] [der örtliche slowenische Kulturverein], sowie [weitere Sachlemmata gefolgt von Personenlemmata  : …]). Bisweilen sind einzelne Orte, die nicht Gemeindesitze sind oder waren, mit eigenen konzeptuellen Querverweisen versehen, wenn es sachlich fundiert erschien, weshalb beim entsprechenden (Alt-)Gemeindelemma lediglich darauf verwiesen wird (St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu vgl. Sachlemmata  : → Edinost Št.  Tomaž [Einheit St.  Thomas]  …, Personenlemmata  : … → St. Lorenzen ob der Gurk/Šentlovrenc pri Šenttomažu  : (siehe dort)  ; Zeiselberg/Čilberk  : → Lesjak, Valentin  ; …). In der Regel wurden die verschiedenen historischen Ortsregister (einschließlich des Lemmas zu Kranzmayers alphabetischem Verzeichnis) nicht angeführt, außer es erschien einen besonderen Mehrwert darzustellen. Da die aktuell gebräuchlichen slowenischen Ortsnamen in Kärnten/Koroška vielfach ediert und insbesondere von Pavel Zdovc in ihrer sprachlichen Funktion umfassend beschrieben wurden, werden in der vorliegenden Enzyklopädie als eigenständige Ortsnamenslemmata nur solche Orte zusätzlich aufgenommen, die aufgrund neuerer Quellenstudien oder neueren Feldforschungen verifiziert werden konnten (z. B. Drautschen/Dravče, Landskron/Vajškra, Roseneck/Rožnek, Schöndorf/Lepa vas oder, in Anlehnung an die Methodologie von Pavel Zdovc etwa den nichtamtlichen Ortsnamen Joschap (bzw. Joschapsied-

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Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise

lung)/Jožap). Zudem erschließen zahlreiche Lemmata der Enzyklopädie in der Regel angewendeten Modelle zu Ortsverzeichnissen ab 1849 eine Vielzahl weiterer dargestellt, wobei die Betonung bei »in der Regel« liegt. historisch-amtlicher Toponyme bzw. regionaler sloweAufgrund des interkulturellen, pluridisziplinären und interdisziplinären Charakters der Enzyklopädie mit nischer Endonyme in einer strukturierten Form. Besondere Beachtung fanden die unzähligen, in Schwerpunkt Kärnten/Koroška wurden in der Regel den verschiedenen Lemmata zu den Kulturvereinen Kärntner Ortsnamen zweisprachig angeführt. Insbeund anderen kulturhistorischen Überblickslemmata sondere wurden die Orte des sog. zweisprachigen Geerwähnten KulturaktivistInnen, die exzerpiert wurden bietes durchgehend in beiden Landessprachen Deutsch/ und als eigenständige Einträge gesondert ausgewiesen Slowenisch angeführt, wie es sich im Beobachtungssind, zumal sie vielfach in verschiedenen Lemmata auf- zeitraum der Enzyklopädie und insbesondere noch scheinen. Die Information wurde aus den jeweiligen Ende des 19. und noch bis zur Mitte des 20. Jh.s bzw. Lemmata übernommen, weshalb gleichzeitig auch auf 1938/1942 (sowie insbesondere im Rahmen der Schuldie jeweiligen Autoren und der von ihnen zitierten Li- verordnung zum zweisprachigen Volksschulwesen aus teratur verwiesen wird. Vielfach gilt es, die Geschichte dem Jahr 1945) darstellte. Diese hat Pavel Zdovc 2010 dieser Kulturaktivisten bzw. deren Biografien erst zu linguistisch und sprachhistorisch in seinem Standardschreiben, was im Rahmen der vorliegenden Enzyk- werk »Slovenska krajevna imena na Koroškem = Die slolopädie trotz zahlreicher Forschungen für die Zwe- wenischen Ortsnamen in Kärnten« erfasst und definiert. cke der Enzyklopädie nicht immer möglich war. Das Diese stellen auch die slowenische standardsprachliche bleibt weiteren Generationen von Forschern überlassen, Sprachnorm dar. Bei literaturüblich deutschsprachigen wobei die vorliegende Enzyklopädie bewusst Ansatz- Nordkärntner Orten, die eine traditionelle und/oder punkte für weiterführende Forschungen bietet. Die gebräuchliche slowenische Bezeichnung haben, wurde, Ortsangaben bei diesen konzeptuellen Querverwei- soweit es aus dem interkulturellen Dialog relevant ersen wurden in der Regel nicht in den oben erwähnten schien und als Beitrag zur Perspektivenerweiterung der Historiografie, der slowenisch geläufige Ortsname bzw. Querverweisgruppen zu Orten berücksichtigt. In für die kulturgeschichtliche weiterführenden For- das regionale Endonym (in Klammer) nachgesetzt. Allein schon dieses einfach erscheinende Regelwerk schungen relevanten Fällen wurden bei ausgesuchten konzeptionellen Querverweisen wesentliche Zusatz- zeigte angesichts neuer Erkenntnisse zur amtlich anerinformationen oder spezifische, einzelne Aspekte be- kannten sprachlichen Situation in den Randbereichen leuchtende weiterführende Literatur angeführt, ohne des (historischen) slowenischen Sprachgebietes seine dabei den Anspruch zu erheben, dass diese Einträge Grenzen. Insbesondere aber erwies es sich in den zahlein ganzheitliches Lemma darstellen würden (z. B. Ver- reichen Ortsregistern und alphabetisch-tabellarischen hniak, Josef [* 16. März 1892 in Prevalje], → Mežiška sowie bei sonstigen Aufzählungen von Ortsnamen als dolina [Mießtal]. »In Haft ab Herbst 1942, Haftgrund nicht geeignet, weshalb in diesen Fällen einer Differenunbekannt, der Literatur nach ›als Slowenenpfarrer po- zierung durch einfache Trennung mittels Schrägstrich litisch verdächtig‹.« Siehe → Verfolgung slowenischer (/) der Vorzug gegeben wurde. Damit sollte eine LesPriester ab 1938 in Kärnten/Koroška  … Oder aber  : barkeit gewährleistet werden. Lediglich bei den Ortsverzeichnissen aus den Jahren Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje [Gemeinde Arnoldstein/Podklošter], unter italienischer Hoheitsverwal- 1849/50 und 1854 spiegelt diese Aufzählung mittels tung zwischen 1918 und November 1924, vgl. Sach- Schrägstrich (/) zudem die Verfassungsordnung und lemmata  : → Arnoldstein/Podklošter, → Vetrag von Staatskonzeption von zwei im ganzen Land gleichermaßen konstitutiven Völkern bzw. Sprachgruppen wiSaint-Germain). der. Bisweilen wurde ebenso der Lesbarkeit der Vorzug gegeben, und die Nennung mehrerer aneinanderOrtsnamen gereihter Orts-, Gegend- oder Gewässernamen mit Für die Schreibung von Ortsnamen im Kärntner Kon- Schrägstrich wiedergegeben. Damit wurde bewusst auf text finden sich in der Literatur zahlreiche Lösungsmo- eine differenzierende Bedeutungsebene verzichtet, zudelle, die vielfach durchaus wissenschaftlich begründet mal in vielen Fällen Fußnotenerläuterungen notwendig werden können. Nachstehend werden die im Rahmen gewesen wären (die Mur/Mura fließt in der Oberstei-

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Terminologie

Liste deutschsprachiger Exonyme (Wiki)

Seznam slovenskih imen avstrijskih krajev (Viki)

ermark, aber auch durch das heutige Slowenien – und Kroatien  – die doppelsprachige Nennung entspricht hier also dem Bestreben einer interkulturellen, mehrsprachigen [geografischen] Terminologie der Enzyklopädie). In der Regel wurden die Namen der innerösterreichischen, also regional slowenischen Herzogtümer bzw. Kronländer, insbesondere im historischen Kontext, standardisiert zweisprachig deutsch/slowenisch angegeben. Bei Orts- und Gegendnamen im heutigen Slowenien wurden in eventu die historischen deutschen Namensformen (in Klammer) nachgesetzt. Bei Ljubljana, Maribor oder Celje (ebenso wie bei Wien) wurde in der Regel darauf verzichtet. Im Zuge der Arbeit kamen zudem zahlreiche Orte und Namen von Regionen (Gegendnamen) auf, die heute in Italien liegen und bei denen eine wie auch immer gehandhabte Zweisprachigkeit der Toponymie nicht zufriedenstellend erschien, weil in der Regel vier Sprachen kulturhistorische Bedeutung haben (neben dem Italienischen das Friulanische, das Slowenische und das Deutsche). Zudem haben ganz unterschiedliche historische Prozesse zur heutigen Situation geführt. Ortsnamen im heutigen Italien haben unterschiedliche historische Hintergründe, denen durch ihre Wiedergabe gerecht werden sollte. So finden sich auch Erstnennungen auf Italienisch oder Deutsch (bisweilen ident) mit Nennungen in anderen Sprachen in Klammer nachgesetzt. Das Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina etwa kam erst 1919 zu Italien und ist nunmehr dessen konstitutiver Teil. Als Ordnungsbegriff für das entsprechende Lemma wurde der eingebürgerte und sprachlich tief verwurzelte deutsche Name gewählt, während im entsprechenden Lemma selbst die viersprachige Realität einschließlich der ladinischen Namensform wiedergegeben wurde. Unter Berücksichtigung der Rezeptionsgeschichte wurde durchgehend die Schreibung der Städte Trieste/Trst/Triest und Gorizia/Gorica/Görz gewählt, um deren multikulturellen Charakter zu spiegeln. Gerade die Rezeption der kulturhistorischen Bedeutung der Zentralorte Triest und Görz bzw. Trieste/ Trst/Triest und Gorizia/Gorica/Görz zeigt die Bedeutung von Denkschulen. Spricht man in der österreichischen Schulgeschichtsschreibung von den Grafen von Görz-Tirol, so wird in den seltensten Fällen auch ein Konnex mit der slowenischen Kulturgeschichte bewusst (gemacht), obschon er gegeben ist (auch wenn er in vielen Fällen nicht primär relevant erscheinen mag).

Bei weiteren Städten Friauls (des Friuli/Friûl/Friaul/Furlanija oder it. Friuli, lad. Friûl, dt. Friaul, slow. Furlanija) wurden in eventu unterschiedliche Namensformen ergänzend angeführt. Insgesamt wurde jedoch auch auf die Lesbarkeit der Texte geachtet, so dass die vielfältigen Namensformen zusätzliche Dimensionen erschließen sollen, weshalb bisweilen unterschiedliche Darstellungen (mit Schrägstrich oder mit Klammer) oder einsprachig angeführte Ortsnamen im Gesamtzusammenhang der Enzyklopädie durchaus vertretbar erschienen, zumal diese keine politische Dimension oder einen sonstigen historischen »Anspruch« wiedergeben wollen. Insgesamt spiegeln die Ortsangaben die vielfältigen und unterschiedlichen Möglichkeiten ihrer Schreibweise wider. Eine völlige Harmonisierung wurde im Rahmen der pluridisziplinären, interdisziplinären und multikulturellen Enzyklopädie angesichts der unterschiedlichen historischen und sprachlichen Verhältnisse vermieden, um so auch der Multidimensionalität der wissenschaftlichen Rezeption gerecht zu werden. Weil sich insgesamt die Enzyklopädie als Beitrag zum interkulturellen Diskurs ohne Anspruch auf Exklusivität versteht, ist die Nennung von Orten und Gebieten in der einen oder anderen Form nicht Ausdruck irgendeines ideologischen oder ethnischen Anspruchs, sondern entweder pragmatische Lösung oder Beitrag zur Bewusstwerdung unterschiedlicher historischer und kultureller Dimensionen. Wikipedia bietet jedenfalls umfangreiche und leicht einsehbare relevante Zusatzinformationen, soweit gewünscht. Terminologie Um das Werk aber auch für den interkulturellen und interdisziplinären Dialog relevant zu gestalten, wurde insbesondere das Augenmerk auf die weitgehend zweisprachige, deutsch-slowenische Terminologie gelegt. Im Dialog und Einvernehmen mit den Autoren wurden entsprechende redaktionelle Lösungen erbeten, gesucht und gefunden. Zudem wurden vielfach entsprechende Sachlemmata erstellt, die sich speziell mit Fragen der Terminologie aus interkultureller und transdisziplinärer Sicht befassen. Damit wurde bewusst ein Beitrag zur geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung gemacht.

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Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise

Gendering Die interkulturell, pluridisziplinär und interdisziplinär ausgerichtete Enzyklopädie hat vielschichtige Kommunikationsebenen, weist vielfach parallel eine mehrsprachige Terminologie auf und ist u. a. auf ein Publikum ausgerichtet, das Deutsch nicht notwendigerweise als Muttersprache hat, ebenso wenig wie Slowenisch. Aufgrund der besonderen Herausforderungen in Bezug auf die Vermittlung der diversen Inhalte und Ebenen wurden zwar einerseits im Rahmen des Forschungsprojektes besonders genderbezogene Fragen erörtert und als eigenständige konzeptuelle Sach- oder PersonenLemmata berücksichtigt, andererseits wurde jedoch ein durchgehendes Gendering nicht verfolgt und ebenso wie bei den oben angeführten Ortsnamensangaben eine im Endeffekt lesbare Gesamtlösung gesucht. Auf besonderen Wunsch von Autoren wurde als zusätzliche Kommunikationsebene das Gendering berücksichtigt. Personenregesten Einleitend zu den Personenlemmata wurden die wesentlichen biografischen Angaben zur jeweiligen Person in einem eigenen Abschnitt/Absatz angeführt. Eingeleitet werden diese mit der in der Regel deutschsprachigen Namensversion von Familien- und Vornamen für Personen aus Kärnten/Koroška, danach Namensvarianten, insbesondere slowenische und Pseudonyme. Vielfach wurde jedoch aufgrund der spezifischen Biografie und Rezeptionsgeschichte der/einer slowenischen Namensvariante der Vorzug gegeben. Beim Geburtsort wurde für solche Orte, die im österreichischen Bundesland Kärnten/Koroška liegen, die jeweilige aktuelle politische Gemeinde in Klammer hinzugefügt, für solche in Slowenien die aktuelle politische Gemeinde und Region (außer bei Ljubljana und Maribor). Bei historischen Persönlichkeiten finden sich auf besonderen Wunsch der Autoren bisweilen begründete Varianten, so etwa mehrsprachige Nennungen von Orten im heutigen Slowenien oder anderen historischen Ländern, etwa für Orte im Kronland Böhmen.

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Editoriale Hinweise

Die vorliegende Enzyklopädie stellt sich zur Aufgabe, unterschiedliche Aspekte der slowenischen Kulturgeschichte in und mit Bezug auf Kärnten/Koroška einem deutschsprachigen bzw. deutsch lesenden Lesepublikum in einer pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen Perspektive näherzubringen. Mitgewirkt haben über 160 Autoren unterschiedlicher Horizonte, fachlichen und persönlichen Hintergrunds. Dank des intensiven Dialogs mit und zwischen den Autoren, zahlreichen im Rahmen des Projektes eigens in Auftrag gegebenen und durchgeführten Forschungen wurde ein umfassendes, pluridisziplinäres, interdisziplinäres und interkulturelles Editionsprojekt mit zahlreichen innovativen Ergebnissen erstellt. Auswahl der Lemmata Die Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, von den Anfängen bis 1942 umfasst mehr als 1.000 von Autoren unterfertigte Lemmata bzw. solche mit relevanten Bilddokumenten sowie über 1.200 konzeptuelle Querverweise, insgesamt mehr als 2.100 Einträge. Einerseits handelt es sich, man möchte sagen, um einen »klassischen«, in einer einschlägigen Fachenzyklopädie erwarteten Kanon an Lemmata. Im Zuge des im Dialog mit den über 160 AutorInnen stattgefundenen Entstehungsprozesses wurden andererseits weitere mögliche Lemmata identifiziert und konzeptualisiert. Vielfach wurden überhaupt neue Themengebiete erstmals umfassend erörtert. So etwa die Kärntner → Landesverfassung aus 1849, Landeshauptmann Johann Nepomuk → Schloissnig/Šlojsnik, nach dem im ganzen Land außer im Oberen Gailtal/Zgornja Ziljska dolina bei Hermagor/Šmohor keine einzige Straße oder kein einziger Platz benannt ist, obschon er von zentraler Bedeutung für die regionale und überregionale slowenische Kulturgeschichte war. Oder es wurden innovative konzeptuelle Wege beschritten (z. B. → Kryptoslowenen, → Name und Identität, → Relevanz und Redundanz von Sprache). Bisweilen wurde der Schwerpunkt auf spezifische, mit der slowenischen Kulturgeschichte verbundene Aspekte

erörtert (→ Goldene Bulle aus 1356   ; → Immersion, → Lingua franca) oder aber Konzepte aus den in Kärnten/Koroška gesellschaftlich relevanten Fragestellungen erörtert (z. B. → Akkulturation, → Inkulturation, → gemischtsprachig, → Mischsprache, → Zweisprachigkeit, Kärntner → Zweisprachigkeitsideologie). Bisweilen wurden Lemmata aus translationswissenschaftlichen Gründen aufgenommen, weil sich eine konzeptuelle Diskrepanz zwischen der slowenischen und deutschsprachigen Terminologie ergab (es finden sich deshalb deutschsprachige und slowenischsprachige Lemmatabegriffe, so z. B. → Kronland  ; → Rož  ; → Ustavna doba  ; → Zgodovinske dežele). Über 60 Einträge, die sich mit Aspekten der slowenischen Kulturgeschichte des → Klagenfurter Feldes/ Celovško polje befassen, bieten die bisher wohl umfangreichste Darstellung der bisher in der Literatur beider → Landessprachen kaum erörterten zentralen Kärntner → Kulturlandschaft. In anderen Fällen konnten ob der noch geringen Sekundärliteratur oder des spärlichen Forschungsstandes neue Themen erstmals ansatzweise erörtert werden (→ Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]). Auch wird etwa kaum wo die ethnische Herkunft des expressionistischen Malers Franz Wiegele thematisiert. Deshalb steht eine kunsthistorische Gesamtbetrachtung seiner Person im gesellschaftlichen Umfeld einer im Sprachwandel befindlichen Heimatregion, dem → Gailtal/Ziljska dolina, eigentlich noch aus und so bietet die Enzyklopädie zusätzliche Aspekte im Hinblick auf zukünftige Forschungen. Auch im Fall der → Bürgermeister von Klagenfurt/Celovec, von denen in frühen Epochen einige eindeutig slowenische Namen in einer Stadt trugen, die 1793 eine zweisprachige → Marktordnung erhielt, wurde dieser Aspekt – soweit bekannt – nicht erörtert und harrt weiterer Forschungen (der erste von den Landständen im Jahr 1588 bestellte Bürgermeister der Stadt war Christoph → Windisch). Das Panoptikum der Lemmata reicht also von Spurensuche auf der lokalen Ebene bis zur Grundlagenforschung.

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Editoriale Hinweise

Pluridisziplinäre Beiträge zum interdisziplinären und interkulturellen Dialog Grundsätzlich versteht sich die Enzyklopädie als Beitrag zum pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen Dialog und hegt – trotz der grundsätzlich wohlüberlegten Inhalte – keinerlei Anspruch auf Exklusivität der dargestellten Inhalte, Methoden und Ansätze. Zahlreiche Forscher mögen andere legitime Ansätze vertreten bzw. in Zukunft die dargestellten Ergebnisse vertiefen, erweitern oder bereichern und sind dazu herzlich eingeladen. Vielfach erscheinen unterschiedlichste Lösungen gleichermaßen möglich und vertretbar. Oft konnten aus epistemologischen Gründen nicht alle Ansätze gleichermaßen dargestellt werden. Forschung, so universell ihr Anspruch sein mag, ist immer auch eine Perspektivenverengung und Auswahl. Auch das spiegelt sich in den editorialen Hinweisen. Seitens der Redaktion wurde im Zuge des Entstehungsprozesses im intensiven wissenschaftlichen Dialog mit den Autoren versucht, eine gewisse Harmonisierung in der Form zu erreichen, um den LeserInnen mit bestimmten wiederkehrenden Mustern das Lesen und die Rezeption der Inhalte zu erleichtern. Vielfach wurde jedoch der Vielfalt der sich darbietenden Perspektiven und Ansätze der Vorzug gegeben. Denn sehr bald wurde klar, dass eine kulturwissenschaftliche, pluridisziplinäre, interdisziplinäre und interkulturelle Enzyklopädie nicht mit einer mathematischen Formel verglichen werden kann, wo gleichsam computerisierte Strukturen eine rigide Einheitlichkeit vorgeben mögen. Auch konnten und sollten die Ansätze, Methoden und Perspektiven einer spezifischen wissenschaftlichen Denkschule nicht exklusiv vertreten werden, zumal es für den pluridisziplinären, interdisziplinären und interkulturellen Diskurs sogar interessanter erschien, dass die einzelnen für ihre

Texte verantwortlich zeichnenden Autorinnen und Autoren Themen aus ihrer jeweiligen Perspektive be-

handeln, weshalb folglich die darin dargestellten Ansichten, Standpunkte und Analysen nicht notwendigerseise jene der Herausgeber spiegeln. Nicht zuletzt trägt die Enzyklopädie gleichzeitig auch die »Unterschrift« der Herausgeber, wobei besonderer Dank auch zahlreichen Autorinnen und Autoren gilt, die redaktionell unterstützend wirkten, sei es als Peer-Reader bzw. Fachgutachter, sei es mit ihrem allgemeinem fachlichen Rat zur Breite der Enzyklopädie, zur Bestimmung der Lemmata oder zu deren Konzeption beitrugen.

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Literaturangaben Die Literaturangaben zu den einzelnen Lemmata folgen in der Regel einer einheitlichen Struktur und führen, dort wo relevant, »Archive«, »Quellen«, »Werke« (der jeweiligen im Lemma dargestellten Autoren), »Üb[ersetzungen]« der Werke und »Lit.« (Literatur im Sinne von Sekundärliteratur) an. Dem Anspruch einer modernen Enzyklopädie des 21. Jahrhunderts entsprechend, wurden vielfach Internetangaben hinzugefügt, und zwar entweder in den eben angeführten Abschnitten oder separat unter »Web«. Vielfach finden sich dazu QR-Codes (siehe unten). Insgesamt handelt es sich um eine Auswahl der vorhandenen Literatur. Im Abschnitt »Lit.« wurden zunächst lexikografische bzw. enzyklopädische Werke mit deren Akronym angeführt, bei denen das jeweilige Lemma alphabetisch zu finden ist. Vielfach wurden dort, wo etwa Sachtitel auf Slowenisch anders lauten als auf Deutsch, Lemmatitel gesondert angeführt bzw. wurden deren Autoren angegeben, wenn dies im Lemma von besonderer Relevanz erschien. Nach dem Bindestrich wurde die übrige Literatur chronologisch und innerhalb eines Jahres alphabetisch nach Autor bzw. Herausgeber geordnet. Besondere Aufmerksamkeit wurde im Dialog mit den jeweiligen Autoren darauf gelegt, dort wo möglich, den interkulturellen Dialog auch in Bezug auf die angegebene weiterleitende Literatur zu führen und Literatur in beiden Landessprachen anzugeben, um damit einerseits die dargestellten Inhalte zu spiegeln und anderseits interkulturelle konzeptuelle und terminologische Dimensionen zu erschließen. Weiterführende (Spezial-)Literaturangaben finden sich insbesondere auch in den im Text mit →  gekennzeichneten vertiefenden Lemmata. Multimediale Enzyklopädie QR-Codes sind das moderne multimediale Werkzeug oder Tool der Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Mit Smartphone, Tablett-PC oder Computer können dank der QR-Codes viele Internet-basierte Quellen, Bilddokumente, Hörproben und Zusatzinformationen wie auch wissenschaftliche Abhandlungen und moderne Homepages von historischen Vereinen oder deren Nachfolgeorganisationen erschlossen, unmittelbar eingesehen und interaktiv benutzt werden. In der Enzyklopädie finden

SPD Radiše, fb

Editoriale Hinweise

Sie bei ausgewählten Texten und Literaturangaben QR-Codes sowie Internet-Adressen. Aktivieren Sie den QR-Code-Scanner auf Ihrem Handy (oder laden Sie zunächst eine kostenlose App herunter) und scannen Sie den Code ein  ! Damit haben Sie in der Regel unmittelbar Zugang zu den Web-Informationen oder können von den angeführten Seiten weitersurfen und sich etwa die zahlreichen Abbildungen von Gemälden oder Kunstwerken ansehen. Sollten Sie kein Smartphone besitzen, können Sie auch die angeführten Internet-Seiten wie üblich a) am internetfähigen Computer öffnen oder b) in der elektronischen Enzyklopädie-Fassung elektronisch öffnen. Bitte beachten Sie, dass Ihnen durch das Abrufen von Internet-Quellen Internet-Kosten und/oder im Ausland Roaming-Gebühren entstehen können. Haftung für Links (Hinweis des Verlags und der Herausgeber) Dieses Buch enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Links umgehend entfernen.

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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/ Koroška, Von den Anfängen bis 1942 Band 1 A – I

Abgeordnete (zum Kärntner Landtag und zu den

parlamentarischen Vertretungen auf gesamtstaatlicher Ebene). Die österreichische Verfassungsentwicklung und -geschichte seit 1848 bzw. die aufeinanderfolgenden → Wahlordnungen einerseits sowie auch die allgemeinen soziolinguistischen Entwicklungen im Land andererseits haben ihren Widerhall in der politischen Geschichte auch der Slowenen in → Südkärnten/Južna Koroška. Dabei sticht insbesondere das Paradigma des → Assimilationszwanges hervor, das den politischen und gesellschaftlichen Aufstieg in zunehmendem Maße mit der Verneinung der slowenischen Identität junktimierte. Einen derartigen gesellschaftlichen Aufstieg stellte insbesondere auch die Wahl zum Landtags- oder in habsburgischer Zeit zum Reichsratsabgeordneten bzw. allgemein in den gesamtstaatlichen parlamentarischen Vertretungen dar, sodass aufgrund der diskriminierenden Wahlordnungen und → Wahlkreiseinteilungen sowie weiterer soziolingusitischer Rahmenbedingungen identitätsbewusste Slowenen kaum höhere politische Ämter einnehmen konnten, ebenso wie ihnen de facto höhere Beamtenpositionen weitgehend verwehrt waren. Lediglich das Amt des → Bürgermeisters (und des niederen Klerus) scheint in habsburgischer Zeit noch weitgehend Slowenen zugänglich gewesen zu sein. Folglich findet sich nur eine geringe Anzahl von Slowenen im Kanon der identitätsbewussten »slowenischen Politiker« auf Landesebene. Zudem wird die Rezeption der politischen Partizipation der Slowenen in dieser Zeit durch die → Geschichtsschreibung selbst zusätzlich minimiert, da die slowenischen Aspekte systematisch ausgeblendet und weitgehend verdrängt wurden (→ »Entethnisierung«). Es wurden nur jene wenigen politischen Akteure oder gesellschaftliche Gegebenheiten als »slowenisch« identifiziert, die explizit einen slowenischen identitätsstiftenden Charakter hatten. Alles andere wurde in der Regel nur aus der Perspektive einer regionalen bzw. territorialen → Identität dargestellt, was die wissenschaftliche Forschung zur slowenischen → Kulturgeschichte

im Land erheblich erschwert (→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Doch auch die »slowenische« Geschichtsschreibung scheint ihrerseits einen ethnischen Ansatz verfolgt zu haben bzw. konzentrierte sich auf identitätsbewusste ethnische Slowenen. Insgesamt zeigt sich zudem eine Diskrepanz zwischen einem weitgehend geschlossenen ethnischen Territorium (→ Sprachgrenze, → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924) und den daraus hervorgegangenen Abgeordneten, deren ethnischer Hintergrund nicht thematisiert wird. Teilweise ist das wohl auf die oben angeführten soziolinguistischen und historiografischen Problemfelder zurückzuführen, teilweise darauf, dass in den deutsch dominierten Wahlkreisen aus rein statistischen Gründen deutschsprachige Politiker zum Zug kamen (→ Germanisierung, statistische  ; Franz → Muri). Unabhängig davon trugen alle Abgeordneten auf ihre Art zum politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben des in jener Zeit weitgehend slowenischsprachigen Südkärntens bei, zumal nicht jeder Politikbereich notwendigerweise auch ethnonationale oder identitätsbetreffende Interessen originär berührte. Allein deshalb sind sie jedoch u. a. auch für die »slowenische« Geschichtsschreibung relevant. Im provisorischen Landtag von 1848 können so zwei Persönlichkeiten als Slowenen identifiziert werden, die nicht vorrangig eine slowenische identitätsstiftende oder nationale Politik verfolgen. Matija → Rulitz, ein Slowene aus → Ferlach/Borovlje, trug die Petition zur Loslösung des Kronlandes Kärnten/Koroška vom Gubernium in Ljubljana. Jakob → Scheliessnigg ist seinerseits vornehmlich für seine wirtschaftspolitischen Interessen und als Mitglied des Frankfurter Parlaments bekannt, wo er eine österreichische, für die Slowenen damals durchaus günstigere Position vertrat. Der Gailtaler Johann → Millonig sen. wurde 1848 Abgeordneter zum Kärntner Landtag und in Folge Mitglied des provisorischen Landtags-Ausschusses (bis 1858). Er vertrat eine deutschfreundliche und persönlich motivierte antiklerikale und antikonservative Haltung.

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Abgeordnete

Millonig forderte etwa eine dem Slowenischen in Kärnten/Koroška angepasste Sprachnorm der Gesetzestexte (→ Standardsprache) und »stellte am 24. April 1849 den formellen Antrag, jene Gesetze und Verordnungen, die in Kärnten zur Verlautbarung kamen, im slowenischen Dialekt herauszugeben. Millonig behauptete, dass in Kärnten der ›Krainer Dialekt‹, in dem die → Übersetzungen der Patente und Kurrenden abgefasst seien, unverständlich sei« (Domej, 440). In habsburgischer Zeit zählen ab 1861 zu den zentralen Persönlichkeiten der ethnopolitisch engagierten Slowenen im Kärntner Landtag Andreas → Einspieler, Franc → Muri, Gregor → Einspieler, und Franc → Grafenauer. Florijan → Ellersdorfer, der sich als Landtagsabgeordneter einer slowenischen Liste nicht primär für »slowenische« nationale Belange einsetzte, wandte sich nach der Volksabstimmung von den slowenischen Belangen gänzlich ab und verkörpert so die ethnopolitischen Entwicklungen jener Zeit. Nach dem Ersten Weltkrieg sind wieder regelmäßig identitätsbewusste Slowenen im Landtag vertreten, auch wenn sie gegen die erdrückende deutschnationale, antislowenische Mehrheit nichts ausrichten konnten (→ Abgeordnete zum Kärntner Landtag – ethnopolitisch engagierte Slowenen). Zumindest aber ließ das System eine gewisse Vertretung ethnopolitischer slowenischer Belange im Kärntner Landtag zu, was in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg faktisch nicht mehr möglich sein sollte. Laut Apih ist Rak (nach Abgleich der Abgeordnetenlisten wahrscheinlich Josef Rack, Appellationsrat aus St. Andrä i L./Šentandraž v Labotski dolini), neben Rulitz einer von zwei gebürtigen Slowenen aus Kärnten/Koroška, die 1848 in den provisorischen Kremsierer Reichstag gewählt wurden. Als erster identitätsbwusster kärntnerslowenischer Abgeordneter im cisleithanischen Abgeordnetenhaus des Reichsrates gilt Lambert → Einspieler (1897–1901) noch vor Franc → Grafenauer (1860–1935, Abgeordneter 1907–1916 bzw. bis 1918). Laut Wiesflecker (hic loco) war Millonigs Sohn, Johann Millonig (jun.) (1826–1900), ebenfalls langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Hohenturn/Straja vas, in der ersten Hälfte der 1870er-Jahre Landtagsabgeordneter wie sein Vater, während sein Enkel Simon Michor (Bürgermeister der Gemeinde Emmersdorf/ Smerče) bei den Landtagswahlen 1909 als (deutsch-) liberaler Kandidat zum Landtagsabgeordneten gewählt wurde. Millonigs Enkel Alois Millonig (1869–1937)

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und Millonigs Urgroßneffe Filip (Philipp) → Millonig waren Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas. Von den deutschtümelnden, d. h. aktiv antislowenischen Abgeordneten slowenischer Herkunft (slow. nemškutar) sind insbesondere Matthias → Abuja und Johann → Seebacher bekannt, ebenso Hans → Ferlitsch (→ Deutschtümler). Matthias Abuja bezeichnete sich in der Landtagssitzung vom 19. Jänner 1888 im Rahmen der Diskussion um slowenische Grundbucheintragungen selbst als Slowene, lehnte aber die entsprechende Forderung der slowenischen Kollegen im Landtag ab. Auch Jakob → Lutschounig (1848–1934) Realitätenbesitzer und Landwirt aus Untertöllern/Spodnje Dole bei Maria Rain/Žihpolje, Bürgermeister von Maria Rain/Žihpolje, Reichsratsabgeordneter 1911 (Deutscher Nationalverband [Deutsche Arbeiterpartei]) und Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung 1918/1919, reiht sich als Kärntner Slowene, wie er sich selbst apostrophiert, nahtlos in diese Liste. Franc → Grafenauer erachtete (Svoboda 1951  : 61) als wahre »Verräter des eigenen Volkes«, als »unterwürfige Knappen« und als »deutsch-dressierte Abgeordnete – Deutschtümler« im Landtag die Abgeordneten Martin Fischer/Fišer (Wahlkreis Landgemeinden Tarvisio/Tarvis/Trbiž, Arnoldstein/Podklošter), Simon

Josef Ferdinand Fromiller: Herzogseinsetzung, Wandfresko im Wappensaal des Kärntner Landhauses (1740) (Foto Gert Eggenberger), Detail

Abgeordnete Die Kärntner Slowenen und der Reichsrat, Ljubljana 1908

Abgeordneter in der 10. Wahlperiode (1909–1914) in der Kurie der Landgemeinden im Wahlkreis Villach/ Beljak, Paternion/Špartjan, Rosegg/Rožek. Simon Michor/Mihor war Abgeordneter in der 10. Wahlperiode (1909–1914) in der Kurie der Landgemeinden im Wahlkreis Tarvis/Trbiž und Arnoldstein/Podklošter. Matthäus Orasch/Oraš war Abgeordneter aus dem Wahlkreis der Landgemeinden Villach/Beljak, Paternion/Špartjan, Rosegg/Rožek von der 6. bis zur 9. Wahlperiode zwischen 1892 bis 1908. Jakob Plawetz war Abgeordneter in der 7. Wahlperiode (1892–1896) in der Kurie der Städte und Märkte aus dem Wahlkreis Völkermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Železna Kapla. Zu den bekanntesten (phasenweisen) antislowenischen Politikern slowenischer Herkunft der Zwischenkriegszeit zählt zweifellos Landeshauptmann Vinzenz → Schumy. Schumy, der in seinen frühen Jahren noch mit Šumi unterzeichnete und identitätsbewusster slowenischer Aktivist war, nahm später eine antislowenische Haltung ein. Schumy sollte nicht der einzige antislowenische Landeshauptmann slowenischer Herkunft bleiben  : Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies Ferdinand Wedenig (10. Mai 1896 Gurniz/Podkrnos – † 11. November 1975 Klagenfurt/Celovec), der politischer Verfolgter unter den Nazis war, sechs Jahre in Kerkerhaft, zwei Jahre in Polizeihaft und neun Monate im KZ Dachau interniert war, setzte 1958 die Verordnung über Michor/Mihor (Landgemeinden Tarvisio/Tarvis/Trbiž, das verpflichtende zweisprachige Schulwesen aus dem Arnoldstein/Podklošter) (vgl. → Millonig, Johann), Jahr 1945 außer Kraft (im Ruhestand wurde er Präsident der Österreichischen Liga für Menschenrechte Matthäus Orasch/Oraš (Wahlkreis Landgemeinden Villach/Beljak, Paternion/Špartjan, Rosegg/Rožek), und der Österreichisch-Jugoslawischen Gesellschaft Franz Kirschner/Franc Kiršner (Wahlkreis Landge- und war des Öfteren Mitunterzeichner von Aufrufen meinden Klagenfurt/Celovec, Feldkirchen/Trg, Ferlach/ der slowenischen Kulturorganisationen zur AnmelBorovlje) und Hans Pinteritsch/Pinterič (Wahlkreis dung der Schüler zum Slowenischunterricht [Liška Städte, Märkte, Industrieorte Völkermarkt/Velikovec, 1984  : 191]). Hans Sima (1918 Camporosso/Saifnitz/ Bleiburg/Pliberk, Eisenkappel/Železna Kapla in der 9. Žabnice – † 2006 Klagenfurt/Celovec) seinerseits sollte und 10. Wahlperiode zwischen 1903 und 1914). noch 1974 über seine allzu große »SlowenenfreundHey 2002 weist »gemäß den Schilderungen des lichkeit«, d. h. Menschenrechts- und Verfassungstreue, Landespräsidenten« darauf hin, dass »sich immer wie- stürzen. Schließlich war auch die in Tirol ansässige der auch ›slowenisch-fortschrittliche‹ Abgeordnete Familie des Kanzlers des austrofaschistischen Ständeder Landtagsmajorität anschlossen, so 1890 Matthias staates Kurt Schuschnigg (geboren in Riva del Garda) Abuja und Mattäus Orasch sowie Jakob Plawetz, ursprünglich aus Radsberg/Radiše und Schuschnigg 1904 Martin Fischer und 1909 Johann Gailer«. Un- in der namengebenden Linie slowenischer Herkunft. ter »slowenisch-fortschrittlich« ist im gegenständlichen Weitere Abgeordnete zeichneten ein AbstimmungsFall wohl liberal bzw. deutschfreundlich zu verstehen. verhalten oder Wortmeldungen im Landtag aus, die Martin Fischer war ab 1904 Abgeordneter in der 9. nicht dem bereits herrschenden Trend der Zeit entWahlperiode im Wahlkreis der Landgemeinden Tarvis/ sprachen. So sprachen sich Dr. Hermann → Mertlitsch Trbiž und Arnoldstein/Podklošter. Johann Gailer war und Albert → Pucher 1868 (26. Sitzung der II. Session

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Abgeordnete zum Kärntner Landtag – ethnopolitisch engagierte Slowenen

am 6. Oktober 1868) zusammen mit den Abgeordnetenkollegen Gabriel Jessernigg, Leobegar Canaval, Franz Muri und Andreas Einspieler für slowenische Übersetzungen des → Landesgesetzblattes aus. Für andere Landtagsabgeordnete lässt sich eine slowenische Herkunft nur vermuten (so etwa von Valentin Pleschiutschnig, 1903–1908 gewählt im Wahlkreis V., Landgemeinden Völkermarkt/Velikovec, Eberndorf/ Dobrla vas). Das politische Geschehen des Landes und dessen Regionen gestalteten weiters die in jener Zeit im weitgehend slowenischen Jauntal/Podjuna gewählten Abgeordneten Alex Helbling, Karl Hillinger, Josef Horner, Josef Luggin, Josef Novak, Josef Ullmann. Schließlich ist zur ethnischen Herkunft einer Reihe von Reichsratsabgeordneten, obschon untersuchungswert, nichts Näheres bekannt (so z. B. von Anton Moritsch, V. und VI. Wahlperiode, Mathias Petritsch, V. Wahlperiode). Quellen/Web  : KLA, ÖNB (ALEX, http://alex.onb.ac.at)  ; Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages  ; Parlament Wien  : Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhaus in der V. Legislaturperiode, Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhaus in der VI. Legislaturperiode. Stenographische Protokolle der II. Session aus der II. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt, vom 19. August bis 8. Oktober 1868. Klagenfurt 1868 (Protokoll der 21. Sitzung der II. Session am 30. 9. 1868, S. 379 f. [S. 393 f.], Protokoll der 26. Sitzung der II. Session am 6. 10. 1868, S. 499 f. [503 f.])  ; Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhaus in der V. Legislaturperiode (1873–1879). Namensverzeichnis nach Kronländern (Stand  : 17. Mai 1879)  ; Stenographische Protokolle der II. Session der VI. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages Klagenfurt vom 25. November 1885 bis 19. Dezember 1885 und vom 7. Jänner 1886 bis 16. Jänner 1886. Klagenfurt 1886, S. XIV, und 645 ff.; Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhaus in der VI. Legislaturperiode (1879–1885). Namensverzeichnis nach Kronländern (Stand  : 22. April 1885)  ; Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages, IV. Session der VI. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages vom 24. November 1887 bis 21. Dezember 1887 und vom 9. Jänner 1888 bis 19. Jänner 1888. Klagenfurt 1888, S. XLVI und 693 ff.; Stenografische Protokolle des Abgeordnetenhaus XII. Legislaturperiode (XXII. Session  : 30.05.1917–12.11.1918), Personenregister  : Mitglieder des Hauses, S. 231, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex  ?aid=spa&da tum=0022&size=45&page=237  ; Verhandlungen des österreichischen Reichstages nach der stenographischen Aufnahme, 5 zv. (Wien  : k. k. Hof- und Staatsdruckerei, 1848–1849). Lit./Web  : ES. – J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana  : 1888, 10 ff., 178 ff. (www.dlib.si, URN  :NBN  :SI  :DOC-1R2UKD7I)  ; W. Müller (Hg.)  : Inhalts-Verzeichnis über die Beschlüsse des Kärntn. Landtages vom Jahre 1861 bis einschließlich 1898. Klagenfurt 1900  ; Koroški Slo-

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venci in državni zbor. [Priloga »Mir-u« No. 48]. Založili državni poslanci S.L.S. V Ljubljani 1908, 109 S.; A. Skedl (Hg.)  : Der politische Nachlaß des Grafen Eduard Taaffe. Wien [e. a.] 1922, 323 ff., 340 ff.; F. Grafenauer  : Moja leta. In  : Svoboda 3 (1950) Nr. 8–9, S. 215–216 (und Svoboda 4 (1951) Nr. 3–4, Zit. S. 61)  ; J. Pleterski  : Narodna in politična zavest na Koroškem, Narodna zavest in politična orientacija prebivalstva slovenske Koroške v letih 1848–1914. Ljubljana 1965 (www.sistory.si/ SISTORY  :ID  :871)  ; J. Liška [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana 1984, 21985  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, 440  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ?  : nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich  : am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Wien, Köln, Weimar 1997  ; V. Melik  : Slovenski poslanci na Dunaju in v Beogradu. In  : Z. Čepič, D. Nećak, M. Stiplovšek (Hg.)  : Mikužev zbornik. Ljubljana 1999, 17–20 (www.sistory.si/  ?urn=SIST ORY  :ID  :20752)  ; H. P. Hye  : Der Kärntner Landtag 1861–1914/18 im Spiegel der Quellen der Wiener Regierung. In  : H. Krahwinkler (Hg.)  : Staat – Land – Nation – Region, Gesellschaftliches Bewußtsein in den österreichischen Ländern Kärnten, Krain, Steiermark und Küstenland 1740 bis 1918. Klagenfurt/Celovec [u. a.] 2002, 239–286, 263  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im 20. Jahrhundert. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005 (S. Karner [Hg.]  : Kärnten und die nationale Frage. Bd. 2), 67–90  ; V. Melik  : Nekaj iz slovenske volilne preteklosti. In  : D. Nećak (Hg.)  : Stiplovškov zbornik. Ljubljana 2005, 321–323 (www.sistory.si/  ?urn=SISTORY  : ID  :26780)  ; P. Wiesflecker  : Drei alte Grabsteine erzählen eine Familiengeschichte. In  : Mitteilungsblatt der Gemeinde Hohenthurn 2 (2005), 12–13  ; P. Wiesflecker  : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraums und seiner Menschen. Klagenfurt 2009  ; A. Rahten  : Slovenski politiki in diplomati na cesarskem Dunaju. In  : V. Rajšp  : Slovenski odnosi z Dunajem skozi čas. Wien, Ljubljana 2013, 81–93  ; Parlament Wien  : Wer ist Wer  : www.parlament.gv.at/WWER/PAD_00970/index.shtml  ; http://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_01441/index.shtml. Bojan-Ilija Schnabl

Abgeordnete zum Kärntner Landtag – ethnopolitisch engagierte Slowenen. Nach den ersten Wahlerfolgen von Andrej → Einspieler (1862 und 1871)

waren es einige wenige deklarierte Slowenen, die aktiv slowenische identitätsstiftende Interessen vertraten und als solche auftraten, von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg im Kärntner Landtag vertreten (→ Wahlordnungen, → Wahlkreiseinteilungen). In der Regel wurden ein, zwei oder sogar drei Abgeordnete auf slowenischen Wahllisten gewählt. Nach Andrej Einspieler waren dies noch Franc → Muri, Gregor → Einspieler, Franc → Grafenauer und Florijan → Ellersdorfer. Vereinzelt wurden Slowenen, die ihre Identität verbargen oder auch nicht, auch auf anderen nicht slowenischen Listen gewählt. Mit der neuen Geschäftsordnung wurde 1905 das Slowenische auch formell aus dem Vertretungskör-

Abraham

per verdrängt. Bei den letzten Landtagswahlen im Rah- sorgte auch für die Herausgabe der Zeitung → Koroški men der Habsburgermonarchie im Jahr 1909 erhielten Slovenec. Die slowenischen Abgeordneten vertraten die die slowenischen Kandidaten in der allgemeinen Kurie Volksgruppe auch bei den alljährlichen → Europäi7.290 Stimmen und in der Kurie der Landgemeinden schen Nationalitätenkongressen (ENK). In den 20er3.337 Stimmen. Jahren gelang es der Koroška slovenska stranka nicht Im provisorischen Kärntner Landtag von 1918 wa- mehr, genügend Stimmen für ein Nationalratsmandat ren die Slowenen trotz einer Gesamtbevölkerung von zu erlangen. Die jüngere Generation der politischen 82.212 Slowenen (offizielle Zahlen der → Volkszäh- Elite der Volksgruppe entschloss sich deshalb, bei den lung 1910) bzw. 21 %-Anteil der Gesamtbevölkerung Parlamentswahlen im Herbst 1930 die Christlich-sozinicht vertreten, was jedenfalls eine ethnopolitisch mo- ale Partei zu unterstützen. tivierte rechtliche Diskriminierung darstellte. Nach Nach der Einrichtung des Ständestaates wurden der → Volksabstimmung und bis zur Einrichtung 1934 die Landwirte Karel → Mikl und Albert → Brezdes Ständestaates erlangte die slowenische Wahlpar- nik in den Kärntner Landtag als Vertreter der slowenitei → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische schen Volksgruppe entsandt, während der slowenische Partei] immer genügend Stimmen, um zwei Vertreter Prälat Rudolf → Blüml darin die Katholische Kirche in in den 42 Sitze zählenden Landtag zu entsenden. Bei Kärnten/Koroška vertrat. den Landtagswahlen am 16. Juni 1921 wurden Ferdo Von 1921 bis 1934 war der Slowene Anton → Falle → Kraiger und Vinko → Poljanec mit 9.870 Stim- Abgeordneter zum Nationalrat. Nach dem Tod von men gewählt (das Mandat von Dr. Franc → Mišič Florian Gröger 1928–34 wurde er Vorsitzender der wurde allerdings nicht verifiziert), bei jenen am 21. Kärntner Sozialdemokraten und Leiter der Kärntner Oktober 1923 erneut Poljanec und Franc → Petek Redaktion des »Arbeiterwillens«. mit 9.868 Stimmen, bei den Wahlen am 24. April 1927 (Vgl. dazu auch die zahlreichen slowenischen BürPetek und Janez → Starc mit 9.578 Stimmen. Bei germeister der lokal durchaus gut verankerten Koroška den Landtagswahlen am 9. November 1930 erhielten slovenska stranka, siehe auch Bernard Gašper → Rossdiese beiden Abgeordneten 9.205 Stimmen. Als nach bacher, Stadtrat in Klagenfurt/Celovec.) drei Jahren Mandatsdauer Starc sein Mandat aufgrund seines Priesteramtes aufgeben musste, folgte ihm Lit.: ES. – F. Grafenauer  : Moja leta. In  : Svoboda 3 (1950) Nr. 8–9, Zit. 215–216, und 4 (1951) Nr. 3–4, 61  ; F. Petek  : Iz mojih spominov. Janko → Ogris in diese Position. Die slowenischen Abgeordneten machten im Land- Ljubljana-Borovlje 1979  ; J. Lukan  : Franz Grafenauer (:1860–1935  :). Volkstribun der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1981 (Studia tag zwar auf die nicht verwirklichten Minderheiten- Carinthiaca Slovenica  ; 2)  ; I. Lapan  : Der Kärntner Landtag von 1918– rechte sowie auf die wirtschaftliche Benachteiligung 1938 und die Tätigkeit der Abgeordneten. (Diss.) Graz 1982  ; J. Liška des slowenischen bzw. ethnisch gemischten Gebietes [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana 1984, → Südkärntens aufmerksam, doch erhielten sie keine 21985  ; J. Stergar  : Prva slovenska poslanca v koroškem deželnem zboru  : Unterstützung für ihre diesbezüglichen Forderungen 19.VI.1921. In  : Slovenska kronika XX. stoletja (hg. M. Drnovšek, D. Bajt), Bd. 1  : 1900–1941. Ljubljana 1995, 263  ; J. Pleterski  : Slowenisch von der Mehrheit im Landtag. In der zweiten Hälfte oder deutsch  ?  : nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848– der 20er-Jahre konnten nicht einmal die Verhandlun- 1914]. Klagenfurt/Celovec 1996  ; V. Melik  : Wahlen im alten Östergen über eine → Kulturautonomie (bzw. Autonomie im reich  : am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Schulwesen) der Kärntner Slowenen erfolgreich abge- Wien, Köln, Weimar 1997  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im 20. Jahrhundert. In  : W. Drobesch, A. schlossen werden. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit, 67–90. Klagenfurt/ Die Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Celovec [e. a.] 2005 (S. Karner [Hg.]  : Kärnten und die nationale Partei] wirkte als Wahlliste, ihre Vertreter kamen aus Frage. Bd. 2)  ; A. Rahten  : Slovenski politiki in diplomati na cesarskem der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško Dunaju. In  : V. Rajšp  : Slovenski odnosi z Dunajem skozi čas. Wien, (SKSZK) [Slowenischer christlich-sozialer Verband Ljubljana 2013, 81–93. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl für Kärnten] (die Priester Poljanec und Starc) sowie aus dem → Katoliško politično gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholisch-politi- Abraham, Bischof von Freising († 994 in Freising). Seit 957 bis zu seinem Tod war A. Bischof von scher und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten] (der → Bürgermeister von Globasnitz/Globasnica → Freising, das sind über 30 Jahre Episkopat. A. war unter Kaiser Otto I. Berater und Mitregent der baiFerdo →  Kraiger und der Arzt Franc Petek). Petek

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Abstimmungszonen

rischen Fürstenwitwe Judith (dux et domina, venerabilis domna) und ihres Sohnes (in Vormundschaft), des bairischen Fürsten/Herzogs Heinrich II. Judith erhielt von Otto I. die Saline in Reichenhall geschenkt und wurde somit die reichste Frau Baierns. Auf Bitten Judiths schenkte er einem Vasallen/Gefolgsmann des Bischofs A. namens Negomir 965 einen Besitz in Wirtschach/Zvirče in Kärnten/Koroška (bei Klagenfurt/Celovec). 974 gab es eine Verschwörung gegen Otto II. Daraufhin erklärte er 976 einen Teil → Karantaniens als von Baiern (→ Bagoaria) unabhängiges Fürstentum/ Herzogtum »Kärnten«. Kaiser Otto III. schenkte 993 dem sclavus Sebegoj (Zebegoi) einige mansi in villis Suarzdorf, Podinauuiz, Duchumuzlidorf, Gumulachi, Donplachi und in pago Croudi und in der Grafschaft des Otgeri [Otakar] Grundstücke mit Jagdrecht, Fischfang, Mühlen, sowie 996 dem Freisinger Bischof Gottschalk, dem Nachfolger von A. → Ostarrichi bei Neuhofen (Niederösterreich). Bischof A. dürfte an den »slowenischsprachigen« Freisinger Besitztümern in Kärnten/Koroška persönlich großes Interesse gehabt haben. Darauf ist wohl auch die Aufnahme eines slowenischen Textes in das Missionshandbuch zurückzuführen. Da die Schriftart (literaturüblich  : → karolingische Minuskel) der → Freisinger Denkmäler mit der im 10. Jh. im Salzburger Raum üblichen auffällig übereinstimmt, dürfte auch das von A. in Auftrag gegebene Missionshandbuch mit den als → Freisinger Denkmäler bekannten Abschriften im 10. Jh. entstanden sein. Trotz verschiedener Vermutungen bleiben die genaue Zeit und der genaue Ort der ursprünglichen Salzburger Erstniederschrift der »Freisinger Denkmäler«, der für die Missionierung → Karantaniens ab dem 8. Jh. unerlässlichen Texte, weiterhin unbekannt. Die Namen (→ Personennamen) der Salzburger Bischöfe Vitalis und Arn (1. Erzbischof und Einführer des → Slowenenzehents) und der Freisinger Bischöfe Corbinian, Arbeo, Atto, Anno sind ladinisch. Die meisten Namen sind außer ein paar irischer (wie → Virgil/Fergeil und Dobdagrecus) germanisch (Hrodbertus/Rupert, Adalram, Liubram, Adalwin), wenn sich auch hinter ihnen Ladiner und Slowenen verbergen können. Nie umgekehrt, denn Baiern hatten keine ladinischen oder slowenischen Namen (→ Altladinisch). Biblische Namen waren ungewöhnlich und weisen eher auf nicht ladinische und nicht bairische Herkunft. Unter den Salzburger Chorbischöfen (chori episcopi) in Karantanien gibt es im → Salzburger Verbrüderungsbuch einen Salomon,

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vermutlich ein Slowene. Auch der Name Abraham ist ungewöhnlich und könnte daher seiner politischen und religiösen Bedeutung nach ein Hinweis auf vornehme slowenische Abstammung und sein besonderes Interesse für die Slowenen in den Freisinger Besitzungen in Karantanien/Kärnten sein. Lit.: NDB, BBKL, LThK (vgl. Vollzitate mit weiterführender Lit.), SBL. – Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Zweiter Band zweiter Teil, Die Urkunden Otto III., Hg. Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (MGH). Hannover 1823, Nr. 133 (zu Sebegoi), S. 544  ; Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Erster Band, Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., Hg. Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (MGH). Hannover 1879–1884, Nr. 279 (zu Negomir), S. 395–396  ; K. Becher  : Abraham. In  : Neue Deutsche Biographie 1 (1953), 21 [Onlinefassung]  ; F. W. Bautz  : Abraham von Freising. In  : Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1. Hamm 1975, Sp. 9–10  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2. Wien 1975, ²1981  ; Geschichte Salzburgs. Bd. I, I. Teil. Hg. H. Dopsch. Salzburg 1981  ; B. Bischoff  : Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. Berlin ²1986  ; W. Störmer  : Abraham. In  : Lexikon für Kirche und Theologie (LThK), Erster Band, A bis Barcelona. Freiburg [e. a.] 31993, Spalte 68–69.

Otto Kronsteiner

Abstimmungszonen, die territorialen Abstimmungs-

einheiten bei der → Volksabstimmung 1920 in Kärnten/Koroška. Der Schlussakt des Ersten Weltkrieges wurde die Friedenskonferenz von 1919 in Paris. Der Vertrag mit Österreich wurde am 10. September 1919 in Saint-Germain unterzeichnet (→ Vertrag von Saint-Germain). Auf Grundlage dieses Vertrags erhielt Österreich in Kärnten/Koroška das → Gailtal/Zilja und → Villach/ Beljak. Italien bekam Südtirol, das → Val Canale/Kanalska dolina/Kanaltal und die Krainer Gemeinde Bela Peč (dt. Weißenfels, ital. Fusine in Valromana). Dem Königreich SHS wurde der südliche Teil des Kronlandes Steiermark/Štajerska (die Spodnja Štajerska, dt. Untersteiermark) und die → Mežiška dolina (Mießtal) sowie die Gemeinde Jezersko (Seeland) zugesprochen. Für → Südkärnten/Južna Koroška verfügte die Friedenskonferenz im Widerspruch zur Kongruenz von Staats- und Sprachgrenzen eine → Volksabstimmung (slow. plebiscit). Die Grenzforderungen des Königreichs SHS (→ Jugoslawien) wurden berücksichtigt und dienten als Grundlage für die Bestimmung des Gebiets, in welchem die Volksabstimmung abgehalten werden sollte. Das Abstimmungsgebiet wurde in zwei Zonen eingeteilt. In die Zone A (1.768 km2) mit → Völker-

Abstimmungszonen

Militärgeographisches Institut: Abstimmungszonen 1919/20, NUK - Z 282.4-80

markt/Velikovec als Zentrum, diese wurde der Verwaltung des Königreichs SHS unterstellt. In diesem Gebiet hatten bei der Volkszählung von 1910 69,18 % von 73.488 Einwohnern Slowenisch als Umgangssprache angegeben. Hier wollte man die Abstimmung zuerst abhalten. In der zweiten, der Zone B (→ Klagenfurt/ Celovec und Umgebung, 352 km2), die unter österreichischer Verwaltung gestellt wurde, sollte die Abstimmung erst nach der Entscheidung in der Zone A stattfinden, falls diese die Mehrheit für das Königreich SHS bringen sollte. Die Zonen waren durch die sogenannte lebende Nationengrenze getrennt, wie dies die jugoslawische Seite begründete, die »grüne« Linie, wie sie auf der Konferenz bezeichnet wurde. Die Volksabstimmung wurde am 10. Oktober 1920 durchgeführt.

Es entschied die einfache Mehrheit aller gültig abgegebenen Stimmen, nicht aber der Ausgang in den einzelnen Gemeinden, wofür sich die jugoslawische Seite eingesetzt hatte. In der Zone A beteiligten sich 95,79 % von den 39.291 Stimmberechtigten, davon waren 37.304 gültige Stimmen, wovon wieder 22.025 (59,04 %) auf Österreich fielen. Die vier Abstimmungsbezirke waren  : 1. Rosegg/Rožek (46,07 % für Österreich) mit den damaligen Abstimmungsgemeinden  : Augsdorf/Loga vas, Drau/Na Dravi, Latschach/Loče, Ledenitzen/Ledenice, St. Jakob/Šentjakob, Rosegg/Rožek  ; 2. Ferlach/Borovlje (56,34  % der Stimmen für Öster­reich) mit den damaligen Abstimmungsgemein-

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Abuja, Dr. Matthias

den   : Ebental/Žrelec, Feistritz im Rosental/Bistrica → Minderheit allseitige Berücksichtigung sowie v Rožu, → Ferlach/Borovlje, → Keutschach/Hodiše, den Genuss gleicher Rechte wie jene der deutschen Köttmannsdorf/Kotmara vas, Ludmannsdorf/Bilčovs, Mehrheitsbevölkerung. Die feierliche Erklärung mit Maria Rain/Žihpolje, Maria Wörth/Otok, Mieger/ der Zusicherung der Garantien für die Achtung der Medgorje, Oberdörfl/Zgornja Vesca, Radsberg/Radiše, Minderheitenrechte wurde unmittelbar vor der VolksSt. Margarethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, Schief- abstimmung am 28. September 1920 vom Kärntner ling/Škofiče, Unterferlach/Medborovnica, Unterloibl/ Landtag verabschiedet. Aber bereits am 25. Oktober Podljubelj, Viktring/Vetrinj, Weizelsdorf/Svetna vas, 1920, nur wenige Tage nach der Volksabstimmung, ver→ Windisch-Bleiberg/Slovenji Plajberk, Zell/Sele  ; kündete der Landesverweser Arthur Lemisch, dass nur 3. Bleiburg/Pliberk (48,97 % der Stimmen für Ös- eine Generation Zeit bleibe, um das Land endgültig zu terreich) mit den damaligen Abstimmungsgemeinden  : germanisieren und definierte damit gleichsam die lange → Bleiburg/Pliberk, Eberndorf/Dobrla vas, → Eisen- Zeit gültige Landesideologie (→ Germanisierung). kappel/Železna Kapla, Feistritz/Bistrica pri Pliberku, Gallizien/Galicija, Globasnitz/Globasnica, Leifling/ Lit./Web  : ES ( J. Pleterski  : Koroški plebiscit). – F. Zwitter  : Koroško Libeliče, Loibach/Libuče, Moos/Blato, Rückersdorf/ vprašanje. Ljubljana 1937  ; J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (Hg.)  : Koroški Rikarja vas, St.  Kanzian/Škocjan, → Schwabegg/Žva­ plebiscit  : razprave in članki. Ljubljana 1970  ; T. Ferenc, M. KacinWohinz, T. Zorn  : Slovenci v zamejstvu. Ljubljana 1974  ; H. Haas, bek, Sittersdorf/Žitara vas, Vellach/Bela  ; K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; T. Zorn  : 4. Völkermarkt/Velikovec (77,27 % der Stimmen für Vprašanja koroškega plebiscita. In  : VKP 12/2–4 (1978) 2–17  ; KärnÖsterreich) mit den damaligen Abstimmungsgemein- ten – Volksabstimmung 1920  : Voraussetzungen, Verlauf, Folgen. Wien, den Diex/Djekše, Grafenstein/Grabštanj, Griffen/Gre- München 1981  ; A. Moritsch  : Abwehrkampf und Volksabstimmung – binj, Haimburg/Vovbre, Lavamünd/Labot, St. Peter am Mythos und Realität. In  : Austria slovenica  : Die Kärntner Slowenen und die Nation Österreich. Klagenfurt 1996, 58–70  ; H. Valentin, S. Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah, Poggersdorf/Pokrče, Haiden, B. Maier (Hg.)  : Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und Pustritz/Pustrica, Ruden/Ruda, → Tainach/Tinje, die Geschichtsforschung  : Leistungen, Defizite, Perspektiven. Klagenfurt → Völkermarkt/Velikovec, Waisenberg/Važenberk. 2002  ; J. Pleterski  : Kärntner Volksabstimmung 1920  : Versuch einer enDie Abstimmung in Zone B fand nicht statt, da die zyklopädischen Auslegung des Stichwortes »Kärntner Volksabstimmung«. Mehrheit der gültigen Stimmen für Österreich abge- Ljubljana 2003  ; N. Troha  : Koroški plebiscit. In  : Slovenska novejša zgodovina, 1. Ljubljana 2005, 221–222  ; H. Valentin  : Die Entwicklung geben worden war. Etwa 10.000 slowenische Stimmen der nationalen Frage in Kärnten 1918–1945. In  : H. Valentin, P. Karpf, entschieden das Plebiszit für Österreich. Gründe für U. Puschnig (Hg.)  : Der Staatsvertrag von Wien 1955–2005  : Die deren Entscheidung waren  : Die zunehmende → Ger- Kärntner Perspektiven. Kärnten Dokumentation, Bd. 22. Klagenfurt manisierung sowie die österreichische → Volksabstim- 2006, http://www.volksgruppenbuero.at/images/uploads/band22_fimungspropaganda, die den Landespatriotismus in den nal_sc.pdf, 43–44. Matija Zorn  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl Vordergrund stellte sowie die Vorteile eines Lebens in einer sozial geordneten demokratischen Republik, in der es keine Wehrpflicht gab. Zudem wurde darauf Abuja, Dr. Matthias (Matija, * 23. Februar 1850 Vorhingewiesen, dass das Königreich SHS damals noch derberg/Blače [St.  Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji], keine Verfassung hatte und dass es auf dem Balkan † 20. November 1903 Klagenfurt/Celovec), RechtsanGrenzunruhen gebe. Für die Bauernschaft war das walt, Klagenfurter Stadtrat, Landtagsabgeordneter. A. war der Sohn von Anton und Katharina Abuja Landeszentrum Klagenfurt/Celovec von enormer wirtund stammte aus dem damals völlig slowenischen Ort schaftlicher Wichtigkeit. Für die Entscheidung eines Teiles der Slowenen waren auch die politischen Par- Vorderberg/Blače im Gailtal/Ziljska dolina und wurde teien, die sie vor 1914 gewählt hatten, von Bedeutung. zu einem der erfolgreichsten Rechtsanwälte in KlaLetzteres lässt den Schluss zu, dass die Mehrheit der genfurt/Celovec. Er vertrat in Rechtsangelegenheiten slowenischen, für Österreich abgegebenen Stimmen u. a. seinen slowenischen Landsmann aus dem Gailtal/ von den Sozialdemokraten stammt. Eine Aufgliede- Ziljska dolina, den Orgelbauer Franc → Grafenauer rung und Analyse der Ergebnisse zeigt, dass sich die (1860–1935). Als »gemäßigter heimatliebender SloMehrheit der Slowenen (59,2 %) für das Königreich wene« (slow. zmerni rodoljub) besuchte er den slowenischen Lesezirkel (→ Slovanska čitalnica) und war SHS ausgesprochen hatte. In Übereinstimmung mit dem Vertrag von Saint- im Frühjahr 1884 Mitglied des Gedenkausschusses Germain garantierte Österreich der slowenischen zum 100. Geburtstag von Urban → Jarnik. Als Ver-

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Achomitz/Zahomec

Landtag gewählt (und zwar diesmal ausdrücklich als Gegenkandidat zum Slowenen J. Ehrlich). Bei den folgenden Wahlen am 21. September 1896 unterlag er dem slowenischen »Volkstribun« Franc Grafenauer, der seinen Gegenspieler als »konzilianten Mann und hervorragenden Redner« (im Landtag und bei Treffen des Bauernbundes) bezeichnete. A. gratulierte diesem zur Wahl und bot ihm seinen guten Rat an (Grafenauer erachtete als wahre »Verräter des eigenen Volkes«, als »unterwürfige Knappen« und als »deutschdressierte Abgeordnete – → Deutschtümler« im Landtag die Abgeordneten Martin Fischer/Fišer, Simon Michor/Mihor, Matthäus Orasch/Oraš, Franc Kirchner/Kiršner [sic  !] und Hans Pinteritsch/Pinterič). In der Folge wurde A. im Wahlkreis Tarvisio/Tarvis/Trbiž – Arnoldstein/Podklošter nochmals am 10. November 1902 (gegen J. Ehrlich) gewählt, verstarb jedoch ein Jahr danach. A. war zeitweilig auch Stadtrat in Klagenfurt/Celovec.

Achomitz/Zahomec um 1900, Archiv Martin Wiegele

Družina Zwitter, Travǝnčǝ sa žiǝ zeliǝnǝ

treter des Wahlkreises Hermagor/Šmohor – Tarvisio/ Tarvis/Trbiž – Arnoldstein/Podklošter – Kötschach/ Koče wurde er nach einer spontanen Entscheidung der Wahlmänner am 8. August 1884 in die Kurie der Landgemeinden des Kärntner Landtages gewählt (→ Wahlordnungen). Unmittelbar nach seiner Wahl trat er offen ins deutsch-liberale Lager über (in slowenischen Zeitungen als »Geschäfts-Slovene« qualifiziert   ; vgl. → Assimilant, → Assimilationszwang) und begann Positionen gegen die slowenische nationale Bewegung einzunehmen, die mit den Deutsch-Konservativen und Klerikalen in Verbindung standen. Er hielt schriftlich fest und wiederholte dies im Landtag, dass er in deutschen Schulen ausgebildet worden sei und dass er deshalb mit den Deutschen sympathisiere, die in Kärnten/Koroška führend seien. Die deutsche Seite vertrat er in der Folge mehrmals in Rechtsangelegenheiten gegen die slowenische Zeitung → Mir und gegen ihren Herausgeber, den → Landtagsabgeordneten Gregor → Einspieler. Nach dem Wahlkampf, in dem er seine Liebe zur slowenischen → Muttersprache betont hatte und zugleich seine Dankbarkeit gegenüber den deutsch-fortschrittlichen Kräften für die umfassende Entwicklung des Gailtales/Ziljska dolina Ausdruck verlieh, wurde A. erneut am 20. August 1890 in den

Archive  : KLA, Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages. Quellen  : Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages, IV. Session der VI. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages vom 24. November 1887 bis 21. Dezember 1887 und vom 9. Jänner 1888 bis 19. Jänner 1888, Klagenfurt 1888, S. XLVI und 693 ff.; Slovenski narod (Ljubljana) XVII, 29.8.1884, Nr. 199, S. 1  ; Mir (Celovec) XXII, 1903, 26.11., Nr. 48, S. 195. Lit.: F. Grafenauer  : Moja leta. In  : Svoboda 3 (1950) Nr. 8–9, Zit. 215– 216, und 4 (1951) Nr. 3–4, 61  ; J. Pleterski  : Politični profil koroškega časopisa »Mir«. In  : ZČ 10–11 (1956–1957) 183–216, Zit. 190–191  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich  : am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Wien, Köln, Weimar 1997 (slowenische Erstausgabe Ljubljana 1965)  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ?  : nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996 (slowenische Erstausgabe Ljubljana 1965)  ; J. Lukan  : Franz Grafenauer (:1860–1935  :). Volkstribun der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1981 (Studia Carinthiaca Slovenica  ; 2) 28–29, 31, 42, 44, 46, 47  ; H. Grafenauer  : Geschichte der Katastralgemeinde Vorderberg/Blače von 1830 bis zur zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sozial-wirtschaftliche Entwicklung und nationaler Differenzierungsprozess (Diplomarbeit). Klagenfurt 1988, Zit. 84–85, 110–111.

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Achomitz/Zahomec, vgl. Sachlemmata  : → Zila, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila (Gail/-tal)], sowie → »Aleksandrinke« [Alexandrinerinnen]  ; → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Klub koroških slovenskih

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Achter

akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]  ; → Kufenstechen  ; → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg]  ; → Nachbarschaft/soseščina im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; → Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; Personenlemmata  : → Kriegl, Niko  ; → Milonig, Filip  ; → Schaubach, Franc  ; → Schnabl, Franc sen.; → Schnabl, Gregor  ; → Schnabl, Johann/ Janez (1827–1904)  ; → Schnabl, Johann (1897– 1964)  ; → Srienc, Kristijan  ; → Wiegele, Ferdinand  ; → Zwitter, Davorin  ; → Zwitter, Franci  ; → Zwitter, Maria. Achter (Tanz), → Osəmca.

Achomitz/Zahomec, Pri Kriegl 1932, Archiv Milka Kriegl

Actores Sclavorum → Rechtsinstitutionen, karanta-

nerslowenische. Adamič,

Alojz.

Miloš

(Widerstandskämpfer), → Knez,

Adaptation, → Inkulturation. Adel, karantanischer, vgl. Sachlemmata  : → Adels-

sprache  ; → Carmula, → Edlinger  ; → Edlingerdienste  ; → Grabelsdorf/Grabalja vas, → Ljudevit-Aufstand  ; → St. Georgen am Längssee (Šentjurij ob Dolgem jezeru)  ; → St. Peter am Bichl/Šentpeter na Gori  ; Personenlemmata  : → Abraham, Bischof von Freising  ; → Domician von Kärnten  ; → Hemma von Gurk/Ema Krška  ; → Hildegard von Stein/Liharda kamenska. Adelssprache, die Sprache der führenden Gesell-

schaftsschicht im Feudalstaat (→ Soziolekt), die die historischen politischen Prozesse und die → Kulturgeschichte spiegelt. Im Frühmittelalter hatte das Slowenische in → Karantanien und aufgrund der staatlichen → Kontinuität danach in → Kärnten/Koroška einen relevanten rechtlichen, politischen und sozialen Status. Dies ist auch im eigenständigen »karantanisch-slowenischen Stammesrecht zwischen dem 7. und dem 11. Jh.« (Baltl/ Kocher) einerseits und des → Personalitätsprinzips andererseits begründet, zumal die → Fürsteneinsetzung auf lokalen Rechtstraditionen beruhte. Deshalb war das Slowenische gerade im geografischen und po-

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litischen Zentrum im Vergleich zu den anderen slowenischen Ländern wie der → Karantanischen Mark bzw. Steiermark/Štajerska, → Krain/Kranjska, Grafschaft Görz und Istrien/Istra, aus dem das spätere Küstenland/ Primorje hervorgehen sollte, sowie im Gebiet der ungarischen Krone (→ Raabtaler Slowenen) in einer günstigeren Lage. Die → Kontinuität der karantanerslowenischen → Rechtsinstitutionen ist insbesondere in der besonderen Rolle des Standes der → Edlinger/kosezi anschaulich, da sie das Privileg der Fürsteneinsetzung hatten und diese zunächst in karantanischer, danach in → karantanerslowenischer und schließlich bis 1414 in slowenischer Sprache abhielten. Die Sprache der frühen → duces Carantanorum einheimischen Ursprungs (Borut, Gorazd, Hotimir,

Achomitz/Zahomec, Zeichnung, Archiv Sonja WelshMillonig

Goldene Bulle, Übersetzung Wolfgang Fritz

Adelssprache

Valtunc oder Etgar u. a.) war auch nach der An- ner Chronik« (Chronicon Carinthiacum) 1490 Gleiches nahme der fränkischen Oberhoheit weiterhin das ein- an  : »von Allter haben all Hertzogn von Kernndtn die heimische Idiom. Die Legende des karantanischen, aus Freiheit gehabt, wann sy vor ainen Romischn Khayser → Millstatt/Milštat (Milje) stammenden hl. → Do- oder Kunig verklagt sind word, oder angesprochen, so mician ist ebenfalls ein Hinweis auf die gesellschaft- habn sy sich in windischer Sprach verantwurt. Darumb liche Stellung des einheimischen Adels. Die mit der das Kerndten ain rechts Windisch Landt ist« (zitiert → Christianisierung (ab Mitte des 8.  Jh.s) im Zuge nach Mal, vgl. auch → Herzöge von Kärnten/Koroška). der → iro-schottischen Mission unternommene Überset- Aufgrund des → Personalitätsprinzips ist davon auszuzung von → Bibel-Texten, wie sie mit den Mitte des gehen, dass der Stand der kosezi aufgrund seiner mili9. Jh. entstandenen und in der zweiten Hälfte des 10. tärischen und politischen Prärogative aus fränkischer bzw. in der ersten Hälfte des 11.  Jh.s niedergeschrie- Sicht zunächst als Feudalstand sui generis angesehen benen → Freisinger Denkmälern dokumentiert ist wurde, der über die Jahrhunderte den Wandel der ein(vgl. Kronsteiner hic loco), deutet auf die Relevanz heimischen slawischen/karantanischen und schließlich sowie auf die gesellschaftliche Bedeutung des → Ka- slowenischen Sprache mit vollzog, wobei die Vertreter rantanerslowenischen/→ Altslowenischen und auf die des Standes mit der Zeit nur in geringerem Maße zu gesellschaftliche und rechtliche Kontinuität in einer Ministerialen und in den niederen Adelsstand aufstieZeit hin, die nicht ethno-national bestimmt war (→ In- gen. Neben dem Herzogbauern in Blasendorf/Blažnja kulturation  ; zur Rolle des karantanischen Adels bei vas bildeten nach Wadl in der Gemeindechronik von der Christianisierung vgl. auch → St.  Peter am Bichl/ Magdalensberg/Štalenska gora etwa die Edlinger in Šentpeter na Gori). Die → Verbrüderungsbücher geben Portendorf/Partovca und drei weitere Geschlechter in weiters Hinweis auf die gesellschaftliche Stellung der diesem Gebiet eine Ausnahme. (Vgl. dazu → Edlingerdarin genannten Karantaner bzw. Slowenen. Allerdings dienste und → Edlingergerichtsbarkeit im Gemeindeweist Mitterauer auf das Phänomen hin, dass der gebiet von Magdalensberg/Štalenska gora). karantanische Adel sehr rasch bairische Namen überAus den spärlichen und sporadischen Berichten, etwa nommen habe, wobei Angehörige der slawischen Ober- jenen des Ulrich von Liechtenstein († 1276), ist schicht weiterhin als solche identifiziert werden können ersichtlich, dass das Slowenische in Kärnten/Koroška (→ Zweinamigkeit, mittelalterliche)   : So nennt etwa auch eine Alltagssprache des hohen Adels war bzw. Mitterauer den Grafen Moimir (vor 927/28) oder durchaus noch in einer staatstragenden Funktion geeinen Zwentibolch, der 898 umfangreiche Schen- sehen werden kann (→ Landessprache). So begrüßte kungen im Gurktal (Krška dolina) und in Zeltschach Herzog Bernhard von Kärnten und sein Gefolge sowie später die Herrschaften Mettnitz (Motnica) am 1. Mai 1227 bei Thörl/Vrata den als Venus verkleiund Grades (Gradež) zu eigen erhielt und der in der deten Ulrich von Liechtenstein mit den sloweniAhnenreihe der → Hemma von Gurk steht († um schen Grußworten → Buge waz primi, gralva Venus. In 1045). Slowenisch in seiner älteren Form (→ Altslo- diesem Kontext ist auch die Präsenz des Slowenischen wenisch) war de facto → Landessprache im weitesten bei den an den Höfen wirkenden → Minnesängern zu Sinn zu Zeiten des Arnulf von Kärnten (850–899). erwähnen, so etwa bei Oswald von Wolkenstein Hemma von Gurk, die bei den Slowenen unter dem (1377–1445). Namen (H)Ema Krška als slowenische Heilige gilt, Die → Goldene Bulle aus 1356 des Kaisers Karl IV. zählt zu jenen Angehörigen des alten slawisch-sloweni- und böhmischen Königs, der mütterlicherseits aus dem schen Adels, den auch Chritstine Tropper in → Sankt  böhmisch-tschechischen Geschlecht der Přemysliden Georgen am Längsee (Šentjurij na Dolgem jezeru) hic war, ist – neben der vornehmlichen staatsrechtlichen loco identifiziert. Abt → Johann von Viktring weist Dimension – auch sprachhistorisch und sprachpoliin seinem Liber certarum historiarum (1340–1343) da- tisch von Bedeutung. Denn es wird von der faktischen rauf hin, dass nicht nur der Inthronisierungsritus der Vielsprachigkeit des Reiches ausgegangen und von der Fürsten bzw. → Herzöge auf Slowenisch war, sondern  : Notwendigkeit, dass die Kurfürsten und ihre Söhne »Außerdem ist, wer immer Klage führt, hinsichtlich auch selbst mehrere Sprachen sprechen. Dabei wird im des Kaisers verpflichtet, in slowenischer Rede, wie sie lateinischen Original neben dem Italienischen besonhier üblich ist, und nicht in einer anderen Sprache, zu ders Sclavica (nach Fritz wohl tschechisch, nach Mal antworten.« Jakob → Unrest führt in seiner »Kärnt- slawisch) hervorgehoben. Für die Habsburger selbst, die

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Adelssprache

in der Goldenen Bulle nicht berücksichtigt waren, reklamiert sich Rudolf IV. mit einer Fälschungsurkunde, dem Privilegium Maius 1358/59, hinein, das Kaiser Friedrich III. 1453 reichsrechtlich anerkannte. Die Goldene Bulle behielt ihre formale Gültigkeit bis 1806. Mit dem Tod von Ulrich II. 1456, dem letzten → Grafen von Cilli, verlieren die Slowenen das größte und international ausstrahlende einheimische Adelsund Fürstengeschlecht mit Stammsitz im slowenischen Sprachraum, was durchaus auch als relevant für die slowenische soziale Sprachgeschichte angesehen wird. Mal führt den Bericht des Kanzlers des Patriarchen von → Aquileia an, wonach Omelia, die Gattin des Burgherrn Hartmann Hollenegger auf dem Monsberg, ebenso gut deutsch wie slowenisch sprach (dabei handelt es sich wohl um den Reisebericht des Paolo → Santonino aus 1487 und dessen Besuch bei Hartmann Holleneck [Holleneg] und dessen Frau Amalia auf Schloss Majšperk [dt. historisch Monsberg] in der heute slowenischen Štajerska [im Dravinjatal]). Für Kaiser Maximilian I. (1459–1519), der seine Kindheit teilweise in Finkenstein/Bekštanj verbrachte, führt Domej, Simoniti folgend, Hinweise an, dass auch er des Slowenischen mächtig war. In seinem Gefolge gab es am Hof einige bedeutende slowenische Humanisten. Dessen kaiserlicher Sekretär Paulus Oberstein (ca. 1480–1522) sprach vom Slawischen/ Slowenischen als einer Sprache, die mehr als alle anderen verbreitet sei (lingua Sclavonica omnium aliarum latissima), und Simoniti weist weiters darauf hin, dass Kaiser Maximilian I. »von seinem Höfling Oberstein die Erstellung eines Wörterbuchs verlangte, damit er Slowenisch vollständig erlerne« (→ Immersion). Zu diesem Kreis der Humanisten zählt auch Georg ( Jurij) → Slatkonja (1456–1522), zwischen 1513 und 1522 erster residierender Bischof von Wien, der 1498 die Hofkapelle gründete. Sigismund von → Herberstein (1486–1566) ist einer der zahlreichen Leiter diplomatischer Missionen an den russischen Zarenhof, die aus dem slowenischen Sprachraum stammten, denen gerade die Kenntnis des Slowenischen zum Vorteil gereichte. Ebenso war Johann Cobenzl ( Janez Kobencl) 1575–1576 wegen seiner Slowenischkenntnisse (so Košir) Gesandter von Kaiser Maximilian II. (1527–1576) am Hofe von Ivan dem Schrecklichen. Die durchaus politisch motivierte Ideologie des → ›windischen‹/slowenischen Herzogtums Kärnten/ Koroška (→ Windische Ideologie), die von den Kärntner Landständen im 16. Jh. kultiviert wurde, bestätigt

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die selbstverständliche gesellschaftliche Stellung des Slowenischen im Land. Diese war die Grundlage dafür, dass die Landstände von Kärnten/Koroška, → Krain/ Kranjska und Steiermark/Štajerska 1584 den Druck der → Dalmatin-Bibel mit beträchtlichen Mitteln finanzierten. Für den niederen Adel, der ständig im geschlossenen slowenischsprachigen Umfeld, etwa in Kärnten/Koroška lebte, ist Slowenisch ebenso selbstverständlich eine Alltagssprache, weil er sonst nicht mit der Umgebung kommunizieren konnte. Zudem deuten der slowenische Lehenseid Juramentum Slavonicum aus der Zeit Kaiser Ferdinands III. (1608–1657), der nach Domej für alle innerösterreichischen Länder galt (→ Innerösterreich), ebenso wie der Gurker Lehenseid aus dem Jahr 1653 darauf hin, dass das Slowenische auch noch zu jener Zeit eine relevante Sprache im Adel war bzw. »dass nicht der gesamte Adel der slowenischen Länder deutsch sprechen konnte« (→ Eidesformeln). Die → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden aus josephinischer Zeit oder die → Klagenfurter Marktordnung in Deutsch und Slowenisch aus dem Jahr 1793 bestätigen nur, dass die Umgebung eben noch nicht das Deutsche als → Lingua franca angenommen hatte. Gleiches bestätigen die überlieferten slowenischen → Eidesformeln. Und das deutet auf die Relevanz des Slowenischen auch in allen Kontaktsituationen zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten hin. Insgesamt bestätigt Domej jedoch die Tendenz zum Aufkommen einer »sozialen« → Sprachgrenze. Das Interesse für das Slowenische und seine Sprecher stieg im Adel bewusst erneut im 18. Jh. So ist die Korrespondenz von Esther Maximiliana → Coraduzzi, geborene Prückenthal, bestehend aus 31 Briefen und Blättern, in slowenischer Sprache aus den Jahren zwischen 1685 und 1700 erhalten. Wahrscheinlich wurde sie in Neuhaus/Suha geboren und lebte dort bis zu ihrer Verehelichung 1662. Sie korrespondierte mit ihrer in → Trieste/Trst/Triest lebenden Tochter Baronin Maria Isabella Marenzi über private Angelegenheiten. Teilweise kann man dies dem Geist der europäischen Romantik zuschreiben, teilweise auch als Reaktion auf die politische und verwaltungsmäßig verstärkte Zentralisierung im Staat sowie der damit einhergehenden Einschränkung der Vorrechte des Adels und der Landesautonomien sehen. Der Adel zählte zu den bedeutenden Trägern des Landesbewusstseins und unterstützte deshalb auch die slowenische Landeskultur, doch tat er nicht den Schritt von der Landes- zur slowenischen nationalen Politik und entfernte sich zu-

Agoritschach/Zagoriče

Adel am Ausgang der Karolingerzeit. In  : Car. I, 1–4 (1960) 693  ; J. Mal  : Die Eigenart des karantanischen Herzogtums, Südostforschungen 20, 1961, 33–37, 48, 70  ; S. Vilfan  : Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941. Graz 1968  ; P. Merku  : Slovenska plemiška pisma. Trst 1980, 14  ; P. Merku  : Zasebna slovenščina v 17. stoletju. In  : SR 30,2 (1982) 121–150  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil Diss. Universität Wien). Wien 1986, 52 f., 85 f., 141, 142 f., 148, 153, 178 f.; W. Wadl (Hg.)  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995  ; Celjski grofje, stara tema – nova spoznanja, Zbornik mednarodnega simpozija (Hg. Fugger Germadnik Rolanda). Celje 1999  ; I. Grdina  : Od Brižinskih spomenikov do razsvetljenstva. Maribor 1999  ; P. Štih  : Srednjeveško plemstvo in slovensko zgodovinopisje. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Melikov zbornik. Ljubljana 2001, 61–72  ; H. Baltl, G. Kocher  : Österreichische Rechtsgeschichte  : unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge  ; von den Anfängen bis zur Gegenwart, Graz 112008  ; P. Simoniti  : Humanismus bei den Slowenen, Slowenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Wien 2008, 186 f, 189  ; M. Košir  : V spremstvu Katarine Velike – Krimsko potovanje Ludvika Kobencla. In  : E. Petrič [e. a.]  : Slovenski diplomati v slovanskem svetu. Ljubljana 2010, 49–58  ; N. Zajc  : Hasburški diplomat Sigismund Herberstein, Rusija in Moskovski zapiski. In  : E. Petrič [e. a.]  : Slovenski diplomati v slovanskem svetu. Ljubljana 2010, 19–48  ; P. Štih  : Integracija Karantancev in drugih alpskih Slovanov v frankovsko-otonsko cesarstvo. In  : ZČ 68, Nr. 1–2 (2014) 8–27  ; P. Štih  : Die Integration der Karantaner und anderer Alpenslawen in das fränkisch-ottonische Reich. Einige Beobachtungen. In  : Car. I 204/1 (2014) 43–59. Bojan-Ilija Schnabl, Stane Granda

Protestantische Kirche in Agoritschach/Zagoriče, Foto Bojan-Ilija Schnabl

nehmend von der aufkommenden politischen nationalen Idee der Slowenen. Trotzdem behielten einige Angehörige des Adels, u. a. wegen der Familientradition, ein positives, wenn auch – wie etwa bei Anton Alexander Graf von → Auersperg (Anastasius Grün) – bisweilen ambivalentes Verhältnis zur slowenischen Kultur und Sprache. Erst mit dem Aufkommen den modernen nationalistischen Strömungen kommt es zu einer offenen gesellschaftlichen Zurückdrängung des Slowenischen, die aber vom Adel bis zum Untergang der Monarchie nicht durchgehend in gleicher Weise getragen wurde (vgl. J. N. → Schloissnigg/Šlojsnik, J. A. → Goëss). Quellen  : Die Goldene Bulle  : d. Reichsgesetz Kaiser Karls IV. vom Jahre 1356 / [Akad. d. Wiss. d. DDR, Zentralinst. für Geschichte]. Deutsche Übersetzung von W. D. Fritz. Geschichtl. Würdigung von Eckhard Müller-Mertens. Weimar 1978, 35–38 (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, http://pom.bbaw.de/mgh/)  ; Iohannis Victoriensis  : Liber certarum historiarum. 1–2. Herausgegeben von Fedor Schneider. Hannover, Leipzig 1909, 1910  ; Johann von Viktring  : Das Buch gewisser Geschichten, Übersetzt von W. Friedensburg. Leipzig 1888. Lit.: B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev – Die Kärntner Herzogseinsetung und der Staat der Karantanerslawen, Ljubljana 1952  ; M. Mitterauer  : Slawischer und bayrischer

Agoritschach/Zagoriče, vgl. Sachlemmata  : → Ago­

ritschach/Zagoriče, sowie → Bamberg  ; → Bibel  ; → Bu­kovništvo  ; → Ethnonym Slovenci im Slowenischen  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gegenrefor­mation  ; → Kirchenlied  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Protestantismus  ; → Sadnikerjev rokopis [Die Sadniker Handschrift]  ; → Windischen, die  ; Personenlemmata  : → Oblak, Vatroslav Ignacij  ; → Sakrausky, Oskar. Agoritschach/Zagoriče. Der Ortsname Goritschach

kommt in Kärnten/Koroška sehr häufig vor. A./Z. aber gibt es nur ein einziges Mal, der Name bedeutet  : »bei den Leuten hinterm Bühel«. Und der Ort auf einem Hochtal oberhalb von → Arnoldstein/Podklošter im → Gailtal/Ziljska dolina nimmt auch unter den evangelischen Gemeinden in Kärnten/Koroška eine Sonderstellung ein. Denn es ist die einzige evangelische Gemeinde, die ihre Entstehung nicht direkt der Wittenberger Reformation und Martin Luther verdankt, sondern dem Slowenen Primož → Trubar (1508– 1586). Trubar stammte aus einem Dorf in der Umgebung von → Ljubljana, aus Raščica bei Velike Lašče in der

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Agoritschach/Zagoriče

Dolenjska (Unterkrain), wo heute in der elterlichen Mühle ein kleines Museum eingerichtet ist. Er wird mit Recht der »Luther der Slowenen« genannt, weniger wegen seiner theologischen Ableitung vom Wittenberger Zweig der Reformation, denn auf ihn wirkten anfänglich mehr noch die Schweizer Reformatoren in Basel und Zürich, sondern vor allem weil er die biblische Botschaft seinem »Krainerischen Volk« nahebringen wollte (→ Protestantismus). Deshalb begann er mit der Übersetzung der Evangelien in die Sprache seiner Heimat. Den Anfang markierte freilich die Übersetzung eines Katechismus von Martin Luther, mit dem er überhaupt erst die slowenische Schriftsprache begründete (→ Standardsprache). Sein »Catechismus in der Windischenn Sprach (…)« von 1550 war das erste in Druck gelegte slowenische Buch, von dem nur mehr ein einziges Exemplar vorhanden ist und in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt wird. Als Domherr in Ljubljana schloss er sich der Reformation an, in der Folge wurde er im Zuge der → Gegenreformation vertrieben, musste zweimal fliehen (1548, 1565) und fand in Württemberg Zuflucht. Im Amandenhof in Urach hatte Hans → Ungnad von Sonnegg 1561 eine Druckerei für den südslawischen Bibeldruck (die »Windische, Chrabatische und Cirulische Truckherey«) eingerichtet, um Slowenen, Kroaten, ja selbst die Türken für die Reformation zu gewinnen. Zum Leiter dieses Unternehmens mit ausgesprochen missionarischen Zielsetzungen bestimmte er Primus Trubar, der als Pfarrer in Derendingen bei Tübingen eine Anstellung fand. In dieser enormen Kulturleistung, die zu seiner reformatorischen Sendung hinzutrat, liegt auch begründet, warum Trubar in Slowenien so hoch geschätzt wird und sein Antlitz nicht nur auf den seinerzeitigen Tolarnoten abgebildet war, sondern nunmehr auch auf der slowenischen Euro-Münze. Ihm zur Seite stand Jurij → Dalmatin (1550–1589), sein Schüler, der die Bibelübersetzung 1579 vollendete (→ Dalmatinbibel). In A./Z. konnte die frühe slowenische Buchkultur überleben, während sie anderwärts im Zuge der Gegenreformation untergegangen ist. Aus der (Bleiberger) Kirchenchronik wissen wir, dass in A./Z. im Jahre 1790 mehr als zwanzig verschiedene slowenische Reformationsdrucke vorhanden und in Gebrauch waren (dazu kommt noch die aus dem 18. Jh. stammende slowenische → Liederhandschrift → Sadnikerjev rokopis). Darunter befand sich die slowenische Bibelübersetzung von Jurij → Dalmatin, gedruckt 1584 in Wittenberg,

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und die Übersetzung des Kleinen Katechismus von Martin Luther von 1580, Letztere ist nur mehr in einem Exemplar vorhanden. Es handelt sich also um ausgesprochene Raritäten und Unikate der Reformationsgeschichte, die jedenfalls die These erlauben – sie wurde vom maßgeblichen Truber-/Trubar-Forscher Oskar → Sakrausky (1914–2006), dem späteren Bischof der Evangelischen Kirche, entfaltet –, dass sich in dem einschichtigen A./Z. in den Jahren der Gegenreformation ein slowenischsprachiger Kryptoprotestantismus halten konnte. Gespeist wurde er durch das erwähnte reformatorische Schrifttum in slowenischer Sprache, das über geheime Wege (»der Weg des Buches«) in Fässern verpackt, zumeist ungebunden als Konterbande durch zuverlässige Speditionen nach Kärnten/Koroška gelangte  ; → Villach/Beljak war ein ausgesprochener Umschlagplatz für die südslawische reformatorische Literatur. Als 1781 das josefinische Toleranzpatent den Akatholiken ein Privatexerzitium ihres Glaubens ermöglichte, da meldeten sich auch in den beiden Ortschaften A./Z. und Seltschach/Sovče bis Juni 1782 120 Personen zum »tolerierten Glauben« (→ Josephinismus). Es handelte sich um ehemalige Untertanen des Benediktinerstifts Arnoldstein/Podklošter, das kurze Zeit später im Zuge der josephinischen Klosterreform aufgehoben wurde (→ Arnoldstein/Podklošter, Kloster). Es wurden Glaubensverhöre durchgeführt, um die Rechtmäßigkeit des Konversionswunsches zu überprüfen. Nach Ablauf der Übertrittsfrist im Dezember 1783 musste sogar ein katholischer Religionsunterricht absolviert werden, bevor der Übertritt genehmigt wurde. Die römisch-katholische Kirche war nicht gewillt, die Übertritte einfach hinzunehmen, sondern unternahm alles, um diese einzuschränken und die Akatholiken abzuschrecken. Trotzdem konnte die erforderliche Seelenzahl erreicht und ein Toleranzbethaus »auf dem Wurianischen Grunde« errichtet werden. Im Stadel des Georg Wurian war schon am 21. Dezember 1783 der erste Gottesdienst gefeiert worden. A./Z. wurde als Tochtergemeinde an die Toleranzgemeinde von Bleiberg angeschlossen, seit 1969 gehört es zur Pfarrgemeinde von Arnoldstein/Podklošter. Das Bethaus wurde am 18. Sonntag nach Trinitatis 1785 eingeweiht, der aus Württemberg stammende Pastor von Bleiberg hielt seine Einweihungsrede sogar in »wendischer«, d. h. slowenischer Sprache (→ windisch). Infolge der räumlichen Entfernung von der Muttergemeinde Bleiberg konnte in A./Z. nur jeweils am ersten Sonntag des Mo-

Agoritschach/Zagoriče

nats und am zweiten Tage der drei Hauptfeste (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) Gottesdienst gehalten werden, während sich an den übrigen Sonn- und Festtagen die Gemeindemitglieder von A./Z. zu »religiösen Versammlungen« ohne Pastor trafen  : In ihnen wurde nach Vätersitte aus einem in »wendischer Sprache« geschriebenen Predigtbuch (Laibach 1578) vorgelesen und gebetet. Ein Gemeindemitglied leitete diese Versammlungen und nahm diesen Lektorendienst wahr, ein Gemeindeältester, der in beiden Sprachen versiert war und auch eine deutsche Predigt des Bleiberger Pastors in einer Stegreifübersetzung vorzutragen vermochte. Ein Gebetbüchlein war ursprünglich der besondere Stolz der Gemeinde, eine Übersetzung von Jurij Dalmatin (1584) ins Slowenische, die ein Bauer auf eigene Kosten 1784 in der Druckerei Kleinmayr in Klagenfurt/ Celovec drucken ließ. Allerdings wurde diese slowenische Gottesdienstpraxis sukzessive aufgegeben, weil die sprachliche → Assimilation dermaßen fortgeschritten war. Beschleunigt wurde dies durch ein 1856 in Nürnberg herausgegebenes Gesangbuch, das der Gemeinde geschenkt und am Kirchtag des Jahres 1856, dem 5. Sonntag der Trinitatis-Zeit (22. Juni 1856), zur Feier der Orgelweihe eingeführt wurde. Mochten sich auch alle Pastoren bemüht haben, das in A./Z. gebräuchliche Slowenisch zu lernen, so spürt man dennoch die Unaufhaltbarkeit des Assimilierungsprozesses (→ Assimilation). Von einem Pastor wird berichtet, dass er die Kinder aus A./Z. und Seltschach/Sovče in die deutsche Schule nach Arnoldstein/Podklošter mitnahm. Wollte er damit die überlieferte konservative Frömmigkeit der Gemeinde überwinden und seiner zeitgenössischen rationalistischen Theologie anpassen, so tat er es um einen hohen Preis, denn dadurch wurde der Assimilierungsprozess erst recht beschleunigt. So bleibt ein merkwürdig paradoxer Befund  : Die slowenische Identität der Evangelischen in A./Z. konnte leichter bewahrt werden, solange sie als Kryptoprotestanten im Verborgenen ihr Glaubensleben pflegten. Die Pastorisierung durch deutsche Geistliche und der Unterricht in deutscher Sprache beschleunigten die Assimilation, 1878 wurde der slowenischsprachige Gottesdienst abgeschafft. Eine schwere Krise durchlebte die Gemeinde nach dem Ersten Weltkrieg, als sie zwischen der slowenisch-katholischen und der deutschen Bevölkerungsgruppe aufgerieben zu werden drohte. Sie wandte sich an den zuständigen Senior in Trebesing und bat um die Anstellung eines »Bundesvikars«, also eines vom Evangelischen Bund finanzierten geistlichen

Amtsträgers, damit die evangelische Filialgemeinde »vor ihrem Untergange« gerettet werde. In diesem Brief vom August 1918 heißt es, dass die Zahl der Evangelischen immer mehr abnehme, weil gemischte Ehen »meist zum Vorteile des katholischen Teiles« geschlossen würden, dass die »slowenischkatholischen Gegner mit allen erdenklichen Mitteln« arbeiten würden, um den Untergang der Gemeinde herbeizuführen. Der Senior leitete den Hilferuf aus A./Z. umgehend an das zuständige Pfarramt Bleiberg (Plajberk) weiter und bat dasselbe, für eine bessere Versorgung der Filiale zu sorgen. Am besten wäre es, wenn ein Bundesvikar angestellt werden könnte – wie in den sogenannten »Losvon-Rom-Gemeinden«. Der Senior fügte dem die Bemerkung hinzu, dass eine Los-von-Rom-Bewegung in A./Z. kaum zu erzielen sein werde, aber dort gelte es, ein »Hin-zu-Rom« zu verhindern. Die Krise der Gemeinde wurde durch die Entwicklung nach dem Weltkrieg noch verschärft. Zahlreiche Gemeindemitglieder wirkten im Abwehrkampf mit, etliche wanderten nach Amerika aus. Die Abnahme der Seelenzahl wurde auch anlässlich der Visitation der Gemeinde durch den Superintendenten Johannes Heinzelmann (1873–1946) am 29. März 1936 erörtert. Er ermahnte die Gemeinde, sich der auffallend großen Zahl der katholischen Eheschließungen mit katholischer Kindererziehung bewusst zu werden und für ein Umdenken Sorge zu tragen. Nur mehr ein nebensächliches Thema der Beratungen war die Gottesdienstsprache, denn auf die Frage des Superintendenten, »ob ein Bedürfnis nach Abhaltung slowenischer Gottesdienste […] vorhanden sei«, wurde gesagt, »dass ein solches nicht bestehe«. In diesem Zusammenhang brachte der Kurator sogar die Anfrage an den Superintendenten vor, die geeignet war, das fortgeschrittene Stadium der Assimilation zu illustrieren. Die Gemeinde sei im Besitze eines wertvollen Gebetbuches in slowenischer Sprache und frage sich nun, »ob dieses Buch um seines hohen Wertes willen verkauft werden könnte«. Der Superintendent bejahte das Anliegen, doch blieb es beim evangelischen Pfarramt Bleiberg (Plajberk) in Verwahrung, bis es nach der Gründung des Diözesanmuseums nach Fresach (Breže) gelangte. Deutlicher als durch diese Verkaufsüberlegungen konnte die Gemeinde gar nicht auf Distanz zu ihrer eigenen Geschichte und Tradition gehen. »Es felen vnns Leut, so zu dem ministerio tauglich und der windischen Sprach verständig sein«, hatte der Klagenfurter Pfarrer Martin Khnorr 1570 nach

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Ägypten

Rožek. Gefördert durch Geistliche wie Kaplan Franz Hudelist in St.  Jakob/Šentjakob, der das Quartiergeld übernommen hatte, konnte A. trotz Armut und unter vielen Entbehrungen das Gymnasium und das Studium der Philosophie am Lyzeum in Klagenfurt/ Celovec absolvieren. Von seinem ursprünglichen Plan, die geistliche Laufbahn zu ergreifen, kam A. ab, weil sich für ihn schon während des Studiums die Möglichkeit ergab, den erkrankten Professor der Mathematik Paris Giuliani zu vertreten. Damit eröffnete sich ihm das Betätigungsfeld des Pädagogen, in dem er bis zu seinem Lebensende mit viel Engagement verblieb. 1807 konnte er die Lehrkanzel für Mathematik definitiv übernehmen, und er hielt sodann seine Vorlesungen zur Elementarmathematik im ersten Jahrgang des Lyzeums. Die 1808 neu geschaffene Lehrkanzel für Landwirtschaftslehre, die er 1820 vom international anerkannten Agronomen Johann Burger zusätzlich erhalten hatte, war ihm ebenfalls bis zu seinem Tode Lit.: O. Sakrausky  : Agoritschach. Geschichte einer protestantischen Geanvertraut. Allerdings blieb es bei einer provisorischen meinde in Südkärnten. Klagenfurt 1960, ²1978  ; O. Sakrausky  : Gesam- Bestellung. Denn die Benediktiner, denen ab 1807 die melte Beiträge zur Protestantengeschichte in Innerösterreich. = Carinthia Verantwortung über den sekundären Bildungsbereich I 171 (Klagenfurt 1981)  ; O. Sakrausky  : Slowenische Protestantica im übertragen worden war, behielten sich vor, die Lehrevangelischen Diözesanmuseum in Fresach. In  : Protestantismus bei den kanzel selbst zu besetzen. Deshalb bewarb sich A. 1825 Slowenen = Protestantizem pri Slovencih. Beiträge zur 3. Slawistentagung der Universitäten Klagenfurt und Ljubljana 1983. Wien 1984, auch um die Stelle des Bibliothekars, die ihm aber nicht 7–13  ; O. Sakrausky  : Primus Truber. Der Reformator einer vergessenen zugeteilt wurde. Er erhielt jedoch die Verantwortung Kirche in Krain. Wolfsberg 1986  ; E. Hüttl-Hubert  : »verborgen mit für das neu eingeführte Freifach »Allgemeine Naturgfar«. Die Anfänge der slowenischen Bibel. In  : biblos 52 (2003) 87–120  ; geschichte«, welches er dann zusätzlich zur Lehrkanzel K. [W] Schwarz  : Von der Konfrontation zur Solidarität. Der Protesfür Mathematik betreute. Das Direktorat des Philosotantismus und die nationale Frage in Kärnten. In  : W. Drobesch, A. phischen Studiums hatte A. viermal inne, und im RahMalle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit = S. Karner (Hg.), Kärnten und die nationale Frage Bd. 2, Klagenfurt 2005, 265–289  ; men der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft wirkte K. W. Schwarz  : Agoritschach/Zagoriče – eine evangelische Gemeinde im er ab 1820 als deren Kanzler. In dieser Funktion pugemischtsprachigen Südkärnten. In  : Car. I 198 (2008) 333–353 – in sloblizierte er zahlreiche Beiträge, die die Verbesserung wenischer Übersetzung  : Zagoriče/Agoritschach – evangeličanska fara der Landwirtschaft zum Ziel hatten. A.s Bedeutung ist na dvojezičnem Koroškem. In  : Stati inu obstati 11–12/2010, 137–160  ; mit vier großen Betätigungsfeldern in Verbindung zu A. Hanisch-Wolfram  : Protestanten und Slowenen in Kärnten. Wege und Kreuzwege zweier Minderheiten 1780–1945. Klagenfurt 2010. bringen. Eines davon bilden die innovativen AktivitäKarl W. Schwarz ten, die der Hebung der Landwirtschaft dienten. Dabei ging es um die Propagierung von Verbesserungen, etwa Ägypten, → »Aleksandrinke« → Pečnik, Dr. Karel in der Obstkultur, aber auch um die optimale Organisation einer Gesellschaft, deren Geschicke er als KanzAhacel, Matija (Achazel, Matthias, Ahacelj, * 24. Fe- ler bestimmte  : Er trug wesentlich dazu bei, dass die bruar 1779 Gorintschach/Gorinčiče [St.  Jakob im »k. k. Kärntnerische Gesellschaft zur Beförderung der Rosental/Šentjakob v Rožu]), † 23. November 1845 Landwirthschaft und Industrie« (→ Kärntner AckerKlagenfurt/Celovec), Lyzealprofessor, Förderer land- baugesellschaft) ihre alte elitäre Beschränkung auf eiwirtschaftlichen Wissens, Sammler slowenischen nen engen Kreis von Wissenschaftern und Beamten Liedgutes, Meteorologe. aufgab und ihr Wirkungspotenzial von 14 ordentlichen A., Sohn eines slowenischen Bauern aus einfachsten Mitgliedern im Jahr 1820 auf 322 im Jahr 1833 ausweiVerhältnissen, besuchte die Trivialschule und Normal- ten konnte. Erstmals waren auch 29 Landwirte im Mitschule in St.  Jakob/Šentjakob v Rožu und in Rosegg/ gliedsstand vertreten. Eine wesentliche Voraussetzung Regensburg an den dortigen Superintendenten Nicolaus Gallus (1516–1570) geschrieben mit der Bitte um geistlichen Nachwuchs. In A./Z., so stellte Mirko Bogataj in einer einschlägigen Untersuchung über die Kärntner Slowenen (Klagenfurt/Wien 1989) enttäuscht fest, »gibt es heute […] kein Bedürfnis mehr nach slowenischen Gottesdiensten«. Dieser konstatierte Traditionsabbruch datiert aber nicht erst mit dem 20. Jh., mit der durch den Kirchengemeindevorstand so unmissverständlich artikulierten Distanzierung, sondern war im Grunde genommen schon seit der Mitte des 19. Jh.s nicht mehr aufzuhalten. Der Traditionszweig des slowenischen Reformationswerkes auf dem Boden der Evangelischen Kirche in Österreich war unweigerlich verloren gegangen, er konnte sich nur mehr als »musealer Gedanke« und kenntnisreich dokumentiert im Diözesanmuseum in Fresach (Breže) in die Gegenwart hinüberretten (→ Windische).

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Ahacel, Liederbuch

Ahacel, Matija

dieser positiven Breitenwirkung der Gesellschaft war A.s Idee, für das ganze Land 23 zuständige Korrespondenten zu nominieren, die als Verbindungsglieder Berichte über den Zustand des jeweiligen Gebietes liefern sollten. Auch an der Formulierung der 1830 genehmigten Statuten war A. wesentlich beteiligt. Die Anlage eines in Klagenfurt/Celovec noch fehlenden öffentlichen botanischen Gartens war A. ein persönliches Anliegen. Er realisierte ihn auf seinem Privatgrund in der Klagenfurter Viktringer Vorstadt/Vetrinjško predmestje und stellte ihn der Ackerbaugesellschaft zur Verfügung. Der Garten erhielt 1831 einen öffentlich-rechtlichen Status, nachdem er in das Eigentum der Gesellschaft übergegangen war. Das Areal diente zur Erprobung wenig verbreiteter Nutzpflanzen, der Obstbaumzucht oder dem Versuchsanbau von vegetabilen Surrogaten für Kaffee. Der Garten hatte auch eine Lehrfunktion im Naturgeschichteunterricht. Der zweite Aspekt ist A.s Bedeutung und Ausstrahlungskraft als Pädagoge. Es gelang ihm, sowohl bei seinen Schülern, wie auch bei seinen Mitmenschen das Interesse für Naturgeschichte zu wecken. Dass er besonders prägend wirkte, beweist einer seiner berühmtesten Schüler, Friedrich → Welwitsch, der botanische Erforscher Angolas. Ein Bereich des Gartens war nach dem gängigsten System der Zeit, nach dem Carls von Linné, geordnet. Im Garten wurde demnach theoretisches Wissen der Systematik vermittelt. Zugleich wurde er auch als Versuchsgarten genutzt, was eine geglückte Symbiose der Vermittlung von Theorie und Praxis belegt. A.s eigene Naturaliensammlung stand seinen Studenten und anderen Interessierten ebenfalls zur Verfügung, allerdings blieb sein Einsatz für die Gründung eines in Kärnten/Koroška noch fehlenden Museums wegen einer Choleraepidemie und mangels eines entsprechenden Gebäudes zunächst noch erfolglos. Indem A. testamentarisch verfügte, dass sein ganzer Besitz von der Ackerbaugesellschaft öffentlich verkauft und in die Förderung des Schulwesens investiert würde, wirkte er über seinen Tod hinaus. Sammeln im Sinne des Zusammentragens von Daten, Wissen und Objekten bildete eine auf allen Gebieten grundlegende Aktivität A.s. Sie war lokalpatriotisch motiviert und auf die Kultur und Natur von Kärnten/Koroška bezogen. Das Sammeln slowenischer Lieder ist besonders hervorzuheben. Es ist die dritte Aktivität, die mit A.s Person verbunden ist. Lange vor Thomas → Koschat, der sich persönlich der Komposition deutschsprachiger Kärntner Lieder widmete, ging es A. in einer eigenen

Publikation Pesme po Koròshkim (1833) um die Dokumentation von slowenischen → Liedern (vgl. A. M. → Slomšek). A., der in einem Bewerbungsschreiben von sich angegeben hatte, dass er sich »slavisch, deutsch, lateinisch, italienisch, französisch und griechisch zu verständigen vermochte«, nannte seine Muttersprache, die ihm ein wichtiges Anliegen war, hier nicht zufällig an erster Stelle. Infolge des Einflusses der Romantik und einer Konzentration auf die lokale Kultur etablierte sich diese Hinwendung zur bewussten Darstellung des bisher in Kärnten/Koroška kulturell eher marginalisierten Slowenisch als lebendiges ethnografisches Programm, das auch von Urban → Jarnik und Matija → Majar getragen wurde. Nach der Einführung des Slowenischen 1821 im → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec übergab er diesem slowenische Bücher als Spende. Dass A. sich auch einem vierten Betätigungsfeld, der angewandten Meteorologie, widmete, ist am wenigsten bekannt. Als Professor der Mathematik betreute er auch die Sammlung von Instrumenten, die er für die regelmäßige Wetterbeobachtung nutzte. Eine kontinuierliche, bis zur Gegenwart reichende, ununterbrochene meteorologische Messreihe in Klagenfurt/Celovec, beginnend 1806, ist A.s persönliche Initiative. Bereits 1812 nützte er das Intelligenzblatt der Klagenfurter Zeitung und später ab 1814 die → Carinthia, um Listen der Ergebnisse von dreimal täglich vorgenommenen Thermometer-, Barometer- und Hygrometer-Ablesungen periodisch zu veröffentlichen. Schon 1830 thematisierte er den innovativen Gedanken eines über das Land verteilten Messnetzes, an dem sich Freiwillige beteiligen könnten, ein Plan, der nicht zuletzt von Johann Prettner, A.s Schüler, ab 1846 in die Realität umgesetzt wurde. Dass Kärnten/Koroška in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s über das dichteste funktionierende Messnetz innerhalb der habsburgischen Länder verfügte, geht auf A.s Wirken zurück. Dabei ging es ihm als Agronomen darum, mögliche Zusammenhänge zwischen Witterungsverhältnissen und Ernteerträgen darzustellen. Werke  : Übersicht und Vergleichung der meteorologischen Beobachtung zu Klagenfurt. In  : Car 4/14–15 (1814)  ; Die Kultur des Kaffee-Stragels. In  : Car 15 (1825) 41–44  ; Bericht über den Erfolg des unter Prämienaussetzung zu Lindenhain 1830 stattgefundenen Probepflügens. In  : Blätter für Landwirtschaft und Industrie 1 (1831) 70–74  ; M. Ahazel  : Pesme po Koròshkim ino Shtajarskim snane, enokoljko popravlene ino na novo sloshene. V Zelovzi 1833 (3 1855). Lit.: Wurzbach, SBL  ; ÖBL  ; ES  ; OVSBL. – T. Lanner  : Nekrolog nach Mathias Achazel. In  : Mittheilungen über Gegenstände der

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Aichholzer, Franz

einer wirtschaftlichen wie politischen Reorganisation der Kärntner Slowenen nach der Volksabstimmung bewusst und wurde Ausschussmitglied des bedeutenden Vereins → Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten]. Er engagierte sich auch im Bankwesen. Ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor der Kärntner Slowenen waren seit den 1870erJahren die slowenischen Darlehenskassen (→ Genossenschaftswesen). A. wirkte als Gründungsmitglied bzw. Mitglied bei mehreren dieser Darlehenskassen, so in Latschach/Loče (gegründet 1886), St. Stefan bei Marianne Klemun Mallestig/Šteben pri Maloščah (gegr. 1910) und bei der slowenischen Darlehenskasse in Ledenitzen/Ledince Aichholzer, Franz (Franc, Fran, * 12. Februar 1884 (gegr. 1929). Nach der Volksabstimmung musste für Unteraichwald/Dobje [Finkenstein/Bekštanj], † 5. Ok- diese Darlehenskassen ein neuer Dachverband in Klatober 1976 ebd.), Pädagoge, Redakteur, Publizist. genfurt/Celovec gegründet werden, die Zveza koroških A. absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Klagen- slovenskih zadrug v Celovcu. A. war deren Gründungsfurt/Celovec. Sein Slowenischprofessor war der Histo- mitglied. Er war einer der wenigen zweisprachigen riker Josip → Apih. Als zweisprachiger Lehrer bekam Lehrer, die Kärnten/Koroška nach der Volksabstimer seine erste Anstellung in Kotlje in der → Mežiška mung 1920 nicht verlassen mussten (→ Vertreibung dolina (Mießtal). Hier unterrichtete er Lovro und 1920). A. verfasste Abhandlungen zur SchulthemaAlojzij → Kuhar. Er setzte sich für die slowenische tik und war Sekretär des Slowenischen Schulvereins Sprache in allen gesellschaftlichen Bereichen ein, was (→ Slovensko šolsko društvo). zahlreiche Versetzungen zur Folge hatte. Während des Ersten Weltkrieges war A. provisorischer Schulleiter in Quellen  : Privatbesitz [Nachlass]. Latschach ober dem Faaker See/Loče ob Baškem jezeru Lit.: ES  ; OVSBL. – J. Stergar, V. Sima  : Aicholzer, Franz. In  : S. Karund anschließend übernahm er die Leitung der privat ner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klageführten Schule → Narodna šola in St. Jakob im Ro- genfurt/Celovec [e. a.] 2005, 294  ; S. Trießnig  : Ravnatelj Franc Aichsental/Šentjakob v Rožu. Während der jugoslawischen holzer – vidna osebnost koroških Slovencev 20. stoletja. In  : KMD (2008) Verwaltung in → Südkärnten/Južna Koroška wurde er 119–122. zum Schulinspektor für den Bezirk → Ferlach/BorovSimon Trießnig lje ernannt. Dieser Anstellung sollte nach der Kärntner → Volksabstimmung ein jahrelanger Rechtsstreit um Aichwalder, Marija, vlg. Skandolf (* ca. 1913–2006, seine Staatszugehörigkeit folgen. Erst 1924 bekam er Diex/Djekše), Liedersammlerin, → Liedersammlung, eine Dienststelle als Lehrer an der einsprachigen deut- handschriftliche. schen Schule in Eisentratten in Oberkärnten/Zgornja Koroška zugewiesen. 1928 folgte die nächste Verset- Akademie der slowenischen Priesterseminaristen zung nach Fellach/Bela bei → Villach/Beljak. Hier un- → Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu. terrichtete er bis 1938 und war auch Schulleiter. Während seiner Suspendierung als Lehrer wurde A. Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu 1921 erster Redakteur des neu  gegründeten sloweni- [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen]. schen Wochenblatts → Koroški Slovenec. Auf kulturel- Die A. wurde formal 1848 gegründet und zählt zu jeler Ebene gründete er gemeinsam mit Josip → Ogris, nen slowenischen »Vereinen« bzw. Vereinigungen in dem Pfarrer von Latschach/Loče, den slowenischen Klagenfurt/Celovec mit der längsten Tradition (→ VerBildungsverein → Jepa, der nach dem Ersten Welt- einswesen). Die Grundlagen dafür legte Anton Martin krieg die organisierte Kulturarbeit in der Region zwi- → Slomšek mit seinem mehrere Jahrzehnte langen schen Mittagskogel/Jepa und Faaker See/Baško jezero Wirken für eine größere Präsenz des Slowenischen im belebte und fortführte. A. war sich der Notwendigkeit öffentlichen Leben in Kärnten/Koroška. Die A. war Landwirthschaft und Industrie Kärntens 3 (1846) 2–4  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 2. [Ljubljana] 1895, 196–197  ; A. M. Slomšek  : Matija Ahacel. In  : Koledar 1876 za prestopno Leto. Celovec, 63–72  ; M. Klemun  : Die naturgeschichtliche Forschung in Kärnten zwischen Aufklärung und Vormärz. Phil. Diss. Wien 1992, 4 Bde., bes. 104–107 u. 655–657  ; M. Klemun  : Wissenschaftliche Gartenanlagen in Klagenfurt vor der Gründung des eigentlichen Botanischen Gartens (1862). In  : Wulfenia 2 (1993) 3–7  ; M. Klemun  : Aufbau und Organisation des meteorologischen Meßnetzes in Kärnten (19. Jahrhundert). In  : Car II 184/104 (1994) 97–114  ; M. Klemun  : Zur Geschichte der ältesten und höchsten meteorologischen Station der Habsburger Monarchie auf dem Obir (1846–1948). In  : Der Hochobir, Aus Natur und Geschichte (Hg. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten). Klagenfurt 1999, 84–94.

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Franc Aichholzer

Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu

Tamburizzachor der Priesterseminaristen, 1903, Archiv Nužej Tolmajer, Radsberg/ Radiše

nie ein »Verein« im zivilrechtlichen Sinn, sondern eine »innerkirchliche« Organisation der Diözese → Gurk/ Krška škofija, deren Statuten vom jeweiligen Bischof bestätigt wurden. Als 1848 das Vereinsleben der Slowenen in Klagenfurt/Celovec aufblühte, schlossen sich der slowenischen nationalen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) auch die slowenischen Theologiestudenten am Klagenfurter → Priesterseminar an, die in jener Zeit mehr als zwei Drittel aller Studenten ausmachten. Das Klagenfurter Priesterseminar bildete nämlich Priester für die Diözese Gurk/Krška škofija wie auch für die überwiegend slowenische Diözese → Lavant/Lavantinska škofija aus. Die erste Aufgabe der A. war, den Mitgliedern Unterricht in slowenischer Sprache anzubieten, da die angehenden Priester neben der fachlichen Ausbildung auch die Sprache der Gläubigen beherrschen mussten. Die Sprache war aber auch ein Attribut der ethnischen Zugehörigkeit, weshalb die Mitglieder der A. das Slowenische im alltäglichen beruflichen wie auch privaten Leben verwenden sollten. Die Priesterseminaristen übten sich in slowenischen Predigten, im Schreiben und in Auftritten. Sie richteten auch eine eigene Bibliothek ein. Die A. unterstützte bei den jungen Seminaristen die Liebe zur slowenischen Sprache und → Identität und bereitete sie auf ihre seelsorgliche und kulturpolitische Arbeit bei den Slowenen vor. Wegen der Notwendigkeit, die Sprache der Gläubigen zu beherrschen – was im Übrigen auch von

der Diözese Gurk/Krška škofija durchgehend betont wurde –, lernte ein bedeutender Anteil der deutschsprachigen Seminaristen zumindest bis zur Mitte der 60er-Jahre des 19. Jh.s, d. h. bis zum Aufkommen des deutschen Liberalismus und des verschärften Nationalitätenkampfes, Slowenisch. 1865 wurde auch eine deutsche Akademie »Eichenlaub« gegründet, die zwei Jahre tätig war. 1891 gründeten die Priesterseminaristen deutscher Muttersprache ihre eigene »Deutsche Akademie«. Zwischen den beiden Akademien kam es zeitweilig zu Reibereien und Gegensätzen, die von der Leitung des Priesterseminars auch sanktioniert wurden. Bereits seit der Gründung der slowenischen A. gaben die slowenischen Seminaristen das handgeschriebene Blatt Venec heraus, das später in Lipa umbenannt wurde (→ Publizistik). Die Zeitschriften dienten der Festigung der Kenntnisse in slowenischer Sprache, in der die Seminaristen ihre Beiträge publizierten. Die A. stand in Verbindung mit den Seminaren in → Maribor, → Ljubljana und → Gorizia/Gorica/Görz, zeitweise auch mit dem Priesterseminar in Brno (Brünn), Djakovo und Lviv (Lemberg). Nach dem Weggang der Lavantiner Seminaristen nach Maribor 1859 ging die Bedeutung und Vitalität der A. stark zurück, so dass ihre Tätigkeit 1874 sogar gänzlich zum Erliegen kam. Mitte der 80er-Jahre des 19. Jh.s folgte ein Versuch der Seminarleitung, angesichts der verschärften nationalen Verhältnisse eine gemeinsame Akademie, die sog. »Karlsakademie« (Karlova akademija), einzurichten, in die alle Seminaristen verpflichtend einbezogen wurden. Bereits nach gut einem Jahr kam auch ihre Tätigkeit wahrscheinlich wegen der nationalen Konflikte zum Erliegen, sodass der Versuch, eine nationale Wechselseitigkeit im Klagenfurter Priesterseminar einzuführen, ruhmlos scheiterte. Bis zur ersten Wiederbelebung der Aktivitäten der slowenischen A. kam es am Ende der 80er-Jahre des 19. Jh.s, als ins Klagenfurter Priesterseminar eine größere Zahl slowenischer Studenten und Studenten aus anderen slawischen Ländern der Monarchie (vor allem aus Böhmen und Mähren) eintraten. Der wichtigste Initiator der erneuerten A. war Matej → Ražun, der im Studienjahr 1887/88 daranging, den »Geist Slomšeks« zu beleben. Die Hauptversammlung zur Erneuerung der A. fand am 2. Februar 1888 statt. An dieser nahmen 26 Seminaristen teil. Wahrscheinlich führte der Tod Andrej → Einspielers, der einige Wochen zuvor am 16. Jänner 1888 verstorben war, dazu. Dieses Ereignis rief gleichsam noch mehr nach der Gründung einer Vereinigung, deren Ziel

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Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu

die Pflege und Förderung der Liebe zur → Muttersprache in der Tradition von Slomšek und Einspieler sein sollte. Die slowenische A. zählt zwar zu den national defensiven Vereinigungen, war jedoch nicht im selben Maß national aggressiv wie ihr deutsches Pendant. Bereits im November 1888 wurde beschlossen, die handschriftliche Zeitschrift → Bratoljub zu gründen, die in der Tradition der Vorgängerblätter stehen würde. Die slowenische Sprache wurde vor allem im Rahmen von Akademiestunden geübt, in denen verschiedene Themen mit Bezug zu den Slowenen und ihrer Geschichte im Vordergrund standen. Besonders wurde mit Vorträgen und in darauf folgenden Diskussionen die Liebe zur Muttersprache, zu den Slowenen und zur Religion betont, es fehlten aber auch nicht andere, z. B. soziale oder wirtschaftliche Themen. Zudem nahmen die slowenischen Priesterseminaristen an Sommerstudientreffen teil, wo sie aktiv mit Referaten und bei der Organisation mitwirkten. Sie pflegten aktiv Kontakte zu slowenischen Schülern an verschiedenen Mittelschulen in Kärnten/Koroška. Stets suchten sie auch den Kontakt mit ähnlichen Vereinen und Aktivisten im weiteren slowenischen ethnischen Gebiet. In der Öffentlichkeit trat die A. zu Beginn des Studienjahres und bei Abschlussveranstaltungen in Erscheinung sowie im Rahmen von feierlichen Akademien, wo sie ihre Tätigkeiten vorstellte. In den 90er-Jahren des 19. Jh.s begann im Rahmen der A. auch der Chor Pobratimija zu wirken, am Ende des Jh.s auch der erste slowenische Tamburizzachor in Kärnten/Koroška, der vor allem bei Feierlichkeiten und Veranstaltungen der A. und des Seminars auftrat (→ Chorwesen, → Tamburizzamusik). Die A. wurde vom Vorstand (načelništvo) geleitet, der sich aus einem gewählten Präsidenten sowie einem Sekretär, einem Kassier und einem Bibliothekar zusammensetzte, die auf Vorschlag des Präsidenten gewählt wurden. Später gesellte sich zum Vorstand noch der Redakteur des Bratoljub sowie der Chorleiter des Pobratimija. Der Vorstand traf monatlich zusammen. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh.s spiegelt sich der verschärfte Nationalitätenkampf auch im Wirken der Seminaristen wider. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die A. regelmäßig mehr als 20 Mitglieder, danach wurde diese Zahl nur noch ausnahmsweise in den Jahren unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg übertroffen. Eine Folge der Aktivität der slowenischen Seminaristen im Rahmen der A. war, dass sich diese in den schicksalshaften Momenten des Landes für den An-

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schluss zum Königreich SHS (→ Jugoslawien) aussprachen und dort mehr Sicherheit für die Slowenen sahen als in der Republik Deutsch-Österreich. Folge dessen war die Verfolgung und → Vertreibung zahlreicher slowenischer Priester im Zuge bzw. nach der → Volksabstimmung 1920 (→ Militärgerichte). Der Erste Weltkrieg, die fortschreitende → Germanisierung und der Liberalismus führten zu einem starken Rückgang der Priesterkandidaten allgemein und somit auch der Mitglieder der A., die 1921 wieder ihre Tätigkeit in ähnlicher Weise wie zuvor aufnahm. Die Aktivitäten wurden durchgehend von slowenischen Priestern in Kärnten/Koroška getragen. Die A. brachte slowenische Priester hervor, die vielfach die slowenische geistige und teilweise auch die slowenische politische Elite an der Spitze der slowenischen kulturellen und politischen Organisationen bildeten (→ Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem, Rudolf → Blüml  ; Janez → Starc). Die slowenische Priesterschaft setzte so ein Gegengewicht zum Prozess der → Assimilation und gewaltsamen Germanisierung, der ohne sie noch viel rascher vonstattengegangen wäre. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die A. ihre Tätigkeit ein, die mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien auch formell beendet wurde. Da die nazistischen Machthaber 1938 das Gebäude des Klagenfurter Priesterseminars am Lendkanal beschlagnahmt hatten, musste das Seminar zunächst nach St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) und 1943 nach Gurk (Krka) ausweichen. Dort nahm die slowenische A. ihre Tätigkeit im Studienjahr 1946/47 wieder auf, und zwar in ähnlicher Weise wie in den Jahren vor dem Krieg, wobei jedoch die slowenischen Seminaristen keinen Kontakt mit ihren Kollegen aus Slowenien mehr hatten. Akademische Stunden zu nationalen und sozialen Fragen gab es weniger. 1953 kehrte das Priesterseminar wieder nach Klagenfurt/ Celovec zurück. Die Wirkungsweise war in jener Zeit nicht mehr so breit gestreut wie zuvor. Die Zahl der Priesterseminaristen ging zurück und 1971 wurde das Seminar auf Salzburg übertragen. Gegen Ende ihrer Tätigkeit nahm die A. auch slowenische Laienpriester auf, Kontakte wurden auch zu Priesterseminaristen in Ljubljana gesucht. 1995 siedelten die Seminaristen nach Graz. Mitte der 90er-Jahre des 20. Jh.s stellte die slowenische A. formell ihre Tätigkeit ein. Archive  : ADG, MS Nr. 448 (nicht nummerierte Seiten = Sitzungs-

protokolle der Akademiestunden vom 2.  2. 1888 bis zum 30.  11.

Akkulturation

1901  ; Arhiv slovenskega znanstvenega inštituta (ASZI), MS von 31. 10. 1915 bis 2. 7. 1939, u.a. Lit.: V. Müller  : Das Diözesanseminar und die theologische Lehranstalt in Klagenfurt. In  : H. Zschokke  : Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich. Wien/Leipzig 1894, 725–743  ; mi [Mirko Isop]  : Akademija slovenskih bogoslovcev v luči preteklosti, sedanjosti in prihodnosti. In  : Vera in dom, Celovec, leto 18/1966, Nr. 9, S. 141  ; Nr. 10, S. 155  ; leto 19/1967, Nr. 1, S. 13  ; Nr. 2, S. 26–27  ; Nr. 3, S. 58  ; Nr. 4, S. 59–60  ; Nr. 5, S. 75–76  ; Nr. 6, S. 92–93  ; Nr. 7, S. 106  ; Nr. 8, S. 123–124  ; Nr. 9, S. 138  ; Nr. 10, S. 155  ; J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979. In  : Aus Forschung und Kunst 22. Klagenfurt 1980  ; H. Rumpler  : Katholische Kirche und Nationalitätenfrage in Kärnten. Die Bedeutung des Klagenfurter Priesterseminars für die Ausbildung des slowenischen Klerus (1848–1920). In  : Südostdeutsches Archiv 30/31, München (1987/1988), 40–77  ; M. Šulc, J. Stergar  : Akademija slovenskih bogoslovcev, Organizacije, društva, ustanove in glasila koroških Slovencev v Avstriji v letu 1991. In  : Vestnik koroških partizanov, l. 25 (1991) Nr. 3–4, S. 69  ; A. Malle  : O dolžnosti vernikov in narodni disciplini. Zapleteni odnosi med krškim ordinariatom in koroškimi Slovenci v prvem desetletju po zlomu monarhije odnosno po plebiscitu. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Problemfelder der Geschichte und Geschichtsschreibung der Kärntner Slovenen/Problemska polja zgodovine in zgodovinopisja koroških Slovencev. (=  Unbegrenzte Geschichte/ Zgodovina brez meja 1). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995, 33–75  ; P. G. Tropper  : Vom Missionsgebiet zum Landesbistum. Organisation und Administration der katholischen Kirche in Kärnten von Chorbischof Modestus bis zu Bischof Köstner. Klagenfurt 1996  ; D. Grafenauer  : Kratka biografija slovenskih duhovnikov Podgorca, Ražuna in Limpla s poudarkom na njihovem delovanju v Akademiji slovenskih bogoslovcev v Celovcu. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung  : die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slovenen/Vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev (=  Unbegrenzte Geschichte, Bd. = zv. 10). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 321–343  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärtner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.), Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje (Unbegrenzte Geschichte/Zgodovina brez meja 10, Celovec [e. a.] 2003), 143–221  ; A. Malle  : Kirche und Kärtner Slowenen im 20. Jahrhundert. Zur Problematik des gesellschaftspolitischen Engagements von Geistlichen. In  : S. Karner (Hg.) Kärnten und die nationale Frage = W. Drobesc, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit, Band 2. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 219–247  ; A. Malle  : Akademija slovenskih bogoslovcev. In  : M. Vrečar (ur.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Celovec 2007, 87–167.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

bezeichnet im slowenischen dialektalen Sprachgebrauch die Lautverschiebung von e →  a (z. B. žana ← žena [Ehefrau], zalan ← zelen [grün], praprat ← praprot [Farn]) (→ Dialekt, → Terminologie). Akanje

Lit.: A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument.php?id=55578  ; A. Benko  : http://narecna-bera.si/ (7.11.2013).

Bojan-Ilija Schnabl

Akkomodation, → Inkulturation. Akkulturation. Die A. ist ein generationenübergreifender Prozess der graduellen Angleichung in Sprache und Kultur von Personen in einem sozial dominanten Umfeld, der im Wesentlichen ohne äußeren kollektiven wirtschaftspolitischen, gesellschaftlichen und psychosozialen Zwang stattfindet. Dieser Prozess kann folglich, auf das Individuum bezogen, als integriert angesehen werden. A. ist ein vielfach auftretendes, individuelles Phänomen des Sprach- und Kulturwechsels in der Neuzeit, das häufig in Verbindung mit Migration in Erscheinung tritt (→ Binnenwanderung  ; → Emigration  ; → Identität, territoriale). Von einer A. kann man in Kärnten/Koroška insbesondere in der mittelalterlichen Phase der Fernkolonisierung bis zum 12. Jh. und der folgenden Binnenkolonisierung bis zum 15. Jh. ausgehen, mit der eine Konsolidierung und Vereinheitlichung des ethnischen Raums beiderseits der → Sprachgrenze einhergeht (→ Sprachwechsel, mittelalterlicher  ; → Landessprache). Häufig wird im gesellschaftlichen ebenso wie im wissenschaftlichen Diskurs in Kärnten/Koroška jedoch der Begriff der A. mit jenem der → Assimilation verwechselt bzw. vermengt. Wenn etwa von einer mehr als »tausendjährigen« engen Verwobenheit beider Sprachen und Kulturen in Kärnten/Koroška gesprochen wird, um das Phänomen des rasanten Sprachwechsels in der jüngeren Geschichte zu erklären, so wird die Tatsache verschwiegen, dass der mittelalterliche Sprachwechsel sprachsoziologisch kaum etwas gemein hat mit dem sozialen Strukturwandel und der politisch intendierten → Germanisierung ganzer Regionen oder sozialer Gruppen ab dem Ende des 18. Jh.s und vor allem Ende des 19. und im 20. Jh.s. Diesbezügliche »sozialdarwinistische Ansätze« (teilweise durchaus aufgrund von kognitiven Dissonanzen) stellen die Einseitigkeit des Prozesses in jüngeren historischen Phasen nicht nur nicht infrage, sondern begründen und rechtfertigen diese pseudowissenschaftlich und ideologisch (→ Wutte  ; → Windischentheorie  ; → Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner  ; → Germanisierung, statistische). Gleichzeitig suggerieren sie eine unterschiedliche Wertigkeit der Sprachen und Kulturen. Damit werde nach Grafenauer das Resultat der Politik des 20 Jh.s in die graue Vergangenheit zurückverlegt ebenso wie die Verantwortung dafür. Damit aber machen sie den konzeptuellen Schritt von einer nach Innen orientierten Geschichtsromantik zu einer politisch manipula-

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Alasia da Sommaripa

tiven, exklusivistischen Geschichtsverfälschung und -instrumentalisierung, die auch vor der Negation von Grund- und Menschenrechten der als → »Minderheit« bezeichneten slowenischen Volksgruppe nicht scheuen (→ Assimilation und PTBS  ; → Geschichtsschreibung  ; → »Entethnisierung«). Lit.: H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980  ; B. Grafenauer (Hg.)  : Urban Jarnik (1784–1844), Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji Koroške. Klagenfurt/Celovec 1984, 99  ; Comité européen pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.)  : Gemeinsam oder getrennt  ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten am Beispiel der Schulfrage, Bericht einer internationalen Beobachterkommission 1985. Basel 1985  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848. (Phil. Diss.). Wien 1986, VII, 562 S.; R. Wörsdörfer  : Südosteuropa an Rhein und Ruhr, Die »westfälischen Slowenen« 1880–1941. In  : U. Brunnbauer, A. Helmedach, S. Troebst (Hg.)  : Schnittstellen, Gesellschaft, Nation, Konflikt und Erinnerung in Südosteuropa, Festschrift für Holm Sundhaussen zum 65. Geburtstag. München 2007, 95–110  ; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem – Slowenisch in der Schule, Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; V. Wakounig  : Der heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung, Die zweisprachige Schule in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindrom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130.

Bojan-Ilija Schnabl

Alasia da Sommaripa (* 1578 Sommariva, † 1626 Rom), Historiker, Philologe, vgl.: → Dreikönigssingen  ; → Grammatik  ; → Standardsprache  ; → Volkslied, geistliches  ; → Oblak, Vatroslav. Albarius, dux, → Duces Carantanorum. Albrecht, Kaspar (* 18. Jänner 1788 Replach/Replje [Bleiburg/Pliberk   ?], † 13. August 1861 Klagenfurt/ Celovec), Geistlicher. Aus armen Verhältnissen stammend, konnte A. erst spät und mit der Unterstützung von Wohltätern sein Studium beginnen. Nach Absolvierung des → Priesterseminars in Klagenfurt/Celovec und der Priesterweihe im Herbst 1815 wurde er Kaplan in → Bleiburg/Pliberk und danach 1816 in Eberndorf/Dobrla vas. Zwischen Ende 1816 und Sommer 1817 studierte A. auf dem höheren Priester-Bildungs-Institut → Frintaneum in Wien, kehrte aber bald wieder nach Bleiburg/Pliberk zurück. Im Frühjahr 1818 wurde er Spiritual des Pries-

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terseminars in Klagenfurt/Celovec. Im Amt blieb er bis zum Frühjahr 1826, als er innerhalb von zwei Tagen Dompfarrer zu St.  Andrä/Šentandraž, Dechant des dortigen Dekanats, Kanonikus des Domkapitels und Konsistorialrat wurde. Im Frühjahr 1847 wurde A. zum Domdechanten ernannt  ; er bekleidete das Amt bis zu seinem Tod. Als Spiritual des Klagenfurter → Priesterseminars übte A. großen Einfluss auf seine Studenten und den späteren slowenischen Bischof von → Lavant, Anton Martin → Slomšek, aus. Er verfasste im Jahre 1823 als Erster in den innerösterreichischen Ländern (→ Innerösterreich) einen Ritus celebrandi Missam [Wie die hl. Messe gefeiert werden muss], welcher als Hilfsmittel für die Theologiestudenten gedacht war. Als Student schrieb Slomšek ihm zu Ehren das Gedicht Zvezda svetih treh kraljev [Der Stern der Hl. Drei Könige] und er hielt »seinem treuen Freund«, den er zeitlebens sehr verehrte, auch die Trauerrede. Quellen  : NAŠMb, Kartoteka duhovnikov. Werke  : Ritus celebrandi Missam. Klagenfurt 1823. Lit.: A. M. Slomšek  : Das letzte Lebewohl am Grabe des Hochwürd.

Herrn Kaspar Albrecht, influierten Domdechantes von Lavant. Graz 1861  ; F. Kovačič  : Zgodovina lavantinske škofije. Maribor 1928, 392, 435 und 438  ; A. Hozjan  : Kaspar Albrecht. In  : K. H. Frankl, P. G. Tropper (Hg.)  : Das »Frintaneum« in Wien. Klagenfurt 2006, 126. Žiga Oman

Albreht, Ivan (Ps. Ivan Gregorjev, I. Petrovič, Ivan

Gnjevoš, Ivan Hrast, Teta Meta, * 7. Mai 1893 Hotedršica [Logatec, Notranjska], † 12. Juli 1955 Ljubljana), Erzähler, Dichter, Publizist. Nach dem Gymnasium in Ljubljana ging A. 1913 nach Graz, um Naturgeschichte zu studieren. In der Zwischenkriegszeit arbeitete er als Publizist, Kritiker, Beamter am Sozialamt und an der Universität, zeitweise auch als Freiberufler. Vorrübergehend war er Redakteur der politischen Bauern-Zeitschrift Gruda (1924–1941) und Mladina (1924–1929), Koredakteur der radikalen Tageszeitung Jutranje novosti (1923) und der Buchreihe Splošna knjižnica (1923–1928). Während des Volksbefreiungskampfes (Narodnoosvobodilna borba, NOB) verurteilten ihn die italienischen Besatzer zum Tode, die Strafe wurde jedoch auf 20 Jahre Haft abgemildert. A. verfasste zahlreiche kritische Beiträge und publizierte im → Slovenec, → Slovenski narod, Glas Naroda sowie dem Kalender → Koledar Slovenske Koroške (KSK), den Jugendblättern Zvonček, Angelček u. a. Er war der Autor des ersten slowenischen, von Maksim Gaspari illustrierten Bilderbuchs in Gedichtform für Kinder (Mlada

Aleksandrinke

Ivan Albreht, Foto Maja Francé

greda [Das junge Beet] 1920). Jakob Šlebinger, 1910– 16 Redakteur der Literaturzeitschrift → Ljubljanski zvon, wollte A.s Gedichte anfangs nicht veröffentlichen. Erst eine Intervention Ivan → Cankars, der A.s schriftstellerisches Talent erkannt hatte, ebnete ihm den Weg in dieses elitäre Literaturblatt. Unter seinem Einfluss entstanden neben moderner Lyrik (Slutnje [Vorahnungen] 1919, Eros inferi 1938) und naturalistischer, realistischer Prosa (Malenkosti [Kleinigkeiten] 1920) Theaterstücke (Sestrica gre [Das Schwesterchen geht] 1932), Kinder- und Jugendliteratur (Sirota Jerica [Die Waise Jerica] 1929). Obwohl A.s Prosawerk noch romantisch-sentimentalistische Züge erkennen lässt, beweisen seine Arbeiten, dass er sich vom traditionellen Regelkanon bereits befreit hatte und empfänglich war für modernere Strömungen. Seine Gedichte etwa gehen ins Expressionistische über. Seine Werke spielen meist im bäuerlichen Milieu, beschreiben nicht selten den Krieg und bilden oftmals Ereignisse und Orte aus seiner Heimatregion ab (Dom na Slemenu [Der Hof Sleme] 1932). Nach der Absolvierung des Wehrdiensts heiratete A. nach Dollich/Doli bei Ferlach/Borovlje, wo er einige Jahre lebte und wirkte, was sich in seinem Prosawerk widerspiegelt, in dem sein slowenisches Identitätsbewusstsein stets zum Ausdruck kommt (Zlato srce [Das goldene Herz], in  : Domovina 1926). Besonders gerne thematisierte er das Rosental/Rož (Paberki iz Roža [Erlesenes aus dem Rosental] 1920), wobei sein Fokus auf das nationale soziopolitische Dilemma im postplebiszitären Kärnten/Koroška gerichtet war. In seinem Gedichtzyklus Koroška pisma (in  : Prisluškovanje [Der Lauschangriff ] 1926) herrscht angesichts der → Volksabstimmung und in weiterer Folge des Verlusts des slowenischen Kulturgebiets ein melancholischer, fast düsterer Ton vor. Im Gedicht Od Celovca do Beljaka [Von Klagenfurt bis Villach] bezeichnet er Maria Saal/ Gospa Sveta als Wiege des slowenischen Volkes in Kärnten/Koroška, das jetzt unter fremder Vorherrschaft unfrei, schwach und zerstreut sei. Wegen der kulturellen Isolation emigrierte letztlich auch A. wie viele andere slowenische Intellektuelle aus Kärnten/Koroška (→ Vertreibung 1920). Quellen/Web  : NUK, Kulturno turistično društvo Hotedršica, Knjižnica Logatec, www.dlib.si. Werke  : Paberki iz Roža. Ljubljana 1920  ; Malda greda. Ljubljana 1920  ; Dom na Slemenu. V Ljubljani 1932  ; Eros inferi. Maribor 1938  ; Črni žubelj. Ljubljana 1942  ; Sestrica gre  : igrokaz v enem dejanju. Ljubljana 1932.

Üb.: Heinrich Mann  : Srce  : novele. Ljubljana 1920. Lit.: SBL  ; OVSBL. – F. Zadravec  : Slovenska Koroška v prozi, pesmi

in drami od 1919 do 1942. In  : JiS 15 (1970) 7/8, 201–210  ; J. Vidmar  : Dva spomina. In  : Sodobnost 23 (1975) 10, 756–782  ; P. Zablatnik  : Literatur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten. Wien 1985, 175  ; M. Žebovec  : Slovenski književniki, rojeni od leta 1870–1899. V Ljubljani 2010, 211–212. Maja Francé

Albuin, hl. (Bischof 977–1006), → Hildegard von

Stein/Liharda Kamenska.

Aleksandrinke [Alexandrinerinnen], temporäre slo-

wenische Arbeitsmigrantinnen in Ägypten. Als A. werden die zahlreichen slowenischen, literaturüblich vornehmlich aus dem Görzer Gebiet stammenden slowenischen Ammen, Kindermädchen, Köchinnen, Hausmädchen und Gouvernanten bei reichen ägyptischen Familien genannt, wobei die Bezeichnung auf den wichtigsten Arbeitsort Alexandria Bezug nimmt. Der wirtschaftlich motivierte Migrationsstrom weiblicher slowenischer Arbeitskräfte entwickelte sich seit der Öffnung des Suezkanals 1869, durch die zunehmend ausländische Fachkräfte ins Land kamen. Diese temporäre Migrationsbewegung hatte als Ausgangspunkt die Hafenstadt → Trieste/Trst/Triest. Diese erlebte ihren großen Aufschwung, nachdem sie von Karl VI. zum Freihafen ernannt worden war. Sie breitete sich auf das umgebende ethnisch slowenische Gebiet aus und in der Folge hatte sie in absoluten Zahlen die größte Anzahl von slowenischen Einwohnern (56.000 Slowenen). Sie wurde zum Migrationsziel und Ausgangspunkt der → Emigration zahlreicher Slowenen aus dem weiteren Umland ebenso wie für die Gailtaler Slowenen. Die Migrationsbewegung nach Ägypten dauerte bis zum Zweiten Weltkrieg. Die letzten »Aleksandrinerinnen« kamen in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jh.s in ihren Pensionsjahren zurück in ihre Heimat. Erwähnenswert ist auch der hic loco von D. Grafenauer beschriebene Lebensweg des Rosentaler Arztes Dr. Karel → Pečnik, der ebenfalls in Alexandrien wirkte. Die Lebenswege von zwei Schwestern des Franc → Schnabl spiegeln die traditionelle Bindung der Gailtaler Slowenen an Trieste/Trst/Triest und dessen Möglichkeiten. Sie waren zeitweise in ihren jüngeren Jahren als Kindermädchen in Alexandria in Ägypten tätig. Laut Familienquellen war Josefa Schnabl (* 16. März 1874, † 1932) in Ägypten tätig, heiratete dort Ferdinand Münch und hatte drei Kin-

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Aleksandrinke Ansichtskarte aus ­ lexandrien, 21.12.1903, A recto (l.), verso (r.)

Ansichtskarte aus Kairo, 22.1.1904, recto (l.), verso (r.)

Ansichtskarte aus Kairo, 27.12.1905, recto (l.), verso (r.)

der (Elsa, Erwin, Ewald). In Alexandria war auch ihre Schwester Franc(k)a Schnabl (* 15. Februar 1887, † 10. Jänner 1968), die 1915 in → Villach/Beljak den Epidemiologen Dr. Herman → Vedenik ehelichte. Wie ihre Schwester sprach sie fließend arabisch. Auf einer Postkarte vom 29. Oktober 1907 an Gregor → Schnabl ist weiters eine »Lisa« mitunterzeichnet, möglicherweise Elisabeth Schnabl (* 16. September 1880, † 1. Februar 1937), eine weitere Tochter des Gregor Schnabl. Laut freundlicher Auskunft von Peter Wiesflecker war auch Theresia Müller (1883–1972), in zweiter Ehe verehelichte Wiegele, vlg. Drčnik (Achomitz/Zahomec), in ihrer Jugend in Ägypten tätig.

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Aus Achomitz/Zahomec war auch Marija Müller, vlg. Spahojneva Mojca (1887–1976). Sie war laut freundlicher Auskunft von Millka Kriegl ebenso zeitweise in Ägypten tätig. Weiterführende Forschungen wären angetan, weitere konkrete Beispiele dieser zeitweiligen Arbeitsmigration aufzuzeigen. Über 30 in einem Privatarchiv erhaltene Korrespondenz- vor allem aber Ansichtskarten ebenso wie Briefe an Franz Schnabl sen. (sowie jeweils eine Ansichtskarte an dessen Vater Gregor Schnabl und an den 1917 gefallenen Bruder Paul Schnabl) aus Ägypten aus den Jahren 1903 bis 1911 sowie jeweils eine Ansichts- und eine Korrespondenzkarte aus 1932 und

Allesch, Simon

1937, vornehmlich von Elsa und Ferdinand Münch, dokumentieren die familiären Bande jener Zeit über die Kontinente hinweg. Archive/Quellen  : Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/Za­ho­

mec), Milka Kriegl (Achomitz/Zahomec), Mira Schnabl (Klagenfurt/ Celovec), Paul Miroslav Schnabl (Magdalensberg/Štalenska gora). Lit./Web  : SEL (I. Miklavič-Brezigar  : aleksandrinke). – D. Makuc  : Aleksandrinke. Gorica 1993  ; K. Sturm-Schnabl  : Ideja romantične svobode in občutenje v poeziji Urbana Jarnika in Franceta Prešerna. Simpoziji o Urbanu Jarniku, zbornik predavanj. In  : Koroški etnološki zapisi 2 (2003) 43–62 (Anm. 3 zu den GailtalerInnen, die über Trieste/Trst/ Triest nach Ägypten gingen, S. 43, dort zitiert M. Gregorič  : Šumi Nil. In  : Ljubljanski zvon 21 [1901] 349–352)  ; G. Koncilja  : Ob stoletnici prihoda šolskih sester v Egipt  : 1908–2008. [Trst  : Šolske sestre sv. Frančiška Kristusa Kralja, 2008  ?]  ; D. Koprivec  : Descendents of the »Alexandrian women«  : revisits and pilgrimages tracing the migration of Slovene women to Egypt. In  : Migration, diaspora, pilgrimage  : ICOM-ICME Annual Meeting, Jerusalem, November 17-19, 2008, 25–26  ; I. MiklavčičBrezigar  : Aleksandrija – Po poteh in sledeh žena, deklet in šolskih sester na začasnem delu v Egiptu. In  : Glasnik SED 49/1,2 (2009), 89–91, www. sed-drustvo.si/publikacije/glasnik-sed/glasniki/glasnik-slovenskegaetnoloskega-drustva-49-12-2009  ; D. Koprivec  : Migracije otrok aleksandrink od tridesetih do šestdesetih let 20. stoletja. In  : J. Žitik Serafin (Hg.)  : Slovensko izseljeništvo v luči otroške izkušnje. Ljubljana 2011, http://isi.zrc-sazu.si/eknjiga/Zitnik-ur-2011.pdf (21. 6. 2014)  ; F. Però, P. Vascotto (Hg.)  : Le rotte di Alexandria  : convegno di studi, Trieste, 1–2 dicembre 2008 = Po aleksandrijskih pote  : simpozij, Trst, 1.–2. decembra 2008. Trieste 2011  ; V. Prinčič (Hg.)  : Blišč in beda aleksandrink  : projekt Aleksandrinke. Gorica 2008–2010 = Splendori e miserie delle alessandrine  : progetto Le alessandrine. Gorizia [2008–2010] = Splendôrs e miseriis des alessandrinis  : progjet Lis alessandrinis. Gurize [2008–2010]   ; [Übersetzungen  :] prevodi Služba za jezikovne identitete Pokrajine Gorica = traduzioni Servizio identità linguistiche della Provincia di Gorizia = traduzions Servizi identitâts linguistichis de Provincie di Gurize]. Gorica  : Zveza slovenskih kulturnih društev  : Pokrajina = Gorizia  : Unione dei circoli culturali sloveni  : Provincia = Gurize  : Union dai circui culturâi slovens  : Provincie, 2011  ; D. Koprivec  : Dediščina aleksandrink in spomini njihovih potomcev. Ljubljana 2013  ; M. Malešič (Hg.)  : Sledi služkinj in aleksandrink po Krasu, Brkinih in Vipavskem. Gorjansko  : Društvo Univerza za tretje življenjsko obdobje Kras, 2013   ; B.-I. Schnabl  : Koroške aleksandrinke – iz Zahomca v Aleksandrijo v mitičnem Egiptu. In  : KMD 2015. Klagenfurt/Celovec 2014, 50–53. Bojan-Ilija Schnabl

Alexandrien (Ägypten), → »Aleksandrinke« [Alexand-

rinerinnen].

Aljančič, Andrej (Alliantschitsch, *  21. November 1813 Kovor [Tržič, Gorenjska], † 9. April 1894 Klagenfurt/Celovec), Domkapitular, Schulinspektor, Bildungspolitiker. A. war einer der führenden slowenischen Geistlichen in der ländlichen Region. Einen Teil der Kindheit verbrachte er in St. Margarethen im → Lavanttal,

wo er bei seinem Onkel Deutsch lernte. Er besuchte das Untergymnasium in → St.  Paul/Šentpavel und das Obergymnasium in Klagenfurt/Celovec, den letzten Jahrgang in Ljubljana. A. studierte Theologie am Klagenfurter → Priesterseminar, wo Anton M. → Slomšek sein Spiritual und Slowenisch-Lehrer war. Nach der Ordination (1838) und der Kaplanstätigkeit in → Völkermarkt/Velikovec, → Eisenkappel/Železna Kapla und → St.  Andrä (Šentandraž) wurde er 1847 in St. Andrä (Šentandraž) (Diözese → Lavant) Kanonikus, 1848 Pfarrer in St.  Kanzian/Škocjan v Podjuni und 1855 Schulinspektor für das Dekanat Eberndorf/ Dobrla vas in der Diözese Lavant. Nach der Verlegung des Bischofssitzes von St.  Andrä (Šentandraž) nach → Maribor und der damit verbundenen Diözesanregulierung wurde A. 1862 Dechant in Völkermarkt/Velikovec und 1873 Kanonikus in der Diözese → Gurk/ Krška škofija und Mitglied des Bezirksschulrates für die Umgebung von Klagenfurt/Celovec. In Völkermarkt/ Velikovec forderte er mit geringem Erfolg die Verwendung der slowenischen Sprache in der Volksschule und vor allem im Religionsunterricht (→ Schulwesen). A. war Ausschussmitglied der → Mohorjeva. Seine soziale Einstellung äußerte sich in der finanziellen Unterstützung mittelloser Studenten, der Knabenseminare → Marianum in Klagenfurt und Ljubljana sowie des Vinzenzvereins. Quellen  : ADG, Personalakt Aljančič.

Lit.: SBL. – J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. 10. Bd. Klagenfurt [e. a] 2003, 143–221.

Josef Till

Aljaž, Jakob (1845–1927), → Volkslied, geistliches. »Alles, nur nicht slowenisch« (»Entslowenisierung«),

→ »Entethnisierung«.

Allesch, Arnold, vlg. Blatnik (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Allesch, Simon, vlg. Požaričnik (Kulturaktivist, Häft-

ling im KZ Dachau), → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling].

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Alpenslawisch

Alpenslawisch, slow. alpskoslovansko, ist wie Balkan-

slawisch, Balkanromanisch oder Alpenromanisch eine sprachgeografische Bezeichnung im Hinblick auf slawische → Orts- und → Personennamen in Österreich, Italien und Slowenien. Gelegentlich wird von österreichischen Historikern, Germanisten und Slawisten slawisch in dieser Kombination statt slowenisch auch ideologisch verwendet (→ »Entethnisierung«). In der slowenischsprachigen Literatur wurde alpskoslovansko sprachgeografisch seit 1936 von → Ramovš, in der deutschsprachigen Literatur seit 1964 von Kronsteiner verwendet, ethnonymisch (die Alpenslawen) seit 1909 von A. Dopsch. Seither sind korrektere Varianten für A. üblich  : → Karantanisch/karantansko im Hinblick auf die slawischen Dialekte des slowenischen Staatswesens → Karantanien, präziser → Karantanerslowenisch im Hinblick auf die Dialekte und die Literatursprache mit Betonung des nicht krainischen Gebiets (Carniola). Im archäologischen Kontext wird auch die karantanerslowenische → Köttlacher Kultur als A. bezeichnet. Als slawisch bezeichnet man 18 geografisch weit voneinander entfernte Schriftsprachen. Es gibt keine Sprache namens Slawisch oder Südslawisch/Westslawisch. Die für eine Zuordnung infrage kommenden Schriftsprachen sind erst, wie auch Deutsch, Jahrhunderte nach den → Ortsnamen (inklusive → Berg-, → Gewässer-, → Flurnamen) entstanden  : Slowenisch (historisch → Windisch) im 16. Jh., Tschechisch (historisch Böhmisch) im 15. Jh., Slowakisch (ungarisch historisch tót < taut/teut) im 19. Jh. Ältere Namen und Texte sind Altdialekte, partielle Vorgänger heutiger Schriftsprachen. Ausgenommen ist davon das Karantanerslowenisch  : Die karantanerslowenische Literatursprache (→ Freisinger Denkmäler) scheint literaturüblich damnativ als Schriftsprache in der Slawistik nicht auf. A. ist linguistisch slowenisch bzw. → altslowenisch/staroslovensko als eigener Sprachraum und eigene Literatursprache vor dem heutigen (seit dem 16. Jh. verwendeten) Krainerslowenisch (in der Terminologie → Miklosichs »neuslovenisch«). In Übersetzungen aus dem Lateinischen werden Glottonyme, → Ethnonyme und Choronyme literaturüblich unkorrekt wiedergegeben. Die → Carantani der → Conversio als Kärntner, die Sclavi (ohne Rücksicht auf die Region) als → Slawen, die Baivarii (→ Bagoaria) als Bayern (wie die fränkischen und alemannisch-schwäbischen Bewohner des heutigen Freistaats). Sinngemäß und korrekt wäre  : Karantaner, Slowenen (im Fall Österreichs, Italiens und Sloweniens), Baivaren (oder etymologisch

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»Salzachgauer« im Gegensatz zu den heutigen StaatsBayern mit »y«). Zu beachten ist, dass mit Karantanern gelegentlich auch Ladiner oder Baivaren gemeint sein können. Die slawischen Ortsnamen Österreichs im Mittelalter sind südlich der Donau alpenslawisch, präziser karantanerslowenisch oder slowenisch (→ altslowenisch). Genaue Grenzangaben historischer Sprachgebiete sind nicht möglich (→ Sprachgrenzen  ; → Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; → Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg). Die ältere bairische und »deutsche« Bezeichnung für Slowenisch ist → Windisch, wie in den Namen Windischgarsten (Oberösterreich), Windisch Matrei (Osttirol) oder Windischendorf (Niederösterreich), wobei der Begriff Windisch eingedenk des ideologischen Missbrauchs (→ Windischentheorie) im heutigen Deutsch amtlich nicht mehr verwendet wird. Die → Freisinger Denkmäler, die ältesten slawischen, dem Slowenischen zuzuordnenden Sprachdenkmäler sind sprachgeografisch alpenslawisch, glottonymisch → altslowenisch oder karantanerslowenisch, und etatistisch → karantanisch (=  nicht krainisch). Die → Slovenia submersa umfasst die in der → Conversio genannten Regionen  : Sclavinia, Confines, Pannonia und den Großteil der regio Carantanorum. Die slawischen Ortsund → Personennamen im Alpenraum, wo heute nicht mehr slowenisch gesprochen wird, sind sprachgeografisch alpenslawisch, glottonymisch altslowenisch, präziser karantanerslowenisch oder einfach slowenisch. Lit.: A. Dopsch  : Die ältere Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Alpenslawen. Weimar 1909  ; F. Ramovš  : Kratka zgodovina slovenskega jezika. Ljubljana 1936  ; F. Bezlaj  : Eseji o slovenskem jeziku. Ljubljana 1967  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österr. Namenforschung, Sonderreihe, 2)  ; O. Kronsteiner  : Sind die slawischen Ortsnamen Österreichs slawisch, alpenslawisch oder slowenisch  ? In  : Die Slawischen Sprachen 58 (1998) 81–99  ; O. Kronsteiner  : »Voreinzelsprachlich«. Romanisch oder Ladinisch, Slawisch oder Slowenisch, Germanisch oder Bairisch oder Deutsch  ? In  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003  : 48–59.

Otto Kronsteiner

Alphabet, → Glagolica  ; → Schrift. Altbairisch. Literaturüblich wird nicht lateinisches

Schrifttum im südlichen Deutschland, in Österreich und der Schweiz in der Zeit von 780 bis 1050 als »althochdeutsch« bezeichnet. Korrekter und differenzierter ist altbairisch, altalemannisch und altfränkisch. Schrift-

Altbairisch

sprache war Latein. Geschrieben wurde nur in den Skriptorien der Klöster. Die drei alt-Glottonyme sind als Anfang möglicher Literatursprachen nicht gleichwertig (→ Glottonyme). In Baivaria/Baiern (→ Bagoaria) gibt es im Gegensatz zum Alemannischen und Fränkischen fast nur lateinische Texte (lex Baivariorum, conversio Baivariorum et Carantanorum, notitia Arnonis, codex millenarius, liber confraternitatum, vita Corbiniani, u. a.). Altalemannisch und Altfränkisch haben deutlich mehr eigene Literatur. Die Anfänge der bairischen Literatur (= Literatur in Baiern) sind überwiegend lateinisch. Alles »andere« sind einzelne Wörter und Namen der »Volkssprache«. Das kann je nach Region auch ein romanischer oder slawischer Dialekt der linguae vulgares, ein vulgare vocabulum der gesprochenen Sprache sein. A. ist vor allem die gesprochene Sprache in Baivarien an Salzach/Ivaro und Inn/Aenus im Großraum → Salzburg (ausgenommen in den ladinischen Sprachinseln), und später allmählich im heutigen Ober- und Niederbayern, in Österreich (ausgenommen Vorarlberg und die slowenischsprachigen Regionen) und in Südtirol. Der potenzielle bairische Sprachraum ist mit der Ausdehnung des Erzbistums Salzburg (seit 798) identisch. Als Sprache ist A. ein kreolischer Typ aus Ladinisch (→ Altladinisch) und Alemannisch. Bischof Arbeo von → Freising verfasst 760 den viel zitierten Abrogans, ein lateinisches Wörterbuch mit Übersetzungsversuchen ins A. Die wenigen altbairischen Texte sind meist wörtliche Übersetzungen aus dem Lateinischen wie das Vater unser (mit lateinischer Wortstellung pater noster), eine confessio generalis, eine adhortatio zum Glaubens- und Sündenbekenntnis. Von Anfang an hießen Bairisch, Alemannisch, und Fränkisch im lateinischen Kontext lingua teodisca (von alteuropäisch teut- »das Volk«, Adjektiv teutisk »das Volkliche« = nicht lateinische), später deutsch. Italienisch tedesco erinnert noch daran. Die Franzosen haben sich für allemand nach den benachbarten Alemannen entschieden, die Slowenen für nemško nach einem nicht näher bekannten Stamm Nemeti in Pannonien (literaturüblich von slawisch nem- »stumm«). Nur die Engländer blieben bei Germans (lat. germani), indem sie dutch auf das Niederländische reduzierten. Die »mittelhochdeutsche« Literatur besteht überwiegend aus altbairischen Dialekten mit spezifischen IdiolektMerkmalen (→ Minnesänger). In Baivaria/Salzburg wurde unter → Virgil ladinisch (Eigenbezeichnung ladin) und bairisch (lat. teodisce, Eigenbezeichnung diutsch) gesprochen. In

Karantanien ladinisch und slowenisch (lat. sclavanisce, Eigenbezeichnung slovenje). Es gab also Mehrsprachigkeit und Sprachprobleme. Manche suchten auch nach irischen Einflüssen. Außer dem Kulturwort für die »Glocke« in Form der rechteckigen Kuhglocke (die Römer hatten keine Glocken) irisch clog, bretonisch kloc’h, englisch clock, dazu das ladinische Deminutiv clocul/glogul, altslowenisch glagol (→ Glagolica), bairisch Klachl/Glachl »Glockenschwengel«, Glöckler, gibt es kaum Hinweise. Wahrscheinlich hat man im 8. Jh. in Karantanien noch kein Bairisch verstanden. Die Salzburger Mönche konnten nicht Slowenisch. Erst Erzbischof Adalwin († 873) soll in den pannonischen Gebieten, östlich von Karantanien (→ Kocelj), slowenisch gepredigt haben. → Virgil schickt nach Karantanien Priester, die ihrem Namen nach (→ Modestus, Maioranus, zwei Latinus) Ladiner (→ Walchen) waren. Ladinisch war die erste Kontaktsprache zwischen Baivarii/Salzburgern und Karantanern, vielleicht auch auf dem → Chiemsee mit den slowenischen Fürstensöhnen Carastus/ Gorazd, Cheitmar/Hotimir und dem ladinischen Priester Lupo. In Karantanien gab es offenbar damals noch Ladinischsprachige. Die christlichen Termini (→ Terminologie) des → Karantanerslowenischen sind eindeutig ladinisch (→ Altladinisch). Das geht auf die zweisprachigen ladinischen Mönche von Salzburg und die → zweisprachigen einheimischen Karantaner zurück. In dieser Mehrsprachigkeit entsteht in Karantanien, 100 Jahre vor Method, unter Virgil († 784) der älteste slowenische Text  : die → Freisinger Denkmäler, das sind drei slowenische Texte in einem lateinischen Missionshandbuch nach altbairischen (literaturüblich althochdeutschen) Vorlagen. Einige Salzburger ladinische und bairische Priester haben Slowenisch gelernt, einige Karantaner Bairisch. Vermutlich ist der Autor ein zweisprachiger Karantaner mit frühchristlichem Hintergrund. Ebenso entstanden für den Gottesdienst und die Seelsorge Übersetzungen von Gebeten (Vaterunser) und Bibeltexten. Das karantanische Gebiet wird später vom 10. bis 14. Jh. durch zunehmend bairischen Grundbesitz (bei langer → Zweisprachigkeit, im Süden Kärntens bis heute) zulasten des Slowenischen sprachlich baivarisiert. Das Bewusstsein, dass Österreich (ausgenommen das alemannische Vorarlberg) sprachlich auch bairisch ist, hat sich seit der Monarchie verändert. In Ortsnamen gab es noch die Unterscheidung zwischen Bairisch und dem historischen Begriff für Slowenisch → Win-

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Altbulgarisch

disch (Bairisch Graz und Windischgraz, Bairischgarsten und Windischgarsten). In all diesen Fällen wird Bairisch heute nicht mehr verwendet. Umgekehrt geht im Freistaat Bayern (und in Deutschland generell) das Bewusstsein verloren, dass auch die Österreicher, abgesehen von den sprachlichen Minderheiten, historisch Baiern sind und bairisch reden. Der wesentliche Unterschied zwischen bairisch/bayerisch wird nur noch in kleinen intellektuellen Kreisen und unter gut informierten Sprachwissenschaftern gepflegt  : Bayerisch ist das Adjektiv zum Landesnamen Bayern. Seine Bewohner sind die Staats-Bayern. Das y für den Staat/das Königreich Bayern wurde 1825 von König Ludwig I. verordnet. Der Dialekt ist (neben Fränkisch und Alemannisch) bairisch. Die Österreicher sind historisch (mit den genannten Ausnahmen) Baiern, aber keine Bayern. »Bajuwarisch« ist eine unbegründete Erfindung der Germanistik des 19. Jh.s (→ Bagoaria). Statt i-Bairisch wird heute oft altbairisch verwendet. Lit.: H. Eggers  : Deutsche Sprachgeschichte I. Das Althochdeutsche. Hamburg 1963 (rowohlts deutsche enzyklopädie 185/186)  ; W. Mayerthaler  : Woher stammt der Name ›Baiern‹  ? In  : Das Romanische in den Ostalpen. Hg. D. Messner. ÖAW Philosophisch-Historische Klasse. SB 442, Wien 1984, 7–72  ; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht. Ebd. 1984, 73–93  ; Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488–788. Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg. Hg. H. Dannheimer und H. Dopsch. Salzburg 1988  ; E. und W. Mayerthaler  : Aspects of Bavarian Syntax or Every Language Has at Least Two Parents. In  : Die Slawischen Sprachen 35 (1994) 53–111  ; O. Kronsteiner  : Waren in der Salzburger Kirchenprovinz schon vor Method Teile der Bibel ins Altslowenische übersetzt  ? In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 19–36  ; O. Kronsteiner  : Ladinisch, das Romanisch des Alpenraums. In  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003, 99–107.

Otto Kronsteiner

Altbulgarisch → Altkirchenslawisch. Altkirchenslawisch. Literaturübliches → Glotto­nym für die Sprache der Bibelübersetzung (beendet 882 im castrum Chezilonis in Moosburg/Zalavár) durch Kyrill/Method (→ Methodvita) und der davon erhaltenen Abschriften in glagolitischer (→ Glagolica) und kyrillischer Schrift. Spätere Abschriften und andere (nicht biblische) Texte werden meist unexakt auch als kirchenslawisch (→ Sprachgattungen) bezeichnet, wiewohl sie nicht für den kirchlichen Bereich bestimmt waren. Allgemein wird damit eine schriftliche Sprachform bezeichnet, für die je nach nationaler Interpretation der Geschichte der eigenen Literatursprache an

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die 50 verschiedene Glottonyme in Umlauf sind. Slawistisch am (dialektgeografisch und kulturhistorisch) korrektesten wäre in den meisten Fällen altbulgarisch, was aber außerhalb Bulgariens, bei nicht bulgarischen Slawisten, unüblich ist (ausgenommen die deutschsprachigen Slawisten Leskien, Aitzetmüller, Kronsteiner). Daher auch die Glottonyme altrussisch (drevnerusskij) in der russischen Slawistik, altserbisch in der serbischen und altukrainisch in der ukrainischen für ein und dieselbe Sprache (Methodbibel). Als Synonyme für A. werden besonders in Kroatien staroslavenski »altslawisch« verwendet, in der russischen Russistik slavjanskij »slawisch«, in Serbien slavenski (aber slovenački für slowenisch). Dieses A. erfuhr ab dem 12. Jh. beim oftmaligen Abschreiben regional verschiedene phonetisch/orthografische Veränderungen (literaturüblich Redaktionen). Die Bezeichnung slawisch sollte suggerieren, dass es die Kirchensprache aller Slawen war, was zumindest auf die lateinschriftigen Slawen und die 100 karantanerslowenischen Jahre vor Kyrill/ Method nicht zutrifft. Diese Terminologie ist Ergebnis einer die gesamte Slawistik beherrschenden ideologischen damnatio memoriae  : die Verschweigung von hundert Jahren äußerst aktiver Salzburger Missionstätigkeit in → Karantanien und Pannonien vor den beiden »Slawenaposteln« (vor 863, → »pannonische Theorie«). Der Schüler und Nachfolger Miklosichs im Wiener Institut für Slawistik, der Kroate V. Jagić, hat 1886–1908 international erfolgreich über seine Zeitschrift → Archiv für slavische Philologie das Konzept und die Terminologie seines slowenischen Lehrers und Vorgängers Miklosich abgeändert in altslawisch/staroslavenski mit der Suggestion, das literarische Leben der → Slawen beginne erst mit Kyrill/Method ab 863 im »Großmährischen Reich« (Mähren, Slowakei, Böhmen), nicht mit dem (vermeintlich) »deutschen« → Salzburg (→ Altladinisch), sondern mit dem glagolitischen Schrifttum (Glagolica). Dies gilt in der Folge ebenso für die gesamte in Wien wirkende tschechische und slowakische Slawistik. Die Freisinger Denkmäler seien eine lateinische Transliteration aus dem (glagolitischen) »großmährischen« Kulturraum (so ursprünglich auch → Isačenko). Warum Jagić wider besseres Wissen diese Interpretation initiiert hat, bleibt ungeklärt. Offensichtlich passen die ersten hundert Jahre (→ Karantanerslowenisch) nicht ins glagolitisch-kroatische Geschichtsbild. Die viel diskutierte Frage der Existenz eines »großmährischen Reichs« spielt eine zusätzliche Rolle. Zahlreiche auffällige Ladinismen (→ Altladi-

Altkirchenslawisch

nisch) mussten daher als »Moravismen« interpretiert werden, obwohl es in Mähren keinerlei Romanität gab. Die glagolitischen → Kiewer Blätter, literaturüblich »das älteste slawische Sprachdenkmal«, sind vermutlich ein ursprünglich mit lateinischen Buchstaben geschriebenes karantanerslowenisches Messordinarium, das von einem Schüler Methods (→ Methodvita) in glagolitischer Schrift abgeschrieben wurde. Das Wort visond »Kommunion« z. B. gibt es nur im Ladinischen und im Bairischen noch heute (weissaten gehen »ein neugeborenes, getauftes Kind besuchen und Geschenke [das Weisat] mitbringen« < lat. visitare/visare). Das konnte weder Method noch ein »mährischer« Slawe wissen oder kennen. Kopitar und Miklosich gingen davon aus, dass das Entstehungsgebiet des A. Pannonien sei. Miklosich benannte (in Radices linguae slovenicae veteris dialecti 1845, Die Wurzeln des Altslovenischen 1857, Lexicon linguae slovenicae veteris dialecti 1850 u. a.) die heute A. genannte Sprache als → »Altslovenisch« (slow. staroslovenski), ausgehend von der historischen Eigenbezeichnung slovenski. Und »um eine Verwechslung zu vermeiden«, nannte er das (moderne) Slowenisch »Neuslovenisch«. Aufgrund des heutigen Wissensstandes ist festzustellen, dass das erste Zentrum einer slawischen Kirchensprache → Karantanien und die östlichen Grenzgebiete (confines) unter Salzburger Führung (→ Kocelj) stand. Das war das Slowenisch des karantanischen Alpenraums (→ Karantanerslowenisch), dessen wichtigstes Schriftdenkmal die → Freisinger Denkmäler sind. Diese literarische Sprachform lebte in Karantanien (Kärnten/Koroška, Steiermark/Štajerska, → Slovenia submersa) weiter, bis mit den Bibelübersetzungen (→ Bibel) von → Trubar und → Dalmatin die Grundlage für die neuere slowenische Schriftsprache geschaffen wurde. Diese Sprache (→ Karantanerslowenisch) ist in die Übersetzungstexte von Kyrill/Method († 885), die in Pannonien angefertigt wurden, eingeflossen (→ Terminologie, christliche). Das blieb jedoch von der Slawistik lange unbemerkt. Dem Method-Team in Moosburg/Zalavár gehörten auch Leute an, die mit den Texten und der Übersetzungspraxis in Karantanien (→ Maria Saal/Gospa Sveta) vertraut waren, wie sein gewünschter »in den lateinischen Schriften gut bewanderter« (→ Methodvita XVII) Nachfolger Gorazd. Der primäre Raum der ältesten slawischen Schriftsprache war Karantanien und hernach das pannonische Gebiet um Moosburg/ Zalavár. Die christliche → Terminologie (→ Altladi-

nisch) des altslowenischen Raums ist durch Method und seine Mitarbeiter zu den Bulgaren und Russen gelangt. Die Sprachform der Method-Bibel ist altbulgarisch und bleibt in dieser Form bis zum Entstehen der neuzeitlichen Schriftsprachen die Literatursprache der orthodoxen Slawen. Man kann einen mit lateinischen Buchstaben geschriebenen eindeutigen Originaltext wie die Freisinger Denkmäler als → alpenslawisch bzw. Slowenisch des Alpenraums (im Hinblick auf eine geografische Zuordnung), als → karantanisch (im Hinblick auf das Staatswesen Karantanien), als → altslowenisch oder präziser → karantanerslowenisch (im Hinblick auf die slowenische Sprachgeschichte) und als altkirchenslawisch (im Hinblick auf die Funktion, nicht allerdings im chronologisch damnativen Sinn Jagićs) benennen, auch wenn die älteste erhaltene Kopie erst aus dem 10. Jh. stammt. Wegen der grundlegenden Voraussetzungen für das Entstehen der ältesten slawischen Schriftsprache in lateinischen Buchstaben im karantanisch-pannonischen Raum und der Tätigkeit der Salzburger (→ Modestus in Maria Saal/Gospa Sveta) und der karantanischen Priester in den 100 Jahren vor den »Slawenaposteln«, ganz abgesehen von der dominant ladinisch geprägten christlichen Terminologie, die in alle slawischen Sprachen übernommen wurde, wäre das Glottonym altbulgarisch für das Weiterleben der Sprache der Method-Bibel und ihres Textes in der südöstlichen und östlichen Slavia den irreführenden Glottonymen altkirchenslawisch und altslawisch vorzuziehen. Die älteste slawische Schriftsprache vorher (und in Karantanien auch nachher) aber ist erwiesenermaßen nicht irgendein Slawisch oder Altkirchenslawisch, sondern → Karantanerslowenisch. Die Benennungen mit dem Element slawisch sind im 19. Jh. im Geist eines romantisch diffusen Panslawismus entstanden und im 20. Jh. oft aus nationaler Eifersüchtelei bewusst und unbewusst zur ideologischen »Entslowenisierung« (→ »Entethnisierung«) verwendet worden. Lit.: V. Jagić  : Entstehungsgeschichte der kirchenslavischen Sprache. Wien 1900  ; W. Vondrák  : Altkirchenslavische Grammatik. Berlin ²1912  ; A. Leskien  : Handbuch der altbulgarischen Sprache. Heidelberg 1919  ; N. Trubetzkoy (†  1938)  : Altkirchenslawische Grammatik. Wien 1954 (hg. durch R. Jagoditsch)  ; I. Boba  : Moravia’s History Reconsidered. The Hague 1971  ; J. Hamm  : Staroslavenska čitanka. Zagreb 1971 und Staroslavenska gramatika. Zagreb 1974  ; F. V. Mareš  : An Anthology of Church Slavonic Texts of Western (Czech) Origin. München 1979  ; I. Boba  : Wo war die »Megale Moravia«  ? In  : Die Slawischen Sprachen 8 (1985) 5–19  ; O. Kronsteiner  : Virgil als geistiger Vater der Slawen-

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Altladinisch

mission und der ältesten slawischen Kirchensprache. In  : Die Slawischen Sprachen 8 (1985) 119–128  ; O. Kronsteiner  : Altbulgarisch oder/und Altkirchenslawisch  ? Eine Glosse zu slawistischen Benennungsmythen. In  : Die Slawischen Sprachen 9 (1985) 119–128  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991  : 350  f.; O. Kronsteiner  : Wie kommen die Moravismen an die Morava/March  ? In  : Die Slawischen Sprachen 33 (1993) 131–148  ; O. Kronsteiner  : Waren in der Salzburger Kirchenprovinz schon vor Method Teile der Bibel ins Altslowenische übersetzt  ? In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 19–36  ; K. Sturm-Schnabl  : Kurzer historischer Exkurs in die Frühzeit, KyrilloMethodianische Bibel, Franz Miklosich – Fran Miklošič (1813–1891). In  : M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur, Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Klagenfurt/Celovec 2001  : 17 f., 21 f., 186 f.; K. Sturm-Schnabl  : Aktualnost Miklošičevega znanstvenega dela in misli. In  : Jezikovni zapiski 10/2 (2004) 19–46. Otto Kronsteiner

Altladinisch, → Glottonym für die noch nicht schrift-

sprachlichen ladinischen Dialekte des Alpenraums im Mittelalter. Eigenbezeichnung ladin, altbairisch walchisch/welsch, slow. (historisch) vlaško/laško. Der gebildete Europäer kennt Latein aus dem La­ tein­unterricht in Gestalt klassischer Texte, die katholischen Priester als Liturgie- und Kirchensprache. Die lateinische Volkssprache (literaturüblich Vulgärlatein) wurde von Anfang an aus dem Unterricht und der Forschung exkludiert. Sie entfernt sich schon zur Zeit des Imperiums (auch in den Alpenländern) unter dem Einfluss der einheimischen Dialekte von der uns bekannten Literatursprache. Fast überall entstehen neue eigene Sprachen, obwohl diese »Volkssprachen« nur gesprochen und lange nicht schriftlich verwendet wurden. In den Straßburger Eiden (842) unterscheidet man die lingua latina von den beiden Volkssprachen lingua romana und lingua teodisca. Im baivarischen Raum unterscheidet man romani als Rechtsträger (possessores, tributarii) und latini als Sprachbenützer. Heute spricht/schreibt man (Literatursprache) Ladinisch in Südtirol, im Schweizer Engadin (deutsch meist rätoromanisch oder rumontsch) und in Friaul (deutsch meist friulanisch oder friaulisch). Die potenzielle Gesamtzahl der Ladiner liegt heute bei 700.000 Sprechern ohne gemeinsame Literatursprache. Im Alpenraum wurden entgegen literaturüblicher Behauptungen jahrhundertelang ladinische Dialekte gesprochen. 591 war in Teurnia/Lurnfeld in Kärnten ein ladinischer Bischof Leonianus im Amt. Um Salzburg wurde bis ins 13. Jh., um Innsbruck bis ins 16. Jh. ladinisch gesprochen. 1316 werden in Ulmerfeld (Niederösterreich) duo coloni latini erwähnt. Die vielen → Walchen-Orte (Walchen, Seewalchen, Strasswalchen,

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Traunwalchen, Rotwalchen) weisen darauf hin, dass noch lang in diesen Sprachinseln A. gesprochen wurde. Bei den karantanischen Slowenen zeigen es die Ortsnamen Ladin, Ladinik und Laschitzen in Teurnia/St. Peter in Holz (zu vlah/lah, dem späteren slawischen Wort für Romanen in Südosteuropa, polnisch  : Włochy »Italien«), im Land Salzburg Latein, Ladein. Erkennbar wird A. in lateinischen Texten als »schlechtes Latein« sine flexione (aus Sicht der klassischen Philologen  : Endungsfehler, Kasusfehler). Sonst in → Personennamen, besonders zahlreich im Salzburger → Verbrüderungsbuch (784–1111), wo ladinische Namen in lateinischer und ladinischer Form nebeneinander genannt sind (Amicus/Amico, Dominicus/ Dominico, Ursus/Urso). Auffällig sind auch die beliebten Sentimental-Formen auf ello (geschrieben meist ilo, literaturüblich »westgermanisch«) wie Tasso/Tassilo, Oto/Otilo, Urso/Ursilo, Izzo/Izzilo, Cazzo/Cazzilo (→ Kocelj). Dieses Sentimentalsuffix (vgl. lat. frater/ fratellus, soror/sorella) ist noch heute als erl im österreichischen Bairisch lebendig (Freunderl, Schnitzerl, Maderl, Dirnderl) im Gegensatz zum norddeutschen chen (Freundchen). Ein gutes Drittel der ca. 1.200 Namen des Salzburger → Verbrüderungsbuches ist ladinisch. Besonders deutlich ist die Ladinia submersa in geografischen Namen des alten Zentral-Baierns (→ Bagoaria) beiderseits von Salzach/Ivaro und Inn/Aenus erkennbar  : in Ortsnamen wie Muntigl ( villa ursina/bairisch Irsching, Oto > villa Otina/bairisch Ötting) verwendet. Bezeichnungen

wie Goten, Franken/Franzosen, Alemannen, Markomannen oder Germanen werden literaturüblich auf germanische »Ahnherren« zurückgeführt. Dabei steht der subjektiven Deutung jede Möglichkeit offen. Hier beginnt die etymologische Grauzone. Bevor es ein ethnos als geografische oder genetische Gruppe gibt, werden die Menschen meist nach einer Gegend benannt. Wird daraus später ein Volk mit eigener Identität (→ Ethnogenese), so entsteht, sofern der Name sich durchsetzt, ein E. Oft bezeichnet dasselbe E. sprachlich und kulturell verschiedene Völker in verschiedenen Regionen, zu verschiedenen Zeiten (Veneti → Windische, Volcae → Walchen), ohne dass »Völkerwanderungen« stattgefunden haben oder gemeint sind. Lit.: O. Kronsteiner  : Sind die slovjane »die Redenden« und die nemci »die Stummen«  ? Zwei neue Etymologien zum Namen der Slawen und der Deutschen. FS für W. Steinhauser (Sprache und Name in Österreich). Wien 1980, 339–361  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848. Wien 1986 (Diss.)  ; O. Kronsteiner  : Zur Etymologie der Bezeichnung Nemici/Nemci »die Deutschen«. In  : Onomastica jugoslavica 9 (1982) 237–341  ; O. Back  : Glottonymie und Ethnonymie. In  : Die Slawischen Sprachen 14 (1988) 5–9.

Otto Kronsteiner

Ethnonym Slovenci im Slowenischen. Die ältesten

dem Slowenischen bzw. der slowenischen Sprache zugeschriebenen Schriftdenkmäler sind die → Freisinger Denkmäler, niedergeschrieben ab der Mitte des 10. bis zum Beginn des 11. Jh.s, entstanden für liturgische Zwecke im Rahmen der → Christianisierung der Karantaner (→ Altslovenisch, → Altslowenisch, → Carantani, → Karantanerslowenisch, → Liturgiesprache). In der Folge bestätigen Berichte zur → Fürsteneinsetzung etwa von → Johann von Viktring und Sprachdenkmäler wie das → »Buge waz primi«, literaturüblich aus 1227, und die → Klagenfurter Handschrift die → Kontinuität der Sprache. Die erste erhaltene Verwendung des Ethnonyms Slovenci im Slowenischen findet sich beim Reformator Primož → Trubar zur Zeit des → Protestantismus. Im Katechismus von 1550 heißt es in der einleitenden Anrede  : Vsem Slovenzom gnado, mir, milhost inu pravu spoznane božje skuzi Jesusa Christusa prossim [Allen Slowenen Gnade, Friede, Erbarmung und die wahre göttliche Erkenntnis durch Jesus Christus erbitte ich]. In seinem Evangelium des hl. Matthäus (Ta evangeli svetiga Matevža, 1555) beginnt seine slowenische Einleitung mit Lubi Slovenci [Liebe Slowenen]. Im Geleitwort zur Übersetzung des

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Ethnonym Slovenci im Slowenischen

neuen Testaments (Ta celi novi testament, 1581) schreibt er ebenfalls  : vom mujim lubim Slovenom [Euch meinen lieben Slowenen]. Damit wird der konzeptuelle Schritt vom individuellen Sprachgebrauch zu einer überregionalen kollektiven sprachlichen Identität, d. h. zu einer im weitesten Sinn nationalen Identität vollzogen, die sich am sprachlich definierten Ethnos orientiert (und nicht sosehr an einer regionalen territorialen → Identität, die sich an den historischen Herzogtümern orientiert). Die konzeptuelle Synthese und Innovation Trubars, die sich auch in seinem überregionalen, gesamtslowenischen Wirken ebenso wie im Gebrauch einer überregionalen verschrifteten Sprache und durch die Gründung einer protestantischen Gemeinde in → Agoritschach/Zagoriče ausdrückt, erhält mit dem Gebrauch des Begriffs Slovenci eine terminologische Fixierung (→ Terminologie). Verstärkt wird sie durch die nachhaltige Prägung der slowenischen → Kulturgeschichte durch den Trubarschen Protestantismus und dessen langfristige Auswirkungen (→ Dalmatinbibel, → Bukovnišvo). Trotz der territorialen und feudalen Zersplitterung des slowenischen Sprachgebietes und der damit formalrechtlich definierten und vielfachen kollektiven territorialen → Identitäten, bleibt der konzeptionelle Begriff Slovenci im slowenischen Sprachgebrauch als eine der Ausdrucksformen von Identität erhalten. Der barocke Erudit J. → Popowitsch/Popovič schreibt 1750 in seinen Untersuchungen vom Meere diese Selbstbezeichnung seinen steirischen Landsleuten zu  : »…  meine Landsleute, die Viertelzillerischen Winden, nennen sich Slowenci und ihre Muttersprache to slowensko …«. Damit ist auch klar, dass die Identität schon immer unterschiedlich und kontextbezogen ausgedrückt wurde (hier die Viertelziller, die Winden und Slovenci) und dass parallel mehrere Bezeichnungen verwendet wurden. Im Zuge der slowenischen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) als Folge der → Illyrischen Provinzen, vor allem aber ab der Mitte des 19. Jh.s erstarkt das Bewusstsein einer kollektiven ethnischen bzw. nationalen Identität und wird im politischen Programm für ein Vereinigtes Slowenien formuliert (→ Zedinjena Slovenija). Das Ethnonym Slovenci umfasste zu dieser Zeit im Slowenischen alle Menschen mit slowenischer → Muttersprache, unabhängig davon, welche → Lingua franca sie zusätzlich sprachen. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Schaffung der SHS-Staates bzw. → Jugoslawiens veränderte sich die Begrifflichkeit weder im neuen Staat noch im Grenzausland, in dem ein Drittel aller

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Slowenen lebte. Nach 1945 und der Errichtung des Föderalstaates Jugoslawien behielt der Begriff Slovenci im Wesentlichen seine Bedeutung, wie es das Konzept des »gemeinsamen slowenischen Kulturraumes« (skupni slovenski kulturni prostor) ausdrückt. Bisweilen konnte er kontextbezogen so interpretiert werden, dass nur die ethnischen Slowenen der Sozialistischen Republik Sloweniens bzw. Jugoslawiens gemeint waren. Mit der Ausrufung des unabhängigen Staates Republik Slowenien 1991 blieb im Slowenischen zwar die nach dem Ethnos orientierte Begriffsdefinition für der Begriff Slovenci, wie er von den Grenzauslandsslowenen in Österreich und Italien allgemeinsprachlich wie auch verfassungsrechtlich weiterhin gebraucht wurde, dieselbe. Doch erhielt dieser Begriff neue, zusätzliche Bedeutungsfelder und bezeichnet(e) teilweise ausschließlich die Staatsbürger der Republik Slowenien, unabhängig von deren ethnischer Zugehörigkeit. Entsprechend unterschiedlich sind terminologischen Ansätze und konzeptuelle Zugänge in der »slowenischen« → Geschichtsschreibung zum Forschungsfeld zgodovina Slovencev [Geschichte der Slowenen]. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass im modernen Slowenischen, dort wo der Begriff Slovenci für die frühere oder mittelalterliche Geschichte verwendet wird, vereinfachend interpretiert werden kann als »Menschen mit Slowenisch als Muttersprache« (wobei Slowenisch hier alle historischen, regionalen oder sozialen Ausprägungen umfasst) bzw. als »Personen im Sprach-, Rechts-, Siedlungs- und mythologischen → Kontinuum zu den Slowenen in der Konzeption Trubars«. Ab Trubar ist der Begriff Slovenci als »ethnische Slowenen in der Konzeption Turbars« zu verstehen, ab dem → preporod endgültig als »Slowenen als modernes Volk«. Für die neueste Zeit bezeichnet der Begriff Slovenci im Slowenischen entweder »ethnische Slowenen« (unabhängig von deren Staatsbürgerschaft) oder »Staatsbürger der Republik Slowenien«. Quellen  : vgl. Primož → Trubar, Johann Sigismund → Popowitsch. Lit.: ES (Slovenci, 165–258  ; Slovenci na avstrijskem Štajerskem, 259– 260  ; Slovenci v Italiji, 260–295  ; Koroški Slovenci, 290–304  ; I. Grdina  : Trubar, Primož, 272–378). – T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986 (VII, 562 S.) 309  f.; O. Back  : Glottonymie und Ethnonymie. In  : Die Slawischen Sprachen 14 (1988) 5–9  ; R. Lencek  : The Terms Wende-Winde, Wendisch-Windisch in the Historiographic Tradition of the Slovene Lands. In  : Slovene Studies Journal. Bd. 12, Nr. 2 (1990) (Digitalisat)  ; M. Klemenčič  : Slovenia at the Crossroads of the Nineties  : From the First Multiparty Elections and

Primož Trubar, Katechismus (1550): »Vsem Slovenzom/ Gnado/Mir/Mylost inu pravu Spo∫nanje bo∫hye …«

Ethnonym Slowene im Deutschen

Ordinariatsapprobation 1839 für ein in slowenischer Sprache abgefasstes Evangelienbuch – Nachlass Lisca → Watzko (Drobolach am Faaker See/Drobole ob Baškem jezeru)

the Declaration of Independence to Membership in the Council of Europe. In  : Slovene Studies 14, 1 (1992) 9–34  ; M. Klemenčič  : Slovenska izseljenska zgodovina kot del slovenske nacionalne zgodovine  : inavguralno predavanje ob izvolitvi v naziv rednega profesorja na Oddelku za zgodovino Filozofske fakultete Univerze v Ljubljani, 8. 4. 1998. In  : ZČ 52, 2 (1998) 175–193  ; M. Glavan  : Prve slovenske knjige – slovenski reformacijski tisk v izvirnikih in v ponatisih  : ob 450 letnici prve slovenske knjige  : razstavni katalog, 23. november 2000 – 2. januar 2001. Ljubljana, Narodna in univerzitetna knjižnica, 2000  ; M. Klemenčič, M. N. Harris  : Introduction. In  : M. Klemenčič, M. N. Harris (Hg.)  : European Migrants, Diasporas and Indigenous Ethnic Minorities (Europe and the Wider World, 4). Pisa 2009, XI–XXI  ; P. Štih  : Slovansko, alpskoslovansko ali slovensko  ? O jeziku slovanskih prebivalcev prostora med Donavo in Jadranom v srednjem veku (pogled zgodovinarja). In  : ZČ 65 (2011) 8–51. Bojan-Ilija Schnabl

Ethnonym Slowene im Deutschen. Eine eng mit der

sog. slowenischen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) während der Aufklärung und Romantik verbundene Entwicklung ist das Entstehen des deutschsprachigen Ethnonyms »Slowene«, gebildet unter Heranziehung der traditionellen Eigenbezeichnung »Slovenci«. In der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jh.s setzte sich allmählich die endgültige Erkenntnis vom Umfang und der Einheit der Slowenen durch. Auch Kärnten/Koroška hatte daran einen nicht geringen Anteil. Regelmäßige Kontakte zwischen Angehörigen der slowenischen Wiedergeburt in den verschiedenen slowenischen Ländern wurden zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Slowenen in Kärnten/Koroška. Diese intensiven Kontaktbeziehun-

gen ermöglichten eine raschere Akkumulation neuer Ideen und Erkenntnisse. Sprachwissenschaftliche und historische Untersuchungen gaben der slowenischen Wiedergeburtsbewegung neue Impulse. Gegen Ende des 18. Jh.s fand Anton Tomaž → Linhart über eine Analyse der slowenischen Frühgeschichte zur Überzeugung von der ethnischen Einheit der innerösterreichischen → Slawen (→ Innerösterreich, → Geschichtsschreibung). Etwa zur selben Zeit näherte sich in Kärnten/ Koroška der Grammatiker Oswald → Gutsmann mit sprachlichen Argumenten diesem Standpunkt an. Den endgültigen Durchbruch auf sprachwissenschaftlicher Ebene schaffte Bartholomäus → Kopitar. Seine Grammatik ist ein ähnlicher Meilenstein der slowenischen → Kulturgeschichte wie A. Linharts »Versuch einer Geschichte von Krain und den übrigen Ländern der südlichen Slaven Österreichs«. Auch B. Kopitar verstand die innerösterreichischen → Slawen als ethnische Einheit mit einer gemeinsamen Sprache. Als äußerer Ausdruck der zum Allgemeingut der slowenischen Intellektuellen jener Zeit gewordenen Übereinstimmung in der Frage der ethnischen Identität kann die endgültige terminologische Klärung der Frage der ethnischen Bezeichnung gelten. Die terminologische Klärung erfolgte für die deutschsprachige Bezeichnung, parallel dazu aber auch für andere Sprachen. Die Begriffe »Slowene« und »slowenisch« im heutigen Sinn beginnen sich um das Jahr 1809/10 durchzusetzen, endgültig setzte sich der Begriff erst um die Mitte des 19. Jh.s durch. Die alte Unterscheidung in »→ windisch/Winde/Wende« und »krainerisch/Krainer« wird aufgegeben und gezielt verdrängt. Eine Ausnahme bildete das deutschnationale polemische Schrifttum. Im slowenischen Raum war es B. Kopitar, der den Terminus »Slowene, slowenisch« zuerst gebrauchte. Er führte ihn in seinen deutschsprachigen Briefen ein. Bald übernahm die jüngere Generation der slowenischen Wiedergeburtsbewegung diesen Terminus, der im Hinblick auf die damalige deutsche → Terminologie eine Neuschöpfung darstellte, anders als im Slowenischen, wo die Bezeichnung »Slovenec, slovenski jezik« jahrhundertelang in Geltung war und nur teilweise (vor allem im slowenischen Zentralgebiet) an Geltung einbüßte. Dort setzte sich nämlich auch im Slowenischen die Bezeichnung »kranjski jezik« [krainische Sprache] stark durch. Der älteste Kärntner Beleg für den in deutscher Standardsprache neuen Begriff stammt aus dem Jahre

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Europäischer Nationalitätenkongress

1810/11. Urban → Jarnik gebrauchte ihn in einem Brief an Johann Nep. → Primic. In Druck erschien er in Kärnten/Koroška erstmals am 29. Juli 1811, in engster Verbindung mit der Veröffentlichung des ersten slowenischsprachigen Beitrags in der Zeitschrift Carinthia, des Gedichtes »Na Slovenze« von U. Jarnik. Der Redakteur ließ dem slowenischen Gedicht eine Anmerkung folgen, in der er, halb erklärend, halb um Verständnis bittend, meinte  : »Da Kärnten sowohl Deutsche, als Slowenen (Slovenzi) bewohnen, so gehört es mit in den Plan der Carinthia, auch manche slowenische Aufsätze zu liefern, da wo nämlich der Raum der Deutschen dieß zu thun gestatten wird.« Das neue Ethnonym fand verhältnismäßig früh auch in die Ämter Eingang. Das Kreisamt Klagenfurt/Celovec gebrauchte ihn erstmals im Jahre 1813. Bis zum Jahre 1848 war aber der Terminus »windisch« in amtlichen Schriften der klar vorherrschende, »slowenisch« weiterhin eine sehr seltene Ausnahme. Im → Reichsgesetzblatt-Gesetz von 1849 wird schließlich der Begriff »slowenisch« normiert und die Begriffe »windisch oder krainisch« als Regionalismen definiert (→ Kundmachung (1), Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent, kaiserliches vom 4. März 1849). Quellen  : Car 1, 5 (1811) 4  ; KLA, Kreisamt Klagenfurt, Fasc. 21. Lit.: Kidrič  : F. Dobrovsky in slovenski preporod njegove dobe. Ljubljana

1930  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986 (VII, 562 S.), 309 f.; R. Lencek  : The Terms Wende-Winde, Wendisch-Windisch in the Historiographic Tradition of the Slovene Lands. In  : Slovene Studies Journal. Bd. 12, Nr. 2 (1990) (Digitalisat). Theodor Domej

Europäischer Nationalitätenkongress (ENK). Der Minderheitenschutz, den das System der Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg gewährleisten sollte (→ Vertrag von Saint-Germain), erwies sich als unzureichend und ineffizient und war durch die Instrumentalisierung für die Machtpolitik gekennzeichnet. Die Bemühungen des Völkerbundes, der Interparlamentarischen Union und des Verbands der Vereine für den Völkerbund sowie des Verbandes der Volksgruppen (Union des Nationalités, 1912–18) führten zum ersten Kongress des gleichnamigen Dachverbandes nationaler Minderheiten in Europa, der Europäischen Nationalitätenkonferenz (ENK) bzw. der Konferenz der organisierten Volksgruppen der europäischen Staaten am 15.–16. Oktober 1925 in Genf. Dort fanden auch die folgenden Europäischen Nationalitätenkongresse bis 1931 statt. 1932

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wurde der Kongress in Wien abgehalten, 1933 und 1934 in Bern, 1935 und 1936 wieder in Genf, 1937 in London, der letzte, aufgrund der politischen Verhältnisse bereits geschwächte Kongress in der Vorkriegszeit fand 1938 in Stockholm statt. Unter den Initiatoren des ersten Treffens in Genf war der slowenische Abgeordnete im italienischen Parlament, der Triestiner Anwalt Dr. Josip Vilfan (1878–1955, bis Oktober 1939   : Wilfan, Abgeordneter 1921–28), der als italienisches Mitglied der Interparlamentarischen Union bereits seit 1921 in der Kommission für Minderheitenfragen tätig war sowie Autor der Deklaration über die Rechte und Pflichten der Volksgruppen (Kopenhagen 1923). 1925 gründete er in → Trieste/Trst/Triest das Slovensko društvo za Ligo narodov [Slowenischer Verein für den Völkerbund]. Vilfan hatte den Vorsitz der ENK und leitete den ständigen Ausschuss des ENK (bzw. der »Konferenz«) bis zum Herbst 1939, als diese aufgrund des Krieges ihr Wirken einstellten. Der Ausschuss hatte seinen Sitz von 1928 bis zum Kriegsausbruch 1939 in Wien, danach übersiedelte Vilfan nach Beograd. Die Hauptlast der Tätigkeit trug der Generalsekretär, der estnische Deutsche Dr. Ewald Ammende (1892–1936). Ihm folgte in dieser Funktion Ferdinand von UexküllGüldenband. An den Kongressen nahmen Vertreter von über 30 europäischen Minderheiten teil. Unter den Slowenen finden sich noch der ehemalige Abgeordnete im italienischen Parlament Dr. Engelbert Besednjak (1894–1968, Abgeordneter 1924–28), die zwei Kärntner Landtagsabgeordneten Dr. Franc → Petek und Janez (Ivan) → Starc und ab der Mitte der 30erJahre auch Dr. Joško → Tischler. An den Tagungen nahmen auch Vertreter der burgenländischen Kroaten sowie der Wiener Tschechen und Slowaken aus Österreich teil. Beim Kongress 1929 initiierte Besednjak den Verband der Minderheitenjournalisten und leitete diesen danach auch. Der ENK vertrat ausschließlich ethnische Minderheiten (nicht religiöse, politische oder andere), die jedoch nicht durch Emigranten vertreten werden durften. Der ENK vertrat den legitimistischen Grundsatz der Unantastbarkeit der Staatsgrenzen. Als Gegensatz zum Selbstbestimmungsrecht empfahl sie Anfang 1925 die → Kulturautonomie nach estnischem Vorbild für die Regelung der Minderheitenrechte. In den Kongressdokumenten enthielt er sich der Kritik einzelner Staaten. In den Kontakten zu den einzelnen Regierungen setzten sich die Vertreter des ENK als Vermittler für

Faaker See/Baško jezero

eine Verbesserung der Lage einer Reihe von Minder- unter der Leitung des Kärntner Slowenen Dr. Reginald heiten ein (so auch für die Slowenen aus dem Italien Vospernik in Zusammenarbeit mit der Internationalen zugesprochenen Litorale/Küstenland/Primorje und Vereinigung zum Schutz der bedrohten Sprachen und Kulfür die Kärntner Slowenen  ; für diese wurde Ende der turen (AIDLCM, Association internationale des langues 20er-Jahre erfolglos versucht, eine Kultur- bzw. Schul- et cultures menacées) und dem Internationalen Institut autonomie auszuhandeln). Der Kongress trat gegen die für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG, Zwangsassimilation sowie für die wirtschaftliche, poli- München) den EKN wieder und hielt vom 16.–18. Mai tische und kulturelle Gleichberechtigung der Minder- in Genf dessen 15. Treffen ab, an dem Vertreter von 35 heiten ein (→ Assimilation, → Assimilationszwang). europäischen Minderheiten teilnahmen. Der 16. KonEr machte auf die Bedeutung eines geregelten Status gress wurde im April 1989 in Versailles abgehalten und der Minderheiten für den Frieden in Europa auf- begrüßte in seiner Mitte bereits die ersten Vertreter merksam, pflegte Kontakte mit der Paneuropäischen osteuropäischer Minderheiten. Bewegung und setzte sich für eine Ausweitung der Minderheitenrechte auf der Grundlage des kollektiven Archive  : ARS  : Fond Dr. Josip Vilfan  ; Archiv INV  : L. Ude  : Kakšen Schutzes in Form des Völkerbundes als wirksamen Ga- mednarodni forum je združeval manjšine pred drugo svetovno vojno, ranten der Minderheitenrechte in allen Mitgliedstaaten uspehi tega foruma  ? (Studie, datiert 8. 3. 1952, 3 S.). Lit.: ES ( Janez Stergar). – Društvo narodov in narodne manjšine. In  : ein. Einige radikaler gesinnte Minderheitenorganisati- Jutro, 3. 3. 1929, S. 10, 5. 3. 1929, S. 1  ; J. Wilfan, Manjšinski kononen (z. B. die der Basken) trat in den 30er-Jahren aus gresi. In  : Sodobnost 2, 1934, 145–151, 200–205  ; I. Grahor  : Pogled na dem ENK aus. Vor allem nach der Machtübernahme manjšinsko gibanje. In  : Jadranski koledar 1936, Zagreb [1935], 36–44  ; der Nazis wurde die Kritik lauter, der ENK arbeite Ž. J. [Žiberna Joško]  : Manjšinski kongresi. In  : Sodobnost 1938, 459– mit Regierungen totalitärer Regime zusammen. Trotz 461  ; J. Stergar  : Mednarodna manjšinska zaščita. In  : Vestnik koroških partizanov, 9, 1975, Nr. 1–2, 96–104  ; F. Petek  : Iz mojih spominov. des überragenden Anteils der deutsch- und ungarischLjubljana – Borovlje 1979, 127–29, 132, 149–155, 182, 187–88, 206, sprachigen Minderheiten vor allem in den letzten Jah- 249–51  ; R. Michaelsen  : Der Europäische Nationalitäten-Kongress ren der Tätigkeit des ENK blieb dieser nach Ansicht 1925–1928. Frankfurt am Main [e. a.] 1984  ; [Th. Veiter]  : Die Wievon Vilfan »vor allem ein Instrument der kleinen Völ- dergründung des Europäischen Nationalitätenkongresses. In  : Europa ethnica, 42, Wien 1985, Nr. 2–3, S. 65–70  ; Th. Veiter  : Les Congrès des ker und der kleinen Staaten«. Nationalités Européennes d´autrefois et leur importance pour les groupes Der Kongress unterstützte die Institutionalisierung ethniques. In  : Europa ethnica, 42, Wien 1985, Nr. 2–3, 75–79  ; S. Vilder wissenschaftlichen Forschung über Minderheiten. fan  : The Archives of the President of the European Congresses of EuroZu den diesbezüglichen Vorbildern zählte auch das pean Nationalities. In  : Ethnic Groups Studies. Ljubljana 1988, 69–62  ; 1925 in Ljubljana gegründete → Manjšinski institut M. Kacin-Wohinz  : Prvi antifašizem v Evropi – Primorska 1925–1935. [Minderheiten-Institut]. Der küstenländische Slowene Koper 1990, 342–353  ; P. Svoljšak  : Kongres evropskih narodnosti. In  : Dr. Vladimir Miselj (1889–1944) war Vilfans Ver- Slovenska kronika XX. stoletja, Bd. 1, 1900–1941. Ljubljana 1991, bindungsperson im Völkerbund, wo Miselj 1921–40 309–310  ; J. Stergar  : Kongres evropskih manjšin. In  : Veliki splošni leksikon v osmih knjigah, Četrta knjiga, Ka–Ma, Ljubljana 1997, 2047  ; A. im Sekretariat in Genf als jugoslawischer Diplomat tä- Vrčon  : Kongresi evropskih narodnosti (1925–1928), (diplomsko delo). tig und auch für den Menschenrechtsschutz zuständig Ljubljana 1998  ; S. Bamberger-Stemmann  : Der Europäische Nationawar. Die jugoslawische Regierung unterstützte die Tä- litätenkongreß 1925 bis 1938 – nationale Minderheiten zwischen Lobbyistentum und Großmachtinteressen. Marburg 2000  ; A. Vrčon  : Društvo tigkeit des ENK, massiv auch die deutsche. Die Akten der ersten 13 Nationalitätenkongresse narodov, varstvo manjšin in Kongres evropskih narodnosti. In  : Josip Vilfan  : Življenje in delo primorskega pravnika, narodnjaka in poslanca wurden in Buchform veröffentlicht. 1931 erschien ein v rimskem parlamentu. Koper 2005, 105–112, 183–185  ; E. Pelikan  : umfangreicher Sammelband mit Berichten über die Josip Vilfan v Kongresu evropskih narodnosti v letih 1925–1938. In  : Lage der einzelnen Minderheiten unter dem Titel Die Josip Vilfan  : Življenje in delo primorskega pravnika, narodnjaka in Nationalitäten in den Staaten Europas. 1925–44 erschien poslanca v rimskem parlamentu. Koper 2005, 113–122, 186–188. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl die Monatsschrift Nation und Staat, bis 1933 gaben deutsche Juden die Zeitschrift Kulturwehr heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tätigkeit Exonym, vgl. Sachlemmata  : → Namenkunde  ; → Ortsdes ENK ab 1949 von der Föderalistischen Union name  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche. Europäischer Volksgruppen (FUEV) mit jährlichen Treffen und der Herausgabe der Zeitschrift Europa Faaker See/Baško jezero, Sachlemmata  : → GewäsEthnica (ab 1961) fortgeführt. 1985 belebte die FUEV ser in Südkärnten/Južna Koroška  ; sowie  : → Gailtal/

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Fabiani, Max/Maks

Ziljska dolina  ; Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Gegendname  ; → Gewässernamen  ; → Bildstock  ; → Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«]  ; → Kirchtag  ; → Kreuzweg  ; → Metarnikovo prerokovanje [Metarnik-Weissagung]  ; → Rosentaler Dialekt/ rožansko narečje  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; Personenlemmata  : → Aichholzer, Franz  ; → Arnejc, Dr. Janko  ; → Ogris, Dr. Josip  ; → Progar, Alojzij  ; → Rauter, Flora  ; → Resman, Franc  ; → Santonino, Paolo  ; → Sekol, Janez  ; → Treiber, Franz. Fabiani, Max/Maks (* 29. April 1865 Kobdilj [Komen, Primorska], † 18. August 1962 Gorizia/Gorica/Görz), Architekt, → Wien. Falle, Anton (* 25. März 1886 Rajach/Sreje [Velden am Wörthersee/Vrba], † 15. Jänner 1945 KZ Dachau), sozialdemokratischer Funktionär und Publizist. »Toni« kam als 14. Kind aus einer armen slowenischen Bauernfamilie zur Welt. Nach der zweiklassigen Grundschule in Lind/Lipa war er Hilfsarbeiter in verschiedenen Berufen (in Kärnten/Koroška, in der Schweiz und in Graz) und danach Soldat im Ersten Weltkrieg. Als Autodidakt war er bereits im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg Gewerkschafter und zwischen 1918 und 1928 Sekretär der Sozialdemokratischen Partei im Bezirk → Villach/Beljak. Von 1921 bis 1934 war er Abgeordneter zum Nationalrat sowie nach dem Tod von Florian Gröger 1928–34 Führer der Kärntner Sozialdemokraten und Leiter der Kärntner Redaktion des »Arbeiterwillens«. 1934–44 war er Führer der illegalen »Kärntner Revolutionären Sozialisten« und Vertrauensmann der Kärntner Arbeiter. Zur Zeit des Austrofaschismus wurde er am 21. März 1935 zum zweiten Mal verhaftet und am 22. November 1935 wegen Hochverrats zu einem Jahr schweren und verschärften Kerkers verurteilt. Von den Nationalsozialisten wurde er ab April 1938 polizeilich bewacht und im August 1944 im Zuge der Repressionen nach dem missglückten Attentat auf Hitler zusammen mit 160 sozialdemokratischen Genossen verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt, wo er einige Monate vor der Befreiung an Schwäche und wegen der winterlichen Kälte umkam. In der Kärntner Grenzfrage 1918–20 war er ein Gegner des Anschlusses Südkärntens an Jugoslawien und Mitglied des Arbeiterbataillons. Trotzdem hat er seine Zugehörigkeit zur slowenischen Volksgruppe nie verleugnet, er verteidigte die Minderheitenrechte und verwahrte sich gegen den Vorwurf des Irredentismus (so z. B. anlässlich der feierlichen Sitzung

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des Nationalrats am 16. Juli 1930). Von den DeutschNationalen wurde er scharf angegriffen (u. a. während einer Versammlung am 15. November 1925 in Sankt Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu und im Nationalrat am 10. und 11. Dezember 1925), doch blieb er mit seiner konsequenten Position in diesen Fragen auch in seiner Partei in der Minderheit (z. B. am Parteitag der Kärntner Sozialdemokraten am 3. und 4. Oktober 1925). Werke  : Die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen der Volks-

abstimmung in Kärnten. In  : Abwehrkampf und Volksabstimmung in Kärnten 1918–1920. Klagenfurt 1930, 7–15. Lit.: EJ  ; ES  ; OVSBL. – Anton Falle zum Gedächtnis. In  : Die neue Zeit, 15. 1. 1948, 1–2  ; R. B. Blatnik  : Anton Falle. In  : N. Leser (Hg.)  : Werk und Widerhall. Wien 1964, 146–153  ; W. Brunbauer (Red.)  : Dokumentation des Raumplanungsgespräches Südkärnten. Wien 1977, 27–28  ; J. Pleterski (Hg.)  : F. Petek – Iz mojih spominov. Ljubljana, Borovlje 1979, 240–244  ; K. Dinklage  : Geschichte der Kärntner Arbeiterschaft, II. Klagenfurt 1982, 82 ff. J. Stergar  : Anton Falle – 25. 3. 1886–15. 1. 1945 – spraševanje ob stoletnici koroškega slovenskega socialdemokratskega voditelja. In  : Naši razgledi, 28. 3. 1986, 185. Gekürzt in  : Slovenski vestnik 18. 4. 1986, 6  ; J. Stergar  : Falle, Anton. In  : S. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer war wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung, Verschleppung, nationaler Kampf. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 298  ; W. Koroschitz  : »Sind wir ein Negerstamm  ?« In  : W. Koroschitz & L. Rettl (Hg.)  : Katalog … »Heiss umfehdet, wild umstritten  …«. Klagenfurt/Celovec 2005, 230–232  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/ St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NSVerfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 474. Janez Stergar  ; Üb.: Valentin Sima, Bojan-Ilija Schnabl

Faschang, Gregor (Fašank, * vor 1566 Radovljica   ?

[Gorenjska], † nach 1600 Tübingen  ?), protestantischer Geistlicher. F. entstammt einer slowenischen protestantischen Familie aus der Gorenjska (Oberkrain). Als »Corniolanus« aus Radovljica am 31. Mai 1566 in Tübingen immatrikuliert, studierte er Theologie und Philosophie und half Primož → Truber beim Druck des slowenischen Katechismus und als Bote  ; er wirkte sodann ab 1572 als Prediger an der slowenischen (→ »windischen«) Kirche zum Hl. Geist (Spitalkirche, cerkev sv. Duha) in → Klagenfurt/Celovec, geriet in einen kirchenrechtlichen Konflikt mit dem Stadtpfarrer Bernhard → Steiner, der seinem Vikar unterstellte, dass er die »windischen« Gemeindeglieder zu einer eigenen selbständigen Kirchengemeinde sammeln wollte. Dieser glaubte, »aus einer Kirche wegen der verschiedenen Sprachen« zwei machen zu können, um so seine Position aufzuwerten und sich als Pfarrer einer abgesonderten Pfarre verstehen zu können (Malloth 100).

Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu

Sein Weggang von Klagenfurt/Celovec löste das Problem nur vordergründig. 1580 ist er als Prediger in der Gorenjska, sodann bis 1581 in Tarvisio/Tarvis/Trbiž nachgewiesen, ehe er schließlich 1582–1600 wieder nach Klagenfurt/Celovec zurückkehrte. Er unterzeichnete 1582 die Konkordienformel, verfasste gemeinsam mit dem Stadtpfarrer Adam Colbius/Kolbe, den Landschaftspredigern Moritz Faschang, Adam Raunacher und dem Rektor des → Collegiums sapientiae et pietatis Hieronymus → Megiser ein Gutachten (19. Juli 1600), in dem sie zum Widerstand aufriefen (Fräss-Ehrfeld 609). Infolge der Gegenreformation wurde er am 29. Dezember 1600 entlassen und ging über Rosegg/Rožek ins Exil nach Deutschland. Lit.: ES  ; OVSBL. – T. Elze  : Die evangelischen Prediger Krains im XVI. Jahrhundert. In  : JGPrÖ 21 (1900) 159–201, 168  ; N. Lebinger  : Die Reformation und Gegenreformation in Klagenfurt I. Klagenfurt 1867, 19  ; H. Malloth  : Beiträge zur Geschichte der Stadt Klagenfurt vom großen Brand 1514 bis zum entscheidenden Erfolg der Gegenreformation im Jahre 1604 (phil. Diss.). Innsbruck 1964  ; C. Fräss-Ehrfeld  : Geschichte Kärntens II. Klagenfurt 1994  ; J. Rajhman  : Pisma slovenskih protestantov. Briefe der slowenischen Protestanten. Ljubljana 1997  ; R. Leeb  : Die Reformation in Kärnten. In  : W. Wadl (Hg.)  : Glaubwürdig bleiben. 500 Jahre protestantisches Abenteuer. Klagenfurt am Wörther See 2011, 83–105.

Karl W. Schwarz

Faschang, Johann (Fašank, * vor 1555 Gorenjska [?], † nach 1582, o. O.), protestantischer Geistlicher. F., vermutlich aus der Gorenjska (Oberkrain) stammend, ist 1555 in Althofen (Stari dvor) und 1559 in → Klagenfurt/Celovec nachgewiesen (Eintragung als »Christi famulus« in Zusners Album), wirkte 1566– 1582 als Pfarrer in Tultschnig/Čajnče, als der er die Confessio Carinthiaca (1566) unterzeichnete, er beteiligte sich 1581 an der Revision der slowenischen Bibelübersetzung J. → Dalmatins in Ljubljana und unterzeichnete 1582 die Konkordienformel. Er hatte zwei Söhne Christoph und Moritz, welche 1578 in Tübingen und 1579 in Straßburg immatrikuliert waren. Letzterer war krainerischer Stipendiat im Tiffernum (seit 1579), magistrierte 1583 in Tübingen, studierte danach in Jena (1586) und Wittenberg (1587), ehe er als Prediger der Kärntner Landschaft berufen wurde, musste aber infolge der Gegenreformation entlassen werden. Die Landschaft gab ihm eine Abfertigung von 500 fl. und Ersatz für sein Haus in Klagenfurt/Celovec. Lit.: ES  ; OVSBL. – T. Elze  : Die evangelischen Prediger Krains im XVI. Jahrhundert. In  : JGPrÖ 21 (1900) 159–201, 169  ; N. Lebinger  : Die

Reformation und Gegenreformation in Klagenfurt I. Klagenfurt 1867  ; P. Dedic  : Kärntner Exulanten des 17. Jahrhunderts. Klagenfurt ²1979  ; C. Fräss-Ehrfeld  : Geschichte Kärntens II. Klagenfurt 1994  ; W. Neumann  : Michael Gothard Christalnick. Kärntens Beitrag zur Geschichtsschreibung des Humanismus. Klagenfurt ²1999. Karl W. Schwarz

Februarpatent, 1861, → Dezemberverfassung 1867  ;

→ Wahlkreise.

Feistritz/Bistrica, vielfach auftretende Namensdu-

blette von Orten (→ Namenkunde  ; → Ortsnamen) und Gewässern (→ Gewässernamen) etymologisch aus urslawisch »bystrъ« = klar, speziell in Kärnten/Koroška, bisweilen aktuell in Verwendung oder in historischen amtlichen → Ortsrepertorien (→ Ortsverzeichniss 1849/50, 1854, 1860, 1880/82, 1883, 1918), in manchen Fällen aktuell nicht mehr amtlich und doch gebräuchlich, sowie historisch im ehemaligen karantanischen Raum verwendet (→ Karantanien, → Slovenia submersa, → Toponyme [in der Steiermark, in Osttirol und in Salzburg] → Zweinamigkeit, mittelalterliche). Bojan-Ilija Schnabl

Feistritz im Gailtal/Bistrica na Zilji, vgl. Sachlem-

mata  : → Zila, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila (Gail/-tal)] sowie  : → Arnoldstein/Podklošter  ; → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Bürgermeister  ; → Chronogramm  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Gegenreformation  ; → Inschrift, slowenische  ; Kreuzweg  ; → Kufenstechen  ; Prvi rej [der erste Tanz]  ; → Nachbarschaft/soseščina im Unteren Gailtal  ; → Russophilie  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Vertreibung 1920  ; → Volkslied  ; → Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; Personenlemmata  : → Brandstätter, Valentin  ; → Hebein, Josef  ; → Kattnig, Josef  ; → Pipp, Johann  ; → Schaubach, Alois  ; → Schnabl, Gregor  ; →  Schnabl, Johann (1827–1904)  ; → Schnabl-Hrepec, Janez (1897– 1964)  ; → Wiegele, Ferdinand  ; → Zwitter, Davorin. Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Sachlemmata  : → Abstimmungszonen  ; → Ferlach/Borovlje  ; → Inschrift, slowenische  ; → Karawanken/Karavanke  ;

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Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku

→ Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]   ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges Kärntner  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Rosental/ Rož  ; → Rosentaler Dialekt/rožansko narečje  ; → Vertreibung 1920  ; → Widerstandsbewegung  ; Personenlemmata  : → Einspieler, Lambert  ; → Hornböck, Janez  ; → Kahn, Josef  ; → Košir, Pavel  ; → Maklin, Walter   ; Potočnik, Franc (→ Widerstandsbewegung)  ; → Sorgo, Maks  ; → Sturm, Andrej  ; ; Hundsdorf/Podsinja → Svetina, Anton (senior)   vas  : → Lapuš, Florijan  ; Rabenberg/Šentjanške Rute  : Rudl, Joseph (→ Zeugen Jehovas)  ; Suetschach/Sveče  : → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]   ; sowie → Einspieler, Andrej  ; → Einspieler, Gregor  ; → Ferčnik, Lambert  ; → Inzko (sen.), Valentin  ; → Kersche, Gregor  ; St.  Johann im Rosental/ Šentjanž v Rožu  : → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Johann und Umgebung]  ; → Hornböck, Janez  ; → Maklin, Walter  ; Unterkrajach/Muta  : → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; Weizelsdorf/Svetna vas  : → Mišič, Dr. Franc  ; Posratschnig, Franz (→ Zeugen Jehovas). Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku, vgl.

Sachlemmata  : → Abstimmungszonen  ; → Bleiburg/Pliberk  ; → Bürgermeister  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; Tabor  ; Personenlemmata  : → Poznik, Albin  ; Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku  : → Kreuzweg  ; sowie → Kraut, Jurij  ; → Leder – Lesičjak, Franc  ; → Majar – Ziljski, Matija  ; St. Michael ob Bleiburg/ Šmihel pri Pliberku  : → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Michael und Umgebung]  ; Tscherberg/Črgoviče  : → Jekl, Josef. Felaher, Josip, vlg. Trbišnik (Gasthausbesitzer, Kulturaktivist) → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg]. Felaher, Julij (Fellacher, Julius, * 3. Jänner 1895 Mell­weg/ Melviče [Hermagor – Pressegger See/Šmohor – Preseško jezero], † 28. Mai 1969 Ljubljana), Jurist, ethnopoli-

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tisch engagierter Funktionär, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Publizist. Die Grundschule besuchte F. in Mellweg/Melviče und das humanistische Gymnasium in Klagenfurt/ Celovec, wo er 1915 maturierte. Das Rechtsstudium absolvierte er in Wien, Zagreb und in Ljubljana, wo er 1922 promovierte. Als Schüler war er aktiv im heimischen Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Melviče [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg] sowie unter den slowenischen Schülern in → Klagenfurt/Celovec (→ Kulturvereine). Im Ersten Weltkrieg war er österreichisch-ungarischer Soldat an der italienischen und an der russischen Front. 1918–20 war er aktiv beteiligt am militärischen und politischen Kampf für die Vereinigung von Teilen → Südkärntens/ Južna Koroška mit dem Königreich SHS. Er war im → Narodni svet za Slovensko Koroško [Volksrat für das Slowenisch-Kärnten] in → Völkermarkt/Velikovec tätig sowie danach beim Distriktsrat der Alliierten Volksabstimmungskommission in Klagenfurt/Celovec und in → Bleiburg/Pliberk. Nach der → Volksabstimmung musste er wie die Mehrzahl der slowenischen Intellektuellen Kärnten/Koroška verlassen (→ Vertreibung 1920). 1923–1945 war er vornehmlich in Ljubljana als Richter und Jurist im Staatsdienst tätig. 1928 zählte er zu den Gründungsmitgliedern des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen], dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod war, mit Ausnahme allerdings der Kriegsjahre und zwischen 1945–50. Zu dieser Zeit war → Prežihov Voranc Vorsitzender, er hingegen geschäftsführender stellvertretender Vorsitzender. Außerdem war er in einer Reihe weiterer ethnopolitischer Organisationen aktiv  : Er war Vorsitzender

Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, Archiv Milka Kriegl

Ferčnik, Lambert

und Ausschussmitglied des Branibor und Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Bruderschaft]. F. engagierte sich in der → Jugoslovanska matica, im → Gosposvetski zvon, in der → Legija koroških borcev [Legion der Kärntner Veteranen] usw. Ab 1925 wirkte er aktiv im Manjšinski inštitut [Minderheiten-Institut] in Ljubljana, ab Mai 1945 war er in der Abteilung für Grenzen des wissenschaftlichen Instituts beim Vorsitz des SNOS (Slovenski narodnoosvobodilni svet) [Slowenischer Volksbefreiungsrat], später des Inštitut za narodnostna vprašanja [Institut für Volksgruppenfragen] in Ljubljana. Er wirkte mit beim Sammeln und beim Sortieren sowie bei der Vorbereitung von Unterlagen für die Bedürfnisse der jugoslawischen Delegation bei der Friedenskonferenz nach dem Zweiten Weltkrieg, die die Vereinigung von Teilen Südkärntens mit → Jugoslawien forderte. Ende des Krieges wurde er von der Volksregierung Sloweniens beauftragt, im slowenischen Teil Kärntens die Rechtsinstitutionen (Gerichte, Gerichtsgebäude, Strafanstalten einschließlich des Inventars, der Akten, der Grundbücher usw.) in ihrem Auftrag zu übernehmen, doch zogen sich bereits am 20. Mai die jugoslawischen Kräfte zurück. Er sammelte und veröffentlichte zahlreiche Beiträge über das kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Leben der Kärntner Slowenen. F. arbeitete mit Hingabe und systematisch für die Verbesserung der Lage der Kärntner Slowenen. Seinen Landsleuten half er mit eigenen Mitteln, schrieb Eingaben, gab rechtliche Hilfe, intervenierte usw. Er war einer der besten Kenner der sog. »Kärntner Frage« und der Lage der Kärntner Slowenen. Lit.: ES. – J. Stergar  : Devetdesetletnica rojstva dr. Julija Felaherja. In  : Koroški koledar 1985. Celovec 1984, 210–211  ; J. Stergar  : Felaher (Fellacher), Julij ( Julius). In  : S. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer war wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : S. Karner (Hg.), Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.), Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Celovec [e. a.] 2005, 298–299  ; D. Grafenauer  : Julij Felaher, pozabljeni koroški Slovenec. In  : Koroški koledar 2009. Celovec 2008, 157–178  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss., Univerza v Mariboru). Maribor 2009  ; D. Grafenauer  : Julij Felaher, slovenski sin Ziljske doline. In  : KMD 2015. Celovec 2014, 125–130.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Felaher, Pavle, vlg. Mlinar (Latschach/Loče) Bibliothekar, Kulturaktivist, → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg].

Ferčnik, Lambert (Fertschnig, * 17. September 1827

Suetschach/Sveče [Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu], † 24. Dezember 1887 Camporosso/Saifnitz/ Žabnice), Geistlicher, Autor von Erbauungsschriften, Übersetzer. F. absolvierte das Gymnasium in → Klagenfurt/Celovec, besuchte danach dort das → Priesterseminar und wurde 1850 zum Priester geweiht. F. wurde an mehreren Pfarren im → Rosental/Rož, in Camporosso/ Saifnitz/Žabnice im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina sowie in Klagenfurt/Celovec als Kaplan eingesetzt, bis er 1864 Pfarrer und Dekan von Camporosso/ Saifnitz/Žabnice wurde, was er bis zu seinem Tode blieb. Neben seinem Priesterberuf publizierte F. in slowenischen und deutschen Zeitschriften, von denen die meisten konservativ ausgerichtet waren. Im Besednik erschienen Reiseberichte und eine → Biografie von Karl Dürnwirth (1829–1874). Im Slovenski prijatel und im Dušni pastir [Seelenhirte] publizierte F. mehrere Predigten und geistliche Reden. In der Reihe → Slovenske večernice erschien 1870 eine Biografie von Anton → Janežič, mit dem er persönlich befreundet gewesen war (→ Publizistik). 1859 erschien ein Gebetbuch für Frauen Glej, tvoja mati [Siehe, deine Mutter], das F. zusammengestellt hatte. F. übersetzte und bearbeitete das christlich-katholische Erbauungsbuch Slovenski Goffine ali Razlaganje cerkovnega leta. Celovec I–II, 1878–1881 [Der slowenische Goffiné oder Auslegung des Kirchenjahres] von Leonhard Goffiné (Mainz, deutsche Erstauflage 1690, 120 Auflagen insgesamt). 1875 verfasste er für die Diözese → Gurk/Krška škofija einen Schematismus. Während der Zeit, als er Pfarrer von Camporosso/ Saifnitz/Žabnice war, betätigter er sich als meteorologischer Beobachter und übermittelte seine Wahrnehmungen an das Landesmuseum in Klagenfurt/Celovec. F. erarbeitete jeweils die Statistik über die Ernteerträge für die → Kärntner Ackerbaugesellschaft  ; die handschriftliche Zeitschrift Venec zählte ihn zu ihren Redakteuren. Werke  : Glej, tvoja mati. Maribor 1859  ; Geistlicher Personalstand der Diözese Gurk im Jahre 1875. Klagenfurt 1875. Üb.: Slovenski Goffine ali Razlaganje cerkvenega leta. Celovec [1878]– 1881 (in vier Bündeln). Lit.: SBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 3. [Ljubljana] 1896, 158–159  ; M. Inzko  : Lambert Ferčnik – ob 100-letnici smrti. In  : KMD (1988) 114–115.

Martin Grum  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Ferdič, Štefana

Ferdič, Štefana (Rednerin, Kulturaktivistin), → Šmihel.

Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolisco [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Ferdinandeum (Ausbildungsanstalt für Geistliche in → Graz), → Grochar, Anton  ; → Rohrmeister, Jakob. Ferjančič, Andrej (1848–1927, Politiker), → Wien. Ferjančič, Viktor (Diskriminierungsopfer), → Inter-

nierungen 1919.

Ferk, Juliana (Kirchensängerin), → Liedersammlung,

handschriftliche.

vgl. Sachlemmata  : → Ferlach/ Borovlje  ; → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)] sowie → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Buge waz primi gralva Venus  ; → Celje  ; → Chorwesen  ; → Dezemberverfassung (1867)  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Germanisierung, statistische  ; → Gewässer in Südkärnten/ Južna Koroška  ; → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]  ; → Görz (Gorizia/ Gorica)  ; → Grenzfrage 1918–1920  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band  1)  ; → Karawanken/Karavanke  ; → Kmečka zveza [Bauernbund]  ; → Koroška zora  ; → Kreuzweg  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Osəmca [Achter]  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Prag (Praha)  ; → Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Rosental/ Rož  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920  ; → Slovanska čitalnica [Slawische Lesehalle]  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Tamburizzamusik  ; → Vertreibung 1920  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; Wallfahrt(en)  ; Personenlemmata  : → Aichholzer, Franz  ; → Albreht, Ivan  ; → Benetek, Anton  ; → Brandstätter, Valentin  ; → Brollo, Jacobo  ; → Dobernik, Jože  ; → Gregoritsch, Anton  ; → Kaltner, Balthasar  ; → Kandut, Ferlach/Borovlje,

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Ciril  ; → Kazianka, Johann  ; → Kersche, Gregor  ; → Košir, Kristo  ; → Kristan, Etbin  ; → Lapuš, Florijan  ; → Limpel, Valentin  ; → Lučovnik, Dr. Johann  ; → Maierhofer, Janez  ; → Mencin, Rudolf  ; → Muri, Ignac(ij)  ; → Nagele, Anton  ; → Perkonig, Josef Friedrich  ; → Rožman, Gregorij  ; → Rulitz, Matija  ; → Ruprecht, Viktor  ; → Schaubach, Franc  ; → Scheinigg, Johann  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Sorgo, Maks  ; → Starc, Johann  ; → Štrekelj, Karel  ; → Trunk, Jurij  ; → Wiegele, Ferdinand  ; Dobrawa/Dobrova  : Mišič, Dr. Franc  ; Dornach/Trnje  : Ogris, Josef (→ Zeugen Jehovas)  ; Glainach/Glinje  : → Muden, Simon  ; → Müller, Valentin  ; → Rabitsch, Johann  ; → Reichman, Blaž  ; → Serajnik, Lovro  ; → Zablatnik, Dr. Pavle  ; Kirschentheuer/ Kožentavra  : Čavko, Anton Matthäus, Paul und Theresia (→ Zeugen Jehovas)  ; Laiplach/Liplje  : Hedenig, Franz (→ Zeugen Jehovas)  ; Strau/Struga bei Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi  : → Singer, Stefan  ; Rudl, Joseph (→ Zeugen Jehovas)  ; → Windisch Bleiberg/ Slovenji Plajberk  : → Ogris, Albin  ; → Šašel, Josip. Ferlach/Borovlje, Stadtgemeinde am rechten Ufer der Drau/Drava, der größte Ort im → Rosental/Rož und die südlichste Stadt in Österreich, Sitz eines Bezirksgerichtes. Der Ort entwickelte sich 10 km südlich von Klagenfurt/Celovec an der antiken und mittelalterlichen Handelsstraße, die das antike Emona mit Virunum verband bzw. das Becken von Ljubljana mit dem Klagenfurter Becken/Celovška kotlina und die über den Loiblpass/ Ljubelj, die Brücke über die Drau/Drava bei Hollenburg/Humperk und die Ebene zwischen Maria Rain/ Žihpolje und Viktring/Vetrinj führte. Zunächst diente der Ort als Raststätte vor der Aufnahme des weiteren Weges über den Loiblpass/Ljubelj oder die → Sattnitz/ Gure. Bereits im 16. Jh. begann sich die Eisenverhüttung zu entwickeln sowie das Schmiede- und Büchsenmacher-Handwerk. Die Ferlacher Büchsenmacher versorgten zu Beginn des 19. Jh.s Arsenale und statteten zahlreiche österreichische Regimenter mit ihren Erzeugnissen aus. Obwohl die Ferlacher Büchsenmacher schon bald nicht mehr mit der industriellen Produktionsweise konkurrieren konnten, waren 1844 in F./B. und in den umliegenden Orten 164 Büchsenmachermeister tätig. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr auch der Eisenverhüttung und Schmiedetätigkeit in F./B. sowie in den nahe gelegenen Orten Waidisch/Bajtiše und Unterloibl/Podljubelj. Wegen dieser Probleme

Ferlach/Borovlje KS 19. 1. 1938

konzentrierte sich der Großteil der Betriebe der Metallindustrie ab der 2. Hälfte des 19. Jh.s in F./B. selbst. Die langsamere wirtschaftliche Entwicklung des Ortes kann man einerseits der Nähe von Klagenfurt/Celovec zuschreiben, weshalb aus Angst vor Konkurrenz die Ausbildung eines urbanen Ortes mit allen Rechten eines Markt- und Handwerkszentrums behindert worden sein könnte. Andererseits war F./B. bis zum Beginn des 20. Jh.s ohne Bahnanbindung und auch danach wurde nur eine lokale Abzweigung von Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi errichtet. F./B. erhielt das Marktrecht erst 1910. Zahlreiche Rezessionserscheinungen der F ­ erlacher Wirtschaft führten zum langsamen Wachstum der Bevölkerung, die zwischen 1869 und 1910 von 1.527 lediglich auf 1.584 stieg. Wegen des beträchtlichen Anteils der Beschäftigten in den Bereichen des Handwerks und der Industrie unterschied sich die soziale Struktur von F./B. und der Orte im unmittelbaren Umland beträchtlich vom stark agrarisch geprägten Rosenthal/Rož. Handwerk und Industrie hatten auch Einfluss auf die Entwicklung der anderen Bereiche. So wurde die erste Schule von F./B., in der der Unterricht in slowenischer und in deutscher Sprache abgehalten wurde, bereits 1777 eingerichtet. 1878 wurde die Büchsenmacher-Fachschule gegründet. Für den Ort war auch von Bedeutung die Gründung der Bürgerschule (1909–1911), die 1927 in eine vierklassige Hauptschule umgewandelt wurde. F./B., in dem 1880 die Hälfte der Bevölkerung slowenischsprachig war, war auch ein bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum der Kärntner Slowe-

nen. Das gilt noch besonders für die Zeit nach 1848 (→ Revolutionsjahr 1848), als sich am Übergang aus einer agrarisch-feudalen Gesellschaft zu einer Industriegesellschaft die Slowenen zu einer modernen europäischen Nation wandelten und es zwischen den deutsch- und slowenischsprachigen Einwohnern zu immer stärkeren interethnischen Gegensätzen kam (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849). Als sich Ende der 60er-Jahre und zu Beginn der 70er-Jahre des 19. Jh.s endgültig die nationalen Differenzierungsprozesse manifestierten, hatte die deutschliberale bzw. deutschnationale Seite wegen des Wahlrechts eine privilegierte Stellung, während die slowenische nationale Bewegung und die Arbeiterschaft in einer untergeordneten Rolle blieben (→ Wahlordnungen, → Wahlkreiseinteilung, Franz → Muri). Trotzdem kommt es bereits bald nach 1848 in F./B. und den umliegenden Orten zu den ersten Formen organisierten kulturellen und politischen Lebens der Slowenen. Es wurde ein Leseverein gegründet, zwei Jahrzehnte später breitete sich das Vereinsleben der Slowenen weiter aus (→ slovanska čitalnica, → Lesekultur). Im November 1870 wurde das Katoliško konstitucionalno društvo za boroveljski sodni okraj [Katolisch-konstitutioneller Verein für den Gerichtsbezirk Ferlach] gegründet, im Mai 1871 gründeten demokratisch-orientierte Slowenen den Napredovansko društvo v Ročni [sic  !] dolini [Rosenthaler Fortschritt-Verein]. Obwohl beide Vereine bereits zu Beginn der 80er-Jahre des 19. Jh.s ihre Tätigkeit einstellten, trugen sie doch wesentlich zur organisierten Form des slowenischen Kulturlebens und zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Zunächst war es verbunden mit dem Chorgesang, später kamen Auftritte von Laienspielgruppen hinzu. Bis zum Beginn des 20 Jh.s war das slowenische Kulturleben in F./B. gänzlich unorganisiert. Wesentlich besser war die Situation im nahe gelegenen Glainach/ Glinje, das die örtliche Darlehenskasse (→ Genossenschaftswesen) unterstützte sowie in Unterloibl/Podljubelj. Die kulturelle Tätigkeit der slowenischen Ferlacher beschränkte sich auf den Gesang der slowenischen Kirchenlieder. Sie waren jedoch nicht als Verein organisiert. Auch in der Schule in F./B. war die Unterrichtssprache lediglich Deutsch, das Slowenische wurde nur teilweise beim Religionsunterricht verwendet. Das organisierte Vereinswesen in F./B. lebte im März 1906 mit der Gründung des Tamburaško društvo »Strel« [Tamburizza-Verein Strel] wieder auf. Später wurden noch einige weitere Vereine gegründet, wo-

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Ferlach/Borovlje

bei Podružnica Borovlje → Družbe sv. Cirila in Metoda [Zweigverein Ferlach des Kyrill und Method-Vereins], gegründet im Dezember 1907, Telovadno društvo »Sokol« [Turnverein »Sokol«], gegründet im September 1909, sowie Izobraževalno društvo za Borovlje, Podljubelj in okolico [Bildungsverein für Ferlach, Unterloibl und Umgebung], gegründet im Dezember 1912, hervorzuheben sind (→ Borovlje, Slovensko prosvetno društvo, → Kulturvereine, → Tamburizzamusik). Alle diese Vereine waren im Hinblick auf das slowenische Identitätsbewusstsein tätig, weshalb ihre Veranstaltungen häufig Ziele von Störaktionen deutschnationaler Kreise waren oder sie von den lokalen Behörden beschränkt wurden. Die Tätigkeit der slowenischen Vereine hörte nicht einmal während des Ersten Weltkriegs völlig auf, obschon sie sich vor allem auf die Veranstaltung geselliger Abende beschränkte. Zu einer neuerlichen Steigerung der Aktivitäten kam es im Mai 1917 im Zuge der Un- auch der slowenischen politischen Parteien verboten. terschriftenaktion für die → Maideklaration und ganz Teilweise wichen sie von dieser Position lediglich bei besonders nach dem Ende des Krieges und dem Zerfall der Jugoslovanska demokratska stranka [ Jugoslawische der österreichisch-ungarischen Monarchie, da das neu demokratische Partei] ab, die als ein Gegengewicht zu geschaffene Königreich der Serben, Kroaten und Slo- den österreichischen sozialdemokratischen Vorfeldorwenen den Südkärntner Raum beanspruchte. In dieser ganisationen galt. Die slowenischen Sozialdemokraten, Zeit des Umbruchs wurde F./B. Sitz des slowenischen insbesondere jene aus Feistritz im Rosental/Bistrica v → Narodni svet za Rož [Nationalrat für das Rosen- Rožu, setzten sich für eine Vereinigung aller Vorfeldtal], der unter der Leitung des Büchsenmachers Jakob organisationen der österreichisch-deutschen SozialdePošinger und des Pfarrers Jurij → Trunk bis 2. No- mokraten aus dem Rosental/Rož mit der Zentrale in vember 1918 die Macht in der Gemeinde ausübte. Da- Ljubljana ein. Das wiederum lehnten die Ferlacher Sobei ist zu erwähnen, dass die Slowenen aus F./B. in den zialdemokraten entschieden ab und trugen gleichzeitig ersten Nachkriegswochen nicht ein Leben in einem in bedeutendem Ausmaß dazu bei, dass die Abstimmonarchisch gestalteten Jugoslawien erwogen, sondern mung am 10. Oktober 1920 zugunsten Österreichs aussich für eine demokratische Einrichtung des damali- ging. Als F./B. 1930 zur Stadt erhoben wurde, wurde in gen Jugoslawiens einsetzten. Am 19. November 1918 einem Dokument, das die Erhebung von einem Markt besetzten slowenische Freiwillige unter der Leitung in eine Stadt begründete, festgehalten, dass in der Zeit von Major Alfred Lavrič F./B., doch mussten sich die der Besatzung und der Abstimmung Ferlach die wichslowenischen Soldaten im Zuge der Grenzkämpfe be- tigste Stütze der republikanischen, österreichischen, reits im Jänner 1919 aus F./B. und seiner Umgebung Kärntner Idee gewesen sei. Es habe mit dieser Haltung zurückziehen (→ Grenzfrage 1918–1920). Ebenso nicht nur selbst viel zum Sieg beigetragen, sondern damussten die Mitglieder des slowenischen Nationalrates mit auch in höchstem Maße auf das ganze Rosental/ nach Ljubljana flüchten. Als im Zuge der Verhandlun- Rož Einfluss gehabt. gen in Paris beschlossen wurde, dass über die staatliNach der Volksabstimmung fanden die Slowenen che Zugehörigkeit von Südkärnten/Južna Koroške eine aus F./B. völlig veränderte Rahmenbedingungen vor. → Volksabstimmung abgehalten werden sollte, nah- Viele, die für Jugoslawien gestimmt hatten, mussten men slowenische Truppen erneut F./B. unter ihre Kon- Südkärnten/Južna Koroška verlassen (→ Vertreibung trolle. Für diese Periode vor der Volksabstimmung ist 1920), gleichzeitig stieg der Assimilationsdruck auf kennzeichnend, dass die jugoslawischen (slowenischen) die Kärntner Slowenen (→ Assimilation). Das organiBesatzungskräfte im Bereich der Zone A die politi- sierte Kulturleben der Slowenen kam fast völlig zum sche Tätigkeit sowohl der österreichisch-deutschen als Erliegen, sodass die Slowenen aus F./B. zur Erneue-

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Ferlach/Borovlje, KMD 1889

Ferlitsch, Hans

rung der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Organisationen erst aus der Klagenfurter »Zentrale« angeregt werden mussten. Zu einer Wiederaufnahme der organisierten Tätigkeit im Kulturbereich kam es im April 1924 mit der Gründung des Društvo slovenskih diletantov [Verein slowenischer Dilettanten]. Dieser Verein war besonders aktiv im Bereich des Chorgesanges und des Laientheaters. Seine Veranstaltungen wurden im Kulturni dom Cingelc [Kulturhaus Cingelc] im nahe gelegenen Ort Glainach/Glinje, im Delavski dom Podljubelj [Arbeiterheim Unterloibl] sowie auch im Ferlacher Kinosaal abgehalten. Seine Errichtung noch vor dem Ersten Weltkrieg hatten auch die slowenischen Gemeinderatsmitglieder mit ihrer Stimme im Gemeinderat ermöglicht. Mit dem »Anschluss« wurde die Tätigkeit der Slowenen in F./B. erneut verboten. Lit.: ES. – J. Šajnik [= Scheinigg]  : Borovlje in puškarija v Borovljah. In  : KMD 1889, 47–55  ; J. F. Perkonig  : Heimat in Not. Klagenfurt 1921  ; F. Lex, V. Paschinger, M. Wutte  : Landeskunde von Kärnten. Klagenfurt 1923  ; L. Ude  : Vojaški boji na Koroškem v letu 1918/1919. In  : J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (Hg.)  : Koroški plebiscit – razprave in članki. Ljubljana 1970, 131–214  ; A. Malle  : Kulturno in narodnopolitično delovanje v Borovljah  : zgodovinski prerez/Kultur und nationalpolitische Aktivitäten in Ferlach  : historische Skizze. In  : M. Verdel (Hg.)  : Borovlje in Borovljani  : kultura skozi 125 let/Ferlach und die Ferlacher  : Streifzug durch 125 Jahre Kultur. Klagenfurt/Celovec 1995, 19–88  ; Kultura – delavstvo – narodnost  : Borovlje od 1848 do danes/Kultur – Arbeitschaft – Nationalität  : Ferlach von 1848 bis heute. Celovec/Klagenfurt 1997  ; A. Malle  : Nekateri aspekti socialne in kulturne zgodovine Borovelj. In  : Koroški vestnik 31–1 (1998) 1–10  ; M. Klemenčič  : Jurij Trunk med Koroško in Združenimi državami Amerike ter zgodovina slovenskih naselbin v Leadvillu, Kolorado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec [e. a.] 1999.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Ferlitsch, Hans (* 7. Dezember 1890 Vorderberg/ Blače [St. Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji], † 11. September 1968 ebd.), Landwirt, Bürgermeister, Landtagsabgeordneter, Landespolitiker der ÖVP. Vom elterlichen Bauernhof im mehrheitlich slowenischen Dorf, das jedoch bereits von der kleinen deutsch-liberalen Bourgeoisie dominiert wurde, ging er auf die Landwirtschaftschule Kucherhof in Klagenfurt/ Celovec. Nach geleistetem Militärdienst in Klagenfurt/ Celovec war er während des Ersten Weltkrieges in Galizien und an der italienischen Front. Als erfolgreicher Landwirt wurde er in der heimatlichen Gemeinde Vorderberg/Blače 1. Gemeinderat, weiters war er Vorsitzender der Elektrizitätsgenossenschaft und BauernGauobmann. Er förderte u. a. die Melioration der land-

wirtschaftlichen Flächen und die Wildbachverbauung. Ab 1925 war F. für seinen Heimatbezirk Hermagor/ Šmohor im Landeskulturrat bzw. ab 1932 in der neuen Landwirtschaftskammer. 1927 zog er für den Landbund in den Kärntner Landtag ein. Den Kärntner Landesregierungen gehörte er vom 7. April 1934 bis zum 2. Dezember 1937 an und leitete die Landwirtschaftsagenden, wo er sich u. a. für das Landwirtschaftsschulwesen und für die Regulierung der Gail/Zilja einsetzte (→ Gailtal/Zilja). Vom 30. Dezember 1936 bis zum 22. September 1937 wurde er LandesbauernführerStellvertreter. 1937 schied er jedoch aus der Politik aus und lehnte später vermutlich jede Zusammenarbeit mit Nationalsozialisten ab, wobei andererseits festgehalten wurde, dass er »sich 1940 der NSDAP als Ernährungsreferent angeboten [hat], sein Antrag […] jedoch abgelehnt [wurde]«. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war F. einer der Gründer des Bauernbundes und der Kärntner Volkspartei (ÖVP). Vom 7. Mai bzw. 6. Juni 1945 bis zu seinem altersbedingten Rückzug aus der Politik am 30. März 1960 war er Landesrat bzw. Erster Landeshauptmannstellvertreter  ; seine Hauptaufgaben waren die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, die Erschließung des ländlichen Raums, die Modernisierung der Landwirtschaft und die Entwicklung des landwirtschaftlichen Schulwesens. 1947–1960 war er Präsident des Kärntner und von 1951–1954 auch Vizepräsident des Österreichischen Bauernbundes. In der Zeit vor der → Volksabstimmung 1920 war F. aufseiten Deutsch-Österreichs engagiert. Im Kreise der »deutschnational orientierten Slowenen« baute er zusammen mit Vinzenz → Schumy, Josef Glantschnig und Jakob → Lutschounig im slowenischen bzw. zweisprachigen → Südkärnten/Južna Koroška die Vormachtstellung des Bauernbundes bzw. des Landbundes aus (→ Assimilant, → Assimilationszwang, → Deutschtümler). Nach dem Zweiten Weltkrieg widersetzte er sich auf der Sitzung des Kollegiums der Kärntner Landesregierung vehement dem zweisprachigen Schulunterricht im dritten Schuljahr (→ Schulwesen). Hingegen sprach er sich auf der feierlichen Sitzung des Kärntner Landtages am 28. Jänner 1947 in der Zeit der Bemühungen für den Erhalt der Staatsgrenzen der Ersten Republik anlässlich des Beginns der Staatsvertragsverhandlungen für die völlige Wiedergutmachung des Unrechts gegenüber den slowenischen Vertriebenen (→ Deportationen 1942) ein, lobte aus taktischen Gründen die Einführung des

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Fertala, Adolf

zweisprachigen Schulwesens nach Schweizer Vorbild, das Recht der → Minderheit nach eigenen Organisationen, den Gebrauch der → Muttersprache vor Gericht und vor Ämtern (→ Amtssprache) und erklärte die Bereitschaft der Regierung für ein Entgegenkommen bei einer eventuellen Forderung nach einer Kulturautonomie der Kärntner Slowenen  : »Wir haben in einem bestimmten Gebiet des Landes in allen Gemeinden, wo auch nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung slowenischer Muttersprache ist, ein zweisprachiges Schulsystem eingeführt und fragen das Kind nicht, ob deutsch oder slowenisch, sondern fordern die Erlernung beider Sprachen von dem Schüler.« Um 1948 besuchte er die Veranstaltungen des »Bundes heimattreuer Südkärntner«. Anfang 1955 sagte er im Kärntner Landtag als Stellvertreter des Landeshauptmannes offen zum Slowenischen  : »Das ist die Sprache der Todfeinde eines freien und ungeteilten Kärnten.« Er wirkte an der Verzögerung der Verwirklichung der VolksgruppenSchutzbestimmungen des Artikels 7 des Staatsvertrags über die Wiedererrichtung eines unabhängigen und demokratischen Österreich vom Mai 1955 mit und dabei insbesondere auch an der Abschaffung des verpflichtenden zweisprachigen Unterrichts in den Jahren 1957–58. Die Abteilung der Landesregierung unter der Leitung von F. war u. a. verantwortlich für die Diskriminierung der slowenischen Landwirtschaftsschule in Föderlach/Podravlje, die lange Jahre keinerlei Fördermittel vom Land erhielt. F. wurde mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Quellen  : Sten.-Prot. der Kärntner Landtages, Festsitzung 28. 1. 1947, XVI. GP  ; Lit.: Allgemeine Bauern-Zeitung 5. 2. 1955, 3. 12. 1960, 4. 12. 1965, 10. 10. und 19. 10. 1968  ; Slovenski vestnik 24. 2. 1956  ; J. Tischler  : Die Sprachenfrage in Kärnten vor 100 Jahren und heute. Auswahl deutscher Zeitdokumente und Zeitstimmen. Klagenfurt 1957, 34  ; K. Dinklage [e. a.]  : Geschichte der Kärntner Landwirtschaft und bäuerliche Volkskunde Kärntens. Klagenfurt 1966, 293, 296, 309, 311  ; Ökonomierat Hans Ferlitsch gestorben. In  : Die Kärntner Landsmannschaft 1968, Nr. 10, S. 31  ; Ein Leben für Kärnten und für Österreich. In  : Volkszeitung 13. 9. 1968  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977, 91  ; I. Lapan  : Der Kärntner Landtag von 1918–1938 und die Tätigkeit der Abgeordneten, Diss. Graz 1982, 193–194  ; E. Steinböck  : Kärnten. In  : E. Weinzierl – Kurt Skalnik (Hg.)  : Österreich 1918–1938 – Geschichte der Ersten Republik, Bd. 2, Graz/Wien/ Köln 1983, 801–840, Zit. 819, 827  ; Thomas M. Barker with the collaboration of Andreas Moritsch  : The Slovene Minority of Carinthia. New York 1984, 209  ; H. Grafenauer  : Geschichte der Katastralgemeinde Vorderberg/Blače von 1830 bis zur zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sozial-wirtschaftliche Entwicklung und nationaler Diffe-

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renzierungsprozess. Klagenfurt 1988 (Diplomarbeit), 91, 96–97, 120, 123, 139–140  ; A. Kreuzer  : Kärntner Biographische Skizzen. Klagenfurt 1995, 134–36  ; S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, Bd. 1, 91, Bd. 2, 37–40, 161, 168–69, Bd. 3, 203, 212–13, Bd. 4, 88–89, 94, 121  ; H. Valentin  : Der Sonderfall – Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 172  ; H. Filipič [e. a.] (Hg.)  : Simpozij o dr. Jošku Tischlerju. Zbornik predavanj in prispevkov. Celovec [e. a.] 2009, 286–287  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik, Zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010, 58, 67, 82. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Fertala, Adolf (nach Eigendefinition ein »Windi-

scher«, Amateursprachkundler), → Gailtal/Ziljska dolina  ; → »Windischen, die«. Fertala, Franc (Franz, * 18. Februar 1904 Arnoldstein/

Podklošter, † 23. Oktober 1969), Priester, Kulturaktivist, in Haft im KZ-Dachau. F. erweckte nach Malle bereits als Pfarrer von Poggersdorf/Pokrče die Aufmerksamkeit der NS-Machthaber bzw. des Sicherheitsdirektors Isselhorst. Er ließ die Priester überwachen, zumal sich F. die Gegnerschaft der deutschnationalen Kräfte zugezogen hatte, weil sein Organist am slowenischen → Volkslied festhielt. Dabei hatte F. zusammen mit Edgar Geramb und Križaj begonnen, slowenische → Kirchenlieder in fragwürdiger Qualität ins Deutsche zu übersetzen, die sich so »auf den Weg der Entfremdung der slowenischen Gläubigen begaben« (Malle) (→ Assimilation  ; → Germanisierung). Bereits 1938 kamen negative, mit der slowenischen Frage verbundene Berichte über F. an den Sicherheitsdirektor. Dieser teilte am 5. April 1938 dem Ordinariat mit, D. habe Institutionen des NS-Staates kritisiert. Das Ordinariat wies F. an, sich in dieser Sache beim Landesrat Maier-Kaibitsch zu melden. F. wurde 1939 wegen der Sammlung von Geld für die Renovierung seiner Kirchen verhaftet und zunächst zu 300,– RM und zur Bezahlung der Verfahrenskosten verurteilt. Die gesammelten 125,– RM wurden eingezogen. 1940 musste F. den Gau verlassen und ging als Hauspriester in die Steiermark auf Schloss Tannhausen bei Weiz. Doch auch die Steiermark musste er verlassen. Er ging nach Altötting. Später wurde er nach Tropper wegen »Slowenenseelsorge in der Diözese Passau« verfolgt. Aus dem KZ Dachau ist ein Brief vom 8. September 1943 erhalten, wo er bis zum Kriegsende inhaftiert war. Nach dem Krieg war er einige Zeit zu Heilungszwecken in der Schweiz und übernahm da-

Finžgar, Fran Saleški Gemeinde Finkenstein/ Bekštanj, Sparkasse Ledenitzen/Ledince, KS 6. 3. 1935 Gemeinde Finkenstein/ Bekštanj, Sparkasse St. Stefan/Šteben, KS 1. 7. 1925

nach die Pfarre Schattendorf bei Ossiach/Osoje. (Siehe auch → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška.) Archive  : ADG (Personalakt Franz Fertala). Lit.: Franc Fertala. In  : Naši rajni duhovniki, Kratki oris njihovega tru-

dapolnega dela in življena. Izdala krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, 482  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Fertala S. 101–102)  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–416). Bojan-Ilija Schnabl

Luise Maria Ruhdorfer, Radio Agora

Finkenstein am Faaker See/Bekštanj, vgl. Sachlemmata  : → Adelssprache  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Internierungen 1919  ; → Kreuzweg  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Maria Gail/Marija na Zilji  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Revolutionsjahr 1848  ; → Sibyllen  ; Slovanska čitalnica [Slawische Lesehalle]  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška   ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Markovič, Peter  ; → Millonig, Filip  ; → Santonino, Paolo  ; Faak am See/Bače  : → Treiber, Franc  ; → Treiber, Franz  ; → Trunk, Jurij  ; Korpitsch/Grpiče  : → Pipp, Johann  ; Ledenitzen/ Ledince  : → Bürgermeister  ; → Resman, Franc  ; Mallestig/Malošče  : → Kandut, Ciril  ; → Mikl, Karl  ; Smounig, Franz (→ Zeugen Jehovas)  ; Oberaichwald/Hriber  : → Mikula, Janko  ; Petschnitzen/ Pečnica  :→ Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bil-

dungsverein »Jepa«]  ; St.  Stefan/Šteben  : → Hochmüller, Ivan  ; → Wiegele, Ferdinand  ; Susalitsch/ Žužalče  : → Brandner, Anton  ; Unteraichwald/Spodnje Dobje  : →  Aichholzer, Franz. Finžgar, Fran Saleški (* 9. Februar 1871 Doslovče [Žirovnica, Gorenjska], † 2. Juni 1962 Ljubljana), Priester, Schriftsteller, Dramatiker, Dichter, nationalpolitisch engagierter Kulturarbeiter. Das Gymnasium in → Ljubljana beendete F. 1891, danach trat er in das dortige Priesterseminar ein und wurde 1894 zum Priester geweiht. F. war Kaplan bzw. Exposit in Bohinjska Bistrica, Jesenice, Kočevje, Sveti Jošt und Škofja Loka (dort war er auch Pfarrprovisor) und Kurat im Arbeitshaus in Ljubljana. 1902–1908 war F. Pfarrer in Želimlje, 1908–1918 in Sora und 1918–1936 in Ljubljana (Trnovo). F. war 1917–1946 fast ununterbrochen Vorsitzender der Nova založba [Neuer Verlag]. In Übereinstimmung mit dem kulturpolitischen Programm von Janez E. → Krek hatte sich dieser Verlag die Aufgabe gestellt, künstlerisch anspruchsvollere Literatur herauszugeben. 1922–1952 war er Sekretär der → Mohorjeva in → Jugoslawien, deren Druckmaschinen im Zuge der → Volksabstimmungswirren 1919 von Klagenfurt/Celovec nach Prevalje gebracht wurden (vgl. Andrej → Sturm, Marija → Inzko geb. Einspieler) und die 1927 nach → Celje umzog. F. hat den Verlag als Volksverlag gefestigt und ausgebaut. F. hatte auch die Redaktion der

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Fischer/Fišer, Martin

Publikationen der Mohorjeva und ihres Familienorgans → Mladika übernommen  : Seit 1922 zusammen mit France → Bevk, seit 1925 zusammen mit Marija → Kmet u. a., danach bis 1933 allein. Als angesehener Kulturarbeiter und entfernter Verwandter von France → Prešeren leitete er 1935–1939 die Aktion für den Ankauf des Geburtshauses des Dichters zum Zwecke der Umgestaltung zu einem Museum. 1936 wurde er Vorsitzender des Vereins Jegličev akademski dom [Akademisches Heim jeglič]. Als solcher besorgte er die Verbesserung der Lebensverhältnisse der dort wohnenden Studenten. 1939 wurde er zum Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Slovenska akademija znanosti in umetnosti, SAZU) in Ljubljana ernannt. F. war während des Zweiten Weltkrieges, wie auch andere slowenische Priester, Gesinnungsgenosse der Befreiungsfront OF (Osvobodilna fronta) gewesen (die italienischen Okkupanten beabsichtigten sogar seine Erschießung als Geisel), weshalb auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter dem neuen Regime sein Priesterberuf kein Hindernis für die akademische Mitgliedschaft war. Bereits im Gymnasium hatte F. zu schreiben begonnen. Für seine ersten Erzählungen waren Josip → Jurčič und Josip → Stritar seine Vorbilder. Er unternahm aber auch erste Versuche in der Jugendliteratur und in der Lyrik. 1896 erschien seine Dichtung Triglav, die als (post)romantischer Wunsch nach der Schaffung einer slowenischen Epik zu verstehen ist. Bis zum Ersten Weltkrieg folgte auf die Jugendwerke eine Reihe erfolgreicher und künstlerisch immer höheren Ansprüchen genügender Volksstücke. Diese brachten mehr und mehr realistische dramaturgische Grundsätze zur Geltung (Divlji lovec [Der Wilderer], Naša kri [Unser Blut], Veriga [Die Kette], Razvalina življenja [Die Ruine eines Lebens]), eine impressionistisch angehauchte Kurzprosa (die Skizze Na petelina [Die Jagd auf den Auerhahn]). Mit dem Roman Pod svobodnim soncem [Unter freier Sonne] (1906–1907) schuf F. nach dem Vorbild von Henryk Sienkiewicz eine slowenische Prosaepopöe. Der Stoff wurzelt in der Zeit der Kämpfe der → Slawen mit dem byzantinischen Kaiser Justinian. Der Roman Iz modernega sveta [Aus der modernen Welt], der das gespannte Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital thematisiert, war weniger erfolgreich. F. hatte sich bereits zur Zeit der Habsburgermonarchie großes schriftstellerisches Ansehen erworben. Im slowenischen Raum war er der erfolgreichste

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und künstlerisch überzeugendste katholische Autor. F. selbst anerkannte die Existenz einer besonderen katholischen Literatur nicht. Wie keiner seiner Zeitgenossen verstand er es, die schöpferischen Ideale der elitären, national repräsentativen mit der populären Literatur zu vereinen. Seinen schöpferischen Höhepunkt erreichte F. mit dem Zyklus »Ciklus slik iz svetovne vojne« Prerokovana [»Zyklus von Bildern aus dem Weltkrieg« Das Prophezeite]. Der ursprüngliche Plan wurde nach dem Erscheinen der ausdrucksstarken Erzählung Boji [Kämpfe] von der österreichischen Zensur unterbunden. Deshalb verschob F. die Handlung der folgenden Erzählung in die napoleonische Zeit (Kronika gospoda Urbana [Die Chronik des Herrn Urban]). In der Zeit nach 1920 werden seine Werke immer spärlicher, doch nehmen das Jugendbuch Gospod Hudournik [Herr Wildbach], der Märchenzyklus Makalonca [Makalonca] und seine Autobiografie Leta mojega popotovanja [Meine Wanderjahre] einen großen Stellenwert ein. Quellen  : NŠAL (rodovnik). Werke  : Zbrani spisi I–XII, 1924–43  ; Zbrano delo I–XV, 1979–99. Lit.: SBL  ; EJ  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – J. Moder  : Mohorska bibliograija

II. Celje 1957, 230 (literarhistorische und kritische Aufsätze 1925– 1945)  ; J. Dolenc  : Finžgar. Bibliografija, Književni glasnik Mohorjeve družbe 6, 1961, št. 1  ; J. Toporišič  : Pripovedna dela Frana Saleškega Finžgarja. Ljubljana 1964  ; S. Cajnkar  : Franc Saleški Finžgar in njegova doba. Celje 1976  ; J. Šifrer  : Fran Saleški Finžgar. Ljubljana 1983. Igor Grdina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Fischer/Fišer, Martin (1904 Landtagsabgeordneter in

der 9. Wahlperiode im Wahlkeis der Landgemeinden Tarvis/Trbiž und Arnoldstein/Podklošter),→ Abgeordnete. Flacius Illyricus, Matthias/Matija Vlačič, Vlačić Ilirik, → Collegium sapientiae et pietatis, → Confessio Carinthiaca, → Protestantismus  ; → Lang, Andreas  ;

→ Trubar, Primož.

Flašberger, Janez (vlg. Otart aus Micheldorf/Velika vas) Kulturaktivist, → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]. Flechtwerkstein(kirchen),

→ Frühmittelalterliche

Kirchen. Florijana peti [Florianisingen]. In einigen Teilen von

Kärnten/Koroška und der slowenischen Štajerska (Stei-

Fran Saleški Finžgar, 1931

Flurname

Gorjanci

Košuta

Liste slowenischer Flurnamen in Kärnten (Wiki)

ermark) kennt man noch heute das Ansingen (slow. koledovanje, → Lied) unter dem Namen Florijana peti [Florianisingen] oder jajčarija, jajčvinje und hajcánje [alle etwa Eierbrauch]. Der Ursprung dieses Brauchs der Verehrung des hl. Florian ist nicht vollends geklärt, die Umzüge am Vorabend seines Namenstages wurde wahrscheinlich von den → Jesuiten im Dekanat Eberndorf/Dobrla vas im 17. Jh. eingeführt. Mit der Vermittlung der Priester der Diözese → Lavant/Lavantinska škofija wurde er danach auch in die slowenische Steiermark/Štajerska übertragen. Da haben die Burschen, die erstmals am Umzug teilnehmen, die Aufgabe, vor dem Feiertag die Kunde über das Kommen des Umzugs zu übermitteln. Auch anderswo ist der Namenstag des hl. Florian ein wichtiger Feiertag, da in der Vergangenheit bis heute an diesem Tag die Burschen in die dörflichen Burschenvereine aufgenommen werden, womit diese u. a. das Recht bekommen haben, an diese Umzügen aktiv teilzunehmen. In der Nacht vom 3. zum 4. Mai oder an jenem Wochenende, das dem Namenstag am nächsten ist, gingen in der Regel unverheiratete Burschen von Haus zu Haus und sammelten Eier, Geld, Würste, Hefestrudel, Butter, Getränke usw. Die Burschen des Florianizuges führen einen Ziehharmonikaspieler in ihrer Begleitung mit und singen das Umzugslied, welches vom Leben des Heiligen erzählt und vom Segen, den sie bringen sowie von der Bitte um eine Gabe. Mancherorts verkünden die Burschen ihr Kommen statt mit dem Lied auch mit dem Ruf Florijani gredo  ! [Die Florianisinger kommen  !]. Im Haus oder vor ihm warten die Gaben, die oftmals versteckt sind, und die die Burschen erst suchen müssen. Als Dank für die Bewirtung und die Gaben machen die Burschen mancherorts Kreuze aus gesegnetem Holz oder heizen mit diesem Holz im Herd ein. Anderswo, wie z. B. in Ebriach/Obirsko und in der → Mežiška dolina (Mießtal) hinterlassen sie auch eine Einladung zu einem Dorffest, das sie vorbereiten. Wenn die Gastgeber keine Geschenke vorbereiten, kann sie eine Strafe treffen, so z. B. können die Burschen gewisse Dinge verstecken, bringen Unordnung in den Holzschuppen, hängen die Wäsche hoch in einen Baum und Ähnliches. Die Florianisinger veranstalten innerhalb einer Woche bzw. innerhalb eines Monats ein Fest, das u. a. unter verschiedenen mit dem Begriff des Eies verbundenen Namen benannt ist  : jajčarija, jajčənca, jajčna veselica, cvrčarija, cvrtje. Auf dieses Fest sind alle Dorfbewohner

geladen. Alle Speisen, oder zumindest ein Teil davon, sind auf diesen Festen umsonst, da es aus dem Gesammelten bzw. aus dem Verkaufserlös der zuvor erhaltenen Gaben bezahlt wird. In der Regel werden aus den gesammelten Eiern und aus dem erhaltenen Brot auch warme Speisen zubreitet, meist Eierspeisen, in Ei getunkte Brotschnitten, die u. a. unter dem Namen šnite, šnətce, šetice, cvrča bekannt sind. In einigen Teilen Kärntens wurde in der Vergangenheit zu den Festen auch Eiersalat angeboten oder die Eier wurden gar roh getrunken. Bleiben nach dem Fest Speisen vor allem aber Getränke übrig, wird mancherorts noch ein kleineres Fest veranstaltet oder aber die Burschen teilen sich diese untereinander auf (vgl. auch → Brauch). Lit.: F. Kotnik  : Slovenske starosvetnosti  : Nekaj zapisov, orisov in razprav. Ljubljana 1943  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov  : Stare vere in navade na Koroškem. Celovec 1984  ; P. Zablatnik  : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1992  ; K. Oder  : Etnološka topografija slovenskega etničnega ozemlja  : občina Ravne na Koroškem. Ljubljana 1992  ; N. Kuret  : Praznično leto Slovencev  : Starosvetne šege in navade od pomladi do zime. Druga knjiga. Ljubljana 1998.

Tomaž Simetinger  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Flurname, auch  : Mikrotoponym (slow. ledinsko ime),

Bezeichnung eines kleinräumigen Landschaftsteils (einer Flur) ohne Häuser und benennt somit die kleineren und kleinsten geografischen Einheiten, wie Berge (→ Bergname), Täler, Wälder, Weiden, Wiesen, Äcker und Fluren bis hin zu einzelnen Grundstücken. F. sind überlieferte geografische Namen, die sich im örtlichen Sprachgebrauch entwickelt haben und in Österreich unter den Kaisern Joseph II. und Franz I. erstmals im Grundkataster aufgezeichnet wurden. Vielfach widerspiegeln sich in ihnen Merkmale der lokalen → Dialekte. Die F. werden zwar im Slowenischen in Kärnten/Koroška normalerweise in ihrer standardsprachlichen Form geschrieben, z. B. Strugarica (Bodental/Žabnica) oder Vranjica ›Rabenberg‹ (→ Rosental/Rož), im Deutschen erscheinen sie jedoch meist in deutscher Orthografie, in unserem Fall Strugarza und Oreinza-Sattel (→ Standardsprache). Manche Namen wurden dann im Deutschen umgeformt, so ist Märchenwiese romantisierend aus slowenisch-mundartlich Na Mlakah [na mwáqah] entstanden. Die erste planmäßige kartografische Erfassung der habsburgischen Erblande war die Josephinische Landesaufnahme (1764–1787), die erste systematische Erhebung aller geografischen Namen der Franziszeischen → Kataster

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Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung

(von 1817 bis 1861 erstellt und nach Kaiser Franz I. benannt). Eine weitere bedeutende Namenquelle sind die Landkarten des k. u. k. Militärgeographischen Instituts (des Vorläufers der heutigen Austrian Map, vormals Österreichische Karte 1  :50.000, ÖK 50). Bei der Erstellung des österreichischen Grundkatasters wirkten auch zahlreiche böhmische Landvermesser mit, die mit den alpinen Dialekten nicht vertraut waren, wodurch es zu zahlreichen Fehlschreibungen (z. B. Koralpe, von Kar, mundartlich Kår) oder zum Gebrauch von tschechischen Morphemen (na Osli statt na Oslu, dt. Eselsberg) kam. Slowenische Namen wurden meist in deutscher Orthografie geschrieben (z. B. Koschuta für Košuta).

2010 wurden die slowenischen Flur- und Hofnamen in Kärnten/Koroška in das UNESCOVerzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen (→ Kulturlandschaft  ; → Vulgoname). Lit.: R. Badjura  : Ljudska geografija. Ljubljana 1953  ; O. Kronsteiner  :

Die slowenischen Namen Kärntens. Wien 1982  ; A. Feinig  : Hišna in ledinska imena v Gorjah na Zilji. In  : Letno poročilo Zvezne gimnazije in Zvezne realne gimnazije za Slovence v Celovcu (1990/1991), S. 97–100  ; H.-D. Pohl  : Gebirgs- und Bergnamen. Slavisch. In  : Namenforschung – Ein internationales Handbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 2. Berlin [e. a.] 1996, 1524–1531  ; H.-D. Pohl  : Sprachliche Spurensuche – slowenische Orts- und Flurnamen. In  : W. R. Baier, D. Kramer (Hg.)  : Karantanien (Studia Carinthiaca, Bd. 22.). Klagenfurt/Celovec 2003, 55–68  ; R. Unterguggenberger  : An der Schnittstelle dreier Kulturen – zum slawischen Erbe in der Mundart des Kärntner Lesachtales unter besonderer Berücksichtigung der Feld- und Flurnamen (Studia Carinthiaca  ; Bd. 24). Klagenfurt/Celovec 2004  ; R. Unterguggenberger  : Pferraf, polica in gose – uporabno raziskovanje ledinskih imen v koroškem Lesnem dolu (Lesachtal). In  : KMD. Celovec 2005, 60–64  ; H.-D. Pohl  : Die Gössnitz (Gemeinde Heiligenblut,) Mölltal, Oberkärnten. Die Namen unter besonderer Berücksichtigung der Flurnamen slowenischen Ursprungs. In  : Razprave. [Razred 2], Razred za filološke in literarne vede. Classis 2, Philologia et litterae, 20 (2007) 209–218  ; H.-D. Pohl  : Unsere slowenischen Ortsnamen, Naša slovenska krajevna imena. Klagenurt/Celovec 2010  ; St.  Margareten im Rosental/Šmarjeta v Rožu (zemljevid/Karte merilo/Maßstab 1  :15.000), Hg. Kulturno društvo Šmarjeta-Apače/Kulturverein St.  Margareten – Abtei und Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik. Celovec 2011  ; Škofiče – Schiefling. Izdalo  : Slovensko prosvetno društvo Edinost Škofiče/Hg. von  : Slowenischer Kulturverein Edinost Schiefling, 2011 [Landkarte]  ; K. Klinar, J. Škofič, M. Šekli, M. Piko-Rustia  : Metode zbiranja hišnih in ledinskih imen, Projekt FLULED v okviru Operativnega programa Slovenija-Avstrija 2007–2013. Jesenice, Celovec 2012 Trška občina Bistrica v Rožu  : Ledinska, hišna in krajevna imena / Marktgemeinde Feistritz im Rosental  : Flur-, Hausund Ortsnamen. Merilo/Maßstab 1  : 16.000. Izdajatelji/Hg. Slovensko prosvetno društvo Šentjanž, Slovensko prosvetno društvo Kočna, Krščanska kulturna zveza, Slovenska prosvetna zveza, Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik 2015  ; Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See = Beštanj ob Baškem jezeru, Trška občina, Tourismuskarte mit

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slowenischen Flur- und Hausnamen = Turistični zemljevid s slovenskimi ledinskimi in hišnimi imeni. Maßstab/merilo 1  :18.300. Hg. von  : KKZ, SPZ, SNIUJ, SPD Dobrač, SKD Jepa-Baško jezero, EL Bekštanj. Finkenstein am Faaker See/Bekštanj ob Baškem jezeru 2015. Web  : N. Penko Seidl  : Significance of Toponyms, with Emphasis on Field Names, for Studyng Cultural Landscape = Pomen toponimov s poudarkom na ledinskih imenih za proučevanje kulturne krajine. In  : Acta geographica Slovenica 48–1 (2008) 33–56 (Digitalisat auf www. dlib.si)  ; V. Wieser, B. Preisig, J. Pack  : Kotmara vas  : Horni Kompánj, Konják in Hudár – slovenska ledinska, krajinska in hišna imena/Köttmannsdorf  : Horni Kompánj, Konják in Hudár – slowenische Flur-, Gebiets- und Hofnamen (Kartenmaterial), Hg. SPD Gorjanci. Kotmara vas/Köttmannsdorf 2008, www.gorjanci.at  ; Košuta (Karte 1  :20.000), Interesna skupnost selskih kmetov (ISSK)/Interessengemeinschaft der Zeller Bauern (Hg.), GeoInfoGraz. Graz 2008, www.kosuta. at/landkarte/  ; Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich, Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten, http://nationalagentur. unesco.at/cgi-bin/unesco/element.pl  ?eid=12 (7. 10. 2011)  ; www.flurnamen.at  ; www.ledinskaimena.si. Heinz-Dieter Pohl

Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung. St. Tho-

mas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu ist eine Altgemeinde und heute der südöstliche Teil der im Zuge der Gemeindereform von 1972/73 geschaffenen Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora, die aus den Gemeinden St.  Thomas/Šenttomaž und Ottmanach/ Otmanje entstand und im zentral-nördlichen Teil des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje liegt. Die Gemeinde ist seit karantanischer Zeit (→ Karantanien) eng verbunden mit der slowenischen → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1) und weist in einigen ihrer vergleichsweise winzigen Katastralgemeinden rechtshistorische Besonderheiten auf (→ Kataster, → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora). Weitere historische Ansatzpunkte und die Interpretationsgrundlage für die mit → Flurnamen versehenen Katasterkarten aus 1898, 1901 und 1906 auf der Grundlage der Vermessung 1827 aus dem Gemeindearchiv bilden die überregionale Tätigkeit des slowenischen → Kulturvereins → Edinost Št. Tomaž [Edinost/Einheit St. Thomas], der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž (→ Genossenschaftswesen) sowie die Tatsache, dass die Pfarren St. Thomas/Šenttomaž und Timenitz/ Timenica noch 1924 als slowenische Pfarren ausgewiesen sind und Ottmanach/Otmanje als »deutsche und slowenische Pfarre« geführt wurde (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Wadl weist darauf hin, dass seit der Katastralvermessung von 1826–28 jedes Grundstück eine Parzel-

UNESCO, immaterielles Kulturerbe

Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung

KG Wutschein/Bučinja vas aus 1901, Detail, Archiv Marktgemeinde Magdalensberg/Stalenska gora, Foto Bojan-Ilija Schnabl

lennummer hat, zuvor jedoch einen Namen trug, wobei diese Namen im Zuge der staatlichen Grundsteuerregulierung erstmals zur Gänze schriftlich festgehalten wurden. Dabei ist die Niederschrift der slowenischen Flurnamen in den Katasterkarten von 1898, 1901 und 1906 auf der Grundlage der Vermessung von 1827 aus dem Gemeindearchiv durchwegs als historisch zu betrachten, weil einerseits dialektale Elemente ebenso einwirken wie offensichtliche Bohemismen der böhmisch-tschechischen Beamten, die die auditiv erfassten Namen niederschrieben (so etwa Na Osli statt Na Oslu zwischen Reigersdorf/Rogarja vas und Eselsberg/ Na Oslu sowie Sa Mostom, slow. standardsprachlich Za mostom südöstlich von Sillebrücke/Žilje). Zudem weisen Namensformen wie per Rabi (slow. standardsprachlich Pri Rabi) nördlich von Blasen-

dorf/Blažnja vas, per Krisu (slow. standardsprachlich Pri križu [beim Kreuz]  ; → Bildstock) nordöstlich von Reigersdorf/Rogarja vas und per Stegnach (slow. standardsprachlich Pri stegnah) östlich von Hollern/ Bezovje auf die historische zeitgenössische slowenische Orthografie hin, die sich auch in der Zusammenschreibung mancher Lokativ-Formen äußert (z. B. Podoswam, slow. standardsprachlich Pod Oslom, Flur südlich des Eselsberges/Na Oslu, Sapotam, slow. standardsprachlich Za potom, Flur südlich von Reigersdorf/Rogarja vas, und Vodinach, slow. standardsprachlich Na vodinjah, Flur südöstlich von Zinsdorf/ Svinča vas. Beim Flurnamen Namirlach, Flur westlich von Pubersdorf/Pobreže und südlich der Pleschauka/ Plešavka, ist die standardsprachliche Form nicht eindeutig eruierbar).

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Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung

Andere Flurnamen wiederum entsprechen diesbe- Daraus lässt sich schließen, in welchen Gemeindebereizüglich eher einer modernen standardisierten Form chen die Bevölkerung um 1827 schon in der Lage war, (pod Leschjam, heute etwa Pod lešjam [nach Wadl »un- die Namen in einer deutschsprachigen Form anzugeben term Wald« bzw. »unterm Haselstaudenhain«], nördlich und wo sie noch ausschließlich in der bodenständigen von Hollern/Bezovje und südlich von St.  Lorenzen/ slowenischen Mundart dachte.« (→ Umgangssprache  ; Šentlovrenc, oder med Bresjam, slow. standardsprachlich → Sprachgrenze) Auf den Katasterkarten aus 1898, Med brezjem [etwa »im Birkenhain«, »im Birkenwald«], 1901 und 1906 auf der Grundlage der Vermessung 1827 nördlich von Wutschein/Bučinja vas, und Nad Hamrom aus dem Archivbestand der Gemeinde Magdalensberg/ am Hammerberg sowie nad Horom, heute slow. dialektal Štalenska gora wurden die Orte durchwegs mit ihrem Nad horom, slow. standardsprachlich Nad goro oder Nad jeweiligen deutschen → Ortsnamen ausgewiesen. So gozdom aufgrund der Doppelbedeutung vom dialektalen treten bei den erwähnten deutschsprachigen Flurnaslow. hora (= Berg oder Wald, ebenso wie im regionalen men entlang der Görtschitztal-Bundesstraße allerdings deutschen Dialekt), nördlich von med Bresjam (bereits in den Katasterkarten aus dem Bestand der Gemeinde in der heutigen Gemeinde Poggersdorf/Pokrče). ausschließlich die nach dem jeweiligen Ort benannten Gewisse Namensformen sind lokal einem Wandel Feld-Namen hervor (von West nach Ost  : Zeiselsdorferunterlegen (die Fika bzw. der Fika-Wald zwischen feld, St. Thomaserfeld, Matzendorferfeld, Lassendorferfeld Zinsdorf/Svinča vas und vlg. Weigott/Bajgot ist noch – slow. Čilberško polje, Šenttomaško polje, Domačjevaško als Fike ausgewiesen), während etwa Nasdreti, slow. polje und Vasjevaško polje), während das Spodnu Polle standardsprachlich Na zdrtu [»am Steilhang«] nördlich (slow. standardsprachlich Spodnje polje) [Unteres Feld] der Filialkirche St.  Margareten/Šmarjeta in Hörten- nordwestlich von Zinsdorf/Svinča vas die slowenische dorf/Trdnja vas heute lokal vielfach als St. Margaretner Namensform behielt. Die Flurnamen Obere Rabi und Wald/Šmarješki gozd bezeichnet wird. Untere Rabi bei Schöpfendorf/Žilje weisen eine sprachBei der modernen Niederschrift stellt sich jedenfalls liche Mischform auf, wobei die slowenische gramatikadas Problem einer die lokale Tradition respektierenden, lische Form ins Deutsche übernommen wurde (→ Entstandardisierten Orthografie, die gerade bei Flurna- lehnung). men historische Formen in Berücksichtigung der diWadl weist schließlich mit zahlreichen (oben zitieralektalen Aussprache durchaus zu integrieren vermag. ten) Beispielen darauf hin, dass der Großteil der FlurSo können manche historische Formen durchaus un- namen Lagenamen sind, die sich an geografischen Gemittelbar übernommen werden (Tinja [nach Wadl gebenheiten ausrichten und dass andere auf spezifische »eingezäunte Fläche (= Dorfweide)«] nordöstlich von Wirtschaftsformen hinweisen (so Kollwerch (= KöhlerSt.  Lorenzen/Šentlovrenc am rechten Ufer der Gurk/ stätte), der Wald neben dem Eiblhof/Ovčjak) oder auf Krka oder Kukenja [nach Wadl »Aussichtspunkt«] und frühere Herrschaftsverhältnisse (per grovou Mlin (slow. Pod Kukenjo [nach Wadl »unter der Kukenja«] östlich standardsprachlich Pri grofovem mlinu) [nach Wadl von Sillebrücke/Žilje). Andere bedürfen lediglich ei- »bei der Grafenmühle«], wobei in diesem Fall wohl ner Harmonisierung der phonetischen Transkription die Grafen von Görz gemeint seien, die im Mittelalter (Nežca statt Neschza [nach Wadl »Grube, Vertiefung«] Eigentümer des Amtes Timenitz/Timenica gewesen nördlich von St.  Lorenzen/Šentlovrenc, Pod hišo statt waren. Pod hischo [nach Wadl »Unterm Haus«], Ročica statt Neben den oben angeführten Flurnamen seien der Rotschiza [nach Wadl »Bächlein«] (Feldflur an der Vollständigkeit halber noch folgende in den KatasterEinmündung des Wutscheiner Baches/Bučinski potok), karten aus 1898, 1901 und 1906 aus dem Gemeindebeide südlich von Sillebrücke/Žilje. archiv von Magdalensberg/Štalenska gora erwähnt   : Für die Zeit der Erfassung der Flurnamen stellt Wadl Strugenza, slow. orthografisch Strugenca, wohl zu slow. weiters fest   : »Das Gebiet südlich der Görtschitztal- standardsprachlich struga [Bachbett] im GemeindeBundesstraße erhielt ausschließlich slowenische Flur- gebiet von → Maria Saal/Gospa Sveta westlich vom namen. Längs der Straßenverbindung dominieren deut- Sechzigerberg/Na Tamnah (?)  ; Barollone südwestlich sche Flurnamen, nördlich von ihr wieder slowenische. und Stuck nördlich von Portendorf/Partovca  ; Flitzka, Im Ottmanacher Raum verläuft eine klare Trennlinie bei slow. orthografisch Flicka nord-nordöstlich von ZinsGammersdorf. Nördlich von ihr überwiegen deutsche dorf/Svinča vas  ; Beski, wohl Ableitung von slow. stanFlurnamen, südlich davon gibt es fast nur slowenische. dardsprachlich bezeg = Holunder bei Hollern/Bezovje,

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Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und in der weiteren Umgebung

KG Zinsdorf/Svinča vas (mit Auslassung der KG Reigersdorf/Rogarja vas), Detail, Archiv Marktgemeinde Magdalensberg/Stalenska gora, Foto Bojan-Ilija Schnabl

südwestlich von St.  Lorenzen/Šentlovrenc  ; Ni Klini (?) südöstlich von Sillebrücke/Žilje   ; Na Uresi, slow. standardsprachlich Na vresi [auf der Heide] südlich vom Lassendorfer Feld/Vasjevaško polje   ; Smerzhina, vergleiche slow. standardsprachlich smrečje [Fichtenbestand] nördlich von Timenitz/Timenica  ; Brezovca, (südwestlich von Kreuth/Rut bei Pischeldorf/Škofji dvor zwischen dem linken Ufer der Gurk und der Hauptstraße nach Poggersdorf/Pokrče), Ableitung zu slow. standardsprachlich breza [Birke]  ; und Vogra südlich von Kreuth/Rute ob der Gurk/Krka (→ Kranzmayer leitet Vogrče/Rinkenberg aus slow. Voger/Oger für Ungar ab). Laut Aushang des Flächenwidmungsplanes Ottmanach/Otmanje sind anzuführen  : Buaza und Vogra südwestlich, Bernza südlich von Gammersdorf/Mižlja vas, vergleiche dazu slow. standardsprachlich Brnca, Prode zu slow. prod [Kies, Schotter] und Dulla zu slow. dol [Seitental], östlich von Possau/Posova (Maria Saal/ Gospa Sveta) bzw. südlich vom erwähnten Vogra  ; Blatto, slow. standardsprachlich Blato [Schlamm], südöstlich von Stuttern/Srepiče. Für die Flurnamen Na Ziwunza südöstlich von Gammersdorf/Mižlja vas und Krameta östlich von Stuttern/Srepiče konnten derzeit noch keine Ableitungen erstellt werden. Am Klagenfurter Feld/Celovško polje finden sich zahlreiche weitere slowenische Flurnamen, die im Franziszeischen Kataster Eingang gefunden haben und in der Regel in einer historischen Rechtschreibung wiedergegeben sind. So etwa in/bei Annamischl/ Mišlje  : nad Vasjo (Nad vasjo), pod Koglem, Ruthescha, Pettram, Ograie (Ograje), Gmaina (Gmajna), per Gori

(Pri gori), Raunia, pod Rowom (Pod rovom), Vojach  ; in/bei Atschalas/Ačale  : na Pudlach, Na Kosenji  ; in/bei Blasendorf/Blažnja vas  : Blatenza (Blatenca), Na Blatti (Na blati), Pod Krajam (Pod krajom), Velke Nive (Velike njive), Rathschnicza (Račnica), Voglach  ; in/bei Farchern/ Borovje  : Brezova Hora (Brezova hora [!]), Podmirom (Pod mirom), Pri Krischi (Pri križu), Blatta (Blato), Poznak, Spodnopolle (Spodnje polje), Tablitza (Tablica), in/bei Drasendorf/Dražnja vas  : Puschenje und Kamniza, Peitschzca  ; in/bei Ebenthal/Žrelec  : Krainach, na Buatach, na Buate (na Blatu), na Gorzach (na Gorcah), Ouschie (Olšje) › per Guane (pri Glini), Sobotnize, Ta spodni Traunze, u Grinbensu  ; in/bei Grafenstein/Grabštanj  : graisko Polle (Grajsko polje)  ; in/bei Hörtendorf/Trdnja vas  : Za Martiniakom (Za Martinjakom), Per Wodi (Pri vodi), Nive pod traunikim (Njive pod travniki), pod Jeschom (Pod ježom), na Jeschu (Na ježu), per Cesti (Pri cesti), Bresnica (Breznica), nad Wirthom, per Gruschi (Pri Gruši), nad starum Czestum (Na stari cesti), Krive Nive (Krive njive), Gmainach in Gmaina (Gmajna)  ; in Limmersdorf/Limarja vas  : Nacilla, per Sellenem Polli (Pri zelenem polju), Uokroglica (Okroglica), Krive Nive (Krive njive), Ograda (Ograda), Kernica (Krnica), per stari Czesti (Pri stari cesti)  ; in/bei Linsenberg/Lečja Gora  : spodno Polle (Spodnje polje), Sverne Polle (Severno polje), Ograja (Ograja), nad Koglem, nad Waʃiom (Nad vasjo), nad Stucki, Meschnarze (Mežnarce)  ; in/bei Marolla/Marola  : pod Leschjam, Na Vinzi, Podvinz  ; in/ bei Pubersdorf/Pobreže  : Puberschka gmeina (Pobrežka gmajna), Na Stamina, Uresa (Vresa), Modschach, Dobrava (Dobrava), Dornova   ; in/bei St.  Georgen am Sandhof/Šentjur pri Celovcu  : Bresje (Brezje)  ; in/bei

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Föderalismus

TainachTinje  : Gmaina (Gmajna), na Bellich, na Jamnach (na Jamnah), na Puscharie  ; na Sillach, per Czesti (pri cesti), per Kapeli (pri kapeli), per Tratta (pri Trati), Ograda, pod Bresnikum (pod Breznikom), pod Jurnam, pod Paschenzach, Stuckacker, Tinska Hora (Tinjska gora), Ureppa, in/bei Terndorf/Trnja vas bei Annabichl/Trnja vas (sic  !)  : Na Hribi (Na hribu), Domitzach, Stene u.v.m. Nördlich von Possau/Posova bei Maria Saal/Gospa Sveta ist schließlich der historische und dialektal gefärbte Flurname Per Goritschnig überliefert, dem eine standardisierte slowenische Form Pri Goričniku entspricht und die an den Hofnamen Goritschnig (Goričnik) westlich von Treffelsdorf/Trebeša vas knüpft (→ Vulgoname). Eine literarische Dimension erhalten die lokalen Orts- und Flurnamen in den Erzählungen von B.-I. Schnabl. Archive  : Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora  ; KLA  ; NUK  ; Privatarchiv. Quellen  : Katasterkarten aus St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus 1898, 1901 und 1906 auf der Grundlage der Vermessung 1827 aus dem Gemeindearchiv von Magdalensberg/Štalenska gora (Folio Portendorf 1–2, Reigersdorf, St. Thomas mit Lassendorf 1–5, Wutschein 1–4, Zinsdorf 1–5)  ; Alphab. Verzeichnis der Grundbesitzer der Ortsgemeinde St. Thomas a. Z., 52 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde Reigersdorf, 7 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde St. Thomas, 59 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde Schurianhof, 5 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde Wutschein, 38 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde Zeiselberg, 10 S.; Parzellen-Protokoll der Gemeinde Zinsdorf, 62 S.; Uibersichts-Karte (sic  !) der Steuer Bezirke und KatastralGemeinden von Kärnthen 1829 (3 Blatt, NUK Sig. Z 282.4-53)  ; Situation der Thomann-Realität und des Elektrizitäts-Werkes, Uibersicht (sic  !) der vom Herrn Forstverwalter Franz Kofler im Dezember 1898 im Auftrag der Firma Ganz & Comp. Eingetauschten resp. Gekauften Parzellen. Maßstab 1  :2.880, 4 Blatt koloriert, ca. 34 x 48 cm  ; [o. T.] [Katasterplan/Lageplan Zinsdorf, Reigersdorf, St. Margaretha, Hörtendorf], schwarz-weiß, 4 Blatt, ca. 30 x 36,5 cm [s.  d., s.  l.]  ; Flächenwidmungsplan Ottmanach (Aushang in der Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora)  ; Fotodokumentation  ; www.kagis.ktn.gv.at. (5. 7. 2014). Werke  : B.-I. Schnabl  : Božja pot do Gospe Svete in nazaj, ali Večno mlade lipe. In  : KMD 2012. Celovec 2011, 112–116  ; B.-I. Schnabl  : Tamnah, Na Tamnah – Temna gora  : Zgodovinska črtica o imenu gore nad celovškim poljem. In  : KMD 2013. Celovec 2012, 133–138  ; B.I. Schnabl  : Magnolija in tulipani, Pripovedi in resnične pravljice s Celovškega polja. Klagenfurt/Celovec 2014  ; sowie wie lokale Informanten (Katja Sturm-Schnabl, u.a.). Lit.: E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten, II. Teil, Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamenbuch. Klagenfurt 1958, 179  ; P. Ribnika  : Zemljiški kataster kot vir za zgodovino. In  : ZČ 36 (1982) 321–337  ; W. Wadl (Hg.)  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 62–64  ; Magdalensberg, Gemeindeplan 1  : 14.000, Wander- und Radwanderkarte 1  :46.000, Umgebungskarte 1  :800.000. freytag & berndt, s.  d., s.  l., ISBN 3-7079-0517-9  ; B.

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Goleč  : Zemljiški katastri 18. in 19. stoletja kot vir za stavbno, gradbeno in urbanistično zgodovino slovenskega ozemlja, 1. del. In  : Arhivi 32 (2009) 283–338  ; B. Goleč  : Zemljiški katastri 18. in 19. stoletja kot vir za stavbno, gradbeno in urbanistično zgodovino slovenskega ozemlja, 2. del. In  : Arhivi 33 (2010) 339–396  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010  ; Manuela Maier  : Pittoreske »Merkwürdigkeiten«, Volksfrömmigkeit, kärglicher Lebensalltag – der Franziszeische Kataster für Kärnten als kulturgeschichtliche Quelle der ländlichen Raumes (Phil. Diss.). Feld am See 2013  ; J. Grascher  : Landnutzung in der marktgemeinde Poggersdorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In  : R. Jernej (Red.)  : Chronik der Marktgemeinde Poggersdorf, Hg.: Marktgemeinde Poggerdsorf. Klagenfurt 2014, 81–105  ; B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici. In  : KK 2015. Celovec 2014, 119–126  ; B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici. In  : Glasnik SED 54, 4 (2015) 2–31. Bojan-Ilija Schnabl

Föderalismus (unter dem Aspekt der nationalen Frage), → Oktroyierte Märzverfassung. Föderlach/Podravlje (Gemeinde Wernberg/Vernberk), vgl. Sachlemmata  : → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak  ; → Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924   ; → Slovensko šolsko društvo (SŠD) [Slowenischer Schulverein]  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Tamburizzamusik  ; → Villach/Beljak  ; Personenlemmata  : → Ferlitsch, Hans  ; → Hochmüller, Ivan  ; → Ogris, Janko  ; → Špicar, Jakob  ; → Ulbing, Thomas  ; → Vospernik, Janez  ; → Vospernik, Mathias. Forstner, Ivan (1905–1975), Schauspieler, Regisseur

und Autor zahlreicher Stücke, Kulturaktivist, → Mežiška dolina. Franziszi, Franz (Franzisci, * 26. Dezember 1825 Kla-

genfurt/Celovec, † 1. Dezember 1920 Grafendorf im Gailtal/Kneža), Geistlicher, Wissenschafter, Volkskundler. Nach schweren inneren Kämpfen folgte F., dessen Interesse auf Wissenschaft und Kunst gerichtet war, dem Wunsch seiner Mutter, Priester zu werden. Er besuchte bis 1851 das → Priesterseminar in Klagenfurt/ Celovec. 1851–1870 arbeitete er als Kaplan an verschiedenen Orten (Sagritz, Heiligenblut, Pusarnitz, St. Veit an der Glan). Von 1870 bis zu seinem Tod war er zuerst als Pfarrer, dann als Dechant in Grafendorf im Gail-

Französische Revolution

tal/Kneža tätig. Auf seinen einsamen Wegen als Seelsorger durch die verschiedenen Kärntner Pfarren ging er seiner wissenschaftlichen Neigung nach. Als guter Beobachter des einfachen Volkes konnte er so alle Bereiche des Volkslebens seiner Heimat studieren, und er machte sich um die → Kulturgeschichte Kärntens verdient. 1905 wurde er Ehrenmitglied des Historischen Vereins für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten). F. gab seine volkskundlichen Schilderungen in eigenen Büchern heraus, die als grundlegend für die Kärntner Volkskunde gelten. Bekannt sind v. a. seine mehrmals aufgelegten »Culturstudien« Aus den Kärntner Alpen sowie die mit dem Geleitwort von Peter Rosegger 1879 erschienenen und den Hochzeitsbräuchen der Slowenen ein eigenes Kapitel widmenden CulturStudien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten, die 1908 unter dem Titel Über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten neu aufgelegt wurden. Volkskundlich bedeutend sind seine Touristischen Farbenskizzen und Volkslebensbilder aus Kärnten (1885) sowie das Buch Kärntner Alpenfahrten (1892) und nicht zuletzt die in der Kärntner Volksbücher-Reihe 1884 bei Leon erschienenen Märchen aus Kärnten sowie Sagen und Märchen aus Kärnten. Fast den Charakter einer Monografie hat sein Kärnten/Koroška gewidmeter Beitrag in der Österreichischungarischen Monarchie in Wort und Bild  ; Band Kärnten und Krain (1891). Das Kapitel Zur Volkskunde Kärntens. Volkscharakter, Trachten, Sitten und Bräuche hat F. gemeinsam mit dem ebenso guten Kenner der Kärntner Volkskultur Rudolf Waizer verfasst. Darin wurden die beiden Nationalitäten (Deutsche und Slowenen) gleichwertig bearbeitet, wobei die Bezeichnung »Slovene« immer, »slovenisch« wesentlich öfter als »windisch« verwendet wurden (→ Ethnonym Slowene im Deutschen, → »Windisch«). Sehr glaubhaft ist die Vermutung, dass F. in diesem umfangreichen Beitrag wohl die Jahres- und Lebensbräuche erläutert hat. Die im Nachlass erhaltenen Märchen-Texte F.s sind entziffert und kommentiert vom Günther Biermann, illustriert von Hans Gerhard Kalian in der Buchreihe des Kärntner Landesarchivs, Band 34/2006 erschienen. Werke  : Aus den Kärntner Alpen. Cultur- und Lebensbilder nebst Kärntner Volkssagen im Anhang. Wien [o.  J.]  ; Cultur-Studien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten. Nebst einem Anhang  : Märchen aus Kärnten. Wien 1879  ; Zur Volkskunde Kärntens. Volkscharakter, Trachten, Sitten und Bräuche. In  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Kärnten und Krain. Wien 1891, 97–131. Kärntner Alpenfahrten. Landschaft und Leute – Sitten und Bräuche in

Kärnten. Wien 1892  ; Kinder- und Hausmärchen aus Kärnten, Klagenfurt 1995  ; Märchen aus Kärnten (Hg. G. Biermann), Klagenfurt 2006  ; Kulturstudien über Volksleben, Sitten und Bräuche in Kärnten (Hg. und kommentiert v. G. Biermann). Klagenfurt 2009. Lit.: ÖBL. – Wiener Zeitschrift für Volkskunde, 27/1 (1921) 22  ; G. Graber  : Franz Franziszi. In  : Car. I 122 (1922) 125–127  ; L. Schmidt  : Geschichte der österreichischen Volkskunde. Wien 1951, 105, 110. Helena Ložar-Podlogar

Französische Revolution und ihre historische Zeit-

spanne von 1789–1799. Ende des 18. Jh.s legten die sozial-politischen Errungenschaften der französischen Nation die Grundlage für die fortan schnellläufige Desintegration der europäischen Großreiche. Der gewaltvolle Übergang von Feudalgesellschaft zu bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaft wurde in Frankreich innerhalb eines bewegten Jahrzehnts vollzogen. Die Begründer der revolutionären Ideen, die »Lumières« – Protagonisten der französischen Aufklärung – prägten die kulturelle und politische Entwicklung Frankreichs des 18. Jh.s. Das von ihnen zur Zeit der Renaissance und des Humanismus aus der griechischen antiken Philosophie wiederentdeckte »Individuum« und dessen vorausgesetzte Fähigkeit zur »Rationalität« – beides überarbeitete neoklassische Konzepte, die aus den Erkenntnissen der Reformation und späteren Aufklärung abgeleitet wurden – führten zur Befreiung des menschlichen Geistes aus der metaphysischen Weltanschauung, welche dem mittelalterlich katholisch geprägten Feudalsystem entsprang. Aus der menschlichen Fähigkeit, rationale Schlussfolgerungen zuzulassen, wurde das Recht auf individuelle Selbstbestimmung abgeleitet. Ein Individuum, das seinen »naturgegebenen« im Gegensatz zum »gottgegebenen« Menschenverstand zum Meistern seines Alltags zu nutzen wusste, sollte demnach auch dazu befähigt sein, seinen Lebensablauf selbst zu bestimmen. Die autoritär-gestalterische Rolle, die bis dahin dem absolutistischen Herrscher und seiner Verbündeten, der katholischen Kirche, zugefallen war, wurde damit für obsolet erklärt. Die europäische Gesellschaft würde in Hinkunft nach den Prinzipien der Aufklärung selbst ihre Entwicklung gestalten. Nach den Idealen der Revolution sollte das Bürgertum den entscheidenden gesellschaftlichen Rollenträger darstellen, der alle sozialen Interessengruppen in einem friedvollen und prosperierenden Staat vereint. Mithilfe der instrumentalisierten Arbeiterschaft sollte das Bürgertum sich an die Spitze der Staatsmacht hieven, Schlüsselpositionen einnehmen und damit den ökonomischen Werdegang der europä-

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Französische Revolution

ischen Nationen entscheidend umgestalten. Nachdem bar machen. Die Staatskassen sind leer und die Monardas revolutionäre Frankreich mit großen Opfern – der chie sucht nach einem Weg aus dem Ruin. Die von Calonne geplante Revision des SteuergeTerror der Guillotine 1792–1795 – die liberalen Rechte für das Individuum – die Menschenrechtserklärung setzes stieß hauptsächlich innerhalb der Aristokratie von 26. August 1789 – durchgesetzt und sich der rest- auf starken Widerstand. Diese war nicht bereit, ihre riktiv eingreifenden Feudalmacht entledigt hatte, stand Privilegien aufzugeben, um den Staatsbankrott abzuder ökonomische Liberalismus – nicht zu verwechseln wenden. Nach Souboul sahen Calonne und Lomémit seinem Ursprung, dem Kapitalismus, welcher be- nie de Brienne in der Errichtung der Steuergleichheit reits mit Beginn der europäischen Kolonialisierung im das einzige Heilmittel gegen die Finanzkrise der Mo15. Jh. und Versklavung der afrikanischen Bevölkerung narchie. Die in Paris vereinte »Notablenversammlung« ab dem 16. Jh. begonnen hatte – in seinen Startlöchern. des adeligen Standes legte im Herbst 1788 ein Veto Das Zeitalter der Großbourgeoisie, der industriellen gegen die königliche Revision des Steuerrechts ein und Revolutionen und der sozialen Klassenkämpfe war an- widersetzte sich damit erfolgreich ihrer Hoheitsgewalt. gebrochen. Der französische Romantiker Chateaubriand Die Analyse der F. R. als historisches Phänomen schrieb dazu  : »Die Patrizier begannen die Revolution  ; erlaubt zwei grundverschiedene Zugänge  : Der erste, die Plebejer vollendeten sie« (Soboul, 2000, 15). Da weitverbreitete Ansatz stellt die F. R. und ihre ideellen sich die Aristokratie und der Klerus geweigert hatten, Nachwirkungen in einen gesamt-europäischen Kontext. ihren Teil zur Staatssanierung beizutragen, und sich Der zweite Ansatz, welcher verstärkt in französischen damit gegen den Beschluss des absoluten Monarchen Geschichtsbüchern zu finden ist, konzentriert sich auf aufgelehnt hatten, folgte vonseiten des Dritten Standas Erforschen nur bedingt zusammenhängender Er- des eine Welle der Empörung. Diese richtete sich als eignisse, welche Wechselwirkungen erzeugten, die den Erstes gegen die arbiträre Monarchie, die eine solche Beginn und den Verlauf der F. R. bestimmten und ihr Ungerechtigkeit duldete, und darauf folgend auch geEinzigartigkeit im welthistorischen Kontext verliehen. gen die privilegierten Stände. Der Dritte Stand machte Diesem Gedanken folgend ist der Unterschied zwi- immerhin 96 Prozent der damaligen Bevölkerung aus schen niedergeschriebener und gelebter Geschichte und setzte sich aus Bauern, Handwerkern, der Handelsbedeutend, denn während die geschriebene Geschichte bourgeoisie bis zur hohen Finanzbourgeoisie – welche großzügig mit philosophischen, sozial-politischen und sich in Bildung und Lebensstil kaum mehr von der verklärenden Interpretationen ausgeschmückt wird, hohen Aristokratie unterschied – und allen restlichen kann die erlebte Geschichte als ein »sich ereignender« Schichten der französischen Gesellschaft zusammen. Sachverhalt bloß objektiv festgestellt, recherchiert und Diese waren gezwungen, die Last der Finanzkrise alin einen wertefreien Zusammenhang gebracht werden. lein zu tragen, und besonders stark traf dies die ärmste Die französische Geschichtsschreibung nutzt beide und breiteste Schicht des Dritten Standes. Aufgrund Ansätze, orientiert sich jedoch verstärkt an der Sach- von »[…] Missernten und […] – [der] – sich daraus verhalt- bzw. Faktenklärung, wenn es darum geht, den zwangsläufig ergebenden Wirtschaftskrise […]« (SoEntwicklungsprozess der F. R. herauszuarbeiten. Die boul, 2000, 21) verbreitete sich unter der Bevölkerung einzelnen Ereignisse werden in eine logische Sukzes- eine Hungersnot. »Die städtischen und ländlichen sion gebracht und niemals aus dem Kontext gerissen. Volksmassen sind 1789 keineswegs durch die aufrühSomit sind die europäischen Nachwehen, welche die F. rerischen Umtriebe der Bourgeoisie (welche sich seit R. nach sich zog, für den Verlauf ihrer »eigenen« Ge- Längerem aus der absolutistischen Wirtschaftsordnung schichte unbedeutend und aus diesem Grund aus ihrer zu befreien wünscht) in Bewegung gesetzt worden […] Nacherzählung auszuschließen. Aufgelehnt haben sie sich vielmehr aus Hunger  : eine Für die Aufarbeitung der Historie der F. R. ist das unbezweifelbare Wahrheit, die Michelet mit Nachdruck Hervorheben der sozio-politischen Gegebenheiten im hervorhebt (›Ich bitte Euch, schaut es Euch an, dieses vor-revolutionären Frankreich entscheidend. auf bloßer Erde liegende Volk, armer Hiob […]‹) Der Im Vorfeld der F. R. befindet sich Frankreich in einer Hunger ist eine Tatsache der staatlichen Ordnung  : man schweren Finanzkrise, deren Auswirkungen sich unter hat Hunger im Namen des Königs« (Soboul, 2000, 27). allen drei Gesellschaftsständen – der Aristokratie, dem Soboul zufolge führte die Ernährungskrise zu Klerus und dem dritten Stand der Werktätigen – spür- Elend, Unterkonsumption, zu Schrumpfung des Ar-

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Französische Revolution

beitsmarktes, Unterbeschäftigung, Bettelei und Vaga- Letztlich entschied das Volk. Am 14. Juli 1789 mit bundentum. Dieser Dominoeffekt stürzte Frankreich dem Sturm auf die Bastille wird symbolisch mit dem in einen Ausnahmezustand, der weder finanziell noch arbiträren Absolutismus abgerechnet. Die erhitzten politisch aufzuheben war. Als die Versuche des Finanz- Gemüter der Pariser Bevölkerung finden in der Zerministers Loménie de Brienne, Reformen zur Erhal- störung des königlichen Staatsgefängnisses kurzzeitige tung des Absolutismus durchzuführen, am Widerstand Genugtuung. Von der extremen Gewaltbereitschaft der der Aristokratie scheiterten und dieser infolgedessen Bevölkerung verunsichert, akzeptiert der Adel die zwidie Generalstände – die drei Stände – zu einer Plenar- schen dem 5.–11. August 1789 beschlossenen Erlässe sitzung einberief, kam der Dritte Stand endlich zum zur Aufhebung der aristokratischen Privilegien  ; dabei Zug. Am 5. Mai 1789 wurde die Sitzung der General- hofften die Monarchie und der Adel weiterhin auf eine stände eröffnet, und von da an übernahm der politisch militärische Intervention aus dem Ausland, die ihr Feugebildete Teil des Dritten Standes, nämlich die Bour- dalsystem noch retten sollte. Die Furcht vor Intrigen geoisie, die Führung. Ihre Ziele, so Soboul, waren »die ausländischer Höfe, der Verrat des Königs – sein BittZerstörung der aristokratischen Privilegien und die Er- schreiben um militärische Intervention an das Ausland richtung bürgerlicher Gleichheit in einer Gesellschaft –, sein Fluchtversuch nach Varennes am 21. Juni 1791 ohne Stände oder Körperschaften. Dabei wollte sie sich und die Angst vor einem »aristokratischen Komplott« allerdings an einen strikten Legalismus halten. In ih- ließen die Spannungen in der Bevölkerung weiter anrem Handeln gestärkt wurde sie durch die Volksmasse, steigen. In den ländlichen Regionen kämpfte die Baudie das wirklich treibende Element bildete« (Soboul, ernschaft gegen den Landadel, der weiterhin an seinen 2000, 33). Privilegien festzuhalten versuchte. Zu diesem BürgerDamit beginnt das politische Tauziehen  : Der Dritte krieg kam ab 20. April 1792 der Krieg mit Österreich Stand mit der Bourgeoisie als Sprachrohr verlangt eine und Preußen hinzu. Das französische Volk bewaffnet »gemeinsame Wahlprüfung, die die Abstimmung nach sich daraufhin mithilfe der Handelsbourgeoisie und Köpfen und nicht nach Ständen impliziert« (Soboul, nimmt den Kampf gegen die Aristokratie Europas auf. 2000, 49). Diesem Wunsch widersetzt sich die Aris- »Wenn dem Vaterland Gefahr droht«, verkündet die tokratie gemeinsam mit dem Klerus vehement. Diese Pariser Sektion Butte-des-Moulins, »muss der Soubeiden Stände versammeln sich getrennt vom Dritten verän – verstanden als das Volk im Sinne Rousseaus Stand in eigenen Räumlichkeiten und halten den Kon- – auf seinem Posten sein  : an der Spitze seiner Armee, takt mit der Opposition so gering wie möglich. an der Spitze seiner Angelegenheiten, überall hat er zu König Ludwig XVI. willigt bei seiner Rede am 23. sein« (Soboul, 2000, 73–74). Das Volk, dem bis dato Juni 1789 vor seinen Generalständen in eine mögliche keine selbstbestimmte Rolle in der Verteidigung seines konstitutionelle Monarchie – eingeführt am 4. Septem- Landes zugefallen war, leitete nun die Geschicke seiner ber 1791 – und die Abschaffung des Steuerprivilegs Nation selbst. Erstmals, so Soboul, wird ein demokraein. Seine Bedingung dabei ist, dass die »traditionelle tisches Element im revolutionären Frankreich sichtbar. Gesellschaftsordnung« erhalten bleiben soll. Darunter Aus Angst vor dem Verlust der erkämpften Rechte verstehe man  : die »Lehensabgaben, Renten sowie die wurde unter dem Druck der Pariser Revolutionäre das feudalen und grundherrlichen Belastungen […]« (So- Revolutionäre Tribunal am 17. August 1792 eingerichboul, 2000, 49). Anhänger aller drei Lager wünschten tet. Dieses Tribunal hatte als Aufgabe, die Feinde der sich einen alsbaldigen Kompromiss, jedoch scheiterte französischen Nation zu klagen und über sie zu urteilen. dieser an der fehlenden Bereitschaft des Adels, seinen Seine Kompetenzen waren unbegrenzt und konnten Privilegien abzuschwören. Parallel dazu ergriffen so- sich gegen jeden, ob Funktionär, Militär oder einfachen ziale Unruhen immer weitere Teile Frankreichs. »[…] Zivilisten richten. Seit dem Fluchtversuch des Königs im Juni 1791 Unruhen auf Märkten, Plünderungen von Getreidetransporten, Angriffe auf städtische Zollschranken werden seine staatsmännischen Handlungen von der […]« (Soboul, 2000, 50) verunsicherten die Bevölke- Pariser Bevölkerung mit Misstrauen beobachtet. Da rung und drängten auf ein schnelles Handeln der Po- im Sommer 1792 der Krieg gegen Preußen und Österlitik. Die Fronten zwischen der Bourgeoisie und dem reich für die französischen Soldaten nur mit Verlusten Adel verhärteten sich zusehends, die Generalstände einhergeht, wächst die Missgunst gegenüber der regieliefen Gefahr, in einer Blockadepolitik zu erstarren. renden konstitutionellen Monarchie weiter an. Am 10.

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Französische Revolution

August 1792 wird der Palast der Tuilerien von Pariser Revolutionären gestürmt und der König mitsamt seiner Familie wird gefangen genommen. Im September desselben Jahres werden willkürliche Hinrichtungen von klerikalen Gefangenen und mutmaßlichen Revolutionsgegnern vorgenommen. Nachdem die Monarchie mit den Ausschreitungen des 10. Augusts zu Fall gebracht worden war, stand nun die Nationalversammlung des Dritten Standes an der politischen Spitze, und mit dem Werkzeug des Revolutionären Tribunals in den Händen steuerte Frankreich Ende 1792 direkt auf die »Schreckensherrschaft« der Guillotine zu. Die Bourgeoisie befindet sich damit endlich in der Position, um ihre Ideale von ökonomischem und sozialem Liberalismus bedingungslos durchzusetzen. Die Bevölkerung ist durch den Krieg verängstigt und sinnt auf Rache am Adel und Klerus. Die Institution der Monarchie scheint völlig in Ungnade gefallen zu sein. Als am 20. September 1792 ein entscheidender Schlag gegen die Preußen in der Schlacht bei Valmy gelingt, nutzt die Nationalversammlung die Euphorie des Moments, um noch am selben Tag den Staat für laizistisch zu erklären, und am Tag darauf die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung der Ersten Republik zu proklamieren. Damit entledigt sich die Bourgeoisie gleich zweier unerwünschter Mitspieler  : der katholischen Kirche und des französischen Königshauses. Für die Vertretung der Handelsbourgeoisie, die Girondisten, gilt die Liberalisierung der Wirtschaftsprozesse als oberstes Gebot. Die Durchsetzung des unbeschränkten Eigentums für den Nicht-Adel und der Zugriff auf zuvor staatshoheitliche Wirtschaftsmonopole waren der eigentliche Beweggrund ihres revolutionären Treibens. Man bediente sich nach Souboul der Bevölkerung, um den nötigen Regimewechsel zu erkämpfen und eigene Interessenvertreter über die Nationalversammlung in politische Schlüsselpositionen zu wählen. Brisset, ein Vertreter der Girondisten, äußert sich 1792 folgendermaßen  : »Die Zerstörer sind jene, die alles gleichmachen wollen, das Eigentum, den Wohlstand, die Lebensmittelpreise, die verschiedenen in der Gesellschaft zu leistenden Dienste« (Soboul, 2000, 76). Man erkennt anhand dieser Aussage bereits den liberal-ökonomischen Geist, der den Beginn der industriellen Revolution und der Klassenkämpfe ankündigt. Im auffallenden Gegensatz dazu standen die Montagnards. Als überzeugte Republikaner wollten diese das Gerüst der neu gegründeten französischen Nation auf

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einem starken sozialen Patriotismus aufbauen. Robespierre (1792)  : »Das oberste Recht ist das Recht auf Leben. Das erste Sozialgesetz besteht also darin, dass allen Mitgliedern der Gesellschaft die Mittel zum Leben garantiert werden  ; alle anderen Gesetze sind dem untergeordnet« (Soboul, 2000, 77). Diese beiden die Nationalversammlung dominierenden Lager lieferten sich ab 1793 nach der Hinrichtung des des Hochverrates für schuldig erklärten Königspaares einen erbitterten Machtkampf, der über ganz Frankreich hinweg ausgetragen werden würde. Eine fatale Rolle kam dem Revolutionären Tribunal zu, welches die Todesurteile über die durch das »Comité du salut public« (Komitee des allgemeinen Wohls) angeklagten, mutmaßlichen Revolutionsgegner, Verräter und Feinde der französischen Nation aussprach. Die politische Denunziation führte dazu, dass sich unter den Opfern der Guillotine auch viele politische Gegner aus den verfeindeten Lagern wiederfanden. In der kurzen Zeitspanne zwischen April 1793 und Juli 1794 fanden annähernd 100.000 Menschen ihren Tod durch Enthauptung. Die Kenntnis um die Ereignisse im revolutionären Frankreich verbreitete sich mit Windeseile in ganz Europa. Dies hatte eine Reihe von Reaktionen zur Folge  : Bei der europäischen Regentschaft führte es zu inneren Meinungsumschwüngen  ; so nahmen die einst als aufgeklärt geltenden Monarchen wie Joseph II., Katharina die Grosse und Friedrich II. Abstand von ihren fortschrittlichen politischen Ideen, während sozio-politisch unterdrückte Volksgruppen innerhalb der europäischen Großreiche in den Schlagworten der Revolution  : Liberté, Égalité et Fraternité, auf Deutsch  : Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, einen Wegweiser aus ihrer Misere sahen. Die Freiheit bezog sich in diesem Kontext direkt auf die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte von 1789. Dem folgend bedeutete »Freiheit«, das Recht zu haben, alles zu tun, solange es nicht einem anderen Schaden bringe. Der Begriff »Gleichheit« basiert auf dem revolutionären Gedanken, dass das Recht für jede/n gleich sei, und kein Unterschied der sozialen Geburt die Wahrheit, dass alle Menschen vor der Natur und dem Recht gleich seien, beeinflusse. Der letzte Begriff »Brüderlichkeit« drückt ein rein sozial-staatliches Gedankengut aus, so sollten der gesellschaftliche Zusammenhalt, die Solidarität und die gegenseitige Wertschätzung der Bürger und Bürgerinnen der 1. Französischen Republik den Weg in eine bessere Zukunft weisen.

Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška

Die ländlichen Revolten im slowenischsprachigen → Krain/Kranjska 1789 und 1790 hingen also direkt mit dem geistigen Einfluss der Ereignisse der Revolution zusammen. Die Lage der Bauernschaft und die natürliche Ungerechtigkeit des feudalen Systems waren europaweit dieselben. Der letztendliche Erfolg der solidarischen F. R. schenkte auch anderen Völkern Hoffnung auf eine bessere Zukunft und gab ihnen die nötige Kraft zum aktiven Widerstand. Während nun der Dritte Stand begann, sich politisch neu zu organisieren und gegen seine Unterdrückung zu erheben, begleiteten nationale Lyriker diese Bewegung. So nahm z. B. Anton Tomaz → Linhart in seiner Komödie  : Matiček se ženi [Die Hochzeit des Matiček] 1790 direkt auf das sozio-politische Werk »Mariage de Figaro« des Franzosen Beaumarchais Bezug, was eine subtile Hommage an die Revolution darstellt. Im selben Geiste verfasste Miha → Andreaš 1973 ein Gedicht, das das Thema der F. R. behandelte. Zu erwähnen wären wenigstens noch Sigismund → Zois und sein Kreis, Valentin → Vodnik, Franz → Grundtner, Anton → Miksch und als Vorreiter, der ganz im Geiste der Lumière tätig gewesene Johann S. → Popowitsch/Popovič. Der positive Charakter der slowenischen literarischen Aufnahme des Themas war ein umso besonderer, wenn man bedenkt, dass dies in einer Region der habsburgischen Monarchie verfasst wurde. Wird zeitgleich der parallele Vergleich zur deutschsprachigen Literatur zum selben Thema aufgestellt, ist offensichtlich, dass die F. R. im ganzen österreichischungarischen Reich einer sehr negativen Propaganda unterzogen wurde. Und da das Deutsche Staatsprache war, ist es kaum verwunderlich, dass politische Ideen der Obrigkeit vor allem in der deutschsprachigen Literatur verbreitet wurden. Es kann demnach festgestellt werden, dass die Fähigkeit zum Gebrauch einer Sprache, die nicht durch die feudale Obrigkeit monopolisiert wurde, die Chance zu einer unabhängigen politischen Bildung und Sensibilisierung einer Gruppe ermöglichte. Die zu diesem Zeitpunkt deutschsprachige Staatsobrigkeit, welcher durch einen Systemwechsel der Verlust ihrer sozialen und politischen Alleinherrschaft drohte, instrumentalisierte die Staatssprache zu Propagandazwecken. Genauso nutzte die slowenische Sprachgruppe ihre Sprache zu eigenen politischen Zwecken. Diese Volksgruppe hatte abgesehen von ihrem Leben wenig bis gar keinen Besitz zu verlieren, dafür aber den größten irdischen Reichtum zu gewinnen, den ihrer Freiheit. Dieser intrinsische Antrieb, welcher auch die Devise

der F. R.: Vivre libre ou mourir, auf Deutsch  : Ein freies Leben führen oder sterben, prägte, kam auch hier sozio-politisch und kulturell zum Tragen. Die folgenden Repressalien der Obrigkeit im Bereich der Sprache und damit der Kultur der Völker der Donaumonarchie, hier spezifisch der Slowenen, sollten einen reinen Substitutionskampf darstellen, der die Mächtigen gegen ihre der Freiheit beraubten Untertanen stellen würde. Dies trug letztlich den Charakter eines reinen Klassenkampfes in sich und führte damit geradlinig in die nächste große historische Revolution Europas. Lit.: Encyclopédie, La Révolution française, Larousse, Paris 1971  ; K. Sturm-Schnabl  : L’Influence de la Révolution française sur le mouvement de l’affirmation de l’individualité nationale slovène. In  : L’image de la France révolutionnaire dans les pays et les peuples de l’Europe Centrale et du Sud-Est, Colloque international 13–15 octobre 1988. Inalco. Paris 1989, 103–120  ; Slovenci v letu 1889, hg. J. Horvat. Narodni muzej. Ljubljana 1989  ; G. Castellan  : La Révolution française et son impact en Europe du Sud-Est. In  : Revue historique, CCLXXXII/I (1990) 187–195  ; K. Sturm-Schnabl  : Odmev Francoske revolucije na slovenskem Koroškem. In  : ZČ 45, 1 (1991) 47–53  ; K. Sturm-Schnabl  : Pensée scientifique et réveil national slovène au XVIIIè siècle. In  : Progrès techniques et évolution des mentalités en Europe Centrale (1750– 1840), Colloque international 22–24 novembre 1990. Inalco. Paris 1991, 49–59  ; A. Soboul  : Geschichte der Französischen Revolution. Regensburg 2000  ; F. Furet, D. Richet  : La Révolution francaise, tome 1. Paris 2008.

Vesna-Patricia Schnabl

Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška. Die Frauen bäuerlicher Herkunft und der

benachteiligten sozialen Schichten, die Ende des 19. und zu des Beginns des 20. Jh.s in der Habsburgermonarchie sowie in den weitgehend agrarisch geprägten Nachfolgestaaten lebten, hinterließen in der männlich dominierten Gesellschaft ihre Spuren nicht nur in den Geburts-, Heirats- und Todesmatrikeln sowie in Notariatsakten, anlässlich von Abfertigungen und Eheverträgen. Ihr Vermächtnis ist auch in der mündlichen Überlieferung noch präsent. Eine exemplarische Studie in St.  Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu und in Rabenberg/Šentjanške Rute, Rosental/Rož spiegelt die allgemeinen gesellschaftlichen Trends, wie sie für den slowenischen Raum in → Südkärnten/Južna Koroška typisch waren. Die statistischen Daten zeichnen folgendes Bild  : 1883 lebten in beiden Orten 265 Personen, alles Slowenen, im Jahr 1900 deklarierten sich 7 als Deutsche, im Jahr 1905 waren dies 5, bei der Volkszählung 2002 waren ca. 23 % slowenischsprachig. Im Jahr 1935 hatten 45 % der Be-

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Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška

sitzer landwirtschaftlicher Güter weniger als 5 ha Land und 21 % mehr als 20 ha. Die erhaltenen → Quellen aus dieser Zeit bezeugen die wirtschaftliche Rolle der Frauen und gleichzeitig ihre gesellschaftliche Unterordnung. Eine Darstellung der Rolle der Frau im agrarisch geprägten Zeitalter aufgrund von Einkommensnachweisen außerhalb des familiären Rahmens würde die Auffassung ihrer Minderwertigkeit ihrer Arbeit reflektieren, da sie bis heute nicht in Geldwert ausgedrückt wird. Die Geschlechterteilung bei der Arbeit und die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Bedeutung der Frauenarbeit und ihrer gesellschaftlichen Wertung erfordern eine umfassende Sichtweise, bei der alle von Frauen verrichteten Arbeiten berücksichtigt und bewertet werden. Die neuzeitige Teilung in bezahlte und nicht bezahlte Arbeit hat nämlich das Bild der Frauenarbeit geprägt und den Marktpreis dessen beträchtlich verfälscht, was bezahlt wird und was als Beitrag zur Haushalts- und Selbstversorgung angesehen wird. Die Frauen verrichteten nämlich immer jede Arbeit, unabhängig von deren geschlechtlicher Zuordnung, während die Männer keine Frauenarbeit übernahmen. Trotz der kulturellen Unterschiede ist das Modell von Margaret Mead universell, wonach alle alles tun können, solange es nicht als Frauenarbeit angesehen wird. Mit der Industrialisierung wurden jene Tätigkeiten, die mit der Selbstversorgung für das Überleben der Familie verbunden waren und die keinen unmittelbaren Verdienst generierten, zu Frauenarbeit. Jene Tätigkeiten, die marktorientiert und gut bezahlt waren, wurden zu Männerarbeit, obwohl in allen Gesellschaften die Frauen mit ihren Überlebensstrategien die Lebenshaltungskosten im weitesten Sinn deutlich verringerten. Nach der Proletarisierung der männlichen Arbeitskraft wurden zwar die ersten Industriearbeiter bereits in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jh.s als Inwohner bzw. Untermieter in den Personenstandsbüchern eingetragen (in den angeführten Orten bereits 1888), doch können ihre Familien noch nicht als typische Arbeiter- oder Handwerksfamilien betrachtet werden. Sieder meint zwar, dass die ersten Arbeiter die Familie als wirtschaftliche Einheit durch die bezahlte Beschäftigung ersetzten, dass aber ihre Frauen für das Überleben Arbeiten verrichteten, die die Mutterschaft und den Haushalt weit übertrafen, weshalb das Überleben der Familie wegen des agrarischen Hintergrunds noch lange auf einer dualen Wirtschaft beruhte. Da die bäuerliche Wirtschaft auf dem Grundbesitz beruhte und gleichzeitig arbeitskräfteintensiv war, war

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die Erbschaft Voraussetzung für die Heirat und die eigene Unabhängigkeit. In den untersuchten Orten bzw. im unersuchten Gebiet Südkärntens galten die Unteilbarkeit bzw. das Alleinerbrecht. In der Regel erbte der älteste Sohn, der nach der Übernahme des Hofes sog. Pflichtteile auszahlte. Frauen erbten nur, wenn kein männlicher Nachfahre vorhanden oder wenn dieser nicht geschäftsfähig war. Die Pflichtteilsempfänger, sog. weichende Kinder, bildeten eine vielfältige Gruppe, die sich von den Bauern durch ihre gesellschaftliche Lage unterschied. Der gesellschaftliche Status der zukünftigen Eheleute zeigt die soziale Endogamie auf, doch wurde die Grenze zwischen dem bäuerlichen Stand und den Landarbeitern oft überwunden. Ein zeitweiliges Ausscheren aus dem solchermaßen privilegierten Bauernstand war vor allem vor der Hochzeit die Regel, da sich zahlreiche Bauernsöhne und -töchter vor der Hofübernahme oder Hochzeit ihren Lebensunterhalt anderswo verdienten. Auch die Wahl der Ehepartner kann nicht getrennt von der bäuerlichen Wirtschaft gesehen werden. Der unteilbare landwirtschaftliche Besitz verhinderte die Gründung neuer, eigenständiger Existenzen und führte zu einer großen Zahl von unverheirateten Personen. Erst Mitte des 20. Jh.s ermöglichte erstmals in der europäischen Geschichte ein regelmäßiges monatliches Gehalt, sofern sie eine regelmäßige Arbeit hatten, allen erwachsenen Staatsbürgern die Ehe und die Gründung einer Familie. Die ersten Hebammenkurse wurden z. B. in Klagenfurt/Celovec 1753 organisiert und der Unterricht soll bis 1893 in slowenischer Sprache abgehalten worden sein. Die allgemeine Landeskrankenanstalt mit einer Geburtenstation wurde 1784 errichtet. In den Geburtenstationen wurde bis zu den ersten Jahrzehnten des 20. Jh.s praktischer Unterricht der Hebammen nur unverheirateten Müttern und Frauen in Not erteilt, nicht aber verheirateten Frauen und Witwen. Bis aber eine bäuerliche Frau aus St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu erstmals die Geburtenstation in Anspruch nehmen konnte, vergingen 149 Jahre. In Österreich wurden erstmals 1842 im Strafgesetzbuch Strafen für Geburtshilfe von Personen ohne Ausbildung oder Genehmigung vorgesehen  ; bis dahin halfen ungeprüfte Hebammen Frauen bei der Geburt. Kinder wurden in die häusliche Wirtschaft je nach ihren Fähigkeiten eingebunden. Ihre Sozialisierung war

Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška

verbunden mit ihrem Beitrag für das Überleben. Die Werte wurden an die folgenden Generationen durch die Vorbilder tradiert. Die Geburtenrate ging in Mitteleuropa erst zurück, als das Überleben nicht mehr vom Grundbesitz und der Anzahl der Kinder als Arbeitskräfte abhängig war. Die agrarische Wirtschaftsführung erforderte von den Frauen aufgrund der Einheit von Wohnen und Arbeit, sich sowohl in der Produktion als auch in der Reproduktion einzubringen. Trotz des hohen moralischen Stellenwerts der Mutterschaft wurde die Arbeitskraft voll ausgenutzt. Wegen des großen Bedarfs an Arbeitskräften ermöglichte die agrarische Wirtschaft auch den unverheirateten Müttern und ihren Kindern ein Überleben. Dabei war die Einstellung zu unverheirateten Frauen und ihren Kindern in den einzelnen Kronländern der Habsburgermonarchie recht unterschiedlich. Die gesellschaftliche Stigmatisierung stand im umgekehrten Verhältnis zur Häufigkeit der Erscheinung. So wurden in Kärnten/Koroška mit dem geringsten Anteil an verheirateten Eltern und dem höchsten Anteil an unehelichen Kindern diese am wenigsten stigmatisiert. 1890 waren in Kärnten/Koroška 45 % und im Bereich der gesamten Monarchie 15 % der Kinder unehelich. Die südlichen Kronländer verzeichneten selten einen Anteil über 10 % unehelicher Geburten. Zwischen 1832 und 1945 wurden in beiden durch die Mikrostudie erörterten slowenischen Orten 17 % der Kinder unehelich geboren. Die Statistiken in den einzelnen Dörfern zeigen, dass Töchter größerer Güter die meisten unehelichen Kinder hatten. Ihnen folgten weibliche Inwohner und Mägde, was beweist, dass uneheliche Kinder die Folge der Art der Wirtschaftsführung waren, die einem gewissen Teil der Bevölkerung eine Eheschließung aus wirtschaftlichen Gründen vorenthielt. In beiden genannten Orten fielen mehr als die Hälfte der unehelichen Geburten auf Töchter großer Höfe, 15 % der Mütter waren Mägde und 24 % Taglöhnerinnen. Die staatliche Wohlfahrt entlastete die Arbeiterfamilien hinsichtlich der schwachen Familienmitglieder und die sozialpolitische Gesetzgebung, die in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten des 19. und in den ersten Jahren des 20. Jh.s eingerichtet wurde. Der 1909 in Österreich erstellte Entwurf einer Bauernversicherung wurde abgelehnt, weil man überzeugt war, dass die Bauern wegen der ungenügenden Besitzstruktur und der damit verbundenen zahlenmäßigen Dominanz der Kleinbauern die finanziellen Belastungen nicht tragen

könnten. Die österreichische Gesetzgebung für eine bäuerliche Krankenversicherung wurde erst 1965 angenommen, jene für die bäuerliche Pensionsversicherung im Jahr 1969. Die Frauen arbeiteten in der Landwirtschaft bis zur Geburt und danach. Der Staat regelte später den Mutterschutz am Arbeitsmarkt. Damit sicherte er sich in der Zeit, als den Frauen die Mutterschaft als Lebensziel diktiert wurde, eine Reservearmee billiger Arbeitskräfte. Erst feministische Studien über die Fürsorgegesetzgebung und den Mutterschutz brachten ans Licht, dass diese Maßnahmen nicht wegen der Frauen selbst getroffen wurden, sondern um die Ideologie über ihre primäre Rolle, die vor allem in der Fürsorge für die Kinder und die übrigen Familienmitglieder lag, zu festigten. Die Trennung von Produktion und Reproduktion beeinflusste beide Geschlechter, so hinsichtlich der Arbeitsteilung wie auch hinsichtlich der Aufgaben der Familienmitglieder, vor allem aber hinsichtlich des Verhältnisses zwischen dem privaten Familienleben und der öffentlichen Arbeitswelt. Die Hausarbeit wurde zunehmend im Namen der Sorge und Liebe verrichtet, die wirkliche Erwerbstätigkeit fand außerhalb des Heims statt. Zudem verdrängte auch die Technisierung der Landwirtschaft parallel zur Intimisierung der Familie die Frauen immer mehr aus der Produktion. Mit der veränderten Rolle der Hausfrau und Mutter, die nicht mehr funktional war und die gleichzeitig Trägerin besonderer symbolhafter Bedeutungen war, begann sich der private und öffentliche Bereich auch am Land voneinander zu lösen. Mit dem Aufleben des organisierten slowenischen → Vereinswesens im Rahmen der → Kulturvereine zu Beginn des 20. Jh.s erhielten Frauen erweiterte Möglichkeiten der gesellschaftlichen Partizipation vor allem im Bereich der Volkskultur, die sie durchaus auch wahrnahmen (vgl. dazu beispielhaft  : Milka → Hartman, Maria Magdalena → Knafelj-Pleiweis, Maria → Zwitter, Amalia → Lužnik  ; → Frauenfrage, → Frauenliteratur, → Edinost Št. Tomaž, → Laientheater, → Theater). Lit.: M. Mitterauer  : Frauenarbeit in der Geschichte  : Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller Zeit. In  : Beiträge zur historischen Sozialkunde, 3. Salzburg 1981, 77, 81  ; G. Neyer  : Sozialpolitik von, für und gegen Frauen  : Am Beispeil der historischen Entwicklung der Mutterschutzgesetzgebung in Österreich. In  : Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 13 (1984) 428  ; M. Segalen  : Historical Anthropology of the Family. Cambridge 1988, 203–204  ; E. Bahovec  : Pre-

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Frauenfrage

davanje za uvod  : Feminizem in materinstvo. In  : Delta 1–2 (Ljubljana) 1995, 47  ; D. Zaviršek  : Motnje hranjenja  : Žensko telo med kaosom in nadzorom. In  : Delta 3–4 (Ljubljana) 1995, 67–68  ; C. Olivier  : Die Söhne des Orest  : Ein Plädoyer für Väter. München 1979, 179  ; A. Leira  : The Modernisation of Motherhood. In  : Woman, Work and the Family in Europe. London in New York 1998, 161–162  ; R. Sieder  : Socialna zgodovina družine. In  : Studia Humanitatis 27, 61 (Ljubljana 1998) 242–243  ; A. Giddens  : Preobrazba intimnosti  : Spolnost, ljubezen in erotika v sodobnih družbah. Ljubljana  : 2000  ; A. Oakley  : Gospodinja. Ljubljana 2000, 62  ; I. Destovnik  : Moč šibkih, ženske v času kmečkega gospodarjenja. Klagenfurt/Celovec 22011. Irena Destovnik  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Frauenfrage. Diskussion der Stellung der Frau insbe-

sondere auf sozialem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet, verbunden mit der Begründung von und der Bestrebung nach Gleichberechtigung, v.  a. gleichberechtigtem Zutritt zu Bildung, Erwerbstätigkeit und politischen Rechten Wie im slowenischen Gebiet insgesamt wurde auch in Kärnten/Koroška die F. seit Mitte des 19. Jh.s eng mit der slowenischen nationalen Frage verbunden und die Stellung der Frau im Rahmen der nationalen Bewegung thematisiert. Dabei förderten die vorherrschende konservativ-klerikale Orientierung der männerdominierten Politik und die in Kärnten/Koroška besonders ausgeprägte führende Rolle der katholischen Geistlichkeit patriarchale Sichtweisen auf das Geschlechterverhältnis. Als Grundeinheit der Gesellschaft galt die Familie. Der Mann war zuständig für ihre materielle Sicherung, die Frau sollte ihre erfüllende Lebensaufgabe als Mutter und Hausfrau finden. Die Macht in der Familie lag, wie Janez Evangelist → Krek erklärte, beim Vater, während die Mutter seine Helferin war. Das patriarchale Ehe- und Familienmodell wurde im österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811 rechtlich kodifiziert und galt in seinen Grundzügen bis in die zweite Hälfte des 20. Jh.s. In ihrer nationalen Rolle war die (Kärntner) slowenische Frau zuständig für die Geburt neuer Generationen und die Weitergabe der slowenischen Sprache und Kultur sowie der katholischen Religion. Sie sollte die Liebe zum slowenischen Volk vermitteln, das als Familie jener verstanden wurde, die die gleiche Sprache sprechen und von gleichem Blut sind, wie auch die Wertschätzung der slowenischen Kultur, die von der deutschnationalen Ideologie als minderwertig dargestellt wurde (→ Windischentheorie). Wegen der Benachteiligung des Slowenischen im Kärntner → Schulwesen hatte

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die sprach- und kulturerzieherische Aufgabe der Frau einen besonderen Stellenwert. Damit die Frau die ihr zugewiesenen Rollen erfüllen konnte, wurde eine ihren Aufgaben entsprechende slowenische Bildung gefordert. Dies bedeutete in Kärnten/ Koroška v.  a. die Einrichtung slowenischer Haushaltungskurse sowie der von den slowenischen → Schulschwestern geleiteten Hauswirtschaftsschulen in St. Ruprecht/Šentrupert bei → Völkermarkt/Velikovec und → St. Peter/Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu (→ Schulschwestern, slowenische). Wie Matej → Ražun, Proponent der Haushaltungsschule in St. Peter/Šentpeter, 1905 erklärte  : Eine national und religiös bewusste Jugend werde man mithilfe bewusster Mütter erziehen, und so wie die Slowenen nationalbewusste Mütter brauchen, brauchen sie auch wirtschaftlich ausgebildete Hausfrauen. Im Kampf gegen die Krisen der Moderne und den – in Kärnten/Koroška deutschen – Liberalismus sollte die patriarchale bäuerliche Familie als Kernschicht des Slowenentums bewahrt werden. Daher sollte die (Kärntner) Slowenin gerne Bäuerin sein und mit ihrer mannigfaltigen Tätigkeit in der Küche, im Stall und am Feld die bäuerliche Wirtschaft stützen. Sie sollte nicht in die – deutsch konnotierte – Stadt streben, aus der verderbliche Einflüsse aufs slowenische Land vordrangen. Der Imperativ der Treue zur slowenischen Scholle wurde unterstrichen durch ihre Mystifizierung als fürsorgliche Mutter, die für die Ernährung und Bewahrung des slowenischen Volkes sorgt. Jede Veränderung der patriarchalen Geschlechterverhältnisse wurde als bedrohlich angesehen, da sie nicht nur die weibliche »Natur« und die bestehende gesellschaftliche Ordnung, sondern insbesondere den Bestand des slowenischen Volkes gefährden konnte. Der konservative Geschlechterdiskurs und der national geprägte Blick auf die F. finden sich daher in zahlreichen (Kärntner) slowenischen Publikationen der letzten Jahrzehnte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Das Insistieren auf traditionellen Geschlechtermodellen ist aber auch ein Indiz dafür, dass sie in der Lebensrealität der Menschen zunehmend brüchig wurden. Pavel → Turner stellte 1881 im → Kres fest, dass die Betrachtung und Lösung der F. bei den Slowenen noch als ein wenig unnotwendig gesehen werde, obwohl sie in engster Verbindung mit dem Fortschritt stehe, denn wie die Frau, so die Familie, und wie die Familie, so das Volk. Kenntnisse der Küchenangelegenheiten seien zwar für jede Frau die erste Aufgabe, doch

Frauenfrage Buchcover, Drava Verlag

Jahr 1904 die sanfte, ergebene, nicht herrschsüchtige, sondern nachsichtige Ehefrau, die jeden Tag mit einem Gebet beginnt und beendet, sich am liebsten um Haushalt, Kinder und Familie kümmert und ihre Heimat und → Muttersprache liebt. Die Zeitung → Mir beschäftigte sich seit der Jahrhundertwende verstärkt mit der Bedeutung der nationalen Frauenschaft. Das Volk erwarte von den Frauen nationale Begeisterung, es erwarte, dass die Mütter den Kindern die Liebe zu Gott und Heimat einimpfen, und es erwarte, dass Hausfrauen beim Einkauf heimische Produkte und Händler bevorzugen. Frauen, die nicht Slowenisch sprachen, wurden angeprangert, denn wenn sich Sloweninnen schon beim Gespräch untereinander der Sprache schämten, die sie ihre Mutter lehrte, dann drohe das Ende. Der → Korošec wandte sich auch an die Kärntner Hausfrauen, damit sie brave Sloweninnen bleiben und werden. Vor der Volkszählung 1910 verlangte er von der slowenischen Mutter, die ihre Kinder der Heimaterde bewahren will, nicht zu verleugnen, dass sie eine unerschütterliche Slowenin ist. Der → Koroški Slovenec bezeichnete in der Zwischenkriegszeit die Mutter als Verteidigerin des Heimes und Bewahrerin des Wohlstandes, des Glaubens und des Volkes, wobei die Familie die erste slowenische Schule, der erste Leseverein sein sollte. Er warnte vor der gefährlichen Krankheit des Geburtenrückgangs, die unter dem Slowenentum in Kärnten der doppelten Aufmerkverlange die moderne Idee der Nationalität auch eine samkeit bedürfe, da der nationale Kampf in einer jeden national gebildete Frauenschaft. Auch Pavlina → Pajk Familien gewonnen werde (→ Publizistik). unterstrich im Kres 1884 die Notwendigkeit der (dem National geprägt war auch der Eintritt der (Kärntfamiliären und sozialen Status entsprechenden) weib- ner) Sloweninnen ins öffentliche Leben und ihre geselllichen Bildung. Nationaler Fortschritt sei unmöglich, schaftliche und politische Teilhabe und Organisierung wo Frauen in Unwissen aufwachsen, wobei die Bildung unter den in der Habsburgermonarchie herrschenden des Herzens wesentlicher sei als die des Verstandes. ungleichen Rahmenbedingungen für Frauen (kein Frauen seien die für die Aufzucht und Erziehung des allgemeines und gleiches Wahlrecht, Verbot der MitNachwuchses geschaffene Hälfte der Menschheit, und gliedschaft in politischen Vereinen) (→ WahlordnunMutter und Familie böten die wichtigste praktische gen, → Wahlkreiseinteilungen). Kärntner Sloweninnen Erziehung der Mädchen zur sparsamen Hausfrau, lie- waren Unterzeichnerinnen der Petitionen für ein Verbenswürdigen Ehefrau und vorbildlichen Mutter. eintes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) 1848, TeilDie im Slovenski prijatel bis zu den 1880er-Jahren nehmerinnen der Kärntner → Tabor-Versammlungen veröffentlichten Predigten illustrieren das kirchliche 1870/71 und Mitglieder des slowenischen Schulvereins Frauenbild. Die brave christliche Mutter, Ehe- und → Družba sv. Cirila in Metoda. Kärntner slowenische Hausfrau sollte den Haushalt fleißig und klug besorgen, Frauenvereine oder Frauenzeitschriften gab es im 19. Jh. dem Ehemann treu sein, ohne Widerworte zu geben, nicht. Doch verzeichnete die in → Trieste/Trst/Triest in göttlichen Dingen fromm und inbrünstig sein und 1897–1902 erscheinende erste slowenische Frauenzeitihre Kinder ein gottgefälliges Leben lehren. Ähnlich schrift Slovenka 1899 unter ihren 508 Abonnements propagierten die Goldenen Lehren für slowenische fünf in Kärnten. Auch im Mir wurde zur Abonnierung Hausfrauen im → Koledar Mohorjeve družbe für das der Slovenka aufgerufen, die zeitweise Kärntner The-

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Frauenfrage

men aufgriff. So wurde der große künstlerische Wert der Kärntner Erzählungen von Gabriela → Preissová gelobt oder die aufrichtige Freude anlässlich der Wahl des ersten Kärntner slowenischen Reichsratsabgeordneten Lambert → Einspieler ausgedrückt. Am Beginn des 20. Jh.s erfolgte die breitere Einbindung von Kärntner Sloweninnen im Rahmen der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten]. Seit 1909 wurde eine Frau in den Verbandsausschuss gewählt, seit 1911 wurden Frauenversammlungen organisiert, um die Frauen für eine Frauenorganisation auf religiös-nationaler Basis zu begeistern und in die Tätigkeit für Glauben, Heim und Kaiser (za vero, dom, cesarja) miteinzubeziehen. Dabei wurden die allseitige Bildung der christlichen Frau, die Erziehung in nationalem und christlichem Geist, die Bedeutung des Bauernstandes oder die Gefahren von Auswanderung und Alkoholismus thematisiert. Eine weitere, kirchlich initiierte Organisationsform besonders für unverheiratete Mädchen waren die Marijine družbe [Marianische Kongregationen]. Als Leit- und Kontrollinstanz für einen gläubigen, moralischen Lebenswandel sollten sie Unschuld, Frömmigkeit und Bescheidenheit fördern und sündiges Wissen, Tanz und unnötigen Umgang mit dem anderen Geschlecht verhindern. Damit sollten sie aber auch dem Volk dienen, denn dessen Zukunft hing von der anständigen christlichen Mutter und Ehefrau ab, wie Ivan → Arnejc bei der Versammlung der zehn Kärntner slowenischen Marijine družbe 1911 in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu erklärte. Die Umbruchszeit des Ersten Weltkrieges verstärkte die Mitwirkung von Frauen am slowenischen politischnationalen Projekt und ihre Kooperationen über Landesgrenzen hinweg. Die Unterstützungserklärungen für die → Maideklaration, die den Zusammenschluss der südslawischen Gebiete der Habsburgermonarchie forderte, wurde auch in Kärnten/Koroška zu einem großen Teil von Frauen gesammelt bzw. unterzeichnet. Mir publizierte vermehrt Beiträge von und für Frauen und appellierte an deren Patriotismus, wobei er sie auch als Jugoslawinnen ansprach, die ihre jugoslawische Heimat treu und ergeben bis zum Tod lieben sollten. Als Abstimmungsberechtigte bei der Kärntner → Volksabstimmung wurden Kärntner Sloweninnen im Rahmen der → Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der Frauenvereine in Kärnten] organisiert und von südslawischen Frauenorganisationen unterstützt.

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In der Zwischenkriegszeit betonte die männerdominierte Kärntner slowenische Führung die Notwendigkeit der Mobilisierung der Frauen im Hinblick auf die nationalen Interessen der → Minderheit. Da im Unterschied zu → Jugoslawien Frauen in Österreich das Wahlrecht hatten, versuchte die → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] sie als Unterstützerinnen und Wählerinnen zu gewinnen. Frauen vermeintlich näherstehende Themen wie Familie und Religion wurden in den Vordergrund gestellt und bei der Kritik an der politischen Konkurrenz des Sozialismus und Kommunismus deren gottesferne und modernistische Haltung in Geschlechterfragen betont. Dem allgemeinen Trend folgend, dass Frauen häufiger für klerikale Parteien stimmen, erhielt die Koroška slovenska stranka mehr Stimmen der weiblichen Wahlberechtigten als der männlichen. Allerdings waren nur Männer als gewählte politische Vertreter der Minderheit tätig. Die 1922 als Unterverband der wiedererrichteten Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško gegründete Ženska zveza [Frauenverband] strebte laut Satzungen die Unterrichtung der Mitglieder in allen den Frauenstand betreffenden Angelegenheiten, die Aneiferung ernster Tätigkeit auf wohltätigem, wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet und die Vereinigung aller Frauen- und Mädchenkörperschaften im Lande an. Die Dekliška zveza [Mädchenverband] unter der Leitung von Milka → Hartman förderte in ihren rund 30 Sektionen die Bildung der Bauernmädchen in nationaler Richtung, organisierte Mädchentage, Laienschauspiel und Chorgesang sowie die Lektüre von aus Slowenien zugeschickten Jugend- und Frauenzeitschriften (→ Chorwesen, → Laienspiel, → Lesekultur). Wichtige weibliche Betätigungsfelder waren Muttertagsfeiern, die seit 1926 nach dem Vorbild Sloweniens zur Feier und Förderung der ehelichen Mutterschaft veranstaltet wurden, sowie Haushaltungskurse, in denen die Teilnehmerinnen auch eine schöne Ausdrucksweise in schriftslowenischer Sprache lernen sollten. Nach dem → »Anschluss« Österreichs an NS-­ Deutschland im März 1938 und der forcierten → Germanisierung in Kindergärten, Schulen und öffentlichem Leben wurde die Rolle der Mütter und Familien für den nationalen Erhalt besonders betont. So wurde am Tag der slowenischen Frau im Herbst 1938 verlangt, den slowenischen Geist und sein kostbares Gefäß, die slowenische → Muttersprache, zu verteidigen. Das NSRegime behinderte und verbot schließlich slowenische Haushaltungskurse und Muttertagsfeiern. Doch noch

Frauenliteratur

bzw. gerade zu Weihnachten 1940 kreiste die von der → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] herausgegebene Publikation Družinske večernice [Abendgeschichten für die Familie] unter Verweis auf Autoritäten wie Anton Martin → Slomšek, Primož → Trubar, France → Prešeren oder Ivan → Cankar um die drei Ideale der slowenischen Nationalideologie  : Mutter – Heimat – Gott (siehe auch → Frauen im ländlichen Raum, → Frauenliteratur). Lit.: S. Dermutz, M. Jurić  : Minderheiten-Frauen. In  : Slowenische Jahrbücher 1986–1988. Klagenfurt/Celovec 1988, 200–244  ; S. Vavti  : Männliche Kriegsgeschichten und weibliche Heiratssachen. Ethnische und geschlechtsspezifische Identitäten in Südkärnten. In  : C. Fräss-Ehrfeld (Hg.)  : Lebenschancen in Kärnten 1900–2000. Klagenfurt 1999, 237– 250  ; M. Jurić Pahor  : Narod, identiteta, spol. Trst 2000  ; M. Ramšak  : Zgodbe z obrobja. Vloge koroških podeželskih žensk v prvi polovici 20. stoletja. In  : Etnolog 11 (2001) 91–126  ; I. Destovnik  : Moč šibkih. Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Klagenfurt/Celovec 2002  ; M. Wakounig  : Für Vaterland und Heimat. Frauen in Slovenien 1900–2000. In  : M. Wakounig (Hg.)  : Die gläserne Decke. Innsbruck [e. a.] 2003, 181– 208  ; T. Bahovec  : Mutter – Heimat – Gott. Das weibliche Prinzip in der slowenischen Nationalideologie in Kärnten/Mati – Domovina – Bog. Ženski princip v slovenski nacionalni ideologiji na Koroškem. In  : Signal. Jahresschrift des Pavelhauses/Letni zbornik Pavlove hiše 2008/2009, 121–130  ; T. Bahovec  : »Die Frau muss Frau bleiben und darf die von der Natur gegebenen Grenzen nicht überschreiten«. Geschlecht und Nation in der Kärntner slowenischen Geschichte. In  : W. Berger [e. a.] (Hg.)  : Kulturelle Dimensionen von Konflikten. Bielefeld 2010, 54–71.

Tina Bahovec

Frauenliteratur. Da sich die historischen Voraussetzun-

gen der weiblichen literarischen Produktion in vielerlei Hinsicht vom Schaffen der Autoren unterscheiden, sei hier unter F. die spezifische Geschichte der von Autorinnen geschriebenen Literatur verstanden. Der Begriff erweist sich in der feministischen Literaturwissenschaft jedoch als problematisch, wenn er zur Bezeichnung einer Gattung oder eines Phänomens verwendet wird. Die Zeitschriften → Slovenska bčela, Besednik und → Slovenski glasnik waren für die slowenischen Literatinnen von großer Bedeutung, weil sie darin die Möglichkeit bekamen, ihre Texte zu veröffentlichen, ebenso die → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec. Josipina → Turnograjska, die als erste slowenische Schriftstellerin gilt, publizierte ihre erste Erzählung in der Slovenska bčela. Ihre Beiträge ermutigten in den 1850er-Jahren auch andere Dichterinnen (Alojzija Oblak, Milica Žvegelj) zum Schreiben (→ Publizistik). In den 1860er-Jahren veröffentlichte Luiza → Pesjak ihre Aphorismen und die Erzählung Dragotin im Slovenski glasnik und im Besednik  ; im → Kres erschienen

ihre Gedichte. In der Zeitschrift Kres veröffentlichte auch Pavlina → Pajk. Die ersten slowenischen Schriftstellerinnen und Dichterinnen veröffentlichten ihre Beiträge häufig unter einem Pseudonym, um einer Abwertung als Literatur von Frauen zu entgehen (unter ihnen Vida Jeraj [Vida, Viola], Marica Strnad [Marica II], Kristina Šuler [Kristina], Ljudmila Poljanec [Bogomila, Mirka, Zagorska, x–y], Franja Trojanšek [Zorana], Zofka → Kveder [Milena, »Z«], auch Marica Nadlišek-Bartol selbst [Márica, Nada]). Um die Jahrhundertwende bekamen mit der 1897 in → Trieste/Trst/Triest ins Leben gerufenen Zeitschrift Slovenka, deren Redakteurin bis 1899 Marica Nadlišek Bartol war, auch diejenigen Autorinnen die Möglichkeit zu publizieren, deren Literatur dem Standard der damals führenden literarischen Zeitschriften → Ljubljanski zvon und Dom in svet nicht entsprach. Zofka Kveder brachte 1900 im Selbstverlag ihren ersten Prosatext Misterij žene [Mysterium der Frau] heraus, der empörte Reaktionen des slowenischen Lesepublikums und der Kritiker hervorrief. Als erste professionelle slowenische Schriftstellerin wurde sie zum Vorbild für ihre Zeitgenossinnen (u. a. Marica Nadlišek Bartol, Vida Jeraj, Kristina Šuler, Marija Kmet, Marica Gregorič und Marica Strnad) und auch für Schriftstellerinnen aus späteren Generationen. Nach 1902, als die Slovenka nicht mehr erschien, gab es keine literarischen Zeitschriften mehr, in der der Literatur von Frauen angemessen Platz gegeben wurde. Erst mit der Gründung des Frauenverlags Belo-modra knjižnica [Weiß-blaue Bücherei] gab es einen Verlag, in dem viele slowenische Schriftstellerinnen ihre Erstlinge herausbringen konnten. In Kärnten/Koroška spielte die Zeitschrift → Koroška zora eine ähnliche Rolle wie die Slovenka, die 1920 14-tägig erschien (Redaktion Ani Furlan, Alojzija Modic). Die Zeitschrift enthielt national-patriotische Gedichte und kürzere Erzählungen. Ihre wichtigste Autorin war Milka → Hartman. (Vgl. auch → Frauen im ländlichen Raum, → Frauenfrage.) Lit.: K. Sturm-Schnabl  : Ženska v slovenski literaturi kot avtorica in kot lik. In  : JiS. Jg. 48 (1997/98), Nr. 3, 97–107. S. Borovnik  : Pišejo ženske drugače  ? Ljubljana 1996  ; M. Kušej  : Prve učiteljice, prve pisateljice – kdo jih še pozna  ? – ženski prispevek k slovenski literaturi od začetkov do 1918. Celovec 1996  ; Ženske skozi zgodovino, Zbornik referatov slovenskih zgodovinarjev, Celje, 30. september–2. oktober 2004. Ljubljana 2001  ; K. Mihurko Poniž  : Nation and Gender in the Writings of Slovene Women Writers 1848–1918. In  : Aspasia 2 (2008) 28–43.

Katja Mihurko Poniž

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Freising

Freising. Das Bistum F. wurde 739 im Zuge der bai-

rischen Diözesanorganisation gegründet. Bistumspatron ist der hl. Corbinian. Im Frühmittelalter hatte der Adelsverband der »Huosi« bestimmenden Einfluss auf die Entwicklung des Bistums F. Dieses besaß seit dem ausgehenden 8. Jh. mit → Innichen im Pustertal ein Missionszentrum (Kloster bzw. später Stift und Hofmark), das auch für → Karantanien/Kärnten von großer Bedeutung war. So befanden sich Besitzungen von F. am Wörther See/Vrbsko jezero (Erstnennung von [Maria] Wörth/Otok um 880  : ad Weride) und in Oberkärnten/Zgornja Koroška (bis um 1600). Unter Bischof → Abraham (957–993) erwarb F. umfangreichen Besitz südlich der Drau/Drava  : im Dolomitenraum die Grafschaft Cadore (bis 1508) und – vor allem – in Oberkrain/Gorenjska das Gebiet um Škofja Loka (Bischoflack), das zu einer großen Grundherrschaft ausgebaut wurde  ; diese gehörte bis zur Säkularisation 1803 zum Hochstift F., während andere Besitzungen im heutigen Slowenien (in Unterkrain/Dolenjska   ; kurzzeitig auch in Nordistrien) früher verloren gegangen waren. Im Zuge der Missionstätigkeit von F. in Karantanien bzw. → Krain/Kranjska entstanden auch die sog. → Freisinger Denkmäler (Brižinski spomeniki). Seit dem ausgehenden 10. Jh. erwarb F. auch wichtige Besitzungen östlich der Enns (vgl. Nennung von → Ostarrichi 996) sowie im frühen 11. Jh. in der Obersteiermark (Wölz- und Katschtal). Bischof Otto (I.) von F. (1138–1158), im Zisterzienserorden geformter Geschichtsdenker und Zeithistoriker, wirkte auch als Kirchenreformer  ; u. a. erhob er um 1146 die Pfarrkirche Maria Wörth/Otok zu einem Kollegiatstift, dessen Propstei bis ins 16. Jh. bestand. Einer der Filialkirchenorte des Kollegiatstifts, Schiefling/Škofiče, erinnert namentlich an das Bistum F. Nach der Säkularisierung 1803 wurde in Nachfolge der Diözese F. 1821 das Erzbistum München und F. mit der Bischofsresidenz in München errichtet. Lit.: J. Maß  : Das Bistum Freising im Mittelalter. München 21988  ; G. Schwaiger (Hg.)  : Das Bistum Freising in der Neuzeit. München 1989  ; H. Glaser (Hg.)  : Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte. München 1990  ; A. Ogris  : Die Kirchen Bambergs, Freisings und Brixens in Kärnten. In  : Kärntner Jahrbuch für Politik (2000) 139–153, bes. 140–143  ; M. Heim  : Bistum Freising. In  : Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation. Ein historisches Lexikon. Hg. von E. Gatz unter Mitwirkung von C. Brodkorb und H. Flachenecker. Freiburg i. Br. 2003, 210–222  ; A. Krah  : Die Handschrift des Cozroh. Einblicke in die kopiale Überlieferung der verlorenen ältesten Archivbestände des Hochstifts Freising. In  : Archivalische Zeitschrift 89 (2007) 407–431  ; Die Regesten der Bischöfe von

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Freising. Band 1  : 739–1184. Bearbeitet von A. Weißthanner, fortgesetzt und abgeschlossen durch G. Thoma und M. Ott. München 2009. Harald Krahwinkler

Freisinger Denkmäler (FD), slow. Brižinski spomeniki (BS), drei → altslowenische (→ karantanerslowenische) Texte in einem sonst aus lateinischen Texten bestehenden Kodex verschiedenen Inhalts aus der Dombibliothek → Freising, welcher seit 1803 unter der Signatur Clm  6426 in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt wird. Der Pergament-Kodex ist ein »Missionshandbuch« des Freisinger Bischofs → Abraham († 994). Er enthält Predigten, liturgische Texte, sowie einige Texte aus dem kirchlichen und weltlichen Recht in lateinischer Sprache. Auf neun der 338 Seiten finden sich die in der Slawistik so benannten FD. Der Kodex wurde offenbar aus älteren Salzburger Vorlagen zusammengestellt und in der Seelsorge des Bistums Freising, das in → Karantanien Besitzungen hatte, verwendet. Im 10. Jh. wurden auch noch im südwestlichen Niederösterreich, im Raum Neuhofen (→ Ostarrichi/ Ostriki, 996   ; Windischendorf ), um Amstetten und Waidhofen an der Ybbs, wo Freising mit Schenkungen bedacht wurde, slowenische (bzw. altslowenische, karatanerslowenische) Dialekte gesprochen. Text I und III sind Beichtformeln, Text II eine Beicht-Predigt (adhortatio ad poenitentiam). Die Texte I und III waren von den Gläubigen nachzusprechen und offenbar den Priestern und dem »Volk« in mündlicher Überlieferung vertraut. Literaturüblich wird nicht unterschieden zwischen dem Alter des Kodex, den Bischof Abraham zusammenstellen ließ, dessen Handschrift des Textes aufgrund der Schriftform (karolingische Minuskel) auf das 10. Jh. weist, und dem Alter des Originaltextes selbst, der wahrscheinlich schon im 8. Jh. so formuliert, von den Salzburger Priestern in der Seelsorge benützt wurde (→ Schrift, → karolingisch). Andere Texte, die es sicher gab (→ Kiewer Blätter), dürften verschwunden oder bei Bibliotheksbränden vernichtet worden sein   : Eine sehr wahrscheinliche Vermutung, für die es keinen üblichen Beweis gibt. Gottesdienste ohne Texte sind jedenfalls kaum vorstellbar. Im Papstbrief der → Methodvita wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass schon vor Kyrill/ Method die Lesung und das Evangelium (→ Bibel) »wie bisher« auf Lateinisch und Slowenisch erfolgte. Die Kiewer Blätter, literaturüblich  : ältester slawischer Text, sind möglicherweise eine glagolitische Transliteration eines in lateinischer Schrift vorhandenen slowe-

Brižinski spomeniki

Freisinger Denkmäler FD, Clm 6426, 78r.

FD, Faksimile

FD, interaktiv mit Übersetzungen

nischen Textes des Mess-Ordinariums (eines Missales) aus dem Umkreis Methods. Aus chronologischen Gründen ist ein literaturüblicher »kyrillomethodianischer Einfluss« auszuschließen. Manipulativ und unbegründet ist die Vermutung, FD II sei die Transliteration einer Beichthomilie von Kliment Ohridski aus der glagolitischen (→ Glagolica) in die lateinische Schrift. Ebenso suggestiv und unbegründet sind literaturübliche kyrillische Transliterationen der FD. Anzunehmen sind umgekehrt karantanerslowenische Einflüsse im glagolitischen činъ nadъ ispovědajǫštiimь sę (Beicht-Ordo) des Euchologium Sinaiticum. In den FD handelt es sich um Übersetzungen aus der → altladinischen und → altbairischen (literaturüblich »althochdeutschen«) kirchensprachlichen Praxis, etwa bei Wörtern wie krilatci/Engel (die Geflügelten), izpoved/Beichte (die Aussage, vgl. das Outing), krištiti/taufen (cristianum facere »zum Christen machen«), nedel/Sonntag (der dies natalis »Geburtstag des Herrn«), zlodej/Teufel (malefactor »der Übeltäter«), vuvraken vu svet/in die Welt kommen (invertere noch heute bairisch »einkehren«), božirab/Gottesdiener (servus dei »der Gottesknecht«), vumazustvo/Schwängerung (in/maculatio »die Befleckung«), cesarstvo/Reich (Kaiserreich  : kraljevstvo für regnum ist erst nach Karl dem Grossen aufgekommen), raj/Paradies (radius »der Sonnenkreis«) oder quoniam > ponje »weil«.

Da die Texte ursprünglich aus Karantanien stammen, möglicherweise in Salzburg oder Freising kopiert wurden (der Kodex insgesamt ist in keiner erkennbaren Ordnung gebunden), werden die FD seit ihrer Auffindung im 19. Jh. mit Recht dem → Altslowenischen, präziser dem Karantanerslowenischen zugeordnet. Schreibweise und Phonetik stimmen mit der in alten karantanerslowenischen Ortsnamen überein. Die FD sind die ältesten slawischen Texte in lateinischer → Schrift und die ältesten in einer slawischen Sprache überhaupt. Literaturüblich vermutete »kyrillomethodianische«, »großmährische«, »althochdeutsche« oder »irische« Vorlagen oder Einflüsse sind nicht nachweisbar. Wahrscheinlich liegt die Sprache der als Übersetzer tätigen ladinischen und bairischen Priester aus Salzburg zugrunde, die irgendwie das damalige Slowenisch erlernt haben. Auch karantanerslowenische Priester werden als Autoren vermutet. Es sind Texte der in Karantanien seit 750 üblichen Kirchen- bzw. → Liturgiesprache, in der auch das Evangelium und die Lesung bei der Messe vorgelesen wurden, in der gepredigt, gebetet und gebeichtet wurde, seit → Virgil Priester und einen Weihbischof (→ Modestus) nach → Maria Saal/Gospa Sveta und in die vielen Kirchen Karantaniens und seiner östlichen Missionsgebiete (confines, → Kocelj) geschickt hatte. Ihre Slowenität ist im Vergleich zu den geografischen Namen der Region Karantanien eindeutig. Die ältesten Method-Texte (Kopien) in altbulgarischer Sprache und glagolitischer oder »kyrillischer« Schrift (meist Bibeltexte, alle undatiert) stammen aus dem 11. und 12. Jh. Sie sind zeitlich jünger und sprachlich, nicht nur phonetisch andersartig. Literaturüblich werden in der Slawistik die 100 karantanischen Jahre vor Kyrill/ Method damnativ als »nichtslawisch« (weil nicht kyrillomethodianisch) verworfen. Lediglich → Isačenko hat seine literaturüblichen Ansichten zugunsten des Slowenischen korrigiert. Auffällige Sprachmerkmale der FD sind   : Die in → ladinischen und → altbairischen Texten übliche Verwechslung von p/b (botomu/potomu, bovvedal/povedal), die von t/d, die ladinische Schreibung von k als c (caco/kako, tacoga/takoga) und die von j als g (pongese/ ponježe, pomngu/pomnjon). Dem c/č/št anderer slawischer Sprachen entspricht das karantanerslowenische k (vsemogonki, krišken, imonki, malomogonka). Über 500 Publikationen sind zu den FD erschienen. Daher auch viele unterschiedliche Meinungen über Entstehung, Alter, Lesart, Einflüsse. Gesichert aus heutiger Kenntnis ist, dass, wie schon → Miklosich vor

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Fremdsprache

150 Jahren vermutete, → Method († 885) durch die seit etwa dem Jahr 750 bestehende altslowenische Kirchensprache beeinflusst war und nicht umgekehrt diese durch ihn (siehe auch → Molzbichl). Lit.: ES ( J. Pogačnik  : Brižinski spomeniki) – F. Miklosich  : Die christliche Terminologie der slavischen Sprachen. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung. Wien 1875  ; S. Pirchegger  : Untersuchungen über die altslovenischen Freisinger Denkmäler. Leipzig 1931 (Veröffentlichungen des Slavischen Instituts an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, 5)  ; F. Ramovš, M. Kos  : Brižinski spomeniki. Ljubljana 1937  ; A. Isačenko  : Jazyk a pôvod Frizinských pamiatok. Bratislava 1943  ; O. Kronsteiner  : Die slawischen Denkmäler von Freising. Der Text. Studienausgabe. Klagenfurt 1979 (Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft. Slawistische Reihe 1)  ; M. Orožen  : Brižinski spomenici (freisinški spomenici). In  : Enciklopedija Jugoslavije 2. Zagreb 1982, 484–486  ; O. Kronsteiner  : Zur Slowenizität der Freisinger Denkmäler und der alpenslawischen Orts- und Personennamen. In  : Die Slawischen Sprachen 21 (1990) 105–114  ; SAZU  : Brižinski spomeniki. Znanstvenokritična izdaja. Ljubljana 1992 und 1993  ; P. G. Parovel  : Cenni di storia del popolo sloveno sino ai tempi dei monumenti di Frisinga. In  : J. Jež  : Monumenta Frisingensia = Brižinski spomeniki – la prima presentazione in Italia dei Monumenti letterari Sloveni di Frisinga del X–XI secolo alle prime tracce scritte della lingua italiana – con traduzione dei testi cenni di storia degli Sloveni e dati sugli Sloveni in Italia/Janko Jež  ; prefazione ed appendici storiche di Paolo G. Parovel. Trieste, Firenze 1995, 91–105  ; O. Kronsteiner  : Die Freisinger Denkmäler. Lesart und Übersetzung. In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 5–17  ; O. Kronsteiner  : Waren in der Salzburger Kirchenprovinz schon vor Method Teile der Bibel ins Altslowenische übersetzt  ? In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 19–36  ; O. Kronsteiner  : Die Übersetzungstätigkeit des Hl. Method in der Salzburger Kirchenprovinz. In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 39–47  ; D. Kuhdorfer  : Die historische und literarische Bedeutung der Handschrift mit den »Freisinger Denkmälern«. In  : Bibliotheksforum Bayern, 32, 3 (München 2004) 233–253. Web  : Brižinski spomeniki. Monumenta frisingensia. http://nl.ijs. si/e-zrc/bs/  ; www.nuk.uni-lj.si/bs.html (interaktive Darstellung mit Übersetzungen der FD)  ; www.bayerische-landesbibliothek-online. de/freisinger-denkmaeler (22. 6. 2014).

Otto Kronsteiner

Fremdsprache, → Bildungssprache  ; → Lingua franca  ; → Muttersprache  ; → Zweisprachigkeit. Freudenberg/Frajnberk (Pfarre Timenitz/Timenica, Marktgemeinde Magdalensberg/Štalenska gora). Lit.: R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do leta 1918, Bestands-

aufnahme der Kärntner utraquistischen Schulen bis 1918, Klagenfurt/ Celovec 1980, 33, 74  ; Vgl. Sachlemmata  : → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora   ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit  ; → Germanisierung  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; Personenlemmata  : → Brollo, Jacobo  ; → Pernhart, Markus.

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Friaul (it. Friuli, lad. Friûl, slow. Furlanija) → Friuli. Friedensvertrag von Saint-Germain → Vertrag von

Saint-Germain.

Friedl, Hugo (Vorstandsmitglied, Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Friuli (dt. Friaul, lad. Friûl, slow. Furlanija), vgl. Sachlemmata  : → Altladinisch, → Aquileia, → Bamberg, → Celje, → Ethnogenese, → Ethnonym(e), → Historischer Verein für Innerösterreich, → Jesuiten, → Kanaltal (Val Canale, Kanalska dolina), → Karolingisch, → Leški rokopis [Handschrift von Leše], → Ossiach/Osoje, → Porcia, → Resianischer Dialekt/ rezijansko narečje, → St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini, → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Bevk, France  ; → Brollo, Jacobo  ; → Herberstein, Sigismund Freiherr von  ; → Kocelj  ; → Santonino, Paolo. Frintaneum, k. u. k. Höheres Weltpriester-BildungsInstitut zum Heiligen Augustin in Wien, 1816–1918. Die josephinische Pfarrregulierung (→ Josephinismus) hatte in den habsburgischen Erblanden einen besorgniserregenden Priestermangel zur Folge, dem Kaiser Franz II. (I.) durch die Vermehrung von Bildungseinrichtungen, besonders von Gymnasien, gegenzusteuern suchte. Noch unmittelbarer griff er ein, als er vielen Bischöfen erlaubte, (wieder) eigene Seminare zu eröffnen und theologische Lehranstalten einzurichten. Dem Defizit an qualifizierten Führungs- und Lehrkräften suchte ein Plan abzuhelfen, den Hof- und Burgpfarrer Jakob Frint im September 1813 dem Kaiser vorlegte. In Wien sollte der Souverän eine Art Seminar einrichten, in dem bereits geweihte Priester aus allen Provinzen der Monarchie Aufnahme fänden, um an der Wiener Universität das theologische Doktorat zu erwerben, in der Burgkapelle liturgische Dienste zu leisten und sich im Seminar einer intensiven spirituellen Formung zu unterziehen. Das Konzept wurde wesentlich erweitert, als Österreich auf dem Wiener Kongress (1815) eine Reihe von Gebieten gewann, deren kirchliche Verhältnisse nach dem österreichischen Kirchenrecht geordnet werden sollten. So lag es nahe, in das Wiener Bildungsinstitut, sogar bevorzugt, Priester aus diesen neu oder wiedererworbenen Provinzen aufzunehmen, die dann, vertraut gemacht mit den österreichischen Gesetzen,

Frühmittelalter

höhere Ämter in der Kirche und im Gubernium ihres Herkunftslandes einnehmen sollten. Dieses Konzept setzte der Kaiser mit einem Kabinettschreiben vom 29. März 1816 in Kraft. Kritiker sahen in der Gründung einen weiteren Erfolg des josephinischen Staatskirchentums und als Etappe auf dem Weg zu einer österreichischen Nationalkirche. So zögerten mehrere Bischöfe Oberitaliens mit der Beschickung auch noch, als sie schon wiederholt von den Gubernien dazu aufgefordert worden waren. Frint erhielt den Auftrag, die Satzung und eine Lebensordnung für das Institut, das später auch offiziell seinen Namen trug, auszuarbeiten. Die Satzung sah die unmittelbare Leitung des Instituts durch den Monarchen vor, der die (vom Bischof genannten) Kandidaten aufnahm, sich von deren Fortschritten berichten ließ und sie nach erfolgreicher Beendigung der Ausbildung oder aus einem triftigen Grund entließ. Die persönliche Bindung des Einzelnen an den Kaiser bildete die subjektive Grundlage für den dynastischen Patriotismus, den das Institut seinen Mitgliedern vermitteln sollte. Obervorsteher war der Hof- und Burgpfarrer, den ein Studiendirektor und der Spiritual (beide Hofkapläne) unterstützten. Als Unterkunft wurde dem Institut der Großteil des Augustinerklosters und dessen Kirche zugewiesen. Neuartig war die Finanzierung der Gründung über den Religionsfonds. Bestand ein solcher nicht, wie in den meisten oberitalienischen Gebieten, musste für jedes Mitglied eine individuelle Finanzierung gesucht werden. Am 1. November 1816 wurde das Institut eröffnet. Noch im ersten Jahr stieg die Zahl der Mitglieder auf 23, um sich in den nächsten Jahren bei ungefähr 40 pro Jahr einzupendeln. Insgesamt wurden in den fast genau hundert Bestandsjahren des Frintaneums 1.096 Auszubildende, darunter 96 griechisch-katholische, in das Institut aufgenommen. Jüngste Forschungen in den Biografien von 280 Frintaneisten lassen statistisch gestützt erkennen, dass weit mehr als die Hälfte das Institutsziel erreichte und sich den Absolventen dementsprechende Laufbahnen eröffneten. So erhielten ca. 80 Bischöfe der Donaumonarchie ihre Vorbildung im F. Aus Kärnten/Koroška, den Diözesen → Lavant/Lavantinska škofija und → Gurk/ Krška škofija, lassen sich 15 Frintaneisten namhaft machen  ; darunter die Slowenen Valentin → Müller, Martin → Ehrlich und Gregor → Rožman. Bei Lorenz Wölbitsch (Eintritt 1817) ist die sprachliche Zuordnung unsicher. Die Genannten bildeten zusam-

men mit den slowenisch sprechenden Mitgliedern aus den Diözesen → Trieste/Trst/Triest, → Gorizia/Gorica/Görz, → Ljubljana und → Maribor eine im Vergleich große sprachliche Gruppe (→ Innerösterreich). Für sie wurden noch vor Mitte des 19. Jh.s aus dem Kreis der unterdessen drei Studiendirektoren, wie für andere Sprachangehörige auch, verantwortliche Tutoren auf Dauer bestellt, unter denen sich sechs spätere Bischöfe, jedoch kein Kärntner, befanden. In den → Revolutionsjahren 1848/1849 geriet das Frintaneum durch den teils korporativen Auszug der nationalen Gruppierungen in eine existenzbedrohende Krise, doch kehrten viele Institutsangehörige 1850 zurück und setzten ihre Ausbildung fort. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s zunehmenden nationalen Spannungen übertrugen sich auch auf das Frintaneum. Das als Umgangssprache unter seinen Mitgliedern verordnete Latein war wenig geeignet, die Kommunikation unter den Landsmannschaften im Institut zu fördern. Das seit 1848 verstärkte Zurückdrängen des staatskirchlichen Josephinismus zugunsten einer größeren Kirchenfreiheit ließ das Frintaneum nahezu unberührt. Bis zu seiner faktischen Schließung im November 1918 blieb es, auf der Basis der ersten Satzung, das k. u. k. Höhere Priesterbildungsinstitut. Quellen  : J. Frint  : Darstellung der höheren Bildungsanstalt für Weltpriester zum h. Augustin in Wien, nach ihrem Zwecke, sowohl als nach ihrer Verfassung. Wien 1817. Lit.: E. Hosp  : Zwischen Aufklärung und katholischer Reform. Jakob Frint. Bischof von St. Pölten. Gründer des Frintaneums in Wien (= Forschungen zur Kirchengeschichte Österreichs  ; 1). Wien/München 1962  ; K. H. Frankl, P. G. Tropper (Hg.)  : Das »Frintaneum« in Wien und seine Mitglieder aus den Kirchenprovinzen Wien, Salzburg und Görz (1816–1918) (= Studien zum Frintaneum  ; 1), Klagenfurt 2006  ; K. H. Frankl, R. Klieber  : Das Priesterkolleg St. Augustin »Frintaneum« in Wien. 1816 bis 1918. (= Studien zum Frintaneum  ; 2), Wien [e. a.] 2008 [Mit weiterführender Bibliografie]. Karl Heinz Frankl

Frole, Ivan (Bahnbeamter, Kulturaktivist), → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak. Frühmittelalter, vgl. Sachlemmata  : → Alpenslawisch  ; → Altbairisch  ; → Arhäologisches Bild von Kärnten/Koroška im Frühmittelalter  ; → Awaren  ; → Bagoaria  ; → Bauernaufstände  ; → Carantani (Karantaner)  ; → Carmula  ; → Chiemsee  ; → Christianisierung  ; → Conversio Bagoariorum et Carantanorum  ; → Duces Carantanorum  ; → Edlinger/kosezi  ; → In pago Crouuati  ; → Frühmittelalterliche Kirchen in

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Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien.

Kärnten/Koroška  ; → Fürsteneinsetzung  ; → Fürstenstein (Herzogstuhl)  ; → Grabelsdorf/Grabalja vas im Frühmittelalter  ; → Hermagor – Pfarre  ; → Herzöge von Kärnten/Koroška  ; → Historia Langobardorum  ; → Iro-schottische Mission  ; → Karantanien  ; → Karantanische Mark  ; → Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis  ; → Karnburg/Krnski Grad  ; → Keutschach/ Hodiše  ; → Kolonisierung, mittelalterliche  ; → Kiewer Blätter  ; → Krain/Kranjska  ; → Kroatengau  ; → Liudevit-Aufstand  ; → Methodvita  ; → Millstatt/Milštat (Milje)  ; → Molzbichl (Molec)  ; → Ostarrichi  ; → Personalitätsprinzip  ; → Personennamen, karantanerslowenische  ; → Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische  ; → Sankt Peter am Bichl/Šentpeter na Gori  ; → Slovenia submersa  ; → Slowenenzehent  ; → Tabula Peutingeriana  ; → Verbrüderungsbuch  ; → Walchen  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche  ; Personenlemmata  : → Domitian von Millstatt  ; → Hemma von Gurk/Ema Krška  ; → Hermagoras  ; → Hildegard von Stein/Liharda Kamenska  ; → Johann von Viktring  ; → Kocelj  ; → Modestus  ; → Virgil. Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien. Während der römischen Spätantike (4./5.–6. Jh.) war die Bevölkerung der Provinz Noricum Mediterraneum weitestgehend christianisiert. Bis in die zweite Hälfte des 6. Jh.s hinein ist von einer aufrechten kirchlichen Verwaltung auszugehen, die in vielen Belangen auch für die staatlich-politische Organisation verantwortlich war. Man kennt Bischofssitze in Virunum, Teurnia und Aguntum sowie zahlreiche frühchristliche Kirchenbauten im Südostalpenraum. Als in der zweiten Hälfte des 6. Jh.s die offizielle Verwaltung Noricums zu Ende ging, konnte auch eine institutionalisierte religiöse Organisation nicht mehr aufrechterhalten werden. Die profane Nachnutzung von Kirchenbauten zu Wohnzwecken, wie sie etwa am Hemmaberg/Sveta Hema nachgewiesen wurde, wird als archäologischer Hinweis hierfür gezählt. In diese Zeit fällt auch die Zuwanderung slawischer Bevölkerungsteile mit paganer Konfession. Die ab dem 7. Jh. dominante und nach außen hin repräsentative Elite sprach eine slawische Sprache und pflegte eine heidnische Religion, sodass zeitnahe bzw. zeitgenössische Chronisten in diesem Zusammenhang vom slawischen → Karantanien sprechen, in dem das Heidnische praktisch »Staatsreligion« war. Von Christentum ist ab dem 7. Jh. vorerst nicht mehr die Rede. Diese historische Überlieferung in Kombination mit archäologischen Indizien hat in der Forschung das

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Bild geprägt, dass heidnische → Slawen im Zuge einer Landnahme in die römische Provinz einfielen und hier für die Zerstörung der spätantiken Kirchen verantwortlich sind. Das Fehlen frühchristlicher Vorgängerbauten unter mittelalterlichen Kirchen bestärkte diese These der Diskontinuität. In letzter Zeit haben sich jedoch Hinweise und Belege für ein zumindest rudimentäres Nachleben des Christentums gehäuft. In Osttirol konnte eine kirchenbauliche Kontinuität von der Spätantike in das Frühmittelalter etwa in Oberlienz nachgewiesen werden. In → Molzbichl (Molec) knüpft die Kirchengründung des 8. Jh.s direkt an die Verehrung des spätantiken Diakons Nonnosus an, was ein Fortleben seines Kultes unter slawischer Herrschaft voraussetzt. Zuletzt wurden am Hemmaberg/Sveta Hema unter der mittelalterlichen Hemmakirche deutliche Hinweise auf einen frühchristlichen Vorgängerbau entdeckt (→ Archäologisches Bild von Kärnten/Koroška im Frühmittelalter, → Inkulturation). Im Gegensatz zur traditionellen Forschungsmeinung ist für den Südostalpenraum nun nicht mehr von einem kompletten Kontinuitätsbruch des Christentums auszugehen. Vielmehr dürfte die autochthone Bevölkerung ihren Glauben weiterhin gepflegt haben, wenn auch in rudimentärer, eventuell synkretistischer Form und ohne institutionalisierten Überbau. In zeitgenössischen Quellen genannte Laienpriester »clerici illiterati« dürften hierbei die liturgischen Abläufe geleitet haben. Es ist davon auszugehen, dass vereinzelte frühchristliche Gotteshäuser hierfür in Verwendung standen und daher auch kontinuierlich in Betrieb waren. Quantität und Qualität dieser Kirchen wie auch ihrer Gemeinden dürften jedoch eher gering einzustufen sein. Die politische Elite des Südostalpenraums (→ Duces Carantanorum) beginnt nicht zuletzt aus politischen Gründen ab den 740er-Jahren zum Christentum zu konvertieren (→ Christianisierung, → Iro-schottische Mission). Die Bekehrungsgeschichte der Baiern und Karantanen (→ Conversio Bagoariorum et Carantanorum), welche im 9. Jh. in → Salzburg verfasst wurde, berichtet davon, dass der aus Salzburg entsandte Missionsbischof → Modestus in den 750er-Jahren mehrere Gotteshäuser weihte. Ihre Lokalisierung ist nicht gänzlich geklärt. Die gängigen Interpretationsvarianten gehen von einer Kirche im Gebiet des spätantiken Teurnias aus, die zweite wird in der Regel mit → Maria Saal/Gospa Sveta im → Zollfeld/Gosposvetsko polje, also im Umfeld des römischen Zentrums Viru-

Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien.

Karte: Kirchen innerhalb der heutigen Kärntner Landesgrenzen, für die eine Gründung vor 1000 nachgewiesen werden kann. (Entwurf: Stefan Eichert; Kartengrundlagen Höhenmodell: NASA Srtm. Gewässer, Landesgrenzen: KAGIS Kärnten)

num, gleichgesetzt, während man eine dritte Kirche im Großraum Fohnsdorf-Knittelfeld sucht (→ Slovenia submersa). Bei diesen Kirchen handelte es sich am wahrscheinlichsten um Eigenkirchen der lokalen, politischen Elite. Daneben ist jedoch auch noch die Möglichkeit zu bedenken, dass hier spätantike Gotteshäuser neu konsekriert wurden. Aufgrund politischer, sozialer und religiöser Spannungen kann die Missionierung der Karantanen nicht ungestört erfolgen und die Missionsgeschichte spricht von Aufständen und kriegerischen Zuständen aufgrund derer die Salzburger Missionare auf mehrere Jahre das Land verlassen mussten (→ Carmula). Die sogenannten »Modestuskirchen« dürften also eher eine singuläre Erscheinung und nicht beispielhaft für die folgenden Jahrzehnte gewesen sein. Erst der militärische Sieg des Bayernherzogs Tassilo III. über die Karantanen (→ Carantani) führte 772 einen bedeutsamen Paradigmenwechsel herbei und konnte die südostalpine Elite nun endgültig davon überzeugen, dass das Christentum der wahre Glaube für sie sei. Sie passte sich praktisch postwendend dem westlich-bairisch-fränkischen Lebens- und Repräsentationsstil an (→ Inkulturation). Dies äußerte sich sehr eindrucksvoll in der Errichtung von zahlreichen Eigenkirchen mit repräsentativer Mar-

morausstattung in karolingerzeitlichem Flechtwerkstil (→ karolingisch). Es handelt sich hierbei um die ersten Steinbauten mit Mörtelmauern seit der römischen Antike im Ostalpenraum. Das Innere ist mit Steinmetzarbeiten im bereits erwähnten Flechtwerkstil gestaltet. Ein wesentliches Element hierbei sind marmorne Chorschranken, welche den Laienbereich vom Presbyterium abtrennen. Daneben finden sich vereinzelt auch die Reste marmorner Ziborien und Lesepulte sowie Hinweise auf Stifter- und Reliquiengräber. Als Bauherren und Finanziers fungierten lokale, slawisch-karantanische Eliten und die räumliche Verbreitung zeigt auch deren zentrale Machtgebiete an. Diese Flechtwerksteinkirchen können aufgrund historischer und kultureller Rahmenbedingungen gut in den Zeitraum der christianisierten und noch unabhängigen Karantanenherrschaft zwischen 772 und 828 datiert werden. Mit Molzbichl (Molec) und vermutlich auch Zweikirchen (Pri Dveh cerkvah), die über dortige Flechtwerksteine in das spätere 8. und frühe 9. Jh. datiert werden können, lassen sich auch bereits erste Eigenklöster der lokalen Eliten fassen. Die Gotteshäuser von → Millstatt (Milštat/Milje) und → St.  Peter am Bichl (Šentpeter na Gori), die ursprünglich ebenfalls marmorne Flechtwerksteinausstattung aufwiesen, lassen sich über Grab-

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Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien. Tabelle: Kirchen innerhalb der heutigen Kärntner Landesgrenzen, für die eine Gründung vor 1000 n. Chr. nachgewiesen werden kann. (Entwurf: Stefan Eichert)

bzw. Stifterinschriften sogar mit den Persönlichkeiten → Domitian und Otker-Radozlav verbinden. Mit der Annahme des Christentums ändern sich auch die Grabsitten der karantanischen Bevölkerung. Die Elite, die sich zuvor in (Hügel-)Gräbern vom Typ → Grabelsdorf/Grabalja vas bestatten ließ, lässt sich nun in Stiftergräbern im Kircheninneren oder in besonderen Memorialbauten beisetzen. Die breite Masse der Bevölkerung wechselte, sofern ein nahe gelegenes Gotteshaus vorhanden war, vom Gräberfeld ohne Kir-

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chenanbindung zu einem christlichen Kirchenfriedhof und bestattete hier nun nach christlichem Ritus. Beigaben verschwanden nach und nach und es gelangen praktisch nur mehr Kleidungsbestandteile und Schmuck ins Grab. Für 811 ist ein Schiedsspruch Karls des Grossen festgehalten, in dem er die Drau/Drava als Diözesangrenze zwischen dem Bistum → Salzburg und dem Patriarchat von → Aquileia festhielt. Der Einfluss der Diözesanherren äußert sich eindrucksvoll im Bereich

Funder, Peter

der Patrozinien. Während die von Salzburg geweihten Kirchen die für das Bistum typischen Patrone, wie etwa Petrus, Maria, Martin, Michael oder Laurentius aufweisen, finden sich südlich der Drau/Drava oftmals aquilensische Patrozinien wie Daniel, Kanzian oder → Hermagoras. Spätestens 828 wurde Karantanien als Grafschaft in das Karolingerimperium eingegliedert. In diesem Zusammenhang wurden die karantanischen Fürsten durch bairische Grafen ersetzt, und es endete die eigenständige, politische Entwicklung des slawisch regierten Karantaniens. Gesellschaftlich, sprachlich wie auch kulturell waren karantanische Traditionen jedoch auch weiterhin stark vertreten (→ Kontinuität, → Kulturgeschichte, → Landessprache, → Personalitätsprinzip). Die Grundherrschaft etablierte sich als territoriale Organisationsform und mit der Erschließung alter und neuer Gebiete kamen auch zahlreiche Gotteshäuser der neuen, zumeist westlich-bairisch-fränkischen Grundherren auf. Diese Eigenkirchen traten meist deshalb in Erscheinung, weil sie verkauft oder getauscht wurden. Im Gegensatz zu den karantanischen Flechtwerksteinkirchen dienen sie kaum noch der persönlichen Repräsentation, sondern entstanden eher aus der Seelsorgepflicht der Grundherren heraus. Keine der historisch genannten Kirchen des 9. und 10. Jh.s weist mehr marmorne Flechtwerksteinausstattung auf. Bauliche Aspekte der frühmittelalterlichen Kirchen Karantaniens sind in Ermangelung archäologischer Untersuchungen nur in Einzelfällen bekannt. Bei Molzbichl (Molec) handelte es sich beispielsweise um eine rechteckige Saalkirche mit eingezogener, gestelzter Apsis. Der Kirche waren Klostergebäude angefügt, die jedoch spätestens im 10. Jh. schon aufgegeben worden waren. In St. Daniel im Gailtal konnte eine rechteckige Saalkirche des 9. Jh.s freigelegt werden, der im 10./11. Jh. ein Rechteckchor angefügt worden war. Eine vorromanische Bauphase von St.  Peter bei Spittal zeigt ebenfalls eine Saalkirche mit Rechteckchor. Das Bistum Salzburg mit seinen karantanischen Chorbischöfen stellte im 9. und 10. Jh. den wohl einflussreichsten Kircheneigentümer in Karantanien dar. Besonders in der Osthälfte Kärntens war es begütert und → Maria Saal/Gospa Sveta wurde hier als geistliches Zentrum des Bistums angesehen. In Oberkärnten/ Zgornja Koroška sowie in Maria Wörth/Otok am Südufer des Wörther Sees/Vrbsko jezero war speziell das bairische Bistum → Freising ein wichtiger Kirchenherr. Im → Jauntal/Podjuna erlangte mit Bischof Albuin

von Brixen dieses Hochstift nachhaltig an kirchlicher Bedeutung (→ Hildegard von Stein/Liharda Kamenska). Der Einfluss des Patriarchats Aquileia lässt sich besonders im → Gailtal/Ziljska dolina beobachten. Neben diesen geistlichen Institutionen traten auch die Krone, adelige Dynastien und lokale Eliten als Besitzer von Gotteshäusern auf. Bei den Kirchen handelte es sich praktisch ausschließlich um Eigenkirchen, die nach Belieben des Eigentümers verkauft, getauscht und verpfändet werden durften. Eine institutionalisierte Pfarrorganisation lässt sich erst im Hoch- und Spätmittelalter erkennen. Lit.: F. Glaser  : Frühes Christentum im Alpenraum, Eine archäologische Entdeckungsreise. Graz/Wien/Köln 1997  ; A. Pleterski  : Modestuskirchen und Conversio. In  : R. Bratož (Hg.)  : Slovenija in sosednje dežele med antiko in karolinško dobo – začetki slovenske etnogeneze = Slowenien und die Nachbarländer zwischen Antike und karolingischer Epoche – Anfänge der slowenischen Ethnogenese. Ljubljana 2000, 425–476  ; K. Karpf  : Frühmittelalterliche Flechtwerksteine in Karantanien. Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 8. Innsbruck 2001  ; P. Gleirscher  : Frühmittelalterlicher Kirchenbau zwischen Salzburg und Aquileia. Ein Diskussionsbeitrag. In  : Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 22 (2006) 61–80  ; H.-D. Kahl  : Das Fürstentum Karantanien und die Anfänge seiner Christianisierung. In  : P. Stih, R. Bratož (Hg.)  : Streifzüge durch das Mittelalter des Ostalpenraums. Ausgewählte Abhandlungen (1980–2007). Dela/Opera 37 (Ljubljana 2008) 89–152  ; S. Eichert  : Die frühmittelalterlichen Grabfunde Kärntens. Die materielle Kultur Karantaniens anhand der Grabfunde vom Ende der Spätantike bis ins 11. Jahrhundert. Aus Forschung und Kunst 37. Klagenfurt 2010  ; St. Eichert  : Kirchen des 8. bis 10. Jahrhunderts in Kärnten und ihre Bedeutung für die Archäologie der Karantanen. In  : L. Poláček, J. Maříková-Kubková (Hg.)  : Frühmittelalterliche Kirchen als archäologische und historische Quellen. Internationale Tagungen in Mikulčice VIII = Spisy Archeologického Ústavu AV ČR Brno 41 (Brno 2010) 219–232  ; S. Eichert  : Frühmittelalterliche Strukturen im Ostalpenraum. Studien zu Geschichte und Archäologie Karantaniens. Aus Forschung und Kunst 39, Klagenfurt am Wörther See 2012  ; H. Wolfram  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das Weißbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien mit Zusätzen und Ergänzungen. Zweite, gründlich überarbeitete Auflage. Ljubljana 2012.

Stefan Eichert

Fuger, Janez (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Winkl]. Funder, Peter (* 30. Oktober 1820 Waisach bei Grei-

fenburg, † 1. Oktober 1886 Klagenfurt/Celovec), Bischof der Diözese Gurk/Krška škofija 1881–1886. F. stammte aus einer Oberkärntner Gastwirtefamilie, deren Wurzeln bis in das 16. Jh. zurückreichen. Nach

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Funktionale Immersion

dem Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt/Celovec trat er in das → Priesterseminar der Diözese → Gurk/ Krška škofija ein und erhielt seine theologische Ausbildung am Klagenfurter Lyzeum. Die Priesterweihe empfing er am 31. Juli 1844. 1851 wurde er zum Gymnasialprofessor für die Fächer Religion und Latein in Klagenfurt/Celovec bestellt, 1854 wurde er Prediger an der Stadtpfarrkirche St. Egid/Šentilj und 1856 Vizedirektor des Priesterseminars. 1865 wurde er in das Gurker Domkapitel berufen und zum Kanzler des Gurker Ordinariats ernannt. Nach dem Tode des Gurker Bischofs Valentin → Wiery wählte das Gurker Domkapitel F. einstimmig zum Kapitularvikar. Obwohl der Wunsch nach einem slowenischen Bischof laut wurde, ernannte ihn Kaiser Franz Joseph am 30. März 1881 zum Fürstbischof von Gurk. F. sprach nicht slowenisch, galt aber als verbindlich und entgegenkommend. Die Bischofsweihe empfing er am 26. Juni 1881  ; als Ordinariatskanzler folgte ihm Lambert → Einspieler. Bereits in seinem Antrittshirtenschreiben vom 10. Juli 1881 warnte F. die Kärntner Bevölkerung vor nationalem Hader und vor Entzweiung. Als Bischof vertrat er die Auffassung, er habe nicht in die Politik einzugreifen, dies sei Sache des Kaisers und dessen Minister. F. starb nach kurzer Regierung am 1. Oktober 1886 an den Folgen eines Bruchleidens. Quellen  : [Hirtenbriefe deutsch und slowenisch]. Lit./Web  : I. Kadras  : Die Ernennung Peter Funders zum Fürstbischof

von Gurk und die Salzburger Privilegien. In  : MGSLk 197 (1967), 277–288  ; J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979. Klagenfurt 1980, 115–124  ; E. Gatz (Hg.)  : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1983, 223–224  ; http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Funder Peter G. Tropper

Funktionale Immersion, → Immersion. Funktionale Sprachkenntnisse, → Bildungssprache  ;

→ Muttersprache  ; → Zweisprachigkeit.

Furlan, Ani (Publizistin, Kulturaktivistin), → Frauen-

literatur  ; → Koroška zora, Glasilo Zveze ženskih društev za Koroško [Kärntner Morgenröte. Zeitschrift des Verbandes der Frauenvereine für Kärnten].

Fürnitz/Brnca (Gemeinde Finkenstein am Faaker See/ Bekštanj), vgl. Sachlemmata  : →  »Dobrač«, Slovensko tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizzaund Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)] sowie

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→ Arnoldstein/Podklošter  ; → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak  ; → Chorwesen  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Internierungen 1919  ; → Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«]  ; → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Tamburizzamusik  ; → Volkslied (Brnški sekstet [Fürnitzer Sextett])  ; → Villach/Beljak  ; → Volkslied  ; Personenlemmata  : → Brandner, Anton  ; → Hochmüller, Ivan  ; → Štrekelj, Karel. Fürsten, karantanische/karantanisch-slowenische,

→ Duces Carantanorum. Fürsteneinsetzung. Die Einsetzung der → duces Carantanorum, slow. ustoliče(va)nje koroških vojvod, und die damit verbundenen Zeremonien am → Fürstenstein und Herzogstuhl und in der Kirche von → Maria Saal/Gospa Sveta sind wissenschaftlich oft hinterfragte Rechtsakte (→ Rechtsinstitutionen) des ducatus Carantanorum, von → Karantanien (bis 976 und danach). Trotz umfangreicher Literatur bleibt vieles im Dunklen. Sicher ist  : Frauen kamen zeitgemäß ohnehin nicht in Betracht. Keine ist namentlich erwähnt, auch nicht als Gattin (→ Minnesänger). Die zentralen Fragen sind  : Welcher Mann war wählbar, und von welchen Wahlmännern wurde er gewählt  ? Seit wann es diese »Wahl« gab, ist ebenfalls Gegenstand von Diskussionen. In der → Conversio heißt es lediglich, dass die Karantaner Carastus/Gorazd, den Sohn des Borut, der damals (um 750) dux war, und dann seinen Neffen Cheitmarus/Hotimir, den Sohn seines Bruders, zum Fürsten »machten«, ducem fecerunt. Also blieb die Nachfolge innerhalb der Familie. Literarisch bekannt ist die F. erst vom 14. Jh. an. Bis zur Trennung Karantaniens vom Fürstentum Baivarien (976) wurden offenbar nur Einheimische zu Fürsten gewählt. Danach auch »Fremde«. Durch die wechselnde Wahl eines Fürsten konnte kein unabhängiges Herrschaftsgebiet mit Familientradition entstehen. Die spätere Erblichkeit der fürstlichen Gewalt war etwas Neues  : Überliefert sind die F. von Meinhard von Tirol (1286), die der Habsburger Otto (2. Juli 1335), Albrecht (1342), Rudolf IV. (1360), Ernst von Innerösterreich (18. März 1414) (→ Innerösterreich). Er war der letzte

Fürsteneinsetzung Buchcover mit einer Zeitgenössischen Darstellung der Herzogseinsetzung von Leopold Stainreuter aus dem 14. Jh.

Habsburger, der sich der gesamten Zeremonie der F. unterzog. Ab 1597 fand die F. nicht mehr statt. Die ältesten Berichte über eine »Fürstenwahl« und ihre Zeremonie kennen wir aus der Reimchronik des Otakar aus der Gaal († um 1320), aus dem Schwabenspiegel, einem Rechtsbuch des 14. Jh.s (Einschub  : von hertzogen und kaerdnern rechten), und aus dem Bericht liber certarum historiarum des Abtes von Viktring/Vetrinj → Johannes († 1347). Was vom 8. bis ins 13. Jh. wirklich bei den einzelnen F. geschah, kann man nur vermuten. Allen Berichten gemeinsam ist, dass → windisch/slowenisch gesprochen wurde (der gewählte Fürst wurde ›windisch‹ gefragt und musste ›windisch‹ antworten) und dass das »Volk« bei der Huldigung windische Laissen (→ Lieder) gesungen hat. Leider sind die Texte nicht aufgeschrieben. Die Volksversammlung (bei den Russen veče), bestehend aus den freien Bauern (→ Edlinger/Kosezi [vgl. polnisch ksiądz]), den Wehrbauern (→ in pago Crouuati) oder den Wahlmännern (dobri ljudi, bairisch »die Herren«). Sie »wählten« den neuen Fürsten. Geschäftsführend war der slowenische »Herzogbauer«. Da Slowenisch nicht geschrieben wurde, sondern nur Latein und Bairisch (→ Minnesang), ist

die slowenische Terminologie für Fürst/Herzog, Herzogbauer, Parlament, Wehrbauer, Freibauer, Eid und dgl. wie in der deutschsprachigen Historiografie üblich nur aus Relikten im Wortschatz rekonstruierbar. So heißt im Gegensatz zu allen anderen slawischen Sprachen »der Bauer« kmet. Das geht eindeutig auf lat. comis/ comitem (meist als »Graf« übersetzt, slowenisch heute grof) und das Ladinische (heute cunt, französisch comte) zurück. Es scheint mit der bedeutenden Rolle der karantanerslowenischen Freibauern (→ Edlinger/kosezi) »den Grafen comites« zusammenzuhängen. 631 wird erstmals ein dux Vinedorum genannt, dann der sagenumwobene Samo (7. Jh.) und nach einer Zeitlücke von etwa 100 Jahren im 8. Jh. Borut († 750), sein Sohn Carastus/Gorazd, sein Neffe Cheitmar/Hotimir, dann ein Waltunc/Vladyka († um 788) und noch eine Reihe anderer → duces Carantanorum. In dieser Zeit gab es öfter Aufstände → carmula der heidnischen Granden pagani gentiles, die das Christentum nicht annehmen wollten. Eine entscheidende Veränderung war unter Borut die Einführung des Christentums durch → Salzburg und der Anschluss an → Baivarien (ab 745) (→ Christianisierung). Ein Fürst musste von da an Christ (karantanerslowenisch krišken, so in den → Freisinger Denkmälern) sein. Zur Diskussion steht, welche Sonderrechte und eigene Bräuche »in Baivarisch/Salzburger Zeit« in Karantanien erhalten blieben oder entstanden sind. Waren es landeseigene, ursprünglich slawisch/slowenische oder awarische (→ Awaren)  ? »Germanische« Herkunft, an die man in nationalsozialistischen Zeiten dachte, verbietet sich aufgrund des völligen Fehlens germanischen Brauchtums im Alpenraum (→ Personalitätsprinzip). Jedenfalls ist die vom Abt von Viktring/Vetrinj geschilderte Zeremonie der F. (er war bei einer selbst Augenzeuge) in ihrer Art weitherum einzigartig. Das Thema wurde literaturüblich zu einer rechtshistorisch/volkskundlichen Frage. Die von → Virgil erwähnten → carmula waren keine von manchen ideologisch gedeuteten Aufstände der »Ackerbauern« gegen die »Viehzüchter« oder der Slowenen gegen die Awaren, sondern der renitenten, dem alten Glauben anhängenden »Slowenen« der Oberschicht pagani gentiles und der Taufwilligen. Bedauerlich ist, dass nicht einmal der slowenische Titel (die Dignitätsbezeichnung) des Fürsten, des Herrschers und obersten Richters bekannt ist  : Blag/blaž (Blažje polje »Fürstenfeld«), župan/pan, bojan/ban (Baniki/ Fanning) kämen infrage. Knez (in der Kiewer Rus aus altschwedisch konung über altrussisch kunendz > rus-

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Fürsteneinsetzung Herzogseinsetzung nach Janez Vajkart Valvasor, Des hochlöblichen Herzogthums Crain Topographisch-historischer Beschreibung Fünftes Buch, S. 395

sisch knjaz’) und vojvoda (Übersetzung von altbairisch »Herzog«) dürften in ihrer heutigen Bedeutung erst seit dem 16. Jh. im Slowenischen (Bibelübersetzung) üblich sein. Auf lateinisch hieß der slowenische Fürst dux, in bairischen Texten »der windische herr«. Die deutsche Duplizität von Fürst (Fürstentum) und Herzog (Herzogtum), sowie Fürstenstein und Herzogstuhl hat zu weiterer Verwirrung beigetragen (→ Herzöge von Kärnten/Koroška). Aus allen bekannten Berichten kann geschlossen werden, dass sich die F. folgendermaßen abgespielt haben dürften  : 1. Die Wahl des dux durch eine Volksversammlung in der (curtis carantana) → Karnburg/Krnski Grad. 2. Die Einsetzung des neuen Fürsten auf dem → Fürstenstein im »Blažje polje« »Fürstenfeld« mit ritualisierten slowenischen Fragen an den Fürsten (ob er ein gerechter Richter, freien Standes und christlichen Glaubens sei) und dessen ritualisierte slowenische Antworten. Zumindest bis 976 fand die Zeremonie nur auf Win-

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disch/Slowenisch statt, nachher wahrscheinlich auch auf Bairisch. Der Gewählte musste ein freier Bauer »kmet« rusticus libertus sein. Er war als Bauer gekleidet und trug einen windischen Hut. Mit einer Hand führt er einen Stier, mit der anderen ein Feldpferd  : die herren sollen fueren in / fur den geburen hin / der da sitzet uf dem stein / der selbe sol ein bein / auf das andere legen / windischer rede sol er phlegen. In einer Handschrift der Reimchronik heißt es  : fuerent in och dristund vmb den selben stain vnd singent och alle klain vnd gross vnd frowen vnd man gemeinlich iren windischen laissen das ist ir windisch gesang. Nach Ablegung mehrerer Eide vor den Versammelten begann 3. die kirchliche Weihe des Fürsten im 757 von → Modestus eingeweihten Dom von Maria Saal/Gospa Sveta und das Festessen. Nach der Reimchronik Otakars war der Fürst von Kärnten/Koroška tatsächlich der windische herre, dem der graue windische Hut gebührt, den er sogar vor dem Kaiser tragen durfte. Danach erfolgte 4. die Lehensverleihung auf dem Herzogstuhl auf dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje.

Fürstenstein

Herzogseinsetzung nach Janez Vajkart Valvasor, Des hochlöblichen Herzogthums Crain Topographisch-historischer Beschreibung Fünftes Buch, S. 394

Herzogstuhl (Ostseite) nach Megiser, Sechstes Buch der Chronik, S. 484

Die in der Presse in gewissen Abständen von deutschen (Kärntner) und slowenischen (Ljubljaner) Historikern immer wieder diskutierte Frage, ob die F. ein germanischer oder slawischer Brauch sei, ist eindeutig zu beantworten. Es ist ein karantanerslowenischer Brauch, der bei anderen slawischen Völkern unbekannt ist (→ Personalitätsprinzip, → Inkulturation). Beachtenswert ist, dass manche slowenische Historiker literaturüblich noch immer → slawisch und → slowenisch ungenau differenzieren. Lit.: A. v. Jaksch  : Die Edlinge in Karantanien und der Herzogbauer am

Fürstenstein, Foto Zalka Kuchling, Detail

Fürstenstein bei Karnburg. Wien 1927 (AdW SB Phil.-hist. Kl., Bd. 205)  ; J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev. Deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen. Ljubljana 1952  ; B. Grafenauer  : Deset let proučevanja ustoličevanja koroških vojvod, kosezov in države karantans kih Slovencev. In  : ZČ 16 (1962) 176–209  ; H. Dopsch  : »in sedem Karinthani ducatus intronizavi …« Zum ältesten gesicherten Nachweis der Herzogseinsetzung in Kärnten. In  : Regensburg, Bayern und Europa. Regensburg 1995, 103– (Hg. L. Kolmer, P. Segl)  ; H. Dopsch  : Die Kärntner Pfalzgrafschaft und der Herzogstuhl. In  : W. Wadl (Hg.)  : Kärntner Landesgeschichte und Archivwesen. Klagenfurt 2001, 105–129  ; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantanen. Fakten, Thesen und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum (7.–9.  Jh.). Država Karantancev. Dejstva, teze in vprašanja o zgodnji slovanski državni tvorbi v vzhodnoalpskem prostoru (7.–9. stol.). Ljubljana 2002 (Slovenija in sosednje dežele med antiko

in karolinško dobo. Začetki slovenske etnogeneze. Supplementum)  ; T. Domej  : Ob 600-letnici zadnjega ustoličenja koroških vojvod. In  : KK 2014. Klagenfurt/Celovec [2013], 32–50  ; Poslednje ustoličenje na Gosposvetskem polju, Hg. Svetovni slovenski kongres = Slovenian World Congress. Ljubjana 2013. Otto Kronsteiner

Fürstenstein, slow. knežji kamen und der Herzogstuhl knežji stol (auch vojvodski prestol) spielen in der Geschichte → Karantaniens eine dominante Rolle. Die Unterscheidung in Fürst und Herzog, slowenisch beides heute knez (neuerdings auch vojvoda) ist arbiträr. In den lateinischen Texten heißen alle duces. Die literaturübliche Unterscheidung in Fürst und ab 976 in Herzog besteht in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft seit dem 19. Jh. Es gibt keine sprachliche Begründung, die karantanerslowenischen duces Fürsten und die »deutschen« Herzoge zu nennen, die bei der Einsetzungszeremonie und auch sonst slowenisch sprachen. Die Landesfürsten nach 976 haben Slowenisch verstanden und gesprochen (historischer

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Fürstenstein

Appelativ → windisch, vgl. auch → Karantanerslowenisch, → altslowenisch). Der Steirer Ulrich von Liechtenstein (→ Minnesänger) wird im 13. Jh. mit dem traditionellen kärntnerslowenischen Gruß Bog vas primi (Gott nehm Euch auf ) vom Landesfürsten begrüßt (→ Buge waz primi gralva Venus). Der karantanerslowenische F. ist auf der 2-Cent-Münze der Republik Slowenien dargestellt. Der Brauch, den karantanischen dux auf dem F. einzusetzen (→ Fürsteneinsetzung), besteht offenbar seit Existenz der karantanerslowenischen → duces Carantanorum, zumindest seit Borut († um 750) kontinuierlich. Ob dieser Brauch einheimischen, slawisch/slowenischen Ursprungs (→ Rechtsinstitutionen, → Inkulturation) ist, war Gegenstand geschichtswissenschaftlicher Dispute. Tatsache ist, dass diese Art der Fürsteneinsetzung weder bei den → Awaren noch bei den anderen Slawen üblich war. Es handelt sich eindeutig um einen karantanerslowenischen und nicht um einen slawischen Rechtsbrauch, noch dazu auf einer römischen Säule. Der F. ist

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der Sockel einer abgeschnittenen, umgedrehten römischen Säule, vermutlich aus den zahlreichen Beständen von Virunum, auf dem der neu gewählte Fürst zu sitzen hatte. Wieweit das römische Erinnerungen assoziieren sollte, ist nicht klar. Vielleicht sollte die Verwendung eines römischen Steines symbolhaft den Machtanspruch in Noricum und die staatliche → Kontinuität dokumentieren. Bis 1862 war der F. in der Nähe der Kirche von → Karnburg/Krnski grad, im Blachfeld (slow. Blažje polje »Fürstenfeld«, möglicherweise von karantanerslowenisch blag »der Fürst«). Der F. befand sich bis 1905 in situ und wurde dann ohne entsprechende archäologische Bearbeitung und Kennzeichnung des genauen Standortes der Entnahme ins Kärntner Landesmuseum gebracht, was eine unverständliche ethnopolitische Diminuierung der Symbolkraft und Verbindung mit der slowenischen Geschichte darstellt. Seit 2006 ist der F. im Kärntner Landhaus in Klagenfurt/Celovec aufgestellt. Er wurde angeblich 1414 zum letzten Mal unter Abhaltung des Ritus in slowenischer Sprache benützt. Der Herzogstuhl ist 1161 erstmals erwähnt als sedes Karinthani ducatus. Die Zeremonie der Inthronisation (→ Fürsteneinsetzung) des dux Carantanorum bestand seit dem 8. Jh. Der Herzogstuhl am → Zollfeld/Gosposvetsko polje ist ein Doppelthron mit gemeinsamer Rückenwand nach vorn und hinten, aus ebenfalls römischen Steinen. Als Zeit seiner Anfertigung wird das 9. Jh. vermutet. Die Huldigung auf dem Herzogstuhl wurde von einigen Herrschern symbolisch angeblich noch bis 1651 vollzogen (→ Herzöge von Kärnten/Koroška).

Markus Pernhart, Karnburg/ Krnski Grad mit dem Fürstenstein in situ, KLA Herzogstuhl (Westseite) nach Megiser, Sechstes Buch der Chronik, S. 483

Gailtal/Ziljska dolina

Fusine in Valromana (dt. Weißenfels, friul. Fusi-

Fürstenstein nach Megiser, Sechstes Buch der Chronik, S. 428

nis, slow. Fužine auch Bela Peč), → Gailtaler Dialekt/ ziljsko narečje, → Kanaltal.

Gabernik, Simon, Autor einer Handschriftensammlung aus 1780, → Bukovništvo. Gabriel, Gregor und Ivan (Widerstandskämpfer),

→ Widerstandsbewegung, → Knez, Alojz. Gabriel, Michael, → Internierungen 1919.

Gail/Zilja, → Gailtal/Ziljska dolina (Zilja), → Gewäs-

ser in Südkärnten/Južna Koroška.

Gailer, Johann (Abgeordneter in der 10. Wahlperi-

ode [1909–1914] in der Kurie der Landgemeinden im Wahlkreis Villach/Beljak–Paternion/Špartjan–Rosegg/ Rožek), → Abgeordnete.

Gailitz/Ziljica/Slizza, → Gailtal/Ziljska dolina (Zilja),

→ Gewässer in Südkärnten/Južna Koroška.

Lit.: J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev. Deutsche Zusammenfassung [Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen]. Ljubljana 1952  ; A. Ogris  : Fürstenstein und Herzogstuhl – Symbole der Kärntner Landesgeschichte im Widerstreit ethnischer und territorialer Tendenzen in der slowenischen Geschichtsschreibung, Publizistik und Politik. In  : Carinthia I 183 (1993) 729 ff.; J. Šavli  : Slovenska znamenja. Gorica 1994  ; H. Dopsch  : »in sedem Karinthani ducatus intronizavi …« Zum ältesten gesicherten Nachweis der Herzogseinsetzung in Kärnten. In  : Regensburg, Bayern und Europa. Regensburg 1995, 103  ff. (Hg. L. Kolmer, P. Segl)  ; W. Deuer  : Die Einsetzung des Kärntner Herzogs am Fürstenstein. In  : Ostarrichi – Österreich 996–1996. Katalog der Österreichischen Länderausstellung in Neuhofen an der Ybbs und St. Pölten (Hg. E. Bruckmüller und P. Urbanitsch) Horn 1996  ; A. Ogris  : Fürstenstein und Herzogstuhl. Mythos und geschichtliche Hintergründe. In  : Karantanien  : Mutter von Kärnten und Steiermark. Studia Carinthia 22. Klagenfurt 2002, 105 ff.; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantanen. Fakten, Thesen und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum (7.–9.  Jh.). Ljubljana 2002  ; Poslednje ustoličenje na Gosposvetskem polju, Hg. Svetovni slovenski kongres = Slovenian World Congress. Ljubjana 2013. erinnern.at

Otto Kronsteiner

Gailtal/Ziljska dolina, slowenisch auch Zilja, dialektal Zila, ein etwa 125 km langes, in West-Ost Richtung verlaufendes Tal, das durch den Flusslauf der Gail/Zilja geprägt ist. Im Norden wird das Gailtal/Ziljska dolina durch die Lienzer Dolomiten und die Gailtaler Alpen/ Ziljske Alpe mit dem Dobratsch/Dobrač begrenzt. Die Grenze nach Süden bilden die Karnischen Alpen/Karnijske Alpe bzw. östlich der Gailitz/Ziljica die → Karawanken/Karavanke. Die Gail/Zilja entspringt am Kartitscher Sattel in Osttirol und mündet bei → Maria Gail/ Marija na Zilji in die Drau/Drava. Der Flusslauf der Gail/Zilja wird von West nach Ost in drei Untereinheiten gegliedert  : das Lesachtal (Lesna dolina) erstreckt sich vom Ursprung der Gail/Zilja am Kartitscher Sattel bis nach Kötschach-Mauthen (Koče-Muta). Zwischen Kötschach-Mauthen (Koče-Muta) und Hermagor/ Šmohor spricht man vom Oberen Gailtal (Zgornja Ziljska dolina). Als Unteres Gailtal/Spodnja Ziljska dolina (auch  : Spodnja Zilja) bezeichnet man das Gebiet zwischen Hermagor/Šmohor und → Villach/ Beljak. Das weitere Gebiet des Zusammenflusses von Gail/Zilja und Drau/Drava, d. h. das Villacher Becken/ Beljaška kotlina, nennt Ilešič auch Beljaška sovodenj. Den Kernbereich des Villacher Beckens/Beljaška kotlina bildet das Villacher Feld/Beljaško polje. Das bedeutendste Nebental des Gailtales/Ziljska dolina ist das

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Gailtal/Ziljska dolina

Gitschtal (Višprijska dolina). Die wichtigsten Nebenflüsse der Gail/Zilja sind die Gössering (Gosrinja), die bei Möderndorf (Modrinja vas) in die Gail/Zilja mündet und die Gailitz/Ziljica, die sich bei → Arnoldstein/ Podklošter mit der Gail/Zilja vereinigt. Eine Besonderheit im Einzugsgebiet der Gail/Zilja ist der Warmbach (Toplica) bei Warmbad-Villach (Beljaške Toplice), der, bedingt durch die Warmbader Thermalquellen, ganzjährig eine Wassertemperatur von 20° bis 25 °C aufweist (Hartl, 1992  : 411). Das einzige größere stehende Gewässer im Gailtal/Ziljska dolina ist der Pressegger See/Preseško jezero (slowenisch auch Pazrijsko jezero), der über den Seebach/Jezernica in die Gail/Zilja entwässert. Über den Faaker Seebach/Jezernica entwässert auch der Faaker See/Baško jezero, der nicht mehr im Gailtal/Ziljska dolina liegt, in die Gail/Zilja. Nördlich des Faaker Seebaches/Jezernica zwischen Faak/Bače und Höfling/Dvorec liegt das Finkensteiner Moor/ Maloško-Štebensko Blato, das u. a. seltenen Schmetterlingen und Libellen eine Heimat bietet. Während die Gail/Zilja ab dem Ende des 19. Jh.s großräumig begradigt und mit Hochwasserschutzanlagen versehen worden ist, sind westlich und östlich von Vorderberg/ Blače einige Altarme erhalten geblieben. An ihrem Oberlauf im Lesachtal (Lesna dolina) ist die Gail/Zilja noch ein naturbelassener Fluss. Eine botanische Besonderheit des Oberen Gailtales (Zgornja Ziljska dolina) ist die Kärntner Wulfenie (Wulfenia carinthiaca subsp. carinthiaca), deren natürliches Vorkommen auf mehrere Almen rund um den Gartnerkofel (Krniške skale) begrenzt ist. Eine naturkundliche Besonderheit des Unteren Gailtales/Zilja ist das Bergsturzgebiet Schütt/ Groblje. Das Gepräge der Schütt/Groblje ist von einem prähistorischen Dobratsch-Bergsturz und einem historischen Bergsturz im Jahre 1348 bestimmt. In der Schütt/Groblje gibt es aufgrund der Südexposition und der natürlichen Verbindung in den Süden (über das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina) eine Reihe in Österreich sonst seltener Pflanzen- und Tierarten. Auf der »Gladiolenwiese«, einer Feuchtwiese bei Oberschütt/Rogaje, befindet sich der einzige natürliche Standort der Illyrischen Gladiole (Gladiolus illyricus) in Österreich. Das Untere Gailtal/Zilja bildet als autochthones Siedlungsgebiet der Kärntner Slowenen das am weitesten im Westen gelegene slowenische Sprachgebiet, wobei sich die gegenwärtige → Sprachgrenze erst im Laufe der Zeit herausbildete. Das belegen u. a. die Reiseberichte des Paolo → Santonino der zwischen 1485 und

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1487 Visitationsreisen durch die aquileischen Pfarren Kärntens machte. Santonino berichtet, dass zwischen dem heute rein deutschsprachigen St. Daniel (Šentanel) im Oberen Gailtal (Zgornja Ziljska dolina) und Villach/ Beljak Deutsche und Slowenen nebeneinander leben. Nach Schnabl wird in den amtlichen → Ortsverzeichnissen von 1860 und 1918 im Oberen Gailtal (Zgornja Ziljska dolina) und im Gitschtal (Višprijska dolina) neben den deutschsprachigen Ortsnamen eine Reihe slowenischer Ortsnamen als ortsüblich ausgewiesen. Das Gebiet, in dem der slowenische Gailtaler Dialekt gesprochen wird, wird im Süden durch das Friulanische sowie im Westen und Norden durch das Deutsche begrenzt. Nur im Osten (Villacher Becken/Beljaška kotlina, → Rosental/Rož) und Südosten (Val Canale/ Kanaltal/Kanalska dolina) schließen slowenische Dialekte an. Das slowenische Untere Gailtal/Zilja tritt schon im Mittelalter in der deutschen Literatur auf. Ulrich von Liechtenstein kam 1227 (Matičetov führt 1238 an) nach Kärnten/Koroška. Bei Thörl-Maglern/VrataMeglarje wurde der als Venus verkleidete → Minnesänger vom Kärntner Herzog Bernhard von Spanheim mit dem slowenischen Gruß → Buge waz primi, gralva Venus [Gott zum Gruß, königliche Venus] willkommen geheißen. Die Grußszene hat Ulrich von Liechtenstein in seinem Roman Frauendienst (1255) festgehalten. Die Haupterwerbsquelle der Gailtaler Slowenen war über Jahrhunderte die Pferdezucht. Mit der Pferdezucht verbunden ist auch die Säum- und Handelstätig-

Gasthaus Janach, heute ­ tara pošta/Alte Post in S Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, Archiv Bertrand Kotnik

Alte Post, Land und Leute

Gailtal/Ziljska dolina

Brauchtum, Tracht und Kulturlandschaft. Charak-

Gailtaler slowenische Reiter in Wien 1910 (?), Archiv Paul Miroslav Schnabl

Stara pošta, dežela in ljudje

keit der Gailtaler Slowenen, die ihnen relativen Wohlstand und wirtschaftliche Unabhängigkeit bescherte. In der weitgehenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit liegt auch eine der Ursachen dafür, dass das Untere Gailtal/Zilja trotz des Vorrückens des Deutschen im Mittelalter slowenisch blieb. Der wirtschaftliche Abstieg der Gailtaler Slowenen ging mit dem Bau der Gailtalbahn von Arnoldstein/Podklošter bis → Hermagor/Šmohor (1894) einher. Etwas zeitversetzt folgte dem wirtschaftlichen Verfall das Einsetzen der → Germanisierung. Der slowenische → Gailtaler Dialekt (ziljsko narečje) wird heute beinahe ausschließlich von älteren Menschen beherrscht  ; im Alltag aber oft nicht mehr gesprochen. Flora → Rauter (* 1896 St. Leonhard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih, † 1996 Villach/Beljak) schrieb slowenische Gedichte mit dialektalem Anklang. Die Dichterin Maria Bartoloth (* 1938 Göriach/Gorje) schreibt Gedichte in slowenischem Gailtaler Dialekt. In den letzten Jahren gibt es im Gailtal und im Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina verstärkt Bemühungen, den → Dialekt vor dem Aussterben zu bewahren  ; u. a. erschien die CD Črnjəva kapca [Rotkäppchen] mit Märchen im Gailtaler Dialekt. Alessandro Oman verfasste mehrere Bücher, die den slowenischen Dialekt im Val Canale/Kanaltal/ Kanalska dolina dokumentieren. Der Dokumentation des slowenischen Gailtaler Dialektes widmen sich auch mehrere international anerkannte Sprachwissenschafter (u. a. Karmen Kenda Jež, Tijmen Pronk). In der slowenischen Ethnografie und Dialektologie wird die Gegend um Villach/Beljak und den Faaker See/Baško jezero als Übergangszone vom Gailtal/Zilja zum östlich anschließenden Rosental/Rož gesehen.

teristische → Bräuche des einst slowenischen Unteren Gailtales/Zilja sind das → Kufenstechen (štehvanje), der Lindentanz (rej pod lipo, → prvi rej), die Hochzeitsbräuche (ziljska ohcit) und die Ansinglieder (koledovanje, Gailtaler Slowenisch  : kaleda) (→ Lied). Während einige Bräuche, wie das Schappen oder Pisnen (šapanje) am Unschuldigen Kindertag (28. Dezember), weithin verbreitet sind, sind andere Bräuche nur mehr lokal bekannt. In Göriach/Gorje hat sich ein Kinderbrauch erhalten, der bis zum Vorabend des Zweiten Weltkrieges noch in anderen Teilen des Unteren Gailtales/ Spodnja Zilja begangen wurde. Am 31. Oktober gehen die Kinder von Haus zu Haus »krápəčvat« und bitten mit dem Satz »Prosən za en krápəč  !« um einen Krapfen. Ein weiterer nur lokal erhaltener Kinderbrauch wird an Christi Himmelfahrt in Achomitz/Zahomec begangen. Die Kinder ziehen dabei von Haus zu Haus und rufen  : »Sjəjtə, sjəjtə, da bo kej žita gratalə  !« [Sähet, sähet, damit das Korn gerät  !]. Daraufhin tritt die Hausherrin vor die Tür und »sät« Süßigkeiten und Geld für die Kinder. Die Untergailtaler Festtracht, die im slowenischen Dialekt svenščə gvant [slowenisches Gewand] genannt wird, hebt sich deutlich von den anderen Trachten Österreichs ab. Sie ähnelt vielmehr der Tracht der Kanaltaler Slowenen und den Trachten aus der Gorenjska (Oberkrain), besonders jener von Rateče. Die Tracht spiegelt den gemeinsamen Kulturraum wieder (vgl. → Gailtaler Dialekt und seine Verbreitung  ; → Gailtaler Tracht). In jüngerer Zeit wurde die Untergailtaler Festtracht im Rahmen des Villacher Kirchtages popularisiert. Die → Kulturlandschaft des Unteren Gailtales/Zilja wird noch heute von (Doppel-)Harpfen (slowenisch  : kozolec, Gailtaler Slowenisch  : stôg) geprägt. Dieser Harpfentypus verbindet das Untere Gailtal/Zilja mit dem Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und der Gorenjska (Oberkrain). Religion. Aus religiöser Sicht nehmen die Gailtaler Slowenen eine Sonderstellung unter den Kärntner Slowenen ein. Protestantische Prediger lassen sich im 16. Jahrhundert für das ganze, damals überwiegend slowenischsprachige Gebiet zwischen Hermagor/Šmohor und dem Faaker See/Baško jezero nachweisen. Noch 1808 erwähnt Urban → Jarnik (nach F. Kidrič) slowenische Protestanten u. a. in Egg/Brdo (das ihnen nächstgelegene evangelische Bethaus befand sich in Watschig [Vočiče]). Auch im Unteren Gailtal/Zilja und

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Gailtal/Ziljska dolina

im Oberen Rosental/Zgornji Rož haben slowenische Protestanten die Zeit der → Gegenreformation überdauert und nach dem Toleranzpatent 1781 in → Agoritschach/Zagoriče ein evangelisches Bethaus errichtet (→ Protestantismus). Unter den slowenischen Protestanten des Unteren Gailtales/Zilja haben sich mehrere wertvolle slowenische Drucke und Handschriften erhalten, die großteils aus der Reformationszeit stammen und heute u. a. im evangelischen Diözesanmuseum in Fresach (Breže) aufbewahrt werden. Noch in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verließen slowenische Protestanten Österreich und emigrierten ins heutige Slowenien (mündliche Quelle  : Vladimir Miselj [1923–2010], Geistlicher der Evangelischen Kirche A. B. in Slowenien/Evangeličanska cerkev A.V. v Republiki Sloveniji). Auch wenn die Agoritschacher Protestanten bereits 1936 die Frage, ob sie einer slowenischen seelsorgerischen Betreuung bedürfen, verneinten, bedeutet das nicht, dass das Deutsche das Slowenische als → Umgangssprache ersetzt hatte. Als Filialgemeinde der deutschsprachigen evangelischen Pfarrgemeinde Bad Bleiberg waren sie an die Seelsorge in deutscher Sprache gewöhnt. Slowenischsprachige Protestanten lassen sich in Kärnten/Koroška bis in die Gegenwart nachweisen. So lesen wir in einem neueren Beitrag zum Protestantismus unter den Kärntner Slowenen  : »Po podatkih 74. letnega Zagoričana F., je danes v Zagoričah dve tretjini katoličanov in ena tretjina evangeličanov. V Zagoričah je /…/ 22 hiš. V desetih hišah še razumejo slovensko. Od teh desetih hiš je tri četrtine protestantskih.« [»Nach den Angaben des Agoritschachers F. leben in Agoritschach heute zwei Drittel Katholiken und ein Drittel Evangelische. In Agoritschach gibt es slowenischer → Kulturvereine und Genossenschaften /…/ 22 Häuser. In zehn Häusern versteht man noch gegründet (→ Genossenschaftswesen). Diese spiegeln Slowenisch. Von diesen zehn Häusern sind drei Vier- die Tatsache wieder, dass das Untere Gailtal/Zilja datel evangelisch.«] (Zalta, 2006  : 157). Diese sloweni- mals noch eine weitgehend gefestigte slowenische Sozische Quelle wird durch eine jüngere Kärntner Quelle, alstruktur hatte. Bestätigt wird dies auch dadurch, dass und zwar den Nachruf auf den Agoritschacher Adolf das Slowenische in praktisch allen Pfarren des Unteren Fertala († 2012), bekräftigt. Im Nachruf heißt es  : Gailtales/Zilja alleinige → Liturgiesprache war – nur »…  Adolf Fertala, [war] Zeit seines Lebens bemüht in drei Pfarren wurde die Liturgie auch auf Deutsch /…/, die evangelische Pfarrgemeinde Agoritschach gefeiert (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija als selbstständige und unabhängige w i n d i s c h e Ge- 1924). Andererseits war die Gründung slowenischer Vereine und Genossenschaften auch eine Reaktion auf meinschaft zu erhalten …« Der slowenische Geheimprotestantismus sollte der den wachsenden Germanisierungsdruck (→ VereinsGrundstein für die Entwicklung der literarischen Strö- wesen, → Germanisierung). Die meisten dieser slowemung des → Bukovništvo werden (→  Kirchenlied, nischen Vereine und Genossenschaften hatten bis zur Auflösung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1941 → Latschacher Kirchenliedbuch). Bestand (Aufzählung der Vereine und GenossenschafVereinswesen. Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh.s wurde im Unteren Gailtal/Zilja eine Reihe ten von West nach Ost  ; soweit nicht anders erwähnt,

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Gegen das Verstummen einer Sprache

KS 4. 12. 1935

Gailtal/Ziljska dolina

Latschach am Faaker See/ Loče ob Baškem jezeru, Ansichtskarte datiert 1909 Buchcover, Mohorjeva

KD Jepa-Baško jezer

erfolgte 1941 die Auflösung  ; → Kulturvereine, → Vereinswesen, → Genossenschaftswesen)  : Im Februar 1903 wurde in Egg/Brdo das Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Brdo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg] gegründet. Eine interessante Facette aus der Geschichte von Egg/Brdo ist, dass nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Ortsgruppe des → Narodni svet za Slovence [Nationalrat für die Slowenen] die lokalen Verwaltungsaufgaben übernahm. Angestrebt wurde eine Vereinigung mit dem Königreich SHS – ein Plan, der aufgegeben wurde, als das Untere Gailtal/Zilja ohne → Volksabstimmung der Republik Österreich zugeschlagen wurde (→ Vertrag von Saint-Germain). Die führenden Köpfe der Ortsgruppe des Narodni svet za Slovence (u. a. Franc → Grafenauer) mussten ins Königreich SHS fliehen (→ Vertreibung 1920). In Mellweg/Melviče wurde 1910 das Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Melviče [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg] ins Leben gerufen. Die Hranilnica in posojilnica v Št.  Jurju na Zili [Spar- und Darlehenskasse St.  Georgen im Gailtal] wurde am 1. Februar 1903 gegründet. In St. Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji wurde 1890 eine Ortsgruppe der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und MethodGesellschaft] gegründet, die bis 1910 Bestand hatte. Die Hranilnica in posojilnica za Štefan na Zili in okolico [Spar- und Darlehenskasse für St.  Stefan im Gailtal und Umgebung] wurde am 4. Mai 1895 gegründet. In Achomitz/Zahomec bzw. Feistritz a. d. Gail/ Ziljska Bistrica gab es ein besonders ausgeprägtes slowenisches Vereinsleben. Am 14. Dezember 1891 wurde

die Hranilnica in posojilnica na Ziljski Bistrici [Spar- und Darlehenskasse Feistritz a. d. Gail] gegründet. Der örtliche Pferdezuchtverein wurde 1896 ins Leben gerufen. Außerdem verfügte Feistritz a. d. Gail/Ziljska Bistrica ab 1899 über die erste Molkereigenossenschaft Kärntens. Im Jahre 1901 wurde in Achomitz/Zahomec die erste Sektion des slowenischen Alpenvereins in Kärnten/Koroška ins Leben gerufen. Das Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Zila za Zahomec in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila für Achomitz und Umgebung] wurde 1904 gegründet, 1941 aufgelöst und nach dem Zweiten Weltkrieg in Feistritz a. d. Gail/Ziljska Bistrica als Slovensko prosvetno društvo Zila (Slowenischer Kulturverein Zila) wiederbelebt. Er ist auch heute noch aktiv. Ein Fixpunkt in seinem Programm ist das Frühlingskonzert Bivaži pr’ Zile [Frühling im Gailtal]. Im Jahr 1953 wurde in Achomitz/ Zahomec der erfolgreiche zweisprachige Sportverein Achomitz/Športno društvo Zahomec gegründet.

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Gailtal/Ziljska dolina

Die Spar- und Darlehenskasse für St.  Leonhard bei ban → Jarnik wurde 1784 in Bach/Potok bei St. SteSiebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih wurde fan im Gailtal/Štefan na Zilji geboren. Im Jahr 1809 am 3. November 1892 als Hranilnica in posojilnica za erblickte in Wittenig/Vitenče östlich des Pressegger sv. Lenart in okolico gegründet. Nach dem Zweiten Sees/Preseško jezero der Pfarrer, Herausgeber, SprachWeltkrieg wurde sie in Hart/Ločilo erneut gegründet wissenschafter und Volkskundler Matija → Majar – und tritt seit dem Zusammenschluss mit den sloweni- Ziljski das Licht der Welt. Matija Majar – Ziljski schen Genossenschaftskassen St.  Stefan-Finkenstein/ war Vertreter des → Panslawismus und trat für einen Šteben und Maria Gail/Marija na Zilji als Posojilnica- geeinten slowenischen Staat (→ Zedinjena Slovenija) Bank Zila auf. Der Slowenische Kulturverein Dobrač/ ein. Der Reichsrats- und Landtagsabgeordnete Franc Slovensko prosvetnodruštvo Dobrač hat seinen Sitz in → Grafenauer, der 1860 in Brugg/Moste geboren Fürnitz/Brnca, wo der Verein 1906 zunächst als Tam- wurde, war ein Vorkämpfer für die Gleichberechtigung burizzagruppe und Gesangsverein gegründet wurde der Kärntner Slowenen (→ Abgeordnete – ethnopoli(→ Tamburizzamusik). In Maria Gail/Marija na Zilji tische engagierte Slowenen). Der 1862 in Feistritz a. d. waren mehrere slowenische Vereine aktiv. In der weite- Gail/Bistrica na Zilji geborene Josef/Jožef → Kattren Umgebung rund um den Faaker Sees/Baško jezero nig/Katnik verfasste und setzte das bekannte Lied wirkt das Slovensko kulturno društvo Jepa-Baško jezero Tam, kjer teče bistra Zila [Dort, wo die klare Gail fließt]. [Slowenischer Kulturverein Jepa-Baško jezero], das In Maria Gail/Marija na Zilji erblickte 1873 der 1922 unter dem Namen Izobraževalno društvo → Jepa Rechtsprofessor, Dichter und Wegbereiter der sloweni[Bildungsverein Jepa] gegründet wurde. schen literarischen Moderne Fran → Eller das Licht Der Auflösung slowenischer Vereine und Genossen- der Welt. Ivan → Grafenauer, der später Sprachschaften 1941 folgte im Jahre 1942 die → Deportation wissenschafter, Literaturhistoriker und Ethnologe werslowenischer Familien in deutsche Lager (→ »General- den sollte, wurde 1880 in Micheldorf/Velika vas südplan Ost«). Aus dem Gailtal/Zilja wurden mehrere Fa- lich von Hermagor/Šmohor geboren. Der Jurist Franc milien deportiert. Die Deportierten stammten aus der → Schaubach wurde 1881 in Draschitz/Drašče gebo(Alt-)Gemeinde Egg/Brdo, den Gemeinden Feistritz a. d. ren. Er ging 1910 nach → Krain/Kranjska, da er wegen Gail/Ziljska Bistrica, Hohenthurn/Straja vas, Riegers­ seiner proslowenischen Haltung in Kärnten/Koroška dorf/Rikarja vas und Hart/Ločilo. Auch aus dem Faaker- keine Anstellung bekam. Vinko → Möderndorfer, See-Gebiet wurden zahlreiche Familien deportiert. Lehrer und Volkskundler/Ethnograf, wurde 1894 in Bedeutende Gailtaler Slowenen. Der Pfarrer, Dellach/Dole bei Egg/Brdo geboren. Im selben Jahr Dichter, Sprachwissenschafter und Volkskundler Ur- kam in Egg/Brdo der Komponist Anton → Jobst zur

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Vladimir Klemenčič, Koroška/ Kärnten (Detail Gailtal/Zilja)

SPD Zila

Gailtal/Ziljska dolina Buchcover, Mohorjeva

Welt. Im Jahre 1895 wurde in Mellweg/Melviče südlich des Pressegger Sees/Preseško jezero Julij → Felaher geboren. Felaher musste wegen seiner projugoslawischen Haltung nach der Volksabstimmung 1920 ins Königreich SHS fliehen, wo er später Vorsitzender des → Klub koroških Slovencev [Klubs der Kärntner Slowenen] in → Ljubljana wurde (→ Vertreibung 1920). Quellen  : M. Bartoloth, V. Miselj, L. Mletschnig  ; U. Sereinig  : Popotnik po Zilji (unveröffentlichtes MS). Lit.: ES  ; SEL. – Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, 54 ff. (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; F. Kidrič  : Slovenische Protestanten aus dem Gailtale in der Lausitz  ? In  : V. Jagić  : Archiv für slavische Philologie 37. Berlin 1920  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954  ; O. Sakrausky  : Geschichte einer protestantischen Gemeinde im gemischtsprachigen Südkärnten. Klagenfurt 1960  ; S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci, Zbornik poljudnoznanstvenih in leposlovnih spisov. Maribor 1971, 11–28  ; Z. Kumer  : Od Dolan do Šmohora. Celje 1981  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; R. Vospernik [e. a.]  : Das slowenische Wort in Kärnten – Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart – Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985  ; Z. Kumer  : Slovenske ljudske pesmi Koroške, 2. Ziljska dolina. Ljubljana 1986  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; M. Makarovič  : Slovenska ljudska noša v besedi in podobi. Zv. 5, Zilja. Ljubljana 1991  ; F. Rauter  : Kot zemljo orje Bog srce. Klagenfurt/Celovec 1991  ; M. Bartoloth  : Pa Zila še vəsčəs šəmi. Die Gail rauscht noch ållweil. Klagenfurt/Celovec 1992  ; H. Hartl [e. a.]  : Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Kärntens, Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten. Klagenfurt 1992  ; M. Matičetov  : Od koroškega gralva 1238 do rezijanskega krajaua 1986. In  : JiS 38 (1992/93)  ; A. Oman  : Etnobotanica della Val Canale – con particolare riguardo ai fitonimi sloveni di Ugovizza, Valbruna, Com-

porosso e S. Leopoldo. Cividale del Friuli 1992  ; F. Rauter  : V dolini pod Jepo. Villach/Beljak 1993  ; H. Ložar-Podlogar  : V adventu snubiti – o pustu ženiti. Svatbene šege Ziljanov. Celovec 1995  ; Bergsturzlandschaft Schütt, Dokumentation und Naturführer, Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 20 – Landesplanung/Naturschutz und Magistrat der Stadt Villach. Klagenfurt 1998  ; P. Wiesflecker  : Siedlungsentwicklung im Gailtal – eine Skizze. In  : 125 Jahre Gailregulierung. Wasserwirtschaft im Wandel der Zeit. Hermagor 2001, 21–27  ; P. Wiesflecker  : Feistritz an der Gail. Ein Dorf im Schnittpunkt dreier Kulturen. Feistritz/ Gail 2003  ; A. Oman  : Pa nàšam – primo libro di lettura per i bambini. Malborghetto-Valbruna 2004  ; R. Dapit  : Ovčja vas in njena slovenska govorica – Valbruna e la sua parlata slovena. Ugovizza/Ukve 2005  ; A. Zalta  : Protestantizem med koroškimi Slovenci. In  : M. Kerševan (Hg.)  : Protestantizem, slovenska identiteta in združujoča se Evropa. Ljubljana 2006  ; M. A. Fischer, K. Oswald, W. Adler  : Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen. Linz 32008  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške = Die Geschichte der Häuser in Südkärnten, Spodnja Zilja = Das Untere Gailtal, 12. knjiga = Band 12. Celovec 2008  ; T. Pronk  : The Slovene dialect of Egg and Potschach in the Gailtal, Austria. Amsterdam/New York 2009  ; P. Wiesflecker  : Hohenthurn – Geschichte eines Lebensraumes und seiner Menschen. Klagenfurt 2009  ; »Identità e folklore nei costumi tradizionali dei tre confini», Museo Etnografico di Palazzo Veneziano di Malborghetto (Ausstellung). Malborghetto, Settembre 2010  ; P. Wiesflecker  : Zahomec – vas »za holmecem«. Pripombe k zgodovini kraja v Spodnji Zilji / Achomitz/Zahomec – Das Dorf »hinter dem Hügel«. Notizen zur Geschichte eines Untergailtaler Ortes. In  : KMD 2011. Klagenfurt/Celovec 2010, 88–94  ; Črnjəva kapca (CD)  : pravljice v ziljskem narečju. Ziljska Bistrica 2011  ; F. M. Dolinar  : Primus Truber und die slowenische Reformation im Rahmen des Kärntner Protestantismus. In  : Glaubwürdig bleiben – 500 Jahre protestantisches Abenteuer, Kärntner Landesausstellung Fresach 2011, Klagenfurt, 2011  ; R. Jannach  : Koroška in slovenski protestantizem. In  : Novice, 19. 8. 2011, Nr. 31  ; A. Oman  : Naša špraha – ziljsko narečje iz Ukev – dizionario zegliano di Ugovizza. Ugovizza/Ukve 2011  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik  : In  : KK 2012. Celovec [2011], 182–183  ; J. Turk  : Slovenski toponimi v Karnijskih Alpah med Ziljsko in Kanalsko dolino. In  : KK 2012. Celovec [2011], 140–149  ; M. Jamritsch  : Zum 70. Jahrestag der K-Aktion – Die Gailtaler Opfer. In  : Car. I (2012) 413–434  ; P. Wiesflecker  : »… hast halt doch noch die liebe Heimat …« – Die Aussiedlung slowenischer Familien aus den Gemeinden Feistritz an der Gail und Hohenthurn. In  : Car. I (2012) 435–470  ; B. Gitschtaler, D. Jamritsch  : Das Gailtal unterm Hakenkreuz – Über Elemente nationalsozialistischer Herrschaft im Gailtal. Hermagor 2013  ; P. Wiesflecker  : Mit in arhetip o koncu sveta. Podor Dobrača leta 1348 v kolektivnem spominu v Spodni Ziljski dolini / The myth and the archetype oft the end of the world – the rockslide of Dobratsch in 1348 and its position in within the collective memory of the Gailtal. In  : ČZN 84/4 (2013), 5–27  ; P. Wiesflecker  : »V Planjah«, Delo in vsakdanjik na spodnjeziljskih gorskih travnikih. In  : KMD 2014. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2013, 58–65  ; E. Gašperšič [e. a.] (Hg.)  : Dr be Zila kna biva  : ljudske pesmi z Zilje iz zapuščine Lajka Milisavljeviča. Celovec [e. a.] 2014  ; P. Wiesflecker  : Cesar na deželi, Praznovanja v čast cesarja in njegovi obiski v Spodnji Ziljski dolini. In  : KMD 2015. Celovec 2014, 63–70  ; J. Zerzer  : Po koroških poteh, kulturno-zgodovinski turistični vodič. Celovec 2014  ; M. Bartoloth  : Zilščə pušəlč – Pesmi s spodnje Zilje – Gedichte aus dem Unteren Gailtal. Hg. SNI/SVI Urban Jarnik. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2015  ; M. Ravnik  : »Na žegen  !« Žegnanje in

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Gailtaler Dialekt

drugi prazniki z rekruti v Ukvah v Kanalski dolini. Ljubljana 2015  ; B. Gitschtaler (Hg.)  : Ausgelösche Namen, Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal. Salzburg 2015. Web  : JiS  : www.ff.uni-lj.si/publikacije/jis/lat1/038/55c01.htm  ; SKD Jepa-Baško jezero  : www.jepa.at  ; SPD Zila (Facebook)  : www.facebook.com/pages/SPD-Zila/110747568957766  ; SV Achomitz  : www. achomitz-zahomc.at  ; Kataster  : www.kagis.gv.at  ; www.erinnerngailtal.at  ; Nachruf auf Adolf Fertala  : www.kaernterwindische.com/ chronik/ (31. 5. 2013). Reinhold Jannach

Gailtaler Dialekt, slow. ziljsko narečje. Der G.  D. wird

im (Unteren) → Gailtal/(Spodnja) Ziljska dolina in Österreich, im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina in Italien sowie in der Zgornjesavska dolina (Oberes Save-Tal) bis zur Einmündung des Baches Belca in Slowenien gesprochen. Aus der Gailtaler slowenischen Dialektgrundlage entwickelte sich auch der slowenische → Dialekt im Val Resia/Rezija (Resia-Tal) und im Valle Uccea/Učja (Uccea-Tal) in Italien, wo sich nach dem 14. Jh. der → resianische Dialekt (rezijansko narečje oder rezijanščina) als eigenständiger Dialekt herausbildete. Die südwestliche und nördliche Dialektgrenze bildet gleichzeitig die Sprachgrenze hin zum Friulanischen bzw. zum Italienischen sowie zum Deutschen, während der G. D. im Süden vom slowenischen → Dialekt des SočaTales (Isonzo) durch Bergrücken der Julischen Alpen ( Julijske Alpe) getrennt wird. Im Nordosten bildet ein breiter Streifen von Übergangsmundarten die Grenze hin zum → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje), wobei sich Rosentaler Elemente bereits ab der Gailitz/Ziljica westlich von → Arnoldstein/Podklošter nachweisen lassen. Aufgrund von Ergebnissen neuester Studien wurde die Grenze zwischen dem G.  D. und dem Rosentaler Dialekt zwischen Finkenstein/Bekštanj und dem Faaker See/Baško jezero bestimmt. Im Südosten bildete sich an der Grenze zum slowenischen Dialekt der Gorenjska (Oberkrain) – der gorenjščina – die Übergangsmundart von Kranjska Gora (kranjskogorski govor). Ebenso wie die anderen slowenischen Dialekte der Kärntner → Dialektgruppe hat auch der G. D. folgende Merkmale  : a) eine späte Verlängerung des verkürzten alten sowie des neuen kurzen Akuts in nichtletzten Silben (doppelter Reflex des urslawischen ě, e, o – mlíəko ›mleko‹ [Milch], bəsîə ›vesel‹ [glücklich] – strxa ›streha‹ [Dach], sd ›sedem‹ [sieben]  ; rȗəg ›rog‹ [Horn]  : la ›volja‹ [Wille])  ; b) vornehmlich weite Reflexe für die urslawischen Nasale ę, ǫ und ə in langen Silben (pȇst ›pest‹ [Faust], mȏš ›mož‹ [(Ehe-)Mann]  ; dȇn ›dan‹ [Tag], wȇs ›vas‹ [Dorf ])  ; c) das sog. švapanje (Übergang von

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urslawischem ł > w) (débwo ›deblo‹ [Stamm], smwa ›smola‹ [Pech]) und die damit verbundenen Assimilationserscheinungen (ȗč ›luč‹ [Licht], ȗpi ›lušči‹ [schälen])  ; d) den Erhalt der einstigen Lautgruppe črě-/žrě- (črwo ›črevo‹ [Darm], zrbe ›žrebe‹ [Fohlen])  ; e) die Zehnerzahlwortbildung von 40 bis 90 mit dem Morphem -ręd (dẹbȁtrȇd ›devetdeset‹ [neunzig])  ; f ) zahlreiche Sprachkontaktphänomene (wie → Lehnwörter – z. B. štóm ›deblo‹ [Stamm], póŋǥart ›vrt‹ [Garten], krágən ›vrat‹ [ ft (nȏft ›noht‹ [Fingernagel])  ; die Metathese pítẹ ›vpiti‹ [schreien], mítẹ ›umiti‹ [waschen], mwsto ›v mesto‹ [in die Stadt]). Auch nimmt von West nach Ost die Anzahl der Lexeme mit erhaltener Konsonantengruppe tl/dl (krído [Flügel], pačído [Zahlung]) ab, so wie auch das Verbalpräfix vy- (bədríəti ›izdreti‹ [herausziehen], bəgnáti ›izgnati‹ [vertreiben], bəžéti ›izžeti‹

Potoče

Audio posnetek v ziljskem narečju

Je komaj nuǝč stariva se

Gailtaler Dialekt

Gailtaler Dialekt,

Mundart von ­Kranjska Gora,

Resianischer Dialekt,

nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

[auswringen], ƀíwažej ›pomlad‹ [Frühling] und die sches System langer Vokale (i – iə – ẹ – e – a – o – ọ Häufigkeit der Rhinesmus (lènča ›leča‹ [Linse], srènča – uə – u) mit einem zusätzlichen Paar von Diphthon›sreča‹ [Glück], branč ›obroč‹ [Ring/Reifen]). Neben gen e – o in den nordwestlichen Mundarten. Für die den archaischen Elementen ist für den westlichen G. D. Mundart von Kranjska Gora ist das monophthongische die größere Anzahl von Germanismen und Romanis- System der langen Vokale mit den erhaltenen breiten emen auf allen Sprachebenen charakteristisch bzw. de- und o-Reflexen für die nasalen ę und ǫ charakteristisch. ren jeweiligen Einflüsse. Die Systeme der kurzen und unbetonten Vokale unIntonationsoppositionen in langen Silben sind im terscheiden sich voneinander durch den unterschiedliZentralgailtalerischen erhalten und werden als Oppo- chen Zusammenfall der urslawischen Ausgangsvokale sition zwischen dem hohen (zirkumflektierten) und (vergleiche auslautendes -i, -u  : Egg/Brdo, Vorderberg/ dem niedrigen (akutierten) Ton realisiert  ; bei Akut Blače, Ugovizza/Uggowitz/Ukve, Kranjska Gora  : znátẹ in der nichtletzten Silbe ist der tonale Höhepunkt ›znati‹ [können]  : sínọ ›sin‹ [dem Sohn] (Dativ Singuauf der ersten oder der zweiten folgenden Silbe. We- lar) – Förolach/Borlje, Feistriz an der Gail/Ziljska Bisgen der typischen gailtalerischen Kürzung der Vokale trica, Arnoldstein/Podklošter, Riegersdorf/Rikarja vas  : vor Konsonantenverbindungen hat das nordwestliche znátə [können] – sínə [dem Sohn]). Während sich im Gailtalerische auch eine Intonationsopposition in den nordwestlichen G.  D. die Entwicklungen der Vokale kurzen Silben. Für die dialektalen Randbereiche (z. B. jeweils vor und nach der Betonung voneinander unterVal Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, → Maria Gail/ scheiden (Vokale vor der Betonung werden meist zu Marija na Zilji) ist die Instabilität der Wortintonati- ə, in Positionen nach der Betonung kommt es hingeonen charakteristisch. Im Kernberiech des Dialektes gen zum sog. Akanje [e, o > a]), ist für die südöstlichen kam es zur regressiven Akzentverschiebung von einer Gailtaler Mundarten sowie für die Mundarten des Val kurzbetonten Endsilbe (z. B. in Potschach/Potoče  : sjès- Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und für Rateče das tra ›sestra‹ [Schwester], pwòtak ›potok‹ [Bach], mγwa sogenannte reine Akanje charakteristisch. ›megla‹ [Nebel]) und von der zirkumflektierten Länge Den Gailtaler Konsonantismus betreffend ist die (sno ›seno‹ [Heu], méso ›meso‹ [Fleisch], ko ›oko‹ Spirantisierung von b, d, g erwähnenswert, vor allem [Auge]). Die Reflexe der sekundär betonten Vokale e bei einer intervokalischen Position und im absoluten und o in den einzelnen Mundarten deuten darauf hin, Auslaut (jərəƀíca ›jerebica‹ [Rebhuhn], jáǥńe ›jagnje‹ dass die Verschiebung zeitlich unterschiedlich erfolgte [Lamm], jđọ ›jelka‹ [Tanne], ǥrȗəzđ ›grozd‹ [Traube]). (è – é –   ; ò – ó – ). Die Dehnung des Akuts bei Zu erwähnen ist auch der Erhalt der stimmhaften oxitonierten Verben des Typs nes [er trägt] stellt eine Nichtsonanten vor einer Pause (kȗəs ›kos‹ [Amsel]  : Verbindung des G. D. zum Dialekt des Prekmurje (der kúəz ›koz‹ [Genitiv Plural] [der Ziegen]) sowie die sloprekmurščina) her (so etwa in Egg/Brdo  : nəs ›nese‹ [er wenische dialektale Palatalisierung k, g, h > č, j, š (blíči trägt], pəč ›peče‹ [er brät], gərb ›grebe‹ [er scharrt]). ›veliki‹ [der Große], pje ›pege‹, gúši ›gluhi‹ [der Taube] Für den gesamten Dialektbereich gilt ein mehr oder [Nominativ Plural, Maskulinum]). Das l’ ist (im Geweniger einheitliches monophthongisch-diphthongi- gensatz zu anderen Kärntner slowenischen Mundarten)

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Gailtaler Dialekt

in den archaischen Mundarten des Kanaltals und der und St.  Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji, die Saaker Zgornjesavska dolina erhalten, das ń im ganzen Gebiet. Mundart [slow. čaški govor], die Vorderberger MundEine Besonderheit des Zentralraumes des G.  D. im art [slow. blaški govor], die Feistritzer Mundart [slow. Rahmen der Kärntner Dialektgruppe ist der Erhalt der bistriški govor] sowie die Radendorfer Mundart [slow. Konsonantenverbindung šč (nə tšče ›na tešče‹ [nüch- radniški govor]). tern/auf nüchternen Magen]). Während die Sprecher Ähnlich wie die anderen Kärntner slowenischen Dides slowenischen Rosentaler und Jauntaler Dialektes alekte wurde auch der G. D. erstmals in den Arbeiten das »r«, wie die meisten Sprecher des Deutschen, als von Izmail I. → Sreznevskij (1841) und von Urban Reibelaut (Frikativ) artikulieren, ist, besonders für äl- → Jarnik (1842) dargestellt, während die handschrifttere Sprecher des Gailtaler Dialektes, das sog. »Gailta- liche Abhandlung zum G. D. von Vatroslav → Oblak ler-r« charakteristisch. Das »Gailtaler-r« kommt als als verschollen gilt. Der Autor der ersten umfassenden »Zungenspitzen-r« der slowenischen Standardausspra- Abhandlung zum G. D. ist Ivan → Grafenauer, ihm che sehr nahe (Quelle  : R. Jannach). folgten Fran → Ramovš und Victor Paulsen. Tine Die auffälligsten Besonderheiten in der Morpholo- Logar steuerte Abhandlungen über die Mundarten von gie des G. D. sind der mehrheitliche Erhalt des Dual Potschach/Potoče, Uggovizza/Uggowitz/Ukve, Rateče (Zweizahl) und die Kategorie des Neutrums im Singu- und Kranjska Gora bei, Karmen Kenda-Jež und Peter lar. Auf dem Präsens-Suffix betonte Verben haben in Jurgec veröffentlichten eine Analyse zur Lautlehre von der 2. und 3. Person Dual und in der 2. Person Plural Valbrunna/Wolfsbach/Ovčja vas. In einer Monographie im Zentralgailtaler Dialekt die Endung -sta/-ste (tíste widmete sich T. Pronk den Mundarten von Egg/Brdo ›letite‹ [ihr (zwei) lauft]). Die Präsens-Endung -ó für und Potschach/Potoče sowie G. Neweklowsky der die 3. Person Plural ist in analoger Weise auch bei jenen Mundart von Feistritz an der Gail/Ziljska Bistrica. Verba verbreitet, bei denen man ein -é erwarten würde (žbó ›živijo‹ [sie leben]). Eine Besonderheit des G. D., Archive  : ISJ FR ZRC SAZU. und hierbei vor allem seiner nordwestlichen Mundarten, Quellen  : I. Grafenauer  : T001 Brdo/Egg, 1958  ; T002 Borlje/Förolach, 1961  ; T003 Blače/Vorderberg, 1958, T004 Ziljska Bistrica/ ist das Konditional in der Vergangenheit, das aus dem Feistritz an der Gail, 1960  ; T006 Podklošter/Arnoldstein, 1960  ; einstigen Aorist entstanden ist (bs, bsẹ, b …)  : bs T007 Rikarja vas/Riegersdorf, 1959 (Archivmaterial des SLA, beim vdu, bs šȕ ›če bi (bil) vedel, bi šel‹ [wenn ich gewusst ISJ FR ZRC SAZU)  ; Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnhätte, wäre ich gegangen]. Bei der Wortbildung findet ten, ÖAW, Band 1 (A–B, 1982), Band 2 (C–dn, 1987), Band 3 (do–F, man neben dem bestehenden Präfix vy- noch recht 1992), Band 4 (G–H, 1994), Band 5 (I–ka, 2007), Band 6 (kd–kv, häufig männliche Substantivbildungen mit dem Suffix 2009), Band 7 (L–mi, 2012)  ; Schlüssel zum Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnten (1982). -(i)č (klúčəč ›ključek‹ [kleiner Schlüssel], kȕpčəč ›kupček‹ Lit.: I. Grafenauer  : Zum Accente im Gailthaler Dialekte. In  : AslPh [kleiner Haufen], pìskərč ›lonček‹ [kleiner Topf ]). (1905) 195–228  ; V. Paulsen  : Lautlehre des slovenischen Gailtaler Dia­ Die Einteilung des G.  D. in Mundarten ist noch lektes in Kärnten. (Phil. Diss.) Wien 1935  ; F. Ramovš  : Historična nicht endgültig. Üblicherweise spricht man neben dem gramatika slovenskega jezika. VII. Dialekti. Ljubljana 1935  ; T. Logar  : Zentralgailtaler Dialekt noch von der Mundart des Val Dialektološke študije I  : Dialektična podoba zgornje savske doline. In  : SR 5–7 (1954) 166–167  ; Vokalizem in akcent govora Potoč v Ziljski dolini. Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und Rateče sowie In  : Zbornik za filologiju i lingvistiku (1968), 137–143  ; Dialektološke von der Übergangsmundart von Kranjska Gora. Den študije XV  : Govor Slovencev Kanalske doline v Italiji. In  : SR 19 (1971), Gailtaler Zentralraum teilt Ivan → Grafenauer in 113–150  ; G. Neweklowsky  : Slowenische Akzentstudien  : Akustische vier Mundarten ein (die Feistritzer Gruppe [Pfarren und linguistische Untersuchungen am Material slowenischer Mundarten Göriach/Gorje und Feistritz/Bistrica]), die St. Stefaner aus Kärnten, Wien 1973  ; S. Hafner u. E. Prunč  : Lexikalische Inventarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten (= Slowenistische Gruppe [Pfarren Saak/Čače, St.  Georgen im Gailtal/ Forschungsberichte 1). Graz 1980  ; Potoče (Potschach  ; OLA 146). In  : Šentjurij, St.  Paul im Gailtal/Šentpavel, St.  Stefan an Fonološki opisi srpskohrvatskih/hrvatskosrpskih, slovenačkih i makedonder Gail/Štefan und Förolach/Borlje], die Vorderber- skih govora obuhvaćenih opšteslovenskim lingvističkim atlasom, Sarager Gruppe [Pfarre Vorderberg/Blače] sowie die Pfar- jevo 1981 [und Archivmaterial OLA, beim ISJ FR ZRC SAZU]  ; ren Mellweg/Melviče und Egg/Brdo), während Viktor H. Lausegger  : Značilnosti slovenskega govora pri Mariji na Zilji. In  : Paulsen (→ »Entethnisierung«) sechs Mundarten Zbornik razprav iz slovanskega jezikoslovja  : Tinetu Logarju ob sedemdesetletnici, Ljubljana 1989  ; L. Karničar  : Aktualnost slovenskih identifiziert (die Egg-Görtschacher Mundart [slow. narečij na Koroškem in tipologizacija izoleks. In  : Logarjev zbornik, brško-goriški govor], die Mundart der pənəgrcə (Po- Zora 8 (Maribor 1999) 204–213  ; P. Jurgec  : Fonetični opis govora Ovčje nagorci) in den Gemeinden Nötsch im Gailtal/Čajna vasi, K. Kenda-Jež  : Fonološki opis govora Ovčje vasi. In  : Ovčja vas in

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Gailtaler Tracht

Gailtaler Tracht/ziljska noša, SEM

njena slovenska govorica = Valbruna e la sua parlata slovena. Ukve – Ljubljana 2005, 60–70, 85–104  ; M. Bayer  : Sprachkontakt deutschslavisch  : Eine kontrastive Interferenzstudie am Beispiel des Ober- und Niedersorbischen, Kärtnerslowenischen und Burgernlandkroatischen  : Frankfurt am Main [e. a.] 2006  ; L. Karničar  : Iz koroške poljedeljske leksike. In  : Diahronija in sinhronija v dialektoloških raziskavah, Zora 41 (Maribor 2006) 320–327  ; L. Karničar  : Diatopische Synonyme für die Kartoffel in den Kärntner slowenischen Dialekten. In  : Kritik und Phrase, Festschrift für Wolfgang Eismann zum 65. Geburtstag. Wien 2007, 553–565  ; T. Pronk  : The Slovene Dialect of Egg and Potschach in the Gailtal, Austria. Amsterdam, New York 2009  ; G. Neweklowsky  : Der Gailtaler slowenische Dialekt, Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji und Hohenthurn/Straja vas. Klagenfurt/Celovec 2013  ; G. Neweklowsky  : Deutsche Lehnwörter im slowenischen Dialekt von Feistritz an der Gail/ Bistrica na Zilji. In  : A. Leben, M. Orožen, E. Prunč, Beiträge zur interdisziplinären Slowenistik, Festschrift für Ludvik Karničar. Graz 2014, 173–182.

Karmen Kenda-Jež  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl, Peter Weiss, Reinhold Jannach

Gailtaler Tracht, slow. standardsprachlich ziljska noša,

TV Beitrag Servus ­ sterreich, 2014 Ö

eine besondere Festtagskleidung der Slowenen im Unteren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, die im heimischen Umfeld bei Festtagen wie → Kirchtagen oder beim Lindentanz (→ Prvi rej) anlässlich des → Kufenstechens/ štehvanje oder aber außerhalb der lokalen Gemeinschaft zur Darstellung eines der herausragendsten Merkmale des slowenischen Gailtaler → Brauchtums getragen wird. Die traditionelle Gailtaler Frauenfesttracht wird ortsüblich auch svabencla (slowenische Tracht), zlanka (Gailtaler Tracht) oder ras genannt (Piko-Rustia) oder auch svenščə gvant [slowenisches Gewand]. Die G.  T. als typisierte → Bekleidung zur Manifestation der slowenischen Identität begann sich, den

ältesten bekannten → Quellen nach zu schließen, zumindest seit der Mitte des 18. Jh.s herauszubilden, In diesen Quellen werden die Besonderheiten der Bekleidung der slowenischen Gailtaler oder Gailtaler Slowenen, vor allem der Frauen, hervorgehoben, wobei vor allem im Vergleich zur Bekleidung der deutschen Frauen die relativ kurzen Röcke und einige weitere Elemente hervorstechen. Die Betonung der Besonderheiten dieser Kleidung findet sich in der Folge auch im 19. und im 20. Jh., als sich die typisierte Gestalt der Gailtaler Frauentracht herausbildete. Diese charakterisieren ein besonderer Schnitt, die Verarbeitung und der Erhalt der Tracht. Die Tracht der slowenischen Gailtalerinnen setzt sich zusammen aus der Bluse (vajšpat, valšpat, olšpat, rokavcǝ) mit einem besonderen, sorgfältig hergerichteten Faltkragen (krǝjžǝl), der den Rücken ziert. Hinzu kommen die Unterhose (hvače), die bis unters Knie reicht, darüber der enge Unterrock (Anstandsrock) (rajuc, rajovc) und der weite Unterrock (untǝrfat), die in der Regel unten stärker gekräuselt sind als oben. Der rajuv oder rajovc [eigentlich slow. »der Tänzer«] soll beim Tanz die im Schritt offene Unterhose bedecken, daher auch seine slowenische Dialektbezeichung. Ältere Formen waren kürzer als der Rock, bei jüngeren Trachten ist der Unterrock etwas länger und reicht sichtbar über den Rock hinaus. Hinzu kommt ein Hüftröckchen (hanzič) zur Betonung der Hüften. Die hohen, weißen gestrickten Noppenstrümpfe (štumfǝ, popacǝ) mit Fußteil werden um das Knie herum mit Strumpfbändern (pantǝlnǝ) befestigt, darunter werden zusätzlich Wadenstrümpfe (štendrafǝ) getragen, die die Haut bedecken und die Waden formen und betonen (Piko). Die hohen bis zu den Wadenansätzen reichenden Schuhe (čriǝvlǝ) werden mit kunstvoll verarbeiteten und mit Zierstickerei versehenen Schuhbändern oder Riemen zusammengebunden (čriǝvlǝ na pantǝlne). Über der Unterwäsche wird ein kurzer, kaum über das Knie reichender Rock getragen, der reich gefältelt und wiederum in Röhrlfalten gelegt (v rorče djano) ist. Für gewöhnlich ist der kurze Rock vorne gespreizt und mit dem Oberkleid (Trägerkleid) (ras bzw. čikwa na njedǝrc) vernäht, was die Form der Gailtaler Frauentracht ganz besonders kennzeichnet. Zur Festtagstracht gehört auch eine Schürze (burtah, birtah, birtǝh), die für gewöhnlich ebenso plissiert ist bzw. war wie der Rock. Diese Schürze wird zusammen mit dem unumgänglichen und aufwendig mit Gänse- oder Pfauenkiel in verschiedenen Ziermustern verarbeiteten Gürtel getragen. Rechts oder links hängen bis zum Rockende

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Gailtaler Tracht Gailtaler Tracht/ziljska noša, Archiv Sonja Welsh-Millonig Gailtaler Tracht/ziljska noša

ein ebenfalls mit Kielen bestickter Gürtel (pas) und verschiedenfarbige Bänder (žvotǝ), die am Gürtel befestigt sind. An der Taille wird ein zum Dreieck gefaltetes Brusttuch (canetǝl, facnetǝl, pǝcǝnetǝl) angelegt und am Rücken geknotet. Die Dreieckspitze mit schönen Fransen wird nach oben angelegt und unter dem Halsausschnitt mit einer schönen Brosche an der Bluse befestigt. Der Kopf wurde mit einem pintl bedeckt, der eine Variation der Haube darstellt. In jüngerer Zeit wird ein Kopftuch als Kopfbedeckung getragen, das, zum Dreieck gefaltet, ebenfalls hinten unter dem darüberliegenden freien Tuch keck verknotet wird. Diese Tücher sind bunt, mit Blumenmuster verziert oder kariert (židovc). Die slowenische Gailtaler Männertracht (moška ziljska noša) weist weniger Besonderheiten als die Frauentracht auf und ist verwandt mit zahlreichen Varianten im gesamten alpenländischen Bekleidungsraum. Die Tracht setzt sich zusammen aus kniehohen Stiefeln, einer krachledernen, bis übers Knie reichenden Hose

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(jirhaste hvače), einem weißen Hemd (srejščǝ) mit breiten Ärmeln, einer hohen geknöpften Weste (pruštah) und einem Halstuch (židovc), das unter der Weste geknüpft ist. In jüngeren Formen wird das Tuch auch über der Weste geknüpft. Hinzu kommt eine Zipfelmütze (cipfla, žlajfica, smrtnica) und darüber ein Hut (kvobǝk). Auf die Besonderheiten der Gailtaler Tracht macht ein Patent aus dem Jahr 1755 aufmerksam, das das Tragen der für damalige Verhältnisse zu kurzen Röcke zu unterbinden suchte, was jedoch nicht gelang. Wahrscheinlich kam es gerade wegen der kaiserlichen Ermahnungen dazu, dass die Kürze der Röcke bis heute eine Besonderheit geblieben ist, mit der man die slowenische Bekleidungstradition der Gailtalerinnen von jener anderer Gebiete in Kärnten/Koroška unterscheiden kann, wobei diese eine immer weiteren Anklang findet (→ Inkulturation). Im Jahr 1867 sandte der damalige Pfarrer von Göriach/Gorje und Vertreter der slowenischen politischen und kulturellen Emanzipationsbewegung Matija → Majar ein Ensemble von zwei Gailta-

Gaj, Ljudevit Gailtaler Tracht aus der russischen Sammlung, ausgestellt in Brüssel/Bruxelles/Brussels im Rahmen des EU-Vorsitzes Sloweniens 2008, Foto Martina Piko-Rustia

ler Frauentrachten und vier Männertrachten nach nije). Ljubljana 1991  ; T. Domej  : Wie die Unterwäsche der Gailtaler → Moskau zur ethnografischen Ausstellung Slavjanski Tracht nach Sankt Petersburg kam. In  : Dessous. Eine Kulturgeschichte hautnah, Begleitheft zur gleichnamigen Sonderausstellung im Lanmir [Slawische Welt] und präsentierte sie in Form einer desmuseum Kärnten – Rudolfinum. Klagenfurt 2012, 23–24  ; M szenischen Darstellung und erreichte damit ein großes Piko-Rustija  : Unterwäsche der traditionellen Frauenfesttracht aus dem Aufsehen (→ Panslawismus). Gailtal. In  : Dessous. Eine Kulturgeschichte hautnah, Begleitheft zur Abgesehen von den typisierten Festtagstrachten der gleichnamigen Sonderausstellung im Landesmuseum Kärnten – Ruslowenischen Gailtaler Frauen und Männer unterschied dolfinum. Klagenfurt 2012, 25–27. Bojan Knific  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl sich das Alltagsgewand wenig von jenem anderswo im Alpenraum und in der Zeit der Vereinheitlichung der Bekleidungsmode ab der zweiten Hälfte des 19. Jh.s Gaj, Ljudevit (* 8. Ljudevit 1809 Krapina [Kroatien], † 20. April 1872 Zagreb) Anführer der Illyrischen Bevon jenem anderswo in Europa. Die Gailtaler trugen wegung. im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh.s Pelz, JaGeboren in einer Apothekerfamilie, in der Deutsch cke, Spenzer (špencer), Umhang, Mantel, Anzug, Holzgesprochen wurde, besuchte G. das Gymnasium in schuhe, Gilet, Gürtel (opasica), Hosenträger, Sakko Varaždin und Karlovac, studierte danach an den Univerusw., was von zahlreichen Faktoren abhängig war, die sitäten von Wien, Graz und Pest. In Graz war er Mitdie Bekleidung von Menschen gewisser Gesellschaftsglied des »Illyrischen Klubs«, dessen Vorsitz der Serbe schichten in gewissen Orten und in gewissen Epochen M. Baltić innehatte. Dieser lehrte G. das Štokavische bestimmte. und die Kyrillica und las mit ihm Lieder von Vuk Karađić. Noch in Graz freundete G. sich mit dem Lit.: M. Ložar  : Slovenska ljudska noša. In  : Narodopisje Slovencev Kroaten D. Demeter und den Slowenen S. Kočevar II. Ljubljana 1952  ; M. Makarovič  : Slovenska ljudska noša v besedi in podobi  : Zilja  : Peti zvezek (Zveza kulturnih organizacije Slove- und A. → Murko an. In Pest knüpfte er Kontakte zu

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Gaj, Ljudevit

Slowaken, Tschechen, Serben und schloss Freundschaft mit Jan Kollar, der ihm Tschechisch beibrachte. Über Kollar erfuhr G. von P. J. → Šafařík, den er während seines Pragbesuches 1833 persönlich kennenlernen sollte. 1830 publizierte G. in Buda sein Buch Kratka osnova horvatsko-slavenskoga pravopisanja [Kurze Einführung in die kroatisch-slawische Rechtschreibung], in dem er den Kroaten die Annahme der tschechischen Rechtschreibung nahelegte (→ Hus, Jan). Dieses Werk war zudem durchdrungen von der Idee der ethnischen Verwandtschaft, der kulturellen und sprachlichen Nähe sowie der Einheit der historischen Schicksale der slawischen Völker. G. brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass auch die slowenische Orthografie nach dem Muster der tschechischen verändert werden würde, denn nur durch die Annahme eines einheitlichen Alphabets könnten die zahlreichen Dialekte der Slawen in die vier slawischen Hauptdialekte zusammenfließen. Zu jener Zeit war G. überzeugt, dass die Slowenen in Vorzeiten Kroaten gewesen wären. Nach ihm ist die in der Folge insbesondere von den Kroaten und Slowenen verwendete → Schrift Gajica benannt. Nach seiner Ankunft in Zagreb Ende 1831 wurde G. zum politischen Anführer der kroatischen Patrioten. Unter aktiver Unterstützung J. → Draškovićs gelang es ihm, die Genehmigung zur Herausgabe der Zeitung Novine Horvatzke (Novine) samt Literaturbeilage Danicza Horvatzka, Slavonzka i Dalmatinzka (Danica) zu erhalten. Die Zeitung samt Beilage erschien ab Jänner 1837  ; daran beteiligten sich nicht nur kroatische Patrioten, sondern auch Anhänger der → Illyrischen Bewegung aus anderen slawischen Ländern. 1835 publizierte G. einige Artikel in der Danica. Er stellte darin die Behauptung auf, dass das 80 Millionen starke slawische Volk, das flächenmäßig die Hälfte Europas und ein Drittel Asiens einnehme, sich in zwei Zweige teile  : den illyro-russischen und den tschechisch-polnischen. Der illyro-russische wiederum teile sich in den illyrischen und den russischen. Zum illyrischen Zweig gehörten Kroatien, Slawonien, Dalmatien, Südungarn, die Untersteiermark/Spodnja Štajerska, → Krain/Kranjska, Kärnten/Koroška, Istrien/Istra, Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Dubrovnik, Serbien und Bulgarien. Gemeinsam bildeten sie Großillyrien – ein großes Volk, das schon seit einigen Tausend Jahren bestehe. G. wies darauf hin, dass »die Muttersprache das festeste Bindegewebe der Einheit und die stärkste Stütze der nationalen Souveränität« sei. Unter Berufung auf das Beispiel

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der Deutschen und der Italiener rief er alle Illyrer (Südslawen) dazu auf, eine einheitliche Literatursprache zu schaffen. Den gebildeten Slawen empfahl er das Studium sowohl der lateinischen als auch der kyrillischen → Schrift. Er trat vehement gegen jegliche Intoleranz in religiösen Fragen auf. Ab Ende der 30er-Jahre beteiligte sich G. aktiv am politischen Kampf. Während seines Berlin-Aufenthalts 1838 übersandte er über den russischen Polizeichef Benckendorff ein Memorandum an den russischen Zaren Nikolaj I. Darin schlug er die Organisation eines Aufstandes in Bosnien und Herzegowina vor. Nach deren Befreiung sollten beide gemeinsam mit Serbien und Albanien der Oberhoheit Russlands unterstellt werden. Für dieses Unternehmen erbat er die Summe von 3 Millionen Forint. Sein Memorandum blieb unbeantwortet. Während seiner Russlandreise 1840 suchte G. bei der russischen Regierung erneut um materielle Unterstützung an, wobei er versprach, in seinen Publikationsorganen zugunsten Russlands zu wirken und sich insbesondere dafür einzusetzen, dessen Einfluss bei den Südslawen zu verstärken. Gleichzeitig übergab er M. P. Pogodin eine Notiz, in der er seine Bereitschaft erklärte, alle Illyrer auf Basis der kyrillischen Schrift und des orthodoxen Glaubens zu vereinen. Die russischen Behörden enthielten sich jeglicher Antwort auf G.s Appell  ; die russischen Slawophilen und die Russische Akademie der Wissenschaften hingegen stellten ihm 25.000 Rubel zur Verfügung. G. wurde zum Wirklichen Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Geschichte und des Altertums in Odessa gewählt. Nach dem behördlichen Verbot der Bezeichnung »Illyrer« im Jahr 1843 trat G. als Anführer dieser Bewegung offiziell zurück. Ab 1844 stellte er geheime Kontakte zum Vertreter der polnischen Emigration auf dem Balkan, F. Zach, her. 1846 reiste G. nach Belgrad, wo er vom serbischen Fürsten Aleksandar Karađorđević eine gewisse Geldsumme erhielt. Seine zweite BelgradReise fand 1847 statt. Zu jener Zeit betrachtete G. Belgrad als das Zentrum eines zukünftigen Großillyriens. Er erstattete auch Metternich Bericht über seine Reisen. Mit dem Beginn der Revolution 1848 schaltete sich G. aktiv in die Politik ein. Am 25. März 1848 verfasste eine Gruppe kroatischer Nationalisten die »Forderungen des kroatischen Volkes«. Mit diesen Forderungen trat eine Delegation unter der Führung G.s den Weg zum Kaiser an. G. nahm bis zum 11. Juni 1848 an der

Gaspari, Anton KS 2. 2. 1938

Arbeit des kroatischen Sabor teil, d. h. bis zu jenem Zeitpunkt, da die Affäre rund um eine bedeutende Geldsumme, die er von Miloš Obrenović erhalten hatte, publik wurde. Dieses Faktum wurde von Jelačić politisch ausgenützt, und G. verlor für immer das Vertrauen der kroatischen Patrioten. Ende 1849 begrüßte er die → Oktroyierte (März-)Verfassung. Am 28. März 1850 nahm G. an der Konferenz südslawischer Philologen in Wien teil, wo die Annahme der Reformen Vuk Karađićs durch die Kroaten in einem Vertrag fixiert wurde (→ Reichsgesetzblatt). Werke  : Kratka osnova hrvatsko-slavenskoga pravopisňa, poleg mu-

droľubneh narodneh ì prigospodarneh temeľov i zvokov od L. o. G. – Kurzer Entwurf einer kroatisch-slavischen Orthographie nach philosophischen, nazionalen und ökonomischen Grundsätzen, Von L. v. G., Vu Budimu, iz tiskarnice Kralovskog Vseučilišča, 1830. Lit.: J. Horvat  : Ljudevit Gaj. Beograd 1960  ; J. Ravlić  : Hrvatski narodni preporod. Zagreb 1965  ; J. Šidak  : Hrvatski narodni preporod – ideje i problemi. In  : Kolo (Zagreb, 1966) 8, 9, 10  ; I. I. Leščilovskaja  : Illirizm. Moskva 1968  ; Z. Vince  : Putevima hrvatskog književnog jezika. Zagreb 1978  ; Hrvatski narodni preporod. 1790–1848. Zagreb 1985  ; И. И. Лещиловская  : Хорватия в XVII-XIX веках  : культурные аспекты исторического развития. Москва 2013. Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

Gajica, → Schrift. Gallizien/Galicija (Gemeinde am Fuße der → Karawanken/Karavanke im Bezirk Völkermarkt/Velikovec), vgl. Sachlemmata  : → Abstimmungszonen  ; → Gewässer in Südkärnten/Južna Koroška  ; → Jauntal/Podjuna  ; →  Jauntaler Dialekt/podjunsko narečje  ; → Karawanken/ Karavanke  ; → Kreuzweg  ; → Rosental/Rož  ; → Tamburizzamusik  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Drobiunik, Jožef  ; → Ebner, Johann  ; → Kogelnik, Ivan  ; → Rohrmeister, Jakob. Gaspari, Anton (Tone, Ps. Tone Rakovčan, * 16. Jänner 1893 Selšček [Cerknica, Notranjska], † 4. Jänner 1985 Ljubljana) Dichter, Schriftsteller, Volksliedsammler, Herausgeber.

Der Maler Maksim Gaspari war sein Bruder. G. besuchte die Volksschule in Rakek und Postojna (1899–1904) und drei Klassen des Gymnasiums in → Ljubljana (1904–1908). Danach studierte er in Ljubljana an der Lehrerbildungsanstalt (1908–1912). In Babno Polje war er als Lehrer tätig (1912–1914), danach wurde G. zur k. u. k. Armee mobilisiert, war in Galizien (1915) und an der italienischen Front im Einsatz (1916–1918). Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie war er Lehrer in Globasnitz/Globasnica in Kärnten/Koroška (1918–1920), nach der → Volksabstimmung unterrichtete er an der Bürgerschule in Krško (1920–1926) und war bis 1941 Schuldirektor in Rakek und in Domžale. Nach dem Überfall auf → Jugoslawien durch das Deutsche Reich wurde G. im April 1941 von den Deutschen verhaftet und nach drei Monaten in Ljubljana konfiniert. Er erhielt keine Stelle mehr, war für das Rote Kreuz tätig und arbeitete für die Befreiungsfront OF (Osvobodilna fronta). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde G. Administrator des Untergymnasiums in Radovljica und ging 1950 in Pension. Auf Honorarbasis unterrichtete er weiter in Kursen und Fachschulen. 1962–1972 war er pädagogischer Berater in Kranj und übersiedelte 1973 nach Ljubljana. Seine Gedichte, erzählende Prosa und Theaterstücke publizierte er in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, wobei er anfangs unter dem Pseudonym Tone Rakovčan veröffentlichte. Vor der Kärntner → Volksabstimmung war G. einer der produktivsten Mitarbeiter der Zeitschrift → Mlada Jugoslavija gewesen. Sein Zielpublikum war in erster Linie die Jugend, mit der Ausnahme seiner Erzählung Cesta [Die Straße] (1930). Er redigierte die Zeitschrift Razori [Ackerfurchen] von 1932–1940, und gab gemeinsam mit Pavel → Košir unter dem Titel Gor čez izaro [Übern See hinauf ] eine Sammlung von beliebten slowenischen Kärntner Märchen und Liedern (1923), und unter dem Titel Sijaj, sijaj, solnčece [Scheine, scheine, liebe Sonne  !] eine Sammlung beliebter Kärntner slowenischer → Lieder (Mladika 1923). G.s musikalisches und literarisches Opus beinhaltet im Wesentlichen slowenische → Volkslieder, Sitten und → Bräuche. Quellen  : Inštitut za kulturno zgodovino ZRC SAZU  ; Slovenski šolski muzej  ; Ljubljana  ; ZAL, Enota za Gorenjsko, Kranj. Werke  : Gor čez izaro. Ljubljana 1923 [Hg., zusammen mit P. Košir]  ; Sijaj, sijaj, solnčece. Ljubljana 1923 [Hg., zusammen mit P. Košir]. Lit.: SBL  ; EJ  ; LPJ  ; OVSBL. – J. Kos (Hg.)  : Slovenska književnost. Ljubljana 1996.

Franc Križnar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Gattersdorf/Štriholče

(Stadtgemeinde → Völker­ markt/­Veli­kovec), → Völkermarkter Hügelland/Veli­ kovško podgorje – slowenische Kulturvereine (dort  : Va­žen­berk, Katoliško izobraževalno društvo za Važenberk [Želinje] in okolico)  ; → Kreuzweg. Gattersdorf/Štriholče

Gattung, literarische. Da das slowenische literarische

System in seinen Anfängen in Kärnten/Koroška entstanden ist, ist die Frage nach spezifischen Kärntner literarischen Gattungen mit der Frage nach den Anfängen des Systems der slowenischen literarischen Gattungen identisch. Wegen der engagierten Herausgebertätigkeit war Klagenfurt/Celovec im dritten Viertel des 19. Jh.s das slowenische literarische Zentrum. Ljubljana ergriff die Initiative erst 1881 mit der Gründung des → Ljubljanski zvon, mit dem bis 1886 die Klagenfurter literarische Zeitschrift → Kres konkurrierte. Danach aber beschränkte sich die Rolle von Klagenfurt/Celovec auf die Buchausgaben der → Mohorjeva. Das literarische Leben in Klagenfurt/Celovec erfuhr noch eine Verdichtung im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg (1910–1918) und in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jh.s. Wegen des Assimilationsdruckes (→ Assimilation, → Germanisierung) und wegen der zeitgleichen Partizipation der Protagonisten am deutschen literarischen System sind die slowenischen literarischen Genres in Kärnten/Koroška verarmt. Der Initiator einer organisierten belletristischen Produktion in Klagenfurt/ Celovec, Anton → Janežič, redigierte nacheinander mehrere Zeitschriften (→ Slovenska bčela 1850–1853, → Glasnik slovenskega slovstva 1854, → Slovenski glasnik 1858–1868). Er gab Almanache und Lesebücher heraus (Cvetje slovanskega naroda  : Slovenske narodne pesme, prislovice in zastavice, 1852, Slovensko berilo za Nemce, 1854, Slovenska koleda, 1858 und 1859). Janežič schrieb auch eine slowenische Literaturgeschichte (→ Kratek pregled slovenskega slovstva z malim cirilskim in glagoliškim berilom za Slovence, 1857). In den 50erJahren waren die literarischen Beiträge noch nicht nach Genres und Gattungen gekennzeichnet, in den 60erJahren aber setzten sich Bezeichnungen wie domača povest, zgodovinska novela, historično-romantičen obraz, zgodovinski obraz in narodna pripovedka [Heimaterzählungen, historische Novelle, historisch-romantisches, historisches Gemälde, Volkserzählung] durch. Der Abdruck von Gedichten auf der ersten Seite verweist auf den Stellenwert der Poesie im System der literarischen Gattungen. Der Anteil längerer Prosatexte nimmt langsam zu. Die literarischen Gattungen werden durch

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halbliterarische oder nicht literarische Gattungen ergänzt   : humoristische Erzählungen, Beschreibungen von Wallfahrtswegen, erzieherische und wirtschaftliche Lehren, Tierbilder, Biografien, Reiseberichte, Ortsbeschreibungen und andere ethnologische Beiträge. Vor dem organisierten slowenischen Literatursystem war in Kärnten/Koroška die Literatur der Volksliteraten (→ Bukovništvo) entstanden. Das waren erbauliche, abergläubische, praktische Bücher und Erzählungen, Gedichte, Volks- und religiöse Dramen, die Autodidakten aus dem Volk verfassten oder übersetzten (Miha → Andreaš, Andrej → Schuster – Drabosnjak u. a.). Aus dieser Tradition entstammt die Liedersammlung von Matija → Ahacelj (Koroške in Štajerske pesmi Matije Ahacla), die zwischen 1833 und 1855 vier Auflagen erlebte. Vom Genre her geht es um reflexive Gedichte, bezogen auf die Themen Alter, Freude, Jugendzeit, Abschied, Stand (Bauern-, Soldaten- Mädchenlieder …), Lieder über die Jahreszeiten, Feiertage, Tagesverrichtungen (Aufwachlieder, Wiegenlieder) und Trinklieder. Das erste Jugendbuch verfasste Urban → Jarnik im Jahre 1814 (Zbér lépih ukov za Slovensko mladíno [Sammlung schöner Lehren für die slowenische Jugend]). Der erste publizierte Dramentext war eine Übersetzung von Matija → Majar  : das Volksschauspiel Jagodica [Die Erdbeeren in Slovenska koleda, 1859] von Schmid. Das erste Drama für Gebildete aber war die Übersetzung von Schillers Maria Stuart durch France → Cegnar (es war als erster Band der Reihe → Cvetje iz domačih in tujih logov 1861–1868 von Anton → Janežič erschienen). Mit Ausnahme der ersten drei Jahre, da das Hauptaugenmerk Dramen und epischen Gedichten gegolten hatte, herrschten Erzählungen vor. Es waren nur zwei Lyriksammlungen erschienen, da der Redakteur im Gegensatz zur → Mohorjeva lieber Übersetzungen publizierte. Die Zeitschrift → Kres (1881–1886 unter der Redaktion von Jakob → Sket) veröffentlichte Prosa und Lyrik, Dramen finden sich darin keine. Auf die literarischen Ambitionen der Zeitschrift weist die Bevorzugung der Novelle (neunmal  ; die konkurierende Zeitschrift Ljubljanski zvon publizierte in der gleichen Zeit nur drei Novellen)  ; neben Sket publizierten im Kres noch Pavlina → Pajk und Anton → Koder. Eine ähnliche Frequenz weist die Bezeichnung povest [Erzählung] auf, die dreimal für lange und fünfmal für kürzere Texte steht. Die Bezeichnung roman [Roman] erscheint viermal, wieder von Pajk und Koder. Für kurze Prosa war die Kennzeichnung pripovedka [Erzählung, Sage] der

Miran Hladnik

Gattung, literarische

www.slolit.at

Standard, mit dem Adjektiv narodna versehen [Volks- Vielfalt der populären Genres noch die humoristische sage]. Zur Vielfalt steuerten einzelne Humoresken, Bil- Geschichte. Die Kurzprosa begann mit Übersetzunder, Kurzgeschichten usw. bei. Es gab kaum Prosa ohne gen von Jäger- und Berggeschichten, diese aber wurden Kennzeichnung des Genres. Die publizierte Lyrik hatte bald durch Geschichten mit Geschehnissen in Russkeine Gattungsbezeichnungen, in den Titeln wird aber land oder sogar Sibirien ersetzt, was wir als Ausdruck die Herkunft aus dem Volk betont. Ein Sonett und ein der Sympathien für das Slawische verstehen können (→  Sonettenkranz sind wieder der Verdienst des strebsa- Panslawismus). Die belletristischen Texte wurden bei der Mohorjeva men Koder. Dichter sind in der Zeitschrift Kres vorherrschend. Bei der Mohorjeva war der Anteil der Bel- meist nach literarischen Gattungen gekennzeichnet, letristik sehr unterschiedlich, im Durchschnitt machte am häufigsten als povest [Erzählung] (ein Viertel der sie ein schwaches Viertel aus. Die Anzahl der Prosais- Erzählungen betrifft die Kurzprosa, 13 % die längere ten war größer als die der Dichter, Dramatiker aber hat Prosa), narodna pripovedka [Volkssage], črtica [Kurzes kaum drei auf 100 Autoren gegeben. Die meisten geschichte] und pravljica [Märchen] haben jeweils Bücher waren seit 1860 im Rahmen der Reihe → Slo- 10 % der Kennzeichnungen, andere Kennzeichnungen venske večernice erschienen, wo sie in Gesellschaft der (slika, zgodba, spomini … [Bild, Geschichte, Erinnerunerbaulichen Literatur waren, die den hervorstechenden gen  …]) waren seltener. Unter den Buchausgaben heAnton Martin → Slomšek zum Autor oder Redakteur ben sich wegen der Nachdrucke ab  : Heiligenviten, nahatte (→ Gebetbücher, Glaubenslehren, Heiligenviten, turkundliche Tiergeschichten (Živali v podobah [Tiere → Kirchenlieder und praktisch belehrende Bücher). in Bildern]), Tiermärchen und kirchliche GesangbüDer erste lange Prosatext bei der Mohorjeva 1853 war cher. Das Fehlen bzw. eine sehr schwache und späte die Übersetzung von Wilhelm Baubergers Blagomir Vertretung kennzeichnet den Roman und die Novelle. puščavnik. In der Regel waren die Prosatexte kurz, auf- Romane erscheinen bei der Klagenfurter Mohorjeva grund des Mediums (→ Koledar Mohorjeve družbe) und erst nach 1957 in größerer Anzahl. Heute besteht die von ihrem Charakter her entspricht ihnen die Bezeich- Hälfte der Auflagen aus Romanen (historische, autonung Kalendergeschichte. biografische, Kriminalromane, Tagebuchromane, AusDie Mohorjeva hat mit Literaturpreisen die bäuerli- sageromane), nur die Hälfte der Bücher, aber immer che, historische, regionale, volkskundliche und biografi- noch viele, sind Lyrikbände, der Rest (Dramen, Kurzsche Prosa angeregt. In den 50er- und 60er-Jahren war prosa, Essays, Novellen …) ist selten. Für die volkstümÜbersetzungsliteratur nach dem Muster von Christoph liche längere Prosa wird noch immer die jetzt schon → Schmid und seinen glaubenserzieherischen Ge- anachronistische Kennzeichnung povest [Erzählung] schichten vorherrschend (Heiligenviten von Frauen, verwendet. In der Zeit, als die pokrajinska povest [regioMädchen-, Missions- und Märtyrergeschichten). In nale Erzählung] in Mode war, wurde Kärnten/Koroška den 60er- und 70er-Jahren standen originale histori- hauptsächlich von Autoren, die nach 1920 in Slowesche Geschichten aus dem 15. Jh. an erster Stelle, da- nien/Jugoslawien lebten (Ksaver → Meško, Na Poljani bei drehte sich die Thematik um die Türkeneinfälle 1907, → Prežihov Voranc) oder aus Slowenien wain die slowenischen Länder. In der Zeit von 1880 bis ren, thematisiert. Bei Ivan → Pregelj (Umreti nočejo  : 1910 wiederum war es die Bauerngeschichte. Die his- Zgodbe slovenske bolečine na Koroškem [Und sie wollen torischen Geschichten bei der Mohorjeva waren im nicht sterben  : Geschichten vom slowenischen Schmerz Unterschied zum historischen Roman, wie ihn Josip in Kärnten], 1930) und Ivan → Matičič (Moč zemlje → Jurčič in Anlehnung an Walter Scott schrieb, [Die Kraft der Erde], 1931) geht es konkret um die Thenach dem Muster des antiken Liebes- und Abenteu- matik der → Volksabstimmung, also um eine national erromanes aufgebaut. Dieser wurde im Mittelalter zum propagandistische Erzählung, die man auch unter slochristlichen Familien-Abenteuerroman modifiziert, wenischen Grenzroman einordnen könnte (→ Grenzindem die Geschlechterverhältnisse durch Familien- kämpfe 1919–1920) oder aber als Heimatroman. In verhältnisse ersetzt wurden. Die Geschichten nach der Kärntner slowenischen Literatur, wie sie in Andem Muster von Christoph Schmid sorgten für die thologien, Literaturzeitschriften und auf Internetseiten religiöse Erziehung, die historischen Geschichten für widergespiegelt wird, sind nach 1945 Lyrik und Prosa die nationale und die Bauerngeschichten für die wirt- quantitativ gleichmäßig vertreten. Bei der Prosa geht schaftliche Erziehung. Nach 1910 gesellte sich zu der es um gesellschaftskritische, satirische und erotische

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Gausnig, Maria Jurij Dalmatin, Karzanske lepe molitve, 1584, NUK Gebetbuch s.d., Nachlass Lisca → Watzko (Drobolach am Faaker See/Drobole ob Baškem jezeru)

Romane, in der Poesie um gesellschaftskritische, elegische, intime, folkloristische und idyllische Gedichte. Die Periodika und Sammelbände bieten kürzere Texte (Gedichte, Kurzprosa). Eine Ausnahme bildet die Zeitung → Nedelja (seit 1926 [1941–1945 von den Nazis verboten]), die in ihrer Beilage auch Fortsetzungsromane bringt. Die literarischen Aktivitäten teilen sich auf Belletristik, Erinnerungsliteratur (autobiografische dokumentarische Texte beziehen sich am häufigsten auf die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs), auf Kinderbücher und volkstümliche Schöpfungen. Fast zwei Drittel umfassen Gedichtbände, ein schwaches Fünftel besteht aus längerer Prosa in Form von Romanen und Erzählungen, ein Siebentel aus Kurzprosa  ; Dramentexte und Szenarien sowie Radiodramen fehlen wegen des Mangels an entsprechenden Institutionen. Gattungskennzeichnungen sind außer für Romane (die fruchtbarsten Romanautoren sind Florjan Lipuš und Valentin Polanšek) nicht mehr üblich  ; da und dort finden sich für die kurze Prosa Kennzeichnungen wie

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črtica [Kurzgeschichte], zgodba [Geschichte], kabaret [Kabaret], storija [ Beginn der drei Landesvereine bzw. des gemeinsamen slow. Čedad) stammende Langobarde Paulus Dia- Vereins. Drei Landesfilialen mit Sitzen in → Ljubljana, conus wurde in den 720er-Jahren geboren und starb → Klagenfurt/Celovec und Graz, bildeten den Historinach einer wechselvollen Karriere an den Höfen lan- schen Verein für Innerösterreich, wobei Graz den Sitz gobardischer Fürsten ebenso wie an dem Karls des des Zentralausschusses beherbergte. Ende 1844 hatten Grossen als Mönch in Monte Cassino an einem 13. sie bereits über 800 Mitglieder. 1844 beriefen alle drei April, wohl in der ersten Hälfte der 790er-Jahre. Er war Landesfilialen (Provinzialvereine) Gründungs- und einer der bedeutendsten Gelehrten des 8. Jh.s, der als Hauptversammlungen ein. Zuerst die Krainer Filiale Geschichtsschreiber der Langobarden zahlreiche ein- (5. September), zu deren Direktor der Baron Anton Codelli gewählt wurde. Danach folgte die Hauptverzigartige Nachrichten überlieferte. Da der Autor bis 612 die Arbeit des Secund(in)us sammlung in Kärnten/Koroška (16. September), zum von Trient verwendete und auch der Origo gentis Lan- Direktor wurde Gottlieb von Ankershofen gewählt. gobardorum folgte, die 670 endet, besitzt das Werk trotz Die Hauptversammlung in der Steiermark (14. Oktodes großen Zeitabstandes zu den Ereignissen außeror- ber) entschied sich für Ludwig Crophius von Kaidentlichen Wert. Dies gilt jedoch nicht nur für die Ge- serssig als Direktor. Später wurde er Direktor des geschichte seines Volkes, sondern ebenso für die südostal- meinsamen Vereins. Der Zentralausschuss setzte sich aus acht Mitgliepine Sclavinia (→ Slovenia submersa), die um und nach dern zusammen (dem Vorsitzenden Erzherzog Jo600 in der Auseinandersetzung mit den Baiern und unhann, dem Direktor, dem Sekretär und fünf weiteren ter awarischer Herrschaft entstand und in der sich im 8. Jh. die → Ethnogenese der Karantanen mit der Befrei- Mitgliedern), sie wurden aus den in Graz ansässigen ung von den Awaren vollzog (Bogo → Grafenauer, Mitgliedern gewählt. Als Vereinszweck wurde in den Statuten die Be→ alpenslawisch, → Carantani, → Karantanien). wahrung und Klärung der Geschichte der drei Länder festgeschrieben. Es wurden allerart geschriebener und Quellen  : Paulus Diaconus  : Historia Langobardorum (=  MGH SS gedruckter → Quellen gesammelt, ebenso wie mündrerum Langobardicarum  ; Hg. G. Waitz). Hannover 1878, 21988, 12– 187  ; Pavel Diakon  : Zgodovina Langobardov/Paulus Diaconus  : Histolich überliefertes Volksgut. In den Statuten wurde auch ria Langobardorum (= Iz antičnega sveta 25  ; Hg. und Üb. F. Bradač, B. festgehalten, was es für die Zukunft zu bewahren gelte  : Grafenauer u. a.). Maribor 1988. Beschreibungen von Ortschaften, Diözesen, DekanaLit.: ES. – B. Grafenauer  : O Pavlu Diakonu in zgodovini Slovencev v ten, Pfarrgemeinden und Grundherrschaften  ; weiters novi domovini. In  : Pavel Diakon  : Zgodovina Langobardov/Historia Langobardorum. Maribor 1988  ; W. Pohl  : Paulus Diaconus. In  : Real- Schilderungen und Bemerkungen zu religiösen Instilexikon der Germanischen Altertumskunde 22. Berlin [e. a.] 22003, tutionen, Schulen, Erziehungs- und Bildungseinrich527–532. tungen  ; Berichte über adelige Familien, Biografien von Herwig Wolfram Staatsmännern, Helden, Geistlichen, Wissenschaftern, Künstlern  ; ethnografische Darstellungen der LandesHistorischer Verein für Innerösterreich, slow. Zgodo- bevölkerung  ; Beschreibung der Feiertage, Feste, Spiele, vinsko društvo za Notranjo Avstrijo. → Bräuche und Sitten, Sammlungen von SprichwörDie ersten Bemühungen einen historischen Verein tern, Weissagungen, Aberglauben  ; regionale sprachlifür → Innerösterreich zu gründen, gehen auf das Jahr che Besonderheiten  ; Berichte über den Fortschritt in 1839 zurück. Die wichtigsten Initiatoren waren Erz- Wissenschaft und Kunst  ; Beschreibungen von Naturherzog Johann als bedeutender Schirmherr der histo- erscheinungen und Naturereignissen  ; Angaben zum rischen Forschung und einige steirische Historiker, wie Stand von Industrie, Gewerbe, Handel und Verkehr, zu Albert von Muchar, der Archivar Josef Wartin- den Jahr- und Wochenmärkten, Produktpreisen und ger, Karl Gottfried von Leitner, der Abt Ludwig Löhnen  ; Berichte über die Volksgesundheit und über Crophius von Kaiserssig und etliche Mitglieder Krankheiten   ; Beschreibungen von Bergwerken und des Lesevereins am Joanneum. Der Kaiser erlaubte Eisenhütten  ; Darstellung der Landkreise aus topogradie Gründung eines Vereins am 29. April 1843 und fisch-politischer, religiöser, naturwissenschaftlicher und zugleich die Übernahme der Schirmherrschaft durch ökonomischer Sicht.

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Hoba Sclavanisca

Bei der Erforschung der Archive im Staat und außer- den anderen vergleichen zu können, denn in Graz gab halb seiner Grenzen, die für Innerösterreich relevantes es das Joanneum, in Ljubljana das Landesmuseum, in Material bargen, entwickelte der Zentralausschuss Klagenfurt/Celovec aber gab es eine solche Institution 1846 eine rege Tätigkeit. Man wollte mit der Königli- nicht. Deshalb setzten sich die Kärntner Vereinsmitchen Bibliothek in München in Kontakt treten, ebenso glieder in der ersten Phase hauptsächlich für die Grünbrachte man dem Patriarchatsarchiv in → Aquileia dung eines Landesmuseums ein. besonderes Interesse entgegen. Man wandte sich auch Der Widerstand gegen den gemeinsamen Verein der an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, insbe- Kärntner und Krainer beruhte vor allem auf der zensondere an die Abteilungen des Erzbistums → Salz- tralistischen Monopolstellung des Grazer Zentralausburg, des Patriarchats von Aquileia und der Grafen schusses. Angespannte Verhältnisse ergaben sich auch von Görz-Tirol, sowie an die Archive in Venedig. Die bei der Ernennung von Ehrenmitgliedern und wegen Zusammenarbeit mit friaulischen Gemeinden hätte der Beiträge für Zahlungen des Gesamtvereines. Nach beinahe zu einer Vergrößerung des I. geführt, als sich dem Tod Albert von Muchars, der die bestehende der 1847 gegründete Verein zur Erforschung Friauls Vereinsform verteidigt hatte, wurde der Verein 1850 inkorporieren wollte. Der Vorschlag wurde abgelehnt, in drei selbstständige Vereine geteilt  : den Historischen da man in der Entfernung, der Sprache und wegen der Verein für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten), den ohnehin schon komplizierten Abgleichung zwischen Historischen Verein für Krain und den Historischen Verein den bestehenden Filialen Schwierigkeiten sah. für die Steiermark. Überraschenderweise entschied sich 1848 erschien in Graz die gemeinsame Zeitschrift die steirische Filiale als Erste für die SelbstständigSchriften des Historischen Vereines für Innerösterreich. Es keit (Gründung 21. Juni 1849). Der Historische Verein kam jedoch nur dieses eine Heft heraus, denn Kärnten/ für Kärnten folgte am 24. Oktober 1849, der HistoriKoroška und → Krain/Kranjska waren bemüht, eigene sche Verein für Krain am 5. September 1850 mit seiner Zeitschriften herauszubringen, nur die steirische Fili- selbstständigen Gründung. ale wäre für eine gemeinsame Zeitschrift gewesen. In In all den Jahren seines Bestehens gelang es dem I. Kärnten/Koroška wollte man schon 1846 eine eigene nicht, eine gemeinsame Hauptversammlung zu orgaZeitschrift mit dem Titel Archiv für Geschichte des Her- nisieren, es tagte lediglich der Zentralausschuss, und zogtumes Kärnten gründen, doch wurde dies von der von der gemeinsamen Zeitschrift war auch lediglich Zensur abgelehnt, da der Zentralausschuss eine solche ein Heft erschienen. Nichtsdestotrotz hatte der HisZeitschrift als nicht notwendig erachtete. Der Krainer torische Verein für Innerösterreich eine positive Rolle, Filiale gelang es aber noch im selben Jahr, eine eigene zumal im Statut die Aufgaben und fachliche OrientieZeitschrift, die Mittheilungen des historischen Vereines für rungen festgelegt waren. Vor allem das Sammeln hisKrain, herauszubringen, doch durfte man nur Tätig- torischen Materials setzt den Beginn der organisierten keitsberichte des Vereins und unbedeutende Aufsätze wissenschaftlichen, historischen Forschung. publizieren. Mit Ankershofen an der Spitze war der Wunsch Lit.: ES (O. Janša-Zorn  : Zgodovinsko društvo za Notranjo Avstrijo). nach größerer Selbstständigkeit der Kärntner Filiale – F. Popelka  : Der Historische Verein für Innerösterreich und sein steischon von Anfang an zu orten. So beispielsweise aus der rischer Zweigverein. In  : ZHV41 (1950) 3–23  ; O. Janša–Zorn  : Der Historische Verein für Krain. In  : ÖOH 32 (1991) 545–564  ; E. WeBeschwerde, dass die steirische Filiale sich das Privileg bernig  : Die Gründung des Geschichtsvereines für Kärnten und Beginn nehme, die Münchner Archive zu erforschen, während seiner Verlagstätigkeit. In  : Car I 184 (1994) 25–47 (Festschrift zum die Gesuche der Kärntner nach finanzieller Unterstüt- 150-Jahr-Jubiläum des Geschichtsvereines für Kärnten)  ; O. Janšazung für derartige Forschungen abgelehnt würden. An- Zorn  : Historično društvo za Kranjsko. Ljubljana 1996. Matija Zorn  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl kershofen schlug auch vier Zeitschriften vor, so dass jede Filiale neben der gemeinsamen Zeitschrift auch eine eigene Zeitschrift haben sollte. Der Wunsch der Hoba Sclavanisca, vgl. Sachlemmata  : → RechtsinstiKärntner nach einer eigenen Zeitschrift blieb unerfüllt, tutionen, karantanerslowenische  ; → Hildegard von doch hatten sie die seit 1811 erscheinende → Carinthia, Stein/Liharda Kamenska. die damals noch einen literarischen Schwerpunkt hatte und erst später Beiträge historischen Inhalts aufnahm. Hobel, Franc, vlg. Rojak (Pogerschitzen/Pogrče), VerDie Kärntner glaubten, ihre eigene Filiale nicht mit einsvorsitzender, Kulturaktivist, → Danica, Katoliško

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Hochmüller, Ivan

izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]. Hochfeistritz/Visoka Bistrica (Gemeinde E ­ berstein

[Svinec]), vgl. Sachlemmata  : → Ansichtskarte  ; → Ortsverzeichnis 1860, 1880, 1883, → Saualpe/ Svinška planina  ; → Wehrkirchen. Hochmüller, Ivan (* 20. Februar 1873 St.  Stefan/ Šteben [Finkenstein/Bekštanj], † 14. Dezember 1954 Maribor), identitäsbewusster slowenischer Kulturaktivist. Nach der Volksschule in Fürnitz/Brnca und → Villach/Beljak besuchte H. in Letzterem und in Wien die höhere Fachschule für Möbel und Bautischlerei des k. k. Technologischen Gewerbe-Museums in Wien. In Klagenfurt/Celovec setzte man ihn als Zeichner ein, später in Wien als Geschäftsführer und Möbelzeichner (-designer). 1900 war er als technischer Hilfsbeamter bei der Bahndirektion der Staatsbahn in Villach/Beljak angestellt. H. war nationalbewusster Slowene und frequentierte den allwöchentlichen slowenischen Kreis im Villacher Gasthaus Brunner, dessen Tätigkeit er wiederbelebte und ausweitete (→ Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach). Er hatte lange Zeit versucht, in Villach/Beljak ein Zentrum für das nationale sowie politische Wirken der Kärntner Slowenen aus dem → Gailtal/Ziljska dolina zu schaffen. Die Anzahl der Mitglieder stieg auf 17 Personen an, zu gegebenen Anlässen auch auf 20 bis 30. Für eine Stadt wie Villach/ Beljak nicht wenig. Vor dem Ersten Weltkrieg setzten sich die Mitglieder aus slowenischen Lehrern der Villacher Mittelschulen zusammen, nämlich Lendovšek, Artl, → Wang, Skrbinšek, aus den Bahnbeamten Knafelc, Zobec, Kustrin und Frole, dem Kaufmann Šuster, dem Geistlichen Jurij Matej → Trunk, dem Beamten Anton → Brandner, dem späteren Vorsitzenden des Unterausschusses des → Klub koroških Slovencev [Klubs der Kärntner Slowenen] in → Maribor, u. a. Aus seinen Mitgliedern stellte H. sowohl einen Singals auch einen Tamburizzaverein zusammen, mit denen er in Villach/Beljak und Umgebung sowie in den anderen slowenischen Ländern auftrat. Er betätigte sich auch im Rahmen der → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Kyrill- und Method-Gesellschaft], half bei der Bildungsarbeit und finanzierte die Gründung des Tamburizza-Schülerchors (Dijaški tamburaški zbor) in Villach/Beljak, ein Unternehmen, weswegen ihm die

Leitung des Villacher Gymnasiums Schwierigkeiten gemacht hatte. 1905 bezuschusste er die Gründung des Blattes Dijaški odmevi [Schülerecho], dessen erste Ausgabe mit dem Gedicht Oče dijakov [Vater der Schülerschaft] H. gewidmet war. Auf seinen Impuls hin wurde die ersten slowenischen → Kultur- und Tamburizzavereine → Dobrač und Lipa in Fürnitz/Brnca respektive in Föderlach/Podravlje ins Leben gerufen (→ Tamburizzamusik). Als er sich bereits in Jugoslawien aufhielt, verliehen ihm beide Vereine ein Ehrenmitgliedsdiplom. H. war Initiator, Mitbegründer und Vorsitzender des Podporno društvo za dijake in vajence [Förderverein für Schüler und Lehrlinge] in Villach/Beljak, wo er ebenfalls das Delavsko pevsko društvo [Gesangsverein der Arbeiter] ins Leben rief, der wegen der zwangsweisen Versetzung von identitätsbewussten slowenischen Arbeitern nur kurze Zeit Bestand hatte. Im Vorsitz des Vereins Drava, den er die ganze Zeit über innehatte, gruppierte er junge slowenische Gymnasialschüler um sich, die sich für ein slowenisches Kärnten/Koroška starkmachten. Der slowenische Kreis in Villach/Beljak regte stets die auf dem Land ansässigen Slowenen zu nationalbewusstem Denken und Wirken an, u. a. auch durch Gesang. Er hatte eine eigene Hymne, die von Ivan Frole geschrieben und von Karl Rožanc vertont wurde, beide ebenfalls Bahnbeamte. Sie lautete  : »Omizje je naša trdnjava ob meji, Branitelji majke nam Slave smo mi, Borimo za geslo se vedno krepkeji  : Naj mili naš narod na veke živi. Slovensko omizje beljaško je skala, Zaman se v njo upira sovražni vihar  ; Ni strah nas nevihte, viharja, ne vala, Nas sila sovražna ne uniči nikdar. Branimo se krepko vsi zoper krivice, Ki dela nam ljuti sovražnik jih naš In v slogi branimo si svoje pravice, Umreti za narod je zadnji naš glas.« Der /Villacher/ Kreis ist unsere Festung an der Grenze, Wir sind die Verteidiger unserer Mutter Slava, Immer stärker kämpfen wir für unseren Wahlspruch  : In Ewigkeit lebe unser geliebtes Volk. Der slowenische Kreis in Villach ist der Fels, Gegen den vergebens feindlicher Sturm sich stemmt, Keine Angst macht uns Unwetter, Sturm und Welle, Die feindliche Macht vernichtet uns nimmermehr.

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Hochosterwitz (Ostrovica)

Wehren wir alle beherzt uns gegen Unrecht, Das der bösartige Feind uns zugedacht, In Einheit verteidigen wir unsere Rechte, Für unser Volk zu sterben sei unser letzter Laut

H. wurde bei der Eröffnung der Bahnstrecke Villach/ Beljak  –  Trieste/Trst/Triest 1906 wegen nationaler Agitationen zusammen mit weiteren Beamten bzw. Mitgliedern des slowenischen Kreises in die Direktion der Staatsbahn in → Trieste/Trst/Triest versetzt, wo jene ihren sog. Beljaško omizje (→ Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Triest) wiederbelebten, der im slowenischen Kulturzentrum Narodni dom [Volkshaus] organisiert und auch von heimatverbundenen slowenischen Triestinern besucht wurde. 1909 war H. Mitbegründer und erster Vorsitzender der Organisation Zveze jugoslovanskih železničarjev [Verband jugoslawischer Eisenbahner] die ihn ob ihres 30-jährigen Jubiläums zum Ehrenmitglied ernannte. In der Küstenstadt übernahm er die Leitung der Zadružna gostilna in trgovina [Genossenschaft für Gastronomie und Handel], die der Narodna delavska organizacija [Nationale Arbeiterorganisation] unter Leitung von Dr. Mandič unterstand. Als er im September 1910 aus Wien zurückkehrte, wo er sich an Verhandlungen zur Gehaltserhöhung von Bahnangestellten beteiligt hatte, wurde er in ein Zugsunglück verwickelt und im Folgejahr wegen der Nachwirkungen des Unfalls pensioniert. Daraufhin kehrte er nach Villach/Beljak zurück. Nachdem der Erste Weltkrieg begonnen hatte, wurde er als »nationaler Slowene« unter polizeiliche Aufsicht gestellt  ; er erlebte mehrere Hausdurchsuchungen und wurde schließlich in Göllersdorf bei Hollabrunn interniert. Im Januar 1917 schickte man ihn mit 44 Jahren an die russische Front nach Galizien. In der Zwischenzeit wurde gegen ihn am Divisionsgericht in Wien Anklage wegen Hochverrats erhoben. Im Verfahren wurde er jedoch freigesprochen (→ Militärgerichtsbarkeit). Als haltlos erwiesen sich auch alle übrigen 16 Denunziationen, u. a. auch die, H. hätte in einem Gespräch behauptet, die Slowenen wollten einen slowenischen König. Da seitens der Landesregierung die Konfination drohte, zog er sich nach Kriegende aus Klagenfurt/Celovec nach Kranj zurück. 1919 kam er wieder nach Kärnten/ Koroška, wo er in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu ob der → Volksabstimmung tatkräftig die slowenische Propagandatätigkeit unterstützte. Deshalb sah er sich 1920 gezwungen, nach → Jugoslawien zu emi-

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grieren, ging zunächst nach Bled, dann nach → Maribor, wo er sich sogleich national-kulturell engagierte (→ Vetreibung 1920). Er wurde Ausschussmitglied in der Organisation Narodna odbrana [Volksverteidigung] im CMD, im Slovensko trgovsko društvo [Slowenischer Handelsverein], Vizepräsident in der Volksverteidigungsgesellschaft Branibor usw. Er initiierte und organisierte alle Arten von Zusammenkünften der Kärntner Slowenen in Maribor. Von 1928 bzw. 1929 bis 1947 übernahm H. den Vorsitz des Unterausschusses des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] in Maribor, der 1928 von emigrierten Kärntner Slowenen auf einer Versammlung in → Celje gegründet worden war, und fungierte 1948 als dessen Ehrenvorsitzender. Zwischen 1925 und 1948 hatte er in Maribor eine Kernölfabrik. Zwischen den Weltkriegen leistete H. den Kärntner Slowenen Hilfestellung, die nach Jugoslawien gekommen oder nach 1938 geflohen waren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs arretierte man H. und seine Familie. Er verbrachte einige Monate im Gefängnis, dann wurde er nach Bayern deportiert. Nach dem Krieg lebte er als pensionierter Beamter in Maribor. Lit.: A. B. [Anton Brandner]   : Ivan Hochmüller. In  : »Mariborski večernik« Jutra, VII (1933) 41, 2  ; Ivan Hochmüller in Koroška. In  : »Mariborski večernik« Jutra, XII (1938) 40, 3  ; A. Brandner  : 80-letnica koroškega narodnega delavca. In  : Svoboda, VII (1954) 1, 30–32  ; A. Kovačič, J. Natek  : Kronika Kluba koroških Slovencev v Mariboru 1928–1988. Maribor 1988  ; D. Grafenauer  : Ivan Hochmüller (1873– 1954). In  : Jepa, XIX (2010) 1 (55), 2  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss., Univerza v Mariboru). Maribor 2009, 166–168.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Maja Francé

Hochosterwitz (Ostrovica) (Burg), vgl. Sachlemmata  : → Archivwesen  ; → Christalnick, Michael Gotthard  ; → Jarnik, Urban  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883  ; → Ostarrichi  ; → Zollfeld/ Gosposvetsko polje. Hohenthurn/Straja vas, vgl. Sachlemmata  : → Arnold-

stein/Podklošter  ; → Bürgermeister  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Kreuzweg  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Nachbarschaft/soseščina im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Trdnjava [Festung]  ; Personenlemmata  : → Hebein, Josef  ; → Wiegele, Ferdinand  ; → Achomitz/Zahomec  : → Zila, Katoliško

Holmar, Tomaž Trauvater Tomaž Holmar (ganz rechts) mit den Kulturaktivisten des Vereins Edinost St. Tomaž aus St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu v. L. n. R.: Valentin Lesjak, Andrej → Sturm, Katarina Sturm vereh. Polcer sowie Andrej Polcer vulgo Lazar aus Obersammelsdorf/Zgornje Žamanje, Tomaž Holmar

slovensko izobraževalno društvo  ; → Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]  ; → Kriegl, Niko  ; → Milonig, Filip  ; → Schnabl, Gregor  ; → Schnabl, Johann/Janez (1827–1904), → Schnabl, Johann/Janez (1897– 1964)  ; → Zwitter, Dr. Franci  ; Draschitz/Drašče  : → Millonig, Johann  ; → Schaubach, Franc  ; → Zwitter, Maria  ; → Zwitter, Vinko  ; → Zwitter, Dr. Zdravko  ; Dreulach/Drevlje  : → Schaubach, Alois  ; → Zwitter, Davorin (Martin). Hojnik, Ivan (Kaplan, Kulturaktivist, → Globasnica, Slovensko izobraževalno društvo [Slowenischer Bildungsverein Globasnitz]. Holcer, Jozef, Laienschauspieler, Kulturaktivist, → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Holmar, Tomaž (Thomas, Ps. Gosposvečan, * 14. Ap-

Tomaž Holmar, Foto Vincenc Gotthard

ril 1905 Maria Saal/Gospa Sveta, † 3. März 2003 Bad Eisenkappel/Železna Kapla), Priester, Chorleiter, Publizist. Die elementare schulische Sozialisation erfuhr H. ab 1911 in Camporosso/Saifnitz/Žabnice und ab 1916 in → Maria Saal/Gospa sveta. 1917 kam er ins → Marianum nach Klagenfurt/Celovec. Gregor → Rožman, Professor am → Priesterseminar in Tanzenberg/ Plešivec, übernahm für H. die Kosten für Logis und Schulgeld. Die Ereignisse rund um die → Volksabstimmung 1920, die Enttäuschung über die nicht eingehaltenen Zusicherungen sowie die einsetzende subtile → Germanisierung lösten bei H. ein lebenslanges Trauma aus. Während seines Schulbesuchs im

Marianum in Ljubljana (1923–1925) bekam H. einen SHS-Pass (→ Jugoslawien). In → Ljubljana studierte er bis 1930 Theologie. Trotz eines gegenteiligen vatikanischen Bescheides ließ er sich 1931 von Bischof Adam → Hefter in Klagenfurt/Celovec zum Priester weihen. Seine Primiz feierte er am Wallfahrtsort Monte Lussari/Luschari/Sv. Višarje im italienisch gewordenen → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina. Danach half ihm Caritassekretär Rudolf → Blüml und machte ihn zu seinem Mitarbeiter. Von 1931 bis 1935 weilte H. in Wien, wo er sich mit liturgischen Studien bei Pius Parsch befasste und als Krankenhausseelsorger in Klosterneuburg arbeitete. In Wien engagierte er sich aktiv in der kulturellen Arbeit des → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der slowenischen Akademiker in Wien]. Die begonnene Dissertation brachte er allerdings nicht zum Abschluss. Nach seiner Rückkehr aus Wien im Jahre 1935 kam H. ins mölltalerische Sagritz als Kaplan (1935–1936) und wurde bald danach nach → Tainach/Tinje versetzt, wo er einen Männerchor gründete und neben Blüml zum Repräsentanten der liturgischen Bewegung in Kärnten/Koroška wurde. Im Frühjahr 1937 wurde H. Kaplan in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, wo es eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Organisten und Komponisten Anton → Nagele gab, die zur Herausgabe einer Kindermesse mit dem Titel Ob božjem oltarju [Am Altare Gottes] im Jahre 1937 führte. H. schrieb u. a. das Libretto zu Jakob → Skets Miklova Zala. Für die Vertonung durch Nagele hatte H. sowohl die inhaltliche als auch die musikalische Vorlage beigesteuert. Nach einem halben Jahr wurde H. als Provisor in die an der deutsch-slowenischen Sprachgrenze gelegene Pfarre St. Margarethen am Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu versetzt (16. Oktober 1937–31. März 1938) (→ Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje). Während er noch für Schuschniggs Volksabstimmung agitierte, marschierte Hitler bereits in Österreich ein. Unter der deutschen Okkupation galt H. den neuen Machthabern als suspekt und wurde deshalb vom Gurker Ordinariat aus Schutzmotiven zunächst in die Pfarre Wachsenberg und am 31. Oktober 1938 auf eigenen Wunsch nach St. Jakob ob der Gurk versetzt (1938–1945). In dieser Zeit besuchte H. häufig jene im Jahre 1942 deportierten Kärntner Slowenen und Sloweninnen in den Lagern des Deutschen Reiches. In St.  Jakob ob der Gurk führte die slowenische Volksdichterin Milka → Hartmann H.s Haushalt. Auf Initiative des slowenischen Kulturverbandes verfasste H.

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Hoo-rrruk …  ! List za plebiscitno zabavo

das Libretto für die Miklova Zala, das A. → Nagele für seine Komposition verwendete. Gemeinsam mit Filip → Millonig publizierte er Svete pesmi [Heilige Lieder], Texte für den Volksgesang, die im Jahre 1940 die → Nedelja verlegte. Unter dem Pseudonym Gosposvečan veröffentlichte H. einige Beiträge im → Koledar Mohorjeve družbe. Werke  : Na sveti poti. Višarski molitvenik. Gorica 1931  ; Gosposvečan (Tomaž Holmar), Anton Nagele  : Ob božjem oltarju. Celovec 1937. Lit.: OVSBL. – L. Karničar  : 90 let Tomaža Holmarja. In  : KMD 1996. Klagenfurt/Celovec 1995, 99–104  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, 131 f., zu Holmar S. 103)  ; M. Makarovič (Hg.)  : Tomaž Holmar, Krščanska kulturna zveza/ Christlicher Kulturverband. Klagenfurt/Celovec 2001  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002  ; J. Till  : Der Abraham a Sancta Clara Unterkärntens. Tomaž (Thomas) Holmar. In  : J. Mikrut (Hg.)  : Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs, 10. Wien 2003, 41–70  ; J. Zerzer  : Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki 1968–2005. Celovec 2006, 75–80. J. Till  : Verouk ob izzivih družbenih sprememb v 20. stoletju. In  : M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Celovec 2007, 259–312  ; A. Malle  : Avtobiografski zapisi in dokumenti  : Primer Tomaž Holmar. In  : KK 2015. Celovec 2014, 127–142.

Josef Till

Hoo-rrruk …  ! List za plebiscitno zabavo [Hau-

ruck …   ! Blatt für den Plebiszitspass], September– Oktober 1920. Erscheinungsweise »nach Bedarf«, drei Nummern erschienen. Ver­­antwortlicher Redakteur Wilhelm Held. Laut Eigenbezeichnung das »verbreitetste Blatt in der Zone A. Auch die B-Zonler lesen es fleißig« (→ Abstimmungszone). Satirisches Blatt in slowenischem Sinn. Die Beiträge sind in slowenischer und deutscher Schriftsprache, z. T. im → Dialekt verfasst. Verspottet und verlacht Deutschösterreich (z. B. in einer Spottversion der Volkshymne), die politischen GegnerInnen und insbesondere DeutschtümlerInnen und alle Formen von Deutschtümelei. Proösterreichische Propagandaveranstaltungen und Publikationen (z. B. die als »lausmanšaft« bezeichnete Kärntner Landsmannschaft) werden ins Lächerliche gezogen. Viele kurze Notizen beziehen sich auf lokale Gegebenheiten und Personen, die durch Texte und/oder bildliche Darstellungen lächerlich gemacht werden. Enthält u. a. die Rubriken

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Hoo-rrruk, Jg. 1 (1920) Nr. 3 – Titelblatt

Politične novice [Politische Neuigkeiten], Mala oznanila [Kleine Ankündigungen] und Novice iz cone A in B [Neuigkeiten aus der Zone A und B]  ; humoristische Beiträge in Form von Rätseln, Anzeigen, Telegrammen sowie zahlreiche → Karikaturen (u. a. die Amateurversion einer Karikatur über einen Truthahn → Deutschtümler aus einer der führenden slowenischen humoristischen Zeitschriften Kurent). Lit.: Š. Bulovec, M. Malle, A. Malle  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana, Celovec 1984, 284–299.

Tina Bahovec

Hornböck, Janez (Ivan, Johann, * 5. Juli 1878 St.  Jo-

hann im Rosental/Šentjanž v Rožu, † 6. August 1942 KZ Dachau), Priester, Seelsorger, Pädagoge, KZ-Opfer. Nach dem Gymnasium studierte H. Theologie in Klagenfurt/Celovec, die Priesterweihe erhielt er am 21. Juli 1901. Er war zwölf Jahre lang Kaplan in → Bleiburg/Pliberk. Er war als guter Prediger, hervorragender Sänger, geselliger Mensch, Freund der Jugend und verständiger Katechet sehr beliebt. H. war Mitbegründer des slowenischen Bildungsvereins → Edinost v Pliberku [Kulturverein Edinost (Einheit) in Bleiburg], leitete die

Hranilnica in posojilnica Kotmara vas

Janez Hornböck, Foto Vincenc Gotthard

allwöchentlichen Versammlungen und hielt dort informative Vorträge. Zudem leitete er die Laienspielgruppe des Vereins. 1916 wurde er zum Pfarrer von Mežica (Mieß) bestellt, obwohl im damals deutsch dominierten Ort deutschnational gesinnte Herren seine Bestellung zu verhindern suchten. Da er Unterschriften für die → Maideklaration sammelte und da man ihn nach Kriegsende in den Volksrat für die → Mežiška dolina (Mießtal) wählte, wurde er im Mai 1919 zur Zielscheibe der Volkswehr, deren erklärten Mordabsichten er sich durch die Flucht nach Brezovica bei Ljubljana entzog. Nach der Rückkehr war er in seiner Pfarre nicht nur ein vorbildlicher Seelsorger, sondern auch im Katholischen Bildungsverein Peca aktiv, er gründete einen Männergesangsverein, spielte im Tamburizza-Ensemble, leitete die Darlehenskasse und war Mitglied des Gemeinderates (→ Kulturvereine, → Tamburizzamusik, → Genossenschaftswesen). Dafür wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Von den jugoslawischen Behörden wurde ihm der Orden des hl. Sava verliehen, der Bischof ernannte ihn zum Geistlichen Rat, 1938 wurde er zum Dechanten der Mežiška dolina bestellt. Wohl aufgrund alter Rechnungen aus der Zeit der Grenzkämpfe wurde er am 11. April 1941 arretiert, nach Prevalje verbracht und von dort ins Polizeigefängnis nach Klagenfurt/Celovec überstellt. Ohne konkrete Beschuldigung oder ein Gerichtsverfahren wurde er am 24. Juli ins KZ Dachau verschleppt, wo er trotz seines hohen Alters acht bis neun Stunden Zwangsarbeit leisten musste. Dieser Belastung war er nicht gewachsen. Nach schwerer Krankheit verhungerte er am 6. August 1942 in Dachau. Seine Asche wurde nach St. Johann/ Šentjanž überstellt. Quellen  : Personalstammblatt ADG  ; Diensttabelle und Geschichtli-

cher Abriss der Pfarre Mežica, Erzbischöfliches Archiv Maribor.

Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec/Klagenfurt 1968, 82–90  ; A. Malle  :

Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131  f., zu Hornböck S. 103)  ; Št. Lednik  : Mežica. Mežica 1994  ; Koroški Fužinar, 4/1998  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/ St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NSVerfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 88. Janko Zerzer

Horner, Josef, → Abgeordnete. Hotimir, dux, → Duces Carantanorum.

Hotimitz, Franz (*  1862) (Globasnitz/Globasnica),

→ Liedersammlung, handschriftliche.

Hranilnica [Sparkassa], vgl. auch → Posojilnica  ; → Genossenschaftswesen. Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse] in Ravne na Koroškem, → Kotnik, Janko. Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse] in St. Kanzian/Škocjan v Podjuni, → Poljanec, Vincenc. Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskassa] in Zell/Sele, gegründet 1926, → Vauti, Alojzij. Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse], gegründet 1903, → Keutschach/Hodiše  ; → Starc, Johann. Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse],

gegründet 1888, → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Hranilnica in posojilnica Borovlje [Spar-und Darlehenskasse], gegründet 1908, → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]  ; → Mišič, Dr. Franc. Hranilnica in posojilnica Celovec [Spar- und Dar-

lehenskasse Klagenfurt], gegründet 1889, → Einspieler, Lambert  ; → Rozman, Josef  ; → Schnabl, Franc sen.; Zwitter, Vinko. Hranilnica in posojilnica Edinost v Št Tomažu pri Celovcu [Spar- und Darlehenskasse Edinost St.  Tho-

mas am Zeiselberg], gegründet 1910, → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St.  Thomas]  ; → Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Brabenec, Jan  ; → Lesjak, Valentin  ; → Sturm, Andrej. Hranilnica in posojilnica Kotmara vas [Spar- und Darlehenskasse Köttmannsdorf ], → Prosekar, Matija.

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Hranilnica in posojilnica Marija na Zilji

Hranilnica in posojilnica Marija na Zilji [Spar- und

Darlehenskasse Maria Gail], gegründet 1903, → Maria Gail/Marija na Zilji. Hranilnica in posojilnica na Kostanjah [Spar- und

Darlehenskasse in Köstenberg] gegründet 1912, → Kostanje. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung]. Hranilnica in posojilnica na Ziljski Bistrici [Spar-

und Darlehenskasse Feistritz a. d. Gail], gegründet 1891, → Gailtal/Ziljska dolina.

Hranilnica in posojilnica Podravlje [Spar- und Dar-

lehenskasse Föderlach] in Föderlach/Podravlje, → Vospernik, Janez. Hranilnica in posojilnica Šentjanž [Spar- und Darlehenskassa St.  Johann], → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Johann und Umgebung]  ; → Krasnik, Matevž. Hranilnica in posojilnica v Pliberku [Spar- und Dar-

lehenskasse in Bleiburg], gegründet 1908, → Bleiburg/ Pliberk  ; → Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg]. Hranilnica in posojilnica v Št. Jurju na Zili [Spar-

und Darlehenskasse St.  Georgen im Gailtal], gegründet 1910, → Gailtal/Ziljska dolina. Hranilnica in posojilnica za Djekše [Spar- und Dar-

lehenskasse für Diex], → Benetek, Anton.

Hranilnica in posojilnica za Štefan na Zili in okolico [Spar- und Darlehenskasse für St. Stefan im Gail-

tal und Umgebung], gegründet 1895, → Gailtal/Ziljska dolina. Hranilnica in posojilnica za sv. Lenart in okolico

[Spar- und Darlehenskasse für St.  Leonhard bei Siebenbrünn und Umgebung], gegründet 1892, → Gailtal/ Ziljska dolina. Hranilnica in posojilnica Železna Kapla [Spar- und

Darlehenskasse → Eisenkappel], → Gril, Anton.

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Hren, Tomaž (Hrön, Thomas, * 13. November 1560

Ljubljana, † 10. Jänner 1630 Gornji Grad), römischkatholischer Geistlicher, Bischof zu Ljubljana, Kunstmäzen. H. wuchs in einer angesehenen, vermögenden evangelischen Familie in Ljubljana auf. Sein Vater, ein überzeugter Protestant, der sich am Grazer Hof für die Rückkehr Primož → Trubars nach → Krain/ Kranjska einsetzte, war über mehrere Jahre Richter und Bürgermeister von Ljubljana. H.s Abwendung vom → Protestantismus geht auf den Einfluss seines streng katholischen Onkels mütterlicherseits, Gašper Žitnik, zurück. Žitnik, der Professor an der Universität Wien war, nahm den jungen H. zu sich. Ebenfalls durch Žitniks Vermittlung kam H. 1573 zu den → Jesuiten nach Graz, wo er eine umfassende humanistische Bildung erhielt. Ursprünglich wollte H. in Padova (Padua) Recht studieren, doch auf dem Weg von Wien nach Padova erkrankte H. schwer und gelobte, bei Genesung Geistlicher zu werden. So schrieb er sich 1586 in das Studium der Theologie bei den Jesuiten in Graz ein. 1588 wurde H. zum Priester geweiht und zum Kanonikus an der Domkirche zu → Ljubljana bestellt, nachdem die Stelle des Kanonikus seit der Vertreibung Trubars 1547 vakant geblieben war. 1597 wurde H. zum Bischof der Diözese Ljubljana ernannt. 1600 leitete er die → Gegenreformation in Krain/Kranjska ein, die unter seinem Vorgänger Bischof Janez Tavčar (um 1544–1597) nur zögerliche Anfänge gefunden hatte. H. war als Leiter der Religions-ReformationsKommission die treibende Kraft der Gegenreformation in der → Diözese Ljubljana mit ihren Besitzungen in Krain/Kranjska, der Steiermark/Štajerska und Kärnten/Koroška (Gebiet südlich der Drau/Drava). Als Leiter dieser Kommission war er für die Vertreibung evangelischer Geistlicher, Bücherverbrennungen und die Zerstörung evangelischer Kirchen und Friedhöfe verantwortlich. Von den Bücherverbrennungen waren die slowenischen evangelischen Bibelübersetzungen von Primož Trubar und Jurij → Dalmatin ausgenommen. H. holte die päpstliche Erlaubnis für den Gebrauch der Dalmatinbibel zu Ausbildungszwecken der römisch-katholischen Geistlichkeit ein. Es muss H. zugutegehalten werden, dass er die unermessliche Bedeutung der evangelischen Bibelübersetzung für die Slowenen erkannt und die → Dalmatinbibel von den Büchervernichtungen ausgenommen hat. Zusätzlich förderte H. das römisch-katholische Schrifttum in slowenischer Sprache, um der umfangreichen sloweni-

Hribovšek, Ivan

schen evangelischen Literatur entgegenzutreten. Trotz aller Anstrengungen konnte die slowenische katholische Literatur mit der slowenischen evangelischen Literatur nicht mithalten  ; die literarischen Aktivitäten verliefen sich bald. H.s Einsatz für die Verwendung der slowenischen Sprache im kirchlichen Bereich darf wohl auf seine kindliche evangelische Prägung zurückgeführt werden (→ Liturgiesprache). Auch H.s Streben nach Erneuerung der römisch-katholischen Kirche mittels einer guten Ausbildung der Geistlichkeit ist eindeutig protestantisch geprägt. In diesem Sinne förderte H. die jungen Orden der Jesuiten und Kapuziner. Ökumenisch ausgerichtet war H.s streben nach Zusammenarbeit mit den (serbisch-)orthodoxen Uskoken (Serben, die vor den Osmanen nach Norden, u. a. in slowenisches Gebiet, geflohen waren) auf dem Gebiet seiner Diözese. Zwischen 1614 und 1621 war H. Stellvertreter des Landesfürsten. Wie Trubar ein Förderer der (religiösen) Literatur war, war H. ein Förderer der (kirchlichen) Kunst. Er unterstützte den Wiederaufbau vieler durch die Osmanen zerstörten Kirchen und ließ neue Kirchen errichten. Im Zuge der Innenausstattung der Kirchen wurde H. zum Mäzen der bildenden Kunst. Gleichermaßen war er Förderer der Kirchenmusik und achtete sorgsam sowohl auf die musikalische Ausbildung des Priesternachwuchses als auch auf die vokale und instrumentale Umrahmung des Gottesdienstes. Zur instrumentalen Umrahmung des Gottesdienstes ließ er Orgeln installieren. H. veranlasste außerdem die Anschaffung von umfangreichen Notenwerken der damals populären Komponisten. H.s jugendliche Nähe zu Italien (geplantes Studium in Padova) findet sich später in seiner Vorliebe für den italienischen Kunstgeschmack wieder. In Gornji Grad begründete er das Collegium Marianum, das seinerseits andere Ausbildungsorte der Geistlichkeit beeinflusste. H. setzte sich außerdem für das → Theater ein, in dem er ein Mittel zur Verbreitung von Glaubensinhalten und Bildung sah. Quellen  : Johann Weichart Valvasor  : Die Ehre deß Herzogthums Crain. 1669, Anhang des sechsten Buchs / welcher eine Anzahl gelehrter Scribenten begreifft / so aus Crain bürtig gewest, 348–349. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – I. Prijatelj  : Izbrani eseji I. Ljubljana 1952  ; A. Slodnjak  : Slovensko slovstvo. Ljubljana 1968  ; A. Lavrič  : Vloga ljubljanskega škofa Tomaža Hrena v slovenski likovni umetnosti I. Ljubljana 1988  ; E. Škulj  : Hrenove korne knjige. Ljubljana 2001  ; O. Luthar (Hg.)  : The Land Between – A history of Slovenia. Frankfurt/ Main 2008.

Reinhold Jannach

Hribernik, Valentin (Vereinsvorsitzender, Kulturak-

tivist), → Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah (KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in Zell].

Hribovšek, Ivan (* 19. Juni 1923 Radovljica [Gorenjska], † Mai oder Juni 1945), Schriftsteller. H. war einer jener slowenischen Schriftsteller, der zu früh verstarb, der aber dennoch aufgrund seiner künstlerischen Tiefe während der Exponiertheit der Kriegszeit von der Literaturgeschichte zu der slowenischen Schriftstellerelite seiner Generation gezählt wird. Er besuchte das klassische Gymnasium in Ljubljana, wo er im Schuljahr 1940/41 die siebente Klasse absolvierte. Die Schulausbildung setzte er kriegsbedingt in → Villach/Beljak fort, wo er im Februar 1943 maturierte. Zu jener Zeit war er aktives Mitglied der Widerstandsbewegung in einer Gruppe christlicher Sozialisten. Im Mai 1943 inskribierte er an der philosophischen Fakultät der Universität Wien und widmete sich dem Studium der klassischen Philologie. Zeitweise hielt er sich auch in Klagenfurt/Celovec auf. Im Herbst 1944 hätte er in die Wehrmacht eingezogen werden sollen, schloss sich in der Not jedoch den slowenischen Domobranzen an, die sich am Ende des Krieges ins Flüchtlingslager bei Viktring/Vetrinj zurückzogen, von wo aus sie von der britischen Besatzungsmacht an Jugoslawien ausgeliefert wurden. Im Juni 1945 endete er mit 22 Jahren in einer durch die kommunistischen Machthaber verübten Massenexekution. Den Großteil seiner Gedichte schuf H. während des Krieges. Anfangs beeinflusste ihn die slowenische Dichtertradition, insbesondere Edvard Kocbek. In Wien standen ihm Friedrich Hölderlin und Rainer Maria Rilke am nächsten. Im Mittelpunkt seiner Poesie befand sich die Erde, aber nicht nur in ihrer unerschöpflichen Vitalität, sondern auch in ihrer vergeistigten Dimension. Im Hinblick auf die Verhältnisse, in denen er zu leben hatte, entwickelte H. eine stark existenzielle Motivik und beschrieb entweder sein persönliches Trauma, das aus seiner Konfrontation mit dem Tod resultierte, oder suchte die Tragik seiner geopferten Generation in hymnischen Versen auszudrücken. Sein dichterischer Ausdruck war stilistisch vollendet, apollinisch schlicht, ob in Gedichten oder im freien Vers bzw. klassischen Versmaß, insbesondere in der ausgefeilten Form des Sonetts. Hinsichtlich seiner Ausdruckskraft ist er ohne Weiteres mit dem Dichter France Balantič gleichzusetzen.

503

Hubad, Franc

Im Mai 1944 arrangierte er in Wien die handschriftliche Sammlung Pesmi [Lieder], allerdings konnte er sie nicht veröffentlichen. Nach dem Krieg war er in seiner Heimat verboten, so dass die Gedichte erst 1965 unter dem Titel Pesem naj zapojem [Lieder soll ich singen] in Buenos Aires herausgegeben wurden, wo eine dynamische slowenische politische Emigrantengruppe wirkte. In Slowenien gingen seine Gedichte erst in Druck, als das Land unabhängig und demokratisch geworden war. Werke  : I. Hribovšek, T. Debeljak (Red. und Kommentar)  : Pesen naj

zapojem, Buenos Aires 1965  ; Zbrano delo. Ljubljana 2010. Lit.: ES  ; OVSBL. – F. Pibernik  : Poezija Ivana Hribovška. In  : Ivan Hribovšek, Pesmi. Ljubljana 1990  ; F. Pibernik  : Slovenski dunajski krog 1941–1945. Ljubljana 1991  ; F. Pibernik  : Vrnitev iz tišina. In  : Ivan Hribovšek  : Himna večeru. Celje 1993, 73–266  ; F. Pibernik  : Ivan Hribovšek. Ljubljana 2010. France Pibernik  ; Üb.: Maja Francé

Hubad, Franc (* 28. Jänner 1849 Skaručina [Šmarna

gora, Vodice, Gorenjska], †  3. Dezember 1916 Ljubljana), Ethnograf, Schulmann. Nach der dritten Gymnasialklasse in → Trieste/Trst/ Triest wechselt H. nach → Ljubljana und absolvierte dort die restlichen Schulklassen. In Graz studierte er Klassische Philologie und Slawistik, wo ihn Gregor Krek für die Folkloristik begeisterte. Er wurde Lehrer, später Direktor in Ptuj und Graz. Auf Wunsch des Wiener k. u. k. Kultusministeriums, in dem er seit 1891 als Referent wirkte, übernahm er die Leitung der Lehrerbildungsanstalten in Ljubljana. 1901–1914 fungierte er als Landesschulaufseher und wurde für seine Verdienste auf dem Gebiet der Unterrichtsmethodik 1909 mit dem Ritterorden der Eisernen Krone ausgezeichnet. 1912 berief man ihn zum Hofrat, zwei Jahre darauf ging er in den Ruhestand. Im Zentrum von H.s Interessen standen die slawischen Völker, was sich in einer Vielzahl seiner ethnografischen Essays widerspiegelt. In seiner Abhandlung Črtice o starožitnostih slovanskih [Skizzen zu den slawischen Sitten] thematisiert er die Gastfreundschaft als besonderes Charakteristikum der Slawen, die ehemals im Strafprozessverfahren angewandte und Methode zur Fällung von Urteilen Božja sodba [Gottesurteil] sowie die Dodole in Prporuše-Rituale bei Frühlingsbeginn (Regen- bzw. Fruchtbarkeitstänze, von jungen Frauen bzw. Männern durchgeführt). Zudem befasste er sich mit den verschiedenen Glaubensrichtungen in Bosnien und Herzegowina, mit Weihnachtsbräuchen bei den Serben, dem Verhaltenskodex bei Bestattungszeremo-

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nien, den Hochzeitsbräuchen bei den Bulgaren und mit Gebräuchen beim Hausbau. Für diverse Zeitschriften übertrug H. Volksmärchen aus unterschiedlichsten Kulturen bzw. Erzählungen darüber ins Slowenische, z. B. im → Kres Eno leto med Indijanci [Ein Jahr unter Indianern]. In der Literaturreihe → Slovenske večernice erschien eine kürzere Abhandlung Črtice iz francoskih bojev na Koroškem l. 1813 [Kurzgeschichten zu den französischen Kämpfen in Kärnten im Jahr 1813], in der H. die Rückeroberung von Kärnten/Koroška und die Befreiung aus der napoleonischen Vorherrschaft (→ Illyrische Provinzen) beschrieb. Seine in der Zeitschrift Kres erschienene Abhandlung zum Hildebrandslied, dem ältesten germanischen Heldenepos, beweist, dass entsprechende motivische Pendants auch bei den Slawen (ebenso wie bei den Griechen, Persern, Iren, Russen und Serben) zum kulturellen Erbe zählen (1884). Seine Auseinandersetzung mit slawischen Adaptationen der Ödipussaga Pravljica o Oedipu v slovanskej obleki [Die Geschichte von Ödipus in slawischer Gestaltung] (1881) veröffentlichte er ebenfalls im Kres. Später erschienen beide Studien in Jakob → Skets Lesebuch für fünfte und sechste Klassen. Daneben verfasste er Biografien zu Rudolf von Habsburg und Franz Josef I. anlässlich des 40., 50. und 60. Jubiläums seiner Regentschaft. Ebenso publizierte H. Jugendliteratur (Pripovedke za mladino I–III [Erzählungen für die Jugend]) und war Ko-Autor der Čitanke za ljudske šole I–IV [Lesebücher für Volksschulen I–IV] (1900–1906). Außerdem war er für die dritte (1893) und vierte (1908) erweiterte Ausgabe von Anton → Janežičs slowenisch-deutschem Wörterbuch verantwortlich. In der Literaturzeitschrift → Ljubljanski zvon gab er ein positives Urteil zu Gregor → Kreks erweiterter Ausgabe seiner Einleitung in die slavische Literaturgeschichte (1887) ab. Quellen/Web  : NUK, www.dlib.si. Werke  : Regenzauber bei den Südslaven. In  : Globus 33 (1878), 139–

142  ; Črtice o starožitnostih slovanskih. In  : Letopis matice slovenske (1879), 49–87  ; Pravljica o Oedipu v slovanskej obleki. In  : Kres 1881, 277–279  ; Nemška pesen o Hildebrandu in njene sestre slovanske. In  : Kres (1882), 630–638  ; Pripovedke za mladino 1–3. V Ptuji 1882, 1888, V Ljubljani 1890  ; Imentina knjiga. In  : Ljubljanski zvon 7 (1887) 7  ; Črtice iz francoskih bojev na Koroškem. In  : Slovenske večernice 46. V Celovcu 1892, 90–101  ; F. Hubad  : Pripovedka o Edipu v slovanski obleki. In  : J. Sket (Hg. u. Rd.)  : Slovenska čitanka za peti in šesti razred srednjih šol. V Celovcu 1903, 107–110  ; Franc Jožef I., cesar avstrijski. V Ljubljani 1908. Lit.: SBL  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva 1.

Franc Hubad

Hus, Jan

Ljubljana 1894, 212  ; I Grafenauer  : Frančišek Hubad. In  : Carniola 7 (1916) 303 f.; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Fran Miklosichs mit den Südslaven, Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribo 1991, Br. 577a, 578a, 579a, 583a. Maja Francé

Hudelist, Sebastian (Sebastijan, Sébastien, Sebas-

Gregor  ; → Faschang, Johann  ; → Herberstein, Siegmund Freiherr von  ; → Lang, Andreas  ; → Leban, Johann  ; → Megiser, Hieronimus  ; → Perdon, Matthias  ; → Piccolomini, Aeneas Silvius  ; → Pohlin, Anton  ; → Rauber, Christoph  ; → Rot, Johannes  ; → Sakrausky, Oskar  ; → Santonino, Paolo  ; → Sladkonja, Georg/Jurij  ; → Steiner, Bernhard  ; → Trubar, Primož  ; → Ungnad, Hans Freiherr von  ; → Unrest, Jakob.

tianus, * 20. Jänner 1713, Klagenfurt/Celovec, † 1780 Trenčín [Slowakei]), Jesuit und Prediger. H. wurde am 14. Oktober 1728 in den → Jesuitenorden aufgenommen und unterrichtete Grammatik und Hus, Jan (* um 1370 in Böhmen, † 6. Juli 1415 Konsklassische Philologie. Danach war er über 20 Jahre Pretanz am Bodensee), Theologe, Philosoph und Begründiger. 1773 war er nach Backer/Sommervogel spider der tschechischen Schriftsprache. ritueller Vater in Raab. Es ist nicht endgültig eruierbar, H. studierte in → Prag, wo er im Jahr 1400 zum ob es sich dabei um den Ort Raab im Bezirk Schärding Priester geweiht wurde. In seinen Predigten kritisierte im Innviertel handelt, der erst mit dem Frieden von er die zahlreichen Missstände in der römisch-kathoTeschen (polnisch Cieszyn) 1779 zu Österreich kom- lischen Kirche, weswegen H. vom Pisaer Gegenpapst men sollte und zuvor bayrisch war und mit Hudelists Alexander V. das Predigen verboten wurde. Da sich Trauerrede für den Bischof von Passau in Verbindung Hus nicht an das Predigtverbot hielt, belegte ihn Jogebracht werden kann, oder ob es sich um die unga- hannes XXIII., der Nachfolger von Alexander V., rische Stadt Györ, deren deutscher Namen ebenfalls 1411 mit dem Kirchenbann. Nachdem ihm vom Kaiser Raab ist, handelt. Beides ist plausibel, wobei etwa auch sicheres Geleit zugesagt worden war, reiste Hus 1414 Oswald/Ožbolt → Gutsmann in der Slowakei wirkte. zum Konzil nach Konstanz, um seine Lehre zu verteiH. starb 1780 in Trenčín in der heutigen Slowakei. digen. Auf dem Konzil wurde H. gefangen genommen Sein überregionaler Lebensweg und sein Wirken in – man wollte ihn zwingen, seine Lehren zu widerrufen. mehreren Sprachmilieus stehen für das Potenzial des Da Hus den Widerruf verweigerte, wurde er am 6. Juli gebürtigen Klagenfurter Jesuiten jener Zeit mit typi- 1415 am Scheiterhaufen verbrannt und seine Asche in schem → Südkärntner Namen. den Rhein gestreut. In seinen reformatorischen Ansichten wurde H. vom Werke  : Zweyte Trauer- und Lobrede, welche Pater Sebastianus Hudelist, englischen Theologen Wyclif beeinflusst. H. selbst der Gesellschaft Jesu Priester, der Kirche des Academischen Collegii bemelwiederum übte Einfluss auf Luther aus, welcher seideter Gesellschaft gewöhnlicher Sonntagsprediger vorgetragen hat, ff. 6. In  : nerseits den slowenischen Reformator → Trubar beTrauer- und Lobreden auf dem am dreyssigsten des August monathes einflusste. im Jahre 1761 erfolgten schmerzlichen Hintritt seiner Hochfürstlichen Eminenz … Joseph Dominicus aus dem gefürsteten Hause der Hus’ umfassende Bildung und Sprachkenntnisse Grafen von Lamberg, … Cardinals Priester, Bischof zu Passau, etc. (tschechische, lateinische, deutsche, kroatisch-altkirPassau, im Verlage Friedrich Gabriel Mangolds, 1761, fol. chenslawische, hebräische) kamen ihm bei der VerLit.: SBL ( J. Glonar). – Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Première schriftlichung der tschechischen Sprache zugute. Wie Partie – Bibliographie/par Augustin et Aloys de Backer, Nouv. éd. par Trubar nach seiner Vertreibung aus → Krain/KranCarlos Sommervogel. Bruxelles [u. a.] 1960, Tome IV, Haakman – Lojska war Hus nach dem Kirchenbann vor allem auf die rette, 505 und Tome IX, Supplément  : Casalicchio - Zweisig  ; Anonymes – Pseudonymes, 500. schriftliche Kommunikation mit seinem Volk angewieBojan-Ilija Schnabl sen. So wurde Hus zum Schöpfer der tschechischen Schriftsprache, wie Trubar zum Schöpfer der sloHumanismus, vgl. Sachlemmata  : → Adelsspra- wenischen Schriftsprache wurde. In seinem später De che  ; → Bibelübersetzung  ; → Confessio Carinthiaca  ; orthographia Bohemica genannten Traktat forderte Hus → Dalmatinbibel  ; → Grammatik  ; → Protestantismus  ; anstelle der damals üblichen mehrdeutigen Schreibung → »Windische Ideologie« (Ideologie des »windischen« der Zischlaute und palatalisierten Konsonanten (cz, ʃʃ, Herzogtums Kärnten/Koroška)  ; Personenlemmata  : ʃz, rz, n, t, u. Ä.) ihre Verschriftlichung mit je einem → Christalnik, Michael Gotthard  ; → Dalma- einzigen Buchstaben (ċ, ṡ, ż, ṙ, ṅ, ṫ, usw.). Aus dem tin, Jurij  ; → Elze, Ludwig Theodor  ; → Faschang, Punkt über den Konsonanten wurde bei Hus’ Nachfol-

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Hutter, Janez

gern ein gerader Strich, der sich später zu einem Häkchen (č, ň, ř, š, ť, ž usw.) entwickelte. Diese Schreibung wurde von den Slowenen in den 1830er-Jahren in einer durch Ljudevit → Gaj leicht modifizierten Form übernommen. Diese Gajica genannte Schreibung ersetzte die Bohoričica, die seit der slowenischen Reformation benutzt wurde (→ Schrift). Lit./Web  : BBKL. – F. M. Bartoš  : Literarni činnost M. J. Husi. Praha

1948  ; J. Dachsel  : Jan Hus, ein Bild seines Lebens und Wirkens. Berlin 1964  ; J. Schröpfer  : Hussens Traktat »Orthographia Bohemica« – Die Herkunft des diakritischen Systems in der Schreibung slavischer Sprachen und die älteste zusammenhängende Beschreibung slavischer Laute. Wiesbaden 1968  ; www.konstanzer-konzil.de/web/index.php/de/rueckblick/personen/jan-hus  ; www.konstanzer-konzil.de/web/index.php/ de/rueckblick/personen/jan-hus/42-rueckblick/verlauf/49. Reinhold Jannach

Hutter, Janez (Ivan, Johann, Nepomuk, * 4. Mai 1852 Globasnitz/Globasnica, † 22. Mai 1932 St.  Peter/ Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu), Religions- und Slowenischprofessor, Redakteur. H. lebte seit seinem achten Lebensjahr bei seinem Onkel Janez Hutter, Priester in Griffen/Grebinj. Nach der Volksschule in Griffen besuchte H. die Lateinische Schule des Gymnasiums in → St.  Paul im Lavanttal (Šentpavel v Labotski dolini). Nach Abschluss der Oberstufe am Gymnasium in Klagenfurt/ Celovec trat H. 1872 ins → Priesterseminar ein. Nach drei Studienjahren wurde H. 1875 von Bischof Valentin → Wiery zum Priester geweiht. Als Kaplan war er in den Pfarren → Tainach/Tinje sowie in der Pfarre Windisch St. Michael (heute St. Michael ob der Gurk)/ Slovenji Šmihel tätig. Im Herbst 1882 übernahm er von Andrej → Einspieler den Posten des Religions- und Slowenischprofessors an der Bundesrealschule in Klagenfurt/Celovec, den er 37 Jahre innehatte. Von 1885 bis 1896 war er Redakteur und Sekretär des Volksverlags → Mohorjeva, wo er sich vor allem als Lektor für Slowenisch einen Namen machte, gute Kontakte zu slowenischen Schriftstellern aufbaute und im alljährlichen → Koledar Mohorjeve družbe in der Rubrik Družbin oglasnik (Vereins-Anzeigeblatt) immer wieder zur Mitarbeit aufrief. In dieser Zeit verdoppelte die Mohorjeva ihre Mitgliederzahl von 35.000 auf 70.000. Auch in den folgenden Jahren war H. Mitglied des Ausschusses der Mohorjeva. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie wurde H. 1919 als Religionsprofessor entlassen. Von November 1919 bis 1923 übernahm er nochmals die Redaktion der Mohorjeva und musste we-

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gen eines Beitrages im Koledar 1920 kurzzeitig sogar Kärnten/Koroška verlassen (→ Vertreibung 1920). Von 1924 bis zu seinem Tod war H. Priester bei den slowenischen → Schulschwestern in St. Peter/Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Quellen  : ADG. Werke  : Spomin na dr. Jan. Ev. Kreka. In  : KMD 1920 (Prevalje 1920)

71–76. Lit.: Profesor Ivan Hutter. In  : Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 97–99  ; Janez Nep. Hutter. In  : KS v. 25.5.1932, 1–2  ; Ivan Hutter. In  : KMD 1933 (Celje 1932) 68. Hanzi Filipič

Hutter, Jožko (Publizist, ethnopolitischer und Kultur-

aktivist), → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]  ; → Mladi Korotan [Das junge Korotan].

Hutter, Jurij, vlg. Podev (Bühnenmaler, Kulturaktivist), → Globasnica, Slovensko izobraževalno društvo [Slowenischer Bildungsverein Globasnitz]. Huttner, D. (Sänger des Kulturvereins Gorotan aus St.  Michael/Šmihel, Kulturaktivist), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882  ; → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Identität, vgl. Sachlemmata  : → Identität, literarische  ; → Identität, territoriale  ; → Identitätsbewusstsein  ; → Muttersprache (sprachliche Identität)  ; → Name und Identität  ; sowie → Assimilant  ; → Deutschtümler  ; → Kryptoslowenen  ; → Windischen, die. Identität, literarische. Literatur trägt in besonderer Weise zur Herausbildung kultureller Identität bei. Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Bildung und Erhaltung der Gemeinschaftsidentität von → Minderheiten. Den Autor betreffend ist Identität sowohl eine Frage der literarischen Konvention als auch der philosophischen Kategorie der personalen Identität. Die Konvention schreibt eine auktoriale Identität in der Gesellschaft und ihrer Kultur(en) vor und drängt dem kreativen Autor eine repräsentative Rolle auf. Die auktoriale Identität beinhaltet verschiedene Annahmen über den Autor (über die biografische Kontinuität der Person, die Quelle der Originalität und die Beziehung zu Texten), die von der Vorstellung der personalen

Identität, territoriale

Identität oder des Selbstseins abgeleitet werden oder → Skets (1835–1912) bekannter Geschichte über die diese entwerfen. Türkenkriege, Miklova Zala (1884), ist ein historischer Auktoriale Identität ist irrelevant für mündliche Li- Ethnograf. Die Kärntner Regionalprosa aus der Zeit teratur und von geringer Bedeutung für Literatur, die vor dem Zweiten Weltkrieg gipfelte in der Arbeit von Intertextualität schätzt, weil der Wert an individueller → Prežihov Voranc (Lovro Kuhar, 1893–1950), Originalität und Innovation relativ gering ist. In sol- der oft alternativ als Sozialrealist kategorisiert wird. In chen Literaturgattungen ist die glaubhafte Wiedergabe Milka → Hartmans Lyrik der 1930er-Jahre ist das oder die passende Aneignung das Ziel der Textdarbie- Motiv eng mit der Kärntner Landschaft in der Traditung oder Produktion. Mit der Aufklärung kommen tion der Kärntner Lyrik verbunden. Fragen zu auktorialer und personaler Identität auf den Wenn europäische Schriftstellerei über die IchPrüfstand. Identität dazu tendiert, einen der drei Aspekte – den Ein Zusammentreffen ökonomischer, politischer metaphysischen, sozialen oder physikalischen – in den und religiöser Faktoren begründete die moderne phi- Vordergrund zu stellen, müsste man sagen, dass Kärntlosophische Beschäftigung mit dem Ich. Descartes, ner Literatur den sozialen und ländlichen Kontext herMontaigne, Luther und andere sind als Pioniere vorhob. Auktoriale Identität und die Betrachtung der in Bezug auf das Denken und Schreiben über das Ich personalen Identität waren kompliziert, da viele Kärntbekannt geworden. Rousseau hat die erste moderne ner Autoren Pädagogen oder Pfarrer oder beides waAutobiografie verfasst, und mit den Romantikern (z. B. ren, die in slowenischen Organisationen mitarbeiteten. Coleridge und Wordsworth) begannen kreativer Daher hatte die auktoriale Identität überwiegend eine Ausdruck und philosophische Theorien zur personalen soziale Funktion. Nach der → Volksabstimmung 1920 Identität zusammenzulaufen. Der Wechsel im westli- nahm das Interesse, die slowenische Gemeinschaft zu chen Denken, der hier zum Ausdruck kommt, hatte erhalten, immens zu und die kommunale Funktion des weniger Einfluss in der streng römisch-katholischen Autors wurde immer wichtiger. Habsburgermonarchie, in der die Slowenen lebten Bereits zu diesem Zeitpunkt und während des Zwei(→ Jansenismus). ten Weltkrieges wurde durch die oft schrecklichen Trotz ernsthafter Bedenken über die Beständigkeit Erfahrungen junger Autoren die Basis für die Erinnedes individuellen Ichs im Laufe der Zeit (von Hume rungsliteratur, die im Laufe der darauffolgenden sechs bis Parfit) hat sich das »Konstrukt Autor« für Litera- Jahrzehnte publiziert wurde, gelegt. Diese Gattung und turwissenschafter und generell für Historiker und Polidas Aufblühen der Dichtung belegen einen Wechsel tiker, die darauf besonders in Bezug auf mitteleuropäivom sozialen zum individuellen Aspekt der personalen sche nationale und regionale Identitätsbildung vertraut Identität im doppelten Sinn, auktorial und persönlich. haben, als notwendig erwiesen. Im Falle Kärntens legitimiert ein Autor wie Urban → Jarnik (1784–1844) Lit.: A. Leben  : Die slowenische Literatur in Kärnten. Klagenfurt/CeKärntner Forderungen nach literarischer Signifikanz lovec 1994  ; R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das sloim Slowenentum zu Beginn der nachaufklärerischen wenische Wort in Kärnten, Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985  ; Zeit (→ Aufklärung). Die auktoriale Identität Jarniks P. Štih, V. Simoniti, P. Vodopivec  : Slowenische Geschichte. Graz 2008  ; und späterer Kärntner Autoren war nützlich, um eine J. Seigel  : The idea of the self. Cambridge 2005  ; M. Hladnik  : Slovenska kmečka povest. Ljubljana 1990  ; F. Zadravec  : Prežihov Voranc  : Jamnica. regionale ethnische Identität aufzubauen. In  : Slovenski roman 20. stoletja, prvi analitični del. Ljubljana 1997, Der Verlauf von Jarniks Schriftstellerkarriere – von 65–73  ; M. Juvan  : Žanrska identiteta in medbesedilnost. In  : PK 25/1 Lyrik über folkloristische, historische und philologi- (junij 2002) 9–26  ; M. Juvan  : Stil in identiteta. In  : JiS 48/5 (sept.–okt. sche Studien und die damit verbundenen Arbeiten 2003) 3–18. Tim Pogačar – ist sinnbildlich dafür, dass die literarischen Gattungen die Untersuchung des Ichs im Kontext der slowenischen Literatur des 19. Jh.s einschränken. Mit dem Identität, territoriale, Selbstbild der territorialen, regiAufschwung regionaler Prosa in Europa seit 1870 onalen oder örtlichen Zugehörigkeit einer Person oder wurde deutlich, dass dem Autor durch das Betonen Gruppe, die mit einer sprachlichen oder ethnischen soziogeografischer Zusammenhänge und Traditionen Identität identifiziert werden kann, aber im historidie Rolle eines Ethnografen zukommt, ganz nach am schen Kontext vor der Bildung der Nationalstaaten mit Vorbild von Jarniks Karriere. Der Erzähler in Jakob diesen nicht notwendigerweise übereinstimmt. Die t. I.

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Identität, territoriale

ist also eine der vielfachen Manifestationen der individuellen und kollektiven Identität, bei Weitem nicht die einzige. Sie kann als t. I. der Pfarre, des Dekanats, der Talschaft, einer Gegend, des (Kron-)Landes oder darüber hinaus zum Ausdruck kommen (→ Gegendname). Neben der oder den territorialen Identitäten bilden etwa die sprachlichen, sozialen und vielfältigen weiteren Identitäten insgesamt das Selbstbild von Personen oder Gruppen, die sich bisweilen in spezifischen → Soziolekten manifestieren. Bei den Slowenen spiegeln sich zudem solchermaßen definierte politische, kirchliche oder geografische Identitäten vielfach auch in den Mundarten, → Dialekten und → Dialektgruppen. Knüpft die Identität an ein Land bzw. ein → Kronland an, kann von politischem Landesbewusstsein gesprochen werden, zu dem die regionalen Geschichtsvereine ihren jeweiligen Beitrag leisteten (→ Društvo za zgodovino in narodopisje koroških Slovencev [Verein für Geschichte und Volkskunde der Kärntner Slowenen]  ; → Geschichtsverein für Kärnten  ; → Innerösterreichischer historischer Verein für Steiermark, Kärnten und Krain  ; → Zgodovinsko društvo v Mariboru [Historischer Verein in Maribor]). Gerade die slowenische Staatsrechts- und → Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška ist nach der im historischen und im europäischen Kontext vergleichsweise frühen Erlangung der Staatlichkeit → Karantaniens mit einer um 100 Jahre versetzten, aber fast ebenso frühen feudalen mitteleuropäischen Vernetzung verbunden, die in der Folge zu einer territorialen Regionalisierung, vorerst unter Beibehaltung der »Staatssprache«, führten (→ Duces Carantanorum, → Christianisierung, → Landessprache). Parallel mit dem fortschreitenden regionalen → Sprachwechsel (→ Slovenia submersa, → Sprachgrenze) fanden dynastische Prozesse statt (→ Herzöge von Kärnten/Koroška  ; → Karantanische Mark, → Kärnten/Koroška, → Krain/Kranjska). Dabei verdrängten auch spätere tief greifende Veränderungen der staatlichen Lenkungsstrukturen nicht notwendigerweise die über Generationen bereits entwickelten territorialen Identitäten der Bewohner der slowenischen bzw. innerösterreichischen Ländergruppe (→ Innerösterreich, → Illyrische Provinzen). Diese identitären Pendelbewegungen ziehen sich im Übrigen wie ein roter Faden durch die slowenische Geschichte, wobei etwa der protestantische Erneuerer Primož → Trubar einen gesamtslowenischen ethnischen Ansatz hatte, den man insbesondere mit der historischen staatsrechtlichen Funktion des Slowenischen in Kärnten/Koroška

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in Verbindung bringen kann (→ Fürsteneinsetzung, → Adelssprache, → Windische Ideologie des Erzherzogtums Kärnten/Koroška). Mit Trubar wird das slowenische → Ethnonym »Slovenci« [Slowenen] in der slowenischen → Standardsprache normiert, und damit das Konzept der überregionalen ethnischen Identität. Grundsätzlich fanden ähnliche Prozesse in allen mitteleuropäischen, durch den feudalstaatlichen Partikularismus gekennzeichneten Gebieten statt und hatten Anteil an der → Ethnogenese verschiedener Völker und an den partikularistischen territorialen Identitäten, so dass vielfach die staats- und nationenbildenden bzw. ethnogenetischen Prozesse erst mit dem 20. Jh. als abgeschlossen gelten. (Ab wann spricht man von »Italienern«, ab wann von »Österreichern« im modernen nationalstaatlichen Sinn  ?) Vielfach gelten limitrophe/ angrenzende interkommunikable → Dialekte in unterschiedlichen historischen Phasen als Teil verschiedener Schrift- oder Nationalsprachen oder aber es werden nicht interkommunikable Dialekte als Teile derselben Schriftsprache angesehen, so dass sich unterschiedlichste Formen der sprachlichen, historischen und kulturellen → Kontinuität und somit der t. I. ergeben (vgl. auch → Akkulturation, → Inkulturation). Häufig trugen unterschiedliche religiöse Bekenntnisse derselben Sprachgruppe zur Herausbildung verschiedener Nationen im modernen Sinn bei und somit zu deren Identität. Dabei kann die Frage nach der Bezeichnung des Ethnos in historisch frühen Phasen der Sprach- und Ethnogenese methodisch nur unter Berücksichtigung des historischen Kontextes gestellt werden. So sind zweifellos die Babenberger und die frühen Habsburger oder aber die mittelalterlichen → Minnesänger, unabhängig ihrer ethnischen Selbstbezeichnung, integrierender Bestandteil der österreichischen Staatsgeschichte, der deutschen Sprach- und Literaturgeschichte sowie der österreichischen t. I., auch wenn man von modernen Nationen mit dem heutigen begrifflichen Kontext nicht sprechen kann (→ Geschichtsschreibung, → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanzen). Zudem hat sich die deutsche Sprache über die Jahrhunderte so sehr gewandelt und ist in ihrer mittelhochdeutschen Form heute kaum noch verständlich – wesentlich weniger zumindest, als etwa die modernen interkommunikablen Staatssprachen Italienisch und Spanisch, wobei innerhalb dieser Sprachen wiederum die dialektalen Unterschiede bisweilen so stark ausgeprägt sind, dass eine dialektübergreifende Kommunikation ohne standardsprachlicher Bildung nicht möglich ist.

Identität, territoriale

Aus der Perspektive der slowenischen Kulturgeschichte wird deshalb vielfach auf die Sprache und andere Aspekte der → Volkskultur, der → Mythologie und etwa der Rechtsgeschichte oder auf die diversen regionalen territorialen Identitäten der Slowenen in den verschiedenen habsburgischen Kronländern, in den Ländern der ungarisch-kroatischen Krone oder unter Venezianischer Oberhoheit abgestellt und es wird nicht ausschließlich an eine moderne Staatsgeschichte der Slowenen ab Mitte des 19. Jh.s geknüpft (eine solche Reduktion der slowenischen Kulturgeschichte auf die Prozesse ab dem 19. Jh. oder nur auf die Identitätsbewussten Slowenen – im Gegensatz zu vermeintlichen → »Windischen« – wäre wohl als ahistorisch und schlicht als widersinnig zu betrachten). Für die slowenische Kulturgeschichte durchaus relevanter Aspekt der t.  I. ist jener der verschiedenen Sprachgruppen in Istrien/Istra im 19. Jh. (Slowenen, Kroaten, Italiener, Friulaner und Aromunen/Vlachen), mit der sich bereits Franz → Miklosich befasste. Die Società agraria Istriana, die diese regionale (territoriale) Identität versinnbildlichte, förderte die regionale wirtschaftliche Entwicklung und gemeinsame regionalistriotische Interessen und pflegte zudem die Einzelsprachen und Kulturen (vgl. dazu Sturm-Schnabl). Da ab den → Freisinger Denkmälern von slowenischer Sprache gesprochen wird – die sich über die Jahrhunderte noch wandeln sollte (→ Karantanerslowenisch, → altslovenisch, → altslowenisch, → Slowenisch in Kärnten/Koroška, → Dialektgruppen) –, ist zu unterscheiden zwischen  : 1. den verschiedenen, auf feudal- und kirchenrechtliche Prozesse zurückgehenden territorialen Identitäten, 2. der sprachlichen Identität aufgrund der → Muttersprache sowie 3. zwischen der Benennung der Sprache eines Sprachdenkmals, welche der jeweilige Autor oder die jeweilige Gruppen sprachen. So ist das Sprachdenkmal → Buge waz primi [Gott zum Gruß] aus 1227, das von Ulrich von Liechtenstein niedergeschrieben und Herzog Bernhard von Spannheim zugeschrieben wird  : a) territorial u. a. zu Kärnten/Koroška zu zählen (Ulrich selbst war wahrscheinlich aus dem Gebiet der heutigen Obersteiermark), während die subjektive t.  I. des zitierten Sprechers Bernhard in diesem Kontext irrelevant ist. b) Sprachlich ist das Zitat eindeutig slowenisch (keinesfalls als → Alpenslawisch oder → Slawisch zu benennen). Weiters ist etwa der umgedrehte Basisteil einer römisch-ionischen Säule aus Virunum, der als

→ Fürstenstein in die Geschichte einging, über Inkulturationsprozesse integrierender Bestandteil der karantanischen, Kärntner und österreichischen (Rechts-) Geschichte. Durch dessen → Inkulturation wurde der Fürstenstein zudem ab dem Zeitpunkt, wo man von Slowenisch spricht, integrierender Bestandteil der slowenischen (Sprach- und Staats-)Geschichte und zu einem slowenischen Rechtsdenkmal, und zwar unabhängig davon, ob sich in späteren historischen Epochen die Landesidentität und die im Ort → Karnburg/Krnski Grad gesprochene Sprache gewandelt haben oder welche spezifische t. I. die Slowenen vom → Zollfeld/ Gosposvetsko polje oder darüber hinaus hatten. Die territoriale Identitätsbezeichnung »echter Kärntner« meint aufgrund ethnopolitischer Interessen vielfach nur die vermeintlich »rein« Deutschsprachigen, hat folglich eine eindeutige ethnische Konnotation und wird somit psycholinguistisch reduzierend eingesetzt (→ Windischentheorie, → »Entethnisierung«, → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz, → Assimilationszwang). Andererseits findet offensichtlich im neueren gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs in Slowenien ein Paradigmenwandel im Hinblick auf die t. I. und auf deren Bezeichnung statt. Hier kommt es aufgrund der jüngeren staatsrechtlichen Geschichte der Republik Slowenien zumindest teilweise zu einer Beschränkung des Konzeptes der »Geschichte der Slowenen« auf die Geschichte des Territoriums der heutigen Republik Slowenien, wobei in der historischen Dimension bisweilen implizit nur auf → Krain/Kranjska und den Völkerfrühling des 19. Jh.s Bezug genommen wird. Dieser Paradigmenwechsel betrifft die Slowenen in Kärnten/Koroška insbesondere im Hinblick auf den transkulturellen Dialog. Die slowenischen Muttersprachler, die in unterschiedlichen Staaten lebten bzw. leben und folglich unterschiedliche staatliche Traditionen »erlebt« haben (Staatsbürger Österreichs, → Jugoslawiens, Sloweniens, Kroatiens, Italiens, Ungarns), subsumieren im Slowenischen unter demselben Begriff Slovenec bzw. slovensko [Slowene/slowenisch] unterschiedliche kontextuelle Inhalte. Per definitionem ist etwa ein slowenisches Rechts- oder Sprachdenkmal in Kärnten/Koroška eben nicht »slowenisch« im Sinne von »zum Territorium der heutigen Republik Slowenien gehörend«, wie der Begriff u. U. auch interpretiert werden kann. Gleichermaßen hat das → Ethnonym »Slovenci« im Slowenischen eine historische Dimension sowie, insbesondere seit der staatlichen Unabhängig-

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Identität, territoriale

keitserklärung Sloweniens, auch verschiedene moderne Bedeutungsebenen. Soweit die Begriffe Slovenec/slovensko nicht etwa den Kärntner Anteil einer t. I. und die Kontinuität der Slowenen insbesondere in Kärnten/Koroška subsumieren, erfassen sie folglich die slowenische t. I. nicht in ihrer historischen Dimension. Štih 2009 verneint etwa kategorisch die ethnische und staatsrechtliche Kontinuität der Slowenen (wohl im Sinne von Slowenen auf dem Territorium der Republik Slowenien) mit Karantanien, da der Großteil des slowenischen Territoriums (sprich der heutigen Republik Slowenien) von → Aquileia aus christianisiert worden sei und nicht von → Salzburg aus. So seien die »Karantanen« (→ Carantani/Karantaner) nicht oder höchstens nur einer der Vorfahren der Slowenen (sprich der Einwohner der Republik Slowenien) und »der → Fürstenstein keineswegs ein Symbol der slowenischen Staatlichkeit« (sprich ein Symbol der Staatlichkeit der Republik Slowenien). Diese Argumentation ist eben nur mit einem Denkmuster vereinbar, bei dem es zu einer Reduktion der Begrifflichkeit »Slowene = Bürger der Republik Slowenien« und »Geschichte der Slowenen/Sloweniens = Geschichte des Territoriums der heutigen Republik Slowenien« kommt. Aus kommunikationswissenschaftlicher und translatorischer Sicht ist zu bemerken, dass es die slowenisch- wie auch die deutschsprachige Fassung oder Übersetzungen dieses Konzeptes (slowenische Geschichte = Geschichte des Territoriums der heutigen Republik Slowenien) verabsäumten, terminologisch den transkulturellen Dialog so weit zu berücksichtigen, dass der gewählten Begrifflichkeit die unterschiedlichen historischen Erfahrungen und Erwartungshaltungen sowie der verfassungsrechtlichen Stellung der Slowenen in Kärnten/Koroška sowie der Sprecher der deutschen Zielsprache gebührend Rechnung tragen würde, um unmissverständlich zu sein bzw. um nicht einer weiteren Interpretation zu bedürfen (Slowenisch ist eben nicht nur → Amtssprache in Slowenien, sondern auch Amts- und Wissenschaftssprache im Grenzausland). Solch eine Reduktion der Begrifflichkeit und Nichtberücksichtigung des soziolinguistischen Kommunikationskontextes entspricht einer Kommunikation mit sich selbst und mit Seinesgleichen, aber nicht mit der Außenwelt. Unabhängig von diesen translatorischen Kommunikationsüberlegungen – und der beschriebenen konzeptuellen Reduktion entsprechend – vertritt Štih 2001 die Ansicht, dass die slowenische → Geschichtsschrei-

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bung (sprich die Geschichtsschreibung der Republik Slowenien) vornehmlich jene der Menschen und des Gebietes der heutigen Republik Slowenien sei und so auch etwa den deutschsprachigen Adel vom heutigen Gebiet der Republik Slowenien berücksichtigen solle und nicht die ethnischen Slowenen im Grenzausland (zamejstvo). In Bezug auf die Geschichte der Kärntner Slowenen hieße das jedoch, dass alle wesentlichen Aspekte der ethnischen, territorialen, kulturellen, sprachlichen, mythologischen und Siedlungskontinuität und Interferenzen mit dem Raum nördlich der → Karawanken/Karavanke als nicht existent oder als irrelevant betrachtet würden. Auf Österreich umgesetzt würde dies bedeuten, dass einerseits die Babenberger und frühen Habsburger, deren kulturelle und zivilisatorische Errungenschaften sowie deren territoriale Entwicklung nicht im Rahmen der österreichischen Ethnogenese und t. I. berücksichtigt werden sollten, und andererseits, dass sich die österreichische Geschichtsschreibung auf das Territorium der Republik Österreich beschränken sollte, wobei so die Habsburger nicht in ihrer internationalen Dimension erfasst werden könnten. Beides ist wissenschaftlich weder vertretbar noch haltbar. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass – individuell durchaus differenziert – die Kärntner Slowenen u. a. eine oder mehrere territoriale Identitäten haben, die an das Land Kärnten/Koroška in seiner Gesamtheit, an dessen südlichen Teil oder an eine Mikroregion gebunden sind (→ Gegendname, → Südkärnten/Južna Koroška), dass sie weiters eine mehrsprachliche Identität haben, die in Bezug mit der slowenische Sprache in ihrer Gesamtheit oder zu deren einzelnen → Dialekten oder → Soziolekten steht und dass sie vielfältige weitere Identitäten haben (Gender, soziale Identitäten etc.) (→ Identitätsbewusstsein). Das schließt parallele oder überlappende Identitätsmuster etwa beider im Land wohnenden Sprachgruppen keinesfalls aus. Lit./Web  : J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; B. Grafenauer  : The National Development of the Carinthian Slovenes. Ljubljana 1946 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :24794)  ; B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev, Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen. Ljubljana 1952  ; S. Vilfan  : Pravna zgodovina Slovencev, od naselitve do zloma stare Jugoslavije. Ljubljana 1961  ; J. Pleterski  : Narodna in politična zavest na Koroškem, Narodna zavest in politična orientacija prebivalstva slovenske Koroške v letih 1848–1914. Ljubljana 1965 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :871)  ; S. Vilfan  : Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941. Graz 1968  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift

Identitätsbewusstsein

Die slowenische Volks­gruppe in Kärnten/Koroška mit dem Grad des Identitätsbewusstseins (I-IV), (rosa = deutsche) (handschriftlich datiert 1933), NUK

für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das slowenische Wort in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart = Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil Diss. Universität Wien). Wien 1986, VII, 562 S.; D. Larcher  : Sprache, Macht und Identität. In  : K.-B. Boeckmann, K. M. Brunner, M. Egger [e. a.] (Hg.)  : Zweisprachigkeit und Identität. Klagenfurt 1988, 9–64  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, Brief 393 und Anm.; H. Wolfram (Hg.)  : Österreichische Geschichte, Bd. 1–16. Wien 1994–  ; D. Nećak (Hg.)  : Avstrija. Jugoslavija. Slovenija, Slovenska narodna identiteta skozi čas, Lipica, 29. Maj–1. junij 1996. Ljubljana 1997 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :20421)  ; R. Wodak, R. de Cillia, M. Reisigl [e. a.]  : Zur diskursiven Konstruktion nationaler Identität. Frankfurt/M. 1998  ; J. Zupančič  : Identiteta Slovencev v Avstriji. In  : J. Zupančič  : Slovenci v Avstriji. The Slovenes in Austria. Ljubljana 1999, 144–192  ; P. Štih  : Srednjeveško plemstvo in slovensko zgodovinopisje. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Melikov zbornik. Ljubljana 2001, 61–72  ; D. Nečak [e. a.] (Hg.)  : Slovensko-avstrijski odnosi v 20. stoletju = Slowenisch-österreichische Beziehungen im 20. Jahrhundert. Ljubljana 2004 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :26810)  ; H. Baltl, G. Kocher  : Österreichische Rechtsgeschichte, Unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Graz 11 2008  ; M. Klemenčič, M. N. Harris  : Introduction. In  : M. Klemenčič, M. N. Harris (Hg.)  : European Migrants, Diasporas and Indigenous Ethnic Minorities, (Europe and the Wider World, 4). Pisa 2009, XI– XXI  ; P. Štih  : Suche nach der Geschichte oder Wie der karantanische Fürstenstein das Nationalsymbol der Slowenen geworden ist. In  : H. Reimitz, B. Zeller (Hg.)  : Vergangenheit und Vergegenwärtigung, frühes Mittelalter und europäische Erinnerungskultur. ÖAW. Wien 2009, 229–240  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik, Zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010  ; B.-

I. Schnabl  : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov na Koroškem. In  : SMS XV (2012) 231–246  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zakladi osrednje slovenske kulturne pokraijne. In  : KK 2013. Celovec [2012], 107–122. Bojan-Ilija Schnabl

Identitätsbewusstsein, slow. zavest o identiteti (identitätsbewusste Slowenen, slow. zavedni Slovenci). I., ein Begriff, der im Kontext der jüngeren kärntnerslowenischen → Kulturgeschichte insbesondere ab dem 19. Jh. eine Haltung in Bezug auf das sprachlichkulturelle und ethnische Selbstbild von Personen/SlowenInnen beschreibt, die nach dem Erhalt und der Vertiefung kultureller Werte streben und sich entsprechend gesellschaftlich oder kulturell in Vereinen oder anderen, vielfach organisierten Formen engagieren (→ Kulturvereine, → Chorwesen, → Kirchenchöre, → Vereinswesen  ; zu Gender-Fragen siehe dort, etwa → Frauenfrage, → Frauen im ländlichen Raum). Besondere Bedeutung kommt dem Erhalt und der Vervollkommnung der eigenen slowenischen → Muttersprache zu (etwa durch → Laienspiel, → Theater, → Lesekultur, → Slovanska čitalnica). Die historische Grundlage kann in dem als → Bukovništvo bekannten Kulturphänomen bzw. in der Kulturströmung gesehen werden, die sich durch das Streben nach höheren kulturellen Werten und Leistungen auszeichnet (vgl. → Kulturgeschichte = Einleitung, dort Bukovništvo). Diese Haltung kann als vornehmlich positiv, in sich ruhend gewertet werden, wenn auch institutionelle Diskriminierungen einer der

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Ideologie des »slowenischen« Erzherzogtums Kärnten/Koroška

Auslöser des betonten Kulturaktivismus sein können und die eigene Identität durch deren Verneinung erst »bewusst« wird. I. muss von einem negativen Nationalismus unterschieden werden, der seine Berechtigung in einer vermeintlich naturrechtlichen und sozialdarwinistischen Hierarchisierung und Wertung von Sprachen, Kulturen und Völkern findet, sich selbst genügt und vornehmlich gegen andere Sprachen, Kulturen oder Völker gerichtet ist – und nicht die eigene kulturelle Vervollkommnung um der Vervollkommnung willen anstrebt (Herrenvolktheorie). Das Bestreben von Nationalismus ist nicht ein positiver »Wettstreit« der Kulturen und kulturellen Exzellenz als Beitrag zur universellen Zivilisation, sondern die Verneinung und Negation anderer Sprachen, Kulturen und Völker (→ »Generalplan Ost«, → Deutschtümler). Daher kommt es bei → Assimilation und → Germanisierung zunächst zu einer »Proletarisierung« bzw. zum Verlust kultureller Errungenschaften, die erst durch allgemeine Kulturprozesse wie der → Akkulturation transgenerationell überwunden werden (können). Lit.: G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; W. Bohleber  : Transgenerationelles Trauma, Identifizierung und Geschichtsbewußtsein. In  : J. Rüsen, J. Straub (Hg.)  : Die dunkle Spur der Vergangenheit. Psychoanalytische Zugänge zum Geschichtsbewusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frankfurt/Main 1998, 256–274  ; A. B. Mitzman  : Vom historischen Bewusstsein zur mythischen Erinnerung. Nationale Identitäten und Unterdrückung im modernen Europa. In  : J. Rüsen, J. Straub (Hg.)  : Die dunkle Spur der Vergangenheit. Psychoanalytische Zugänge zum Geschichtsbewusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frankfurt/Main 1998, 397–416  ; R. de Cillia  : Burenwurscht bleibt Burenwurscht, Sprachenpolitik und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Österreich. Klagenfurt/Celovec 1998  ; S. Zavratnik Zimic  : Pogovori s koroškimi Slovenci, O etnični identiteti, slovenščini, dvojezični vzgoji in samopodobi. Celovec 1998  ; A. F. Reiterer  : Lebenswelt Muttersprache, Das Slowenische und seine heutige Wahrnehmung – ein Bericht. In  : K. Anderwald, P. Karpf, H. Valentin (Hg.), Kärntner Jahrbuch für Politik. Klagenfurt 2000, 340–362  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindrom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130.

Bojan-Ilija Schnabl

Ideologie des »slowenischen« Erzherzogtums Kärnten/Koroška, slow. ideologija o slovenski nadvojvodini

Koroški (B.-I. Schnabl), → »Windische Ideologie«.

Ideologija o Korotanu kot slovenji nadvojvodini (T.

Domej) → »Windische Ideologie«.

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Iekl, Ivan (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), → Glo-

basnica, Slovensko izobraževalno društvo [Slowenischer Bildungsverein Globasnitz].

Ilaunig, Dr. Ožbolt (Ilavnik, Oswald, Ožbald, Ožbej,

Ps. Reberški Ožbej  ; * 26. Juli 1876 Unterort/Podkraj pri Rebrci [Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela], † 8. Februar 1945 Lenart [Štajerska]), Richter, Schriftsteller, Volkspoet. I. wuchs zunächst bis zum 12. Lebensjahr im bäuerlichen Milieu als uneheliches Kind auf, bis seine leiblichen Eltern Marija Brum und Janez Ilaunig heirateten und Ožbolt den väterlichen Familiennamen annahm. I. war ein ausgezeichneter Schüler in der Volksschule von Sittersdorf/Žitara vas. Den Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt/Celovec (1888–1898) finanzierte er sich weitgehend mit Nachhilfeunterricht  ; sein Lehrer Jakob → Sket ermutigte ihn zu ersten literarischen Arbeiten. Nach einem ersten Studienjahr am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec studierte I. Rechtswissenschaften in → Graz, wo er 1905 promovierte. Dort war er aktiver Sekretär des slowenischen Studentenklubs Triglav. Ab dem Beginn des Jahres 1904 war er im richterlichen Amt in Klagenfurt/Celovec sowie in St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini). Von 1908 bis zu seiner Pensionierung 1940 war er Richter in Lenart in den Slovenske gorice (Windische Bühel) in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska, wo eine ähnliche identitäre Situation bzw. ein ähnlicher Nationalitätenkampf wie in Kärnten/Koroška jener Zeit herrschte. Diese wiederum wurde vom naturalistischen Schriftsteller Lojze Kraigher im Roman Kontrolor Škrobar [Kontrolleur Škrobar] thematisiert, dessen Titelheld Züge von I. aufnimmt und verarbeitet. Nach den Studentenjahren und der Hochzeit mit einer vermögenden deutschsprachigen Frau exponierte er sich trotz eines sehr lebhaften gesellschaftlichen Lebens nicht mehr politisch  ; er schrieb viel, reiste und beschäftigte sich mit Obstbau. I. selbst publizierte Humoresken im → Mir sowie historische, teilweise autobiografische Kurzprosa und Erzählungen vor Kärntner und Untersteirer Hintergrund im Stile Josip → Jurčičs im → Koroški Slovenec und im Ponedeljski Slovenec. Zwei längere Erzählungen wurden dramatisiert und vielfach von slowenischen Laienspielgruppen lokaler → Kulturvereine aufgeführt  : Slednji vitez Rebrčan [Der letzte Ritter von Rechberg] wurde von Jakob → Špicar dramatisiert, Črni križ pri Hrastovcu [Das schwarze Kreuz bei Hrastovec] von Davorin Petančič und Tanja Ješovnik, beide auch von

Ilešič, Fran

Matilda → Košutnik (so Zablatnik 1985, Rupel 1993). Weitere Werke thematisieren etwa den → Bauernaufstand in Eisenkappel/Železna Kapla (Kapelški punt, 1928) oder die Legende der hl. → Hildegard von Stein/sv. Liharda Kamenska. Die erhaltenen Erinnerungen und die Korrespondenz I.s weisen ihn auch als »glaubwürdigen Chronisten der Geschehnisse in Lenart«, insbesondere in den wechselvollen Jahren 1918/19 (M. Toš), sowie seines Heimatortes Rechberg/ Rebrca aus. I. wurde für seine Verdienste als Richter in Lenart mit dem Orden der jugoslawischen Krone IV. Klasse und dem Hl.-Sava-Orden III. Klasse ausgezeichnet. Werke  : Tine in Barigeljc (Mir 1905–)  ; Slednji vitez Reberčan  : zgo-

dovinska povest (1927)  ; Črni križ pri Hrastovcu – zgodovinska povest (1928, 1988, 1989, 2006, 2013)  ; Kapelški punt – zgodovinska povest (1928)  ; Tatenbah – zgodovinska povest (1930), Dva soseda – povest iz preteklega stoletja (19  ?  ?)  ; Hildegarda – povest iz Podjune (19  ?  ?)  ; Dogodki pri Sv. Lenartu za časa prevrata, Manuskript. In  : Knjižnica Lenart  ; Kronika sodnije pri Sv. Lenartu, Manuskript in PAM, Fond Ilaunig Ožbalt 1923–1944, 1937045/2  ; J. Špicar  : Bilštanj in Reberca ali Slednji vitez Reberčan (1933)  ; Spomini koroškega študenta. In  : Ponedeljski Slovenec 1937, Nr. 26–37  ; Autobiografie Moje življenje, Zit. Nach Večer 16. 8. 2014  ; T. Ješovnik  : Spomenik pri Hrastovcu  : tragedija v petih dejanjih in desetih slikah. Čermljenšak 1953  ; Zgodovinski spomini na Rebrco. Klagenfurt 2015. Quellen/Web  : Koroški Slovenec (Zadnji vitez Reberčan, 23. 12. 1925  ; Sv. Jurji v Slov. goricah, 28. 7. 1926  ; Dr. Ožbolt Ilaunig  : Slednji vitez Reberčan, 16. 11. 1927  ; Naše knjige, 16. 11. 1927  ; Vabilo, 4. 4. 1934  ; Bilštanj in Reberca ali Slednji vitez Reberčan v Št. Primožu v Podjuni, 2. 5. 1934  ; Jubilej našega rojaka v Jugoslaviji, 8. 8. 1934  ; Dobrla vas. (Slednji vitez Reberčan), 16. 1. 1935  ; Širom naše zemlje, 20. 3. 1940) (www.mindoc.eu, 1. 9. 2014)  ; J. Jezernik  : Ilaunigovi zgodovinski spomini na Rebrco, Interview mit Karl Hren und Martin Kuchling auf Radio Agora  : http://cba.fro.at/287527 (16. 6. 2015). Lit.: LPJ II. – I. Rogl  : Dr. Ožbalt Ilavnik. Življenje in delo (seminarska naloga). Ljubljana 1956  ; J. Felaher  : Iz literarne zapuščine rebrškega Ožbeja. In  : KK 1965  ; M. Kmecl  : Književnost zamejskih Slovencev po plebiscitu. In  : Dialogi 6 (1970) 661–671  ; F. Petek  : Iz mojih spominov. Ljubljana, Borovlje 1979, Zit. S. 42, 43, 221  ; P. Zablatnik  : Literatur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In  : R. Vospernik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985, 175–213, Zit. S. 178  ; P. K[olšek]  : Ožbalt Ilaunig  : Črni križ pri Hrastovcu. In  : Delo, 14. 9. 1989  ; N. Rupel  : Deset sprehodov med Slovenci na Koroškem, 2. knjiga. Celovec 1993, 35  ; J. Kos, K. Dolinar, A. Blatnik (Hg.)  : Slovenska književnost. Ljubljana 1996, 147  ; B. Omerzel  : Zgodovinske povesti Ožbolta Ilauniga (Diplomsko delo). Ljubljana 2002  ; M. Toš  : Davorin Polič, zamolčani Maistrov podpornik, sokolski vaditelj … In  : ČZN 2011, 2–3, Zit. S. 127–129  ; M. Toš  : Značajnosti ni več, zato propadamo  ! Ob stoletnici Kontrolorja Škrobarja. In  : Večer (Beilage V soboto), Nr. 189 (Maribor, 16. 8. 2014), 24–25. Ilaunig, Radio Agora

Bojan-Ilija Schnabl, Janez Stergar

Ilešič, Fran (* 30. Juli 1871 Sv. Jurij ob Ščavnici [Šta-

jerska], † 1. Juli 1942 Ljubljana), Publizist, Herausgeber, Literatur- und Kulturhistoriker, Pädagoge. I. absolvierte das Gymnasium in → Maribor und studierte dann 1892–1896 Slawistik an der Universität Graz, wo er 1901 promoviert wurde. In den Jahren 1896–1919 war I. Supplent, dann Professor in → Ljubljana an der Lehrerinnenbildungsanstalt und am Gymnasium. 1914 habilitierte sich I. an der Universität Zagreb, wo er 1919 zum ordentlichen Professor für slowenische Sprache und Literatur berufen und 1941 nach der Okkupation → Jugoslawiens jedoch entlassen wurde. 1907–1914 war I. Vorsitzender der → Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur] und 1907–1914 Redakteur ihrer Publikationen, darunter des ersten Sammelbandes zu Primož → Trubar (Trubarjev zbornik 1908). 1910–1913 war I. Herausgeber der Zeitschrift Slovan [Der Slawe] und 1906 Gründungsmitglied des Društvo slovenskih profesorjev v Ljubljani [Verein slowenischer Professoren in Ljubljana]. Nach seiner Übersiedlung nach Zagreb zog er sich aus dem slowenischen öffentlichen Leben zurück, wirkte jedoch weiterhin als Vermittler zwischen der slowenischen und der kroatischen Literatur. I.s literatur- und kulturpublizistische Aufsätze erschienen in slowenischen, kroatischen, deutschen, tschechischen und polnischen periodischen Printmedien. Am meisten schrieb er über die Epoche des → preporod (nationale Wiedergeburt), die illyrische Bewegung (→ Illyrismus) und über France → Prešeren. Besondere Aufmerksamkeit widmete er den steirischen Literaten, literarischen und kulturellen Beziehungen in der südslawischen und slawischen Welt sowie einzelnen Fragen der deutsch-slowenischen → Literaturkontakte. I.s literaturhistorische Beiträge sind hauptsächlich deskriptiv gehalten und ruhen auf einer positivistischen methodologischen Basis. I. brachte verhältnismäßig viel Quellenmaterial in Evidenz, doch sind seine Bearbeitungen fragmentarisch und mancherorts ideologisch tendenziös. Er war auch Sprachwissenschafter, befasste sich mit dialektologischen und grammatikalischen Fragen und trat u. a. gegen die Rechtschreibung von Fran → Levec auf. Seine Veröffentlichungen beziehen sich auf die Bereiche der Ethnografie und Pädagogik, er redigierte Lehrbücher und untersuchte einzelne Fragen aus der Geschichte des slowenischen → Schulwesens, vor allem Fragen des Slowenisch-Unterrichts. I. hatte mehrere Anthologien slowenischer Literatur für die Leser des serbokroatischen Sprachraumes herausgege-

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Ilgovc, Jože

ben und war auch der Herausgeber der Reihe Hrvatska knjižnica [Kroatische Bücherei], die1906–1913 bei Slovenska matica erschienen war. I. war Anhänger der jugoslawischen politischen Idee. Er war von der dringend notwendigen sprachlich-kulturellen Annäherung und schrittweisen Vereinigung der Slowenen mit den anderen südslawischen Völkern überzeugt und unterstützte dies durch seine wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit. Während des Ersten Weltkrieges wurde er aus politischen Gründen von seiner Stelle suspendiert. Das neue jugoslawische Regime nach dem Krieg war ihm besser gesinnt. Versuche einer Erneuerung und Modernisierung des Illyrismus, die er unternahm, stießen bei den slowenischen Intellektuellen, insbesondere bei Literaten, Wissenschaftern und Publizisten, die für die kulturelle Autonomie der Slowenen kämpften, auf scharfe Ablehnung (wie etwa bei Ivan → Cankar, Ivan → Prijatelj, France → Kidrič). Solche Widersprüche waren für den Prozess der Ausformung der kulturpolitischen Orientierung im Slowenien des frühen 20. Jh.s charakteristisch. Sie fanden in den Debatten um die Bedeutung der slowenischen Reformation anlässlich der Feiern zum vierhundertsten Geburtstag von Primož → Trubar (1908) ihren Ausdruck, sowie im Zusammenhang mit den Fragen der literarischen und kulturellen Wiedergeburt. Nach dem Ersten Weltkrieg erneuerten sie sich im neuen staatlichen Rahmen und standen vor dem Hintergrund der Gründung der Universität in Ljubljana (1918–1919). Werke  : Prešeren in slovanstvo. Ljubljana 1900  ; O pouku slovens-

kega jezika. Ljubljana 1902  ; O slovenskem Štajerju v jožefinski dobi. In  : ČZN 1 (1904) 113–158  ; Pohlinova »Bibliotheca Carnioliae«. In  : ZMS 6 (1904) 1–22  ; Iz prvih časov romantike. In  : ČZN 2 (1905) 102–168  ; Cvieće slovenskog pjesničtva. (Hg.). Zagreb 1906  ; Stanko Vraz u školama. In  : Gradja za povijest književnosti hrvatske. Zagreb 1907, 77–117  ; Primož Trubar in njegova doba. In  : Trubarjev zbornik (ur. F. I.) = ZMS 10 (1908) V–XXXII  ; Prispevki k zgodovini našega preporoda. In  : ZMS 13 (1911) 49–60  ; Češko-jugoslovanske paralele in odvisnosti. In  : ČZN 15 (1919) 1–22  ; Noviji slovenski pisci. (Hg.). Zagreb 1919  ; Iz Vrazove literarne zapuščine. In  : ČZN 22 (1927), 25 (1930), 27 (1932), 29 (1934). Lit.: SBL  ; EJ  ; ÖBL  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – J. Toporišič  : Ilešičevstvo. In  : Obdobje simbolizma v slovenskem jeziku, književnosti in kulturi, Obdobja 4/2 (1983) 305–327 [auch in  : J. Toporišič  : Portreti, razgledi, presoje. Maribor 1987]  ; I. Gantar Godina  : Novoilirizem. In  : Oxfordova enciklopedija zgodovine 2. Ljubljana 1993, 189  ; J. Čeh  : Cankarjev pogled na novoilirizem in novoiliristične ideje Frana Ilešiča. In  : Preseganje meje. Zbornik Slavističnega društva Slovenije 17 (2006) 151–162. Darko Dolinar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Ilgovc, Jože (Organist und Chorleiter, Kulturaktivist),

→ Kirchenchor von Eberndorf/Dobrla vas.

Ilovnik, Mici (Vereinsvorstandsmitglied, Kulturaktivis-

tin), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Illyrien, vgl. Sachlemmata  : → Illyrismus  ; → Illyrische

Provinzen, → Königreich Illyrien, sowie  : → Archivwesen (Illyrische Baudirektion im Gubernium von Ljubljana)  ; → Austroslawismus (»illyrische Nationalität«)  ; → Gailtal/Ziljska dolina (Illyrische Gladiole, Gladiolus illyricus)  ; → Geschichtsschreibung (Illyricum)  ; → Grammatik (das »Illyrische«)  ; → Neoillyrismus  ; → Kärnten/Koroška (illyrisch-hallstattzeitliche Besiedlung)  ; → Kontinuität  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis (»illyrische Wallburg«)  ; → Kundmachung (1) – kaiserliches Reichsund Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März 1849 (»serbisch-illyrische Sprache«)  ; → Liederbuch (Narodne pesni ilirske, koje se pevaju po Štajerskoj, Koruškoj i zapadnoj strani Ugarske [Illyrische Volkslieder, die in der Steiermark, Kärnten und im Westen Ungarns gesungen werden])  ; → Ljubljana, Diözese/Ljubljanska škofija (»Illyrische Kirchenprovinz«)  ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; → Preporod  ; → Reichsgesetzblatt  ; → Zollfeld/Gosposvetsko polje (»illyrische Wallburg«, illyrisch-keltisches Heiligtum)   ; Personenlemmata (Auswahl)  : → Beauharnais, Eugène Rose de  ; → Gaj, Ljudevit (Großillyrien)  ; → Ladinig, Simon (Illyrisches Gubernium)  ; → Luschin/Lušin, Franz Ksaver (Primas von Illyrien)  ; → Majar – Ziljski, Matija  ; → Marmont, Auguste Frédéric Louis Viesse de  ; → Slomšek, Anton Martin  ; → Vraz, Stanko  ; → Welwitsch, Friedrich (Illyrien). Illyrische Provinzen (1809–1814), slow. Ilirske province, fr. Provinces illyriennes. Die I. P. stellen ein politisches Phänomen von entscheidender nationaler und kultureller Bedeutung für die Südslawen dar. Napoleon I., welcher 1805 in einem Defensivkrieg das habsburgische Österreich eingenommen hatte, erließ am 14. Oktober 1809 ein Dekret, welches die Entstehung der I.  P. beschloss. Die I. P. sollten die Region der östlichen Adria erfassen. Erster Gouverneur wurde Marschall Auguste Frédéric Louis Viesse de → Marmont. Dazu gehörten von Norden nach Süden ein Teil Kärntens mit → Villach/Beljak und → Krain/Kranjska, Istrien/Istra, die Häfen von → Trieste/Trst/Triest und

Illyrische Provinzen

Illyrische Provinzen (1812), NUK

Rijeka/Fiume, ein Teil Zivilkroatiens südlich der Save und der kroatischen Militärgrenze/Vojna krajina, Dalmatien und das Gebiet der ehemaligen unabhängigen Republik Ragusa bis zur Bucht von Katarro (Boka Kotorska). »Die Gebiete (der Illyrischen Provinzen) teilten sich eine Gemeinsamkeit und zwar hatten sie alle bis auf eine Ausnahme in einer gewissen Weise zu Österreich gehört  ; die Gebiete waren Österreich entweder durch den Vertrag von Pressburg (Bratislava) [Friede von Pressburg, Anm.] (27. Dezember 1805) oder den Vertrag von Wien [Friede von Schönbrunn, Anm.] (14. Oktober 1809) abgesprochen worden. Darunter befanden sich venezianische Kolonien, die Österreich nur von 1797 bis 1805 angehört hatten (Istrien und Dalmatien)  ; aber auch Teile von Krain und Kärnten wie auch

die Häfen von Triest und Fiume, die seit Längerem im Besitz der Habsburger waren  ; außerdem befand sich unter den Gebieten ein Teil der kroatischen Militärgrenze, welche durch die Kroaten im vorangegangenen Jahrhundert von den Osmanen zurückerobert worden war. Dazu kam noch das Gebiet der (antiken) unabhängigen Republik Ragusa (Dubrovnik), die 1806 eher durch Zufall von französischen Truppen erobert und 1808 annektiert worden war« (Zwitter, Préface). Das Gebiet der I.  P. erstreckte sich von Nordost nach Südwest entlang der Adriaküste. Das Besondere an diesem regionalen Herrschaftskonzept war, dass Napoleon I. aus dem neu erworbenen Gebiet kein Königreich gebildet hatte, wie für seine Europapolitik sonst üblich. Stattdessen hatte er der Region das außerordentliche Statut der »Provinz« verliehen. Als Provinz

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Illyrische Provinzen

war die Region in Verwaltungsdingen recht autonom, und die dort ansässige Bevölkerung organisierte ihr politisches und kulturelles Leben nach üblichem Brauch weiter. Aus heutiger Sicht war die Entstehung der I. P. ein strategischer Schachzug Napoleons I. Die Region bot nämlich einen exzellenten geopolitischen Kontrollpunkt. »[…] der besondere Status der I. P. wirft einige Fragen auf. Die Erklärung, die sich spontan als Erstes anbietet, ist die karolingische, und zwar als Militärischer Vorposten, Verteidigungslinie und Basis für Offensiven zugleich. Hier treffen die Einflusssphären dreier Großmächte aufeinander. Das Franco-italienische Ensemble, Österreich und die Türkei  ; dazu kommt der Kontakt zu England, welches die Adria über seine Kriegsschiffe kontrolliert und die Nachbarschaft mit Russland, welches in Korfu und Kotor präsent war und seinen Einfluss in Serbien und Montenegro über die orthodoxe Solidarität ausübte. […] Es versteht sich, dass Napoleon Interesse an dieser strategischen Region hatte, besonders da damals bereits der Zerfall des Osmanischen Reiches als imminent angesehen wurde« (Zwitter, Préface). Die kulturelle Befreiung der südslawischen Völker zu Zeiten der I.  P. Die willkürliche Fremdherr-

schaft, welche den südslawischen Völkern durch Krieg und die Okkupation aufgezwungen worden war, trug dazu bei, dass die Südslawen sich als unterdrückte und unmündige Volksgruppen einander annäherten. Als 1809 die politischen Ereignisse in Europa den Südslawen die Chance boten, sich der erdrückenden Entmündigung zu entledigen und eine autonome kulturelle Entwicklung anzustreben, wurde diese genutzt, um die Weichen für die künftige jugoslawische Nationsbildung zu legen. Der Gebrauch der eigenen Sprache als Amtssprache. Eine der entscheidenden Maßnahmen der

französischen Administration war der Beschluss, die Sprache der Landesbevölkerung zur administrativen Sprache zu erklären und diese auch an den Schulen der I. P. unterrichten zu lassen  ; sodass die kommende Generation in der eigenen Muttersprache gebildet sein würde. Gleichzeitig ermöglichte die neue Administration, dass die Volkssprache über Mittel wie die Presse und Fachpublikationen literarisch in Umlauf gebracht wurde. Dabei wurden Grammatik-Literatur sowie Wörterbücher und historische Literatur vermehrt gedruckt. Die Möglichkeit des intellektuellen Austausches und des wissenschaftlichen Diskurses in der eigenen Sprache verhalf den südslawischen Völkern zu

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einem neuen Selbstbewusstsein, indem sie auf rhetorisch ebenbürtige Weise zu den deutschsprachigen und französischsprachigen Administrationen ihre Wissenschaft und ihre sozial-politischen Anliegen kommunizieren konnten. Dazu bereiteten diese Bildungsmaßnahmen den Weg für künftige Literaten, und somit legten sie die Grundlage für die südslawische Belletristik. In Hinkunft würde nicht allein die fremdsprachige Obrigkeit geistige und amtlich gültige Erkenntnis produzieren und diese nach eigenen Bedingungen, in eigener Sprache weitergeben, sondern die Südslawen würden selbst als schaffende Kraft an der Wissensfindung und Lehre mitwirken. Diese kulturelle Entwicklung hing einerseits eng mit der Nationswerdung der französischen Bevölkerung zusammen, andererseits wurde sie ohne Zweifel vom Zeitgeist der Romantik inspiriert, welche damals vor allem in deutschen Fürstentümern florierte. Ihre Vertreter des »nationalen (deutschen) Idealismus«, genannt seien Johann Gottfried Herder, Johann Gottlieb Fichte, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Hegel und Friedrich Schelling, basierten die gesellschaftliche Identitätsgrundlage auf der Nutzung einer gemeinsamen Sprache und ihrem gepflegten Gebrauch. »Als die französischen Autoritäten den Gebrauch ›der Sprache des Landes‹ in die Administration und in die illyrischen Schulen gebracht haben und die Verbreitung von Presse und Publikationen von Fachliteratur (Grammatik, Wörterbücher, historische Literatur) unterstützt haben, handelten sie im eigenen Interesse, gaben aber gleichzeitig der linguistischen Problematik einen bis dahin unbekannten politischen Inhalt. Professor Zwitter beweist auf detaillierte Art, dass die Slowenen und die Kroaten (in minderer Weise) Dank den Franzosen aus ihren Bestrebungen, ihre eigene Sprache zu sprechen, den Kern gebildet haben, um welchen herum sich ihr nationales Bewusstsein formiert hat« (Zwitter, 10). Weitere umfangreiche administrative Maßnahmen der Franzosen in Illyrien. Nach dem Vorbild

ihrer französischen Heimat setzten die französischen Truppen auf Geheiß Napoleons das Prinzip der Gleichheit der Bürger und Bürgerinnen vor dem Gesetz um. Dazu wurden die ungleichen Steuerbelastungen unter den einzelnen Regionen aufgehoben, ein uniformes Steuereinnahmegesetz eingeführt und jegliche Privilegien in diesem Bereich gestrichen  ; Adelssitze und der katholischen Kirche zugehöriger Grund waren dabei nicht ausgenommen. Eine weitere einschneidende

Illyrismus

Maßnahme betraf das Wehrpflichtgesetz  ; waren davor dings noch die nötigen ideellen und amtlichen Mittel der Adel, die Priester, die Beamten samt Familie, das bei, die der Idee der Emanzipation aus der längst überGroßbürgertum, die Großgrundbesitzer samt Familie holten Feudalherrschaft eine realistische Form gab und und Minderjährige von der Wehrpflicht ausgenommen sie aus dem Reich des metaphysischen Wunschdenkens gewesen, änderten die Franzosen dies und führten eine in handfeste politische Werkzeuge umwandelte, die in generelle Wehrpflicht ein, mit Ausnahme für verheira- Hinkunft genutzt werden würden, um sich gegen die tete Personen oder Personen mit besonderen Bedürf- Obrigkeit zur Wehr zu setzen. nissen. »Die Schaffung der Illyrischen Provinzen stellte eine Im Bereich des Grundbesitzes wurden ebenfalls strategisch ambitionierte Herausforderung dar. Die erswesentliche Reformen durchgeführt. Während im ös- ten Prämissen dazu sind in den bekannten Memoiren terreichischen Teil der Habsburgermonarchie bereits von Talleyrand aus 1805 zu finden. Die Logik, der einige Reformen auf dem Gebiet durchgeführt worden diese Ambition folgte, war, das slawische Volk, welches waren, waren sie in Kroatien unter der Stephanskrone bis dahin zwischen mehreren Staaten aufgeteilt gewenoch nicht umgesetzt worden. Somit war die Lage der sen war, zusammenzuführen. Diese damals begonnene Bauern in dieser Region sehr prekär. Die Franzosen Integrationsbewegung findet ihren Zenit in der Entführten deshalb eine umfassende Reform für die all- stehung Jugoslawiens hundert Jahre später« (Zwitter, gemeinen Provinzen ein  : »Die Franzosen entzogen – 10). unabhängig von der Abschaffung der Rechtssprechung Nach der Wiedereingliederung der I. P. in das Habsdes Adels – im Allgemeinen allem Adel die Vormacht- burgerreich wurde in Anlehnung an diese die Länderstellung im öffentlichen Bereich. Dabei sind drei Re- einheit des → Königreichs Illyrien geschaffen. formen wesentlich. Am 15. November 1810 wurde der Zehnt abgeschafft […]. Der Artikel 252 der Dekrete, Lit.: ES ( J. Šumrada  : Ilirske province). – Les Relations entre la France die am 5. April 1811 erlassen wurden, präzisierte, dass et les pays yougoslaves du dix-huitième au vingtième siècle. Acte du Coldie persönliche Leibeigenschaft ohne Entschädigung loque Franco-Yougoslave des historiens, qui s’est tenu à Ljubljana les 26 et 27 septembre 1985. Hg. Centre culturel »Charles Nodier». abgeschafft wird« (Zwitter, 30). Ljubljana 1987  ; L’image de la France révolutionnaire dans les pays et les Unter Leistungen der Leibeigenschaft fielen die peuples de l’Europe Centrale et du Sud-Est, Colloques langues’o, colNutzung von Waisen als Hausarbeitskraft, verpflich- loque international 13–15 octobre 1988. INALCO. Paris 1989  ; K. tende »Schenkungen«, Steuerzahlungen ohne Zu- Sturm-Schnabl  : Slovenski narodni preporod in njegovi neposredni odsammenhang mit der Grund- und Bodensteuer, alle nosi s francoskim razsvetljenstvom in janzenizmom. In  : ZČ 43 (1989) Dienstleistungen von Frondiensten durch Halbpäch- 362  ; K. Sturm-Schnabl  : Odmev Francoske revolucije na Slovenskem Koroškem. In  : ZČ 45 (1991) 1, 47–53  ; J. Šumrada  : Državnopravni ter und bodenlose Bauern, oder im Falle eines diesen status Ilirskih provinc s kratkim pregledom upravne ureditve. In  : V. Rajšp, Pflichten Nicht-nachkommen-Könnens, der verpflich- E. Bruckmüller (Hg.)  : Vilfanov zbornik. Ljubljana 1999, 375–390  ; tende Geldausgleich. [Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord]  : Mémoires du Prince de Die Abschaffung der Leibeigenschaft war somit ein Talleyrand. Paris 2007  ; P. Gašperič  : The 1812 Map of the Illyrian Proentscheidender Schritt in die Zukunft der politischen vinces by Gaetan Palma = O Zemljevidu Ilirskih provinc Gaetana Palme Emanzipation der südslawischen Bevölkerung. Im Rest iz leta 1812. In  : Acta geographica Slovenica 50–2 (2010) 277–294 (Digitalisat auf  : www.dlib.si)  ; F. Zwitter  : Les Provinces Illyriennes. Pader Habsburgermonarchie wurde die Leibeigenschaft ris, Collection de l’Institut Napoleon, 2010 (Übersetzung der Zitate erst 1848 als Reaktion auf die Märzrevolution abge- durch V.-P. Schnabl)  ; V.-P. Schnabl  : Die Verfassungsrevisionen Jugoschafft, die ohne Frage ein politisches Aufbegehren der slawiens und deren ökonomische und gesellschaftspolitische Konsequenzen. restlichen Bevölkerungsgruppen war und die einzelnen (Mag.-Arb.) Wien 2012. Vesna-Patricia Schnabl Nationalitäten des österreichischen Vielvölkerstaates gegen das Feudalsystem vereinte (→ Revolutionsjahr Illyrisches Blatt, vgl.: → Prešeren, France  ; → Rizzi, 1848, → Oktroyierte Märzverfassung 1849). Auch wenn die napoleonische Herrschaft nur von Vinzenz  ; → Zupan, Jakob. kurzer Dauer gewesen ist, so hat sie doch zweifellos den revolutionären Geist der französischen Nation un- Illyrismus, Ideologie der Kroatischen Nationalen Wieter die Bevölkerung Österreichs gebracht. Mit den for- dergeburt, deren Höhepunkt die Illyrische Bewegung malen Umsetzungen von politisch-emanzipatorischen war (1835–1848). Die wichtigsten Ideologen des I. Maßnahmen in der Region der I.  P. steuerte sie aller- waren neben Ljudevit → Gaj auch D. Rakovac und

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Illyrismus

L. Vukotinović. Sie formulierten das Konzept einer ethnischen, sprachlichen und kulturellen Einheit der Südslawen, das auf der Lehre des slowakischen Aufklärers Jan Kollar von den vier Sprachzweigen des slawischen Volkes (Polen, Tschechoslowaken, Russen und Illyrer) gründete. Die Vertreter des I. betrachteten die Südslawen als direkte Nachfahren des antiken Volkes der Illyrer, das den Balkan besiedelte. Die Wahl der Bezeichnung »Illyrer« erklärte Gaj folgendermaßen  : »Ein Serbe würde nie ein Kroate oder ein Krainer werden wollen, ebenso wie diese beiden letzteren nicht um die Welt Serben werden könnten.« Die Schaffung einer einzigen nationalen Literatursprache auf Basis des štokavischen Dialekts des Serbokroatischen, welchen die Serben und die meisten Kroaten sprachen, sollte nach Gaj als Fundament für die Vereinigung der südlichen → Slawen (Illyrer) zu einem einzigen Volk dienen. Gaj modernisierte nach tschechischem Vorbild das kroatische Alphabet, das die Bezeichnung »Gajica« erhielt. Im Jahr 1836 publizierte V. Babukić in der Zeitschrift Danica die erste Grammatik der illyrischen Sprache. Gaj brachte im Jahre 1835 die Zeitung Ilirske novine und die Zeitschrift Danica ilirska heraus, zunächst in kajkavischem Dialekt, ab 1836 allerdings in štokavischer Sprachform. Zu den Organisationszentren der Illyrischen Bewegung entwickelten sich die Lesehallen (→ Slovanska čitalnica), unter denen jene von Zagreb, im Jahr 1838 gegründet, die Hauptrolle spielte. Der dazugehörige Kulturfonds Matica ilirska wurde 1842 zur Herausgabe von Büchern gegründet. Der I. führte zum Aufblühen des kroatischen kulturellen Lebens, er förderte die Entwicklung sowohl der Dichtung (→ Vraz  ; Demeter  ; Mažuranić) als auch der Prosa, vor allem der historischen (Vukotinović und Kukuljević), aber auch des Theaters, der Musik etc. In den illyrischen Ausgaben der Danica und des Kolo wurden zahlreiche Beiträge slawischer Kulturschaffender veröffentlicht, darunter auch slowenischer (Vraz  ; → Jarnik). In den ersten Jahren entwickelten sich die Ideen des I. im Rahmen der → Aufklärung und verfolgten literarische und kulturelle Ziele. In den 40er-Jahren begannen die ungarischen Behörden jedoch mit einer massiven Magyarisierung der Kroaten. Im Jahr 1841 wurde die proungarische Partei Horvatsko-vugerska stranka gegründet  ; als Antwort darauf riefen die Anhänger der Illyrischen Bewegung ihrerseits eine eigene Partei, die Ilirska stranka, ins Leben. Bei den ungarischen Landtagswahlen

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in den Jahren 1841 bis 1843 erzielte die Illyrische Partei große Erfolge. Im Jahre 1843 jedoch wurde unter ungarischem Druck die Bezeichnung »illyrisch« von der österreichischen Regierung verboten. Diese Bezeichnung wurde in Folge durch den Begriff »Volks-« ersetzt. Das politische Programm der Illyrischen Bewegung fasste Gaj in folgender Losung zusammen  : »Gott behüte die ungarische Verfassung, das Königreich Kroatien und das illyrische Volk.« Auf diese Weise präsentierten die kroatischen Patrioten bereits am Vorabend der Revolution des Jahres 1848 ihr politisches Programm, ein Königreich Kroatien. Für sie war dies jedoch nur der erste Schritt. Noch in den 30er-Jahren schrieben die Verfechter der Illyrischen Bewegung von einem Großillyrien, welches neben den kroatischen auch die slowenischen Gebiete, Bosnien, Herzegowina, Serbien, Montenegro und die bulgarischen Gebiete umfassen sollte. Die Ideen der Illyrischen Bewegung fanden nicht nur unter den Kroaten, sondern auch unter anderen Südslawen Anklang  : bei den Serben in Dalmatien, in der Vojvodina, der Militärgrenze (B. Petranović, M. Baltić, D. Nikolajević) sowie in Bosnien und Herzegowina im Umfeld des Franziskanermönchs F. Jukić. Auch bei den Slowenen wurden illyrische Ideen aufgenommen. In Ljubljana studierten von 1839 bis 1843 die Seminaristen A. Žakelj, L. Pintar, J. Volčič, L. Jeran und andere die illyrische Sprache. Nach dem kaiserlichen Verbot der Bezeichnung »Illyrer« und nach dem Erscheinen von J. → Bleiweis’ Zeitung Kmetijske in rodkodelske novice [»Bauern- und Handwerkernachrichten«] (Novice) im Jahr 1843 begannen sie in slowenischer Sprache zu schreiben. Bei den Slowenen aus der Steiermark/Štajerska und aus Kärnten/ Koroška war das Interesse für die Illyrische Bewegung noch größer. Sie sahen darin einen Schutz vor der → Germanisierung, die bei ihnen stärker zu spüren war als bei den Slowenen aus → Krain/Kranjska. Anhänger der Illyrischen Bewegung in der Steiermark/Štajerska waren Stanko → Vraz, O. Caf, Davorin → Trstenjak sowie F. → Miklošič (Letzterer allerdings nur bis zu seiner Wiener Zeit). Vraz war der einzige Vertreter der Slowenen, der Gajs Konzept der illyrischen Sprache zur Gänze übernahm. Er übersiedelte nach Zagreb und wurde ein führender kroatischer Dichter. In Kärnten/Koroška begrüßte Urban → Jarnik die Ideen der Illyrischen Bewegung bereits 1837. In den Jahren 1839–1840 gab es in Klagenfurt/Celovec unter den Seminaristen einen »Illyrischen Kreis«. In einem Brief an Gaj nannte Š. Korošec unter dessen Mit-

Immersion

gliedern J. Taušl, J. Orožen, Leskovšek, Otorepec und Matija → Majar. Nach Ansicht Korošecs war Majar der glühendste Anhänger der Illyrischen Bewegung. Dank seiner Bemühungen konnte auch der Theologieprofessor Javornik 1847 für die Bewegung gewonnen werden. Majar war der Meinung, dass nicht eine einzelne Sprachform des Südslawischen zur gemeinsamen Literatursprache werden könne, sondern dass eine solche künstlich auf Basis der südslawischen Dialekte geschaffen werden müsse. Im Jahr 1848 veröffentlichte er zu diesem Thema sein Buch Pravila, kako izobraževati ilirsko narečje i u obče slavenski jezik [Regeln, wie man die illyrische Sprachform bildet und die slawische Sprache im Allgemeinen]. Die slowenischen Anhänger der Illyrischen Bewegung mit Majar an der Spitze erreichten, dass die slowenischen Literaten als Alphabet die Gajica annahmen (→ Schrift). Die kroatischen Vertreter der Illyrischen Bewegung nahmen das Erscheinen slowenischer Bücher wohlwollend auf und schätzten die Errungenschaften der slowenischen Literatur positiv ein (→ Illyrische Provinzen, → preporod, → Revolutionsjahr 1848).

zu den Sprachbezugspersonen kennenlernen, ist jeder Lernprozess auch stark emotional besetzt. Sie lernen also insbesondere die → Muttersprache wie auch jede weitere Sprache durch Nachahmung der Sprache bzw. des → Soziolektes der jeweiligen Bezugsperson ad personam, situationsbezogen und schrittweise (→ Bildungssprache). Das Lernen entspringt einem Bedürfnis nach Kommunikation und emotionaler Beziehung. Es ist diese zutiefst affektive und unbewusste Motivation, die dem Lernprozess zugrunde liegt und ihn so nachhaltig prägt. Das Kind erlernt also in der Regel so viele Sprachen wie es Sprach-Bezugspersonen hat (»one person, one language«). Allerdings kommt es zu »Makkaronismen«, wenn Bezugspersonen im appellativen Modus (dem Kind zugewandt, das Kind ansprechend) Sprachen wechselweise verwenden. Das heißt, das Kind vermischt die Sprachsysteme auf lexikalischer und grammatikalischer Ebene und kann dieses »Mischsystem« nur schwer überwinden. Es hat nicht die Fähigkeit der Abstraktion, um verschiedene semantische Teile beim Hören des Sprachgemisches ein und desselben Sprechers verschiedenen Sprachen zuzuordnen. Es wird Sprachen mischen bzw. eine → »Mischsprache« sprechen, wenn die Bezugspersonen Sprachen mischen. Lit.: I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega književnega jeIm mehrsprachigen Milieu kann dies zur Kreolisierung zika v letih 1848–1857. Ljubljana 1937  ; F. Petré  : Poizskus ilirizma pri Slovencih. Ljubljana 1939  ; A. Barac  : Hrvatska književnost od führen. Dort, wo die Sprachen jedoch gesellschaftlich Preporoda do stvaranja Jugoslavije. I. Književnost ilirizma. Zagreb und rechtlich hierarchisiert sind, führt dies zur Ver1954  ; I. I. Leščilovskaja  : Ilirizm. Moskva 1968  ; Hrvatski narodni drängung der nicht dominanten durch die dominante preporod. 1790–1848. Zagreb 1985  ; P. Korunić  : Jugoslavizam i fedeSprache (→ Assimilation, → Akkulturation). ralizam u hrvatskom nacionalnom preporodu 1835–1875. Zagreb 1989  ; Die I. macht sich das Kommunikations- und BeM. Živančević  : Ilirizam. In  : Povijest hrvatske književnosti IV. Zaziehungsbedürfnis beim Erlernen von Fremdsprachen greb 1975, 7–217  ; Z. Vince  : Putevima hrvatskog književnog jezika. Zagreb 1990  ; И. И. Лещиловская  : Хорватия в XVII–XIX веках  : zunutze. Durch das faktische »Ausschalten« von anкультурные аспекты исторического развития. Москва 2013. derssprachigen Kommunikationssituationen bleibt Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik dieser Person nur die zu erlernende Sprache zur Abdeckung des Kommunikationsbedürfnisses. GleichzeiImkerei, → Slovenski čebelar [Der slowenische Imker]  ; tig werden dieser Person schrittweise die notwendigen → Volkskunst  ; → Janša, Anton. »Instrumente«, die Worte, die → Terminologie, die Ausdrucksweise und die »Fachsprache« im weitesten Immersion, Lernmethode beim (Fremd-)Spracher- Sinn nähergebracht. Mögliche innere, unbewusste Wiwerb, bei der Kinder oder Erwachsene in ein gänzlich derstände, die in der mangelnden Sprachkenntnis befremdsprachiges Umfeld »eintauchen«. Daher erleben gründet sind, werden dadurch ausgeschaltet, dass der sie die zu erlernende Sprache in unterschiedlichsten Person das subjektive Gefühl vermittelt wird, durchaus (Sprech-)Situationen und werden schrittweise, ohne in der Zielsprache kommunizieren zu können. Dies sich dessen gewahr zu werden oder dies als negativen, ist im mehrsprachigen Umfeld umso relevanter, weil von außen generierten Zwang zu empfinden, dazu ge- – im Gegensatz zu einem einsprachigen Umfeld – die führt, sie aktiv anzuwenden. Sie lernen gleichsam, weil funktionale Mehrsprachigkeit »automatisch« ein Versie die Sprache sprechen »müssen«. gleichswert zur subjektiven Einschätzung der eigenen Da insbesondere (Klein-)Kinder die Welt, in die sie Sprachkenntnisse bietet. Während eine einsprachige hineinwachsen, über die persönliche Beziehungsebene Person eventuell gar nicht weiß, dass sie einen mini-

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Immersion

malen aktiven Wortschatz in ihrer Muttersprache gebraucht, ist eine mehrsprachige Person viel eher mit der inneren Frustration konfrontiert, eine der gesprochenen Sprachen funktional aktiv schlechter zu beherrschen. Das gilt bei einer zweisprachigen Person umso mehr, als je nach Sprechsituation die subjektiven Sprachkenntnisse in einer der beiden Sprachen oftmals funktional geringer sind. Eine mehrsprachige Person kann dagegen dieses Manko in einer Sprache eher »relativieren« und empfindet es daher weniger stark frustrierend. Allein diese Frustration und das Bewusstsein des unterschiedlichen Sprachniveaus führen in der Regel zu einem »Schneeballeffekt« beim Gebrauch. Die subjektiv dominante Sprache kommt, weil dies als leichter empfunden wird, tendenziell vermehrt zur Anwendung und wird somit gefördert, die andere regressiert. Die I. verleiht hingegen der jeweiligen Sprache eine subjektive Relevanz, wodurch der Lerneffekt gestärkt wird. Zudem werden automatische, menschliche Vermeidungsstrategien wie geistiges »Abschalten« oder Flucht in die innere Kommunikation erschwert. Bei diesem kommt der Automatismus zum Tragen, wonach man bei der Kommunikation in jene Sprache wechselt, die man als »leichter« empfindet bzw. bei der man bessere relative, funktionale Sprachkenntnisse hat. Die Selbsttäuschung, man habe das Lernziel ohnehin erreicht, wird durch die aktive Praxis einer ständigen Prüfung unterzogen und strukturell überwunden. Die I. hat damit einen Einfluss auf den nachhaltigen Spracherwerb und somit auf die sprachliche Identität des Sprechers (→ Muttersprache). Bei steigendem Alter verringern sich zwar die rein affektiven Aspekte des Spracherwerbs und der Nachahmung, doch die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des Spracherwerbs, nämlich → Relevanz und Redundanz von Sprache, bleiben bestehen. Deshalb werden etwa Sprachkurse im jeweiligen Mutterland der Sprache (Sprachferien) und sog. Konversationskurse mit Muttersprachlern für Erwachsene abgehalten, die ein situationsbezogenes Erlernen einer Fremdsprache oder der Muttersprache fördern und erleichtern sollen. Eine frühe historische Beschreibung dieser Methode – ohne sie noch als solche zu bezeichnen – findet sich in der → Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. aus dem Jahr 1356. Darin wird die Notwendigkeit hervorgehoben, die slawischen Sprachen der Länder des Heiligen Römischen Reiches zu beherrschen und den Söhnen der Kurfürsten die rechtliche Verpflichtung auferlegt, diese ab dem Alter von sieben Jahren zu lernen und sie bis zum 14. Lebensjahr zu beherrschen. Gleichzeitig wird de facto die I.

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als modern anmutende pädagogische Methode erläutert. Die Goldene Bulle empfiehlt muttersprachliche Hauslehrer bzw. Konversationspartner einschließlich moderner »Sprachferien«, indem sie festhält  : »… [die Söhne] in Gegenden [zu] schicken, wo sie jene Sprachen erlernen können, oder sie daheim sprachkundigen Erziehern, Lehrern und gleichaltrigen Gefährten [zu] übergeben.« Aeneas → Piccolomini (1405–1464) vertrat in einem um 1450 verfassten Traktat, dem Erziehungsprogramm für Ladislaus Postumus (1440–1457), den Standpunkt, das Reich habe einen multiethnischen Charakter, und war der Ansicht, Ladislaus könne die Sprachen spielend durch Konversation erlernen, zumal die Sprachkenntnisse seinem Großvater Kaiser Sigismund von Luxemburg nützlich gewesen waren, die Unkenntnis derselben seinem Vater König Albrecht II. geschadet haben (Simoniti). Nach Hannelore Burger war unter der Bevölkerung in Böhmen noch im 19. Jh. der sog. »Kindertausch« üblich  : tschechische Kinder wurden auf einige Zeit (bis sie die Sprache erlernten) in deutsche Dörfer und umgekehrt geschickt. Wadl weist im Zusammenhang mit einer historischen Beschreibung der Herrschaft → Ossiach/Osoje aus dem Jahre 1803 auf eine vergleichbare, soziolinguistisch bemerkenswerte Praxis hin, die ebenfalls der I. entspricht  : »Der Hofrichter beschreibt [in seiner historischen Beschreibung der Herrschaft Ossiach/Osoje] ausführlich, dass Bauern aus → ›windischen‹ Gegenden ihre Söhne über mehrere Jahre zum Spracherwerb in deutsche Orte schickten, weshalb bei den ›windischen‹ Untertanen der Herrschaft Ossiach die Männer nahezu alle → zweisprachig, die Frauen jedoch nur einsprachig seien« (zur gesellschaftlichen Rolle der Frauen vgl. → Frauen im ländlichen Raum). Für die so beschriebene Lernmethode bietet sich der Begriff der personalen Immersion an. Als ursprünglich aristokratische Methode des Spracherwerbs hat sich die I. bewährt, wie dies die Beispiele der Sprachkenntnisse aus den europäischen Adelshäusern bestätigen (→ Adelssprache, dort Maximilian I.), und zwar auch, weil sie, wie es die konzeptuelle Grundlage der Goldenen Bulle beweist, Ausdruck einer hohen Sprachkultur und Ethik ist. Historisch gesehen hat in Kärnten/Koroška die slowenische Kirchen- bzw. → Liturgiesprache mit ihren Litaneien und Wiederholungen mit strukturell denselben Lehrmethoden der funktionalen Immersion einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung der Sprache beigetragen. Bischof Anton Martin → Slomšek forderte

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mit äußerstem Weitblick und einer Modernität des pädagogischen Denkens, dass zumindest die Religionslehrbücher einsprachig slowenisch sein sollten, was dem Konzept der funktionalen I. im Schulunterricht entspricht. Einen Missbrauch der pädagogischen Gesetzmäßigkeiten des Spracherwerbs erfährt die Methode der I. im Rahmen des utraquistischen → Schulwesens (in diesem Kontext von Domej als Submersion bezeichnet). Dieses zielte darauf ab, die Muttersprache nur so lange in den untersten Volksgruppenklassen zu unterrichten, bis ein (Immersions-)Unterricht im Deutschen zum Zwecke der → Germanisierung möglich war. Damit wurde der Unterricht zum gezielt eingesetzten strukturellen Assimilationsinstrument. Ebenso stellte das Fehlen von entsprechenden slowenischen Unterrichtsbehelfen und Schulbüchern für den Slowenischunterricht eine pädagogische Untergrabung der verfassungsgesetzlich vorgesehen Unterrichtsziele, betreffend die slowenische Volksgruppe (→ »Minderheit«). Der zentrale und empirisch nachverfolgbare Nachteil einer falsch verstandenen → Zweisprachigkeit aufgrund von mangelndem Fachwissen bzw. mangelndem pädagogischem Hausverstand oder aufgrund von unbewussten, durch kognitive Dissonanzen transportierte Methoden, bei der ein und dieselbe Sprachbezugsperson/Lehrer ständig zwischen zwei Sprachen wechselt, ist, dass durch → Relevanz und Redundanz von Sprache und Lerninhalten fast ausschließlich die gesellschaftlich dominante, als »leichter« empfundene Sprache aufgenommen wird. Dabei können die Schüler die nicht dominante Sprache, das Slowenische, bis zum Schulabschluss zum Gutteil »vermeiden« und beherrschen sie meist nicht dem formellen Lernziel entsprechend bzw. nur rudimentär, wenn überhaupt. (→ Assimilation, → Assimilationszwang). Quellen/Web  : Die Goldene Bulle – d. Reichsgesetz Kaiser Karls IV. vom Jahre 1356 / [Akad. d. Wiss. d. DDR, Zentralinst. für Geschichte]. Deutsche Übersetzung von W. D. Fritz. Geschichtl. Würdigung von Eckhard Müller-Mertens. Weimar 1978, 35–38 (BerlinBrandenburgische Akademie der Wissenschaften, http://pom.bbaw. de/mgh/). Lit.: G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation, Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980  ; Comité européen pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.)  : Gemeinsam oder getrennt  ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten am Beispiel der Schulfrage, Bericht einer internationalen Beobachterkommission 1985. Basel 1985  ; H. Burger  : Sprachenrecht und Sprachgerech-

tigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867–1918. Wien 1995  ; E. Montarini  : Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen. Ein Ratgeber. Frankfurt/Main 2000  ; L. Ogorevc-Feinig (Hg.)  : Korak za korakom … In zwei Sprachen leben. Fachinformation zur zwei- und mehrsprachigen Erziehung im Vorschulalter/Strokovna informacija o dvo- in večjezični vzgoji predšolskega otroka. Klagenfurt/Celovec, DS privatnih dvo- in večjezičnih vrtcev/AG privater zwei- und mehrsprachigen Kindergärten 2001  ; H. Lotherington  : Bilingual Education  : In  : A. Davies, C. Elder (Hg.)  : Handbook of Applied Linguistics. (Malden MA [e. a.]  : Blackwell Publishing, 2005), 695–718  ; C. Laurén  : Die Früherlernung mehrerer Sprachen, Theorie und Praxis. Bolzano/Bozen, Klagenfurt/Celovec 2006  ; E. Montarini  : Mit zwei Sprachen groß werden. Mehrsprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule. München 2007  ; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem – Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; P. Simoniti  : Humanismus bei den Slowenen. Slowenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Wien 2008, 186  f., 189  ; V. Wakounig  : Der heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule in Kärnten. Klagenfurt/ Celovec 2008  ; Š. Vavti  : »Wir haben alles in uns  …« Identifikationen in der Sprachenvielfalt, Fallbeispiele aus Südkärnten (Österreich) und dem Kanaltal (Italien). Frankfurt/Main 2009  ; B.-I. Schnabl  : Poučna koroška balada o veseli večjezičnosti. In  : B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindrom posttravmatskega stresa. In  : Koroški koledar 2011. Celovec 2010, 127–130  ; M. Piko-Rustija [e. a.]  : Dvo- in večjezičnost v družini  : 12 spodbud za sožitje v družini/Zwei- und Mehrsprachigkeit in der Familie  : 12 Impulse für Sprachenvielfalt in der Familie. Celovec [e. a.] 2011  ; Š. Vavti  : Včasih ti zmanjka besed  ; Etnične identifikacije pri mladih Slovenkah in Slovencih na dvojezičnem avstrijskem Koroškem. Klagenfurt/Celovec 2012  ; W. Wadl  : Die Grundherrschaft des Klosters Ossiach. In  : W. Wadl  : Ossiach, Natur – Geschichte – Kultur, Gemeindechronik. Klagenfurt am Wörther See 2012, 57–70, Zitat 66. Bojan-Ilija Schnabl

In pago Crouuati, dt. »im Kroatengau«, wird 954

die Gegend zwischen Feldkirchen (Trg) und St.  Veit (Šentvid) bezeichnet. Die lateinische Bezeichnung pagus »Gau« ist in dieser Region ungewöhnlich. Wir kennen pagus-Namen nur an Flussläufen oder Seen im voralpinen Bayern, Salzburg und Oberösterreich (Chiemgau, Attergau, in pago Ivari/Pagivarii → Bagoaria). Der Name Kroaten hat wegen der weiten Verbreitung vom südlichen Polen bis Griechenland zu vielen Deutungen geführt (→ Inkulturation). Kroaten-Namen kommen, von den im 16. Jh. angesiedelten BurgenlandKroaten abgesehen, von Niederösterreich bis Kärnten/ Koroška mehrmals vor. In Kärnten/Koroška noch als Kraut (1065 in loco Chrouvat, 1290 Chraubat) in Seeboden am Millstätter See (Milštatsko/Miljsko jezero), Krobathen/Hrovače bei Brückl/Mostič und Glanegg bei Feldkirchen (Trg). In der Steiermark/Štajerska gibt es fünf so benannte Orte, wie Kraubath (1050 Chrowata) bei → Seckau (Sekova). Und als → Personenname Crouat im Seckauer → Verbrüderungsbuch.

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In pago Crouuati Otto Kronsteiner: »Kroatische« Wehrsiedlungen und die frühmittelalterlichen Kroatenorte

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Inkulturation

Eine toponymische Untersuchung des Umfelds dieser Kroaten-Orte hat ergeben, dass es sich offensichtlich um Wehrsiedlungen an strategisch wichtigen Punkten der alten Römerstraßen handelt mit slowenischen → Ortsnamen vom Typ iki (Kraig/Kriviki, Liebetig/Ljubotiki, Meiselding/Myslotiki, Nassweg/ Nežoviki, Radweg/Radoviki, Tratschweg/Dražoviki, Strettweg/Strachoviki, Judenburg/Junoboriki, Zeltweg/ Selkoviki) und jeweils einem Ortsnamen, in dem die Funktion eines ban vorkommt (Faning/Baniki im Lungau/Salzburg, Faning/Baniče und Pfannsdorf/Banja vas in Kärnten/Koroška sowie Fohnsdorf »Bansdorf« bei Knittelfeld/Steiermark). Möglicherweise hängt mit diesen Kroatengauen die Funktion der → Edlinger/ kosezi zusammen. Es könnte sich um einen ähnlichen Stand handeln wie bei den fränkischen amici regis. In Turksprachen bedeutet gaziz »Freund«, bei Porphyrogennetos als Personenname Kosentsis. Das Verhältnis Slowenen/Awaren ist nicht geklärt. Die → Awaren sind bald Helfer, bald Unterdrücker, bald Verbündete, bald Feinde, die man los werden möchte, bald Heiden, bald Christen (→ Carmula). Selbst für Zeitgenossen war das nicht klar. Daher die Formulierung Avari vel Sclavi. Sie sind als Obri (bairisch Hunnen/Heunen) aus der Geschichte verschwunden. Die Kroaten-Orte verweisen jedenfalls nicht auf »Volkssplitter« von Kroaten (literaturüblich bei kroatischen Historikern), sondern auf die militärische und soziale Funktion (Wehrbauern) der awarisch-slowenischen Strategie im frühen Karantanien (→ Inkulturation). Die → Ethnogenese der »kroatischen Nation« hat erst später in Kroatien und nicht schon in einer »transkarpatischen Urheimat« oder im Alpenraum stattgefunden. Die Etymologie des Namens crouuati ist umstritten. Der byzantinische Kaiser Porphyrogennetos erklärt sie um 950 damit, dass sie (die Kroaten) viel Land (griech. choora) besitzen. Ein Element des Namens könnte man jedenfalls mit turksprachigem chör »Land« in Zusammenhang bringen. Aber auch mit chür »frei«. Das wäre dann die Erklärung für die → Edlinger, die aus Dank für die Hilfe an die Awaren privilegierten »Freibauern«. Weder in den Quellen noch in den geschichtswissenschaftlichen Analysen ist Klares zu erkennen.

B.-I. Schnabl, Inkulturacija

Lit.: B. Grafenauer  : Hrvati u Karantaniji. In  : Historijski zbornik XI– XII (1958–59), 207–231  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975  ; O. Kronsteiner  : Gab es unter den Alpenslawen eine kroatische ethnische Gruppe  ? In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch 24

(1978), 137–157  ; O. Kronsteiner  : Kroaten und Serben – Gehörnte und Hausfreunde  ? Glosse zu einigen etymologischen und anderen Verirrungen. In  : Die Slawischen Sprachen 24 (1991) 89–96  ; ESSJ I, 205. Otto Kronsteiner

indigenistisches Modell, → Inkulturation. Ingo, dux → Duces Carantanorum. Inkulturation, Übertragung und Anpassung bzw. Übernahme kultureller Merkmale einer Kultur in eine andere. Beim Herrschaftswechsel eine Form der → Kontinuität, die den Angehörigen der weiterhin präsenten Kultur einerseits die Akzeptanz der neuen Herrschaft erleichtern bzw. andererseits Widerstände brechen soll (in dieser Perspektive kann die Anerkennung des → Personalitätsprinzips als spezifische, rechtlich-politische Form der I. und der Sicherung der neuen Herrschaft betrachtet werden). Inkulturationsprozesse finden in Kontaktsituationen verschiedener Religionen und mythologischer Inhalte verschiedener Kulturen als Ausdruck des Werbens um die Gunst der Gläubigen statt. Peter weist etwa darauf hin, dass »sich auch das junge Christentum in die Welt des Hellenismus inkulturiert [hat]« und es einerseits eine Neuinterpretation biblischer Zeugnisse aus hellenistischer Perspektive gegeben habe und somit »hellenistische Erlösungsvorstellungen ins Christentum integriert [wurden]« und gleichzeitig der »jüdisch-christliche Gottesbegriff erheblich verändert und erweitert [wurde]« (Korrelationsmodell). Peter weist weiters auf das Übersetzungsmodell der I. hin, dessen »klassische missionsgeschichtliche Gestalt der Übersetzung […] die Akkomodation bzw. die Adaptation [war]«. Dabei seien im Wesentlichen nur »einzelne Formen des von außen kommenden Christentums durch solche [nicht wesentliche] Elemente der lokalen Kultur [ersetzt worden], die mit dem Evangelium vereinbar schienen.« Schließlich hebt Peter das »kulturfunktionale Modell« bzw. »indigenistische Modell« hervor (auch anthropologisches oder ethnographisches Modell), das »heute bei der Revitalisierung von indigenen Traditionen eine wichtige Rolle [spielt]«. So sind die regional sehr unterschiedlichen religiösen Riten etwa der Katholiken Ausdruck der jeweiligen Substratkultur und deren Weiterentwicklung (Südkärntner Fleischweihe, spanische Osterprozessionen, mexikanische oder philippinische Osterbräuche  ; → Brauch). Svantovit. Bei den frühen → Slawen treffen wir im Zuge der → Christianisierung auf den Transfer der Ei-

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Inkulturation

genschaften von Gottheiten in die neue Glaubensdoktrin bzw., nach Katičić, auf die »christliche Reinterpretation slawischer heidnischer Kulte [wobei es im Falle von Kultstätten auf Berggipfeln] keinen Zweifel geben kann, dass der hl. Vitus, neben einigen anderen Heiligen, dabei eine herausragende Rolle spielte« (S. 17). Die Übernahme der Haupteigenschaften des slawischen Gottes Svantovit durch den hl. Vitus/Sankt Veit, slow. sv. Vid oder Šentvid auf der Insel Rügen und bei den baltischen Slawen gilt nach Katičić als nachgewiesen. Für den dalmatinischen Raum nimmt Katičić – unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die ursprüngliche Legende des hl. Vitus davon getrennt zu sehen ist und trotz widersprechender Quellen – für Svantovid/sv. Vid eine »interpretatio christiana« an, wenn auch als Ersatz für einen Kult des slawischen Donnergottes Perun, wobei nach Katičić »trotz etymologischer Unsicherheiten […] Sventovit [sic  !] von seiner Bedeutung her als Epiklese [Anrufung] von Perun verstanden werden [kann]«. Eine Svantovit-Kultstätte begründet auch die Erklärung für die Herkunft des → Ortsnamens Ober St.  Veit in Hietzing in → Wien, wie dies im lokalen Bezirksmuseum dargestellt ist (Katičić geht allerdings nicht auf die Kärntner St. Veit-Orte ein). Iro-schottische Mission. Inkulturationsprozesse sind im Rahmen der → Iro-schottischen Mission bei den Karantanern (→ Carantani) relevant, im Rahmen derer es zur Herausbildung der → Liturgiesprache kam, wie sie in den → Freisinger Denkmälern verwendet wurde (→ Abraham, Bischof von Freising)  ; ebenso bei der christlichen → Terminologie selbst, die ladinischen Ursprungs ist (→ Altladinisch) und die 100 Jahre später im Rahmen der kyrillo-methodianischen Bibelübersetzung im → Altkirchenslawischen weiterverwendet wurde (→ Bibel, → Methodvita  ; zur Rolle des karantanischen Adels bei der Christianisierung vgl. auch → St. Peter am Bichl/Šentpeter na Gori). Dreikopfstein/Triglav. Auf eine frühe Form der I. weist der Dreikopfstein von der kulturgeschichtlich bedeutenden Gipfelkirche zur hl Magdalena am zentralkärntner Magdalensberg/Štalenska gora hin. Dieser diente über Jahrhunderte als Weihwasserbehälter vor der Wallfahrtskirche, bevor er laut Überlieferung durch den ansässigen slowenischen Pfarrer und Ethnologen, Monsignore Pavle → Zablatnik, ins Innere der Kirche transferiert wurde (wahrscheinlich im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1970). Die Gipfelkirche selbst steht an der Stelle eines keltisch-römischen Heiligtums (am höchsten Punkt

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Wappensaal, Kärntner Landtag mit Wandfresko von Josef Ferdinand Fromiller Herzogseinsetzung (1740) und dem Fürstenstein/knežji kamen, Foto Gert Eggenberger, © Kärntner Landtag

der keltischen und kurze Zeit römischen Hauptstadt des Norikum). Die Kirche wurde urkundlich erstmals 1262 erwähnt. Der Ort ist weiters deshalb relevant, weil er der Ausgangsort des sog. Vierbergelaufs ist. → Šašel und nach ihm Zablatnik sehen in diesem einen Wallfahrtsbrauch, der zumindest in Aspekten heidnisch-keltischen Ursprungs ist, was insgesamt auf eine kulturelle und kultische → Kontinuität an diesem zentralen Ort hindeutet. Im Gipfelbereich dieser einst slowenischen bzw. nach der → ›Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924‹ zweisprachigen Kirchengemeinde wurden auch slawische Ausgrabungsfunde sichergestellt und in einer Vitrine ausgestellt. Der Dreikopfstein ist eine altertümliche zylindrische, ausgehöhlte Steinplastik (Basalt) und weist drei im Hochrelief herausgearbeitete Gesichter auf drei Seiten auf. Nach Dehio ist der Dreikopfstein vorrömisch – und somit heidnisch bereits zur Zeit des im Land existierenden römischen antiken Christentums. Niederle erkennt hingegen gerade in der Polycephalie eine Charakteristik der slawischen Gottheiten (auch wenn er

Inkulturation

Dreikopf aus St. Martin am Silberberg, Foto Peter Schwarz, Landesmuseum Kärnten

sich im Wesentlichen auf die baltischen Slawen und die Slawen der Rus konzentriert) und behandelt die 400 Jahre früher christianisierten Slawen des Alpenraumes/Karantaner nicht. Somit kann er auch nicht den Dreikopfstein vom Magdalensberg/Štalenska gora im Lichte einer eventuellen I. berücksichtigen, der jedoch mit der Darstellung des slawischen Gottes Triglav (dt. Dreikopf ) Übereinstimungen aufweist (→ Mythologie). In der Vitae Ottonis Episcopi Bambergensis wird allerdings berichtet, wie Otto von Bamberg 1127 noch im Zuge der Christianisierung der Slawen (Wenden) im Pommerschen Szczecin (Stettin) die Statue des Triglav stürzen, zerstören und die Köpfe als Trophäe abhacken und nach Rom transportieren ließ (…  Hoc Stetinae factum non esse apparet ex Herbordo H, 31, apud quam legimus Ottonem Triglawi idolam fregisse triaque eius capita postea Romam misse [S. 851]). Da aber das hohe Alter der Skulptur außer Zweifel steht, muss sie jedenfalls verschiedene Prozesse der I. durchgemacht haben, um eben nicht als Denkmal und Götzenbild einer anderen Religion zerstört oder als Baumaterial geschändet zu werden. Geht man von einer weiteren Hypothese aus, der Dreikopfstein sei originär heidnisch-karantanisch (aus der Frühzeit Karantaniens), so müsste dieser sich in einer zentralen Kultstätte des norisch-karantanischen Raumes befindliche Kultstein von der iro-schottischen Mission im Zuge der Christianisierung in einem ers-

ten Schritt toleriert und danach inkulturiert worden sein. Dabei wäre aber zu beachten, dass gerade die religiöse Konvertierung das zentrale Anliegen der iroschottischen Mission von → Virgil und → Modestus war, und zwar bei Achtung lokaler sprachlicher und rechtlicher Traditionen (→ Personalitätsprinzip). Die → Domitian-Legende, einer der wenigen historischen Hinweise auf heidnische Kulte der Karantaner nach Kahl, deutet jedoch darauf hin, dass heidnische Kultobjekte im Zuge der Christianisierung auch in Karantanien zerstört wurden, also auch dieser Kultustein der Zerstörung anheimfallen hätte müssen. Die in der Kirche selbst abzurufende Information, die wahrscheinlich wiederum auf Zablatnik zurückzuführen ist, datiert den Dreikopfstein in die frühe Phase der Christianisierung der Karantaner vom Ende des 8./Anfang 9. Jh.s, die mit dem wiederholten Aufleben von Widerständen übereinstimmt (→ Carmula, → Liudevit-Aufstand). Diese Datierung führt zum gleichzeitig plausibelsten Erklärungsmodell, dass nämlich diese Darstellung, die nach Kahl nicht der später üblichen Darstellung der Dreifaltigkeit entspricht, einer I. des Triglav-Kultes in das neue christliche Religionsbekenntnis der Karantaner Slowenen entspringt (gleichsam als christliches Weihwasserbecken mit archaischer Motivik, um den Widerstand der Karantaner zu brechen und sie für die Bekehrung zu gewinnen). Damit gibt der Stein auch Zeugnis über die kultische Kontinuität am Berggipfel ab und ist neben dem eindeutig ursprünglichen heidnisch-karantanischen Dreigesicht von St.  Martin am Silberberg und dem Ritzrelief von → Keutschach/Hodiše eines der seltenen erhaltenen Denkmäler originär karantanischer Kunst am Übergang zum Christentum, das in seinem Kern einer »verkleideten« Darstellung der Triglav-Gottheit entspricht. Aufgrund der – in jeder der angeführten Hypothesen zum Ursprung des Kultsteines – notwendigerweise stattgefundenen Inkulturationsprozesse gibt der Stein Zeugnis über das Bestehen einer (zentralen) karantanisch-heidnischen Kultstätte am Magdalensberg/Štalenska gora ab. Da dieser Kultstein weiterhin für kultische Zwecke in Gebrauch war (in abgewandelter Form im Vergleich zu seiner originären Bestimmung), ist er zumindest durch I. auch als genuines slowenisches kulturgeschichtliches Denkmal anzusehen (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje). Beim Dreigesicht von St. Martin am Silberberg wird hingegen der Inkulturationsprozess dadurch unterbrochen und beendet, dass er in die Friedhofsmauer eingemauert wurde

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Inkulturation

und erst vor relativ kurzer Zeit als historisches Artefakt ohne spezifische Funktion wieder aufgetaucht ist. Fürstenstein/knežji kamen. Eine Form der I. kann in der Verwendung eines ursprünglichen Basisteils einer römisch-ionischen Säule aus Virunum als → Fürstenstein bei der → Fürsteneinsetzung in → Karnburg/ Krnski Grad gesehen werden, insbesondere wenn er als Ausdruck des staatlichen Kontinuitätsanspruchs verstanden wird, den man aus der Wahl des politischen und religiösen Zentralortes ableiten kann. Er ist deshalb spätestens mit dem Übergang von der Sprache der Karantaner zum Slowenischen (→ Karantanerslowenisch, → Altslowenisch) u. a. Teil der slowenischen → Kulturgeschichte geworden, weil er auch nach Abkommen vom Einsetzungsritus seine Symbolkraft beibehalten hat (→ Herzöge von Kärnten/Koroška  ; → Windische Ideologie des Erzherzogtums Kärnten/Koroška). Peter Štih (2014) weist seinerseits auf Aspekte der Integration der slawischen gesellschaftlichen Elite nach der Annahme der fränkisch-bairischen Oberhoheit und formellen Christianisierung hin, die neben der politischen Ebene auch eine kulturelle Dimension in sich tragen und als Prozess im Sinne der I. verstanden werden müssen (→ Adelssprache  ; → St. Peter am Bichl [Šentpeter na Gori]  ; → St. Georgen am Längssee [Šentjurij ob Dolgem jezeru]). Nicht zuletzt ist der Fürstenstein/knežji kamen auch ein historisches Kärntner Rechtsdenkmal und Teil der österreichsichen und europäischen Rechts- und Kulturgeschichte und so gleichsam ein Sinnbild von manigfaltigen Inkulturationsprozesen. Edlinger/kosezi. Ähnlich verhält es sich im Hinblick auf die → Edlinger/kosezi und die sog. »KroatenDörfer (→ Fürsteneinsetzung, Lj. → Hauptmann, → in pago Croouati, → Kroatengau). Bei all jenen Hypothesen, die bei den Edlingern nicht nur eine nicht slawische Etymologie ihrer Bezeichnung und/oder einen spezifischen sozialen Stand sehen, sondern auch eine andere ethnische Herkunft vermuten, muss im Zuge der karantanischen und karantanerslowenischen → Ethnogenese von einer sehr frühen I. ausgegangen werden (bei den »Kroaten-Dörfern« u.  U. auch von einer → Akkulturation). Spätestens mit der I. der rechtsrelevanten Aspekte werden die Edlinger/kosezi u. a. zu genuinen Phänomenen der karantanischen und später aufgrund der sprachlichen, rechtlichen und territorialen → Kontinuität zu genuinen Phänomenen der slowenischen Staatsrechts- und Kulturgeschichte, wobei etwa nach Wadl so manche neuzeitliche und bis

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Dreikopfstein/Triglav vom Magdalensberg/Štalenska gora, Foto Bojan-Ilija Schnabl

heute gültigen Katastralgemeinden in der heutigen Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora auf die mittelalterliche → Edlinger-Gerichtsbarkeit zurückzuführen sind und sich somit vielfache I.-Prozesse ergeben (→ Edlingerdienste, → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christophberg/Krištofova gora). Das Konzept der I. ermöglicht also in diesem Fall die Überwindung exklusivistischer → Geschichtsschreibung und eines veralteten ethnozentrischen Geschichts-Darwinismus (vgl. auch → »Entethnisierung«, → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Wallfahrten. Auf Prozesse der I. alter Glaubensinhalte trifft man auch bei → Wallfahrten. So ist die Kirche am Magdalensberg/Štalenska gora Ausgangspunkt einer ethnologisch bedeutenden Wallfahrt über vier Berggipfel (dem Vierbergelauf ). Bei dieser einst slowenischen Wallfahrt wurden vier Gipfel des zentralkarantanischen Raumes bezwungen, wobei nach Zablatnik dieser Wallfahrt ein Vegetations- und Wachstumskult zugrunde liegt, der der Fruchtbarkeitsgottheit noch aus vorrömischer Zeit gewidmet war. Dieser Wallfahrt liegen also einige sukzessive Inkulturationsprozesse zugrunde, was die karantanisch-slowenische Kontinuität am Magdalensberg/Štalenska gora auch im Hinblick auf den oben beschriebenen Dreikopfstein untermauert.

Innerösterreich

Folgt man Gerndt, so hat sich der Vierbergelauf, wie man ihn heute kennt, zwar erst gegen Ende des Mittelalters entwickelt, um das Leiden Christi darzustellen, und nur Aspekte weisen heidnische Elemente aus, die somit inkulturiert wurden (vgl. dazu auch Šašel Kos). Auch andere Wallfahrten, wie jene zur historisch belegten Volksheiligen → Hildefgard von Stein/sv. Liharda kamenska, weisen vielfältige Inkulturationsprozesse bzw. sukzessive I. aus. Volkslied und Volkskultur. Als weithin bekannte Form der I. in Kärnten/Koroška kann auch die Übernahme des slowenischen → Volksliedes bzw. seiner Charakteristika ins deutschsprachige »Kärntner Lied« angesehen werden, zumal zu den frühen Trägern → Koschat zählte, der selbst aus dem in jener Zeit weitgehend geschlossenen slowenischen Siedlungsgebiet → Südkärntens stammte und wohl slowenischer Herkunft war. Inkulturiert wurden im Übrigen weite Teile der materiellen und immateriellen slowenischen → Volkskultur – alles außer der Sprache in ihrer Gesamtheit (→ »Entethnisierung«) – was die → Assimilation und schließlich die → Germanisierung des einst slowenischen Landes(-teiles) beschleunigen und erst ermöglichen sollte (vgl. auch → Akkulturation). Quellen  : [ Johann V. Valvasor]  : Des hochlöblichen Herzogthums Crain topographisch-historischer Beschreibung siebendes Buch von der Religion in Crain. [s. d., s. l.], 371–382  ; Fontes historiae religionis Slavicae, collegit Carolus Henricus Meyer, Fontes historiae religionum ex auctoribus Graecis et Latinis collectos edidit carolus Clemen, fasciculus IV. Berolini 1931  ; Monumenta Germaniae Historica  : Vitae Ottonis Episcope Bambergensis, 794, 851. Lit.: Dehio-Handbuch, Kärnten. Wien 32001, 487. – L. Niederle  : Manuel de l’antiquité slave, Tome II  : La Civilisation. Paris 1926, 149, 315  ; B. Grafenauer  : Die Kontinuitätsfrage in der Geschichte des altkarantanischen Raumes (Kontinuitetna vprašanja v zgodovini starokarantanskega prostora). In  : Alpes orientales V (Dela/Opera Slovenske akademije zananosti in umetnosti 24). Ljubljana 1969, 78–79  ; H. Gerndt  : Vierbergelauf. Gegenwart und Geschichte eines Kärntner Brauchs. Klagenfurt 1973, 101 ff.; A. Goljevšček  : Mit in slovenska ljudska pesem. Ljubljana 1982  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov  : stare vere in navade na Koroškem. Celovec 1984, 131–132  ; D. Ovsec  : Slovanska mitologija in verovanje. Ljubljana 1991  ; W. Wadl (Hg.)  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995  ; A. Peter  : Modelle und Kriterien von Inkulturation. In  : F. Frei (Hg.)  : Inkulturation zwischen Tradition und Modernität. Kontext – Begriffe – Modelle. Freiburg, Schweiz 2000, 311–335  ; H.-D. Kahl  : Kultbilder im Vorchristlichen Slawentum, Sondierungsgänge an Hand eines Marmorfragments aus Kärnten mit Ausblicken auf den Quellenwert von Schriftzeugnissen des 8.–12. Jh. In  : SMS (Ljubljana) VIII (2005) 9–55  ; R. Katičić  : Vidova gora i sveti Vid. In  : SMS (Ljubljana) XIII (2010) 15–32  ; B.-I. Schnabl  : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov na Koroškem. In  : SMS XV (2012) 231–246  ; V. Nartnik  : K oblikovanju letečih procesij

na Koroškem/Zur Entstehung der Mehrbergewallfahrten in Kärnten. In  : Josip Šašel, Spomini II, Zbornik s simpozija o Josipu Šašlu, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino koroških Slovencev. Uredili M. Kropej, A. Malle, M. Piko-Rustia. Celovec 2012, 215 ff., 221 ff.; M. Šašel Kos  : Kelti in Rimljani v prispevkih Josipa Šašla. = Kelten und Römer in den Beiträgen von Josip Šašel. In  : ebd., 187 ff., insbesondere 197 ff., 208 (Zitat der Sage) bzw. 210 ff.; P. Štih  : Integracija Karantancev in drugih alpskih Slovanov v frankovsko-otonsko cesarstvo. In  : ZČ 68, Nr. 1–2 (2014) 8–27  ; P. Štih  : Die Integration der Karantaner und anderer Alpenslawen in das fränkisch-ottonische Reich. Einige Beobachtungen. In  : Car. I 204/1 (2014) 43–59. Bojan-Ilija Schnabl

Innerösterreich, slow. Notranja Avstrija, Länder-

gruppe der habsburgischen Erbländer südlich des Semmering, die aus sukzessiven dynastischen Erbteilungen (ab 1379, Vertrag von Neuberg zwischen Albertinischer und Leopoldinischer Linie) hervorgegangen war und vom Ende des 14. bis zur Mitte des 18. Jh.s Bestand hatte. Sie umfasste die Steiermark/Štajerska, → Kärnten/Koroška, → Krain/Kranjska und nach 1500 auch die Grafschaft Görz/Goriška. Begrifflich wurde I. von den Ländern Niederösterreichs (Österreich ob und unter der Enns) sowie Oberösterreichs (Tirol und die Vorlande) unterschieden. Zur politischen Einheit mit → Graz als Residenzstadt mit eigenem Hofstaat und Hofämtern wurde I. nach 1563, als ihm habsburgische Gebiete an der Adria einverleibt wurden. Unter Erzherzog Karl II. (1540– 1590) erhielt I. Elemente staatlicher Eigenständigkeit im Zuge der zweiten habsburgischen Länderteilung unter den Söhnen Ferdinands I. 1564, als es zu einer eigenen Landesherrschaft mit obersten Zentralbehörden für die Ländergruppe wurde  : als oberste Behörde und Vertrauensorgan und Stellvertretung des Fürsten gab es den Geheimen Rat, den Hofrat (Revisionen der an den Hof appellierten Prozesse), die innerösterreichische Hofkammer (Verwaltung des gesamten Kameralvermögens), die Kameralprokuratur (errichtet 1571), die innerösterreichische Regierung (politische und Justizverwaltung, nach Abgang des Hofes nach Wien 1619 die zweithöchste Behörde der Ländergruppe), die Hofkanzlei sowie insbesondere den Hofkriegsrat. Im Zuge der Reformen Maria Theresias wurde I. als territoriale Einheit endgültig aufgelöst. I. hatte eine außerordentlich bedeutende Rolle als Grenzschutz gegen das Osmanische Reich, im Zuge der → Gegenreformation sowie im Zuge des Ausbaus der Verkehrswege. Dabei ist die Gründung der Universität Graz zu erwähnen, die sich jedoch vorerst nicht zu einer

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Innerösterreich

Volluniversität entwickelte. I. vereinigte insbesondere fast ethnische Kurien das slowenische politische Ziel eines alle slowenischen Gebiete (außer jene unter der ungari- Vereinigten Sloweniens (→ Zedinjena Slovenija) verschen Krone im Prekmurje [Übermurgebiet]) und trug wirklicht werden, und zwar nicht in territorialer Hinso zu einem slowenischen Zusammengehörigkeitsgefühl sicht, sondern im Rahmen der persönlichen kulturellen auf der Grundlage der Sprache bei (→ Kozler, Peter). Verwirklichung. Die → Kronländer hätten demnach I. war auch wesentlicher Teil des sog. Mariborski pro- ihre bestehende Autonomie und die staatlichen Vergram [Programm von Maribor] aus dem Jahre 1865, waltungsorgane behalten, jedoch zudem einige übereines kurzfristigen slowenischen politischen Projektes, geordnete Organe nach dem Vorbild des ehemaligen I. das alle innerösterreichischen Länder umfasste. Dieses erhalten. Im Sinne des Programms wäre die nationale Programm bezog sich auch auf die Stadt → Trieste/ Frage durch überregionale nationale Versammlungen Trst/Triest und auf Istrien/Istra. Mittelbar sollte durch für jedes Volk gelöst worden. Zu den größten Initia-

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Provinz Innerösterreich, Joseph Carl Kindermann, gestochen von Christoph Junker, Ende 18. Jh

Inschrift, slowenische

toren dieses Programms zählte Andrej → Einspieler, zu dessen Gegnern sein Kärntner Landsmann und Freund Matija → Majar – Ziljski. Lit.: ES (V. Rajšp  : Notranjeavstrijske dežele). – V. Melik  : Slovenska politika v drugi polovici sedemdesetih let 19. stoletja. In  : ZČ 1974, 269–277  ; K. Spreitzhofer  : Die innerösterreichischen Zentralbehörden und die Verwaltung der innerösterreichischen Länder bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. In  : J. Žontar (Hg.)  : Handbücher und Karten zur Verwaltungsstruktur in den Ländern Kärnten, Krain, Küstenland und Steiermark bis zum Jahre 1918. Ein historisch-bibliographischer Führer […]. Graz [e. a.] 1988, 18 f.; E. Zöllner  : Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien 1990  ; F. Gestrin  : Slovenske dežele in zgodnji kapitalizem. Ljubljana 1991  ; V. Simoniti  : Vojaška organizacija na Slovenskem v 16. stoletju. Ljubljana 1991.

Stane Granda, Bojan-Ilija Schnabl  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Innichen, it. San Candido. Die Gründung erfolgte

Inschrift, KS 25. 8. 1926

769 durch den Baiernherzog Tassilo III., der das – im Bistum Säben gelegene – Gebiet (locus) von India bzw., wie es im volkssprachlich-romanischen Idiom (→ Altladinisch/Ladinisch) hieß, Campo Gelau (Toblacher Feld) an Abt Atto von Scharnitz-Schlehdorf zur Errichtung eines Klosters übertrug. Vom Namen des Kirchenpatrons Candidus – der in I. mindestens seit dem frühen 9. Jh. verehrt wurde – ist der italienische Ortsname San Candido abgeleitet  ; zweiter Kirchenpatron wurde Corbinian, der Schutzheilige → Freisings. Aus der in Bozen ausgestellten »Gründungsurkunde« von 769 geht – anders als im Falle von → Kremsmünster 777 – die Aufgabe der Slawenbekehrung hervor (propter incredulam generationem Sclauanorum ad tramitem veritatis deducendam), das heißt die Missionierung im östlich benachbarten → Karantanien. Als »Slawengrenze« (termini Sclauorum) wird ad rivolum montis Anarasi – gemeint ist wohl der heutige Kristeinbach – angegeben (→ Slavia submersa). Infolge Attos Erhebung zum Bischof (783/84–810/11) fiel I. an das Bistum Freising, von dem es – abgesehen von kurzfristiger Zugehörigkeit zu → Salzburg (811  ? bis 816) – bis zur Säkularisation 1803 abhängig blieb. Königliche bzw. kaiserliche Immunitätsverleihungen und weitere Schenkungen ermöglichten eine rege Kolonisationstätigkeit in den angrenzenden Hochtälern und erweiterten den grundherrschaftlichen Besitz des Klosters. Beachtung verdient auch eine Urkunde aus dem Jahre 822, betreffend Besitz in Karantanien zwischen Trixen/Trušnje und Griffen/Grebinj. Die Umwandlung des freisingischen Benediktinerklosters I. in ein selbstständiges Kollegiatstift (Kanoniker) wird

traditionell Bischof Otto von Freising zugeschrieben und um 1140 datiert  ; neuerdings setzt W. Landi den Übergang zur vita canonica bereits vor 972 an. Seit dem 12. Jh. wird Kaiser Otto I. als Gründer (fundator) von I. kommemoriert. Das Hochstift Freising behielt den Großteil der klösterlichen Besitzungen als »Hofmark« unter direkter Verwaltung, bis dann mithilfe der Vogtei weltliche Instanzen, nach 1271 vor allem die Grafen von Görz-Tirol, die Rechte Freisings auf die niedere Gerichtsbarkeit beschränkten. Die in der Grundstruktur romanische Stiftskirche (mit Krypta) fungiert seit 1814 als Pfarrkirche. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und in den 1960er-Jahren restauriert. Lit.: E. Kühebacher  : Innichen. In  : Germania Benedictina III/2 (2001) 64–83 (mit Quellen- und Literaturangaben 79–83  ; zur Bibliotheksgeschichte 75–76)  ; Tiroler Urkundenbuch II/1 (Innsbruck 2009), bearbeitet von M. Bitschnau und H. Obermaier. Innsbruck 2009, zum Archiv XXVI ff.; W. Landi  : Otto Rubens fundador. Insbruck 2015.

Harald Krahwinkler

Inschrift, slowenische in Kärnten/Koroška. Als historisches Zeugnis der Schriftkultur im öffentlichen Raum bezeugen slowenische Inschriften die soziolinguistische Stellung und Bedeutung des Slowenischen zur jeweiligen Entstehungszeit. Bisweilen sind sie Zeugnisse einer historischen Epoche und nunmehr kulturgeschichtliche Denkmäler einer → Kulturlandschaft (→ Kulturgeschichte). Inschriften weisen auf ein breites soziolinguistisches Spektrum der gelebten Sprache und auf eine intakte ganzheitliche soziale Struktur der slowenischen Gemeinschaft hin. Sie sind trotz → Germanisierung und → Assimilation keine Zufallserscheinungen (→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Als Kulturdenkmäler sind sie besonders schützenswert, weil sie Zeugnisse einer (historischen) sprachlichen und territorialen → Identität sind. Vielfach wurden slowenische Inschriften und Aufschriften übermalt oder mutwillig zerstört, um damit die slowenische Identität eines Ortes oder einer Institution aus dem öffentlichen, kollektiven Bewusstsein zu löschen (→ Name und Identität  ; Jacobo → Brollo). Inschriften finden sich als historische amtliche Aufschriften auf k. u. k. Bahnhöfen oder als Hinweisschilder zur Verwaltungsgliederung einzelner Orte, an Ortseingängen und auf Ortstafeln. Sie können auch Zeugnisse der materiellen → Volkskunst sein, so auf → Bildstöcken und Wegkreuzen. Als → Grabinschriften, die im slowenischsprachigen Bereich als eigene literarische

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Inschrift, slowenische

Gattung aufgefasst werden können, sind sie Ausdruck der hohen Sprachkultur, vor allem wenn sie poetische Verse verewigen (→ Bukovništvo). In Kirchen als Fresken, auf Altären, Glocken, Missionskreuzen und Prozessionsfahnen oder in Friedhofskapellen spiegeln sie neben der sozialen Stellung auch die (historische) kirchenrechtliche Stellung des Slowenischen, wie sie etwa in der → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija von 1924 wiedergegeben wird. Die ältesten slowenischen I. in einem öffentlichen Gebäude in Kärnten/Koroška sind in der Bohoričica verfasst (→ Schrift), und zwar im Freskenzyklus zur hl. Barbara in St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici, der um 1768 entstand. Aus dem 18. Jh. stammen auch die soziolinguistisch bemerkenswerten slowenischen → Chronogramme in Tibitsch/Tibiče und am Hauptaltar der Filialkirche zur hl. Magdalena im Wald/ sv. Magdalena, errichtet im Jahr 1522, in Süßenberg/ Planje in der Gemeinde Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji (nach Dehio aus 1729 jedoch ohne Hinweis auf die slowenische Sprache). Einerseits erhielt das Slowenische mit der Aufklärung bzw. dem → Josephinismus eine pragmatische Kommunikationsfunktion und es kommt zur → Übersetzung von Patenten und Kurrenden ins Slowenische, andererseits erhielt die Volksfrömmigkeit in der nachjosephinischen Zeit einen neuen Aufschwung, zeitgleich mit dem Beginn des ununterbrochenen Schrifttums bei den Slowenen in Kärnten/Koroška. Im Freskenzyklus von St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici etwa sind die Einwohner die Adressaten der mit Merkmalen des (lokalen) Dialektes des → Südkärntner Zentralraumes bzw. des sog. → Rosentaler Dialektes (rožanščina) versehenen Moralbotschaft (Domej). Eine besondere Kategorie von I. bildet jene auf zahlreichen gemalten → Kreuzwegen bzw. KreuzwegTafeln. Diese boten der Volkssprache einen neuen Raum, in dem sie zum Ausdruck kommen konnte, und so waren slowenische Kreuzwege die ersten, die das bis dahin vorherrschende Latein im öffentlichen Schrifttum in den Kirchen verdrängten. Domej weist 17 frühe Kreuzwege in der Bohoričica-Schrift nach, wobei die darauf befindlichen I. nicht einheitlich sind und zahlreiche Regionalismen und Entlehnungen aus dem Deutschen sowie in einem Fall aus dem Friulanischen aufweisen. Bei manchen Kreuzwegen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.s ist eine Anlehnung an die nach 1847 in Umlauf gekommenen Kupferstich-Vorlagen der Joseph von Führich-Kreuzwege nachgewiesen, bei ande-

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Missionskreuz St. Franzisci/ Želinje (Reši dušo! Spomin sv. misijona od 3.–9. feb. 1924), Foto Alois Pruntsch

St. Stefan/Šentštefan pri Velikovcu, Foto Tomo Weiss

ren nicht auszuschließen, vor allem bei jenen Beispielen vom Ende des 19. Jh.s, die künstlerisch einfacher und der → Volkskunst zuzuschreiben sind. Die vier Kreuzwege aus den Pfarren Poggersdorf/Pokrče und Tainach/ Tinje aus dem → Klagenfurter Feld/Celovško polje bezeugen, dass, wie Sturm-Schnabl schreibt, diese Gegend noch bis 1938 weitgehend slowenisch und die slowenische Sprache eine gelebte Sprache war. Kreuzwege mit slowenischen I. und deren Schicksal spiegeln die gesellschaftspolitischen Verhältnisse. Jener am Christofberg/Krištofova gora scheint für immer verloren, bei jenem in Loibltal/Brodi wurden die slowenischen I. erst 2009 zerstört und danach neu angebracht, wobei in einem weiteren Schritt, deutschsprachige I. hinzugefügt wurden. Jener der Wallfahrtskirche → Maria Gail/Marija na Zilji vom Anfang des 19. Jh.s war ursprünglich slowenisch (versehen mit I. der Bohoričica wie auch in der Gajica-Schrift), danach wurde er lange Zeit eingelagert und schließlich 1994 nach der Restaurierung mit zweisprachigen I. versehen, wobei die slowenischen I. archaisierend sind (Hofer 1999, 380, 534). Bemerkenswerte Beispiele slowenischer I. auf Altären finden sich in der Wallfahrtskirche Maria Sie-

Inschrift, slowenische Prozessionsbanner aus Feistritz a. G./Bistrica na Zilji, Foto Marlen Smole Taupe

benbrünn/Marija pri Sedmih studencih, an zwei Seitenaltären in → Tainach/Tinje, auf einem barocken → Hildegard/Liharda-Seitenaltar in Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni (Sv. Liharda prosi za nas), auf den Missionskreuzen ebendort in St. Franzisci/Želinje und in Köstenberg/Kostanje oder in einer Lünette am sv. Ožbolt-[Oswald]-Altar in St. Lorenzen ob der Gurk/Šentlovrenc. Matija → Majar – Ziljski ließ in seiner Pfarrkirche in Göriach/Gorje als Ausdruck des → Illyrismus und → Panslawismus am Valentins-Altar eine slowenische I. in kyrillischer Schrift anbringen (V tem znamenju boš zmagal [In diesem Zeichen wirst du siegen]). Diese ist damit auch Zeugnis einer historischen politischen Strömung. Weitere slowenische I. finden sich u. a. in St. Franzisi/Želinje, St. Georgen am Weinberg/Šentjurij na Vinogradih oder in St. Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu. Sie sind auch Ausdruck des Volksglaubens und als solche auf Prozessionsfahnen wie etwa in Eberndorf/Dobrla vas, in Neuhaus/Suha, in Mellweg/Melviče oder in der Kirche zum hl. Laurentius/sv. Lovrenc in Emmersdorf/ Tmara vas. In Loibltal/Brodi wurde 2009 neben den slowenischen I. vom Kreuzweg auch die slowenische I. vom Stoffbehang der Kanzel entfernt bzw. nach einem Pressebericht offensichtlich zerstört. Die I. lautete  : Kdor je z Bogom, posluša božjo besedo [Wer mit Gott ist, hört Gottes Wort].

Ein Beispiel eines Votivbildes der hl. Ursula mit der slowenischer I. sv. URSULA. D.M. izprosi nam srečno zadnjo uro aus dem Jahr 1873 befindet sich in der Pfarrkirche in Poggersdorf/Pokrče, doch wird im Kunstführer Dehio (2001, 632) nicht erwähnt, dass die I. slowenisch ist. In Zell/Sele berichtet eine I. auf einem Votivbild vom Tode von vier Arbeitern durch Blitzschlag 1870 (Tukaj so štirje Hrevelnikovi hlapci Jožef [in] Peter Majnik, Matevž Pasterk in Tomaž Rapovt od grumo zadeti smert storili 18. rožnika 1870. smert pride ko tat, torej čujte nas nepripravljene rajne molite za nas). In Kerschdorf/Črešnje im Gailtal/Zilja befindet sich unter dem Christophorus-Bild der Filialkirche zum hl. Nikolaus/sv. Miklavž vom Ende des 15. Jh.s eine verwitterte slowenische Aufschrift aus dem 19. Jh. V čast sv. Krištova post … [Zu Ehren des hl. Nikolaus …]. In Rinkenberg/Vogrče hingegen findet sich eine moralisierende slowenische I. unter dem Christophorus-Fresko aus dem 19. Jh. an der Außenmauer des Presbyteriums  : Sveti Kristof vam pove »Kleti in duševati se ne sme« [Der hl. Christoph sagt Euch »Fluchen und ex-trinken/Saufen ist verboten«]. In Suetschach/Sveče wird beim hl. Lambert unter dem Fresco mit dessen Bildnis Schutz für die Pfarre erbeten (Sv. Lambert varuj našo župnijo). Die der hl. Maria gewidmete slowenische I. in der Marienkapelle in Frög/Breg bei Rosegg/Rožek wurde der Überlieferung nach trotz der nazistischen Anordnung nicht zerstört und ist bis heute erhalten. Die slowenischen I. von der Friedhofs- und Grabkapelle in Gurnitz/Podkrnos sind nur noch fragmentarisch erhalten. Ein Hinweis auf ein starkes slowenisches → Vereinswesen jener Zeit ist die slowenische I. Bližnjemu v pomoč pod Florijanom [Dem Nächsten zur Hilfe im Zeichen des hl. Florian] vom Feuerwehrhaus in Mühlbach/Reka bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Das kulturhistorisch bedeutende Kunstwerk des Jacobo → Brollo in St.  Lorenzen ob der Gurk/ Šentlovrenc pri Šenttomažu, das eine slowenische I. aufweist, konnte nach heftigen, engagierten Protesten aus der Bevölkerung gerettet werden (Čez tri dni boš za menoj pridi [sic  !]). Teile der darauf abgestimmten Schablonenmalerei im Chorraum, die den Gesamteindruck ausmachte, wurden Restaurierungsarbeiten geopfert. Neben dem rein künstlerischen Wert liegt seine Bedeutung auch darin, dass es die soziolinguistische Situation des Gebietes nordöstlich von Klagenfurt/Celovec dokumentiert. Aus der Logik der geschichtlichen Ereignisse ist davon auszugehen, dass mit der willkürlichen Entfernung Brollos Malereien in den benach-

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Institutio Sclavonica

barten Kirchen von St. Thomas/Šenttomaž (Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora) und St.  Margarethen/ Šmarjeta (heute Klagenfurt/Celovec, Hörtendorf/Trdnja vas) auch slowenische I. mutwillig zerstört wurden. Die I. am Torbogen der Friedhofsmauer vom genannten St. Lorenzen/Šentlovrenc Bog jim daj večni mir in pokoj [Gott gebe ihnen ewige Frieden und Ruhe], die während der Nazizeit lediglich übertüncht worden war und in den 70/80er-Jahren des 20. Jh.s wieder hervorschien, wurde herausgemeißelt. Ebenso wurde einige Jahre später die historische Orgel zu Brennholz zerhackt. In diesen wie in anderen Fällen wurden die slowenische I., vielfach ohne wissenschaftliche Sicherung, von Privatpersonen, kirchlichen Würdenträgern oder von Amtsträgern zerstört. Zwei- oder mehrsprachige Inschriften auf modernen Kunstwerken, die das Slowenische berücksichtigen, sind ihrerseits Zeugnisse der gegenwärtigen Sprachsituation. So sind die Texte der 2006 eingeweihten 15 Kreuzwegstationen, die zur Filialkirche Hl. Kreuz/ sv. Križ in Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu führen, zweisprachig. Valentin Oman thematisierte im Jahr 2000 die zweisprachigen Ortsnamen → Südkärntens/Južna Koroška in einer Wandgestaltung der Dolmetscherkabine an der Universität Klagenfurt/ Celovec. Giselbert Hoke und Johannes Zechner haben 1999/2000 moderne Glasfenster im Kirchenschiff der Wallfahrtskirche → Dolina/Dolina (Gemeinde Grafenstein/Grabštanj, Pfarre Poggersdorf/Pokrče) geschaffen, wobei neben dem mehrsprachigen großen Glasfenster, bei dem das Slowenische integriert wurde, auch jeweils einsprachige slowenische Fenster ohne Übersetzung gesetzt wurden. Zwei- oder mehrsprachig sind auch Gedenktafeln, so jene am Geburtsort vom berühmten Matija → Majar – Ziljski in Vitenig/ Vitenče, von Urban → Jarnik in Moosburg/Možberk oder vom Komponisten Anton → Jobst in Egg/Brdo. Slowenische historische I. im öffentlichen Raum zählen wie Grabinschriften zu den besonders gefährdeten Kulturgütern, da sie vielfach vom kulturellen Verständnis der nachfolgenden Generationen sowie jenem öffentlicher Amtsträger, der Kirchenbeiräte und örtlichen Pfarrer abhängig sind. Neben einer umfassenden Repertorierung slowenischer I. in Kärnten/Koroška steht eine umfassende sprach-, kunst- und kulturwissenschftliche Analyse ebenso wie eine systematische rechtliche Sicherung noch aus (vgl. auch → Ansichtskarte).

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Archive  : Narodopisni inštitut Urban Jarnik, Klagenfurt/Celovec  ; Fotodokumentation der slowenischen Inschriften in St.  Franzisci/ Želinje Alois Pruntsch/Martin Kuchling. Lit.: Dehio. – M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; Naš tednik, 17. 1. 1980, 1, 8  ; P. Zablatnik  : Od zibelke do groba, Ljudska verovanja, šege in navade na Koroškem. Celovec 1982, 125  ; W. Deuer, W. Wadl  : St. Lorenzen an der Gurk, Kirchenführer. St. Thomas 1994 (Selbstverlag der Pfarre)  ; M. Jernej (Red.)  : 1195–1995, 800 Jahre Pfarre Tainach, Festschrift. Tainach 1995, 49, 51   ; M. Makarovič (Red.)  : Osem stoletji Vogrč. Klagenfurt/Celovec 1995  ; W. Wadl (Hg.)  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995  ; B. Vilhar  : Ziljske freske in še kaj s poti za sledovi gotskega stenskega slikarstva med Marijo na Zilji in Šmohorjem = Die Gailtaler Fresken. Celovec [e. a.] 1996, 47, 50  ; T. Domej  : Stenske slike s slovenskimi napisi v župnijski cerkvi v Šmartinu na Teholici. In  : KMD 1998. Celovec 1997, 108–110  ; T. Domej  : Križevi poti na Koroškem iz družbenojezikovnega in jezikovnozgodovinskega zornega kota. In  : M. Košuta (Red.)  : Slovenščina med kulturami, Hg. Slovenski slavistični kongres. Celovec, Pliberk 2008, 64–76  ; F. Wakounig  : Škandal. V Brodeh so iz cerkve izginili slvoenski napisi. In  : Novice 47 (2. 12. 2009) 2  ; Dekanatamt Ferlach (Hg.)/Dekanijski urad Borovlje (izd.)  : Dekanat Ferlach, Geschichte und Gegenwart = Dekanija Borovlje, zgodovina in sedanjost. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012, 209  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine, Izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : KK 2013. Celovec 2012, 107–122  ; J. Zerzer, F. Kattnig  : Rosegg und seine Kirchen = Rožek in njegove cerkve. Klagenfurt/Celovec 2012.

Bojan-Ilija Schnabl

Institutio Sclavonica → Rechtsinstitutionen, karan-

tanerslowenische.

Internierungen 1919. Nach dem Ende des Ersten

Weltkrieges und dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden in Kärnten/Koroška im Zuge der Kämpfe um die Festlegung der Grenze zwischen Restösterreich und dem neu entstandenen südslawischen Staat (→ Grenzfrage) Ende April/Anfang Mai 1919 mehr als 300 slowenische Geiseln, darunter viele Priester, aus dem Raum → Villach/Beljak, dem slowenisch besiedelten Unteren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, aus Klagenfurt/Celovec und dem → Rosental/ Rož von Gendarmerie und/oder Volkswehr ohne Angabe von Gründen festgenommen und zunächst in der Jesuitenkaserne in Klagenfurt/Celovec, bald danach in Oberkärnten/Zgornja Koroška interniert. Die Kärntner Landesregierung hatte sich aus Klagenfurt/Celovec zeitweise nach Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) zurückgezogen. Erster Internierungsort in Oberkärnten/Zgornja Koroška war nach einer kurzen Unterbringung in Hotels die landwirtschaftliche Schule Litzlhof. Wegen un-

Maria Gail/Marija na Zilji um 1900, bis 1942, Foto Bundesdenkmalamt. Aus: Mirko Hofer, Maria Gail, 1999 (mit freundlicher Genehmigung). Die Inschrift lautete: Poslanec je iz neba / skrivnost prinesel (?) od Boga.

Internierungen 1919.

haltbarer Zustände in diesem Lager bezüglich äußerst mangelhafter Verpflegung und Schlafstätten in großen Gemeinschaftssälen auf dem bloßen strohbedeckten Boden musste nach einem diesbezüglichen Bericht Fürstbischof Adam → Hefter in einer geharnischten Stellungnahme am 10. Mai 1919 (»beinahe alle Pfarren in Südkärnten entbehren ihrer Seelsorger«) bei Landesverweser Arthur Lemisch intervenieren und schärfsten Protest einlegen. Lemisch veranlasste unverzüglich, dass sich der Landesbeamte Hofrat Hugo Henriquez zu einer Untersuchung nach Litzlhof und in andere Oberkärntner Internierungsorte begab. Zwischen dem 8. und dem 12. Mai wurden alle Internierten angehört, wegen fehlender Begründungen der Verhaftung wurden Gendarmerieprotokolle angefordert. Die meisten Internierten, gegen die keine Gründe für ein ordentliches Gerichtsverfahren vorlagen, unter ihnen auch alle sieben Priester, wurden daraufhin in den nächsten Tagen entlassen  ; die meisten von ihnen mussten sich über einen längeren Zeitraum täglich bzw. an jedem zweiten Tag bei der Gendarmerie melden. Neben Litzlhof gab es auch Internierungen in Oberdrauburg – mehrere Priester – sowie in Mallnitz und in Techendorf am Weißensee. Über das Schicksal der sechs Geistlichen, die im Pfarrhof in Oberdrauburg vom 4. bis 22. Mai, einige sogar bis 14. Juni verbleiben mussten, berichtet der damalige Oberdrauburger Pfarrer S. Sulzer ein gutes Jahrzehnt nach den Ereignissen im Kärntner Tagblatt vom 10. Oktober 1930 unter dem Titel Im Übereifer. Am 22. Mai 1919 waren noch 16 Personen – 13 Männer und drei Frauen – in Litzlhof interniert. Sie wurden am 7. Juni nach Trebesing in eine Baracke namens »Kriegsquelle« überstellt. Kriegsquelle heißt das hier entspringende, stark kohlensäurehaltige Mineralwasser deshalb, weil die Frontsoldaten der Monarchie das hier abgefüllte Wasser wegen seiner guten Haltbarkeit zur Marschverpflegung erhielten. Die Gefangenen kamen tatsächlich vom Regen in die Traufe. Am 9. Juni richteten sie ein wegen völlig unzureichender Ernährung und demütigender Unterbringung begründetes Schreiben an die Landesregierung  : Morgens »ungezuckertes gefärbtes Wasser, Kaffee genannt, mittags klare Suppe u  … 8 dkg Fleisch u. abends wieder wie morgens, … die Unterbringung in einem gänzlich verwahrlosten und verlausten Raum …, nehmen die Deutschen die Kultur und Humanität in Anspruch, so merken wir in unserer Lage nichts davon  …«. Das Schreiben, in dem die sofortige Freilassung gefordert wurde, wurde von Dr. → Rožič Valentin, Johann Schaller, Viktor

Ferjančič, Josef Renko, Franjica Arnejc, Michael Gabriel, Dr. Ferdinand Pirnat, Michael Schleicher (Gemeindesekretär), Matija → Vospernig (→ Bürgermeister), Math. → Prosekar, Paul Johann, Katica Arnejc, Adele Schaffer, Martin Pasarić, Michael Zenz und einer weiteren Person (Name unleserlich) unterzeichnet. Diese Beschwerde war teilweise erfolgreich, verfügte doch die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau offensichtlich über Aufforderung durch die Landesregierung, dass die Internierten bereits am 17. Juni aus Trebesing in das sog. Alte Bürgerspital nach Gmünd gebracht und dort in drei Räumen untergebracht wurden. Als Hauptgrund der Verlegung wurde in einem Bericht an die Landesregierung die starke Verlausung der Räume in Trebesing angeführt. Einem Inhaftierten – Matija → Prosekar – gelang kurzzeitig die Flucht  ; er wurde jedoch bald danach aufgegriffen und in das Internierungslager zurückgebracht. In der Nacht vom 3. auf den 4. August 1919 entflohen laut einem Gendarmeriebericht Valentin Rožič und Josef Renko aus der Internierung in Gmünd, was für die Verbliebenen verschärfte Haftbedingungen zur Folge hat, wie Matija Vospernik in einem an seinen Bruder Janez → Vospernik gerichteten Brief berichtet. Alle Bittgesuche und Eingaben von Angehörigen und Behörden an die Bezirkshauptmannschaft und die Landesregierung, die Internierten, denen man keinerlei strafbare Handlung nachweisen und sie daher auch nicht vor Gericht stellen, geschweige denn bestrafen konnte, blieben erfolglos. Mit ein Grund, vielleicht der Hauptgrund dafür war die Tatsache, dass auch die südslawischen Behörden eine Reihe von deutschgesinnten Kärntnern beider Landessprachen in Ljubljana internierten. Es dürften insgesamt an die 500 gewesen sein, wie man zeitgenössischen Berichten entnehmen kann. Deshalb stimmen die Kärntner Landesregierung und die Österreichische Bundesregierung auch einem vom SHS-Staat vorgeschlagenen Kopf-um-Kopf-Austausch nicht zu. Schließlich aber bewirkte der Druck auf die beiden in Grenzstreitigkeiten und Grenzkämpfe verwickelten Nachbarstaaten Österreich und dem Staat der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) seitens der alliierten Kommission, nicht zuletzt auch die nicht unerheblichen Kosten der Internierungen und der Beschluss, am 10. Oktober 1920 eine → Volksabstimmung der Bevölkerung zunächst in der Zone A (vorwiegend südlich der Drau/Drava, dann – im Falle einer für den SHS-Staat günstigen Entscheidung auch

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Inzko, Marija (geb. Einspieler)

in der Zone B) durchzuführen, dass die Internierten beider Seiten freigelassen wurden. Am 30. September 1920 ging so der Leidensweg der letzten zwölf verbliebenen slowenischen Internierten in Gmünd zu Ende. Sie konnten nach Hause zurückkehren. Dem Versuch einiger verhafteter Personen (vor allem aus dem geografischen Bereich südlich von → Villach/ Beljak mit den zentralen Orten Finkenstein/Bekštanj, damals Mallestig/Malošče, und Fürnitz/Brnca), eine Haftentschädigung für die Vertreibungszeit von Haus und Hof zugesprochen zu bekommen, war kein Erfolg beschieden. Auch die Schäden, die durch Plünderungen seitens der Volkswehr entstanden waren, wurden kaum ersetzt. Ein interessantes Detail am Rande dieses wenig bekannten Kapitels der Kärntner Landesgeschichte am Beginn des 20. Jahrhunderts  : Im Jahre 1942 wurde ein knappes Dutzend slowenischer Kärntner Familien, die bereits 1919 von Vertreibung betroffen waren, neuerlich vertrieben und enteignet, diesmal von den nationalsozialistischen Machthabern. Bei ihrer Rückkehr im Sommer 1945 aus deutschen Anhaltelagern im sog. Altreich wurden sie, von Deutschland kommend, wiederum wie ihre Angehörigen 1919 für einige Tage in der desolaten Jesuitenkaserne in Klagenfurt/Celovec untergebracht, in der bereits ihre Familien Anfang Mai 1919 ihren Leidensweg der Internierung begonnen hatten. (Vgl. auch Alois → Schaubach, Josef → Kattnig.) Archive  : KLA  : Präsidialakten der Kärntner Landesregierung, Karton 430, Zl. 2616/1919. Lit.: S. Sulzer  : Im Übereifer. In  : Kärntner Tagblatt, 10. 10. 1930  ; [ J. Schaller (vermutlich)]  : Bežni spomini na čas pred tridesetimi leti, ohne Autorenangabe. In  : Svoboda slovenske Koroške, Nr. 8/9 (1950) 227–229  ; C. Fräss-Ehrfeld  : Geschiche Kärntens, Band 3/2, Kärnten 1918–1920  : Abwehrkampf – Volksabstimmung – Identitätssuche. Klagenfurt/ Celovec 2000  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt – Kulturkampf – Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921. Klagenfurt 2002  ; P. G. Tropper  : Verleumdet  ? Verfolgt  ? Vertrieben  ? – Zur Stellung des slowenischen Klerus in Kärnten zwischen den Jahren 1914 und 1921. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage, Bd. 2. Klagenfurt/Celovec, 2005  ; R. Vospernik  : Internierungen von Kärntner Slowenen im Jahre 1919. In  : Car I 2007, S. 383–421  ; T. Griesser-Pečar  : Die Stellung der slowenischen Landesregierung zum Land Kärnten 1918–1920. Klagenfurt/Celovec 2010  ; R. Vospernik  : Zweimal aus der Heimat vertrieben. Die Kärntner Slowenen zwischen 1919 und 1945. Eine Familiensaga. Klagenfurt/Celovec 2011.

Reginald Vospernik

Inzko, Marija (geb. Einspieler) (Preglejeva mama,

* 29. Juli 1885 Unterkrajach/Muta bei Suetschach/

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Sveče [Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu], † 2. Oktober 1968 ebd.), Lehrerin, Korrespondentin slowenischer Zeitungen und Kulturaktivistin. Marija Inzko, geborene Einspieler, vlg. Preglejeva mama, wurde beim vlg. Kvocar in Unterkrajach/ Muta bei Suetschach/Sveče im → Rosental/Rož geboren. Ihre Mutter war Neža Zeichen, vlg. Račebova in Mühlbach/Reka bei St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, ihr Vater Franc Einspieler, vlg. Preglejev sin, ein Kleinbauer und Frächter. Im Haus war ein Krämerladen, wo die nötigsten Dinge jener Zeit verkauft wurden, so auch Stoffe, die aus Italien eingeführt wurden. Oft tauschten die Leute eigene Produkte für Waren ein, die die Preglej (so der Vulgoname) aus dem Süden über das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und über den Loiblpass/Ljubelj eingeführt hatten. Drei Söhne des Hauses wurden Priester und die Väter von drei Priestern waren beim Preglej geboren. Der Priester Andrej Einspieler (der jüngere) und Marija Inzko, geborene Einspieler, waren 30 Jahre in → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk. Im Pfarrhof wuchsen drei Neffen und die Nichte, eben Marija Inzko, geborene Einspieler, auf. Der zweite Onkel war Franziskanerpater Oton Einspieler. Er unterrichtete am Priesterseminar in Kostanjevica, heute im slowenischen Nova Gorica, und ist im Wallfahrtsort Sveta Gora ebendort begraben. Marija Inzko, geborene Einspieler, ging in Klagenfurt/Celovec bei den Ursulinen zur Schule und maturierte 1905 an der Lehrerbildungsanstalt. Sie war zunächst Lehrerin in St.  Margarethen im Rosental/ Šmarjeta v Rožu und danach bis 1919 in Poggersdorf/ Pokrče im → Klagenfurter Feld/Celovško polje. Von dort wurde der Ortspriester Hani → Maierhofer in die Vipavska dolina an der Grenze zum Küstenland/Litorale/Primorje zwangsversetzt, weil er eine Briefmarke mit dem Kaiser verkehrt aufgeklebt hatte. Der Onkel Andrej Einspieler starb 1913, der Vater bereits 1911. Marija Inzko, geborene Einspieler, erbte das Preglej und das Mazovc-Haus und sorgte für die Mutter und für zwei Brüder. Der Probst Gregor → Einspieler in → Tainach/Tinje begeisterte sie sich für → Jugoslawien. In diesem Zusammenhang begrüßte Marija Einspieler den General Rudolf → Maister und die italienische Delegation. Als sie in Poggersdorf/Pokrče wirkte, pflegte Marija Inzko, geborene Einspieler, eine Freundschaft mit der Familie des Andrej → Sturm, vlg. Toman in Zinsdorf/Svinča vas in der Altgemeinde St.  Thomas

Inzko, Marija geb. Einspieler

Inzko, Marija (geborene Ziherl)

am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu. Zusammen mit terin und eines in → Trieste/Trst/Triest geschulten Andrej Sturm brachte sie mit einem Pferdefuhrwerk slowenischen k. u. k. Gendarmen im damaligen Königdie Druckmaschine der → Mohorjeva über die Demar- reich → Jugoslawien als Marija Ziherl geboren. Im kationslinie bzw. über den Fluss Gurk/Krka beim An- Hause, das auch als Postamt diente, gab es noch sechs wesen Toman (Tomanhof ) und weiter zur Eisenbahn- Geschwister. I. besuchte vier Jahre die Volksschule, dahaltestelle in Kühnsdorf/Sinča vas, von wo diese nach nach fünf Jahre das Gymnasium in Ljubljana, wechselte Prevalje und dann nach → Celje gebracht wurde und aber in der Folge auf die Lehrerbildungsanstalt, die sie 1944 als Volksschullehrerin beendete. Die letzten Jahre wo sie bis heute steht. Unmittelbar nach der → Volksabstimmung verlor des Studiums fielen in die Zeit des Krieges und waren Marija Inzko, geborene Einspieler, ihre Anstel- mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da die Trennlilung, weil sie für Jugoslawien gestimmt hatte. Am 22. nie zwischen der italienischen und der deutschen Zone November 1920 heiratete sie Valentin → Inzko sen., mitten durch das heutige Slowenien verlief, weshalb sie vlg. Kovač, der deshalb seine Stelle als Gendarm verlor. innerhalb des Landes erstmals flüchten musste, von der Die Zeiten nach der Volksabstimmung waren für Ma- deutschen in die italienische Zone. Ein zweites Mal rija Inzko, geborene Einspieler, besonders schwie- flüchtete sie wegen ihrer überzeugten katholischen rig, weil sie und ihr Mann keine Anstellung und keine Gesinnung im Mai 1945 vor dem Kommunismus nach Pension erhielten und von der kärglichen bäuerlichen Kärnten/Koroška. Sie verbrachte zwei Jahre in FlüchtWirtschaft leben mussten. Trotzdem schickte sie ihre lingslagern in Lienz und Spittal in Kärnten/Koroška, drei Söhne und ihre Tochter zur Schule. Die Söhne wo sie auch unterrichtete. 1947 übersiedelte sie nach absolvierten alle ein Universitätsstudium. Oto Inzko → Südkärnten/Južna Koroška, wo sie im März 1948 Dr. schloss das Medizinstudium ab und wurde Militärarzt, Valentin → Inzko sen. heiratete. I. wurde Mutter von Valentin → Inzko sen. und sein Bruder Franz absol- vier Kindern  : Valentin, Maria, Rosalia/Zala und Magvierten das Lehramtsstudium, die Tochter Marija In- dalena/Alenka. Seit ihrer Übersiedlung nach Südkärnten/Južna zko wurde Handarbeitslehrerin. Auch nach dem Zusammenbruch des Nationalsozi- Koroška unterrichtete sie an der Hauswirtschaftsalismus erhielt Marija Inzko, geborene Einspieler, schule der Schulschwestern in St.  Jakob im Rosental/ keine Anstellung, weil sie für Jugoslawien gestimmt Šentjakob v Rožu, gleichzeitig aber unternahm sie hatte. Erst nach Jahren erhielt sie auf Interventionen von zahlreiche Aktivitäten im Kulturbereich der Volksgruppe. So organisierte sie Theaterveranstaltungen mit Valentin → Podgorc hin eine kleine Gnadenpension. Jugendlichen. Auch war sie eine der ersten freiberufliMarija Inzko, geborene Einspieler, war Korrechen Mitarbeiterinnen der slowenischen Abteilung des spondentin der Zeitschriften → Mir, danach schrieb sie für den → Slovenec, den → Koroški Slovenec sowie ORF in Kärnten/Koroška, wo sie über 30 Jahre tätig für die Kirchenzeitung → Nedelja. Marija Inzko, ge- war. Ihre Stärke war aber das geschriebene Wort, und borene Einspieler, war trotz der zahlreichen Dis- so findet man ihre Unterschrift als Autorin in über Tausend Texten in solchen Periodika wie Naš tednik, kriminierungen stets um die slowenische Sprache und Nedelja, Vera in Dom und anderen Publikationen. I. ist → Identität in Kärnten/Koroška bemüht. Sie sammelte auch Autorin von zwei Romanen  : Dom ob Dravi [Heim Redensarten, Zeugnisse der Volkskultur und war aktiv an der Drau], eine Familiensaga aus dem → Rosental/ am örtlichen Pfarrleben beteiligt. Rož sowie Zvesta srca [Treue Herzen]. Auf ihre Initiative geht auch die Ansiedlung des Lit  : Marija Inzko-Einspieler. In. KMD 1971, 150f.; K. Sturmslowenischen Bildhauers Franc Gorše, des letzten Schnabl  : Kulturno življenje v fari Št. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške okupacije. In  : KK 2009, 139–156. Mestrović-Schülers, in Suetschach/Sveče in Kärnten/ Marija Inzko (geb. Ziherl)  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Koroška zurück (vgl. Peter → Markovič). Nach seinem Tod hinterließ er eine Galerie, durch die sie häuInzko, Marija (geborene Ziherl) (* 10. Februar 1924 fig Studierende und andere fachlich Interessierte führt. Vodice [Gorenjska]), Lehrerin, Kulturarbeiterin, Pub- 2011 nahm sie auch aktiv am Symposium zu Franc lizistin. Gorše anlässlich seines 25-jährigen Ablebens teil. I. wurde in Vodice bei Ljubljana als Tochter einer in I. blickt auf eine ausgedehnte pädagogische Tätigkeit der Monarchie ausgebildeten slowenischen Postmeis- zurück, da sie in zahlreichen Schulen, insbesondere an

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Inzko, Valentin sen.

der Bundeshandelsakademie und an der Handelsschule in Klagenfurt/Celovec seit 1964 bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 1990 den Gegenstand »Slowenisch« unterrichtete. Sie war auch jahrelang Funktionärin im slowenischen → Kulturverein → Kočna in Suetschach/ Sveče, ebenso wie Vorsitzende der slowenischen »Katholischen Frauenbewegung«. Mit großer Hingabe widmete sie sich ihrer Familie, der Erziehung der Kinder, dem Ehegatten Valentin – »Volti«, dem sie zeit seines Lebens eine starke Stütze sein wollte. I. ist eine sehr neugierige Person und besitzt beinahe über ein universelles Wissen, insbesondere im Bereich der slowenischen Sprache. Als reife Frau im fortgeschrittenen Alter, die Jahrzehnte ihren Mann, den Minderheitenpolitiker Valentin Inzko sen., begleitet hat, fragt sie sich auch heute noch, ob angesichts des geschehenen Unrechts noch jemand kommen wird, die Tränen der Volksgruppe zu trocknen. Für ihre Verdienste im pädagogisch-kulturellen Bereich wurde I. von Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Jahre 2001 mit dem Professorentitel ausgezeichnet. Werke  : Prešeren in Koroška  : (ob 120-letnici smrti). In  : KMD (1969) 46–51  ; Lambert Ferčnik – ob 100-letnici smrti. In  : KMD (1988) 114– 115  ; Utrinki iz mladosti dr. Janka Hornböcka. In  : DiD 41, 3A (1990) 14  ; Dekan Štefan Singer – duhovnik in zgodovinar – ob 50-letnici smrti (1871–1945). In  : KMD (1995) 83–84  ; Ob 100-letnici rojstva Franceta Goršeta. In  : KMD (1997) 125–126  ; Zvesta srca  : zgodbi iz Roža. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1999  ; Gornik in pisatelj Vojko Arko. In  : KMD (2001) 115–116. Lit.: Profesorica Marija Inzko. In  : DiD (2002) 14.

Valentin Inzko

Inzko, Valentin sen. (* 22. Jänner 1923 in Suetschach/ Sveče [Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu], † 6. November 2002 in Klagenfurt/Celovec) österreichischer Slawist, Historiker, Pädagoge, Schulinspektor und Publizist sowie Minderheitenpolitiker und -vertreter. I. war der Sohn des Gendarmeriebeamten Valentin Inzko und der Lehrerin Maria, geborene Einspieler, sowie der Vater des Diplomaten Valentin Inzko, verheiratet mit Marija → Inzko, geb. Ziherl. I. absolvierte das Slawistik- und Geschichtestudium an der Karl-Franzens-Universität Graz und promovierte zum Doktor der Philosophie 1948. Die Dissertation schrieb er über Andrej → Einspieler, den »Vater der Kärntner Slowenen«. I. war Professor an mehreren Gymnasien, ab 1951 an der Lehrerbildungsanstalt Klagenfurt/ Celovec. 1963 bis 1988 war I. Fachinspektor für den

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Slowenischunterricht an höheren und mittleren Schulen in Kärnten/Koroška, 1983 bis 1988 auch Leiter der »Minderheitenschulabteilung beim Landesschulrat für Kärnten«. I. wirkte prägend in slowenischen Organisationen  : 1949 war er Mitbegründer des Rates der Kärntner Slowenen, von 1952 bis 1958 dessen Sekretär, von 1960 bis 1968 dessen Obmann  ; von 1958 bis 1959 Sekretär der Krščanska kulturna zveza [Christlicher Kulturverband]  ; er war langjähriger Obmann des slowenischen → Kulturvereins → Kočna, gründete das Gesangsquintett Slavček, war von 1958 bis 1992 Vorstandsmitglied und ab 1994 Vorsitzender des Ehrenbeirats der Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva). I. wurde aufgrund einer Klage des Kärntner Heimatdienstes (→ deutschnationale Vereine) am 5. Februar 1968 zu einer Geldstrafe bzw. einer Woche Arrest verurteilt. Er initiierte als Vorsitzender des Rates der Kärntner Slowenen 1965 bei den Landtagswahlen die eigenständige Kandidatur der Volksgruppe als »Wahlgemeinschaft«, die 4.272 Stimmen erhielt. Er vertrat slowenische Katholiken bei der Kärntner Diözesansynode 1970–72 und war maßgeblich an der Entstehung des historischen Synodalen Dokuments über das Zusammenleben von Slowenen und Deutschen in der Kirche Kärntens beteiligt. I. war gemeinsam mit Ernst Waldstein Vorsitzender des deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese → Gurk/Krška škofija und seit 1974 gemeinsam mit ihm Initiator und Herausgeber der umfangreichen, elfbändigen Reihe »Das gemeinsame Kärnten – Skupna Koroška«. Als Minderheitenvertreter nahm er auch an der Österreichsynode teil. I. war auch langjähriger Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in Suetschach/Sveče. 1995 war I. der erste Redner der slowenischen Volksgruppe bei der Feier zum 10. Oktober seit der → Volksabstimmung 1920. Als Sprecher der slowenischen Katholiken vertrat er die Kirche Kärntens in der von Bundeskanzler Kreisky einberufenen Ortstafelkommission, war außerdem Vertreter der Kirche im vom Bundeskanzler eingesetzten Volksgruppenbeirat sowie auch Vorstandsmitglied der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen. Jahrzehntelange schrieb I. ehrenamtlich Hunderte Leitartikel in zahlreichen Publikationen wie Furche (er war auch Mitglied des Furche-Beirats), ORF, Präsent (Volksbote), Presse, dem Kirchenblatt Nedelja, Vera in Dom, Celovški Zvon, der Wochenzeitung Naš Tednik, die er jahrelang auch redigierte oder der Kleinen Zeitung, etc. Sein Credo war das »Gemeinsame Kärn-

Valentin Inzko (sen.), Foto Vincenc Gotthardt

Isačenko, Aleksandr Vasil’evič

ten – Skupna Koroška«, die Versöhnungsarbeit und das Zusammenleben beider Volksgruppen. I. lebte und arbeitete für seine Volksgruppe, seine Heimat und die Kirche. Dafür wurde er wiederholt geehrt, seitens der Kirche aber auch seitens des Staates, der ihn auch mit dem Ehrentitel Hofrat auszeichnete. I. erhielt den Einspieler- (1988) und → Tischler-Preis (2002).

der 750 Bischof von → Salzburg geworden war. Er schickte → Modestus nach Kärnten/Koroška. Dieser errichtete seinen Bischofssitz in → Maria Saal/Gospa sveta, von wo aus er die Slowenen missionarisch betreute (→ Karantanien  ; → Christianisierung  ; → Freisinger Denkmäler  ; → Terminologie, christliche  ; → Inkulturation  ; → St. Peter am Bichl/Šentpeter na Gori).

Werke  : Für den Religionsunterricht in der Muttersprache. Klagenfurt 1966  ; Koroški Slovenci v evropskem prostoru – Die Kärntner Slowenen im Europäischen Raum. Celovec 1970  ; Zgodovina Slovencev do 1918. Celovec 1978  ; Geschichte der Slowenen bis 1918. Klagenfurt/Celovec 1978  ; Wir lernen Slowenisch, Klagenfurt/Celovec 1981  ; C. Broman  : Zgodovina koroških Slovencev – od leta 1918 do danes z upoštevanjem vseslovenske zgodovine (pripravila komisija zgodovinarjev pod predsedstvom Valentina Inzka). Klagenfurt/Celovec 1985  ; Geschichte der Kärntner Slowenen von 1918 bis zur Gegenwart. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1988  ; Volksgruppenproblematik 1848–1990. Klagenfurt 1991. Lit.: R. Vospernik  : Dr. Valentin Inzko – sedemdesetletnik. In  : Celovški zvon 38 (1993) 93  ; V. Ošlak (Hg.)  : Čas zidanja – zbornik ob 75-letnici dr. Valentina Inzka. Klagenfurt/Celovec 1999  ; M. Cibic-Cergol  : In memoriam Valentin Inzko. In  : Koledar Goriške Mohorjeve družbe (2003) 185–186  ; J. Zerzer, F. Kattnig, H. Filipič (Hg.)  : Zbornik o dr. Valentinu Inzku. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2013  ; J. Zerzer  : Zbornik o dr. Valentinu Inzku. Klagenfurt/Celovec 2014.

Lit.: Th. Dav. Popp  : Anfang und Verbreitung des Christentums im südlichen Teutschlande, besonders Errichtung der Diözese Eichstätt, Denkschrift zur eilften Säcularfeier des Bisthumes Eichstät. Ingolstadt 1845  ; I. Grafenauer  : O pokristjanjevanju Slovencev in začetkih slovenskega pismenstva. In  : DiS, Jg. 47, Nr. 6/7 (1934) 350–503  ; I. Grafenauer  : Irskoanglosaška misijonska metoda in slovensko pismensko in ustno slovstvo. In  : Zbornik Zimske pomoči. Ljubljana 1944  ; J. H. A. Ebrard  : Die iroschottische Missionskirche des sechsten, siebten und achten Jahrhunderts und ihre Verbreitung und Bedeutung auf dem Festland (Gütersloh 1873). Hildesheim 1971  ; H. Löwe  : Die Iren in Europa im frühen Mittelalter I. Stuttgart 1982  ; H. Dopsch, R. Juffinger (Hg.)  : Virgil von Salzburg. Salzburg 1985  ; P. G. Parovel  : Cenni di storia del popolo sloveno sino ai tempi dei monumenti di Frisinga. In  : J. Jež  : Monumenta Frisingensia = Brižinski spomeniki – la prima presentazione in Italia dei Monumenti letterari Sloveni di Frisinga del X–XI secolo coevi alle prime tracce scritte della lingua italiana – con traduzione dei testi cenni di storia degli Sloveni e dati sugli Sloveni in Italia. Trieste, Firenze 1994, 91–105  ; L. E. von Padberg  : Christianisierung im Mittelalter. Stuttgart 2006.

Valentin Inzko

Iro-schottische Mission. Irland und Schottland wa-

ren über die Seewege, die entlang der Küsten führten, schon in der frühchristlichen Zeit christianisiert worden. Die Iro-schottische Kirche war eine evangelischapostolische Kirche, in der die Gläubigen vom neuen Glauben überzeugt werden und die religiösen Wahrheiten verstehen sollten. Daher bedienten sich die iro-schottischen Missionare für ihre Überzeugungsarbeit der jeweiligen Volkssprache (→ Liturgiesprache). Mönche der iro-schottischen Kirche führten im 6. bis zum 8. Jh. eine von Rom unabhängige Missionstätigkeit durch, die sich von Island bis Oberitalien erstreckte. Erstmals kam 590 ein irischer Mönch auf das Festland, nahm die peregrinatio propter Christum (Pilgerschaft um Christi Willen) auf sich und gründete 610 das erste Kloster Annegray in Burgund. In der bayrischen Mission waren Gallus († 645) und Eustasius († 629) wichtige Missionare, Letzterer war 615 Abt im Kloster Luxeuil. In Bayern missionierte Willibald (sein Sitz war die Willibaldsburg in Eichstätt). Seine Schwester Walburga gründete dort ein Frauenkloster. Nach Würzburg kam 686 der Ire Kilian, der dort 689 starb. Ein einflussreicher Vertreter der iro-schottischen Mission im bayrisch karantanischen Raum war → Virgil,

Katja Sturm-Schnabl

Isačenko, Aleksandr Vasil’evič (Alexander Issat-

schenko, * 3. Jänner 1911 Sankt-Petersburg [21. Dezember 1910 nach dem damals in Russland noch üblichen julianischen Kalender], † 19. März 1978 Klagenfurt/Celovec), Sprach- und Literaturwissenschafter, Slawist, Russist, Slowenist. I. ist in der »Geschichte der österreichischen Slawistik« (Wien 1985), obwohl ehemaliger Ordinarius in Klagenfurt/Celovec, weder als »österreichischer« Slawist erwähnt noch in den sowjetischen und russischen Enzyklopädien als »russischer«. I. stammt aus einer angesehenen Petersburger Familie (Großvater Vizepräsident des Obersten Gerichtshof des Russischen Reiches, Vater Rechtsanwalt, Mutter Schauspielerin, Schwester Tatjana Gsovsky Choreografin und Ballettmeisterin an der Deutschen Oper in Berlin). I. verließ 1920 mit seiner Familie Russland. Er absolvierte das humanistische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. Ab 1929 studierte er an der Wiener Universität Slawistik und nebenbei Psychologie, Ethnografie, Indische Philologie. 1933 promovierte er bei N. → Trubetzkoy mit einer Dissertation über die slowenischen → Dialekte des → Jauntals/Podjuna, die in der

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Isak, I.

Pariser Zeitschrift Revue des Études slaves auszugsweise veröffentlicht wurde. Nach der Promotion verbrachte I. ein Jahr in Paris bei den Sprachwissenschaftern Meillet und Vendryés und dem Slawisten Vaillant. Von 1935 (er heiratet Elena, die Tochter Trubetzkoys) bis 1938 war er Lektor für Russisch an der Universität Wien. 1939 habilitierte er sich bei → Ramovš an der Universität Ljubljana mit einer strukturalistischen, methodologisch neuen Monografie über den Dialekt von Zell im Rosental/Sele na Rožu (→ Dialektgruppe). Im gleichen Jahr erschien sein Buch über den slowenischen Vers (Slovenski verz). Von 1940 bis 1945 arbeitete I. als Privatdozent an der Handelsschule in Bratislava, bis 1949 als a. o. Professor für russische Sprache an der Universität, bis 1955 als Leiter der Lehrkanzel für Slawische Philologie. 1943 erscheint sein Buch über die → Freisinger Denkmäler (Jazyk a pôvod Frizinských pamiatok) in slowakischer Sprache. Von 1955 bis 1960 unterrichtet I. an der Pädagogischen Hochschule Olomouc (Olmütz). Von 1960 bis 1965 begründet und leitet er die »Arbeitsstelle für Strukturelle Grammatik« der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, von 1965 bis 1968 ist er Leiter der sprachwissenschaftlichen Abteilung des Instituts für Sprachen und Literaturen der Čechoslovakischen Akademie der Wissenschaften in Prag, von 1968 bis 1970 Gastprofessor für slawische Sprachen an der University of California in Los Angeles, von 1971 bis 1978 o. Professor für »allgemeine und angewandte Sprachwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Didaktik der slawischen Sprachen« in Klagenfurt/Celovec. 1972 ist er gemeinsam mit O. Kronsteiner Mitglied der Ortstafelkommission der Österreichischen Bundesregierung. 1973 begründet er die Klagenfurter Linguistischen Wochen, 1974 wird er korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Auf seine Initiative geht die Gründung der Zeitschrift Russian Linguistics zurück. I. hat in vielen, besonders russistischen Bereichen Bahnbrechendes geleistet (Die russische Sprache der Gegenwart, Halle/Saale 1962  ; Mythen und Tatsachen über die Entstehung der russischen Literatursprache, Wien 1975  ; Geschichte der russischen Sprache 2 Bände, Heidelberg 1980/1983). Großes Aufsehen erregte seine Schrift »Wenn Ende des 15. Jahrhunderts Novgorod über Moskau den Sieg errungen hätte …Über eine nicht stattgefundene Variante der Geschichte der russischen Sprache« auf dem Internationalen Slawistenkongress in Warschau (1973). In slowenistischen Bereichen hat I. neben den dialek-

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tologischen Arbeiten den Reisebericht des Sigismund von → Herberstein aus dem 16. Jh. erstmals als wichtige Quelle für die russische Sprachgeschichte herangezogen (Herbersteiniana I und II). In seinen »Freisinger Denkmälern« geht er von der damals allgemein verbreiteten, noch heute literaturüblichen Ansicht aus, sie gingen auf westslawische (slowakisch-tschechische) und »althochdeutsche« Ursprünge und die Tätigkeit Kyrills und Methods im »Großmährischen Reich« (→ Methodvita) zurück. I. hat diese Ansicht von seinem »Schüler« O. Kronsteiner postum zugunsten des vormethodianischen → altslowenischen (→ karantanerslowenischen) Ursprungs widerrufen lassen. Werke  : Die Dialekte des Jauntales in Kärnten. Wien 1933 (Diss.)  ; Les

parlers slovènes du Podjunje en Carinthie. In  : Revue des Études slaves 15 (1935) 53–63 und 16 (1936) 38–55  ; Bericht über kärntner-slowenische Dialektaufnahmen anlässlich einer Kundfahrt im Sommer 1937. In  : Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien. Phil.-hist. Klasse 75 (1938) 1–10  ; Vidovinka  : kroatische Gesänge aus dem Burgenland (Übersetzung und Nachwort). Graz 1938  ; Narečje vasi Sele na Rožu. (Habil.) Ljubljana 1939 (Razprave Znanstvenega društva v Ljubljani 16, Filološko-lingvistični odsek 4)  ; Slovenski verz. Ljubljana 1939, Neuauflage 1975  ; Jazyk a pȏvod Frizinských pamiatok. Bratislava 1943  ; Windisch keine Mischsprache sondern slowenische Mundart, Gotscheer Mundart ebenso deutsch, wie die elsässische. In  : Kärntner Tageszeitung (KTZ), Nr. 245 vom 25. 10. 1972, S. 3  ; Esli by v konce XV veka Novgorod oderžal pobedu nad Moskvoj … In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch 18 (1973) 48–55. (Nachdruck im Vestnik Rossijskoj Akademii Nauk 1998/11. Übersetzung von O. Kronsteiner  : Wenn Ende des 15. Jahrhunderts Novgorod über Moskau den Sieg errungen hätte… In  : Die Slawischen Sprachen 13 (1987) 35–43  ; Opera selecta. München 1976 (Forum Slavicum Bd. 45)  ; Eine Kindheit zwischen St. Petersburg und Klagenfurt. Aus dem Russischen übersetzt, bearbeitet und ergänzt von (seiner Tochter) Warwara Kühnelt-Leddihn. Klagenfurt/Celovec, Ljubljana, Wien 2003 Lit.: O. Kronsteiner  : Die slawischen Denkmäler von Freising. Der Text. Studienausgabe. Klagenfurt 1979 (Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft. Slawistische Reihe 1)  ; O. Kronsteiner  : Zur Slowenizität der Freisinger Denkmäler und der alpenslawischen Orts- und Personennamen. In  : Die Slawischen Sprachen 21 (1990) 105–114  ; K. Sturm-Schnabl  : Die Slowenistik an der Universität Wien als europäischer Beitrag. Salzburger Slawistengespräche 20–23 November 1997. Die Funktion der Slawistik im europäischen Bildungswesen. Eine alternative Geschichte und Prognose. In  : Die slawischen Sprachen 55 (1997) 95–114, sowie in  : Trans 3 (1998) Internet  : www.inst.at/ trans/3Nr/sturm.htm (25.12.2008)  ; H.-D. Pohl  : Zur Erinnerung an Alexander Issatschenko. In  : Kärntner Jahrbuch für Politik. Klagenfurt 2003, 249–253 und im Internet  : Programm des Issatschenko-Memorials 2010 in Bayern (veranstaltet von O. Kronsteiner). Otto Kronsteiner

Isak, I. (Beamter, Vereinsvorstandsmitglied, Kulturaktivist), → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)].

Aleksandr Vasil’evič Isačenko

Izobraževalno kmetsko društvo za Rudo, Št. Peter in okolico

Isepp, Sebastian (1884 Nötsch/Čajna–1954), akade-

mischer Maler des Nötscher Kreises (Čajnska šola umetnikov oder Čajnski krog), → Wiegele, Franz (1887– 1944)  ; Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1). Ivančič, Anton und Franc (Widerstandskämpfer),

→ Knez, Alojz.

Izobraževalno društvo za Vovbre, Št. Štefan in okolico, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško po-

dgorje, Kulturvereine.

Izobraževalno in pevsko društvo Zvezda v Hodišah,

→ Zvezda, pevsko društvo (Hodiše). Izobraževalno kmetsko društvo za Rudo, Št. Peter in okolico, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško

pogorje, Kulturvereine.

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Katja Sturm-Schnabl . Bojan-Ilija Schnabl (Hg.)

Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942 Band 2  : J – Pl

2016 B Ö H L AU V E R L AG W I E N KÖ L N W E I M A R

Veröffentlicht mit der Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)  : PUB 211-G23 Gedruckt mit der Unterstüzung durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich Haftung für Links: Unser Angebot enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Links umgehend entfernen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen: Recto: Markus Pernhart, Drauauen bei Völkermarkt/Velikovec, © Peter Abuja (Foto Hansjörg Abuja); verso: Königreich Illyrien 1825 (NUK – Z 282.4-85), © NUK, Sig.: NUK Z 282.4-85. © 2016 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H., Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Wissenschaftliche Redaktion: Bojan-Ilija Schnabl, Katja Sturm-Schnabl Mitarbeit: Maja Francé ( Juli 2010–September 2011) Sprachlektorat: Susanne Wixforth. Fotoredaktion: Bojan-Ilija Schnabl Technische Redaktion: Bojan-Ilija Schnabl Korrektorat  : Herbert Hutz, Drasenhofen Satz  : Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung  : Balto Print, Vilnius Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-79673-2

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Die Förderung der Forschung und der redaktionellen Arbeit erfolgte durch: Austrian Science Fund (FWF) Projektnummer P 19519-G-03, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Bundeskanzleramt Volksgruppenangelegenheiten, Amt der Kärntner Landesregierung, Volksgruppenbüro, Urad vlade R. Slovenije za Slovence v zamejstvu in po svetu Teile des Textes wurden mit Hilfe des Eingabesystems ZRCola (http://ZRCola.zrc-sazu.si) erstellt, das im Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljana (http://www.zrc-sazu.si) von Peter Weiss entwickelt wurde.

Inhalt

Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band  547 Lemmata Band 2 J – Pl  549

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Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Bahovec, Tina, Klagenfurt/Celovec Bister, Feliks J., Wien Cvirn, Janez †, Ljubljana Čavič-Podgornik, Nieves, Wien Čurkina, Iskra Vasiljevna, Moskva/Moskau Destovnik, Irena, Ljubljana Deželak Trojar, Monika, Ljubljana Dolinar, Darko, Ljubljana Dolinar, France Martin, Ljubljana Domej, Theodor, Klagenfurt/Celovec Dović, Marijan, Ljubljana Drobesch, Werner, Klagenfurt/Celovec Feinig, Tatjana, Suetschach / Sveče Filipič, Hanzi, Klagenfurt / Celovec Francé, Maja, Wien Gantar Godina, Irena, Ljubljana Grafenauer, Danijel, Ljubljana Granda, Stane, Ljubljana Grdina, Igor, Ljubljana Grum, Martin, Ljubljana Hartman, Božo, Klagenfurt/Celovec Hartman, Bruno †, Maribor Hüttl-Hubert, Eva, Wien Jannach, Reinhold, Villach/Beljak Kersche, Peter, Klagenfurt/Celovec Kert-Wakounig, Sonja, Klagenfurt/Celovec Klemenčič, Matjaž, Maribor Klemun, Marianne, Wien Kmecl, Matjaž, Ljubljana Kotnik Verčko, Majda, Ravne na Koroškem Krahwinkler, Harald, Klagenfurt/Celovec Križnar, Franc, Škofja Loka Kronsteiner, Otto, Samerberg/Bayern Kropej, Monika, Ljubljana Kuchling, Zalka, Gattersdorf/Štriholče, Völkermarkt/ Velikovec Kumer, Anton, Wien Logar, Engelbert, Graz, Schwabegg/Žvabek Ložar Podlogar, Helena, Ljubljana Malle, Avguštin, Klagenfurt/Celovec Maurer-Lausegger, Herta, Klagenfurt/Celovec Merše, Majda, Ljubljana Mihurko Poniž, Katja, Ljubljana

Mlinar, Janez, Ljubljana Nartnik, Vlado, Ljubljana Nemec Novak, Jasna, Ljubljana Novak Popov, Irena, Ljubljana Oder, Karla, Ravne na Koroškem Oman, Žiga, Maribor Orel, Irena, Ljubljana Orožen, Martina, Ljubljana Perenič, Urška, Prem Piko-Rustia, Martina, Klagenfurt/Celovec Pirjevec, Jože, Koper/Capodistria Pleterski, Andrej, Ljubljana Pohl, Heinz Dieter, Klagenfurt/Celovec Premk, Francka, Ljubljana Pronk, Tijmen, Zagreb Prunč, Erich, Graz Rajšp, Vincenc, Wien Ropitz, Jože, Klagenfurt/Celovec Schnabl, Bojan-Ilija, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Schwarz, Karl W., Wien Sereinig, Ursula, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Simetinger, Tomaž, Črna na Koroškem, Ljubljana Sketelj, Polona, Ljubljana Slavec Gradišnik, Ingrid, Ljubljana Stanonik, Marija, Ljubljana Stergar, Janez, Ljubljana Sticker, Alois, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Sticker, Tonej, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Sturm-Schnabl, Katja, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Svetina, Peter, Klagenfurt/Celovec Šekli, Matej, Ljubljana Škofic, Jožica, Ljubljana Šuler Pandev, Simona, Ravne na Koroškem Till, Josef, Klagenfurt/Celovec Trießnig, Simon, Latschach am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru Tropper, Peter, Klagenfurt/Celovec Vidmar, Luka, Ljubljana Vospernik, Reginald, Klagenfurt/Celovec Vovko, Andrej †, Ljubljana Vrhovec Beno, Ana, Ljubljana

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Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Wagendorfer, Martin, Wien Wakounig, Samo, Sankt Primus/Šentprimož v Podjuni Wenninger, Markus, Klagenfurt/Celovec Wiesflecker, Peter, Graz Wolfram, Herwig, Wien Zerzer, Janko, Klagenfurt/Celovec Žejn, Andrejka, Ljubljana Žerjal Pavlin, Vita, Ljubljana

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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/ Koroška, von den Anfängen bis 1942 Band 2 J – Pl

Jagič, Vatroslav, vgl. Sachlemmata   : vgl. → Altkir-

chenslawisch, → Altslovenisch, → Archiv für slavische Philologie, → Glagolica, → Literaturgeschichte  ; Personenlemmata  : → Dobrovský, Josef  ; → Miklosich/Miklošič, Franz  ; → Šafařík, Pavol Jozef, → Štrekelj, Karel  ; → Zupan, Jakob. Jajčarija, → Florijana peti.

Anton Janežič

Jamar, Franc (Vereinsvorstandsmitglied, Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Jamnik, Ožbej (Kassierstellvertreter, Kulturaktivist), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Janc, Rožica (Kirchentheuer/Kožentavra), Kultur-

schaffende, → Liedersammlung, handschriftliche.

Janeš, Miha (Vorsitzender, Kulturaktivist), → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]. Janežič, Anton (* 19. Dezember 1828 Lessach/Leše

Ročni slovar, 1850

[bei St.  Jakob in Rosental/Šentjakob v Rožu], † 18. September 1869 Klagenfurt/Celovec), Sprach- und Literaturwissenschaftler, Autor und Herausgeber, Mitbegründer der → Mohorjeva. J. entstammte einer identitätsbewussten Kärntner slowenischen Familie  ; die Liebe zur slowenischen Sprache und zum slowenischen Buch wurde ihm schon in die Wiege gelegt. J. besuchte die Volksschule in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu und ab 1838 die Normalschule in Klagenfurt/Celovec, wo er 1843 Matija → Majar kennenlernte, der ihn zum Lesen slowenischer Bücher anregte. Nach der Normalschule besuchte J. das Klagenfurter Gymnasium, an dem er 1848 maturierte. Im selben Jahr wurde Slowenisch als Unterrichtsfach am Klagenfurter Gymnasium zugelassen. J. wurde erster Slowenisch-Professor am Klagenfurter Gymna-

sium, allerdings ehrenhalber und unbezahlt, weil ihm die nötige universitäre Ausbildung fehlte. Unter anderem war er der Slowenisch-Lehrer von Josef → Stefan. Am Klagenfurter Gymnasium initiierte J. einen Literaturkreis, dessen Mitglieder die erste slowenische Schülerzeitschrift Celovška Slavija gründeten. Die Stellung als Gymnasialprofessor musste J. 1849 aufgeben. Danach verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Slowenischunterricht für Beamte und Juristen bzw. mit Übersetzungen von Gesetzen, Amtsblättern und religiösen Werken (→ Landesgesetzblatt/Deželni vladni list, Zgodovinski katekizem, 1853). Um vom Staat als ordentlicher Lehrer anerkannt zu werden, studierte J. ab 1851 in Wien Slowenisch (bei Franc → Miklošič) und Deutsch. 1854 legte er die Lehramtsprüfung für Slowenisch, 1855 die Lehramtsprüfung für Deutsch ab. Neben seiner Funktion als Realschullehrer unterrichtete J. auch am Klagenfurter Gymnasium Slowenisch. J. litt an Tuberkulose. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in den 1860er-Jahren zusehends. Dementsprechend zog er sich immer mehr aus dem Unterrichtsleben zurück. Janežičs Werk  : Als Lehrer erkannte J. den Bedarf an neuen, bedarfsgerechten Slowenisch-Lehrbehelfen (→ Schulbuch). So wurde J. zum Verfasser von Lehrbüchern, Lesebüchern und → Grammatiken. 1849 erschien das Lehrwerk Kurzer leichtfasslicher Unterricht in der slowenischen Sprache, das bis 1875 zehnmal neu aufgelegt wurde und ab der vierten Ausgabe als Slowenisches Sprach- und Lesebuch für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen erschien. Danach edierte J. ein Wörterbuch (Popolni ročni slovar slovenskega in nemškega jezika I–II), dessen deutsch-slowenischer Teil 1850 erschien  ; der slowenisch-deutsche Teil folgte 1851. Beide Teile erlebten mehrere Ausgaben und Bearbeitungen. J.s Wörterbuch erschien, wie alle seine Werke in Klagenfurt/Celovec, das damals Zentrum des slowenischen kulturellen Lebens war. An slowenischsprachige Schüler waren die Lehrbücher Cvetje slovanskega naroda und Slovenske narodne pesmi, prislovice in zastavice gerichtet, die 1852 erschienen. 1854 erschien die Slovenische Sprachlehre für

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Janežič, Anton

Deutsche zum Schulgebrauche und Privatunterrichte. Im selben Jahr erschien J.s bedeutendstes Werk, die Grammatik Slovenska slovnica s kratkim pregledom slovenskega slovstva ter z malim cirilskim in glagolskim berilom za Slovence. Diese Grammatik trug der neuen, seit 1851 gesetzlich verbindlichen slowenischen → Standardsprache Rechnung, die neben der schriftsprachlichen Tradition K ­ rains auch Elemente der kärntnerischen und steirischen Schrifttradition berücksichtigte. Mit dieser Grammatik ebnete J. der völlig vereinheitlichten slowenischen Schriftsprache den Weg. Neben dem Grammatikteil enthielt Slovenska slovnica als erstes Schulbuch eine slowenische Literaturgeschichte. Weitere Slowenisch-Lehrbücher waren Cvetnik, berilo za slovensko mladino (2 Hefte  : 1865 und 1867), Cvet slovenske poezije (1861), Navodilo o pesniških izdelkih za gimnazije in realne šole (1861) und Cvetnik slovenske slovesnosti, berilo za višje gimnazije in realke (1868). Nebenbei gab J. eine ganze Reihe slowenischer Zeitungen heraus. J. war Begründer der zwischen 1850 und 1853 erschienenen Zeitschrift → Slovenska bčela, für die die bedeutendsten slowenischen Schriftsteller der damaligen Zeit schrieben (u. a.: Andrej → Einspieler, → Levstik, Majar, → Trdina, → Valjavec). 1854 rief J. die Zeitschrift Glasnik slovenskega slovstva ins Leben, die er nach der ersten Ausgabe aufgeben musste. Zwischen 1854 und 1858 gab J. keine eigene Zeitschrift heraus, sondern schrieb für Einspielers Zeitschrift → Šolski (später  : Slovenski) Prijatelj. 1858 versuchte sich J. wieder mit einer eigenen Zeitschrift, dem → Slovenski glasnik. Um längere literarische Stücke publizieren zu können, gründete er die Reihe → Cvetje iz domačih in tujih logov, die von 1861 bis 1868 in 22 Bänden erschien. In dieser Reihe erschien 1866 z. B. der erste slowenische Roman, Josip → Jurčičs Deseti brat. Auch die ersten umfassenderen Übersetzungen von Klassikern der Weltliteratur ins Slowenische (u. a.: Andersen, Caballero, Lermontov, →   Němcová, Pellico, Platon, Schiller, Sophokles, Vergil) erschienen in Cvetje iz domačih in tujih logov. In einem Artikel in Slovenski Glasnik (SG, 1851  :  1) forderte J. die Gründung einer Buchgesellschaft. Für diese Idee konnte er Anton M. → Slomšek begeistern. Mit Slomšeks Unterstützung wurde J. zum Vater der → Mohorjeva, die 1851 gegründet wurde. Von 1851 bis 1868 war J. ehrenamtlicher Sekretär der Mohorjeva. 1869, kurz vor seinem Tod, gründete J. noch die Zeitschrift Besednik. J. ermöglichte in seinen Zeitschriften jungen Autoren gegen Honorar zu publizieren und wurde so zum För-

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Cvetnik (1865), SŠM

derer der slowenischen Literatur (→ Publizistik). An J. erinnern Straßen und Plätze in Slowenien und Österreich (u. a.: Janežičeva cesta in Ljubljana  ; Janežičeva pot in Celje  ; Janežič-Platz/Janežičev trg in Klagenfurt/Celovec). Werke  : Popolni ročni slovar slovenskega in nemškega jezika I–II. Kla-

genfurt/Celovec (deutsch-slowenisch) 1850, (slowenisch-deutsch) 1851  ; Cvetje slovanskega naroda und Slovenske narodne pesmi, prislovice in zastavice. Celovec 1852  ; Slovenische Sprachlehre für Deutsche zum Schulgebrauche und Privatunterrichte. Klagenfurt 1854  ; Slovenska slovnica s kratkim pregledom slovenskega slovstva ter z malim cirilskim in glagolskim berilom za Slovence. Klagenfurt 1854  ; Cvet slovenske poezije (1861)  ; Navodilo o pesniških izdelkih za gimnazije in realne šole (1861)  ; Cvetnik, berilo za slovensko mladino (2 Hefte  : 1865 und 1867)  ; Cvetnik slovenske slovesnosti, berilo za višje gimnazije in realke (1868). Lit.: SBL  ; ES. – A. Slodnjak  : Slovensko slovstvo. Ljubljana 1968  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001. Reinhold Jannach

Jansen, Cornelius

Janežič, Simon (Šimen, * 11. Juli 1841 Lessach/Leše

[St.  Jakob im Rosental/Šentjakobu v Rožu], † 18. Februar 1908 Klagenfurt/Celovec), Offizier, Redakteur, Geschäftsführer. J. war der jüngere Bruder von Valentin und Anton → Janežič. Die gut situierte bäuerliche Familie, der er entstammte, sowie die ausgezeichnet organisierte Schule im Pfarrhof von St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu ermöglichten ihm den Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt/Celovec. Nach dem Abschluss der Unterstufe wechselte J. in die Kadettenschule, die er 1865 abschloss. Er begann seine Offizierslaufbahn beim Kärntner Infanterieregiment Nr. 7, das einen hohen Anteil an Slowenen aufwies, diente in Oberitalien und Venedig, musste jedoch 1869 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Militärdienst entlassen werden. Lambert und Andrej → Einspieler konnten J. in der Folge als Mitarbeiter beim Hermagoras-Verein (→ Mohorjeva) gewinnen. Vorerst noch als Redakteur tätig – in den Jahren 1872–1874 redigierte er die Literaturzeitschrift Besednik (→ Publizistik) –, übernahm J. zunehmend die Aufgaben eines Geschäftsführers der Hermagoras-Druckerei, die er federführend aufbaute, und war später für die wirtschaftlichen Belange des gesamten Hermagoras-Vereins zuständig. 1872 und 1873 ist er auch als Sekretär der → Slovanska čitalnica in Klagenfurt/Celovec ausgewiesen. Er leitete den Bau des Hermagoras-Stammhauses auf dem Viktringer Ring/Vetrinjsko obmestje, das 1894 fertiggestellt wurde. Von 1874 bis 1906 Ausschussmitglied des HermagorasVereins wurde J. nach dem Tod Andrej Einspielers 1888 vom Ausschuss zum Kassenführer und Direktor der Hermagoras-Druckerei und Buchbinderei gewählt. 1899 ernannte ihn der Ausschuss zum stellvertretenden Obmann. J. war auch in der Redaktion des Hermagoras-Verlages tätig, er erstellte ab 1874 das mehrere Zehntausend Namen umfassende jährliche Mitgliederverzeichnis des Vereins und arbeitete eng mit dem langjährigen Redakteur Jakob → Sket zusammen, dem er auch den Stoff und die Idee für die Erzählung Miklova Zala lieferte. Nach einem Schlaganfall legte J. Ende 1905 alle seine Funktionen zurück. Lit.: SBL  ; OVSBL. – Jakob Sket  : Simon Janežič (1841–1908). In  : KMD 1909, 65–67.

Hanzi Filipič

Janežič, Dr. Valentin (* 16. Oktober 1832 Lessach/

Leše [St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu], † 25.

Jänner 1912 Klagenfurt/Celovec), Arzt, Gründer der bäuerlichen Darlehenskasse. Nach der Mittelschule in Klagenfurt/Celovec studierte J. in Wien Medizin. Während seiner Tätigkeit als Oberstabsarzt lernte er das tschechische Genossenschaftswesen kennen. Während eines Urlaubs im Sommer 1872 beschloss er, den Bauern durch die Gründung einer den tschechischen Genossenschaften ähnlichen Organisation aus ihrer Not zu helfen. Mit dem Bescheid vom 5. September 1872, Zahl 959, wurden die vorgelegten Statuten genehmigt. Damit war die erste bäuerliche Darlehenskasse des heutigen Österreich und Sloweniens, die Posojilnica Št. Jakobska v Rožu, die heute den Namen Posojilnica v Šentjakobu v Rožu/Kreditbank St.  Jakob im Rosental trägt, gegründet (→ Genossenschaftswesen). Laut Dr. Vinko → Zwitter gab J. in Klagenfurt/Celovec zusammen mit seinen Mitschülern Josef → Stefan ( Jožef Štefan) und Janez Majciger die Zeitschrift Slavija heraus (→ Publizistik). Später veröffentlichte er in den Zeitschriften, die sein Bruder Anton → Janežič herausgab, Artikel aus dem Gebiet der Heilkunde und übersetzte für ihn einige russische Werke. Quellen  : Vinko Zwitter  : Šentjakobski kulturniki od prof. Ahaclja do župnika Ražuna, Manuskript, Archiv des Christlichen Kulturverbandes (KKZ) Klagenfurt, Faszikel A, Dokumentacija o društvu Kot (SPD Rož). Lit.: A. Sticker  : St. Jakob in alten Ansichten, Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1983.

Alois Sticker, Uši Sereinig

Janežič, Zvonko (ethnopolitischer und Kulturaktivist),

→  Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen].

Jansen, Cornelius, bekannt unter dem Namen Jansenius (* 3. November 1585 Acquoy bei Leerdam

[Niederlande], † 6. Mai 1638 in Louvain/Leuven), holländischer katholischer Theologe, Professor an der Universität Louvain/Leuven, seit 1636 Bischof von Yper/ Ypres (Ypern). J. verfasste mehrere Schriften gegen die Moraltheorie der → Jesuiten. Sein Hauptwerk wurde posthum veröffentlicht. Seine Lehre (→ Jansenismus → Spätjansenismus) und sein Buch wurden von den Päpsten Urban VIII. 1642, Innozentius 1653 und Alexander VII. 1656 verurteilt.

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Jansenismus

Werke  : Augustinus seu doctrina S Augustini de Humanae nature sanc-

titate, aegritudine, medicina adversus Pelagianos et Massilienses, v. 1 – 3 Lovanii 1640. Lit.: BBKL. Katja Sturm-Schnabl

Jansenismus. Der J. war eine katholische Reform-

bewegung im 17.  Jh., aufbauend auf dem Buch über Augustinus von Cornelius → Jansen. Die historische Legitimation ist die frühchristliche Kirche und die Gnadenlehre des hl. Augustinus. Es kommt zur Wiederbelebung der Patristik und damit zum Interesse an der Kirchengeschichte. Nur die Schriften der Kirchenväter und die ersten Konzilien wurden als echte Quelle der christlichen Lehre anerkannt. Die Urkirche wird zum verpflichtenden Vorbild. Es geht um die Rückkehr zur ursprünglichen apostolischen Kirche und die Überwindung der Missstände in der amtierenden katholischen Kirche, deren Vertreter, die → Jesuiten, konsequente Verfechter des streng hierarchisch gegliederten römischen Zentralismus als Ausdruck der Herrschaft von Kirche und Staat wurden, die den klerikalen Pomp und ein Übermaß an Marienund Heiligenkulten mit dem Papst an der Spitze der kirchlichen Hierarchie förderten. Diesen lehnten die Jansenisten ab. Sie anerkannten den Papst lediglich als primus inter pares. Während die Jesuiten die theologische These vertreten, dass Heil und Verdammnis des Menschen vom freien Willen abhängt, dass er allerdings zur Erlangung der Gnade Gottes die Hilfe der Kirche benötige, berufen sich die Jansenisten auf die augustinische Gnaden- und Prädestinationslehre, wonach Heil und Verdammnis des Menschen allein von der Allmacht und Gnade Gottes abhängen. Nach jesuitischer Ansicht gibt es keine Vorbestimmung/Prädestination, sondern Gott sieht den menschlichen Willensentscheid lediglich voraus, während aus jansenistischer Sicht der menschliche Willensentscheid vorbestimmt ist. Nach jansenistischer Ansicht kann der Mensch nur durch eine sittenstrenge Lebensführung auf Gottes Gnade hoffen. Das Lesen der Bibeltexte wird für alle verpflichtend  : Dies förderte neue Bibelübersetzungen und das Studium des Griechischen, wodurch auch literarische und philosophische Themen aus der Antike Eingang in die europäische Geisteswelt fanden ( Jean Racine). Es kam zu einer großen Produktion von jansenistischen religiösen Schriften in der Volkssprache  ; die Bücher von Port Royal, dem geistigen Zentrum der Jansenisten, waren allgemein verständlich und von sprachlich hohem Rang. Zudem wurden

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in Port Royal vorzügliche Erziehungsmethoden eingeführt, die ohne Zwang arbeiteten und die jesuitischen Belohnungs- und Bestrafungsmethoden ablehnten. In der jansenistischen Gemeinschaft wurden auch Frauen mit hochrangigen Aufgaben betraut, so die Schwester von Jean Blaise Pascal, Jacqueline Pascal, und Angelique Arnauld (1591–1661), die Äbtissin des Klosters Port Royal. In den J. flossen verschiedene theologische Reformideen ein, die ihn schließlich zu einer rigoros asketischen und moralischen Richtung machten, bei der Buße, Sühne, ein streng asketisches, arbeitsames Leben und eine antidogmatische und antikuriale Kirche das Grundgerüst bildeten. So wollte Eduard Richer (Libellus ecclesiasticus et politica potestate 1612) kirchenrechtlich dem niederen Klerus und den Gläubigen mehr Bedeutung verschaffen. Zu den wesentlichen Trägern des J., die den jansenistischen Kanon schufen, gehörten Pasquier Quesnel (1634–1719), Antoine Arnauld (1612–1694), Francois Philippe Mesenguy (1677– 1763), Claude Fleury (1640–1723), Jean Racine (1639–1699) und Jean Blaise Pascal (1623–1662). Da die Polemiken und Prozesse zwischen Jansenisten und Jesuiten immer heftiger wurden und zu keinem Resultat führten, bereitete Ludwig XIV. aus Besorgnis um die Einheit des Staates dem ein Ende, indem er vom Papst eine endgültige Bereinigung der Religionsstreitigkeiten einforderte, was Papst Clemens XI. durch die Bullen Vineam Domini (16. Juli 1705) und Unigenitus (8. September 1713) schließlich bewirkte. Der König ließ das Kloster Port Royal schleifen und die Jansenisten gingen zumeist nach Belgien und in die Niederlande ins Exil, wo sie weiter wirkten. Den J. integrierte auch die katholische Reformkirche in Rom, wo die späteren österreichischen Bischöfe studierten. Der J. aber sollte in seiner abgewandelten Form als → Spätjansenismus und → Josephinismus im 18. Jh. in der Habsburgermonarchie für die Entwicklung der slowenischen Sprache von spezifischer Relevanz werden  : Karl Joh. → Herberstein, Matevž → Ravnikar, Jurij → Japelj und andere. Im Jahre 1913 wurde eine Société des Amis de Port Royal (Gesellschaft der Freunde von Port Royal) gegründet, die jährlich wissenschaftliche Symposien zu verschiedenen Themen, die den Jansenismus betreffen, abhält. Werke  : A. Arnauld  : De la fréquente communion ou les sentiments des Pères, des papes et des Conciles touchant l’usage des sacraments des pénitence, d’Eucharistie sont fidelment exposez (sic  !). Paris. A. Vitré 1643  ; A. Arnauld, C. Lancelot  : Grammaire générale et raisonnée de Port Royal. Neuauflage Genf 1993 Lit.: Catholic Encyclopedia 1913  ; R. Clausjürgens  : Erkenntnis und

Janša, Anton Historische, traditionell verarbeitete Stirnbretter vom vulgo Ožekar in Bodental/ Poden, Foto Herta MaurerLausegger

Sprache in Port Royal. Rekonstruktion und Geschichte einer Theorie der Repräsentation. Magisterarbeit, Universität Bielefeld 1984  ; H. Klomps  : Ehemoral und Jansenismus. Köln 1964  ; P. Hersche  : Der Spätjansenismus in Österreich. Wien 1977  ; F. Dolinar  : Janzenizem  : verskoprenovitveno ali kulturnopolitično gibanje  ?. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Melikov zbornik. Ljubljana 2001, 345–356  ; Katja Sturm-Schnabl

Jansenius, → Jansen, Cornelius.

Anton Janša, 1774

Janša, Anton ( Janscha, getauft am 20. Mai 1734 in Breznica [Gorenjska], † 13. September 1773 Wien), Maler, Kupferstecher, Hofimkermeister Maria Theresias und k. k. Imkerlehrer. J., der aus einer Malerfamilie stammte, lernte im Elternhaus die Malerei und Bienenzucht kennen. In der Malerei und viel mehr noch auf dem Gebiet der Imkerei kam ihm seine Neugier und scharfe Beobachtungsgabe zugute. Nachdem J. einige Jahre in Radovljica als Gärntner gearbeitet hatte, ging er 1766 nach Wien, wo er die Kupferstecher- und Zeichenschule, die spätere Akademie der Bildenden Künste, besuchte. 1769 bewarb er sich bei der Niederösterreichischen Ökonomiegesellschaft, die auf der Suche nach einem erfahrenen Imker war. J. setzte sich dabei gegen seinen viel bekannteren Mitbewerber, den Lausitzer Sorben Adam G. Schirach, durch. 1770 begann J. seine Tä-

tigkeit als k. u. k. Imkerlehrer im Wiener Augarten, der als kaiserlicher Privatbesitz bis dahin nur dem Hof und Hochadel zugänglich war. Der Standort im Augarten und Schüler aus dem Ausland (u. a. Bayern, Russland) zeugen von J.s Bedeutung. In → Krain/Kranjska waren damals schon aus Holzbrettern gefertigte Bienenstöcke üblich. J. brachte diese sog. Beute nach Wien mit, wo sie die bis dahin üblichen Bienenkörbe aus Stroh bald verdrängte. J. veränderte die traditionelle Krainer Beute so, dass man ihre Größe der Stärke des Bienenvolkes anpassen konnte. Damit wurde er zum Wegbereiter der modernen Beuten. J. gilt als Erfinder des Bienenfangsackes, mit dem man schwärmende Bienen einfängt. Er konnte nachweisen, dass sich die Königin am 5. bzw. 6. Lebenstag auf ihren Hochzeitsflug begibt und die Paarung der Königin mit mehreren Drohnen um die Mittagszeit stattfindet. 1771 veröffentlichte J. seine Abhandlung vom Schwärmen der Bienen. Diese wurde 1776 bis 1778 von Peter Pavel Glavar erstmals ins Slowenische übersetzt und gilt als erstes Fachbuch in slowenischer Sprache, das jedoch von der Landwirtschaftsgesellschaft in Ljubljana nicht veröffentlicht wurde. Nochmals wurde es 1906 von Avgust Bukovec ins Slowenische übersetzt. 1773 folgte J.s Anleitung zur erfolgreichen bäuerlichen Bienenhaltung. Posthum wurde 1775 seine Vollständige Lehre von der Bienenzucht veröffentlicht, für die J. selbst Zeichnungen und Kupferstiche erstellt hatte. J.s Vollständige Lehre von der Bienenzucht wurde mehrmals ins Slowenische und Tschechische übersetzt. Goličniks Übersetzung aus 1792 gilt als erstes slowenisches Bienenzuchtbuch. J.s deutsches Original sowie die slowenischen und tschechischen Übersetzungen wurden bis ins 20. Jh. mehrfach nachgedruckt. Die kulturgeschichtliche Bedeutung J.s wird durch die in Krain/Kranjska und Kärnten/Koroška weit verbreiteten bemalten Stirnbretter der Beuten (slow.: panjske končnice) untermauert, die in der slowenischen → Volkskunst verankert sind. Auf den Stirnbrettern werden religiöse, philosophische, humoristische, geschichtliche und mythische Themen aufgegriffen. J. selbst malte eine Unzahl von Stirnbrettern, die er mit seinen Bienen in alle Welt verschickte. Werke/Web  : Abhandlung vom Schwärmen der Bienen, 1771, 1776, Ausgabe 1774  : http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/ display/bsb10296195_00001.html  ; Vollständige Lehre von der Bienenzucht, 1775. Üb.: Peter Pavel Glavar  : Pogovor o čebelnih rojih, 1776  ; Joannes Golitschnik [ Janez Goličnik]  : Popolnoma podvuzhenje sa vsse zhebellarje.

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Japelj, Jurij

V Zelli 1776  ; Razprava o rojenju čebel, poslovenil Avgust Bukovec. Ljubljana 1906. Lit.: SBL  ; ES  ; SEL. – Th. Weippl [Hg.]  : Janscha Anton  : Abhandlung vom Schwärmen der Bienen – mit einer Einleitung über Janscha’s Leben, seine Werke, sein Wirken und über die Bienenzucht Krains zu seiner Zeit. Berlin 1926  ; P. Kozmus, M. I. Smodiš Škerl, M. Nakrst  : Čebelarjenje za vsakogar. In  : Kmečki glas. (Ljubljana 2013). Web  : Čebelarska zveza Slovenije  : www.czs.si  ;/zgodovina [Geschichte]  : www.czs.si/cz_zgodovina.php  ; Čebelarski muzej Radovljica  : www.muzeji-radovljica.si. Reinhold Jannach

Japelj, Jurij (* 11. April 1744 Kamnik [Gorenjska],

† 11. Oktober 1807 Klagenfurt/Celovec), slowenischer Geistlicher, Sprachwissenschaftler, Dichter, Autor religiöser Schriften, Übersetzer, von der kirchlichen Einstellung her ein Spätjansenist. J. studierte Theologie in → Ljubljana, → Gorizia/Gorica/Görz und Graz und wurde 1769 in → Trieste/Trst/ Triest zum Priester geweiht. In den Jahren 1774–1787 war J. bischöflicher Notar bei Karl Johann → Herberstein. Lezterer betraute ihn mit der Leitung und Organisation des spätjansenistischen Buchprogrammes  ; dazu gehörte die Übersetzung der jansenistischen Bücher aus dem Französischen ins Slowenische (→ Jansenismus, → Spätjansenismus, → Standardsprache). Die Neuübersetzung der Heiligen Schrift übernahm er selbst zusammen mit Blaž → Kumerdej (Svetz pismu noviga testamenta I–II. Ljubljana 1784, 1787). J. war z. T. Mitübersetzer des Alten Testamentes (1791–1802). J. gab auf Herbersteins Wunsch 1779 einen Katechismus (Ta veliki Catekismus) heraus, 1784 ein kirchliches Liederbuch (Cerkovne pesmi), 1786 ein Gebetbuch (Zbrane molitve) mit Liederanhang und 1794 eine Predigtsammlung Pridige za vse nedele skuzi lejtu. J. schrieb lateinische und slowenische geistliche und weltliche Lyrik, die zum Großteil ebenso wie Übersetzungen von Racine in Handschrift blieben. Seit 1799 war er Leiter des → Priesterseminars in → Klagenfurt/Celovec, wurde 1807 zum Bischof von Trieste/Trst/Triest ernannt, starb aber vor dem Antritt dieser Position. Mit J., der ein überzeugter und rigoroser Spätjansenist war, wurden die spätjansenistischen Einstellungen und Glaubenssätze von den Klerikern in Kärnten/Koroška übernommen. Werke  : A. Gspan (Hg.)  : Cvetnik slovenskega umetniškega pesništva do

srede XIX stoletjaI. Ljubljana 1978. Lit.: SBL  ; ES. – J. Benkovič  : Jurij Japelj, stolni kanonik in slovenski pisatelj. In DS 7 (1894) 33 f.; P. Hersche  : Der Spätjansenismus in Österreich. Wien 1977  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovenski narodni preporod in

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njegovi neposredni odnosi s francoskim razsvetljenstvom in janzenizmom. In  : ZČ 43 (1989) 359–363  ; K. Sturm-Schnabl  : La Société française et réveil national slovène au XVIIIè siècle. In  : Progrès techniques et évolution des mentalités en Europe Centrale (1750–1840), Colloque international 22–24 novembre 1990. Inalco. Paris 1991, 49–59  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur, Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2001. Katja Sturm-Schnabl

Jaritz, Thomas (* o. J., o. O., † o. J., o. O. [Mitte des 19. Jh.]), Lyriker, Hobbyetymologe. Über den Kärntner geben die Quellen nur folgende Auskunft  : er war Bezirkskommissär, Pfleger in Wasserleonburg (Čajnski grad), Gutsbesitzer in Töplitsch und Mitglied der k. k. Landwirtschaft-Gesellschaft in Kärnten/Koroška. Nussbaumer erwähnt ihn in seiner Literatur- und Geistesgeschichte als Autor eines eigenen Gedichtbandes, findet es aber nicht für notwendig, ihn zu charakterisieren. Im Hinblick auf die Kärntner Slowenen ist J.s Versuch Über die größten Theils slavische Abstammung der Bewohner deutscher Länder (1853) bemerkenswert. In der Vorrede erklärt der Autor die edle Absicht seiner Borschüre  : »Zwei große Völkerstämme einander näherzubringen.« Er geht davon aus, dass die Urvölker Germaniens Slawen waren, weshalb das Substrat für die deutsche Sprache und Ethnie generell slawisch sei. Unter Berufung auf Pavel Josef → Šafařík entwickelt J. eine Reihe abenteuerlicher Etymologien, so z. B. wird »Deutsche« als slawisches → Ethnonym von slowenisch »Dait sche« [dajte še ›gebet noch‹] hergeleitet (wegen der Unersättlichkeit der deutschen Herrscher), der Name Thusnelda von slowenisch »tui se ne u da [tujim se ne uda], nämlich eine Frauensperson, die nicht aus der Nation hinaus heirathet, die keinem Fremden sich ergibt«. Die Publikation wurde z. B. in der Schrift Die Wahrheit über Kärnten (1914) als Beleg für die Vorstöße der Kärntner Slowenen gegen die Deutschen hingestellt. Martin → Wutte kritisierte den »wenig bedeutenden Schriftsteller« J. mit seinen »lächerlichen […] Phantastereien« in seinem Werk Kärntens Freiheitskampf (21943 und 1985  ; 1922 wird J. noch nicht erwähnt). Alfred Ogris schreibt in seinem Beitrag Zur Geschichte der Kärntner Ortsnamenforschung J.s Auslegungen dessen »slawophilen Schwärmereien« zu (1976). Und noch in Tom Priestlys Beitrag Vandali, Veneti, Vindišarji (2001) wird J. als negatives Beispiel genannt.

Jurij Japelj

Jarnik, Urban Jarnik, Sadjereja, 1817

Quellen  : Provinzial-Handbücher des Laibacher Gouvernements für die Jahre 1835, 1844–48  ; T. Strastil von Strassenheim  : Bibliographie der im Herzogtume Kärnten bis 1910 erschienenen Druckschriften. Klagenfurt 1912. Werke  : Schwanentöne an mein geliebtes Kärnthen. Villach 1853  ; Über die größten Theils slavische Abstammung der Bewohner deutscher Länder. Villach 1853. Lit.: H. Hermann  : Die literarischen Zustände Kärntens in der Gegenwart, Klagenfurt (o. J.)  ; Die Wahrheit über Kärnten. Eine Abwehrschrift gegen die Verunglimpfung unseres Heimatlandes durch die südslawischen Gegner. Klagenfurt 1914, 23–24  ; M. Wutte  : Kärntens Freiheitskampf. Weimar 21943, 1985, 27  ; E. Nußbaumer  : Geistiges Kärnten. Klagenfurt 1956  ; A. Ogris  : Zur Geschichte der Kärntner Ortsnamenforschung. In  : ÖGL 20/2 (1976), 83 u. 89  ; S. Trupp  : Das literarische Leben Kärntens in der Zeit des Vormärz (1815–1848), (Dipl.-Arb.). Klagenfurt 1998  ; T. Priestly  : Vandali, Veneti, Vindišarji (Pasti amaterske historične lingvistike). In  : SR 49 (2001), 280.

Peter Kersche

Jarnik, Urban ( Jarnick, * 11. Mai 1784 Bach/Potok

[St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji], † 11. Juni 1844 Moosburg/Možberk), Priester, Dichter, Philologe.

Als jüngster von drei Söhnen des Gastwirtes und Säumers Janez Jarnik, vulgo Nadižar, aus Bach/ Potok bei St.  Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji, absolvierte J. ab 1795 das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, studierte Theologie 1803–1804 und 1805–1809 in Klagenfurt/Celovec, 1804/1805 in Graz, und wurde am 12. Oktober 1809 zum Priester geweiht. Unmittelbar danach wirkte er als Kaplan in Tultschnig/Čajniče, ab Oktober 1809 in Gurnitz/Podkrnos. Im Mai 1811 wurde er zum Stadtkaplan an der Dompfarre in Klagenfurt/Celovec bestellt, war ab 15. September 1813 Spätprediger an der Stadtpfarre und Kurat am Bürgerspital in Klagenfurt/Celovec und kehrte nach schwerer Krankheit 1814 wieder an die Dompfarre zurück. Am 27. März 1818 erhielt er die Pfarre St. Michael am Zollfeld/Nemški Šmihel, am 18. November 1827 die landesfürstliche Pfarre in Moosburg/Možberk, wo er bis zu seinem Tode lebte. Während seiner Gymnasialzeit lernte J. den Professor für orientalische Philologie am Lyzeum in Ljubljana Martin Koben kennen, der 1799 an J.s Heimatpfarre St.  Stefan/Štefan versetzt wurde. Während des Studiums dürfte J. im literarischen Zirkel Jurij → Japeljs am Klagenfurter → Priesterseminar mitgewirkt haben. Koben und Japelj haben wohl J.s Interesse an der Philologie geweckt und ihn mit dem Gedankengut der Slowenischen Wiedergeburt (→ preporod) bekannt gemacht. Mit seinem Schulfreund Matthias (Matija) → Schneider verkehrte J. auch im Zirkel des Gymnasiallehrers Matija → Ahacelj. Über Ahacelj stand J. auch mit dem belesenen Franz → Grundter in Verbindung. Als Kaplan in Tultschnig/Čanjče, wohin nun auch Koben versetzt worden war, und in Gurnitz/Podkrnos verfasste J. den Großteil seiner teils traditionell klassizistischen und anakreontischen, teils impressionistischsubjektiven Lyrik, die er in der verlorenen Handschrift Monogotiere piesme sammelte. Ein Teil dieser Gedichte konnte allerdings im Nachlass der zentralen Persönlichkeit der Slowenischen Wiedergeburt in der Steiermark/Štajerska, Janez Nepomuk Primic ( Johann Nepomuk → Primic), aufgefunden werden, mit dem J. ab November 1810 einen regen Briefwechsel unterhielt. Durch Primic’ Vermittlung lernte er Jernej → Kopitar kennen, der zu einer seiner wichtigsten Bezugspersonen wurde. J.s Bestellung an die Dompfarre zu Klagenfurt/Celovec fiel zeitlich mit der Gründung der Zeitschrift → Carinthia zusammen. Sein Eintritt in den Kreis ihrer Mitarbeiter markierte eine fruchtbare Periode

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Jarnik, Urban

deutsch-slowenischer Zusammenarbeit in Kärnten/ Koroška. Die Basis stellte ein Landesbewusstsein dar, das sich durch einen übernationalen frühromantischen Kosmopolitismus auszeichnete und die slawische Vergangenheit in das Konstrukt einer gemeinsamen Landesgeschichte einbeziehen wollte. Mit dem Redakteur Johann Gottfried Kumpf und dem zugewanderten Steirer Johann Georg Fellinger verband ihn eine innige Freundschaft, die sich auch in gegenseitigen Übersetzungen niederschlug. In der Carinthia fand J. die erste Publikationsmöglichkeit für seine Gedichte (Na Slovence, Arfe, Damon Meliti, Zvezdišče/Zvezdje, Kres, Danica, Jesen, Življenja iskre, Pustna). Im ersten veröffentlichten Gedicht Na Slovence (Carinthia 1811, Nr. 3) verknüpfte J. zwei Diskursstränge, die sowohl für das geistige Klima in Kärnten/Koroška als auch für J.s persönliche Entwicklung bestimmend waren  : den Diskurs der Toleranz und der gegenseitigen Förderung der deutschen und der slowenischen Literatur einerseits mit dem Beginn des nationalen Diskurses, der unter Vorwegnahme der Kollárschen slawischen Wechselseitigkeit auf das Konstrukt einer berühmten slawischen Vergangenheit als Identifikationsfolie abzielte, andererseits. Den ersten Diskursstrang verfolgte J. in seinen ethnografischen Studien zu den Gailtalern in Kärnten/Koroška (1813 a, c, d), mit denen er gegen die Stereotypen und Fehlurteile Balthasar Hacquets polemisierte, den zweiten durch seine Veröffentlichung des Herderschen Slavenkapitels in der Carinthia (1812) und mehrere Artikel zur Ethnografie, Sprachgeschichte und Geschichte der Slowenen (1813 b, 1813 e, 1820). Nach einer Phase der stürmischen Entwicklung zu einer in ihrem Duktus bereits hochromantischen philosophischen Lyrik – wie etwa in Zvezdišče, das in Fellingers Übersetzung Sternenwelten von Franz Schubert vertont wurde, und Življenja iskre [Lebensfunken] (Carinthia 1813) – findet nach 1814 eine Verlagerung von der poetisch inventiven auf eine ästhetisch rezeptive Ebene statt. Ein spätaufklärerisch-rationaler Zugang ist charakteristisch für die Textauswahl im ersten Jugendbuch der slowenischen Literaturgeschichte Zber lepih ukov (1814), das auch Übersetzungen aus anderen slawischen Sprachen enthielt. Durch sein Gebrauchsschrifttum, insbesondere durch die Übersetzung der Geigerschen Obstbaumzucht (1814) und einiger Gebetbücher, sollten neue Leserschichten gewonnen, durch die Neuauflage der Grammatik von Oswald → Gutsmann (1829) ein funktionaler Übergang von einer

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dialektalen und regionalen Sprachbasis zu einer leicht regional gefärbten slowenischen Schriftsprache gefunden werden. Die Diskursstränge, die J. in der ersten Zeit der Carinthia noch vereinigen konnte, begannen mit seiner Interpretation der Inschrift auf dem Herzogstuhl (1818 a) und der Zukunftsvision der Vier Hauptnationen Europas (1818 b) auseinanderzubrechen. Der endgültige Bruch wurde durch seine Andeutungen zu Kärntens Germanisierung (1826), mit denen er die historische und soziale Erklärung der Assimilationsprozesse lieferte, unvermeidlich. J. richtete nunmehr seine Netzwerke in erster Linie auf den slowenischen und slawischen Raum aus. Im slawischen Raum waren es Pavel Josef → Šafařík, Izmail Izmailović → Sreznevskij und Stanko → Vraz, im slowenischen Raum vor allem Anton M. → Slomšek und Matija → Majar Ziljski, episodenhaft auch France → Prešeren. 1824 verfasste J. seinen letzten vollständigen literarischen Text, das historische Epos Ostrovica nepremagana [Unbesiegtes Hochosterwitz] und schickte es über Slomšeks Vermittlung an den Kreis um die geplante Zeitschrift Slavinja. Dass er sich dabei aus Begeisterung für Kopitars Lieblingsidee, der Schaffung eines nach phonologischen Prinzipien aufgebauten Alphabets, im Abc-Streit auf die falsche Seite, nämlich jene Franz → Metelkos schlug (→ Schrift), in dessen Nachlass das Epos bis Ende des 20.  Jh.s unentdeckt blieb, ließ jedoch diesen Text, der dazu angetan war, eine Lücke im obligatorischen nationalen Gattungssystem zu schließen, zu einer literarischen Episode werden. J.s sprachwissenschaftliches Interesse ist bereits in seiner Korrespondenz mit Valentin → Vodnik, Primitz und Kopitar manifest. Unter Kopitars Anleitung erwarb er solide Kenntnisse der slawischen Philologie, allen voran der historisch-vergleichenden Methode Josef → Dobrovskýs. In seiner Kleinen Sammlung (1822) fügte er seine sprachhistorische Befunde in den nationalen Emanzipationsdiskurs ein. Sein nach Dobrovskýs Vorbild gestaltetes Etymologikon (1832) wurde zu einer wichtigen Quelle lexikalischer Innovationen in der slowenischen Schriftsprache. Die Normierungsvorschläge zur Morphologie, die er in seinem »Dopis iz Koruške« (1837) für eine »illyrische« Schriftsprache unterbreitete, fanden im Normierungsprozess der slowenischen Schriftsprache in den sog. »neuen Formen« ihren Niederschlag. Mit seinem Obraz slovenskoga narẻčja u Koruškoj (1842) lieferte J. schließ-

Urban Jarnik, Moosburg/ Možberk, Pfarrkirche

Jauntal/Podjuna Buchcover Mohorjeva

lich die erste systematische Beschreibung eines slowenischen → Dialektes. Als Übersetzer konnte sich J. besonders durch die Übersetzungen der Schiller’schen Balladen Der Gang nach dem Eisenhammer und Rudolf von Habsburg profilieren. Nach ihm wurde das 1992 gegründete Slowenische Volkskunde-Institut Urban Jarnik/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik im Rahmen des slowenischen Christlichen Kulturverbandes/Krščanska kulturna zveza in Klagenfurt/Celovec benannt. Werke  : Slavische Völker. Geschildert von Herder. In  : Car 2/23 (1812)  ; Züge aus den Sitten der Gailthaler. In  : Car 3/2, 3 (1813 a)  ; Die slovenischen Sibyllen. In  : Car 3/21 (1813 b)  ; Beytrag zur slavischen Völkerkunde. Züge aus den Sitten der Gailthaler. In  : Vaterländische Blätter 12 (10. Feb.), 66–71 (1813) c)  ; Ueber die Gailthaler in Kärnthen. Von einem Eingebornen. In  : Vaterländische Blätter 44, 257–258  ; 45, 265– 268  ; 46, 271–273  ; 48, 281–283  ; 69, 407–410  ; 70, 415–416 (1813 d)  ; Slovenische Alterthümer – Aufgefunden in einigen auf uns noch rein gekommenen slovenischen Ortsbenennungen. In  : Car 3/44 (30. Okt.), 45 (6. Nov.) (1813 e)  ; SBÉR LÉPIH UKOV SA,SLOVEN,SKO MLADINO. […]. V-Zelovzu 1814  ; ›Sadje-Reja ali Navuk Kako ʃe more prav lehko, ino v’ kratkem zhaʃu nikar ko veliko dobreh, ino sdraveh drevéʃ podrediti, temózh tudi narshlahtnejʃhi ʃadje sadobíti. V-Zelovzu 1817  ; Erklärungen der slavischen Inschrift auf dem kärtnerischen Herzogsstuhle. In  : Car 8/4 (24. Jän.) (1818)  ; Die vier Hauptnationen Europas. In  : Car 8/17

(25. April) (1818)  ; Samo, König der Karantaner Slawen. In  : Kärntnerische Zeitschrift 2 (1820) 74–87  ; Kleine Sammlung solcher altslavischen Wörter, welche im heutigen windischen Dialecte noch kräftig fortleben […]. Klagenfurt/Celovec 1822  ; Andeutungen über Kärntens Germanisierung. Ein philologisch statistischer Versuch. In  : Car 16/14, 57–60  ; 16, 66–68  ; 18, 74–76  ; 19, 77–80  ; 20, 82–83  ; 22, 90–92  ; 23, 94–96  ; 24, 98–100  ; 25, 101–104  ; 26, 106–107 (1826)  ; Windische Sprachlehre. Verfaßt von Oswald Gutsmann, weiland kais. königl. Missionär in Kärnten. Klagenfurt 1829  ; Versuch eines Etymologikons der Slowenischen Mundart in Inner-Oesterreich […]. Klagenfurt/Celovec 1832  ; Dopis iz Koruške. Od Bratomira Dolinskoga. In  : Danica Ilirska 8 (27. 2. 1837). Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – A. Breznik  : Dobrovskega vpliv na slovenski pismeni jezik. In  : J. Horák (Hg.)  : Josef Dobrovský. 1753–1829. Prag 1929, 1–22  ; F. Kidrič  : Dobrovský in slovenski preporod njegove dobe. Ljubljana 1930 (= Razprave znanstvenega društva v Ljubljani 7, Historični odsek 1)  ; L. Legiša  : Slovenska poezija od Vodnikovih Pesmi za pokušino do priprav za Krajnsko Čbelico. In  : SJ 1 (1938) 63–112  ; A. Slodnjak  : Pesniška usoda Janeza Nepomuka Primca in Urbana Jarnika. In  : Razprave-Dissertationes SAZU, Razred za filološke in literarne vede VII/1 (1970) 7–35  ; E. Prunč  : Aus der Kopitarkorrespondenz (Briefe Urban Jarniks an Bartholomäus Kopitar). In  : ZSlPh 4, 90–114  ; 5, 83–106  ; 7, 72–91  ; 12, 43–69, 14, 87–103 (1970 f.)  ; A. Slodnjak  : O pesniku Urbanu Jarniku. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 312–320  ; A. Gspan, A. Slodnjak (Hg.)  : Cvetnik slovenskega umetnega pesništva do srede XIX. stoletja. Bd. 2. Ljubljana 1979  ; E. Prunč  : Urban Jarnik. Textologische Grundlagen und lexikologische Untersuchung seiner Sprache, 3 Bd. Klagenfurt/Celovec 1988  ; E. Prunč  : Urban Jarnik. Pesmi in prevodi. Celovec 2002  ; M. Piko-Rustia (Red.)  : Simpozij o Urbanu Jarniku, Zbornik predavanj. In  : Koroški etnološki zapisi 2/2003. Klagenfurt/Celovec 2003. Web  : Slowenisches Volkskunde-Institut URBAN JARNIK/Slovenski narodopisni inštitut URBAN JARNIK  : www.ethno.at (31. 8. 2010) Erich Prunč

Jauntal/Podjuna, größte Ebene im östlichen Kla-

genfurter Becken in → Südkärnten/Južna Koroška, dessen Benennung von der antiken Siedlung Juenna bzw. über den Prozess der → Inkulturation vom slowenischen → Ortsnamen Podjuna (dt. Jaunstein) bei Globasnitz/Globasnica abgeleitet wird. Die Einwohner werden Podjunčan/Podjunčani (männl., Einz./Mehrz.) bzw. Podjunčanka/Podjunčanke (weibl., Einz./Mehrz.) genannt. Unter diesem ethnografischen Sammelbegriff, der auch eine territoriale → Identität ausdrückt, werden im Wesentlichen drei geografische und dialektale Teilbereiche des politischen Bezirkes → Völkermarkt/Velikovec subsumiert (→ Wahlkreiseinteilung). Das J./P. ist eine zentrale → Kulturlandschaft der slowenischen → Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Im Süden wird das so definierte J./P. durch die → Karawanken/Karavanke zwischen den Gebirgsstöcken von Petzen/Peca, Obir/Obir und Kömmel/Komelj (Strojna) abgegrenzt, im Norden durch die → Saualpe/ Svinška planina (Svinja).

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Jauntal/Podjuna

Markus Pernhart, Drauauen bei Völkermarkt/Velikovec, Foto Hansjörg Abuja

a) Das südöstliche Jauntal, slowenisch nach Zdovc Vzhodna Podjuna [östliches Jauntal]  : Im Osten reicht das J./P. nach Gams bis Strojna und umfasst somit Teile des heutigen Slowenien, was auch in der Dialektologie bestätigt wird (→ Jauntaler Dialekt/podjunsko narečje). Im Westen reicht dieser Teil des J./P. bis zum Klopeiner Hügelland/Klopinjsko gričevje, im Norden bis zur Drau/Drava, die in diesem Bereich auf der Länge von 21 km zum Völkermarkter Stausee/Velikovško jezero aufgestaut ist. Es findet sich auch die veraltete Bezeichnung Junsko polje bzw. Polje [ Jaunfeld]. Die Einwohner werden aufgrund der charakteristischen Geografie als Poljanci [Bewohner der Ebene] bezeichnet (ebenso wie im Übrigen die Einwohner des → Klagenfurter Feldes/ Celovško polje, was die Kleinräumigkeit historischer geografischer Konzepte aufzeigt). Dieser Bereich umfasst grosso modo die Gemeinden → Bleiburg/Pliberk, Globasnitz/Globasnica, Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku und Neuhaus/Suha bzw. deckt sich weitgehend mit den Pfarren des Dekanats Bleiburg/Pliberk  : Bleiburg/Pliberk, Edling/Kazaze, Neuhaus/Suha, Rinkenberg/Vogrče, St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku sowie → Schwabegg/ Žvabek.

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Kulturhistorisch von zentraler Bedeutung sind der Hemmaberg/sv. Ema (Rozalija) und die Stadt Bleiburg/ Pliberk, deren Jahrmarkt (jormak) eine über 600-jährige Tradition aufweist. Neben dem Hemmaberg/sv. Ema ist Heiligengrab/Božji grob das zweite große → Wallfahrtsziel im J./P. Sinnbildlich für das literarisch-kulturelle Schaffen stehen die aus der Tradition der Volksliteraten/bukovniki (→ Bukovništvo) hervorgegangenen Autoren Franc → Leder – Lesičjak aus Globasnitz/Globasnica und Milka → Hartman aus Loibach/Libuče. b) Das westliche Jauntal/Zahodna Podjuna (nach Zdovc) umfasst den weiteren Bereich des Klopeiner Hügellandes/Klopinjsko gričevje (nach Gams), nach Melik Šentprimški griči oder Na Vrhih, die geologisch eine Verlängerung der → Sattnitz/Gure darstellen. Die Einwohner werden slowenisch Vršani genannt. Folge der eiszeitlichen Gletschertätigkeit ist die stärker hügelige Landschaft mit zahlreichen (Bade-)Seen. Dieser Bereich umfasst grosso modo die Gemeinden St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni, Sittersdorf/ Žitara vas und Gallizien/Galicija. Andrejka Žejn definiert die Dialektgrenze zwischen dem westlichen und östlichen J./P. auf der Linie

Edinost Pliberk

Jauntal/Podjuna V. Klemenčič, Koroška/Kärnten (Detail, Jauntal/Podjuna)

KD Šmihel

KD Vinko Poljanec

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Jauntal/Podjuna Filialkirche St. Margarethen am Kömmel/Šmarjeta nad Pliberkom, Foto Milan Piko Buchcover, Mohorjeva

Pribelsdorf/Priblja vas – Globasnitz/Globasnica, was grosso modo auch die Gemeinde Eberndorf/Dobrla vas einschließt. Obwohl geografisch eindeutig zum J./P. gehörend, wird dieser Bereich nach Logar zum Dialektbereich des → Rosentaler Dialektes (rožanščina) gezählt. Kulturgeschichtlich bedeutend sind das frühmittelalterliche → Grabelsdorf/Grabalja vas ebenso wie Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni (→ Hildegard von Stein/Liharda Kamenska) und das ursprüngliche Augustiner-Chorherrenstift und spätere Jesuitenkloster in Eberndorf/Dobrla vas. – Martina Piko-Rustia subsumiert im Slovenski etnološki leksikon (2002) unter dem Begriff der Podjunčani [ Jauntaler] auch das im Vellach-Tal/dolina Bele in den → Karawanken/Karavanke liegende → Eisenkappel/Železna Kapla und dessen → Bräuche (insbesondere das → Ante pante populore), die dialektal dem → Obir-Dialekt (obirsko narečje) zuzuzählen ist (während noch Melik [1954] das untere Fellachtal/spodnja Belska dolina in geografischer Hinsicht als eigenes Kapitel im Zusammenhang mit dem Rosental behandelt). c) Weiters wird das → Völkermarkter Hügelland/ Velikovško podgorje oder Velikovško Čezdravje nörd-

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lich der Drau/Drava vor allem im slowenischen kulturgeschichtlichen und ethnografischen Kontext ebenso im Kontext des J./P. behandelt, zumal auch in dessen östlichen Bereich der slowenische → Jauntaler Dialekt (podjunsko narečje) gesprochen wird, wenn auch in einer nördlichen Variante. Im Westen wird das Gebiet durch den Bischofsberg/Škofljica (796 m/801 m) und den Frankenberg/Brankovca (831  m) vom → Klagenfurter Feld/Celovško polje getrennt (wobei dieser Bereich nach Logar bereits dem Rosentaler Dialekt [rožansko načje] zugeschrieben wird). Im Osten wird das J./P. durch die St. Pauler Berge/Šentpavelske gore vom → Lavanttal/Labotska dolina getrennt. Es umfasst die nördlich der Drau/Drava gelegenen Gemeinden des politischen Bezirkes → Völkermarkt/Velikovec  : Völkermarkt/Velikovec (allerdings ohne der eingemeindeten Altgemeinde → Tainach/Tinje), Diex/Djekše, Griffen/Grebinj, Ruden/Ruda. Nach Žejn werden die Einwohner Dravci genannt, nach Melik (ebenso → Šašel) Čezdravci. Im westlichen sowie im nördlichen J./P. werden bereits Elemente des → Rosentaler Dialektes (rožanščina) bemerkbar. Die Jauntaler Dialekte in Slowenien standen ihrerseits bereits unter dem Einfluss der steirischen → Dialektgruppe. Das organisierte slowenische Wirtschafts- und Kulturleben hat im J./P. eine lange und reiche Tradition, wie sie sich u. a. in den Spar- und Darlehenskassen des slowenischen → Genossenschaftswesens sowie in den zahlreichen → Kulturvereinen spiegelt  : → Danica (St. Primus/Šentprimož), → Edinost Pliberk [Bleiburg],

KPD Drava

Nomos

SPD Danica

SPD Trta

Jauntal/Podjuna

Jauntal/Podjuna mit Petzen/ Peca und dem Zgonc-Kreuz/ Zgoncev križ, Foto Milan Piko

Luftbild von St. Michael/ Šmihel pri Pliberku, Archiv Wilhelm Kraiger

und Kirchenchöre des → Völkermarkter Hügellandes/ Velikovško podgorje.

→ Globasnica [Globasnitz], → Lipa (Völkermarkt/Velikovec), → Srce (Eberndorf/Dobrla vas), → Škocjan [St.  Kanzian], → Šmihel pri Pliberku [St.  Michael ob Bleiburg], → Trta (Sittersdorf/Žitara vas), → Zarja (Eisenkappel/Železna Kapla) sowie die Kulturvereine

Lit.: ES (I. Gams  : Podjuna)  ; Dehio  ; SEL (M. Piko-Rustia  : Podjunčani). – A. Isačenko  : Die Dialekte des Jauntales in Kärnten (Phil. Diss.). Wien 1933  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954, 467–468  ; P. Zdovc  : Die Mundart des südöstlichen Jauntales in Kärnten  : Lautlehre und Akzent der Mundart der »Poljanci« (Phil. Diss.). Wien 1972  ; H. Paschinger  : Kärnten. Eine geographische Landeskunde. Zwei Bände. Klagenfurt 1976, 1979  ; M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; F. Kukovica  : Moja dežela, učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, župnije Šmihel pri Pliberku, 6. knjiga. Celovec 1999  ; G. Pilgram, W. Berger, G. Maurer  : Kärnten unten durch. Klagenfurt/Celovec 1999  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, župniji Globasnica in Šteben, 9. knjiga. Celovec 2004  ; G. Jukič, M. Piko-Rustia  : Od mesta do vasi – po poteh Koroške kulturne dediščine Občine Prevalje in Mestne občine Pliberk = Stadt und Dorf – auf den Wegen des Kärntner Kulturerbes in der Gemeinde Prevalje und der Stadtgemeinde Bleiburg. Prevalje, Pliberk 2006  ; B. Vilhar, M. Piko  : Die sakralen Denkmäler des Dekanats Bleiburg/Cerkvena likovna dediščina v dekaniji Pliberk. Hg. Slovenski narodopisni inštitut, Klagenfurt/Celo-

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Jauntaler Dialekt

vec 2006  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, župnije Žitara vas in Št. Lipš, 11. knjiga. Celovec 2007  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010, 385  ; K. Hren  : Grape in vrhovi. Čar Karavank med Peco in Obirjem. Celovec 2012  ; G. Živkovič  : Župnijska cerkev na Rudi, Obnova zunanjščine in reklonstrukcija nekdanjih dekorativnih sistemov. In  : KMD 2015. Celovec 2014, 54–58. Web  : Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; www.kathkirche-­kaernten.at/ (19. 10. 2012).

Bleiburg/Pliberk, Doppelpostkarte, Archiv Wilhelm Kraiger

Bojan-Ilija Schnabl

Jauntaler Dialekt, slow. podjunsko narečje. Der J. D. ist,

geografisch gesehen, der westlichste Dialekt der Kärntner → Dialektgruppe, der auf dem Gebiet Österreichs und Sloweniens im → Jauntal/Podjuna gesprochen wird. Die Grenze zum → Obir-Dialekt (obirsko narečje) im Süden verläuft auf der Höhe Obir/Obir – Topitza/ Topica – Petzen/Peca. Die Grenze zum → MießtalerDialekt (mežiško narečje) verläuft links des Flusses Meža, das Hügelland und die Westhänge von Kömmel/Komelj entlang, über Šentanel und Strojna bis zur Drau/Drava. Nördlich der Drau/Drava befindet sich die slowenisch-deutsche → Sprachgrenze, bei Diex/ Djekše und Grafenbach/Kneža (→ Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje, → Saualpe/Svinška planina). Im Kontakt mit dem → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje) sind offensichtlich keine natürlichen Hindernisse vorhanden, darum lässt sich die Grenze schwerer bestimmen. Sie folgt ungefähr der Linie Obir/ Obir – Gallizien/Galicija – Drau/Drava – St.  Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu, westlich von → Völkermarkt/Velikovec und nordwestlich in Richtung Diex/Djekše. Das → Klagenfurter Feld/ Celovško polje hingegen wird nach F. → Ramovš bereits zum Rosentaler Dialektbereich gezählt.

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Jauntal vom Hemmaberg/ Podjuna s sv. Heme, Boštjan Burger Buchcover, Mohorjeva

Den J. D. charakterisieren gesamtkärntnerische Merkmale  : Tonhöhenopposition auf den Längen, Verlust der Palatalität des urslawischen l (datela für standardsprachlich detelja ›Klee‹), Laufverschiebung l > w (slow. švapanje  : čwawek für človek ›Mensch‹), bilabiales w, Erhalt der Affixgruppen čre- und žre- (čriəs für čez ›über‹), bestimmter und unbestimmter Artikel, deutsche Lehnwörter (gwant < dt. Gewand), die gemäß slowenischer morphologischer Paradigmen flektiert werden,

Javornik, Placid

Jauntaler Dialekt nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

Anja Benko, buča

Anja Benko, deteljina

Anja Benko, slovar

calquierte Begriffe aus dem Deutschen (dow dəržati < dt. niederdrücken), Übernahme deutscher Suffixe (co pripraviti < dt. zubereiten), Zehnerzahlwortbildung mit dem Suffix -red (petred für petdeset ›fünfzig‹), partieller Erhalt des Duals, Feminisierung der Neutra im Pl. Spezifische Kennzeichen des J. D. auf einem kleineren bzw. größeren geografischen Gebiet  : Verschiebung des Akuts auf die vorletzte Silbe (babíca für bábica ›Großmutter‹), Erhalt der Nasalvokale in langen Silben, konsonantische Erweiterung des t  >  št (slow. štekanje  : štu für tu ›hier‹), keine sekundäre Palatalisierung (reke, Gen. Sg. von reka ›Fluss‹), Erhalt des g (gwadown für gladoven ›hunger-‹), Labiovelarisierung des langen a zu einem weit offenen o (jobəka für jabolko ›Apfel‹), langes a für ə aus urslawisch ъ ь (vas ›Dorf‹), šč > š (kopša für kopišče ›Kohlenmeiler‹), Erhalt des palatalen n’ bzw. Verschiebung zum nasalen j (kwoje für klanje ›Schlachten‹) (→ Dialektterminologie). Im J. D. unterscheiden wir drei Gruppen, benannt nach den Einwohnern  : nördlich der Drau/Drava die Dravci, südlich der Drau/Drava und westlich der Verbindungslinie Pribelsdorf/Priblja vas – Globasnitz/Globasnica bis zur Flussbiegung die Vršani. Östlich dieser Linie die Jauntaler Poljanci (im Unterschied zu den Poljanci vom Klagenfurter Feld/Celovško polje). Die Mundarten der Dravci sind von einer überwiegend rosentalerischen Lexik gekennzeichnet, auch einige andere Erscheinungen sind rosentalerischen Ursprungs (z. B. der glottale Verschlusslaut q)  ; das Vokalsystem ist gänzlich jauntalerisch. Für die Dialekte der Jauntaler Poljanci gelten Nasalvokale und reine Vokale (im äußersten Osten) als merkmalhaft, genauso k und der glottale Plosiv q. Die Jauntaler Mundarten in Slowenien (Belšak, Dolga Brda,

Šentanel, Suhi Vrh, Jamnica, Strojna, Ojstrica nad Dravogradom) haben unter dem Einfluss der steirischen Dialektgruppe die geringe Intonation und die Nasalität verloren. Den J. D. haben im Zusammenhang mit der kärntnerischen → Dialektgruppe als eine der ersten Izmail Ivanovič → Sreznjevskij (1841) und Urban → Jarnik (1842) beschrieben, erste wissenschaftlichdialektale Analysen finden wir bei Fran → Ramovš und Aleksandr → Isačenko, später bei Pavel Zdovc, bei Tine Logar für Grafenbach/Kneža und bei Zinka Zorko für die Jauntaler Mundarten in der slowenischen Dravska dolina [Drautal]. Lit.: A. Isačenko  : Die Dialekte des Jauntales in Kärnten (Phil. Diss.). Wien 1933  ; F. Ramovš  : Historična gramatika slovenskega jezika. VII. Dialekti. Ljubljana 1935  ; T. Logar  : Dialektološke študije XII  : Govor vasi Kneža pri Djekšah. In  : SR 16 (1968) 395–412  ; P. Zdovc  : Die Mundart des südöstlichen Jauntales in Kärnten. Lautlehre und Akzent der Mundart der »Poljanci«. Wien 1972  ; Z. Zorko  : Narečna podoba Dravske doline. Maribor 1995. Web  : A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument. php?id=55578  ; Online-Wörterbuch mit Tonaufnahmen  : www.narecna-bera.si (7. 11. 2013).

Andrejka Žejn  ; Üb.: Maja Francé

Javornik, Placid (geboren als Jernej Javornik, * 22. August 1803 Trstenik [Kranj, Gorenjska], † 30. November 1864 St.  Georgen im Lavanttal [Sv. Jurij ob Taboru]), Bibelwissenschaftler, Übersetzer, Benediktinermönch, Vereinsfunktionär des Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt]. J. besuchte Schulen in Ljubljana und in Karlovac (Karlovec), war danach im Benediktinerkloster

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Jeglič, Anton Bonaventura

in → St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini und studierte Theologie am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, wo er am 24. August 1831 ordiniert wurde. Er setzte seine Theologiestudien in Wien fort, machte dort sein Rigorosum, wirkte als Seelsorger, wurde jedoch bald Professor für alttestamentarische Studien in Klagenfurt/Celovec. Ab 1850 wirkte er bis zu seinem Tode als Priester in St.  Georgen im Lavanttal (Sv. Jurij ob Taboru) bei St.  Paul/Šentpavel. J. scheint nach Avguštin Malle 1848/49 als Vereinsfunktionär des → Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt] auf. Ab 1846 trat J. zunächst als Übersetzer Schlörs und 1858 als Autor in den → Drobtinice auf. Lukman weist darauf hin, dass J. besondere Verdienste als Übersetzer der → Bibel hat. Bereits 1847 erschien in Ljubljana der erste Teil und 1849 das vollständige erste Buch des Alten Testaments, das er ins Slowenische nach der Vulgata unter Berücksichtigung des hebräischen Originals des Ersten Buches Moses (Genesis) übertrug und mit einem umfangreichen Kommentar versah. Nach Lukman erschien eine positive Rezension zum ersten Teil (Einleitung und die ersten 20 Kapitel mit Erläuterungen) von Slomšek (Ljubomir) (sic  !) in den → Novice 1847 (199, 204). In jener Zeit muss auch die Idee einer vollständigen Neuübersetzung der Bibel in gekürzter Fassung gereift sein, und so erschien 1854 auch J.s Übersetzung des 2. und 3. Buches Moses bei der → Mohorjeva. Das gesamte Vorhaben wurde teilweise wegen Überlappungen mit dem Übersetzungsprojekt des Bischofs Anton Alojzij Wolf in Ljubljana nicht realisiert, doch wurden nach Lukman Javorniks Übersetzungen des Pentateuch (der fünf Bücher Mose), des Buches Josua sowie des 1. und 2. Buches der Könige herangezogen. Werke/Üb.: Aloys Schlör  : Şhest nedel poboshnosti v zhast svetiga Alojsa od Gonzaga – şvetiga Alojsa shivlenje, premishlovanje nja shivlenja, litanije ino pesem. Molitva juterna, vezherna, mashna, sa spoved ino sa sveto obhajilo/po nemshko spisal … Alois Schlör  ; poslovenil P. Plazidus Javornik. Gradec 1846, 1849, 1854, 1865  ; Sveto pismo stariga zakona/poslovénil in razložil Placid Javornik. Ljubljana 1848  ; 2. in 3. Mozesova knjiga. Celovec (Društvo sv. Mohorja) 1854. Lit./Web  : SBL (Franc Ksaver Lukman  : Javornik Placid (www.slovenska-biografija.si/oseba/sbi251308/)  ; France Martin Dolinar  : Wolf, Anton Alojzij (www.slovenska-biografija.si/oseba/sbi844842/), mit weiterführender Literatur.

Bojan-Ilija Schnabl

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Jeglič, Anton Bonaventura (1850–1930), Bischof

von Ljubljana, vgl. Sachlemmata  : → Maideklaration 1917, → Volkslied  ; Personenlemmata  : → Apih, Josip  ; → Cankar, Ivan  ; → Finžgar, Fran Saleški  ; → Maierhofer, Janko  ; → Rožman, Gregorij. Jehrlich, Anton (Widerstandskämpfer, OF-Funktio-

när, Kulturaktivist), → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein].

Jekl, Josef ( Josip, Jožef, * 12. März 1880 Tscherberg/ Črgoviče [Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku], † 30. Oktober 1957 Ljubljana), Oberlehrer, Volksliedsammler, Organist. Zwischen 1898 und 1903 besuchte J. die Lehrerbildungsanstalt in → Klagenfurt/Celovec, die er mit der Matura abschloss. Er besuchte auch die Orgelschule in Graz. Im Schuljahr 1903–1904 wurde er Unterlehrer in St. Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah. Die Fachprüfung legte er 1905 ab, seit dem Jahr 1907 war er Lehrer in Abtei/Apače. Er soll nach einem Karenzjahr 1918–1920 in diesem Ort seine Tätigkeit als Lehrer wieder aufgenommen haben und zugleich als nationaler Agitator aktiv geworden sein (→ Militärgerichte im Ersten Weltkrieg). J. war Mitarbeiter von Karel → Štrekelj und schickte diesem Material für die Slovenske narodne pesmi, das er in Abtei/Apače und anderen Orten gesammelt hatte, nach → Ljubljana. In einem Dankschreiben, datiert mit 11. Juni 1920, unterzeichnete J. als Leiter der Volksschule in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Im Schuljahr 1920– 1921 wird er als Vertrauensmann des Udruženje jugoslavenskih učitelja (UJU) [Vereinigung jugoslawischer Lehrer] in Poljčane geführt, also war er auch Lehrer an der dortigen Volksschule Studenice. 1922 arbeitete J. als Lehrer an der III. (städtischen) Knabenvolksschule in Ljubljana, dann im Schuljahr 1929–1930 an der IV. Knabenvolksschule, 1934 wiederum wurde er an die VI. Nationalschule für Knaben in Ljubljana versetzt. J. war Tierliebhaber und auch Obstbauer. In der Filialkirche auf dem Rožnik in Ljubljana war J. bis zu seinem Lebensende Organist. Quellen  : Privatarchive der Familie Jekl, Ljubljana, Preddvor  ; Slovenski šolski muzej  ; OŠ Poljčane  : Kronika ljudske šole v Studenicah. Lit.: K. Štrekelj  : Slovenske narodne pesmi, 1–4. Ljubljana 1895–1923  ; Slovenska glasba-Koroška. Ljubljana 1983 [Doppel-LP.]

Franc Križnar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa«

Jeločnik, Dr. Viktor (Direktor der Državna puškarska

strokovna šola [Staatliche Büchsenmacherschule] in Ferlach/Borovlje), → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A. Jenko, Simon (* 27. Oktober 1835 Podreča [Kranj,

Gorenjska], † 18. Oktober 1869 Kranj), Dichter und Schriftsteller. J. wurde als uneheliches Kind geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen in bäuerlicher Umgebung auf. Nach dem Besuch der Volksschule in seiner näheren Heimat besuchte er das Gymnasium in Novo mesto, wo sich sein Onkel, ein Franziskanermönch, seiner annahm. J.s Wunsch war es, in Ljubljana das Gymnasium besuchen zu können, was ihm nach sechs Schuljahren in Novo mesto schließlich gelang. Am Gymnasium in Ljubljana traf er seine Freunde aus Volksschulzeiten wieder (Fran → Erjavec, Janez Mandelc, Ivan → Tušek, Valentin → Zarnik), mit denen er 1854– 1855 die Zeitschrift Vaje herausgab. Diese Gruppe ist in der slowenischen Literaturwissenschaft unter dem Begriff Vajevci (nach der erwähnten Zeitschrift) bekannt. Der Dichtkunst widmete sich J. schon während seines Aufenthaltes in Novo mesto. Nach dem Mittelschulabschluss trat J. auf Wunsch seiner Eltern in Klagenfurt/Celovec in das Priesterseminar ein. Nach dem ersten Studienjahr in Klagenfurt/Celovec wechselte er nach Wien, wo er klassische Philologie, Geschichte und Recht studierte. In Wien traf er auf die anderen Vajevci, mit denen er die Zusammenarbeit erneuerte. Nachdem er sich in Wien als Hauslehrer durchgeschlagen hatte, kehrte er 1863 in seine Heimat zurück. Ungeachtet seines Aufenthaltes in Krain/Kranjska, legte er an der Universität Wien noch mehrere Rigorosen ab. Ende 1864 gelang es ihm, einen Verleger für seine Gedichtsammlung Pesmi [Gedichte] zu finden. 1866 fand er Anstellung in einer Anwaltskanzlei in Kamnik. J. kränkelte längere Zeit und starb 1869 in Kranj an einer Meningitis. Poesie  : Ivan → Prijatelj sieht in J. den ersten berufenen slowenischen Dichter nach France → Prešeren. Ein wichtiges Vorbild J.s war Heinrich Heine, an dessen kurzen lyrischen Dichtungen mit zwei bis drei Strophen er sich orientierte. Die 1865 erschienene Gedichtsammlung Pesmi stellt den Höhepunkt in J.s dichterischem Schaffen dar. In seinen Gedichten greift er vorrangig Themen wie Vergänglichkeit, Tod und Existenzprobleme, aber auch das Verhältnis zu Natur, Liebe und Heimat auf. Unter seinen poetischen Wer-

ken findet sich auch erzählende Poesie, hauptsächlich Balladen. Im Gedicht Obrazi [Gesichter] und späteren Gedichten verlieren Natur und Landschaft ihre Mittlerfunktion und werden zum zentralen Gegenstand des Gedichtes. Damit gesellt sich J. zu den Vorgängern der impressionistischen Dichtkunst. Überhaupt zeichnet sich J.s Werk durch eine feine Stimme, Intimität und genaue Beobachtungsgabe aus. J.s bekanntestes patriotisches Gedicht ist Naprej zastava slave [Auf, ihr Fahnen des Ruhms  !], die ehemalige slowenische Nationalhymne  ; heute die Hymne der slowenischen Streitkräfte. Die drei Strophen des 1860 entstandenen Gedichtes wurden von Davorin Jenko vertont. Kurzprosa  : J.s Kurzprosa umfasst drei wichtige, im Jahre 1858 in → Slovenski glasnik (Herausgeber  : Anton → Janežič, Klagenfurt/Celovec) erschienene Werke  : Spomini [Erinnerungen], Tilka [Tilka] und Jeprški učitelj [Der Lehrer von Jeprca]. In Spomini erzählt ein älterer Geistlicher aus seinen Erinnerungen. Tilka handelt von einem Keuschlersohn und dessen unglücklicher Brautwerbung. Jeprški učitelj erzählt die Geschichte eines glücklosen, wenig erfolgreichen, älteren Dorflehrers. J.s Protagonisten sind expressive Antihelden. Der Gegensatz von Illusion und wahrem Leben stellt Tilka und Jeprški učitelj in die Nähe des Naturalismus. Tilka und Jeprški učitelj mit ihren, für J.s Kurzprosa typischen, tragikomischen Elementen stehen unter dem Einfluss des volkstümlichen Schwankes. Werke  : Pesmi, Ljubljana 1865  ; Simona Jenka zbrani spisi. Ljubljana 1921  ; Zbrano delo I–II. Ljubljana 1964, 1965, 21986. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Bernik  : Lirika Simona Jenka. Ljubljana 1962  ; I. Prijatelj  : Književnost Mladoslovencev. Ljubljana 1962  ; G. Kocijan  : Kratka pripovedna proza od Trdine do Kersnika. Ljubljana 1983  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001.

Reinhold Jannach

Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«]. Der Erste Weltkrieg hat jegliches kulturelle Schaffen der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška unterbunden, so auch um den Faaker See/Baško jezero. Die hier ansässigen slowenischen Kulturvereine mussten ihre Arbeit einstellen. Nach dem Ende des Weltkrieges und der → Volksabstimmung von 1920 wurde das kulturelle Leben wiederhergestellt. Der Pfarrer in Latschach/Loče, Dr. Josip → Ogris, und der Schuldirektor Franc

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Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa«

→ Aichholzer aus Unteraichwald gründeten den Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«], das am 19. September 1922 in das Vereinsregister eingetragen wurde. Der Wirkungsbereich umfasste die Pfarren Latschach/Loče und Petschnitzen/Pečnica. Der Vereinssitz war anfangs in Petschnitzen/Pečnica, wurde aber bald nach Latschach/Loče verlegt. Wie schon der Name besagt, war das Hauptanliegen des Vereines, seinen Mitgliedern Bildung basierend auf christlichen Werten zukommen zu lassen und die Erhaltung sowie Entfaltung der slowenischen Volksgruppe. Wichtig war die Sprachbildung im Rahmen des Slowenischunterrichtes für schulpflichtige Kinder und im Rahmen von Aufführungen von Dramen in slowenischer Sprache (→ Laienspiel, → Theater). Diese wurden beim Hajnžele in Ledenitzen/Ledince, musik). Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf der Žiher-Bühne in Latschach/Loče und beim verfügte das Ensemble über sieben Tamburizzaspieler, Ročičnik in Ratnitz/Ratenče aufgeführt. Vor allem nur drei von ihnen sollten aus dem Krieg zurückkehauf der Žiher-Bühne gab es zahlreiche Aufführungen, ren. darunter Deseti brat [Der zehnte Bruder] von Josip Nach dem → »Anschluss« Österreichs an Nazi→ Jurčič. Ein Stück mit Tradition, wurde es doch in Deutschland 1938 bestand der slowenische BildungsLatschach/Loče beim Plož schon vor dem Jahr 1920 verein »Jepa« in Latschach/Loče nur noch auf dem gezeigt. Weitere Bühnenstücke waren  : Za pravdo in Papier. Jegliche kulturelle Arbeit in slowenischer Sprasrce [Für Recht und Herz], Divji lovec [Der wilde Jäger], Dekle z biseri [Das Mädchen mit den Perlen]. che wurde verboten, der slowenische Verein liquidiert. Allen voran das Kärntner-slowenische Stück Miklova Zwar wurde noch ein Bühnenspiel mit dem Titel VrniZala [Die Zala vom Mikl-Hof ] von Jakob → Sket, tev [Die Rückkehr] einstudiert, zu dessen Aufführung eine Erzählung über die Türkenzeit, wurde zum Mei- der Ortsgruppenleiter aber keine Genehmigung mehr lenstein in der Geschichte des Bildungsvereines mit erteilte. Szenenbilder der Bühne wurden gestohlen. Ein einer großen Zahl an Akteuren. Als Regisseur trat im- Vereinsausschussmitglied nach dem anderen wurde in mer wieder der Pfarrer in Latschach/Loče, Dr. Josip die Wehrmacht einberufen. Schwer getroffen hat den Ogris, auf. Die organisierte Kulturarbeit des sloweni- Bildungverein die → Deportation slowenischer Famischen Bildungsvereines hatte jedoch auch ihre Gegner. lien aus seinem Wirkungsbereich um den Faaker See/ Am 9. August 1925 wurde das Bühnenstück Deseti Baško jezero im Jahre 1942, die das Fundament des slobrat auf der Žiher-Bühne in Latschach/Loče aufge- wenischen Kulturlebens bildeten. Trotz des grausamen Krieges und der zahlreichen führt und durch Tumulte von »Hakenkreuzlern«, wie Opfer, die die slowenische Volksgruppe um den Faadie slowenische Wochenzeitung → Koroški Slovenec schrieb, mit Heil  !-Rufen gestört. Schauspieler und ker See/Baško jezero zu beklagen hatte, wurde gleich Publikum ließen sich trotz der Krawalle nicht davon nach dem Ende des Weltkrieges der slowenische Bilabhalten, die Kulturveranstaltung wie geplant durch- dungsverein »Jepa« reaktiviert. Man ging daran, neue zuführen. In die Zeit des aufblühenden Bühnenspiels Kulissen herzustellen und Theaterstücke aufzuführen. fällt auch die Gründung eines Männerchores, der Der Symbolik einer kulturellen Wiedergeburt folgend, sich vor allem der Pflege des Kärntner slowenischen wurde unter anderem das Bühnenstück Miklova Zala, Liedgutes verschrieben hatte. Es gab unter anderem das schon vor dem Krieg wichtiger Bestandteil der Konzerte mit Männerchören, die um den Faaker See/ Vereinsaktivitäten war, erneut einstudiert. Es wurde Baško jezero beheimatet waren, wie die Männerchöre 1955 beim »Kornar« in Egg/Brdo und beim Pušnik aus Mallestig/Malošče und Fürnitz/Brnca (→ Chor- in Latschach/Loče aufgeführt. Im Zentrum dieser für wesen, → Volkslied). Jüngere Burschen gründeten im die damalige Zeit außerordentlichen KulturveranJahr 1924 ein Tamburizzaensemble (→ Tamburizza- staltung standen die vereinten Kirchenchöre um den

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Bildungsverein Jepa – Bühnenspiel Deseti brat,1927, Žiher-Bühne in Latschach/ Loče, Archiv SKD JepaBaško jezero

Jesuiten

KD Jepa-Baško jezero

Faaker See/Baško jezero unter dem Dirigenten und Priester Matevž Nagele aus dem → Gailtal/Zila, die vom Komponisten Prof. Anton → Nagele aus St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu begleitet wurden. Diese Aufführung war auch der Ausgangspunk für den Neubeginn des Vereinsmännerchores unter dem Namen Baški fantje [Faaker Burschen] (heute Männerchor Jepa-Baško jezero), der mit seinen Konzerten das Kulturleben bereicherte. In den folgenden Jahrzehnten sollte sich die Tätigkeit des Vereines, der mittlerweile in Slovensko kulturno društvo »JepaBaško jezero« [Slowenischer Kulturverein »Jepa-Baško jezero«] umbenannt worden war, ausbreiten, wobei seine zahlreichen Vereinsguppen bis heute das Kulturleben um den Faaker See/Baško jezero mitgestalten und prägen. Quellen  : J. Ogris  : Kronika župnije Loče  ; O. Simčič  : Kratek oris zgo-

dovine društva »Jepa« – Baško jezero v Ločah (Manuskript)  ; Koroški Slovenec, 19. 8. 1925 und 26. 8. 1925. Lit.: G. Bennett (Red.)  : Finkenstein und seine Geschichte, Chronik der Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See. Finkenstein 2005  ; L. M. Ruhdorfer  : Das Passionsspiel »Terplenje in smrt Jezusa Kristusa«, St. Stefan bei Finkenstein, 1931. Klagenfurt [e. a.] 2007. Simon Trießnig

Jepa-Baško jezero, Kulturverein, → Jepa, Izobraže-

valno društvo.

Jeraj, Vida (Ps. Vida, Viola), Schriftstellerin, → Frau-

enliteratur.

Jerolič, Gregor (Franzendorf/Branča vas), Landwirt,

Kulturaktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm]. Jesuiten, Societas Jesu, S. J. [Gesellschaft Jesu], 1534 von Ignatius von Loyola gegründeter katholischer Orden. Im Verlauf einer zweiten Gründungswelle, die um 1600 die habsburgischen Länder erfasste, wurde 1604 in → Klagenfurt (Celovec) eine Niederlassung der Societas Jesu errichtet. Diese fügte sich in ein Netzwerk von Kollegien und Residenzen, das sich von Innsbruck über Wien, Prešov, Trnava, Graz, Zagreb, → Ljubljana, Petrovaraždin bis nach Braşov erstreckte, ein. Die Gründung stellte eine Reaktion auf den desolaten Zustand des katholischen Klerus in der Diözese → Gurk (Krška škofija) und die starke Verbreitung des → Protestantismus im Lande dar (→ Spätjansenismus).

Erste Überlegungen, in Kärnten (Koroška) eine Jesuitenniederlassung zu gründen, fielen in das Jahr 1585, als Erzherzog Karl II. den Grazer J. für den Betrieb der zu errichtenden Universität das dem St.-GeorgRitterorden gehörende Stift → Millstatt in Aussicht stellte. Nach langwierigen Verhandlungen erfolgte 1598 durch Ferdinand II. die Übertragung Millstatts an das Grazer Jesuitenkolleg. Das war der Beginn der jesuitischen Aktivitäten in Kärnten (Koroška). Offen war noch, wo im Lande eine eigenständige Niederlassung gegründet werden sollte. Zuerst erwog man → Villach (Beljak) als Standort. Schließlich einigte man sich auf Klagenfurt (Celovec). 1604 kam mit dem Hofprediger P. Gallus Scherer der erste Jesuit in die Stadt. Zugleich betrieb Ferdinand II. über den Bischof von Lavant, Georg Stobäus von Palmburg, in Rom mit Erfolg die Umwidmung des AugustinerChorherrenstiftes in Eberndorf (Dobrla vas) zu einer Besitzung des künftigen Klagenfurter Jesuitenkollegs. Als am 11. Dezember 1604 Landeshauptmann Georg Nagarolla dem ersten Rektor der Schule, Nikolaus Coronius, das Kolleg übergab, befand sich das Eberndorfer Stift bereits in jesuitischem Besitz. In der Folge wurde Eberndorf (Dobrla vas) zu einer wichtigen Außenstelle. Hier absolvierten die Klagenfurter J. ihr Terziat. Darüber hinaus bildeten die Eberndorfer Besitzungen neben dem Gut Wasserhofen (Žirovnica), der Herrschaft Pörtschach (Poreče) sowie dem Gut Zigguln (Cikula) am Kreuzbergl (Križna gora) die finanzielle Basis für die Klagenfurter Niederlassung. Diese wurde zum Ausgangspunkt der Rekatholisierung der städtischen Bevölkerung und der ländlichen Gegenden. Die J. unterwiesen die Slowenen in Religionsfragen (»ad plebem vindicam instruendum«) und predigten wie Anton → Miklauz in slowenischer Sprache (»ad gentem slavonicam verba fecit«). Gemäß ihren Ordensprinzipien entfalteten die Mitglieder der Societas Jesu eine Vielfalt an Aktivitäten. Sie waren Seelsorger, Prediger und Lehrer, sie waren in der Welt der Kunst, der Musik, der Literatur und der Philologie präsent, sie schrieben Theaterstücke und betätigten sich als Geistes- sowie Naturwissenschafter. 1604/05 wurde in Klagenfurt (Celovec) der Lehrbetrieb aufgenommen. Grundlage für den Unterricht war die Ratio atque Institutio Studiorum Societatis Jesu (1599), die eine Symbiose aus scholastischer Tradition, humanistischem Bildungsgut, reformstrenger Spiritualität und reformpädagogischen Konzepten war. Gemäß ihren Prinzipien nahmen die

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Jesuiten

J. Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten in ihre Schule auf. Die Mehrzahl der Schüler entstammte nichtadeligen Bevölkerungsgruppen. Neben der Unentgeltlichkeit des Unterrichts spielte das Fehlen von staatlichen Grenzen eine wichtige Rolle. Das bedeutete Internationalität in der Zusammensetzung des Lehrkörpers und im Herkommen der Schüler bzw. Studenten. Wenn auch das Gros der Schüler aus Kärnten (Koroška) kam, reichte der Einzugsbereich über das Land hinaus. Auch aus anderen habsburgischen Ländern, aus den Territorien des Heiligen Römischen Reiches sowie aus dem übrigen Europa kamen Studierende nach Klagenfurt (Celovec). Steirer und Krainer, Tiroler, Böhmen, Schlesier, Ungarn, Salzburger, Venezianer, aber auch Spanier, Franzosen oder Dänen absolvierten hier ihre Schulzeit bzw. Studien. Noch deutlicher als bei den Schülern zeigte sich die Überregionalität des Klagenfurter Jesuitenkollegiums in der Zusammensetzung der Professorenschaft. Zwischen den einzelnen Kollegien, wie etwa zwischen Klagenfurt (Celovec) und Ljubljana, bestand ein reger Lehreraustausch. Die meisten der Klagenfurter Professoren kamen aus Österreich ob und unter der Enns. 1657–1773 betrug ihr Anteil an der Gesamtprofessorenschaft 40,8 %. Danach folgten Kärnten (Koroška) und die Steiermark (Štajerska) mit je 13 %, sowie → Krain (Kranjska) mit 7 %. Die übrigen Professoren kamen aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Friaul, Tirol, Bayern, Ungarn oder aus dem Heiligen Römischen Reich. Ein weiteres Charakteristikum war die Mehrsprachigkeit. So sprachen von den 1773 in Klagenfurt (Celovec) anwesenden 66 Mitgliedern der Societas 42 Deutsch, zwölf Deutsch in Verbindung mit einer anderen Sprache, zehn Slowenisch oder Serbokroatisch und zwei Italienisch. Die Klagenfurter Ordensszene war aber auch in den internationalen Wissenschaftsdiskurs eingebunden und liefert einen charakteristischen Querschnitt der jesuitischen Wissenschaftskultur im Sinne von Universalität und Internationalität. Breit war das Spektrum von Persönlichkeiten, die in Klagenfurt (Celovec) unterrichteten und internationale Anerkennung besaßen. Als Kenner der klassischen und orientalischen Sprachen verfasste Paul Tafferner (1608–1677) die Reisebeschreibung Cesarea legatio (1672), die eine hervorragende Quelle für die diplomatische Geschichte der Zeit der Türkenkriege darstellt. Karl Andrian (1680–1745) verfertigte die erste Karte von Kärnten (Koroška). Stefan/Stjepan Glavać (1629–1680) gab

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in Klagenfurt (Celovec) eine Karte des kroatisch-slawonischen Raumes heraus. Einen wissenschaftlichen Höhepunkt bildete das Wirken von Markus → Hansiz (1683–1766). Seine Historia Reformationis Religionis in Styria, Carinthia et Carniola (1769) war der erste Ansatz für eine wissenschaftliche Darstellung der Länder → Innerösterreichs und bahnbrechend für eine überregionale Geschichtsschreibung. Im Bereich des (Schul-)Theaters wirkten Johann Baptist Popović und Anton Kaschutnig(g) (Anton → Kašutnik) (1686–1745), in der Poetik lehrten Johann/Ivan Despotović und Franz Xaver Marković, in der Philosophie Ferdinand Jauritsch (1691–1729). Es waren die J., die entgegen der dominierenden Orientierung am Spätjosephinismus und am deutschen Idealismus im Herbert-Kreis die deutsch-slowenische Realität von Kärnten (Koroška) zur Kenntnis nahmen. Im Zusammenhang mit der Pflege des Deutschen und Slowenischen machten sie die Wende vom dominierenden Latein zur Volkssprache mit. Die Frühzeit der slowenischen Schriftkultur in Kärnten (Koroška) war eng mit den J. verbunden. Bewusst bildete die Klagenfurter Niederlassung ihre Patres in Eberndorf (Dobrla vas) für die Seelsorge in slowenischer Sprache aus. Die Predigt in »windischer Sprache« war ihnen wichtig (→ windisch). Der Krainer Bartholomäus/ Jernej → Basar, einer der bekanntesten Prediger im Habsburgerstaat, widmete sein 1734 in Ljubljana erschienenes Predigtbuch Conciones iuxta libellum exercitiorum S. P. Ignatii in singulas anni Dominicas digestae […] der Bruderschaft des hl. Ignatius in Eberndorf (Dobrla vas). 1744 kam in Klagenfurt (Celovec) das von den J. redigierte viersprachige Wörterbuch Dictionarium quatuor linguarum, videlicet Germanicae, Latinae, Illyricae (quae vulgo Sclavonica appelatur) et Italicae, sive Hetruscae heraus, 1592 die insbesondere um den Kärntner slowenischen Wortschatz erweiterte Zweitausgabe von Hieronymus → Megisers Dictionarium qvatuor linguarum. 1752 folgte die von Primus Laurenzhizh (Primož → Lavrenčič) verfasste Sammlung von Kirchenliedern Missionske Catholish Karshanske Pejssme, 1758 die Grammatica oder Windisches Sprach-Buch. Von Oswald → Gutsman (1727–1790) erschienen in Klagenfurt (Celovec) u. a. die Windische Sprachlehre (1777) und das Deutsch-windische Wörterbuch (1789). Beide bildeten einen Meilenstein in der Belebung und Pflege der slowenischen Sprache. Kärntner J. nahmen aber auch an der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften Anteil. Leopold Ap-

Jobst, Anton

Anton Jobst

Anton Jobst, illustriert mit Tonaufnahmen

falterer (1731–1804) lehrte ab 1766 in Klagenfurt (Celovec) Mathematik und Experimentalmechanik. Franz Xaver Wulfen (1745–1805) widmete sich botanisch-geologischen Studien. Posthum erschien 1858 sein Hauptwerk Flora norica phanerogama. Neben ihm erwarb sich Josef Herbert (1725–1794) als Physiker eine hohe Anerkennung. Zur Theologie lieferten die Klagenfurter J. nur bescheidene Beiträge. Dennoch stammte einer der Höhepunkte jesuitischer Theologie aus Kärnten (Koroška). Siegmund Storchenau (1731–1797), der als Professor der Philosophie in Wien wirkte, rang um einen Ausgleich zwischen der französischen Aufklärungsphilosophie und Kants kritischer Philosophie sowie der römisch-katholischen Orthodoxie. Standen seine ersten Arbeiten (Institutiones logicae et metaphysicae, 1769–1771) noch in der Tradition der Kant-Wolff’schen Philosophie, reihte er sich mit seinem Spätwerk (Philosophie der Religion, 1773–1788) in die frühromantische, antikantianische Bewegung ein. Als am 21. August 1773 durch ein päpstliches Breve der Jesuitenorden und als Folge davon die Klagenfurter Niederlassung aufgelöst wurden, endete für Kärnten (Koroška) eine über 150 Jahre andauernde Epoche kultureller und geistiger Blüte. Quellen  : UB Klagenfurt (Annales collegii Clagenfurtensis Societatis Jesu 1603–1773 [hs., 3 Bd.]. Lit.: ES. – J. F. W. Loeber  : Rosa centifolia sive primum saeculum archiducalis et academici S.J. gymnasii Clagenfurtensis historica synops effigiatum. Clagenfurti 1705  ; I. Tomaschek  : Zusammengestelltes Verzeichnis der in Kärnten geborenen oder in besonderer Beziehung zu Kärnten gestandenen Schriftsteller aus der Gesellschaft Jesu. In  : AVGT 5 (1860) 111–126  ; A. Weber  : Die Aufhebung des Jesuitenklosters Millstatt (Phil. Diss.). Wien 1933  ; K. W. Drozd  : Die Bibliothek des Collegium SJ Klagenfurt (1602–1773). Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Bundesstaatlichen Studienbibliothek Klagenfurt. Mit Übersicht über die Kärntner Bibliotheken. In  : biblos 8 (1960) 112–124  ; K. W. Drozd  : Schul- und Ordenstheater am Collegium SJ Klagenfurt (1604–1773). Klagenfurt 1965  ; H. Glaser  : Die Herrschaft der Jesuiten in Millstatt 1600–1773, (Phil. Diss.). Wien 1967  ; J. Rainer  : Anfänge einer Universität Klagenfurt im 17. Jahrhundert. In  : G. Moro (Hg.)  : Die Landeshauptstadt Klagenfurt, aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart, 1. Klagenfurt 1970, 310–332  ; A. Jembrih  : Der Beitrag des Klagenfurter Gymnasiums zu den kulturellen deutsch-slowenisch-kroatischen Wechselbeziehungen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. In  : WSA 22 (1988) 323–331  ; V. Rajšp  : Ukinitev jezuitskega reda na Slovenskem (zbornik simpozija). In  : Redovništvo na Slovenskem – Jezuiti. Ljubljana 1992, 255–274  ; J. Rainer  : Die Jesuiten in Klagenfurt und Eberndorf. In  : Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten (3. und 4. Juni 1994) (Hg. Franz Nikolasch). o. O. [1995], 52–64  ; F. M. Dolinar  : Die Rolle und die Bedeutung der Jesuiten während des 17. und 18. Jahrhunderts im slowenischen Raum. In  : W. Drobesch, P. Tropper (Hg.)  : Die Jesuiten in Inneröstereich. Die kulturelle und geistige Prägung einer Region im

17. und 18. Jahrhundert. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2006, 215–221  ; W. Drobesch  : Die Internationalisierung der »Provinz«  : Die Klagenfurter Jesuiten-»Akademie« als überregionale Bildungsstätte. In  : ebd., 95–114  ; R. Kluger  : »Unser Kriegsherr und Feldoberster […] ist Jesus Christus« – Aspekte der jesuitischen Volksmission in Kärnten und in der Steiermark im 17. und 18. Jahrhundert. In  : ebd., 79–94  ; Chr. Kogler  : Zu den Quellen der Klagenfurter Jesuitenchronik. In  : ebd., 115–127  ; V. Rajšp  : Die Mehrsprachigkeit bei den innerösterreichischen Jesuiten und ihre wissenschaftlichen Leistungen. In  : ebd., 222–230  ; H. Rumpler  : Die Jesuiten als Träger der Wissenschaft in Österreich und Kärnten. In  : ebd., 37–58. Werner Drobesch

Jezersko/SLO, vgl. Sachlemmata  : → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Bauernaufstände  ; → Germanisierung, statistische  ; → Grenzfrage 1918–1920  ; → Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen]  ; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges Kärntner  ; → Ljubljana, Diözese/Ljubljanska škofija  ; → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg  ; → Obir-Dialekt/obirsko narečje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Schulwesen  ; → Sprachenzählung  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; → Völkermarkt/Velikovec  ; → Volksabstimmung, Kärntner  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; Personenlemmata  : → Markovič, Peter  ; → Muri, Franc  ; → Muri, Ignac(ij)  ; → Svetina, Anton (senior)  ; → Švikaršič, Zdravko  ; → Trunk, Jurij. Jobst, Anton (vulgo Kopič * 12. September 1894 Egg/

Brdo [Hermagor–Pressegger See/Šmohor–Preseško jezero], † 11. Juli 1981 Žiri), Organist, Komponist, Musikpädagoge. J. stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er vom Vater Nikolaj, sein zweiter Lehrer war seinen Onkel Franc → Grafenauer, der das musikalische Talent von J. erkannte. Im Herbst 1910 besuchte der erst 16-jährige J. die berühmte Orgelschule des Cäciliavereines in Ljubljana und beendete die Schule mit Auszeichnung. Sein wichtigster Lehrer und Mentor war Prof. Stanko Premrl, Domvikar im Dom von Ljubljana, selbst Konzertorganist und Komponist. Schon während des Studiums vertrat J. bisweilen Prof. Premrl im Domchor. Auf Anraten von Prof. Premrl trat J. im Jahr 1912 den Dienst als Organist in Žiri bei Škofja Loka an und begann eifrig im musikalischen Bereich zu wirken, worüber er mehrmals in der Zeitschrift Cerk-

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Johann, Paul

veni glasbenik schrieb. J. wurde die treibende Kraft des musikalischen Lebens in Žiri und leitete alle Gesangschöre, war Kapellmeister und Musiklehrer, vor allem aber war er zeit seines Wirkens Komponist. Im Ersten Weltkrieg wurde J. einberufen, aus dem Krieg kehrte er erst Ende 1919 mit vier Auszeichnungen zurück. Nach dem Krieg übernahm J. wieder den Dienst als Organist in Žiri und ging verschiedenen Beschäftigungen nach. Im Jahr 1922 heiratete er die Sopranistin des Domchores in Ljubljana, Marija (Minka) Kathern, und gründete mit ihr eine Familie, in der fünf Kinder geboren wurden. Die Zwischenkriegszeit war in seinem Schaffen am fruchtbarsten   : in Musikpublikationen Cerkveni glasbenik, Pevec, Zbori und im Eigenverlag erschienen zahlreiche Werke für Männerchöre und gemischte Chöre, für Gesang und Klavier. Aus noch immer nicht erforschten Gründen wurde er 1945 für mehr als ein Jahr aus seiner neuen Heimat Žiri nach Klagenfurt/Celovec verbannt. Seine Zwangsaussiedlung dürfte am Heiligen Abend im Jahre 1945 stattgefunden haben. Vom 1. April 1946 bis 10. Mai 1947 lehrte J. am Klagenfurter Konservatorium Orgel, Klavier, Gesang, Musiktheorie und Harmonie. Danach kehrte er nach Žiri zurück und wirkte von 1947–1970 als Musiklehrer zunächst am Unterstufengymnasium, danach an der Grundschule und später auch an der Musikschule Žiri. J. war Kirchenmusiker, Komponist und Organist. Er setzte die Kompositionsschule von Stanko Premrl fort. Das schöpferische Opus ist umfangreich, es umfasst 203 evidentierte kirchliche Werke (Messen, Messlieder, Werke für Chöre) und 438 weltliche Werke (Singspiele, Instrumentalwerke und Werke für Chöre). Von 1963–1970 veröffentlichte J. vier Sammlungen für die Orgel. Im Verein der slowenischen Komponisten (Društvo slovenskih skladateljev) in Ljubljana gilt er noch immer als Komponist, der die meisten solistischen Orgelstücke veröffentlicht hat. Populär geworden ist seine slowenische Messe Bog na svoj se rod ozri [Gott blicke auf dein Volk] für Solosänger, gemischten Chor und Orgel, die in der Zeitschrift Cerkveni glasbenik im Jahr 1936 erschien. Stilistisch kann man J. zu jenen Komponisten zählen, die sich zwischen der Romantik und der Spätromantik bewegten, jedoch nicht immer. Im kirchlichen Opus blieb J. ein konsequenter Anhänger der kirchlichen Lieder, die dem Kirchenjahr folgen. J.s ausdruckvollste Lieder sind die Adventund Fastenlieder, die sich dem musikalischen Expressionismus nähern. J. wurde für seine Arbeit mehrere

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Male ausgezeichnet. Am 29. September 1974 erhielt er die höchste kirchliche Auszeichnung, die eine Zivilperson in der röm.-kath. Kirche bekommen kann, den Ritterorden Gregors VI., der ihm vom VatikanStaat zu seinem 80. Geburtstag verliehen wurde. Im Jahr 1981 erhielt er vom Verband der Kulturorganisationen Sloweniens (Zveza kulturnih organizacij Slovenije, ZKOS) die Gallus-Plakette. Anlässlich seiner Pensionierung wurde von der damaligen slowenischen Republikkommission für Künstler unter dem Vorsitz des renommierten slowenischen Musikologen und Akademikers Dr. Dragotin Cvetko anerkennend hervorgehoben, dass J. einen hervorragenden Platz unter den Komponisten »volkstümlichen« Charakters einnehme. Im Jahr 2011 wurde anlässlich seines 30. Todestages an seinem Geburtshaus in Egg/Brdo eine zweisprachige Gedenktafel angebracht, die von der Gemeinde Žiri, der Pfarre Egg/Brdo, vom Museumsverein Muzejsko društvo Žiri, vom Slowenischen Volkskundeinstitut Urban Jarnik/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik und vom → Klub koroških Slovencev v Ljubljani in Mariboru [Klub der Kärntner Slowenen in Ljubljana und Maribor] gestiftet wurde. Lit./Web  : SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Križnar  : Anton Jobst 1894–1981. Življenje in delo glasbenika in skladatelja. Ljubljana 1990  ; http://www. rtvslo.si/mmc-priporoca/bojevit-organist-je-uspeval-kar-v-petihnic-kaj-prijaznih-rezimih/346847 (mit Liedbeispielen).

Martina Piko-Rustia

Johann, Paul, → Internierungen 1919. Johann von Viktring (slow. Janez Vetrinjski, lat. Jo-

hannes abbas Victoriensis, * ca. 1270 Lothringen, † 12. November 1345 (?) Viktring/Vetrinj), Zisterzienser, Chronist. J. war der bedeutendste Historiker des Spätmittelalters, doch ist über sein Leben wenig bekannt. Geboren ist er um 1270, sein Geburtsort ist nicht zweifelsfrei identifiziert. Nach einer Deutung stammte er aus dem französischsprachigen Gebiet Lothringens (Lorraine), nach einer anderen aus dem bairisch-österreichischen Raum. Spätestens ab 1307 lebte er im Zisterzienserkloster in → Viktring/Vetrinj, das 1142 vom Kärntner Herzog Bernhard von Spannheim (1202–1256) gegründet worden war. Am 15. Februar 1312 wurde er zu dessen 23. Abt gewählt. Während seiner Amtszeit verkehrte er mit einigen der wichtigsten Akteure

Anton Jobst

Johann von Viktring

des öffentlichen Lebens in Kärnten/Koroška und den österreichischen Ländern im Allgemeinen. Nach der Wahl zum Abt hatte er Kontakt zum Landeshauptmann Konrad III. von Auffenstein (1304–1341). Im Oktober 1330 wird er gemeinsam mit dem böhmischen König Johann von Luxemburg (von Böhmen) (1310–1346) in Trento/Trient erwähnt. 1334 wird J. zum Kaplan des Kärntner Herzogs Heinrich VI. (1310–1335) aus dem Geschlecht der Grafen von Görz-Tirol ernannt (diese regierten in Kärnten/ Koroška zwischen 1286 und 1335). Nach dem Tod von Heinrich VI. im Jahr 1335 vertrat J. Margarethe von Maultasch in den Verhandlungen über die Herrschaftsnachfolge in Kärnten/Koroška zwischen dem deutschen König Ludwig IV. dem Baiern (Bayern) (1314–1347) und den österreichischen Herzögen, den Brüdern Albrecht II. dem Lahmen (1330–1358) und Otto IV. dem Fröhlichen (1330–1358) aus dem Geschlecht der Habsburger. Nach der Übernahme des Landes durch die Habsburger 1335 behielt J. gute Beziehungen zu den neuen Herrschern. Ein gutes Verhältnis hatte J. auch zum neuen Kärntner Hauptmann, dem Grafen Ulrich V. von Pfannberg (1335–1354), 1341 wird er in Wien als Kaplan von Albrecht II. erwähnt, 1342 als Kaplan des Patriarchen von → Aquileia Bertram von Sankt Genesius (Bertrand de Saint-Geniès) (1334–1350). J. hatte also einen guten Einblick in den Verlauf der damaligen politischen Ereignisse. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er im → Viktringer Kloster, wo er sich der Geschichtsschreibung widmete. Wahrscheinlich starb er am 12. November 1345 in Viktring/Vetrinj. Sein wichtigstes Werk ist die Chronik Liber certarum historiarum [slow. Knjiga resničnih zgodb, dt. Das Buch gewisser (sicherer) Geschichten]. Der erste Entwurf wurde 1340 und 1341 verfasst und stellt eine Staatsgeschichte dar, die bei den letzten Staufern ansetzt. In der endgültigen Fassung beginnt die Geschichte in der Zeit der Karolinger mit Karl Martell (ca. 688–741) und endet in der Gegenwart von J. (1343). Das Buch ist dem Patriarchen von Aquileia Bertram gewidmet. Als Gründe für das Verfassen der Geschichte kommt ein Ansinnen von Herzog Albrecht II. infrage oder, wahrscheinlicher, die Geschehnisse um die Eingliederung von Kärnten/Koroška in den habsburgischen Machtbereich im Jahr 1335, deren Zeuge er wurde. Das Buch sollte vor allem die erfolgreiche Übernahme der Macht und deren vorbildliche Ausübung darstellen.

Beim Schreiben des Werkes nahm J. Vorbild an seinem Vorgänger, dem größten Chronisten des 12. Jh.s  : Otto von Freising (Otto I. von Österreich) (ca. 1112–1158). Dabei bezog J. sein Wissen aus der Tatsache, dass er das Beschriebene »selbst gesehen, gehört oder auch niedergeschrieben vorgefunden« habe. Bei einigen Ereignissen war er selbst anwesend, andere übernahm er nach mündlicher Überlieferung (selbst nennt er als mündliche Quellen Heinrich VI., Albrecht II., Konrad III. von Auffenstein). Er verwendete eine Reihe von nunmehr verloren gegangenen Autoren aus dem süddeutschen Raum, Urkunden aus den Archiven von Viktring/Vetrinj, Aquileia und vielleicht → Salzburg. Er bezog sich auf die Österreichische Reimchronik (1306–1308) von Ottokar aus der Gaal (slow. Otokar iz Geule) (ca. 1265–1322) (→ Minnesänger). Ähnlich wie sein Vorbild Otto von Freising hat auch J. seine Arbeit in sechs Bücher gegliedert, von denen die ersten fünf je zehn betitelte Kapitel umfassen und das letzte Buch zwölf Kapitel. Jedes Buch umfasst die Regierungszeit eines Herrschers. Der Stil ist prägnant und gedrängt, doch erreicht die Qualität des Lateinischen und der Arbeit insgesamt nicht das Niveau von Otto von Freising. Der Autor ist bei der Bewertung der historischen Ereignisse der kaiserlichen Seite zugeneigt. Für die Geschichte von Kärnten/Koroška sowie für den slowenischen Sprachraum ist das Buch gewisser Geschichten vor allem wegen der Berichte über die Kärntner Herzogseinsetzung von Bedeutung, die an drei Stellen vorkommen, sowie die Verwendung des Slowenischen bei dieser. J. beschreibt die Einsetzung von Meinhard II. von Görz-Tirol im Jahr 1286, basierend auf älteren Quellen, sowie die Einsetzung von Otto IV. dem Fröhlichen im Jahr 1335 und von Albrecht II. dem Lahmen im Jahr 1342, bei der er selbst anwesend war (→ Fürsteneinsetzung, → Herzöge von Kärnten/Koroška). Die umfangreichste und auch bedeutendste Beschreibung dieses Ritus findet sich bei der Herzogseinsetzung von Meinhard II. von Görz-Tirol. J. beschreibt das Meynhardus in capite Kalendarum Septembrium in sedem ducatus sui sollemniter collocatur secundum consuetudinem a priscis temporibus observatam [Meinhard war am Beginn der Kalenden des September (1. September 1286) auf den Thron des Herzogtums gesetzt worden nach dem aus alten Zeiten üblichen Brauch]. Das Volk im Lande überreichte die Macht dem neuen Herrscher. Es wurde symbolisch von einem Bauern repräsentiert

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Joschap (bzw. Joschapsiedlung)/Jožap

(→ Edlinger/kosezi). Dieser übertrug dem zukünftigen Herzog die Macht im Lande mit dessen Zusicherung, ein gerechter Richter zu sein, für das Wohl des Landes zu sorgen und den christlichen Glauben zu verteidigen. Für die soziolinguistische Geschichte des Slowenischen sind im Wortlaut besonders jene Stellen von Bedeutung, in denen im Inthronisierungsritus ausdrücklich der verpflichtende Gebrauch des Slowenischen, der Sprache der Mehrheit der Bevölkerung im Land, erwähnt wird  : Rusticus autem super lapidem sedens Sclavice proclamabit  : ›Quis est iste, qui progreditur sic incedens  ? [Der Bauer, der auf dem Stein sitzt, ruft auf Slowenisch  : »Wer ist dieser da, der so daherkommt  ?«]. Insuper Sclavica, qua hic utitur, prolocucione in conspectu imperatoris cuilibet querulanti de se et non in lingua alia tenebitur respondere. [Außerdem ist, wer immer Klage führt, hinsichtlich des Kaisers verpflichtet, in slowenischer Rede, wie sie hier üblich ist, und nicht in einer anderen Sprache, zu antworten.] Zusätzlich zu den Beschreibungen von J. findet sich die Herzogseinsetzung im Schwabenspiegel (1274– 1275) [neben dem Sachsenspiegel (um 1230) und dem Deutschenspiegel (1235–1275)] eines der drei bedeutenden Rechtsbücher des 13. Jh.s, in dem u. a. die Rechte der Kärntner Herzöge beschrieben sind, sowie in der Österreichischen Reimchronik von Ottokar aus der Gaal.

gierten und in der Folge Deportationsopfer wurden (→ Deportationen 1942), wenn auch sie vorzeitig aus der Haft entlassen wurden. Mündl. Quelle  : Katja Sturm-Schnabl. Lit  : B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici.

In  : KK 2015. Celovec 2014, 119–126  ; B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici. In  : Glasnik SED 54, 4 (2015), 2–31. Bojan-Ilia Schnabl

Josephinismus, eine politische und geistige Konzep-

tion, die Kaiser Josef II. in der zweiten Hälfte des 18.  Jh.s durch seine Reformen durchgesetzt hatte  ; es ging dabei um die Verschmelzung von Prinzipien des monarchischen Absolutismus und der Aufklärung. Maria Theresias Reformen beruhten auf pragmatischen und zunehmend systematischen Maßnahmen, die auf den österreichischen Erbfolgekrieg zurückgingen. Seit Antritt der Mitregentschaft durch Josef II. 1765 erhielten sie allmählich eine sichtlich aufgeklärte Prägung. Die allgemeine Wehrpflicht, die für die unteren Bevölkerungsschichten eingeführt worden war, steht für die frühesten Anzeichen eines lang währenden Prozesses, der den Wandel vom Untertanen zum Staatsbürger zum Inhalt hatte. Nachdem Joseph II. 1780 die Alleinregierung angetreten hatte, versuchte der Kaiser, der in seiner Jugend breit gefächert, jedoch unsystematisch ausgebildet worden war, die Prinzipien der Moralisten und aufgeklärten Denker in die Praxis umQuellen  : Iohannis Victoriensis  : Liber certarum historiarum. 1–2. Hezusetzen (Hugo Grotius, Samuel von Pufendorf rausgegeben von Fedor Schneider. Hannover, Leipzig 1909, 1910. und Jakob Thomasius  ; in späteren Jahren ist der EinÜb.: Johann von Viktring  : Das Buch gewisser Geschichten, Übersetzt fluss von Voltaire und der französischen Enzyklopävon W. Friedensburg. Leipzig 1888. Lit.: SBL. – B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država disten offensichtlich). Aus diesem Geist heraus schaffte karantanskih Slovencev. Zusammenfassung  : Die Kärntner Herzogser 1782–1786 die Leibeigenschaft ab, die Ehe wurde einsetzung und der Staat der Karantanerslawen. Ljubljana, 1952  ; I. als Zivilvertrag definiert, die Erbrechte auf LandgüVirnik  : Janez Vetrinjski – prvi koroški zgodovinar. In  : KMD. Celoter wurden neu geregelt und ein neues Gerichtssystem vec (2000) 86–88  ; J. Mlinar  : Janez Vetrinjski in njegovo poznavanje wurde in Angriff genommen. Die Erstgerichte waren Kranjske v Knjigi resničnih zgodb (Liber certarum historiarum). In  : ZČ 58/3–4 (130) (2004) 273–300. nach Ständen getrennt, doch sollten durchgehend geMatej Šekli  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl prüfte Justitiare beschäftigt werden, selbst an den Ortsgerichten, denen die Untertanen zugeordnet waren. Als Joschap (bzw. Joschapsiedlung)/Jožap bzw. Pri zweite Instanz wurden Appellationsgerichte eingeführt. Jožapu, nichtamtlicher → Ortsname des südlich der Für die Länder mit slowenischer Bevölkerung war ein Görtschitztal Bundesstraße gelegenen Ortsteils von solches Organ u. a. in Klagenfurt/Celovec eingerichtet St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu, der worden. Mit seinem Patent über die Steuer- und Urauf den slow. → Vulgonamen Jožap/Pri Jožapu zurück- barialregulation schaffte der Kaiser 1789 Naturalabgageht, auf dessen parzellierten Gründen dieser entstand. ben und Fronarbeit ab, reduzierte die Belastungen in Letzter Hofbesitzer war die Familie  Waldhauser,  Relation zu den Einkünften eines Bauernhofes und deren Mitglieder sich als  → Kulturaktivisten des slo- beschränkte sie auf reine Geldleistungen. Dazu wurde wenischen Kulturvereins → Edinost Št. Tomaž enga- 1785 ein neuer → Kataster eingeführt.

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Josephinismus

Josef II. wollte für die administrativ sehr unter- allem für die Mitglieder kontemplativer Orden, hatte schiedlichen Gebiete der österreichischen Monarchie der Kaiser kein Verständnis. 1782–1790 kam es zu eine einheitliche Ordnung einführen und stärkte des- Klosteraufhebungen jener Orden, die nach Meinung halb die Zentralgewalt. Die Einberufung der Land- Josefs  II. keine allgemein nützliche Tätigkeit zum tage wurde ausgesetzt, die Standesausschüsse wurden Ziel und Zweck hatten. Auf dem Territorium, das aufgehoben und ihre Buchführung in die Landgraf- von Slowenen bewohnt wurde, und in seiner näheren schaften eingegliedert. Im Staatsapparat wurden die Umgebung wurden folgende Klostergemeinschaften (bezahlten) Beamten zu den zentralen Beauftragten aufgelöst   : Stična, Kostanjevica ob Krki, Ljubljana, und Exekutoren des Herrscherwillens. Die im Jahre Bistra, Škofja Loka, Mekinje, Velesovo, Kranj, Novo 1763 errichtete Guberniumsstruktur verdrängte mesto, → Gorizia/Gorica/Görz, Solkan, Sveta Gora, 1782–1783 die ältere Verwaltungsordnung völlig Gradišče ob Soči, Fara, Trieste/Trst/Triest, Duino/ und setzte sich durch. Die Länder mit slowenischer Devin, Grljan, Žiče, Olimje, Studenice, Radlje ob Bevölkerung wurden in das Grazer und das Tries- Dravi, → Maribor, Ormož, Ptuj, Murek (Cmurek), ter Gubernium eingegliedert (einerseits Steiermark/ Muta, Novi Klošter, Slovenska Bistrica, Sv. Trojica, in Štajerska, Kärnten/Koroška und → Krain/Kranjska → Arnoldstein/Podklošter, → Villach/Beljak, → Ossowie andererseits → Trieste/Trst/Triest, Istrien/Istra siach/Osoje, → Viktring/Vetrinj, Griffen/Grebinj, und Görz-Gradiska/Gorica-Gradišče) (→ Innerös- Sedelce und → St.  Georgen am Längsee (Šentjurij terreich). 1784 proklamierte der Kaiser Deutsch als ob Dolgem jezeru). Ihr Vermögen wurde in einen → Amtssprache für die gesamte Monarchie, was die Religionsfonds eingebracht. Im slowenischen Raum Unifizierung der Habsburgermonarchie weiter voran- wurde eine Vielzahl von Pfarren neu gegründet. Diese trieb (→ Lingua franca). Im gleichen Rahmen verlief Tatsache aber konnte den großen kulturellen Verlust, zur selben Zeit die Germanisierung des Schulsystems. den die Übersiedlung der jeweiligen KlosterbibliotheDieses wurde vollkommen den Erfordernissen und ken nach Wien oder in Landeshauptstädte verursacht Bedürfnissen des Staates angepasst und untergeord- hatte, bei Weitem nicht wettmachen. Im ländlichen net. Deutsch wurde 1782 als einzige Unterrichtsspra- Raum war es infolge der schlechten Verwaltung des che an den Mittel- und höheren Schulen zugelassen Religionsfonds zu großer Verarmung der kirchlichen (→ Schulwesen), deren Netz an Dichte einbüßte. In Stiftungen gekommen. Auch die Auflösung fast aller Ljubljana wurde 1785 zeitweilig das philosophische Bruderschaften hatte großen Einfluss auf das religiStudium abgeschafft. In vielen Ländern wurde der öse Leben. Die Priester, die Anhänger des J. waren, Weg zur höchsten Bildung schwieriger (die Universi- versuchten den bestehenden Gepflogenheiten der tät in Graz wurde 1782 zum Lyzeum). Der J. traf auch Volksfrömmigkeit entgegenzutreten. Unter ihnen war die Religion und die Kirche stark. Vom Kaiser wurde in der österreichischen Monarchie Fürstbischof Karl das Verhältnis zwischen Kirche und Staat neu defi- Johann → Herberstein von Ljubljana der Prominiert. Letzterer sollte alle Lebensbereiche beherrschen. nenteste, der den Buchkorpus der Jansenisten aus dem Zu diesem Zweck war auch eine ständige Aufsicht Französischen ins Slowenische übersetzen ließ. Die über die Einwohner der österreichischen Monarchie rigoristischen Ansichten verbreiteten sie durch die und ihre Gesinnung geplant. Dazu wurden Polizeidi- Herausgabe von → Liederbüchern und Bibelüberrektionen und Zensur eingeführt. Josef II. hatte im setzungen (ins Slowenische 1784–1802, zuerst unter Einklang mit seinen Idealen 1781 das Toleranzpatent der Leitung von Jurij → Japelj), was wesentlich zur erlassen. Mit diesem wurde den Lutheranern, Kalvi- Weiterentwicklung der slowenischen Schriftsprache nisten, Orthodoxen und Juden der freie Gottesdienst beitrug. Die Lehre des → Jansen hatte der Kaiser, gestattet, eine Kontrolle der Ausbildung der Geistli- soweit sie den Staatszwecken dienlich war, bei seinen chen durch den Staat eingeführt. 1783 wurden die Di- Maßnahmen berücksichtigt. Die Gegner verwendeten özesangrenzen weitgehend den politischen Grenzen den Begriff Jansenisten abwertend (→ Jansenismus, angepasst. Es wurden in Graz Generalseminare für die → Spätjansenismus). Eine unmittelbare Kritik an den Länder mit slowenischer Bevölkerung gegründet. Der Verfechtern der Ideen des Kaisers war wegen der ZenKaiser war überzeugt, dass die bischöflichen Pries- sur allerdings nicht möglich. Im slowenischen Raum ter – ähnlich wie die Staatsbeamten – Vollzugsorgane behielten die aus dem Geist des J. hervorgegangenen der Staatspolitik sein konnten. Für Ordensleute, vor Geistlichen ihre große Rolle bis in den Vormärz bei.

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Jug, Matko

Schon zur Regierungszeit Josefs II. wurde dem J. großer Widerstand entgegengebracht. Seine Gegner waren die Befürworter der hergebrachten ständischen Ordnung, die konservativen Geistlichen und in einzelnen Ländern auch Aufklärer. Beide wehrten sich gegen die Reformen an sich, den Letzteren (etwa Anton T. → Linhart) war die Art der Umsetzung zuwider, da sie mit der → Germanisierung verbunden war. Daher wurden in verschiedenen Ländern sog. »antijosphinistische Koalitionen« gegründet. Dazu gehörten vor allem Ungarn und Böhmen, aber auch der slowenische Raum. Diese »antijosephinischen Koalitionen« beriefen sich auf national-emanzipatorische Ideen. Leopold II. schaffte nach seinem Regierungsantritt 1790 die radikalsten Reformen seines Bruders (die Steuer- und Urbarialregulation) ab, trotzdem blieb der J., der für Mitteleuropa eine spezifische Form der Modernisierung bedeutete, wenigstens teilweise in die Fundamente der österreichischen Monarchie eingebaut. Lit.: ES (M. Štuhec  : Jožefinizem  ; J. Žontar  : Jožefinske reforme). – R. Kušej  : Joseph II. und die äussere Kirchenverfassung Innerösterreichs. Stuttgart 1908  ; S. Vilfan  : Pravna zgodovina Slovencev, Ljubljana 1961, 21996  ; B. Grafenauer  : Zgodovina slovenskega naroda. Ljubljana 2 1974  ; E. Bradler-Rottmann  : Die Reformen Kaiser Josephs II. Göppingen 21976  ; K. Sturm-Schnabl, Slovenski narodni preporod in njegovi neposredni odnosi s francoskim razsvetljenstvom in janzenizmom. In  : ZČ 43 (1989) 359–363  ; I. Grdina  : Od Brižinskih spomenikov do razsvetljenstva. Maribor 1999.

Igor Grdina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Jug, Matko (ethnopolitischer und Kulturaktivist), → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Jugoslawien. Das Königreich der Serben, Kroaten

und Slowenen (SHS) entstand am 1. Dezember 1918 als Resultat eines Sieges und einer Niederlage. Aus dem Sieg der Serben im Ersten Weltkrieg und der Niederlage der Slowenen und Kroaten, die in großer Mehrzahl bis zuletzt unter habsburgischen Flaggen gekämpft hatten. Als die Doppelmonarchie zerfallen war, fanden sich beide Seiten in einer prekären Lage wieder, schließlich waren sie weder international anerkannt, noch hatten sie genau definierte Landesgrenzen, was ihnen Schutz vor ihren Nachbarn, v. a. vor Italien, geboten hätte. Dieses trat im Mai 1915 unter Berufung auf einen Geheimpakt in den Krieg ein, welcher in London mit den Mächten der Entente geschlossen worden war. Die Entente hatte Italien u. a. auf Kosten

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Österreichs weite territoriale Kompensationen in Tirol, an der adriatischen Küstenregion und in Dalmatien versprochen. Anfang November 1918 okkupierten die Italiener die eben erwähnten Gebiete, später jedoch, bei der Friedenskonferenz in Paris, forderten sie von der internationalen Gemeinschaft die Anerkennung ihres Anrechts auf Kriegsbeute. Aufgrund der ausweglosen Situation, in der sich die Slowenen und Kroaten befanden, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Schutz bei Serbien zu suchen und sich mit ihm zu den Bedingungen zu verbünden, die von der Führungselite in Beograd diktiert wurden. Jene plante die Errichtung eines zentralistischen Staates, der keine Rücksicht auf die jeweilige historische Tradition der inkorporierten südslawischen »Stämme« nehmen sollte. Da diese Elite den jüngst entstandenen Staat im Grunde als eine Erweiterung Serbiens betrachtete, war sie bereit, so manchen Kompromiss einzugehen, v. a. was die slowenische Grenze mit Italien betraf, die mit dem Grenzvertrag von Rapallo im November 1920 festgelegt wurde. Die Grenze zur künftigen Republik Österreich wurde im Bereich der Steiermark/Štajerska bereits im November 1918 dank des Einsatzes von Freiwilligen unter General Rudolf → Majster festgelegt. Es ging um einen Erfolg, den die Slowenen in → Südkärnten/Južna Koroška, welches sie als ihr ethnisches Territorium betrachteten, nicht verwirklichen konnten (→ Grenzfrage 1918–1920). Nach kämpferischen Auseinandersetzungen mit den lokalen Landwehrmännern und dem Eingreifen der internationalen Diplomatie kam es hier am 10. Oktober 1920 zur → Volksabstimmung, bei der die Mehrheit der Bevölkerung einschließlich der Slowenen zugunsten von Österreich abstimmte (→ Vertrag von SaintGermain). Der Verlust des Küstenlandes/Primorska und Südkärntens/Južna Koroška war für die slowenische Nation eine wahre Katastrophe, die den Glauben in das Königreich SHS stark ins Wanken brachte, selbst wenn Letzteres den Slowenen innerhalb seiner Staatsgrenzen jene kulturelle Autonomie einschließlich einer eigenen Universität zugestand, die ihnen Österreich hartnäckig vorenthalten hatte. Obwohl die Belgrader Regierung mit dem Grenzvertrag von Rapallo Dalmatien vor den imperialistischen Ambitionen Italiens gerettet hatte, waren die Kroaten mit den neuen Verhältnissen noch unzufriedener als die Slowenen, und zwar nicht so sehr wegen des Verlustes von Istrien und später auch von Rijeka, sondern weil sie sich nicht mit

Jugoslawien Cover: Slowenisch Kärnten und das Pariser Diktat. Belgrad 1949

dem Gedanken anfreunden konnten, Untergebene des »serbischen Asiens« zu sein, wie es Stjepan Radić, der Vorstand der Kroatischen Bauernpartei, abfällig formuliert hatte. Da diese Partei den Großteil des kroatischen Volkes repräsentierte, kam es zwischen Zagreb und Belgrad zu einem scharfen Konflikt, der die gesamte Zeitspanne zwischen den zwei Kriegen charakterisierte. Die endemische innenpolitische Krise, in der sich das Land befand, hatte drei Hauptepisoden  : Die Ermordung Radićs, auf den im Juli 1928 im Belgrader Parlament ein serbischer Abgeordneter montenegrinischer Herkunft geschossen hatte, die Entscheidung König Aleksanders I. mit dem 6.  Januar des Folgejahres die Verfassung abzuschaffen, das Parlament aufzulösen und die Diktatur auszurufen, sowie das Attentat auf Letzteren, das am 9. Oktober 1934 in Marseilles von einem makedonischen Nationalisten unter der Regie von Ante Pavelić, dem Anführer der extremen kroatischen nationalistischen Ustascha, ausgeführt wurde. Obwohl der Regent Fürst Pavel Karadjordjević (König Peter II. war noch minderjährig) noch im August 1939 den serbisch-kroatischen Ausgleich mit dem neuen Führer der Kroatischen Bauernpartei Vlatko

Maček erreicht hatte, wonach den Kroaten innerhalb von J. eine autonome Banschaft (Banovina Hrvatska) gewährt wurde, fiel der Staat am 6. März 1941 beim Angriff Deutschlands und Italiens mit ihren Verbündeten Ungarn und Bulgarien in sich zusammen. Außenpolitisch bildete J. in der Zwischenkriegszeit mit Tschechien und Rumänien die Kleine Entente, ein Bündnissystem, das unter der Schirmherrschaft Frankreichs entstanden war und das sich dem österreichischen, ungarischen und deutschen Revanchismus in Mitteleuropa widersetzen sollte. Gleichzeitig diente sie als »cordon sanitaire« gegen eine eventuelle Einflussnahme der Sowjetunion auf den Westen. Nachdem sich J. und Rumänien außenpolitisch Hitler-Deutschland angenähert hatten, zerfiel die Kleine Entente endgültig mit dem Münchner Abkommen 1938, mit dem die Tschechoslowakei sudetendeutsche Gebiete an das Deutsche Reich abtreten musste. In diesem Kontext war es den imperialistischen Ambitionen des faschistischen Italien stark ausgesetzt, nach Hitlers Machtübernahme auch denen des Nationalsozialismus. Da J. jedenfalls eher Mussolini als Hitler fürchtete, ist es bezeichnend, dass es im März 1934, als es in Wien zum missglückten Staatsstreich und Attentat auf den Kanzler Dollfuss kam, den flüchtigen Nazi-Putschisten einen Zufluchtsort anbot. Dies war als Protest gegen Mussolinis Entscheidung zu verstehen, seine Truppen in die Abwehr der österreichischen Unabhängigkeit auf den Brenner zu schicken. Während der wachsenden deutsch-italienischen Annäherung in den Folgejahren geriet J. zunehmend in Bedrängnis. Mit beiden Staaten versuchte man freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, obwohl Prinzregent Pavel/Paul aufgrund seiner Einstellungen und seiner familiären Bande zur WindsorDynastie stark an Großbritannien gebunden war. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, konnte er dem Druck nicht lange standhalten und schloss sich den Achsenmächten an, insbesondere weil es fast gänzlich von den feindlichen militärischen Kräften eingekreist war. Am 25. März 1941 trat es dem Dreimächtepakt bei, worauf es bereits in der Nacht vom 26. auf den 27. März in Beograd zu einem Staatsstreich kam, der mithilfe britischer Geheimagenten von einer Offizierstruppe organisiert worden war. Prinz Paul musste ins Exil, die Herrschaft übernahmen im Namen von König Peter II. die Putschisten, jedoch lediglich für eine Woche. Schon am 6. April 1941 überfiel die Wehrmacht J. mit Unterstützung italienischer, ungarischer und bulgari-

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Jugoslawien

scher Soldaten und erzwang gut eine Woche später die Kapitulation. Der König und der Großteil der Minister flohen nach London, wo eine Exilregierung eingerichtet wurde, während die Achsenmächte den Staat gemäß den von Hitler gestellten Bedingungen zerstückelten. Die Drau-Banschaft (Dravska banovina), die als slowenische Banschaft innerhalb J. konzipiert worden war (vgl. Anton → Korošec), wurde zwischen Deutschland, Italien, Ungarn und zu einem kleinen Teil dem NDH-Kroatien aufgeteilt, was bedeutete, dass die Slowenen als Nation zum Tode verurteilt waren. Was die Kroaten und Serben betraf, waren die Sieger gnädiger  : Kroatien erkannte man den Status eines unabhängigen Vasallenstaates zu (Nezavisna Država Hrvatska, NDH), der den Ustaši als Kriegsbeute überlassen wurde. Den Serben hatte man zwar stark zugesetzt, schließlich wurden ihnen sämtliche Gebietsgewinne aus der Zeit der Balkankriege (Vojvodina, Makedonien, Kosovo) und des Ersten Weltkrieges (Montenegro) wieder genommen, es wurde ihnen jedoch der Status eines Protektorats unter der Führung des Kollaborateurs General Milan Nedić zugestanden. Dieser Situation entsprangen zwei Widerstandsbewegungen, die vollkommen unterschiedliche ideologische Vorstellungen und Ziele hatten. Draža Mihailović, Oberst der königlichen Armee, kam aus der Tradition der Četnik-Freischärler, die den Türken über Jahrhunderte hinweg Widerstand geleistet hatten. Demnach symbolisierte er den serbischen Nationalismus, der eine Widererrichtung des Königreichs J. anstrebte. Josip Broz Tito, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei J.s (KPJ), sah den Unabhängigkeitskampf v. a. aus der Perspektive der proletarischen Solidarität mit der Sowjetunion und rechnete mit ihrem revolutionären Ausgang. Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den zwei Widerstandsbewegungen waren unausweichlich, ebenso wie die Tatsache, dass die Četniki im Kampf gegen die Partisanen rasch begonnen hatten, zunächst mit den italienischen, dann mit den deutschen Besatzern zu kollaborieren. Auch andere konservative Kräfte organisierten sich gegen die Partisanen, von der slowenischen Heimwehr (slow. domobranci/Domobranzen  ; slow. Slovensko domobranstvo) bis zu den Ustaši, auch Teile der bosnischen Muslime, die albanischen Balisten und die philobulgarischen Makedonen, die allesamt Schutz bei den feindlichen Truppen suchten. Beim Sieg der Partisanen im Mai 1945 wollten viele der Kollaborateure in Italien bzw. Österreich Zuflucht finden. Diejenigen aber, die nach Kärnten/Koroška geflohen waren, wur-

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den von den Briten in ihre Heimat deportiert, wo blutige Rache auf sie wartete. Die Tragödien, wie allgemein die Repression der Nachkriegszeit, hinterließen im historischen Gedächtnis der jugoslawischen Völker ihre nachhaltigen Spuren. Von Anfang an hatte J. zwei Gesichter  : Die Revolution brachte einerseits die nationale Pluralität des Staates mit sich (der in sechs Republiken und zwei autonome Gebiete aufgeteilt war), vernichtete die patriarchalische Gesellschaft, trennte die Kirche vom Staat, emanzipierte die Frauen und sorgte für einen Aufschwung in der Industrie. Andererseits führte sie eine Diktatur der KP ein, die sich in ihren Führungsmethoden an der Sowjetunion orientierte. Erst nach dem 28. Juni 1948 änderten sich die Verhältnisse allmählich, als Stalin, dem Tito in der Innen-, noch eher allerdings in der Außenpolitik zu unabhängig war, den Entschluss fasste, die KPJ aus dem Kominform (Kommunistisches Informationsbüro, Offiziell   : Informationsbüro der Kommunistischen und Arbeiterparteien) auszuschließen, in der Überzeugung, Tito zu vernichten und ihn durch einen beugsameren Menschen zu ersetzen. Da ihm dies jedoch nicht gelang, kam es zu einem schicksalhaften Bruch, der die Führungsschicht der KPJ dazu motivierte, neue Wege in der Entwicklung zum Sozialismus einzuschlagen. Innenpolitisch hatte dies zur Folge, dass die Partei die europäischen Wurzeln des Marxismus entdeckte und in den Unternehmen die Selbstverwaltung einführen wollte, die eine Weiterentwicklung der Demokratie sein sollte. Nach dem Ableben Stalins wählte J. in der Außenpolitik einen noch nicht zugeordneten politischen Kurs zwischen Ost und West und suchte v. a. in den ehemaligen Kolonialländern der Dritten Welt nach Verbündeten. Damit war J. ziemlich erfolgreich, viel erfolgreicher als mit den Beziehungen zu den Nachbarländern, besonders zu Italien und Österreich, mit denen es direkt nach dem Krieg schwere diplomatische Konflikte um die neue Fixierung der Grenzen hatte. Was Italien anbelangt, war es diesbezüglich relativ erfolgreich. Letztlich besserte der am 10. Februar 1974 unterzeichnete Pariser Friedensvertrag die Rapallo-Grenzlinie aus dem Jahr 1920 entscheidend nach. Schwieriger erwies es sich bei Österreich, das seine Grenzen aus der Vorkriegszeit bewahrt hatte, obgleich sich das Land mit dem Staatsvertrag von 1955, mit welchen es die volle Souveränität wiedererlangte, sowohl zur immerwährenden Neutralität als auch zum Schutze der slowenischen und kroatischen Minderheit ver-

Jugoslovenski Korotan

pflichten musste. Die Umsetzung dieser Verpflichtungen wurde in den Folgejahren zum Zankapfel, der die Beziehungen zwischen den Ländern trotz gemeinsamer Interessen auf dem Gebiet der Aufrechterhaltung des politischen Gleichgewichts in Europa schwächte. Selbst wenn Tito die Grenzen von J. öffnete und seinen Bewohnern entschieden mehr Freiheiten gab als sonst im sozialistischen Lager üblich, blieb J. dennoch in einer Ideologie verhaftet, die zur Marktwirtschaft und zur politischen Pluralität im Widerspruch stand. Die Krise, die sich schon lange ankündigte, trat nach Titos Tod im Mai 1980 mit großer Heftigkeit zutage. Das folgende Jahrzehnt erlebte den Ausbruch der wirtschaftlichen, sozialen, nationalen und zivilisatorischen Kontraste zwischen den Republiken der Föderation, die sich mit ihrem Zerfall im Juni 1991 auflösten. Lit.: EJ, ES. – D. Lončarevič   : Jugoslawiens Entstehung. Zürich [e. a.] 1929  ; Istorija Jugoslavii, Ed. Akademija nauki SSSR, 2. Bde. Moskva 1963  ; F. J. Bister  : »Majestät, es ist zu spät …« Anton Korošec und die slovenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.] 1995  ; J. Pirjevec  : Jugoslavija 1918–1992  : Nastanek, razvoj in razpad Karadjordjevićeve in Titove Jugoslavije. Koper 1995  ; A. Suppan  : Jugoslawien und Österreich, 1918–1938 – bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld. Wien, München 1996  ; F. M. Dolinar [e. a.]  : Slovenski zgodovinski atlas. Ljubljana 2011, 180.

Jože Pirjevec  ; Üb.: Maja Francé

Jugoslovanska matica ( JM), eine jugoslawische, den Staat verteidigende Institution, die am 25. Februar 1920 in Beograd gegründet worden war  ; sie hatte den Zweck, das Interesse für die außerhalb der Grenzen Jugoslawiens lebenden → Minderheiten zu wecken, mit ihnen Kontakt zu halten und Mittel zur Unterstützung ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Anliegen zu sammeln. Sie war zur Zeit ihres Bestehens (1920–1930) vor allem auf slowenischem und kroatischem Territorium innerhalb → Jugoslawiens tätig. Erster Vorsitzender der JM war Božidar Marković, serbischer Politiker und Jurist. Als Vizevorsitzender wurden der aus → Gorizia/Gorica/Görz stammende Slowene Dinko Puc, liberaler Politiker und Abgeordneter, sowie der kroatische Abgeordnete aus Istrien Dinko Trinajstić eingesetzt. Auf dem gesamten jugoslawischen Staatsgebiet wurden etwa 200 Regionalausschüsse und Filialen gegründet. In Kärnten/Koroška bestanden sie bis zur Entscheidung durch die → Volksabstimmung. Vladimir → Ravnikar leitete den Regionalausschuss in Ljubljana. Die Informationen und das dokumentarische Material zur Lage der Slowe-

nen in Italien und Österreich wurden im Obrambni inštitut [Verteidigungs- oder Wehrinstitut] (ab 1925 → Manjšinski inštitut [Minderheiteninstitut], später Inštitut za narodnostna vprašanja) in → Ljubljana gesammelt. Die JM stellte Räume und Geld zur Verfügung. Gemeinsam veröffentlichten die beiden Institute Berichte zur Minderheitenproblematik (bilten Manjšinski presbiro  ; Bulletin des Minoritės yougoslaves) [Bulletin Minderheiten-Pressebüro  ; Bulletin der jugoslawischen Minderheiten]. Die JM betreute die Flüchtlinge aus dem Küstenland/Primorska und aus Kärnten/ Koroška (→ Vertreibung 1920, → Emigration). Wegen des Verdachts, sie unterstütze die bewaffnete antifaschistische Tätigkeit in Italien (→ TIGR), wurden 1930 die Zentrale in Ljubljana und darauf alle slowenischen Regionalausschüsse von den staatlichen Behörden aufgelöst. Die Aufgaben der JM übernahm 1932 der wiederbelebte Verein Branibor [Verteidigungskampf ] und der 1928 gegründete → Klub koroških Slovencev (KKS) für Kärnten/Koroška. Den dokumentarischen, wissenschaftlichen und publizistischen Teil der Arbeit übernahm das → Manjšinski inštitut. In der JM zählte Lavo Čermelj (1889–1980), selbst Flüchtling aus dem Küstenland/Primorje, ein international anerkannter Spezialist für Minderheitenfragen, zu den wichtigsten Mitarbeitern. Lit.: ES. – L. Čermelj   : Med prvim in drugim tržaškim procesom. Ljubljana 1972  ; J. Stergar  : Sedem desetletij ljubljanskega Inštituta za narodnostna vprašanja. Ljubljana 1995.

Andrej Vovko  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

[Südslawischer Klub], vgl. → Kärnten/Koroška, → Maideklaration 1917 (Majniška deklaracija)  ; → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg  ; → Neoillyrismus sowie → Korošec, Anton  ; → Ravnihar, Vladimir. Jugoslovanski

klub

Jugoslovenski Korotan [ Jugoslawisches Kärnten],

Zeitschrift, Erscheinungsort → Völkermarkt/Velikovec, ab 28. Mai 1919 in Celje  ; 22. Dezember 1918 – 7. Juni 1919, gedruckt bei M. Zmuegg, Völkermarkt/Velikovec, ab 28. Mai 1919 bei der Zvezna tiskarna, Celje. Erscheinungsweise überwiegend wöchentlich [Angaben im Blatt z. T. anderslautend]. Herausgeber Franjo → Malgaj, ab 28. Mai 1919 Begunski odbor [Flüchtlingsausschuss]  ; Redakteur Srečko → Puncer  ; ab 28. Mai 1919 Miodrag D. Stoilković, verantwortlicher Redakteur Zdravko Kovač.

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»Jungslowenen«

Erste Publikation südslawischer Ausrichtung für → Südkärnten/Južna Koroška, laut Eigendefinition überparteilich und unabhängig, die dem Wunsch der Bevölkerung nach einem Informationsorgan entsprechen will und sich für die Rechte der Slowenen – Südslawen einsetzt. Propagiert die völlige nationale und kulturelle Vereinigung der Serben, Kroaten und Slowenen  ; Serben werden als Brüder der Sprache und dem Blut nach bezeichnet und vereinzelt Beiträge in serbischer Sprache gedruckt. Enthält politische und wirtschaftliche Nachrichten aus der Welt und der Region  ; Zuschriften und Annoncen   ; populärwissenschaftliche, kulturgeschichtliche und literarische Artikel (z. B. Übersetzungen Anton Čechovs von Puncer). Berichtet über projugoslawische Vereinstätigkeit und Propagandaveranstaltungen in Kärnten/Koroška und dem SHS-Staat sowie über die aus Kärnten/Koroška geflüchteten Slowenen (→ Vertreibung 1920). Ruft zur Verwendung der slowenischen Sprache in Kärnten/ Koroška auf und wendet sich gegen jegliche Deutschtümelei (→ Deutschtümler). Veröffentlicht amtliche Informationen und Personalia der SHS-Verwaltung in Kärnten/Koroška (z. B. Volksräte, Schul- und Steuerbehörden). Einen weiteren Schwerpunkt bilden militärische Nachrichten, Aufrufe zur Meldung als freiwillige Soldaten und heroisierendes Gedenken an die in den Grenzkämpfen Gefallenen (→ Grenzfrage). Kritisiert deutschösterreichische Übergriffe und Aktivitäten. Lit.: R. Buchacher  : Die Tages- und Wochenpresse des Bundeslandes Kärnten von der Gründung der Republik bis zur Gegenwart (1918– 1973). (Phil. Diss.) Wien 1973.

Tina Bahovec

»Jungslowenen« (liberale politische Bewegung im 19. Jh.), → Mladoslovenci. Juh, Luka (1889–1974), Arbeiterbetriebsrat, Kulturaktivist, → Mežiška dolina. Juramentum Slavonicum, → Eidesformeln, sloweni-

sche.

Jurčič, Josip (verschiede Gelegenheitspseudonyme, * 4. März 1844 Muljava [Ivančna Gorica, Dolenjska], † 3. Mai 1881 Ljubljana), Erzähler, Dramatiker, Dichter, Essayist, Publizist, Herausgeber, Kritiker. J. besuchte das Gymnasium in Ljubljana, immatrikulierte 1865 an der Universität Wien und inskribierte

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klassische Philologie, machte jedoch keinen Studienabschluss. Bereits während seiner Gymnasialzeit verdiente sich J. seinen Lebensunterhalt auch mit literarischen Arbeiten für die Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva) und die Zeitschrift → Slovenski glasnik. Als Anton → Janežič 1867 als Herausgeber und literarischem Organisator die Kräfte schwanden, war es sein Wunsch, den Slovenski glasnik an Josip → Stritar und J. weiterzugeben. Sie nahmen das Angebot zunächst an, verfielen dann aber in Unstimmigkeiten. Eine Nummer besorgte J. noch selbst, Stritar aber begann eine völlig neue Zeitschrift, den Zvon, herauszugeben. J. nahm in der Folge eine Stelle beim Slovenski narod, dem in → Maribor erscheinenden Organ der → mladoslovenci, einer politischen Zeitung, an. Wegen seiner existenziellen Notlage wechselte er später jedoch nach Sisak zur Südslavischen Zeitung. Nachdem der Herausgeber des Slovenski narod, Anton Tomšič, 1871 Selbstmord begangen hatte, kehrte J. zum Slovenski narod nach Maribor zurück. In der Folge übersiedelte er die Zeitung nach → Ljubljana und gab sie als Tageszeitung heraus. J. war ihr Chefredakteur und wichtigster Autor und vertrat bis zu seinem Tode an vorrangiger Stelle die slowenische liberale Politik. Seinen politischen Ansichten entsprechend war J. ein überzeugter Jugoslawe, nicht aber »Illyrer« (→ Illyrismus). Bei seinem Tode 1881 hinterließ J. den unvollendeten Roman Rokovnjači [Die Wegelagerer]. Er hatte ihn als Fortsetzungsroman für die neue literarische Zeitschrift → Ljubljanski zvon geschrieben, die die Nachfolge von Stritars Zvon angetreten hatte und mit dem → Kres in → Klagenfurt/ Celovec rivalisierte. Janko → Kersnik beendete den Roman nach J.s Tod. Sein umfangreicher historischer Roman Slovenski svetec in učitelj [Der slowenische Heilige und Lehrer] und die Tragödie Veronika Deseniška [Veronika aus Desenci] blieben unvollendet. Vor allem während der ersten zehn Jahre nach dem Erscheinen der Ljubljanska pravljica 1861 im → Slovenski glasnik waren J.s literarische Kontakte mit Klagenfurt/Celovec sehr intensiv. Anton Janežič gewann ihn als Hauptmitarbeiter seiner beiden »Unternehmen«, der Mohorjeva und des Slovenski glasnik, für die J. belehrende (Mohorjeva) und novellistische (Slovenski glasnik) Erzählungen schrieb. 1864–1865 verfasste er unter dem partiellen Einfluss von Walter Scott für die Mohorjeva das Muster einer Abendgeschichte (Večernica) Jurij Kozjak, slovenski janičar [ Jurij Kozjak, der slowenische Janitschare] sowie für den Slovenski glasnik die Erzählung Domen [Domen]. Für Erstere sprach ihm

Josip Jurčič, Foto Ernest Pogorelc (1838–1892)

Kahn, Josef

Male über Kärntner Themen geschrieben (Mohorjeva, Janežič). Seinem Stil nach war J. Vorrealist, seiner literarischen und politischen Ideologie nach bürgerlicher Liberaler, was ihn sichtlich von Fran Levstik unterschied, der sich der Verbürgerlichung insbesondere in der Literatur konsequent widersetzt hatte.

Cover Mohorjeva 1911

Werke  : Zbrano delo I–IX (Red. M. Rupel und J. Logar). Ljubljana 1946–1984. Üb.: Der zehnte Bruder. Regensburg 1960  ; Zigeuner, Janitscharen und Georg Kozjak. Regensburg 1957  ; Johann Erasmus Tattenbach. Prag 1912  ; Das Weichselburger Gericht über den Bock. Ivančna Gorica 2010. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 4. [Ljubljana] 1898, 81 f.; ZSS II. Romantika in realizem I. Ljubljana 1959  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur von den Anfängen bis heute. Klagenfurt/Celovec 2001, 224–238.

Matjaž Kmecl  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Kacianka, Karl (Kulturaktivist), → »Dobrač«, Slovensko

tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizzaund Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)].

die Mohorjeva einen Wettbewerbspreis (den ersten ausgeschriebenen Preis in der slowenischen Literaturgeschichte) zu. Unmittelbar darauf begann J. seinen Roman Deseti brat [Der zehnte Bruder] in Janežičs Serie → Cvetje iz domačih in tujih logov [Blüten aus heimischen und fremden Auen] (1866–1867) zu veröffentlichen. Es war dies sein erster Roman und der erste in der slowenischen Literatur überhaupt. Bald danach begann er auch seinen zweiten Roman Cvet in sad [Blüte und Frucht] zu veröffentlichen, den er jedoch aufgrund von Konflikten mit dem autoritären Fran → Levstik erst zehn Jahre später beendete. Nach dem Tode Janežičs und J.s Einstieg beim Slovenski narod wurde seine bis dahin intensive literarische Ausrichtung nach Klagenfurt/Celovec schwächer. J. verfasste noch weitere sechs Romane. Seine erste slowenische Tragödie überhaupt, Tugomer [Tugomer], wurde von Fran Levstik nach klassischen Metren umgearbeitet, erschien aber unter dem Namen von J. Gegen Ende seines Lebens schrieb J. noch einige Erzählungen für die Mohorjeva, das literarisch organisatorische Zentrum aber hatte er schrittweise von Klagenfurt/Celovec nach Ljubljana verlegt. Als Redakteur des Slovenski narod hatte er einige

Kačnik, Miha, vulgo Joger (St.  Kanzian/Škocjan) Kulturaktivist, → Chorwesen  ; → Škocjan, Slovenska krščanska-socialna čitalnica [Slowenischer christlichsozialer Leseverein St. Kanzian]. Kačnik, Miha, vulgo Rjavc (St.  Kanzian/Škocjan)

Kult­uraktivist, → Škocjan, Slovenska krščanska-socialna čitalnica [Slowenischer christlich-sozialer Leseverein St. Kanzian].

Kahn, Josef (Schinackl-Pepi, * 11. April 1839 Döllach im Mölltal, † 15. Februar 1915 Tanzenberg [Plešivec]), Bischof der Diözese Gurk/Krška škofija. K. studierte in Graz, erwarb dort das theologische Doktorat und dozierte an der Grazer Universität Dogmatik und Bibelwissenschaften. 1882 wurde er Regens am Grazer Knabenseminar, 1883 Domkapitular in Graz. Am 19. März 1887 empfing er in Salzburg die Bischofsweihe. Unter Fürstbischof K. setzte die katholische Kirche Akzente im Bereich des bäuerlichen Lebens, etwa mit dem Ausbau des bäuerlichen → Genossenschaftswesens und der Vorschusskassen, die den christlich-sozialen und den slowenischen Bauern zugutekamen. Für den slowenischsprachigen Bereich bemühte sich Valentin → Podgorc intensiv um die Genossenschaften  : Auf seine Initiative hin erfolgte die Errichtung einer kmečka zadruga [genossenschaftliches

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Kajžnik, Janez

Lagerhaus] in Kühnsdorf/Sinča vas. Nicht allein auf den eigentlichen bäuerlichen Lebensbereich zielten die Äußerungen des Bischofs zur Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung, zur Trunksucht und zur Arbeiterfrage. Als Virilmitglied des Kärntner Landtages widersetzte er sich 1898 der Forderung deutschnationaler Kreise zur Aufhebung der Badeni’schen Sprachenverordnung. Eine Frucht dieser Bestrebungen war die Bildung katholischer Arbeitervereine. Als slowenische, nicht politische katholische Vereine in Kärnten/Koroška nennt der Schematismus für das Jahr 1910 die → Slovenska krščansko socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten] in Klagenfurt/ Celovec, die Arbeitervereine in Klagenfurt/Celovec, Unterloibl/Podljubelj und Prevalje, den Gesangs-Arbeiterverein in Hundsdorf/Podsinja vas, die Gewerkschaft in Feistritz im → Rosental/Bistrica v Rožu, den Bauernverein in Ruden/Ruda, endlich die Gewerkschaft der Metallarbeiter in Unterloibl/Podljubelj. Mit der Ansiedlung mehrerer Ordensgemeinschaften in Kärnten/Koroška konnten unter Bischof K. der Kirche des Landes neue spirituelle Impulse vermittelt werden. Darüber hinaus wurde unter seiner Regierung die Errichtung der Marianischen Kongregation für alle Stände eifrig betrieben. Auch die Gründung und Förderung der Standesbündnisse, religiöser Vereine für die Stände der Väter, Mütter, Jünglinge und Jungfrauen, in den einzelnen Pfarren lag ihm am Herzen. Die »Los von Rom«-Bewegung hat auch vor Kärnten/Koroška nicht haltgemacht, insgesamt aber blieb die Austrittsbewegung zahlenmäßig eher bescheiden. Untrennbar mit dem Namen K. verbunden sind die Gründung des Knabenseminars → Marianum und des St.  JosefVereines mit dem Druck- und Verlagsunternehmen »Carinthia«. Zu erwähnen bleibt die Affäre KayserPalese, bei der der Bischof, damals nach einem Sturz aus dem Wagen und durch Schlaganfälle gesundheitlich schon schwer gezeichnet, als Bürge des »Waisenvaters« Monsignore Paul Anton Kayser in finanzielle Transaktionen zum Erwerb verschiedener Wirtschaftsbetriebe hineingezogen wurde. Die Folge war nicht nur der Bankrott des Bischofs, sondern auch der Rücktritt K.s vom Bischofsamt. Der Bischof musste im Oktober 1910 resignieren und zog sich in die Olivetanerabtei → Tanzenberg (Plešivec) bei Klagenfurt/Celovec zurück, wo er am 15. Februar 1915 starb. Quellen  : ADG [Hirtenbriefe deutsch und slowenisch]  ; Stenogra-

phische Protokolle der II. Session der VIII. Wahlperiode des kärnt-

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KK 2012

nerischen Landtages, Klagenfurt vom 10. Jänner 1898 bis 1. März 1898. Klagenfurt 1898, 367 f. Lit.: ÖBL. – J. Unterluggauer  : Bischof »Deo gratias«. Kahns Leben und Werk. Klagenfurt 1952  ; J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979. Klagenfurt 1980, 125–151  ; E. Gatz (Hg.)  : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biografisches Lexikon. Berlin 1983, 354–355  ; P. G. Tropper  : Bischof in bewegter Zeit. Kärntens Oberhirten an den Wenden des 20. Jahrhunderts. In  : C. FrässEhrfeld  : Lebenschancen in Kärnten 1900–2000. Ein Vergleich. Klagenfurt 1999, 135–164. Web  : http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kahn (13. 11. 2008). Peter G. Tropper

Kajžnik, Janez, vulgo Mlinarčev Hajnža (* 24. Dezember 1837 St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, † 15. Jänner 1914 Frießnitz/Breznica), Volkspoet/Bukovnik aus dem Rosental/Rož, Autor von Stanzeln und Liedern, vgl. Sachlemmata  : → Bukovništvo  ; → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Winkl]  ; → Lied  ; → Volkslied. Lit.: Slovensko prosvetno društvo »Rož« (Hg.)  : Šentjakobski vižarji in skladatelji. Šentjakob v Rožu 1984, ohne Seitenangabe.

Kalan, Jakob (Publizist, Kulturaktivist), → Mir [Der

Friede].

Kaltner, Balthasar KMD 2014 Koledar slovenske Koroške, 1949

Kalender, → Koledar Mohorjeve družbe. Kališnik,

Justina

→ Mežiška dolina.

(1907–2002),

Kulturarbeiterin,

Kaltner, Balthasar (* 12. April 1844 Goldegg im Pon-

gau, † 6. Juli 1918 Salzburg), Bischof der Diözese Gurk/ Krška škofija (1910–1914), Erzbischof von Salzburg. Gebürtig aus dem Pongau und 1868 in Salzburg zum Priester geweiht, wirkte K. zunächst als Seelsorger und Religionslehrer. 1877 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und hatte von 1886 bis 1891 die Professur für Kirchengeschichte und Kirchenrecht an der theologischen Fakultät in → Salzburg inne. 1891 wurde er Domherr in Salzburg, 1901 Weihbischof, 1904 Dompropst in Salzburg. Nach dem Tod Kardinal Hallers am 24. April 1909 wurde K. zum Kapitularvikar des Erzbistums Salzburg bestellt und mit 5. November 1910 zum Fürstbischof der → Diözese Gurk/ Krška škofija. Dieser Bestellung vorausgegangen war eine bemerkenswerte Denkschrift, die die slowenische Geistlichkeit in Kärnten/Koroška an den Erzbischof von Salzburg, Kardinal Katschthaler, richtete, der

dieses Mal für die Ernennung des Bischofs von Gurk zuständig war. In diesem Memorandum vom 10. Oktober 1910 wies man auf die Notwendigkeit hin, dass der Gurker Bischof auf die slowenische Bevölkerung Kärntens Rücksicht zu nehmen habe und ihre Sprache, immerhin jener eines Drittels der gesamten Einwohnerschaft, beherrschen solle. Dennoch fiel die Wahl des Salzburger Metropoliten auf K. Als landfremdem kirchlichen Oberhirten machte ihm das Nationalitätenproblem in Kärnten/Koroška zu schaffen  ; anlässlich der Besetzung der Pfarre → Ferlach/Borovlje im Jahr 1912 beklagte er sich über die Unmöglichkeit, es beiden Seiten recht zu machen. An Bischof K. fiel den Zeitgenossen sein großzügiges Wirken, praktischer Verstand und realpolitisches Empfinden auf. Während seiner kurzen Tätigkeit als Gurker Bischof versuchte er, die zerrüttete Finanzsituation des Bistums Gurk/Krška škofija zu sanieren. Mit der Berufung von mehr als zwei Dutzend Geistlichen aus anderen deutschsprachigen Diözesen konnte die seelsorgliche Situation in Kärnten/Koroška verbessert werden. Unter seiner Leitung wurde das Knabenseminar → Marianum weiter ausgebaut  ; darüber hinaus konnten für den Neubau des → Priesterseminars

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Kanalc, Rasto

in Klagenfurt/Celovec die entsprechenden Vorbedingungen geschaffen werden. Am 2. April 1914 erwählte das Salzburger Metropolitan-Kapitel K. zum Salzburger Erzbischof, am 5. Juli 1914 wurde er im Dom zu Salzburg installiert. Nach kurzer Regierung verstarb er am 6. Juli 1918 in Salzburg im 75. Lebensjahr. Quellen  : ADG.

Werke  : [Hirtenbriefe deutsch und slowenisch]  ; Lehrbuch der Kir-

chengeschichte für die Oberclassen der Mittelschulen. Prag 1880 (Wien 1919)  ; Konrad von Marburg und die Inquisition in Deutschland. Prag 1882. Lit.: ÖBL. – J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979. Klagenfurt 1980, 152–160  ; E. Gatz (Hg.)  : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1983, 361–362  ; G. Katzinger  : Balthasar Kaltner, Kanonist und (Erz-) Bischof einer folgenschweren Wendezeit (1844–1918). Frankfurt a. M. [e. a.] 2007  ; http://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_Kaltner (13. November 2008). 6

Peter G. Tropper

Kanalc, Rasto, Flüchtling aus Sv. Peter na Krasu, Leiter des Tamburizzaorchesters, Kulturaktivist, → Zila, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila (Gail/-tal)]. Kanaltal (Val Canale/Kanaltal/Val Cjanâl/Kanalska

dolina), vgl. Sachlemmata  : → Kanaltal (Val Canale/ Kanaltal/Val Cjanâl/Kanalska dolina) sowie → Abstimmungszonen  ; → Aquileia  ; → Bamberg  ; → Deportationen 1942  ; → Deutschnationale Vereine  ; → Dialekt  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → »Generalplan Ost« und die Slowenen   ; → Germanisierung, statistische  ; → Görz (Gorizia, friul. Gurize, slow. Gorica)  ; → Grenzfrage 1918–1920  ; → Herzöge von Kärnten/Koroška  ; → Karawanken/ Karavanke  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Nachbarschaft/soseščina im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; → Perchten/Pehrta baba  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Resianischer Dialekt/ rezijansko narečje  ; → Revolutionsjahr 1848  ; → Rož  ; → Schulwesen  ; → Sprachenzählung  ; Sprachgrenze (2) im 18.  Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Tabula Peutingeriana  ; → Tanz  ; → Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška   ; → TIGR  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; → Volksabstimmung, Kärntner  ; → Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnun-

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gen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; → Wallfahrt(en)  ; → »Windische Ideologie«  ; → Zweisprachigkeit  ; Personenlemmata  : → Cukala, Dr. Franc  ; → Ferčnik, Lambert  ; → Holmar, Tomaž  ; → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; → Kogelnik, Ivan  ; → Kugy, Julij  ; → Maierhofer, Janez  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Miklautsch, Johann  ; → Oblak, Vatroslav Ignacij  ; → Pernhart, Markus  ; → Uranšek, Franc  ; Wedam, Emil (→ Tomasch/Tomaž, Maria/Marija)  ; Camporosso (dt. Saifnitz, friul. Cjampros, slow. Žabnice)  : → Ehrlich, Lambert  ; → Ehrlich, Martin  ; → Kravina, Luka   ; Fusine in Valromana (dt. Weissenfels, friul. Fusinis, slow. Fužine auch Bela Peč)  : → Gailtaler Dialekt, → Kanaltal. Lussari (dt. Luschari, slow. Sveti Višarji)  : → Ebner, Johann  ; → Einspieler, Gregor  ; → Einspieler, Lambert  ; → Holmar, Tomaž  ; → Kogelnik, Ivan  ; → Košir, Kristo  ; → Limpel, Valentin  ; → Majar-Ziljski, Matija  ; → Progar, Alojzij  ; → Schneider, Matthias  ; → Trunk, Jurij  ; → Uranšek, Franc  ; Malborghetto (dt. Malborgeth, friul. Malborghèt, slow. Naborjet)   ; Pontebba (dt. Pontafel, friul. Pontêbe, slow. Tabla)  ; Tarvisio (dt. Tarvis, friul. Tarvis, slow. Trbiž)  : → Kašutnik, Anton  ; Ugovizza (dt. Uggowitz, friul. Ugovize, slow. Ukve)  : → Rossbacher, Bernard Gašper  ; Valbruna (dt. Wolfsbach, friul. Valbrune, slow. Ovčja vas). Kanaltal, it. Val Canale, friul. Val Cjanâl, slow. Ka-

nalska dolina, im engeren Sinn ein ca. 23 km langes Alpental zwischen den Karnischen Alpen (it. Alpi Carniche, slow. Karnijske Alpe, friul. Alps Cjargnelis) im Norden und den Julischen Alpen (it. Alpi Giulie, slow. Julijske Alpe, friul. Alps Juliis) im Süden, das durch den Fluss Fella (it. F. Fella, slow. Bela, friul. Fele) durchflossen wird. Im weiteren Sinn umfasst das V. C./K./K. d. seit dem Jahr 1920 den gesamten Raum des ehemaligen Gerichtsbezirkes von Tarvis (it. Tarvisio, slow. Trbiž, friul. Tarvis), der bis zum Ersten Weltkrieg Teil des Kronlandes Kärnten/Koroška war und danach Italien zugesprochen wurde. Der Name selbst ist älteren Ursprungs und ist etymologisch auf das friulanische Cjanâl oder Chianâl zurückzuführen, mit dem enge Bergtäler in den Karnischen Alpen bezeichnet wurden, so z. B. die zum Flussgebiet der Fella zählenden Ferro Kanal (oder Eisental, it. Canal del Ferro, slow. Železna dolina, friul. Cjanâl dal Fier), Dognatal (it. Canal di Dogna, slow. Dunjska dolina), Raccolanatal (it. Canal di Raccolana, slow. Reklanska dolina, friul. Cjanâl di Racolane) usw. Im Mit-

Kanaltal

Klemenčič, Koroška/Kärnten (Detail, Kanalska dolina/Val Canale)

telalter wurde der friulanische Name ins Slowenische (konol) und ins Deutsche (chanol) übernommen und fand mit der Zeit für den gesamten Oberlauf der Fella Anwendung (→ Entlehnung). Das Tal bildete sich an der tektonischen Verwerfungslinie der Save (slow. Sava) in einer ausgeprägten West-Ost-Richtung. Es reicht vom Zusammenfluss des Wildbaches (torrente) Pontebbana (slow. Tabeljski oder Pontabeljski potok, friul. Pontebane) und der Fella bei Pontafel (it. Pontebba, slow. Tablja, friul. Pontêbe) bis zur Wasserscheide bei Saifnitz (it. Camporosso, slow. Žabnice, friul. Cjampros). Es handelt sich dabei um die Verlängerung der Tales mit dem Namen Dolina [dolina = Tal] an der Sava Dolinka, dem es hinsichtlich der geografischen Gegebenheiten wie auch hinsichtlich seiner geologischen Zusammensetzung ähnelt. Auf das Vorhandensein einer tektonischen Bruchlinie weist auch die mineralhaltige Quelle bei Lusnitz (it. Bagni di Lusnizza, slow. Lužnica, friul. Lusnìts) am Südrand des Tales hin, die schwefelhaltige Stoffe wie auch Koh-

lendioxyd führt. Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt 10–12 °C. Die Talhänge sind an mehreren Stellen mit Moränenschotter bedeckt. Dieser wurde vom Gailtaler Gletscher/Ziljski ledenik abgelagert, der im V. C./K./K. d. bis ca. 1.700 m ü. M., bei Pontebba/ Pontafel/Tablja bis ca. 1.500 m ü. M. reichte. Am Talboden sind keine Moränenablagerungen auszumachen, sondern alluviale Schotterbänke der Fella/Bela, die sich in den Tagliamento (friul. Tiliment, slow. Tilment) ergießt und somit zum adriatischen Flusssystem zählt. Die Siedlungen im V. C./K./K. d. bildeten sich nur auf erhöhten Schwemmkegeln auf der Sonnseite des Tales, wo sie sowohl vor Überschwemmungen als auch vor Muren und Schneelawinen sicher(er) waren. Hervorzuheben ist, dass sich die Ortschaften in der Regel weder in Seitentälern noch auf nahen Terrassen ausbreiteten. Die Ausnahme bildet die Ortschaft Studena mit den zwei Ortsteilen Studena Alta und Studena Bassa (slow. Gornja und Dolnja Studena, friul. Studene Alte und Studene Basse) am Wildbach Ponteb-

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Kanaltal

bana/Tabeljski potok. Der Ort hatte sich im Seitental nur wegen der hier einige Hunderte Jahre verlaufenden historischen Staatsgrenze gebildet. Etwas abseits vom V. C./K./K. d. am Eingang zum Seiseratal (it. Val Saisera, slow. Dolina Zajzera, friul. val Saisare) liegt Wolfsbach (it. Valbruna, slow. Ovčja vas, friul. Valbrune). Das V.  C./K./K.  d. zählt zu einer Reihe von alpinen Längstälern und Transversalen, durch das einer der kürzesten Wege und gleichzeitig auch der niedrigste Alpenübergang von der Po-Ebene ins Klagenfurter Becken/Celovška kotlina (→ Südkärnten/Južna Koroška) und weiter in die Ostalpen und in den Donauraum führt. Deshalb führte bereits in römischer Zeit eine bedeutende Handelsroute durch das Tal, wo an der höchsten Stelle, 817  m ü. M., der Saifnitzer Wasserscheide (slow. Žabniška razvodnica), die Ortschaft Larix entstand. Diese bedeutende Route verfiel im Frühmittelalter und wurde erst im 12. Jh. wieder erneuert. Bei Camporosso/Saifnitz/Žabnice geht das V.  C./ K./K. d. in das Tarviser Becken (it. Conca di Tarvisio, slow. Trbiška kotlina) über. An dieser Stelle teilt sich das Tal in drei Richtungen  : 1. nach Norden nach Maglern/Megvarje ins Klagenfurter Becken/Celovška kotlina  ; 2) nach Osten in das Tal der Sava Dolinka und in die Gorenjska (Oberkrain) sowie 3. nach Süden über den Predilpass (it. Passo di Predil, slow. Predel, friul. il Predel) ins Soča- oder Isonzotal bzw. über den Neveasattel (it. Sella Nevea, slow. Na Žlebeh [bisweilen rückübersetzt in Nevejsko sedlo], friul. In Nevee) ins Raccolanatal/Canal di Raccolana/Reklanska dolina. Archäologische Funde belegen an mehreren Orten, dass das V.  C./K./K.  d. bereits in römischer Zeit besiedelt war. Nach 590 wurde es vom Norden aus von → Slawen besiedelt und bereits zu Beginn des 7. Jh.s wird das Gebiet zwischen der Fella-Mündung und Maglern/Megvarje als Sclavorum regio bezeichnet. Um 625 kam das Gebiet unter die Oberhoheit der Lango­ barden und fiel nach 730 wieder → Karantanien zu. Nach der Einrichtung der Grafschaftsverwaltung wurde das V. C./K./K. d. um ca. 828 mit dem Gebiet des Unterlaufes der Gail/Zilja und einem Teil des → Rosentals/Rož bis zur Drau/Drava der fränkischen Grenzmark Friaul (it. Friuli, friul. Friûl, slow. Furlanija) angeschlossen, bei der es formell bis 1060 blieb. Ab 1077 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war das V.  C./K./K.  d. Teil des Herzogtums bzw. Kronlandes Kärnten/Koroška, mit Ausnahme der Zeit zwischen 1809 und 1813, als es dem napoleonischen Königreich Italien angeschlossen wurde.

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Mir, 23.2.1905

Die ethnische Grenze zwischen der friulanischen und slawischen Bevölkerung festigte sich bald nach der Ansiedlung der Slawen bei Pontebba/Pontafel/Tablja (→ Sprachgrenze). Das V.  C./K./K.  d. blieb bis zum Ende des Mittelalters Großteils ethnisch homogen besiedelt von Slawen bzw. Slowenen, die sich hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigten. Als im 13. Jh. die ehemalige Römerstraße für den Verkehr mit kleineren Fuhrwerken nutzbar gemacht wurde, begannen sich Friulaner in Pontebba/Pontafel/Tablja, Malborgeth (historisch auch Malburghet, it. Malborghetto, slow. Naborjet, friul. Malborghèt) und Tarvisio/Tarvis/Trbiž niederzulassen. Diese ›verschmolzen‹ jedoch rasch mit den Slowenen und den zahlreichen deutschsprachigen Zusiedlern (→ Akkulturation). Die erneuerte Straße durch das V. C./K./K. d. bzw. die Transversale durch die Alpen zwischen → Villach/ Beljak und Udine (friul. Udin, slow. Videm) war bis zum Beginn des 18.  Jh.s die bedeutendste Verkehrsverbindung zwischen Venedig und den Ostalpen einerseits und Venedig und Salzburg andererseits. Mit steigendem Verkehr entwickelten sich die Märkte und andere Orte im Tal rasch. Aus dem 14. Jh. sind die ersten Quellen, die von der Eisenverhüttung in Tarvisio/ Tarvis/Trbiž, Camporosso/Saifnitz/Žabnice, Malborghetto/Malborgeth/Naborjet und in Bagni di Lusnizza/Lusnitz/Lužnica berichten. Zunächst wurde in den Hammerwerken Eisen aus Hüttenberg verarbeitet. Der wachsende Verkehr trug auch zur Entwicklung von Mautstellen bei. Nach jener in Villach/Beljak, die ab 1060 tätig war, wirkte ab dem 12.  Jh. jene des Patriarchats von → Aquileia (friul. Aquilee, slow. Oglej) in Chiusaforte (slow. Kluže, friul. Sciuse) an der Fella/ Bela. 1455 wurde eine landesfürstliche Mautstelle in Tarvisio/Tarvis/Trbiž eingerichtet, die später Sitz des Mautamtes für das gesamte V.  C./K./K.  d. wurde, sowie 1496 eine weitere in Pontebba/Pontafel/Tablja. Der Handel, vor allem mit Holz, Eisen, Ochsen aus Ungarn und aus → Innerösterreich sowie mit Wein aus entgegengesetzter Richtung entwickelte sich rasch. Der

Kanaltal

Hinweisschild am Rathaus von Tarvisio/Tarvis/Trbiž/Tarvis, Foto Bojan-Ilija Schnabl Tarvisio/Tarvis/Trbiž/Tarvis, Hauptplatz mit Pfarrkirche, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Umfang des Handels lässt sich an den Einnahmen der Mautstellen ersehen  : Bereits Mitte des 16. Jh.s übertrafen die Einnahmen des Oberen Mautamtes in Tarvisio/ Tarvis/Trbiž jene aller anderen Mautämter östlich von Tirol. Tarvisio/Tarvis/Trbiž war auch die bedeutendste Mautstelle in → Innerösterreich. Ein starker Rückgang der Mauteinnahmen setzte nach 1719 mit der Erhebung der Stadt → Trieste/Trst/Triest zum Freihafen durch Karl VI. Mit der neuen Mautordnung zur Zeit Maria Theresias brachen sie gänzlich ein. Im 15.  Jh. siedelten die Bischöfe von → Bamberg in der Umgebung von Tarvisio/Tarvis/Trbiž sowie zwischen Malborghetto/Malborgeth/Naborjet und Pontebba/Pontafel/Tablja eine größere Zahl von deutschen Siedlern an (→ Kolonisierung, mittelalterliche). Die Folge dieser Kolonisierung war eine sprachlich gemischte Besiedelung des Gebietes. Die neuen deutschen Siedler dominierten in der Bevölkerungsstruktur in Tarvisio/Tarvis/Trbiž und Umgebung, im eigentlichen V. C./K./K. d. jedoch nur in Malborghetto/Malborgeth/Naborjet sowie den umliegenden Dörfern und

im Grenzort Pontebba/Pontafel/Tablja. Trotzdem war volkssprachlich 1611 im Gegensatz zum »friulanischen« Pontebba/Pontafel/Tablja am rechten, südlichen Ufer des Wildbaches Pontebbana/Tabeljski potok der Name des Ortes am nördlichen Ufer »Windisch Pontafel« (slow. Slovenski Pontabelj) gebräuchlich (→ Ortsname, → Windisch). Die vielfältige Besiedlungsgeschichte hat bis zu einem gewissen Grad auch das äußere Erscheinungsbild der Orte mitbestimmt. Die alten slowenischen Orte sind verhältnismäßig groß, während man im Bereich der jüngeren deutschsprachigen Orte auch kleinere Dörfer und Weiler antrifft, so vor allem in der Umgebung von Malborghetto/Malborgeth/Naborjet und Tarvisio/Tarvis/Trbiž. Die bäuerlichen Anwesen entsprechen dem alpinen Typus, doch handelt es sich dabei nicht um hohe Gebäude, wie sie in den östlichen Julischen Alpen verbreitet sind, sondern vornehmlich um breit ausladende Gebäude mit gleichermaßen breit ausladenden Wirtschaftsgebäuden (→ Volksarchitektur).

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Kanaltal

Bis zur Mitte des 15. Jh.s, als die Bamberger Bischöfe amtliche slowenische → Sprachenzählung in diesem Camporosso/Saifnitz/Žabnice und Tarvisio/Tarvis/ Jahr 3.379 (49,4 %) Slowenen ergab. Ab der Mitte des Trbiž das Marktrecht bzw. das Recht verliehen hat- 19. Jh.s siedelten im V. C./K./K. d. verstärkt Friulaner, ten, Jahrmärkte abzuhalten, war Camporosso/Saifnitz/ die ihre italienische Staatsbürgerschaft beibehielten. Žabnice mit der slowenischen Urpfarre aus dem Jahr Bereits in den Kriegen gegen die Franzosen (1797, 1106 der bedeutendste Ort im V. C./K./K. d. Doch be- 1809, 1813) zeigte sich die große geostrategische Bereits Mitte des 15. Jh.s übernahm Tarvisio/Tarvis/Trbiž deutung des V. C./K./K. d., da die Talenge in Malboraufgrund mehrerer Faktoren die zentralörtliche Funk- ghetto/Malburgeth/Naborjet mit einer relativ geringen tion in Wirtschaft und Verwaltung von Camporosso/ Truppenstärke gegen den Vorstoß aus Italien nach Saifnitz/Žabnice  : der steigende Verkehr über den Passo Kärnten/Koroška gehalten werden konnte. Das erklärt di Predil/Predilpass/Predel, der Beginn des Zink- und auch, warum Italien bereits im Londoner MemoranBleiabbaus im Bergwerk von Raibl (it. Cave del Predil, dum aus dem Jahr 1915 bestrebt war, sich die Oberslow. Rabelj, friul. Rabil) sowie die steigende Bedeu- hoheit über das V. C./K./K. d. bis zur Saifnitzer Wastung als Verkehrsknotenpunkt. Diese Rolle wurde mit serscheide (slow. Žabniška razvodnica) zwischen den dem Bau der Eisenbahnlinien Ljubljana–Tarvisio/Tar- Flüssen Fella/Bela und Gailitz (it. Slizza, slow. Ziljica, vis/Trbiž–Villach/Beljak (1870) und Udine/Udin/Vi- friul. Slize) zu sichern. In den Pariser Friedensverhanddem– Pontebba/Pontafel/Tablja–Tarvisio/Tarvis/Trbiž lungen 1919 weitete Italien dann seine Forderungen auch auf den Oberlauf der Gailitz/Slizza/Ziljica bis zur (1879) noch gefestigt. Bis zur Mitte des 17.  Jh.s stieg der Anteil der östlichen Wasserscheide zur Save/Sava hin, die so im deutschsprachigen Bevölkerung in absoluten Zahlen Vertrag von Rapallo 1920 auch bestätigt wurden. Diese auch in Pontebba/Pontafel/Tablja, wo vor allem Mili- Grenzen zwischen den drei betroffenen Staaten blieben tärangehörige und Beamte siedelten, zumal die Grenz- auch nach 1945 unverändert. Nach dem Anschluss an Italien festigte sich der Befunktion des Ortes immer größere Bedeutung erhielt. Trotz der Zuwanderung von Friulanern aus dem Sü- griff des V. C./K./K. d. in seiner geografisch weiteren den und von Deutschsprachigen aus dem Norden blieb Bedeutung und umfasste nunmehr auch das Tarviser das V.  C./K./K.  d. noch Mitte des 19.  Jh.s eine aus- Becken (it. Conca di Tarvisio, slow. Trbiška kotlina) gesprochen zweisprachig slowenisch-deutsche Region. und den Oberlauf der Gailitz/Slizza/Ziljica samt ihBereits im 16.  Jh. ist der Luschariberg bzw. Luschari res Einzugsgebietes, d. h. einschließlich der ehemaligen (it. Monte Santo di Lussari, slow. Sveti Višarji, friul. La Krainer Gemeinde Fusine in Valromana/Weißenfels/ Mont Sante dal Lussâr) ein Wallfahrtsort der Slowe- Bela Peč. nen, der Deutschsprachigen und der Romanen (ItalieDas V. C./K./K. d. war bis 1923 Teil der Verwaltungsner und Friulaner) gleichzeitig, weshalb diese → Wall- einheit Venezia Giulia ( Julisch-Venetien) und wurde fahrt als Wallfahrtsziel der drei bzw. vier Völker und danach der Provinz Udine (it. Provincia di Udine) zuheute Wallfahrtsort Europas genannt wird. geordnet. Damit begann ein verstärkter Zuzug von ItaAuf die deutsch-slowenische bzw. slowenisch- lienern. Nach der italienischen Volkszählung aus dem deutsche Zweisprachigkeit des V.  C./K./K.  d. weisen Jahr 1921, die ein letztes Mal auch die ethnische Strukauch die Angaben der Statistik von → Czoernig tur berücksichtigte, hatte das V. C./K./K. d. insgesamt aus dem Jahr 1846 hin. Damals lebten im gesamten 8.224 Einwohner, davon 4.185 (51 %) Deutsche, 1.207 V. C./K./K. d. ohne der Gemeinde Weißenfels (it. Fu- (15 %) Italiener, 1.106 (12 %) Slowenen sowie 1.726 sine in Valromana auch Villa Bassa, slow. Fužine auch (21 %) »fremde Staatsbürger«, d. h. Einheimische, die Bela Peč, friul. Fusinis), die zum Kronland → Krain/ nicht die italienische Staatsbürgerschaft angenomKranjska gehörte, zusammen 6.139 Einwohner, davon men hatten. Zur italienischen Bevölkerung wurden die 3.581 (58,3 %)› Deutsche und 2.558 (41,7 %) Slowe- Friulaner ebenso gezählt wie die Staatsbediensteten aus nen. Seit damals sank der Anteil der Slowenen wegen dem Landesinneren (so auch die Militärangehörigen). der intensiven Zuwanderung deutschsprachiger Öster- Obwohl es sich dabei um eine »amtliche« Volkszählung reicher aus den anderen Teilen der Monarchie sowie handelte, sind die Angaben kaum verlässlich. Darauf wegen der statistischen → Germanisierung rasch. So deuten die Beispiele aus S. Leopoldo Laglesie (dt. Lewurden 1880 2.482 (35,5 %) Slowenen gezählt und im opoldskirchen, slow. Lipalja vas, friul. La Glesie) und Jahr 1910 nur noch 1.682 (19,5 %), obwohl die nicht aus Camporosso/Saifnitz/Žabnice, wo die Slowenen

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Quintetto femminile Lussari, Moja dečŭa je s spuǝdnjega kraja

Kanaltal

1910 noch die absolute Mehrheit stellten und 1921 eine vernachlässigbare Minderheit geworden sein sollen. Ebenso deuten darauf die Beispiele von Fusine in Valromana/Weißenfels/Bela Peč und Tarvisio/Tarvis/ Trbiž hin, wo die Zahl der Slowenen zwischen 1910 und 1921 überdurchschnittlich gestiegen sein soll. Die neuen Staatsgrenzen brachten deutliche Veränderungen in das soziale Leben einiger Orte im V. C./K./K. d. Einerseits hatten vor allem die Orte am Unterlauf der Fella/Bela, die bis 1918 im Rahmen der Habsburgermonarchie noch Grenzfunktionen ausgeübt hatten, mit der Absiedlung der Soldaten und anderer öffentlicher Bediensteter einen Großteil ihrer Einwohner verloren, am meisten das italienische und das habsburgische Pontebba/Pontafel/Tablja. Andererseits stieg die Einwohnerzahl am anderen Ende des Tales vor allem in Tarvisio/Tarvis/Trbiž und in den umliegenden Orten, wo wegen des Dreiländerecks die Zahl der Einwohner deutlich stieg, die wegen der Grenzsituation als Beamte ebenso wie im Eisenbahn- und Straßenverkehr und im Militär zahlreich Beschäftigung fanden. Nach 1920 kam es zu einer Auswanderungswelle deuschsprachiger Einwohner, vor allem von Beamten (ca. 1.700 Personen zwischen 1921 und 1931). Trotzdem erhöhte sich die Gesamteinwohnerzahl auf 9.353. Diese Erhöhung war vornehmlich auf den Zuzug von Italienern aus dem Landesinneren zurückzuführen, in geringerem Maße auch auf den Zuzug von Friulanern. Für das Jahr 1933 schätzte Veiter den Anteil der italienischsprachigen Bevölkerung (zusammen mit Friulanern, aber ohne Militärangehörige) auf 11 %, jenen der deutschsprachigen auf 63 % und jenen der Slowenen auf 23 %. Nach dem → »Anschluss« wurde 1939 zwischen Deutschland und Italien eine Umsiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung aus Italien (Südtirol und V. C./K./K. d.) ins Deutsche Reich vereinbart. Danach hatten alle jene das Recht auf eine Umsiedlung, die 1918 österreichische Staatsbürger gewesen waren, wenn sie dafür optierten, also auch Slowenen und Ladiner. Die Mehrheit der Berechtigten optierte für eine Umsiedlung ins Reich, obwohl bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weniger als 1.000 Personen auch tatsächlich umsiedelten. Sie wurden von den Nationalsozialisten in Kärnten/Koroška auf jenen Gütern angesiedelt, aus denen zuvor 1942 die Slowenen vertrieben bzw. deportiert worden waren (→ Deportationen 1942). Nach einer anderen Quelle haben von 8.350 Berechtigten (6.600 Deutsche und 1.750 Slowenen) 8.130 für die Umsiedlung optiert (6.530 Deutsche und 1.600 Slowe-

nen), von denen tatsächlich aber nur 5.600 Deutsche und 100 Slowenen wegzogen. Nach manchen Schätzungen verblieben ca. 900 Deutsche und 1.650 Slowenen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollen ca. 700 Umsiedler zurückgekehrt sein. In die entleerten Heime im V. C./K./K. d. haben die italienischen Behörden ihrerseits Einwohner Friauls und des Veneto angesiedelt. Lit./Web  : ES. – W. v. Platzer  : Canal- und Fella-Thal in Kärnten unter

der Herrschaft des Bistums von Bamberg in Franken (1007–1759). Wien 1899  ; A. Penck, E. Brückner  : Die Alpen im Eiszeitalter III. Leipzig 1909  ; Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, 60 ff. (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; T. Veiter  : Das Gebiet von Tarvis. In  : W. Wucher, F. Heiss  : Südostdeutsche Volksgrenze. Berlin 1934  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954, 352–365  ; B. Grafenauer, Kanalska dolina. In  : M. Kos, L. Čermelj, B. Grafenauer, J. Jeri, G. Kušej  : Slovenci v Italiji včeraj in danes (= Slovenci v zamejstvu, 1). Trst 1974  ; M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; G. Winter  : Das Kanaltal/La Val Canale bis 1919, Ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte eines alt-Kärntner Gebietes (Phil. Diss.). Wien 1984, 299 S.; E. Steinecke  : Das Kanaltal – Val Canale  : Sozialgeographie einer alpinen Minderheitenregion. (= Innsbrucker geographische Studien. 11). Innsbruck 1984  ; Z. Kumer  : Slovenske ljudske pesmi Koroške, Kanalska dolina. Trst, Celovec 1986  ; M. Bufon  : Prostorska opredeljenost in narodna pripadnost  : Obmejna in etnično mešana območja v evropskih razvojnih silnicah. Primer Slovencev v FurlanijiJulijski krajini. Trst 1992  ; P. Stranj  : Slovensko prebivalstvo FurlanijeJulijske krajine v družbeni in zgodovinski perspektivi. Trst, Ljubljana 1992  ; M. Gariup  : Le opzioni per il 3° Reich  : Val Canale 1939. Cividale del Friuli 1994  ; I. Šumi, S. Venosi (Hg.)  : Večjezičnost na evropskih mejah – primer Kanalske doline = Multilinguismo ai confini dell’Europa – La Valcanale = Mehrsprachigkeit in den europäischen Grenzgebieten – Beispiel Kanaltal = Multilinguism on European Borders – Case of Valcanale, Zbornik predavanj, Anthology of Lectures and Papers. [Ukve] (SLORI, sedež Kanalska dolina = SLORI, Seat Valcanale) 1996, 202 S.; P. F. Bellino  : Minoranze etniche e linguistiche. Cosenza 1998, 125 f.; P. Merkù  : Slovenska krajevna imena v Italiji - Toponimi sloveni in Italia. Trst 1999  ; Osservatori Regjonâl de Lenghe e de Culture Furlanis  : La grafie uficiâl de lenghe furlane, cun La lenghe comune e lis variantis, I criteris gjenerâi di normalizazion dal lessic, La toponomastiche dai paîs furlans. Udine (?) 2002, 64 S. (Agjenzie regjonâl pe lenghe furlane (ARLeF)  : www.arlef.it [8. 6. 2012])  ; B. Cinausero  : La toponomastica di Pontebba – Un territorio di confine romano-slavo-germanico, Società Filologica Friulana – Centro di Toponomastica Friulana. Udine 2003, 250 S.; R. Dapit [e. a.]  : Ovčja vas in njena slovenska govorica, Raziskovalni tabor Kanalska dolina 2003, Valbruna e la sua parlata slovena, Stage die ricerca Val Canale 2003. Ukve, Ljubljana 2005  ; N. Gliha Komac  : Slovenščina med jeziki Kanalske doline. Ljubljana 2009 (Digitalisat)  ; J. Turk  : Slovenski toponimi v Karnijskih Alpah med Ziljsko dolino in Kanalsko dolino. In  : KK 2012, Celovec [2011], 140–149  ; J. Turk  : Izročilo minulih dni v Dipalji vesi. In  : KMD 2014. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2013, 114–119  ; M. Ravnik  : »Na žegen  !« Žegnanje in drugi prazniki z rekruti v Ukvah v Kanalski dolini. Ljubljana 2015. Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

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Kandut, Ciril

Kandut, Ciril (* 25. Jänner 1890 Mallestig/Malošče

Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].

[Finkenstein/Bekštanj], † 22. Juni 1922 Wien), Geistlicher, Kulturarbeiter. K. stammte aus einer Bauernfamilie aus dem Un- Kapus, Franc (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Bilka, teren → Gailtal/Spodnja Zilja. Das Gymnasium und Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer → Priesterseminar absolvierte er in Klagenfurt/Celovec. slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm]. Bereits in seiner Schulzeit setzte sich K. mit der nationalen Frage und den daraus resultierenden sozialen Kapus, Foltej (Ludmannsdorf/Bilčovs), MusikschafProblemen auseinander und vertrat die nationalbewusst fender, → Liedersammlung, handschriftliche. gesinnte slowenische Schülerschaft. Er korrespondierte mit unterschiedlichen slowenischen Zeitschriften bzw. Karantaner (Karantanci) → Carantani. Zeitungen, darunter der → Mir bzw. → Koroški Slovenec, und wirkte während seiner geistlichen Ausbildung als Karantanerslowenisch, slow. karantanskoslovensko. Es Redakteur der katholischen Zeitschrift Bratoljub (→ Pu- gibt für die slowenischen → Dialekte → Karantaniens blizistik). 1914 ging er nach Belgien, um Soziologie zu und die älteste slawische, das ist gleichzeitig auch slowestudieren. Angesichts des Ersten Weltkriegs musste K. nische Literatursprache (→ Freisinger Denkmäler, sonach Kärnten/Koroška zurückkehren, wurde Kaplan in wie die verloren gegangenen Texte für den Gottesdienst, → Bleiburg/Pliberk, wirkte zwischen 1915–18 als Kurat → Kiewer Blätter) viele unklare → Glottonyme mit an der italienischen Front, übernahm dann den Kaplan- ideologischem, nationalistischem, entslowenisierendem posten in → Ferlach/Borovlje, wo er sich einen Namen Beigeschmack (→ »Entethnisierung«). Die bisher präals Kulturarbeiter machte. Später wurde er Kaplan in ziseste, wenig gebrauchte Bezeichnung K. ist das areale Prevalje. P. trat stets für die slawischen bzw. sloweni- und chronologische → Glottonym für das Slowenisch schen Soldaten ein, was ihn in regelmäßigen Abständen im ausdrücklich als slowenisch bezeichneten Fürstenin Auseinandersetzungen mit den deutschen bzw. ös- tum → Karantanien (Korontiska »das Karantanische« terreichischen Soldaten verwickelte. Vor der → Volks- > Koroška, → Conversio  : sclavi qui dicuntur Carantani). abstimmung 1920 plädierte er für den Anschluss an Der Begriff K. deckt sich z. T. mit → Alpenslawisch, → Jugoslawien und stärkte auf zahlreichen politischen Karantanisch, → Altkirchenslawisch und → AltsloweVersammlungen das Identitätsbewusstsein der Slowe- nisch, ist aber areal und chronologisch präziser. Der territoriale Umfang für K. ergibt sich aus der nen in Kärnten/Koroška. Nach der Abstimmung musste Verbreitung der slowenischen → Orts- und → PerK. seine Kärntner Heimat verlassen (→ Vertreibung sonennamen der → Slovenia submersa Karantaniens. 1920). Er ging nach Wien, wo er ein Doktoratsstudium beginnen wollte und setzte sein nationales Engagement Aufgrund der sprachlichen Baivarisierung wird das für die Slowenen in Kärnten/Koroška im Zeitungswe- slowenische Sprachgebiet in Österreich in seiner größsen fort. Am 25. März 1921 wurde er wieder bei der ten Ausdehnung im 8.  Jh. nach → Zweisprachigkeit Wochenzeitung Koroški Slovenec aktiv, welche die recht- (→ Zweinamigkeit), → Sprachmischung, vereinzelten lichen, nationalen und wirtschaftlichen Interessen der → Sprachinseln (→ Windisch) und → Sprachwechsel Kärntner Slowenen nach der Volksabstimmung vertrat. ständig kleiner und reduziert sich heute auf das südliEr übernahm zwischen 15. Oktober 1921 und 15. April che Kärnten/Koroška (→ Südkärnten/Južna Koroška). Chronologisch gilt K. etwa für die Zeit ab 750, als der 1922 deren redaktionelle Leitung und schrieb auch dakarantanische Fürst Borut (→ duces Carantanorum) nach bis kurz vor seinem Tod für das Blatt. Trotz aller den Salzburger Bischof → Virgil um Hilfe gegen Bemühungen wurde er nicht in seiner Heimat beigedie → Awaren und slowenischen Heiden der Obersetzt, sondern am Zentralfriedhof in Wien. schicht (pagani gentiles, → Edlinger/kosezi, → carmula) um Priester bat, um die slowenischen Christen im Quellen  : ADG, NUK. Lit.: SBL  ; OVSBL. – F. Kotnik  : Koroški Slovenec 2 (1922) 26, 2–4. Glauben zu bestärken (in fide fortiter confirmare). DaMaja Francé mit beginnen die ersten schriftlichen Texte, die älteste Schriftsprache. Änderungen in dieser Literatursprache Kaplan, Anton (Mieger/Medgorje) Kulturaktivist, (Kirchensprache, → Liturgiesprache) sind ausgehend → Ra­diše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na von den → Freisinger Denkmälern (erschlossene Ent-

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Karantanien

stehung des Originaltextes im 8.  Jh., erhaltene Kopie aus dem 10.  Jh.) in den Texten der → Klagenfurter Handschrift und in → Ortsnamen erkennbar. In den überlieferten (aufgeschriebenen) Ortsnamen sind auch Änderungen in den gesprochenen Dialekten festzustellen. Ob das Jahr 976, als Karantanien von Baivaria/Baiern (→ Bagoaria) selbstständig wurde, sprachlich eine Rolle spielt, ist nicht feststellbar. Grosso modo lassen sich in der Sprachgeschichte drei Zeiträume erkennen  : der erste ab 750 bis etwa 1000, das eigentliche Karantanerslowenisch in Dialekt und Literatur. Der zweite, leider kaum belegte, ab 1000 bis etwa 1500 mit Veränderungen, wie der Entnasalierung der Nasalfoneme on und en [regional bis heute erhalten], der Entpalatalisierung von lj und nj und der Auflösung des fonologischen lang/kurz-Merkmals der Vokale, ist ein Zeitraum des Übergangs vom Karantanerslowenisch zu den heutigen, stark bairisch infiltrierten kärntnerslowenischen Dialekten, wobei in der Kirche beim Gottesdienst die alten (leider nicht erhaltenen) karantanerslowenischen Texte (z. B. das Evangelium) weiterhin verwendet wurden. Der dritte ab dem 16. Jh. hat bereits die Merkmale der heutigen kärntnerslowenischen Mundarten im Unterschied zu anderen. In der Geschichte der slowenischen Sprache beginnt im 16.  Jh. (1550) nach dem Katechismus und den Bibel-Übersetzungen der Krainer → Trubar und → Dalmatin ein neuer Abschnitt, eine neue Literatursprache, in der das alte K. als Literatursprache an Bedeutung und Umfang verliert und gesamtslowenisch durch das Krainische marginalisiert wird. Von da ab empfiehlt sich im Hinblick auf die Dialekte der Terminus kärntnerslowenisch/koroškoslovensko aus slowenischer und → Slowenisch in Kärnten/Koroška aus deutscher Perspektive, was nur noch für das von Karantanien übrig gebliebene Territorium Kärnten/ Koroška Gültigkeit hat. Die Dialektgeschichte der slowenischen Dialektgebiete (→ Dialektgruppe) in und außerhalb Karantaniens und Kärntens ist bis ins 16. Jh. wenig bekannt, da → Dialekte eben nur gesprochen und nicht geschrieben wurden, bestenfalls gelegentlich als vulgare vocabulum. Die Anfänge einer slowenischen Literatursprache und einer slawischen überhaupt finden sich jedenfalls im Karantanien des 8. Jh.s, zur Zeit der größten Ausdehnung, ein Jahrhundert vor Kyrill/Method, und sind daher karantanerslowenisch (→ Methodvita). Umgekehrt verlieren die alte k. Kirchensprache und die Dialekte nach 1500 zugunsten des Krainischen an sozialem und prestigehaftem Einfluss. Erst heute er-

kennt man »endlich« die gesamtslowenische und gesamtslawische historische Bedeutung des K., nachdem man in der gesamten internationalen Slawistik die 100 Jahre vor Kyrill/Method historisch kategorisch exkludiert und zur Zeit → Miklosichs den Raum Karantanien/Pannonien als Entstehungsraum der ältesten slawischen Schriftsprache literaturüblich überhaupt abgelehnt hatte (→ Pannonische Theorie, → Kopitar). Lit.: F. Ramovš  : Kraktka zgodovina slovenskega jezika. Ljubljana 1936  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2). Wien 1975/²1981  ; S. Hafner, E. Prunč  : Lexikalische Inventarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten (Grundsätzliches und Allgemeines). Graz 1980  ; O. Kronsteiner  : Sind die slawischen Ortsnamen Österreichs slawisch, alpenslawisch oder slowenisch  ? In  : Die Slawischen Sprachen 58 (1998) 81–99  ; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantaner. Fakten, Thesen, und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum. Ljubljana 2002.

Otto Kronsteiner

Karantanien, lateinisch und ladinisch Carantania, slow.

Karantanija, Koroška/Kärnten (< Koront/iska »das Karantanische«). Nach der Salzburger → Conversio eigenständiges slowenisches Fürstentum ducatus südlich und östlich von Baivaria, mit einem slowenischen Fürsten dux (→ Duces Carantanorum) an der Spitze. Die Bewohner → Carantani sind Slawen/Slowenen (Sclavi qui dicuntur Quarantani). K. beginnt 610 im Kärntner → Gailtal/Zilja  : hi (Taso et Cacco) suo tempore Sclavorum regionem, quae Zellia appellatur usque ad locum qui Meclaria dicitur, possiderunt. Unde usque ad tempore Ratchis ducis idem Sclavi pensionem Foroiulanis ducibus persolverant (diese haben zu ihrer Zeit das Gebiet der Slawen/Slowenen besessen, das Zellia heißt bis zum Ort, der Meclaria [Maglern/Megvarje] heißt. Von da bis zur Zeit des Fürsten Ratchis/Radigoj haben diese Slawen/Slowenen den friulanischen Fürsten Steuern bezahlt). 611 kommt es in Osttirol bei Lienz/Aguntum zu einer Schlacht  : His temporibus mortuo Tassilone duce Baivariorum, filius eius Garibaldus in Agunto a Sclavis devictus est, et Baioariorum termini depraedantur (in jenen Zeiten nach dem Tod des Fürsten der Baivaren Tassilo ist dessen Sohn Garibaldus in Aguntum/Lienz von den Slawen/Slowenen besiegt und die Grenzgebiete der Baivaren sind überfallen worden). Um 630 ist in der Fredegar-Chronik in der marcha Vinedorum von einem Wallucus dux Vinedorum die Rede. Erster dux war Samo (manens in Quarantanis). Um 660 verschwindet

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Karantanien Otto Kronsteiner: Verbreitung der slawischen (karantaner­ slowenischen) Personenna­ men vom 8.–14. Jh.

das Samo-Reich aus der Geschichte. Etwa 100 Jahre ist nichts bekannt. 743 wendet sich Borut dux Carantanorum (→ Carantani) zunächst an den dux Baivariorum Odilo/Otilo um Hilfe gegen die → Awaren, während es noch 725 aus dem Salzburger Pongau heißt  : ut a vicinis Sclavis illi fratres qui ad Pongov de Salzburgensi sede ibidem destinati erant, inde expellebantur et ita multis temporibus erat devastata eadem cella propter inminentes Sclavos et crudeles paganos (es sind die Fratres, die im Pongau vom Salzburger Bischofstuhl bestimmt waren, von den benachbarten Slawen/Slowenen von dort vertrieben worden, und so war lange Zeit diese Zelle wegen der bedrängenden Slawen/Slowenen und der grausamen Heiden verwüstet). Dann um 750 bittet derselbe Borut den Salzburger Bischof → Virgil um Priester, sein Land zu christianisieren, eigentlich im Christentum zu festigen (in fide fortiter confimare), d. h., es gab schon/noch ladinische und slowenische Christen. Durch die Hilfe der Baivaren gerät die Carantania in administrative und religiöse Abhängigkeit vom »fränkischen« Fürstentum Baivarien (→ Christianisierung).

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Die karantanischen Fürsten (→ Duces Carantanorum) bis 976 tragen alle slawische/slowenische Namen. Zur Zeit Methods (863–885) beim pannonischen Kozel (→ Kocelj, → Methodvita) galt das baivarische (salzburgische)/fränkische Interesse mehr den pannonischen Confines. Im benachbarten K. in → Karnburg/ Krnski Grad herrschte ein slowenischer Fürst und in der Nachbarschaft, in → Maria Saal/Gospa Sveta, ein Salzburger Bischof mit mehreren Priestern. Die Gottesdienste fanden auf Lateinisch und Slowenisch statt, die Beichtgelöbnisse (→ Freisinger Denkmäler), Gebete und Lieder in slowenischer Volkssprache. Davon nimmt die → Methodvita keine Notiz. Immerhin heißt es in der → Conversio (Excerptum de Karentanis) über diesen  : quidam sclavus … nomine Methodius  : fugatus a Karentanis partibus intravit Moraviam ibique quiescat (er ist dann aus dem Karantanischen geflohen und nach Moravia gegangen, wo er begraben ist). Method war also auch im »Karantanischen« (in Karantanien) und müsste die dortigen Verhältnisse gekannt haben, ganz sicher aber einige seiner Mitarbeiter (Schüler/»učenici«).

Karantanien Otto Kronsteiner: Westgren­ ze slawischer (karantaner­ slowenischer) Toponyme in Österreich.

Noch 935 nennt sich Fürst Arnulf von Baivarien Bagoariorum et Karantanorum dux. 976 wird Karantanien von Baivarien getrennt und selbstständiges Fürstentum, während die religiöse Abhängigkeit von → Salzburg bleibt. Die religiöse Tätigkeit Salzburgs in K. ist beeindruckend. Man erkennt sie an den zahlreichen St.  Peter- und St.  Lorenz-Patrozinien. St.  Peter und St.  Lorenz/Laurentius kommen als Fürbitter in den → Freisinger Denkmälern vor (→ frühmittelalterliche Kirchen, → Inkulturation, → Grabelsdorf/Grabalja vas). In K. entstehen mehrere Benediktiner-Klöster, meist an altchristlichen Orten  : 777 in → Kremsmünster mit einer Slowenen-Dekanie (→ Rechtsinstitutionen) durch Tassilo, in → Molzbichl/Molec um 780, in → Millstatt (Milštat/Milje), in → Ossiach/Osoje, in → St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) mit einer sclavenica institutio (→ Rechtsinstitutionen), in → Arnoldstein/Podklošter, in → Viktring/ Vetrinj, in → St. Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini. Manche duces sind dort auch begraben  : der sagenumwobene → Domitian in Millstatt (Milštat/

Milje) (Grabinschrift  : hic quiescit Domicianus dux qui Karoli imp. temporibus paganitatem devicit et populum ad fidem convertit/hier ruht Domicianus, der zur Zeit des Kaisers Karl das Heidentum besiegte und das Volk zum Glauben bekehrte), Otker Radoslav (der Etgar der Conversio  ?) in → St. Peter am Bichl (Št. Peter na Gori) (→ Archäologisches Bild, → Frühmittelalterliche Kirchen). Nach der Selbstständigwerdung des großen K. entstehen um die Zentrallandschaften Kärnten/Koroška und Steiermark/Štajerska (→ Karantanische Mark) neue administrative Einheiten/Fürstentümer und Grafschaften. Während »Großkarantanien« Anteil an allen heutigen österreichischen Bundesländern hatte (ausgenommen Vorarlberg), bleibt von K. allmählich nur das heutige Kärnten/Koroška übrig. Auch der Name K. (Carantania, Carantani) kommt allmählich außer Gebrauch und wird durch den kürzeren Carinthia/Karnten/Kärnten ersetzt. Der landesübliche Slogan »1000 Jahre Kärnten« (1976) ist jedenfalls eine wenig plausible Distanzierung von der karantanischen,

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Karantanische Kontinuität

insbesondere der karantanerslowenischen Kärntner Vergangenheit (→ Kontinuität). Die Ausdehnung des alten K. ist nicht exakt bestimmbar. Es dürfte ihm die → Slovenia submersa grosso modo entsprechen, also außer dem Kernland (die heutigen Bundesländer Kärnten/Koroška und Steiermark/Štajerska, wo von 800 bis 1100 der → Slowenenzehent eingehoben wurde)   : das südöstliche Oberösterreich (→ Kremsmünster, Windischgarsten), das südwestliche Niederösterreich (→ Ostarrichi, Ybbsund Erlauftal, Karinthgescheid), die Gegend um den Semmering (Gloggnitz), der Salzburger Lungau und Osttirol (→ Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; →  Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg). Sitz/Hof der Fürsten (administratives Zentrum) von K. war die curtis carantana → Karnburg/Krnski Grad. Sitz/sedes des Salzburger Weihbischofs (→ Modestus) war die ecclesia Sanctae Mariae → Maria Saal/Gospa Sveta. Die alten frühchristlichen Bischofssitze Aguntum/Lienz und Teurnia (St. Peter in Holz [Šentpeter v lesu] am Lurnfeld [Lurnško polje], Molzbichl [Molec], Millstatt [Milštat o. Milje]) bleiben wichtige religiöse Zentren (Klöster). Gurk (Krka) (→ Hemma) wird ab 1072 Sitz eines Salzburger Weihbischofs. Dadurch verblasst die Bedeutung von Maria Saal/Gospa Sveta. Die Bedeutung größerer Städte und Märkte wie Friesach (Breže), St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini) sinkt, nachdem → Klagenfurt/Celovec ab dem 16.  Jh. Landeshauptstadt wird. Die Namen der → duces Carantanorum, die alle anfangs slawisch/slowenisch waren, werden ab 976 germanisch/deutsch. Ausgenommen davon ist Arnulf (literaturüblich von Kärnten), ein unehelicher Sohn von Karlmann, aufgewachsen in → Karnburg/Krnski Grad und/oder Moosburg/Možberk. Er nennt sein ducatus K. regnum Carantanum, als er König des ostfränkischen Reiches und 896 Kaiser des gesamten Reiches wird. Sicher war er, in Kärnten aufgewachsen, mindestens zweisprachig. Die Namen der Fürsten des mittlerweile kleineren K. nach 976 sind die bei den Eppensteinern, den Spanheimern aus dem Haus GörzTirol und den Habsburgern üblichen (Heinrich, Otto, Konrad, Adalbero, Berthold, Hermann, Ulrich, Bernhard, Philipp, Meinhard) (→ Herzöge von Kärnten/Koroška). Dennoch bleiben die → Fürsteneinsetzung und das Rechtsleben (→ Rechtsinstitutionen) dominant slowenische Angelegenheiten (→ Personalitätsprinzip). Die »fremden« Fürsten aus verschiedenen bairischen, ale-

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mannischen, fränkischen Adelsgeschlechtern mussten der »windischen Sprache« mächtig sein, wie ja auch bei der → Fürsteneinsetzung ausdrücklich verlangt wird. Also mussten sie (vor oder nach der Einsetzung) Windisch/Slowenisch lernen (→ windisch). Ulrich von Liechtenstein (→ Minnesänger) wird 1227 vom Kärntner Landesfürsten auf Slowenisch begrüßt (→ Buge waz primi, gralva Venus). Auch die von Otakar aus der Gaal und vom Viktringer Abt → Johann geschilderten → Fürsteneinsetzungen finden auf Slowenisch statt. Die karantanische Slowenität bleibt im Fürstentum/Herzogtum Kärnten/Koroška offen und teils latent erhalten. Lit.: ES (B. Grafenauer  : Karatanija). – M. Kos  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana 1936  ; J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; F. Glaser  : Inschrift karantanischer Kirchenstifte. In  : Archäologie Österreichs 10/1 (1999) 19–22  ; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantaner. Fakten, Thesen, und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum. Ljubljana 2002  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975  ; O. Kronsteiner  : Die in der literaturüblichen Geschichte der Slawistik fehlenden verschwiegenen 100 karantanerslowenischen Jahre vor Kyrill und Method. Vorschau auf die neue Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroska (ESKK). Kals am Großglockner 2013 (Vortragsmanuskript zum XXVII. Namenkundlichen Symposium).

Otto Kronsteiner

Karantanische Kontinuität, vgl. Sachlemmata  : → Edlinger, → Edlingergerichtsbarkeit im Gemeinde­ gebiet von Magdalensberg/Štalenska gora, → Edlingerdienste im Gemeindegebiet von Magdalensberg/ Štalenska gora, → Edlinger-Gemeinschaftswald auf dem Christofberg/Krištofova gora, → Personalitätsprinzip, → Windische Ideologie des Herzogtums Kärnten/Koroška, → Karantanerslowenisch, → Slowenisch in Kärnten/Koroška. Karantanische Mark, lat. marca und marchia Carantana, slow. Karantanska krajina. Der lateinische Name bezeichnet seit etwa 976, als das auf »Kärnten/Koroška« reduzierte slowenische Fürstentum → Karantanien von Baivarien getrennt und selbstständig wurde, die Region an der Mur (slow. Mura) und Mürz (slow. Murica) sowie das steirische Ennstal (slow. Aniža bzw. dolina Aniže), also die Zentralgebiete der heutigen Steiermark (avstrijska Štajerska) bis zum Oberlauf der Raab/ Raba, ohne die »pannonische Oststeiermark«. Nach der Reduzierung und den Abtrennungen Karantaniens entstanden um das »neue« Fürstentum/Herzogtum Kärnten/Koroška mehrere fränkisch beherrschte

Karantanische Mark

Markgrafschaften marcae mit Markgrafen marchiones und Grafen comites. Erst als die Traungauer ihre Herrschaft als Markgrafen der K.  M. mit ihrem Sitz im heute oberösterreichischen Steyr begannen, fängt der Name Steiermark (lat. Stiria, slow. Štajerska) an, sich statt K. M. mehr und mehr durchzusetzen. Steyr, älter Styrapurk, geht zurück auf slowenisch Štira < ladinisch Štira und letztlich keltisch stir/ster »der Fluss«. Auf der → Tabula Peutingeriana steht Stiriate, das literaturüblich mit Liezen gleichgesetzt wird, wahrscheinlich aber das ganze Gebiet zwischen Liezen, Gabromagus/Windischgarsten, Hieflau und Steyr meint. Erster Markgraf der K.  M. war Otakar von Steyr (1056). Um 1180 wird die Steiermark/Štajerska mit östlichen Gebieten selbstständiges Herzogtum. Erster Herzog ist Otakar IV. In der Darstellung der Geschichte und bei der Entstehung der Steiermark/Štajerska wird der chronologische Abschnitt marchia Carantana aus landeskundlicher Sicht von Kärntner und steirischen Historikern meist wenig beachtet. Im Handbuch der historischen Stätten beginnt die Geschichte (F. Posch) nach urgeschichtlichen Funden, einigen Römersteinen, Siedlungsleere und einer »dünnen Slawenschicht« (ein penetrant häufiger Topos) erst »→ karolingisch« (»auf deutschem Volksboden«). Völlig unthematisiert ist literaturüblich das Ladinische. Die Walchenorte (→ Walchen) werden als Orte germanisch/deutscher »Lodenwalker« gedeutet, das Slowenische (=  »Slawische«) wird meist gänzlich übergangen oder zumindest deutlich diminuiert (vgl. → »Entethnisierung« und → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Tatsache ist hingegen, dass viele ältere (latinisierte, ladinisierte, slowenisierte) Namen überliefert sind, was beim damaligen Fehlen von Ortstafeln »Siedlungsleere« ausschließt und stattdessen → Zweisprachigkeit voraussetzt. Alle Namen größerer Flüsse sind »vorrömisch/vorlateinisch«   : Mur (Mura), Enns (Aniža), Sulm (Solva), Raab (Raba), Lafnitz (< Albantia), Pöls. Archäologische Fundleere entspricht nicht automatisch einer »Siedlungsleere«. Es gibt zahlreiche slowenische → Orts-, → Berg- und → Gewässernamen (→ Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark). An Mur und Mürz wurde von 800 bis 1100 der → Slowenenzehent eingehoben. Im Seckauer → Verbrüderungsbuch sind um 1160 fast die Hälfte der Namen der Arbeiter und Arbeiterinnen (auch viele Frauen sind erwähnt) in den Radwerken zur Erzverarbeitung an der Liubina/Leoben (am Vordernberger Bach, → Seckau)

slowenisch. Um Radkersburg/Radgona wurde bis ins 20.  Jh. slowenisch gesprochen. Das alles widerspricht dem Mythos der literaturüblichen »dünnen« slawischen Besiedlung der K.  M. bzw. der Steiermark/Štajerska (vgl. auch → Steirische Slowenen). Eine noch nicht geklärte dynastische Rolle spielt der Name Otakar/Ottokar und seine Etymologie. Er wurde berühmt durch die steyrischen/steirischen Otakare (Otakar de Styra), die Markgrafen der K. M. und Grafen des Traungaus. Der Traungau/pagus Truni ist die westlichste Region, wo »Slawen« in Oberösterreich erwähnt sind (in St. Florian, Kronstorf, Dietach, Sierning, Schlierbach, Windischgarsten). In der Gründungsurkunde (777) des Stiftes → Kremsmünster sind erstmals ein župan und zwei actores namentlich genannt (→ Personennamen). Offenbar handelt es sich um hochgestellte Personen der dortigen decania sclavorum, die sich mit den Baiern um Tassilo partnerschaftlich familiarisierten und als Otakare zu (eingeheirateten) Traungauern wurden. Die ersten Personen dieses Namens stammen aus der nach der Styrapurk/Steyr benannten Steiermark/Štajerska bzw. aus Karantanien. Ein slowenischer dux (→ Duces Carantanorum) hieß nach der um 870 verfassten Salzburger → Conversio Etgar, was nicht, wie literaturüblich behauptet, ein angelsächsischer Name, sondern eine andere Form von Odgar/Otakar ist  : vermutlich identisch mit dem in einer Steininschrift in der Kirche von → St. Peter am Bichl/ Šentpeter na Gori in Kärnten/Koroška genannten Otker Radoslav. Ebenfalls in der Conversio ist eine von → Salzburg errichtete Kirche und Pfarre in der Sclavinia namens Otachareschirichun erwähnt. Im Salzburger → Verbrüderungsbuch ist ein Aotachar eingetragen. Berühmt wurde der Name erst durch Franz Grillparzers »König Ottokars Glück und Ende«. Literaturüblich werden die steirischen Otakare mit dem Chiemgau, aus dem sie ursprünglich stammen sollen, in Verbindung gebracht. Es gibt am Chiemsee die Ortschaft Otterkring (zwischen Prien und Rimsting) und den angeblich von dort übertragenen Namen des 16. Wiener Gemeindebezirks Ottakring. Jedoch dürfte es sich dabei um spätere Benennungen, nicht um »bairische Besiedlung« aus dem 8. Jh. handeln. Die Herkunft von Grafen comites dieses Namens aus dem Chiemgau ist unwahrscheinlich, zumindest aber quellenmäßig unbelegt. Der Name ist jedenfalls weder romanisch, noch germanisch. Seine Häufigkeit ist auf den Traungau/Steyr, die K. M. und die Steiermark/Štajerska fokusiert, also auf slowenischsprachiges Gebiet. Man beachte auch noch den

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Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis

1320 in Seckau begrabenen Otakar (Otacher) aus der Gaal, den Verfasser der steirischen Reimchronik (→ Minnesänger). Im Tschechischen bedeutet otakárek »Schwalbenschwanz« (eine Schmetterlingsart), was bei der tschechischen Vorliebe für Vogelnamen als Rufund Familiennamen nicht ungewöhnlich wäre. Wahrscheinlicher aber geht Otakar auf die awarisch/slawische »karantanische« Zeit im oberösterreichischen Traungau (pagus Druni) um Kremsmünster zurück. Personennamen und Ethnonyme dieses Typs (-kar/-gar) finden sich jedenfalls in östlicheren Sprachen (→ Awaren). Lit.: ES (B. Grafenauer  : Karantanska krajina). – O. Kronsteiner  : Slawische Elemente in den Bergnamen der Steiermark. Wien 1964 (Diss.)  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975 (ÖNf Sonderreihe 2), ²1981  ; Handbuch der historischen Stätten. Bd. 2. Alpenländer mit Südtirol. Stuttgart ²1978 (Kröners Taschenausgabe, Bd. 279)  ; G. Pferschy (Hg.)  : Das Werden der Steiermark. FS zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. Graz 1980  ; H. Pirchegger  : Geschichte der Steiermark. Graz 1996  ; M. Trummer  : Slawische Steiermark. In  : Ch. Stenner (Hg.)  : Slowenische Steiermark. Wien, Köln, Weimar 1997.

Otto Kronsteiner

Karantanisch-Köttlacher Kulturkreis, slow. Karantansko-ketlaški kulturni krog (KKKK) oder Karantanskoketlaška kulturna skupina. Ein Fachbegriff, mit dem die ältere Generation von Archäologen eine besondere Gruppe von frühmittelalterlichem Emailschmuck in den Ostalpen und den angrenzenden Gebieten bezeichnete.

Den Begriff führte erstmals der deutsche Alter­ tumsforscher Otto Tischler 1889 ein, der auf der Grundlage der Bestimmung des besonderen Köttlacher Stils von emailliertem Schmuck den Begriff Köttlacher Kultur prägte. Dabei lehnte er die Bezeichnung an den Namen des ersten bekannten Fundortes aus dem Jahr 1853 an, bei dem beim niederösterreichischen Köttlach derart geschmückte halbmondförmige Ohrgehänge und Fibeln in Gräbern zum Vorschein gekommen waren. Die zunächst noch recht unterschiedliche Datierung dieser Funde wurde 1899 vom deutschen Archäologen Paul Reinecke auf die Zeit zwischen dem 9. und dem 11. Jh. eingegrenzt. Der slowenische Archäologe Walter Šmid war der verfehlten Ansicht, dass sich diese Funde auf das Siedlungsgebiet der Karantaner → Slawen beschränkte (→ Carantani), weshalb er 1911 die Benennung Karantanischer Kulturkreis (slow. karan-

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tanski kulturni krog) vorschlug (→ Karantanien). Später setzte sich als Kompromiss die Doppelbezeichnung durch (→ Geschichtsschreibung).

Die Erwartungshaltung der einstigen Archäologen, dass der Begriff der archäologischen Kultur mit einer Gruppe von Personen mit gleicher ethnischer Identität gleichzusetzen sei, erwies sich als haltlos. Heute geht man davon aus, dass der Begriff der archäologischen Kultur nur eine sehr beschränkte und von Archäologen eigenmächtig bestimmte Ansammlung von Merkmalen der materiellen Kultur umfasst. Diese Merkmale können unterschiedlich bestimmt sein  : chronologisch, technologisch, wirtschaftlich, sozial und religiös. Da der Begriff der archäologischen Kultur keinen klar bestimmbaren Inhalt erfasst, wird er von modernen Archäologen zunehmend vermieden. Aus dieser Perspektive sind alle Diskussionen, die in der Vergangenheit hinsichtlich der Frage, ob die Artefakte der KKKK materielle Zeugnisse nur der Slawen, nur der Germanen oder gar nur der alteingesessenen Bevölkerung (→ Alpenslawisch, → Walchen, → Altladinisch) seien, methodisch verfehlt und überwunden. Gänzlich unabhängig davon ist die Beobachtung, dass der geografische Raum, in dem die Artefakte der

Emailschmuck auf Bronze, St. Peter in Holz: Foto und Zeichnung: F. Glaser, Landesmuseum Kärnten.

Karawanken/Karavanke

KKKK nicht nur als einzelne Siedlungsfunde, sondern vor allem als Grabbeigaben aufscheinen, mit dem Gebiet mit slawischen Toponymen übereinstimmt (→ Ortsnamen, → Toponyme, alpenslawische (slowenische) in der Steiermark, → Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und Salzburg). Gesondert davon ist das → Archäologische Bild von Kärnten/Koroška im Frühmittelalter zu betrachten (→ frühmittelalterliche Kirchen, Grabelsdorf/Grabalja vas im Frühmittellalter, → Molzbichl, → St. Peter am Bichl/Šentpeter na Gori).

Im äußersten Westen, zwischen der Gailitz/Ziljica und dem Dreiländereck/Peč (ital.: Monte Forno 1.508 m), bilden die K./K. heute die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien (bzw. zwischen dem heutigen Kärnten/Koroška und dem einst kärntnerischen → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina). Vom Dreiländereck/Peč Richtung Osten bilden sie die Staatsgrenze zwischen Österreich und Slowenien (bzw. zwischen den historischen Kronländern Kärnten/Koroška und → Krain/Kranjska.

Lit.: ES (T. Knific  : Karantansko-ketlaška kulturna skupina). – L. S. Klejn  : Arheološka tipologija. Ljubljana 1988  ; P. Gleirscher  : Karantanien. Das slawische Kärnten. Klagenfurt 2000  ; A. Pleterski  : Staroslovansko obdobje na vzhodnoalpskem ozemlju. Zgodovina raziskav do prve svetovne vojne. In  : Arheo 21 (2001) 73–77.

Kulturhistorisch waren die K./K. in der Folge der Besiedlung durch die Karantaner (→ Carantani) stets im slowenischen Binnenland, so dass sprachhistorisch das Verbindende überwog (→ Kulturgeschichte). So sind auch die → Bergnamen sowie die → Flurnamen im Wesentlichen slowenischen Ursprungs oder haben frühere Sprachschichten inkulturiert (→ Inkulturation). Der Name der K./K. selbst ist keltischen Ursprungs. Sprachlich lehnen sich die einzelnen Abschnitte der K./K. an die jeweiligen → Dialekte der ihnen zu Füßen liegenden Talschaften an, von West nach Ost  : den → Gailtaler Dialekt (ziljsko narečje) beiderseits des Gebirgskamms, den → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje), den → Obir-Dialekt (obirsko narečje) im Gebirgsinneren um das namengebende Ebriach/ Obirsko und um → Eisenkappel/Železna Kapla) sowie den → Jauntaler Dialekt (podjunsko narečje), der auch noch um Strojna und Šentanel herum in Slowenien gesprochen wird. An der Südseite der K./K. bildet die Mundart von Kransjka Gora (kranjskogorski govor) eine Übergangsform zwischen dem Gailtaler Dialekt (ziljsko narečje) und dem weiten Bereich des Dialektes der Gorenjska (gorenjsko narečje). Die Mundart von Solčava (solčavski govor) sowie der → Mießtaler Dialekt (mežiško narečje) schließen den Kreis der slowenischen → Dialektgruppen um die K./K. Von zentraler Bedeutung für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte waren über Jahrhunderte die Erzvorkommen, die die Grundlage für die Entwicklung der regionalen Zentralorte bildeten. Von großer Bedeutung waren auch die Pässe und die Übergänge an Gailitz/Ziljica (ital. Slizza) und Meža (Mieß). Letztere kanalisierten den überregionalen Handel und Verkehr ebenso wie die Pässe von West nach Ost  : Wurzenpass/Korensko sedlo, Loiblpass/Ljubelj und Seebergsattel/Jezerski vrh. Eine frühe Beschreibung einer Reise über den Loiblpass/Ljubelj lieferte 1486 Paolo → Santonino. Am

Andrej Pleterski  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Karastus, dux (Gorazd), → Duces Carantanorum.

Deportationen 1942

DÖW, Erinnern

Erinnern.at, Peršman

Karawanken/Karavanke, ein etwa 100 km langer und 20 bis 40 km breiter Gebirgszug der südlichen Kalk- bzw. Voralpen zwischen dem Klagenfurter Becken/Celovška kotlina und dem Becken von Ljubljana/ Ljubljanska kotlina bzw. zwischen den Flüssen Drau/ Drava im Norden und Sava im Süden. Die K./K. weisen eine charakteristische West-Ost-Ausrichtung auf. Geografisch umfassen die K./K. das Gebiet zwischen den Flüssen Gailitz/Ziljica im Westen und der Meža (Mieß) im Osten. Das Dreiländereck/Peč ist die erste höhere Erhebung im Westen. Nach Osten hin folgen der Mittagskogel/Jepa (in Slowenien  : Kepa, 2.139 m), der Kahlkogel/Golica (1.835 m), der Hochstuhl/Stol (2.236  m), die Begunščica (2.060  m) und der Koschutnikturm/Košutnikov turn (2.136 m). Die höchste Erhebung im östlichen Teil der K./K. bildet das Bergmassiv der Petzen/Peca mit ihrem höchsten Punkt, dem Kordeschkopf/Kordeževa glava (2.125 m). Der geologische Aufbau der K./K. ist kompliziert, da die K./K. zwei gebirgsbildende Phasen, die variszische und alpidische, durchgemacht haben. Zum überwiegenden Teil sind die K./K. aus karbonatischen Gesteinen marinen Ursprungs aufgebaut. Vor etwa 12 Mio. Jahren begann die bis heute anhaltende Hebung der K./K. Die Fauna und Flora ist durch mitteleuropäischalpine und illyrisch-mediterrane Elemente gekennzeichnet. In den K./K. liegt auch einer der wenigen Urwälder Österreichs.

Reinhold Jannach

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Karawanken/Karavanke

Hochobir/Ojstrc befindet sich die älteste und höchste meteorologische Station der Habsburgermonarchie (vgl. Matija → Ahacel). Für die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung relevant waren neben kleineren Orten des → Rosentals/Rož (Rosenbach/Podrožca mit seinem Eisenbahntunnel oder Feistritz/Bistrica) vor allem → Ferlach/Borovlje, → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk, → Eisenkappel/Železna Kapla, → Bleiburg/Pliberk, am Fuße der Petzen/Peca, sowie im heutigen Slowenien bzw. in der → Mežiška dolina (Mießtal) → Ravne na Koroškem, das historische Guštanj. Hinzuzuzählen sind weitere Zentralorte in der Gorenjska. Neben der bergbäuerlichen Struktur waren auch die ausgedehnten herrschaftlichen und klösterlichen Besitzungen und Forste von nachhaltiger Bedeutung. Trotz der überregionalen und sozial bedingten fremdsprachigen Einflüsse blieb das Slowenische lange Zeit → Lingua franca in den K./K., was auch erklärt, warum anlässlich der → Volksabstimmung 1920 eine Mehrheit der Bevölkerung südlich der Drau/Drava für eine Vereinigung mit den übrigen Slowenen im SHSStaat (→ Jugoslawien) optierte. Am Ende überwogen jedoch insbesondere auch internationale geostrategische Interessen, die maßgeblichen Anteil für die neue Grenzziehung entlang des Hauptkamms der K./K. hatten. Eine österreichische und europäische kulturhistorische Bedeutung erlangten die K./K. während des Zweiten Weltkrieges, als sie aufgrund des bewaffneten Widerstands- und Befreiungskampfes der slowenischen Partisanen von den Besatzern zum Kriegsgebiet (»Bandengebiet«) innerhalb des damaligen Deutschen Reiches erklärt wurden, was in der Folge in Erfüllung einer Vorbedingung als wesentlicher Anteil Österreichs zur eigenen Befreiung interpretiert wurde und zur Wiedererrichtung der Republik Österreich in den Grenzen von 1938 führte. Nach den massiven → Deportationen von Slowenen auf der ideologisch-rechtlichen Grundlage des menschenverachtenden und genozidären → »Generalplans Ost« im April 1942 kam es eben in den K./K. am Robesch/Robež (Gemeindegebiet von Gallizien/Galicija) zur ersten militärisch erfolgreichen bewaffneten Auseinandersetzung am 25. August 1942, die für die Slowenen von größter psychologischer Bedeutung war, weil damit gleichsam dem Urmythos des Sieges des Davids gegen Goliath entsprochen wurde, was die Widerstandskräfte im Land nachhaltig mobilisierte (wenn auch die Mehrzahl der dabei direkt beteiligten Partisanen später ein tragisches Schicksal ereilte). Jedenfalls bildeten sich die K./K. als

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Buchcover, Mohorjeva

geografisches Zentrum des bewaffneten Widerstandes gegen das Naziregime in Österreich aus. Am Loiblpass/ Ljubelj war auch ein Nebenlager des KZ Mauthausen, die Inhaftierten wurden zur Zwangsarbeit zur Errichtung des Tunnels herangezogen. Am Peršmanhof über Eisenkappel/Železna Kapla, dem Ort eines grausamen Massakers an unschuldigen slowenischen Zivilisten kurz vor Kriegsende, befindet sich seit 1982 ein zentrales Mahnmal mit angeschlossenem Museum und Informationszentrum. Mit dem europäischen Integrationsprozess erhielten die K./K. im Rahmen von zahlreichen grenzüberschreitenden Projekten wieder ihre historische Brückenfunktion und haben heute neben ihrer wirtschaftlichen und kulturellen insbesondere auch eine touristische Bedeutung. Bojan-Ilija Schnabl

Lit  : ES (I. Križnar  : Karavanke). – E. Aichinger  : Vegetationskunde der

Karawanken. Jena 1933  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana

Karawankengrenze.at

Karl Hren, Čar Karavank, Radio Agora

KPD Planina

Karikatur

Peršman

1951  ; S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 11–28  ; M. Remic  : Lebende Wurzeln. Ljubljana 1986, 26  ; T. Logar, J. Rigler  : Slovenija, Karta slovenskih narečji (1  :500.000), Geodetski zavod Slovenije. [Ljubljana] 1993  ; J. Tišler, J. Rovšek  : Mauthausen na Ljubelju, Koncentracijsko taborišče na slovensko-avstrijski meji. Celovec/Klagenfurt 1995  ; Der Hochobir, Aus Natur und Geschichte, Schriftleitung Bettina Golob, Hg. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten. Klagenfurt 1999  ; M. Klemun  : Zur Geschichte der ältesten und höchsten meteorologischen Stationen der Habsburgermonarchie auf dem Obir (1846–1948). In  : Der Hochobir, Aus Natur und Geschichte Klagenfurt 1999, 83–94  ; H.-D. Pohl  : Kärnten … deutsche und slowenische Namen = Koroška … slovenska in nemška imena. Studia Carinthiaca, Bd. XIX. Wien 2000  ; A. Malle  : Widerstand unter den schwersten Bedingungen. Kärntner Slowenen im Widerstand. In  : S. Karner, K. Duffek (Hg.)  : Widerstand in Österreich 1938–1945, Die Beiträge der Parlaments-Enquete 2005. Graz, Wien  : Verein zur Förderung der Forschung von Folgen nach Konflikten und Kriegen, 111–123  ; J. Bizjak [e. a.]  : Grenzenlose Karawanken. Feistritz/Gail 2008  ; M. Brenčič, W. Poltnig  : Podzemne vode Karavank. Skrito bogastvo – Grundwasser der Karawanken. Versteckter Schatz, Geološki zavod Slovenije. Ljubljana 2008  ; M. Linasi  : Koroški partizani, Protinacistični odpor na dvojezilnem Koroškem v okviru Osvobodilne fronte. Celovec 2010, 56–58, 690  ; S. Gepp, A. Schneider  : Am Grünen Band Österreichs – Vom Eisernen Vorhang zum Naturjuwel. Graz 2012  ; I. Karner  : Die Bergnamen der Karawanken. Wien 2012  ; M. Linasi  : Die Kärntner Partisanen. Celovec/Klagenfurt 2013  ; M. Jogan  : Robež, kraj zgodovinskega pomena. In  : KK 2014. Klagenfurt/Celovec [2013], 99–105  ; A. Mermolia  : Sila spomina. In  : Ebd., 106–110  ; D. Wutti  : Spominsko srečanje pri Peršman/Gedenkveranstaltung am Peršmanhof. In  : Ebd., 111–116  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/ St.  Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NSVerfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014  ; H. P Schönlaub, R. Schuster: Die zweigeteilten Karawanken … Klagenfurt 2015. Web  : www.hribi.net  ; www.karawankengrenze.at  ; www.persman. at  ; www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/gedaechtnisortegedenkstaetten/katalog/museum_persmanhof  ; www.doew.at/ erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/kaerntner-sloweninnenflucht-aussiedlung  ; www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehltegeschichte/nach-kriegsende/pavla-apovnik-am-naechsten-tagfanden-wir-ihn-tot (24.3.2013).

Karikatur, humoristische bildkünstlerische Darstel-

lung von Personen, Gegenständen oder Ereignissen, die diese subjektiv kommentiert. Das Wort K. leitet sich aus dem italienischen Verb caricare ab, das beladen, anspannen, angreifen bedeutet. Im Deutschen ersetzt der Begriff K. sukzessive die Begriffe ›Spottbild‹ und ›Zerrbild‹. Charakteristische Merkmale von Personen, Institutionen, Handlungen und Zuständen werden übertrieben, etwa in Form von Verzerrungen oder Überbetonungen  ; Nebensächliches wird weggelassen. Die K. hat eine offene oder versteckte, wohlwollende oder aggressive Tendenz und soll entlarven, verspotten, angreifen. Sie will das Publikum gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken

bringen. Als Mittel der öffentlichen Kommunikation muss K. leicht verständlich und deutbar sein, VerfasserIn und BetrachterIn müssen über einen gemeinsamen Kode verfügen. Für die Deutung der historischen K. müssen das historische und gesellschaftliche Umfeld bekannt sein. Die K. enthält häufig einen schriftlichen Bildkommentar, der ein wichtiges Element für ihr Verständnis ist. Die Kunstgeschichte interessiert sich primär für Bildgestaltung, Stil und Ausdruckskraft der K. Die historische Wissenschaft hat die K., insbesondere die politische K., seit den 1970er-Jahren als Geschichtsquelle entdeckt, die über vergangene Geschehen und Persönlichkeiten informiert und diese gleichzeitig kommentiert (→ Geschichtsschreibung, → Quelle). Die K. transportiert auch kollektiv Unbewusstes, Wünsche, Ängste und Erwartungen. K. treten seit der Antike auf und erleben seit dem 16. Jh. in Italien, seit dem 17. Jh. in England und Frankreich ihren Aufschwung. Besonders in Umbruchs- und Krisenzeiten kommt es zur Häufung von K. Das Aufkommen humoristisch-satirischer Zeitschriften trägt zu ihrer Verbreitung bei. Im habsburgischen Raum tritt die K. vermehrt ab der Mitte des 19. Jh.s auf, als durch Lockerung der Zensur und Aufschwung des Pressewesens entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dies ist gleichzeitig die Periode des Aufblühens des Nationalismus. K. spiegeln und entfachen den zunehmenden Nationalitätenkampf, da in ihnen nationale Selbst- und Fremdbilder bis hin zu Feindbildern pointiert dargestellt werden. Viele K. in der österreichisch-ungarischen M ­ onarchie thematisieren die Nationalitätenfrage, die deutsch-­ slawischen Beziehungen, das Zusammenleben zwischen SlowenInnen und Deutschen oder das Verhältnis Österreich-Ungarns und Serbiens. Das Wiener Blatt Figaro thematisiert 1895 die Sprach- und Schulfrage (die Einführung slowenischer Parallelklassen) in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska  ; das Wiener Blatt Kikeriki die slowenisch-deutschen Ausschreitungen 1908 in Ljubljana. Das Wiener Blatt Der Floh typisiert Nationalitäten nach Tracht und vermeintlichen Physiogonomien, wobei »der Deutsch-Österreicher« entweder als deutscher Michel mit Zipfelmütze oder als Alpenländer mit Federhut und Kniebundhose dargestellt ist  ; »der Slowene« mit alpenländischem Jägerhut mit Feder. Slowenische K. stellen soziale Aspekte der nationalen Spannungen zwischen dem »deutschen Herrenvolk« und den »slawischen Untertanen« dar, kritisieren den Deutschen Schulverein oder deutsche territoriale An-

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Karnburg/Krnski Grad

sprüche (»Brücke zur Adria«) (→ Deutschnationale Vereine). Humoristische Blätter aus Ljubljana wie Škrat und Rogač verspotten in ihren K. wiederholt das aus slowenischer Sicht besonders verachtenswerte Phänomen des nationalen Renegatentums und einzelne → Deutschtümler. Im Frühjahr 1914 widmet sich eine Nummer des Blattes Bodeča neža aus → Ljubljana anlässlich der 500-Jahr-Feier der letzten Herzogseinsetzung (→ Fürsteneinsetzung) der Geschichte Kärntens. Sie bringt Darstellungen des Herzogstuhls (→ Fürstenstein) und wird wegen Anspielungen auf die historische Unterdrückung der Kärntner SlowenInnen teilweise beschlagnahmt. Im Ersten Weltkrieg werden K. in den Dienst der Kriegspropaganda gestellt, stellen aber, soweit es die Zensur zulässt, auch das Grauen des Krieges und die Entbehrungen an der Heimatfront dar. Bei Kriegsende spiegeln K. den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie und die Entstehung neuer Staaten und Grenzen. Die militärische und politische Auseinandersetzung um die Kärntner Grenze findet v. a. in Zeitungen in Kärnten/Koroška (Kärntner Landsmannschaft, → Koroško Korošcem, → Hoo-rrruk  …  !  !), Ljubljana (Kurent) und Wien (Kikeriki) ihren Widerhall in K. Für die → Volksabstimmung sind K. und bildliche Darstellungen ein zentrales Element der Propaganda in Zeitungen, auf Flugblättern, Plakaten und Postkarten. Aufgrund ihrer unmittelbaren und emotionalisierenden Wirkung ist ihre Rezeption einfacher als das Studium schriftlicher Propagandaartikel. Namhafte Künstler wie Maksim Gaspari und Hinko Smrekar auf slowenischer, Leo Kainradl und Felix Kraus auf österreichischer Seite tragen zum gezeichneten Propagandakampf bei, der auf beiden Seiten von aggressiven und nationalistischen Tönen bestimmt ist. Beide Seiten benutzen oft denselben Kode. Zahlreiche Gestalten aus Märchen und Mythen sowie religiöse Motive bevölkern die K.: Drachen (der Lindwurm), Wölfe, Schlangen, Teufel, Engel u. a. Viele bildliche Darstellungen thematisieren konkrete wirtschaftliche und soziale Momente und Propagandaargumente wie Steuerlast, Requisitionen, Militärpflicht usw. Andere überhöhen das erwünschte Abstimmungsverhalten zu einer moralischen oder religiösen Entscheidung, einer Frage der nationalen Ehre und Treue. Gegnerische Presseprodukte werden als Lügenschippel, Giftkröten, Pressedirnen u. Ä. dargestellt. Auf österreichischer Seite zeigen K. weniger »den (Kärntner) Slowenen«, da man diesen für die Ab-

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stimmung gewinnen will, als vielmehr »den Südslawen«, »den Serben« (→ Slawen). Dem serbischen Soldaten dunklen Typs in Uniform, der schmutzig-schmuddelig und ungepflegt dargestellt wird, steht der sympathischkantige Kärntner hellen Typs, in Kärntner Anzug oder bäuerlicher Kleidung, gegenüber. Auf slowenischer Seite wird die Deutschtümelei besonders negativ dargestellt. Eine Darstellung empfiehlt sogar, Deutschtümler in einem Sack verschnürt in die Drau/Drava zu werfen. Auch Geschlechterstereotype und -verhältnisse finden ihren Niederschlag in K. Die slowenische Seite verspottet verweichlichtverweiblichte Männer, die nicht kämpfen wollen  ; die deutsch-österreichische Seite kritisiert den fremdnationalen Umgang von Frauen in der Darstellung der Liebesbeziehung der »Tschuschen-Katl« mit einem jugoslawischen Soldaten. Die Nation und das umkämpfte Territorium werden häufig als junge, schöne Frau versinnbildlicht, so auf deutsch-österreichischer Seite die blonde heroische Carinthia in Anlehnung an die deutsche Germania  ; auf slowenischer Seite Mädchen in Volkstrachten. Das gezeichnete Propagandamaterial blieb auch nach 1920 in der Kärntner Öffentlichkeit präsent. Es wurde oft zitiert und auch unreflektiert wiedergegeben, u. a. anlässlich von → Volksabstimmungsfeiern, wodurch Stereotype und Vorurteile in Bildform weiter tradiert wurden. Lit.: ES. – A. Suppan  : Die Karikatur als Quelle moderner Stereotypen  : (Deutsch-)Österreicher – Slowenen. In  : D. Dahlmann, W. Potthoff (Hg.)  : Mythen, Symbole und Rituale. Frankfurt a.  M. [e. a.] 2000, 201–240  ; D. Globočnik  : Nekaj slovenskih karikatur in nekaj gradiva o cenzuri 1869–1941. In  : ZČ Jg. 53, Nr. 2 (1999) 169–194  ; D. Globočnik  : Karikature v letih prve svetovne vojne. In  : ZČ Jg. 54, Nr. 4 (2000) 563–610  ; D. Globočnik  : Škrat, Rogač in Brus – troje liberalnih satiričnih listov. In  : ZČ Jg. 56, Nr. 1–2 (2002) 399–446  ; T. Domej  : Karikaturen zum Kärntner Nationalitätenkonflikt. In  : A. Moritsch, A. Mosser (Hg.)  : Den Anderen im Blick. Frankfurt a. M. [e. a.] 2002, 207–251.

Tina Bahovec

Karnburg/Krnski Grad, vgl. Sachlemmata  : → Karnburg/Krnski Grad sowie → Amtssprache  ; → Archäologisches Bild von Kärnten/Koroška im Frühmittelalter  ; → Carantani  ; → Christianisierung der Karantanen  ; → Duces Carantanorum  ; → Fürsteneinsetzung  ; → Fürstenstein  ; → Glottonyme  ; → Identität, territoriale  ; → Inkulturation  ; → Karantanien  ; → Klagenfurt/Celovec  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Rechtsinstitutionen, karantanerslo-

Karnburg/Krnski Grad Markus Pernhart, Karnburg/ Krnski Grad mit dem Fürstenstein in situ, KLA

wenische  ; → Seckau  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; → Zollfeld/Gosposvetsko polje  ; Personenlemmata  : → Pernhart, Markus. Karnburg/Krnski Grad, Ortschaft der Gemeinde

→ Maria Saal/Gospa Sveta an der ehemaligen Römerstraße Via Iulia Augusta von Aquileia nach Virunum (→ Kontinuität, → Inkulturation). K./K.  G. am Ulrichsberg/Vrh diente als eine der Fluchtburgen um das → Zollfeld/Gosposvetsko polje (älter wahrscheinlich Blažje polje) für die Virunenser. Die heutige Pfarrkirche mit römischen Säulen und Steinplatten, die älteste Steinkirche Kärntens, war ursprünglich die capella der curtis carantana. Sie ist wie St. Peter in → Salzburg dem hl. Petrus geweiht  : ein Zeichen für das politisch/religiöse Interesse Baierns an → Karantanien, besonders unter Tassilo und → Virgil, und dann des fränkischen Reiches. Der in der Region weit verbreitete Name (Carnium/Kranj, Carnia, Carniola, Karnstein/ Kranstein) leitet sich ab vom alteuropäischen Wort karn »Stein, Fels« (noch heute baskisch har, bretonisch karn). Karnberg (983 mons carantanus) war die frühere Bezeichnung für den heutigen Ulrichsberg/Vrh. Mit

der Errichtung eines Hofs curtis Carantana entstand nach dem Tod → Virgils († 784) der bairische Name Karnburg in Analogie zu den zahlreichen alten burg/ Namen aus alteuropäisch (latinisiert) burgus. Nach der »Hauptstadt« K./K.  G. heißt das Land und Fürstentum lat. ducatus Carantania, die Bewohner → Carantani, ladinisch carantan und caranzan (als Personenname im Salzburger → Verbrüderungsbuch Coranzanus), schon beim Geographen von Ravenna (7. Jh.) carontani, bei Paulus Diaconus (um 800) als Land Carantanum, in der → Conversio sclavi qui dicuntur Quarantani, regio Carantanorum, ab 1002 auch Carinthia. Aus dem karantanerslowenischen Adjektiv koront/iska »das Karantanische« wird heutiges Koroška »Kärnten« und Korošec »der Kärntner« neben veraltetem Korotan (< ladinisch carantan). Die deutsche Form Kärnten (bairisch Karntn) geht auf ladinisch Carantania zurück. Auch slowenisch Kranj (Craina marcha, Carniola, carniolenses »die Krainer«), dt. Krainburg, Krain, geht auf Carnium/Carniola zurück. Die literaturübliche Erklärung als slowenisch krajina »Grenzland« ist etymologisch unkorrekt. Nach Zerfall der römischen Administration in der Provinz Noricum mediterraneum mit der Hauptstadt

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Karner, Niko

Virunum kommt die alte Bezeichnung Noricum und norici außer Gebrauch. Als Name für die neue postvirunensische Identität setzt sich Carantania und → Carantani »die Karantaner« durch. K./K. G. im Kärntner Zentralraum (→ Zollfeld/Gosposvetsko polje) ist das neue »Staatszentrum« des slowenischen ducatus Carantanorum, wenn möglicherweise auch nicht der ständige Sitz der slowenischen → duces Carantanorum. Unter Arnulf von Karantanien, dux Carantanorum, dem außerehelichen Sohn von Karlmann, aufgewachsen in Moosburg/Možberk (älter Blatni grad/Blatograd), hieß das Fürstentum/ducatus ab 896 auch regnum Carantanum. In K./K.  G. auf dem »Fürstenfeld« Blažje polje (heute Gosposvetsko polje/Zollfeld) begann die Einsetzung der duces (→ Fürsteneinsetzung). Die weltliche Feier wurde auf dem Fürstenstuhl (heute Herzogsstuhl, slow. vojvodski prestol) ebenfalls auf dem Zollfeld/Gosposvetsko polje abgeschlossen. Kirchliches Zentrum war nicht K., sondern die ecclesia sanctae Mariae Maria Saal/Gospa Sveta, wo der Salzburger Weihbischof episcopus missus → Modestus residierte. Lit.: ES (B. Grafenauer, I. Stopar  : Krnski Grad). – B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev. Deutsche Zusammenfassung [Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen]. Ljubljana 1952  ; G. Piccottini  : Die Römer in Kärnten, Klagenfurt 1989  ; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantaner. Fakten, Thesen, und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum. Ljubljana 2002  ; A. Ogris  : Karnburg, Maria Saal und die Kärntner Herzogseinsetzung. Klagenfurt 2007.

Otto Kronsteiner

Karner, Niko, Händler (trgovec) aus → Maria Saal/ Gospa Sveta wird im Einlagenbuch der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu als Mitglied geführt (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen). Archiv/Lit.: Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200

listov. Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 44 (Privatarchiv).

Kärnten/Koroška. Nach der illyrisch-hallstattzeitli-

chen Besiedlung (seit ca. 900 v.  Chr.) leitete die Zuwanderung der Kelten (ca. 300 v.  Chr.), die sich mit den illyrischen Stämmen zum »regnum Noricum« zusammenschlossen, eine neue Periode ein. Um 45 n. Chr. wandelten die Römer dieses zur Provinz Noricum um. Ende des 6. Jh.s drangen → Slawen in das Gebiet ein und errichteten das Fürstentum → Karantanien. Als

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dieses von den → Awaren bedroht wurde, ersuchte 745 der Slawenfürst Borut den Bayernherzog Odilo um Hilfe (→ Duces Carantanorum, → Carantani). Nach der Abwehr der Awaren musste Borut die Oberherrschaft der Baiern anerkennen (→ Bagoaria). Als er um 750 verstarb, übernahmen sein Sohn Gorazd und sein Neffe Hotimir nacheinander die Herrschaft, die den Beginn der → Christianisierung markierte. Der Salzburger Erzbischof → Virgil entsandte den Chorbischof → Modestus, der → Maria Saal (Gospa Sveta) zum Bischofssitz wählte, nach Karantanien. Aufgrund eines Schiedsspruches Kaiser Karls unterstand ab 811 das Territorium nördlich der Drau (Drava) dem Erzbistum → Salzburg, das Gebiet südlich der Drau (Drava) dem Patriarchat → Aquileia. Im Zusammenhang mit der Missionierung entstanden die → »Freisinger Denkmäler« (Bržinski spomeniki) (um 1000). Als Folge des gescheiterten Aufstands Ljudevits von Savekroatien (Ljudevit Posavski) (819–823) traten als neue Landesherren an die Stelle slawischer Fürsten fränkische Adlige (→ Liudevit-Aufstand). 976 folgte die Abtrennung Karantaniens von Baiern und seine Erhebung zu einem eigenständigen Herzogtum. Angehörige verschiedener Familien (u. a. Luitpoldinger, Eppensteiner, Salier, Liudolfinger, Eppensteiner, Spanheimer) lösten sich in der Folge als Herzöge ab (→ Herzöge von Kärnten [Koroška]). 1335 belehnte Kaiser Ludwig IV. (»der Bayer«) die Habsburger mit dem Herzogtum. Nach landesüblichem Rechtsbrauch unterzog sich Otto IV. am 2. Juli 1335 der Zeremonie

A. Benedik, Karnburg/Krnski Grad mit dem Fürstenstein und Maria Saal/Gospa Sveta, Foto Vincenc Gotthardt

Koropedija

Kärnten/Koroška

Herzogthum Kärnten (1718), NUK – Z 282.4-105

der Herzogseinsetzung und Huldigung am → Zollfeld nationalen Erwachen der Kärntner Slowenen (→ Pre(Gosposvetsko polje) (→ Fürsteneinsetzung). Die seit porod). Im Verlaufe der 1848er-Revolution entstanden den 1520er-Jahren einsetzende Expansion des → Pro- erste nationalpolitische Konzepte (→ Revolutionsjahr testantismus erfasste auch Teile der slowenischsprachi- 1848). Matija Majar entwarf das Programm eines gen Bevölkerung. In der protestantischen Landschafts- Vereinigten Slowenien (→ Zedinjena Slovenija). Alle schule in → Klagenfurt (Celovec) sollte die Litanei von Slowenen besiedelten Gebiete sollten in einem auch »in windischer sprach« gebetet werden (→ win- selbstständigen Verwaltungsterritorium zusammendisch, → Protestantismus). Gleichfalls beschäftigten gefasst werden (vgl. dazu → Oktroyierte Märzverfassich die 1604 nach Klagenfurt (Celovec) berufenen sung 1849, → Landesverfassung 1849). Während der → Jesuiten mit der slowenischen Sprache. Von Primož neoabsolutistischen Epoche (vgl. J. N. → Schloiss→ Lavrenčič (Primus Laurenzhizh) wurden 1752 nig) begann sich in Klagenfurt (Celovec) ein reges katholische Missionslieder herausgegeben. Die »Win- slowenisches Kulturleben zu entfalten (→ Publizistik). dische Sprachlehre« (1777) Oswald → Gutsmans er- Anton → Janežič veröffentlichte sein »Vollständiges wies sich für die Entwicklung des Slowenischen bahn- Taschen-Wörterbuch der slovenischen und deutschen brechend (→ Grammatik). Sprache« (1850). Das Društvo sv. Morhorja [St.  HerWährend des Vormärz leisteten Andrej → Einspie- magoras-Verein] wurde gegründet (1851) (A. M. ler und Matija → Majar wesentliche Beiträge zum → Slomšek, → Mohorjeva).

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Kärnten/Koroška

Parallel zur Formierung der deutschnationalen Bewegung entstand in den frühen 1870er-Jahren die slowenischnational-liberale → Tabor-Bewegung. Bestimmend für die weitere nationalpolitische Positionierung innerhalb der Kärntner Slowenen, in denen das bäuerliche Element überwog, ein Bürgertum nur schwach ausgebildet war und eine Industriearbeiterschaft fehlte, wurde die katholisch-konservative Richtung. Ihr Ziel war die Gleichberechtigung des Slowenischen im öffentlichen Bereich (Verwaltung, Schule) unter Beibehaltung der Landeseinheit (→ Amtssprache, → Schulwesen). Im Gefolge der Badeni-Krise (1897) radikalisierten sich die nationalen Standpunkte. 1914 standen in Südkärnten 72 → deutschnationalen Vereinen (u. a. »Deutscher Schulverein«, »Südmark«) 90 slowenischnationale gegenüber (Narodna čitalnica [nationale Lesevereine]) (→ slovanska čitalnica)  ; die Ortsgruppen der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill- und Methodverein], der → Slovenska Straža [Slowenische Wacht], des → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] sowie → Kulturvereine unter dem Namen Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholisch slowenische Bildungsvereine]. Hinzu kamen das → Katoliško-politično gospodarsko in društvo za Slovence na Koroškem [Katholisch-politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] (1890) sowie die → Slovenska krščanska-socialna zveza za Koroško [Slowenisch-christlichsozialer Verband in Kärnten] (1907) (→ Vereinswesen). Trotz eines regen Vereinslebens ging der Anteil der Slowenen an der Gesamtbevölkerung Kärntens nach der Umgangssprachenerhebung (1880  : 101.874/29,7 % der Gesamtbevölkerung  ; 1910  : 81.410/21,2 % der Gesamtbevölkerung) zurück (→ Germanisierung, statistische  ; → Sprachenzählung). Bei den Reichsratswahlen 1911, bei denen die »Deutsche Volkspartei« mit 45,5 % der Stimmen eine Dreiviertelmehrheit bei den Mandaten erreichte, entfielen auf die → Koroška slovenska Stranka [Kärntner slowenische Partei] 11,7 % der Stimmen und ein Mandat (→ Abgeordnete). Bei den Landtagswahlen erreichte die slowenisch-katholische Partei in der Kurie der »Städte und Märkte« 1902 ein Mandat und 1909 zwei Mandate. Während des Ersten Weltkrieges gingen die Behörden restriktiv gegen die südslawische Bewegung vor. Die → Maideklaration (1917) des Jugoslovanski klub [Südslawischer Klub], die eine staatsrechtliche Vereinigung der Slowenen, Kroaten und Serben innerhalb der Monarchie anstrebte, fand unter den Kärntner Slowe-

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nen eine breite Resonanz. Im Oktober 1918 forderte der → Narodni svet [Slowenische Nationalrat] den Anschluss des Südkärntner Gebietes an einen künftigen Staat der Serben, Kroaten und Slowenen (→ Jugoslawien). Dem stellte sich die provisorische Kärntner Landesversammlung, die an der Unteilbarkeit des Landes festhielt, entgegen. Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie drangen im Dezember 1918 SHS-Truppenverbände in Kärnten [Koroška] ein. Dagegen formierte sich militärischer Widerstand (»Abwehrkampf«) (→  Grenzfrage). Auf der Pariser Friedenskonferenz wurde im Mai 1919 bezüglich der territorialen Zukunft des umstrittenen Gebietes die Abhaltung einer → Volksabstimmung beschlossen (→ Vertrag von Saint-Germain). Am 10. Oktober 1920 stimmten 59,04 % in der Zone A für einen Verbleib Kärntens bei Österreich (→ Abstimmungszone). Zwischen 1920 und 1938 setzte sich der Rückgang der slowenischsprachigen Bevölkerung fort. 1923 wies die Volkszählung 34.650 inländische Sprachslowenen aus. 1934 bekannten sich nur mehr ca. 25.000 Personen (6,6 % der Landesbevölkerung) zu Slowenisch als → Umgangssprache. Ebenso ging der Wähleranteil der Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] von 6,9 % (1921) auf 4,3 % (1930) zurück. Sie war mit zwei Abgeordneten im Landtag vertreten. Neu organisiert wurde nicht nur die politische Vertretung, sondern auch das Kulturleben. Zeitungen (→ Koroški Slovenec [Der Kärntner Slowene]  ; → Nedelja [Sonntag]) wurden gegründet (→ Publizistik). Im März 1921 konstituierte sich das → Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten]. 1921 entstand die Zveza koroških zadrug [Verband Kärntner Genossenschaften] (→ Genossenschaftswesen). Zahlreiche Bildungsvereine nahmen ihre Aktivitäten wieder auf. Die 1925 begonnenen Verhandlungen über eine → Kulturautonomie für die Kärntner Slowenen endeten ergebnislos. In der Zeit des »Ständestaates« stellten sich führende Vertreter der slowenischen Volksgruppe loyal zu Staat und Regierung. Die → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] entwickelte sich aufgrund der Auflösung des Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] zur zentralen Organisation. Am 13. März 1938 wurde Österreich und damit auch Kärnten ein Teil Hitler-Deutschlands. Trotz Lo-

Das vom Rat der Kärntner Slowenen/Narodni svet koroških Slovencev promovierte Wappen der Kärntner Slowenen mit dem historischen etatistischen Rechtsdenkmal, dem Fürstenstein/knežji kamen

Kärnten/Koroška

yalitätserklärungen seitens der führenden politischen topografische Aufschriften) im gemischtsprachigen Akteure am 10. April 1938 brachte die Zeit der nati- Gebiet (→ Zweisprachigkeit). Die Umsetzung ließ onalsozialistischen Herrschaft für die Kärntner Slo- auf sich warten. In Südkärnten ( Južna Koroška) entwenen einschneidende Veränderungen, die auf »eine brannte ein »Schulkampf« (H. Valentin). 1959 wurde totale Integration und Auflösung der Volksgruppe« (A. die Schulverordnung des Jahres 1945 aufgehoben. Das Suppan) hinausliefen (→ Assimilation  ; → Germani- neue Minderheitenschulgesetz (1959), das zwar die sierung). Ab April 1941 setzte seitens des NS-Staates Einrichtung des slowenischen Gymnasiums brachte, eine gezielte Enteignungs- und Aussiedlungspolitik führte zu einem erheblichen Rückgang der zum zweiein (→ Deportationen 1942, → »Generalplan Ost«). sprachigen Unterricht angemeldeten Schüler. Im VerEin Jahr später begann sich der Widerstand in der laufe der Diskussion um die Minderheiten(schul)- und Osvobodilna Fronta [Befreiungsfront] zu organisieren. Gerichtssprachgesetzgebung verschärften sich wähIn Südkärnten [ Južna Koroška] begann ein Partisa- rend der 1960er- und 1970er-Jahre die Gegensätze in nenkrieg. Am 8. Mai 1945 besetzten Tito-Truppen der Volksgruppenfrage. Die Aufstellung zweisprachiKlagenfurt [Celovec]. Jugoslawien beanspruchte das ger Ortstafeln im Herbst 1972 führte zum »OrtstaGebiet südlich der Drau (Drava). Auf britischen und felsturm«. 1976 beschloss der Nationalrat ein »Volkssowjetischen Druck hin zogen sich die jugoslawischen gruppengesetz«. Eine dauerhafte Beruhigung der Truppenverbände zurück. Volksgruppenfrage wurde damit nicht erreicht. Einen Am 6. Mai 1945 hatte sich eine provisorische Lan- ersten Schritt in Richtung einer Deeskalation brachte desregierung (7. Mai–6. Juni 1945) konstituiert. Ihr das Minderheitenschulgesetz des Jahres 1988. Es kam folgte der konsultative Landesauschuss (6. Juni–25. zur Gründung zweisprachiger Höherer Schulen für Juli 1945) und eine weitere provisorische Landesregie- die Slowenen. 1995 sprach bei der Gedenkfeier zum rung, der je drei Vertreter der SPÖ und ÖVP, einer der 10. Oktober mit Valentin → Inzko sen. erstmals ein KPÖ und ein Vertreter der Kärntner Slowenen ( Joško Vertreter der Kärntner Slowenen. Das Volksgruppen→ Tischler) angehörten. Bei den Landtagswahlen gesetz 2011 brachte eine umfassende Regelung der am 25. November 1945, bei der die SPÖ 48,8 % (18 Minderheitenrechte, die von allen politischen Kräften Mandate), die ÖVP 39,7 % (14 Mandate), die KPÖ anerkannt wurde. 8,1 % (3 Mandate) und die »Demokratische Partei« 3,3 % (1 Mandat) der Stimmen erreichten, kandidierte Lit.: ES. – H. Appelt  : Das Herzogtum Kärnten und die territoriale keine Partei der Kärntner Slowenen. Vier Jahre später Staatsbildung im Südosten. In  : Car I 166 (1976), 5–20  ; H. Dopsch  : traten die Democratična fronta delavnega ljudstava [De- Adel und Kirche als gestaltende Kräfte in der frühen Geschichte des Südostalpenraumes. In  : Car I 166 (1976), 21–49  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : mokratische Front des werktätigen Volkes] (0,8 %) und Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; A. Suppan  : Zwischen Asdie Ljudska krščanska stranka [Christliche Volkspartei] similation und nationalpolitischer Emanzipation. Die Kärntner Slove(1,9 %) an (Luka → Sienčnik). Sie erreichten kein nen vor und im Ersten Weltkrieg. In  : Österreichische Osthefte 20 (1978), 292–328  ; W. Lukan  : Die Slowenen in Kärnten von den Anfängen bis Mandat. Die Neuorganisierung der Kärntner Slowenen, die 1918. In  : Die Volksgruppen in Österreich (= integratio 11/12). Wien 1979, 69–88  ; A. Moritsch  : Die Kärntner Slowenen von 1918–1945. sich in ein katholisches und ein kommunistisch ori- In  : Die Volksgruppen in Österreich (= integratio 11/12). Wien 1979, entiertes Lager spalteten, schritt voran. 1946 fand die 89–98  ; A. Suppan  : Die österreichischen Volksgruppen. Tendenzen ihrer Gründung der Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer gesellschaftlichen Entwicklung im 20. Jahrhundert (=  Österreich-ArKulturverband] und 1949 jene des Narodni svet koroških chiv). Wien 1983  ; W. Wadl  : Das Jahr 1945 in Kärnten. Ein Überblick. Slovencev [Rat der Kärntner Slowenen] statt. 1955 kon- Klagenfurt 1985  ; A. Ogris  : Die Anfänge Kärntens. In  : Österreich im Hochmittelalter (907 bis 1246), hg. v. Kommission für die Geschichte stituierte sich die Zveza slovenskih organizacij [ZentralÖsterreichs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. verband slowenischer Organisationen in Kärnten]. Im Wien 1991, 129–153  ; F. M. Dolinar, M. Liebmann, H. Rumpler, L. Gefolge des Bruches zwischen Stalin und Tito hatte Tavano (Hg.)  : Katholische Reform und Gegenreformation in Innerös→ Jugoslawien im Herbst 1948 seine territorialen An- terreich 1564–1628 = Katoliška prenova in protireformicija in notransprüche aufgegeben. Der Staatsvertrag (15. Mai 1955) jeavstriskih 1564–1628 = Riforma cattolica e controriforma nell'Austria garantierte im Artikel sieben die Rechte der sloweni- Interna 1564–1628. Klagenfurt [e. a.] 1994  ; A. Ogris  : Der Weg Kärntens zur Demokratie in den Jahren 1945–1955. In  : Car I 185 (1995), schen → Minderheit (u. a. Recht auf den Schulunter- 439–457  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenricht in der → Muttersprache, Zulassung des Slowe- zierungsprozesse in Kärnten (1848–1918). Klagenfurt/Celovec 1996  ; nischen als zusätzliche → Amtssprache, zweisprachige A. Moritsch (Hg.)  : Die Kärntner Slovenen 1900–2000. Bilanz eines

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Kärntner Ackerbaugesellschaft,

Jahrhunderts (= Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja 7). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000  ; W. Drobesch, A. Malle (Hgg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit (= Kärnten und die nationale Frage 2, hg. S. Karner. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005  ; S. Karner, A. Moritsch (Hgg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf (=  Kärnten und die nationale Frage 2, hg. v. S. Karner. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005  ; H. Valentin  : Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005  ; E. Durchschlag  : Die Wahlen zum Kärntner Landtag 1861–1909. (Diplomarbeit). Klagenfurt 2013. Werner Drobesch

Kärntner Ackerbaugesellschaft, ab 1830 kärntneri-

sche Landwirtschafts-Gesellschaft bzw. k. k. Kärntnerische Gesellschaft zur Beförderung der Landwirthschaft und Industrie, Klagenfurt/Celovec 1765. Die 1764 geplante und 1765 per Hofdekret genehmigte K.A. wurde mit ihrem Reglement zum Vorbild aller in der Folge in den habsburgischen Ländern errichteten Sozietäten. Mit 14 Gründungsmitgliedern beginnend, 1830 reorganisiert und eine eigene Zeitschrift herausgebend, erreichte die Gesellschaft ab 1830 dank der Bemühungen ihres Kanzlers Matija → Ahacel eine beachtliche Breitenwirkung (mit 322 Mitgliedern im Jahre 1833). Ihr Zweck bestand darin, die Förderung der Landwirtschaft zu propagieren. Die Statuten der K.A. waren von Kommerzienrat Jan Thys ausgearbeitet worden und stellten eine »habsburgische Lösung« der Sozietätsbewegung dar, weil diese sich strukturell nicht aus dem bürgerlichen Engagement, sondern in Anbindung an die Landtage und die ständische Vertretung entwickelte. Sie stellte eine Antwort auf das physiokratische Ideenpotenzial dar, das in der Bevölkerungszunahme einen besonderen Wert sah. Nur durch Gewährleistung der Ernährung sollte diese gesichert sein. Im Mittelpunkt standen die Förderung einer intensiveren Nutzung des verfügbaren Bodens durch Verminderung der Brachflächen und Einführung neuer Nutzpflanzen (Kartoffel und Mais) sowie der Anbau von Hackfrüchten und Leguminosen (Klee). Diese erste Phase der sog. Agrarrevolution stand demnach ausschließlich unter dem Zeichen der Erprobung in Mustergütern, Propagierung und allmählichen Durchsetzung neuer Pflanzen, Bewirtschaftungssysteme und Fütterungstechniken. Die Aktivierung des Wissens erfolgte mittels ausgeschriebener Preisfragen, einer Praxis, welche bisher den wissenschaftlichen Akademien vorbehalten war. Viele der Fragen bezogen sich auf eine Beschreibung des Status quo, um darauf erst reagieren zu können.

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Quellen  : Statuten der reorganisirten kärntnerischen LandwirthschaftsGesellschaft. In  : Blätter f. Landwirthschaft und Industrie, 1. Klagenfurt 1831. Lit.: V. Full  : Die Agrikulturssozietäten und ihr Einfluß auf die Landwirtschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie im 18. Jahrhundert, Phil. Diss. Wien 1937  ; K. Dinklage  : Gründung und Aufbau der theresianischen Ackerbaugesellschaften. In  : Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 13 (1965) 200–211  ; K. Dinklage  : Geschichte der Kärntner Landwirtschaft. Klagenfurt/Celovec 1966  ; N. Schindler, W. Bonß  : Praktische Aufklärung – Ökonomische Sozietäten in Süddeutschland und Österreich im 18. Jahrhundert. In  : Deutsche patriotische und gemeinnützige Gesellschaften. Wolfenbütteler Forschungen, 8. München 1980, 255–353.

Marianne Klemun

Kärntner Blatt, Organ der katholisch-föderativen Rechts­partei in Österreich  ; erschien zwischen 6. Jänner 1869 und 30. Dezember 1875 [1(1869)1–8(1875)52] wöchentlich, zwischen 1870–1871 zweimal pro Woche  ; Druck  : Leon, ab Nr. 98/1871  : Buchdruckerei der St.  Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva)  ; in  : Klagenfurt  ; Herausgeber und verantwortliche Redakteure  : Valentin Nemec, Andrej → Einspieler (ab Nr. 1/1870), Joh. Sim. Geiger (ab Nr. 57/1871), M. Hojssak (ab Nr. 1/1872 auch Eigentümer), Johann ­Jereb (ab Nr. 17/1874). Ab 1876 wurde das Blatt unter dem Titel Kärntner Volksstimme [1(1876)1–8(1883)51] publiziert. Obwohl Aufbau und Rubriken im K.  B. über die Jahre wechselten, blieben Kurs und Inhalte der Zeitung unverändert. Sie brachte u. a. Weltnachrichten, hatte einen Literaturteil, informierte über Aktuelles aus Österreich, über Politik (Generalversammlungen, Auszüge aus Amtsblättern u. Ä.), Wirtschaft (Handelskammerwahlen, Kurszettel, Getreidepreise u.  Ä.), Bildungswesen (Lehrergehälter, Schulkosten u. Ä.), Kirche (v. a. ihre Beziehung zum Staat), wobei ihr Schwerpunkt in den Kärntner Lokalnachrichten lag. Die Zeitschrift wurde ab Nr. 1/1874 in einen Teil mit politischen Inhalten sowie in eine Beilage mit Feuilletonteil und »Artikeln mit bleibendem Wert« unterteilt. Als katholisch-konservative, antiliberale Zeitung vertrat das K.  B. die Grundsätze der österreichischen Rechtspartei sowie die »Gleichberechtigung aller Länder, aller Völker und aller Personen in einem nach den Grundsätzen der pragmatischen Sanktion und des Oktoberdiploms unter dem erlauchten Regentenhaufen unzertrennlich geeinigtem Österreich« (→ Dezemberverfassung 1867). Das K. B. war nach der Draupost die zweite deutschsprachige Zeitung der Slowenen, die über die deutsche Sprache in einen Dialog mit der

Karolingisch

deutsch-liberalen Staatsführung treten wollte, um sich mehr Gehör für ihre nationalen Anliegen zu verschaffen (→ Publizistik). Diese Anliegen griffen die Punkte wieder auf, die u. a. bereits 1848 in der Petition für ein geeintes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) sowie in einer ähnlichen, 1870 vom politischen Verein der Kärntner Slowenen → Trdnjava [Festung] erstellten Petition formuliert wurden. Demnach trat die Zeitung für ein administrativ geeintes slowenisches ethnisches Gebiet ein, für die Einführung der slowenischen Sprache an Amt und Schule (→ Amtssprache, → Schulwesen) sowie für eine Abänderung der Landtagswahlordnung, wobei die Forderungen vor allem in Kärnten/Koroška umgesetzt werden sollten (z. B. Die Kärntner Slovenen und das Schulwesen, Nr. 55/1871  ; Die Kärntner Slovenen und die Wahlverordnung, Nr. 53/1871) (→ Wahlordnungen, → Wahlkreiseinteilungen). Gleichzeitig kritisierte das an den kleine Bürger- und Bauernstand gerichtete Blatt die liberale Politikführung. Schließlich treibe sie den Bauern in den Ruin (Grundzerstückelung, Steuerlast, Konkurrenz des Großgrundbesitzes, wenige Interessenvertreter unter den Abgeordneten). Einzelne Artikel fielen daher immer wieder der k. u. k. Zensur anheim. Quellen  : ÖNB. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten

1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979.

Maja Francé

Kärntner Landesarchiv, vgl. Sachlemmata  : → Ar-

chivwesen  ; → Pfarrarchiv  ; → Quelle  ; → Sammlung, landeskundliche  ; → Slovenica im Kärntner Landesarchiv  ; → Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosefinischer Zeit. Kärntner Landtag, vgl. Sachlemmata  : → Abgeordnete  ; → Abgeordnete zum Kärntner Landtag – ethnopolitisch engagierte Slowenen (darin die Kärntner Landtagsabgeordneten)  ; sowie → Abstimmungszonen  ; → »Anschluss« und die Kärntner Slowenen (1938– 1942)  ; → Bleiburg/Pliberk  ; → Bürgermeister  ; → Confessio Carinthiaca  ; → Dezemberverfassung (1867)  ; → Germanisierung  ; → Germanisierung, statistische  ; → Kärnten/Koroška  ; → Kärntner Ackerbaugesellschaft  ; → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholisch-politischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten]  ; → Klagenfurt/Celovec  ; → Kmečka zveza [Bau-

ernbund]  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Koroški Slovenec (KS) [Der Kärntner Slowene]  ; → Kulturautonomie  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges Kärntner  ; → Landessprache  ; → Landesverfassung, Kärntner von 1849   ; → Maria Gail/Marija na Zilji  ; → Minderheit/Volksgruppe  ; → Mir [Der Friede]  ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; → Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Revolutionsjahr 1848  ; → Rosental/Rož  ; → Tabor  ; → Trdnjava [Festung]  ; → Vereinswesen (2) in Jugoslawien  ; → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška  ; → Volksabstimmung, Kärntner  ; → Volksabstimmungspropaganda  ; →  »Volksstamm«  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849   ; → Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg  ; → Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner  ; weitere Personenlemmata  : → Brabenec, Jan  ; → Kraut, Jurij  ; → Kumer, Mirko-Črčej  ; → Majar-Ziljski, Matija  ; → Miklavič, Pavel  ; → Sienčnik, Dr. Luka  ; → Tischler, Joško  ; → Vospernik, Janez. Kärntner Seen, → Gewässer in Südkärnten/Južna

Koroška.

Karolingisch. In der Architektur- und Kunstge-

schichte literaturübliche Bezeichnung für Denk­ mäler aus der Zeit und auf dem Gebiet des »römischen Reiches« Karls des Grossen, zu dem ab 788 auch → Karantanien gehörte. Die deutsche und französische Nationalgeschichte beginnt mit Karl dem G ­ rossen. In der deutschsprachigen Literatur wird karolingisch bisweilen mit »deutsch« suggeriert, ähnlich unkorrekt wie Althochdeutsch mit dem Beginn des Hochdeutschen. Wörter, die aus dem Mittelhochdeutschen Wörterbuch von → Lexer zitiert werden, gelten automatisch auch als »althochdeutsch« bzw. als germanisch oder deutsch und verlieren ideologisch ihre eigentlich ladinische (→ Altladinisch) oder slowenische (→ Altslowenisch) Herkunft. Besonders in kirchlichen Kunstführern gilt karolingisch als Nachweis beginnenden Deutschtums. Die Salzburger Landesausstellung von 1982 hatte den Titel »St. Peter. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum«. Im 8. Jh. gab es weder Deutsch, noch einen deutschen Sprachraum. Karl der Grosse * um 748, † 814  ; lat. Carolus oder Karolus magnus, französisch Charlemagne, altfränkisch Karlo (?), altfranzösisch Carles, Charles. Davon slowe-

605

Karolingisch

nisch kralj (ebenso kroatisch, tschechisch král, polnisch król, russisch karol’/korol’). Seit 768 rex francorum König des fränkischen Reiches, seit der renovatio Romani Imperii, der Erneuerung des weströmischen Kaisertums (»karolingische Renaissance«) um 800 römischer Kaiser imperator imperii. 788 wird das antifränkisch orientierte Baivaria (→ Bagoaria) dem Reich Karls einverleibt und der wegen angeblicher Fahnenflucht harisliz zum Tod verurteilte bairische Fürst/Herzog Tassilo zu Klosterhaft begnadigt († 796). Tassilos Frau Livtpirk/Luitperga (romanisch Desiderata) war Langobardin, eine der Töchter des langobardischen Königs Desiderius. Ab 798 wird → Salzburg zu einer eigenen Kirchenprovinz (Erzbistum) ausgebaut. Karl beherrschte als Schrift- und Sprechsprache (am Hof ) Lateinisch. Seine Mutter- und Umgangssprache lingua propria war nach deutscher Darstellung altfränkisch bzw. »althochdeutsch«, nach französischer »altfranzösisch« franzisch/francique. Er hat für die zahlreichen scriptoria Normen für die Schreibweise des Lateinischen erlassen wie die karolingische Minuskel, eine → Schrift mit Kleinbuchstaben und Worttrennung, sich aber auch für die Volkssprachen linguae vulgares, linguae propriae eingesetzt. Im Konzil von Tours (813) wird ausdrücklich das Predigen in rustica romana lingua aut theotisca angeordnet. In seiner Zeit sind zahlreiche Bauwerke entstanden. Sie werden als karolingisch bezeichnet und somit literaturüblich dem Anfang »deutscher Architektur« und dem »Deutschtum« zugeordnet. Gerade in der Architektur spielt → Kontinuität eine oft unbemerkte, nicht thematisierte Rolle  : an die Stelle keltischer Heiligtümer werden römische Tempel gebaut. Daraus werden seit dem 5. Jh. christliche Kirchen der Ladiner und Slowenen, die von den karantanischen Weihbischöfen und Priestern → Virgils von Salzburg weiter benützt wurden. Zur Zeit Karls des Grossen, im 8. und 9. Jh., wurden manche um- oder neu gebaut, wobei das alte Baumaterial (Steine, Altäre, Säulen, Statuen) in den Neubau integriert wurden. Die Benennung karolingisch beachtet nicht die Kontinuität eines Bauwerks und führt zu unkorrekten Zeitbestimmungen. So ist z. B. die »karolingische Torhalle« auf der Fraueninsel im → Chiemsee augenfällig ein Denkmal römerzeitlicher, nicht karolingischer Architektur. Ebenso das aus älteren Elementen zusammengesetzte Portal der Kirche mit dem Dreikopf (trinitas, triglav) als Säulenkapitelle (→ Inkulturation). Zahlreiche Flechtwerke aus Stein in karantanischen Kirchen gehen auf frühchristliche Zeit zurück (→ Frühmit-

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telalterliche Kirchen in Kärnten/Koroška). Flechtwerke (auch in der Buchmalerei) sind in der europäischen Kunst weit verbreitet. Typologisch sind sie in Kärnten/→ Karantanien mit denen in Norditalien (Aquileia, Grado, Cividale, Ravenna), in Istrien, im dalmatinischen Küstenland (Baška/Krk, Split) identisch. Es sind stilistische Elemente aus dem 6. bis 9. Jh., die weder mit Karl dem Grossen noch einem entstehenden Deutschtum zu tun haben. Die Kontakte Baierns und Karantaniens mit den stark romanisierten Langobarden in Norditalien sind ganz augenfällig. Die bairischen Fürsten Odilo (Otello) und Tassilo (Tasello) haben ladinisch/friaulische Namen. Zur Zeit Karls war übrigens in Baivaria und Carantania Tassilo der große Gestalter und Klostergründer mit seinem politischen Meisterwerk, dem monasterium → Kremsmünster (777) im Traungau, wo er mit seinen Baiern mit dem im Traungau in der decania sclavorum lebenden slawisch/slowenisch župan Physso und den actores Taliup und Sparuna zusammentraf (→ Rechtsinstitutionen). Man beachte auch die Ornamentik der frühchristlichen Martinskirche in Linz. Der letzte karantanische Karantanerfürst hieß Etgar (von vermutlich awarisch Otker/Otakar), ein im Traungau und in der → Karantanischen Mark beliebt gewordener aristokratischer Name  : die Otakare von Styrapurk/Steyr. In Karantanien/Kärnten beachtenswert sind über 30 literaturüblich karolingische Flechtwerksteine in → Millstatt (Milje), → Molzbichl (Molec), Moosburg/Možberk, → St.  Peter am Bichl/Šentpeter na Gori, Mariahof (Steiermark). Ebenso wie das Lateinisch/Ladinische (→ Altladinisch) sprachlich im Karantanerslowenisch fortlebt (christliche → Terminologie), leben auch frühchristliche/römische Elemente in der Architektur und Kunst fort. Karolingisch ist keine Zäsur in der Abfolge der architektonischen Kontinuität, schon gar nicht im ursprünglich antifränkischen Karantanien und Baivarien. Die Etikettierung mit karolingisch führt zu einer inkorrekten Einschätzung der Zeit und des Alters von Bauwerken und Kunstgegenständen. Der in der Kunstgeschichte ebenfalls übliche Terminus romanisch wäre als nicht nationalistisch dem Begriff karolingisch vorzuziehen. Viele sog. »karolingische« Flechtwerksteine stammen nicht aus der Zeit Karls der Grossen († 814), sondern aus frühchristlichen »Vorgängerkirchen« der ladinischen und slowenischen Bevölkerung (→ Frühmittelalterliche Kirchen in Kärnten/Koroška). Mit karolingisch sind das ladinisch-slowenische Christentum und dessen Kirchen falsch etikettiert. → Virgil († 784) hat laut

Kataster

→ Conversio Carantanorum die schon bestehenden alten ladinisch-slowenischen Kirchen in → Maria Saal (ecclesia sanctae Mariae)/Gospa Sveta (Virunum), im Lurnfeld und Umgebung (St. Peter in Holz [Šentpeter v Lesu], Molzbichl [Molec], Millstatt [Milje]), der alten Bischofsstadt civitas Teurnia, ad Undrimas/Ingering (zwischen Judenburg, Kobenz und St. Lorenzen in der Steiermark) et aliis plurimis locis und viele andere Kirchen durch → Modestus neu einweihen lassen und somit die ladinisch-slowenische Tradition schon vor Karl dem Grossen fortgesetzt. Lit.: S. Schamberger  : Romanik zwischen Inn und Salzach. Freilassing 1969  ; F. Glaser  : Neu entdeckte Flechtwerksteine in Kärnten. In  : Car I, Bd. 183, 1993  : 319–330  ; K. Karpf, Frühmittelalterliche Flechtwerksteine in Karantanien   : marmorne Kirchenausstattungen aus tassilonisch-karolingischer Zeit. In  : Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchitektur 8. Hg. F. Daim. Innsbruck 2001  ; W. Brunner, B. Hebert, S. Lehner  : Ein neuer Flechtwerkstein und die Gebeine der »heiligen« Beatrix. Überlegungen zum Frühmittelalter in Mariahof. In  : Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 52/53 (2004) 65– 101  ; St.  Eichert  : Kirchen des 8. bis 10. Jahrhunderts in Kärnten und ihre Bedeutung für die Archäologie. Frühmittelalterliche Kirchen und ihre Bedeutung für die Archäologie der Karantaner. In  : Frühmittelalterliche Kirchen als archäologische und historische Quelle. Brno 2010.

Otto Kronsteiner

Karpf, Peter (Völkermarkt/Velikovec), Kulturaktivist, → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]. Kasl, Barbara und Neža, Kulturschaffende, Kulturaktivistinnen, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Kasl, Katica (Bösenort/Hudi Kraj), Schriftführerin, Kulturaktivistin, → Völkermarkter Hügelland/Veli­ kovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Kasl, Leopold, Priester, → Völkermarkter Hügelland/ Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Kastner, Tomaž, vulgo Štefan (Waisenberg/Važen-

berk), Vereinsobmann, Kulturaktivist, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine.

Kastner-Pušl, Tomaž, vulgo Štefan (Waisenberg/Važenberk), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine.

Kašutnik, Anton (Kaschutnig(g), Kasutnik * 4. No-

vember 1686 Tarvisio/Tarvis/Trbiž [→ Val Canale/ Kanaltal/Kanalska dolina], † 22. August 1745 Trnava [Slovakei]), slowenischer Jesuit, Historiker und barocker Dramatiker. K. trat 1703 mit 17 Jahren in den Orden der → Jesuiten ein. Nach dem Noviziat (1703–1705) und dem Magisterium (1705–06) unterrichtete er in Wien und Graz an akademischen Gymnasien (1706–1713) Poetik und Rhetorik. Danach studierte er bis 1717 in Graz Theologie, ordinierte und war zwischen 1718 und 1739 Präfekt an Kollegien in Klagenfurt/Celovec, Graz, → Gorizia/Gorica/Görz, Passau und Linz, von 1740 bis 1743 Leiter des Priesterseminars in Wiener Neustadt und danach bis zu seinem Tode akademischer Prediger in Trnava (heute Slowakei) (Lisac). Neben Aufsätzen zu Geografie und Geschichte veröffentlichte er in barocker Manier zwischen 1718 und 1724 in lateinischer Sprache mehrere dramatische Texte, Libretti sowie Gedichte  ; Erstere für die Bedürfnisse der jesuitischen Schultheater. Er ist der erste bekannte Slowene, der sich mit der Dramatik beschäftigte. Werke (nach Lisac)  : Historisch-geografische Schriften  : Irae sa-

pientium sive invectivae Philosophorum. Graecii 1720  ; Pallas armata seu militaris fortissimorum belli imperatorum eloquentia. Graecii 1721  ; Feriae aestivae rhetorum Viennensium seu Discursus familiares de rebus memorabilibus urbis Viennensis. Viennae 1725 (Beschreibung der Umgebung von Wien)  ; Vellus aureum Burgundo-Austriacum sive ordinis torquatorum aurei velleris equitum fideliis et succincta relatio historica. Viennae 1728 (mit Porträts aller Ritter und einer Widmung für Prinz Eugen von Savoyen). Gedichte und Dramen  : Seria mixta jocis seu Scholasticae Parnassi Graecensis exercitia. Graecii 1718  ; Innocentia victrix sive Ferdinandis Fusaini chritianissimi regis filius, de calumniantis invidiae fraudibus gloriose triumphans. Graecii 1719 (Libretto)  ; Viennensium poetarum exercitationes scholasticae. Viennae 1722  ; Fraterni amoris de invidia triumphus a Naramoino et Neaubeadora Trimumparae Cocini regis filiis relatus. Viennae 1723 (Libretto)  ; Nobile fidelitatis mutuae inter patrem filiumquae certamen Romae olim a Fabio Maximo et Selio, eiusdem filio exhibitum. Viennae 1724 (Libretto). Lit.: Wurzbach  ; SBL ( J. Glonar)  ; SDL I, 146  ; PSBL (L. A. Lisac). Bojan-Ilija Schnabl

Kataster, amtliches Grundstücksverzeichnis in kar-

tografischer Darstellung zum Zweck der Grundsteuerbemessung. Unter dem Begriff K. werden als wirtschaftliche Landesbeschreibungen die Theresianische Steuerrektifikation (1748–1770), der Josephinische Kataster (1787–1790) und der Franziszeische Kataster (1817–1861) zusammengefasst. Ziel des Katasters war eine staatliche Bodenerfassung für eine einheitliche Grundsteuerbemessung.

607

Kataster

In diesem Sinne war 1748 in Kärnten (Koroška) auf der Basis der Grundherrschaften mit der Theresianischen Steuerrektifikation, die den Dominikalbesitz dauernd in die Besteuerung einbezog, begonnen worden. Mit dem Josephinischen Kataster erfolgte die staatliche Festlegung der Gemeindegrenzen. Dies war die Geburtsstunde der Katastralgemeinde (→ Edlingergerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg [Štalenska gora]). Auch wurden die bestehenden → Flur- und Riednamen festgehalten bzw., wo noch keine vorhanden waren, neu vergeben. Grundstücksbesitzer, die Zugehörigkeit zur Grundherrschaft, die Grundstücksgröße und der ermittelte Ertrag der nutzbaren Grundstücke wurden in den Josephinischen Flurbüchern verzeichnet. Nicht einmal ein Jahr (1. September 1789 bis 1. Mai 1790) hatte der Josephinische Kataster Geltung. Mit der Aufhebung der Josephinischen Steuerregulierung (20. April 1790) durch Leopold II. wurde er obsolet. Als Franz I. mit dem Grundsteuerpatent (23. Dezember 1817) die gleichmäßige Besteuerung des Bodens für den österreichischen Kaiserstaat unter Ausschluss Ungarns festsetzte und das »Allgemeine Grundsteuerprovisorium« (8. Februar 1819) erließ, war dies der Ausgangspunkt für die folgenden Arbeiten am Franziszeischen Kataster. 1817 wurde mit den Vermessungsarbeiten in Niederösterreich begonnen. 1861/62 erfolgte in Tirol der Abschluss. Die Ergebnisse in den einzelnen Kronländern wurden im »Stabilen Kataster« zusammengefasst. In Kärnten (Koroška) fanden die Vermessungen zwischen 1822 und 1828 statt. 804 Katastralgemeinden (532 im Kreis → Klagenfurt [Celovec], 272 im Kreis → Villach [Beljak]) mit 2.616.749 Parzellen wurden aufgenommen. Danach erfolgte die Bewertung der einzelnen Grundstücke. Der auf dieser Grundlage angelegte Franziszeische Kataster bildete das Herzstück für die Grundsteuerbemessung. Er besteht aus mehreren Teilen  : a) den kartografischen Darstellungen, wozu die »Indikationsskizze« und die »Schönausfertigung« zählen  ; b) dem »Katastralschätzungselaborat«, bei dem es sich um eine Beschreibung der Katastralgemeinde mit Angaben zur Bevölkerung, zum Viehstand, zu Lebensgewohnheiten, zu den kultivierten Grundstücken, zur Menge und zum Wert der Agrarerzeugnisse handelt  ; c) dem »Grundparzellenprotokoll«, das u. a. Riednamen, die Parzellennummer, den Wohnort (einschließlich Hausnummer), den Namen (einschließlich Vulgarnamen), Beruf (»Stand«) sowie Wohnort des Eigentümers, die Fläche und die Kulturgattung, den jährlichen Reinertrag sowie die Grundherrschaft, welcher die Par-

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zelle zugehörig ist, enthält, und d) dem »Bauparzellenprotokoll« mit einer Auflistung der Parzellennummer, des Namens (einschließlich Vulgarnamen) des Eigentümers, des Wohnortes (einschließlich Hausnummer), der »Gattung« der Gebäude und der Gebäudefläche. 1844 trat der Franziszeische Kataster, welcher der erfolgreiche Versuch der Schaffung eines einheitlichen Rechtsraumes hinsichtlich Bodenbewertung und Steuerwesen war, in Kärnten (Koroška) in Kraft. In anderen Kronländern (Galizien, Bukowina, Tirol, Vorarlberg,

KG Wutschein/Bučinja vas, 1901, KG Zinsdorf/Svinča vas, 1901, beide Archiv der Marktgemeinde Magdalensberg/Štalenska gora

Kataster Steuerbezirke und Katastralgemeinden (1829) NUK

609

Katechetenverband, slowenischer

Ungarn) war das noch nicht der Fall. Die Grundsteuerregulierung (1869/ 1888) und die Revision des »Stabilen Katasters« (1896) bildeten einen weiteren Schritt in Richtung einer Vereinheitlichung der Grundbesitzstatistik. Lit.: ES (P. Ribnikar  : Franciscejski kataster  ; P. Ribnikar  : Jožefinski ka-

taster  ; P. Ribnikar  : Kataster). – K. Lego  : Geschichte des Österreichischen Grundkatasters. Wien o.  J.; R. Messner  : Der Franziszeische Grundsteuerkataster. Ein Überblick über seinen Werdegang und sein Wirken, Tl. 1–5. In  : Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 28, 29, 30/31, 32/33 und 36 (1972, 1973, 1974/75, 1976 und 1980), 62–205, 88–141, 125–176, 133–185 und 30–54  ; R. Sandgruber  : Der Franziszeische Kataster als Quelle für die Wirtschaftsgeschichte und historische Volkskunde. In  : Mitteilungen des Niederösterreichischen Landesarchivs 3 (1979), 16–28  ; W. Drobesch  : Bodenerfassung und Bodenbewertung als Teil einer Staatsmodernisierung. Theresianische Steuerrektifikation, Josephinischer Kataster und Franziszeischer Kataster. In  : Histoire des Alpes. Storia delle Alpi. Geschichte der Alpen 14 (2009), 165–183  ; W. Drobesch (Hg.)  : Kärnten am Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Fallstudien zur Lage und Leistung der Landwirtschaft auf der Datengrundlage des Franziszeischen Katasters (1823–1844) (= Aus Forschung und Kunst 40/1, Klagenfurt 2013)  ; H. Rumpler (Hg.)  : Der Franziszeische Kataster im Kronland Kärnten (1823–1844) (= Aus Forschung und Kunst 40/2, Klagenfurt 2013). Web  : www.kagis.ktn.gv.at (16. 10. 2012).

Katoliško konstitucionalno društvo [Katholischer

konstitutioneller Verein], → Kulturvereine.

Katoliško krščansko-socialno izobraževalno društvo Trdnjava na Djekšah, → Völkermarkter Hügel-

land/Velikovško podgorje, Kulturvereine.

Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholisch-

politischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten], ab 1921 nur noch Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (PGDSK), politische Organisation der Kärntner Slowenen, tätig von 1890 bis 1934. Am 5. März 1890 gründete nach Krainer Vorbild der slowenische → Abgeordnete zum Kärntner Landtag und Herausgeber der Zeitung → Mir, der Pfarrer von → Arnoldstein/Podklošter Gregor → Einspieler, zusammen mit einem Kreis von Gleichgesinnten den KPGDSK. Eineinhalb Jahrzehnte nachdem der Klagenfurter Verein → Trdnjava (gegründet am 27. Dezember 1869) seine Aktivitäten eingestellt hatte, lösten sich die politischen Führer der Kärntner Slowenen Werner Drobesch wieder von den Deutsch-Konservativen und schlugen eine konsequent eigenständige ethnopolitische Linie Katechetenverband, slowenischer, → Ražun, Matej. ein. Der KPGDSK erreichte mit slowenischen Eingaben bei den Landesbehörden sowie mit Beschwerden Katholisch konstitutioneller Verein (Katoliško konsti- beim Wiener Innenministerium und beim Verwaltucionalno društvo), → Kulturvereine. tungsgerichtshof bereits im ersten Jahr seiner Tätigkeit eine stärkere Berücksichtigung des Slowenischen in Katholisches Bildungshaus Sodalitas (Katoliški dom Kärnten/Koroška, so auch in Klagenfurt/Celovec. Seit prosvete Sodalitas), → Sodaliteta presvetega Srca Jezuso- den Landtagswahlen im August 1890 koordinierte der vega. Verein vier Jahrzehnte lang die eigenständigen Landtags- und Reichsrats- bzw. Nationalratswahlauftritte Katoliški dom prosvete Sodalitas [Katholisches der Kärntner Slowenen. Der KPGDSK handelte so von Bildungshaus Sodalitas], → Sodaliteta presvetega Srca Anbeginn einige Konzessionen im → Schulwesen aus. Jezusovega. Von 500 Mitgliedern im zweiten Jahr wuchs die Zahl der Mitglieder auf über 3.000 zu Beginn des 20. Jh.s. Katoliško izobraževalno društvo Radgona [Ka- Das Netzwerk der Vertrauensleute war vor allem unter tholischer Bildungsverein Radkersburg], → Steirische der slowenischen Priesterschaft sowie unter den mitSlowenen. telgroßen und kleinen Landwirten ausgeprägt, weniger stark war hingegen die Unterstützung der sloweniKatoliško prosvetno društvo Drava [Katholischer schen Arbeiterschaft. Die Tätigkeit des Vereins war in Kulturverein Drava], →  Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/ Vorwahlzeiten erschwert und regional beschränkt auf Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Orte, in denen die Kandidaten des KPGDSK größere Chance bei der Wahl hatten. Auf Gregor Einspieler Katoliško slovensko izobraževalno društvo za folgte 1904 der »Volkstribun« Franc → Grafenauer, Važenberk (Želinje) in okolico, → Völkermarkter ihm folgte bald Janko → Brejc nach, der sich im August 1903 in Klagenfurt/Celovec niedergelassen hatte. Hügelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine.

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Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem

Die schrittweise Abwendung von den Kärntner Maideklaration. Nach der Gründung des Staates SHS Deutsch-Konservativen und danach von den Christ- ging der Vereinspräsident Brejc nach Ljubljana als lichsozialen sowie der Anschluss an die allslowenische Mitglied und in der Folge als Vorsitzender der VolksPolitik im Jahr 1906 stand im Widerspruch mit der regierung, ihm folgte in der Funktion des Vereinsvorunsolidarischen Haltung der slowenischen Reichs- sitzenden Franc → Smodej, der Redakteur des → Mir, ratsabgeordneten gegenüber den vitalen Interessen der der auch Redakteur des → Slovenec wurde. Nach der Kärntner Slowenen im Rahmen der Wahlrechtsreform → Volksabstimmung wurden aus Kärnten/Koroška (→ Abgeordnete, → Wahlordnungen, → Wahlkrei- auch die beiden ehemaligen Vorsitzenden, der Propst seinteilungen). Als Zeichen des Protestes beteiligten Einspieler und der Abgeordnete Grafenauer versich die Kärntner Slowenen nicht an der dritten slo- trieben (→ Vertreibung 1920). Die übrigen Ausschussmitglieder versammelten sich wenischen katholischen Versammlung im August 1906 in Ljubljana. 1907–1911 scheiterte der Versuch einer erstmals Anfang März 1921 und erneuerten unter den eigenständigen Organisation der liberalen Kärntner neuen staatlichen und politischen RahmenbedingunSlowenen außerhalb des KPGDSK. Die Generalver- gen ihre Tätigkeit mit dem neuen Vorsitzenden Ferdo sammlung im Mai 1910 stellte fest, dass »der Streit → Kraiger, einem Realitätenbesitzer aus St.  Stefan/ mit den Krainer Brüdern« beendet sei und beschloss Šteben bei Globasnitz/Globasnica. Der Verein trat formell aus der SLS aus und strich einstimmig den Beitritt zur katholischen Vseslovenska das Beiwort »Katholisch« aus dem Vereinsnamen ljudska stranka (VSLS) [Allslowenische Volkspartei]. In Erwartung einer neuerlichen Manipulation der (PGDSK), obwohl er sein Programm nicht wesentlich Volkszählungsresultate zum Jahresende (→ Germa- verändert hatte und erst später der Völkermarkter Arzt nisierung, statistische), beschloss der KPGDSK am Franc → Petek die Abhängigkeit von den geistlichen 19. Oktober 1910 eine eigenständige Volkszählung Aktivisten lockern sollte, und zwar hinsichtlich der Leidurchzuführen (→ Sprachenzählung). Die Zählorgane tung, deren Sitz der Verein im Haupthaus der → Modes Vereins erhoben in den damaligen Landesgrenzen horjeva hatte, bis hin zu den ideologischen Richtlinien, Kärntens 135.415 Slowenen (nach der → Mutterspra- die vom bischöflichen Ordinariat ausgegeben worden che). Der Kärntner Landespräsident gab »wegen der waren. Der Verein nahm bedeutende Beschlüsse auf Überschreitung des Tätigkeitsbereiches« am 8. Jänner Versammlungen mit mehreren Hundert Vertrauensleu1911 einen Erlass über die Vereinsauflösung heraus. ten an. Als Vorsitzende wechselten sich Kraiger und Auf die Beschwerde des KPGDSK verwarf das Innen- Petek zweimal ab. ministerium am 16. August 1911 die Vereinsauflösung Trotz der offenen Verfolgungen gelang es der sloweund drohte lediglich mit schärferen Konsequenzen, nischen Volksgruppe sich 1921 erneut zu sammeln  : am wenn sich solch eine unangemessene Vorgehensweise 23. März erschien die erste Nummer der neuen Wowiederholen sollte. Die Diskriminierungen der Kärnt- chenzeitung → Koroški Slovenec [Kärntner Slowene] ner Slowenen zeigte der KPGDSK noch vor dem Zer- und der PGDSK protestierte am 18. April mit seiner fall der Monarchie im Jahr 1913 im Druckwerk »Aus ersten Resolution beim Landeshauptmann gegen die dem Wilajet Kärnten« einer breiteren Öffentlichkeit Missachtung der Volksgruppenrechte, sandte eine Deauf. Die vermutlichen Autoren waren vor allem Lam- putation zum Kanzler Mayer und wandte sich mit bert → Ehrlich, Janko Brejc und Franc Grafe- Unterstützung der Wiener Tschechen an die diplomanauer. tische Vertretung → Jugoslawiens in Wien. Sofort nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zählDie slowenischen Kandidaten der aus dem PGDSK ten die Mitglieder der Vereinsleitung zu den ersten hervorgegangenen wahlwerbenden Partei → Koroška Kärntner Slowenen, die von den Polizei- und Mili- slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] schnittärbehörden verfolgt wurden (→ Internierungen 1919, ten bei den Gemeinderatswahlen am 24. April 1921 → Militärgerichtsbarkeit). Im Dezember 1917 erklärte relativ gut ab (Franc → Aichholzer, Jurij → Kraut, der KPGDSK formell, dass er eine Lösung nur in der Alois → Schaubach, Johann → Schnabl, Matija Verwirklichung der → Maideklaration des Jugoslawi- → Vospernik). Zudem erreichte die Partei zwei Manschen Klubs vom 30. Mai 1917 sehe. Dies wurde auch date bei den Landtagswahlen am 19. Juni 1921, die von der Generalversammlung am 24. Jänner 1918 be- der Vorsitzende Kraiger und der Priester und Kulstätigt ebenso wie von 19.000 Unterschriften für die turarbeiter Vinko → Poljanec besetzten. Die Partei

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Katoliško slovensko izobraževalno društvo v Pliberku

behielt diese beiden Mandate bei den Landtagswahlen anderer (Lukas Kronig) wurde 1883 als k. k. Berg1923 und 1927. Die Denkschrift zur Lage des Slowe- hauptmann in den Ritterstand erhoben. K. besuchte nischen in der Kirche und beim Religionsunterricht die Volksschule in Feistritz/Bistrica, an die sich – der wollte Bischof Adam → Hefter im September 1922 Tradition der Gailtaler Fuhrleute entsprechend – eine Ausbildungszeit in einem Kärntner und küstenländinicht entgegennehmen. Der Verein suchte als Vertreter der Volksgruppe auch schen Zentralraum anschloss. 1883 übernahm er den Unterstützung in der internationalen Öffentlichkeit, väterlichen Besitz, zu dem auch eine Säge und ein Holzund zwar durch die Mitwirkung in der internationalen handel gehörten und heiratete 1884 die Bauern- und Organisation der → Europäischen Nationalitätenkon- Gastwirtstochter Elisabeth Millonig (1867–1926) gresse sowie durch eine (zweite) Beschwerde der Kärnt- aus Achomitz/Zahomec, eine entfernte Verwandte von ner Slowenen beim Völkerbund am 29. September Valentin → Brandstätter. K. gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1887 1934 wegen der diskriminierenden Volkszählung im in Feistritz/Bistrica gegründeten Zweigvereins des sloFrühjahr desselben Jahres (→ Sprachenzählung). Der wenischen Kyrill- und Methodvereins (→ Družba sv. Verfasser der Beschwerde, der Vorsitzende des PGDSK Franc Petek (1923–1934 auch Landtagsabgeordneter), Cirila in Metoda) und war 1889 dessen Obmann. Ein war damals de facto vier Jahre lang von der Führung Engagement in der Gemeindevertretung ist nicht beder Volksgruppe ausgeschlossen, weil streng christ- legt, wohl jedoch in den örtlichen Vereinen und Gelichsoziale jüngere Intellektuelle seinen Platz einnah- nossenschaften. Wie andere Kärntner Slowenen wurde men, wobei durch die Einführung des ständestaatlichen er im Frühjahr 1919 kurzzeitig interniert (→ InternieSystems im Jahr 1934 die Rolle der Volksgruppenver- rungen 1919, Alois → Schaubach). Von seinen Liedtretung auf die → Slovenska prosvetna zveza [Slowe- schöpfungen ist nur das Lied »Tam kjer teče bistra Zila« nischer Kulturverband] überging. Der PGDSK und überliefert (→ Bukovništvo  ; → Volkslied). Ein künstPetek vertraten die Volksgruppe zeitweise noch vor lerischer Nachlass ist nicht erhalten. allem bei internationalen Kontakten und blieben forQuellen  : KLA, Vereinsakten  ; ADG und PA Feistritz/Gail  : Tauf-, mell die Herausgeber der Zeitung Koroški Slovenec bis Heirats- und Sterbematriken. zum Verbot durch die nationalsozialistischen Macht- Lit.: Z. Kumer  : Slovenske Ljudske pesmi Koroške. 2. Ziljska dolina. haber anlässlich des Überfalls auf Jugoslawien im April Ljubljana [e. a.] 1986, 557–560, 627, Nr. 329  ; N. Rupel  : Deset spre1941. Damals wurden Petek und der Sekretär Joško hodov med Slovenci na Koroškem. 1. Celovec 1993, 66 u. 69  ; P. Wiesflecker  : »Tam kjer teče bistra Zila«. Iz zgodovine ziljske kmečke družine Zupanc (auch Josip, Josef Suppanz) zusammen mit od zgodnjega novega veka do 20. stoletja. In  : KMD 2008 (2007) 70–78. weiteren Volksgruppenvertretern verhaftet. Peter Wiesflecker

Lit.: ES (A. Malle). – J. Pleterski (Hg.)  : Koroški plebiscit. Ljubljana 1970  ; J. Lukan  : Franz Grafenauer (1860–1935). Klagenfurt 21981  ; J. Stergar  : Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem. In  : M. Drnovšek, D. Bajt (Red.)  : Slovenska kronika XX. stoletja. Bd 1. Ljubljana 1995, 110–111.

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Katoliško slovensko izobraževalno društvo v Pliberku → Edinost v Pliberku. Kattnig, Josef (Katnik, Jože[f ], * 26. September 1862,

Feistritz a.  d. Gail/Bistrica na Zilji, † 13. Mai 1942, ebd.), Landwirt und Holzhändler, Volksliedkomponist. K. entstammte einer alteingesessenen slowenischen Bauernfamilie aus Feistritz a. d. Gail/Bistrica na Zilji, die auch im Fuhrwerkwesen und im Holzhandel tätig war. Ein Bruder seiner Mutter war von 1841–1876 Pfarrer von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, ein

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Kazianka, Johann ( Johan Kacianka, * 26. März 1897 Köttmannsdorf/Kotmara vas, † 19. Dezember 1963 Klagenfurt/Celovec), Gewerkschafter und Politiker. K. trat 1913 als Lehrling der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend und der Metallarbeitergewerkschaft bei. Seine politische und gewerkschaftliche Laufbahn begann K. als Vertrauensmann der KPÖ bei der Kärntnerischen Eisen- und Stahlwerkgesellschaft (KESTAG) in → Ferlach/Borovlje. 1921 trat er in die KPÖ ein. Er wurde ihr Vertreter in der Arbeiterkammer. Im Namen der Landesleitung der KPÖ verlas er in der Arbeiterkammer aus Anlass des 10. Jahrestages der Kärntner → Volksabstimmung eine Resolution in slowenischer und deutscher Sprache, eine Aufforderung an slowenische und deutschsprachige Arbeiter und Bauern für einen gemeinsamen Kampf gegen nationale Unterdrückung und gegen soziale Ausbeutung

Kernjak, Pavle

Kernjakova kapela, Sǝm se rajtuŭ žǝnitǝ

sowie für die Anerkennung des Rechtes auf Selbstbestimmung der Kärntner Slowenen ohne Rücksicht auf bestehende Grenzen. Als er den slowenischen Text las, verließen alle Delegierten, außer jenen der KPÖ, den Sitzungssaal. Er wurde arretiert, auf Verlangen der Arbeiterschaft jedoch freigelassen. Die Resolution hatte er gemeinsam mit Gregor Kersche und Lovro Kuhar (→ Prežihov Voranc) verfasst. Am 2. August 1932 wurde er beim illegalen Grenzübertritt in der Nähe des Loiblpasses/Ljubelj von den jugoslawischen Grenzorganen verhaftet. Bei ihm fand man 4.800 kommunistische Flugschriften. Er wurde in das berüchtigte Gefängnis Glavnjača in Beograd gebracht. Am 1. April 1932 wurde er zu vier Jahren Gefängnis, zum Verlust der bürgerlichen Rechte und nach Haftverbüßung zur Landesverweisung verurteilt. Gegen die Inhaftierung protestierte nicht nur die Ferlacher Arbeiterschaft, ihr schloss sich die Arbeiterschaft einer Reihe europäischer Staaten an (der Niederlande, Schwedens, Deutschlands, der Schweiz und der Tschechoslowakei). Kärntner Kommunisten erledigten in der Zeit der königlichen Diktatur in → Jugoslawien wichtige Kurierdienste. Sie ermöglichten den Grenzübertritt von jugoslawischen KP-Funktionären nach Österreich und ihre Weiterreise zu verschiedenen Kongressen und an die Kaderschulen in Moskau. Nach Jugoslawien brachten sie Agitationsmaterial und Post für ihre jugoslawischen Genossen. K. kehrte 1935 nach Ferlach/Borovlje zurück. Er wurde zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und 1942 in Frankreich wegen Kontakten zur französischen Résistance festgenommen. In Klagenfurt/Celovec verhaftete die Gestapo vorübergehend seine Familie. K. kam in das Konzentrationslager Buchenwald, von dort nach Sachsenhausen und schließlich mit einem Transport am 26. Februar 1945 nach Mauthausen. Hier rettete den körperlich vollkommen Erschöpften sein slowenischer Genosse, der Schriftsteller Prežihov Voranc. Mit einem jugoslawischen Transport kehrte Kazianka am 18. Mai 1945 nach Kärnten/Koroška (Villach/Beljak) zurück. Im November 1945 wurde er auf der Liste der KPÖ in den Kärntner Landtag gewählt, den er dann bis zu seinem Tode 1963 angehörte. In diesen Jahren war K. auch Vizepräsident des ÖGB Kärnten/Koroška und Mitglied des ZK der KPÖ. Von 1950 bis zu seinem Tod war er zudem Vorsitzender der Landesleitung der KPÖ Kärnten/Koroška. Als Landtagsabgeordneter trat er scharf gegen nationalistische Auswüchse in den bürgerlichen Partein auf, kritisierte wiederholt Art und Weise der Feiern zum 10. Oktober und sprach

sich gegen den Bund österreichischer Slowenen aus. Er plädierte für die Gleichberechtigung der Kärntner Slowenen auf allen gesellschaftlichen Gebieten, wobei er insbesondere für eine Fachausbildung junger Slowenen im Rahmen einer eigenen slowenischen landwirtschaftlichen Fachschule eintrat. Er verteidigte auch die obligate zweisprachige Volksschule (→ Schulwesen). Seine slowenischen publizistischen Beiträge signierte er mit Johan Kacianka. Lit.: ES  ; OVSBL. –  ; S. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer ist wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 222 ff., 306.

Avguštin Malle

Keber, Anton, Organist u. a. in Tainach/Tinje, → Lie-

dersammlung, handschriftliche.

Keber, Josef (Grablach/Grablje), Kirchenliedsammler, → Liedersammlung, handschriftliche. Kefer, Valentin, Mitglied des Gesangsvereins, Kulturaktivist, → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]. Kerbic, Franc, Regisseur bei Laienaufführungen, Kulturaktivist, → Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg]. Kernjak, Pavle (* 9. Februar 1899 St. Egyden/Šentilj

ob Dravi [Velden am Wörther See/Vrba], † 1. Dezember 1979 Treffen/Trebinja), Musiker (Autodidakt), Musikorganisator, Bauer. K. wurde dem Mesner, Organisten und Gesangsleiter Valentin Kernjak und seiner Frau Magdalena, geb. Scheriau (Žerjav), geboren. Er besuchte die utraquistische Volksschule in seinem Geburtsort (1905–1913) und absolvierte danach eine Schneiderlehre. Als Schneider arbeitete er nur einige Monate 1920–1921, flüchtete dann wegen der Unruhen und Übergriffe nach der (→ Volksabstimmung) nach Zagorje ob Savi (→ Vertreibung 1920). Nach der Rückkehr setzte er in St. Egyden/Šentilj seine Tätigkeit als Organist und Chorleiter fort, die er bereits im Herbst 1912, nachdem ihn der Vater und der heimische Pfarrer etwas unterwiesen hatten, als Autodidakt übernommen hatte. 1926 heiratete K. in den Bauernhof der Ama-

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Kernjak, Pavle

lija Šaler (Schaller) vulgo Fili im benachbarten Dorf Treffen/Trebinja ein und wurde Bauer. Neben der Bewirtschaftung der Landwirtschaft begann er in der Manier der Volkspoeten und -sänger (→ Bukovništvo) schöpferisch tätig zu sein. Seinen Bearbeitungen heimischer → Volkslieder und kirchlicher Kompositionen folgten, hauptsächlich zu eigenen Texten, eigene Kompositionen. K. steigerte als Chorleiter die Qualität des heimischen Chorgesanges (→ Chorwesen). Als die → Slovenska krščansko-socialna zveza [Slowenischer christlich-sozialer Verband] begonnen hatte, das slowenische Chorwesen systematisch durch Veranstaltungen, Kurse und grenzüberschreitende Vernetzung mit dem Mutterland auszubauen, um die fortschreitende → Germanisierung einzudämmen, konnte sich K. (1929) u. a. durch eine Tournee nach → Ljubljana, → Celje und → Maribor allseitig durchsetzen. Seine Bearbeitung von Juhe, pojdamo v Škof ’če erfuhr große Anerkennung und Erfolg. Als Gesangsreferent für den Bezirk Klagenfurt/Land und als zentraler Referent der Koroška slovenska pevska zveza [Kärntner slowenischer Sängerbund] trug er neben Foltej → Hartman und Ivan (Hanzi) Kropivnik erheblich dazu bei, dass der slowenische Chorgesang angesichts der zunehmenden nationalsozialistischen Gewalt zum Symbol für die nationale Treue wurde und hohe Qualität erreichte. Zu seinen Vertonungen gehört das Liede Rož, Podjuna, Zila von Janko → Mikula und Janko Olip, eine quasi Kärntner slowenische Hymne, neben der älteren Nmav čriəz izaro von Franc → Treiber. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug das slowenische Kärntner Lied dazu bei, die Weltöffentlichkeit auf das Grenzproblem in Kärnten/Koroška aufmerksam zu machen. Ab 1946 sammelte K. wieder seine Sänger um sich und unternahm mit vereinigten Chören eine Reihe viel beachteter Tourneen in Slowenien, → Trieste/Trst/ Triest, → Jugoslawien, Wien und zu den burgenländischen Kroaten. 1953–1962 wurde er nach Foltej Hartmann der zentrale Leiter des Chorwesens bei der Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] und belebte als solcher das gesamte Kärntner slowenische Chorwesen. Im Jahre 1974 gründete K. den gemischten Chor MPZ Moj­cej für weltliche und kirchliche Zwecke, in welchem mehrere Familienmitglieder mitwirkten. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Miro den Chor, nach diesem seine Enkelin Milena. K.s kompositorisches Werk ist dem Chorgesang gewidmet und notiert nur selten instrumentale Begleitung. Es umfasst 135 weltliche Lieder (57 Arrange-

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Buchcover Mohorjeva

ments von Volksliedern, 12 von anderen Autoren), 63 originale Kompositionen (davon 44 auf eigene Texte) und 46 geistliche Lieder (darunter 16 alte Weisen). 76 weltliche Kompositionen wurden in verschiedenen Zeitschriften und Sammlungen publiziert. Das Gesamtopus wurde in den Sammelbänden Kernjakove I und Kernjakove II im Jahre 2009 publiziert (Redaktion Ivo Jelerčič. Mit Anmerkungen und einem Verzeichnis des Opus von Miro kernjak [geb. 1926]). In Slovenski vestnik und Koroški koledar veröffentlichte K. 1954– 1977 darüber hinaus 23 Gedichte. K. erhielt eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Archive  : Archiv der Familie Kernjak  ; KKZ  ; SPZ  ; Archiv SO  ; NUK,

glasb. zbirka  ; ARS 1384, osebni fond Felaher Julij  ; PAMb.

Werke (Auswahl)  : Slovenske koroške narodne pesmi iz Roža. 1.

Ljubljana 1937. (Hg. L. Kramolc)  ; Slovenske koroške narodne pesmi. 2. Ljubljana 1938 (Arr. L. Kramolc)  ; Slovenska pesem. 1. [Ljubljana] 1944 (Hg. A. Dolinar, V. Snoj)  ; Zbornik koroških pesmi. Ljubljana 1948 [Hg. L. Kramolc]  ; Koroške narodne pesmi. Celovec 1954  ; Šest pesmi za mešani zbor. Celovec 1956 (Hg. SPZ)  ; Koroški napevi. 1. Ljubljana 1958  ; Koroške viže. Maribor 1976 (Hg. L. Kramolc)  ; Rož, Podjuna Zila. Celovec 1980 (Hg. R. Gobec)  ; Ljudske iz Ziljske doline. 1. Ravne 1993 (Hg. M. Gobec)  ; Čej so tiste stəzice. Celovec 2006 (Hg. M. Gobec). Beiträge in Pevec, Naši zbori, Grlica.

Kersnik, Janko

Lit.: ES  ; OVSBL. – J. Nemec Novak  : Pavle Kernjak. KKZ, Celovec 2010.

Jasna Nemec Novak  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Kersche, Gregor (Kerže, * 19. Mai 1882 Suetschach/ Sveče [Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu], † nach 1945, Maganec bei Dnjepropetrovsk, Ukraine), Maschinentechniker, Politiker. Während des Ersten Weltkrieges in Russland gefangen genommen, wurde er Mitglied der KP (Bolschewiken) und in Tula, einer Stadt südlich von Moskau, politisch tätig. 1918 gründete er in Klagenfurt/Celovec eine Mechanikerwerkstatt, ab 1928 widmete er sich gänzlich der Politik. 1918–19 war er auch unter den Gründungsmitgliedern der Landesorganisation der KPÖ in Kärnten/Koroška, 1920–32 ihr Vorsitzender. Im Februar 1919 war er Delegierter auf der ersten Generalversammlung der Kommunistischen Partei (Deutsch-)Österreichs in Wien, 1923 und 1927 war er gewähltes Mitglied des ZK der KPÖ, in dem er auch Mitglied des Politbüros war. Vor der → Volksabstimmung gab er eine Empfehlung an die Arbeiter ab, sich der Stimme zu enthalten. Seit Beginn der 20er-Jahre unterhielt er enge Kontakte mit der Regionalführung der KPJ für Slowenien. Mit seinem Bruder Jožef schmuggelte er kommunistische Literatur über die Grenze. Vor dem 10. Jahrestag der Volksabstimmung setzte er sich mit Johann → Kazianka, einem Mitglied der Kärntner Arbeiterkammer, und mit Lovro Kuhar – → Prežihov Voranc – für einen gemeinsamen Kampf der slowenischen und deutschsprachigen Arbeiter gegen die soziale Ausbeutung und die ethnische Diskriminierung sowie für das Recht auf Selbstbestimmung der Kärntner Slowenen und damit auch für das Recht auf Abspaltung von Österreich ein. Im Juni 1932 trat er in → Ferlach/Borovlje im Rahmen einer Kampagne der Kommunisten öffentlich gegen den Nationalsozialismus auf und ging noch im selben Jahr in die Illegalität. 1933 (?) emigrierte er in die Sowjetunion und lebte in Charkiv (Charkov) und in Moskau. Im Dezember 1933 wirkte er in Moskau als Vertreter der KPÖ im Balkansekretariat der Komintern mit. Dort wurde eine Erklärung der kommunistischen Parteien → Jugoslawiens, Italiens und Österreichs zur slowenischen Frage verfasst (unterschrieben im April 1934), in der das Recht des slowenischen Volkes auf Selbstbestimmung und Abspaltung von drei unterdrückerischen, imperialistischen Staaten unterstützt wurde. 1943 kam er als Agent mit dem Fallschirm hinter die

deutschen Linien in Weißrussland und schlug sich bis nach Wien durch, wo er über einen Sender Kontakte mit dem ZK der KPÖ in Moskau unterhielt. Mit Karl Hudomalj organisierte er die Widerstandsbewegung in Österreich und war auch in Kontakt mit den Kärntner Partisanen. Am 2. Jänner 1944 wurde er verhaftet, schwerst gefoltert, doch überlebte er den Krieg. 1945 kehrte er in die Sowjetunion zurück, wo er eingesperrt wurde. 1956 wurde er rehabilitiert. Lit.: ES (F. Filipič). – J. Pleterski  : Progresivne težnje med Slovenci na Koroškem (1920–1941). In  : I. Regent, J. Pleterski, I. Kreft  : Progresivna Slovenija, Trst in Koroška. Murska Sobota 1964, 81–134, Zit. 100, 107, 125  ; A. Nedog  : O nastanku izjave treh komunističnih strank o slovenskem narodnem vprašanju. In  : Prispevki za zgodovino delavskega gibanja, 7 (1967) 376–377  ; M. Tidl  : Gregor Kersche – Landesobmann der KPÖ-Kärnten 1920–1932  : Ein Leben nach Dokumenten und Erzählungen. Wien, Millstatt 1991, 78 S.; F. Filipič  : Slovenci iz avstrijske Koroške v koncentracijskih taboriščih Tretjega rajha. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Celovec/Klagenfurt 1992, 232–245  ; F. Filipič  : Slovenci iz avstrijske Koroške v koncentracijskih taboriščih Tretjega rajha. In  : F. Filipič  : Ob razpotjih zgodovine. Maribor 1994, 375–387  ; F. Filipič  : Slowenen in Mauthausen. Bundesministerium für Inneres, Wien 2004, 375 S., ilustr. (Mauthausen-Studien – Schriftenreihe der KZ-Gedenkstätte Mauthausen  ; 3).

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Kerschitz, Janez, Schriftführer des Vereins, Kulturaktivist, → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Kersnik, Janko (* 4. September 1852 Brdo pri Luko-

vici [Lukovica, Gorenjska], † 28. Juli 1897 Ljubljana), Notar, Politiker, Erzähler, Dichter, Feuilletonist. K. stammte aus dem Beamtenadel in Gorenjska (Oberkrain) und besuchte in Ljubljana sowohl die Normalschule (1858–1862) als auch das Gymnasium (1862–1869). Er studierte ein Jahr Rechtswissenschaften an der Universität Wien, um danach das Studium in Graz fortzusetzen, das er dort 1874 zum Abschluss brachte. 1880 ließ er sich als Notar auf dem Schloss im heimischen Brdo nieder. 1883 wurde K. Landtagsabgeordneter des Kronlandes → Krain/Kranjska. Er schrieb bereits in seiner Schulzeit Gedichte, zunächst in deutscher Sprache, unter dem Einfluss von Fran → Levec begann er dann slowenisch zu schreiben. Während seiner Studentenzeit folgten nach dem Vorbild der Prosa Heinrich Heines Feuilltons in deutscher Sprache in Wiener Printmedien (Tagespresse, Der Wanderer), nach demselben Muster schrieb er seine Muhasta pisma [launische Briefe] und Nedeljska pisma [Sonn-

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Keutschach/Hodiše

tagsbriefe] 1873 im Slovenski narod und griff damit in das zeitgenössische gesellschaftspolitische Leben in den slowenischen Ländern ein. Seit 1873 publizierte er auch erzählende Feuilltons, z. B. 1874 den Zyklus Raztreseni listi im Slovenski narod. Im Jahre 1876 veröffentlichte K. den ersten längeren Erzähltext, den Roman Na Žerinjah [Auf Schloss Žerinje] unter dem Einfluss von Josip → Jurčič und der deutschen Familienerzählung. Später nahm er zeitgenössische europäische Realisten zum Vorbild, gab jedoch die romantisch-realistische Dualität nie ganz auf. 1881 führte K. Josip Jurčičs unvollendeten Roman Rokovnjači [Die Weglagerer] zu Ende. Danach publizierte er eine Reihe von Romanen und Erzählungen, die die slowenische kleinbürgerliche Gesellschaft in den Kleinstädten und Märkten oder die ländliche Intelligenzia zum Thema haben, z. B. 1882 Lutrski ljudje [Die Lutheraner], 1889 Ciklamen [Zyklamen], 1885 Agitator [Der Agitator], 1885 Rošlin in Verjanko [Rošlin und Verjanko], 1889 Jara gospoda [Neureiche Herrschaften]. Das bäuerliche Leben beschrieb er in den Erzählungen 1887 Testament [Das Testament] und Očetov greh [Die Sünde des Vaters]. Dem bäuerlichen Leben und der damit verbundenen sozialen Problematik, auch jene der Kinder, widmete er sich auch in seiner Kurzprosa 1882–1891 Kmetske slike [Bilder aus dem bäuerlichen Leben]. 1866 erschien Gomila [Der Grabhügel], die erste Veröffentlichung in der Zeitschrift → Slovenski glasnik, 1867– 1868 publizierte K. in diesem Medium noch vier Gedichte. 1882 aber veröffentlichte er im Slovenski narod den scherzhaft-satirischen literarischen Brief Stricu v Ameriko [An den Onkel in Amerika]. Er war gegen die Zeitschrift Ljudski glas von Filip → Haderlap und gegen den Klagenfurter → Kres gerichtet  ; im Kreis geißelte K. drei Rezensionen von Janko Pajk zu Simon → Gregorčičs Poezije. Ab 1873 veröffentlichte er im periodischen Druck auch Erzählungen (z. B. im Slovenski narod). Im → Koledar Mohorjeve družbe publizierte K. Volkserzählungen, z. B.: 1889 Kako je stari Molek tatu iskal [Wie der alte Molek einen Dieb suchte], 1890 Znojilčevega Marka božja pot [Die Wallfahrt des Marko Znojilček], 1895 Za čast [Für die Ehre], 1896 Rejenčeva osveta [Die Rache des Pflegekindes]. 1892 erschien in der Zeitschrift Soča seine Schrift Avstrija moja [Mein Österreich], im Koledar Mohorjeve družbe erschien 1898 Domovje moje, Avstrija [Österreich meine Heimat]. Die → Mohorjeva nahm seine Texte in ihre Schulliteratur auf, in die Slovenska čitanka [Slowenisches Lesebuch] und in die Slovenska

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pesmarica [Slowenisches Liederbuch]. Seine besten Werke zählen zu den bedeutendsten Errungenschaften des slowenischen Realismus in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. Werke  : Janka Kersnika zbrani spisi I–V. Ljubljana 1901–1907 (ur. V. Levec, I. Prijatelj)  ; Zbrano delo I–VI. Ljubljana 1947–1984 (Red. A. Ocvirk, F. Bernik)  ; Izbrano delo I–II. Ljubljana 1969 (Red. B. Paternu)  ; in deutscher Übersetzung  : Cyklamen (Üb. Zofka Kveder). Prag 1901  ; Der Grundbuchauszug. In  : M. Jänichen  : Die Jugoslawischen Erzählungen. Leipzig 1966. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – I. Prijatelj  : Janko Kersnik, njega delo in doba. 2 Bd.e, Ljubljana 1910, 1914  ; V. Smolej  : Janko Kersnik. Ob stoletnici rojstva. In  : KMD 1953  ; B. Paternu  : Janko Kersnik. In  : B. Paternu  : Slovenska proza do moderne. Koper 1957  ; M. Boršnik  : Kersnik. In  : M. Boršnik  : Študije in fragmenti. Maribor 1962  ; B. Paternu, Kersnikove Kmetske slike. In  : B.P. Pogledi na slovensko umetnost II, Ljubljana 1974  ; J. Pogačnik  : Prozaist Janko Kersnik. In  : J. Pogačnik  : Teze in sinteze. Maribor 1976  ; M. Kmecl  : Rojstvo slovenskega romana. Ljubljana 1981  ; G. Kocjan  : Kratka pripovedna proza od Trdine do Kersnika. Ljubljana 1983  ; M. Hladnik  : Kmečka povest. Ljubljana 1987  ; J. Kos  : Primerjalna zgodovina slovenske literature. Ljubljana 1987  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001, 272–283  ; G. Kocjan  : Janko Kersnik. Ljubljana 2009.

Vita Žerjal Pavlin  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

vgl. Sachlemmata  : → Keutschach/Hodiše, → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)] sowie → Abstimmungszonen  ; → Antikrist (Matija Žegar)  ; → Chorwesen  ; → Christianisierung der Karantanen  ; → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]  ; → Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Inkulturation  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien]  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sattnitz/Gure  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; Volkskunst  ; Personenlemmata  : → Habih, Miha  ; → Limpel, Valentin  ; → Lulek, Jurij  ; → Mairitsch, Ludwig  ; → Markovič, Peter  ; → Mikula, Janko  ; → Starc, Johann  ; → Zechner, Aleš. Keutschach/Hodiše,

Keutschach/Hodiše, Straßendorf östlich des Keut-

schacher Sees/Hodiško jezero, heute Gemeindesitz im Gebiet der → Sattnitz/Gure. K./H. wird erstmals 1150

Keutschach/Hodiše

Uši Sereinig, 2011

Keutschach/Hodiše, ­ farrkirche P

Keutschach/Hodiše, ­Panorama, Boštjan Burger

Vokalni kvintet ‚Zvezda‘ iz Hodiš, Kje je moj mili dom

urkundlich als Chodesach nach dem slowenischen Lokativ des → Ortsnamens erwähnt. K./H. zählt zum Dialektbereich des slowenischen → Rosentaler Dialekts (rožansko narečje). Das organisierte slowenische Kultur- und Vereinsleben beginnt 1903 mit der Gründung der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse] (→ Genossenschaftswesen) und 1904 mit der Gründung des Pevsko društvo → Zvezda [Gesangsverein Zvezda], dem Vorläufer des heutigen Slovensko prosvetno društvo Zvezda [Slowenischer → Kulturverein Zvezda]. Der Verein errichtete das im Jänner 1927 fertiggestellte Vereinsgebäude Dom sv. Jožefa [St.  Josefshaus]. Aus dem Jahr 1767 stammt die vielfach handschriftlich tradierte Übersetzung des → Antikrist vom slowenischen Volkspoeten Matija Žegar (→ Bukovništvo). Aus K./H. war auch der → Volkslied-Sammler Jurij → Lulek. Mit Hani Weiss (1917–1943) aus Dobein/ Dobajna bei Keutschach/Hodiše verloren die Slowenen an der russischen Front bei Charkow einen vielversprechenden Poeten und Prosaisten. Er war eifriger Mitarbeiter des Studentenblattes Zvezda und der von slowenischen Theologen herausgegebenen Zeitschrift

Bratoljub (→ Publizistik), schrieb patriotische Lyrik und Prosa, unterhaltsame Kurzgeschichten und Erzählungen sowie als Regisseur auch Bühnenstücke. Von alledem ist jedoch nur eine drollige Kurzgeschichte unter dem Titel Mučna pomota [Peinlicher Irrtum] erhalten geblieben (Zablatnik, 177). Neben den kupferzeitlichen Pfahlbauten im See (seit 2011 transnationales UNESCO-Welterbe) sticht die für die allgemeine slowenische → Kulturgeschichte in der Region relevante dreischiffige, 1237–1242 errichtete romanische, den Hll. Georg und Bartholomäus (sv. Jurij in Jernej) geweihte Pfeilerbasilika und Pfarrkirche mit spätgotischen und spätbarocken Erweiterungen hervor. K./H. war noch in der Ersten Republik eine slowenische Pfarre mit weitgehend slowenischer Bevölkerung (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die Friedhofsmauer geht möglicherweise ursprünglich auf eine Wehranlage (tabor) zurück (→ Wehrkirche). Das Schloss, insbesondere aber auch die gotische Totenleuchte aus der zweiten Hälfte des 13. Jh.s deuten auf überregionale Prozesse der → Inkulturation hin. Die vorhandene bäuerliche → Volksarchitektur ist ebenso in der slowenischen kulturgeschichtlichen Tradition verwurzelt wie der Pfeilerbildstock in Leisbach/Ležbe aus 1680 (Polzer Kreuz oder Leisbacher Kreuz, slow. Polcerjev križ oder križ na Ležbah), der bereits im 19. Jh. mehrfach restauriert wurde, wie dies die lateinische Inschrift besagt (→ Bildstock). Von kulturgeschichtlicher Bedeutung sind die nach Dehio an der Außenwand der Pfarrkirche angebrachten bemerkenswerten Steine. Einerseits ist dies die »romanische Grabplatte mit der Inschrift   ?WLVERVS und andererseits der vorromanische Ritzstein (Auferstehungssymbol  ?) mit Weihekreuzchen« (Dehio, 341) aus Kalkstein mit den Maßen 124 x 70 cm. Nach Stopar, Cevc folgend, ist auf dem vorromanischen Ritzstein eine stehende Figur mit erhobenen Händen dargestellt, bei der der Kopf durch einen Kreuznymbus ersetzt ist, wobei es sich um ein einzigartiges Denkmal des bereits christianisierten → Karantanien aus der 2. Hälfte des 8. Jh.s handelt, das Christus oder ein komplexeres christologisches Symbol darstellt (→ Christianisierung). Fischer bezeichnet es als das »älteste Denkmal der Christianisierung der Slowenen – [ein] vorromanisches Relief in Keutschach/Hodiše«. Nach Zadnikar handelt es sich um ein Artefakt »der noch nicht christianisierten Slawen, also Slowenen […], also ist es vielleicht ein slowenisches, noch heidnisches

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Kežar, Janez

Kult-Denkmal aus dem 7. oder 8. Jh., das später mit Kreuzen ›christianisiert‹ wurde und im christlichen Gottesdienst verwendet wurde, wobei (so Zadnikar selbst, Anm.) »Forscher diese Theorie im nächsten Augenblick gleich wieder verwerfen«. Nach Šmitek wurde der Ritzstein möglicherweise im 12. oder frühen 13. Jh. als Altartisch verwendet. Šmitek vertieft die angeführten Analysen zu Prozessen der → Inkulturation und sieht in der anthropomorphen Darstellung die Abbildung des Sternbildes Orion, da insbesondere die eingemeißelten Kreuze im gleichen Verhältnis zueinander stehen, wie z. B. die Sterne Bellatrix und Rigel im genannten Sternbild. Das Wissen um das Sternbild des Orion stand bereits in den alten Kulturen am Ende des Winters und am Beginn eines neuen Jahreszyklus und symbolisierte so bei den alten Ägyptern das Jenseits und die Wiedergeburt des Osiris. Eine Rezeption bzw. Inkulturation dieses Kultes wird entweder im Zuge der → Kontinuität mit der römischen Spätantike, über byzantinische Einflüsse oder über die Vermittlung koptischer Geistlicher nach deren Flucht nach Irland (nach der arabischen Machtübernahme in Ägypten 640/641) und in der Folge über die → Iro-schottische Mission vermutet. Unter Umständen stehen die eventuell später hinzugefügten Kreuze auch für eine Kontamination unterschiedlicher Einflüsse. So war der Ritzstein nach Šmitek eventuell zunächst ein Grabstein, entweder einer nach deren Status mit Orion in Verbindung zu bringenden Person (etwa ein Soldat) oder ein Märtyrer (der hl. Georg oder Christus selbst  ?), da diese vielfach durch den Orion symbolisiert worden seien. Jedenfalls fanden nach Šmitek, Matičetov folgend, diese weit verbreiteten mythologischen Inhalte auch im slowenischen Volksglauben in Kärnten/Koroška ihren Widerhall (→ Mythologie). Zusammen mit dem Dreikopfbecken vom Magdalensberg/Štalenska gora (→ Inkulturation) und den Flechtwerksteinen der → frühmittelalterlichen Kirchen in Karantanien zählt der Ritzstein von K./H. zu den materiellen Zeugnissen der frühen slowenischen → Kulturgeschichte im Land. Lit.: ES (A. Gosar, I. Stopar  : Hodiše  ; B. Hartman  : Matija Žegar)  ; Dehio. – M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979, 110–118 (Zitat 116 und 118)  ; Osemdeset let Slovenskega prosvetnega društva »Zvezda« v Hodišah. In  : KK 1985. Celovec [1984], 123–125  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984, 107–114  ; P. Zablatnik  : Literatur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das slowenische Wort

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in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart = Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985, 177 (Hani Weiss)  ; E. Cevc  : Predromanski relief v Hodišah na Koroškem. In  : RSAZU 1. razred 15 (1986) 3–23  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien 1980, 32  ; A. Ogris  : Woher stammte der Kärntner »bukovnik« Matthias Schegar/Matija Žegar  ? In  : Car I, 188 (1998) 445–463  ; Keutschach am See – Eine Chronik. Klagenfurt 2003  ; Z. Šmitek  : Mitološko izročilo Slovencev, Svetinje preteklosti. Ljubljana 2004, 87–108  ; U. Sereinig  : Sveti, sveti zvezda krasna … Geschichte des Slowenischen Kulturvereines Zvezda. Zgodovina Slovenskega prosvetnega društva Zvezda. Keutschach/Hodiše 2011  ; P. Gleirscher  : Keutschach und die Pfahlbauten in Slowenien und Friaul, UNESCO-Welterbestätten. Klagenfurt/Celovec [e. a.], 2014. Bojan-Ilija Schnabl

Kežar, Janez, Kulturaktivist, → Danica, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]. Kežar, Hanzej, Chorleiter, Kulturaktivist, → Danica,

Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]. Kidrič, France (* 23. März 1880 Ratanska vas [Rogaška

Slatina, Štajerska], † 11. April 1950 Ljubljana), Literaturhistoriker. K. absolvierte das Gymnasium in → Maribor und studierte 1902–1906 Slawistik an der Universität Wien. Er schloss das Studium mit dem Doktorat ab. Zunächst war er bis 1908 Bibliothekar am slavischen Seminar, danach wurde er an der k. k. Hofbibliothek angestellt. Vor dem Kriegsausbruch 1914 unternahm K. eine Studienreise in Russland. Da die Wiener Slawisten (unter anderen V. Vondrák, Milan Rešetar, Ivan → Prijatelj) in ihre neu gegründeten Heimatländer übersiedelt waren, erlaubte man K. 1920, dass er sich in Wien habilitierte. Im selben Jahr wurde er als Professor an die Universität in → Ljubljana berufen. K. las zunächst die Geschichte der älteren slowenischen Literatur, seit dem Studienjahr 1925/1926 auch Vergleichende Literaturwissenschaft. Bei den damals zentralen geisteswissenschaftlichen Publikationen, wie dem → Časopis za slovenski jezik, književnost in zgodovino (ČJKZ) und dem Slovenski biografski leksikon (SBL) war K. Mitherausgeber. Die philosophische Fakultät der Universität in Ljubljana wählte ihn dreimal zum Dekan, 1923–1924 war er Rektor der Universität. Bei der für die kulturelle und wissenschaftliche nationale Entwicklung wichtigen

Ritzsteinplatte von Keutschach/Hodiše, Foto Wiki/ Johann Jaritz

Kidrič, France

Institution Znanstveno društvo za humanistične vede [Wissenschaftlicher Verein für humanistische Forschungsdisziplinen] war K. Mitglied, genauso wie er 1938 zu den Gründungsmitgliedern der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Slovenska akademija znanosti in umetnosti, SAZU) zählte. Während der Okkupation → Jugoslawiens durch das nationalsozialistische Deutschland und weiterer drei Staaten war er Mitglied des Gründungsausschusses der Befreiungsfront (Osvobodilna fronta, OF) an der Universität. In der Zeit von Februar 1942 bis zum Kriegsende 1945 überlebte K. in italienischen und deutschen Gefängnissen und war konfiniert. 1945 wurde er zum Präsidenten der SAZU gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen gab er 1948 die Lehrtätigkeit an der Universität auf und wurde an der SAZU der erste Leiter des Instituts für Literaturen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte K. bibliografische Beiträge, biografische Artikel und Problemanalysen zu literatur- und kulturhistorischen Fragen publiziert, sein Schwerpunkt war damals die Reformation (→ Protestantismus) und die Wiedergeburtsbewegung (→ preporod). Dem Fachdilettantismus und der Verhaftung in ideologischer Tendenzhaftigkeit der damaligen literaturhistorischen Publizistik bot er in polemischen Schriften Paroli. K. verfocht eine klare slowenische Kulturautonomie und lehnte daher alle Bestrebungen des → Neoillyrismus ab. Das bis dahin erfasste literatur- und kulturhistorische Material hat K. nach seiner Berufung an die Universität in Ljubljana um viele neue → Quellen bereichert. Sein Verdienst war es, das bibliografische und chronologische Gerüst für die Zeit der Reformation und → Gegenreformation solide ausgebaut zu haben. Dazu erstellte er zahlreiche akribisch aufgebaute → Biografien, die heute Quellenwert haben, wie jene von Primož → Trubar, Adam → Bohorič und Jurij → Dalmatin, aber auch jene von Janez Žiga Popovič ( Johannes Sigismund → Popowitsch). Systematisch beschrieb er die Epoche des preporod  ; vier seiner fünfbändigen Zgodovina slovenskega slovstva (1929–1938) [Geschichte der slowenischen Literatur] sind ihr gewidmet  ; er konnte sie nicht, wie ursprünglich geplant, bis zum Jahr 1848, sondern nur bis zum Jahr 1819 führen. Seine Bearbeitung des preporod wird teilweise durch K.s Prešeren-Forschungen ergänzt. Studien, vor allem biografische, bereiteten seine kritische Prešeren-Ausgabe (1936) vor, sie dienten auch als Grundlage für seine Prešeren-Monografie (1938), die ebenso unvollendet blieb  ; von der angedachten

Fortsetzung erschienen nach dem Krieg nur einige Ausschnitte. Eine besondere Variante des literaturhistorischen Positivismus geht auf eine Entwicklung von K. zurück. Dabei verband er die kausal-genetische Bearbeitung der Literatur mit kulturellen, politischen und sozialen Prozessen und Einflüssen aus dem Ausland, um dann ihre Entwicklung als Funktion der gesamten Vergangenheit der Nation aufzufassen. Nach K. behinderten historische Verhältnisse in den älteren Epochen eine normale politische und soziale Entwicklung im slowenischen Raum, was ein Aufblühen der Kultur unmöglich machte. Das sei der Grund dafür, dass die slowenische Literatur im Vergleich zu den Literaturen entwickelter europäischer Nationen rückständig sei  ; seit der Mitte des 18. Jh.s überwinde sie im Verlauf des preporod diesen Zustand schrittweise, weshalb dieser den zentralen Gegenstand der literaturhistorischen Forschung bildet. K.s Vision der Geschichte als Resultat von objektiver, unparteiischer wissenschaftlicher Forschung war für ihn untrennbar mit Elementen einer national-affirmativen Ideologie durchflochten. Damit stieß K.s Variante der Literaturgeschichte auf großes öffentliches Echo und erfuhr breite gesellschaftliche Akzeptanz. Der slowenische Teil von Kärnten/Koroška war für K. selbstverständlicher Bestandteil des slowenischen Sprach- und Kulturraums (→ Kulturgeschichte). Aus Gründen der Verflechtung von Literatur mit kausalen Zusammenhängen aus außerliterarischen Einflusssphären behandelte K. ihre Entwicklung getrennt nach Ländern bzw. Regionen und engeren Gebieten im Hinblick auf die verschiedenen lokalen Verhältnisse. Seine Forschungen zur kärntnerslowenischen Literatur sind in seine Zgodovina slovenskega slovstva eingeflossen, zumeist im Band 5 (1938), der u. a. Urban → Jarnik, Matija → Schneider, das anonyme → Eisenkappler Passionspiel (Kapelški pasjon), Andrej → Schuster-Drabosnjak und Miha → Andreaš behandelt (S. 668–684). Werke  : Primož Trubar. K njegovi štiristoletnici. In  : Domovina 1908

[in Fortsetzungen]  ; Die protestantische Kirchenordnung der Slovenen im XVI. Jahrhundert. Heidelberg 1919  ; Ogrodje za biografijo Primoža Trubarja. In  : RDHV 1 (1923) 179–272  ; Bibliografski uvod v zgodovino reformacijske književnosti pri južnih Slovanih v XVI. veku. Ljubljana 1927  ; Razvojna linija slovenskega preporoda v prvih razdobjih. In  : RDHV 5–6 (1929) 42–119  ; Dobrovský in slovenski preporod njegove dobe. Ljubljana 1930  ; Zgodovina slovenskega slovstva. 5 Bd. Ljubljana 1929–38  ; Korespondenca Janeza Nep. Primca 1808–1813. (Hg.) Ljubljana 1934  ; Prešeren I. Pesnitve – pisma. (Hg.) Ljubljana

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Kiewer Blätter

1936  ; Prešeren 1800–1838. Življenje pesnika in pesmi. Ljubljana 1938  ; Osnove za Kollárjev vpliv pri Slovencih do 1852. In  : Slovanská vzajemnost 1836–1936. Praga 1938, 126–145  ; Zoisova korespondenca. 2 Bd. (Hg.) Ljubljana 1939, 1941  ; Prešernov album 1949. Ljubljana 1950 (Hg.; fertiggest. v. A. Gspan in M. Rupel) [Nachdr. 1980.] Primož Trubar. (Hg. M. Rupel). Ljubljana 1951  ; Izbrani spisi. 3 Bd. (Hg. D. Dolinar  ; mit Bibliografie und Kommentar.). Ljubljana 1978. Lit.: SBL  ; EJ  ; ÖBL  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – A. Ocvirk  : Dr. France Kidrič. In  : Letopis SAZU 4 (1952) 86–100  ; F. Petre  : France Kidrič v tokovih literarne zgodovine. In  : Sodobnost 23 (1975) 500–509  ; D. Dolinar  : Literarna umetnost v delu Franceta Kidriča. In  : SR 24 (1976) 103–118, 267–278 (auch in  : D. Dolinar  : Med književnostjo, narodom in zgodovino, Celje/Ljubljana 2007, 255–280)  ; J. Koruza  : Pomen Franceta Kidriča v slovenski literarni vedi. In  : JiS 25 (1979/80) 186– 191  ; Kidričev zbornik (Hg. J. Lipnik). Maribor 2002  ; Pisma Franceta Kidriča Franu Ramovšu (Hg. D. Dolinar). Ljubljana 2002  ; K. SturmSchnabl  : France Kidrič (1880–1950), njegov študij in njegovo delovanje na dunajski univerzi. In  : Kidričev zbornik. Zora 16. Gradivo s simpozija v Rogaški slatini. Maribor 2002, 28–35 und 131–181.

Kiewer Blätter

Darko Dolinar  ; Üb.:Katja Sturm-Schnabl

Kiewer Blätter. 7 kleinformatige, zweiseitig in runder → Glagolica beschriebene Pergamentblätter mit slawischen Texten. Im 19. Jh. befanden sich die Blätter in Jerusalem und wurden von dort in die Bibliothek der Duchovnaja Akademija von Kiew gebracht, wo sie der russische Slawist I. I. → Sreznevskij 1874 entdeckte. Der Text besteht aus Fragmenten einer slawischen Übersetzung eines römisch/lateinischen Missale (Ordinarium, Proprium  : mišě, prěfaciě, po visoNdě »nach der Kommunion«) und wird seit 150 Jahren literaturüblich für das »allerälteste erhaltene Denkmal in irgendeiner slawischen Sprache« gehalten. Viele namhafte Slawisten haben sich mit diesen Texten beschäftigt und dazu ihre meist kontroversiellen Ansichten geäußert. Die K.  B. sind mit den → Freisinger Denkmälern die am meisten studierten alten Texte der Slawistik, ohne dass man die Thematik → Karantanerslowenisch wahrgenommen hätte. Nur → Kopitar und → Miklosich haben vor 150 Jahren folgenlos angefangen, in dieser Richtung zu argumentieren. Wegen einiger phonetisch »tschechischer« Merkmale (dazi, podazi, z statt zu erwartendem j, dj oder žd) und »epenthetischem« vl/ ml statt vj/mj werden sie für tschechischen oder kroatischen Ursprungs bzw. für »westslawisch« oder »südslawisch« gehalten. Manche vermuten in den K.  B. eine Abschrift aus dem 10. Jh. eines von einem Methodschüler angefertigten »Originals«. Durch die in der Slawistik literaturübliche Gleichsetzung von Handschrift und Text kam es zu unrealistischen Datierungen, die insbesondere mit der damnatio der 100-jährigen Missionstätigkeit → Salzburgs vor

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Kiewer Blätter (GlagolicaSchrift), Universität Bamberg

Kyrill/Method in Karantanien und seinen pannonischen confines zusammenhängt. Im Streit um das Alter der Freisinger Denkmäler und der K.  B. ist zu beachten, dass sie, so wertvoll sie auch sind, erst nach Erfindung der → Glagolica durch Kyrill (also nach 863) entstanden sein können. Die Freisinger Denkmäler im Missionshandbuch des Freisinger Bischofs → Abraham († 994) ihrerseits sind als Abschrift des 10. Jh.s eine Kopie älterer Vorlagen aus dem 8. oder 9. Jh. Daher sind sie textologisch und vor allem kontextologisch eindeutig die älteren bzw. ältesten Textdenkmäler in einer slawischen Sprache. Nur im slowenischen Karantanien war seit dem 8. Jh. Lateinisch und der römische/lateinische Ritus in der Kirche üblich. Das geht aus dem Papstbrief (→ Methodvita Kap. VIII) an Method hervor  : diesen einen Brauch aber bewahrt  : bei der Messe lest den Apostel und das Evangelium zuerst römisch (= lateinisch) dann slawisch (=  altslowenisch/karantanerslowenisch) [Übersetzung O. Kronsteiner]. Durch die K. B. ist erwiesen, dass es neben Evangelientexten auch ein slowenisches Missale (Messtexte) gegeben hat. Method hatte in seinem Übersetzerteam auch Mitarbeiter učenici aus → Karantanien, die Latein konnten und mit Übersetzungen aus dem Lateinischen (bzw. → Altladinischen, → Altbairischen) ins Slawische/→ Altslowenische vertraut waren. Nach Methodvita Kap. XVII

Kinder- und Jugendliteratur

slavischen Mittelalters. In  : Die Welt der Slaven 26/2, 1981, 225–258  ; F.W. Mareš  : An Anthology of Church Slavonic Texts of Western (Czech) Origin. München 1986  ; J. Schaeken  : Die Kiever Blätter. Amsterdam 1987  ; O. Kronsteiner  : Das Leben des hl. Method des Erzbischofs von Sirmium. Žitie blaženaago Methodia arhiepiskupa moraviskaago/vyšnęję Moravy (Übersetzung aus dem Altbulgarischen mit Kommentar). Salzburg 1989 (Die Slawischen Sprachen, Bd. 18)  ; V. V. Nimčuk  : Kyjivs’ki hlaholyčni lystky. (Faksimile). Kiew 1993. Web  : http://kodeks.uni-bamberg.de/AKSL/Quellen/AKSL.KievList.htm (21. 1. 2013). Otto Kronsteiner

Bucvice (1794), SŠM

Kinder- und Jugendliteratur, www.slolit.at

[Übersetzung O. Kronsteiner] wünscht Method sich als Nachfolger seinen Schüler Gorazd, weil dieser von »Eurem Land« und »in lateinischen Schriften gut bewandert« ist (učenu že dobrě vu latiniskyja kunigy). Wahrscheinlich hat ein Latein und die lateinische Schrift beherrschender Schüler Methods ein in lateinischer Schrift vorliegendes slowenisches Messordinarium in die Glagolica transliteriert  ; also kein »Originaltext«, sondern eine Transliteration einer altslowenischen Vorlage. Allein das Wort visoNd der K. B. und der Methodvita für »Kommunion« ( grešnik, vera > vernik, moka > močenik, zakon > zakonnik (duhovnik), deva >

Liturgiesprache

Evangelien und Lesungen, Textbeispiel (1780), Nachlass Lisca Watzko

devica, tema > temnica, izvoljenik, krilatec (angel), otec, cesarstvo, lakomstvo, lihojedenje, lihopitije usw. [Sünde > Sünder, Glaube > der Gläubige, Qual > Märtyrer, Gesetz, Gesetzestext (Geistlicher), »Mädchen« > Jungfrau, Dunkelheit > Kerker, der Ausgewählte, der Geflügelte (Engel), Vater, Reich, Begierde, unmäßiges Essen, unmäßiges Trinken]. 3. Es geht um → Entlehnungen lateinischer Begriffe (krst, post, sankte, sotona, Amen [Taufe, Fastenzeit, Sankt, Satan, Amen]). 4. Es handelt sich um tabuisierte Begriffe (zlodej = satan, neprijaznim = hudič, treba = poganska daritev [Satan, Teufel, heidnische Opfergabe]). 5. Es werden feste terminologische Verbindungen geschaffen (wie z. B.: slzno telo, sveti večer, sveti duh, večni život, sodni den, božji rabe, narod človečki, bog vsemogoći, sinove božji, slava božja, u ime božje, stol božji [tränenreicher Körper, Heiliger Abend, Heiliger Geist, ewiges Leben, der Jüngste Tag/das Jüngste Gericht, Knecht Gottes, das Menschenvolk, der allmächtige Gott, Kinder Gottes, Gottes Ruhm, im Namen Gottes, Gottes Thron]. Heidnische Texte sind nicht erhalten, so dass man annimmt, dass die rhythmische Syntax der Beichtformeln (Freisinger Denkmäler I, II) sowie die Predigten über Sünde und Buße (Freisinger Denkmäler II) nicht einer gesprochenen Sprache entsprechen, was womöglich eine Folge des Einflusses der gefestigten lateinischen bzw. ladinischen und der literaturüblich als althochdeutsch bezeichneten Vorlage ist. Die wenigen slowenischen mittelalterlichen Handschriften in den slowenischen Ländern bis zum → Pro-

testantismus lassen keine Einsicht in die Entstehung und den Wandel der religiösen Termini nach den angeführten Bildungsmustern in den Freisinger Denkmälern zu, bzw. in die gottesdienstlichen Texte allgemein. Dies schließt jedoch in jener Zeit die Kreativität mündlicher kirchlicher und gläubiger Volkstradition nicht aus. Die in den Freisinger Denkmälern dargestellte terminologische Binomie (Slowenisch des Alpenraums – Slowenisch des pannonischen Raums) ist sehr aussagekräftig. Sie ist Ausdruck der missionarischen Tätigkeit der byzantinischen Mission der Brüder aus Thessaloniki, von Konstantin und Method mit ihrem Gefolge (→ Methodvita). Auf Bitten des mährischen Fürsten Ratislav kamen sie im Jahre 863 nach Mähren sowie zum Fürsten Kocelj nach Pannonien im Jahre 866. Die Missionare der → Salzburger Mission berücksichtigten die → Muttersprache der slowenischen karantanischen Heiden lediglich bei grundlegenden Gebetsformeln (Vaterunser, Glaubensbekenntnis, allgemeine Beichtformel), nicht jedoch in der Liturgie. Diese blieb unwiderruflich lateinisch. Die byzantinischen Missionare kamen nach Mähren mit dem Kreuz und dem Buch  : Mit der Übersetzung des sonntäglichen Lektionars in die damalige »makedonisch slawische« Sprache (bei Miklosich aufgrund der Selbstbenennung slověnski = slawisch als → Altslovenisch bezeichnet, um vom (Neu-)Slowenischen bzw. dem heutigen Slowenisch zu differenzieren). In Mähren setzte man (in der durch den genialen Gelehrten Konstantin – dem hl. Kyrill – eigens gegründeten Priesterschule) mit der Übersetzung aller notwendigen liturgischen Texte in das sog. → »Altkirchenslawische« (»Altbulgarische«) fort. Diese erweiterte den Wortschatz funktional um einen differenzierenden mährischen (und pannonischen) Anteil. Dabei wurde die Sprache der gottesdienstlichen Texte (Loblied, Vesper, Kirchenlieder, Predigten von Johannes von Antiochia) in Velegrad literarisch derart vervollkommnet, dass die gesamte Bibel noch vor dem Tod des Erzbischofs Method im Jahre 855 abschließend übersetzt wurde. So war es sein Verdienst, dass die Westslawen (Slowaken, Mährer, Tschechen, teilweise die Polen in Schlesien) einschließlich der pannonischen Slowenen in Blatograd (ung. Zalavár, slow. Zolovar, dt. hist. Mosapruck) und im gesamten Fürstentum Koceljs von 866 bis 874 die Liturgie in ihrer Muttersprache, d. h. in der ihnen verständlichen »altslowenischen« (im Sinne von slověnski) bzw. in der altkirchenslawischen/altbulgarischen Lite-

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Liturgiesprache

ratursprache feiern konnten (→ pannonische Theorie). Die heiligen Brüder konzentrierten sich bei ihrer Missionstätigkeit auf die Verständlichkeit der »evangelischen Frohbotschaft« und übersetzten die gesamte christliche Andachts- und liturgische Terminologie konsequent in die »altslowenische« Sprache, wie sie sich unter den Mährern und den pannonischen Slowenen herausgebildet hatte. Diese Terminologie festigte sich in ihrem Missionsraum langfristig. Diese christliche Terminologie blieb auch nach dem Ende des slawischen Gottesdienstes in Pannonien (im 9. Jh.), in Mähren (im 10. Jh.) und in Böhmen (im 11. Jh.) erhalten. Das territorial weitläufige Erzbistum Methods, das in der Nachfolge des ehemaligen römischen Bistums Sirmium stand, grenzte im Westen gute 15 Jahre an das Fürstentum Karantanien (bei Fala an der Drau/Drava). So verwundert es nicht, dass die Freisinger Denkmäler auch in Pannonien heimisch waren, weshalb man in ihnen auch sog. »Pannonismen« findet. Im Missionsraum des Bistums von Salzburg in Kärnten/Koroška sowie von → Aquileia südlich der Drau/Drava in → Krain/ Kranjska (ab dem Jahr 810) ließ der in den Freisinger Denkmälern dokumentierte Eifer zur Schaffung neuer christlicher Termini auf der Grundlage der slowenischen Wortbildungsmodelle nach. Neben den al- nedela, Binkuštna nedela, Sveta Trojica, Velika Maša ten originären Begriffen finden sich nun vornehmlich [Lichtmess, Fastensonntag, Palmsonntag, PfingstsonnLehnübersetzungen. Diese wurden zunächst auf der tag, Heilige Dreifaltigkeit, das Hochamt]). Neben den Grundlage des Lateinischen bzw. Ladinischen gebil- alten terminologischen Wortverbindungen reihen sich det (z. B. angel, oltar, maša, kelich, klošter, menih, pridiga, neue mit dem Attribut links (z. B. britka smert, večni leromar, marternik, monštranca, papež usw. [Engel, Al- ben, grešna povudna [der bittere Tod, das ewige Leben, tar, Messe, Kelch Kloster, Mönch, Predigt, Wallfahrer, die sündhafte Begierde]) sowie mit einem alten, stilisMärtyrer, Monstranz, Papst]). Danach wurden im ge- tisch gekennzeichneten Attribut rechts (z. B. Oča nebeški, samten Mittelalter vor allem Lehnübersetzungen aus Serd božji, Iagne božje, Angel božji [himmlischer Vater, dem Deutschen gebildet (ajfer, andaht, far, fara, gnada, Zorn Gottes, Lamm Gottes, Engel Gottes]). Einige leben, ofer, šac, žegen usw. [Eifer, Andacht, Pfarrer, Pfarre, Wortbildungsmuster sind besonders produktiv  : jene auf Gnade, Leben, Opfer, Schatz, Segen]), die in der Folge -stvo (Bogastvu = sv. Trojica, kralestvu, pridigarstvu, farWortfamilien bildeten (gnada, gnadljiv, pognadati  ; že- stvu, usw. [Reichtum = Hl. Dreifaltigkeit, Königreich, gen, žegnan, žegnati, žegnanje, usw. [Gnade, gnädig, Predigertum, Priestertum]), jene auf -nje (obiskanje, prebegnadigen  ; Segen, gesegnet, segnen, Segnung/Kirch- rokuvanje, izveličanje, šrajanje, Jokanje, ponižanje, prekletag]). Die protestantischen religiösen Texte aus dem tje, terplenje usw. [besuchen, wahrsagen, Seligmachung, 16. Jh. haben bereits eine gefestigte Bedeutungsvielfalt schreien, weinen, Erniedrigung, Verfluchung, Leiden]) der alten liturgischen Terminologie, wie sie → Tru- sowie die Endungen auf -nik (učenik, kerščenik, pomočnik, bars Postille aus dem Jahr 1558 ausweist (Jezus Kris- marternik usw. [Schüler, Getaufter, Helfer, ›Märtyrer‹]). tus en Odvetnik, Besednik inu Pomočnik, naš Ohranenik, Bei den protestantischen Autoren ging es auch darum, Odrešenik, Izveličar, Spravlavic usw. [ Jesus Christus ein die alten christlichen Begriffe »ideologisch« neu zu beAnwalt, Fürsprecher und Helfer, unser Bewahrer, Erlö- werten. Diese bekommen ­einen neuen, auch expressiven ser, Heilbringer, Büßer/Friedensbringer]). Dabei finden Bedeutungsinhalt (z. B.: Papežnik, Antikrist = katoliški sich auch alte, niemals zuvor niedergeschriebene christ- duhovnik  ; maša = večerja Kristusova, oltar = božja miza, liche Feiertage (z. B. Svečnica, Postna nedela, Cvetnična večernica = popoldanska molitev usw. [Papst-Anhänger,

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Evangelien und Lesungen (1830), Nachlass Lisca Watzko

Liturgiesprache

Antichrist = katholischer Geistlicher, Messe = Abend- Die religiösen Texte weisen eine Differenzierung nach mahl Christi, Altar = Gottes Tisch, Abendandacht = sprachlichen Gattungen auf. Die vielfältigen Gebetsnachmittägliches Gebet]). Die Terminologie (die alte modelle des Barock (Marien- und Heiligengebete, Geebenso wie die neue) wurde zur Zeit der Reforma- sang, Beichtgebete, Rosenkranz, Litaneien, Predigten, tion auch mit neuen Wortgattungen vermehrt. Neben Hagiografien) werden bereits in einem literarischen Stil kirchlichen → Liederbüchern und neuen Gebetsfor- verfasst. Bei der Syntax behalten und schöpfen diese meln, Predigten (Verkündigungstexten), die teilweise Texte jedoch alte stilistische Konstanten (Rhythmisiebereits zuvor in der mündlichen katholischen Tradition rung der Texte auf der Grundlage der ausgewiesenen gepflegt wurden, entstanden neue gedruckte, in religiö- Wortfolge bei Satzmodellen, die Setzung des Adjektivs sen Fragen belehrende Schriften  : Katechismen, Über- nach dem Hauptwort, die Ausnutzung von zwei- und setzungen des Neuen Testaments (der Evangelien und sogar dreigliedrigen sinnverwandten Formeln, Reime der Apostelbriefe), Übersetzungen von Psalmen (Davi- und Assonanzen in Versstrophen usw.). Im 18. Jh. wird angesichts der gedruckten regionalen dov Psalter [Psalter Davids], 1566) und schließlich die gesamte Bibel (1584) sowie polemische Einleitungen Varianten der slowenischen Schriftsprache (in Krain/ in Katechismen und sogar die Übersetzung der Kir- Kranjska, Kärnten/Koroška und in der slowenischen chenordnung (Cerkovna Ordninga, 1563) als Beispiel Weststeiermark/zahodna Štajerska) offenbar, dass die eines rechtlichen bzw. amtlichen Textes. All das ist slowenische Oststeiermark/vzhodna Štajerska und das nicht nur bedeutend im Hinblick auf die Bereicherung Prekmurje in ihren religiösen Schriften (den katholides terminologischen Wortschatzes, was an sich schon schen ebenso wie in den protestantischen) die origiaußerordentlich ist. Die Sprache des slowenischen näre kyrillo-methodianische pannonisch-slowenische protestantischen Schrifttums weist zudem bereits eine Terminologie der Gottesdienste und Riten erhalten Differenzierung nach unterschiedlichen Gattungen auf, haben. Diese haben neben den Tschechen, Polen und hat eine entwickelte Syntax und variiert Synonyme je Kroaten, dabei insbesondere die Vertreter der Tradition der → Glagolica, auch alle orthodoxen Slawen (die nach Syntaxmodellen. Der terminologische Wortschatz entwickelte sich Makedonier, Serben, Bulgaren, Russen, Ukrainer und auf innovative Weise auch im Zuge des katholischen Weißrussen) beibehalten. Interessant und bedeutend ist, Barock im 17. und im 18. Jh. Er schuf statt der protes- dass über das slowenische Gebiet die methodische und tantischen terminologischen Lösungen neue Begriffe terminologische Grenze zwischen der östlichen und in allen Wortarten. Bei den Predigten (und bei der der westlichen Mission verläuft, die bereits im Rahmen mystischen Literatur) entwickelte sich insbesondere der differenzierenden Termini in den Freisinger Denkeine stilistisch vielfältige Syntax. Die früheren protes- mälern aufgezeigt wurde. Trotz der Vertreibung der tantischen Übersetzungen blieben teilweise noch in Schüler Methods aus Mähren und der Tatsache, dass der Syntax der deutschen Ausgangstexte verhaftet, sie der slawische Gottesdienst aufgegeben wurde, lebte bei weisen noch keine genuinen Schöpfungen in Bezug auf den pannonischen Slowenen sowie bei den angeführten die Syntax auf. Bei den religiösen Texten des Barock Völkern die ursprünglich »altslowenische« Terminolodecken sich die Syntax-Regeln mit den stilistischen gie (d. h. Terminologie des slověnski) weiter und entwiEigenheiten der lateinischen Ausgangstexte. Die Spra- ckelte sich gemäß den jüngeren Entwicklungsmustern che aller christlichen Textarten (Andachtsliteratur, Ri- der Phonetik und Wortbildung dieser Sprachen. tus- und Gottesdiensttexte) sind gekennzeichnet von Das Altkirchenslawische/Altbulgarische, nach Mikangemessenen terminologischen Schöpfungen, jedoch losich Altslovenische (slověnski), erleichterte allen vor allem von Lehnübersetzungen und gewissen cal- slawischen Völkern außer den Slowenen der Alpenrequierten Syntaxmodellen (Passivformen, Präpositional- gionen den Übergang zur jeweils eigenen Schriftspraund Kasuskonstruktionen, unbestimmte Modalver- che auf der Grundlage der gesprochenen Volkssprache. bindungen, unangemessene Verbalaspekte, Ausdruck Zunächst bildete sich diese bei den Tschechen vom 12. der Bestimmtheit durch Artikel, Ungenauigkeiten der bis zum 13. Jh. heraus, danach im 18. Jh. bei den Russen Adjektiva usw.). Diese gehen jedoch im Laufe des 18. und schließlich fand der Übergang vom »slawenoserbiJh.s zurück. Eine solche innovative, dynamische Ent- schen« zur gesprochenen herzegowinisch-štokavischen wicklung der religiösen und ritualisierten Sprache ist bei den Serben zu Beginn des 19. Jh.s statt (durch die kennzeichnend für die Zeit bis zum Ende des 18. Jh.s. Reform des Vuk Stefanović Karadžić). Daher rührt

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Liudevit-Aufstand

auch die literatursprachliche, stilistische Vielfalt der Syntax sowie die terminologische Vielfalt der Synonyme, wie sie für die slawischen Literaturen charakteristisch ist. Die slowenische Standardsprache des Zentralraumes entwickelte sich jedoch durchgehend bis zum 19. Jh. parallel zur lateinischen und deutschen wissenschaftlichen Literatur, zum religiösen Schrifttum sowie parallel zur Belletristik der westlichen Sprachen. Im slowenischsprachigen Zentralraum kam es nach der Veröffentlichung von → Kopitars → Grammatik 1809 in der Zeit des sprachlichen Purismus in der krainischen Schriftsprache, aber auch in den Kärntner und slowenischen weststeirischen Varianten auf Initiative einiger identitätsbewusster Priester (M. → Ravnikar, Fr. Veriti, Fr. Baraga, U. → Jarnik, A. M. → Slomšek) zu einer systematischen Modernisierung der traditionellen religiösen Terminologie. Deutsche Lehnwörter wurden aus allen religiösen Textarten eliminiert. Sie wurden ersetzt durch originär slowenische Entsprechungen, durch einen originären slowenischen Wortschatz gemäß slowenischer Wortbildungsmuster sowie durch slowenische »pannonische« Termini und neue lexikalische Verbindungen und beschreibende Begriffe (z. B.: gnada – milost, far – duhovnik, mašnik, troštar – tolažnik, gajžla – bič, ofer – dar, žegnana – češčena, žegen – blagoslov, martra – trpljenje usw. [Gnade, Pfarrer, Tröster, Geißel, Opfergabe, gesegnet, Segen, Marter/Leiden]). Bis zur Mitte des 19. Jh.s, vor der Vereinheitlichung der slowenischen Standardsprache (1854–1863), war im Rahmen des religiösen Schrifttums der Prozess der Erneuerung abgeschlossen. Im Wortschatz und in der Syntax entwickelte sich die Sprache der kirchlichen Terminologie und der syntaktische Stil der religiösen und liturgischen Texte nach den vorgegebenen und bereits bestätigten normativen Gesetzmäßigkeiten weiter, nur die Texte der Messliturgie blieben bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (11. Oktober 1962–8. Dezember 1965) in lateinischer Sprache. Daneben gab es jedoch noch die Messgebete, die bereits seit dem 18. Jh. übersetzt worden waren und in »Messbüchern« abgedruckt wurden. Die christliche religiöse, gottesdienstliche Terminologie und jene der Riten mit ihrer charakteristischen Vertextung aller religiösen Textarten (Gebete, Lieder, Predigten, Katechismen, Hagiografien, mystische Texte neben der Bibelübersetzung) förderte viele Jahrhunderte die Schöpfung einer entsprechenden sprachlichen Grundlage bzw. lenkte auch die normative Entwicklung der slowenischen literarischen Terminologie

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und Syntax ebenso wie die stilistische Ausformung der zentralen Schriftsprache wie ihrer regionalen Varianten. In Kärnten/Koroška haben die slowenischen religiösen Texte und die slowenische Liturgie aufgrund ihrer regelmäßigen kollektiven Verwendung bei den hl. Messen durch Gebet und Gesang (→ Kirchenlied, geistliches → Volkslied, → Liederbücher, → Chorwesen) die Sprachkultur gehoben und die sprachliche Bildung breiter Bevölkerungsschichten in der slowenischen Schrift- bzw. Standardsprache im kirchlichen Bereich (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924) und auf laizistischer Ebene (→ Bukovništvo, → Tainacher Handschrift) bewirkt. Lit.: F. Miklosich  : Die christliche Terminologie der slawischen Sprachen. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung. Wien 1875  ; I. Whiel  : Untersuchungen zum Wortschatz der Freisinger Denkmäler. In  : Slawische Beiträge 78. München 1974  ; M. Smolik  : Liturgika, Pregled krščanskega bogoslužja. Celje 1995  ; M. Orožen  : Liturgična terminologija v zgodovinskem razvoju osrednjega in vzhodnoslovenskega knjižnega jezika (od konca 18. stoletja) und Molitveni obrazci starejših obdobji v osrednjeslovenskem in vzhodnoslovenskem knjižnem jeziku. In  : Poglavja iz zgodovine slovenksega knjižnega jezika (od Brižinskih spomenikov do Kopitarja). Ljubljana 1996  ; M. Orožen  : Tinjska rokopisna pesmarica. In  : Zora 40. Maribor 2005  ; D. Bajt, M. Kocijan-Barle (Hg.)  : Splošni religijski leksikon (prevod iz hrvaščine). Ljubljana 2007 (Lemmata  : nabožno slovstvo, bogoslužje, bogosluni molitvenik, obred, liturgija)  ; A. Legan Ravnikar  : Slovenska krščanska terminologija od Brižinskih spomenikov do srede 19. stoletja. Ljubljana 2008.

Martina Orožen  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Liudevit-Aufstand, Erhebung der im Südosten des

Fränkischen Reichs lebenden → Slawen 819–822. Durch die Awarenkriege Karls des Grossen war Pannonien bis zur Donau/Donava und Save/Sava unter fränkische Oberhoheit gekommen. In Unterpannonien/ Spodnja Panonija regierte in der Folge der slawische dux Liudevit (Liudevit Posavski mit Hauptsitz in Sisak, heute Kroatien). Als dessen vor dem Kaiser geführte Klagen gegen den anscheinend recht übergriffigen friulanischen Herzog Cadolah ohne Erfolg blieben, begann er im Frühjahr 819 einen Aufstand, dem sich auch die benachbarten Krainer und ein Teil der Karantaner anschlossen (→ Carantani, → Carmula, → Karantanien). Für eine relativ großräumige Aufstandsbewegung spricht, dass sogar Karantaner aus dem damals karantanischen oberen Ennstal oder dem Lungau (→ Slovenia submersa) beteiligt waren und 820 die Maximilianszelle bei Bischofshofen im Salzachtal überfielen. Im Zug eines groß angelegten fränkischen Feldzugs unterwarfen sich zwar die Karantaner und

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zumindest die westlichen Krainer noch im selben Jahr wieder der fränkischen Herrschaft, aber Liudevit selbst konnte erst nach zwei weiteren Feldzügen 822 besiegt werden. Zu den Spätfolgen des Liudevit-Aufstandes dürfte gehören, dass 828 im Zug einer Neuordnung des friulanisch-karantanischen Raumes durch Kaiser Ludwig den Frommen anstelle der bisherigen, dem bairischen Ostlandpräfekten unterstellten, einheimischen Fürsten, von denen Etgar der Letzte war (→ Duces Carantanorum), die fränkische Grafschaftsverfassung eingeführt wurde. Quellen  : F. Kos  : Gradivo za zgodovino Slovencev v srednjem veku II. Ljubljana 1906. Lit.: ES (Bogo Grafenauer   : Ljudevit Posavski). – B. Grafenauer  : Vprašnje konca Kocljeve vlade v Spodnji Panoniji. In  : ZČ 6/7 (1952/53) 171–190  ; N. Klaić  : Povijest Hrvata u srednjem vijeku. Zagreb 1990  ; P. G. Parovel  : Cenni di storia del popolo sloveno sino ai tempi die monumenti di Frisinga. In  : J. Jež  : Monumenta Frisingensia = Brižinski spomeniki  : La prima presentazione in Italia dei Monumenti letterari Sloveni di Frisinga del X–XI secolo coevi alle prime tracce scritte della lingua italiana  : con traduzione dei testi cenni di storia degli Sloveni e dati sugli Sloveni in Italia. Trieste, Firenze 1994, 91–105  ; H. Dopsch  : Geschichte Salzburgs, Bd. 1, 174 f., 1228. Salzburg 1981  ; H. Wolfram  : Grenzen und Räume. Wien 1995, 242 ff. u. 301 ff.; H. Wolfram  : Salzburg, Bayern, Österreich. Wien 1995 [s. bes. 50  f. mit den entspr. Anm. u. 308–310].

Markus Wenninger

Ljubljana (Lj.), dt. (hist.) Laibach, bis 1918 Hauptstadt

des Kronlandes Herzogtum → Krain/Kranjska, 1918– 1920 Hauptstadt Region Slowenien mit dem Prekmurje, 1920–1929 Hauptstadt des Verwaltungsgebietes Ljubljanska oblast, 1929–1941 Hauptstadt der Dravska banovina [Drau-Banschaft], 1945–1991 Hauptstadt der (Teil-)Republik Slowenien und seit 1991 Hauptstadt der Republik Slowenien. Sitz des politischen Bezirks und der Gemeinde, Verwaltungs-, Kultur-, Bildungs- und Industriezentrum. Lj. war bereits zu Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie Verwaltungszentrum von Krain/ Kranjska, eines Kronlandes mit einer slowenischsprachigen Mehrheit, das auch attraktiv war für den Zuzug aus Kärnten/Koroška, und zwar insbesondere ab den 70er-Jahren des 19. Jh.s, als es in Kärnten/Koroška zu nationalen Differenzierungsprozessen und zu immer stärkeren interethnischen Gegensätzen gekommen war. So ließen sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine Anzahl Kärntner slowenischer Intellektueller in Lj. nieder, die in Kärnten/Koroška als identitätsbewusste Slo-

wenen keine Arbeit finden konnten. Bereits vor 1914 zogen auch zahlreiche Arbeiter zu, vor allem jene, die bei den Eisenbahnen Beschäftigung gefunden hatten. Bald nach dem Ende des Krieges gesellten sich zu ihnen noch jene Kärntner Slowenen, denen die Flucht aus den Lagern der Entente gelungen war und die sich zu den jugoslawischen Freiwilligen durchzuschlagen vermochten sowie jene, die zur Flucht oder zur Emigration über die Landesgrenze während der bewaffneten Auseinandersetzungen um den slowenischen Teil Kärntens zwischen November 1918 und Mai 1919 gezwungen worden waren (→ Grenzfrage). Der Großteil zog nach der → Volksabstimmung 1920 nach Lj., als zusammen mit den jugoslawischen Lehrkräften Verwaltungsbeamte und unterschiedliche Waffenträger der Zone A, die vor der Volksabstimmung unter jugoslawischer Verwaltung gestanden war, wegen des offenen antislowenischen Drucks Kärnten/Koroška verlassen mussten. Hunderte, nach manchen Einschätzungen bis zu 6.000 Kärntner Slowenen waren davon betroffen (→ Vertreibung 1920). Rund ein Drittel siedelte sich in Lj. an. Sie partizipierten auch dank der Unterstützung der slowenischen (jugoslawischen) Behörden rasch am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ihrer neuen Heimat. Unter den Kärntnern, die sich in Lj. niederließen und die in der Zwischenkriegszeit im jugoslawischen Slowenien namhafte Funktionen ausübten, waren der ehem. Reichsratsabgeordnete und späteres Mitglied des jugoslawischen Parlaments Franc → Grafenauer, der Bischof von Lj. Gregorij → Rožman, der Propst Gregor → Einspieler und mit ihm mehrere weitere kirchliche Würdenträger, Professoren der neu errichteten Universität von Lj. wie Dr. Radoslav → Kušej (der auch Rektor war), Dr. Fran → Eller, Dr. Albin → Ogris und Dr. Lambert → Ehrlich, weiters der Literaturhistoriker Dr. Ivan → Grafenauer, mehrere Schulmänner, die Botanikerin Angela → Piskernik, mehrere angesehene Ärzte, der Staatsanwalt und spätere Richter Julij → Felaher, der gleichzeitig auch Präsident des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] war, sowie mehrere weitere angesehene Juristen und Richter. Um die Probleme leichter zu lösen, vor allem aber um die unterschiedlichen Unterstützungs- und Hilfsmaßnahmen für die Slowenen, die in Österreich geblieben waren, besser zu organisieren, stellten sie rasch Netzwerke her. Anfangs trafen sie sich noch in informellen Flüchtlingsvereinigungen und in sog. »Kärntner Kreisen« bzw. Tafelrunden (slow. koroško

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omizje), die bereits in Kärnten/Koroška zur Tradition geworden waren (so etwa das → Beljaško omizje [Villacher Kreis] und die Kreise in → Klagenfurt/Celovec, → Völkermarkt/Velikovec u. a.). Bereits vor der Volksabstimmung und bald danach richteten die Kärntner slowenischen Vertriebenen auch einige Vereine ein. So schufen Studenten in Lj. bereits 1919 den Klub koroških akademikov [Klub der Kärntner Akademiker], dessen Ziel es war, die breitere Öffentlichkeit in → Jugoslawien und insbesondere in Slowenien für die Volksabstimmung zu interessieren. Danach übernahm der Verein die Sorge um die Kärntner slowenischen Flüchtlinge und half bei verschiedenen Aktionen auch der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška. In den frühen 20er-Jahren wurde mit einer ähnlichen Zielsetzung in Lj. der Verein → Gosposvetski zvon [Maria Saaler Glocke] (mit einer Außenstelle in Prevalje) gegründet, der jedoch bald nach der Volksabstimmung seine Tätigkeit einstellte. Im Jahr 1924 nahm der → Klub koroških Slovencev v Ljubljani [Klub der Kärntner Slowenen in Ljubljana] seine Tätigkeit auf, im Dezember 1927 der → Klub Korošcev [Klub der Kärntner] als Vorläufer des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen], jedoch noch ohne Statuten. Einen Wendepunkt bei der organisierten Tätigkeit der Kärntner Slowenen, jener in Lj. ebenso wie jener, die sich in anderen Orten und anderen Regionen Jugoslawiens niedergelassen hatten, stellte die Gründung des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] dar, den slowenische Emigranten am 14. Oktober 1928 in → Celje gegründet hatten. Die formale Gründung des Klubs war von dem Wunsch getragen, noch stärker für die Kärntner Slowenen im Rahmen eines organisierten Klubs mit Statuten zu wirken. Dies fiel außerdem mit den Bemühungen der Kärntner Slowenen zusammen, mit denen sie sich um die Einrichtung einer besonderen → Kulturautonomie für ihre Gemeinschaft in Kärnten/Koroška einsetzten und die gerade zu jener Zeit ihren Höhepunkt erreicht hatten. Bereits bei der Gründungsgeneralversammlung in Celje wurde beschlossen, den Sitz des Klubs in Lj. einzurichten und daneben noch Ausschüsse in → Maribor und in Celje zu schaffen. Bald folgte die Einrichtung von Ausschüssen des Klubs in einigen weiteren Orten in Slowenien sowie in Zagreb und in Beograd. Ziel des Klubs war »… die Bindungen mit den Kärntnern in Kärnten aufrecht zu erhalten, die Öffentlichkeit in Jugoslawien über die Situation ›unserer‹ Minderheit in Kärnten zu informieren, eine Evidenz unserer Minderheit in Kärnten

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und der deutschen Minderheit in Jugoslawien zu führen, die slowenische Minderheit aus Kärnten/Koroška im internationalen Bereich zu vertreten, so in Jugoslawien und anderswo, wo dieses notwendig erscheinen würde  …«. Der Klub legte am 20. August 1929 den Behörden seine Statuten vor, die am 5. September 1929 vom Leiter des Verwaltungsgebietes Ljubljanska oblast Dr. Fran Vodopivec bestätigt wurden, der auch ehemaliges Mitglied der Volksabstimmungskommission in Klagenfurt/Celovec war, sowie vom Leiter des Verwaltungsgebietes Mariborska oblast Dr. Franc → Schaubach, der selbst aus Draschitz/Drašče im → Gailtal/ Ziljska dolina stammte, der aber als Jurist bereits 1910 Kärnten/Koroška verlassen musste, weil er keine Anstellung fand. Die Mitglieder des Klubs sammelten in der Zwischenkriegszeit ansehnliche Summen an Geld, das sie für die Unterstützung von Kärntner slowenischen Schülern, Studenten und Priesterseminaristen einsetzten. Bis zum → »Anschluss« 1938 organisierte und finanzierte der Klub alljährlich Ausflüge von Kärntner Maturanten durch Slowenien und Jugoslawien, gab mehr als 45 Broschüren slowenischer Vereine in Kärnten/Koroška heraus, gründete mehrere TamburizzaVereine, denen er die Instrumente zur Verfügung stellte ebenso wie Notenmaterial (→ Tamburizzamusik). Der Klub unterstützte auch mehr als 40 Chöre, insbesondere Kirchenchöre in den am meisten bedrohten slowenischen Pfarren (→ Chorwesen), unterstützte die Chorleiter, die Verfolgungen ausgesetzt waren oder die ihre Arbeit verloren hatten. Er unterstützte private slowenische Sprachkurse in einigen Gemeinden und für mehr als 150 Familien abonnierte bzw. organisierte er verschiedene slowenische Jugend- und Kulturzeitschriften sowie Zeitungen. Er half bei der Herausgabe der illustrierten Beilage der Zeitung → Koroški Slovenec [Kärntner Slowene], unterstützte Kärntner slowenische Schüler aus Landwirtschaftsschulen und Schülerinnen aus Haushaltsschulen in Slowenien sowie Kärntner Schüler der Genossenschaftsschule in Lj. Der Klub organisierte zahlreiche Gastspiele Kärntner slowenischer Chöre in Slowenien und zahlreiche andere Propaganda-Veranstaltungen. So wurde der Klub in Lj. rasch zur zentralen Organisation für die Hilfe für Kärntner Slowenen in Österreich und seine Mitglieder zu bedeutenden Forschern über die nationale Frage in Kärnten/Koroška. Neben den Mitgliedern des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] befassten sich mit Fra-

Ljubljana Ljubljana in Valvasors Ehre des Herzogtums Krain, 1689, Nachdruck 1877

gen der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška auch die Kärntner Abteilung bei der identitätsverteidigenden Vereinigung → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] sowie die → Legija koroških borcev [Legion der Kärntner Veteranen], in der jene vereinigt waren, die sich an den Kämpfen für die Nordgrenze in den Jahren 1918 und 1919 beteiligt hatten. Besondere Aufmerksamkeit wurde Kärnten/ Koroška auch durch die → Jugoslovanska matica [ Jugoslawische (staatliche) Organisation zur Dokumentation und Förderung der jugoslawischen Minderheiten in den Nachbarstaaten] zuteil, die in Jugoslawien von 1920 bis zum Beginn der 30er-Jahre des 20. Jh.s tätig war. Der Regionalausschuss der Jugoslovanska matica in Lj. gab in den 20er-Jahren des 20. Jh.s mehrere Broschüren über die Lage der Kärntner Slowenen in Österreich heraus. Zudem sammelte die Jugoslovanska matica Informationen und Dokumentationsmaterial über die Verfolgungen, denen die Slowenen in Österreich und in Italien ausgesetzt waren, und bewahrte alles im Obrambni (manjšinski) muzej [Verteidigungs(Minderheiten-)Museum] auf. Die Jugoslovanska matica wurde im Februar 1925 neben der Družba sv. Cirila in Metoda, dem → Gosposvetski zvon, der Jugoslovanska straža [ Jugoslawische Wacht] und der → Slovenska straža [Slowenische Wacht] eine der Mitbegründerinnen des → Manjšinski inštitut [Minderheiteninstituts] in Lj. Dessen Aufgabe war die systematische und auf wissenschaftlichen

Grundlagen beruhende Verteidigung der slowenischen und kroatischen → Minderheit in Italien, Österreich und Ungarn sowie die Sammlung unterschiedlichen Materials für wissenschaftliche und informative Zwecke. Das Institut gab zahlreiche Publikationen zur Lage der slowenischen Volksgruppen in den Nachbarstaaten heraus, daneben noch das Wochenblatt Manjšinski Presebiro [Minderheiten Pressebüro] und das Bulletin des Minorités yougoslaves, mit denen es die Öffentlichkeit über die Minderheitenproblematik sowie über die Situation der jugoslawischen Minderheiten in den Nachbarstaaten informierte. Zu erwähnen ist auch, dass in Lj. ein Konsulat der Republik Österreich eingerichtet worden war, das die Tätigkeit der slowenischen Exilanten wachsam verfolgte und das seiner Regierung über deren »irredentistische« Aktivitäten berichtete. Trotzdem war es ein Verdienst dieses Konsulats, dass zum Beginn der 30er-Jahre des 20. Jh.s die Mehrzahl der Sukzessionsfragen und die österreichisch-jugoslawische Grenze gut geregelt worden waren, ebenso wie die Regelungen zum legalen Grenzübertritt der Grundeigentümer beiderseits der Grenze, jener, die Waren transportierten, der Kulturarbeiter, Wallfahrer, Touristen, Bergsteiger, Sportler, Feuerwehrleute usw. (→ Wallfahrten). Das trug seinerseits auch zu besseren Kontakten von Slowenen aus Slowenien mit der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška und in der Steiermark/Štajerska sowie der Österreicher mit den deutschsprachigen in Slowenien bei.

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Ljubljana, Diözese

Lit.: Prvi zbor slovenskih koroških emigrantov v Celju, dne 14. oktobra 1928 in Pravila »Kluba koroških Slovencev«. Ljubljana 1929  ; B. Grafenauer  : Ob šestdesetletnici Kluba koroških Slovencev. In  : A. Kovačič und J. Natek (Hg.)  : Kronika Kluba koroških Slovencev v Mariboru 1928–1988. Maribor 1988, 6–8  ; J. Stergar  : Sedem desetletij ljubljanskega Inštituta za narodnostna vprašanja. Ljubljana 1995  ; J. Stergar  : Klub koroških Slovencev v Ljubljani. In  : T. Bahovec, Hg.: Eliten und Nationwerdung  : die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slovenen (= Elite in narodovanje  : vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev, Unbegrenzte Geschichte, Bd./zv. 10). Klagenfurt [e. a.] 2003, 29–82  ; J. Stergar  : Der Klub der Kärntner Slowenen in Ljubljana. In  : S. Karner und J. Stergar (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage. 5. Teil  : Kärnten und Slowenien – ›Dickicht und Pfade‹. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 329–347  ; R. Stumpfhol  : Die Rolle und Tätigkeit der Konsulate in Klagenfurt und Ljubljana. In  : S. Karner und J. Stergar (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage. 5. Teil  : Kärnten und Slowenien – ›Dickicht und Pfade‹. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 91–102  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Ljubljana, Diözese, slow. Ljubljanska škofija. Die D. L. wurde am 6. Dezember 1461 von Kaiser Friedrich III. im Zusammenhang mit dessen anti-venezianischer Politik gegründet, um damit den Einfluss des Patriarchen von → Aquileia (Oglej) als Untergebener Venedigs auf habsburgischem Herrschaftsgebiet zu schwächen. Die Gründung der Diözese approbierte Papst Pius II. am 6. September 1462, der sie somit aus der Jurisdiktion des Metropoliten von Aquileia nahm. Zum ersten Bischof ernannte er den Grafen Sigmund Lamberg (1463–1488). Als materielle Basis empfing die Diözese die Benediktinerabtei in Gornji Grad. Als diese 1473 aufgelöst wurde, blieben jedoch die ihr untergeordneten Pfarreien. Das Bistum verfügte über kein zusammenhängendes Territorium, die Pfarreien waren vielmehr auf sechs miteinander nicht verbundene Gebiete aufgeteilt  : 27 waren es in → Krain/Kranjska, 21 in der Steiermark/Štajerska und 10 Pfarreien und Vikariate mit überwiegend slowenischer Bevölkerung befanden sich in Kärnten/Koroška sowie 6 Klöster. Im Zuge der josephinischen Reformen (→ Josephinismus) wurde die Verwaltungseinteilung der D.  L. aufgrund von Bestrebungen des Bischofs Graf Karl Johann von → Herberstein (1772–1787) grundlegend geändert (→ Spätjansenismus, Jurij → Japelj, Marko → Pohlin, → preporod). In den Jahren 1782–1788 wurden die Pfarr- und Diözesangrenzen den politischen Bezirken angepasst. Die D.  L. übergab die Kärntner Pfarreien der Diözese → Gurk/Krška škofija, die steirischen der Diözese → Lavant/Labotska škofija und jene des Žumberak (im heutigen Kroatien,

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slow. Žumberk) an Zagreb. Sie selbst übernahm die aufgelösten Pfarreien des Erzbistums → Gorizia/Gorica/Görz im Gebiet von Ljubljana und Novo mesto. 1830 wurden der D. L. die Pfarreien im Kreis Postojna (die Dekanate Postojna, Idrija, Vipava, Trnovo – Ilirska Bistrica) einverleibt. Im Jahre 1787 wurde Ljubljana zur Erzdiözese erhoben und als Metropolitanbistum zum Sitz der Kirchenprovinz mit den Suffraganbistümern von Senj-Modruš (1787), Gradisca d’Isonzo/Gradiška ob Soči (1788), → Trieste/Trst/Triest (1791) und Koper/Capodistria (1797). Einer Forderung von Kaiser Franz  I. (II.) nachkommend, wandelte 1807 Papst Pius VII. die Kirchenprovinz und Erzdiözese Ljubljana in eine einfache Diözese um, da der Erzbischof Baron Michael Brigido 1804 einen Hirtenbrief ohne das »placentum regium« an die Geistlichen ausgegeben hatte. Daraufhin war die Diözese wieder unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt, bis sie im Jahr 1830 in die neu errichtete »Illyrische Kirchenprovinz« mit dem Sitz in Gorizia/Gorica/Görz eingegliedert wurde. Zur Zeit der Illyrischen Provinzen (1809–1813) schlossen die Franzosen der D. L. ohne die Billigung des Heiligen Stuhls die Dekanate Matrei der Salzburger Erzdiözese an, ebenso Lienz und Sillian des Bistums Bozen-Brixen sowie ganz Westkärnten/zahodna Koroška (9 Dekanate des Bistums Gurk/Krška škofija). Mit dem Zerfall der Illyrischen Provinzen gingen diese Dekanate an ihre ursprünglichen Mutterdiözesen zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg trennte die neue Grenzziehung zwischen Jugoslawien und Italien die Dekanate Idrija, Vipava, Postojna, Trnovo – Ilirska Bistrica und die Pfarrei Bela Peč von der D. L. ab. 1933 wurde sie aus der Kirchenprovinz von Gorizia/Gorica/Görz herausgelöst und wieder direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Während des Zweiten Weltkriegs gewährten die Deutschen dem Bischof in der Gorenjska (Oberkrain) und im Zasavje nicht den Zutritt zu der besetzten Zone. Die Italiener hingegen erlaubten in der sog. Provincia di Lubiana [Provinz Ljubljana] ein verhältnismäßig ungestörtes pastorales Wirken. Nach dem Krieg übernahm Ljubljana von Gurk/Krka zwei Pfarreien in der ehemaligen Kärntner Gemeinde Jezersko (Seeland) und von Gorizia/Gorica/Görz die Pfarrei Davča. 1961 wurde Ljubljana von Papst Johannes XXIII. zur Erzdiözese ohne Suffraganbistümer erhoben. Papst Paul VI. machte Ljubljana 1968 zum Sitz der Kirchenprovinz mit dem Suffraganbistum Maribor. 1977 kam noch die wiedererrichtete Diözese

Ljubljanski Zvon Ljubljanski zvon, 1919

Koper/Capodistria hinzu. Unter Papst Benedikt XVI. wurde am 7. April 2006 auf dem Gebiet des Erzbistums Ljubljana die Diözese Novo mesto gegründet, die aus den Dekanaten Črnomelj, Kočevje, Leskovec, Novo mesto, Trebnje und Žužemberk zusammengesetzt war. Gleichzeitig wurde die Diözese Maribor zum Sitz einer neuen Kirchenprovinz ernannt, der die neu geschaffenen Diözesen Celje und Murska Sobota als Suffraganbistümer angehörten. Seither sind dem Metropoliten aus Ljubljana die Diözesen von Novo mesto und Koper/Capodistria als Suffraganbistümer untergeordnet. Lit.: F. M. Dolinar (Hg.)  : Ljubljanska škofija 550 let, Monografija. Ljubljana 2011.

France Martin Dolinar  ; Üb.: Maja Francé

Ljubljanski Zvon [Glocke von Ljubljana], Literaturzeitschrift, erschien monatlich von 1881 bis 1941 in Ljubljana. Gegründet wurde der L.  Z. als Organ des kritischen Realismus. Der L.  Z. verstand sich als Gegenstück zur eine Woche zuvor gegründeten Zeitschrift → Kres. Mitbegründer waren neben Fran → Levec als treibender Kraft die realistischen Literaten Josip

→ Jurčič, Janko → Kersnik und Ivan → Tavčar, die mit der romantischen Zeitschrift Zvon von Josip → Stritar unzufrieden waren. Schon 1878 kritisierte → Levstik Stritar in einem privaten Brief, in dem er Stritars Ansatz als unrealistisch und »unslowenisch« verurteilt. Zu den Redakteuren zählten (vgl. ES)  : Fran Levec (Redakteur von 1881 bis 1890), Anton Funtek (1891–94), Viktor Bežek (1895–99), Anton → Aškerc (1900–02), Franc → Zbašnik (1903–09), Janko → Šlebinger (1910–16), Oton → Župančič (1917–19), Joža → Glonar (1919–21), Fran → Albrecht (1922–32) und Juš Kozak (1935–41). F. Levec konnte viele bedeutende Literaten (Anton Aškerc, Simon → Gregorčič, Janko Kersnik, Fran Podlimbarski Maselj, Janez → Mencinger, Franc Ksaver → Meško, Ivan Tavčar und Janez → Trdina) für den L. Z. gewinnen. Levec forcierte, allerdings wenig erfolgreich, wissenschaftliche Beiträge im L. Z. In Konkurrenz zur L.  Z. standen die Literaturzeitschriften Kres (gegründet 1881 in Klagenfurt/Celovec, erschienen bis 1886) und Dom in svet (gegründet 1888 in Ljubljana, erschienen bis 1944). Im Laufe der Zeit wurde der Einfluss des Realismus geringer und es fanden neue literarische Strömungen Eingang in den L. Z. Der slowenische Naturalismus (Fran Govekar, Rado Murnik) war im L.  Z. schwach, die Moderne (Ivan → Cankar, Fran Eller, Dragotin Kette, Josip Murn, Oton Župančič) im Gegensatz dazu stark vertreten. Der slowenische Expressionismus (Srečko Kosovel, Slavko Grum, Alojzij Remec, Tone Seliškar) war im L. Z. wiederum schwach vertreten. In den ersten zwei Jahrzehnten erschienen im L. Z. Aufsätze zu und aus allen Bereichen der Wissenschaft. Besonders unter Anton Aškerc erfuhr der L. Z. eine Ausweitung des Themenspektrums. Neben Literatur und Literaturkritik wurden nun auch Artikel über Theater, Musik und die bildenden Künste abgedruckt. Außerdem ist ein verstärktes Interesse am slawischen Kulturraum (Übersetzungen und Kritiken nicht slowenischer slawischer Literatur) auf Aškercs Einfluss zurückzuführen. Später beschränkte sich die Redaktion auf Belletristik und Kunstkritik. In den 1930er-Jahren erfolgte eine Neuausrichtung mit Beiträgen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Außerdem kam es in den 1930er-Jahren zu einem Streit zwischen dem jugoslawisch ausgerichteten Verlag und einigen slowenisch orientierten Schriftstellern. Der Auslöser für den Streit war ein Essay von O. Župančič mit dem Titel Adamič in slovenstvo [Adamič und das Slowenentum]. Die Ver-

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Ljudevit Posavski

lagsleitung verweigerte den Druck des Essays, das die slowenische nationale Frage thematisierte. Die gegen die Verlagsleitung opponierenden Literaten verfassten 1932 die Broschüre Kriza Ljubljanskega Zvona [Die Krise von L. Z.] und gründeten 1933 ihre eigene Zeitschrift Sodobnost. In den letzten Jahren wurden imL. Z. vor allem (marxistisch ausgerichtete) Abhandlungen zu heimischen und europäischen Themen publiziert. Die Okkupation des Königreiches → Jugoslawien (1941) durch die nationalsozialistische Wehrmacht bedeutete das Ende des L. Z. Bis auf einen kurzzeitigen Prestigeverlust in den 1920er und frühen 1930er Jahren zählte der L. Z. fortwährend zu den führenden slowenischen Literaturzeitschriften. Viele Werke, die heute zu den Klassikern der slowenischen Literatur gehören, wurden im L.  Z. erstmals publiziert. Stellvertretend sei hier als Beispiel die historische Erzählung Grajski pisar von Tavčar genannt, die 1889 im L. Z. erschien. Obwohl sich die Zeitschrift L.  Z. auf Ljubljana bezog, war sie doch für den gesamten slowenischen Raum gedacht. Daher haben zum einen Slowenen aus Kärnten/Koroška mitgearbeitet, zum anderen wurden Kärntner Themen aufgegriffen. Hier eine Auswahl  : Josip Breznik (Dr. Matko Potočnik, Vojvodina Koroška, 1911), Fran Eller (Korotan, 1895  ; Moderno kritično stališče, 1898  ; Zila, 1928) – Eller veröffentlichte sein erstes Gedicht im L.  Z., Anton Gaspari (Cikel  : Obiski – Koroški motivi, 1921), Lovro Kuhar (→ Prežihov Voranc) (Tadej pl. Spobijan, 1913  ; Za delom, 1914  ; Borba, 1921), Franc Ksaver → Meško (Ob Klopinskem jezeru, 1900  ; Klic z narodne meje, 1910), Rudolf → Maister (Gosposvetska straža, 1927), Alojzij Peterlin (Koroške pesmi, 1892  : I. Blaško jezero, II. Marija na Zili, III. Ob Dravi), Luka → Pintar (O krajnih imenih boroveljskega sodnega okraja – Ocena Scheiniggovega članka o izvestju celovške gimnazije, 1906), Simon Rutar (Etruskische Reste in Steiermark und Kärnten, 1881  ; Národne pesni koroških Slovencev, 1889  ; Perchtenglaube bei den Slowenen, 1889  ; Zur Ortsnamenforschung in Kärnten, 1891), Jakob → Sket (Dr. Sketova pisma iz Bosne, 1914), Anton Martin → Slomšek (Sedanji svet, 1885  ; Svesda ſſ. treh kraljov, 1895). Lit.: ES. – R. Kodela [e. a.]  : Bibliografsko kazalo Ljubljanskega Zvona 1881–1941, SAZU. Ljubljana 1962  ; А. Слодњак  : Реализам код Словенаца, Раднички Универзитет – Књижевност II. коло, Издавачко предузеће »РАД«. Београд 1960  ; A. Slodnjak  : Slovensko slovstvo. Ljubljana 1968.

Reinhold Jannach

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Ljudevit Posavski, → Liudevit-Aufstand. Lodrant, Ožbe (Publizist, Kulturaktivist), → Vzbudi se, Sloven  ! [Wach auf, Slowene  !], Loga ves, Slovensko pevsko in izobraževalno društvo [Slowenischer Gesangs- und Bildungsverein

Augsdorf ], → Chorwesen  ; → Haushaltskurse  ; → Kulturvereine. Quellen  : KS 6. 5. 1925  ; KS 9. 9. 1925  ; KS 24. 2. 1926  ; 1. 12. 1926  ; KS 10. 1. 1934  ; KS 20. 2. 1935  ; KS 13. 3. 1935  ; KS 3. 4. 1935 (Haushaltskurs)  ; KS 4. 9. 1935  ; KS 9. 3. 1938.

Lokan, Filip (Orgelspieler, Chorleiter, Kulturaktivist) → Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah (KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in Zell Pfarre]. Loker, Rok (Kulturaktivist), → Škocjan, Slovenska krščanska-socialna čitalnica [Slowenischer christlichsozialer Leseverein St. Kanzian]. Lovsko društvo »Artemis«, → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje«.

Lučovnik, Jakob (Kulturaktivist), → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]. Lučovnik, Dr. Johann (Ivan, Janez, * 24. Juni 1882

St.  Margarethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, † 10. Dezember 1958 Ferlach/Borovlje), Priester, Publizist, Redakteur. L. absolvierte das Studium der Theologie an der Diözesanlehranstalt in Klagenfurt/Celovec und an der Universität Graz. Er wurde 1904 zum Priester geweiht und war während des Ersten Weltkriegs Feldkurat. 1941 wurde L. inhaftiert und auf Druck der Gestapo in eine deutsche Pfarre versetzt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er in seine Pfarre nach St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1955 als Priester wirkte (→ Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Johann und Umgebung]). L. war von 1926–1935 erster Herausgeber und verantwortlicher Redakteur der Kärntner slowenischen Kirchenzeitung → Nedelja. Er leistete für das slowenische Kirchenblatt Pionierarbeit. Die Verteilerstruktur in den slowenischen bzw.

Luschari

→ Tamburizzamusik  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche  ; Personenlemmata  : → Muden, Simon  ; → Muri, Ignac(ij)  ; → Ogris, Janko  ; → Vintar, Josip  ; Fellersdorf/Bilnjovs  : → Zablatnik, Dr. Pavle  ; Moschenitzen/Moščenica  : Reichman, Blaž.

Ludmannsdorf/Bilčovs, Buchcover, Mohorjeva

Luggin, Josef, → Abgeordnete. Lulek, Jurij (Forster, Georg, * 27. März 1879 Keut-

zweisprachigen Südkärntner Pfarren musste aufgebaut werden (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die Zeitung musste als neues Format in → Südkärnten/Južna Koroška positioniert und Mitarbeiter gefunden werden. Als engagierten Autor in der slowenischen Kirchenzeitung konnte er u. a. Stefan → Singer mit Beiträgen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Südkärntens gewinnen. Große Probleme bereitete L. die Suche nach einer Druckerei, die sprachlich wie auch finanziell die monatlichen Ausgaben der Nedelja gewährleisten konnte. So musste das Blatt u. a. in → Gorizia/Gorica/Görz, → Celje, Wien und Klagenfurt/Celovec gedruckt werden. 1935 erfolgte die Übergabe der Redaktion an Filip → Millonig. Quellen  : ADG, Personalakte Dr. Lučovnik Johann. Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 167–189  ; Nedelja 1926–1941.

Simon Trießnig

Ludmannsdorf/Bilčovs, vgl. Sachlemmata  : → Bilka,

schach/Hodiše, †  17. Februar 1957 Krumpendorf/ Kriva Vrba), Lehrer, Volksliedsammler. Da seine Mutter aus Forst bei Wolfsberg/Volšperk stammte, ließ L. am 18. September 1921 eine Namensänderung auf Forster vornehmen. L. unterrichtete 1900–1904 in Suha/Neuhaus, in Makole (Untersteiermark/Spodnja Štajerska) und in Zell Pfarre/ Sele. Überall sammelte er slowenische → Volkslieder mit Melodien  ; diese Materialien befinden sich heute am Musikethnologischen Institut des ZRC SAZU in → Ljubljana und im Kärntner Volksliedwerk in Klagenfurt/Celovec. Die von ihm gesammelten deutschen Volkslieder sind vor allem im 14. Band der Sammlung von Anderluh (1965) publiziert. Trotz seiner mütterlicherseits deutschen Herkunft lernte er in Neuhaus/Suha Slowenisch und konnte sich in die slowenische Volkskultur einleben. L. sammelte viele steirische Schnaderhüpfeln  ; seine Trink- und Spottlieder, frommen → Lieder, die berufsständischen Lieder und Scherze, Lieder anlässlich von diversen Feiertagen, Wallfahrer- und Kinderlieder fanden Eingang in zwei Bände (1904–1923) von Karel → Štrekeljs Slovenske narodne pesmi. Quellen  : Glasbenonarodopisni inštitut, ZRC SAZU   ; Kärntner Volksliedwerk. Lit.: K. Štrekelj  : Slovenske narodne pesmi. 3. Ljubljana 1904–1923  ; A. Anderluh  : Kärntens Volksliedschatz. 14. Klagenfurt 1965  ; TurnerseeChorheft. 1–16. Klagenfurt 1952–1967  ; E. Logar  : Das Geistliche Lied in Kärnten. In  : Mageregger Gespräche zur Volkskultur in Kärnten. 4. Klagenfurt 1994.

Katoliško slovensko izobraževalno društvo [KatholiFranc Križnar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl scher slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm], sowie → Abstimmungszonen  ; → Bildstock  ; → Bürgermeister  ; → Chorwesen  ; → Gorjanci. Slovensko izobraže- Lupo, Dux, → Chiemsee, → Duces Carantanorum, valno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer → Salzburg. Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]  ; → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) Luschari (it. Monte Santo di Lussari, slow. Sveti [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Višarji) (Gemeinde Tarvisio/Trvis/Trbiž), vgl. SachWien]  ; Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten lemmata  : → Kanaltal (Val Canale, Kanalska dolina)  ; Republik  ; → Kreuzweg  ; → Liedersammlung, hand- → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; schriftliche  ; → Namenkunde  ; → Sattnitz/Gure  ; → Revolutionsjahr 1848  ; → Wallfahrt  ; Personen-

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Luschin, Franz Xaver

lemmata  : → Ebner, Johann  ; → Einspieler, Gregor  ; → Einspieler, Lambert  ; → Holmar, Tomaž  ; → Kogelnik, Ivan  ; → Košir, Kristo  ; → Limpel, Valentin  ; → Majar-Ziljski, Matija  ; → Progar, Alojzij  ; → Schneider, Matthias  ; → Trunk, Jurij  ; → Uranšek, Franc.

Ansichtkarte vom Luschariberg 1910/1913, KOK Ravne na Koroškem

Luschin, Franz Xaver (Lušin, Franc Ksaver, Frančišek

Ksaverij, Francesco Saverio, * 3. Dezember 1781 Hum/ Hum bei Tainach/Tinje [Grafenstein/Grabštanj], † 2. Mai 1854 Gorizia/Gorica/Görz), slowenischer Fürstbischof von Trento/Trient (1824–34), Erzbischof von Lviv (1834–35), Fürsterzbischof von Gorizia/Gorica/ Görz (1835–54), Metropolit, Primas von Illyrien und katholischer Theologe. L. entstammte einer slowenischen Familie vom gleichnamigen bäuerlichen Anwesen Lušin (→ Vulgoname), literaturüblich in Tainach/Tinje (laut Gedenktafel vor Ort in Hum/Hum bei Tainach/Tinje, Pfarre Tainach/Tinje, heute Gemeinde Grafenstein/ Grabštanj). Er besuchte auf Anraten des Lehrers Joseph Wedenig ( Jožef Bedenik) und des Kaplans Punschart ( Janez Punčart) die Normalschule und das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. In den Folgewirren der Französischen Revolution unterbrach er für zwei Jahre seine Studien, beendete schließlich jedoch das Studium der Theologie, obwohl er als Hoferbe bestimmt war, allerdings erst nach dem Verlust aller seiner allernächsten Familienangehörigen. Die Priesterweihe erhielt L. am 26. August 1804 und war in der Folge zwischen 1806 und 1808 Kaplan der Stadtpfarre St. Egyd/ Šentilj in Klagenfurt/Celovec. Gleichzeitig setzte er seine Studien fort und erwarb sich gründliche Kenntnisse in orientalischen Sprachen (Hebräisch, Arabisch und Altsyrisch). Ab 1807 konnte L. Vorlesungen aus orientalischen Sprachen und Bibelkunde in Wien hören und wurde 1813 zum Doktor der Theologie, 1818 zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach seiner Berufung an die Universität (das Lyzeum) in Graz war er 1808 Professor für morgenländische Sprachen und Bibelstudien, 1815/16 dessen Rektor und 1819/20 Direktor der philosophischen Studien. Aufgrund seiner fachlichen und Führungsqualitäten wurde er per Dekret vom 6. Jänner 1820 als k. k. Gubernialrat im Staatsdienst nach Innsbruck berufen, wobei er sich der Reorganisation des Kirchenwesens in Tirol widmete. Dem folgte am 12. November 1823 auf allerhöchste Entschließung von Kaiser Franz I./II. die Ernennung zum Fürstbischof von Trento/Trient, die von Papst

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Leo XII. am 24. Mai 1824 bestätigt wurde. L. wurde am 3. Oktober 1824 im Dom von → Salzburg zum Bischof konsekriert. Bereits in Trento/Trient ist sein Wirken neben der »Überwindung des → Josephinismus« und der Vorbereitung des Konkordats von 1855 von der Einrichtung wohltätiger Anstalten (Schulen, Spitäler, Anstalten für geistig behinderte Kinder) gekennzeichnet, wobei er auch sein persönliches Geld dafür einsetzte. 1834 wurde er zum Erzbischof von Lviv (Lemberg) berufen (Primas von Galizien und Lodomerien am Metropolitanstuhl von Lviv), doch bat er umgehend um eine Versetzung. Bereits am 9. Jänner 1835 wurde er zum Fürsterzbischof von → Gorizia/ Gorica/Görz ernannt und somit Primas von Illyrien, wozu ihn insbesondere die Kenntnis des Slowenischen und des Italienischen zusätzlich zum Deutschen qualifizierten. Nach der Bestätigung der Ernennung durch Papst Gregor XVI. trat er sein Amt am 22. August 1835 an. In seiner Amtszeit ist er auch mit den Wirren des → Revolutionsjahres 1848 konfrontiert und fordert in einem gemeinsamen Memorandum der Bischöfe des Küstenlandes/Litorale/Primorje und von → Krain/ Kranjska vom 17. Dezember 1848 an das Parlament in Kroměříž (Kremsier) die Unabhängigkeit und Autonomie der Kirche in organisatorischer und in territorialer Hinsicht. 1852 wurde ihm das Großkreuz des Leopoldsordens verliehen. Sein Wirken im Erzbistum ist von karitativer Tätigkeit gekennzeichnet, die er wiederum insbesondere aus seinen eigenen Mitteln bestreitet, so dass er am 2. Mai 1854 unter großer Anteilnahme, aber fast mittellos stirbt. Seine Verbundenheit zum Slowenischen und zu Kärnten/Koroška unterstreicht A.  M. → Slomšek in seinem slowenischen Nekrolog, wo er etwa seine Unterstützung für die → Mohorjeva hervorhebt und ihn als ersten slowenischen Bischof aus Kärnten/Koroška bezeichnet. Zudem wird L. in den Biografien des slo-

Koroška kronika, 9. 8. 1946

Archidiocesi di Gorizia

Lutschounig, Jakob

Franz Xaver Luschin/Franc Ksaver Lušin

wenischen Landschaftsmalers Markus → Pernhart, der aus derselben Gegend stammte, als dessen Gönner ausgewiesen. Insgesamt ist L.s Ernennung zum Bischof 1824 im Zusammenhang mit weiteren Bischofsernennungen von Slowenen (→ Paulitsch/Paulič, → Kuttnar/Kutnar) sowie von → Zimmermann im selben Jahr bzw. in derselben Epoche zu sehen. Offensichtlich stellte einerseits die slowenische Ethnizität (noch) keinen Ausschließungsgrund für höhere Ämter dar (→ Assimilationszwang). Andererseits sind eben diese Ernennungen ein Indikator für die gesellschaftliche Stellung des Slowenischen sowie des staatlichen Selbstverständnisses. Quellen  : ADG, PA Tainach/Tinje, HS 1/Taufbuch  ; Carinthia 43 (1854)  ; A. M. Slomšek  : Francišek Ksaveri Lušin, Svetlo ogledalo svojim slovenskim rojakom (Nekrolog). In  : Drobtince za novo leto 1855, Učiteljem ino učencom, staršam in otrokom v poduk in kratek čas. U Celovcu 1855, 109–120. Lit./Web  : Wurzbach  ; PSBL  ; ÖBL  ; OVSBL  ; BBKL (W.G. Schöpf ). – kš  : Koroški rojak nadškof dr. Franc Lušin. In  : Koroška kronika (9. 8. 1946) (www.mindoc.eu)  ; Kärntner Jahrbuch für Politik. Klagenfurt 2000, 217  f.; J. Vetrih  : L’arcidiocesi di Gorizia, Goriška Nadškofija, Die Erzdiözese von Görz. Udine 2002, 205  ff.; A. Kreuzer  : Kärntner Biographien, von Abensperg bis Zoppoth. Klagenfurt 2004, 173  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Klagenfurt/Celovec [2011], 165–188  ; B.-I. Schnabl  : Nova dognanja in odkritja. In  : Nedelja 3 (20. 1. 2013) 13  ; B.-I. Schnabl  : 1824 in 1849, ključni letnici za razumevanje slovenske politične in ustavne zgodovine na Koroškem. In  : KK 2014. Celovec 2013, 177–189.

Bojan-Ilija Schnabl

Lutnik, Filip, vulgo Krištan (Vereinsvorsitzender, Kul-

turaktivist), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

Lutnik, Hubert (Laienspieler, Kulturaktivist), → Schwa­ b­ egg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Lutnik, Johan (Neuhaus/Suha), → Liederbuch. Lutnik, Josef, vulgo Utnik (heute Maček) (Laienspieler, Kulturaktivist), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Lutnik, Sofia (Kulturaktivistin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

Lutschounig, Jakob (* 17. April 1848 Untertöllern/

Spodnje Dole [Maria Rain/Žihpolje], † 21. Februar 1934 ebd.) Bürgermeister von Maria Rain/Žihpolje, Reichsratsabgeordneter 1911 und Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung 1918/1919. L. war Landwirt vulgo Sekaunig/Sekavnik und Realitätenbesitzer im damals slowenischen Untertöllern/ Spodnje Dole bei Maria Rain/Žihpolje sowie, wie sein Vater, dem er nachfolgte, → Bürgermeister der Gemeinde (nach Pleterski hatte dort die staatliche → Sprachenzählung zwar 70 % der Gemeindemitglieder mit deutscher → Umgangssprache ausgewiesen, die private Zählung im Jahre 1910 ergab jedoch 98,7 % Slowenischsprachige). Nach Pleterski (1996  : 264 f.) war er Sprecher der deutschorientierten Slowenen und forderte im → Štajerc unter Hinweis auf die Stellung des Englischen in den USA eine einsprachige, deutsche Staatsverwaltung sowie, durchaus im Bewusstsein der Geltung des Art. 19 des Staatsgrundgesetzes (→ Dezemberverfassung), die Einführung des Deutschen als Pflichtgegenstand in allen anderssprachigen Schulen. Er sprach sich auch aus Kostengründen für eine einsprachige, deutsche Verwaltung in Kärnten/Koroška aus und apostrophierte sich dabei selbst als Kärntner Slowenen  : »Wir Kärntner Slowenen wollen eine einheitliche Verwaltung und zwar eine deutsche, denn das kommt billiger« (Štajerc vom 3. Mai 1914, Nr. 12, zitiert nach Pleterski). Selbst bei Wahlveranstaltungen agitierte er als Redner für die deutschnationale Partei in slowenischer Sprache ebenso wie sein Bürgermeisterkollege Josef/Jožef Krassnig aus Weizelsdorf/Svetna vas (selbst Nachfahre des slowenischen Bürgermeisters Štefan Krasnik). L. war auch Reichsratsabgeordneter 1911 (Deutscher Nationalverband [Deutsche Arbeiterpartei]), Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung (Deutschnationale Partei) von 21. Oktober 1918–16. Februar 1919 sowie Obmann des Bezirksverbandes der landwirtschaftlichen Gauvereine und Obmann des Landesverbandes der Bauernvereine in Kärnten/Koroška. Nach Kreuzer trat L. bei der letzten offiziellen Audienz Kaiser Karls dafür ein, dass »Kärnten beim Entstehen der Nachfolgestaaten nicht zu den slawischen [sic  !] Ländern geschlagen werde«. Weiters beschreibt Kreuzer, wie anlässlich eines Dankgottesdienstes am 24. Oktober 1920 am Klagenfurter Kardinalsplatz der »windische [sic  !] Lutschounig« aus einem beide Nationen symbolisierenden Freundschafts-Doppelbecher zusammen mit einem Herrn Wieser aus Pischeldorf/

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Lutschounig von Felsenhof, Josef Freiherr von

Škofji Dvor einen Versöhnungstrunk trank. L. erhielt den Titel Ökonomierat und wurde zum Ehrenbürger seiner Gemeinde. L. steht für die ethnischen und politischen Prozesse gegen Ende der Monarchie und zu Beginn der Ersten Republik in Kärnten/Koroška (→ Assimilation, → Assimilationszwang, → Germanisierung, → Windischentheorie). L. war älterer Bruder des Josef Lutschounig (* 17. August 1863, † 12. September 1923), der aufgrund seiner militärischen Erfolge im Ersten Weltkrieg an der Save (Sava) und an der Soča-/Isonzo-Front zunächst den Orden der Eisernen Krone III. Klasse und das Ritterkreuz des Leopolds-Ordens erhielt und im Sommer 1917 mit dem Militär-Mariatheresienorden ausgezeichnet wurde, womit die Erhebung in den erblichen Freiherrenstand mit dem Prädikat von Felsenhof vebunden war. Nach ihm ist die Villacher LutschounigKaserne benannt. Quellen/Web  : KLA, ÖNB (ALEX, http://alex.onb.ac.at), Parlament Wien (www.parlament.gv.at)  ; Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhaus XII. Legislaturperiode (XXII. Session  : 30. 5. 1917–12. 11. 1918), Personenregister  : Mitglieder des Hauses, S. 231, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex  ?aid=spa&datum=0022&size= 45&page=237  ; Parlament Wien, Wer ist Wer  : www.parlament.gv.at/ WWER/PAD_00970/index.shtml  ; Aus dem Wilajet Kärnten. Klagenfurt 1913, 259–261  ; Štajerc 23. 3. 1914, Nr. 7, 3. Mai 1914, Nr. 12 (nach Pleterski)  ; Allgemeine Bauernzeitung, 23. 3. 1934 (Nekrolog). Lit.: F. Freund  : Das Oesterreichische Abgeordnetenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch. XII. Legislaturperiode. Wien 1911  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, 264–265, 403, 409, 416–417  ; A. Kreuzer  : Kärntner biographische Skizzen, Bd. I (20. Jh.). Klagenfurt 1995, 61–64, Bd. II (19./20. Jh.). Klagenfurt 1996, 111–114.

Bojan-Ilija Schnabl, Janez Stergar

Lutschounig von Felsenhof, Josef Freiherr von (Militärangehöriger, Träger verschiedener Orden und Auszeichnungen, Namensgeber einer Villacher Kaserne), → Lutschounig, Jakob.

Wort umsetzen konnte (→ Bukovništvo). Dazu nützte sie jene Mittel, die den Kärntner Slowenen damals zur Verfügung standen, vor allem die Veranstaltungen der slowenischen → Kultur- und Bildungsvereine, die sie Lužnik, Amalija (* 23. Mai 1887 Sabuatach/Zablate [Grafenstein/Grabštanj], † 27. September 1918 ebd.), regelmäßig besuchte, selbst wenn sie 4-stündige Fußmärsche auf sich nehmen musste, wie ihre Schwester Dichterin, Volkspoetin. L. besuchte die zweiklassige deutsche Volksschule, Katharina Mikl geb. Lužnik bezeugte. L. arbeitete ihre slowenische → Muttersprache vervollkommnete am elterlichen Bauernhof und blieb unverheiratet. Der sie bis zur Beherrschung der slowenischen Schriftspra- Großteil ihres dichterischen Œuvres ging verloren, che als Autodidaktin derart, dass sie ihr dichterisches doch hat ihre Schwester Katharina Mikl geb. Lužnik Talent und ihre schöpferische Kraft in das künstlerische einen handschriftlichen Gedichtband aufbewahrt, den

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Lužnik, Amalija: »Moje ­ esmi«/Gedicht an die Zeip tung Mir (25.8.1918), Archiv Katja Sturm-Schnabl

Mačkovšek, Janko

Dichtern des 19. Jh.s wird der eigene Schmerz mit dem des gesamten Volkes verbunden. L. erreicht in ihren Gedichten einen freien dichterischen Ausdruck. Die symbolische Wertigkeit und Mehrdeutigkeit der Wörter ist bei L. bereits der Ausdruck einer überfeinerten dichterischen Manier. L. könnte man als Prototyp des slowenischen Menschen ansehen. Eine Frau, der die gesellschaftliche Ordnung im Rahmen der Habsburgermonarchie keine Möglichkeit bot, ihre Muttersprache auszubilden und sich in ihr zu verwirklichen. Und diese Frau greift zur Selbsthilfe, zur autodidaktischen Ausbildung.

Amalia Lužnik (stehend?), Archiv Katja Sturm-Schnabl

Quellen  : Geburtsbuch für die Pfarrkirche St. Stefan in Grafenstein Tom VIII, 1871–1901, S. 190 (ADG)  ; Sterbebuch Grafenstein Tom VII 1907–1939, Fol. 61 (ADG). Werke  : Moje pesmi. Amalija Lužnik. MS Gedichtsammlung (Privatbesitz)  ; Padlemu bratu Ferdinandu na grob v tujini dne 2. 11. 1915 und Miru 25. avgusta 1918 publiziert in Koroški koledar 1971, S. 61 und 62. Lit.: K. Sturm-Schnabl  : Materinski jezik in ustvarjalna sila človeka. Amalija Lužnik, nepoznana koroška pesnica. In  : KK 1971, 59–62.

Katja Sturm-Schnabl

Lužnik,

Jaka (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist),

→ Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. L. zu Lebzeiten selbst zusammengestellt hatte. Die darin enthaltenen Gedichte fallen in die Zeit des Ersten Weltkrieges und thematisieren die Vereinsamung des Menschen und seine Suche nach Trost in der Poesie. Zwei Themenkreise treten hervor  : persönliche Aussagelyrik, aber auch eine allumfassende Aussage bezüglich des gesamten Volkes. Es finden sich viele Kriegsmotive, die die tiefe Erschütterung des slowenischen Menschen angesichts der Landsleute, die für ein Vaterland gefallen waren, welches ihnen nicht wohlgesinnt war. Daneben sind auch Gelegenheitsgedichte, die die persönliche seelische Not zum Ausdruck bringen oder die geistigen Werte ihr nahestehender Personen besingen. Für L.s Gedichte ist die Schule von Simon → Gregorčič maßgebend, die unter den Slowenen in Kärnten/Koroška äußerst beliebt und bekannt war, dabei sind aber L.s Gedichte durchaus Ausdruck des eigenen Erlebens. Die Besonderheit bei L.s Gedichten ist der stilistische Übergang vom persönlichen Erleben zum Erleben des unterdrückten Volkes. Wie bei den

Macarol, J. (Publizist), → Publizistik  ; → Socialist za plebiscitno ozemlje [Sozialist für das Volksabstimmungsgebiet]. Mačkovšek, Janko (* 12. Dezember 1888 Idrija [Pri-

morska], † 1. Februar 1945 KZ Dachau), Kulturschaffender, Publizist, Politiker. Nach der Volksschule in Idrija maturierte M. am Realgymnasium in Ljubljana 1907. Er gehörte zu jener Generation slowenischer Studenten, die das Studium an der tschechischen Universität in → Prag dem Studium an deutschen Universitäten vorzogen (→ Panslawismus, Joseph → Vuga). M. beendete 1913 das Studium an der technischen Hochschule in Prag. Während seiner Studienzeit hatte er regelmäßig statistische Daten über die slowenische → Minderheit in Kärnten/ Koroška u. a. in den Zeitschriften → Omladina, → Slovanski svet und Njiva (→ Publizistik) publiziert. 1913– 1918 war M. zur österreichisch-ungarischen Armee mobilisiert worden. Im neu gegründeten SHS-Staat bzw. Königreich SHS wurde er beim → Narodni svet

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Mädchenverband

[Nationaler Rat] Referent für die »nationalen« (d. h. ethnischen) Grenzen. Als Experte für Grenzfragen in der jugoslawischen Delegation nahm er 1919 neben Ivan → Žolger an der Friedenskonferenz in Paris teil (→ Vertrag von Saint-Germain). Er war Mitinitiator des → Manjšinski inštitut [Minderheiteninstitut] in Ljubljana (zuvor hatte er bereits ein Konzept für ein Obrambni muzej [Verteidigungsmuseum] entworfen), das von 1925–1941 tätig war und seit 1945 als Inštitut za narodnostna vprašanja [Institut für Nationalitätenfragen] weiterhin für die Forschungsarbeit in Bezug auf die slowenischen → Minderheiten in Österreich, Italien, Ungarn (und Kroatien) zuständig ist. M. kartografierte mehrere Landkarten über die slowenischen ethnischen Grenzen. M. propagierte nationale Verteidigung und befasste sich mit der Organisation der slowenischen Ingenieure und mit Urbanismus. Während der Okkupation → Jugoslawiens durch Hitlerdeutschland stand M. im Dienste der Exilregierung und war Berichterstatter über die Verhältnisse und Aktivitäten diverser Parteien und Einzelpersonen. 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, ins KZ Dachau gebracht und kam dort ums Leben. Quellen  : Zadnje in predzadnje štetje na Koroškem. Slovensko-nemška meja na Koroškem. In  : Slovenski Branik (1908)  ; Slovensko-nemška meja na Koroškem. In  : Omladina (1908/09)  ; Par številk s koroške narodnostne meje. In  : Omladina (1908/09)  ; Manjšinsko slovstvo. In  : L. Niederle  : Slovanski Svet. [Üb.: Joža Glonar.] Ljubljana 1911  ; Statistika Slovencev. In  : L. Niederle  : Slovanski svet. [Üb.: Joža Glonar.] Ljubljana 1911  ; Statistika z diagrami. In  : Dijaški almanah (1912/13)  ; Naši obmejni problemi. Ljubljana 1936. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Vodušek Starič  : Dosje Mačkovšek. Ljubljana 1994.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Mädchenverband (dekliška zveza), → Frauenfrage. Mafterl, Egidij (Organist und Chorleiter, Kulturaktivist), → Kirchenchor von Eberndorf/Dobrla vas. Magdalensberg/Štalenska gora, vgl. Sachlemmata  : → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas], → Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → EdlingerGemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindege-

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biet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; → Joschap (bzw. Joschapsiedlung)/ Jožap  ; → Vulgoname sowie → Adelssprache  ; → Bauernaufstände  ; → Bildstock  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung)  ; → »Entethnisierung«  ; → Gegendname  ; → Germanisierung  ; → Geschichtsverein für Kärnten  ; → Inkulturation  ; → Inschrift, slowenische  ; → Kataster  ; → Keutschach/Hodiše  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje (einschließlich literarischer Werke)  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje, Mundart  ; → Landessprache  ; → Maria Saal/Gospa Sveta  ; → Ottmanach/Otmanje  ; → Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische  ; → Rosentaler Dialekt/rožansko narečje  ; → Saualpe/Svinška planina  ; → Sprachgrenze (1), slowenische  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška  ; → Tabula Peutingeriana  ; → Terminologie, christliche  ; → Wallfahrt(en)  ; → Wehrkirche(n)  ; → Zollfeld/ Gosposvetsko polje  ; Personenlemmata  : → Brabenec, Ivan  ; → Brollo, Jacobo  ; → Pernhart, Markus  ; → Progar, Alojzij  ; → Šašel, Josip  ; → Zablatnik, Dr. Pavle  ; Farchern/Borovje  : → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; Görtschach/Goriče bei Pischeldorf/Škofji Dvor  : → Kordaš, Boštjan  ; Gundersdorf/Gundrska vas  : (Edlingergründung)  ; → Ottmanach/Otmanje  : (siehe dort)  ; Portendorf/Partovca  : (Edlingergründung)  ; → Timenitz/Timenica  : → Pogačnik, Jožef  ; → Sankt Lorenzen an der Gurk/Šentlovrenc pri Šenttomažu pri Celovcu  : (siehe dort)  ; → Sankt Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu  : → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]  ; Treffelsdorf/Trebeša vas  : → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; → Linde  ; Zeiselberg/Čilberk  : → Lesjak (Wornig), Valentin  ; Zinsdorf/Svinča vas  : → Inzko, Marija geb. Einspieler  ; → Sturm, Andrej. Literarische Werke  : vgl. → Klagenfurter Feld/Celovško polje.

Magerl, Ivan (Publizist, Kulturaktivist), → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien]. Maideklaration 1917, slow. Majniška deklaracija. Am 29. Mai 1917 versammelten sich 30 der insgesamt 37 südslawischen Reichsratsabgeordneten in Wien zwecks Bildung einer gemeinsamen parlamentarischen

Maierhofer, Janez

Plattform mit der Bezeichnung Jugoslovanski klub den anderen Kronländern die slowenischen Frauen und [Südslawischer Klub], um in der neuen Sitzungspe- Mädchen, die allein am 24. März 1918 in Ljubljana riode effektiver auftreten zu können. Bereits in dieser Korošec etwa 200.000 Unterschriften überreichten. Gründungssitzung wurde nach tschechischem Vorbild Dazu kamen die Solidaritätserklärungen von Vereinen eine staatsrechtliche Erklärung beschlossen, die am und Institutionen sowie von den Gemeinden  : 215 aus nächsten Tag im Plenum von Anton → Korošec als der Steiermark/Štajerska, 189 aus Krain/Kranjska, 28 Klubobmann in kroatischer, slowenischer und deut- aus → Gorizia/Gorica/Görz und Gradisca/Gradišče/ scher Sprache verlesen wurde. Protokolliert wurde da- Gradiska sowie beachtliche 10 aus Kärnten/Koroška. Zusammen waren es weit über 300.000 Unterschriften mals nur der deutschsprachige Wortlaut  : »Die gefertigten, im Südslawischen Klub vereinigten und damit eine beeindruckende plebiszitäre WillensAbgeordneten erklären, dass sie auf Grund des natio- erklärung und Zustimmung für die volksverbundene nalen Prinzips und des kroatischen Staatsrechtes die Politik der Parlamentarier in Wien. Die M. bedeutete Vereinigung aller von Slowenen, Kroaten und Serben tatsächlich die »Einleitung zur stillen Liquidierung bewohnten Gebiete der Monarchie zu einem selbstän- der Habsburgermonarchie im Laufe der letzten zwei digen, von jeder nationalen Fremdherrschaft freien, auf Kriegsjahre« (Vasa Čubrilović). demokratischer Grundlage aufgebauten Staatskörper unter dem Zepter der Habsburgisch-Lothringischen Lit.: V. Čubrilović  : Istorija političke misli u Srbiji XIX. veka. Beograd Dynastie fordern (lebhafter Beifall u. Händeklatschen) 1958  ; S. Kranjec  : Koroščevo predavanje o postanku Jugoslavije. In  : ZČ 16 (1962) 218–229  ; L. Ude  : Deklaracijsko gibanje pri Slovencih. In  : und dass sie für die Verwirklichung dieser Forderung ZČ 24 (1970) 191–207  ; F. J. Bister  : »Majestät, es ist zu spät …« Anton ihrer einheitlichen Nation mit allen Kräften einstehen Korošec und die slovenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien werden. (Beifall) Mit diesem Vorbehalte werden die Ge- [e. a.] 1995. fertigten an den Arbeiten des Parlaments teilnehmen.« Feliks J. Bister Diese M. (Majniška deklaracija), fallweise auch Dunajska deklaracija [Wiener Deklaration] genannt, wurde Maierhofer, Janez ( Janko, Johann Baptist, * 12. März letztlich von 33 südslawischen Abgeordneten Cisleitha- 1876 Ober-/Unter- (?) Fischern/Zgornje/Spodnje (?) niens unterzeichnet. Seit den letzten Reichsratswahlen Ribiče [Grafenstein/Grabštanj], † 21. September 1948 sind nämlich zwei Mandatare gestorben, einer befand St. Niklas an der Drau/Drava), Priester, Kulturaktivist sich in der Emigration und der Kärntner slowenische und Publizist. → Abgeordnete Franz → Grafenauer saß im GeNachdem sein Vater Karel in die Nähe von Velden/ fängnis. Die Deklaration war die radikale Fortführung Vrba gezogen war, besuchte M. die Volksschule in des trialistischen Konzepts von Franz Ferdinand St.  Egyden/Šentilj ob Dravi. Mit Unterstützung des unter Einbeziehung der Serben und ohne Rücksicht- Oberlehrers Vinko Zagode, gebürtig aus der Savinj­ nahme auf das bei den Slawen verhasste dualistische ska dolina (Tal der Savinja), besuchte er ab 1888 das System der Monarchie (vgl. auch Ivan → Žolger). Sie Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, wo er 1896 matusprengte den bestehenden Verfassungsrahmen und bil- rierte. Sein theologisches Studium absolvierte M. am dete so gesehen einen radikalen Akt. Die Loyalitätsfor- → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, wo er im mel mit dem Szepter wurde verschieden interpretiert vierten Jahr Vorsitzender der → Akademija slovensund in der Praxis bald fallen gelassen. Bereits im Som- kih bogoslovcev v Celovcu [Akademie der slowenischen mer 1917 trafen die ersten Sympathiebekundungen ein, Priesterseminaristen] war. Im Juni 1899 erhielt er laut zuerst aus Bosnien-Herzegowina. Den entscheiden- ADG-Akte das Subdiakonat und das Diakonat sowie den Impuls gab jedoch die Unterstützungserklärung am 2. Juli 1899 das Presbytariat. Seine Primiz feierte er des Fürstbischofs von Ljubljana Anton Bonaventura am 6. August 1899. Die im ADG-Personalakt gesonJeglič am 15. September 1917, dem es gelang, alle slo- dert ausgewiesenen Sprachkenntnisse sind (neben dem wenischen Parteienvertreter zur Mitunterzeichnung zu Deutschen) Slowenisch, Serbokroatisch und Italienisch. bewegen (außer den Sozialdemokraten), womit in der M. war zunächst Kaplan in → Ferlach/Borovlje ( Juli Bevölkerung eine breite Basis geschaffen wurde. Die bis September 1900) und danach in Prevalje (Prävali) Hauptträgerinnen der nun folgenden organisierten De- in der → Mežiška dolina (Mießtal) von Oktober 1900 klarationsbewegung waren nicht nur in → Krain/Kran- bis Juli 1902. Dort engagierte er sich im Katholiško dejska und in der Steiermark/Štajerska, sondern auch in lavsko društvo [Katholischer Arbeiterverein] politisch

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Maierhofer, Janez

und »entriss« so, nach Kotnik, den Ort »aus deutschen Händen«. Dann wurde er zunächst Provisor ( Juli 1902 bis August 1904) und später Pfarrer (August 1904 bis September 1905) von Köstenberg/Kostanje, wo er sich wiederum ethnopolitisch und kulturell im Sinne des Erhalts der slowenischen Identität engagierte. Auf seine Initiative geht die Gründung des slowenischen katholischen → Kulturvereins Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung] zurück (→ Kostanje). In jener Zeit berief er auch eine allslowenische Kärntner Versammlung junger Männer in Sternberg/Strmec (vseslovenski koroški fantovski shod na Strmec) ein. Zwischen Oktober 1905 und November 1915 war M. zehn Jahre Pfarrer der slowenischsprachigen Pfarre von Poggersdorf/Pokrče am → Klagenfurter Feld/Celovško polje, unweit seines Geburtsortes. Aus jener Zeit existiert ein Fotodokument, das ihn zusammen mit der Lehrerin und ethnopolitischen Aktivistin Marija Einspieler (Marija → Inzko, geb. Einspieler) sowie mit dem Schuldirektor Inspektor Gobanc zeigt. In jener Zeit war er auch Sodale, d. h. Mitglied der slowenischen Priestervereinigung → Sodaliteta. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er verhaftet und in Gefängnisse in Klagenfurt/Celovec und Graz verbracht und 1915 wegen Majestätsbeleidigung zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt. Dem entging er als einfacher Soldat beim Kärntner Heimwehrregiment in Leoben (koroški domobranski polk, kader v Leobnu), von wo aus er zum Kriegsdienst in die Karpaten abkommandiert wurde und danach die 8. bis 10. Offensive an der Isonzo-/Soča-Front übererlebte. Auf Betreiben von Dr. Anton → Korošec und des Bischofs von Ljubljana Anton Bonaventura Jeglič wurde er im Jänner 1918 begnadigt und vom Militärdienst befreit. Da er nicht nach Kärnten/Koroška zurück durfte (→ Vertreibung 1920), wurde er von Jeglič ab dem 1. März 1918 zum Pfarrer in Planina pri Rakeku (Postojna) in der Diözese → Ljubljana (seit 1919 in der Diözese von → Gorizia/ Gorica/Görz) ernannt. In Planina war er Mitglied des politischen Vereins Edinost [Einheit] und leitete die slowenische ethnopolitische Arbeit in der Vipavska dolina (im Tal der Vipava), musste jedoch im März 1924 das nunmehr Italien zugesprochene Gebiet verlassen. Ab März 1924 ist er laut ADG-Personalakte in verschiedenen Pfarren des Unteren → Gailtales/Spodnja Ziljska dolina ausgewiesen, so zunächst als Provisor in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji (15. 3. 1924–31. 5. 1924), als Provisor in Göriach/Gorje (1. 6. 1924–

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Marija Einspieler mit Janko Maierhofer (stehend) sowie Volksschuldirektor Inspektor Gobanc und der Vater der Frau Šuman, Archiv Marija Inzko

30.11.1924), in Vordernberg/Blače (1. 12. 1924–15. 5. 1925), als Pfarrer ebendort (16. 5. 1925–18. 3. 1935), als Pfarrer in Petschnitzen/Pečnica (19. 3. 1935–15. 3. 1938), danach als dortiger Provisor (16. 3. 1938–31. 5. 1938), als Provisor von St.  Niklas an der Drau/Drava (1. 6. 1938–14. 9. 1938) und als dessen Pfarrer ab 15. 9. 1938. Ab August 1946 war er im Krankenurlaub, ab 15. September 1946 im Ruhestand. M. engagierte sich überall auf staatlicher, Landes-, Gemeinde- und kirchlicher Ebene für die Rechte der Slowenen. Er schrieb regelmäßig für die kärntnerslowenische Zeitung → Mir geschichtliche, ethnopolitische und humoristische Beiträge sowie Reiseberichte. Im Mir publizierte er auch 1906 in mehreren Teilen eine modernisierte Fassung von Andrej → Schuster– Drabosnjaks Slovenji Obace und 1911 Pred 700 leti [Vor 700 Jahren], wo er sich mit Ulrich von Liechtenstein befasst (→ Buge was primi). Im → Slovenec schrieb er eine Reihe von Artikeln von der Front (Iz fronte). In seiner Zeit in Planina schrieb er in den dortigen Organen Edinost und Koledar Goriške Mohorjeve über die Slowenen im → Val Canale/Kanaltal/ Kanalska dolina (Koroški Slovenci v Julijski krajini). In der Kärntner Edition des Koledar Mohorjeve družbe erschien ein Beitrag zum Leben von Valentin → Limpel, in der Zeitschrift Duhovni pastir wurden einige Predigten veröffentlicht. Im Kärntner Tagblatt publizierte er u. a. zum Maler Kolik (wahrscheinlich Anton Kolig), zum Zoologen Klimsch sowie zur Schriftstellerin Dolores Viesèr (nach Kotnik). Quellen  : ADG (Personalakte Mahrhofer [sic  !], Johann Bapt. +). Werke  : Črtice iz zgodovine koroških Slovencev. In  : Mir (11. 5. 1905),

(www.mindoc.eu). Lit./Web  : SBL (Francè Kotnik) (= SB www.slovenska-biografija.si/ oseba/sbi340162/). – Župnik Janez Maierhofer. In  : Koroška kronika,

Maister, Rudolf

8. 10. 1948 (www.mindoc.eu)  ; Župnik Janez Maierhofer. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 189–191  ; J. Lesjak  : 75 let po ustanovitvi Slovenskega prosvetnega društva za Kostanje in okolico (1903–1978). Klagenfurt/ Celovec 1978  ; M. Vrečar  : Dokumentacija  : 100 let Sodalitete presvetega Srca Jezusovega. In  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju, Ob 100-letnici Sodalitete, združevanja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 355–480. Bojan-Ilija Schnabl

Maier-Kaibitsch, Alois (* 20. Mai 1891 Leoben, † 26.

November 1958), deutschnationaler und NS-Funktionär, zu lebenslanger Haft verurteilter NS-Kriegsverbrecher. Vgl. → Einleitung (= Kulturgeschichte, slowenische in Kärnten/Koroška)  ; → »Anschluss« und die Kärntner Slowenen (1938–1942)  ; → Fertala, Franc. Mairitsch, Ludwig (* 19. Mai 1899 St.  Ulrich am Johannserberg/Šenturh na Šentjanški gori bzw. nad Mostičem, † 26. Februar 1986 Klagenfurt/Celovec), Priester. M. wurde am 19. Mai 1899 in St.  Ulrich am Johannserberg/Šenturh na Šentjanški gori bzw. nad Mostičem als ältestes von acht Kindern geboren. Zu jener Zeit war es zweisprachiges Gebiet (→ Saualpe/ Svinška planina). Der Vater, Ulrich Mairitsch, ein angesehener Bauer, war jahrelang Kirchenkämmerer und Bürgermeister von → Brückl/Mostič. Im Jahre 1912 trat M. ins Gymnasium in Klagenfurt/Celovec ein und wurde im Jahre 1917 zum Militär eingezogen. In der 12. Isonzo-Schlacht (Soška bitka) wurde er verwundet, nach der Genesung kam er wieder an die Isonzo-Front (Soška fronta) und fiel in italienische Gefangenschaft, wo er an Malaria erkrankte. So konnte er erst im Dezember 1919 in seine Heimat zurückkehren. Nun schloss er das Gymnasium ab und inskribierte an der Wiener Veterinärmedizinischen Universität und gleichzeitig am Klagenfurter → Priesterseminar, für das er sich nach einem Semester endgültig entschied. Am 6. Juli 1924 wurde er von Bischof Adam → Hefter zum Priester geweiht. Im ADG-Personalakt wird unter Sprachkenntnissen »slowenisch und zum Teil italienisch« angeführt. Nach einer Reihe von Kaplan- und Provisorstellen im zweisprachigen Gebiet (→ Keutschach/Hodše, Diex/Djekše, Grafenbach/Kneža, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, → Eisenkappel/Železna Kapla, Sternberg/Strmec, Kranzelhofen/ Dvor pri Vrbi) wurde er zum Pfarrer von Grafenstein/ Grabštanj berufen. (Diese Funktion bekleidete er laut ADG-Akt vom 1. Dezember 1934 bis zum 31. August

1979.) Nach dem → »Anschluss« bekam er es mit dem Naziregime aufgrund seiner ethnischen Herkunft und seines Engagements zu tun. Er wurde denunziert und musste sich vor der Gestapo verantworten. Als Rechtfertigung führte er an, dass er zwar gezwungen sei, auf Deutsch zu predigen, doch weil 95 % der Pfarrmitglieder Slowenen seien, verstünden ihn diese offensichtlich nicht. Nach dem Tod des Propstes Trabesinger im Jahre 1975 war er Administrator des Dekanats → Tainach/Tinje, zuvor zeitweise Administrator bzw. Mitprovisor von St.  Peter bei Grafenstein/Šentpeter pri Grabštanju. Mit 80 Jahren trat er in den Ruhestand und starb am 26. Februar 1986 nach langer Krankheit in Klagenfurt/Celovec. Er renovierte und modernisierte die Pfarrkirche und die Filialkirchen, errichtete einen Pfarrsaal und ein Mesnerhaus. Auf zahlreichen Studienreisen fotografierte er viel und stellte die Fotos dem Katholischen Bildungswerk zur Verfügung. Früh erkannte er die Bedeutung des Mediums Film, schaffte sich einen Projektor an und zog als fahrender »Filmonkel« von Pfarre zu Pfarre, von Schülerheim zu Schülerheim. Er gründete die Aktion »Der gute Film« und leitete mehrere Jahrzehnte lang die katholische Filmgilde. Zudem war er in seiner Freizeit ein begeisterter Imker. Seine vielfältigen Verdienste wurden von der Kirche anerkannt  : er wurde zum Geistlichen Rat und zum Konsistorialrat ernannt. Quellen  : ADG Personalakt Mairitsch, Ludwig. Lit.: J. Zerzer  : Dobri pastirji, Naši rajni duhovnki 1968–2005. Celovec

2006, 187–190.

Janko Zerzer

Mairitsch, Ulrich (Bürgermeister von Brückl/Mostič), → Mairitsch, Ludwig. Maister, Rudolf (Majster, Ps. Vuk Slavič, Bojan, Vojanov, Krajnc, * 29. März 1879 Kamnik [Gorenjska], † 26. Juli 1934 Unec), General, Dichter, kulturpolitischer Aktivist. M. war der Sohn eines Finanzwachebeamten, dessen Vorfahren und Eltern das traditionelle Gewerbe der Töpfer und Ofensetzer in Ptuj betrieben hatten. Seine Mutter stammte aus Trebnje und war die Tochter eines angesehenen Lehrers, Organisten und Gastwirtes. Nachdem der Vater früh verstorben war, lebte M. mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen. Er besuchte das Untergymnasium in Kranj und begann bereits zu dichten. Danach zog er mit seiner Mutter

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Maister, Rudolf

nach → Ljubljana. Dort kam er über den literarischen Gymnasiastenklub Zadruga [Genossenschaft] mit den vielversprechenden jungen slowenischen Literaten in Verbindung. M. entschloss sich nach der sechsten Klasse die Militärlaufbahn einzuschlagen. 1892–1894 besuchte er die Landwehrkadettenschule in Wien, anschließend kam er in das Landwehrbataillon in Ljubljana und diente eine Zeitlang auch in → Klagenfurt/Celovec. M. wurde 1895 zum Leutnant ernannt, besuchte aber weiterhin verschiedene Kurse zur Fortbildung. Die jährlichen Manöver ermöglichten es ihm, das slowenische Siedlungsgebiet gut kennenzulernen. In → Ljubljana verkehrte er in slowenischen Kreisen, schrieb slowenische Gedichte und publizierte 1904 den anakreontischen Gedichtband Poezije. Bibliografie, Musik und Malerei waren seine weiteren Interessengebiete. Zahlreiche Bücher slowenischer Belletristik und zur slowenischen Geschichte machten seine private Büchersammlung zur Bibliothek. M. heiratete die Tochter des Landessanitätsinspektors, die gebildet war und seine gesellschaftliche Position unterstützte. Nachdem die antideutschen Septemberdemonstrationen in Ljubjana erstickt worden waren, wurde M. 1908 nach Przemyśl strafversetzt. Dort erkrankte er schwer. Zur Behandlung seiner schweren Lungenkrankheit wurde er nach Dalmatien und Ägypten geschickt. Danach wurde der als kränklich geltende M. zum Landsturm nach → Celje versetzt. Nach Kriegsausbruch wurde er als Kreiskommandeur des Landsturms nach → Maribor geschickt. Deutschnationale Kreise versuchten dies zu vereiteln. In der Folge wurde er von den Militärbehörden eingesperrt, danach nach Graz strafversetzt. Nach einer Intervention durch den Reichsratsabgeordneten Anton → Korošec direkt beim Kaiser wurde M. zum Major befördert und konnte nach Maribor zurückkehren. Während der Nachkriegswirren, als die Soldaten von den Fronten heimkehrten, kündigte M. vor einer beratenden Versammlung der Militärbefehlshaber von Maribor am 1. November 1918 an, dass er für den Narodni svet za Štajersko [Nationaler Rat für die Steiermark] persönlich die militärische Kontrolle übernehmen werde (→ Narodni svet za Slovenijo). Der Narodni svet ernannte ihn zum General. Mit einem Häuflein slowenischer Freiwilliger brachte M. in einem Streich Maribor unter seine Kontrolle. Die deutschen Soldaten schickte er nach Hause, seine Truppe füllte er mit slowenischen Frontheimkehrern und befreiten serbischen Kriegsgefangenen auf. Am 9. November 1918 mobilisierte er aus eigener Machtvollkommen-

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Rudolf Maister

Rudolf Maister, Zeichnung von M. Gaspari

heit die slowenische Steiermark/Štajerska. Innerhalb von zwei Wochen gelang es M., seine Truppen auf ca. 5.000 Mann mit Infanterie, Artillerie, Kavallerie und Luftwaffe aufzustocken. Der deutsche Stadtrat von Maribor hatte eine Schutzwehr zur Rückeroberung der Stadt gegründet, die er in der Nacht vom 23. November 1918 entwaffnete. Darauf besetzte M. zwischen Dravograd und Radgona das Gebiet bis zur nördlichen → Sprachgrenze. Als die sozialdemokratischen Eisenbahner, die sich mit dem deutschen Bürgertum solidarisiert hatten, die slowenische Hoheit durch Streiks brechen wollten, brachte sie M. mit Entschlossenheit und geschickten Verhandlungen davon ab. Nachdem in Kärnten/Koroška die Offensive Ende April/Anfang Mai 1919 missglückt war, kommandierte M. die jugoslawische Armee beim Gegenangriff im Osten. Für seine großen Verdienste dabei wurde ihm eine hohe staatliche Auszeichnung zuteil. Nachdem die Kärntner → Volksabstimmung beschlossen worden war, setzte ihn Jugoslawien zum Militärbefehlshaber in der Zone A ein (→ Abstimmungszone). Danach wurde er Befehlshaber der Polizeikräfte. Als Ehrenvorsitzender, zu dem ihn der Narodni svet za Koroško [Nationaler Rat

Majar – Ziljski, Matija

Matija Majar - Ziljski, NIUJ

für Kärnten] ernannte hatte, leitete er die Vorberei- minski zbornik ob 60-letnici bojev za severno slovensko mejo1918–1919, tungen für die Volksabstimmung. In der Zeit bis zur Maribor 1979 [enthält Artikel M.s über den Umsturz 1918]. Lit.: SBL, EJ, ES  ; OVSBL. – Die steirischen Vorfahren des sloweVolksabstimmung gab er in → Völkermarkt/Velikovec nischen Dichters und Generals Rudolf Maister. In  : Blätter für Heidie Wochenzeitschrift → Korošec [Der Kärntner] he- matkunde 43/3 (1969), 127–131  ; L. Ude  : Boj za severno slovensko mejo raus. Darin publizierte M. in jugoslawischem Geiste 1918/19. Maribor 1977  ; B. Hartman  : Rudolf Maister, general in pesnik. Neuigkeiten aus Kärnten/Koroška, Kommentare zu Ljubljana 1998  ; B. Saria  : General Maister. Zbornik referatov s simpopolitischen Vorgängen in der Welt, insbesondere aber zija. Maribor 2002. Bruno Hartmann †  ; Üb./Red.: Katja Sturm-Schnabl widmete er sich dem gesellschaftlichen und geselligen Leben der Kärntner Slowenen. Letztere würden nach M.s Überzeugung die Kraft des Slowenentums in Majar – Ziljski, Matija (* 7. Februar 1809, Wittenig/ Kärnten/Koroška stärken. Kurz vor der Volksabstim- Vitenče [Hermagor–Pressegger See/Šmohor–Preseško mung wurde M. von der jugoslawischen Regierung zur jezero], † 31. Juli 1892, Prag), führende slowenische naBerichterstattung nach Beograd einberufen, weswegen tionale Persönlichkeit, Ethnograf, Linguist. Sohn eines Dorfschneiders, mithilfe des Dompfarer die entscheidende Zeit nicht in Kärnten/Koroška rers Bizeling 1831 Abschluss des Gymnasiums in verbringen konnte. Nachdem Jugoslawien die VolksKlagenfurt/Celovec, 1833 des Lyzeums in Graz. Von abstimmung verloren hatte, wurde M. zum Stadtkom1833 bis 1836 Studium am → Priesterseminar in Klamandanten von Maribor eingesetzt. 1921 bis 1923, als genfurt/Celovec, wo er mit A.  M. → Slomšek zuer pensioniert wurde, war er Vorsitzender der jugoslasammentraf, der dort den Slowenischunterricht leitete. wischen Grenzziehungskommission für die Grenze zu 1837 empfing M. die Priesterweihe und begann in der Italien. Kanzlei des Klagenfurter Bischofs zu arbeiten. Dort M. war als Pensionist kränklich. Er lebte in Maribor, lernte er Urban → Jarnik kennen. Ende der 30erschrieb über die Tage des Umsturzes, sammelte ZeugJahre besuchte er gemeinsam mit Stanko → Vraz slonisse und Dokumentationen darüber und vernetzte wenische Dörfer und sammelte Volksgut (→ Ethnoloseine Veteranen organisatorisch. 1929 veröffentlichte gie, → Brauch). Seit jenen Tagen verband die beiden M. den Gedichtband Kitica mojih [Die Strophe der eine tiefe Freundschaft  : Gemeinsam war ihnen nicht Meinen], darin werden die Leiden des slowenischen nur ihr Interesse an Volkskunst, sondern auch ihre ZuVolks während des Ersten Weltkrieges thematisiert gehörigkeit zur Illyrischen Bewegung (→ Illyrismus). und die slowenische Erde verherrlicht. Einige seiner Im Unterschied zu Vraz war M. jedoch der Ansicht, Gedichte fanden Eingang in den Volksliederschatz. In dass als gemeinsame Sprache der Illyrer der → Dialekt Maribor unterhielt M. einen literarischen Salon, über der zwischen Rijeka und Ljubljana angesiedelten Beden er slowenische Schriftsteller und Dichter aus Mavölkerung dienen sollte und nicht der štokavische Diribor in einem Verein zusammenfasste. In seinem litealekt, den die Kroaten und Vraz bevorzugten. In den rarischen Salon erwiesen ihm auch Spitzenautoren aus Jahren 1839 bis 1840 gab es am Klagenfurter Priesterganz Slowenien die Ehre. Er starb in seinem ererbten seminar einen Zirkel von Anhängern der Illyrischen Schlösschen in Unec. Von dort überführte man seine Bewegung, die sich zweimal pro Woche zum Studium Leiche durch ganz Slowenien nach Maribor, wo er mit der illyrischen Sprache trafen. Über M. erhielten sie großen Ehren bestattet wurde. Bücher von Ljudevit → Gaj. 1848 erschien M.s Buch Als literarischer Held fand M. nach dem Zweiten Pravila, kako izobraževati ilirsko narečje i u obče slavenWeltkrieg Eingang in die slowenische Literatur  : Makso ski jezik [Regeln zur Bildung des illyrischen Dialektes šnuderl, Osvobojene meje [Befreite Grenzen (1968)] und die allgemeine slawische Sprache], in welchem er (eine Romanchronik), Jože hudales, Orel z razprtimi seine Methode zur Schaffung einer illyrischen Literakrili [Der Adler mit ausgebreiteten Schwingen (1974)] tursprache darlegte. Wie andere Anhänger der Illyri(Roman) und Jože hudales, General [Der General schen Bewegung war auch er der Meinung, als Erstes (1981)] (Roman). müssten die Südslawen ein gemeinsames Alphabet annehmen – und zwar die Gajica, das tschechische AlQuellen  : PAMb  : osebni fond Rudolf Maister, zbirka Prevratni dogodki phabet, das Gaj bei den Kroaten eingeführt hatte. M. na Slovenskem Štajerskem 1887–1920, zbirka Narodni svet za Štajersko gelang es, → Bleiweis, den Redakteur der einzigen Maribor 1918–1924  ; UKM  : Maistrova knjižnica [separates Corpus]. slowenischen Zeitung Kmetijske in rokodelske novice Werke  : Poezije, Ljubljana 1904  ; Kitica mojih, Maribor 1929  ; Spo-

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Majar – Ziljski, Matija

[Bauern- und Handwerkernachrichten] (Novice), für dieses Projekt zu gewinnen, und schon ab Beginn der 40er.Jahre wurde die Gajica bei den Slowenen eingeführt (→ Schrift). Zu Beginn der Revolution 1848 (→ Revolutionsjahr 1848) trat M. mit einem Artikel Kaj Slovenci terjamo  ? [Was fordern wir Slowenen  ?], veröffentlicht in den Novice am 29. März 1848, hervor  : Darin erklärte er, dass jedes Volk auf seinem Gebiet nach seiner Art und Weise leben solle und dass den Slowenen das Recht gewährt werden müsse, in Schulen und Ämtern ihre → Muttersprache einzuführen. Im April verfasste und verbreitete M. eine Petition, in der er darauf hinwies, nigung → Trdnjava. Diese veranstaltete drei → Tabordass die Slowenen einen eigenen Landtag haben und Versammlungen (in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri in eine Union mit Kroatien, Slawonien und Dalmatien Pliberku, Selpritsch/Žoprače und Oberwuchl/Zgornje eintreten sollten. M. warf also als Erster Fragen auf, die Buhlje). In Oberwuchl/Zgornje Buhlje trat M. persönin weiterer Folge die Grundlage des Programms eines lich auf. Nach dem Ende der Revolution entfernte sich M. Vereinigten Sloweniens (→ Zedinjena Slovenija) werden sollten. Für seine politischen Aktivitäten wurde er von den Positionen der Illyrischen Bewegung. Er arbeivon den kirchlichen Behörden von Klagenfurt/Celovec tete die Regeln einer gesamtslawischen Grammatik aus, nach Monte Lussari/Luschari/Sv. Višarji versetzt. In der die als Grundlage einer zukünftigen gesamtslawischen liberalen Zeitung Slovenija publizierte er einige Artikel, Literatursprache dienen sollte. Als Alphabet einer solin denen er seinen Plan für eine Neugestaltung Öster- chen gesamtslawischen Sprache schlug M. die Kyrillica reichs als Konföderation von fünf Völkern (→ Slawen, vor, die er mit einigen lateinischen Buchstaben ergänzte. Deutschen, Ungarn, Rumänen und Italienern) darlegte. Sein Buch Vzajemna slovnica ali mluvnica slavjanska Dabei sollte der slawische Teil, die Slavija, die Kon- [Gemeinsame slawische Grammatik und Sprachbuch] föderation anführen. Während der Revolution war M. kam 1865 in → Prag heraus. M. betrachtete dieses einer der wichtigsten Ideologen der slowenischen Nati- Werk als sein Hauptwerk. In den 60er-Jahren wuchs onalbewegung und einer der Verfasser des Programms M.s Interesse an Russland. 1867 folgte er der Einladung seitens der Organisatoren und besuchte in Moskau die für ein Vereinigtes Slowenien. Nach der Revolution wurde M. von den Behörden Ethnografische Ausstellung und den Slawischen Konvon einer Pfarre in die andere versetzt, 1851 schließ- gress (→ Slawenkongresse). Dank seiner Schenkung lich in die Pfarre von Goriach/Gorje, die er 19 Jahre an die Ausstellung (eine »Kärntner Hochzeit« – sechs lang betreute. Nach der Verkündung des Oktoberdip- Kostüme von Hochzeitsgästen und Mitgift der Braut) loms (1860) und des Februarpatents (1861), die zu ei- konnte das beste Arrangement in der Slawischen Abner gewissen Liberalisierung des Lebens innerhalb des teilung der Ausstellung geschaffen werden. Dafür erStaates führten, trat M. als Erster mit seinem Artikel hielt er eine der höchsten Auszeichnungen, die den »Unsere Lage« (Novice, 13. März 1861) an die Öffent- Stiftern ethnografischer Exponate verliehen wurden, er lichkeit. Darin warf er wiederum die Frage eines Ver- wurde zum Wirklichen Mitglied der Gesellschaft der einigten Sloweniens, der Stiftung eines engen Bünd- Freunde der russischen Literatur (Obščestvo ljubitelej nisses zwischen Letzterem und den Kroaten sowie die rossijskoj slovesnosti) und der Gesellschaft der Freunde Frage der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Naturwissenschaft (Obščestvo ljubitelej estestvoznaunter den Slawen auf. In den 60er-Jahren beschränkte nija) an der Moskauer Universität gewählt. In → Mossich M.s politische Tätigkeit auf Kärnten/Koroška. kau machte er die Bekanntschaft der Slawophilen N. Unter seiner Mitwirkung wurde in Klagenfurt/Celovec A. Popov, M. P. Pogodin und anderer (→ Slawo1864 die → Slovanska čitalnica [Slawischer Leseverein] philie). Es entstand ein reger Briefkontakt, und seine eröffnet, die zum Zentrum des nationalen Lebens der russischen Freunde versorgten ihn mit Büchern. M.s Kärntner Slowenen wurde. 1869 beteiligte sich M. aktiv Versuch, nach Russland zu emigrieren (1870–1871), an der Gründung der slowenischen politischen Verei- schlug fehl. 1873 bis 1875 begann er in Klagenfurt/

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Majar Ziljski Billet, www.gailtal-erinnern.at

Maklin, Walter Matija Majar – Ziljski, NUK

Celovec – mit finanzieller Unterstützung des Moskauer Slawischen Wohltätigkeitskomitees – mit der Herausgabe der Zeitschrift → Slavjan [Der Slawe], die als literarische und wissenschaftliche Zeitschrift für alle Slawen gedacht war und zur Verbreitung der gesamtslawischen Sprache unter ihnen dienen sollte. Von den lokalen Behörden verfolgt, musste M. nach Prag ziehen, wo er starb und begraben ist. 1885 veröffentlichte die → Mohorjeva sein letztes Buch, Sveta brata Ciril i Metod, slovanska apostola [Die Hl. Brüder Kyrill und Method, Die Slawenapostel]. Archive  : ADG.

Werke  : Pesmarica cerkvena. Celovec 1848  ; Pravila kako izobraževati

ilirsko narečje i u obče slavenski jezik. Jožef Blaznik. Ljubljana 1848  ; Slovnica ruska za Slovence. G. Blaž, Trgovec v Reki (Fiume). Fiume/ Rijeka 1867  ; Sveta brata Ciril i Metod slavjanska apostola i osnovatel’a slovstva slovstva slavjanskoga  : tisučlětny spoměn na lěto 863. K. Seîfrid. Wien 1864  ; Sveta brata Ciril i Metod, slavjanska apostola. Tisučletui spoměn na lěto 863. (Druck Latein und Kyrillisch) Schmaler & Pech. Bautzen 1867 Lit.: SBL  ; ES  ; ÖBL. – J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. V Ljubljani 1888  ; B. Grafenauer  : Ethnic Conditions in Carinthia. Ljubljana 1946  ;

M. B. Petrovich  : The Emergence of Russian Panslavism 1856–1870. (Studies of the Russian Institute of Columbia University) Columbia Univ. New York 1956, 239  ff.; I. V. Čurkina  : Matija Majar Ziljski. Ljubljana 1974  ; Š. Pinter  : Matija Majar-Ziljski und das Jahr 1848 in Kärnten. Diplomarbeit Univ. Wien. Eigenverlag. Wien 1974  ; C. Rogel  : The Slovenes and Yugoslavism 1890–1914 (= East European monographs 24) East European Quarterly [e. a.], Boulder. Colorado 1977  ; R. Vošpernik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten. Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart/Slovenska beseda na Koroškem, Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985  ; A. Moritsch  : Die nationale Differenzierung in Kärnten in der Zeit des Matija Majar-Ziljski. Slovak Academic Press. Bratislava 1992  ; A. Moritsch (Hg.)  : Die slavische Idee. Beiträge am Matija Majar-ZiljskiSymposium vom 6. bis 10. Juli 1992 in Tratten/Pošišče, Kärnten (= Slovanské štúdie  : Zvláštny výtlačok 1) Slovak Acad. Press. Bratislava 1993  ; J. Fikfak  : Matija Majar-Ziljski und die Erforschung der Volkskultur  : Konzepte und Probleme. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija MajarZiljski (= Unbegrenzte Geschichte Bd. 2). Klagenfurt 1995, 107–121  ; A. Moritsch  : Matija Majar, die »Slavenwallfahrt« 1867 und die kirchliche Obrigkeit. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija Majar-Ziljski (= Unbegrenzte Geschichte Bd. 2.)  : Klagenfurt 1995, 217–225  ; A. Malle  : Die publizistische Tätigkeit Matija Majar Ziljskis. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija Majar-Ziljski (= Unbegrenzte Geschichte Bd. 2)  : Klagenfurt 1995  ; 147–157  ; H. Haselsteiner  : The Prague Slav Congress 1848  : Slavic identities. (= International Commission for Slavonic Studies (ed.)  : East European Monographs 552). Boulder. Colorado 2000  ; E. Seitz  : Ungeschichtlicher Historismus in den Werken Matija Majar-Ziljskis. Center za slovenščino kot drugi/tuji jezik pri Oddelku za slovanske jezike in književnosti Filozofske fakultete Univerze v Ljubljani. Ljubljana 2002  ; P. Wiesflecker  : »Revolucionar« v izgnanstvu. Slavist Matija Majar-Ziljski kot župnik v Gorjah na Zilji. In  : KMD 2003. Celovec 2002, 70–75  ; P. Wiesflecker  : Die ungewöhnliche Reise des Landpfarrers Matthias Mayer/Matija Majar-Ziljski  : Die Russlandreise des Slawisten und Geistlichen im Spiegel der Korrespondenz mit seinen Vorgesetzten. In  : Car I, 196 (2006) 453–462  ; И. В. Чуркина  : Матия Маяр. In  : Южнославянские и балканские народы в международной жизни конца XVIII-начала XX вв. Исторические портреты. Т.I. Москва 2011  ; I. Čurkina  : Matija Majar – Einlighter, Politician, Scholar. In  : Traditiones 40/2 (2011). Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

Makkaronismus, → Mischsprache  ; → Sprachmischung,

mittelalterliche.

Maklin, Walter (* 24. Mai 1897 St. Johann im Rosen-

tal/Šentjanž v Rožu, † 18. Februar 1960 Klagenfurt/ Celovec), Lehrer, Bezirksschulinspektor, Schulbuchautor. M. entstammte einer Lehrerfamilie. Nach der Volksschule in St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu und St.  Kanzian/Škocjan (1903–1911) trat er in die Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt ein. Er legte 1915 die Kriegsmatura ab und diente anschließend in der österreichischen Armee, zuletzt als Leutnant der Reserve. Nach dem Krieg wurde er zur Zeit der jugoslawischen

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Mal, Josip

Verwaltung in Südost-Kärnten/jugovzhodna Koroška Aushilfslehrer an der Volksschule St. Kanzian/Škocjan und Probelehrer und Schulleiter in Abtei/Apače (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Nach der → Volksabstimmung wurde M. in den österreichischen Schuldienst übernommen und blieb bis 1925 an der Volksschule in Abtei/Apače. Von 1925 bis 1936 war er Oberlehrer in Haimburg/Vovbre. 1921 legte er die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen ab, 1933 eine solche für Hauptschulen (für die Unterrichtsgegenstände Deutsch, Slowenisch und Handarbeit für Knaben). Mit Beginn des Schuljahres 1936/37 wurde er als Hauptschullehrer nach Klagenfurt/Celovec versetzt. 1939 wurde er in die Deutsche Wehrmacht einberufen und blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Soldat, zum Schluss im Rang eines Hauptmanns der Reserve. Im Herbst 1945 wurde er provisorischer Leiter der Hauptschule → Völkermarkt/Velikovec, bereits im Jänner 1946 wurde er, nachdem der damalige Bezirksschulinspektor wegen Nichtbefolgung schulbehördlicher Anordnungen (v. a. hinsichtlich der zweisprachigen Volksschulen) durch Beschluss der Kärntner Landesregierung in den Ruhestand versetzt wurde, provisorischer Bezirksschulinspektor des Bezirkes Völkermarkt/Velikovec. 1949 wurde er definitiver Bezirksschulinspektor und blieb es bis zu seinem Tod. Für den Unterrichtsgebrauch an den Kärntner zweisprachigen Volksschulen verfasste M. drei → Schulbücher (→ Zweisprachigkeit, → Schulwesen). 1928 wurde mit Erlass des Bundesministeriums für Unterricht die Fibel Začetnica za koroške ljudske šole [Basisunterricht für die Kärntner Volksschulen] approbiert, 1929 das deutschsprachige Lesebuch für die zweite und dritte Schulstufe der gemischtsprachigen Volksschulen sowie das slowenischsprachige Lesebuch für die zweite Schulstufe Berilo za drugo šolsko leto koroških ljudskih šol [Lesebuch für die zweite Schulstufe der Kärntner Volksschulen]. Das blieben bis zur Aufhebung des utraquistischen Volksschulunterrichts zu Beginn des Schuljahres 1938/1939 durch die nationalsozialistische Schulverwaltung die einzigen Schulbücher, welche speziell für den zweisprachigen Unterricht eingeführt waren. In den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Organisationen der Slowenen in Kärnten/Koroška engagierte sich M. nicht. Seine außerschulische kulturelle Tätigkeit beschränkte sich auf deutsche Vereine, seine politische Heimat war der deutschnationale Landbund (→ Deutschnationale Vereine). Ab 1934 war er Mit-

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glied der Vaterländischen Front. Der NSDAP trat M. nicht bei, auch ihren Gliederungen nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er an der Umsetzung der Verordnung der Provisorischen Kärntner Landesregierung über den zweisprachigen Unterricht im Bezirk mit den meisten zweisprachigen Volksschulen beteiligt. Er förderte auch die Errichtung von Hauptschulen. Quelle  : KLA  ; Kärntner Lehrerhandbücher. Werke  : Začetnica za koroške ljudske šole. Graz 1928  ; Berilo za drugo

šolsko leto koroških ljudskih šol. Graz 1929  ; Lesebuch für die zweite und dritte Stufe der gemischtsprachigen Volksschulen in Kärnten. Graz 1929  ; Tapfere Frauen. In  : J. F. Perkonig (Hg.)  : Kampf um Kärnten. Klagenfurt 1930, 173–174. Theodor Domej

Mal, Josip (* 22. Dezember 1884 Pretrž [Moravče, Gorenjska], † 29. August 1978 Ljubljana), Historiker. M. studierte Geschichte, Geografie und Kunstgeschichte an der Universität Wien und wurde 1908 promoviert. Für seine Arbeit über die Uskoken-Kolonien wurde M. zum ordentlichen Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung (IÖGF) und 1913 zum Korrespondenten des Archivrates in Wien ernannt. 1909 wurde er am Landesmuseum (nach 1918 Narodni muzej [Nationalmuseum]) in Ljubljana angestellt, 1924 wurde er dessen Direktor bis zu seiner Zwangspensionierung 1945. M. war Herausgeber der Zeitschrift des Museumsvereins für Slowenien, des Glasnik muzejskega društva za Slovenijo (GMDS), von 1926 bis zur Einstellung der Zeitschrift 1945. Als Kunsthistoriker verfasste M. mehrere kürzere kunsthistorische Abhandlungen sowie die Monografie Zgodovina umetnosti pri Slovencih, Hrvatih in Srbih [Geschichte der Kunst bei den Slowenen, Kroaten und Serben] (1924). Die Forschungsbereiche, denen sich M. widmete, waren inhaltlich und zeitlich unterschiedlich, sie erfassten die frühmittelalterliche Geschichte, Kulturgeschichte, die Uskoken und reichten bis in die Zeitgeschichte. Seine Zgodovina slovenskega naroda II [Geschichte des slowenischen Volkes] (1928–1939) ist die Fortsetzung des gleichnamigen Werkes von Josip → Gruden und zählt zu seinen bedeutendsten Arbeiten. Darin befasst sich M. mit dem Zeitraum von der Französischen Revolution bis zum Jahr 1939 und kann viele, bis dahin unbekannte Materialien einbringen. In Bezug auf Kärnten/Koroška ist es vor allem die frühmittelalterliche Geschichte, die er erforscht. Dabei stehen Fragen der Entstehung → Karantaniens, seine → Kontinuität sowie die Beziehungen zum mittelal-

Malgaj, Franjo

Malgaj, Franjo (* 10. November 1894 Hruševec pri

Glasnik muzejskega društva za Slovenijo, 1926–27

terlichen Heilgen Römischen Reich im Vordergrund. Die Bedeutung und Rolle der Einsetzung der Kärntner → Herzöge (→ Fürsteneinsetzung, → Duces Carantanorum), das gesellschaftliche Verhältnis zwischen Slawen und Germanen und die gesellschaftliche Position der → Edlinger/kosezi (→ Rechtsinstitutionen, → Personalitätsprinzip) sind M. ein besonderes Anliegen. Werke  : Die Eigenart des karantanischen Herzogtums, Südostfor-

schungen 20, 1961, 33–37  : Zgodovina slovenskega naroda. II. Celje

1993 (Nachdruck von 1928–1939)  ; Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; D. Samec  : Josip Mal – Bibliografija. In  : Malov zbornik, (Hg. Bojan Čas u. a.). Ljubljana 1996, 150–176.

Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; – Malov zbornik. (Hg. B. Čas u. a.). Ljubljana

1996  ; B. Grafenauer  : Poglavje iz zgodovine slovenskega zgodovinopisja. In  : J. Mal  : Zgodovina slovenskega naroda. II. Celje 1993, VII–XXIV. Janez Mlinar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Malborgeth (dt. hist. auch Malburghet, it. Malbor-

ghetto, friul. Malborghèt, slow. Naborjet), → Kanaltal, Val Canale, Kanalska dolina). Malborghetto (dt. Malborgeth, friul. Malborghèt, slow.

Naborjet), → Kanaltal, Val Canale, Kanalska dolina).

Šentjuru [Štajerska], † 6. Mai 1919 Tolsti vrh [Ravne na Koroškem]), Offizier, Volksliedsammler, Ethnologe. M. wurde in einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er besuchte die Unterstufe des utraquistischen Gymnasiums in → Celje, die Oberstufe besuchte er am deutschen Gymnasium in Kranj, maturierte dann aber 1914 am kroatischen Gymnasium in Pazin (Istrien). M. war als slowenischer nationaler Radikaler betont jugoslawisch eingestellt. Er sammelte → Volkslieder und interessierte sich für Volkskunde (→ Brauch, → Ethnologie). M. wurde 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, zum Militär eingezogen. Nachdem er frontuntauglich geworden war, diente er in verschiedenen Militärkanzleien und konnte die Offiziersschule absolvieren. An der Südtiroler Front hatte M. die Auszeichnung für Tapferkeit in Gold erhalten. Deshalb und auch wegen seiner Kränklichkeit wurde er zum Administrator des Militärspitals ernannt. 1918, nach Kriegsende und bei den aufkommenden Wirren um Grenzfragen, ersuchte ihn der → Narodni svet za Koroško [Nationaler Rat für Kärnten] um Hilfe. Am 6. November 1918 begab sich M. mit 40 Freiwilligen und vier Maschinengewehren von Celje nach Kärnten/Koroška. Er besetzte Dravograd und stellte in der → Mežiška dolina (Mießtal) die Ordnung wieder her. Danach übergab er die Region den slowenischen Behörden, blieb aber militärischer Befehlshaber. Mit der Verstärkung durch serbische Soldaten, die österreichische Kriegsgefangene gewesen waren, besetzte er Ende November 1918 → Bleiburg/Pliberk sowie → Völkermarkt/Velikovec und unterstellte beide der Nationalregierung in → Ljubljana. Darauf besetzte er noch die Gegenden bis zur Sprachgrenze im Osten Kärntens. Zusammen mit Srečko → Puncer begann er das Blatt → Jugoslovenski Korotan herauszugeben. Darin wurden die Leser im Sinne Jugoslawiens mit der politischen und militärischen Lage bekannt gemacht. Als die österreichischen Truppen im Frühjahr 1919 begannen, die slowenischen Einheiten aus dem Land zu drängen, deckte M. mit seinen Soldaten den Rückzug. Dabei wurde M. von einer explodierenden Handgranate tödlich verwundet. M. wurde als nationaler bzw. gegnerischer Held sowohl in der deutschen als auch in der slowenischen Literatur thematisiert. Josef F. → Perkonig hat ihn in seinem literarischen Helden Olgay im Roman Patrioten (1950) als Metapher für die gegnerische Seite verewigt. In der Erzählung Zvesta četa [Die treue Kompanie (1933)] von Fran → Roš figuriert er als Kämpfer für

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Manjšinski institut

die Nordgrenze  ; auch → Prežihov Voranc macht ihn in seinem Roman Požganica (1939, Die Brandalm, 1983) zum literarischen Helden.

in Slowenien, herausgegeben 1925 in vier Sprachen vom Autor Stanko Erhartič-Carinthiacus) auf dem ersten → Europäischen Nationalitätenkongress (15.–16. Oktober 1925 in Genf ) große AufmerksamQuellen  : PAMb   : M. vojna sporočila v zbirki [M.s militärische keit hervor. Großes Echo hatten ab 1929 auch die InLageberichte in der Sammlung] Prevratni dogodki na Slovenskem stitutspublikationen bzw. Beiträge von Lavo Čermelj Štajerskem 1887–1920. über die Vertreibung der Slowenen aus Italien. Das Werke  : Svetina nad Celjem in njena okolica. In  : ČZN 1919, 159–163. Institut informierte die Öffentlichkeit über die MinLit.: SBL  ; ES  ; BLP  ; OVSBL. – F. Roš  : Malgaj. In  : Celjski zbornik. Celje 1959, 325–337  ; L. Ude  : Boj za severno slovensko mejo 1918– derheitenfrage mit der Herausgabe von Bulletins, der 1919. Maribor 1977, 142, 160–163, 171  ; L. Ude  : Franjo Malgaj. In  : Veröffentlichung von Artikeln und mit Vorträgen. Es Spominski zbornik ob 60-letnici bojev za severno slovensko mejo. hatte auch eine vermittelnde Rolle bei Kontakten mit Maribor 1979, 94–111. dem slowenischen Grenzausland. Im April 1941 und Bruno Hartmann †  ; Üb./Red.: Katja Sturm-Schnabl während des Zweiten Weltkrieges wurde der Großteil des Archivs zerstört. Das verbleibende Archivmaterial Manjšinski institut [Minderheiten-Institut, auch Inübernahm 1945 die Abteilung für Grenzen des Znanstitut für Minderheitenschutz], Forschungseinrichtung stveni inštitut pri predsedstvu Slovenskega narodnoosvofür die Erforschung von volksgruppenrelevanten Fragen bodilnega sveta (SNOS) [Wissenschaftsinstitut beim mit Sitz in Ljubljana. Als eine der ersten ForschungsVorsitz des Slowenischen Volksbefreiungsrates SNOS], einrichtungen in Slowenien wirkte es vom 1. Februar der 1948 in das Inštitut za narodnostna vprašanja (INV) 1925 bis zur Besetzung Ljubljanas durch Italien am 11. [Institut für Nationalitätenfragen] umgewandelt wurde. April 1941. Da nach dem Ersten Weltkrieg ein Drittel aller Slowenen außerhalb des Mutterlandes lebte, stieg Lit.: ES ( Janez Stergar). – Wer ist das Minderheiteninstitut in Ljudie Notwendigkeit einer systematischen Erforschung bljana  ? In  : Cillier Zeitung. Celje, Jg. 50, 22. 10. 1925, Nr. 85, S. 1–2  ; der → Assimilationsprozesse in allen Teilen des Gren- L. Čermelj  : Med prvim in drugim tržaškim procesom. Ljubljana 1972  ; zauslandes. Auf der Basis der bereits getätigten Vorar- J. Stergar  : Sedem desetletij ljubljanskega Inštituta za narodnostna beit des Verteidigungs-(bzw. Minderheiten-)Museums vprašanja. Ljubljana 1995  ; J. Stergar  : Seven decades of the Institute for Ethnic Studies = Les sept décennies de l’Institut des études ethniques. (Obrambni bzw. Manjšinski muzej) der → Jugoslovanska Ljubljana 1995  ; S. Kristen  : Skupni slovenski kulturni prostor in koncept matica gründeten fünf slowenische nationalverteidi- manjšinskih kulturnih avtonomij iz sredine dvajsetih let dvajsetega stolegende Vereine das M.  i. (neben der Jugoslovanska ma- tja. In  : Meje slovenskega kulturnega prostora (Sammelband). Ljubljana tica waren dies noch  : die → Družba sv. Cirila in Metoda 2014, 51–60. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl [Kyrill und Method-Gesellschaft], der → Gosposvetski zvon [Maria Saaler Glocke], Jadranska straža [AdriaWacht] sowie die → Slovenska straža [Slowenische Mansus sclavonicus, → Rechtsinstitutionen, karanWacht]). Für seine Gründung war auch die finanzi- tanerslowenische. elle Dotierung von Vinko Zorman entscheidend, der das Institut durchgehend in der Zeit seines Bestehens Märchenerzähler, slow. pravljičar ist zum Ersten eine über eineinhalb Jahrzehnte hinweg leitete. Das M.  i. Person, die Volkserzählungen vorträgt und vermittelt, baute mit der Unterstützung freiwilliger Mitarbeiter zum Zweiten derjenige, der bei der Wiedergabe von in Slowenien und im Grenzausland ein umfassendes diesen die höchste Stufe erreicht. Verdienste um die Archiv über den Kampf der slowenischen → »Min- Bewahrung der mündlich überlieferten Volkserzähderheiten« auf, richtete eine Fachbibliothek ein und lungen hat nicht das Volk als Kollektiv, sondern Einerstellte mit externen Mitarbeitern Analysen über die zelpersonen, wenn sie auch nicht namentlich bekannt Slowenen im Grenzausland sowie über die Tätigkeiten sind. Das mündlich übermittelte Sprachkunstwerk verder deutschen und ungarischen Minderheit im SHS mitteln nicht nur alte Männer und alte Frauen (umKönigreich (→ Jugoslawien). Dafür zeigte insbeson- gangssprachlich die Großmütter). Das Erzählertalent dere die Banschafts-Verwaltung großes Interesse, die ist angeboren, entwickelt sich aber erst mit den Jahdas Institut ab 1930 finanzierte. Das M. i. rief bereits ren. Jeder Märchenerzähler verfügt über sein eigenes mit seiner ersten Publikation (ein Vergleich der Lage Repertoire, das er von verschiedenen Menschen überder Slowenen in Kärnten/Koroška mit den Deutschen nommen hatte (von der Mutter, dem Großvater, von

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Maria Gail/Marija na Zilji

einem zufälligen Einkehrer, der im Hause haltmachte In der Vergangenheit wurde diesen Künstlern zu weu. a.). Es gab viele Umstände, die für das Erzählen för- nig Aufmerksamkeit gewidmet. Um diesem Mangel derlich waren  : bei den Bauern die gemeinsame Arbeit, abzuhelfen, hat Milko Matičetov bereits 1948 eiFeierlichkeiten, lange Wanderwege, vorübergehendes nen öffentlichen Diskurs über die Frage der Träger der Zusammensein (Hirten, Waldarbeiter, Matrosen, Sol- mündlichen Überlieferung – die Erzähler aus dem Volk daten, Lager- und Gefängnisinsassen). Die Erzähler – ausgelöst. Diesen Plan verfolgte er auch später, als er in ziehen in Betracht, ob die Zuhörer Erwachsene oder den frühen 50er-Jahren von seinem Inštitut za slovensko Kinder sind usw. In einer rein männlichen Gesellschaft narodopisje [Institut für slowenische Volkskunde] aus in sind die Erzählinhalte anders als in einer gemischten  ; den Grundschulen die Ermittlungen nach »Adressen auch die soziale Struktur und die Weltanschauung guter Märchen/erzähler« anregte. Gašpar Križnik hatte spielen eine Rolle. Auf die Erzählweise wirken also bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s beim Sammeln die Zuhörer ebenso wie umgekehrt. Große Bedeutung mündlich überlieferter Sprachkunst moderne Prinzipien kommt auch der erzählerischen Manier zu (Stimm- angewandt, indem er den Familiennamen, Namen, das vibrationen, Mimik, Gesten, die den Helden veran- Alter und den Beruf beim jeweiligen Informanten anschaulichen usw.). Das alles bringt die Erzählung der führte. Bojana Verdinek hat in der → Mežiška dolina Schauspielkunst nahe. Daher spricht man auch von die Erfassung der Schul- und Weiterbildung der Träger einem folkloristischen Monodrama oder, metaphorisch der mündlich überlieferten Sprachkunst initiiert. Marto gesagt, vom Ein-Mann-Theater. Wie unter den zahl- Repanšek aus Črna na Koroškem war von den Kontakreichen Schriftstellern nur wenige echte Künstler sind, ten mit den Erzählern bezaubert. sind unter den Trägern der mündlichen Überlieferung Werke  : Bajže s Koroške. Ljubljana 1995 (Glasovi 10)  ; Iz semena pa nur wenige echte Märchenerzähler. Verdienste um das Überleben der slowenischen bo lipa zrasla. Ljubljana 1996 (Glasovi 14)  ; Jezerske štorije. Ljubljana mündlichen Überlieferung sprachlicher Kunstwerke 1997 (Glasovi 16)  ; Lesene cokle. Ljubljana 2002 (Glasovi 26). Lit.: ES (M. Stanonik  : Pravljičar). – M. Matičetov  : Basmi koroških in Kärnten/Koroška hat u. a. Vinko Pečnik vlg. Bi- Slovencev, Volkserzählungen der Kärntner Slowenen. In  : Zbornik precelj (* Lepen/Lepena 1882, † Ruttach-Schmelz/Rute davanj / I. koroški kulturni dnevi. Maribor 1973, 188–197  ; B. Verdinad Bistrico v Podjuni 1963). Er war das vierte von nek  : Folklorni dogodek v luči sodobnih spoznanj slovstvene folkloristike. sieben Kindern, wurde ein vorbildlicher Bauer, hatte In  : Odsevanja Nr. 57–58 (pomlad-poletje 2005) 38–42. Marija Stanonik  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl sogar ein Motorrad für seine Besorgungen. Er erzählte aber gerne die Geschichten, die er in seiner Jugend gehört hatte. Darin treten Fabelwesen auf (Žalik žene, Margarethe von Maultasch, → Christalnick, Miškopnik, tranta mora, lesni mož, pehtra baba, bela kača, chael Gotthard  ; → Johann von Viktring. lintvern). Dies weist darauf hin, dass es sich weniger um Märchen als um Sagen handelt. Die Enkel hör- Maria Elend/Podgorje (Gemeinde St.  Jakob im ten ihm gerne zu. Franc Isop, vlg. Leben (Bärental/ Rosental/Šentjakob v Rožu), vgl. Sachlemmata  : Zgornje Rute-Gorinčice pri Šentjakobu v Rožu 1912) → Osəmca  ; → Rosental/Rož, → Wallfahrt(en)  ; Perhat Milko → Matičetov in seine Fernsehserie Pri sonenlemmata  : → Doberšek, Karel  ; → Knafeljnaših pravljičarjih aufgenommen. In die Reihe Glasovi Pleiweis, Maria Magdalena  ; → Kutej, Anton. (seit 1988) wurden auch Erzähler aus Kärnten/Koroška aufgenommen, in den Koroške bajže im Band Glasovi 10 Maria Gail/Marija na Zilji (eingemeindet in Villach/ (1995) sind vertreten  : Marica Zamernik mit 25, Te- Beljak), vgl. Sachlemmata  : → Maria Gail/Marija rezija Ramšak mit 12, Rudi Pogladič mit 11, Aleš na Zilji sowie → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Moličnik mit 9 Erzählungen. Im Buch Iz semena bo Villach/Beljak  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtapa lipa zrasla im Band Glasovi 14 (1996) sind vertreten  : ler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Inschrift, slowenische  ; Marija Razdertič mit 22, Helena Kuchar mit 13, → Klagenfurter Handschrift  ; → Kreuzweg  ; → Kul; → MilitärgeFranc Ogris mit 11, Ana Pavlič mit 11 und Barbara turgeschichte (=  Einleitung, Band 1)   Gabriel mit 10 Erzählungen. In den Jezerske štorije richte im Ersten Weltkrieg  ; → Pfarrkarte der Diözese im Band Glasovi 16 (1997) sind schließlich vertreten Gurk/Krška škofija 1924  ; → Protestantismus  ; → SloJoža Skuber mit 18, Andrej Karničar mit 11, Vinko venica im Kärntner Landesarchiv  ; → Sodaliteta presveZadnikar mit 11 Erzählungen. tega Srca Jezusovega  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in

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Maria Gail/Marija na Zilji Maria Gail/Marija na Zilji Ansichtskarte mit Grußworten von Franz Ksaver Meško, 31.12.1912, Aus: Mirko Hofer, Maria Gail, 199

Kreuzweg ohne Beschriftung, vor 1949 Foto Günther Neckheim/Bundesdenkmalamt. Aus: Mirko Hofer: Maria Gail, 1999

Kärnten/Koroška  ; → Villach/Beljak  ; → Volkskunst  ; → Wallfahrt(en)  ; Personenlemmata  : → Eller, Fran  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Perdon, Matthias  ; → Serajnik, Lovro  ; → Zablatnik, Dr. Pavle  ; Drobolach am Faaker See/Drobole   : → Grafenauer, Franc (1894–1956)  ; → Watzko, Lisca  ; Prossowitsch/ Prosoviče  : → Knez, Alojz  ; Serai/Seraje  : → Wutte, Valentin. Maria Gail/Marija na Zilji, Haufendorf südöstlich von → Villach/Beljak, nahe der Mündung der Gail/Zilja in die Drau/Drava, heute Ortsteil der Stadt. Das Ortsbild wird von der (Wehr-)Kirche Zu Unserer Lieben Frau an der Gail/Marija na Zijli geprägt (→ Wehrkirchen). Vom 9. Jh. bis zum Jahr 1000 gehörte das Gebiet zum Patriarchat → Aquileia (slow.: Oglej). In M. G./M. n. Z. befand sich ab dem 9. Jh. eine der ersten Kärntner Pfarren südlich der Drau/Drava. Das Gemeindegebiet der Pfarre erstreckte sich von der Gailitz/Ziljica bis ins → Rosental/Rož und schloss das obere Savetal mit Rateče (→ Klagenfurter Handschrift) sowie Gebiete nördlich von Villach/Beljak ein. Schriftlich erwähnt wurde die Pfarre erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1090. In der ersten Hälfte des 15. Jh.s wurden an der Kirche gotische Erweiterungen vorgenommen. In den Jahren 1476 und 1478 schlugen die Osmanen ihr

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Lager bei M. G./M. n. Z. auf und verwüsteten Ort und Kirche, die daraufhin 1486 neu geweiht wurde. 1580 wurde die Kirche durch ein Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogen, woraufhin 1606 eine Umgestaltung und Erneuerung folgte, die dem Kirchengebäude das heutige Gepräge verlieh. Während der gotische Karner 1966 abgetragen wurde, sind Teile der Wehrmauer erhalten geblieben. Bei Restaurierungsarbeiten wurden 1950 Wandmalereien aus dem 13. Jh. entdeckt  ; weitere Wandmalereien wurden wohl bei der gotischen Umgestaltung der Kirche zerstört. Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1700  ; der ehemalige spätgotische Hochaltar (entstanden 1514/1515, ältere Villacher Werkstätte) befindet sich heute an der nördlichen Langhauswand. In der Kirche, die der Herrschaft Dietrichstein unterstand, wurde in der Reformationszeit protestantisch gepredigt (→ Protestantismus). Während der → Gegenreformation wurde die Pfarre wieder rekatholisiert. Bis 1935 war die Pfarre M. G./M. n. Z. eine slowenische Pfarre. Ab 1935 wurde die Pfarre zweisprachig geführt (→ Zweisprachigkeit). Schon während des Ersten Weltkriegs kam es zu Zerwürfnissen zwischen Deutschund Slowenischsprachigen. So wurde dem slowenischen Ortspfarrer →  Franc Ksaver Meško im Jahre 1916 zu

Maria Gail/Marija na Zilji

Kirche Maria Gail 1942. Aus: Mirko Hofer: Maria Gail, 1999 Buchcover, Mohorjeva Kreuzwegstation Maria Gail/ Marija na Zilji, Foto Boštjan Mali, 2014

→ Umgangssprache angegeben hatte (→ Sprachenzählung). Das Stimmverhalten der Kärntner Slowenen insgesamt war auschlaggebend für den Verbleib der Zone A bei Österreich. Nach dem → »Anschluss« an Nazi-Deutschland regte sich in M. G./M. n. Z. der aktive Widerstand – eine kleine Gruppe versuchte Sprengstoff zusammenzutragen. Die Gruppe wurde von der Gestapo ausgeforscht. Schließlich wurden am 25. Juli 1941 sechs Menschen zum Tode verurteilt. Einige der zum Tode Verurteilten überlebten die Nazi-Diktatur in Lagern, allerdings kamen andere, nicht zum Tode Verurteilte, in der Haft um. Der 20jährige Franz Melcher starb im Gaukrankenhaus Klagenfurt/Celovec an einem Unrecht Hochverrat angelastet. Am 9. 12. 1918 wurde »Blinddarmdurchbruch«. Vor dem Begräbnis öffnete eine »slowenische Bande« von Deutschnationalen über- man den Sarg Melchers – der entstellte Körper legte fallen (Hofer 1999, 387). Nach dem Ersten Weltkrieg alles andere als einen natürlichen Tod nahe (Hofer lag M.  G./M.  n.  Z. direkt an der Demarkationslinie 1999, 399). Im Zuge der → Deportationen 1942 sollten zwischen dem von SHS-Truppen besetzten Gebiet sechs Familien deportiert werden, nach Protesten aus (Zone A) und dem vom Kärntner Landtag kontrollier- der Bevölkerung durften fünf Familien bleiben  ; eine ten Gebiet (→ Abstimmungszone). Bei der → Volks- Familie wurde dennoch deportiert. Im Frühjahr 2015 abstimmung 1920 stimmten in M.  G./M.  n.  Z. und wurde in M. G./M. n. Z. eine Gedenktafel enthüllt, die Umgebung (Abstimmungslokal Drau/Drava) 64,1 % an die örtlichen Opfer der NS-Diktatur erinnert.  für einen Verbleib der Zone A bei Österreich. Hierbei In M.  G./M.  n.  Z. wirkten folgende slowenische ist zu bedenken, dass im Rahmen der Volkszählung Vereine  : Der slowenische Schulverein → Družba sv. 1910 noch die Hälfte der Bevölkerung Slowenisch als Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] entstand

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Maria Rain/Žihpolje

1886 als Reaktion auf die Aktivitäten des Deutschen Lit.: ES  ; Dehio. – Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne Schulvereins (→ deutschnationale Vereine). Vereinsziel 2. julija 1910, 46–47 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; M. Hofer  : Die Kirche an der Gail  : Chronik der Pfarr- und Wallfahrtswar die Beibehaltung des slowenischen Schulunterkirche Maria Gail. Villach 1990  ; I. Spielvogel-Bodo  : Villach und Umrichtes, den der Deutsche Schulverein durch deutschen gebung mit Therme Warmbad. Klagenfurt 1995  ; M. Hofer  : Maria Gail Schulunterricht ersetzt wissen wollte. Der Verein hatte – Aus der Geschichte der einstigen Landgemeinde. Villach 1999  ; R. Kogeine eigene Ortsgruppe für Villach/Beljak und Umge- ler, M. Hofer  : Maria Gail  : Deutsch, English, italiano, slovensko. Villach, bung, zu der auch M.  G./M.  n.  Z. und seine Nach- Pfarramt Maria Gail 2002. Web  : www.mariagail.at/index.html (2. 12. 2012). barorte gehörten. Im Rahmen der Vereinssitzungen Reinhold Jannach wurden Lieder und Gedichte vorgetragen sowie slowenische Theaterstücke aufgeführt. Die Družba sv. Maria Rain/Žihpolje, vgl. Sachlemmata  : → AbgeMohorja (→ Mohorjeva) hatte stets mehrere Mitglieordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Bürgermeister  ; der in M. G./M. n. Z. (1900 – 93 Mitglieder, 1917 – → Chronogramm  ; → Ferlach/Borovlje  ; → Pfarrkarte 104 Mitglieder, 1939 – 10 Mitglieder  ; nach  : Hofer der Diözese Gurk/Krška škofija 1924   ; → Sattnitz/ 1999, 372). Auch die → Slovenska straža [Slowenische Gure  ; → Wallfahrt(en)  ; Personenlemmata  : → BeneWacht] hatte von 1910–1940 eine Ortsgruppe für die tek, Anton  ; → Košir, Kristo  ; → Mišič, Dr. Franc  ; Pfarre M.  G./M.  n.  Z. Nach der Volksabstimmung → Paulitsch/Paulič, Jakob Peregrin  ; → Sommer, 1920 wurde die → Zveza ženskih društev na Koroškem Josef  ; Göltschach/Golšovo  : → Zablatnik, Dr. Pavle  ; [Verband der Frauenvereine in Kärnten] gegründet, die Untertöllern/Spodnje Dole  : → Lutschounig, Jakob in M. G./M. n. Z. Koch- und Haushaltungskurse orga- (und Josef ). nisierte. Die Bauern organisierten sich im Verein Kmetijska podružnica Drava [Bäuerliche Zweigstelle Drava] Maria Saal/Gospa Sveta, vgl. Sachlemmata  : → Ma(→ Genossenschaftswesen). 1922 wurde in Prosso- ria Saal/Gospa Sveta, sowie → Altkirchenslawisch  ; witsch/Prosoviče der Tamburizza- und Gesangsverein → Archäologisches Bild von Kärnten/Koroška im Tamburaško in pevsko društvo Zila gegründet, der sich Frühmittelalter  ; → Bagoaria  ; → Bibel  ; → Bildstock  ; 1928 wieder auflöste, weil kaum finanzielle Mittel zum → Chiemsee  ; → Christianisierung der Karantanen  ; Ankauf von Instrumenten vorhanden waren (→ Tam- → Duces Carantanorum  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit burizzamusik, → Chorwesen). im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska Die slowenische Spar- und Darlehenskasse Maria gora  ; → Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/ Gail (Hranilnica in posojilnica Marija na Zilji) wurde Šenttomaž pri Celovcu  ; → Freisinger Denkmäam 28. Jänner 1903 gegründet  ; 1942 wurde sie aus dem ler  ; → Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien  ; Vereinsregister gelöscht. Nach dem Zweiten Weltkrieg → Fürsteneinsetzung  ; → Glagolica  ; → Glottonyme  ; wurde sie wiedergegründet und bildet seit dem Zu- → Iro-schottische Mission  ; → Karantanien  ; → Karnsammenschluss mit den Spar- und Darlehenskassen burg/Krnski Grad  ; → Klagenfurter Feld/Celovško St.  Stefan-Finkenstein/Šteben und Hart/Ločilo die polje  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches bis heute bestehende Posojilnica-Bank Zila mit Sitz in Verzeichnis  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band Villach/Beljak. 1)  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija M. G./M. n. Z. war der Geburtsort des slowenischen 1924  ; → Protestantismus  ; → Rechtsinstitutionen, kaDichters Fran → Eller und Wirkungsort des Pfarrers rantanerslowenische  ; → Salzburg  ; → Sattnitz/Gure  ; und Schriftstellers Franc Ksaver → Meško. → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; Die Chroniken der beiden Pfarren M. G./M. n. Z. → Schulwesen  ; → Seckau  ; → Sodaliteta presvetega und St. Niklas an der Drau/Drava (Šmiklavž ob Dravi) Srca Jezusovega  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Taweisen slowenische Eintragungen auf  ; in beiden Got- bula Peutingeriana  ; → Tanzenberg  ; → Terminoloteshäusern gab es slowenische Kreuzwegstationen gie, christliche  ; → Verbrüderungsbuch  ; → Virgil  ; und Wandbeschriftungen, wobei die → Inschriften → Wallfahrt(en)  ; → Začetek Cerkve svete Uršule [Der an den Kirchenwänden und am → Kreuzweg von Beginn der Kirche der hl. Ursula]  ; → Zollfeld/GosM.  G./M.  n.  Z. erst in jüngster Zeit entfernt oder posvetsko polje  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche  ; übermalt bzw. durch zweisprachige Inschriften ersetzt Possau/Posova → Flurnamen in St.  Thomas am Zeiwurden (Hofer 1999, 380). selberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; Per-

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Maria Saal/Gospa Sveta Markus Pernhart, Maria Saal/ Gospa Sveta, Öl auf Leinwand (1850), Foto Hansjörg Abuja

sonenlemmata  : gebürtige/einheimische Maria Saaler → Eicher, Jožef  ; → Holmar, Tomaž  ; → Karner, Niko  ; → Welwitsch, Friedrich  ; sowie → Al­ breht, Ivan  ; → Brabenec, Jan  ; → Cukala, Dr. Franc  ; → Modestus/Modest  ; → Perdon, Matthias  ; → Pernhart, Markus  ; → Ruprecht, Viktor  ; → Štaudeker, Franc  ; → Unrest, Jakob.

Maria Saal/Gospa Sveta, Außenansicht 360°

Maria Saal/Gospa Sveta, Innenansicht 360°

Maria Saal/Gospa Sveta (slow. eigentlich »die heilige Frau«, die Gottesmutter Maria). Ort am Südrand der antiken Stadt Virunum am → Zollfeld/Gosposvetsko polje, 8 km nördlich von Klagenfurt/Celovec, im historischen Zentralraum Kärntens, kirchliches Zentrum → Karantaniens. Mit Errichtung des Bistums → Gurk/Krška škofija im 11. Jh. geht die Bedeutung von M. S./G. S. zurück. M. S./G. S. bleibt jedoch ein besonders für die Slowenen bedeutender Kirchenort (→ Wallfahrten). Mit M.  S./G.  S. ist auch die → Fürsteneinsetzung verbunden. Der Feierlichkeit am → Fürstenstein folgte die feierliche Messe in der Kirche. Wahrscheinlich sind die → Freisinger Denkmäler

primär für die Christen von M. S./G. S., dem Sitz des Salzburger Weihbischofs (choriepiscopus), verfasst worden. Seit der Volksabstimmung von 1920 werden keine regelmäßigen Messen mehr auf Slowenisch gelesen. Bis Mitte des 20. Jh.s auch → Sprachgrenze (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Um 757 weihte der von → Virgil (→ Salzburg) gesandte Weihbischof episcopus missus → Modestus die Kirche ecclesia sanctae Mariae ein. Es bestand schon ein frühchristliches Gotteshaus für die Christen von Virunum, das später mit alten Römersteinen ausgebaut wurde. Virunum, die Hauptstadt der Provinz Noricum mediterraneum, war schon frühchristlicher Bischofsitz. Der lateinische Name wird 591 zum letzten Mal genannt. Möglicherweise lebt er in Muraun fort. Seit Ende des 4. Jh.s ist das Christentum im ganzen Imperium Staatsreligion. 860 heißt die Kirche ad Carantanam ecclesiam sanctae Mariae, 1064 ad sanctam Mariam in loco qui dicitur in Zol, sonst meist Maria in Solio, de Solio, ad Solium. Im Lapidarium (= Vorhalle der Kirche) befinden sich über 30 römische Reliefs und Grabsteine.

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Maria Wörth/Otok

Salzburg setzt bewusst die römisch-frühchristliche Tradition fort. Der Bischofsitz Virunum unterstand ursprünglich → Aquileia. Der Salzburger Priester und vermutliche Ladiner Modestus war in M.  S./G.  S. von 753 an als Bischof tätig, ist dort 763 gestorben und begraben. Aus Salzburg waren in M. S./G. S. als presbyteri tätig ein Maioranus (um 752), Latinus (757–765), Dupliterus und Gozharius, dem Namen nach ein karantanischer Slowene (bis 784), ein anderer Maioranus (bis 784). Als Salzburger Weihbischöfe (im → Verbrüderungsbuch ordo chori episcoporum carentanae regionis  : Salomon choreps., Engilfrid, Alaricus, Diaricus, Kotartus) sind noch genannt Ingo, Theoderich, Otto und Osbaldus (bis 863). Nach 945 setzt Salzburg keine Bischöfe mehr ein, um die Entstehung eines eigenen Landesbistums zu vermeiden. Bei der Inthronisation (→ Fürsteneinsetzung) der karantanischen Fürsten fanden jeweils in M. S./G. S. nach der weltlichen Zeremonie auf dem Zollfeld/Gosposvetsko polje die kirchliche Feier und das Festmahl statt. Es war die Kirche der karantanischen Prominenz. Die heutige Kirche wurde im 15. Jh. neu und als Festung gegen die Türken ausgebaut. Der deutsche Name Maria Saal hängt mit Zollfeld (urkundlich in solio) zusammen. »Zollfeld« ist eine deutsche Volksetymologie ohne Sinn. Unter dem Zollfeld/Gosposvetsko polje liegt das municipium Claudium Virunum, die Provinzhauptstadt von Noricum mediterraneum, ein zentraler alpiner Verkehrsknotenpunkt im römischen Straßennetz. Von den Versuchen, den Namen zu deuten, ist die Ableitung aus dem Keltischen am wahrscheinlichsten (→ Inkulturation). Virunum oder das Zollfeld/Gosposvetsko polje hat früher vermutlich Sala oder Sola geheißen. Bretonisch sol bedeutet »der Boden«, also »Bodental«, das ist die 10 km lange Talebene der Glan/Glina am Fuß des Ulrichsbergs/Vrh und Magdalensbergs/Štalenska gora. Vermutlich hatten schon die Römer den keltischen Namen volksetymologisch umgedeutet in lateinisch solium. Auch keltisch (latinisiert) Sala »die Trübe« als Gegenstück zur Glana »die Klare« wäre möglich. Lit.: ES (Redaktion, P. Štih, I. Stopar  : Gospa Sveta). – M. Kos  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana 1936  ; Handbuch der historischen Stätten. Bd. 2  : Alpenländer mit Südtirol. Stuttgart 1978 (Kröners Taschenausgabe 279)  ; M. Zadnikar  : Gospa Sveta in Gosposvetsko polje. Klagenfurt/Celovec 1988  ; G. Piccottini  : Die Römer in Kärnten. Klagenfurt 1989  ; H.-D. Pohl  : Unsere slowenischen Ortsnamen. Naša slovenska krajevna imena. Klagenfurt 2010  ; H. Wolfram  :

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Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das Weißbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien mit Zusätzen und Ergänzungen. Zweite, gründlich überarbeitete Auflage. Ljubljana 2012. Otto Kronsteiner

Maria Wörth/Otok (Posojilnica za župnije Škofiče,

Loga vas, Otok in Št. Ilj [Darlehenskasse für die Pfarren Schiefling, Augsdorf, Maria Wörth und St. Egyden]), vgl. Sachlemmata  : → Abstimmungszonen  ; → Freising  ; → Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien  ; → Genossenschaftswesen, → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini   ; → Sattnitz/ Gure  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Wallfahrt(en)  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Košir, Kristo  ; → Markovič, Peter  ; → Pernhart, Markus  ; → Petermann, Josef. Vgl.: Mir 2. 2. 1905  ; KS 6. 5. 1925  ; KS 28. 2. 1934  ; KS 13. 3. 1935  ; 13. 4. 1938  ; KS 22. 6 1938  ; KS 10. 5. 1939. Marianum, kleines Seminar für angehende Priesterseminarkandidaten in Klagenfurt/Celovec, 1859–. Das M. wurde 1859 von Bischof Valentin → Wiery gegründet und in einem Teil des Klagenfurter Priesterhauses untergebracht, nachdem infolge der Auflösung des vereinten Gurker und Lavanter → Priesterseminars und der Errichtung eines eigenen am neuen Bischofssitz in Maribor die räumlichen Voraussetzungen gegeben waren (→ Gurk, Diözese  ; → Lavant, Diözese). Bischof Josef → Kahn trennte die beiden Institutionen und ermöglichte zunächst durch den Ankauf zweier Häuser die Aufnahme von 60 Zöglingen. Gleichzeitig setzte er Schritte zur Errichtung eines neuen Internats, welches 160 Zöglinge beherbergen sollte. Das Gebäude wurde 1889 fertiggestellt. Es bot mehr als 160 Zöglingen Unterkunft, wobei darauf Bedacht genommen wurde, dass unter diesen stets ca. ein Drittel »geborene Slowenen« waren. Die Zöglinge besuchten allesamt das humanistische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. In der Zeitschrift → Mir wurden jährlich Aufrufe publiziert, begabte Knaben zur Aufnahme im M. anzumelden. Zugleich wurden die Slowenen aufgefordert, das M. mit finanziellen und materiellen Zuwendungen zu unterstützen. Zumindest ein Präfekt (Erzieher) war immer ein junger slowenischer Priester, der in der Regel auch Slowenischkurse zu führen hatte in Ergänzung zum Slowenischunterricht am Gymnasium. Für viele

Maribor

Zöglinge aus ländlichen Gegenden, ungeachtet ihrer nationalen Zugehörigkeit, war das M. eine soziale Institution, da es durch die geringen monatlichen Unterhaltszahlungen die Gymnasialstudien erst ermöglichte. Im Ersten Weltkrieg wurde das M. als Lazarett genützt und nach dem Krieg wieder seiner Bestimmung zugeführt. Das NS-Regime löste das M. auf. Es verfiel der Beschlagnahme. Die slowenischen Zöglinge versammelten sich im M. in losen Zirkeln. Der zeitweise äußerst repressive Umgang von Marianumsleitungen mit dem Slowenischen ist belegt, auch jener mit einzelnen slowenischen Zöglingen wegen ihrer »nationalen« Betätigung. Die anstaltseigene Bibliothek verfügte aber über neueste slowenische Literatur bis ca. 1935. Die slowenischen Zöglinge gaben verschiedene handgeschriebene Periodika heraus. Diese waren schöngeistigen und religiösen Inhalts und berührten am Rande auch nationale Fragen, doch blieb davon wenig erhalten. Vor allem aus der Literatur bekannt sind  : Slavija, Vaje [Übungen], Lipa [Linde] (beide entstanden in gemeinsamer Regie mit den Seminaristen), Daničica [Der kleine Morgenstern], Dijaški odmevi [Schüler-Echo], → Vzbudi se Sloven [Slowene erwache], Zvezda [Stern] (→ Publizistik). Nicht alle slowenischen Bittsteller wurden in die Anstalt aufgenommen, einige Slowenen wurden aus der Anstalt auch relegiert. Die Eltern mussten bei Aufnahme eine Erklärung abgeben, dass ihr Sohn den Priesterstand anstrebe. Die abgewiesenen oder der Anstalt verwiesenen slowenischen Zöglinge wurden in der Regel im Dijaški dom [Schülerheim], später im Hermagorashaus oder privat untergebracht. Dijaški dom und → Mohorjeva standen unter geistlicher Führung. Lit.: Bericht über den Stand und die Klassifikation der Zöglinge des fb. Knaben-Seminars »Marianum« am Schlusse des zweiten Semesters des Schuljahres 1887/88–1936/37 [ Jahresberichte mit Unterbrechungen vorhanden]  ; J. Obersteiner  : Zur Geschichte des alten Klagenfurter Priesterhauses. In  : G. Moro (Red.)  : Die Landeshauptstadt Klagenfurt. Bd. I. Klagenfurt 1970, 451–462  ; P. G. Tropper (Hg.)  : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995.

Avguštin Malle

Maribor, dt. (hist.) Marburg, Stadt an der Drau/Drava und den Abhängen des Pohorje und des Kozjak-Gebirges in Slowenien sowie am Berührungspunkt von voralpinem und subpannonischem Raum gelegen. Bis 1918 war M. auch die zweitgrößte Stadt des habsburgischen Kronlandes Steiermark/Štajerska, Sitz des

politischen und des Gerichtsbezirks sowie der lokalen Selbstverwaltung  ; nach 1918 war es die zweitgrößte Stadt Sloweniens in jugoslawischer Zeit. Zwischen 1922 und 1929 war M. Sitz der Dravska oblast (DrauObrigkeit). Archäologische Funde bezeugen eine menschliche Besiedlung des Raumes von M. seit der Urgeschichte. Erstmals erwähnt wird M. 1164 urkundlich als Marchburch, als ›Festung in der Mark‹ des Grafen Bernhard von Marburg aus dem Geschlecht der Spanheimer auf dem Hügel Piramida über der Stadt. Die Burg entstand wahrscheinlich schon im 11. Jh. und stellte eine bedeutende Festung zur Sicherung des Drautales vor ungarischen Einfällen dar. Unter der Burg entwickelte sich um 1190 eine Handwerkersiedlung, die 1209 als Markt (forum Marchpurch) und im Dezember 1254 erstmals als Stadt (civitatem Marpurg) genannt wird. Bis zum Anfang des 19. Jh.s hatte die Stadt den deutschen Namen Marburg, der von den Slowenen in Marprok verzerrt wurde. Wirtschaftlich entwickelte sich die Stadt nach 1335, als die Habsburger Kärnten/Koroška und → Krain/ Kranjska in ihren Herrschaftsbereich eingegliedert hatten und in M. den gesamten Weinhandel konzentrierten. Ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum verhinderten die Belagerungen von Matthias Corvinus (→ kralj Matjaž) (1480, 1481), die Türkeneinfälle (1532, 1683) sowie die häufigen Feuersbrünste und Epidemien. Bis zur Mitte des 18. Jh.s hatte M. die Merkmale einer von der Landwirtschaft geprägten ländlichen Ansiedlung. Die Stadt gewann an Bedeutung nach 1729, als eine Straßenverbindung mit Wien hergestellt worden war. 1752 wurde M. Sitz des politischen Bezirkes und damit Verwaltungszentrum für das Gebiet zwischen Mur/Mura und Drau/Drava. Zu Beginn des 19. Jh.s entstanden die ersten industriell geführten Betriebe, die rasche Entwicklung der Industrie setzte mit dem Ausbau der Südbahn (1846) und der Kärntner Bahn (1863) entlang der Drau/Drava ein. M. wurde so zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt und erhielt 1863 mit den Eisenbahnwerkstätten das erste große Unternehmen aus dem Bereich der Metallindustrie. Dieses beschäftigte bereits zu Beginn über 1.000 Arbeiter. Mit der Entwicklung der Industrie wurde die Stadt auch ein Migrationszentrum für die Bevölkerung des umliegenden ländlichen Raums. Und obwohl dieser Raum weitgehend slowenisch war, übernahm die Bevölkerung rein statistisch die einem städtischen Umfeld »angemessenere« deutsche → Umgangssprache

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Maribor

und »festigte« so den deutschen Charakter der Stadt. Kontrolle durch den SHS-Staat und seinem NachfolNach Angaben der Volkszählung 1910 war Deutsch die ger, dem Königreich SHS, sicherte (→ Jugoslawien). Umgangsprache von 80,9 % oder 22.263 von 27.994 al- Das war gleichzeitig ein wesentlicher Faktor bei der ler Einwohner der Stadt, Slowenisch hingegen nur von Grenzbestimmung zwischen dem Königreich SHS und 3.823 Einwohnern oder 13,7 %. Deshalb ist es nicht Österreich im Bereich der Steiermark/Štajerska, wo die erstaunlich, dass die deutsche → Geschichtsschreibung slowenische Seite ihre territorialen Forderungen fast M. als »ihre« Stadt ansah. Interessant ist, dass vor der zur Gänze verwirklichte. Die neue Grenze folgte hier Volkszählung 1910 in der Marburger Zeitung Aufrufe im Wesentlichen der slowenischen ethnischen Nordan die slowenischen Knechte und Mägde veröffentlicht grenze. M. war bis zum Zweiten Weltkrieg die Stadt, die wurden, diese sollten im Rahmen der Volkszählung die Sprache ihrer Herren, d. h. Deutsch, als Umgangsspra- sich im Königreich SHS (nach 1929 Königreich Jugoslawien) am schnellsten entwickelte. Obwohl die che anführen. Die slowenische Historiografie wies mit Studien Zahl der Deutschen wegen der Abwanderung und der zur ethnischen Herkunft der Einwohner der Stadt die Veränderung der Volkszählungskriterien (statt der UmThese einer »deutschen Stadt« M. zurück und bewies, gangssprache wurde die → Muttersprache erfasst) bis dass noch 1910 mehr als die Hälfte der Einwohner der 1921 auf 6.595 (21,5 %) fiel, bis 1931 auf 2.741 (8,3 %), Stadt in slowenischen Orten geboren und beim Zu- blieb jedoch weiterhin der Großteil der Industrie und zug Slowenen waren. Bereits in der ersten Hälfte des des Kapitals in der Hand der Deutschen. 19. Jh.s setzten sich einige slowenische Intellektuelle M. war nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein zum Ziel, den slowenischen Namen der Stadt Mari- Migrationsziel für zahlreiche Zusiedler aus Kärnten/ bor durchzusetzen. Als Erster schrieb der slowenische Koroška. In der vor- und nachplebiszitären Zeit emiDichter Stanko → Vraz den Namen M. in einem grierten nach manchen Schätzungen ca. ein Drittel Brief an den kroatischen Sprachwissenschafter und Po- aller Kärntner slowenischen Emigranten nach M. und litiker Ljudevit → Gaj nieder. Vraz schuf den Namen seiner Umgebung (→ Volksabstimmung 1920, Veraus dem deutschen Marburg, indem er den ersten Teil treibung 1920). Unter ihnen waren auch zahlreiche des Namens Mar beibehielt, während er den zweiten Schüler von Franc → Kotnik, der von September Teil burg in das slowenische bor wandelte. Der Name 1918 bis zur Volksabstimmung 1920, d. h. in der Zeit Maribor setzte sich bei den Slowenen erst ab dem Jahr der jugoslawischen Verwaltung, der Leiter des sloweni1861 durch, als der damalige Reichsratsabgeordnete schen → Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt und Dichter Lovro → Toman, der Autor des ersten in → Völkermarkt/Velikovec war. Diese Schüler beenslowenischen unzensurierten Drucks, das Gedicht Mar deten die Lehrerbildungsanstalt und höhere Schulen in i bor publizierte und dem Namen auch eine Bedeutung M., in anderen Orten Sloweniens oder auch des damagab  : mar mi je [es geht mich an/es ist mir ein Anliegen] ligen Jugoslawien. Einige Kärntner Emigranten hatten im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit angesehene öfi(n) [und] bor-im se za to mesto [ich kämpfe um die Stadt]. Trotzdem verwendeten jedoch weiterhin zahl- fentliche Funktionen. So wurde Anton → Brandner, der sich bereits im November 1918 General → Maisreiche Slowenen den Barbarismus Marporg. Als Gegengewicht zum Deutschtum ­gründeten die ter im Kampf um die Nordgrenze anschloss, im NoSlowenen bereits 1861 einen Leseverein, 1871 eine vember 1920 in die verfassunggebende Versammlung Druckerei und 1882 eine Darlehenskassa (→ Glanč- gewählt und Dr. Fran → Schaubach war 1927 bis nik, Jernej) sowie zahlreiche Vereine (vgl. dazu die ana- 1929 Großbürgermeister des Verwaltungsgebiets Malogen Institutionen und Prozesse in Kärnten/Koroška riborksa oblast [Mariborer Verwaltungsgebiet]. Die slowenischen Zuwanderer aus Kärnten/Koroška → Lesekultur, → Genossenschaftswesen, → Vereinswesen). Die ethnopolitischen Aktivitäten der Slowe- hatten oftmals informelle Treffen. So führten sie in abnen erreichten ihren Höhepunkt 1918 und 1919 in gewandelter Form die Tradition des → beljaško omizje der Zeit der Kämpfe für die Nordgrenze, als Rudolf [Villacher Kreis] fort und trafen einander regelmäßig, → Maister mit seinen Freiwilligeneinheiten und ei- wöchentlich oder monatlich, in einem traditionellen nem entschlossenen militärischen Eingreifen fast dem Lokal. In den ersten Jahren gelang es Professor Hergesamten ethnischen Territorium der Slowenen in der zele und Pfarrer Anton Gabron an solchen »KärntSteiermark/Štajerska die militärische und die politische ner Abenden« beträchtliche Summen für Kärntner

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Markovič, Peter

Schüler zu sammeln. Am 14. Jänner 1922 begann der → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] bzw. Koroški klub [Kärntner Klub] mit seiner Tätigkeit. Er war das Forum regelmäßiger Treffen der Kärntner Slowenen in M. bis zur formellen Gründung der Zweigstelle M. (Mariborski odbor) des Klub koroških Slovencev [Klubs der Kärntner Slowenen] im Oktober 1928. Im Vordergrund der Aktivitäten aller Gruppen und Vereine der Kärntner Emigranten standen einerseits die kulturelle Zusammenarbeit der Slowenen in Jugoslawien und jener im österreichischen Teil Kärntens sowie andererseits die Förderung des Interesses für Kärnten/Koroška unter den Slowenen in Jugoslawien. Zudem sollte auf die untragbare Situation der Grenzauslandsslowenen aufmerksam gemacht werden. In diesem Zusammenhang erwirkte eine Delegation der Kärntner Vereine aus Slowenien unter der Führung des Abgeordneten zur verfassunggebenden Versammlung Anton Brandner beim Präsidenten der jugoslawischen königlichen Regierung Nikola Pašić am 30. Mai 1921 das Versprechen, dass sich die Regierung für eine Grenze an der Drau/Drava in Kärnten/Koroška einsetzen werde. Dies versuchte die Regierung in der Folge tatsächlich, doch ohne Erfolg. Die Wirtschaftskrise in den 30er-Jahren des 20. Jh.s verlangsamte die Entwicklung der Stadt. Unter diesen Bedingungen begeisterten sich die Deutschen aus M. immer mehr für den Nationalsozialismus, befürworteten begeistert den → »Anschluss« Österreichs an NaziDeutschland und traten zunehmend öffentlich für ihre eigenen Staatsziele ein. Dies sowie die Nazigräuel und die Deportationen der slowenischen Bevölkerung während des Krieges (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942) führten zur Aufarbeitung der Kriegsfolgen im internationalen Kontext und zum völkerrechtlichen Schlussstrich im Rahmen des Art. 27 des Österreichschen Staatsvertrags 1955, der im Zuge der Reparationszahlungen an Jugoslawien die Entschädigungsforderungen der Deutschen in M. und in Slowenien insgesamt auf die Republik Österreich übertrug. Lit.: ES. – Prvi zbor slovenskih koroških emigrantov v Celju, dne 14. oktobra 1928 in Pravila »Kluba koroških Slovencev«. Ljubljana 1929  ; F. Zwitter  : Prebivalstvo na Slovenskem od XVIII. stoletja do današnjih dni. Ljubljana 1936  ; L. Ude  : Vojaški boji na Koroškem v letu 1918/1919. In  : J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (Hg.)  : Koroški plebiscit – razprave in članki. Ljubljana 1970, 131–214  ; M. Klemenčič  : Germanizacijski procesi na Štajerskem od srede 19. stoletja do prve svetovne vojne (referat na XiX. zborovanju slovenskih zgodovinarjev v Mariboru). In  : ČZN, Jg. 50 (1978), Nr. 1–2, 350–391  ; A. Kovačič, J. Natek (Hg.)  :

Kronika Kluba koroških Slovencev v Mariboru 1928–1988. Maribor 1988  ; J. Curk  : Urbano-gradbena in komunalna zgodovina Maribora. In  : Kronika, Jg. 31 (1983), Nr. 2/3, 148–157  ; J. Cvirn  : Nemci na Slovenskem. In  : D. Nećak (Hg.)  : »Nemci« na Slovenskem 1941–1955. Ljubljana 1998  ; J. Hösler  : Vom »Kampf um das Deutschtum« über die »Ostforschung« zur »Freien Sicht auf die Vergangenheit« – Krain und die Untersteiermark des 19. Jahrhunderts im Spiegel der deutschsprachigen Geschichtsschreibung. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Melikov zbornik. Ljubljana 2001, 121–151  ; V. Vrbnjak (Hg.)  : Klub koroških Slovencev v Mariboru 1928–2003 (=  Inventarji 9). Maribor 2003  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss. Univerza v Mariboru). Maribor 2009  ; T. Griesser Pečar  : Maribor, Marburg an der Drau. Eine kleine Stadtgeschichte. Wien/Köln/Weimar 2011  ; G. Jenuš, M. Matjašič Friš (Hg.)  : Ko je Maribor postal slovenski, Iz zgodovine nemško-slovenskih odnosov v Mariboru od konca 19. stoletja in v prevratni dobi. Maribor 2011. Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Mariborski program [Programm von Maribor], → Zedinjena Slovenija  ; → Innerösterreich. Marienkongregation (Marijina družba), → Frauen-

frage.

Marijina družba [Marienkongregation], → Frauen-

frage.

Markovič, Peter (* 2. Juli 1866 Berg/Gora [Rosegg/ Rožek], † 27. Februar 1929 ebd.), akademischer Maler sakraler Bilder. Zunächst nahm M. Unterricht beim Bildhauer Franc Ozbič in Klagenfurt/Celovec und lernte dort den akademischen Bildhauer Alojzij → Progar kennen, die beide aus dem Gebiet des heutigen Slowenien stammten. Danach ging er in die Werkstatt des slowenischen realistischen Malers Janez Šubic d. J. (1850–1889) in Poljane nad Škofjo Loko (→ Krain/Kranjska), bei dem er die Farbharmonie erlernte. Nach dessen → Emigration nach Kaiserslautern kehrte M. nach Rosegg/Rožek zurück, wo er als Maler tätig war. Nach Steska erhielt er größere Aufträge, so etwa in St. Stefan/Šteben (heute Ortsteil von Finkenstein/Bekštanj), in → Keutschach/ Hodiše (2 Seitenaltäre). In der Pfarrkirche der hll. Philipp und Jakob in Köstenberg/Kostanje finden sich im Chor links die Flucht nach Ägypten, rechts Jesus unter den Kindern (ebenfalls von Dehio repertoriert). In Petschnitzen/Pečnica sowie in St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni gestaltete er 3 gotische Altäre 1896 (wo er nach Dehio u. a. den hl. → Modestus abbildete). Auf Empfehlung von Direktor Pliva und von Professor Pazdirek aus → Villach/Beljak kam er an die

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Markovič, Peter Stirnbrett, nach G. Makarovič von Peter Markovič oder von seinem Lehrer Ozbič, SEM

Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bei Prof. Allemande studierte und zum akademischen Maler graduierte. Nach Beendigung seines Studiums ließ er sich endgültig in Frög/Breg bei Rosegg/Rožek als akademischer Maler nieder. Nach Steska wiederum malte er in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu zwei Fresken, Jesus als Freund der Kinder und das Letzte Abendmahl, in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi den hl. Josef sowie in → Eisenkappel/Železna Kapla das Altargemälde der hl. Rosalia, das Dehio zwar repertoriert, aber nicht gesondert M. zuschreibt. In St.  Leonhard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih weist Steska einen → Kreuzweg und zwei Fastenbilder aus, in der Villacher Vorstadt Perau/Perava die Kirchendecke und in Jezersko (Seeland) die Pfarrkirche. In der Pfarrkirche von Rosegg/Rožek malte M. Christi Geburt und am Friedhof eine Pietà. Auch die Vereinsbühne von Rosegg/Rožek sowie Porträts mehrerer Slowenen und zwei Porträts von Bischof Anton Martin → Slomšek gehören zu seinem Werk. Budin schreibt hic loco zudem das Bühnenbild des → Kulturvereins → Šmihel pri Pliberku in St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku M. zu, die Kristo → Košir in Auftrag gegeben hatte (Bericht dazu im → Koroški Slovenec vom 28. Jänner 1925). Laut Kleindenkmäler.at hatte M. 1893 ursprünglich auch das Jeseničnik-Kreuz in Dellach/Dole, Gemeinde Maria Wörth/Otok, bildnerisch gestaltet und mit einer schwarzen Madonna versehen. Nach Dehio sind weitere Werke M. zuzuschreiben  : in Augsdorf/Loga vas eine Kreuzigungsgruppe an der Turm-Südseite der Pfarrkirche, die Kreuzwegbilder (→ Kreuzweg) nach Vorlagen von Josef von Führich

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Stirnbrett, nach G. Makarovič von Peter Markovič oder von seinem Lehrer Ozbič, SEM

(1915), der Tabernakelbildstock vor der Kirche (1902) (→ Bildstock), die Gewölbemalerei in St.  Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu mit den Darstellungen der hll. Johannes, Petrus und Paulus, in Selkach/Želuče die Altarbilder des hl. Franz Xaver, die Barbarastatue und der hl. Antonius Eremita (1890). Schließlich malte M. 1906 den Hochaltar, den Altarunterbau und das Altarbild mit der Marienerscheinung in → Wallfahrtsort → Dolina/Dolina bei Poggersdorf/Pokrče am → Klagenfurter Feld/Celovško polje. Kleindenkmäler. at weist zudem noch einen Kapellenbildstock in Aich/ Dob bei Velden am Wörther See/Vrba aus, der 1889 datiert ist. M. Makarovič schreibt eine Reihe von heute im Slovenski etnografski muzej in Ljubljana verwahrten Bienenstockstirnbrettern aus Rosegg/Rožek M. oder Ozbič zu. Mit 1928 ist ein von M. signiertes Ölgemälde mit dem Porträt des Bischofs Anton Martin → Slomšek datiert. M. führte auch zahlreiche sakrale Auftragswerke auf dem Gebiet des heutigen Slowenien aus, so in der Diözese → Ljubljana in Moravče, in Brdo und in Preserje und in der Diözese → Lavant/Lavantinska škofija in Zavodnje. M. malte in sv. Križ bei Rogaška slatina, in Brestanica (Rajhenburg) sowie in der Pfarrkirche Sela bei Slovenj Gradec. Sein Weg führte ihn auch in das

Stirnbrett, nach G. Makarovič von Peter Markovič oder von seinem Lehrer Ozbič, SEM

www.kleindenkmäler.at

Slovenski etnografski muzej, Ljubljana

Marmont, Auguste Frédéric Louis Viesse de

Peter Markovič, Altarbild in der Wallfahrtskirche in Dolina/Dolina, 1906, Wiki/ Johann Jaritz

Peter Markovič, Büste von France Gorše (1897–1986) am Friedhof von Rosegg/ Rožek, Wiki/Johann Jaritz

Peter Markovič, Kreuzigungsgruppe an der Pfarrkirche in Augsdorf/Loga vas, Wiki/ Johann Jaritz (Detail)

Gebiet des heutigen Kroatien, wo er in der Pfarrkirche M. entstammte einer adeligen Familie mit militäder hl. Barbara in Bedekovčina bei Krapina 15 Fresken rischer Tradition  ; er studierte Mathematik und Artilund drei Temperabilder anfertigte. Auch wirkte er in lerie. Im Jahre 1793 schloss er sich in Toulon BonaMarija Bistrica, einem berühmten kroatischen Wall- parte an und wurde einer seiner engsten Mitarbeiter. fahrtsort (Steska). Verdiente sich seine Lorbeeren in Ägypten, in den M. hinterließ zahlreiche sakrale Auftragswerke in Schlachten von Marengo und von Ulm. 1806 wurde → Südkärnten/Južna Koroška sowie im Gebiet des er Gouverneur von Dalmatien, vertrieb die russische heutigen Slowenien und Kroatien, die einer weitge- Flotte aus Dubrovnik und nahm es für Frankreich hend traditionellen Bildsprache verpflichtet sind, was ein. Dafür wurde er zum Herzog von Dubrovnik (Duc wahrscheinlich der Erwartungshaltung der Auftrag- de Raguse) ernannt. Im Jahre 1809 berief ihn Nageber ebenso wie der allgemeinen gesellschaftlichen poleon  I. an den österreichischen Kriegsschauplatz, Entwicklung entsprach. So kann man in den bunten, ernannte ihn zum Marschall und sandte ihn am 14. ansprechenden, stark ornamentalen Fresken etwa aus November desselben Jahres als ersten Gouverneur Augsdorf/Loga vas und Aich/Dob eine Anlehnung an der eben errichteten → Illyrischen Provinzen nach die Bildsprache der Neonazarener in der Art eines Ja- → Ljubljana. Dort blieb er bis zum 9. April 1811, als kobo → Brollo erkennen, ohne dass sie als Spiegel ihn General Bertrand ablöste. M. zeichnete sich der Volksfrömmigkeit und → Volkskunst dessen aka- als Gouverneur als vorzüglicher Organisator aus, der demischen Anspruch erheben. Ähnliches gilt auch für zudem die Fähigkeit hatte, mit den geografischen sein Ölgemälde, das Altarbild der hl. Maria mit dem und nationalen Gegebenheiten der neu entstandenen Kind von Dolina/Dolina, das außerhalb internationaler Staatseinheit adäquat umzugehen. In den wichtigsKunstströmungen zu liegen scheint, wobei es im Ge- ten Städten der Illyrischen Provinzen, zu denen auch samteindruck die kühle, sachliche Ästhetik und länd- → Villach/Beljak und Lienz gehörten, förderte er das liche Milieustudien des beginnenden 20. Jh.s spiegelt. → Schulwesen und regte es an. Seine Tätigkeit hatte M. ist am Friedhof von Rosegg/Rožek begraben, wo großen Einfluss auf den sprachlichen und kulturellen ihm vom slowenischen akademischen Bildhauer France Fortschritt auf dem Territorium der Illyrischen ProGorše (1897–1986) ein Denkmal errichtet wurde. Der vinzen, zu denen auch ein Gutteil des slowenischen örtliche slowenische → Kulturverein Slovensko kulturno Territoriums gehörte. Im Jahre 1814 wechselte er zu društvo »Peter Markovič« trägt seinen Namen. den Gegnern Napoleons I. und erzwang so dessen endgültige Niederlage. M. erwarb sich die Gunst Quellen  : Novi društveni oder v Šmihelu. In  : KS 28. 1. 1925  ; KS 1. 12. Ludwig XVIII. und wurde Pair bzw. Mitglied des 1926  ; Fotodokumentation B.-I. Schnabl. Oberhauses Chambre des Pairs. 1830 befehligte er Lit.: SBL (V. Steska)  ; Dehio, 25, 26, 83, 416, 745, 857, 872. – Dekan die königlichen Truppen von Charles X. gegen die Kristo Košir. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 125  ; G. Makarovič  : Koroške po- Pariser Aufständischen der Julirevolution, musste jeslikane čelnice čebelnih panjev, Razstavni katalog, Slovenska prosvetna doch nach der Niederlage zusammen mit dem König zveza v Celovcu 1984. ins Exil flüchten. Metternich bestätigt seine DoWeb  : www.kleindenkmaeler.at/lexikon/markovi_peter  ; Bienenstock­ dationen aus den Illyrischen Provinzen, die ihm ein stirnbretter im Slovenski etnografski muzej (SEM)  : www.etno-muzej. standesgemäßes Leben ermöglichen. M. lebt fortan in si/ (unter  : Spletne zbirke – iskalnik/Izberi državo, kraj/Rožek) (4. 4. 2014) Wien und Venedig. Seine umfangreichen Memoiren Bojan-Ilija Schnabl sind eine interessante Quelle für die Illyrischen Provinzen und für die napoleonische Zeit an sich. Markowitz, Markus, vulgo Woitz (1785–1852), LieWerke  : Mémoires du maréchal duc de Raguse de 1792 à 1832. Paris dersammler, → Liedersammlung, handschriftliche. Marmont, Auguste Frédéric Louis Viesse de (* 20.

KS, 28. 1. 1925

Juli 1774 Châtillon-sur-Seine, † 22. März 1852 Venedig), Herzog von Dubrovnik (Duc de Raguse), Marschall des französischen Imperiums, Gouverneur der Illyrischen Provinzen.

1857. Lit.: P. Saint-Marc  : Le Maréchal Marmont, duc de Raguse, 1774–1852. Paris 1957  ; R. Christophe  : Le Maréchal Marmont, duc de Raguse. Paris 1968  ; J. O. Bourdon  : Marmont, gouverneur général des Provinces illyriennes, et ses mémoires. In  : J. Šumrada (Hg.)  : Napoleon na Jadranu – Napoléon dans l’Adriatique. Koper, Zadar 2006, 221–233. Katja Sturm-Schnabl

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Marn, Josip

Marn, Josip (Ps. Milko, Resnicki, Istinič, Kalophron

christianus, * 13. März 1832 Štanga [Šmarno pri Litiji, Dolenjska], † 27. Jänner 1893 Ljubljana), Geistlicher, Lehrer, Journalist, Literaturhistoriker. Nach dem Gymnasium und Priesterseminar in Ljubljana wurde M. 1855 zum Priester geweiht und als Kaplan in Horjul eingesetzt. Ab 1857 trat er die Nachfolge Franz Seraphin → Metelkos am Gymnasium in Ljubljana an, wo er bis kurz vor seinem Tod als Religions- und Slowenisch-Lehrer wirkte. Anfänglich hatte er mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, da für das Fach Slowenisch keine Lehrbücher existierten und die Unterrichtssprache Deutsch war. In Sprachbelangen orientierte sich M. an Metelko und Anton → Janežič (Pregled slovenskega slovstva), behalf sich mit Lesebüchern von Franz → Miklosich, später mit Janežičs Lehrbuch Cvetnik slovenske slovesnosti. 1860 wurde im Fach Slowenisch das Slowenische als Unterrichtssprache eingeführt, das neuerlich benotet und daher für alle Schüler mit slowenischer Nationalität verpflichtend wurde, was dem Slowenischen einen gleichrangigen Status mit dem Deutschen brachte. In den Folgejahren etablierte sich das Slowenische auch im Religionsunterricht. Unter dem Einfluss von Anton Martin → Slomšek entwickelte sich M. zum nationalbewussten Slowenen, der fortan für das Wohl des Slowenentums wirkte. Er war Mitarbeiter bei den Zeitschriften Vedež, Zgodnja Danica, → Slovenska bčela, der liberalen Zeitung Slovenec und Begründer des Jezičnik, der als Beilage der pädagogischen Zeitschrift Učiteljski tovariš erschien (→ Publizistik). Darin kam sein Interesse an der slowenischen Sprache zum Ausdruck. In linguistischen Fragen stützte er sich auf Studien von Miklosich, Jernej → Kopitar und Pavel → Šafarik, wobei zwei Grammatikbücher entstanden  : Slovnica slovenskega jezika [Grammatik der slowenischen Sprache] (1861) und Kratka staroslovenska slovnica [Kurze → altslowenische Grammatik] (1863), die bei Leon erschien. M. war der Erste, der seine pädagogischen Beiträge (für Schulblätter) auf Slowenisch verfasste. Später wandte er sich der slowenischen Literaturgeschichte zu. Insgesamt erstellte M. über 350 biografisch-bibliografische Skizzen. Darunter waren auch slowenische Kulturarbeiter aus Kärnten/Koroška (Slomšek, Janežič, Jožef → Levičnik u. a.). Allerdings fehlten wegen Streitigkeiten mit den Jungslowenen (→ mladoslovenci) deren wichtigste literarische Protagonisten ( Josip → Stritar, Janez → Mencin-

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ger, Josip → Jurčič, Simon → Gregorčič). Obwohl seine literaturhistorische Arbeit weder eine chronologische, noch eine kritische Methodik erkennen lässt, besitzt sie als eines der ersten Werke jener Art einen gewissen Mehrwert. In den 1880er-Jahren hatte M. leitende Funktionen in der Kulturinstitution → Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Literatur und Kultur] inne und übernahm zwischen 1887 und 1893 deren Vorsitz. Für seine Leistungen auf diesem Gebiet wurde ihm der Franz-Joseph-Orden verliehen. Werke  : Slovnica slovenskega jezika. Ljubljana 1861  ; Jezičnik 1885 1886 1887 1890 1881 (Kärntner Persönlichkeiten). Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991  ; A. Lah  : Josip Marn  : naša kultura. In  : Ave Maria 94 (2002) 5, 108–109  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 3. [Ljubljana] 1896, 176–179  .

Maja Francé

Marolt, France (* 21. Juni 1891 Brdo pri Lukovici [Gorenjska], † 7. April 1951 Ljubljana), Chorleiter, Ethnomusikologe. M. maturierte 1912 in Ljubljana. Während des Ersten Weltkrieges kehrte er von der Front als Invalide zurück. Er war bereits im Gymnasium im Musikgeschehen aktiv gewesen, wobei ihn sein Vater unterstützt hatte. 1919–1924 war M. Chorleiter des Primorski oktet [Primorska-Oktett] und gleichzeitig Hilfschorleiter bei der Glasbena matica (GM) [Slowenische Gesellschaft für Musik]. 1926 hatte er den Akademski pevski zbor [Akademischer Chor] gegründet, dessen Chorleiter er bis 1941 blieb. Der musikalisch gebildete Ethnograf Stanko Vurnik regte ihn an, das → Volkslied auch in seinen wissenschaftlichen Interessenkreis einzubeziehen. Um eine systematische Erforschung der musikalischen Folklore sicherzustellen, konzipierte er das Institut za raziskovanje glasbene folklore [Institut für die Erforschung der musikalischen Folklore], welches 1934 in Ljubljana als Folklorni institut (FI) [Folklore-Institut] gegründet wurde. M. gilt als Begründer der slowenischen Ethnomusikologie (→ Ethnologie), für die er im FI eine Bibliothek, ein Archiv und ein Netzwerk von Expertenkontakten einplante. Seit 1946 lehrte er als Dozent Ethnomusikologie an der Akademija za glasbo [Musik-Akademie] und setzte seine Arbeit am nunmehrigen Glasbeno narodopisni referat pri Akademiji za glasbo [Musikethnologisches Referat an der Musikakademie], dem ehemaligen FI, fort. M. sah im Volks-

Matko, Ivan

lied einen kulturellen und künstlerischen Wert, der seiner Meinung nach der klassischen Musik hintangestellt und vernachlässigt wurde. M. war als Ethnomusikologe wissenschaftlich tätig. Er tat aber auch sehr viel, um die Resultate der breiten Öffentlichkeit in der Praxis nahezubringen. Er konzipierte die Reihe Slovenske narodoslovne študije [Slowenische ethnologische Studien], in der er die Ergebnisse aus der Feldforschung publizierte. Im ersten und zweiten Band waren es die Ergebnisse aus den Feldforschungen im Gailtal/Ziljska dolina 1933 (1935) und in der Bela krajina (1936)  ; darin sind Gesang, Tanz und → Bräuche miteinander verbunden. Neben der kulturellen lag ihm die nationale Motivation am Herzen, weshalb er (zum Schaden der Wissenschaftlichkeit) das Urwüchsige und Urslowenische betonte. M. popularisierte die Überlieferung über seine Chorarrangements slowenischer Volkslieder, Vorträge, Radiosendungen und durch die Organisation von Folklorefestivals, z. B. den Koroški dan [Kärntner Tag] 1936 in Ljubljana. Werke  : Tri obredja iz Zilje. Slovenske narodoslovne študije 1. Ljubljana, 1935  ; Tri obredja iz Bele krajine. Slovenske narodoslovne študije 2. Ljubljana 1936  ; Slovenske prvine v kočevski ljudski pesmi. In  : Kočevski zbornik. Ljubljana 1939, 175–320  ; Živi spomeniki naših prabitnih rejev. In  : Zbornik zimske pomoči. Ljubljana 1944  ; Gibno-zvočni obraz slovenskega Korotana. In  : Koroški zbornik. Ljubljana 1946, 345–382  ; Zbirka pokrajinskih pesmaric. »Nmav čez izaro« (Zus. m. M. Tomc.). Ljubljana 1948  ; Gibno-zvočni obraz Slovencev. Ljubljana 1954  ; Slovenski glasbeni folklor. Ljubljana 1954  ; Slovenski ljudski plesi Koroške (Zus. m. M. Šuštar). Ljubljana 1958. Lit.: SBL  ; EJ  ; ES  ; SEL  ; OVSBL. – B. Orel  : France Marolt. In  : SE 3–4 (1951) 387–389  ; Z. Kumer  : France Marolt (1891–1951). Ob stoletnici rojstva slovenskega etnomuzikologa. In  : Traditiones 20 (1991) 9–28  ; Ob 50-letnici ustanovitve Folklornega inštituta. (Hg. Z. Kumer). Ljubljana 1984  ; 65 let Glasbenonarodopisnega inštituta ZRC SAZU (Hg. M. Terseglav). Ljubljana 1999  : M. Arko Klemenc  : Crafting authenticity. France Marolt, folk song, and the concert stage. In  : Traditiones 33/2 (2004) 47–70.

Ingrid Slavec Gradišnik  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Martič, Filip (Ludmannsdorf/Bilčovs), slowenischer → Bürgermeister, Kulturaktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm]. Martič, Josip (Selkach/Želuče), Kulturaktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm]. Mateuschitz, Jože (Organist und Chorleiter, Kultur-

aktivist), → Kirchenchor von Eberndorf/Dobrla vas.

Matičič, Ivan (* 27. Dezember 1887 Ivanje selo [Cer-

knica, Notranjska], † 17. Jänner 1979 Ljubljana), Drucker, Schriftsteller, Radio- und Theaterautor, Erzähler. M. arbeitete nach Abschluss der Druckerlehre in Ljubljana (1908–1910) als Schriftsetzer in Klagenfurt/ Celovec. Während des Ersten Weltkrieges wurde er an verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg zog er nach Ljubljana und arbeitete zunächst als Setzer und Korrektor. Nach 1945 war M. Lehrer der Drucktechnologie an der Graphischen Lehranstalt. 1923 publizierte er das Fachwörterbuch Slovarček slovenskih tiskarskih izrazov za tiskarne in knjigoveznice [Kleines Wörterbuch der slowenischen Fachausdrücke für Druckereien und Buchbindereien] (→ Terminologie). Für Branko Berčičs Buch Tiskarstvo na slovenskem [Das Druckwesen im slowenischen Raum] (1969) hatte er Materialien beigetragen. M.s allegorisch-historische Erzählungen befassten sich mit bäuerlicher Thematik. 1922 war sein Reportagenbuch (autobigrafisch) über seine Kriegserlebnisse an der Front an der Soča (Isonzofront) erschienen (Na krvavih poljanah [Auf blutigen Gefilden]), das eine zahlreiche Leserschaft anzog. 1931 wurde sein patriotischer Roman aus der Zeit der → Volksabstimmung Moč zemlje [Die Kraft der Erde] publiziert. Mit diesem Werk bleibt er mit Kärnten/Koroška verbunden. Darin verwendet er den slowenischen Dialekt und die deutsche Sprache als Stilmittel. Die Handlung begleitet das historische Geschehen und endet in der Resignation der Kärntner Slowenen über ihr Schicksal nach der Volksabstimmung. M. war ein sehr produktiver Autor der Bauernerzählung und schrieb berührende folkloristisch-idyllische Texte, verfasste aber auch Radiodramen für Kinder und Erwachsene. Werke  : Na krvavih poljanah. Ljubljana 1922  ; Slovarček slovens-

kih tiskarskih izrazov za tiskarne in knjigoveznice. Ljubljana 1923  ; V robstvu. Roman tuge in boli. Ljubljana 1925  ; Na mrtvi straži. Ljubljana 1928  ; Moč zemlje. Pripoved vasi. Ljubljana 1931  ; Ognjena žica. [Ljubljana] 1934  ; Živi izviri. Ljubljana 1937  ; Petrinka. Ljubljana 1943, 1944. Celovec 1970  ; Dom v samoti. Ljubljana 1944  ; Fant s Kresinja. Ljubljana 1944  ; Rezinka. Celje 1966  ; Rdeči signali. [Ljubljana] 1973. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. David Bandelj  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Matko, Ivan (Kulturaktivist), → Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah (KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in Zell].

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Matschnigg, Valentin Luka Maurer, Ta perva boshzna pesem od roistva boshjega, KOK Ravne na Koroškem

Matschnigg, Valentin, 1710–1714 Bürgermeister der Stadt Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph. Matt, Andrej, vulgo Rudaf (Kulturaktivist), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Matthias Corvinius, → Globasnica, Slovensko izobraževalno društvo [Slowenischer Bildungsverein Globasnitz]  ; → kralj Matjaž. Maurer, Luka  : Cerkvene pesmi, 1744 [Kirchenlieder]. Luka Maurer [Lucas Mavrer], ein Müller und Volkspoet/bukovnik (→ Bukovništvo) des Klosters → Arnoldstein/Podklošter, ist Verfasser einer 391 Seiten langen pragmatischen Kirchenliedersammlung, die mit 1754 datiert. Die im Original erhaltene Handschrift verfügt über ein Vorwort und Abschriften von 90 verschiedenen Kirchenliedern, die der Ordnung des katholischen Kirchenjahres folgen  : Weihnachtslieder, Fastenlieder, Osterlieder, Himmelfahrtslieder, drei Messlieder, 14 Marienlieder, drei Maria Magdalena Lieder u. a. (→ Liedersammlung, handschriftliche). Es ist eine Kompilation von Liedern, die von M. aus vielen Quellen zusammengetragen wurden. Als Vorlagen dienten ihm verschiedene Gebets- und Liederbüchlein, wovon einige → Lieder in gering abgeänderter Form

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bereits in protestantischen Liederbüchlein vertreten sind. Die Texte sind im schriftsprachlichen Slowenisch geschrieben, weisen aber zudem auch Charakteristika des Übergangsdialekts zwischen dem → Rosental/Rož und dem → Gailtal/Zilja auf (→ Dialekt, → Standardsprache). Im stark dialektal gefärbten Vorwort schreibt M. über Motivation, Arbeitsweise und literarische Voraussetzungen eines bukovnik und entschuldigt sich für seine unzulängliche Bildung und seine Schreibfehler. Es folgt seine Empfehlung an den Leser, die Handschrift abzuschreiben und so weiterzugeben. M.s Kirchenliederbuch stellt ein Bindeglied zwischen der zentralslowenischen prästandardsprachlichen Schrifttradition und der regionalen slowenischen Schreibtradition in Kärnten/Koroška dar. Fragen bezüglich der verwendeten Vorlagen sind nicht erforscht und auch sprach- und kulturwissenschaftlich bedarf die Textsammlung einer näheren wissenschaftlichen Untersuchung. Werke/Web  : L. Mavrer  : Cerkvene pesmi. In  : e-Knjižnica. Rokopisno

gradivo in dragoceni stari tiski, URL  : www.rav.sik.si/Storage/CerkvenaPesmarica.swf (6. 2. 2013). Lit.: F. Kotnik  : Naši bukovniki, ljudski pesniki in pevci. In  : Narodopisje Slovencev II. Ljubljana 1952, 86–102  ; I. Grafenauer  : Slovensko slovstvo na Koroškem, živ člen vseslovenskega slovstva. In  : I. Grafenauer  : Literarnozgodovinski spisi. Ljubljana 1980, 478  f.; P. Zab-

Luka Maurer, cerkvena pesmarica

Megiser, Hieronymus

latnik  : Bukovniki – Volkspoeten. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten/Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985, 90–97  ; H. Paulitsch  : Luka Maurers Liederhandschrift. In  : H. Paulitsch (Hg.)  : Das Phänomen »Bukovništvo« in der Kärntnerslowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1992, 85–86. Herta Maurer-Lausegger

Blaž Mavrel

Mavrel, Blaž (* 2. Februar 1896 Gradiče pri Libeličah [Koroška], † 18. Juni 1977 Strojna nad Prevaljami), Volkspoet/bukovnik, Volksdichter. M. war Keuschler und lebte als Einzelgänger. Als Autodidakt hatte er mithilfe der Bücher der → Mohorjeva lesen gelernt. Mit diesen lernte er in der Folge die slowenischen Dichter und Schriftsteller kennen. Seine Eltern mit 13 Kindern übersiedelten aus Gradiče pri Libeličah nach Grablach/Grablje, wo M. zwei Jahre lang die utraquistische Schule in Lokowitzen/Lokvica besuchte. 1908 kehrte die Familie wieder nach Grablach/Grablje zurück. Von dort musste M. an die italienische Front, wo er zweimal verwundet wurde. 1930 kauften die Eltern die Bauernwirtschaft vulgo Braniče, wohin ihnen M. nicht mehr folgte, er pachtete vielmehr eine Keusche auf Stakna und lebte dort 11 Jahre völlig zurückgezogen. Aus der Bibliothek des Lehrers von Stojane lieh er sich Dom in Svet und → Ljubljanski zvon. Die Buchrezensionen der Zeitschrift Mladika waren ihm eine Bildungsquelle (→ Publizistik). Beim Schein von Talgkerzen und Petroleumlampen las er das slowenische literarische Wort (Simon → Gregorčič, Ivan → Cankar, Oton → Župančič, Anton → Aškerc). Mit dem Rucksack holte er sich Bücher aus der Študijska knjižnica Ravne [Studienbibliothek Ravne] und las → Prežihov Voranc, Aleksandr Puškin, Aleksandr Solženizyn, Alojz Rebula, Fedor Dostojeveskij, Lev Tolstoj u. a. Er selbst schrieb Gedichte in der Tradition der Kärntner slowenischen Volkspoeten, der Bukovniki (→ Bukovništvo). Er schrieb sie in Hefte, bearbeitete sie oder schrieb sie um, so dass sie mehrerenorts zu finden sind. Einen großen Teil seines dichterischen Nachlasses bewahrt die Bibliothek Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem. In ihrer Fotothek findet sich auch eine Anzahl seiner Porträtfotos. M. Übersetzte auch Francè → Prešerens deutsche Gedichte ins Slowenische. Dr. Franc Sušnik sagte von ihm  : »In der Reihe der Kärntner bukovniki, dieser ungeschulten Lieblinge der Musen, die auf die Saiten der Volksmusik eingestimmt sind, das Wunder der Buchstaben, das Schreiben und Aufschreiben lieben, ist Blaž Mavrel einer derjenigen,

die im höchsten Maße dem Tempel der Gelehrtheit zustrebten.« Zunächst beschrieb M. die Volksbräuche und Volkssitten, später schrieb er Gelegenheits-, Fest-, Liebes-, Schelmen- und Heimatgedichte (→ Brauch). Er publizierte sie in den Zeitschriften Mladika, Nova Mladika, im Viharnik in Kalendern und Almanachen. Der koroški kinoklub Prevalje machte drei Dokumentarfilme über M.: Blaž Mavrel (Mirko Konečnik 1976), Bili smo pri Blažu Mavrelu (Roman Fils und Mirko Konečnik 1976), Pogreb Blaža Mavrela (Silvo Pečnik, 1980). Werke  : Camarske pesmi. samozaložba 1935  ; Koroški ženitovanjski

običaji in nove camarske pesmi. V Celju 1938  ; Šopek s koroških bregov. Slovenj Gradec 1971  ; Pesmi. In  : Naš dom 4 (1938) 210–211  ; Prežihov Voranc. In  : Koroški fužinar 1–3 (1957) 26  ; Koroški mošt. In  : Koroški fužinar 4–6 (1960) 38  ; Deklamacija. In  : Koroški fužinar 7–12 (1960) 44  ; Pravljica. In  : Koroški fužinar 1 (1970) 35  ; Gozd šumi v meni (1977)  ; Druga svetovna vojna. In  : Koroški fužinar 2 (1978) 47. Lit.: BLOP  ; OVSBL. – F. Sušnik  : Blaž Mavrel, strojnski pesnik. In  : Naš dom 4 (1938) 210–211  ; F. Kotnik  : Ljudski pesnik Blaž Mavrel. In  : KMD Celje (1947) 166–168  ; S. Virtič  : Blaž Mavrel – ljudski pesnik. In  : KF 8–10 (1953) 25–26  ; J. Moder  : Bukovnik prevaja Prešerna. In  : KMD Celje (1954) 181–185  ; D. Vobovnik  : Ljudski pesnik iz Mežiške doline. In  : Pet let kluba koroških študentov (1957) 78–92  ; S. Kotnik  : Ljudskemu pesniku za jubilej. In  : KF 1–3 (1961) 14–15  ; A. Breznik  : Obisk pri Blažu Mavrelu. In  : Vigred 2 (1964/65) 9  ; S. Kotnik  : Brusnice s Strojne. In  : KF 2 (1966) 40–41  ; F. Sušnik  : Blaž Mavrel – 75 let. In  : Traditiones 1 (1972) 108–109  ; I. Dretnik  : Blaž Mavrel je med nami. In  : Koroški fužinar 1 (1977) 47  ; M, Šopek  : Mavrelovemu Pvžolnu na grob. In  : KF 3 (1977) 72  ; J. Mrdavšič  : Ob stoletnici Mavrelovega rojstva. In  : KF 1 (1996) 13–14  ; I. Dretnik  : Blažu Mavrelu v spomin. In  : KF 3 (1977) 72  ; B. Mavrel. In  : Slovenska književnost. Ljubljana 1996, 288  ; J. Kajzer  : Bukovnik sredi gozdnih samot. In  : Rodna gruda 1 (1996) 32  ; M. Gerdej  : Iz arhiva na Ravnah. In  : KF 1 (1998) 31  ; S. Franc, A. Štruc  : Neraziskana Strojna. Ravne na Koroškem 2003. Web  :  www.rav.sik.si/e_knjiznica/biografki_leksikon/seznam/m/ mavrel_blaz/. Simona Šuler Pandev  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Medved, Anton (Publizist), → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Mladi Korotan [Das junge Korotan]. Megiser, Hieronymus (Megiserus, Hijeronim, Jeronim, Jerome, * Ende 1554 bzw. 1555 Stuttgart, † 26. November 1619 Linz), Schulmann, Polyhistor, Bibliothekar, Sprachwissenschaftler, Lexikograf, Übersetzer. M. war ein Sohn des gleichnamigen Gelehrten und Korektors am Gymnasium in Stuttgart. Er studierte ab 1571 in Tübingen und war Nikodemus Frischlins Schüler, Freund Jurij → Dalmatins und beider Söhne Primož → Trubars. 1574 schloss er das Bakkalaureat

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Megiser, Hieronymus

und 1577 das Magisterium ab. Um das Jahr 1581 war er als Erzieher bei der Familie Janž Khi(e)sl in Fužine bei Ljubljana beschäftigt. 1582 begab er sich nach Padua und studierte Jus. 1584–1588 war er dort Präzeptor von Jakob und Karl Khi(e)sl. Von Ende 1589 bis Mai 1591 war er Historiograf der Landstände in Graz. In den nachfolgenden Jahren reiste er durch Norddeutschland, die Niederlande und England. Er ließ sich in Frankfurt am Main nieder und heiratete dort Katharina Spiess, die Tochter eines Frankfurter Druckers. Am 24. April 1593 lieh er den Kärntner Landständen die ansehnliche Summe von 1.200 Pfund. Im Juli des gleichen Jahres wurde er von den Kärntner Landständen nach Klagenfurt/Celovec als Rektor der Landschaftsschule berufen. M. nahm seinen Vater mit, der am 24. Dezember 1595 in Klagenfurt/Celovec verstarb. Da die evangelischen Prädikanten, Lehrer des Gymnasiums, für ihre Arbeit am → Collegium sapientiae et pietatis Unterrichtsmaterial und die Ärzte und Anwälte fachspezifische Informationen benötigten, war eine Landschaftsbibliothek notwendig geworden. M. musste sich deshalb auch mit der Bücherverwaltung befassen. Er stellte eine Bibliotheksordnung auf und legte ein Verzeichnis über den gesamten Bibliotheksbestand an. Am 1. Juni 1600 löste Erzherzog Ferdinand das protestantische Kirchenund Schulministerium in Klagenfurt/Celovec auf. M. bekam wie so manch anderer die Aufforderung, seinen Posten zu verlassen, trotzdem ließen er und seine Kollegen sich nicht sofort vertreiben. Am 6. April 1601 teilten die Landstände mit, sie könnten sie nicht länger vorm Landesfürsten schützen. Nun entschloss sich M. mit acht seiner Kollegen am 13. April 1601 Klagenfurt/Celovec zu verlassen. Er zog nach Frankfurt am Main, wo ihm 1602 das Bürgerrecht erteilt wurde. 1603–1606 finden wir ihn als Professor an der Universität Leipzig. M. verfügte über ein außerordentlich breit gestreutes und umfassendes Wissen. Er befasste sich mit Heilkunde ebenso wie mit Mechanik, beherrschte nicht nur Griechisch und Latein, sondern lernte auch andere Sprachen, mit denen er auf seinen Reisen in Kontakt kam. M.s sprachwissenschaftliche Arbeiten sind von herausragender Bedeutung, besonders seine Beiträge zur Lexikografie. Er gab zwei mehrsprachige Wörterbücher heraus, in denen erstmals das Slowenische neben anderen bedeutenden europäischen Sprachen Berücksichtigung fand   : das deutsch-lateinisch-slowenisch-italienische Wörterbuch Dictionarium quatuor linguarum, das erstmals 1592 in Graz erschien, 1608 in zweiter Auflage in Frankfurt a. M.; sowie den mehrsprachigen

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Megiser, Dictionarium ­ uatrum linguarum q

Thesaurus polyglottus aus dem Jahr 1603. M. berücksichtigte in beiden Lexika auch Wörter aus dem Register zur → Dalmatinbibel (1584), aus der Grammatik Arcticae horulae … (1584) von Adam → Bohorič sowie aus anderen schriftlichen und mündlichen, darunter auch dialektalen Quellen. Diese Werke enthalten auch Wörter, die bis dahin in der slowenischen Schriftsprache noch nicht verwendet wurden, z. B. die Bezeichnungen von Gegenständen und Phänomenen des Alltagslebens, und weiters lexikalische Belege, die in Kärnten/Koroška erhoben wurden. Das viersprachige Wörterbuch ergänzt ein Anhang, der ausgewählte Deklinations- und Konjugationsmuster enthält. Letztere lehnen sich teilweise an die Paradigmen in Bohoričs Arcticae horulae … an, weisen aber auch neue Lösungen auf. Beide Werke wurden von späteren slowenischen Lexikografen als Quelle verwendet. Der slowenische Jesuit Anton → Miklauz gab 1744 in Klagenfurt/ Celovec eine neue und überarbeitete Ausgabe des viersprachigen Wörterbuchs von M. heraus. Von den zwei vorherigen Auflagen unterscheidet sich diese dritte Ausgabe durch eine wesentlich größere Zahl sloweni-

Megiser, Hieronymus

scher semantischer Entsprechungen (21.188 Einträge gegenüber 8.575 der ersten Auflage). Auch der Anteil des typisch kärntnerslowenischen Wortschatzes, der durch lautliche, morphologische und WortbildungsCharakteristika identifizierbar ist, hat sich in der Ausgabe von 1744 um ein vielfaches erhöht. Von 1603 bis 1611 war M. mit einer kurzen Unterbrechung (1606 wurde er Direktor des Gymnasiums in Gera) als Historiograf des Kurfürsten von Sachsen, Christian II., und als Professor an der Universität in Leipzig tätig. 1607 war er intensiv mit den Vorbereitungen zur Drucklegung des historischen Werkes Historia Carinthiaca des evangelischen Predigers und Geschichtsschreibers Michael Gotthard → Christalnick beschäftigt, das er ca. 1596 von den Landständen zur Begutachtung erhalten hatte. Diese monumentale Geschichte von Kärnten/Koroška erschien 1612 unter dem Titel Annales Carinthiae in Leipzig. Nach dem Fund von Teilen der handschriftlichen Chronik im Kloster St.  Florian (Handschrift XI 523 und 561) konnte der Historiker K. Grossmann nachweisen, dass die Hauptquelle M.s Christalnicks handschriftliche Geschichte Kärntens war. Auf dem Titelblatt des zweiten Bandes wird dem Leser mitgeteilt, dass die Annales Carinthiae »Erstlich von Herrn Gothardo Christalnick Carintho, gutes theils colligirt  : Nun aber mit sonderm fleiß nicht ohne grosse Mühe … verbessert, gemehrt, in ordnung gebracht, und biß auff dieses gegenwertige 1611. Jahr continuirt … publicirt und in Druck verfertigt. Durch Hieronymum Megiserum …« wurden. M. nahm Korrekturen und zahlreiche Kürzungen vor, um die Darstellung zu straffen. Die Geschichte der Jahre 1578–1612 stammt aus seiner Feder. 1612 übernahm M. die Stelle als Historiograf der Landstände in Linz, wo er bis zu seinem Tod 1619 blieb. 1614 ging M. eine zweite Ehe mit Susanna Memhart ein. Nach M.s Tod wurden als Vormünder der Kinder der Kantor Tobias Zorer und Johann Kraut ( Johannes Brassicianus, ca. 1570–1634) bestellt. M. war schon zu Lebzeiten ein viel beachteter und geschätzter Autor, das Grimm’sche Deutsche Wörterbuch führt im Quellenverzeichnis zahlreiche Werke M.s an, zudem werden in 361 Lemmata Belegstellen aus seinen Veröffentlichungen herangezogen. Werke  : Dictionarium Quatuor Linguarum. […]. Graz 1592. Frank-

furt 21608  ? Klagenfurt 1744  ; Paroimiologias. Graz 1592  ; Specimen Quadraginta […] linguarum & dialectorum. Frankfurt 1593, 21603, 3 1616  ; Theſaurus Polyglottus. Frankfurt 1603, 21613.

Lit.: Zedler  ; ADB  ; NDB  ; EJ  ; SBL  ; ES  ; OVSBL. – C. S. W. Hauptmann (Hg.)  : Einige Nachrichten von den Vorstehern und Lehrern des gemeinschaftlichen Gymnasiums zu Gera beym Andenken an die vor 200 geschehene feyerliche Einweihung desselben. Gera 1808, 67–69, 72  ; H. Hermann  : H. M. Eine biographische Skizze. In  : Car I 12 (1822) Nr. 41 (= 12. 10. 1822) Sp. 327–331 u. Nr. 42 (= 19. 10. 1822) Sp. 336–339  ; Kepler’s Gutachten über die Megiser’sche Bibliothek. In  : Zeitschrift des Museum Francisco-Carolinum. 1842, 91, Nachdr. In  : Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft, 30. 6. 1853, 142–144  ; F. P[ichler]  : Ein Autograph von H. M. In  : Car I, 58 (1868), 27–30  ; F. A. Eckstein  : Nomenclator Philologorum. Leipzig 1871, Nachdr. 1966  ; A. Herzfeld  : Pantheon der Literatur. Mannheim 1874, 353  ; T. Elze  : Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain. Tübingen 1877, 13, Nachdr. 1977  ; A. Czerny  : Eine verschollene Bibliothek. In  : MIÖG 1 (1880) 306–308  ; M. Doblinger  : H. M.s Leben und Werk. In  : MIÖG 26 (1905) 431–478  ; A. Breznik  : Slovenski slovarji. In  : Razprave znanstvenega društva za humanistične vede v Ljubljani 3 (1926) 110–114  ; V. Vrtovčeva  : O Megiserjevem slovarju. In  : SJ 3 (1940) 68–77  ; A. Coreth  : Österreichische Geschichtsschreibung in der Barockzeit (1620–1740). Wien 1950, 51, 145, 149–150, 153  ; P. Dedic  : Kärntner Exulanten des 17. Jahrhunderts. In  : Car I 140 (1950) 772, 777  ; A. Wölger  : Die historische Literatur in und für Kärnten. Ein Versuch die Entwicklung der Landesgeschichtsschreibung in Kärnten darzustellen (Phil. Diss.). Wien 1950, 35–51  ; A. Lägreid  : Hieroymus Megiser, Slovenisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch. Wiesbaden 1967  ; J. Stabej  : Hieronymus Megiser, Thesaurus polyglottus, Slovensko-latinsko-nemški slovar. Ljubljana 1977  ; G. Reingrabner  : Protestanten in Österreich. Geschichte und Dokumentation. Wien u. a. 1981, 67, 69–70, 101, 109–110  ; W. Kosch (Begr.)  : Deutsches Literatur-Lexikon. 3., bearb. Aufl. Bern [u. a.], 10 (1986), Sp. 692  ; M. Orožen  : Govorno in knjižno besedišče v Megiserjevem slovarju 1744. In  : SR 37 (1989) 121–133  ; R. Jerolitsch  : Hieronymus Megiser und die »Annales Carinthiae« (1612). In  : Kollegium, Lyzeum, Gymnasium. Vom »Collegium Sapientiae et Pietatis« zum Bundesgymnasium Völkermarkter Ring, Klagenfurt. Klagenfurt 1991, 49–60  ; A. Kreuzer  : Kärntner Porträts. 100 Lebensbilder aus 12 Jahrhunderten. Klagenfurt 1993, 62–63  ; Leksikon pisaca Jugoslavije. Novi Sad 1997, 288  ; W. Katzinger  : Die Geschichte des Akademischen Gymnasiums Linz. Linz 1998, 24–26, 27, 29  ; O. Sakrausky  : Protestantische Sprachschöpfung bei den Slowenen im 16. Jahrhundert. Einführung zur lateinischen Vorrede der Grammatik des A. Bohorič und den lateinischen Disticha des Wörterbuches in vier Sprachen von H. M. In  : Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 114 (1998) 5–24  ; A. Strohmeyer  : Konfessionalisierung der Geschichte  ? Die ständische Historiographie in Innerösterreich an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. In  : J. Bahlcke [Hg.]  : Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa. Wirkungen des religiösen Wandels im 16. und 17. Jahrhundert in Staat, Gesellschaft und Kultur. Stuttgart 1999, 232–233, 235, 238, 241  ; H. F. Mayer  : Lexikon der populären Irrtümer Österreichs. Wien 2001, 116–117  ; M. Orožen  : Razvoj slovenske jezikoslovne misli. Maribor 2003, 194–207  ; M. Merše  : Slovensko besedje v Megiserjevih slovarjih (1592, 1603) in knjižnojezikovna raba v 16. stoletju. In  : Diahronija in sinhronija v dialektoloških raziskavah. Maribor 2006, 485–493  ; M. Merše  : Megiserjeva slovarja in oblikujoča se knjižnojezikovna norma v 16. stoletju. In  : Stati inu obstati 3–4 (2006) 123–137  ; K. Ahačič  : Zgodovina misli o jeziku in književnosti na Slovenskem. Protestantizem. Ljubljana 2007. M. Jesenšek (Hg.)  : Od Megiserja do elektronske izdaje Pleteršnikovega slovarja. Maribor 2008.

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Mehrsprachigkeit

Web  : Faksimiles von Titel- und Musterseiten der Wörterbücher M.s

Melviče, Vereinsstempel, Archiv Vincenc Gotthardt

und M.s Porträt (1613) in der Wikipedia (29. 8. 2013)

Peter Kersche, Majda Merše

Mehrsprachigkeit, vgl. Sachlemmata  : → Gemischt-

sprachig  ; → Goldene Bulle  ; → Immersion  ; → Lingua franca  ; → Mischsprache  ; → Schulwesen  ; → Sprachmischung, mittelalterliche  ; → Umgangssprache  ; → Zweisprachigkeit. Melchior, Hans (Enzelsdorf/Encelna vas), Lieder-

sammler, → Liedersammlung, handschriftliche.

(Gemeinde Hermagor-Pressegger See/Šmohor-Preseško jezero), vgl. Sachlemmata  : → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg], sowie → »Dobrač«, Slovensko tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizza- und Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)]  ; → Dreikönigssingen/ trikraljevsko koledovanje  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Gurk, Diözese/ Krška škofija  ; → Inschrift, slowenische  ; → Kreuzweg  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; Personenlemmata  : → Felaher, Julij  ; → Möderndorfer, Vinko. Mellweg/Melviče

Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mell-

weg], gegründet am 9. Oktober 1910 in Mellweg/ Melviče im → Gailtal/Zilja auf Anregung des Pfarrprovisors Urh Hafner, dessen Ziel neben der Vermittlung einer religiösen Bildung vor allem die Festigung der slowenischen Identität war (→ Kulturvereine). Auf der ersten Hauptversammlung in der alten Schule in Mellweg/Melviče wurden gewählt  : Urh Hafner zum Vorsitzenden, Franc Popatnik, vulgo Kovač zum stellvertretenden Vorsitzenden, Jakob Weber, vulgo Pložic aus Kreuth/Rut zum Sekretär, Štefan Ravšer, vulgo Partljic aus Passriach/Pazrije zum Kassier und Pavle Felaher, vulgo Mlinar aus Latschach/Loče zum Bibliothekar. Der Verein hatte sofort 50 Mitglieder und das Vereinsleben war außerordentlich aktiv. Es wurden zahlreiche Theateraufführungen dargeboten (→ Laienspiel, → Theater), Vorträge mit fremden und einheimischen Vortragenden unter Zuhilfenahme von Bildmaterial organisiert und Sitzungen abgehalten. Auch ein Chor wurde gegründet (→ Chorwesen). Die Vereinsaktivitäten fanden zunächst im Tanzsaal des Gast-

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hauses von Josip Felaher, vulgo Trbišnik in Mellweg/ Melviče statt, später auch in den Vereinslokalitäten in der alten Schule. Vor dem Ersten Weltkrieg waren in den Ferien im Rahmen des Vereins die Studenten Julij → Felaher, Mira Grafenauer, Vinko → Möderndorfer und andere sehr aktiv. Wertvolle Angaben zur Tätigkeit des Vereins finden sich in der Pfarrchronik von Mellweg/Melviče, die in slowenischer Sprache vom Pfarrprovisor und Vereinsvorsitzenden geführt wurde. Wie viele andere Pfarrer wurde auch Urh Hafner während des Ersten Weltkriegs festgenommen und nach dem Krieg in eine andere Pfarre versetzt. Nach ihm kam Franc Mikula (* 28. April 1884, † 7. Mai 1962), der die Pfarrchronik in slowenischer Sprache fortführte, bis ihm das vom bischöflichen Ordinariat untersagt wurde. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Kulturschaffenden von Mellweg/Melviče bekannt für ihre Theateraufführungen, mit denen sie auch regelmäßig in Egg/Brdo, Micheldorf/Velika vas, Achomitz/Zahomec und anderswo auftraten. 1929 wurde im Vereinslokal ein Wirtschaftsund Kochkurs unter der Leitung von Marija Krištof abgehalten (vgl. → Knafelj-Pleiweis, Maria Magdalena). Der langjährige Vereinsvorsitzende, wahrscheinlich die gesamte Zwischenkriegszeit hindurch, war dessen oben erwähnter erster Vizepräsident Franc Popatnik. Nach dem → »Anschluss« an Hitler-Deutschland mussten alle Vereine einen einheitlichen Namen mit dem Ortsnamen am Ende annehmen und einen Arierparagrafen und das »Führerprinzip« in die Statuten aufnehmen. Mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf → Jugoslawien wurden alle slowenischen Vereine verboten, so auch der slowenische Verein aus Mellweg/

Mencin, Rudolf

Melviče. Nach dem Krieg gelang es nicht mehr, die Tätigkeit des Vereins wiederaufzunehmen. Lit.: J. Felaher  : Prosveta na Brdu in v Melvičah. In  : KSK 1959. Celovec [1958], 112–128  ; H. Janschitz  : Vereinsleben in der Gemeinde Egg. In  : Dulški zvon, februar 1983, 4–5  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Mikula S. 109)  ; I. Destovnik  : Slovenska kulturna društva. In  : KK 2000. Celovec 1999, 48–201.

Uši Sereinig  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Mencin, Rudolf (* 17. April 1879 Libeliče [Leifling] [Dravograd, Koroška], † 26. August 1968 Ljubljana), Schulmann, Publizist, Mitglied der Grenzziehungskommission und des KSS. M. besuchte die Volksschule in Libeliče (Leifling), wo sein Vater Schulleiter war. Seine Ausbildung setzte er in der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec fort, die er 1899 abschloss. Seine erste Anstellung erhielt er in St.  Kanzian/Škocjan v Podjuni (bis 1903), wo er den Schriftsteller Fran Ksaver → Meško kennenlernte. Mit Franc → Aichholzer förderten sie die Kontakte zwischen den slowenischen Lehrern in Kärnten/Koroška im Rahmen eines besonderen Zirkels des Društvo slovenskih koroških akademikov Gorotan [Verein der slowenischen Kärntner Akademiker Gorotan] (→ Korotan). Aktiv war M. auch im Rahmen der → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Kyrill und Method-Verein]. Wegen der Verfolgungen zog er sich in die Untersteiermark/Spodnja Štajerska und schließlich nach Št. Peter bei → Maribor (1905–1918) zurück. Stets unterhielt er Kontakte mit slowenischen Lehrern in Kärnten/Koroška. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns kehrte M. nach Kärnten/Koroška zurück, wirkte bei den Grenzkämpfen für die Nordgrenze mit, war Mitglied der Grenzziehungskommission (→ Grenzfrage) und nahm aktiv an der → Volksabstimmungspropaganda teil. Er war Mitglied des → Narodni svet [Nationalrat] in → Völkermarkt/Velikovec, arbeitete an der Redaktion verschiedener Zeitschriften mit (z. B. des → Korošec, der → Koroška zora und des Jugendblatts → Mlada Jugoslavija) (→ Publizistik). M. übernahm die Leitung des slowenischen Schulbezirkes im Bezirk Klagenfurt/Celovec mit Sitz in Ferlach/Borovlje. 1919 zog er sich nach Völkermartkt/Velikovec zurück, wo er mit Pavel → Košir zusammenarbeitete.

Nach der → Volksabstimmung musste er sich nach → Jugoslawien zurückziehen (→ Vertreibung 1920), wo er Bezirksschulinspektor für den Bezirk Prevalje war. 1922 setzte er sich mit der Erläuterung der ethnischen, wirtschaftlichen und geografischen Verhältnisse bei der interalliierten Volksabstimmungskommission für die Zugehörigkeit von Libeliče (Leifling) zu Jugoslawien ein. 1924 nahmen die Lehrer der → Mežiška dolina (Mießtal) auf seine Initiative hin eine Deklaration bzw. den Entwurf für die Statuten einer unabhängigen Fachorganisation an, die die Lehrerschaft über alle politischen Grenzen hinweg vereinen sollte. Nach seiner krankheitsbedingten Pensionierung 1926 zog er nach Ljubljana, wo er aktiv im → Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen] sowie auch in anderen Vereinen mitwirkte. Mithilfe einiger angesehener Intellektueller gründete er das Slovensko društvo [Slowenischer Verein] und war dessen Vorsitzender. Der Svet za prosveto in kulturo LR Slovenije [Rat für Kultur der Volksrepublik Slowenien] verlieh ihm 1958 den Jubiläumspreis für sein Lebenswerk. M.s Hauptaugenmerk galt der Entwicklung des Schulwesens in Kärnten/Koroška. Darüber schrieb er mehrere Abhandlungen in den slowenischen (Fach-)Zeitschriften Sodobna pedagogika, Popotnik, Pedagoški zbornik sowie in deutschsprachigen Fachzeitschriften. 1952 hatte er neben Franc Aichholzer die größten Verdienste für die Herausgabe der Kinder- und Jugendzeitschrift Mladi rod. Im Rahmen des KKS unterhielt er Kontakte mit slowenischen Lehrern aus Kärnten/ Koroška, organisierte Fachexkursionen nach Slowenien bzw. Jugoslawien und gewährleistete den Nachschub an Fachliteratur aus Slowenien und Jugoslawien. Im KKS hatte er verschiedene Funktionen und Aufgaben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er von Anfang an an der Erneuerung des Klubs mit, der sich um die Eingliederung des slowenischen ethnischen Gebietes in Kärnten/ Koroška an Jugoslawien einsetzte. Er wirkte auch an verschiedenen Aktivitäten des KKS zur Unterstützung der Kärntner Slowenen mit. Besonders erwähnenswert ist, dass er mit Beiträgen die slowenischen Zeitungen unterstützte. Archive  : AS 1384, Felaherjev arhiv, škatla 12, mapa 37, Julij Fela-

her, Rudolf Mencin – osemdesetletnik, Niederschrift, 7 Seiten, undatiert, wahrscheinlich April 1959  ; AS, Lebenslauf von Rudolf Mencin, zusammengestellt von Janko Černut, undatiert, 2 Seiten  ; AS 653, škatla 2, mapa 7, Information zur Wahl und Einladung die erste Sitzung des erweiterten Vorstands KSS am 7. 11. 1936, Nr. 19/37 vom 3. 11. 1936, S. 2, und Mitteilung über die Wahl und Einladung auf die erste Sit-

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Mencinger, Janez

zung der erweiterten Sitzung des KSS-Ausschusses am 18. 11. 1933, Nr. 40/34 vom 11. 11. 1933, S. 2  ; AS 653, škatla 1, mapa 3, Protokoll der 1. Sitzung des erweiterten KSS-Ausschusses 24. 11. 1945, S 1–2  ; AS 653, fond KKS, škatla 1, mapa 4, Protokoll der XVI. Ordentlichen KSS-Jahreshauptversammlung vom 8. 3. 1953, S. 4–7. Lit.: Mencin, Rudolf. In  : M. Suhodolčan Dolenc, M. Jukič (Hg.)  : Biografski leksikon občine Prevalje. Prevalje 2005, 324–325  ; S. Pavlič  : Sto znamenitih osebnosti v šolstvu na Slovenskem. Ljubljana 2000. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Mencinger, Janez (Ps. Jankomir, Janko Mir, Nejaz

Nemcigren, Sulfurij Udrihovič, Sivor, * 26. März 1838 Brod [Bohinjska Bistrica, Gorenjska], † 12. April 1912 Krško), Schriftsteller, Dichter. M. absolvierte das Gymnasium in → Ljubljana, danach studierte er 1857–1862 in Wien zunächst klassische Philologie, danach Rechtswissenschaften. Er beendete sein Studium in Graz und wurde 1864 zum Dr. iur. promoviert. M. war 1862–1871 Konzipient bei Radoslav → Razlag in Brežice, machte die Rechtsanwaltsprüfung und war bis 1882 Advokat in Kranj, danach in Krško. 1879–1882 war M. in Kranj Gemeinderat, ab 1884 in Krško, wo er 1894 auch Bürgermeister geworden war (1896 trat er zurück). In Krško wurde er auch Mitglied des Bezirksschulrates. In Kranj wurde M. 1874 zum Vorsitzenden des Lesevereins gewählt. M. hatte im Gymnasium mit dem Schreiben von Gedichten begonnen, von denen er einige in der Zeit von 1855–1857 in den → Novice von Janez → Bleiweis publizieren konnte. Später schrieb M. nur mehr gelegentlich Gedichte, übersetze aber solche von A. S. Puškin und M. J. Lermontov. Als Erzähler meldete er sich im → Slovenski glasnik. Seine literarischen Ansichten wurden von den vajevci, u. a. auch von Josip → Stritar, später von den Werken Charles Dickens’ beiflusst. Zunächst trat M. als Prosaist in Erscheinung, dessen Erzählungen einerseits zum Realismus, andererseits aber auch zu einem kritischen nationalen Engagement neigten (Vetrogončič [Der Windbeutel], 1860). Bereits in seiner frühen Prosa kommt sein Sinn für Ironie zum Ausdruck. Von dieser kommt er mit der Zeit zur offenen Travestie (Neiztrohnjeno srce [Das unverweste Herz]. 1880, gegen Jovan V. → Koseski), zur Satire (Cmokavzar in Ušperna, [Cmokavzar und Ušperna], 1883, gegen Anton → Koder) und zur Parodie (Vodnikov Vršac, potlej pa še nekaj [Vodniks Berg Vršac und dann noch etwas], 1885, gegen Anton Mahnič). M. erreichte seinen schöpferischen Höhepunkt mit dem dystopischen Roman Abadon [Abadon] (1893) und mit seiner Erzählung Moja hoja na Triglav

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[Mein Gang auf den Triglav] (1897), in der er seine Weltanschauung darlegt. Mit beiden gelingt es ihm, den meditativen und den erzählerischen Pol seines Talents zu verbinden. M. publizierte im Verlag der → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec. Werke  : Izbrani spisi ( J. Tominšek, ur.). Ljubljana, Matica slovenska, 1911–1928, Zbrano delo, ( J. Logar, ur.). Ljubljana, DZS 1961–66, 4 Bde.; 5 Bde.; Izbrano delo. Ljubljana, Mladinska knjiga, 1970, 1971, (Zbirka Naša beseda) 1973  ; O pesniku Prešernu kakor pravniku. In  : Slovenski pravnik, Jg. 12, Nr. 7 (1896) 196–206  ; Abadon  : bajka za starce. Ljubljana 1986  ; Moja hoja na Triglav. Ljubljana, Planinska matica, 1938, Maribor 1977, Ljubljana 1996  ; Cmokavzar in Ušperna, izviren roman. Ljubljana 2002  ; Ljubljana 2006  ; Človek toliko velja, kar plača. Šmarješke Toplice 2009. Üb.: Aleksander Sergejevič Puškin. Ljubljana 2002. Lit.: EJ  ; LPJ  ; ÖBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Moder  : Mohorska bibliografija. Celje 1957  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 3. [Ljubljana] 1896, 196–199  ; I. Grafenauer  : Zgodovina novejšega slovenskega slovstva. 2. Ljubljana 1911, 429–453  ; J. Moder  : Mohorska bibliografija. Celje 1957  ; Zgodovina slovenskega slovstva II (Red. Lino Legiša). Ljubljana 1959, 226 f., 276–280  ; D. Bajt  : Mencingerjev Abadon in utopija. Ljubljana  : Slavistično društvo Slovenije [1979  ?]  ; D. Železnov  : Mencinger in Puškin. V Ljubljani  : Društvo slovenskih književnih prevajalcev, 1985, 107–114  ; I. Ilich  : Janez Mencinger. Ljubljana 2002.

Igor Grdina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Mert, Franc (Redner, Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Mertlitsch, Hermann, Notar, Abgeordneter zum

Kärntner Landtag 1867–1870. M. wurde im Wahlkreis der Landgemeinden Völkermarkt/Velikovec, Eberndorf/Dobrla vas, Bleiburg/Pliberk, [Eisen-]Kappel/[Železna] Kapla in der 2. Wahlperiode 1867–1869 und in der 3. Wahlperiode 1870 in den Kärntner Landtag gewählt, war Mitglied des politischen Ausschusses und unterstützte in der 26. Sitzung der II. Session des Kärntner Landtages am 6. Oktober 1868 »als Vertreter eines slovenischen Bezirkes« »aufs Wärmste« den Antrag zur Gewährleistung von Übersetzungen des Kärntner → Landesgesetzblattes für zwei Gemeinden. Pleterski identifiziert ihn als »Deutschen« bzw. als Kandidaten auf einer deutschen Liste. Vgl. → Abgeordnete. Quellen  : Stenographische Protokolle der II. Session aus der II. Wahlperi-

ode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt, vom 19. August bis 8. Oktober 1868. Klagenfurt 1868 (Personen-Register, S. VIII  ; Protokoll der 21. Sitzung der II. Session am 30. 9. 1868, S. 379  f., Protokoll der 26. Sitzung der II. Session am 6. 10. 1868, S. 499 f., Zit. S. 504.;

Meško, Franc Ksaver

Franc Ksaver Meško Buchcover 1904

Stenographische Protokolle der ersten Session der dritten Wahlperiode des kärntnerischen Landtags zu Klagenfurt. Vom 20. August bis 2. September 1870. Klagenfurt 1870. Lit.: V. Melik  : Volitve na Slovenskem. Ljubljana 1965, 401 f.; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung, aus dem Slowenischen von I. Vilfan-Bruckmüller (=  Anton Gindely-Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropa 3). Wien [e. a.] 1997, 428  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996, 191 (slowenische Erstausgabe  : Ljubljana 1965, 172). Bojan-Ilija Schnabl, Janez Stergar

Meško, Franc Ksaver (Ps. Louis Nigrin und Ivan Teptani, * 28. Oktober 1874 Gornji Ključarovci [Ormož, Štajerska], † 11. Jänner 1964 Slovenj Gradec), römischkatholischer Geistlicher und Schriftsteller. Nach dem Besuch der Volksschule setzte M. seine Schullaufbahn an den Gymnasien in Ptuj und Celje fort. Während M. das Gymnasium in Ptuj besuchte, ging er regelmäßig, aus Geldmangel teilweise auch »schwarz«, also nach Beginn der Vorstellung, ins Theater. Überhaupt interessierte er sich in jungen Jahren vorrangig für Literatur und Theater. Die Gymnasialbi-

bliothek bot ihm die Möglichkeit, sich in die deutsche und europäische Literatur zu vertiefen. Slowenische Literatur stand am Gymnasium nur eingeschränkt zur Verfügung. Zugang zu slowenischer Literatur ermöglichten ihm slowenische Minoriten, deren Studentenküche er regelmäßig besuchte. Im Herbst 1890 kam er an das Gymnasium in Celje. Ab Neujahr 1891 erschien die literarische Schülerzeitung Vesna (bis 1894), die M. die Möglichkeit bot, seine schriftstellerischen Versuche zu publizieren. Diese ersten Schritte standen unter dem Einfluss russischer Dichter, deren leichter Stil und lyrischer Inhalt ihm imponierte. Unter den slowenischen Dichtern schätze er Simon → Jenko mit seiner feinen, leichten Sprache besonders. Nach der Matura studierte M. zuerst in Maribor, dann kurz in St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini und schließlich in Klagenfurt/Celovec Theologie. Für das Studium der Theologie entschied er sich, weil er glaubte, seinem geliebten slowenischen Volk so am besten dienen zu können. Desgleichen ist die Literatur für ihn ein Dienst am Volk. Die Liebe zur Heimat kommt auch im Titel des 1894 erschienen Prosawerkes Ljubezen do domovine [Liebe zur Heimat] zum Ausdruck. In Klagenfurt/Celovec setzte er seine literarische Arbeit mit der Zeitschrift des Klagenfurter Priesterseminars Bratoljub fort (→ Publizistik). Sein erster, 1897 erschienener Roman, in dem er kleinbürgerliche Jugendeindrücke aus Ptuj naturalistisch verarbeitet, trägt den Titel Kam plovemo [Wohin führt uns das Schiff  ?]. Kam plovemo ist nach Fran Govekars Roman V krvi [Im Blut] (1896) der zweite slowenische naturalistische Roman. Nach seiner Priesterweihe in Klagenfurt/Celovec im Jahre 1898 wurde er Kaplan, später Pfarrer, in verschiedenen Orten in Kärnten/ Koroška, im → Val Canale/Kanalska dolina/Kanaltal und in der Gorenjska (Oberkrain). Seine erste Pfarre war das damals noch rein slowenische St.  Kanzian/ Škocjan, dessen fortschreitende → Germanisierung durch die Schule er beklagte. In St. Kanzian/Škocjan verfasste er mehrere Novellen u. a. V koroških gorah [In den Kärntner Bergen], wo er über Köhler am (Hoch-) Obir/Obir schreibt. Weitere ihm anvertraute Pfarren waren  : Camporosso/Seifnitz/Žabnice einschließlich Monte Lussari/Maria Lussari/Svete Višarje, Gnesau (Knezova), Stift Griffen/Grebinski Klošter, Št. Danijel nad Prevaljami, Maria Gail/Marija na Zilji, Brezje, Tainach/Tinje und Sele pri Slovenj Gradcu. In Gnesau schrieb M. die Erzählung Poljančev Cencek [Cencek vom Poljanec], in der er seine Eindrü-

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Metarnikovo prerokovanje

cke von Vinko → Poljanec, Kaplan zu St.  Kanzian/ Škocjan, verarbeitete. Am entscheidendsten für M.s schriftstellerische Entwicklung war die Zusammenarbeit mit der → Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft für Literatur und Kultur] unter der Leitung von Fran → Levec (1846–1916, Leiter der Slovenska Matica 1893–1907). Während dieser Zusammenarbeit vollzog sich M.s Übergang vom Realismus zum Symbolismus. In seinen Erzählungen, die in der bäuerlichen und kleinbürgerlichen Welt angesiedelt sind, verarbeitete er sowohl Erfahrungen aus seiner Schul- und Studienzeit als auch aus seinem Leben als Landpfarrer. So ist z. B. die Figur des friedliebenden, sorgsamen Dolinar in seinem umfassendsten Werk, dem Roman Na Poljani [In Poljana] seinem Vater nachempfunden, wobei der Ort Poljana symbolisch für einen beliebigen Ort irgendwo im slowenischen Sprachraum steht. Na Poljani ist von den Antithesen Liebe/Feindschaft und Heimat/Fremde geprägt. Die handelnden Personen erleben ihr Schicksal als tragisch, neigen dennoch zum Idealismus. Dahin gehend sehr typisch sind die erfolgreichen Erzählungen Ob tihih večerih [An stillen Abenden] und Mir božji [Göttlicher Friede]. 1916, während des Ersten Weltkrieges, wurde M. wegen angeblichen Hochverrats gefangen gesetzt (→ Internierungen 1919, → Militärgerichtsbarkeit). Er wurde beschuldigt, gemeinsam mit dem Pfarrer von Perau (Perava) (Stadtteil von Villach/Beljak) Jurij → Trunk und dem italienischstämmigen Dr. Ghon den feindlichen Italienern durch Lichtzeichen vom Kirchturm Informationen zugespielt zu haben. Ihm konnte nichts nachgewiesen werden. Dennoch erließ man nach seiner Freilassung ein Aufenthaltsverbot für den Raum Villach, weshalb er seine Pfarre Maria Gail/Marija na Zilji eine Zeit lang nicht mehr betreuen konnte. Im Jänner 1919 musste er wegen nationalistischer Übergriffe über die → Karawanken/Karavanke in die Gorenjska [Oberkrain] fliehen. M. kehrte daraufhin nur mehr kurzzeitig nach Kärnten/Koroška zurück (1919–1920 Stelle als Provisor in → Tainach/Tinje) und verbrachte den Rest seines Lebens in Slowenien (→ Vertreibung 1920).

Dela I. Ljubljana 1940  ; Iz srca in sveta. Ljubljana 1945  ; Izbrano delo I–IV. Celje 1954–1960  ; Njiva. Ljubljana 1974  ; Ksaver Meško (Hg. V. Smolej). Ljubljana 1980. Lit.: ES  ; SBL  ; OVSBL. – M. Hofer  : Maria Gail – Aus der Geschichte einer einstigen Landgemeinde. Villach, 1999. A. Oven  : Ksaver Meško – Njegov razvoj v življenju in literarnem udejstvovanju. Maribor 1934  ; A. Slodnjak  : Geschichte der slowenischen Literatur. Berlin 1958. M. Grum  : Franc Ksaver Meško. In  : L. Kralj, P. Scherber  : Slovenske kratke zgodbe med koncem ene in začetkom druge vojne. Ljubljana, Celje 2010.

Werke  : Slike in povesti I–II. Ljubljana 1898, 1899  ; Ob tihih večerih. Ljubljana 1904  ; Mir božji. Ljubljana 1906  ; Na Poljani. Ljubljana 1907  ; Na smrt obsojeni  ? Celovec 1908  ; Črna smrt. Ljubljana 1911  ; Mladim srcem I–VI. Celovec, Prevalje, Celje 1911–1964  ; Mati. Ljubljana 1914  ; Slike. Ljubjana 1918  ; Kam plovemo. Ljubljana 1927  ; Legende o sv. Frančišku. Celje 1927  ; Henrik gobavi vitez. Gorica 1934  ;

Quellen/Web  : Janez Metarnik, prerokovanje, najdeno v podstrešju pri Šratnekarju, rokopis [ Janez Metarnik, Weissagung, am Dachboden bei Šratnekar gefunden, Hs.]  : KOK Ravne (rokopisni oddelek [Handschriftenabteilung]), Inv.-Nr. 4007961  ; CD-ROM/DVD-Signatur  : DZav METARNIKOVO  ; www.rav.sik.si/Storage/MetarnikovoPrerokovanje.swf (4. 9. 2013).

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Reinhold Jannach

Metarnikovo prerokovanje [Metarnik-Weissagung]. Im 18. Jh. wurden in Kärnten/Koroška, in der Doljenska und auch anderswo die sogenannten → Šembiljine bukve (Sibyllinische Bücher) in Abschriften verbreitet (→ Sibyllen). Das infrage stehende Buch aus Kärnten/Koroška kommt ursprünglich aus der Umgebung des Faaker Sees/ Baško jezero und stammt wahrscheinlich aus der Zeit von Andrej → Šuster-Drabosnjak. Alle diese Weissagungen gehören zum weiten Kreis der Weissagungen, welche zu jener Zeit in Abschriften oder Aufzeichnungen von mündlich überlieferten Weissagungen stark verbreitet waren. Im Jahre 1799 hat ein so genannter Šiman die Weissagungen in Kotlje abgeschrieben. Die Abschrift von 10 Seiten wurde auf dem Dachboden beim Šratnekar gefunden. Diesen Hof bewirtschaftete damals Janez Metarnik, deshalb Metarnikovo prerokopvanje. Der Inhalt sagt die Ereignisse von 1700 bis zum Jahre 1997 voraus. In dieser Weissagung steht ganz am Ende geschrieben  : »… potim bode tu letu 1995, bodo te zbizde od nebis doli padale inu potim bode tu letu 1997 tedai bode pak en pastir inu en oučji hliv jinu potim bode tudi skor konc tiga sveta.« [»… dann wird das Jahr 1995 sein, werden die Sterne vom Himmel herunterfallen und dann wird das Jahr 1997 sein, dann wird nur ein Hirte und ein Schafstall sein und dann wird auch bald das Ende dieser Welt sein.] Die Schrift ist sehr ungelenk, von der Sprache her lässt sich schließen, dass die Abschrift und das Original nicht aus derselben Gegend stammen. Die Handschrift wird in der Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika [Kärntner Zentralbibliothek Dr. Franc Sušnik, KOK] in Ravne na Koroškem aufbewahrt und ist digital einsehbar.

Metarnikovo prerokovanje

Methodvita Metarnikovo prerokovanje, KOK Ravne na Koroškem

Lit.: F. Kotnik  : Naši bukovniki, ljudski pesniki in pevci. In  : Narodopisje Slovencev 2 (1945) 86–133.

Simona Šuler Pandev  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Metelčica, → Schrift. Metelko, Franc Serafin (Franz Seraphin, * 14. Juli 1789 Škocjan [Mokronog-Trebelno, Dolenjska], † 27. Dezember 1860 Ljubljana), Geistlicher, Philologe, Schulmann, Übersetzer. M. besuchte das Gymnasium in Novo mesto, absolvierte das Studium der Philosophie und Theologie in → Ljubljana, wo er 1814 ordiniert wurde. Als Kaplan war er in Gorje bei Bled, dann von 1815 bis zu seinem Tode als Domkatechet in Ljubljana tätig. 1817 übernahm er den neu gegründeten Lehrstuhl für slowenische Sprache am Lyzeum in Ljubljana, wo er bis 1849 (1819–1821 auch Italienisch) unterrichtete, danach unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung 1857 am Gymnasium. Nach dem Tod von Valentin → Vodnik (1819) wurde M. Übersetzer der amtlichen Verlautbarungen für → Krain/Kranjska ins Slowenische und blieb es bis 1847. Seit 1822 war er Mitglied der Vereinigung Kranjska kmetijska družba [Krainer Ackerbauge-

sellschaft], 1835 hatte er sich ohne Erfolg für die Stelle des Bibliothekars an der Lyzealbibliothek beworben. M. beherrschte neben Slowenisch Italienisch, Deutsch, Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch und zumindest passiv alle slawischen Sprachen und hatte als Philologe einen großen Horizont. Als Professor schrieb er seine Grammatik mit dem Titel Lehrgebäude der Slowenischen Sprache im → Königreiche Illyrien und in den benachbarten Provinzen, und gab sie 1825 heraus. Für die Materialanordnung nahm er die erste und zweite Ausgabe der tschechischen Grammatik von J. → Dobrovský zum Vorbild, für die Bearbeitung der Literatur diente ihm die → Grammatik von B. → Kopitar (Die slavische Sprache in Kärnten, Krain und Steiermark. Ljubljana 1808) als Vorlage. In der Nachfolge der sprachwissenschaftlichen Denkmuster von J. S. → Popowitsch und Kopitar erarbeitete er nach dem ›Prinzip ein Graphem für ein Phonem‹ auf der Grundlage der Dialektmerkmale der Dolenjska (Unterkrain) seine nach ihm genannte → Schrift Metelčica (eine Lateinschrift mit neuen zusätzlichen Zeichen), die 1833, während des sog. Abc-Kriegs, für den Schulgebrauch verboten wurde. Aus diesem Grund war seinem Werk trotz seiner sonstigen wissenschaftlichen Meriten kein Erfolg beschieden. Werke  : Lehrgebäude der Slowenischen Sprache im Königreiche Illyrien

und in den benachbarten Provinzen. Laibach 1825  ; Slowenische Sprachlehre … für Anfänger, Lehramts-Präparanden (etc.). Laibach 1830. Lit.: EJ  ; ÖBL  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 2. [Ljubljana] 1895, 164–169  ; Zgodovina slovenskega slovstva II, Romantika in realizem I (Red. Lino Legiša). Ljubljana 1959, 48–50 und passim  ; Katja Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’ mit den Südslaven – Miklošičeva korespondenca z južnimi Slovani. Maribor 1991, Br. 21 von 29. August 1850 und s.v. Personenregister)  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001. Igor Grdina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Methodvita. Die Lebensbeschreibung des hl. Method wurde nach seinem Tod (885) von seinem Schüler učenik Kliment Ohridski (Kliment von Ochrid) in altbulgarischer Sprache verfasst. Die älteste Abschrift ist im Uspenskij sbornik (Russland) aus dem 12. Jh. überliefert. Beachtenswert ist die widersprüchliche Darstellung der Missionstätigkeit Kyrills und Methods in Relation zur Sicht der Salzburger → Conversio (um 870). Es fehlt jeder Hinweis auf die bereits hundertjährige Missionstätigkeit durch → Salzburg

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Methodvita

und die Existenz slawisch/slowenischer Texte. Was den byzantinischen Kaiser zu dieser Aktion veranlasste, für die eine eigene → Schrift, die → Glagolica, »komponiert« wurde, ist undurchsichtig. Offizieller Grund war der Brief des slawischen Fürsten Rastislav (knendz slovensk) und Sventopulk aus dem »Pannonischen«. Kyrill und Method kommen 863 in die östlich an Karantanien angrenzende Region (confines Carantanorum), die von den Salzburgern auf ausdrücklichen Wunsch Pippins, des Vaters von Karl dem Grossen, religiös (doctrina et officio) betreut wurde. Der Salzburger Erzpriester Rihpaldus nemičisk pop geht daraufhin frustriert nach Salzburg zurück. Er war am südlichen Plattensee (Keszthely < lat. castellum) und in der Burg castrum (noviter Mosapurc vocatum, heute ungarisch Zalavár) des Knezen → Kocelj tätig. Kocelj/ Kozel war der Sohn von Pribina, der 833 in Tulln (Niederösterreich) getauft und wegen seiner umsichtigen Kooperation mit Salzburg von Ludwig »dem Deutschen« (rex Baivariorum) mit Schenkungen und Privilegien honoriert wurde. 861 ist er in einer Schlacht gegen die Maravi gefallen. Gleichzeitig (863) treffen sich in Tulln der bulgarische Chan Boris und Hludovicus/Ludwig »der Deutsche«. Zur selben Zeit reist eine bulgarische Delegation über Cividale (friul. Cividât, slow. Čedad) nach Rom, um die Christianisierung der Bulgaren durch Rom vorzubereiten. Die duces Sventopulk und Rastislav aus der Stadt Morava (tes Pannonias), in der jeweiligen mentalen Geografie dem südöstlichen oder nördlichen Morava, wenden sich um slawische Missionare an den byzantinischen Kaiser. Ihr Grund ist laut M.: Zu uns sind viele Christenlehrer gekommen, von den Welschen, den Byzantinern und den Franken und haben uns verschieden belehrt. Wir Slowenen sind einfache Leute und haben niemand, der uns zur Wahrheit führt. Daher schick uns, o guter Herrscher, einen solchen Mann, der uns volles Recht auf die Wahrheit gewährt. (M. V) Fakt ist, dass Salzburg schon seit etwa 750 (→ Virgil, → Conversio) in der Region tätig war, Kirchen gebaut und Evangelium-Lesungen in slawischer Sprache (→ Karantanerslowenisch, → Altslowenisch) durchführen ließ. Das bestätigt auch Papst Hadrian in seinem Brief an die duces  : Diesen einen Brauch bewahrt. Bei der Messe lest den Apostel und das Evangelium zuerst römisch (lateinisch), dann slawisch (M. VIII).000 Der K000onflikt mit Salzburg gipfelt in einer Anhörung Methods in Anwesenheit von korol (< Carolus) Ludwig (rex Baivariorum) und fränkischer/bairischer

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hl. Method, Fresco von Jacobo → Brollo in St. Martin bei Freudenberg/Šmartin pri Timenici, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Bischöfe. Die Tochter Ludwigs, Irmingard, ist Äbtissin des Klosters auf der Fraueninsel (→ Chiemsee). Um 870 kommt Method auf Betreiben des Salzburger Erzbischofs Adalwin für zweieinhalb Jahre in Klosterhaft na Švaby (→ Chiemsee). Erst auf Befehl des Papstes wird er wieder freigelassen. Das Bistum, in dem Method tätig ist (Sirmium/Morava), sei von alters her in der direkten Jurisdiktion Roms, nicht von Salzburg/ Ivavum (M. VIII, X, XII). Der Name Salzburg/Ivavum wird in der M. auffälligerweise nicht genannt, auch nicht Carantania, durch das Method laut Conversio gereist war. Trotz der Warnung der bairischen Bischöfe an → Kocelj, Method bei sich aufzunehmen, kehrt dieser zu ihm zurück. Method übersetzt mit seinem Übersetzerstab (učenici) am Hof Koceljs (in Zalavár) die gesamte heilige Schrift in etwa 20 Jahren aus dem Griechischen (das ist der griechische Reichstext) ins »Slawische« (Altbulgarisch, → Altkirchenslawisch. Die karantanerslowenischen Texte sind aus der lateinischen Vulgata übersetzt). 882 ist die Übersetzung abgeschlossen. Am 6. April 885 stirbt Method und wird als Erzbischof von Morava (arhiepiskup moravsk) in der Kathedrale (vu subornei cirkvi) von Moravu tes Pannonias begraben. Die pannonischen → Slawen/Slowenen der Salzburger Kirchen haben von dieser Bibelübersetzung

Mežiška dolina

Mit dem Tod Methods (885) war die byzantinische Aktion für Pannonien folgenlos beendet. Die Bibelübersetzung und die glagolitische Schrift gelangten zu den Kroaten in Istrien und Dalmatien und zu den Bulgaren, wo (in Preslav) die biblischen Texte in die mit einigen Buchstaben der → Glagolica adaptierte griechische Schrift, der später so benannten Kirilica (obwohl nicht von Kyrill), umgeschrieben wurden. Literaturüblich wird nicht beachtet, dass Method die gesamte, im karantanisch/pannonischen Raum übliche, ladinisch dominierte christliche → Terminologie übernimmt und so zu ihrer Verbreitung in Kiew und Novgorod beiträgt. Die Gebete im glagolitisch geschriebenen Euchologium Sinaiticum sind grosso modo identisch mit denen Baivariens und Karantaniens – und vermutlich von Method und seinen Übersetzern von dort übernommen. Ebenso wie die → Kiewer Blätter nach einer karantanerslowenischen Textvorlage.

Kyrill und Method in St. Stefan/Šteben in Finkenstein/Bekštanj, Foto Simon Triessnig

Lit.: ES (Ciril in Metod). – F. Grivec  : Žitja Konstantina in Meto-

(in glagolitischer → Schrift, der Glagolica) und der Missionstätigkeit Methods offenbar nichts mitbekommen, sondern weiterhin die vertrauten Salzburger Texte (in lateinischer Schrift und karantanerslowenischer Sprache) verwendet. Rastislav († 870) wird zum Tod verurteilt und zur Blendung begnadigt. Sventopulk (im Salzburger → Verbrüderungsbuch als dux Zuuentibulch mit seiner Frau Zuuentizizna) richtet es sich mit den Franken/Baiern. Undurchsichtig ist die Rolle → Koceljs († 876). Er schreibt dem Papst einen Brief, er möge ihm Method als »Lehrer« učitel überlassen (M. VIII). Gleichzeitig pflegt er mit dem Salzburger Erzbischof Adalwin († 873), der führend an der Klosterhaft Methods beteiligt war, »freundschaftliche« Beziehungen. Erzbischof Adalwin weiht im ducatus Koceljs Kirchen ein, ernennt für jede Kirche eigene Priester, bestimmt einen neuen Erzpriester, hält Predigten in slowenischer Sprache und feiert 864 das Weihnachtsfest in Mosapurc/Zalavár in castro Chezilonis (→ Conversio). Koceljs Rolle wird daher sowohl in der M. als auch in der Conversio jeweils für die eigene Position positiv dargestellt.

dija. Viri. Ljubljana 1951 (deutsch  : Konstantin und Method. Lehrer der Slaven. Wiesbaden 1960)  ; O. Kronsteiner  : Žitie blaženaago Methodia arhiepiskupa moraviskaago (vyšnęję Moravy). Das Leben des hl. Method des Erzbischofs von Sirmium (Deutsche Übersetzung aus dem Altbulgarischen mit Glossar und Kommentaren). In  : Die Slawischen Sprachen 18. Salzburg 1989  ; M. Orožen  : Fran Miklošič – raziskovalec slovankse obredne terminologije. In  : Miklošičev zbornik. Kulturni Forum Maribor. Maribor 1991, 137–162  ; O. Kronsteiner  : Waren in der Salzburger Kirchenprovinz schon vor Method Teile der Bibel ins Altslowenische übersetzt  ? In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 19–36  ; O. Kronsteiner  : Die Übersetzungstätigkeit des hl. Method in der Salzburger Kirchenprovinz. In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 39–47. Otto Kronsteiner

Mežiška dolina (SLO), vgl. Sachlemmata  : → Mežiška

dolina (Mießtal)  ; → Mießtaler Dialekt/mežiško narečje, sowie → Abstimmungszonen  ; → Bleiburg/Pliberk  ; → Bukovništvo  ; → Emigration  ; → Florijana peti [Florianisingen]  ; → »Generalplan Ost« und die Slowenen  ; → Germanisierung, statistische  ; → Grenzfrage 1918– 1920  ; → Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Karawanken/ Karavanke  ; → Kinder- und Jugendliteratur  ; → Koroško Korošcem [Kärnten den Kärntnern]  ; → Krenc dow rajat [Kranzelabtanzen]  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Lavant, Diözese/Lavantinska škofija  ; → Leški rokopis [Handschrift von Leše]   ; → Märchenerzähler  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Ravne na Koroškem  ; → Rož  ; → Slovenj Gradec  ; → Sprachenzählung  ; → Steljeraja [gemeinschaftliches Streu rechen]  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Tanz  ; → Vertrag von Saint-Germain  ;

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Mežiška dolina

→ Vertreibung 1920  ; → Volksabstimmung, Kärntner  ; → Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška   ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/ Koroška ab 1849  ; → Wallfahrt(en)  ; → Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der Frauenvereine in Kärnten]  ; Personenlemmata  : → Aichholzer, Franz  ; → Cukala, Dr. Franc  ; → Hornböck, Janez  ; → Kogelnik, Ivan  ; → Maierhofer, Janez  ; → Malgaj, Franjo  ; → Mencin, Rudolf  ; → Möderndorfer, Vinko  ; → Pogačnik, Jožef  ; → Prežihov Voranc  ; → Reichman, Blaž  ; → Rohracher, Andreas  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Štaudeker, Franc. Mežiška dolina, dt. (hist.) Mießtal, in der statistischen

Region Koroška im Norden Sloweniens an der österreichischen Staatsgrenze. Sie umfasst 5,1 % der Gesamtfläche des Staatsgebiets und hat 2012 ca. 74.000 Einwohner in 139 großteils kleineren und 13 größeren Siedlungen. Im Tal sind vier größere Orte bzw. Städte, die gleichzeitig Gemeindezentren sind  : Črna na Koroškem (dt. hist. Schwarzenbach), Mežica (dt. Mießdorf ), Prevalje (dt. Prävali) und → Ravne na Koroškem (bis 1952 Guštanj [dt. hist. Gutenstein]). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zwischen Petzen/Peca und dem Pohorje vier Verwaltungszentren eingerichtet   : → Ravne na Koroškem, → Slovenj Gradec, Dravograd und Radlje ob Dravi. Das Gebiet von 12 Gemeinden bildet seit 1995 die statistische Region Koroška. Die M. d. bildet eine geschlossene geografische Einheit entlang des Flusses Meža (dt. hist. Mieß), von dessen Ursprung nördlich des Berges Olševa in Österreich bis zur Mündung in die Drau/Drava bei Dravograd (dt. hist. Unterdrauburg). Der 43 km lange Fluss entspringt in den östlichen Karawanken (vzhodne Karavanke) und erreicht nach den Savinjske Alpe (dt. hist. Sanntaler Alpen) bei seiner Mündung das Pohorje (dt. hist. Bachern-Gebirge). Das Tal der Meža ist insgesamt eng, der Talboden weist nur wenige ebene Flächen auf und ist im unteren Flusslauf vor Dravograd ein Kerbtal. Am breitesten öffnet sich das Tal bei Prevalje. Südlich des Tals dehnt sich bis zum Fuße der Karawanken/ Karavanke ein sanft ansteigendes Hügel- und niedriges Bergland aus, das breite Quertäler durch zahlreiche Bäche geformt haben. Das breiteste Quertal ist bei Kotlje (dt. hist. Köttlach). Südlich des Unterlaufes der Meža erhebt sich etwa bis Kotlje das Hügelland Brdinje, nördlich davon, bis hin zur Drau/Drava, das Strojna-Bergland (auf österreichischer Seite Kömmel/ Komelj). An einigen Stellen, vor allem im Südosten,

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treten Mineralwasserquellen zutage, von denen jene in Tolsti vrh unmittelbar über dem Flusslauf der Meža die bedeutendste war. Eine aktive Quelle, der sog. Rimski vrelec [römische Quelle], befindet sich in Kotlje. Während Strojna noch zum Dialektbereich des → Jauntaler Dialekts (podjunsko narečje) gehört, wird im übrigen Mießtal der → Mießtaler Dialekt (mežiško narečje) gesprochen. Für das Gebiet sind die unterschiedlichen Gesteinsformen und die natürliche geomorphologische Vielfalt charakteristisch. Der Reichtum an natürlichen Ressourcen wie Erzen, Holz und Wasser ermöglichte eine frühe Entwicklung der Industrie. Neben der Land- und Forstwirtschaft entwickelten sich noch der Bergbau und die Eisenverhüttung. Das erfolgreiche Bergbau- und Eisenhüttenwesen zählte zu den führenden im Kronland → Kärnten/Koroška und später in → Jugoslawien. Die M. d. war noch Mitte des 19. Jh.s das industriell am höchsten entwickelte Gebiet im ganzen Kronland sowie in den slowenischen Ländern überhaupt. Die M. d. hatte durch die Geschichte hindurch einen Grenzcharakter. In der Antike lag sie an der südlichen Grenze der römischen Provinz Noricum. Im Mittelalter verlief hier die Grenze zwischen dem Patriarchat von → Aquileia (Oglej) und dem Erzbistum → Salzburg. Bis zur Grenzziehung des neuen SHS-Staates 1920 war es der südöstliche Teil des Kronlandes Kärnten/ Koroška und grenzte an die Steiermark/Štajerska. Mit der Einführung der Bezirke und Kreise in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s wurde die M.  d. dem Völkermarkter Kreis/Velikovško okrožje unterstellt, zwischen 1849 und 1918 bzw. 1920 der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt/Velikovec. Danach wurde das Gebiet der drei Täler M. d., Mislinjska dolina (Mislinja-Tal) und Dravska dolina (Drautal) in zwei Bezirke (srez bzw. okraj), → Slovenj Gradec und Dravograd, geteilt. Letzterer hatte zunächst den Sitz in Prevalje, ab 1937 in Dravograd selbst. Der srez Dravograd grenzte an Österreich und umfasste neben der M. d. und Dravograd noch den östlich davon gelegenen Gerichtsbezirk von Marenberg (seit 1952 Radlje ob Dravi). Zum srez Slovenj Gradec zählten auch die Täler Mislinja und die südöstlich davon gelegene Šaleška dolina mit Šoštanj und Velenje. Aus dem 1. Jh. unserer Zeitrechnung stammen die römischen Funde vom Gelände der späteren Papierfabrik in Prevalje. Dort verlief in römischer Zeit die Verbindungsstraße Virunum–Colatio–Celeia (→ Celje). Im heutigen Ort Zagrad pri Pevaljah befand sich einst eine römische Poststation mit einem Friedhof. Die

Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem

Mežiška dolina Ansichtskarte Thurn‘sche Stahlhämmer, KOK Ravne na Koroškem

Römerstraße diente auch den → Slawen/Karantanern, die den Raum Kärntens zwischen 580–625 besiedelten. Die M. d. war Teil → Karantaniens und ab 976 Teil des Herzogtums Kärnten/Koroška. Bis zum 12. Jh. bildete sich auch die Kirchenstruktur heraus. Die größten Besitzungen hatte das Bistum → Bamberg, im Oberlauf der Meža auch das Kloster in Eberndorf/Dobrla vas, das 1106 gegründet worden war. Guštanj (Gutenstein) (1952 in Ravne na Koroškem umbenannt) war Lehen des Bistums Bamberg und in Besitz der steirischen Landesministerialen aus dem oberösterreichischen Ort. Zu den bedeutendsten Adelshäusern der M. d. im Mittelalter zählen die Ritter »de Gutenstein«, die hier erstmals 1248 dokumentiert sind. Die Grafen von Heunburg erhielten 1281 die Burg Guštanj (Gutenstein) mit allen dazugehörenden Gütern als Lehen vom Bischof von Bamberg. 1322 erhielt die Hälfte des Marktes Friedrich von Sonnegg (Friderik Žovneški), die Burg hingegen erhielt Konrad von Auffenstein (Konrad Auffensteinski), der im darauffolgenden Jahr noch Guštanj erhielt und ab 1369 auch die M. d. einschließlich des Ortes Črna. Guštanj (»Gutenstain«) wird erstmals 1317 als Markt erwähnt, in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s kam der Ort in landesfürstlichen Besitz. Die Habsburger verkauften die Herrschaften → Bleiburg/Pliberk und Guštanj den Grafen Thurn-Valsassina. Der

Thurn’sche Großgrundbesitz erreichte am Ende des Ersten Weltkrieges fast 30 % der M. d. Zudem traten die Thurn-Valsassina bereits ab dem 17. Jh. als Industrielle auf. In Ihrem Besitz war ein weltweit bekanntes Stahlwerk (später Železarna Ravne benannt) sowie die holzverarbeitende Spanplattenfabrik in Prevalje. Bis 1827 wurde auf der Petzen/Peca auch Blei abgebaut. Die Osmanen brandschatzten erstmals 1473 das Tal, danach drei Jahre später wieder und ein drittes Mal im Jahre 1531. In den Jahren 1480–1491 besetzten die Ungarn unter Matthias Corvinus (→ kralj Matjaž, → Miklova Zala) Guštanj und die benachbarten Orte (Dravograd, Lavamünd/Labot und Slovenj Gradec). Im 16. Jh. festigte sich der → Protestantismus vor allem im Oberlauf des Tales und in Črna und Umgebung, die damals mit dem Savinja-Tal (Sanntal) und der Šaleška dolina eng verbunden waren. Im Zuge der → Gegenreformation ließen sich die → Jesuiten in Črna nieder und die Bauern errichteten auf dem Gipfel der Uršlja gora eine 1602 der hl. Ursula geweihte Kirche. Im 20. Jh. fanden im Gebiet der M.  d. zahlreiche militärische Auseinandersetzungen statt. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges kämpften Oberleutnant Franjo → Malgaj und seine Freiwilligen hier um die Nordgrenze. Ende des Zweiten Weltkrieges fanden – bereits nach der formellen Kapitulation Nazi-Deutschlands  – vom 13.–15. Mai 1945 die letzten bewaffneten Gefechte

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Mežiška dolina Poskartenansicht von Pevalje, KOK Ravne na Koroškem

in Poljana statt. Anlässlich des staatlichen Unabhängig- sonen, darunter auch die Grafen Thurn-Valsassina. keitsprozesses Sloweniens kam es 1991 zu bewaffneten Diese überließen 1827 die Gewinnung vertraglich der Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der slo- Brunner-Komposch-Gesellschaft und wendeten sich wenischen Territorialverteidigung und Miliz einerseits der Eisenverhüttung und der Kohlegewinnung zu. und der jugoslawischen Armee andererseits. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s wurde der StreuDer bedeutendste Wirtschaftszweig war bis ins 19. besitz im Bergbau schrittweise gebündelt. Die 1868 geJh. die Landwirtschaft, daneben entwickelte sich noch gründete Bleiberger-Bergwerks-Union (BBU) erwarb das Handwerk. In Guštanj wurde 1749 die Zunft der bis zum Ende des Jh.s sämtliche Bleibergwerke in der Schneider gegründet, die in ihren Reihen bald danach M. d. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg galt das Bergauch andere Handwerker aus dem Markt und seiner werk Rudnik svinca in cinka Mežica [Blei- und ZinkUmgebung aufnahm. Der Handel wurde auf Jahrmärk- Bergwerk Mießdorf ] als einer der größten Exporteure ten betrieben. Wegen der starken industriellen Ent- dieser Metalle aus Jugoslawien. Die Bergbautätigkeit wicklung zählte die M. d. bereits Mitte des 19. Jh.s zu wurde Anfang der 20er-Jahre des 20. Jh.s eingestellt. den am stärksten entwickelten Gebieten Kärntens und Die Entdeckung von Braunkohle im Jahr 1818 in der slowenischen Länder. Die Landwirtschaft blieb bis Leše pri Prevaljah (dt. hist. Liescha), wo das größte heute ein bedeutender Wirtschaftszweig in entlegenen Vorkommen war, führte zur Gründung einer Zinkhütte Teilen des Gebietes. im nahen Prevalje, aus der später eine Eisenhütte entDer Bergbau und die Eisenverhüttung waren jene stand. Die Eigentümer waren die Brüder Rosthorn, Industriezweige, die die M.  d. am stärksten prägten. die große Mengen Braunkohle für das Eisenwerk beIm Petzen-Massiv gab es bedeutende Blei und Zink- nötigten. Im Bergwerk wurde 1839 78 % der gesamvorkommen, wobei Blei bereits seit dem Mittelalter ten slowenischen Produktion gewonnen. Mitte des abgebaut wurde. Die ersten erhaltenen schriftlichen Jahrhunderts waren dort rund 1.000 Bergarbeiter be→ Quellen bezeugen den Abbau von Blei in Bleiburg/ schäftigt. Der Verfall des Eisenwerkes in Prevalje Ende Pliberk und in Črna im 12. Jh. (1170). 1424 ist in ei- des 19. Jh.s schwächte auch das Braunkohlebergwerk nem Eintrag im Rechnungsbuch des Herzogs Ernst in Leše. Der Abbau wurde schrittweise verringert und der Eiserne der Abbau von Blei auf der Petzen/Peca noch vor dem Zweiten Weltkrieg gänzlich eingestellt. In der M.  d. bauten auch die Grafen Thurnerwähnt (→ Herzöge von Kärnten/Koroška). Dieser Zweig gewann im 17. Jh., nach 1665, an Bedeutung. Valsassina Braunkohle für ihren Eigenbedarf bei Nach der Schaffung der → Illyrischen Provinzen ge- der Eisenverhüttung ab, und zwar von 1802–1885 im wann das Blei von der Petzen/Peca noch an Bedeutung. Braunkohlewerk Stržovo pri Mežici und ab 1858 mit Mit dessen Gewinnung befassten sich zahlreiche Per- Unterbrechungen bis 1943 im Braunkohlewerk in Hol-

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Mežiška dolina

Arbeiter des Eisenwerkes in Prevalje vor 1899, KOK Ravne na Koroškem

Prevalje, 360°

mec. Die ersten Schmiedebetriebe am Fluss Meža werden bereits im 14. Jh. erwähnt, während die Anfänge der Eisenverhüttung und Stahlproduktion auf das Jahr 1620 in Črna zurückreichen, als Melchior Putz die ersten Hammerwerke errichtete. Hier erhielten die Grafen Thurn-Valsassina 1774 erneut die Konzession für den Betrieb von Hammerwerken und übersiedelten 1780 die Nagelschmiede aus Völkermarkt/Velikovec hierher. Das Eisenwerk in Črna wurde zu einem der bedeutendsten eisenverarbeitenden Unternehmen in Kärnten/Koroška, das bis zur Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jh.s in Betrieb war. 1838 erhielt es für seine qualitativ hochwertigen Produkte auf der Industrieausstellung in Klagenfurt/Celovec die silberne Auszeichnung. Die Thurn-Valsassina errichteten weitere Hammerwerke in Mežica, wo am Bach Šumec bis 1916 sechs Werke betrieben wurden. In ihnen waren Frischöfen mit schweren Hämmern und Ziehmaschinen zur Drahtherstellung vorhanden. Das Hauptprodukt waren Nägel und Drähte, ab 1870 auch qualitativ hochwertiger Stahl. In Prevalje stand im 19. Jh. eine der bedeutendsten Eisenhütten in Kärnten/Koroška, das zweigrößte Stahlwerk unter Verwendung des Puddelverfahrens und das erste Schienenwalzwerk im Kaisertum Österreich. Das Werk wurde von den Brüdern Rosthorn errichtet und bereits 1835 wurde die Produktion von Eisenbahnschienen begonnen, mit denen die Ferdinandbahn in Böhmen errichtet wurde ebenso wie die österreichischen Staatsbahnen, die Strecken Mi-

lano  –  Monza, die lombardisch-venetische Bahn, die Strecken Monza – Como und Wien – Gloggnitz, die Bergbahn in Hrastnik, die zentrale ungarische Bahnstrecke und die Strecke über den Semmering. Hergestellt wurden auch Eisenbahnachsen. Der Rohstoff wurde aus dem 70 km entfernten Lölling und aus Hüttenberg geliefert. In Prevalje erfanden August Rosthorn und Josef Schlegel auch das Verfahren zur Nutzung der Braunkohle im Puddelverfahren, was für die weitere Nutzung des Verfahrens und der Braunkohle im Alpenraum ausschlaggebend war. Die Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft, die 1869 gegründet worden war, wurde Eigentümerin des Eisenwerkes in Prevalje und errichtete 1870 einen KoksHochofen sowie einige Jahre später eine Bessemerbirne. Das Eisenwerk hatte aufgrund veränderter wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen die höchsten Produktionskosten im Rahmen der 1881 durch Zusammenschluss steirischer und Kärntner Hüttenbetriebe gegründeten Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft mit Zentrum Leoben-Donawitz. Deshalb wurde die Produktion schrittweise zurückgeschraubt und 1899 gänzlich nach Donawitz verlegt, während die Anlagen in Prevalje vom Grafen Henckel Donnersmarck-Beuthen übernommen wurden. In Ravne na Koroškem, das heute weltweit für die hohe Qualität seines Edelstahls bekannt ist, war in der ersten Hälfte des 18. Jh.s Baron Schlangenberg Eigentümer der auf die Nagelherstellung spezialisierten Produktionsbetriebe. Anfang des 19. Jh.s wurden die Hammerwerke am Fluss Meža von den Grafen Thurn-Valsassina übernommen. Roheisen wurde aus Heft und Mosinz bei Hüttenberg zugeliefert. In den Jahren 1853–1854 wurde im Werk ein Walzwerk eingerichtet und das Puddelverfahren eingeführt. In der Folge wurde Tiegel- und Werkzeugstahl hergestellt und gleichzeitig die Produktion auf Qualitätsstahl ausgerichtet. Exportländer waren Italien, die Donauländer, das Osmanische Reich, Syrien, Ägypten und Griechenland, Anfang des 20. Jh.s auch Brasilien und der Ferne Osten. Die wirtschaftliche Stellung des Thurn’schen Stahlwerkes war im 19. Jh. so gefestigt, dass es trotz der Krisen und Probleme der Eisenindustrie Kärntens in Privatbesitz blieb. Wegen der finanziellen Schwierigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Eigentümer 1927 eine Verbindung mit der Böhler’schen Aktiengesellschaft in Wien ein und wurde so Teil der

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Mežiška dolina

deutschen Rüstungsindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das nunmehr verstaatlichte Unternehmen modernisiert, die Produktion wurde ausgeweitet und hochwertiger Edelstahl produziert. Das Stahlwerk wurde das führende Unternehmen seiner Art in ganz Jugoslawien. Kulturschaffen. Wegen der frühen industriellen Entwicklung entwickelten sich bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s Arbeiter-, → Kultur-, Bildungs-, Sport- und andere Vereine. An → Kirchtagen und Jahrmarkttagen in der M. d. spielte der slowenische Volksdichter und Volksmusiker Franc → Leder-Lisičjak (1833–1908) aus Globasnitz/Globasnica auf. Um 1815 schrieb Jožef Šmelcer → Volkslieder der M. d. nieder, die später von Karel → Štrekelj veröffentlicht wurden. Im 19. Jh. wirkten hier noch weitere Volkspoeten (→ Bukovništvo)  : Um 1860 war dies in der Umgebung von Prevalje Valentin Ocvirk, Ende des 19. Jh.s ist Anton Lisičnik bekannt. Aus der Gegend von Ravne war der Volkspoet Matija Kresnik (1821–1890), in Lokovica lebte und dichtete der Landwirt und Müller Jurij Krof (1845–1943). Im 20. Jh. lebte und wirkte in Strojna der Volkspoet Blaž → Mavrel (1896–1977). In Prevalje lebte und wirkte Mitte des 19. Jh.s der Priester, Dichter, Übersetzer und Freund von France → Prešeren, Anton Oliban (1824–1860). In Prevalje lebte Ende des 19. Jh. der Lehrer, Bürgermeister und Maler Vincenc  Pernikarz, der eine Grafik des Ortes 1887 anfertigte. Christliche Figuren und Holzschnitzereien fertigte der Holzschnitzer Gregor  Lipovnik  (1889–1969), vulgo Rutnik aus Tolsti Vrh bei Ravne na Koroškem. Vor dem Ersten Weltkrieg waren bei Geselligkeiten die → Tamburizzamusik ebenso wie die Streichmusik sehr beliebt, unter den Knappen und Stahlarbeitern war es die Blas- und Blechmusik. Zu Beginn des 20. Jh.s waren die Musiklehrer Maks Štuk, vulgo Rogačnik (1871–1956) und  Maks Viternik (1905–1983) weithin bekannt, unter den Zitherspielern war dies Filip Večko – Lagoječi Lipi (1900–1989). In der M. d. lebte der Komponist Ludvik Viternik (1888–1973). Seine Kindheit verbrachte Luka → Kramolc in Šentanel. Als Musikpädagoge fing er 1929 an, slowenische Volksund Heimatlieder von beiderseits der Staatsgrenze und deren Orchestrierung zu publizieren. Allein oder mit Mitarbeitern verlegte und veröffentlichte er mehrere grundlegende Liedersammlungen und Übungsbücher mit theoretischen Erläuterungen. Er setzte sich für den Erhalt und die Belebung der Kärntner slowenischen

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überlieferten → Volkskultur ein und war unter den Initiatoren der Gründung des Chores Šentanelski pavri, den seit 1964 Mitja Šipek leitet. In Ravne bzw. im nahen Dobrije lebte Luka Juh (1889–1974), der Arbeiterbetriebsrat war, Vorsitzender des Sparvereins bratovska skladnica im Stahlwerk des Grafen Thurn-Valsassina, Vorsitzender der Arbeiterorchesters, Mitarbeiter von → Prežihov Voranc sowie 1923 Bürgermeister der Gemeinde Guštanj. Neben dem Volkslied gewann im 20. Jh. das → Chorwesen an Bedeutung. Unter den Gründern von Chören und Musikpädagogen finden wir in Šentanel den Organisten Štefan Kramolc (1871–1956), der Volkslieder und religiöse Lieder niederschrieb, sowie Pankracij Lampret (1887–1954), der Organist, Mesner, Chorleiter, Regisseur und Fotograf war. In der Zwischenkriegszeit blühte das Laientheater auf und zahlreiche Schauspielsektionen boten verschiedene Stücke dar. In Črna wirkte im Kultur- und Sportbereich Ivan Forstner (1905–1975). Er war Schauspieler, Regisseur und Autor zahlreicher Stücke sowie der Initiator des Delavsko prosvetno društvo Svoboda [Arbeiterkulturverein Svoboda (Freiheit)] in Črna sowie der Delavsko telovadna enota [ArbeitersportSektion]. 1925 wirkte er bei der Arbeiterolympiade in Frankfurt am Main mit. In Črna leitete er den Tamburizzachor, gründete und leitete die Bücherei (1931– 1941) und war in verschiedenen politischen und Fachverbänden aktiv. Im politischen und gesellschaftspolitischen Rahmen wirkten zahlreiche bekannte Lehrer, darunter Rudolf → Mencin (1879–1968), der Oberlehrer, Schulinspektor und Publizist in Prevalje war, aber auch aktiv an den militärischen Auseinandersetzungen um die slowenische Nordgrenze teilgenommen hatte und Mitglied der Grenzziehungskommission war. Er hatte besondere Verdienste um den Anschluss von Libeliče (Leifling) an Jugoslawien (→ Grenzfrage, → Volksabstimmung, → Vertrag von Saint-Germain). Mit seinen Mitstreitern Pavel Košir, Vinko → Möderndorfer und Karel → Doberšek organisierte er das slowenische → Schulwesen in → Völkermartk/Velikovec unter jugoslawischer Verwaltung. Pavel → Košir (1878–1925), geboren in Augsdorf/ Loga vas, war Lehrer und Ethnologe und nach dem Ersten Weltkrieg Organisator des slowenischen Schulwesens im Bezirk Völkermarkt/Velikovec sowie Bezirksschulinspektor. Von 1920 bis zu seinem Tod war er Schuladministrator in Prevalje (→ Vertreibung 1920).

Mežiška dolina

Narodni svet za Mežiško dolino 1918, KOK Ravne na Koroškem

Er sammelte Volksmärchen und Volkslieder sowie Materialien zur Volksmedizin. Vinko → Möderndorfer (1894–1958) war zu Beginn der 20er-Jahre des 20. Jh.s in Mežica tätig, danach war er Oberlehrer. Er war ein überzeugter Sozialist und Initiator der Volksschule für die Kinder der Bergarbeiter sowie Initiator der Wasserversorgung in Ort. In späteren Jahren widmete er sich der → Ethnologie und sammelte Volksgut, wie Märchen und Erzählungen. Bei der → Mohorjeva gab er die Bücher über den Volksglauben und Bräuche der Slowenen heraus. Karel Doberšek (1889–1964) lebte in Prevalje und wirkte dort. Von 1910–1915 war er Lehrer in Schwabegg/Žvabek und betreute im letzten Schuljahr 1914/15 die Volksschule von Neuhaus/Suha mit (→ Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882). Danach wurde er zum Kriegsdienst einberufen. In den Jahren 1918–1920 führte Doberšek in Neuhaus/Suha den Slowenischunterricht auf Schloss Neuhaus/Suha ein, wo er Verwalter war (→ Schulwesen unter Jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Nach der verlorenen Volksabstimmung unterrichtete er im Heimatort Leše und danach 15 Jahre in Prevalje. Er hatte auch besondere Verdienste um die Grenzkorrektur bzw. den Anschluss von Libeliče an Jugoslawien (→ Vertrag von Saint-Germain). Als Lehrer forschte und schrieb er, seine Abhandlungen veröffentlichte er im Popotnik. Er war auch in Kulturvereinen aktiv und schrieb Theaterstücke. Außerdem war er aktives Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. 1941 wurde er verhaftet und nach Serbien deportiert. Nach seiner Rückkehr 1945 widmete er sich dem bäuerlichen Genossenschaftswesen in der M. d.

In Prevalje wirkte auch Ožbe Lodrant (1899– 1892), Lehrer, Kulturaktivist, Bibliothekar, Schulaufsichtsorgan und Leiter der Bibliothek des katholischen Kulturvereins Katoliško prosvetno društvo zwischen 1927 und 1941. Justina Kališnik (1907–2002) leitete 1930–1931 Handarbeitskurse in Trbovlje und 1931–1941 in Prevalje. Zofija Konečnik (1895–1986) war Kindergärtnerin in Ravne und in Prevalje sowie Haushaltslehrerin und Leiterin von Kochkursen für bäuerliche Frauen und Mädchen. Sie wirkte auch bei Theatervorstellungen des Katoliško prosvetno društvo [Katholischer Kulturverein] im Ort Fara. In Prevalje lebte und wirkte Dr. Franc → Sušnik (1898–1980). Er war Professor, Literaturhistoriker, Publizist und Bibliothekar. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Mitglied des Narodni svet za Mežiško dolino [Nationaler Rat für das Mießtal] (→ Narodni svet za Slovenijo). Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er er die Študijska knjižnica [Studienbibliothek] in Ravne und leitete diese (heute Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem). Sušnik ist auch unter den Begründern des Delavski muzej Ravne na Koroškem (heute das Regionalmuseum Koroški pokrajinski muzej). Er publizierte Bilder und Beilagen aus dem Prekmurje (Übermurgebiet) und aus Kärnten/Koroška und nach dem Krieg Beiträge und Essays über die slowenische Literatur und Kultur in Kärnten/Koroška. Zwischen 1919 und 1927 wirkte in Prevalje die → Mohorjeva, die wegen der politischen Situation Klagenfurt/Celovec verlassen musste und in der M. d. Zuflucht fand (vgl. dazu auch Andrej → Sturm und Marija → Inzko, geb. Einspieler). In Prevalje gab sie in diesen Jahren 90 Bücher mit einer Auflage von knapp 2 Millionen heraus. Mirko Mikelin (1896–1969) war zunächst Lagerarbeiter bei der Mohorjeva, nach ihrer Übersiedlung nach → Celje deren Leiter. In Dobrije in der Nähe von Ravne wurde Dr. France → Kotnik (1882–1955) geboren. Er war Slawist, Ethnologe, Gymnasialprofessor in Klagenfurt/Celovec und in Völkermarkt/Velikovec und beschäftigte sich mit dem slowenischen Volkstum sowie mit der Literaturund → Kulturgeschichte der Kärntner Slowenen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Leiter der Mohorjeva, des ältesten slowenischen Verlages, deren Initiator Bischof Anton Martin → Slomšek war. Lit.: SBL  ; ES (M. Pak  : Mežiška dolina)  ; BLOP. – I. Mohorič  : In-

dustrializacija Mežiške doline. Maribor 1954  ; J. Šorn  : Premogovništvo

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Michael de Krainburg

na slovenskem ozemlju do sredine 19. stoletja. In  : ZČ (1964) 7–74  ; J. Medved  : Mežiška dolina, socialno geografski razvoj zadnjih sto let. Ljubljana 1967  ; M. Dolinšek  : Tri doline v koroški zgodovini. In  : M. Kolar (Red.)  : 720 let Ravne na Koroškem. Ravne na Koroškem (hg. Mestna koferenca SZDL) 1968, 56–101   ; M. Doberšek   : Žvabek, vasica moje mladosti. In  : Večer 14. 5. 1977  ; I. Mohorič  : Problemi in dosežki rudarjenja na Slovenskem. 1., 2. knjiga. Maribor 1978  ; M. Makarovič  : Strojna in Strojanci  : narodopisna podoba koroške hribovske vasi. Ljubljana 1982  ; J. Šorn  : Začetki industrije na Slovenskem. Maribor 1984  ; M. Makarovič  : Črna in Črnjani  : narodopisna podoba koroškega delavskega naselja do druge svetovne vojne. Črna na Koroškem (hg. Krajevna skupnost) 1986  ; K. Oder  : Oris načina življenja v industrijskih naseljih Mežiške doline v obdobju kapitalizma. In  : ČZN Jg. 62, 1 (1991) 54–60  ; K. Oder  : Etnološka topografija slovenskega etničnega ozemlja  : 20. stoletje, Občina Ravne na Koroškem. Ljubljana (hg. Znanstveni inštitut Filozofske fakultete) 1992  ; K. Oder [e. a.]  : Od Pliberka do Traberka = Von Bleiburg bis Dravograd. Hg. Koroški muzej Ravne na Koroške. Ravne na Koroškem 2000  ; A. Krivograd  : Prispevki k zgodovini koroške krajine. Koroški muzej Ravne na Koroškem 2004  ; M. Jukič, M. Suhodolčan Dolenc  : Biografski leksikon Občine Prevalje. Prevalje 2005, 553  ; K. Oder  : Rudarji rudnika Mežica in njihovo delo v obdobju 1918 do 1947. In  : Prispevki za novejšo zgodovino, Jg. 46, Nr. 1 (2006) 125–144  ; K. Oder  : Kulturna dediščina Koroške – njen pomen za regijo. In  : Etnologija in regije  : Koroška. Knjižnica Glasnika Slovenskega etnološkega društva, Jg. 40 (2007) 125–136  ; K. Oder  : Ravne na Koroškem v 19. stoletju. In  : Kronika, časopis za slovensko krajevno zgodovino, Jg. 56, Nr. 2 (2008) 305–322. Web  : Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem  : www.rav.sik.si/, Koroški pokrajinski muzej  : www.kpm.si/ (9. 10. 2013). Karla Oder  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Michael de Krainburg (1446 Professor an der Univer-

sität Wien), → Wien.

Michor/Mihor, Simon, → Abgeordnete  ; → Millo-

nig, Johann.

Mieger/Medgorje, Mir, 24. 8. 1905

verein Danica (Morgenstern)]  ; → Widerstandsbewegung. Mieger/Medgorje → Ebenthal/Žrelec (im Mir vom 24. August 1905 wird von der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Franc → Grafenauer, Janko → Brejc, Andrej Wieser, Vaclav Čeh und Andrej Lušnik berichtet). Vgl. Pernhart, Markus. Mießtal → Mežiška dolina (Mießtal)  ; → Mießtaler Dialekt/mežiško narečje.

Mičej, Andrej (Kulturaktivist), → Danica, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)].

Mießtaler Dialekt, slow. mežiško narečje. Der Mießtaler Dialekt wird im slowenischen Teil Kärntens, und zwar in der → Mežiška dolina (Mießtal) und in der Gemeinde Mislinja, gesprochen. Er schließt östlich an Mičej, Terezija (geb. Gregorič, * 2. September 1884, den Jauntaler und Obir-Dialekt an, die beide im öster† 12. Jänner 1945 Graz), Kulturaktivistin, Opfer nati- reichischen Teil Kärntens gesprochen werden. onalsozialisitscher Gewalt, enthauptet im LandesgeDie einzelnen Mundarten unterscheiden sich aufricht Graz, → Danica, Katoliško izobraževalno društvo grund der Einflüsse der umgebenden Dialekte zum [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]  ; Teil deutlich voneinander. Die Mundart des Zentralor→ Widerstandsbewegung. tes Črna na Koroškem hat z. B. ein monophthongisches Vokalsystem, was wahrscheinlich auf das ZusammenMičej, Terezija (* 25. September 1922, † 12. Jänner treffen von Sprechern mehrerer Mundarten zurück1945 Graz), Tochter der obgenannten Terezija Mičej zuführen ist, während Prevalje ein monophthongisch(* 1884), Kulturaktivistin, Opfer nationalsozialistischer diphthongisches Vokalsystem aufweist. Gewalt, enthauptet im Landesgericht Graz, → Danica, Den Mundarten des Mießtaler Dialekts sind folKatoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungs- gende phonologische Erscheinungen gemeinsam   : 1.

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Mežiško narečje

Mießtaler Dialekt

Mießtaler Dialekt nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

Bedeutende, die Betonung betreffende, Charakterisdie Diphthongierung von langem ě bzw. ȏ zu ie bzw. uo und deren weitere Entwicklung zu iːə/ėː (mˈliːəko/ tika sind  : 1. die Beseitigung von bedeutungsunterscheimˈlėːko, sˈniːẹx/sˈniːəx) bzw. uːə/ọː (ˈnuːəč/ˈnȯːč  ; ˈkuːəst, denden tonemischen Betonungen bei langen betonten ˈbuːəx, ˈnuːs/ˈnuːəs) und dieselbe Entwicklung von ē Vokalen (der Mießtaler Dialekt hat eine dynamische (ˈpiːəč, pẹˈpiːə)  ; 2. die offenen Reflexe der spät ent- Betonung), 2. Rückzug der Betonung auf vortonische e, nasalierten urslawischen Nasale ę, ǫ (tˈreːsti, ˈteːža, o und ə (ˈdeːska) bzw. Rückzug von kurzen Betonungen ˈdeːtela, sogar ˈpaːtik, ˈjaːza  ; ˈgoːba, ˈgoːs, ọbˈroːč, aber ˈrọːp, vom Wortende (pˈrəšli ›prišli‹) und ehemals zirkumguˈwọːp [Prevalje]) und der damit verbundene Rhi- flektierten langen Betonungen von der letzten offenen nesmus, also der Einschub von n (ˈmeːsənc ›mesec‹)  ; 3. und teilweise auch geschlossenen Silbe um eine Silbe die Entwicklung des langen urslawischen ə zu ẹː (ˈdẹːn, zum Wortanfang hin (tertiärer Rückzug – (*zlatȏ, *okȏ sˈnẹːha, ˈmẹːša)  ; 4. die Entwicklung von altem akutier- > zˈlaːto/ˈoːko, auch dˈrəo ›drevo‹) und Vorverlagerung tem ě zu eː (ˈleːtə, ˈdeːə) bzw. ˈiːẹ/ˈiːə/ˈẹː (ˈdiːəaš [Pre- der Betonung von ehemals kurz akutierten Silben um valje]). Die Kürzung von langem i/u in anderen als der eine Silbe zum Wortende hin (*bàbica > baˈbiːca > ˈbiːca letzten Wortsilbe verleiht dem Mießtaler Dialekt einen ›babica‹). Auf konsonantischer Ebene ist für den Mießtaler Dibesonderen Rhythmus (ˈzima, pˈluat, ˈluč). Die kurzen betonten und unbetonten Vokale wurden stark redu- alekt 1. die »štekanje« genannte Erscheinung, das heißt, ziert, u. a.: ˈu, ˈi > ˈə in geschlossener Silbe (kˈrəx ›kruh‹, die Verstärkung der Demonstrativpronomen mit der ˈməš/ˈmẹš ‛miš’)  ; unbetontes o > ə (kopíto > kəpítə, mˈliəkə, Partikel še- (šˈtaːk ›tak‹, ˈšti/ˈšəti/ˈšət ›ta‹, šˈtam ›tam‹)  ; 2. ətˈruək) – auch im Akkusativ Singular feminin (ˈriːbə das švapanje, also der Übergang von l vor hinteren Vo›ribo‹), das nach palatalen Konsonanten zu - (ˈzẹml kalen a, o, u zu ł/, (sˈłaːma/sˈaːma ›slama‹)  ; 3. der Erhalt ›zemljo‹) werden kann  ; kurzes unbetontes ə > a auch in des bilabialen  (ˈẹːški ›vaški‹, sˈat ›svat‹)  ; 4. die Entanderen als der letzten Wortsilbe (ˈmaga ›megla‹, ˈnas wicklung ń zu //n/n (ˈkoːn ›konj‹, sˈvija/sˈvia ›svinja‹, ›danes‹, sˈtabər ›steber‹) und in sekundär betonten Sil- ˈlukna ›luknja‹) und ĺ zu l (kˈluč ›ključ‹), 5. die Entwickben (ˈmaso ›meso‹, ˈtažek, ˈjazk, ˈraka ›roka‹, ˈgas ›gosi‹ lung žrě- zu žgre- (žgˈrebəl ›žebelj‹) bzw. žrẹː– (žˈrẹːbə/ G sg. von ›gos‹, ˈazə ›vozel‹). Kurze betonte Vokale žˈriːəbəc ›žrebe/žrebec‹), črě- zu črẹː- (čˈrẹːšna ›češnja‹), 6. können also auch in anderen als der letzten Silbe eines die Assimilation von -šč- zu -š- (kˈliːəše ›klešče‹)  ; 7. die Wortes auftreten. Ein unbetontes -i im Auslaut kann zu Gruppe -dl- (mədˈliːta ›molitev‹) wurde nicht assimi- abgeschwächt sein (ˈld ›ljudje‹). Die Assimilierungen liert, der Übergang der Gruppen -vi-, -li- zu ‑j- (ˈeːko unterscheiden sich von Mundart zu Mundart  ; möglich ›veliko‹, ˈtejk ›toliko‹, pˈrala ›pravila‹)  ; 8. die Erscheinung ist z. B. eine Umlautung von a zu ä/e nach palatalen eines eingeschobenen j vor s (ˈoːster ›oster‹). Auf morphologischer Ebene kennen einige MundKonsonanten (ˈzẹmlä ›zemlja‹, ˈteːžä ›teža‹, naˈpeːät ›napenjati‹). Die anderen Reflexe entsprechen dem Stand arten des Mießtaler Dialekts die Feminisierung von der slowenischen Schriftsprache (z. B. neu akutiertes e, sächlichen Substantiven (ˈakna ›okno‹, dˈrəe ›drevesa‹, o > ˈẹː, ˈọː (ˈsẹːdəm/ˈsẹːd, ˈnẹːsu, ˈọːsəm, ˈdọːbər, šˈkọːda), neben ˈoːknọ ›okno‹, dˈrẹȯ ›drevo‹), was ein Resultat aː > aː (pˈraːx), ː > oː (ˈoːk, ˈọːna). sowohl der phonologischen Entwicklung als auch der

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Migration

morphologischen Analogie ist. Typisch ist die Endung -oj im Instrumental Singular fem. (rəˈkoː ›roko‹, gaˈoː ›glavo‹, nəˈgoː ›nogo‹, kəstˈjoː ›kostjo‹) bzw. die Entwicklung der unbetonten Endung -oj zu -i (ˈriːb, ˈkọst)  ; die Endung -ex im Lokativ Plural der -a- und -o-Stämme (ˈraːkex, ˈriːbex, ˈliətex), die bestimmte Form des Adjektivs im Neutrum auf -e (ˈlọpe, zˈate) und die 1. Person Dual auf -ma (ˈdˈẹːama/ˈdˈẹːwama ›delava‹, sma šˈle ›sva šli‹). Der Mießtaler Dialekt kennt nur den verkürzten Infinitiv (pˈleːsat ›plesati‹, ˈnoːsit ›nositi‹). Germanismen sind häufig (z. B.: ferˈdeːrban ›pokvarjen‹, ˈluːft ›zrak‹, ˈpaər ›kmet‹).

M. besuchte die Landwirtschaftsschule und bewirtschaftete das Anwesen vulgo Mager. Im Ständestaat wurde er am 1. November 1934 als Vertreter der (slowenischen) Bauern zum → Abgeordneten des Kärntner Landtages ernannt (→ Wahlordnung, → Wahlkreiseinteilung, → Minderheit). Am 25. Oktober bzw. am 20. Dezember 1936 wurde er Mitglied des Kärntner Bauernbundes respektive des Landesbauernrates. Wiederholt setzte er sich für den Unterricht in slowenischer → Muttersprache ein. Im April 1942 wurde er mit seiner Familie von den Nazis ins Lager nach Hesselberg bei Wassertübingen deportiert, von wo er erst im Juli 1945 zurückkehrte (→ DeporQuellen  : Mundartarchiv Orte  : Brda pod Pohorjem (SLA T047, tationen 1942). Mit Dr. Joško → Tischler ging er Marija Perše, 1972), Dobrova (SLA T045, Majda Blaznik, 1971), als Vermittler am 18. Juli von → Villach/Beljak nach Straže (SLA T048, Tine Logar, 1952), Pameče (SLA T046, Tine Logar, 1952, Ravne na Koroškem (SLA T044, Tine Logar, 1952), Klagenfurt/Celovec, um den Rücktransport von 273 Koprivna (SLA T042, Tine Logar, 1959), Črna na Koroškem (SLA slowenischen Vertriebenen bzw. Deportationsopfern T043, Tine Logar, 1952) für Slovenski lingvistični atlas, ISJ FR ZRC nach Deutschland zu verhindern, worauf die Behörden SAZU, Ljubljana. deren Rückkehr auf die enteigneten Anwesen zulassen Lit.: F. Ramovš  : Historična gramatika slovenskega jezika VII. Dialekti. Ljubljana 1935  ; F. Ramovš  : Kratka zgodovina slovenskega jezika. Lju- mussten. Zunächst war er einige Zeit (zumindest bis bljana 1936  ; T. Logar  : Slovenska narečja. Ljubljana 1975  ; T. Logar  : 1946) Ausschussmitglied der Zveza slovenskih izselDialektološke in jezikovnozgodovinske razprave. Ljubljana 1996  ; M. jencev [Verband der slowenischen Aussiedler bzw. der Repanšek  : Bajže s Koroške. In  : Glasovi 10. Ljubljana 1995  ; B. Verslowenischen Deportierten]. Bis zu seinem Rücktritt dinek  : Lesene cokle. In  : Glasovi 26. Ljubljana 2002  ; Z. Rožej  : Priaus Protest am 7. November 1946 war er auch der merjalni frazemi v govoru Prevalj na Koroškem. (Diplomsko delo). Vorsitzende der Kmečka zveza za Slovensko Koroško Ljubljana 2007. [Bauernverband für Slowenisch-Kärnten]. Vom 23. Jožica Škofic  ; Üb.: Reinhold Jannach November 1945 bis zu den ersten Nachkriegswahlen Migration, vgl. Sachlemmata  : → Binnenmigration  ; der Kärntner Landwirtschaftskammer am 23. Novem→ Deutschnationale Vereine  ; → Emigration in Dritt- ber 1951 war er einer der drei ernannten slowenischen staaten  ; → Kolonisierung, mittelalterliche  ; → Vertrei- Mitglieder dieses Gremiums. Im Sommer 1949 war er bung 1920. Mitbegründer des christlich-demokratisch orientierten Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Kärntner Mihalek, Otmar (Publizist, Kulturaktivist), → Mir Slowenen]. Bei den Wahlen zum Kärntner Landtag [Der Friede]. am 9. Oktober 1949 war er zunächst an achter Stelle der Liste der slowenischen konservativen Krščanska Mihelič, Silvo (1905–1982), Musikschaffender, → Lie- ljudska stranka [Christliche Volkspartei] gereiht, doch dersammlung, handschriftliche. wurde er von der Liste gelöscht bzw. trat selbst zurück (vgl. auch Luka → Sienčnik). Mihevc, Ignacij, Publizist, (ethno-)politischer Aktivist, → Socialist za plebiscitno ozemlje [Sozialist für das Quellen  : ARS, Arhiv INV, fasc. SO-17 und SO-20 (alte Signaturen). Volksabstimmungsgebiet]. Mikelin, Mirko (1896–1969), Leiter der Mohorjeva, → Mežiška dolina. Mikl, Karl (Karel, vulgo Mager, * 7. Oktober 1895 Malestig/Malošče [Finkenstein/Bekštanj], †   ?), Landwirt, Landtagsabgeordneter.

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Lit.: F. Petek  : Iz mojih spominov. Ljubljana, Borovlje 1979, 175  ; I. Lapan  : Der Kärntner Landtag von 1918–1938 und die Tätigkeit der Abgeordneten (Diss.). Graz 1982, 236  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana, Celovec 1984, 21985, 225, 227, 247  ; Simpozij o dr. Jošku Tischlerju. Celovec 2009, 253, 280–81, 284–86, 289, 292–94.

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Miklautsch, Johann

Emigration

Johann Miklautsch mit Familie

Miklauc/Miklautz, Jožef, vulgo Raat (Genossenschafter, Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Miklautsch, Johann (*11. Oktober 1899 in Labient-

schach/Labenče [Nötsch im Gailtal/Čajna], † März 1990), Schmied, Aus- und Rückwanderer slowenischer Herkunft, Verfasser einer Autobiographie. M. stammte aus einer Kärntner slowenischen Familie in Labientschach/Labenče bei Nötsch/Čajna im Unteren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina als 8. von 11 Kindern, wo die Mutter eine Gastwirtschaft betrieb. Die ersten zwei Volksschulklassen in St. Georgen/ Šentjurij besuchte er den Slowenischunterricht, in Religion wurde er auf Slowenisch bis zum Schulabschluss 1913 unterrichtet. Danach war an eine weitere Schulbildung aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu denken, so dass er eine Lehre als Schmied in Klagenfurt/ Celovec antrat. 1917 musste er einrücken, war in der Folge in Budapest stationiert und flüchtete 1918 über

→ Jugoslawien nach Hause. Nach seiner Rückkehr am 6. November 1918 war er einerseits mit großer Armut und Krankheit konfrontiert, verdingte sich aber als Schmuggler von Waren aus dem damals bereits Italien zugehörigen → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. 1919 arbeitete er in Campoprosso/Saifnitz/Žabnica, später in Maribor und Spielfeld (nach seinen Angaben damals Jugoslawien). Ab 1920 war er wieder im Gailtal/ Ziljska dolina, zunächst Hirte auf der Achomitzer Alpe/ Ziljska planina und später selbständiger Huf- und Wagenschmied. M. wanderte dank der finanziellen Unterstützung seines in Amerika lebenden Firmpaten Mathias Unz 1923 erstmals nach Milwaukee im Wisconsin/USA aus. Dieser war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ausgewandert. Am Weg nach Hamburg besuchte er im Ruhrgebiet zunächst seine Schwester Stefie, ihren Mann, Bruder Edi und Ignaz Schnabel (sic  !). M. arbeitete an verschiedenen Orten, konnte zunächst rasch seine Reiseschulden begleichen und sich trotz späterer Krankheit und den daraus erwachsenen Kosten 2.400 Dollar ersparen. Sein Wunsch zur Rückkehr bewegte ihn, im August 1929 das Gasthaus Schoffitsch in Nötsch/Čajna zu kaufen, ohne die Verhältnisse genau zu kennen, weshalb er sich in der Folge verschuldete und die Schulden noch bis 1942 abzahlte. Im September heiratete er Franziska geb. Sleik, zwei Wochen später, am 16. Oktober 1929, fuhr er abermals in die USA. Die erste Zeit war bereits gekennzeichnet von der Wirtschaftskrise und wechselnden Arbeitsstellen. Im Juni 1930 folgte ihm seine Frau nach. 1931 resp. 1934 kamen seine beiden Söhne Gregor und Johann ( John Jr.) in der → Emigration zur Welt  ; in den USA geboren wurden auch Maximilian und Franziska. Als 1939 das NS-Regime billige Schiffskarten »deutschen« Auswanderern bot, kehrte die Familie aufgrund der beruflichen Aussichtslosigkeit von M. erneut ins Gailtal/ Ziljska dolina zurück, wo sie allerdings bei NSDAPFunktionären unter Verdacht stand. Als die USA in den Krieg eintraten, mussten sie ihr Gasthaus schließen, Repressalien folgten auch, weil sich M. weigerte zur NSDAP beizutreten  ; seine Frau kümmerte sich heimlich um die Kriegsgefangene im Ort. Ab 1942 arbeitete er im Betriebswerk in Villach/Beljak, von wo er im Februar 1944 nach Holland zur Eisenbahn versetzt wurde. Nach einem Heimaturlaub im Jänner 1945 kehrte er nicht mehr nach Holland zurück. Nach dem Krieg arbeitete er an verschiedenen Stellen und ging 1964 in Pension.

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Miklauz, Anton

Gregor Miklautsch beherrschte wie seine Eltern Deutsch, Slowenisch und Englisch, doch galt er in der Dorfschule in Nötsch/Čajna als der »kleine Amerikaner«, »was in diesen Zeiten kein Lob bedeutete« (Zöchling). Johann Miklautsch ( John Jr.) kehrte 1956 in die USA zurück, trat in die US-Army ein und wurde zu den Nukleartests in Nevada abkommandiert, weshalb er unter gesundheitlichen Spätfolgen litt.

dichte an Angela → Piskernik. Die Gedichte wurden im Jahr 1951 in der Monatszeitschrift Svoboda [Freiheit] veröffentlicht. Angela Piskernik wies im Artikel auf den dokumentarischen Wert der Gedichte für die Geschichte des Freiheitskampfes in Kärnten/Koroška hin. Die Verse sind schlicht und beschreiben das große Heimweh und die Ungerechtigkeit des Schicksals von M. (→ Bukovništvo).

Quellen  : Johann Miklautsch  : (R)Emigration. Nötsch – Milwaukee – Nötsch [Autobiographie, niedergeschrieben am 24. Juni 1977]. In  : Werner Koroschitz  : Der Onkel aus Amerika. Aufbruch in eine Neue Welt. Villach 2006, 257–262. Lit./Web  : Ch. Zöchling  : Schmutzige Immigranten. In  : Profil (25. 1. 2010) 30–34 (http://www.welthaus.at/data/zugast/ghana/Profil_Migration.pdf ). Mit besonderem Dank an Werner Koroschitz.

Lit.: Dr. Angela Piskernik  : Ljudska pesnica kmetica Katarina Miklav, p.

Bojan-Ilija Schnabl

Miklauz, Anton (* 9. September 1700 → Eisenkappel/

d. Šrtevka, v Lepeni pri Železni Kapli. In  : Svoboda. Celovec 4 (1951) 1–2, 25 f.; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 211. Martina Piko-Rustia

Miklavič, Janez (Rinkenberg/Vogrče), Händler, Mes-

ner und Organist, Kulturaktivist, → »Dobrač«, Slovensko tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizza und Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)].

Železna Kapla, † 1. Juni 1743 Klagenfurt/Celovec), Jesuit, Volksprediger und Sprachwissenschafter. Als slowenischer Prediger begann er sich gemäß den Miklavič, Pavel (* 26. Juni 1862 Rinkenberg/Vogrče Gewohnheiten der Zeit mit Sprachwissenschaften zu [Bleiburg/Pliberk], † 18. Dezember 1910 ebd.), Landbeschäftigen und versuchte bei der zweiten Edition des wirt (?), langjähriger Mesner, Kulturaktivist und Bürviersprachigen Wörterbuchs von → Megiser seinen germeister der Gemeinde Moos bei Bleiburg/Blato pri Dialekt durchzusetzen. Er verstarb vor dem Abschluss Pliberku. der Arbeiten, sein unbekannter Nachfolger lehnte dieAls identitäts- und selbstbewusster Kärntner Slosen Ansatz ab und kehrte zur Tradition der damaligen wene forderte M. am 4. November 1909 gemäß den slowenischen Schriftsprache zurück (→ StandardspraVorschriften der Eisenbahn für sprachlich gemischte che). Kronländer – und angeblich als Erster konsequent – seine Fahrkarte am Bahnhof in Klagenfurt/Celovec Lit.: SBL ( J. Glonar). in slowenischer Sprache. Da die Schalterbeamtin daStane Granda  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl raufhin ostentativ den Schalter schloss und der Ordnungsmann ihn aufforderte, deutsch zu sprechen, stieg Miklav, Janez (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas M. ohne Fahrschein in den Zug. Zwei Ordnungsleute in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsver- zerrten den → Bürgermeister mit Gewalt aus dem Zug und führten ihn gefesselt zum Magistrat. M. erhielt eine ein für Eberndorf und Umgebung]. Verwaltungsstrafe ebenso wie nach ihm noch mehrere Miklav, Katarina (vulgo Šrtevka, * 1904 Leppen/Le- Personen, die seinem Beispiel folgten. So wurde Anpena [→ Eisenkappel–Vellach/Železna Kapla–Bela], ton Erat am 10. November 1909 wegen angeblichen »ungehörigen Benehmens« für 24 Stunden eingesperrt, † 1. Juli 1944 KZ Ravensbrück), Bäuerin, Volkspoetin. M., geborene Haderlap, vulgo Vinkel, verheiratete weil er ebenso seine Fahrkarte auf Slowenisch verlangt Miklav, vulgo Šrtev, war eine Verwandte des Redak- hatte. Die Nichtbeachtung des Slowenischen bei der teurs Filip → Haderlap und des Organisten Franc Eisenbahn, u. a. im Villacher Bahnhof, führte zu einer Haderlap. Im Jahr 1942 wurde sie ins Lager Ravens- mehrwöchigen Kampagne, zu Protesten auf politischen brück deportiert, ihr Mann kam ins Lager Dachau, wo Märschen und zu Diskussionen im Kärntner Landtag. er verstarb. M. starb am 1. Juli 1944 im Lager Ravens- Franc → Grafenauer stellte am 4. Dezember 1909 brück an den Folgen der Wassersucht. Drei Tage vor im Reichsrat eine parlamentarische Anfrage. Im Rahdem Tod überreichte M. ihre handschriftlichen Ge- men der vier Tage dauernden Debatte zwischen 24. Fe-

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Miklosich, Franz Xaver Ritter von

M. war auch erster Obmann des Slovensko katoliško izobraževalno društvo → Vogrče [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg]. Quellen  : Slovenec 8. 10. 1909, 27. 11. 1909, 6. 12. 1909  ; Mir 13. 11. 1909, 20. 11. 1909, 19. 3. 1910  ; Koledar Družbe sv. Mohorja za leto 1911. Aus dem Wilajet Kärnten. Klagenfurt 1913, 64–69. Lit.: Petrov Anzej [Ps. für J. Messner]  : Skrivno narodno razodetje. In  : Slovenski vestnik, 20. 6. 1969, 24 (1408) 6  ; M. Kmecl (Hg.)  : Ta hiša je moja, pa vendar moja ni. Celovec, Ljubljana 1976, 5–6, 121, 143–44  ; V. Smolej  : Pesem o aretiranem županu. In  : JiS 24 (1978) 1, 24–26  ; J. Lukan  : Franz Grafenauer (1860–1935). Volkstribun der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1981 (Studia Carinthiaca Slovenica  ; 2) 191–202  ; F. Merhač, K. Fallend  : »… ich bin mehr Slowene geworden …  !«  : Sozial­ psychologische Aspekte einer gewaltfreien politischen Aktion slowenischer Jugendlicher in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 1983, 78–81, 119–125, 174  ; H. Janschitz  : »Kolodvorski škandali« v provinci  : ziljska železnica. In  : KK 1984, 93–95  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996, 459–461 (slowenische Erstausgabe Ljubljana 1965, 423–24).

Miklosich-Wappen, Archiv Katja Sturm-Schnabl

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Franz Miklosich, Büste im Arkadengang des Ehrenhofes der Universität Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija Schnabl

bruar und 3. März 1910 meinte der sozialdemokratische Abgeordnete Arnold Riese dazu, »dass sich die slowenischen Arbeiter noch nie gegen eine Ausgabe der Fahrkarten auf Deutsch beschwert hätten, obwohl sie kein Wort Deutsch könnten«. M. wurde als Aretirani župan [Der verhaftete Bürgermeister] literarisch von der Volkspoetin Neža Strojnik verewigt (→ Bukovništvo). In der Folge wurden die Ziele der Bemühungen von M. teilweise erreicht und die Eisenbahnbeamten verwendeten zu Zeiten der Monarchie teilweise das Slowenische. Noch in der Zweiten Republik kam es in den 70erJahren des 20. Jh.s bei der Ausgabe von Fahrkarten am Bahnhof in Klagenfurt/Celovec, wenn dies von einheimischen Schülern und Studenten in slowenischer Sprache verlangt wurde, zur Verweigerung der verpflichtenden Dienstleistung. Dabei wurde der wirtschaftliche und touristische Hausverstand, die Frage des kulturellen Anspruchs der Institution und des Landes sowie der Grund- und Menschenrechte völlig missachtet, zumal der Gebrauch des Slowenischen am Schalter, laut Zeugnissen, verboten wurde. Die Ausgabe von Fahrkarten wurde wiederum zu einer die Öffentlichkeit polarisierenden ethnopolitischen Frage und fand medialen Widerhall.

Miklosich, Franz Xaver Ritter von (Fran Miklošič, Mikloschitsch, * 20. März 1813 Radomerščak [Ljutomer, Štajerska], † 27. März 1891 Perchtoldsdorf bei Wien), Sprachwissenschafter, Philologe, Lexikograf, Slawist, Politiker. »Litterarum slavicarum professor princeps« ist die Inschrift unter seiner Büste in den Arkaden der Universität Wien. M. war das älteste von 4 Kindern des Weinbauern Jurij Miklošič (1789–1879) und seiner Ehefrau Marija geb. Zobovič (1789–1843). Als M. 6 Jahre alt war, zogen die Eltern nach Ljutomer, wo sie eine Gastwirtschaft und ein Handelsgeschäft eröffneten. Sie schickten M. nach Varaždin zur Schule. In seinen späten Jahren erinnerte er sich, wie bedeutungsvoll die slawische (dem heimatlichen Dialekt sehr nahe kroatisch-kajkavische) Schulsprache für das Identitätsbewusstsein des slowenischen Knaben gewesen war, was er später am Gymnasium in → Maribor an den slowenischen Mitschülern, die aus deutschsprachigen Volksschulen kamen, vermisst habe (Miklosich Korrespondenz 1991, Br. 409) (→ Identität). Als Kind slowenischer Eltern musste damals sein Bildungsweg nolens volens über eine fremde Sprache verlaufen. Die ersten Schuljahre in Varaždin mit der kroatischen Schulsprache schärften sein Ohr für die Nuancierungen der slawischen Sprachen und die essenziellen Unterschiede zu seiner → Muttersprache. In Maribor, wo das Deutsche die Schulsprache war, er-

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kannte er die tiefere, emotionale Bindung zur Muttersprache. Dies hat sein Verständnis für linguistische Fragen geschärft und seine Bewusstheit für die Bedeutung und den Wert der eigenen Sprache gestärkt. Bereits in Graz engagierte er sich im Kreis der slowenischen und slawischen Studenten, die im Geiste der Illyrischen Bewegung (→ Illyrismus) ihre intellektuellen Kräfte für die Affirmierung ihrer Muttersprache einsetzten und bemüht waren, dieser den Weg zur Anerkennung und Gleichberechtigung zu ebnen. Diese Gruppe plante → Almanache, hatte Grammatik- und Poetikprojekte, beteiligte sich am Diskurs um die slowenische Schriftsprache und um das slowenische Alphabet, lernte gezielt fremde Sprachen  : slawische und romanische, las fremde Literaturen, d. h. man schüttelte das binäre Modell deutsch/slowenisch ab und schlug den Weg der sprachlichen und kulturellen Pluralität ein (→ Relevanz/Redundanz). In Graz studierte M. an der Universität Philosophie und Jus, supplierte zudem bereits Philosophie und wurde 1838 zum Dr. phil. promoviert. Er bewarb sich erfolglos um eine Philosophieprofessur in Innsbruck, worauf er nach Wien ging, wo er 1840 das Jusstudium mit dem Dr. iur. abschloss. Sein Engagement für seine kulturelle und sprachliche → Identität als Slowene führte ihn zu Jernej → Kopitar. Dieser war 1838 bereits anerkannter Slawist und Publizist, der sich bereits ein Netzwerk von Gleichgesinnten geschaffen hatte, mit denen er in ständigem Meinungsaustausch stand. (→ Zois, → Dobróvsky, → Vostokov, Nadeždin, Karadžić, Grimm u. a.). Der Umgang mit Kopitar verschaffte M. den Zugang zur Hofbibliothek und deren slawischen Beständen und so konnte er sich zum slawischen Philologen und Sprachwissenschaftler entwickeln. M. seinerseits vollzog einen qualitativen Sprung  : Die Bemühungen um die Affirmation der kulturellen und sprachlichen Identität der slawischen Völker in der Habsburgermonarchie machte er zu einem gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Anliegen. Die Revolution des Jahres 1848 ermöglichte die Gründung von akademischen Vereinen (→ Revolutionsjahr 1848). M. wurde Präsident des ersten slowenischen akademischen Vereines Slovenija und ist auch der Autor des ersten Manifestes, in welchem ein Vereintes Slowenien gefordert wird (→ Zedinjena Slovenija). Er wurde zum Übersetzer des → Reichsgesetzblattes ins Slowenische ernannt, das im Zuge der Umsetzung der → Oktroyierten Märzverfassung u. a. auch in den slawischen Sprachen der

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Monarchie erschien. In der Untersteiermark/Spodnja Štajerska kandidierte er für den Reichsrat und wurde in diesen gewählt. Als Abgeordneter im Reichsrat setzte er alles daran, für die slowenische Sprache mehr Öffentlichkeitsfunktion zu erreichen, sie vor allem in den Schulen einzuführen (→ Schulwesen, → Amtssprache). Die dazu benötigten slowenischen → Schulbücher, → Grammatiken, Wörterbücher wurden zu seinem Anliegen und Kernpunkt seines politischen Engagements für Sprache und Kultur. Sie sind das erste slowenistische Programm überhaupt. Als Abgeordneter im Reichsrat nutzte er seine Kontakte und erreichte im April 1849 noch während der Reichsrat in Kromeřič (Kremsier) tagte, die Errichtung einer Lehrkanzel für die slawischen Sprachen (Slawistik) an der Universität Wien. Es sei hervorgehoben, dass das Dekret zur Errichtung der Lehrkanzel und das Ernennungsdekret zum Professor für M. in einem Dokument zusammengefasst und vom Kaiser Franz Josef I. unterzeichnet wurden. Bereits 1851 wurde M. korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und 1851 deren wirkliches Mitglied. 1864 wurde M. in den erblichen Ritterstand erhoben, 1862–1865 war er Mitglied des Herrenhauses. Im Laufe seiner Karriere wurde M. von fast allen europäischen wissenschaftlichen Akademien, Gesellschaften und Universitäten zum korrespondierenden (zum korr. Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften wurde M. auf Vorschlag I. I. → Sreznevskijs bereits 1857 gewählt) bzw. Ehrenmitglied ernannt (Sturm-Schnabl  : Franz Miklosich im Lichte seiner Lebensdokumente, 1991). M. zählte zu den größten slowenischen und europäischen Forschern seiner Zeit, der an der Wende vom humanistischen Universalisten (französisch »savant«) zum modernen positivistischen Wissenschafter (französisch »chercheur«) stand und beiden verpflichtet war. Seine visionären und modernen Ansätze der Philologie machten ihn zu einem bis heute gesellschaftsrelevanten Wissenschaftler in Bezug auf Fragen der Integration. M. war einer jener Wissenschafter, der, ohne seine slowenische nationale Kultur- und Sprachidentität zu verleugnen, zu einem Europäer wurde. Die eigentliche Qualität der europäischen Kultur sah er in der Vielfalt und in den Interferenzen der europäischen Sprachen, Literaturen und Kulturen, d. h. transkulturell. Dabei behandelte er alle Sprachen, Literaturen und Kulturen mit gleichen Wertmaßstäben, ohne Rücksicht auf ihre Quantität oder öffentliche Funktion.

Franz Miklosich, Archiv Katja Sturm-Schnabl

Miklosich, Franz Xaver Ritter von Slovensko berilo (1858), SŠM

M. hatte als Philologe mit seiner Vergleichenden Grammatik der slavischen Sprachen die Individualität der Sprachen aller slawischen Völker, sowohl die der staatstragenden als auch die der sog. ahistorischen, vom Staat nicht als selbstständige Nationen anerkannten Völker, außer Streit gestellt. Dies erzielte er dadurch, dass er Sprachen positivistisch aufgrund von konkretem Sprachmaterial (aus Literatur und durch Informanten gesammelter mündlicher Überlieferung) beschrieb. Weiters begann er ebenso unvoreingenommen, die Interferenzen und gegenseitigen Einflüsse und Vermischungen der Sprachen auf dem Balkan zu untersuchen, so dass er einem puristischen Sprachnationalismus wissenschaftlich den Wind aus den Segeln nahm. Außerdem befasste er sich wissenschaftlich mit den Sprachen und Kulturen auch solcher Völker, die in der Wissenschaft nicht in den Genuss gekommen waren, zu einer anerkannten Gruppe zu gehören, da sie sozial, politisch und wirtschaftlich von den offiziellen Macht-

strukturen marginalisiert worden waren, so z. B. die Sprache der Rusinen (Ruthenen, Ukrainer in Galizien, Aromunen/Walachen, Roma und Sinti, damals noch »Zigeuner« genannt). M. hatte nicht nur das Ukrainische (damals nannte man es Kleinrussisch) als selbstständige Sprache in seine Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen aufgenommen, sondern er war bis zu seinem Tod auch eng mit den ukrainischen (ruthenischen) Intellektuellen, die z. T. in Wien seine Studenten gewesen waren, verbunden geblieben und hatte ihre Bestrebungen um die Anerkennung der ukrainischen Sprache stets unterstützt. Die Ukrainer waren ihm dafür über seinen Tod hinaus dankbar geblieben. So erwirkte die ukrainische Gemeinde in Wien, dass seine Einsegnung bei den Begräbnisfeierlichkeiten nach ukrainisch-orthodoxem Ritus erfolgte  ; aber auch die Grammatik der ruthenischen (ukrainischen) Sprache von Stephan von Smal-Stockyj und Theodor Gartner, die erst 1913 erscheinen konnte, die er aber zu Lebzeiten stets unterstützt hatte, ist »dem Andenken von Franz Miklosich gewidmet«. Auch den Roma und Sinti widmete M. dieselbe wissenschaftliche Sorgfalt und Methode wie den Sprachen anerkannter oder staatstragender Völker. Neben den Studien zur Grammatik untersuchte er auch ihre Migrationen und die mündlich überlieferten Sprachkunstwerke und brachte so soziolinguistische und anthropologische Ansätze ein, die dem heutigen interdisziplinären Wissenschaftsmodell entsprechen. M. hatte in den Jahren 1872–1881 17 Publikationen über die »Zigeuner« (Roma und Sinti) Europas, ihre Wanderungen und ihre mündlich überlieferte Sprachkunst, vor allem aber über ihre Sprache aus linguistischer Sicht mit soziolinguistischen Aspekten veröffentlicht. Er versuchte möglichst viel Material zu sammeln und hatte sich dazu ein Netz von Informanten aufgebaut. So kam er zu authentischem Material zur Sprache, zur Sprachkunst sowie zu den Migrationen der Roma und Sinti im Balkanraum. Dabei fällt besonders auf, dass die sprachlichen Interferenzen der Sprache der Roma/ Sinti mit den Sprachen des jeweiligen sprachlich mehrheitlichen Umfeldes (Rumänisch, Ungarisch, Serbisch) für das Verständnis der sprachlichen und kulturellen Interferenzen relevant sind. Eine weitere solche marginalisierte Sprach- und Volksgruppe, die M. auf dieselbe Weise in seinen wissenschaftlichen Interessenkreis aufnahm, war die der Aromunen/Walachen (auch unter der Bezeichnung

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Miklosich, Franz Xaver Ritter von

Ćiči, Čičen, Mavrovlahi, Morlaci, Morlaken bekannt), Ivan Črnčič  : Assemanianus, Vatroslav Jagić  : Zograph die im 19. Jh. zum Teil im Balkanraum noch noma- Evangelium, → Kiewer Blätter). disierten, zum Teil aber bereits sesshaft waren (MazeWissenschaftlich relevant blieben bis heute seine donien, Istrien). Auch ihre Sprache und Kultur waren zwei großen lexikografischen Œuvres, das Lexicon paGegenstand von M.s Erforschung der sprachlichen In- laeoslovenico graeco latinum und sein Etymologisches Wörterferenzen der Balkansprachen. terbuch der slavischen Sprachen. Auch das Albanische erfuhr erstmals eine wissenNachdem M. die Professur für die slawischen Spraschaftliche Aufmerksamkeit. M. erforscht die Sprache chen an der Universität Wien übernommen hatte, und Kultur der Albaner (auch unter der Bezeichnung setzte er seine politischen Anliegen als Slowene und Albanezi, Arbanasi, Arnauti, Klementinci/Klementiner, Slawe dahin gehend um, dass er seine Lehr- und ForKlement) im Balkanraum an verschiedenen Standor- schungstätigkeit gesellschaftsrelevant ausrichtete. Als ten (Dalmatien, Slawonien), an denen sie aufgrund von Professor der slawischen Sprachen bildete M. slawische Migrationen siedelten. Studenten aus allen Teilen der Habsburgermonarchie M. gehört damit zu jenen Grundlagenforschern, die zu Gymnasiallehrern aus und war zudem 25 Jahre der die modernen Grundsteine für eine Wissenschaft des Vorsitzende der Lehramtsprüfungskommission. Die Respekts für die kulturelle Pluralität und Vielfalt in meisten von ihnen bildeten später an ihren Berufsorten Europa gelegt haben. das Netzwerk seiner Informanten, das sich M. aufgeEin zentrales Thema für die Affirmierung der sla- baut hatte, um jeweils authentisches Sprachmaterial wischen Sprachen jener Zeit (→ Kopitar → Do- zu erhalten. Er arbeitete auch mit den kroatischen, browsky, → Šafařík, → Vostokov, → Srez- serbischen, tschechischen, slowakischen ukrainischen, nevskij) war die Erforschung der ältesten slawischen russischen Kollegen eng zusammen (Đura Daničić, (→ Altslovenisch) Schriftdenkmäler in glagolitischer Franjo Rački, Josip Juraj Strossmayr, Vatroslav (→ Glagolica), kyrillischer und lateinischer (→ Frei- Jagić, Baltasar Bogišić, Stojan Novaković, Petar singer Denkmäler) → Schrift. Dazu hat M. eine Reihe Petrović Njegoš, Pavol J. Šafařík, I. I. → Srezvon Abhandlungen für die Denkschriften der kaiserli- nevskij u.  v. a.). M.s Vergleichende Grammatik der slachen Akademie der Wissenschaften verfasst. In seiner vischen Sprachen hatte eine gesellschaftspolitisch höchst Neubearbeitung Formenlehre der altslovenischen Sprache relevante Funktion für die Affirmierung der jeweils in Paradigmen 1874 nimmt er von Kopitars → pan- eigenen Sprache für alle slawischen Völker (sie wurde nonischer Theorie Abstand (S. XXXII  : »Kopitar scheint auch ins Russische übersetzt), vor allem für jene, die im die sprache der pannonischen und karantanischen slovenen Rahmen der Habsburgermonarchie lebten, sie war aber für identisch gehalten zu haben, was ich jetzt nicht billige.« auch die Grundlage dafür, dass er 1858 in einer Rede Diesen eigenständigen Schritt M. auf dem Wege zu vor einer Versammlung deutscher Philologen, Schulmänneuen Forschungserkenntnissen hat V. Jagić nach M.s ner und Orientalisten als Erster klar und deutlich neben Tod konsequent geleugnet (Sturm-Schnabl  : Ak- der klassischen, deutschen und romanischen Philologie tualnost Miklošičevega znanstvenega dela in misli, 2004, auch eine slawische Philologie einforderte. Das Lexicon 33  f.) (→ Altkirchenslawisch). In seiner Abhandlung palae-slovenico-graeco latinum und das etymologische Die christliche Terminologie der slavischen Sprachen begibt Wörterbuch sind bis heute für die Slawistik relevant M. sich auf die Spuren der karantanisch-ladinischen geblieben. Als ausgezeichneter Graezist hat M. auch Lexik im Altkirchenslawischen (Altslovenischen, Alt- für die Byzantinistik ungewöhnliche Verdienste durch bulgarischen) (→ Karantanerslowenisch, → Altladi- die große sechsbändige Edition des Patriarchatsregisnisch), was allein schon eine vertikal verstandene Her- ters von Konstantinopel (Acta et diplomata medii aevi …), die er zusammen mit Joseph Müller erarbeitet kunft des Altkirchenslawischen ausschließt. Um das notwendige sprachliche Forschungsma- hatte, es war dies die Editio princeps mit ca. 700 Urterial durch die Identifikation, zeitliche Einordnung kunden im Druck sowie deren Kollationierung. Erst in und durch Editionen der einschlägigen Handschrif- den 80er-Jahren des 20. Jh.s begann eine neue Ausgabe ten, sei es, dass er diese selbst vornahm (Codex Sup- durch die Wiener Byzantinistik zu erscheinen, die noch rasliensis 1851, Apostollus e codice monasterii Šišatovac nicht abgeschlossen ist. Auch M.s Edition der mittelal1853, s. Mathaei palaeoslovenice e codicibus 1856), sei es, terlichen serbischen Urkunden (Monumenta serbica …), dass er andere dazu anregte und sie dabei beriet (z. B. liefert durch ihr Textmaterial nach wie vor interessante

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Miklosich, Franz Xaver Ritter von

Aspekte für weiterführende diplomatische und historische Forschungen. Abschließend kann gesagt werden, dass wesentliche Teile von M.s Œuvre auch im 3. Millennium für die Fachwelt noch durchwegs Aktualität haben. Archive  : AMS Novi Sad, ASANU Beograd, BAN Sofia, AJA Za-

greb, NSB Zagreb, NUK Ljubljana, ÖNB Wien, AN SSSR heute RAN (Leningradskoe otdelenie), AGPL (Moskva). Quellen  : Verhandlungen der 18. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Wien vom 25. bis 28. September 1858. Wien 1859  ; E. Kloss, S. Krywenko  : Register aller Briefe an Franz Miklosich aus dem Miklosich-Nachlaß der Österreichischen Nationalbibliothek. In  : Wiener slavistisches Jahrbuch 10 (1963) 163–194  ; K. Sturm-Schnabl  : Franz Miklosich (Miklošič) im Lichte seiner Lebensdokumente. In  : Osthefte X (1991) 9–94 (erschienen 1992)  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosich’s Briefwechsel mit den Südslaven – Miklošičeva korespondenca z južnimi Slovani. Maribor 1991  ; K. Sturm-Schnabl  : Sedemdesetletnica Miklošičevega rojstva v odbranih pismih. In  : Miklošičev zbornik. Kulturni forum Maribor 1991, 99–126  ; Listuvannja ukrainьskix slavistiv z Francem Miklošičem. Kyiv 1993, naukova dumka (Prisvjačuetь XI z'izdovi slavistiv u Bratislavi). Werke  : M.s wissenschaftliches Œuvre umfasst 34 Bücher und über 100 Abhandlungen (Auswahl)  : Radices linguae slovenicae vetris dialecti. Lipsiae 1845  ; Rezension zu  : Sanskrit und Slawisch. Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Litthauischen, Gothischen und Deutschen von Franz Bopp. Berlin 1833 In  : Wiener Jahrbücher für Literatur 105 (1844) 43–70  ; Lautlehre der altslovenischen Sprache. Wien 1850  ; Formenlehre der altslovenischen Sprache. Wien 1850  ; Lexicon linguae slovenicae veteris dialecti. Vinobonnae 1850  ; Lehre von der Conjugation des Altslovenischen Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. In  : Denkschriften 1 (1850) 167–206  ; Monumenta linguae palaeoslovenicae e codice suprasliensi. Wien 1851  ; Apostolus e codice monasterii Šišatovac. Palaeo-slovenice. Vindobonae 1853  ; Slovensko Berilo za peti gimnazijalni razred … Izdal Dr. Fr. Miklošič … Na Dunaju 1853  …, Slovensko Berilo za šesti gimnazijalni razred. Izdal Dr. Fr. Miklošič … Na Dunaju 1854  …  ; Slovensko Berilo zasedmi gimnazijalni razred. Izdal Dr. Fr. Miklošič … Na Dunaju 1858  …  ; Slovensko Berilo za osmi gimnazijalni razred. Izdal Dr. Fr. Miklošič. Vredil J. Navratil … Na Dunaju 1865 …  ; Evangelium sancti Matthaei palaeoslovenice e codicibus. Vindobonae 1856  ; Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen. I. Vergleichende Lautlehre der slavischen Sprachen. Wien 1852, 21879  ; III. Vergleichende Formenlehre der slavischen Sprachen. Wien 1856, 21876  ; IV. Vergleichende Syntax der slavischen Sprachen. Wien 1868–1874, 21883 (Band III der Vergleichenden Grammatik der slavischen Sprachen wurde von N. Sljakov ins Russische übersetzt, die Redaktion hatte R. Brandt inne, sie erschien ab 1884 in einzelnen Heften, die bis 1888 den Gesamtband ergaben)  : Sravnitel’naja morfologija slavjanskich jazykov. Sočinenie Franca Miklošiča, prevel N. Šljakov pod redakciej Romana Brandta. Moskva 1884–1888  ; Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. Vol. I  : Acta patriarchatus Constantinopolitani 1315–1402 e codicibus manu scriptis bibliothecae Palatinae Vindbonensis. Tomus prior. Vindobonae 1860, VI + 607 S.; Vol. II.: Acta patriarchatus Constantinopolitani 1315–1402 e codicibus manu scriptis bibliothecae palatinae Vindobonensis. Tomus posterior.

Vindobonae 1862, 608 S.; Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. Vol. III.: Acta et diplomata res graecas italasque illustrantia e tabulariis Aconitano, Florentino, Melitensi, Naepolitano, Veneto, Vindobonensi. Vindobonae 1865  ; Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. Vol. IV.: Acta et diplomata moasteriorum et ecclesiarum orientis. Vindobonae 1871, XIV + 441.; Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. Vol. V.: Acta et diplomata moasteriorum et ecclesiarum orientis. Tomus secundus. Vindobonae 1887  ; Acta et diplomata graeca medii aevi, sacra et profana collecta. Ediderunt F. Miklosich et J. Müller. Vol. VI.: Acta et diplomata moasteriorum et ecclesiarum orientis. Tomus tertius. Vindobonae 1890  ; Lexicon palaeoslovenico – graeco – latinum emandatum auctum. Vindobonae 1862–1865 XXII + 1171 S.; Denkmal der neuslovenischen Sprache (Aus einer Handschrift des XV. Jh.s In der k. k. Bibliothek in Laibach). In  : Slavische Bibliotek II, Wien 1858, 170–172  ; Die altslovenischen Legenden vom heil. Wenzel. In  : Slavische Bibliohek II, Wien 1858, 270–281  ; Die christliche Terminologie in den slavischen Sprachen. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung. Wien 1875  ; Albanische Forschungen I. Die slavischen Elemente im Albanischen. In  : Denkschriften 19 (1870) 337–374  ; II. Die romanischen Elemente im Albanischen. In Denkschriften 20 (1871) 1–88  ; III. Die Form entlehnter Verba im Albanischen und einigen anderen Sprachen. In  : Denkschriften 20 (1871) 315–323  ; Le préfixe roman Dis en Albanais. In  : Revue linguistique et de Philologie comparée. Paris 1871, 7. S.; Über die Mundarten und Wanderungen der Zigeuner Europa’s I. Die slavischen Elemente in den Mundarten der Zigeuner. In  : Denkschriften 21 (1872) 197–253  ; II. Beiträge zur Grammatik und zum Lexikon der Zigeunermundarten. In  : Denkschriften 22 (1873) 21–102  ; III. Die Wanderungen der Zigeuner. In  : Denkschriften 23 (1874) 1–46  ; IV. Märchen und Lieder der Zigeuner der Bukowina. In  : Denkschriften 23 (1874) 1–46  ; V. Märchen und Lieder der Zigeuner der Bukowina 2. Teil. In  : Denkschriften 25 (1876) 1–68  ; VI. Beiträge zur Mundart der Zigeuner in Galizien, in Sirmien und in Serbien mit einem Anhang über den Ursprung des Namens »Zigeuner«. In  : Denkschriften 26 (1877) 1–66  ; VII. Vergleichung der Zigeunermundarten 1. Teil. In  : Denkschriften 26 (1877) 161–247  ; VIII. Vergleichung der Zigeunermundarten 2. Teil. In  : Denkschriften 27 (1878) 1–108  ; IX. Lautlehre der Zigeunermundarten. In  : Denkschriften 30 (1880) 159–208  ; X. Stammbildungslehre der Zigeunermundarten. In  : Denkschriften 30 (1880) 391–485  ; XI. Wortbildungslehre der Zigeunermundarten. In  : Denkschriften 31 (1881) 1–54  ; XII  : Syntax der Zigeunermundarten. In  : Denkschriften 31 (1881) 55–114  ; Über die Wanderungen der Rumunen in den dalmatinischen Alpen und den Karpaten. In  : Denkschriften 30 (1880) 1–66  ; Beiträge zur Lautlehre der rumunischen Dialekte. Vokalismus I. In  : Sitzungsberichte XCVIII (1881) 519–550  ; Etymologisches Wörterbuch der slavischen Sprachen. Wien 1886. VIII + 548 S. Lit.: OTTŮV  ; SBL  ; EJ  ; ES  ; ÖBL  ; OVSBL. – Franc Miklošič. In  : Koledarčik za leto 1854. (Hg. Janez Bleiweis). Ljubljana 1854  ; A. Trstenjak  : Franc Ks. vitez Miklošič. In  : Letopis Matice Slovenske za leto 1882 in 1883. Ljubljana 1883, 1–54  ; T. Maretić  : Život in knjižni rad F. Miklošiča. In  : Rad 112 (1892) 41–113  ; M. Murko  : Franc Miklošič. In  : Leptopis Matica slovenske za leto 1891. Ljubljana 1891, 251–267  ; Franz Miklosich, Nekrolog In  : Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. 41 Jg. Wien 1891, 219–227  ; M. Murko  : Miklosich’s Jugend- und Lehrjahre. Forschungen zur neueren Literaturgeschichte. Festgabe für Richard Heinzel. Weimar 1898  ; Das Register des Patriarchats von Konstantinopel 1. Teil, Edition und Übersetzungen der Urkunden

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Miklova Zala

aus den Jahren 1315–1331. Herausgegeben von H. Hunger und O. Kresten unter Mitarbeit von C. Cupane, W. Fink, W. Hörandner, E. Kislinger, P. E. Pieler, G. Thür, R. Willvonseder, H. Wurm. Wien 1981 (ÖAW)  ; O. Kresten, K. Sturm-Schnabl  : Aktenstücke und Briefe zur Entstehung der Ausgabe der »Acta Patriarchatus Constantinopolitani MCCXV–MCCCII«. In  : Römische historische Mitteilungen 25 (1983) 339–402  ; M. Orožen  : Fran Miklošič – raziskovalec slovanske obredne terminologije. In Miklošičev zbornik. Maribor, kulturni forum 1991, 137–163  ; Miklošičev zbornik. Mednarodni simpozij v Ljubljani od 26. do 28. junija 1991 (SAZU, Univerza v Ljubljani, Univerza v Mariboru Hg.) 638 S.; W. Lukan  : Franz Miklosich als Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrates (1862–1891). In  : Osthefte, Jg. 33 Wien 1991 (erschienen im Juni 1992) 115–138  ; I. Fried  : Franz Miklosich und die ungarische Sprachwissenschaft. In  : Osthefte, Jg. 33, Wien 1991 (erschienen im Juni 1992) 139–156  ; S. Hafner  : Fran Miklošič v življenju in delu. In  : Miklošičev zbornik. Kulturni forum Maribor. 1991, 9–44  ; S. Granda  : Fran Miklošič v revolucionarnem letu 1848/49. In  : Miklošičev zbornik. Kulturni forum Maribor. 1991, 87–97  ; K. Sturm-Schnabl  : Franz Miklosich als Wegbegleiter bei der Entstehung der ukrainischen Schriftsprache. In  : J. Besters-Dilger, Michael Moser, Stefan Simonek (Hg.)  : Sprache und Literatur der Ukraine zwischen Ost und West = Mova ta literatura Ukraini miž schodom i zachodom. Bern [e. a.] 2000,195–209  ; I. Vasilevna Čurkina  : Russkie i Slovency. Naučnye svjazi konca XVIIIv. – 1914 g. Moskva 1986  ; K. SturmSchnabl  : Aktualnost Miklošočevega znanstvenega dela in misli. In  : Jezikovni zapiski. Glasilo Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša. 10/2 (2004) 19–46  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosich’s Bedeutung für die Slowenistik unter besonderer Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschulen. In  : Wiener slavistisches Jahrbuch 53 (2007) 229–239  ; A. Časar (Hg.)  : Pravljice iz Bukovin ki jih je skozi raziskovanje romskega jezika v izvirni obliki in z medvrstičnim prevodom v latinski jezik zapisal Franc Miklošič. Ljutomer 2013  ; M. Jesenšek (Hg.)  : Miklošičeva monografija, Ob dvestoletnici rojstva Franca Miklošiča. Ljutomer 2013  ; A. Žele (Hg.)  : Obdobja 32, Družbena funkcijskost jezika (vidiki, merila, opredelitve). Ljubljana 2013  ; G. Neweklowsky  : Franz Ritter vom Miklosich (1813–1891), Zu seinem 200. Geburtstag. In  : Wiener Slawistisches Jahrbuch 2 (2014) 1–30  ; K. Sturm-Schnabl  : Franz Miklosich. In  : Christlicher Orient im Porträt. Bd. 1. Wien 2014  ; K. Sturm-Schnabl  : Franz Xaver Ritter von Miklosich (1813–1891). In  : Religionen im Vorderen Orient Band 2. P. Bukovec (Hg.) Christlicher Orient im Porträt – Wissenschaftsgeschichte des Christlichen Orients. Kongreßakten der 1. Tagung der RVO (4. Dezember 2010,Tübingen). Teilband 1. Hamburg 2014, 75–91. Katja Sturm-Schnabl

Miklova Zala, → Sket, Jakob. Mikula, Franc (* 28. April 1884 Pöckau/Peče [Ar-

noldstein/Podlošter], † 7. Mai 1962 Mellweg/Melviče [Hermagor, Pressegger See/Šmohor, Preseško jezero]), Priester. M. wurde am 29. April 1908 ordiniert. Stationen seines geistlichen Wirkens waren → Tainach/Tinje, Viktring/Vetrinj, Gorentschach/Gorenče (bei Ruden/ Ruda) sowie sieben Jahre Ebriach/Obirsko. 1922 kam er nach Mellweg/Melviče, wo er 40 Jahre lang mit gro-

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ßem Engagement wirkte. 1924 betreute er zusätzlich die Pfarre Vorderberg/Blače und 1925 Egg/Brdo. M. wurde nach Malle von der Gestapo am 6. oder 7. April 1941 festgenommen. Nach seiner Freilassung am 11. April habe er vom Ordinariat keinen Antrag auf Versetzung gestellt und kehrte in seine Pfarre zurück (→ Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg]). Lit.: Župnik Franc Mikula. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 211–213  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Mikula S. 109).

Bojan-Ilija Schnabl

Mikula, Janko ( Johann, Ivan, * 29. Oktober 1904 Oberaichwald/Hriber [Finkenstein/Bekštanj], † 8. April 1988 Sydney), Priester. M. besuchte das humanistische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. Sein weiterer Bildungsweg führte ihn nach Italien. An der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom studierte er von 1926–1929 scholastische Philosophie und beendete das Studium mit dem Doktorat. In Rom lernte er Josef Köstner, den späteren Bischof von → Gurk (Krka) kennen. Beide verband eine langjährige Freundschaft. Von 1929–1933 studierte M. Theologie in Klagenfurt/Celovec. 1932 wurde er ebenda zum Priester geweiht. Prediger seiner Primizfeier war der Bischof von Ljubljana Gregorij → Rožman, mit dem er in Briefkontakt stand. Die Segnung von Menschen vor deren Deportation und der Vorwurf, mit den Partisanen Kontakt zu pflegen, veranlasste die Nationalsozialisten, ihn vom 24. Jänner 1945–4. Mai 1945 ins Gefängnis zu werfen. 1952 verließ M. Kärnten/Koroška und ging nach Australien. Hier wirkte er als Priester unter Emigranten, vorwiegend Slowenen und Kroaten. Stationen seiner Seelsorge waren Perth in der Provinz Western Australia, New South Wales, Sydney und Canberra. Neben Predigtliteratur und Essays zu verschiedenen Themen befasste sich M. auch mit der dramaturgischen Bearbeitung von Andrej → Schuster-Drabosnjaks Stück Kristusovo rojstvo [Christi Geburt], das in Fragmenten erhalten ist. Janez → Starc, Priester und Landtagsabgeordneter der Kärntner Slowenen, war M.s väterlicher Freund. M. trat Starcs Nachfolge in der Pfarre → Keutschach/

Militärgerichte im Ersten Weltkrieg

Hodiše an und widmete ihm ein Büchlein mit dem Staat innerlich zu festigen und die Bevölkerung auf eiTitel Župniku Janezu Starcu v spomin [Pfarrer Janez nen Krieg vorzubereiten, weiters dem Antimilitarismus Starc zum Gedenken]. 1939 verfasste er in der slowe- sowie die von der Obrigkeit unerwünschten Manifesnischen Kirchenzeitung → Nedelja mehrere Beiträge tationen der nicht deutschen nationalen Bewegungen zur Biografie von Andrej → Einspieler. Weit über zu verhindern. Dieses System wurde in der Folge als die Grenzen Kärntens hinaus wurde er als Autor des »Kriegsabsolutismus« bezeichnet. Die erste Gruppe der außerordentlichen MaßnahLiedes → Rož, Podjuna, Zila, welches das → Rosen-, men stellten jene Regierungsmaßnahmen dar, die zwiJaun- und Gailtal besingt, bekannt, das der Kärntner slowenische Komponist Pavle → Kernjak vertonte. schen 25. und 31. Juli 1914 in Kraft getreten waren. Die Neben Franc → Treibers Nmav čriəz izaro, das den Verordnung zur zeitlich beschränkten Aufhebung der Faaker See besingt, wird das Lied als zweite Hymne der persönlichen Grundrechte, der persönlichen Freiheit, der Unversehrbarkeit der Wohnung, des BriefgeheimKärntner Slowenen betrachtet. nisses, der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie des Rechts auf freie Meinungsäußerung und der Quellen  : ADG, Personalakte Dr. Mikula Johann   ; Privatbesitz [Nachlass]  ; Documents oft he Carinthian Question. Beograd 1948, Pressefreiheit hatte ihre Rechtsgrundlage im Gesetz 128–131. vom 5. Mai 1869 (RGBl. 66/1869). Die Verordnung, Werke  : Drabosnjak Kristusovo rojstvo (Po rokopisnih vlogah priredil dr. mit der die Geschworenengerichte zeitlich befristet J. Mikula). Hodiše 1946/47  ; Župniku Janezu Starcu v spomin. Ob prvi abgeschafft wurden, beruhte auf dem Gesetz vom 23. obletnici smrti dne 1. maja 1954. Mai 1873 (RGBl. 120/1873). Die Verordnung über das Lit.: A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : Inkrafttreten des Art. 14 des Militärstrafverfahrens unA. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von terwarf Zivilpersonen der Zuständigkeit der MilitärgeKärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deut- richte für strafbare Handlungen gegen das Militär, die sche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholieine Gefährdung der Mobilisierung und der Sicherheit sche Kirche, S. 131 f., zu Mikula S. 109)  ; Nedelja 24. April 1988, 4  ; J. der Armee darstellten. Zerzer  : Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki. Celovec 2006, 223–227  ; Die zweite Gruppe der außerordentlichen MaßnahS. Trießnig  : Duhovnik dr. Janko Mikula, avtor besedila pesmi »Rož, Podjuna, Zila«, je umrl pred dvajsetimi leti. In  : KMD (2009) 52–54  ; men waren kaiserliche Verordnungen, die gemäß Art. J. Nemec Novak  : Pavle Kernjak. Celovec/Klagenfurt 2010, 14, 257  ; 14 des Verfassungsgesetzes vom 21. Dezember 1867, Homepage SPD Kočna  : www.kocna.at [29. 7. 2010]. wodurch das Grundgesetz über die Reichsvertretung vom Simon Trießnig 26. Februar 1861 abgeändert wird (RGBl. 141/1867), erlassen wurden (→ Dezemberverfassung 1867). BeMiles-Kommission, benannt nach Sherman Miles, sonders erwähnenswert ist die kaiserliche Verordnung vgl. Sachlemmata  : → Grenzfrage, österreichisch-jugo- vom 25. Juli 1914 (RGBl. 156/1914), die politische slawische in Kärnten/Koroška (1918–1920)  ; → Volks- Verbrechen wie Hochverrat, Majestätsbeleidigung, Verabstimmung 1920  ; Personenlemmata  : → Ehrlich, stöße gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung, VerLambert  ; → Ravnihar, Vladimir. gehen gegen Militärpersonen, Beschädigung von Verkehrs- und Kommunikationseinrichtungen usw. den Milje (slow. historisch/historisierend) für → Millstatt Militärgerichten unterstellten. Obwohl die Militärge(Milštat). richte das Allgemeine Strafgesetzbuch anzuwenden hatten, erfolgte das Verfahren gemäß den militärischen Militärgerichte im Ersten Weltkrieg. Die Militär- Vorschriften. Die kaiserliche Verordnung vom 21. Juli gerichte, die die österreichisch-ungarischen Behörden 1914 (RBGl. 186/1914) legte Sonderbefugnisse der mit Beginn des Ersten Weltkrieges einrichteten, stütz- obersten Militärführung fest, die danach für die Umten sich auf eine Reihe von systematischen Sonder- setzung der Verordnungen und Erlässe zuständig war. maßnahmen, die bereits einige Jahre zuvor vorbereitet Diese Verordnung galt nicht in der gesamten Monarworden waren. Mit diesen neuen Gesetzen wurden chie, sondern lediglich im frontnahen Hinterland. Nach das politische Leben und die Bürgerrechte beschränkt, der Kriegserklärung Italiens gegen Österreich-Ungarn gleichzeitig wurde die Rolle des Militärs im öffentli- galt die Verordnung vom 23. Mai 1915 zunächst in chen Leben betont. Mit den neuen Gesetzen beab- allen Kronländern, die das slowenische ethnische Tersichtigten die zivilen und militärischen Behörden, den ritorium umfassten (→ Krain/Kranjska, Steiermark/

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Štajerska, Kärnten/Koroška, Küstenland/Litorale/Pri- chigen Bürger zum Synonym von Illoyalität. In dieser morje – RGB1. 133/1915). Ohne besondere Kund- chaotischen Zeit interpretierten die Behörden den Bemachung traten in den slowenischen Ländern die griff unloyal und politisch unzuverlässig auf willkürliche für Kriegsgebiete relevanten Bestimmungen in Kraft, Weise. Deshalb wurden unschuldige Handlungen in wonach die Militärbehörden Schnellgerichte auch für zahlreichen Fällen als strafbar interpretiert. Der EinStraftaten von Zivilpersonen einrichten konnten. Die zelne konnte bereits wegen des Lesens einer sloweErklärung der slowenischen Länder zu militärischem nischen Zeitung verdächtigt werden. Die Anzahl der Operationsgebiet brachte der betroffenen Bevölkerung Anzeigen zwangen die Behörden im Jahr 1916 dazu, zahlreiche Probleme. Deshalb wurde nach dem Durch- die Praxis der anonymen Anzeigen einzuschränken. Es bruch der Front an der Soča (Isonzo) bei Kobarid ermöglichte zwar weiterhin die Berücksichtigung und (Karfreit) und deren Verlegung an die Piave aus allen Eröffnung von Verfahren auf der Grundlage von anodiesen Ländern immer öfters die Forderung laut, das nymen Anzeigen, jedoch nur wenn konkrete Hinweise Kriegsrecht aufzuheben. Dabei zeigte sich, dass die Be- vorlagen. Anonyme Anzeigen allgemeiner Natur ohne hörden die deutsch besiedelten Gebiete anders als die konkrete Angaben mussten die Schnellgerichte nicht anderssprachigen Gebiete behandelten. So wurde das berücksichtigen. Obwohl das System des militärischen AbsolutisKriegsrecht im deutschsprachigen Teil der Steiermark/ Štajerska abgeschafft, während es im slowenischen Teil mus gegen alle Staatsbürger gerichtet war, waren in zwei- oder mehrsprachigen Kronländern wie Steiernoch weiterhin in Kraft war. Die Zuständigkeit der militärischen Schnellgerichte mark/Štajerska, Kärnten/Koroška und Küstenland/Lifür Zivilpersonen war auch deshalb so schwerwiegend, torale/Primorje vor allem Slowenen betroffen. So war weil das militärische Oberkommando am 20. Novem- es etwa jedes »heimattreuen Kärntners« Pflicht, den ber 1914 zusätzlich jene Bestimmung aufhob, wonach Behörden alles zur Anzeige zu bringen, was ihm als derartige Angelegenheiten entweder innerhalb von »serbenfreundlich« oder als »Hochverrat« erschien. Da drei Tagen entschieden werden sollten, anderenfalls sie die Behörden in den Kriegsverhältnissen die Gelegender ordentlichen Gerichtsbarkeit zu übergeben seien. heit sahen, endgültig jedwede eigenständige sloweniDamit hatten die Militärgerichte die Möglichkeit, sche politische Bewegung zu unterbinden, folgten den einzelne Angelegenheiten auch über ein Jahr lang zu Anzeigen Hausdurchsuchungen, in zahlreichen Fällen verschleppen. Wenn die Schuld des Beschuldigten als auch Festnahmen und Gerichtsverfahren. Auch wenn »bewiesen« galt, wurde das Verfahren mit einer Verur- die betreffende Person nicht verurteilt wurde, wurde sie teilung zum Tode beendet und das Urteil unmittelbar als politisch verdächtig (PV) in Evidenz genommen und vollstreckt. Es war kein Recht auf Begnadigung vorge- unter strenge Kontrolle gestellt. So wurde etwa bereits sehen. Die Verordnung, die die zeitliche Beschränkung am 3. September 1914 der Vorsitzende des → Katoliško der militärischen Schnellgerichte aufhob, wurde ihrer- politično in gospodarsko društvo Janko → Brejc als ein seits vom Oberkommando erst im April 1917 aufge- führender Vertreter der slowenischen politischen Elite festgenommen, doch musste er aus Mangel an Beweihoben. Der sog. Kriegsabsolutismus hatte auch deshalb ne- sen noch am selben Tag freigelassen werden. Eine erste gative Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, weil die Darstellung der Verfolgungen, der die slowenische BeMilitärbehörden ohne Zögern selbst auf der Grund- völkerung seitens der zivilen und militärischen Behörlage von anonymen Anzeigen handelten. Diese waren den ausgesetzt war, gab der Südslawische Klub ( Jugosab dem Beginn des Krieges insbesondere in zwei- oder lovanski klub) in seiner parlamentarischen Anfrage am mehrsprachigen Kronländern wie der Steiermark/ 15. Juni 1917. Darin wird angeführt, dass die HetzcamŠtajerska und Kärnten/Koroška zahlreich, wo bereits pagne gegen die Slowenen planmäßig war und dass die seit Mitte des 19. Jh.s der Antagonismus zwischen slowenischen Länder als feindliches Gebiet behandelt den Volksgruppen immer stärker geworden war. Mit wurden. Als wichtigste Formen der Verfolgung wurdem Beginn des Ersten Weltkrieges, als die deutsche den in der parlamentarischen Anfrage die erwähnten Seite von den Slowenen eine Unterlassung der politi- Festnahmen auf der Grundlage von ungerechtfertigten schen Tätigkeit und eine völlige Unterordnung unter Verdächtigungen, Verurteilungen, Konfinierungen und das Deutschtum forderte, wurde die Beifügung »slowe- Internierungen angeführt (→ Internierungen 1919). nisch« in der Rezeption der Mehrzahl der deutschspra- In der parlamentarischen Anfrage des Südslawischen

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Militärgerichte im Ersten Weltkrieg

Klubs ist hinsichtlich Kärnten/Koroška von einer »großen Zahl« von Festnahmen und zahlreichen Schikanierungen, vor allem Verhören und Hausdurchsuchungen, die Rede. Gar 40 % der slowenischen Priester in Kärnten/Koroška sowie die Mehrzahl angesehener Personen des weltlichen öffentlichen Lebens wurden während des Krieges entweder festgenommen oder hatten aufgrund von nicht fundierten Anzeigen mit dem Militär oder den Untersuchungskommissionen zu tun. Gleichzeitig wird auch betont, dass dabei die »Festnahmen von Bauern und Bäuerinnen, von Mägden und Knechten« nicht berücksichtigt seien. Wegen der Verfolgung der Kärntner Slowenen während des Ersten Weltkrieges und bereits in den Jahren davor forderte der Südslawische Klub in einer parlamentarischen Anfrage zu diesen Ereignissen in Kärnten/Koroška, dass diese von einer »nicht-kärntnerischen Kommission streng geprüft werden sollten, die vom Reichsrat oder von der Regierung einzurichten sei«. Diese Ereignisse wurden später von einer militärischen und einer Regierungskommission geprüft, deren Einrichtung Minister ohne Portefeuille und identitätsbewussten Slowenen wie Ivan → Žolger gefordert hatten. Die Ergebnisse der Kommissionen waren verheerend für die österreichisch-ungarischen politischen und militärischen Behörden. Aus den Berichten der Kommissionen geht hervor, dass die verfolgten Priester hauptsächlich verdächtigt wurden, serbische bzw. slawische Propaganda zu verbreiten. So wurde der pensionierte Priester von Schiefling/Škofiče, Jožef Svatona, vom Divisionsgericht der Landwehr in Graz im Oktober 1914 zu einem Jahr Gefängnishaft verurteilt, Anton Šturm, Priester in Egg bei Hermagor/Brdo pri Šmohorju, wurde vom Militärgericht in Klagenfurt/Celovec im April 1918 zu 18 Jahren Kerkerhaft verurteilt, weil er behauptete, dass für den Krieg nicht Serbien, sondern Österreich die Schuld trage. Dasselbe Gericht verurteilte im Oktober 1916 den Priester Ivan Volavčnik zu 15 Monaten verschärfter Haft, weil er bei der Kaisermesse den Altar vor dem Kaiserlied demonstrativ verlassen hatte. Ivan → Brabenec wurde am 10. Juli 1915 verhaftet und am 6. September 1915 zu einer verschärften Kerkerstrafe von 6 Monaten verurteilt. Mehrere Priester wurden auch der Spionage für feindliche Kräfte angeklagt, wie etwa Jurij → Trunk von der Stadtpfarre Heiligenkreuz/Sv. Križ in der Villacher Vorstadt Perau/Perava, Franc → Meško aus der Pfarre → Maria Gail/Marija na Zilji sowie Ma-

tej → Ražun aus St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. So wurde etwa Trunk auf der Grundlage einer Anzeige eines seiner Pfarrmitglieder verdächtigt, »vom Kirchturm Zeichen an die Italiener zu senden«. Die Mehrzahl der verdächtigten Priester wurde nach einer mehrwöchigen bis mehrmonatigen Untersuchungshaft wieder aus der Haft entlassen. Obwohl ihnen die Behörden keine Schuld nachweisen konnten, wurden sie von der kirchlichen Obrigkeit versetzt. So wurden etwa Trunk nach Jezersko (Seeland) und Meško nach Črna (Schwarzenbach) versetzt. Der Spionage für die Italiener wurde auch der Mesner aus Trunks Pfarre, Miha Grafenauer, beschuldigt, dem aber die Behörden keine Schuld nachweisen konnten. Neben den erwähnten Priestern wurden auch zahlreiche Zivilisten festgenommen. Die Höchststrafe erhielt der ehemalige → Bürgermeister von Köttmannsdorf/Kotmara vas Matej → Prosekar, den das Gericht des 10. Armeekorps im September 1916 zum Tod durch Erschießung verurteilte, weil er gegen die Abgabe von Weizen agitiert haben soll. Später wurde seine Strafe auf 10 Monate verschärfte Haft herabgesetzt. Im Dezember 1916 wurde auch der ehemalige Gemeindesekretär von Globasnitz/Globasnica Franc Čebul zu einem Jahr verschärfter Haft verurteilt, weil er »mit russischen Militärgefangenen sympathisierte«. Wegen Herabwürdigung des Staates wurde auch der Lehrer Josef → Jekl aus Abtei/Apače im → Jauntal/ Podjuna für ca. einen Monat festgehalten. Das bekannteste Beispiel war die Verurteilung des Reichsratsabgeordneten Franc → Grafenauer, der im Mai 1916 zu fünf Jahren verschärfter Haft verurteilt worden war. Mit seinen Aussagen, dass »Russland eine Großmacht« sei, die »mehr Weizen« habe, dass ein Reservist zu den Italienern geflüchtet sei, »weil dort die Erde besser sei«, und »dass es nichts Besonderes sei, wenn ein Mädchen einen Russen« habe, habe er nach Ansicht des Gerichts Österreich-Ungarn herabgewürdigt und die öffentliche Ruhe und Ordnung gestört. Obwohl Grafenauer nach der Generalamnestie im Sommer 1917 aus der Haft entlassen wurde, wurde ihm sein Reichsratsmandat nicht mehr zuerkannt und sein Platz im Reichsrat blieb bis zum Ende des Ersten Weltkriegs unbesetzt. Wegen der dargestellten Verfolgungen und der allgemein schwierigen Situation der Kärntner Slowenen in den ersten Kriegsjahren ist es nicht verwunderlich, dass die kärntnerslowenischen Politiker zu den ersten Unterstützern der staatsrechtlichen Verselbstständigung

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Millonig, Filip

der Südslawen innerhalb der Habsburgermonarchie waren, die am 30. Mai 1917 mit der sog. → Maideklaration, einer politischen Erklärung der Jugoslawischen Klubs (slowenischer, kroatischer und serbischer Abgeordneter) im Reichsrat konkrete Formen annahm. Quellen  : Liber Memorabilium Parochue St Thomasenses Zeiselberg In-

ceptus a die 1 me Januarii 1847 (ADG), 41–43.

Lit.: Walter Rode  : Nationalitätenkampf und politischer Prozess im

ehemaligen Österreich. Wien 1919  ; J. Redlich  : Österreichische Regierung und Verwaltung im Weltkriege. Wien 1925  ; J. M. Trunk  : Spomini. Celje 1950  ; C. Führ  : Das k.u.k. Armeeoberkommando und die Innenpolitik in Österreich 1914–1917. Graz/Wien/Köln 1968  ; J. Pleterski  : Prva odločitev Slovencev za Jugoslavijo – Politika na domačih tleh med vojno 1914–1918. Ljubljana 1971  ; R. G. Plaschka, H. Haselsteiner, A. Suppan  : Innere Front. Militärassistenz, Widerstand und Umsturz in der Donaumonarchie 1918. Wien 1974  ; J. Pleterski (Hg.)  : Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917  : poročili vojaške in vladne komisije (= Viri, 1). Ljubljana 1980  ; M. Klemenčič  : Jurij Trunk med Koroško in Združenimi državami Amerike ter zgodovina slovenskih naselbin v Leadvillu, Kolorado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec [e. a.] 1999  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921, Klagenfurt 2002, s. v. Brabenec  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im 20. Jahrhundert. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit. 67–90. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005 (S. Karner [Hg.]  : Kärnten und die nationale Frage. Bd. 2). Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Millonig, Filip (* 30. August 1907 Achomitz/Zahomec

[Hohenthurn/Straja vas], † 11. Februar 1987 Klagenfurt/Celovec), Priester, Kulturaktivist. M. stammte aus einer wohlhabenden slowenischen Bauernfamilie in Achomitz/Zahomec. 1926 begann er sein Theologiestudium an der Theologischen Fakultät in Ljubljana, das er 1931 im Klagenfurter → Priesterseminar beendete. In seinem Heimatort gründete er 1927 das erste Tamburizza-Ensemble des Slovensko prosvetno društvo Zila [Slowenischer Kulturverein Zila (Gail-/tal)] (→ Tamburizzamusik, → Zila, Katoliško slovensko izobraževalno društvo, → Kulturvereine). Auf ihn geht auch die Etablierung des Skisports in Achomitz/Zahomec zurück, die 1953 in der Gründung des ŠD Zahomc [SV Achomitz] gipfelte (aus dem der Olympionike Karl Schnabl, Goldemdaillengewinner in Innsbruck 1976, hervorging). Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf → Jugoslawien wurde er im Zuge einer Verhaftungswelle slowenischer Priester am 6. oder 7. April 1941 von der Gestapo verhaftet, am 26. April 1941 aufgrund einer Abmachung mit dem Gurker Ordinariat wie-

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der freigelassen. Von seinem Posten im Sekretariat der slowenischen Karitas und seiner Seelsorgerfunktion in der Christkönigskirche (cerkev Kristusa kralja) in Klagenfurt/Celovec wurde er danach in deutschsprachige Pfarren zwangsversetzt (Spittal an der Drau, Bad St. Leonhard, Eberstein). Nach dem Krieg war M. auch Gründungsmitglied der unter der Naziherrschaft aufgelassenen Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva) in Klagenfurt/Celovec und Obmann des Vorstandes (1961–1981). Außerdem war M. einflussreiches Mitglied der slowenischen Priestergemeinschaft → Sodaliteta der Diözese → Gurk/Krška škofija. M. war hoher geistlicher Würdenträger  : 1970 wurde er in das Gurker Domkapitel berufen (emeritiert 1985), 1980 wurde ihm der Titel Monsignore verliehen. Als Seelsorger war er in mehreren Südkärntner Pfarren tätig. 1947 übernahm er die Pfarre St. StefanFinkenstein/Šteben-Bekštanj, die er bis zu seinem Tod leitete. Er übte zahlreiche zusätzliche Funktionen aus  : 1933 wurde er Sekretär der slowenischen Abteilung des Seelsorgeamtes der Diözese Gurk-Klagenfurt/Krška škofija (slovenski oddelek Dušnopastirskega urada), war deren Leiter (1945–1947) und Direktor (1968–1983). Als Chefredakteur der slowenischen Kirchenzeitung → Nedelja war er von 1935–1941 und 1945–1948 tätig. Archive  : ADG (Personalakte Filip Millonig). Lit.: A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  :

A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Millonig S. 109)  ; J. Zerzer  : Dobri pastriji. Naši rajni duhovniki 1968–2005. Klagenfurt, 2006, 227–232  ; M. Vrečar (Red.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Klagenfurt 2007. Uši Sereinig

Millonig, Johann (* 16. Februar 1793 Draschitz/Drašče [Hohenthurn/Straja vas], † 10. November 1864 Hohenthurn/Straja vas), Landwirt und Realitätenbesitzer, Landtagsabgeordneter, erster Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas. M. entstammte einer weitverzweigten und alteingesessenen slowenischen Gailtaler Bauernfamilie, deren Angehörige auch im Fuhrwerk, Holzhandel und Gastgewerbe tätig waren. Über seine schulische Ausbildung ist nichts Näheres bekannt, diese dürfte jedoch mangels einer Schule im Pfarrort Göriach/Gorje in einem Kärntner Zentralort (→ Villach/Beljak, → Arnold-

Millstatt

stein/Podklošter) stattgefunden haben, was auch der Tradition der Gailtaler Fuhrleute und größeren Bauern entsprach. M. heiratete 1824 in eine Hohenthurner Bauernfamilie ein und konnte seinen Besitz in den folgenden Jahrzehnten in größerem Stil arrondieren. Nach dem Besitzantritt in Hohenthurn/Straja vas wurde er Mitglied, rasch auch Vorsitzender (Richter) des Ausschusses der damaligen Steuergemeinde Hohenthurn/Straja vas und zudem Oberrichter im Landgericht Straßfried. 1848 kandidierte M. bei den ersten Reichsratswahlen, unterlag jedoch in der Stichwahl. M. wurde zeitgleich → Abgeordneter zum Kärntner Landtag und in Folge Mitglied des provisorischen Landtags-Ausschusses (bis 1858), zudem 1850–1861 erster → Bürgermeister der Großgemeinde Straßfried (seit 1851 Hohenthurn/ Straja vas) (→ Standardsprache). M. war ein typischer Repräsentant der sog. deutschfreundlichen Richtung des agrarischen Dorfbürgertums. Als Abgeordneter und Bürgermeister war er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des Unteren → Gailtals/Spodnja Zilja im ersten Jahrzehnt nach 1848. Seine sog. deutschfreundliche und seine persönlich motivierte, mitunter geradezu schroff antiklerikale und antikonservative Haltung spiegelte auch sein langjähriger und beidseitig mit Vehemenz geführter Streit mit dem Pfarrer von Göriach/Gorje (Gorjane), Matija → Majar, um den Bau der örtlichen Volksschule und die Frage der deutschen oder slowenischen Unterrichtssprache wider (→ Schulwesen). M.s Sohn Johann (1826–1900) war in der ersten Hälfte der 1870er-Jahre ebenfalls Landtagsabgeordneter, langjähriges Mitglied der Gemeindevertretung und zuletzt Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas. Die Familie stellte mit M.s Enkel Alois (1869–1937) und seinem Urgroßneffen Filip (Philipp) → Millonig (1869–1937) zwei weitere Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas. M.s Enkel Simon Michor, Gastwirt und Holzhändler in Nötsch im Gailtal/Čajna und Bürgermeister der Gemeinde Emmersdorf/Smerče wurde 1909 als sog. liberaler Kandidat Landtagsabgeordneter für den Wahlbezirk Arnoldstein-Tarvis/PodklošterTarvisio/Trbiž (→ Abgeordnete). Ein Nachlass M.s bzw. ein Familienarchiv sind nicht vorhanden.

durch den bayerischen Pfalzgrafen Aribo (II.) und dessen Bruder Poto (Boto). Die ersten Mönche kamen vielleicht aus der Aribonen-Stiftung Seeon. Die Gründung einer → frühmittelalterlichen Kirche in M. wird traditionell dem hl. → Domitian zugeschrieben  ; dieser wird mitunter als slawischer Edler bzw. karantanischer Fürst aus der Zeit um 800 angesehen (→ Karantanien, → Duces Carantanorum, → Christianisierung, → Inkulturation). Im 17./18. Jh. wurde Domitian als Quasi-Landespatron Kärntens verehrt. Der erste namentlich bekannte Abt des Benediktinerklosters, Gaudentius, kam nach 1091 – über → St. Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini – aus dem Reformkloster Hirsau nach M. Pfalzgraf Engelbert unterstellte M. 1122 päpstlichem Schutz (Calixt II.). Als Patrozinien der Stiftskirche sind seit dem 12. Jh. Christus Salvator und dann Allerheiligen bekannt. Im 12. Jh. erlebte M. eine Blüte von Skriptorium und Malerei (bedeutende frühmittelhochdeutsche Handschriften). Ende des 13. Jh.s erfolgte nach einem Brand der Neubau des Klostergebäudes. Der Niedergang des monastischen Lebens begann im 15. Jh. Vögte des Klosters waren die Grafen von Görz (1137 bis 1385/89), dann die Grafen von Ortenburg, nach 1418/20 die → Grafen von Cilli und nach 1456/60 der Habsburger Kaiser Friedrich III. Dieser erwirkte 1469 bei Papst Paul II. die Aufhebung des Klosters M., das als Sitz des neu gegründeten St.  Georgs-Ritterordens (erster Hochmeister  : Johann Siebenhirter) erkoren wurde. Eine weitere Beeinträchtigung des Klosters wurde durch Türkeneinfälle (bes. 1478) verursacht. Nach Aufhebung des St. Georgs-Ritterordens kam M. 1598 an das Grazer Jesuitenkollegium. Nach Aufhebung des → Jesuitenordens 1773 wurde die Jesuitenresidenz in eine staatliche Studienfondsherrschaft umgewandelt. Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche. Ein seit dem 12. Jh. in M. bestehendes Frauenkloster wurde 1455 aufgehoben.

Quellen  : ADG  : Tauf-, Heirats- und Sterbematriken  ; Hof- und Staatshandbücher 1848–1859. Lit.: T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil Diss. Universität

Lit.: E. Weinzierl-Fischer  : Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 33). Klagenfurt 1951  ; F. Nikolasch (Hg.)  : Studien zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. Vorträge der Millstätter Symposien 1981–1995

Wien). Wien 1986, 440 f.; P. Wiesflecker  : Drei alte Grabsteine erzählen eine Familiengeschichte. In  : Mitteilungsblatt der Gemeinde Hohenthurn 2 (2005), 12–13  ; P. Wiesflecker  : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraums und seiner Menschen. Klagenfurt 2009. Peter Wiesflecker

Millstatt (slow. Milštat). Klostergründung um 1070

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Minderheit/Volksgruppe

(Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 78). Klagenfurt 1997  ; H.-D. Kahl  : Der Millstätter Domitian. Abklopfen einer problematischen Klosterüberlieferung zur Missionierung der Alpenslawen Oberkärntens (Vorträge und Forschungen, Sonderband 46). Stuttgart 1999  ; W. Deuer  : Millstatt. In  : Germania Benedictina III/2 (2001) 759–822 (Quellen- und Literaturangaben 802–816  ; Bibliotheksgeschichte 788–793  ; Hinweise auf Archivalien 816–818). Harald Krahwinkler

Minderheit/Volksgruppe. Minderheit ist der klei-

nere Teil eines Bevölkerungsganzen einer staatlichen territorialen Einheit, der ethnisch, kulturell, sprachlich, national oder sozial differenziert werden kann bzw. der eine eigene sprachliche, kulturelle oder territoriale → Identität aufweist und als autochthon angesehen wird (im Unterschied zu allochthonen Minderheiten oder Migrantengruppen bzw. neuen Minderheiten als Resultat der vornehmlich wirtschaftsbedingten, aber auch politisch, sozial, religiös oder kulturell bedingten Migrationen). Lange Zeit wurde dieser Begriff Minderheit wertend als Gegensatz zu einer vermeintlich »mehrwertigen« Mehrheit verwendet, weshalb in neuester Gesetzgebung tendenziell eher von Volksgruppe gesprochen wird. Klemenčič/Harris (2009) unterscheiden zwischen autochthonen und allochthonen Minderheiten, wobei erstere, historisch betrachtet, im Laufe ihrer → Kulturgeschichte die → Kulturlandschaft mitgestaltet haben, insgesamt aber weitgehend Resultat neuer Grenzziehungen sind. Sie unterscheiden also zwischen solchen Minderheiten, die a) vor der Grenzziehung Teil der dominierenden Mehrheiten waren (Südtiroler in Italien, Ungarn in der Slowakei), b) solchen, die zuvor keinen eigenen Nationalstaat hatten (Slowenen in Österreich und Italien), c) solchen, die aus vorindustrieller Migration hervorgegangen und territorial keine Verbindung zu ihrem ursprünglichen Sprachraum haben (Banatschwaben), d) solchen, die keinen eigenen Nationalstaat haben und in zwei oder mehreren Staaten leben (Basken, Kurden), e) solchen, die keinen eigenen Nationalstaat haben, aber in nur einem Staat leben (Galizier in Spanien, Bretonen in Frankreich) sowie f ) solchen, die Reste einst weiter verbreiteter Völker sind (die sibirischen indigenen/autochthonen Völker). Seit dem Aufkommen der nationalstaatlichen Ideologie entwickelten im europäischen Kontext die jeweils herrschenden »Gruppen« in den Staatsgefügen – bzw. jenes Volk bzw. Volksgruppe, die den jeweiligen Herrscher bzw. die gesellschaftliche Führungsschicht stellte – einen exklusiven kulturellen und politischen

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Führungsanspruch. Dieser Anspruch entsprach nicht notwendigerweise den demografischen Gegebenheiten, sondern eher einem höheren sozialen Prestige. Die Gesamtheit der → Slawen etwa stellte die Mehrheit in der Gesamtmonarchie, Slowenen waren die absolute Mehrheit im geschlossenen slowenischen Sprachraum → Südkärntens/Južna Koroška. Sie waren also in weiten Teilen des Landes keineswegs »Minderheit«. War etwa in der Habsburgermonarchie seit Joseph  II. 1784 Deutsch als innere → Amtssprache festgelegt, so kam ab der Mitte des 19. Jh.s eine nationalideologisch bis hin zu rassistisch motivierte sich radikalisierende Negation von Rechten der jeweiligen als »minderwertig« betrachteten »Minderheiten« hinzu (→ Wutte, → Windischentheorie). Gerade Slowenen und Slowaken wurden dabei als sog. »ahistorische Völker« dargestellt, um so einen Vorwand zu haben, Rechte, die andere Völker für sich beanspruchten, nicht anzuerkennen. (Die Slowenen erhielten so im Rahmen der Habsburgermonarchie nie die seit dem Programm der → Zedinjena Slovenija [Vereintes Slowenien] 1848 geforderte eigene Universität  ; in Kärnten/Koroška war die Negation des Existenzrechtes der Slowenen gesetzliches Ziel des utraquistischen → Schulwesens.) Der verallgemeinerte Gebrauch des Begriffs Minderheit verstärkte jedoch soziolinguistisch bzw. psycholinguistisch entsprechende Erwartungshaltungen und kognitive Dissonanzen (→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanzen). Diese Erwartungshaltungen wurden graduell von den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und ihren Eliten verinnerlicht  : einerseits von jenen, die in sprachlich-ethnischer Hinsicht die Macht vertraten, und andererseits von jenen, die aufgrund wirtschaftlicher Sozialstrukturen oder anderer Rechtsinstrumente wie Verfassung und Wahlrecht nicht entsprechende Möglichkeiten der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Partizipation hatten bzw. aus dieser strukturell durch die manipulative und an sich grundrechtswidrige Wahlkreiseinteilungen ausgeschlossen wurden (→ Wahlordnungen, → Wahlkreis­ einteilungen). Der Kremsierer Verfassungsentwurf aus 1848/1849 (§  19 des Grundrechtskatalogs) sowie gleichlautend die → Oktroyierte Märzverfassung vom 4. März 1849 (§  5) sprechen noch davon, dass »alle Volksstämme gleichberechtigt sind« und dass »jeder Volksstamm […] ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache [hat]«. Zudem statu-

Das vom Rat der Kärntner Slowenen/Narodni svet koroških Slovencev promovierte Wappen der Kärntner Slowenen mit dem historischen etatistischen Rechtsdenkmal, dem Fürstenstein/knežji kamen

Minderheit/Volksgruppe

Europarat, Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten

Charta der Grundrechte der EU

iert § 4 des Grundrechtspatentes über die politischen nung von Grundrechten strukturell Vorschub leisteten Rechte vom 4. März 1849 (RGBl. 151/1849)  : »Für all- (vgl. zum Aspekt → Landessprache ebendort). Der → Vertrag von Saint-Germain vom 10. Dezemgemeine Volksbildung soll durch öffentliche Anstalten, und zwar in den Landesteilen, in denen eine gemischte ber 1919 definiert erstmals auf verfassungsrechtlicher Bevölkerung wohnt, derart gesorgt werden, daß auch Ebene »Minderheiten« und gewährt ihnen in »Abdie Volksstämme, welche die Minderheit ausmachen, schnitt V, Schutz der Minderheiten« eingeschränkte die erforderlichen Mittel zur Pflege ihrer Sprache und Rechte. So heißt es in Artikel 67 »Österreichische zur Ausbildung in derselben erhalten.« Der Grund- Staatsangehörige, die einer Minderheit nach Rasse, Rerechtsschutz der Oktroyierten Märzverfassung ist also ligion oder Sprache angehören, genießen dieselbe Beumfassend konzipiert. Der Begriff Minderheit ist noch handlung und dieselben Garantien  …«. Oder in Art. als statistische Größe zu verstehen. 68  : »In Städten und Bezirken, wo eine verhältnismäßig §  3 der Kärntner Landesverfassung von 1849 be- beträchtliche Anzahl österreichischer Staatsangehörisagt  : »Die im Lande wohnenden Volksstämme sind ger wohnt, die einer Minderheit nach Rasse, Religion gleichberechtiget, und haben ein unverletzliches Recht oder Sprache angehören  …« Art. 67 stellt zudem auf auf Wahrung und Pflege seiner [sic  !] Nationalität und die (einzelnen) Angehörigen einer Minderheit ab, Sprache« (zitiert nach der authentischen, noch nicht während Art. 19 aus 1867 von der Gleichberechtigung bereinigten Erstfassung), bzw. authentische sloweni- der »Volksstämme« als Kollektiv spricht. Im internasche Fassung  : »U deželi prebivajoči narodi [sic  !] imajo tionalen europäischen Kontext waren Minderheiten jednako pravo in uživajo nedotakljivo pravico za ohran- lange vor allem Spielball von machtpolitischen Interesjanje in oskerbovanje svoje narodnosti in svojega jezika.« sen, da das Konzept der verhältnismäßig großen Zahl Die slowenische Fassung ermöglicht einerseits die In- zu verschiedenen Methoden der Manipulation und terpretation des historischen und nunmehr veralteten Einschüchterung bei Volks- bzw. → SprachenzählunBegriffs → »Volksstamm« im Sinne des moderneren gen führte, was auch Methoden der sog. statistischen Begriffs »Volk«. Zudem statuiert sie, dass beide Völker → Germanisierung umfasste (KlemenČiČ hic loco). Das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) in der Fasgleichermaßen konstitutiv sind. Eine erste Nuancierung der Begrifflichkeit Minder- sung von 1929 bestimmt in einer »negativen« Formuheit scheint in der → Dezemberverfassung von 1867 lierung in Art. 8, dass »[die] deutsche Sprache […], bzw. in Art. 19 des Staatsgrundgesetzes vom 21. De- unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bunzember 1867 »über die allgemeinen Rechte der Staats- desgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache bürger für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche der Republik [ist]« (Hervorhebung vom Autor). Damit und Länder« auf, der besagt  : »Alle Volksstämme des verfolgt die Verfassung weiterhin das nationalstaatliche Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm Konzept, das strukturell negative Auswirkungen für den hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege Erhalt der kulturellen und sprachlichen Vielfalt hatte. seiner Nationalität und Sprache. / Die GleichberechDie oktroyierte Maiverfassung des autoritären, austigung aller landesüblichen Sprachen in Schule, Amt trofaschistischen Ständestaates Österreich (Verfassung und öffentlichem Leben wird vom Staate anerkannt. des Bundesstaates Österreich) wurde zunächst auf dem / In den Ländern, in welchen mehrere Volksstämme Verordnungswege am 24. April erlassen und danach wohnen, sollen die öffentlichen Unterrichtsanstalten nochmals vom Rumpfparlament am 30. April beschlosderart eingerichtet sein, dass ohne Anwendung eines sen und am 1. Mai 1934 kundgemacht, um nach den Zwanges zur Erlernung einer zweiten Landessprache Kämpfen im Februar 1934 angesichts der Tragweite der jeder der Volksstämme die erforderlichen Mittel zur autoritären, politischen Veränderungen im Staat nach Ausbildung seiner Sprache erhält« (Hervorhebung vom außen einen demokratischen Anschein zu wahren. Da Autor). Der Text differenziert also zwischen einer ers- mit der Einführung des austrofaschistischen Ständeten und einer zweiten Landessprache, die zu erlernen staates vor allem die parlamentarisch-demokratischen kein Zwang sein darf. Die Negativregelung wurde ins- Ordnungsprinzipien und die Sozialdemokratie bzw. besondere im mährischen Sprachenstreit relevant, aber jedwede politische Opposition ausgeschaltet werden auch in Kärnten/Koroška als Vorwand für Regelungen sollten, wurden formal die aus dem Vertrag von Saintverwendet, die der → Germanisierung und → Assimi- Germain abgeleiteten Rechte der ›Minderheiten‹ nicht lation und damit der Diskriminierung und Aberken- berührt. Art. 7 dieser Verfassung lautet  : »Die deutsche

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Minderheit/Volksgruppe

Sprache ist die Staatssprache. Die den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte werden dadurch nicht berührt« (Hervorhebung vom Autor). In der Folge wurden in den Kärntner Landtag zwei Slowenen als Vertreter der Volksgruppe entsandt (Karel → Mikl und Albert → Breznik) sowie der slowenische Prälat Rudolf → Blüml, der darin die katholische Kirche vertrat (→ Abgeordnete, ethnopolitisch engagierte Slowenen). Mit dem → »Anschluss« 1938 kommt es zur gesetzlichen Negation des Existenzrechts der Slowenen und zum systematischen, gesetzlich gedeckten Ethnozid an den Slowenen. In Kärnten/Koroška wurden im Laufe des Krieges ca. 1.000 Slowenen deportiert (im Gebiet des heutigen Slowenien waren es 60.000 Slowenen  ; vgl. → »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Nach dem Krieg wurde von der Provisorischen Staatsregierung im Rahmen des Verfassungs-Überleitungsgesetzes (rückdatiert auf den 1. Mai 1945) die Verfassung in der Fassung von 1929 wieder in Kraft gesetzt. Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) aus 1950 statuiert in Art. 14 ein allgemeines Diskriminierungsverbot, verwendet aber noch den Begriff »nationale Minderheit« und besagt  : »Der Genuss der in dieser Konvention anerkannten Rechte und Freiheiten ist ohne Diskriminierung insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status zu ge­währleisten.« Eine nur kursorische Betrachtung der Lage der ethnischen »Minderheiten« in den verschiedenen west- und osteuropäischen Staaten jener Zeit deutet darauf hin, dass zwischen Rechtssprache und Politik Verbindungen hergestellt werden können, zumal vielerorts den »Minderheiten« ein gesellschaftliches Existenzrecht abgesprochen wurde und die systematische Assimilationspolitik einem breiten gesellschaftlichen Konsens entsprach, auch auf der Ebene der internationalen Beziehungen. 1955 kommt es zur völkerrechtlichen Wiederherstellung der Republik Österreich durch den Staatsvertrag von Wien (StV Wien). Der die Volksgruppen betreffende Artikel 7 ist ein konstitutiver Grundsatzartikel der Verfassung (und nicht eine beliebige Neben- oder Schlussbestimmung). Artikel 7 greift die Begrifflichkeit der Minderheit auf, unterscheidet jedoch nicht zwischen dem Status der slowenischen und kroatischen »Minderheiten« in Kärnten/Koroška, Steiermark/Šta-

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jerska und Burgenland/Gradišće/Gradiščanska. Diese Unterscheidung bzw. regional unterschiedliche Interpretation kommt erst bei der Umsetzung zum Tragen. Diese unterschiedliche Interpretation erhält jedoch aufgrund des Völkergewohnheitsrechtes, wenn sie von den völkerrechtlichen Vertragspartnern unwidersprochen ist, mit der Zeit auch völkerrechtlich einen rechtsverbindlichen Charakter. Art. 7 lautet  : »Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten 1. Österreichische Staatsangehörige der slowenischen und kroatischen Minderheiten in Kärnten, Burgenland und Steiermark genießen dieselben Rechte auf Grund gleicher Bedingungen wie alle anderen österreichischen Staatsangehörigen einschließlich des Rechtes auf ihre eigenen Organisationen, Versammlungen und Presse in ihrer eigenen Sprache […].« (→ Raabtaler Slowenen, → Steirische Slowenen) Eine terminologische Neuerung bedeutet im Hinblick auf die geltende völkerrechtliche Rechtslage das Konzept der Minderheit in § 1 (2) des Volksgruppengesetzes von 1976, in dem als Volksgruppen im Sinne dieses Bundesgesetzes definiert sind  : »[…] die in Teilen des Bundesgebietes wohnhaften und beheimateten Gruppen österreichischer Staatsbürger mit nichtdeutscher → Muttersprache und eigenem Volkstum«. Das Abstellen auf autochthone Minderheiten (»beheimatet«) umfasst also nicht neuere Migrantengruppen, was verschiedentlich diskutiert wurde. Der Begriff nationale Minderheit findet sich schließlich im Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarates aus dem Jahr 1995 wieder, das in Österreich 1998 in Kraft getreten ist. Art. 1 besagt  : »Der Schutz nationaler Minderheiten und der Rechte und Freiheiten von Angehörigen dieser Minderheiten ist Bestandteil des internationalen Schutzes der Menschenrechte und stellt als solcher einen Bereich internationaler Zusammenarbeit dar.« Die Bedeutung des Rahmenübereinkommens und anderer internationaler Instrumente liegt in einem Wandel der Einstellungen, wie dies Klemenčič/Harris (2010) hervorheben. Einem terminologisch-konzeptuellen Festhalten an alten Mustern entspricht das Kulturabkommen zwischen der Republik Österreich und der Republik Slowenien, das in Art. 10 Abs. d von der »slowenischen Minderheit in der Republik Österreich« spricht (BGBl. 2002/90 vom 30. April 2002). Die Europäische Grundrechtscharta bzw. Charta der Grundrechte der europäischen Union (2000/C 364/01) ist

Kulturabkommen ÖsterreichSlowenien, 2002

Minderheit/Volksgruppe

Kärntner Landesverfassung, geltende Fassung

Verfassungen Österreichs

Volksgruppengesetz

im Ansatz breiter. Art. 22 (Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen) lautet  : »Die Union achtet die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen«, und ist in Verbindung mit Art. 6 Abs. 1 EUV (Vertrag von Lissabon) zu verstehen. Dieser neuen europäischen Konzeption entspricht die 2000 in Kraft getretene österreichische verfassungsrechtliche Staatszielbestimmung zur Achtung, Sicherung und Förderung der autochthonen Volksgruppen in Artikel 8 Abs. 2 B-VG (BGBl. 68/2000). Sie stellt einen qualitativen Entwicklungssprung in der verfassungsrechtlichen Konzeption der Materie dar und lehnt sich in der Terminologie an das Volksgruppengesetz 1976. Art. 8 Abs. 2 B-VG lautet  : »Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhaltung dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.« Einen solchen konzeptuellen Quantensprung konnte man in den Landesverfassungen Kärntens nach 1849 nicht mehr feststellen. So heißt es in Art. 5 K-LVG (aus 1996, aktuelle Fassung)  : »Die deutsche Sprache ist die Sprache der Gesetzgebung und – unbeschadet der der Minderheit bundesgesetzlich eingeräumten Rechte  – die Sprache der Vollziehung des Landes Kärnten.« Es kommen die Begriffe Slowenen oder slowenische Volksgruppe im gesamten Wortlaut der Kärntner (!) Landesverfassung 2015 kein einziges Mal vor. Die Slowenen werden in der Kärntner Landesverfassung nicht einmal genannt, womit ihnen auch keine landesverfassungsrechtliche Identität zugeschrieben wird (→ Name und Identität). Zudem wird der veraltete bzw. dem österreichischen neueren Verfassungsrecht nicht entsprechende (und gerade in Kärnten/Koroška soziolinguistisch belastete) Begriff der Minderheit verwendet (vgl. → Landessprache). Für 2016 ist eine moderne, gesellschaftlich inklusive Änderung der Landesverfassung vorgesehen (vgl. → Einleitung/Kulturgeschichte). Archive/Web  : Österreichische Nationalbibliothek, Alex – Histori-

sche Rechts- und Gesetzestexte Online  : http://alex.onb.ac.at sowie www.verfassungen.de/at/ (10. 1. 2011)  ; KLA, ARS. Quellen/Web  : M. Wutte  : Die geschichtliche Entwicklung der Kärntner Landtage und der Landesverfassung. In  : K. Pacher  : Schlagwörterverzeichnis zum Lanes-Gesetzblatt für Kärnten 1863–1932. Klagenfurt 1933  ; H. Fischer, G. Silvestri (Hg.)  : Texte zur österreichischen Verfassungs-Geschichte. Von der Pragmatischen Sanktion zur Bundesverfassung (1713–1966). Wien 1970. Verordnung der Bundesregierung vom 24. April 1934 über die

Verfassung des Bundesstaates Österreich [Maiverfassung 1934], BGBl. 1934 I. Nr. 239, http://www.verfassungen.de/at/at34-38/ index34.htm  ; Verfassungsgesetz vom 1. Mai 1945 über das neuerliche Wirksamwerden des Bundes-Verfassungsgesetzes in der Fassung von 1929 (Verfassungs-Überleitungsgesetz – V-ÜG.) (Staatsgesetzblatt, 1. Mai 1945), in  : www.ris.bka.gv.at/Dokumente/ BgblPdf/1945_4_0/1945_4_0.pdf )  ; Europarat  : Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten. Straßburg/Strasbourg, 1. 2. 1995, http://conventions.coe.int/Treaty/ger/Treaties/Html/157. htm (9. 11. 2010) = BGBl. III Nr. 120/1998  ; Charta der Grundrechte der Europäischen Union, Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften C 364/3, 18. 12. 2000 (2000/C 364/01), www.europarl.europa. eu/charter/pdf/text_de.pdf (9. 11. 2010)  ; BGBl. 68/2000  : Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (neuer Artikel 8/2, in Kraft getreten am 1. August 2000), http:// www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/2000_68_1/2000_68_1. pdf  ; Verfassungsgerichtshof-Entscheide V 311/08-8, V 329/08 – 9, V 331/08 - 9, V 310/08 – 8 und V 330/08 – 9 unter www.vfgh.gv.at (9. 11. 2010)  ; Landesverfassungsgesetz vom 11. Juli 1996, mit dem die Verfassung für das Land Kärnten erlassen wird (Kärntner Landesverfassung – K-LVG), StF  : LGBl. Nr 85/1996 (Gesamte Rechtsvorschrift für Kärntner Landesverfassung – K-LVG, Fassung vom 8. 11. 2010). In  : www.ris.bka.gv.at (8. 11. 2010)  ; Bundesgesetz vom 7. 7. 1976 über die Rechtsstellung von Volksgruppen in Österreich (Volksgruppengesetz) StF  : BGBl. Nr. 396/1976, Fassung vom 14. 11. 2010 unter  : www. ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe  ?Abfrage=Bundesnormen&G esetzesnummer=10000602  ; Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Republik Slowenien über die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Kultur, der Bildung und der Wissenschaft/Sporazum med vlado Republike Avstrije in vlado Republike Slovenije o sodelovanju v kulturi, izobraževanju in znanosti, BGBl. Nr. III Nr. 90/2002, in Kraft seit 1. 5. 2002, Protokoll der 2. Tagung der österreichisch-slowenischen Gemischten Kommission, 15. und 16. 5. 2007 Ljubljana, Gültigkeitsdauer  : bis 31. 12. 2012, 2010  : Evaluierung durchgeführt, nächster Verhandlungstermin  : 2. Hälfte 2012 (Wien), www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aussenpolitik/auslandskultur/kulturabkommen/liste-der-kulturabkommen.html  ; auch  : www. bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/bmeia/media/3-Kulturpolitische_Sektion_-_pdf/Kulturabkommen/Slowenien.pdf. Lit.: S. Vilfan  : Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941. Graz 1968  ; T. Veiter  : Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich. Wien 1970  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; T. Veiter  : Verfassungsrechtslage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich 1918–1938. Wien 1980  ; H. Haas  : Das Minderheitenschutzverfahren des Völkerbundes und seine Auswirkungen auf Österreich. In  : H. Konrad, W. Neugebauer (Hg.)  : Arbeiterbewegung – Faschismus – Nationalbewußtsein. Festschrift zum 20jährigen Bestand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner. Wien/München/Zürich 1983, 349–365  ; G. Jagschitz  : Der österreichische Ständestaat 1934–1938. In  : E. Weinzierl, K. Skalnik  : Österreich 1918–1938, Geschichte der Ersten Republik. Band 1. Graz 1983, 497–515  ; G. Stourzh  : Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in der Verfassung und Verwaltung Österreichs 1848–1918. Wien 1985  ; W. Doralt (Hg.)  : Kodex des österreichischen Rechts – Verfassungsrecht, Ver-

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Minnesänger

lag ORAC. Wien 5. Auflage, Stand 1. 2. 1987  ; R. Walter, H. Mayer  : Grundriß des österreichischen Bundesverfassungsrechts. Wien 1988  ; F. Sturm  : Der Minderheiten- und Volksgruppenschutz, Art. 19 StGG  ; Art. 66 bis 68 StV Saint-Germain  ; Art. 8 B-VG  ; Art. 7 StV 1955. In  : R. Machacek, W. Pahr, G. Stadler (Hg.)  : 40 Jahre EMRK, Grund- und Menschenrechte in Österreich, Bd. II, Wesen und Werte. Kehl am Rhein, Straßburg, Arlington 1992, 77–111 (Sonderdruck)  ; T. Veiter  : Zur Rechtslage der slowenischen Volksgruppe in Kärnten (ebenda, S. 4–15, nicht nummeriert)  ; F. Heckmann  : Ethnische Minderheiten, Volk und Nation. Stuttgart 1992  ; V. Klemenčič  : Narodne manjšine kot element demografske in prostorske stvarnosti v alpsko-jadransko-panonskem prostoru. In  : A. Gosar (Hg.)  : Geografija in narodnosti (Geographica Slovenica, 24). Ljubljana 1993, 19–31  ; H. Burger  : Sprachenrecht und Sprachengerechtigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867–1918. Wien 1995  ; Österreichisches Volksgruppenzentrum Wien  : Volksgruppenreport 1996. Wien 1996  ; M. Polzer-Srienz  : Die Repräsentation ethnischer Gruppen im staatlichen Willensbildungsprozeß, ein Rechtsvergleich Österreich – Slowenien (Univ. Diss.). Graz 1999, III, 185, XXXIV Bl.; C. Pan, B. S. Pfeil  : Die Volksgruppen in Europa  : Ein Handbuch. Wien 2000  ; H. Tichy  : Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und das österreichische Recht. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000  ; F. P. Kirsch, W. Zacharasiewicz (Hg.)  : Möglichkeiten und Grenzen des Multikulturalismus  : Der Schutz sprachlich-kultureller Vielfalt in Kanada und Europa, Wien 2004  ; J. Edwards  : Language Minorities  : In  : A. Davies, C. Elder (Hg.)  : Handbook of Applied Linguistics. (Malden MA [e. a.]  : Blackwell Publishing, 2005), 451–475  ; S. K. Fussek  : Der Begriff und die Rechte der slawischsprachigen Volksstämme in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1867–1918. Auf der Grundlage des Artikels XIX Staatsgrundgesetz über die Allgemeinen Rechte der Staatsbürger und der Erkenntnisse des Reichsgerichts bis 1918 (Dipl.-Arb. Univ. Salzburg). Salzburg 2006  ; M. Klemenčič  : Migrations in History. In A.K. Isaacs (ed.)  : Immigration and Emigration in Historical Perspective. Pisa 2007  ; M. Klemenčič, M. N. Harris (Hg.)  : European Migrants, Diasporas and Indigenous Ethnic Minorities. Pisa 2009  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik  : zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010  ; G. N. Toggenburg, G. Rautz  : Das ABC des Minderheitenschutzes in Europa. Wien 2010. Bojan-Ilija Schnabl

Minnesänger oder Trobadors. Liedermacher von Liebesliedern und Geschichten des europäischen Spätmittelalters. Dichter, Sänger, Musikanten meist adliger Herkunft von nicht geringer Bedeutung als politische »Meinungsbildner«, die von Burg zu Burg, von Hof zu Hof reisten und dort ihre Lieder in der am Hof üblichen Sprache mit vielen Elementen aus anderen vorführten, die sie irgendwie von ihren Reisen her auch beherrschten. Darunter waren immer auch → Windisch (Slowenisch) und Welsch (→ Altladinisch). Alles andere wie Bairisch (→ Altbairisch), Fränkisch, Alemannisch hieß Teutsch. Eigentlich die ersten europäischen Dialektdichter ohne klare → Muttersprache. Da es entgegen literaturüblicher Ansicht keine mittelhochdeutsche

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Sprache (→ Glottonyme) gibt, sind die Texte in den geschriebenen Mundarten vom 11. bis 14. Jh. schwer zu lesen und zu verstehen. Sie gehören, glottonymisch gesehen, in die deutsche, slowenische, tschechische, ungarische, ladinische, italienische, und französische Literatur. Die vereinheitlichende Orthografie der germanistischen Textausgaben des 19. Jh. ist eine idealistisch/ ideologisch verfremdende Vorgabe der Existenz einer eigenen Literatursprache. Diese Vereinheitlichung ist eine wertlose subjektive Korrektur, die niemandem nützt. Bei manchen M. finden sich Angaben über die bewundernswert unkomplizierten Sprachverhältnisse im mittelalterlichen Kärnten/Koroška. Der Großteil wird nach Vorliegen brauchbarer, wissenschaftlich unverfälschter Texte noch zu entdecken sein. Ulrich von Liechtenstein († 1276), ein gebürtiger Steirer aus Judenburg (→ Seckau), schildert, wie er als Königliche Venus kostümiert vom Kärntner Landesfürsten auf Slowenisch begrüßt wurde  : → Buge waz primi, gralva Venus (seid gegrüßt, königliche Venus), der traditionelle Gruß Bog vas primi (Gott nehm Euch auf ) der Kärntner Slowenen. Das zeigt, dass Slowenisch damals noch die Funktion der → Landessprache hatte, von der der Landesfürst annahm, dass auch der Gast aus der Steiermark sie versteht. Auch dem »Österreicher« (ze osterriche lernt ich singen) Walther von der Vogelweide († 1230) war »Windisch« nicht fremd. Oswald von Wolkenstein († 1445) dichtet und singt in zehn Sprachen, darunter Teutsch, Latein, Welsch, → Windisch. Als Südtiroler war ihm das Welsche (→ Walchen) sicher als Zweit- oder Muttersprache vertraut. Elegant bietet er in Do frayg amors auch Windisches an  : na moy sercce, mille schenna, draga griet (auf mein Herz, holde Frau, liebe Margarete). Er verwendete nach Zablatnik in seinen Gedichten mehr als 40 slowenische Redewendungen (z. B. na moi sercce = na moje srce, mille schena = mila žena, Bog dep’mi = Bog te primi). Dem Steirer Otacher ouz der Geul, dt. meist Ottokar aus der Gaal († um 1320), der mit seiner Frau Elisabeth im Kloster Seckau begraben ist, war → Windisch ebenfalls nicht fremd. Übrigens ist Ottokar kein deutscher Name, sondern ein damals im Traungau und in der → Karantanischen Mark beliebter Name, berühmt geworden durch F. Grillparzers Drama »König Ottokars Glück und Ende« über Přemysl Ottokar. Er erwähnt in seiner gereimten Chronik (österreichische Reimchronik) mehrere sprachrechtliche Details der → Herzogseinsetzung in Kärnten/Koroška, u. a.:

Otto Kronsteiner

Mir

deutendsten deutschsprachigen Liedermacher des Mittelalters  : Oswald von Wolkenstein. In  : Die Slawischen Sprachen 60 (1999) 217–238  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur, Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von K. Sturm-Schnabl. Klagenfurt [e. a.] 2001  ; F. V. Spechtler  : Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst. Roman, aus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche übertragen. Klagenfurt 2000. Web  : O. Kronsteiner  : Gehören die slawischen Literaturen Zentraleuropas in die österreichische Literaturgeschichte  ? In  : Trans, Internetzeitschrift für Kulturwissenschaften 8, Juli 2000, www.inst.at/trans/8Nr/ kronsteiner8.htm (18. 1. 2013).

Mir, 17.5.1907

Otto Kronsteiner

swer in ouch vor dem rich ansprichet hezlich umb deheine schulde des rîches gunst und hulde hât er darzuo wol, daz er dem niht antwurten sol wan in windischer sprach Im (süddeutschen) teutschen Minnesang war das Slowenische als → Windisch eine vertraute Sprache, besonders bei den Minnesängern aus der Steiermark/ Štajerska, wo damals fast überall noch slowenisch gesprochen wurde (→ Sprachgrenze). Quellen  : Ottokars österreichische Reimchronik. Hannover 1890 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalsat). Lit.: B. Grafenauer  : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev. Deutsche Zusammenfassung [Die Kärntner Herzogseinsetzung und der Staat der Karantanerslawen]. Ljubljana 1952  ; P. Zablatnik  : Slowenische Literatur in Kärnten von den ersten Anfängen bis zur Barockzeit. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das slowenische Wort in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart = Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985, 22–23, 34 (mit weiterführender Literatur)  ; U. Müller  : Die Ostkontakte eines der be-

Mir [Der Friede], Untertitel  : glasilo koroških Slovencev [Organ der Kärntner Slowenen]  ; Zusatz zum Titel  : vsakemu svoje  ! [jedem das Seine  !]  ; von 10. Jänner 1882 bis 30. Oktober 1920 [1(1882)1–39(1920)68] erschienen, zunächst zwei, ab 1892 dreimal monatlich und in neuem Format, nach der Abschaffung der Gebührenmarke 1900 wöchentlich  ; in  : Celovec, Druck  : Družba svetega Mohorja (→ Mohorjeva), zwischenzeitlich auch Dragotin Hribar (1907) bzw. Katoliška tiskarna (1911) in Ljubljana   ; ab 23. August 1919 kriegsbedingt in Maribor, Druck  : Tiskarna sv. Cirila  ; ab 12. Dezember 1919 Prevalje, Druck  : Družba svetega Mohorja. Herausgeber und Verleger  : Andrej → Einspieler  ; Redakteur  : Andrej Einspieler (1882–1888), Filip → Haderlap (1883–1896), danach formell der jeweilige Sekretär des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten], dessen Vereinsorgan der M. war, u. a.: Josip Stergar, Peter Košak, Ivan Koželj, Otmar Mihalek, Josip Gostinčar, Mihael Moškerc, Ivan Terselič, Jožef → Rozman, Janko → Kotnik, Anton Ekar und Franz → Smodej (1908–1919). Die eigentliche Leitung aber übernahm nach dem Ableben Einspielers 1888 sein Neffe Gregor → Einspieler, der für die Kontinuität des bisherigen politischen Kurses der Zeitung sorgte. In einer Zeit wachsender politischer Anspannung sah er sich jedoch mit schweren Angriffen seitens der Deutschnationalen konfrontiert und wurde zeitweise trotz seiner Stellung als Landtagsabgeordneter polizeilich überwacht. Mitarbeiter   : Oswald Elaunik, Jakob Kalan, Ciril → Kandut, Janko → Kotnik (Ps. Danimir), Fran → Kotnik, Alojzij → Kuhar, Janez → Maierhofer, Vinko → Mörendorfer, Valentin → Rožič, Janko ( Janez) → Sekol, Štefan → Singer, Jurij Matej → Trunk, Franc → Sušnik, Anton → Urbanc, Rado → Wutej,

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Mirnigg, Georg

u. a.  m. Variierende Rubriken  : Leitartikel, Neuigkeiten aus Kärnten/Koroška und den übrigen slowenisch besiedelten Ländern, aus anderen Zeitungen, der Politik, der Kirche, Wirtschaftliches, Vereinsnachrichten, Belehrendes, Unterhaltung, Leserbrief, Verschiedenes, Feuilleton, u. a. m. Der M. vertrat die slowenische nationalpolitische Elite in Kärnten/Koroška und war lange Zeit die einzige kulturpolitische Zeitung der hiesigen Slowenen. Er war lokal gefärbt und daher konservativ positioniert. Anfänglich kooperierte er zwar mit den deutschen konservativen Katholiken, distanzierte sich dann wegen der stetig anwachsenden deutschnationalen Ideologie. Schließlich begegnete der M. auch der slowenischen Geistlichkeit mit Skepsis, so dass er vorübergehend mit dem slowenischen Volksverlag → Mohorjeva brach und sich an die christlichsoziale slowenische Volkspartei (Slovenska ljudska stranka, SLS) von Janez Evangelist → Krek anlehnte. Nach der Einstellung von Einspielers Zeitung → Slovenec 1867 wurde die Wiederbelebung eines politischen Presseorgans mit hohen Abonnentenzahlen bestätigt. Bereits im Juni 1882 lag die Auflage bei 2.100 Exemplaren, im Folgejahr bei 2.500, 1884 bei 2.780, Tendenz steigend. Während des Ersten Weltkrieges erschien der M. zweimal pro Woche streng zensuriert. Ende März 1919 boykottierte die Post die Zustellung des M., der kurz darauf von der Landesregierung verboten wurde, schließlich galt er unter den Deutschnationalen als »Unfriede« bzw. »Unruhestifter« u. Ä. Während der jugoslawischen Verwaltung von Kärnten/Koroška ging der M. vorübergehend wieder in Druck. In den Sommermonaten vor der → Volksabstimmung 1920 fungierte er im Besonderen als projugoslawisches Propagandablatt, erschien daher mit einer Auflage von 5.000 Stück dreimal wöchentlich bzw. als Tagesblatt in der Woche vor der Abstimmung. Der M. spiegelte die Forderungen nach einem administrativ und ethnisch geeinten Slowenien innerhalb der Monarchie und nach Gleichberechtigung der slowenischen Sprache an Schulen und Ämtern wider (→ Zedinjena Slovenija) und zeugte von der Zuspitzung des Nationalitätenkonflikts, der in Kärnten/Koroška besonders spürbar wurde. Nach der Volksabstimmung berichtete der M. von Wahlbetrug sowohl bei der Abstimmung als auch bei der Auszählung der Stimmen sowie von häufigen Gewaltübergriffen auf Slowenen (→ Vertreibung 1920). Er rief diese dazu auf, ihre Heimat nicht zu verlassen. Es wurde beanstandet, dass die Entente-Mächte, welche für die plebiszitären Kommissionen verantwort-

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lich waren, auch Fremden ein Abstimmungsrecht zugestanden hatten, was gemäß dem Friedensabkommen nicht geschehen hätte dürfen (→ Vertrag von SaintGermain). So konnten z. B. in → Bleiburg/Pliberk die Österreicher die Oberhand gewinnen, obwohl sie den Slowenen zahlenmäßig unterlegen waren. Das Endergebnis der Auszählung bedingte wohl auch die baldige Auflösung des Vereinsorgans. Quellen  : NUK. Lit.: SBL  ; PSBL  ; ES  ; OVSBL. – R. Cefarin  : Beiträge zur Geschichte

des kärntnerischen Tagesschrifttums. In  : Car I 142 (1952) 540–609  ; J. Pleterski  : Politični profil koroškega časopisa »Mir«. In  : ZČ X–XI (1956– 1957) 183–216  ; A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848– 1900. Klagenfurt/Celovec 1979  ; J. Stergar  : Mir – glasilo koroških Slovencev. In  : Slovenska Kronika XX. stoletja. Ljubljana 1995–96, 94–95. Web  : www.mindoc.eu (Edition) (7. 8. 2014). Maja Francé

Mirnigg, Georg, 1624–1627 Bürgermeister der Stadt Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph. Mischkulnig, Miro (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Mischsprache, im Kärntner Kontext ideologisierter Begriff der → Windischentheorie der suggerierte, der Gebrauch von Fremd- und → Lehnwörtern im Slowenischen sowie die Interferenzen mit dem Deutschen hätte eine vom Slowenischen zu unterscheidende spezifische M. hervorgebracht, was linguistischem Grundwissen widerspricht (→ Sprachmischung, mittelalterliche  ; → Slowenisch in Kärnten/Koroška). Durch die deutschnationalen Ideologen der Windischentheorie wurde der Begriff in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht und gleichzeitig als politische Zielkategorie zur Schaffung der psycholinguistischen strukturellen Grundlagen für die → Assimilation der Slowenen definiert. Dementsprechend wurde ein gesellschaftliches Umfeld gefördert, das einerseits die Sprachkompetenz der Slowenen in der → Muttersprache materiell verringerte (utraquistisches → Schulwesen, Bekämpfung des Slowenischen als → Liturgiesprache, pädagogischlinguistische Einbahnstraßen der → zweisprachigen Schulbildung) und andererseits propagandistisch das subjektive Sprachkompetenzempfinden im Hinblick auf das Slowenische infrage stellte. Unter dem Einfluss der Phänomene der subjektiven und gesellschaftlichen

Mischsprache

„St. Thomaš“ in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu, Aktivist unbekannt, Foto Bojan-Ilija Schnabl 26.12.2010

→ Relevanz und Redundanz von Sprache aufgrund einer dominanten → Bildungssprache wurde die subjektive Verinnerlichung des Konzeptes einer M. als Vektor für die subjektive Begründung des → Sprachwechsels und der Assimilation. Eng damit in Verbindung steht das Konzept des → gemischtsprachigen Gebietes, das im historischen Kontext eigentlich das geschlossene slowenische Siedlungsgebiet in → Südkärnten/Južna Koroška bezeichnet und somit ahistorisch ist. Im Kontext des frühkindlichen → Spracherwerbs hatte die ideologisierte gesellschaftliche Festigung des Konzepts der M. langfristige Folgen vor allem für die Slowenen in Kärnten/Koroška als Volksgruppe. Das Bewusstsein einer slowenischen Sprachkultur verringerte sich paralell zur abnehmenden Sprachkompetenz der Elterngeneration und ihres damit einhergehenden sich wandelnden Selbstbildes. Und das spiegelte sich wiederum insbesondere auch in der dadurch geprägten Sprachvermittlung an die folgenden Generationen. Bei Sprechern der deutschen Sprache hat ein Verfall der Sprachkultur im gesellschaftlichen Kontext der Dominanz einer Sprache in weit geringerem Maße Auswirkungen auf deren sprachlich-identitäres Selbstbild, da diesen Sprechern zumindest ein Vergleichswert für ihre subjektiv empfundene Sprachkompetenz fehlt (→ Identität, territoriale). Beim Spracherwerb insbesondere von Kindern verhält es sich in der Tat so, dass, wenn Eltern bzw. die Bezugspersonen (Lehrer) in der appellativen Kommunikation mit Kindern verschiedene Sprachen durchgehend mischen, die Kinder ein entsprechendes Sprachgemisch sprechen, in der die Ausgangssprachen je nach subjektiver bzw. emotionaler sowie je nach gesellschaftlicher Relevanz unterschiedlich zum Ausdruck kommen. Das Kind vermischt verschiedene Sprachsysteme in inkohärenter Weise. Geschieht die Sprachmischung

in einem weiteren gesellschaftlichen Umfeld, etwa in der Schule, kann es zur Pidginisierung der Sprachen und der Entwicklung einer neuen Pidgin-Sprache kommen (Creolisch). In einem Umfeld allerdings, in dem eine Sprache gesellschaftlich, wirtschaftlich, medial, rechtlich und im subjektiven Geschichtsbild – um nur diese Aspekte zu nennen – absolut dominierend ist, ist der transgenerationelle Effekt der M. die Reduktion der »Minderheiten«-Sprache auf Atavismen auf dem Niveau von → Lehnwörtern und die Identität der dominierten Sprache geht verloren (→ Soziolekt). De Cillia spricht daher von der sog. »Halbsprachigkeit« oder »doppelten Halbsprachigkeit« bzw. »Semilingualismus«. Dabei handelt es sich um »eine steckengebliebene, unvollständige sprachliche Sozialisation bei Minderheitenangehörigen, eine Zweisprachigkeit, bei der sich aufgrund eines ungünstigen Verlaufs weder die eine noch die andere Sprache, daher auch die Spracherwerbsfähigkeit nicht voll entwickeln konnte, weil die schulische Sozialisation ausschließlich oder überwiegend in einer Fremd- oder Zweitsprache erfolgt und die Entwicklung in der Erstsprache mit dem Schuleintritt abbricht«. Im Kärntner Kontext ist dies einer der bedeutendsten strukturellen linguistischen Vektoren der → Germanisierung der Slowenen (→ Zweisprachigkeitsideologie, → Minderheit). Das Mischen von Sprachen innerhalb von semantischen oder assoziativen Einheiten durch eine Bezugsperson (Elternhaus, LehrerInnen in der Volksschule/ Gymnasium, KlassenkollegInnen) im Lernprozess ist grundsätzlich eine besondere Herausforderung beim Erlernen jedweder Sprache. Je kleiner das Kind (mit Sicherheit bis zu den ersten Volksschulklassen, aber auch später), desto weniger besitzt dieses die Abstraktionsfähigkeit, die verschiedenen Sprachsysteme beim Hören eines Sprachgemisches zu unterscheiden, da es ad personam lernt und die Sprache mit der Person assoziiert. Deshalb werden schließlich Sprachkurse im jeweiligen Mutterland der Sprache (Sprachferien, → Immersion) und die sog. Konversationskurse mit Muttersprachlern für Erwachsene abgehalten. Verwenden also erwachsene Bezugspersonen Fremdwörter, dann muss deren Gebrauch für das Kind klar als sprachlich fremdes Element identifizierbar sein (lautliche Anführungszeichen). Hingegen ist das Erlernen von mehreren Sprachen mit mehreren Bezugspersonen grundsätzlich unproblematisch und das Kind lernt so viele Sprachen, wie es Bezugspersonen hat. Von Bedeutung ist, dass jede Sprach-

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Missia, Jakob

Bezugsperson jeweils ihre eigene → Muttersprache spricht, da mit Sprache auch emotionale Ebenen verbunden sind, die eben der jeweiligen Muttersprache vorbehalten sind. In einer Kommunikationssituation, in der Sprecher mehrerer Sprachen zusammentreffen und ein Kind involviert ist, muss jede Person jeweils ihre Muttersprache mit dem Kind sprechen und nicht in ein situationsbezogenes Sprachgemisch verfallen bzw. es soll dem Kind nicht das Gefühl vermittelt werden, dass Kommunikation über eine andere Sprache geführt werden kann. Will man Pidginisierung vermeiden und dem Kind in einem mehrsprachigen Umfeld helfen, die verschiedenen Sprachsysteme zu unterscheiden, um nicht in eine M. zu verfallen, dann bedarf es einer entsprechend pädagogisch wertvollen Kommunikation. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die sprachlich unkorrekt ausgedrückte Aussage oder Frage des Kindes inhaltlich in einer sprachlich korrekten Weise wieder aufzunehmen und erst dann zu antworten oder den Dialog mit dem Kind weiterzuführen. Derart hat das Kind das

Gefühl, die Sprache (in der es Verbesserungsbedarf hat), durchaus zu verstehen, weil es seine Aussage mit der der Bezugsperson unmittelbar mit dem Gesagten in Verbindung bringen kann und gleichzeitig seinen Wortschatz und die Grammatik trainiert und in einem ersten Schritt passiv erweitert. Die nachfolgende Aussage der Bezugsperson setzt dann die Ausgangsaussage bzw. Frage in einen weiteren semantischen Kontext, was zur Festigung des Sprachwissens des Kindes beiträgt. Das Kind hat dann in der Regel genügend kontextuell und situationsbezogen gelernt, dass es richtig antworten kann. Das wiederum verstärkt sein subjektives Gefühl, die Sprache (in der es ursprünglich eine Schwäche hatte) auch tatsächlich zu können, was innere Blockaden lockert und auflöst und einen normalen, dem Alter entsprechenden Lernprozess ermöglicht (vgl. Schnabl 2010  : Poučna balada …). Historisch gesehen hat in Kärnten/Koroška die slowenische Kirchen- bzw. → Liturgiesprache mit ihren Litaneien und Wiederholungen mit denselben Lernmethoden einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung der Sprache beigetragen. Hingegen ist die methodisch richtige Ausrichtung des Schulunterrichts in Hinblick auf dieses Phänomen zu beachten bzw. ev. sind im Kärntner → Schulwesen dazu dringend entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Lit.: A. Issatschenko  : Windisch – keine Mischsprache, sondern slowe-

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nische Mundart  : Gotscheer Mundart ebenso deutsch, wie die elsässische. In  : Kärntner Tageszeitung (KTZ), Nr. 245 vom 25. 10. 1972, S. 3  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980  ; Comité européen pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.)  : Gemeinsam oder getrennt  ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten am Beispiel der Schulfrage. Bericht einer internationalen Beobachterkommission 1985, Basel 1985  ; E. Montarini  : Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen. Ein Ratgeber. Frankfurt/Main 2000  ; L. Ogorevc-Feinig (Hg.)  : Korak za korakom … In zwei Sprachen leben. Fachinformation zur zwei- und mehrsprachigen Erziehung im Vorschulalter/Strokovna informacija o dvo- večjezični vzgoji predšolskega otroka. Klagenfurt/Celovec, DS privatnih dvo- in večjezičnih vrtcev/AG privaten zwei- und mehrsprachigen Kindergärten 2001  ; C. Laurén  : Die Früherlernung mehrerer Sprachen, Theorie und Praxis. Bolzano/Bozen, Klagenfurt/ Celovec 2006  ; E. Montarini  : Mit zwei Sprachen groß werden. Mehrsprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule. München 2007  ; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem – Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; V. Wakounig  : Der heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; B.-I. Schnabl  : Poučna koroška balada o veseli večjezičnosti. In  : B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindrom posttravmatskega stresa, KK 2011. Celovec 2010, 127–130  ; M. PikoRustija [e. a.]  : Dvo- in večjezičnost v družini  : 12 spodbud za sožitje v družini/Zwei- und Mehrsprachigkeit in der Familie  : 12 Impulse für Sprachenvielfalt in der Familie. Celovec [e. a.] 2011  ; Š. Vavti  : Včasih ti zmanjka besed  ; Etnične identifikacije pri mladih Slovenkah in Slovencih na dvojezičnem avstrijskem Koroškem. Klagenfurt/Celovec 2012. Bojan-Ilija Schnabl

Missia, Jakob (1838–1902), Bischof von Ljubljana, → Drobtinice, → Gorizia/Gorica/Görz, → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Krek, Janez Evangelist. Mišic, Jakob/Jaka, vulgo Zilan (Tscherberg/Čergovice), Liedersammler, Kulturaktivist, → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Michael und Umgebung]. Mišič, Dr. Franc (Mischitz, * 2. November 1881 Dobrowa/Dobrava [Ferlach/Borovlje], † 1. Jänner 1969 Maribor), Lehrer und ethnopolitischer Aktivist Die Volksschule besuchte M. in → Ferlach/Borovlje, das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec absolvierte er mit Auszeichnung (1895–1903). Danach studierte er in Wien (1903–1906) und Graz, wo er 1908 promovierte. 1909 machte er die Lehramtsprüfungen für Griechisch und Latein im Hauptfach und 1910 noch die Prüfungen für Slowenisch sowie 1913 für Deutsch. Er selbst

Mitsch, Josef Anton

schrieb nieder, dass er als national- bzw. identitätsbewusster Kärntner Slowene (→ Identitätsbewusstsein) keine Anstellung in Kärnten/Koroška bekam. Als Supplent unterrichtete er 1908/09 an der Lehrerbildungsanstalt für Männer in → Maribor, danach am Gymnasium in Kranj sowie während des Ersten Weltkrieges in → Gorizia/Gorica/Görz, Ljubljana, → Trieste/Trst/ Triest und in → Celje. 1919/20 war er zur Zeit der jugoslawischen Verwaltung Direktor der Bürgerschule in Ferlach/Borovlje. In der Zeit vor der → Volksabstimmung war er Präsident des → Narodni svet [Nationalrat] in Ferlach/ Borovlje sowie Präsident des Narodni svet für den politischen Bezirk Ferlach/Borovlje. Als solcher trat er in allen größeren politischen Veranstaltungen auf. 1921 organisierte er die Teilnahme der Slowenen bei den Gemeinderatswahlen in der Umgebung von Ferlach/ Borovlje und wurde im selben Jahr in den Kärntner Landtag gewählt (→ Abgeordnete). Die Wahlkommission bestätigte allerdings sein Mandat nicht unter dem Vorwand, er sei Jugoslawischer Staatsbürger. Im selben Jahr erhielt er vom Bezirkshauptmann Rainer den Bescheid über seine → Vertreibung aus Österreich. 1922 bis 1932 unterrichtete er an der Realschule bzw. am Gymnasium in Maribor. Er war aktiv im → Klub koroških Slovencev Maribor [Klub der Kärntner Slowenen Maribor]. Bereits 1904 gründete er den Slovensko akademsko ferialno društvo »Korotan« [Slowenischer akademischer Ferialverein »Korotan«] mit Sitz in Klagenfurt/ Celovec, dessen Vorsitzender er auch war. In Ferlach/ Borovlje gründete er den Jagdverein »Artemis«, den Tamburizzaverein »Strel« (→ Tamburizzamusik), einen Zweigverein der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method- Verein]. Weiters gab er den Anstoß zur Gründung der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse] sowie 1908 für die Gründung des ersten Sokol-Vereins in Kärnten/Koroška. In der vorplebiszitären Zeit gründete er Sokol-Vereine in Weizelsdorf/Svetna vas und in Maria Rain/Žihpolje sowie den Ferlacher Zweigverein der → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband]. Er setzte die Initiative für die Übersiedlung der Ferlacher Waffenschmiede nach Kranj. M. schrieb für zahlreiche Zeitschriften, so z. B. für den → Mir [Friede], den → Koroški Slovenec [Der Kärntner Slowene], für Mariborski večernik Jutra, Nova doba, Narodni dnevnik, war wichtigster Mitarbeiter des → Korošec (→ Publizistik), schrieb für die Prager Zeitung Union über die Verhältnisse in Kärnten/

Koroška, war Korrespondent von Sava, Lovec, Slovenski narod, Dan sowie zahlreicher deutschsprachiger Zeitschriften. Er schrieb auch für die → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien] über das lokale Gewerbe sowie über Märchen und Erzählungen im Unteren → Rosental/Spodnji Rož und berichtete über die Verhältnisse Kärnten/Koroška. M. schrieb auch Reiseberichte. In → Jugoslawien beobachtete er die deutschen Kärntner Propagandaschriften. Werke  : Nekaj spominov na moje šolanje na Koroškem. In  : Svoboda 3 (1950), Nr. 6–7, 176–187. Lit.: SBL (Franjo Baš). – Večer, 25. 11. 1953, Nr. 278, S. 2  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : J. Liška [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana 1984, 21985, 184, 214.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Mitsch, Josef Anton (* 16. Jänner 1754 St.  Peter/ Šentpeter bei [heute in] Klagenfurt/Celovec, † 16. März 1848 in Gurnitz/Podkrnos), slowenischer katholischer Priester, Propst, Humanist, Philosoph, Aufklärer, Freimaurer, Mitglied der Freimaurerloge »Zur wohltätigen Marianne« in Klagenfurt/Celovec. St. Peter/Šentpeter war damals ein Dorf in der Nähe von Klagenfurt/Celovec mit slowenischer bäuerlicher Bevölkerung. M. hatte Verständnis für die Maßnahmen Josephs II. auch im kirchlichen Bereich. M. verband christliche Glaubenslehre und freimaurerische Ethik, beides waren Grundlagen für seine pastorale Tätigkeit, bei der er bemüht war, seine ihm anvertrauten Gläubigen, die zu jener Zeit in seinem Wirkungsgebiet Slowenen waren, im aufklärerischen Sinne auch für das praktische und geistige Leben zu bilden. Im Sinne der freimaurerischen Humanität und christlichen Caritas pflegte er tätige Nächstenliebe, dazu gehörte auch die Gründung einer Kleinkinder-Bewahranstalt in Klagenfurt/Celovec. Die Erlöse für seine Schriften widmete er dem Elisabethinenkloster in Klagenfurt/Celovec. Er blieb nach der Auflösung der Freimaurerloge »Zur wohltätigen Marianne« 1786 im Geheimen Freimaurer und bewahrte seine freimaurerischen Insignien bis zu seinem Tode auf. Quelle  : ADG. Werke  : Etwas über die unsterbliche Seele nach philosophischen Ansichten.

Klagenfurt 1817 (bei Anton Gelb)  ; Aphorismen moralisch philosophischen Inhalts. Klagenfurt 1840 (Kleinmayr) (Auszüge nachgedruckt in  : E. Nussbaumer  : Geistiges Kärnten. Literatur- und Geistesgeschichte des Landes. Klagenfurt 1956, 291–294.) Lit.: R. Cefarin  : Kärnten und die Freimaurerei. Wien 1932 (Saturn),

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Mitsche, Andrej

1986 Nachdruck  : Buchhandlung Magnet/Kärntner Antiquariat Völkermarkt  ; E. Nussbaumer  : Geistiges Kärnten. Literatur- und Geistesgeschichte des Landes. Klagenfurt 1956, 289–294  ; E. Moro, Ch. Tillinger  : Die Freimaurer in Klagenfurt. In  : Kollegium Lyzeum Gymnasium. Kollegium, Lyzeum, Gymnasium. Vom »CollegiumSapientiae et Pietatis« zum Bundesgymnasium Völkermarkter Ring, Klagenfurt. Die Geschichte des ältesten Gymnasiums Österreichs. Hrsg. im Auftrag des Bundesgymnasiums v. Wilhelm Baum. Klagenfurt 1991 (Schriftenreihe des Kärntner Landesarchivs Nr. 5). Katja Sturm-Schnabl

Mitsche, Andrej (St. Veit/Šentvid v Podjuni), Organist,

Kulturaktivist, → Chorwesen  ; → Danica, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)].

und -märchen (Vrbsko jezero pri Celovcu [Der Wörthersee bei Klagenfurt]  ; Podzemeljski škrat. Pravljica iz Žvabeka [Der Zwerg aus der Unterwelt. Ein Märchen aus → Schwabegg] u. a. m.), Parabeln, Rätsel und Rechenaufgaben umfasste, daneben national angehauchte Passagen aus Gedichten oder Kurzgeschichten gefeierter slowenischer Literaten ( Josip → Stitar, Simon → Gregorčič, Valentin → Vodnik, Janez → Trdina, Urban → Jarnik u. a.) sowie politische Zitate, etwa von Maxim Gorki und König Alexander I. Die Zeitschrift publizierte literarische Debuts seiner jungen lokalen Leser, teils Märchen oder Erlebnisberichte zum Thema Krieg oder Schule, nicht zuletzt auch Zusendungen volksliedhafter Reimlieder bzw. -sprüche (slow. popevka), die später in einer ausgewählten Liedersammlung Sijaj, sijaj, solnčece [Scheine, scheine, liebe Sonne] (1923) gesondert erschienen. In einem Leseraufruf (Nr. 6–7/1920) animierte Košir sein älteres Publikum dazu, ihm Erinnerungsmaterial an die Zeit der Pest in Kärnten/Koroška zuzuschicken, die er in weiterer Folge in der Zeitschrift selbst veröffentlichte. Der informative Teil der Zeitschrift betonte mehrfach die Bedeutung der Pflege der slowenischen Muttersprache und problematisierte in diesem Zusammenhang das unzeitgemäße bzw. mangelnde slowenische Lehr- und Lesematerial. M. J. berichtete über Neuigkeiten aus der Welt, über Kriegsgeschehen sowie Landes- und Staatspolitik, u. a. m wobei Kärnten/Koroška besonders beachtet wurde. Daneben kommentierte bzw. resümierte die Zeitschrift teilweise Aufsätze aus jugoslawischen, österreichischen u. a. Zeitungen, welche ein positives Bild Jugoslawiens vermittelten. So wurden etwa Berichte aus dem wirtschaftlich prosperierenden Tschechien über den wachsenden Wohlstand in Jugoslawien wiedergegeben und aus der Grazer Zeitung Arbeiterwille u. a. Kriegsstatistiken angeführt, die den immensen Schaden aufzeigten, den Serbien durch deutsche und österreichische Soldaten erlitten hatte.

Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien], Untertitel  : list za slovensko koroško mladino [Blatt für die slowenische Jugend in Kärnten]  ; erschienen von 1(1918)1– 3(1920)8, monatlich  ; in  : → Velikovec  ; Herausgeber und Druck  : Tiskarna M. Zmuegg  ; Herausgeber und Redaktion  : Okrajni šolski svet SHS v Velikovcu [Kreisschulrat SHS in Völkermarkt], ab 1920 der zuständige Kreisschulaufseher P. Koschier (Pavel → Košir  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Die Zeitschrift war politisch stark projugoslawisch und christlich gefärbt und richtete sich angesichts der bevorstehenden → Volksabstimmung in Kärnten/Koroška mit propagandistischen Botschaften an die slowenische Schülerschaft. Die Hefte Nr. 9/1919 und Nr. 6–7/1920 waren an die Eltern adressiert, Nr. 8/1919 und Nr. 8/1920 waren Ferienausgaben. Nr. 11/1919 erschien als Jubiläumsheft anlässlich der Vereinigung mit Jugoslawien. Die größten Abnehmer der M. J. waren slowenischsprachige Schulen. Im September 1919 gingen etwa in Edling/Kazaze und Umgebung jeweils 60 Exemplare an Schulen, 25 an private Haushalte, in → Keutschach/Hodiše 50 an Schulen sowie 24 an Privathaushalte (Nr. 9/1919). Mitarbeiter  : Pavel Košir, Tone → Gaspari, Stefan → Singer, Peter Bohinjec (Ps. Branibor), Janko → Kotnik, Drago Quellen/Web  : NUK, www.dlib.si. → Doberšek, Joso Rudl, Aleksander Toman, Ivan Werke  : A. Gaspari, P. Košir (Hg.)  : Sijaj, sijaj, solnčece. Ljubljana 1923. Magerl, Iv. Serajnik, Anton → Benetek u. a. m. Lit.: SBL  ; PSBL  ; ES  ; OVSBL. – L. Košir  : Pripoved stare fotografije. Das Blatt setzte sich aus kürzeren pädagogischen O Pavlu Koširju. In  : KF 35 (1985) 2, 47. Maja Francé und politischen Beiträgen sowie Literatur zusammen. Der Redakteur Košir interessierte sich für Volkslieder, ; von 1(1938– -erzählungen und -bräuche allgemein und im Beson- Mladi Korotan [Das junge Korotan]   deren für die heimische Folklore in Kärnten/Koroška, 39)1–3(1941)4 erschienen, zehn Ausgaben pro Jahr  ; was sich im belehrend unterhaltsamen Teil von M.  J. in  : v Celovcu = Klagenfurt. Besitzer, Herausgeber und widerspiegelte, der kärntnerische Volkserzählungen Verleger  : → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer

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Mladoslovenci

Die Publikation des M. K. fällt in eine Zeit, in der Kulturverband]  ; Druck  : Ljudska Tiskarna Ant. Machát, ab Nr. 6/1938–39  : Joh. Leon sen.; Redakteur  : Joško sich die → Kinderliteratur allmählich von moralischen, Hutter. M. K. war eine Kinderzeitschrift, die sich mit religiösen und pädagogischen Inhalten entfernte und belehrenden, unterhaltsamen und religiösen Inhalten zu ästhetischem und thematisch originellem, teils satispeziell an die junge slowenische Generation in Kärn- risch-humoristischem Schreiben überging (Milčinski, ten/Koroška wandte. Sie war die letzte Zeitschrift der Ribničič). Dabei entstand einerseits realistische Prosa, Kärntner Slowenen, die vor dem Zweiten Weltkrieg wobei unter dem Einfluss des sozialen Realismus auch herausgegeben wurde. Das erste Heft war bereits im soziale Themen umgesetzt wurden (Bevk), andererseits Herbst 1938 druckfertig, erschien aber erst 1939. Ein- fantastische Prosa. Obwohl zu den Autoren der Kinleitend wurde die Wichtigkeit und → Kontinuität der derzeitschrift auch solche gehörten, die den moderneslowenischen → Muttersprache betont, die zuerst in ren Ideen offen gegenüberstanden und diese allmählich → »karantanerslowenischer« Form in den → Freisinger umsetzten, hatte sich der M. K. noch nicht vom tradiDenkmälern fixiert wurde und eine über 1000-jährige tionellen Regelkanon losgelöst. Die Zeitschrift wurde Tradition in Kärnten/Koroška aufwies. eingestellt, als Hutter 1941 von der Gestapo arretiert Die Zeitschrift umfasste Gedichte, Volkslieder oder und 15 Monate später deportiert wurde (→ Deporta-erzählungen auch anderer slawischer Völker, Fabeln, tionen 1942). Parabeln, Kurzgeschichten, Bildergeschichten (Mihec in Jakec), Illustrationen, Rätsel u. a. Originäre Beiträge Quellen  : NUK. waren mit einem Stern gekennzeichnet, Texte, die aus Lit.: SBL  ; OVSBL. – I. Militarev  : Mladinska književnost pri Moanderen slowenischen Kinderzeitschriften (aus Naš rod, horjevi družbi v Celovcu. In  : Otrok in knjiga 39/40 (1995) 49–60  ; Zvonček u. a.) übernommen wurden, blieben unmarkiert. I. Saksida  : Mladinska književnost. In  : J. Pogačnik [e. a.]  : Slovenska književnost III. Ljubljana 2001, 403–468. Ein Teil war dialogisch aufgebaut, indem die Redaktion Maja Francé bzw. Hutter als Stric Joža [Onkel Joža] auf Leserbriefe und Zuschriften antwortete und an die jungen Mladoslovenci [ Jungslowenen], Vertreter der natioLeser appellierte, weiterhin selbst verfasste Rätsel, Genalliberalen politischen Bewegung in den 1860er- und schichten, Gedichte u. Ä. einzusenden, die in der Folge 1870er-Jahren, die sich 1872 in Opposition zur natiauch veröffentlicht und damit die slowenische Sprachonalkonservativen, klerikalen (altliberalen) politischen kultur in Kärnten/Koroška gefördert wurden. Bewegung stellten (den → staroslovenci [Altslowenen]). Mitarbeiter bzw. Ps.: Oton → Župančič (Smiljan Smiljanič), Ivan → Cankar (iz mojega življenja), Ihre Einstellungen zu Fragen der slowenischen IdenDragotin Kette, Engelbert Gangl, Alojzij Merhar tität innerhalb der österreichischen Gesellschaft wi(Ps. Silvin Sardenko), Anton Martin → Slomšek, chen in fundamentalen Punkten voneinander ab. Die Josip Ribičič, Maksim Gaspari, Kristo → Srienc, M. organisierten slowenische Kultur- und LeseverJosip → Šašel, Zdravko Vauti, Karel Širok, France eine (→ Slovanske čitalnica) wollten eine slowenische Metelko, Ina Slokan, Franc Kovač, Fran Ksa- → Amts- und Schulsprache sowie die Gleichstellung ver → Meško, France → Bevk, Fran → Levstik, der slowenischen Sprache in allen von Slowenen beJanez → Trdina, Fran Milčinski, Anton Medved, wohnten Kronländern erreichen und forderten eine poMaks → Sorgo, Miroslav Vilhar, Ivan → Albreht litische Vereinigung ethnischen slowenischen Gebiets (koroška pravljica), Josip → Stritar, Josip Križman, (→ Zedinjena Slovenija), allerdings nicht im Rahmen Peter Srebelj (od starih blačanov slišal in zapisal), Lu- der dualistischen Monarchie. Ihren Höhepunkt erdovik Černej, Gregorij Rajčev, Drago Supančič, reichten die M. mit der Mobilisierung der breiten sloVida Jerajeva, Lojze Zupanc, Čika Jova-Gradnik, wenischen Bevölkerung in sog. → Tabor-Bewegungen, Gustav Strniša, Ljudmila-Utva Prunk (Ps. Utva), den ersten gesamt-slowenischen MassenversammlunJ. Jalen, M. Bidovc, Jos. Samec, Z. Lesjak, Tilka, gen mit eigenem proslowenischen Manifest. Im GegenLjudmila, Mirt, Mokriški, I. Č., K. Š., A. T., J, N, u. a. m.; satz zu den → staroslovenci waren die M. der deutschen Illustratoren  : Simon Olip, Tone Kralj, Anton Bene- Vorherrschaft gegenüber weniger kompromissbereit. dik, u. a. Da viele der Mitarbeiter aus Kärnten/Koroška Sie formulierten den Nationalgedanken schärfer aus waren, war die Zeitschrift durch ein kärntnerisches Lo- und galten daher eher als radikal. Sie setzten sich aus der slowenischen Intelligenzschicht zusammen, aus kalkolorit gekennzeichnet.

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Mlinar, Franc

Studenten, Juristen, Lehrern, Beamten, Notaren u. Ä. Malli  : Die Sozialstruktur und das nationale Erwachen der Slowenen. In  : Ihre Protagonisten waren Fran → Levstik, Radoslav Österreichische Osthefte 20 (1978) 1, 284–291  ; Z. Čepič [e. a.]  : Zgodovina slovencev. Ljubljana 1979, 492–508  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki → Razlag, Valentin → Zarnik, Josip → Vošnjak pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : J. Liška [e. a.]. u. a. In Kärnten/Koroška war eine zentrale Persönlich- (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana  : 1984, keit der M. in den Jahren 1867–1873 der Völkermark- 21985, 180  ; J. Kos  : Evropski vplivi v literaturi mladoslovencev. In  : Priter Anwalt Dr. Valentin → Pavlič (gest. 1876) (Ster- merjalna književnost X (1987) 1, 29–41. Maja Francé gar). Das politische Organ der M. war die Zeitschrift und spätere Tageszeitung Slovenski narod (1868–1943). Darin wurde u. a. die Haltung der staroslovenci bei der Mlinar, Franc (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), Abstimmung der → Dezember-Verfassung im Wie- → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za ner Parlament 1867 kritisiert, die in den cisleitha- Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsnischen Kronländern bis zum Ende der Monarchie verein für St. Michael und Umgebung]. galt, in weiterer Folge ihre geringen Bemühungen zur Durchsetzung des Programms der staatsrechtlichen Mlinar, Micka (Rednerin, Kulturaktivistin), → Šmihel. Vereinigung der Slowenen. Verurteilt wurden die sog. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in nemškutarji (→ Deutschtümler), die deutsch-liberal okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für gesinnten Slowenen, gleichzeitig warnte man vor op- St. Michael und Umgebung]. portunistischem Verhalten sowie einer Überfremdung des slowenischen Volkes. Rückhalt erhielten die M. in Močilnik, Pavle (* 1893, Loibach/Libuče), Liederder Steiermark/Štajerska, dem Küstenland/Litorale/ sammler, → Liedersammlung, handschriftliche. Primorje und → Krain/Kranjska und konnten 1882 in Ljubljana sogar den Bürgermeister, Ivan → Hribar, Möderndorfer, Vinko (* 5. April 1894 Dellach/Dule stellen. Insgesamt aber unterlagen sie den staroslovenci, [Hermagor, Pressegger See/Šmohor, Preseško jezero], so auch in Kärnten/Koroška, wo die slowenische nati- † 10. September 1958 Celje), Lehrer, Politiker, Ethnoonale Bewegung entschieden konservativ ausgerichtet graph. M. besuchte die Volksschule in Mellweg/Melviče war, nicht zuletzt da eine intellektuelle Führungsschicht weitgehend fehlte und diese Funktion von der Geist- bei → Hermagor/Šmohor und danach 1910–1914 die lichkeit übernommen wurde, die zeitweise sogar mit Lehrerbildungsanstalt in Maribor. Er war Volksschulder deutsch-konservativen Seite kooperierte. Dies war lehrer in Videm bei Ptuj und in Žetale. Während des den slowenischen nationalen Anliegen in einem Gebiet Ersten Weltkrieges diente er beim südslawischen Remit mehrheitlich deutsch-liberaler Oberschicht von giment in → Gorizia/Gorica/Görz, in der Kärntner geringem Nutzen. 1876 legten beide politischen Strö- Truppe und im Prekmurje (Übermurgebiet). Nach dem mungen ihren Konflikt vorübergehend bei, um vor der Krieg war M. wieder Lehrer und in der vorplebiszitären Herausbildung der eigentlichen politischen Parteien im Zeit für die jugoslawische Sache engagiert. M. wurde Interesse der slowenischen Nation zusammenzuarbei- mit dem Marxismus bekannt und vertraut und blieb ten (sog. slogaštvo [Eintrachtspolitik]). Auch wenn die den sozialistischen Idealen zeit seines Lebens treu. M. M. der liberal-antiklerikalen Geisteshaltung auf öster- war im Führungskader der sozialistischen, seit 1922 (in reichischer Seite ablehnend gegenüberstanden, konn- Vukovar unbenannten) kommunistischen Partei in der ten sie auf slowenischem Gebiet dennoch als Vorboten → Mežiška dolina (Mießtal) und wurde 1927 zum Bedes Liberalismus gelten, schließlich trugen sie erheb- zirksabgeordneten gewählt. 1926 gab er die Broschüre lich zur politischen und geistigen Emanzipierung der Boji in napredek mežiških rudarjev [Kämpfe und Fortschritt der Bergwerksarbeiter im Mießtal] heraus. Da er Slowenen hinsichtlich der nationalen Frage bei. von den Schulbehörden verfolgt wurde, sie bezichtigten Lit.: ES. – I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega knjižnega ihn der kommunistischen Propaganda, verließ er 1927 jezika v letih 1848–1857. Ljubljana 1937 (Erstveröff. in  : RHDV den Staatsdienst. 1929 reaktiviert, wurde er als Schul1924 u. 1926)  ; I. Prijatelj  : Duševni profili slovenskih preporoditeljev. administrator in Sv. Jurij pod Kumom angestellt. Ljubljana 1935  ; I. Prijatelj  : Slovenska kulturnopolitična in slovstvena Bereits in der Mežiška dolina hatte M. begonnen zgodovina. II. Obdobje okroglega konzervatizma. 1860–1868. Ljubljana mündlich überliefertes Erzählgut zu sammeln, wel1956  ; I. Prijatelj  : Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina. ches er dem Lesepublikum zuliebe bearbeitete und in IV. Obdobje romantičnega realizma. 1868–1880. Ljubljana 1961  ; R.

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Modestus

an der Volksüberlieferung weitete M. über Kärnten/ Koroška hinaus auf das gesamte slowenische Gebiet aus (die Früchte seiner Sammeltätigkeit veröffentlichte er teilweise in der Mladika 1937). Für das Sammeln der Materialien baute er ein Netz von Informanten auf, sei es über Kontakte und Korrespondenzen mit Lehrern aus allen slowenischen Bezirken, sei es über Bekannte aus dem Militär, den Gefängnissen und dem Krankenhaus. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg begründete M. die volkskundliche Reihe Verovanja, uvere in običaji Slovencev [Glaube, Überzeugungen und Sitten der Slowenen] in fünf Büchern, von denen er zwei herausgab (Borba za pridobivanje vsakdanjega kruha [Der Kampf um das tägliche Brot] 1946   ; Prazniki [Feiertage], 1948), der geplante dritte Band über die Volksmedizin erschien posthum (1964).

Buchcover

Werke  : Narodne pripovedke iz Mežiške doline. Ljubljana 1924  ; Boji

mehreren Sammlungen (1924, 1934, 1937, 1946, 1957) herausgab. Sein Interesse für die Volksmedizin macht ihn zum Pionier auf diesem Gebiet. Das Material dazu sammelte er zusammen mit Pavel → Košir zuerst in Kärnten/Koroška. Sie publizierten es 1926 und 1927 im → Časopis za zgodovino in narodopisje [Zeitschrift für Geschichte und Volkskunde] (ČZN). Das Material aus Kärnten/Koroška wurde 1967 ins Deutsche übersetzt. Bereits 1964 war es in einem Werk über die Volksmedizin bei den Slowenen gesondert berücksichtigt worden. Auch die Überlieferung von → Bräuchen und Volksglauben, → Mythologie und Aberglauben schloss er in seinen Interessenkreis ein. Das gesammelte Material veröffentlichte er zunächst in der Zeitschrift Novi čas [Neue Zeit] (1928) und in ČZN (1934). In Sv. Jurij pod Kumom entstand auf der Grundlage mehrjähriger Feldforschung und unmittelbarer Beobachtung die Monografie Slovenska vas na Dolenjskem [Ein slowenisches Dorf in Unterkrain] (1938), die für die damalige Zeit und slowenische Volkskunde ein Novum war. Darin beschrieb er die Dorfbewohner und ihre Lebensverhältnisse mit Rücksicht auf die lokalen besonderen Umstände und ihren Kampf ums Überleben. Dabei benützte er teilweise bereits statistische demografische Daten. Sein Interesse am Volksgut bzw.

in napredek mežiških rudarjev. Mežica 1926  ; Ljudska medicina med koroškimi Slovenci (zus. m. P. Košir). In  : ČZN 21 (1926) 85–112  ; 22 (1927) 9–31  ; Narodno blago koroških Slovencev. Maribor 1934  ; Koroške narodne pripovedke. I. Celje 1937  ; Slovensko narodno blago. In  : Mladika 18/1–11 (1937), 1 30–31, 2 69–71, 3 111–113, 5 189–190, 7 268–270, 8 311–314, 9 350–351, 10 391–392, 11 428–431  ; Slovenska vas na Dolenjskem. Ljubljana 1938  ; Koroške narodne pripovedke. Celje 1946  ; Koroške uganke in popevke. Celje 1946  ; Borba za pridobivanje vsakdanjega kruha. Celje 1946  ; Verovanja, uvere in običaji Slovencev. 2. Prazniki. Celje 1948  ; Koroške pripovedke. Ljubljana 1957  ; Ljudska medicina pri Slovencih. Ljubljana 1964  ; Die Volksmedizin bei den Kärntner Slowenen (zus. m. P. Košir). Darmstadt 1967. Lit.: SBL  ; ES  ; SEL  ; OVSBL. – M. Matičetov  : Vinko Möderndorfer. In  : SE 12 (1959) 221–222  ; V. Möderndorfer  : Čevlji. Popolnoma izmišljena zgodba. In  : Srce in oko 46 (1993) 73–76  ; J. Dolenc  : Neumorni zbiralec ljudskih izročil. Ob 100-letnici rojstva Vinka Möderndorferja. In  : Traditiones 23 (1994) 391–394  ; M. Dolgan  : Möderndorfer, Vinko. In  : Slovenska književnost. Ljubljana 1996, 305. Ingrid Slavec Gradišnik  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Modestus, slow. Modest, erster Salzburger Weihbi-

schof (missus episcopus, chori episcopus) der karantanischen Slowenen in → Maria Saal/Gospa Sveta. Auf Bitte des → dux Carantanorum Cheitmar/Hotimir schickt → Virgil laut → Conversio um 757, statt selbst zu kommen, M. als Weihbischof mit der Erlaubnis, Kirchen einzuweihen und clerici zu ordinieren, nach → Karantanien ad docendam illam plebem. Als Unterstützung werden mitgeschickt die presbyteri Watto, Reginbertus, Cozharius, Latinus, der diaconus Ekihardus und andere clerici. Bei den → Carantani weihte M. die ecclesia sanctae Mariae in Maria Saal/ Gospa Sveta ein, eine in der civitas Teurnia/Liburnia (St. Peter im Holz [Šentpeter v lesu]), eine ad Undri-

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Modic, Alojzija

mas (Ingering bei → Seckau, Steiermark) und viele Erzbischofs Theotmar von Salzburg. Hannover 1997  ; F. Glaser  : Kelandere. M. blieb von 757 bis zu seinem Tod um 768 ten, Römer, Karantanen. Klagenfurt 1998  ; Conversio Bagoariorum et Carantanorum  : das Weißbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiin seiner Residenz Maria Saal/Gospa Sveta. Er ist in che Mission in Karantanien und Pannonien, herausgegeben, übersetzt, der dortigen Kirche in einem Grabmonument aus alten kommentiert und um die Epistola Theotmari wie um Gesammelte Römersteinen begraben. Virgil selbst wollte wegen Schriften zum Thema ergänzt von Herwig Wolfram [Hg. von Peter der häufigen → carmulae nicht nach Karantanien kom- Štih]. Ljubljana 2012. Otto Kronsteiner men. Es gab zwischen den slowenischen Christen und den heidnischen pagani gentiles (→ Edlinger/kosezi) ständige Streitigkeiten. Virgil († 784) schickt im Lauf Modic, Alojzija (Publizistin, Kulturaktivistin), → Frauvon M.s Bischofstum und unter den duces Cheitmar/ enliteratur  ; → Koroška zora, Glasilo Zveze ženskih druHotimir († 769) und deren Nachfolger Waltunc/ štev za Koroško [Kärntner Morgenröte. Zeitschrift des Vladyka († 788) noch 17 andere Priester und Dia- Verbandes der Frauenvereine für Kärnten]. kone nach Karantanien. Virunum (Maria Saal/Gospa Sveta), Teurnia/Libur- Modic, Janez (* 5. April 1846 Velike Lašče [Dolenjska], nia (St.  Peter im Holz [Šentpeter v lesu]) und Agun- Todesdatum bzw. -ort unbekannt), Imker, Herausgeber. M. lebte und wirkte als Beamter in Jesenice. Er war tum (bei Lienz, Osttirol) waren schon frühchristliche ladinische Bischofssitze. Vermutlich bestanden zur leidenschaftlicher Bienenzüchter und betrieb BienenZeit Virgils die alten Kirchen noch. Virgil nützt sie, handel. Nach der Auflösung des ehemaligen Imkervererneuert sie und setzt die bestehende Tradition fort eins Slovensko društvo za umno čebelarstvo [Slowenischer Verein für kluge Bienenzucht] (1873–1882) ging von (→ Iro-schottische Mission). Die meisten Mitarbeiter und Nachfolger (chorie- M. 1893 ein Impuls zur Neugründung des Čebelarsko piscopi regionis carantanae) von M. sind im Salzburger in sadjerejsko društvo za Kranjsko s sedežem na Jesenicah → Verbrüderungsbuch verewigt, M. selbst auffälliger- [Krainer Verein für Bienenzucht und Obstanbau mit weise nicht. Für die literaturüblich vermutete irische Sitz in Jesenice] aus. Er übernahm den OrganisationsAbstammung von M. gibt es keinen Hinweis. Modes- vorsitz des Vereins und wurde Herausgeber und Mitartus/Modest ist eindeutig ein ladinischer Name wie die beiter der Monatszeitschrift Slovenski čebelar sadjerejec seiner Mitarbeiter Latinus, Maioranus und Augustinus. [Der slowenische Bienenzüchter und Obstbauer] (OkMöglicherweise verbergen sich hinter manchen germa- tober 1883–Juli 1889), die der redaktionellen Leitung nischen/alemannischen Namen (→ Personennamen) von Franjo Jeglič (1856–1935), Lehrer aus Dovlje, und ebenfalls Ladiner. Die Salzburger »Karantaner-Mis- E. Kramar, Assistent für landwirtschaftliche Angelesion« hatte eindeutig ladinischen Charakter. Die christ- genheiten am Wiener Hof, unterstand. Im aufkläreriliche → Terminologie im → Karantanerslowenischen schen Sinne sollte das Blatt Bauern und Imker fördern, ist dominant ladinisch. Ladinisch (→ Altladinisch) war sie u. a. zu effizienterer Bewirtschaftung bzw. Tierzucht vor Bairisch (→ Altbairisch) die erste Kontaktsprache und zu steigenden Erträgen führen. Die slowenische mit den → Carantani. Wie gut diese ivavensischen/ Imkereitradition erfuhr durch M. ein Wiederaufleben salzburgischen Ladiner Slowenisch beherrschten, ist in der Gorenjska (Oberkrain). Bereits 1884 organinicht bekannt. Jedenfalls bezeugen die → Freisinger sierte sein Verein in Lesce eine Ausstellung anlässlich Denkmäler aus dem 8. Jh. (älteste Abschrift 10. Jh.) des 150. Geburtstagsjubiläums des bekannten sloweund die → Methodvita (Papstbrief ), dass Slowenisch, nischen Bienenzüchters Anton Janša und setzte ihm neben Latein unter Bischof M. in Maria Saal/Gospa eine Gedenktafel in seinem Geburtshaus in Breznica. Sveta Kirchensprache war (→ Liturgiesprache). Trotzdem zerfiel auch dieser Vereinszusammenschluss Ende der 1890er-Jahre. M. selbst zog 1889 nach KärnLit.: ES. – M. Kos  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana ten/Koroška, wo sich seine Spur allerdings verlor. Für 1936  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien die Kontinuität des slowenischen Imkerwesens sorgte 1975, ²1981 (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2)   ; in weiterer Folge der Verband Kmetijska družba [BauH. Wolfram  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Wien/Köln/ ernverein] in Ljubljana. Graz 1979, ²2012  ; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht. In  : Das Romanische in den Ostalpen. Hg. D. Messner. ÖAW Philosophisch-Historische Klasse. SB 442, Wien 1984  : 73–93  ; F. Lošek  : Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und der Brief des

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Quellen/Web  : www.czs.si (20. 1. 2013). Lit.: SBL. – I. Šubic  : Slovenski čebelar in sadjerejec  ; Glasila čebelarskega

Modest, apostol Gorotanov. In: A. M. Slomšek, Djanje, I 1853, S. 318

Mohorjeva

in sadjerejskega društva za Kranjsko. In  : LZ 3 (1883) 12, 812  ; L. Bokal  : Čebelarskemu terminološkemu slovarju na pot. In  : Slovenski čebelar 110 (2008) 10, 267–269  ; J. Mihelič  : 110-letnica izhajanja strokovne čebelarske revije Slovenski čebelar. In  : Slovenski čebelar 110 (2008) 10, 270–272. Maja Francé

Modric, Ivan (Kulturaktivist), → Gorjanci. Slovensko

izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Modrič, Janez, vulgo Toplicar (Wurdach/Vrdi), Lie-

dersammler, Kulturaktivist, → Chorwesen, → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Modrič, Jernej (Kulturaktivist), → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]  ; → Liedersammlung, handschriftliche. Mohar, Josef (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Mohar, Peter (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Mohorjanke, → Večernice. Mohorjeva, Družba svetega Mohorja, Mohorjeva družba,

Mohorjeva – Hermagoras

dt. Hermagoras-Verein, auch Bratovščina svetega Mohorja, Hermagoras-Bruderschaft, 1851 in Klagenfurt/ Celovec gegründeter slowenischer Volksverlag. Anton Martin → Slomšek versuchte die Idee eines slowenischen Volksverlags bereits 1835 und 1845 zu realisieren, doch ließen die politischen Verhältnisse die Gründung eines slowenischen Verlages erst nach dem → Revolutionsjahr 1848 zu. Am 19. April 1851 lud Slomšek, zu dieser Zeit bereits Bischof von → Lavant, Andreas → Einspieler und Franjo Zorčič zu einem Treffen nach → St. Andrä im Lavanttal (Šentandraž v Labotski dolini) ein, wo er den günstigen Zeitpunkt für die Gründung eines Vereins erläuterte, der »gute slowenische« Bücher unter den Slowenen verbreiten würde, und vertraute Einspieler diese Aufgabe an. Nach

→ Klagenfurt/Celovec zurückgekehrt, gewann Einspieler weitere Mitarbeiter für diese Idee, v. a. Anton → Janežič. Drei Monate später, am 27. Juli 1851, gaben Andreas Einspieler, Anton Janežič, Matija → Majar, Franjo Zorčič, Jožef → Rozman, Dragotin → Robida, Balant Lesjak und Gregor → Somer in der → Slovenska bčela die Gründung eines Vereins, der »gute Bücher für die Slowenen verlegen und unter ihnen verbreiten wird«, bekannt und luden zum Beitritt und zur aktiven Mithilfe ein. Gleichzeitig wurden die Vereinsstatuten an die Kärntner Landesregierung geschickt, die diese 1853 bestätigte. In der genannten Ankündigung formulierten die Gründungsväter die Programmvorgaben der M., die im Wesentlichen in drei Punkten zusammengefasst werden können  : 1. Der Verein soll dafür sorgen, dass »der christliche und fromme Geist« der Slowenen »behütet und gestärkt« werde. 2. Der Verein soll dafür sorgen, dass den Slowenen, die in Zukunft in der Schule auch das Lesen erlernen werden, »gute und nützliche Bücher in die Hände gegeben« werden können, und 3. der Verein soll den gebildeten Slowenen die Möglichkeit bieten, dass sie »ihre Bücher ohne eigenen Verlust unter das Volk bringen können«. Das gemeinsame Ziel der M. war es, eine höhere, christliche Bildungsstufe der slowenischsprachigen Bevölkerung zu erreichen. Die M. konnte sich im ersten Jahrzehnt nicht etablieren, weil v. a. religiöse Bücher verlegt wurden, hauptsächlich Priester Mitglieder waren und mit der Organisationsform als Verein die breiteren Massen auch wegen der herrschenden politischen Verhältnisse nicht erreicht werden konnten. 1859 schlug Andreas Einspieler eine Reorganisation des Vereins vor. Schon im folgenden Jahr lösten Einspieler und Janežič die ursprüngliche M. (Verein) auf und legten die Gründung einer katholischen Bruderschaft (HermagorasBruderschaft) nahe. Der Gurker Fürstbischof Valentin → Wiery verkündete daraufhin in seinem Hirtenbrief vom 5. Juli 1860 die Gründung der Hermagoras-Bruderschaft. Ziel dieser war es, »das fromme und gute Verhalten zu unterstützen und den katholischen Glauben unter der slowenischen Bevölkerung zu erhalten«. Zu diesem Zweck sollten »gute katholische Bücher« für die slowenischsprachige Bevölkerung in → Innerösterreich herausgegeben werden. Papst Pius IX. bestätigte kirchenrechtlich den Bestand der Bruderschaft und gewährte den Mitgliedern Ablässe. Die M. stand unter der Oberaufsicht des Gurker Fürstbischofs, der auch die Wahl der Ausschussmitglieder bestätigte. Der

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Mohorjeva

spätere Erfolg der M. beruhte zweifellos auf der Tatsache, dass im gesamten slowenischsprachigen Gebiet der Monarchie Priester als Vertrauensleute gewonnen werden konnten, die für die Mitgliederwerbung und Verteilung der Büchergabe zuständig waren. Zudem änderten Janežič und Einspieler das Buchprogramm, das der überwiegend agrarischen Bevölkerung angepasst wurde. Zu den erfolgreichsten Büchern avancierten der alljährliche Kalender des Hermagoras-Vereins (→ Koledar Mohorjeve družbe, KMD) und die Serie → Slovenske večernice [Slowenische Abendgeschichten], die bis heute in der alljährlichen Büchergabe erscheinen (→ Publizistik). Die Mitgliederzahl stieg mit einigen wenigen Ausnahmen von Jahr zu Jahr. Die Zahl der Bezieher der Büchergabe wurde zu Beginn der 1870er-Jahre und in den 1890er-Jahren verdoppelt und erreichte 1918 den Höchststand von 90.512 Mitgliedern. Umgerechnet auf die damalige slowenischsprachige Bevölkerung der Habsburgermonarchie bezog fast jeder zweite slowenische Haushalt die Büchergabe aus Klagenfurt/Celovec. Die einsetzende massenhafte Buchproduktion zog 1871 die Gründung einer eigenen Druckerei in Klagenfurt/Celovec nach sich, 1894 wurde das Stammhaus am Viktringer Ring/Vetrinjsko obmestje in Klagenfurt/Celovec eröffnet. Die Tätigkeit Sprache zu schreiben. Großen Wert legten die Redakdes Verlages beschränkte sich nicht nur auf die Bü- teure auf die Qualität der Sprache und Originalität chergabe, zunehmend erschienen in großen Auflagen der verfassten Beiträge. Die Buchproduktion der M. landwirtschaftliche und andere Ratgeber, Fach- und trug wesentlich zur Standardisierung der slowenischen Sachbücher, Heiligenlegenden, kommentierte Ge- Schriftsprache (→ Standardsprache) bei und bewirkte schichten aus der Hl. Schrift, populärwissenschaftliche ihre Etablierung über die Grenzen der Kronländer hinAbhandlungen, Wörter- und Grammatikbücher für weg. → Prežihov Voranc (Lovro Kuhar) schrieb der den Slowenischunterricht, Schul- und Lesebücher. Ei- M. später das Verdienst zu, den Slowenen das Lesen nen Querschnitt des Buchprogramms formulierte der beigebracht zu haben. Die mohorjevke [HermagorasVerlag 1871 selbst, als er berichtete, dass bisher 61 Bü- Bücher] trugen wesentlich zur Herausbildung eines cher erschienen sind, davon 11 Kalender, 12 Bücher re- slowenischen nationalen Bewusstseins im gesamten ligiösen, 9 geschichtlichen, 6 wirtschaftlichen, 5 natur- slowenischsprachigen Raum bei und waren vor allem kundlichen und 18 kurzweiligen, literarischen Inhalts. in Kärnten/Koroška identitätsstiftendes Merkmal der Um slowenische Schriftsteller zur Mitarbeit zu animie- slowenisch-konservativen Bewegung, die stark sozialren, schrieb die M. jährlich literarische Wettbewerbe emanzipatorisch geprägt war. Von 1869–1918 wurden aus. Zu den Hausautoren zählten bekannte sloweni- allein in der Büchergabe über 16 Millionen slowenische Schriftsteller wie Janez → Cigler, Fran → Er- sche Bücher versendet. Die Ausschussmitglieder des javec, Fran S. → Finžgar, Simon → Gregorčič, Vereins waren teilweise führende Politiker der sloweJosip → Jurčič, Franc Ks. → Meško, Ivan → Pre- nisch-konservativen politischen Bewegung in Kärnten/ gelj, hier publizierten z. B. auch Ivan → Cankar Koroška (Andreas und Lambert → Einspieler, Janko und Ivan → Tavčar. Das literarische Programm der → Brejc u. a.). Zu den bedeutendsten Redakteuren M. war für die breitere Bevölkerung maßgeschneidert des Verlages, die das Buchprogramm wesentlich beund sollte ein »Spiegelbild des heimatlichen Lebens« einflusst haben, zählen Anton Janežič, Lambert Eindarstellen. Die Schriftsteller wurden aufgefordert, in spieler, Jakob → Sket, Janez → Hutter und Vaeiner für das einfache Volk angemessenen, einfachen lentin → Podgorc. Als Obmänner der Bruderschaft

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Družina in dom, 1949 (Cover)

Mohorjeva Mohorjeva (Originalfassade), Klagenfurt/Celovec

fungierten durchwegs Priester  : Valentin → Müller (1860–1899), Lambert Einspieler (1900–1906) und Janez Vidovic (→ Widowitz, 1907–1919). Mit dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie im November 1918 und in der Folge der Gründung von Nationalstaaten zerfiel das slowenischsprachige Gebiet, in das die M. bisher ihre Bücher versendet hatte, auf vier Nationalstaaten  : das Königreich SHS, Österreich, Italien und Ungarn. Während der Grenzkämpfe 1918 und 1919 (→ Grenzfrage) behinderten die österreichischen Behörden die Tätigkeit der Hermagoras-Druckerei und deklarierten diese im Mai 1919 als Militärunternehmen. Mit dem Rückzug der SHS-Truppen aus Klagenfurt/Celovec Ende Juli 1919 wurde aus Angst vor deutschnationalen Repressionen auch die HermagorasDruckerei nach Prevalje verlegt. Die Rettung der Druckereimaschinen wurde von Marija → Einspieler, geb. Inzko, organisiert, Andrej → Sturm brachte die Geräte heimlich von Klagenfurt/Celovec über die Demarkationslinie bei Zinsdorf/Svinča vas und danach nach Prevalje (→ Abstimmungszone). Nach der Kärntner → Volksabstimmung 1920 blieb die Druckerei bis 1927 in Prevalje, übersiedelte danach nach → Celje und verselbstständigte sich als Celjska Mohorjeva družba [Hermagoras-Verein in Celje]. Trotzdem wurden von der M. in Klagenfurt/Celovec und der M. in Celje 1934 gemeinsame Statuten beschlossen, im Vorstand der M. in Celje waren bis zum sog. → »Anschluss« im Jahr 1938 Kärntner Priester vertreten. Im Jahr 1921 fiel die Mitgliederzahl auf 43.000. Die Kärntner Slowenen erhielten die Büchergabe aus Prevalje und dann aus Celje, von 1929 bis 1940 mit einem teilweise für die Kärntner Slowenen adaptierten Teil des Kalenders. Obwohl die M. in Klagenfurt/Celovec weiterhin bestand, war das Verlegen und Drucken von slowenischen Druck-

schriften in Kärnten/Koroška beinahe unmöglich. Die Mitgliederzahl in Kärnten/Koroška lag in der Zwischenkriegszeit zwischen 2.000 und 3.000. Weil das faschistische Regime in Italien die Auslieferung der Büchergabe aus Prevalje bzw. Celje an die in Italien lebenden Slowenen unterband, gründete der Erzbischof Sedej von → Gorizia/Gorica/Görz 1924 die Goriška Mohorjeva družba GMD [Görzer Hermagoras-Verein] als kirchliche Bruderschaft. Die ersten Bücher erschienen 1925, bereits 1927 zählte die GMD 18.000 Mitglieder. Am 22. Mai 1940 löste der NS-Reichsstatthalter von Kärnten/Koroška die M. in Klagenfurt/Celovec auf und verbot ihre Tätigkeit. Ihr Vermögen wurde vom NS-Regime konfisziert. 1946 konstituierte sich der Vereinsvorstand auf der Grundlage der Statuten von 1937 neuerlich. Zum Vorsitzenden wurde der Priester Valentin Podgorc gewählt, der die teilweise Restitution des vom NS-Regime konfiszierten Vermögens erreichte, Direktor wurde Janko → Hornböck. 1947 erschien die erste Büchergabe für das Jahr 1948, 1951 konnte die Druckerei ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Die vor dem Ersten Weltkrieg hauptsächlich auf die Veröffentlichung von Büchern beschränkte Tätigkeit, erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg eine umfangreiche Erweiterung im Bereich der Schüler- und Jugendbildung. Die M. führte seit 1953 Schülerheime, die zahlreichen Schülern den Besuch des Bundesgymnasiums für Slowenen in Klagenfurt/Celovec (1957) ermöglichten. Hinzu kamen die Gründung einer Buchhandlung 1951 und 1989 einer zweisprachigen deutsch-slowenischen privaten Volksschule. Die Verlagstätigkeit beschränkte sich in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich auf die Herausgabe der alljährlichen Büchergabe, die in Kärnten/Koroška und von slowenischen Emigranten in der ganzen Welt bezogen wurde. Zu Beginn der 1980er-Jahre stieg die Zahl der Titel stark an, das Spartenspektrum wurde durch → Kinder- und Jugendliteratur erweitert, erstmals wurden deutschsprachige Bücher verlegt. Nach der Verselbstständigung Sloweniens 1991 konnte der Verlag auch in Slowenien wieder Fuß fassen, da zuvor die Bücher der M. in Jugoslawien teilweise verboten waren. 1994 wurde in Ljubljana eine Außenstelle eingerichtet. Lit.: ES. – A. Einspieler  : Družba sv. Mohora. In  : KMD 1878, 135– 159 J. Moder  : Iz zdravih korenin močno drevo. Celje 1953  ; 130 let družbe sv. Mohorja v Celovcu. Celovec 1983  ; M. Smolik  : Oris zgo-

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Molec

dovine Mohorjeve družbe. Celje 1992  ; Družba sv. Mohorja. Celje [e. a.] 1996  ; K. Sturm-Schnabl  : Kulturno življenje v fari Št. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške okupacije. In  : KK 2009. Klagenfurt/ Celovec 2008, 139–156. Hanzi Filipič

Molec (slow. historisch/historisierend) für → Molz-

bichl (Molec).

Molzbichl, karolingerzeitliches Kloster bei Spittal an

der Drau (Špital ob Dravi). Archäologische Grabungen der Jahre 1985 ff. erbrachten den Nachweis eines schon länger am Ort vermuteten frühmittelalterlichen Klosters, gegründet anscheinend als Missionskloster für die in der Region lebenden → Slawen/Karantaner auf Initiative des bairischen Herzogs Tassilo III. und eines karantanischen Machthabers (möglicherweise → Domitian von Millstatt/ Domician Koroški) nach 772, und damit nur wenige Jahre nach dem noch knapp außerhalb des Slawengebietes gelegenen Kloster → Innichen (669) und etwa gleichzeitig mit oder noch vor dem an der oberösterreichischen Slawengrenze gelegenen Kremsmünster (777) (→ Carantani, → Frühmittelalterliche Kirchen, → Slovenia submersa). Damit gehört es in die zweite Phase der bairischen Slawenmission in → Karantanien nach dem auch durch heidnische Reaktion gegen die erste Missionierungswelle ausgelösten Slawenaufstand in den Jahren um 770 (→ Carmula), also in jene Zeit, in der Herzog Tassilo als Reaktion auf fränkischen Druck versuchte, seine Machtbasis im Osten und Südosten Baierns zu erweitern. Da Molzbichl in der → Conversio Bagoariorum et Carantanorum nicht erwähnt wird, spielte → Salzburg bei seiner Gründung wahrscheinlich keine Rolle. Zu denken wäre, falls überhaupt ein Bischof beteiligt war, eher an das in der Oberkärntner Slawenmission besonders aktive Bistum → Freising. In diesem Zusammenhang wurde Molzbichl auch als Entstehungsort der → Freisinger Denkmäler in Betracht gezogen. Auch das bayrische Kloster Pfaffmünster könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Das Kloster hatte eine repräsentativ ausgestattete Kirche und war das älteste Kloster nicht nur in Karantanien, sondern in einem weit darüber hinausgehenden slawischen Raum, bestand jedoch nicht lange. Spätestens im 10. Jh. wurde es aufgegeben. Die im Zuge der Grabungen gefundene Grabplatte des hl. Nonnosus, datiert 533, die sich ursprünglich in einer nahe gelegenen Kirche befunden haben muss und mit den Reli-

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quien in das Kloster transferiert wurde, belegt die fortlaufende Verehrung dieses Heiligen von der Spätantike über die slawische Landnahme bis in die Karolingerzeit, woraus sich wiederum ergibt, dass der Kulturbruch nach der Einwanderung der Slawen im späten 6. Jh. nicht so radikal war wie oft angenommen (→ Inkulturation, → Karolingisch, → Kontinuität). Lit.: K. Karpf  : Zur Geschichte der Pfarre Molzbichl. Diss. [masch.], Innsbruck 1988  ; F. Glaser  : Das Münster in Molzbichl, das älteste Kloster Kärntens. In  : Car I 179 (1989) 99–124  ; K. Karpf  : Das Kloster Molzbichl – ein Missionszentrum des 8. Jahrhunderts in Karantanien. In  : Car I 179 (1989) 125–140  ; K. Karpf  : Molzbichl. In  : U. Faust/W. Krassnig (Bearb.)  : Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, Bd. 2. St. Ottilien 2001, 863–873  ; K. Amon (Hg.)  : Der heilige Nonnosus von Molzbichl. Klagenfurt 2001  ; K. H. Frankl  : Nonnosus von Molzbichl – ein spätantiker Heiliger  ? In  : Car I 192 (2002) 173–184.

Markus Wenninger

Monte Lussari (dt. Luschari, slow. Sveti Višarji) → Kanaltal  ; Wallfahrt(en). Moosburg/Možberk (Blatograd), vgl. Sachlemmata  : → Karantanien  ; → Karnburg/Krnski Grad  ; → Karolingisch  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Inschrift, slowenische  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture Moosburger Hügelland/ Možberško gričevje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Tabula Peutingeriana  ; → Zedinjena Slovenija [Vereinigtes Slowenien]  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche  ; Personenlemmata  : → Jarnik, Urban  ; → Prešeren, Francè  ; → Serajnik, Lovro  ; → Slomšek, Anton Martin. Moosburger Hügelland/Možberško gričevje, vgl.

Sachlemmata  : → Ossiacher Tauern/Osojske Ture Moosburger Hügelland/Možberško gričevje, sowie → Bildstock  ; → Chronogramm  ; → Dezemberverfassung (1867)  ; → Dialektologie  ; → Gegendname  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Name und Identität  ; → Ortsrepertorium  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Rosentaler Dialekt/rožansko narečje  ; → Rož  ; → Sprachgrenze (1), → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Terminologie  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; Personenlemmata  : → Lessiak, Primus  ; → Limpel, Valentin  ; → Schwartzruckher, Johannes (→ Confessio carinthiaca).

Moskau

Lit.: Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, S. 43 (Slowenen in der Umgebung von Feldkirchen/Trg, http://www. sistory.si/SISTORY  :ID  :27172).

Moritsch, Anton, Reichsratsabgeordneter V. und VI.

Wahlperiode, → Abgeordnete.

Mörtl, V. (konservativer Kaplan), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Moser, Valentin (Musikschaffender, Kulturaktivist), → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Moskau, russ. Москва, Hauptstadt der Russischen Fö-

deration. Laut statistischen Angaben vom 1. Juli 2012 beträgt die Fläche Moskaus 2.511 km², die Zahl der Einwohner beträgt 11.503.501 (Zensus 2010), davon 86,33 % Russen, 1,34 % Ukrainer, 1,30 % Tataren, 0,93 % Armenier sowie Aserbaidschaner (0,50 %). Daneben leben in Moskau noch Weißrussen, Moldawier, Juden, Georgier, Tadschiken, Usbeken, Kasachen, Dagestaner, Tschetschenen und andere. Moskau verfügt über 3 internationale Flughäfen, 9 Bahnhöfe, drei Fluss-Schifffahrtshäfen, die die Stadt mit dem Nördlichen Eismeer und dem Atlantischen Ozean verbinden. In Moskau befinden sich über 200 höhere Lehranstalten, darunter über 50 staatliche Universitäten, die Russische Akademie der Wissenschaften (RAN) mit mehr als 180 wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen Zentren. Moskau beherbergt über 60 Theater (darunter das Bolschoi und das MaliTheater, das MCHAT und das Vachtangov-Theater) und 448 Museen (darunter das Staatliche Kulturhistorische Museum »Moskauer Kreml«, das Historische Museum, die Tretjakov-Galerie sowie das Museum für darstellende Kunst). 1147 wurde Moskau zum ersten Mal in einem Brief des Suzdaler Fürsten Jurij Dolgorukij an den Novgoroder Fürsten Swjatoslaw urkundlich erwähnt. 1156 ließ Dolgorukij die Stadt mit einem hölzernen Befestigungswall umgeben. Im Winter 1237/38 wurde sie von den Tataro-Mongolen niedergebrannt. In der zweiten Hälfte des 13. Jh.s wurde sie zum Zentrum des Moskauer Fürstentums erhoben, zu Beginn des 14. Jh.s zur Hauptstadt des Moskauer Großfürstentums, eines

der stärksten der nordöstlichen Rus, Zentrum des Verbandes russischer Länder. Moskau war der Organisator im Kampf gegen das tatarisch-mongolische Joch. Unter der Führung des Fürsten Dmitrij Donskoj errangen die Russen 1380 den Sieg über die Tataro-Mongolen auf dem Kulikovo Polje. Ende des 15. Jh.s wurde Moskau unter Großfürst Ivan III. Hauptstadt eines zentralisierten Staates. Es wurde berühmt für seine Produktion von Waffen, Textilien sowie Leder-, Töpferund Juwelierwaren. Ende des 15./16. Jh.s werden um die Stadt Wehranlagen gebaut, der Kreml, Kitaj-Gorod, die Mauern von Belgorod und der Zemljanoj. Im Jahre 1564 druckte Ivan Fjodorov das erste russische Buch, »Der Apostel«. 1610 wurde Moskau von polnisch-litauischen Truppen eingenommen, 1612 durch ein Volksaufgebot unter der Führung des Kaufmanns Kuzma Minin und des Fürsten Dmitrij Požarskij wieder befreit. 1687 wurde in Moskau die Slawischgriechisch-lateinische Akademie, die erste höhere Bildungseinrichtung in Russland, eröffnet. 1712 wurde St.  Petersburg Hauptstadt des Russischen Reiches, Moskau bewahrte jedoch den Status der ursprünglichen Thronstadt. Die Krönung aller russischen Zaren erfolgte weiterhin in der Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kremls. 1702 wurde in Moskau das erste öffentliche Theater eröffnet, 1703 die erste russische Zeitung Vedomosti herausgegeben, 1755 die erste russische Universität gegründet. In der zweiten Hälfte des 18. Jh.s wirkten hier berühmte Architekten wie V. I. Baženov und M. F. Kazakov oder der Italiener Quarenghi. Am 2. September 1812 wurde Moskau von Napoleons Truppen eingenommen. Daraufhin verließ fast die gesamte Bevölkerung im Gefolge der russischen Armee die Stadt. Am 4. September 1812 wurde die Stadt von Feuerbrünsten heimgesucht. Napoleon war gezwungen, am 6. Oktober 1812 zunächst Moskau und später Russland zu verlassen. In dem einen Monat ihres Aufenthaltes verloren die Franzosen 70.000 ihrer Soldaten. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s wird Moskau ein bedeutendes Industrie- und Kulturzentrum. 1851 wird die Eisenbahnstrecke Moskau–St. Petersburg eröffnet  ; gegen Ende des Jahrhunderts wird Moskau Hauptverkehrsknotenpunkt Russlands. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s werden die Moskauer Straßen zunächst mit einer Gaslampenbeleuchtung, danach mit Elektrobeleuchtung ausgestattet  ; ab 1899 fahren Straßenbahnen in der Stadt. 1902 wird ein modernes Wasserleitungssystem errichtet. Es entstehen weitere höhere Lehranstalten,

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Moškerc, Mihael

die Höhere Technische Lehranstalt sowie die PetrovAkademie. Moskau brachte eine Reihe von berühmten Kulturschaffenden hervor  : A. S. Puschkin, V. G. Belinskij, A. I. Herzen, die Mediziner N. I. Pirogov und N. V. Sklifosovskij, die Biologen I. M. Sečenov, K. A. Temirjazev, die Historiker Zabelin, V. O. Ključevskij – und viele andere mehr. 1867 fand in Moskau die große »Ethnographische Ausstellung« statt, auf der Matija → Majar-Ziljski einen slowenischen Gailtaler Hochzeitszug präsentierte, womit Kärnten/Koroška und seine Slowenen in der breiten russischen und slawischen Öffenlichkeit einen großen Bekanntheitsgrad erreichten (→ Gailtaler Tracht, → Brauch). Die Revolution der Jahre 1905 bis 1907 erreichte ihren Höhepunkt mit dem Dezemberaufstand in Moskau. Nach der Oktoberrevolution war Moskau eine der ersten Städte, die auf die Seite der Bolschewiken übergingen (3./16. Oktober 1917). Am 11. März 1918 übersiedelte die sowjetische Regierung aus Petrograd nach Moskau. Im Jahre 1922 wurde Moskau Hauptstadt der Sowjetunion. Im Jahre 1934 wurde die Sowjetische Akademie der Wissenschaften nach Moskau verlegt. Die Entwicklung der Stadt ging mit Riesentempo voran. 1940 produzierte die Industrie das 21-Fache des Volumens von 1913. In den Jahren 1941 bis 1945 wurde Moskau das Zentrum des Kampfes gegen den Faschismus. Hier befand sich das Hauptquartier des General-Oberkommandos. Ende September 1941 standen die Deutschen vor Moskau. Es begann die Verteidigung der Stadt. Am 5. und 6. Dezember schlug die Rote Armee die deutschen Truppen vernichtend und ging zum Gegenangriff über. Die Schlacht bei Moskau wurde zur ersten Niederlage der nationalsozialistischen Truppen und zerstörte den Mythos ihrer Unbesiegbarkeit. Mehr als 850.000 Moskauer kämpften an den Fronten des Vaterländischen Krieges, über 800 davon wurden mit dem Ehrentitel »Held der Sowjetunion« ausgezeichnet. Im Oktober 1991 fand in Moskau ein Umsturz statt, der zur Auflösung des Obersten Sowjets der UdSSR führte. Seit dem Sommer 1991 ist Moskau die Hauptstadt der Russischen Föderation. Lit.: E. Tarlé  : Der Brand von Moskau 1812. Berlin 1951  ; K. Bednarz (Hg.)  : Das alte Moskau 1880–1920. München 1983  ; L. Bezymenski  : Die Schlacht um Moskau 1941. Köln 1987  ; K. Sturm-Schnabl  : Metropoliten Moskva. In  : In-Flight Magaczin Adria Airways 6/3 (1993) 42–47.

Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

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Moškerc, Mihael (Publizist, Kulturaktivist), → Mir

[Der Friede].

Mrak, Marija (Widerstandskämpferin), → Knez, Alojz. Muden, Simon (Šimen, * 28. Dezember 1828 Glainach/Glinje [Ferlach/Borovlje], † 30. Jänner 1895 Eisenkappel/Železna Kapla), Priester, Bildungspolitiker.

Nach der Volksschule in → Ferlach/Borovlje besuchte M. das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec und studierte dann Theologie in → Gorizia/Gorica/Görz und in Klagenfurt/Celovec. M. war Kaplan in Ottmanach/ Otmanje (1852–1854), Suetschach/Sveče (1854–1855), Provisor in Ludmannsdorf/Bilčovs (1855), Kaplan in Malborghetto/Malborgeth/Naborjet (1856), Kaplan und Provisor in → Tainach/Tinje (1856–1861), Provisor in St.  Georgen am Weinberg/Št. Jurij ob Vinogradih (1861) und in Gorentschach/Gorenče, Kaplan in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu (1861–62), Pfarrer in → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk (1862–1872) und Pfarrer in → Eisenkappel/Železna Kapla (1872–1895). Hier setzte er sich engagiert für das slowenische Wort in der Schule ein. Nach Pleterski (1996) gehörte M. zu den aktivsten Agitatoren für ein Vereinigtes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija). Quelle  : ADG, Personalakt Muden. Lit.: A. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungs-

prozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, 165  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/ Elite in narodovanje, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 173. Josef Till

(ethnopolitischer Kulturaktivist), → Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen]. Müller,

Anton

Müller, Gabriel (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Müller, Ivan (Musikschaffender, Kulturaktivist), → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung]. Müller, Marija, vulgo Spahojneva Mojca (1887–1976),

→ Aleksandrinke [Alexandrinerinnen].

Muri, Franc

Müller, Theresia, verehelichte Wiegele (1883–1972),

Zschokkes Sammelband Die theologischen Studien → Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]. und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich (1894) schrieb er jeweils ein Kapitel über das Priesterseminar Müller, Valentin (* 10. Dezember 1816 Glainach/­ und die Theologische Lehranstalt in Klagenfurt/CeloGlinje [Ferlach/Borovlje], † 6. Juni 1899 Klagenfurt/ vec. Celovec), Dompropst, Direktor der Theologischen Lehranstalt, Regens des Priesterseminars, erster Ob- Quellen  : ADG, Personalakt Müller. Werke  : Das Diöcesanseminar und die Theologische Lehranstalt in Klamann der Hermagoras-Bruderschaft. genfurt, in  : H. Zschokke (Hg.)  : Die theologischen Studien und Nach der Volksschule in → Ferlach/Borovlje stieg er Anstalten der katholischen Kirche in Österreich, Wien [e. a.] 1894, in die 2. Klasse der Hauptschule in Klagenfurt/Celo- 725–743. vec ein. Von 1829 bis 1835 war M. am Gymnasium u. a. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Rozman  : Vodja družbe sv. Mohorja dr. Schüler des Rosentalers Matija → Ahacel, der am Valentin Müller, stolni prošt. In  : KDM 1900, 9–10  ; J. Till  : Kirche und Lyzeum Mathematik und an der Theologischen Lehr- Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. anstalt in Klagenfurt/Celovec Volkswirtschaft lehrte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221  ; K. H. Frankl [e. a.] (Hg.)  : Von 1835 bis 1841 studierte M. Philosophie und Theo- Das »Frintaneum« in Wien und seine Mitglieder aus den Kirchenprovinlogie. Nach der Ordination im Jahr 1840 betreute er die zen Wien, Salzburg und Görz (1816–1918). Klagenfurt/Celovec [e. a.] Kaplanei St. Georgen im Gailtal/Št. Jurij na Zilji und 2006, 97. Josef Till promovierte 1848 nach einem vierjährigen Studium am → Frintaneum in Wien zum Doktor der Theologie. Nach der Rückkehr aus Wien wurde M. Provisor Muri, Franc (Franz, * 2. Dezember 1846, Jezersko [hisin Augsdorf/Loga vas bei Velden/Vrba und kurze Zeit torisch Kärnten/Koroška, heute Gorenjska], † 31. Juli danach Kaplan am Klagenfurter Dom (1848–1852). 1926 ebd.), Großgrundbesitzer, Bürgermeister, LandAb 1849 lehrte er alttestamentliche Bibelwissenschaft tagsabgeordneter. M. vollendete die erste Klasse Gymnasium in Klaam → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec. Er überarbeitete den mittleren Katechismus in slowenischer genfurt/Celovec 1862 und widmete sich der wirtSprache. 1852 kam er nach Köttmannsdorf/Kotmara schaftlichen Entwicklung seines Ortes, wo er 36 Jahre vas. 1859, im Jahr der Verlegung des Lavanter Diöze- lang, von 1873–1909, das Amt des → Bürgermeisters sansitzes nach → Maribor und der Arrondierung der bekleidete. Mit Unterstützung des → Prager Arztes Diözesangrenzen, erfolgte die Ernennung zum Dom- Karel Chodounsky wurde Jezersko (Seeland) zum kapitular (1859–1899) (Diözese → Lavant). Von 1860 Luftkurort und zur Sommerfrische. M. errichtete das bis 1869 war M. Schulinspektor für höhere Schulen in Hotel Kazino, das insbesondere Tschechen und Kroaten Kärnten/Koroška und von 1869 bis 1896 Mitglied des nutzten, was auch als Ausdruck der in Kärnten/Koroška Landesschulrates. In Klagenfurt/Celovec war er Religi- stark präsenten panslawischen Idee verstanden wurde onsinspektor an mittleren Schulen und an Volksschu- (→ Panslawismus). Im Kärntner Landtag vertrat M. len. 1865 übernahm M. die Leitung des Knabensemi- als → Abgeordneter 18 Jahre lang, von 1884 bis 1902, nars und führte es bis zum Jahre 1884. Ab 1878 war M. die Landgemeinden des Völkermarkter Wahlkreises. Er auch noch die Direktion der Theologischen Lehranstalt war 1900–1901 Mitglied des Wirtschaftsausschusses und des Priesterseminars übertragen worden. Von 1860 sowie des Ausschusses zur Reform des Landtags- und bis zu seinem Tod war M. 39 Jahre lang der erste Ob- Gemeindewahlrechts. Er setzte sich für wirtschaftliche mann der → Mohorjeva/Hermagoras in Klagenfurt/ Belange seines Wahlkreises ein, für die Eisenbahn über Celovec, die vom Gurker Bischof Valentin → Wiery den Seebergsattel/Jezerski vrh (1884), für Verbesserundie Funktion einer Bruderschaft erhielt, was das Auf- gen der Straßenverbindung ebenda (1894, 1898) sowie blühen der Mohorjeva/Hermagoras ermöglichte. 1873 u. a. für eine Straßenverbindung von → Eisenkappel/ hätte M. nach der Resignation des Bischofs Vidmar Železna Kapla nach Trögern/Korte (1900). Sein besonvon Ljubljana und nach dem Willen Kaiser Franz Jo- deres Verdienst ist es, dass Jezersko nach 17 Jahren posephs dort Bischof werden sollen, er verzichtete aber litischen Engagements am 15. Oktober 1889 die erste auf eigenen Wunsch auf den Bischofsstuhl in → Krain/ slowenische Volksschule erhielt, die einzige von insgeKranjska. Ab 1884 war er Dompropst und übte die- samt vier Volksschulen, die bis zum Ende der Monarses Amt bis zu seinem Tod 1899 aus. Für Hermann chie bestehen bleiben sollte (→ Schulwesen).

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Muri, Ignac(ij)

M. setzte sich als Landtagsabgeordneter insbesondere für sprachpolitisch relevante Sachthemen ein, scheiterte jedoch durchgehend an den deutschnationalen Machtverhältnissen. So forderte er 1884 zusammen mit Andreas → Einspieler sowie mit den deutschsprachigen Abgeordnetenkollegen Hermann → Mertlitsch, Albert → Pucher, Gabriel Jessernigg und Leobegar Canaval slowenische Übersetzungen des → Landesgesetzblattes. Nicht von Erfolg gekrönt war aus demselben Grund sein Einsatz für slowenische Grundbucheintragungen 1888, gegen die sich allerdings auch der slowenische Abgeordnete Matthias → Abuja aus dem → Gailtal/Zilja aussprach (→ Assimilant, → Deutschtümler). Ebenso war sein Einsatz zusammen mit Andreas und Gregor → Einspieler sowie mit Franz → Grafenauer für eine slowenische Berufsschule für Schmiede in den Jahren 1889–1890, 1894, 1897 und 1899 nicht von Erfolg gekrönt. In den Jahren 1887 und 1888 lässt Ministerpräsident Eduard Taaffe durch seinen Sektionsrat Hörmann zweifach beim Kärntner Landespräsidenten Franz Schmidt-Zabierow intervenieren, um die Kandidatur von M. als Kandidaten der konservativen klerikalen Partei bei Nachwahlen zum Reichsrat zu bewegen bzw. zu unterstützen (die erste fand am 14. März 1887 statt, wurde von den Slowenen jedoch aus Protest boykottiert). Bezeichnend ist eine Argumentation, die als Konstante im gesellschaftlichen Diskurs bis ins 21. Jh. wirken sollte, da es im Schreiben von Hörmann vom 3. September 1888 an den Landespräsidenten heißt  : »Derselbe [Franz Muri] – dermal Landtagsabgeordneter – soll, wenn auch Slowene, ein sehr mäßiger, ruhig denkender Mann sein, dessen Wahl als eine gute bezeichnet werden müsse.« Die ethnische Zugehörigkeit zu den Slowenen wurde zunehmend zum Ausschließungsgrund per se aus der politischen Partizipation (→ Assimilationszwang). Dies bestätigte in seinem Antwortschreiben vom 21. September 1888 der Landtagspräsident, der die Erfolgsaussichten von M. von vorneherein gering einschätze, da M. der Unterstützung aus dem deutschsprachigen Wahlbezirk Feldkirch/Trg bedürfte und zudem  : »Durch die Wahlordnung ist der zum Bezirke Klagenfurt gehörige ganz slovenische Gerichtsbezirk Ferlach zu Villach geschlagen worden, eben um die natürliche slovenische Majorität in Völkemarkt-Klagenfurt zu alterieren.« (→ Germanisierung  ; → Germanisierung, statistische  ; → Wahlkreiseinteilung). Im gegenständlichen Fall erübrigte sich schließlich die Frage der Kandidatur von M., der nur

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zögerlich zustimmte, da der 1885 von Slowenen im Wahlkreis Klagenfurt-Völkermarkt/Celovec-Velikovec gewählte deutschsprachige Abgeordnete Felix Baron Pino-Friedenthal an seinem Mandat festhielt. Bei der Wahl 1891 unterlag er schließlich einem deutschsprachigen Kandidaten (→ Wahlordnungen). Quellen  : KLA, ÖNB, Stenographische Protokolle des kärntneri-

schen Landtages  ; Stenographische Protokolle der zweiten Session aus der zweiten Wahlperiode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt. Vom 19. August bis 8. Oktober 1868, Klagenfurt, Kleinmayr 1868 (?) (Protokoll der 21. Sitzung der II. Session am 30. 9. 1868 S. 379 f. [S. 393 f.], Protokoll der 26. Sitzung der II. Session am 6. 10. 1868, S. 499  f. [503  f.])  ; Stenographische Protokolle des kärntnerischen Landtages IV. Session der VI. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages vom 24. November 1887 bis 21. Dezember 1887 und vom 9. Jänner 1888 bis 19. Jänner 1888, Klagenfurt, Kleinmayr 1888, S. XLVI und 693 ff. Lit.: SBL (A. Pirjevec). – W. Müller (Hg.)  : Inhalts-Verzeichnis über die Beschlüsse des Kärntn. Landtages vom Jahre 1861 bis einschließlich 1898. Klagenfurt 1900  ; Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, S. 19 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; Slovenec 1926, št. 174, 3 (Nekrolog)  ; Koroški Slovenec 1926, Nr. 32, 3  ; Jutro 1931, št. 187, ponedeljska izdaja, 3 (Nekrolog Karel Chodounsky)  ; A. Skedl (Hg.)  : Der politische Nachlaß des Grafen Eduard Taaffe. Wien [e. a.] 1922, 323 ff., 340 ff.; J. Liška (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana 1984, 185 ff. Bojan-Ilija Schnabl

Muri, Ignac(ij) (Ps.: Natorog il Šanzop [rückwärts gelesen ergibt dies »Poznaš li Gorotan«/Kennst du den → Korotan  ?]), Korotanec, Zamejski Slovenec  ; *  11. August 1891 Zgornje Jezersko [ Jezersko, Koroška], † 20. November 1975 Klagenfurt/Celovec), Priester und Kulturaktivist. Nach der Volksschule in Zgornje Jezersko, das damals noch zum Kronland Kärnten/Koroška zählte, sowie in Kranj, besuchte er 1902–1910 das Gymnasium in Kranj und maturierte mit Auszeichnung. 1911–1915 besuchte er das Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, wo er einige Zeit Redakteur der Zeitschrift → Bratoljub war. Am 15. Juli 1914 erhielt er kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Priesterweihe. Von Juni 1915 bis Juni 1916 war er in verschiedenen Pfarren Kaplan  : in Guštanj (heute → Ravne na Koroškem), in Jezersko und in → Bleiburg/Pliberk. Danach war er Administrator in Latschach/Loče (bis zum 31. Juli 1918) und Kaplan in → Ferlach/Borovlje. In der Zeit vor und nach der → Volksabstimmung war er Pfarrprovisor in Ludmannsdorf/Bilčovs (1. November 1918–31. Mai 1921). Danach war er Pfarrprovisor in Gorentschach/Gorenče bei Ruden/Ruda und vom 17. Juli 1923 ebendort Pfarrer bis nach dem Ende des Zwei-

Murko, Matija

Matija Murko, 1936

ten Weltkrieges. Vom 20. Dezember 1945 bis zu seiner Pensionierung 1974 war er Pfarrer in Diex/Djekše, von wo aus er zeitweise weitere Pfarren auf der → Saualpe/ Svinja mitbetreute. M. war Mitglied der slowenischen Priestervereinigung → Sodaliteta (Sodalitas) und teilte fast sein gesamtes Einkommen mit den sozial Schwachen. Insbesondere unterstützte er Schüler und Studenten finanziell wie auch geistig, er motivierte sie, bereitete mit ihnen Prüfungen vor und gab ihnen Nachhilfeunterricht. Er kümmerte sich um die Verbreitung slowenischer katholischer Periodika und Bücher (→ Publizistik, → Mohorjeva). M. wirkte bei slowenischen → Kulturvereinen mit (so z. B. bei Theatervorstellungen in Gorentschach/ Gorenče und in Ruden/Ruda) (→ Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine). Er veröffentlichte Beiträge über die Kärntner Slowenen, über ihre Sprache und Kultur in Kärntner- und in zentralslowenischen Blättern. Er war Autor und Ko-Autor von Reiseberichten über → Südkärnten/Južna Koroška und seine einzelnen Orte. 1976 wurde er zum geistlichen Rat der Diözese → Gurk/Krška škofija ernannt. Werke  : R. Andrejka, I. Muri  : Jezersko. Ljubljana 1921, 47 S.; Na-

torog il Šanzop  : Na Koroško  ! [vodnik]. Maribor 1926, 192 S.; Korotanec  : Naša Koroška. In  : Slovenci v desetletju 1918–1928  : zbornik razprav iz kulturne, gospodarske in politične zgodovine. Ljubljana 1928, 1–62  ; Korotanec  : Naša ljubezen do naroda. In  : Nova pot, glasilo Cirilmetodijskega društva katoliških duhovnikov SRS. 6 (Ljubljana 1954) 7–8, 228–231  ; (Korotanec)  : Dolžnost naroda do samega sebe. In  : Nova pot, glasilo Cirilmetodijskega društva katoliških duhovnikov SRS 6 (Ljubljana 1954) 10–12, 406–408  ; Zamejski Slovenec  : Moritz Zmuegg [über die Eindeutschung slowenischer Familiennamen in Kärnten/Koroška]. In  : JiS 5 (1959/60) 1, 28  ; Zamejski Slovenec  : »Gvaj, gvaj, Maža  !« [über den Jauntaler Dialekt]. In  : JiS 5 (1959/60, februar 1960) 5, 152–153. Lit.: J. M. [ J. Mahnič]  : Ali poznamo dovolj svojo zemljo  ?. In  : JiS 2 (1956/57) 8, 383–384  ; M. Zwitter, J. Stergar  : Hodil po zemlji sem naši  … In  : Mladinec, glasilo dijakov II. gimnazije v Ljubljani. Ljubljana 1966–1967, Nr. 1, 10–13  ; Pogreb u. župnika Ignacija Murija. In  : Nedelja (Celovec) 7. 12. 1975  ; [o. N.]  : Štefan Marktl  : narodnjak, poštenjak. In  : Naš tednik (Celovec) 21. 8. 1980  ; J. Messner  : Gorše storije. Celovec 1988, 151–154, 182  ; J. Zerzer  : Dobri pastirji  : Naši rajni duhovniki – 1968–2005. Celovec [e. a.] 2006, 236–238  ; M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju  : ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 164, 404, 420, 431, 438, 446  ; J. Mahnič  : Sence in lučí z moje potí. Ljubljana 2009, 122–123. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Murko, Matija (* 10. Februar 1861 Drstelja [Destrnik, Štajerska], † 11. Februar 1952 Prag), Philologe, Literatur- und Kulturhistoriker, Ethnologe.

In den Jahren 1880–1886 studierte M. an der Universität Wien Germanistik und Slawistik (bei Franz → Miklosich), wurde 1886 in Germanistik promoviert. 1887–1889 studierte M. als Stipendiat in Russland, nach seiner Rückkehr unterrichtete er u. a. an der Konsularakademie (der sog. Orientalischen Akademie) in Wien die russische Sprache. Er habilitierte sich 1897 in slawischer Philologie in Wien, wurde 1902 ordentlicher Professor in Graz, 1917 Nachfolger A. Leskiens in Leipzig. Er erhielt 1920 Berufungen von den Universitäten Zagreb und → Prag und entschied sich für Prag, wo er bis zu seiner Pensionierung 1931 lehrte. Er organisierte dort das »slavische Seminar« neu, begründete zusammen mit J. Hujer die Zeitschrift Slavia und wurde 1928 Mitglied des Slovanský ústav [Vorläufer der tschechischen Akademie der Wissenschaften, heute Slovanský ústav Akademie věd České republiky] in Prag, dessen Vorsitzender er von 1932–1941 war. Er gründete und redigierte neben der Slavia (Prag) wissenschaftliche Zeitschriften (Wörter und Sachen, Heidelberg) und Buchreihen (Slavica, Heidelberg). 1929 hatte M. den ersten internationalen Kongress slawischer Philologen in Prag organisiert. Als Miklosich-Schüler und dessen Mitarbeiter (u. a. beim Etymologischen Wörterbuch der slavischen Sprachen, Wien 1886) finden sich unter seinen frühen Arbeiten auch solche, die auf positivistischen Grundsätzen aufgebaut und sprachwissenschaftlich ausgerichtet waren, es folgten Abhandlungen über ältere russische sowie andere slawische Literaturen  ; im Sinne einer ganzheitlichen Slawistik wandte er sich der vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte zu. Mit seiner Habilitationsschrift über Deutsche Einflüsse auf die Anfänge der slavischen Romantik (1897) ist er der erste slowenische Autor, der eine Monografie aus vergleichender → Literaturgeschichte verfasste  ; darin wird die Formierung der neuzeitlichen Literatur bei den österreichischen Slawen (Tschechen) mit der Konstituierung moderner Staatenbildung und der nationalen Identität gesehen. Die ältere, insbesondere die mittelalterliche Literatur stellte M. als Ausdruck des gemeinsamen kulturellen und sozialen Lebens der slawischen Völker dar (M.s komparative Methode vertiefte sich in der synthetisierenden Monografie Geschichte der älteren südslawischen Literaturen, 1908. Darin hat M. noch vor P. van Tieghem mit der theoretischen Einschränkung und literarhistorischen Beweisführung für größere literarische Einheiten, vor allem der südslawischen Literaturen, begonnen). In den 1920er-Jahren hatte er auf ähnliche Weise die Bedeu-

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Murko, Matija

tung der Reformation und der → Gegenreformation Diffusionismus) gleich. Die Ethnologie definiert M. bei den Südslawen beurteilt. Sein ständiges Suchen als Wissenschaft vom Leben des Volkes, dazu sollten nach dem geistigen Standort – sein für ihn typisches Forschungen zur materiellen, gesellschaftlichen und wissenschaftliches Credo – reflektiert seine Arbeit Die geistigen Kultur eingesetzt und institutionalisiert (wisBedeutung der Reformation und Gegenreformation für das senschaftliche Gesellschaft, Museum) sowie die Samgeistige Leben der Südslaven (1925–1927). M. stellte die meltätigkeit gefördert werden. Die Kultur eines Volkes slowenische Literatur in einen breiteren, auch kultur- war für M. nicht etwas Einzelnes, Altes, Ursprüngliches, historischen Kontext, so auch die einzelnen sloweni- sondern ein kulturhistorischer Prozess mit nationalen schen Autoren und ihre Probleme. Am meisten Platz Eigenheiten und einer modernen Kultur (Zivilisation). als Einzelpersönlichkeit räumte er → Prešeren ein. Die Kenntnis der Volkskultur war für ihn ein wichtiger M.s Einfluss auf die Umgestaltung der slowenischen Teil der Kenntnis einer Nation und ihres nationalen Literaturgeschichte zu einer Wissenschaft war enorm. Selbstbewusstseins. Dass er interkulturell ausgerichtet Über biografische Porträts befasste sich M. mit der war, zeigt sich auch an seiner Behandlung der BautradiErforschung der Entwicklung der Slawistik, schrieb tion (1905, 1906), in der er das slowenische Gebiet als über ihre bedeutenden Vertreter ( Jan Kollár, Jernej einen Schnittpunkt der Kulturen der mittelländischen, → Kopitar, Vuk Karadžić, Vatroslav Jagić, Vatros- germanischen und balkanischen Kultursphären (→ Inlav → Oblak, seine Miklosich-Biografie Miklosich’s kulturation, → Volksarchitektur) auffasste. M. verband Jugend- und Lehrjahre 1898 ist in ihrer Art bis heute das Studium der »nationalen Eigenheiten« mit sprachnicht übertroffen worden). und literaturwissenschaftlichen Aspekten  : ersterer unSchon früh befasste er sich mit Volkskunde (→ Eth- terstützte das Studium der materiellen Kultur (vgl. die nologie) und erstellte ein Programm für ihre systema- Abhandlungen in Wörter und Sachen 1910, 1913, 1929), tische Entwicklung in den slowenischen Ländern. Zu letzterer das Studium der Volksdichtung (1929, 1931, Beginn des 20. Jh.s führte er methodisch die Verbindung 1951). Die Bewusstwerdung der Volkskunde als autophilologischer Aspekte mit der materiellen Volkskultur nome Disziplin setzte sich aus der Thematik und der ein. Nach dem Tod Karel → Štrekeljs leitete er den Forschungsmethode zusammen  : M. erkannte, dass man slowenischen Teil der großen Sammelaktion für Das die Volkskultur nur über das lebendige Leben kennenVolkslied in Österreich. Als Ethnograf verfeinerte M. die lernen kann, und hat mit seiner eigenen vorbildlichen Methodik der wissenschaftlichen Arbeit, vor allem durch Feldforschung diese programmatisch eingeführt. Dadas Studium der geistigen und materiellen Kultur vor Ort mit war die philologische Behandlung der Texte einer (→ Brauch, → Volkskunst, → Volkslied). Zwischen 1909 Kultur nicht mehr exklusiv, es blieb aber die positivisund 1932 übernahm M. mehrere Reisen in die südslawi- tisch-komparative und kulturhistorische Methodologie. schen Länder, um vor Ort die serbische und kroatische Am Ende des Ersten Weltkrieges beteiligte er sich an Volksepik zu erforschen. Seine Niederschriften, Fotos der kulturpolitischen Problematik der jugoslawischen und Tonaufnahmen dokumentieren die Entstehung und Frage. Da er aber zum Neoillyrismus neigte, entfernte den Einfluss der Volkslieder in ihrem Lebensumfeld. Er er sich von der mehrheitlichen Einstellung der sloweveröffentlichte laufend einzelne Ergebnisse, die er jedoch nischen Öffentlichkeit. In späteren Jahren nahm M. am erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer erschöpfen- slowenischen kulturellen Leben nicht mehr direkt teil, den Monografie zusammenfasste. M. wurde neben Vuk wesentlich tiefere und dauerhafte Spuren hinterließ er Karadžić zum bedeutendsten Sammler und Kenner bei den Tschechen (er hatte aber seine Kinder in ihder serbischen und kroatischen Volksepik. rer slowenischen → Identität bestärkt, so dass alle drei Er prägte entscheidend die Entwicklung der slo- nach 1920 nach → Jugoslawien »heimkehrten«). M. ist wenischen Ethnologie. Im Letopis Matice Slovenske ein vorbildlicher Beweis dafür, dass man das Fach un[ Jahrbuch der Slowenischen Gesellschaft für Wis- abhängig vom Ort der Tätigkeit entwickeln, trotzdem senschaft und Kultur] für das Jahr 1896 erschien sein aber auch in der Heimat als Wissenschafter europäiBericht über die volkskundliche Ausstellung in Prag schen Ranges anerkannt und geschätzt werden kann. Im 1895  ; der Abschnitt Nauki za Slovence [Lehren für die Verlag der → Slovenska matica in Ljubljana erschien mit Slowenen] kommt einem ethnologischen Programm Spomini [Erinnerungen] (1951) die Übersetzung seiner auf Grundlage von Philologie (Studium des Volks- in tschechischer Sprache erschienen Paměti [Erinnegeistes) und ethnologischer Theorie (Evolutionismus, rungen] (1949). M. organisierte im Jahr 1883 die große

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Muršec, Jožef

akademische Feier zu Miklosichs 70. Geburtstag in Wien und hielt die Laudatio (zur Feier in Ljutomer vgl. G. → Krek). An dieser Feier in den Gartenbausälen nahmen über eintausend Personen aus allen Gesellschaftsschichten teil  ; durch die aktive Teilnahme aller in der Reichshauptstadt Wien und auch in den Landeshauptstädten ansässigen akademischen Vereine (es absentierte sich lediglich der kroatische Verein »Zvonimir«) wurde die Feier zu einer Manifestation der slawischen Intelligenzia der Habsburgermonarchie. Ein akribischer Bericht, der den Geist des Organisators und der Akteure des Festprogrammes spiegelt, wurde anonym publiziert und stammt wahrscheinlich von M. selbst (wiedergegeben in K. Sturm-Schnabl  : Franz Miklosich’s Briefwechsel mit den Südslaven. Maribor 1991, Br. 451). M. war Mitglied vieler europäischer Akademien und wissenschaftlicher Vereinigungen sowie Ehrendoktor der Universitäten in Prag (1908) und Ljubljana (1951).

Letopis SAZU 5 (1952–53) 168–177  ; M. Matičetov  : Etnografsko delo Matije Murka (ob 90-letnici). In  : SE 3–4 (1951) 406–411  ; I. Grafenauer  : Matiji Murku (1861–1952) v spomin. In  : SE 5 (1952) 197– 207  ; A. Slodnjak  : Matija Murko (1861–1952). In  : SR 5–7 (1954) 41– 72  ; V. Novak  : Matija Murko. In  : Raziskovalci slovenskega življenja. Ljubljana 1986, 244–252  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z južnimi Slovani. Maribor 1991, Br. 451, 565, 570, 572, 577, 578  ; R. Muršič, M. Ramšak (Hg.)  : Razvoj slovenske etnologije od Štreklja in Murka do sodobnih etnoloških prizadevanj. Ljubljana 1995  ; Evropsko leto jezikov. Sodobna slovenska književnost. Matija Murko. Zbornik Slavističnega društva Slovenije. 12. Ljubljana 2002, 73–192  ; Murkova epocha slovanské filologie. In  : Slavia 72/1 (2003) [Themeband, Hg. M. Zelenka  ; mit Bibliografie]  ; M. Stanonik  : Matija Murko in Slovenci. In  : Matija Murko v myšlenkovém kontextu evropské slavistiky. Sbornik studii (Hg. I. Pospíšil, M. Zelenka). Brno 2005, 27–45  ; I. Slavec Gradišnik  : Bogastvo filologije. Murkov pomen za etnologijo v Sloveniji. In  : ebd., 100–122  ; D. Dolinar: Matija Murko. In  : D. Dolinar  : Med književnostjo, narodom in zgodovino. Celje, Ljubljana 2007, 213–228.

Werke  : Miklošič in Hrvati  : poslanica hrvatskem akademičkemu društvu »Zvonimir« v Beču. 1883  ; Die Geschichte von den sieben Weisen bei den Slawen. Sitzungsberichte der österr. Akademie, phil.-hist. Klasse, 122. Wien 1890  ; Enklitike v slovenščini. I. Oblikoslovje. Letopis Matica Slovenske 1891, 1–65  ; II. Skladnja. Letopis Matice Slovenske 1892, 51–86  ; Jan Kollár. LMS 1894, 62–137  ; 1897, 162–224  ; Slowenen. In  : Brockhaus Konversationslexicon IV., 1895  ; Bibliographie der österreichischen Volkskunde 1894. In  : ZöV 1 (1895) 369–373  ; Zur Geschichte und Charakteristik der Prager ethnographischen Ausstellung im Jahre 1895. In  : MAG 25, 4 (1895) 90–98  ; Narodopisna razstava češkoslovanska v Pragi leta 1895. In  : LMS 1896, 75–137  ; Dr. Vatroslav Oblak. In  : Knezova knjižnica VI (1899) 142–313 [dt. Version  : Wien 1902]  ; Die slowenische Volkskunde im Jahre 1895. In  : ZöV 3 (1897) 27–32, 94–96  ; Jihoslované – Slovinci. In  : Ottův slovník naučný XIII. Praha, 1898, 365–367, 391–397, 403–421  ; Deutsche Einflüsse auf die Anfänge der slavischen Romantik. I. Die böhmische Romantik. Graz 1897  ; Zur Geschichte des volkstümlichen Hauses bei den Südslawen. In  : MAG 35 (1905) 308–330, 36 (1906) 12–40, 90–130  ; Die südslavischen Literaturen. In  : Die Kultur der Gegenwart 1/9 (1908) 192–245  ; Geschichte der älteren südslavischen Literaturen. Leipzig 1908  ; Das Grab als Tisch. In  : WuS 2 (1910) 79–160  ; Die Schröpfköpfe bei den Slaven. Slov. baňa, baňka, lat. balnea. In  : WuS 5 (1913) 1–42  ; Die Bedeutung der Reformation und Gegenreformation für das geistige Leben der Südslaven. In  : Slavia 4 (1925–26) 499–522, 684–719  ; 5 (1926–27) 65–99, 277–302, 500–534, 718–744 [als Buch  : Prag/Heidelberg 1927]  ; Velika zbirka slovenskih narodnih pesmi z melodijami. In  : Etnolog 3 (1929) 5–54  ; Zur Geschichte der Heugabel (slav. vidly). In  : WuS 12, 2 (1929) 316–341  ; La poésie populaire épique en Yougoslavie au debut du XXe siècle. Paris 1929  ; Auf den Spuren der Volksepik durch Jugoslavien. In  : SlavR 3 (1931) 173–183  ; Rozpravy z oboru slovanské filologie. Praha 1937  ; Zgodovinski podatki o slovenskih narodnih pesmih. In  : ČZN 32 (1937) 300–307  ; Rozpravy z oboru slovanského narodopisu. Praha 1947  ; Tragom srpsko-hrvatske narodne epike. Putovanja u godinama 1930–32. 2 Bde. Zagreb 1951  ; Paměti. Praha 1949 [slowenische Übersetzung  : Spomini. Ljubljana 1951]  ; Izbrano delo (Hg.: A. Slodnjak.) Ljubljana 1962. Lit.: SBL  ; EJ  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – I. Grafenauer  : Matija Murko. In  :

Muršec, Jožef ( Josip, Ps. Živkov, * 1. März 1807 Biš [Trnovska vas, Štajerska], † 25. Oktober 1895 Graz), Geistlicher, Lehrer, Sprachwissenschaftler, Politiker. M. besuchte 1818–1825 das Gymnasium in → Maribor und absolvierte die Lyzealstudien 1825–1827 in Graz. Danach studierte M. in Graz Theologie und wurde 1830 zum Priester geweiht. Als Kaplan war M. in Sv. Anton in den Slovenske Gorice und in Sv. Miklavž bei Ormož und in Ptuj in der slowenischen Untersteiermark (Spodnja Štajerska) tätig. 1839–1845 berief ihn Graf Friedau in Graz zum Privatlehrer für Religion und Slowenisch sowie Erzieher zu sich. M. promovierte 1846 in Graz und wurde als Religionslehrer an der neuen Realschule in Graz angestellt. Dort unterrichtete er im Schuljahr 1850/1851 Slowenisch. 1846–1847 leitete er den Druck und die Korrekturen der Jahrbücher → Drobtinice. Im Auftrag von Minister Graf Leo → Thun führte M. als Regierungskommissar in Kroatien an den neu reformierten Gymnasien die Matura ein. In Senj erkrankte M. und kehrte nach Graz zurück, wo er erneut an der Realschule unterrichtete. Nach seiner Pensionierung 1870 blieb er in Graz und gab Religionsunterricht am Vincentinum. Während seiner letzten Lebensjahre unterrichtete er Slowenisch für die Zöglinge des Priesterseminars. Schon in der Zeit des Vormärz war er die zentrale Persönlichkeit unter den illyrisch ausgerichteten slowenischen Nationalen (»narodnjaki«) (→ Illyrismus) in der Steiermark/Štajerska (Anton Krempl nannte ihn den »Konsul der Slowenen« in Graz). Er gehörte zu den

Darko Dolinar, Ingrid Slavec Gradišnik, Andreja Žele, Katja Sturm-Schnabl  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Muttersprache

akribischen Sammlern von → Volksliedern, Sprüchen, Naturrechts erhalten und erneuert werden. Slowenien Märchen, Erzählungen und Pflanzennamen. Er selbst sollte eine eigene Einheit in einem föderalisierten Össchrieb auch Gedichte. Für das illyrische Wörterbuch, terreich werden und mit den »Stammesbrüdern« in das Štefan Kočevar vorbereitete, schrieb er die Buch- Kroatien, Slawonien und Dalmatien in engere Verstaben A–H, auch an Anton → Janežičs Wörterbuch bindung treten. Seine politischen Artikel übten einen war er mit dem Beitrag von Pflanzennamen beteiligt. national-erweckerischen Einfluss auf Andrej → EinM. hat sich bei der Verbreitung slowenischer und sla- spieler aus. Für Peter → Kozlers Landkarte zeichwischer Bücher und Zeitschriften unter den gebildeten nete M. die slowenisch-deutsche → Sprachgrenze in Slowenen der Steiermark/Štajerska große Verdienste der Steiermark/Štajerska ein. 1849–1854 übersetzte er erworben. Bereits vor der Märzrevolution 1848 hatte das Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland er in Blasniks Druckerei in Ljubljana 14.000 Bücher Steiermark ins Slowenische. Nach der Erneuerung des bestellt. M. arbeitete eng mit F. → Miklosich zu- Verfassungslebens griff er nicht mehr aktiv in die Politik sammen. Er war sein Vertrauter in politicis, als dieser ein (→ Dezemberverfassung 1867). 1879 wurde er zum Reichstagsabgeordneter in Kromeřič (Kremsier) war, Konsistorialrat der Diözese → Lavant/Lavantinska vertrieb seine Bücher und war sein Korrespondent. Im škofija ernannt, zur perlenen Messe anlässlich des 60. Jahre 1847 gab er die erste in slowenischer Sprache Jahrestages der Priesterweihe 1893 auch zum Konsisgeschriebene Grammatik (nach Valentin → Vodniks torialrat der Diözese → Seckau. Pismenost ali gramatika za perve šole aus dem Jahre 1818) heraus  : Kratka slovenska slovnica za pervence Werke  : Kratka slovenska slovnica za pervence. Graz 1847  ; Theilweise [Kurze slowenische Grammatik für Schulanfänger], Beleuchtung der drückenden Sprach- und damit verknüpften Lebensverhältnisse der Slovenen in Steiermark, Krain, Kärnten, Istrien, im Triester die großen Anklang in der slowenischen Öffentlichund Görzgebiete. In  : Gratzer Zeitung vom 17., 18., 22. und 26. April keit fand. Nach dem Ausbruch der Märzrevolution war 1848. M. unter den Gründungsmitgliedern des slowenischen, Lit.: K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 3. [Ljubljana] 1896, politischen Vereins Slovenija, der am 16. April 1848 ge- 132–134  ; F. Ilešič  : Korespondenca dr. Jos. Muršca. In  : Zbornik znanstgründet worden war. Dieser Verein verlangte in seiner venih in poučnih spisov, 7. Ljubljana 1905  ; S. Granda  : Graška Slovenija v letu 1848/49. In  : ZČ 28/1–2 (1974) 45–84  ; K. Sturm-Schnabl  : Gründungsproklamation »ukinitev zgodovinskega razDer Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca kosanja na dežele in združitev našega slovenskega ozem- Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991  ; S. Granda  : Dr. Jolja po jezikovni meji v eno deželo« [die Abschaffung der žef Muršec-Živkov v revolucionarnem letu 1848/49. In  : Kronika 55/1 historischen Zerstückelung auf Länder und die Ver- (2007) 29–40. Janez Cvirn †  ; Üb./Red.: Katja Sturm-Schnabl einigung unseres slowenischen Territoriums nach der Sprachgrenze in ein Land]. Als zentrale Persönlichkeit der Grazer Slovenija leitete er die Unterschriftenaktion Muttersprache, slow. materinščina, zutiefst emotional für die einschlägige Petition von Matija → majar und behaftete affektive Erstsprache des Menschen, Sprache danach auch die Aktion der Wiener Slovenija für die bzw. → Soziolekt der frühen Sozialisation und frühes→ Zjedinjena Slovenija in der Steiermark/Štajerska. M. ten Bewusstseins- bzw. »Ich-Werdung« des Säuglings hatte auch die Entsendung der slowenischen Vertre- und Kleinkinds, das über den Vektor der M. bzw. der ter zum → Slawenkongress in → Prag organisiert, die Sprache der zentralen affektiven Bezugsperson seine Vorbereitungen für die Reichstagswahlen koordiniert, eigene Identität aufbaut, sich zunächst gleichsam mit einige Landtagsabgeordnete im steirischen Landtag dem Spiegelbild seiner selbst – wie es in der Regel von bei ihrer Arbeit geleitet ( Jakob Kreft) und nicht zu- der Mutter gesehen und dies durch ihre verbale und letzt aktiv an der Knüpfung engerer Beziehungen mit nonverbale Kommunikation vermittelt wird – identiden Kroaten gearbeitet. Im April 1848 publizierte er fiziert. Mit den Mitteln dieser Sprache formt es seine in der Gratzer Zeitung in Fortsetzungen den umfang- sprachliche Identität sowie sein frühes Weltbild, das reichen Aufsatz Theilweise Beleuchtung der drückenden es nachhaltig prägt. Aufgrund der frühen emotionalen Bindung und PräSprach- und damit verknüpften Lebensverhältnisse der Slovenen in Steiermark, Krain, Kärnten, Istrien, im Tries- gung durch die M. behält diese im Laufe des Lebens ter und Görzgebiete und lehnte darin die großdeutschen eine zentrale affektive Rolle für die Vermittlung emoKonzepte in aller Deutlichkeit ab. Österreich sollte im tionaler, persönlichkeitsprägender KommunikationsinGeiste des → Austroslawismus auf der Grundlage des halte, die in der Regel nicht in gleicher Weise in ei-

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Mythologie

ner Fremdsprache (auch nicht in der fremdsprachigen Lit.: E. Prunč  : Frühkindliche Mehrsprachigkeit in einsprachiger Umge→ Bildungssprache) von Eltern an die Kinder vermit- bung. In  : Slowenische Jahrbücher (1986–1988), S. 73–98 (Bibliografie S. 96–98)  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen telt werden können, weshalb ein → Sprachwechsel als der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, kollektive Erscheinung ein kulturell langwieriger Pro- Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als zess ist (→ Akkulturation). Aufgrund der emotionalen Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; Klausund persönlichkeitsprägenden Ebenen der M. ist eine Börge Boeckmann [u. a.]  : Zweisprachigkeit und Identität. Klagenfurt/ durch → Assimilation bzw. durch → Assimilations- Celovec 1988  ; W. Bohleber  : Transgenerationelles Trauma, Identifizierung und Geschichtsbewußtsein. In  : J. Rüsen, J. Straub (Hg.)  : Die zwang bedingte Verneinung der M. eine zutiefst traudunkle Spur der Vergangenheit, Psychoanalytische Zugänge zum Gematisierende und transgenerationell wirkende Erfah- schichtsbewusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frankfurt/ rung, zumal dies einer Verneinung tiefster emotionaler Main 1998, 256–274  ; A. B. Mitzman  : Vom historischen Bewusstsein persönlichkeitsbildender Prägungen gleichkommt, was zur mythischen Erinnerung. Nationale Identitäten und Unterdrückung in der Regel durch Gegenstrategien (über-)kompensiert im modernen Europa. In  : J. Rüsen, J. Straub (Hg.)  : Die dunkle Spur der Vergangenheit, Psychoanalytische Zugänge zum Geschichtsbewerden muss, um eine gewisse Integrität der eigenen wusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frankfurt/Main 1998, Persönlichkeit zu wahren (→ Assimilant, → Assimila- 397–416  ; R. de Cillia  : Burenwurscht bleibt Burenwurscht, Sprachention und posttraumatische Belastungsstörung). Diese politik und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in Österreich. Klagenfurt/ Überkompensation tritt im politischen Bereich vielfach Celovec 1998  ; S. Zavratnik Zimic  : Pogovori s koroškimi Slovenci, O in einer aggressiven Verneinung der Sprachenrechte etnični identiteti, slovenščini, dvojezični vzgoji in samopodobi. Celovec 1998  ; E. Burkhardt Montarini  : Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen. und des Existenzrechtes der verneinten und verdrängEin Ratgeber. Frankfurt/Main 2000  ; J. Marketz  : Slomšek in vloga ten Sprache und Volksgruppe (→ Dezemberverfassung materinščine pri oznanjevanju evangelija. In  : H. Filipič (Red.)  : Anton 1867, dort Art. 19  ; → »Minderheit« – Volksgruppe) Martin Slomšek na Koroškem/Anton Martin Slomšek in Kärnten. oder in einer überbetont konstruierten neuen Identität Zbornik simpozija 26. in 27. novembra 1999 v Katoliškem domu prosvete v Tinjah (Sammelband des Symposiums am 26. und 27. No(→ Deutschtümler) in Erscheinung. vember 1999 im Katholischen Bildungsheim in Tainach. Klagenfurt/ Die Bedeutung der M. für die Identität und die Celovec [e. a.] 2000), 53–61  ; A. F. Reiterer  : Lebenswelt Muttersprache, sprachpädagogischen Implikationen, wenn auch mit Das Slowenische und seine heutige Wahrnehmung – ein Bericht. In  : K. christlichem Beisatz, erkannte früh Anton M. Slomšek, Anderwald, P. Karpf, H. Valentin (Hg.), Kärntner Jahrbuch für Polider deshalb auch einsprachige Lehrbücher für den Re- tik. Klagenfurt 2000, 340–362  ; L. Ogorevc-Feinig (Hg.)  : Korak za ligionsunterricht forderte (→ Immersion, → Relevanz korakom … In zwei Sprachen leben. Fachinformation zur zwei- und mehrsprachigen Erziehung im Vorschulalter/Strokovna informacija o und Redundanz von Sprache). dvo- večjezični vzgoji predšolskega otroka. Klagenfurt/Celovec, DS priEin häufiges Phänomen, das aufgetreten ist, als in vatnih dvo- in večjezičnih vrtcev/AG privater zwei- und mehrspraKärnten/Koroška die Menschen noch eine klar defi- chigen Kindergärten 2001  ; A. F. Reiterer  : Minderheiten wegzählen  ? nierte M. hatten und erst später Deutsch lernten und Methodische und inhaltliche Probleme amtlicher Sprachenzählungen. In  : sich assimilierten, und das die identitäts- und persön- Martin Pandel [e. a.] (Hg.)  : Ortstafelkonflikt in Kärnten – Krise oder lichkeitsbildende Bedeutung von M. unterstreicht, ist, Chance  ? Wien 2004, 25–38  ; J. Edwards  : Language Minorities  : In  : A. Davies, C. Elder (Hg.)  : Handbook of Applied Linguistics (Malden dass vielfach ältere Menschen in der letzten Lebens- MA [e. a.]  : Blackwell Publishing, 2005), 451–475  ; C. Laurén  : Die phase oder nach schwerer Krankheit die angelernte Früherlernung mehrerer Sprachen, Theorie und Praxis. Bolzano/Bozen, Zweitsprache bzw. das Deutsche vergaßen und nur Klagenfurt/Celovec 2006  ; E. Montarini  : Mit zwei Sprachen groß noch die Sprache ihrer Kindheit, d. h. das Slowenische werden. Mehrsprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule. sprachen, auch wenn ihre jüngeren Angehörigen diese München 2007  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindrom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130  ; B.-I. Schnabl  : NeSprache nicht mehr verstanden. kaj ključnih jezikoslovnih pojmov za javni diskurz na Koroškem. Iz naše M. ist nicht zu verwechseln mit → Bildungssprache, »Enciklopedija slovenske kulturne zgodovine na Koroškem, od začetkov do in der eine Person mit fortschreitendem Schulbesuch leta 1942«. In  : KK 2015, Klagenfurt/Celovec 2014, 113–118. bzw. Alter die besten funktionalen Sprachkenntnisse Bojan-Ilija Schnabl entwickelt, d. h. eventuell eine Fremdsprache. Im gesellschaftspolitischen Kontext mit mehreren frühkind- Mythologie, 1. die wissenschaftliche Erforschung des lichen Bezugspersonen, die ihrerseits verschiedene M. mythologischen Materials aus historischen Quellen haben und diese aktiv dem Kind vermitteln (nach dem und aus literarischen, ikonografischen oder mündlich System der → Immersion one person one language), kann übermittelten Erzählungen über die Glaubens- und dieses auch mehrere Mutter- bzw. Vatersprachen haben Vorstellungswelt der Menschheit von Anbeginn bis (etwa in sog. Patchwork-Familien). heute. 2. der Korpus der Mythen, auf die eine Kul-

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Mythologie

tur oder Gesellschaft aufbaut. Das Wort Mythos (aus dem Altgriechischen μυθοσ = Wort, Rede, Botschaft, Nachricht, Kunde  ; Mythos, Fabel) hat verschiedene Bedeutungen. Zunächst bedeutete der Mythos eine Erzählung über die Götter, eine Ideologie in erzählter Form, eine ursprüngliche Wahrheit, den Korpus sehr alter Symbole, die Dimension des Erfassens der Welt durch den Menschen. Später begann man die Mythen mit Erdachtem, Erlogenem, mit Märchenhaftem und Orakelhaftem in Verbindung zu bringen. In der Zeit der Renaissance wurde das Interesse an den antiken Mythen wiederbelebt. Im Zeitalter der Aufklärung und Romantik wiederum begann man sich für den »natürlichen« Menschen und seine Überlieferung zu begeistern. So z. B. Giovanni Battista Vico, Jean Jacques Rousseau, James Macpherson und Johann Gottfried Herder. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm konnten ihre Forschungen bereits auf den Erkenntnissen von einer gemeinsamen Herkunft der meisten europäischen Völker aufbauen. Der Erste, der versuchte, die germanische Mythologie in ein einheitliches System einzuordnen war Jakob Grimm (Deutsche Mythologie 1835). Die mythologische Schule der Romantik erkannte in der erzählerischen und dichterischen → Überlieferung vorchristliche Göttergestalten und deren Verbundenheit mit der Natur. Dem folgte Max Müller (1823–1900), der das mythopoetische Denken hervorhob. Adalbert Kuhn (1812–1881) und Wilhelm Schwarz (1821–1899) sahen in Mythen den menschlichen Versuch, die Naturerscheinungen nach seinem eigenen Maß zu erklären. Ähnlich dachte auch Aleksandr Nikolaevič Afanasiev, der in den slawischen Mythen ebenfalls vor allem ihre inhaltliche Verbundenheit mit der Natur suchte. Mit seiner animistischen, naturmagischen Theorie suchte Wilhelm Mannhardt in den Volksbräuchen und Überlieferungen nicht mehr Götter – sondern die Dämonen – Dämonologie. Es folgten der Evolutionismus, der Diffusionismus und die ritual-mythologische Richtung von James George Frazer und der Funktionalismus von Bronislav Malinovski  ; Letzterer beruhte auf der Idee, der Mythos und die soziale Wirklichkeit seien funktionell verbunden. Sigmund Freud und Carl Gustav Jung fanden einen analytisch-psychologischen Zugang zum Mythos. Wesentliche Impulse zur Entwicklung der Mythos-Forschung kamen von der französischen Schule eines Emil Durkheim, vom Strukturalismus eines Claude Lévi-Strauss und Roland Barthes, von der symbolistischen Theorie

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Dreikopf-Fragment aus St Martin Silberberg, Foto Peter Schwarz, Landesmuseum Kärnten

Ernst Cassirers, der semiotischen Ausrichtung von Mihail Bahtin, Vladimir N. Toropov und Vladimir V. Ivanov. In der Gegenwart sind semiotische Forschungen aktuell sowie die Richtung von Paul Ricoeur und Mircea Eliades. Einige Studien heutiger Forscher sind postmodernistisch und übernehmen Methoden der vergleichenden und kognitiven Mythologie. Ein relevanter Zugang über die marxistischdialektische Methode von Alenka Goljevšček wurde mangels einer Übersetzung in eine große europäische Sprache international kaum rezipiert. Einen modernen kulturwissenschaftlichen Ansatz mit besonderer Berücksichtigung der transkulturellen Prozesse der → Inkulturation im slowenischen/zweisprachigen Kulturraum in Kärnten/Koroška verfolgt Schnabl. Die Kärntner slowenische Mythologie erhielt vor allem die Erinnerung an König Mathias Corvinus in der Figur des → kralj Matjaž, die »wilde Jagd«, die → Perchten (pehtra baba) und die Saligen Frauen oder → Sibyllen (žal-žene). Zur Zeit der nationalen Wiedergeburt hat Urban → Jarnik über die Kärntner Saligen Frauen

Nachbarschaft/soseščina (soseska) im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina

hat in seine Abhandlungen immer auch das Kärntner Material mit einbezogen. Die internationale Zeitschrift Studia mythologica Slavica, die seit 1998 in Udine und Ljubljana erscheint, publiziert bis heute zahlreiche Beiträge aus dem Bereich der Mythologie.

Buchcover, Slovenska matica

geschrieben  ; in der Carinthia 1813 erschienen Die slovenischen → Sybillen. In seine Fußstapfen trat Matija → Majar-Ziljski mit seiner Abhandlung Vile i šta o njih znade narod slovenski u Koruškoj (Kolo IV, Zagreb 1847, 9–18). Johann → Scheinigg schrieb über Kärntner Mythen, Volkserzählungen und Volkslieder im Band Kärnten und Krain (1891) des Sammelwerkes Die österreichische Monarchie in Wort und Bild (Wien 1887–1902) (ursprünglich herausgegeben auf Initiative von Kronprinz Rudolf ). Gregor → Krek, der Begründer und Chefredakteur der Zeitschrift → Kres, nahm in seine Arbeiten die Kärntner Mythologie und Überlieferung (→ Brauch) auf (Über die Wichtigkeit der slavischen traditionellen Literatur als Quelle der Mythologie [1869] und in Einleitung in die slavische Literaturgeschichte [1874, ergänzte Ausgabe 1887]). Während der beiden Weltkriege waren es France → Kotnik, Vinko → Möderndorfer und Josip → Šašel, die mythologisches Material aus Kärnten publizierten. Auf Anregung von Ivan → Grafenauer wurde 1951 das Inštitut za slovensko narodopije (Institut für slowenische Ethnographie) gegründet und man begann die Erforschung des slowenischen Geistigen sowie Volksüberlieferung methodisch zu organisieren. Grafenauer

Lit.: M. Majar  : Vile i šta o njih znade narod slovenski u Koruškoj. In  : Kolo IV (Zagreb 1847) 9–18  ; J. Mal  : Slovenske mitološke starine. In  : Glasnik muzejskega društva Slovenije 21, 1–37  ; L. Kretzenbacher  : Germanische Mythen in der epischen Volksdichtung der Slowenen, Graz 1941  ; I. Grafenauer  : Prakulturne bajke pri Slovencih. In  : Etnolog 14, 1942, 2–40 (ital. Zusammenfassung ebd.: Favole preculturali presso gli Sloveni 41–46)  ; I. Grafenauer, Slovensko-kajkavske bajke o RojenicahSojenica. In  : Etnolog 17, 1944, 34–51  ; F. Bezlaj  : Nekaj besedi o slovenski mitologiji v zadnjih desetih letih. In  : SE 3–4 (1951) 342–353  ; A. Goljevšček  : Mit in slovenska ljudska pesem. Ljubljana 1982  ; P. Zablatnik  : Od zibelke do groba, Ljudska verovanja, šege in navade na Koroškem. Celovec 1982  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov v ljudskih šegah. Celovec 1984  ; M. Matičetov  : O bajnih bitjih Slovencev s pristavkom o Kurentu. In  : Traditiones 14 (1985), 23–32  ; D. Ovsec  : Slovanska mitologija in verovanje. Ljubljana 1991  ; W. Wadl  : Sagen aus dem Gemeindegebiet. In  : W. Wadl  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 291–296  ; M. Mencej  : Gospodar volkov v slovanski mitologiji. Ljubljana 2001  ; N. Mikhailov  : Mythologia Slovenica. Poskus rekonstrukcije slovenskega poganskega izročila. Trst 2002  ; M. Kropej  : Od ajda do zlatoroga – Slovenska bajeslovna bitja. Celovec 2008  ; Z. Šmitek  : Poetika in logika slovenskih mitov, Ključi kraljestva. Ljubljana 2012  ; M Kropej  : Supernatural Beings from Slovenian Myth and Folktales. Ljubljana 2012. Web  : B.-I. Schnabl,  : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov na Koroškem. In  : SMS XV (Ljubljana 2012) 231–246, http://sms.zrcsazu.si/pdf/15/SMS-2012-15_Schnabl.pdf (9. 7. 2013).

Monika Kropej  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Nachbarschaft/soseščina (soseska) im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina. Der in den histori-

schen → Quellen seit der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jh. gebräuchliche bzw. in der Umgangssprache nach wie vor verwendete Begriff Na./so. bezeichnet die Gesamtheit von Anteilsberechtigten an einem in gemeinschaftlichem Eigentum stehenden land- und forstwirtschaftlichen Besitz bzw. diesen Besitz. Heute entspricht die Na./so. in ihrer Erscheinungsform als juristische Person der Agrargemeinschaft und ist demnach eine historisch gewachsene Gemeinschaft von Anteilsberechtigten, denen bestimmte Eigentums- oder Nutzungsrechte zukommen, die gemeinschaftlich genützt und verwaltet werden. Historisch gesehen gehen diese seit dem 13. Jh. nachweisbaren Dorfgemeinschaften, in den Quellen u. a. auch als gemaine, nachpauernschaft, nachperschaft, Nachbarschaft, Gemeinde oder Ortschaft bezeichnet, auf die Gemeinschaft von bestimmten Dorfinsassen zurück,

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Nachbarschaft/soseščina (soseska) im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina

denen ursprünglich vor allem Alm-, Weide-, Holz- stärkten sich ab dem frühen 19. Jh. das Streben nach und Streurechte am grundherrschaftlichen Besitz zu- wirtschaftlicher Selbstständigkeit und die Forderungen standen, die von ihnen gemeinschaftlich auf Basis des der einzelnen Na./so. nach Umwandlung der bisheriGewohnheitsrechts und/oder von gesatzten Nachbar- gen Servitute in Eigentum an den genützten Flächen. schaftsordnungen genützt wurden. In späterer Zeit Einzelne Grundherrschaften, so im Unteren → Gailtal/ traten auch gemeinschaftliche, zu bestimmten Zeiten Spodnja Ziljska dolina, kamen diesen Forderungen dagenützte Rechte an Grundstücken (z. B. für Frühjahr- hin gehend nach, dass kleinere Weidefluren und Waldoder Herbstweide), die zum Teil zu den Hofstellen stücke einzelnen Na./so. überlassen wurden, die diese der einzelnen Bauern gehörten, aber auch an solchen, – vor allem bei Weiden – ins gemeinsame Eigentum die sich in bäuerlichen Gemeinschaftsbesitz befanden, übernahmen und als Gemeinschaftsbesitz nützten und verwalteten oder – vor allem bei Wald – eine Verteilung hinzu. Die der einzelnen Na./so. zukommenden Nutzungs- unter den einzelnen Mitgliedern, zumeist differenziert und späteren Eigentumsrechte verpflichteten diese zur nach der Größe der Hofstelle (Bauer, Keuschler), zur Erhaltung von Einrichtungen, die im öffentlichen In- Einzelnutzung vornahmen. In den Jahrzehnten nach der Grundentlastung durch teresse lagen, etwa bestimmter Wege, Straßen, Brücken und Übergänge, zur Durchführung von Kultivierungs- die Revolution des Jahres 1848 (→ Revolutionsjahr und Rekultivierungsmaßnahmen im Rahmen des Wei- 1848) traten zu den bereits bestehenden Na./so. zahlreidebetriebes (z. B. Schwendungen von Weideflächen) che weitere Agrargemeinschaften, in denen Servitutsoder Sanierungs- und Schutzmaßnahmen (Sicherung berechtigte zusammengefasst bzw. der durch die Abvon Bächen, Aufräumarbeiten nach Unwettern). Vor löse von Servituten entstandene Gemeinschaftsbesitz allem oblag der Na./so. die Organisation des Weide- organisiert wurden. Bereits bestehenden Na./so. wurde betriebes (Bestellung des Hirten, Kontrolle des Viehs, im Zuge der Grundentlastung ebenfalls in den GeVerhinderung der Einweidungen von Vieh nichtnut- meinschaftsbesitz, durch den vornehmlich Alm- und zungsberechtigter Eigentümer oder Gemeinschaften). Weiderechte am ehemaligen grundherrschaftlichen Zu den Pflichten der einzelnen Teilgenossen gehörte Besitz abgelöst wurden, übertragen. Im Unterschied auch die Teilnahme am Taiding. Nach außen hin wur- zu anderen Kronländern, insbesondere in Tirol, waren den diese Gemeinschaften durch zumindest zwei in in Kärnten/Koroška Na./so. und Ortsgemeinden kaum freier Wahl durch die Anteilsberechtigten bestimmte ident. So gab es 1885 in Kärnten/Koroška 3.013 AgrarSprecher vertreten, denen auch die Finanzgebarung gemeinschaften, jedoch nur 230 Ortsgemeinden. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche und die Verwahrung der Urkunden oblagen. Bis ins 18. Jh. hinein besaßen die einzelnen Na./so. dieser Agrargemeinschaften und mit ihnen auch die kaum eigenen Grundbesitz, sondern waren vielmehr historischen Na./so. rechtlich neu geregelt. Die nunInhaber von Nutzungsrechten, die – aus heutiger Sicht mehr endgültig fixierten Anteilsberechtigungen, die – Servituten entsprachen. Das damit belastete (»die- Besitzverwaltung, die Waldnutzung und der Weidebenende«) Gut war im Regelfall grundherrschaftlicher Be- trieb wurden dabei jeweils durch einen sog. Generalakt sitz. Sämtliche Na./so. waren naturgemäß bestrebt, jede geregelt. Insgesamt gab es in Kärnten/Koroška rund Minderung ihrer Rechte, sei es vonseiten der Grund- 2.000 solcher Regulierungsmaßnahmen, von denen herrschaft, fremder Na./so. oder Dritter, zu unterbinden, rund zwei Drittel auf Oberkärnten/Zgornja/Koroška was vor allem im Streit um Weiderechte zu heftigen entfielen. 1913 wird die Zahl der AgrargemeinschafAuseinandersetzungen zwischen den einzelnen Na./so. ten in Kärnten/Koroška mit 2.065 angegeben, wobei führen konnte, die insbesondere bei Streitigkeiten der jedoch mehr als die Hälfte einen Gutsbestand von weUntergailtaler Na./so. nicht selten die Kärntner Lan- niger als drei Hektar umfasste. Heute sind auch die – seit Jahrhunderten bestehendes- und sogar Wiener Hofstellen beschäftigten. Ein weiteres Konfliktpotenzial bedeuteten die – ungleichen den – historischen Na./so. rechtlich als Agrargemein– Anteilsrechte innerhalb der einzelnen Na./so., deren schaften organisiert. Die Rechtsgrundlage für ihre GeAusmaß mit der Größe der jeweils berechtigten Hof- schäfts- und Verwaltungstätigkeit bilden der jeweilige stelle korrelierte, bzw. der Widerstand gegen die Auf- Generalakt bzw. die Statuten. Als Aufsichtsbehörde nahme neuer Anteilsberechtigter aus dem Kreis später und Berufungsbehörde 1. Instanz gegen Beschlüsse entstandener Hofstellen (Neukeuschen). Zudem ver- der Vollversammlung fungiert die jeweilige Agrarbe-

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Nachbarschaft/soseščina (soseska) im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina

Einen Einschnitt in die Verwaltung und das Verzirksbehörde. Die Verwaltung des Vermögens und die Geschäftsführung der Na./so. obliegt einem zumeist mögen, insbesondere der historischen Na./so. im Gailauf drei Jahre aus dem Kreis der Anteilsberechtigten tal/Spodnja Ziljska dolina, bedeutete die Grenzziegewählten, mehrköpfigen Ausschuss/Wirtschaftsaus- hung nach dem Ersten Weltkrieg, da die zum Teil im schuss, dem ein Obmann vorsteht, der die Na./so. auch → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina befindlichen nach außen vertritt, und dessen Mitglieder verschie- Alm- und Waldflächen nunmehr auf italienischem dene Funktionen (Kassier, Schriftführer, Organisation Staatsgebiet lagen. Diese wurden 1939 enteignet. Die des Weidebetriebes etc.) ausüben. Die Besitzgrößen Verhandlungen über die Entschädigung des enteigneder einzelnen Na./so. bzw. Agrargemeinschaften in ten Besitzes wurden erst zu Beginn der 1970er-Jahre → Südkärnten/Južna Koroška sind höchst unterschied- abgeschlossen. lich. Einige von ihnen umfassen heute mehrere Hundert, andere hingegen nur wenige Hektar land- und Quellen  : Neben Beständen des KLA (u. a. Allgemeine Handschrif­ tensammlung  ; Franziszeischer Kataster der Steuergemeinden Hoforstwirtschaftliche Fläche. henthurn/Straja vas, Dreulach/Drevlje und Feistritz a.  d. Gail/ Besondere Bedeutung besaßen die Na./so. im UnBistrica na Zilji) wurde zur Abrundung der Darstellung der relativ teren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, wo sie auch ein geschlossen überlieferte Quellenbestand des Archivs der Nachbarbedeutender Wirtschaftsfaktor waren, da Teile der schaft Achomitz/Zahomec, der bis ins 18. Jh. zurückreicht, heranland- und forstwirtschaftlichen Flächen, v. a. die bis zur gezogen, ergänzt durch Unterlagen aus dem Archiv Wiesflecker/ Grundablöse in Herrschaftsbesitz stehenden Almen Schnabl (Achomitz/Zahomec), die die Nachbarschaft Achomitz/ und Hochwälder, gemeinschaftlich genutzt wurden. Zahomec und benachbarte Agrargemeinschaften betreffen und ebenfalls bis ins frühe 18. Jh. zurückreichen, sowie Unterlagen zur Die gemeinschaftliche Nutzung umfasste im Rahmen Nachbarschaft Feistritz/Bistrica n.  Z. und weiteren Untergailtaler der Frühjahrs- und/oder Herbstweide auch Acker- Agrargemeinschaften und Handakten zur Regulierung der Weideund Wiesenflächen, die zum Gutsbestand einzelner rechte im Rahmen zweier Kommassierungen im Raum FeistritzHofstellen gehörten, insbesondere die für die Unter- Saak-Emmersdorf/Bistrica-Čače-Smerče, die ÖR Ing. Josef Wiesgailtaler Pferdezucht bedeutenden und ausgedehnten flecker (Feistritz a.  d. Gail/Bistrica na Zilji) zur Verfügung stellte. Milka Kriegl aus Achomitz/Zahomec für den slowenischen Begriff sog. Moosflächen mit ihren »sauren« Wiesen. Zugleich soseščina für Nachbarschaft. traten die einzelnen Na./so., in den Quellen bis ins 19. Lit.: Neben den Gesetzessammlungen F. Bischoff, A. Schönbach  : Jh. zumeist als Ortschaft bezeichnet, auch als Träger der Steirische und Kärnthische Taidinge. Wien 1881, v. a. 415–450  ; M. lokalen Identität auf, da ihnen bzw. ihren Sprechern Wutte  : Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Wien 1912  ; M. Wutte  : Die die Vertretung der einzelnen Dorfgemeinschaften Bildung der Gemeinden in Kärnten. In  : Carinthia I 113 (1923), 8–37  ; M. Wutte  : Die Einführung des Dorfrichteramtes in Kärnten. In  : Carinnach außen oblag. Nach der Grundablöse des Jahres thia I 114 (1924), 31–32  ; W. Haller  : Die Entwicklung der Agrarge1848 wurden die von den einzelnen Na./so. genützten meinschaften in Osttirol. Wien 1947  ; T. Tiefenbacher  : Die Bildung der Almflächen in deren Eigentum übertragen, ebenso ein Nachbarschaften im Lesachtal. In  : Carinthia I 136–138 (1948), 100– Teil des herrschaftlichen Hochwaldes, während andere 107  ; H. Michor  : Geschichte des Dorfes Feistritz an der Gail. FeistritzWaldflächen als Hauswald nach einem Verteilungs- Nötsch 1950/51, Bd. 1, v. a. 55–66, 139–141  ; W. Fresacher  : Der Bauer schlüssel den einzelnen Hofstellen zugewiesen wurden. in Kärnten. II. Teil. Das Freistiftrecht. Klagenfurt 1952  ; K. Dinklage  : Geschichte der Kärntner Landwirtschaft. Klagenfurt 1966  ; W. Haller  : Das Ausmaß der dabei ins Gesamteigentum der Na./ Die Entwicklung der Kärntner Agrargemeinschaften im allgemeinen so. bzw. ins Eigentum der einzelnen Besitzer übertra- und der Villacher Agrargemeinschaften im besonderen. In  : Carinthia I genen Waldflächen war unterschiedlich groß, begüns- 157 (1967) 650–687  ; P. Wiesflecker  : Feistritz an der Gail. Ein Dorf tigte jedoch insgesamt die Na./so. und Bauern auf der im Schnittpunkt dreier Kulturen. Feistritz/Gail 2003, v. a. 239–246  ; waldreicheren Schattseite des Tales. Als Träger loka- P. Wiesflecker  : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraumes und seiner Menschen. Klagenfurt 2009, v. a. 292–301  ; P. Wiesflecker  : Planšarstvo ler Identität waren einzelne Na./so. auch im Zeitalter in letoviščarstvo. Nekaj iz zgodovine treh spodnjeziljskih planin/Almdes nationalen Differenzierungsprozesses von Bedeu- wirtschaft und Sommerfrische. Aus der Geschichte dreier Untergailtaler tung. Dies galt insbesondere für die Na./so. Achomitz/ Almen. In  : KMD 2010. Klagenfurt/Celovec 2009, 55–61  ; P. WiesZahomec (Zahomška soseska), die etwa die Tätigkeiten flecker  : »… Živela je v stari štalci, … kuhala je kar na tleh …«. Reveži der einzelnen slowenischen Vereine (v. a. Kulturverein in skrb zanje v 19. stoletju in v začetku 20. stoletja ob primeru župnij → Zila) im Besonderen förderte und finanziell unter- Ziljska Bistrica in Gorje na Zilji. In  : KMD 2013. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012, 49–55  ; P. Wiesflecker  : »V pvanjah«. Delo in vsakdanjik stützte und darüber hinaus bis in die zweite Hälfte des na spodnjeziljskih gorskih travnikih. In  : KMD 2014. Klagenfurt/Ce20. Jh.s maßgeblicher Träger und Financier von Ge- lovec [e. a.] 2013, 58–65  ; P. Wiesflecker  : Im Schatten Südtirols oder  : meinschaftsprojekten und -einrichtungen im Ort war. »Wir sind keine Bombenwerfer und subversiven Elemente  !« Enteignung

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Nadlišek-Bartol, Marica

und Entschädigung der sogenannten Kärntner Überlandsgrundstücke in Italien am Beispiel der Gailtaler Agrargemeinschaften. In  : B.  Felsner, Ch.  Tropper  [e. a.] (Hg.)  : Archivwissen schafft Geschichte. Festschrift für Wilhelm Wadl zum 60. Geburtstag (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 106). Klagenfurt 2014, 771–787  ;   Peter Wiesflecker

Nadlišek-Bartol, Marica (Ps. Márica, Nada), Schrift-

stellerin, → Frauenliteratur.

Nadrag, Alois, vulgo Blatnik (* 22. Juli 1897 in Ober-

schütt/Rogaje bei → Villach/Beljak im → Gailtal/ Zilska dolina, † 13. Oktober 1983). In Haft vom 18. Jänner 1944 bis 26. April 1945. Ursprünglich wegen »Hörens fremder Sender« verhaftet, dann wegen »unkluger Äußerungen in einem Brief an einen Lagerinsassen nach Außen« neuerlich verhaftet und nach Dachau geschickt. Siehe → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška  ; → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Vgl. Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Öster-

reich. Wien 1947, 130  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung   : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131  f., zu Nadrag S. 109–110)  ; Na poti skozi čas/Auf dem Weg durch die Zeit, Škofiče z okolico skozi 90 let/ Streifzug durch 90 Jahre Kultur und Alltag in Schiefling und Umgebung. Klagenfurt/Celovec 1997  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–415).

Nagele, Anton (* 16. Jänner 1911 St. Jakob im Rosen-

tal/Šentjakob v Rožu, † 6. März 1992 ebd.), Musiker. N. wurde als Sohn des Mesners und Bauern Filip Nagele und der Organistin Marija, geb. Serajnik, geboren. Er besuchte die utraquistische Volksschule in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, 1925–1927 die zweijährige Orgelschule des Cäcilienvereins in Klagenfurt/Celovec, 1929–1935 die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, Institut für Kirchenund Schulmusik, die er mit dem Diplom abschloss. Er erhielt keine Anstellung und lebte zu Hause in seinem Heimatort. Während des Zweiten Weltkrieges wurde N. für einige Zeit in die deutsche Wehrmacht mobilisiert. 1947–1952 war er Musiklehrer am Gymnasium in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) und bis zum

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Herbst 1953 Organist in Friesach (Breže). Nach dem Tod des Vaters (1953) und der Pensionierung seiner Mutter wurde er Organist, Chorleiter und Lehrer an der Musikschule in St.  Jakob/Šentjakob v Rožu. Er suchte vergeblich andere Anstellungen (kurzfristig in Reutte in Tirol, → Tanzenberg/Plešivec und → Ferlach/Borovlje) zu bekommen. Auch auf eine Berufung an das 1957 neu gegründete Gymnasium für Slowenen in Klagenfurt/Celovec wartete er vergeblich, worauf er sich enttäuscht zurückzog. Nachdem ein Brand 1972 die Kirchenorgel in St.  Jakob/Šentjakob v Rožu zerstört hatte, ging N. in Pension und lebte bei seiner Mutter (gest. 1975) und Schwester auf dem Familienbesitz und war bis zum Tode kränklich. N. war schon als Kind über seine Mutter mit der Kirchenmusik und der musikalischen Überlieferung der Familie bekannt geworden. Bereits mit 15 Jahren konnte er die Leitung des heimischen Männerchores übernehmen und wurde als vielversprechender Chorleiter wahrgenommen (Auftritt in Radio Ljubljana 1929, Auftritt mit den vereinigten Chören in Ferlach/ Borovlje, 1929) (→ Chorwesen). Während des Studiums war er Mitglied des Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien], leitete dessen Chor und das Tamburizza-Ensemble (→ Tamburizzamusik) im Wiener → Slovenski krožek [Slowenischer Kreis]. Nach beendetem Studium, nachdem er keine Anstellung bekommen konnte, war N. wieder Chorleiter in St. Jakob/ Šentjakob. Seine Auftritte mit den vereinigten Chören 1937 in Schiefling/Škofiče und Ferlach/Borovlje erregten großes Aufsehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, auch während er in Spittal a. d. Drau beschäftigt war, leitete er wieder heimische Chöre, darunter trat der Mädchenchor besonders hervor. N. war ein außergewöhnlicher Organist, als Chorleiter streng, dabei eine introvertierte Persönlichkeit. Aus seiner Studienzeit sind literarische Dokumente erhalten (59 Gedichte und mehrere Prosafragmente, getragen von trübsinniger Stimmung). Seine ersten Kompositionen sind Bearbeitungen heimischer slowenischer → Volkslieder, deren handschriftliches Manuskript er 1934 Stanko Premrl zur Begutachtung vorlegte. Anregungen während der Studienzeit fruchteten in einigen kleineren instrumentalen Kompositionen und auch in solchen für Chorgesang. Jene weltlicher Natur beruhen vor allem auf Texten von Anton Boštele, Alojzij Merhar, Stano Kosovel, Milka → Hartman, Valentin Polanšek, Anton Vodnik,

Name und Identität

Anton Nagele

Anton → Kuchling. Einen Text hat er offenbar selbst verfasst. Für originale Kompositionen nähert er sich dem Expressionismus, die Bearbeitungen der Volkslieder hält er bewusst einfach. Die Zusammenarbeit mit Tomaž → Holmar aus dem Jahre 1937 (Kindermesse Ob božjem oltarju [Am Altare Gottes], 1937) setzte er mit der Kantate bzw. Oper zum Thema Miklova Zala fort (vgl. Jakob → Sket). N. erhielt mehrere Auszeichnungen  : Drabosnjakovo priznanje Slovenske prosvetne zveze v Celovcu [Drabosnjak-Anerkennung] des Slowenischen Kulturverbandes (→ Slovenska prosvetna zveza, SPZ) (1958), die Janežičeva listina Krščanske kulturne zveze [die Janežič-Urkunde des Christlichen Kulturverbandes (Krščanska kulturna zveza, KKZ)] (1983) und eine bischöfliche Dankesurkunde für seine 30-jährige Tätigkeit im Kirchenchor in St.  Jakob/Šentjakob v Rožu.

oder Personen einen Namen zu geben, ist ein Akt, der diese erst ins Bewusstsein rückt und ihnen eine spezifische Identität in den Augen des Betrachters verleiht. Was keinen Namen hat, existiert in der kulturellen Dimension nicht und wird folglich auch nicht in dessen Subjekthaftigkeit wahrgenommen. In der Folge kann es auch nicht im weiteren kognitiven Prozess in dieser spezifischen, erst durch den Namen verliehenen Identität als Referenz verwendet werden (Wittgenstein  : »Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt«, Tractatus 5.6.). Es ist die wesentliche Aufgabe der Lexikografie und der → Terminologie, Dinge und Phänomene zu benennen, ihnen einen Namen zu geben, was der erste Schritt zu deren wissenschaftlicher Beschreibung ist. Was für den Blick von außen gilt, gilt auch für die Selbstbezeichnung und das Selbstbild einer Person, einer Gruppe, bis hin zu den ihr eigenen CharakterisArchive  : KKZ (Nachlass)  ; ARS 1384 Felaherjev fond  ; 653 fond tika wie Namen von → Dialekten und Mundarten und KKS  ; 627 fond PZ  ; Zeitzeugen, Artikel in → Koroški Slovenec, Sloderen weiteren oder engeren Territorialbezeichnungen venski vestnik, Naš tednik. (Korošec/Korošica [KärntnerIn], Ziljan/-ka [GailtaleWerke  : Ob božjem oltarju (mašni spevi), uredil in avtor napevov rIn], Ponagorka/Ponagorec [Bewohner der Gegend um Tomaž Holmar (Gosposvečan), harmoniziral A. Nagele. Celovec Nötsch im Gailtal/Čajna], Poljanec/Poljanka [Bewoh1937  ; Zbornik koroških pesmi (uredil Luka Kramolc [med skladbami je 8 priredb A. Nageleta]). Ljubljana 1948  ; 8 pesmi za mešani pevski nerIn des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje oder zbor [brez navedbe urednika, dejansko 7 skladb A. Nagele]. Ljubljana auch des südöstlichen → Jauntales/Podjuna]). Die Be1958  ; Anton Nagele – Zbori (uredil dr. Mirko Cuderman, 40 posvetnennung formt das Selbstbild, welches wiederum genih izvirnih in priredb za mešani oziroma moški zbor). KKZ Celovec lebt und nach außen vermittelt wird. Die solchermaßen 1988  ; Revija Naši zbori (Ljubljana) [veröffentlichte 3 Kompositionen angedeutete territoriale → Identität mag sich an navon A. Nagele für gemischte Chöre] (1975 S. 158, 1981 S. 125–6, 1985 S. 32–33)  ; Miklova Zala, kantata za soli, mešani moški, otroški türlichen oder politischen Gegebenheiten orientieren, zbor in orkester, besedilo Tomaž Holmar – klavirski izvleček, Pesmi sie wird erst durch die Benennung zur konzeptuellen in glasba z južne Koroške, 2. zv., 1991/1, zbrala in uredila dr. Ludvik Grundlage des individuellen Selbstbildes im geograpfiKarničar in mag. Bertej Logar  ; Iz srca mi vre lepa pesem (duhovne schen und gesellschaftlichen Raum. Die Konstruktion pesmi), uredil Egi Gašperšič. KKZ Celovec 2001  ; V tujini doma (sader Identität selbst bedarf Namen und Benennungen, mospevi in dvospevi s klavirjem), uredil Egi Gašperšič. KKZ Celovec 2002  ; Srce zdaj s srcem govori (posvetne zborovske skladbe), uredil die verschiedene Dimensionen der Individualität und Regi Gašperšič. KKZ Celovec 2003  ; Naš duh se tod iskri (Miklova deren Vernetzung mit der sie umgebenden Welt defiZala, kantata v klavirskem izvlečku  ; Nageletova instrumentacija oranieren. torija Slovenski božič, ki ga je avtor Matija Tomc napisal za zbor in Die Diskussion um die gesetzliche Anerkennung von harmonij/orgle). KKZ Celovec 2005. → Ortsnamen durch Ortstafeln und andere öffentliche Lit.: OVSBL. – J. Nemec Novak  : Anton Nagele – Živeti hočemo. Celovec 2004. Hinweisschilder ebenso wie die Frage der expliziten Jasna Nemec Novak  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl Berücksichtigung der Slowenen bzw. der slowenischen Volksgruppe in der Kärntner Landesverfassung zeigt Nagele, Matevž (Priester, Dirigent, Kulturaktivist), die Bedeutung von Namen für die kollektive Wahr→ Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein nehmung und folglich der Achtung der Grund- und Menschenrechte. Denn amtlich und damit langfristig »Jepa«]. gesellschaftlich existiert in der Wahrnehmung von auName und Identität. Die Benennung einer materiel- ßen und der Selbstwahrnehmung nur, was auch einen len oder immateriellen Sache, einer Person oder einer gesellschaftlich und rechtlich anerkannten Namen hat. Gruppe ist eine wesentliche Voraussetzung für deren In einem besonderen Spannungsverhältnis steht diese gesellschaftliche Wahrnehmung und Existenz. Dingen Frage natürlich auch wegen des fundamentalen rea-

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Name und Identität

len und/oder kolportierten Wandels der sprachlichen öffentlichen Bewusstsein einer Anstalt, die allerdings und politischen Verhältnisse. So wird etwa die heutige mit öffentlichen Mitteln finanziert und somit einen Situation der → Zweisprachigkeit in der Gesellschaft demokratischen öffentlichen Auftrag hat, dem sie so auf historisch vergangene Epochen projiziert, als man nicht gerecht wird. Jedenfalls kann in einer konsequeneben noch nicht von einer »Zweisprachigkeit« im heu- ten »Nicht-einmal-Benennung« eine Systematik gesetigen Sinn sprechen kann. Ebenso vermittelt allein die hen werden, die als eine gezielte »Entslowenisierung« Bezeichnung → »gemischtsprachig« an sich Konzepte der regionalen slowenischen Geschichte umschrieben und festigt Denkmuster. Solchermaßen wurde vielfach werden kann, wobei die vorgebliche → »Entethnisieaus einer slowenischen sprachlichen und historischen rung«, d.  h. eine vom »Nationalistisch/Ethnischen« Identität eine zweisprachige oder eine »gemischtspra- »gesäuberte« Darstellung, eigentlich eine neue suggeschige« (→ Inschriften, → Maria Gail/Marija na Zilji). tive Ethnisierung hin zu einer vermeintlich deutschen/ Im diametralen Gegensatz zur Benennung stehen die deutschsprachigen Geschichte betreibt, indem sie das gesellschaftliche Tabuisierung und die Verweigerung Slowenische zu einer historischen, inkohärenten Zueiner Benennung einer gesellschaftlichen Gegebenheit. fallserscheinung minimiert. Diese Verweigerung ist ein Mittel, das Nicht-Benannte Die auf Kärnten/Koroška anzuwendenden Beispiele aus dem kollektiven Bewusstsein zu verdrängen. Insbe- für die Wechselbeziehung von Name und Identität sondere erschwert bzw. verhindert eine gesellschaftlich sind vielfältig und vielfach mit den psycholinguistibedingte Quasi-Inexistenz durch Nicht-Benennung schen und soziolinguistischen Phänomenen verbunden. und Namenlosigkeit eine Entwicklung der solcher- Bezeichnend für die enge Verbindung von Name und maßen verweigerten spezifischen Individualität bei Identität mit der zeitlichen Entwicklungsdimension den betreffenden Personen(-gruppen) und ist ein zen- ist schließlich auch die Benennung des sog. → Rotrales Element für den Verlust der Identität. Der ge- sentaler Dialektes (rožanščina), der mit seinen Mundsamte Themenkomplex der → Assimilation in Kärnten/ arten weit über den namengebenden geografischen Koroška ist eng mit der Frage der Verweigerung der Bereich hinausreicht. Er umfasst zusätzlich Teile der Identität und der dieser Identität zugrunde liegenden → Karawanken/Karavanke, die → Sattnitz/Gure, das Benennung verbunden. Nicht-Benennung und Verwei- → Klagenfurter Feld/Celovško polje und die → Ossiagerung der durch den Namen definierten Individualität cher Tauern/Osojske Ture nördlich des Wörther Sees/ ist also aufs Engste verbunden mit der Zuerkennung Vrbsko jezero (und nach Logar Randbereiche des von fundamentalen Grund- und Menschenrechten (vgl. → Jauntals/Podjuna, des → Völkermarkter Hügellanauch oben zum kryptisierenden Begriff → »gemischt- des/Velikovško podgorje und der → Saualpe/Svinška sprachig«). planina). Das heißt, er umfasst den gesamten → SüdDie Reduzierung der Menschen auf Häftlings- kärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška, zu dem nummern und ihre Eintätowierung unter dem NS- historisch als Dialektkontinuum noch das Moosburger Gewaltregime stellen den Höhepunkt der gesetzlich Hügelland/Možberško gričevje, das → Zollfeld/Gosverankerten und systematisch betriebenen Negation posvetsko polje und der → Krähwald/Hreblje hinzuder menschlichen Identität in der europäischen Zivi- zuzählen sind, wo noch bis in die Erste und teilweise lisationsgeschichte dar, wie sie im Übrigen auf ande- sogar in die Zweite Republik trotz → Assimilation und rer Ebene auch im Rahmen des sog. → »Generalplans → Germanisierung von der älteren Generation auch Ost« verfolgt und umgesetzt wurde. Slowenisch gesprochen bzw. verstanden wurde. Daher Insgesamt spiegelt die → Geschichtsschreibung die ist der Begriff → Rosentaler Dialekt (rožanščina) stark gesellschaftliche Anerkennung der Vielfalt der Identi- einschränkend, da er in Wirklichkeit über die Mundtäten. Wenn in der ständigen Ausstellung des Kärntner arten des oberen und unteren Rosentals/Rož und des Landesmuseums im 1. Stock noch 2011 (welche Ende Klagenfurter Feldes/Celovško polje hinausreicht bzw. 2012 zwecks Erneuerung abgebaut wurde) kein einzi- hinausreichte. In der Folge wurde vereinfachend der ges Mal das Wort »Slowene/slowenisch« vorkam und Begriff Rosental/Rož als Sammelbegriff für das gees in den einschlägigen Museumsführern (etwa in Ko- samte zentralkärntner (»Rosentaler«) slowenische Dischier 1987, Leitner 1987, Piccotini 2003) quasi alektgebiet verwendet. Damit wurde das slowenische inexistent war, dann existiert diese gesellschaftliche (Sprach-)Gebiet gleichzeitig aber auch konzeptuell als Kategorie eben auch nicht im wissenschaftlichen und Dreieinheit von Rož – Podjuna – Zilja [Rosental, Jaun-

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Namenkunde

tal, Gailtal] umschrieben. Das heißt, dass die Benennung auch mittelbar Auswirkungen auf das Selbstbild der Slowenen hatte, ebenso wie auf die Wahrnehmung von außen. Deshalb scheint die Bezeichnung des slowenischen Zentralsüdkärntner Dialektes nach einem einzigen Tal mit vier Mundarten, nicht aber etwa nach dem Dialektgebiet in seiner Gesamtheit (etwa osrednjekoroško slovensko narečje [Zentralsüdkärntner slowenischer Dialekt] in der terminologischen, psycholinguistischen und historischen Perspektive zumindest diskussionswürdig. Analoges gilt für den slowenischen ethnografischen Begriff →  Rož. Quellen  : I. Koschier  : Volkskunde. In  : Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen. Klagenfurt 21987, 137–150  ; F. W. Leitner  : Kurzer Abriss der Kärntner Geschichte vom Frühmittelalter bis 1920. In  : Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen. Klagenfurt 21987, 91–101  ; G. Piccotini, H. Vetters †, mit Ergänzungen von H. Dolenz  : Führer durch die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg, Verlag des Landesmuseums für Kärnten. Klagenfurt 1999, 2 2003, 151 f. Lit.: ES (F. Jakopin  : Imenoslovje, J. Šašel, J. Kastelic  : Imenski prežitki). – L. Wittgenstein  : Tractatus logico-philosophicus, Logisch-philosophische Abhandlung, 5.6. (Erstauflage 1921), Frankfurt am Main 2003  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980  ; B. Grafenauer  : Urban Jarnik, Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji Koroške. Klagenfurt 1984  ; A. B. Mitzman  : Vom historischen Bewusstsein zur mythischen Erinnerung. Nationale Identitäten und Unterdrückung im modernen Europa. In  : J. Rüsen, J. Straub (Hg.)  : Die dunkle Spur der Vergangenheit, Psychoanalytische Zugänge zum Geschichtsbewusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frankfurt/Main 1998, 397–416  ; J. Hösler  : Vom »Kampf um das Deutschtum« über die »Ostforschung« zur »Freien Sicht auf die Vergangenheit« – Krain und die Untersteiermark des 19. Jahrhunderts im Spiegel der deutschsprachigen Geschichtsschreibung. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Melikov zbornik. Ljubljana 2001, 121–151  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage, Ljubljana 2010  ; M. Piko-Rustia  : Unterwäsche der traditionellen Frauenfesttracht aus dem Gailtal. In  : Landesmuseum Kärnten (Hg.)  : Dessous. Eine Kulturgeschichte hautnah, Begleitheft zur gleichnamigen Sonderausstellung im Landesmuseum Kärnten – Rudolfinum. Klagenfurt 2012, 25–27   ; B.-I. Schnabl   : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec [2012], 107–122  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 32. Ljubljana 2013, 365–374.

Bojan-Ilija Schnabl

Ortsvezeichnis, Volksgruppenbüro

Namenkunde. Die N. (Onomastik, slow. imenoslovje) ist eine Teildisziplin der Sprachwissenschaft. Da uns Namen in vielen Lebensbereichen begegnen, berück-

sichtigt die N. auch deren Sachbezüge und arbeitet daher eng mit den historisch-philologischen Wissenschaften zusammen. Ähnlich wie die historische Sprachforschung versucht sie die Namenentstehung und die Geschichte der Namen in Zusammenhang mit Namengebern, Namenbenutzern und wechselnden Benennungsmotiven und/oder -situationen (auch unter dem Aspekt von → Sprachkontakt, → Entlehnung, → Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit) aufzuzeigen. Namen sind ein fester Bestandteil des Wortschatzes der Sprache. In der Grammatik wird auch das Substantiv (und Adjektiv) mit dem Fachausdruck Nomen (von lat. nomen ›Name‹) bezeichnet. Daher unterscheidet die Sprachwissenschaft zunächst zwischen Eigenname (nomen proprium) und Gattungsname (Appellativ), wobei der Eigenname an ein bestimmtes Individuum bzw. an ein bestimmtes Objekt gebunden ist  : der Eigenname ist die unterscheidende Bezeichnung für ein Einzelwesen im Gegensatz zu anderen derselben Gattung. Im Grunde genommen repräsentieren die Namen jeder Sprache zwei große Gruppen, Personennamen und geografische Namen. Dazu kommen dann noch einige andere kleinere Gruppen. Die → Personennamen (Anthroponyme) lassen sich in zwei große Gruppen teilen, in die (historisch älteren) Vornamen und in die (jüngeren) Familiennamen (Haus-, Hof- und Familiennamen). Die Vornamen werden von den Eltern den Kindern nach ihrer Geburt gegeben, deren Auswahl stark von der Tradition, Religion und Mode abhängig ist. Der Familienname hingegen ist erblich, meist nach dem Vater  ; in unserem Raum kamen sie im Mittelalter auf und sind seit dem Beginn der Neuzeit allgemein geworden. Eine wesentlich größere Vielfalt bieten die geografischen Namen (Toponyme). Am ältesten sind die → Gewässernamen (Hydronyme), die nächste große Gruppe sind die Siedlungsnamen, die → Ortsnamen in engerem Sinn, Namen der Dörfer und Städte, Weiler und Streusiedlungen. Eine weitere größere Gruppe sind die Wohnstättennamen, das sind Haus- und Hofnamen, Namen von Schlössern, wichtigen Gebäuden und vergleichbaren Objekten  ; dazu kann man auch die Straßennamen zählen. Die letzte große Gruppe sind die → Flurnamen, wobei die → Bergnamen (Oronyme) oft als eigene Gruppe geführt werden. Bleiben noch die Namen der Landschaften und geografischen Räume (→ Gegendname), von denen Einwohnernamen gebildet werden  ; viele von ihnen sind zu Stammesund Völkernamen (→ Ethnonym) geworden. Eine

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Narodna šola

weitere Namengruppe sind die Tiernamen (Zoonyme oder Therionyme). Das nächstverwandte Gebiet ist die sprachwissenschaftliche Disziplin der Etymologie, die die Geschichte und die Herkunft der Wörter ganz allgemein untersucht, denn auch das Namengut weist ein historisch gewachsenes und aufs Engste mit der Geschichte der jeweiligen Sprachgemeinschaft verbundenes Inventar auf. Daher ist das Namengut zusammen mit der dieses wiedergebenden Sprachform als Hauptrepräsentant dessen zu bezeichnen, was man »immaterielles Kulturerbe« nennt. Die Namenforschung in Kärnten/Koroška war von Anfang an eine Domäne sowohl der Germanistik als auch der Slawistik bzw. Slowenistik, da es in diesem Land (spätestens seit Errichtung des Herzogtums Kärnten/Koroška im Jahr 976) deutsche und slowenische Namen gegeben hat (→ Name und Identität  ; → Sprachkontakt  ; → Toponyme, alpenslawische (slowenische) in der Steiermark  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche). Erst relativ spät arbeiteten auf diesem Gebiet auch Vertreter der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der Romanistik (→ altladinisch). Aufgrund der heutigen Erkenntnisse kann festgestellt werden, dass die deutsche Besiedlung in Kärnten/Koroška erst mit der Einbeziehung des alten → Karantanien ins Frankenreich einsetzt (also ab etwa 800), davor war dieser Raum in seinen Namen slawisch bzw. slowenisch geprägt worden (→ Slovenia submersa  ; → Inkulturation  ; → Kontinuität). Die deutsch-slowenische → › wie sie in der Mitte des 19. Jh.s beschrieben worden ist, dürfte seit Beginn der Neuzeit bestanden haben (→ Assimilation  ; → Germanisierung). Die heutigen Verhältnisse sind für die N. weniger von Bedeutung, so hat der (alte) Gerichtsbezirk Obervellach (Zgornja Bela) (politischer Bezirk Spittal a.  d. Drau [Špital ob Dravi]) noch heute einen höheren Anteil von Ortsnamen slowenischer Herkunft (über 50 %) als z. B. der Gerichtsbezirk → Eisenkappel/Železna Kapla (ca. 40 %) im heute gemischtsprachigen Gebiet Kärntens (→ Südkärnten/Južna Koroška). Im Bereich der geografischen Namen gibt es nicht nur für Objekte im eigenen Sprachgebiet entsprechende Bezeichnungen, sondern auch für die außerhalb liegenden. Sprachwissenschaftlich spricht man bei Namen, die in verschiedenen Sprachen oder → Dialekten auftreten, von Endonymen (Namen, die in der Sprache bzw. im Dialekt der jeweiligen Region gebräuchlich, also einheimisch und bodenständig sind) und von

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Exonymen (Namen, die in anderen Sprachen für die

entsprechenden Objekte gebraucht werden). So ist z. B. Wien das Endonym für Österreichs Bundeshauptstadt und Ljubljana das für die slowenische Hauptstadt, hingegen ist slowenisch Dunaj das Exonym für Wien und deutsch Laibach das für Ljubljana. In mehrsprachigen Gebieten liegen im Allgemeinen für alle geografischen Objekte sowohl Exo- als auch Endonyme vor, also in Kärnten/Koroška z. B. Klagenfurt/Celovec, Zell/Sele, Ludmannsdorf/Bilčovs usw. Lit.: ES (F. Jakopin  : Imenoslovje, J. Šašel, J. Kastelic  : Imenski prežitki). – U. Jarnik [ Jarnick]  : Andeutungen über Kärntens Germanisierung. Ein philologisch-statistischer Versuch. In  : Car I 14, 16, 18, 19, 20, 22, 23, 24, 25, 26 (1826) 57–60, 66–68, 74–76, 77–80, 82–83, 90–92, 94–96, 98–100, 101–104, 106–107  ; A. Jaksch  : Ueber Ortsnamen und Ortsnamenforschung mit besonderer Rücksicht auf Kärnten. Klagenfurt 1891  ; J. Scheinigg  : Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach. In  : 56. Programm des Staats-Obergymnasiums zu Klagenfurt 1905/1906. Klagenfurt 1906, 3–26  ; dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919, (Nekaj lepih slovenskih priimkov iz Koroške  : 45–46  ; P. Lessiak  : Die kärntischen Stationsnamen). In  : Car I 112 (1922) 1–24  ; M. Kos  : O prevzemu antičnih krajevnih imen na slovenskem ozemlju, Ephemeridis Instituti archaeologici Bulgarici 16. Sofia 1950, 241– 248  : R. Badjura  : Ljudska geografija. Ljubljana 1953  ; E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten 2 Bde. Klagenfurt 1956–1958  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen Kärntens (mit einer Einleitung von H.-D. Pohl). Wien 1982  ; B. Grafenauer  : Urban Jarnik, Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji Koroške. Klagenfurt 1984  ; A. Feinig, T. Feinig  : Familiennamen in Kärnten und den benachbarten Regionen. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2004/2005   ; H.-D. Pohl  : Unsere slowenischen Ortsnamen/Naša slovenska krajevna imena, Klagenfurt/Celovec 2010  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage, Ljubljana 2010  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Celovec [2011], 165–188  ; K. Klinar, J. Škofič, M. Šekli, M. Piko-Rustia  : Metode zbiranja hišnih in ledinskih imen, Projekt FLULED v okviru Operativnega programa Slovenija-Avstrija 2007–2013. Jenesine, Celovec 2012. Web  : www.volksgruppenbuero.at/images/Ortsnamenverz_­komplett. pdf  ; http://members.chello.at/heinz.pohl/Namengut.htm (6. 8. 2013).

Heinz-Dieter Pohl

Narodna šola [National- bzw. Volks-Schule], Bezeichnung für die zwei slowenischen Privatschulen, die auf Eigeninitiative der Kärntner Slowenen in Kärnten/ Koroška errichtet wurden. Die erste N. š. wurde 1896 in St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu gegründet. Auf Vermittlung des Pfarrers von St. Ruprecht Franc → Treiber kaufte die Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda ein Grundstück zum Bau einer slowenischen

Heinz-Dieter Pohl

J. Scheinigg, Slovenska osebna imena v starih listinah

Narodna šola

Narodna šola in St. Peter/ Šentpeter, 1910/1913, KOK na Koroškem Narodna šola in St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu, Archiv KKZ

Volksschule. Der Bau der Schule wurde u. a. durch die Unterstützung zahlreicher Pfarrmitglieder der Pfarre St.  Ruprecht/Šentrupert ermöglicht, die Baumaterial und Holz zu Verfügung stellten und sich an den Bauarbeiten aktiv beteiligten. Für die Finanzierung kam neben anderen die Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva) auf. Der Bau wurde 1896 fertiggestellt, der Landesschulrat in Klagenfurt/Celovec erteilte am 9. Oktober 1896 die Genehmigung zur Eröffnung, welche am 25. Oktober 1896 stattfand. Mit der Leitung waren die Šolske sestre iz Maribora (→ Schulschwestern in Maribor) betraut. Die N. š. war eine gemischte Schule, die nach wenigen Jahren auf 200 Schüler verweisen konnte. Ende des Schuljahres 1900/1901 wurde Franc → Treiber zum Schulleiter ernannt. Die Schule wurde

in den folgenden Jahren auch zum kulturellen Zentrum, in dem Kulturorganisationen wie die Zweigstelle der → Družba sv. Cirila in Metoda, die Marijina družba [Mariengesellschaft] und der katholische slowenische Bildungsverein → Lipa ihre Veranstaltungen durchführten (→ Vereinswesen, → Kulturvereine, → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje). Auch die N. š. selbst organisierte jährlich mehrere Veranstaltungen. Ermöglicht wurde dies durch den Bau eines Turnsaales 1904, der als Veranstaltungsraum genutzt werden konnte. Die Erhaltung der Schule gewährleisteten weiterhin private Spender, die Družba sv. Cirila in Metoda und die → Slovenska straža [Slowenische Wacht]. Zu Beginn des 20. Jh.s kam eine Haushaltsschule für Mädchen hinzu, 1910 wurde ein weiteres Grundstück angekauft, das den geordneten Betrieb einer Haushaltsschule ermöglichte. Der erste Haushaltskurs konnte 1913 durchgeführt werden. Hier unterrichtete neben Treiber auch der Landtagsabgeordnete Franc → Petek. Der Erste Weltkrieg und v. a. die Zeit der Grenzkämpfe (→ Grenzfrage) und vor der → Volksabstimmung brachten die N.  š. an den Rand ihrer Existenz. Sie wurde vollkommen ausgeräumt und stark beschädigt, die Schulbibliothek wurde vernichtet. Den Schulschwestern wurde ihre Arbeit äußerst erschwert. Nach der Volksabstimmung untersagten die Schulbehörden den Unterricht in der slowenischen Volksschule. Mit Unterstützung von Bischof Adam → Hefter, Prelat Valentin → Podgorc, Vinko → Poljanec sowie der Družba sv. Cirila in Metoda und der Kongregation der Schulschwestern in → Maribor (Šolske sestre iz Maribora) konzentrierten sich die in St.  Ruprecht/ Šentrupert verbliebenen Schulschwestern auf die Weiterführung und den Ausbau der Haushaltsschule. Nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf → Jugoslawien im April 1941 schlossen die Nationalsozialisten die Schule, die Schulschwestern wurden vertrieben und die slowenischen Bücher verbrannt. Das Gebäude wurde durch die Gemeinde in Besitz genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Haushaltsschule wiedereröffnet werden. Zum Lehrkörper gehörte u. a. Milka → Hartman. 1955 wurde der Schule vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft der Charakter einer öffentlichen Lehranstalt zugesprochen. 1962 ging sie in das Eigentum der Schulschwestern über. 1999 wurde sie geschlossen. Die N.  š. in St.  Peter/Šentpeter bei St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu wurde 1908 eröffnet und war die zweite slowenische Privatschule in Kärnten/

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Koroška. Die in der Gemeinde St. Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu politisch dominante slowenischkonservative Partei hatte 1892 erreicht, dass das Ministerium für Kultus und Unterricht in der fünfklassigen öffentlichen Volksschule die slowenische Unterrichtssprache – im Gegensatz zur utraquistischen Schulform – verordnete (→ Schulwesen). In den Jahren 1900–1901 jedoch stellte das deutschnationale Lager in St. Jakob/ Šentjakob mithilfe der beim Bau des Karawankentunnels beschäftigten Arbeiter Gegenpetitionen, die eine Rückwandlung dieser Schule zur utraquistischen Schulform verlangten. Der folgende Streit um die Unterrichtssprache an der St. Jakober Schule endete 1904 mit der Aufteilung der fünfklassigen Volksschule mit slowenischer Unterrichtssprache in eine dreiklassige Schule mit slowenischer Unterrichtssprache und eine vierklassige utraquistische Schule. Enttäuscht vom Vorgehen der Landesbehörden in der Frage der einzigen fünfklassig organisierten Schule mit slowenischer Unterrichtssprache in Kärnten/Koroška initiierte der Pfarrer von St. Jakob/Šentjakob Matej → Ražun 1904 den Bau einer slowenischen Privatschule. Mithilfe von Privatspenden und der finanziellen Unterstützung der → Mohorjeva, die für rund zwei Drittel der Baukosten aufkam, konnte im September 1908 das Gebäude der N. š. eingeweiht werden. Noch im November 1908 übersiedelte die dreiklassige Volksschule mit slowenischer Unterrichtssprache in das neue Gebäude. Die Leitung der Schule übernahmen 1908 slowenische Schulschwestern aus Maribor. Der Protagonist der N. š., Matej Ražun, verteidigte die Gründung der slowenischen Privatschule in der slowenischen Wochenzeitung → Mir und veröffentlichte zwei Broschüren V boj za slovensko šolo [In den Kampf für die slowenische Schule] (1904) und Bodoča narodna in gospodinjska šola v Št. Jakobu v Rožu [Die zukünftige Volks- und Haushaltungsschule in St.  Jakob im Rosental] (1905). Für die überwiegend slowenisch-einsprachigen Kinder forderte er den Unterricht in der → Muttersprache. Ražun trat für ein ganzheitliches Lernen auf Grundlage der Muttersprache ein, was auch das Erlernen der deutschen Sprache einschloss. 1912 wurde der erste hauswirtschaftliche Kurs für Mädchen abgehalten, 1917 bekamen die Schulschwestern die Erlaubnis, ein Waisenhaus für Mädchen einzurichten. Die Volksschule mit slowenischer Unterrichtssprache war bis zur → Volksabstimmung in der N. š. untergebracht. Trotz mehrmaliger Anträge des Vereins → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein], in dessen Besitz

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sich die N.  š. befand, verhinderten nach der Volksabstimmung sowohl die Landesbehörden als auch die Gemeinde konsequent die Wiedereröffnung bzw. Fortführung einer öffentlichen slowenischen Schule in St. Peter/Šentpeter. Die Schulschwestern führten nach 1920 das Waisenhaus weiter und organisierten in den 1930er-Jahren halbjährige Haushaltungs- und Nähkurse für Mädchen. Im April 1941 konfiszierten die nationalsozialistischen Machthaber das Gebäude der N. š. und vertrieben die Schulschwestern. Quelle  : ADG, Personalakte Franz Treiber  ; šematizem [Schematismus] Maribor  ; INV, Ljubljana. Lit.: Koroška provinca šolskih sester (Hg.)  : 100 let Št. Ruperta/100 Jahre St.  Ruprecht. Celovec 1996  ; DiD, 5 (1949) 8–9  ; Koroška kronika 22. bzw. 29. 3. 1946  ; Jubilejni zbornik ob 100-letnici izobraževalne ustanove Zavoda šolskih sester v Št. Petru. Festschrift 100 Jahre Bildungseinrichtung des Konvents der Schulschwestern in St. Peter. Vetrinj/Viktring 2008.

Simon Trießnig, Hanzi Filipič

Narodni Svet za Slovenijo [Nationaler Rat für Slowenien], gegründet am 16. und 17. August 1918 in Ljubljana mit regionalen Ausschüssen für Kärnten/ Koroška, Steiermark/Štajerska (=  Untersteiermark/Spodnja Štajerska), Küstenland/Litorale/Primorje (→ Gorizia/Gorica/Görz) und → Trieste/Trst/Triest als höchstes politisches Organ für ein selbstständiges Slowenien, wie es die → Maideklaration von 1917 (allerdings noch im Rahmen der Monarchie) gefordert hatte. Bereits im September 1918 formulierte Dr. Milko Brezigar für den N.  Sv. ein Wirtschaftsprogramm für Slowenien (Oris slovenskega narodnega gospodarstva). Am 6. Oktober 1918 wurde als oberstes Organ aller Nationalen Räte das Narodno vieće (N. V.) [Nationale Versammlung] in Zagreb für alle südslawischen Völker eingesetzt, dessen Geschäftsordnung bereits vorsah, dass »auf Grundlage der Einheit der südslawischen Völker ein selbstständiger südslawischer Staat erkämpft werden sollte«. Am 29. Oktober 1918 wurde in Ljubljana feierlich das Ende der Habsburgermonarchie proklamiert. In Zagreb verkündete der kroatische Sabor die Lostrennung von der Habsburgermonarchie und erklärte den N. V. zum obersten Organ des neu ausgerufenen Staates SHS, der folgende »unabhängige Staaten« einschloss  : Dalmatien, Bosnien und Herzegowina   ; Kroatien mit Slawonien, Rijeka und Slowenien. Der N. Sv. für Slowenien stellte eine nationale slowenische Regierung auf, die vom N. V. in Zagreb sofort bestätigt wurde und die eine erste Note an die Regierungen der USA, Großbritanniens, Frank-

Navratil, Ivan

Ivan Navratil

reichs, Italiens und Serbiens sandte, worin u. a. die angestrebte Vereinigung mit dem Königreich Serbien und dem Königreich Montenegro angesprochen wurde. Durch die territorialen Ansprüche Italiens, die es sich im Londoner Geheimvertrag von 1915 gesichert hatte, und die offenen Grenzfragen im Norden war der SHS-Staat ohne eine schlagkräftige Armee in Bedrängnis, so dass eine Vereinigung dringlich erschien. Im November 1918 bestanden auf dem nachmaligen jugoslawischen Territorium noch drei Staaten  : das Königreich Serbien, das Königreich Montenegro und der SHS-Staat. Im November hatten Vertreter des Jugoslawischen Komitees ( Jugoslovanski Odbor), nämlich der Kroate Ante Trumbić, später Außenminister in der ersten Regierung des SHS-Staats, Nikola Pašić, der Präsident der serbischen Regierung, und Anton → Korošec, der Vorsitzende des N. V., die Genfer Deklaration unterschrieben. Darauf begab sich am 27. November 1918 eine 28-köpfige Delegation des N. V. mit Anton Korošec an der Spitze nach Beograd. Der 1. Dezember 1918 gilt als Gründungstag des Königreiches SHS, eine zentrale Regierung wurde am 20. Dezember eingesetzt. Die Slowenen hatten bereits ihre nationale Regierung, der N.  Sv. für Slowenien wurde nicht weiter promoviert. Lit./Web  : D. Lončarevič  : Jugoslawiens Entstehung. Zürich [e. a.] 1929  ; M. Mikuž  : 1917–1921  ; 1921–1929  ; 1929–1941. In  : Zgodovina Slovencev. Ljubljana 1979, 598–681, passim  ; B. Balkovec  : Prva slovenska vlada 1918–1921. Ljubljana 1992 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :872)  ; F. J. Bister  : »Majestät, es ist zu spät …« Anton Korošec und die slovenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.] 1995  ; J. Pirjevec  : Jugoslavija 1918–1992  : Nastanek, razvoj in razpad Karadjordjevićeve in Titove Jugoslavije. Koper 1995  ; P. Ribnikar  : Naredba o prehoddni upravi v Sloveniji iz leta 1918 in njen pomen za Slovenijo. In  : Zbornik ob sedemdesetletnici Marije Oblak-Čarni, Arhivi, Glasilo Arhivskega društva Slovenije. 1 (2003).

Katja Sturm-Schnabl

Nationale Frage, vgl. u. a. Sachlemmata (Auswahl)   : → Dezemberverfassung 1967  ; → Innerösterreich  ; → Lan­desverfassung 1849  ; → Minderheit/Volksgruppe  ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen (LWO) in Kärnten/Koroška ab 1849  ; → Wahlordnungen  ; Personenlemmata (Auswahl)  : → Korošec, Anton  ; → Žolger, Ivan. Nationalismus, vgl. u.  a. Sachlemmata (Auswahl)  : → Assimilationszwang  ; → Deutschtümler  ; → »Ent­­­ethnisierung«   ; → »Ethnische Säuberung«  ;

→ »Gene­ralplan Ost«  ; → Germanisierung  ; → Identitätsbewusstsein  ; → Volksabstimmungspropaganda  ; → Win­dischentheorie(n)  ; → Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner. Nationalität, → Minderheit  ; → »Volksstamm«. Nationalsprache, → Landessprache. Navratil, Ivan (* 5. März 1825 Metlika [Bela Krajina], † 28. November 1896 Wien), Sprachwissenschafter, Ethnologe, Redakteur. Nach der Absolvierung des philosophischen Lyzeums 1848 war N. als Steuerberater am Landesgericht in Ljubljana tätig, rief hier 1848 die erste slowenische Jugend-Zeitschrift Vedež ins Leben, wirkte bis 1850 als deren Redakteur und ließ darin auch Beiträge aus der Klagenfurter Zeitschrift → Slovenska bčela nachdrucken. Nach einer kurzen anfänglichen Phase, in der N. durch die Aufnahme serbokroatisch-slowenischer Mischtexte den südslawischen Unionsbestrebungen des → Illyrismus nachkam, diente das sprachlich individualisierte und ausgefeilte slowenische Lesematerial an zahlreichen Volksschulen der Kultivierung der slowenischen Sprache. N. engagierte sich im Rahmen des Völkerfrühlings (→ Preporod) und richtete identitätsbewusste literarische Botschaften an das slowenische Volk. Er schrieb für die Zeitschrift Novice, → Slovenski glasnik und Dom in svet sowie für das Jahrbuch Letopis matice slovenske (→ Slovenska matica). Außerdem publizierte N. im Kalender → Koledar družbe Sv. Mohorja (→ Mohorjeva), in der Klagenfurter Zeitschrift → Kres und bereitete für Anton → Janežičs literarische Sammelreihe → Cvetje iz domačih in tujih logov Ignacy Krasickis Werk Pan Podstoli vor, das jedoch nicht erscheinen sollte. Er übergab Janežič für dessen Wörterbuch seine Sammlung weniger bekannter slowenischer Wörter. 1851 wurde N. höchster Offizial am Obersten Gerichtshof in Wien, wo er u. a. mit Matej → Cigale und Fran → Miklosich verkehrte. Mit dem Handbuch Kurze Sprachlehre mit einer möglichst vollständigen Rechtschreibung der slovenischen Sprache nebst einem praktischen Anhange (1850, komplettiert durch eine Wortliste zur Strafrechtsordnung), das praktische Beispiele juristischer → Terminologie in slowenischer und deutscher Sprache enthielt, war N. auch aktiv an der für das → Reichsgesetzblatt benötigten Terminologie beteiligt. Darüber hinaus half er Miklosich, der sich als Reichstagsabgeordneter und Slawist für die Etablierung des

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Nedelja

Slowenischen an den Schulen engagierte, bei der Zusammenstellung slowenischer Lesebücher für Gymnasien. Seine ethnografischen sowie sprachwissenschaftlichen Interessen galten überwiegend dem slawischen Raum, v. a. seiner Heimatregion Bela krajina. In seinem Essay Kresne ali Ivanjske pesni belokranjskih »kresnic« [Die Sonnwendfeuer- oder Ivanjske-Lieder der Sonnwendjungfern] (Kres 1886) beispielsweise hielt er die Rituale und Lieder anlässlich des Frühlingsbeginns in seiner Heimatregion fest. Seine Erkenntnisse zur slowenischen Kultur stellte N. stets anderen Kulturen gegenüber, wie etwa in seinem Werk Slovenske narodne vraže in prazne vere, primerjane drugim slovanskim in neslovanskim [Aberglaube beim slowenischen Volk im Vergleich zu anderen slawischen und nicht slawischen Völkern] (1855–1888, 1890, 1892, 1894, 1896). N. war um die Etablierung der slowenischen → Standardsprache bemüht und galt laut Janez → Trdina diesbezüglich als Ikone, schließlich verwendete er als einer der ersten Slowenen eine korrekte und dialektübergreifende Sprache. Er verfasste mehrere sprachwissenschaftliche Studien, darunter eine über den (un-) vollendeten Aspekt als Charakteristikum der slawischen Sprachen  : Beitrag zum Studium des slavischen Zeitwortes aller Dialekte, insbesondere über den Gebrauch u. die Bedeutung der Zeitformen in Vergleichung mit den classischen und modernen Sprachen (1856). Quellen/Web  : www.dlib.si, A. Janežič  : Popolni ročni slovar slovenskega in nemškega jezika. Nemško-slovenski del. U Celovcu 1850  ; A. Janežič  : Popolni ročni slovar slovenskega in nemškega jezika, Slovenskonemški del. U Celovcu 1850  ; Juridisch-politische Terminologie für die slavischen Sprachen Oesterreichs. Deutsch-kroatische, serbische und slovenische Separat-Ausgabe. Wien 1853. Werke  : Kurze Sprachlehre mit einer möglichst vollständigen Rechtschreibung der slovenischen Sprache, nebst einem praktischen Anhange enthaltend  : mehrere Vorladungen von Zeugen und Angeschuldigten, Protokollsköpfe, dann Fragen und Antworten, Urtheile u. s. w. in slovenischer und deutscher Sprache … Laibach 1850  ; Beitrag zum Studium des slavischen Zeitwortes aller Dialekte, insbesondere über den Gebrauch u. die Bedeutung der Zeitformen in Vergleichung mit den classischen und modernen Sprachen. Wien 1856. Kres 1886, 279–281, 351–359. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; OBL. – F. Ilešič  : Ilirec Ivan Navratil. In  : Slovan 7 (1909) 271/272  ; J. Dular  : Brata Navratila. Metlika 1980  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991 (Register s.  v. Navratil Ivan)  ; J. Müller  : Dvojezična pravna slovarja Ivana Navratila (1850). In  : Jezikoslovni zapiski 8/1 (2002) 205–211  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosichs Bedeutung für die Slowenistik unter besonderer Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschulen. In  : Wiener slavistisches Jahrbuch 53 (2007) 235.

Maja Francé

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Nedelja 1. Nummer, Foto Vincenc Gotthardt

Nedelja, Mesečnik za versko izobrazbo [Der Sonntag. Monatsblatt für religiöse Bildung], slowenische Kirchenzeitung für Kärnten/Koroška, Klagenfurt/Celovec März 1926–Februar 1938, April 1938–Februar 1941, 1945–. Selbstverlag. Druck   : Carinthia. Eigentümer und Verleger  : Valentin → Pogdorc. Verantwortliche Redakteure  : Ivan → Lučovnik (1926–1935), Filip → Millonig (1935–1941, 1945–1948). Mitarbeiter u. a.: Anton → Benetek, Valentin → Limpel, Franc Ks. → Meško, Valentin Podgorc, Stefan → Singer, Franc → Uranšek. Erscheinungsweise  : monatlich (bis 1941), ab 1945 wöchentlich unter der Herausgeberschaft der Diözese Gurk/Krška škofija. Nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde die Notwendigkeit einer Kärntner slowenischen Kirchenzeitung für den slowenischen Teil der Diözese → Gurk/Krška škofija immer größer. Die Initiative zur Gründung eines slowenischen Blattes kam aus den Reihen der slowenischen Priestergemeinschaft → Sodaliteta. Die Zeitschrift N. wurde 1926 ins Leben gerufen. Im März des Jahres erschien

Němcová, Božena

Božena Nemcova

die erste Nummer. Seinen Sitz hatte das Monatsblatt im Stammhaus des Volksverlags → Mohorjeva am Viktringer Ring/Vetrinjsko obmestje 26. Wesentliches Ziel war der Erhalt des Sonntags als religiöser Feiertag für die Familie. Die inhaltliche Ausrichtung wird in vier Punkten wiedergegeben  : 1. religiöse Beiträge, 2. Erzählungen und Sachtexte, 3. Berichte der Ständeorganisationen und 4. Leserbeiträge. Die Verantwortlichen ziehen eine klare Trennlinie zur Politik, im Vordergrund steht die religiöse Ausrichtung. In der Zeitschrift N. veröffentlichte Stefan Singer seine Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Südkärntens. Das slowenische Caritassekretariat berichtete über die Arbeit in den verschiedenen Organisationen der Katoliška akcija [Katholische Aktion] sowie über das Pfarrgeschehen in → Südkärnten/Južna Koroška. Als Autor von literarischen Texten ist Franc Ks. Meško zu nennen. In den 1930er-Jahren hatte das Blatt zwischen 2.000 und 2.500 Abonnenten. Eine besondere Herausforderung war für den ersten verantwortlichen Redakteur, Dr. Ivan Lučovnik, die Suche nach einer Druckerei, die sprachlich wie auch finanziell den monatlichen Druck gewährleisten konnte. So musste das Blatt unter anderem in → Gorizia/Gorica/Görz, → Celje, Wien und in Klagenfurt/Celovec gedruckt werden. 1941 erfolgte das Verbot und die erzwungene Einstellung durch die Nationalsozialisten. Erst im Dezember 1945 konnte die Zeitschrift wieder erscheinen. Quellen  : ADG.

Lit.: S. Trießnig  : 80 let »Nedelje« – slovenskega verskega lista za Koroško. In  : M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 313–326.

Simon Trießnig

Negomir, → Abraham, Bischof von Freising. Němcová, Božena (* 4. Februar 1820 Wien, † 21. Jänner 1862 Prag), tschechische Schriftstellerin, Kinderbuchautorin. N. wurde als Barbara Panklova in Wien geboren. Ihr Vater war Kutscher und stammte aus Niederösterreich, ihre Mutter war ein tschechisches Dienstmädchen in Wien. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ratibořice in Ostböhmen und heiratete 1837 Josef Němec. Er war 15 Jahre älter und von Beruf Finanzbeamter. Als tschechischer Patriot wurde er deshalb ständig versetzt. Zwischen 1837 und 1842 wohnte die

Familie in Kostelec bei Náchod, Josefov, Litomyšl und Polin, erst dann bekam Němec eine Stelle in → Prag. Während der Zeit in Prag (1842–1845) lernte N. die zeitgenössischen literarischen Strömungen kennen und nahm mit den tschechischen Intellektuellen und Künstlern Kontakt auf. Ihre Ehe war unglücklich und die Familie mit vier Kindern hatte ständig mit finanziellen Nöten zu kämpfen. In Prag wurde sie mit führenden Mitgliedern der tschechischen Nationalbewegung bekannt (u. a. František → Palacký), begann zu schreiben und wechselte ihren Vornamen zum tschechischen Božena. In den Jahren 1845–1846 lebte die Familie in Domažlice und Všeruby. N. und ihr Mann exponierten sich 1848 politisch und kamen deshalb unter Polizeiaufsicht. In der Folge wurde nemec immer wieder versetzt und N. besuchte ihn 1857 in Ungarn, der Slowakei und in Kärnten/Koroška, wo sie über ihren Mann, der damals in → Klagenfurt/Celovec Dienst tat, zu Matija → Majar in Kontakt trat und seine Korrespondentin wurde. → Majar übermittelte N. Aufzeichnungen über Volksbräuche der Kärntner Slowenen. Einige publizierte sie im Časopis českeho muzeuma und in Škola a život, vier seiner Märchen übersetzte sie ins Tschechische. N. las auch die Aufzeichnungen Majars in der → Slovenska bčela, wie sie überhaupt sein Werk hoch schätzte. In der tschechischen modernen Literatur wird N. als erste Prosaistin eingestuft. Sie schrieb vor allem Erzählungen und Novellen, denen sie als Material die reiche Volkstradition und Volkssprache zugrunde legte. Daraus ist vielleicht u. a. die romantische Note ihrer Romane abzuleiten. Tschechische und slowakische Märchen und Dichtungen in ihrer Bearbeitung werden zu sprachlichen Kunstwerken transformiert. Volkskundliche Beiträge publzierte sie in Zeitschriften. Ihre Thematik ist sozial. Sie behandelt Probleme des tschechischen Landlebens und setzte sich für die Bildung des einfachen Volkes, vor allem auch der Frauen ein. Im Geist des Humanismus und auch des utopischen Sozialismus versuchte sie, Problemlösungen zu finden. Ihr berühmtester Roman Babička [Die Großmutter] wurde schon früh auch ins Slowenische übersetzt. Im Bild vom einfachen Leben und einer ausgeglichenen Persönlichkeit, das es widerspiegelt, haben die Tschechen ihren Volkscharakter in seiner idealen Verkörperung gesehen. In tschechischer Sprache wurde der Roman in mehr als 350 Auflagen gedruckt. Während ihrer letzten Lebensjahre lebte N. völlig mittellos in Litomyšl, sie starb in Prag.

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Nemčur

Werke  : Babička, 1855  ; Narodni bakorky a pověsti, 1845/46  ; Chudi lide, 1856. Üb.: Ins slowenische  : Babica, 1862 u. 1944  ; Ljudske bajke in povesti, 1912–1920. Lit.: Ottův  ; ÖBL  ; SČS. – Z. Urban  : Božena Němcova a lidová slovesnost slovnaských narodů. In Národopisné aktuality 3–4 (1970) 168–183  ; Pozamenuta tvar Boženy Nemcove. Ibid. 64 – 66  ; Iskra V. Čurkina, Majar-Ziljski, Razprave/Dissertations VIII/2, SAZU, Ljubljana 1974, 120-121  ; A. Thomas  : Form, gender and ethnicity in the work of three nineteenth-century Czech women writers. In  : Bohemia 38/2 (1997) 280–297  ; M. Nedvědová, M. Piko-Rustia  : Matija Majar v česko-slovninském kontextu. Matija Majar Ziljski v češko-slovenskem kontekstu. Praha 2004, zugleich Koroški etnološki zapiski 3 (2003).

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Nemčur [slow., deutschnational/antislowenisch orientierte Person »deutscher«/deutschsprachiger Herkunft], → Deutschtümler. Nemškutar [slow., deutschfreundlich und/oder »assi-

milationswillige« Person slowenischer ethnischer Herkunft], → Deutschtümler. Neoabsolutismus, vgl. Sachlemmata  : → Dezember-

verfassung 1867  ; → Kundmachung (2) – kaiserliches Patent vom 27. Dezember 1852  ; → Landesorganisierungskommission  ; → Landesverfassung, Kärntner von 1849  ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; → Standardsprache  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849   ; → Zedinjena Slovenija  ; Personenlemmata  : → Auersperg, Anton Alexander Graf  ; → Bleiweis, Janez  ; → Pernhart, Markus  ; → Schloissnigg/Šlojsnik, Johann Nepomuk  ; → Toman, Lovro  ; → Tschabuschnigg, Adolf Ignatz Ritter von. Neoillyrismus (slow. novoilirizem). Der N. war eine

geistig-politische Strömung nach der Jahrhundertwende zum 20. Jh. Er nimmt 1830 die dem russischen → Panslawismus-Gedanken nachempfundene illyristische Idee wieder auf, welche eine ethnisch-kulturelle und linguistische Vereinigung aller Südslawen zum Ziel hatte (→ Illyrismus, Stanko → Vraz, Matija → Majar). Obwohl der ursprüngliche Kollektivierungsgedanke keine kulturelle Autonomie der slowenischen Nation vorsah und daher mehrheitlich und entschieden von ihrer Intelligenzija abgelehnt wurde, konnte die Bewegung um 1910 eine Wiederbelebung erfahren, da die → nationale Frage hinsichtlich der Slowenen innerhalb der dualistisch aufgeteilten Monarchie weiterhin ungelöst blieb. Dabei spielte neben den unerfüllten Forde-

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rungen nach einem administrativ vereinten Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) und nach der Gründung einer Universität in Ljubljana nicht zuletzt der wachsende deutsche Nationalismus eine Rolle. Aus diesem Dilemma heraus entsprang damals unter den österreichischen (ebenso unter den ungarischen) Slawen neben dieser pro-jugoslawischen neoillyristischen auch eine pro-slawische Bewegung (→ Neoslawismus). Der N. strebte eine südslawische Union innerhalb einer föderal gestalteten Habsburgermonarchie an (→ Austroslawismus). Der Ideenträger des N. war Fran → Ilešič, weshalb die Bewegung auch Ilešičevstvo bzw. Ilešičevanje genannt wurde. In der liberalen Zeitschrift Veda nahm Ilešič zu seinem Programm Stellung. Da er der Ansicht war, dass eine politische Verschmelzung einen kulturellen Zusammenschluss bedinge, sollte diesmal v. a. eine allmähliche und ungezwungene Angleichung der slowenischen Sprache an die serbokroatische erfolgen, eine sofortige hingegen im Bereich Wissenschaft. Für die sprachliche Vereinigung forderte er die Erstellung eines slowenisch-kroatischen Wörterbuchs. Gerade aber in der Wissenschaftssprache, die damals besonders florierte, wurde dies nicht in die Praxis umgesetzt. Im Gegensatz zu den Neoillyristen engagierte sich die radikal anti-österreichisch gesinnte studentische slowenische Wiedergeburts-Organisation Preporodovci für einen freien unabhängigen jugoslawischen Staat. Diese wurde nach der Zeitschrift Preporod 1912/1913 benannt, die an die nationale Wiedergeburtsbewegung → preporod im 19. Jh. anknüpft. Unter dem Einfluss Ivan → Cankars, der der vehementeste Gegner Ilešičs war, forderte ein Teil der jüngeren Generation der preporodovci später eine souveräne sprachliche, kulturelle und auch politische Identität des slowenischen Volkes. Die rund 500 Vertreter schworen auf den Revolver und hatten Kontakt zu ähnlichen revolutionären Gruppierungen in Kroatien bzw. Bosnien und Herzegowina. Wichtig waren ihr nationales publizistisches Wirken und ihre Propagandatätigkeit. Die Broschüre von Adolf Ponikvar Klic od Gospe Svete. Ob petstoletnici zadnjega ustoličenja koroških vojvod [Ein Ruf aus Maria Saal. Ob der 500-Jahr-Feier der letzten Thronerhebung Kärntner Herzöge] (1914) reichte bis in die Zeit → Karantaniens und der Herzogseinsetzung zurück, die noch auf Slowenisch abgehalten wurde, und beanstandete in weiterer Folge die sprachliche und politische Benachteiligung der Slowenen in der Monarchie (→ Fürsteneinsetzung). Das löste sogar einen Studentenstreik aus, was von nicht geringem Einfluss

Nötsch im Gailtal/Čajna

der Bewegung auf die slowenische Jugend zeugte. Nach dem Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 wurden zwei der Anführer verurteilt, was die Bewegung letztlich zum Erliegen brachte. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs klang auch der N. aus, als im Jahr 1917 der parlamentarisch vereinigte Jugoslovanski Klub [ Jugoslawische Klub] die → Maideklaration zum Zusammenschluss aller Südslawen der Monarchie im Wiener Parlament verabschiedete und somit 1918 die Gründung einer provisorischen Regierung → Narodni svet [Nationalrat] initiierte, die schließlich den SHS-Staat proklamierte, später das Königreich SHS. Quellen  : A. Ponikvar  : Klic od Gospe Svete. Ob petstoletnici zadnjega ustoličenja koroških vojvod. V Ljubljani 1914. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Ilešič  : Odgovori na anketo o jugoslovanskem vprašanju. In  : Veda 3 (1913) 105–113  ; I. Prijatelj  : Duševni profili slovenskih preporoditeljev. Ljubljana 1935  ; V. Melik  : Slovenci v asu jugoslovanskega predavanja o jugoslovanstvu. ČZN 57/22 (1986) 2, 197–204  ; I. Gantar Godina  : Novoilirizem. In  : Oxfordova enciklopedija zgodovine 2. Ljubljana 1993  ; Z. Čepič (et al.)  : Zgodovina Slovencev. Ljubljana 1979, 591  ; J. Čeh  : Cankarjev pogled na novoilirizem in novoiliristične ideje Frana Ilešiča. In  : Preseganje meje. Zbornik Slavističnega društva Slovenije 17 (2006) 151–162  ; J. Bajer  : Yu-nostalgie in Slowenien  : Das Phänomen der Nostalgie als Produkt der Transformation. Hamburg 2009.

Maja Francé

Neoslawismus, slow. neoslavizem, eine politische, wirt-

schaftliche und kulturelle Bewegung der Slawen in der Habsburgermonarchie zu Beginn des 20. Jh.s. Der jungtschechische Politiker Karel Kramař (1860–1937) gilt als Initiator und Chefideologe des N. Seine Grundideen waren   : Die Habsburgermonarchie sollte eher mit Russland eine engere Anbindung suchen denn mit Deutschland  ; die Zusammenarbeit der slawischen Völker sollte auf der Grundlage von Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit basieren  ; die slawische Wechselseitigkeit sollte über das kulturelle und wirtschaftliche Zusammenwirken aller (auch der nicht österreichischen) → Slawen verwirklicht werden. Der Presse wurde große Bedeutung beigemessen. Unter den Führern der Bewegung war auch der Bürgermeister von → Ljubljana Ivan Hribar. Sie betonten auf dem ersten (vorbereitenden) Kongress 1908 in → Prag, dass die Bewegung nicht politisch, sondern nur kulturell und wirtschaftlich ausgerichtet sei (→ Slawenkongresse, → Slawophilie). Die zentralen Fragen aber, mit denen sie sich auseinandersetzen mussten, waren jedoch in erster Linie politisch  : der russisch-polnische Konflikt, die polnisch-russi-

nische Problematik und 1908 die Annexion BosnienHerzegowinas. 1912/13 führten die Balkankriege die Bewegung ad absurdum und sie nahm ihr Ende. Lit.: K. Kramař  : Paměti. Praha 1937  ; P. Višny  : Neo-Slavism and the Czechs. Cambridge University Press 1975  ; I. Gantar Godina  : Neoslavizem in Slovenci. Ljubljana 1994.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Neuhaus/Suha, vgl. Sachlemmata  : → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882  ; sowie → Adelssprache  ; → Bildstock  ; → Bürgermeister  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Jauntaler Dialekt/podjunsko narečje  ; → Kreuzweg  ; → Liederbuch  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Mežiška dolina (Mießtal)  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Coraduzzi, Ester Maximiliana Baronin von Prückenthal  ; → Doberšek, Karel  ; → Lulek, Jurij  ; → Randl, Matthias  ; → Uranšek, Franc  ; Pudlach/ Podlog  : → Srienc, Kristijan  ; Schwabegg/Žvabek  : → Švikaršič, Zdravko   ; Unterdorf/Dolnja vas bei Schwabegg/Žvabek  : → Zechner, Aleš. Neuslowenisch, → Altslowenisch. Niemec, Franc (Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist),

→ Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Nil (Emigrantenverein in Alexandrien), → Pečnik, Dr. Karel. Nograšek, Joško (Josip) (ethnopolitischer Aktivist), → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Nötsch im Gailtal/Čajna, vgl. Sachlemmata  : → Dreikönigssingen/trikraljevsko koledovanje  ; → »Entethni­ sierung«  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje  ; → Gegendname  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1, dort Nötscher Kreis/ Čajnska šola umetnikov)  ; → Nachbarschaft/soseščina im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924   ; → Terminologie  ; → Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; Personenlemmata  : → Hebein, Josef  ; → Mi-

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Nötscher Kreis

Obir Dialekt nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

klautsch, Johann  ; → Millonig, Johann  ; → Wiegele, Franz (1887–1940)  ; Bach/Potoče  : → Jarnik, Urban  ; Dellach/Dole  : → Möderndorfer, Vinko  ; Labientschach/Labenče  : → Miklautsch, Johann  ; Saak/Čače  : → Schumy, Vinzenz. Nötscher Kreis (Čajnska šola umetnikov oder Čajnski krog), → Wiegele, Franz (1887–1944) und Sebastian Isepp (1884–1954)  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1). Notschnik, Johann, vulgo Lipej (St.  Kathrein/Podjerberk), Diskriminierungs- und Verfolgungsopfer, → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Novak, Josef, → Abgeordnete. Novak, Mihi (Laiendarsteller, Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Novice, → Bleiweis, Janez. Nusbaumer, Alojzija, vulgo Ukež (Laiendarstelle-

rin, Kulturaktivistin), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas].

Obir-Dialekt. Der O.-D., slow. obirsko narečje, ist der

geografisch gesehen kleinste → Dialekt der slowenischen → Dialektgruppe in Kärnten/Koroška. Sein Ausdehnungsgebiet befindet sich zwischen dem → Jauntaler Dialekt/podjunsko narečje im Nordosten und dem → Rosentaler Dialekt/rožansko narečje in Nordwes-

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ten. Die westliche Dialektgrenze verläuft im Bereich zwischen Obir/Obir–Schaidasattel/Vrh Šajde–Mala Košuta, die nördliche folgt der Verbindungslinie Obir/ Obir–Oistra/Ojstra–Topitzen/Topica–Petzen/Peca. Die Grenze im Süden befindet sich zwischen Mala Košuta und Olševo. Gesprochen wird er in Ebriach/ Obirsko, Lobnik/Lobnik, Leppen/Lepena, Koprein/ Koprivna, Remschenik/Remšenik, Vellach/Bela, während Trögern/Korte ursprünglich von Jezersko aus besiedelt wurde. Den O.-D. charakterisieren gesamtkärntnerische Merkmale  : Tonhöhenopposition, Verlust der palatalen Natur des urslawischen l (qlepetula für standardsprachlich klepetulja ›Schwatzbase‹), Lautverschiebung von w > l (slow. švapanje  : hwad für glad ›Hunger‹), bilabiales w, Erhalt der Affixgruppen čre- und žre- (črewl für čevelj ›Schuh‹), bestimmter und unbestimmter Artikel, deutsche Lehnwörter (lerma < dt. ›Lärm‹), die gemäß slowenischer morphologischer Paradigmen flektiert werden, Pausbegriffe aus dem Deutschen (gor rezati < dt. ›aufschneiden‹), Übernahme deutscher Suffixe (an jemati se < dt. sich ›annehmen‹), Zehnerzahlwortbildung mit dem Suffix -red (petred für petdeset ›fünfzig‹), partieller Erhalt des Duals, Feminisierung der Neutra im Pl. Spezifische Merkmale des O.-D. auf einem kleineren bzw. größeren geografischen Gebiet  : bzgl. seiner Betonung nimmt er eine Position zwischen dem Jauntaler und dem Rosentaler Dialekt ein, Tonhöhenopposition auch auf kurzen Silben, Verschiebung des Akuts auf die vorletzte Silbe, keine sekundäre Palatalisierung der Velare (mehqe, Gen. Sg. fem. von mehka), k > glottaler Plosiv q (qlawžar ›Holzflößer‹, g > h > χ (huχa für slow. gluha ›taub‹), uvulares r, die Gruppe šč > š (pwatiše für platišče ›Felge‹), Maskulinisierung, teils auch Feminisierung der Neutra. Der O.-D. wird in eine östliche und eine westliche Variante unterteilt, die in Betonungsstelle und Lexik übereinstimmen. Charakteristika der östlichen Variante sind  : die Vokalreduktion hat die letzte Stufe noch

Korte, Sǝm pa ŭ Šajdo ŭ ŭes hodu

Je pa davi sŭanca padŭa

Oblak, Dr. Josip Ciril

von Zell/Sele und Trögern/Korte. Wien 1990  ; L. Karničar  : Der ObirDialekt in Kärnten. In  : B. Golob (Schriftleitung)  : Der Hochobir. Aus Natur und Geschichte. Klagenfurt 1999, 49–62.

Buchcover

Andrejka Žejn  ; Üb.: Maja Francé

Oblak, Alojzija, Schriftstellerin, → Frauenliteratur. Oblak, Dr. Josip Ciril (PS  : Ciril, J. C. O., J. C. O. J. C.

nicht erreicht (smejalə für smejali ›sie haben gelacht‹), gut erhaltenes kurzes a (brat ›Bruder‹), Entwicklung des palatalen n’ zu dentalem n (qon für konj ›Pferd‹), offenes o im l-Partizip im Sg. der Verba auf -i. Die westliche Variante  : völlige Vokalreduktion (bedər für bedro ›Schenkel‹), Reduktion des kurzen a zu ə (wəhat für lagati ›lügen‹), Entwicklung des palatalen n’ zum nasalen n mit nasalierter vokaler Umgebung (wuqja für luknja ›Loch‹), kurzes geschlossenes o in l-Partizip, Sg. der Verba auf -i. Als erster wurde der O.-D. von F. → Ramovš beschrieben, der ihn ursprünglich Remšenik-Dialekt/ remšeniško narečje nannte. Ludwig Karničars Beitrag war die erste synchrone Beschreibung des O.-D. mit einer funktional-kommunikativen Gliederung des Wortschatzes. Lit.: F. Ramovš  : Historična gramatika slovenskega jezika. VII. Dialekti. Ljubljana 1935  ; L. Karničar  : Der Obir-Dialekt in Kärnten  : Die Mundart von Ebriach/Obirsko im Vergleich mit den Nachbarmundarten

O-k, dr. C. J. Nabasan, * 10. December 1877 Ljubljana, † 27. September 1951 Julijske Alpe, Kredarica), Anwalt, ethnopolitischer Aktivist und vielseitiger Reiseschriftsteller. O. studierte in Wien und Graz und war von 1906 bis 1910 in Klagenfurt/Celovec, wo er Mitherausgeber der Zeitschrift → Korošec war, die er nach Wester mit Dr. Müller gegründet hatte. Danach war er Anwalt in Ljubljana. O. war ein vielseitig engagierter politischer Aktivist und Vorsitzender der ethnopolitisch engagierten Vereine → Gosposvetski zvon und Bran-i-bor (→ Vereinswesen in Jugoslawien). Seine Verbundenheit mit Kärnten/Koroška kommt bereits 1906 in seinen teils folkloristischen Schriften Izprehodi po koroški Sloveniji und Politično življenje koroških Slovencev im Slovenski narod zum Ausdruck (nach Wester). In seinen Studien in Vorbereitung der → Volksabstimmung vertrat er nach Wester eine betreffend die → Sprachgrenze und die ethnografische Grenze »minimalistische« Forderung (Koroška Slovenija [1918]  ; Celovec–Beljak [1918]  ; Koroška Slovenija [1919]  ; Izprehodi po koroški Sloveniji [1920]) (→ Volksabstimmungspropaganda). O. war vor allem aber auch begeisterter Alpinist, Essayist und Reiseschriftsteller. Seine Broschüre Golica in Kadilnikova koča (1905) gilt als erstes alpinistisches Buch in slowenischer Sprache. Er war über 18 Jahre lang für den Planinski vestnik schriftstellerisch tätig. Er schrieb Reiseführer über Länder, die er selbst bereist hatte, und erstellte Beschreibungen von Gebirgen. In späteren Jahren sind seine diesbezüglichen Schriften zunehmend essayistisch, befassten sich mit → Kugy und suchten das künstlerisch-esthätische Wesen und weniger das sportliche Element. O. schrieb auch satirisch-humoristische Beiträge. Werke  : Golica in Kadilnikova koča. Ljubljana 1905  ; Izprehodi po

koroški Sloveniji. In  : Slovenski narod 225–8 (1906)  ; Politično življenje koroških Slovencev. In  : Slovenski narod, 292–3 (1906)  ; Koroška Slovenija. In  : Slovenski narod, 278, 281 (1918)  ; Celovec–Beljak. In  : Slovenski narod, 286 (1918)  ; Koroška Slovenija. Ljubljana 1919  ; Izprehodi po koroški Sloveniji. Ljubljana 1920. Zahlreiche Beiträge im Planinski vestnik.

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Oblak, Vatroslav Ignacij

Lit./Web  : SBL  ; Slovenska biografija ( Josip Wester  : www.slovenskabiografija.si/oseba/sbi392008/, mit weiterführender Bio-Bibliografie).

Bojan-Ilija Schnabl

Oblak, Vatroslav Ignacij (* 15. Mai 1864 Celje [Šta-

jerska], † 15. April 1896 ebd.), Sprachwissenschafter. Die Volksschule und das Gymnasium besuchte O. in → Celje. Während seiner Schulzeit knüpfte er erste Kontakte zu den führenden Slawisten seiner Zeit. Seit 1881 korrespondierte er mit dem Sprachwissenschafter und Dialektologen Jan Baudouin de Courtenay (1845–1929), der sich besonders um die Erforschung des slowenischen Dialekts des Val Resia/Rezija (→ Resianischer Dialekt) und der Dialekte der Slavia Veneta/ Beneška Slovenija verdient gemacht hat. O. beteiligte sich aktiv am schulischen Leben. In Zusammenhang damit steht, dass er im November seines letzten Schuljahres der Schule verwiesen und für alle Gymnasien der österreichischen (cisleithanischen) Reichshälfte gesperrt wurde. O. hatte Mitschüler dazu angestiftet, die Kaiserhymne in slowenischer Sprache zu singen. Daher absolvierte er das letzte Schuljahr in Zagreb, das zur ungarischen (transleithanischen) Reichshälfte gehörte. In Zagreb erlernte O. die (serbo-)kroatische Sprache und legte 1886 die Matura ab. Ab dem Herbst 1886 studierte er in Wien slawische Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft. Einer seiner Professoren war Vatroslav Jagić, der Nachfolger Franc → Miklošičs, durch dessen Einfluss sich O. praktisch ausschließlich der Slawistik zuwandte. O. beschäftigte sich mit alten slowenischen Textfragmenten (Trije slovenski rokopisi iz prve polovice XVII. stoletja, LMS, 1887  ; Starejši slovenski teksti, LMS, 1889) und mit den slowenischen Schriften der Reformationszeit (→ Protestantismus). Außerdem befasste sich O. mit der historischen Entwicklung der slowenischen Sprache (u. a.: Zur Geschichte der nominalen Declination im Slovenischen, AfslPh 12, 1890). Während seiner Studienzeit bereiste er aus Mangel an dialektalem (Studien-) Material den gesamten slowenischen Sprachraum. Das italienisch-slowenische Wörterbuch von Gregor Alasia da Sommaripa aus dem Jahre 1607 gewann erst durch O.s Bearbeitung (Doneski k historični slovenski dialektologiji, LMS, 1890) seine Bedeutung. 1891 hielt sich O. in Kärnten/Koroška auf, wo er Materialien zum → Jauntaler, → Rosentaler und → Gailtaler Dialekt (→ Gailtal/Ziljska dolina und → Val Canale/Kanaltal/ Kanalska dolina) sammelte. Bei seinem Aufenthalt im

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Gailtal/Ziljska dolina entdeckte er in → Agoritschach/ Zagoriče und Umgebung neben den evangelischen Büchern und Schriften der Kärntner slowenischen Protestanten auch die Handschrift eines Passionsspieles (→ Laienspiel, → Theater, → Bukovništvo). Diese Entdeckungen publizierte er im → Archiv für slavische Philologie (u. a.: Bibliographische Seltenheiten und ältere Texte bei den slovenischen Protestanten Kärntens, AfslPh 15, 1893  ; Protestantovske postile v slovenskem prevodu, LMS, 1894). 1891 doktorierte O. mit Die kirchenslavische Übersetzung der Apokalypse. Seine Dissertation wurde in → Archiv für slavische Philologie veröffentlicht. Nach seinem Doktorat bereiste er die historische Region Makedonien, wo er sich vor allem der Erforschung der slawisch-makedonischen Dialekte um Thessaloniki (slawisch  : Solun) widmete. Die Osmanen hielten O. für einen österreichisch-ungarischen Spion und nahmen ihn im März 1892 fest. Erst nach Intervention der österreichisch-ungarischen Botschaft wurde O. freigelassen, musste das Osmanische Reich aber umgehend verlassen. Die Ergebnisse seiner Feldforschung in Makedonien publizierte er in Macedonische Studien (Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1895). O. konnte nachweisen, dass die slawisch-makedonischen Dialekte aus der Umgebung von Thessaloniki die sprachliche Grundlage für das → Altkirchenslawische darstellen. Daraufhin widmete er sich der Erforschung des kroatisch-čakavischen Dialektes auf den dalmatinischen Inseln. Sein besonderes Interesse galt dabei dem Dialekt der Insel Lastovo (Der Dialekt von Lastovo, AfslPh 16, 1894). Nach seiner Rückkehr bewarb er sich als Lektor für Slowenisch an der Grazer Universität. 1893 habilitierte er sich in südslawischer Philologie und begann an der Universität zu unterrichten. O.s Gesundheitszustand verschlechterte sich 1895 erheblich. Seine Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Grazer Universität im Frühjahr 1896 erlebte er nicht mehr. Werke  : Trije slovenski rokopisi iz prve polovice XVII. stoletja, LMS, 1887  ; Starejši slovenski teksti, LMS, 1889  ; Zur Geschichte der nominalen Declination im Slovenischen, Archiv für slavische Philologie 12, 1890  ; Doneski k historični slovenski dialektologiji, LMS, 1890  ; Bibliographische Seltenheiten und ältere Texte bei den slovenischen Protestanten Kärntens, Archiv für slavische Philologie 15, 1893  ; Protestantovske postile v slovenskem prevodu, LMS, 1894  ; Die kirchenslavische Übersetzung der Apokalypse (Phil. Diss). Wien 1891, veröffentlicht in  : Archiv für slavische Philologie 13, 1891  ; Macedonische Studien, Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 1895  ; Der Dialekt von Lastovo, Archiv für slavische Philologie 16, 1894. Lit.: ES  ; SBL. – V. Jagič  : Entstehungsgeschichte der kirchenslavischen

Ogris, Janko

Sprache. Berlin 1913  ; R. L. Lencek (Hg.)  : The correspondence between Jan Baudouin de Courtenay (1845–1919) and Vatroslav Oblak (1864–1896). München 1992  ; A. Šivic-Dular  : Vatroslav Oblak. In  : Obdobja 17 (1998). Reinhold Jannach

Obri, → Awaren. Ocvirk, Valentin (Volkspoet Ende des 19. Jh.s), → Me-

žiška dolina.

Ogris, Albin (* 28. Februar 1885 Windisch Bleiberg/ Slovenji Plajberk [Ferlach/Borovlje], † 25. September 1959 Ljubljana), Jurist, Ökonom, Soziologe. Bereits während der Mittelschule und später als Hochschüler war O. Aktivist der Bewegung der national-radikalen Schülerschaft (narodno-radikalno dijaštvo, NRD). 1908 begann er das Studium der Theologie in Klagenfurt/Celovec, um bereits 1909 im Sog der damaligen »Prager Studenten« an der juridischen Fakultät in → Prag zu inskribieren. 1915 war O. Rechtspraktikant beim Landesstrafgericht in Prag. 1920 wurde er an der Universität in Prag promoviert. O. publizierte kulturgeschichtliche Artikel im Organ der NRD → Omladina. Er war unter den National-Radikalen bereits 1914 einer der wenigen Kritiker ihrer damaligen Leitfigur Tomáš Garrigue Masarýk. In der Tageszeitung Slovenski narod und in der Zeitschrift Veda veröffentlichte O. literatursoziologische Abhandlungen. Politische, wirtschaftliche und soziologische Themen wurden nach 1918 seine Hauptinhalte. 1933 berief ihn die Universität in Ljubljana zum ordentlichen Professor für Statistik und Ökonomie. Ab 1932 war er Mitglied des Slovanský ústav (Tschechische Akademie der Wissenschaften) in Prag. O. veröffentlichte mehrere Bücher und zahlreiche Artikel und Beiträge in Fachzeitschriften. 1894 war Le Bons Werk Les lois psychologiques de l’évolution des peuples erschienen, das O. übersetzte und unter dem Titel Psihologični zakoni razvoja narodov [Die psychologischen Gesetze der Entwicklung der Völker] 1913 in Celje herausgab. In seinem Buch Borba za jugoslovensko državo [Der Kampf um den jugoslawischen Staat], das 1921 erschienen war, beschreibt er die Arbeit des Jugoslovenski odbor [ Jugoslawischer Ausschuss] in London während des Ersten Weltkrieges. Mit der Theorie und Soziologie der Parteipolitik sowie der ideellen und technischen Organisation und Funktion der politischen Parteien setzte sich O. in seiner umfangreichen Monografie Politične stranke [Die politischen Parteien] (1926) auseinander.

Werke  : Borba za jugoslovensko državo. Ljubljana 1921  ; Regulativne

hranilnice v Sloveniji. Ljubljana 1925  ; Politične stranke. Ljubljana 1926  ; Delniške družbe v Sloveniji v l. 1919–25, Statističen donesek k novejši zgodovini slovenskega gospodarstva. Ljubljana 1927  ; Trgovinska politika. Ljubljana 1932. Üb.: G. Le Bon  : Psihologični zakoni razvoja narodov. Celje 1913  ; L. T. Hobhouse  : Liberalizem. V Ljubljani 1922  ; K. Engliš  : Denar. V Ljubljani 1923. Lit.: SBL  ; EJ  ; ES  ; OVSBL. – I. Gantar Godina  : Critical views of Masaryk’s »The Czech question« in Slovene political writing. In  : E. Broklová (Hg.)  : Sto let Masarykovy České otázky  : Sborník přispěvků z mezinárodní vědecké konference […] ve dnech 26.–28. září 1995 v Brně. Praha 1997, 225–230. Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Ogris, Andrej (Gallizien/Galicija), Musikschaffender, Kulturaktivist, Deportationsopfer, → Tamburizzamusik. Ogris, Franz (Laiendarsteller, Kulturaktivist), → Ra-

diše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg]. Ogris, Janez (Strein/Stranje), slowenischer Bürgermeister, Kulturaktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm]. Ogris, Janko (* 31. Oktober 1898 Köttmannsdorf/

Kotmara vas, † 8. Dezember 1981 Ludmannsdorf/ Bilčovs) Kulturpolitiker, Vizebürgermeister, Landtagsabgeordneter und Wirtschaftstreibender. Als Kind einer Landarbeiterin kam O. zu den Zieheltern Martič nach Ludmannsdorf/Bilčovs. Filip Martič war damals → Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Ins Amt wurde er als Kandidat des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGD) [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] gewählt. In der dortigen utraquistischen Volksschule erfuhr O. die erste Diskriminierung wegen seiner ethnischen Abstammung. Da er den Lehrer öffentlich slowenisch gegrüßt hatte, musste er wegen dieser »Übertretung« nachsitzen. 1927 heiratete er Ana Bister, eine Bauerntochter vom Matjak-Hof in Moschenitzen/ Moščenica. Der Ehe entsprossen zwei Töchter (Nani und Mojci) und drei Söhne (Hanzi, Jozi und Hašpi). O. wurde mit seiner Familie in den Apriltagen 1942 von den Nazis deportiert (→ Deportation 1942) und durchwanderte mehrere Zwangslager, bis er auf die

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Ogris, Josef

Maresch-Besitzungen in Niederösterreich gelangte, Landtag wurden die beiden Volksgruppenvertreter aus von wo er mit drei vertriebenen Kollegen noch vor staatspolitischen Gründen nicht nominiert. Außer eiKriegsende über Salzburg nach Kärnten/Koroška auf- nigen Interpellationen und vor allem dem Protest beim brach, um der Mobilisierung für den »Volkssturm« ge- Bundeskanzleramt am 15. März 1934 wegen der disgen die Rote Armee zu entgehen. Sein Haus war noch kriminierenden Vorgänge im Zusammenhang mit der in den Händen eines fremden Besitzers, der erst nach Volkszählung war die Zeit zu kurz, um effektive Maßdem endgültigen Zusammenbruch des Dritten Reichs nahmen im Sinne des Minderheitenschutzes zu setzen. verjagt werden konnte. Die Naziherrschaft unterbrach dann alle demokratiBereits als Ministrant trug O. seine ersten Ersparnisse schen Aktivitäten und führte nach dem Überfall des in die 1910 gegründete örtliche Genossenschaftsbank, Deutschen Reichs auf → Jugoslawien im April 1941 zu wodurch sein Sparbuch die Nummer 6 erhielt. Am wei- zahlreichen Verhaftungen slowenischer Funktionäre, teren Ausbau des slowenischen → Genossenschaftswe- ein Jahr später sogar zur Deportation ganzer Familien. sens war er ab 1932 an führender Stelle beteiligt, weil Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich O. eine gedeihliche Entwicklung in seinem Interesse als in erster Linie auf die kulturelle und genossenschaftliKaufmann und Gastwirt lag. Im selben Jahr erwarb er che Tätigkeit in seiner Heimatgemeinde. Vom 25. Nodurch Tausch die Liegenschaft vulgo Miklavž, die er vember 1951 bis 27. September 1956 war er als einer vorbildlich führte. 1921 wurde er zum Vorsitzenden des der beiden Spitzenkandidaten der Kmečka gospodarska Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Bilka [Bil- zveza [Bäuerlicher Wirtschaftsverband] auch Mitglied dungsverein Bilka/Halm] gewählt. Sein Engagement der Kärntner Landwirtschaftskammer. Er bedauerte es verband stets kulturelle und wirtschaftliche Anliegen sehr, dass die Forderung nach einer Landwirtschaftsmit den nationalen, die für ihn im Vordergrund standen. schule mit slowenischer Unterrichtssprache keine UnDer → »Anschluss« 1938 bedeutete einen schweren terstützung fand. Einbruch im slowenischen Genossenschaftswesen, das Als Autor verfasste O. viele Beiträge zur Geschichte enteignet wurde, indem es in deutsche Hände übertra- von Ludmannsdorf/Bilčovs, insbesondere über die gen wurde. Schwierig und nicht ohne Widerstände der Arbeit des Kulturvereins, sowie Überlegungen über zuständigen Stellen gestaltete sich nach dem Krieg die die Folgen der Veränderung der Dorfstruktur für die Erneuerung der Spar- und Darlehenskassen der Kärnt- Volksgruppe. Er hielt auch Reden und Vorträge, so im ner Slowenen wie auch des → Vereinswesens. O. stand September 1964 im Rahmen des Studienseminars des diesbezüglich wiederum in den vordersten Reihen und Wiener Studentenklubs in Föderlach/Podravlje über half ab der ersten Stunde am Wiederaufbau aktiv mit. das slowenische Vereinswesen, wobei er sich die ÜberEr sorgte vor allem für eine geglückte Auswahl der windung ideologischer Schranken wünschte. Nicht zuFunktionäre. Nach 20 Jahren schied er aus der direkten letzt ist noch seine handgeschriebene und leider unvollVerantwortung aus. endete Autobiografie zu erwähnen. Die politische Tätigkeit von O. begann in der ZwiO. war ein allseitig gebildeter, polyglotter und beschenkriegszeit mit der Wahl in den Vorstand des scheidener Mann aus der slowenischen Volksgruppe zentralen politischen Vereins der Kärntner Slowenen in Kärnten/Koroška, der auch sein gesamter beruflicher, am 1. März 1923. Volle 18 Jahre bekleidete er parallel politischer und privater Einsatz gegolten hatte. dazu die Funktion des Gemeindesekretärs, acht Jahre hindurch war er Vizebürgermeister als Kandidat der Quellen  : Janko Ogris  : Moj življenjepis (Meine Biographie), o.O. und → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische o.J. Partei], die ihn 1930 für die Landtagswahl an dritter Lit.: OVSBL. – H. Weiss  : Janko Ogris (1898–1981). In  : KK 1983, 144 ff.; A. Malle (Hg.)  : Janko Ogris. Življenje in delo. 31. 10. 1898–8. Stelle nominierte. Als der Pfarrer Janez → Starc auf12. 1981. Celovec 2001  ; J. Stergar  : Ogris, Janko. In  : S. Karner (Hg.)  : grund des Beschlusses der Österreichischen Bischofs- Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Auskonferenz betreffend das Ausscheiden der Priester aus siedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Cepolitischen Ämtern auf sein Mandat verzichten musste, lovec [e. a.] 2005, 310. Feliks J. Bister rückte O. im Dezember 1933 nach (→ Abgeordnete). Im Folgejahr endete aber bereits am 3. Oktober nicht nur die Legislaturperiode, sondern auch die Zeit des Ogris, Josef (*  1908 Dornach/Trnje), NS-Opfer, frei gewählten Landesparlaments. In den Ständischen → Zeugen Jehovas.

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Oktroyierte Märzverfassung 1849

Ogris, Dr. Josip ( Jožef, Josef, * 3. Juni 1887 St.  Mar-

garethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, † 20. November 1964 Klagenfurt/Celovec), Priester, Jurist und Kulturschaffender. Nach der theologischen Ausbildung wurde O. am 5. Oktober 1909 in Ljubljana zum Priester geweiht. Von 1922–1928 absolvierte er juristische Studien an der Wiener Universität und promovierte zum Doctor jur. Während des Ersten Weltkrieges war O. Feldkurat. 1922 gründete er gemeinsam mit Franc → Aichholzer den Izobraževalno društvo → »Jepa« [Bildungsverein Jepa], der die organisierte Kulturarbeit in der Region zwischen Mittagskogel/Jepa und Faaker See/ Baško jezero nach dem Ersten Weltkrieg belebte und fortführte. Im Verein wurden Gesangs- und Instrumentalgruppen organisiert und das → Laienspiel gepflegt. O. war für die Regie verantwortlich. 1941 wurde O. im Zuge einer Verhaftungswelle nach dem Überfall auf → Jugoslawien inhaftiert und auf Druck der Gestapo in eine einsprachige deutsche Pfarre versetzt. O. setzte sich für den Erhalt der slowenischen Sprache und Kultur in und außerhalb seiner Pfarre Latschach am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru ein. Neben Predigtliteratur und Essays zu verschiedenen Themen widmete sich O. der Schulthematik. In den 1920er-Jahren und Anfang der 1930er-Jahre war O. Obmann des → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein]. Der Sitz des Schulvereines befand sich während dieser Zeit in Latschach/Loče. Unter O. gelang dem Schulverein mit einer Beschwerde an den Völkerbund die Internationalisierung der Frage der Wiedereröffnung der slowenischen Volksschulen in St.  Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu und in St. Ruprecht bei Völkermarkt/ Šentrupert pri Velikovcu (→ Narodna šola). Die Frage wurde jedoch für den Slowenischen Schulverein keiner positiven Lösung zugeführt. Im August 1945 kehrte O. in seine Pfarre zurück. Es waren unzählige Bau- und Renovierungsarbeiten zu tätigen. Er widmete sich der Seelsorge, deren Höhepunkt die erfolgreiche Volksmission von 1949 mit einer hohen Anzahl von Teilnehmern aus der Pfarre und der Umgebung war, und setzte sich weiterhin für den Erhalt der slowenischen Sprache und Kultur ein. Quellen  : ADG, Personalakte Dr. Josef Ogris  ; Privatbesitz [Nach-

lass].

Lit.: Krščanska kulturna zveza (Hg.)  : Naši rajni duhovniki  : kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 216–220  ; J. Černut  : V posmrtno počastitev župnika dr. Josipa Ogrisa. In  : KK (1972) 119–122  ; A. Malle  : Poskusi obnovitve slovenskega šolstva na

Koroškem v dvajsetih letih našega stoletja. In  : ZČ 1–2 (1977) 169–180  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131  f., zu Ogris S. 111)  ; S. Trießnig  : Duhovnik, pravnik in kulturnik dr. Josip Ogris (1887–1964). In  : KMD 2014. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2013, 139–143. Simon Trießnig

Ogris, Mica († 1862, Radsberg/Radiše), Liedersamm-

lerin, → Liedersammlung, handschriftliche.

Ogris, Šiman, vulgo Kopajnikov (Kulturaktivist),

→ Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].

Ogriz, Helena (Unterloibl/Podljubelj), Vereinsvorsit-

zende, Kulturaktivistin, → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Oitzl, Paula (Kulturaktivistin), → Kočna, Slovensko

krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna].

Oktoberdiplom, 1860, → Dezemberverfassung 1867  ; → Terminologie (dort  : ustavna doba). Oktroyierte Märzverfassung 1849, »Reichsverfassung für das Kaisertum Österreich«, d. h. für die Gesamtmonarchie einschließlich Ungarns vom 4. März 1849, erlassen von Kaiser Franz Josef unter dem Einfluss der Revolutionsgedanken 1848 (→ Revolutionsjahr 1848), jedoch gleichzeitig als Reaktion auf den allzu weit reichenden Kremsierer Verfassungsentwurf, der noch geprägt war vom Gedanken der Volkssouveränität (Adamovich/Funk). Formal folgte die O. M. der Pillersdorf ’schen Verfassung vom 25. April 1848 (die allerdings bereits am 16. Mai 1848 zum Provisorium erklärt worden war) und wird angesichts der verstärkten monarchischen Legitimität als frühkonstitutionell erachtet, zumal sie, nach Adamovich/Funk, »noch von liberalem, demokratischem und föderalistischem Gedankengut beeinflusst [ist] (Aufteilung der Gesetzgebung zwischen Reich und Ländern, Reichsgesetzgebung durch Kaiser und Reichstag, Landesgesetzgebung durch Kaiser und Landtage, Bildung des Unterhau-

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Oktroyierte Märzverfassung 1849

ses des Reichstages und der Landtage durch direkte Volkswahl, Ministeranklage, Grundrechte)«. Obwohl ordentlich kundgemacht und in Kraft getreten, wurde sie nur teilweise wirksam und nicht in allen Aspekten umgesetzt und bereits am 31. Dezember 1851 in ihren wesentlichen Teilen durch das Silvesterpatent wieder aufgehoben, das nach einer Phase des »Scheinkonstitutionalismus« (Oleschowski) die Zeit des Neoabsolutismus einläutete. Das Verfassungswerk der O. M. vom 4. März 1849 setzt sich zusammen aus dem Manifest, mit dem der Kremsierer Reichstag aufgelöst und die Verfassung gleichzeitig angekündigt wurde (RGBl. 149/1849), sowie aus dem kaiserlichen Patent vom selben Tage, das die Verfassung enthielt (RGBl. 150/1849), und dem für die österreichische Reichshälfte bestimmten Grundrechtspatent (RGBl. 151/1849). Zudem wurden am selben Tag zwei weitere wesentliche Begleitgesetze erlassen, und zwar das Grundentlastungspatent (RGBl. 152/1849) und das Patent über die Einführung des → Reichsgesetzblattes und der → Landesgesetzblätter (RGBl. 153/1848). Die Lehre weist einerseits darauf hin, dass die O. M. nur in Teilen bis gar nicht umgesetzt wurde. Nach Walter/Mayer war »das einzige Organ der Märzverfassung, das tatsächlich eingerichtet wurde, […] der lediglich zur Beratung der Krone und der vollziehenden Gewalt berufene, aus vom Kaiser ernannten Mitgliedern bestehende Reichsrat (§§ 96 bis 98), der mit kaiserlichem Patent vom 20. August 1851, RGBl. 196/1851, zum Rat des Kaisers und der Krone umgewandelt wurde«. Adamovich/Funk zeigen ebenfalls auf, wie die O.  M. noch vor ihrer Sistierung stufenweise ausgehöhlt wurde, und weisen darauf hin, dass »[b]ereits mit allerhöchstem Kabinettsschreiben vom 13. April 1851, RGBl. 194/1851, […] das Ministerium (=  die Regierung) als ausschließlich dem Monarchen gegenüber verantwortlich erklärt und der Verantwortlichkeit gegenüber jeder anderen politischen Autorität, insbesondere auch gegenüber dem Reichstage, enthoben [wurde] (Beseitigung der Ministeranklage)« (Verantwortlichkeit der Minister § 84 und Ministeranklage § 91 O. M.). Seiderer 2015 weist seinerseits in einer neueren Studie ebenfalls auf den stufenweisen »Prozess der Dekonstitutionalisierung« hin, zumal »[s]pätestens im Herbst 1850 … die eigentliche Wende zum Neoabsolutismus ein[setzte], die über den Zwischenschritt der Augusterl[ä]sse mit dem Silvesterpatent des Jah-

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res 1851 formell vollzogen wurde und nach dem Tode Schwarzenbergs am 5. April 1852 in der Abschaffung des Ministerrates als Institution endete.« Davor habe aber nach Seiderer durchaus ein Wille zur Verfassungsstaatlichkeit existiert, da »die Regierung in den Jahren 1849/50 die Vorbereitungen für die Realisierung der Märzverfassung ernsthaft vorantrieb.« Zudem war Innenminister Alexander von Bach »daran gelegen, dass die Reichsverfassung auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert wurde«. Seiderer weiter  : »Am 18. Februar 1850 brachte er in den Ministerrat den Antrag ein, den Jahrestag des Verfassungsoktrois als einen ›für die Einheit der Monarchie hochwichtigen Erinnerungstag durch eine kirchliche Feier begehen zu lassen‹. Dabei habe Fürst Felix zu Schwarzenberg bereits Ende 1849 die O.M. als »›Miß-‹ oder ›Mistverfassung‹« bezeichnet, doch sei die treibende Kraft der Abschaffung der O.M. dem Vertreter des bürokratischen Absolutismus, dem siebzigjährigen Karl Friedrich Freiherrn von Kübeck gewesen, dessen antiliberale Grundhaltung sich unter dem Eindruck der Revolution verstärkt habe. »Die ausschlaggebende Rolle im Übergang zu einem neoabsolutistischen Regime«, so Seiderer weiter, »dürfte indes dem Kaiser selbst zuzuweisen sein«, denn, »[i]n den ersten Monaten seiner Regierung noch im Schatten und wohl auch unter dem Einfluss Schwarzenbergs stehend, besaß er von Anfang an eine hohe, ja übersteigerte Auffassung von seinem Amt, das er nicht als das eines konstitutionellen Monarchen auffasste.« Die gesamte Gesetzgebung dieser »scheinkonstitutionellen« Zeit beruhte auf dem interimistischen Gesetzgebungsrecht (Brauneder, Hoke) des §  120 in den »Allgemeinen Bestimmungen« der O. M. Dieser wird als Vorläufer des Notverordnungsrechtes betrachtet. Demnach konnten, »so lange die durch diese Reichsverfassung bedingten organischen Gesetze nicht im verfassungsmäßigen Wege zustande gekommen sind, […] die entsprechenden Verfügungen im Verordnungswege erlassen [werden]«. Dies gilt nach der Auflösung der feudalen Patrimonialgerichtsbarkeit (gemäß § 100 O. M.) und Grundherrschaft (Grundentlastungspatent), insbesondere für die Trennung von Justiz und Verwaltung (RGBl. 278/1849 gemäß §  102 O.  M.) und für das provisorische Gemeindegesetz (RGBl. 170/1849 gemäß § 33 O.  M.), die zusammen mit der Einrichtung der Bezirkshauptmannschaften als neuzeitliche Verwaltungsbehörden (kaiserliche Entschließung RGBl. 295/1849,

Apih, Slovenci in 1848. leto

Oktroyierte Märzverfassung 1849

Verfassungen Österreichs

→ Landesorganisierungskommission) das Staatswesen § 5 der O. M. garantiert die formelle Gleichberechan die Anforderungen einer industrialisierten Gesell- tigung der konstitutiven Völker innerhalb der historischaft und zentralistischen Politik anpassten. Damit schen Länder. Dies wird in den Landesverfassungen wurde ein wesentlicher Schritt zur Überwindung des jeweils in §  3 für das jeweilige Land wiederholt (§  5 Feudalsystems gemacht, ohne die grundsätzlichen O.  M.: »Alle Volksstämme sind gleichberechtigt, und Machtverhältnisse infrage zu stellen, die auch nach der jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Sistierung der Verfassung ihre grundsätzliche Gültig- Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprakeit behielten. Im Zuge der Einrichtung der Gemisch- che«, §  3 Kärntner landesverfassung/Koroška deželna ten Bezirksämter 1854 wurden Justiz und Verwaltung ustava  : »Die im Lande wohnenden Volksstämme sind in erster Instanz wieder zusammengeführt, das Ge- gleichberechtiget, und haben ein unverletzliches Recht richtswesen jedoch nicht mehr den ehemaligen Feudal- auf Wahrung und Pflege seiner [sic  !] Nationalität und herren übertragen. Sprache./U deželi prebivajoči narodi imajo jednako pravo Gemäß §  120 wurden auch im Dezember 1849 in uživajo nedotakljivo pravico za ohranjanje in oskerbodie in Abschnitt IX (§§  77–83 O.  M.) vorgesehenen vanje svoje narodnosti in svojega jezika.«) (→ »Volksund im Wesentlichen gleichlautenden → Landesver- stamm«). fassungen erlassen, die, obwohl die landständischen Den Slowenen wird demnach durch die O.  M. Verfassungen explizit außer Kraft gesetzt worden wa- i. V. m. dem Reichs- und Landesgesetzblattpatent soren (§ 77 O. M.), mangels Durchführung von Wahlen wie i. V. m. § 3 der Landesverfassungen der Status eiebenso wenig umfassend wirksam werden konnten. Die nes konstitutiven Volkes zugestanden, das Slowenische → Wahlordnungen der Landtage und die Bestimmun- wird also insbesondere durch die Kundmachung des gen für die Wahl zum Reichstag bzw. später zum Ab- Reichsgesetzblattes sowie der Landesgesetzblätter als geordnetenhaus des Reichsrates hatten im Übrigen (bis → Landessprache gewürdigt. Ermacora weist jedoch 1907) ein ungleiches Zensuswahlsystem vorgesehen darauf hin, dass bereits im Zuge der Beratungen zum sowie für die das Oberhaus beschickenden Landtage Verfassungsentwurf der Zusatz zum Artikel über die zudem ein Kurienwahlsystem, das der Elite die Macht Gleichberechtigung »in Schule, Amt und öffentlichem garantieren sollte. Leben« gestrichen wurde. Auch §  4 des GrundrechtsAdamovich/Funk weisen darauf hin, dass »nicht patentes 1949, welcher die allgemeine Volksbildung alle revolutionären bzw. nachrevolutionären Errungen- gewährleistet, besagt, dass auch »Volksstämme, welschaften von 1848 unter dem Neoabsolutismus besei- che die → Minderheit ausmachen, die erforderlichen tigt wurden«, so das Reichsgesetzblatt (und die Lan- Mittel zur Pflege ihrer Sprache und zur Ausbildung in desgesetzblätter, Anm.) in den Landessprachen, die derselben erhalten«. Aufhebung des Untertanenverbandes und die GrunHinsichtlich des föderalistischen Prinzips bzw. der dentlastung sowie gewisse Strukturen der Gemeinde- Stärkung des Länderföderalismus weisen Baltl und verfassungen. Andere wiederum sollten in der Folge Kocher darauf hin, dass diese Frage bereits bei den wieder an Relevanz gewinnen, so die Grundlagen der Verhandlungen zum Kremsierer Verfassungsentwurf Verwaltungsreform durch die Einrichtung der Bezirks- (dem die O.  M. in signifikanten Teilen folgte) politihauptmannschaften und die Landtagswahlordnungen sche Konflikte über die Stellung der einzelnen Länder mit dem Februarpatent von 1861 bzw. mit der Dezem- hervorgerufen hatte. Dabei weist Brauneder darauf berverfassung 1867 (vgl. dazu Stundner). hin, dass das liberalistische Prinzip der Gleichheit nicht Für die slowenische Rechts- und → Kulturge- nur auf den Einzelnen Anwendung fand, sondern sehr schichte sind insbesondere drei ganz unterschiedliche rasch auf die Beziehung der Ethnien zum GesamtAspekte dieses umfassenden Verfassungswerkes rele- staat sowie der Ethnien untereinander. Zu beachten vant  : die Bestimmung hinsichtlich der Gleichberech- ist jedoch, dass das Instrumentarium der Representatigung der Völker in Zusammenhang mit dem Län- tionsorgane Reichstag, Landtage und Gemeindeverderföderalismus sowie die Grundentlastung und deren sammlungen »die Majorisierung von Minderheiten wirtschafts- und sozialpolitische Konsequenzen, wenn zum Grundsatz« hat (Brauneder 2009  : 121). Durch auch etwa → Apih, wohl der österreichischen Lehre das erstarkte Selbstbewusstsein der Länder – und ihrer folgend, die O.  M. als »totgeborenes Kind« bezeich- Eliten – blieben nach dem Kremsierer Entwurf in der nete. Merhzahl der plurinationalen Länder mit traditionellen

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Eliten im Endeffekt lediglich mononationale Kreise als institutionelle Lösung, die einen grundrechtswidrigen Boykott von Minderheitenrechten durch systematische Majorisierung verhindert hätten. Doch gerade die Einrichtung von Kreisen ist in der O.  M. nicht mehr vorgesehen. Es ist durchaus bezeichnend für die Art der Umsetzung dieser Bestimmungen, dass gerade die slowenischen Kernländer, abgesehen von der Steiermark/ Štajerska, zwar einerseits in der Tat in §  1 im »Königreich Illyrien« zusammengefasst waren (»dem Königreiche Illirien, bestehend  : aus dem Herzogthume Kärnthen, dem Herzogthume Krain, der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska, der Markgrafschaft Istrien und der Stadt Triest mit ihrem Gebiete«) (→ Königreich Illyrien). Doch wurde andererseits gerade die Forderung nach einer Vereinigung der Slowenen in einer staatlichen Entität, wie sie Matija → Majar – Ziljski und das Manifest zum Vereinigten Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) gefordert hatten, durch die institutionelle Stärkung der historischen Kronländer (§ 2 O. M.) ipso facto unterlaufen, sodass sie, obwohl sie im geschlossenen Siedlungsgebiet die Mehrheit bildeten, von der herrschenden Elite als »Minderheit« im Lande behandelt wurden (wozu in der Folge auch die → Wahlordnungen und die darin enthaltenen → Wahlkreiseinteilungen dienen sollten). Lediglich → Krain/Kranjska profitierte in weiterem Ausmaß von den langfristigen Folgen der Sprachbestimmungen der O.  M. Nach Vilfan (1975  : 110) gehen jedoch so manche Fortschritte in Fragen der politischen Repräsentation der Slowenen und der Stellung des Slowenischen auf das persönliche politische Engagement des einzigen slowenischen Landespräsidenten in der Habsburgerzeit, Andrej/Andreas Winkler (1825–1916), in Amt 1880–1892, zurück. Dieser sei seiner Überzeugung trotz der heftigen Angriffe der deutschliberalen Kreise gefolgt. In Kärnten/Koroška scheint zwar Statthalter → Schloissnigg/Šlojsnik während seiner gesamten Amtszeit (vom 2. Jänner 1850 bis September/Oktober 1860) von einer Konstitutionalität beider Völker im Lande (wie in §  3 Landesverfassung stipuliert) ausgegangen zu sein, was sich in der Herausgabe von zweisprachigen → Ortsrepertorien für das gesamte Land 1850 und 1854 sowie eines zweisprachigen slowenisch-deutschen Landesgesetzbattes widerspiegelt. Doch haben die realpolitischen Verhältnisse gegen den Geist der Verfassung in diesem wesentlichen Aspekt

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gewirkt (ähnlich dazu Apih) und so wurde etwa mit Schloissnigg/Šlojsniks Abgang das Landesgesetzbatt nicht mehr umfassend in beiden Landessprachen publiziert. Zentrale wirtschaftspolitische Bestimmungen der O. M., die den Trend der Zeit widerspiegeln, waren die Schaffung eines einheitlichen Zoll- und Handelsgebietes innerhalb der Gesamtmonarchie (§ 7), die Freizügigkeit der Person (§ 25), die Bestimmung, wonach »jede Art von Leibeigenschaft, jeder Unterthänigkeits- oder Hörigkeitsverband für immer aufgehoben [ist]« (§ 26). (Das Leibeigenschaftsaufhebungspatent vom 1. November 1781 von Josef II. wandelte die Abhängigkeit der Bauern in eine gemäßigte Erbuntertänigkeit, die Leibeigenschaft wurde für die böhmischen Länder aufgehoben. 1782 geschah dies auch für die übrigen österreichischen Länder [→ Josephinismus] und wurde im Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch von 1811 festgehalten. Durch das Patent 112/1848 Ferdinands I. vom 7. September 1848 wurde jeglicher Unterthänigkeitsverband aufgehoben). Zudem wird der Schutz des Eigentums (§ 29), die Freiheit, Liegenschaften zu erwerben (§ 30), sowie die Freizügigkeit des Vermögens (§  31) garantiert. Diese Rechte sollten später im Grundrechtskatalog über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger der → Dezemberverfassung 1867 Berücksichtigung finden. Die Freizügigkeit von Personen und Kapital sowie der Abbau der Zoll- und Handelsschranken schufen einen Binnenmarkt, während die Grundentlastung die Reste feudaler Ordnung abschaffte und insgesamt den Staat in die durchaus kritisch zu betrachtende Modernität der industriellen Revolution führte, für die damit die rechtlich-strukturellen Rahmenbedingungen erst geschaffen werden mussten. Malli weist darauf hin, dass das »Zeitalter der Landflucht und Industrialisierung« in den verschiedenen slowenischen Kernländern unterschiedliche sprachsoziologische Auswirkungen hatte. Die im Zuge der Grundentlastung erforderliche, anteilige geldwerte Ablöse führte zur Verschuldung vieler Bauern (Flossmann), was der Landflucht und Proletarisierung in der damals vornehmlich noch agrarisch geprägten Monarchie Vorschub leistete. Pleterski unterstreicht die unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Grundentlastung aufgrund der historischen Besitzformen in beiden Sprachteilen Kärntens, wobei im slowenischen Landesteil ein hoher Anteil von Dominikalbesitztümern einer mittel- und kleinbäuerlichen, extensiv bewirtschafteten sowie wirtschaftlich abhängigen Besitzstruktur gegen-

RGBl., Ergänzungsband, S. 1

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RGBl. Ergänzungsband, S. 2

überstand, was sich insgesamt in der nationalen Frage ungünstig für die Slowenen auswirkte. Und während sich in → Trieste/Trst/Triest die Zahl der Slowenen zwischen 1880 und 1910 verdoppelte (Malli), ging offiziell deren Anteil in Kärnten/Koroška zurück (→ Binnenwanderung, → Emigration). Gerade die Grundentlastung wurde von der Sistierung der O. M. durch das Silvesterpatent vom 31. Dezember 1851 (RGBl. 2/1852) explizit ausgenommen, ebenso wie der Grundsatz der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz. Die »Grundsätze für organische Einrichtungen in den Kronländern des österreichischen Kaiserstaates« (kaiserliches ›Cabinetschreiben‹ vom 31. Dezember 1851, RGBl. 4/1852) knüpften trotz oder gerade wegen einer neoabsolutistischen, konservativen und zentralistischen Staatsauffassung an die Verwaltungsreformen der O. M. an und kehrten nicht umfassend zu einem vorrevolutionären Feudalsystem zurück. Archive/Web  : HHStA  ; KLA, Parlamentsbibliothek Wien  ; ÖNB, ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte http://alex.onb. ac.at/  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/ (10. 1. 2011)   ; Vrhovno sodišče Republike Slovenije, Centralna pravosodna knjižnica. Quellen/Web  : Politische Gesetze und Verordnungen, 112/1848  : Allerhöchstes Patent vom 7. September 1848. Aufhebung des Unterthänigkeitsverbandes und Entlastung des bäuerlichen Besitzes (erlassen durch Ferdinand I.). RGBl. 149/1849  : Kaiserliches Manifest, wodurch der Reichstag von Kremsier aufgelöset, und den Völkern Oesterreichs aus eigener Macht des Kaisers eine Reichsverfassung für das gesammte Kaiserthum Oesterreich verliehen wird, vom 4. 3. 1849, S. 148 f. RGBl. 150/1849  : Kaiserliches Patent, die Reichsverfassung für das Kaiserthum Oesterreich enthaltend, vom 4. 3. 1849, S. 151 f. RGBl. 151/1849  : Kaiserliches Patent über die durch die konstitutionelle Staatsform gewährleisteten politischen Rechte, vom 4. 3. 1849, S. 165. RGBl. 152/1849  : Kaiserliches Patent, wodurch die Durchführung der Aufhebung des Unterthans – Verbandes und die Entlastung des Grund und Bodens angeordnet wird, vom 4. 3. 1849, S. 167 f. RGBl. 153/1849  : Kaiserliches Patent, wodurch die Einführung eines allgemeinen Reichs-Gesetz- und Regierungsblattes, sowie der Landes-Gesetzund Regierungsblätter angeordnet wird, vom 4. 3. 1849, S. 173 f., sowie zweisprachig  : über die Einrichtung des Reichs-Gesetz-Blattes/čez uredbo deržavnega zakonika. In  : RGBl./Občni državni zakonik in vladni list za avstrijsko cesarstvo, Leto 1850, Wien/Na Dunaju 1850, S. 173 f. (= Einleitung S. I–VII) (Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent, RuLGBlP)  ; RGBl. 170/1849  : Kaiserliches Patent vom 17. März 1849, giltig für Österreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Illirien, bestehend aus Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Istrien und Triest mit seinem Gebiete, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien mit Auschwitz und Zator, Krakau, Bukowina und Dalmatien, womit ein provisorisches Gemeinde-Gesetz erlassen wird, vom 17. 3. 1849 S. 203. RGBl. 171/1849  : Kaiserliches Patent, womit die Ausübung des freien Vereinigungs- und Versammlungsrechtes geregelt wird, vom 17. 3. 1849, S. 222 f. RGBl. 339/1849  : Kaiserliche Verordnung, womit die Organisirung der

Gerichte in dem Kronlande Steiermark genehmigt wird, vom 25. 7. 1849, S. 545 f. RGBl. 340/1849  : Kaiserliche Verordnung, wodurch die Organisirung der Gerichte in den Kronländern Kärnthen und Krain genehmigt wird, vom 26. 7. 1849, S. 561 f. RGBl. 343/1849  : Kaiserliche Verordnung, wodurch die Organisirung der Gerichte in der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska, Markgrafschaft Istrien und in der Stadt Triest mit ihrer Umgebung genehmiget wird, vom 1. 8. 1849, S. 579 f. RGBl. 8/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Kärnthen sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird, vom 30. 12. 1849, Stück Nr. 5, S. 73  f., zweisprachig in  : LGBlK/DvzK 63/1850  : Landesverfassung für das Herzogthum Kärnten/Deželna ustava za vojvodstvo Koroško. Klagenfurt/v Celovcu, S. 51–70. RGBl. 9/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Krain sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird, vom 30. 12. 1849, Stück Nr. 6, S. 95 f. RGBl. 12/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Steiermark sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird, vom 30. 12. 1850, Stück Nr. 9, S. 153 f. LGBlSt/DzSt 7/1850  : Cesarski patent 30.12. (grudna) 1849, po kterem se izda in razglasi deželna ustava za vojvodino Štajersko z dotičinim volilnim redom za deželni zbor/Kaiserliches Patent vom 30. 12. 1949, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Steiermark samt der dazu gehörigen Landeswahlordnung erlassen und verkündet wird, II. Del/Stück, izdan in razposlan 30. 12. 1850/Ausgegeben und versendet am 30. 12. 1850, S. 8–32. RGBl. 26/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Landesverfassung für die gefürstete Grafschaft Görz und Gradiska und die Markgrafschaft Istrien sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird, vom 25. 1. 1850, Stück Nr. 18, S. 397 f. RGBl. 139/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Verfassung für die reichsunmittelbare Stadt Triest erlassen und verkündet wird, vom 12. 4. 1850, Stück Nr. 42, S. 765. RGBl. 220/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch bestimmt wird, daß die Zwischenzoll-Linie zwischen Ungarn, Croatien, Slavonien, Siebenbürgen und den übrigen Kronländern vom 1. October 1850 angefangen aufzuhören hat und die Einhebung der Eingangs- und Ausfuhr-Gebühren von Ochsen, Stieren, Kühen und Kälbern, die lebend über die Zwischenzoll-Linie gebracht werden, alsogleich aufgehoben wird, vom 7. 6. 1950, Stück Nr. 69, S. 925 f. RGBl. 236/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die provisorische Strafproceß-Ordnung vom 17. Jänner 1850 (XVII. Stück des Reichsgesetzblattes Nr. 25) in den Kronländern Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Krain, Triest, Görz, Gradiska und Istrien, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren und Schlesien vom 1. Juli 1850 in Wirksamkeit gesetzt und mehrere andere Vollzugsvorschriften in Beziehung auf dieselbe angeordnet werden, vom 16. 6. 1850, Stück Nr. 73, S. 945 f. RGBl. 237/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch für die Kronländer Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Istrien, Triest, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren und Schlesien eine neue Vorschrift über den Wirkungskreis und die Zuständigkeit der Gerichte in bürgerlichen Rechtssachen ( Jurisdictionsnorm) erlassen, und festgesetzt wird, daß hinsichtlich dieser Kronländer die Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Rechtssachen vom 1. Juli 1850 angefan-

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Oktroyierte Märzverfassung 1849

gen nach Maßgabe dieser Vorschrift ausgeübt werde, vom 18. Juni 1850, Stück Nr. 74, S. 949 f. RGBl. 243/1850  : Kaiserliches Patent, womit ein neues Grundgesetz für die croatisch-slavonische und banatisch-serbische Militärgränze genehmiget wird, vom 7. 5. 1850, Stück Nr. 77, S. 981 f. RGBl. 2/1852  : Kaiserliches Patent, wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, womit die Verfassungs-Urkunde vom 4. März 1849 (Nr. 150 des Reichsgesetzblattes) außer Gesetzeskraft erklärt, jedoch die Gleichheit aller Staats-Angehörigen vor dem Gesetze, sowie die Unzulässigkeit und die Abstellung jedes bäuerlichen Unterthänigkeits- oder Hörigkeits-Verbandes und der damit verbundenen Leistungen ausdrücklich bestätiget, ferner für die zunächst wichtigsten und dringendsten Richtungen der organischen Gesetzgebung eine Reihe von Grundsätzen festgestellt, bis zur Kundmachung der hiernach auszuarbeitenden Gesetze aber die Beobachtung der dermalen in Wirksamkeit bestehenden Gesetze angeordnet wird, [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 25 f. RGBl. 3/1852  : Kaiserliches Patent, wirksam für Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Istrien, Triest, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien, Krakau, Bukowina und Dalmatien, wodurch das Patent vom 4. März 1849 (Nr. 151 des Reichsgesetzblattes) und die darin für die genannten Kronländer verkündeten Grundrechte außer Gesetzeskraft gesetzt, jedoch jede in diesen Kronländern gesetzlich anerkannte Kirche und Religionsgesellschaft in dem Rechte der gemeinsamen öffentlichen Religionsübung, dann in der selbständigen Verwaltung ihrer Angelegenheiten, ferner im Besitze und Genusse der für ihre Cultus-, Unterrichts- und Wohltätigkeits-Zwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fonde erhalten und geschützt wird, [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 27. RGBl. 4/1852  : Allerhöchstes Cabinetschreiben Seiner Majestät des Kaisers an den Minister-Präsidenten, wodurch die für die organische Gesetzgebung des Reiches festgestellten Grundsätze mit dem Auftrage mitgetheilt werden, daß ohne alle Verzögerung von den Ministerien zu den Arbeiten der Ausführung geschritten und die Resultate sofort Seiner Majestät vorgelegt werden sollen, [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 28 f. LGBlK/DvzK 7/1852  : Stück/del III (Aufhebung der Märzverfassung), S. 25  f., LGBlK/DvzK 8/1852  : (Verfassungsrechte), S. 27, LGBlK/DvzK 9/1852  : (Organisationsgrundsätze) S. 28 f. [Silvesterpatent 1851]. RGBl. 226/1860  : Kaiserliches Diplom, zur Regelung der inneren staatsrechtlichen Verhältnisse der Monarchie, [Oktoberdiplom] vom 20. 10. 1860, Stück 54, S. 336 f. RGBl. 20/1861  : Die Verfassung der österreichischen Monarchie, nebst zwei Beilagen, [Februarpatent] vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 69 f. RGBl. 20/1861  : Grundgesetz über die Reichsvertretung, vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 72 f. RGBl. 20/1861  : Landes-Ordnung und Landtags-Wahlordnung für das Herzogthum Steiermark, vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 152 f. RGBl. 20/1861  : Landes-Ordnung und Landtags-Wahlordnung für das Herzogthum Kärnthen, vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 168 f. RGBl. 20/1861  : Landes-Ordnung und Landtags-Wahlordnung für das Herzogthum Krain, vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 183 f. RGBl. 20/1861  : Landes-Ordnung und Landtags-Wahlordnung für das Küstenland, d. i. für die reichsunmittelbare Stadt Triest mit ihrem Gebiete, für die gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca und für die Markgrafschaft Istrien, vom 26. 2. 1861, Stück 9, S. 198 f. Verordnungen der kaiserl. Königl. Landesbehörden für das Herzogthum

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Krain/Ukazi ces. kralj. deželnih gosposk za vojvodstvo Kranjsko, Jg./leto 1860, Laibach/Ljubljana 1860  ; Verordnungen der kaiserl. Königl. Landesbehörden für das Herzogthum Krain/Ukazi ces. kralj. deželnih gosposk za vojvodstvo Kranjsko, Jg./leto 1861, Laibach/Ljubljana 1861  ; Verordnungen der kaiserl. Königl. Landesbehörden für das Herzogthum Krain/Ukazi ces. kralj. deželnih gosposk za vojvodstvo Kranjsko, Jg./leto 1862, Laibach/Ljubljana 1862. Lit./Web  : SBL (Silvo Kranjec  : Schloissnigg, Janez Nepomuk  ; Silvo Kranjec  : Winkler, Andrej). – J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana 1888 (http://sistory.si/)  ; S. Vilfan  : Pravna zgodovina Slovencev. Ljubljana 1961, 21996  ; V. Melik  : Volitve na Slovenskem. Ljubljana 1965  ; H. Fischer, G. Silvestri (Hg.)  : Texte zur österreichischen Verfassungs-Geschichte. Wien 1970  ; F. Stundner  : Zwanzig Jahre Verwaltungsaufbau – Die Entstehung der Bezirkshauptmannschaften (1848–1868). In  : J. Gründler (Hg.)  : 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, Festschrift. Wien 1970, 18–30  ; K. Dinklage  : Kärnten. In  : J. Gründler (Hg.)  : 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, Festschrift. Wien 1970, 72–80  ; N. Grass  : Tirol. In  : J. Gründler (Hg.)  : 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, Festschrift. Wien 1970, 84–103  ; F. Walter  : Österreichische Verfassungsund Verwaltungsgeschichte von 1500–1955. Wien 1972  ; F. Ermacora  : Menschenrechte in der sich wandelnden Welt. Wien 1974, 134  f., insb. 139  ; S. Vilfan  : Slovenska politika v Taaffejevi dobi. In  : ZČ XXIX, 1–2 (1975), 109–118, Zit. 110 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :12923)  ; H. Stolzlechner  : Zur Organisation der Bezirkshauptmannschaft, Zeitschrift für Verwaltung. Wien 1976  ; R. Malli  : Die Sozialstruktur und das nationale Erwachen der Slowenen. In  : Österreichische Osthefte, Wien 1978, Jg. 20, Heft 1, 284–291  ; U. Floßmann  : Österreichische Privatrechtsgeschichte. Wien 1983  ; L. Adamovich, B.-C. Funk  : Österreichisches Verfassungsrecht. Wien [e. a.] 31985, 58  f.; E. Bruckmüller  : Sozialgeschichte Österreichs. Wien 1985  ; R. Walter, H. Mayer  : Grundriß des österreichischen Bundes-Verfassungsrechts. Wien 61988, 12 f.; S. Vilfan  : Uvod v pravno zgodovino. Ljubljana 1991  ; R. Hoke  : Österreichische und deutsche Rechtsgeschichte. Wien [e. a.] 1992  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch   ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996  ; W. Drobesch  : Grundherrschaft und Bauer auf dem Weg zur Grundentlastung  : Die »Agrarrevolution« in den innerösterreichischen Ländern, Geschichtsverein für Kärnten. Klagenfurt 2003  ; T. Oleschowski  : Rechtsgeschichte, Einführung in die historischen Grundlagen des Rechts. Wien 22008, 51  f.; H. Baltl, G. Kocher  : Österreichische Rechtsgeschichte, unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Graz, 2008, 201  ; W. Brauneder  : Österreichische Verfassungsgeschichte. Wien 112009, 119 f.; 121  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Klagenfurt/Celovec [2011], 165–188  ; W. Brauneder  : Zum Charakter der ersten Grundrechte in Österreich 1848/49. In  : C. Jabloner, D. Kolonovits (Hg.)  : Gedenkschrift Robert Walter. Wien 2013, 69–77  ; W. Brauneder  : Der Grundrechtskatalog im Landesstatut für Bosnien-Herzegowina 1910. In  : I. Czeguhn (Hg.)  : Recht im Wandel – Wandel des Rechts, Festschrift für Jürgen Weitzel zum 70. Geburtstag. Köln/ Weimar/Wien 2014, 591–596  ; H.-H. Brandt (Hg.)  : Der österreichische Neoabsolutismus als Verfassungs- und Verwaltungsproblem. Diskussionen über einen strittigen Epochenbegriff. Wien/Köln/Weimar 2015  ; H.-H. Brandt  : Das Projekt der Landesvertretungen. In  : ebd., 313–382  ; H. Matis  : Staat und Industrialisierung im Neoabsolutismus. In  : ebd., 169–193  ; G. Seiderer  : Das Ringen um die Kommunalverfassung. In  : ebd., 281–312  ; G. Seiderer  : Oesterreichs Neugestaltung. Verfassungspo-

Orli Omladina, Jg. 1, Nr. 1

litik und Verwaltungsreform im österreichischen Neoabsolutismus unter Alexander Bach 1849–1859. Wien 2015, 110 ff. Bojan-Ilija Schnabl

Oliban, Anton (1824–1860, Prevalje), Priester, Dichter,

Übersetzer, → Mežiška dolina.

Oman, Alessandro (slowenischer Poet aus dem → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, → Gailtal/Ziljska dolina. Omladina, Glasilo narodno-radikalnega dijaštva [Die

Jugend. Organ der national-radikalen Schüler]. Ljubljana (1904–1909), Prag (1909–1910) und (1909– 1914) wieder in Ljubljana. Druck  : Blasnik (Ljubljana), Gregr (Prag, Jahrgänge 9–10). Herausgeber ab dem 2. Jahrgang Konzorcij Omladine [Konsortium der Omladina], ab dem 7. Jahrgang Eksekutiva narodnoradikalnega dijaštva [Exekutive der nationalradikalen Schülerschaft]. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur  : Albin → Ogris. Schriftleiter  : Gregor Žerjav, Ciril Premrl, Oton Fettich-Frankheim, Albert Kramer, Vekoslav Zalokar, Fran Ks. Zavrnik, J. H. a.: Janko → Mačkovšek. Zorman. Mitarbeiter u. 

Überparteiliches Monatsblatt, dessen Abnehmer vor allem die liberal ausgerichteten Schüler und teilweise Studenten waren. Beilage  : Omladina za srednješolce [Omladina für Mittelschüler, Jahrgang 2–6]. Das Grundanliegen und der Ausgangspunkt des Programms der National-Radikalen waren radikale kulturelle, politische und soziale Veränderungen in den slowenischen Ländern. Sie standen unter dem Einfluss der tschechischen radikalen bzw. anarchistischen Jugend einerseits und andererseits unter dem Einfluss Tomáš Garrigues Masarýks und der slowenischen »Masarykovci« (Dragotin Lončar, Anton Dermota). Sie hatten 1901 in Ljubljana die Schrift »Kaj hočemo  ? Poslanica slovenski mladini« [Was wollen wir  ? Sendschrift an die slowenische Jugend] herausgegeben. Auch der Einfluss der tschechischen nationalen Sozialisten (Vaclav J. Klofač) ist ersichtlich. Neben Bildung, Kultur und Politik wurde auch die Problematik der slowenischen Minderheit in Kärnten/Koroška ( Janko Mačkovšek) behandelt. Nachdem 1909 einige prominente Mitglieder der National-Radikalen zur Liberalen Partei (NNS) gewechselt hatten und 1912 eine größere Anzahl Radikaler zur sog. Nationalen Wiedererweckungsbewegung (preporodovci, → Preporod) übergetreten war, zerfiel die Gruppierung. Quellen  : ÖNB (bis 1910)  ; SK  ; UKMb  ; KMJ  ; GK.

Lit.: Z. Čepič, D. Nećak  : Zgodovina Slovencev. Ljubljana 1979 (preporod S. 702, preporodovci S. 591)  ; I. Gantar Godina  : Narodno-radikalno dijaštvo. In  : ZČ 36/3 (1982) 219–230.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Orasch/Oraš, Matthäus (Abgeordneter aus dem Wahlkreis der Landgemeinden Villach/Beljak, Pater­ nion/Špartjan, Rosegg/Rožek von der 6. bis zur 9. Wahlperiode zwischen 1892 bis 1908), → Abgeordnete. Oraš, Luka (Landwirt, Kulturaktivist), → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]. Oraže-Ilovnik, Urban (Kulturaktivist), → Borovlje.

Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)].

Orli (Turnverein), → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna].

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Orte/Ortslemmata

Orte/Ortslemmata,

vgl. Sachlemmata (Kärntner Orte in Österreich)  : → Ortsname, → Landeseinteilungserlass (1, 2) (1849, 1854), → Landeseinteilungsverordnung (1854), Ortsrepertorium  ; → Ortsverzeichnisse 1860, 1880, 1883, 1918  ; → Flurnamen, → Flurnamen in der Gemeinde St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu sowie → Agoritschach/ Zagoriče  ; → Arnoldstein/Podklošter  ; → Bleiburg/ Pliberk  ; → Eisenkappel/Železna Kapla  ; → Ferlach/ Borovlje  ; → Hermagor/Šmohor  ; → Karnburg/Krnski Grad  ; → Keutschach/Hodiše  ; → Klagenfurt/Celovec  ; → Maria Saal/Gospa Sveta  ; → Millstatt (Milštat)  ; → Ossiach (Osoje)  ; → Sankt Andrä im Lavanttal (Šentandraž v Labotski dolini)  ; → Sankt Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru)  ; → Sankt Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini  ; → Sankt Peter am Bichl (Šentpeter na Gori)   ; → Tanzenberg (Plešivec)  ; → Tainach/Tinje  ; → Villach/Beljak  ; → Völkermarkt/Velikovec  ; → Wernberg/Vernberk  ; → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk  ; Orte aus der Perspektive der slowenischen Kulturvereine (mit Kurznamen der Vereine/Lemma)  : Achomitz/Zahomec (→ Zila)  ; Bleiburg/Pliberk (→ Edinost Pliberk)  ; Eberndorf/Dobrla vas (→ Srce)  ; Egg im Gailtal/Brdo (→ Brdo)  ; Eisenkappel/Železna Kapla (→ Zarja)  ; Ferlach/Borovlje (→ Borovlje)  ; Fürnitz/Brnca (→ Dobrač)  ; Globasnitz/Globasnica (→ Globasnica)  ; Grafenstein/ Grabštanj (→ Skala)  ; Köttmannsdorf/Kotmara vas (→ Kotmara vas)  ; Latschach/Loče (→ Jepa)  ; Leifling/ Libeliče (→ Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882)  ; Köstenberg/Kostanje (→ Kostanje)  ; Ludmannsforf/Bilčovs (→ Bilka)  ; Mellweg/Melviče (→ Melviče)  ; Neuhaus/ Suha (→ Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882)  ; Petschnitzen/ Pečnica (→ Jepa)  ; Radsberg/Radiše (→ Radiše)  ; Rinkenberg/Vogrče (→ Vogrče)  ; St. Jakob im R./Šentjakob v Rožu (→ Kot)  ; St, Johann im R./Šentjanž v Rožu (→ Šentjanž)  ; St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni (→ Škocjan)  ; St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku (→ Šmihel pri Pliberku)  ; St.  Primus/ Šentprimož (→ Danica)  ; St.  Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu (→ Edinost Šenttomaž)  ; Schiefling/Škofiče (→ Edinost Škofiče)  ; Schwabegg/Žvabek (→ Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882)  ; Sittersdorf/Žitara vas (→ Trta)  ; Suetschach/Sveče (→ Kočna)  ; Völkermarkt/Velikovec (→ Lipa)  ; Zell/Sele (→ Planina)  ; andere Orte  : → Bamberg  ; → Brixen  ; → Celje  ; → Frei-

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sing  ; → Gorizia/Gorica/Görz  ; → Graz  ; → Innichen  ; → Kremsmünster  ; → Ljubljana  ; → Maribor  ; → Moskau  ; → Prag  ; → Ravne na Koroškem (Guštanj)   ; → Salzburg  ; → Seckau  ; → Slovenj Gradec  ; → Trieste/ Trst/Triest  ; → Wien  ; – vgl. auch die Liste der → Kulturvereine in zahlreichen Südkärntner Orten.

Heinz-Dieter Pohl

Ortsname. Unter O., slow. krajevno ime, in engerem

Sinn versteht man Siedlungsnamen, also die Namen der Dörfer und Städte, Weiler und Streusiedlungen (→ Namenkunde). Slowenische O. sind durch die Jh. in zunächst lateinisch oder deutsch geschriebenen Urkunden und anderen Schriftstücken überliefert (mitunter in altertümlicher Lautung wie Astaruuiza [ăstrăvica] ›Osterwitz‹ bzw. in heute nicht mehr existierender slowenischer Form wie 993 Podinauuiz [Podinja ves] ›Niederdorf‹ bei Hörzendorf oder Pisweg, was heute Spodnja vas wäre) und erscheinen dann ab Ende des 18. Jh.s auch in slowenischen Texten und in den Wörterbüchern (u. a. Oswald → Gutsmann 1789, z. B. Belkovec bzw. Blikouc ›Völkermarkt‹, Svinc ›Eberstein‹, Pliberk ›Bleiburg‹). Die erste wissenschaftliche Untersuchung zum Kärntner Namengut sind Urban → Jarniks Andeutungen über Kärntens Germanisierung (1826, z. B. sahomz, sahonc ›Zahomec/Achomitz‹, shréliz ›Žrelec/Ebenthal‹, weist auch auf Übersetzungsnamen hin, z. B. Berdo ›Egg‹, wörtlich ›hervorspringende Anhöhe‹), denen dann August Jakschs Ortsnamen (1891), Johann → Scheiniggs Ortsnamen (1906) und schließlich → Lessiaks Stationsnamen (1922) folgen. Weiters finden sich viele Angaben zu den slowenischen O. in den historischen Schriften Martin → Wuttes sowie in Fran → Ramovš’ Historična gramatika (1924 und 1935) und später in seiner Kratka zgodovina […] (1936). Danach haben v. a. France Bezlaj, Eberhard → Kranzmayer, Alfred Ogris, Otto Kronsteiner, Pavel Zdovc und Heinz-Dieter Pohl wiederholt zu onomastischen Themen, die Kärnten/Koroška betreffen, gearbeitet. In den Kärntner O. widerspiegeln sich alle historischen Sprachschichten des Landes. Einen Teil der Namen haben die Vorfahren der heutigen Slowenen von der kelto-romanischen Vorbevölkerung übernommen (z. B. → Beljak/Villach aus romanisch (→ altladinisch) *Biliacum ›Ort des Bilios o. Ä.‹ oder neuerdings aus romanisch *Villacum zu villa) und dann den Baiern vermittelt, die übrigen Namen (der größte Teil) sind slawisch, also slowenisch (z. B. Sele/ Zell zu slow. selo, .Dorf‹), und bairisch, also deutscher Herkunft (z. B. Bleiburg/Pliberk), wobei der prozentuale

Ortstafel.info

Ortsrepertorium

Seznam slovenskih imen avstrijskih krajev (Viki)

Ortsverzeichnis, Volksgruppenbüro

Anteil von Namen slowenischer und deutscher Herkunft stark schwankt. Sie haben nicht immer die gleiche Bedeutung (z. B. dt. Feldkirchen, slow. Trg, Letzteres bedeutet ›Markt‹). Dazu kommen noch Übersetzungsnamen (z. B. Aich/Dob, ›Eiche‹). Grundsätzlich gibt es (unbeschadet der Etymologie) im Deutschen und Slowenischen jeweils eigene Bezeichnungen (verschiedene Namen) für ein und dieselbe Ortschaft, die sich unerheblich voneinander unterscheiden können wie Globasnitz/Globasnica, Dobrowa/Dobrava oder Dolina/Dolina, Tschachoritsch/Čahorče, bis hin zum Gebrauch zweier grundverschiedener, auch semantisch nicht miteinander übereinstimmender Wörter (wie Feldkirchen/Trg). Schon früh wurden die Kärntner O. auch in die politischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Sprachgemeinschaften hineingezogen  ; in vielen (auch wissenschaftlichen) Abhandlungen finden sich polemische Passagen zu Aussagen der jeweiligen »anderen« Seite  ; erwähnt seien hier auch Ludwig Jahnes Völkischer Reiseführer (1914) und Aus dem Wilajet Kärnten (1913) (vgl. Janko → Brejc). Das vorhandene zweisprachige Namengut wurde darüber hinaus einerseits zur Definition eines slowenischen Territoriums herangezogen, andererseits bemühte man sich amtlicherseits, slowenische Namensformen möglichst dialektnah zu fixieren (z. B. ves ›Dorf‹ statt schriftsprachlich vas, oder amtlich bis 1905 Migarje statt Medgorje ›Mieger‹, Gemeinde Ebenthal/Žrelec). In den amtlichen Ortsverzeichnissen zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden alle Ortschaften des slowenischen und zweisprachigen Gebietes in beiden → Landessprachen angegeben (→ Ortsrepertorium  ; → Landeseinteilungs-Erlass (1 und 2)  ; → Landeseinteilungs-Verordnung 1854, → Orts­verzeichnisse 1860, 1880, 1918). Die Haltestellen und Bahnhöfe waren ebenfalls zweisprachig, Ortstafeln im heutigen Sinn gab es nicht, doch es gab in vielen Ortschaften auf Häusern angebrachte zweisprachige Tafeln mit Angaben wie Gemeinde, Verwaltungs- und Gerichtsbezirk und dergleichen. Seit 6. Juli 2011 sind für insgesamt 164 Kärntner Ortschaften amtlich sowohl deutsche als auch slowenische Bezeichnungen vorgesehen  ; sie werden v. a. auf Ortstafeln, Wegweisern und Bahnhofs- bzw. Haltestellenbezeichnungen verwendet. Grundlage ist die Änderung des Volksgruppengesetzes vom 6. Juli 2011 durch den österreichischen Nationalrat. Lit./Web  : O. Gutsmann  : Deutsch-Windisches Wörterbuch. Klagenfurt 1789  ; U. Jarnik [ Jarnick]  : Andeutungen über Kärntens Germanisie-

rung. Ein philologisch-statistischer Versuch. In  : Car I 14, 16, 18, 19, 20, 22, 23, 24, 25, 26 (1826) 57–60, 66–68, 74–76, 77–80, 82–83, 90–92, 94–96, 98–100, 101–104, 106–107  ; A. Jaksch  : Ueber Ortsnamen und Ortsnamenforschung mit besonderer Rücksicht auf Kärnten. Klagenfurt 1891  ; J. Scheinigg  : Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach. In  : 56. Programm des Staats-Obergymnasium zu Klagenfurt 1905/1906. Klagenfurt 1906, 3–26  ; Aus dem Wilajet Kärnten. Klagenfurt 1913  ; L. Jahne  : Völkischer Reiseführer durch die Siedlungen Südösterreichs. (Hg. Fremdenverkehrsausschuß der deutschen Volksräte für die Alpenländer) Klagenfurt 1914  ; P. Lessiak  : Die kärntischen Stationsnamen. In  : Car I 112 (1922) 1–24  ; F. Ramovš  : Historična gramatika slovenskega jezika. 2  : Konzonantizem. Ljubljana 1924  ; 7  : Dialekti. Ljubljana 1935  ; F. Ramovš  : Kratka zgodovina slovenskega jezika. 1. Ljubljana 1936 (Nachdruck 1995)  ; E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten 2 Bde. Klagenfurt 1956–1958  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen Kärntens (mit einer Einleitung von H.-D. Pohl). Wien 1982  ; B. Grafenauer  : Urban Jarnik, Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji Koroške. Klagenfurt 1984  ; B. Mader  : Die alpenslawischen Toponyme in der Steiermark – Eine toponomastischarchäologische Untersuchung (Diss.). (veröffentlicht in den Schriften der Balkankommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986)  ; H.-D. Pohl  : Slowenisches Erbe in Kärnten und Österreich. Ein Überblick. In  : Kärntner Jahrbuch für Politik 2005, 127– 160  ; H.-D. Pohl  : Die Slavia submersa in Österreich. Ein Überblick und Versuch einer Neubewertung. In  : Linguistica XLV – Ioanni Orešnik septuagenario in honorem oblata I. Ljubljana 2005, 129–150  ; D. Kladnik  : Characteristics of Exonym Use in Selected European Languages = Značilnosti rabe eksonimov v nekaterih evropskih jezikih. In  : Acta Geographica Slovenica, Geografski zbornik 47–2 (2007) 199–222 (Digitalisat  : www.dlib.si)  ; M. Urbanc [e. a.]  : Atlant and Slovene National Consciousness in the Second Half of the 19th Century = Atlant in slovenska nacionalna zavest v 2. polovici 19. stoletja. In  : Acta Geographica Slovenica, Geografski zbornik 46–2 (2006) 251–283 (Digitalisat  : www. dlib.si)  ; H.-D. Pohl  : Unsere slowenischen Ortsnamen, Naša slovenska krajevna imena, Klagenfurt/Celovec 2010  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012, Celovec [2011], 165–188  ; H. D. Pohl, Kleines Kärntner Namenbuch. Orts-, Gewässer- und Bergnamen. Klagenfurt (2013). Web  : http://members.chello.at/heinz.pohl/Ortsverzeichnis.htm  ; www.ortstafel.info/  ; www.volksgruppenbuero.at/images/Ortsnamen verz_komplett.pdf (6. 8. 2013). Heinz-Dieter Pohl

Ortsrepertorium, in der Habsburgermonarchie die im Druck herausgegebenen staatlichen, ein- und zweisprachigen Verzeichnisse der Orte der einzelnen → Kronländer. Einen ersten Meilenstein der systematischen Toponymik im slowenischen Raum bildet das noch vom barocken Universalismus geprägte topografische Werk von Johann Weichhard → Valvasor, so u. a. die Topographia Ducatus Carnioliae modernae, 1679, die Topographia Archiducatus Carinthiae modernae, 1681, die

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Ortsrepertorium

Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae et modernae completa, 1688, und die Die Ehre des Hertzogthums Crain, 1689. Wilhelm Wadl berichtet hic loco von einem frühen amtlichen zweisprachigen Ortsverzeichnis aus dem Landgericht → Bleiburg/Pliberk um 1780 (vgl. → Slovenica im Kärntner Landesarchiv). Bedeutend für die → Namenkunde im Rahmen der theresianischen, josephinischen und der franziszeischen Reformen sind außerdem die → Kataster, die zum Zwecke einer staatlichen Bodenerfassung für eine einheitliche Grundsteuerbemessung erstellt wurden. Sie führten zu einer systematischen kartografischen Erfassung der Kronländer, wobei alle frühen kartografischen Werke (so die josephinischen Militärkarten) die slowenische Mikrotoponymie bzw. slowenische → Flurnamen wiedergeben und so Hinweise zur territorialen → Identität geben (→ Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung). Die → Ortsnamen sind hingegen vielfach auf Deutsch und unabhängig von der ethnischen Situation angeführt. Mit der grundlegenden Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse nach der Märzrevolution 1848 im Hinblick auf die Auflösung des feudalrechtDas erste, ganz Kärnten/Koroška umfassende zweispralichen persönlichen Abhängigkeitsverhältnisses (»Abchige O. ist jenes, das im Zuge der Verwaltungs­reformen stellung jedes bäuerlichen Untertänigkeits- oder Hönach 1848 von der dafür zuständigen → Landes­organi­ rigkeits-Verbandes«) und der daraus resultierenden sierungskommission/Politična uravnavna de­ želna koAbschaffung der patrimonialen Gerichtsbarkeit und misija erstellt wurde, und zwar gemäß Erlass (»CurVerwaltung ging das Erfordernis einer Modernisierung rende«) vom 23. Dezember 1849 (kundgemacht am 16. und Neuordnung der Verwaltungsstrukturen einher, März 1850) »über die Eintheilung, den Umfang und d. h., dass eine systematische Neueinteilung und NeuBeginn der politischen Behörden im Kronlande Kärnaufzeichnung der territorialen Verwaltungsstruktur im ten« (→ Landeseinteilungs-Erlass 1). Darin sind beide Rahmen von O. notwendig wurde, die in den entspreSprachvarianten gleichermaßen authentisch. Die verchenden → Landesgesetzblättern kundgemacht wur- fassungrechtliche Grundlage dafür bildet die → Oktden. Diese haben somit neben einer verwaltungshisto- royierte Märzverfassung vom 4. März 1849, die Lanrischen Bedeutung eine gesetzliche sprachhistorische desverfassung von Kärnten/Koroška vom 30. Dezember Relevanz. Die Bestimmung zur neuen Wahlordnung in 1849 sowie das Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent der zweisprachigen → Landesverfassung vom 30. De- vom 4. März 1849 (→ Kundmachung [1]). Ein weizember 1849 enthält so in § 3 eine zweisprachige Auf- teres zweisprachiges O. wird im Zuge einer weiteren zeichnung der Wahlkreise bzw. der Orte, die diese aus- Verwaltungs- und Justizreform 1854 (→ Landeseinteimachen (→ Wahlkreise, Kärntner  ; → Wahlordnungen lungs-Verordnung, ministerielle vom 5. Februar 1854) und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg). im Kärntner Landesgesetzblatt kundgemacht (→ LanGleichzeitig wurde in Wien die Statistische Central- deseinteilungs-Erlass 2). Diesen Ortsrepertorien ist Commission (heute Österreichisches Statistisches Zentral- gemein, dass sich erstens ihr Rechtscharakter aus der amt) eingerichtet, deren Aufgabe es war, Daten über die Veröffentlichung im Kärntner → Landesgesetzblatt Länder (Bevölkerung, Sprachen/→ Umgangssprachen, herleitet und dass die umfassende → Zweisprachigkeit → Schulwesen, Religion) aufgrund von Volkszählungen als Ausdruck der (verfassungs-)rechtlichen Binationalizu sammeln (→ Sprachenzählung). Die Zählungen tät des Landes bzw. der Konstitutionalität beider Völker fanden jeweils alle 10 Jahre zu runden Jahren statt. bzw. → Volksgruppen im Lande gewertet werden muss.

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LGBl. Kärnten/Koroška 6/1854

Ortsrepertorium

Liste der Gemeinden in Kärnten (Wiki)

Seznam slovenskih imen avstrijskih krajev (Viki)

Gleichzeitig werden zweisprachige O. auch in den anderen slowenischen Kronländern, in der Steiermark/ Štajerska und in → Krain/Kranjska, kundgemacht. In deutsch-slowenischen und deutsch-italienischen O. von 1854 in Küstenland/Litorale/Primorje werden im slowenisch-deutschen Teil, so keine deutschsprachigen Entsprechungen bestehen, meist italienische Ortsnamen verwendet. Hingegen ist jenes aus dem Königreich Kroatien weitgehend einsprachig kroatisch, wobei nur teilweise deutsche → Exonyme verwendet werden. Das → Ortsverzeichnis von 1860 ist wahrscheinlich noch der Regierungszeit von Statthalter → Schloissnigg/Šlojsnik zuzurechnen. In diesem sind nur jene Orte in beiden → Landessprachen angeführt, in denen das Slowenische relevant erschien bzw. ortsüblich war, wobei Orte in → Südkärnten/Južna Koroška durchgehend zweinamig ausgewiesen sind. Seit 1869 gibt es Orts-Repertorien der im österreichischen Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder, in denen einzelne Orte zweisprachig angeführt wurden. Aufgrund der Volkszählungen erschienen Spezial-OrtsRepertorien und Ortschaften-Verzeichnisse, nämlich 1880 (Wien 1882 und 1883) und 1890 (1892) (→ Ortsverzeichnis 1860, 1880, 1883). 1900 (1902) erschien das Gemeinde-Lexikon der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. Die letzten Spezial-Repertorien auf der Grundlage der Volkszählung von 1910 erschienen 1915 sowie 1918 (→ Ortsverzeichnis 1918). In diesen O. finden sich die slowenischen Namen von Gemeinden, Ortschaften, Post- und Bahnstationen für Kärnten/Koroška, die Steiermark/Štajerska, Krain/Kranjska und Küstenland/Litorale/Primorje. Im O. von 1880/82 wird besonders darauf hingewiesen, dass »[b]ei allen Ortschaften, für welche sich eine Bezeichnung in zwei Sprachen nach den amtlichen Volkszählungs-Acten als ortsüblich ergeben hat, […] auch immer beide Namen angeführt [sind]«. Im Lichte dieser Interpretationsgrundlage geben die O. auch einen Hinweis auf die sprachliche Situation in den einzelnen Orten, auf die historische → Sprachgrenze und über die Jahrzehnte hinweg einen Hinweis über die Veränderung der sprachlichen Gegebenheiten durch → Assimilation oder → Germanisierung sowie auch auf mögliche wirtschaftlich bedingte → Binnenwanderungen in regionale wirtschafts- oder Industriezentren (etwa in die regionalen Zentralorte wie Kötschach[Mauthen]/Koče[-Muta], Guttaring/Kotarče, Gmünd/ Sovodenj, Gurk/Krka).

Ein Vergleich zwischen den Ortsverzeichnissen von 1880/82 und 1883 weist im zweiten deutlich mehr zweinamig ausgewiesene Orte aus, und zwar auch solche, in denen, abgesehen von einigen Orten im Oberen → Gailtal/Zgornja Ziljska dolina keine Person mit → Umgangssprache Slowenisch ausgewiesen ist (etwa im Gegendtal, um und nördlich von Feldkrichen/Trg und Liebenfels). Eine sprachwissenschaftliche Systematik lässt sich daraus nicht ablesen, da nicht etwa alle Nordkärntner Orte Namens Feistritz auch mit der slowenischen Entsprechung Bistrica ausgewiesen sind. Zudem handelt es sich dabei vielfach nicht um Zentralorte, die in der Regel auch gebräuchliche regionale slowenische Endonyme haben, sondern vielfach um Dörfer, deren ausgewiesener slowenischer Name nur selten eine Calque-Übersetzung darstellt. In manchen Fällen an der vielfach dargestellten historischen Sprachgrenze, etwa im Bereich des Krähwaldes/Hrebelja nordwestlich von Brückl/Mostič bzw. nordöstlich des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje hin zum Görtschitztal/doline Krčice, im → Zollfeld/Gosposvetsko polje, im → Moosburger Hügelland/Možberško gričevje oder im Villacher Feld/Beljaško polje um Villach/Beljak, kann im Vergleich der Angaben zur Umgangssprache der Prozess des → Sprachwechsels in den letzten Stadien durchaus nachvollzogen werden, wobei manche Orte auch 1918 noch zweinamig ausgewiesen werden (so der Ort Selezen/Železno, der 1883 noch Personen mit slowenischer Umgangssprache aufweist, 1918 nicht mehr). Erklärungsgründe können eine größere Toleranz für das Ausweisen slowenischer Ortsnamen bzw. das intrinsische Landesverständnis sein oder aber eine Unterscheidung zwischen öffentlich bzw. soziolinguistisch dominanter → Umgangssprache und der Anerkennung einer weiterhin im Privaten gesprochenen → Muttersprache ohne Einschränkung auf einen Mindestprozentsatz von im Ort repertorierten Slowenen (→ Kryptoslowenen). Eine adäquate Erklärung für weit nördlich gelegene Orte und Gebiete findet sich allerdings in der Literatur nicht. Bis 1848 waren die anderssprachigen (slowenischen) Namensformen neben denen im Deutschen üblichen eher zufällig vermerkt, oder in Originalsprache und deutscher Orthografie wie die sonstigen geografischen Namen. Unbekannt ist, wer die slowenischen Namensformen (Orthografie) etwa im Orts-Repertorium von 1869 festgelegt hat. Offenbar war dies kein thematisiertes Problem, im Gegensatz zu der im Rahmen der Straßenverkehrsordnung agierenden Ortstafelkommis-

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Ortsrepertorium

sion der Bundesregierung in den 70er-Jahren des 20. Jh.s. Eine Unterscheidung in Endonym und Exonym (→ Zweinamigkeit), international bei den Vereinten Nationen eingeführt durch Otto Back, Josef Breu und Otto Kronsteiner, war noch unbekannt. Archive/Web  : HHStA Wien, Parlamentsbibliothek Wien, ÖNB, ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte Online http://alex. onb.ac.at, KLA, UBK  ; www.sistory.si. Quellen/Web  : 1. Repertorien (Titel sämtlich in historischer Rechtschreibung)  : Verzeichnis der nach dem provisorischen Gesetze vom 17. März 1849 constituirten neuen Ortsgemeinden mit ihrer Zutheilung in die Gerichts- und Steueramts-Bezirke in dem Kronlande Kärnten. Klagenfurt (?)  : [Kleinmayr], 1849 (?), 59 st.; KLA-REPR-273/3-2014  ; Sig. L 25/1. LGBlK 36/1850  : Currende der politischen Organisirungs-Commission für Kärnten vom 23. Dezember 1849. Über die Eintheilung, den Umfang und Beginn der politischen Behörden im Kronlande Kärnten/Razglas politiške uravnavne komisije na Koroškem od 23. decembra 1849, Razdelik, obseg in začetek politiških oblastnij u koroškej kronovini. Schloißnigg, Commissions-Vorstand/Šlojsnik, komisijski predsednik. In  : Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Kärnten. II. Stück/ Deželni zakonik in vladni list za koroško kronovino. II. del. Klagenfurt, 16. 3. 1850. S. 15–36. LGBl. Krain/Kranjska 92/1850  : Razglas c. k. kranjskega poglavarstva od 8. Sušca 1850, Razdelitev kranjske dežele v deželne sode, okrajne poglavarstva, kazne sode, okrajne sode, davkne vrade, katasterske srenje in seliša/Kundmachung der k. k. Statthalterei für Krain vom 8. März 1850. Landeseintheilung von Krain nach Landesgerichten, Bezirkshauptmannschaften, Strafbezirksgerichten, Steuerämtern, Katastralgemeinden und Ortschaften. In  : Deželni zakonik in vladni list za kranjsko kronovino/ Landes-Gesetz und Regierungs-Blatt für das Kronland Krain I. tečaj 1849/I. Jahrgang 1849, V Ljubljani/Laibach – IV Del. II Tečaj 1850/ IV. Stück. II. Jahrgang 1849, Izdan in razposlan 10. maliga Travna 1850/Ausgegeben und versendet am 10. April 1850. V Ljubljani/Laibach, Nr./štev. 92, S. 42–125. LGBl. Krain/Kranjska 1857  : Slovensko-nemški abecedni spisek seliš kranjske dežele. In  : Landesregierungsblatt für das Herzogthum Krain/ Deželni vladni list za kranjsko vojvodino, zweiter Theil/Drugi razdelk, IX Jahrgang 1857/IX. tečaj 1857. Laibach/v Ljubljani, S. II–XLVI. LGBl. Krain/Kranjska 1857  : Razpis c. k. kranjskega deželnega poglavarja od 25. Septembra 1857, s kterim se abecedni spisek seliš kranjske dežele razglaša / Erlaß des k. k. Statthalters in Krain vom 25. September 1857, womit das alphabetische Ortschaftsverzeichnis von Krain veröffentlicht wird. [slowenisch links/deutsch rechts]. In  : Landesregierungsblatt für das Herzogthum Krain/Deželni vladni list za kranjsko vojvodino, zweiter Theil/Drugi razdelk, VI Stück/Del, IX Jahrgang 1857/IX. tečaj 1857, Ausgegeben und versendet am 31. Dezember 1857/Izdan in razposlan 31. decembra 1857, Laibach/v Ljubljani, S. 27–214. LGBlSt/DzSt 7/1850  : Volilni red za deželni zbor v vojvodstvu Štajerskem/Landtags-Wahlordnung für das Herzogthum Steiermark [Wahlbezirkseinteilung in § 3  ; slowenische Ortsnamen auch in der nördlichen, deutschsprachigen, Steiermark]. In  : Cesarski patent 30. decembra (grudna) 1849, po kterem se izda in razglasi deželna ustava za vojvodino Štajersko z dotičnim volilnim redom za deželni zbor/ Kaiserliches Patent vom 30. Dezember 1949, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Steiermark samt der dazu gehörigen

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Landeswahlordnung erlassen und verkündet wird. S./str. 17. In  : LGBlSt/DzSt 7/1850, II. Del/Stück, izdan in razposlan 30. decembra. 1850/Ausgegeben und versendet am 30. Dezember 1850, Nr./št. 7, S. 8–32. LGBlSt/DzSt 215/1850  : Pouk štajerske deželne zemljooprostne komisije 26. maja 1850 za okrajne komisije, postavljene, da oprostenje zemljišč v štajerski kronovini doženejo / Instruction der steiermärkischen Grundentlastungs-Landescommission vom 26. Mai 1850 für die zur Durchführung der Grundentlastung im Kronlande Steiermark aufgestellten DistrictsCommissionen. In  : LGBlSt/DzSt 215/1850, XIII. Del/Stück, izdan in razposlan v edino nemškem izdanju 24. junia 1850, v pričujočem dvojnem izdanju 7. marca 1853/Ausgegeben und versendet in der deutschen Allein-Ausgabe am 24. Juni 1850, in der gegenwärtigen Doppel-Ausgabe am 7. März 1853, Nr./št. 215, S. 186–306 [Ortsrepertorium  : 232–276]. Razglas namestnika in predsednika uravnavne deželne komisjie 23. februarja 1854 s kterim se k politični in sodni uredbi vojvodine Štajerske (deželno-vladni list, I. razred, IV. del, št. 27, stran 52) natanjki pregledki razdelitve naznanjajo / Kundmachung des Statthalters und Präsidenten der Organisierungs-Landes-Commission vom 23. Februar 1854, womit zur politischen und gerichtlichen Organisierung des Herzogthums Steiermark [Siehe Landes-Regierungsblatt, I. Abtheilung, Stück IV, Nr. 27, Seite 52] die detaillirten Eintheilungs-Uebersichten zur Kenntnis gebracht werden  ; – Priloga k št. 27 deželno-vladnega lista za štajersko, II. Razred, XI. del. [S. 1–38  :] Gračka kresija, zborna sodnija  : Gračka deželna sodnija/Kreis Graz, Gerichtshof  : Landesgericht Graz  ; [S. 39– 74  :] Mariborski okrog, Zborna sodnija  : Kresijska sodnija Celjska/Kreis Marburg, Gerichtshof  : Kreisgericht Cilli  ; [S. 75–100  :] Brukski okrog, Zborna sodnija  : Kresijska sodnija Ljubenska / Kreis Bruck, Gerichtshof  : Kreisgericht Leoben. [S. 1–29  :] Abecedni zaznamek katastralnih in novih krajnih občin vojvodstva Štajerskega k deželno-vladnemu listu, II. Razred, del XI, št. 27, od leta 1854, s kterim se k politični in sodni uredbi vojvodine Štajerske natanjki pregledki razdelitve naznanjajo  ; – [S. 1–3  :] Dodatne poprave k natanjkim pregledom deželne razdelitve/ – [S. 1–32)  :] Alphabetisches Verzeichnis der Catastral- und neuen Ortsgemeinden des Herzothums Steiermark zum Landes-Regierungsblatte, Abtheilung II, Stück IX, Nr. 27, vom Jahre 1854, womit zur politischen und gerichtlichen Organisirung des Herzogthums Steiermark die detaillirten Eintheilungs-Uebersichten zur Kenntnis gebracht werden  ; – [S. 1–4  :] Nachträgliche Berichtigungen zu den Landes-Eintheilungs-Übersichten. In  : LGBlSt/DzSt 27/1854, II. razred/Abtheilung, XI. Del/Stück, izdan in razposlan v edino nemškem izdanju 24. maja, v pričujočem dvojnem izdanju 6. junija 1855/Ausgegeben und versendet in der deutschen Allein-Ausgabe am 24. Mai, in der gegenwärtigen Doppel-Ausgabe am 6. Juni 1855, Nr./št. 27. Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Orte im Herzogthume Kärnten mit Bezeichnung ihrer Eigenschaft, Angabe der Häuser- und Seelen-Zahl, dann mit der Darstellung ihrer Einreihung in katastral- und Ortsgemeinden, Pfarr-Sprengel, Bezirks-Aemter und Untersuchungs-Gerichte. Klagenfurt 1860, 321 S. Orts-Repertorium, der Kronlandes Kärnten. Nach den neuesten offiziellen Quellen und unter Mitwirkung der k. k. Bezirkshauptmannschaften, bearbeitet von Carl Spran. Klagenfurt 1875, 147 S. (mit einem deutschslowenischen Verzeichnis der Postämter im Kronland). Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880. Herausgegeben von der K.  K. statistischen CentralCommission in Wien, Wien, 21882, (Kärnten/Koroška S. 109–128).

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860

Spezial-Orts-Repertorien der im oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, herausgegeben von der k. k. statistischen ZentralCommission, V. Kärnten = Special-Orts-Repertorium von Kärnten herausgegeben von der K. K. statistischen Central-Commission / Obširen imenik krajev za Koroško, Na svitlo dan od C. kr. Statistični centralni komisiji. Alfred Hödler, k. k. Hof- und Universitätsbuchhändler. Wien 1883, 119 S., www.sistory.si/publikacije/prenos/  ?urn=SISTORY  :ID  :833 (20. 1. 2013)  ; Gemeindelexikon von Kärnten, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Herausgegeben von der k. k. statistischen Zentralkommission, Wien 1905. [Auszugsweise wiedergegeben] in  : 10 Jahre Ortstafelerkenntnis. Die zweisprachigen Aufschriften in Kärnten/Koroška – eine Information. Klagenfurt/Celovec 2011  ; Spezialortsrepertorium der österreichischen Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Herausgegeben von der Statistischen Zentralkommission, V. Kärnten. Verlag der Staatsdruckerei. Wien 1918, 121 S., www.sistory.si/publikacije/prenos/  ?urn=SISTORY  :ID  :838 (20. 1. 2013)  ; Ortsverzeichnis zur Gemeindegrenzkarten von UnterSteiermark, Miesstal und Übermurgebiet«, Graz 1940, http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27173. 2. Rechtsgrundlagen  : H. Fischer, G. Silvestri (Hg.)  : Texte zur österreichischen Verfassungs-Geschichte, Von der Pragmatischen Sanktion zur Bundesverfassung (1713–1966), Wien 1970  ; sowie insbesondere  : RGBl. 8/1850  : Kärntner Landesverfassung vom 30. 12. 1849. Sowie zweisprachig in  : Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Herzogthum Kärnten/Deželni zakonik in vladni list za kronovino koroško vojvodino, Jg./leto 1850, Klagenfurt/v Celovcu, Nr. 63, S. 51–70, bzw. www.verfassungen.de/at/kaernten/verf49-i.htm (hier nur auf Deutsch). RGBl. 170/1849, S. 203  : Kaiserliches Patent vom 17. März 1849, giltig für Österreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Illirien, bestehend aus Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Istrien und Triest mit seinem Gebiete, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien mit Auschwitz und Zator, Krakau, Bukowina und Dalmatien, womit ein provisorisches Gemeinde-Gesetz erlassen wird. RGBl. 295/1849, S. 459  : Kaiserliche Entschließung vom 26. Juni 1849, wodurch die Grundzüge für die Organisation der politischen Verwaltungs-Behörden genehmigt werden. RGBl. 374/1849, S. 666  : Erlaß des Ministers des Innern vom 23. August 1850, an den Herrn Landeschef des Kronlandes Kärnten, womit die in Folge Allerhöchster Entschließung vom 13. August 1849 genehmigte Organisierung der politischen Verwaltungsbehörden für das Kronland Kärnthen kundgemacht wird. RGBl. 10/1853 vom 25. 1. 1853, S. 65 ff.: Verordnung der Minister des Innern, der Justiz und der Finanzen vom 19. Jänner 1853 womit … die Amtswirksamkeit der Bezirksämter, Kreisbehörden von Statthaltereien, über die Einrichtung der Gerichtsstellen und das Schema der Systemisirten Gehalte und Diätclassen, sowie über die Ausführung der Organisirung für die Kronländer … Steiermark, Kärnthen, Krain, Görz, Gradiska und Istrien mit Triest … kundgemacht werden. Lit.: dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; Seznam slovenskih in nemških imen koroških krajev. Samozaložba. Celovec 1963, 96 S. (+ 2, ca. 14,5 x 21 cm)  ; V. Klemenčič  : Koroška, karta s slovenskimi in nemški krajevnimi imeni / Kärnten, Landkarte mit slowenischen und deutschen Ortsnamen. 1  :200.000. Maribor 1971  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen Kärntens in Geschichte und Gegenwart. Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 1. Wien 1974, 41984  ; O. Kronsteiner  : Mehrnamigkeit in Österreich. In  : Österreichische Na-

menforschung 2 (1975) 5–24  ; J. Žontar (Hg.)  : Handbücher und Karten zur Verwaltungsstruktur in den Ländern Kärnten, Krain, Küstenland und Steiermark bis zum Jahre 1918. Ein historisch-bibliographischer Führer/Priročniki in Karte o organizacijski strukturi v deželah Koroški, Kranjski, Primorju in Štajerski do leta 1918, Zgodovinsko-bibliografski vodnik/Manuale e carte sulle strutture amministrative nelle province di Carinzia, Carniola, Litorale e Stiria fino al 1918, Guida storico-bibliografica, Graz [e. a.] 1988  ; H.-D. Pohl  : Unsere slowenischen Ortsnamen, Naša slovenska krajevna imena. Klagenurt/Celovec 2010  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010  ; 10 Jahre Ortstafelerkenntnis. Die zweisprachigen Aufschriften in Kärnten/Koroška – ein Information. Klagenfurt/Celovec 2011  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012, Celovec [2011], 165–188. Web  : dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; D. Kladnik  : Characteristics of Exonym Use in Selected European Languages = Značilnosti rabe eksonimov v nekaterih evropskih jezikih. In  : Acta Geographica Slovenica, Geografski zbornik 47–2 (2007) 199–222 (Digitalisat  : www.dlib.si)  ; F. Petek, M. Urbanc  : The Franziscean Land Cadastre as a key to understanding the 19th-century cultural landscape in Slovenia = Franciscejski kataster kot ključ za razumevanje kulturne pokrajine v Sloveniji v 19. stoletju In  : Acta geographica Slovenica, 44-1 (2004) 89–112 (Digitalisat  : www.dlib.si)  ; Geopedia Slovenija www.geopedia.si (12. 2011)  ; Kärnten Atlas – Das geografische Auskunftssystem der Kärntner Landesregierung (KAGIS)  : http://gis. ktn.gv.at/atlas/ (12. 2011). Bojan-Ilija Schnabl

Ortsverzeichnis 1850, 1854, → Landeseinteilungser-

lass 1850, → Landeseinteilungserlass 1854, → Landeseinteilungsverordnung 1854. Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860. Ein ta-

bellarisches deutsch-slowenisches »Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Orte im Herzogthume Kärnten mit Bezeichnung ihrer Eigenschaft, Angabe der Häuser- und Seelen-Zahl, dann mit der Darstellung ihrer Einreihung in katastral- und Ortsgemeinden, Pfarr-Sprengel, Bezirks-Aemter und Untersuchungs-Gerichte« erschien 1860 in Klagenfurt/Celovec im Umfang von 321 Seiten. Als ›Eigenschaft‹ werden insbesondere angeführt  : Dorf, Weiler, Markt, Stift, Stadt, Gut, Schloss, Burgruine, Schlossruine, Hammerwerk sowie Gegend. Im Unterschied zu den → Landeseinteilungserlässen aus 1850 und 1854, die unter Leitung des Statthalters Freiherr von → Schloissnig/Šlojsnik rechtlich verbindlich im Kärntner → Landesgesetzblatt kundgemacht wurden und die auf dem Prinzip der Konstitutionalität beider Völker im ganzen Land beruhten, weist das vorliegende amtliche Verzeichnis keine umfassende → Zweisprachigkeit bzw. Zweinamigkeit mehr auf (→ Landesverfassung 1849). Es wird zwischen jenen

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860

Orten differenziert, die in beiden → Landessprachen angeführt werden, und jenen, deren Name, auch wenn sie offensichtlich eine jeweils anderssprachige Etymologie aufweisen, nur in deutscher Sprache aufscheinen (Orte nur auf Slowenisch scheinen nicht auf ). In Analogie zum Verzeichnis aus 1880 kann bereits im vorliegenden Verzeichnis aus 1860 davon ausgegangen werden, dass nur solche Orte mit ihrem slowenischen Namen angeführt sind, wo dies als »ortsüblich« erachtet wurde. Aufgrund des Umfangs eines solchen Unterfangens muss davon ausgegangen werden, dass das Ortsverzeichnis noch der Amtszeit von Statthalter Schloissnigg zuzurechnen ist, obschon laut Webernig mit kaiserlichem Handschreiben vom 15. Juni 1860 aus Gründen der Sparsamkeit die Auflösung der Landesregierung in Klagenfurt/Celovec und die administrative Unterordnung des Herzogtums Kärnten/Koroška unter die Statthalterei Graz verfügt worden sei, wobei diese Maßnahme bis Ende Oktober vollständig durchgeführt werden sollte. Schloissniggs Nachfolger Adalbert Freiherr von Buol-Bernburg wurde laut Webernig erst am 8. Oktober 1860 zum neuen Landeshauptmann bestellt. Erst am 15. November 1860 wurde die administrative Unterordnung des Landes unter die Steiermark/Štajerska amtswirksam. Im vorliegenden O. angeführt werden slowenische → Ortsnamen insbesondere in → Südkärnten/Južna Koroška bzw. im Bereich zwischen Oberem Gailtal/ Zgornja Ziljska dolina und Gitschtal/Višprijska dolina, Bad Bleiberg/Plajberk, Villach/Beljak und Umgebung, dem Gegendtal/Trebinsko podolje (slowenisch nach Melik 1954), Feldkirchen/Trg und Sankt Veit an der Glan/Šentvid ob Glini bis hin zum Lavanttal/Labotska dolina und den Karavanken/Karavanke im Süden und deckt sich damit zu weiten Teilen mit der aus kirchlichen Schematismen extrapolierten sprachlichen Situation und → Sprachgrenze Ende des 18. Jh.s. Darüber hinaus sind die politischen Zentralorte wie etwa Gurk/ Krka, Guttaring/Kotarče und Sankt Andrä im Lavanttal/Šentandraž v Labotski dolini in beiden Landessprachen ausgewiesen bzw. insbesondere auch in den historischen regionalen slowenischen → Endonymen. Eine detaillierte Betrachtung in den zweisprachigen Randgebieten zeigt eine Intentionalität auf, da entweder Orte mit slowenischen Dubletten nur auf Deutsch ausgewiesen sind (z. B  : Haidach/Vrese in Klagenfurt/Celovec und Haidach/Vresje in Grafenstein/Grabštanj, jedoch nur Haidach bei Maria Feicht/Marija v Smrečju), wäh-

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rend andere slowenische Calque-Übersetzungen aus dem Deutschen aufweisen (z. B.: Burgstall/Burgštal bei Tröpolach/Dropole im Oberen Gailtal/Zgornja Ziljska dolina). In den slowenischen Kerngebieten, dem Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, dem → Rosental/ Rož, den Südhängen der → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und südlich von Moosburg/Blatograd (südliche Teile des Feldkirchen-Moosburger Hügellandes/Trškomožberško gričevje), dem südlichen Teil des → Zollfeldes/Gosposvetsko polje (historischer Bezirk Klagenfurt/ Celovec), dem → Klagenfurter Feld/Celovško polje und dem → Jauntal/Podjuna einschließlich des → Völkermarkter Hügellandes/Velikovško podgorje an den Südhängen der → Saualpe/Svinja sind (fast) durchgehend in beiden Landessprachen angeführt. Nicht angeführt ist etwa Edling/Kazaze in der OG Eberndorf/Dobrla vas. Auffallend sind die zahlreichen Calque-Übersetzungen ins Deutsche (Čahorče > Tschachoritsch, Dolinčiče > Dolintschitschach, Dragožiče > Dragoschitschach) bei Orten, die historisch zum geschlossenen slowenischen Siedlungsraum zählten und die zu jener Zeit nicht binationale Orte waren bzw. nicht als sloche zu werten sind. Ein Erklärungsmodell in Ermangelung zusätzlicher Informationen im Ortsverzeichnis selbst oder aus der Fachliteratur und unter Berücksichtigung der allgemeinen soziolinguistischen und politischen Rahmenbedingungen ist, dass die slowenischen Ortsnamen als relevant angesehen wurden oder sogar als »ortsüblich«, wie dies in den erwähnten einleitenden Erläuterungen im → Ortserzeichnis aus 1880 dargestellt ist. Jedenfalls liegt dem Verzeichnis eine eigene, neue Methodologie im Vergleich zu jenen aus den 50er-Jahren des 19. Jh.s zugrunde. Die Erfassung der slowenischen Ortsnamen beschränkt sich nicht notwendigerweise nur auf das nach Bogo → Grafenauer 1994 beschriebene autochthone Siedlungsgebiet der Slowenen südlich der Sprachgrenze. Jedenfalls ist diese auch nicht an einen (relativ hohen) Mindestprozentsatz an Personen mit slowenischer → Umgangssprache oder → Muttersprache gebunden. Für die zweisprachige Nennung von Zentralorten in Nordkärnten ist die (wirtschaftsbedingte) → Binnenwanderung ein Erklärungsmodell für die zweinamige Nennung (so etwa für Althofen/[Stari dvor] Stari Dvor, Friesach/Breže, Glödnitz/[Glodniča] Glodnica [nach NUK – Z 282.4-46], Gnesau/[Zknezava*] Knezova [nach NUK – Z 282.4-46 › 1849 Knezava], Gurk/Krka, Gmünd/[Savodje] Sovodnje, Guttaring/Kotarče, Köt-

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860

schach/Koče, Metnitz/Motnica, [Bad] St.  Leonhardt/ auf den Eisenabbau hinweist. In den zu → Sankt Paul/ Šentlenart, Sankt Stefan im Lurnfeld/Sv. Šteben u. Ä.), Šenpavel im Lavanttal/Labotska dolina gravitierenden ebenso für Hauptorte in den Randbereichen »jenseits« slowenischen Gebieten war die Sprachgrenze im Geder Sprachgrenze (etwa für Weißbirach/Višprije, Vil- gensatz zum Oberen Gailtal/Zgornja Ziljska dolina lach/Beljak, Treffen/Trebinja, Feldkirchen/Trg, Sankt lange Zeit stabil, so dass die Angaben auch aus der PerVeit/Šentvid). Die Nennung von zahlreichen kleinen spektive des beginnenden 21. Jh.s durchaus nachvollzoOrten und Weilern außerhalb des literaturüblich tra- gen werden können. Das O. weist insgesamt eine historische Schreibweise dierten slowenischen bzw. zweisprachigen Raumes in Südkärnten wirft allerdings Fragen auf. Bei den Dör- auf. Im vorliegenden Exzerpt wurden historische amtfern und Weilern in diesen Randbereichen bzw. in der liche Ortsnamen in [eckige Klammern] gesetzt, sofern Nähe der tradierten Sprachgrenze, deren Ortsnamen in eine moderne Schreibweise, etwa bei Zdovc, nachgebeiden Landessprachen angeführt werden, gibt aller- wiesen ist (wobei vornehmlich die geografischen Randdings am ehesten die tatsächliche Präsenz des Slowe- bereiche des einst geschlossenen slowenischen Siednischen eine plausible Erklärung ab. Für → Klagenfurt/ lungsgebietes in → Südkärnten/Južna Koroška bzw. Celovec ist jedenfalls die Präsenz beider → Landes- daran anschließende Gebiete berücksichtigt wurden, sprachen aufgrund der politischen Funktion als Lan- während von einer umfassenden komparativen Studie deshauptstadt und somit als multiethnisches Migrati- mit den bei Zdovc repertorierten Orten Abstand genommen wurde). Kursiv wurden Ortsnamen angeführt, onszentrum außer Streit. Während allerdings die slowenische Präsenz in und wenn diese aufgrund komparatistischer Überlegungen um Villach/Beljak aus der Perspektive der sloweni- deduziert werden konnten. Mit * sind jene historischen schen Historiografie und Sozialgeschichte durchaus amtlichen Ortsnamen gekennzeichnet, die offensichtzu erwarten ist, sind die historischen slowenischen lich nicht oder kaum der modernen Schreibweise entOrtsnamen im Gegendtal (Trebinjsko podolje) und in sprechen und heute wohl nur als Zitat mit einer Erden Afritzer Nockbergen (Cobrski Noki) zumindest läuterung verwendung finden könnten (und von denen unerwartet. Diese slowenischen Ortsnamen werden keine moderne Form überliefert ist). Bisweilen wird allerdings amtlich im → Ortsverzeichnis von 1880 auf Varianten insbesondere im Vergleich zum Ortsverteilweise als »ortsüblich« bestätigt. Die Präsenz des zeichnis aus 1880 (kurz 1880) hingewiesen. Wird auf Slowenischen um Moosburg/Blatograd ist historisch weitere Ortsverzeichnisse verwiesen, wird die jeweilige belegt, zumal Urban → Jarnik dort seinen Kirchen- Jahreszahl angegeben (1849, 1854, 1883, 1918). Wo es dienst versah und Anton M. → Slomšek seine be- angemessen erschien, wird zudem insbesondere auf slorühmte Kanzelpredigt für den Erhalt der slowenischen wenisch und slowenisch-mundartliche (slm.) Varianten Sprache in Moosburg/Blatograd auf Slowenisch hielt von Kranzmayer hingewiesen. – weil eben der Sprachwechsel dort bereits im Gange Zweisprachig repertoriert sind im Bereich der heutiwar. Gerade in diesem Bereich bildet die Sprachgrenze gen Gemeinde Lesachtal (Lesna dolina)  : Liesing/Lesje, auf lokaler Ebene eine Schlangenlinie, da sich etwa Maria Luggau/Marija v Logu und Sankt Lorenzen/ Maria Feicht/Marija v Smrečju diesseits und Win- Šentlovrenc   ; im Bereich der Gemeinde Kötschachdischbach (bei Kranzmayer als slowenisch Potače, Mauthen (Koče-Muta)   : Dober/Dober (als Gegendslm. Potoče repertoriert) jenseits der so definierten name, der Name kommt auch als Name eines Dorfes Sprachgrenze befinden. Die zweisprachige Nennung bei Rattendorf vor), Kötschach/Koče, Kreuth/Rute, von Hörzendorf/Goričja vas (nach Kukovica  ; nach Würmlach/Burmle. In Bereich der heutigen Gemeinde Kranzmayer slm. Spôdnje Prêvare) in der Bezirks- Kirchbach sind angeführt   : Kirchbach/Cirkovice* (in hauptmannschaft St. Veit/Šentvid ist in diesem Lichte der historischen Schreibweise  ; eine weitere slowenische nachvollziehbar, da sich der Ort im nördlichen Rand- Benennung ist Cirkno, diese allerdings nach Kranzbereich des → Zollfeldes/Gosposvetsko polje befindet. mayer ein Konstrukt. Nach Kranzmayer ist die slm. Sehr differenziert und von Ort zu Ort unterschiedlich Variante Kirpa  ; 1849, 1854  : Cirknice), Waidegg/Bajdek, ist die sprachliche Zuordnung um den Erzbauort Eber- Oberdöbernitzen und Unterdöbernitzen haben die slostein/Svinec, wo etwa Selesen/Želežno (amtlich 1883, wenische Entsprechung Dobernica (es findet sich auch 1918  ; nach Kranzmayer slow. Zelezno, slm. Zeleze o. die jüngere Benennung Debrevnica oder nach Turk Železe) auch aufgrund seiner slowenischen Etymologie Debrnica ebenso wie für den Bach Débrnica), Reisach/

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Rajže, Tramun/Tramunje, Thurn zu Kirchbach/Turn. und Hundsdorf/[Pazjaves] Pasja vas (nach KranzIm Bereich der heutigen Gemeinde Dellach im Gailtal mayer und slm. Pesja ves  ; auch Pesje) sowie in der wird slowenisch St.  Daniel/St.  Daniel (Šentanel, nach heutigen Gemeinde Feld am See  : Erlach/Ovšje, Feld Kranzmayer slm. Fára oder Pri Fári) angeführt. Im am See/Polje, Feldsee (heute auch Brennsee)/[zg. JeBereich der heutigen Gemeinde Gitschtal (Višprijska zer] Zgornje jezero, Untersee/Podjezeram und [sp. Jedolina) finden sich  : Brunn/Studenc (1918  : Studenec), zer] Spodnje jezero. Die heutige Gemeinde Treffen am Ossiacher See Golz/Golč, Jadersdorf/Jaderska vas [ Jaderskaves], Leditz/Ledenica, Regitt/Regit, St.  Lorenzen im Gitsch- weist eine Reihe von zweisprachig repertorierten Ortal/[St.  Lorenc] Šentlovrenc, Weißbriach/Višprije, ten auf  : Alt-Treffen/[Trebno] Trebinja, Äußere EinWurzeltratten/[Velkatrata] Velika Trata. öde/Puščava, Buchholz und Vorderbuchholz/Bukovje, Die Altgemeinde Hermagor/Šmohor umfasst auch Eichholz/Dobje, Innere Einöde/[Pusova] Puščava, einige Orte im Gitschtal   : Aichleiten/Dobja meja, Niederdorf/[Dolnjaves] Dolnja vas, Oberdorf/[ZgorAigen/Aigen, Bergl/Mala Gora, Burgstall/Burgštal, naves] Zgornja vas, Pölling/Polanje, Sattenberg/[SenGranitzengraben/[Granicnaves] (Granična vas, wahr- cikraj] Senčni Kraj, Sattendorf/[na Sedle] Sedlo (nach scheinlich ein historisches Toponym), Grünburg/ Kukovica), Töbring/Dobrice, Treffen/[Trebno] TreGrinburg, Guggenberg/Gugenberg, Jenig/Jejnig binja, Vorderbuchholz/Predhumcam, Verditz/[Berdiče] (1918   : Jenik), Kameritsch/Kamerca (nach Kranz- Brdiče (1880 und nach Kranzmayer Brdice), Winkmayer Kamerče, slm. Kómeriče), Karnitzengraben (bei lern/Vogliče. In Villach/Beljak wurden insbesondere folgende Möderndorf )/[Kernica] Krnica, Kraschach/Kraže (bei Kranzmayer Krošani), Kraß (bei Möschach)/Kras, Ortsnamen zweisprachig angeführt   : Auen/Log, GoKreuth (bei Guggenberg)/Rut, Kreuth ob Möschach/ ritschach/Goriče, Grossvassach/Laže, Heiligengeist/ Rut u. Rute, Greuth ob Rattendorf/Rute, Kühweg/ Sv. Duh (in anderen Quellen auch Podgorje), Heili[Skovče] Skobiče (nach Zdovc), Liesch/[Lieš] Lešnik gen Gestade/Sveto Mesto, Heiligenkreuz/sv. Martra, (wie 1918), Malenthein (Burgruine bei Möderndorf )/ Lind/Lipje, Obervellach/Zgornja Bela, Oberwollanig/ [Maletinje] Male Tinje, Mellin (bei Vellach)/Melinje, Zgornji Volanik, Pogöriach/[Pogorie] Pogorje (in der Mitschig/[Nicice] Mičiče, Möderndorf/Modrinja vas, ehem. Pfarre und Gemeinde St.  Martin), St.  AgaObermöschach/Zgornje Moše [auch als zg. Mežiče then/Sovodnje oder [Sveta Agata] Zagata, St.  Andrä/ ali Mežice repertoriert], Oßelitzen (?)/Oželca, Post- [St. Andrej] Šentandraž, St. Georgen/[St. Jurj] Šentjur, ran/Na Postrane, Prißaneg (Gut bei Möschach)/ St.  Johann/[St.  Janiž] (Šentjanž, in der Altgemeinde Prižanek, Radnig [Rading]/[na Radencah] Na Raden- St.  Martin), St.  Martin/[St.  Martin] Šmartin pri Belcah (nach Kranzmayer slow., slm. Radniče), Rad- jaku, St. Ruprecht/[St. Rupert] Šentrupert, Unterwolningforst [Forst bei Rading]/Dobrava na Radencah lanig/Spodnji Volanik, Villach – Obere Vorstadt/Beljak, (nach Kranzmayer slm. Boršt), Rattendorf/[Raten- Villach – Untere Vorstadt/Beljak, Zauchen/Suha. dorf ] Radnja vas (nach B. Grafenauer und J. Turk), Im Bereich des Feldkirchen-Moosburger HügelSchlatnitzen/[Zlanica] (Zelenica), Schmidt [Schmid]/ landes/Trško-možberško gričevje nördlich des WörPri Kovaču, Thurnhof/Turn, Tröpolach/Dropole, Un- ther Sees/Vrbsko jezero sind zahlreiche slowenische termöschach/Spodnje Moše [auch als sp. Mežiče u. Orts- und Gegendnamen repertoriert. Im Bereich der Mežice repertoriert], Watschig/[Blače] Vočiče (nach heutigen Gemeinde Krumpendorf/Kriva Vrba   : DraTurk und Kranzmayer slow.-slm.). sing/[Dražinca] Dražinj (nach Vouk), Görtschach/ In Nötsch im Gailtal/Čajna findet sich u. a.: Herms- Goriče, Gurlitsch/[Kutnorf ] Kurliče (nach Vouk  ; berg/Na Rutah. In der heutigen Gemeinde Bad Blei- nach → Kranzmayer verfehlt Kutnort oder Kutnorf berg (Plajberk) sind zweisprachig repertoriert  : Kadut- da nach Kranzmayer slow. schriftsprachlich Gurlika, Kurliče, slm. Kûriliče), Hornstein/[Kurlice] Škrbinj schen/Kaduča und Kreuth/Rute. Im Gegendtal (nach Melik Trebinjsko podolje) (nach Vouk  ; nach Kranzmayer slow. schriftsprachwerden folgende Orte zweisprachig angeführt  : In der lich Korliče, slm. Škrbinj), Pirk/Breza, Platten/[Blatta] heutigen Gemeinde Afritz (slow. [Koberca] Cobrc) ne- Blata, Pritschitz/Pričice, Srallach/[Žale (wie bei Graben dem Hauptort noch Tassach/Taše (1880 Tase)  ; in fenauer)] Posralo (nach Vouk), Tultschnig/Čajnče. In der heutigen Gemeinde Pörtschach am Wörther der heutigen Gemeinde Arriach  : Arriach/Arije, Hinterbuchholz/Bukovje (bei B. Grafenauer Bukovec) See/Poreče finden sich  : Görtschach/[Goričah] Goriče,

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860

Windischberg/[Slovenjagora] Slovenja gora, Sallach/ scheinlich um einen Druckfehler handelt, etymologisch [Zadole] Žale (nach Zdovc), Winklern/[Gualičc aus *Skočiles] Ačale, Bergl oder Winklern (sic  !)/[na (sic  !)] Vogliče (nach Vouk). Gore] Na Gore (KG Nagra, St. Peter am Bichl/Šentpeter In der heutigen Gemeinde Techelsberg am Wörther na Gori), Dellach (bei/in Lendorf )/Dole, Drasendorf/ See/Teholica finden sich insbesondere  : Arndorf/[Ver- [Drazjaves] Dražnja vas, Eibishof (Gut)/Eibišhof, Ehpjaves] Varpovče (nach Vouk und Zdovc), Ebenfeld/ renbichl/Stokl, Ehrenhausen/[Vašensčigrad] Važenšči [Ravne (wie bei Vouk)] Ravnje (nach Zdovc), Grai- Grad (nach Kranzmayer dialektal Bošniški grad), litz/[Skrile] Skrilje (nach Vouk), Hadanig/[Hadance] Ehrental/[Erental] Belščice (nach Kranzmayer und Hodanjče (nach Zdovc), Karl/Karov, Pernach/[Horja- Vouk), Feschnig/Važenše (ebenso nach Zerzer und ves] Podobje (nach Vouk und Zdovc), Poredia [Pa- B. Grafenauer, nach Vouk Božniče), Gabriel/[Garedia]/[Na Gori] Poredje (nach Zdovc Ortsteil von brielj] Gabrijel, Gorintschach/Gorinčice, Goritschitzen/ slow. Gora bzw. Sankt Bartlmä/Šentjernej na Gori), Goričica, Görtschach (Altgemeinde Lendorf )/[Gorice] Pavor/[na Paforu] Pafor (nach Zdovc), Schwarzen- Goriče, Gösling/Koselca, Großbuch/[Zabukale oder dorf/[Černa] Črnčiče, Sekull/[Zekulce] Sekulče, Ti- Sabucale] Bukovje (nach Zerzer  ; Zabukovje nach bitsch/Tibiče, Töpriach/Toporje, Trabenig/[Trebenče] B. Grafenauer), Großponfeld/Dole, Halegg/Halek, Trabenče, Trieblach/[Triblinje] Treblinje (nach Vouk). Harbach/[Harbah] Kazaze, Kalvarienberg in St.  MarIn der heutigen Gemeinde Ossiach werden Alt-Os- tin/Sv. Martra, Kleinbuch/[Malobukale, Malobukosiach und Ossiach mit slow. Osoje [hist. Ozoje] wie- vje] Malo Bukovje, Lendorf/Dhovše, Mageregg/Madergegeben. gerek (1849  : Medgorek), Marolla/Marola, Mörtschen/ In der heutigen Gemeinde Moosburg/Blatograd [Namicah] Mirče, Nagra/Nagra, Neschka/[Nežkole] (slow. auch Možberk) finden sich  : Bärndorf/[Borovc- Neška (nach Zerzer), Nessendorf/[na Rišovče] žiče] Borovčiče, Dellach/Dole, Freudenberg/[Frajden- Nerešovce (nach Vouk  ; nach Zerzer  ; 1860 und nach berg] Frajnberk (nach Vouk in Analogie zum gleich- Kranzmayer Na Rišovce, nach Kranzmayer slm. namigen Ort bei Timenitz/Timenica), Gradenegg/ Nereševica), Obergoritschitzen/Goričice, Pichlern/GoGradnica (1880 Gorje), Hohenfeld oder Hojawitsch/ rice, Pitzelstätten/Pičev, Ponfeld-St.  Martin/Šmartin, Hojovče, Knasweg/[Knežiže, bei Kranzmayer die Retschach/[Račica] Rečica (nach B. Grafenauer), slm. Variante] Knežice (nach Kranzmayer und NUK Rosenegg [Rosenek]/[Rožneci] Rožnek (nach Vouk), – Z 282.4-46), Kreggab/Prekop, Obergöriach/Zgornje Sandhof/[St.  Juri] Šentjur, St.  Andrä/[St.  Andrej] Gorje, Prosintschach/[Pražinčice] Prosinčiče (nach Šentandraž, St. Martin am Ponfeld oder Kleinponfeld/ Kranzmayer slow. Pražinčice, slm. Prošinčiče, 1860, Male Dole, Seltenheim/Žalem, Tentschach/[Štenice] 1880, 1918 Pražinčice), Ratzenegg/Raznica, Rosenau/ Steniče, Terndorf/Trnja vas, Tessendorf/[Tesnaves] Tes[Vecinje] Venčinje (nach Kranzmayer slow., slm.), nja vas/Dežnja vas, Trettnig/[Tratiče] Tratnice (nach St.  Peter bei Moosburg/[St.  Peter] Šentpeter pri Bla- Zerzer, nach Kranzmayer Tratiče u. slm. Tręt[j]îče), togradu, Seigbichl/[Žihpole] Žihpolje (nach Zerzer), Untergoritschitzen/[Sp. Goričica auch nur Goričica] Simislau/Zimizlav (wie bei P. Fister, nach Kranz- Spodnja Goričica, Unterhaidach/[na Vrezah] Vrese, Welmayer Zimizlav, 1883 Zimislav), Stallhofen/Gumno, zenegg/[Belčenek] Belcenek, Winklern oder Berg (KaTigring/Tigrče, Tuderschitz/Tuderšče, Untergöriach/ tastralgemeinde Nagra)/Vogliče, Wölfnitz/[Volovca, [sp. Gorje] Spodnje Gorje, Unterlinden/[pod Lipo] Pod Galovica] Golovica, Wirtschach (?) (angeführt als WitLipo, Vögelitz/Budanja, Ziegelsdorf/[Zovasjaves] Zo- schach, Wirtschach (?) [Wietschach oder Wörtschach vasja vas. (in der Katastralgemeinde Kleinbuch bei St.  Peter am In Klagenfurt/Celovec, insbesondere in der Altge- Bichl)]/Zvirče, Worunz/[Vorovnica] Borovnica, Zigmeinde Wölfnitz/Golovica sind zahlreiche Ortsnamen guln/Cikula. zweisprachig repertoriert, was durchaus den literaturübFür Kleinbuch finden sich slow. Malo Bukovje [Malo­ lich anerkannten historischen Tatsachen zur Präsenz bukale, Malobukovje], beide Namen stehen jedoch des Slowenischen entspricht, wobei jedoch nur einige gleichzeitig auch für Großbuch. Dieses wird wiederum im modernen slowenischen Sprachgebrauch üblich und als slow. [Zabukale oder Sabucale] wiedergegeben, bei erhalten sind  : Ameisbichl/[Malagorica] Mala Gorica, B. Grafenauer Zabukovje. In der heutigen Gemeinde Maria Saal/Gospa Sveta Annabichl/Trnja vas, Atschalas (o. Otschelas u. Atschelas)/[Očelaz auch als Mčelaz, wobei es sich aber wahr- finden sich in beiden Sprachen angeführt  : Arndorf/

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880

[Verpjaves] Varpovče (bei B. Grafenauer Varpja Šenttomaž pri Celovcu ausdrücklich erwähnt, historivas), Bergl/[na Gore] Na Gore (bei B. Grafenauer scher Ortsteil von Sillebrücke/Žilje am rechten Ufer »Na gore« hic loco in Edlinger-Siedlungen im karanta- der Gurk/Krka und am linken Ufer des Timenitznischen Zentralraum)  ; Dellach/Dole, Gröblach/[Gro- Baches/Timeniški potok o. Timenica, nach Wadl ein bljaves] Groblje, Hart (auch Oberhart und Unter- nunmehr verschwundenes Anwesen, ehem. Haus Nr. 1 hart)/[na Pivže und na Dobrija] Dobrava, Judendorf/ in Schöpfendorf/Žilje [Wadl 1995  : 160]), Kronabeth/ [Zeduškaves] Žeduška vas (wie 1918, Židovšče nach Smolje (ebenso Vouk), Oberleibnitz und Unterleibnitz/ Zerzer), Kading/Kadina, Karnburg/[Karnbursi, of- [Ličja und v Nizah, sp. Niče] Ličje (nach Vouk), Rottfensichtlich Druckfehler] Krnski Grad, Lind/Lipje, mannsdorf (1963 mit Ottmanach/Otmanje vereint)/ Maria Saal/[Gospa sveta] Gospa Sveta, Meiselberg, [Rotmanaves] Rotmanja vas (1918 Rotmanja vas, nach wahrscheinlich Meilsberg/[na Hovzah] Na Hovcah Kranzmayer slm. Rotmèra ves), Skukau (Teil von (nach B. Grafenauer, Edllinger-Siedlungen im karan- Latschach/Loče)/Sekov, Treffelsdorf/[Trovaskaves] tanischen Zentralraum  ; bei Kranzmayer Male Čepe, Trovaska vas (nach Kranzmayer, slm. Trebeša ves), da Na Hozah konstruiert), Möderndorf/[Modrinjaves] Unterlatschach/[sp. Loče, Loče] Spodnje Loče. Modrinja vas, Poppichl/[Podpole] Podpolje (nach ZerIn → Völkermarkt/Velikovec bei Salchendorf/Žalha zer), Pörtschach am Berg/Poreče, Possau/[Pošev] Po- vas (und Windisch St.  Michael/Slovenji Šmihel)   : sov (nach B. Grafenauer u. bei Kranzmayer, auch Schöndorf/[Lepaves] Lepa vas (wie bei Vouk). Posovo, bei Kranzmayer slm. Pošev), Ratzendorf/ In Eberstein/Svinec werden insbesondere folgende [Racjaves oder Podkanja vas] Račja vas (nach B. Gra- Orte in beiden Landessprachen angeführt  : Gutschen/ fenauer), Rosendorf/Rožendorf, Rotheis/[za Pučah] Kuča, Hochfeistritz/[visoka Bistrica, Bistrica] Visoka Za Pučah (nach Kranzmayer slow., slm. Rotišče, Bistrica, Mirnig/Mirnik. ebenso bei Šašel Kos), Sagrad/Zagrad, St.  Michael Auf der → Saualpe/Svinja, deren Abhängen bzw. am Zollfeld/[St.  Mihel] Šmihel na Gosposvetskem hin zum → Lavanttal/Labotska dolina sind folgende polju, Stegendorf/[Štegnaves] Stegna vas (wie 1880), Orte zweinamig angeführt  : Hirschenau (Gut)/[SeleThurn/Turn, Töltschach/Teleče, Walddorf (Walten- nik] Jelenik (Stift Griffen/Grebinjski Klošter), Prebl/ dorf  ?)/[Vabčaves] nach Kranzmayer slow. Vapča Prebelj und St.  Marein/Šmarno (beide Wolfsberg/ vas (u. slm. Vapoča ves), Winklern/Vogliče, Wrießnitz/ Volšperk), Streitberg/Na Štriti (Gemeinde St. Andrä i. Breznica, Wutschein/[Bučinjaves] Bučinja vas, Zell/[v L./Šentandraž), Tschrietes/[Čritesa] Črêtez (slm. nach Seli] Selo (nach B. Grafenauer und ebenso wie 1860 Kranzmayer) (Gemeinde Griffen/Grebinj), ZuZell bei Gurnitz/Podkrnos, nach Kranzmayer slow. V epoth/Zupot (Völkermarkt/Velikovec). Seli, slm. Na Sèli), Zollfeld/Gosposvetsko polje. Im Bereich von Feldkirchen in Kärnten/Trg werden Archive  : HHStA  ; KLA  ; ÖNB (ALEX)  : http://alex.onb.ac.at/  ; folgende Orte in beiden Sprachen angeführt  : Feldki- Parlamentsbibliothek Wien  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/ (2. 9. chen Gradisch/Gradiž, St.  Ulrich/[St.  Vrh] Šenturh, 2013). Quellen  : Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Orte im Herzogthume Unterrain/Na Bregu. Kärnten mit Bezeichnung ihrer Eigenschaft, Angabe der Häuser- und In der heutigen Gemeinde Glanegg sind zweispra- Seelen-Zahl, dann mit der Darstellung ihrer Einreihung in katastchig angeführt die Orte Flatschach/Blače (pri Glini) ral- und Ortsgemeinden, Pfarr-Sprengel, Bezirks-Aemter und Untersuund Maria Feicht/[Maria v smrečju] Marija v Smrečju chungs-Gerichte, Klagenfurt 1860, 321 S. sowie in der heutigen Gemeinde Liebenfels der Ort Sowie → Ortsverzeichnisse 1849/50, 1854, 1880, 1883, 1918. Lit. Rechtsgrundlagen/Verwaltungsgeschichte  ; ToponomasZweikirchen/[Dvecerkvi] Pri Dveh Cerkvah (nach tik und zu einzelnen Toponymen, Atlanten/Landkarten sowie Kukovica). Web  : vgl. → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches VerzeichIn der Neugemeinde Magdalensberg/Štalenska gora nis, sowie → Landeseinteilungserlass (1), Kärntner, vom 23. Dezemsind insbesondere auch folgende Orte zweinamig an- ber 1849. Bojan-Ilija Schnabl geführt  : Frölach (Mikrotoponym in Ottmanach)/[na Vselih] Na Veselih, Gammersdorf/[Mizlaves] Mižlja vas, Gröblach (umbenannt in Magdalensberg)/Grob- Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880. Auf der lje (Štalenska Gora), Leimgrube (wohl irrtümlich als Grundlage der Volkszählung 1880 sowie aufgrund einer Gegendname in Zinsdorf/Svinča vas ausgewiesen)/ Aktualisierung von Verwaltungsstrukturen im cisleithaJamnica (im Liber memorabilium der Pfarre St. Thomas/ nischen Teil des österreichischen Kaiserreiches sowie

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880 Ortsverzeichnis 1882, Titelblatt Ortsverzeichnis 1882, erste Seite

unter Berücksichtigung von Veränderungen von Gemeindegrenzen (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849, → Dezemberverfassung 1867) wurde ein neues amtliches → Ortsrepertorium durch die K.  K. statistische Central-Commission in Wien unter dem Titel Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880 (2. Auflage Wien 1882) als eigenständige Publikation herausgebracht. Angeführt werden, nach Ländern, Bezirkshauptmannschaften und Bezirksgerichten gegliedert, sämtliche Gemeinden und deren Ortschaften unter Angabe der Einwohnerzahl. In der Einleitung wird insbesondere darauf hingewiesen, dass »[b]ei allen Ortschaften, für welche sich eine Bezeichnung in zwei Sprachen nach den amtlichen Volkszählungs-Acten als ortsüblich ergeben hat, […] auch immer beide Namen angeführt [sind]«. Damit geben sie auch einen Hinweis auf die sprachliche Situation bzw. auf die öffentlich wahrgenommene → Umgangssprache in den einzelnen Orten, auf die historische → Sprachgrenze sowie in einer diachronen Gesamtschau der verschiedenen Verzeich-

nisse über die Jahrzehnte hinweg und unter Berücksichtigung unterschiedlicher angewendeter Methoden einen Hinweis über die Veränderung der sprachlichen Gegebenheiten (→ Assimilation  ; → Germanisierung  ; → Identität, territoriale  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die Schreibweise richtet sich nach den Angaben der politischen Bezirksbehörden (Bezirkshauptmannschaften), wobei in Zweifelsfällen, insbesondere in sprachlich gemischten Bezirken, aufgrund unterschiedlicher zugrunde liegender Usancen mit diesen Rücksprache gehalten wurde. Es wurden jedoch nur bei offensichtlichen Fehlern Berichtigungen vorgenommen. Kärnten/Koroška wird auf den Seiten 109–128 behandelt. Im Vergleich mit dem ebenso sprachlich differenzierenden → Ortsverzeichnis aus 1860 (in der Folge kurz 1860) werden in den geografischen Randbereichen teilweise andere Orte in beiden → Landessprachen angeführt. Im slowenischen/ zweisprachigen Kernbereich in → Südkärnten/Južna Koroška werden bisweilen Orte nicht in beiden Sprachen angeführt, in denen bis heute Slowenisch eine lebendige Sprache ist.

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880 Ortsverzeichnis 1882, S. 118 Ortsverzeichnis 1882, S. 114

Im vorliegenden O. werden slowenische → Ortsnamen im Bereich zwischen Oberem Gailtal/Zgornja Ziljska dolina und Gitschtal/Višprijska dolina, Villach/ Beljak und Gegendtal (Trebinsko podolje, nach Melik 1954), Feldkirchen/Trg und Sankt Veit an der Glan/ Šentvid ob Glini bis hin zum Lavanttal/Labotska dolina und den Karawanken/Karavanke im Süden angeführt. Darüber hinaus sind die politischen Zentralorte wie etwa Gmünd/[Savodje] Sovodnje, Gurk/Krka und Guttaring/Kotarče in beiden Landessprachen ausgewiesen. Das O. weist insgesamt eine historische amtlich normierte Schreibweise auf. Im vorliegenden Exzerpt wurden die Ortsnamen in [Klammer] gesetzt, sofern eine moderne Schreibweise, etwa bei Zdovc, vorhanden ist. Kursiv wurden sie angeführt, wenn diese aufgrund komparatistischer Überlegungen deduziert werden konnten. Mit nachgestelltem * sind historische Formen gekennzeichnet, die nicht oder schwer der modernen Schreibweise entsprechen und vielfach offensichtlich CalqueÜbersetzungen sind. Bisweilen wird auf Varianten insbesondere im Vergleich zu den Ortsverzeichnissen

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aus 1860 und 1918 hingewiesen. Wo es angemessen erschien, wird zudem auf slowenische und slowenischmundartliche (slm.) Varianten von Kranzmayer und anderen Autoren/Quellen hingewiesen. Im Bereich des historischen Gerichtsbezirkes Hermagor/Šmohor werden in folgenden historischen (Alt-)Gemeinden die jeweiligen Orte in beiden Landessprachen angeführt  : Guggenberg  : Aichleiten/[Dobja meja] Dobja Meja, Kreuth (bei Guggenberg)/Rut  ; Hermagor   : Hermagor/[Sv. Mahor] Šmohor, Thurnhof/Turn  ; St. Lorenzen im Gitschtal  : Brunn/Studenc (1918  : Studenec), Jadersdorf/[ Jaderska ves] Jaderska vas, Wurzeltratten/[Velkatratta] Velika Trata  ; Mitschig  : Bergl/Mala Gora, Kameritsch/Kamerca, Kraschach/ Kraže (bei Kranzmayer Krošani), Kühweg/Skovče (ebenso Turk), Mitschig/[Nicici] Mičiče, Möderndorf/ [Modrinja ves] Modrinja vas  ; Möschach  : [Forst] Radnigforst/[Dobrava na Radenca] Dobrava na Radencah (nach Kranzmayer slm. Boršt, 1918  : Dobrava), Kraß (bei Möschach)/[Hras] Kras, Kreuth ob Möschach/ [Rut] Rute, Obermöschach/[Zgornja Mežiče] Zgornje Moše, Obervellach/Zgornja Bela, Radnig/[na Raden-

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880 Ortsverzeichnis 1882, S. 115 Ortsverzeichnis 1882, S. 128

cah] Na Radencah, Untermöschach/[Spodnja Mežiče] Spodnje Moše, Untervellach/Spodnja Bela  ; Tröpolach [Tröppolach]  : Schmidt/[Kovače] Pri Kovaču, Tröpolach [Tröppolach]/Dropolje (auch Dobropolje), Watschig/[Blače] Vočiče (nach Turk u. Kranzmayer slow.-slm.)  ; Waidegg [Weidegg]  : Waidegg [Weidegg]/ Bajdek, Tramun/Tramunje, Schimanberg/[Simanskagora] Šimanska Gora (1918  : Šimonska Gora)  ; Weissbriach  : Leditz/Ledenica, Weißbriach/Višprije. Im Bereich des historischen Gerichtsbezirkes Kötschach werden in folgenden Gemeinden die jeweiligen Orte in beiden Landessprachen angeführt   : Kirchbach/Cirkovice* (ebenso wie 1883, in der historischen Schreibweise, eine neuere slowenische Benennung ist Cirkno, diese allerdings nach Kranzmayer ein Konstrukt, nach Kranzmayer ist die slm. Variante Kirpa  ; 1849, 1854  : Cirknice), Kötschach/[Kotje] Koče  ; Liesing/Lesje sowie in der Altgemeinde Luggau  : Maria Luggau/Marija v Logu [Maria v Logu]. Im Gerichtsbezirk Feldkirchen/Trg sind in der Altgemeinde Feldkirchen/Trg zweisprachig ausgewiesen Sankt Ulrich/Sv. Urh, in der Altgemeinde Himmelberg

Gnesau/[Zknezava*] Knezova (nach NUK – Z 282.446, 1849  : Knezava), in der Altgemeinde Maria Feicht Maria Feicht/[Maria v smerčju] Marija v Smrečju und Flatschach/Blače. Der Gerichtsbezirk Ferlach/Borovlje ist bis aus wenige Ausnahmen gänzlich zweinamig ausgewiesen. Der historische Gerichtsbezirk Klagenfurt/Celovec ist bis auf ganz wenige Ausnahmen ebenfalls durchgehend zweinamig ausgewiesen, so Altgemeinden Ebenthal/ Žrelec, Grafenstein/Grabštanj, Keutschach/Hodiše, Kött­mannsdorf/Kotmara vas, Windisch Sankt Michael/ Slovenji Šmihel, Mieger/Medgorje, Oberdörfl/Vesca, Ottmanach/Otmanje, Radsberg/Radiše, Schiefling/ Škofiče, Sankt Thomas/Šenttomaž, Toppelsdorf/Dolčja vas und Viktring/Vetrinj. In der Altgemeinde Annabichl/ Trnja vas  : Atschalas [Atschallas]/[Otčelaz] Ačale, Drasendorf [Drassendorf ]/[Drasja ves] Dražnja vas, Feschnig/[Važenše] Važenše, St. Georgen/[St. Jurij] Šentjur, Gorintschach/Gorinčice, Obergoritschitzen/[Zgornja Goričice] Goričice, Judendorf/[Zeduškaves] Zeduška vas (Židovšče nach Zerzer), Nessendorf/[na Rišovče] Nerešovce (nach Vouk  ; 1860 und nach Kranzmayer

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880

Na Rišovce, nach Kranzmayer slm. Nereševica, bei B. vas, Zollfeld/[Gospa sveta poli] Gosposvetsko polje  ; in Grafenauer Oreševec in Edlinger-Siedlugnen im ka- der Altgemeinde St.  Martin bei Klagenfurt/Šmartin  : rantanischen Zentralraum hic loco), Terndorf/[Ternaves] Kalvarienberg [Calvarienberg]/Sv. Martra, Gössling/ Trnja vas, Tessendorf/[Tesna ves] Tesnja vas (nach Zer- Koselca, Kohldorf/Vogle, Schmelzhütte/[na Spi] Na zer) oder Dežnja vas  ; in der Altgemeinde Hörtendorf/ Spi, Waidmannsdorf [Weidmannsdorf ]/Otoče  ; in der Trdnja vas  : Aich/Dobje, Blasendorf/[Blažja ves] Blažnja Altgemeinde Sankt Martin am Techelsberg  : Arndorf/ vas, Farchern/[Barolje] Borovje, Gottesbichl/[na Gu- [Verpja ves] Varpovče, Greilitz/Skrile, Hadanig [Hažah] Ovše, Gutendorf/[Hutna ves] Hutna vas, Haidach/ damig]/[Hadanče] Hodanjče, Pernach/[Horja ves] Po[na Urežah] Vrese, Hörtendorf/[Terdnja ves] Trdnja vas, dobje, Sankt Bartlmä/[Sv. Jernej] Gora, Šentjernej na Limmersdorf/[Limerja ves] Limarja vas, Nessendorf/ Gori, Schwarzendorf/[Černa] Črnčiče, Töpriach/To[na Rišovče] Nerešovce (nach Vouk  ; 1860 und nach porje, Winklern/[Gnaliče] Vogliče  ; in der Altgemeinde Kranzmayer Na Rišovce, nach Kranzmayer slm. Moosburg/Blatograd  : Ameisbichl/[Mala gorica] Mala Nereševica, bei B. Grafenauer Oreševec in Edlin- Gorica, Bärndorf/[Borovcžiče] Borovčiče, Dellach/ ger-Siedlungen im karantanischen Zentralraum hic loco), Dole, Goritschitzen/Goričica, Gradenegg [GradePichlern/Gorice, Pokeritsch/[Pokerska] Pokeriče   ; in neg]/Gorje (1860 und 1883 Gradnica), Hojawitsch/ der Altgemeinde Krumpendorf/Kriva Vrba  : Drasing/ [Hojovce] Hojovče, Knasweg/[Knežiže, bei KranzDražinj (nach Vouk) [Dražinca], Görtschach/[Gorice] mayer die slm. Variante] Knežice (nach Kranzmayer Goriče, Gurlitsch/[Kutnort] Kurliče, Hornstein/[Kur- und NUK – Z 282.4-46), Kreggab [Kregab]/Prekop, lice] Škrbinj, Krumpendorf/[Krivaverba] Kriva Vrba, Moosburg/Blatograd auch Možberk, Prosintschach/ Pirk/Breza, Srallach/[Žale] Posralo, Tultschnig/Čajnče  ; [Pražinčice] Prosintschach/[Pražinčice] Prosinčiče in der Altgemeinde Lendorf/Dhovše   : Dellach/Dole, (nach Kranzmayer slow. Pražinčice, slm. Prošinčiče, Falkenberg/[Vevhoz] Vrhov(e)c (nach Zerzer ohne 1860, 1918 Pražinčice), Obergöriach/[Zgornja Gorje] e  ; nach Kranzmayer slm. Bâłhovec), Görtschach/ Zgornje Gorje, Ratzenegg/Raznica, Rosenau/[Vencinje] [Gorice] Goriče, Lendorf/Dhovše, Poppichl/[Podpole] Vencinj (nach B. Grafenauer, Edlingersiedlungen im Podpolje (nach Zerzer), Seltenheim/Žalem, Trettnig/ karantanischen Zentralraum), Venčinje (nach Kranz[Tratice] Tratnice (nach Zerzer, nach 1860 Tratiče, mayer slow. slm.), Seigbichl/[Žihpole] Žihpolje (nach nach Kranzmayer Tratiče u. slm. Tręt[j]îče), Tult- Zerzer), Stallhofen/Gumno, Tigring/[Tigerče] Tigrče, schnig/Čajnče, Waltendorf (1860 Walddorf )/[Vabča Tuderschitz/Tuderšče, Untergöriach/[Spodnja Gorje] ves] nach Kranzmayer Vapča vas (u. slm. Vapoča Spodnje Gorje, Unterlinden/[Podlipo] Pod Lipo, Vögelitz/ ves), Winklern/Vogliče, Worunz (?) [Worunowniz]/ Budanja, Ziegelsdorf/[Zovasjaves] Zovasja vas (nach [Voroniza] Borovnica  ; in der Altgemeinde Maria Saal/ B. Grafenauer, Edlingersiedlungen im karantanischen Gospa Sveta  : Arndorf/[Verpja ves] Varpovče, Bergl/[na Zentralraum)   ; in der Altgemeinde Ottmanach/OtGore] Na Gore (bei B. Grafenauer »Na gore« hic manje  : Eixendorf/[Nica ves] Nica vas, Gammersdorf/ loco in Edlinger-Siedlungen im karantanischen Zentral- [Mizla ves] Mižlja vas, Göriach/[Zgornja Gore] Gorje, raum), Dellach/Dole, Gröblach/[Groblja ves] Grob- Gröblach (umbenannt in Magdalenserg)/Groblje (Štalje, Hart/[na Pivže] Dobrava, Judendorf/[Zeduškaves] lenska Gora), Haag/[Sapuše] Zapuže, Kronabeth/[na Židovšče, Leibnitz/[Ličja] Ličje, Maria Saal/[Gospa Smole] Smolje, Latschach/Loče, Leibnitz/[Ličja] Ličje sveta] Gospa Sveta, Meilsberg/[na Hovzah] Na Hov- (nach Vouk), Pirk/Breza, Stuttern/[Sterpiče] Srepiče cah (nach B. Grafenauer, Edllinger-Siedlungen im ka- (dialektal Žrebče), Treffelsdorf/[Trovaska ves] Trorantanischen Zentralraum  ; bei Kranzmayer slm. vaska vas (slm. nach Kranzmayer Trebeša ves)  ; in Male Čepe, da Na Hozah konstruiert), Möderndorf/ der Altgemeinde Sankt Peter am Bichl/Šentpeter na [Modrinja ves] Modrinja vas, Poppichl/Podpole, Rat- Gori   : Großbuch [Grossbuch]/Bukovje, Kleinbuch/ zendorf/[Raga ves] Račja vas (nach B. Grafenauer), [Male Bukovje] Malo Bukovje, Lind/Lipje, StegenRotheis/[za Pučah] Za Pučah (nach Kranzmayer dorf/[Stegna ves] Stegna vas, Tentschach/[Stenice] slm. Rotišče), Stuttern/[Šterpiče] Srepiče, Töltschach/ Steniče (nach Zerzer), Wirtschach (?) [Wietschach]/ Teleče, Treffelsdorf/[Trovaska ves] Trovaska vas (bei Zvirče (nach Zerzer), Winklern/Vogliče  ; in der AltKranzmayer slm. Trebeša ves), Winklern/Vogliče, gemeinde St.  Peter bei Klagenfurt/Šentpeter pri CeWrießnitz [Wriessnitz]/[Breza ves] Breznica (1860 lovcu  : Harbach [Haarbach]/[Kazize] Kazaze, Haidach/ und nach Zerzer), Wutschein/[Bučinjy ves] Bučinja [na Vrezah] Vrese, Welzenegg/Belcenek  ; in der Alt-

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880 Ortsverzeichnis 1882, S. 124

gemeinde Ponfeld/Dole   : Ameisbichl/[Mala gorica] Mala Gorica, Emmersdorf [Emersdorf ]/[Smeravčice] Smerâvčiče (nach Kranzmayer) Smerovčica (nach Zerzer), Großbuch [Grossbuch]/[Zabukale] Bukovje (nach Zerzer), Mörtschen/[Namicah] Mirče (nach Zerzer  ; nach Kranzmayer slow. u. slm. Na Micah), Neschka/[Nežkole] Neška (nach Zerzer  ; nach Kranzmayer slow. Nežkole, slm. Nêška[va], auch Nežkova vas), Pitzelstätten/Pičev (nach Zerzer), Ponfeld/Dole, Retschach/[Račica] Rečica (nach Zerzer), Wölfnitz/[Volovca, Galovica] Golovica  ; in der Altgemeinde Pörtschach am See/Poreče  : Pörtschach/Poreče, Pritschitz [Pritschitsch]/[Pričica] Pričiče, Rennweg/ Hornah, Sallach/[Zadole] Žale (nach Zdovc), Windischberg/[Slovenja gora] Slovenja Gora, Winklern/ [Gualiče] Vogliče. Im Gerichtsbezirk Gmünd wird der Hauptort zweinamig angegeben Gmünd/[Savodje] Sovodnje und im Gerichtsbezirk Althofen (slow. Stari Dvor) Guttaring/ Kotarče (gleichzeitig Altgemeinde). Im Gerichtsbezirk Eberstein/Svinec werden in der Altgemeinde Eberstein/Svinec zweinamig ange-

führt   : Eberstein/[Svinc] Svinec, Gutschen/[Kuca] Kuča, Hochfeistritz/[Bistrica] Visoka Bistrica  ; in der Altgemeinde Sankt Johann am Brückl/Šentjanž na Mostiču (heute Brückl/Mostič)   : Johannserberg/[Sv. Janižkagora] Šentjanška gora, Krobathen [Krabaten]/ [Gravace] Hrovače, Oberkrähwald/Hreble (standarisiert Hreblje), Ochsendorf [Öxendorf ]/[Dižinc] Dešinje, Sankt Gregorn [St. Gregoren]/Baren, Salchendorf/[Zavnja ves] Žalha vas, Sankt Johann am Brückl/ [Sv. Janiž] Šentjanž na Mostiču, Selesen/Železno (nach Kranzmayer slow. Zelezno, slm. Zeleze o. Železe). Im Gerichtsbezirk Friesach werden Friesach/Breže und Mettnitz/Motnica zweinamig angeführt, im Gerichtsbezirk Gurk der Ort Glödnitz/Ilince Glodniča (sic  !) (Glodnica, nach NUK – Z 282.4-46). Im Gerichtsbezirk Sankt Veit werden zweinamig angeführt in der Gemeinde Sankt Georgen am Längsee  : Osterwitz/[Ostrovca] Ostrovica  ; in der Gemeinde Hörzendorf  : Hörzendorf [Herzendorf ]/[Goricja ves] Goričja vas (nach Kukovica  ; nach Kranzmayer slm. Spôdnje Prêvare) und Raggasal [Raggersaal]/Reka. In der Bezirkshauptmannschaft Villach/Beljak, im Gerichtsbezirk Arnoldstein/Podklošter werden in den Altgemeinden Arnoldstein/Podklošter, Emmersdorf/Smerče (da zusätzlich zu Zdovc Hermsberg/[na Rutah] Na Rutah) und Hohenthurn/Straja vas fast sämtliche Orte zweinamig angeführt, ebenso im Gerichtsbezirk Rosegg/Rožek in den Altgemeinden Rosegg/Rožek und Velden/Vrba. Im Gerichtsbezirk Tarvis/Trbiž werden deutsch-slowenisch Entsprechungen angeführt. Im Gerichtsbezirk Villach/Beljak werden zweinamig angeführt, neben fast sämtlichen Orten in den Altgemeinden Finkenstein/Bekštanj, Maria Gail/Marija na Zilji und Wernberg/Vernberk  ; in der Altgemeinde Afritz  : Afritz/[Koberca] Cobrc, Tassach/Tase (1860 Taše)  ; in der Altgemeinde Arriach  : Arriach/Arije, Buchholz (1860 Hinterbuchholz)/Bukovje, Hundsdorf/[Pezja ves] Pasja vas (nach Kranzmayer und slm. Pesja ves  ; auch Pesje), Tassach/Tase (1860 Taše)  ; in der Altgemeinde Bleiberg/Plajberk  : Bleiberg/[Blajberg] Plajberk, Kadutschen/Kaduča, Kreuth/Rute und Nötsch/Čajna  ; in der Altgemeinde Feld/Polje  : Feld/Polje, Untersee [Unternsee]/Podjezeram (1860 auch [sp. Jezer] Spodnje jezero). In der Altgemeinde Landskron/Vajškra werden zweinamig angeführt  : Gratschach/[Grace] Grače, Gritschach/ Gorice (1883 Goriče), Heiligenstadt [Heiligengstadt]/ Sv. Mesto, Kumitz/Homec, Seebach/Jezernica, Trauntschen/Travence und Zauchen/Suha  ; in der Altgemeinde

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883

Sankt Martin/Šmartin (bei Villach/Beljak)  : Auen/Log, Quellen  : Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrathe verGoritschach/Goriče, Heiligengeist/Sv. Duh, Oberfe- tretenen Königreiche und Länder nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880, Herausgegeben von der K.  K. statistischen deraun [Oberfedraun]/[na Medgorjah] Megrje oder Central-Commission in Wien. Wien 21882, (Kärnten/Koroška S. Megorje, Oberschütt/[Zabuče] Rogaje, Obervellach/ 109–128)  ; sowie → Ortsverzeichnisse 1849/50, 1854, 1883, 1918. Zgornja Bela, Unterfellach/Spodnja Bela, Unterschütt/ Lit. Rechtsgrundlagen/Verwaltungsgeschichte  ; Toponomas[Zabuče] Sabuče  ; in der Altgemeinde Treffen/Trebinja tik und zu einzelnen Toponymen, Atlanten/Landkarten sowie (am Ossiacher See/Osojsko jezero)   : Äußere Einöde/ Web  : vgl. → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis, sowie → Landeseinteilungserlass (1), Kärntner, vom 23. Dezem[Pusava] Puščava, Buchholz/Bukovje, Eichholz/Dober 1849. bje, Niederdorf [Unterdorf ]/[Zg.ves] Spodnja vas (nach Bojan-Ilija Schnabl 1883, offensichtliche Verwechslung bei den slowenischen Ortsnamen), Oberdorf/[Dolnj.ves] Zgornja vas, Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883. 1883 Pölling/Polanje, Sattendorf/[na Sedle] Sedlo, S(ch)aterschien in Wien beim K.  K. Hof- und Universitenberg/[Sencikraj] Senčni Kraj, Töbring/Dobrice, Treftätsbuchhändler Alfred Hölder das durchgehend fen/[Trebno] Trebinja, Verditz/[Berdice] Brdice (1860 zweisprachig gehaltene »Special-Orts-Repertorium Brdiče), Winklern/Vogliče  ; in Villach/Beljak selbst  : Pevon Kärnten/Obširen imenik krajev za Koroško«, »herau/Perava, Seebach/Jezernica, Villach/Beljak. rausgegeben von der K.  K. statistischen CentralIn der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt/VeCommission/na svitlo dan od C. kr. Statistični centralni likovec, im Gerichtsbezirk Bleiburg/Pliberk werden komisiji«, gleichzeitig Band »V. Kärnten« einer Serie weitgehend alle Orte in den Gemeinden zweinamig von »Special-Orts-Repertorien der im Oesterreiangeführt, wobei einige Orte im heutigen Slowenien chischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und nicht zweinamig, also nur deutsch geführt werden. Mit Länder«. Den Hauptteil macht ein detailliertes tabelganz wenigen Ausnahmen werden sämtliche Orte im larisches, nach Bezirken und Gemeinden geordnetes Gerichtsbezirk Eberndorf/Dobrla vas zweinamig anVerzeichnis der Orte, geordnet nach dem deutschen geführt, ebenso im historischen Gerichtsbezirk Kappel/ → Ortsnamen. In eventu wird der slowenische Name Kapla (Eisenkappel/Železna Kapla). Im Gerichtsbeangefügt. Angegeben wird die Charakterisierung der zirk Völkermarkt/Velikovec werden weitgehend sämtOrte (Stadt, Markt, Dorf, Rotte). Zusätzlich finden liche Orte zweinamig angeführt. In der Altgemeinde sich Angaben zur Anzahl von Häusern, zur »AnwePustritz/Pustrica  : Lamm/Lom, Schönweg/[Žeming] senden Bevölkerung/Pričujoče prebivalstvo« (nach Semiče (nach Kukovica), Streitberg/[na Stritti] Na Geschlecht, Konfession) und zur »Umgangssprache Štriti (nach 1860 und 1918), Wölfnitz/[Galovica] Goder einh[eimischen] Bevölk[erung]/obč[evalni] jez[ik] lovica. domač[ega] prebiv[alstva]« (S. 1–99). Auf Seite 100 In der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg/Volšperk sind Änderungen der politischen und gerichtlichen werden in der Altgemeinde St. Leonhardt zweinamig Einteilung zusammengefasst. Schließlich umfasst angeführt   : Prebl/[Prebelji] Prebelj (nach 1860)   ; im das Repertorium noch ein alphabetisches (GesamtGerichtsbezirk St. Paul/Šentpavel in der Altgemeinde )»Register/Imenik« aller Ortsnamen mit einer zweiUnterdrauburg/Dravograd lediglich Heiligengeist/Sv. sprachigen Einleitung (S. 100–119). Duh  ; in der Altgemeinde Granitzthal  : Deutsch-GrutIm vorliegenden O. werden slowenische → Ortsschen/Gruča  ; in der Altgemeinde Lavamünd/Labot  : namen im Bereich zwischen Oberem Gailtal/Zgornja Hart/[Hrast] Dobrava oder Breg, Lavamünd/[Labut] Ziljska dolina (Altgemeinden Kirchbach, Kötschach, Labot, Pfarrort/[Farska ves] Fara, Unterbergen/PodMauthen, Liesing, Maria Luggau Reisach, Weidegg) gora, Wunderstätten/[na Drumlah] Drumlje. und Gitschtal/Višprijska dolina (St. Lorenzen), → VilIm Gerichtsbezirk Wolfsberg/Volšperk werden lach/Beljak und Gegendtal (Trebinsko podolje, nach zweinamig angeführt die Hauptorte der Altgemeinden Melik 1954), Feldkirchen/Trg (Altgemeinden Albeck, Sankt Marein/Šmarno und Schönweg/Semiče (nach Feldkirchen, Glanegg, Himmelberg, Klein Sankt Veit, Kukovica) [Žeminj]. Maria Feicht, Reichenau, Sankt Urban, Sittich, Steuerberg, Steindorf, Tauchendorf, Teuchen) und Sankt Veit Archive  : HHStA  ; KLA  ; ÖNB (ALEX)  : http://alex.onb.ac.at/  ; an der Glan und Eberstein bis hin zum → Lavanttal/ Parlamentsbibliothek Wien  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/ (2. 9. 2013). Labotska dolina und den → Karawanken/Karavanke

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Ortsverzeichnis 1883, ­ ärnten/Koroška K

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883

im Süden angeführt. Darüber hinaus sind die politischen Zentralorte wie etwa Gmünd, Gurk und Guttaring sowie kleinere Orte in Nordkärnten in beiden Landessprachen ausgewiesen. Das vorliegende Exzerpt folgt der Struktur des Ortsverzeichnisses. Angeführt werden historische politische Bezirke (PB), Gerichtsbezirke (GB) und Ortsgemeinden, d. h. die Altgemeinden (OG). Diese werden jeweils vorangestellt, wenn in ihnen zumindest ein Ort zweinamig angeführt ist oder eine oder mehrere Personen mit Slowenisch als → Umgangssprache ausgewiesen sind (z. B.: Görtschach/Goriče oder Guggenberg). Angeführt sind auch alle jene zweinamig ausgewiesenen Orte des sprachlichen Randgebietes, in denen allerdings keine Person die Umgangssprache Slowenisch angeführt hat (z.  B.: Möschach/Moše). Zusätzlich sind angeführt jene Orte, bei denen nur eine Namensvariante angegeben ist, in der Regel die deutsche, wo aber Personen mit Slowenisch als Umgangssprache ausgewiesen sind z.  B.: Leinsdorf/[-   ; nach Vouk Tibinja vas]) (23/88), davon Rotte (- [Pritschitz])/[Pričica] Pričiče (-/-), davon Rotte Wielen/(-) (25/5), Windischbach (Rotte, Tigring)/(-) (13/1). Orte in Gemeinden im slowenischen Binnenraum, in denen sämtliche Orte zweisprachig angeführt sind, werden nicht einzeln ausgewiesen. Sind Orte im Ortsverzeichnis zweiprachig angeführt, so wird dies mit / wiedergegeben (z. B.: Latschach/Loče). Ist ein slowenischer Ortsname in Klammer nachgestellt – z. B.: Kötschach (Koče) –, so deshalb, weil sich in dem amtlich nicht als zweisprachig repertorierten Ort Personen Slowenisch als Umgangssprache angeführt haben und der slowenische Name weiterhin üblich ist. Das O. weist insgesamt eine historische amtlich normierte Schreibweise auf, wobei mit nachgestelltem * lediglich solche historische Formen gekennzeichnet sind, die nicht oder schwer der modernen Schreibweise entsprechen und vielfach offensichtlich Calque-Übersetzungen sind. Im vorliegenden Exzerpt wurden die Ortsnamen in [Klammer] gesetzt, sofern eine moderne Schreibweise, etwa bei Zdovc, vorhanden ist. Kursiv wurden sie angeführt, wenn diese aufgrund komparatistischer Überlegungen deduziert werden konnten. Bisweilen wird auf Varianten insbesondere im Vergleich zu den Ortsverzeichnissen aus 1849, 1860, 1880 und 1918 hingewiesen. Wo es angemessen erschien, wird zudem auf slowenische und slowenisch-mundartliche (slm.) Varianten von Kranzmayer und anderen Autoren/ Quellen hingewiesen.

In Klammer sind mit Schrägstrich getrennt die jeweilige Anzahl der Staatsangehörigen nach Umgangssprache deutsch und slowenisch angeführt (z. B.: 82/61) (dort, wo die jeweiligen Ziffern aufgrund schlechten Drucks oder Abnutzung nicht genau erkennbar waren, wurde dies mit   ? gekennzeichnet, wobei insgesamt gewisse Ziffern wegen ihrer Ähnlichkeit in der vorliegenden historischen Quelle und deren Zustands schwer voneinander zu unterscheiden waren – insgesamt kann diesbezüglich nur auf das Digitalisat verwiesen werden). In Klagenfurt/Celovec (17.119/629) werden sämtliche Teile zweisprachig angeführt (ohne Angabe der Umgangssprache und Konfession)   : Bezirk (okraj) I–IV sowie   : St.  Veiter Vorstadt/predm[estje] [St. Vid] Šentvidsko predmestje  ; Viktrinkger Vorstadt/ Vetrinško predmestje, Villacher Vorstadt/Beljaško pred­m[mestje]    ; Völkermarkter Vorstadt/[Velgoveško predm.] Velikovško predmestje  ; Spitalmühle/Špitalski mlin. Im Bereich der Bezirkshauptmannschaft Hermagor/ [Sv. Mahor] Šmohor bzw. im Gerichtsbezirk Hermagor/[Sv. Mahor] Šmohor werden in folgenden historischen Gemeinden die jeweiligen Orte in beiden Landessprachen angeführt  : Egg/[Berdo] Brdo (80/1520)  : Braunitzen/[Brovnica] Borovnica (5/18), Brugg/[Na mosti] Moste (0/33  ?), Dellach/[Dulah] Dole (2/140), Egg/[Berdo] Brdo (17/240), Eggforst/Dobrava (14/0), Fritzendorf/[Limarče] Limače (0/90  ?), Götzing/[Ojsrtanka] Gocina (2/33), Grafenau/Kozloz (0/17), Kreuth/ Rut (0/58), Latschach/[Na Ločani] Loče (0/98), Luschau/[Lužabje] Lušje (16/0), Mellach/[Mole] Mele (0/64), Mellweg/[Melbiče] Melviče (0/122), Micheldorf/[Velikaves] Velika vas (9/176), Nampolach/Napole (0/76), Passriach/[Pažriach] Pazrije (0/162), Potschach/[Poče] Potoče (13/100), Süssenberg/[na Planje] Planja (0/12), Toschehof/(bei Zdovc  :) Toškova (0/13)  ; Görtschach/[Gorice] Goriče (10/641)  : Förolach/[Borole] Borlje (2/240), Görtschach/[Gorice] Goriče (8/305), Schinzengraben/[Senčnigraben] Senčni Graben (0/44), Wittenig/[Viternen] Vitenče (0/38  ?)  ; Guggenberg (256/0)  : Aichleiten/[Dobja meja] Dobja Meja (11/0), Kreuth (bei Guggenberg)/Rut (134/0), Kleinberg/[Malagora] Mala Gora (0/0)   ; Hermagor (690/0)  : Hermagor/[Sv. Mahor] Šmohor (667/0), (Neu-)Priessenegg/Prižanek (Prižank nach P. Fister) (16/0), Thurnhof/Turn (7/0)  ; St. Lorenzen im Gitschtal (733/0)  : Brunn/Studenc (1918  : Studenec) (18/0), Jadersdorf/[ Jaderska ves] Jaderska vas (171/0), Lassendorf/ [Vasjaves] Vasja vas (130/0), St.  Lorenzen/[Sv. Lo-

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883

renc] Šentlovrenc (394  ?/0), Wurzeltratten/[Velkatratta] (491/0)  : Maria Luggau/[Maria v Logu] Marija v Logu Velika Trata (13/0)  ; Mitschig (661/32)  : Bergl/Mala (225/0)  ; Mauthen [Mauten]/Mavten (2168/24)  : MauGora (30/0), Kameritsch/Kamerca (101/0), Kraschach/ then [Mauten]/Mavten (647/0), Nischlwitz/Nišlvic Kraže (bei Kranzmayer Krošani) (30/0), Kühweg/ (26/0), Sittmoos [Sittmos] (35/24), Strajach/Struje Skovče (ebenso Turk) (152/2), Mitschig/[Nicici] (141/0), Würmlach/Burmlje (412/0)  ; Reisach/Rajže Mičiče (44/3), Möderndorf/[Modrinja ves] Modrinja (1281/0)  : Forst/Dobrava (37/0), Grafendorf/[Gneža] vas (180/7), Podlanig/(bei Zdovc) Podlanče (49/20), Kneža (261/0), Oberbuchach/Zgornji Buchach* (23/0), Postran/Na Postrane (65/0)   ; Möschach/[Mežice] Unterbuchach/Spodnji Buchach* (15/0), Rauth/Rute Moše (228/22)  : [Forst] Radnigforst/[Dobrawa na Ra- (1/0), Reisach/Rajže (413/0). denca] Dobrava na Radencah (nach Kranzmayer slm. Im Bereich des Gerichtsbezirkes Feldkirchen/[Terg] Boršt, 1918  : Dobrava) (29/0), Kraß (bei Möschach)/ Trg sind in den jeweiligen Altgemeinden angeführt [Hras] Kras (9/0), Kreuth ob Möschach/[Rut] Rute (ohne Personen mit Umgangssprache Slowenisch)   : (26/0), Khünburg/Kinburg (23/5), Liesch/Lieš (9/0), Albeck (1399  ?/0)  : Altalbeck/Stari Albek (19/0), BeObermöschach/[Zgornja Mežiče] Zgornje Moše nesirnitz mit dem Ortsteil St.  Leonhard (Bad)/Sv. (53/0), Obervellach/Zgornja Bela (243/0), Radnig/ Lenart (toplice) (42/0), Griffen/Grebinj (15/0), Ho[na Radencah] Na Radencah (167/0), Untermöschach/ fern mit dem Ortsteil Tratten/Trata (87/0), Mitteregg/ [Spodnja Mežiče (sic  !)] Spodnje Moše (71/0), Unter- [Berdo] Brdo (27/0), Neualbeck/Novi Albek (41/0), vellach/Spodnja Bela (221/17)  ; Rattendorf/Ratendorf Oberdörfl/Zgornji Dörfl*  (20  ?/0), Obereggen/Zgornji (441/0)  : Rattendorf/Ratendorf (378/0)  ; Tröpolach Eggen* (27/0), St.  Ruprecht/[Sv. Rupert] Šentprupert [Tröppolach]/[Dropole] Dropolje (464/0)   : Schlanit- (18/0), Sirnitz/Sirnica (auch Žirovnica) (166/0), Sirzen/Zlanica (53/0), Schmidt/[Na kovače] Pri Kovaču nitz Schattseite (senčna stran) mit Ortsteil Lotschg/ (9/0), Tröpolach [Tröppolach]/Dropolje (auch Dobro- Ločg* (58/0), Sirnitz Sonnseite (solnčna stran [sic  !]) polje) (200/0), Watschig/[Blače] Vočiče (nach Turk mit Ortsteil Winkl/Kot (94/0), Unterdörfl/Spodnji u. Kranzmayer slow.-slm.) (102/0)  ; Waidegg [Wei- Dörfl*  (38/0), Untereggen/Spodnji Eggen*  (48/0)  ; degg]/Bajdek (254/0)  : Schimanberg/[Simanskagora] Feldkirchen/[Terg] Trg (3666/0)  : Feistritz/Bistrica Šimanska Gora (1918  : Šimonska Gora) (57/0), Tramun/ (74/0), Feldkirchen/[Terg] Trg (1.673/0), Förolach/ Tramunje (20/0), Waidegg/Bajdek (177/0)  ; Weiss- Borle (40/0), Guttaring/[Kotouče] Kotarče (31/0), briach/[Visprije] Višprije (726/0)  : Leditz/Ledenica Haiden bei St.  Ulrich/H[aiden] pri Sv. Urhu (50/0), Haiden bei Waiern/H[aiden] pri Vajrah (43/0), Pölling/ (5/0), Weissbriach/[Visprije] Višprije (684/0). Im Bereich des Gerichtsbezirkes Kötschach/[Kotje] Polanje (21/0), Powirtschach/Polirčah* (80/0), St.  RuKoče werden in folgenden Gemeinden die jeweiligen precht/[Sv. Rupert] Šentrupert (85/0), Tschwarzen/ Orte in beiden Landessprachen angeführt  : Dellach/ Čvarce (108/0), Unterrain/[Na bregu] Na Bregu (67/0), Dole (1151/4)   : Sankt Daniel [Daniel]/[Sv. Danjel] Waiern/Vajre (134/0)  ; Glanegg (646/0)  : Krabathen/ Sv. Danijel (144/1), Dellach/Dole (507/1), Goldberg Gravace*  (54/0)  ; Himmelberg (bei Kukovica und (65/1)  ; Kirchbach/Cirkovice* (ebenso wie 1880, in der nach NUK – Z 282.4-46 Sokova) (3347/0)  : Flatschach/ historischen Schreibweise, eine neuere slowenische Blače (75/0), Gnesau/[Zknezava*] Knezova (nach NUK Benennung ist Cirkno, diese allerdings nach Kranz- – Z 282.4-46, 1849  : Knezava) (173/0), Gurk/[Kerka] mayer ein Konstrukt, nach Kranzmayer ist die slm. Krka (156/0), Oberboden/Zgornji Boden*  (175/0), Variante Kirpa  ; 1849, 1854  : Cirknice) (676/0)  : Kirch- Pichlern/Gorice (107/0), Sallach/Zadole (80/0), Saubach/Cirkovice* (vgl. oben), Oberdöbernitzen/Zgornja rachberg/Zagore (63/0), Teuchen/Tajhen* (587/0) und Dobernica (31/0), Unterdöbernitzen/Spodnja Dober- Ortsteil Oberwinkl/[Sverhnikot*] Zgornji Kot (-/-), nica (31/0)  ; Kötschach/[Kotje] Koče (1077/0)  : Köt- Zedlitzberg/Cedlicgora*  (72/0)  ; Maria Feicht/[Maschach/[Kotje] Koče (601/0), Kreuth/Rut (173/0)  ; Lie- ria v smerečju] Marija v Smrečju (445/0)  : Bach/Na sing/Lesje (620/0)  : Liesing/Lesje (149/0), Niedergail/ potoče* (62/0), Flatschach/Blače (53/0), St. Gandolf/Sv. Spodnji Gail* (54/0), Obergail/Zgornji Gail* (123/0)  ; Gandolf (32/0), Maria Feicht/[Maria v smerečju] MaSt. Lorenzen im Lesachtal [Lessachthale]/[Sv. Lorenc] rija v Smrečju (43/0)  ; Reichenau/*Rajhenav (2.444/0)  : Šentlovrenc v Lesni dolini (461/0)  : St. Lorenzen im Le- Bergl/[Mala gora] Mala Gora (117/0), Hinterkoflach/ sachtal [Lessachthale]/[Sv. Lorenc] Šentlovrenc v Lesni Zadnji K[oflach] * (58/0), Ebene Reichenau/Rajhedolini (311/0)  ; (Maria) Luggau/[Logu] Marija v Logu nav ravnina* (289/0), Winkl Reichenau/Rajhenav v

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kotu* (285/0), St.  Lorenzen/[Sv. Lorenc] Šentlovrenc [na Rišovče] Nerešovce (nach Vouk  ; 1860 und nach (60/0), St. Margarethen/[Sv. Marjeta] Šmarjeta (60/0), Kranzmayer Na Rišovce, nach Kranzmayer slm. Seebach/[ Jesernica] Jezernica (61/0), Vorderkoflach/ Nereševica, bei B. Grafenauer Oreševec in EdlingerSprednji K[oflach]* (126/0)  ; Sittich/[Sitje] Žitice (nach Siedlungen im karantanischen Zentralraum hic loco), B. Grafenauer) (1.412  ?/0)  : Fasching/Fašing*  (40/0), (23/4), Terndorf/[Ternaves] Trnja vas (60/27), TessenMaltschach/Malčapa* (49/0), Niederdorf/[Dolnjaves] dorf/[Tesna ves] Tesnja vas (nach Zerzer) oder Dolnja vas (61/0)   ; Steuerberg [Steierberg]/Stajer­ Dežnja vas (64/27)  ; Hörtendorf/[Trdnjaves] Trdnja vas berg*  (1341/0)   : Edling/Kajžiče (35/0), Fuchsgra- (607/73)  : Aich/Dobje (16/0), Blasendorf/[Blažja ves] ben, dort Weiler Dreilach/Drovlje (-/-), Rennweg bei Blažnja vas (28/5), Farchern/[Barolje] Borovje (39/13), Feldkirchen/R[ennweg]* pri Tergu (33/0), Steuerberg Gottesbichl/[na Gužah] Ovše (41/4), Gutendorf/ [Steierberg]/Stajerberg*  (35/0)  ; Steindorf (3.170/0)  : [Hutna ves] Hutna vas (106/13), Haidach/[na Urežah] Alpen/[Na planini] Na Planini (24/0), Alt-Ossiach/ Vrese (23/0), Hörtendorf/[Terdnja ves] Trdnja vas [Ozoje stare] Stare Osoje (106/0), Dellach/Dole (127/7), Limmersdorf/[Limerja ves] Limarja vas (69/9), (156/0), Egg/[Berdo] Brdo (46/0), Heiligen Gestade/ Nessendorf/[na Rišovče] Nerešovce (nach Vouk  ; 1860 Sv. Mesto (7/0), Höfling/Dvorče (69/0), Obertauern und nach Kranzmayer Na Rišovce, nach Kranz(Rotte)/[Zgornji] Zornje Turje (18/0), Ossiach/[Ozoje] mayer slm. Nereševica, bei B. Grafenauer Oreševec Osoje (68/0), Ossiachberg/[Ozojegora] Osojska Gora in Edlinger-Siedlungen im karantanischen Zentralraum (?) (102/0), Purgt (?)/[Puegrad*] Podgrad (?) (17/0), hic loco), (27/7), Pichlern/Gorice (24/1), Pokeritsch/ St.  Nikolai/[Sv. Miklavž] Šmiklavž (39/0)  ; Tauchen- [Pokerska] Pokeriče (54/10, St. Jakob (an der Straße)/ dorf/Tavhendorf*  (103  ?/0), St.  Leonhard/Sv. Lenart [Sv. Jakob] Šentjakob pri Celovcu [22/4])  ; Krumpen(27/0)  ; St.  Urban (1225)  : Obergall (Gall)/Zgornji dorf/Kriva Vrba (437/226)  : Drasing/[Dražinca] G[all]* (39/0), Untergall (Gall)/Spodnji G[all]* (10), Dražinj (nach Vouk) (47/20), darin Rotte Brenndorf/ Zirkitz/Cirkica (86/0)  ; Klein Sankt Veit/[Mali Sv. Vid] [Gorezjaves] Gorečja vas (-/-), Freienthurn/(-) (73/9), Mali Šentvid (675/0)  : Oberglan/*Zgornji (Glan) (-/-) Görtschach/[Gorice] Goriče (39/2), Gurlitsch/[Kutn(sic  !), Gradisch/Gradiž (48/0), Micheldorf/[Velikaves] ort] Kurliče (63/10), Hornstein/[Kurlice] Škrbinj (7/4), Velika vas (29/0), Klein Sankt Veit/[Mali Sv. Vid] Mali Krumpendorf/[Krivaverba] Kriva Vrba (81/14), LeinsŠentvid (96/0). dorf/(-  ; nach Vouk Tibinja vas) (23/88), davon Rotte Im Bereich des Gerichtsbezirkes Ferlach/Borovlje ist (- [Pritschitz])/Pričiče [Pričica] (-/-), Nussberg/(-) bis auf wenige Ausnahmen gänzlich zweinamig ausge- (39/8), Pirk/Breza (14/45), St.  Primus/[Sv. Primuš] wiesen. Šentprimož (9/0), Srallach/[Žale] Posralo (37/23), Der Gerichtsbezirk Klagenfurt/Celovec ist bis auf Tultschnig/Čajnče (23/1)  ; Lendorf/Dhovše (766/44)  : ganz wenige Ausnahmen ebenfalls durchgehend zwein- Dellach/Dole (16/0), Falkenberg/[Vevhoz] Vrhov(e)c amig ausgewiesen, so in den Altgemeinden Ebenthal/ (nach Zerzer ohne e  ; nach Kranzmayer slm. Žrelec, Grafenstein/Grabštanj, Keutschach/Hodiše, Bâłhovec) (17/0), Goritschitzen/Gorice (17/0), GörtKöttmannsdorf/Kotmara vas, Windisch Sankt Mi- schach/[Gorice] Goriče (26/0), Halleg/Halek (12/0), chael/Slovenji Šmihel, Mieger/Medgorje, Oberdörfl/ Lendorf/Dhovše (130/6), Mageregg/Magerek (82/17), Vesca, Ottmanach/Otmanje, Radsberg/Radiše, Schief- Poppichl/[Podpole] Podpolje (nach Zerzer) (16/0), ling/Škofiče, Sankt Thomas/Šenttomaž, Toppelsdorf/ Seltenheim/Žalem (65/3), Simislau/Zimislav (ZimizDolčja vas und Viktring/Vetrinj. In den folgenden Alt- lav 1883 und bei P. Fister, nach Kranzmayer Zigemeinden sind angeführt   : Annabichl/[Annabihl] mizlav) (14/0), Trettnig/[Tratice] Tratnice (nach ZerTrnja vas (1237/112)  : Annabichl/[Annabihl] Trnja vas zer, nach 1860 Tratiče, nach Kranzmayer Tratiče u. (53/6), Atschalas [Atschallas]/[Otčelaz] Ačale (19/4), slm. Tręt[j]îče) (50/1), Tultschnig/Čajnče (46/12), Drasendorf [Drassendorf ]/[Drasjaves] Dražnja vas Waltendorf (1860 Walddorf )/[Vabča ves] nach (30/9), Feschnig/[Važenše] Važenše (91/9), St.  Geor- Kranzmayer Vapča vas (u. slm. Vapoča ves) (93/2), gen/[St. Jurij] Šentjur (117/8), Gorintschach/Gorinčice Winklern/Vogliče (84/1), Worunz (?) [Worunowniz]/ (40/0), Obergoritschitzen/[Zgornja Goričica] Goričice [Voroniza] Borovnica (39/2)  ; Maria Saal/[Gospa sveta] (59/3), Untergoritschitzen/Spodnja Goričica (483/0), Gospa Sveta (1865/53)  : Arndorf/[Verpja ves] Varpovče Judendorf/[Zeduškaves] Zeduška vas (Židovšče nach (96/4) Bergl/[na Gore] Na Gore (bei B. Grafenauer Zerzer) (27/8), Marolla/Marola (40/10), Nessendorf/ »Na gore« hic loco in Edlinger-Siedlungen im karantani-

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schen Zentralraum) (15/5), Dellach/Dole (24/0), Gröblach/[Groblja ves] Groblje (11/0), Hart/[na Pivže] Dobrava (30/0), Judendorf/[Zeduškaves] Židovšče (4/0), Kading/Kadina (30/0), Karnburg/[Karnbursi] Krnski Grad (212/8), Leibnitz/[Ličja] Ličje (7/0), Lind/Lipje (17/0), Maria Saal/[Gospa sveta] Gospa Sveta (448/14), Meilsberg/[na Hovzah] Na Hovcah (nach B. Grafenauer, Edllinger-Siedlungen im karantanischen Zentralraum  ; bei Kranzmayer slm. Male Čepe, da Na Hozah konstruiert) (8/1), Möderndorf/[Modrinja ves] Modrinja vas (53/0), Poppichl/Podpole (37/0), Pörtschach am Berg/Poreče (69/1), Possau/Posov (67/2), Ratzendorf/[Ragaves] Račja vas (nach B. Grafenauer) (76/0), Rosendorf/Rožendorf* (29/0), Rotheis/ [za Pučah] Za Pučah (nach Kranzmayer slm. Rotišče) (22/2), Sagrad/Zagrad (25/0), St. Michael am Zollfeld/ [Sv. Mihel] (Nemški) Šmihel (73/1), Stegendorf/[Stegnaves] Stegna vas (10/0), Stuttern/[Šterpiče] Srepiče (41/0), Thurn/Turn (26/6), Töltschach/Teleče (20/5), Treffelsdorf/[Trovaska ves] Trovaska vas (bei Kranzmayer slm. Trebeša ves) (6/1), Winklern/Vogliče (48/0), Wrießnitz [Wrießnitz]/[Breza ves] Breznica (1860 und nach Zerzer) (53/0), Wutschein/[Bučinjaves] Bučinja vas (40/0), Zell/[U Seli] Selo (24/3), Zollfeld/[Gospa sveta poli] Gosposvetsko polje (61/0)   ; St.  Martin bei Klagenfurt/[St.  Martin pri Celovcu] Šmartin (790/145)  : Kalvarienberg [Calvarienberg]/Sv. Martra (180/4), darin Weiler Zigguln [Zieguln]/Cikula (-/-), Gössling/Koselca (99/7), Kohldorf/Vogle (108/23), St.  Martin/[Sv. Martin] Šmartin (206/53), St.  Primus/[Sv. Primus] Šentprimož (20/6), Schmelzhütte/[na Spi] Na Spi (8/0), Weidmannsdorf/Otoče (169/52)  ; Sankt Martin am Techelsberg/[Sv. Martin] Šmartin na Teholici (122/1282)  : Arndorf/[Verpjaves] Varpovče (10/107), Greilitz [Grailitz]/Skrile (4/54), Hadanig [Hadamig] [Hadamig]/[Hadanče] Hodanjče (0/62), Karl/Karov (20/65), Pavor/[Na Paforu] Pafor (nach Zdovc) (0/61), Pernach/[Horjaves] Podobje (1/84), Saag/[Na žagi] Žaga (12/25), Sankt Bartlmä/ [Sv. Jernej] Gora (15/123), Šentjernej na Gori, Sankt Martin/[Sv. Martin] Šmartin (11/114)   ; Schwarzendorf/[Černa] Črnčiče (1/60), Sekull [Sekul]/[Zekulce] Sekulče (21/133), Tibitsch [Tiebisch]/Tibiče (8/101), Töpriach/Toporje (7/87), Töschling/(-) Došenče (nach Zdovc) (2/53), Trabenig/[Trebenöe] Trabenče (2/53), Trieblach/[Triblinje] Trebljenje (in Analogie zu Trieblach/Trebljenje bei St.  Margarethen im Rosental/ Šmarjeta v Rožu) (3/83), Winklern/[Gualiče] Vogliče (5/17)  ; Moosburg/Blatograd (1342/197)  : Ameisbichl/

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[Mala gorica] Mala Gorica (53/4), Arlsdorf/[Arlcaves] Orlača vas (in Analogie zu Arlsdorf/Orlača vas bei Völkermarkt/Velikovec) (37/0), Arlsdorf Gegend/[Arlcaves okolica] Orlača vas okolica (in Analogie zu Arlsdorf/ Orlača vas bei Völkermarkt/Velikovec) (23/0), Bärndorf/[Borovczice] Borovčiče (82/0), Dellach/Dole (26/1), Freudenberg/[Frajdenberg] Frajnberk (2/0), Goritschitzen/Goričica (32/24), Gradenegg [Gradeneg]/Gradnica (1860 Gradnica, 1880 Gorje) (84/5), Hojawitsch/[Hojovce] Hojovče (36/37), Knasweg/ [Knežiže, bei Kranzmayer die slm. Variante] Knežice (nach Kranzmayer und NUK – Z 282.4-46) (73/1), Kreggab [Kregab]/Prekop (81/16), Moosburg/Blatograd auch Možberk (209/11), Nussberg/(-) (89/7), Obergöriach/[Zgornja Gorje] Zgornje Gorje (34/3), Pirk/Breza (22/7), Prosintschach/[Pražinčice] Prosinčiče (nach Kranzmayer slow. Pražinčice, slm. Prošinčiče, 1860, 1880 Pražinčice), (21/25), Ratzenegg/Raznica (31/8), Rosenau/[Vencinje] Vencinj (nach B. Grafenauer, Edlingersiedlungen im karantanischen Zentralraum), Venčinje (nach Kranzmayer slow. slm.) (84/1), St.  Peter/[Sv. Peter] Šentpeter (141/2), Seigbichl/[Zihpole] Žihpolje (nach Zerzer) (42/0), Simislau/Zimislav (Zimizlav 1883 und bei P. Fister, nach Kranzmayer Zimizlav) (20/3), Stallhofen/ Gumno (53/2), Tigring/[Tigerče] Tigrče (148/6), Tuderschitz/Tuderšče (77/8), Untergöriach/[Spodnja Gorje] Spodnje Gorje (84/11), Unterlinden/[Podlipo] Pod Lipo (40/0), Vögelitz/Budanja (31/0), Wielen/(-) (23/3), Windischbach (Dorf, St.  Peter)/(-) (54/0), Windischbach (Rotte, Tigring)/(-) (13/1), Witsch/(-) (50/2), Ziegelsdorf/[Zovasjaves] Zovasja vas (54/4)  ; Ottmanach/Otmanje (826/142)  : Eixendorf/[Nica ves] Nica vas (80/20), Gammersdorf/[Mizlaves] Mižlja vas (67/25), Göriach/[Zg. Gore] Gorje (69/6), Gröblach (umbenannt in Magdalenserg)/[Groblja ves] Groblje (Štalenska Gora) (131/4), Großgörtschach [Görtschach]/[Gorice] Zgornje Goriče (0/6), Haag/[Sapuše] Zapuže (31/16), Kronabeth/[Na smole] Smolje (13/4), Latschach/Loče (81/6), Leibnitz/[Ličja] Ličje (7/0), Ottmanach/Otmanje (97/28), Pirk/Breza (54/2), Rottmannsdorf/[Rotmanaves] Rotmanja vas (1918 Rotmanja vas, 1963 mit Ottmanach/Otmanje vereint, nach Kranzmayer slm. Rotmèra ves) (83/12), Stuttern/ [Sterpiče] Srepiče (dialektal Žrebče) (25/8), Treffelsdorf/[Trovaskaves] Trovaska vas (dialektal Trebeša vas) (83/5)  ; Sankt Peter am Bichl/[Sv. Peter] Šentpeter na Gori (671/0)  : Großbuch [Grossbuch]/Bukovje (32/0), Kleinbuch/[Male Bukovje] Malo Bukovje (29/0), Lind/

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883

Lipje (13/0), Sankt Peter am Bichl/[Sv. Peter] Šentpeter na Gori (83/0)   ; Stegendorf/[Stegnaves] Stegna vas (83/0), Tentschach/[Stenice] Steniče (nach Zerzer) (133/0), Wirtschach (?) [Wietschach]/Zvirče (nach Zerzer) (16/0), Winklern/Vogliče (31/0)  ; St.  Peter bei Klagenfurt/Šentpeter pri Celovcu (914/214)  ; Harbach [Haarbach]/[Kazize] Kazaze (43/48), Haidach/ [na Vrezah] Vrese (10/64), St.  Jakob (an der Straße)/ [Sv. Jakob] Šentjakob pri Celovcu (16/28), Ladinach/ Ladine (18/32), Limmersach/[Limerče] Limarče (120/5), Roseneck [Rosenek]/[Rožneci] Rožnek (24/6), St.  Peter, Land/[Sv. Peter, dežela] Šentpeter (152/1), St.  Peter, Stadt/[Sv. Peter, mesto] Šentpeter (132/0), St. Ruprecht/[Sv. Rupert] Šentrupert (200/0), Welzenegg/Belcenek (199/20)  ; Ponfeld/Dole (846/0)  : Ameisbichl/[Malagorica] Mala Gorica (40/0), Emmersdorf [Emersdorf ]/[Smeravčice] Smerâvčiče (nach Kranzmayer), Smerovčica (nach Zerzer) (24/0), Großbuch [Grossbuch]/[Zabukale] Bukovje (nach Zerzer) (92/0), Mörtschen/[Namicah] Mirče (nach Zerzer  ; nach Kranzmayer slow. u. slm. Na Micah) (36/0), Neschka/[Nežkole] Neška (nach Zerzer  ; nach Kranzmayer slow. Nežkole slm. Nêška(va), auch Nežkova vas) (59/0), Pitzelstätten/Pičev (nach Zerzer) (49/0), Ponfeld/Dole (96/0), Retschach/[Račica] Rečica (nach Zerzer) (50/0), St. Martin/[Sv. Martin] Šmartin (34/0), Simislau/Zimislav (Zimizlav 1883 und bei P. Fister, nach Kranzmayer Zimizlav) (9/0), Wölfnitz/[Volovca, Galovica] Golovica (133/0)  ; Pörtschach am See/Poreče (127/601)   : Goritschach/ [Goričah] Goriče (wie 1918) (3/62), Pörtschach/Poreče (98/167), Pritschitz [Pritschitsch]/[Pričica] Pričiče (6/53), Rennweg/Hornah (8/30), Sallach/[Zadole] Žale (nach Zdovc) (0/92), Windischberg/[Slovenja gora] Slovenja Gora (2/85), Winklern/[Gualiče] Vogliče (10/112). Im Bereich des Gerichtsbezirkes Gmünd/[Savodje] Sovodnje (940/11) werden angegeben   : Gmünd/[Savodje] Sovodnje (755/0), Waschanger/ (-) (47/11)  ; Kremsbrücke [Kremsbrücken]/Kernski most*  (Kremnica nach NUK – Z 282.4-46) (2813/7)   : Innerkrems/(-) (141/4), Innernöring/ Notranje Nareče*  (139/0), Kremsbrücke [Kremsbrücken]/Kernski most* (Kremnica nach NUK – Z 282.4-46) (149/0), Leoben/Luben*  (1849   : Lubno) (85/1), Leobengraben/Lubenski graben (112/1), Oberburgstallberg/Zgornji B[urgstallberg]*  (40/0), Oberkreuschlach/Zgornje Krajšle (120/0), St.  Nikolai/[Sv. Miklavž] Šmiklavž (46/0), Unterburgstallberg/Spod-

nji B[urgstallberg]* (71/0), Unterkreuschlach/Spodnje Krajšle (86/0), Vorderkrems/(-) (87(1), Vordernöring/ Sprednje Nareče*  (145/0)  ; Malta (Oberdorf )  : Dornbach/Suha, Feistritz/Bistrica, Krainberg/Stermen*  ; Puchreit/Puhrajt* (462/1)  : Perau/(-) (103/1), Puchreit/ Puhrajt*  (115/0)  ; Trebesing/Drevese (1074/1)  : Trebesing/Drevese*  (107/0), Zelsach/(-) (87  ?/1). Im Gerichtsbezirk Greifenburg werden angegeben  : Berg/Gora (996/0)  : Berg/Gora (399/0), Emberg/ Umbreg (227/0)  ; Bruggen/Mostič (511/2)  : Bruggen/Mostič (119/0), Weisach/(-) (103/2)   ; Dellach (im Drautal)/Dole (1186/10)  : Dellach/Dole (251/8), Draßnitz [Drassnitz]/Dražja (128/0), Draßnitzdorf [Drassnitzdorf ]/[Dražjaves] Dražja vas (151/0), Nörenach [Nöranach]/Naravne (94/0), Stein/Kamen (115/2)   ; Oberdrauburg/[Zgornji Drauburg] Zgornji Dravograd (609/0)   : Oberdrauburg/[Zgornji Drauburg] Zgornji Dravograd (517/0)   ; Greifenburg/(-) (1001/1)  : Gries/(-) (63/1)  ; Irschen/Eržje (wie 1849, auch Eržen) (1.300/0, Gemeinde) (119/0, Ort)  ; Techendorf/Džinjaves* (wie 1849) (597/0, Gemeinde) (121/0, Ort). Im Bereich des Gerichtsbezirkes Millstatt werden angegeben  : Kleinkirchheim/Mala Cirkica*  (996/0)  : Kleinkirchheim/Mala Cirkica* (1849  : Mala Cirkvica) (208/0), Zirkitzen/Cerknica (nach NUK – Z 282.446, 1949   : Cirkvica) [Cirkica] (196/0)   ; Millstatt/(-) (1847/0)   : Matzelsdorf/Mače (115/0), Obermillstatt/ Zgorno M[illstatt]*  (238/0)  ; Radenthein/(-) (1.936/0)  : Döbriach/Dobrovje (189/0)  ; Seeboden (1465/4)  : Liesergegg/Jezerek (12/0), Treffling/Trebliče (323/4). Im Gerichtsbezirk Spittal an der Drau [Spittal]/[Spital] Špital (ob Dravi) werden angegeben  : Lind/Lipa (1052/4)  : Blassnig/Blažje (68/0), Lind/Lipa (444/4)  ; Sachsenburg (2.146/0)  : Möllbrücke/Belamost*  (201/0), Obergottesfeld/Zgornji G[ottesfeld]* (131/0), Pussarnitz/[Pusarnica] Požarnica (304/0)   ; Spittal/[Spital] Špital (6143/3)  : Oberamlach/Zgornje Amle* (122/0), Olsach/Olšje (109/0), Unteramlach/Spodnje Amle* (171/0), Spittal/[Spital] Špital (1712/3). Im Bereich des Gerichtsbezirkes Obervellach/ Zgornja Bela werden angegeben   : Kolbnitz/Holmic (1293/5)  : Kolbnitz/Holmic (126/1), Mühldorf/Mliniče (326/3), Oberkolbnitz/Zgornji Holmic (186/0), Tratten/(-) (64/1)  ; Obervellach/Zgornja Bela (4.194  ?/0)  : Flattach/Blate (170/0), Lassach-Schattseite/Lesje senčna stran (87/0), Lassach-Sonnseite/Lesje son[l] čna stran (81/0), Obervellach/Zgornja Bela (652/0), Söbriach/Zabrije (143/0), Teuchel/Tajhl* (312/0).

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Im Gerichtsbezirk Winklern/Kot werden angegeben  : Valburga (nach Kukovica  ; nach Kranzmayer slm. Döllach/Dole (208/0)  ; Heiligenblut/Sv. Kri (1.018/0)  : Šent Vâlprg) (265/20)  ; Lölling/(-) (1.533/0)  : Lölling Apriach/Aprije (178/0), Heiligenblut/Sv. Kri (173/0), Schattseite/L. senčna stran (83/0), Lölling Sonnseite/L. Zlapp und Hof/Slap i(n) Hof* (160/0)  ; Rangersdorf/ so[l]nčna stran (713/0)  ; Klein Sankt Paul/[Mali Sv. (-) (1.107/2)   : Lainach/Lajne (241/0), Wenneberg Pavl] Mali Šentpavel (1.011/0)   : Klein Sankt Paul/ [Weneberg]/(-) (121/2)   ; Sagritz/[Zagrice] Zagorica [Mali Sv. Pavl] Mali Šentpavel (123/0), Ober Sankt (nach 1849) (821/0)  : Putschal/Bučale (131/0), Sagritz/ Paul/[Zgornji S. P.] Zgornji Šentpavel (77/0), Unter [Zagrice] Zagorica (nach 1849) (145/0), Winklsa- Sankt Paul/[Spodnji S. P.] Spodnji Šentpavel (131/0), gritz [Sagritz Winkl]/Kotzagrice*  (78/0)  ; Stall/(-) Wietersdorf/Vetrinje (13/0)  ; Wieting/Veting*  (931/0)  : (1.623/0)  : Gössnitz/Gozdnice (63/0), Tressdorf/Dra- Buch/Bukovje (38/0), Dullberg/Dolberg* (29/0), Wiežnica (217/0)  ; Winklern/Kot (1687/1)  : Mörtschach/ ting/Veting* (197/0). Muravče (95/0), Mörtschachberg/Muravski vrh (28/0), Im Gerichtsbezirk Friesach/Breže werden angeführt  : Winklern/Kot (337/1). Friesach/Breže (3.361/0)   : Friesach/Breže (1.547/0), In der Bezirkshauptmannschaft St.  Veit/[Sv. Vid] Lorenzenberg/[Sv. Lorenc] Šentlovrenc (79/0), MiŠentivd sind im Gerichtsbezirk Althofen/[Starid- cheldorf/Mihldorf*  (181/0), Zeltschach/Selče (144/0)  ; vor] Stari Dvor angeführt  : Althofen/[Staridvor] Stari Grades/Gradec (1.636/0)   : Feistritz/Bistrica (450/0), Dvor (1.291/0, Gerichtsbezirk  ; 867/0, Gemeinde)  ; Grades/Gradec (329/0)   ; Metnitz/Motnica (2.142/0, Guttaring/Kotarče (2.350/0, Gemeinde, 566/0, Ort)  : Gemeinde, 437/0, Ort). Im Gerichtsbezirk Gurk/[Sv. Hema] Krka werden Guttaringberg/[Kotarksa gora] Kotarska Gora (213/0), Verlosnitz [Vorlosnitz]/Vlesnica (106/0), Waitschach/ angeführt  : Glödnitz/Hlince Glodnica (Glodnica, nach Bajče (152/0), Unterwald/[Podgozdie] Podgozdje NUK – Z 282.4-46) (1.260/0, Gemeinde, 161/0, Ort), (219/0)  ; Krasta/Hrastje (1881/0)  : Dobranberg/Dob- Kleinglödnitz/Mala Glodnica (51/0)  ; Deutsch Griffen/ rava (77/0), Dürnfeld/[Suhopolje] Suho Polje (67/0), Grebinj (1.196/0, Gemeinde, 118/0, Ort)  ; Gurk/[Sv. Krasta/Hrastje (76/0). Hema] Krka (659/0, Gemeinde, 619/0, Ort)  ; StrassIm Gerichtsbezirk Eberstein/[Svinc] Svinec werden burg/(-) (3542/-)  : Sankt Georgen/Sv. Juri(j) (103/0), angeführt  : Eberstein/[Svinc] Svinec (2.033/0)  : Eber- Sankt Georgen Schattseite/Sv. Juri(j) senčna stran stein/[Svinc] Svinec (643/0), Gutschen/Kuča (184/0), (31/0)  ; Weitensfeld/Bajtensfeld*  (2.566/0)  : AltenHochfeistritz/[Bistrica] (Visoka) Bistrica (286   ?/0), markt/[Staritrg] Stari Trg (48/0), Weitensfeld/BajtensKulm/Hulm* (333/0), St.  Oswald/[Sv. Ožbald] Šen- feld* (340/0), Wullroß [Wullross]/Volovraž* (40/0). tožbold (287/0)  ; Sankt Johann am Brückl/Šentjanž Im Gerichtsbezirk Sankt Veit/[Sv. Vid] Šentvid werna Mostiču (heute Brückl/Mostič) (1790/792)  : Brückl den angeführt  : Sankt Geogen am Längsee/[Sv. Juri na (Mostič) (309/31), Christofberg [Kristofberg]/[Kri- jezeru] Šentjurij ob Dolgem jezeru (3.263/0)  : Goggerstofovagora] Krištofova Gora (16/32), Eppersdorf/ wenig/Gogervene* (141/0), Gösseling/Kisele (188/0), (-) (Šentpetrov grad) (49/42), Hausdorf/(-) (Uha vas) Hochosterwitz/Visoka Ostrovca (91   ?/0), Niederos(26/7), Johannserberg/[Sv. Janižkagora] Šentjanška terwitz/Nizka O[strovca] (129/0), Sankt Georgen am gora (135/16), Krobathen [Krabathen]/[Gravace] Hro- Längsee/[Sv. Juri na jezeru] Šentjurij ob Dolgem jezeru vače (9/44), Michaelerberg/[Mihelskagora] Šmihelska (101/0), Taggenbrunn/Takenbrunn* (52/0), ZweikirGora (23/89), Oberkrähwald/Zgornje Hrebl(j)e (27/9), chen/[Dvecerkvi] Pri Dveh Cerkvah (nach KukoOchsendorf (auch Fuschinach) (sic  !)/[Dižinc] Dešinje vica)  ; Hörzendorf [Herzendorf ]/[Goricjaves] Goričja (11/66), Pirkach/(-) Pirka (nach 1918) (68/23), Sal- vas (nach Kukovica  ; nach Kranzmayer slm. Spôdchendorf/[Zavnjaves] Žalha vas (39/4), Sankt Filip- nje Prêvare) (4.176 (?)/0, Gemeinde, 141/0, Ort)  : Niepen/[Sv. Filip] Šentlipš (35/171), Sankt Gregoren/ derdorf/Nizaves* (27/0), Pörtschach (am Berg)/Poreče [Sv. Baren] Baren (52/8), Sankt Johann am Brückl/ (50/0)  ; Liemberg/(-) (260/15)  : Gößeberg [Göseberg]/ [Sv. Janiž] Šentjanž na Mostiču (59/4), Sankt Ulrich/ (-) (58/15)  ; Obermühlbach/Zgornje Mlinice (826/0, (-) Šenturh (214/134), Schmieddorf/(-) Kovače (nach Gemeinde, 146/0, Ort)  ; Pfannhof/(-) (2.210)  : Dielach/ 1918) (50/17), Selesen/Železno (nach Kranzmayer Dole (97  ?/0), Leiten/Lajta (136/0)  ; Pulst/(-) (1.049/0)  : slow. Zelezno, slm. Zeleze o. Železe) (72/14), Un- Feistritz/Bistrica (154/0), Glantschach/Glenče terkrähwald/Spodnje Hrebl(j)e (47/51), Tschutta/(-) (128/0), Rosenbichl/Rožnihrib*  (34/0)  ; SchaumboČuta (75/4), Sankt Wallburgen [Wallburgen]/(-) Sv. den/Šavmboden* (1.212/0, Gemeinde, 278/0, Ort)   :

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883

Steinbichl/Stajnbihl*  (82/0)  ; Sörg/(-) (913/0)  : Gradenegg/Gradnek (75/0)  ; Sankt Veit/[Sv. Vid] Šentvid (2.832/0), darin Innere Vorstadt/notranje mesto, Friesacher Vorstadt/[Brežje predmestje] Breško predmestje, Klagenfurter Vorstadt/[Celovsko predmestje] Celovško predmestje, Völkermarkter Vorstadt/[Velkoveško predmestje] Velikovško predmestje, Weitensfelder Vorstadt/ Bajtensfelško predmestje. Im Bereich der Bezirkshauptmannschaft Villach/ [Belak] Beljak bzw. im Gerichtsbezirk Arnoldstein/ Podklošter werden in der Regel die Orte zweinamig angeführt   : Arnoldstein/Podklošter (2064/1360) (außer Agoritschach/[-] Zagoriče [26/71]), Emmersdorf/ Smerče (91/2.170)  : alle Orte außer Michelhofen/(-) Mišelče und dort die Rotte Blatta/(-) Blato (zusammen 0/144), bei Saak/Čače die Rotten Sucha/(-) Suha und Wasserleonburg/(-) Čajnski grad (zusammen 9/376), in Poglantschach/Poklanče die Rotte Stracherza/(-), der Ort St.  Georgen vor dem Bleiberge/(-) Šentjurij na Zilji (?) (3/77) sowie bei Labientschach/[Labinče] Labenče die Rotte Bleiberggraben/(-) (19/202)  ; Hohenthurn/[Strajaves] Straja vas (25/2.169). Im Gerichtsbezirk Paternion/[Sv. Paternjan] Špatrjan werden angeführt  : Fresach/Breze (612/0, Gemeinde, 262/0, Ort), Mooswald/Močirje (867/0, Gemeinde, 303/0, Ort), Tragenwinkel/Dražjikot*  (127/0)  ; Paternion/[Sv. Paternjan] Špatrjan (3.496  ?/16 sic  !)  : Feistritz/Bistrica (392  ?/0), Kamering/Kamerče (191/0), Kreuzen/Krajcen (329/18 sic  !), Paternion/[Sv. Paternjan] Špatrjan (512/3 sic  !)  ; Stockenboi/(-) (1.783/0)  : Wiederschwing/Veternik (132/0), Ziebl/Zible (121/0)  ; Weissenstein/(-) (912/9)  : Puch/Bukovje (230/9). Im Gerichtsbezirk Rosegg/[Rožak] Rožek werden in der Regel alle Orte durchgehend zweinamig angeführt   : Rosegg/[Rožak] Rožek (150/4456) (außer St. Martin/(-) Šmartin [10/162] und St. Peter/(-) Šentpeter [0/119]), Velden/Vrba (137/3531) (bei Duel/ [Dulah] Dole werden einnamig die Weiler Berda/(-) Brdo  ? und (-)/Hodelica angeführt, zusammen 3/138, bei St. Egyden/[Sv. Ilg] Šentilj der Weiler Goritschach/ (-) Goriče   ?, zusammen 0/296, bei Oberjeserz/Zgornje Jezerce die Weiler Am Stein/(-) und Hinterm See/(-), zusammen 2/133, in Treffen/Trebinja der Weiler Ottosch/(-) Otož, zusammen 0/183, in Velden/Vrba den als Dorf bezeichneten Ort Perdinoz, zusammen 80/221. Im Gerichtsbezirk Tarvis/[Terbiž] Trbiž (Tarvisio) werden insbesondere folgende Entsprechungen angeführt (mit den modernen italienischen Namen als Zusatz)   : Leopoldskirchen/[Lipalja Ves] Lipalja vas

(it. San Leopoldo) (21/366)  ; Malborgeth/[Maberjet] Naborjet (it. Malborghetto) (774/66)  : Gugg (Kuk, it. Cucco) (43/0), Lußnitz/[Luznica] Lužnica (it. Bagni di Lusnizza) (130/9), Malborgeth/[Maberjet] Naborjet (it. Malborghetto) darunter der Weiler Tschalawai/(-) (527/54), Sankt Kathrein/(-) (Šenkatrija, it. S. Caterina) (64/3)  ; Pontafel/[Ponabva] Tablja (it. Pontebba), darunter der Weiler Confingraben/(-) und die Rotte Kamischen/(-) (642/0)  ; Saifnitz/Žabnice (it. Camporosso), darunter die Rotten Kassarenza/(-), Rut/Rute, Luschariberg/(Svete) Višarje (it. M. Santo di Lussari), Schabline/(-), Sedelza/(-) und Tscheschtrawischa/(-) (33/866)  ; Tarvis/[Terbiž] Trbiž (it. Tarvisio) (2.735/137)  : Flitschl/[Malitmin] Fličl (it. Plezzut) mit dem Dorf Kaltwasser/(-) Mrzla voda (it. Riofreddo) (145/0), Goggau/[Kokov] Kokovo (it. Coccau) (350/2), Greuth/Rute (it. Rut) mit den Orten Großgreuth [Grossgreuth]/[Velike Rute] Rute (it. Rutte grande), Grünwald/(-) (?), Kaltwasser/(-) Mrzla voda (it. Riofreddo), Kleingruth/Male Rute (it. Rutte piccolo), Ueberwasser/(-) (?) und Weissenbach/(-) (?) (445/4), Raibl/[Rabl] Rabelj (it. Cave del Predil) mit Ausserraibl oder Mauth (Muta, it. Muda) (450/11)  ; Tarvis/ [Terbiž] Trbiž (it. Tarvisio) mit der Rotte Briessnig/(-) (?) (1315/120)  ; Uggowitz/[Vkove] Ukve (it. Uggovizza) (21/931  ?, Gemeinde, 20/654, Ort)  : Wolfsbach/[Vočja ves] Volčja vas (it. Valbrunna) (1/340). Im Gerichtsbezirk Villach/[Belak] Beljak werden angeführt   : Afritz/[Koberca] Cobrc (830/0, Gemeinde, 183/0, der Ort)  : Berg od Afritz/Gora nad Koberco*  (67/0)  ; Arriach/Arije (1.077/0)  : Arriach/ Arije (232/0), Buchholz (1860 Hinterbuchholz)/Bukovje (24/0), Hundsdorf/[Pazjaves] Pasja vas (nach Kranzmayer und slm. Pesja ves  ; auch Pesje) (81/0), Tassach/Taše (9/0)  ; (Bad) Bleiberg/[Blajberg] Plajberk (3.818/0)   : Bleiberg/[Blajberg] Plajberk (766/0), Kadutschen/Kaduča (283/0), Kreuth/Rute (1.866/0) und Nötsch/[Čojna Nöč (sic  !)] Čajna (487/0)  ; Feld/Polje (516/0, Gemeinde, 97/0 Ort)   : Rauth/Rute (211/0), Untersee [Unternsee]/Podjezeram (1860 auch [sp. Jezer] Spodnje jezero) (36/0). Sämtliche Orte der Gemeinde Finkenstein/[Bekstajn] Bekštanj (131/3364) sind zweinamig angeführt. In der Altgemeinde Landskron (Vajškra) (2.198/0) werden zweinamig angeführt  : Gratschach/[Grace] Grače (134/0), Gritschach/Goriče (100/0), Heiligenstadt [Gschtadt, Heil-]/Sv. Mesto (57/0), Kumitz/Homec (62/0), Sankt Andrä/[Sv. Andrej] Šentandraž (84/0), Sankt Leonhard/[Sv. Lenart] Šentlenart (207/0), Sankt Magdalen/[Sv. Magda-

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lena] Šmadlena (133/0), Sankt Michael/[Sv. Mihel] Šmihel (88/0), Sankt Ruprecht/[Sv. Rupert] Šentrupert (104/0), Seebach/Jezernica (283/0), Trauntschen/ Travence (20/0), Zauchen/Suha (96/0). In der Altgemeinde Maria Gail/Marija na Zil(j)i (54/1259) werden sämtliche Orte zweinamig angeführt. In der Altgemeinde Sankt Martin (Šmartin) (bei Villach/Beljak) (3.030/6) werden angeführt  : Auen/Log (16/0), Goritschach/Goriče (100/0), Heiligengeist/Sv. Duh (311/0), Möltschach/(-) (68/1), Oberfederaun [Oberfedraun]/ [Na Medgorjah] Megrje oder Megorje (mit Rotte Mitterwald/(-) Dobrava zusammen 68/0), Oberschütt/ [Zabuče] Rogaje (107/3), Obervellach/Zgornja Bela (333/0), Pogöriach/[Pogorie] Pogorje (108/0), Sankt Georgen/[Sv. Juri] Šentjur (135/0), Sankt Johann/ [Sv. Janiž] Šentjanž (67/0), Sankt Martin/(-) Šmartin (331/1), Unterfederaun/[Pod vetrovam] Podvetrov (81/0), Unterfellach/Spodnja Bela (371), Unterschütt/ [Zabuče] Sabuče (86/1), Völkendorf/[Velkaves] Velika vas (401/0)  ; in der Altgemeinde Treffen/Trebinja (am Ossiacher See/Osojsko jezero) (2.341/0)  : Äußere Einöde [Einöde]/[Zunanja Pušava] Zunanja Puščava (94/0), Buchholz/Bukovje (128/0), Eichholz [Aichholz]/Dolje (sic  !) (1880 Dobje) (29/0), Innere Einöde]/ [Notranja Pušava] Notranja Puščava (44/1), Niederdorf [Unterdorf ]/[Spodnjaves] Spodnja vas (110/0), Oberdorf/[Zgornjaves] Zgornja vas (60/0), Pölling/Polanje (95/0), Sattendorf/[na Sedle] Sedlo (159/0), Schattenberg/[Senčikraj] Senčni Kraj (22/2), Töbring/Dobrice (159/0), Treffen/[Trebno] Trebinja (352/0), Verditz/ [Berdice] Brdice (1860 Brdiče) (143/0), Winklern/[Voglice] Vogliče (nach 1880) (204/0)  ; Villach/[Belak] Beljak (5475/30)  : Perau/Perava (280/1), Sankt Agathen/ [Sv. Agata] Sovodnje auch Zagata (42/0), Seebach/ Jezernica (35/0), Villach/[Belak] Beljak (5.118/29). In Wernberg/[Vernberg] Vernberk (590/1.614) werden sämtliche Orte (außer der Weiler Drautschen/(-) (24/2) und Krottendorf/(-) Kročja vas (13/22)) zweinamig ausgewiesen. In der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt/Velikovec, im Gerichtsbezirk Bleiburg/Pliberk werden weitgehend sämtliche Orte in den Gemeinden zweinamig angeführt. Mit ganz wenigen Ausnahmen werden sämtliche Orte im Gerichtsbezirk Eberndorf/Dobrla vas zweinamig angeführt, ebenso im historischen Gerichtsbezirk Kappel/Kapla (Eisenkappel/Železna Kapla). Im Gerichtsbezirk Völkermarkt/Velikovec werden weitgehend sämtliche Orte zweinamig angeführt. In der Altgemeinde Pustritz/Pustrica (1281/9)  : Lamm/

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Lom (461/4), Pustritz/Pustrica (372/5), Schönweg/ [Žeming (wie 1880)] Semiče (nach Kukovica) (32/0), Streitberg/[Na Štritti] Na Štriti (nach 1860 und 1918) (30/0), Wölfnitz/[Galoviza] Golovica (344/0). In der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg/(-) (Volšperk) werden im Gerichtsbezirk St.  Leonhard/[Sv. Lenart] Šentlenart insbesondere angeführt   : in der Altgemeinde St.  Leonhard/[Sv. Lenart] Šentlenart (4416/5)  : Erzberg/[Rudnagora] Rudna Gora (85/0), Görlitzen/[Gerlica] Grlica (360  ?/0), Grebern/[Grable] Grablje (424/0), Kliening/Klinče (718), Prebl/Prebelj (524/5), Sankt Peter/[Sv. P[eter] Šentpeter (523), Theißing [Theissing]/Dežing*  (606/0)  ; Preitenegg (1.179/0)  : Oberauerling/Zgornje Javorce (215/0), Unterauerling/ Spodnje Javorce (77/0)  ; Reichenfels/(-) (1.391/1)  : Reichenfels/(-) (463/1), Weitenbach/Bajtenbach*  (484/0)  ; Schiefling/Škofiče (1.110  ?/0)  : Ort/Kraj (349/0), Schiefling/Škofiče (176/0), Twimberg/Tvine (259/0)  ; Waldenstein/Baltenstanj*  (978/0)  : Vorder- und Hintertheißenegg [Vorder- und Hintertheissenegg]/Pred Tajsenekom* i(n) Zad Tajsenekom* (755/0), Waldenstein/Baltenstanj* (114/0). Im historischen Gerichtsbezirk St.  Paul/Šentpavel werden in der Altgemeinde Unterdrauburg/Trajberg*, heute Dravograd in Slowenien, sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen. Weiters werden insbesondere folgende Altgemeinden angeführt  : Ettendorf (1.662/1)  : Krottendorf/(-) (84/1)   ; Sankt Georgen im Lavanttal [Sankt Georgen]/[Sv. Juri] Šentjur(ij) (2.354/0)  : Sankt Georgen/[Sv. Juri] Šentjur(ij) (183/0), Krakaberg/Kraka (64/0), Deutsch Grutschen/Gruča (161/0)  ; Granitzthal/(-) (1.605/23)  : Gönitz/(-) (162/1), Granitzthal – St.  Paul/Granica (127/7), Granitzthal – Weissenegg/Granica (382/7), Windisch-Grutschen/ Gruča (88/1), Langegg/(-) (195/7)   ; Lavamünd/[Labut] Labot (1.633/0)  : Hart/[Hrast] Dobrava oder Breg (134/0), Lavamünd/[Labut] Labot (401/0), Pfarrort/ [Farska ves] Fara (82/0), Unterbergen/Podgora (98/0), Wunderstätten/[na Drumlah] Drumlje (101/0)  ; Lindhof (1.081/11)   : Dachberg/(-) (121/2), Eisdorf/Ajzdorf*  (97/3), Messensach/(-) (69/3), Mühldorf/(-) (44/3)  ; Sankt Paul im Lavanttal [St. Paul]/[Sv. Pavel] Šentpavel v Labotski dolini (777/23). Im Gerichtsbezirk Wolfsberg/(-) (Volšperk) werden insbesondere angeführt   : Sankt Andrä (im Lavanttal)/[Sv. Andrej] Šentandraž (v Labotski dolini) (3.211/1, Gemeinde, 769/0 Ort)  : Fischering/Višerce (125/0), Goding/Kadunje (235/0), Jaklin/Jakle (216/0), Oberaigen/Zgornji raj (55/0), Unteraigen/Spodnji raj

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

(32/0)  ; Forst/Boršt (1.098/0, Gemeinde, 698/0, Ort)  : Leiwald/Lajbald*  (66/0), Witra/Vetra (334/0)  ; Gösel/ Gozdje (1020/2)   : Hintergumisch/Zahumic (174/0), Limberg/(-) (91/2), Obergösel/Zgornje Gozdje (303/0), Untergösel/Spodnje Gozdje (137/0)  ; Kamp/ Pod Komom (668/0, Gemeinde, 283/0, Ort)   : Limberg/Limbice (191/0)   ; Lading/Ladina (927/0, Gemeinde, 463/0, Ort)  : Aichberg/Dobje (397/0)  ; Sankt Marein/[Sv. Šmarno] Šmarno (479/1, Gemeinde, 165/1, Ort)   ; Sankt Margarethen (im Lavanttal)/[Sv. Marjeta] Šmarjeta (v Labotski dolini) (2.113/0, Gemeinde, 332/0, Ort)  : Preims/[Sv. Primaž] Šentprimož (266/0)  ; Sankt Michael/[Sv. Mihel] Šmihel (186/23, Gemeinde, 186/0, Ort)  : Pollheim/(-) (114/23)  ; Pölling/Polana (452/0, Gemeinde, 386/0, Ort)  ; Schönweg/[Žeminj] Semiče (nach Kukovica) (418/0, Gemeinde, 195/0, Ort)  ; Sankt Stefan/(-) (2.211/0)  : Hintergumisch/Zahumic* (68/0), Kleinwinklern/Mali kot (66/0), Sankt Johann/[Sv. Janež] Šentjanž (157/0), Vorgergumisch/ Predhumcom* (338/0), Weissenbach-Gumisch/BelaHumic* (87/0), Weissenbach-Riding [WeissenbachRiding]/Bela-Redje (45/0)  ; Wölch/Velk (863/0)  : Hinterwölch/Za Velk*  (260/0), Zellach/Sele (380/0)  ; Wolfsberg/(-) (Volšperk) (3.198/0)   : Gries/Brod (182/0), Priel/Prel (255/0), Reding/Radinje (86/0), Rietzing/Rica (204/0), Schlossbach/Gradnica (241/0). Archive/Web  : www.sistory.si/ (5. 10. 2013), sowie HHStA  ; KLA  ; Parlamentsbibliothek Wien  ; UBK. Quellen/Web  : Special-Orts-Repertorien der im Oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, herausgegeben von der K.  K. statistischen Central-Commission, V. Kärnten = Special-OrtsRepertorium von Kärnten herausgegeben von der K.  K. statistischen Central-Commission / Obširen imenik krajev za Koroško, Na svitlo dan od C. kr. Statistični centralni komisiji. Wien 1883, Alfred Hölder, 119 S. www.sistory.si/publikacije/prenos/  ?urn=SISTORY  :ID  :833  ; sowie → Ortsverzeichnisse 1849/50, 1854, 1860, 1880, 1918.

Lit. Rechtsgrundlagen/Verwaltungsgeschichte  ; Toponomastik und zu einzelnen Toponymen, Atlanten/Landkarten sowie Web  : vgl. → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeich-

nis, sowie → Landeseinteilungserlass (1), Kärntner, vom 23. Dezember 1849. Bojan-Ilija Schnabl

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918. Aus rechts- und sprachhistorischer Perspektive relevant ist das Spezialortsrepertorium der österreichischen Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse vom 31. Dezember 1910, V. Kärnten aus dem Jahre 1918. Es wurde in Wien von der Statistischen Zentralkommission herausgegeben (und nicht mehr von der K. K. statistischen Central-

Commission wie zur Zeit der Monarchie) und vom Verlag der Staatsdruckerei verlegt. Es stellt den rechtlichen Ist-Stand der als slowenisch bzw. zweisprachig erachteten Orte in Kärnten/Koroška zu Beginn der Ersten Republik dar, zumal es im Vorwort heißt  : »Die Namen sind sowohl in deutscher als auch in slowenischer Sprache angegeben, sofern sie als orts- oder sprachüblich anerkannt sind.« Wobei diese Formulierung durchaus Spielraum zur Interpretation gibt. Im Hauptteil werden tabellarisch »die Namen der Ortsgemeinden, Ortschaften und meist auch der Katastralgemeinden« angeführt, daneben noch Angaben zur Fläche, zur Anzahl der Häuser, zur anwesenden Bevölkerung (Einwohnerzahl insgesamt sowie gegliedert nach Geschlecht, Religionsbekenntnis, Umgangssprache der Staatsangehörigen, zur Anzahl von Staatsfremden) sowie zum Postbestellbezirk und zur Entfernung in Gehstunden zur nächsten Eisenbahnstation bzw. -haltestelle. Zahlreiche Piktogramme erschließen weitere statistisch relevante Inhalte. Dort, wo es angebracht erschien, wurden zusätzlich zu den Hauptnamen von Orten auch sog. Nebennamen angegeben, wobei in den einleitenden Erläuterungen auch Beispiele slowenischer Nebennamen angegeben werden. Ebenfalls gesondert ausgewiesen wird die jeweilige Militärbevölkerung. Damit geben die angeführten zweisprachigen Ortsnamen auch einen Hinweis auf die sprachliche Situation bzw. öffentliche → Umgangssprache in den einzelnen Orten, auf die historische → Sprachgrenze sowie in einer diachronen Gesamtschau der verschiedenen Verzeichnisse über die Jahrzehnte hinweg und, unter Berücksichtigung unterschiedlicher angewendeter Methoden, einen Hinweis über die Veränderung der sprachlichen Gegebenheiten (→ Assimilation  ; → Germanisierung, → Identität, territoriale  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die Schreibweise richtet sich, so die Information aus dem Vorwort, nach den Angaben der politischen Bezirksbehörden (Bezirkshauptmannschaften), wobei in Zweifelsfällen, insbesondere in sprachlich gemischten Bezirken, aufgrund unterschiedlicher zugrunde liegender Usancen mit diesen Rücksprache gehalten wurde. Es seien jedoch nur bei offensichtlichen Fehlern Berichtigungen vorgenommen worden. Im Vergleich zum ebenso sprachlich differenzierenden → Ortsverzeichnis aus 1860 und 1880 (in der Folge kurz 1860, 1880) werden in den geografischen Randbereichen weniger Orte in beiden → Landessprachen angeführt. Dies gibt

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

grundsätzlich einen Hinweis auf die Entwicklung der sche Namensformen gekennzeichnet, die offensichtlich sprachlichen Situation. Doch werden auch im slowe- nicht oder kaum der modernen slowenischen Schreibnischen Kernbereich in → Südkärnten/Južna Koroška weise entsprechen und sich diese nicht mehr eruieren bisweilen Orte nicht in beiden Sprachen angeführt, in lässt (z. B.: Pirkach/Pirka*). denen bis heute Slowenisch eine lebendige Sprache ist. Bisweilen wird auf Varianten insbesondere im VerIm vorliegenden O. werden slowenische → Orts- gleich zum Ortsverzeichnis aus 1849, 1860, 1880 und namen im Bereich zwischen Oberem Gailtal/Zgornja 1918 hingewiesen (kurz 1849, 1860 usw.). Wo es anZiljska dolina und Gitschtal/Višprijska dolina, Villach/ gemessen erscheint, wird zudem auf slowenische und Beljak und Gegendtal (Trebinsko podolje nach Melik slowenisch mundartliche (slm.) Varianten von Kranz1954), Feldkirchen/Trg und Sankt Veit an der Glan/ mayer (kurz Kranzmayer slow.-slm.) und anderen Šentvid ob Glini bis hin zum Lavanttal/Labotska do- Autoren/Quellen hingewiesen. lina und den Karawanken/Karavanke im Süden angeIn Klammer sind durch Schrägstrich getrennt die führt. Darüber hinaus sind die politischen Zentralorte jeweilige Anzahl der Staatsangehörigen nach Umwie etwa Gmünd/[Savodje] Sovodnje, Gurk/Krka und gangssprache deutsch bzw. slowenisch angeführt (z. B.: Guttaring/Kotarče in beiden Landessprachen ausge- 82/61). wiesen. Klagenfurt/Celovec (25.582/1.761)  ; I.–VIII. StadtDas vorliegende Exzerpt folgt der Struktur des bezirk, darunter Militär (1.341/1.166). Ortsverzeichnisses. Angeführt werden politische BePolitischer Bezirk (PB) Hermagor/[Sveti Mohor] zirke (PB), Gerichtsbezirke (GB) und Ortsgemein- Šmohor (14.864/3.971), darunter Militär (916/19). den (OG). Diese werden jeweils vorangestellt, wenn Gerichtsbezirk (GB) Hermagor/[Sveti Mohor] in ihnen zumindest ein Ort zweisprachig angeführt Šmohor (6.668/3.961), darunter Militär (541/19). ist oder eine oder mehrere Personen mit Slowenisch Ortsgemeinde (OG) Egg/Brdo (161/1160)  : Brauals → Umgangssprache ausgewiesen sind (z. B.: OG nitzen/[Branica] Borovnica (10/4), Brugg/Moste Görtschach/Goriče oder OG Guggenberg). Angeführt (0/59), Dellach/Dole (1/113), Egg/Brdo (36/160), sind auch alle jene zweinamig ausgewiesenen Orte des Eggforst/Dobrava (Brška Dobrava) (12/0), Fritzendorf/ sprachlichen Randgebietes, in denen allerdings keine [Limarce] Limače (2/82), Götzing/[Gozdina] Gocina Person die Umgangssprache Slowenisch angeführt hat (17/17), Grafenau/[Kozlog] Kozloz (0/12), Kreuth/ (z. B.: OG Möschach/Moše). Orte in Gemeinden im Rut (0/62), Latschach/Loče (1/78), Luschau/[Lužje] slowenischen Binnenraum, in denen sämtliche Orte Lušje (9/0), Mellach/[Mole] Mele (0/54), Mellzweisprachig angeführt sind, werden nicht einzeln aus- weg/Melviče (8/95), Micheldorf/Velika vas (16/146), gewiesen. Sind Orte im Ortsverzeichnis zweiprachig Nampolach/Napole (2/68), Passriach/[Pažirje] Pazangeführt, so wird dies mit / wiedergegeben (z. B.: Lat- rije (1/119), Totschach/Potoče (46/58), Süßenberg/ schach/Loče). Ist ein slowenischer Ortsname in Klam- Planja (0/18), Toschehof/Toškova [Tožkova] (0/15)  ; mer nachgestellt (z. B.: Kötschach [Koče]), so deshalb, OG Görtschach/Goriče (62/539)   : Förolach/Borlje weil in dem amtlich nicht als zweisprachig repertorier- (24/166), Görtschach/Goriče (17/257), Presseggen/ ten Ort Personen Slowenisch als Umgangssprache an- [Proseka] Preseka (1/27), Schinzengraben/Senčni geführt haben und der slowenische Name weiterhin als Graben (20/20), Siebenbrünn/[Sedem Studencev] regionales Endonym üblich ist. Zavrh (0/5), Wittenig/[Videnče] Vitenče (0/58) ZuDas O. weist insgesamt eine historische amtlich nor- chen/Suha (0/6)  ; OG Guggenberg (259/0)  : Aichleimierte Schreibweise auf. Bei historischen Namensfor- ten/Dobja Meja (14/0), Kleinberg/Mala Gora (30/0), men werden diese in [eckige Klammern] gestellt, sofern Kreuth/Rute (106/0)  ; OG Hermagor/[Sveti Mohor] moderne Formen, etwa bei Zdovc oder anderen Auto- Šmohor (1.419/14)  : Hermagor/[Sveti Mohor] Šmohor ren nachgewiesen sind (z. B.: [Sveti Mohor] Šmohor). (1.389/14) darunter Militär (457/14), Neuprießenegg/ Kursiv ausgewiesen sind jene slowenischen Namensfor- Prižanek (16/0), Thurnhof (14/0)  ; OG Mitschig/Mičice men der zweisprachig ausgewiesenen Orte, die Zdovc (882/5)  : Bergl/Mala Gora (26/0), Kameritsch/Kamerče 2010 nicht mehr anführt (z. B.: Kameritsch/Kamerče). (26/0), Kraschach/Kroše (42/0), Kühweg/[Koviče] Bisweislen wurden Dubletten belassen (Schimanberg/ Skobiče (295/5) darunter Militär (84/5), Mitschig/ Šimonska Gora [1880  : [Simanskagora] Šimanska Gora]). Mičice (55/0), Möderndorf/Modrinja vas [Modrinja Mit nachgestelltem * sind historische amtliche sloweni- Ves] (211/0), Podlanig/Podlanče (66/0), Postran/Post-

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Ortsverzeichnis 1918, ­ ärnten/Koroška K

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

rana (91/0)  ; OG Möschach/Moše (935/0)  : Kraß/Kras OG Glanhofen (1.098/6)   ; Alpen (18/2), Klachl (9/0), Kreuth/Rute (20/0), Liesch/Lešnik (1860  : Lieš) (18/4)   ; OG Ossiach (Osoje) (404/18)   : Altossiach (14/0), Obermöschach/Zgornje Moše (46/0), Obervel- (94/1), Ossiach (Osoje) (101/17), darunter Militär lach/Zgornja Bela (236/0), Radnig/Radniče (ebenso (29/17), […]  ; OG Steindorf (1.642/13)  : Apetig (27/1), nach Kranzmayer slow., slm. Radniče) (167/0), Bichl (36/1), Nadling (51/3), Purgrad (9/1), SonnenRadnigforst/Dobrava (24/0), Untermöschach/Spodnje berg (42/1), Tiffen (Podvinje, nach Kukovica, slm. Moše (63/0), Untervellach/Spodnja Bela (235/0)  ; OG Podtibinj nach Kranzmayer) (244/3). GB Ferlach/Borovlje (4.928/6.347) (sämtliche OG Rattendorf/[Radnja Ves] Radnja vas (nach B. Grafenauer und J. Turk) (528/0)  : Jenig/Jenik (132/0), und Orte sind zweinamig ausgewiesen)  : Rattendorf/[Radnja Ves] Radnja vas (396/0)   ; OG OG Feistritz im Rosental/[Bistrica v Rožni doSt. Lorenzen im Gitschtal/[Sveti Lovrenc] Šentlovrenc lini] Bisrtica v Rožu (715/893), OG Ferlach/Borov(668/0), Brunn/Studenec (8/0), Jadersdorf/[ Jaderska lje (2.825/322), OG Sankt Margareten im Rosental ves] Jaderska vas (207/0), Langwiesen (5/0) (sic  !), Las- [Sankt Margarethen im Rosenthale]/[Sveta Marjeta v sendorf/[Vasja Ves] Vasja vas (115/0), St. Lorenzen im Rožni Dolini] Šmarjeta v Rožu (87/1.065), OG UnGitschtal/[Sveti Lovrenc] Šentlovrenc (325/0), Wur- terferlach/[Medborovnice] Medborovnica (375/721), zeltratten/Velika Trata (8/0)  ; OG St.  Stefan an der Unterloibl/[Podljubel] Podljubelj (785/789), OG WeiGail/[Sveti Šteben na Zili] Štefan na Zilji (138/1713)  : zelsdorf/[Svetna Ves] Svetna vas (101/794), OG WinBach/Potok [Na Potoce] (19/92), Bichlhof/[Vezenice] disch Bleiberg/[Slovenski Plajberg] Slovenji Plajberk Zvenica (4/22), Bodenhof/[Na Bodnje] Poden (9/26), (27/749), OG Zell/Sele (12/1.014). GB Klagenfurt/Celovec (28.260/10.623), darunter Dragantschach/Draganče (0/71), Edling/Kazaze (9/132), Hadersdorf/Hadre (0/106), Karnitzen/Krnica Militär (3/22). OG Annabich (Trnja vas) (2.547/48), Annabichl [Karnica] (0/56), Köstendorf/[Gozdinja Ves] Gostinja vas (14/235), Latschach/Loče (0/26), Matschiedl/ (Trnja vas) (81/3), Atschalas (Ačale) (18/0), Drasendorf [Močile] Močidle (0/211), Nieselach/Nizale (0/33), (Dražnja vas) (32/4), […] Judendorf (Žeduška vas  ; Pölland/[Polane] Polana (0/33), Pörtschach/Poreče Židovšče nach Zerzer) (33/2), […] Sankt Georgen (0/112), St.  Paul an der Gail/[Sveti Pavel na Zilji] [am Sandhof ] (Šentjur pri Celovcu) (136/2), Terndorf Šentpavel na Zilji (2/161), St. Stefan an der Gail/[Sveti (Trnja vas) (150/6), Untergoritschitzen (Spodnja Šteben na Zili] Štefan na Zilji (68/108), Schinzen- Goričica oder nur Goričica) (1.436/31)  ; OG Ebenthal/ graben/Senčni graben (0/31), Schmölzing/[Smočica] Žrelec (635/654) (sämtliche Orte zweinamig ausgewieSmolčiče (3/29), Sussawitsch/[Sušoviče] Žužabče sen)  ; OG Grafenstein/Grabštanj (922/918) (sämtliche (7/87), Tratten/[Plošiče] Pešišče (0/157)  ; OG Tröpo- Orte zweinamig ausgewiesen)  ; OG Hörtendorf/[Trnja lach/[Drobolje] Dropolje (auch Dobropolje) (571/0)  : Ves] Trdnja vas (465/251)  : Aich [an der Strasse]/Dobje Schlanitzen/[Slanica] Zelenica (nach Turk) (65/0), (19/2), Blasendorf/[Blažja Ves] Blažnja vas (28/4), FarSchmidt/Na Kovače (1860  : Pri Kovaču) (4/0), Tröpo- chern/Borovje (35/7), Gottesbichl/[Na Hošah] Ovše lach/[Drobolje] Dropolje (auch Dobropolje) (350/0), (57/2), Gutendorf/[Hutna Ves] Hutna vas 57/68, HaiWatschig/Vočiče (ebenso nach Turk u. Kranzmayer dach/[Na Vresah] Vrese (51/5), Hörtendorf/[Trnja slow.-slm.) (138/0)  ; OG Vorderberg/Blače (18/530)  ; Ves] Trdnja vas (56/81), Limmersdorf/[Limerja Ves] OG Weidegg/Bajdek (254/0)  : Schimanberg/Šimonska Limarja vas (30/35), Nessendorf/[na Rišovče] NereGora (1880  : [Simanskagora] Šimanska Gora) (62/0), šovce (nach Vouk  ; 1860 und nach Kranzmayer Na Tramun/Tramunje (11/0), Weidegg/Bajdek (171/0)  ; Rišovce, nach Kranzmayer slow.-slm. Nereševica, bei OG Weißbriach/Višprije (778/0)  : Gössering/Gosrinje B. Grafenauer Oreševec in Edlinger-Siedlungen im (2/0), Golz/Golče (8/0), Leditz/Ledič (11/0), Regitt/ karantanischen Zentralraum hic loco) (37/0), Pichlern/ Regit (15/0)  ; OG Weißbriach/Višprije (737/0)  ; GB Gorice (24/0), Pokeritsch/[Pokerska] Pokeriče (38/33), Kötschach (Koče) (8196/10)  : […]  ; OG Sankt Jakob Sankt Jakob [an der Strasse]/[Sveti Jakob, Šent Jakob] im Lesachtale (Šentjakob v Lesni dolini) (433/10)  : Šentjakob pri Celovcu (33/14)   ; OG Keutschach/ Gentschach (36/10). Hodiše (85/1.081) (sämtliche Orte zweinamig ausgePB Klagenfurt/Celovec (53.211/17.007). wiesen)  ; OG Köttmannsdorf/[Kotmara Ves] Kotmara GB Feldkirchen (in Kärnten) (Trg) (20.023/37), da- vas (614/828) (sämtliche Orte zweinamig ausgewierunter Militär (29/17). […] sen)  ; OG Krumpendorf/Kriva Vrba (750/50)  : Drasing/

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

[Dražinca] Dražinj (nach Vouk) (44/0), Freienthurn (84/0), Görtschach/Gorice (Goriče) (41/0), Gurlitsch/ [Kutnort] Kurliče (nach Vouk  ; nach Kranzmayer verfehlt Kutnort oder Kutnorf da standardsprachlich Gurlika, Kurliče, slm. Kûriliče) (93/0), Hornstein/ [Kurlice] Škrbinj (nach Vouk  ; nach Kranzmayer standardsprachlich Korliče, slm. Škrbinj) (22/0), Krumpendorf/Kriva Vrba (224/14), Leinsdorf (Tibinja vas, nach Vouk) (101/13), Nußberg (24/0), Pirk/Breza (36/18), Sankt Primus/Sveti Primož (12/0), Srallach/ Žale (49/5), Tultschnig/Čajnče (20/0)  ; OG Lendorf (Dhovše) (751/17)  : Görtschach (Goriče) (15/2), Lendorf (Dhovše) (103/1), Mageregg (1849  : Medgorek  ; 1860  : Magerek) (101/8), Waltendorf (80/2), Winklern (Voglilče) (92/2), Worounz (38/2)  ; OG Ludmannsdorf/Bilčovs (30/725) (sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen)  ; OG Maria Rain/Žihpolje (732/317)  : ­Angern/[Angarje] Ingarje (36/11), Angersbichl/[Garhorica] Gargorica (32/0), Ehrensdorf/[Vrsta Ves, Vršta Ves] Vršta vas (208/2), Göltschach/Golšovo (52/55), Haimach/[Imovo] Imov (30/10), Maria Rain/Žihpolje (96/4), Nadram/Nadrom (32/4), Oberguntschach/ Zgornje Humče (8/28), Obertöllern/Zgornje Dole (36/0), Sankt Ulrich/[Sveti Urh] Šenturh (13/16), Stemeritsch/Smeriče (0/52), Toppelsdorf/[Dolčja Ves] Dolča vas (24/42), Tschedram/[Čedram] Ščedem (47/13), Unterguntschach/Spodnje Humče (12/16), Untertöllern/Spodnje Dole (77/0), Zwanzgerberg/ [Sojnica] Osojnica (29/64)  ; OG Maria Saal (Gospa Sveta) (2.137/29)  : Dellach (7/1), Maria Saal (Gospa Sveta) (668/26), Stuttern (Srepiče) (31/1), Thurn (Turn) (40/1)  ; OG Maria Wörth/Otok (366/264) (sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen)  ; OG Mieger/Medgorje (37/932) (sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen)   ; OG Moosburg (Možberk) (1.380/7)   : Moosburg (Možberk) (237/1), Obergöriach (1860, 1880  : Zgornje Gorje) (38/3), Prosintschach (1860, 1880, 1918  : Pražinčice) (43/1), Stallhofen (Štavf ) (68/2)  ; OG Oberdörfl/ [Zgornja vesca] Zgornja vesca (35/349) (sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen)   ; OG Ottmanach/Otmanje (775/18)  : Eixendorf/[Niča Ves] Nica vas (111/1), Gammersdorf/[Mizla Ves] Mižlja vas (70/0), Göriach/ [Zgornje Gorje] Gorje (67/0), Gröblach/Groblje (110/0), Großgörtschach/[Velike Gorice] Zgornje Goriče (4/0), Haag/[Sapuše] Zapuže (17/11), Kronabeth [Kronawet]/[Na Smole] Smolje (nach Vouk) (3/5), Latschach/Loče (70/0), Leibnitz/[Ličja] Ličje (nach Vouk) (4/0), Ottmanach/Otmanje (76/1), Pirk/ Breza (46/0), Rottmannsdorf/[Rotmanja Ves] Rot-

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manja vas (1963 mit Ottmanach/Otmanje vereint, nach Kranzmayer slm. Rotmèra ves) (75/0), Stuttern/ [Strpiče] Srepiče (30/0), Treffelsdorf/Trovaska vas (ebenso Kranzmayer, dialektal Trebeša ves) (92/0)  ; OG Pörtschach am See/Poreče (1.253/87)   : Goritschach/Goriče (123/11), Pörtschach am See/Poreče (598/6), Pritschitz/[Pričica, Pričiče] Pričiče (108/0), Rennweg (36/8), Sallach/Zadole (Žale) (77/24), Windischberg/Slovenja Gora (87/21), Winklern/Gvaliče (Vogliče) (224/17)  ; OG Poggersdorf/Pokrče (600/859) (sämtliche Orte zweinamig ausgewiesen außer Eiblhof (Ovčjak) [5/0])   ; OG Radsberg/Radiše (213/498) (sämtliche Orte zweisprachig angegeben)   ; OG St.  Martin am Techelsberg/[Sveti Martin na Dholici, Šmartin na Dholici] Šmartin na Teholici (874/530)  : Arndorf/[Vrpja Ves, Varpovče] Varpovče (57/29), Grailitz/[Skrile] Skrilje (33/0), Hadanig/[Hadance] Hodanjče (21/39), Karl/Karov (34/30), Pavor/Pafor (ebenso Zdovc) (19/46), Pernach/[Horja Ves] Podobje (35/51), Saag/[Na Žagi] Žaga (61/0), Sankt Bartlmä/[Sveti Jernej] Gora (Šentjernej) (114/54), Sankt Martin am Techeslberg/[Sveti Martin na Dholici, Šmartin na Dholici] Šmartin na Teholici (100/57), Schwarzendorf/ [Črna, Črnčiče] Črnčiče (31/38), Sekull/[Sekulce, Sokolče] Sekulče (130/10), Tiebitsch/Tibiče (80/35), Töpriach/Toporje (22/68), Töschling (Došenče) (88/18), Trabenig/Trabenče (13/22), Trieblach/[Trebletne] Treblinje (nach Vouk) (36/33)  ; OG Sankt Martin bei Klagenfurt (Šmartin pri Celovcu) (1.474/231)  ; Calvarienberg (1860, 1880  : Sv. Martra) (330/12), Göss[e] ling (1880   : Koselca) (183/14), Kohldorf (Vogle) (122/47), Sankt Martin bei Klagenfurt (Šmartin pri Celovcu) (409/42), Sankt Primus (Šentprimož) (32/0), Schmelzhütte/Na Spi (68/27), Waidmannsdorf (Otoče) (330/89)  ; OG Sankt Peter am Bichl (Šentpeter na Gori) (553/1)  : […] Stegendorf (74/1), […]  ; OG Sankt Peter bei Klagenfurt (Šentpeter pri Celovcu) (2.351/108)  : Haidach (Vrese) (105/9), Harbach (Kazaze) (334/42), Ladinach (Ladine) (47/5), Limmersach (Limarče) (159/0), Roseneck (Rožnek, nach Vouk) (24/0), Sankt Jakob (an der Straße)/Šentjakob pri Celovcu [Sveti Jakob, Šent Jakob] (84/28), St. Peter, Ebenthal (Šentpeter) (468/2), Sankt Peter, Land (Šentpeter) (623/0), Welzenegg (Belcenek) (507/22) (darunter Militär) (2/22)  ; OG Sankt Ruprecht bei Klagenfurt (Šentrupert) (4.604/106)  ; OG Sankt Thomas/Šenttomaž [Sveti Tomaž, Šent Tomaž] (1.186/280)  : Christofberg/ Krištofova Gora (15/0), Deinsdorf/[Demozja Ves] Dominča vas (25/17), Dürnfeld (Niče nach Zdovc  ; Suho

Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

Polje nach Vouk) (11/8), Eibelhof (Ovčjak) (16/4) berg/[Sveti Urh, Šent Urh] Šenturh na Šentjanški (sic  !), Farchern/Borovje (8/0), Freudenberg (Frajnberk, gori (293/1), Schmieddorf/Kovače (35/0), Selesen/ nach Vouk) (100/5), Geiersdorf/[Virna Ves] Virnja vas Železno (nach Kranzmayer slow. Zelezno, slm. Ze(79/16), Gottesbichl/[Na Hošah] Ovše (2/0), Groß- leze o. Železe) (52/0), Tschutta/[Čute] Čuta (69/0), görtschach/[Velike Gorice] Zgornje Goriče (13/35), Unterkrähwald/[Spodnje Hreble] Spodnje Hreblje Gundersdorf/[Gunderska Ves] Gundrska vas (39/16), (65/0)  ; OG Eberstein (Svinec) (2.168/46)  : Kaltenberg Haag/[Sapuše] Zapuže (1/11), Hörtendorf/[Trnja ves] (167/13), Rüggen (70/6), Sankt Wallburgen (nach KuTrdnja vas (44/8), Hollern/[Brezevje] Bezovje (21/4), kovica Sv. Valburga  ; nach Kranzmayer slm. Šent Kleingörtschach/[Male Gorice] Male Goriče, Spodnje Vâlprg) (272/27)  ; OG Hüttenberg (1848/1)  : […] HütGoriče (23/5), Kreuzbichl/[Na Gorčeče] Goričica tenberg (668/1)  ; OG Lölling (1.153/3)  : Löllinggraben (14/1), Kronabeth [Kronawet]/[Na Smole] Smolje (293/2)  ; Stranach (66/1)  ; OG Wieting (1.010/2)  : […] (nach Vouk) (5/9), Lassendorf/[Vasja Ves] Vasja vas Dratturm (50/2). (63/8), Leibnitz/[Ličja] Ličje (nach Vouk) (14/14), GB Gurk (Krka) (10.002/3). OG Straßburg Matzendorf/[Domacna Ves] Domačjna vas (48/1), Pi- (3.508/3)  : Höllein (54/3). scheldorf/Škofji Dvor (139/0), Portendorf/[Portovca] GB Sankt Veit (Šentivid) (16.034/3), darunter MiPartovca (33/0), Reigersdorf/[Rigarja Ves] Rogarja vas litär (14/3). (53/18), Sankt Lorenzen/[Sveti Lovrenc] Šentlovrenc OG Hörzendorf (nach Kukovica Goričja vas, nach (68/5), Sankt Margarethe/[Sveta Marjeta] Šmarjeta Kranzmayer slm. Spôdnje Prêvare) (952/2)  : Zwi(2/1), Sankt Martin/[Sveti Martin] Šmartin (5/0), schenbergen (8/2), darunter Militär (8/2)  ; OG Sankt Sankt Thomas/[Sveti Tomaž] Šenttomaž (30/21), Veit (Šentvid) (5.194/1), darunter Militär (6/1). Schöpfendorf (Žilje) (23/0), Sillebrücke/[Silejov Most] PB Spittal (Špital) (48.929/66), darunter Militär Žilje (26/0), Timenitz/Timenica (77/33), Vellach/Bela (1/0). (33/0), Wutschein/[Bučinja Ves] Bučinja vas (79/4), GB Millstatt (Milštat) (7.886/9). OG Obermillstatt Zeiselberg/[Čilberg] Čilberk (67/11), Zinsdorf/[Ci- (1.227/9), Obermillstatt (286/9). GB Spittal (Špital) (12.280/57). OG Pussarnitz nena Ves] Svinča vas (10/25)  ; OG Schiefling am See/ Škofiče (73/1.198) (sämtliche Orte zweinamig ausge- (Požarnica) (997/1)  : Pusarnitz (Požarnica) (349/1)  ; wiesen)  ; OG Viktring/Vetrinj [Vetrinje] (1.294/237) OG Spittal (Špital) (3.983/56)   : Spittal (Špital) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen, in Krot- (3.977/56). tendorf/Krotna vas, Lak/Loka, Neudorf/Nova vas, SeePB Villach/Beljak (55.918/17.702), darunter Militär bach/Jezer(ni)ca, Straschitz/Podstražišče sind keine (943/300). Personen mit Slowenisch als Umgangssprache ausgeGB Arnoldstein/Podklošter (3.530/4113). wiesen)  ; PB Sankt Veit (Šentvid) (52.298/285), darunOG Arnoldstein/Podklošter (2.338/1.552)  : (sämtliter Militär (14/3). che Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG EmmersGB Eberstein (Svinec) (10.197/279). dorf/Smerče (1.003/980)  : (sämtliche Orte sind zweinOG Brückl/[Brukla] Mostič (1.906/227)  : Brückl/ amig ausgewiesen)  ; OG Feistritz an der Gail/[Bistrica [Brukla] Mostič (354/0), Christofberg/[Sveti Krištof ] na Zili] Bistrica na Zilji (105/547)  ; OG Hohenthurn/ Krištofova Gora (22/21), Hart/Na Hortu* (51/0), [Straja Ves] Straja vas (84/1.024)  : (sämtliche Orte sind Hausdorf/[Uhaves] Uha vas (48/13), Johannserberg/ zweinamig ausgewiesen). Šentjanška Gora [Svetojaniška Gora, Šentjanška Gora] GB Paternion (Špatrjan) (8.978/32). OG Fern(151/0), Krainberg (62/0) (sic  !), Krobathen/[Krobace] dorf (447/2)  : Ferndorf (137/1), Sankt Paul ob FernHrovače (13/39), Labegg/Labek (87/0), Michaeler- dorf (68/1)  ; OG Weißenstein (1.245/30)  : Gummern berg/Šmihelska Gora (78/12), Oberkrähwald/[Zgorne (147/22), Lanen (23/5), Puch (300/2), Stuben (116/1). Hreble] Zgornje Hreblje (16/0), Ochsendorf/[Tišine] GB Rosegg/Rožek [Rožak] (2.185/7.169). Dešinje (24/45), Pirkach/Pirka* (69/0), Salchendorf/ OG Augsdorf/[Loga Ves] Loga vas (85/1.221)   : [Zavnja Ves] Žalha vas (66/0), Sankt Filippen/[Sveti (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)   ; OG Filip] Šentlipš (117/83), Sankt Gregorn/[Sveti Gre- Köstenberg/[Gozdanje] Kostanje (329/634)  : (sämtliche gor] Baren (61/0), Sankt Johann am Brückl/[Sveti Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG Ledenitzen/ Janež na Brukli] Šentjanž na Mostiču (72/9), Sankt [Ledenice] Ledince (37/1.132) (sämtliche Orte sind Peter (Šentpeter) (101/4), Sankt Ulrich am Johannser- zweinamig ausgewiesen)  : OG Lind ob Velden/Lipa

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Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918

nad Vrbo (521/418) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG Rosegg/Rožek [Rožak] (173/433) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)   ; OG Sankt Jakob (im Rosental)/ [Sveti Jakob] Šentjakob v Rožu (300/3.176) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG Velden am Wörthersee/Vrba (680/155) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen). GB Tarvis/Trbiž (deutsch 5.622/slowenisch 1541/andere 233/staatsfremde 271), darunter Militär (340/44). OG Leopoldskirchen/[Lipalja Ves] Lipalja vas (it. San Leopoldo) (48/308/0/11)  ; OG Malborgeth (slow. Naborjet, it. Malborghetto) (695/40/25/21)  : Gugg (Kuk, Cucco) (38/0/0/0), Lußnitz (Lužnica, Bagni di Lusnizza) (121/13/0/1), Malborgeth (Naborjet, Malborghetto) (477/27/25/10), darunter Militär (96/8/23/3)  ; Sankt Kathrein (Šenkatríja, S. Caterina) (59/0/0/10)  ; OG Pontafel (Tablja, Pontebba) (807/17/10/83)  ; OG Saifnitz/Žabnice (Camporosso) (345/492/0/7)   ; OG Tarvis/Trbiž (Tarvisio) (3.480/93/198/143)   : Flitschl (Fličl, Plezzut) (152/0/0/2), Goggau (Kokovo, Coccau) (403/0/0/5), Greuth (Rute, Rut) (454/0/0/1), Raibl (Rabelj, Cave del Predil) 1032/87/35/55), darunter Militär (28/35/32/0), Tarvis/Trbiž (Tarvisio) (1.439/6/163/72), darunter Militär (216/1/161/0)  ; OG Uggowitz/Ukve (it. Uggovizza) (247/591/0/6)   : Uggowitz/Ukve (Uggovizza) (157/419/0/0), Wolfsbach/ [Vučja Ves] Volčja vas (it. Valbrunna) (90/179/0/2). GB Villach/Beljak (35.603/4.847), darunter Militär (603/256). OG Afritz (Cobrc) (966/1)  : Scherzboden (87/1)  ; OG Arriach (Arije) (1.207/10)   : Dreihofen (51/1), Vordersauerwald (20/9)   ; OG Bleiberg (Plajberk) (3.293/21)   : Bleiberg (Plajberk) (609/5), Bleiberg Kreuth (Rute pri Plajberku) (1.526/13), Hüttendorf (434/3)   ; OG Feld (am See) (584/4)   : Rauth (210/2), Schattseite (69/2)  ; OG Finkenstein/Bekštanj (1.774/2.055) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG Landskron (Vajškra) (4.366/101)  : Gratschach (Grače) (145/1), Gritschach (1880  : Gorice, 1883  : Goriče) (191/1), Sankt Leonhard (Šentlenart) (711/39), Sankt Magdalen (Šmadlen) (682/58), Sankt Michael (Šmihel) (85/2)  ; OG Maria Gail/[Marija na Zili] Marija na Zilji (908/677) (sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen)  ; OG Sankt Martin (Šmartin) (1.561/1)  : Sankt Georgen (Šentjurij) (165/1)  ; OG Treffen (Trebinja) (1.953/1)  : Töbring (242/1)  ; OG Villach (Beljak) (17.549/304)  : Oberschütt (Rogaje) (117/4), Perau (Perava) (332/11), Sankt Martin (Šmartin) (679/38), darunter Militär (26/38)  ; Seebach ( Jezernica) (32/2),

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darunter Militär (5/1), Villach (Beljak) (13.777/249), darunter Militär (573/217)  ; OG Wernberg/Vernberk (634/1.672) (Sämtliche Orte sind zweinamig ausgewiesen, in Dragnitz/Dragniče, Krottendorf/Kročja vas, Rajach/Sreje und in Zettin/Cetinje sind keine Personen mit Deutsch als Umgangssprache ausgewiesen.) PB Völkermarkt/Velikovec (11.585/39.518) (sämtliche Orte des PB bzw. in den folgenden Gemeinden sind zweinamig ausgewiesen)  : GB Bleiburg/Pliberk (3.573/17.145)  : OG Bleiburg/Pliberk (927/124)  ; OG Feistritz/Bistrica (18/1.841), OG Fettengupf/Tolsti Vrh (65/1.234), OG Gutenstein/[Guštanj] Ravne na Koroškem (668/575), OG Köttelach/Kotlje (78/709), OG Leifling/[Ljibeliče] Libeliče (160/1.783), OG Loibach/ [Ljibuče] Libuče (153/1.607), OG Mieß/[Mižica] Mežica (371/1.788), OG Moos/Blato (32/1.451), OG Prävali/Prevalje (875/2.964), OG Sankt Daniel ob Bleiburg/Sveti Danijel nad Pliberkom (14/755), OG Schwabegg/[Švabek] Žvabek (5/440), Schwarzengupf/ Črna (na Koroškem) (207/1.874) (der Ort Topla ist nur mit diesem slowenischen Namen angeführt). GB Eberndorf/Dobrla vas [Doberla Ves] (1.075/8.555) (sämtliche Orte des GB bzw. in den folgenden Gemeinden sind zweinamig ausgewiesen)  : OG Eberndorf/[Dobrla Ves] Dobrla vas (599/2.196), OG Gallizien/Galicija (21/1.029), OG Globasnitz/ Globasnica (21/1.264), OG Rückersdorf/[Rikarja Ves] Rikarja vas (98/1.687), OG Sankt Kanzian/[Škocijan] Škocjan (166/1.019), OG Sittersdorf/[Žitara ves] Žitara vas (170/1.360). GB Eisenkappel/Železna Kapla (937/3.688) (sämtliche Orte des GB bzw. in den folgenden Gemeinden sind zweinamig ausgewiesen)  : OG Eisenkappel/Železna Kapla (847/303), OG Seeland/Jezersko (5/709), OG Vellach/Bela (85/2.676). GB Völkermarkt/Velikovec (6.000/10.130) (sämtliche Orte des GB bzw. in den folgenden Gemeinden sind zweinamig ausgewiesen (außer Lichtenwald in der OG Pustritz/Pustrica)  : OG Diex/Djekše (197/1.404), OG Griffen/Grebinj (841/2.344), Haimburg/Vovbre (344/1.158), OG Pustritz/Pustrica (1.122/3)  : Lamm/Lom (395/0), Lichtenwald (55/0) (sic  !), Pustritz/Pustrica (356/0), Schönweg/[Žeminj] Semiče (nach Kukovica) (26/0), Streitberg/Na Štriti (ebenso  : 1860) (17/0), Wölfnitz/Golovica [Galovica] (273/3)  ; OG Ruden/Ruda (204/1.330), OG Sankt Peter am Wallersberg/[Sveti peter pri Vašinjah] Šentpeter na Vašinjah (63/1.063), OG Tainach/Tinje

Osəmca

(147/449), Völkermarkt/Velikovec (2.079/518), OG Waisenberg/[Važenberg] Važenberk (1.003/1.861). PB Wolfsberg (Volšperk) (41.928/1.902), darunter Militär (5/0)  : GB Sankt Paul (im Lavanttal) (Šentpavel v Labotski dolini (11.011/1.887)  : OG Granitzthal (Granica) (1.568/24)   : Gönitz (148/16), Langegg (171/7), Windisch Grutschen (Gruča) (78/1)  ; OG Kienberg/Ojstrica (244/1.577)  : Gaisberg/Kozji Vrh (22/246), Goritzenberg/Gorica (32/336), Heiligengeist/Sveti Duh (0/200), Lorenzenberg/Sveti Lovrenc (Šent Lovrenc) (121/125), Rabenstein (17/82), Sankt Sebastian/Sveti Boštjan (4/67), Witsch/Viča (40/149), Wölk/Velka (0/137)  ; OG Lavamünd/Labot [Labud] (1.476/63)   : Hart/[Hrast] Dobrava (106/20), Lavamünd/[Labut] Labot (372/4), Magdalensberg (542/20), Pfarrdorf/Farska vas [Farska Ves] (79/2), Unterbergen/Podgora (72/0), Wunderstätten/Drumlje (82/12), Zeil (86/5)  ; OG Legerbuch (528/3)  : Witternigg (28/3)  ; OG Lindhof (1017/11)  : Aich (101/1), Dachsberg (102/1), Farrach (51/3), Messensach (76/2), Untereberndorf (81/4)   ; OG Sankt Georgen (2.348/16)  : Hart (124/16)  ; OG Sankt Paul (Šentpavel) (1171/8)   ; OG Unterdrauburg/[Spodnji Dravograd] Dravograd (614/185)   : Schloßberg/Stari Grad (16/15), Unterdrauburg/[Spodnji Dravograd] Dravograd (598/170). GB Wolfsberg (Volšperk) (21.587/15)  : OG Schönweg ([Žeminj] Semiče) (345/9)  : Kienberg (182/7), Schönweg ([Žeminj] Semiče) (163/2)  ; OG Wolfsberg (Volšperk) (5.472/6)  : Ritzing (368/3), Schleifen (500/3). Archive  : HHStA  ; KLA  ; ÖNB (ALEX)  : http://alex.onb.ac.at/  ; Parlamentsbibliothek Wien  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/  ; www. sistory.si (2. 9. 2013). Quellen/Web  : Spezialortsrepertorium der österreichischen Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse vom 31. Dezember 1910, V. Kärnten. Herausgegeben von der statistischen Zentralkommission. Wien 1918, 124 + 4 S.: www.sistory.si/publikacije/prenos/?urn=SISTORY  :ID  :838 (14. 3. 2013)  ; die Volkszählungsergebnisse von 1910 in den Kärntner Gemeinden wurden in eine im Web abrufbare Excell-Datei durch N. Agárdi unter www.omm1910.hu/?/en/databank (5. 12. 2013) übertragen  ; sowie → Ortsverzeichnisse 1849/50, 1854, 1860, 1880, 1883. Lit. Rechtsgrundlagen/Verwaltungsgeschichte  ; Toponomas-

tik und zu einzelnen Toponymen, Atlanten/Landkarten sowie Web  : vgl. → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeich-

nis, sowie → Landeseinteilungserlass (1), Kärntner, vom 23. Dezember 1849. Bojan-Ilija Schnabl

Osəmca, standarssprachlich slow. osmina, dt. Acht-

Tage-­ Verrichtung, eine Totenmesse acht Tage nach dem Begräbnis des/der Verstorbenen, überliefert u. a. im → Klagenfurter Feld/Celovško polje (→ Brauch). Nach SEL (Helena Ložar-Podlogar) Bewirtung der Nachbarn und Bekannten, die zuvor acht Tage zur Erlösung der Seele des/der Verstorbenen in dessen/deren Haus beteten. Quelle/Lit.: mündl. von Katja Sturm-Schnabl  ; SEL (Helena LožarPodlogar  : Osmina).

Bojan-Ilija Schnabl

Osəmca (< osem = 8). Die osəmca oder osemca, auch

ohtar [Achter] genannt, ist eine Form des ersten Tanzes bei Hochzeiten (→ Brauch). Der Name geht auf die vom Paar getanzte Figur zurück, das während des Tanzes die Tanzfläche in Form eines Andreaskreuzes quert, weshalb die zurückgelegte Strecke die Ziffer acht bildet. Mit dem Kreuz, das ein sehr häufiges Element bei der Segnung der Tanzfläche darstellte, wurde eine apotropäische Handlung absolviert. Abbildung  : Draufsicht der Tanzbewegung bei der osəmca. Die älteste verlässliche Beschreibung des Tanzes in Form einer Acht datiert vom Ende des 19. Jh.s, dabei nannte Valentin Pogačnik den Tanz krence rejat [Kreise tanzen]. Seiner Ansicht nach war der Tanz bekannt in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, in Maria Elend/Podgorje und in Zell/Sele. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde der Tanz unter dem Namen kriva viža [krumme Weise] in Form einer Acht auch in Solčava ausgeführt, wobei ein Steirischer [Tanz] (slow. štajeriš) getanzt wurde. Die einzige vollständig überlieferte Beschreibung des Tanzes stammt aus Zell/Sele bei → Ferlach/Borovlje, wo die osemca noch bis in die 60erJahre des 20. Jh.s getanzt wurde, und zwar nach den Schritten der Mazurka. Grundsätzlich wurde der Tanz nach dem ersten Gang beim Hochzeitsmahl getanzt, er wurde vom Zeremonienmeister, dem sog. camar geführt, der vorab während des Singens die Tanzfläche mit seinem Hut segnete. Zuerst tanzte er mit der Taufpatin der Braut, danach mit dieser selbst und zuletzt mit ihrer družica, der Kranzeljungfrau. Manchmal wollte die Braut ihr Geschick beweisen und tanzte die osəmca mit einem Glas Wein auf dem Kopf. Abbildung  : Draufsicht der Tanzbewegung des Tanzpaares bei Pogačnik Ende des 19. Jh.s.

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Osirnik, Janez

Lit.: P. Zablatnik  : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/ Celovec 1992, 63 f.; M. Ramovš  : Osemca. In  : Traditiones 21 (1992) 105–112  ; M. Ramovš  : Polka je ukazana. Plesno izročilo na Slovenskem  : Koroška in zahodna Štajerska. Ljubljana 2000.

Tomaž Simetinger  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Osirnik, Janez aus Pameče pri Slovenj Gradcu, ver-

fasste 1814 eine Abschrift der slowenischen Übersetzung des Antichrists/Antikrist, vgl. → Bukovništvo. Osmina, → Osəmca. Osrednja južna Koroška = → Südkärntner Zentralraum, der Dialektbereich des literaturüblich als → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje) bezeichneten Dialektes bzw. des slowenischen ethnografischen Gebietes → Rož. Lit.: S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 11–28  ; B.-I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13.5.2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 23. Ljubljana 2013, 366–368.

Bojan-Ilija Schnabl

Osrednjejužnokoroško slovensko narečje [Zent-

ralsüdkärntner slowenischer Dialekt/slowenischer Dialekt des Südkärntner Zentralraums] = (literaturüblich noch) → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje)  ; vgl. auch → Name und Identität  ; → Rož  ; → Terminologie  ; → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška. Lit.: B.-I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13.5.2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 23. Ljubljana 2013, 366–368.

Bojan-Ilija Schnabl

Ossiach, slow. Osoje. Die Gründung des Klosters O. (slov. osoje = ›Schattseite‹) erfolgte um 1024 durch den mit den steirischen Otakaren verwandten Gewaltboten (waltpoto) und Grafen Oci (Otger) und dessen Gattin Irenburg, die Besiedlung durch Mönche aus Niederaltaich (Bayern). Das Kloster erwarb Besitz am Ossiacher See/Osojsko jezero und im → Rosental/Rož, im 15. Jh. auch in St. Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah. Patriarch Poppo von → Aquileia (1019– 1042), Angehöriger der Gründerfamilie, erwarb vor 1028 O. von seinem Bruder Oci(nus), Herrn von Cordenons in Friaul, und unterstellte es als »Eigenkloster«

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dem Patriarchat Aquileia. Diesem war jährlich am Festtag des Aquileier Patrons → Hermagoras (12. Juli) ein Zins von 12 Geldstücken zu entrichten. Der Patriarch hatte auch den von den Mönchen gewählten Abt des Benediktinerklosters O. zu investieren. Dies war vereinbar mit der Verfügung Kaiser Karls des Grossen vom 14. Juni 811, welche die Drau/Drava als Diözesangrenze zwischen Aquileia und → Salzburg festlegte (ungeachtet eventueller Besitzungen am jeweils anderen Flussufer). Erst im 13. Jh. wurde O. ein Salzburger Kloster. Das Marien-Patrozinium der Stiftskirche ist seit 1096 bezeugt  ; kurzzeitig gibt es im 13. Jh. einen Hinweis auf ein Katharinen-Patrozinium. Die Vogtei über das Kloster O. ging um 1138 von der Stifterfamilie auf die steirischen Otakare über, 1192 auf die Babenberger und schließlich 1282 auf die Habsburger. Schwere Schäden verursachte eine Feuersbrunst am 6. November 1484. In den 1670er-Jahren übersiedelte der Konvent (großteils) nach → Wernberg/Vernberk, während der Abt weiterhin in O. residierte. 1783 wurde das Kloster aufgehoben. Die Beschreibung der Herrschaft O. von 1803 enthält demografische und sozialgeschichtliche Angaben   : 13,4 % der Einwohner werden sprachlich als → »Windische« bezeichnet. Die Bauern aus »windischen« Gegenden schicken ihre Söhne zum Spracherwerb in »deutsche« Orte, weshalb bei den »windischen« Untertanen der Herrschaft O. fast alle Männer zweisprachig, die Frauen jedoch nur einsprachig seien. Ab 1816 wurden die Stiftsbauten teilweise abgerissen bzw. verfielen weiter. 1946 wurde die Anlage durch die österreichischen Bundesforste übernommen, seit 1969 in die Veranstaltungen des »Carinthischen Sommers« eingebunden. Vom 11. Jh. bis zum Brand von 1484 bestand in O. auch ein Frauenkloster. Nach einer seit dem 16. Jh. überlieferten Legende soll der Polenkönig Bole­ slaus (Bolesław) II., Mörder des Hl. Stanislaus (Stanisław) von Kraków (Krakau) (gest. 11. April 1079), als »stummer Büßer« seine letzte Lebenszeit in O. verbracht haben (1081–1089) und dort begraben sein (vgl. Inschrift aus dem 16. Jh. an der Außenwand der Kirche). Der literarische Stoff des Büßers von Ossiach (slow. Mutec Osojski) wurde in verschiedenen Literaturgattungen und Sprachen und auch musikalisch bearbeitet (Anton → Aškerc). Lit.: P. Tropper  : Ossiach. In  : Germania Benedictina III/3 (2002) 38–73 (mit Quellen- und Literaturangaben  ; zur einst beachtlichen Bibliothek 61 f.; zur Archivsituation 70 f.)  ; H. Dopsch  : Die Anfänge

Ossiach, Wappen nach Megiser, Sechstes Buch der Chronik, S. 514

Ossiacher Tauern/Osojske Ture

V. Klemenčič, Koroška/Kärnten (Detail Ossiacher Tauern und Moosburger Hügelland/ Osojske Ture in Možberško gričevje)

der Kärntner Klöster. Gründungsversuche und Klostergründungen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert. In  : Studien zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. Hg. von Franz Nikolasch (1997) 89–122, bes. 102–104  ; Ossiach, Natur – Geschichte – Kultur, Gemeindechronik. Hg. von W. Wadl. Klagenfurt am Wörthersee 2012, darin bes.: C. Tropper  : Zur Geschichte von Kloster und Pfarre Ossiach (45–56), W. Wadl  : Die Grundherrschaft des Klosters Ossiach (57–70, bes. 66 f. mit Daten zu 1803). Harald Krahwinkler

Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje, slow. nach Melik,

nach Ilešič auch Osojsko-glinsko podolje bzw. Osojskovrbsko hribovje, ein bewaldeter, bis über 1.000 m ansteigender Höhenzug im Klagenfurter Becken/Celovška kotlina nördlich der Drau/Drava im zentralen Teil → Südkärntens/Južna Koroška. Die O.  T./O.  T. und das M. H./M. g. erstrecken sich in westöstlicher Richtung zwischen Landskron/Vajškra bei Villach/Beljak über Techelsberg/Teholica bis in den Bereich Moosburg/Možberk (veraltet auch Blatograd) und werden südlich vom Wörthersee/Vrbsko jezero und nördlich vom Ossiacher See/Osojsko jezero und Teilen des Glantales/dolina Gline begrenzt. Die Einwohner der Dörfer nördlich vom Wörther See werden nach Šašel Kos und nach Melik slow. Zajezerjani genannt. Der Bereich ist uralter historischer und seit Urzeiten besiedelter Boden   ; viele bedeutsame Bauwerke (z. B. das Stift → Ossiach/Osoje, das Kloster [einst  : Schloss] → Wernberg/Vernberk, die Georgikirche/ Šentjurij in Sternberg/Strmec und das Schloss Moosburg/Možberk) legen Zeugnis von einer bewegten Ge-

schichte ab. Für die slowenische Kulturgeschichte von besonderer Bedeutung sind die barocken slowenischen → Inschriften vom Barbara-Freskenzyklus in St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici und die slowenischen → Chronogramme aus dieser Kirche sowie aus Tibitsch/Tibiče, weil sie aus einer Zeit stammen, als im öffentlichen Raum noch das Lateinische dominierte. Sprachgeografisch bedienen sich die Bewohner dieses Bereiches einer Variante des slowenischen → Rosentaler Dialektes (rožansko narečje), eines von über 40 slowenischen → Dialekten. Der Gebrauch des Slowenischen in den noch bis zur Ersten Republik slowenischsprachigen oder bereits zweisprachigen Pfarren ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija), reicht aber nach wie vor bis zur jahrhundertealten → Sprachgrenze zwischen dem Slowenischen und Deutschen am Kamm der O.  T./O.  T. (→ Sprachgrenze im 18. Jh.). Vor allem die Gemeinden Wernberg/Vernberk und die Altgemeinde Köstenberg/Kostanje, heute Großgemeinde Velden/Vrba, gehören dazu. Einprägsam und zugleich erschütternd schildert der große slowenische Prosaist → Prežihov Voranc (1893–1950) in seinem Essay Če Zila noj Drava nazaj potačo [Wenn Gail und Drau rückwärts fließen] das Ersterben einer Sprache, wenn er die vielen Ortschaften rund um den Wörthersee/Vrbsko jezero durchwandert. Für die solchermaßen geschilderten politischen Bemühungen der Slowenen aus diesem Gebiet stehen sinnbildhaft Mathias → Vospernik (1873–1952), langjähriger Bürgermeister von Wernberg/

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Ossiacher Tauern/Osojske Ture KS, 27. 7. 1938

Buchcover, Drava Verlag

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Ostarrichi

Vernberk, und dessen Bruder Janez → Vospernik, ein hervorgetreten ist. Es sind Erinnerungen an die → DeGründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des portation von etwa 200 slowenischen Familien durch slowenischen Genossenschaftsverbandes Zveza slovens- die Nazis 1942 bis 1945, darunter auch die Familien kih zadrug (→ Genossenschaftswesen). Deren kulturel- Kokot aus Köstenberg/Kostanje und Vospernik aus les Engagement spiegelte sich auch im Wirken der örtli- Föderlach/Podravlje (vgl. auch → Grabinschriften). chen slowenischen → Kulturvereine Sloga in Föderlach/ Vom Hohen Karl/Karov in St. Martin am Techelsberg/ Podravlje und → Kostanje in Köstenberg/Kostanje, das Šmartin na Teholici stammte auch der von den Nazis mit seinen Aufführungen bis nach St.  Martin am Te- ermordete Wehrdienstverweigerer aus religiösen Gechelsberg/Šmartin na Teholici ausstrahlte, wo noch nach wissensgründen Anton → Uran. dem Zweiten Weltkrieg ein slowenischer Kirchenchor tätig war. In diesem Gebiet weist Entner zahlreiche Lit.: ES (I. Gams  : Osojske Ture  ; B. Grafenauer  : Možberk). – S. Ilešič  : slowenische → Zeugen Jehovas nach, die aufgrund ihrer Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : religiösen Überzeugung und ethnischen Herkunft vom Koroška in koroški Slovenci, Zbornik poljudnoznanstvenih in leposlovnih spisov. Maribor 1971, 11–28  ; J. Lesjak  : 75 let po ustanovitvi NS-Regime verfolgt wurden. Slovenskega prosvetnega društva za Kostanje in okolico (1903–1978). In Moosburg/Blatograd wirkte der slowenische Klagenfurt/Celovec 1978  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Priester, Wissenschafter und Lyriker Urban → Jar- Celovec 1984  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do srenik (1784–1844) ab 1827 bis an sein Lebensende als dine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; A. Kokot  : Ko zori spomin. Celovec Pfarrer. Am 28. Mai 1834 hielt hier der damalige Prä- 1996  ; A. Kokot  : Das Kind, das ich war. Klagenfurt/Celovec 1999  ; K. Sturm-Schnabl  : Zwei Erzählungen aus Kärnten von Prežihov Voranc fekt im → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec und im Spiegel erlebter Geschichte. In  : Trans, Internet-Zeitschrift für Kulspätere slowenische Bischof von → Lavant (später mit turwissenschaften, 7. (August 2000)  ; V. Hazler, P. Sketelj, U. Sereinig  : Sitz in → Maribor) Anton Martin → Slomšek seine Etnološki muzej Kostanje, Kraj spomina in učenja, Vodnik = Museum für berühmte Predigt über die Achtung der slowenischen Alltagsgeschichte in Köstenberg, hg. von Slovensko prosvetno društvo → Muttersprache. 1880 wies die amtliche Volkszäh- Drabosnjak/Slowenischer Kulturverein SPD Drabosnjak, Krščanska lung für Moosburg/Blatograd allerdings schon weniger kulturna zveza/Christlicher Kulturverband, Slovenska prosvetna zveza/Slowenischer Kulturverband, Slovenski narodopisni inštitut als 10 % Slowenen aus (Kranzmayer, Ortsnamen  ; Urban Jarnik/Slowenisches Volkskunde-Institut Urban Jarnik. Kös→ Ortsverzeichnis 1860, 1880, 1883, 1918  ; → Spra- tenberg/Kostanje 2002  ; R. Vospernik  : Zweimal aus der Heimat chenzählung). vertrieben – Die Kärntner Slowenen zwischen 1919 und 1945 – Eine Viele bedeutende Literaten aus diesem Bereich ha- Familiensaga. Klagenfurt/Celovec 2011  ; Prežihov Voranc  : Winter in ben die slowenische Literaturgeschichte bereichert. Klagenfurt – Drei Geschichten, Hg. J. Strutz. Klagenfurt/Celovec 2012  ; Im südlichen Teil der Gemeinde Wernberg/Vernberk B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Celovec [2011], 183–185 (»ortsübliche« wirkten der aus Föderlach/Podravlje stammende und in Ortsnamen 1860 und 1880)  ; M. Šašel Kos  : Kelten und Römer in den der Pfarre Gottestal/Skočidol tätige Priester und Lyri- Beiträgen von Josip Šašel. In  : Josip Šašel  : Spomini II, Zbornik s simpoker Tomaž → Ulbing (1881–1969), der aus Gottestal/ zija o Josipu Šašlu, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino Skočidol stammende überaus fruchtbare Volksdramati- koroških Slovencev. Hg. M. Kropej, A. Malle, M. Piko-Rustia. Klagenker Jaka → Špicar (1884–1970), dessen bedeutendste furt/Celovec [e. a.] 2012, 211  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/ Erzählungsdramatisierung Miklova Zala nach Jakob St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NSVerfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt, Wien/Celovec, Dunaj 2014. → Sket, die Geschichte eines während der Türken- Web  : Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija einfälle verschleppten Rosentaler Mädchens, unzäh- 1910, S. 43 (Slowenen in der Umgebung von Feldkirchen/Trg, http:// lige Male inszeniert und gespielt wurde. Von eminen- www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; K. Sturm-Schnabl  : www.inst. ter Bedeutung ist der aus Oberjeserz/Zgornje Jezerce at/trans/7Nr/sturm7b.pdf (4. 1. 2013). Reginald Vospernik bei Köstenberg/Kostanje stammende Volksdramatiker und Autor geistlicher Spiele Andrej → SchusterDrabosnjak, der als Autodidakt sinnbildhaft für die Ostarrichi, Namenzitat aus einer in Bruchsal (Badenliterarische Strömung des → Bukovništvo steht. Unter Württemberg) 996 gefertigten Urkunde, die nach Meiden neueren Lyrikern sticht der aus Oberdorf/Zgornja nung einiger Historiker und Germanisten den tauvas stammende Andrej Kokot (1936–2012) hervor, der sendjährigen Bestand Österreichs (Millennium 1996) u. a. auch mit seinem Erinnerungsbuch Ko zori spomin als »althochdeutsches Ostreich« symbolisieren soll  : ein [Wenn die Erinnerung reift] (unter dem Titel Das Gebiet/regio, das vulgari vocabulo »Ostarrichi« heißt. Kind, das ich war in deutscher Übersetzung erschienen) Der lateinische Text handelt von einer Schenkung Kai-

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Ostarrichi

ser Ottos III. an den Bischof von Freising (994–1005) Gottschalk, den Nachfolger von → Abraham (→  Freisinger Denkmäler) in Neuhofen in loco Niuuanhova dicto, mit 30 Hufen hobae der Umgebung an der Ybbs bei Amstetten in Niederösterreich. Der Hinweis des Schreibers oder Auftraggebers, die Region heiße so in der Volkssprache, zeigt deutlich, dass nicht ein Ostreich gemeint ist. Es gibt für europäische Länder zwei Namen auf reich  : Frankreich und Österreich. Frankreich ist kein Problem. Österreich schon. Trotzdem gilt literaturüblich die Deutung aus »althochdeutsch« Ostreich »Reich im Osten«, als opinio communis, wiewohl für den Großteil Deutschlands, auch für Freising, Österreich mentalgeografisch eher im Süden liegt. Da richi »Reich« in der heutigen (juristisch/administrativen) Bedeutung im 10. Jh. angeblich noch nicht verwendet wurde, was nicht korrekt ist, unterstellt man ergänzend die nicht nachgewiesene volkstümliche Bedeutung »Gebiet«, um so die erwähnten Wiesen, Weiden, Wälder, Fischwässer usf. als »Reich zum eigenen und ewigen Gebrauch in proprium atque perpetuum usum« erklären zu können. Tatsächlich wird aber schon in den ältesten bairischen (→ Altbairisch) Vaterunser-Übersetzungen (adveniat regnum tuum »zu uns komme dein Reich«) regnum mit richi wiedergegeben. Wenn nur ein kleines Gebiet regio gemeint ist, hat Osten (bairisch oster oder ostar  ?) wenig Sinn. Es gibt übrigens keinen altbairischen, altalemannischen oder altfränkischen Text mit dieser Vokabel. Die Einteilung in Ost/West/Nord/Süd ist nur großräumig und kartografisch, also herrschaftsterminologisch üblich, nicht in der Volkssprache. Damit erklärlich auch der auffällige Hinweis vulgari vocabulo, d. h., der Name hat mit richi »Reich« nichts zu tun. Alles andere, wie eine slawische Etymologie, sei »auszuschließen«, urteilt der Klagenfurter Sprach- und Namenwissenschaftler H.-D. Pohl apodiktisch. Eine erwähnte Herleitung von slawisch Ostrovica/Hochosterwitz ist übrigens auch, weil morphologisch unmöglich, nirgends behauptet worden. Ein Spitzberg oder mehrere sind, wie jedermann erkennen kann, in der genannten Gegend nicht zu finden und daher indiskutabel. Viel wahrscheinlicher ist allerdings die Erklärung aus slowenisch (→ Altslowenisch, → Karantanerslowenisch) Ostriki (auch von ostri), allerdings in anderer Bedeutung. Man bezeichnete steil bergaufführende Strassen als ostra gora »steiler Berg« (bairisch gasteig, gaster). Auszugehen wäre dann von altslowenisch Ostr/ iki »die Leute beim steilen Berg«  : Die alte römische

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Limes-Straße verlässt bei Lauriacum (Enns/Lorch) bis zur Brücke an der Ybbs die Donau und führt in Umgehung des Strudengaus mit einem Höhenunterschied von ca. 150 m steil bergauf, etwa auf der Trasse der heutigen Bundesstraße 1. Der »Landweg« wurde wegen der Gefahren für die Schiffe stromabwärts bis ins 19. Jh. auch von den Schiffsleuten benützt. Er hieß einige Zeit Römerstraße, auch hochstrazze (heute Straß). Dem genau entspricht slow. ostra gora. Geht man davon aus, dann sind die Leute »beim steilen Berg« die ostriki, der ursprüngliche Name von Strengberg. Der alte Laut für standardsprachliches slowenisch č (im Morphem iči) war im Alpenraum lange k (iki). Die Weiterentwicklung wäre dann Ostr/ing (man vergleiche andere karantanerslowenische iki-Namen, die alle wie Myslotiki > Meiselding zu bairisch -ing wurden). Nach Abfall des o entstand String bzw. verdeutlichend Strengberg, heute ein Ort an der Autobahn bei Amstetten. Es gibt sonst keine »Strengberge« in der österreichischen Oronymie. Ostarrichi als karantanerslowenisch Ostriki ist eine sprachlich und sachlich einwandfreie etymologische Option und daher insgesamt wahrscheinlicher als Ostreich. Ostri kommt in der slawischen Toponymie auch in der Bedeutung »scharf« vor, wie »ein scharfes Messer« oder »ein scharfes Gewürz«. Im zweisprachigen Śląsk/ Schlesien heißt Ostra góra dt. »Scharfenberg«. In Losenstein (Oberösterreich) hieß eine heute wegen ihrer Steile und Gefährlichkeit umgebaute Bergstraße »das scharfe Eck« (man kam im Winter leicht beim Bergauffahren ins Rutschen). Man beachte auch Ostriki, die berühmte Wetterstation in Russland bei Tula. Die Gegend um Strengberg im Mostviertel war immer geografisch, strategisch und politisch sensibel. Sie war am östlichen Rand des Traungaus pagus Druni, wo die erste Begegnung von Baiern und → Awaren stattfand. Als der bairische Fürst Tassilo 777 an der Krems ein Kloster gründete (→ Kremsmünster), traf er sich mit dem awarischen župan Physso, dem Anführer einer Slawendekanie, und den slawischen actores Taliup und Sparuna. Seine partnerschaftliche Politik wurde 788 mit dem fränkischen Todesurteil beendet. In diesem Zusammenhang scheint die vorausgegangene Familienpolitik mit den awarischen Otakaren (Otachar, Otger, Etgar), die sich in Styrapurk/Steyr, in der → Karantanischen Mark, der späteren Steiermark integrierten, zu stehen. Die fränkische Strategie war auf brutale Vernichtung der Awaren ausgerichtet. Man beachte schon den sog. »bairischen Bulgarenmord« von 631 in Oberösterreich. Um 800 begann Karl der Grosse einen

Ottmanach/Otmanje

Feldzug gegen die Awaren, blieb aber fastend und betend drei Tage an der Enns (vor dem steilen Berg) aus Angst, in die Provincia Avarorum einzudringen. Noch 870 hieß die Ostarrichi-Gegend östlich der Enns in der Salzburger → Conversio Sclavinia. Im 9. und 10. Jh. galt die Region und deren lingua vulgaris mit dem Namen Ostarriki als slawisch (karantanerslowenisch). Die vielen kaiserlichen Schenkungen an Freising hängen offenbar damit zusammen, dass man den dortigen Bischöfen mehr vertraute als den Salzburgern, die mit Tassilo gemeinsame Sache gemacht hatten. In der Kanzleisprache dürfte sich das slowenische Ostriki, volksetymologisch zu Ostrich »Ost/reich« umgedeutet, latinisiert Austria, durchgesetzt haben. Dazu wurde die lateinische Übersetzung marcha orientalis gemacht. Volksetymologien stammen oft von »Gelehrten«  ! 1156 wird die Markgrafschaft (comitatus) marcha Austriae von Baiern/Baivaria (→ Bagoaria) getrennt und selbstständiges Fürstentum/Herzogtum Östreich ob und unter der Enns. Der Ostringberg/Strengberg liegt genau an der Grenze zwischen beiden. Ostarrichi wurde schon 996 ausdrücklich wegen der möglichen Verwechslung mit Richi »Reich« als vulgare vocabulum bezeichnet. Richi ist jedenfalls keine Vokabel der Volkssprache. Die Volkssprache der Region war nachweislich (auch) → Altslowenisch (»sclavanice«). Das Slowenische als Volkssprache lingua vulgaris zeigen eindeutig die Namen in einem Umkreis von 30 km, wie z.  B.: Raming/Rybnika, Zauch/Suha, Weistrach/ Bistra, der Sonntagberg qui dicitur sclauuanice Ruznik, Ferschnitz/Brežnica, Ybbsitz/Ibusica (die kleine Ybbs), Opponitz/Sopotnica, Gleiss (die Burg des sclavus Gluzo, Gluzengisazi) oder Windischendorf (1160, der älteste → Windisch-Name Österreichs). Österreich als »Spitzberg« war eine scherzhafte journalistische Erfindung mit Karikatur. Als »der steile Berg« bzw. »Scharfen-

berg« der Römerstraße zwischen Lorch/Lauriacum und Ybbs und zwischen dem Land ob und unter der Enns ist er durchaus realistisch. Lit.: O. Kronsteiner  : Bedeutet Ostarrichi wirklich »Ostreich«  ? Unzeitgemäße Anmerkungen zu europäischen Millenniumsmythen. In  : Die Slawischen Sprachen 50 (1996) 125–134  ; H. D. Pohl  : Ostarrîchi 996–1996. Tausend Jahre Name Österreich. In  : Österreichische Namenforschung 24 (1996) 3–10, und in zahlreichen anderen Publikationen desselben Autors zum Thema Ostarrichi = »Ostreich«  ; O. Kronsteiner  : Der Ostarrichi Mythos. In  : Nichts als Namen. 2003, 41–47  ; J. Freutsmiedl  : Römische Straßen der Tabula Peutingeriana in Noricum und Raetien. Erlangen (o. J.).

Otto Kronsteiner

Österreich, → Innerösterreich (Notranja Avstrija)  ;

→ Ostarrichi  ; → Slovenia submersa.

Osttirol, → Toponyme slawischer bzw. slowenischer

Herkunft in Osttirol und in Salzburg.

(OF) [Befreiungsfront/Befreiungsbewegung], vgl. Sachlemmata  : → Widerstandsbewegung, sowie → Domoljub [Heimatfreund]  ; → Kärnten/Koroška  ; TIGR  ; → Zedinjena Slovenija [Vereinigtes Slowenien]  ; Personenlemmata  : → Brandner, Anton  ; → Ehrlich, Lambert  ; → Finžgar, Fran Saleški  ; → Gaspari, Anton  ; → Kidrič, France  ; → Knez, Alojz  ; → Kuhar, August  ; → Lapuš, Florijan  ; → Prušnik, KarelGašper  ; → Sienčnik, Dr. Luka  ; → Starc, Johann  ; → Štaudeker, Franc  ; → Urbanc, Anton  ; → Vidic, Fran  ; → Zwitter, Dr. Franci  ; → Zwitter, Vinko  ; → Župančič, Oton. Osvobodilna

fronta

Oswald von Wolkenstein (1377–1445), Minnesänger, → Adelssprache, → Liedersammlung, handschriftliche → Minnesänger  ; → Sprachmischung, mittelalterliche  ; → Windisch. Otrob, Pavel (Musikschaffender, Kulturaktivist), → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungsund Gesangsverein Zvezda (Stern)].

Ottmanach/Otmanje Ansichtskarte, 1908, KOK Ravne na Koroškem

Ottmanach/Otmanje (Altgemeinde, heute integriert in die Gemeinde → Magdalensberg/Štalenska gora), vgl. Sachlemmata  : → Bildstock  ; → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž

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Ottokar aus der Gaal

pri Celovcu und Umgebung   ; → Klagenfurter Feld/ Celovško polje  ; → Klagenfurter Feld, die slowenische Mundart der Poljanci  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Kryptoslowenen  ; → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1882, 1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; →  Vulgoname; Personenlemmata  : → Grochar, Anton  ; → Kočnik, Magdalena  ; → Muden, Simon  ; → Zablatnik, Dr. Pavle. Vgl.: Celovška okolica (Prememba  ; – družba sv. Mohorja  ; – šole). In  : Slovenec (11. 7. 1866) (www.mindoc. eu).

wisse Weise dem regressiven kirchenpolitischen Kurs der → Gegenreformation entgegenwirkte. Er hatte zuvor im Zuge von Visitationsreisen zu den Klöstern Stična und Kostanjevica (wo er ab Dezember 1579 bis zu seinem Tod 1580 die Nachfolge des Abtes Lenart Hofstetter angetreten hatte) beobachten können, welchen katechetischen Nutzen die slowenischen Reformationsbücher für Geistliche und Gläubige gehabt hatten. Mit seinem katholischen Katechismus Compendium Catechismi Catholici in Slavonica lingua, per Quaestiones, in gratiam Catholicae iuventutis propositum. Per fratrem Leonhardum Pacheneckerum, professum ac Sacerdotem caenobii Victoriensis almi Cistiriensis Ottokar aus der Gaal (Otokar iz Geule) (ca. […] (1574), der von Hans Bartsch in Graz gedruckt 1265–1322), → Geschichtsschreibung  ; → Johann wurde, wandte er sich gegen die Lutheraner und wollte von Viktring  ; → Minnesänger. gleichzeitig zu einer volksnahen Vermittlung des katholischen Glaubens beitragen, was ihn zum Initiator Ovčar-Jurkeljc, Janez (Kulturaktivist), → Borovlje. und Vorreiter der innerkatholischen Reformbewegung Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer machte. Besonders deutlich wird der Mehrwert von P.s Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Katechismus in der Gegenüberstellung mit ca. 80 reformatorischen slowenischen Texten. Weitere katholische Pabo, dux, → Duces Carantanorum. liturgische Bücher [Evangelia inu lystuvi (1612) und Catechismus Petri Canisij Soc. Iesu Th (1615)] erschienen Pachernecker, Lenart (Leonhard, * erste Hälfte des allerdings erst 50 Jahre später auf Initiative der → Jesu16. Jh.s in Kärnten/Koroška, † 30. September 1580 iten, allen voran der konservative slowenische Bischof Kostanjevica na Krki), katholischer Geistlicher, Mönch. von Ljubljana Tomaž → Hren (1560–1630), der auP. war Mönch im Zisterzienserkloster von → Vik- ßerdem alle missliebigen, v. a. protestantischen Texte tring/Vetrinj. Geburtsort bzw. -datum sind unbekannt. verbrennen ließ, was eine jahrzehntelange StagnationsAus Korrespondenzen wird ersichtlich, dass er des Slo- phase des slowenischen Schrifttums nach sich zog. wenischen kundig war. Im Zuge des → Protestantismus P.s Werk wurde bislang nicht aufgefunden. Ledigwaren zu jener Zeit mit der Ausnahme von Tirol alle lich Primož → Trubar polemisierte darüber in der Habsburger-Erblande bekehrt. Unter Kaiser Rudolf Vorrede zu seinem Catehismus zdveima izlagama [CaII. (1552–1612) begann eine rigorose Rekatholisierung, techismus mit des Herren Brentij von M. C. Vischers die neben Vertreibungen besonders durch konsequente Ausslegung (sic  !)] und bezeichnete es als »neuen JesuBücherverbrennung gekennzeichnet war und einen im- itischen Catechismus, in Windischer Sprach gedruckt« mensen kulturgeschichtlichen Rückschritt bedeutete. (→ windisch). In Kärnten/Koroška, wo die Reformationsbewegung in den 1570er- und 1580er-Jahren ihren Höhepunkt Quellen  : ARS, Archiv des Zisterzienserstifts Rein bei Graz, NUK, erreicht hatte, sollten später auf der Seite der (Ge- P. Trubar  : Catehismus sdveima islagama […]. V Tibingi 1575, 1–11. heim-)Protestanten die Volkspoeten mit slowenischen Werke  : Compendium Catechismi Catholici in Slavonica lingua, per Quaestiones, in gratiam Catholicae iuventutis propositum. Per fratrem Übersetzungen sakraler Texte für den Fortbestand und Leonhardum Pacheneckerum, professum ac Sacerdotem caenobii Victoriendie Verbreitung ihrer Konfession sorgen (v. a. in Selt- sis almi Cistiriensis […]. Graz 1574. schach/Sovče und → Agoritschach/Zagoriče, wo sich Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. der Protestantismus bis in die Gegenwart erhalten hat). 1. [Ljubljana] 1894, 128–136  ; O. Sakrausky  : Agoritschach – Geschichte In weiterer Folge trug ihr Wirken primär zum Erhalt einer protestantischen Gemeinde im gemischtsprachigen Südkärnten. Klader slowenischen Schrifttradition und Sprache bei genfurt 1960  ; P. Zablatnik  : Slovensko slovstvo na Koroškem od prvih jezikovnih spomenikov do baročne dobe – Slowenische Literatur in Kärn(→ Bukovništvo). ten – Von den ersten Sprachdenkmälern bis zur Barockzeit. In  : Die Brücke Auf der Seite der Katholiken war P. der erste Kle- 4 (1976), 72, 83-85  ; I. Grafenauer  : Literarnozgodovinski spisi. (Hg. riker, der ein liturgisches Buch verfasste und auf ge- J. Pogačnik). Ljubljana 1980, 147, 471  ; J. Mlinarič  : K življenjepisu

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Pajk, Pavlina

vetrinjskega cistercijana Lenarta Pacherneckerja, pisca prve tiskane slovenske katoliške knjige. In  : Studia Historica Slovenica 4 (2004) 2–3, 275–296  ; A. Žalta  : Protestantizem in bukovništvo med koroškimi slovenci. In  : Anthropos 36 (2004) 1/4, 59–72. Katja Mihurko Poniž

Maja Francé

Pajk, Janko (Pajk Johann, Ps. Jankovič, Adriaticus, * 14.

Dezember 1837 Kaplja vas [Prebold, Štajerska], † 7. November 1899 Ljubljana), Philosoph, Literaturtheoretiker, Redakteur. P. studierte klassische Sprachwissenschaft und Slawistik in Wien, Philosophie in Graz, wo er 1887 den Doktortitel erwarb. Zwischen 1862–1899 war er Lehrer in Gorizia/Gorica/Görz, Kranj, → Maribor, Brno und Wien. 1872 wurde P. Leiter und 1878/79 Eigentümer der Nationaldruckerei in Maribor. 1876 übernahm er von Davorin → Trstenjak die redaktionelle Leitung der steirischen slowenischen Literaturzeitschrift Zora. Darin bemühte sich P. zwar um aktuelle literarische und kulturelle Beiträge, der politische Grundton der Zeitschrift aber, den er als konservativer, der Tradition verschriebener sog. Altslowene (→ staroslovenci) auf die Zeitung übertrug, führte zu permanenten öffentlichen Auseinandersetzungen mit den literarischen Protagonisten der oppositionellen Jungslowenen (→ mladoslovenci) Fran → Levstik, Fran → Levec, Josip → Jurčič oder Josip → Stritar. Die literarischen Polemiken, die auch auf Stritars Zeitschrift Zvon abfärbten, schadeten nicht nur P.s Autorität, sondern v. a. der Zora, so dass ihr Druck zum Erliegen kam. Für beträchtlichen Wirbel sorgte außerdem seine negative Kritik zum herausragenden slowenischen Kanondichter Simon → Gregorčič, die 1882 im Kärntner → Kres erschien, was auch das Ansehen dieser Zeitschrift schmälerte. P. wandte sich gegen die slowenische Variante des Naturalismus Nova struja, der eine Gegenreaktion auf den »idealen« Realismus darstellte und soziale Missstände radikal kritisch aufzuzeigen suchte. Gleichzeitig trat er für traditionelle stilistische und inhaltliche Formen ein, so auch für das sentimental-idealistische Opus seiner Gattin Pavlina → Pajk. Er gehörte noch der Generation an, die sich hinsichtlich des wissenschaftlichen Ausdrucks der slowenischen Sprache nicht genügend Eigenpotenzial zutraute und Abhandlungen daher überwiegend auf Deutsch verfasste. Seine literarischen, philosophischen, pädagogischen, wissenschaftlichen und ethnografischen Studien publizierte P. in den Zeitschriften Zora, Vestnik, Kres u. a. Er war ein Verehrer Platons und interessierte sich auch sonst

für philosophische Lehren, so verfasste er etwa das im Selbstverlag erschienene pragmatisch angelegte Werk Praktische Philosophie (1896). Werke  : Augustus und Horaz  : deren Zeit, Charakter und gegenseitige Beziehungen  ; ein Beitrag zur Charakteristik des genannten Dichters. Marburg i. St. 1877  ; Kritika Gregorčičevih poesij. In  : J. Sket  : Kres. Leposloven in znanstven list II (1882), 379–391  ; Gregorčičevim kritikom odgovor in poúk. V Ljubljani (Selbstverlag J. Pajk) 1882  ; Platons Metaphysik im Grundriss. In  : Jahresbericht über das k. k. FranzJoseph-Gymnasium in Wien. Wien 1879. 14.1887/88, Wien 1888, 4–26  ; Davorin Trstenjak. Doneski k njegovem životopisu. In  : KMD 1892  ; Davorin Trstenjak kot človek. In  : Ljubljanski zvon 14(1894)8, 523–717  ; Praktische Philosophie. Wien 1896. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; ÖBL. – [Anonym] (Fr. L.)  : Dr. Janko Pajk. In  : DiS 12 (1899) 23, 45  ; M. Pajk  : Spominu drja. Janka Pajka. K obletnici njegove smrti. In  : LZ 20 (1900) 11, 692–697.

Maja Francé

Pajk, Pavlina (Pajkova, geb. Doljak, * 9. April 1854 Pavia [Lombardei], † 1. Juni 1901 Ljubljana), Schriftstellerin. P. war Tochter des Reichsratsabgeordneten Josip Doljak, der in ihrem Geburtsjahr Richter in Pavia war. Sie verlor bereits als Kind ihre Eltern und lebte bis zu ihrem zehnten Lebensjahr im Ursulineninternat in → Gorizia/Gorica/Görz, wo die Unterrichtssprache Italienisch war. Dann nahm sie ihr Onkel Matija Doljak, Bürgermeister in Solkan bei Gorica, zu sich. In seinem Haus verkehrten nationalbewusste Slowenen und erst unter ihnen lernte P. als 15-Jährige die slowenischer Sprache. Mit 22 heiratete Pavlina den verwitweten Schriftsteller Janko → Pajk, in dessen Zeitschrift Zora sie bereits Gedichte und Prosa veröffentlichte. Sie übersiedelte in die Steiermark/Štajerska, lebte später mit ihrer Familie in Graz, Brno (Brünn) und Wien und schickte zwei Jahrzehnte lang ihre Texte aus dem Ausland an slowenische Zeitschriften. P. veröffentlichte u. a. in Dom in svet, bei der → Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur] und im → Ljubljanski zvon. Im → Kres veröffentlichte sie eine Reihe von Gedichten und Erzählungen sowie den essayistischen Text Nekaj besedic k ženskemu vprašanju [Einige Wörtchen zur Frauenfrage] (1884), der den ersten von einer Frau geschriebenen theoretischen Beitrag zur Frauenfrage in slowenischer Sprache darstellt. In ihm behauptet P., dass die Gründe für die Unterdrückung der Frauen in der Erziehung und Ausbildung der Mädchen lägen, und sie fordert die Möglichkeit der Bildung und Berufsausbildung für Mädchen. In der Reihe → Slovenske večernice erschienen ihre Erzählun-

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Pak, Andrej

gen Dora [Dora] (1885) und Domačija nad vse [Heimat über alles] (1889). Sie veröffentlichte 1886 und 1903 auch im → Koledar Mohorjeve družbe. P.s Erzählungen und Romane waren ausgesprochen populär. Sie gehören zur Familienliteratur und sind voller unglaublicher und romantischer Zufälle. Gegen Angriffe durch die slowenischen Naturalisten, die ihren sentimentalen Idealismus kritisierten und sie als »slowenische Marlitt« bezeichneten, wurde P. von Josip → Stritar in Schutz genommen. Werke  : Poezija  : Pesni Pavline Pajkove. Maribor 1878  ; Dora. Celovec 1885  ; Domačija nad vse. Celovec 1889. Zbrani spisi Pavline Pajkove. 2 Bd. Celje 1893–1895  ; Slučaji usode. Gorica 1897  ; Dora. Gorizia 1938. Lit.: SBL  ; EJ  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 4. [Ljubljana] 1898, 131  ; M. Kušej  : Prve učiteljice, prve pisateljice – Kdo jih še pozna. Celovec/Klagenfurt 1996  ; B. Pešec Mikec  : Pavlina Pajk  : Zagovornica ženske emancipacije. In  : N. Budna Kodrič [e. a.]  : Splošno žensko društvo 1901–1945. Ljubljana 2003, 63–72  ; M. Verginella  : Pavlina Pajk (Born Doljak) (1854–1901). In  : F. de Haan (Hg.)  : A Biographical Dictionary of Women’s Movements and Feminisms. Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th Centuries. Budapest [e. a.] 2006  ; M. Hladnik  : Pavlina Pajk (1854–1901), Prva dama slovenskega ženskega romana in povesti. In  : A. Šelih [e. a.] (Hg)  : Pozabljena polovica. Ljubljana 2007  ; K. Mihurko Poniž  : Trivialno in/ali sentimentalno  ? – Arabela Pavline Pajk  : študija primera. In  : Slavistična revija, Jg. 59/1 (jan.–mar. 2011) 65–82, www. srl.si/sql_pdf/SRL_2011_1_06.pdf.

Katja Mihurko Poniž

Pak, Andrej (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]. Pak, Gregor, vulgo Tesnar (Vereinsobmann, Kulturak-

tivist), → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna].

Pak, Rezi, vulgo Krznar (Bibliothekarin, Kulturaktivistin), → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]. Pakanje. Im slowenischen dialektalen Sprachgebrauch wird beim Pakanje statt dem slowenischen Bindewort in [und] das Wort pa [aber] verwendet (→ Dialekt, → Terminologie). Lit.: A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument.php?id=55578  ; A. Benko  : http://narecna-bera.si/ (7. 11. 2013).

Bojan-Ilija Schnabl

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Palacký, František (* 14. Juni 1798 Hodslavice [Nový

Jičín, Mähren], † 26. Mai 1876 Prag), tschechischer Politiker, Historiker. P. war der Sohn einer lutherischen Familie, sein Vater war Prediger und Lehrer. In Trenčín und Bratislava besuchte er die evangelischen Schulen und studierte danach an der Universität in → Prag Geschichte. Seine Materialsammlung Staří letopisové čeští [Alte tschechische Jahresschriften] gab er 1829 heraus. 1831 wurde P. zum Landeshistoriografen ernannt und beauftragt, die Geschichte des Königreichs Böhmen zu schreiben. An der Gründung der Matice česká [Tschechische Gesellschaft für Literatur und Kultur] im Jahr 1831 war er maßgeblich beteiligt. Die Arbeit an seinem Lebenswerk begann er 1832. Dieses, die zweiteilige Geschichte des tschechischen Volkes in Böhmen und Mähren (ab 1836 in deutscher und ab 1848 in tschechischer Sprache Dějiny národu českého v Čechách a v Moravě erschienen), beschreibt die tschechische Geschichte von den Anfängen bis 1526. Seine Behauptung, die altslawische Gemeinschaft sei ihrem Wesen nach demokratisch gewesen, das Deutschtum aber usurpiere seit Jahrhunderten Privilegien, war für die weiteren Forschungen bedeutungsvoll. Politischen Radikalismus lehnte P. ab und vertrat deshalb 1848 wegen des steigenden deutschen Drucks einen rein österreichischen Standpunkt. Sein Brief an das Frankfurter Parlament vom 11. April 1848 wurde zum Ausgangspunkt späterer Diskurse über das Slawentum sowie die Rolle und den Stellenwert der Slawen in der Habsburgermonarchie. Eine Passage daraus, von der meist nur der erste Satz zitiert wird, der aber ohne P.s folgende vertiefende Erläuterung in ihrer komplexen Aussage oft falsch verstanden wird, lautet in extensu  : »Wahrlich, existierte der österreichische Kaiserstaat nicht schon längst, man müsste im Interesse Europas, im Interesse der Humanität selbst sich beeilen, ihn zu schaffen. Warum sahen wir aber diesen Staat, der von der Natur und Geschichte berufen ist, Europas Schild und Hort gegen asiatische Elemente aller Art zu bilden, – warum sahen wir ihn im kritischen Momente, jedem stürmischen Anlauf preisgegeben, haltungslos und beinahe ratlos  ? – Weil er, in unseliger Verblendung, so lange her die eigentliche, rechtliche und sittliche Grundlage seiner Existenz selbst verkannt und verleugnet hat  : den Grundsatz der vollständigen Gleichberechtigung und Gleichbeachtung aller unter seinem Zepter vereinigten Nationalitäten und Konfessionen. Das Völkerrecht ist ein wahres Naturrecht  : kein Volk

Pannonische Theorie

auf Erden ist berechtigt, zu seinem Gunsten von sei- slowenischen Sprachraums bzw. in Pannonien loziert. nem Nachbar die Aufopferung seiner selbst zu fordern, 1836 edierte er in seinem Chef d’Œuvre Glagolita Clokeines ist verpflichtet, sich zum Besten des Nachbarn zianus die nach dem Tiroler Grafen Cloza benannte zu verleugnen oder aufzuopfern.« Und gegen Ende des altkirchenslawische glagolitische Handschrift (→ GlaBriefes  : »Und endlich meine lange und doch nur flüch- golica), die → Freisinger Denkmäler sowie mehrere tig hingeworfene Rede zu schließen, muß ich meine Abhandlungen in lateinischer Sprache. Darin führte er Überzeugung in kurzen Worten dahin aussprechen  : die sog. Pannonische bzw. karantanisch-pannonische dass das Verlangen, Österreich (und mit ihm auch Theorie aus, wonach das Altkirchenslawische auf der Böhmen) solle sich volkstümlich an Deutschland an- Grundlage der Sprache des pannonischen Kerns der schließen, das heißt in Deutschland aufgehen, eine Zu- Slowenen entstanden sei (das sind die Slowenen der mutung des Selbstmords ist, daher jedes moralischen Steiermark/Štajerska, des Prekmurje (Übermurgebiet), sowie die Kajkavischen Kroaten [im Gegensatz zum und politischen Sinnes ermangelt.« karantanischen Kern der Slowenen aus → Kärnten/ Als Vorsitzender des allslawischen Kongresses in Koroška, → Krain/Kranjska und dem Küstenland/PriPrag 1848 (→ Slawenkongresse) stellte er sein Programm des → Austroslawismus vor. Er betonte, dass morje]). Nicht zuletzt wegen ethnopolitischer Überlegundie Slawen nach Österreich gehören und dass Östergen und exklusivistischer historischer Anschauungen reich den Slawen ihre nationalen Rechte zuerkennen wurde die Theorie in der Folge vielfach kritisiert, da werde, bzw. glaubte er daran, dass Österreich zu einem Staat gleichberechtigter Völker werden würde und dass die zahlreichen durch die Jahrhunderte währenden es die Slawen als gleichberechtigtes Element im Staate Entwicklungen der Sprache und die unterschiedlichen anerkennen werde. P. lehnte die Anbindung an Russ- Zentren ihrer Pflege tatsächlich vielfältige Einflüsse ausmachen lassen. So beanspruchen Slowaken und land ab. Und setzte sich für eine selbstständige VerwalMährer (Tschechen) gleichermaßen den pannonischen tung bzw. Selbstverwaltung aller Völker Österreichs auf Raum der kyrilo-methodianischen Slawenmission der Grundlage des anerkannten Naturrechts ein. Nach (→ Methodvita, → Christianisierung) als historischen dem Misserfolg 1848 wurde sein Vertrauen in ÖsterTeil ihrer nationalen Geschichte, ebenso wie die Bulreich so erschüttert, dass er die Tschechen bis zu seinem garen und Makedonier Kyrill und Method als Teil Tod vor der Gefährlichkeit der österreichischen Deutihrer Nationalgeschichte betrachten. Auch die Kroaten schen warnte. sehen bisweilen ihre Anciennität in ihrer eigenen glagolitischen Tradition begründet. Werke  : Geschichte von Böhmen. Größtentheils nach Urkunden und Selbst Franz → Miklosich unterstreicht die poli; Dějiny národu českého v Handschriften. 5 Bde. Prag 1836–1867   tische Grundmotivation des Entstehens der Sprache Čechách a v Moravě dle puwodnich pramenu. Prag 1848–. Lit.: ÖBL. – S. Hafner, O. Tureček, G. Wytrzens (Hg.)  : Slawische im Rahmen der Bestrebungen auf Eigenständigkeit des Geisteswelt, West- und Südslaven, Staatlichkeit und Volkstum. Baden- »Großmährischen Reiches«. Er distanziert sich auch Baden 1959, 180 und 182  ; J. Kořalka  : František Palacký (1798–1876). von Kopitars Annahme, das Slowenische hätte sich Praha 1998  ; J. Morava  : František Palacký. Čeh, Rakušan, Evropan. direkt auf der Grundlage des Altkirchenslawischen Praha 1994  ; I. Gantar Godina  : František Palacký a Slovinci. In  : F. entwickelt, da er von einer dialektalen Trennung der Šmahel, E. Doležal (Hg.)  : František Palacký 1798/1998. Dějiny a einzelnen slawischen Sprachen und jener der Karandnešek. 1. Praha 1999, 413–418. taner (→ Carantani) und der pannonischen → Slawen Irena Gantar Godina, Katja Sturm-Schnabl  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl schon vor dem 9. Jh. ausgeht. Bedeutend war die Rezeption der P. T. in Kärnten/Koroška, wo sie für Urban Palzer, Magdalena (Marienerscheinung), → Dolina/ → Jarnik als Argument gegen die → Germanisierung Dolina. der Kärntner Slowenen diente und nach Domej einen Hang zur Archaisierung der slowenischen SchriftPannonische Theorie (auch karantanisch-pannoni- sprache einleitete, einer Strömung, die in der zweiten sche Theorie), slow. panonska teorija bzw. karantansko- Hälfte des 19. Jh.s wirksam werden sollte. panonska teorija. Die P. T. geht ursprünglich auf BarthoNeuere Forschungen gehen davon aus, dass das lomäus → Kopitar zurück, der damit die geografische Übersetzungswerk von Kyrill und Method am Herkunft des → Altkirchenslawischen im Bereich des Hofe Mosapurc/Blatograd des unterpannonischen

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Pannonisches Fürstentum

Markgrafen → Kocelj in Zalavár/Zolovar am Südwestrand des Balaton/Plattensee/Blatno jezero (bzw. des Kis-Balaton/Kleiner Plattensee) vor dem Jahr 880 von einer Vielzahl an Geistlichen unterschiedlichen sprachlich-dialektalen Ursprungs stattgefunden hat, so dass alle ihre Eigenheiten eingebracht haben. Darunter waren auch Karantaner Slowenen. Zudem zeigen die Forschungen zum Ursprung der christlichen → Terminologie, dass bereits vor diesem Übersetzungswerk die → Salzburger Mission in → Karantanien Bibeltexte ins Karantanische/→ Karantanerslowenische übersetzte bzw. übertrug, was am → altladinischen Ursprung der Terminologie abzulesen ist. Zudem lassen sprachliche Analysen der → Freisinger Denkmäler ebenso erkennen, dass bereits vor der Bibelübersetzung durch Methods Kreis die Bibel zumindest teilweise ins karantanische »Slowenisch« jener Zeit (→ Karantanerslowenisch) übersetzt worden war (die Texte, die für die Zwecke der Christianisierung geschaffen wurden, stammen aus dem 8./9. Jh., deren Niederschrift fand im späten 10. Jh./frühen 11. Jh. statt. Sie sind bereits eindeutig dem Slowenischen als Sprache zuzuordnen). Diese Texte flossen in der Folge in die Method-Gesamtübersetzung ein. Dies wiederum bestätigt nach langen und durchaus ethnopolitisch motivierten Polemiken über die Frage, wer das Prestige der Anciennität für sich beanspruchen kann, dass die P.  T. Kopitars durchaus, wenn nicht absolut, dann zumindest teilweise im Hinblick auf die geografische Lozierung ihre Richtigkeit hatte. Nicht im Hinblick auf die Reihenfolge Altkirchenslawisch > Slowenisch und nicht im exklusiven Anspruch nur einer genealogischen Linie der Sprachentwicklung, stellte sie aber insgesamt angesichts des damals vorhandenen Quellenmaterials eine Meisterleistung wissenschaftlicher Akribie dar. Quellen  : B. Kopitar  : Glagolita Clozianus. Wien 1836  ; U. Jarnik  : Andeutungen über Kärntens Germanisierung. In  : Carinthia XVI, 26 (1826) 106  ; B. Grafenauer (Hg.)  : Urban Jarnik (1784–1844), Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji Koroške. Klagenfurt/Celovec 1984. Lit.: ES ( J. Zor  : Panonska teorija). – T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, S. 302 ff.; M. Orožen  : Fran Miklošič – raziskovalec obredne teminologije. In  : Miklošičev zbornik. Maribor 1991, 137–163  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, 350 f. und 484  ; K. Sturm-Schnabl  : Aktualnost Miklošičevega znanstvenega dela in misli. In  : Jezikovni zapiski. Glasilo inštituta zs slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU 10/2 (2004) 19–46  ; M. Orožen  : Fran Miklošič – Raziskovalec slo-

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vanske obredne terminologije. In  : V. Vrbnjak (Red.)  : Miklošičev zbornik, hg. Kulturni forum Maribor. Maribor 1991, 137–165. Bojan-Ilija Schnabl

Pannonisches Fürstentum, → Kocelj. Panslawismus, slowenisch panslavizem, eine politi-

sche Doktrin, die auf der Annahme beruht, dass alle slawischen Nationen gemeinsam eine ethnische Gesamtheit bilden. Diese Annahme sieht vor, dass die slawischen Völker auf kulturellem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet zusammenarbeiten müssen, vor allem zur Verteidigung der gemeinsamen Interessen und als Antwort auf das »Erwachen« anderer großer ethnischer Gruppen (der germanischen, der romanischen) (→ Preporod) etabliert zu werden. Die Zusammenarbeit sollte sowohl über die kulturelle als auch über die wirtschaftliche Schiene verlaufen, angedacht waren auch gemeinsame politische Auftritte. In einer der Varianten des P. war eine gemeinsame slawische Sprache vorgesehen, in einer radikaleren ein gemeinsamer slawischer Staat. Bereits im 12. Jh. hatte die Nestor Chronik alle → Slawen als eine Einheit abgehandelt, in der ersten Hälfte des 17. Jh.s schlug Jurij Križanić ganz konkret die Gründung eines slawischen Staates mit dem russischen Zaren an der Spitze vor. Auf die große Bedeutung der Slawen hatte auch Johann Gottfried herder hingewiesen  ; unter seinem Einfluss trat Jan Kollár mit seiner slovanska vzajemnost [slawischen Wechselseitigkeit] für eine literarische und kulturelle Zusammenarbeit der Slawen ein, die zu einer politischen Vereinigung führen sollte. Aus den Ideen Herders und Kollárs schöpfte auch die → Illyrische Bewegung (→ Illyrismus). In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s haben die Tschechen (Havliček) den → Austroslawismus vertreten, der unter den österreichischen Slawen ( Jernej → kopitar, František → Palacký) mehrheitlich die Idee des Panslawismus ersetzte. Der Austroslawismus betonte, dass die Slawen die stärkste ethnische Gruppe in der Habsburgermonarchie darstellten, daher müssten sie unter Zusammenarbeit aller österreichischen Slawen in der Habsburgermonarchie die führende Rolle übernehmen. Die Anhänger des Austroslawismus bemühten sich auch um die Befreiung der Slawen vom »türkischen Joch«. Der allslawische Kongress 1848 in Prag (→ Slawenkongresse) verlief im Geiste des Austroslawismus, zeigte aber die Gegensätze unter den slawischen Völkern auf (russisch-polnisch, tschechisch-polnisch, serbsch-bulga-

Paulitsch, Jakob Peregrin

Kyrill und Method in Slomšeks »Djanje« 1854, II, 241

risch). Der Austroslawismus blieb vorherrschend bis der → Neoslawismus an seine Stelle trat, den der tschechische, russophile Karl Kramař propagiert hatte. Dieser trat für eine verstärkte kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Russland ein und weniger mit Deutschland. Der P. blieb nur in Russland aktuell, insbesondere zur Zeit des Zaren Aleksander II., der sich aber mit der Zeit ebenso wie die russische Zarenidee diskreditierte. Unter den Slowenen fanden die Ideen des Austroslawismus und des Neoslawismus den größten Widerhall, nach 1908 (Annexion von Bosnien) aber übernahm die Idee des Jugoslawismus die Führung. Auch jene Slowenen, die am Panslawismus festhielten, waren mehrheitlich Russophile, die sich zwar für eine engere kulturelle und sprachliche Zsammenarbeit einsetzten, aber keinerlei politische Veränderungen wünschten (Matija → Majar). Lit.: ES (V. Melik  : panslavizem). – H. Kohn  : Pan-Slavism. Its History

and Ideology. New York 1960  ; R. Vlček  : Rusky panslavismus – realita a fikce. Praha 2002  ; V. Černy  : Vyvoj a zločiny panslavismu. Praha 1995  ; I. Gantar Godina  : Neo-slavizem in Slovenci. Ljubljana 1994. Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Partisanen Sachlemmata  : → Widerstandsbewegung,

sowie → Assimilation  ; → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]  ; → Deportationen 1942  ; → Eisenkappel/ Železna Kapla  ; → Grabinschriften  ; → Jugoslawien  ; → Karawanken/Karavanke  ; → Kärnten/Koroška  ; → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katho-

lischer slowenischer Bildungsverein Winkl]  ; → Legija koroških borcev (LKB) [Legion der Kärntner Veteranen]  ; → Rosental/Rož  ; Sattnitz/Gure  ; → Saualpe/Svinška planina  ; → Steirische Slowenen  ; → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Johann und Umgebung]  ; → TIGR  ; → Vertreibung 1920  ; → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk  ; → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška   ; → Widerstandsbewegung  ; → Windischentheorie(n)  ; → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein Zarja]  ; → Zeugen Jehovas  ; Personenlemmata  : → Bevk, France  ; → Dobernig, Josef  ; → Ehrlich, Lambert  ; → Grafenauer, Ludvik  ; → Gregorčič, Simon  ; → Kersche, Gregor  ; → Knez, Alojz  ; → Mikula, Janko  ; → Pörtsch, Franz  ; → Prušnik, KarelGašper  ; → Reichman, Blaž  ; → Rohracher, Andreas  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Sienčnik, Dr. Luka  ; → Srienc, Kristijan  ; → Štaudeker, Franc  ; → Uran, Anton  ; → Zwitter, Fran  ; → Zwitter, Dr. Franci  ; → Zwitter, Vinko. Pasarić, Martin, → Internierungen 1919. Pasterk-Lenart, Franc (* 12. März 1912 Lobnig/Lobnik bei Eisenkappel/Železna Kapla, † 6. April 1943 Podkraj pri Mežici), Widerstandskämpfer, Kommandant des Ersten Kärntner Partisanenbataillons, → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein]. Pasterk, France (Musikschaffender, Kulturaktivist),

→ Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein].

Pasterk, Jurij, vulgo Tavčmanov (Kulturaktivist, NS-

Opfer), → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein].

Paulitsch, Jakob Peregrin (Paulič, Pavlič, * 27. April 1757 Maria Rain/Žihpolje, † 5. Jänner 1827 Klagenfurt/Celovec), als Slowene, Bischof der Diözese Gurk/ Krška škofija (1824–1827). P. stammte aus Glainach/Glinje, wo sein Vater Drahtzieher gewesen war. Er besuchte das Gymnasium in → Klagenfurt/Celovec, wo er auch seine theologischen Studien absolvierte. 1774 wurde er zum Priester geweiht, 1777 zum Subdirektor des Klagenfurter → Priesterseminars bestellt. 1783 erhielt er die Klagenfurter Stadtpfarre St. Peter und Paul/Šentpeter in Pavel

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Paulitsch, Jakob Peregrin

(die spätere Dompfarre) übertragen. Von Erzherzogin Maria Anna wurde er zum Hofpfarrer bei der Elisabethinenkirche St.  Lorenzen/Šentlovrenc in Klagenfurt/Celovec bestellt  ; hier wirkte er als geistlicher Begleiter der Erzherzogin bis zu deren Tod. Nach deren Ableben 1789 kehrte er auf die Pfarre St.  Peter und Paul/Šentpeter in Pavel zurück und wurde 1792 in das Gurker Domkapitel berufen. 1807 wurde P. Rektor des Klagenfurter Lyzeums, und 1809 bestellte ihn Fürstbischof Salm zum Generalvikar der Diözese → Gurk/ Krška škofija. 1819 erreichte er die Position des Dompropstes im Gurker Kapitel. Nach dem Tode Salms 1822 leitete P. die Diözese Gurk/Krška škofija und wurde am 9. Februar 1824 vom Kaiser zum Bischof von Gurk ernannt. Die Bischofsweihe erhielt er am 30. Mai 1824 durch den Salzburger Erzbischof Augustin Gruber. Zu diesem Zeitpunkt zählte er bereits 67 Jahre  ; seine Regierung währte nur kurze Zeit. Ab Herbst 1826 krankheitshalber ans Bett gefesselt, starb er am 5. Jänner 1827 in Klagenfurt/Celovec. Aus seiner Feder stammt ein Gebetbuch für Kranke und Sterbende, das posthum

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von Lorenz → Wölbitsch herausgegeben und bei den Gläubigen sehr geschätzt wurde. A. M. → Slomšek identifiziert P. als Slowenen und zitiert dessen Freude über die Ernennung des slowenischen Landsmannes Franz X. → Luschin/Lušin zum Bischof. (Slomšek zitiert P. folgendermaßen  : Prav iz serca me veseli, da so naš gospod Lušin, Slovenec škof postali  ; Slovence veliko obrajtam. / Es freut mich aus ganzem Herzen, dass unser Herr Luschin, ein Slowene, zum Bischof ernannt wurde. Die Slowenen schätze ich sehr.) Quelle  : A. M. Slomšek  : Francišek Ksaveri Lušin, Svetlo ogledalo svo-

jim slovenskim rojakom [Nekrolog]. In  : Drobtince za novo leto 1855, Učiteljem ino učencom, staršam in otrokom v poduk in kratek čas. U Celovcu 1855, 109–120 (Zitat S. 114). Werke  : Gebethbuch für Kranke und Sterbende. (Hg. L. Welwich.) Klagenfurt 1827  ; Gospod teci mi pomagat  ! Molitvene bukve, Bolnikom spisal Jak. Peregrin Pavlič, knez in škof krški, Za Slovence priredil in z navadnimi molitvami pomnožil duhovnik krške škofije. Izdala in založila Družba sv. Mohorja v Celovci. Z dovoljenjem visokočastitega krškega knezoškofijstva. 1891 (vgl. Nachlass Lisca → Watzko). Lit.: J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk 1824–1979. Klagenfurt 1980, 13–26  ; E. Gatz (Hg.)  : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1983, 553  ; B.I. Schnabl  : Nova dognanja in odkritja. In  : Nedelja 3 (20. 1. 2013), 13  ; B.-I. Schnabl  : 1824 in 1849, ključni letnici za razumevanje slovenske politične in ustavne zgodovine na Koroškem. In  : KK 2014. Celovec 2013, 180–181. Web  : http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Peregrin_Paulitsch (13. 11. 2008). Peter G. Tropper

Jakob Peregrin Paulitsch (von F. K. Skola), Knjižnica Mirana Jarca Novo mesto Jakob Paulitsch, Nachlass Lisca → Watzko, Foto Reinhold Jannach

Pec, Nanca

Paulsen, Viktor (1913–1987), als Slawist schrieb er

1935 bei → Trubetzkoy eine unveröffentlichte Dissertation zum → Gailtaler Dialekt, als SS-Untersturmführer war er laut zitierter Literatur in führender Funktion am Raub von Archivmaterialien in Jugoslawien und in der Sowjetunion beteiligt (vgl. → »Entethnisierung«, → »Generalplan Ost«). Werke  : M. Fahlbusch  : Wissenschaft im Dienst der nationalsozialisti-

schen Politik  ? Die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften von 1931– 1945. Baden-Baden 1999 (zu Paulsen S. 171, 294, 337, 482, 486–489, 492, 606, 629, 655, 659)  ; M. Stoy  : Das Österreichische Institut für Geschichtsforschung 1929–1945. Wien 2007 (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 50)  ; P. Svatek  : »Wien als Tor nach dem Südosten« – Der Beitrag Wiener Geisteswissenschaftler zur Erforschung Südosteuropas während des Nationalsozialismus. In  : M. G. Ash, R. Pils, W. Nieß (Hg.)  : Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Universität Wien. Wien 2010, 111–139.

Paulus Diaconus (8. Jh. n. Chr.), Mönch, Chronist,

vgl. Sachlemmata  : → Geschichtsschreibung  ; → Historia Langobardorum  ; → Karnburg/Krnski Grad  ; → Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; Personenlemmata  : → Grafenauer, Bogo. Pavlič, Anton (Leiter eines Laientheaters, Kulturak-

tivist), → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein]. Pavlič, Dr. Valentin (* unbek., gest. 1876/1877), Anwalt in Völkermarkt/Velikovec, ethnopolitischer liberaler Aktivist, in den Jahren 1867–1873 zentrale Figur der Bewegung der → Mladoslovenci [ Jungslowenen] in Kärnten/Koroška. Als Konzipient in der Anwaltskanzlei von Dr. Ferdinand Dominkuš in Maribor nahm er aktiv Anteil an der Bewegung der → mladoslovenci [ Jungslowenen]  : anlässlich der Gründung der slovenska čitalnica [Leserverein], 1861 wurde er deren Ausschussmitglied. 1865 war er unter den Autoren des → mariborski program [Programm von Maribor], das für eine Vereinigung aller Slowenen in der innerösterreichischen Ländergruppe (→ Innerösterreich) eintrat. 1868 steuerte er eine beträchtliche Summe Geldes zur Gründung der ersten slowenischen Tageszeitung bei, dem liberal orientierten Slovenski narod [Slowenisches Volk]. Seit Jänner 1866 (nach Josip → Vošnjak bereits 1864) leitete er eine Anwaltskanzlei in → Völkermarkt/Velikovec  ; zusammen mit seinem Konzipienten Dr. Albin → Poznik zählte er zu den führenden Persönlichkei-

ten, die versuchten, eine liberale, laizistische politische Strömung unter den Slowenen zu positionieren. Die gemeinsame Kandidatur von P. mit dem konservativen Andrej → Einspieler bei den Landtagswahlen am 29. Jänner 1867 war nicht erfolgreich. Ende Sommer 1868 war P. der Viertunterzeichnende von 52 des Aufrufs zur ersten kärntnerslowenischen politischen → Tabor-Versammlung, die die Behörden jedoch nicht genehmigten. Ende 1869 wurde er in den temporären Ausschuss des neuen jungslowenischen Vereins → Trdnjava [Festung] in Klagenfurt/Celovec gewählt, nach der Übersiedlung von Poznik nach → Krain/Kranjska war er vielleicht (nach Zorn 1971) zeitweise auch dessen Vorsitzender (→ Vereinswesen). P. kandidierte erneut im Völkermarkter Wahlkreis am 27. Juni 1870, doch fehlte ihm für die Wahl in den Kärntner Landtag die Bestätigung der Wahlkommission. Das Gleiche geschah auch bei den Wahlen am 1. September 1871, als ihm lediglich zwei oder drei Stimmen fehlten. Bei den direkten Wahlen zum Reichsrat am 13. Oktober 1873 nahm ihm Andrej Einspieler den Listenplatz und damit endete auch die führende politische Rolle P.s bei den Kärntner Slowenen. Drei Jahre später starb P. »1877, im besten Mannesalter unverhofft« ( Josip Vošnjak). Lit.: Slovenci na Koroškem. In  : Slovenski narod 1 (1868) 73 (22. September), S. 1  ; J. Vošnjak  : Pri proštu Lovru Serajniku v Tinjah. In  : Koledar (Vestnik) šolske družbe sv. Cirila in Metoda … 1905. Ljubljana 1904, 37–43, Zit. 40  ; V. Melik  : Volitve na Slovenskem. Ljubljana 1965, 402  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Aus dem Slowenischen von I. VilfanBruckmüller (= Anton Gindely, Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropa 3). Wien [e. a.] 1997, 427  ; T. Zorn  : Andrej Einspieler in slovensko politično gibanje na Koroškem v 60. letih 19. stoletja. In  : ZČ 23 (1969) 31–51, Zit. 42-44, 48, 49  ; T. Zorn  : O nekaterih vprašanjih slovenske problematike na Koroškem v prvi polovici 70. let 19. stoletja. In  : ZČ 25 (1971) 243–250, Zit. 247–249  ; J. Vošnjak  : Spomini, Ljubljana 1982 (Erstausgabe Ljubljana 1905, 1906), Zit. 102, 164, 225, 338, 638  ; A. Malle  : Tabori na Koroškem. In  : ZČ 41 (1987) 599-622, Zit. 604, 610, 613  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? – nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996, Zit. 190–92, 197–99, 223–24 (slow. Erstausgabe Ljubljana 1965), Zit. 172–74, 178–80, 203-04  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : J. Liška [e. a.]. (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana  : 1984, 21985, 180.

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Pec, Nanca, vulgo Klokarjeva (St.  Michael/Šmihel), Kulturaktivistin, → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

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Pečnik, Ivan

Pečnik, Ivan (St. Michael/Šmihel bzw. Rutach/Rute),

Liedersammler, → Liedersammlung, handschriftliche.

Pečnik, Vinko, vulgo Bicl (Ruttach/Rute nad Bistrico), Kulturaktivist, → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Märchenerzähler  ; → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Michael und Umgebung]. Perchten, slow. Pehrta baba, Perhta oder Pehtrna. Am

Vorabend der Heiligen Drei Könige am 6. Jänner, der im Slowenischen in Kärnten/Koroška pernahti (aus dem deutschen Perchtennacht) genannt wird (→ Lehnwort) oder auch pernahtna bíla (nach dem Lateinischen vigilia – Vorabend, Wachen), geht noch heute in einigen Orten Kärntens die Pehtra baba von Haus zu Haus, die bisweilen auch als Begleitperson der Heiligen Drei Könige beim → Dreikönigssingen auftritt. Es handelt sich dabei um die Umzugsmaske einer mythologischen weiblichen Gestalt ambivalenter Natur, da sie schön oder hässlich sein kann, und die die Kinder gleichzeitig erschrecken und beschenken kann. Traditionell trugen die hässlichen Perchten meist eine dunkle Kleidung (Rock, Oberteil, Kopftuch oder eine andere Kopfbedeckung). Über dem Gesicht trugen sie verschiedenartige Ledermasken mit Hörnern. In den mit Ruß verschmierten Händen hielten sie eine Axt, eine Ofengabel (auf der oftmals eine Wurst aufgespießt war) oder einen Stab. Dieselbe Maske wurde verschiedentlich auch zur Krampus-Darstellung bei Nikolo-Umzügen verwendet. Die Burschen, die die Schönperchten darstellten, waren für gewöhnlich in helle, vor allem weiße Kleidung und Umhänge gekleidet (Halbröcke, weiße Hemden oder Jacken, weiße Kopftücher). Das Gesicht wurde mit einem Schleier bedeckt (Kuret 1984  : 123–137). Im tradierten Erzählgut wird die Pehrta baba mit den Seelen der Toten in Verbindung gebracht, mit bestimmten zu verrichtenden Arbeiten, wie dem Spinnen, dem Weben oder dem Waschen von Garn, sowie mit Verboten, wann diese Arbeiten nicht gemacht werden dürfen. Nach der Überlieferung erblinden jene, die sich respektlos zu ihr zeigen oder es wird dies so bestraft, dass ihnen die Axt in die Schultern gejagt wird. Jenen, die die Fastenzeit nicht einhalten, wird der Bauch mit der Ofengabel aufgeschlitzt (Kropej 2007  : 409). Die Figur der Pehtra baba ist auch unter folgenden Namen bekannt  : Pehtra, Pehtrna, Pjehtrna, Pjerta, Pirta,

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Perta, Pjahtra, Pehta, Pehta krulja, Vehtra baba, Zlata baba, Jaga baba, Ježi baba (Kropej 2007  : 409). Im slowenischen ethnischen Gebiet war sie im oberen Save-Tal und im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, in der nördlichen Primorska (hist. auch Küstenland) und in Kärnten/Koroška verbreitet. Bekannt ist sie aber auch im weiteren deutschsprachigen Bereich (wo sie Frau Holle oder Holde genannt wird), in Tschechien/Böhmen (genannt Šperechta), in Mähren und in der Slowakei sowie im weiteren westslawischen Sprachraum, in Italien (genannt Befana) sowie in Frankreich (genannt Tante Arie) (Kropej 2007  : 409  ; Kuret 1984  : 125) (→ Inkulturation). Kuret betrachtet die Perchten als Masken des tiefen Winters (bzw. als Masken der Mitte des Winters) im weiteren euroasiatischen Raum, weshalb er sie auch entsprechend slowenisch benennt (Sredozimka). Seiner Ansicht nach entwickelte sie sich aus der Figur der eurasischen Urmutter, und zwar in jenen Gesellschaften, wo Frauen dominierten (Kropej 2007  : 409  ; Kuret 1998  : 458–459). Mit der Pehtra baba ist auch der → Brauch der Jagd auf die Perchten (jaganje Pehtre) verbunden, der unterschiedlich gepflegt wurde und der unter verschiedenen slowenischen Bezeichnungen bekannt ist  : pehtrovanje [Perchtenbrauch], Pehtro peti [Perchtensingen], Pehtro goniti [Perchten jagen], Pehtro zgonacti [Perchten läuten]. Dabei begleiteten die Jungen die Pehtra mit Glocken von Haus zu Haus oder durchs Dorf und vertrieben sie so mit Lärm. Damit wurde der Winter vertrieben und die Fruchtbarkeit herbeigezaubert (Ložar-Podlogar 2007  : 409). Lit.: SEL (H. Ložar-Podlogar  : Pehtra  ; M. Kropej  : Pehtra baba)  ; N. Kuret  : Maske slovenskih pokrajin. Ljubljana 1984  ; N. Kuret  : Praznično leto Slovencev  : Starosvetne šege in navade od pomladi do zime. Druga knjiga. Ljubljana 1998, 457–468.

Tomaž Simetinger  : Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Perdon, Matthias (Perdan, Perdamus, Peerdamus, Peerdon, Matjaž, Matija, * um 1563 in Krain/Kranjska, † nach 1626 Kärnten/Koroška  ?), Geistlicher. Zunächst Soldat, entschied P. sich erst als Vierzigjähriger für den geistlichen Beruf. 1605 wird er in den Quellen als Pfarrer von Tultschnig/Čajnče genannt. Aus dem Jahr 1607 erhielt sich sein handgeschriebenes Urbarium der pfarr Tultschnig sambt Lendorff. 1615 gab es in Teilen Kärntens eine Salzburger Visitation, deren Bericht 1616 vorgelegt wurde und in dem sich ein im

Perkonig, Josef Friedrich

Gefängnis geschriebener slowenischer Brief P.s an den Archidiakon von → Villach/Beljak Johann Andreas Nepoggai (Napokoj) in Abschrift und in zeitgleicher deutscher Übersetzung erhalten hat. Darin bat der des Konkubinats beschuldigte P. den Archidiakon in seiner misslichen Lage um Beistand. Dass dieses für die slowenische Sprachforschung nicht unwesentliche Dokument erhalten blieb, verdankt es dem Umstand, dass es als Beweismittel gegen den Angeklagten diente, der am 14. August 1615 in → Maria Saal/Gospa Sveta verhaftet und am 15. Oktober 1615 verurteilt und eingesperrt wurde. Auf das Briefdokument stieß die Historikerin Irmtraud Koller-Neumann, veröffentlicht wurde es von Alfred Ogris, der in dem Brief aus dem Jahr 1615 auch die älteste bisher bekannte schriftliche Nennung für Klagenfurt/Celovec in slowenischer Sprache konstatiert. Im Hinblick auf die sprachlichen Besonderheiten meint Pavel Zdovc, der Briefschreiber habe sich an Primož → Trubar geschult. Bevor sich P.s Spuren verlieren, hielt er sich in → Maria Gail/ Marija na Zilji und → Villach/Beljak auf, zuletzt finden wir ihn vom 17. Juni 1622 bis zum Jahr 1626 als Pfarrer von Egg/Brdo bei → Hermagor/Šmohor. Die Pfarrgemeinde konnte sich mit dem neuen Geistlichen nicht anfreunden, sie warf ihm 1623 unter anderem vor, dass seine slowenischen Predigten »so dunkler außsprach« seien »das … ihn under hundert nit einer verstehen kan«. Lit.: OVSBL. – [Zu J. A. Napokoj  :] J. Loserth  : Akten und Korrespondenzen zur Geschichte der Gegenreformation, Wien 1907, 998  ; L. Boyer  : Schulordnungen, Instruktionen und Bestallungen, 3, Wien 2008, 182  ; A. Ogris  : Matthias Perdon – ein Lebensbild aus der Zeit der Gegenreformation, zugleich ein Beitrag zu zwei Kärntner Ortsnamen. In  : Car I 174 (1984), 303-347  ; P. Zdovc  : Nekaj jezikovnih pripomb k prepisu P.ovega pisma iz leta 1615. In  : Koroško mladje 59 (1985), 81–85  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848, (phil. Diss.). Wien 1986, 145–146, 552  ; V. Inzko  : Doslej najstarejša navedba krajevnega imena Celovec. In  : CZ 4/10 (1986), 78  ; V. Inzko  : … pe meniheh v Zelouzi. In  : KMD 1989, 63  ; A. Kreuzer  : Kärnten. Biographische Skizzen. 16.–20. Jahrhundert. Klagenfurt 1998, 43.

Peter Kersche

Pečnik, Dr. Karel, siehe Ergänzung S. 1043. Perger/Pergerl, Bernhard/Bernard (Humanist und

Sprachwissenschafter), → Wien.

Perkonig, Josef Friedrich (* 3. August 1890 Fer-

lach/Borovlje, † 8. Februar 1959 Klagenfurt/Celovec),

Kärntner deutschsprachiger Erzähler, Berichterstatter, Propagandist, Politiker, Lehrer. P. wurde als Sohn eines slowenischen Büchsenmachers und einer deutschen Mutter in → Ferlach/Borovlje geboren. Am Ersten Weltkrieg beteiligte er sich nicht als Soldat, da er wegen Kurzsichtigkeit und eines Herzfehlers ausgemustert worden war. Dennoch war er von der Zeit der Kämpfe um Kärnten (1918–1920) stark gezeichnet (z. B. Mensch wie du und ich [1932], Kampf um Kärnten 1918–1920 [1930]) (→ Grenzfrage 1918–1920). Diese Ereignisse dienten auch seinem Roman Patrioten (1950), in dem er im Unterschied zu seinen frühen Werken eine ausgeglichenere Darstellung der Beziehungen zwischen Slowenen- und Deutschtum in Kärnten/Koroška anstrebte, als Material. Bis zum Zweiten Weltkrieg war P. auf der Seite Österreichs und engagierte sich für ein einheitliches und ungeteiltes Kärnten/Koroška. Auf eine Einladung von Hans Steinacher hin wurde er 1919 Mitarbeiter im Organ der Agitation im Kärntner Abwehrkampf (→ Volksabstimmungspropaganda). Von 1930 bis 1938 war er Vorsitzender des Heimatbundes, wo er von 1928–1938 die Zeitung Kärnten. Landschaft, Volk und Kultur redigierte, und Mitglied der NSDAP  ; er setzte sich für den Anschluss Österreichs an Deutschland ein. P. schrieb Heimatliteratur (Kärnten, ein Heimatbuch [1925], Kärnten, deutscher Süden [1935], Kärnten, Heimatland, Ahnenland [1943], Klagenfurt, die Stadt am Wörthersee [1959]) und thematisierte das bäuerliche Leben (Liebe, Leid und Tod [1924]), die Geschichte des Grenzlandes, sowie die Beziehungen zwischen beiden ethnischen Gruppen (→ Deutschnationale Vereine). Zunächst einseitig orientiert (wozu auch die Entwicklungsbestrebungen der österreichischen Bourgeoisie, die zunehmende Ausweitung der großdeutschen Idee, die Schulpolitik, eine schwache Förderung und schlechte Organisation auf slowenischer Seite beigetragen haben), änderte er ab dem Ende der 1940er-Jahre in seiner reifen schriftstellerischen Phase sein Verhältnis zum Slowenentum in Kärnten/Koroška in mehrerer Hinsicht und ging folglich anders an die nationale Frage heran. Dies wird u. a. in seiner Autobiografie Im Morgenlicht (1948) bestätigt, wo er festhält, dass er sich auch aufgrund seiner eigenen Verirrung von der slowenischen Seele seiner Heimat entfernt und in seinem Leben etwas verpasst habe. In Austria, Zeitschrift für Kultur und Geistesleben II erschien sein Essay Ein ragendes Beispiel österreichischer Toleranz. Vom Leben und Weben eines stillen Volkstums in Kärnten (1947), bekannt unter

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Perlornig(g), Ferdinand

dem Titel Der Kärntner Slowene, der auf einen Impuls von Lojze Ude hin von Angela → Piskernik ins Slowenische übersetzt und 1951 in Svoboda, der Zeitschrift der Slovenska prosvetna zveza, SPZ [Slowenischer Kulturverband], nachgedruckt wurde. Darin schilderte er die Charaktereigenschaft, beschrieb die Lebensweise, die → Bräuche sowie die sprachlichen Besonderheiten der sog. Rosentaler/Rožani, Gailtaler/Ziljani und Jauntaler/Podjunčani (→ Gailtal/Zilja, → Jauntal/Podjuna, → Rosental/Rož, → Rož, → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška  ; → Ethnologie). Von großer Bedeutung ist seine Erkenntnis, dass Kärnten/ Koroška ohne das nationale slowenische Element kulturell ärmer wäre, wobei er die Slowenen gleichzeitig als friedliche Feldarbeiter darstellte und ihre Ländlichkeit und ihre Verbundenheit mit der Scholle hervorhob (→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Zusammen mit Herta Kralj als primärer Übersetzerin erfüllte P. eine kulturvermittelnde Funktion, schließlich brachte er dem deutschen Leser im Rahmen des literarischen Sammelbandes Europäische Dichtung aus dem Südosten, dessen Redakteur er war, Ivan → Cankar in einer Übersetzung näher (Aus dem Florianital [1947]). Neben dem Schriftstellerporträt wies er auch im Begleitwort auf die bäuerliche Abstammung seiner Nation hin, die er als kindlich naiv, aber tugendhaft, als lebensfroh, mutig, geduldig sowie beharrlich bezeichnete, und vergaß nicht, auf die düstereren Seiten in der slowenischen Seele hinzuweisen  : auf Angst, Heimweh, die Neigung zum Leiden. In weiterer Folge veröffentlichte P. 1947 die Übersetzung von Ivan → Tavčars Herbstblüte (Cvetje v jeseni), in deren Einleitung er die Arbeit ein Lied über den Segen der Erde nannte, den Aufeinanderprall der ländlichen und städtischen Welt hervorhob und wieder von der Volksseele sprach  ; in jenen gesunden, gehärteten und ungeschliffenen Romanfiguren glaubte er die Züge des Slowenen zu erkennen. Ähnlich verhielt es sich mit den Übersetzungen von Fran → Milčinskis Slovenische Volksmärchen (1948) und Miško → Kranjecs Sprung in die Welt (1953) bzw. Herr auf eigenem Grund (1953). Zu P.s slowenischen Korrespondenten, die einen regen, beidseitigen Kulturaustausch bewirkten, gehörten neben Lojze Ude und Kralj auch Alojzij Benkovič, France → Bevk, Vlado Habjan, Ivan Mrak, Silvester Škerl und Drago Druškovič (Ps. Rok Arih), der unter dem Titel Ugrabljena strd (1960) seinen Roman Honigraub oder Der Hügel St. Joseph (1935) übersetzte. P.s bedeutendste Arbeiten sind darüber hinaus die Romane

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Bergsegen (1928), Ev und Christopher (1952), Maturanten (1951), Die Erweckung des Don Juan (1947) sowie das Theaterstück Heimsuchung (1920). P. war Lehrer, hauptsächlich an Hauptschulen und Gymnasien auf dem Land (Obervellach [Zgornja Bela], St. Johann am Brückl/Šentjanž na Mostiču, Viktring/Vetrinj) sowie an der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec und beschrieb einen Teil seiner Karriere in der Arbeit Sonntagskinder. Auf seinen Platz in der österreichischen Literatur deuten die gesammelten Werke in 8 Bänden hin (1965–1968), die unter der redaktionellen Leitung von Erich Nussbaumer entstanden sind. Quellen  : KLA, Sch. 27 (Korrespondenz von J. F. P mit Lojze Ude, Herta Arko Kralj, Alojzij Benkovič, France Bevk, Vlado Habjan, Ivan Mrako, Silvester Škerl, Drago Druškovič, Rok Arih). Werke  : Koroški Slovenec (Der Kärntner Slowene), Üb. A. Piskernik, Svoboda, št. 7–10 (1951) 65–75  ; Herr auf eigenem Grund (Režonja na svojem, Martin Žalik na kmetih). Wien/Stuttgart 1953  ; Ugrabljena strd (Honigraub oder Hügel St.  Joseph), Üb. D. Druškovič, R. Arih. Ljubljana1960  ; Mich selbst im Spiegel gesehen  : autobiographische Schriften und ausgewählte Gedichte. Klagenfurt 1965  ; E. Nussbaumer  : Ausgewählte Werke, 8 Bände. Klagenfurt 1965–68. Üb.: Ivan Cankar  : Aus dem Florianital (Zgodbe iz doline Šentflorjanske), übersetzt von J. F. Perkonig und Herta Kralj. Klagenfurt 1947  ; F. Milčinski  : Slovenische Volksmärchen (Pravljice), Klagenfurt 1948  ; Ivan Cankar  : Spuk im Florianital (Zgodbe iz doline Šentflorjanske). Wien/ Stuttgart 1953  ; M. Kranjec  : Sprung in die Welt (Beg s kmetov), übersetzt von J. F. Perkonig und Herta Kralj. Wien/Stuttgart 1953  ; I. Tavčar  : Herbstblüte (Cvetje v jeseni), übersetzt von J. F. Perkonig und Herta Kralj, Wien/Stuttgart 1953. Lit.: K. Amann  : Die Dichter und die Politik  : Essays zur österreichischer Literatur nach 1918. Wien 1992  ; D. Druškovič  : Različnost dveh pisateljskih sporočil, Koroški plebiscit ( J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn Hg.). Ljubljana 1970, 437–506  ; K. M. Gauss  : Tinte ist bitter  ; literarische Porträts aus Barbareuropa. Klagenfurt 1992  ; U. Perenič  : Stiki Josefa Friedricha Perkoniga s slovenskimi intelektualci in pisatelji. In  : Slavistična revija, let. 53, št. 4 (2005) 583–595  ; Josef Friedrich Perkonig  : Ein ragendes Beispiel österreichischer Toleranz. Vom Leben und Weben eines stillen Volkstums in Kärnten. In  : Austria, Zeitschrift für Kultur und Geistesleben II (1947) 9.

Urška Perenič  ; Üb.: Maja Francé

Perlornig(g), Ferdinand (geboren 1854 in Völkermarkt/Velikovec), Schlosser und Spengler, sozialdemokratischer Aktivist und Gewerkschafter. P. wanderte laut Pleterski als Schlosser- und Spenglergeselle duch Europa und wurde Anhänger der radikalen Arbeiterbewegung, weswegen er für eine Zeit lang aus den österreichischen Konländern ausgewiesen worden war. Nach seiner Rückkehr 1885 arbeitete er in einer Metallwarenfabrik in Seebach/Jezernica. 1890 kam es in der Fabrik zu einem zweitägigen Streik we-

Pernhart, Markus

Markus Pernhart, KärntenPanorama vom Stol IV, Öl auf Leinwand 87 x 189 c, Mitte des 19. Jh. (Südkärntner Zentralraum mit Klagenfurt/ Celovec, dem Klagenfurter Feld/Celovško polje, der Sattnitz/Gure sowie den Karawanken/Karavanke im Vordergrund), Narodna ga­ lerija (Foto Bojan Salaj), NG S 295 , dort ausgewiesen als Panorama vom Stol IV mit dem Zusatz Ansicht von Kärnten/Koroška, Drau/Drava und Rosental/Rož.

gen der Entlassung von vier Arbeitern, darunter P., doch gelang es dem Unternehmer, die Arbeiter von weiterem Streik abzuhalten. Nach seiner Entlassung war P. später Sekretär der Arbeiterkrankenkasse in → Villach/Beljak. Laut Pleterski spielte P. bei der Erneuerung der organisierten Arbeiterbewegung ab 1885 als Einheimischer eine herausragende Rolle. Als sozialdemokratischer Kärntner Delegierter am Hainfelder Gründungsparteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs vom 30. Dezember 1888 bis 1. Jänner 1889 thematisierte er die Frage der Landarbeiter und forderte die Partei auf, sich des Themas anzunehmen, was am 5. Kongress 1896 in Prag auch geschah. Zudem trat er für die Herausgabe einer slowenischsprachigen sozialdemokratischen Zeitung ein  : »Ebenso notwendig ist aber, wie bereits erwähnt wurde, die Gründung eines Parteiblattes in slovenischer Sprache. Wird in Zukunft ein Blatt gegründet, das auf unserem Standpunkt steht, und dessen Redakteur unser Vertrauen verdient, so werden wir ein solches Blatt akzeptieren und anempfehlen können« (zitiert nach Cefarin/Malle). Am Hainfelder Parteitag wurde Kärnten/Koroška unter den Ländern des slowenischen Sprachraums genannt. Quellen  : Verhandlungen des Parteitages der Österreichischen Sozi-

aldemokratie in Hainfeld. Wien 1889, 65, 76. Lit.: Arbeiter Zeitung 28. 2. 1890, Nr. 9  ; Volkswille 7. 3. 1901, Nr. 10  ; R. Cefarin  : Beiträge zur Geschichte des kärntnerischen Tagesschriftums. In  : Carinthia I (1952), 565  ; A. Malle  : Die slowenische

Presse in Kärnten 1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979, 210  ; J. Stergar [e. a.]  : Kronološki pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983. In  : J. Liška [e. a.]. (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana  : 1984, 21985, 187  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996, 334, 355, 428, 429 (slowenische Erstausgabe  : Ljubljana 1965, 305, 323, 393, 394). Janez Stergar  ; Üb. Bojan-Ilija Schnabl

Permož, Andrej (Kulturaktivist, NS-Verfolgungsopfer,

KZ-Häftling, ermordet/umgekommen im KZ Dachau), → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung]. Pernhart, Markus (Marko Pernhart, Pernat  ; Pernath,

Pernhardt, Bernhard, Bernhad, Marcus, * 28. (6.  ?) Juli 1824 Untermieger/Spodnje Medgorje [Wurzbach, ÖBL] bzw. Obermieger/Zgornje Medgorje [SBL] [Ebenthal/Žrelec], † 30. März 1871 Klagenfurt/Celovec), slowenischer spätbiedermeierlicher, realistischer Landschaftsmaler des Viktringer Künstlerkreises. Die Angaben zu P.s Lebensdaten sind in manchen Details uneinheitlich, wobei sie im Groben doch übereinstimmen. P. war der älteste Sohn eines Tischlers aus dem → Jauntal/Podjuna (nach Angaben der Pfarre → Tainach/Tinje entstammte die Familie dem Anwesen vulgo Pernath in Proboj/Proboj und sein Vater Andreas Pernath, der nach anderer Quelle bereits aus Stein im

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Pernhart, Markus

Jauntal/Kamen v Podjuni war, ließ sich als Tischlermeis- ken zu. Von einer traditionellen Landschaftsdarstellung ter in Obermieger/Zgornje Medgorje nieder). P. ging ging er zur Erfassung der Stimmung in der Natur und (wahrscheinlich) in → Tainach/Tinje zur Schule und der Atmosphäre über, blieb dabei aber dem Detail treu. Teils entstanden so aufsehenerregende monumentale wuchs so in einem gänzlich slowenischen Umfeld auf. Früh begann P. u. a. Bienenstockstirnbretter (slow. Panoramabilder  : Der Großglockner (Veliki Klek) misst panjske končnice) in slowenischer → Volkskunst-Tradi- ca. 20 x 3 m, der Triglav ca. 6 m, dazuzuzählen sind auch tion zu bemalen und seine humoresken Bilder am Wo- die Panoramabilder vom Magdalensberg/Štalenska gora chenmarkt von Klagenfurt/Celovec feilzubieten. Mit 12 (erwähnt im Slovenec vom 4. April 1866) und von der Jahren bemalte er die Wände der Gaststube Pri Kra- Šmarna gora. P. malte daneben zahlreiche Gebirgslandjcarju (Kreuzergegend), woraufhin der Gastwirt den schaften ( Julijsche Alpen/Julijske Alpe, Mangart, DoDomherrn und Kärntner Geschichtsforscher Heinrich bratsch/Dobrač), Winter- und Seenlandschaften (WörHermann auf den talentierten Jungen aufmerksam thersee/Vrbsko jezero, die Seen von Bled, Bohinj und machte. Dieser brachte ihn in Verbindung mit seinem Cerknica) und Kärntner Täler ( Jauntal/Podjuna, → Rozukünftigen Gönner, dem Fürstbischof von → Gori- sental/Rož, → Gailtal/Zilja, → Val Canale/Kanaltal/ zia/Gorica/Görz Franz Xaver → Luschin/Lušin, der Kanalska dolina, → Klagenfurter Feld/Celovško Polje, auch ein gebürtiger Slowene aus Tainach/Tinje war. P. Villacher Becken/Beljaška kotlina). Nach Baum malte P. war zunächst Schüler beim Dekorationsmaler Andreas insgesamt 26 große Panoramen. P. malte auch zahlreiche Hauser in Klagenfurt/Celovec. In der Folge stellte Veduten von Städten (Althofen (Stari Dvor), → Bleiwahrscheinlich Hermann auch den Kontakt mit dem burg/Pliberk, → Klagenfurt/Celovec, Kranj, St.  Veit Textilindustriellen und Maler Eduard von Moro her, (Šentvid), → Villach/Beljak, → Völkermarkt/Velikovec), der P. zur Landschaftsmalerei orientierte. Über Moro Orten (Bleiberg (Plajberk), Feldkirchen (Trg), Maria und dessen Viktringer Künstlerkreis (Vetrinjska šola Wörth/Otok, Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni, Traunumetnikov oder Vetrinjski krog), dem auch Josef → Pos(s) stein, Velden/Vrba) und von Industrieanlagen (Eisenod angehörte, erhielt P. Kontakte in die Wiener Kunst- werke Freudenberg/Frajnberk, Lippitzbach/Lipica und szene und insbesondere zum Lehrer für Landschafts- Prevalje). malerei Franz Steinfeld, Professor an der Wiener Mit seinen Darstellungen einer romantischen heiAkademie der bildenden Künste. P. weilte kurzzeitig len Welt traf er den Geschmack des aufkommenden in Wien und in München an der dortigen Akademie vor- bzw. frühindustriellen Bürgertums in der Zeit des der bildenden Künste. So kam P. in Berührung mit der Neoabsolutismus unter Statthalter → Schloissnigg/ niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jh.s und Šlojsnik. Auf Betreiben von Max von Moro, des insbesondere den Winterlandschaften von Hendrick künftigen Leiters des → Geschichtsvereins für KärnAverkamp. Zurück in Kärnten/Koroška avancierte er ten/Koroška, zeichnete er mit akribischer Genauigkeit bald zum bekanntesten Landschaftsmaler seiner Zeit. systematisch alle Burgen und Schlösser Kärntens und P.s Malerei fügt sich in die österreichische Schule fertigte bis 1853 40 Ansichten, später 198 Objekte, des zweiten Drittels des 19. Jh.s zwischen Romantik um sie »zumindest auf Bild vor dem drohenden Verund aufkommendem Realismus. Er malte vorzugsweise fall zu bewahren«. Diese bedeutenden Zeugnisse hisin situ noch vom Biedermeierlichen getragene Land- torischer Bauten wurden in der Folge Eigentum des schaftsbilder in Kärnten/Koroška, → Krain/Kranjska Geschichtsvereins. Zwischen 1854 bis 1857 beteiligte (damals zusammengefasst im Gubernium von Ljubljana  ; sich P. mit seinen Landschaftsbildern an den monatlivgl. → Königreich Illyrien), aber auch anderen zentralös- chen Ausstellungen des Österreichischen Kunstvereins. terreichischen Gegenden. Er widmete sich insbesondere Einen Höhepunkt seines gesellschaftlichen Aufstiegs Wintermotiven in den Bergen und etwa am Wörthersee/ bedeutete wohl 1855 die Schenkung eines Bandes mit Vrbsko jezero. P. bestieg u. a. ab 1849 31-mal den Triglav 31 Zeichnungen an Kaiserin Elisabeth (Sisi) durch und zwischen 1857 bis 1859 achtmal den Großglockner die Kärntner Landstände, für die Max von Moro die (Veliki Klek). Er entdeckte gleichsam künstlerisch das Begleittexte schuf. Mit seinen zahlreichen BergbesteiGebirgsmotiv für das aufkommende Bürgertum. Nach gungen, die er in Zeitungsartikeln und in Gemälden E. Cevc wendet er sich ab 1850 vom Romantischen ab und Zeichnungen festhielt, zählt er auch zu den frühen und dem Licht- und Schattenspiel über dem Wörther- begeisterten Alpinisten und verstand es offensichtlich, see/Vrbsko jezero, den Berggipfeln und in Gewitterwol- sein Werk zu vermarkten.

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Pernhart, Gemälde

Pernhart, Zeichnungen

Hammerwerk-Zeichnung mit slowenischen Notizen (1850)

Koroška kronika, 14. 1. 1949

Personalitätsprinzip (Dualismus der Rechtsordnungen)

Das Œuvre von P. umfasst 1.200 Ölgemälde, 65 Skizzenhefte (teilweise mit slowenischen Notizen), einige Genrebilder, Stillleben und Tierdarstellungen, die nunmehr in den Sammlungen der Landesgalerie in Klagenfurt/Celovec und der Nationalgalerie und dem Nationalmuseum in Slowenien zu finden sind, sowie verstreut in bischöflichem und Privatbesitz. Für die slowenische → Kulturgeschichte bedeutsam ist neben der Darstellung der slowenischen Zentralräume in Kärnten/Koroška und Krain/Kranjska und der Darstellung historischer Stätten (→ Maria Saal/Gospa Sveta) insbesondere die letzte erhaltene Darstellung des → Fürstensteins (knežji kamen) in situ in → Karnburg/Krnski Grad aus dem Jahr 1860, zumal dieser ohne bereits damals entsprechender archäologischer und wissenschaftlicher Aufsicht und Sicherung 1862 vom Geschichtsverein für Kärnten/Koroška erworben und ins Klagenfurter Landhaus überstellt wurde. Die Rezeption P.s Malerei erfuhr einen Wandel. Zu Lebzeiten war er ein gefeierter Landschaftsmaler. Milesi (ÖBL, 1978) charakterisierte seine Werke allerdings als »stilistisch fremd in der Zeit des beginnenden Impressionismus« und »spätest retardierte qualitative Biedermeierlandschaftsmalerei«. Für Leitner-Ruhe war P. wiederum »der führende Künstler Kärntens im 19. Jahrhundert und zeit seines Lebens bekannt«. Sie widmet dem »Alpen- und Gletschermaler par excellence« als einzigen Künstler ein eigenes Kapitel in ihrer Abhandlung zur »Malerei und Plastik im 19. Jahrhundert«. Durch seine Sujets und seinen gesellschaftlichen Aufstieg ist P. allerdings auch ein Beispiel der »Auslassung« slowenischer Geschichtselemente (ihm zu Ehren errichtete der Österreichische Alpenverein in Klagenfurt/Celovec ein Denkmal, eine Gedenktafel wurde von der Kärntner Landsmannschaft 1951 am Sterbehaus errichtet), zumal weder auf den Denkmälern noch in der deutschsprachigen Literatur (Wurzbach, ÖBL, Leitner-Ruhe) seine slowenische Herkunft als ein integrativer Bestandteil seiner Biografie berücksichtigt wird. Zu untersuchen wäre allerdings, wieweit er den Schritt der → Akkulturation bzw. → Assimilation (→ Germanisierung) um des gesellschaftlichen Aufstiegs Willen selbst bereits gesetzt hat (→ Assimilationszwang), was sein Pseudonym und eine kritische Notiz zum Gebrauch deutscher Bergnamen in slowenischen Gegenden in den Novice 1867 zu indizieren vermag.

Quellen  : Klagenfurter Zeitung 125 (1855) Feuillton-Teil  ; Novice 49 (1867) 407  ; A. Prinzhofer  : Markus Pernhart, Biographische Skizze. In  : Klagenfurter Zeitung, 1871, Nr. 84–85. Werke  : Beschreibung der Großglocknerbesteigung. In  : Car. 1857/41 und im Abendblatt der Neuen Münchner Zeitung, 1857/276 u. 277  ; Bilder aus Kärnten (Lithografien), Leon. Klagenfurt 1863–1868  ; Fünf Panoramabilder (Lithografien). Klagenfurt 1875 und 1889. Lit.: Wurzbach, ÖBL (1815–1950, Bd. 7 (Lfg. 35, 1978) 427), SBL, ES, OVSBL. – F. Kotnik  : Krajinski slikar Markež Pernhart. In  : ZUZ 3 (1923) 81–100  ; V. Steska  : Slovenska umetnost I, Slikarstvo. Prevalje 1927, 269–277  ; F. Mesesnel  : Slovensko krajinarstvo v 19. stoletju, Zgodovinski pregled. In  : GDMS 20 (1939) 400–410  ; R. Milesi  : Markus Pernhart. Klagenfurt, Wien 1950  ; R. Treven  : Dia Landschaftsmalerei in Kärnten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. (Phil. Diss.) Innsbruck 1951  ; A. Rohsmann  : Markus Pernhart – Die Aneignung der Landschaft und Geschichte. Klagenfurt 1992 (umfangreiche Abbildungen und Literaturangaben sowie einem Faksimile des Feuilletons von Prinzhofer aus 1871)  ; Andrej Smrekar (ur.)  : Marko Pernhart – 1824–1871 – izbrane slike iz Slovenije in Koroške (Narodna galerija, katalog razstave). Ljubljana 1993  ; B. Jaki  : Meščanska slika, Slikarstvo prve polovice 19. stoletja iz zbirk Narodne galerije. Ljubljana 2000, 182–203  ; W. Baum  : Klagenfurt, Geschichte einer Stadt am Schnittpunkt dreier Kulturen. Klagenfurt, Wien 2002, 86–89  ; K. Leitner-Ruhe  : Malerei und Plastik im 19. Jahrhundert. In  : Ch. Brugger, K. Leitner-Ruhe, G. Biedermann  : Moderne in Kärnten. Klagenfurt 2009, 136–143. Web  : Wikimedia (mit einer Sammlung seiner Bilder)  ; Pfarre Tainach/Tinje und St. Michael ob der Gurk/Slovenji Šmihel  : www.mjt. at/personen.htm (18. 11. 2012)  ; Dežele notranje Avstrije / Iz Celovca. In  : Slovenec (4. 4. 1866)  ; kš  : Koroški rojak nadškof dr. Franc Lušin. In  : Koroška kronika (9. 8. 1946)  ; V.  P.: Slovenci in razvoj kulture na Koroškem. In  : Koroška kronika (27. 9. 1946)  ; A.  B-k.: Koroški slikar Marko Pernhart. In  : Koroška kronika (14. 1. 1949) (www.mindoc.eu).

Bojan-Ilija Schnabl

Pernikarz, Vincenc (um 1887), Bürgermeister und Maler, → Mežiška dolina. Pero (10 Jh.), slowenischer → Personenname  ; J. Scheinigg identifiziert einen adeligen Pero aus Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni als Onkel des Diakonks Albuin, des späteren Bischofs von Brixen [975–1006], vgl. → Hildegard von Stein/Liharda kamenska. Lit.: J. Scheinigg  : Slovenska osebna imena v starih listinah. In  : Izvestja Muzejskega društva na Kranjskem. Hg. Anton Koblar. Jg. III/sešitek 1 (1893) 11  ; Jg. III/2 (1893) 50–51  ; Jg. III/4. (1893) 144.

Personale Immersion, → Immersion. Personalitätsprinzip (Dualismus der Rechtsordnungen), slow. personalni princip oder personalno načelo

sowie dualizem pravnih redov. Das P. ist nach Sturm eine Vorstufe zum Internationalen Privatrecht, steht im

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Personalitätsprinzip (Dualismus der Rechtsordnungen)

Gegensatz zum Territorialitätsprinzip und ist Ausdruck befriedender Toleranz, zumal »[d]er fremde [Rechts-, Anm.] Verband und seine Rechtsvorstellungen geachtet werden, die eigenen niemandem aufgezwungen«. Das P. ist römischen Ursprungs und minimierte die Zahl notwendiger Kollisionsnormen. Sicher ist nach Sturm weiters auch, dass das P. bereits im Karolingerreich galt und dass es sich bei den Langobarden bereits vor der fränkischen Eroberung durchgesetzt hatte. Einen entscheidenden Einfluss für die Tradierung des P. hatte die Kirche, die so ihre interessen besser gegen germanische Eindringlinge zu schützen vermochte. Mit der Festigung territorialer Strukturen und sozialen Prozessen der Vermischung verfiel das P., hatte jedoch Nachwirkungen und »lebt in gewissen Maß im Personalstatut und in der [Mittelalter] und Neuzeit beherrschenden Diskussion um Inhalt und Grenzen von statum personale, reale und mixtum fort.« Die frühmittelalterliche Rechts- und Gesellschaftsordnung beruhte nach Baltl/Kocher auf dem zeitlichen und räumlichen Nebeneinander verschiedener politischer und gesellschaftlicher Systeme. Demnach lebten in einem im weitesten Sinne ethnisch vielfältigen Alpenraum die Angehörigen verschiedener (ethnischer und sozialer) Gruppen aufgrund des Personalitätsprinzips bzw. aufgrund der persönlichen Bindung nach dem jeweiligen Rechtssystem ihrer Gemeinschaft  : die verbleibende romanische Bevölkerung (→ Walchen, → Altladinisch) nach dem spätantiken Vulgarrecht, die Kleriker zusätzlich nach dem »sich formierenden eigentlichen Kirchenrecht«. Die »Germanen lebten nach germanischem, speziell also langobardischem, bairischem und alemannischem Recht«, während »[i]m slawischen Siedlungsgebiet […] slawisches Stammesrecht [bestand]« (→ Slawen). Für Baltl/Kocher steht zudem außer Zweifel, »[d]ass es ein karantanisch-slowenisches [sic  !] Stammesrecht in der Zeit vom 7. bis 11. Jh. gegeben hat«. Fraglich sei nur, ob dieses Recht kodifiziert wurde, da keine unmittelbaren schriftlichen → Quellen, wohl aber deutliche Bezugnahmen auf karantanisch-slowenische → Rechtsinstitutionen erhalten geblieben sind (→ St.  Georgen am Längssee [Šentjurij ob Dolgem jezeru], → Edlingerdienste, → Edlingergerichtsbarkeit). Folglich habe im karantanischen Raum eine sog. »dualistische Rechtsordnung« geherrscht, »da das bairische Recht [nur, Anm. d. A.] für die bajuwarischen [sic  !] Siedler gültig war«. (→ Bagoaria) Ein Zustand, der auch in anderen Gebieten in dieser Zeit vorzufin-

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den war. In der Folge habe dieser Dualismus oder gar Trialismus der Rechtsordnungen (gleichzeitige Geltung mehrerer Rechtsordnungen) zur Herausbildung der einzelnen Landrechte beigetragen. Personalitätsprinzip und Dualismus der Rechtsordnungen geben ein plausibles Erklärungsmodell für die rechtliche → Kontinuität der karantanisch-slowenischen Rechtsinstitutionen, und zwar Jahrhunderte nach der Annahme des Vasallentums → Karantaniens und der → Christianisierung des Landes. Die Beibehaltung insbesondere der → Fürsteneinsetzung als archaisches Relikt einer vorstaatlichen (stammesrechtlichen) Gesellschaftsordnung seit der karantanischen Frühzeit bestätigt zudem im Lichte des Personalitätsprinzips und der dualen Rechtsordnung die staatsrechtliche Identität des Landes (ev. sogar in einer ersten Phase das Primat der karantanischen Rechtsordnung) im Rahmen eines größeren feudalen Gefüges, und zwar trotz oder gerade angesichts der Einsetzung bzw. Belehnung von nicht originär einheimischen → Herzögen (→ Landessprache  ; → Identität, territoriale). Personalitätsprinzip und Dualismus der Rechtsordnungen geben ein Erklärungsmodell auch für den Fortbestand des ursprünglich karantanischen, in der Folge slowenischen Standes der kosezi (die → Freisinger Denkmäler sind bereits eindeutig dem Slowenischen zuzuschreiben, die Herzogseinsetzung, wie sie 1286 von → Johann von Viktring beschrieben wurde, fand in historisch als → »windisch« bezeichneter, also slowenischer Sprache statt) (→ Edlinger, → Ethnogenese, → Karantanerslowenisch). Der Stand der kosezi musste aus fränkischer feudalrechtlicher Sicht aufgrund des Personalitätsprinzips sowie aufgrund des darauf begründeten Privilegs der Herzogswahl und der Wehrpflichten der kosezi/Edlinger als Feudalstand, wenn auch sui generis, angesehen werden. Das heißt, dass die kosezi als eigenständiger Stand von Edelmännern betrachtet wurden. Die rechtliche Begründung gibt auch ein Erklärungsmodell für die von Grafenauer, Wadl u. a. anerkannte historische Genealogie von den kosezi hin zu den → Edlingern im Hochmittelalter. Das Personalitätsprinzip erklärt auch, warum einerseits die Ethnie nicht per se als determinierende Kategorie der kosezi/Edlinger fungierte (wie dies Wadl richtigerweise darstellt), sondern der soziale Stand (was den Fortbestand ihrer spezifischen Privilegien erklärt, so die eigenständige niedere Gerichtsbarkeit und die verminderten Abgaben) (vgl. → Edlinger-Dienste, → Edlinger-Gerichtsbarkeit, → Edlinger-Gemein-

Personennamen, karantanerslowenische

linguistischen Überlegungen zur faktischen und gesellschaftlichen → Relevanz von Sprache, ein Erklärungsmodell für den Erhalt des Slowenischen als Sprache der Inthronisierung und als → Landessprache in der feudalen Zeit sowie für die Ideologie des historisch »windischen«, d. h. slowenischen Herzogtums Kärnten/ Koroška (→ Windischen-Ideologie). Schließlich ist wohl auszuschließen, dass im Hochmittelalter, der Epoche der umfassendsten Beschreibungen der Fürsteneinsetzungen, frühmittelalterliche oder gar stammesrechtliche und dem Feudalismus grundsätzlich fremde Riten wie jenes der Kärntner Fürsteneinsetzung, welcher durch die im Abklingen befindliche gesellschaftliche Gruppe der kosezi/Edlinger getragen wurde, neu »erfunden« worden wäre und noch dazu in einer für die Habsburger damals noch fremden Sprache, sodass entsprechende Erklärungsansätze wohl eher dem Bereich der → »Entethnisierung« einer ideologisierten → Geschichtsschreibung zuzuschreiben sind. Lit.: HRG – J. Mal  : Die Eigenart des karantanischen Herzogtums. In  : Südostforschungen 20 (1961) 33–37   : 35, 39   ; B. Grafenauer   : Ustoličevanje koroških vojvod in država karantanskih Slovencev – Die Kärntner Herzogseinsetung und der Staat der Karantanerslawen. Ljubljana 1952  ; W. Fresacher  : Das Ende der Edlinger in Kärnten (Das KLA1). Klagenfurt 21984  ; F. Sturm (Lausanne)  : Personalitätsprinzip. In  : Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (HRG), Bd. II. Berlin 1984, 1587–1597 (mit weiterführender Lit.)  ; W. Wadl  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 58 f.; H. Baltl, G. Kocher  : Österreichische Rechtsgeschichte  : unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge  ; von den Anfängen bis zur Gegenwart. Graz 112008, 46–75 (68–70)  : B.-I. Schnabl  : Celovško polje, Neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec [2012], 110–113.

Bojan-Ilija Schnabl

Otto Kronsteiner: Orte, in denen Slawen/Slowenen urkundlich erwähnt sind Otto Kronsteiner: Die Vertei­ lung der slawischen/sloweni­ schen Personennamen

schaftswald). Das erklärt anderseits aber auch, warum de facto vor einer späteren Phase der → Akkulturation auch eine sprachlich-kulturelle Kontinuität bei den kosezi/Edlingern angenommen werden kann, zumal das Personalitätsprinzip die konzeptuelle Grundlage für den Dualismus der Rechtsordnungen, d. h. ein ungleiches Rechtssystem, bietet. Das wiederum ist, neben

Personennamen, karantanerslowenische zeigen soziale Zustände und Sprachmoden der karantanischen Slowenen. Aus der Zeit vom 8. bis 14. Jh. sind aus dem alten → Karantanien, vor allem aus Kärnten/Koroška und der Steiermark/Štajerska, slawische Namen von etwa 600 Personen, Männer und Frauen verschiedenen Standes urkundlich bekannt. Wer im Alpenraum damals einen slawischen Namen hatte, ist Slowene. Hinter einem slawischen Namen steht immer ein Slowene, nie ein Baier oder Ladiner. Das war der Trend der Zeit. Die Baiern gaben ihren Kindern keine slowenischen Namen. Die allmähliche Dominanz bairischer Namen unter Slowenen hängt mit der Gewohnheit der bairischen Priester und Taufpaten zusammen,

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Pesjak, France

bairische Namen zu geben, nicht mit dem sprachlichen Verschwinden des Slowenischen. Christliche Slowenen erhielten in der Taufe auch biblische (Adam, Michael, Petrus, Theodor, Joseph) oder germanische Namen (Adalprecht, Adelhalm, Rupert, Rihbald). Eine Person mit einem biblischen oder germanischen Namen kann daher auch Slowene sein. Nie umgekehrt. Wie wichtig die sprachliche Zuordnung und Erkennbarkeit lang noch war, zeigen Zusätze wie Arnold sclavus, Wartman et Saxo sclavi, Sifridus bavarus und Sifridus slavus, Otto latinus und Otto sclavus. Bei P. ist es kaum möglich, genaueres als slawisch, germanisch oder romanisch zu konstatieren. Es gibt entgegen literaturüblichen Behauptungen keine »althochdeutschen« P., wie es keine »althochdeutsche« Sprache oder ein »althochdeutsches« Volk gibt. Die P. sind typologisch germanisch, phonetisch (orthografisch, dialektal) bairisch, fränkisch, alemannisch. Dennoch lassen sich bei den P. der Karantaner Slowenen im Vergleich mit anderen slawischen (russischen, bulgarischen, polnischen, serbischen) regionale Besonderheiten erkennen. Die meisten P. der → Karantaner sind merkmallos und könnten auch aus anderen Regionen der Slavia sein. Eine auffällige Besonderheit im Alpenbereich ist die Häufigkeit von Tiernamen wie Medved »Bär«, Jelen »Hirsch«, Zver »Wild« in Zusammensetzungen wie Zverec, Zverče, Zverka, Zverko, Zverik, Zverina. Bei zweigliedrigen Namen des Typs Slavormir oder Miroslav dominiert neben slav und mir eindeutig das Element goj  : Domagoj, Negoj, Svegoj, Tvrdogoj, Dobrogoj, Mogoj, Sebegoj. Auch das Element svent »heilig« ist ungewöhnlich häufig  : Sventislav, Sventipulk, Sventižizna, Sventodraga, Sventogoj, Sventomir, Sventoch, Svenčej, Sventec, Sventko, Sventin, Sventuš. Erstaunlich ist die Erwähnung vieler Frauennamen aus allen Gesellschaftsschichten. Von der Frau Sventožizna des Fürsten Sventopulk bis zur Ljuba in einem Leobner Bergwerk  : Dobronega, Domanega, Ljuba, Ljubina, Ljubota, Mojica, Semislava, Slava, Sventislava, Zverica. Als soziologische Besonderheit fällt auf, dass in der Oberschicht »feierliche« zweigliedrige Namen (Chotemir, Primislav, Semignev, Vyšemir) dominieren, in der Unterschicht (fratres, mancipia, servi) einfache Namen mit den Elementen dobr »gut« (Dobrica, Dobrucha), drag »teuer« (Dražica, Dragoj, Dragoča), jun »jung« (Junota, Junič), ljub »lieb« (Ljuba, Ljubica, Ljubec, Ljubota), rad »froh« (Radeš, Radovan). Zu beachten ist auch der Unterschied zwischen dem offiziellen (urkundlichen) Namen und den zahlreichen Sentimentalformen inner-

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halb der Familie und unter Freunden (wie im bairischen Josef und Sepp), die offiziell nur selten erwähnt sind. Bei den Namen der Fürsten (→ Duces Carantanorum) ist zu beachten, dass Borut auch als (nicht slawisch) Boruch aufscheint. Sein Sohn Karastus/Gorazd hat ganz offiziell auch den nicht slawischen Namen Cacatius. Ob Cheitmarus (auch Chenmarus) dem in der slowenischsprachigen Literatur üblichen Hotimir entspricht, bleibt ebenfalls fraglich. Unter den ladinischen P. (→ Kocelj) fällt der mehrmals im → Salzburger Verbrüderungsbuch erwähnte Name Coranzanus, Coranzan (von Carantianus »der Karantaner«) auf. Insgesamt bezeugen die slawischen P. in Karantanien, wie lebendig das Slowenische bis ins späte Mittelalter in Kärnten/Koroška und in der Steiermark/Štajerska war. Lit.: M. Kos  : Slovenska osebna imena v »Liber confraternitatum Seccovi-

ensis«. In  : ČZN 10, 1–2 (1913) 8–25  ; K. Forstner  : Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. Graz 1974 (Facsimile)  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2)  ; K. Forstner  : Beiträge zur Erschließung des Salzburger Verbrüderungsbuches. In  : Scriptorium (Revue internationale des études relatives aux manuscrits LVII, 2). Bruxelles 2003, 173–193. Otto Kronsteiner

Pesjak, France (Kassier, Kulturaktivist), → Slovanska

čitalnica.

Otto Kronsteiner: Die Häufigkeit der erwähnten slawischen (karantanerslo­ wenischen) Personennamen.

Scheinigg, Johann, Slovens­ ka osebna imena v starih listinah

Petek, Franc

Triglav, Zvon, Zora und im → Ljubljanski zvon, ein beträchtlicher Teil ihres literarischen Werkes erschien aber auch in der slowenischen → Publizistik, im → Slovenski glasnik, im Besednik, im → Kres sowie bei der → Mohorjeva. Im Slovenski glasnik veröffentlichte sie im Jahr 1864 Aphorismen und die Heimaterzählung Dragotin. Im Besednik erschienen 1872 und 1874 zwei Gedichte, die die Mutterschaft verklären. Im Kres veröffentlichte sie in den Jahren 1882–1883 mehrere Liebesgedichte, Heimatlieder und Gedichte, in denen sie über den dichterischen Schaffensprozess nachdenkt. Die ursprünglich im Kres geplante Veröffentlichung des Romans Beatin dnevnik [Beatas Tagebuch] kam nicht zustande. In der Reihe → Slovenske večernice erschienen 1867 die Erzählungen Perutnice serca [Flügel des Herzens] und Sobotno solnce [Die Samstagssonne]. Sie veröffentlichte aber auch in → Koledar Mohorjeve družbe. P. setzte sich v. a. als Dichterin durch. Obwohl sie in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. schuf, gehören ihre Lieder noch zum formalistischen Klassizismus. Ihre Prosawerke stehen im Zeichen des sentimentalen Idealismus. Als PrešerenÜbersetzerin trat sie v. a. in der in Ljubljana erscheinenden Zeitschrift Triglav sowie mit der Auswahl Poesien von Dr. Franz Prešern (1865) hervor. Gedichte von F. Prešeren und von anderen slowenischen Dichtern veröffentlichte sie auch in den Slawischen Blättern. Ihre Übersetzungen ins Slowenische (aus dem Deutschen, Tschechischen, Kroatischen, Französischen und Italienischen) erschienen im Slovenski glasnik. Quellen  : NUK, Rokopisni oddelek (Ms 484) [Nachlass]. Werke  : Iz mojega detinstva. In LZ 1886  ; Beatin dnevnik. Novo

Luiza Pesjak geb. Crobath, Öl auf Leinwand 97 x 74 cm, um 1855, von Mihael Stroj (1803-1871), Narodna galerija, Ljubljana 2014 (Foto Bojan Salaj), Nr. NG S 376

Pesjak, Louise (Pessiak, Luiza Pesjakova, * 12. Juni 1828 Ljubljana, † 31. März 1898 Ljubljana), Schriftstellerin, Übersetzerin. P. zählt zu den ersten slowenischen Schriftstellerinnen. Sie war die Tochter des Anwalts Blaž Crobath aus Ljubljana, in dessen Kanzlei France → Prešeren Konzipient war. Prešeren unterrichtete sie in Geschichte, Latein und Englisch und widmete ihr das in deutscher Sprache geschriebene Sonett An eine junge Dichterin (Carniolia 1844). P. schrieb zunächst deutsche Gedichte. Die slowenische Sprache lernte sie erst im Erwachsenenalter, als sie für ihre Töchter einen slowenischen Privatlehrer engagierte und selbst am Unterricht teilnahm. Ab Mitte der 1860er-Jahre schrieb sie in slowenischer Sprache. Sie veröffentlichte u. a. in Novice,

mesto 1887  ; Vijolice. Ljubljana 1889  ; Perutnice serca. In  : L. Tomšič  : Uboga družina. Celovec 18  ?  ?  ; Sobotno solnce. In  : F. Gerbec  : Smert in življenje. Celovec 18  ?  ?. Üb.: Poesien von Dr. Franz Prešern. Laibach 1865. Lit.: ÖBL  ; SBL  ; ES, OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 4. [Ljubljana] 1898, 31 f.; F. Erjavec, P. Flere (Hg.)  : Starejše slovenske pisateljice. Ljubljana 1926  ; M. Kušej  : Prve učiteljice, prve pisateljice – kdo jih še pozna  ? Ženski prispevek k slovenski literaturi od začetkov do 1918. Klagenfurt/Celovec 1996  ; Ženske skozi zgodovino, Zbornik referatov slovenskih zgodovinarjev, Celje, 30. september–2. oktober 2004. Ljubljana 2001, 103–108  ; Ženski zbornik. Ljubljana 2003. Katja Mihurko Poniž

Petek, Franc (* 3. März 1885 Altendorf/Stara vas [Sittersdorf/Žitara vas], † 9. August 1965 Klagenfurt/ Celovec), Arzt, ethnopolitisch engagierter Aktivist, Politiker, Landtagsabgeordneter und Herausgeber. P. stammte aus einer bäuerlichen Familie in Altendorf/Stara vas im → Jauntal/Podjuna. Das Gymna-

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Peterman, Jožef

sium besuchte er in Klagenfurt/Celovec und studierte Medizin in Wien, wo er 1911 promovierte. Als Arzt arbeitete er in den Landeskrankenhäusern in Klagenfurt/Celovec und → Völkermarkt/Velikovec. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er Mitglied des → Narodni svet za Koroško [Volksrat für Kärnten] (1918–1920). Nach der → Volksabstimmung war er einer der angesehensten und führenden slowenischen Politiker liberaler Ausrichtung in Kärnten/Koroška. Von 1921 bis April 1941 war P. Herausgeber der Zeitung → Koroški Slovenec. Er war → Abgeordneter im Kärntner Landtag (1923–1934) und ab 1923 mit Unterbrechungen bis 1934 Vorsitzender des → Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher Verein für Slowenen in Kärnten], Vorsitzender des → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] und leitend tätig in der Zadružna zveza [Slowenischer Genossenschaftsverband] (→ Genossenschaftswesen). Als Vertreter der Kärntner Slowenen am → Europäischen Nationalitätenkongress (ENK) nahm er 1928–1938 an dessen Tagungen in Genf, Bern, Stockholm, Prag und Wien teil. Zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Ivan → Starc war er 1925–1930 Vertreter der Kärntner Slowenen bei den erfolglosen Verhandlungen über deren → Kulturautonomie. An den Völkerbund adressierte er ein Memorandum wegen der Diskriminierung der Kärntner Slowenen  : wegen der Verhinderung der Wiedererrichtung der slowenischen Privatschulen in St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu (→ Narodna šola) und in Sankt Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu 1922 sowie wegen der Umstände der Volkszählung 1934 (→ Sprachenzählung). Zur Zeit des Ständestaates in Österreich (1934–1938) enthielt er sich der politischen Tätigkeit, doch blieb er weiterhin Herausgeber einer slowenischen Zeitung. Nach dem → »Anschluss« im März 1938 setzte er sich bei den neuen Machthabern für die Anerkennung der slowenischen → »Minderheit« aufgrund ihrer staatsbürgerlichen Loyalität ein. In diesem Sinne unterschieb er mit Jožko → Tischler einen Aufruf an die Kärntner Slowenen, diese sollten am 10. April 1938 für eine Anerkennung des Anschlusses als »unveränderbare Tatsache« stimmen. Anlässlich des Angriffs Nazi-Deutschlands auf → Jugoslawien (6. April 1941) wurde er festgenommen und es wurde ihm verboten, seine ärztliche Tätigkeit auszuüben. Bis zum Ende des Krieges wurde er in Sankt Veit an der Glan (Šentvid ob Glini) als Hilsfsarzt der Krankenkasse konfiniert. Bereits 1942 nahm er Kontakte zur

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OF auf [Befreiungsfront] und wurde am 16. Mai 1945 der Präsident des Pokrajinski narodnoosvobodilni odbor za Slovensko Koroško (PNOO) [Regionaler Volksbefreiungsausschuss für Slowenisch-Kärnten], bald darauf der Präsident der OF für Slowenisch-Kärnten (Slovenska Koroška) und ab 17. Juni 1949 der Vorsitzende der Demokratična fronta delovnega ljudstva (DFDL) [Demokratische Front des werktätigen Volkes], die vor allem ideologisch linke Angehörige der Kärntner Slowenen vereinte. Am 27. Juni 1945 übergab er den britischen Besatzern und der Kärntner Landesregierung ein Memorandum mit den Forderungen der Kärntner Slowenen. Bis zur Entscheidung der Alliierten über die Beibehaltung der Grenzen Österreichs am 19. Juni 1949 unterzeichnete er alle Forderungen der bis dahin noch einheitlichen slowenischen politischen Organisation hinsichtlich der Achtung des Rechtes der Kärntner Slowenen auf eine Vereinigung mit den Slowenen in Jugoslawien, danach die Forderungen beider politischer Organisationen hinsichtlich der Gleichberechtigung der Minderheit. Im März 1955 war er unter den Gründungsvätern der Zveza slovenskih organizacij (ZSO) [Zentralverband slowenischer Organisationen]. Er war Herausgeber, Eigentümer und Verleger der slowenischen Wochenzeitung Slovenski vestnik, Gründungsmitglied des Verlagshauses Drava sowie Vorsitzender des Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein]. Er erwarb sich große Verdienste um die Erneuerung der slowenischen → Kulturvereine und Wirtschaftsorganisationen und trotzte dem Widerstand der alliierten Mächte und den Drohungen der Nazis und Deutschnationalen, die wieder in Erscheinung traten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er bis zu seinem Tod als Arzt in Völkermarkt/Velikovec. P. war angesicht seines Wirkens und seiner Erfolge einer der bedeutendsten Kärntner Slowenen in Österreich im 20. Jh. und seine Memoiren liefern einen ausgezeichneten Einblick in die Situation in der Zwischenkriegszeit. Werke  : Iz mojih spominov. (Hg. J. Pleterski) Ljubljana-Borovlje, 1979. Lit.: EJ  ; ES  ; OVSBL. – S. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer ist wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 311.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Peterman, Jožef (* 12. Juli 1844 in Emmersdorf/ Tmara vas [Rosegg/Rožek], † 8. April 1924 Maria Wörth/Otok), slowenischer Priester, Verfasser von hu-

Pfarrarchiv

moresken Liedern, Volksaufklärer und Volksbildner, Kinderfreund. P.s Primizfeier in Rosegg/Rožek dauerte drei Tage und war ein echtes Volksfest. Zunächst als Kaplan tätig, übernahm er als Pfarrer die Pfarre St.  Veit i. J./ Šentvid v Podjuni. Seine Eintragungen in die Pfarrchronik machen diese zum schönsten Exemplar dieses Genres. Eines seiner (Volks-)Lieder, Piskrar, hatte Johann → Scheinigg in seine Sammlung Narodne pesmi koroških Slovencev [→ Volkslieder der Kärntner Slowenen] aufgenommen. Im Jahre 1889 übernahm P. die Pfarre Maria Wörth/Otok (→ Sattnitz/Gure), wo er 35 Jahre verbrachte. P. war ein sorgsamer Seelenhirte, der sich auch um die geistige und kulturelle Entwicklung seiner Pfarrkinder kümmerte. P. verlieh slowenische Bücher an seine Pfarrkinder und vermittelte Wissen, das sie in der Schule nicht erhalten hatten (→ Schulwesen, dort utraquistische Schule). 1919 feierte P. in Maria Wörth/Otok sein goldenes Priesterjubiläum. Sein Begräbnis am 11. April 1924 zelebrierten 30 Priester. Quellen  : ADG, Liber memorabilium der Pfarre Maria Wörth/Otok. Werke  : Piskrar In  : J. Scheinigg, Narodne pesme koroških Slovencev. In  :

D.i.D. 1 (1967. Lit.: Župnik Jožef Peterman. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Hg. Krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, 224–226. Katja Sturm-Schnabl

ter strengen Auflagen für zehn Tage in seine Pfarre zurückkehren, doch keine Kontakte mit den Gemeindemitgliedern haben. Am 10. Mai wurde er in die deutschsprachige Pfarre St.  Josef am Ossiacher See zwangsversetzt. Laut Tropper war P. von Juni 1944 bis Mai 1945 in KZ-Haft, vermutlich wegen Erteilung des Religionsunterrichtes in slowenischer Sprache. Nach Malle kam er nach Dachau, wo er schweres Leid ertragen musste (siehe → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich. Wien 1947, 130  ; Župnik Janez Petrič. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Hg. Krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, 226–232  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volksund staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Petrič S. 112 mit weiterführender Lit. und Quellen)  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–416).

Bojan-Ilija Schnabl

Petrič, Martin, vulgo Kovač (Egg/Brdo), Kulturaktivist,

→ Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg].

Petjak, Franz, Musikschaffender, → Leder, Franc, Beiname Lesičjak.

Petritsch, Mathias, Reichsratsabgeordneter in der V. Wahlperiode, → Abgeordnete.

Petjak, Janez, Komponist, → Liederbuch.

Petschnitzen/Pečnica (Gemeinde Finkenstein/Bekštanj), → Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«].

Petrič, Janez (Petritsch, Johann, * 18. Mai 1889 in

Sternberg/Strmec [Velden am Wörther See/Vrba], † 2. November 1963). Priester, KZ-Häftling in Dachau. P. war Pfarrer in St. Egyden/Šentilj bei Velden/Vrba, wo er steigendem deutschnationalem Druck ausgesetzt war. Ein besonderer Dorn im Auge der Deutschnationalen war der slowenische Religionsunterricht und die enge Bindung der Jugend an die Kirche. Deshalb wurden vermehrt NS-Parteiaktivitäten zu jenen Zeiten gesetzt, in denen solch ein Unterricht stattfand. Laut Malle wurde P. bereits im Zuge der ersten Verhaftungswelle nach dem Überfall auf Jugoslawien verhaftet und zunächst ins Gefängnis nach Rosegg/Rožek verbracht und danach in jenes in → Villach/Beljak. Nach seiner Freilassung am 1. Mai 1941 durfte P. un-

Pfarrarchiv. Entsprechend dem Kirchenrecht verfügt jede römisch-katholische Pfarre über ein eigenes Archiv. Diese Bestimmung erfolgte nicht, um die historische Forschung zu erleichtern, sondern um einerseits einen klaren Überblick über die Spendung der Sakramente zu gewinnen  ; andererseits sollten die wichtigsten Dokumente der Pfarre zur Sicherung der Rechtstitel und zur Erleichterung der Verwaltung leicht zugänglich sein. Nahezu alle P. der Diözese → Gurk/Krška škofija wurden im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte in das Archiv der Diözese Gurk in → Klagenfurt/Celovec (ADG) überstellt, gesäubert, verzeichnet und der Benützung zugänglich gemacht. Es handelt sich dabei in

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Pfarrarchiv

der Regel um das historische Material aus der Zeit bis 1900, gelegentlich auch bis 1945. Die Benützung dieses Quellenmaterials ist in der Regel im Rahmen der gleitenden Archivsperre von 50 Jahren und der von Datenschutz- und Personenstandsgesetz festgelegten Sperrfristen während der Öffnungszeiten des ADG problemlos möglich. Generell gilt, dass im Bestand der P. die Konzepte der Schreiben des Pfarrers an das Ordinariat – als der vorgesetzten Behörde – erliegen und die Ausfertigung des Ordinariats an die Pfarre. Das ADG verfügt in den beiden Reihen der »Alten Pfarrakten« und der »Neuen Pfarrakten« über eine parallele Überlieferung des Schriftwechsels zwischen Zentralstelle und Pfarre, jedoch mit umgekehrten Qualitäten (eingesandtes Originalschreiben des Pfarrers, Konzept des Ordinariats). 2003 wurde bei der slowenischen Abteilung des bischöflichen Seelsorgeamtes in Klagenfurt/ Celovec ein Dokumentationszentrum eingerichtet, das sich dem Sammeln jener → Quellen widmet, »die das pastorale sowie das kulturelle und gesellschaftspolitische Wirken der slowenischen Priester und Laien« in Kärnten/Koroška betreffen. Die Bestände eines P. gliedern sich gewöhnlich in Urkunden, Handschriften und Akten. Urkunden  : Der Begriff Urkunden bezeichnet Schriftstücke, die einen Rechtsakt setzen oder abschließen und darüber Zeugnis geben. Diese Dokumente, auf Papier oder Pergament geschrieben, betreffen nicht nur 1906, dass in der Diözese Gurk/Krška škofija sämtlimaterielle Gegenstände wie Grundstückstransaktionen, che Matrikenbücher in deutscher Sprache zu führen sondern auch ideelle Angelegenheiten, wie die Stiftung seien, gestattete aber, dass »in slovenischen Gegenden« von Gottesdiensten oder die Verleihung von Ablässen, Matriken doppelsprachig – deutsch- und slowenischund schließlich Personen, die für den Dienst in der sprachig – geführt werden könnten. Am 30. November Kirche geweiht werden (z. B. Priesterweihe) bzw. denen 1923 wurde diese Verordnung aufgrund der geänderten Verhältnisse nach dem Ende des Weltkrieges aufeine Pfründe verliehen wird. Handschriften  : Zu den gebundenen Handschrif- gehoben und die Matrikenführer wurden angewiesen, ten eines P. zählen die Pfarrmatriken als Personen- die Matriken und die gesamte Korrespondenz mit den standsbücher, in denen die Taufen, Trauungen und Behörden in deutscher Sprache zu führen. Gebundene Sterbefälle verzeichnet sind. Die Führung von Tauf- Handschriften sind auch die Pfarrchroniken und die und Trauungsmatriken ist seit dem Konzil von Trient Verkündbücher. Die Chronik der Pfarre beginnt in der (1563) vorgeschrieben, die Führung von Sterbematri- Regel mit dem Jahr 1846  ; damals wurde die Führung ken ab 1614. Seit dem Jahr 1784 sind die Pfarrmat- solcher Bücher vom Gurker Bischof verpflichtend vorriken zugleich staatliche Standesregister, das Pfarramt geschrieben. Der Wert dieser Aufzeichnungen hängt wirkte zugleich als Standesamt. Erst die Einführung wesentlich vom jeweiligen Pfarrer ab, nicht immer sind der staatlichen Standesämter durch das nationalsozia- die Nachrichten verlässlich. Gelegentlich wurde bei listische Regime in Österreich beendete die staatliche der Anlage dieses Buches eine Geschichte der Pfarre Matrikenführung durch die Kirche mit dem Jahr 1938. abgefasst, die Regesten zur Pfarrgeschichte enthalten Naturgemäß war die Frage der Matrikensprache wie- kann. Auch Abschriften von Dokumenten, die mittlerderholt Gegenstand nationalpolitischer Auseinander- weile verloren sein können, kommen in Memorabilisetzungen. Das Gurker Ordinariat verfügte im Sommer enbüchern vor. Nicht selten erfolgten im Bereich des

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Buchcover, Drava Verlag

Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

Handschriften aus Kärntner Pfarren

slowenischen bzw. zweisprachigen Gebietes – für die Diözese Gurk/Krška škofija werden im Jahr 1917/1918 102 rein slowenischsprachige Pfarren sowie 15 Pfarren mit slowenisch-deutscher und 14 Pfarren mit deutschslowenischer Kirchensprache ausgewiesen – die Eintragungen am Ende des 19. Jh.s bis zum Jahr 1920 in slowenischer Sprache (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924). Seelenbeschreibungen bzw. Seelenstandskataster bringen Aufschluss über die Personen in den einzelnen Häusern in bestimmten Jahren  : Zu einem gewissen Zeitpunkt legt der Pfarrer ein Verzeichnis aller Häuser und Höfe in seinem Pfarrsprengel an und verzeichnet die Einwohner, vom Besitzer über die Kinder der Familie bis hin zu den Dienstboten und deren Nachwuchs. Zu Ostern hatten die Bewohner die Beichtzettel beim Pfarrer als Nachweis über die abgelegte Osterbeichte abzugeben. Eine weitere wichtige Quelle stellen die Verkündbücher dar, die Auskunft geben über das praktische religiöse Leben wie Gottesdienstordnung, Andachten, Volksmissionen etc. Stiftungsverzeichnisse dokumentieren die Messenstiftungen bis zum Beginn des 20. Jh.s, Urbare, Stiftsregister, Rechnungsbücher und Kassenjournale das wirtschaftliche Leben der Pfarre. Akten  : Aktenmaterial ist in den P. frühestens aus dem 16. Jh. vorhanden. Meistens geht es dabei um die Bestellung des Seelsorgepersonals (Pfarrer und Kapläne), um juridische Prozesse, die Kirche und/oder Pfründe betreffen, und die Korrespondenz mit der Diözesanverwaltung (Ordinariat, Konsistorium). Kirchenrechnungen und Eheakten ab dem späten 18. Jh. stellen die Hauptmasse der Akten eines P. dar. Der Bereich der Vermögensverwaltung ist in den Kirchenrechnungen dokumentiert, die unterschiedlich gut überliefert sind. Aus diesen Quellen lassen sich die Bautätigkeit herauslesen sowie finanzielle Aufwendungen für Feste, Prozessionen und Neuanschaffungen. Ähnlich geschlossen wie der Bereich der Kirchenrechnungen kann jener der Eheakten sein  : Die Brautexamenprotokolle, die vom Pfarrer mit dem heiratswilligen Paar vor der Eheschließung aufzunehmen waren, enthalten Informationen, die teilweise über die Nachrichten der Eintragungen in den Trauungsbüchern hinausgehen. Darüber hinaus können eigene Untergruppen existieren für die Bauakten, für die Grundentlastung nach 1848 und für den Grundbesitz. Urbare, Stiftregister, Verzeichnisse über Kleinrechte und Giebigkeiten erlauben nicht nur wirtschaftsgeschichtliche Fragen zu lösen, sondern bieten auch Namensmaterial von Besitzern und Pächtern.

Inventare, die bei untertänigen Bauern anlässlich des Ablebens angefertigt wurden, bringen ebenfalls Namen und können Begriffe des Verlassenschaftsgutes auch in slowenischer Sprache enthalten. Predigten sind nur selten vorhanden, wie insgesamt Schriftgut in slowenischer Sprache. Quellen/Web  : ADG [zu Handschriften aus Kärntner Pfarren vgl. auch  : www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/orgdetail/C2524/ handschriften_aus_kaerntner_pfarren]. Lit.: A. Ogris  : Zur gegenwärtigen Lage der kirchlichen Archive in Kärnten. Gedanken über Schutz und Pflege von Archivalien in Kirchenbesitz. In  : Car I 162 (1972) 151–159  ; G. Winner  : Über niederösterreichische Pfarrarchive und die Quellenlage für Pfarrgeschichte der neuesten Zeit. In  : UH 45 (1974) 24–39  ; R. Zinnhobler  : Pfarrarchive, Pfarrbücher, Pfarrchroniken. In  : Scrinium 20 (1979) 23–28  ; R. Zinnhobler  : Das Pfarrarchiv. In  : NAGDL 4 (1985/86) 179–185  ; F. Schragl  : Die Erforschung einer Pfarrgeschichte (mit Berücksichtigung der Auswertung der Kirchenmatriken und Benützung der Pfarrarchive). In  : U. Kerschbaum, E. Rabl (Hg.)  : Heimatforschung heute. Horn 1988, 87–94  ; Veliko navdušenje, Iz koroških farnih kronik 1918–1920, hg. Slovenska prosvetna zveza. Celovec/Klagenfurt 1989  ; R. Jernej  : Das Pfarrarchiv Friesach im Archiv der Diözese Gurk in Klagenfurt. Ein Überblick über den Bestand. In  : Car I 187 (1997) 397–420  ; P. G. Tropper  : Zum kirchlichen Archivwesen in Österreich. In  : Scrinium 54 (2000) 455–463  ; K. Hederer  : Die Pfarrarchive – vergessenes Kulturgut  ? In  : In signo crucis omnia. Festschrift für Erzbischof Dr. Georg Eder zum 75. Geburtstag. Salzburg 2003, 505–526.

Peter G. Tropper

Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924.

Einen Einblick in die territoriale Kirchenorganisation, insbesondere aber auch in die sprachlichen Verhältnisse in der Ersten Republik in Kärnten/Koroška bietet die dreiteilige kolorierte, einsprachige P. mit der Darstellung der Pfarr- und Dekanatsgrenzen im Maßstab 1  : 150.000, zusammengestellt von Martin → Wutte und dem Pfarrer Karl Streit, Druck Freytag & Berndt, Wien 1924, mit einer Auflage von 500 Stück (→ Sprachenzählung, → Sprachgrenze). Laut Kugler hat es seit den zwischen 1800 und 1811 entstanden Dekanatskarten der Ära Salm keine entsprechenden Publikationen gegeben, sodass erst ab 1915, möglicherweise in Zusammenhang mit der Bestellung von Bischof Adam → Hefter Ende 1914, diesbezügliche Schritte gesetzt worden seien. Im Sommer 1921 seien die Manuskriptblätter fertig gewesen, doch wurden die Karten aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation erst im Frühjahr 1924 gedruckt. Die Karte entspricht weitgehend dem Schematismus bzw. Personalstand 1917/1918 der Diözese → Gurk/ Krška škofija, wobei die Pfarrkarte auf der Ebene der

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Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

Pfarren sprachlich differenziert war, was im Schema- → Maribor und der folgenden Angleichung der Diötismus nicht so dargestellt wird. Entsprechend wurden zesangrenzen an die Landesgrenzen haben als Folge die Informationen in der folgenden tabellarischen Dar- der Landesteilung 1918 wiederum Anpassungen der stellung wiedergegeben. In seiner Besprechung kriti- Diözesangrenzen stattgefunden. Das Dekanat → Val siert August Jaksch die allzu große Buntheit der Karte Canale/Kanaltal/Kanalska dolina mit 9 Pfarren wurde sowie – was ebenfalls kritisch hinterfragt werden kann – an die Diözese von Udine (friul. Udin, slow. Videm) die Tatsache, dass »die Eintragungen der ›slowenischen abgetreten, 2 Pfarren ( Jezersko) wurden an die Diözese Pfarren‹ lediglich nach der Angabe des geistlichen → Ljubljana und 13 Pfarren der → Mežiška dolina Personalstandes, ohne Bekanntgabe der Jahreszahl, er- (Mießtal) wurden an die Diözese mit Sitz in Marifolgte  …«. Dessen Angaben hinsichtlich der Sprache bor abgetreten. Einschließlich der abgetretenen Pfarder Predigt seien nach Jaksch zum Teil veraltet und ren umfasst das Verzeichnis nach dem Schematismus ließen in vielen Fällen keine sicheren Schlüsse auf die 1917/18 insgesamt 131 slowenische Pfarren, davon 15 slowenisch-deutsch und 14 deutsch-slowenisch. sprachlichen Verhältnisse der betreffenden Pfarre zu. Auf der Grundlage einer üblichen geografischen 1925 umfasste nach Kugler die Diözese Gurk/ Krška škofija 23 Dekanate mit 326 Pfarren, 355.300 Landeskarte mit Siedlungen, Verkehrswegen, GewäsKatholiken in 1.039 Kirchen und Kapellen, wobei die sern und Gebirgen wird die territoriale Ordnung der Karte den Zustand der Pfarrgrenzen zeige, die im We- Diözese dargestellt, wobei neben Dekanatsgrenzen und sentlichen auf die Pfarrregulierungen von Joseph II. Pfarrgrenzen insbesondere die Pfarrorte (Pfarrkirche, zurückgingen (→ Josephinismus). Zudem sei es nach PK), Filialen (Filialkirche, FK), Benefizien oder ver1945 lediglich in den Stadtpfarren von Klagenfurt/ einigte Pfarren sowie Kapellen durch Unterstreichung Celovec und → Villach/Beljak aufgrund des Bevölke- hervorgehoben werden – in Rot deutschsprachige Pfarrungswachstums zu Neugründungen gekommen (so ren, in Schwarz slowenischsprahige Pfarren, in beiden ein slowenisches Pastoralzentrum in Klagenfurt/Celo- Farben zweisprachige Pfarren. vec, slow. župnija sv. Cirila in Metoda). Seit der ÜberDemnach war der Stand wie folgt  : tragung des Bischofsitzes der Diözese → Lavant, 1859 – Dekanat → Bleiburg/Pliberk slowenische Pfarren  : auf Betreiben von Bischof Anton M. → Slomšek nach PK Neuhaus/Suha, FK Bach/Potoče  ; PK Schwabegg/

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Slowenische und zweisprachige Pfarren nach dem Schematismus 1917/18 mit Sprachgrenze, NUK Z 282.4-10

Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

Žvabek, FK St.  Georg/Šentjurij in Oberdorf/Gornja vas, FK St. Luzia in Aich/Sv. Lucija v Dobu  ; FK Heilligenstadt/Sveto mesto  ; PK Leifling/Libeliče  ; sowie sämtliche übrigen Pfarren   : Edling/Kazaze, Rinkenberg/Vogrče, St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku und FK, sowie nach dem Schematismus 1917/18 die heute in Slowenien befindlichen Pfarren Šentanel (St.  Daniel), → Ravne na Koroškem (Gutenstein), Javorje ( Jaborien), Koprivna (Koprein), Kotlje (Köttelach), Prevalje (Prävali, Maria am See), Mežica (Mieß), Črna (na Koroškem) (Schwarzenbach), Strojna (Stroina). Zudem sind angeführt im – Dekanat Bleiburg/Pliberk slowenische und deutsche Pfarre  : PK Bleiburg/Pliberk. – Dekanat Bleiburg/Pliberk deutsche und slowenische Pfarre  : PK Lavamünd/Labot. – Dekanat Eberndorf/Dobrla vas  : nach dem Schematismus 1917/18 wird das Dekanat als slowenisch ausgewiesen und es sind sämtliche Pfarren slowenisch, in der Pfarrkarte 1924 wird hingegen als slowenisch-deutsch die PK Eisenkappel/Železna Kapla ausgewiesen. – Im Dekanat → Ferlach/Borovlje sind sämtliche Pfarren slowenisch mit Ausnahme der slowenischdeutschen PK Ferlach/Borovlje und PK Maria Rain/ Žihpolje. – Dekanat → Hermagor/Šmohor, slowenische Pfarren bzw. FK  :

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Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924 KS, 8. 4. 1925

PK Egg/Brdo mit den FK Fritzendorf/Limerče, FK Götzing/Gocina, FK Micheldorf/Velika vas, FK Potschach/Potoče  ; PK Feistritz an der Gail/Ziljska Bistrica, FK St. Magdalena/Sv. Magdalena pri Kapeli  ; PK Förolach/Borlje, FK Görtschach/Goriče  ; FK (Kapelle) St.  Ruprecht/Šentrupert in Presseggen/Preseka   ; PK Göriach/Gorje, FK Hohenthurn/Straja vas  ; PK Mellweg/Melviče, FK Dellach/Dole, FK Latschach/Loče, FK Nampolach/Napole (die heute zweisprachige FK Passriach/Pazrije scheint nicht auf )  ; PK St.  Paul an der Gail/Šentpavel na Zilji  ; PK St. Stefan an der Gail/ Štefan na Zilji, FK St. Anton/Šentanton auf der Windischen Höhe/Ovršje, FK Steben/Šteben (die FK Köstendorf/Gostinja vas und FK Pölland/Polana sowie FK Kalvarienbergkirche/Kapelica werden nicht gesondert ausgewiesen)  ; PK Vorderberg/Blače (hll. Petrus und Paulus), FK Maria im Graben/Marija v Grapi (Naša Ljuba Gospa v Grapi pri Blačah). In der als zweisprachig ausgewiesenen PK St. Georgen im Gailtal/Šentjur na Zilji die slowenischen FK Emmersdorf/Smerče, FK Kerschdorf/Črešnje und FK Tratten/Pešišče. – Dekanat Hermagor/Šmohor slowenisch-deutsche Pfarren  : PK Saak/Čače  ; FK St. Maria am heiligen Stein auf dem Dobratsch – »Windische Kapelle«/Slovenska cerkev  ; PK St.  Georgen im Gailtal (vor dem Bleiberg)/ Šentjurij na Zilji. – Dekanat Hermagor/Šmohor deutsche Pfarren  : PK Hermagor/Šmohor  ; PK St.  Lorenzen im Gitschtale/

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Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

Šentlovrenc v Višprijski dolini  ; PK Mitschig/Mičiče  ; PK Rattendorf  ; PK Tröpolach/Dropole  ; PK Weißbriach/Višprije  ; im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina wurden deutsch nur die Filialkirchen in Schloss Bodenhof (slow. Na Bodnje) und Schloss Wasserleonburg (slow. Čaški grad o. Levji grad) geführt. – Dekanat Klagenfurt-Land/Celovec dežela. Im Schematismus 1917/18 wird das Dekanat als deutsch und slowenisch ausgewiesen. Die Sprachangaben im Schematismus stimmen nicht gänzlich mit jenen der Pfarrkarte überein und werden deshalb gesondert ausgewiesen. Slowenische Pfarren bzw. FK  : PK → Keutschach/Hodiše, FK St.  Margarethen/ Šmarjeta, FK St.  Nikolai/Šmiklavž, FK St.  Anna ob Reifnitz/Šentana  ; PK Maria Wörth/Otok, FK Rosenkranzkirche (Liebfrauenkirche)/Rožnovenska cerkev (im Schematismus 1917/18 wird wohl irrtümlich die Bezeichnung Alte Frauenkirche angeführt)  ; PK Schiefling am Wörthersee/Škofiče, FK Albersdorf/Pinja vas  ; in der Pfarre Viktring/Vetrinj die FK Stein/Zakamen  ; in der Pfarre St.  Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici die FK St. Veit/Šentvid in Ebenfeld/Ravne, FK St. Bartlmä in Berg/Šentjernej na Gori und FK St. Oswald/Šentožbolt in Tibitsch/Tibiče. – Dekanat Klagenfurt-Land/Celovec dežela slowenische und deutsche Pfarren  : PK St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici  ; PK Viktring/Vetrinj und Stein/Zakamen (Letztere im Schematismus aus 1917/18 als Mitpfarre erwähnt). – Dekanat Klagenfurt-Land/Celovec dežela a) deutsche und slowenische Pfarren (nach dem Schematismus 1917/18) PK Maria Saal/Gospa Sveta, FK St. Leonhard (Arndorf )/Šentlenart (Varpja vas) PK Pirk/Breza, FK. St.  Georg/Šentjurij in Krumpendorf/Kriva Vrba  ; PK Pörtschach (am Wörthersee)/ Poreče, FK St.  Oswald/Šentožbolt in Goritschach/ Goriče, Kapelle in Villa Eichenhügel mit Messlizenz  ; PK St.  Georgen (am Sandhof )/Šentjur pri Celovcu, FK St.  Bartlmä zu Tessendorf/Šentjur, Tesnja vas, FK St.  Ulrich zu Krastowitz/Šenturh   ; PK Tultschnig/ Čajnče, FK Hl. Dreifaltigkeit in Seltenheim/Žalem, FK St.  Andrä bei Seltenheim/Žalem, FK St.  Primus und Felizianus zu Steinbruch, FK St. Jakob in Lendorf/ Dhovše. b) nach der Pfarrkarte 1924  : PK Maria Saal/Gospa Sveta (deutsch und slowenisch)  ; PK Pörtschach am Wörthersee/Poreče (slowenisch und deutsch)  ; PK St.  Georgen (am Sandhof )/

Šentjur pri Celovcu (slowenisch und deutsch)   ; PK Tultschnig/Čajnče (slowenisch und deutsch). Sämtliche FK dieser Pfarren werden als deutsch gekennzeichnet. – Dekanat Klagenfurt-Land/Celovec dežela deutsche Pfarren  : PK St.  Martin am Ponfeld/Dole, FK St.  Lorenzen zu Großbuch/Bukovje  ; PK St.  Michael am Zollfeld/Šmihel, FK St.  Primus und Felizian zu Possau/Pošev  ; PK Moosburg/Blatograd (im Schematismus zweinamig ausgewiesen), FK St.  Valentin in Dellach/Dole  ; PK Pörtschach am Ulrichsberg/Poreče na Gori, FK St.  Jakob und St.  Anna zu Möderndorf/ Modrinja vas  ; PK Tigring/Tigrče, FK St.  Filipp und Jakob in Pressdorf, FK St.  Peter bai Moosburg (1217 abgebrannt), FK St. Rupert am Nußberg, St. Lorenzen in Flatschach, FK St. Agnes in Faning, FK Maria sieben Schmerzen auf dem Freudenberge. – Dekanat → Klagenfurt-Stadt/Celovec mesto. Im Schematismus 1917/18 wird die Landeshauptstadt als deutsch und slowenisch ausgewiesen. Deutsche PK  : Stadtpfarre St. Peter und Paul, Dom- und Stadtpfarrer Martin Kovač (Sept 1906)  ; Stadt- und Hauptpfarre St.  Egyd/Šentilj, FK Kalvarienbergkirche/Kalvarija, (FK) Heiligengeistkirche (auch Ursulinenklosterkirche) mit slowenischem Prediger und Spiritual Josef Zeichen (1907). – Dekanat Klagenfurt-Stadt/Celovec mesto, deutsche und slowenische PK  : PK Klagenfurt Vorstadt (Vorstadtpfarre) Sankt Lorenzen, FK St. Peter/Šentpeter pri Celovcu  ; PK Sankt Ruprecht/Šentrupert, FK St. Martin/Šmartin (werden auf der Karte nicht gesondert angeführt). Nach dem Schematismus 1917/18 domizilierten in der Landeshauptstadt u. a. Monsignore Valentin → Podgorc, päpstlicher Ehrenkämmerer (1907) und Franz → Smodej, Domchorvikar, Katechet und Redakteur des → Mir. – Dekanat Rosegg/Rožek slowenische Pfarren  : PK Augsdorf/Loga vas mit der FK Selpritsch/ Žoprače  ; PK Damtschach/Domačale, FK Ragain/Draganje, FK Umberg/Umbar  ; PK Drau/Drava (St. Niklas an der Drau/Šmiklavž ob Dravi), FK Egg am Faaker See/Brdo ob Baškern jezeru  ; PK Gottestal/Skočidol, FK Föderlach/Podravlje und die Kapelle in Wernberg/Vernberg (Klosterkirche Wernberg/Vernberk)  ; PK Lind ob Velden/Lipa ob Vrbi, FK Emmersdorf/ Tmara vas, FK Kantnig/Konatiče, FK St.  Lamprecht/ Semislavče   ; PK Maria Elend/Podgorje, FK Bergkapelle [Maria Elend]/Kapelica (die heute zweisprachige

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Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

FK St.  Oswald/Šentožbolt wird nicht gesondert angeführt)  ; PK Petschnitzen/Pečnica, FK Unterferlach/ Spodnje Borovlje  ; PK Rosegg/Rožek mit den FK Frojach/Broje (die heute zweisprachig geführten FK Frög/ Breg und FK St. Christof am Hum/Podružnična cerkev na Humu werden lediglich im Schematismus 1917/18 angeführt)  ; PK St.  Egyden an der Drau/Šentilj ob Dravi, FK Humitz [St.  Maria]/Marija na Humce FK Kathreinkogel/Sv. Katarina na Jerbergu, FK Latschach/Loče, FK Rupertiberg/Gora (die heute zweisprachige FK Alte Pfarrkirche/Stara farna cerkev wird nicht gesondert angeführt)  ; PK St. Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu, FK Längdorf/Velika vas, FK Rosenbach/Podrožca, FK St. Johann/Št. Janž  ; FK St. Peter/ Št.  Peter, FK Schlatten/Svatne, FK Srajach/Sreje  ; PK Sternberg/Strmec. – Dekanat Rosegg/Rožek slowenische FK  : in der Pfarre Kranzlhofen/Dvor die FK Oberjeserz/Zgornje jezerce und FK Unterwinklern/Spodnje Vogliče   ; in der Pfarre Köstenberg/Kostanje die FK Dröschitz/Trešiče, FK Kerschdorf/Črešnje (die heute zweisprachige FK Oberdorf/Gornja vas bei Köstenberg/Kostanje wird auf der Pfarrkarte 1924 nur deutsch ausgewiesen). – Dekanat Rosegg/Rožek slowenische und deutsche Pfarren bzw. PK  : PK Gottestal/Skočidol, PK Köstenberg/Kostanje, PK Kranzlhofen/Dvor. – Dekanat Rosegg/Rožek nur deutsche FK  : FK Oberdorf/Gornja vas (bei Köstenberg/Kostanje, im Schematismus 1917/18 noch slowenisch-deutsch, vgl. oben), FK Velden/Vrba (in der slowenisch-deutschen Pfarre Kranzelhofen/Dvor, im Schematismus 1917/18 noch slowenisch-deutsch). – Dekanat → Sankt Andrä im Lavanttal/Šentandraž v Labotski dolini deutsche und slowenische Pfarre  : PK St.  Lorenzen am Lorenzenberg/Šentlovrec na Šentlovrenški gori. – Dekanat Sankt Veit an der Glan/Šentvid ob Glini slowenische Pfarren bzw. FK  : in der Pfarre Sankt Johann am Brückl/Šentjanž na Mostiču die FK Eppersdorf/Šentpeterski Grad, FK Sankt Gregor/Baren (nach der Pfarrkarte 1924). – Dekanat Sankt Veit an der Glan/Šentvid ob Glini deutsche und slowenische Pfarren  : PK St.  Johann am Brückl/Šentjanž na Mostiču (Brückl/Mostič) (sowie nach dem Schematismus

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1917/18 FK St.  Peter bei Eppersdorf/Šentpeterski Grad, FK St.  Magdalena in Freßlitzen, FK St.  Michael in Gösseling, FK St.  Gregor in Gregorn/Baren, FK St. Lorenzen am Johannserberg/Šentlovrenc, FK hl. Vierzehn Nothelfer in Selesen/Železen)  ; PK St. Ulrich am Johannserberg/Šenturh na Šentjanški gori sowie nach dem Schematismus 1917/18, FK St. Andreas auf der ›Gröschitzen‹ (wahrscheinlich Gretschitz/Krejčice) (vgl. dazu die → Ortsverzeichnisse 1883, 1918 mit ebenfalls amtlich slowenischen Ortsnamen in der Gegend sowie → Saualpe/Svinška planina). – Dekanat → Tainach/Tinje slowenische Pfarren bzw. FK  : PK Grafenstein/Grabštanj (gemäß Schematismus 1917/18) sowie die FK Saager/Zagorje  ; PK Gurnitz (St.  Martin)/Podkrnos  ; PK Mieger/Medgorje  ; PK Poggersdorf/Pokrče, FK Dolina/Dolina, FK Leibsdorf/Ličja vas, FK Wutschein/Bučinja vas  ; PK Radsberg/Radiše  ; PK Rottenstein/Podgrad  ; PK St.  Filipen/Šentlipš, FK Christofberg (Sankt Christoph)/ Krištofova Gora   ; PK St.  Peter bei Grafenstein/ Šentpeter, FK Eiersdorf/Virna vas  ; PK Tainach/Tinje, FK Thon/Jadovce, FK Wabelsdorf/Vabnja vas   ; PK St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž na Čilberku   ; FK Hörtendorf/Trdnja vas (St. Margareten/Šmarjeta), FK St. Lorenzen/Šentlovrenc, die Kapelle Portendorf/ Partovca  ; PK Timenitz/Timenica, die FK St.  Martin (Freudenberg)/Šmartin (Frajnperk)  ; PK Windisch Sankt Michael/Sloveniji Šmihel, FK Linsenberg/Lečja Gora. – Dekanat Tainach/Tinje slowenische und deutsche Pfarren  : PK Ebenthal (Mariahilf/Marija Pomočnica)/Žrelec  ; PK Grafenstein/Grabštanj (gemäß Pfarrkarte 1924)  ; PK St. Jakob an der Straße/Šentjakob pri Celovcu. – Dekanat Tainach/Tinje deutsche und slowenische Pfarre  : PK Ottmanach/Otmanje. – Dekanat Tarvis/Trbiž (Tarvisio) nach dem Schematismus 1917/18 slowenische Pfarren  : PK Leopoldskirchen/Lipalja vas (San Leopoldo), PK Saifnitz/Žabnice (Camporosso) mit der FK Zu unserer lieben Frau auf dem Luschariberg/Svete Višarje (Monte Lussari) und FK St.  Dorothea in Saifnitz/Žabnice (Camporosso)  ; PK Thörl/Vrata, PK Uggowitz/Ukve (Uggovizza), PK Wolfsbach/Ovčja vas (Valbruna). – Dekanat Tarvis/Trbiž (Tarvisio) deutsche und slowenische Pfarre  : PK Raibl/Rablje (Cave del Predil). – Dekanat Tarvis/Trbiž (Tarvisio) deutsche Pfarren  : PK Tarvis/Trbiž (Tarvisio), FK Flitschl/Fličl (Plez-

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Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924

Katholische Kirche in ­ ärnten/Koroška, Dekanat­e K bzw. Pfarren

zut)  ; PK Goggau/Kokovo (Coccau), FK Greuth/Rute (Rutte)  ; PK Malborghet/Naborjet (Malborghetto), FK St. Katharina/Šentkatrija (Santa Caterina)  ; PK Pontafel/Tablja (Pontebba). – Dekanat Villach-Land/Beljak dežela slowenische Pfarren  : PK Fürnitz/Brnca mit den FK Federaun/Vetrov (Podvetrov), FK St.  Job (Oberlatschach)/Šentjob  ; PK Latschach/Loče, FK Pogöriach/Pogorje, FK Untergreuth/Rute  ; PK Maria Gail/Marija na Zilji mit der FK Faak/Bače (heute zu Latschach/Loče) (nicht angeführt wird die FK Drobollach/Drobole)  ; PK St. Leonhard bei Siebenbrünn/Št. Lenart pri sedmih studencih mit den FK Erlendorf/Olšje, FK Hart/Ločilo, FK Korpitsch/Grpiče, FK Krainberg/Strmec, FK Neuhaus/ Poturje, FK Roggau (Oberschütt)/Rogaje, FK St. Maria zu Siebenbrünn/Pri naši gospe, FK Tschau/Čava  ; PK St.  Stefan bei Finkenstein/Šteben (St.  StefanFinkenstein/Šteben-Bekštanj), FK Gödersdorf/Diča vas, FK Kanzianiberg/Škocjan, FK Mallestig/Malošče, FK Techanting/Teharče sowie nach dem Schematismus 1917/18 FK St. Gregor in Goritschach/Zagoriče  ; PK Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje, in der Pfarre Arnoldstein/Podklošter nach der Pfarrkarte 1924 die FK Gailitz/Ziljica, FK Lind/Lipa, FK Pöckau/Peče, FK Seltschach/Sovče. – Dekanat Villach-Land/Beljak dežela slowenische und deutsche Pfarren  : PK Arnoldstein/Podklošter (sowie nach dem Schematismus 1917/18 FK St. Maria in Gailitz/Ziljica, FK St. Stefan in Lind/Lipa, FK St. Ruprecht in Pöckau/Peče, FK St. Servatius in Seltschach/ Sovče). – Dekanat Villach-Stadt/Beljak mesto wurde keine Pfarre slowenisch oder zweisprachig geführt (→ Ortsverzeichnis 1880, 1918). – Dekanat Völkermarkt/Velikovec slowenische Pfarren bzw. FK  : PK Diex/Djekše, FK St. Michael im Graben/Šmihel  ; PK Gorentschach (St. Nikolai)/Gorenče (Šmiklavž), FK St. Radegund/Šentradegunda  ; PK Grafenbach/Kneža  ; PK Greutschach/Krčanje  ; PK Haimburg/Vovbre, FK Dobrova/Dobrova, FK St.  Lambert/Šentlambert, Kapelle zur hl. Anna/Thalenstein-Schlosskapelle   ; PK Markt Griffen, FK St.  Koloman (nach dem Schematismus 1917/18)  ; PK Ruden/Ruda, FK Lind/Lipa, FK Lippitzbach (Schlosskapelle)/Lipica (grajska kapela)  ; PK St.  Georgen am Weinberg/Šentjurij na Vinogradih, FK Klein St. Veit/Mali Šentvid, FK St. Leonhard/ Šentlenart, FK St.  Lambert a. d. Lambrechtskogel

[St.  Lambert]/Šentlambert  ; PK St.  Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu, FK Trixen/Trušnje (die heute zweisprachig geführten FK St.  Franzisci/ Želinje und FK St. Katharina am Kulm/Sv. Katarina na Homu werden auf der Pfarrkarte 1924 nicht gesondert angeführt)  ; PK St. Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah, FK Lorenzen/Šentlovrenc, FK St.  Martin/ Šmartin (auf der Pfarrkarte 1924 nicht angeführt wird die slowenische, heute zweisprachig geführte FK Lisnaberg/Lisna gora)  ; PK St. Ruprecht bei Völkermarkt/ Šentrupert pri Velikovcu, FK St.  Agnes/Sv. Neža, FK Neudenstein/Črni Grad (St.  Ulrich/Št. Urh) (nach dem Schematismus 1917/18), bzw. nach der Pfarrkarte 1924 nur die beiden FK  ; PK St. Stefan bei Niedertrixen/Šentštefan, FK St.  Martin bei Niedertrixen/ Šmartin, FK Wandelitzen (St.  Michael)/Vodovnica  ; PK Stift Griffen/Grebinjski Klošter, FK Dürrenmoos/ Suha Blato, FK Gletschach/Kleče, FK St.  Michael in Unternberg/Šmihel v Podgori (nicht angeführt werden auf der Pfarrkarte 1924 die heute zweisprachig geführten FK Alte Pfarrkirche/Stara farna cerkev, FK Wallersberg/Vašinje). – Dekanat Völkermarkt/Velikovec slowenische und deutsche Pfarre (nach der Pfarrkarte 1924)  : PK St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu. – Dekanat Völkermarkt/Velikovec deutsche und slowenische Pfarren  : PK Markt Griffen (nach der Pfarrkarte 1924)  ; PK Völkermarkt/Velikovec. Im 1919 erschienenen, unter dem Pseudonym Dr. Moravski in Valentin → Rožič zugeschriebenen statistischen Handbuch »Slovenski Korotan« weden neben slowenischen Pfarren Südkärntens folgende Pfarren als zweisprachig ausgewiesen  : Slowenisch-deutsche Pfarren in Kärnten/Koroška  : St.  Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici, Viktring-Stein/Vetrinj-Zakamen, Bleiburg/Pliberg, Ravne na Koroškem (Gutenstein/Guštanj), Ferlach/Borovlje, Maria Rain/Žihpolje, St. Georgen im Gailtal/Šentjurij na Zilji, Saak/Čače, Gottestal/Škočidol, Köstenberg/ Kostanje (Gozdanje), Kranzlhofen/Dvor pri Vrbi, Ebenthal/Žrelec, St.  Jakob an der Straße/Šentjakob ob cesti, Spodnji Dravograd (Unterdrauburg/Spodnji Dravberg), Arnoldstein/Podklošter. Deutsch-slowenische Pfarren in Kärnten/Koroška  : Vorstadtpfarre St. Lorenzen in Klagenfurt/Šentlovrenc v Celovcu, St. Ruprecht bei Klagenfurt/Šentrupert pri Celovcu, St. Georgen am Sandhof/Šentjurij na Pesku, Maria Saal/Gospa Sveta, Pirk/Breza nad Vrbskim jezerom, Pörtschach/Poreče ob Vrbskem jezeru, Tultschnig/

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Piccolomini, Eneas Silvius

Čajnče, Ottmanach/Otmanje, Cave del Predil (Raibel/ den Randbereichen des historischen slowenisch- bzw. Rabelj), Lavamünd/Labot, St. Lorenzen im Lavanttal/ zweisprachigen Gebietes). Šentlovrenc v labotski dolini, St. Johann am JohannserZu weiteren Statistiken, betreffend der Anzahl von berg/Šentjanž na Mostiču, St.  Ulrich am Johannser- Pfarren, vgl. → Gurk, Diözese/Krška škofija. berg/Šenturh na Šentjanški gori, Völkwermarkt/VeliArchive  : ADG, NUK. kovec. Die Zeitung → Koroški Slovenec berichtet am 8. Ap- Quellen  : ADG, Diözese Gurk (Hg.)  : Pfarrkarte der Diözese Gurk, 1924 (Nachdruck in   : Kärnten-Archiv, Archivverlag, Wien 1993 ril 1925 von der Herausgabe der Pfarrkarte und über – 2010, K.A. 06042 mit Begleittext von R. Kugler)  ; Naseljenost Sloihre Besonderheiten. Es wird einerseits bemängelt, dass vencev in narodnostno razmerje na koroškem (slov. uradno ljudsko štetje bei den slowenischen bzw. zweisprachigen Pfarren auch leta 1910). (Karte. Nachdruck)  : Izdala  : Založba Amalietti & Amadie → Ortsnamen entsprechend zweisprachig ange- lietti, d.n.o. Ljubljana, marca 2006 (= Karte, NUK, Inv.-Nr. /.282-4führt hätten werden sollen und dass nach der → Volks- 72)  ; Narodnostna karta Koroške – Lastno štetje 1910 (=  Karte, NUK, abstimmung in zahlreichen slowenischen bzw. zwei- Inv.-Nr. /.282-4-6)  ; Naseljenost Slovencev na Koroškem po cerkvenem šematizmu leta 1917/18 (Karte, NUK, Inv.-Nr. /.282-4-10). sprachigen Pfarren Priester ihren Dienst versehen, die Lit.: dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919, nicht oder nur schlecht Slowenisch sprechen. 40–46  ; Personalstand der Säkular- und Regular-Geistlichkeit der DiöDie sprachliche Situation der Kärntner Pfarren nach zese Gurk in Kärnten für 1917 & 1918. Klagenfurt 1919/20  ; A. Jaksch  : dem Kirchenschematismus von 1917/18 stellt auch eine Pfarrkarte der Diözese Gurk. In  : Car. I (1925) 61  ; Realschematismus einfachere zwei- bzw. freifärbige, historische, jedoch der Diözsese Gurk. Klagenfurt 1933  ; E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten, II. Teil, Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamennicht datierte und nicht signierte slowenische Karte buch. Klagenfurt 1958  ; R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do dar  : Jezikovno razmerje po šematizmu kršk. knezoškof. ord. leta 1918, Bestandsaufnahme der Kärntner utraquistischen Schulen bis iz leta 1917/18 na Koroškem, Merilo 1  :300.000 [Sprach- 1918. Klagenfurt/Celovec 1980  ; P. Fister  : Arhitektura Zilje, Roža, liche Verhältnisse nach dem Schematismus des Gurker Podjune. Celovec 1989  ; T. Weiss  : Panorama, Kirchen/Cerkve, Gailtal/ erzbischöflichen Ordinariats aus dem Jahre 1917/18, Zilja, Wörthersee/Sattnitz/Vrbsko jezero/Gure, Dekanat Tainach/Tinje Maßstab 1  :300.000] (Titel im Bereich der Zeichener- Dekanat. [Klagenfurt/Celovec] [s.  a.]  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Ceklärung bzw. mit der Überschrift am Blattoberrand Nalovec 2012, 107–122. seljenost Slovencev na Koroškem po cerkvenem šematizmu Web  : Novi farni zemljevid škofije krške. In  : Koroški Slovenec, 8. 4. 1925 leta 1917/18 [Besiedelung der Slowenen in Kärnten auf www.mindoc.eu  ; Katholische Kirche Kärnten/Katoliška cerkev nach dem kirchlichen Schematismus im Jahr 1917/18]. Koroška, Pfarren und Dekanate  : www.kath-kirche-kaernten.at/pfarDie Kategorisierung der Pfarren unterteilt diese in ren  ; www.dlib.si (13. 4. 2013). Bojan-Ilija Schnabl »gänzlich slowenische Pfarren«, »slowenisch-deutsche Pfarren«, »deutsch-slowenische Pfarren« und »deutsche Pfarren« und entspricht im Wesentlichen der Darstel- Piccolomini, Eneas Silvius (Pius II., * 18. Oktober lung von Wutte. Zusätzlich zeichnet eine Linie die 1405 Corsignano [heute Pienza], † 14./15. August slowenisch-deutsche → Sprachgrenze und erfasst so 1464 Ancona), Humanist, Papst. Der aus verarmtem sienesischen Adel stammende weitere (zweisprachige  ?) Bereiche, in denen das SloweEneas Silvius studierte ab 1423 in Siena, ohne einen nische nicht Pfarrsprache ist. Das sind etwa Bereiche westlich von → Hermagor/Šmohor und nordwestlich akademischen Grad zu erwerben. Anfang 1432 begab er davon das Gitschtal/Višprijska dolina bis etwa auf sich im Gefolge des Kardinals Domenico Capranica mittlere Höhe, Kreuzen (Križnik), (Bad) Bleiberg (Pla- zum Konzil nach Basel, wo er insbesondere durch seine jberk) und → Ossiach (Osoje). Der rein deutschspra- rhetorischen Fähigkeiten schnell Bekanntheit erlangte chige Teil Kärntens wird nicht im Detail dargestellt, und schließlich zum Sekretär des Konzilspapstes Felix was einen zweiten großen Unterschied zur Pfarrkarte V. avancierte. 1442 in Frankfurt vom späteren Kaiser nach Wutte darstellt. Wenn auch die Sprachgrenze Friedrich III. zum Dichter gekrönt, wechselte er noch nicht so weit nördlich und nordwestlich angesetzt wird im gleichen Jahr in dessen Kanzlei und wurde einer der wie bei Domej (→ Sprachgrenze im 18 Jh.) oder in engsten Vertrauten und Berater des Habsburgers. In den → Ortsverzeichnissen 1860, 1880/82 und 1918, rascher Folge stieg er nach seiner Priesterweihe zum so bietet die vorliegende historische Karte doch einen Bischof von → Trieste/Trst/Triest (1447) und Siena weiteren Hinweis zur historischen sprachlichen Situa- (1450) auf. 1456 wurde er Kardinal und 1458 Papst. Als tion in Kärnten/Koroška (sowie insbesondere auch in er sich 1464 in Ancona selbst an die Spitze eines Kreuz-

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Pinteritsch/Pinterič, Hans

zugs gegen die Türken stellen wollte, kam ihm der Tod zuvor. Sein Papstname Pius, in bewusster Anspielung auf den »pius Aeneas« in Vergils Aeneis gewählt, markiert seine enorme kulturgeschichtliche Bedeutung als »Apostel des Humanismus« (G. Voigt). Sowohl seine persönlichen Beziehungen als auch seine in zahllosen Handschriften überlieferten eigenen Werke trugen maßgeblich dazu bei, dass der italienische Humanismus in Österreich und im Reich begeisterte Anhänger fand. P.s literarisches Œuvre umfasst die unterschiedlichsten Genera. Österreich verdankt ihm mit der Historia Austrialis das erste Beispiel humanistischer Landesgeschichte überhaupt. Was die slowenische Sprache und Kultur in Kärnten/Koroška angeht, ist auf das Kapitel zu Kärnten/Koroška in P.s De Europa hinzuweisen, in dem ausführlich die Zeremonie der Herzogseinsetzung auf dem Kärntner Herzogstuhl geschildert wird (→ Fürsteneinsetzung). Es beruht zur Gänze auf dem Liber certarum historiarum des → Johann von Viktring und besitzt somit keinen selbstständigen Quellenwert. Werke  : Adrianus van Heck (Hg.)  : Enee Silvii Piccolominei postea Pii PP II De Europa, Città del Vaticano 2001. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. J. Worstbrock  : Piccolomini, Aeneas Silvius (Papst Pius II.). In  : Verfasserlexikon 7. München ²1989, 634–669  ; J. Helmrath  : Pius II. In  : NDB 20. München 2001, 492–494  ; M. Wagendorfer  : Ein von der Hand des Eneas Silvius Piccolomini geschriebenes Exzerpt aus dem Liber certarum historiarum Johanns von Viktring (BAV, Vat. lat. 7082, fol. 96). In  : Römische Historische Mitteilungen 47 (2005) 81–121.

Martin Wagendorfer

Picej, Jožef (Pfarrer, Kulturaktivist, NS-Verfolgungs-

opfer), → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Pičko, Florian (Schuster, Genossenschafter, Kulturaktivist), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Pillersdorf’sche Verfassung 1848, → Oktroyierte

Märzverfassung 1849.

Pintar, Luka (* 15. Oktober 1857 Hotavlje [Gorenja vas-Poljane, Gorenjska], † 7. Dezember 1915 Ljubljana), Sprachwissenschafter, Literaturhistoriker, Bibliothekar. Nach dem Gymnasium in Ljubljana ging P. nach Graz, wo er bis 1883 Slawistik (bei Gregor → Krek) und klassische Philologie studierte und Supplent bzw.

Lehrer in Ljubljana und Novo mesto wurde. 1898 beförderte man ihn zum Skriptor der heutigen NUK – Bibliothek deželjna Študijska knjižnica [Landestudienbibliothek], wo er ab 1909 als Kustos und Direktor für ihre Neuorganisation nach dem Erdbeben von 1895 sorgte. 1899–1907 wirkte er als Redakteur der (literatur-) wissenschaftlichen Zeitschrift Zbornik (1898–1906) der → Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft für Literatur und Kultur]. Neben Fran → Vidic, Fran → Ilešič, Josip Tominšek u. a. gehörte er einer neuen Generation von Wissenschaftern an, die einer akademischen Tradition entwachsen waren. Als Literaturforscher spezialisierte er sich auf France → Prešeren und erstellte die kritische Ausgabe seines Gedichtbandes Poezije (1900). In diesem Zusammenhang erhielt er für die Bibliothek vom Verleger Ottomar Bamberger den handschriftlichen Nachlass des slowenischen Romantikers. Sein Forschungsschwerpunkt lag jedoch in der Linguistik. Er befasste sich mit fundamentalen grammatikalischen Fragestellungen, sammelte slowenisches Sprachmaterial, das teilweise in Maks Pleteršniks Wörterbuch aufgenommen wurde, interessierte sich für slowenische → Ortsnamen, auch in Kärnten/Koroška, und schrieb über ihr Analogieverhältnis zum Deutschen. Hierbei war er um politische Objektivität bemüht und warf sowohl slowenischen als auch deutschen Toponomastikern vor (so etwa seinen Kärntner Kollegen Johann → Scheinigg und Primus → Lessiak oder Baron Alfred Moscon), ihre Forschungsarbeit aus einer nationalen Perspektive heraus zu verrichten. Eine große Polemik entstand um die etymologische Herleitung von Klagenfurt/Celovec. Seine Studien veröffentlichte P. in den Zeitschriften Carniola, → Časopis za zgodovino in narodopisje, → Ljubljanski zvon u. a., einige davon unter dem Rubriknamen Satura (1905–1912). Quellen/Web  : NUK, www.dlib.si. Werke  : O krajnih imenih. In  : Ljubljanski zvon 32 (1912) 1, 47–51 in

Fortsetzung. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Šlebinger  : Luka Pintar. Nekrolog. In  : Carniola 7 (1916) 2, 150–160  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, 31, 741–742. Maja Francé

Pintarič, Mathias (Kulturaktivist, Verfolgungsopfer), → Steirische Slowenen. Pinteritsch/Pinterič, Hans, → Abgeordnete.

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Pipp, Johann

Pipp, Johann (* 13. Juni 1882 Korpitsch/Grpiče [Fin-

kenstein/Bekštanj], † 9. Februar 1968 Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji), Mesner, Kirchenmusiker und Chorleiter. Pipp wuchs im Heimatort seines Vaters in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji auf, wo die Familie seit der Mitte der 1880er-Jahre lebte und der Vater als Mesner und Organist tätig war. Er besuchte die Volksschule in Feistritz/Bistrica und absolvierte von September 1895 bis Juli 1896 eine kirchenmusikalische Ausbildung beim Organisten Michael Grafenauer in St. Leonhard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri sedmih Studencih. Seit 1897 war Pipp als Organist in Feistritz/Bistrica tätig, vorerst als Gehilfe seines Vaters, nach dessen Tod (1908) als Mesner und Organist in eigener Verantwortung. Wie sein Vater war auch er im Zivilberuf Sattler. Pipps besonderer Einsatz gehörte nicht nur dem Orgelspiel, sondern auch dem Kirchengesang. Zwar hatte schon vor seinem Dienstantritt in Feistritz/Bistrica ein Kirchenchor bestanden, unter seiner Leitung wurden die »Kirchensänger« jedoch erst zu einem Chor, für den er mehr und mehr Pfarrangehörige zu begeistern wusste, da er den Kontakt zu den Sängern auch außerhalb der Kirchenmusik suchte. Ihm kommt dabei das Verdienst zu, als einer der Ersten mit der Dorfjugend systematisch den Gesang geübt und das alte autochthone → Liedgut so weitergegeben zu haben. Mitte der 1920er-Jahre leitete er gemeinsam mit dem Achomitzer Gastwirt → Johann Schnabl einen Chor in Achomitz/Zahomec, der dort vom slowenischen → Kulturverein Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Zila [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila (Gail/-tal)], gegründet worden war. Pipp versah das Mesner- und Organistenamt durch mehr als 70 Jahre. Ihm kommt dabei das Verdienst zu, als junger Organist einem geregelten kirchlichen und weltlichen → Chorwesen in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji den Weg geebnet zu haben. Das von ihm tradierte geistliche und weltliche Liedgut ist eine Quelle, aus der bis heute nicht nur die sog. Untergailtaler »Wildsänger« schöpfen können, sondern auch Chöre und Sängerensembles. Quellen  : ADG und Pfarrarchiv Feistritz/Gail, Tauf-, Heirats- und Sterbematriken. Pfarrchronik Feistritz an der Gail, Bd. II. Lit.: Prosvetno društvo »Zilja« v Zahomcu. In  : KSK 1959, Celovec, 129−131. P. Wiesflecker  : »Pel bom Gospodu …« Zapiski o cerkveni glasbi v Spodnji Ziljski dolini. In  : KMD 2012, Celovec/Klagenfurt 2011, 51–57.

Peter Wiesflecker

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Pipp, Mihael, vulgo Zotlar (1875–1954, Feistritz im

Gailtal/Bistrica na Zilji), Liedkomponist, → Lied  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Volkslied. Pippan, Gustav, vulgo Jörg (Kreuzbichl/Goričica), Genossenschafter, Kulturaktivist, → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Pirnat, Dr. Ferdinand (Diskriminierungs- und Verfol-

gungsopfer), → Internierungen 1919.

Piskernik, Angela (* 27. August 1886 Lobnig/Lobnik

[Eisenkappel/Železna Kapla], † 23. Dezember 1967 Ljubljana), Botanikerin, Ökologin und Kulturaktivistin. P. wurde als 11. von 13 Kindern auf dem Bergbauernhof vulgo Vrbnik geboren. Nach der Grundschule in → Eisenkappel/Železna Kapla (1884–1900) und Lehrerbildungsanstalt der Ursulinen in Klagenfurt/Celovec (1902–1907) unterrichtete sie an dieser 1907/1908 und absolvierte 1910 die Privatmatura in Graz. Sie wurde 1914 in Wien als erste Slowenin in Naturwissenschaften promoviert (Dissertation  : Die Plasmaverbindungen bei Moosen). Da sie in Kärnten/Koroška keine öffentliche Anstellung erhielt, war sie 1915/1916 Hauslehrerin beim damaligen Führer der Kärntner Slowenen, Dr. Janko → Brejc, am Grieserhof bei Hirt. 1916–1926 arbeitete sie als Kustos des Kranjski deželni muzej [Krainer Landesmuseum] in Ljubljana, seit 1921 Narodni muzej [Nationalmuseum]. 1926–1943 war sie Mittelschulprofessorin in Ljubljana und, aus politischen Gründen, von 1933–1935 in Novo mesto. Wegen ihrer Beteiligung am antifaschistischen Widerstand wurde sie am 14. November 1943 festgenommen und am 6. Jänner 1944 ins KZ Ravensbrück deportiert, von wo sie am 16. Juli 1945 zurückkehrte. 1945–1953 war sie Direktorin des naturwissenschaftlichen Museums in Ljubljana und kurze Zeit auch Honorarprofessorin für Botanik an der Universität Ljubljana. Bis zu ihrer Pensionierung 1963 befasste sie sich mit dem Umweltschutz. Sie war u. a. Mitbegründerin der Gorska straža [Bergwacht] und des Nationalparks Triglav und setzte sich für einen slowenisch-österreichischen Nationalpark in den Karawanken/Karavanke und in den Steiner Alpen/ Kamniško-savinjske Alpe ein. Den Alpski park Juliana [Alpengarten Juliana] im Tal der Trenta in den Julischen Alpen hat P. wiederbelebt. 1967 wurde sie Eh-

Angela Piskernik, Karikatur

Pistotnik, Gustav

Angela Piskernik

renmitglied der internationalen Alpenkommission und erhielt den europäischen Van Tienhoven-Preis für Naturschutz. Neben naturwissenschaftlichen Fachpublikationen veröffentlichte sie auch zahlreiche ethnografische und kulturgeschichtliche Beiträge sowie mehrere Handbücher zur deutschen Sprache. Sie war bereits als Schülerin und als Studentin bei den Kärntner Slowenen kulturell aktiv sowie in der Frauenbewegung tätig. Sie blieb unverheiratet. Als Präsidentin der slowenischen Zveza ženskih društev na Koroškem [Verband der slowenischen Frauenvereine in Kärnten] setzte sie sich vor der → Volksabstimmung für eine Vereinigung der Kärntner Slowenen mit dem neuen südslawischen Staat ein. In Ljubljana war sie u. a. einige Jahre Vorsitzende der Slovenska krščanska ženska zveza [Slowenischer christlicher Frauenverband], des Društvo akademsko izobraženih žensk [Verein der universitär gebildeten Frauen] sowie vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die stellvertretende Vorsitzende des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen]. P. gilt als bedeutendste Kärntner Slowenin des 20. Jh.s bzw. bisher überhaupt. Nach ihr ist der slowenische Naturschutzpreis benannt. Ihr persönliches Archiv verwaltet das Archiv der Republik Slowenien. 2012 zeigte TV Slovenija einen 50-minütigen Dokumentarfilm über P. von Amir Muratović. 2015 wurde ihr zu Ehren eine Gedenktafel in Eisenkappel/Železna Kapla enthüllt.

setletnici dr. Angele Piskernikove. In  : Proteus 29, 1966–67, 15–16  ; O. Kraus  : Frau Dr. Angela Piskernik zum Gedenken. In  : Natur und Mensch 10, 1968, 248–249  ; T. Wraber  : Dr. Angela Piskernik (1886–1967). In  : Varstvo narave 6, 1969, 5–11  ; Ob stoletnici rojstva dr. Angele Piskernikove. In  : Koroški koledar 1986. Celovec 1985, 198–200  ; H. Verdel  : Angela Piskernik. In  : H. Verdel, T. Kogoj  : Die 100 bedeutendsten Frauen des europäischen Ostens. Klagenfurt/Celovec 2003, 211–214  ; J. Stergar  : Dr. Ángela Piskernik (1886–1967), koroška naravoslovka, naravovarstvenica in narodna delavka. In  : A. Žižek (Hg.)  : Ženske skozi zgodovino (Sammelband). Ljubljana 2004, 227–257  ; T. Bahovec  : Zur Rolle der slovenischen Frauen in der Ära der Nationalisierung. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje … Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2003 (Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja 10), 345–385  ; J. Stergar  : Piskernik, Angela. In  : S. Karner & A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf. Klagenfurt/Celovec 2005, 311  ; J. Stergar (Hg.)  : Dr. Ángela Piskernik (1866–1967)  : koroška slovenska botaničarka in naravovarstvenica. 8. november 2005, dvorana Slovenske matice v Ljubljani (Gradivo za simpozij). Ljubljana 2005, 21 S.; K. Stergar  : Iz taboriščne kuharske knjige Ángele Piskernik  : odlomki ohranjenega rokopisa. In  : Svobodna misel vom 21. Dezember 2005, 8  ; N. Praprotnik  : Ob 120. obletnici rojstva dr. Ángele Piskernik (1886–1967). In  : Argo 49 (2006) 7–15  ; J. Stergar  : Ángela Piskernik (1886–1967), Prva slovenska botaničarka in naravovarstvenica. In  : A. Šelih [e. a.] (Hg.)  : Pozabljena polovica  : portreti žensk 19. in 20. stoletja na Slovenskem. Ljubljana 2007, 220–224  ; J. Stergar  : Oživljeni spomin  : dr. Angela Piskernik (1886–1967), najpomembnejša koroška Slovenka 20. stoletja. In  : Koroški koledar 2010. Celovec 2009, 135–174  ; N. Praprotnik  : Angela Piskernik (1886–1967) in njeno botanično in muzejsko delovanje. In  : Scopolia 83/84. Ljubljana 2015, 326–354 ; J. Stergar (Hg.)  : Enigma »Á«. Dr. Angela Piskernik  : koroška slovenska botaničarka in naravovarstvenica. Ljubljana 2015 (In Druck).

Archive  : ARS, fond AS 1982. Werke  : Die Plasmaverbindungen bei Moosen. In  : Österreichische bo-

Piskernik, Jožef, Bruder der Angela Piskernik, vulgo Košnik, geistiger Vater des → Kutej, Anton.

tanische Zeitschrift 64, 1914, 107–120  ; Über die Einwirkung fluoreszierender Farbstoffe auf die Keimung der Samen. In  : Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathem.-naturwissenschaftliche Klasse, Abt. 1, Bd. 130, 1921, H. 6 und 7, 189–215  ; Blagay in Freyer. In  : Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo  : B Prirodoslovni del 7, 8, 1926–1927, 59–63  ; Učbenik nemškega jezika. Del 1. Ljubljana 1930, VII + 181 S.; Nemški glagol/Das deutsche Zeitwort. Ljubljana 1931, 32 S.; Učbenik nemškega jezika za srednje in njim sorodne šole. I. in II. šolsko leto. V Ljubljani 1932, 322 S.; Nemško-slovenski in slovensko nemški žepni slovarček – s slovničnimi podatki za Slovenca. Ljubljana 1936, 232 S.; 2. und 3. Aufl. 1941, 4. Aufl. 1999  ; Ključ za določanje cvetnic in praprotnic. V Ljubljani 1941, VI + 371 S.; 2. Aufl. 1951  ; Zapiski iz Ravensbrücka. In  : Koroška v borbi. Spomini na osvobodilno borbo v Slovenski Koroški. Celovec 1951, 198–205  ; Problemi in naloge prirodnega varstva. In  : Varstvo spomenikov 5, 1953–54, 163–170  ; Zgodovina prizadevanj za ustanovitev Triglavskega narodnega parka. In  : Varstvo narave 1, 1962, 9–33  ; Narodopisni paberki iz Lobnika pri Železni Kapli. In  : Slovenski etnograf 16–17, 1963–1964, 307–315  ; Jugoslovansko-avstrijski visokogorski park (predlog za zavarovanje). In  : Varstvo narave 4, 1965, 7–15  ; Naturschutz in Jugoslawien. In  : Jahrbuch des Vereins zum Schutze der Alpenpflanzen und Tiere 32, 1967, 118–131. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Felaher  : Ob 70-letnici Dr. A. Piskernik. In  : Slovenski poročevalec vom 5. Dezember 1956  ; M. Wraber  : Ob osemde-

Janez Stergar  ; Üb.: Valentin Sima, Bojan-Ilija Schnabl

Piskernik, Mirko (Kulturaktivist), → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein Zarja]. Piskernik, Tone (ethnopolitischer Aktivist), → Klub

koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Pistotnik, Anton (Kulturaktivist), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Pistotnik, Florijan (Kulturaktivist), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Pistotnik, Gustav (Kulturaktivist), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

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Pistotnik, Jože

Pistotnik, Jože, vulgo Mežnar (Kulturaktivist), → Ra-

diše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg]. Planina, Katoliško prosvetno društvo v Selah

(KPD Planina) [Katholischer Kulturverein Planina in Zell]. Die Geschichte des organisierten Kulturlebens in Zell/Sele begann mit der Gründung des TamburizzaVereins im Jahr 1902 (→ Tamburizzamusik), worüber in der slowenischen Wochenzeitung → Mir am 23. Oktober 1902 berichtet wurde. Damit zählt der Verein Planina zu den ältesten slowenischen → Kulturvereinen in Kärnten/Koroška. In den ersten Jahren war die treibende Kraft des Vereins der Gemeindesekretär Valentin Jug. Anlässlich der Gründung der → Slovenske krščansko socialne zveze za Koroško [Slowenischer christlichsozialer Verband für Kärnten] im Jahr 1907 trat der Verein Planina als einer der ersten Vereine dem Verband bei und firmierte bereits unter diesem Namen. Amtlich wurde der Verein unter dem Namen Planina erst 1911 bestätigt, als der Pfarrer Josip Linasi die Statuten des Vereins Katoliško slovensko izobraževalno društvo Planina v Selah den Behörden vorlegte. 1912 fand die Gründungsvollversammlung der Planina statt. Der erste Vorsitzende war Valentin Hribernik. Zunächst wurde der Chorgesang gepflegt (→ Chorwesen). Besondere Verdienste erwarb sich Filip Lokan, der Orgel spielte, sang und den Männerchor leitete. 1915 kam Alojzij → Vauti als neuer Priester nach Zell/Sele, der ein unermüdlicher Kulturaktivist und slowenischer Volksaufklärer war. Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde jegliche kulturelle Tätigkeit unterbunden (→ Internierungen 1919, → Militärgerichtsbarkeit). Nach Ende des Krieges wurde die Tätigkeit des Vereins wieder aufgenommen und er blühte wieder auf. Es war das Verdienst von Vauti, dass bereits 1919 die ersten Theaterstücke aufgeführt (→ Theater) und eine systematische Volksbildungstätigkeit begonnen wurden. Es wurde eine Vereinsbibliothek eingerichtet, die gerade in der Zwischenkriegszeit hohen Zuspruch hatte (→ Lesekultur). Aus fotografischem Archivmaterial geht hervor, dass in den frühen 20er-Jahren auch eine Blasmusikkapelle und ein Frauenorchester bestanden. Die Vereinsaktivitäten fanden in jener Zeit beim Froncej und im Gasthaus Mažej statt. Auf Initiative des Pfarrers Alojz Vauti wurde in den Jahren 1926–1930 das erste Pfarrheim errichtet, das eines der

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ersten slowenischen Kulturheime in Kärnten/Koroška war. Es wurde zum Zentrum der religiösen Vertiefung, der Bildung, der Volksaufklärung, des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde. Neben zahlreichen Theateraufführungen, Chorauftritten, Vorträgen und rhetorischen Übungen wurden auch mehrwöchige Haushaltskurse unter der Leitung von Milka → Hartmann abgehalten. Mit dem → »Anschluss« und dem Krieg wurde durch die Nazis jegliche slowenische Kulturtätigkeit zunächst erschwert und spätestens 1941 gänzlich verboten. Das Pfarrheim, das das Zentrum des höchst engagierten und unermüdlichen Kulturlebens war, wurde vom Militär besetzt, Pfarrer Alojz Vauti eingesperrt. Verwüstet wurden das Pfarrhaus und sämtliche wertvollen Dokumente, die dort verwahrt worden waren. Zerstört wurde der Großteil der Vereinsbibliothek, nur wenige Bücher konnten gerettet und versteckt werden. Zahlreiche identitätsbewusste slowenische Familien und kulturell engagierte Persönlichkeiten wurden verhaftet, eingesperrt, deportiert und in Lager verschleppt  ; viele von ihnen kehrten nie mehr zurück. Widerstandskämpfer fielen oder wurden hingerichtet (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Nach dem Ende des Krieges lebte der Verein KPD Planina sehr rasch wieder auf, es wurde der slowenische Chorgesang gepflegt, Theaterstücke aufgeführt, eine Volkstanzgruppe wurde gegründet. Die Gesangsgruppen organisierten sich ab 1953 in einem eigenständigen Verein, Pevsko društvo Sele. Besondere Verdienste hatten in jener Zeit Ivan Matko und Alozij Vauti. In Zell-Winkel/Sele-Kot wurde 1961 der Kulturverein Slovensko prosvetno društvo Košuta gegründet. KPD Planina zählt mit seinen drei aktiven Theatergruppen, einem alljährlichen Theaterabo und zahlreichen Bildungs- und Unterhaltungsveranstaltungen zu den außerordentlich aktiven des Landes. Quellen  : Mir, 23. 10. 1902, Nr.43, S. 173 Tagebuch von Tomaž Olip. Web  : http://mspwins06.bon.at/zellpfarre.at/1de/gemeinde/vereine.

www.kkz.at/blog/detajl/ob_100_letnici_kpd_planina_sele  ; htm  ; www.facebook.com/pages/KPD-Planina-Sele/111328938903909 (20. 1. 2013). Lit.: A. Vauti  : Slovensko prosvetno društvo »Planina« v Selah. In  : KSK. Celovec 1960, 43–46  ; L. Kaselj, F. Kattnig, B. Sommeregger (Hg.)  : Setev in žetev – devet desetletij organizirane kulturne dejavnosti koroških Slovencev, hg. Krščanska kulturna zveza  : Slovenski informacijski center. Celovec/Klagenfurt 1979  ; 90 let kulturnega delovanja v Selah, hg. Katoliško prosvetno društvo Planina, zbrali in spisali Zalka KelihOlip in Milka Olip. Sele 1992  ; V. Lokar-Lavrenčič, H. Gabriel  : Po sledeh tamburaštva na Koroškem. Celovec [e. a.] 2005 [mit CD]  ; A.

KPD Planina

MePZ Sele, Je Pa Rinčica Padva

Plešivčnik, Marko

Jug-Olip  : Utihnile so ptice, utihnila je vas  : spomini na selske šege in navade, na izselitev v Nemčijo, na taborišče Ravensbrück in na srečno vrnitev domov- Celovec [e. a.] 2011. Pavli Čertov  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Plawetz, Jakob (Abgeordneter in der 7. Wahlperiode

[1892–1896] in der Kurie der Städte und Märkte aus dem Wahlkreis Völkermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Železna Kapla), → Abgeordnete. Plečnik, Josef/Jože (1872–1957), Architekt, → Prag, → Wien  ; → Schloissnig/Šlojsnik, Johann Nepomuk/Janez Nepomuk  ; → Serajnik, Domicijan najmlajši  ; → Starc, Janez. Pleiweis, Magdalena → Knafelj-Pleiweis, Marija

Magdalena.

Pleschiutschnig, Valentin, → Abgeordnete. Plešivčnik, Marko, vulgo Šercer (Kulturaktivist),

→ Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

er den Posten des Bezirksarztes in Št. Jurij bei → Celje an. In Rogaška Slatina gründete er auf dem Berg Janina sein eigenes Sanatorium. Danach ging er wieder nach Wien. Die Sommermonate verbrachte er unter seinen Landsleuten im → Rosental/Rož und setzte sich für ein verstärktes Identitätsbewusstsein ein. P. schrieb auch einige medizinische Bücher und Broschüren in deutscher und slowenischer Sprache. 1928 veröffentlichte eine 39 Seiten lange zweisprachige Broschüre zu den kärntnerslowenischen → Dialekten (Naši dialekti [Unsere Dialekte]), in der er entschlossen gegen das utraquistische Schulwesen, das der → Germanisierung diene, sowie gegen die → Windischentheorie Stellung bezog. Sein gesamtes Vermögen vermachte er identitätsstiftenden kärntnerslowenischen Einrichtungen. Lit.: KS. – J. Felaher  : Dr. Pečnik Karel, koroški mecen. In  : Ponedeljski Slovenec, Jg. IX, Nr. 12 (23. 3. 1936) 3  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija felaherja in koroški Slovenci (Diss.). Maribor 2009. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Ergänzung: Pečnik, Dr. Karel (* 1. September 1867 Lessach/Leše [St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu], † 6. März 1936 Graz), weitgereister Arzt und ethnopolitischer Aktivist. P. wurde im Haus des berühmten Anton → Janežič geboren (seine Mutter war die Schwester desselben). Das Gymnasium schloss er in Klagenfurt/Celovec ab, Medizin studierte er zunächst in Wien, später promovierte er in Dresden. In Alexandrien in Ägypten gründete er mit anderen slowenischen Emigranten den slowenischen Verein Nil (→ Emigration). P. schrieb über die schlechte Lebenssituation der slowenischen Emigranten, vor allem der Frauen (→ Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]) in der Görzer Zeitschrift Soča und im → Koledar Mohorjeve družbe (1902). Er war wahrscheinlich der erste, der über die küstenländischen Frauen schrieb, die nach Ägypten gingen, um dort Geld für ihre daheimgebliebenen Familien zu verdienen. Dort lernte er seine aus Linz stammende künftige Ehefrau kennen. 1911 ging er nach → Trieste/Trst/ Triest, wo er bis 1915 blieb. In → Jugoslawien nahm

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Katja Sturm-Schnabl . Bojan-Ilija Schnabl (Hg.)

Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942 Band 3: Po – Ž

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Veröffentlicht mit der Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)  : PUB 212-G23 Gedruckt mit der Unterstüzung durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich Haftung für Links: Unser Angebot enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Links umgehend entfernen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen: Recto: Markus Pernhart, Kärnten/Koroška Panorama vom Hochstuhl/ Stol mit dem Klagenfurter Feld/Celovško polje, Mitte 19. Jh, Öl auf Leinwand, 87 x 189 cm, Narodna galerija, Ljubljana (Foto Bojan Salaj), © Narodna galerija, Ljubljana, Sig.: Inv. Nr. NG S 295; verso: Wahlkreiseinteilung 1907 (Z 282.4-31 verso), © NUK, Sig.: NUK – Z 282.4-31 verso. © 2016 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H., Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Wissenschaftliche Redaktion: Bojan-Ilija Schnabl, Katja Sturm-Schnabl Mitarbeit: Maja Francé ( Juli 2010–September 2011) Sprachlektorat: Susanne Wixforth. Fotoredaktion: Bojan-Ilija Schnabl Technische Redaktion: Bojan-Ilija Schnabl Korrektorat  : Herbert Hutz, Drasenhofen Satz  : Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung  : Balto Print, Vilnius Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-79673-2

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Die Förderung der Forschung und der redaktionellen Arbeit erfolgte durch: Austrian Science Fund (FWF) Projektnummer P 19519-G-03, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Bundeskanzleramt Volksgruppenangelegenheiten, Amt der Kärntner Landesregierung, Volksgruppenbüro, Urad vlade R. Slovenije za Slovence v zamejstvu in po svetu Teile des Textes wurden mit Hilfe des Eingabesystems ZRCola (http://ZRCola.zrc-sazu.si) erstellt, das im Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljana (http://www.zrc-sazu.si) von Peter Weiss entwickelt wurde.

Inhalt

Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band  1047 Lemmata Band 3 Po–Ž  1049 Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata  1571 Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata  1577 Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial  1579 Verzeichnis der Abbildungen  1580 Synopsis (deutsch/English/slovensko)  1599 Biographien der Herausgeber  1602

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Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Amon, Smilja, Ljubljana Bahovec, Tina, Klagenfurt/Celovec Bandelj, David, Nova Gorica Bernard, Antonia †, Paris Bister, Feliks J., Wien Budin, Lena, St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku Burz, Ulfried, Klagenfurt/Celovec Cvirn, Janez †, Ljubljana Čavič-Podgornik, Nieves, Wien Čurkina, Iskra Vasiljevna, Moskva/Moskau Destovnik, Irena, Ljubljana Dolinar, Darko, Ljubljana Dolinar, France Martin, Ljubljana Domej, Theodor, Klagenfurt/Celovec Dović, Marijan, Ljubljana Drobesch, Werner, Klagenfurt/Celovec Dular, Anja, Ljubljana Entner, Brigitte, Klagenfurt/Celovec Filipič, Hanzi, Klagenfurt/Celovec Fischer, Gero, Wien Fister, Peter, Ljubljana Francé, Maja, Wien Gabriel, Hanzi, Wien Gantar Godina, Irena, Ljubljana Grafenauer, Danijel, Ljubljana Grdina, Igor, Ljubljana Grum, Martin, Ljubljana Haberl-Zemljič, Andreja, Bad Radkersburg (Radgona) Hartman, Božo, Klagenfurt/Celovec Hartman, Bruno †, Maribor Hren, Karel, Sittersdorf/Žitara vas Jannach, Reinhold, Villach/Beljak Kersche, Peter, Klagenfurt/Celovec Klemenčič, Matjaž, Maribor Kocijan, Gregor, Kranj Kodrič Dačić, Eva, Ljubljana Kotnik Verčko, Majda, Ravne na Koroškem Krahwinkler, Harald, Klagenfurt/Celovec Križnar, Franc, Škofja Loka Kronsteiner, Otto, Samerberg/Bayern Kropej, Monika, Ljubljana Kucher, Primus Heinz, Klagenfurt/Celovec

Kuchling, Martin, Gattersdorf/Štriholče, Völkermarkt/ Velikovec Kühnelt-Leddihn, Warwara, Wien, Klagenfurt/Celovec Lach, Alois, St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni Legan Ravnikar, Andreja, Ljubljana Linasi, Marjan, Slovenj Gradec Logar, Engelbert, Graz, Schwabegg/Žvabek Mader, Brigitta, Trieste/Trst/Triest Malle, Avguštin, Klagenfurt/Celovec Malle, Janko, Klagenfurt/Celovec Maurer-Lausegger, Herta, Klagenfurt/Celovec Merše, Majda, Ljubljana Mihurko Poniž, Katja, Ljubljana Narat, Jožica, Ljubljana Novak Popov, Irena, Ljubljana Ogrin, Matija, Ljubljana Ogris, Tomaž, Radsberg/Radiše Oman, Žiga, Maribor Orožen, Martina, Ljubljana Perenič, Urška, Prem Piko-Rustia, Martina, Klagenfurt/Celovec Pinter, Štefan, St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu Pohl, Heinz Dieter, Klagenfurt/Celovec Popitsch, Alois, Sankt Kanzian am Klopeiner See/ Škocjan v Podjuni Premk, Francka, Ljubljana Rajšp, Vincenc, Wien Rehsmann, Franc, Šentjakob Reiterer, Albert F., Wien Rustia, Peter, Trieste/Trst/Triest Schnabl, Bojan-Ilija, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Schwarz, Karl W., Wien Sereinig, Ursula, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Sienčnik, Matjaž, Eberndorf/Dobrla vas Sienčnik, Ursula, Eberndorf/Dobrla vas, Wien Simetinger, Tomaž, Črna na Koroškem, Ljubljana Sketelj, Polona, Ljubljana Smole, Vera, Ljubljana Stergar, Janez, Ljubljana

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Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band

Strauss, Josef, Wien, Aich/Dob – Velden am Wörther See/Vrba Stumfohl, Rotraud, Klagenfurt/Celovec Sturm, Danijel, Eberndorf/Dobrla vas, Tainach/Tinje Sturm, Marjan, Klagenfurt/Celovec, Zinsdorf/Svinča vas Sturm-Schnabl, Katja, Wien, Zinsdorf/Svinča vas Svetina, Peter, Klagenfurt/Celovec Šekli, Matej, Ljubljana Škofic, Jožica, Ljubljana Šuler Pandev, Simona, Ravne na Koroškem Till, Josef, Klagenfurt/Celovec Tolmajer, Nužej, Radsberg/Radiše Toporišič, Tomaž, Ljubljana Trießnig, Simon, Latschach am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru Tropper, Christine, Klagenfurt/Celovec Tropper, Peter, Klagenfurt/Celovec Vidmar, Luka, Ljubljana Vospernik, Reginald, Klagenfurt/Celovec Vovko, Andrej †, Maribor Wadl, Wilhelm, Klagenfurt/Celovec Wagendorfer, Martin, Wien Wakounig, Jože, Ferlach/Borovlje Wakounig, Marija, Wien Weiss, Peter, Ljubljana Wenninger, Markus, Klagenfurt/Celovec Wieser, Vinko, Köttmannsdorf/Kotmara vas Wiesflecker, Peter, Graz Wolfram, Herwig, Wien Zerzer, Janko, Klagenfurt/Celovec Zorn, Matija, Ljubljana Zupančič, Jernej, Ljubljana Žejn, Andrejka, Ljubljana Žerjal Pavlin, Vita, Ljubljana

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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/ Koroška – von den Anfängen bis 1942 Band 3 Po – Ž Podboj, Štefan (Gymnasialprofessor), → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak  ; → Društvo za zgodovino in narodopisje koroških Slovencev [Verein für die Geschichte und Volkskunde der Kärntner Slowenen]  ; → Villach/Beljak  ; → Rožič, Valentin  ; → Scheinigg, Johann. Podgorc, Valentin (* 14. Februar 1867 St.  Agnes/ Šentaneža [Völkermarkt/Velikovec], † 29. März 1956 Klagenfurt/Celovec), Priester, engagiert im Genossenschaftswesen und politischer Aktivist. Nach Abschluss der Volksschule in → Völkermarkt/ Velikovec ging er 1879 ins Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, wo er 1887 mit Auszeichnung maturierte. Noch im selben Jahr trat er in das Klagenfurter → Priesterseminar ein. Aufgrund des Mangels an Priestern wurde er bereits nach Abschluss des dritten Jahrgangs zum Priester geweiht und hatte seine Primiz am 10. Mai 1890 in St. Agnes/Šentaneža. Sein Theologiestudium schloss er 1891 ab. Während des Studiums engagierte er sich aktiv im Rahmen der → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen] in Klagenfurt/Celovec. Nach Abschluss seines Studiums wurde er deshalb von den Mitgliedern der Akademie mit einer besonderen Denkschrift geehrt. Im vierten Jahrgang wurde er zum Präfekten des → Marianums ernannt. Danach trat er die Stelle des Kaplans in → Bleiburg/Pliberk an. In dieser Zeit entsendete ihn Bischof Josef → Kahn zum Studium der sozialen Fragen und politischen Bewegungen nach Deutschland und nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr wurde er erneut Vikar bzw. Präfekt des Marianums (1893–1907), Professor und Spiritual an der Bildungsanstalt für Frauen bei den Ursulinen in Klagenfurt/Celovec sowie slowenischer Prediger an der Heiligengeistkirche/cerkev sv. Duha in der Stadt. 1904 wurde er zum Monsignore ernannt und 1929 zum Mitglied des Domkapitels in Klagenfurt/Celovec (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Politisch vertrat er die Zusammenarbeit mit den deutsch-konservativen und danach mit den christlichsozialen Kräften. Unzählige Male hielt er Anspra-

chen auf kirchlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Veranstaltungen und publizierte zahlreiche Beiträge im → Mir, → Koroški Slovenec, Reichspost, Kärntner Tagblatt u. a. (→ Publizistik). Von 1895 bis 1933 war er Vorstand der Hranilno in posojilno društvo v Celovcu [Spar- und Darlehenskasse in Klagenfurt], wo er u. a. zahlreiche andere slowenische Spar- und Darlehenskassen in → Südkärnten/Južna Koroška bei ihrer Gründung unterstützte. 1899 gründete er die Gospodarska zadruga [Wirtschaftsgenossenschaft] in Kühnsdorf/Sinča vas, die erste Warengenossenschaft in Kärnten, die er bis 1920 leitete. Von 1907 bis 1920 war er Sekretär der → Mohorjeva, nach 1920 Vorsitzender deren Klagenfurter Ausschusses. Für die Mohorjeva edierte bzw. übersetzte P. mehrere Bücher religiösen und anderen Inhalts, das bekannteste war Domači zdravnik [Der Arzt zu Hause] (Klagenfurt 1892, 61924), das er in Anlehnung an S. Kneipp verfasste. Von 1892 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war er Ausschussmitglied des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischpolitischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten]. Zur Zeit der → Volksabstimmung sprach er sich öffentlich für Österreich aus, nach der Volksabstimmung half er beim Wiederaufbau der politischen Organisation der Kärntner Slowenen. Er war auch der wichtigste Organisator des slowenischen → Genossenschaftswesens in Kärnten/Koroška, wobei er für dessen Eigenständigkeit bei gleichzeitiger Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Genossenschaftsverbänden eintrat. Unter seinem Vorsitz wurde am 18. Februar 1921 die Zveza koroških zadrug [Verband Kärntner Genossenschaften] gegründet. Von Jänner bis Juli 1921 gab er zusammen mit Jurij → Trunk das Blatt → Glas pravice [Die Stimme des Rechts] heraus, das die deutschsprachigen Mitbürger auf das Unrecht aufmerksam machte, das den Kärntner Slowenen widerfuhr und in dem er gleichzeitig jene Rechte einforderte, die vor der Volksabstimmung 1920 versprochen worden waren. 1926 gründete er das religiöse Monatsblatt → Nedelja [Sonntag]. 1937 veröffentlichte er in Klagenfurt/Celovec die Abhandlung Die Kärntner Slowenen in Vergan-

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Podporno društvo za slovenske visokošolce na Koroškem

genheit und Gegenwart – Grundsätzliches zur Minder- neren monatlichen Beiträgen Kärntner slowenische heitenfrage. Zum siebzigsten Geburtstag wurde er vom Studenten an den Universitäten und Hochschulen Heiligen Stuhl zum päpstlichen Prälaten ernannt. Er in Graz, Wien und → Prag. In den folgenden Jahwar Ehrenbürger der Gemeinden Sankt Jakob im Ro- ren war ein leichtes Ansteigen der Zahl slowenischer sental/Šentjakob v Rožu, Schiefling am See/Škofiče und Hochschüler aus Kärnten/Koroška festzustellen. Die in Sankt Kanzian am Klopeiner See/Škocijan v Podjuni. genaue Anzahl der Stipendiaten lässt sich nicht festSeine Ansicht, wonach bei der Wiederbelebung stellen, dürfte aber zwischen 20 und 25 liegen. Die des slowenischen Genossenschaftswesens in Kärnten/ Vereinsgründung stand in engem Zusammenhang mit Koroška nach dem Zweiten Weltkrieg der Einfluss der den Forderungen nach Gründung einer Universität in OF [Befreiungsfront] beschränkt werden sollte, stieß → Ljubljana. Als Unterstützer scheinen neben indivigroßteils auf Unverständnis und Widerstand. Nach duellen Personen v. a. die slowenische Spar- und Kre1945 hatte er große Verdienste um die Erneuerung der ditkassen auf (→ Genossenschaftswesen). UnterstütMohorjeva in Klagenfurt/Celovec und wurde ihr Eh- zungsbeiträge kamen nach Aufrufen in slowenischen renpräsident. Medien aus allen Teilen des slowenischen ethnischen Gebietes. Um diese Unterstützungen bemühten sich Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – Mala splošna enciklopedija  ; Naši rajni in Konkurrenz die Unterstützungsvereine Dijaški dom duhovniki. Celovec 1968, 238–267  ; P. Zablatnik  : Valentin Podgorc. In [Schülerheim] (für Gymnasiasten), Učiteljski dom [LehWalter Pollak (Hg.)  : Tausend Jahre Österreich, Bd. 3. Wien/München rerseminar] (für Lehrer und Lehrerinnen) und Dobro1974, 251–254  ; V. Inzko  : Valentin Podgorc. In  : Neue österreichische delno društvo »Drava« [Wohltätigkeitsverein »Drava«] Biographie, Band XIX. Wien 1977  ; F. Petek  : Iz mojih spominov (Hg. J. Pleterski). Ljubljana-Borovlje 1979  ; A. Malle  : Valentin Podgorc in (für Lehrlinge und Gymnasiasten). Nachdem ein erster, koroški plebiscit – Valentin Podgorc und die Kärntner Volksabstimmung. in Graz initiierter Versuch gescheitert war, hatte dieser Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1990  ; V. Inzko  : Valentin Podgorc – duhovUnterstützungsverein in seiner zehnjährigen Tätigkeit nik, zadružnik, politik. In  : P. Apovnik (Hg.)  : O lepih in o hudih časih. mehr Erfolg. Mit dem Weltkrieg hörten seine AktiviCelovec 1996, 38–47  ; St. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer ist wer  ? täten auf, nach 1920 wurde der Verein nicht reaktiviert. Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : St. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 312. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Podporno društvo za slovenske visokošolce na Koroškem [Unterstützungsverein für slowenische

Hochschüler in Kärnten], Klagenfurt/Celovec, 1905– 1939. Die Proponenten legten die Vereinsstatuten am 29. April 1905 dem Präsidium der Landesregierung vor, die diese am 18. Mai bestätigte. Die Gründungsversammlung fand am 7. Juni 1905 in Klagenfurt/Celovec statt. Zum Obmann wurde Dompropst Lambert → Einspieler gewählt. Ihm zur Seite standen die Gymnasialprofessoren Johann → Scheinigg und Janez → Arnejc, der Realschulprofessor Ivan → Hutter, Josip → Apih, Lehrer an der Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec, sowie weitere Funktionäre. Der Zweck des Vereins war, »arme, strebsame Kärntner slowenische Gymnasiasten und vor allem Hochschüler zu unterstützen und auf eigene Beine zu stellen, dass sie nicht unter Einfluss geraten, der sie Volk und Religion entfremdet« (→ Assimilationszwang). Die Hauptarbeit des Vereins leistete bis zu seinem Ableben Josip Apih. Der Verein unterstützte mit klei-

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Quellen  : Mir 1905–1915.

Avguštin Malle

Pogačnik, Josip (1866–1932), Politiker, → Wien. Pogačnik, Jožef (* 4 März 1844 Breznica [Žirovnica, Gorenjska], † 5. März 1902 St. Veit an der Glan [Šentvid ob Glini]), Priester u. a. in Timenitz/Timenica. P. wurde in Breznica na Gorenjskem bei Žirovnica (→ Krain/Kranjska) geboren. Seine Studien verfolgte er in Novo mesto, Ljubljana und Klagenfurt/Celovec. Die Primiz feierte er am 14. Juli 1872. Seine gesamte seelsorgliche Tätigkeit übte P. im damals slowenischsprachigen Landesteil Kärntens aus (wie noch aus der → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija aus dem Jahre 1924 ersichtlich)  : Radsberg/Radiše (10. August 1872–22. Mai 1873), Suetschach/Sveče (20. Mai 1973– 20. April 1875), → Eisenkappel/Železna Kapla (20. April 1875–1. Juli 1879), St. Johann am Brückl (heute Brückl/Mostič) (1. Juli 1879–20. November 1881), Kotlje (Kotelach) in der → Mežiška Dolina (Mießtal) (20. November 1881–15. November 1896) und in Timenitz/ Timenica am nördlichen Rand des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje am Fuße des Magdalensberges/

Grabstein-Inschrift in Timenitz/Timenica, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Poggersdorf/Pokrče

bisherigen meist beschwerlichen Seelsorgestationen und das schon mehr als 29 Jahre/zu Grafenstein/am 25/9 1901/And Wieser/Dechant.« Rundstempel des Dekanats. Rundstempel der Pfarre datiert mit dem 20. September 1901 und unterzeichnet von P. Laut Todesanzeige im Mir verstarb P. nach langer schwerer Krankheit im Krankenhaus in St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini). P.s slowenische → Grabinschrift in Timenitz/Timenica in der damals slowenischen Pfarre lautet  : »Storite karste čuli od meine/Boste imeli večno življenje  !/Bog jim daj večno mir  !« [Tuet was ihr gehört von mir, und ihr werdet ein ewiges Leben haben  ! Gott gebe Ihnen ewige Ruhe  !].

Poggersdorf/Pokrče – Kreuzwegstation, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Archive  : ADG, Personalakt »Competenz-Tabelle Josef Pogačnik«. Quelle  : Fotodokumentation  ; Todesanzeige in  : Mir, Jg. XXI, Nr. 11

(13. 3. 1902) 42.

Ansichtskarte Pokrče/Poggersdorf, KOK Ravne na Koroškem

Štalenska gora vom 15. November 1896 bis zu seinem Tod (zur sich bereits differenzierenden Sprachsituation insbesondere in Brückl/Mostič vergleiche → Ortsverzeichnisse 1860, 1880, 1883, 1918). Die anlässlich der Dekanatsvisitation wenige Monate vor seinem Tod verfasste Dienstbeschreibung lautet  : »Ein unverdrossenes, seeleneifriges, seinen Kräften entsprechendes, fruchtbringendes Wirken auf seinen

Bojan-Ilija Schnabl

Poggersdorf/Pokrče, vgl. Sachlemmata  : → Bildstock  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hl. Kyrill und Method]  ; → Dolina/Dolina  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit  ; → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu   ; → Grabinschriften  ; → Inschrift, slowenische  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Kreuzweg  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje  ; → Wallfahrt(en)  ; → Windisch  ; Annamischl/Mišlje, → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; Linsenberg/Lečja Gora, → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; → Grabinschriften  ; → Klagenfurter Feld/ Celovško polje  ; → Kreuzweg  ; Pubersdorf/Pobreže, → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; St. Michael ob der Gurk (Windisch St. Michael)/Slovenji Šmihel, historischer Gemeindesitz, heute Teil der Stadtgemeinde Völkermarkt/Velikovec  : → Grabinschriften  ; → Hutter, Ja­nez  ; → Švikaršič, Zdravko  ; Personenlemmata  : → Božič, Valentin → Brollo, Jacobo  ; → Fertala, Franc  ; → Gross, Šimen  ; → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; → Maierhofer, Janez/Janko  : → Markovič, Peter. Mitglieder der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus Poggersdorf/ Pokrče (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen) waren  : Ignac Hartberg, Anna Illgoutz (najemnica Znoglnove kmetije), Peter Jernej (uradnik na

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Pohlin, Anton

elektrarni na Krki [Beamter im E-Werk an der Gurk]), Ivan Krainz, Ferdinand Miklautz pd. Kajžnik, Marija Miklautz pd. Kajžnikova hči, Blaž Trattnig, Neža Trattnig, sowie Marija Morak pd. Erjavc, Theresia Pertsch pd. Erjavc, Marija Trabe pd. Lebrova hči (Lanzendorf/Vanca vas), Elisabeth Bajer, Georg Kullnig, Aloisia Ladinig, Marija Ladinig pd. Unzerjeva hči, Karl Morak, Katharina Morak pd. Pri Žalhniku, Anna Schwagerle pd. Bezjakova hči (Leibsdorf/Ličja vas), Marija Karpf (Linsenberg/Lečja Gora), Marija Pikl pd. pri Kovaču (Pubersdorf/Pobreže), Marija Lippitsch (St. Michael/ Slovenji Šmihel), Neža Gross, Emilia Knappitsch, Val. Knappitsch, Magdalena Liaunik (Ströglach/ Stregle), Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Peter Fiester, Quellen/Archiv  : Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910  ; Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm, 1910–1931), 51, 52, 55, 60, 125, 128–131, 139, 143, 144, 149, 152, 155, 157, 160, 162, 163, 173, 176, 177, 186. (Privatarchiv)

Pohlin, Anton (Vater Marko, * 13. April 1735 Ljubljana, † 4. Februar 1801 Mariabrunn bei Hütteldorf [Wien]), Diskalzeat bzw. Augustiner-Mönch, Schriftsteller, Initiator der slowenischen Wiedergeburtsbewegung (preporod). Nach der Schulausbildung in Ljubljana und Novo mesto wurde P. 1749/50 am jesuitischen Seminar in Ljubljana aufgenommen. Um 1751 ging er unter die Diskalzeaten. Er war abwechselnd in unterschiedlichen Funktionen an drei Klöstern im deutsch-tschechischen Verwaltungsbezirk tätig  : als Novize und späterer Novizenlehrer in Mariabrunn, als Theologiestudent, Lehrer von Klerikern und Subprior in Wien und als Prediger und Subprior in Ljubljana. Er initiierte die slowenische Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) in → Krain/Kranjska und erarbeitete ein dementsprechendes Programm, welches die Erstellung fundamentaler und notwendiger Basiswerke wie Lehr- und Grammatikhandbücher vorsah, des Weiteren die Vervollständigung der Liste sakraler Werke, die Herausgabe erster belehrend-erbaulicher Literatur usw. Dazu gehörten auch Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der slowenischen Sprache, vor allem in ihrem Verhältnis zum Deutschen. Der Realisierung des Programms nahm sich P. energisch an. Von seinen

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Werken erschienen über 50, darunter auch Nachdrucke, andere blieben in Manuskriptform. Das erste publizierte Werk war das Lesebuch Abecedika (1765). 1768 folgte ihm die auf Deutsch verfasste Grammatik zur slowenischen Sprache Kraynska grammatika [Krainer Grammatik] (Neuauflage 1783). Er erstellte auch ein slowenisch-lateinisch-deutsches Wörterbuch (1781) und bereicherte u. a. durch den Einbezug einer kleineren Anzahl an bekannten Wörtern aus dem Kärntner Slowenischen den slowenischen Wortschatz. Trotz einiger Unzulänglichkeiten bildet es ein bedeutendes Glied in der slowenischen lexikografischen Tradition, schließlich berücksichtigte es das Material aus vielen jüngeren und beeinflusste spätere Wörterbücher. Oswald → Gutsmann übernahm die slowenische → Terminologie für seine Grammatik. Die Arbeiten P.s wurden in der Vergangenheit stark kritisiert. Die Gutachter bemängelten zahlreiche Fehler beim linguistischen Teil  : z. B. die Berücksichtigung der Mundart der Vorstadt von Ljubljana, die sich durch Reduktion auszeichnete, die gescheiterte Rechtschreibreform, die Einführung unpassender Wortschöpfungen und fremder Ausdrücke usw. Neuere Studien betonen die positiven Aspekte seiner Arbeiten  : im Vergleich mit dem Werk Adam → Bohoričs zeigt P.s Grammatik trotz synchronem Ansatz einen erheblichen Fortschritt  ; die noch heute plausibel klingenden etymologischen Erläuterungen sind auch in anderen missglückten Etymologien anzutreffen, die bei seinem Versuch eines etymologischen Wörterbuchs angeführt sind (Glossarium slavicum 1792) u. Ä. Nach dem Abecedarium gab P. noch weitere Schulbücher heraus, so etwa ein Lesebuch und das erste slowenische Rechenheft. Nach fremden Vorlagen übersetzte er auch typologisch unterschiedliche → Gebetsbücher, edierte außerdem den Katechismus, übertrug einzelne Bücher aus der Bibel, die Evangelien und Predigten. Mit der Herausgabe von Heiligenbüchern führte er eine neue Gattung ein. Eine zusätzliche Neuheit stellen allgemein belehrende volkstümliche Bücher dar, z. B. den Ratgeber Kmetam sa potrebo inu pomozh [Den Bauern zum Nutzen und zur Hilfe] (1789). P. verfasste auch historische Arbeiten, z. B. Kraynska kroneka [Krainer Chronik], die als Handschrift erhalten ist. Seine Rätsel sowie die an das Bildungsbürgertum gerichtete Übersetzung der Briefe des deutschen Dichters und Philosophen Christian Fürchtegott Gellert gehörten zur unterhaltsamen Lektüre. Mehrere seiner Werke umfassten überdies Gedichte. Im Rahmen sei-

Anton Pohlin

Neznano in pozabljeno iz 18. stoletja na Slovenskem

Poljanec, Vincenc

3 (1926) 143–165  ; F. Kidrič  : Pohlin Marko. In  : SBL II (1933–1952) 417–425  ; J. Stabej  : Vpliv in vrednost Pohlinovega Besedisha. In  : JiS 19 (1973/74) 249–255  ; J. Toporišič  : Pohlinova slovnica. In  : XIX. seminar slovenskega jezika, literature in kulture (1983) 95–128  ; F. Jakopin  : Pohlin in Gutsman kot leksikografa. In  : Leksikografija i leksikologija. Sarajevo 1988, 35–43  ; K. Sturm-Schnabl  : Slowenische Lexikographie. In  : Wörterbücher, Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Hg. F. J. Hausmann, O. Reichmann, H. G. Wiegand, L. Zgusta. Berlin, New York 1990, 2296–2302  ; M. Furlan  : Etimološko raziskovanje slovenskega besedja (Od Jarnikovega do Miklošičevega etimološkega slovarja). In  : XXX. seminar slovenskega jezika, literature in kulture (1994) 7–22  ; M. Kranjec  : Bibliografija. In   : Kraynska Grammatika, Bibliotheca carniolijae. Znanstvenokritična izdaja. Ljubljana 2003, 587–638  ; M. Orožen  : Razvoj slovenske jezikoslovne misli. Maribor 2003, 391–396  ; M. Orožen  : Marko Pohlin – oblikovalec oznanjevalnih besedil v obdobju razsvetljenstva. In  : M. Preinfalk (Red.)  : Neznano in pozabljeno iz 18. stoletja na Slovenskem. Elektronska izdaja. Ljubljana 2011, 339–356 (Digitalisat)  ; I. Orel (Hg.)  : Novi pogledi na filološko delo o. Marka Pohlina in njegov čas. Ob 80-letnici prof. dr. Martine Orožen in 85-letnici akad. prof. dr. Jožeta Toporišiča. Ljubljana 2013, 185–207.

Pohlin, Grammatika, Laybach 1768 (Titelblatt)

Majda Merše  ; Üb.: Maja Francé

Polcer, Marko (ethnopolitischer Aktivist), → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem → Katoliško politično in gospodarsko društvo

za Slovence na Koroškem [Katholisch-politischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten].

ner Kraynska grammatika hatte er die erste Poetik der slowenischen Sprache publiziert. P. regte außerdem zur Herausgabe des Almanachs Pisanice an. Des Weiteren verfasste er eine Literaturgeschichte von Krain/Kranjska u. d. T. Bibliotheca carnioliae (1862). Die Arbeit beinhaltet kostbare Informationen aus der zweiten Hälfte des 18. Jh.s. Unter den seltenen Kärntner Slowenen, die darin Erwähnung fanden, war auch Gutsmann, wobei dessen Wörterbuch nicht erwähnt wird. Werke  : Abecedika. V'Lublani (1765)  ; Molituvne bukuvze. V'Lublani (1767)  ; Ta male katechismus. Na DUNEJU (1768)  ; Kraynska grammatica. Laybach (11768  ; 21783)  ; Limbar med ternam. V'LUBLANI (1768)  ; Sveti postni evangeliumi. V'LUBLANI (1773)  ; Bukuvze sa rajtengo. V'LUBLANI (1781)  ; Tu malu besedishe treh jesikov. Laibach (1781)  ; Kratkozhasne uganke. Na Duneju (1788)  ; Kmetam sa potrebo inu pomozh. NA DUNEJU (1789)  ; Glossarium slavicum in supplementum as primam partem dictionarii carniolici. VIENNAE (1792). Lit./Web  : SBL  ; PSBL  ; ES  ; OVSBL. – A. Breznik  : Slovenski slovarji. In  : Razprave znanstvenega društva za humanistične vede v Ljubljani

Poljanci, slow. allgemein für Einwohner von Ebenen als Differenzierungsmerkmal zu den sog. Gorjanci, den Einwohnern von geografisch höher gelegenenen Gebieten. In Kärnten/Koroška u. a. Bezeichnung für die Einwohner des östlichen → Jauntals/Podjuna und des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje. Lit.: Koroške slovenske narodne pesmi, Nabral in peteroglasno postavil Zdravko Švikaršič, II. zvezek, v Ljubljani 1914 (Predgovor, [S. 1])  ; P. Zdovc  : Die Mundart des südöstlichen Jauntales in Kärnten  : Lautlehre und Akzent der Mundart der »Poljanci« (Phil. Diss.). Wien 1972  ; M. Šašel Kos  : Kelti in Rimljani v prispevkih Josipa Šašla. In  : Josip Šašel, Spomini II, Zbornik s simpozija o Josipu Šašlu. Celovec 2012, 198  ; B.I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Klagenfurt/Celovec 2012, 107–122.

Bojan-Ilija Schnabl

Poljanec, Ljudmila (Ps. Bogomila, Mirka, Zagorska,

x–y), Schriftstellerin, → Frauenliteratur.

Poljanec, Vincenc (Polanec, Vinko, * 26. März 1876 Sv.

Urban [Ptuj], † 25. August 1938 St. Kanzian/Škocjan)

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Poljanec, Vincenc

Priester, Bauernvertreter, Landtagsabgeordneter, Obmann des slowenischen katholischen Kulturverbandes. Nach der Volksschule in Sv.  Urban und Ptuj sowie dem Gymnasium in → Celje studierte P. ab 1897 Theologie in → Klagenfurt/Celovec und wurde hier im Jahre 1900 zum Priester geweiht. Nach dem Kaplansposten in Guttaring (Kotarče) (1900–1901) und St. Kanzian/Škocjan (1901–1903) wurde er Pfarrer in St. Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu (1903–1908). Er zeigte enormes Interesse für wirtschaftliche Belange, v. a. für die Landwirtschaft. 1908 kehrte er nach St.  Kanzian zurück und blieb dort bis zu seinem Tod 1938. P. war ein didaktisch begnadeter Katechet und kompetenter Ortsobmann der Hranilnica in posojilnica [slowenische Spar- und Darlehenskasse] (→ Genossenschaftswesen). Initiativen setzte er auf pädagogischem, kulturellem und sozialem Gebiet, er engagierte sich für die Errichtung eines Bildungshauses in → Tainach/Tinje (→ Sodaliteta) und galt als Förderer kultureller Arbeit. Vorbild für seine Aktivitäten war Janez E. → Krek. P. förderte mittellose Studenten und belieferte das → Marianum in Klagenfurt/ Celovec mehrmals im Jahr mit Kartoffeln. Auf dem Sterbebett verteilte P. einen Großteil seines Vermögens an die Armen der Pfarre. Die ökonomische Führung seiner Pfarre galt als Leitbild für die Bevölkerung. In einer unterzeichneten Eingabe an den Kärntner Landespräsidenten Alfred v. Fries-Skene, die von weiteren 69 slowenischen Kärntner Priestern unterschrieben wurde, machte P., selbst Opfer einer verleumderischen Anklage, 1914 auf die im Ersten Weltkrieg einsetzende Priesterverfolgung aufmerksam. P. war zunächst Vertreter der slowenischen Bauern im Landeskulturrat und von 1928–37 in der neu gegründeten Kärntner Landwirtschaftskammer. Von Juni 1921 bis Mai 1927 war er Landtagsabgeordneter und Mitglied des Verfassungsausschusses. Seine politische Tätigkeit war leidvoll, nach der Eröffnungssitzung des Landtages wurde P. am 5. Juli 1921 am Bahnhof in Klagenfurt/Celovec attackiert. 1922 anerkannte er als Vertreter der → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenischen Partei] die Ergebnisse der → Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920. Im Kärntner Landtag sprach er von der Unterdrückung der Kärntner Slowenen, verlangte die Realisierung der Minderheitenrechte auf der Basis des Vertrages von St-Germain sowie der Versprechen des provisorischen Kärntner Landtages von 1920 und verwies auf die mangelnden Bildungsmöglichkeiten der slowenischen Jugend (→ Schulwesen). Den

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Buchcover, Mohorjeva

Zulauf zur Mittelschule wollte er mit dem Hinweis auf ein zunehmendes Intelligenzproletariat einbremsen. P. beschrieb zum Jahresende 1923 die Ereignisse vor und nach der Kärntner Volksabstimmung. Es herrsche Ruhe, nur in St. Kanzian/Škocjan dominiere die Zwietracht. Er schilderte die verbalen und gewalttätigen Aktionen gegen ihn und wies auf die Interventionen beim Ordinariat zum Erwirken seiner Versetzung hin. Weil aber auch sein möglicher Nachfolger auf Ablehnung stieß, blieb er in St.  Kanzian/Škocjan. Ab 1927, als er zum Vorsitzenden des Slowenischen christlichen Sozialverbandes (der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško), ab 1934 des Slowenischen Kulturverbandes (→ Slovenska prosvetna zveza) gewählt wurde und diese Funktion 10 Jahre lang ausübte, galt sein Anliegen der Bildungspolitik und der Landwirtschaft. P. engagierte sich sehr für die Errichtung der Landwirtschaftskammer, die alsbald aufgrund der politischen Veränderungen stillgelegt wurde (1935). Er setzte sich aber auch für eine enge Zusammenarbeit mit der slowenischen Drau-Banschaft (Dravska banovina) im damaligen Jugoslawien ein. Als Landtagsabgeordneter wandte er sich scharf gegen die ersten Anzeichen des Nationalsozialismus in Kärnten/Koroška.

Pollak, Jože(f)

Vinko Poljanec, Foto Vincenc Gotthardt

1927 wollte P. für den Nationalrat auf der slowenischen Liste als Erstgereihter kandidieren, das Bischöfliche Ordinariat verwehrte ihm aber die Kandidatur. In den → »Anschluss«-Tagen wurde gegen P. der Vorwurf des gewerbsmäßigen Devisenvergehens erhoben, ein Strafverfahren eingeleitet und mit 12. März 1938 die Untersuchungshaft verhängt. Der Vorwurf konnte nicht bewiesen, das Strafverfahren musste eingestellt werden, doch wurde P. abermals festgenommen und Ende April ins Polizeikommissariat Klagenfurt/Celovec überstellt. Im Mai 1938 wurde er nach beinahe zwei Monaten enthaftet, danach gab es gegen ihn mehrere Drohbriefe, die ihn veranlassten, in Krankenstand zu gehen. Die Sicherheitsdirektion forderte ihn zum Verlassen der Pfarre auf. P. war psychisch und physisch ausgelaugt und starb im August 1938 in St. Kanzian/Škocjan an den Folgen der Haft. Die Todesursache blieb unklar. P. gilt als das erste Opfer der Nazi-Diktatur in Kärnten/ Koroška. Der Tod von P. beschäftigte den damaligen Gestapochef von Klagenfurt/Celovec und auch die Presse im Nachkriegskärnten. Der Religionsunterricht in slowenischer Sprache in St. Kanzian/Škocjan konnte nach dem Weggang P.s aus der Pfarre nicht gehalten werden. Die Gestalt des jungen P. beschrieb Franc Ksaver → Meško in seiner Kurzgeschichte Poljančev Cencek [Poljanec’ Cencek] (1902). Nach Vinko Poljanec wurde der bis heute aktive örtliche → Kulturverein Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec« [Slowenischer Kulturverein »Vinko Poljanec«] benannt (vgl. → Škocjan, Slovenska krščanskasocialna čitalnica [Slowenischer christlich-sozialer Leseverein St. Kanzian]) Quellen  : ADG, Personalakten Poljanec. Lit.: F. K. Meško  : Poljančev Cencek. In  : KMD 1902, 26–31  ; Naši

rajni duhovniki. Celovec 1968, 268–278  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Poljanec S. 113–114)  ; A. Malle  : Vinko Poljanec. In  : Na poti skozi čas. Auf dem Weg durch die Zeit. Klagenfurt/Celovec 1996, 17–40  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002  ; V. Sima  : Poljanec, Vinko. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 312–313  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im

20. Jahrhundert. In  : Werner Drobesch, Augustin Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit (Stefan Karner [Hg.]  : Kärnten und die nationale Frage. Bd. 2.). Klagenfurt/Celovec 2005, 67–90. Josef Till

Poljanščina Celovškega polja, → Klagenfurter Feld/

Celovško polje, Mundart.

Poljanski govor Celovškega polja, → Klagenfurter

Feld/Celovško polje, Mundart. Pollak, Jože(f) ( Josef, * 2. Februar 1874 Tržič [Gorenj-

ska], † 24./25. Juli 1940 KZ Sachsenhausen/Oranienburg), Priester von St. Philippen bei Sonnegg/Šentlipš v Podjuni, in Haft im KZ Sachsenhausen/Oranienburg. P. kam 1934 aus Amerika zurück und war zunächst Kaplan in Eberndorf/Dobrla vas und danach Pfarrer von St. Philippen bei Sonnegg/Šentlipš. Seine Freiheitserfahrung in Amerika brachte ihn nach Malle bald in Konflikt mit den NS-Behörden, zumal er schriftlich gegen verschiedenes Unrecht protestiert habe. Er unterhielt weiterhin Kontakt mit ehemaligen Mitschülern in Ljubljana und hörte verbotenerweise, vorgeblich ohne es zu wissen, fremde Radiosender. Nachdem er sich weigerte, deutsche Siege in Polen mit Glockenläuten zu verkünden, sei für die Nazis das Maß voll gewesen und er wurde laut Malle am 21. Oktober 1939 von der Gestapo verhaftet. Für ihn intervenierten angesichts seines Alters Andreas → Rohracher, Josef Kadras und Valentin → Podgorc. Der »Schutzhaftbefehl« der Gestapo ist mit 2. Februar 1940 datiert (abgebildet in Malle 1992, S. 115). Er enthielt die Begründung, dass er »als geistlicher in offener und versteckter Form gegen den Staat hetzt, das Vertrauen der Bevölkerung zur Staatsführung zu untergraben unternimmt und zu der Befürchtung Anlass gibt, er werde sein staatsfeindliches Verhalten auch weiterhin fortsetzen und insbesondere während des Krieges den Zusammenhalt der inneren Front zu stören suchen« (zitiert nach Tropper). P. erkrankte während seiner Haft. Das Ordinariat versuchte ihn mit der Erstellung eines amtlichen ärztlichen Attests zu retten, doch vergeblich. Wann er ins KZ Sachsenhausen/Oranienburg gekommen ist, ist nicht mehr zu eruieren. Štefan → Singer hat ihn angeblich noch einmal gesehen, weil er selbst am 29. Juni 1940 in dieses KZ verschleppt worden war. Die Rückführung der Asche des Verstorbenen wurde von Helena Povoden erreicht. Das Begräbnis fand

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Ponagorci

unter Gestapo-Terror wortlos und ohne Gesang statt (siehe → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich. Wien 1947, 129  ; Župnik Jožef Pollak  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi njihovega trudapolnega dela in življenja. Hg. Krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, 267–268  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volksund staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Pollak S. 114–116)  ; P.  G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–416, zu Pollak S. 415)  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 85.

Bojan-Ilija Schnabl

Ponagorci, die Einwohner der Gegend um Nötsch im Gailtal/Čajna und St. Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji. Vgl. → Gailtal/Ziljska dolina, → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje, → Gegendname. Lit.: T. Pronk  : The Slovene Dialect of Egg and Potschach in the Gailtal, Austria. Amsterdam, New York 2009.

Bojan-Ilija Schnabl

Pontafel (it. Pontebba, friul. Pontêbe, slow. Tabla) → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Pontebba (dt. Pontafel, friul. Pontêbe, slow. Tabla), → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Popatnik, Franc, vulgo Kovač (Kulturaktivist), → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg]. Popowitsch, Johann Siegmund Valentin (Popovič,

Janez Žiga Valentin, * 9. Februar 1705 Arclin (Vojnik, Štajerska), † 21. November 1774 in Perchtoldsdorf bei Wien), slowenischer Natur- und Geisteswissenschaftler und Polyglotter. In der Manier der barocken Eruditen befasste sich P. mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Zweigen. Er war gleichzeitig Archäologe, Botaniker, Geograf, Philologe, Linguist, Lexikograf, Toponymast. Dabei war seine Methodik in allen seinen Fächern bereits enzyklopädisch, d. h. rational, empirisch und auf den seit der

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→ Aufklärung gängigen wissenschaftlichen Voraussetzungen basierend. Von der Diversität der europäischen Sprachen begeistert, studierte er alle slawischen Sprachen und kam so zur Erkenntnis von der Individualität der einzelnen Sprachen, so auch der slowenischen. Als Botaniker und Geograf erkannte er die Bedeutung der jeweils einheimischen Terminologie der Flora und der Toponymie und stellte die Zusammenhänge zwischen den Naturwissenschaften und der Philologie her. Dieser neue Zugang fand seine Bestätigung als P. als erster Professor der deutschen Sprache und Rhetorik an der Universität Wien (1753–1766) die deutsche Schriftsprache auf der Grundlage der oberdeutschen Dialekte normierte, während sein Gegenspieler Johann Christoph Gottsched (1700–1766) dafür die sächsischen Dialekte vorgeschlagen hatte. Die Bedeutung seines Œuvres für die Slowenen ergibt sich aus seiner Materialsammlung für ein slowenisches Wörterbuch und aus seinen Vorschlägen zur Reform der slowenischen → Schrift, wobei er bereits die Schreibung »1 Graphem für 1 Phonem« vorschlug. Für die Sibilanten š, č, ž ließ er Lettern anfertigen (Untersuchungen vom Meere …). Hinzu kommt sein Konzept von der Individualität der slowenischen Nation, das er ebenfalls in seinen Untersuchungen vom Meere … (S. XV) rationell und empirisch entwickelte. Darin sagt er auch »… meine Landsleute, die Viertelzillerischen Winden, nennen sich Slowenci und ihre Muttersprache to slowensko …« (→ Ethnonym Slovenci im Slowenischen). Die folgenden Generationen der slowenischen Aufklärer (Marko → Pohlin, Martin Kuralt, A.  T. → Linhart und Jernej/Bartholomäus → Kopitar stützten sich auf P.s Suggestionen und Schlussfolgerungen und setzten sein Werk fort. Valentin → Vodnik verwendete sein gesammeltes lexikalisches Material für sein geplantes slowenisches Wörterbuch, nach ihm alle slowenischen Lexikografen des 19. Jahrhunderts. Werke  : Untersuchungen vom Meere, die auf Veranlassung einer Schrift, DE COLUMNIS HERCULIS, welche der hochberühmte Professor in Altdorf, Herr Christ. Gottl. Schwarz, herausgegeben, nebst anderen zu derselben gehörigen Anmerkungen, von einem Liebhaber der Naturlehre und der Philologie, vorgetragen werden. Frankfurt, Leipzig 1750  ; Die nothwendigsten Anfangsgründe der Teutschen Sprachkunst zum Gebrauche der Österreichischen Schulen auf allerhöchsten Befehl ausgefertiget von Joh. Siegm. Val. Popowitsch Kais. Königl. öffentl. Lehrer der Teutschen Beredsamkeit auf der Wiennerischen hohen Schule, wie auch Herzoglichen in der Savoyisch-Liechtensteinischen Akademie. Wien 1754. Zu finden bei den zwey Brüdern Grundt, bürgerlichen Buchbindern  ; Gegenantwort auf dasjenige Schreiben in welchem der Sachwalter der Wiennerischen Anhängler diese Leute zu rechtfertigen gesucht hat, aus-

Pörtschach am Wörther See/Poreče

gefertiget von einem Freunde ihres neulichen Rathgebers. Wienn, 1763. Zu finden bei Augustin Bernardi Buchhändlern, der Pforte der obern Jesuiten gegenüber  ; Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche mit Bestimmungen der Wörter und beträchtlichen Beiträgen zur Naturgeschichte aus den hinterlassenen Schriften des berühmten Herrn Prof. Joh. Siegm. Val. Popowitsch. WIENN, bey Joseph Edlen von Kurzböck  ; 1780. Lit.: Wurzbach  ; SBL  ; ES. – K. Sturm-Schnabl, Slowenische Lexikographie. In  : Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Hg. F.  J. Hausmann, 0. Reichmann, H.  E. Wiegand, L. Zgusta. Berlin, New York 1990. 2296–2302  ; K. Faninger  : Johann Siegmund Valentin Popowitsch. Ein österreichischer Grammatiker des 18. Jahrhunderts. Frankfurt/M. 1996 (Schriften zur deutschen Sprache in Österreich 18)  ; R. Reutner  : Wiener Örtlichkeitsbezeichnungen in Johann Siegmund Valentin Popowitschs Vocabula Austriaca et Stiriaca. In  : biblos 48/2 (1999) 297–307  ; R. Reutner  : Noch einmal  : Zu Örtlichkeitsbezeichnungen bei Popowitsch. In  : biblos 49/2 (2000) 327–352  ; R. Reutner  : Das fachliche Bild in den handschriftlichen Sprachwörterbüchern von Johann Siegmund Valentin Popowitsch (1705–1774). In  : Fachsprache 3/4 (2001) 176–192  ; R. Reutner  : Johann Siegmund Popowitsch als Erforscher von Fachsprachen. Mit der Edition von Cod. 9507, f. 58r–62v der ÖNB. In  : Namen, Sprachen und Kulturen. Festschrift für Heinz Dieter Pohl zum 60. Geburtstag. Hg. von Peter Anreiter, Peter Ernst und Isolde Hausner unter Mitwirkung von Helmut Kalb. Wien 2002, 657–679  ; R. Reutner (Hg.)  : Der Abschnitt »Dialecti« aus den vermischten Schriften des Johann Siegmund Valentin Popowitsch (1705– 1774). Wien 2003  ; R. Reutner  : Johann Siegmund Valentin Popowitsch, Vocabula Austriaca et Stiriaca. Nach der Abschrift von Anton Wasserthal herausgegeben und eingeleitet von Richard Reutner, 2 Bde. Frankfurt/M. 2004 (Schriften zur deutschen Sprache in Österreich Band 32/33). Katja Sturm-Schnabl

Porcia. Die späteren Fürsten und Grafen von Porcia

sind eine Familie des friaulischen Uradels, deren gesicherte Stammreihe 1112 mit Gabriel de Prata, Vogt des Bistums Concordia, beginnt. Dessen Sohn Vicellus wurde 1181 vom Patriarchen von → Aquileia (friul. Aquilee, slow. Oglej) mit der Burg Porcia (bei Pordenone, friul. Pordenon, slow. Pordenun) belehnt, die namengebend für das Geschlecht wurde und sich seither in Familienbesitz befindet. Die Porcia erhielten 1369 das Große Palatinat und führten seit dem Spätmittelalter den Grafentitel. Seit 1614 besaß die Familie die Landstandschaft in → Gorizia/Gorica/Görz, wo sie das Ehrenamt eines Obersterblandhofmeisters innehatte, seit 1658 das böhmische Inkolat, 1659 wurde sie unter die steirischen und Kärntner Stände, 1669 unter den Adel Krains aufgenommen. 1660 erwarb Graf Johann Ferdinand die Grafschaft Pazin (it. Pisino, dt. hist. Mitterburg in Istrien/Istra), 1662 die Grafschaft Ortenburg in Kärnten/Koroška, deren Sitz das von den Grafen von Sa-

lamanca erbaute Spittaler Renaissanceschloss (heute Schloss Porcia) war. In → Krain/Kranjska besaß die Familie die Herrschaften Senožeče (dt. Senotitsch) und Prem. 1662 wurde dem kaiserlichen Obersthofmeister Johann Ferdinand der Fürstentitel verliehen. Seit 1867 gehörte das Geschlecht zu den erblichen Herrenhausmitgliedern des cisleithanischen Reichsrates. Das rund 17.000 Hektar große Fideikommiss wurde 1918 in ein Geldfideikommiss umgewandelt, nachdem schon zuvor einzelne Herrschaften, darunter Senožeče und Prem, abverkauft worden waren. Unter den Mitgliedern der Familie sind neben mehreren hochrangigen kirchlichen Würdenträgern der frühen Neuzeit, die im diplomatischen Dienst der Kurie standen, u. a. zu nennen  : Johann Ferdinand (seit 1662) Fürst Porcia (1606–1665), Obersthofmeister und Erster Minister Kaiser Leopolds I.; Hannibal Alphons Fürst Porcia (1679–1738), Landeshauptmann von Kärnten/Koroška 1716–1724   ; Franz Seraphin Fürst Porcia (1755–1827), der sog. »Kletzenbrotfürst«  ; Alphons Gabriel Fürst Porcia (1761–1835), Gouverneur des Küstenlandes/Litorale/Primorje. Das Familien- und Herrschaftsarchiv befindet sich, soweit es die bis 1918 auf Spittal sitzenden Linien des Hauses betrifft, heute im Kärntner Landesarchiv. Quellen  : KLA. Lit.: Wurzbach  ; OVSBL. – G. Probszt-Ohstorff  : Die Porcia, Aufstieg

und Wissen eines Fürstenhauses. Klagenfurt 1971  ; Adelslexikon Bd. X (1999) 490–492 (Genealogisches Handbuch des Adels Bd. 119. Limburg an der Lahn 1999). Peter Wiesflecker

Pörtsch, Franz (*27. Juni 1918 in Eisenkappel/Železna Kapla), Theologe. Aus Sippenhaftung seit 1. Dezember 1943 in KZ-Haft, weil seine Mutter und seine Schwester bei den Partisanen waren. Vgl. → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška. Vgl. Lit.: P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  :

M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–416).

Pörtschach am Wörther See/Poreče, vgl. Sachlemmata  : → Bildstock  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Ossiacher Tauern/ Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje  ; → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1882, 1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška

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Posch

škofija 1924  ; Personenlemmata  : → Dolinar, Janko  ; → Lessiak, Primus. Posch (Kaplan, Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko

katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Posojilnica, vgl. auch → Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse], → Genossenschaftswesen. Posojilnica [Darlehenskasse] in Eberndorf/Dobrla vas, → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Posojilnica [Darlehenskasse] in Latschach/Loče (gegründet 1886), → Aichholzer, Franz. Posojilnica [Darlehenskasse] in Neuhaus/Suha, → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Posojilnica [Darlehenskasse] in St. Stefan bei Mallestig/Šteben pri Maloščah (gegründet 1910), → Aichholzer, Franz. Posojilnica [Darlehenskasse] in Schiefling/Škofiče,

→ Singer, Stefan.

[Darlehenskasse → Hebein, Josef  ; Zechner, Aleš. Posojilnica

Bistrica

Feistritz],

Posojilnica Št.  Jakobska v Rožu [Darlehenskasse St. Jakob im Rosental], gegründet 1872, → Genossenschaftswesen  ; → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Winkl]  ; → Janežič, Dr. Valentin  ; → Ražun, Matej  ; → Treiber, Franz. Posojilnica v Šentjakobu v Rožu/Kreditbank St.  Jakob im Rosental, gegründet 1872, → Genos-

senschaftswesen.

Posojilnica za Belo in okolico v Železni Kapli, registrirana zadruga z neomejeno zavezo [Darle-

henskassa für Fellach und Umgebung in Eisenkappel, eingetragene Genossenschaft mit unbegrenzter Haftung], gegründet 1898, → Eisenkappel/Železna Kapla.

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An den Gestaden des Klagenfurter Sees (Pörtschach am Wörthersee/Poreče), Slovenec, 21. 2. 1866

Pošinger, Jakob

Posratschnig, Franz (* 1902 Weizelsdorf/Svetna vas),

Sparbuch der slowensichen Genossenschaft in Ludmannsdorf/Bilčovs

NS-Opfer, → Zeugen Jehovas. Postkarte → Ansichtskarte.

Posojilnica za Maribor in okolico [Sparkasse für

Maribor und Umgebung], → Glančnik, Dr. Jernej.

Posojilnica za župnije Škofiče, Loga vas, Otok in Št. Ilj [Darlehenskasse für die Pfarren Schiefling,

Augsdorf, Maria Wörth und St. Egyden], http://www. posojilnica-bank.at/, → Genossenschaftswesen.

Posojilnica-Bank Bilčovs – Hodiše – Škofiče [Spar-

Posojilnica-Bank Bilčovs – Hodiše – Škofiče

und Darlehenskasse Ludmannsdorf, Keutschach am See – Schiefling am See], http://www.posojilnica-bank. at/, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/ Halm].

Posojilnica-Bank [Spar- und Darlehenskasse] in Le-

Possod, Josef (Posod  ; * 1802, Griffen/Grebinj, † 1830 Ljubljana) realistischer Porträtmaler des Viktringer Künstlerkreises. P., dessen genauere Lebensdaten nicht überliefert sind, war zunächst als »Knabe« (Wurzbach) Fabrikarbeiter beim Textilindustriellen und Kunstmäzen Eduard von Moro in Viktring/Vetrinj. Dieser erkannte sein künstlerisches Talent und ermöglichte ihm Unterricht und 1825–1828 eine Ausbildung als Maler in Wien beim Porträt-, Historien- und Genremaler und in jener Zeit, ao. Professor an der Akademie der Bildenden Künste Johann Peter Krafft. P., der insbesondere die Sammlungen der Akademie und des Belvedere studierte, entwickelte sich rasch zum vorzüglichen Porträtmaler (Wurzbach). Überliefert sind Porträts von mehreren Kärntner Industriellenfamilien, so von Moro und Herbert. P. porträtierte auch Familienangehörige von Elisabeth Söllner, geb. Fortschnigg, deren kulturell-wissenschaftlichen Salon von Philosophen und Naturwissenschaftlern (dem sogenannten »Wiesenauer Kreis« in Bad St. Leonhard im → Lavanttal/Labotska dolina), dem auch er angehörte. P. wird, zusammen mit Markus → Pernhart zum Viktringer Künstlerkreis (Vetrinjska šola umetnikov oder Vetrinjski krog) von Künstlern um Eduard von Moro gezählt. Während eines beruflichen Aufenthaltes in → Ljubljana verstarb er 28-jährig an Cholera. Kmecl reiht Posod (sic  !) unter die Slowenen in Wien ein (vgl. → Kulturgeschichte). Lit.: Wurzbach  ; ÖBL (Einträge unter Eduard von Moro und Eli-

sabeth Söllner). – M. Kmecl  : Große Slowenen in Wien. [s. l.] Adria bank ag 1984, 18 (Broschüre, 28 S.)  ; M. Kmecl  : Wien – Nebenheimat der Slowenen. In  : Die Brücke, X-4 (1984) 42–48  ; W. Baum  : Klagenfurt, Geschichte einer Stadt am Schnittpunkt dreier Kulturen. Klagenfurt, Wien 2002, 87  ; K. Leitner-Ruhe  : Malerei und Plastik im 19. Jahrhundert. In  : C. Brugger, K. Leitner-Ruhe, G. Biedermann  : Moderne in Kärnten. Klagenfurt 2009, besonders 129–136, 149–156. Bojan-Ilija Schnabl

Posttraumatische

Belastungsstörung

denitzen/Ledinca, gegründet 1929, → Resman, Franc  ; → Sekol, Janez.

→ As­similation.

Posojilnica-Bank Zila, → Gailtal/Ziljska dolina.

Aktivist), → Ferlach/Borovlje.

(PTBS),

Pošinger, Jakob (Büchsenmacher, ethnopolitischer

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Potočnik, Blaž

Potočnik, Blaž (verfasste Schulgrammatiken und Le-

sebücher), → Schulbuch  ; → Uranšek, Franc.

Potočnik, Franc (Student aus Feistritz im Rosental/ Bistrica v Rožu, hörte heimlich alliierte Radiosender und verteilte schon 1942 Kurznachrichten), → Widerstandsbewegung. Potočnik, Karl (aus Grablach/Grablje bei Bleiburg/ Pliberk, Flüchtete nach Serbien, wurde Opfer einer NS-Vergeltungsaktion), → Widerstandsbewegung. Potočnik, Lena, vulgo Rihtarjeva (Informantin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Potočnik, Matko (* 8. September 1872 Koroška Bela [ Jesenice, Gorenjska], † 6. Juli 1967 Lesce, Gorenjska), Schulmann, Historiker. P. besuchte die Volksschule sowie das Untergymnasium größtenteils in Kranj. Die fünfte Klasse des Gymnasiums absolvierte er in Ljubljana, den Rest in → Villach/Beljak. Dort maturierte er am 4. Juli 1896. P. studierte an der Universität Wien, wo er 1901 die Lehramtsprüfung für Geografie und Geschichte im Hauptfach und Slowenisch im Nebenfach für den Unterricht an Mittelschulen mit slowenischer und deutscher Unterrichtssprache ablegte. Zum Dr. phil. wurde er 1902 mit der Dissertation Bemerkungen zum Leben und Tätigkeit des Themistokles promoviert. Seine Lehrtätigkeit verrichtete er in der Hauptsache an den Lehrerbildungsanstalten in → Maribor (1902–1912, 1926–1932), Idrija (1912–1914), Kranj (1916–1919), Ljubljana (1919–1926) und in Gospić in Kroatien (1932–1933). In den Zeitschriften → Ljubljanski zvon, Planinski vestnik, Jutro, Slovenec, Slovenski narod publizierte P. Artikel über die Geschichte und Wirtschaftsgeschichte Kärntens. Zusammen mit Josip → Apih gab er das Lehrbuch Zgodovinska učna snov za ljudske šole [Historischer Lehrstoff für Volksschulen] bei der Slovenska šolska matica [Slowenische Gesellschaft für das Schulwesen 1906] heraus. Darin befasst er sich mit der Zeit nach 1835 sowie mit der wirtschaftlichen Entwicklung im 19. Jh. Als sechsten Teil der Reihe Slovenska zemlja [Slowenische Erde] publizierte er bei der → Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur] das Buch Vojvodina Koroška [Das Herzogtum Kärnten] (I. 1909 und II. 1910). Darin beschrieb P. Kärnten/Koroška aus geografischen, po-

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litischen, kulturellen und historischen Aspekten. Eine Nationalitätenkarte Kärntens legte er für den ersten Band an. Eine Biografie Josip Apihs aus seiner Feder erschien in Slovanski spomini in jubileji [Slawische Erinnerungen und Jubiläen] (1911). Für die Landkarte Zemljevid slovenskega ozemlja [Landkarte des slowenischen Territoriums] (1921), die von der Slovenska matica herausgegebenen wurde, bearbeitete er die geografischer Länge zwischen 31 o im Westen bis zum 32 o 30' im Osten und nördlich von der geografischen Breite 46 o 30'. P. war nach dem Ersten Weltkrieg Referent bei der slowenischen Provinzialregierung Narodna vlada [Volksregierung] und danach bis 1922 Experte in der Grenzziehungskommission zwischen Königreich SHS und Österreich. Werke  : Vojvodina Koroška. 2 Bde. Ljubljana 1909–1910   ; Zgodovinska učna snov za ljudske šole. 5–6. Ljubljana 1906. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL.

Matija Zorn  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Potočnik, Paul, vulgo Kovačej (Laienpieler, Kulturaktivist), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Potočnik, R. (Militärkaplan), → Villach/Beljak. Povoden, Miha, vulgo Vavtižar (Möchling/Mohliče), Organist, Musikschaffender, → Liederbuch, → Liedersammlung, handschriftliche. Povšnar, Janez, vulgo Likeb (Kulturaktivist), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Poznik, Albin (Ps. Belán, * 30. März 1845 St. Kanzian

am Klopeiner See/Škocijan v Podjuni, † 23. Februar 1915 Novo mesto) Jurist, Kulturaktivist, ethnopolitischer Aktivist, Bürgermeister von Novo mesto. P. war Sohn einer Lehrerfamilie und erwarb seinen Doktortitel der Rechtswissenschaften in → Graz. Als Rechtsanwalts-(Notars  ?-)Konzipient bei Dr. Valentin Pavlič in → Völkermarkt/Velikovec wurde er am 20. September 1869 Vorsitzender des provisorischen Ausschuses sowie am 27. Dezember 1869 Vorsitzender des Klagenfurter slowenischen politischen Vereins → Trdnjava [Festung], der der Richtung der nationalliberalen → mladoslovenci [ Jungslowenen] angehörte. Im März 1870 eröffnete er eine Versammlung in Faak am See/

Prag

Bače und erreichte danach die Aufhebung des Verbots einer Versammlung am 18. April 1870 in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica ob Pliberku, bei der er auch den Vorsitz innehatte. Er erwirkte auch die Aufhebung eines Erlasses der Bezirkshauptmannschaft in Völkermarkt/ Velikovec über die Zurückweisung auf Slowenisch verfasster Eingaben. P. war Mitorganisator der ersten slowenischen → Tabor-Versammlung am 31. Juli 1870 in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica ob Pliberku sowie Redner an der zweiten Tabor-Versammlung in Selpritsch/ Žoprače am 18. September 1870. Im Gegensatz zu den Bestrebungen von Andrej → Einspieler, der eine gemeinsame deutsch-slowenische konservative Partei befürwortete, setzte sich P. für eine eigenständige politische Vertretung in Kärnten/Koroška ein. Außerdem machte er sich für die zentrale Forderung der TaborVersammlungen für die Vereinigung der Slowenen in einem föderalen Königreich Slowenien innerhalb einer starken Habsburgermonarchie stark (→ Zedinjena Slovenija), damit Kärnten/Koroška (ebenso wie die übrigen Kronländer mit slowenischer Bevölkerung) nicht geteilt würde, sondern in Nationalitätenkurien getrennt über kulturelle und politische Angelegenheiten entschieden würde (so meinte er  : Kitajskega zidovja ne bodemo delali [Eine chinesische Mauer werden wir nicht errichten]). Sein Fortgang aus Kärnten/Koroška, wo er in der Folge keine ständige Beschäftigung finden konnte, bedeutete im Sommer 1871 auch das Ende des jungslowenischen Vereins Trdnjava im Land. P. absolvierte in Krain/Kranjska sein Gerichtsjahr, absolvierte 1875 die Anwalts- und die Richterprüfung und war 1876–80 Gerichtsadjunkt in Vipava. Ab Mitte 1880 war er Notar in Novo mesto, wo er sich als ethnopolitischer Aktivist einen Namen machte  : Ab 1881 war er der Vorsitzende der slowenischen Lesehalle, 1882–1902 Gemeinderat. P. war auch Vorstand des Gesundheitsamtes des Bezirkes Novo mesto, er leitete die neu gegründete Sparkasse usw. Als Bürgermeister von Novo mesto 1884–91 erwarb er sich große Verdienste für das Slowenische in Novo mesto, erweiterte den slowenischen Narodni dom [Volkshaus], verschönerte die Stadt, baute Straßen und die Eisenbahn in die Bela Krajina (Weißkrain) und erhielt schließlich die Ehrenbürgerschaft der Stadt Novo mesto. Werke  : Poklic in naloga notarja. Ljubljana 1880, 16 S.; Listonoša ali

ljubezen je slepa (Theaterstück, nicht aufgeführt, entstand wahrscheinlich 1869 oder 1870). Lit./Web  : SBL (http://www.slovenska-biografija.si/oseba/sbi45385 7/)  ; MSE = Mala splošna enciklopedija, 3, P-Ž, Ljubljana, Beograd 1976, S. 136  ; ES  ; OVSBL  ; Dolenjski biografski leksikon (Web, Foto).

– Koroško. Ozir na tabor v Žopračah. In  : Novice, gospodarske, obrtniške in narodne, 40 (1870) 323  ; F. Šuklje  : Iz mojih spominov. Ljubljana 1926, 1929 sowie (als  : Sodobniki mali in veliki) 1933 (neue Ausgabe  : Ljubljana 1988, 1995, 2010  ; Zit. I, 153–155, 265  ; III, 229–230)  ; T. Zorn  : Andrej Einspieler in slovensko politično gibanje na Koroškem v 60. letih 19. stoletja. In  : ZČ 23 (1969) 31–51, Zit. 42, 44–46, 50  ; V. Melik  : Tabori na Koroškem. In  : VKP 3 (1970) Nr. 1–2, S. 20–25, Zit. 24 (auch in  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 159–167, Zit. 164–65)  ; T. Zorn  : O nekaterih vprašanjih slovenske problematike na Koroškem v prvi polovici 70. let 19. stoletja. In  : ZČ 25 (1971) S. 243–250  ; V.S. [Viktor Smolej]  : Poznik Albin. In  : Slovenski gledališki leksikon, 2. Smiljan Samec (Red.). Ljubljana 1972, 542  ; J. Jarc, Novo mesto v obdobju med leti 1850 in 1900. In  : K. Clarici, Knjiga moje mladosti, Ljubljana 1981, 221–293, Zit. 240a (Fotografie), 262–264, 266, 277, 281, 286, 291  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? – nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/ Celovec 1996, Zit. 165, 192–94, 197–98, 206, 208–09, 214 (slow. Erstausgabe Ljubljana 1965, Zit. 148, 174–75, 178–79, 186, 189, 194). Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Poznik, Radivoj (1850–1891), Volksgutsammler, Kulturaktivist, → Volkslied. PTBS (posttraumatische Belastungsstörung), → Assimilation. Prag, tschechisch Praha, slowenisch Praga, heute

Hauptstadt der Tschechischen Republik, 1918–1993 Hauptstadt der Tschechoslowakei. Das Territorium, auf dem P. liegt, ist seit dem vierten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung besiedelt, seit dem 6. Jh. n. Chr. durch → Slawen. An der Wende vom 8. zum 9. Jh. wurden die Prager Burg, als Residenz der böhmischen Fürsten und Könige, und Višegrad gegründet. Beide bildeten das historische Zentrum von P. Seit der 2. Hälfte des 9. Jh.s residierten in P. die Přemysliden, seit dem 10. Jh. war P. die Hauptstadt der Böhmischen Länder. 973 wurde das Bistum und 1344 das Erzbistum P. gegründet. 1253–1278 war Ottokar II. Přemysl König der Böhmischen Länder, die von den Quellen der Elbe bis zur Adria reichten. Im Wettstreit um die Krone des Heiligen Römischen Reiches unterlag er, und diese wurde Rudolf von Habsburg zugesprochen. Ottokar II. Přemysl verweigerte ihm den Lehenseid, dies führte zum Krieg und im Jahre 1276 musste er die Steiermark/Štajerska und → Krain/Kranjska an den Habsburger abtreten. 1278 fiel er in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen. Zu Beginn des 14. Jh.s übernahmen die Luxemburger, die zu dieser Zeit Kaiser des Heiligen Römischen Reiches waren, durch Heirat die Böhmischen Länder und machten P. zu ihrem Mittelpunkt (der in P. als König

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Prajnik, Matija

von Böhmen residierende Kaiser Karl IV. erließ die → Goldene Bulle und gründete 1373 die Universität). P. wurde im 14. Jahrhundert zu einem der größten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentren Europas mit ca. 40.000 Einwohnern. 1419 brach in P. der Husitenaufstand aus, 1420 zerschlugen die Hussiten in der Nähe von P. das gegnerische Heer. 1421 etablierten sie für kurze Zeit ihr politisches Zentrum in P. 1547, nach dem fehlgeschlagenen Aufstand gegen die Habsburger, wurden P. die Stadtrechte aberkannt. Der Aufstand der Bevölkerung von P. gegen die kaiserliche Macht löste den böhmischen Aufstand 1618–1620 aus. Im Verlaufe des 30-jährigen Krieges (1618–1648) wurde P. immer wieder verwüstet. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 verlor P. zusehends an Bedeutung und wird ab der Mitte des 17. Jh.s eine Provinzstadt. Gegen Ende des 18. Jh.s lebt das Wirtschaftsleben wieder auf, die Einwohnerzahl steigt auf 80.000. Während der bürgerlichen Revolution 1848–1849 in Wien war es in P., das inzwischen zur bestindustrialisierten Stadt der Habsburgermonarchie geworden war, als Willensäußerung des tschechischen Volkes, zum sogenannten Prager Aufstand gekommen. Katja Sturm-Schnabl

Nach 1848 wurde P. zum Mittelpunkt der Nationalbewegung der Tschechen, Slowaken und Mährer. Diese wirkte auch auf die übrigen Slawen der Habsburgermonarchie, insbesondere die Slowenen ein (→ Slawenkongresse). Die tschechische Politik und Kultur genossen unter den Slowenen hohes Ansehen. Nach der Gründung der tschechischen Universität in P. 1882 stieg die Anzahl der slowenischen (kroatischen, serbischen) Studenten in P. Die slowenische Schriftstellerin, Publizistin und Übersetzerin Zofka → Kveder war wahrscheinlich die erste Slowenin, die 1900 an der Karlsuniversität Vorlesungen hörte. Sie war auch in den kulturpolitischen Vereinen der slowenischen, kroatischen und serbischen Studenten in P. aktiv tätig und lebte bis 1907 als freie Schriftstellerin, Publizistin und Herausgeberin (→ Domači prijatelj) in P. Der slowenische Philologe und Ethnologe Matija → Murko lebte seit seiner Berufung als Slawist an die Karlsuniversität 1920 in P. Er war 1932–1941 Vorsitzender des Slovanský ústav (der tschechischen Akademie der Wissenschaften). Auch andere Slowenen, die in P. studiert hatten, etablierten sich als Wissenschaftler oder Kulturtätige in der tschechischen Gesellschaft. Dazu zählen der Philosoph und Soziologe Ivan Žmauc oder der Slawist

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Oton Berkopec, der zu einem wichtigen Vermittler der slowenischen Literatur im tschechischen Raum wurde. Der Psychologe Mihajlo Rostohar hatte sich als erster Slowene an der Karlsuniversität habilitiert. In P. studierten die Bildhauerin Karla Bulovec-Mrak, die Chemikerin Ana Jenko und die Ärztin Valerija Strnad. Jože Plečnik, der slowenische Architekt der Moderne, setzte im Auftrag des tschechischen Präsidenten Massarýk in P. wesentliche urbanistische Akzente, u. a. am Hratschin, den er mit modernistischen Mitteln überhöhte. Von den Kärntner Slowenen ist der wohl der bekannteste Matija → Majar, der von 1883 bis zu seinem Tod 1892 in P. lebte und dort begraben ist. Unter den Kärntner slowenischen Studenten in P. waren auch der aus → Ferlach/Borovlje stammende Rudolf Rannik, Josip Wieser (vgl. Josip → Šašel), Albin → Ogris und Valentin Wiegele aus Achomitz/Zahomec  ; sie alle absolvierten ihr Studium an der juridischen Fakultät. 1892–1917 erlangten insgesamt 85 Slowenen ihren Abschluss an den Universitäten in P. Die Behörden des Königreiches SHS begannen ab 1920 das Studium in der Tschechoslowakei zu behindern. In P. kam es zu slawischen Vereinsgründungen, an denen auch Slowenen beteiligt waren. Der Anstoß zur Gründung der → Slovanska liga katoliških akademikov [Slawische Liga katholischer Akademiker] (1909) ging von slowenischen katholischen Intellektuellen aus (→ Neoslawismus). Zwei Jahrgänge der national-radikalen Zeitschrift → Omladina (1913–1914) erschienen in P. Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Lit.: ES (B. Urbančič  : Praga), BSE. – D. Prelovšek  : Jože Plečnik (1872–1957) – arhitekt v Ljubljani, Pragi in na Dunaju [Narodna galerija, Ljubljana, Prešernova 24, 7. januar–25. februar 2007] (Katalog). Ljubljana 2007  ; И. В. Чуркина  : Матия Маяр. In  : Южнославянские и балканские народы в международной жизни конца XVIII-начала XX вв. Исторические портреты. Т.I. Москва 2011  ; I. Čurkina  : Matija Majar – Enlighter, Politician, Scholar. In  : Traditiones

40/2 (2011).

Prajnik, Matija (Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Prepadnik, Agnes, vulgo Mlakar (Graditschach/Gra-

diče bei Neuhaus/Suha) (1901–1976), → Liedersammlung, handschriftliche.

Prejs, Pjotr Ivanovič

Prepadnik, Margareta (Graditschach/Gradiče bei

Neuhaus/Suha), Kirchensängerin, → Liedersammlung, handschriftliche. Pregelj, Ivan (Cirilov, Lukian, Ivan Ivanov, I. Mohorov,

den Roman Na klancu [Am Hang] und Sosedje [Die Nachbarn] als Parodie auf Hlapec Jernej [Der Knecht Jernej]). Auf die Thematisierung des »slowenischen Schmerzes in Kärnten/Koroška« treffen wir in der Erzählung Umreti nočejo [Sterben wollen sie nicht], die mit vereinfacht darstellender Schwarz-Weiß-Technik niedergeschrieben wurde und die katholische Tendenz zur teilnahmslosen Billigung des Leids in Kärnten/ Koroška unter dem fremden Joch darlegte. Hier wird erneut die Gestalt des Geistlichen in seinem Opus umgesetzt, schließlich wird am Ende der Geschichte der Protagonist zum Priester geweiht, um dadurch besser seinem Volke dienen zu können. Die Kritiker reagierten nicht positiv auf P.s Erzählung und bemängelten v. a. die technisch zu wenig ausgefeilte Umsetzung des geschichtlichen Materials.

* 27. Oktober 1883 Sv. Lucija [heute Most na Soči  ; Tolmin, Goriška], † 31. Jänner 1960 Ljubljana), Schriftsteller, Dramatiker, Dichter. Nach dem Gymnasium in → Gorizia/Gorica/Görz und dem Priesterseminar für Schüler, das er bald verließ, studierte P. Slawistik und Germanistik an der Universität Wien. Er war Mitarbeiter bei der katholischen Zeitschrift Zora. Als Mittelschullehrer war er von 1910 bis 1938 in → Gorizia/Gorica/Görz, Pazin, Idrija, Kranj und Ljubljana tätig. P. entwickelte sich von einem Lyriker, der an das Fin de Siècle gebunden und von → Gregorčič (Gedichtsammlung Romantika) beeinflusst war, zu einem der bedeutendsten Erzähler, Werke  : Blagovestnika, 1908  ; Kranjski apostol, 1913  ; Sosedje, 1909  ; der die katholische Idee in seine Literatur einfließen Rejenka, 1912  ; Mlada Breda, 1913  ; Peter Pavel Glavar, lanšpreški goslässt. In gewissen Arbeiten (in seinen Abendgeschich- pod oz. Odisej iz Komende, 1922  ; Božji mejniki, 1925  ; Umreti nočejo, ten etwa) kommt diese Idee erzieherisch zum Ausdruck, 1930 Izbrani spisi I–XI, 1928–1935  ; Izbrana dela I–VII, 1962–1970  ; Izbrano delo I–III, 1970  ; Romantika, 1910. an anderer Stelle wird sie problematisiert, wobei sich P. Lit.: ES  ; OVSBL. M. Dolgan  : Kompozicija Pregljevega pripovedništva. vom dogmatischen Katholizismus distanziert. Nichts- Koper 1983  ; J. Mahnič (ur.)  : Pregljev zbornik. Ljubljana 1984  ; M. destotrotz bleibt er in seinem Kern stark christlich ge- Dolgan (ur.)  : Ivan Pregelj. Ljubljana 1999  ; M. Hladnik  : Ivan Pregelj prägt. Mehrere Werke sind an geschichtliche Themen v službi Mohorjeve In  : I. Pregelj  : Mlada Breda. Ljubljana 1992  ; A. gebunden (Tolminci [Die Tolmeiner], Matkova Tina Koron  : Slovenska kratka proza v periodiki (1919–1929) na ozadju ideje [Matkos Tina], Bogovec Jernej [Der Bogovec Jernej], svetovne književnosti. In  : Jezik in slovstvo 58/1–2, 2013. David Bandelj  ; Üb.: Maja Francé Plebanus Joannes [Der Plebanus Johannes]). Charakteristisch ist auch die Figur des Geistlichen, der zwischen Geistlichem und Weltlichem hin- und hergerissen wird. Preitniker, Maks (Regisseur, Kulturaktivist) → Vogrče, Ähnliche Sujets finden sich in seiner Dramatik (z. B. Slovensko katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer Azazel), wo er bereits mit der expressionistischen dra- katholischer Bildungsverein Rinkenberg]. matischen Technik experimentierte (Katastrofa [Die 1810, Pskov [Russland], Katastrophe], Berači [Die Bettler]). Interessant ist seine Prejs, Pjotr Ivanovič (*  Sprache als Imitationsversuch der barocken Prediger- † 10./23. Mai 1846, Petersburg), russischer Slawist, sprache, die aus P.s Studium des barocken Predikan- Phi­lologe. P. wurde als Sohn eines Musiklehrers mit tschechitentums resultiert (Dissertation über Pater Rogerius). In einigen seiner journalistischen Beiträge sprach er schen Wurzeln geboren. Im Jahre 1824 begann er sein sich für die Heimatliteratur aus (Mladost 1916). Beim Studium an der Historisch-Philologischen Fakultät der Volksverlag → Mohorjeva publizierte es sechs Bücher Petersburger Universität, das er wegen des Todes seines und mehrere andere Aufsätze. Seine bei diesem Verlag Vaters nicht abschließen konnte. In den Jahren 1828 bis erschienenen Arbeiten, die er selbst als »dilettantisch« 1837 arbeitete er als Lehrer am Derpter Gymnasium bezeichnete, stehen im Kontrast zu seiner Idee über und widmete sich gleichzeitig verstärkt dem Studium einen neuartigen Zugang zum literarischen Schaffen, slawischer Sprachen. P. wurde an die an der Petersburwährend er eigentlich einen modernen realistischen ger Universität geschaffene Lehrkanzel für Geschichte Roman schaffen wollte. Für die Mohorjeva schrieb er und Literatur der slawischen Völker entsandt. In den historische Geschichten und Bauernerzählungen, zwei Jahren 1838 bis 1839 studierte er dort unter der Leidavon sogar als Parodie auf Ivan → Cankars sozi- tung A.  H. Vostokovs altslawische Handschriften ale Texte (Rejenka [Die Ziehtochter] als Parodie auf und vergleichende slawische Sprachwissenschaft, ana-

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Prelokar, Thomas/Tomaž

lysierte slawische Grammatiken und Wörterbücher, darunter auch slowenische, von U. → Jarnik, Matija → Murko und Franz Serafin → Metelko, las Werke J. Dobrovskijs und Jernej → Kopitars, von denen er die allerbeste Meinung gewann. In seinen Arbeitsnotizen unterstrich P., dass die Arbeiten Dobrovskijs und die Rezensionen Kopitars ihm bei seiner Beschäftigung mit den slawischen Sprachen die entscheidende Richtung gewiesen hätten. In den Jahren 1839 bis 1842 hielt sich P. als Stipendiat des Ministeriums für Volksaufklärung in den slawischen Ländern auf. Er besuchte Königsberg, Danzig, Berlin, Poznan, Gnezno, Prag, Wien, Zagreb, Novi Sad, er bereiste Istrien, Dalmatien, Montenegro und Serbien. Auf der Durchreise gelangte er auch in slowenische Gebiete, wo er sich mit Metelko und Davorin → Trstenjak traf. Das von ihm geplante Treffen mit Jarnik, dem er »so viel verdankte«, kam nicht zustande. Nach seiner Rückkehr in die Heimat hatte er von 1842 bis 1846 die Professur der Lehrkanzel für Geschichte und Literatur der slawischen Dialekte inne. Trotz seines frühen Ablebens leistete P. viel für die Bestimmung der Herkunft des glagolitischen Schrifttums (→ Glagolica) und der näheren Bestimmung der gegenseitigen Beziehungen der altslawischen, der altbulgarischen und der altrussischen Sprache (→ Altkirchenslawisch). In seinem handschriftlichen Nachlass sind Aufzeichnungen slowenischer → Volkslieder erhalten.

wegung immer mehr zu einer politischen Bewegung. Als Wegbereiter der slowenischen Wiedergeburt gelten Janez Ž. → Popowitsch (Popovič) (1705–1774), der Kärntner Slowene Ožbald → Gutsman (1727– 1790), Feliks Dev (1732–1786) und Marko → Pohlin (1735–1801). Sie legten die Grundlagen für die anschließende eigentliche Wiedergeburtsbewegung, deren Vertreter unter dem Einfluss der französischen → Aufklärung und des → Jansenismus standen, die beide den Stellenwert der → Muttersprache hervorhoben. Eine bedeutende Rolle für die slowenische Wiedergeburt spielte zudem der → Josephinismus. Die Einführung einer deutschsprachigen Verwaltung unter Joseph II. (1741–1790) verlieh der slowenischen Wiedergeburt und der Förderung der slowenischen Muttersprache auf allen Gebieten ein besonderes Gewicht. Der jansenistische Bischof Karel J. → Herberstein (1719–1787) beauftragte 1773 seinen Sekretär Jurij → Japelj (1744–1807) mit einer slowenischen katholischen Bibelübersetzung. Außerdem förderte Herberstein die Übersetzung französischer jansenistischer Bücher ins Slowenische, deren Korrektor Matevž → Ravnikar (1776–1845) war. Weltlicher Hauptagitator der slowenischen Wiedergeburt war Baron Žiga → Zois (1747–1819). Zois wollte die Slowenen zu einem aufgeklärten Volk machen. Dazu musste er das sprachliche Niveau der slowenischen literarischen Produktion heben. Gleichzeitig musste die Sprache allgemein, also auch für die einfachen Bevölkerungsschichten, verständlich bleiben. Als Mäzen versamLit.: I. I. Sreznevskij  : Na pamjat’ o Bodjanskom. Grigoroviče i Prejse, melte Zois die begabtesten Slowenen seiner Zeit in Sbornik Otdelenja russkogo jazyka i slovesnosti (ORJAS). T. 18. einem Kreis (krožek) um sich. Die wichtigsten Mitglie1878. pril. № 7  ; Pis’ma P.I. Prejsa M.S. Kutore, I.I. Sreznevskomy, P.O. Šafariku, Kuršatu i dr. (1836–1846) SPb. 1892  ; M. Petrovsij, der dieses Kreises waren  : Blaž → Kumerdej (1738– Grigorovič i Prejs. In  : Izvestija ORJAZ. T. 2. kn.3. 1897. 1805), Jurij Japelj (1744–1807), Valentin → Vodnik Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik (1758–1819), Matevž → Ravnikar (1776–1845) und Jernej → Kopitar 1780–1844). Blaž Kumerdej verPrelokar, Thomas/Tomaž (Thomas de Cilia, Thomas trat schon unter Kaiserin Maria Theresia (1717– Berlower oder Thomas Prelager, * um 1430 bei Celje, 1780) die Ansicht, dass Schulunterricht nur dann von † 25. April 1496), slowenischer Humanist und Bischof, Erfolg gekrönt ist, wenn er in der Muttersprache erteilt → Wien. wird. Anton T. → Linharts (1756–1795) Komödie Matiček se ženi ist ein Resultat des regen KulturausPreporod, kulturelle Wiedergeburtsbewegung bei den tausches mit Westeuropa (vor allem mit Frankreich). Slowenen. Der P. ist vor allem eine literarische Bewe- Valentin Vodnik rief die erste slowenische Zeitung, gung mit dem Ziel, ein einheitliches slowenisches Na- Ljubljanske novice, ins Leben. Die Zeitung erschien tionalbewusstsein und eine einheitliche slowenische von 1797–1800. Sie sollte Bildung und Aufklärung Schriftsprache durchzusetzen (→ Standardsprache). in verständlichem Slowenisch unter das Volk bringen. Die kulturelle Wiedergeburt lässt sich etwa auf die Ein ähnliches volksbildnerisches Ziel verfolgte VodZeit zwischen 1750 und dem → Revolutionsjahr 1848 nik mit seinen → Schulbüchern und seinem slowenieingrenzen. Nach 1848 wurde die Wiedergeburtsbe- schen Šolski katehizem [Schulkatechismus]. Den Šolski

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Preporod

katehizem verfasste Vodnik im Auftrag der Regierung Sprache« ersetzen wollte. Unter dem Begriff »illyrische der → Illyrischen Provinzen (1809–1813/1814), in de- Sprache« verstand man eine südslawische Kunstspranen Slowenisch zur → Amts- und Unterrichtssprache che, die abgesehen von minimalen Konzessionen an geworden war. Die Volkssprache zur Schriftsprache das Slowenische, dem (Serbo-)Kroatischen entsprach. zu machen war auch ein Ziel des Grammatikers Jer- Daher stieß der Illyrismus bei den Slowenen generell nej Kopitar. Kopitar war in erster Linie Theoreti- auf wenig Gegenliebe, wenn man von den Slowenen in ker. Sein Anliegen, die gesprochene Volkssprache zur Kärnten/Koroška und in der Steiermark/Štajerska abSchriftsprache zu machen, realisierte u. a. der steirische sieht. Dort sah man im Illyrismus eine Rettung vor der Pfarrer Janez (Ivan) Primic (1785–1823). Er grün- fortschreitenden → Germanisierung und → Assimiladete 1810 die Gesellschaft Societas slovenica, welche tion. Der bekannteste Kärntner Anhänger des Illyrisjungen, gebildeten Menschen die Aufklärung näher- mus war Matija → Majar (1809–1892). Trotz seiner bringen sollte. Weil man annahm, dass die illyrischen illyrischen Grundeinstellung lehnte Majar die völlige Provinzen längerfristig unter französischer Herrschaft Aufgabe des Slowenischen ab. Die letztlich siegreiche bleiben würden, musste man für die unter der österrei- Gegenströmung zum Illyrismus war das exklusiv slochischen Krone verblieben Slowenen neue Tatsachen wenische Programm, das sich Mitte der 1850er-Jahre schaffen und installierte 1812 an der Grazer Univer- endgültig durchsetzte. Die wichtigsten Vertreter diesität einen Lehrstuhl für Slowenisch. Die treibende ses Programms waren der slowenische Nationaldichter Kraft hinter der Errichtung des Lehrstuhls für Slo- France Prešeren und Matija Čop. Prešeren erwenisch in Graz war Primic. Nach Wiedereingliede- kannte, dass die Übernahme der »illyrischen Sprache« rung der illyrischen Provinzen in das österreichische für die Slowenen einen Schritt zurück bedeuten würde, Staatsgefüge 1813/1814 konnten die Habsburger das weil das »Illyrische« nur den gebildeten Slowenen zuRad der Zeit nicht mehr zurückdrehen. Folglich wurde gänglich sein würde. Für die weniger gebildeten Slomit 15. Dezember 1815, vorrangig für Priestersemina- wenen hätte das »Illyrische« den Zugang zur Literatur risten, auch in → Ljubljana ein Lehrstuhl für Slowe- unmöglich gemacht. Eine bedeutende Rolle bei der nisch eingerichtet. Das Kärntner Pendant zum Steirer Durchsetzung des slowenischen Programms kam der Primic ist der Gailtaler Geistliche Urban → Jarnik. Zeitschrift Novice zu (→ Bleiweis). Die kulturelle In den Vormärz fällt die Schaffensperiode von France und sprachliche Vereinigung der Slowenen mit den → Prešeren und Matija → Čop. Nach der Revo- anderen Südslawen war damit vom Tisch. lution 1848 nahm die slowenische Wiedergeburt als Preporodovci. Angesichts der österreichisch-unAntwort auf den erstarkenden Deutschnationalismus garischen Politik wurde aber ein politischer Zusampolitische Züge an. Eine der politischen Forderungen menschluss weiterhin diskutiert und besonders am war die angestrebte Errichtung einer slowenischen Vorabend des Ersten Weltkrieges wieder aktuell. 1912– Universität in Ljubljana. Diese Forderung konnte erst 1913 erschien in Ljubljana das Monatsblatt Preporod, 1919, nach dem Ende der Monarchie, realisiert werden. das von Mittel- und Hochschülern, den prepodorovci, Auf kulturellem Gebiet konkurrierten um die Mitte herausgegeben wurde. Die führenden Vertreter der predes 19. Jh.s zwei Strömungen um die führende Rolle in porodovci waren Franc Fabijančič (1891–1915) und der slowenischen Wiedergeburt. Nämlich die vom Slo- Lovro Klemenčič (1891–1928). Die staatliche Politik waken Ján Kollár (1793–1852) propagierte, von der hatte besonders auch in Zusammenhang mit der Okdeutschen Romantik inspirierte slawische Wechselsei- kupation (1878) und Annexion Bosnien-Herzegowitigkeit (slovanska vzajemnost) einerseits, und das exklu- nas (1908) gezeigt, dass eine Gleichberechtigung der siv slowenische Programm von Prešeren und Čop Slawen innerhalb Österreich-Ungarns illusorisch war. andererseits. Die slawische Wechselseitigkeit hatte die Daher traten die preporodovci für einen von Österreichsprachliche Vereinigung der slawischen Völker zum Ungarn unabhängigen, gemeinsamen südslawischen Ziel. Sie wurde schließlich zur ideellen Grundlage des Staat ein (→ Jugoslawien). Dadurch erhielt auch die → Illyrismus, des Zusammenschlusses der Südslawen. kulturelle und sprachliche Vereinigung mit den andeDer Hauptvertreter des Illyrismus war der Kroate ren Südslawen kurzzeitig wieder Auftrieb. Bezug auf Ljudevit Gaj (1809–1872). Sein größter Anhänger Kärnten/Koroška nimmt die Publikation Klic od Gospe unter den Slowenen war der Steirer Stanko → Vraz Svete. Ob petstoletnici zadnjega ustoličenja koroških vojvod (1810–1851), der das Slowenische durch »die illyrische [Ruf aus → Maria Saal/Gospa Sveta. Anlässlich des

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Preporodovci

fünfhundertjährigen Jubiläums der letzten Kärntner Herzogseinsetzung], die 1914 erschien. Lit.: ES (F. Rozman  : Preporod  ; J. Pleterski  : Preporodovci). – Z. Čepič  : Zgodovina Slovencev. Ljubljana, 1979. M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.‹ Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja SturmSchnabl. Klagenfurt/Celovec 2001  ; I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega književnega jezika. Ljubljana 1937  ; I. Prijatelj  : Duševni profili slovenskih preporoditeljev. I.: Ivan Prijatelj – Izbrani eseji I. Ljubljana 1952. K. Sturm-Schnabl  : Slovenski narodni preporod in njegovi neposredni odnosi s francoskim razsvetljenstvom in janzenizmom. In  : ČZN 43 (1989)  ; T. Wraber  : Prvo desetletje (1920–1930) študija biologije na ljubljanski univerzi. In  : Acta biologica slovenica, vol. 43, št. 3 (Ljubljana, 2000) 5–20  ; O. Luthar  : The Land Between – A History of Slovenia. Frankfurt/Main 2008..

Reinhold Jannach

Preporodovci, → Preporod. Preprost de Cillia, Briccius/Brikcij († 1505), Kanoni-

kus, lehrte an der artistischen und an der theologischen Fakultät, war achtmal Dekan und dreimal Rektor der Universität Wien, → Wien.

Prešeren, France (*  3. Dezember 1800 Vrba [Žirovnica, Gorenjska], † 8. Februar 1849 Kranj), Lyriker, der bedeutendste Vertreter der slowenischen Romantik, slowenischer Nationaldichter. P. wurde in einer angesehenen Bauernfamilie in Gorenjska (Oberkrain) geboren. Seine schulische Ausbildung genoss er in Ribnica und in Ljubljana. 1820 ging P. nach Wien, wo er Theologie studieren sollte, entschied sich aber gegen den Willen der Familie für das Studium der Rechtswissenschaften. 1828 schloss er dieses Studium mit der Promotion zum Dr. iur. ab, kehrte nach Ljubljana zurück und wurde Anwaltspraktikant in der Kanzlei von Blaž Crobath, bei dem er 14 Jahre als Konzipient arbeitete. Zusammen mit Crobath besuchte er Stanko → Vraz. Die Dichterin und Schriftstellerin Luiza → Pesjak, Crobaths Tochter unterrichtete P. während seiner Arbeitspausen in den Gymnasialfächern. Trotz der 1832 in Klagenfurt/Celovec erfolgreich abgelegten Rechtsanwalts- und Richteramtsprüfung gelang es ihm nicht, in Ljubljana eine selbstständige Rechtsanwaltskanzlei zu eröffnen. Bis zum Jahre 1846, als er in Kranj eine eigene Kanzlei eröffnen konnte, war sein Gesuch fünfmal zurückgewiesen worden. Ein möglicher Grund könnte sein Freidenkertum gewesen sein. P. war mit A. M. → Slomšek befreundet und be-

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suchte mit diesem während der Zeit in Klagenfurt/Celovec Urban → Jarnik in Moosburg/Blatograd. Mehr als die Dichtung Jarniks schätzte er dessen ethnologische Studien. Bereits 1824 begann P. zu dichten. Im Jahre 1827 veröffentlichte er im Illyrischen Blatt das Gedicht Dekelcam [An die Mädchen]. In seiner frühen Phase (1824–1828) schrieb er frohsinnige, beschwingte Gedichte im Geiste der Vorromantik, in seiner reifen Periode (1828–1840) war seine Poesie allen Merkmalen der Romantik verhaftet  : mit existenziellen und erotischen Themen, Lebensenttäuschungen und Resignation befasst, ist P. die Sendung der Poesie und des Dichters ein wesentliches Anliegen. Zu dieser Zeit gehören Slovo od mladosti [Abschied von der Jugend], Sonetje nesreče [Sonette des Unglücks], Sonetni venec [Sonettenkranz] und Pevcu [An den Sänger]. P. ließ es sich angelegen sein, die anspruchsvollen Gedichtformen der europäischen Poesie (Sonettenkranz, Terzine, Stanze, die assonierende spanische Romanze, das orientalische Ghasel, die nordische Ballade, komplizierte lateinische Formen) gemeinsam mit ernster Thematik in slowenische Sprache umzusetzen. Das war auch das literarische Programm seines Freundes, des Theoretikers Matija → Čop, der, bewandert in den europäischen Literaturen, vor allem das Petrarca-Sonett empfahl. P. setzte es in die Praxis um. Als in Ljubljana der lyrische Almanach Krajnska čbelica, herausgegeben von seinem Freund, dem Bibliothekar Miha Kastelic, zu erscheinen begann (1830–1833), nahm P. darin eine herausragende Stellung ein. In Ermangelung eines genuinen nationalen Epos veröffentlichte er 1836 ein historisches Kunstepos in Buchform, die bedeutende lyrisch-epische Dichtung Krst pri Savici [Die Taufe an der Savica], die in der Zeit der → Christianisierung angesiedelt ist (→ Carmula). Nach einer Reihe unglücklicher Ereignisse während der 2. Hälfte der 30er-Jahre (wie der Tod engster Freunde, unbefriedigende Beziehungen) kehrt P. nach 1840 in der Spätphase seines Dichtens zu alltäglicheren Formen zurück. Zu den bedeutenderen Dichtungen gehören Zgubljena vera [Der verlorene Glaube], Neiztrohnjeno srce [Das unverweste Herz] und die beliebte Zdravljica [Trinklied], die heutige slowenische Nationalhymne. Nachdem P. nach Kranj übersiedelt war, stellte er den Gedichtband Poezije [Poesien] zusammen und gab ihn 1847 heraus. Das Dichten gab er nach und nach auf. P. hatte auch einige deutsche Gedichte geschrieben, doch erweiterte er als slowenischer Lyriker vor allem

France Prešeren, Goldstein

Prežihov Voranc

das Repertoire der slowenischen Literatur systematisch. Er hob dadurch die slowenische Dichtersprache auf ein unglaubliches Niveau und kultivierte sie. Mit seiner Poesie schuf er die Grundlagen für die Entwicklung der slowenischen Kultur in einer Zeit, als das sprachliche, literarische und wissenschaftliche Repertoire kaum eine Kommunikation in slowenischer Sprache zuließen, als es praktisch keine Institutionen zur Unterstützung eines slowenischen Literatursystems gab. P. war voll und ganz den Ideen der Romantik verhaftet, die er als Künstler und als Mensch umsetzte, wonach dem Dichter eine besondere Sendung zukommt. Aus diesem Sendungsbewusstsein des Künstlers heraus konnte er die nationale Rolle der Dichtung etablieren. Nur ein kleiner Kreis schätzte P. nach seinem Tod, die nationale Bewegung aber bevorzugte die patriotische Dichtung eines Vesel → Koseski. Erst die jüngere literarische Generation löste während der 1860er-Jahre eine Umkehr in der ästhetischen Bewertung aus. Als ihm 1905 im Herzen Ljubljanas ein Denkmal errichtet wurde, war P. bereits zum unumstrittenen slowenischen Lyriker und Nationaldichter geworden.

Prežih.net

K. Sturm-Schnabl

Werke  : Kerst pri Savici. Ljubljana 1836  ; Poezije. Ljubljana 1847  ; Pesmi Franceta Preširna. (Hg. J. Jurčič, J. Stritar). Ljubljana 1866  ; Pesnitve in pisma. Ljubljana 1974  ; Zbrano delo. 2. Bde. (Hg. J. Kos.) Ljubljana 1965–1966  ; V tujem jeziku napisal sem knjigo. Prešernove nemške pesmi. (Üb. K. Kovič.) Ljubljana 1989   Üb.: Gedichte, Auswahl und Übertragung von Lili Novy. Ljubljana 1936  ; Sonette des Unglücks. Ljubljana 1983  ; Poesien (Eine Auswahl deutscher Übersetzungen, Auswahl und Nachwort Jože Pogačnik). München 1987  ; Janko Moder  : Prešernove nemške. Ljubljana 1995  ; Sonettenkranz. Klagenfurt/Celovec 1996  ; Die Taufe an der Savica, Studio RO, Ljubljana 1996  ; France Prešeren/Valentin Oman  : Sonetni venec, Couronne de Sonnets, Klagenfurt/Celovec 1996  ; L. Wieser (Hg.)  : Kärnten, Reihe Europa Erlesen (mit Beiträgen von France Prešeren u. a.). Klagenlurt/Celovec 1998  ; Pesmi-Gedichte, Auswahl und Redaktion France Pibernik und Franc Drolc. Klagenfurt/Celovec 1999/2000  ; Pesmi-Poemes (slowenisch-französisch). Klagenfurt/ Celovec 1999  ; Poems-Pesmi, (Übersetzung Tom Priestly und Henry Cooper). Klagenfurt/Celovec 1999   ; D. Poniž, L. Wieser (Hg.)   : Ljubljana, Reihe Europa erlesen (mit Beiträgen von France Prešeren, Miha Kastelic u. a). Klagenfurt/Celovec 1999  ; Lojze Wieser (Hg.), Senza confini, Reihe Europa erlesen (mit Beiträgen von France Prešeren u. a.), Klagenfurt/Celovec 1999  ; F. Prešeren, V. Oman, Sonetni venec (slowenisch-chinesisch). Klagenfurt/Celovec 2000   ; F. Prešeren, V. Oman  : Sonetni venec (slowenisch-englisch). Klagenfurt/ Celovec 2000  ; Gedichte (Hg. B. Paternu). Kranj [e. a.] 1998, 2000  ; Gedichte. Celovec [e. a.] 2005. Lit.: Wurzbach  ; SBL  ; EJ  ; ÖBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 2. [Ljubljana] 1895, 147–160  ; A. Aškerc (Hg.)  : Prešernov album ob stoletnici persnikovega rojstva (1800 – 3./XII.1900). Izdal »Ljubljanski zvon«. Ljubljana 1900  ; E. Jelovšek  : Spomini na Prešerna. Ljubljana 1903  ; F. Kidrič  : Prešeren. 2. Ljubljana 1938  ; ZSS

2 (1959) 91–144  ; A. Slodnjak  : Prešernovo življenje. Ljubljana 1964  ; J. Kos  : Prešeren in evropska romantika. Ljubljana 1970  ; Š. Bulovec  : Prešernova bibliografija. Maribor 1975  ; M. Juvan  : Imaginarij Krsta v slovenski literaturi. Ljubljana 1990  ; B. Paternu  : France Prešeren. Ein slowenischer Dichter. (Üb. K. D. Olof.) München 1994  ; R. G. Bogner, A. Brandtner (Hg.)  : Interkulturelle Asymmetrie, Edward Samhabers Übertragung des slowenischen Nationalautors Francè Prešeren. Mit einer Edition der »Preširenklänge« (1880) von Edward Samhaber. (Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich, Band 6, Hg. AdalbertStifter-Institut des Landes Oberösterreich), Böhlau-Verlag, Wien [e. a.] 1999  ; K. Sturm-Schnabl  : Ideja romantične svobode in občutenja v poeziji Urbana Jarnika in Franceta Prešerna. In  : Koroški etnološki zapisi 2 (2003) 43–62 (simpozij o Urbanu Jarniku. Zbornik predavanj  ; M. Mitrović, Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001, 146–165, Lit. 175 f.; D. Mihelič  : Vstaja imenovana »Carmula« (Karantanija, druga polovica 8. stoletja). In  : Melikov zbornik, Slovenci v zgodovini in njihovi srednjeevropski sosedje (Red. V. Rajšp, R. Bratovž, Janez Cvirn [e.  a]). Ljubljana 2001, 197–214 (mit einer Analyse von F. Prešerens historischen Quellenkenntnis zu »Krst pri Savici«)  ; P. Scherber  : France Prešeren und die deutsche und österreichische Literatur seiner Zeit. In  : J. Faganel (Hg.)  : France Prešeren – kultura – Evropa. Ljubljana 2002, 111–121  ; K. Sturm-Schnabl  : Ideja romantične svobode in občutenje v poeziji Urbana Jarnika in Franceta Prešerna. Simpoziji o Urbanu Jarniku, zbornik predavanj. In  : Koroški etnološki zapisi 2 (2003), 43–62. Marijan Dović  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Prežihov Voranc (eigentlich Lovro Kuhar, Künst-

lername aus dem Vulgonamen, Ps.: Ivan Wastl, Črt, L. Ženovec, Pavle Vilhar, Kuhar, Ožgan, * 10. August 1893 Kotlje [Ravne na Koroškem, Koroška], vulgo Prežih, † 18. Februar 1950 Maribor), gesellschaftspolitisch engagierter Schriftsteller und Politiker. P.s Vorfahren stammten aus Kleindorf/Mala vas bei Globasnitz/Globasnica. Ein Jurij Kuhar (* 1765) heiratete 1783 auf den Bauernhof vulgo Zdovc in Kotlje/Hotle ein. Der Hof blieb von Generation zu Generation in der Familie. Dort wirtschaftete auch P.s Großvater Johan Kuhar (1827–1880) verheiratet mit Marija Stražnik (1853–1900). Alle Kinder des »dedej Anzej« wurden unternehmungslustige, kulturpolitisch aktive, bewusste Slowenen. P.s Vater Ivan Kuhar (1864–1944) heiratete 1892 Marjeta Krautberger (1866–1948). Als dritter Sohn und »weichendes Kind« musste er sich eine eigene Existenz aufbauen. Sein festes Ziel, neben gesellschaftspolitischem Engagement und Kulturarbeit, war es, zu einem eigenen Bauernhof zu kommen. Auf dem Wege dahin gab es harte Zeiten, doch die Familie fand immer wieder Zuflucht im Elternhaus bzw. im Haus des Bruders der Mutter, die aus einer materiell stabilen Bauernfamilie stammte, die laut

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Prežihov Voranc

P. im 15. Jh. zum Adel gehört hatte. Schließlich konnte P.s Vater den Bauernhof vlg. Prežih in Kotlje kaufen, auf dem die Familie ihr Auskommen hatte. Der zweitälteste Sohn Alojzij → Kuhar wurde nach Klagenfurt/ Celovec ins Gymnasium geschickt, der dritte Sohn Avgust→ Kuhar besuchte in Ljubljana eine technische Mittelschule. Schließlich übernahm der jüngste Sohn Hanzej Kuhar (1904–1944) die Wirtschaft, auch er war gesellschaftspolitisch im slowenischen Rahmen aktiv. 1944 wurde er von einem SS-Trupp am Hof brutal ermordet und verscharrt. Als ältester Sohn sollte P. ursprünglich zu Hause bleiben, um einmal den elterlichen Hof zu übernehmen, und hatte daher nur die zweiklassige utraquistische Schule besucht. Anhand der slowenischen Bücher der → Mohorjeva, die sein Vater abonniert hatte, und der Schulbücher seines Bruders Alojzij Kuhar erreichte er als Autodidakt ein beachtliches Bildungsniveau, das ihn vorantrieb. Das in Kärnten/Koroska entwickelte slowenische → Genossenschaftswesen ermöglichte es ihm, 1912/1913 einen 5-monatigen Kurs an der Genossenschaftsschule in → Ljubljana zu besuchen. Von Januar bis April 1914 belegte er einen Genossenschaftskurs in Wien. Dies hatte ihm Janez Evangelist → Krek ermöglicht. Damit setzte sein doppelter Lebensweg ein, parallel zum homo poeticus beschritt er den Weg des homo politicus. Als homo politicus schloss er sich der slowenischen sozialdemokratischen Partei (die sich 1922 in Vukovar zur Kommunistischen Partei umbenannte) an, als homo poeticus begann er mit 16 Jahren zu publizieren. Die Motivation für beides lag in seiner scharfen Beobachtungsgabe, mit der er die sozialen Missstände, das Elend der Keuschler, Taglöhner, Fabrikarbeiter in der Eisen- und Stahlindustrie in Ravne na Koroškem sowie der Frauen und Kinder dieser Kreise voller Empathie erkannte, durchschaute und als Material für sein künstlerisches Gestaltungspotenzial und Engagement benutzte. Während des Ersten Weltkrieges wurde er zum Militär eingezogen, 1916 desertierte er in Italien, wurde interniert. 1918 in die jugoslawische Legion aufgenommen, kehrte er 1919 zurück. P. erhielt im Herbst 1919 einen Posten in der Verwaltung des Stahlwerkes in Ravne na Koroškem und war seither als Funktionär der SDSJ (Socialnodemokratska stranka Jugoslavije) tätig. Er bewirkte, dass am 1. Mai 1920 eine Filiale in Ravne na Koroškem gegründet wurde. Er war bis 1926 ihr Sekretär und propagierte, dass die slowenischen Arbeiter

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bei der → Volksabstimmung 1920 für das Königreich SHS stimmen sollten. In den 20er-Jahren war P. in seiner Heimat neben seinem politischen Engagement für die SDSJ, seit 1922 KPJ, auf kultureller, genossenschaftlicher und kommunaler Ebene tätig (KPJ-Gemeinderat 1926). Von 1926–1930 war er Sekretär des regionalen Kreises Nord der KPJ. Nachdem die Militärdiktatur vom 6. Januar 1929 die kommunistische Partei verboten hatte, entging P. der Verhaftung durch seine Flucht nach Österreich, wo er bei seiner Tante in Augsdorf/Loga vas Unterschlupf fand. 1931–1932 war er Instruktor des Bauernkomitees der Komintern und bereiste als solcher Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Frankreich und Norwegen, wo er jeweils Streiks der Bauern mitorganisierte. Seit Dezember 1932 war er in Wien Redakteur der slowenischen und italienischen kommunistischen Zeitung Delo. Zu Weihnachten desselben Jahres wurde er in Klagenfurt/Celovec verhaftet, floh aber bereits im Februar 1933 nach Wien, wo er die Broschüre Boj za osvoboditev in združitev slovenskega naroda [Kampf um die Befreiung und Vereinigung des slowenischen Volkes] herausgab. Als Experte für Balkanfragen reiste er danach zum Kongress der Komintern nach Moskau. 1934 war er wieder in Moskau und reiste danach nach Paris, wo er illegal als Schweizer Geschäftsmann Charles Dubois lebte und im Auftrag des ZK KPJ die sogenannte »Patronatsbewegung« gründete und organisierte. Sie stand unter der Schirmherrschaft der »Roten Hilfe«, die für die jugoslawischen Kommunisten Finanzmittel von Exilslowenen organisierte. Bis 1937 war P. auch Herausgeber des Organs dieser Organisation mit dem Titel Protiv Glavnjače. Bei der 4. Staatskonferenz der KPJ 1934 in Ljubljana wurde P. zum stellvertretenden Mitglied des ZK gewählt, 1935 nahm er als Mitglied der KPJ-Delegation am 7. Kongress der Komintern und der Roten Hilfe teil, bereiste danach die Sowjetunion und kehrte 1936 nach Paris zurück, reiste danach nach Wien, um den Posten des Organisationssekretärs zu übernehmen. Ende März 1936 wurde P. während der Vorbereitungen der ZK KPJ-Konferenz in → Prag verhaftet und nach Wien abgeschoben. Hier wurde er wiederum verhaftet und für 13 Monate eingesperrt. Im August 1937 ging er über Tschechien zurück nach Paris. Inzwischen war Josip Broz (Tito) Organisationssekretär und Generalsekretär der KPJ geworden. Von J. Broz wurde P. stärker in die Parteiarbeit einbezogen, sei es als Herausgeber von Zeitschriften und Broschüren, sei es in Kommissionen. 1937–1939 leitete er in Paris das Parteiarchiv und

Prežihov Voranc Prežihov Voranc, KOK Ravne na Koroškem

die zentrale Bücherei Horizons und organisierte für die Partei Finanzhilfe. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrte P. gegen die Anweisung von J. Broz in seine Heimat zurück und nahm Kontakte zur OF (Osvobodilan fronta [Befreiungsfront]) auf. Nach der Okkupation Ljubljanas durch Italien lebte er dort einige Zeit legal, musste aber wegen des immer stärker werdenden Widerstandes wieder in den Untergrund. Innerhalb der OF organisierte P. das Plenum der Kulturarbeiter und die Kommission für Darlehen und Wirtschaft. 1942 schrieb er den Artikel Za samoodločbo slovenskega naroda [Für die Selbstentscheidung des slowenischen Volkes] (erschienen 1945) und eine Broschüre O slovenskih mejah [Über die slowenischen Grenzen] (4 zyklostierte und 1 gedruckte Ausgabe, 1943 in Ljubljana). Wiederum war ihm das Einbinden der Slowenen, die nach dem Ersten Weltkrieg innerhalb der Grenzen Österreichs und Italiens verbleiben mussten, ein wichtiges Anliegen. Im Januar 1943 wurde P. von einheimischen Kollaborateuren verhaftet und dem deutschen Okkupator ausgeliefert. Er wurde zunächst in Begunje, dem berüchtigten Nazifolter-Zwischenlager eingesperrt. Dann wurde er über Berlin, wo er jedwede Zusammenarbeit mit den Nazis ablehnte, in das KZ Sachsenhausen und schließlich Mauthausen gebracht, P. überlebte und wurde nach der Befreiung Vorsitzender der slowenischen Internierten, im Mai 1945 kehrte er nach Ljubljana zurück. Im Herbst 1945 unterstützte und organisierte er den Wiederaufbau der → Mohorjeva in → Celje und wurde deren Vorstandsmitglied, wodurch er diese an sich kirchliche Institution vor der Auflösung durch die KP-Behörden rettete. Seit Herbst 1945 leitete er die Einrichtung der Institution Volkskultur und wurde am 1. Kongress am 23. und 24. März 1947 zu ihrem Präsidenten gewählt, P. wurde auch zum Ge-

sandten der DFJ (Demokratična Federativna Skupščina Jugoslavije [demokratisches föderatives Parlament Jugoslawiens] gewählt. In seinen politischen Publikationen nach dem Zweiten Weltkrieg kommt vor allem seine Sorge um das Schicksal der Kärntner Slowenen zum Ausdruck. Große Fürsorge bewies P, der ein liebevoller Familienmensch war, um das Wohlergehen seiner Familie, vor allem das seiner Mutter, der Witwe seines ermordeten Bruders und deren Kinder und natürlich auch seiner Frau (sie war im KZ Ravensbrück gewesen) und seiner Kinder, die ebenfalls deportiert gewesen waren. Aber auch mit seinem Bruder Alojzij Kuhar, der als Priester und Politiker des Vorkriegsregimes in Amerika im Exil lebte und andere Positionen vertrat, versuchte er ein gegenseitiges Verstehen des von ihnen jeweils gewählten politischen und ideologischen Weges herbeizuführen. In einem Brief 1945 an diesen schreibt er u. a. »… Toda ker mi Tvoje besede odkrivajo ton obsodbe, ki izveni iz njih, se moram zagovarjati, pojasniti vse okolnosti, ki so me postavile na stališče – proti Tebi. Boli me to, ali Ti si sam priznal. Smatraj nasledne kot razgovor zgol, proti Tebi nočem biti ofenziven nikoli, ampak defenziven vedno« (Lovro Kuhar ZDSPP knj. 11, Ljubljana 1962, 55, 57). [… Doch weil aus Deinen Worten ein Ton der Verurteilung klingt, muss ich mich verteidigen, alle Umstände erklären, die mich auf Standpunkte – gegen Dich stellten. Es tut mir weh, aber Du hast es selbst zugegeben. Verstehe das Folgende als reines Gespräch, gegen Dich will ich nicht offensiv sein, defensiv aber immer …] Trotz dieser vielschichtigen und vielseitigen und umfangreichen Aktivitäten als homo politicus, war P. daneben mit Unterbrechungen als homo poeticus stetig kreativ und schöpferisch tätig gewesen. Selbst während der 13 Monate im Gefängnis in Wien 1936/37 hatte er geschrieben (den Entwurf zum Roman Požganica und den Großteil des Romanes Doberdob). Der homo poeticus sagt von sich selbst in ebendiesem Brief an den Bruder Alojzij »… Cela stvar pa je ta  : Jaz sem literat, sanjaško navdahnjena duša s čustvi  …  Občudujem ruske mislece in svetovne genije Tolstoja, Gogolja, Dostojevskega, Gorkija in še druge, ker sem v njih našel in zadobil kot samouk vse globine neizčrpljive vere v človeštvo in končno zmago pravice nad krivico …« [… Die Sache ist aber die  : Ich bin ein Schriftsteller, eine träumerisch inspirierte Seele mit Gefühlen … ich bewundere die russischen Denker und weltweiten Genies, Tolstoi, Gogol, Dostojewski, Gorky

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und andere, weil ich bei ihnen als Autodidakt alle Tiefen eines unerschöpflichen Glaubens an die Menschheit und an den Sieg der Gerechtigkeit über das Unrecht gefunden und erhalten habe …]. Als 16-Jähriger konnte er in der Zeitung Mir (17. und 24. April) erstmals eine Kurzgeschichte, V tujino [In die Fremde], veröffentlichen, im selben Jahr nahm Zofka → Kveder die Kurzgeschichte Petkov Cenc in die Zeitschrift Domači prijatelj (DP), 189–191, auf. Bis zum Schluss ihrer Zeit als Redakteurin 1914 publizierte Kveder P.s Kurzgeschichten im Domači prijatelj. Aus dem Jahre 1912 ist ihre Aussage überliefert  : »… in mlad konjski hlapec iz Koroške je skoraj majhen Gorki, čeprav ni nikoli nič drugega bral kakor knjige Mohorjeve družbe« […  und ein junger Pferdeknecht aus Kärnten ist fast ein kleiner Gorky, obwohl er außer den Büchern der Mohorjeva nichts gelesen hat]. Nach dem Mir und Domači prijatelj kommen ab dem Jahre 1912 noch die Publikationsorgane Zarja, Ljublajnski zvon, Slovenski ilustrovani tednik, Ilustrovani glasnik, Kres hinzu, die P.s Kurzgeschichten und Erzählungen publizieren. Als 1925 die gesammelten Erzählungen Povesti in Ljubljana erscheinen, ist P. voll in seiner politischen Arbeit. Außer seiner politischen Artikel erscheinen literarisch berührende und später verschiedentlich abgedruckte belletristische Texte, 1930 im → Slovenec 5.–9. August sowie 1935, 1936, 1937, und 1938 in der Zeitschrift Sodobnost. Seine großen Texte sind drei Romane  : Požganica (Ljubljana 1939) [Die Brandalm]. In diesem setzt er sich mit den Problemen der durch den Zerfall der Habsburgermonarchie entstandenen slowenischen → Minderheit in Kärnten/Koroška auseinander  ; Doberdob. Vojni roman slovenskega naroda (Ljubljana 1940) ist ein Antikriegsroman, vergleichbar mit Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues. Er behandelt das grausame Schicksal der slowenischen Soldaten an der Isonzofront (Soška fronta) und in Galizien während des Ersten Weltkrieges  ; In Jamnica. Roman soseske (Ljubljana 1945) werden die Kleinbauern und Arbeiter in seiner engeren Heimat als heldenhaftes Kollektiv dargestellt, im südöstlichen Kärnten/Koroška, deren Hauptstadt und administratives Zentrum bis 1918 Klagenfurt/Celovec gewesen war. Die Bewohner waren im selben sozialen und politischen Ambiente aufgewachsen wie die Bewohner des → Jauntales/Podjuna, des → Rosentales/Rož, des → Klagenfurter und des→ Zollfeldes (Celovško in Gosposvetsko polje), der Nord- und Südabhänge des Wörthersees/Vrbsko jezero

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bis → Villach/Beljak und des → Gailtals/Zilja. Diese Gebiete waren bis dahin mehrheitlich oder teileweise von Slowenen bewohnt gewesen. Wie diese hatten auch die Kinder der Heimat P.s über die utraquistische Schule das Deutsche als Bildungssprache aufgezwungen bekommen (→ Schulwesen). 1940 erschien der Erzählband Samorastniki [Wildwüchslinge] und 1949 Solzice [Maiglöckchen], beide haben die Leser von allem Anfang an zutiefst berührt. Die Helden dieser Erzählungen kommen aus dem Kreis der allerärmsten Bergbauern, die zu den Erniedrigten und Beleidigten der letzten Dezennien der Habsburger-Ära zählten. P. versteht es, das soziale Drama dadurch zu vertiefen, dass er Kinder und Frauen zu seinen Helden wählt. Diejenigen also, die auch noch im eigenen sozialen Umfeld erbarmungslos unterdrückt wurden. Doch P. beschreibt keine passiven Helden. Auch wenn sie sich physisch nicht wehren können, erleben sie den Schmerz und die Erniedrigung bewusst als Unrecht, gegen das sie sich innerlich aufbäumen. Sie entwickeln das Bewusstsein, ein Recht auf Widerstand zu haben und ein Recht auf Menschenwürde. Sie realisieren und verteidigen ihre Menschenwürde dort, wo niemand sie ihnen nehmen kann, nämlich in der ästhetischen Erfahrung von Natur und Schönheit, in einer Liebesfähigkeit, die die einfache instinktive Liebe weit überragt und so universelle Dimensionen erreicht, die einer Spiritualität gleichkommen, die sie dem Künstler selbst ebenbürtig macht. 1945 gab P. auch einen Erzählband heraus (Od Kotelj do Belih vod. Ljubljana 1945), in dem er für zwei Erzählungen das zentrale Kärnten/Koroška – das → Klagenfurter Feld/Celovško polje, das Zollfeld/Gosposvetsko polje und die Landschaft um den WörtherseeWörther See/Vrbsko jezero – zum literarischen Ort wählt. Die ausgewiesenen Literaturhistoriker und Kritiker jener Zeit (Anton Slodnjak 1946, Filip Kalan 1946, Anton Ocvirk 1946, Herbert Grün 1946, Franc Zadravec 1972) haben P.s literarische Botschaft ignoriert und haben seine Erzählungen lediglich sozialpolitisch interpretiert, wogegen sich P. wehrte (ZDSPP 9 [1973] 642), denn ihm ging es in erster Linie um die Menschenwürde, die ein Naturrecht jedes einzelnen Menschen ist. Sie ist P.s Credo, seine literarische Botschaft, die er mit größter Intensität verteidigt. In der Erzählung Če Zila noj Drava nazaj potačo [Wenn Gail und Drau nach rückwärts fließen] schuf P. ein wunderbares literarisches Dokument, voller Melancholie und Schönheit über die Kärntner Slowenen,

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die, nach der → Volksabstimmung von der Nation getrennt, zu einer Minderheit geworden waren und deren Zahl sich stetig verringerte. P. beschreibt die Dörfer um den Wörthersee/Vrbsko jezero, die damals noch slowenisch waren und wo Slowenen lebten. Die Erzählung ist keine Reisebeschreibung und auch keine Reportage, sie ist ein Sprachkunstwerk, das, wie in einem Roman, eine große Anzahl von Protagonisten aufweist. Während er die Landschaft beschreibt, macht er historische Exkurse in legendäre Zeiten, in die Römerzeit, in das unabhängige slowenische Fürstentum → Karantanien usw. (→ Kulturlandschaft). Zunächst personifiziert P. den Wörthersee/Vrbsko jezero und die Natur, die zu Protagonisten werden. Der Klang der Glocken einer im See versunkenen Stadt wird zum Symbol für die lebendige slowenische Sprache. Je mehr die Stadt im See verschwindet, umso leiser klingen die Glocken. Die versunkene Stadt aber wird zum Symbol für das verlorene Kärnten/Koroška. P. benützt symbolistische Stilmittel (vgl. Ivan → Cankar), indem er die Tonalität der slowenischen Sprache einsetzt, die Antithese verwendet und der Schönheit der Landschaft die moderne deutsche Technologie entgegensetzt. In derselben Weise benützt P. die Antonomasie, wenn er verschiedene historische und zeitgenössische Familiennamen aufzählt, die in ihrer Gesamtheit die Slowenen symbolisieren. In diesem Text erreicht P. höchstes künstlerisches Niveau mittels stilistischer Synkretismen. Durch Verkürzung und Verknüpfung symbolistischer und realistischer Stilmittel lässt er ein verwunschenes Kärnten/Koroška in seiner ganzen Schönheit erstehen  : Den Stolz, die Verzweiflung, die Vitalität und Resignation der Kärntner Slowenen  ; den Zynismus, die Militanz und den Opportunismus der deutschnationalen Institutionen (→ Deutschnationale Vereine). P. schuf eine visionäre Erzählung für die damaligen Zeiten  : die Glocken der versunkenen Stadt sind in diesen Gegenden zum großen Teil verstummt. Ein visionärer Text auch für heute, da die Glocken, die noch zu P.s Zeiten klangen, nicht mehr zu hören sind. Die zweite Erzählung mit Kärnten/Koroška als literarischem Ort trägt den Titel Goposvetsko polje [Das Maria Saaler Feld/Das → Zollfeld]. Sie besteht aus zwei chronologisch getrennten Teilen  : Im Jahre 1912 suchte ein armer Bauernjunge aus der → Mežiška dolina (Mießtal) sein Glück in der Fremde. Ohne einen Kreuzer verdient zu haben, kommt er im Spätherbst nach Klagenfurt/Celovec, wo er sich den Bettlern, Vagabunden und anderen sozial Ausgegrenzten anschließt

und den Winter mit ihnen tagsüber in den »Wärmestuben« und nachts in Pferdeställen verbringt. Als diese bunte Gesellschaft sich im Frühjahr wieder zu ihrem »freien« Leben auf der Straße aufmacht, ist er zunächst versucht, sich ihr anzuschließen, doch seine Vorstellungen von der Menschenwürde sind stärker. Der Versuch, in einem Betrieb in Klagenfurt/Celovec Arbeit zu bekommen, scheitert daran, dass er Slowene ist. Diese neuerliche Erniedrigung lässt ihn die Stadt verlassen und Zuflucht in der Natur zu suchen. Er wandert auf das Maria Saaler (Zoll-)Feld/Goposvetsko polje, einen historisch bedeutenden Ort für die Slowenen  ; er erinnert sich, dass hier die Vorfahren ihre Fürsten gewählt hatten. Die erlebte Schönheit und der historische Zauber, den sie ausstrahlt, geben ihm die Kraft, auch ohne Geld nach Hause zurückzukehren. Der zweite Teil der Erzählung handelt 20 Jahre später im Jahre 1930 und hat zwei Abschnitte. Nachdem 1929 die Kommunisten in → Jugoslawien durch das königliche Militärregime verboten und in der Folge verfolgt worden waren, musste der Protagonist nach Österreich fliehen. Zu Weihnachten 1930 will ihn seine Frau mit den beiden Töchtern in Klagenfurt/Celovec besuchen. Da sie als Frau eines geflüchteten Kommunisten von den Behörden keinen Reisepass erhält, besteht sie auf ihrem Menschenrecht und beschließt, illegal zu Fuß aus Črna nach → Eisenkappel/Železna Kapla zu gehen. Geschildert wird der 14-stündige Marsch der Mutter und ihrer 6- und 8-jährigen Mädchen durch tiefen Schnee über die Berge. Die Kritiker sahen in der Figur der Mutter vor allem die opferbereite Gattin und aufopferungsvolle Mutter. Doch es wird bei näherer Analyse klar, dass es dem Autor darum ging, die Frau und die Kinder als individuelle, geistig unabhängige, mit eigenem Willen und eigenem Ziel ausgestattete Persönlichkeiten herauszuarbeiten. Es ist keine leidende Mutter, auch wenn Frost, Erschöpfung usw. sie quälen, die Mädchen sind keine leidenden Kinder, auch wenn die Umstände grausam sind  : Sie sind individuelle Persönlichkeiten, die sich bewusst der ungerechten Macht entgegenstellen und so das höchste Niveau an Menschenwürde erreichen. Die perfektiven Verba und die Dialoge, die der Autor verwendet, zeigen klar, dass alle drei Protagonistinnen aus eigenem Willen und aus eigener Entscheidung handeln. Ihre Ankunft erleben sie als Triumph. In Klagenfurt/Celovec kommt es zu keinem Treffen, da der Gatte und Vater kurz davor verhaftet wird. Danach beschreibt der Protagonist in Ich-Form Erlebnisse im Gefängnis bis zur gelungenen Flucht. Der

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Pribal, Matthäus

Treffpunkt für die Fahrt nach Wien ist das Maria Saaler (Zoll-)Feld/Goposvetsko polje. Als er wieder an jenem magischen Ort steht, an dem er vor 20 Jahren Kraft und Menschenwürde wiedergefunden hatte, findet er in seinem tiefsten Inneren auch diesmal wieder jene Menschenwürde, die ihm die Kraft und Hoffnung für eine neue Zukunft gibt. Die Schönheit seiner Heimat Kärnten/Koroška erhält einen tieferen Sinn, sie ist nicht nur ästhetisch, sie wird transzendental. Die Landschaft erhält eine mythische Dimension, über die die Realität der slowenischen Geschichte spürbar wird  ; der Protagonist kann diese überwinden, weil ihn die mythische Schönheit zu einem höheren Bewusstsein führt, aus dem er die Kraft für die Zukunft schöpft. P., der homo poeticus, hat in seinem Œuvre vielschichtige Ebenen eingebaut, von den Stilmitteln bis zu mythischen und transzendentalen Dimensionen, die er einsetzt, um sein Anliegen, dass auch die Ärmsten der Armen die Fähigkeit und das Recht auf Menschenwürde haben, poetisch zu übermitteln. Der sozialpolitische Aspekt und die Lebensumstände seiner Protagonisten sind das Material, aus dem heraus er sein sprachliches Kunstwerk aufbaut. P. ist als homo politicus eine Persönlichkeit, die sich voll und ganz dem politischen Ziel verschrieben hatte, als homo poeticus schuf er ein Werk, das ihn unter die großen autodidaktischen Autoren der Literatur, wie Maksim Gorky (1886–1936), Jack London (1878–1916), Martin Andersen Nexö (1869–1954), reiht. Auch sie haben sozialkritisch geschrieben, was aber bleibt und zählt, ist das sprachliche Kunstwerk. Quellen  : SBL, EJ, ÖBL, ES, ZDSPP 11 (1962) 55, 57, BLP. Werke  : ZDSPP, I (1963)–12 (1990)  ; Za samoodločbo slovenskega na-

roda. In  : Slovenski zbornik 1942 (erschienen 1945), 41–44  ; O slovenskih mejah. Izdala Agitacijsko-propagandistična komisija pri CK KPS 1942, 4 zyklostierte Ausgaben und 1 gedruckte 1943 in Ljubljana  ; weblink  : www.prezih.net (mit Bibliografie). Üb.: Die Brandalm, Roman aus den Umsturztagen. Klagenfurt/Celovec 1983  ; Wildwüchslinge, Erzählungen. Klagenfurt/Celovec 1983  ; Maiglöckchen, 11 Kindergeschichten. Klagenfurt/Celovec 1985  ; Maiglöckchen. Klagenfurt, Salzburg 1993  ; Grenzsteine, Erzählungen. Klagenfurt/Celovec 2005  ; Doberdò – slowenischer Antikriegsroman. Klagenfurt/Wien [e. a.] 2008/9  ; Winter in Klagenfurt, Drei Geschichten. Klagenfurt, Wien 2012  ; Jamníca – das Dorf in der Kärntner Mulde, Roman der zwanziger Jahre. 1. Klagenfurt, Wien 2013  ; Jamníca – das Dorf in der Kärntner Mulde, Roman der zwanziger Jahre. 2. Klagenfurt, Wien 2014. Lit./Web  : M. Boršnik  : Prežihovi prvenci v Domačem prijatelju. In  : Naša sodobnost 1, 1955  ; Prežihov zbornik (Red. Marja Boršnik), Maribor 1957  ; D. Druškovič  : Prežihov Voranc. Ljubljana 1983  ; M Hladnik. Prežih, žanrski pisatelj. In  : Prežihov Voranc. 1893–1993  : Zbornik prispevkov s simpozija ob 100-letnici rojstva. Maribor 1993,

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43–61  ; K. Sturm-Schnabl  : Prežihov Voranc (10. 8. 1893–23. 2. 1950). Ob stoletnici njegovega rojstva. In  : Punt 5/5 (1993) 12–15  ; K. SturmSchnabl  : Lovro Kuhar – Prežihov Voranc. Nekaj misli ob stoletnici njegovega rojstva. In  : Koroški koledar 1994. Celovec/Klagenfurt, 59–68  ; K. Sturm-Schnabl  : Prežih in osrednja Koroška. In  : Koroški fužinar 44/I (1994) 13–16  ; K. Sturm-Schnabl  : Zwei Erzählungen aus Kärnten von Prežihov Voranc im Lichte erlebter Geschichte. In  : Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr. 1 (2000) 6–15  ; K. Sturm-Schnabl  : Zwei Erzählungen aus Kärnten von Prežihov Voranc im Lichte erlebter Geschichte. In  : Trans, Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 7. (August 2000) www.inst.at/trans/7Nr/sturm7a. htm (26. 7. 2012)  ; D. Druškovič  : Prežihov Voranc, pisatelj in politik. Celovec 2005  ; M. I. Vačun Kolar  : Prežihov ustvarjeni svet  : Jezik in slog v pisateljevih literarnih besedilih. Slovenj Gradec 2006  ; K. SturmSchnabl  : Dva razkaza o Karintii Prežihova Voranca v zerkale ličnogo istoriskogo opyta. In  : A. A. Gugnin, A. V. Zimmerling (Red.): Ot imen k faktam. Slavjano – germanskie issledovanija. Tom 3. St. Peterburg 2008, 259–287  ; D. Grafenauer  : Prežihov Voranc in Klub koroških Slovencev. In  : KK 2011. Celovec/Klagenfurt [2010], 38–57  ; V. Močnik  : Prežihova ustanova. In  : KK 2011. Celovec/Klagenfurt [2010], 18–21  ; K. Sturm-Schnabl  : Prežihov Voranc (1893–1950). In  : KK 2011. Celovec/Klagenfurt [2010], 22–37  ; A. Benko, Z. Zorko  : Translation of Prežih's dialect lexis into English (Prežihov Voranc  : Samorastniki – Irma M. Ožbalt  : The Self-Sown). Intralinea online transl. j. (Dip. Studi Interdisciplinari Traduzione Lingue Culture), 2012, special issue, www. intralinea.org/specials/article/1839. Katja Sturm-Schnabl

Pribal, Matthäus, vgl. → Zeugen Jehovas  ; → Uran,

Anton.

Priesterschaft, slowenische, vgl. Sachlemmata  : → Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen]  ; → »Ethnische Säuberung«  ; → Jesuiten  ; → Marianum → Mohorjeva  ; → Priesterseminar  ; → Publizistik  ; → Sodaliteta presvetega srca Jezusa  ; → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška (dort  : Zur strukturellen Bedeutung der slowenischen Priesterschaft)  ; → Vertreibung 1920 sowie die zahlreichen → Kulturaktivisten in → Kulturvereinen. Priesterseminar, slow. semenišče, theologische Lehran-

stalt in Klagenfurt/Celovec. Das Priesterhaus(seminar) gewann durch den Ankauf des Deutschordensgebäudes und seinen Ausbau 1811 zum gemeinsamen Provinzialseminar der Diözese → Gurk/Krška škofija und der Diözese → Lavant/Lavantinska škofija an Bedeutung. Die Alumnen besuchten im Rahmen des Lyzeums die theologische Fakultät, die Professoren stellten die Benediktiner des Stiftes → St. Paul/Šentpavel. Nach der Auflösung des Lyzeums 1850 wurde die theologische Fakultät in eine theologische Diözesanlehranstalt um-

Priesterseminar

gewandelt und blieb als gemeinsame Institution bei- Vereinigung aller Slowenen (→ Zedinjena Slovenija), der Diözesen bis 1858 bestehen. Mit der Übertragung Seminaristen traten dem → Slovensko družtvo v Cedes Bischofssitzes der Diözese → Lavant/Lavantinska lovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt] bei und verškofija von → St. Andrä im Lavantal (Šentandraž v La- einigten sich im eigenen Klub (Verein), der nach 1888 botski dolini) nach → Maribor und der damit verbun- als → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der denen territorialen Neuordnung der Diözesen sowie slowenischen Priesterseminaristen] wieder Bedeutung der Gründung eines diözeseeigenen Priesterseminars erlangen sollte. Die Seminaristen gaben die Zeitschrifin Maribor ging ein Teil der Alumnen verloren. In der ten Venec (1848–1860) und Lipa (1861–1871) heraus liberalen Ära ging die Zahl der Alumnen im Klagen- und übten sich so in der slowenischen Sprache (→ Pufurter Priesterseminar rapide zurück und sank auf 14 blizistik). Diese Tradition setzten sie mit Unterbreim Jahre 1870. Erst unter Bischof Josef → Kahn kam chungen mit dem → Bratoljub (1888–1968) fort. es zur Wende, die einerseits auf die Aufnahme von Im Priesterseminar kam es seit den 1880er-Jahren Kandidaten aus anderen Kronländern und dem Aus- wiederholt zu z.  T. scharfen nationalen Spannungen. land sowie auf das → Marianum zurückzuführen ist. Bischof Kahn versuchte diese durch eine gemeinAb 1887 übernahmen Patres des → Jesuitenordens die same Akademie für deutsch- sowie slowenischspravakanten Lehrstühle und bis 1911 auch seine Direktion. chige Alumnen und andere Maßnahmen abzufedern. Schon vor dem Ersten Weltkrieg kamen auch Welt- Von einer Gleichstellung beider → Landessprachen geistliche bei der Besetzung von Lehrstühlen zum Zug im Priesterhaus konnte keine Rede sein, Slowenisch u. a. Martin und Lambert → Ehrlich sowie Gregorij wurde wiederholt diskriminiert und hintangesetzt. Von → Rožman, nach dem Krieg Rudolf → Blüml. Nach kirchlicher Seite wurde das Problem einzig von Prälat vielen Bemühungen um einen Neubau, die in die Zeit Valentin → Podgorc thematisiert. Dennoch spielte vor dem Ersten Weltkrieg zurückreichen, konnte am 2. das Klagenfurter Priesterseminar für die Slowenen eine Dezember 1932 ein neues, modernes Priesterhaus am enorme Rolle. Die slowenische Geistlichkeit bekam die Lendkanal bezogen werden. 1939 mussten die Theo- notwendige fachliche pastorale Ausbildung und wurde logen weichen, das Haus wurde von der NS-Gauver- zum gesellschaftlichen Engagement in christlich-soziawaltung in Besitz genommen. Die Theologen kamen lem Sinne angeregt. In »nationaler« Hinsicht blieben die zunächst nach → St.  Georgen am Längsee (Šentjurij slowenischen Seminaristen auf sich allein gestellt bzw. ob Dolgem jezeru). Ihre Zahl ging wegen der Einbe- gewannen an Selbstbewusstsein und Identität in der rufungen zur Wehrmacht permanent zurück. Von hier Akademija slovenskih bogoslovcev – z. T. in Widerstand gezogen sie 1943 ins Domstiftsgebäude in Gurk (Krka) gen die Institutsleitung. Praktisch alle Geistlichen, die in und kehrten erst 1953 nach Klagenfurt/Celovec zurück. slowenischen Vereinen von der 2. Hälfte des 19. Jh.s bis Anton Martin Slomšek versuchte als Theologiestu- zum ausgehenden 20. Jh. tätig waren, erhielten hier ihre dent in Klagenfurt/Celovec (1821–1825) einen Lehr- Ausbildung und waren auch Mitglieder der Akademie, stuhl für die slowenische Sprache zu erwirken, was vom welche Prälat Rudolf Blüml vor dem Zweiten WeltIllyrischen Gubernium negativ beschieden wurde. Mit krieg als »Kindergarten« der → Sodaliteta bezeichnete. Zustimmung des Direktors begann Slomšek daraufhin mit Slowenischkursen auf freiwilliger Basis und Lit.: V. Müller  : Das Diözesanseminar und die theologische Lehranstalt in animierte seine Kommilitonen zur literarischen Betä- Klagenfurt. In  : Hermann Zschokke  : Die theologischen Studien und tigung. Mit staatlicher Einwilligung unterrichtete er Anstalten der katholischen Kirche in Österreich. Wien-Leipzig 1894, aber auch Juristen und Beamte im Slowenischen und 725–743  ; A. Maier  : Kirchengeschichte von Kärnten. 3 Bde. Klagenfurt 1951–1956  ; J. Unterluggauer  : Bischof »Deo Gratias«. Kahns Leben stellte staatlich anerkannte Zeugnisse aus. Als Spiritual und Werk. Klagenfurt 1952  ; J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk des gemeinsamen Provinzialseminars setzte er diese (1072–1822). Klagenfurt 1969  ; J. Obersteiner  : Die Bischöfe von Gurk Arbeit fort. Im Priesterhaus und Priesterhausnähe be- (1824–1979). Klagenfurt 1980  ; H. Rumpler  : Katholische Kirche und wegte sich auch jener Kreis von Slowenen, die zu den Nationalitätenfrage in Kärnten. Die Bedeutung des Klagenfurter Priesführenden Köpfen der slowenischen Wiedergeburt terseminars für die Ausbildung des slowenischen Klerus (1848–1920). In  : (→ Preporod) gezählt werden (Matija → Ahacel, Ka- SDA 30/31 (1987/1988) 40–77  ; A. Hornig  : Das Kärntner Priesterseminar 1887–1938 (Dipl.-Arb.). Salzburg 1989  ; P. G. Tropper  : Kirche rel → Robida, Urban → Jarnik, Matija → Majar, im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten Matthias → Schneider, Andrej → Einspieler). von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995  ; P. G. Tropper  : Vom Missionsge1848 engagierte sich ein Teil der Seminaristen für eine biet zum Landesbistum. Organisation und Administration der katholi-

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Prijatelj, Ivan

schen Kirche in Kärnten von Chorbischof Modestus bis zu Bischof Köstner. Klagenfurt 1996  ; M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007  ; J. Obersteiner  : Zur Geschichte des alten Klagenfurter Priesterhauses. In  : G. Moro (Hg.)  : Die Landeshauptstadt Klagenfurt. Aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart. 1. Klagenfurt 1970, 451–462. Avguštin Malle

Prijatelj, Ivan (* 23. Dezember 1875 Vinice [Sodražica,

Dolenjska], † 23. Mai 1937 Ljubljana), Literaturhistoriker, Theoretiker, Essayist, Übersetzer. P. absolvierte das klassische Gymnasium in Ljubljana, danach studierte er 1898–1902 Slawistik an der Universität Wien, wo er noch als Student Bibliothekar am Institut für Slawistik war. Nach beendetem Studium war P. Stipendiat in Russland, wo er Exkursionen zu Studienzwecken unternahm (auch nach Finnland), es folgten Studienreisen durch Europa. An der k. k. Hofbibliothek in Wien begann er seine Tätigkeit 1905. Er gehörte zu den ersten Slawisten, die 1919 dem Ruf an die neu gegründete Universität in Ljubljana folgten. Dort lehrte er neuere slowenische Literatur und las aus einzelnen Bereichen der anderen slawischen Literaturen. P. hatte schon im Gymnasium begonnen, kürzere Prosatexte zu verfassen. Er war am Schüleralmanach Na razstanku [Zum Abschied] (1898) auch als Mitherausgeber beteiligt und hatte bereits begonnen, Übersetzungen aus der russischen Literatur zu verfassen. Schon während seiner Studienjahre lernte er schrittweise die Vorbilder der positivistischen und geisteswissenschaftlichen Literaturwissenschaft kennen. Zugleich erarbeitete sich P. großes Wissen über die europäischen Literaturen, die europäische Literaturkritik und Ästhetik. Die Autoren der slowenischen Moderne waren seine Zeitgenossen und zum Teil seine Mitschüler, wie z. B. Josip Murn Aleksandrov, Ivan → Cankar und Oton → Župančič, die zeitweilig zur selben Zeit in Wien waren wie er. Mit seiner Dissertation über die Zeit der nationalen Wiedergeburt (→ Preporod) (1902) und anderen Publikationen, wie über France → Prešeren und weitere literarische Zeitgenossen, tritt P. auf die Bühne der slowenischen Literaturgeschichte. 1908, zur Feier des vierhundertsten Jahrestages der Geburt von Primož → Trubar, beleuchtete er die Bedeutung der Reformation für die slowenische Kultur. P. bemühte sich auch, das des Slowenischen nicht mächtige Lesepublikum durch kurze, aber inhaltlich erschöpfende deutsche Abhandlungen über die slowe-

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nische Literatur zu erreichen. Als er die gesammelten Schriften von Janko → Kersnik redigierte, entstand daneben eine ausführliche Monografie, die sich vor allem mit den kulturhistorischen Charakteristika der Zeit befasst, in die das Leben und Werk des Autors eingebettet waren. Einige seiner bedeutendsten ­Essays sind den Vertretern der slowenischen Moderne zugedacht, Aleksandrov – Josip Murn (1903), Govor o Župančiču [Rede über Župančič] (1909), Domovina, glej umetnik  ! [Heimat, schau, ein Künstler  !] (1921), Letzterer behandelt Cankar. P. erforschte aber auch nicht slowenische, vor allem russische Autoren. In Perspektive [Perspektiven] (1906) und in Pesniki in občani [Dichter und Bürger] (1917) behandelte er in essayistischer Manier die prinzipiellen literaturhistorischen, theoretischen, künstlerischen und ästhetischen Fragen dieser Bereiche. Als Professor in Ljubljana begann er mit systematischer Erforschung von Archivmaterial, Zeitschriften und Korrespondenzen, mit deren Hilfe er eine ausführliche Darstellung des historischen, politischen und kulturellen Geschehens im slowenischen Raum und den daraus entstehenden literarischen Aktivitäten in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s konzipierte. P. zeigte die Entwicklung der slowenischen Literatursprache auf, behandelte die Tätigkeitsbereiche der Generationsgruppen (der sogenannten Altslowenen, → staroslovenci und der sogenannten Jungslowenen, → mladoslovenci), das Einwirken der literarisch-kulturellen Bewegungen aus Europa, das Entstehen und die Rolle von Vereinen und Institutionen, Zeitschriften und Zeitungen, die stufenweise politische Aufspaltung, das Suchen nach nationaler und kulturpolitischer Sinnfindung und Ausrichtung und die öffentliche Wirksamkeit von zentralen literatur- und kulturrelevanten Persönlichkeiten. Es war ihm nicht gegönnt, eine erschöpfende Synthese zu vollenden. Er publizierte in den 1920er-Jahren größere zusammenhängende Kapitel, das Gesamtwerk hat dann Anton Ocvirk posthum herausgegeben. Seine literaturhistorische Publizistik ergänzte P. durch integrale Editionen. Aufgrund seines eigenen wissenschaftsrelevanten Konzeptes für die Herausgabe der slowenischen Klassiker (1917) übernahm er selbst die Herausgabe und Redaktion der gesammelten Werke von Josip → Jurčič und Ivan → Tavčar. Auch Auswahlanthologien aus den Werken von Anton → Aškerc und Josip → Stritar gehören zu seinen Verdiensten.

Ivan Prijatelj

Primic, Janez Nepomuk

Zusätzlich zu seinen zentralen Forschungen zur zentralen, eher artistisch angelegten Literatur und dem slowenischen Literatur der jüngeren Vergangenheit noch nicht differenzierten, peripheren national-affirgehörten auch weiterhin die russische, weniger die mativen Utilitarismus zu suchen sei. polnische und tschechische Literatur zum Kreis seines wissenschaftlichen Interessengebietes. Auf diesem Werke  : Aleksandrov – Josip Murn. In  : Aleksandrov ( Josip Murn)  : Gebiet publizierte er eine Monografie über die Prot- Pesmi in romance. Ljubljana 1903  ; Drama Prešernovega duševnega življenja. In  : NZ 3 (1904/05) 157–183  ; Govor o Župančiču. In  : NZ 6 agonisten des russischen Realismus (1921), größere (1909) 145–163  ; O kulturnem pomenu slovenske reformacije. Ljubljana Abhandlungen zu Tolstoi und Dostojewski sowie 1908 [Faksimile  : Celovec 1997]  ; Janko Kersnik, njega delo in doba. 2 einige kleinere Beiträge zu anderen Autoren. Seine qua- Bde. Ljubljana 1910–1914  ; Slovenačka književnost. Beograd 1920  ; litativ hochwertigen Übersetzungen, unter anderem aus Duševni profili naših preporoditeljev. In  : LZ 41 (1921) [in Fortsetder russischen Poesie des 19. Jh.s (Auswahl), Ausga- zungen  ; als Buch  : Duševni profili slovenskih preporoditeljev. Ljubljana ben von Puschkin, Gogol, Turgenew, Saltykow- 1935]  ; Predhodniki in idejni utemeljitelji ruskega realizma. Ljubljana 1921  ; Domovina, glej umetnik  ! In  : Cankarjev zbornik. Ljubljana Ščedrin, Tschechow ergänzen sein diesbezügliches 1921, 7–31  ; Uvod v zgodovino kritike. Ljubljana 1928 [vervielfältigtes theoretisches Werk, wobei die Übersetzungen für das Skript]  ; Dostojevski in Tolstoj. Ljubljana 1936  ; Borba za individualnost Theater durchaus gesellschaftsrelevant waren. slovenskega knjižnega jezika v letih 1848–1857. Ljubljana 1937 (ErstIm Œuvre von P. vereinen sich wissenschaftliche, veröff. in  : RDHV 1924 in 1926)  ; Kulturna in politična zgodovina Sloessayistische und literaturkritische Elemente, positivis- vencev 1848–1895. 5 Bde. (Hg. A. Ocvirk.) Ljubljana 1938–1940  ; Izbrani eseji in razprave. 2 Bde. (Hg. A. Slodnjak.) Ljubljana 1952– tische Methodologie und impressionistisch-symbolis1953  ; Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina 1848–1895. tische Ästhetik. Zu der auf die Entwicklung orientier- 6 Bde. (Hg. A. Ocvirk, Bd. 6  : J. Munda.) Ljubljana 1955–1985  ; ten Behandlung der Literatur fügte P. als Erweiterung Književnost mladoslovencev. (Hg. J. Logar.) Ljubljana 1962  ; Izbrano politische und kulturhistorische Aspekte hinzu. Mit delo. 2 Bde. (Hg. F. Zadravec.) Ljubljana 1970. Hg.: Aleksandrov ( Jotheoretischen und ästhetischen Abhandlungen schuf er sip Murn)  : Pesmi in romance. Ljubljana 1903  ; Janko Kersnik  : Zbrani das Gerüst für die grundsätzlich einzubeziehenden As- spisi. Bd. 3–5. Ljubljana 1904–1909  ; Aškerčeva čitanka. Praga 1913 [2., erw. Aufl.: Ljubljana 1920  ; Nachdr.: A. Aškerc  : Izbrane pesmi. Mapekte über Literatur und Kunst, die er in seinen erfolg- ribor 1969]  ; Josip Jurčič  : Zbrani spisi. 5 Bde. Ljubljana 1919–1927  ; reichsten literaturgeschichtlichen Studien und Essays Stritarjeva antologija. Ljubljana 1919  ; Ivan Tavčar  : Zbrani spisi. 6 Bde. selbst auch applizierte. Ljubljana 1921–1932  ; Veda I–IV. (Mit-Hg.) Gorica 1911–1915. Sein Opus fand großen Widerhall in der Öffentlich- Lit.: SBL  ; EJ  ; ÖBL  ; LPJ  ; ES  ; OVSBL. – RDHV 1926, 175–253  ; keit, bot es doch Antworten auf Fragen, die die allge- Š. Barbarič (Hg.)  : Prijateljev zbornik. Ljubljana 1975 [mit Bibliografie]  ; Š. Barbarič  : Ivan Prijatelj v razvoju slovenske literarne misli. In. meine Geschichte bis dahin noch nicht eingehender JiS 21/6 (1975/76) 178–187  ; D. Dolinar  : Pozitivizem v literarni vedi. angeschnitten hatte. Damit trug es dazu bei, dass ein Ljubljana 1978, 86–97  ; M. Razumovsky  : Die Slawisten der k. k. Hofganzheitlicher Zugang zur näheren Vergangenheit ge- bibliothek in Wien 1810–1918. In  : In  : biblos 37 (1988) 225 f.; T. Virk  : funden werden konnte. Im engeren Fachbereich aber Duhovna zgodovina. Ljubljana 1989, 65–68  ; B. Paternu  : Prijateljeva hat P. eine ganze Nachfolgergeneration, die sog. »Pri- zasnova moderne literarne zgodovine. In  : SR 38 (1990) 191–207  ; J. jatelj-Schule«, geformt, die in der slowenischen Li- Pogačnik  : Slovenska literarna veda ob ustanovitvi univerze. In  : SR 42 (1994) 355–363  ; Z. Darasz  : Metoda literarnozgodovinske sinteze teraturgeschichtsschreibung noch lange vorherrschen Ivana Prijatelja. Pogled od zunaj. In  : SR 42 (1994) 365–369  ; F. Zadsollte. ravec  : Ivan Prijatelj in ruska literatura. In  : SR 53 (2005) 363–377  ; Die Kärntner slowenische Literatur gehörte für P. D. Dolinar  : Med književnostjo, narodom in zgodovino, Celje-Ljubljana zum integralen Bestandteil des slowenischen Kultur- 2007, 229–253. Darko Dolinar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl raums. Er hatte sich auch mit den Anfängen des slowenischen → Vereinswesens und der slowenischen → Publizistik befasst. Der umfangreichste Diskurs Primic, Janez Nepomuk (Primitz, Johann Nepomuk, dazu erforscht die Motive der Gründung und der In- * 23. April 1785 Zalog [Škofljica, Dolenjska], † 3. Fetentionen des → Ljubljanski zvon und des → Kres in bruar 1823 ebd.), erster Professor für Slowenisch am Klagenfurt/Celovec. Im Hinblick auf die Divergenzen Grazer Lyzeum. Nach dem Lyzeum in Ljubljana (1805–1807) ging in den politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten im (aus der Sicht von Ljubljana) zentralen → Krain/ P. nach Graz, um Jus zu studieren (1807–1810), wo Kranjska und in dem peripheren Kärnten/Koroška kam er in weiterer Folge am 13. Mai 1810 den Verein zur P. zu dem Schluss, dass der Konkurrenzkampf zwischen Pflege der slowenischen Sprache und Literatur Societas den beiden Zeitschriften im Gegensatz zwischen einer slovenica ins Leben rief. Damit versuchte er einerseits

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Primic, Janez Nepomuk

der Lethargie entgegenzuwirken, die unter der steirischen Geistlichkeit hinsichtlich der nationalen Identität herrschte, zugleich aber wollte er wahre »volksnahe Lehrer« hervorbringen. Auf P. und die Societas slovenica wurden die identitätsbewussten Slowenen der nationalen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) aus allen slowenischen Ländern aufmerksam, mit denen er korrespondierte. Zahlreiche Briefe aus den Jahren 1809–1812, die zunächst auch in Abschriften verbreitet wurden, sind erhalten, darunter auch 65 Briefe, die von France → Kidrič 1934 in einer kommentierten Ausgabe veröffentlicht wurden. Sein Brief an Valentin → Vodnik vom 3. August 1808 war »der erste, den ein Anhänger der Wiedergeburtsbewegung einem Gleichgesinnten auf Slowenisch schrieb, und zwar aus nationalerweckerischer Motivation heraus« (Kidrič 1938, 382). Erstmals wurde hierbei der Name Slovenija schriftlich formuliert. Am 30. April 1812 begann P. an der neu errichteten Lehrkanzel für Slowenisch (»wendische Sprache«) am Grazer Lyzeum zu unterrichten, die auf seine Initiative hin eingerichtet worden war (→ Ethnonym »Slowene« im Deutschen  ; → Windisch). Im Herbst 1813 erkrankte er geistig und verstarb 1823 in seinem Heimatort Zalog. P. übersetzte Lyrik, Prosa und Amtstexte, redigierte literarisches Material, schrieb selbst Gedichte, die mit einer sofortigen Veröffentlichung, ähnlich wie jene von Urban → Jarnik, der Romantik den Weg geebnet hätten (A. Slodnjak). Sein Unterricht am Lyzeum wurde dokumentiert und kritisch bewertet (B. Slodnjak). Insgesamt gab P. vier Bücher heraus  : die Übersetzung der Franklin-Erzählung Prava pot k dobrimu stanu [Der rechte Weg zum Wohlstand] (1812) sowie drei Lehrbücher  : das slowenische Lesebuch für Anfänger Abeceda za Slovence (1812) und die zweisprachigen Lesebücher Nemško-slovenske branja (1813) und Novi nemško-slovenški bukvar (1814), die sowohl an Grundschulen als auch an Universitäten Anwendung finden sollten und kontrastiv angelegt waren. Die zwei zweisprachigen Lesebücher waren aufgrund der Berücksichtigung eines reichhaltigen slowenischen Wortschatzes und der deutschen Entsprechungen bedeutend, wobei dieser nach Wortarten bzw. semantischen Gruppen kategorisiert war. Das erste der beiden zweisprachigen Lesebücher wurde gleich nach dem Erscheinen negativ bewertet, wobei es sich hierbei um die erste Kritik eines slowenischen wissenschaftlichen Buches handelt. Der Autor könnte auf Jernej → Kopitars Wunsch hin Jakob → Zupan (Kidrič) gewesen sein, wahrscheinli-

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cher ist aber, dass es sich hierbei um Matevž → Ravnikar handelte (Suhadolnik). Diese Kritik war einer der möglichen Gründe für den Ausbruch von P.s geistiger Erkrankung. Zu seinen Korrespondenten zählten mindestens drei Kärntner (laut Kidrič 1934)  : Urban Jarnik (13 Briefe Jarniks an P.), Matija/Matthias → Schneider und Franz Ksaver von Fradeneck. Jarnik und P. verbanden die gleiche Generation, der Studienort Graz, ihr nationalerweckerisches Engagement, das Dichten, Sammeln von Vokabular und die Lexikografie. Bei der Standardisierung der slowenischen Sprache berücksichtigten beide sowohl den steirischen als auch kärntnerischen → Dialekt. Jarnik ließ P. u. a. gesammeltes Wortmaterial zukommen, weiters seine slowenischen Lieder sowie ihre durch Johann Georg Fellinger erstellte deutsche Übersetzung. Die slowenischen Originale samt deutschen Übersetzungen von Jarniks Gedichten Zvezdišče, Kres und Denica publizierte P. in Nemško-slovenske branja mit einem Kommentar über die Dringlichkeit zur interkulturellen Zusammenarbeit. Werke  : Abezeda sa Şlovénze, katéri ſe hózhejo Şlovénſko brati nauz-

hiti. Graz 1812  ; Prava pót k’ Dobrimu Ştanu, ali Ena beſéda ob pravim zhaſi. Graz 1812  ; Némſhko – Şlovénſke Branja./Deutsch=Slovenisches Lesebuch. Graz 1813  ; Novi Némſhko – Slovénſhki Bukvar, al A. B. C. Otrokon léhko Saſtoplen./Neues Slovenisch=Deutsches der Fassungskraft der Kinder angemessenes A. B. C. Graz 1814  ; Slavische Sprache in Innerösterreich  : Deutsch-slovenisches Lesebuch etc. Nemško-slovenske branja etc., Herausgegeben von Johann Nep. Primitz, öffentlichem Professor der slovenischen Sprache an dem Lyceo zu Gräz. Gräz 1813, 146, 8 Seiten. In  : J. Kopitar  : Kleinere Schriften. Wien 1857, 211–228. Lit.: ES  ; SBL  ; ÖBL. – F. Kidrič  : Zgodovina slovenskega slovstva od začetkov do Zoisove smrti. Razvoj, obseg in cena pismenstva, književnosti in literature. Ljubljana 1929–1938  ; F. Kidrič  : Dobrovský in slovenski preporod njegove dobe. Ljubljana 1930  ; F. Kidrič  : Korespondenca Janeza Nepomuka Primca 1808–1813. Ljubljana 1934  ; B. MilčinskiSlodnjak  : Primčeva predavanja na graškem liceju. In  : Slovenski jezik 3 (1940) 98–105  ; D. Ludvik  : Bridka zgodba o Janezu Primcu. In  : Novi svet 6 (1951) 588–604  ; E. Prunč  : K zgodovini predavanj in slavistike na graški univerzi. In  : Slavistična revija 18 (1970) 241–248  ; A. Slodnjak  : Pesniška usoda Janeza Nepomuka Primca in Urbana Jarnika. In  : Razprave – Dissertationes VII (1970) 7–35  ; I. Andoljšek  : Naš začetni bralni pouk in učbeniki zanj I. 1550–1869, (2., überarb. Aufl.). Ljubljana 1978  ; S. Suhadolnik  : Kdo je avtor kritike Primčevih Branj. In  : Miklošičev zbornik. Ljubljana 1992, 615–627  ; M. Orožen  : Janez Nepomuk Primic in njegovi nazori o normiranju skupnega slovenskega knjižnega jezika. In  : Oblikovanje enotnega slovenskega knjižnega jezika v 19. stoletju. Ljubljana 1996, 91–102  ; J. Šumrada  : Janez Nepomuk Primic in ustanovitev stolice za slovenski jezik na liceju v Gradcu 1811. In  : Slavistična revija 50 (2002) 41–50  ; K. Sturm-Schnabl  : Aktualnost Miklošičevega znanstvenega dela in misli. In  : Jezikoslovni zapiski 10/2 (2004) 19–46  ; J. Narat  : Elementi slovaropisja v Primčevih delih. In  : Knjižno in narečno besedoslovje slovenskega jezika (Zora 32).

Progar, Alojzij

Maribor 2005, 417–435  ; J. Narat  : Jezikoslovec Janez N. Primic  : Branja 1813 in Bukvar 1814. In  : Šmarska knjiga  : jubilejna monografija ob 500-letnici šolstva v Šmarju. Šmarje-Sap 2007, 455–472. Jožica Narat  ; Üb.: Maja Francé

Privatschulen, slowenische, vgl. Sachlemmata  : → Narodna šola  ; → Schulschwestern, slowenische  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A  ; →  Slovensko šolsko društvo. Priwizlauga, dux, → Duces Carantanorum.

Alojzij Progar, Umetniško potovanje po Italiji, LZ 1896/97

Progar, Alojzij (Alois, * 27. Oktober 1857 Dolenja vas [Mirna Peč, Dolenjska], † 29. März 1918 Klagenfurt/ Celovec), Bildhauer. P. stammte aus bäuerlichem Umfeld der Dolenjska (Unterkrain), wo er bereits als Hirtenbub hölzerne Figuren schnitzte. Zunächst ging er bei Bildhauer Jernej Jereb in Metlika in die Lehre, danach zu Franc Zajc in Ljubljana. Nach einem Aufenthalt bei Janez Vurnik d. Ä. in Radovljica ging er beim Bildhauer Franc Ozbič in Klagenfurt/Celovec in die Lehre, wo er mit Peter → Markovič zusammentraf. Auf Schloss Silberegg lernte er Baron Sterneck kennen, der ihm seine Unterstützung für die weitere Ausbildung zusagte. Nach einem erfolglosen Versuch an der Akademie in München 1885 ging er nach Wien, wo er schließlich an der Akademie der bildenden Künste bei Prof. Hellmer und Zumbusch vier Jahre lang arbeitete. Nach seiner Rückkehr aus Wien eröffnete er in Klagenfurt/ Celovec ein Atelier. 1894 unternahm er eine ItalienReise von Venedig über Florenz nach Rom. Seine Briefe an V. Holz wurden im → Ljubljanski zvon 1896 veröffentlicht. P. hinterließ zahlreiche sakrale Werke im slowenischen → Südkärnten/Južna Koroška ebenso wie im deutschsprachigen Bereich, insbesondere im → Lavanttal/Labotska dolina und Auftragswerke für das Bürgertum. So schuf er nach Dehio (1034) einen bemerkenswerten neugotischen Seitenaltarschrein in der Pfarrkirche St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu (im Domači prijatelj wird 1897 vom neuen neogotischen Hauptaltar berichtet) sowie 1898 in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi einen hölzernen Tabernakel und marmornen Altarstipes und den ehemaligen Kanzelkorb (Dehio, 331). In der Filialkirche St.  Wolfgang in Grades machte er 1915 Restaurierungsarbeiten am Hauptaltar. In der Pfarrkirche zum hl. Dionysisus in Irschen (Eržen) stammen ein

Tabernakel, ein Aufsatz mit Statuen und die Fassung von P. Am Magdalensberg/Štalenska gora führte er 1895 Restaurierungsarbeiten am bemerkenswerten spätgotischen Hochaltar durch. In der Pfarrkirche von → St.  Andrä im Lavantal (Šentandraž v Labotski dolini) führte er 1908 Ergänzungen am Hochaltar durch. Ebenso sind der neugotische Hochaltar mit gemalten Flügeln in St.  Johann bei Wolfsberg (Volšperk) und der neoromanische Hochaltar aus 1890 in St.  Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah von P. Die Figuren Herz Jesu, die hll. Stephanus und Laurentius aus 1889/90 vom ehemaligen Hochaltar in St. Stefan bei Wolfsberg (Volšperk) sind ebenfalls von P. Die Figuren der hl. Barbara und der hll. Blasius und Ulrich vom ehemaligen neogotischen Hochaltar sind erhalten. Nach Steska schuf er in → Völkermarkt/Velikovec noch die Kapelle der → Narodna šola, zwei Seitenaltäre und die Kanzel auf Monte Santo di Lussari/Luschari/sv. Višarji und den Herz-Jesu-Altar in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Daneben schuf er die Grabsteine des Baron Egger in Rottenstein/Podgrad, den er zusammen mit seiner Frau auch porträtiert hatte, und den Grabstein des Grafen Egger in → St. Georgen am Längssee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) (1903), zwei trauernde Engel für das Grab der Familie Megerle in Klagenfurt/Celovec, den Engel am Grab des Kindes des Kaufmanns Ivanetič am Magdalensberg/ Štalenska gora (1910), eine Kreuzigungsdarstellung für den Grabstein von Dr. Anton → Janežič sowie das Modell für den Grabstein der Egger in Baldramsdorf bei Spittal an der Drau (Špital ob Dravi). Unter seinen Kärntner Einzelstatuen stechen ein Herz-Jesu-Bildnis in Dravograd, eine Immaculata in Latschach am Faaker See/Loče ob Baškem jezeru, die Vier Evangelisten und der gute Hirte in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi hervor. P. schuf auch ein Porträt von Andrej → Einspieler. Daneben sind nach Steska noch Werke in Ungarn und im Gebiet des heutigen Slowenien (Ljubljana, Kamnik, Kranj) überliefert. Zahlreiche Modelle werden im Narodni muzej [Nationalmuseum] in Ljubljana verwahrt. P.s Wirken in Kärnten/Koroška ist ein anschauliches Beispiel der engen kulturellen Verflechtungen im gesamtslowenischen Sprachraum des 19. Jh.s und der interkulturellen Beziehungen in jener Zeit (vgl. → Kulturgeschichte). Quelle  : V. H.-z  : Novi altar v župnijki cerkvi v Velikovcu. In  : Domači prijatelj, Zabavno-poučna priloga »Mir-u«, Leto. 1 (V Celovcu 30. 1. 1897) 6–7.

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Programm von Maribor

Lit./Web  : SBL (V. Steska)  ; Dehio, 233, 325, 331, 486, 712, 746, 817, 828, 836, 1034. – V. P.: Slovenci in razvoj kulture na Koroškem. In  : Koroška kronika (27. 9. 1946) (www.mindoc.eu)

Bojan-Ilija Schnabl

Programm von Maribor (Mariborski program), → Ze-

dinjena Slovenija.

Prosekar, Andrej (Kulturaktivist), → Gorjanci. Sloven-

sko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Prosekar, Janko (Deportationsopfer, KZ Hesselberg), → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Prosekar, Matija (* 8 Mai 1860 Köttmannsdorf/Kot-

mara vas, † 4. November 1927 ebd.), Kulturaktivist, slowenischer Bürgermeister. P. war ein wohlhabender Realitätenbesitzer und Holzhändler in Köttmannsdorf/Kotmara vas und engagierter Kulturaktivist in der Gemeinde. 1885 setzte er die Initiative zur Gründung des Männerquartetts Gorjanci (praktisch zeitgleich mit der Gründung des → Društvo sv. Cirila in Metoda [Kyrill und MethodVerein] in Klagenfurt/Celovec). 1888 ist er an der Gründung des örtlichen Zweigvereins für Köttmannsdorf/Kotmara vas und Umgebung der Družba sv. Cirila in Metoda beteiligt, die deutliche Verbesserungen im → Schulwesen einfordert. Zwischen 1892 und 1897 sowie zwischen 1903 und 1907 war P. → Bürgermeister der Gemeinde Köttmannsdorf/Kotmara vas auf der Liste der → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei]. Unter seiner Führung verlangte 1892 der Köttmannsdorfer Gemeinderat den Unterricht in slowenischer Sprache, da nur so der Schulerfolg gewährleistet werden könne. 1907 folgte die Gründung der slowenischen Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Kotmara vas. P. gehörte zum liberalen Flügel innerhalb der slowenischen Partei. 1916 wurde er zum Tode verurteilt, weil er Bauern aufgefordert hatte, kein Getreide abzuliefern (→ Militärgerichtsbarkeit), 1919 war er unter den Internierten in Gmünd (→ Internierungen 1919). Er wurde jedoch nach dem Tode Kaiser Franz Josephs amnestiert. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges unterstützte er die Gründung des Izobraževalno društvo → Gorjanci [Bildungsverein Gorjanci] am 14. Dezember 1919, dem

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sein Sohn Tomaž Prosekar als erster Obmann vorstand (zum → Namen Gorjanci vgl. → Sattnitz/Gure und → Identität, territoriale). Die formelle Gründung des Vereins am 14. Dezember 1919 fiel in die Zeit der jugoslawischen Verwaltung der Zone A und hatte als Ziel die slowenische Identität und Gemeinschaft durch eine strukturierte Kulturarbeit zu festigen (→ Abstimmungszone). Lit.: A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900 (=  Di-

sertacije in razprave 3/Dissertationen und Abhandlungen 3. Drava). Klagenfurt/Celovec 1979  ; A. Vovko  : Odborniki podružnic »Družbe sv. Cirila in Metoda« na Koroškem v letih 1885–1918. In  : KK 1979, 110– 121  ; 100 let SPD Gorjanci, Celovec 1985, 54 S.; 110 let SPD Gorjanci, hg. Slovensko prosvetno društvo Gorjanci v Kotmari vasi. Kotmara vas 1995, 23 S.; Kotmara vas, moj domači kraj (kopierte Broschüre, A4, 50 S), Hg. Slovensko prosvetno društvo Gorjanci, 2000 (Projekt mit Jugendlichen, präsentiert auf einer Ausstellung des Bundesgymnasiums für Slowenen – vergriffen)  ; J. Stergar  : Prosekar, Matija. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 313–314. Web  : www.gorjanci.at (3. 8. 2012). Vinko Wieser

Prosekar, Ožbalt (Kulturaktivist), → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Prosekar, Tomaž (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Protestantismus. Der Begriff P. leitet sich ab von der »Protestation« der evangelischen Reichsstände (1529), dass nämlich in Glaubensdingen nicht eine Mehrheit über eine Minderheit verfügen könne. Sie richtete sich gegen den Versuch der katholischen Majorität, das 1526 sistierte Wormser Edikt gegen Martin Luther wieder in Kraft zu setzen und die von Wittenberg ausgegangene Reformation der Kirche auf politischem Wege und mit Mitteln des Ketzerstrafrechts zu eliminieren. Der Reichsabschied von 1526 hatte demgegenüber die Entscheidung in der strittigen Religionsfrage bis zum künftigen Konzil aufgeschoben und in der Zwischenzeit den Reichsständen anheimgestellt, mit der Religion zu halten, wie sie es gegenüber Gott und der kaiserlichen Majestät verantworten können. Die österreichischen Landesherren standen stets an der Spitze der »Altgläubigen« und ließen nichts unver-

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sucht, um dem Wormser Edikt Geltung zu verschaffen, die lutherische Lehre und dessen Schriften zu vernichten. Das Jahr 1526 bedeutet auch ein Eckdatum der Kärntner Reformationsgeschichte, denn in diesem Jahr übertrug Siegmund von Dietrichstein, der Patronatsinhaber der Villacher Stadtpfarrkirche St. Jakob/ Šentjakob, dieses Patronat auf die Bürgerschaft der Stadt → Villach/Beljak, und zwar im Vertrauen darauf, dass wie bisher auch weiterhin das Wort Gottes »klar, lauter, ohne alle menschliche Zusätze« verkündigt werde. Dietrichstein war zu diesem Zeitpunkt bereits Anhänger der Wittenberger Reformation, er konnte das Patronat der Stadt überlassen, weil diese schon im Jahr zuvor durch die Berufung eines reformatorischen Geistlichen gezeigt hatte, auf welcher Seite sie stand. Dieser Vorgang wurde vom Kirchenhistoriker Karl Eder als der »erste Fall der offiziellen Umwandlung einer katholischen Stadtpfarre in eine evangelische in der österreichischen Reformationsgeschichte« bezeichnet. Er erfolgte nota bene unter wohlwollender Beteiligung des bambergischen Vizedoms, denn Villach/ Beljak gehörte zum Hochstift → Bamberg. Dass dieser daran keinen Anstand nahm und diesen Vorgang ebenso besiegelte wie der Stadtpfarrer, hat beiden den Ruf eingetragen, Parteigänger der Reformation zu sein. Im darauffolgenden Jahr wurde Georg Krainer als Pfarrer nach → Maria Gail/Marija na Zilji berufen, der 1517 gleichsam Augenzeuge des Thesenanschlags in Wittenberg gewesen war und bei Martin Luther und Philipp Melanchthon studiert hatte. So stand auch Kärnten/Koroška mitten drin in dem durch Wittenberg in Gang gesetzten Reformprozess, der durch die zeitgenössischen Medien, die Flugschriften, rasch Verbreitung fand und zwischen Zentrum und Peripherie einen signifikanten »Kommunikationsprozess« herstellte. Luthers Lehren von der gnadenweise geschenkten Rechtfertigung allein aus Glauben (sola gratia, sola fide) und der damit verbundenen »Außerkraftsetzung der Leistungsfrömmigkeit«, weiters vom allgemeinen Priestertum, sein Rekurs auf die Bibel (sola scriptura) – das alles stieß auch in Kärnten/Koroška von allem Anfang an auf große Resonanz beim Adel und Bürgertum. Das Lied der »Wittenbergisch Nachtigall« wurde »zum Marschlied für sämtliche Schichten der Bevölkerung« (Fräss-Ehrfeld). Von besonderer Bedeutung für den Fortgang der Reformation war die politische Unterstützung durch die Landstände, die sich auch in → Innerösterreich auf die

Seite der »Neugläubigen« schlugen und ihre Patronatsund Vogteirechte zugunsten reformatorischer Prediger einsetzten. Der verfassungspolitische Gegensatz zwischen Landesherrn und Landständen wurde konfessionell überhöht. Am Beispiel der Herrschaft Rosegg/ Rožek kann gezeigt werden, dass sich die Vogteiinhaber, die Familie Perkheim, nicht nur für reformatorische Prediger einsetzten, sondern auch für »die lettanay in windischer sprach«. Das Testament der Brüder Perkheim aus dem Jahre 1543 belegt den Gebrauch der slowenischen Sprache bei religiösen Andachten schon in der Frühzeit der Reformation (Domej). Die Reformation machte in Kärnten/Koroška rasche Fortschritte, auch wenn die Habsburger in Verbindung mit Bayern und → Salzburg wirksame Gegenstrategien zu entwickeln begannen. Diese fruchteten nichts, wie sich bei den Visitationen zeigte. Mit dem mittelalterlichen Ketzerstrafrecht war der Reformation nicht mehr beizukommen. Es entstand ein Nebeneinander der in die Defensive gedrängten »Altgläubigen« mit den »Neugläubigen«, die sich seit 1530 auf die von Philipp Melanchthon verfasste Confessio Augustana, Augsburgisches Bekenntnis, bezogen und deshalb augsburgische Konfessionsverwandte genannt wurden. Neben diesen fand in der zweiten Hälfte der 1520er-Jahre auch der später sogenannte »linke Flügel« der Reformation in Kärnten/Koroška Verbreitung, die Täuferbewegung, die einen kompromisslosen Weg der Nachfolge Christi propagierte, die »Glaubenstaufe« Erwachsener praktizierte, Eid und Militärdienst verweigerte und sich von der »Welt« absonderte. Unter der slowenischen Bevölkerung fand sie keinen Anklang – im Unterschied zu den Stiftern und Springern, die hingegen als Ausdruck einer spezifischen katholischen Volksfrömmigkeit galten und wegen ihrer Neigung zum Okkultismus von den Protestanten, insbesondere Primož → Trubar, heftig bekämpft wurden (Till, Leeb). Als Exponent der Täufer verdient der Pustertaler Handwerker Jakob Huter erwähnt zu werden, der vermutlich in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) getauft wurde und bis zu seiner Verhaftung und Hinrichtung 1536 eine Gemeinde der »Hutterer« in Südmähren leitete. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 bedeutete zwar die reichsrechtliche Anerkennung der Confessio Augustana, doch widersetzten sich die österreichischen Landesherren einer Freigabe dieses Bekenntnisses und hielten am Bekenntnisbann (ius reformandi  : cuius regio eius religio) zugunsten der überkommenen Confessio Catholica fest, auch wenn sie

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ihre konfessionspolitische Option nicht umzusetzen Antonius → Leban nach Regensburg, wo dieser durch vermochten. Sie waren angesichts der permanenten os- Gallus zum geistlichen Amt ordiniert werden sollte manischen Bedrohung vielmehr gezwungen, den pro- (Böhl, 364). Nicolaus Gallus war ein Schüler des streitbaren lutestantischen Ständen als politisches Gegengeschäft für die Steuerbewilligung Religionsprivilegien zu erteilen  : therischen Theologen Mathias Flacius Illyricus/Main Innerösterreich die Religionspazifikation von 1572, tija Vlačić aus Istrien, der nach dem Tod Luthers die dem Adel die freie Religionsausübung zusicherte, 1546 die kompromissbereite Theologie Philipp Medie 1578 mündlich auf Bürger und Städte, darunter lanchthons bekämpfte (Erbsündenstreit) und von Klagenfurt/Celovec, ausgedehnt wurde und eine ge- Magdeburg aus die Fahne der Gnesiolutheraner und wisse Legalisierung des reformatorischen Kirchenwe- des orthodoxen Luthertums hochgehalten hatte. Insens bedeutete. Sie war freilich äußerst vage, weil für folge dieses theologischen Streites zwischen Philippisden privilegierenden Landesherrn von vornherein fest- ten und Flacianer wurden Letztere aus Mitteldeutschstand, dass gegenüber Häretikern Zusicherungen nicht land vertrieben, viele fanden über Regensburg den Weg nach Österreich, insbesondere nach Kärnten/Koroška, einzuhalten sind (Haereticis non esse servandam fidem). Zu einem Zentrum des Protestantismus in Kärnten/ wo sie den Streit auf der Kanzel in Villach/Beljak und Koroška hatte sich in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s Klagenfurt/Celovec fortsetzten, sodass sie 1575 auch die vom Landesherrn den Ständen überantwortete hier das Feld räumen mussten. Gefördert wurde der Protestantismus slowenischer Stadt Klagenfurt/Celovec entwickelt, die ursprünglich kirchenrechtlich von → Maria Saal/Gospa Sveta Zunge durch die Stück für Stück erfolgte Bibelüberabhängig war und durch einen Messpriester versorgt setzung Primož Trubars. Der slowenische Reformator, wurde. Von den Landständen wurden das Kirchen- und der 1547 aus Ljubljana fliehen musste und sich nach → Schulwesen systematisch ausgebaut, das → Colle- Nürnberg bzw. Rothenburg ob der Tauber und später gium sapientiae et pietatis errichtet, schließlich als erste nach Kempten verfügte, verfasste 1550 das erste Buch protestantische Kirche die Dreifaltigkeitskirche erbaut  : in slowenischer Sprache. Bezeichnenderweise erfolgte Burg, Landhaus und Kirche galten als Symbol der land- die Literalisierung der slowenischen Sprache durch ständischen Macht. Für Gottesdienste in slowenischer einen Katechismus (Catechismus in der Windischenn Sprache diente die Heiliggeistkirche, in der ein eigener sprach). Im Exil im württembergischen Urach richtete »Prädikant der windischen Sprache« amtierte, der zu- der frühere innerösterreichische Landeshauptmann nächst in dienstlicher Abhängigkeit vom Stadtpfarrer Hans → Ungnad von Sonneck eine »Bibelanstalt« stand, aber sich nach heftigen Konflikten verselbststän- mit Druckerei ein und übertrug deren Leitung Trudigen konnte. An der eigenständigen Matrikenführung bar. Er verfolgte damit das Ziel, die Reformation im ist zudem zu ersehen, wie umfangreich die slowenisch- Herzogtum → Krain/Kranjska und im angrenzenden sprachige Bevölkerung der Stadt war (Domej). Am 25. Kroatien zu fördern, ja »zu Befürderung der Ehren GotApril 1570 richtete der Klagenfurter Prediger Martin tes unnd der armen unwissenden gottlosen Menschen der Khnorr gemeinsam mit seinen Amtsbrüdern Johann Winden, Crabaten und Türckhen Bekherung«. Es war ein Hauser aus Villach/Beljak und Johann → Faschang missionarisches Anliegen, unter den südslawischen aus Tultschnig/Čajnče sowie dem Advokaten der Völkern am Balkan und sogar den Türken eine reforLandschaft Johann Krauss einen Brief an den Su- matorische Kirche zu sammeln und solcherart die miperintendenten Nicolaus Gallus in Regensburg, der litärische Lage zu stabilisieren. Ab 1555 war Trubars mit Kärnten/Koroška in enger Verbindung stand und Übersetzung des Neuen Testaments sukzessive erschiedas »Christliche einfeltige bekendtnus der Euangeli- nen  ; vollendet wurde die Bibelübersetzung von dessen schen Prediger in Kerndten« von 1566 verfasst hatte  : Schüler Jurij → Dalmatin (Wittenberg 1584), der »Sonnderlichen erscheint bei vns der mangl das vill damit den Höhepunkt der protestantischen Literatur windisch Volckh in disen Lannden vnd wenig Christ- des 16. Jh.s erreichte. Die Auflage umfasste 2.000 Exliche Euangelische Predicanten sein, die die sprachen emplare, von denen 300 Stück unter der slowenischen souil, das sie Predigen möchten, khünnen (…) Hie, da Bevölkerung in Kärnten/Koroška verteilt wurden. Die man gern prediget, fällen vns Leut so zu dem minis- Kärntner Landstände hatten fast ein Drittel der Geterio tauglich vnd der windischen sprachen verstendig samtkosten getragen (→ Windische Ideologie). Danesein (…)« Sie schickten mit diesem Brief den Lehrer ben kursierten neben dem Katechismus Martin Lu-

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thers in slowenischer Übersetzung durch Dalmatin eine slowenische Postille des Predigers Sebastian Krelj aus Ljubljana, Habermanns Gebetbuch in Übersetzung durch Janž Tulščak (1579), die SpangenbergPostille in der Übersetzung von Sebastian Krelj und Jurij Juričič (1578), ein slowenischer Katechismus (1580), Jurij Dalmatins »Betbüchlein Windisch« (Wittenberg 1584). 1560 von den Ständen als Superintendent nach Ljubljana berufen, verfasste Trubar die erste Kirchenordnung für Innerösterreich (Cerkvena ordninga  : gedruckt Tübingen 1564), das erste slowenische Rechtsdenkmal, das für alle slowenischsprachigen Regionen in Innerösterreich bestimmt war. Diese Kirchenordnung wurde aber vom Landesherrn unverzüglich konfisziert, Trubar zur Niederlegung seines Amtes veranlasst und zum dritten Mal gezwungen, ins Exil nach Württemberg zu ziehen, von wo er sich weiterhin für seine slowenischen Landsleute, seine lubi slovenci, einsetzte (→ Ethnonym Slovenci im Slowenischen). An seinem Lebensabend übersetzte er die Konkordienformel (1577), eine Interpretationshilfe für die Confessio Augustana, mit der das Luthertum in seiner Einheit erhalten wurde. Die flacianischen Theologen verweigerten oder verzögerten ihre Unterschrift, sodass die Stände drohten, ihre finanzielle Unterstützung der Bibelübersetzung einzustellen. Die → Gegenreformation setzte in Innerösterreich schon 1585 mit der Ausweisung evangelischer Prediger aus Graz ein. Für → Krain/Kranjska gilt der 27. Oktober 1598 als Schlusspunkt des Protestantismus. An jenem Tag wurde der Erlass des Erzherzogs promulgiert, welcher allen Predigern und Schullehrer »vor Sonnenuntergang« das Land zu verlassen anbefahl. Für Kärnten/Koroška gelten als markante Daten die erzwungene Rekatholisierung der Villacher Stadtpfarrkirche St. Jakob/Šentjakob im November 1594 und der siebzigtägige Feldzug der Reformationskommission unter der Leitung des Fürstbischofs Martin Brenner von → Seckau und des Landeshauptmannes Hans Grafen von Ortenburg vom 6. September bis 15. November 1600, in dessen Verlauf zweihundert Orte besucht, fünf Kirchen, vier Friedhöfe und fünf Pfarrhäuser zerstört, 27 Bücherverbrennungen durchgeführt und etwa 30 Prediger und Lehrer vertrieben wurden. Den Schlussakkord setzte die Schließung und Katholisierung der ständischen Dreifaltigkeitskirche in Klagenfurt/Celovec, die 1604 schließlich dem → Jesuitenorden überantwortet wurde. In diesem Jahr fand auch erstmals

seit 42 Jahren wieder eine Fronleichnamsprozession in → Klagenfurt/Celovec statt. Der Protestantismus war zerbrochen, es gab kein offizielles evangelisches Glaubensexerzitium mehr. Die Evangelischen hatten sich wieder der alten Kirche anzubequemen, die Unterschrift unter das katholische Bekenntnis zu leisten oder die Heimat zu verlassen, das beneficium emigrandi zu wählen. Eine innerösterreichische Exulantensiedlung entstand in Freudenstadt/ Schwarzwald, die zeitweise von Johann Leban, dem ehemaligen deutsch-slowenischen Prädikanten der Herrschaft Rosegg/Rožek, pastoral betreut wurde. In Klagenfurt/Celovec veränderte sich vorerst wenig, denn einem Bericht des Stadtpfarrers aus dem Jahr 1621 ist zu entnehmen, dass die Landeshauptstadt nach wie vor weitgehend evangelisch geblieben war. Der Stadtrat wählte sogar 1623 noch einen Protestanten zum Bürgermeister, was aber unterbunden wurde. Mit 1. August 1628 ist schließlich das Ausweisungspatent des protestantischen Adels datiert, der in der Folge ebenfalls vor die Alternative »Glaube oder Heimat« gestellt war. Es leisteten vielfach nur die adligen Familienoberhäupter den Eid, während die Frauen weiterhin evangelisch blieben und in diesem Glauben ihre Töchter erzogen, während die Söhne vielfach aus Gründen des gesellschaftlichen Aufstiegs in katholischen Schulen, Jesuitenkollegs, für den Dienst zugunsten der Kirche ausgebildet wurden. Der Protestantismus, der sich um 1600 noch in der zahlenmäßigen Mehrheit befand, wurde in mehreren Phasen deutlich reduziert und in den Untergrund gedrängt. Kryptoprotestantismus. Das evangelische Bekenntnis blieb dort als Kryptoprotestantismus erhalten, wo sich im 16. Jh. aktive evangelische Gemeinden gebildet hatten, wo die Rekatholisierungsmaßnahmen durch die Grundobrigkeiten nicht oder nur lax umgesetzt wurden. Eine um 1651/52 einsetzende bäuerliche Emigration sowie strengere missionarische Maßnahmen (Errichtung von Missionsstationen, Transmigrationen nach Siebenbürgen unter Karl VI. und Maria Theresia) bedeuteten eine weitere Schwächung des geheimprotestantischen Potenzials, das zu Beginn des 18. Jh.s auf ca. 20.000 Personen geschätzt wurde (Tropper). Diese verfügten über Predigtpostillen, Gesangbücher und Bibeln, die im engen, um die Hausväter gescharten Familien- und Hauskreis gelesen wurden. Die über geheime Schmuggelpfade bezogene Andachtsliteratur wies einen »Zug zu Verinnerlichung und religiöser Individualisierung« (Tropper) auf und

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Protestantismus

kam somit der religiösen Existenz des Kryptoprotestantismus entgegen. Mutatis mutandis gilt dies auch für den Geheimprotestantismus slowenischer Zunge, der sich im unteren → Gailtal/Spodnja Zilja, im Jurisdiktionsgebiet des Abtes von → Arnoldstein/Podklošter, halten konnte und über entsprechende Andachtsliteratur in slowenischer Sprache (Oblak) verfügte. Am Beispiel der Geschichte von → Agoritschach/Zagoriče kann die Tradition dargestellt werden (→ Sakrausky), dass über sechs Generationen hinweg evangelische Glaubensüberlieferung ohne den geistlichen Beistand eines Pfarrers überdauern konnte, gespeist von der erwähnten Predigtliteratur und getragen vom Selbstbewusstsein eines »Priestertums aller Gläubigen«. Nach dem Erlass des josephinischen Toleranzpatents (1781) kam es zur Bildung einer Tochtergemeinde in Agoritschach/ Zagoriče, der einzigen protestantischen Gemeinde im slowenischsprachigen → Südkärnten/Južna Koroška, die mit der Toleranzgemeinde Bleiberg (Plajberk) organisatorisch verbunden war. Hier wurde nur einmal monatlich vom Bleiberger Toleranzpastor Gottesdienst gehalten, dessen deutsche Predigt von einem Gemeindemitglied übersetzt wurde. An den übrigen Sonntagen wurde die überlieferte Andachtspraxis weitergeführt. Konflikte mit den deutschsprechenden Pastoren blieben nicht aus, die auf sprachlich-ethnische und theologisch-frömmigkeitsspezifische Ursachen zurückzuführen waren. Dabei mochte auch der soziologische Aspekt einer Interessenkollision zwischen dem Amtsträger und seiner Gemeinde eine Rolle gespielt haben. Hinzu trat ein unaufhaltbarer sprachlicher Assimilierungs- und Inkulturierungsprozess, der dazu führte, dass ab der Mitte des 19. Jh.s nur mehr deutsch gepredigt wurde und ab 1878 auf die slowenische Gottesdienstpraxis überhaupt verzichtet wurde. Lit.: ES  ; OVSBL. – V. Oblak  : Bibliographische Seltenheiten und ältere Texte bei den slovenischen Protestanten Kärntens. In  : Archiv für slawische Philologie 15 (1893) 459–468  ; E. Böhl  : Beiträge zur Geschichte der Reformation in Österreich. Jena 1902  ; J. Till  : Stifter und Springer. Beiträge zur Geschichte einer religiösen Bewegung im 16. und 17. Jahrhundert im slowenischen Raum Innerösterreichs (kath.-theol. Diss.). Graz 1977  ; O. Sakrausky  : Agoritschach. Geschichte einer protestantischen Gemeinde im gemischtsprachigen Südkärnten. Klagenfurt 1960, ²1978  ; H. Paulitsch  : Das Phänomen »Bukovništvo« in der Kärntner-slowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1990  ; T. M. S. Priestly  : Slovene Protestants in Carinthia. In  : Slovene Studies 6/1–2 (1984) 177–189  ; F. M. Dolinar [e. a.] (Hg.)  : Katholische Reform und Gegenreformation in Innerösterreich 1564–1628. Klagenfurt/Graz 1994  ; T. Domej  : Sprachsoziologische Betrachtungen zum Slowenischen in Kärn-

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ten an der Wende von der evangelischen Reformation zur katholischen Reform. In  : Dolinar [e. a.]  : Katholische Reform und Gegenreformation in Innerösterreich 1564–1628. Klagenfurt 1994, 537–550  ; C. FrässEhrfeld  : Geschichte Kärntens II  : Die ständische Epoche. Klagenfurt 1994  ; S. Bučovnik  : Der Protestantismus bei den Kärntner Slowenen bis Ende des 16. Jahrhunderts. Der Verlauf und die geschichtliche Auswirkung der Reformation bei der slowenischen Bevölkerung in Kärnten mit einer kirchengeschichtlichen Einleitung und einer kurzen Beschreibung der slowenischen Reformation (kath.-theol. Dipl.-Arb.). Wien 1995  ; M. Glavan  : Prve slovenske knjige – slovenski reformacijski tisk v izvirnikih in v ponatisih  : ob 450 letnici prve slovenske knjige  : razstavni katalog, 23. november 2000–2. januar 2001. Ljubljana, Narodna in univerzitetna knjižnica, 2000  ; R. Leeb  : Reformation, Gegenreformation und katholische Konfessionalisierung in Kärnten. In  : Car I 190 (2000) 203–225  ; R. Leeb  : Der Streit um den wahren Glauben – Reformation und Gegenreformation in Österreich. In  : Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Wien 2003, 145–279  ; A. Zalta  : Protestantizem med Koroškimi Slovenci. In  : Marko Kerševan (Hg.)  : Protestantizem, Slovenska identiteta in združujoča se Evropa. Ljubljana 2006, 143–160  ; G. Reingrabner  : Um Glaube und Freiheit. Eine kleine Rechtsgeschichte der Evangelischen in Österreich und ihrer Kirche. Frankfurt/M. 2007  ; P. Štih  : Die Nationswerdung der Slowenen und damit verknüpfte Geschichtsvorstellungen und Geschichtsmythen. In  : Car I 197 (2007) 365–381  ; C. Tropper  : Geheimprotestantismus in Kärnten. In  : Rudolf Leeb [e. a.] (Hg.)  : Geheimprotestantismus und evangelische Kirchen in der Habsburgermonarchie und im Erzstift Salzburg (17./18. Jahrhundert). Wien/München 2009, 123–154  ; F. M. Dolinar  : Primus Truber und die slowenische Reformation im Rahmen des Kärntner Protestantismus. In  : W. Wadl (Hg.)  : Glaubwürdig bleiben. 500 Jahre Protestantisches Abenteuer. Wissenschaftlicher Begleitband zur Kärntner Landesausstellung 2011 in Fresach. Klagenfurt 2011, 181–188  ; R. Leeb  : Die Reformation in Kärnten. In  : W. Wadl  : Glaubwürdig bleiben. 500 Jahre Protestantisches Abenteuer. Wissenschaftlicher Begleitband zur Kärntner Landesausstellung 2011 in Fresach. Klagenfurt 2011, 83–105  ; R. Leeb  : Die Reformation in Innerösterreich. In  : V. Rajšp [e. a.] (Hg.)  : Die Reformation in Mitteleuropa. Ljubljana 2011, 263 ff.; V. Rajšp, K. Schwarz, B. Dybás, C. Gastgeber (Hg.)  : Die Reformation in Mitteleuropa, Beiträge anlässlich des 500. Geburtstags von Primus Truber 2008/Reformacija v srednji Evropi, Prispevki ob 500-letnici rojstva Primoža Trubarja 2008. Wien, Ljubljana 2011  ; L. Sönke [e. a.] (Hg.)  : Primus Truber 1508–1586, Der slowenische Reformator und Württemberg, Stuttgart 2011  ; C. Tropper  : Glut unter der Asche und offene Flamme. Der Kärntner Geheimprotestantismus und seine Bekämpfung 1731–1738. Wien/München 2011  ; W. Deuer  : Die protestantische Dreifaltigkeitskirche in Klagenfurt und ihre Umwidmung in eine Jesuitenkirche. In  : Katholische Reform und Gegenreformation in Innerösterreich 1564–1628. Klagenfurt, Ljubljana, Wien 1994, 637–654  ; R. Leeb  : Der Missionsgedanke bei Hans Ungnad von Sonneck, Primus Truber und in der lutherischen Reformation. In  : J. Sašo (Hg.)  : Vera in hotenja. Študije o Primožu Trubarju in njgeovem času. Ljubljana 2009, 255–272  ; J. Javoršek  : Primož Trubar. Aus dem Slowenischen übersetzt von R. Götz und M. Wakounig. Mit einer Einleitung von K. W. Schwarz (= Edition Primož Trubar), Klagenfurt/ Celovec 2011  ; M. Kerševan  : Primus Trubars »Kirche Gottes der slowenischen Sprache« und »Volk der slowenischen Sprache«. In  : Primus Truber und die Reformation in Slowenien (= Fresacher Gespräche 2012). Klagenfurt 2013, 30–40 [zugleich Sonderdruck aus Car. I 203 (2013)]  ; K. Ahačič  : Nova odkritja o slovenski protestantiki. In  : Slavistična revija, Jg.

Prušnik, Karel – Gašper

61 (Okt.–Dec. 2013) 543–555 (www.srl.si/sql_pdf/SRL_2013_4_01. pdf ). Karl W. Schwarz

Prušnik, Franc (1887–1968), Kulturaktivist, → Prušnik, Karel – Gašper. Prušnik, Karel – Gašper (* 7. Februar 1910 Leppen/ Lepena [Eisenkappel – Vellach/Železna Kapla – Bela], † 16. März 1980 Ljubljana  ; begraben in Köttmannsdorf/Kotmara vas), Kulturaktivist und Publizist, Politiker, politischer Aktivist und Führungspersönlichkeit bei den Partisanen P. wurde als uneheliches Kind der Tagelöhnerin Marija Kelih in Leppen/Lepena geboren und lebte ab seinem zweiten Lebensjahr in Lobnig/Lobnik in der Familie seines land- und forstwirtschaftlich tätigen Vaters Franc Prušnik (1887–1968), der nach dem Ersten Weltkrieg ein bekannter Kulturaktivist war und den die Nazis bereits 1938 einsperrten und im April 1942 zusammen mit der Familie nach Deutschland (ins »Altreich«) deportierten (→ Deportationen 1942). 1927–29 besuchte Karel P. zwei Wintersemester lang die Landwirtschaftsschule Goldbrunnhof bei Völkermarkt/Velikovec und hatte eine sechsmonatige Praxis in der Schweiz. Er war aktiv in der slowenischen Kulturarbeit seiner Heimatgemeinde → Eisenkappel/ Železna Kapla tätig (in Chören, in Musikensembles und als Laienschauspieler [→ Chorwesen, → Laienspiel, → Theater]). 1930 wurde er Sekretär des Slowenischen → Kulturvereins → Zarja. P. war auch politisch aktiv  : zunächst in der sozialistischen Jugendorganisation Jugendbund, danach aufgrund der Enttäuschung über den nicht geglückten Arbeiteraufstand ab 1934 im Rahmen der KPÖ. Wegen eines politischen Verbaldeliktes wurde er für zwei Wochen eingesperrt und am 6. Juni 1935 erneut verhaftet. Wegen der Druckvorbereitung von illegalem Propagandamaterial (der »kommunistisch-irredentistischen« Broschüre Kam [Wohin  ?]) wurde er im Prozess vom 15.–20. August 1935 zusammen mit Valentin Kordež, Janez Šlef und Franc Haderlap wegen Hochverrats zu fünf Jahren Kerker in der Strafanstalt Graz-Karlau verurteilt. Nach 14 Monaten wurde er jedoch im Rahmen einer politischen Amnestie freigelassen. Ab Frühling 1941 bis zum April 1942 war er als wehrunwürdig eingestuft und arbeitete als Vorarbeiter auf einem Bauernhof in Grafenstein/Grabštanj, wobei er mehrmals von der Gestapo festgenommen wurde. Nach der Rückkehr

auf den väterlichen Hof vulgo Wölfl in Lobnig/Lobnik im Sommer 1942 (die → Deportationen der Kärntner Slowenen hatten im April 1942 stattgefunden) hatte er erste Kontakte mit Partisanen. Am 30. November entging er einer erneuten Festnahme durch die Gestapo und schloss sich im Dezember 1942 der »Ersten Kärntner Kompanie« (prva Koroška četa) an. Im August 1943 wurde er Sekretär des Jauntaler Kreisausschusses der KPS und zu Frühlingsbeginn 1944 Sekretär des Kärntner Gebietsausschusses der OF (Osvobodilna fronta [Befreiungsfront]), was er auch in der Zeit der Nachkriegsauseinandersetzungen um die Kärntner Südgrenze blieb. Er wurde von der britischen Besatzungsmacht zweimal (im März 1947 für vier Monate und im November 1947 für sieben Monate) in der Strafanstalt Graz-Karlau eingekerkert. Als Folge des Kominform-Konfliktes 1948 wurde er aus der KPÖ ausgeschlossen. 1947–80 führte er die Zveza koroških partizanov (ZKP) [Verband der Kärntner Partisanen] und war einige Zeit auch Vorsitzender des Kontrollausschusses der Zveza slovenskih organizacij na Koroškem (ZSO) [Zentralverband slowenischer Organisationen in Kärnten]. Ab 1952 lebte er vornehmlich als Gastwirt und Bauer in Wurdach/Vrdi sowie als Invaliditätsrentner in Tschachoritsch/Čahorče, beides in der Gemeinde Köttmannsdorf/Kotmara vas. 1964 gründete er eine slowenische Jägervereinigung (Klub prijateljev lova [Klub der Freunde der Jagd]) und war bis zu seinem Tod deren Obmann. Seine in großen Teilen autobiografische Darstellung des antinazistischen Widerstandes in Kärnten Gamsi na plazu (Erstauflage 1958, deutschsprachige Erstausgabe Gemsen auf der Lawine, 1980) ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichtsschreibung über dieses Thema. Werke  : Gamsi na plazu. Ljubljana 1958, 2. vervollständigte Ausgabe Ljubljana 1974, 3. Ausgabe Ljubljana, Klagenfurt/Celovec, Ferlach/ Borovlje 1981, 4. Ausgabe Ljubljana 1985  ; Gemsen auf der Lawine, Der Kärntner Partisanenkampf. Klagenfurt/Celovec, Ferlach/Borovlje 1980, 2. Ausgabe Klagenfurt/Celovec, Ljubljana 1985  ; Divokoze na lavini, Beograd 1981  ; Rojstvo in življenje Zveze koroških partizanov. In  : Vestnik koroških partizanov, 3 (Ljubljana 1970) Nr. 1–2 bis 5 (1972) Nr. 3  ; Moj življenjepis. In  : Vestnik koroških partizanov 14 (1980) Nr. 1–2, S. 10–-22  ; 1944–1981 zahlreiche Artikel in der slowenischen Publizistik, so in Koroški koledar, Vestnik koroških partizanov, Lovec, Svoboda u. a. Lit.: EJ  ; MSE  ; SK  ; ES  ; OVSBL. – Koroški Slovenec, 28. 8. 1935  ; J. Šircelj  : Koroška znamenja. Ljubljana 1970  ; M. Remic  : Koroška pričevanja. Maribor 1976  ; M. Suhodolčan  : Bibliografija Karla Prušnika-Gašperja. In  : Vestnik koroških partizanov. Ljubljana 16 (1982) S.  7–103 und 19 (1985) S. 129–152  ; V. Sima, J. Stergar  : Prušnik,

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Prvi rej

Karel – Gašper. In  : S. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer war wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. (S. Karner – A. Moritsch (Hgg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf ). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 314  ; M. Linasi  : Koroški partizani. Protinacistični odpor na dvojezičnem Koroškem v okviru slovenske Osvobodilne fronte. Celovec [e. a.] 2010  ; M. Linasi  : Die Kärntner Partisanen. Der antifaschistische Widerstand im zweisprachigen Kärnten unter Berücksichtigung des slowenischen und jugoslawischen Widerstandes. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2013. Janez Stergar  ; Üb.: Valentin Sima, Bojan-Ilija Schnabl

Prvi rej [der erste Tanz] (visoki rej [der hohe Tanz]).

Prvi rej [Der erste Tanz] ist der Name eines → Tanzes, der einst und bis heute im → Gailtal/Ziljska dolina an → Kirchtagen getanzt wird (→ Brauch). Die Feiern zum Namenstag der Kirchenpatrone verliefen üblicherweise in drei Teilen und zwar mit der Festmesse (slow. velika maša) am Vormittag, die in der Regel ungefähr zu Mittag endete, danach fand am frühen Nachmittag das štehvanje [→ Kufenstechen] statt, dem zuletzt der prvi rej [der erste Tanz] folgte. Das Recht auf den ersten Tanz hatten die Mitglieder der dörflichen Burschenschaft, der sog. konta. Die Tänzerinnen waren nach den ersten Zeugnissen, wie auch noch heute, besonders festlich in der sog. → Gailtaler Tracht (ziljska noša) gekleidet. An Sonntagen durften nur die Unverheirateten tanzen, während die Verheirateten tags darauf tanzten, als der prvi rej wiederholt wurde. Da das Kufenstechen zusammen mit dem sog. ersten Tanz in der Vergangenheit große Aufmerksamkeit erregte, gibt es zu diesem, im Gegensatz zu anderen Tänzen, verhältnismäßig viele frühe Zeugnisse. Die ältesten Beschreibungen, die sich wahrscheinlich auf den prvi rej beziehen, reichen in das späte 18. Jh., eine findet sich in der Reisebeschreibung des Arztes Julius H. G. Schlegel Reise durch einige Theile von mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen, wo er den Tanz der Gailtaler erwähnt. Neben der Beschreibung findet sich auch eine bildliche Darstellung des Tanzes. 1801 veröffentlichte Balthasar → Hacquet eine ähnliche Beschreibung. Die ältere Bezeichnung visoki rej (hoher Tanz) findet sich erstmals in einer Handschrift des Villacher Kreiskommissars Franz Werner aus dem Jahr 1807 im Kapitel »Ergötzlichkeiten«. Vermutlich bezieht sich die Bezeichnung visoki rej auf die ältere Form des Tanzes, die einen schnelleren Rhythmus aufwies als jene des prvi rej. Da dieser Tanz ermüdend war, wurde er nur kurze Zeit getanzt, danach folgten verschiedene Formen des Steirer- oder Ländler-Tanzes (slow. štajeriš oz. lendler). Der visoki rej wurde wahr-

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scheinlich teilweise improvisiert. Angesichts der Quellen kann man annehmen, dass ähnliche Formen des Tanzes in → Krain/Kranjska und in Kärnten/Koroška zumindest seit dem 17. Jh. verbreitet waren. Einige Autoren verbinden das Eigenschaftswort visoki [hoch] mit der festlichen Funktion des Tanzes, ähnlich wie bei der Hochzeit. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s gibt es Zeugnisse dazu, dass der Tanz zwei Teile hatte, wobei Gesang und Tanz einander abwechselten. Nach mündlicher Überlieferung wurden nach den einzelnen Tanzwiederholungen Lieder gesungen, deren Beginn geistlichen Charakters war. Mit dem Gesang sollte der Jäger mit einer schrecklichen Gestalt abgewehrt werden, der einst beim Tanz unter der → Linde (rej pod lipo) bei → Kirchtagen erschienen sein soll. Demnach soll der Jäger mit jedem Mädchen so lange getanzt haben, bis es tot darniederlag. Daher wurde vor dem Beginn das Lied mit religiösem Inhalt gesungen und seither zeigte sich der furchterregende Gast nicht mehr. Der Tanz begann immer mit dem folgenden Lied  : Buoh nan dej t-en dober čas, ta pərvə rej začele smo, ta pərvə rej začele smo.

Gott gebe uns eine gute Zeit, den ersten Tanz haben wir begonnen, den ersten Tanz haben wir begonnen.

Tur je z Buogan, Buog je z njin, Wer mit Gott ist, mit dem ist Gott, sam Ježəš je Marijən sin, Jesus selbst ist Mariens Sohn, sam Ježəš je Marijən sin. Jesus selbst ist Mariens Sohn.

Erste überlieferte Darstellung des prvi rej aus dem Jahr 1798 (J. G. H. Schlegel: Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen)

Prvi rej

Prvi rej in Achomitz/Zahomec 1956, Tanzpaar Katja Sturm und Paul Schnabl. In der ursprünglichen Tradition erwarb sich der Sieger des Kufenstechens/štehvanje die freie Brautwahl, Archiv Paul Miroslav Schnabl

Dann folgte  : Ste kaj vidlə jazbəca na woni strani grabənča, na woni strani grabənča

Habt ihr den Dachs gesehen auf der anderen Seite des Grabens, auf der anderen Seite des Grabens

Danach folgten noch weitere Strophen, die inhaltlich nicht verbunden waren, und Tanz und Gesang wechselten einander ab, bis alle Strophen ausgesungen waren. Mitte des 19. Jh.s und in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s setzte sich die noch heute bekannte Bezeichnung prvi rej durch, die die ältere Bezeichnung visoki rej ablöste.

Struktur und Charakter des visoki rej veränderten sich im Laufe des 19. Jh.s stark, da springerische Elemente aufgegeben wurden und das Tempo langsamer wurde. Der neue Name bezog sich auf die Rolle des ersten Tanzes beim Kirchtag, dem danach im Freien oder im Gasthaus noch weitere Tänze folgten. Noch immer wurde der prvi rej zunächst um den Baum getanzt, der in der Regel ein Lindenbaum war. Die Musiker saßen für den Tanz auf der mehreckigen Bank um den Baum, unter dem getanzt wurde. Ursprünglich wurde der Tanz von unterschiedlichen Formationen begleitet, dem Bass, der Klarinette, dem Hackbrett und der Sackpfeife, wobei Letztere in der Regel ein eigenständiges Instrument darstellte. Nach Berichten von France → Marolt wurden solche Formationen später durch Blasorchester ersetzt. Oskar → Dev zeichnete als erster die Melodie auf, die den Tanz begleitete, und zwar 1907 in Feistritz im Gailtal/Bistrica na Zilji. Er zeichnete ein fünftaktiges Metrum (2/4 + 3/4) auf, doch leider schrieb er nicht die Weisen auf, die den Tanz begleiteten. Veröffentlicht wurde dies jedoch erst 1935 in der Studie von France Marolt Tri obredja iz Zilje [Drei Bräuche aus dem Gailtal], die den prvi rej musikwissenschaftlich und choreografisch analysierte. Leider ist seine Beschreibung der Choreografie nicht gänzlich klar und sie stimmt mit älteren Beschreibungen nur darin überein, dass der Tanz zweiteilig ist. Eine detailliertere Aufzeichnung des prvi rej von Marolt wurde erst 1954 veröffentlicht, und zwar im Gibno-zvočni obraz Slovencev [Darstellung von Bewegung und Musik bei den Slowenen] mit einer Beschreibung der Tanzschritte von Tončka Marolt sowie 1958 mit einem Kinetogramm, das von Marija Šuštar ausgearbeitet wurde. Nach den späteren Forschungen aus den 70erJahren des 20. Jh.s von Marija Šuštar und aus den 80er-Jahren von Mirko Ramovš geht hervor, dass der Tanz aus einer zweischrittigen Drehung und zwei seitlichen Knicksen im Rhythmus (1/8–1/8 1/4–1/4) ausgeführt wurde, was nicht mit der Melodie (1/8–1/8 1/4–1/4/1/4–1/4), übereinstimmte, was aber die Tänzer nicht weiter störte. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg behielt der Tanz seine ursprüngliche Funktion beim Kirchtag und beim Kufenstechen. Während des Singens gingen die Tänzer in einer Sternenformation rhythmisch im Kreis links, danach folgte der Tanz, der sich nach der Struktur völlig der einfachsten Form des Foxtrotts näherte.

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Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška

Quellen  : J.  H.  G. Schlegel  : Reise durch einige Theile vom mittägli-

Glasnik slovenski, 1858, SŠM

chen Deutschland und dem Venetianischen. Erfurt 1798  ; B. Hacquet  : Abbildung und Beschreibung der Sudwest und Ostlichen Wenden, Illyren und Slawen. Leipzig 1801  ; R. F. F. Witzer  : Zur Volkskunde Kärntens. In  : Östereichisch-ungarische Monarchie im Wort und Bild  : Kärnten und Krain (A. Holder Hg.). Wien 1891  ; F. Franzisci  : Kärntner Alpenfahrten  : Landschaft und Leute – Sitten und Bräuche in Kärnten. Wien 1892. Lit.: F. Marolt  : Slovenske narodoslovne študije, Prvi zvezek  : tri obredja iz Zilje. Ljubljana 1935  ; L. Kretzenbacher  : Ringreiten, Rolandspiel und Kufenstechen  : Sportliches Reiterbrauchtum von heute als Erbe aus abendländischer Kulturgeschichte. Klagenfurt 1966  ; F. Marolt  : Gibno – zvočni obraz Slovencev. Ljubljana 1954  ; F. Marolt, M. Šuštar  : Slovenski ljudski plesi Koroške. Ljubljana 1958  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov v ljudskih šegah, Stare vere in navad na Koroškem. Celovec 1984  : 162 f.; M. Ramovš  : Prvi ali visoki rej. In  : Traditiones 17 (1988) 178– 208  ; P. Zablatnik  : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/ Celovec 1992, 63 f.; M. Ramovš  : Polka je ukazana. Plesno izročilo na Slovenskem  : Koroška in zahodna Štajerska. Ljubljana 2000. Tomaž Simetinger  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška. Ent-

stehung und Entwicklung der slowenischen Publizistik in Kärnten/Koroška sind eng mit der allgemeinen gesellschaftspolitischen Entwicklung in der Monarchie und in Kärnten/Koroška sowie insbesondere mit der kulturellen und schulpolitischen Lage der Kärntner Slowenen verbunden. Zu berücksichtigen ist naturgemäß auch die Lage der gesamten slowenischsprachigen Bevölkerung. Als negativ prägend muss der Status des Slowenischen im kärntnerischen → Schulwesen und in der Öffentlichkeit hervorgehoben werden, denn der Sprache wurde in den Volksschulen nach 1869 nicht der ihr zustehende Platz eingeräumt, Utraquismus und Sprachpolitik bevorzugten eindeutig die deutsche Sprache. Dem Slowenischen wurden wenig Entwicklungsfähigkeiten und -möglichkeiten zuerkannt. Es galt als Sprache der Unterschichten. Auf zwei weitere Hindernisse einer gedeihlichen Entwicklung der slowenischen Publizistik haben Herausgeber slowenischer Periodika wiederholt hingewiesen  : die mangelhafte soziale Differenzierung der slowenischsprachigen Bevölkerung und den damit verbundenen Wegfall des Inseratengeschäftes. Historiker haben dies relativiert und darauf hingewiesen, dass dieser Bevölkerungsteil Kärntens sehr wohl auch sozial differenziert war, dass es jedoch der slowenischen politischen Bewegung nicht gelungen ist, für ihre Ziele die sogenannte Dorfbourgeoise oder bedeutendere Teile der Bewohner von Märkten und Städten zu gewinnen. In der Masse blieb die Publizistik auf klein- und mittelbäuerliche Bereiche beschränkt. Ein großes Hindernis bedeuteten auch die geltenden pressegesetzlichen Bestimmungen und ihre restriktive

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Auslegung, obwohl es zum Beispiel Andrej (Andreas) → Einspieler verstand, diese ihm Fall der Stimmen aus Innerösterreich elegant zu umschiffen. Zur slowenischen Publizistik in Kärnten/Koroška zählen auch handgeschriebene Blätter von Gymnasiasten und Priesterseminaristen, die teilweise erhalten geblieben sind. Teilweise sind die Titel nur aus der Sekundärliteratur bekannt. Sie erschienen in der Regel zwar periodisch, weisen in ihrer Erscheinungsweise aber auch Unterbrechungen auf. Die Mitarbeiter dieser Blätter finden wir später unter den Korrespondenten und Mitarbeitern gedruckter slowenischer Presseerzeugnisse. Zum Teil wurden die Blätter von Gymnasiasten des Humanistischen Gymnasiums, die ihre Gymnasialzeit als Zöglinge des → Marianums, also des kleinen → Priesterseminars in Klagenfurt/Celovec, verbrachten oder von Seminaristen der diözesanen theologischen Lehranstalt in Klagenfurt/Celovec geschrieben. Sie wurden vor allem von Schülern und Seminaristen gelesen, unterstanden der jeweils »anstalts-

Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška

www.slolit.at

eigenen« Zensur und es fehlte ihnen an einer breiteren Öffentlichkeit. In Kärnten/Koroška wurden sehr früh von verschiedenen Seiten Zeitungen pressepolitisch instrumentalisiert. So finden wir deutschsprachige Zeitungen, die für Anliegen und Ziele der slowenischen politischen Bewegung agitierten. Zu diesen zählte vor allem die Forderung der umfassenden Gleichberechtigung des Slowenischen in den Schulen und vor Ämtern und Gerichten. Das Hauptziel – die Vereinigung aller Slowenen unter einem Landtag –, mitformuliert von Kärntner Slowenen in den Tagen der Märzrevolution 1848 (→ Revolutionsjahr 1848) und Ende der Sechzigerund zu Beginn der Siebzigerjahre des 19. Jh.s, auch in Kärnten/Koroška durch die → Tabor-Bewegung breit unterstützt, wurde in dieser Presse kaum angesprochen (→ Zedinjena Slovenija). Schon eine Andeutung in diesem Sinne in den Stimmen aus Innerösterreich führte zu deren raschem Ende. Aber auch die »deutsche, deutschkärntnerische Seite« agitierte in slowenischer Sprache in deutsch-liberalem bzw. deutschnationalem Sinne. In Kärnten/Koroška fand im letzten Jahrzehnt der Monarchie auch der → Štajerc größere Verbreitung. Diese slowenische Zeitung erschien in Ptuj in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska und war vehemente Kämpferin für deutschnationale Interessen. Eine Blütezeit erlebte diese Kampfpresse zur Plebiszitzeit 1918–1920 (→ Volksabstimmungspropaganda). Nach 1920 konnten sich die Kärntner Slowenen keine deutschprachige Zeitung, die ihre Interessen vertreten hätte, leisten. Der Kärntner Heimatdienst und seine ideologische Nachfolgeorganisation, der Kärntner Heimatbund, hingegen gaben jahrelang die teilweise zweisprachige Zeitung → Koroška domovina – Kärntner Heimat heraus. Vom August 1926 bis März 1934 konnte der Heimatbund dies mit großer finanzieller Unterstützung des Bundeskanzleramtes tun (→ Deutschnationale Vereine). Die slowenische Presse in Kärnten/Koroška hat ihre Anfänge in den historisch-wissenschaftlichen und belletristischen Beiträgen einzelner slowenischer Autoren in deutschsprachigen Zeitschriften des Landes – in der → Carinthia und in der Kärntnerischen Zeitschrift. 1848 erschien in Klagenfurt/Celovec eine Reihe slowenischer Flugschriften, teilweise waren es adaptierte Übersetzungen Wiener Flugschriften. Zu den Wichtigsten zählte die in Ljubljana als Beilage der Novice erschienene, aber auch in Kärnten/Koroška verbreitete von Matija → Majar – Ziljski verfasste Kaj Slovenci

terjamo [Was wir Slowenen fordern], in welcher ein vereintes Slowenien eingefordert wurde. Am Beginn der slowenischsprachigen Presse in Kärnten/Koroška steht die literarisch-belletristische Zeitschrift → Slovenska bčela [Slowenische Biene]. Redigiert wurde sie von Anton → Janežič. Ab Juli 1850 bis Ende Dezember 1850 erschien sie monatlich, im Jahre 1851 vierzehntäglich, 1852 bis 7. Juli 1853 wöchentlich. Zu Beginn hatte sie eine Auflage von 400 Exemplaren. Sprachliche Experimente des Herausgebers, vor allem aber der Widerstand von extrem konservativen Kreisen in Ljubljana führten ihr Ende herbei. Diese literarisch-belletristische Zeitschrift war keine unpolitische. Einerseits war in der in Kärnten/Koroška herrschenden Situation jedes gedruckte slowenische Wort eine politische Tat, andererseits brachte die Zeitschrift auch zahlreiche politische Kurzberichte. Anton Janežič setzte seine publizistische Arbeit mit dem Glasnik slovenskega slovstva [Bote für slowenische Literatur] fort, von dem jedoch 1854 nur eine einzige Nummer erschien. Ab Juli 1858 erschien sein Glasnik za literaturo in umetnost [Bote für Literatur und Kunst], den er bald in Glasnik slovenski [Slowenischer Bote] umbenannte. Zu Beginn erschien die Zeitschrift monatlich, dann zweimal monatlich und schließlich dreimal monatlich. Die Auflagenhöhe betrug zu Beginn etwas über 400 Exemplare, bei Erscheinungsende im Juli 1868 betrug sie noch immer 320 Exemplare. Die Zeitschrift war ausgezeichnet redigiert, führte sofort ständige Rubriken und konnte sich die Mitarbeit führender slowenischer Literaten der damaligen Zeit sichern. Knapp vor seinem Tod gründete Anton Janežič die Zeitschrift Besednik [Wortführer], die jedoch inhaltlich nie an das Niveau ihrer Vorgängerinnen anknüpfen konnte. Die Zeitschrift erschien zunächst vierzehntäglich (1869–1873), danach bis zu ihrer Einstellung 1878 monatlich. Nach Janežič’ Tod übernahm Anton → Umek-Okiški die redaktionelle Leitung, der jedoch auch bald verstarb. Der frühe Tod zweier führender Publizisten beeinträchtigte anscheinend auch die weitere Entwicklung der Zeitschrift. Als weitere Redakteure scheinen Andrej → Wieser, Šimen (Simon) → Janežič und Josef Gole auf. Die Auflage betrug zu Beginn ihres Erscheinens 300 Exemplare, unterlag teilweise starken Schwankungen und sank bis zu ihrer Einstellung auf 250 Exemplare. Neben Anton Janežič versuchte sich auch Andrej → Einspieler als Herausgeber zunächst mit der Herausgabe einer slowenischen Zeitschrift. Die ersten vier

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Nummern seines → Šolski prijatel. Časopis za šolo in dom [Schulfreund. Zeitschrift für Schule und Heim] erschienen 1852 als Beilage zur Slovenska bčela. In den ersten vier Jahren erschien die Zeitschrift wöchentlich, ab 1855 bis zu ihrer Einstellung am 15. Dezember 1883 monatlich. Die Zeitschrift erhielt 1855 den Titel Prijatel [Freund] und 1856 den Titel Slovenski prijatel [Slowenischer Freund] sowie eine neue Gliederung, eine Zweiteilung sozusagen, die 1856 und 1857 auch in zwei Untertiteln Časopis za cerkev [Zeitschrift für die Kirche] und Časopis za šolo in dom [Zeitschrift für Schule und Heim] erkennbar war. Im ersten Teil brachte Einspieler Christenlehre und Predigten, der zweite war bunter und hatte die Rubriken  : belehrende Aufsätze, Erzählungen, Gedichte, Grammatik, Redaktionelles, Brosamen und Družba sv. Mohorja (→ Mohorjeva). Ab 1858 erschien das Blatt unter dem Titel Slovenski prijatel mit dem Untertitel Časopis za cerkev, šolo in dom [Zeitschrift für Kirche, Schule und Heim]. Einspielers Zeitschrift brachte laufend auch politische Nachrichten. Ihr Umfang richtete sich einerseits nach den politischen Verhältnissen, und die unterschiedliche Intensität der Zensur ist deutlich erkennbar, andererseits danach, ob zur selben Zeit den Kärntner Slowenen eine politische Zeitung zur Verfügung stand oder nicht. War Letzteres der Fall, verschwanden aus den Zeitschriften von Anton Janežič’ und jener Andrej Einspielers fast alle politischen Nachrichten. Die Behörden verfolgten aufmerksam den Inhalt des Šolski bzw. Slovenski prijatel und zu Beginn der Sechzigerjahre des 19. Jh.s musste Einspieler die für politische Zeitungen vorgesehene Kaution nachzahlen. Bis dahin argumentierte er damit, dass seine Zeitschrift religiöse Gegenstände bespreche und somit von einer Kautionserlegung befreit sei. Als er an die Gründung seiner Stimmen aus Innerösterreich schritt, konnte er die Erlegung der Kaution damit umschiffen, dass er die Zeitung zunächst jeden 32. Tag erscheinen ließ und somit nicht unter die pressegesetzlichen Bestimmungen fiel. Der Šolski prijatel bzw. Slovenski prijatel nimmt in der slowenischen Publizistik in Kärnten/Koroška einen besonderen Platz ein. Die Zeitschrift ist nicht unter die literarisch-belletristischen einzureihen. Zunächst war sie ein Fachblatt und ist für die Geschichte des Schulwesens von Bedeutung. Nach 1858 hatte sie die Funktion eines religiösen Blattes, eines Kirchenblattes. Mit wechselndem Erfolg erfüllte die Zeitschrift während ihres gesamten Bestehens für die Kärntner Slowenen auch die Funktion einer politischen Zeitung. Andrej Einspieler rechnete

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mit vielen Abonnenten, musste sich aber mit insgesamt 600 zufriedengeben. Die Auflage fiel ständig und mit dem Übergang zu einer Kirchenzeitung dürfte sich die Anzahl der Abonnenten halbiert haben. Zu ihrem Ende trug die Herausgabe einer qualitätsmäßig besseren religiösen Zeitschrift in Ljubljana entscheidend bei. In die Kategorie der literarisch-belletristischen ­Zeitschriften fällt auch der → Kres. Leposloven in znanstven list [Sonnenwende. Literarisch wissenschaftliches Blatt]. Redigiert wurde er vom Gymnasialprofessor Jakob → Sket. Das Blatt erschien zunächst monatlich, dann vierteljährlich von 1881 bis 1886. Der Kres brachte keine politischen Berichte, obwohl die Herausgeber in der Ankündigung »loyale, objektive Politik« nicht ausschlossen. Zu Beginn des Erscheinens hatte die Zeitschrift 800 Abonnenten und an die 20 Mitarbeiter, zu Beginn des Jahres 1883 verlor sie nicht weniger als 300 Abonnenten. Die Aufsätze im Kres waren zu trocken und die Konkurrenz des → Ljubljanski zvon zu groß. Als weiteres slowenisches belletristisches Blatt erschien in Kärnten im 19. Jh. die Zeitschrift → Domači prijatelj [Hausfreund] 1897–1898 jeden zweiten Monat, jedoch nur als Beilage zur politischen Zeitung → Mir. Kurzfristig und nur ein Jahr setzte diese Tradition der → Domoljub [Heimatfreund] (1904), ebenfalls als Beilage zum Mir, fort. Die slawische Wechselseitigkeit propagierte Matija Majar – Ziljski mit seiner Zeitschrift → Slavjan [Der Slawe], die zehnmal jährlich von 1873 bis 1875 erschien (→ Slawophilie). Über ihre Auflagenhöhe ist nichts bekannt. Über die handgeschriebenen Blätter verfügen wir nur über jene Informationen, die komplett oder zumindest teilweise erhalten geblieben sind. Einige Daten kennen wir nur aus der Sekundärliteratur und aus Erinnerungen. Die Blätter der Seminaristen waren in der Zeit des gemeinsamen Priesterseminars der Diözesen → Gurk/Krška škofija und → Lavant/Labotska škofija interessanter, nach Trennung dieser theologischen Lehranstalt 1859 in zwei eigenständige konnten die Klagenfurter slowenischen Priesterseminaristen erst 1888 wieder ein eigenes Blatt herausbringen. Die Seminaristen gaben zunächst den Venec [Kranz] heraus. Diese handgeschriebene »Wochenzeitung« erschien nach eigenen Angaben wöchentlich von 1849 bis 1957. Teilweise sind Nummern erhalten geblieben. Als Redakteure können genannt werden  : Jožef Kelič, L. Potočnik, Anton Hajšek, Lovre Vošnak, Ivan Krušic, Janez Ev. Marinič und Jaka Bohinc. Die-

Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška Besednik, NUK

sem folgte die Lipa [Linde], die in periodischen und nicht periodischen Abständen »wöchentlich« zwischen 1861 und 1873 erschien. Als Redakteure können F. Vazan (Franc Rupp) und Blaže Zupan genannt werden. Ab 1888 folgte der Bratoljub [Bruderfreund], der nur teilweise regelmäßig erschien. Einzelne Ausgaben sind überhaupt verloren gegangen. Die »Zeitschrift« überdauerte aber beide Weltkriege und die letzte erhalten gebliebene Ausgabe trägt die Nummer XXIX/1957–58 und als Jahrgangsangabe 103. Jahrgang. Die Gymnasiasten gaben diese handgeschriebenen Blätter heraus  : Slavija (1850–1852). Das Blatt soll zweimal wöchentlich erschienen sein, ist aber nicht erhalten geblieben. Es folgten die Vaje [Übungen]. Sie sollen nach der Einstellung der Slavija erschienen sein und sind nicht erhalten geblieben. Zu Beginn des 20. Jh.s folgten Daničica [Morgenröte], Dijaški odmevi [Schülerecho], Vaje und → Vzbudi se Sloven [Erwache, Slowene  !]. Die Ausgaben der Daničica sind nicht erhalten geblieben, Dijaški odmevi (15 Nummern vorhanden) und Vaje (bekannt sind die Nummern 1–6 des I/Jahrganges und die Nummern 1–4 des II/Jahrganges). Vzbudi se Sloven liegt in einer faksimilierten Ausgabe vor. Das Schülerblatt Zvezda [Der Stern], das in den Jahren der ersten Republik erschien, ist nur aus der Se-

kundärliteratur bekannt (vgl. Maks → Sorgo, Hani → Weiss). In Juli 1861 zeigte Andrej Einspieler die Herausgabe der Stimmen aus Innerösterreich an (→ Innerösterreich). Die erste Doppelnummer erschien Ende Juli 1861 und die dritte kündigte der Herausgeber und Redakteur für den 1. September 1861 an. Die Kärntner Behörden reagierten negativ und verlangten vom Herausgeber die Hinterlegung einer Kaution. Einspieler reagierte in der oben geschilderten Weise und verwies gleichzeitig darauf, dass viele Zeitschriften binnen sechs, ja fünf Wochen erscheinen, ohne eine Kaution hinterlegt zu haben, und die Oberste Polizeibehörde gab ihm im Einvernehmen mit dem Ministerium des Inneren recht. Die liberalen Ansichten des Geistlichen Andrej Einspieler, die dieser in der Zeitschrift von sich gab, erweckten bald die Aufmerksamkeit der weltlichen Behörden, aber auch dessen kirchlicher Vorgesetzten. Staatsminister Schmerling wurde auf die Zeitung und ihre Inhalte aufmerksam gemacht. Zunächst sahen weder weltliche noch kirchliche Behörden Möglichkeiten eines Einschreitens. Auch eine wiederholte Ermahnung Einspielers durch Bischof → Wiery blieb ohne sichtbaren Erfolg. Nach der Annahme des neuen Pressegesetzes durch beide Häuser des Reichsrates kündigte Einspieler an, dass er die Zeitschrift in eine Tageszeitung umwandeln werde, was er am 10. März 1863 auch tat. Als Tageszeitung hatten die Stimmen aus Innerösterreich ein kurzes Leben. In der 11. Nummer brachte die Tageszeitung einen kritischen Bericht zu den Arbeiten einiger Landtage → Innerösterreichs, der zur Klage und schließlich zur Verurteilung Einspielers führte. Einspieler verlor einen Teil der Kaution und seinen Landtagssitz. Am 23. April 1863 stellte Andrej Einspieler die Zeitung ein und musste in den Ferienmonaten auch seine Haftstrafe im Kloster Maria Luggau (Marija v Logu) absitzen. Die Stimmen aus Innerösterreich waren ein gut redigiertes Blatt. Entschieden setzten sie sich für die Gleichberechtigung des slowenischen → Volksstammes in Kärnten/Koroška ein. Sie brachten umfangreiche Aufsätze zur nationalen Problematik, stellten Schul- und Bildungsfragen in den Vordergrund, brachten interessante Informationen über das Pressewesen und die Aufgaben der freien Presse, machten Vorschläge zur Verwaltung und zu damit verbundenen Fragen der Wahlkreiseinteilung in Kärnten/ Koroška sowie zur Gemeindestruktur. In sozialer Hinsicht vertraten die Stimmen aus Innerösterreich hinsichtlich der Arbeiterschaft und der ländlichen Dienstboten

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durchaus fortschrittliche Ansichten. Über die Aufla- von kirchlicher und weltlicher Seite, der ihn bewog, aus genhöhe der Stimmen aus Innerösterreich schwieg An- der ersten Reihe seines publizistischen Unternehmens drej Einspieler. In den Pränumerationseinladungen zurückzutreten. Aber auch seine Korrespondenten und zeigte er sich aber zufrieden, bat die Abonnenten stän- Freunde zeigten sich unzufrieden und erwarteten eine dig um das Anwerben weiterer Leser, um die Zeitung entschiedenere politische Haltung und endlich auch noch effektiver und inhaltsreicher gestalten zu kön- die Umwandlung des Blattes in eine Tageszeitung, nen. Nach seiner Verurteilung fasste er den Entschluss, ohne Überlegungen über ihre Finanzierung anzustellen. keine politische Zeitung mehr herausgeben zu wollen, Vor allem die vielen Landtagswahlen des Jahres 1867 den er aber bereits nach einigen Monaten Absenz von verlangten eine klare Positionierung der Zeitung. Diese der Pressearbeit verwarf. Schon 1864 plante er die He- agitierte entschieden für die slowenische Partei und rausgabe einer slowenischen politischen Zeitung, für war enthusiastisch ob der slowenischen Wahlerfolge in die jedoch in Kärnten/Koroška kein Drucker gefun- → Krain/Kranjska und der Steiermark/Štajerska. Ihre den werden konnte. Deshalb überlegte er mit anderen Agitation für die slowenische Partei, die sie während Slowenen aus dem Čitalnica-Kreis auch die Errichtung des Wahlkampfes bei der Wahlwiederholung in Krain/ einer eigenen Druckerei (→ Slovanska čitalnica). Da er Kranjska entwickelte, rief die Staatsanwaltschaft auf mit starkem Widerstand seiner Gegner rechnete, arbei- den Plan. Der krainische Landespräsident kritisierte ihre Schreibweise scharf. Sein Kärntner Amtskollege tete er im Hintergrund. Am 14. Jänner 1865 erschien die erste Nummer des und die Kärntner Behörden konnten aber keine ver→ Slovenec [Der Slowene], der wohl bedeutendsten folgungswürdigen Übertretungen ausmachen. Nach je in Kärnten/Koroška erschienenen slowenischen Zei- neuerlicher Lektüre fand die Klagenfurter Staatsantung. Als verantwortlicher Redakteur zeichnete Janez waltschaft doch verfolgungswürdige Übertretungen E. Božič. Das Blatt erschien bis Anfang Dezember und leitete entsprechende Verfahren ein. Noch vor den 1866 zweimal wöchentlich und danach bis zur Ein- Prozessen kündigte die Druckerei Ferdinand Kleinstellung dreimal in der Woche. Spätestens im Februar mayr den Vertrag, worauf die Redaktion mit 25. April 1865 war es klar, dass hinter der Zeitungsgründung 1867 die sofortige Einstellung der Zeitung bekanntgab. Einspieler stand. Bei den Kärntner und Wiener Be- Es wurden Überlegungen über ein Nachfolgeblatt anhörden stieß Einspieler auf große Skepsis, die Zei- gestellt. Bald stellte sich jedoch heraus, dass eine neue tung selbst wurde von vielen Slowenen freudig begrüßt. slowenische politische Zeitung nicht mehr in KlagenEinspieler ließ in seiner Zeitung viele Meinungen zu furt/Celovec erscheinen würde. Knapp ein Jahr danach und die politische Richtung der Zeitung blieb zunächst erschien am 4. April 1868 in → Maribor die erste unklar. Vielen war sie zu liberal, anderen wiederum war Nummer des Slovenski Narod. Die Bedeutung des sie ultramontan. Ihre Qualität lag darin, dass sie Kor- Slovenec liegt darin, dass er eine Schar junger journarespondeten in allen slowenischen Gebieten hatte und listischer Kräfte heranbildete und in einer Periode des auch die politischen Entwicklungen in anderen Teilen nationalen Bewusstwerdens breiter Massen der sloweder Monarchie aufmerksam verfolgte. Entscheidend für nischen Bewegung den Grundstein für den ihm nachihren Erfolg war, dass sich um sie die führenden Köpfe folgenden Slovenski Narod und die sich abzeichnende der jungslowenischen Bewegung scharten (→ mlados- Tabor-Bewegung legte, die die Idee eines vereinten Slolovenci), die schließlich auch die politische Ausrichtung wenien in die breiten Massen brachte. der Zeitung entscheidend beeinflussten und mit ihr das Ende 1881 entschloss sich Andrej Einspieler zu politische Ziel eines vereinten Sloweniens verfolgten. seiner letzten Zeitungsgründung. Der Landesregierung Immer wieder finden wir in der Zeitung Überlegun- teilte er die Herausgabe der Zeitung → Mir [Friede] an. gen, ob man nicht zum täglichen Erscheinen überge- Die erste Nummer erschien am 10. Jänner 1882. Das hen könnte. Einspieler war diesbezüglich äußerst Blatt erschien zunächst vierzehntäglich, ab 1892 alle vorsichtig und machte dies vom Ansteigen der Abon- 10 Tage und ab 1900 wöchentlich. Als Redakteure funnentenzahl um 200 abhängig, vergrößerte aber bald gierten  : Andrej Einspieler, Filip → Haderlap, Ivan ihr Format. Im ersten Halbjahr hatte die Zeitung 610 Terselič, Ivan Koželj, Josip Stergar, Anton Ekar, Abonnenten und ihre Zahl stieg langsam bzw. blieb Franc → Smodej, Peter → Košak, Otmar Mihalek, bis zu ihrer Einstellung konstant. Anscheinend stand Josip Gostinčar und Mihael Moškrič. EinspieAndrej Einspieler Ende 1866 unter enormen Druck ler rechnete mit 800–900 Abonnenten, konnte jedoch

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schon Ende Februar 1882 von 1.536 Abonnenten berichten. Im Jahr 1883 bewegte sich ihre Zahl konstant um die 2.500, ein Jahr später waren es 2.780 und ihre Zahl stieg. Um die Jahrhundertwende fiel die Abonnentenzahl, es konnte aber bald wieder die alte Zahl um 2.800 erreicht werden. Der Mir analysierte zwar Berichte aus allen slowenischen Gegenden, besprach grundlegende gesellschaftspolitische Probleme der Slowenen. Im Grunde genommen konzentrierte er sich aber auf die Probleme in Kärnten/Koroška. Er war Organisator des slowenischen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens in Kärnten/Koroška. In der ersten Phase folgte er Einspielers liberal-katholischen Ideen, in der zweiten Phase überwiegen konservative Ideen mit der Beachtung der Bedürfnisse des slowenischen Bauernstandes. Die dritte, kurze Phase war gekennzeichnet von der Befürwortung der nationalen Einheit, um dann endgültig entschieden Ideen des slowenischen politischen Katholizismus zu vertreten. In dieser bekämpfte er entschieden den Liberalismus, die Sozialdemokratie und die → Deutschtümler. In sozialer Hinsicht ist seine Haltung zum ländlichen

Proletariat interessant. Der Mir propagierte eine Art Altersversicherung für die Landarbeiter und ermahnte die Anhängerschaft der slowenischen Partei immer wieder, mit dem ländlichen Proletariat menschlich umzugehen. Die letzte Nummer des Mir erschien nach der → Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 in → Maribor. Als Gegengewicht zum katholisch-konservativen Mir erschien in den Jahren 1907–1911 der → Korošec. Zunächst wurde das Blatt als Wochenzeitung in Kranj gedruckt, schon 1908 ging man zum vierzehntäglichen Erscheinen über. Als verantwortlicher Redakteur fungierte Lavoslav Mikuš. Über die Auflagenhöhe dieser Zeitung ist nichts bekannt. Sie wollte unter den Kärntner Slowenen Ideen des slowenischen Liberalismus vertreten. Andrej Einspieler beteiligte sich ab 1865 bis zum 22. Juli 1866 an der Herausgabe der Drau-Post. Von 1869–1876 war er Herausgeber, Verleger und Eigentümer des Kärntner Blattes. Danach arbeitet er in den gleichen Funktionen bei der von 1876 bis 1883 erscheinenden Kärntner Volksstimme. In allen diesen Organen vertrat er auch slowenische Interessen. Mit den beiden letzten Zeitungen trug er aber vor allem zum Aufbau einer katholisch-konservativen Partei unter der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung bei. Praktisch war er mehr als ein Jahrzehnt ihr Vordenker und Führer. Die Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft beschloss auf ihrer Generalversammlung 1874 eine slowenische Beilage zu ihren Mittheilungen über Gegenstände der Landwirtschaft und Industrie Kärntens herauszugeben und so den wiederholten Forderungen ihrer slowenischen Mitglieder zu entsprechen. Die erste Nummer erschien am 1. März 1874. Als Redakteur zeichnete Cosmas Schütz verantwortlich. Die Mitarbeit des Beamten der Gesellschaft Obiltschnig und des Lehrers Tonejec wurde immer wieder hervorgehoben. Die Auflage betrug 300 Exemplare, wovon ca. 150 auch bezahlt wurden. Die Beilage erschien vierzehntäglich im Umfang eines halben Bogens. Teilweise wurden slowenische Übersetzungen von Beiträgen der Hauptausgabe geboten, einige Beiträge wurden extra für die Beilage geschrieben. Behandelt wurden alle Fragen der Landwirtschaft, der Viehzucht und des Obstbaus. Wenige Berichte und Überlegungen finden sich über die Probleme des ländlichen Proletariats, obwohl diese im Hauptteil einen wichtigen Schwerpunkt darstellten. Das Blatt kann als ein ausgesprochenes Fachorgan für

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landwirtschaftliche Angelegenheiten bezeichnet wer- sche) Seite slowenischsprachige Zeitungen, um jeweils den. Die Herausgeberin konnte die anfallenden Mehr- für die eigene Sache zu agitieren. Auf slowenischer kosten nie durch zusätzliche Abonnenten abdecken Seite erschien die Wochenzeitung → Jugoslovenski und entschloss sich daher zur Einstellung der Beilage. Korotan [ Jugoslawisches Kärnten] (1918–1919), die Die letzte Nummer der slowenischen Beilage erschien in → Völkermarkt/Velikovec und später in → Celje geals Nummer 4 am 15. Februar 1877. Eine Fortsetzung druckt wurde. Ihre Herausgeber waren Franc → Malfand diese Fachbeilage in den Jahren 1908–1914. Unter gaj und Srečko → Puncer. Der Korošec [Der Kärntdem Titel Slovenska priloga nemških Gospodar- ner] (1919–1920) erschien in → Ferlach/Borovlje und skih poročil za Koroško [Slowenische Beilage der Völkermarkt/Velikovec zunächst als Wochenblatt und deutschen Wirtschaftsnachrichten für Kärnten] wurde ab September 1919 zweimal wöchentlich. Redigiert sie als vierzehntägig erscheinendes Blatt ebenfalls von wurde das Blatt von Ivan Magerl. Als Monatsblatt der Landwirtschaftsgesellschaft herausgegeben. Als erschien in Völkermarkt/Velikovec → Mlada JugosRedakteur und Übersetzer in die slowenische Sprache lavija [ Junges Jugoslawien], die in den Schulen Verwird J. Possnig angeführt, was schon allein darauf hin- wendung fand. Ihr Herausgeber und Redakteur war der weist, dass die Beilage Übersetzungen aus dem Haupt- Lehrer Pavel Koschier. Die Frauen sprach das Blatt blatt brachte. Über die Auflagenhöhe ist nichts bekannt. → Koroška zora [Kärntner Morgenröte] (1920) an, Als Monatsbeilage der Allgemeinen Bauernzeitung, wovon insgesamt 14 Nummern erschienen. Gedruckt des Organs des Bauernbundes, erschien erstmals am wurde es in Völkermarkt/Velikovec, redigiert wurde es 15. Jänner 1898 der Koroški kmetski list [Kärntner von Ani Furlan und M. Modic. Knapp vor der AbBauernzeitung]. Erschienen sind lediglich 11 Num- stimmung versuchte der → Socialist za plebiscitno mern. Über ihre Auflagenhöhe ist nichts bekannt. Bei ozemlje die slowenischen Arbeiter für Jugoslawien dieser Beilage handelte es sich keineswegs um eine zu gewinnen. Im September und Oktober erschienen Fachzeitschrift. Das Blatt war eine ausgesprochene vier Nummern der Zeitung. Redigiert wurde sie von J. »Kampfzeitschrift« gegen den Mir. Die Ursache ihrer Macarol. Auf lediglich drei Nummern brachte es die Gründung ist in der Wahlniederlage des deutschlibera- satirische Zeitschrift → Hoo-rrruck  ! len bzw. -nationalen Lagers bei den Reichsratswahlen Als deutschsprachige Zeitungen im jugoslawischen 1897 zu sehen. In Kärnten/Koroška wurde als einziger Sinne stechen die beiden Zeitungen Klagenfurter Konservativer Kandidat zwar nur der Priester Lambert Nachrichten (28. Juni–30. Juli) und die Draupost → Einspieler gewählt, die Niederlage erschütterte je- hervor (1919–1920). Erstere erschien zur Zeit der Bedoch das Monopol der Deutschnationalen. Die Beilage setzung Klagenfurts durch jugoslawische Truppen und führte insbesondere gegen die slowenischen Konserva- erschien dreimal wöchentlich, Letztere wurde in Maritiven einen heftigen Kampf. Sie gab vor, die Kärntner bor und Völkermarkt/Velikovec gedruckt und erschien Slowenen vom Joch des Ultramontanismus befreien zu zwei- bzw. dreimal wöchentlich. Die kärntnerische wollen, und betonte immer wieder, dass in Wahrheit (österreichische) Seite gab zwei slowenischsprachige nur ein Bauer Bauern vertreten könne. Eine sloweni- Zeitungen heraus, die in österreichischem Sinn agitiersche fortschrittliche Zeitung sei auch deshalb nötig, ten. Unter der Redaktion von Wolf Mack erschienen weil ein Teil der slowenischen Bauern nicht Deutsch 1919 und 1920 in Klagenfurt/Celovec um die 40 Numlesen könne. mern der Zeitung → Koroško Korošcem [Kärnten Am Hainfelder Parteitag der Sozialdemokratischen den Kärntnern]. Lediglich für die Zeit vom 22. Juni–1. Arbeiterpartei wurde der Vorschlag des Delegier- September 1920 ist ihr wöchentliches Erscheinen austen Perlornigg aus → Villach/Beljak diskutiert, in gewiesen. Knapp vor der Abstimmung erschien die Kärnten/Koroška ein sozialistisches Blatt in sloweni- Zeitung → Koroška domovina [Kärntner Heimat], scher Sprache erscheinen zu lassen. Die Idee wurde nie die die Plebiszitzeit überlebte und bis 1934 erschien. realisiert. Nach der Volksabstimmung erschien 1921 (21. JänIn der Plebiszitzeit kamen in Kärnten/Koroška neue ner–10. Juli) in unregelmäßigen Abständen die ZeiZeitungen und Zeitschriften heraus, die die Bevölke- tung → Glas pravice [Stimme der Gerechtigkeit] und rung für Österreich bzw. → Jugoslawien gewinnen woll- brachte es nach vielen Schwierigkeiten auf insgesamt ten. Die jugoslawische Seite gab auch deutschsprachige 11 Nummern. Die letzte erschien im Juli 1921. In KlaZeitungen heraus und die kärntnerische (österreichi- genfurt/Celovec wollte niemand die Zeitung drucken.

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Sie wich nach Wien aus. Zwei katholische Drucke- deutschsprachigen Zeitung oder Zeitschrift hätten erreien wurden unter Druck gesetzt und verweigerten scheinen können. Ihre Zensoren waren sprachlich anihre Herstellung, schließlich übernahm nach fünf Ver- scheinend nicht entsprechend qualifiziert. Nach Quelsuchen die tschechische Druckerei Melantrich ihren lenangaben und Angaben aus der Sekundärliteratur Druck. Die Zeitung brachte auch Beiträge in deutscher betrug ihre Auflage zwischen 5.000 und 5.600 ExemSprache, die über zahlreiche tätliche Überfälle und plaren. Das Wochenblatt vertrat die kulturellen, natioandere Drangsalierungen von Slowenen in Kärnten/ nalen und wirtschaftlichen Interessen der slowenischen Koroška nach dem Plebiszit berichteten. Gerade diese Volksgruppe in Kärnten/Koroška, wollte auf die Prinziwaren den Gegnern der Slowenen ein Dorn im Auge pien der katholischen Kirche Rücksicht nehmen, ohne und sie wollten eine Zensur des Blattes vor Druckle- jedoch die Ungerechtigkeiten im kirchlichen Bereich, gung durchsetzen. Als Herausgeber scheinen die Pries- von denen die Slowenen nach der Abstimmung betrofter Valentin → Podgorc und Jurij → Trunk auf. Jurij fen waren, zu verschweigen. Weiters wollte die Zeitung Trunk wanderte noch 1921 in die Vereinigten Staaten ihre Leser über die bürgerlichen Rechte aufklären. Das von Amerika aus. Die Zeitung wollte jedes Unrecht Blatt brachte hauptsächlich Wirtschaftsberichte aus publik machen, das den Slowenen in Kärnten/Koroška dem landwirtschaftlichen und genossenschaftlichen nach der Abstimmung zugefügt wurde. Die Öffentlich- Bereich, belehrende Aufsätze, Berichte und Neuigkeiten aus aller Welt und konzentrierte ihr Interesse keit sollte informiert werden (→ Vertreibung 1920). Am 5. März 1921 tagte in Klagenfurt/Celovec auf lokale Ereignisse und veröffentlichte teilweise inerstmals nach der Volksabstimmung der vormals mit teressante Feuilletons. Die Zeitung war eigentlich der dem Zusatz katholisch/katoliško versehene Verein tatsächliche Organisator des slowenischen kulturellen, → (›Katoliško‹) Politično in gospodarsko društvo za Slo- wirtschaftlichen und politischen Lebens der Kärntner vence na Koroškem [Politischer und wirtschaftlicher Slowenen in den Jahren 1921–1941. Da im Zweiten Verein für die Slowenen in Kärnten]. Die Delegierten Weltkrieg fast alle Protokollbücher und Archive slowählten einen neuen Vereinsausschuss und beschlossen wenischer Vereine vernichtet wurden, ist heute diese die Herausgabe einer slowenischen Wochenzeitung. Zeitung wichtige Quelle für Historiker. Die Zeitung Am 23. März 1921 erschien die erste Nummer des agitierte im slowenischen Sinne bei allen Gemeinde-, → Koroški Slovenec [Kärntner Slowene]. Der Un- Landtags und Nationalratswahlen der Ersten Republik. Zu Beginn des Jahres 1926 erschien die Monatstertitel lautete List za politiko, gospodarstvo in prosveto [Blatt für Politik, Wirtschaft und Kultur]. Auch dieses schrift → Nedelja. Mesečnik za versko izobrazbo [SonnWochenblatt musste in Wien in der Lidova tiskarna, tag. Monatsblatt für religiöse Bildung]. Die Initiative einer tschechischen Druckerei, gedruckt werden. Als zur Gründung dieses religiösen Blattes ging von der Herausgeber fungierte offiziell lange Zeit Bohumil Si- → Sodaliteta aus, einer Vereinigung slowenischer Priesrotek. Auch die angeführten Redakteure Josef Zin- ter in Kärnten/Koroška. Die entscheidende Initiative kovsky und Jaroslav Maly waren nur vorgeschoben. kam von Valentin → Limpel und Stefan → Singer. Der tatsächliche Herausgeber war der genannte Verein, Die Redaktion übernahm Ivan → Lučovnik. Die die wahren Redakteure Rado → Wutte und Vinko erste Nummer wurde in Klagenfurt/Celovec herge→ Zwitter, den Vertrieb besorgte Vereinssekretär Jo- stellt, dann wurde die Monatszeitschrift bis Februar sip → Zupan. 1938 übernahm Franz → Petek ihre 1929 in → Gorizia/Gorica/Görz gedruckt, danach bis Herausgeberschaft. Ab 1939 wurde die Zeitung in Kla- März 1938 in → Celje und dann wieder in Klagenfurt/ genfurt/Celovec gedruckt. Ab 1938 hatte die Zeitung Celovec. Über ihre Gesamtauflage ist nichts bekannt. die Beilage → Mladi Korotan [ Junges Kärnten], die Nach Angaben einzelner Pfarrarchive dürften aber in jungen Lesern gewidmet war. Nach dem Überfall des Kärnten/Koroška doch über 1.000 Exemplare abgeDeutschen Reiches auf Jugoslawien wurde die Zeitung setzt worden sein. Neben der Christenlehre brachte die eingestellt. Bereits während der Zeit des Austrofaschis- Zeitschrift viele historische Abhandlungen über slowemus hatte sie verschiedene Konzessionen gemacht. In nische und zweisprachige Pfarren in Kärnten/Koroška dieser Zeit und unter dem NS-Regime unterlag sie aus der Feder des Kirchenhistorikers Stefan Singer auch einer strengeren Zensur. Trotzdem muss fest- und interessante Informationen über die Arbeit der gehalten werden, dass sie öfters auch Kommentare slowenischen Abteilung der diözesanen Caritas. In ihr und Berichte veröffentlichte, die ansonsten in keiner finden wir auch einzelne kritische Kommentare zum

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Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška

Nationalsozialismus und zur Kirchen- und Katholikenverfolgung im Deutschen Reich. Am 21. November 1920 erschien unter einem Konsortium, in welchem Vertreter aller Parteien, außer der »jugoslawischen«, vertreten waren, die erste Nummer der → Koroška domovina. Im Leitartikel wurde die Liebe zur Kärntner Heimat beschworen. Diese Liebe, Verehrung und Treue zu pflegen sei die Aufgabe der Zeitung, hieß es. Mitte Dezember appellierte die Redaktion, die Zeitung, die die einzige slowenische sei, brav zu lesen und für sie zu agitieren. Ende Januar wurden die Gründe der Zeitungsgründung noch einmal erläutert, denn die einflussreichen Mitglieder des Konsortiums waren sich im Klaren, »dass die Kärntner Slowenen ohne eigene Zeitung nicht sein können«. Die Wochenzeitung polemisierte bald gegen den Koroški Slovenec. Aus Anlass der Landtagswahlen 1921 wurden die Wähler aufgefordert, nicht die »slowenische Partei«, die → Koroška slovenska stranka, zu wählen, denn diese wolle die Bevölkerung wieder ins Kriegsunglück stürzen. In der Pränumerationseinladung im Juli 1921 bezeichnete sie sich als »einzige slowenische Zeitung in Kärnten, die gegen die jugoslawischen Verräter im eigenen Land kämpft«. Ende des Monats führte sie in ihrer Berichterstattung → zweisprachige Ortsbezeichnungen ein (→ »Entethnisierung«). Im September führte sie den Untertitel Neodvisen tednik za koroške Slovence [Unabhängiges Wochenblatt für die Kärntner Slowenen] ein und brachte erstmals auch deutschsprachige Beiträge. Ende des Jahres 1921 und zu Beginn des Jahres 1922 wurde intensiv geworben, die Zeitung in jedes Haus in → Südkärnten/Južna Koroška zu bringen. Ende 1922 ging sie zu einem größeren Format über. Mit dem vierten Jahrgang ging die Zeitung, nun als Monatszeitung, in das Eigentum des Franz Memmer über, der zugleich auch als verantwortlicher Redakteur und Herausgeber firmierte. In der Augustnummer 1924 teilte Memmer den Lesern mit, dass die Zeitung in periodischer Form zu erscheinen aufhören werde und dass »bei Bedarf« einzelne Ausgaben erscheinen würden. Ab der Novembernummer 1924 trug die Zeitung den Titel Koroška domovina – Kärntner Heimat und den Untertitel Neodvisen list za domoljubne Korošce [Unabhängiges Blatt für heimattreue Kärntner]. 1925 (10 Ausgaben) und 1926 (12 Ausgaben) erschien sie als Monatszeitung. Am 6. November 1926 kündigte die Redaktion das Erscheinen des Blattes zweimal pro Monat an. Ab 4. Februar 1927 erschien aber das Blatt wöchentlich. Nach der Gründung des Kärntner Hei-

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matbundes am 17. Juli 1924 im großen Gemeinderatssitzungssaal in Klagenfurt/Celovec übernahm dieser die Zeitung in sein Eigentum. Dem Heimatbund gelang es ab 1. August 1926 eine namhafte Subvention für die Zeitung seitens des Bundeskanzleramtes zu lukrieren. Das Bundeskanzleramt übernahm praktisch die Gesamtkosten. Es kündigte wiederholt die Einstellung der Subvention an. Nach Interventionen konnte der Eigentümer aber diese Subvention bis Ende März 1934 beziehen. Der Kärntner Heimatbund argumentierte, dass es unerlässlich sei, ein slowenisches Organ gegen den Koroški Slovenec und die vielen anderen slowenischen Zeitungen zu haben. Argumentiert wurde auch damit, dass viele heimattreue Bewohner Südkärntens nicht Deutsch beherrschten oder zumindest keine deutsche Zeitung lesen könnten, welche Kärntner Interessen vertreten. Sie bräuchten eine Zeitung in ihrer slowenischen Muttersprache. Die Druckauflage der Koroška Domovina bewegte sich 1927 und 1928 bei 1.000 Exemplaren. Sie hatte ca. 250 zahlende Abonnenten. Als Schriftleiter sind ausgewiesen  : Bernhard Scheidelbauer (deutschsprachiger Teil), Josef Kapsch bzw. Anton Miklitsch (slowenischsprachiger Teil). Lit.: ES (B. Mlakar, Dj. Šmicberger, M. Čepič  : Časopisje  ; J. Dular  : Publicistični jezik). – R. Cefarin  : Beiträge zur Geschichte des kärntnerischen Tagesschrifttums und der Zeitschriften Kärntens, II. in slowenischer Sprache. In  : Car. (1952) 604  ff.; J. Pleterski  : Politični profil koroškega časopisa »Mir«. In  : ZČ X–XI. (1956–1957)  ; F. Vatovec  : Slovenska časniška in časopisna beseda na Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Zbornik poljudnoznanstvenih in leposlovnih spisov. Maribor 1971, 224–343  ; T. Zorn  : Glas pravice – prvi slovenski časnik na avstrijskem Koroškem po plebiscitu. In  : ČZN 11/46 (1975), 323–329  ; A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848– 1900 (= Disertacije in razprave 3/Dissertationen und Abhandlungen 3. Drava). Klagenfurt/Celovec 1979  ; A. Malle  : Slovenska publicistika na Koroškem/Die slowenische Publizistik in Kärnten. In  : Die Brücke Nr. 10, Jg. 5 (1979) 56–60  ; T. Zorn  : Iz pisanja lista »Jugoslovanski Korotan«. In  : Borec XXXIII (1980) 241–247  ; Š. Bulovec [e. a.]  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : F. Brglez [e. a.]  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana, Celovec 1984, 284–299  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996  ; A. Malle  : Akademija slovenskih bogoslovcev. In  : M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 87–167  ; S. Amon, K. Erjavec  : Slovensko časopisno izročilo 1  : od začetka do 1918. Ljubljana, Fakulteta za za družbene vede, 2011. Web  : www.mindoc.eu (Editionen) (7. 8. 2014). Avguštin Malle

Puch, Johann ( Janez Puh, * 27. Juni 1862 Sakušak

[ Juršinci, Prlekija/Štajerska], † 19. Juli 1914 Zagreb),

Puncer, Srečko

Erfinder, Inhaber zahlreicher Patente, Fahrrad- und terski gegen Albin Poznik und dessen Forderung Autopionier, Großindustrieller und Gründer der steiri- zur Gründung eines Königreiches Slowenien und für schen bzw. Grazer Puch-Werke, der 1889 als Schlosser den Föderalismus aus. Am 17. Juli 1870 wurde auf P.s Vorschlag der Jauntaler demokratische Verein = Podjunsko nach Graz gekommen war. Vgl. → Graz. demokratčno društvo als explizit deutsch-slowenischer Lit./Web  : ES (Sandi Sitar  : Puh, Janez). – A. Struna  : Janez Puh – zweisprachiger Verein gegründet, was auch so in den Johann Puch. Avstrijski industrijec slovenskega rodu. Ljubljana 1963  ; S. Statuten festgehalten wurde. Sitar  : Od prvega avtomobila do prve svetovne vojne. In  : Življenje in tehnika, 29, Nr. 2 (1988)  ; K. Šamperl Purg (Hg.)  : Janez Puh – Johann Puch  : človek, ki je svet obrnil na glavo, Katalog, hg. Zgodovinski arhiv. Ptuj 1999  ; B. Brovinsky  : Zgodba o uspehu – Janez Puh (1862–1914). In  : J. Dežman, J. Hudales, B. Jezernik (Hg.)  : Slovensko meščanstvo  : od vzpona nacije do nacionalizacije (1848–1948). Celovec 2008, 201– 206  ; S. Vršič (Hg.)  : Nadaljujemo pot Janeza Puha, hg. vom Društvo rojaka Janeza Puha. Juršinci 2010  ; A. Krbavčič  : Janez Puh ( Johannes Puch)  : velikani motorizacije. In  : Delo, Jg. 53, Nr. 77 (2. 4. 2011), 13  ; K. Šamperl Purg (Hg.)  : Janez Puh – Johann Puch  : človek, izumitelj, tovarnar, vizionar, hg. vom Društvo rojaka Janeza Puha. Juršinci 2012  ; www.johannpuchmuseum.at/  ; www.puchmuseum.at/; www.janezpuh.si/sl/.

Quellen  : Stenographische Protokolle der II. Session aus der II. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt, vom 19. August bis 8. Oktober 1868. Klagenfurt 1868 (Personen-Register, S. X  ; Protokoll der 21. Sitzung der II. Session am 30. 9. 1868, S. 379  f., Protokoll der 26. Sitzung der II. Session am 6. 10. 1868, S. 499 f., Zit. S. 504.; Stenographische Protokolle der ersten Session der dritten Wahlperiode des kärntnerischen Landtags zu Klagenfurt. Vom 20. August bis 2. September 1870. Klagenfurt 1870  ; Stenographische Protokolle der IV. Wahlperiode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt  : Klagenfurt 1877. Lit.: Klagenfurter Zeitung 20. 7. 1870, Nr. 162  ; V. Melik  : Volitve na Slovenskem. Ljubljana 1965, 400, 402  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung, aus dem Slowenischen von I. Vilfan-Bruckmüller (= Anton Gindely Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropa 3). Wien [e. a.] 1997, 427 f.; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten [1848–1914]. Klagenfurt/Celovec 1996, 191, 197, 198, 200 (slowenische Erstausgabe  : Ljubljana 1965, 172, 178–181).

Pucher, Albert (Lebensdaten fehlen), Abgeordneter zum Kärntner Landtag 1867–1872. P. wurde als deutscher liberaler Kandidat in der 2. Wahlperiode 1867–1869 und in der 3. Wahlperiode 1870 im Wahlkreis der Landgemeinden Völkermarkt/ Bojan-Ilija Schnabl  ; Janez Stergar Velikovec, Eberndorf/Dobrla vas, Bleiburg/Pliberk, [Eisen-]Kappel/[Železna] Kapla gewählt sowie im Puncer, Srečko (Feliks, Ps. Braslav Vitogoj, * 6. Mai Wahlkreis der Städte, Märkte und Industrieorte Völ- 1895 Loka pri Zidanem mostu [Laško, Štajerska], kermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk und [Eisen-] † 29. April 1919 Unterlinden/Podlipa bei Haimburg/ Kappel/[Železna] Kapla in der 4. Wahlperiode (1871– Vovbre), Organisator, Literat, Herausgeber. 1877), verzichtete jedoch 1872 auf sein Mandat vor der P. wurde in die Familie eines liberalen und national II. Session. Er war Mitglied des volkswirtschaftlichen bewussten Beamten geboren. 1909 schrieb er sich am Ausschusses. slowenischen Untergymnasium in → Celje ein. Er war P. unterstützte in der 26. Sitzung der II. Session des Mitglied der nationalradikalen Bewegung der preporoKärntner Landtages am 6. Oktober 1868 seine Vorred- dovci (→ Preporod [Wiedergeburtsbewegung]), die die ner Hermann → Mertlitsch und Leobegar Cana- Idee von der Vereinigung der jugoslawischen Nationen val bezüglich der Übersetzung des Kärntner → Lan- in einem Staat vertrat. Er stand der slowenischen Gedesgesetzblattes für zwei Gemeinden und meinte zu sellschaft kritisch gegenüber und forderte ihre moradem durch Artikel 19 des Grundrechtskataloges der lische und soziale Erneuerung. Er vertiefte sich in die → Dezemberverfassung von 1867 gewährleisteten schöne Literatur, versuchte sich in der Lyrik und anaRecht der Gleichberechtigung der Völker der Monar- lysierte gesellschaftliche Phänomene. Auf Vorschlag chie  : von Oberleutnant Rudolf → Maister gründete P. den »Wenn diese Willensbildungen auch richtig wären, literarischen Schülerklub Kondor, dessen Zeitschrift so hat man doch kein Recht, dem Verlangen dieser Savinja er herausgab ( Jänner bis Juni 1914). In ihr Gemeinden entgegenzutreten, denn ein Deutscher, der veröffentlichte er auch seine Beiträge. 1916 machte er französisch spricht, bleibt immer ein Deutscher, und die Kriegsmatura. Weil er für die Front nicht tauglich ein Slovene, welcher deutsch spricht, bleibt immer ein war, diente er in Militärkanzleien, um dann in die OffiSlovene« (vgl. → Abgeordnete). ziersschule aufgenommen zu werden. Ende November Bei einer Wahlkampfveranstaltung der deutschen 1918 folgte P. der Einladung von Oberleutnant Fran Liberalen am 17. Juni 1870 sprach sich P. laut Ple- → Malgaj und gab von Dezember 1918 bis Mai 1919

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Pussarnitz (Požarnica)

in → Völkermarkt/Velikovec das überparteiliche Blatt → Jugoslovenski Korotan heraus (→ Publizistik). Er setzte sich für die vollständige Vereinigung der Serben, Kroaten und Slowenen in einem Staat ein. Mit Beginn der slowenischen Offensive im April 1919 ging P. an die Front. Er kam am 29. April 1919 morgens, in der Meinung, dass das Haus vulgo Mentl in Unterlinden/ Podlipa bei Haimburg/Vovbre in jugoslawischen Händen sei, in die Küche, wo ihm die Hausfrau Franciska Gril (die Mutter von Pavel → Gril) ein Frühstück bereitete. Da wurde das Haus von Abwehrkämpfern umstellt, P. in der Küche überrascht, wehrlos, trotz erhobener Hände wurde er erschossen und mit einem Bajonett an den Fußboden »genagelt«. Neben der Hausfrau war auch deren Tochter Zofija Gril, die Schwester von Pavel → Gril, Augenzeugin des Mordes. Auf Wunsch des → Koroški klub in → Maribor schrieb Zofija Gril (1905–1978) (später verehelicht mit Andrej → Sturm) einen Augenzeugenbericht über die Ereignisse, bei denen das Haus mehrmals von den gegnerischen Kontrahenten jeweils eingenommen und wieder verloren wurde und sie Augenzeugin von P.s Tod geworden war. Diesen, wie sie erzählte, umfangreichen Bericht übergab sie im Jahre 1925 dem Koroški klub in Maribor. Offenbar ist er infolge der Auflösung des Klubs durch die Nazis während des Zweiten Weltkrieges verschollen (vgl. auch Florijan → Ellerdsorfer).

Quelle. Unter Q. verstehen wir Texte, Gegenstände und

Tatsachen, aus denen Kenntnis über die Vergangenheit gewonnen werden kann. Sie sind die Grundsteine historischer und verwandter wissenschaftlicher Arbeiten. Es gibt eine große Zahl von Q. mannigfaltiger Art. Um nur einige Quellengruppen zu nennen  : Wir kennen schriftliche Q., wie z. B. Chroniken, Urkunden und Tagebücher, materielle wie z. B. Münzen, Wappen, Siegel, Denkmäler und Siedlungsformen, und sonstige andere wie z. B. Erscheinungen in den Bereichen von Sitte und Brauchtum sowie die Sprache selbst. Eine ganze Reihe verschiedener humanistischer Wissenschaften befasst sich mit speziellen Quellengruppen, die historische Wissenschaft hauptsächlich mit den schriftlichen, fast immer aber unter Einbeziehung sämtlicher anderer Quellenarten. Die größten Schwierigkeiten bei der Quellenforschung sind Quellenmangel, Beschädigungen der Q., Quellenfälschung wie auch die → Schrift und die Sprache der Q. (→ Archivwesen). Für die Soziolinguistik können viele dieser Quellengruppen von größter Bedeutung sein, die schriftlichen und die mündlichen. Die schriftlichen können auch in der folgenden Weise gruppiert werden  : Den breitesten Einblick in die illiterate Gesellschaft der früheren Zeitalter verschaffen uns die wirtschaftlichen und kirchlichen Q., dazu kommen die rechtlichen, die vieles über alle Gesellschaftsschichten aussagen. Die wirtschaftlichen Q. bieten einen breiten Einblick in das Leben der Untertanen, zu deren Stand auch die Mehrzahl der Quellen  : OKC  : Nachlass  ; mündlich nach Erzählungen ihrer Mutter slowenischsprachigen Bevölkerung Kärntens bzw. die Zofija Sturm, geb. Gril, Katja Sturm-Schnabl. Kärntner Slowenen bis in die späte Neuzeit gehörten. Werke  : Savinja, dijaški list, 1914 (Hg.)  ; Jugoslovenski Korotan, Die wichtigsten davon sind Urbare (Besitz- und Einpolitični list, 1918–1919 (Hg.). Lit.: SBL  ; OVSBL. – F. Roš  : Srečko Puncer, njegovo življenje, delo in nahmeverzeichnisse), Zehentlisten, Stiftsregister, Gültboj. In  : Celjski zbornik 1971–1972, 209–271. bücher u. a. (→ Slovenica im Kärntner Landesarchiv). Bruno Hartmann †, Katja Sturm-Schnabl  ; Üb./Red.: Aus ihnen können Einblicke in soziale sowie sprachKatja Sturm-Schnabl liche Strukturen gewonnen werden. Sie beinhalten Vor- und Familiennamen, Toponyme und Hydronyme Pussarnitz (Požarnica), Ort in der Gemeinde Lurn- (→ Namenkunde  ; → Ortsname sowie → Bergname, feld (Lurnško polje) in Oberkärnten/Zgornja Koroška, → Flurname, → Gegendname, → Gewässername  ; nach dem der Friede von Pussarnitz (Požarniški mir) → Personennamen, karantanerslowenische), slowenivom 25. Jänner 1460 im Erbstreit um das Erbe der sche Begriffe von Abgaben und Maßen, soziale und → Grafen von Cilli (Celjski grofje) zwischen Kaiser sogar rechtliche Begriffe und schildern somit nicht nur Friedrich III. (Friderik III.) und dem Grafen Jo- die Verbreitung der slowenischen Sprache, sondern hann von Görz (Ivan/Janez Goriški) benannt ist, auch die beiderseitige Beeinflussung beider Kärntner welcher zur Festigung der habsburgischen Oberhoheit Sprachen (→ Entlehnung, → Kontinuität). Das gilt und Territorialisierung des Landes beitrug (→ Her- nicht nur für ländliche wirtschaftliche Q. sondern auch, obwohl in geringerer Weise, für jene in den Märkten zöge von Kärnten/Koroška). und Städten (→ Klagenfurter Marktordnung, 1793). Auf soziolinguistischer Ebene wurden diese Q., die soLit.: ES (Bogo Grafenauer  : Požarniški mir).

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Raabtaler Slowenen

wohl in staatlichen wie ländlichen (Österreich) und regionalen (Slowenien) wie auch in verschiedenen kirchlichen Provinzen zu finden sind, relativ gering erforscht. Kirchliche Q. können untereinander sehr verschiedener Art sein. Gründungs- und Schenkungsurkunden der Bistümer, Pfarren, Kirchen und Klöster sowie verschiedene Privilegien sind oft rechtlicher oder wirtschaftlicher Natur. Rein kirchlicher Natur sind z. B. Matrikenbücher (→ Verbrüderungsbuch) und v. a. verschiedene Q. zur → Christianisierung. Aus ihnen kann die Kenntnis über die Verbreitung sprachlicher und ethnischer Gruppen gewonnen werden, wie auch über deren → Bräuche, Sitten, Sprache (kirchliche bzw. theologische Terminologie und deren Entwicklung) und v. a. deren Weg zum Christentum (→ Terminologie, christliche  ; Inkulturation). Zu den bedeutendsten nicht nur kirchlichen Q. dieser Art für den Kärntner und gesamtslowenischen Raum zählen die → Conversio Bagoariorum et Carantanorum [Die Bekehrung der Baiern und Karantaner] und die → Freisinger Denkmäler (slow. Brižinski spomeniki) (→ Altslowenisch, → Karantanerslowenisch). Auch mehrere historiografische Quellen wie Chroniken und Lebensbeschreibungen (von Bischöfen wie auch von den Heiligen) können zu den kirchlichen Q. gezählt werden (→ Abraham, → Methodvita, → Virgil). Diese Art von Q., die hauptsächlich für die Nachwelt geschrieben wurde, umfasst alle Zeitalter ab der Antike. Für den Kärntner und den gesamtslowenischen Raum sind manche schon seit der Zeit der slawischen Besiedlung des Ostalpenraumes vorhanden (→ Slovenia submersa). Von der → Historia gentis Langobardorum [Geschichte der Langobarden] von Paulus Diakonus bis zu Johann Weichhart → Valvasors Werken, die sich mit Kärnten/Koroška befassen, geben uns diese Q. einen breiten Einblick in die Geschichte, → Bräuche, Sitten und Völker ihrer Zeit. Kirchliche und historiografische Q. sind auch auf der soziolinguistischen Ebene in der Regel gut erforscht. Weniger so die rechtlichen Q., wenn auch mehr als die wirtschaftlichen. Rechtliche Q. beinhalten soziolinguistisch relevante rechtliche Begriffe und schildern uns die rechtliche Struktur und Entwicklung einer Gesellschaft. Das sind verschiedene gerichtliche und rechtliche Urkunden aller Gesellschaftsschichten, Gesetze usw. (→ Eidesformeln, → Landesgesetzblatt, → Reichsgesetzblatt, → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden). Eine Unterart rechtlicher Q. bilden die staats- und verfassungsrechtlichen Q. (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; → Landesverfassung 1849  ;

→ Dezemberverfassung 1867, → Vertrag von SaintGermain 1919). Weniger gut erforscht sind auf der soziolinguistischen Ebene dagegen die administrativen bzw. Verwaltungsquellen und die militärischen Q., die uns die jeweilige Terminologie und deren Entwicklung schildern (→ Ortsrepertorium, → Ortsverzeichnis 1860, 1880, 1918). Zu den schriftlichen Q. zählen dazu noch verschiedene private Q. wie Autobiografien, Tagebücher, private Briefe, Postkarten usw. (→ SlovenicaCarinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit). Die Zahl der privaten schriftlichen Q. stieg seit der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ständig, auch in der slowenischen Sprache. Toponyme und Hydronyme schildern uns auch die wichtigsten geografischen Q., die Karten (→ Kataster). Reisebeschreibungen dagegen bieten einen breiteren Einblick, auch in die Bräuche, Sitten und Sprache der bereisten Regionen. Diese letzten beiden Quellenarten sind relativ gut erforscht. Quellen  : HHStA  ; ARS  ; KLA  ; StLA  ; PAMb  ; NAŠMaribor  ; ADG  ; Archiv der Erzdiözese Salzburg. Lit.: E. Zöllner (Hg.)  : Die Quellen der Geschichte Österreichs. Wien 1982  ; I. Grdina, M. Kmecl, V. Melik, K. Rapoša, P. Vodopivec, J. Žontar (Hgg.)  : Dokumenti slovenstva. Ljubljana 1994  ; K. Škrubej  : »Ritus gentis« Slovanov v vzhodnih Alpah. Ljubljana 2002, 76–87.

Žiga Oman

Raabtaler Slowenen, slow. Porabski Slovenci. Literaturüblich in der Regel die Slowenen im ungarischen Teil des Dreiländerecks zwischen Slowenien, Ungarn und Österreich (Burgenland), wobei die Gegend ungarisch Vendvidék genannt wurde (nach der ungarischen Bezeichnung der dort lebenden Slowenen Vendi, wobei die ungarische Bezeichnung mit dem Begriff → »Windisch« verwandt ist). Kozar-Mukič weist darauf hin, dass die Pfarren Neuhaus am Klausenbach (Dobra) und St. Martin an der Raab (Sv. Martin) ursprünglich zum Distrikt Slovenska krajina (ungarisch Tótság) gehörten, jedoch schon bald germanisiert wurden (ähnlich dazu Golec, der darauf hinweist, dass die Pfarren Neuhaus am Klausenbach und St.  Martin bereits Ende des 17. Jh.s germanisiert gewesen seien). Historisch deuten die slowenischen Toponyme im 1919 Österreich zugesprochenen und 1921 angeschlossenen (Süd-)Burgenland bzw. im Bezirk Jennersdorf (Ženavci) auf die sprachlichen und kulturhistorischen Bande dieses Raumes beiderseits der Grenze hin, der jahrhundertelang unter ungarischer (bzw. ungarisch-kroatischer) Krone war. Die historische Multikulturalität dieses Raumes kommt in den drei Ortsnamen Kroatisch-, Deutsch- und

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Rabič, Pavel

Windisch-Minihof zum Ausdruck. Diese teilweise in einigen Orten nunmehr historische Multikulturalität vervollständigen noch die burgenländischen Juden, die Roma sowie die autochthonen Ungarn und die Wlachen der sog. burgenländischen Wlachen-Dörfer (deren Verkehrssprache war lange Zeit Kroatisch). Neben Jennersdorf (slow. Ženavci, ungarisch Gyanafalva) finden sich slowenische Ortsnamen im Raabtal/ Porabje (nach dem Fluss Raab/Raba) und im Doiberbachtal (slowenisch für den Bach Dobra, der Ort Doi­ ber, ung. Döbör) für die Orte Gritsch (slow. Grič, ung. Gersce oder Grics), Kalch (slow. Strugarjevo, ung. Mészvölgy), Krottendorf bei Neuhaus am Klausenbach (slow. Žabja vas, ung. Békató), Mogersdorf (slow. Modinci, ung. Nagyfalva), Neuhaus am Klausenbach (slow. Dobra, ung. Vasdobra), Neumarkt an der Raab (slow. Stankovci, ung. Farkasdifalva), St. Martin an der Raab (slow. Sv.  Martin, ung. Rábaszentmárton), Tauka (slow. Toka, ung. Tóka), Welten (slow. Velika, ung. Velike), Windisch Minihof (slow. Suhi Mlin, ung. Kistótlak), ergänzend angeführt seien die bereits steirischen Orte Fehring (slow. Borinje), Feldbach (slow. Vrbnja) und etwas südlich Aigen (slow. Ig), St. Anna am Aigen (Sv. Ana na Igu), Klöch (slow. Klek) und der Limbach (Ledava). Ferenc u. a. führen noch die Orte Gornja Straža und Spodnja Straža sowie Svetica an, ohne jedoch die entsprechenden deutschen Namen anzugeben (→ Sprachgrenze). Regionaler Zentralort zur Zeit der Monarchie war das ungarische Szentgotthárd (dt. St. Gotthard, slow. Monošter), bedeutende Entwicklungsimpulse gaben die dortigen Zisterzienser ab 1183. Statistisch scheinen Slowenen in manchen Orten noch in der Volkszählung 1900 und 1910 auf. 1938 wurde das Burgenland im Zuge der »Neugliederung der Ostmark« aufgelöst. Dabei wurde der Bezirk Jennersdorf dem steirischen Bezirk Feldbach und der Bezirk Güssing dem Bezirk Fürstenfeld einverleibt. Nach Zorn und Klemenčič scheinen in der Volkszählung 1939 – deren Korrektheit insgesamt von Zorn jedoch angezweifelt wird – nach der Sprachzugehörigkeit (→ Muttersprache) im gesamten Bezirk Feldbach 78 Personen mit »slowenisch«, 37 mit »deutsch und slowenisch« und 3 Personen mit »windisch« auf (insgesamt 118 Personen). Nach der Kategorie »Volkszugehörigkeit sind es 21 Personen. Laut archivalischen Daten der Volkszählungsblätter finden sich diese Personen jeweils vereinzelt in einigen der oben angeführten Orte (Im Bezirk Fürstenfeld sind es nach Sprachzugehörigkeit respektive 25, 8 und 1 Personen, in Oberwart

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respektive 70, 2 und 14, wobei Klemenčič auch die Möglichkeit anführt, speziell in Oberwart handle es sich dabei um Migranten oder um Burgenlandkroaten, die sich entsprechend deklariert hätten). Im modernen Sprach- und Minderheitendiskurs werden die historischen Raabtaler Slowenen aus dem Burgenland nicht behandelt (die durchaus interpretationsbedürftige und unterscheidlich interpretierte Formulierung in Artikel 7 Staatsvertrag von Wien aus 1955 – »Österreichische Staatsangehörige der slowenischen und kroatischen Minderheit in Kärnten, Burgenland und Steiermark« – findet keine Anwendung). Quellen  : Volkszählungsergebnisse 1939 in  : SI-AS-1164, Fond  : Inštitut za narodnostna vprašanja 1824–1995  : 914 (53). Lit.: ES (L. Olas, K. Munda-Hirnök  : Porabski Slovenci  ; J. Hirnök, M. Kozar-Mukič  : Slovensko Porabje). – S. Tornow  : Die Herkunft der kroatischen Vlahen des südlichen Burgenlandes. Berlin 1971  ; T. Zorn  : Prispevek k ljudskemu štetju 1939 leta na zgornjem Štajerskem. In  : ČZN, XLII (1971) 329–335  ; T. Ferenc, M. Kacin-Wohinz, T. Zorn  : Slovenci v zamejstvu. Ljubljana 1974, 174  ; Volksgruppenreport 1976, hg. Österreichisches Volksgruppenzentrum. Wien 1976  ; Österreichische Volksgruppenhandbücher, Burgenländische Ungarn, Band 4, hg. Österreichisches Volksgruppenzentrum. Wien [s.  d.]  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik – zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010, 126–129  ; B. Golec  : Hrvaški etnonim in lingvonim na Slovenskem v 17. in 18. stoletju s posebnim ozirom na Prekmurje. In  : M. Preinfalk (Red.)  : Neznano in pozabljeno iz 18. stoletja na Slovenskem. Elektronska izdaja. Ljubljana 2011, 253 (Digitalisat)  ; H. Brettl  : Nationalsozialismus im Burgenland  : Opfer. Täter. Gegner. Innsbruck, Wien, Bozen 2012, 89.

Bojan-Ilija Schnabl

Rabič, Pavel (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Rabitsch, Johann (* 11. November 1805 Glainach/Glinje [Ferlach/Borovlje], † 24. August 1852 Klagenfurt/ Celovec), Priester, Dechant, Schulaufseher. Nach dem Gymnasium und Lyzeum in → Klagenfurt/Celovec besuchte R. das → Priesterseminar (Priesterweihe am 8. September 1829). Von Juli 1830 bis Juni 1834 war er Kaplan in Feldkirchen (Trg), ab 3. Juni 1834 war er Konsistorialsekretär. Im November 1836 wurde er Konsistorialrat. Im September 1839 wurde er Pfarrer von St. Zeno/Sv. Zeno in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi, Dechant und Schuldistriktsaufseher im Dekanat Unterrosental/Spodnji Rož. Im April 1851 wurde er Stadtpfarrer zu St. *Peter und Paul (Dompfarre) in Klagenfurt/Celovec, Dechant im Kla-

Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah

Fortschritte »in der deutschen Schrift und Orthographie« erkauft seien. Als in Ferlach/Borovlje ein Schulstreit offen ausbrach (Ende März 1850), stellte sich R. in die Reihen jener, die der deutschen Sprache den Vorzug geben wollten. Über Somer äußerte er sich wiederholt negativ, bezeichnete ihn als »exaltierten Slowenen« (1849) und »Ultraslavisten« (1850), der »einigen exzentrischen slawischen Ratgebern in der Hauptstadt Klagenfurt […] mehr als seinem wohlmeinenden Dechant« zutraue, der Ferlach/Borovlje »verwindischen« und »die windischen Kärntnerkinder eine Sprache« lehren wolle, »wie sie der Serbe spricht« (→ Windisch). R. kann als früher Vertreter einer nationalpolitisch motivierten Ansicht bezeichnet werden, wonach die Slowenen in Kärnten/Koroška eine besondere Einheit bilden (→ Windischentheorie). Er verfasste auch Texte (Predigten und vereinzelt Übersetzungen) in einer lokalen Variante der slowenischen Sprache. Quellen  : ADG, KLA.

Radiše, Kulturni dom mit Deportationsdenkmal, Archiv SPD Radiše

SPD Radiše

Theodor Domej genfurter Dekanatsbezirk und Schuldistriktsaufseher. Zugleich wurde er als Domkapitular des Gurker Domkapitels investiert. Er war Mitglied der → Kärntner Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Ackerbaugesellschaft und des Historischen Vereines na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten). Hin- in Radsberg], tätig in Radsberg/Radiše (der gleichnasichtlich der Revolution 1848 nahm R. eine zunächst migen Pfarre und ehemals eigenständigen Gemeinde) von großer Zurückhaltung und Skepsis bestimmte Po- sowie in den umgebenden Dörfern Ober- und Unsition ein (→ Revolutionsjahr 1848). Den Klerus, der terkreuth/Zgornje in Spodnje Rute, Schwarz/Dvorec, ihm im Dekanat mit fast ausschließlich slowenischer Kossiach/Kozje, Tutzach/Tuce, Lipizach/Lipica, We­ Bevölkerung unterstellt war, warnte er einerseits vor rouzach/Verovce. Der slowenische → Kulturverein den sich ihrer Rechte bewusst werdenden Untertanen am Radsberg/Radiše wurde am 14. August 1904 auf und einer Gefährdung des Klerikerstandes  ; anderer- Initiative des hier beheimateten Priesterseminaristen seits aber befürchtete er ein Durchgreifen des Staates Valentin Lakner unter dem Namen Katoliško slogegen Demokraten. Deshalb vertrat er mit Nachdruck vensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer die Meinung, dass seine Mitbrüder dem 1848 behörd- slowenischer Bildungsverein in Radsberg] gegründet. lich zugelassenen Slowenischen Verein (→ Slovensko Hauptziel des Vereins war die Festigung der slowenidružtvo) in Klagenfurt/Celovec nicht beitreten sollten. schen Identität mittels Kulturarbeit in einem damals Bald konzentrierte sich sein Wirken auf die Nationali- gänzlich slowenischen Umfeld. So sollten das religiöse tätenfrage, wobei er eine ablehnende Haltung gegen- Leben und das Volksbewusstsein gestärkt werden, anüber den Vorstellungen und Forderungen der Kärntner ständige Unterhaltungen veranstaltet, für RechtssicherSlowenen einnahm. In → Ferlach/Borovlje kritisierte heit eingetreten und die Mitglieder zu Sparsamkeit und er den Lehrer Gregor → Somer (Sommer), welcher Genügsamkeit erzogen werden. Der erste Vereinsvorsich für die Umsetzung des Erlasses des Unterrichtsmi- sitzende war Jože Šušnik aus Unterkreuth/Spodnje nisteriums vom 2. September 1848 einsetzte, wonach in Rute, sein Stellvertreter war der Priester Vaclav Čeh. den Volksschulen der Unterricht in der → Mutterspra- Die Mitglieder des ersten Vereinsausschusses waren  : che der Schüler zu erteilen sei (→ Schulwesen). Noch Jože Pistotnik, vulgo Mežnar, Jožef Šušnik, vulgo Mitte 1848 hatte er Somer als einen tüchtigen, gut Metaver, Alojz Thaler, vulgo Tončev, Šiman Ogris, ausgebildeten Schulmann bezeichnet, dessen Unter- vulgo Kopajnikov, Andrej Krof, vulgo Oblakov, Blaže richtserfolge im Slowenischen aber durch langsamere Rutnik, vulgo Rožmanov. Als Rechnungsprüfer wur-

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Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah

den Valentin Lakner und Friderik Koban, vulgo Petek, in Kozje/Kossiach gewählt. Die Anfänge eines lose organisierten Kulturschaffens reichen bis in die 80er- und 90er-Jahre des 19. Jh.s zurück. Der Verein begann mit großer Dynamik seine Aktivitäten und so trat bereits bei der Gründungsversammlung einer der ersten Kärntner-slowenischen TamburizzaEnsembles auf (→ Tamburizzamusik). In den ersten Jahren fanden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen mit wirtschaftlich-bäuerlichem, religiös-erzieherischem und kulturellem Inhalt statt. Sehr aktiv war eine eigene kirchliche Sektion, die für das traditionelle slowenische Kirchenleben sorgte. Besondere Verdienste um das Kulturleben hatten die Pfarrer Janez Kogelnik ebenso wie Anton Kaplan aus Mieger/Medgorje und Dr. Janko → Arnejc aus Ebenthal/Žrelec. Vorträge hielten große Persönlichkeiten der Zeit  : Valentin → Podgorc, Janko → Brejc, Vinko → Poljanec, Franc → Grafenauer, Franc → Cukala, Valentin → Rožič. Wichtiger Teil des Vereinswesens waren neben der Pflege des → Volksliedes und des Chorgesanges auch das Laientheater, wobei auch Stücke mit politischem Inhalt aufgeführt wurden (Ne vdajmo se [Geben wir nicht auf  !]) (→ Laienspiel, → Theater, → Chorwesen). Besonderer Wert wurde insbesondere auf die Aus- und Weiterbildung im Slowenischen gelegt. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Donaumonarchie sowie infolge der Auseinandersetzungen um die Grenzziehung (→ Grenzfrage) und der → Volksabstimmung im Jahre 1920 kam es zu empfindlichen Rückschlägen. So gelang erst 1929 eine grundlegende Erneuerung des Vereines unter dem Namen Slovensko prosvetno društvo Radiše [Slowenischer Kulturverein Radsberg] auf Anregung von Vinko → Zwitter und die Wiederbelebung des zwischenzeitlich auf den Kirchengesang beschränkten Chores. Die Leitung des Tamburizza-Ensembles übernahm Anfang der 30er-Jahre Rupi Wrulich, der den Chor zu zahlreichen Gastspielen in der weiteren Umgebung führte. Den neuen Ausschuss bildeten Franz Ogris (Vorsitzender, der bei äußerst zahlreichen Theateraufführungen mitwirkte), Simon/Šiman Wrulich (stellvertretender Vorsitzender), Stefan Koren (Schriftführer) und Alois Thaler (Kassier). Bibliothekar der Vereinsbücherei wurde Janko Tolmaier, der die etwa 400 Bücher, vornehmlich solche der → Mohorjeva, zur Stärkung der Sprach- und → Lesekultur verwaltete. Veranstaltet wurden zudem Koch- und Hauswirtschaftskurse unter der Leitung von Milka

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→ Hartman (vgl. M. M. → Knafelj-Pleiweis). In den folgenden Jahren setzten die Behörden alles daran, die Tätigkeit des Kulturvereins mit Schikanen, Diskriminierungen, Verboten und anderen Mitteln zu behindern. Zudem musste er sich mit Repressalien und Gewaltanwendungen deutschnationaler Kräfte herumschlagen (→ Deutschnationale Vereine). Während der NS-Herrschaft verschärfte sich die Lage und führte im Jahre 1941 zum Verbot jeglicher Vereinstätigkeit und Verwendung der slowenischen Sprache, letztlich zur gewaltsamen Verfolgung und Deportation einiger Familien sowie zum bewaffneten Widerstand (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein Neubeginn. Durch den engagierten Einsatz einzelner Persönlichkeiten und den Zusammenhalt der Gemeinschaft konnte der Verein eine gedeihliche Entwicklung nehmen (seit 1947 wurden über 81 Stücke aufgeführt), ein Kulturhaus wurde 1979 feierlich eingeweiht. Lit.: T. Ogris, M. Ramšak (ur./Red.)  : Na poti v vas = Unterwegs ins Dorf – Kultura na Radišah skozi 90 let = Streifzug durch 90 Jahre Kultur am Radsberg. Hg. Slovensko prosvetno društvo »Radiše«. Klagenfurt/ Celovec 1994  ; Sončne Radiše – glasbena razglednica/Auf dem sonnigen Radsberg – Eine musikalische Ansichtskarte [Tonträger]. 1999  ; Lipa zeleni – Mlado brstenje ob stoletnici/Es grünt die Linde – Junges Sprießen zum Hunderter [Tonträger]. 2004  ; T. Ogris  : Radiše – Preteklost in sedanjost kraja in njegovih ljudi/Radsberg – Vergangenheit und Gegenwart des Ortes und seiner Menschen. Klagenfurt/Celovec, Wien 2009. Web  : www.spd-radise.at (20. 1. 2013).

Tomaž Ogris

Tamburizza-Ensemble, Archiv SPD Radiše

Šiman Wrulih, Archiv SPD Radiše

Raič, Božidar

Wirtschaftsgebäude der Pfarre, heute Kulturzentrum, Archiv SPD Radiše

KS, 2. 10. 1927

Radsberg/Radiše, vgl. Sachlemmata  : → Radiše. Ka-

toliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Ka­­ tho­ lischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg], sowie → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Bildstock  ; → Dreikönigssingen/trikraljevsko koledovanje  ; → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Klagenfurter Feld, die slowenische Mundart der Poljanci  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sattnitz/Gure  ; → Tamburizzamusik  ; Personenlemmata  : → Kogelnik, Ivan  ; → Pogačnik, Jožef  ; → Widowitz, Johann Baptist. Raič, Božidar (Reich, Matija, Ps. Belanec, Raičev B., ić,

Sekulovski, V. Vrlekov, haloški kmet, * 9. Februar 1827 Žvab [Ormož, Štajerska], † 6. Jänner 1886 Ljubljana), slowenischer Priester, Politiker, Volksaufklärer, Sprachwissenschaftler, Publizist, Gymnasiallehrer. R. besuchte das Gymnasium in Varaždin, studierte in Zagreb Philosophie und in Graz Theologie. Neben der Seelsoge war R. Professor am Gymnasium in → Maribor. 1884 war er Landtags- und Reichsratsabgeordneter. R. war Anhänger der illyrischen Bewegung und vertrat die Idee einer einheitlichen gemeinsamen Literatursprache (→ Illyrismus, → Standardsprache). Sein persönliches Leben war der politischen Arbeit für den kulturellen Fortschritt und die nationale Befreiung der Slowenen gewidmet. Seine volkserzieherische

und kulturorganisatorische Tätigkeit und sein politisches Engagement spiegeln sich in seiner Publizistik und in seiner wissenschaftlichen Arbeit wider, die alle dem Kampf um eine selbstständige slowenische Kultur gewidmet waren. R. war einer der Initiatoren der → Tabor-Bewegung der 60er- und 70er-Jahre des 19. Jh.s und zählte zu den beeindruckendsten Volksrednern dieser großen politischen Volksversammlungen. Ihr Ziel war ein vereinigtes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija). Er schloss sich den → mladoslovenci [ Jungslowenen] an. 1875 organisierte er einen großen kroatisch-slowenischen Tabor in Dobrava bei Zavrč, 1881 in Ptuj. Als in der Folge Tabor-Veranstaltungen von den Behörden verboten wurden, organisierte R. in den 1880er-Jahren Gedenkfeiern zu Ehren von B. → Kopitar (23. August 1880), S. → Vraz (8. September 1889), S. → Modrinjak (25. September 1881). Er selbst hielt jeweils die Festreden. An der großen Geburtstagsfeier für Franz → Miklosich (2. September 1882 in Ljutomer) nahmen 5.000 Menschen teil. Vorsitzender des Organisationskomitees war G. → Krek. Im Sinne der einstigen Tabor-Bewegungen entwickelte R. in seiner Festrede ein gezieltes aktualisiertes politisches Programm für die Slowenen, von der Gleichberechtigung der Sprache in Schulen und Ämtern bis hin zum vereinigten Slowenien. Der offiziell anwesende Bezirkshauptmann Trautvetter konnte nur mit großem Geschick von G. Krek daran gehindert werden, die Rede abbrechen zu lassen. R. war der Erste, der eine Einbindung der in der ungarischen Reichshälfte lebenden Slowenen (Prekmurje [Übermurgebiet], Porabje [Raabtal]) in das gesamtslowenische Territorium andachte und einforderte (→ Raabtaler Slowenen). R. gehörte zu den wichtigsten Autoren in der Zeitschrift Naprej [Vorwärts] und im → Slovenec in Klagenfurt/Celovec. Er veröffentlichte seine kulturpolitischen und kritischen Beiträge in damals erscheinenden slowenischen Zeitungen und Zeitschriften. Wegen seiner entschiedenen und kompromisslos formulierten Einforderungen der nationalen Rechte der Slowenen verlor er seinen Posten als Gymnasiallehrer. Werke  : Temelj ruskoga jezika. Za slovence predelal po Hankovih »Načala« […]. Zagreb 1851. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega knjižnega jezika. Ljubljana 1936, 118–120  ; Z. Vrbnjak  : 90-letnica prvega slovenskega taborja. In  : Pomurski vestnik (1958) 20  ; J. Ftičar  : Delež Božidarja Raiča v mladoslovenskem gibanju. In  : V. Vrbnjak  : Svet med Muro in Dravo. Maribor 1968, 346–381  ; K. Sturm-Schnabl  :

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Rainer, Matevž

Der Briefwechsel Franz Miklosisch’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, S. 474, Anm. 1 und S. 606, Anm. 1. Katja Sturm-Schnabl

Rainer, Matevž, → Bürgermeister der Gemeinde

Augsdorf/Loga vas.

Quellen  : KS 2. 10. 1927  ; KS 19. 10. 1927  ; KS 6. 11. 1935  ; KS 4.

12. 1935.

Rainer, Valentin, vulgo Oran (Vereinsobmann, Kul-

turaktivist), → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Rack (Rak), Josef, Appellationsrat aus St. Andrä i.  L. (Šentandraž v Labotski dolini), laut Apih einer von zwei gebürtigen Slowenen aus Kärnten/Koroška, die 1848 in den Reichsrat gewählt wurden. Vgl. → Abgeordnete. Lit.: J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana  : 1888, 150, 192, 193, 198 (www.dlib.si, URN:NBN:SI:DOC-1R2UKD7I)  ; Verhandlungen des österreichischen Reichstages nach der stenografischen Aufnahme, 5 zv. (Wien  : k. k. hof- und Staatsdruckerei, 1848–1849).

Randeu, Julka (Organistin, Kulturaktivistin), → Schwa­begg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Ramovš, Fran (* 14. September 1890 Ljubljana, † 16.

September 1952 Ljubljana), Sprachwissenschaftler (Slowenist, Slawist und Komparatist im Bereich der Indoeuropäistik), Universitätsprofessor, Mitglied der SAZU und korrespondierendes Mitglied zahlreicher europäischer Akademien und sprachwissenschaftlicher Vereinigungen, so auch einer US-amerikanischen (1948). R. studierte Sprachwissenschaften in Wien (1910/1911) und in Graz (1911–1914), wo ihn Professor Meringer zur Forschungstätigkeit animierte und wo er 1912 seine Dissertation und 1914 seine Habilitation verfasste. In den Ferien forschte er zu den slowenischen → Dialekten, 1913 exzerpierte er protestantische Unikate in Büchereien in Deutschland und in Dänemark. Zum Doktor der Philosophie konnte er erst nach dem 8. Semester im Jahr 1914 promovieren. Das Thema seiner Dissertation war die Entwicklung der urslawischen reduzierten Vokale im Slowenischen. Im selben Jahr bereitete er auch seine Habilitationsschrift

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über die moderne Vokalreduktion im Slowenischen für den Druck vor, die jedoch wegen des Beginns des Ersten Weltkriegs erst 1918 unter dem Titel Slovenische Studien erscheinen konnte. Im Oktober 1915 wurde er zum Militär eingezogen und an die Soča-/Isonzofront geschickt, wo er völlig geschwächt nach einer einjährigen Rekonvaleszenz in Wien aus dem Militärdienst entlassen wurde. Die Folgen spürte er jedoch sein ganzes Leben lang bis zu seinem verfrühten Tod. Nach seiner Habilitation Anfang 1918 wurde ihm die Stelle eines außerordentlichen Professors in Černivci (Czernowitz) in der Ukraine angeboten, doch wies er dieses Angebot wie später in Wien (1923) und in Prag (1927) ab und kehrte aus Graz nach Ljubljana zurück. Dort schloss er sich nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie den Vorbereitungen zur Gründung der slowenischen Universität an, wo er 1919 einer der vier ersten Professoren war und wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Am 3. Dezember 1919 hielt er seinen ersten Vortrag über slowenische Sprache. Dieser Tag, der auch der Geburtstag von France → Prešeren ist, wird von der Universität Ljubljana als Festtag begangen. Er war Professor für indoeuropäische und slawische Sprachwissenschaften und hielt zudem Vorlesungen zu Akzentstudien und zur allgemeinen Phonetik sowie zwei Jahre lang auch Vorlesungen zur komparativen Grammatik indoeuropäischer Sprachen. Die ersten zwei Jahre war er zudem auch Geschäftsführer der Universität. 1921 war R. unter den Gründungsmitgliedern des Znanstveno društvo za humanistične vede [Wissenschaftlicher Verein für humanistische Studien] und dessen erster Sekretär. Im Studienjahr 1926/27 war er Dekan der philosophischen Fakultät, 1934–35 Rektor der Universität. In dieser Funktion regte er auch die Gründung der Slovenska akademija znanosti in umetnosti (SAZU) [Slowenische Akademie der Wissenschaften und Künste] an. Da sein Vorschlag nicht angenommen wurde, trat er von seiner Funktion zurück. Seine Bemühungen um die Gründung der Akademie setzte er fort, und so zählte er bei ihrer Gründung 1938 zu ihren ersten ordentlichen Mitgliedern, war 1945–50 deren Erster Sekretär und von 1950 bis zu seinem Tod deren Präsident. In den Jahren 1945–52 leitete er das Inštitut za slovenski jezik [Institut für slowenische Sprache] an der SAZU und erstellte ein weitreichendes Arbeitsprogramm, das bis heute nicht gänzlich umgesetzt ist. Seit 1986 ist das Institut nach ihm benannt. R. publizierte von 1914 bis 1952 und schrieb eine Vielzahl von Abhandlungen, die Mehrzahl zu Laut-

KS, 2. 10. 1927

Randl, Matthias

Fran Ramovš, NUK

und Akzentforschung sowie zur Formenlehre, und er publizierte auf Slowenisch sowie in weiteren europäischen Sprachen. Die Abhandlungen sind in zwei Büchern veröffentlicht  : Zbrano delo [Gesammelte Werke] I und II, erschienen bei der SAZU 1971 bzw. 1997. Seine Monografien umfassen u. a. Werke zum Konsonantismus, zu den slowenischen Dialekten mit einer Dialektologischen Karte der slowenischen Sprache, Morfologie, Rechtschreibung (zusammen mit Breznik), zur Sprachgeschichte und den → Freisinger Denkmälern. Äußerst umfassend ist auch seine herausgeberische Tätigkeit. R. berücksichtigte in allen seinen dialektologischen und sprachhistorischen Werken das sprachliche Material aus Kärnten/Koroška. In seinem Werk Dialekti [Dialekte] stellt er synthetisch alle slowenischen Dialekte der Kärntner → Dialektgruppe dar, das sind der → Gailtaler (ziljsko narečje), der → Rosentaler (rožansko narečje), der → Obir- (obirsko narečje), der → Jauntaler (podjunsko narečje), der → Mießtaler (mežiško narečje) und der → Remšenik-Dialekt (remšniško narečje). Hinzu zählt er den slowenischen Dialekt des Resia/ Rezija-Tals (→ Resianischer Dialekt/rezijansko narečje), der ein Übergangsdialekt zu den Dialekten der Dialektgruppe der Primorska (Küstenland) ist. In seiner Abhandlung Karakteristika slovenskega narečja v Reziji [Charakteristik des slowenischen Dialektes des RezijaTals] bewies er dessen slowenischen Ursprung sowie die Verwandtschaft mit älteren sprachlichen Merkmalen des Gailtaler und den jüngeren Merkmalen der slowenischen Dialekte von → Gorizia/Gorica/Görz (goriško narečje) und der Venezia Slava/Benečija (beneško narečje). In seiner Abhandlung O pomembnosti nekaterih pojavov v slovenskih narečjih na Koroškem [Über die Bedeutung einiger Merkmale der slowenischen Dialekte in Kärnten] hob er die Bedeutung außersprachlicher Faktoren hervor (Geschichte, Geografie, Kirche und Verwaltung), die die Dynamik der Sprache beeinflussen und den Umfang der Veränderungen in der Sprache und die für das Verständnis der Sprachgeschichte relevant sind, vor allem jene Merkmale, die die archaischen slowenischen Dialekte aufweisen und die ohne Zweifel slowenisch sind. In diesem Zusammenhang definierte er auch den historischen Begriff → »Windisch« und dessen deutschnationale Interpretation (→ Windischentheorie). In seiner fundierten sprachwissenschaftlichen Abhandlung Zanimiv koroško-slovenski rokopis [Eine interessante Kärntner-slowenische Handschrift] bewies er für 147 Blatt einer Handschrift, die in Diex/

Djekše gefunden wurde, dass sie wahrscheinlich Mitte des 18. Jh.s im unteren → Gailtal/spodnja Ziljska dolina entstanden war, dass deren sprachliche Grundlage die Dolenjska (Unterkrain) darstellt und dass es sich dabei folglich um eine Abschrift slowenischer protestantischer Texte handelt (→ Protestantismus). Von seinem Forschungsansatz her zählt R. zu der junggrammatischen Schule, dabei rezipierte er kreativ neuere sprachwissenschaftliche Ansichten und begann damit eine neue Ära in der slowenischen Sprachwissenschaft. Sein umfangreiches sprachwissenschaftliches Opus, das im slowenischen Sprachraum und international anerkannt ist, seine brillante pädagogische Tätigkeit, sein aufopferungsvolles organisatorisches Wirken, seine außerordentlichen Führungsqualitäten sowie sein aufrichtiger Charakter machen aus R. eine der großen slowenischen Persönlichkeiten weit über den Rahmen der Sprachwissenschaften hinaus. Werke  : Zbrano delo I (Hg. T. Logar, J. Rigler), Zbrano delo II (Hg. J. Toporišič, Register von I. Orel). Ljubljani 1971 (Band I) und 1997 (Band II)  ; Zanimiv koroško-slovenski rokopis. In  : ČJKZ 2 (1920) 282– 295  ; Historična gramatika II  : Konzonantizem. Ljubljana 1924  ; Karakteristika slovenskega narečja v Reziji. In  : ČJKZ 7 (1928)  ; Dialektološka karta slovenskega jezika. Ljubljana 1931 (72 S. + 1 Karte)  ; Historična gramatika VII  : Dialekti. Ljubljana 1935  ; Slovenski pravopis (zusammen mit A. Breznik). Ljubljana 1935  ; Kratka zgodovina slovenskega jezika I. Ljubljana 1936  ; Brižinski spomeniki (zusammen mit M. Kos). Ljubljana 1937  ; O pomembnosti nekaterih pojavov v slovenskih narečjih na Koroškem. In  : Koroški zbornik, 1946  ; Slovenski pravopis (Mitarbeit). Ljubljana 1950  ; Morfologija slovenskega jezika. Ljubljana 1952 (Skriptum nach seinen Vorlesungen 1947–48 und 1948–49 [Hg. B. Pogorelec, P. Merku, M. Sovre]). Lit.: ES  ; SBL.

Vera Smole  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Randl, Matthias (Matija, * 23. Februar 1847 Šentpavel

[Prebold, Štajerska], † 4. August 1927 Eberndorf/Dobrla vas), Propst von Eberndorf/Dobrla vas, Generalvikar der Abstimmungszone A. R., gebürtig aus der Untersteiermark/Spodnja Štajerska, besuchte das Gymnasium in → Celje, wo er im August 1869 die Reifeprüfung ablegte. Während des einjährigen freiwilligen Militärdienstjahres 1869/1870 begann er an der Universität Graz mit dem Studium der Theologie. Am 16. September 1870 suchte er um die Aufnahme in das → Priesterseminar der Diözese → Gurk/Krška škofija in Klagenfurt/Celovec an, wo er sein Theologiestudium auch vollendete. R. wurde am 20. Juli 1873 zum Priester geweiht. Nach Kap-

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Rapallo, Grenzvertrag von

lansjahren in Lavamünd/Labot und Treffen/Trebinja wirkte er von 1878 bis 1885 als Provisor in Neuhaus/ Suha und von 1885 bis 1905 in → Schwabegg/Švabek. Vom 12. Oktober 1905 bis zu seinem Tod fungierte er als Propstei-Pfarrer in Eberndorf/Dobrla vas und war in jener Zeit an der Gründung der → Sodaliteta in → Tainach/Tinje mitbeteiligt. In der Folge des Ersten Weltkrieges wurden Teile Kärntens von SHS-Truppen besetzt  ; nach dem Rückzug dieser Verbände kam es zu Ausschreitungen der Kärntner Volkswehr und auch der Zivilbevölkerung gegen Kirchengut und Geistliche (→ Vertreibung 1920). Propst R. wurde von diesen Ereignissen ebenfalls betroffen und war fünf Wochen auf der Flucht. Am 29. Juli 1919 ernannte ihn Bischof → Hefter zum Generalvikar für den von Truppen des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen besetzten Teil von Kärnten/Koroška. Das Staatsamt für Kultus und Unterricht (Oddelek za uk in bogočastje) in Ljubljana schlug kurze Zeit später die Besetzung des Generalvikariats mit Martin → Ehrlich vor. R. veröffentlichte vor der → Volksabstimmung ein Sendschreiben, mit dem Titel Dolžnosti vernika na dan plebiscita [Die Pflichten des Gläubigen am Tag des Plebiszits], in dem er der Bevölkerung aus religiösen, nationalen und wirtschaftlichen Gründen ein Votum zugunsten des SHS-Staates am 10. Oktober 1920 nahelegte. Gegen den Inhalt dieses Schreibens erhob der Gurker Bischof scharfen Protest, ersuchte R. jedoch, sein Amt weiterhin zu versehen. Quellen  : ADG.

Werke  : Dolžnosti vernika na dan plebiscita [Pflichten der Gläubigen

am Tage der Volksabstimmung], [Oktober 1920]. Lit.: SBL  ; OVSBL. – Prošt Matija Randl. In  : Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 285–288  ; A. Malle  : O dolžnosti vernikov in narodni disciplini. Zapleteni odnosi med krškim ordinariatom in koroškimi Slovenci v prvem desetletju po zlomu monarhije odnosno po plebiscitu [mit deutscher Zusammenfassung]. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Problemfelder der Geschichte und Geschichtsschreibung der Kärntner Slovenen. Problemska polja zgodovine in zgodovinopisja koroških Slovencev. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995, 33–75  ; S. Trießnig  : Der Kärntner slowenische Klerus und die nationale Frage 1920–1932. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2000, 31–34  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt – Kulturkampf – Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921. Klagenfurt 2002, 167–181. Peter G. Tropper

Rapallo, Grenzvertrag von, vgl. Sachlemmata  : → Vertrag von Saint-Germain  ; → Jugoslawien  ; → Kanaltal (Val Canale/Kanalska dolina).

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Rapold, Andrej, vulgo Pasterk (Vellach/Bela), Verein-

sobmann, Kulturaktivist, → Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein].

Rauber, Christoph (Ravbar, Krištof, * 11. März 1478

Trieste/Trst/Triest  ; † 26. Oktober 1536 Wien), Bischof von Ljubljana, Diplomat, Humanist, Kriegsmann. R. entstammte der krainischen Adelsfamilie R. von Plankenstein, die es im 14. und 15. Jh. durch die Kapitanate über Pazin (Pisino/Mitterburg) und → Trieste/ Trst/Triest zu Ansehen gebracht hatte. Seine Mutter Dorothea, die aus dem nicht wohl beleumdeten Rittergeschlecht der Luegg (Lienz, Luger, Log, Logarji) hervorging, war die Schwester der Mutter von Sigismund → Herberstein. R. wurde als Zehnjähriger (!) nach dem Tod der ersten Bischofs von → Ljubljana, Sigismund von Lamberg, erwählt und 1494 als dessen Nachfolger bestätigt  ; für den Erwählten (electus), der von 1491 bis 1501 in Padova Kirchen- und Zivilrecht studierte, führte bis mindestens 1505 ein Koadjutor die Amtsgeschäfte. Zwischen 1509 und 1512 versah R. das Amt eines Koadjutors in → Seckau, danach war er bis 1536 Administrator des genannten Bistums, parallel dazu fungierte er zwischen 1508 und 1536 als Kommendatarabt des Stiftes Admont. R. war hochbegabt, eloquent, geschmeidig, polyglott und humanistisch gebildet – Eigenschaften, die ihn für den höheren diplomatischen Dienst prädestinierten  ; Maximilian I. setzte ihn ab 1504 gezielt für diffizile Missionen ein, darunter zum spanischen König Ferdinand oder zu Papst Julius II. oder nach Polen zu König Sigismund I. R. war in die Vorbereitungen und die erfolgreiche Abwicklung des Wiener Fürstenkongresses 1515 anlässlich der Doppelhochzeit zwischen den Häusern Habsburg und Jagiello involviert. 1516 empfahl R. für die diplomatische Mission ins Moskauer Reich an seiner Stelle seinen Cousin Sigismund Herberstein. Für die Vielseitigkeit und den strategischen Pragmatismus des Bischofs von Ljubljana sprechen auch seine Kampferfahrung in kriegerischen Einsätzen gegen die Venezianer und die Osmanen, seine politischen Ämter als Landeshauptmann von → Krain/Kranjska (1529/1530), seine Statthalterschaft über Niederösterreich (1532–1536) und nicht zuletzt sein Mäzenatentum und sein Engagement für die Einführung des Humanismus an der Wiener Universität. Seine Verdienste für diese Institution wurden in mehreren Dedikationen besungen. Als Bischof von Ljubljana bemühte sich R., die kulturelle und Bildungssituation des Landes zu

Rauter, Flora

verbessern sowie die humanistische Geistesströmung zu etablieren. Dem Reformglauben, der sich bereits zu Beginn der 1520er-Jahre in seiner Diözese auszubreiten begann, versuchte R. mit Verboten zu begegnen  ; dass er aber durchaus auch Reformbedarf in der römischen Kirche sah, davon zeugt R.s Teilnahme an jener Kommission in Regensburg, die 1524 die Anzahl der kirchlichen Feiertage beschränkte. R.s Freundschaft mit dem Antiquar, Epigrafiker und Architekten Augustinus Tyfernus widerspiegelt sich nicht nur in der Auftragsvergabe für die Erbauung des Tuscullums in Gornji grad (Obernburg), sondern auch in der Errichtung eines Renaissancegrabes und einer -kapelle (Andreaskapelle) noch zu seinen Lebzeiten (1527) ebendort, wohin R. nach seinem am 26. Oktober 1536 in Wien ereilten Tod überführt und wo er um den 11. November 1536 begraben worden ist. Quellen  : J. Weichard Valvasor  : Die Ehre des Herzothums Crain. Das ist wahre, gründliche und recht eigendliche Belegen- und Beschaffenheit dieses Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes. Laybach 1689  ; Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Amon  : Die Bischöfe von Graz-Seckau 1268– 1968. Graz/Wien 1969, 210 f.; R. Schäffer  : Der Admonter Abtwahlstreit 1501–1519. Ein Beitrag zur landesfürstlichen Kirchenpolitik der Steiermark in der Reformation. In  : B. Sutter (Hg.), Die Steiermark im 16. Jahrhundert, Beiträge zur landeskundlichen Forschung 27. Graz 1979, 19–69  ; P. Simoniti  : Humanizem na Slovenskem in slovenski humanisti do srede XVI. stoletja. Ljubljana 1979, 61–68  ; M. Wakounig  : »… hab ich teutsch und windisch gelernnet …« Zur Herkunft und zu den kulturellen Wurzeln von Sigismund von Herberstein. In  : Russland, Polen und Österreich in der frühen Neuzeit. Festschrift für Walter Leitsch zum 75. Geburtstag. Wien/Köln/Weimar 2003, 15–30  ; P. Simoniti  : Med humanisti in starimi knjigami, Razprave in eseji 59. Ljubljana 2007, 93–98  ; P. Simoniti  : Humanismus bei den Slovenen. Slovenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Zentraleuropa-Studien 11. Wien 2008, 78–88.

Marija Wakounig

Rauter, Flora (* 4. Mai 1896, Hart/Ločilo bei St. Le-

onhard bei Siebenbrünn/Št.  Lenart pri sedmih studencih [Arnoldstein/Podklošter], † 27. Oktober 1996 Villach/Beljak), Schneiderin, Volkspoetin und Autorin. R., geb. Simonič, verbrachte die ersten beiden Lebensjahre mit ihren Eltern im Hause ihrer Großmutter im Geburtsort Hart/Ločilo. Ihr Vater war Eisenbahner und übersiedelte mit der Familie knapp zwei Jahre nach ihrer Geburt nach Unzmarkt in der Steiermark, wo R. gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Lojzej die Schule besuchte (→ Binnenwanderungen). Nach Rückkehr der Familie nach → Villach/Beljak setzte sie ihre Schulausbildung in der 4. Schulstufe fort. Dann übersiedelte die Familie, die sich inzwischen um ein

weiteres Kind vergrößert hatte, nach Sv.  Lucija ob Soči in Slowenien, wo R. eine zweiklassige slowenische Schule besuchte. Nach dem Schulabschluss war sie kurz als Kindermädchen tätig. Danach erlernte sie zwei Jahre lang das Schneiderhandwerk, war aber anschließend in Rijeka als Kindermädchen beschäftigt. Bald kehrte sie nach Hause zurück und arbeitete wieder als Näherin. Durch Zufall lernte sie eine wohlhabende Frau jüdischer Abstammung, Klara Vondörfer, aus dem tschechischen Kutna hora kennen, die ihren Verwandten in Sv.  Lucija einen Besuch abgestattet hatte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Zivilbevölkerung von Sv.  Lucija evakuiert. Auf Einladung von Frau Vondörfer kam R. am 15. Mai 1915 nach Kutna hora, wo sie in deren Familie als Zimmer- und Hausmädchen aufgenommen wurde. Gegen Ende des Jahres 1917 kehrte R. nach Kärnten/Koroška zurück und hielt sich für kurze Zeit als Näherin in Unterferlach bei Ledenitzen/Spodnje Borovlje pri Ledincah, nahe dem Faaker See/Baško jezero, auf. Schließlich ließ sich ihre Familie in Winkl bei St. Jakob im Rosental/ Kot pri Št.  Jakobu v Rožu nieder. Dort lernte R. den Musiker und späteren Komponisten Franz → Rauter aus Winkl bei St. Jakob im Rosental/Kot pri Št. Jakobu v Rožu kennen und heiratete ihn 25-jährig im Herbst 1921. Aus ihrer Ehe gingen drei Töchter hervor  : Hilde, Mimi und Frieda. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Ein Zubrot für die Familie verdiente sich R. als Schneiderin und Kranzbinderin. 1965 verstarb ihr Gatte. Als 80-Jährige wurde sie von ihrer Tochter Hilde nach Villach/Beljak geholt, wo sie zunächst eine kurze Zeit in einem Pfarrhof lebte. Fast zwei Jahrzehnte lang wurde sie im Haushalt ihrer Tochter liebevoll betreut. Die letzte Zeit ihres Lebens verbrachte R. in einem Pflegeheim in Villach/Beljak. Die dichterisch veranlagte R. schrieb volkstümliche Gedichte in slowenischer und deutscher Sprache zu unterschiedlichen Anlässen. Sie verfasste nach eigenen Angaben etwa 100 slowenische und 100 deutsche Gedichte, wovon einige zu bestimmten Anlässen entstanden (Gelegenheitsliteratur). Einige ihrer frühen Gedichte gingen verloren. Thematisch zeigen sich in ihrem Werk v. a. ihre enge Verbindung zum Oberen → Rosental/Zgornji Rož und dem Raum um den Faaker See/Baško jezero. Die Gedichte beschäftigen sich mit der Natur und autobiografischen sowie religiös ausgerichteten Motiven. Nach persönlichen Angaben wurden einige ihrer Texte von ihrem Gatten Franz Rauter vertont und erhielten allmählich volkstümli-

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Rauter, Franc

chen Einschlag. Ihre slowenischen Gedichte in Aus- außergewöhnliche musikalische Begabung wurde schon wahl mit dem Titel Kot zemljo orje Bog srce wurden in der Volksschule von St. Jakob/Šentjakob erkannt. Mit 1991 in einer Bearbeitung von Tone Pretnar und 14 Jahren kam er an das Konservatorium in Wien, wo Herta Lausegger veröffentlicht. Ihre Gedichte, die er Geige, Klarinette, Klavier und Musiktheorie belegte. nicht aufgenommen werden konnten, sind 1993 in der Seine Studien setzte er am Prager Konservatorium fort. Sammlung V dolini pod Jepo im Selbstverlag erschienen. Nach Beendigung des Studiums im Jahr 1905 begann ein Ihre deutschsprachigen Gedichte im Büchlein »Wie Wanderleben als Orchestermusiker, Lehrer und Chordie Lerche möchte ich singen« gab die Familie 1992 im leiter. Schon 1906 leitete er ein Tamburizza-Ensemble Selbstverlag in Villach/Beljak heraus. R. schrieb ferner in Rosenbach/Podrožca, einen Chor in → Ljubljana, auf Drängen der drei Töchter ihre Erinnerungen nieder, einen Burschenchor in St.  Jakob/Šentjakob v  R., die die mit 17. März 1983 in Villach/Beljak datieren. Villacher Stadtkapelle und den Männerchor MorgenDen kulturellen Bestrebungen der Krščanska kulturna röte in → Villach/Beljak. Es folgten Engagements als zveza [Christlicher Kulturverband] in Klagenfurt/Ce- Geiger in Ljubljana, Sofia, Konstantinopel, Budapest lovec ist es zu verdanken, dass das slowenischsprachige und 1913 am Königlichen Nationaltheater in Belgrad. Werk von R. durch die Serie Tako smo živeli 1995 der Zwischendurch war er Primgeiger der OrchestervereinsÖffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Samm- kapelle von Villach/Beljak. In der Zwischenkriegszeit lung enthält Autobiografisches, Geschichtliches, Erin- spielte er eine Zeit lang im Orchester des Stadttheaters nerungen an das bäuerliche Leben, volkstümliches Er- → Klagenfurt/Celovec. Arbeitslos geworden, verdiente zählgut aus mündlicher Überlieferung, → Brauchtum, er seinen Lebensunterhalt als Gelegenheitsmusiker auf Beschreibung der → Gailtaler Tracht (ziljska noša) u. a. → Kirchtagen und Hochzeiten. Nach dem Zweiten Für ihr Lebenswerk wurde R. 1993 von der Krščanska Weltkrieg erteilte er Musikunterricht in Drobollach/ kulturna zveza mit dem Janežič-Preis ausgezeichnet. Drobolje und von 1951 bis 1964 an der Hauptschule von St. Jakob/Šentjakob v Rožu. R. war seit seiner StuWerke  : Flora Rauter  : Rožanske pesmi. In  : Družina in dom  : dienzeit ein fruchtbarer Komponist. Im Laufe der Jahre dvomesečnik Mohorjeve družbe Celovec, 41/1 (1990), 15  ; Kot zemljo orje entstanden zahlreiche Ouvertüren, Walzer, Polkas, MärBog srce. Pesmi. Izbrala, uredila in za tisk pripravila Tone Pretnar in sche, Mazurkas und einige Chorlieder. Seine besondere Herta Lausegger, Celovec/Dunaj 1991, 68 S.; Kot Miklova Zala. In  : Družina in dom  : dvomesečnik Mohorjeve družbe Celovec, 42/7 (1991), Liebe galt der Blasmusik. Außerdem vertonte er einige 15  ; Wie die Lerche möchte ich singen. Villach, Eigenverlag 1993  ; V doder etwa 100 slowenischen und ebenso viele deutsche lini pod Jepo. Red. von H. Maurer-Lausegger. Villach, Eigenverlag Gedichte seiner Frau Flora → Rauter und war Mit1993, 57 S.; Flora Rauter, rojena 1896. In  : M. Makarovič (Hg.)  : Tako begründer des slowenischen Bildungsvereins → Kot, des smo živeli  : življenjepisi koroških Slovencev 3. Celovec 1995, 9–105. heutigen Slowenischen Kulturvereins Rož (→ ChorweLit.: H. Lausegger  : Življenjska pot Flore Rauter – Pesniško ustvarjanje. In  : Kot zemljo orje Bog srce. Celovec/Dunaj 1991, 53–55  ; Flora Rauter  : sen, → Kulturvereine, → Lied, → Tamburizzamusik). Dežela ob Dravi. In  : DiD 47/5 (maj 1996) 15  ; M. Makarovič  : Flori Rauter v slovo. In  : Naš tednik 48/45, 8. november 1996, 11. Web  : Flora Rauter. In  : Slovenska literatura na Koroškem. URL  : www.slolit.at/druga_lirika/autor/flora_rauter. Herta Maurer-Lausegger

Rauter, Franc (* 8. Jänner 1884 Winkl bei St.  Jakob

im Rosental/Kot pri Št. Jakobu v Rožu, † 5. Juni 1965 ebd.), Musiker, Komponist, Pädagoge. R.s Vater war Landwirt, Sägewerks- und Mühlenbesitzer. In 29 kleinformatigen, eng beschriebenen Tagebuchheften, die die Jahre 1903 bis 1920 umfassen, hielt R. alles fest, was ihm wichtig schien  : seine Bergtouren, Reisen, Begegnungen mit bedeutenden Persönlichkeiten, Engagements als Orchestermusiker, das Weltgeschehen, vor allem aber seine unzähligen Jagderlebnisse mit detaillierter Aufzählung aller erlegten Wildtiere. Seine

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Quellen  : Tagebücher 1903–1920.

Lit.: Die Kärntner Landsmannschaft 2 (1980)  ; Šentjakobski vižarji in skladatelji. Celovec 1984  ; Naš tednik 5 (1984)  ; V. Lokar-Lavrenčič, H. Gabriel  : Po sledeh tamburaštva na Koroškem. Celovec, KKZ, 2005, 236 (22011).

Janko Zerzer

Rauter, Vinko, vulgo Vedenič (Mellach/Mele), Kulturaktivist, → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]. Ravne na Koroškem, bis 1952 Guštanj (dt. hist. Gut-

tenstein), Industrieort in der spodnja Mežiška dolina (Unteres Mießtal) an der Straße Dravograd (Unterdrauburg) – Prevalje (Prävali), Sitz der gleichnamigen Gemeinde.

Ravne na Koroškem

www.rav.sik.si

Das Umland von Ravne war bereits seit der Antike besiedelt, da durch den Ort eine römische Straße führte, die Celeia (das heutige → Celje) mit Juena (dem Hemmaberg/Sv. Hema bei Globasnitz/Globasnica) in Kärnten/Koroška verband. Das bestätigen auch archäologische Funde römischer Keramik, von Mosaiksteinen, Ziegeln und Münzen im Bereich des heutigen Eisenwerkes. Bereits damals war das Hüttenwesen entwickelt, das in der Folge im Mittelalter die Grundlage des dortigen Handwerks und später der Industrie bilden sollte. Die ersten Eigentümer von Guštanj und seines Umlands waren die Bischöfe von → Bamberg. Diese errichteten über der Talenge der Meža (Mieß) die Burg Guštanj (Gutenstein) und überließen sie als Lehen dem Geschlecht der Ort, die hier ihre Ministeriale, die Herren von Guštanj (Guttenstein) einsetzten. Als erster wird 1248 Dietrich von Guttenstein (Ditrih Guštanjski) urkundlich erwähnt. 1281 überließen die Bischöfe von Bamberg die Burg der Herrschaft von Heunburg/Vovbre, von denen sie 1322 die → Grafen von Cilli (Celjski grofje) übernahmen und bereits 1322 den Auffensteinern abtraten. Wahrscheinlich verloren die Bamberger die Herrschaft über Guštanj im 14. Jh. Der ursprüngliche Umfang der Herrschaft Guštanj entspricht dem späteren Umfang des Gerichtsbezirkes von Guštanj. Dieser wird erstmals 1317 als Besitz der Bischöfe von Bamberg erwähnt. Als sich 1395 Friedrich von Auffenstein (Friderik Auffensteinski) gegen den Erzherzog Wilhelm (nadvojvoda Vilijem) auflehnte, wurde die Burg von Guštanj landesfürstlicher Besitz. Die Habsburger überließen sie in der Folge unterschiedlichen Adelsfamilien. Als die Burg verfallen war, wurde als Ersatz für die Burg Grünfels errichtet, deren Besitzer Maximilian von Geisruck war. Unter der Burg Guštanj entwickelte sich eine Ansiedlung, die 1248 erstmals als Guttenstein urkundlich verbrieft ist und 1317 als Markt firmiert. 1396 wird Guštanj zum landesfürstlichen Markt, dessen Pächter gleichzeitig auch die Burgherren waren. Guštanj erhielt damals auch das Recht, vier Jahrmärkte abzuhalten und Marktgebühren einzuheben. Seit dem Ende des 16. Jh.s hatte der Markt auch ein eigenes Wappen und ein amtliches Siegel grüner Farbe, das einen Baum mit drei Baumkronen darstellt. Die Marktbewohner waren persönlich frei, doch war die Selbstverwaltung des Marktes nicht umfassend. Guštanj war ein Handels- und Handwerkszentrum (Schumacher, Schmiede, Töpfer, Ledermacher, Färber, Handschuhmacher, Kammmacher). Die Zeche der

Schneider wirkte im Markt seit 1749. Im 16. und im 17. Jh. durfte der Markt drei zusätzliche Jahrmärkte abhalten, die die Entwicklung des Handels und des Handwerks beschleunigten. Die Anfänge der Eisenindustrie reichen ins Jahr 1620 zurück. Nach 1774 begann die industrielle Produktion des Eisens mit der Errichtung der ersten Eisenund Nagelschmiedewerkstätten an der Meža (Mieß), was gleichzeitig zum Aufschwung der industriellen Fertigung von Eisenprodukten führte. 1807 kauften die Grafen Thurn die Hammerwerke und 1827 noch den Großteil der übrigen Betriebe im Tal der Meža (Mieß)  ; sie weiteten die Produktion aus und modernisierten diese. 1848 waren in den Kohlebergwerken und in den Eisen verarbeitenden Betrieben in Guštanj (Guttenstein), in Prevalje (Prävali), in Črna (Schwarzenbach), in Mežica (Mießdorf ) und in Leše (Liescha) über 1.200 Arbeiter, darunter auch zahlreiche Arbeiter aus dem → Jauntal/Podjuna, beschäftigt. 1863 erhielt der Ort eine Eisenahnverbindung, die eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s ermöglichte. Die Grundlage für die Entwicklung war die Stahlproduktion, die erst mit dem Verfall der Eisenverhüttung in Črna, Mežica und in Prevalje die Möglichkeit für ihre weitere Entwicklung erhielt. In dem damals neu errichteten Betrieb, der mit Wasserkraft betrieben wurde, wurde mit der Produktion von gehärtetem Stahl begonnen. Der Rohstoff, vor allem Rohstahl, wurde aus den Hochöfen von Prevalje und später aus Donawitz bezogen. Der gehärtete Stahl aus dem Stahlwerk von Guštanj war berühmt für seine Qualität, so dass er bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Griechenland, in die Türkei, nach Italien, in den Nahen und Fernen Osten, nach Russland und sogar nach Brasilien exportiert wurde. Die Entwicklung des Stahlwerkes wurde durch den Ersten Weltkrieg beschleunigt, als es als Kriegsbetrieb fungierte. Als nach dem Ersten Weltkrieg die → Mežiška dolina (Mießtal) dem neu errichteten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zugesprochen wurde (→ Jugoslawien), nahm Graf Thurn die jugoslawische Staatsbürgerschaft an und blieb weiterhin Eigentümer des Eisenwerkes in Ravne. Er verband die Fabrik mit der Aktiengesellschaft der Brüder Böhler in Wien, sodass sie Teil der deutschen Rüstungsindustrie wurde. Ende der 30er-Jahre wurde begonnen, neben Edelstahl auch Endprodukte für die Landwirtschaft, den Verkehr und die Eisenbahnen zu fertigen. Wegen der Entwick-

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Ravnihar, Vladimir

lung der Stahlindustrie in Ravne blieben andere Wirtschaftszweige, insbesondere das Handwerk, zurück. Bedeutend ist die Tatsache, dass sich nach der → Volksabstimmung 1920 in Guštanj zahlreiche slowenische Emigranten aus Österreich ansiedelten (→ Vertreibung 1920, → Emigration). Diese gründeten in Ravne einen Zweigverein des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen], der unter der Leitung von Franc → Sušnik bis 1956 tätig war. Wegen der zahlreichen slowenischen Flüchtlinge aus Kärnten/Koroška war in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in Guštanj auch eine Zweigstelle für Flüchtlingsfragen tätig, die vielfältiges Material über den Druck und die Gewalt gegen die Slowenen im österreichischen Kärnten/Koroška sammelte (→ Assimilationszwang). Dieses Archivmaterial des Zweigvereins von Guštanj/Ravne des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] wird in der Kärntner Zentralbibliothek Koroška osrednja knjižnica »Franca Sušnika« in Ravne na Koroškem aufbewahrt. Archiv  : Koroška osrednja knjižnica »Franca Sušnika«, Ravne na Ko-

roškem.

Lit./Web  : ES. – Guštanj Trg. In  : Krajevni leksikon Dravske banovine. Ljubljana 1937, 150–151  ; A. Melik  : Slovenija  : Geografski opis. Zv. 2  : Štajerska s Prekmurjem in Mežiško dolino. Ljubljana 1957  ; F. Sušnik  : 720 let Ravne na Koroškem  : 1248 Guštanj – Ravne 1968. Ravne na Koroškem 1968  ; J. Curk  : Ravne na Koroškem. Maribor 1987  ; K. Oder  : Občina Ravne na Koroškem, Etnološka topografija slovenskega etničnega ozemlja – 20. Stoletje. Ljubljana 1992 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :6085)  ; M. Vrečko (Hg.)  : Ravne na Koroškem – 750 let prve pisne omembe  : 1248–1998. Ravne na Koroškem, Prevalje 1998.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Ravnihar, Vladimir (* 6. März 1871 Ljubljana, † 18.

November 1954 Ljubljana), Jurist und Politiker. R. besuchte das Gymnasium in Ljubljana, im Jahre 1895 schloss er das Studium der Jurisprudenz an der Universität Wien ab und wurde 1899 an der Universität Graz promoviert. In den Jahren 1895–1902 war er Konzipient in verschiedenen Anwaltskanzleien in → Ljubljana, Novo mesto und → Celje. Im Jahre 1902 konnte R. in Ljubljana eine eigene Anwaltskanzlei eröffnen, gleichzeitig brachte er sich in die nationale Politik ein. R. war aktives Mitglied der Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda, des Turn- und Sportvereins Sokol [Der Falke], der →  [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur], der Glasbena matica [Gesellschaft für Musik] und des Dramatično društvo [Dramatische Gesellschaft], Gründungsmit-

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glied der öffentlichen Bibliothek und Lesehalle namens Gregorčič und 1904 des Bildungsvereins Akademija, ebenfalls in Ljubljana (1904). Politisch war R. zunächst in der Narodno napredna stranka (NNS) [National-fortschrittliche (liberale) Partei], wegen eines Konflikts mit Ivan → Tavčar trat er 1906 jedoch aus und gründete im Herbst 1906 die Slovenska gospodarska stranka [Slowenische Wirtschaftspartei], die mehr als die NNS für eine wirtschaftliche Emanzipation der Slowenen eintrat. Die neue liberale Partei konnte sich in der slowenischen politischen Szene nicht halten. Bereits bei den Reichsratswahlen 1911 wurde R. auf der Liste der NNS in den Reichsrat gewählt. Im Wiener Parlament schloss er sich dem Tschechischen Klub an, den die jungtschechischen Abgeordneten mit Karel Kramař als Führer stellten. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich R. als Korrespondent verschiedener Zeitungen und Zeitschriften (z. B. Slovenski narod, Union [in Prag], Agramer Tagblatt, Napredna misel, Südslavische Rundschau, Sokolski vestnik) Geltung verschafft. 1917 schloss er sich im Reichsrat dem Südslawischen Klub ( Jugoslovanski klub) an und beteiligte sich als Redner auf Volksversammlungen und → Tabors aktiv an der Agitation für die sog. → Maideklaration. Im Vorfeld der Kärntner → Volksabstimmung kritisierte R. den Bericht der Miles-Kommission scharf. Er war Mitglied der Deputation, die Ende Mai in Paris versucht hatte, den amerikanischen Präsidenten Wilson von der Berechtigung der slowenischen Forderungen in Kärnten/Koroška zu überzeugen. R. hatte sich aktiv an der Organisation der slowenischen → Volksabstimmungspropaganda beteiligt. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1918 gegründeten liberalen Jugoslovanska demokratska stranka ( JDS), in welche die einzelnen liberalen Landesparteien eingebunden wurden. In der kurzlebigen nationalen Regierung SHS (31. 10. 1918) war R. Beauftragter für das Rechtswesen, später war er in allen Landesregierungen für Slowenien von 1919 bis 1920 beteiligt. Als Beauftragter für das Rechtswesen hatte er die Erneuerung der Rechtsprechung organisiert. 1923, nach dem Zerfall der JDS, regte er die Erneuerung der Narodna napredna stranka an. Diese vereinigte sich 1924 mit dem slowenischen Zweig der Narodna radikalna stranka. In den Jahren 1922–1924 war R. starosta der »Jugoslovanska sokolska zveza« [»Ältester« des Verbandes der jugoslawischen Falken], in den Jahren 1932–1935 Mitglied des Senates in Beograd, zwischen Februar und Dezember 1935 Bürgermeister, danach bis Juni 1942 Vizebürgermeister von Ljubljana. Mehrere

Ravnikar, Matevž

Jahre war er im Vorstand der Rechtsanwaltskammer. Von Februar 1944 bis zum Ende des Krieges war R. als Mitglied der OF von den deutschen Okkupatoren eingekerkert. Werke  : Sokolska ideja in Slovenci. Ljubljana 1902  ; Ob petdesetlet-

nici »Pravnika«. In  : Slovenski pravnik 53/3–4 (1939) [49]–57  ; Moj politični dnevnik za časa okupacije. In  : Borec 40/1 (1988) 21–75  ; Mojega življenja pot. Spomini dr. Vladimirja Ravniharja. (Hg. J. Cvirn, V. Melik, D. Nećak, B. Ravnihar). Ljubljana 1997. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Bister  : »Majestät, es ist zu spät …« Anton Korošec und die slowenische Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.] 1995, [s. v.] 120, 185, 193, 215, 217, 291, 309. Janez Cvirn †  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Ravnik, Katica (Kulturaktivistin), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine. Ravnikar, Matevž (Raunicher Matteo, Matevsh Ravnikar, Matej Ravnikar, Mattheus Raunicher, * 20. September 1776 Vače [Litija, Dolenjska], † 20. November 1845 Trieste/Trst/Triest), römisch-katholischer Priester und Bischof, Professor, Kanoniker, Reformator der slowenischen Prosa und Erneuerer der slowenischen Sprache in Krain/Kranjska. R. wurde als einziger Sohn eines Handwerkers und Besitzers eines kleineren Anwesens in Vače geboren, besuchte das Gymnasium in Ljubljana, studierte danach Philosophie und schloss 1802 das Studium der Theologie ab und war ein dem → Jansenismus verhafteter katholischer Geistlicher. R. war zunächst Professor für Dogmatik an der Theologie in Ljubljana (1802–1827), Leiter des Priesterseminars (1802–1823), Professor und Sonntagsprediger am Lyzeum (1805–1817), Kanzler der bedeutendsten Schulen in Ljubljana (1810–1813) und Professor der Philosophie und der Bibelstudien. Er war der Erste, der in den Schulkatalogen ab 1811 die slowenischen Ortsnamen verwendete. Als Kenner der Hochschulstudien setzte er sich 1816 für eine Erweiterung des Studiums der Philosophie um ein drittes Studienjahr ein sowie für die Errichtung einer rechtswissenschaftlichen Fakultät. Seine Kandidatur für das Gubernium von Ljubljana 1828 war zwar nicht erfolgreich, doch wurde er Gubernialrat bei der küstenländischen Statthalterschaft in → Trieste/Trst/Triest (1827–1830). Im selben Jahr wurde ihm die Bischofswürde in Tarnów (damals Galizien) angeboten, dies schlug er jedoch aus. 1830 wurde er zum Bischof des vereinigten Bistums von Koper/

Capodistria und Trieste/Trst/Triest ernannt und 1831 bestätigt, was von großer Bedeutung für den Erhalt des Slowenischen am sprachlichen Randgebiet zum Italienischen war. Im Bistum setzte er sich mit großer Energie für die religiöse und sprachliche Ausbildung der Jugend und der Priesterschaft ein und gleichzeitig festigte er die Rechte der slowenischen Sprache in den Kirchen von Trieste/Trst/Triest. Der Vorschlag seiner Nominierung zum Bischof von Gurk/Krka 1841 konnte angesichts seines hohen Alters nicht mehr umgesetzt werden. Damit wurde eine entscheidende Gelegenheit zur Belebung des Slowenischen in der Kirche in Kärnten/ Koroška versäumt. R. ist auch eine zentrale historische Persönlichkeit im Hinblick auf das slowenische Schrifttum. Bartholomäus ( Jernej) → Kopitar erweckte in R. Talente, die die Grundlage für den nachhaltigen Erfolg der sprachlichen Richtlinien für die Kirche in → Krain/Kranjska waren. Daher rührt ihre langjährige Zusammenarbeit. R. nahm Kopitars Idee von der Erneuerung der traditionellen krainischen Schriftsprache, wie dieser sie in seiner → Grammatik 1809 formuliert hatte, auf und setzte sie um. In Zusammenarbeit mit Sigismund (Žiga) → Zois und Kopitar erwirkte R. 1815 die Einrichtung eines Lehrstuhls für die slowenische Sprache am Priesterseminar von Ljubljana. Damit war ein einheitlicher grammatikalischer und kultivierter Gebrauch des Slowenischen in Wort und Schrift gewährleistet, was positive Auswirkung auf die Pastoraltätigkeit im Volk hatte. R. stützte die Reformierung der damaligen Schrift- bzw. → Standardsprache auf die aktuelle gesprochene Sprache der ländlichen Umgebung und auf die strukturell originellere Ausdrucksweise des slowenischen Zentralraumes. Er handelte dabei vor allem pragmatisch. Das erste grundlegende Werk, das die standardsprachlich normative Modernisierung der liturgischen Sprache in Krain/Kranjska auswies, war seine bearbeitete zwölfte Neuauflage des jansenistischen Gebetbuches, das aus dem Französischen übersetzt wurde (→ Liturgiesprache). Das Gebetbuch von Mésengue Sveta maša in keršansko premišljevanje iz sv. pisma za vsak dan [Heilige Messe und christliche Gedanken aus der Bibel für jeden Tag] hatte bereits Überlegungen als erster Jakob Jurij Gollmayr übersetzt. Es sollte als Gegengewicht zum Gebetbuch von Anton → Pohlin wirken. Als offizielles jansenistisches Gebetbuch wurde es 18-mal aufgelegt, zuletzt 1839 sowie in der Überarbeitung von R. zweimal (1813 und

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Ravnikar, Matevž

1826). Dabei bereinigte er den Text von alten Calque- Aussagefunktion haben. Die Wortfolge weist hinsichtbzw. Lehnübersetzungen in der Syntax und von einer lich der Aktualität teilweise eine Gliederung nach der lediglich angepassten Terminologie des katholischen gesprochenen Sprache auf, ist normativ noch unbestänRitus, wobei er jedoch Rücksicht auf die gottesdienst- dig und spiegelt die deutsche Vorlage. Die diesbezügliliche Praxis nahm. Eine Neuerung stellten die Neu- chen Elemente der Syntax sind nicht von der »Sprache übersetzungen der Bußpsalmen aus dem Hebräischen der Bauern« entlehnt. Im Gegenteil, die Verwendung dar (Psalm  : 6, 37, 50, 101, 129, 142). Die Klarheit ihrer von Redewendungen aus dem Volk, von expressivem Botschaft und die Rhytmik der Formulierungen wurde Wortschatz, häufigen Interjektionen u. Ä. sind der Bemit einer stilistisch geprägten Wortfolge erreicht, was weis für die breite literarische Bildung von R. und von auch für die Gebete und Lieder gilt. Bereits R.s Über- seiner Kenntnis verschiedener sprachlicher Struktusetzung aus dem Deutschen von Gallos Perpomočnik ren. Er übersetzte aus dem Deutschen, Lateinischen Boga prav spoznati in častiti [Wie man Gott richtig er- und Französischen und die fünf Bücher Moses aus kennt und ehrt] hatte alle Erwartungen von Kopitar dem Hebräischen (das bei der Konzeption der Neuerfüllt. R. wurde zur sprachlichen Autorität bzw. setzte übersetzung der Bibel im Manuskript blieb). Er kannte praktisch die Theorien in Bezug auf die sprachliche den verschrifteten Dialekt des Prekmurje (ÜbermurErneuerung der slowenischen Schriftsprache um, wie gebiet) von Stefan Küzmič und war als Anhänger sie in der Grammatik konzipiert worden war. Die er- der → pannonischen Theorie von Kopitar offen für neuerte krainische slowenische Schriftsprache festigte die Elemente aus der slowenischen Sprachvariante des R. vorbildhaft mit seiner Übersetzung bzw. Bearbei- Prekmurje. Mit seiner Reformierung der Schriftspratung der erzählerisch konzipierten Zgodbe sv. Pisma che stellte er den damals bereits veralteten Valentin za mlade ljudi [Geschichten aus der Bibel für junge → Vodnik in den Schatten und bildete eine Reihe von Menschen] nach Ch. Schmid (Ljubljana, I. Teil 1815, Gleichgesinnten heran (dazu zählen F. S. → Metelko, II. Teil 1816, III. und IV. Teil 1817). Die Übersetzung Jerin, Burger, Zalokar und Potočnik), die sich folgt in der Phonetik und der Morphologie Kopitars an seine sprachliche Norm in Krain/Kranjska bis Fran Grammatik, in der Syntax und im Wortschatz erreicht → Levstik hielten. die Übersetzung jedoch weitestgehend eine Loslösung Nach dem Abzug der Franzosen setzte er sich in von der traditionellen übernommenen Syntax und blo- Zusammenarbeit mit Kopitar und Spendov für ßen Anpassungen. R. ersetzt diese mit genuin slowe- eine Slowenisierung der Volksschulen und der weiternischen Syntax-Formen, einem genuin slowenischen, führenden Schulen ein. Diese Bemühungen bestärkte archaischen Wortschatz und Wortschöpfungen nach er mit der Herausgabe des Abecednik za šole na kmetih Modellen der gesprochenen Sprache. Aus dem Wort- [»ABC« für Schulen auf dem Land] (1816), der sprachlaut der Zgodbe [Geschichten] ist die Bemühung um lichen Bearbeitung der Majhne perpovedvanje [Kleine eine qualitätsvolle Übersetzung ersichtlich. Das zeigt Erzählungen] von Debevec in Male povesti za šole sich in der Suche nach angemessenen Modellen in der na kmetih [Kleine Erzählungen für Schulen auf dem Syntax und einer Ausgewogenheit der Satzteile in den Land] (1816)  ; er bearbeitete in diesem Sinne auch drei Aussagesätzen. Es zeigt sich noch eine gewisse Unbe- Schulbücher und einen Katechismus von Alič und ständigkeit, doch ist die grundlegende Ausrichtung der übersetzte aus dem Deutschen den Kerščanski katoliški slowenischen syntaktischen Verbalisierung langfristig navuk s prašanji in odgovori [Christlich katholische verlässlich konzipiert. Auf der Ebene der slowenischen Lehre mit Fragen und Antworten] (1822). Im Zusamschriftsprachlichen Syntax war die Gestaltung von R. menhang mit dem eigenen literarischen Werk setzte durchdacht. Angeführt seien die in der gesprochenen er sich für eine Reform des slowenischen Alphabets Sprache nicht gebräuchlichen Partizipialkonstruktio- ein (1829 traf er sich diesbezüglich mit Kopitar und nen (Endungen auf -eč, -oč, -e, -vši) sowie der häufige Dobrovsky in Wien) und befürwortete aufgrund der Gebrauch der nicht gesprochenen, zeitlich intentiona- Dringlichkeit die Einführung der Metelčica als die dalen gebeugten Infinitivformen zur Straffung der Syntax mals beste Lösung (→ Schrift). (die später als nicht gelebte Formen außer Gebrauch Von Amts wegen schätze er die Verlassenschaft von gekommen sind). In einer ähnlichen Rolle scheinen Valentin → Vodnik, kaufte daraus das Material für auch Halbsätze und Beisätze auf, die allesamt nicht der ein Wörterbuch und schenkte es F. S. Metelko. Die Volkssprache entsprechen, die jedoch eine syntaktische Sammlung seiner Wörter verwendete Miklosich in

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Ražun, Matej

Radoslav Razlag

seinem Wörterbuch. Im Testament bedachte er sechs Schülereinrichtungen (zwei in Krain/Kranjska und vier im Bistum von Koper/Capodistria-Trieste/Trst/Triest.) und bestimmte einen Fonds für den Druck notwendiger Bücher für das Priesterseminar und guter Bücher für das Volk. R. war vom Charakter Choleriker, persönich ein herzensguter Mensch, als Jansenist streng zu sich selbst und zu anderen. Sein gesamtes, dem Studium gewidmetes vereinsamtes Leben hindurch befasste er sich mit der normativen Erneuerung und Kultivierung der slowenischen Schriftsprache, was ihm hohes Ansehen in ganz Krain/Kranjska – po zelim Kranju (M. → Čop) – einbrachte.

im Landtag zurücklegte, zog er sich auf sein Schloss in Brežice zurück. Während seiner Studienzeit wollte sich R. in der illyrischen Bewegung auf dem Gebiet der Literatur (→ Illyrismus) einbringen. Er publizierte in den Zeitschriften → Drobtinice, der → Slovenska bčela, in den Slovenske Novice (Celje) und in Zora (→ Publizistik) Prosa und patriotische Gedichte. Zusammen mit Ivan Vinković war er 1852 in Graz Herausgeber des literarischen Almanachs Zora, der in der sogenannten illyrischen Sprache gehalten war. Als dies starke Kritik erfuhr, erschien 1853 der zweite und zugleich letzte Jahrgang in der lebenden slowenischen Sprache. Unter seinen patriotischen Gedichten wurden jene mit dem größten dichterischen Wert, wie Sirota [Die Waise – Mati ziblje, lepo poje] und Domovina [Heimat – Bodi Lit.: SBL (darin findet sich eine systematische Gesamtschau der ihm zdrava domovina], vertont und populär. R. gehörte zu gewidmeten Fachliteratur [Leben, Werk, Verbindungen zum → preden Übersetzern von Gesetzen (→ Reichsgesetzblatt) porod, Schrift, Sprache, Bedeutung und geistige Physiognomie])  ; ES  ; und Regierungsverordnungen ins Slowenische. Durch OVSBL. – M. Orožen  : Sistemske in upovedovalne razlike v Dajnkodas Handbuch Pravnik slovenski [Der slowenische vem prevodu Zgodb Svetega pisma  ; puristično prečipčeni kranjski jezik v nabožnem slovstvu pred poenotenjem slovenskega knjižnega jezika. In  : Jurist] (Graz 1862) hat er die slowenische RechtsterKulturološki pogled na razvoj slovenskega knjižnega jezika. ZORA minologie (→ Slovenski pravnik) etabliert. 1870–1872 74. Maribor 2011, 469–486, 212–219. war er in Ljubljana der Herausgeber der Zeitschrift Martina Orožen  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl → Slovenski pravnik [Der slowenische Jurist]. R. regte Prešerens Tochter Ernestine Jelovšek dazu an, den Ravšer, Štefan, vulgo Partljic (Passriach/Pazrije), literarischen Nachlass ihres Vaters zu sammeln und Kassier, Kulturaktivist, → Melviče, Katoliško slovensko Erinnerungen zu verfassen (Spomini na Prešerna. In  : izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bil- LZ 1903), die für dessen Biografie wesentlich wurdungsverein Mellweg]. den. In seiner Pesmarica [Gedichtesammlung] (1863) finden sich in erster Linie Kunstgedichte seiner ZeitRazlag, Radoslav ( Jakob, * 12. Juni 1826 Radoslavci genossen, jedoch auch solche älterer Dichter (Valentin [Ljutomer, Štajerska], † 5. Juni 1880 Brežice), Ju- → Vodnik, France → Prešeren, Urban → Jarnik). rist, Lehrer, Politiker, Landtagsabgeordneter, Landes- R. scheint im Verzeichnis seines Nachlasses (NUK) u. a. hauptmann von Krain/Kranjska, Dichter, Herausgeber, als Korrespondent von Filip → Haderlap auf, finÜbersetzer. det sich aber weiters in den Korrespondenzen (NachR. war ein früh verwaister Bauernsohn, der an lässen) von France Prešeren, Josip → Cimperman, der Universität in Graz Philosophie, Theologie und Ivan Geršak, Luiza → Pesjak, Janez Bleiweis, Fran Rechtswissenschaften studierte und das Jusstudium → Levstik und Josip → Stritar. 1854 abschloss. Er war in Graz als Rechtsanwalt tätig, daneben unterrichtete er Slowenisch an der Realschule. Archive  : NUK (Rokopisna zbirka – zapuščina, Ms 886). Seit 1862 Advokat in Brežice, kam er 1865 als erster Werke  : Zvezdice. Gradec 1851  ; Slovenski pravnik. Gradec 1862, Slowene in den Grazer Landtag. 1870 übersiedelte er Ljubljana 1881  ; Pesmarica. Gradec 1863, Maribor 1872. nach Ljubljana. Politisch war R. zu Beginn im Lager Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Mohorič  : Dr. J. Radoslav Razlag. Njegovo delovanje na polju slovenske književnosti in prosvete. Maribor von Janez → Bleiweis aktiv, wurde aber später zu sei- 1918  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den nem Gegner. Als R. 1871 für zwei Monate der erste Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor slowenische Landeshauptmann von → Krain/Kranjska 1991, s. v. wurde, gehörte er bereits dem Lager der → MladosloVita Žerjal Pavlin  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl venci (antikonservative Jungslowenen) an (→ Landeschefs und Landeshauptmänner von Krain/Kranjska). Ražun, Matej (* 13. Juli 1865 Brenndorf/Goreča vas Als er 1877 wegen politischer Misserfolge sein Mandat [St.  Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni],

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Rechtsgeschichte, ältere bis zum Barock

† 25. Dezember 1943 St. Kanzian am Klopeiner See/ Škocijan), ethnopolitisch, wirtschaftlich und kulturell engagierter slowenischer Priester. Die Grundschule besuchte R. in St. Kanzian/Škocijan und in → Völkermarkt/Velikovec, das Gymnasium und das → Priesterseminar in → Klagenfurt/Celovec. Während des Studiums der Theologie gründete er 1888 die → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie (Verein) der slowenischen Priesterseminaristen] neu, deren geistlicher Leiter, Bibliothekar und Vorsitzender er war. Zum Priester wurde er am 17. Mai 1890 geweiht, danach diente er in → Eisenkappel/Železna Kapla und → Bleiburg/Pliberk (1891–1892), in St.  Margarethen/ Šmarjeta und in St. Franzisci/Želinje bei Völkermarkt/ Velikovec (1892–93) als Kaplan, war Domkaplan in Klagenfurt/Celovec (1893–1897), Provisor zunächst in Bleiburg/Pliberk und danach in Perau/Perava bei → Villach/Beljak (1897–1898) und Pfarrer in Sankt Jakob im Rosental/Šentjakobu v Rožu (1898–1922). Er war aktiv im schulischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich tätig. In St. Jakob im Rosental/Šentjakobu v Rožu war er Vorsitzender der örtlichen Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskassa] (→ Genossenschaftswesen) und gründete 1900 die slowenische Milchgenossenschaft Šentjakobska mlekarska zadruga (zu deren Gründungsmitgliedern auch der später antislowenisch agierende Landeshauptmann Vincenc/Vinzenz → Schumy zählte). Auf seine Initiative geht die Gründung des Slovensko katehetsko društvo za Koroško [Slowenischer Katechetenverein für Kärnten] 1907 zurück. Während des Ersten Weltkriegs war er von März bis Juli 1916 in Klagenfurt/Celovec inhaftiert und danach im heimatlichen St. Kanzian/Škocijan konfiniert. Vor der → Volksabstimmung setzte er sich aktiv für die Vereinigung des südlichen Teils Kärntens mit dem Königreich SHS ein. Nach der Volksabstimmung 1920 musste er nach Jugoslawien emigrieren (→ Vertreibung 1920), wo er trotz seiner angeschlagenen Nerven bis 1931 in der kleinen Pfarre Stara Loka bei Škofja Loka sein Priesteramt ausübte. 1937 kehrte er nach Kärnten/ Koroška zurück, wo er bis zu seinem Lebensende bei seiner Schwester in St. Kanzian/Škocijan lebte. Zwischen 1894–1897 war er Sekretär und Kassier des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischer und politischer Verein für Slowenen in Kärnten], Ausschussmitglied der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und MethodVerein], Ausschussmitglied der Hranilnica in posojilnica v Celovcu [Spar- und Darlehenskasse in Klagenfurt],

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leitete die Zeitung → Mir, war Mitbegründer und Vorsitzender der → Slovenska krščansko socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten] (1907–1909), zählte 1908 zu den Initiatoren des → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] in Klagenfurt/Celovec und war Gründungsmitglied dessen Zweigvereins in St.  Jakob im Rosental/ Šentjakobu v Rožu. Sein Lebenswerk war die → Narodna šola [National- bzw. Volks-Schule] in St. Peter/ Šentpeter bei St. Jakob/Šentjakob, die er 1908 dank einer breit gestreuten Sammelaktion und der Unterstützung der → Mohorjeva errichtete. Als private höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe wirkt sie noch heute. 1904 publizierte er u. a. bei der Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec das Büchlein V boj za slovensko šolo  ! [In den Kampf für die slowenische Schule  !], in dem er auf die Bedeutung von Schulen mit slowenischer Unterrichtssprache für die Kärntner Slowenen aufmerksam machte (→ Schulwesen). Lit.: ÖBL  ; SBL  ; ES. – Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 289–311  ; A. Vovko  : Nekateri izmed stebrov »Družbe sv. Cirila in Metoda« na Koroškem do leta 1918. In  : Koroški koledar (1980), 110–118  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002, 61–63 und passim  ; D. Grafenauer, Kratka biografija slovenskih duhovnikov Podgorca, Ražuna in Limpla s poudarkom na njihovem delovanju v Akademiji slovenskih bogoslovcev v Celovcu. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slovenen/Vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev, Unbegrenzte Geschichte/ Zgodovina brez meja, 10. Band. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 321–344  ; St. Karner, V. Sima, J. Stergar  : Wer ist wer  ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. In  : St. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2005, 315.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Rechtsgeschichte, ältere bis zum Barock, vgl. Sach-

lemmata  : → Edlinger-Dienste, Gurnikämter und Brennamt im Gemeindegebiet von Magdalensberg/ Štalenska gora  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora   ; → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/ Krištofova gora)  ; → Eidesformeln  ; → Goldene Bulle 1356  ; → Josephinismus  ; → Klagenfurter Marktordnung 1793  ; → Landessprache  ; → Personalitätsprinzip  ; → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden. Vgl. auch  : → Frühmittelalter  ; → Staats- und Verfassungsgeschichte, neuere.

Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische

Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische. Die

Herkunft mittelalterlicher R. ist meist ungeklärt. Die Pravda russkaja »das Recht der Rus« (literaturüblich »das russische Recht«) wird von der nationalen Forschung für altes »nunmehr« (11. Jh.) kodifiziertes russisches Gewohnheitsrecht gehalten. Tatsächlich ist es bis in die Details der Bußgelder ein für die zweisprachige schwedisch/slawische (Ruotsi/Rusi) Oberschicht übersetztes Recht aus dem altschwedischen Rechtsraum in alliterierender rhythmisierter Prosa. Eine übersetzerische Meisterleistung. Das altbulgarische zakon sudnyj ljudem (Gesetzbuch für das Kirchenvolk) ist ein aus dem Griechischen übersetztes byzantinisches Kirchenrecht. Über andere slawische Rechte und R. ist wenig bekannt. Zur Diskussion stand, ob das karantanerslowenische Recht und R. wie die Fürstenwahl und die → Fürsteneinsetzung, slawisch/slowenisch, awarisch oder eigenartig karantanisch sind. Da sie anderswo unbekannt sind, auch bei anderen Slawen, muss man von einer karantanerslowenischen Eigenart ausgehen. Die soziale Struktur der karantanerslowenischen Gesellschaft bestand seit dem 8. Jh. aus dem dux/Fürsten, den freien privilegierten »Bauern« (→ Edlinger/kosezi, → Crouuati, → Inkulturation), und Unfreien (mancipia, servi und servae). Bemerkenswert ist die von allen anderen slawischen Sprachen abweichende, aus dem Ladinischen stammende slowenische Bezeichnung kmet (< lat. comes/comitem) für den »Bauern«, und somit das soziale Prestige dieses Standes in → Karantanien. Prinzipiell gab es nach dem frühmittelalterlichen → Personalitätsprinzip ein eigenes einheimisches Landesrecht und für die neuen Grundbesitzer ein fremdes bairisch/fränkisches Recht, d. h. eine duale Rechtsordnung. Die kirchlichen Würdenträger unterstanden der Jurisdiktion → Salzburgs. Für Baltl/Kocher ist außer Zweifel, »[d]ass es ein karantanisch-slowenisches (sic  !) Stammesrecht in der Zeit vom 7. bis zum 11. Jh. gegeben hat«. In Karantanien ist mit römischer Tradition zu rechnen. Nicht zufällig bestehen → Fürstenstein und Herzogstuhl aus Römersteinen, Symbole der → Kontinuität der Herrschaft über das Land. Was aus dem römischen Recht und aus anderen (vorchristlichen) Rechtsbräuchen stammt, ist umstritten. Das Christentum jedenfalls war für die Römer und ab dem 8. Jh. auch für die karantanischen Slowenen u. a. auch eine rechtliche Revolution. Den Widerstand gegen »das Christliche« aufseiten der → Edlinger/kosezi bezeichnete man als → carmula, ein Terminus der lateinischen (ladinisch/bairischen) Rechtssprache. Es gab alte Bischofssitze und Verwal-

tungszentren wie im Raum der Hauptstadt Virunum (Magdalensberg/Štalenska gora, → Maria Saal/Gospa Sveta, → Karnburg/Krnski Grad) sowie eine noch immer funktionierende Infrastruktur (→ Tabula Peutingeriana). Es gab seit Justinian (529) ein corpus iuris civilis, eine Sammlung alter weströmischer Rechte. In der Provinzhauptstadt Virunum wurden ehemals die Statthalter, Procuratores und Praesides ohne Wahl von Rom eingesetzt, ebenso die duces in Baivaria (vom fränkischen Zentrum). Für die Baivaria gibt es eine (von Franken diktierte) lex Baivariorum (6. bis 8. Jh.) mit germanischen und römischen Elementen. Zum Beispiel unter manch anderem den römischen Brauch des »an den Ohren Zupfens« (per aures trahere) bei Vertragsabschlüssen, den man bei slowenischen Zeugen nicht vollzog. Nach römischer Anatomie war das Ohrläppchen der Sitz des Verstandes und der Erinnerung. In Karantanien gibt es keine (geschriebene) lex Carantanorum. Ganz sicher gab es eine Art »Gewohnheitsrecht«. Das Alter der Fürstenwahl und der → Fürsteneinsetzung auf der auf den Kopf gestellten Römersäule und dem aus Römersteinen zusammengesetzten Herzogstuhl auf dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje ist umstritten. Unter den → duces Borut, Gorazd und Cheitmar scheint es die eigenartige Fürsteneinsetzung durch freie Wahl jedenfalls (noch) nicht gegeben zu haben. In der → Conversio heißt es nur ducem fecerunt. Gorazd war der Sohn, Cheitmar der Brudersohn von Borut, also Verwandte. Die freie Wahl des Landesfürsten durch »freie Bauern« wird erst im Zusammenhang mit späteren Fürsten erwähnt (→ Fürsteneinsetzung). Die ältesten Hinweise auf R. finden sich in der Gründungsurkunde von → Kremsmünster (777), nach der dem Stift eine decania sclavorum mit dem župan Physso und den actores Taliup und Sparuna geschenkt wird. Offensichtlich ist die decania (ladinisch/bairisch tegneia, technei) eine Verwaltungseinheit wie später das kirchliche decanatus/Dekanat (mehrere Pfarreien) mit dem decanus »Dechant«, ohne dass die Zahl deca/decem »zehn« eine Rolle gespielt hätte. Die militärische Einteilung des »Staates« in Tausendschaften, Hundertschaften und Zehnerschaften gab es im römischen Recht. In der Pravda russkaja gab es einen tysončiskyi (lat. millenarius) »Tausendschaftsführer« und sonst auch noch da und dort sutnici (lat. centuriones) »Hundertschaftsführer«, also keine Ernennung von duces aus Verwandtschaft. Die slowenische Dignitätsbezeichnungen župan (777), ban/bojan, cacanus, crouuati (→ Kroaten), kosezi

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Rechtsordnungen, Dualismus der

(→ Edlinger) sind alle nicht slawisch, auch nicht zakon »das Gesetz«. Die Frage nach einer eigenen slawischen → Kontinuität bleibt offen. Die Unterschiede zwischen den karantanerslowenischen R. und denen anderer Slawen werden literaturüblich undifferenziert als »slawisch« bezeichnet. Die Art der karantanischen »bäuerlichen« Fürstenwahl und Inthronisierung (in sedem ducatus Karinthani intronizavi) ist jedenfalls einmalig (→ Fürstenstein, → Fürsteneinsetzung). Aus dem römischen Recht ist ein solcher Brauch unbekannt, ebenso aus anderen slawischen Regionen. Eine zentrale Rolle spielen die → Edlinger/kosezi. Kosezi (tatar. gaziz) gibt es in mehreren Turksprachen in der wörtlichen Bedeutung »Freund«. Sie hatten eine ähnliche Funktion wie die fränkischen amici regis oder die schwedisch/slawische Gefolgschaft des Fürsten/koning (in der Pravda družina). Sie sind identisch mit den »Wehrbauern« im → Kroatengau (→ In pago Crouuati) und den Kroatenorten (→ Edlingerdienste  ; → Edlingergerichtsbarkeit  ; → Edlinger-Gemeinschaftswald  ; → Inkulturation). Im germanischen Rechtsraum gibt es allerdings keine Edlinger, obwohl Adel ursprünglich auch mit bäuerlichem Grundbesitz zu tun hat. Mehrere R. wie der → Slowenenzehent decima sclavonica (seit dem 9. Jh.) und die slowenische Hube hoba sclavanisca (→ Hildegard von Stein/Liharda Kamenska) oder der mansus sclavonicus sind erwähnt, alles bairisch/slowenische Ad hoc-Einrichtungen. Auffällig ist die um 1010 in → St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru) bei der Stiftsgründung erwähnte sclavenica institutio. Es zeigen sich im 11. Jh. deutlich zwei Rechtsgruppen  : die Slowenen und die Baiern. Die Baiern wurden bei Vertragsabschlüssen an den Ohren gezogen (istius traditionis sunt testes tracti per aures), die Slowenen nicht (isti autem sunt sclavenice institutionis testes). Bemerkenswert ist, dass damals die slowenischen Zeugen meist germanische Namen hatten (→ Personennamen  : Hartuuich, Chazili, Penno, Johannes, Egizi, Sizo, Reginpraeht, Arn, Wolfram, Imizi, Geppo, Ezcho, Uitislau, Wolfhart, Sigihart), was bei der »nationalen« Zuordnung der Personennamen und der davon abgeleiteten → Ortsnamen literaturüblich nicht beachtet wird. Dem lateinischen dux entspricht heute slowenisch knez (etymologisch aus altschwedisch konung/kuning, russisch knendz/knjaz’). Knez und vojvoda (bairisch Herzog) scheinen erst im 16. Jh. aus anderen slawischen Sprachen ins Slowenische der Bibelübersetzung gekommen zu sein. Wir wissen nicht, wie die Funktion

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des Borut auf Slowenisch geheißen hat. Wir kennen ihn nur als dux Carantanorum aus den lateinischen Quellen. Möglicherweise nannte man ihn blag oder blaž (vgl. das blažje polje »Fürstenfeld«, → Karnburg/ Krnski Grad). Ebenso kennen wir den Tassilo als dux Baivariorum, ohne dass sein bairischer Titel irgendwo erwähnt wäre. In jedem Fall musste die Wahl des karantanischen Fürsten von der fränkischen Obrigkeit permissione Francorum akzeptiert werden. Einige Wörter der Rechtsterminologie wie rota »der Eid« (in den → Freisinger Denkmälern v nepravdnei rote, roti kojih že ne pasem, v spitnih rotah, auch in der Pravda russkaja), tat »der (Holz-)Dieb« oder cramola/kramola (→ Carmula) lassen »fremde Einflüsse« erkennen. Das Neben- und Durcheinander verschiedener Rechte und R. lässt die Bauern bei den → Bauernaufständen am Anfang des 16. Jh.s auch wieder die stara prauda »das alte Recht« (die alten Privilegien  : eigene Gerichtsbarkeit, niedrigere Steuern) fordern (→ Personalitätsprinzip). Lit.: A. Dopsch  : Die ältere Sozial- und Wirtschaftsverfassung der Alpenslawen. Weimar 1909  ; E. von Schwind, Lex Baiwariorum. Hannover 1997 (1926)  ; J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975  ; O. Kronsteiner  : Gab es unter den Alpenslawen eine kroatische ethnische Gruppe  ? In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch 24 (1978) 137–157  ; O. Kronsteiner  : Pravda russkaja. Das Recht der Rus’. Der handschriftliche Text mit deutscher Übersetzung. Klagenfurt 1980 (Klagenfurter Beiträge zur Sprachwissenschaft, Slawistische Reihe 3)  ; G. Piccotini  : Die Römer in Kärnten. Klagenfurt 1989  ; W. Mayerthaler  : Historiker »per aures trahere«. In  : Papiere zur Linguistik Nr. 40, Heft 1/89. Tübingen 1989, 105–106  ; H. Koller  : Zur Frühgeschichte politischer Gemeinschaften bei den Alpenslawen. In  : Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 70 (1992) 275–292. (Fs für F. Seibt)  ; H.-D. Kahl  : Der Staat der Karantanen. Fakten, Thesen und Fragen zu einer frühen slawischen Machtbildung im Ostalpenraum (7.–9. Jh.). Država Karantancev. Dejstva, teze in vprašanja o zgodnji slovanski državni tvorbi v vzhodnoalpskem prostoru (7.–9. stol.). Ljubljana 2002 (Slovenija in sosednje dežele med antiko in karolinško dobo. Začetki slovenske etnogeneze. Supplementum)  ; K. Škrubej  : »Ritus gentis« Slovanov v vzhodnih Alpah  : model rekonstrukcije pravnih razmerij na podlagi najstarejšega jezikovnega gradiva. Ljubljana 2002  ; H. Baltl, G. Kocher  : Österreichische Rechtsgeschichte  : unter Einschluss sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Grundzüge  ; von den Anfängen bis zur Gegenwart. Graz 11 2008, 68–70.

Otto Kronsteiner

Rechtsordnungen, Dualismus der, vgl. → Personali-

tätsprinzip.

Rechtssprache, Rechtsterminologie, vgl. → Reichs-

gesetzblatt  ; → Terminologie  ; → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung.

Reichman, Dr. Blaž Buchcover, Drava Verlag

Blaž Reichman, Radio Agora

Borovlje ernannt (→ Grenzfrage 1918–1920, → Jugoslawien). Nach der → Volksabstimmung 1920 wurde er trotz Antrags nicht mehr in den österreichischen Dienst aufgenommen und sein Anwesen vulgo pri Linčiju in Moschenitzen/Moščenica wurde niedergebrannt. Er war gezwungen, in den jugoslawischen Teil Sloweniens auszuwandern (→ Vertreibung 1920), wo er ab 1921 Bezirksrichter in Prevalje in der → Mežiška dolina (Mießtal) war. Mit Betka Laninšek aus → Eisenkappel/Železna Kapla gründete er dort eine Familie und brachte sich im örtlichen Vereinsleben der Kulturund humanitären Vereine ein. Er war Vorsitzender des örtlichen Unterausschusses des Klub koroških Slovencev na Prevaljah [Klub der Kärntner Slowenen in Prevalje]. Nach einer Intervention von klerikaler Seite wurde er am 1. Oktober 1936 nach Kočevje (Gottschee) »strafversetzt«. Dort erlebte er im April 1941 die kurzzeitige Machtübernahme durch die Gottscheer Deutschen, danach die italienische Okkupation sowie die Umsiedlung der deutschsprachigen Gottscheer nach dem deutsch-italienischen Abkommen in die slowenische Steiermark (Štajerska) auf die Höfe jener 60.000 Slowenen, die zuvor enteignet und deportiert worden waren (→ »Generalplan Ost«). R. war danach Zeuge der wechselnden Machthaber, der italienischen Faschisten, der slowenischen Partisanen und der Nazis. Sein Besitz in der Mežiška dolina wurde beschlagnahmt, die Schulden dafür blieben ihm jedoch. Von April bis Juni 1942 schrieb er seine Erinnerungen Reggi, Alois (aus Fürnitz/Brnca), Volksliedinformant an das bäuerliche Leben in seiner heimatlichen Region, von → Štrekelj, Karel. der → Sattnitz/Gure, an seine Schul- und Studienzeit in Klagenfurt/Celovec und Wien, an seinen beruflichen Regiolekt → Soziolekt. Werdegang und seine ethnopolitischen Aktivitäten, an Reichman, Dr. Blaž (* 3. Februar 1883 Moschenitzen/ seine Mitschüler, Lehrer, Professoren, Kollegen und Moščenica [Ludmannsdorf/Bilčovs], † 25. Juni 1952 andere Zeitgenossen sowie auch an sein familiäres LeLjubljana), Richter und ethnopolitischer Kulturaktivist. ben nieder. Nach dem Krieg wurde er wieder Richter Nach der Volksschule in Ludmannsdorf/Bilčovs in Prevalje, doch bereits im Jänner 1946 in den Ruhesowie nach der Bürgerschule und dem humanisti- stand versetzt. Wegen »seiner negativen Einstellung zur schen Gymnasium in Klagenfurt/Celovec absolvierte Volksregierung« wurde er samt seiner Familie im Oktoer 1904–1910 in Wien das Studium der Rechtswis- ber 1948 aus seiner Wohnung in Moste bei/in Ljubljana senschaften (→ Klub koroških slovenskih akademikov na delogiert und kam dann in einem Keller unter, »wo er Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen der Feuchtigkeit unterlag« (A. Piskernik). Die Erinnerungen R.s verwahrte sein einziger Sohn Akademiker in Wien]). Im März 1910 begann er sein Gerichtsjahr am Bezirksgericht in Klagenfurt/Celovec Marjan (* 1933), ein diplomierter Maschinenbauingeund war bis 1918 noch an acht weiteren Gerichten in nieur und langjähriges Ausschussmitglied des → Klub Kärnten/Koroška tätig. Zwischenzeitlich promovierte koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] in er 1912 und legte 1913 die Richteramtsprüfung ab. Ljubljana. Dessen Frau Jelka (* 1939) ist Malerin und Im November 1918 wurde er in den Dienst des SHS- einer der führenden slowenischen JugendbuchillustraStaates aufgenommen und zum Richter in → Ferlach/ torinnen.

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Reichsgesetzblatt

Werke  : V rajnki Avstriji in stari Jugoslaviji. Spomini Bilčovšana na

RGBl. Titelblatt 1850

avstro-ogrsko monarhijo in na Kraljevino Jugoslavijo (ur. A. Malle). Klagenfurt/Celovec 2013. Quellen  : Privatarchiv M. Reichman, Ljubljana. Lit.: F. Petek  : Iz mojih spominov. Ljubljana, Borovlje 1979, 33–34  ; A. Malle  : Šašlov rod. Socializacijske poti mladih Korošcev (do vpisa na univerzo) v zadnjem obdobju avstro-ogrske monarhije. In  : Josip Šašel  : Spomini II. Zbornik s simpozija o Josipu Šašlu. Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino koroških Slovencev. Celovec 2012, 105–127, Zit. 114–116  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009, 189, 197  ; J. Stergar  : Oživljeni spomin  : Dr. Angela Piskernik (1886–1967). In  : KK 2010. Klagenfurt/ Celovec 2009, 135–175, Zit. 170. Avguštin Malle, Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Reichsgesetzblatt (RGBl.), slow. državni zakonik, Kurzbezeichnung für das amtliche Publikationsorgan, in dem die für die habsburgische Monarchie (Kaisertum Österreich) bzw. ab 1867 die für die cisleithanische Reichshälfte erlassenen Gesetze und Verordnungen kundgemacht wurden. Erscheinungsort war Wien. Der genaue Titel, die Rechtsgrundlagen und der Geltungsbereich werden mit Patenten bzw. Gesetzen aus 1849, 1852 (1860) sowie 1869 bzw. den entsprechenden Durchführungsbestimmungen jeweils unterschiedlich festgelegt. Als Begleitgesetz der → Oktroyierten Märzverfassung von 1849 stellt das kaiserliche Patent, ebenfalls vom 4. März 1849, einen Meilenstein im Sinne der Rechtsstaatlichkeit dar ebenso wie im Hinblick auf das Staatsverständnis und der Rolle der Sprachen der Völker der Monarchie, da alle vorgesehenen Sprachvarianten gleichberechtigt und gleichermaßen authentisch betrachtet wurden. Erscheinen sollte das RGBl.: »1. in deutscher Sprache, 2. in italienischer, 3. in magyarischer, 4. in böhmischer (zugleich mährischer und slowakischer Schriftsprache), 5. in polnischer, 6. in ruthenischer, 7. in slowenischer (zugleich windischer und krainischer Schriftsprache), 8. in serbisch-illyrischer Sprache mit serbischer Zivilschrift, 9. in serbisch-illyrischer (zugleich croatischer) Sprache mit lateinischen Lettern, 10. in romanischer moldauisch-wallachischer) Sprache.« In dieser Form erfasst das RGBl. alle Gesetze ab der Thronbesteigung von Kaiser Franz-Joseph am 2. Dezember 1848 (im Jahrgangsband von 1849) und erscheint bis zum 31. Dezember 1852 unter dem Titel »Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Österreich« bzw. 1849 und 1850 unter dem slowenischen authentischen Titel Občni državni zakonik in vladni list Avstrijanskega cesarstva sowie 1851 und 1852 unter dem leicht veränderten Titel Občni

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deržavni zakonik in vladni list za avstrijansko cesarstvo. Allerdings wurde die Bestimmung hinsichtlich der Authentizität aller Sprachvarianten 1853 durch die Verordnung Nr. 51 für die Jahrgänge 1849–1852 rückwirkend aufgehoben (→ Kundmachung [1]). Angesichts der juristisch-terminologischen Herausforderungen, die ein gleichermaßen authentisches zehnsprachiges Gesetzeswerk im historischen Kontext darstellte, setzte das Justizministerium im Juli 1849 eine »Kommission für die slavische juristischpolitische Terminologie« unter dem Vorsitz von Pavel Josef → Šafařík ein. Bereits 1850 erschien eine für das Tschechische und Slowakische gemeinsame ›böhmische‹ Terminologie, 1851 die ›ruthenische‹ (ukrainische) Separatausgabe. Die slowenischen Mitglieder der Kommission waren Franz → Miklosich (Miklošič), der seit 1849 erster Professor des neu gegründeten Lehrstuhls für slawische Philologie an der Universität Wien war, Matija Dolenc und Matej → Cigale (Ivan → Navratil seinerseits war am terminologischen Fachdiskurs beteiligt). 1853 erschien die »deutsch-kroatische, serbische und slowenische Separatausgabe« des terminologischen Wörterbuchs, als

RGBl. Einleitung

RGBl. Uvod

Reichsgesetzblatt RGBl. 1852, Titelblatt slowenisch

dessen Redakteur für den slowenischen Teil Cigale fungierte, die Endredaktion des slowenischen Teils hatte Miklosich unternommen. Als zweiter Redakteur nach Cigale wird Karel → Štrekelj ausgewiesen, ihm folgt Fran → Vidic. Übersetzer der slowenischen Ausgabe des RGBl. waren Miklosich sowie Cigale, Štrekelj und in der Folge Luka → Svetec. Solchermaßen wurden zwischen 1849 und 1859 sämtliche im RGBl. kundgemachten Gesetze und Verordnungen ins Slowenische übersetzt (→ Landesgesetzblatt, zweisprachiges, → Slovenski pravnik). Die Tätigkeit dieser Kommission hatte weitreichende, nachhaltige Resultate. So wurde etwa für das Slowenische als einheitlicher → Standardsprache aller slowenischen Kronländer die im RGBl. angewandte standardisierte Sprachnorm vom Minister Leo → Thun als verbindlich bei der Regelung der Unterrichtssprache und der Ausarbeitung von Schulbüchern erklärt (→ Schulbuch, → Schulwesen). Diese Edition der südslawischen Terminologie stellt einen Meilenstein in den Normierungsbemühungen des Serbokroatischen (eine Sprache, zwei Varianten) dar, da in ihr die sogenannte → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung (kurz Wiener Abkommen, BKS Bečki dogovor) von 1850 in Form der

von Dimitrije Demeter unterzeichneten kroatischen Einleitung in vollem Wortlaut integriert ist. Über die den Grundsatz der größtmöglichen wechselseitigen Annäherung der drei südslawischen Terminologien einigten sich die Kroaten Dimitrije Demeter als Redakteur sowie Ivan Kukuljević, Ivan Mažuranić, Vinko Pacel und Stjepan Pejaković, die Serben Gjura Daničić, Vuk Stefanović Karadžić, Božidar Petranović und die Slowenen Franz Miklosich/ Miklošič und Matej Cigale, Redakteur des slowenischen Teils. Eine ähnliche normative Kraft hatte die ruthenische/ukrainische Sprachausgabe der Terminologie, während die gemeinsame tschechisch-slowakische Ausgabe aufgrund einer separaten »altslowakischen« Ausgabe des Landesregierungsblattes für das Kronland Ungarn nicht ihre normative Kraft bestätigen konnte. Wesentliche Abänderungen des Regelungsinhaltes bringt das kaiserliche Patent vom 27. Dezember 1852 (RGBl. 260/1852). Es wird bestimmt, dass lediglich eine deutsche Sprachausgabe kundgemacht wird, während die übrigen landesüblichen Sprachen nur in den offiziellen Übersetzungen der staatlichen Gesetze und Verordnungen in den jeweiligen Landesgesetz- und Verordnungsblättern Berücksichtigung finden. Dies geschah in Kärnten/Koroška sowie in anderen Kronländern allerdings nur bis einschließlich 1859, da mit kaiserlichem Patent vom 1. Jänner 1860 (RGBl. 3/1860) die Einstellung des Erscheinens der Landesgesetzblätter verordnet wurde. Solcherart erschien das RGBl. zwischen 1853 und 1869 unter dem Titel »Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich« (→ Kundmachung [2], → Landesgesetzblatt, zweisprachiges). Mit der Dezemberverfassung von 1867 wird die ungarische Reichshälfte im RGBl. nicht mehr berücksichtigt. Art. 19 der → Dezemberverfassung von 1867 über die Gleichberechtigung der Völker der Monarchie führt schließlich dazu, dass die Sprachenfrage des RGBl. wieder virulent wird. 1869 wird deshalb das Gesetz »über die Kundmachung von Gesetzen und Verordnungen durch das Reichsgesetzblatt« erlassen, das die Materie neu regelt und teilweise an die Bestimmungen aus 1849 anknüpft. Von 1870 bis November 1918 erscheint solcherart das »Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder« in acht Sprachvarianten (in deutscher, italienischer, böhmischer, polnischer, ruthenischer, slowenischer, kroatischer und in rumänischer Sprache), wobei jedoch lediglich die deutsche Sprache authentisch ist und die übrigen Fassungen

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Reichsgesetzblatt

offizielle Übersetzungen darstellen. Der slowenische amtliche Titel ist in der Periode 1870 bis 1895 Državni zakonik za kraljevine in dežele v državnem zboru zastopane und von 1896 bis 1918 in der leicht abgeänderten Form Državni zakonik za kraljevine in dežele, zastopane v državnem zboru. Der Jahrgang 1913 ist nicht auf Slowenisch erhältlich (→ Kundmachung [3]). Eine frühe Analyse der Rechtsgrundlagen und zur Frage der Qualität der slowenischen Fassungen bzw. Übersetzungen von Gesetzen im Reichsgesetzblatt und in den → Landesgesetzblättern der slowenischen Länder schrieb Matej Cigale im Pravnik slovenski 1870. Archive/Web  : HHStA  ; KLA, Parlamentsbibliothek Wien  ; ÖNB, ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte http://alex.onb. ac.at/  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/ (10. 1. 2011). Quellen  : RGBl. 149/1849  : Kaiserliches Manifest, wodurch der Reichstag von Kremsier aufgelöset, und den Völkern Oesterreichs aus eigener Macht des Kaisers eine Reichsverfassung für das gesammte Kaiserthum Oesterreich verliehen wird, vom 4. 3. 1849, S. 148 f.; RGBl. 150/1849  : Kaiserliches Patent, die Reichsverfassung für das Kaiserthum Oesterreich enthaltend [Oktroyierte Märzverfassung] vom 4. 3. 1849, S. 151 f.; RGBl. 151/1849  : Kaiserliches Patent über die durch die konstitutionelle Staatsform gewährleisteten politischen Rechte, vom 4. 3. 1849, S. 165  ; RGBl. 152/1849  : Kaiserliches Patent, wodurch die Durchführung der Aufhebung des Unterthans – Verbandes und die Entlastung des Grund und Bodens angeordnet wird, vom 4. 3. 1849, S. 167 f.; RGBl. 153/1849  : Kaiserliches Patent, wodurch die Einführung eines allgemeinen Reichs-Gesetz- und Regierungsblattes, sowie der Landes-Gesetz- und Regierungsblätter angeordnet wird, vom 4. 3. 1849, S. 173 f., sowie zweisprachig  : über die Einrichtung des Reichs-Gesetz-Blattes/ čez uredbo deržavnega zakonika. In  : RGBl./Občni državni zakonik in vladni list za avstrijsko cesarstvo, Leto 1850, Wien/Na Dunaju 1850, S. 173 f. (= Einleitung S. I–VII) (Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent, RuLGBlP)  ; RGBl. 31/1849  : Kaiserliche Verordnung vom 7. December 1849, wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, womit eine Bestimmung des Patentes vom 4. März 1849 über die Gleichzeitigkeit der Herausgabe des allgemeinen Reichs-Gesetz- und Regierungsblattes in allen zehn Landessprachen abgeändert wird, Stück VII, S. 59  ; LGBlK/DvlK 1/1851  : Kaiserliche Verordnung vom 20. 12. 1850, wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, wodurch mehrere Abänderungen an dem Patente vom 4. 3. 1849 (Ergänzungsband des Reichs-Gesetz-Blattes, Nr. 153) über die Einrichtung des Reichs-Gesetz-Blattes und den Anfangstag der Verbindlichkeit der durch dasselbe kundgemachten Gesetze und Verordnungen verordnet, und vom 1. 1. 1851 angefangen in Wirksamkeit gesetzt werden/Cesarski ukaz 20. 12. 1850, veljaven za celo cesarstvo, s kterim se več premen u patentu 4. 3. 1849 (dopolnilni zvezek deržavnega zakonika št. 153), čez uredbo deržavnega zakonika, in zastran dne, kterega se vezavnost po njem razglaševanih postav in ukazov začenja, zavkaže in od 1. 1. 1851 naprej v moč dene, Erster Theil/Pervi zvezek, Stück/del I, ausgegeben und versendet am 22. 1. 1851, Nr./štev. 1, S. 3–4  ; LGBlK/DvzK 7/1852  : Stück/del III (Aufhebung der Märzverfassung), S. 25 f., LGBlK/DvzK 8/1852  : (Verfassungsrechte), S. 27, LGBlK/ DvzK 9/1852  : (Organisationsgrundsätze) S. 28  f. [Silvesterpatent 1851]  ; RGBl. 260/1852  : Kaiserliches Patent vom 27. Dezember 1852,

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wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, wodurch mehrere Abänderungen an der Einrichtung des Reichs-Gesetz- und Regierungsblattes und der Landes-Gesetz- und Regierungsblätter, sowie neue Bestimmungen über die Kundmachung von Gesetzen und Verordnungen angeordnet werden./Cesarski patent 27. decembra 1852, veljaven za celo cesarstvo, s kterim se ustanove marsiktere premembe pri uredbi deržavnega zakonika in vladnega lista ter deželnih zakonikov in vladnih listov, kakor tudi nove odločbe zastran razglaševanja postav in ukazov, (slow.-dt. Ausgabe) Zweiter Theil/Drugi razdel, LXXVII del/Stück, Izdan in razposlan/ Ausgegeben und versendet am 29. Dezember 1852, S. 1143–1147  ; RGBl. 3/1860  : Kaiserliches Patent vom 1. Jänner 1860, wirksam vom 1. Jänner 1860 für den ganzen Umfang des Reiches, wodurch in der Art der Kundmachung der Gesetze und Verordnungen mehrere Abänderungen angeordnet werden  ; RGBl. 142/1867  : Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder  ; RGBl. 113/1869  : Gesetz vom 10. Juni 1869, über die Kundmachung von Gesetzen und Verordnungen durch das Reichsgesetzblatt, XLVII Stück, vom 22. Juni 1869, S. 433 f.: Svečan [A. Einspieler]  : Deržavni zakonik in vladni list. In  : Slovenija, Nr. 92, 16. 11. 1849, 1–2  ; Kurze Sprachlehre mit einer möglichst vollständigen Rechtschreibung der slovenischen Sprache, nebst einem praktischen Anhange enthaltend  : mehrere Vorladungen von Zeugen und Angeschuldigten, Protokollsköpfe, dann Fragen und Antworten, Urtheile u.s.w. in slovenischer und deutscher Sprache …, Laibach 1850  ; Commission für slavische juristisch-politische Terminologie (Hg.)  : Juristisch-politische Terminologie für die slavischen Sprachen Österreichs. Deutsch-kroatische, serbische und slovenische Separat-Ausgabe. Wien, kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1853  ; C. (M. Cigale)  : Slovenske prestave postav in vladnih ukazov. In  : Pravnik slovenski, List za pravosodje, upravo in državoslovje, Leto I., Hg. J. R. Razlag, Ljubljana 1870, 5–12  ; M. Cigale  : Znanostvena terminologija s posebnim ozirom na srednja učilišča  ; Deutsch-slowenische wissenschaftliche Terminologie, Ljubljana 1880  ; J. Babnik  : Nemško-slovenska pravna terminologija. Deutsch-slovenische juridische Terminologie. Na Dunaju 1894. Lit.: J. Apih  : Slovenci in 1848. leto, Ljubljana 1888 (http://sistory. si/publikacije/prenos/  ?target=pdf&urn=SISTORY  :ID  :2), S. 293  ; S. Suhadolnik  : Cigaletov besednjak. In  : JiS 5 (1959/60) 225–230  ; H. Fischer, G. Silvestri (Hg.)  : Texte zur österreichischen VerfassungsGeschichte, Von der Pragmatischen Sanktion zur Bundesverfassung (1713–1966). Wien, Geyer-Edition 1970  ; H. Slapnicka  : Die Sprache des österreichischen Reichsgesetzblattes. In  : Zeitschrift für Ostforschung 23 (1974) 440–454  ; R. Walter, H. Mayer  : Grundriß des österreichischen Bundesverfassungsrechts. Wien 1988  ; L. K. Adamovich, B.-C. Funk  : Österreichisches Verfassungsrecht, Wien 31985  ; G. Stourzh  : Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in der Verfassung und Verwaltung Österreichs 1848–1918. Wien 1985  ; P. Žontar  : Objavljanje zakonov in drugih splošnih predpisov veljavnih na slovenskem ozemlju, od srede 18. stoletja do leta 1941. In  : ZČ 41 (1987) 666  ff. (http://sistory.si/ SISTORY  :ID  :13867)  ; B. Vezovišek  : Slovensko pravno izrazje v devetnajstem stoletju. In  : Pravnik 46/9–10 (1991) 345–362  ; J. Kranjc  : Prispevek Frana Miklošiča k oblikovanju slovenske pravne terminologije v prvem letniku dvojezičnega izhajanja Državnega zakonika in Vladnega lista avstrijskega cesarstva. In  : J. Toporišič, T. Logar, Franc Jakopin (ur.)   : Miklošičev zbornik. (Obdobja 13). Ljubljana 1992, 117–139  ; G. Ressel  : Miklošič und die slowenisch-deutsche Rechtsterminologie seiner Zeit. In  : Miklošičev zbornik, Ljubljana 1992, 151– 163  ; M. Mamić  : Miklošič kao član slavenskog terminološkog odbora. In  : Miklošičev zbornik. Ljubljana 1992, 135–139  ; B. Kozina (Hg.)  :

Verfassungen Österreichs

Relevanz und Redundanz von Sprache

Priročnik za strokovno obdelavo arhivskega gradiva pravosodnih organov od srede 18. stoletja do leta 1991, 1. del, Izbor zakonov in predpisov, Ljubljana 1997  ; K. Sturm Schnabl  : Franz Miklosich – Fran Miklošič (1813–1891). In  : M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur, Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Klagenfurt/Celovec 2001, 186 f.; J. Müller  : Dvojezična pravna slovarja Ivana Navratila (1850). In  : Jezikovni zapiski 8/2002, 205–211  ; W. Brauneder  : Österreichische Verfassungsgeschichte. Wien 102005  ; N. Novak  : Slovenski pravni in pravniški jezik v 2. pol. 19. stoletja. In  : SRL Jg. 55. Ljubljana 2007, 625–637  ; T. Olechowski  : Österreichische Rechtsgeschichte, Wien 22008  ; B. Gröschel  : Das Serbokroatische zwischen Linguistik und Politik. Mit einer Bibliographie zum postjugoslavischen Sprachenstreit, München 2009  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Klagenfurt/Celovec [2011], 165–188. Bojan-Ilija Schnabl

Reichsratsabgeordnete, → Abgeordnete  ; → Einspieler, Lambert  ; → Grafenauer, Franc (1860– 1935)  ; → Lutschounig, Jakob. Relevanz und Redundanz von Sprache. Relevanz

und Redundanz zählen zu den bedeutenden psycholinguistischen Faktoren beim Spracherwerb und Spracherhalt insbesondere in einem zweisprachigen oder mehrsprachigen Umfeld. Die Relevanz im Kontext des Spracherwerbs beschreibt die subjektive und objektive Bedeutung einer Sprache, die für den (potentiellen) Sprecher einer Sprache ›objektivierbare‹ Maßstäbe für deren Gebrauchsnutzen gibt. Redundanz ist das Gegenteil der Relevanz, wie sehr also der Gebrauch einer anderen Sprache keinen praktischen Mehrwert in der Kommunikation bietet, was insbesondere im gesellschaftlichen Kontext der → Zweisprachigkeit in Kärnten/Koroška in Erscheinung tritt. Subjektive, emotionale sowie objektive Elemente von Relevanz und Redundanz von Sprache

sind von zentraler Bedeutung für den Spracherwerb im Kleinkindalter und für den Spracherhalt bei Erwachsenen Individuen oder Gruppen allgemein. Von zentraler Bedeutung sind die Phänomene von Relevanz und Redundanz für die pädagogische Ausrichtung des zweisprachigen Unterrichts bzw. → Schulwesens. Da Redundanz und Relevanz eng mit der Qualität der Sprachkenntnis(se) verbunden sind – auch der → Muttersprache –, haben sie auch einen Einfluss auf die persönliche sprachliche, kulturelle und ethnische Identität des Sprechers, der Sprecherin. Sprachökonomie. Da der Mensch beim Sprachgebrauch in der aktiven sowie in der passiven Kommunikation auch unbewusst ›ökonomisch‹ handelt, soll grundsätzlich das Ausscheiden irrelevanter, also redun-

danter Information die Verarbeitung der Kommunikationsinhalte erleichtern (Eindämmung der Reiz- bzw. Informationsüberflutung). Dabei kommt es graduell jedoch auch zu einer notgedrungenen Selektion der Informationsinhalte, die in der Folge aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der kognitiven Dissonanzen eine weitere Aufnahme von Information be- bzw. verhindert, da es dabei zur (Um-)Interpretation der Umwelt aufgrund von unbewussten Erwartungshaltungen kommt (vgl. dazu auch → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz). In enger Korrelation mit der Relevanz einer Sprache steht auch der Grad ihrer gesellschaftlichen subjektiven (Prestige) und objektiven Dominanz (→ Adelssprache, → Amtssprache, → Goldene Bulle, → Lingua franca, → Liturgiesprache). Prestige und Dominanz beeinflussen sehr stark die subjektive Wahrnehmung der Relevanz einer Sprache, was in der Folge zur folgenden Kausalkette führt  : Subjektive/objektive Dominanz – (subjektive/objektive) Relevanz – Motivation – Informationsökonomie – ungleiche funktionale Sprachkompetenz – Code-Switching – Zweisprachigkeit – → Mischsprache – Sprach-Switching – → Assimilation (→ Germanisierung). Soll die mangelnde Relevanz einer Sprache nicht zum strukturellen Vektor der Assimilation werden, müssen aufgrund von Informationsökonomie und ungleicher funktionaler Sprachkompetenz exklusive Bereiche der aktiven und passiven Kommunikation gelebt werden (etwa durch → Immersion), die zum

Erhalt der sektoriellen Relevanz der gesellschaftlich dominierten Sprache beitragen und die die Allmacht der subjektiv empfundenen Dominanz der anderen Sprache relativieren. Positive Ziele für die Einzelperson sind dabei die Erhöhung der funktionalen Sprachkompetenz sowie die Motivation an sich. Das Erlernen einer dritten oder vierten Sprache kann ein Instrument zur Relativierung der Dominanz einer von zwei Sprachen sein (im Sinne von tertium comparationis). Eine zweisprachige Person wird »automatisch« ihre unterschiedlichen Sprachkenntnisse vergleichen und Frustration erleben, verunsichert sein, graduell die aufgrund von mangelndem Schulunterricht subjektiv schlechter beherrschte (Mutter-)Sprache weniger sprechen und schließlich einen → Sprachwesel vollziehen. Bei Drei- oder Mehrsprachigkeit führt hingegen das Festellen der eigenen mangelnden Sprachkenntnisse in der Muttersprache nicht in der gleichen Weise dazu, dass die eigene sprachliche oder ethnische Identität infrage gestellt wird.

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Relevanz und Redundanz von Sprache

Relevanz im Kleinkindalter ist aufgrund des perso-

nenbezogenen Spracherwerbs stark emotional besetzt. Relevant ist die Kommunikation mit der Person an sich, weil sie ein Ausdruck der Aufmerksamkeit und der emotionalen Wertschätzung ist. Deshalb spricht ein Kleinkind grundsätzlich so viele Sprachen seinem Alter entsprechend, wie es entsprechende Bezugspersonen hat, die mit ihm ausschließlich in einer bestimmten Sprache kommunizieren. Zweisprachigkeit oder Diglossie (das Sprechen von → Dialekt und → Standardsprache) an sich stellen kein Problem dar, denn es erweitert einerseits sogar die intellektuellen Potenziale und erleichtert in späteren Jahren aufgrund einer ›Prägung‹ und geistigen ›Öffnung‹ bezüglich verschiedener Sprachsysteme den Erwerb einer oder mehrerer weiterer Sprachen. Aufgrund des personenbezogenen Lernens durch Nachahmung wird jedoch andererseits ein Kleinkind auch ein Sprachgemisch sprechen, wenn die Bezugspersonen Sprachen mischen, weshalb zum oben erwähnten exklusiven Kommunikationsbereich auch der pädagogisch indizierte exklusive Gebrauch einer Sprache durch ein und dieselbe Betreuungsperson im Vor- und Frühschulalter zählt (one person, one language). Mehrsprachigkeit sollte allerdings nicht mit Makkaronismus bzw. → Mischsprache gleichgesetzt werden. Relevanz beim Spracherhalt im Erwachsenenalter hat zwei Ebenen. Eine subjektive, die eng mit

dem identitätsstiftenden gesellschaftlichen Prestige der Sprache zusammenhängt, und eine objektive Ebene, die sich aufgrund des oben beschriebenen ›ökonomischen‹ Verhaltens durch die notwendigen aktiven und passiven Kommunikationssituationen ergibt. Die subjektive Relevanz umfasst die subjektive Wahrnehmung der Sprache, ihre gesellschaftliche Sichtbarkeit und Wahrnehmbarkeit (historische → Inschriften auf Kunstobjekten bzw. Ortstafeln, Aufschriften im öffentlichen Bereich, touristische Hinweisschilder, Radio, Medien allgemein). Der Verfassungsgesetzgeber hat diese vorgeschrieben, weil sie eine Voraussetzung für den Spracherhalt (das Überleben der Sprache) darstellen. Relevanz spiegelt sich somit auch in der Medienlandschaft bzw. Medienpolitik (Sendungen nur für → »Minderheiten« und/oder Sendungen in der gesellschaftlich dominierenden »Mehrheitssprache«, die etwa Musik in der Minderheitensprache berücksichtigen und somit deren Relevanz in einer breiteren Bevölkerungsschicht unabhängig der jeweiligen → Muttersprache stärken). Weiters wird die Relevanz einer Sprache im Er-

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wachsenenalter auch durch das rechtlich-institutionelle Netzwerk des Gebrauchs einer Sprache als → Amtssprache in staatlichen Einrichtungen oder im Alltagsgebrauch bestimmt, wie sehr sie ebenso von praktischem Wert im Wirtschaftsleben ist. Dazu zählt auch die Möglichkeit des Gebrauchs einer Sprache im staatsnahen Bereich (in Standesvertretungen, Kammern, der Bahn, im öffentlichen Verkehr, bei Stromversorgern – vor den Privatisierungen). Diese kann auch in Geschäften/Betrieben zum Tragen kommen, wenn etwa eine Sprache (der Volksgruppe/zahlenmäßigen Minderheit) auch rechtlich vorgesehen ist, etwa bei einer bestimmenden Anzahl von Beschäftigten im zweisprachigen Gebiet. Eng mit der Relevanz einer Sprache ist also das in Kärnten/Koroška allgemein kaum entwickelte Verständnis für die zentrale Bedeutung der Drittwirkung von Grundrechten für den Erhalt der Sprache und der sprachlichen → Kulturlandschaft. Die mediale und gesellschaftliche Positionierung der → Windischentheorie sowie die ideologisierte Handhabung der Doppelsprachigkeit bzw. die manipulativ eingesetzte Kärntner → Zweisprachigkeits-Ideologie, die durch die Tabuisierung des Begriffs Slowene/slowenisch den Gebrauch des Begriff Zweisprachigkeit/ zweisprachig bzw. des Begriffs → gemischtsprachig an seiner statt setzte (→ »Entethnisierung«), trugen/tragen zur psycholinguistisch bedingten Minderung der Relevanz des Slowenischen in Kärnten/Koroška bei und damit gleichzeitig zu dessen Redundanz. Die psycholinguistischen Phänomene hatten/haben (neben den wirtschaftlichen Faktoren des → Assimilationszwangs) somit wesentlichen Anteil an der massiven Assimilation ganzer historischer slowenischer Bevölkerungsteile und Landstriche in Kärnten/Koroška seit dem 20. Jh. Relevanz in der Kirche. In zwei Bereichen tritt die Relevanz einer Sprache besonders in Erscheinung. Einerseits ist dies die Kirchen- bzw. die → Liturgiesprache und andererseits der Schulunterricht. Die slowenische Liturgiesprache war über Jahrhunderte etwa durch die Litaneien Trägerin einer spezifischen mystischreligiösen Dimension, die der Sprache ein besonderes gesellschaftliches Prestige und somit subjektive und gesellschaftliche Relevanz verlieh. Gleichzeitig festigte sich durch das Wiederholen der religiösen Texte, die seit Primož → Trubar und in Anlehnung an Martin Luther einen breiten Wortschatz einer agrarischen und frühurbanen Gesellschaft spiegelten, das subjektive Gefühl der Sprachkompetenz im Slowenischen. Gerade diese doppelte Dimension war angesichts des

Remšnik-Dialekt

mangelnden Schulwesens in slowenischer Sprache für die erdrückende Mehrheit der Slowenen von entscheidender Bedeutung, weil die slowenische Liturgie den KirchgängernInnen objektiv und subjektiv das Gefühl gab, Slowenisch auf einem relativ hohen Niveau zu beherrschen. Durch die Wiederholungen und das Wiedererkennen der Texte war dies auch objektiv der Fall. Man beachte die frühen zukunftsweisenden Anstrengungen des Bischofs A. M. → Slomšek, einsprachige, slowenische → Schulbücher zumindest für den Religionsunterricht zur Verfügung zu stellen. Diese strukturelle Bedeutung der slowenischen Liturgiesprache auch im → Kirchenlied für die Stärkung der Relevanz der Sprache und ihren Erhalt führte zu immer wiederkehrenden politischen Interventionen gegen den Gebrauch des Slowenischen in der Kirche bzw. in einer zweiten Phase zu dessen Aushöhlung durch die Zweisprachigkeit (→ Zweisprachigkeitsideologie). Bei zweisprachigen Messen ist das Slowenische nicht mehr wesentlich zum Verständnis der Botschaft, die KirchgängerInnen können gleichsam zwischenzeitlich »abschalten« und verlernen schließlich noch das Slowenisch, das sie bereits können, weil die Sprache an sich redundant (empfunden) wird. Vielfach wird neuerdings in diesen offiziell »zweisprachigen« Messen derart wenig Slowenisch gebraucht, dass damit bei Weitem nicht das gesamte sprachliche Spektrum abgedeckt wird, das einen Mehrwert darstellen würde und einem Gebrauch im Alltag förderlich wäre. Relevanz im → Schulwesen. Ein weiterer Ort, wo die Relevanz einer Sprache in Erscheinung tritt, ist der Schulunterricht bzw. die pädagogische Ausrichtung des im Kärntner Kontext doppelsprachigen Unterrichts, wobei bei verschiedenen Altersstufen dieses Phänomen durchaus unterschiedlich ausgeprägt ist. Das lange Zeit angewendete utraquistische Modell zielte darauf ab, die Relevanz des Slowenischen dadurch zu minimieren, dass jene, die das Slowenische als → Muttersprache hatten, befähigt wurden, sich zuerst alternativ auch im Deutschen auszudrücken. Dies führte sie schließlich aufgrund des strukturell größeren Angebots bzw. der restriktiven wirtschaftlichen und rechtlichen Gegebenheiten und der medialen Propaganda rasch zu einer neuen subjektiven Wertung der Relevanz der beiden → Landessprachen und trug schließlich zur Assimilation bei (ideologisch begründet war dies in der deutschnationalen → Windischentheorie). Die → Immersion bietet eine attraktive und nachhaltige Lernmethode beim (Fremd-)Sprachunterricht,

weil damit die funktionale Relevanz einer Sprache erhöht wird. Von wesentlicher Bedeutung ist, dass der Unterricht nach dem Prinzip »one teaching person, one language« stattfindet. Damit wird insbesondere das Vermeiden von Informationsaufnahme und die Selbsttäuschung, man habe den Stoff gelernt, hintangehalten. In neuerer Zeit stellt daher das Phänomen der Relevanz bzw. Redundanz der Sprache eine der zentralen Herausforderungen an den zweisprachigen Unterricht dar, wobei die materiellen Resultate des Schulwesens in Bezug auf das Sprachniveau bzw. die Sprachkompetenz der Absolventen von Grundschulen und Gymnasien im Slowenischen trotz steigender Anmeldezahlen zum zweisprachigen Unterricht darauf hindeuten, dass dieses Phänomen nicht in gebührender Weise bei der Erstellung der pädagogischen Konzepte und deren Umsetzung berücksichtigt wurde. Lit.: T. Veiter  : Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich. Wien 1970  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr.  1/1980  ; Comité européen pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.)  : Gemeinsam oder getrennt  ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten am Beispiel der Schulfrage. Bericht einer internationalen Beobachterkommission 1985, Basel 1985  ; G. Hüther  : Die Auswirkung traumatischer Erfahrungen im Kindesalter auf die Hirnentwicklung (S. 25–38). In  : L. Koch-Kneidl, J. Wiesse (Hg.)  : Entwicklung nach früher Traumatisierung, Göttingen 2003, 120 S.; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem/ Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Celovec/Klagenfurt 2008  ; V. Wakounig  : Der heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija [med Koroškimi Slovenci] in sindrom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130  ; Š. Vavti  : Včasih ti zmanjka besed  ; Etnične identifikacije pri mladih Slovenkah in Slovencih na dvojezičnem avstrijskem Koroškem. Klagenfurt/Celovec 2012.

Bojan-Ilija Schnabl

Remšnik-Dialekt, auch Remschnigg-Dialekt, slow. severnopohorsko-remšniško narečje. Der R.-D. zählt zu den Kärntner slowenischen Dialekten, die mit dem Resianischen Dialekt (rezijansko narečje) zu den nördlichen slowenischen Dialekten gehören (→ Dialektgruppe, → Slowenisch in Kärnten/Koroška). Geografisch-historisch kann er der Dravska dolina (Drautal) zugeordnet werden, zwischen Mlake und Pernice im Westen und Fala im (steirischen) Osten bzw. im Norden an den südlichen Hängen des Kozjak (Kosiak) und südlich der

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Remšnik-Dialekt

Drau/Drava an den nördlichen Hängen des Pohorje sˈtˈẹːla ›Streu‹, ˈcḙeːsta ›Strasse‹, koˈlḙeːna ›Knie‹, ˈsḙeːkat (Bachgebirge) in Slowenien sowohl in den angrenzen- ›hacken‹, ˈkoːža ›Haut‹, ˈmoːkər ›nass‹, zˈloːmen ›geden Gebieten Südsteiermarks in Österreich (z. B. in brochen‹, ˈxọːdm ›ich gehe‹, ˈlọːmm ›ich breche‹, ˈvọːla den Ortschaften wie Rothwein/Radvanje, Schossberg/ ›Wille‹)  ; slow. *ī/*ì‑, *ū/*ù‑ > *ī, *ū (in Kapla  : kˈriːš Gradišče usw.). Südwestlich und westlich grenzt er an ›Kreuz‹, bˈliːzọ ›nahe‹, ˈriːba ›Fisch‹, ˈduːša ›Seele‹, ˈsuːx den → Mießtaler Dialekt (mežiško narečje) der Kärnt- ›trocken‹, ˈmuːxa ›Fliege‹)  ; slow. *ā/*à‑ > *ō (in Kapla ner → Dialektgruppe, südöstlich an den Dialekt des dˈvoː ›zwei‹, gˈlos ›Stimme‹, ˈmoːčka ›Katze‹, ˈboːba ›Weib‹, südlichen Bachergebirges (južnopohorsko narečje) sowie ˈmoːslọ ›Butter‹, zˈnoːla ›sie konnte‹)  ; slow. * > *ər > *ar im Osten an dessen Unterdialekt der steirischen Dia- (in Kapla ˈčar ›Wurm‹, ˈkart ›Maulwurf‹, ˈmarva ›Heu‹, lektgruppe (kozjaško podnarečje). Im Norden grenzt er sˈmart ›Tod‹). B. Wortakzent/Prosodie  : a) jüngere Akrenzverschiean das Deutsche. Es handelt sich demnach um den östbungen des Typs slow. *ženà, *kozà > *žèna ›Frau‹, *kòza lichsten Kärntner Dialekt. Der R.-D. weist folgende charakteristische Lautver- ›Ziege‹ (in Kapla ˈnḙeːsem ›ich trage‹, ˈsḙeːstra ›Schwesänderungen im allgemeinen slowenischen Ausgangs- ter‹, ˈzḙeːlen ›grün‹, ˈkaːza ›Ziege‹, ˈmaːkra ›nass‹, ˈbaːgat Lautsystem auf  : ›reich‹), slow. *məglà > *mgla ›Nebel‹ (ˈdḙeːska ›Brett‹, A. Vokalsystem  : slow. *, *ō > *ie, *uo (in Kapla bˈliːət ˈtḙeːma ›Dunkelheit‹), regressive Akzentverschiebung ›blass‹, mˈliːəko ›Milch‹, ˈviːə ›er weiss‹, ˈbuːəs ›barfüßig‹, slow. *okȏ > *òko ›Auge‹ des offenen Auslauts (in Kapla ˈkuːəst ›Knochen‹, ˈnuːəs ›Nase‹), was typisch ist für nörd- pˈrasọ ›Hirse‹, ˈsenọ ›Heu‹, ˈsarce ›Herz‹, ˈpeč ›des Ofens‹, liche und westliche slowenische Dialekte  ; slow. */*‑ ˈxdọ ›schlimm‹ aber gọˈlọːp ›Taube‹, peˈpiːə ›Asche‹, > *ē (in Kapla ˈlˈẹːš ›Lüge‹, ˈmˈẹːx ›Moos‹, ˈvˈẹːs ›Dorf‹, veˈsiːə ›froh‹), slow. *isòk > *ìsok ›hoch‹ (in Kapla ˈmˈẹːša ›Messe‹, ˈgˈẹːne se ›er bewegt sich‹, ˈpˈẹːsj ›hunds-‹), ˈvəsek ›Wachs‹), die Akzentverschiebung slow. *bàbica was ein nordslowenisches und in langen Silben auch ein > *babìca ›Großmutter‹ wird nicht konsequent realiostslowenisches Phänomen ist  ; slow. *ē > *ie (in Kapla siert (in Kapla  : kˈxiːja ›Küche‹ aber ˈjžna ›Mittagesˈliːət ›Jahre‹, ˈpiːəč ›Ofen‹, ˈšiːəst ›sechs‹), Zusammenfall sen‹)  ; b) Verlust der Tonemopposition  ; c) Bewahrung von Reflex des * und *ē kennt die Mehrheit der Kärnt- der Quantitätsopposition in den letzten bzw. einzigen ner slowenischen Mundarten  ; slow. */*‑, *ǭ/*‑ > *, Wortsilben (in Kapla ˈməš ›Maus‹, kˈrx ›Brot‹, ˈdet * (in Kapla ˈjˈẹːtre ›Leber‹, sˈrˈẹːča ›Glück‹, gˈlˈẹːda ›sie ›Großvater‹, ˈkaš ›Korb‹) sowie Entstehung der Quansieht‹, ˈpˈẹːst ›Faust‹, ˈtˈẹːža ›Gewicht‹, gọˈlọːp ›Taube‹, titätsopposition in den nicht-letzten Wortsilben als ˈgọːst ›dicht‹, ˈmọːka ›Mehl‹, ˈdọːga ›Fassbinder‹, ˈgọːba Folge neuerer Akzentverschiebungen und postionsbe›Pilz‹, ˈtọːča ›Hagel‹), Denasalierung der Nasalvokale, zu dingter Verkürzung des i und u (in Kapla ˈlipa ›Linde‹, welcher es in den kärntnerischen Mundarten sehr spät kọˈrita ›Trog‹, goˈrica ›Hoffläche‹, ˈbuča ›Kürbis‹, pˈluče gekommen ist (in manchen → Jauntaler Mundarten ›Lunge‹, ˈjutr ›Morgen‹). C. Konsonantensystem  : a) Vorkommen der Konsoblieben die Nasalvokale erhalten), sowie Zusammenfall von Reflex des *ę mit Reflex des *ə  ; slow. *è‑, *‑, *ò‑ > nantengruppen *tl, *dl in Partizip auf *‑lъ von Verben *, *ē, *ō (in Kapla kleˈpˈẹːče ›er plaudert‹, ˈsˈẹːdọm ›sieben‹, mit Wurzel auf t, d und mit Nullinfinitivsuffix sowie

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Remšnik-Dialekt

Resianischer Dialekt nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

Remšnik-Dialekt

im Wort *modliti für moliti ›beten‹ (in Kapla pˈlḙeːtla ›sie flocht‹ ˈjḙeːdla ›sie aß‹, ˈpoːdla ›sie fiel‹, ˈmadt ›beten‹, ˈmọːdlm ›ich bete‹ aber ˈvile ›Gabel‹, ˈvilce ›kleine Gabeln‹)  ; b) keine Lautverschiebung *ła > wa (slow. švapanje)  : slow. *ła > la (in Kapla ˈluːža ›Pfütze‹, mˈloːt ›jung‹, žeˈlọːdec ›Magen‹)  ; c) slow. * > v vor Vokalen und Sonanten (in Kapla ˈviːdim ›ich sehe‹, sˈviːət ›Welt‹, ˈvuːəs ›Wagen‹, vˈliːəčem ›ich ziehe‹, vˈrḙːeme ›Wetter‹ aber ˈze ›er nahm‹)  ; č) slow. *ĺ > l (in Kapla kˈluč ›Schlüssel‹, kˈroːl ›König‹, mˈrala ›Ameise‹), slow. *ń > j (in Kapla gospoˈdiːja ›Hausfrau‹, sˈpoːje ›Schlaf‹, žiˈlˈẹje ›Leben‹)  ; d) slow. *šč > š (in Kapla ˈiːšem ›ich suche‹, kˈliːəše ›Zange‹, mraˈliːše ›Ameisenhaufen‹)  ; e) Erhalt des Konsonanten r in den Verbindungen *črě‑, *žrě‑ (in Kapla čreˈpiːja ›Scherbe‹, čˈriːšna ›Kirsche‹, čˈriːəva ›Darm‹, žgˈrḙeːbe ›Fohlen‹, žgˈreb ›Nagel‹). Der R.-D. zeigt Reflexe des ursprünglichen kärntnerischen Lautsystems, wodurch er sich genetolinguistisch zweifelsohne den kärntnerischen Dialekten zuordnen lässt. Vom Mießtaler Dialekt (mežiško narečje), dem er am ähnlichsten ist, unterscheidet er sich durch die Absenz des allgemeinen Zusammenfalls der Reflexe slow. *‑ und *è‑/*/*‑/*/*‑ sowie slow. *ò‑ und *ǭ/*‑ (zu welchen es später in einigen Mundarten dennoch gekommen ist), vor allem jedoch dadurch, dass er keine Lautverschiebung *ła > wa (slow. švapanje), aber steirische Merkmale aufweist, zwei Besonderheiten, die ihn von allen übrigen kärntnerischen Dialekten abgrenzen. Weitere kärntnerische Kennzeichen sind  : a) Betonung geografischer Adverbien mit *sě für sem ›hierher‹, *ta für tja ›dorthin‹, ähnlich dem deutschen ›her‹, ›hin‹ (in Kapla ˈgarsa für sem gor ›hier hinauf‹, ˈgarta für tja gor ›dort hinauf‹, ˈdọta für tja dol ›dort hinunter‹, ˈdọsa für sem dol ›hier hinunter‹  ; vgl. deutsch herauf, hinauf, hinunter, herunter  ; b) Negationspartikel če < *nič ni (in Kapla  : ˈčis für nisem ›ich bin nicht‹, neben ˈnis)  ; c) andere Einzelheiten (in Kapla xˈriːbər für hrib ›Berg‹, sˈtḙeːzda für steza ›Pfad‹). Neben den dominierenden kärntnerischen treten auch einige Charakteristika in Erscheinung, die den R.-D. an die steirischen Mundarten annähern und besonders auf der morphologischen Ebene auftauchen  : A. Lautsystem  : keine Lautverschiebung *ła > wa (slow. švapanje)  ; B. Wortakzent/Prosodie  : Tendenz zum Verlust der Quantitätsopposition  ; C. morphologisches System  : a) Tendenz zur Verallgemeinerung der Endungen *‑ěmъ, *‑ěxъ, *‑ěmi im Dat., Lok., Instr. Pl. der Substantiva aller Genera, die nicht in allen Mundarten gleich ist (in Činžat  : Mˈliːnọm Dat. Pl. zu ›Mline‹,

Mˈliːnax Lok. Pl. zu ›Mline‹ Mˈliːnam Instr. Pl. zu ›Mline‹  ; analog  : ›Jahr‹ ˈliːətam, ˈliːətax, ˈliːətam  ; ›Haus‹ ˈxiːšam, ˈxiːšax, ˈxiːšam  ; in Ribnica  : ›Brücke‹ ˈmostọm, ˈmostex, ˈmostem  ; ›Jahr‹ ˈliːətọm, ˈliːətex, ˈliːətem  ; ›Bart‹ bˈṙaːdọm, bˈṙaːdex, bˈṙaːdem, in Kapla  : ›Bruder‹ bˈraːtọm, bˈraːtex, bˈraːtem  ; ›Linde‹ ˈlipam/ˈlipem, ˈlipex, ˈlipem  ; ›Jahr‹ ˈliːətam/ˈliːətem, ˈliːətex, ˈliːətem)  ; b) Tendenz zur Feminisierung von Substantiven neutralen Geschlechts, zur Gänze im Dual und Pl. sowie teilweise im Sing. (in Kapla Sg. ˈlḙeːtọ ›Jahr‹, Dual/Pl. ˈliːəte ›Jahre‹ aber ˈakna ›Fenster‹, gˈniːəzda ›Nester‹, ˈjaca ›Eier‹, Dual/Pl. ˈjˈẹːtre ›Leber‹, pˈluče ›Lunge‹, ˈuste ›Mund‹)  ; c) Endung des Gen. Sing. der adjektivischen Deklination ‑ga (in Kapla  : ˈliːəpga ›des schönen‹) im Gegensatz zum kärntnerischen ‑ega  ; d) Personalpronomen für die erste und zweite Person Pl./Dual  : in Kapla ˈmiːja, ˈmiːjadˈvoː ›wir zwei‹, ˈviːja, ˈviːjadˈvoː ›ihr zwei‹  ; e) Demonstrativpronomen für die erste Person des Typus  : in Kapla ˈtət ˈtəta ˈtəto für ta ›dieser‹  ; f ) Endung für die erste Person Dual Präsens ‑ma (in Kapla ˈnḙeːsema ›wir zwei tragen‹)  ; g) beide Endungen ‑te in der zweiten Person Pl. sowie ‑ta in der zweiten und dritten Person Dual Präsens bei den athematischen Verben (in Kapla für ›geben‹  : ˈdoːte, ˈdoːta  ; ›essen‹  : ˈjiːəte, ˈjiːəta  ; ›wissen‹  : ˈviːəte, ˈviːəta  ; ›sein‹  : ˈbote, ˈbota)  ; h) Adverbialpronomen des Typus ˈkˈẹːkọ für koliko ›wie viel‹, ˈtˈẹːkọ für toliko ›so viel‹, Adverb ˈdač für daleč ›weit‹  ; i) Bildung der Zehnerzahlworte von 40 bis 90 mit *‑desętъ und nicht mit *‑rędъ wie in Kärntner Dialekten (Typ štrdeset ›vierzig‹)  ; j) Adjektive mit dem Reflex ‑čki < *‑č‑ьsk‑ъ‑j‑ь neben ‑ski < *‑ьsk‑ъ‑j‑ь (in Kapla gˈroːbčk ›grab-‹, xˈərvačk ›kroatisch‹, ˈọːžbalčk ›am Osbald‹ aber sˈvinsk ›schweine-‹). Lit.: F. Ramovš  : Historična gramatika slovenskega jezika  : VII. Dialekti. Ljubljana 1935. 27–29  ; T. Logar  : Dialektološke študije  : VIII. Prispevek h klasifikaciji pohorskih govorov. In  : Slavistična revija 9 (1956), 30–34, Nachdruck in  : Logar 1996  : 68–71  ; T. Logar, J. Rigler  : Karta slovenskih narečij. Ljubljana 1983  ; T. Logar  : Remšniško narečje. Slovenska narečja. Ljubljana 1993, 82–83, 132–134  ; Z. Zorko  : Narečna podoba Dravske doline, Maribor 1995, 15–47, 48–90, 201–223, 224–254  ; T. Logar, K. Kenda-Jež (Rd.)  : Dialektološke in jezikovnozgodovinske razprave. Ljubljana 1996  ; J. Rigler  : Pregled osnovnih razvojnih etap ; v slovenskem vokalizmu. In  : Slavistična revija 14 (1963), 25–78   M. Šekli  : Merila določanja mej med slovenskimi narečji in podnarečji. Slovenska narečja med sistemom in rabo. In  : Obdobja 26 (2009), 291– 318  ; Z. Zorko  : Stavbarsko izrazje v koroškem remšniškem podnarečju. Narečjeslovne razprave o koroških, štajerskih in panonskih govorih. Bielsko-Biała [e. a.] 2009, 83–92. Z. Zorko  : Koroški govor Radvanja v Avstriji. In  : Mednarodni znanstveni sestanek Slovenski dialekti v stiku 5/Convegno scientifico internazionale Dialetti Sloveni in contatto 5. Koper/Capodistria 2011, 17–18. Z. Zorko, A. Benko  : Koroški govor vasi

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Renegatentum

Schlossberg (Gradišče) v Avstriji. In  : Slovenski jezik v stiku evropskega podonavskega in alpskega prostora. Maribor  : Filozofska fakulteta Univerze v Mariboru  ; Dunaj  : Slovenski znanstveni inštitut/Wien  : Slowenisches Wissenschaftsinstitut in Wien 2012, 17. Matej Šekli  ; Üb.: Maja Francé

Renegatentum, slow. narodno renegatstvo, → Deutsch-

tümler.

Renko, Josef (Diskriminierungs- und Verfolgungsop-

fer), → Internierungen 1919.

Resianischer Dialekt, slow. rezijansko narečje. Der slo-

wenische resianische → Dialekt wird im Val Resia/Rezija (Resia-Tal) und im angrenzenden Valle Uccea/Učja (Uccea-Tal) gesprochen, die beide in Friuli/Friûl/Furlanija/Friaul, an der Grenze zu Slowenien, liegen. Der resianische Dialekt gliedert sich in weitere Untergruppen, deren Einteilung meist nach den vier größeren Siedlungen (von West nach Ost  : San Giorgio/Bila, Gniva/ Njiva, Oseacco/Osojane, Stolvizza/Solbica) erfolgt. Das Resia-Tal wurde  zwischen dem 7. und 10. Jh.  vom → Gailtal/Ziljska dolina aus besiedelt. Der resianische Dialekt hat daher den gleichen Ursprung wie der → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje (→ Dialektgruppen). Davon zeugen die ältesten sprachlichen Entwicklungen, z.  B. der Zusammenfall von slawischem langem ě (jat) und ȇ, die im Gailtaler Dialekt zu íe bzw. íə diphthongiert und im Resia-Tal schließlich zu í monophthongiert wurden (lěs > líes/líəs > lís). Ein weiteres Merkmal, das den Gailtaler Dialekt mit dem resianischen Dialekt verbindet, ist die Entwicklung ȏ > úo/úə > ú (kȏst > kúost/kúəst > kúst), wobei der im Gailtal erhaltene Diphthong úə im Resia-Tal zu ú monophtongiert wurde. Die Gailtaler Kontraktion der Possesivpronomen (moja > má, svojo > svó) tritt auch im resianischen Dialekt auf. Das Präfix vi- tritt im Gailtaler Dialekt (bi- < vi-) und im resianischen Dialekt (vi-) an die Stelle des → standardslowenischen Präfix iz- (res.: vilažej, gailtal.: bíwažej/bíwaži). Neben Gemeinsamkeiten in der Betonung (Pronk, 2011) verbinden sprachliche Archaismen den resianischen mit dem Gailtaler Dialekt z. B.: te bile jetra (gailtal.: te bȋəlˈẹ drȗəb [weiße Leber = Herz]), te čärne jetra (gailtal.: te črnˈẹ drȗəb [schwarze Leber = Leber]). Durch die Romanisierung des Gebietes zwischen dem Val Resia/ Rezija und → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina ging der Kontakt zum Gailtaler Dialekt verloren. Von der slowenischen Präsenz im heute romanischen Ge-

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biet, dem Val Raccolana (Reklanska dolina), dem Val Dogna (Dunjska dolina) und entlang der Fella (Bela) zeugen zahlreiche Ortsnamen slowenischer Herkunft (z. B.: italienisch/friulanisch  : Visocco/Vissoc, Patocco/ Patoc). Nachdem die Verbindung zum Gailtaler Dialekt unterbrochen worden war, lehnte sich der resianische Dialekt an die südlich angrenzenden slowenischen Dialekte der Slavia Veneta/Beneška Slovenija an. Dadurch kamen Merkmale in den resianischen Dialekt, die ihn von den Kärntner Dialekten scheiden, aber mit den Dialekten der Slavia Veneta/Beneška Slovenija verbinden. Dazu gehören u. a. die Entwicklung ĺ > j (zemlja > zemja) und die meist erhaltene Endbetonung (gailtal.: kòapa/sèastra, resian.: kö̀pȁ/sestrà, nach I. → Grafenauer bzw. T. Logar). Gemeinsam mit den Dialekten der Slavia Veneta/Beneška Slovenija ist dem Resianischen auch der Erhalt von ć (res.: vȁć, gailtal.: və̏č/və̏nč). Eine eigenständige Entwicklung des resianischen Dialektes sind die Vokale e̤, i̤, o̤ und ṳ. Diese Vokale hängen mit der sogenannten resianischen Vokalharmonie zusammen, bei der der betonte Vokal eines Wortes über die Qualität und Färbung der unbetonten Vokale dieses Wortes entscheidet. Laut → Ramovš steht diese Vokalharmonie am Beginn der Vokalreduktion. Die Vokalreduktion hat sich im resianischen Dialekt, im Gegensatz zu den meisten anderen slowenischen Dialekten, nicht fortgesetzt und erscheint daher als Vokalharmonie. Die resianische Vokalharmonie stellt also eine Vorstufe der Vokalreduktion dar. Eine eigenständige Neuerung des resianischen Dialektes sind auch die Ansätze des Vigesimalsystems (dwakrat dwujsti = zweimal zwanzig = 40). Als Folge des Sprachkontakts mit den romanischen Nachbarn treten im resianischen Dialekt ältere furlanische und venezianische sowie jüngere italienische Einflüsse hervor. Allerdings ist der romanische Einfluss auf die eizelnen Untergruppen des Resianischen unterschiedlich stark und nimmt von West nach Ost ab. Erzählkultur und erste Verschriftlichungen  : Im Resia-Tal hat sich eine umfangreiche und vielgestaltige Erzählkultur erhalten. Um die Erforschung und Dokumentation der resianischen mündlichen Literatur hat sich Milko Matičetov verdient gemacht. Die ältesten bekannten Schriftdokumente des resianischen Dialektes stammen aus der Zeit der Reformation (→ Protestantismus) bzw. → Gegenreformation. Besonders im 19. Jahrhundert wurden wichtige kirchliche Texte (Vaterunser, Psalmen usw.) und Teile der Evangelien

Rezija, vgl. auch Abb. S. 1122.

Resman, Franc

Silvana Paletti

in den resianischen Dialekt übersetzt. Im Rahmen dieser Übersetzungstätigkeit entstanden auch erste kleine Wörterbücher. Der 1927 veröffentlichte resianische Katechismus To kristjanske učilo po rozoanskeh war das erste gedruckte resianische Buch und stellt den Beginn der eigentlichen resianischen Literatur dar. Die wissenschaftliche Erforschung des resianischen Dialekts begann 1790 mit einigen Aufzeich-

vana (Paletti) Bertulava bzw. Renato (Quaglia) Ǵuket. Quelle  : Mag. Luciano Lister. Lit.: ES (M. Bufon, T. Ferenc  : Rezija  ; M. Matičetov, M. Pahor  : Re-

zijani  ; M. Matičetov, M. Kravos  : Rezijanska književnost  ; T. Logar  : Rezijansko narečje). – I. Grafenauer  : Zum Accente im Gailthalerdialekte. In  : Archiv für slavische Philologie 27. Berlin 1905  ; F. Ramovš  : Karakteristika slovenskega narečja v Reziji. In  : Časopis za slovenski jezik, književnost in zgodovino 7 (1928) 107–121  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954  ; T. Logar  : Solbica. In  : Fonološki opisi srpskohrvatskih/hrvatskosrpskih, slovenačkih i makedonskih govora obuhvaćenih opšteslovanskim lingvističkim atlasom. Sarajevo 1981, 35–40  ; R. Quaglia  : Baside. Trieste/Trst 1985  ; H. Steenwijk  : The Slovene dialect of Resia – San Giorgio. Amsterdam 1992  ; A. D. Duličenko  : У истоков пезьянологии. In  : Obdobja 15, Kopitarjev zbornik. Ljubljana, 1996  ; H. Steenwijk  : Der romanisch-slawische Sprachkontakt und die interne Differenzierung des Resianischen. In  : Obdobja 15, Kopitarjev zbornik. Ljubljana, 1996  ; P. Merkù  : Slovenska krajevna imena v Italiji – Toponimi sloveni in Italia. Trst 1999  ; A. D. Duličenko  : Resianisch. In  : M. Okuka (Hg.)  : Wieser, Enzyklopädie des europäischen Ostens, Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens, Bd. 10. Klagenfurt/Celovec 2002, 395–397  ; R. Dapit, H. Steenwijk  : Ortografia resiana/Tö jošt rozajanskë pïsanjë. In  : Slovenski jezik – Slovene Linguistic Studies 4 (Ljubljana/Lawrence 2003) 70–76  ; S. Paletti  : Rozajanski serčni romonenj/La lingua resiana del cuore/Rezijanska srčna govorica. Ljubljana 2003  ; H. Steenwijk  : Die Distribution von Heteronymen in den resianischen Mundarten. In  : Slovenski jezik – Slovene Linguistic Studies 4 (Ljubljana/Lawrence 2003) 33–53  ; R. Quaglia  : Baside – mi samo izde, ti ke baj si  ?/Renato Tu-w Rastje. Resia/Rezija 2007  ; L. Negro, S. Quaglia  : Biside ta-na traku – biside anu imprëšti od naših tih starih. Paluzza 2009  ; T. Pronk  : The Slovene Dialect of Egg and Potschach in the Gailtal, Austria. Amsterdam 2009  ; M. Matičetov  : Zverinice iz Rezije, Ljubljana 2010  ; L. Negro  : Dila tu-w Reziji. Cividale del Friuli/Čedad 2011  ; A. Oman  : Naša špraha – ziljsko narečje iz Ukev = Dizionario zegliano di Ugovizza. Ukve/Ugovizza 2011  ; C. Quaglia  : Ta rozajanska lisïca/Lasica ad Rezie/Rezijanska lisica/La volpe di Resia (DVD). Udine, 2011T. Pronk  : Narečje Ziljske doline in splošnoslovenski pomik cirkumfleksa. In  : Slovenski jezik – Slovene Linguistic Studies 8 (Ljubljana–Lawrence 2011) 5–17  ; I. Destovnik  : Po näs anu po Slavinski. In  : KK 2015. Celovec 2014, 153–162. Web  : http://rezija.com  ; http://www.kud.si/index.php/Projekt  :So delovanja/Silvana_Paletti (2. 10. 2014).

nungen von Jan Potocki. Um die weitere Erforschung und Dokumentation des resianischen Dialektes haben sich im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert u. a. Oroslav Caf, Jan Baudoin de Courtenay, Fran Ramovš, Ismail → Sreznjevski und Stanko → Vraz verdient gemacht. Gegen Ende des 20. Jh.s widmete sich der Linguist Han Steenwijk eingehend dem Resianischen (Grammatik, vereinheitlichte Orthografie). Die heute übliche Orthografie nach Steenwijk geht vom slowenischen Alphabet aus. Zusätzlich finden einige Sonderzeichen Verwendung. Die oben erwähnten »resianischen Vokale« e̤, i̤, o̤, ṳ werden nach Steenwijk beispielsweise als ë, ï, ö, ü verschriftlicht. Zur gegenwärtigen Situation  : Der Kulturverein Rozajanski Dum publiziert dreimal jährlich die Zeitschrift Näš Glas/La nostra voce mit aktuellen Beiträgen in resianischem Dialekt, slowenischer und italienischer Sprache. Das Museum Muzeo od tih rozajanskih judi gab zusammen mit anderen lokalen Institutionen nachstehende Medien heraus (siehe Literatur)  : Die Bücher Biside ta-na trako [Unsere Wörter] und Biside na traku za otroke – Dila tu-w Reziji [Unsere Wörter für Kinder – Handwerk im Resia-Tal] sowie die DVD Ta rozajanska lisïca [Der Fuchs aus Resia]. Die Dichterin Silvana Paletti und der Dichter Renato Quaglia verwenden das Resianische in ihren Gedichten. In der Wochenzeitung Novi Matajur und der vierzehntäglich erscheinenden Zeitung Dom erscheinen gelegentlich Texte in resianischem Dialekt. Auf Radio Spazio 103 Reinhold Jannach wird im Rahmen der wöchentlichen Sendung Okno v Benečijo [Blick in die Slavia Veneta] einige Minuten auf Resianisch über die resianische Kultur und Neuigkeiten Resman, Franc (Rehsmann, * 15. April 1889 Ledeaus dem Resia-Tal berichtet. Der staatliche Sender RAI nitzen/Ledince [Finkenstein/Bekštanj], † 12. Oktober Trieste/RAI Trst hat mit Te rozajanski glas [Die resia- 1968 ebd.), Kulturaktivist und Gemeinderat von Ledenische Stimme] eine wöchentliche resianische Sendung nitzen/Ledinca. R. war zu Hause beim Tratnik in Ledenitzen/Leim Programm. Abschließend sei noch erwähnt, dass die Bewohner dince am Faaker See/Baško jezero und besuchte hier des Resia-Tales an ihren alten, slawischen, Familien- die zweiklassige Volksschule. Schon während seiner namen festhalten und parallel zu den offiziellen itali- Volksschulzeit kam er zur Tante in Mallenitzen/Maenischen Nachnamen verwenden. Silvana Paletti lence, die eine Mühle besaß. Er erlernte den Beruf des und Renato Quaglia heißen dementsprechend Sil- Müllers im Suchagraben/Suha bei Maria Elend/Pod-

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Revolutionsjahr 1848

gorje. 1912 musste er zum k. u. k. Militär, wurde 1914 in Galizien schwer verwundet und kam in russische Kriegsgefangenschaft in Sibirien (Semipalatinsk) und an der Wolga in Jurjevec. Er erhielt die große silberne Tapferkeitsmedaille und kam im März 1918 wieder nach Hause. Bis Ende des Krieges diente er noch in der Subabteilung bei Oberleutnant Maier-Kaibisch. Nach dem Tod seines Vaters 1918 übernahm er das Elternhaus und die kleine Landwirtschaft. Schon vor dem Krieg und bis 1920 war er auch bei der Eisenbahn in Ledenitzen/Ledince und Faak am See/Bače beschäftigt und wurde nach der → Volksabstimmung entlassen (→ Assimilationszwang, → Vertreibung 1920). R. war Mitbegründer der Feuerwehr, der Elektrizitätsgenossenschaft Ledenitzen/Ledinca (1923), erster Obmann des 1922 gegründeten → Kulturvereines → Jepa-Baško jezero. R. war ab 1929 auch Vorstandsmitglied der neu gegründeten Posojilnica-Bank [Sparund Darlehenskasse] Ledenitzen/Ledinca (→ Genossenschaftswesen), Kirchenrat und Sänger. Über 25 Jahre war er auch slowenischer Gemeinderat der Gemeinde Ledenitzen/Ledinca. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er von den Nazis am 14. April 1942 mit seiner Familie (8 Kinder von 5 bis 17 Jahren) ins Deutsche Reich deportiert und aufgrund seiner ethnischen Herkunft wegen »staatsfeindlichen« Verhaltens vom Deutschen Reich enteignet (→ Deportationen 1942). Im Juli 1945 konnte er nach mehr als drei Jahren wieder nach Kärnten/ Koroška zurückkehren. Mit seinen Aufzeichnungen über sein Leben begann er während der Kriegsgefangenschaft in Russland und schrieb einiges während seiner Deportation im Deutschen Reich. Das meiste schrieb er erst in den 70erJahren über die Deportation, über alte Zeiten und die Zeit nach 1918–1920. Dies wurde in der slowenischen Wochenzeitung Naš tednik in Fortsetzungen veröffentlicht. 1971 erschienen seine Erinnerungen bei der → Mohorjeva in slowenischer Sprache im Buch Rod pod Jepo [Das Volk unter dem Mittagskogel]. Anlässlich des 60. Jahrestages der Deportationen haben sich die Nachkommen für eine Neuauflage und Übersetzung ins Deutsche entschlossen. Sie widmeten es allen, die in der NS-Zeit ihr Leben opfern mussten, und allen, die wieder heimkehren durften. R. verstarb am 12. Oktober 1968 und ist in Petschnitzen/Pečnica begraben. Werke  : Rod pod Jepo. v Celovcu 1971  ; Rod pod Jepo – kronika Franca Resmana, Tratnikovega očeta/Familienchronik des Franc Resman. Kla-

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Buchcover, Mohorjeva

genfurt/Celovec [e. a.] 2005.

Lit.: T. Zorn  : Franc Resman, Rod pod Jepo, Celovec 1971, 287 str. In  :

Kronika  : časopis za slovensko krajevno zgodovino (1972) 58–59  ; M. Doppelbauer  : Resman, Franc  : Rod pod Jepo  : Familienchronik des Franc Resman vulgo Tratni aus Ledenitzen (zweisprachige Ausgabe). Klagenfurt/Celovec, Hermagoras-Mohorjeva, 2005, 455 Seiten. In  : Europa ethnica 3–4 (2005) 146–147  ; J. Poljanec  : Rod pod Jepo/Familienchronik des Franc Resman. Mohorjeva založba, Celovec. In  : Slovenija svet (avgust–september 2005). Franc Rehsmann

Revolutionsjahr 1848. Die Nachricht von der Revolution in Wien erreichte Klagenfurt/Celovec am 17. März 1848. Über die Ereignisse informierten zunächst einzelne Flugschriften in deutscher, aber auch in slowenischer Sprache. Das Interesse galt v. a. der Konstitution und der Pressefreiheit. Die Reaktionen der Bevölkerung entsprachen in etwa jenen in anderen Provinzen, wobei jedoch die kriegerischen Auseinandersetzungen in den benachbarten italienischen Gebieten auch wegen ihrer wirtschaftlichen Rückwirkungen

Revolutionsjahr 1848

auf das Land mit größerer Sorge und großer Aufmerksamkeit verfolgt wurden. Das Interesse des Bürgertums galt der Festigung und Ausgestaltung demokratischer Errungenschaften, das Interesse der bäuerlichen Bevölkerung, die ihre überwiegende Masse verkörperte, dem Kampf gegen den Feudalismus und für die entschädigungslose Grundentlastung. Der ständische Landtag wurde durch Inkorporierung von Vertretern des Bürgertums und des Bauernstandes erweitert. Bis 23. Juli 1848 weckten sieben bzw. acht Wahltermine das Interesse am politischen Leben, die Wahlbeteiligung an den Wahlen war unterschiedlich. Auch in Klagenfurt/ Celovec kam es zur Gründung einer Nationalgarde. Am 16. Oktober 1848 gründeten »Demokraten« den Kärntner Volksverein und erklärten den seit 2. September 1848 in → Villach/Beljak erscheinenden Kärntner Volksfreund zum Vereinsorgan. Die konservativen Elemente sammelten sich bald darauf im Konstitutionellen Verein, schon im Juli begann ein → Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt] mit seinen Aktivitäten. Einzelne Slowenen traten auch dem Konstitutionellen Verein bei, unter den bekannten Mitgliedern des Kärntner Volksvereins sind keine Slowenen auszumachen, die zur selben Zeit oder später in der slowenischen Bewegung tätig gewesen wären. Vorbilder für alle Vereinsgründungen waren Vereine in Graz bzw. Wien. Größere und kleinere Bauernunruhen begleiteten in Kärnten/Koroška die Ereignisse. Sie waren größtenteils auf Gebiete mit slowenischer Bevölkerung beschränkt (→ Bauernaufstände). Zentren dieser Unruhen waren u. a. die Herrschaften Finkenstein/Bekštanj, Hollenburg/Humberk, Ebenthal/Žrelec, → Bleiburg/Pliberk und Eberstein/Svinec. Bäuerlicher Widerstand ist aber z. B. in den Herrschaften Hollenburg/Humberk und Finkenstein/Bekštanj schon Jahre vor den Märzereignissen auszumachen. Der bäuerliche Unwille richtete sich v. a. gegen verschiedene Abgaben, unzufrieden waren die Bauern mit dem Jagd- und Fischereirecht, sie bemängelten die Forst- und Weideservitute und traten wiederholt gegen die Willkür herrschaftlicher Beamter auf. Die Grundherren gemahnten deshalb im Einklang mit behördlichen Weisungen ihre Beamten, Abgaben und Steuern keineswegs im Zwangswege einzutreiben, forderten sie zur humanen Behandlung der »Insassen« auf, waren aber keineswegs bereit, auf ihre Rechte und Privilegien entschädigungslos zu verzichten und wollten auch die entfallenen Rückstände und Steuern zu einer günstigeren Zeit eintreiben. Die Bauern verweigerten

weitere Abgabeleistungen und auch die Leistung von Robotdiensten. Die Grundherrschaften bemühten sich, wichtige Archivalien und Verwaltungsdokumente vor eventuellen bäuerlichen Übergriffen in Sicherheit zu bringen (→ Archivwesen). Das Interesse der Bauern an der Revolution erlosch praktisch mit dem Patent vom 7. September 1848, dem Durchführungsgesetz zur Grundentlastung (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849). Um die Bevölkerung zu beruhigen bzw. für ihre Ziele und Maßnahmen zu gewinnen, gingen die Behörden mit der Kirche auf verschiedenen Ebenen Allianzen ein. Die Geistlichkeit unterstützte über Ordinariatsweisungen die Behörden bei allen entscheidenden Wahlgängen, Bischof Adalbert Lidmansky verbot, allerdings verspätet und deshalb von wenig Erfolg begleitet, jegliche Gegenagitation gegen die Wahlen zum Frankfurter Parlament. Solche Gegenagitationen bemerkten die Behörden, das Ordinariat und Dechanten seitens einzelner slowenischer Geistlicher. Die bäuerliche Bevölkerung sollte auch mithilfe der Kirche beruhigt werden, wobei die weltlichen Behörden Wert darauf legten, dass der Ursprung der Beruhigungsaufrufe kirchlicher Stellen im Dunkel blieb. Über die Kanzeln verlesen wurde über viele Sonntage auch jener »Generalpardon«, der Deserteure bzw. zu den Waffen gerufene oder geflüchtete Soldaten wieder in die Garnisonen bzw. zum Heer bringen sollte. Eine bedeutende Rolle spielte in den Märztagen 1848 Matija → Majar – Ziljski. Er trat u. a. auch als Übersetzer verschiedener Flugschriften in Erscheinung. Zwei Tage nach dem Eintreffen der Nachricht von der Revolution in Wien formulierte er die Grundzüge des slowenischen nationalen Programms, das am 29. März in den Novice in Ljubljana veröffentlicht wurde. Für seine an den Kaiser gerichtete Petition um ein Vereintes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) warb er auch unter den Patrioten und erregte so den Unwillen Anton M. → Slomšeks. Bald danach setzte er sich für seine Ideen mit der Flugschrift Kaj Slovenci terjamo  ? [Was fordern wir Slowenen   ?] unter der Bevölkerung ein. Diese ist als Beilage der Novice erhalten geblieben. Wegen seines Engagements auf nationalem Gebiet wurde Majar auf den entlegenen Wallfahrtsort Monte Santo di Lussari/Luschari/Sv. Višarji versetzt (→ Wallfahrten, → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina). Auf den Weg dorthin agitierte er in → Villach/Beljak unter den versammelten bäuerlichen Wahlmännern gegen die Wahlen zum Frankfurter Parlament. In diesem Sinne agitierte im Rosental/Rož auch Andrej → Einspieler.

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Rezeption

Der Dechant des Dekanats Unteres Rosental/Spodnji Rož, Johann → Rabitsch, sah sich nach Erkundigungen und intensiver Einholung von Informationen genötigt, seine Geistlichkeit insbesondere vor einer Mitgliedschaft beim Slovensko družtvo v Celovcu zu warnen. Er selbst deklarierte sich als Slawe und Rosentaler. Lit.: J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana 1888 (Digitalisat)  ; J. Pleterski  : Koroški Slovenci in leto 1848. In  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 153–158  ; W. Fresacher  : Kärntner Bauernunruhen im Jahre 1848. In  : Car I (1974) 223–230  ; W. Wadl  : Die demokratische Bewegung in Kärnten im Jahre 1848. In  : Car I (1994) 375–412  ; V. Melik  : Die nationalen Programme des Matija Majar-Ziljski. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija Majar-Ziljski. Klagenfurt/Celovec 1995, 93–106  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996  ; W. Wadl  : Kärnten 1848. Revolution – Demokratie – Bauernbefreiung. In  : Car I (1998) 547–561  ; S. Granda  : Prva odločitev Slovencev za Slovenijo. Dokumenti z uvodno študijo in osnovnimi pojasnili. Ljubljana 1999  ; A. Malle  : Pomlad narodov in dogodki marčne revolucije in področju humperškega gospostva. In  : KK 1999. Celovec 1998, 46–55  ; A. Moritsch (Hg.)  : Pomlad narodov/Völkerfrühling. Klagenfurt/Celovec 1999.

Avguštin Malle

Rezeption, vgl. Sachlemmata  : → »Entethnisierung«  ; → Geschichtsschreibung  ; → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz  ; → Inkulturation. Riedl, Aleš, vulgo Žibernikov (Kassier, Kulturaktivist),

→ Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg].

Rinkenberg/Vogrče, → Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg]. Rizzi, Vinzenz (* 22. Jänner 1816 Spittal an der Drau

[Špital ob Dravi], † 25. Februar 1856 Klagenfurt/Celovec), Journalist, Redakteur, Schriftsteller, Priester. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs R. bei Verwandten in Ljubljana auf, wo er 1826–34 während seiner Gymnasialjahre Schüler von Matija → Čop war und anschließend als Praktikant und Akzessist in der Staatsbuchhaltung Anstellung fand. Um 1835 kam er in Kontakt mit Constant v. Wurzbach, Paul Renn, Adolf v. → Tschabuschnigg und France → Prešeren und begann in diesem freundschaftlichen Umfeld literarisch tätig zu werden. Er veröffentlichte Gedichte in Zeitschriften wie Illyrisches Blatt, Carinthia und Carniola. Ende der 1830er-Jahre über-

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siedelte R. nach Wien und wirkte in den Zeitschriften Der Adler, herausgegeben von J. Gross-Hoffinger, sowie Der Humorist, herausgegeben von M. Saphir, mit. 1840 trat er ins → Priesterseminar in Klagenfurt/ Celovec ein und wurde 1844 zum Priester geweiht. Nach Kaplanstellen in Berg/Drautal und Poitschach/ Feldkirchen (1846–48) engagierte sich R. 1848 publizistisch im Umfeld der liberalen und reformerischen Kräfte in Kärnten/Koroška, im Besonderen seit Juli 1848 in der von ihm redaktionell geleiteten Klagenfurter Zeitung, die er 1848 kurzzeitig zu einem toleranten, liberalen und trotz entschiedenen eigenen Bekenntnisses zum Deutschtum zu einem den Anliegen der anderen Nationalitäten offen stehenden Organ positionierte. Bereits in ersten programmatischen Beiträgen über die revolutionären Veränderungen und möglichen Perspektiven widmete er sich u. a. der Frage der Zukunft der slawischen Völker. R. zeigte dabei Verständnis für die »Sympathien der Slovenen für ihre Stammesgenossen«, unterstützte Forderungen wie »brüderlichen Verkehr« und »politische Gleichstellung«, plädierte aber aus politischer Notwendigkeit gegen »alle Trennungsgelüste«. Auch in der von R. im November 1849 begründeten Deutsche(n) Monatsschrift aus Kärnten (DMaK), die in → Villach/Beljak gedruckt wurde, finden sich politisch erstaunlich offene Bekenntnisse sowie Überlegungen zur Wahrung der »liberalen Grundsätze der Märzverfassung«, zur Föderalismus-Zentralismus-Diskussion sowie zur Nationalitätenfrage (→ Oktroyierte Märzverfassung). Verdienstvoll ist auch die darin enthaltene Besprechung der Poezije von Prešeren, die diesen als Dichter, der »die ganze europäische Bildung in sich aufgenommen« habe und sich durch »Formvollendung« auszeichne, im deutschen Sprachraum bekannt machte. Um 1850 tritt R. vehement für das allgemeine Stimmrecht ein, wodurch »der moderne Staat seine entsprechende Grundlage findet«, sowie für die Zulassung von Parteien, sei doch nichts »bedenklicher als die Unthätigkeit des Volkes«. Auch die Trennung von Kirche und Staat war ihm, von 1849–51 wieder Priester in Spittal/ Dr., ein wichtiges Anliegen. Seit 1851 redigierte er wieder die Klagenfurter Zeitung, die er 1855 zur Tageszeitung ausbaute, sowie die Monatsschrift → Carinthia, in die er bereits einmal, im Juli 1848, eingetreten war und in der er mit Simon M. Mayer und C. Melzer jenen Dialog zwischen der deutschen und slowenischen Kultur aufgriff, den er bereits in den 1840er-Jahren begonnen hatte, indem er z. B. in der Rubrik ›Literaturbriefe‹ wiederholt

Valentin Inzko

Robida, Karel

Werke  : Dorfgeschichten aus Kärnten, 1882  ; V. R.s. Dichtungen und Denkbilder. Hg. von L. Germonik, 1908  ; Beiträge in den Zeitschriften  : Carniola, Carinthia, Deutsche Monatsschrift aus Kärnten, Klagenfurter Zeitung. Lit./Web  : Wurzbach  ; SBL  ; ÖBL  : ES  ; OVSBL. – E. Nussbaumer  : Vinzenz Rizzi. Sein Leben und Wirken. 1967 = Kärntner Museumsschriften XLVI  ; V. Inzko  : Deutsch-slowenische Gemeinsamkeit. = www. zeitdokument.com/ztdok/b_tx20.html 1–5, (23. 4. 2014)  ; W. Baum  : Die Rezeption neuer philosophischer Strömungen in Kärnten in der Zeit des Vormärz am Beispiel von U. Jarnik, F. E. Pipitz und V. Rizzi (1810– 1848). In  : Car 181 (1991) 351–382  ; B. Paternu  : Prešeren – kultura – Evropa. Ljubljana 1994  ; B.  G. Erler  : V. R. Sein Leben, sein journalistisches Werk und dessen Rezeption bis zur Gegenwart (Dipl.-Arb., ungedruckt). Klagenfurt 1994, 254  ; K. Amann [e. a.] (Hg.)  : Kärnten Literarisch. Liebeserklärungen. Kopfnüsse. Denkzettel. Klagenfurt/Celovec 2002, 292  ; E. Köstler  : Die Übersetzungen slowenischer Literatur ins Deutsche, Geschichte, Darstellungsweisen, Rezeption, kulturwissenschaftlicher Hintergrund (Phil. Diss. Wien). Wien 2003, 119–124.

Denkmal am Robesch/ Robeže, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Primus Heinz Kucher

Robesch/Robeže, → Karawanken/Karavanke. Robida, Karel (* 13. Oktober 1804 Ljubljana, † 4. Ok-

Prešeren herausstrich, aber auch auf neue Stimmen wie z. B. Vesel Jovan (Koseski) verwies. Überhaupt zeugen die zwar verstreut in den von ihm redigierten Zeitungen bzw. Zeitschriften auffindbaren, aber in ihrer Beziehung zueinander stringenten Bemerkungen zur zeitgenössischen Literatur von großer Belesenheit und Kennerschaft. Im Zentrum stehen dabei die Klassiker Goethe und Schiller, ferner Immermann, aber auch die Zeitgenossen Auerbach, Grün, Hebbel und Nestroy. Bereits 1839 hatte R. ein unveröffentlicht gebliebenes Lustspiel Zedlitz vorgelegt, der es auch positiv kommentierte. 1840 erwog er die Veröffentlichung einer Sammlung von Gedichten, die freilich erst nach seinem Tod und mehrfachen Umwegen zustande kam. In seinen Denkbildern, die ebenfalls verstreut erschienen, gibt sich R. nicht nur als deutscher ›Sänger‹ zu erkennen, sondern, und zwar programmatisch im Gedicht Kärnten, auch als Fürsprecher für ein Miteinander »zweier Stämme«. Sein literarisch bedeutendster Text ist jedoch Nannele (1855), der dem Genre der Dorfgeschichte, für R. »eine wahre Bereicherung der Literatur«, zuzurechnen ist. Seit 2003 wird der Vinzenz-Rizzi-Preis für Leistungen auf dem Gebiet der Minderheitenrechte vergeben.

tober 1877 Klagenfurt/Celovec), Physiker, Pädagoge, Publizist, Ordensbruder, Kulturarbeiter. Nachdem R. 1825 sein Philosophiestudium in Ljubljana mit Auszeichnung beendet hatte, trat er dem Benediktinerorden in → St. Paul im Lavanttal/ Šentpavel v Labotski dolini bei und legte 1829 sein Gelübde ab. Nach seiner theologischen Ausbildung wurde er Gymnasial- sowie Lyzeallehrer (1830–1874) in Klagenfurt/Celovec und Superior des hiesigen Benediktinerkollegiums (1866–1875). R. unterrichtete humanistische Fächer, ab 1847 Physik und Mathematik. Für den experimentellen Unterricht holte er sich Inspiration beim bayerischen Physiker Ferdinand Hessler in Wien, der wiederrum in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Mathematiker Augustin Louis Cauchy stand. Als guter Pädagoge übte er einen entscheidenden Einfluss auf seinen slowenischen Schüler Josef → Stefan ( Jože Štefan) aus, der später ein herrausragender, weltbekannter Physiker werden sollte. R. engagierte sich an soziokulturellen Institutionen wie etwa Kmetijska družba za Koroško in Kranjsko [Agrargesellschaft für Kärnten und Krain], Muzejsko društvo [Museumsverein] und Zgodovinsko društvo [Geschichtsverein] in Klagenfurt/Celovec. Er partizipierte am schriftlichen Kulturdiskurs in Kärnten/Koroška und verfasste, überwiegend in slowenischer Sprache, (populär-) wissenschaftliche Beiträge (Gesundheit, Veterinärmedizin, Kopfrechnen, Sonnenuhren, Erdbeben u. Ä.) und Abhandlungen aus dem Bereich

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Rohracher, Andreas

Religion (Passionswoche, theologische Erziehung bei Jugendlichen u. Ä.) für die Zeitschrift → Slovenska bčela und Slovenski prijatelj sowie für Anton Martin → Slomšeks Jahrbuch → Drobtinice (→ Publizistik). Des Weiteren beteiligte er sich an Placid → Javorniks slowenischer Neuübersetzung des Alten Testaments (ab 1847), die jedoch nicht in ihrem gesamtem Umfang erscheinen sollte. Als Urheber des ersten slowenischen Physikbuchs Naravoslovje alj fiziko [Naturwissenschaft oder Physik] (1849) gebührt ihm ein besonderes Verdienst. Viele seiner physikalischen Studien publizierte er auf Deutsch (Lichterscheinungen, Elektrizität, Vibrationstheorie, Magnetismus, Atomistik u. Ä.), so z. B. im Mitteilungsblatt des Gymnasiums Klagenfurt/Celovec und in Fachzeitschriften wie der Leipziger Zeitschrift für Mathematik und Physik bzw. den Annalen der Physik und Chemie, was ihn auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt machte. R. unterstützte Slomšek bei der Realisierung seiner Idee der Gründung eines Volksbildungsverlags (→ Mohorjeva) zur Pflege und Bewahrung der slowenischen Sprache und Kultur, dessen Ausschussmitglied R. zeit seines Lebens war. Als Übersetzer fungierte er vier Jahre lang für die Kärntner Landesregierung und übertrug das Necrologium [Nekrologium] (ohne Jahr) für St. Paul/Šentpavel. Er erhielt auch Honorare für Übersetzungen des → Landesgesetzblattes für → Windisch Bleiberk/Slovenji Plajberk. Quellen  : Stenographische Protokolle der II. Session der VI. Wahlperiode

des Kärntnerischen Landtages, Klagenfurt vom 25. November 1885 bis 19. Dezember 1885 und vom 7. Jänner 1886 bis 16. Jänner 1886  : 24. Sitzung der II. Session, Bericht des Kommissionsvorsitzenden Dr. Login. Klagenfurt 1886, 646. Werke  : Zdravo telo nar boljši blago, alj navk zdravje ohraniti. V Celovci 1846  ; Drobtinice I (1846)  ; Naravoslovje alj fiziko po domače zložil K. Robida, učitel. V Ljubljani 1849  ; Slovenska Bčela I (1850  : Uvod k splošnemu zemljopisu)  ; Slovenski Prijatelj 1856, 72–5, 123–5  ; Drobtinice XI–XIII (1856–8)  ; Höhenbestimmungen der Erdatmosphäre und ihrer unteren Schichten mit einer Höhentafel. Klagenfurt 1866. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 3. [Ljubljana] 1896, 154  ; S. Južnič  : Dr. Karel Robida (1804–1877), gimnazijski profesor in razrednik Jožefa Stefana (Ob 130-letnici smrti). In  : Šolska kronika 40/2 (2007) 7–15. Maja Francé

Rohracher, Andreas (* 31. Mai 1892 Lienz, † 6. Au-

gust 1976 Altötting), Kapitularvikar von Gurk 1939– 1945, Erzbischof von Salzburg 1943–1968. R., 1892 in Lienz als Sohn eines Antiquariatsbuchhändlers geboren, hatte nach seiner Matura 1911 in

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Brixen das Priesterseminar der Diözese Gurk/Krška škofija in Klagenfurt/Celovec besucht und war 1915 in → Tanzenberg (Plešivec) zum Priester geweiht worden. Nach dreijähriger Kaplanszeit in Spittal an der Drau berief ihn Bischof → Hefter zum Kaplan des Bischofs und zum Ordinariatssekretär. Als Begleiter des Bischofs bei den Visitationsreisen in die einzelnen Pfarren wurde R. mit der Diözese Gurk vertraut. Darüber hinaus fand er als Subregens des → Priesterseminars auch den Kontakt zum künftigen Klerus. Dem Doktoratsstudium der Theologie in Innsbruck (1919–1922) folgte das Studium der juridischen Fächer in Wien und Rom. Nach dem Studienabschluss (Dr. theol. 1922, Dr. jur. utr. 1926 und Dr. jur. can. 1927) wurde R. Kanzler des Ordinariats, Domkapitular und Regens des Priesterseminars. Am 21. Juli 1933 ernannte ihn Rom zum Weihbischof der Diözese Gurk. Die Bischofsweihe empfing R. am 15. Oktober 1933 im Klagenfurter Dom. Seit diesem Zeitpunkt führte er einen Großteil der Visitationen und Firmungen in der Diözese durch. Im Juli 1938 wurde er zum Generalvikar der Diözese Gurk bestellt. 1939, als der Vatikan das Resignationsgesuch Bischof Hefters angenommen hatte, wurde R. zum Kapitularvikar der Diözese Gurk gewählt und bestellt. Die kirchenpolitische Lage ließ keine Neubesetzung zu. R. blieb somit bis 1945 Kapitularvikar der Diözese Gurk mit den Rechten eines Ortsbischofs. 1943 wählte ihn das Salzburger Metropolitankapitel zum neuen Erzbischof von Salzburg. Durch die Beibehaltung der Gurker Diözesanleitung war R. in der Folge gezwungen, monatlich nach Klagenfurt zu reisen und hier mehrere Tage zu verbringen (vgl. Vorsprache von Michael/Miha Sturm beim Bischof 1934, siehe Andrej → Sturm). Ungleich Bischof Hefter trat Kapitularvikar R. dem nationalsozialistischen Regime mit Entschiedenheit und Courage entgegen  : Nicht nur dass er stärkere Kontakte zum Heiligen Stuhl pflegte als die übrigen österreichischen Bischöfe, war er dann Staat und Partei durch seine Proteste gegen Übergriffe und Gewaltmaßnahmen kein Unbekannter. Diese Proteste betrafen keineswegs nur Einrichtungen und Personen der katholischen Kirche in Kärnten/Koroška, sondern auch und in besonderem Maße Schwache und Entrechtete. So widersetzte er sich vehement – unter Hintansetzung persönlicher Risiken und seiner Freiheit – der Euthanasie, der Tötung von Behinderten und Geisteskranken, und protestierte scharf gegen die zwangsweise »Aussiedlung« slowenischer Familien in Kärnten/Koroška (→ Deportationen 1942). Wiederholt interveniert er gegen das Vorgehen

Rohrmeister, Jakob

der Machthaber bezüglich der slowenischen Bevölke- Lit.: A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : rung in Kärnten/Koroška und in der Gorenjska (Ober- A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških krain) bei den staatlichen Behörden. Das 1941 durch Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutdie nationalsozialistischen Machthaber erlassene Verbot sche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholivon Katechese und Predigt in slowenischer Sprache in sche Kirche, S. 131  f.)  ; A. Ogris  : Der kirchliche Protest aus KlagenKärnten/Koroška nahm R. aus seelsorglichen Motiven furt gegen die Aussiedlung von Kärntner Slowenen im Jahre 1942. In  : hin. Es schien ihm »eine außerordentlich große Härte Car. I 182 (1992), 441–453. P. G. Tropper  : Die Anfänge der »Seelsorge zu sein, in der plötzlichen Verdeutschung so weit zu ge- im besetzten Gebiet«. Zu den Bemühungen des Gurker Ordinariates um die Pastorierung in Oberkrain ab 1941. In  : R. Zinnhobler u. a. (Hg.)  : hen, daß man den einheimischen Kärntnern nicht we- Kirche in bewegter Zeit. Beiträge zur Geschichte der Kirche in der nigstens jene Rechte zuerkennt, die unsere polnischen Zeit der Reformation und des 20. Jahrhunderts. Festschrift für Maund französischen Gefangenen haben, nämlich, daß sie ximilian Liebmann zum 60. Geburtstag. Graz 1994, 369–387. P. G. wenigstens im Sterben in ihrer Muttersprache versehen Tropper (Hg.)  : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Klagenfurt 1995. H. Spatwerden können« (7. Mai 1941). zenegger, F. Ortner  : Rohracher, Andreas (1892–1976). In  : E. Gatz Generell ziehen sich folgende Aktionsstränge von (Hg.)  : Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945–2001. Ein Protesten und Interventionen des Weihbischofs durch biographisches Lexikon. Berlin2002, 484–487  ; P.  G. Tropper  : Das die Amtszeit R.s   : Euthanasie, Sprachenfrage (ein- pastorale Wirken Erzbischof Andreas Rohrachers als Kapitularvikar von schließlich Beicht- und Predigtsprache sowie slowe- Gurk. In  : E. Hintermaier u. a. (Hg.)  : Erzbischof Andreas Rohracher nischer → Inschriften), Kranken- und Behinderten- – Krieg, Wiederaufbau, Konzil. Salzburg 2010 (= Schriftenreihe des Erzbischof-Rohracher-Studienfonds 7, Schriftenreihe des Archivs seelsorge, »Slowenenaussiedlung«, Religionsunterricht, der Erzdiözese Salzburg 9), 47–93  ; P.  G. Tropper  : Zu den pastoraPfründenenteignungen (mit all ihren Härtefällen) – len Bemühungen um die ausgesiedelten Kärntner Slowenen – ein »weißer auch in der Gorenjska (Oberkrain) – sowie der Einsatz Fleck« der Kärntner Kirchengeschichte (im Druck). für verhaftete Geistliche und Laien. Über Aktivitäten Web  : http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Rohracher (2. 9. 2013). Peter G. Tropper zugunsten jüdischer Mitbürger schweigen die Akten. Auch auf die Bemühungen R.s um die Aufrechterhaltung der Seelsorge in der Gorenjska (Oberkrain) Rohrmeister, Jakob (* 1. Mai 1631 Eberndorf/Dobrla nach der Okkupation → Jugoslawiens im April 1941 vas, † 1. Februar 1716 Klagenfurt/Celovec), Priester, ist hinzuweisen  : Aushilfspriester aus der Diözese Gurk Chronist. Seine Elementarbildung erwarb sich R. in Ebernwurden in jene Gebiete geschickt, wo die deutsche Zivilverwaltung binnen zweier Monate nahezu alle ein- dorf/Dobrla vas. In → Klagenfurt/Celovec setzte er heimischen slowenischen Geistlichen verhaftet bzw. seine Ausbildung im Jesuitenkollegium fort. 1650 trat vertrieben hatte (vgl. auch → Verfolgung slowenischer er in das von → Jesuiten geführte Ferdinandeum in Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Die Seelsorger Graz ein. 1652 erreichte er das Bakkalaureat in Phiaus Kärnten/Koroška leisteten ihren Dienst im Kraft- losophie, 1653 das Magisterium der Philosophie, 1656 feld zwischen nationalsozialistischer Okkupation und den akademischen Grad eines bacc. theol. formatus. 1656 der Partisanenbewegung, ließen sich jedoch nicht als wurde er zum Priester geweiht und feierte am 25. Juli Werkzeuge der nationalsozialistischen Germanisie- ( Jakobstag) in Eberndorf/Dobrla vas seine Primiz. Von rungspolitik gebrauchen, sondern schützten die natio- 1658 bis 1662 war er Pfarrer in Globasnitz/Globasnica, nale Identität der Bevölkerung der Gorenjska (Ober- danach Kaplan und Pfarrer in Prevalje bzw. → Ravne na Koroškem (ehem. Guštanj [Gutenstein]), das dakrain) und der → Mežiška dolina (Mießtal). Die Position R.s als Prediger in der NS-Zeit ist, im mals zur Pfarre Prevalje gehörte. Von 1660 bis 1678 Gegensatz zu seinem Eintreten für Schwache und war er Generalvikar der Pfarren im → Jauntal/Podjuna, Entrechtete während dieser Epoche, nicht unumstrit- welche den Jesuiten unterstanden. 1678 wurde er zum ten. Ebenfalls nicht unumstritten ist die Position des Stadthauptpfarrer von St. Egid/Šentilj in Klagenfurt/ Salzburger Erzbischofs und sein Engagement, das er Celovec ernannt und blieb in dieser Funktion bis Anehemaligen Nationalsozialisten angedeihen ließ. Sein fang 1706. Als Klagenfurter Stadtpfarrer entwickelte R. Wirken als Erzbischof von Salzburg war in erster Linie eine sehr rege Bautätigkeit. Zunächst führte er den Bau vom Wiederaufbau bestimmt. Seine altersbedingte Re- des Ursulinenklosters zu Ende (1683). In der St. Veiter signation wurde im Juni 1969 angenommen, er zog sich Vorstadt/Šentvidsko predmestje ließ er die Schutzennach Altötting zurück, wo er am 6. August 1976 starb. gelkirche errichten (1679 geweiht, 1809 von den fran-

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Roseger, Jurij

zösischen Besatzungstruppen zerstört). Große Verdienste erwarb er sich durch die Neuerrichtung der von den Erdbeben 1680 und 1690 stark beeinträchtigten Stadtpfarrkirche St.  Egid/Šentilj (1691–1709). Auch der dazugehörige Pfarrhof ist sein Werk. R. betätigte sich als Chronist und Kompilator. 1672 legte er eine Handschrift an, in der er die Pfarre Guštanj betreffende Urkunden zusammentrug, 1679 eine ähnliche über die Pfarre St.  Egid/Šentilj in Klagenfurt/Celovec. Er begann auch eine Chronik des Klagenfurter Ursulinenklosters. Aus der Eberndorfer Familie Rohrmeister und ihrer Jauntaler Verwandtschaft gingen im 17. und 18. Jh. zahlreiche Priester hervor. Bereits seine Brüder Mathias (gest. 1644 in Graz) und Anton (gest. 1663 in Klagenfurt/Celovec) waren Priester und Jesuiten gewesen. Seine Schwester Agnes ehelichte Andreas Cadelli aus Gösselsdorf/ Goselna vas, welcher den Namen Rohrmeister annahm und ins namengebende Haus nach Eberndorf/ Dobrla vas zog. R. und die aus seiner Verwandtschaft stammenden Priester Jakob Loschnig, Pfarrer in Globasnitz/Globasnica, und Valentin Cadelli, Pfarrer in Guštanj, stifteten mehrere Stipendien für die Ausbildung begabter Knaben und Jünglinge aus ihrer nahen und fernen Verwandtschaft und den Pfarren im Jauntal/Podjuna. Die Stiftungsbriefe gewähren einen Einblick in die vornationale Identität ihrer Träger. R. stiftete 1692 im Grazer Ferdinandeum Stipendien für zwei Alumnen. In den Genuss dieses Stipendiums sollten in erster Linie begabte Blutsverwandte des Stifters kommen, falls solche nicht vorhanden sein sollten, »ehrlicher Leute wohlerzogene Kinder« aus Eberndorf/Dobrla vas, gegebenenfalls solche aus den Pfarren St.  Kanzian/Škocjan, Globasnitz/Globasnica, Sittersdorf/Žitara vas, St. Michael/Šmihel, St. Stefan/ Šteben, St.  Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni, Stein/ Kamen, Gallizien/Galicija, Schwabegg/Žvabek oder Guštanj. Wenn selbst aus diesen Pfarren niemand als tauglich befunden werden sollte, könnten »andere aus den näheren Orten, doch der → windischen Sprache vollkommen Kundige, allerdings nur Kärntner, also keinesfalls Ausländer aufgenommen werden«. Ähnliche Bestimmungen legten er und seine Verwandten Loschnig und Cadelli für die Vergabe von einigen weiteren Stipendien fest. Wichtig war Cadellis Stiftung für einen dritten Priester in Eberndorf/Dobrla vas (1740/1741), dem aufgetragen wurde, »fünf windische des Lesens und Schreibens kundige Knaben« kostenlos zu unterrichten und sie auf den weiteren Bildungs-

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weg vorzubereiten. In allen Stiftungsbriefen findet sich die Bedingung, dass die Kandidaten die slowenische Sprache beherrschen müssen, zwar nicht explizit, doch die Beschränkung auf den Jauntaler Raum besagte das Gleiche, denn im 17. und 18. Jh. hatte zumindest der ländliche Raum des Jauntales/Podjuna eine ausschließlich slowenischsprachige Bevölkerung. Quellen  : ADG. Werke  : Hauptbuech, worin die Weichungen der Gotts-Heysser, vnnd

Altär, Stüfftungen, Bullae der Ablaß, Khauff- Wexl- vnnd Vertrag-brief, denen original Instrumenten ganz Gleichformig, vnd Andere Nuzbare Notata, des Pfarrhof, bey Unnßer Lieben Frauen am See ob Guettenstain, der Pfarr  : vnd Filialkhürchen alda, begriffen  : So angefangen Sub R. D. M. Jacobo Rormeister SS. Thlgiae Baccalaureo, Vicario Gli, in Jauenthal, vnd Pfarrherrn zu Guettenstain. Anno 1672. [Handschrift, Guštanj 1672.] Hauptbuech. Darin die Stüfftungen Contract-Khauff-Wertbrieff und andere Abhandlungen, Schriften dem Pfarhof in Clagenfurth angehend begriffen, so angefangen Anno 1679.Geschichtsbuech dess Löblichen Stüfft und Ordens der Heyligen Ursula und Martyrin beim Heyligen Geist in der Haubtstatt Clagenfurth … des Erzherzogthums Cärnthen, aufgerichtet im 1666igten Jahr. [Handschrift, Klagenfurt 1679.] Lit.: SBL. – S. Singer  : Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales. III. Band, Dekanat Eberndorf. [Kappel 1938] 100–104  ; F.  W. Leitner  : Jakob Rohrmeister, Stadtpfarrer zu Klagenfurt, und die Grazer Studentenstiftung am »Ferdinandeum«. In  : Rudolfinum. In  : Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2003 (2004) 255–263  ; D. Jandl  : Jakob Rohrmeister, »homo ludens« und Repräsentant des barocken Klagenfurt. In  : Car I 195 (2005) 377–389  ; M. Mairold  : Kärntner als Studenten in Graz. Teil 2  : 1630–1662. In  : Car I 188 (1998) 394. Theodor Domej

Roseger, Jurij, vulgo Ukež (Hörtendorf/Trdnja vas),

Kulturaktivist, → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Rosegg/Rožek, vgl. Sachlemmata  : → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Dreikönigssingen/trikraljevsko koledovanje  ; → Chorwesen  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Grenzfrage 1918–1920  ; → Inschrift, slowenische  ; → Kmečka zveza [Bauernbund]  ; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges Kärntner  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Protestantismus  ; → Rosental/Rož  ; → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Michael und Umgebung]  ; → Tamburizzamusik  ; → Terminologie  ; → Vertreibung 1920  ; → Volkslied, geistliches  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; Personenlemmata  : → Ahacel,

Rosental/Rož Buchcover, Mohorjeva

Rosegg/Rožek, Pfarrkirche mit Mahnmal für die Opfer der Nazidiktatur, Foto Franc Katnik

Matija  ; Faschang, Christoff (→ Confessio carinthiaca)  ; → Faschang, Gregor  ; → Grafenauer, Franc (1894–1956)  ; → Leban, Johann  ; → Limpel, Valentin  ; → Petrič, Janez  ; → Santonino, Paolo  ; → Sreznevskij, Izmail Ivanovič  ; → Starc, Johann  ; → Švikaršič, Zdravko  ; → Wiegele, Ferdinand  ; Berg/Gora  : → Markovič, Peter  ; Frög/Breg  : → Lesjak, Valentin  ; Frojach/Broje  : → Watzko, Lisca  ; Obergoritschach/Zgornje Goriče  : → Arnejc, Dr. Ivan  ; Raun/Ravne  : → Dobernik, Jože  ; → Zeichen, Rudolf  ; Emmersdorf/Tmara vas  : → Peterman, Jožef. Roseneck/Rožnek, einst Weiler, nun Ortsteil bzw. Straßenname von St. Peter/Šentpeter pri Celovcu in Klagenfurt/Celovec, im utraquistischen Schulsprengel von Ebenthal/Žrelec. Befindet sich in keinem der hic loco edierten Ortsverzeichnisse. Lit.: R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do leta 1918, Bestands-

aufnahme der Kärntner utraquistischen Schulen bis 1918, Klagenfurt/ Celovec 1980, 31, 72. Bojan-Ilija Schnabl

Rosental/Rož, ein etwa 40 km langes Tal am Fuße der

Društvo Rož

→ Karawanken/Karavanke, das von der Drau/Drava durchflossen wird. Es reicht von Rosegg/Rožek im Westen bis zur Draubiegung im Osten bei Abtei/Apače östlich von St. Margareten Rosental/Šmarjeta v Rožu bzw. bis zur Einmündung der Vellach/Bela bei Gallizien/Galicija. Da der Sattnitzzug bzw. die → Sattnitz/ Gure nördlich davon in weiten Teilen steil abfällt, liegt

das Tal bzw. der Talboden im Wesentlichen lediglich auf der rechten, südlichen Seite der Drau/Drava. Grosso modo umfassen nach Švikaršič das Obere Rosental/Zgornji Rož von West nach Ost die Talbereiche der Gemeinden Rosegg/Rožek und St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Das Untere Rosental/ Spodnji Rož wird hingegen von den Talbereichen der (Alt-)Gemeinden von Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Weizelsdorf/Svetna vas, Ferlach/Borovlje, Glainach/Glinje und St. Margarethen Rosental/Šmarjeta v Rožu gebildet. Hauptort bzw. wirtschaftliches Zentrum ist → Ferlach/Borovlje. Diese Einteilung entspricht auch den beiden Mundartbereichen des → Rosentaler Dialektes (rožanščina), die auch eine starke territoriale → Identität ausdrücken. Die Einwohner des Rosentals/Rož werden auf Slowenisch Rožani genannt, wobei diese Benennung insbesondere auf die Einwohner des Oberen Rosentals/ Zgornji Rož zutrifft, während die Einwohner zwischen Suetschach/Sveče und Glainach/Glinje als Dravci bezeichnet werden. Daneben werden laut einer einheimischen Informantin um Rabenberg/Rute nad Šentjanžem v Rožu die Einwohner Rutarjani genannt. Das R./R. ist eine zentrale → Kulturlandschaft der slowenischen → Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu und die weitere Umgebung wird wegen der zahlreichen sloweni-

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Rosental/Rož

schen Kulturschaffenden aus dem Gebiet metaphorisch als (kleines) → slowenisches Athen (oder nach Zablatnik »slowenisches klein-Athen«, slow. (male) slovenske Atene) bezeichnet. So waren gemäß → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924 in den Dekanaten Ferlach/Borovlje, Rosegg/Rožek sämtliche Rosentaler Pfarren slowenisch, mit Ausnahme der slowenischdeutschen Pfarrkirche Ferlach/Borovlje. a) Das Obere Rosental/Zgornji Rož  : Aus der Gemeinde Rosegg/Rožek entstammten der Sprachwissenschaftler Ivan → Arnejc, der Priester und Mitarbeiter der Zeitschrift → Nedelja Jože → Dobernik, der akademische Maler Peter → Markovič, nach dem der örtliche → Kulturverein benannt ist, sowie der Priester und → Kulturarbeiter Jože → Petermann. Aus St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu stammten der berühmte Sprach- und Literaturwissenschaftler sowie Mitbegründer der → Mohorjeva Anton → Janežič, dessen jüngere Brüder Valentin → Janežič, Bergünder der ersten bäuerlichen Darlehenskasse des heutigen Österreich und Sloweniens, der → Kulturaktivist Simon → Janežič sowie der Arzt Karel → Pečnik. Aus St.  Jakob/Šentjakob waren auch der Komponist, Arrangeur und Chorleiter Anton → Nagele sowie der Musiker, Komponist und Pädagoge Franc → Rauter. Aus Gorintschach/Gorinčice stammte der vielseitige Sammler slowenischen Liedgutes und Förderer landwirtschaftlichen Wissens Matija → Ahacel. Aus Maria Elend/Podgorje, einem beliebten → Wallfahrtsort, stammte die nachhaltig wirkende Kochbuchautorin Maria Magdalena → Knafelj-Pleiweis. In St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu bzw. in Schlatten/ Svatne ist auch die Volkserzählung Miklova Zala über die Zeit der Türkeneinfälle in der Region (→ Bauern-

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Klemenčič, Koroška/Kärnten (Detail Rosental/Rož mit Sattnitz/Gure)

Buchcover, Mohorjeva

aufstände) von Jakob → Sket angesiedelt. Als Metapher für die Hoffnung auf die Überwindung der Unterdrückung der Slowenen verzeichnet sie bis heute einen überregionalen Erfolg und wird von zahlreichen slowenischen → Kulturvereinen immer wieder aufgeführt. In der politischen Geschichte gehörte St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu noch zu den → Illyrischen Provinzen, wo das Slowenische von den Franzosen als → Amtssprache anerkannt wurde. Der Bau des Bahntunnels machte den Ort in der Folge allerdings auch geostrategisch bedeutend. b) Das Untere Rosental/Spodnji Rož ist eine zentrale Landschaft der slowenischen Kultur-, Wirtschafts- und Sprachgeschichte. Aus dem traditionellen Industrieort Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu

KD Šentjanž

Rosental/Rož

Markus Pernhart, Rosental/ Rož, Öl auf Leinwand, Foto Hansjörg Abuja

stammte der berühmte Volksliterat Miha → Andreaš (→ Bukovništvo) sowie der Dompropst und Wegbereiter des slowenischen → Genossenschaftswesens Lambert → Einspieler. Aus Suetschach/Sveče, dem Heimatort des slowenischen Kulturvereins → Kočna in der Gemeinde Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, entstammen eine Reihe zentraler Persönlichkeiten des slowenischen Kulturschaffens  : der Politiker, Publizist und Kulturaktivist Andrej → Einspieler, der Herausgeber, → Abgeordnete zum Kärntner Landtag und Mitbegründer des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] Gregor → Einspieler, der Autor und Übersetzer Lambert → Ferčnik, die Kulturaktivistin Marija → Inzko, geborene Einspieler, sowie der Slawist, Historiker und Minderheitenvertreter Valentin → Inzko (sen.). In Suetschach/Sveče wirkte der aus → Maria Saal/Gospa Sveta stammende Kulturaktivist und Priester Viktor → Ruprecht (→ Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). In St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu blickt der slowenische Kulturverein Slovensko prosvetno društvo → Šentjanž als Nachfolgeorganisation des Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico auf eine nunmehr hundertjährige Tradition zurück, die der Schulbuchautor Walter → Maklin ebenso mitgestaltete wie der nach der Volksabstimmung vertriebene

Janez → Hornböck, der schließlich im KZ Dachau ermordet wurde und der für das tragische Schicksal kulturell und humanistisch engagierter Slowenen in der Region steht (→ Vertreibung 1920, → Deportationen 1942). Heute ist in St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu das bedeutende slowenische Kulturzentrum k & k Šentjanž beheimatet. Die Stadt → Ferlach/Borovlje erfüllte stets bedeutende zentralörtliche Funktionen auch für die Slowenen und war bzw. ist Sitz des örtlichen slowenischen Kulturvereins → Borovlje. In Ferlach/Borovlje erschien vor der → Volksabstimmung die Zeitschrift → Koroška zora des slowenischen Verbandes der Frauenvereine für Kärnten/Koroška (→ Zveza ženskih društev za Koroško). Aus Ferlach/Borovlje stammen auch der bedeutende Dialektologe und Ethnologe Johann → Scheinigg ( Janez Šajnik) und der Landtags- und Reichsratsabgeordnete Matthias → Rulitz, der im Provisorischen Kärntner Landtag von 1848 als Vertreter der Stadt Klagenfurt/Celovec saß (→ Abgeordnete). Der Autor und Politiker Josef Friedrich → Perkonig versinnbildlicht die Zerrissenheit, die der gesellschaftliche → Assimilationszwang bei vielen Menschen hervorrief (→ Assimilation, dort PTBS). Glainach/Glinje ist in kulturpolitischer Hinsicht charakteristisch für weite Teile Südkärntens, wo lange Zeit der einzige Weg zu Bildung und insbesondere zum gesellschaftlichen Aufstieg über kirchliche Institutionen führte, wie dies die Lebenswege von Simon → Muden, Valentin → Müller und Johann → Rabitsch belegen. Ähnliches gilt für den Kultur- und Kirchenhistoriker aus Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi Štefan → Singer und für die Geistlichen Ivan → Lučovnik und Josip → Ogris aus St.  Margareten im Rosental/ Šmarjeta v Rožu, während der Margaretner sozialkritische Dichter und Schriftsteller Maks → Sorgo als Opfer des Krieges früh verstarb. Die Wunden der Zeit, die → Vertreibung 1920, die nachhaltigen Diskriminierungen durch einen allgegenwärtigen gesellschaftlichen → Assimilationszwang, die systematischen → Deportationen 1942 auf der geistigen Grundlage des mit wissenschaftlicher Akribie erstellten und an Zynismus kaum zu übertreffenden sog. → »Generalplan Ost« sowie der als Reaktion darauf folgende umfassende Partisanenwiderstand, der maßgeblich zur Wiedererrichtung Österreichs beigetragen hatte und gerade im R./R. besonders stark war, – all diese Wunden haben in der sprachlichen Kulturlandschaft tiefe Spuren hinterlassen, deren Aufarbeitung und Überwindung sich nunmehr insbesondere die

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Rosentaler Dialekt

slowenischen Kulturvereine der Region zur Aufgabe gestellt haben. So hat der Kulturverein Šmarjeta-Apače [St. Margarete-Abtei] mit Unterstützung des slowenischen ethnografischen Instituts Urban Jarnik in Klagenfurt/Celovec eine kartografische Repertorierung der slowenischen → Flurnamen unternommen, um sie so zu bewahren und ihren richtigen Gebrauch auch zukünftigen Generationen zu ermöglichen. Diese wurden in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zum slowenischen ethnografischen Begriff → Rož siehe dort. Quellen  : Informantin  : Tatjana Feinig. Lit./Web  : ES (M. Linasi  : Rož)  ; SEL (M. P. R.: Rožani)  ; Dehio 2001.

– Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; J. Scheinigg  : Obraz rožanskega narečja na Koroškem. XXXII. Programm des k. k. StaatsGymnasiums zu Klagenfurt. Klagenfurt, Druck der St. HermagorasBuchdruckerei 1882  ; F. Ramovš  : Histotična gramatika slovenskega jezika VII. Dialekti. Ljubljana 1935  ; V. Melik  : Slovenski Alpski svet. Ljubljana 1954  ; H. Paschinger  : Kärnten. Eine geographische Landeskunde. Zwei Bände. Klagenfurt 1976, 1979  ; M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; Slovensko prosvetno društvo »Rož« (Hg.)  : Šentjakobski vižarji in skladatelji. Šentjakob v Rožu 1984  ; M Fister  : Rož  : Etnološka topografija slovenskega etničnega ozemlja – 20. stoletje. Znanstveni inštitut Filozofske fakultete. Ljubljana 1985  ; R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das slowenische Wort in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart = Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; T. Logar  : Karta slovenskih narečji 1  :500.000, Hg. Geodetski zavod Slovenije, Kartografski oddelek. Ljubljana 1993  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Bistrica v Rožu, 3. knjiga. Celovec 1995  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Rožek, 4. knjiga. Celovec 1996  ; F. Kukovica  : Moja dežela, učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Št. Jakob v Rožu, 5. knjiga. Celovec 1997  ; E. Pirker, D. Wanko  : Das Rosental. Graz [e. a.] 1997  ; M. Berchtold, B. Entner  : drava je svoja fraua = die drau ist ihre eigene frau, Razstava o življenju ob reki Dravi nekoč in dans = Ausstellung über das Leben an der Drau einst und heute, 3. 7.–30. 9. 1998. Hg. k & k Šentjanz, SPZ. [Klagenfurt/Celovec] 1998  ; G. Pilgram, W. Berger, G. Maurer  : Kärnten unten durch. Klagenfurt/Celovec 1999  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina in župnija Šmarjeta v Rožu, 7. knjiga. Celovec 2001  ; Die slowenischen Nazi-Opfer im Partisanenkrieg in Zell-Pfarre, Eisenkappel, Bleiburg, im Rosental und auf der Saualm (1942–1945). In  : W. Baum, P. Gstettner, H. Haider, V. Jobst, P. Pirker (Hg.)  : Das Buch der Namen. Klagenfurt 2010, S. 130 f.: Liste der KZ- und Widerstandsopfer der Kärntner Slowenen. Ebd., 164 f.; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010, 385  ; St.  Margareten im Rosental/Šmarjeta v Rožu (zemljevid/Karte merilo/Maßstab 1  :15.000), Hg. Kulturno društvo Šmarjeta-Apače/Kulturverein St.  Margarete-Abtei und Slovenski

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narodopisni inštitut Urban Jarnik. Celovec 2011  ; Škofiče – Schiefling. Izdalo  : Slovensko prosvetno društvo Edinost Škofiče/Hg. von  : Slowenischer Kulturverein Edinost Schiefling, 2011  ; Dekanalamt Ferlach (Hg.)/Dekanijski urad Borovlje (izd.)  : Dekanat Ferlach, Geschichte und Gegenwart = Dekanija Borovlje, zgodovina in sedanjost. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2012  ; J. Zerzer, F. Kattnig  : Rosegg und seine Kirchen = Rožek in njegove cerkve. Klagenfurt/Celovec 2012. Web  : Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich, Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten, http://nationalagentur.unesco. at/cgi-bin/unesco/element.pl  ?eid=12  ; www.kath-kirche-kaernten.at/ (19. 10. 2012). Bojan-Ilija Schnabl

Rosentaler Dialekt, slow. rožansko narečje (Benko verwendet eine Doppelbezeichnung »osrednje oziroma rožansko narečje« [zentraler bzw. Rosentaler Dialekt], Schnabl 2013 bezeichnet ihn alternativ als »osrednje južnokoroško narečje« [slowenischer Dialekt des Südkärntner Zentralraumes bzw. Zentralsüdkärntner Dialekt]). Der Rosentaler Dialekt/rožansko narečje wird im → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška, südlich des Ossiacher Sees/Osojsko jezero (→ Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/ Možberško gričevje), des Magdalensberges/Štalenska gora (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje) und der → Saualpe/Svinja gesprochen. Im Westen geht der Rosentaler Dialekt/rožansko narečje im Bereich des Faaker Sees/Baško jezero in den → Gailtaler Dialekt/ziljsko narečje über. Die Ostgrenze zum → Jauntaler Dialekt/ podjunsko narečje verläuft auf der Höhe von → Völkermarkt/Velikovec bzw. Sittersdorf/Žitara vas. Im Süden grenzt der Rosentaler Dialekt/rožansko narečje an den → Obir-Dialekt/obirsko narečje und mit den → Karawanken/Karavanke als natürlicher Grenze an den Dialekt der Gorenjska/gorenjsko narečje. Der Rosentaler Dialekt/rožansko narečje wird in vier Mundarten unterteilt   : 1. Die westliche Mundart im oberen → Rosental/Zgornji Rož. 2. Die östliche Mundart im unteren Rosental/Spodnji Rož. Die Grenze zwischen der westlichen und der östlichen Mundart verläuft auf der Höhe von Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu bzw. vom Loiblpass/Ljubelj. 3. Die Mundart der Gorjanci/gorjanski govor im westlichen Teil der → Sattnitz/Gure bzw. (teilweise historisch) um den Wörther See/Vrbsko jezero und 4. die Mundart der Poljanci/poljanski govor im → Klagenfurter Feld/ Celovško polje und am östlichen Teil der Sattnitz/Gure sowie in den nördlich und östlich angrenzenden Gebieten (→ Gegendnamen).

Scheinigg, Obraz rožanskega narečja, Kres 1881

Scheinigg, Obraz rožanskega narečja, Kres 1882

Rosentaler Dialekt

Rosentaler-Dialekt bzw slowenischer Dialekt des Südkärnter Zentralraums nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

St. Johann/Šentjanž, Bom pa rutǝč zvoraŭ

Für den Rosentaler Dialekt/rožansko narečje sind, wie Das o vor dem Akzent wird geschlossen ausgesprofür die anderen Kärntner slowenischen Dialekte, pho- chen, teilweise ist es auch in u (bugàt ›bogat‹) übergenologische, morphologische und lexikalische Archais- gangen. Der Rosentaler Dialekt kennt bei lang betonten men kennzeichnend. Zu diesen Archaismen zählen un- Vokalen bedeutungsunterscheidende Intonationen (ʀást ter anderem  : 1. die zumeist offenen Reflexe der Nasale, Infinitiv – ʀȃst Substantiv). Die Intonation kurzer Sildie spät erfolgte Dehnung des gekürzten alten Akuts ben ist neutral. Bei zweisilbigen Wörtern mit Akut liegt und des neuen kurzen Akuts  ; 2. die dadurch bedingten der tonemische und intensive Höhepunkt gewöhnlich unterschiedlichen Reflexe der urslawischen Vokale ě, e auf der zweiten Silbe (ʀépà, níz q ›nizek‹). Die urslawiund o in langen Silben  ; 3. der Zusammenfall der Re- sche Oxitonese ist erhalten (nohà, žanà, məhwà). In der flexe für ě und e sowie langem ę und ə  ; 4. ein überwie- Mundart des unteren Rosentals und in der Umgebung gend monophthongisch-diphthongisches System lan- von Klagenfurt ist nach dem Rückzug der Betonung ger Vokale (außer im monophthongischen Vokalsystem noch keine Längung eingetreten (st zda). der Mundart des westlichen Rosentals)  ; 5. die gleichDen Konsonantismus betreffend fällt das sogenannte mäßige Verschiebung der Betonung  ; 6. der Erhalt des »švapanje« auf (hwáwa ›glava‹), das heißt, dass l vor a, o bilabialen v usw. auf der phonetischen Ebene. und u zu bilabialem w wird  ; auslautendes w (< l) vor u Auf morphologischer Ebene ist die Feminisierung kann sich assimilieren (úža ›luža‹). Charakteristisch ist der sächlichen Substantiva im Plural und die be- auch die sekundäre Palatalisierung von k, g, h vor e, i zu stimmte Form der Adjektive im Neutrum Singular auf č, j, š (šəčíʀa ›sekira‹, nój ›nogi‹, múš ›muhi‹) sowie die et-e charakteristisch. was nach hinten verschobene Artikulation der Velare k Auf lexikalischer Ebene stechen die Zusammenset- > q, g > γ > h/-x (qʀáwa ›krava‹, nóha ›noga‹, Bȗəx ›Bog‹) zung der Zahlwörter mit ‑red (z. B.: šíestred ›sechzig‹) und damit verbunden auch die uvulare Aussprache von anstatt des schriftsprachlichen ‑deset sowie zahlreiche r (qʀx ›kruh‹). Anlautendes j- kann verstummen (ajcè Lehnwörter und Lehnübersetzungen (calques) aus ›jajce‹)  ; ń ist als jn//ń erhalten (swíńa ›svinja‹)  ; ĺ wurde den angrenzenden bairischen/deutschen Dialekten ins entpalatalisiert (plúče ›pluča‹). Im Auslaut können -b in ‑d spirantisiert als ‑ƀ/-þ und -đ/-φ auftreten. Auslautende Auge. Im Rosentaler Dialekt entwickelten sich ě bzw. ō zu Konsonanten bleiben spirantisiert. Die Mehrzahl der ie/iə bzw. uo/uə (snȋəx ›sneg‹, nȗəs ›nos‹). Nur in der Rosentaler Mundarten kennt ein prothetisches w- (wóhle westlichen Mundart des oberen Rosentals wurden ě ›oglje‹) oder h- und ein eingeschobenes j vor s (hójstəʀ und ō zu langem i und u (smȋx ›smeh‹, senȗ ›seno‹) mo- ›oster‹). Intervokalisches h (< g) in den Endungen der nophthongiert. Der Rosentaler Dialekt kennt in unbe- Adjektiva und Pronomina verstummt oft, wodurch die tonten geschlossenen Silben das sogenannte »e-jevsko Vokale zu einem langen, unbetonten Vokal verschmelzen akanje« (sastrà ›sestra‹, pámat ›pamet‹, čawò ›čelo‹), ein (bílā ›belega‹). Die Konsonantengruppen šč, črě, žrě sind Phänomen, das die Veränderung von unbetontem e zu erhalten (tiščáwo ›tiščalo‹, čʀèšńa ›češnja‹, žʀaƀè ›žrebe‹). Im Rosentaler Dialekt werden die sächlichen Subsa beschreibt. Kennzeichnend ist auch der Übergang a > tantiva im Singular wie männliche Substantiva deklio (čawò ›čelo‹ > čo ).

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Rossbacher, Bernard Gašper

niert, im Plural werden sie wie feminine Substantiva dekliniert (nur im Nominativ und Akkusativ Plural haben sie die sächliche Endung -a bewahrt). Die weibliche Endung im Nominativ Plural ist - < ę (nój). In der 3. Person Plural Präsens ist häufig -ó kontrahiert aus -ejo (nasó < ›nesejo‹). Die Mundart von Oberdorf/Zgornja vas in den Ossiacher Tauern/Osojske Ture hat Andrej Kokot (1936–2012) in seinen Pastirjevi rajmi festgehalten.

Aufrufs zu einer → Tabor-Versammlung, die jedoch von den Behörden nicht genehmigt wurde. 1870 wurde er in den Vorstand des politischen Vereins → Trdnjava gewählt. Nach dem Weggang von A. Poznik wurde er dessen Vorsitzender. R. war auch Klagenfurter Stadtrat und gleichzeitig Konzessionär der städtischen Beleuchtung. 1876 hinterlegte er die Kaution für die Zeitschrift Kärntner Volksstimme von A. Einspieler (→ Publizistik).

Lit.: ES (T. Logar  : Koroška slovenska narečja). – J. Scheinigg  : Obraz rožanskega narečja na Koroškem. XXXII. Programm des k. k. StaatsGymnasiums zu Klagenfurt. Klagenfurt 1882  ; F. Ramovš  : Histotična gramatika slovenskega jezika VII. Dialekti. Ljubljana  : 1935  ; F. Ramovš  : Kratka zgodovina slovenskega jezika. Ljubljana 1936  ; A. V. Isačenko  : Narečje vasi Sele v Rožu. Ljubljana 1939  ; T. Logar  : Govor vasi Kostanje nad Vrbskim jezerom. Slavistična revija, 15 (1967) 1–19  ; K. Sturm-Schnabl  : Die slowenischen Mundarten und Mundartenreste im Klagenfurter Becken (Phil. Diss.). Wien 1973  ; T. Logar, J. Rigler  : Slovenija, Karta slovenskih narečji 1  :500 000. Hg. Geodetski zavod Slovenije. Ljubljana 1993  ; A. Kokot  : Pastirjevi rajmi. Celovec 1996  ; T. Logar  : Dialektološke in jezikovnozgodovinske razprave. Ljubljana 1996  ; M. Piko  : Iz semena pa bo lipa zrasla. In  : Glasovi 14. Ljubljana 1996  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v Celovškem okraju. In  : Obdobja 26. Ljubljana 2009, 371–391  ; B.-I. Schnabl  : Poljanci in poljanščina, Nova spoznanja o stari identiteti Slovencev na Celovškem polju. In  : Nedelja, priloga XIV dni, 1. 4. 2011, 4–6  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec 2012, 116–118  ; B.-I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13. 5. 2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 23. Ljubljana 2013, 366–368  ; Marnvam po domače, Živ narečni besednjak slovenskega govora v zgornjem Rožu od Huma pri Rožeku do Mute pri Svečah, Sestavlja Franc Kattnig, pd. Prosenov Francej. Celovec 2015. Web  : A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument. php?id=55578, S. 155 (7. 11. 2013).

Lit.: ES (A. Malle).

Jožica Škofic  ; Üb.: Reinhold Jannach

Rossbacher, Bernard Gašper (* 22. Juli 1813 Ug­go­ vizza/Uggowitz/Ukve, † 27. Februar 1899 Klagenfurt/ Celovec), Handelstreibender, slowenischer ethnopolitischer Aktivist, Stadtrat von Klagenfurt/Celovec. Unter dem Einfluss von Andrej → Einspieler gab er seine liberale Überzeugung auf und wandte sich dem klerikal-konservativen Lager zu. 1864 wurde er der erste Vorsitzende der → Slovanska čitalnica [Slawische Lesehalle] und Vorstandsmitglied der → Mohorjeva. In seinem Haus war später die Druckerei der Mohorjeva eingerichtet. 1868 war R. Mitunterzeichner des ersten

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Avguštin Malle  ; Üb. Bojan-Ilija Schnabl

Roš, Fran (* 14. Jänner 1898 Kranj [Gorenjska], † 22. August 1976 Celje), Autor, Journalist, Schulmann. Die Grundschule besuchte R. in → Celje, wohin seine Familie 1901 gezogen war, als sein Vater zum Sekretär der Bezirkshauptmannschaft berufen wurde. Seine Schulbildung verfolgte er im slowenischen Unterstufengymnasium sowie danach im deutschen Oberstufengymnasium in Celje. Er war Mitglied der Bewegung der preporodovci, der nationalen Bewegung, die antiösterreichisch eingestellt war und sich für ein unabhängiges Jugoslawien aussprach (→ Preporod). Er war auch Mitglied des literarischen Klubs Kondor, der unter der Leitung des späteren General Rudolf → Maister stand. Noch vor dem Abschluss der Matura wurde er einberufen, jedoch wegen Krankheit nicht an die Front geschickt. Im Dezember 1916 maturierte er. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie schloss er sich den Freiwilligen von General Maister an und kämpfte an der Seite von Fran → Maglaj und Srečko → Puncer in Kärnten/Koroška (→ Grenzfrage 1918–1920). Er wirkte bei der Herausgabe der Zeitschrift → Jugoslovenski Korotan mit. Nach dem Ende der Grenzkämpfe inskribierte er an der Rechtsfakultät der Universität in Zagreb, doch gab er sein Studium aufgrund seines Engagements für die Jugendarbeit auf. In Ljubljana legte er eine Zusatzmatura für den Lehrerberuf ab. Von November 1919 bis April 1941 unterrichtete er in Volksschulen in Prebold und in Celje. In dieser Zeit war er als Kulturarbeiter äußerst aktiv. Nach dem Überfall auf → Jugoslawien wurde er zusammen mit seiner Familie nach Serbien vertrieben. Nach dem Ende des Krieges war er Schulinspektor und unterrichtete danach Geschichte am II. Gymnasium und ab 1948 an der Lehrerbildungsanstalt in Celje. 1953 ging er in Pension. Er widmete sich fortan gänzlich der schriftstellerischen Tätigkeit und der Kulturarbeit und wurde die

Rozman, Josef

zentrale Persönlichkeit des Kulturlebens von Celje. ten Herrscher seiner Zeit. So wurde R. erst zum Se1955 wurde er zum Ehrenbürger von Celje ernannt. Er kretär des ungarischen Königs Ladislaus Postumus zählte zu den Initiatoren des Zuges der »Brüderlichkeit und nach dessen Tod 1457 zum Rat, Kanzler und Geund Einheit« in Jugoslawien. Er erhielt mehrere Preise sandten von Kaiser Friedrich III., der R. im Frühund Auszeichnungen, so u. a. die Denkschrift anlässlich jahr von 1468 zum Amt des Bischofs von →  verhalf. des 40. Jahrestages der Kämpfe um die Nordgrenze so- In der Zeit des Ungarn-Krieges übergab R. 1481 den wie 1970 den Žagar-Preis für seine Erziehungs- und Ungarn den Bischofssitz und ging ins ungarische Exil, Bildungsarbeit für die Jugend. Nach ihm wurde 1980 wo er in die Dienste des Königs Matthias Hunyadi eine Grundschule in Celje benannt. Seine Bibliografie (→ kralj Matjaž) trat. Der König half ihm im Frühjahr umfasst mehr als 1.500 Einträge. Er schrieb Jugender- 1482, das Amt des Bischofs von Wrocław (Breslau) zu zählungen (Medvedek Rjavček, 1929  ; Juretovo potovanje, bekommen. In Schlesien wurde R. einige Male Ober1939  ; Letalec Nejček, 1972  ; Vid Nikdarsit, 1976  ; Tinca landeshauptmann. Er starb in Nysa (dt. Neisse) und brez mezinca, 1977), Lyrik (Pesmi iz ječe in pregnanstva, wurde im Breslauer Dom beigesetzt. Fast sein ganzes 1947  ; Ljubil sem te, življenje, 1990) und Theaterstücke Leben lang war R. Student, Freund und Günstling ei(Ušesa carja Kozmijana, Erstaufführung 1948  ; Deset- niger der wichtigsten Personen seiner Zeit. So studierte nica Alenčica, Erstaufführung 1951  ; eine Komödie für er in Rom bei dem bedeutenden Humanisten Lorenzo Erwachsene Mokrodolci, Erstaufführung 1946). Für Valla und freundete sich dort mit dem ebenso beden Komponisten Risto Savin schrieb er das Libretto deutenden Humanisten und späteren Papst Pius II., für die Opern Gosposvetski sen [Maria Saaler Traum] Aeneas Silvio Piccolomini, an. Als Humanist wid(1921) und Matija Gubec (1923). Er veröffentlichte mete ebenso R. sein ganzes Leben dem Studium und auch zahlreiche Beiträge und Studien, u. a. zu Rudolf erweiterte seine große Bibliothek, ob er aber auch selbst Maister, Fran Malgaj und Srečko Puncer. In sei- geschrieben hat, bleibt ungewiss. nem Buch über die slowenischen Vertriebenen in Serbien 1941–1945 (1967) veröffentlichte er Erinnerun- Lit.: NDB. – K. Tangl  : Reihe der Bischöfe von Lavant. Klagenfurt 1841, 175–197  ; F. Kovačič  : Zgodovina lavantinske škofije. Maribor gen und Zeitzeugnisse. 1928, 18–186. Werke  : Gosposvetski sen, 1921  ; Matija Gubec, 1923  ; Medvedek

Rjavček, 1929  ; Juretovo potovanje, 1939  ; Mokrodolci, Erstaufführung 1946  ; Pesmi iz ječe in pregnanstva, 1947  ; Ušesa carja Kozmijana, Erstaufführung 1948  ; Desetnica Alenčica, Erstaufführung 1951  ; Slovenski izgnanci v Srbiji 1941–1945, 1967  ; Letalec Nejček, 1972  ; Vid Nikdarsit, 1976  ; Tinca brez mezinca, 1977  ; Ljubil sem te, življenje, 1990. Lit.: OVSBL. – S. Hrušovar, S. Oprešnik, L. Hrnčič  : Fran Roš (1898– 1976). Življenje, proza in mladinsko delo. Celje 1987  ; N. Udrih  : Fran Roš in njegov dramski opus (Dipl.-Arb.). Ljubljana 2005  ; A. Fras  : Bibliografija Frana Roša – kronološki pregled 1914–1983. In  : Celjski zbornik, 20 (1985) 261–302. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Rot, Johannes ( Johannes I. Rott, Johannes IV. Roth, * 30. November 1426 Wemding im Ries, Bayern, † 21. Jänner 1506 Nysa, Polen), Geistlicher, Humanist, Bischof von Lavant. Als Sohn eines Schuhmachers muss R. für sein Studium einen Gönner gefunden haben. Er studierte Rhetorik und Humanistik in Rom, später päpstliches Recht in Padua, wo er 1459 zum Rektor der Juristen und 1460 zum doctor decretorum promoviert wurde. Sein Freund Aeneas Silvio →  Piccolomini öffnete ihm schon früh die Türen zu Diensten bei einigen der mächtigs-

Žiga Oman

Rota (»der Eid«), → Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische. Roveredo, Franc (Organist, Mesner, Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Rozeger, Jozef (Laiendarsteller, Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]. Rozman, Josef (Rozman Jožef, Josip, Celovški, Rož-

man, * 16. März 1870 St. Georgen am Sandhof/Št. Jurij pri Celovcu [Klagenfurt/Celovec], † 29. Oktober 1941 Črneče [Dravograd, Koroška]), Priester, Redakteur, Bildungspolitiker. Die Grundschule, das Gymnasium und das Theologiestudium absolvierte R. in Klagenfurt/Celovec, wo er 1893 auch die Ordination erhielt. 1894–1896 war

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Rož

er Volksschulkatechet und Kaplan in Dravograd, 1896 Gemeinde Bela Peč [Weissenfels, it. Fusine in ValroProvisor in St.  Margarethen am Töllerberg/Šmarjeta mana] eine eigene ethnografische regionale Einheit pri Velikovcu, 1896–1898 Kaplan und 1898–1907 und der Jauntaler Dialektbereich in Slowenien wird Frühprediger an der Stadtpfarrkirche St.  Egid/Šentilj unter der → Mežiška dolina [Mießtal] subsumiert). Das solchermaßen definierte Gebiet Rož umfasst in Klagenfurt/Celovec. 1897–1907 war R. Sekretär und Redakteur der → Mohorjeva, daneben Sekretär des neben dem eigentlichen geografischen und namenge→ Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence benden (Oberen und Unteren) → Rosental/Rož im na Koroškem [Slowenischer politischer und wirtschaft- Wesentlichen auch den gesamten Dialektraum des sog. licher Verein in Kärnten], Redakteur der Zeitschrift → Rosentaler Dialektes (rožansko narečje) und seiner → Mir, Kassier des St. Bonifazius-Vereines der Diözese Mundarten  : d. h. die → Sattnitz/Gure, das → Klagen→ Gurk/Krška škofija (1899) sowie Ausschussmitglied furter Feld/Celovško polje, Teile des Villacher Beckens/ der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehens- Beljaška kotlina, die → Ossiacher Tauern/Osojske kasse] (→ Genossenschaftswesen). 1907 ging R. nach Ture, westliche Teile des → Jauntales/Podjuna, genannt Črneče (bis 1918 Tscherberg/Čerberg) zunächst als Vršani, westliche Teile des → Völkermarkter HügellanProvisor (1907–1908) und dann als Pfarrer, wo er bis zu des/Velikovško podgorje, der → Saualpe/Svinja, und seinem Tod blieb. Obwohl R. am Ende seines Lebens – man kann annehmen aus historischer Perspektive an Lähmungen und Alzheimer erkrankte, inhaftier- aufgrund des Dialektkontinuums – das Moosburger ten ihn die Nationalsozialisten nach dem Einmarsch Hügelland/Možberško gričevje, das → Zollfeld/Gosin Jugoslawien in den Apriltagen 1941 und brachten posvetsko polje sowie den → Krähwald-Gebirgsstock/ ihn nach Mengeš, von wo ihn seine Schwester in die Hrebelja westlich von Brückl/Mostič. Pfarre zurückbrachte. Er starb an den Folgen der erDer der ethnologischen → Terminologie entnomlittenen Misshandlungen. In jungen Jahren trat R. auf mene Begriff umfasst bei Janez Bogataj und Vito Versammlungen der Bruderschaft → Družba sv. Cirila Hazler in der ES und im SEL also den gesamten in Metoda als Redner auf. Er redigierte das Gebetbuch → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška, Slava Gospodu [Lobpreis dem Herrn], veröffentlichte und diesem entspricht der dialektologische Begriff des kleinere literarische Beiträge im Kalender → Koledar → Rosentaler Dialektes (rožansko narečje) ebenso wie Mohorjeve družbe und in der Zeitschrift Dom in svet, großteils die Begriffsbestimmung von Rožani [Eininsbesondere → Biografien z. B. über Matija → Majar wohner des »Rosentals«] im SEL. Aufgrund der konzeptuellen Divergenz zwischen Ziljski (DiS 1893  ff., KMD 1907), Valentin → Müller (KMD 1900), Lambert → Einspieler (KMD dem allgemeinen Sprachgebrauch und der Fachsprache ist im Slowenischen jeweils eine nähere Bestimmung 1907), Lovro Serajnik (KMD 1903). notwendig, ob vom geografischen oder vom viel weiteQuellen  : ADG, Personalakt Rozman. ren ethnologischen Gebiet die Rede ist (was allerdings Lit.: Župnik Josip Rozman. In  : Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, in der Fachliteratur kaum praktiziert wird). 315  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« Die aufgrund des allgemeinen Sprachgebrauchs sich der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationweranbietende Übersetzung ins Deutsche, nämlich »Rosendung/Elite in narodovanje. 10. Bd. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, tal« (»Rosentaler« für die Einwohner), ist als inadäquat 143–221. anzusehen und bedarf zumindest einer erklärenden Josef Till translatorischen Beifügung (etwa  : »Rosental im Sinne Rož, terminologischer Begriff der slowenischen eth- der slowenischen ethnologischen Regionalisierung nach nologischen Regionalisierung, wonach der slowenische Bogataj/Hazler«). Der als Terminus technicus verSprach- und Kulturraum in 96 ethnologische Einhei- standene und hier erörterte Begriff Rož ist somit für ten/Gebiete geteilt wird. Nach dieser ethnologischen den transkultruellen Dialog ungeeignet. Zudem erfüllt Regionalisierung wird der südliche Teil des österreichi- er nicht die kognitiven Anforderungen, die sich aus der schen Bundeslandes Kärnten/Koroška in drei sloweni- engen Verbindung zwischen dem → Namen und der sche ethnologische Gebiete eingeteilt  : Podjuna ( Jaun- Identität bzw. zwischen dem Namen und dem Selbstbild tal), Zilja (Gailtal) und eben Rož. (Hingegen bildet das oder der Identifikation durch Dritte ergeben. Bereits → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina in seiner heu- Fister etwa verwendet im Slowenischen die literarisch tigen Begrifflichkeit einschließlich der ehemals Krainer besetzte, metaphorische Bezeichnung Rož, Podjuna,

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Rožič, Valentin

narečje, dt. Zentralsüdkärntner slowenischer Dialekt. Die Bezeichnung der Einwohner erfolgt weiterhin vornehmlich nach den jeweiligen Subregionen oder erfordert eine umschreibende, dafür aber terminologisch eindeutigere Bezeichnung (prebivalec/prebivalka Osrednje južne Koroške [EinwohnerIn des Südkärntner Zentralraumes] bzw. alternativ osrednji Južni Korošci/osrednje Južne Korošice, dt. Zentral-SüdkärntnerInnen).

Titelblatt: Carantanus [Valentin Rožič]: Jugoslawien und seine Grenzen, I: Kärnten (1919)

Lit.: ES ( J. Bogataj, V. Hazler  : Regionalizacija/V ethnologiji), SEL ( J. Bogataj, I. Slavec Gradišnik  : Etnološka regionalizacija  ; M. P. R.: Rožani). – S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 11–28  ; P. Fister  : Erlebte Architektur in Südkärnten, Bauernhöfe, Bildstöcke, Kirchen, Burgen, Schlösser. Klagenfurt, Wien 1991  ; P. Fister  : Arhitektura Zilje, Roža, Podjune. Celovec 1998  ; B.-I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13.5.2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13.5.2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 23. Ljubljana 2013, 366–368.

Bojan-Ilija Schnabl

Rož, slovensko prosvetno društvo, → Kot, izobra-

ževalno društvo.

Zilja und meint den gesamten historischen slowenischen bzw. zweisprachigen Südkärntner Sprachraum. Diese Dreieinheit besingen ebenfalls Janko → Mikula und Pavle → Kernjak in einem berühmten gleichnamigen → Lied, ebenso ist sie Thema eines Gedichtes von Milka → Hartman. Zusammenfassend wurde bei Fister das slowenische Rož, Podjuna, Zilja (bzw. Arhitektura Zilje, Roža, Podjune) richtigerweise mit (Architektur in) Südkärnten übersetzt. Für das durch ethnologische und dialektale Parameter definierte weite geografische Gebiet, das über das eigentliche → Rosental/Rož hinausreicht, bietet sich deshalb alternativ der nicht reduktive und neutralere slowenische Begriff → Osrednja južna Koroška (osrednje južnokoroška regija) an, wie er bereits 1971 vom Geografen Svetozar Ilešič verwendet wurde. Dieser slowenische Begriff kann im Deutschen mit slowenischer (ethnologischer) Südkärntner Zentralraum bzw. kurz Südkärntner Zentralraum übersetzt werden. Darauf aufbauend wird auch die Bezeichnung für den sehr weiten, mehrere geographische Gebiete umfassenden Dialektbereich gebildet, und zwar osrednje južnokoroško

Rožanc, Karl (Musikschaffender, Kulturaktivist), → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak. Rožič, Valentin (Ps. Carantanus und Moravski, * 2. Juli

1878 bei Sv. Trojica [Moravče, Gorenjska], † 7. Februar 1935 Ljubljana), Politiker, Publizist. R. maturierte 1901 am Gymnasium in → Ljubljana und ging danach ans Priesterseminar in → Maribor, an dem er einige Jahre Theologie studierte. Nachdem er dort das Studium abgebrochen hatte, studierte er Geografie und Geschichte in Graz. Nach dem Abschluss nach Ljubljana zurückgekehrt, wurde R. Sekretär der Slovenska ljudska stranka (SLS) [Slowenische Volkspartei]. Von Ljubljana aus inskribierte er an der Universität Graz das Studium der Rechtswissenschaften, promovierte aber 1908 mit einer Dissertation aus seinem Erststudium. Bei der → Mohorjeva in → Klagenfurt/ Celovec wurde er 1910 als Sekretär angestellt. Während des Ersten Weltkriegs wurde R. zum Militär eingezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg kämpfte er an der Seite der Slowenen um die Nordgrenze. Die politische Arbeit wurde ihm erschwert und schließlich unmöglich gemacht. Er wurde in Kärnten/Koroška konfiniert und mehrfach in Orte außerhalb des slowenischen Kultur-

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Rožman, Gregorij

kreises verbannt, weshalb R. 1919 Österreich verließ (→ Vertreibung 1920). R. begann 1920 als Professor an der Technischen Mittelschule in Ljubljana zu unterrichten. 1931, nach seiner Ernennung zum Senator quittierte er den Schuldienst. R. war bereits während seiner Studienzeit in Graz politisch aktiv gewesen und hatte im katholischen Verein Zarja und in den slowenischen Arbeitervereinen Domovina und Kres mitgearbeitet. In Ljubljana wurde er zu einem der Mitarbeiter des führenden katholischen Politikers Ivan Šušteršič. Sein politisches Engagement steigerte sich noch während seiner Tätigkeit bei der Mohorjeva in Klagenfurt/ Celovec. R. besuchte praktisch alle slowenischen Dörfer und die meisten slowenischen Einschichthöfe in Kärnten/Koroška. Die Lebensverhältnisse der Kärntner Slowenen kannte er wie kein anderer. Die Verbesserung ihrer Lage lag ihm derart am Herzen, dass er seine katholische politische Einstellung hintanstellte. Wenn es um den nationalen Nutzen ging, war er bereit, mit allen zusammenzuarbeiten. Auch nach der → Volksabstimmung und seiner Übersiedlung nach Slowenien erforschte und studierte er die Lage der Slowenen in Österreich und verfasste dazu fünf selbstständige Werke (unter Pseudonym) sowie zahlreiche Artikel. König Aleksandar Karadjordjević ernannte ihn zum Senator. Im Senat in Beograd hielt R. eine viel beachtete Rede zur Frage der deutschen → Minderheit in Jugoslawien und der Slowenen in Österreich. Werke  : Spomin na Gosposvetsko polje. Celovec 1914  ; Profesor Štefan Podboj. Junaku- prijatelju v spomin zapisal dr. Valentin Rožič. Celovec 1915  ; Jugoslavija in njene meje. 1. Koroška. Ljubljana 1919  ; Slovenski Korotan. [Celovec] 1919  ; dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; Plebiscit u koruškoj Sloveniji. Ljubljana 1920 (mit Sprachenkarte 1910)  ; Boj za Koroško. Spominska knjižica ob 5-letnici koroškega plebiscita. Ljubljana 1925  ; Kako je v deželi, kjer ječe pod težkim jarmom sini Slave  ? Ljubljana 1925  ; Lage der deutschen Minderheit in Jugoslawien und Lage der Slowenen in Oesterreich. Beograd 1933 [erschien auch auf Serbokroatisch, Slowenisch, Ungarisch]. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – V. Vulikić  : Senator s Sv. Trojice. Povest o dr. Valentinu Rožiču in njegovem času. Ljubljana 1993.

Martin Grum  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Rožman, Gregorij (Gregory, Gregori, Gregorio, Gri-

gorij Rozman, Ps. Emil Fanič, * 9. März 1883 Dolintschitschach/Dolinčiče [Bleiburg/Pliberk], † 16. November 1959 Cleveland, USA), Theologieprofessor, Bischof. Aus einer bäuerlichen Familie stammend besuchte R. 1896–1905 das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec und war Zögling des → Marianums. Unter dem

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Pseudonym Emil Fanič redigierte er die Schülerzeitschrift → Vaje (→ Publizistik). Danach trat er ins Klagenfurter → Priesterseminar ein. In den Studienjahren 1905/1906 und 1906/1907 redigierte er die Zeitschrift → Bogoljub. In den Studienjahren 1907/08 und 1908/09 war er Obmann der → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen]. Bereits 1907 wurde er zum Priester geweiht. Im August 1908 trat er die Kaplanstelle in → Ferlach/Borovlje an. Bischof Josef → Kahn sandte R. im Herbst 1909 nach Wien, wo er sich dem Studium der Theologiewissenschaften mit Schwerpunkt Kirchenrecht widmete. Am 27. Juni 1912 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Im Herbst desselben Jahres übernahm er eine Präfektenstelle im Marianum, ein Jahr später wurde er Dozent für Kirchenrecht am Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec. Im Mai 1919 musste er vor den Abwehrkämpfern und der Volkswehr fliehen (→ Vertreibung 1920). Im Juli 1919 wurde R. Berater des Generalvikars Matija → Randl in Eberndorf/Dobrla vas, aber schon im Herbst wurde er als Dozent für Kirchenrecht an die theologische Fakultät der neu gegründeten Universität in Ljubljana berufen. 1929 wurde er Koadjutor des Bischofs Anton Bonaventura Jeglič, 1930 folgte er diesem auf dem Bischofsstuhl von Ljubljana. Bis 1938 hielt R. regen Kontakt zu slowenisch-, aber auch deutschsprachigen Priestern in Kärnten/Koroška und besuchte sie wiederholt. Als Bischof führte R. einen entschiedenen ideologischen Kampf gegen den Kommunismus, wobei er sich auch auf Strukturen der Katholischen Aktion stützte. Dieser Antikommunismus charakterisiert auch seine Bischofstätigkeit und seine Stellung zu den Besatzern. Am 20. April 1941 besuchte er den hohen Kommissar Emilio Grazioli und sprach ihm seine Loyalität aus. Den Anschluss der Laibacher Provinz (Ljubljanska pokrajina) an das Königreich Italien nahm er »zur Kenntnis«. Unklar ist seine Rolle bei der Entstehung der bewaffneten antikommunistischen Milizen. Ihre Umbildung in die slowenische Landeswehr (domobranci), die dem unmittelbaren Oberbefehl des SS-Generals Erwin Rösener unterstand, hat R. mit seiner Anwesenheit bei ihrer Vereidigung im Stadion in Ljubljana am 30. Jänner 1944 und am 20. April 1944 bei einer Parade im Zentrum der Stadt approbiert und mit kirchlichem Segen versehen. Am 5. Mai 1945 verließ R. für immer seinen Bischofssitz, er hielt sich bis in die ersten Augusttage 1945 in Osttirol auf, worauf er bis zum 11. November

Rožman, Gregorij, NUK

Rudmaš, Šimen

1947 als Internierter in der bischöflichen Residenz in Klagenfurt/Celovec lebte. Er musste sich wöchentlich bei der britischen Militärpolizei, der FSS (Field Security Section) melden. Vor einer etwaigen Auslieferung auf Grundlage des Abkommens zwischen den Regierungen Großbritanniens und Jugoslawiens über die versetzten Personen vom 8. September 1947 verließ R. fluchtartig Klagenfurt/Celovec, wurde nach Salzburg und von hier in die Schweiz gebracht. 1948 ging er in die USA. In einem Gerichtsprozess im August 1946 in Ljubljana wurde er unter Anschuldigung der Kollaboration mit den Okkupanten in Abwesenheit zum 18-jährigen Entzug der Freiheit, verbunden mit Zwangsarbeit, dem Verlust der bürgerlichen Rechte nach bestandener Strafe auf zehn Jahre und Beschlagnahme des gesamten Vermögens, verurteilt. Während seiner Jahre in Kärnten/Koroška war R. Mitglied und Funktionär zahlreicher slowenischer Vereine. So war er begehrter Redner bei diversen Veranstaltungen der → Krščanska socialna zveza za Koroško [Christlich-sozialer Verband für Kärnten] und in dessen Führungskreis. Aktiv war er beim → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] und dessen Organ → Mir, beim Verein für das slowenische Schülerheim (Dijaški dom) und beim → Podporno društvo za slovenske dijake Koroške [Unterstützungsverein für slowenische Hochschüler in Kärnten] sowie kurz auch Schirmherr der Akademija slovenskih bogoslovcev. Bei verschiedenen Anlässen war er Festprediger und führend tätig bei slowenischen kirchlichen Vereinen und Bewegungen, der Marienkongregation (Marijina družba) u. a. R. hinterfragte in seiner Klagenfurter Internierung wiederholt sein Handeln während des Zweiten Weltkriegs. Abgeschieden von seinem Umfeld und gemieden vom Großteil seiner slowenischen Amtsbrüder in Kärnten/Koroška, was ihn schmerzte, schätzte er einige seiner Entscheidungen als Fehler ein, und meinte, dass im Falle einer Rückkehr der slowenischen Emigranten nach Slowenien nichts mehr so sein werde, wie es vor dem Krieg gewesen war. Wieder in seiner gewohnten Umgebung, war er überzeugt, alles richtig gemacht und entschieden zu haben. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Kolarič  : Škof Rožman. Duhovna po-

doba velike osebnosti na prelomnici časa. 3 Bde. Celovec 1967–1977  ; T. Grießer-Pečar, F. M. Dolinar  : Rožmanov proces. Ljubljana 1996  ; I. Jan  : Škof Rožman in konituiteta. Zahteva po škofovi rehabilitaciji – ponovni izziv resnici. Ljubljana 1998  ; E. Škulj (Red.)  : Rožmanov simpozij v Rimu. Celje 2001  ; M. Urbanija  : Rožmanova bibliografija. In  :

E. Škulj (Red.)  : Rožmanov simpozij v Rimu. Celje 2001, 369–392  ; J. Pleterski  : Cerkev in država v okupirani Sloveniji 1941–45. In  : Država in cerkev/State and church. Ljubljana 2002, 191–203, 507–521  ; V. Sima  : Rožman, Gregorij. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 316  ; J. Pleterski  : »Totalitarni duh« na Slovenskem tudi v katoliškem taboru. In  : J. Pirjevec, J. Pleterski  : Problemi demokracije na Slovenskem v letih 1918–1941. Ljubljana 2007  ; J. Pleterski [e. a.]  : Škof Rožman v zgodovini. Ljubljana 2008. Avguštin Malle

Ruden/Ruda, vgl. Sachlemmata  : Izobraževalno kmet-

sko društvo za Rudo, Št.  Peter in okolico [Bäuerlicher Bildungsverein für Ruden, St.  Peter und Umgebung] siehe → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine sowie → Abstimmungszonen  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega   ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje  ; Personenlemmata  : → Kahn, Josef  ; → Muri, Ignac(ij)  ; → Starc, Johann  ; → Svetina, Anton (senior)   ; Gorentschach/ Gorenče  : → Mikula, Franz. Rudl, Joseph (* 24. März 1903 Strau/Struga, † 7. Mai 1945 KZ Dachau), NS-Opfer, → Zeugen Jehovas. Rudl, Joso (Suetschach/Sveče), Kaplan, Publizist, ethnopolitischer und Kulturaktivist, → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]  ; → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien]. Rudmaš, Šimen (Rudmasch, Simon, * 21. Oktober 1795 St. Primus/Šentprimož [St.  Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni], † 30. Juni 1858 Klagenfurt/ Celovec), Geistlicher, zentrale Persönlichkeit im Bereich des Schulwesens, erster öffentlicher Schulinspektor im Kronland Kärnten/Koroška, Schulorganisator, Gemeinderat von Trieste/Trst/Triest. R. wurde als Bauernsohn in St. Primus/Šentprimož v Podjuni dem Matthäus Rudmaš und dessen Frau Ursula (geb. Škerjanec) geboren. Er besuchte ein Jahr lang die Volksschule in St. Kanzian/Škocjan und absolvierte seine weitere Grundschulausbildung in Ebern-

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Rudmaš, Šimen

dorf/Dobrla vas und Šoštanj. 1809/1815 besuchte er wirkte eine Musikschule für die Lehramtskandidaten das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, 1816–1817 an der Normalschule in Klagenfurt/Celovec. Auch die absolvierte er die philosophischen Studien in Graz mit Oberrealschule in Klagenfurt/Celovec war sein Werk. Auszeichnung. Danach trat er in das Stift → St. Paul/ Durch sie legte er den Grundstein für das Aufblühen Šentpavel ein, verließ es aber nach nur zehn Monaten des technischen Gewerbes, des Handels und der Indusund setzte seine theologischen und erziehungswissen- trie in Kärnten/Koroška. Darüber hinaus führte R. die schaftlichen Studien am → Priesterseminar in Klagen- Pockenschutzimpfung an Kärntner Schulen ein. furt/Celovec fort. Er wurde 1821 zum Priester geweiht. R. schrieb eine Reihe von → Schulbüchern, eines Mit Bischof Anton M. → Slomšek verband ihn eine zusammen mit Anton M. Slomšek für die sog. Sonnlangjährige Freundschaft. Nach der Priesterweihe war tagsschule/nedeljska šola. Überdies veröffentlichte er er fünf Jahre als Kaplan und Lehrer in Eberndorf/Do- viele Abhandlungen in pädagogischen Zeitschriften brla vas tätig. 1827 wurde er zum Katecheten und zum sowie im Jadranski Slavljan, in der → Slovenska bčela, deutschen Prediger an der Dom- und Stadtpfarre in im Slovenski prijatel und in den Salzburger Blättern für → St. Andrä (Šentandraž) ernannt und noch im selben Erziehung und Unterricht (→ Publizistik). Er vertrat die Jahr als Katechet und Direktor der Kreishauptschule Ansicht, die Unterrichtssprache solle die → Mutternach → Celje berufen. Er vergrößerte die dortige drei- sprache sein, welche weitgehend auch als → Liturgieklassige Zweighauptschule um eine vierte Klasse  ; so- sprache verwendet wurde. Weiters war er Unterrichtsmit entsprach sie dem Status der Realschule. Er sorgte direktor des Taubstummeninstituts und Konsulent des auch für die Heranbildung weiblicher und männlicher wohltätigen Frauenvereins für die KleinkinderbewahrLehrkräfte, errichtete eine besondere Mädchenschule anstalten in Klagenfurt/Celovec, Ausschussmitglied und rief einen Musikverein für Lehramtskandidaten der → Mohorjeva sowie Mitglied des Historischen ins Leben. Nebenbei legte er das Studium des Italieni- Vereins für Kärnten (→ Geschichtsverein für Kärnten). schen an der Universität Wien ab. 1831 wurde R. zum Knapp vor seinem Tod richtete er aus eigenen MitEhrenbürger der Stadt Celje ernannt. Zugleich erhob teln eine Präparandumstiftung ein, zudem bestimmte ihn das Lavanter Ordinariat zum geistlichen Rat. 1839 er testamentarisch ein Legat von 1.200 Gulden mit wurde er für elf Jahre zum Direktor und Präparandum- Grundstück zur Gründung einer eigenen Schule in lehrer an der Normalhauptschule in → Trieste/Trst/ seinem Geburtsort St.  Primus/Šentprimož v Podjuni. Triest ernannt. Auch hier richtete er sein Augenmerk Der Verstorbene hinterließ eine etwa 1.500 Bücher auf Hebung der Qualität und eine Erhöhung der An- umfassende Privatbibliothek, deren Verbleib bis heute zahl der Volksschulen sowie auf die Verbesserung des nicht erforscht wurde. In den Nekrologen wurde R. Präparandumunterrichts. Er wurde in den Gemeinde- mit Andrej → Einspieler und Anton → Janežič als rat von Trieste/Trst/Triest gewählt. Seele und Träger des slowenischen Volkes im Kronland 1848 war R. Herausgeber der in Trieste/Trst/Triest Kärnten/Koroška bezeichnet. Trotz seiner historischen erscheinenden slowenischen Zeitung Jadranski Slavljan. Bedeutung ist er bei den Kärntner Slowenen fast in 1849 unternahm er mit dem Katecheten Schwab und Vergessenheit geraten. Und obwohl er es war, der mit dem Lehrer Knobl eine Studienreise in die Schweiz der öffentlichen Lehrerausbildung begann, wird sein und nach Deutschland, die er 1850 sehr ausführlich im Name von den zuständigen Stellen, sowohl von den Buch Detovodsko potovanje v Krajclingo na Švajcarskem einsprachigen als auch den zweisprachigen Stellen der beschrieb. Im Dezember desselben Jahres wurde er zum Schulaufsicht, in Kärnten/Koroška praktisch nirgends Schulrat und Volksschulinspektor in Kärnten/Koroška erwähnt. ernannt. Auch in Kärnten/Koroška setzte sich R. für eine Verbesserung und für die Erhöhung der Anzahl Quellen  : ADG (Pfarrchronik St. Primus)  ; Zgodovinski arhiv Celje  ; der Volksschulen ein. Er verbesserte die Dotation der Študijska knjižnica Celovec  ; Schulchronik der Volksschule St.  PriLandschullehrer. Als aktiver Bienen- und Obstbaum- mus i. J.; I. Grafenauer  : Arhivni doneski k podobi Slomška pedagoga. In  : züchter führte er die Unterrichtsfächer in Obstbau- Razprave II, SAZU, Ljubljana 1956, 150–171. und Bienenzucht ein. Als Schulinspektor inspizierte er Werke  : Navod za nedeljske šole. Kako je treba učiti  ? Graz 1830  ; Navod v branje za mladost nedeljskih šol. Graz 1830  ; Kako se učenci učijo zaauch die slowenischen Schulen. In seiner achtjährigen jedno pisati in brati  ? In  : SB 2/1 (1851) 12–14  ; Detovodsko potovanje Funktionsperiode erhöhte sich deren Anzahl von 16 auf v Kraicljingo na Švajcarskim. In  : Jadranski Slavjan 5 (1850) 97–100, 68. Nach seinem Tod verringerte sie diese rapide. R. er- 6 (1850) 121–137  ; Kratko številoslovje. In  : SB 2/2 (1851) 168–188

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Ruprecht, Viktor

1848 wurde er als Vertreter der Stadt Klagenfurt/Celovec gewählt, worauf er den beruflichen Werdegang eines Richters einschlug. Wiederholt bezeichnete er sich als Slowene. Er trat für die Einführung des Slowenischen in der Grundschulausbildung ein und bezeichnete diese Sprache als einzigen Erfolg versprechenden Weg bäuerlicher Ausbildung (→ Schulwesen). Die Beamten in slowenischen Gebieten hätten Slowenisch zu beherrschen (→ Amtssprache). Im universitären Unterricht und in die moderne Amtstätigkeit sollte eine allgemeine slawische Schriftsprache, die alle des Lesens kundigen Slawen Europas verstehen würden, erst nach ihrer Ausbildung Verwendung finden. R. trat im Landtag entschieden gegen eine Teilung Kärntens nach nationalen Kriterien auf (→ Landesverfassung 1849). Bei den im Dezember 1848 im Wahlbezirk → Völkermarkt/Velikovec stattgefundenen Ersatzwahlen zum Alois Lach Reichstag wurde er auch in diesen Vertretungskörper gewählt. Die Wahlagitation führte er auf Verlangen Rudolf, Ivan (Widerstandskämpfer), → Knez, Alojz. von slowenischen Wahlmännern auch in slowenischer Sprache. Zwischen 1862–1867 war er wieder → AbgeRudolf, Jurij (→ Bürgermeister von St.  Michael/ ordneter zum Kärntner Landtag. Hier vertrat er diesŠmihel pri Pliberku, Kulturaktivist), → Šmihel. Sloven- mal die Landgemeinden des Bezirkes St. Veit (Šentvid). sko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico In der slowenischen historischen Literatur wird R. als [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Mi- typisches Produkt der deutschen Kärntner Schule bechael und Umgebung]. zeichnet. Schriftslowenisch beherrschte er nicht, seine Vorstellungen über die slowenische Sprache waren Rudolf, Marica (Vereinssekretärin, Laiendarstellerin, nicht ausgereift. R.s gerichtliche Karriere führte ihn Kulturaktivistin), → Šmihel. Slovensko katoliško izobra- an das Oberlandesgericht in Graz, wo er Gerichtsrat ževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer ka- wurde und auch den Titel eines Hofrates erreichte. tholischer Bildungsverein für St.  Michael und UmgeLit.: ES   ; OVSBL. – J. Pleterski  : Narodna in politična zavest na bung].

[Nachdr. u.  d. T.  Kratko številoslovje ali navod kako učence iz glave rajtati učiti. Celovec 1852]  ; Navod, kako bi se pervinci u nedeljskih šolah pisati in čitati naučili. In  : Drobtinice (1853) 209–221  ; Beiträge aus der allgemeinen Unterrichts- und Erziehungslehre zu dem in den k. k. österreichischen Schulen vorgeschriebenen Methodenbuche. Klagenfurt 1854. Lit.: Wurzbach  ; SBL  ; ÖBL. – † Klagenfurt, 1. Juli. In  : Klagenfurter Zeitung v. 1. 7. 1858, 584  ; [Todesanzeige]. In  : SG (1858) 37–39  ; [Todesanzeige]. In  : Slovenska koleda (1859) 110–116  ; J. Kleinmayr  : Zgodovina slovenskega slovstva. Celovec 1881, 167  ; Simon Rudmaš. In  : Jezičnik 21 (1883) 40–41  ; F. Fassl  : Selbstbiographie. In  : Erstes österreichisch-ungarisches Lehr- und Lernmittel-Magazin. Graz 1885, 90–91  ; J. Lapajne  : Simon Rudmaš, koroški šolnik in rodoljub. In  : Pedagoška kronika 5 (1891–1892) 87–101  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 1. Ljubljana 1894, 154  ; J. Bezjak  : Občna zgodovina vzgoje in pouka. Ljubljana 1921  ; I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega knjizevnega jezika v letih 1848–1857. Ljubljana 1937, 89  ; I. Andoljšek  : Simon Rudmaš. In  : Sodobna pedagogika 8 (1957) 182– 187  ; J. Orožen  : Zgodovina Celja in okolice. 1. Celje 1971, 638–639  ; I. S. Pavlič  : Sto znamenitih osebnosti v šolstvu na Slovenskem. Ljubljana 2000, 72–73.

Rudolf, Milka (Laiendarstellerin, Kulturaktivistin), → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Rudolf, Slavko (Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Rulitz, Matija (Matthias, * 15. Februar 1802 Ferlach/ Borovlje, † 27. März 1880 Graz), Anwalt, Richter, Abgeordneter zum provisorischen Reichstag von Kremsier und Landtagsabgeordneter. Nach dem Studium wurde R. Anwalt in Klagenfurt/ Celovec. In den Provisorischen Kärntner Landtag von

Koroškem. Narodna zavest in politična orientacija prebivalstva slovenske Koroške v letih 1848–1914. Ljubljana 1965  ; E. Webernig  : Der Landeshauptmann von Kärnten. Ein historisch-politischer Überblick. Klagenfurt 1987, 54  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996. Avguštin Malle

Ruprecht, Viktor (* 23. Dezember 1888 Maria Saal/ Gospa Sveta [Maria Saal/Gospa Sveta], † 2. Oktober 1943 St. Peter im Katschtal [Rennweg am Katschberg]), Pfarrer, Kulturaktivist, Vereinsobmann, NS-Opfer. R., Slowene aus → Maria Saal/Gospa Sveta, war Pfarrer, → Kulturaktivist und Vereinsobmann des → Kulturvereins → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna] in Suetschach/Sveče. Die Matura legte er am 6. Juli 1910 im Staatsober­ gymnasium in Klagenfurt/Celovec ab und setzte seine

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Rupreht, Marija

Ausbildung am Klagenfurter → Priesterseminar zwi- 322–328  ; J. Zerzer (Hg.)  : Ob 70-letnici SPD KOČNA. Klagenfurt/ schen 1909 und 1913 fort. Die Weihen des Subdiako- Celovec 1979  ; F. Hafner  : Petinsedemdeset let »Kočna« v Svečah, Nekaj misli o preteklosti in prihodnosti prosvetnega dela. In  : KK 1985. Celovec nats, Diakonats und des Presbyteriats erhielt er 1912. 1984, 126–129  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času Als Sprachen werden im Gurker Personalakt Slowe- nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. nisch und Deutsch in dieser Reihenfolge angeführt. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Seine berufliche Laufbahn führte ihn zunächst als Ka- Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, plan nach Arnoldstein/Podklošter (16. Juli 1913–30. 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Ruprecht S. 116–117 mit weiterSeptember 1913) und dann nach → Ferlach/Borovlje führender Literatur)  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentra(1. Oktober 1913–15. Juli 1915). Danach war er Ad- tionslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : ministrator zunächst in St.  Thomas am Zeiselberg/ Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 Šenttomaž pri Celovcu (16. Juli 1915–31. Oktober (mit weiterführender Literatur), 411–449. Bojan-Ilija Schnabl 1915), in Pirk/Breza bei Krumpendorf/Kriva Vrba (1. November 1915–14. April 1916) und in Suetschach/ Sveče (15. April 1916–30. April 1921). In Suetschach/ Rupreht, Marija (* 31. Mai 1889, † 1929, St. Stefan/ Sveče war er auch Provisor (1. Mai 1921–31. Jänner Šteben bei Globasnitz/Globasnica), Volksliedsammle1922) sowie Pfarrer (1. Februar 1922–9. Mai 1941), rin, → Liedersammlung, handschriftliche. wo er gleichzeitig Mitprovisor von Bärental/Zavrh war. Der Personalakt führt weiters seine Funktion als Russophilie, seit der zweiten Hälfte des 18. Jh.s, d. h. Administrator in Zeltschach (10. Mai 1941–14. Okto- ab Beginn der Slawischen Nationalen Wiedergeburt, ber 1941) an, dann die des Administrators in St.  Pe- unter den slawischen nationalen Führern verbreitet. ter im Katschtal (15. Oktober 1941–14. Februar 1943). Die R. war ein zentrales Element der slawischen ZuWeiters war er Konsistorialrat von St.  Georgen im sammengehörigkeitsidee und auch Teil des sich später Katschtal und Pfarrvikar von Adenberg, Frankenberg, formierenden nationalen Selbstbewusstseins der slawiAschbach und Atzensberg (16. März 1943–2. Oktober schen Völker. Das Aufkommen der R. wurde begüns1943) sowie Administrator des Dekanats Gmünd (16. tigt durch die besondere Stellung Russlands als des Mai 1943–2. Oktober 1943). Laut Personalakt wurde einzigen unabhängigen slawischen Staates, der in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s eine führende Rolle unter er 1939 zum geistlichen Rat ernannt. Nach Malle wurde R. am 6. April 1941 inhaftiert den europäischen Mächten übernahm. Der Jesuit Ožbalt → Gutsman, der berühmteste und durfte in Begleitung eines Geheimpolizisten noch Vertreter der slowenischen nationalen Wiedergeburt ein Begräbnis verrichten. Am 26. April wurde er freigein Kärnten/Koroška in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s, lassen und vom bischöflichen Ordinariat in die Nordkärntner Gemeinde Zeltschach bei Friesach (Breže) betrachtete die Slowenen in seinen Schriften als »den versetzt (→ Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 unglücklichen Zweig des slawischen Sprachenbaumes« und begründete ihr Recht auf Entwicklung ihrer Sprain Kärnten/Koroška). Wegen des herrschenden nazische damit, dass ihnen verwandte Völker das weitläutischen Ambientes habe er laut Malle die Pfarre am fige Territorium von der Nordsee bis zum Adriatischen 15. Oktober 1941 verlassen und wurde als AdministraMeer einnähmen. tor nach St.  Peter im Katschtal (Št.  Peter v Kačji doDie Kärntner Slowenen trafen zum ersten Mal im lini) versetzt. Am 15. März 1943 wurde er Provisor der Jahr 1799 unmittelbar auf Russen, als die Truppen SuPfarre und Rektor der Kirche St. Georgen im Katschtal. vorovs durch ihre Gebiete nach Italien in den Kampf Am 16. Mai 1943 folgte die Ernennung zum Adminisgegen Napoleon zogen. Vor der Überquerung der Altrator des Dekanats Gmünd (Sovodnje). R. starb am 2. pen ließen die Soldaten ihre Kinder teilweise bei den Oktober 1943 als Vertriebener. Seine sterblichen ÜberKärntner Bauern zurück, um sie auf dem Rückweg wiereste wurden nach dem Krieg von den Pfarrmitgliedern der abzuholen. Viele dieser Kinder blieben für immer nach Suetschach/Sveče überstellt, die ihm einen slowein den slowenischen Dörfern, ohne die Rückkehr ihrer nischen Grabstein setzten (→ Grabinschrift). Väter erlebt zu haben. Der Sieg über Napoleon verstärkte die Sympathie Archive  : ADG, Personalakt. der Kärntner Aufklärer für Russland. Der bedeutende Lit.: Naši rajni duhovniki, Kratki oris njihovega trudapolnega dela in življena. Izdala krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, Dichter und Philologe Urban → Jarnik schrieb 1812

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Russophilie

an J. Primic  : »Der Norden heult, der Süden fürchtet künstlich zu schaffenden allgemeinslawischen Sprache sich und das Großmaul ergreift die Flucht, sein ganzes geprägt war. In der ersten Hälfte der 50er-Jahre erschienen handHeer ist zerschlagen  … Der Abend wird zeigen, wie der Tag war – so sagen die wackeren Burschen, die schriftliche Zeitschriften slowenischer Gymnasiasten, nördlichen Slawen. Sie werden eine höchst ruhmreiche die Slavija, zu deren Entstehung Janežič aktiv beitrug. Sache vollbringen.« Auch später blieb die Sympathie Er forderte die Gymnasiasten nicht nur auf, Volkskunst für die Russen bei Jarnik erhalten. Er wurde seiner- zu sammeln und selbst zu schreiben, sondern pubseits von den russischen Gelehrten hoch geschätzt  ; auf lizierte im Jahr 1852 auch den auf ihren Materialien ihren Reisen in slowenische Länder waren sie bestrebt, basierenden Sammelband »Blüten des slowenischen ihn aufzusuchen (P.  I. → Prejs, I.  I. → Sreznjevs- Volkes«. Die Slavija-Hefte wurden von Gymnasiasten kij). Ein weiterer slowenischer Kärntner Dichter, Mat- aus Ljubljana, Klagenfurt/Celovec, Celje und Maribor thias → Schneider, war begeistert von den Russen, verfasst. Sie enthielten Volkslieder und Übersetzungen denn er hoffte, dass die Russen nicht nur den Feind von Beiträgen aus dem Russischen, dem Tschechischen verjagen, sondern auch die Schwerter zu Pflugscharen und dem Serbischen. Die enttäuschte Hoffnung auf die Schaffung einer umschmieden würden, sodass auch die Slowenen ihre allgemeinslawischen Sprache und das mangelnde InFelder in Frieden bebauen könnten. Der konsequenteste R. in Kärnten/Koroška war Ma- teresse des Großteils der slowenischen Gesellschaft tija → Majar – Ziljski, ein getreuer Schüler und führte zur Einstellung der Slovenska bčela. Janežič Freund Jarniks. Majar nahm in den ersten Jahren begann mit der Herausgabe der slowenischen Liteseines Wirkens an der Illyrischen Bewegung teil, der raturzeitschrift → Slovenski glasnik  ; darin erschienen sich zahlreiche slowenische Vertreter der nationa- auch Beiträge slowenischer Studenten, die zu einer lilen Aufklärung aus der Steiermark/Štajerska und aus terarischen slawischen Gemeinschaft aufriefen, deren Kärnten/Koroška anschlossen. Nach der Revolution der Grundlage das Studium und die Annahme der kyrilliJahre 1848/1849 waren sie in ihren Hoffnungen auf die schen Schrift sein sollte. Einspieler gab in der Folge Habsburger jedoch enttäuscht worden. In ihren Kreisen, eine Reihe von Periodika in slowenischer und deutscher vor allem unter der Jugend, wurde die Sympathie für Sprache heraus. Die bedeutendste Publikation darunter Russland immer größer. war die Zeitung → Slovenec. Sie enthielt Beiträge mit In den 1850er- und 1860er-Jahren waren in Kärnten/ der Forderung nach der Einführung einer gemeinsaKoroška Ideen slawischer Brüderlichkeit, nicht selten men allgemeinslawischen Rechtschreibung, und zwar in panslawistischer Form, weit verbreitet (→ Pansla- auf Grundlage der russischen kyrillischen Schrift. wismus). Der glühende slowenische Patriot und tief Ein erneutes Aufblühen der R. war in den 60ergläubige Katholik Andrej → Einspieler plädierte in Jahren zu verzeichnen. Es stand im Zusammenhang seinen Schriften für die slawische Zusammengehörig- mit der Einführung der dualen Herrschaft im Habskeit und für die Schaffung einer allgemeinslawischen burgerreich, die von den Slawen als bequeme Art ihLiteratursprache. »Eine einheitliche Literatursprache rer Assimilierung seitens der Ungarn und Deutschen für alle 80 Millionen Slawen  !«, schrieb er in der Zeit- betrachtet wurde (→ Assimilation). Ende der 60er-, schrift → Slovenska bčela [Slowenische Biene] vom 1. Anfang der 70er-Jahre entstand in den slowenischen Juli 1851. »Wem springt da nicht das Herz vor Freude Ländern eine starke Protestbewegung gegen die Pobeim Gedanken an diese segensreiche und wunderbare litik der Wiener Regierung. Überall wurden stark beSache  ! Wer würde dies nicht gerne erleben  !« Zunächst suchte → Tabor-Versammlungen organisiert, auf denen war Einspieler der Auffassung, dass eine solche Spra- Losungen für ein Vereinigtes Slowenien und für die che künstlich auf Basis der → Kyrillica geschaffen Rechte der slowenischen Sprache ausgegeben wurden werden müsste. Anfang der 60er-Jahre jedoch äußerte (→ Zedinjena Slovenija). Diese wurden großteils von er die Hoffnung, dass das Russische die Sprache der Liberalen organisiert. In Kärnten/Koroška veranstalWissenschaft bei den Slawen werden würde. Derselben tete die im Dezember 1869 von Liberalen gegründete Ansicht war auch der Lehrer Anton → Janežič. In den Gesellschaft → Trdnjava solche Tabor-VersammlunJahren 1850 bis 1853 gaben Einspieler und Janežič gen. Einige ihrer prominentesten Vertreter waren Albin in Klagenfurt/Celovec die Zeitschrift Slovenska bčela → Poznik, Sekretär (Konzipient) der Notariatskanzlei heraus, die von Majars Idee der Notwendigkeit einer des Liberalen V. Pavlič in Völkermarkt/Velikovec, F.

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Rutar, Jožef

Figel, Lehrer und Kaufmann aus Feistritz a.  d.  G./ Bistrica n.  Z., M. Majar und andere. Trdnjava trat für ein Vereinigtes Slowenien und für die Rechte der slowenischen Sprache in Kärnten/Koroška ein  ; er war aktiv an der Organisation der Tabors beteiligt, von denen in Kärnten/Koroška drei abgehalten werden konnten. Neben Majar trat zweifellos auch Poznik durch seine R. hervor. Er absolvierte die juridische Fakultät der Universität Graz, wo er aktives Mitglied der Studentenvereinigung Slavjanskaja beseda war, und korrespondierte in russischer Sprache mit M. F. Rajevskij, dem Erzpriester der russisch-orthodoxen Kirche in Wien. Mit dessen Hilfe erhielt er vom Moskauer Slawischen Komitee eine finanzielle Unterstützung, um die Gebühren für seine Abschlussprüfung begleichen zu können und sein Diplom zu erlangen. Poznik war aktiv an der Durchführung des ersten Kongresses slowenischer Studenten in Ljubljana (1868) beteiligt. Nach Abschluss seines Studiums begab er sich nach Völkermarkt/Velikovec, »damit mein Herz nicht sähe, wie der Teil des Landes, in dem meine Wiege stand, der Germanisierung anheimfällt«. Ein starkes Interesse für Russland bekundete die → Slovanska čitalnica [Slawische Lesehalle] in Klagenfurt/Celovec, indem sie sich an die → Slovenska Matica mit dem Wunsch wandte, die Bücher, die ihr von den Slawischen Komitees in Russland zugesandt wurden, zu bekommen. Allerdings musste die Gesellschaft Trdnjava unter dem Druck der Behörden im Jahr 1875 ihr Wirken einstellen. Einige slowenische Liberale (Poznik, Wiegele) waren gezwungen, Kärnten/Koroška zu verlassen  ; andere kamen in den Reihen der deutschen liberalen Bewegung unter. Die slowenische nationale Bewegung nahm einen rein konservativen Charakter an. Für die konservativen Kreise Kärntens war eine russophile Gesinnung untypisch  : Sie strebten eher einen Bund mit slawischen katholischen (mit Polen und Kroaten) sowie mit den deutschen konservativen Kräften an. Allerdings bestand unter den progressiv gestimmten Slowenen zu Beginn des 20. Jh.s offensichtlich ein Interesse an Russland. So erschien in der slawophilen Zeitung Slavjanskie izvestija [Slawische Nachrichten] im Jahr 1904 eine Notiz über den konservativen Kärntner Aktivisten Janko → Brejc, der für die Einführung der slowenischen Sprache an Gerichten kämpfte. Im zweiten Teil dieser Notiz hob der Autor mit Genugtuung hervor, dass unter den Arbeitern die Sozialdemokraten sukzessive die Christdemokraten verdrängen würden. Offensichtlich standen einige Kärntner politische Per-

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sönlichkeiten der neoslawischen Bewegung nicht fern, die zu Beginn des 20. Jh.s unter den österreichischen → Slawen Verbreitung fand (→ Neoslawismus). Die Neoslawisten traten für einen Bund zwischen Österreich und Russland ein. Auf dem XI. Slawischen Journalistenkongress in Prag (1912) widmete der Vertreter der Slowenen, P. Pustoslemšek, den Hauptteil seiner Rede den Kärntner Slowenen. Mit der Gründung der Kommunistischen Partei Österreich, der auch Kärntner Slowenen beitraten, wurden vor allem ebendiese besonders ergebene und aktive Anhänger der Sowjetunion. Lit.: H. Hermann  : Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärntens. Bd. III. H. I. Klagenfurt 1857  ; И. В. Ягич  : Новые письма Добровского, Копитара и других югозападных славян. СПб 1897  ; I. Prijatelj  : Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina. Zv. III. Ljubljana 1938  ; J. Pleterski  : Narodna in politična zavest na Koroškem. Ljubljana 1965  ; И. В. Чуркина  : Словенское национально-освободительное движение в XIX в. и Россия. Москва 1978  ; I. Gantar Godina  : Neoslavizm in slovenci. Ljubljana 1994  ; I. Čurkina  : Ruskoslovenski kulturni stiki. Ljubljana 1995  ; A. Morisch (Hg)  : Der Prager Slavenkongress 1848. Köln [e. a.] 2000  ; Русско-словенские отношения в документах (XII в.-1914). И. В. Чуркина (Hg.)  : Ruskoslovenski odnosi v dokumentih (12 stol.-1914) Москва 2010  ; И. В. Чуркина  : Русофильство в словенском нециональном движении. In  : Pirjevčev zbornik. Poti zgodovini med severnim Jadranom, srednjo in vzhodno Evropo. Ljubljana. 2012.

Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

Rutar, Jožef (Vereinsobmann, Kulturaktivist, NS-Opfer), → Trta, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Trta]. Rutar, Pavel, → Bürgermeister der Gemeinde Rosegg/

Rožek.

Rutarjani, die Einwohner um Rabenberg/Rute nad

Šentjanžem v Rožu im → Rosentals/Rož. Rutnik,

Blaže, vulgo Rožmanov (Kulturaktivist),

→ Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].

Sablatnig, Josef (Zablatnik, Jože, * 9. Februar 1886 Klagenfurt/Celovec, † 18. Februar 1946 Buchenwad), Flugpionier, Pilot, Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. S., dessen Familie aus Grafenstein/Grabštanj stammte und der nach Sitar slowenischer Herkunft

Pavel Rutar, KS 20. 10. 1926

Sadnikerjev rokopis Josef Sablatnig – Straßenschild in Klagenfurt/Celovec, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Sablatnig Flugzeugbau und sein Chefkonstrukteur Hans Seehase, GBSL Schriftreihe 6. Berlin 2002  ; K.-D. Seifert  : »Sablatnig, Josef«. In  : Neue Deutsche Biographie 22 (2005), 321–322, www.deutsche-biographie.de/pnd124235549.html (9. 8. 2014). Josef Strauss

Sabotnik, Jakob, vulgo Dvornik (Höhe/Gora), Verwar, studierte (laut Seifert) nach der 1904 in Klaeinsobmann, Kulturaktivist, → Zvezda, Izobraževalno genfurt/Celovec abgelegten Matura Maschinenbau in in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda Graz und Elektrotechnik in Brno (Brünn), wo er im (Stern)]. Dezember 1909 das Ingenieur-Diplom erwarb. 1910 promovierte S. in Wien zum Dr. Phil. In Berlin begann Sadjak, Andrej (Kulturaktivist), → Šentjanž. Katoliško er bereits im Spätherbst 1909 seine Pilotenausbildung slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico und erhielt den österreichischen Pilotenschein Nr. 12 [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Joim Oktober 1910. Im Winter 1909/10 erwarb S. einen hann und Umgebung]. Wright-Doppeldecker und organisierte am 29. Mai 1910 gemeinsam mit seinem Freund O. Heim das erste Sadjak, Miha (Kulturaktivist), → Vogrče, Slovensko österreichische öffentliche Flugzeugtreffen in Klagenkatoliško izobraževalno društvo [Slowenischer katholifurt/Celovec. Mit O. Heim und dem slowenischen scher Bildungsverein Rinkenberg]. Flugzeugpionier E. Rusjan veranstaltete er am 29. Juni 1910 ein Flugzeugtreffen in → Gorizia/Gorica/Görz. Sadnikerjev rokopis [Die Sadniker Handschrift], in Weitere Schauflüge folgten. 1911 wurde er Chefpilot der Online-Dokumentation Neznani rokopisi slovenund Konstrukteur bei den österreichisch-ungarischen skega slovstva 17. in 18. stoletja (NRSS) auch ProtestantAutoplanwerken in Wiener Neustadt. Im selben Jahr sko-koroški rokopis genannt, ist eine slowenische Gebetsführte er den ersten Nachtflug der Welt durch und und → Liederhandschrift, deren Entstehungszeit um gewann als einziger ankommender Teilnehmer den die Mitte des 18. Jh.s (zwischen 1740 und 1760) daRundflug über 345 km durch Niederösterreich. Weiters tiert. Das Schriftstück wurde nach Herbert Paulitsch stellte er einen ersten Höhenflugweltrekord mit 5 Pasmit einiger Sicherheit in der näheren Umgebung von sagieren auf. Mit seiner Eigenkonstruktion Vindobona → Agoritschach/Zagoriče geschrieben und weist negelangen ihm 1912 noch einige Rekordflüge, aber das ben protestantisch-schriftsprachlichen Merkmalen Militär entschied sich für die Serienproduktion eines auch einige Besonderheiten des regionalen Kärntner anderen Modells, worauf er nach Deutschland ging und sich alsbald als Pilot und als Unternehmer in der slowenischen → Dialekts auf. Die Handschrift wurde auf einem Dachboden Flugzeugindustrie durchsetzte. 1913 stellte er mehrere Höhenrekorde auf und unternahm auch akrobatische in Diex/Djekše im → Völkermarkter Hügelland/ Schauflüge. 1916 gründete er die Sablatnig-Flug- Velikovško podgorje in Kärnten/Koroška gefunden und zeugbau GmbH  ; in dieser wurden bis Kriegsende 167 gelangte in der Folge über das Klagenfurter Antiquariat Flugzeuge hergestellt, vor allem Seeaufklärer und Ma- Hans Hanger in den Besitz des aus Kamnik stamrineschulflugzeuge, und unmittelbar nach dem Krieg menden, Veterinärmediziners Josip Nikolaj Sadniker eines der ersten Passagierflugzeuge. 1920 gründete (1863–1952). Dieser wiederum stellte das Manuskript er eine Firma für den öffentlichen Flugverkehr, eine dem Sprachwissenschaftler Fran → Ramovš zur wisVorläuferin der Lufthansa. Nach 1922 beschäftigte er senschaftlichen Untersuchung zur Verfügung. Das Dosich auch mit der Konstruktion von Kleinautomobilen, kument befindet sich in der Sammlung Zbirka Dr. N. Motoren für landwirtschaftliche Geräte und Bootsmo- Sadnikerja in Kamnik. Die schönschriftlich verfasste, besonders im ersten toren. Nach Kriegsende 1945 wurde er in Berlin von Teil gut erhaltene und inhaltlich in vier Abschnitte sowjetischen Soldaten gefangen genommen und in das ehemalige KZ Buchenwald überführt, wo er 1946 starb. gegliederte Handschrift enthält 147 Blätter im Oktavformat und stammt aus einer Hand. Der umfassendste erste Abschnitt bis zur Seite 184 enthält 45 sloweniLit./Web  : ES  ; OVSBL. – S. Sitar  : Letalstvo in Slovenci 1, Pioniersko obdobje in prva svetovna vojna. Ljubljana 1985  ; K.-D. Seifert  : Der sche → Kirchenlieder, davon 43 Abschriften aus slowe-

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Safran, Avgust

nischen protestantischen Liederbüchern. Die weiteren zwei Lieder konnte Ramovš weder in protestantischen noch in katholischen Liederbüchern finden. Durch den wissenschaftlichen Vergleich ausgewählter Textpassagen aus protestantischen und katholischen Liederbüchern fand Ramovš heraus, dass die Lieder in der Sadniker Handschrift (Sadnikerjev rokopis) mit den von Vatroslav → Oblak entdeckten, aus dem Ende des 16. oder dem beginnenden 17. Jh. stammenden protestantischen Texten aus Agoritschach/Zagoriče bei → Arnoldstein/Podklošter im Zusammenhang stehen. Die Handschrift enthält vier große Kollektionen protestantischer Lieder mit den Titeln Ta Celi Catechismus, eni Psalmi, inu teh Vek∫hih Godou, ∫tare inu Nove ker∫hzan∫ke Peij∫ni … aus den Liederbuchausgaben der Jahre 1574, 1579, 1584 und 1595. Die von Oblak aus dieser Sammlung exzerpierten Gebete stellen Abschriften aus der Tulščak-Handschrift (Tulščakov rokopis) dar. Auch die Sadniker Handschrift enthält zehn Gebete aus »Tulščaks Gebetbuch« (Kerszhanske leipe molitve, 1579), zwei Gebete und einen Psalm aus der 2. Ausgabe des »Gebetbuches von Dalmatin« (Lepe karszhanske molitve, 1595) u. a. Ferner geht es um Exzerpte aus der Spangenberg-Krelj-Postille und dem Liederbuch von Klombner Juričić, an die sich Lieder anschließen, die große Ähnlichkeit mit den Liederbüchern aus den Jahren 1584 und 1595 bzw. Dalmatin und Tulščak aufweisen. Dem umfassenden ersten Abschnitt der Handschrift folgen zwei unbeschriebene Blätter. Mit dem Wortlaut Moj lubi Brater … beginnt auf Seite 189 der zweite, von derselben Hand stammende Abschnitt ohne eigenen Titel. Dieser Teil bildet auf den folgenden 15 Blättern eine Einheit, die inhaltliche Elemente aus dem apokryphen Schrifttum enthält. Ähnliche Texte sind in den aus Kärnten/Koroška und der slowenischen Steiermark/Štajerska stammenden gedruckten Ausgaben der → Duhovna bramba [Geistlicher Schild] und im → Kolomov žegen [Colomani Segen] vertreten, sie stellen jedoch für den Schreiber der Sadniker Handschrift keine unmittelbaren Vorlagen dar. Abschriften dieser Art, für die keine Druckvorlagen bekannt sind, scheinen nach Ramovš älter zu sein. Im dritten Teil der Handschrift folgen Textabschnitte, die auch in der Tulščak-Handschrift (Tulščakov rokopis) vertreten sind. Den abschließenden vierten Teil bilden zwei Gebete  : H Bugv Sijnv (S. 270–287) und H Bvgv S. Duhv (S. 287–289) sowie ein Absatz mit dem Titel Is Psalmov, und zwar der 8. Psalm (S. 289).

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Die Sadniker Handschrift (Sadnikerjev rokopis) fällt in die Phase der Abschreiber des Kärntner slowenischen → Bukovništvo und stellt ein klassisches Beispiel für das vielfältige Repertoire der slowenischen Gebetsund Liederhandschriften dar, die in der slowenischen Literatur in zahlreichen Varianten vertreten sind. Lit.: F. Ramovš  : Zanimiv koroško-slovenski rokopis. In  : ČJKZ 2 (1920), 282–295  ; F. Kidrič  : Opombe k protireformacijski (katoliški) dobi slovenskega pismenstva. In  : ČJKZ 3 (1921/1922), 73–133 stt., S. 78 (Erwähnung)  ; H. Paulitsch  : Das Phänomen »bukovništvo« in der Kärntnerslowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1992  ; Register slovenskih rokopisov 17. in 18. stoletja. Index 070. Protestantsko-koroški rokopis. Web  : Neznani rokopisi slovenskega slovstva 17. in 18. stoletja, NRSS  : http://ezb.ijs.si/fedora/get/nrss  :index_index_070/VIEW/ (12. 12. 2012).

Herta Maurer-Lausegger

Safran, Avgust, vulgo Pomoč (Kulturaktivist), → Bilka,

Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/Halm], → Chorwesen. Sagen, → Ethnologie, → Mythologie. Saifnitz (it. Camporosso, friul. Cjampros, slow. Žabnice), → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Saint-Germain, (Friedens-)Vertrag von, → Vertrag

von Saint-Germain.

Sakrausky, Oskar (* 24. März 1914 Linz, † 10. Februar 2006 Fresach im Drautal), österreichischer evangelischer Theologe und Bischof, Trubar-Forscher. Der am 24. März 1914 als Pfarrerssohn in Linz geborene Oskar Sakrausky wuchs in Prag auf, studierte wie seine väterlichen Vorfahren Theologie, wirkte nach Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft in verschiedenen Gemeinden, von denen Bleiberg (Plajberk) hervorzuheben ist, wo ihn die Handschrift des ersten Toleranzpastors mit kirchengeschichtlichen Fragen konfrontierte, die ihn sein ganzes Leben über beschäftigten. Denn dieser hinterließ eine Chronik des Bleiberger Pastorats, zu dem als Filiale die einzige evangelische Gemeinde im Siedlungsgebiet der Kärntner Slowenen, nämlich → Agoritschach/Zagoriče, gehörte. Aus dieser amtlichen Begegnung erwuchs ein bohrendes Interesse für die Reformationsgeschichte der Slowenen, für Primož → Trubar und die Rezeption

Salzburg

cipium Claudium Ivavum »volkssprachlich« Ivavo, der Fluss Salzach (bis Passau) Ivaro. Auf dem Altarstein aus dem 2. Jh. (gefunden auf dem Residenzplatz) ist eine Gottheit Ivvavo (Dativ zu Ivavus) erwähnt, nach der die Stadt benannt ist. Die literaturübliche Schreibung und Aussprache »Juvavum« geht aus den überlieferten Texten nicht hervor. Die Salzburger heißen in lateinischen Texten Ivavenses, die Salzachgauer Pagivarii (→ Bagoaria). Im 8. Jh. kommen die »deutschen« Bezeichnungen Salzburg und Salzach auf. Das Salz (lat. sal, keltisch hal  : Hallein, Reichenhall, Hallstatt) hat in der Region schon immer eine dominante Rolle gespielt. Auch bei den römischen »Salz- und Eisenbaronen«. In Teisendorf (Bayern) hat man neben der alten Hauptstraße Salzburg – Augsburg via Iulia Augusta den Grabstein des römischen Chiemgauers Quintus Septueius Clemens, des conductor ferrarium Noricarum, aus dem 2. Jh. gefunden (heute im Salzburger Museum Carolino Augusteum), und seine prachtvolle Villa. Er war Pächter der norischen Bergwerke, andere hatten die römischen Salinen gepachtet. Um 695 überWerke.: Agoritschach. Geschichte einer protestantischen Gemeinde im ; 200 Jahre gemischtsprachigen Südkärnten. Klagenfurt 1960, ²1978   gibt der bairische dux Theoto/Theodo dem HroudToleranzpatent. Car I   171 (1981)  ; Primus Truber. Der Reformator bertus/Rupert, Bischof von Wormatia/Worms, den in einer vergessenen Kirche in Krain (Denkschrift u. Katalog zur AusBaivaria gelegenen locus iuxta fluvium Ivarum antiquo stellung. Veranst. v. d. Evang. Kirche in Österreich u. d. Österr. Navocabulo Ivavensem vocatum. Er errichtet (literaturübtionalbibliothek in Wien anläßl. des 400sten Todestages v. Primus lich in der »verfallenen« Stadt) eine Kirche, die er dem Truber). Fresach 1986  ; Primož Trubar, Deutsche Vorreden zum sloweApostel Petrus weiht, und ein Kloster. Aus Worms nischen und kroatischen Reformationswerk. Wien 1989  ; Primus Truber (1508–1586). Reformator der Slowenen und Missionar der Kroaten und holt er 12 Schüler und die virgo Erentrudis, die Türken. In  : J. Kniffka (Hg.)  : Martyria. Festschrift zum 60. Geburtstag ein Nonnenkloster auf dem Nonnberg in superiori casvon Peter Beyerhaus. Wuppertal, Zürich 1989, 116–121  ; Bibliogratro Ivavensium gründet. Nach Rupert († um 718 in phie in  : Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 122 Worms) sind die Abt/Bischöfe Vitalis, Anzogolus, (2006) 11–22. Lit.: Würdigungen durch den Geschichtsverein für Kärnten (Lauda- Savolus, Ezius, Flobargisus, Iohannes erwähnt. tio von K. Schwarz in  : Car I 194 [2004] 775 ff.), die Universität Genf Unter dem dux Baivariorum Otilo/Odilo kommt durch die Verleihung des Ehrendoktorates der Theologie, durch eine der Ire → Virgil/Virgilius mit Dobdagrecus ihm zum 80. Geburtstag gewidmete Festschrift Kirche im Wandel (Hg. und wird 767 Abt/Bischof der sedes Ivavensis (→ IroP. F. Barton). Wien o. J. [1994]  ; Nachrufe  : R. Leeb in  : JGPrÖ 122 schottische Mission). 748 wird Otilos Sohn Tassilo (2006) 5–9  ; K. Schwarz  : Car I 196 (2006) 677 ff.; K. W. Schwarz  : noch als Kind (* 741) Nachfolger als dux Bavariorum Oskar Sakrausky und die Truberforschung. In  : Primus Truber und die (bis 788, 796 als Mönch gestorben). Um 772 gründet er Reformation in Slowenien (= Fresacher Gespräche 2012). Klagenfurt 2013, 4–12 [zugleich Sonderdruck aus Car. I 203 (2013)]. das Kloster Molzbichl (Molec) im Drautal bei Spittal Karl W. Schwarz an der Drau (Špital ob Dravi). Die Salzburger → Conversio berichtet (um 850) Saler, Ignac (Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko ka- über die Bekehrung zum Christentum der → Slawen/ toliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slo- Slowenen, die man Karantaner nennt (sclavi, qui dicwenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael untur → Carantani). Das → Verbrüderungsbuch von und Umgebung]. St.  Peter vermerkt mehrere slowenische Namen aus → Karantanien. Zur Zeit des Frankenkönigs DaSalzburg. Politisches und religiöses Zentrum des Für- gobert war quidam sclavus Samo dux der Karantastentums ducatus Baivaria (→ Bagoaria). Im römischen ner. Dux Borut (→ duces Carantanorum) ruft die Itinerar (→ tabula Peutingeriana) heißt das alte muni- Baivarii/Baiern (Salzburger/Salzachgauer) gegen die

seiner Schriften unter den Kärntner Slowenen. In seiner Gemeindegeschichte von Agoritschach/Zagoriče entfaltete er die These, dass diese Gemeinde in direkter Kontinuität zur Reformation durch Trubar stand und hier diese lutherische slowenische Buchkultur bewahrt werden konnte (→ Bukovništvo), während sie anderswo der Gegenreformation zum Opfer fiel. Im Evangelischen Diözesanmuseum in Fresach (Breze) hat er diese reformatorischen Zeugnisse gesammelt und in den Strom der Frömmigkeitsgeschichte eingeordnet. 1962 in die Kirchenleitung nach Wien berufen, musste er seine Forschungen zu Trubar und zu den slowenischen Protestantica zurückstellen, dennoch hat S. gerade damit einen internationalen Ruf erworben. Nach seiner Emeritierung als Bischof kuratierte er eine Trubar gewidmete Ausstellung in der Österreichischen Nationalbibliothek und gab dessen deutsche Vorreden zum slowenischen und kroatischen Reformationswerk heraus.

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Salzburg

Huni (→ Awaren) zu Hilfe. Die Karantaner ordnen sich den Baivarii und somit dem fränkischen König unter. Zwei Geiseln nimmt man nach Salzburg mit  : Cacatius/Carastus/Gorazd, den Sohn des Borut, und Cheitmarus, den Sohn seines Bruders, um sie zu Christen zu machen und zu taufen (krištiti). Beide werden vom Salzburger Priester Lupo auf der Herreninsel (ecclesia Petena) im → Chiemsee Auua (slowenische Gedenktafel) ausgebildet und getauft. Cacatius/Gorazd († 752) ist zwei Jahre dux in Karantanien. Ihm wird der Salzburger Priester Maioranus († 752) zur Aufsicht mitgegeben, damit die karantanischen Slowenen dem Bischofssitz Salzburg treu bleiben. Nach Gorazd wird Cheitmarus dux. Bischof → Virgil († 784) wird mehrmals gebeten, die Karantaner zu besuchen und sie im Glauben zu stärken in fide firmiter confortare. Man möchte einen eigenen Bischof. Er schickt → Modestus als Weihbischof mit den Priestern Watto, Reginbertus, Cozharius, Latinus nach → Maria Saal/Gospa Sveta. Dieser weiht die Kirchen von Maria Saal/Gospa Sveta, Teurnia (Lurnfeld, St. Peter im Holz/Šentpeter v lesu, Ingering bei → Seckau (Steiermark) »und viele andere« neu ein. Man beachte die zahlreichen Patrozinien nach dem hl. Petrus und Laurentius. Beide werden in den Freisinger Denkmälern als Heilige angerufen. Gleichzeitig gründet Tassilo das Kloster Molzbichl (Molec), möglicherweise auch → Millstatt (Milštat/ Milje). Nach Modestus’ Tod bittet Cheitmar den Salzburger Bischof Virgil erneut, selbst zu kommen. Virgil kam nie nach Karantanien. Er schickt wegen der ständigen politisch-religiösen Unruhen → carmula den (ladinischen) Priester Latinus. Auch der vermögenden Kirchen- und Klostergründerin → Hemma von Gurk († 1045) wurde Jahrhunderte später von Salzburg kein eigener Bischof gewährt. Salzburg und Umgebung bleiben, wie aus Personennamen im → Verbrüderungsbuch und aus Ortsnamen ersichtlich, bis ins 12. Jh. zweisprachig  : bairisch und ladinisch. Da die Salzburger nicht slowenisch sprachen, musste man sich offenbar mit den → Carantani noch auf Ladinisch verständigen. Die Karantaner waren teilweise selbst slawisierte Ladiner. Alemannen und Baiern nannten die Ladiner → Walchen, die slawisierten Ladiner in Karantanien → Windische. Wie die Slowenen die Salzburger und Baiern nannten, ist nicht klar erkennbar, möglicherweise nemici. Nach Virgil († 784) wird ein Teil der Römerprovinz Pannonia superior mit dem Plattensee, dem Raab-Gebiet, bis zur Mündung

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der Drau/Drava der Salzburger Diözese angeschlossen  : das gesamte Sprachgebiet der historischen → Slovenia submersa. 803 kommt Karl der Grosse nach Baivaria und in die »Hauptstadt« Salzburg, wo er Erzbischof Arno die Schenkung seines Vaters Pippin für ewige Zeiten bestätigt. Karl befiehlt dem Erzbischof wie schon vorher sein Vater Pippin, das Kirchenleben der partes Sclavorum officio et doctrina zu betreuen. Ein Theoderich († 821) wird Bischof der Karantaner und ihrer Nachbarn (confines Carantanorum). In und um die alten römischen castella gab es zahlreiche alte und neu entstandene Kirchen (altslowenisch kostel < castellum »die Kirche«, Ortsname Keszthely am Plattensee)  : in der → Conversio sind über 13 namentlich erwähnt. Für die slowenischen Christen werden die wichtigsten Texte für den Gottesdienst (adhortatio ad poenitentiam, Gebete, Evangelium und Lesung) übersetzt. Der berühmteste und älteste Text (in lateinischer Schrift) ist in einem Freisinger Missionshandbuch erhalten  : die → Freisinger Denkmäler. Die älteste erhaltene Abschrift stammt aus dem 10. Jh., das Original wahrscheinlich aus der Zeit Virgils (8. Jh.). → Duces und Grenzgrafen comites verwalten das östliche Nachbargebiet Karantaniens. Das waren im Dienst des Kaisers  : die duces Pribyslav (Priwizlauga), Semikaz (Cemikas), Stoimir (Ztoimar) und Otakar (Etgar). Die Kirchenverwaltung in Karantanien blieb salzburgisch. Im Nachbargebiet (confines) funktionierte sie, bis (863) quidam graecus → Methodius mit neu erfundenen slawischen Buchstaben (→ Glagolica) kam und die lateinische Sprache der Liturgie abschaffen wollte. 869 kehrt der am Hof → Koceljs, südlich des Plattensees, amtierende Salzburger Erzpriester Rihpaldus nach St. Peter zurück. Um 870 entsteht in Salzburg die berühmte → Conversio, »das Weissbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien«. Kurz darauf kommt Method († 885) zweieinhalb Jahre in »Salzburger« Klosterhaft, literaturüblich ins »schwäbische« Ellwangen, wahrscheinlicher aber an den »Salzburger« → Chiemsee. Erstaunlich ist, dass in der → Methodvita keinerlei Namen erwähnt sind, weder Salzburg noch Baivaria. Der bairische König Ludwig heißt korol (nach Carolus/Karl dem Grossen), die Salzburger Priester werden nemičiski popy (missverständlich meist übersetzt als »deutsche Priester«) genannt. Mit der Ernennung (1072) von Gurk (Krka) zum zusätzlichen Bischofssitz der Salzburger verliert Maria Saal/Gospa Sveta an Bedeutung. Noch heute gehört

Salzburg, Wappen nach Megiser, Sechstes Buch der Chronik, S. 508

Sammlung, landeskundliche

die Diözese (Kärnten/Koroška) mit dem Sitz des Bischofs in Klagenfurt/Celovec (seit 1787) zur Salzburger Kirchenprovinz. Die offiziellen Namen sind Diözese → Gurk/Krška škofija und Bischof von Gurk. Lit.: M. Kos  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana 1936  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. ÖNf Sonderreihe 2. Wien 1975, ²1981  ; H. Wolfram  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das Weissbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien. Wien/Köln/Graz 1979  ; H. Dopsch  : Geschichte Salzburgs I. Salzburg 1981  ; O. Kronsteiner  : Salzburg und die Slawen. Mythen und Tatsachen über die Entstehung der ältesten slawischen Schriftsprache. In  : Die Slawischen Sprachen 2 (1982) 27–51  ; O. Kronsteiner  : Zur Etymologie der Bezeichnung »nemici«. In  : Onomastica jugoslavica (Zagreb) 9 (1982) 237–241  ; O. Kronsteiner  : Das Leben des hl. Method des Erzbischofs von Sirmium (altbulgarischer Text mit deutscher Übersetzung und Kommentaren). Salzburg 1989  ; O. Kronsteiner  : Waren in der Salzburger Kirchenprovinz schon vor Method Teile der Bibel ins Altslowenische übersetzt  ? und Die Übersetzungstätigkeit des Hl. Method in der Salzburger Kirchenprovinz. In  : Die Slawischen Sprachen 53 (1997) 19–36 und 39–47  ; F. Lošek  : Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und der Brief des Erzbischofs Theotmar von Salzburg. Hannover 1997  ; J. Freutsmiedl  : Römische Strassen der Tabula Peutingeriana in Noricum und Raetien. Erlangen o. J.; Conversio Bagoariorum et Carantanorum – das Weißbuch der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien, herausgegeben, übersetzt, kommentiert und um die Epistola Theotmari wie um Gesammelte Schriften zum Thema ergänzt von Herwig Wolfram [Hg. von Peter Štih]. Ljubljana 2012.

Otto Kronsteiner

Sammlung, landeskundliche (bibliotheca patria, slow.

domoznanska zbirka). Die landeskundliche Sammlung (l.  S.) ist eine spezielle Bibliothekssammlung, welche in der Regel in einer Landes-, Stadt- oder Universitätsbibliothek aufbewahrt wird und ihrem Inhalt bzw. ihrer Herkunft nach Bezug auf ein bestimmtes geografisches bzw. administratives Gebiet nimmt. Im Allgemeinen zählen Werke dazu, die in diesem Fachbereich herausgegeben wurden, Arbeiten von Autoren, die aus diesem Gebiet hervorgehen oder solche, die sich ungeachtet ihres Ursprungs, Umfangs oder ihrer Qualität thematisch darauf beziehen. Die l. S. zu einzelnen Gebieten gehen im Regelfall aus der lateinischen Landesbenennung hervor, z. B. carinthiaca, carniolica, styriaca, u. a. m. Erste Ansätze von l.  S. lassen sich in die Zeit der habsburgischen Monarchie zurückverfolgen, als die ersten öffentlichen wissenschaftlichen (Lyzeal- und Universitäts-)Bibliotheken gegründet wurden. Eine besondere Sorgfalt beim Sammeln landeskundlichen Materials kann schon anhand eines Dekrets der höfischen Studienkommission aus dem Jahr 1786 festge-

stellt werden, das die Umsiedlung der 1782 aufgelösten Klosterbibliotheken in öffentliche Bibliotheken regeln sollte. Es wurde darin nachdrücklich darauf verwiesen, dass die Lyzeal- und Universitätsbibliotheken sämtliche Literatur zu übernehmen hatten, deren Gegenstand das eigene Land war, seine Vergangenheit und Geschichte. Die l.  S. wurde als Bibliotheca nationalis bzw. Bibliotheca patria in einer temporären Bibliotheksweisung aus dem Jahr 1825 explizit erwähnt, wo außerdem betont wurde, dass diese bestrebt sein sollten, eine möglichst vollständige Sammlung von Büchern zu erlangen, welche die eigene Geschichte, Geografie, Landesverwaltung und Statistik behandeln. Die Herausbildung der l.  S. in den Bibliotheken erleichterte auch die Regelung zu Pflichtexemplaren. Dieser Umstand verpflichtete das Druck- und Verlagswesen bereits seit 1807 dazu, den Lyzeal- bzw. Universitätsbibliotheken des Landes kostenfrei ein Exemplar jeder Ausgabe abzuliefern, die bei ihnen publiziert oder verlegt wurde. Die l.  S. übernahmen in vereinzelten Bibliotheken unter dem Einfluss nationaler Tendenzen ein weiteres Feld. Das geografische Themengebiet war mit der Sprache bzw. der Nationalität verbunden, so dass sich aus ihr die »nationale Sammlung« entwickelte (z. B. Boemica in der damaligen Prager Universitätsbibliothek und → Slovenica in der Lyzealbibliothek in Ljubljana, welche auf Anregung von A. T  : → Linhart eingerichtet wurde und die als Vorgängerin der Narodna in univerzitetna knjižnica (NUK) [National- und Universitätsbibliothek] gilt). Die l. S. wurden in den 1850erJahren erneut zum Thema in der Öffentlichkeit, als das Kultusministerium 1857 in äußerst ausführlichen Anleitungen schriftlich festlegte, dass der Sinn und Zweck eines Pflichtexemplars in jedem Kronland der Monarchie der sei, eine möglichst komplette Sammlung von Schriftmaterial, Beiträgen zur Landeskultur, Kulturgeschichte und Literatur zusammenzustellen sowie ihre Bibliografie zu erstellen. Aus dem Erlass ging insbesondere die Wichtigkeit der auf den ersten Blick unbedeutend erscheinenden kleinen Druckschriften hervor. Jene bekämen nur allmählich ihren eigentlichen Wert, denn erst mit der Zeit würde dieses Material historischen und kulturgeschichtlichen Untersuchungen als Hauptquelle dienen können. Durch die l.  S. begannen die Bibliotheken eine Landesbibliografie zu erstellen. Bis heute werden die l. S. in den Bibliotheken verwahrt und kontinuierlich ergänzt. Die umfassenden Sammlungen carniolicae bewahrt die Universitätsbibliothek in Klagenfurt/Celovec auf sowie die Bibliothek

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Sammlung, volkskundliche

France Sušnik (Biblioteka Franceta Sušnika) in Ravne na Koroškem. Slovenica  : Material bzw. Sammlung von Bibliotheksmaterial, das Arbeiten beinhaltet, welche von slowenischen Autoren auf slowenischem Gebiet oder in slowenischer Sprache hervorgebracht wurden und Slowenien bzw. die Slowenen zum Gegenstand haben. In der slowenischen National- und Universitätsbibliothek (Narodna in univerzitetna knjižnica, NUK) begann Matija → Čop mit der Zusammenstellung der Sammlung. Er erwarb für die Bibliothek Werke nicht krainischer Autoren, obwohl die Lyzealbibliothek in Ljubljana ursprünglich lediglich die carniolica-Sammlung erweitern sollte, so z. B. Werke von Urban → Jarnik, Oswald → Gutsmann, Anton Krempel, Anton Murko, Peter Danjko und Arbeiten, die in Klagenfurt/Celovec, → Trieste/Trst/Triest, Maribor und Graz gedruckt wurden. Seit damals werden slowenische Autoren aus Kärnten/Koroška regelmäßig von der NUK angekauft (→ Slovenica im Kärntner Landesarchiv). Lit.: ES ( J. Dolar  : knjižna zbirka  ; B. Berčič  : knjižnica  ; B. Berčič  :

knjižničarstvo)  ; E. Kodrič-Dačić  : Slovenika – strokovne novosti novega zakona o knjižničarstvu. In  : Knjižnica, 46/4 (2002) 65–85  ; E. KodričDačić  : Slovenska nacionalna knjižnica. In  : Knjižnica, 49/3 (2005) 139–153  ; E. Kodrič-Dačić  : Temeljna zbirka slovenske nacionalne knjižnice. V  : Slovenska nacionalna knjižnica – ob 60-letnici preimenovanja v Narodno in univerzitetno knjižnico. Ljubljana 2006, 67–75. Eva Kodrič-Dačić  ; Üb.: Maja Francé

Sammlung, volkskundliche, slow. etnološka zbirka. Durch systematische volkskundliche Dokumentationen nach dem Zweiten Weltkrieg werden in → Südkärnten/ Južna Koroška volkskundliche Objekte angesammelt, die von Institutionen, Vereinen und Privatpersonen betreut werden (→ Volkskunst, materielle). Das Alltagsleben in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s und der ersten Hälfte des 20. Jh.s ist anhand von Objekten und Dokumenten in Sammlungen des Slowenischen Kulturverbandes/Slovenska prosvetna zveza (SPZ), des Christlichen Kulturverbandes/Krščanska kulturna zveza (KKZ), des Slowenischen Volkskundeinstituts Urban Jarnik/ Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik (SNIUJ), des Slowenischen → Kulturvereines Drabosnjak/Slovensko prosvetno društvo Drabosnjak sowie in privaten Sammlungen dokumentiert. Im Jahr 2002 wurde in Oberdorf/ Gornja vas in Köstenberg/Kostanje das Museum für Alltagsgeschichte Köstenberg/Etnološki muzej Kostanje – Drabosnjakov dom [Drabosnjak-Haus] eröffnet. Die Sammlung von über 400 Objekten aus den Bereichen

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Land- und Hauswirtschaft sowie Gewerbe ist im ehemaligen Pfarrwirtschaftsgebäude untergebracht. Der Träger des Museums ist der Slowenische Kulturverein Drabosnjak/SPD Drabosjnak (→ Kostanje KKD). Die Errichtung des Museums wurde von den zentralen Kulturorganisationen Slowenischer Kulturverband/ SPZ und Christlicher Kulturverein/KKZ sowie dem Institut Urban Jarnik/SNIUJ mitgetragen. Die Ausstellung ist zweisprachig, im Museumsführer werden auch slowenische und deutsche örtliche Dialektbezeichnungen für die Objekte angeführt. Der Slowenische Kulturverband/SPZ bewahrt volkskundliche Objekte, die in den Jahren 1951–1953 in Südkärnten/Južna Koroška gesammelt und dokumentiert wurden. Die Sammlung umfasst über 500 Objekte und wird durch thematische Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Archiv des Instituts Urban Jarnik/SNIUJ befinden sich rund 200 Kleidungsstücke, überwiegend aus der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Das Institut bewahrt auch originale Handschriften aus dem 19. Jh. und der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Weitere umfangreichere Sammlungen volkskundlicher Objekte und älterer Dokumente sind in Privatbesitz und wurden teilweise vom Institut Urban Jarnik/SNIUJ evidentiert und dokumentiert. Der Christliche Kulturverband/KKZ verwaltet in Zusammenarbeit mit dem Institut Urban Jarnik/SNIUJ Nachlässe slowenischer Priester und Kulturschaffender, in denen sich auch volkskundliches Material befindet.

Museum in Köstenberg/ Kostanje, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Slovenski etnografski muzej (SEM), Ljubljana

Slowenisches Volkskundeinstitut Urban Jarnik, Klagenfurt/Celovec

St. Georgen am Längsee

Kirchenchor St. Franzisci/ Želinje, 1958

Nachfolger Maximilian I. St.  Andrä (Šentandraž) an Salzburg zurück, und erst 1803 wurde die Stadt in das Land Kärnten/Koroška eingegliedert. In St. Andrä (Šentandraž) wurden außerdem drei Klöster errichtet  : jenes der Augustiner-Chorherren (1223–1808), jenes der Dominikanerinnen (1665–1782) und das Kloster Maria Loreto von den Töchtern der Göttlichen Liebe (1880). Nach der Inkorporierung von Cillier und Völkermärkter Kreisen (→ Celje und → Völkermarkt/Velikovec) 1786 wurde St. Andrä (Šentandraž) zum Sitz einer Diözese mit überwiegend slowenischsprachiger Bevölkerung. Die mit der Inkorporierung aktuell gewordene Verlegung des Bischofssitzes auf Betreiben des Bischofs A.  M. → Slomšek in die Steiermark/ Štajerska wurde mit dessen Umsiedlung nach → Maribor im Herbst 1859 vollendet, womit St.  Andrä (Šentandraž) an die Diözese Gurk/Krška škofija ging und an Bedeutung verlor.

Lit.: V. Hazler, M. Piko-Rustia (Hg.)   : Kraj spomina in učenja – Etnološki muzej Kostanje/Ein Ort der Erinnerung und des Lernens – Museum für Alltagsgeschichte Köstenberg. Hg. von Slovensko prosvetno društvo Drabosnjak, Krščanska kulturna zveza, Slovenska prosvetna zveza, Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik. Kostanje Celovec 2002  ; P. Sketelj, K. Munda Hirnök (Hg.)  : Odstrta dediščina  : Etnološko delo in muzejske zbirke Slovencev v Italiji, na Madžarskem in v Avstriji  : Zbornik s treh posvetov. Ljubljana, Slovensko etnološko društvo, 2003  ; I. Destovnik  : Narodopisna zbirka Slovenske prosvetne zveze v Celovcu/ Die volkskundliche Sammlung des Slowenischen Kulturverbandes in Klagenfurt. Celovec, Ljubljana 2004.

Lit.: F. Kovačič  : Zgodovina lavantinske škofije. Maribor 1928  ; 650 Jahre Stadt St. Andrä. St. Andrä im Lavanttal 1989  ; P. G. Tropper  : Die Übertragung des Lavanter Bischofssitzes von St. Andrä im Lavanttal nach Maribor aus der Sicht der Steiermark. In  : Anton Martin Slomšek na Koroškem./Anton Martin Slomšek in Kärnten. Zbornik simpozija 26 in 27. novembra 1999 v Katoliškem domu prosvete v Tinjah. Sammelband des Symposiums am 26. und 27. November 1999 im Katholischen Bildungsheim in Tainach. Ured./ Red.: Hanzi Filipič. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000, 63–118.

San Candido → Innichen.

St. Franzisci/Želinje, amtlich Teil des Ortes Gat-

Martina Piko-Rustia

Žiga Oman

tersdorf/Štriholče (Stadtgemeinde → Völkermarkt/ Velikovec), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško dolini, Stadt im politischen Bezirk Wolfsberg (Vol- podgorje, slowenische Kulturvereine  ; → Kreuzweg  ; šperk), Pfarre der Diözese → Gurk/Krška škofija. Die → Inschrift. Kirche zum hl. Andreas war der Sitz einer der acht ältesten Urpfarren Kärntens, entstanden in der zweiten St. Georgen am Längsee, slow. Šentjurij ob Dolgem Hälfte des 8. Jh.s. Die Siedlung selbst wird erstmals als jezeru. Anfang des 11. Jh.s gegründetes Damenstift, das »curtis ad labantam« (Hof bei der Lavant) in der Schen- im 12. Jh. in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt kungsurkunde an das Erzbistum → Salzburg aus dem wurde und bis 1783 bestand. Nachdem vorausgehende Jahr 860 genannt. 1203 wird die Pfarre zum Erzdiako- Klostergründungsversuche (Pörtschach am Ulrichsberg/ nat erhoben, 1228 zur Diözese → Lavant/Lavantinska Poreče na Gori, Lieding) gescheitert waren, gelang Gräškofija, ohne aber größere Autonomie von Salzburg zu fin Wichburg in Zusammenwirken mit ihrem Bruder erhalten. Die genaue Datierung der Markt- und Stadt- Erzbischof Hartwig von Salzburg die erste dauerwerdung ist wegen des Quellenmangels schwierig, spä- hafte Einrichtung eines Klosters im jungen Herzogtum testens 1234 aber war St.  Andrä (Šentandraž) schon Kärnten/Koroška. Die anhand einer echten Vorlage zum Markt und 1339 zur Stadt erhoben worden. Stadt- kurz nach 1072 gefälschte Gründungsurkunde, die anherr war der Erzbischof, außer in der Zeit von 1440 lässlich der Weihe der Klosterkirche und der Übereigbis 1493, als die Stadt dem Kaiser und Landesfürsten nung der Dotation ausgestellt wurde, dokumentiert in Friedrich III. gehörte. Schon 1494 aber gab sein der echten Zeugenreihe eindrucksvoll das ZusammenSt. Andrä im Lavanttal, slow. Šentandraž v Labotski

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St. Georgen am Sandhof/Šentjur

wirken des einheimischen karantanischen/slowenischen und baierischen Adels zur Festigung des Christentums (→ Christianisierung, → Kontinuität). Die baierischen Zeugen wurden gemäß ihrem Rechtsbrauch an den Ohren gezogen (testes per aures tracti), bei den Slawen/ Slowenen unterblieb dies (→ Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische). St. G. war zunächst ein adeliges Damenstift und Hauskloster der Familie Wichburg  ; es war der geistlichen Jurisdiktionsgewalt des Erzbischofs von → Salzburg unterstellt. Im Rahmen der kirchlichen Erneuerungsbestrebungen des 12. Jh.s wurde es in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt und erlebte an der Wende vom 13. zum 14. Jh. eine besondere Hochblüte. Der damals erreichte Personalstand des Konvents von mehr als 60 Klosterfrauen wurde später nie mehr erreicht. Die hauptsächlich dem lokalen Adel entstammenden Nonnen waren der lateinischen Sprache mächtig und wissenschaftlich und literarisch interessiert. Über die Verwendung der einheimischen slowenischen Sprache im Kloster ist nichts bekannt (→ Adelssprache). Im Zeitalter der Reformation von der Auflösung bedroht, erholte sich das Stift zu Ende des 16. Jh.s unter der tatkräftigen Äbtissin Afra von Staudach. Dem in der Folge rasch wachsenden Konvent gehörten zahlreiche Italienerinnen an, was zu erheblichen Spannungen im Konvent führte, sodass schließlich das Verwenden der italienischen Sprache verboten wurde. Im 18. Jh. reichte der Herkunftsraum der Nonnen von Belgien über Bayern und Südtirol bis → Krain/Kranjska. Als Aufgabenschwerpunkte kristallisierten sich in der Neuzeit die Musikpflege sowie die Krankenversorgung und der Mädchenunterricht heraus. Trotz dieser umfassenden Tätigkeitsbereiche unterlag das Stift unter dem Vorwand wirtschaftlicher Missstände im Jahr 1783 als eines der ersten in Kärnten/Koroška den Klosteraufhebungsmaßnahmen Kaiser Josephs II. Das geistliche Archiv ging weitgehend verloren. Der Restbestand des St. Georgener Klosterarchivs, v. a. Material zur Herrschaftsverwaltung, befindet sich heute im KLA (mehrere Bestände). Einblick in die geistliche Verwaltung geben die Faszikel St. G. im Bestand »Alte Salzburger Akten« im ADG in Klagenfurt/Celovec. Weiteres Material befindet sich im Archiv der Erzabtei St.  Peter in Salzburg, im Erzbischöflichen Salzburger Konsistorialarchiv, im Österreichischen Staatsarchiv in Wien, Abteilungen Allgemeines Verwaltungs-, Finanzund Hofkammerarchiv und Haus-, Hof- und Staatsarchiv sowie im Museum der Stadt → Villach/Beljak.

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St. Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu: Buchcover, Mohorjeva

Lit.: J. Sacherer (Hg.)  : 1000 Jahre Stift St. Georgen am Längsee. Fest-

schrift. Frauen zwischen benediktinischem Ideal und monastischer Wirklichkeit. St. Georgen am Längsee 2003  ; P. G. Tropper (Red.)  : Benediktinisches Mönchtum und St. Georgen am Längsee. Klagenfurt 2003  ; Ch. Tropper  : St. Georgen am Längsee. In  : U. Faust, W. Krassnig (Bearb.)  : Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol (= Germania Benedictina Bd. 3/1. St. Ottilien 2000) 561–612. Christine Tropper

St. Georgen am Sandhof/Šentjur pri Celovcu (→ Klagenfurt/Celovec), → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung  ; → Rozman (Celovški), Josef. St. Jakob an der Straße/Šentjakob pri Celovcu, vgl. Sachlemmata  : → Klagenfurt/Celovec  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje. Mitglieder der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus St. Jakob/ Šentjakob (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen)  : Jožef Stökinger, Valentin Frank, Marija Frank, Barbara Taschek (Aich an der Straße/Dobje), Paula Ferlitsch, Archiv/Lit.: Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana

dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm, 1910–1931)  ; Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 88, 105, 107, 113, 114, 150, 151 (Privatarchiv). Bojan-Ilija Schnabl

St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni KS, 18. 7. 1934

dgorc, Valentin  ; → Progar, Alojzij  ; → Rauter, Franc  ; → Schumy, Vinzenz  ; → Serajnik, Domicijan starejši  ; → Sket, Jakob  ; → Smodej, Franz  ; → Treiber, Franz  ; → Vošnjak, Josip  ; → Zwitter, Vinko  ; → Zwitter, Dr. Zdravko  ; Gorintschach/Gorinčice  : → Ahacel, Matija  ; Lessach/Leše  : → Janežič, Anton  ; → Janežič, Simon  ; → Janežič, Dr. Valentin  ; → PeČnik, Dr. Karel  ; → Maria Elend/Podgorje  : Doberšek, Karel  ; → Knafelj-Pleiweis, Marija Magdalena  ; St. Peter/Šentpeter  : → Serajnik, Lovro. St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu (Gemeinde Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu), vgl. Sachlemmata  : → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St.  Johann und Umgebung], sowie → Bürgermeister  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Frauen im ländlichen Raum in Südkärnten/Južna Koroška  ; → Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Rosental/Rož  ; → Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Tamburizzamusik  ; Personenlemmata  : → Blüml, Ru­ dolf  ; → Hornböck, Janez  ; → Lapuš, Florijan  ; → Lučovnik, Dr. Johann  ; → Maklin, Walter  ; → Markovič, Peter  ; → Zablatnik, Dr. Pavle.

MoPZ iz Šentvida v Podjuni, Vrtec ogradila bodem (zu St. Kanzian/Škocjan v Podjuni).

St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, vgl. Sachlemmata  : → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Winkl], sowie → Antikrist  ; → Slowenisches Athen  ; → Binnenwanderung  ; → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Chorwesen  ; → Frauenfrage  ; → Inschrift, slowenische  ; → Jepa. Izobraževalno društvo »Jepa« [Bildungsverein »Jepa«]  ; → Kmečka zveza [Bauernbund]  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ers- St.  Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni, ten Republik  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band vgl. Sachlemmata  : → Škocjan, Slovenska krščanska-soci1)  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; alna čitalnica [Slowenischer christlich-sozialer Lesever→ Liedersammlung, handschriftliche  ; → Militärge- ein St. Kanzian] (Slovensko izobraževalno društvo Škocjan richte im Ersten Weltkrieg  ; → Narodna šola [National- [Vinko Poljanec]), sowie → Amtssprache  ; → Chorwebzw. Volks-Schule]  ; → Osəmca [Achter]  ; → Pfarrkarte sen  ; Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der Diözese Gurk/Krška škofija 1924   ; → Rosental/ der hll. Kyrill und Method]  ; → Grabelsdorf/Grabalja Rož  ; → Schulschwestern, slowenische  ; → Schulwesen  ; vas im Frühmittelalter  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Landes→ Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in gesetzblatt, zweisprachiges Kärntner  ; → Wehrkirche(n)  ; Klagenfurt]  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega   ; Personenlemmata  : → Aljančič, Andrej  ; → Ku→ Tamburizzamusik  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; tej, Anton  ; → Maklin, Walter  ; → Mencin, RuPersonenlemmata  : → Aichholzer, Franz  ; → Am- dolf  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Poljanec, Vincenc  ; rusch, Ivan  ; → Falle, Anton  ; → Germ, Matthias  ; → Tomasch/Tomaž, Maria/Marija  ; → Vedenik, Dr. → Gril, Pavel  ; → Hochmüller, Ivan  ; → Hutter, Herman  ; Brenndorf/Goreča vas  : → Ražun, Matej  ; Janez  ; → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; → In- Grabelsdorf/Grabalja vas  : → Grabelsdorf/Grabalja vas zko, Marija (geborene Ziherl)  ; → Koschat, Tho- im Frühmittelalter  ; Lauchenholz/Gluhi les  : → Wutmas  ; → Košir, Kristo  ; → Mairitsch, Ludwig  ; tej, Rado  ; Littermoos/Zablate  : → Tischler, Joško  ; → Markovič, Peter  ; → Muden, Simon  ; → Nagele, St. Primus/Šentprimož  : → Rudmaš, Šimen  ; St. Veit Anton  ; → Ogris, Dr. Josip  ; → Petek, Franc  ; → Po- im Jauntal/Šentvid v Podjuni  : → Danica, Katoliško izo-

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St. Leonhard bei Siebenbrünn/Št. Lenart pri sedmih studencih

braževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]   ; Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni   : → Hildegard von Stein/Liharda Kamenska. St. Leonhard bei Siebenbrünn/Št. Lenart pri sedmih studencih (Gemeinde → Arnoldstein/Podklošter), vgl.

Fantovski kvartet iz Šmarjete v Rožu, Preljubo veselje, oj kje si doma

Personenlemmata  : → Čebul, Avguštin  ; → Grafenauer, Franc (1894–1956)  ; → Markovič, Peter  ; → Pipp, Johann  ; → Serajnik, Lovro  ; → Starc, Johann  ; → Vintar, Josip  ; → Zablatnik, Dr. Pavle. St. Lorenzen ob der Gurk/Šentlovrenc pri Šenttomažu (Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora), vgl. Sachlemmata  : → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu  ; → Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien  ; → Grabinschriften  ; → Inschrift, slowenische  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje   ; Personenlemmata  : → Brollo, Jacobo  ; → Sturm, Andrej. Mitglieder der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus St. Lorenzen/ Šentlovrenc (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen) waren (soweit in den Quellen mit Ortsangaben versehen)  : Filialkirche St. Lorenzen/Šentlovrenc, Frančiška Čufer (dekla), Ferdinand Kucher, p.d. Rušev sin, Franc Kucher (p.d. Rušev sin), Jožef Kucher (p.d. Rušev sin), Primož Kucher (p.d. Ruš), Barbara Pikl (šolarica), Uršula Pikl (šolarica), Valentin Pikl, Franz Tratnik, Valentin Tratnik (šolar). St. Margareten im Rosental/Šmarjeta v Rožu, vgl. Sachlemmata  : → Abstimmungszonen  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Flurname  ; → Gurk, Diözese/ Krška škofija  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Kralj Matjaž [König Matthias]  ; → Kreuzweg  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Rosental/Rož  ; → Slowenisch in Kärnten/Koroška  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; → Lučovnik, Dr. Johann  ; → Ogris, Dr. Josip  ; → Sorgo, Maks  ; → Švikaršič, Zdravko  ; → Vogrinec, Anton. St.  Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu (Stadtgemeinde Völkermarkt/Velikovec), vgl.

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Buchcover, Mohorjeva

Sachlemmata  : → Inschrift, slowenische  ; → Jauntaler Dialekt/podjunsko narečje  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine  ; Personenlemmata  : → Dolinar, Janko  ; → Holmar, Tomaž  ; → Limpel, Valentin  ; → Poljanec, Vincenc  ; → Ražun, Matej  ; → Rozman, Josef  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Zablatnik, Dr. Pavle. St.  Martin am Freudenberg/Šmartin pri Timenici

(pri Frajnberku) (Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora), vgl. Sachlemmata  : → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora   ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Germanisierung  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; Personenlemmata  : → Brollo, Jacobo  ; → Pernhart, Markus. St.  Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici

(Gemeinde Techelsberg am Wörther See/Teholica ob Vrbskem jezeru), vgl. Sachlemmata  : → Bildstock  ; → Chronogramm  ; → Inschrift, slowenische  ; → Kostanje. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung]  ; → Ossiacher Tauern/ Osojske Ture  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Schrift  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Volkskunst  ; → Zeugen Jehovas  ; Personenlemmata  : → Unrest, Jakob  ; → Uran,

St. Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini

St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini,

Wappen des Klosters St. Paul im Lavanttal nach Megiser, Das siebente Buch der Chronik, S. 763 St. Martin am Techeslberg/ Šmartin na Teholici, Mir, 31.8.1905

Anton  ; → Sket, Jakob  ; Wolfahrt, Ana, Franz, Gregor sen., Gregor jun., Ida, Kristian und Willibald (→ Zeugen Jehovas). St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku (Ge-

meinde Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku), Sachlemmata  : → Šmihel, Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St.  Michael und Umgebung], sowie → Bleiburg/Pliberk  ; → Bürgermeister  ; → Chorwesen  ; → Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg]  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Kreuzweg  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924  ; → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče   : Kulturarbeit seit 1882  ; → Tamburizzamusik  ; → Volkslied  ; Personenlemmata  : → Cesar, Andrej  ; → Čebul, Avguštin  ; → Ebner, Johann  ; → Germ, Matthias  ; → Gril, Pavel  ; → Košir, Kristo  ; → Kraiger, Ferdo  ; → Kutej, Anton  ; → Markovič, Peter  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Sekol, Janez  ; → Somer, Josef  ; → Srienc, Kristijan  ; → Švikaršič, Zdravko  ; → Trunk, Jurij  ; → Vintar, Josip  ; → Zechner, Aleš.

vgl. Sachlemmata  : → St. Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini, sowie → Archivwesen  ; → Geschichtsverein für Kärnten  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Karantanien  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Lavant, Diözese/Lavantinska škofija  ; → Lavanttal/ Labotska dolina  ; → Millstatt  ; → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1882, 1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Priesterseminar  ; → Schulschwestern, slowenische  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/ Koroška ab 1849  ; → Wernberg/Vernberk  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche  ; Personenlemmata  : → Glabotschnig, Gašpar (gebürtiger St.  Pauler), sowie → Aljančič, Andrej  ; → Javornik, Placid  ; → Kušej, Radoslav  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Robida, Karel  ; → Rudmaš, Šimen  ; → Sušnik, Franc  ; → Wolf, Hugo  ; → Zechner, Aleš. St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini.

Die Klostergründung erfolgte in Burglage oberhalb der Lavant/Labotnica 1091 durch Graf Engelbert (I.) von Spanheim (→ Lavanttal/Labotska dolina). Die ersten Mönche (Abt Wezilo seit 1. Mai 1091) kamen aus dem südwestdeutschen Reformkloster Hirsau. Das Privileg Papst Urbans II. vom 26. März 1099 garantierte päpstlichen Schutz für die Stiftung, deren Position im 12. Jh. ausgebaut wurde (Exemtion). Am 19. März 1170 urkundete Kaiser Friedrich I. Barbarossa zugunsten des Klosters. Schon bald nach der Gründung erwarb St.  Paul (Šentpavel) Besitzungen nicht nur in Kärnten/Koroška, sondern auch in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska sowie in Friaul (it. Friuli, friul. Friûl, slow. Furlanija). Teile dieser Besitzungen gingen im Lauf des Mittelalters verloren. Kriege und Verwüstungen im 15. Jh., äußere und innere Schwierigkeiten auch im 16. Jh. beeinträchtigten das Kloster und dessen Güter. Ein Aufschwung des heruntergekommenen Klosters setzte unter Abt Hieronymus Marchstaller (1616–1638) ein  : Es erfolgten Um- und Neubauten sowie die Festigung und Arrondierung des Besitzstandes (vgl. Urbare). Der letzte St. Michael ob der Gurk (→ Windisch St. Michael)/ Abt des alten St. Paul/Šentpavel, Anselm von Edling Slovenji Šmihel (ehem. Gemeindesitz von → Pog- (1778–1782/87), wirkte auch als vielseitiger Autor und gersdorf/Pokrče, heute Stadtgemeinde → Völkermarkt/ Volksaufklärer. 1782 wurde im Zuge der josephinischen Velikovec), vgl. → Grabinschriften  ; → Hutter, Janez  ; Reformen das Kloster aufgehoben (→ Josephinismus). Eine Wiederbesiedlung erfolgte 1809 durch Konven→ Švikaršič, Zdravko.

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St. Peter/Šentpeter

tualen der 1806 säkularisierten Fürstabtei St.  Blasien im Schwarzwald, die mit Kunstschätzen, Büchern und Reliquien zuvor kurzzeitig im ehemaligen Kollegiatstift Spital am Pyhrn (Oberösterreich) Zuflucht gefunden hatten. Dem Kloster St.  Paul/Šentpavel wurden auch Besitzungen der aufgehobenen Kollegiatstifte Eberndorf/Dobrla vas und Maria Wörth/Otok zugewiesen. Neben der 1809 wiedererrichteten Schule wurde 1817 ein Konvikt errichtet, das ab 1896 zum vollwertigen Gymnasium wurde. 1940 erfolgte die Aufhebung des Klosters durch das NS-Regime und die Umwandlung der Schule in eine Nationalsozialistische Politische Lehranstalt (NAPOLA). Nach Kriegsende 1945 wurden Kloster und Gymnasium wiedererrichtet.

erworbenen christlich-angelsächsischen (→ Carantani, → Personennamen, karantanerslowenische). Eine Identifikation mit dem in der → Conversio Bagoariorum et Carantanorum für die Zeit nach 788 bezeugten Etgar erscheint dabei nicht unwahrscheinlich (→ Duces Carantanorum). Außerdem belegt die Inschrift zusammen mit jener des → Domitian von Millstatt die führende Rolle des karantanischen Adels bei der → Christianisierung des Landes wie bei der Einrichtung und Erhaltung des Seelsorgewesens, das sich damit von Beginn an weniger als eine von den Bischöfen eingerichtete Missionsorganisation, sondern vielmehr als ein adeliges Eigenkirchensystem nach fränkischbairischem Muster darstellt (→ Inkulturation).

Lit.: J. Grabmayer, G. Hödl (Hg.)  : Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. I  : Katalog  ; II  : Beiträge, Sankt Paul 1991, darin u. a. H. Dopsch, Die Gründer kamen vom Rhein. Die Spanheimer als Stifter von St. Paul, 43–67  ; zu Bibliothek und Archiv, 599–653  ; U. Faust  : St.  Paul im Lavanttal. In  : Germania Benedictina III/3 (2002) 74–141 (Quellen- und Literaturangaben, 121–137  ; Bibliotheksgeschichte, 111–115  ; Archivalien, 137–139)  ; W. Deuer  : Stiftertraditionen und -grablegen in Kärntner Klöstern – eine ikonographisch-künstlerische Spurensuche. In   : Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. Millstatt 2002, 86–111, bes. 87–93.

Lit.: F. Glaser  : Inschrift karantanischer Kirchenstifter. In  : Archäologie Österreichs 10/1 (1999) 19–22.

Harald Krahwinkler

St. Peter/Šentpeter pri Celovcu (→ Klagenfurt/Ce-

lovec), vgl. Personenlemmata  : → Stefan, Josef/Jože.

St. Peter/Šentpeter pri Grabštanju (→ Grafenstein/

Grabštanj), vgl. → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Skala, kulturno društvo.

St. Peter am Bichl (Šentpeter na Gori), → frühmittelalterliche Kirche am Fuß des Ulrichsberges/Vrh. In dieser am Westfuß des Ulrichsberges/Vrh gelegenen frühmittelalterlichen Kirche wurde neben bedeutenden Flechtwerksteinen das Fragment einer karolingerzeitlichen marmornen Chorschranke mit den beiden zu einer Stifterinschrift gehörigen Namen Otker – Radozla[v] gefunden, wobei unklar bleibt, ob sich diese auf zwei Stifterpersonen oder, wahrscheinlicher, auf eine Person mit zwei Namen bezieht (→ Karolingisch  ; → Zwei­ namigkeit, mittelalterliche). Die wertvolle Ausstattung der Kirche legt jedenfalls ihre Verbindung mit einem Karantanerfürsten nahe, der – wie später verschiedentlich belegt – zwei Namen geführt haben könnte, einen einheimischen slawischen und einen mit der Taufe

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Markus Wenninger

St.  Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah

(Stadtgemeinde Völkermarkt/Velikovec), vgl. Sachlem­ mata  : → Abstimmungszonen  ; → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]  ; → Ossiach (Osoje)  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško pogorje  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine (Izobraževalno kmetsko društvo za Rudo, Št.  Peter in okolico)  ; Personenlemmata  : → Gross, Šimen  ; → Jekl, Josef  ; → Progar, Alojzij. St.  Peter und Paul (sv. Peter in Pavel), → Edinost

Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St.  Thomas] (Veranstaltung am Namenstag der heiligen St.  Peter und Paul zum Gedenken an die → Fürsteneinsetzung am → Zollfeld)  ; → Karnburg/Krnski Grad. St.  Primus/Šentprimož v Podjuni (Gemeinde St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni), vgl. Sachlemmata  : → Danica, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Danica (Morgenstern)]  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Slovensko šolsko društvo (SŠD) [Slowenischer Schulverein]  ; Personenlemma  : → Rudmaš, Šimen. St. Ruprecht/Šentrupert pri Celovcu (Klagenfurt/Ce-

lovec), historisch slow. auch Blače, vgl. Sachlemmata  :

Flechtwerksteine in Sekundärverwendung an der Westfassade der Kirche in St. Peter am Bichl/Šentpeter na Gori, heute WölfnitzKlagenfurt/Golovica-Celovec, Wiki/Johan Jaritz

St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu

[National- bzw. Volks-Schule]  ; → Schulschwestern, slowenische, slow. Šolske sestre  ; → Völkermarkt/Velikovec  ; Personenlemmata  : → Brandstätter, Valentin  ; → Kuchling, Anton  ; → Treiber, Franc  ; → Zwitter, Vinko.

Ortsverzeichnis der Pfarre St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu aus dem Liber Memorabilium, 1909

St.  Stefan/Šentštefan (pri Velikovcu, pri Trušnjah) (Stadtgemeinde Völkermarkt/Velikovec), → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine (Izobraževalno društvo za Vovbre, Št. Štefan in okolico)  ; → Glančnik, Jernej. St. Stefan/Šteben (Gemeinde Finkenstein/Bekštanj), → Hochmüller, Ivan. St.  Stefan im Gailtal/Štefan na Zilji, vgl. Sachlemmata  : → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Bürgermeister  ; → Confessio carinthiaca (Krackouitz Gregorius)  ; Personenlemmata  : → Jarnik, Urban  ; → Urbanc, Anton  ; Karnitzen/Krnica  : → Blüml, Rudolf  ; Vorderberg/Blače  : → Abuja, Matthias  ; → Ferlitsch, Hans  ; → Limpl, Valentin  ; → Grafenauer, Ludvik. St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu

→ »Anschluss« und die Kärntner Slowenen (1938– 1942)  ; → Frauenfrage  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; Personenlemma  : → Schnabl, Franc sen. Mitglied der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus St. Ruprecht/Šentrupert (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen) war Marija Bogrin. Quellen/Archiv  : Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 14 (Privatarchiv). Lit.: Stadt / Rand / Weg, Ein Wanderführer von Wilherlm Berger und Gerhard Pilgram. Hg. Unikum. Klagenfurt April/Mai 1994  ; J. Zerzer  : Gremo v Waidmannsdorf ali v Otoče… [mit einer Karte der Ortsnamen in der Umgebung von Kagenfurt/Celovec]. In  : Družina in dom, literarna priloga, Jg. 50, Nr. 6 (November/December 1999) [o. S.].

St. Ruprecht/Šentrupert pri Velikovcu (Völkermarkt/ Velikovec), vgl. Sachlemmata  : → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]  ; → Narodna šola

(Gemeinde Magdalensberg/Štalenska gora), vgl. Sachlemmata  : → Edinost, Slovensko izobraževalno društvo Šenttomaž [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas] und → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu, sowie → Bürgermeister  ; → Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt  ; → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Grabinschriften  ; → Inschrift, slowenische  ; →Joschap ( Joschapsiedlung)/Jožap  ; → Klagenfurter feld/Celovško polje  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška   ; → Tamburizzamusik  ; → Theater, slowenisches in Kärnten/ Koroška  ; → Vulgoname  ; → Zollfeld/Gosposvetsko polje  ; → Zweisprachigkeit  ; Personenlemmata  : → Brabenec, Jan  ; → Brollo, Jacobo  ; → Ruprecht, Viktor  ; → Schloissnigg, Johann Nepomuk . Mitglieder der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus St. Thomas/ Šenttomaž (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschafts-

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St. Veit/sv. Vid/hl. Vitus

wesen) waren (soweit in den Quellen mit Ortsangaben versehen)  : Anton Brabenec, Ivan Brabenec, Ana Kralj, društvo → Edinost v Št. Tomažu, Ana Kos (dekla), Jožef Kos(s) (čevljar), Valentin Koss (čevljar), Marija Novak (mežnarca), Marija Ogris  ; Marija Ošabnik (šivilja), Marija Ošabnik (bratovščina), Franc Preis (delavec), Franc Roveredo (organist), Marija Stelzl pri Jožapu, Marija Škoplej (kuharica), Angela Waldhauser pd. Jožapova hči, Friderik Waldhauser Jožapov, Jozefa Waldhauser pd. Jožapova, Jurij Waldhauser pd. Jožap, Ljudmila Waldhauser pd. Jožapova, Marija Waldhauser Jožapinja, Marija Waldhauser pd. Jožapova hči, Uršula Waldhauser pd. Jožapova hči, Zaklad cerkvenu ure v Št. Tomažu, (sic  !) Deinsdorf/Dominča vas  : Anton Karpf (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; Farchern/Borovje  : Eduard Halleger kovač v Borovju, Jožef Sig (Mitglieder der slowenischen Sparkasse)  ; Eixendorf/Nica vas  : Anna Trop pd. Brodinja (Mitglieder der slowenischen Sparkasse)   ; Geiersdorf/Virnja vas  : Aloizja Ovšank p. Sparnaglu, Katharina Ovšan, Anna Zechner (Mitglieder der slowenischen Sparkasse)  ; Gottesbichl/Ovše  : Jakob Šervitzl (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; Großgörtschach/Zgornje Goriče bei Pischeldorf/Škofji Dvor   : → Kordaš, Boštjan (Mitglied der slowenischen Sparkasse)   ; → Gundersdorf/Gundrska vas  : (siehe dort)  ; Kreubichl/ Goričica  : Jožef Kuttnig pd. Kramer na Goričici (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; → St. Lorenzen ob der Gurk/Šentlovrenc pri Šenttomažu  : (siehe dort)  ; Lassendorf/Vasja vas  : Uršula Lekensteiner (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; Ochsendorf/ Dešinje pri Škofjem Dvoru  : Elisabeth Kramer, Ferdinand Kriegl (Mitglieder der slowenischen Sparkasse)  ; Reigersdorf/Rogarja vas (dialektal auch Rogarjevca)  : Katharina Gross, Alois Oberegger pd. Smrečnik, Ivan Somer, Ana Kuss Smrečnikova, Jožef Kuss pd. Smrečnik, Urša Kuss pd. Smrečnikinja (sic  !), Uršika Kuss pd. Smrečnikova, Uršula Kuss pd. Smrečnica, Uršula Kuss pd. Smrečnikova, Valentin Kuss, Jozef Ruditz pd. Čeklov sin, Marija Ruditz pd. Čeklova hči, Paulina Ruditz Čekla (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; Wutschein/Bučinja vas  : Val. Frank (Mitglied der slowenischen Sparkasse)  ; Zeiselberg/Čilberk  : → Lesjak, Valentin  ; Mitglieder der slowenischen Sparund Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus Zeiselberg/Čilberk (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen) waren  : Marija Karpf, Michael

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St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž, Ansichtskarte, KOK Ravne na Koroškem

Karpf, Margareta Kramer pri Tamišu, Val. Kus (rokodelec), Julijana Lager, Marija Lager, Johann Oru (cestar), Johann Schneider, Jožef Schneider, Filip Wendl (šolar), Valentin Wornig  ; Zinsdorf/Svinča vas  : → Inzko, Marija (geb. Einspieler)  ; → Sturm, Andrej (siehe auch dort)  . Quellen/Archiv  : Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910  ; Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm, 1910–1931) (Privatarchiv).

St.  Veit/sv. Vid/hl. Vitus (Svantovid), → Inkultura-

tion.

St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini), vgl. Sachlem­ mata  : → Archivwesen  ; → Gegendname  ; → In pago Crouuati  ; → Karantanien  ; → Kroatengau  ; → Landeseinteilungs-Verordnung, ministerielle, vom 5. Februar 1854  ; → Saualpe/Svinška planina  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Völkermarkt/Velikovec  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; → Wehrkirche(n)  ; → Zollfeld/ Gosposvetsko polje  ; Personenlemmata  : → Christalnick, Michael Gotthard  ; → Dragaschnig, Janez  ; → Franziszi, Franz  ; → Hafner, Stanislaus  ; → Košir, Kristo  ; → Lemisch, Arthur  ; → Pernhart, Markus  ; → Pogačnik, Jožef  ; → Rulitz, Matija  ; → Wutte, Martin. St. Walburgen/Sv. Valpurga (Eberstein/Svinec), vgl.

Sachlemmata  : → Saualpe/Svinška planina.

Lit.: Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, S. 43 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; F. Kukovica  : Moja dežela, učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996, 10.

KS, 20. 5. 1925

Santonino, Paolo

Santonino, Paolo (Santoninus, Sanctoninus, de Sanc-

toninis, Pavel, * um 1440 Stroncone (Umbrien), † zw. 1507 und 1510 Udine), Jurist, Kanzler des Patriarchen von Aquileia, humanistischer Reiseschriftsteller. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam S. 1468 als Schützling des Bischofs Andrea di Ferentino nach Friaul (it. Friuli, friul. Friûl, slow. Furlanija). Er war Jurist und arbeitete als Notar und Privatsekretär des Geistlichen. 1469 stieg er zum Kanzler des Vikariats Udine (friul. Udin, slow. Videm) auf. Aufgrund seiner großen Kompetenzen brachten ihm die Patriarchen Kardinal Marco Barbo (1471–1491) sowie dessen Nachfolger Ermolao Barbaro (1491–1494) viel Sympathie entgegen, so dass er 1491 zum alleinigen Kanzler des Vikariats von Udine ernannt wurde. Man beauftragte S. Bischof Pietro Carlo di Caorle auf seinen Visitationen in die Kirchensprengel von → Aquileia zu begleiten, die im habsburgischen Herrschaftsgebiet lagen. Über Jahrzehnte hinweg war es den geistigen Würdenträgern wegen der drohenden Gefahr durch Türkeneinfälle verwehrt geblieben, ihr Amt am Nordrand der Diözese Aquileia (jenseits der Drau/Drava) auszuführen. Jetzt wurden sie geschickt, um versäumte Firmungen sowie Konsekrationen nachzuholen, aber auch um ein Voranschreiten des notorischen moralischen Verfalls der Geistlichkeit vor Ort zu unterbinden. Insgesamt wurden drei Reisen unternommen, auf denen S. zu privaten Zwecken ein ausführliches, detailreiches Reisetagebuch verfasste. Sein dreiteiliges, auf Latein verfasstes Opus Itinerarium [Itinerar] (1485–1487) stellt das älteste Zeitdokument des slowenischen ethnischen Gebiets gegen Ende des Mittelalters dar, das ein einzigartiges Bild von Städten, geografischen Besonderheiten, Pfarren, Geistlichen, kirchlichen Amtshandlungen, historischen Persönlichkeiten, Gewändern, Speisen, sozialen Gepflogenheiten und vom kulturellen Leben in den bereisten, überwiegend slowenischen Regionen abgab. Spezielle kulturologische Informationen erhalten wir über Kärnten/Koroška, da sich die Reisetruppe hier am längsten aufgehalten hatte. Zur ethnischen Situation etwa bemerkte S., dass von der Pfarre St. Daniel im Gailtal (heute Dekanat Kötschach [Koče]) bis nach → Villach/Beljak Deutsche und Slowenen nebeneinander lebten und dass die zwei Völker jeweils die Sprache des anderen beherrschten  : A plebe S. Danielis vallis Gille infra usque Villacum, admixti sunt sclavi alemanis et utraque natio, utrumque idioma callet (→ Sprachgrenze, → Ortsverzeichnis 1860). Darüber hinaus sind S.s Schilderungen von musikalischen Darbietungen, Inst-

rumenten, Gesang und Tanz beispielsweise trotz ihrer terminologischen Unbestimmtheit eine seltene und eminente historische Quelle zur slowenischen Musikkultur im Spätmittelalter. Auf der ersten Reise 1485 durchkreuzten die Kundschafter Osttirol, das → Gailtal/Ziljska dolina (Hermagor/Šmohor, Kötschach-Mauthen [Koče-Muta]) und das obere Drautal (zgornja Dravska dolina). Die zweite Reise führte 1486 über das Küstenland/Litorale/Primorje in die Gorenjska (Oberkrain) (Škofja Loka, Tržič) sowie über den Loiblpass/Ljubelj nach Kärnten/Koroška (Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi, Rosegg/Rožek, → Villach/Beljak, Faaker See/Baško jezero, → Arnoldstein/Podklošter, St.  Stefan an der Gail/Štefan na Zilji, Finkenstein/Bekštanj). Die dritte Reise im Jahr 1487 ging in die Steiermark/Štajerska (Ptujska Gora, Studenice, Rogatec, Slovenske Konjice) und über Kärnten/Koroška zurück nach Friaul/Friuli/ Friûl. Obwohl der soziopolitische historische Kontext im Reisebericht eher in den Hintergrund tritt, offenbart sich darin ein Sittenbild jener Tage. S. bewegte sich in wohlhabenderen, adeligen und kirchlichen Kreisen und reflektierte nur vereinzelt über die sozialen Probleme eines Landes, das durch die Pest sowie zahlreiche Türkeneinfälle devastiert worden war, was zur Verarmung der breiten ländlichen Bevölkerungsschicht und in weiterer Folge zu → Bauernaufständen geführt hatte. Dem Sittenverfall in der Kirche und der Weltlichkeit der Kleriker hingegen, die sich von jungen Wirtschafterinnen und deren Mägden bedienen ließen, stand er kritisch gegenüber. Diese Missstände waren ein Vorzeichen für die Reformationsbewegung, die nur vier Jahrzehnte später einsetzte. Weiters erfahren wir von den Verhältnissen um den Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem ungarischen König Matthias Corvinus (→ kralj Matjaž), sowie um den Konflikt zwischen dem Patriarchen von Aquileia, dem Kaiser und den Grafen von Görz um die Patronate, welche jene von den → Grafen von Cilli geerbt hatten. Der kulturelle Mehrwert der facettenreichen Aufzeichnungen spiegelt sich außerdem im vorbehaltlosen Diskurs einer eloquenten, humanistisch-juristisch geprägten Persönlichkeit wider, die den angetroffenen Kulturen mit Aufgeschlossenheit begegnete, obwohl zwischen jenen und der italienischen Renaissance-Gesellschaft ein Kulturgefälle bestand. 1549 ist das Itinerarium in die vatikanische apostolische Bibliothek gelangt. Einzelne Urkunden S.s sind außerdem im Diözesanarchiv Gurk erhalten geblieben.

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Sarajevo

Quellen  : Biblioteca Vaticana, ADG. Werke  : G. Vale (Hg.)  : L’itinerario di Paolo Santonino in Carintia, Sti-

ria e Carniola negli anni 1485–1487. Città del Vaticano 1943. Üb.: R. Gagliardi (Übers.)  : Paolo Santonino, Itinerario in Carinzia, Stiria e Carniola (1485–1487). Pisa, Roma 1999  ; P. Santonino, P. Simoniti (Übers.)  : Itinerarium. Popotni dnevniki. Celovec, Dunaj, Ljubljana 1991 [i. e.] 1992  ; R. Egger (Übers.)  : Die Reisetagebücher des Paolo Santonino 1485–1487. Klagenfurt 1947, Reprint Völkermarkt 1988  ; E. Funada (Übers.), Tyuusei Higasi Alupusu Tabinikki 1485. 1486. 1487 [Ein mittellateinisches Reisetagebuch aus den Ostalpen]. Tokyo 1987. Lit.: SBL  ; PSBL  ; ES  ; OVSBL. – L. Wieser (Hg.)  : Europa erlesen. Kärnten. Klagenfurt/Celovec 1998, 24–26  ; P. Santonino, R. Egger  : Santonino in Kärnten. Aus seinen Reisetagebüchern 1485–1486. Klagenfurt 1978  ; C. Fräss-Ehrfeld  : Geschichte Kärntens, Bd. I  : Das Mittelalter. Klagenfurt 1984  ; V. Simonit  : Paolo Santonino, Popotni dnevniki. In  : ZČ 46 (1992) 1, 131–133  ; P. Kuret  : Popotni dnevniki Paola Santonina 1485–1487. In  : Muzikološki inštitut ZRC SAZU (Hg.)  : Slovenska srednjeveška glasba na slovenskem in njene evropske vzporednice. Ljubljana 1998, 172–178. Maja Francé

Sarajevo, → Bosnien und Herzegowina  ; → Vertrei-

bung 1920  ; → Strauss, Ivan.

Sartori, Franz (Ps. Stern, F., * 7. März 1782 Unzmarkt,

† 31. März 1832 Wien), Schriftsteller, Redakteur, Geograf, Minorit, Naturforscher, Arzt, Kulturhistoriker und Zensor. S. war ein Viel-, gelegentlich auch ein Abschreiber, dementsprechend ungenau sind in vielen Fällen seine Äußerungen. Er war in seinem oft und wegen der drastischen Schilderungen gern zitierten dreibändigen Werk Neueste Reise durch Oesterreich ob und unter der Ens, Salzburg, Berchtesgaden, Kärnthen und Steyermark in statistischer, geographischer, naturhistorischer, ökonomischer, geschichtlicher und pittoresker Hinsicht (1811) nicht so sehr Wissenschaftler als vielmehr Journalist, der dem Leser ein nicht uninteressantes, doch sehr vorurteilsbeladenes Bild Kärntens anbietet. Band 2 widmet sich ausführlich dem Kärnten/Koroška des Jahres 1807. Das Niedergeschriebene rief nach seinem Erscheinen entrüstete Richtigstellungen hervor, vor allem von J. G. Kumpf und Graf F. J. v. Enzenberg, aber auch Urban → Jarnik. Die Fehde war so heftig, dass sogar die in Halle und Leipzig erscheinende Literatur-Zeitung ausführlich darüber berichtete. Die slowenische Sprache in Kärnten/Koroška sei nach S. wegen der Uneinheitlichkeit ihrer Dialekte als Verkehrssprache ungeeignet, ihre Verwendung im Gottesdienst auf nationale Bestrebungen zurückzuführen, weil überall auch Deutsch verstanden werde  ; v. a. sei es »wahr, dass [den Slowenen] seine

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Sprache […] zu sehr aus der Berührung mit anderen Menschen setzet, dass er scheu sich an den Busen seiner Sprachgenossen schmiegt, dass ihn die Überlegenheit des Deutschen drücket, dass er in der Einbildung lebt, seine Sprache sey eine der ersten in der Welt, welche ihn dazu verleitet, seine Sprache auch in Gesellschaften der deutschen vorzuziehen, und über Anwesende, die es nicht verstehen, hämische Urteile zu fällen« (282) (→ windisch, → Windischentheorie). Das Gesagte deutet unmissverständlich auf die vorhandenen Spannungen zwischen den Sprachgruppen hin. Werke  : Neueste Reise durch Oesterreich ob und unter der Ens, Salzburg, Berchtesgaden, Kärnthen und Steyermark in statistischer, geographischer, naturhistorischer, ökonomischer, geschichtlicher und pittoresker Hinsicht, Wien 1811  ; Reise durch Kärnten im Jahre 1807 (Auszug aus  : Neueste Reise […] 1811, Nachdr.). Völkermarkt 1990 [Enth. F. v. Enzenberg  : Beleuchtung der neuesten Reise […]. Klagenfurt 1812, Nachdr.]. Lit.: J. B. v. Winklern  : Biographische und litterärische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern welche in dem Herzogthume Steyermark geboren sind. Grätz 1810, 184–213  ; J. G. Kumpf  : Kritische Andeutungen. In  : Car 1 (1811) Nr. 13–18, 20  ; F. v. Enzenberg  : Beleuchtung der neuesten Reise durch Oesterreich ob und unter der Ens, Salzburg […] unternommen von F. S. Klagenfurt 1812  ; J. G. Kumpf  : Kritische Andeutungen. Klagenfurt 1812  ; Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 192. Halle 8. 8. 1812, Sp. 681–685  ; U. Jarnik  : Über die Gailthaler in Kärnten. In  : Vaterländische Blätter (1813), 157–258, 265–268, 271–273, 281–283, 407–410, 415–416  ; F. H. Böckh  : Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache. Wien 1821, 44–45  ; M. J. G. Meusel  : Das gelehrte Teutschland im neunzehnten Jahrhundert, 20. Lemgo 1825, 34–36  ; Neuestes Conversations-Lexicon oder allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für gebildete Stände, 16. Wien 1833, 94–96  ; F. Gräffer [e. a.]  : Österr. National-Encyklopädie, 4. Wien 1835, 490  ; I. Tomaschek  : Einiges über ältere Topographie und Touristik Kärntens. In  : Car I 49/19 (1859), 146  ; C. Wurzbach  : Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 28, 1874, 252–255  ; A. Hirsch [e. a.] (Hg.)  : Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, 5. Wien [e. a.] 1887 (Reprint 1990)  ; ADB 30, 1890, 376–378  ; K. Goedeke  : Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 6. Dresden 1898, 638–641  ; K. Föttinger  : Franz Sartori und Franz Xaver Schweickhardt. Österreichische Topographen im Vormärz (phil. Diss.). Wien 1951  ; K. E. Newole  : Die Offizin Kleinmayr in Klagenfurt bis zur Gründung der Zeitschrift »Carinthia«. In  : Festschrift für R. Egger, 3. Klagenfurt 1954, 522  ; E. Nußbaumer  : Geistiges Kärnten. Klagenfurt 1956, 319, 333  ; G.  A. Zischka  : Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Stuttgart 1961, 566  ; K. Adel  : Die Anfänge der österreichischen Literaturgeschichtsschreibung. In  : ÖGL 13 (1969) 352–364  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (phil. Diss.). Wien 1986, 269–270, 557  ; E. Prunč  : Urban Jarnik, 1. Klagenfurt 1988, 17, 201, 237  ; ÖBL 9, 1988, 427–428  ; W. Kosch  : Deutsches Literaturlexikon, 14, 1992, Sp. 64–65  ; H. Rogy  : Tourismus in Kärnten. Klagenfurt 2002  ; A. S. Weiß  : Reiseberichte – der Blick auf Mittelstände (phil. Diss.) J. Pauser [e. a.] (Hg.)  : Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Wien [e. a.] 2004, 745.

Peter Kersche

Sattnitz/Gure

V. Klemenčič, Koroška/Kärnten (Detail Sattnitz/Gure) Buchcover, Mohorjeva

Sattnitz/Gure, ein etwa 40 km langer niederer Ge-

Bilka

birgszug zwischen Wörther See/Vrbsko jezero und dem → Klagenfurter Feld/Celovško polje im Norden sowie der Drau/Drava im Süden mit einer Seehöhe von ca. 800–900 m in der Mitte des → Südkärntner Zentralraums/Osrednja južna Koroška. Charakteristisch sind die mancherorts steil abfallenden Randbereiche sowie die ebenen Längs- und Quertäler, wobei die Senke bei Maria Rain/Žihpoljsko pretržje stets eine wichtige überregionale Nord-Süd-Verbindung zwischen dem historischen politischen Zentralraum Kärntens (→ Klagenfurt/Celovec, → Maria Saal/Gospa Sveta, → Zollfeld/Gosposvetsko polje) und dem → Rosental/Rož und vor allem über den Loiblpass/Ljubelj mit → Krain/Kranjska gewährleistete. Die regionale territoriale → Identität kommt durch die slowenische Selbst-

benennung der Einwohner Gorjanci [die Einwohner des Gebirgszuges Gure (Sattnitz)] zum Ausdruck, welche als Gegensatz zu den sog. Poljanci, den Einwohnern des geografisch niedriger gelegenen Celovško polje/Polje (Klagenfurter Feld) gebildet wurde. Die S./G. wird durch durchlässige tertiäre bzw. neogene Konglomeratgesteine (Sattnitzkonglomerat, slow. satniška labora) gebildet, wobei die zahlreichen Seen der westlichen Sattnitz/zahodne Gure, das Keutschacher Seental/Hodiško podolje, auf eiszeitliche Einwirkungen zurückzuführen sind. Die kupferzeitlichen Pfahlbauten vom Keutschacher See/Hodiško jezero weisen auf eine lange Siedlungsgeschichte des insgesamt noch immer reich bewaldeten und heute touristisch attraktiven Gebietes hin. Dieses Gebiet ist auch ein Zentralraum der slowenischen → Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška, wie es die durchwegs slowenischen → Flurnamen ebenfalls belegen, welche nunmehr im Gebiet von Köttmannsdorf/Kotmara vas und Schiefling/Škofiče kartografiert vorliegen. Die geritzte Steinplatte der Pfarrkirche von → Keutschach/Hodiše weist auf Prozesse der → Inkulturation in karantanischer Zeit hin und ist ebenso wie die einst im Freisinger Besitz befindliche Urpfarre Maria Wörth/Otok eng mit der → Christianisierung der Karantaner (→ Carantani) bzw. Slowenen verbunden. Das Kloster → Viktring/Vetrinjski samostan am Fuße der S./G. und der → Wallfahrtsort Maria Rain/Žihpolje sowie die gotischen Totenleuchten von Keutschach/ Hodiše und Köttmannsdorf/Kotmara vas, welche als Vorgänger der neueren → Bildstöcke angesehen werden, sind bedeutende Zeugnisse und Zentren der regionalen Kulturgeschichte. Sie weisen in einem weitgehend slo-

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Sattnitz/Gure

wenischen Umfeld ebenfalls auf Inkulturationsprozesse hin, da die Pfarren der S./G. bis zur Ersten Republik fast ausnahmslos (bis auf die bereits zweisprachig geführten Pfarren Viktring/Vetrinj und Maria Rain/ Žihpolje) slowenisch waren (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Auch Augsdorf/Loga vas besitzt wertvolle Bildstöcke mit Malereien von Peter → Markovič mit Darstellungen der symbolbeladenen hll. Kyrill und Method (→ Methodvita). Dialektal zählt die S./G. zum Dialektbereich des slowenischen → Rosentaler Dialektes (rožansko narečje), wobei der östliche Bereich um Radsberg/Radiše und Mieger/Medgorje, der vom → Klagenfurter Feld/Celovško polje aus erschlossen wird und dem Dekanat → Tainach/Tinje untersteht, dem Mundartbereich ebendieses Klagenfurter Feldes zugezählt wird. Mit → Johann von Viktring finden wir Belege für die staatsrechtliche Funktion des Slowenischen im Rahmen der Herzogs- bzw. → Fürsteneinsetzung (→ Adelssprache), während wir in zahlreichen Orten der S./G. neuzeitliche organisierte Träger der reichen Volkskultur antreffen. Das sind die slowenischen → Kulturvereine mit einer über hundertjährigen Tradition in Keutschach/Hodiše (→ Zvezda), in Köttmannsdorf/Kotmara vas (→ Gorjanci), in Ludmannsdorf/Bilčovs (→ Bilka), am/in Radsberg/Radiše (→ Radiše) und in Scheifling/Škofiče (→ Edinost), ebenso wie weitere Vereine und Genossenschaften. Das sind etwa die Zweigvereine des → Društvo sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] in Gaber bei Mieger/Haber pri Medgorjah (gegründet 1888) und für Köttmannsdorf und Umgebung/Kotmara vas in okolica (gegründet 1890) oder die 1907 in Köttmannsdorf/ Kotmara vas gegründete slowenische Spar- und Darlehenskasse und jene, die 1910 in Ludmannsdorf/Bilčovs gegründet wurde, die den westlichen Teil der S./G. abdeckten. Mit dem Übersetzungswerk → Antikrist des Volkspoeten Matija Žegar aus dem Jahr 1767 verfügt Keutschach/Hodiše über ein bedeutendes und vielfach rezipiertes Zeugnis der slowenischen Literaturtradition des → Bukovništvo. Kurz nach Žegar tritt der slowenische Dichter und Aufklärer Matthias → Schneider (Matija Šnajder) (1784–1831) aus St. Egyden/Šentilj ob Dravi in Erscheinung, der Professor für Moraltheologie war und sich sprachwissenschaftlich, ethnologisch und literarisch engagierte. In der Tradition der Bukovniki bzw. des Bukovništvo steht der berühmte Musiker und Musikorganisator Pavle → Kernjak aus St.  Egyden/Šentilj ob Dravi oder der Volksaufklärer und Volksbildner Jožef → Peterman, der viele Jahre

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Köttmannsdorf/Kotmara vas, Pfarrkirche, Slideshow

Zdravko Švikaršič, Horjančce so dro lape (1914)

in Maria Wörth/Otok wirkte. Der Slowene Jakob Peregrin → Paulitsch, geboren in Maria Rain/Žihpolje, war zu kurz Bischof der Diözese → Gutk/Krška škofija (von 1824–1827), um einen bleibenden Stempel hinterlassen zu haben. Aus Mieger/Medgorje schließlich stammt der spätbiedermeierliche Landschaftsmaler Markus/Marko → Pernhart. Mit der Ermordung des slowenischen Kulturaktivisten Miha → Habih aus Keutschach/Hodiše, der aufgrund seiner slowenischen Herkunft und seines kulturellen und identitätspolitischen Engagements 1936 dieses Schicksal erlitt, wird nach einer langen Periode der systematischen Diskriminierungen die menschenverachtende Gewaltherrschaft eingeläutet, deren Kulminationspunkt das Verbot der slowenischen Sprache, die Auflösung aller slowenischen Kulturvereine und Wirtschaftsvereinigungen bzw. Genossenschaften (→ Genossenschaftswesen) sowie die → Deportation zahlreicher slowenischer Familien aus dem Gebiet der S./G. 1942 war (→ »ethnische Säuberung«). Hani Weiss (1917–1943) aus Dobein/Dobajna bei Keutschach/Hodiše war seinerseits ein vielversprechen-

Saualpe/Svinška planina

Miro Kernjak, Zila noj Drava nazaj potače

Zveza Bank

SPD Gorjanci

SPD Radiše

Tomaž Ogris, Anisja, Radio Agora

der Poet und Proaist, der wie viele an der russischen Front bei Charkow zu früh verstarb (Zablatnik, 177). Nichtsdestotrotz war das Gebiet der S./G. auch Schauplatz der erfolgreichen Widerstandsbewegung, die zur Befreiung Österreichs beitrug. In der Folge war es jedoch der allgegenwärtige gesellschaftliche → Assimilationszwang, der, in Kombination mit kollektiven posttraumatischen Belastungsstörungen (→ Assimilation, dort PTBS), wesentlich zum teilweise weitreichenden → Sprachwechsel in der jüngsten Geschichte beitrug und das sprachlich-kulturelle Antlitz des Gebietes maßgeblich veränderte. Stellvertretend für die gesellschaftlichen Umwälzungen stehen Thomas → Koschat, der das slowenische → Volkslied über die Landesgrenzen hinaus in deutscher Sprache popularisierte, Johann → Seebacher, der seine slowenische Herkunft in der politischen Auseinandersetzung überkompensierte sowie der sich selbst als Kärntner Slowene apostrophierende → Bürgermeister von Maria Rain/ Žihpolje, Jakob → Lutschounig (Reichsratsabgeordneter im Klub des Deutschen Nationalverbandes [Deutsche Arbeiterpartei]), und dessen Bruder Josef, nach dem eine Kaserne in → Villach/Beljak benannt ist (→ Abgeordnete, → Assimilationszwang). Lit.: SBL  ; ES (I. Gams, R. Stojanović  : Gure  ; A. Gosar, I. Stopar  : Hodiše  ; B. Hartman  : Matija Žegar  ; B. Grafenauer  : Otok), Dehio. – dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na slovenskem Koroškem. Obisk starih cerkva pa še kaj mimogrede. Celje 1979  ; Osemdeset let Slovenskega prosvetnega društva »Zvezda« v Hodišah. In  : KK 1985, Celovec [1984], 123–125  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; P. Zablatnik  : Literatur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš  : Das slowenische Wort in Kärnten = Slovenska beseda na Koroškem, Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart = Pismenstvo in slovstvo od začetkov do danes. Wien 1985, 177 (Hani Weiss)  ; E. Cevc  : Predromanski relief v Hodišah na Koroškem. In  : RSAZU 1. razred 15 (1986) 3–23  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Kotmara vas, 2. knjiga. Celovec 1993  ; J. Filipič  : Der nationale Differenzierungsprozeß in den Gemeinden Oberdörfl/ Zgornja Vesca, Ludmannsdorf/Bilčovs und Köttmannsdorf/Kotmara vas in den Jahren 1880 bis 1945. Wien 1994  ; A. Leben  : Hani Weiss in njegovo mesto v koroški slovenski literaturi. In  : KK 1995, 94–100  ; G. Pilgram, W. Berger, G. Maurer  : Kärnten unten durch. Klagenfurt/Celovec 1999  ; M. Müller  : Der Sprachwechsel in Kärnten. Eine Fallstudie in der Gemeinde Köttmannsdorf/Kotmara vas. Wien 2000  ; Keutschach am See – Eine Chronik. Klagenfurt 2003  ; B. Golob, H. Zwander  : Die Sattnitz. Konglomerat der Natur im Süden Kärntens. Ein Naturführer. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten. Klagenfurt 2006   ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, župnije Radiše, Golšovo in Podgrad, 10. knjiga. Celovec 2006  ; V. Wieser, B. Preisig, J. Pack  : Kotmara

vas  : Horni Kompánj, Konják in Hudár – slovenska ledinska, krajinska in hišna imena = Köttmannsdorf  : Horni Kompánj, Konják in Hudár – slowenische Flur-, Gebiets- und Hofnamen (Kartenmaterial), Hg. SPD Gorjanci. Kotmara vas/Köttmannsdorf 2008  ; T. Ogris  : Radiše – Preteklost in sedanjost kraja in njegovih ljudi/Radsberg – Vergangenheit und Gegenwart des Ortes und seiner Menschen. Klagenfurt/Celovec, Wien 2009  ; Die slowenischen Nazi-Opfer im Partisanenkrieg in Zell-Pfarre, Eisenkappel, Bleiburg, im Rosental und auf der Saualm (1942–1945). In  : W. Baum, P. Gstettner, H. Haider, V. Jobst, P. Pirker (Hg.)  : Das Buch der Namen. Klagenfurt 2010, S. 130 f.: Liste der KZ- und Widerstandsopfer der Kärntner Slowenen. Ebd., 164 f.; T. Ogris  : Anisja – Prisilna delavka na Koroškem. Zwangsarbeiterin in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2011  ; U. Sereinig  : Sveti, sveti zvezda krasna … Geschichte des Slowenischen Kulturvereines Zvezda. Zgodovina Slovenskega prosvetnega društva Zvezda. Keutschach/Hodiše 2011  ; Škofiče – Schiefling. Izdalo  : Slovensko prosvetno društvo Edinost Škofiče/Hg. von  : Slowenischer Kulturverein Edinost Schiefling, 2011. Web  : http://posojilnica-bank.at (P. Sketelj  : Geschichte)  ; www.bilka. at  ; www.gorjanci.at  ; www.kleindenkmäler.at  ; www.spd-radise.at  ; www.kath-kirche-kaernten.at (alle 30. 10. 2012). Bojan-Ilija Schnabl

Saualpe/Svinška planina, im Volksmund auch Sau-

alm, slowenisch auch Svinja, etymologisch abgeleitet vom slowenischen svinec [Blei] nach den Erzvorkommen in der Region, von dem sich auch der slowenische Name Svinec des industriellen Zentralortes am westlichen Fuße des Bergrückens, deutsch Eberstein, ableitet. Im Deutschen volksetymologische Fehlübersetzung bzw. Verwechslung von slowenisch svinec = Blei mit svinja = Schwein/Sau. Der Mittelgebirgszug der Zentralalpen (Centralne Alpe) bzw. der Lavantaler Alpen (Labotske Alpe) im Nordosten Kärntens verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zur Koralpe (Golica) und Pack (Paka) im Osten und stellt südlich des Klippitztörls eine Verlängerung der Seetaler Alpen ( Jezerske Alpe) dar. Begrenzt wird der Gebirgsstock aus Gneis und Glimmerschiefer im Osten vom tektonischen Graben des → Lavanttals/ Labotska dolina, im Westen vom Görtschitstal/dolina Krčice und dem unteren Gurktal/dolina Krke oder Krška dolina und schließt im Süden an das → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje an. Der sanft gerundete Bergrücken erhebt sich gleichmäßig auf einer Höhe zwischen 1.900–2.050 m. Die höchste Erhebung ist der Ladiniger Spitz/Velika Svinja (2.079 m), daneben noch u. a. der Speikogel/Spajk (1.901 m). Landwirtschaftliche Betriebe finden sich bis zu einer Höhe von 1.300 m. Die Saualpe/Svinja, die die Nordgrenze des slowenischen Sprachraumes bildet, ist von großer Bedeutung für die ältere und jüngere slowenische → Kul-

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Saualpe/Svinška planina

turgeschichte, wobei die politisch-administrativen und St.  Marein/Šmarno (beide Wolfsberg/Volšperk), und kirchlichen Grenzen zwischen den heutigen Be- Streitberg/Na Štriti (Gemeinde St. Andrä im Lavantzirken → Völkermarkt/Velikovec, St. Veit an der Glan tal/Šentandraž), Tschrietes/Čritesa* nach Kranz(Šentvid ob Glini) und Wolfsberg (Volšperk) zur Dy- mayer slowenisch mundartlich Čretež (Gemeinde namik des → Sprachwechsels in den letzten 100–150 Griffen/Grebinj) und Zuepoth/Zupot (Völkermarkt/ Jahren beigetragen haben, zumal die einzelnen Orte Velikovec). und deren Bewohner zu Zentralorten tendier(t)en, die Im → Ortsverzeichnis von 1880 werden ausdrücklich eine unterschiedliche umgangssprachliche Dynamik als »ortsüblich« insbesondere folgende Orte dieses Geaufwiesen (→ Wahlkreiseinteilung). bietes mit einer slowenischen Namensform angeführt  : Amtliche historische slowenische Ortsnamen In der Altgemeinde Eberstein (Svinec)   : Eberstein/ auf der Saualpe/Svinška planina und am Kräh- [Svinc] Svinec, Gutschen/[Kuca] Kuča, Hochfeistritz/ [Bistrica] Visoka Bistrica  ; in der Altgemeinde St.  Jowald/Hrebelja (od. skupina Hrebelja). Die amtlichen → Ortsverzeichnisse von 1860 bis 1918 weisen im po- hann am Brückl/Šentjanž na Mostiču (heute Brückl/ litischen Bezirk St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini) Mostič) beiderseits der Gurk/Krka  : Johannserberg/[Sv. eine Reihe von Orten zweinamig also zweisprachig aus, Janižkagora] Šentjanška gora, Krobathen [Krabaten]/ die Zdovc nicht mehr repertoriert, wobei in manchen [Gravace] Hrovače, Oberkrähwald/[Hreble] HrebFällen Personen mit Slowenisch als → Umgangsspra- lje, Ochsendorf [Öxendorf ]/[Dižinc] Dešinje, Sankt che ausgewiesen sind, in anderen wiederum wird der Gregorn [St.  Gregoren]/Baren, Salchendorf/[Zavnja slowenische Ortsname nicht angeführt, obschon Perso- ves] Žalha vas, Sankt Johann am Brückl/[Sv. Janiž] nen mit Slowenisch als Umgangssprache ausgewiesen Šentjanž na Mostiču, Selesen/[Železno] Železe (nach sind. Diese Orte gravitieren im Wesentlichen zu den Kranzmayer slowenisch Zelezno, slowenisch mundIndustrieorten Eberstein/Svinec und Brückl/Mostič. artlich Zeleze o. Železe, wobei dies aufgrund dialektaEberstein/Svinec liegt im Görtschitztal/dolina Krčice ler Kontinuität zur Mundart von → Klagenfurter Feld/ am Fuße des Westabhanges der Saualpe/Svinška pla- Celovško der dialektalen Form Želiǝze entspricht) nina, Brückl/Mostič etwas südlicher am Zusammen- (→ Kranzmayer, Ortsnamen). fluss von Gurk/Krka und Görtschitz/Krčica am Fuße Im → Ortsverzeichnis von 1883 werden insbeder Saualpe/Svinška planina und des westlich gelege- sondere teilweise Orte zweinamig, teilweise nur auf nen Krähwalds/Hrebelja, dessen Südlagen sich steil deutsch angeführt – ohne dass dort Personen mit Sloüber dem östlichen → Klagenfurter Feld/Celovško wenisch als → Umgangssprache ausgewiesen wurden polje erheben. Die slowenische Bezeichnung Hrebelja (in Klammer die Zahl der Einwohner mit Deutsch/ oder skupina Hrebelja (skupina = Gruppe, also Kräh- Slowenisch als Umgangssprache). Mit * gekennzeichwald-Gruppe) verwendet Melik 1954 (S. 495), ebenso net sind jene Orte, bei denen eine moderne slowenischeint sie bei Šašel Kos auf (S. 200) und bezeichnet sche Schreibweise nicht nachgewiesen ist und/oder die den gesamten Bereich einschließlich des Magdalens- Schreibweise heute unüblich erscheint  : berges/Štalenska gora. (Die amtlichen zweisprachigen Eberstein/[Svinc] Svinec (643/0), Gutschen/ Ortsnamen und im Slowenischen historisch dialektal Kuča (184/0), Hochfeistritz/[Bistrica] (Visoka) Bisgefärbten Ortsnamen der namengebenden Orte sind trica (286  ?/0), Kulm/Hulm* (333/0), St. Oswald/[Sv. Oberkrähwald/Zgorne Hreble, heute hamonisiert bzw. Ožbald] Šentožbold (287/0). In Sankt Johann am standardisiert Zgornje Hreblje und Unterkrähwald/ Brückl/Šentjanž na Mostiču (heute Brückl/Mostič) Spodnje Hreble, heute standardisiert Spodnje Hreblje.) (1790/792)   : Brückl (Mostič) (309/31), ChristofIm → Ortsverzeichnis von 1860 sind es in Eberstein berg [Kristofberg]/[Kristofovagora] Krištofova Gora (Svinec) (in [eckigen Klammern] historische Namens- (16/32), Eppersdorf (der slowenische Ortsname nach formen, wie sie im Ortsverzeichnis angeführt sind)  : Kranzmayer Šentpetrov grad wird nicht angeführt) Gutschen/Kuča, Hochfeistritz/[visoka Bistrica, Bis- (49/42), Hausdorf (ebenso einnamig angeführt. Bei Šašel Kos findet sich der dialektal gefärbte Eintrag trica] Visoka Bistrica, Mirnig/Mirnik. Auf den östlichen Abhängen der Saualpe/Svinja, hin Vuha ves, demnach slowenisch Uha vas oder Vuha vas) zum Lavanttal/Labotska dolina, sind folgende Orte (26/7), Johannserberg/[Sv. Janižkagora] Šentjanška gora zweinamig angeführt  : Hirschenau (Gut)/[Selenik] Je- (135/16), Krobathen [Krabathen]/[Gravace] Hrovače lenik (Stift Griffen/Grebinjski Klošter), Prebl/Prebelj (9/44), Michaelerberg/[Mihelskagora] Šmihelska

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Obergreutschach/Zgornje Krčanje, Odlomki slovenskih pesmi

Saualpe/Svinška planina

Gora (23/89), Oberkrähwald/Zgornje Hrebl(j)e (27/9), Ochsendorf (auch Fuschinach) (sic  !)/[Dižinc] Dešinje (11/66), Pirkach/(ebenso einnamig angeführt, slow. im Ortsverzeichnis aus 1918 Pirka) (68/23), Salchendorf/ [Zavnjaves] Žalha vas (39/4), Sankt Filippen/[Sv. Filip] Šentlipš (35/171), Sankt Gregoren/[Sv. Baren] Baren (52/8), Sankt Johann am Brückl/[Sv. Janiž] Šentjanž na Mostiču (59/4), Sankt Ulrich (der slowenische Ortsname Šenturh wird nicht angeführt) (214/134), Schmieddorf (der slowenische Ortsname Kovače wie im Ortsverzeichnis aus 1918 wird nicht angeführt) (50/17), Selesen/Železno (nach Kranzmayer slow. Zelezno, slm. Zeleze oder Železe) (72/14), Unterkrähwald/Spodnje Hrebl(j)e (47/51), Tschutta (der slowenische Ortsname Čuta wie im Ortsverzeichnis aus 1918 wird nicht angeführt) (75/4), Sankt Wallburgen [Wallburgen] (der slowenische Ortsname ist nach Kukovica Sv. Valburga, nach Kranzmayer slowenisch mundartlich Šent Vâlprg) (265/20)  ; in der Altgemeinde Klein Sankt Paul/[Mali Sv. Pavl] Mali Šentpavel (1011/0) werden angeführt  : Klein Sankt Paul/[Mali Sv. Pavl] Mali Šentpavel (123/0), Ober Sankt Paul/[Zgornji S. P.] Zgornji Šentpavel (77/0), Unter Sankt Paul/[Spodnji S. P.] Spodnji Šentpavel (131/0), Wietersdorf/ Vetrinje (13/0)  ; in Wieting/Veting*  (931/0)  : Buch/ Bukovje (38/0), Dullberg/Dolberg* (29/0), Wieting/ Veting* (197/0). Im → Ortsverzeichnis von 1918 werden im Gerichtsbezirk Eberstein (Svinec) u. a. wie folgt angeführt  : In der Ortsgemeinde Brückl/[Brukla] Mostič (1906/227)  : Brückl/[Brukla] Mostič (354/0), Christofberg/[Sveti Krištof ] Krištofova Gora (22/21), Hart/Na Hortu* (51/0), Hausdorf/[Uhaves] Uha vas* (bei Šašel Kos findet sich der dialektal gefärbte Eintrag Vuha ves) (48/13), Johannserberg/[Svetojaniška Gora, Šentjanška Gora] Šentjanška Gora (151/0), Krobathen/[Krobace] Hrovače (13/39), Labegg/Labek (87/0), Michaelerberg/Šmihelska Gora (78/12), Oberkrähwald/[Zgorne Hreble] Zgornje Hreblje (16/0), Ochsendorf/[Tišine] Dešinje (24/45), Pirkach/Pirka* (69/0), Salchendorf/ [Zavnja Ves] Žalha vas (66/0), Sankt Filippen/[Sveti Filip] Šentlipš (117/83), Sankt Gregorn/[Sveti Gregor] Baren (61/0), Sankt Johann am Brückl/[Sveti Janež na Brukli] Šentjanž na Mostiču (72/9), Sankt Peter (einnamig angeführt, der slowenische Name ist Šentpeter) (101/4), Sankt Ulrich am Johannserberg/ [Sveti Urh, Šent Urh] Šenturh na Šentjanški gori (293/1), Schmieddorf/Kovače (35/0), Selesen/Železno (nach Kranzmayer slow. Zelezno, slow. mundart-

lich Zeleze oder Železe) (32/0), Tschutta/[Čute] Čuta (69/0), Unterkrähwald/[Spodnje Hreble] Spodnje Hreblje (65/0)  ; Ortsgemeinde Eberstein (2.168/46)  : Kaltenberg (167/13), Rüggen (70/6), Sankt Walburgen (nach Kukovica Sv. Valburga  ; nach Kranzmayer mundartlich Šent Vâlprg) (272/27)   ; Hüttenberg (668/1)  ; Ortsgemeinde Lölling (1.153/3)  : Löllinggraben (293/2)  ; Stranach (66/1)  ; Ortsgemeinde Wieting (1.010/2)  : […] Dratturm (30/2). Bei den Angaben zu Personen mit slowenischer Umgangssprache in den angeführten Industrieorten Nordkärntens im Bereich der → Saualpe/Svinška planina kann von → Binnenwanderung ausgegangen werden. Bei jenen Orten, die an das einst weitgehend geschlossene slowenische Sprachgebiet angrenzen (→ Sprachgrenze), ist davon auszugehen, dass deren → Sprachwechsel strukturell in ihrer Anbindung an dominant deutschsprachige politisch-administrative und wirtschaftliche Bevölkerungszentren begründet liegt. Diese amtlichen Angaben zur sprachlichen Situation am Krähwald/Hrebelja stimmen teilweise mit jenen des Schematismus bzw. Personalstand aus dem Jahr 1917/18 der Diözese → Gurk/Krška škofija bzw. mit der → Pfarrkarte aus dem Jahr 1924 überein. So werden nach der Pfarrkarte als slowenische Filialkirchen im Dekanat Sankt Veit an der Glan/Šentvid ob Glini jene in Eppersdorf/Šentpeterski Grad und in Sankt Gregor/Baren, während deutsch und slowenisch wie folgt ausgewiesen werden  : In der Pfarre St. Johann am Brückl/Šentjanž na Mostiču (Brückl/Mostič) (sowie nach dem Schematismus 1917/18 die Filialkirche St.  Peter bei Eppersdorf/Šentpeterski Grad, die Filialkirche St.  Magdalena in Freßlitzen, die Filialkirche St. Michael in Gösseling, die Filialkirche St. Gregor in Gregorn/Baren, die Filialkirche St.  Lorenzen am Johannserberg/Šentlovrenc, die Filialkirche hl. Vierzehn Nothelfer in Selesen/Železen) sowie die Pfarre St. Ulrich am Johannserberg/Šenturh na Šentjanški gori sowie nach dem Schematismus 1917/18, die Filialkirche St. Andreas auf der ›Gröschitzen‹ (wahrscheinlich Gretschitz/Krejčice). Sprachlich und ethnografisch wird das südliche Gebiet der Saualpe/Svinška planina, das sich zum → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje öffnet, in der Regel im Osten dem slowenischen → Jauntaler Dialekt (podjunsko narečje) und im Westen dem → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje) zugeordnet. Aufgrund der ethnografischen Gegebenheiten werden die südöstlichen und sonnseitigen Hänge als »Win-

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Schaffer, Adele

dische Wiesen«, slowenisch Slovenje senožeti (Melik  : 529), bezeichnet. Dieser wenig besiedelte und wenig zugängliche Raum war bis zum Ende der Monarchie weitgehend slowenisch, was sich auch in der → Liturgiesprache spiegelt (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924). Von kultur- und sozialgeschichtlicher Bedeutung

sind die zahlreichen → Wehrkirchen, die eine Besonderheit der slowenischen Geschichte darstellen (in Diex/Djekše, Grafenbach/Kneža, Untergreutschach/ Spodnje Krčanje sowie in Hochfeistritz/[Visoka] Bistrica, in Lamm/Lom und in Pustritz/Pustrica). Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh.s lebte das slowenische organisierte Kulturleben im Rahmen von zahlreichen → Kulturvereinen und Kirchenchören im Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje auf (siehe dort). Dessen Proponenten wurden jedoch systematisch vom erstarkenden Deutschnationalismus und Nationalsozialismus verfolgt (→ Deutschnationale Vereine, → »Generalplan Ost«). Nach der Welle der → Deportationen 1942 entwickelte sich zunächst im Gesamtkärntner Kontext ein organisierter militärischer Widerstand, der unter dem Oberkommando der slowenischen bzw. jugoslawischen Partisanenarmee stand. Diese wurde bei der Moskauer Konferenz 1943 unter die Alliierten Kräfte aufgenommen. Im Sommer und Herbst 1944 bemühte sich die Kärntner Abteilung der Partisanen, den bewaffneten Widerstand Richtung Saualpe/Svinja vorzuschieben und drang hier am weitesten in das damalige Deutsche Reich vor. Die international zusammengesetzten Partisanen operierten unter schwersten Bedingungen. Zu den slowenischen Kämpfern kamen geflohene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus acht Nationen (insbesondere aus Russland, Ukraine, Polen), außerdem waren englische Verbindungsoffiziere aktiv. Von den auf der Saualpe/Svinja gefallenen Widerstandskämpfern wurden 1946 83 nach St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu überführt und feierlich in einem gemeinsamen Grab bestattet. Ihnen zu Ehren wurde 1953 ein Denkmal errichtet, das jedoch in der Nacht vom 10. zum 11. September 1953 von deutschnationalen Gegnern gesprengt wurde. Restauriert steht es seit 1983 vor dem zentralen, privat geführten Gedenkmuseum am Peršmanhof in Leppen/ Lepena in → Eisenkappel/Železna Kapla. Lit.: ES (I. Gams, M. Linasi  : Svinja)  ; Dehio, 78, 232, 300–303, 440, 656–657, 983–985. – Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; dr. Moravski

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[Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954, 495, 526–530  ; E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten, II. Teil, Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamenbuch. Klagenfurt 1958  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; Antifašistični odpor na Koroškem = Antifaschistischer Widerstand in Kärnten, Vodič Peršmanovega muzeja = Führer durch das Peršmanmuseum [s. d., s. l., 1992  ?], 51–61  ; Z. Kuchling  : Verska znamenja naše okolice  : katalog k razstavi slik v velikovški mestni hiši kot prispevek Prosvetnega društva »Lipa« v Velikovcu k prireditvenem ciklu Srečanje v oktobru 1.– 17. 10. 1992 = Bildstöcke in unserer Umgebung  : Katalog zur Fotoausstellung in der Neuen Burg als Beitrag des Kulturvereins »Lipa« in Völkermarkt zur Veranstaltungsreihe Begegnung im Oktober 1.–17. 10. 1992. Velikovec  : Prosvetno društvo »Lipa« = Völkermarkt  : Kulturverein »Lipa«, 1992  ; Z. Kuchling  : Gegenstände des täglichen Gebrauchs in der Hauswirtschaft in Diex und Umgebung = Predmeti vsakdanje rabe v hiši in gospodinjstvu v okolici Djekš. In  : R. Wlattnig (Hg.)  : Diex – Sonnendorf auf der Saualpe – von der mittelalterlichen Kirchenburg zur modernen Tourismusgemeinde, Gemeindechronik Diex. Klagenfurt 1995, 315–334  ; F. Kukovica  : Moja dežela, Učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996  ; Z. Kuchling  : 100 let Prosvetno društvo Lipa v Velikovcu = 100 Jahre Kulturverein Lipa in Völkermarkt  : 1906–2006. Redakteur Mirko Štukelj. Velikovec  : Prosvetno društvo Lipa = Völkermarkt  : Kulturverein Lipa, 2006  ; Die slowenischen Nazi-Opfer im Partisanenkrieg in Zell-Pfarre, Eisenkappel, Bleiburg, im Rosental und auf der Saualm (1942–1945). In  : W. Baum, P. Gstettner, H. Haider, V. Jobst, P. Pirker (Hg.)  : Das Buch der Namen. Klagenfurt 2010, S. 130  f.: Liste der KZ- und Widerstandsopfer der Kärntner Slowenen. Ebd., 164 f.; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Ljubljana 2010  ; M. Šašel Kos  : Kelti in Rimljani v prispevkih Josipa Šašla. In  : Josip Šašel  : Spomini II, Zbornik s simpozija o Josipu Šašlju, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino koroških Slovencev. Hg. M. Kropej, A. Malle, M. Piko-Rustia. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012, 200  ; M. Linasi  : Koroški partizani. Klagenfurt/Celovec 2011  ; M. Linasi  : Die Kärntner Partisanen. Klagenfurt/ Celovec 2013. Web  : www.saualpe.at (6. 1. 2013). Bojan-Ilija Schnabl

Schaffer, Adele, → Internierungen 1919. Schaller, Johann, → Internierungen 1919. Schaubach, Alois (* 3. Juni 1874 Dreulach/Drevlje

[Hohenthurn/Straja vas], † 29. März 1944 Draschitz/ Drašče), Landwirt und Holzhändler, slowenischer Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas. Der Enkel des Hohenthurner → Bürgermeisters Johann → Schnabl d. Ält. (1827–1904) und Bruder von Franz/Franc → Schaubach besuchte die Volksschule in Göriach/Gorje und absolvierte anschließend eine Tischlerlehre im Betrieb seines Vaters Sebastian, der ebenfalls lange in der Hohenthurner Gemeindepolitik aktiv war. Sch.s familiäres Umfeld ist ein gutes Beispiel für den nationalen Differenzierungsprozess im Unte-

Schaubach, Franc

Franc Schaubach, 1920erJahre

ren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina. Während Sch., seine Brüder und sein Vater als prononciert slowenisch galten, waren zwei seiner Schwager als Kandidaten des Landbundes Bürgermeister von Feistritz/Bistrica bzw. Vorderberg/Blače. Eine Nichte Sch.s war mit dem Landesrat und (nach 1945) ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter Hans → Ferlitsch verheiratet. Bald nach der Übernahme des väterlichen Betriebes verlagerte sich Sch.s wirtschaftlicher Schwerpunkt zunehmend auf die Landwirtschaft und den Holzhandel. Im lokalen slowenischen Vereins- und → Genossenschaftswesen trat Sch. vorerst nicht weiter hervor, er gehörte jedoch neben dem Feistritzer Landwirt und Holzhändler Josef → Kattnig zu den im Frühjahr 1919 im Raum Spittal internierten Kärntner Slowenen (→ Internierungen 1919). 1924 wurde S. als Kandidat der → Koroška slovenska stranka (KSS) [Kärntner slowenische Partei] zum Bürgermeister von Hohenthurn/ Straja vas gewählt, schied aber nach Ablauf der Periode im Jahr 1928 aus dieser Funktion aus. An seiner Stelle wurde – ebenfalls als Kandidat der slowenischen Partei – sein Cousin Johann → Schnabl d. Jüng. (1897–1964) gewählt. Schaubachs Rückzug aus der Gemeindepolitik dürfte im Zusammenhang mit den zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten gestanden haben, in die er in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre geraten war und die zu Beginn der 1930er-Jahre zu schweren wirtschaftlichen Verlusten und dem Verkauf eines Teil seines Besitzes führen sollten. Nach dem März 1938 blieb Sch. von den neuen Machthabern unbehelligt. Quellen  : ADG und Pfarrarchiv Göriach/Gorje, Tauf-, Heirats- und Sterbematriken. Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/Zahomec), Mappe Familie Schaubach. Archiv der Agrargemeinschaft Nachbarschaft Achomitz/Zahomec. Lit.: P. Wiesflecker  : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraumes und seiner Menschen. Klagenfurt 2009, 230–231. R. Vospernik  : Internierungen von Kärntner Slowenen im Jahr 1919. In  : Car. I 197 (2007), 420.

Peter Wiesflecker

Schaubach, Franc (* 3. Dezember 1881 Draschitz/ Drašče [Hohenthurn/Straja vas], † 6. August 1954 Črnomelj), Jurist, Kulturarbeiter. Nach der utraquistischen Schule in Göriach/Gorje besuchte S. – Enkel von Johann → Schnabl d. Ält. – das Gymnasium in → Villach/Beljak, wo er 1901 als einziger Kärntner Slowene auch aus dem Fach Slowenisch maturierte. In Wien studierte er Jus (1902–1906). Da er die erste Staatsprüfung mit Auszeichnung absolviert hatte, erhielt er, wie alle Vorzugsschüler, bis zum

Ende seines Studiums das Dvořák-Stipendium und wurde 1908 promoviert. Regelmäßige Korrespondenz pflegte er zu der kärntnerslowenischen Zeitung → Mir und hielt Vorträge auf unterschiedlichen Versammlungen. 1904 gründete S. in Zusammenarbeit mit Franc → Grafenauer in Achomitz/Zahomec das Katoliško slovensko izobraževalno društvo → Zila [Katholischer slowenischer Bildungsverein Zila]. Bei der Gründungssitzung des Ausschusses sang man erstmals in aller Öffentlichkeit die Hymne des → Gailtals/Ziljska dolina  : Tam, kjer teče bistra Zila [Dort, wo die klare Gail fließt]. Bereits als Schüler und Student hatte sich S. für die nationalen Rechte der Kärntner Slowenen entschieden eingesetzt. Ob des kaiserlichen Geburtstags 1904 etwa entfernte er in Göriach/Gorje die deutsche Fahne vom Kirchturm und hisste an ihrer statt die slowenische. In der Kirche selbst forderte er während der deutschen Verlesung eines Erlasses seine Verlesung auch auf Slowenisch, weshalb am Gericht in → Arnoldstein/Podklošter eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet wurde. Nachdem er 1906 diplomiert hatte, wurde er Rechtspraktikant und Auskultant in Klagenfurt/Celovec. Im Juni 1910 absolvierte er die Richteramts-Prüfung und ersuchte um eine Stelle in Kärnten/ Koroška. Als man ihm jedoch wissen ließ, dass er als Slowene dort nicht angestellt werden könne, suchte er um eine Anstellung in der Gorenjska (Oberkrain) an. Per Dekret wurde er zum Bezirksrichter in Črnomelj ernannt. In der Zeit der → Volksabstimmung war er Rechtsreferent in → Ferlach/Borovlje, wo er als Redner bei Versammlungen mitwirkte. Nach 1920 arbeitete er als Abgeordneter von Bela krajina (Weißkrain) in Beograd (→ Vertreibung 1920). Im Juni desselben Jahres ernannte man ihn zum Gerichtsrat am Bezirksgericht in Maribor. Als einzigem Richter in der Štajerska (slowenische Steiermark) wurde ihm im Dezember 1922 der Sava-Orden des hl. Sava IV. Ranges verliehen. Von Februar 1927 bis Oktober 1929 war er der letzte Großbürgermeister des Verwaltungsgebietes von → Maribor (Mariborska oblast). S. kämpfte energisch für den Aufbau der slowenischen Selbstverwaltung und wurde als Bezirksinspektor in Maribor aufgestellt. Als das Inspektorat 1931 aufgelöst wurde, ging S. in den Ruhestand. In seiner Amtsperiode als Bürgermeister beteiligte er sich an der Erstellung der Winzer-Ordnung für Maribor, die eine bedeutende soziale Errungenschaft darstellte. Nachdem er im März 1932 in Maribor eine Anwaltskanzlei eröffnete hatte, machte ihn der Winzerverband (Viničarska

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Scheinigg, Johann

zveza) zu seinem Rechtsvertreter, ein Amt, das er bis 1941 unentgeltlich bekleidete. Man betraute ihn mit dem Amt des Banschafts-Rates. Dreimal wurde er im Königreich Jugoslawien als Senator gewählt, erstmals im Februar 1938, dann im November 1939 und erneut kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. In jenen Funktionen förderte er die Wiederbelebung des slowenischen Genossenschaftswesens. Er leitete die Geschäftsstelle der Zadružna zveza za Štajersko [Genossenschaftsverband für die (slowenische) Steiermark] und war Führungsmitglied der Banovinska hranilnica (Banschafts-Sparkasse) in Maribor und einigen anderen Einrichtungen. Da er den Vorsitz der slowenischen Organisation → Slovenska straža [Slowenische Wacht] hatte, wurde er bereits in der Nacht der Besetzung von Maribor von der Gestapo gesucht. Im April 1941 wurde er zusammen mit seiner Familie nach Serbien deportiert, sein einziger Sohn aber wurde von den Deutschen in Čačak als Geisel erschossen. Nach seiner Rückkehr nach Črnomelj übernahm er die Leitung der Bezirkskommission zur Bestimmung der Kriegsschäden. S. war eine angesehene, aufopferungsvolle Persönlichkeit, die im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Großes leistete, ein exzellenter Jurist, der in seiner Funktion stets bemüht war, Förderungen für Kultur- und Bildungszwecke der Kärntner Slowenen zu erwirken, wobei er sich nicht zuletzt auch für die Kärntner Studenten engagierte. Quellen  : AS (Arhiv Slovenije) 1384, Felaherjev arhiv, škatla 13, mapa 38, Julij Felaher, Življenjepis dr. Franca Schaubacha, nedatirano. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009, 160–161 ff.

Danijel Grafenauer  ; Üb  : Maja Francé

Scheinigg, Johann (Šajnik, Janez, * 29. Oktober 1851 Ferlach/Borovlje, † 3. Mai 1919 Klagenfurt/Celovec), Pädagoge, Dialektologe, Namenkundler, Literaturhistoriker und Ethnologe. Sch. diplomierte 1877 an der philosophischen Fakultät der Universität Graz im Fach Klassische Philologie. Er unterrichtete zuerst kurz am Gymnasium in → Villach/Beljak. Von 1877–1908 war Sch. als Professor für Latein und Griechisch, aber auch für Deutsch und Slowenisch am k. k. Staats- Obergymnasium in Klagenfurt/Celovec tätig und war Regierungsrat. Sch. wirkte bei verschiedenen deutschen und slowenischen wissenschaftlichen und erbaulichen Zeitschriften und Blättern mit. Er engagierte sich bei der Družba sv. Mohorja [Hermagoras Verein] (→ Mohorjeva) und

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war Ausschussmitglied mehrerer slowenischer Vereine  : Akademsko tehnično društvo Triglav, → Slovensko šolsko društvo, Učiteljski dom, → Podporno društvo za slovenske visokošolce Koroške u. a. Zudem fungierte er als aktives Mitglied des 1914 gegründeten Vereins → Slovensko zgodovinsko društvo. Sprachwissenschaftlich war Sch. als Dialektologe und Namenkundler tätig. In Anlehnung an Urban → Jarnik beschrieb er den slowenischen → Rosentaler Dialekt (rožanščina) und veröffentlichte seine Forschungsergebnisse in der Zeitschrift → Kres I–II (1881–1882) Obraz rožanskega razrečja na Koroškem und im Selbstverlag Die Assimilation im Rosenthaler Dialect (1882). Seine namenkundlichen Abhandlungen haben slowenische → Personennamen in alten Urkunden und → Ortsnamen des Bezirks Ferlach/Borovlje zum Gegenstand  : Slovenska osebna imena v starih listinah (1893), Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach (1906). Als Forscher kooperierte Sch. mit dem Ausschuss Odbor za nabiranje krajepisnih imen pri Slovenski Matici [Ausschuss zum Sammeln von Ortsnamen bei der → Slovenska Matica] in Ljubljana. Sch.s wissenschaftliche Beiträge über die Literatur der Kärntner Slowenen (Urban Jarnik, Matija → Ahacel, Oswald → Gutsmann, Andreas → Schuster Drabosnjak) sind in der Zeitschrift Kres (1883–1885), im → Koledar Družbe sv. Mohorja (Lambert → Ferčnik, 1889  ; Jakob → Sket, 1913) und im Programm des Staats-Obergymnasiums zu Klagenfurt (Štefan Podboj, 1916) erschienen. Als Ethnologe machte sich Sch. um die Erforschung und um das Sammeln des slowenischen Volksliedgutes in Kärnten/Koroška verdient. In der Zeitschrift Kres publizierte er 1885 einen Beitrag über Volkslieder der Kärntner Slowenen. 1889 folgte die Veröffentlichung seiner mit Quellenangaben versehenen Liedersammlung Narodne pesmi koroških Slovencev, die etwa 900 slowenische Volkslieder aus Kärnten/Koroška, u. a. einige zum Volkslied gewordene Kunstlieder, enthält (Nachdruck, 1980). Mythen, Sagen und Volkslieder der Kärntner Slowenen und der Slowenen in → Krain/Kranjska präsentierte Sch. 1891 im Werk Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Im Koledar Družbe sv. Mohorja veröffentlichte Sch. 1889 einen Beitrag über → Ferlach/Borovlje und das dort angesiedelte Büchsenmacherhandwerk sowie einen historischen Beitrag über die Kärntner Herzogeinsetzung (1889) (→ Fürsteneinsetzung).

Scheinigg, Narodne pesni koroških Slovencev

Scheliessnigg, Jakob

Scheinigg, Obraz rožanskega narečja, Kres 1881

Scheinigg, Obraz rožanskega narečja, Kres 1882

Scheinigg, Slovenska osebna imena v starih listinah

Mit seinen sprach- und kulturwissenschaftlichen Publikationen leistete Sch. einen wertvollen Beitrag zur Erforschung und Bewahrung von Sprach- und Kulturgut der Kärntner Slowenen. Er zählt zu den bedeutendsten Volksliedforschern und Sammlern des Rosentales/Rož. Seine originelle Liedersammlung stellt einen kostbaren Beitrag zur standardisierten, von Karel → Štrekelj und Joža → Glonar herausgegebenen Ausgabe slowenischer Volkslieder Slovenske narodne pesmi I–IV dar. Werke/Web  : Obraz rožanskega razrečja na Koroškem. In  : Kres I–II, 1881–1882, online  : Kres I, 1881  : URL  : www.archive.org/stream/ kresleposloveni01unkngoog#page/n4/mode/2up, Kres II, 1882  : URL  : www.archive.org/stream/kres00sketgoog#page/n3/mode/2up  ; Die Assimilation im Rosenthaler Dialect. Ein Beitrag zur kärntisch-slovenischen Dialectforschung, [Klagenfurt] 1882  ; Narodne pesni koroških Slovencev. Ljubljana 1889, Reprint  : Klagenfurt/Celovec 1980  ; URL  : www.archive.org/stream/narodnepesnikor00schegoog#page/n5/ mode/2up  ; Mythen, Sagen und Volkslieder der Slovenen, von Johann Scheinigg. In  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Wien 1891, Kärnten, 151–157. Krain, 378–389  ; Slovenska osebna imena v starih listinah. In  : Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko 3 (1893), 8  ff., 47  ff. 94  ff. 140  ff., URL  : www.archive.org/stream/ izvestjamuzejsk00krangoog#page/n5/mode/2up  ; Vmeščanje koroških knezov na Gosposvetskem polju. In   : Koledar Družbe sv. Mohorja (1898), [25]–30  ; Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach. [Klagenfurt]  : [St.  Hermagoras Buchdruckerei], [1905]  ; Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Ferlach. Sonderabdruck aus dem 56. Programme des Staats-Obergymnasiums zu Klagenfurt 1906. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; ÖBL. – P. Zablatnik  : Prof. Janez Scheinigg, Ljubitelj in varuh narodne pesmi. In  : J. Scheinigg  : Narodne pesmi koroških Slovencev. Klagenfurt/Celovec 1980 (vergrößertes und mit Vorwort versehenes Reprint der Ausgabe von 1889), I–II  ; K. Štrekelj, J. Glonar (Hg.)  : Slovenske narodne pesmi I–IV. Ljubljana 1895–1923 (Faksimile 1980)  ; J. Keber  : Namenforschung in Slowenien. In  : Namenforschung  : ein internationales Handbuch zur Onomastik (= Name Studies, Teilbd. 1, Hg. Ernst Eichler). Berlin [e. a.] 1995, 233–235  ; H. Maurer-Lausegger  : Johann Scheinigg (1851–1919) – Wissenschaftler und Pädagoge aus dem Rosental/Rož. In  : L. Karničar, A. Leben (Hg.)  :  Slowenen und Graz = Gradec in Slovenci  : Monographie zur internationalen Tagung vom 27. II. bis 1. III. 2014 am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz.    Graz  : Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz, 2014,  (= Slowenistische Forschungsberichte, Bd. 4),  287–309.

Herta Maurer-Lausegger

Scheliessnigg, Jakob (Scheliessnig, Scheließnig(g), * 25. Juli 1790 Unterloibach/Spodnje Libuče [Bleiburg/ Pliberk], † 14. Dezember 1866 Klagenfurt/Celovec), Verwalter der Egger’schen Güter, Mitbegründer der Handels- und Gewerbekammer von Kärnten/Koroška, Landtagsabgeordneter und Mitglied des Frankfurter Parlaments.

Nach dem Besuch einer Privatschule in Eberndorf/ Dobrla vas absolvierte Sch., der Muttersprache nach Slowene, das k.  k. Staatsgymnasium in Klagenfurt/ Celovec, anschließend – mit Unterbrechungen – ein Studium der Rechtswissenschaften in Graz und Wien. Sch. war zunächst als Praktikant der Thurn’schen Herrschaft tätig, dann als Rechtspfleger und Bezirkskommissar in → Bleiburg/Pliberk (in dieser Zeit sammelte er → Volkslieder in beiden → Landessprachen). Es folgten Verwaltungs- und Inspektorendienste in Führungsfunktion bei der gräflichen Herrschaft und Gewerkefamilie Egger in Haimburg/Vovbre und Klagenfurt/Celovec. Sch., der sich französische, englische und italienische Sprachkenntnisse erwarb, um technische Probleme der Eisen verarbeitenden Industrie auf internationaler Ebene studieren zu können, war in der Folge maßgeblich daran beteiligt, unrentable Produktionszweige von Unternehmen seines Arbeitgebers zu modernisieren. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Erfolge waren wohl mitverantwortlich, dass er 1830 Mitglied der »kärnthnerischen Gesellschaft für Landwirtschaft und Industrie« wurde, eine Vereinigung, aus der sich Sch. zurückzog, nachdem seine Vorstellungen von der Modernisierung der Landeswirtschaft auf Ablehnung stießen. Andere Einrichtungen wie die »k. k. Handelskommission« (Eintritt 1832) oder der »innerösterreichische Industrie- und Gewerbeverein« (Mitglied seit 1838) eröffneten neue Betätigungsfelder wie auch seine Mitarbeit im Frankfurter Parlament, wo sich Sch. in Zollfragen engagierte und gegen die Teilung der Habsburgermonarchie eintrat. Nach Rumpler hat er »sich auch angesichts der deutsch-österreichischen Krise im Frankfurter Parlament nicht nur gegen die deutschnationalen Wortmeldungen dafür ausgesprochen, dass ›die Nationalität des slawischen Volksstammes gemäß der österreichischen Verfassungsurkunde geachtet und garantiert‹ werde, sondern auch dafür, dass Österreich auf keinen Fall in Deutschland aufgehen und zu einer deutschen Provinz herabsinken solle«. Im Februar 1849 nach Kärnten/Koroška zurückgekehrt, widmete er sich neben seinen Aktivitäten als Mitbegründer der Handels- und Gewerbekammer von Kärnten (1853) der Eisenindustrie in Kärnten/Koroška. Sch. propagierte fortwährend den Ausbau des Bahnnetzes, zeigte aber auch hohes Interesse an der Agrarwirtschaft, die durch die geplante Grundentlastung einen nachhaltigen Umbruch vollzog (→ Oktroyierte Märzverfassung). Auch Berichterstattungen als Beobachter der Industrieausstellungen in London (1851) und Paris

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Schellander, Gregor

(1855) dokumentieren einen scharfen Analytiker aktu- Ersten eine beachtenswerte umfangreiche Monografie eller Wirtschafts- und Handelsfragen seiner Zeit, die über → Hemma von Gurk/Ema Krška, die er 1879 ihn zu einem angesehenen Berater selbst auf ministe- beim Verlag der → Mohorjeva in deutscher Sprache herieller Ebene und zu einen kompetenten Publizisten rausbrachte und die als Fundament für weitere Publikamachten. Kurz vor dem Ausbruch des Deutsch-Öster- tionen über Hemma/Ema diente. S. wurde Nachfolger reichischen Krieges von 1866 wurde Sch. als Ersatz- Valentin → Müllers in der Leitung des → Priestersemann der Fraktion der Handels- und Gewerbekammer minars. Seit seiner Betrauung mit der Leitungsfunktion mit großer Stimmenmehrheit in den Kärntner Land- des Priesterseminars im Jahre 1883 wurde dem Slowetag gewählt (→ Abgeordnete). Umfangreichere Akti- nischen besonderes Augenmerk zuteil. Ab 1886 ist bei vitäten in dieser Institution blieben ihm aber versagt, den Priesteramtskandidaten eine nationale Umstruktuweil er am 14. Dezember 1866 in Klagenfurt/Celovec rierung feststellbar  ; obwohl die Deutschsprachigen in verstarb. der Minderheit waren, dominierte im Studienbetrieb dennoch nicht das Slowenische. Werke  : Einführung der Wind-Holzdörröfen bei den Ferdinand gräf-

lich Egger’schen Drahtwalzwerken zu Feistritz in Kärnten. In  : Die Steiermärkisch-Ständische Montanistische Lehranstalt zu Vordernberg, ihr inneres Streben und Wirken und die derselben zugewandten Unterstützungen von außen. Wien 1847, 407–410  ; Einiges über die Geschichte des Eisenwesens im Herzogthume Kärnten und den Haushalt dieser Industrie bis in die neueste Zeit. In  : Car 33 (1843), 158–164  ; Beiträge zur Beurtheilung des bisherigen Transito-Verkehres durch Kärnten, der Handelsbewegung dieser Provinz, und der Frage, welche Veränderung den diesfälligen Verhältnissen durch die Wien–Triester, dann die StaatsEisenbahn gegen Bayern bevorstehe. In  : Car 35 (1845) 21–60  ; Bemerkungen und Wünsche hinsichtlich der Brennstoff-Frage. In  : Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen Jg. 6 (1858), Nr. 22, 172–175  ; Nr. 23, 182–184  ; Beiträge zur Geschichte der Kärntner Eisenbahn bis zum Übergange derselben an die neugebildete südösterreichische EisenbahnGesellschaft. Klagenfurt 1862  ; Neuerliche Erfahrungen in der Torffrage besonders bei Erzeugung der Rohschienen mit diesem Brennstoffe in den Gaspuddlingsöfen. In  : Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der K. K. Schemnitzer Bergakademie und der K. K. Montan-Lehranstalten zu Leoben und Přibram. Wien 1890, Bd. 9, 334–345. Lit.: [o. Vf.]  : Jacob Scheließnigg (Nekrolog). In  : Car 57 (1867), 41–48  ; M. Wutte  : Der gesamtdeutsche Gedanke in Kärnten. In  : Car I 124 (1934), 12 f.; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, 54, 86, 94–95, 154, 348  ; H. Rumpler  : Jakob Scheließnig als publizistischer Lobbyist der Kärntner Montanindustrie. In  : V. Rajšp, E. Bruckmüller (Hg.)  : Vilfanov Zbornik  : Pravo – zgodovina – narod/Recht – Geschichte – Nation. Ljubljana 1999, 411–423, Zitat 420. Ulfried Burz

Schellander, Gregor (* 27. Mai 1815 Klagenfurt/Celovec, † 6. April 1901 ebd.), Regens, Domdechant, Publizist. S. machte nach der Ordination (1838) Karriere in der kirchlichen Hierarchie als Kooperator in → Villach/Beljak (1843–1846), Pfarrer von Gurk (Krka) (seit 1854), Vorstand der Diözesan-Buchhaltung, Domkapitular (1874), Propst von Straßburg, Domscholaster und Domdechant (1895) des Gurker Domkapitels. Als Pfarrvorsteher von Gurk/Krka verfasste er als einer der

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Quellen  : ADG, Personalakt Schellander. Lit.: J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung«

der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221. Josef Till

Schematismus, kirchlicher, → Pfarrkarte der Diö-

zese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh.

Scheranz, Josef, 1793–1796 Bürgermeister der Stadt

Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph.

Schiefling am Wörther See/Škofiče (Posojilnica za

župnije Škofiče, Loga vas, Otok in Št. Ilj [Darlehenskasse für die Pfarren Schiefling, Augsdorf, Maria Wörth und St. Egyden]), vgl. Sachlemmata  : → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Kirchenchor Schiefling/Škofiče, sowie → Chorwesen  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg  ; → Sattnitz/Gure  ; → Slowenisch in Kärnten/Koroška  ; → Tamburizzamusik  ; Personenlemmata  : → Nagele, Anton  ; → Podgorc, Valentin  ; → Singer, Stefan  ; → Sturm, Andrej. Vgl.: Mir 2. 2. 1905  ; KS 6. 5. 1925  ; KS 28. 2. 1934  ; KS 13. 3. 1935  ; 13. 4. 1938  ; KS 22. 6. 1938  ; KS 10. 5. 1939. Schleicher, Michael (Gemeindesekretär), → Internie-

rungen 1919.

Schloissnigg, Johann Nepomuk, Baron Freiherr von

( Janez Nepomuk Šlojsnik, Schloißnig(g), * 24. Februar 1809 Wien, † 4. Februar 1883 ebenda [ÖBL]), Be-

Tamburaši iz Škofič, Venček štirih domačih pesmi

Schloissnigg, Johann Nepomuk, Baron Freiherr von Einladung zur Hauptversammlung der slowenischen Genossenschaft Schiefling/ Škofiče 1925, KS

J. N. Schloissnig (Foto aus: Josip Mal, Zgodovina slovenskega naroda. Najnovejša doba, 1935, S. 763)

amter, Politiker, u. a. Statthalter von Kärnten/Koroška, Landespräsident in Krain/Kranjska, Abgeordneter der Narodna stranka [Volkspartei] im Krainer Landtag. Stammbaum. Sch. stammte aus einer innerösterreichischen Familie, mit Zweigen in Wien, Niederösterreich, Tirol und Ungarn. Die Familie hatte Besitzungen in → Innerösterreich und auch ausgedehnten Grundbesitz in Ungarn. Der Ahnherr und Urgroßvater väterlicherseits, Gregor(ius), war unter Karl VI. Hofkriegsrat, ehelichte am 13. April 1733 Maria Anna von Cremerius in St. Stephan zu Wien und verstarb 1756. Laut Eintrag in der Heiratsmatrikel aus Sankt Stephan war Gregorius in Clagenfurt aus Cärnthen geboren, womit ein unmittelbarer Kärnten-Bezug der Schlossinigs gegeben ist. Jakob Schloissnigg, der Bruder des Großvaters von Johann Nepomuk, wurde am 9. September 1789 in den erbländischen Ritterstand erhoben, Johann Baptist Schloissnigg (* 23. November 1743, † 16. September 1804), der Großvater selbst, erhielt am 26. Juli 1792 das ungarische »Indigenat«, d. h., er wurde Angehöriger eines adeligen Geschlechtes in Ungarn, und wurde am 15. Mai 1793 in den erbländischen Freiherrenstand erhoben. Franz I. (1777–1850), der Onkel väterlicherseits des Johann Nepomuk, wurden 1825 in den niederösterreichischen Herrenstand erhoben. Dessen Bruder und Vater von Johann Nepomuk, Johann Baptist Marcus (* 25. April 1782, † 30. September

1849), ehelichte Angiolina, geborene Drossi Plastera (Plasterer nach Steeb/Sterneck) (* 25. Mai 1798, † 11. Jänner 1862), welche in St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu nordöstlich von Klagenfurt/Celovec begraben wurde und daselbst ihren Grabstein hat. Sch. hatte drei Geschwister   : Theodor Wilhelm (* 27. März 1817), Victor (* 10. März 1818, † 14. Juli 1851) und Angiolina (* 13. November 1823 Wien, † 10. Dezember 1883 Gries bei Bozen), verehelichte Freiherrin von Sterneck. Sie war verheiratet mit Carl Daublebsky (nach Kneschke) (Daublewsky nach Wurzbach), Freiherr von Sterneck und Ehrenstein und ist ebenfalls in St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu begraben. Angiolina hatte 1860 die Herrschaft Gundersdorf/Gundrska vas bei St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž erworben. Nach dem Tod ihres Ehemanns Carl und da ihre Ehe Kinderlos geblieben war, veräußerte sie Schloss Gundersdorf/ Gundrski grad ein Jahr später wieder. Die Grabsteine ziert u. a. das Wappen der Schloissnig, ein Eberkopf. Der Leichnam von Sch., der in Wien verstorben war, wurde nach Ljubljana überführt, wo er neben seiner vorverstorbenen Gattin Josepha, geborene Fürstin Thurn und Taxis (verwitwete Karl Freiherr Wallbrunn, * 1789, † 21. September 1867) am zwischenzeitlich aufgelösten Friedhof von Sv. Krištof in Ljubljana-Bežigrad beigesetzt wurde. Im von den slowenischen Architekten Jože Plečnik und Ivo Spinčič 1936 an dessen Stelle gestalteten Park Navje, in den die Grabsteine bzw. Epitaphe großer Persönlichkeiten der slowenischen politischen und kulturellen Geschichte befinden (u. a. Anton → Aškerc, Janez → Bleiweiss, Matija → Čop, Josip → Jurčič, Jernej → Kopitar, Anton → Korošec, Fran → Levstik, Anton Tomaž → Linhart, Josip → Stritar, Valentin → Vodnik), ist jener von Sch. nicht zu finden, was auch für die Rezeption Sch.s in Slowenien bezeichnend ist. Bedeutung. Sch. bekleidete nach Abschluss des Rechtsstudiums eine Reihe von Beamtenpositionen, deren Amtsführung ihn als Slowenophilen und Fürsprecher slowenischer nationaler Interessen erscheinen lässt ( J. → Apih). Sein Engagement gegen die Zentralisierung entspricht einem integrativen Staatsverständnis, bei dem die Slowenen als konstitutives Volk der innerösterreichischen Länder bzw. der Monarchie insgesamt angesehen werden (vgl. §  5 → Oktroyierte Märzverfassung, §  3 Kärntner → Landesverfassung von 1849).

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Schloissnigg, Johann Nepomuk, Baron Freiherr von Schloissnig-Grabsteine in St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Schloissnig-Info-Tafel in St. Thomas am Zeiselberg/ Šenttomaž pri Celovcu

Funktionen. Sch. war 1835–37 Kreissekretär in Kla-

genfurt/Celovec, 1838–1840 Sekretär und 1841–1846 Gubernialrat beim Illyrischen Gubernium in Ljubljana. 1847 kam Sch. nach Klagenfurt/Celovec, wurde 1849 Kreishauptmann ebenda und am 8. Dezember 1849 mit Amtswirksamkeit vom 2. Jänner 1850 Statthalter der neu gebildeten Statthalterei von Kärnten/Koroška. Diese Funktion behielt Sch. auch, nachdem die in Landesregierung umbenannte vormalige Statthalterei (Landesbehörde) mit Entschließung vom 1. Juli 1853 neu organisiert und mit 29. Mai 1854 in Wirksamkeit gesetzt worden war. Aufgrund seiner Funktion war Sch. von Amts wegen ab 8. Dezember 1849 bis zu deren Auflösung 1854 Präsident der Grundentlastungskommission sowie der sog. → Landesorganisierungskommission. Die Aufgabe der Letzteren war die praktische insbesondere die Tatsache, dass Sch. etwa das einspraUmsetzung der durch die Oktroyierte Märzverfassung chige deutsche Ortsverzeichnis von Kärnten/Koroška 1849, durch die Grundreform sowie in der Folge durch überarbeitete, das nach dem provisorischen Gesetz vom das Silvesterpatent 1851 notwendigen Reform von 17. März 1849 bereits zuvor erstellt worden war. Er erJustiz und Verwaltung. Neben ›verwaltungstechni- ließ stattdessen den für das gesamte Land durchgehend schen‹ Aspekten hatte die Einteilung der Kronländer zweisprachigen → Landeseinteilungs-Erlass (1) vom nach Rumpler (1988  : 76–77) »natürlich eine gravie- 23. Dezember 1849, kundgemacht im zweisprachigen rende nationalpolitische Komponente«. (Eine Unter- Kärntner → Landesgesetz- und Regierungsblatt vom 16. teilung in Kreise konnte seiner Ansicht nach »auch März 1850. Damit wird die Konstitutionalität beider dem Schutz einer nicht deutschen Minorität in einem Völker im Land als Rechtskategorie bestätigt. Weitere überwiegend deutschen Kronland dienen«.) Sch. hielt zweisprachige Ortsverzeichnisse folgten auch nach der jedoch nach Rumpler (1988  : 77) noch 1852 eine formellen Aufhebung der Märzverfassung (→ LanKreiseinteilung in Kärnten/Koroška für entbehrlich. deseinteilungs-Erlass [2] vom 3. Oktober 1854). Sch. Dass Sch.s diesbezügliche Motivation nicht notwen- ist auch der Herausgeber einer zweisprachigen Fordigerweise ethnopolitisch getragen war, darauf deutet mularsammlung vom 24. Dezember 1850 für die auf

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Schloissnigg, Johann Nepomuk, Baron Freiherr von Schloissnig/Šlojsnik – Landesgesetzblatt, 10. Oktober 1859 in slowenischer Sprache

der Grundlage des Gemeindegesetzes vom 17. März 1849 neu errichteten Gemeinden (unterzeichnet Der Statthalter von Kärnten  : Schloißnigg/Deželni poglavar na Koroškem  : Šlojsnik). 1852 wird Sch. Präsident des provisorischen Landtagsausschusses und der ständigen Verordnetenstelle. Mit seiner Amtszeit ist auch das zweisprachige deutsch-slowenische Erscheinen des → Landesgesetzblattes/deželni zakonik 1850 bis 1859 verbunden. Darin unterzeichnete Sch. ebenfalls seine slowenischen Gesetzestexte in der slowenischen Orthografie Šlojsnik. Dank seiner guten slowenischen Sprachkenntnisse setzte sich Sch. für qualitativ hochwertige Übersetzungen der Gesetzestexte ein und intervenierte etwa beim Redaktionsbüro des → Reichsgesetzblattes wegen der Mängel bei der Übersetzung des provisorischen Gemeindegesetzes (→ Slovenski pravnik). Aufgrund des durchaus nachvollziehbaren Unbehagens angesichts der damals neu geschaffenen und ungebräuchlichen slowenischen → Terminologie und Rechtssprache, wie dies der → Landtagsabgeordnete Johann → Millonig und Andrej → Einspieler 1849 respektive 1851 zum Ausdruck brachten, führte Statthalter Sch. seinerseits eine amtliche Enquete

durch, kommt zur gleichen soziolinguistischen Feststellung, wie sie ebenfalls der Dechant von Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi Johann → Rabitsch zum Ausdruck bringt. Sch. kommt zum Schluss  : »Diesem Umstande kann nur durch das rastlose Bestreben eine allgemeine Bildung zu verbreiten, abgeholfen werden, die Auflage der Gesetze im Volksdialekte aber dürfte in allen Sprachen ein schwieriges und kaum erfolgreiches Auskunftsmittel seyn« (nach Domej, 443). Insgesamt stellt Apih fest, dass Sch. oft auf den Widerstand einer deutschgesinnten Beamtenschaft und politischen Elite stieß. Nachdem Ende 1860 trotz seiner Proteste Kärnten/Koroška administrativ der Statthalterei Graz unterstellt worden war, trat Sch. zurück. Im Ministerratsprotokoll Nr. 264 vom 1. Oktober 1862 findet sich die Einschätzung von Anton Graf Schmerlings (1805–1893) – dem Verfasser der nach ihm benannten Februarverfassung bzw. des Februarpatentes von 1861 – über Sch., der zu diesem Zeitpunkt erst als Landespräsident von Krain/Kranjska vorgesehen war  : »Für den Posten eines Landeschefs in Krain habe er [Staatsminister Schmerling] sich seit dem Tode des → Ullepitsch um einen geeigneten Nachfolger umgesehen, aber weder unter den dort Eingeborenen noch unter den disponiblen höheren Beamten einen gefunden, der wegen hervorragender Leistungsgabe und nach Abstammung und Sprachkenntnissen gerade vorzugsweise für diesen Posten geeignet wäre. Da übrigens das Herzogtum Krain kein so großes Land und die slowenische Bewegung nicht so bedeutend sei, übrigens auch einer Berechtigung entbehre, gedenke er für diese Stelle den disponiblen Statthalter Freiherrn v. Schloissnigg vorzuschlagen. Derselbe sei zwar keine besondere Kapazität und auch nicht sehr energisch, es werde ihm aber gut zustatten kommen, daß er früher Gubernialrat in Laibach war und daher die dortigen Verhältnisse bereits kenne, und da auch die Verhältnisse in Klagenfurt, wo er zuletzt Statthalter war, mit jenen in Laibach ziemlich analog seien, so sei mit Grund zu erwarten, daß er den ihm zugedachten Platz zur Zufriedenheit ausfüllen werde. Derselbe verstehe es auch, die gehörige Repräsentation auszuüben, und es werde durch seine Ernennung zum Landeschef in Krain dessen Ruhegehalt von 6.000 fl. in Ersparung kommen.« Gegen dieses Vorhaben des Staatsministers wurde von keiner Seite Einwendung gemacht. In der Anmerkung heißt es weiters  : »Mit Ah. E. v. 10. 10. 1862 genehmigte der Kaiser den Vorschlag

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Schloissnigg, Johann Nepomuk, Baron Freiherr von

Schmerlings, HHStA, Kab. Kanzlei, KZ 3022/1862, veröffentlicht in der Wiener Zeitung, v. 16. 10. 1862 (M)« (zitiert nach Rumpler, Brettner-Messler, Koch 1896  : 226). Vom 17. Oktober 1862 bis 12. November 1865 »fungierte er mit dem Titel und Charakter eines Statthalters als Landespräsident« von → Krain/Kranjska, wurde jedoch nach dem Fall der Regierung Belcredi aufgrund des Drucks der Deutschen abgesetzt (→ Landeschefs und Landeshauptmänner von Krain/Kranjska). Bereits am 28. Juni 1864 wurde er als Abgeordneter der Narodna stranka [Volkspartei] als Vertreter der Städte und Märkte in den Krainer Landtag gewählt und am 30. Jänner 1867 wiedergewählt. Er widersetzte sich den zentralistischen, vor allem aber deutschgesinnten Bestrebungen des Grafen Anton von → Auersperg in der Landtagssitzung vom 23. November 1865. Am 12. Februar 1866 forderte er als Vorsitzender des zuständigen Ausschusses die Einführung der slowenischen (→ Mutter-)Sprache in Volks- und Mittelschulen. Seine Kritik am Wahlverfahren zum Reichsrat, die er als Leiter eines weiteren zuständigen Ausschusses formuliert und dem Landtag vorgelegt hatte, führte zur

Zweisprachiges Handbuch für den Amtsgebrauch, 1850 (2 Abb.)

Adler-Archiv

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Schnabl, Franc sen.

Apih, Slovenci in 1848. leto

Auflösung desselben am 1. März 1867. Danach zog sich Sch. aus dem öffentlichen Leben zurück. Sch. hatte sich für den Ausbau der Straßen- und Eisenbahninfrastruktur eingesetzt (nach ihm sind aufgrund seines Engagements für den Ausbau der Straße durch das → Gailtal/Zilja die Schloißniggwände/ Šlojsnikove stene ebendort benannt), ebenso betrieb er die Sanierung von Klagenfurt/Celovec und setzte sich für Steuererleichterungen für Ljubljana ein und beteiligte sich aktiv am slowenischen Kulturleben in Ljubljana. So förderte Sch. etwa die → Slovenska matica und wies die Bezirksämter an, die Beitrittsaufrufe der Slovenska matica öffentlich auszuhängen, was Janez Bleiweis in den → Kmetijske in rokodelske novice löblich hervorhob. Nach Sch. ist in der Landeshauptsadt, trotz dessen Bedeutung für Kärntner und slowenische Verfassungs-, allgemeine Rechts- und → Kulturgeschichte, keine einzige Straße und kein Platz benannt. Archive  : KLA  ; NUK (www.dlib.si)  ; UBK, Adler (www.adler-wien.

at), Pfarrarchiv St. Stephan zu Wien  ; Matriken der Schottenpfarre (Wien) (www.matricula-online.eu/), Privatarchiv Karl Hren (Anleitung zur Verwaltung des Gemeinde-Eigenthums/Navod, kako gre s srenjsko lastnino gospodariti, Nr. 11914 vom 24. 12. 1850). Quellen  : KLA, Archiv Dietrichstein, Fasz. CCCIV, 42/8, fol. 272, 274   ; Archiv St.  Stephan (Wien), Trauungsbuch, Tomus 47, Folio 5, recte 13. April 1733  ; Verzeichnis der nach dem provisorischen Gesetze vom 17. März 1849 constituirten neuen Ortsgemeinden mit ihrer Zutheilung in die Gerichts- und Steueramts-Bezirke in dem Kronlande Kärnten. Klagenfurt (?)  : [Kleinmayr], 1849 (?), 59 st.; KLA-REPR-273/3-2014  ; Sig. L 25/1  ; Kärntner Landesgesetzblatt/ Koroški deželni zakonik 1850–1859  ; Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Kärnten. II. Stück/Deželni zakonik in vladni list za koroško kronovino. II. del. Klagenfurt, 16. 3. 1850  ; Currende der politischen Organisirungs-Commission für Kärnten vom 23. Dezember 1849. Über die Eintheilung, den Umfang und Beginn der politischen Behörden im Kronlande Kärnten/Razglas politiške uravnavne komisije na Koroškem od 23. decembra 1849, Razdelik, obseg in začetek politiških oblastnij u koroškej kronovini. Schloißnigg, Commissions-Vorstand/ Šlojsnik, komisijski predsednik, 15–36  ; Anleitung zur Verwaltung des Gemeinde-Eigenthums/Navod, kako gre s srenjsko lastnino gospodariti. [Verordnung  ?] Nr. 11914 vom 24. Dezember 1850, gedruckt bei Ferd. V. Kleinmayr in Klagenfurt, [gezeichnet  :] Der Statthalter von Kärnten  : Schloißnigg/Deželni poglavar na Koroškem  : Šlojsnik, 73 S. (mit Formularen in beiden Landessprachen)  ; Novice, Ljubljana, Jg. 22, Nr. 31, S. 255  ; Partezettel (1883). Lit.: Wurzbach (mit Stammtafel), SBL, ÖBL – Gothaisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Gotha 1853, 408–410  ; J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana 1888 (http://sistory.si), 291 u. 298  f.; F. Ilešič  : Korespondenca dr. Jos. Muršca (Schreiben von M. Cigale an J. Muršec vom 29. 12. 1849). In  : L. Pintar (Hg.)  : Zbornik znanstvenih in poučnih spisov, Nr. VII, Slovenska matica. Ljubljana 1905  ; J. Vošnjak  : Spomini. Ljubljana 1905  ; Wiener genealogisches Taschen-

buch, Bd. I (1926) 346, Bd. V (1933) 155 (Adler Signatur R-7.A)  ; J. Mal  : Zgodovina slovenskega naroda, najnovejša doba, Bd. 13. Celje 1935, 763 (Abbildung)  ; I. Prijatelj  : Kulturna in politična zgodovina Slovencev, 1848–1895, Bd. IV. Ljubljana 1939, 86, 114, 117  ; E. Pinzer  : Geschichte Kärntens von 1850–60, 1 (phil. Diss.). Innsbruck 1953  ; E. Lußnig  : Wahlen in Kärnten 1848–1867 (Dipl.-Arbeit Inst. für Geschichte, UBL Klagenfurt). Klagenfurt 1983  ; E. Webernig  : Der Landeshauptmann von Kärnten. Ein historisch-politischer Überblick. Klagenfurt 1987  ; H. Rumpler (Red.), W. Heindl (bearbeitet von)  : ÖMR, III. Abteilung, Das Ministerium Buol-Schauenstein, Band 1, 14. April 1852–13. März 1853. Wien 1979, XXVII  ff, 301  ff. und III/Band 2, 15. März 1853–9. Oktober 1853. Wien 1979, XIII ff.; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, 439–444  ; H. Rumpler (Red.), H. Brettner-Messler, K. Koch (bearbeitet von)  : ÖMR, Abteilung V, Die Ministerien Erzherzog Rainer und Mensdorff, Band 4, 8. Mai 1862–31. Oktober 1862. Wien 1986, 45, 225 ff., Zitat S. 226  ; H. Rumpler  : Zentralistische Reichspolitik oder Germanisierung  ? Zum nationalpolitischen Gehalt der Politik der Wiener Regierung gegenüber Illyrien-Krain von der Revolution 1848 zum Neoabsolutismus. In  : H. Rumpler, A. Suppan  : Geschichte der Deutschen im Bereich des heutigen Slowenien 1848–1941/Zgodovina Nemcev na območju današnje Slovenije 1848–1941. Wien, München 1988, 63–84  ; J. Mal  : Zgodovina slovenskega naroda. Del 2. Celje 1993 (Nachdruck), 1042– 1043  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, 38 u. 156  ; W. v. Hueck (Bearb.)  : Adelslexikon 12. Rol–Schm. Limburg/Lahn 2001, 492 f.; W. Heindl (Red.), T. Kletečka (bearbeitet von)  : ÖMR II. Abteilung, Das Ministerium Schwarzenberg, Band 1, 5. Dezember 1848–7. Jänner 1850. Wien 2002, 826  ; Ch. Steeb, T. Sterneck  : Die Daublebsky, Freiherren von Sterneck zu Eberstein. Zur Geschichte und Genealogie der seit fast zweihundert Jahren in Kärnten beheimateten Linie einer böhmischen Adelsfamilie. Klagenfurt am Wörthersee 2011, 37–38, 74  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Klagenfurt/Celovec [2011], 165–188. Bojan-Ilija Schnabl

Schnabl, Franc jun. → Schnabl, Franc sen. Schnabl, Franc sen. (Šnabl, * 23. März 1879 Achomitz/Zahomec [Hohenthurn/Straja vas], † 13. Jänner 1954 Klagenfurt/Celovec), Gewerbetreibender, Handelsmann, Kulturaktivist und angesehener Aktivist im slowenischen Genossenschafts- und Bankwesen in Klagenfurt/Celovec. Sch. war das siebente von 13 Kindern des Achomitzers Gregor → Schnabl (1840–1918) vulgo Štalar und seiner Frau Jožefa, geborene Kriegl (vulgo Kriglova bzw. nach der Verehelichung vulgo Štalarca) (1846– 1927). Sch. war Bruder der Franca/Franziska (1887– 1968), die mit Dr. Herman → Vedenik/Wedenik verheiratet war, sowie der Josefa (1874–1932), verehelicht mit Ferdinand Münch. Beide hatten zeitweise in Ägypten gearbeitet (→ Aleksandrinke [Alexandrinerin-

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Schnabl, Franc sen.

Der nächste Schritt in seinem Lebensweg spiegelt die traditionellen Verbindungen der Gailtaler Slowenen mit → Trieste/Trst/Triest, zumal Sch. eine Handelspraxis beim Gailtaler Franc Wiegele in der Küstenstadt absolvierte und erst 1910 nach Kärnten/ Koroška zurückkehrte (→ Binnenwanderung). Er pachtete ein Lebensmittelgeschäft in der Neugasse (heute Meisengasse) in St.  Ruprecht/Šentrupert bei bzw. heute in Klagenfurt/Celovec und heiratete im selbem Jahr seine erste Frau Jožefa bzw. Josefine Joschep. 1915 kaufte er das Geschäft, doch verlor er im selben Jahr seine Frau, die ihm zwei Kinder geboren hatte, von denen eines, die Tochter Milka (5. Dezember 1912–9. März 1915), ein halbes Jahr zuvor verstorben

nen]). Zahlreiche Korrespondenz- und Ansichtskarten aus Ägypten geben Zeugnis davon. Mit 21 Jahren absolvierte er die Tischlerlehre, wurde Tischlermeister und übte in der Folge diesen Beruf mehrere Jahre aus. In dieser Zeit baute er eine (nach mündlicher Überlieferung zwei) Hütten zusammen mit dem Meister Oman auf der Achomitzer Alm/ Zahomška planina. Aus dieser Zeit waren bzw. sind auch Planzeichnungen von gründerzeitlichen und Jugendstilmöbeln erhalten, so auch von einem Haustor vom 7. Dezember 1904. Eine an Sch. adressierte Postkarte aus Ägypten vom 24. November 1904 apostrophiert diesen als »Frequentanten des Meisterkurses k. k. technlg. Gewerbe-Museum, Wien IX« (Poststempel aus Mansoura vom 29. November 1904, Poststempel aus Alexandrien vom 30. November 1904). Aufgrund gesundheitlicher Beschwerden musste er jedoch den Beruf wechseln und entschied sich für den Handel. 1905 ist aus einem Artikel in der Zeitung → Mir sein kulturelles Engagement als Laienschauspieler im Rahmen des → Kulturvereins → Zila belegt (→ Kulturaktivist, → Laienschauspiel).

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Ansichtskarte aus Kairo, 4.7.1906, Archiv Paul Miroslav Schnabl

Franc Schnabl sen. (1879–1954)

Schnabl, Franc sen, Franc jun, Paul in Trieste/Trst/Triest

Schnabl, Franc sen.

Haustor, Architekturzeichnung, signiert Fr. Schnabl, Wien am 7.12.1904; Archiv Paul Miroslav Schnabl

Ansichtskarte aus Kairo, 30.12.1932, Archiv Paul Miroslav Schnabl

war. 1920 heiratete er Leopoldine Malle, die ihm vier weitere Kinder schenkte. Die beiden Töchter aus dieser Ehe verstarben ebenfalls früh. Die erste, Milka (1907– 1921), wurde am 12. September 1925 von einem Auto überfahren, die zweite, Danica (geb. 10. Oktober 1928), starb beim großen Bombenangriff am 16. Jänner 1944. Die schriftlichen und mündlichen Quellen weisen Sch. als einen ungemein aktiven Handelstreibenden aus, der allseits hohes Ansehen genossen hatte. Die Zeitung → Koroški Slovenec berichtet anlässlich des 25-jährigen Geschäftsjubiläums 1935, wie er von den Sozialdemokraten respektiert wurde, obschon er eine religiöse, konservative Weltanschauung vertrat, ebenso wie von den »Deutschen«, denen er seine slowenische Identität nicht verheimlichte und diese seinen Kindern

weitergab. Sein Sohn aus erster Ehe, Franc jun. (14. Juni 1911–11. Mai 1987), ging ebenso wie sein Vater bei Franc Wiegele in Trieste/Trst/Triest in die Lehre, erwarb in Ljubljana ein Geschäft und heiratete am 19. Juni 1938 in Ljubljana Mira Pfeifer und behielt auch nach der Übersiedlung nach Klagenfurt/Celovec 1945 das Slowenische als Familiensprache und im Geschäftsleben. Das gesellschaftliche Engagement für die Slowenen von Sch. ist durch zwei Druckkostenspenden für die → Mohorjeva 1927 belegt, vor allem aber durch seine vielseitige Unterstützung für slowenische Gailtaler Studenten (laut mündlicher Quellen u. a. von Mirt und Franci → Zwitter). Sch. engagierte sich seit seiner Ankunft im slowenischen politischen und Kulturleben

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Schnabl, Franc(k)a/Franziska

der Stadt. Er war im → Politično in gospodarsko društvo za Slovence [Politischer und wirtschaftlicher Verein für Slowenen] aktiv und hatte dabei besondere Verdienste für den Ankauf des Hotels Trabesinger in der Völkermarkter Straße/Velikovška cesta, das ein wichtiger Treffpunkt für die Slowenen der Stadt war. Lange Jahre war er Ausschussmitglied der Mohorjeva. Größte Verdienste hatte er für das slowenische → Genossenschaftswesen und für das autonome Bankwesen, wo er über Jahrzehnte an maßgeblicher Stelle mitgestaltete. 1921 wurde Sch. Ausschussmitglied der Posojilnica Celovec [Spar- und Darlehenskasse Klagenfurt/Celovec]. Für die Zeit des Krieges sind bisher nur mündliche Quellen vorhanden, die ihn als unerschütterlichen identitätsbewussten Slowenen ausweisen (→ Identitätsbewusstsein). Er war demnach drei Wochen in Gestapo-Haft, wurde jedoch wieder freigelassen. (Im Erlebnisbericht Celica št. 80 [Zelle nr. 80] wird von einem Mithäftling »Fronc« aus St. Ruprecht/Šentrupert berichtet.) Weitere Quellenforschungen sind auch für die Zeit bzw. die Tage der Befreiung vom Faschismus notwendig, wobei vor allem englische, aber auch jugoslawische Kriegsarchive und deren Nachfolgeeinrichtungen relevant erscheinen (laut mündlicher Überlieferung frequentierten englische Offiziere das Haus in der Neugasse). Am 18. Juli 1946, als die Klagenfurter Posojilnica wiedererrichtet wurde, wurde Sch. zum Vizepräsidenten der Bank gewählt. Archive  : Privatarchiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/Zahomec)  ; Mira Schnabl (Klagenfurt/Celovec)   ; Konvolut an Korrespondenz- und Ansichtskarten  : Paul Miroslav Schnabl (Magdalensberg/ Štalenska gora)  ; Slovenski znanstveni inštitut Celovec/Slowenisches Wissenschaftsinstitut Klagenfurt (SZI). Quellen/Web  : [Architekturzeichnung] Fr. Schnabl  : Mod. Haustore, Grundriss, Höhenschnitt. Links oben  : Doppeladler mit Stempel »Gewerbeförderungsdienst des k. k. Handelsministeriums, Meisterkurs für Bautischler«. Datiert  : Wien am 7. 12. 1904  ; Ziljska Bistrica. In  : Mir, 2. 3. 1905  ; Za tiskovni sklad so darovali. In  : Koroški Slovenec, 12. 1. 1927  ; Za tiskovni sklad so darovali. In  : Koroški Slovenec, 16. 3. 1927  ; Petindvajsetledtnica trgovca g. F. Schnabla. In  : Koroški Slovenec, 21. 8. 1935  ; Vesele in blagoslovljene božične praznike … [Weihnachtswünsche der Aktivisten, u. a. von Franc Schnabl]. In  : Koroški Slovenec, 19. 12. 1935  ; Bilo srečno  !, In  : Koroški Slovenec, 29. 6. 1938  ; Slovenska posojilnica v Celovcu oživljena. In  : Koroška kronika, 19. 7. 1946  ; Zgodovina slovenske posojilnice v Celovcu. In  : Koroška kronika, 26. 7. 1946  ; Umrl je mož dela, poštenja in značaja. In  : Slovenski Vestnik, 22. 1. 1954 (sämtlich www.mindoc.eu)  ; Celica št. 80. In  : Družinske večernice. Celovec 1948, 37–39 (mit Dank an Brigitte Entner/SZI Celovec für den Hinweis zu Celica št. 80).

Bojan-Ilija Schnabl

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Schnabl, Franc(k)a/Franziska (* 15. Februar 1887

Achomitz/Zahomec, †  10. Jänner 1968), Tochter des Gregor → Schnabl, Schwester des Franc → Schnabl, verehelicht mit Dr. Herman → Vedenik, → Aleksandrinke [Alexandrinnerinnen]. Schnabl, Gregor (* 2. März 1840 Achomitz/Zahomec [Hohenthurn/Straja vas], † 2. April 1918 ebd.) Landwirt und Handelsmann. Der Bruder des Hohenthurner → Bürgermeisters Johann → Schnabl (1827–1904) erhielt nach dem Besuch der Volksschule in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji eine weitere schulische Ausbildung in → Villach/ Beljak. Nach mehrjährigem Militärdienst (1860–1867), während dem er u. a. an der Schlacht von Custozza (1866) teilnahm und mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde, kehrte er nach Achomitz/Zahomec zurück, wo er nach seiner Heirat 1871 mit der Achomitzer Bauerntochter Josefa/Jožefa Kriegl (1846– 1927) eine Landwirtschaft erwarb und später auch als Handelsmann, insbesondere als Holzhändler, tätig war. Einer seiner Söhne war der in Klagenfurt/Celovec tätige Kaufmann und slowenische Genossenschaftsfunktionär Franz/Franc → Schnabl (1879–1954). Seine Tocher Franziska heiratete den Epidemiologen Dr. Herman(n) → Vedenik/Wedenig (1881–1924) (→ Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]). Sch. besaß ungewöhnlich gute – offenbar während seines Militärdienstes erworbene – juristische Kenntnisse und eine für die damalige bäuerliche Gesellschaft des → Gailtales nicht minder außergewöhnliche Schriftlichkeit, die ihm eine z. T. recht umfangreiche Beratungstätigkeit in Rechtsangelegenheiten erlaubte und die er auch bei der Verwaltung und Rechnungsführung des ortseigenen, rund 300 Hektar großen Waldbesitzes einsetzte. Seit den 1870er-Jahren war Sch. Mitglied der Gemeindevertretung von Hohenthurn/Straja vas und auch in der Verwaltung der Gemeinde eingesetzt. Daneben war Sch. in den zwischen 1872 und 1904 im Gebiet der Gemeinde Hohenthurn/Straja vas gegründeten Vereinen führend tätig (→ Vereinswesen, → Kulturvereine). Er galt als prononcierter und profilierter Vertreter slowenischer Interessen und trat auch mit Zeitungsartikeln an eine breitere Öffentlichkeit heran. Seine Reflexionen zum Zeitgeschehen, insbesondere zur Gemeinde- und regionalen Politik, legte er zudem in Memoranden nieder, die offenbar jedoch nicht für eine Veröffentlichung gedacht waren, sich z. T. aber in seinem Nachlass erhalten haben. Sch. gehörte jener älteren Generation kon-

Gregor Schnabl, Archiv Peter Wiesflecker

Familie Gregor Schnabl, Grabstein in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, Foto Georg Gindl

Schnabl, Johann

Ansichtskarte aus Kairo vom 29.11.1903, Archiv Paul Miroslav Schnabl

servativer Gailtaler Slowenen an, für die eine Durchsetzung slowenischer Interessen nur im Gesamtverband der Habsburgermonarchie vorstellbar war.

Jänner 1904 ebd.), Gast- und Landwirt, Holzhändler, Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas, Kulturaktivist. Der spätere Hohenthurner → Bürgermeister Sch. besuchte die Volksschule in Feistritz an der Gail/ Bistrica na Zilji und dürfte im Anschluss daran eine weitere schulische Ausbildung in → Villach/Beljak erhalten haben, ehe er den landwirtschaftlichen Besitz seines verstorbenen Vaters in Achomitz/Zahomec übernahm, den er um 1850 durch ein Gasthaus, das er an der neuen sog. Reichsstraße errichtete, erweiterte. In späteren Jahren war Sch. auch als Holzhändler tätig. 1858 löste der prononcierte Slowene den bisherigen liberalen Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas Johann → Millonig in dieser Funktion ab und wurde durch Wiederwahl mehrfach bestätigt. Sch. stand – mit Unterbrechungen in den 1870er-Jahren – durch mehr als 20 Jahre an der Spitze der Gemeinde Hohenthurn/ Straja vas und wurde dafür 1883 mit dem Goldenen Verdienstzeichen ausgezeichnet. Neben seiner wirtschaftlichen und politischen Tätigkeit war Sch. auch bei der Gründung slowenischer Vereine im Gemeindegebiet aktiv, nachdem er zuvor schon einzelnen in Klagenfurt/Celovec bestehenden slowenischen Kulturund politischen Vereinen angehört hatte (→ Kulturvereine, → Vereinswesen). Unter seiner Federführung wurde 1887 in Feistritz/Bistrica ein Zweigverein des → Ciril-Metodova družba [Cyrill- und Methodverein] gegründet. Schon 1872 hatte er zu den ersten Mitgliedern des von Ferdo → Wiegele gegründeten Wechselseitigen Spar- und Vorschussvereins Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji gehört (→ Genossenschaftswesen). Zwei seiner Enkel – Alois Schaubach und Johann → Schnabl – waren als slowenische Kandidaten ebenfalls Bürgermeister der Gemeinde Hohenthurn/ Straja vas (→ Koroška slovenska stranka). Ein weiterer Enkel Schnabls war Fran(z) → Schaubach.

Quellen  : ADG und Pfarrarchiv Feistritz/Gail, Tauf-, Heirats- und Sterbematriken. Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz), Nachlass Gregor Schnabl. Lit.: P. Wiesflecker  : »… Živela je v stari štalci, … kuhala je kar na tleh …«. Reveži in skrb sanje v 19. stoletju in v začetken 20. stoletja ob primeru župnij Ziljska Bistrica in gorje na Zilji. In  : KMD 2013. Klagenfurt/Celovec 2012. 49–55, v. a. 49–51.

Quellen  : ADG und Pfarrarchiv Feistritz/Gail, Tauf-, Heirats- und Sterbematriken. Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz), Sammelmappe Familie Schnabl vlg. Hrepec. Lit.: P. Wiesflecker  : Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraumes und seiner Menschen. Klagenfurt 2009, 212, 217–218, 350.

Schnabl, Johann (Šnabl, Janez, * 26. Dezember 1827

Schnabl, Johann ( Janez, vulgo Hrepec, * 7. September 1897 Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, † Achomitz/ Zahomec 11. Juli 1964), Gast- und Landwirt, sloweni-

Peter Wiesflecker

Achomitz/Zahomec [Hohenthurn/Straja vas], † 24.

Peter Wiesflecker

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Schnabl Josefa

scher Bürgermeister von Hohenthurn/Straja vas, Kulturaktivist. Der Enkel des langjährigen → Bürgermeisters von Hohenthurn/Straja vas Johann → Schnabl (1827– 1904) besuchte nach der Volksschule in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji von 1914–1915 die beiden ersten Klassen der Lehrerbildungsanstalt in Maribor, die er positiv absolvierte. Im Oktober 1915 rückte Sch. als Einjährigfreiwilliger ein und war bis November 1918 an der Südfront eingesetzt, zuletzt im Rang eines Fähnrichs. Nach der Rückkehr aus der italienischen Kriegsgefangenschaft (November 1918 bis August 1919) übernahm er den väterlichen Besitz vulgo Hrepec in Achomitz/Zahomec (Gast- und Landwirtschaft). 1928 wurde Sch. als Kandidat der → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] zum Bürgermeister der Gemeinde Hohenthurn/Straja vas gewählt (Wiederwahl 1932, Bestätigung im Amt 1935). Seit 1930 war er auch als Gemeindebeamter der Gemeinde Hohenthurn/Straja vas tätig. Gemeinsam mit dem Feistritzer Mesner und Organisten Johann → Pipp leitete Sch. in der Zwischenkriegszeit einen von Philipp → Millonig in Achomitz/Zahomec gegründeten Chor und war auch im slowenischen → Kulturverein → Zila aktiv, dessen Veranstaltungen in Schnabls Gasthaus stattfanden, wo auch die Vereinsbibliothek untergebracht war (→ Chorwesen, → Lesekultur). 1938 wurde Sch. seines Amtes als Bürgermeister enthoben, blieb jedoch als Gemeindesekretär im Amt, ehe er 1942 zum Militärdienst eingezogen wurde, bei dem er, zuletzt als Leutnant, in Norwegen eingesetzt war, von Schneider, Matthias (Šnajder, Matija, * 7. Februar wo er 1945 heimkehrte. Nach 1945 war Sch. als Sekretär am Gemeindeamt 1784 St. Egyden/Šentilj [Velden am Wörther See/ Feistritz/Bistrica na Zilji tätig und betrieb gemeinsam Vrba], † 7. Mai 1831 Graz), Geistlicher, Dichter, Aufmit seiner Frau die familieneigene Gast- und Land- klärer, Kulturaktivist. S. besuchte (1797–1804) das Gymnasium in Klagenwirtschaft in Achomitz/Zahomec. An seine politische furt/Celovec und studierte danach vor Ort (1804–1808) Karriere konnte er nach 1945 nicht mehr anschließen. Theologie. Nach seiner Priesterweihe war er als KapQuellen  : ADG und Pfarrarchiv Feistritz/Gail, Tauf-, Heirats- und lan in St.  Stefan/Šteben tätig, danach als Provisor in Sterbematriken. Mitteilungen DI Josef Schnabl (Klagenfurt). Pfarr- Monte Santo di Lussari/Luschari/sv. Višarji und wieder archiv Göriach, Liber memorabilium I. Kaplan in → Tainach/Tinje. Nach seiner pastoralen Lit.: Prosvetno društvo »Zilja« v Zahomcu. In  : KSK 1959. Celovec, Tätigkeit wurde S. zum Professor für Moraltheologie 129−131  ; P. Wiesflecker, Hohenthurn. Geschichte eines Lebensraumes berufen und schließlich zum stellvertretenden Direktor und seiner Menschen. Klagenfurt 2009, 231–235. des → Priesterseminars in Klagenfurt/Celovec ernannt. Peter Wiesflecker Unheilbar krank zog er sich 1820 nach Graz zurück, Schnabl Josefa (* 16. März 1874 Achomitz/Zahomec, wo er auch starb. Urban → Jarnik schätze seine Bega† 1932), Tochter des → Schnabl, Gregor, Schwester bung und seine Sprachkenntnisse. Wie dieser bemühte des → Schnabl, Franc sen., → Aleksandrinke [Alex- sich S. energisch darum, die sprachwissenschaftliche, andrinnerinnen]. ethnologische und literarische Tätigkeit in Kärnten/

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Gostilna – Gasthaus J. Schnabl – Hrepec, Achomitz/ Zahomec, Archiv Jozej Schnabl KS, 20. 1. 1926

Schrattenbach, Vinzenz Josef

Koroška zu fördern und zu entwickeln. In Wallfahrts- (1888)  ; L. Legiša  : ZSS 2. (1959), 44, 55, 67  ; A. Gspan, A. Slodnjak  : orten sammelte er Wortmaterial, das er über Jarnik an Cvetnik slovenske vezane besede. 2. Ljubljana 1979, 47, 315. Irena Novak Popov  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl Jernej → Kopitar, Janez Nepomuk → Primitz und Valentin → Vodnik weiterleitete. Weiters sammelte S. ethnografisches Material und korrespondierte mit Schöndorf/Lepa vas bei St.  Michael ob der Gurk Josef → Dobrovský. Sein einziges, heute bekanntes (Windisch St.  Michael)/Sloveniji Šmihel (StadtgeGedicht, die Ode Pobudenje k veselju [Anregung zur meinde → Völkermarkt/Velikovec). Lit.: R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do leta Freude], war um 1816 entstanden und wurde, nur mit 1918. Bestandsaufnahme der Kärntner utraquistischen wenigen Eingriffen des Redakteurs versehen, unter dem Titel Posrčenje [Beherzung] im fünften Band des Schulen bis 1918. Klagenfurt/Celovec 1980, 40, 81. Almanachs Krajnska čbelica (1848) publiziert. In wohlgeformten Versen besingt S. die Lebensfreude, die an- Schrattenbach, Vinzenz Josef (Graf von Schrattenmutige und gütige Natur und den slowenischen Fleiß. bach, Fürst von Schrattenbach, Freiherr von Osterwitz, Verschollen blieb ein Manuskript von 384 Seiten mit * 1744 Brno [Brünn, Mähren], † 25. Mai 1816 ebd.), dem Titel Basne. Tud za pokušino [Fabeln. Auch zum Geistlicher, Bischof von Lavant (1777–1790). Sch. stammte aus einer mährischen Adelsfamilie Probieren], datiert mit »Wrata, 12. Oktober 1817« [Thörl/Vrata, 12. Oktober 1817] und mit »En Wiwat mit Sitz auf Ojstrica (dt. Osterwitz) in der UntersteiIllyry« [Ein Vivat den Illyrern] unterzeichnet, das of- ermark/Spodnja Štajerska. Vor seiner Weihe zum Bifenbar an Vodnik anknüpft. Diese Handschrift, auch schof von → Lavant im Frühjahr 1777 war S. Domherr Vraški rokopis [Handschrift von Thörl] genannt, enthielt in → Salzburg, er behielt aber auch danach das Amt 42 Gedichte über Heimatliebe im aufklärerischen und des dortigen Kanonikus. Dazu wurden ihm die Propsvorromantischen Geist, weiters das Versdrama Ulrich tei St. Maurizen in Friesach, das Generalvikariat über Graf Zellsky, Ena igra v treh aktih [Ulrich, → Graf Unterkärnten/Spodnja Koroška sowie das Salzburger von Cilli, ein Stück in drei Akten] mit dem Stoff des Vizedominat Friesach erteilt. Er trug wesentlich zur → Volksliedes von → kralj Matjaž und der Rohrdom- Reform der Diözese bei und schlug 1784 vor, den Sitz mel aus → Celje sowie Tagebuchaufzeichnungen. In der Diözese von → St. Andrä (Šentandraž) nach Kladen längeren narrativen Gedichten geißelt S. das Auf- genfurt/Celovec zu verlegen, was jedoch misslang. Als geben der heimischen Sprache, fordert die Eltern auf, er 1788 zum Salzburger Dompropst gewählt wurde, die Kinder im slawischen Geist zu erziehen, ruft die trat Sch. als Bischof zurück, behielt aber den Fürstentislawischen Brüder zu Hilfe und macht auf die Folgen tel. Wegen des frühen Todes seines Nachfolgers Gander deutschen Aspirationen auf den slawischen Süden dolph Ernst Graf von Küenburg im Jahr 1793 kehrte aufmerksam. Er lobt die Wohltäter des slowenischen Sch. im Sommer 1795 nach Lavant zurück, verließ aber Volkes Primož → Trubar, Johann Weikhard von im Herbst 1800 auch wegen seiner Konflikte mit der → Valvasor, Sigismund → Zois, Dobrovský und Regierung Lavant endgültig und übernahm das BiNapoleon  ; Dobrovský hält er Entfremdung von den schofsamt von Brno (Brünn), das er bis zu seinem Tode slawischen Völkern vor und prophezeit ihm Vergessen. innehatte. In seiner Bischofszeit wurde Lavant von France → Kidrič sieht in der formalen Vollkommen- einer Diözese mit überwiegend deutschsprachiger zur heit mit philologischem Horizont, die den Vraški ro- einer mit überwiegend slowenischsprachiger Bevölkekopis auszeichnet, ein Indiz für die Autorenschaft von rung. Da sich sein Familiensitz in der Untersteiermark/ S. Die Handschrift entdeckte A.  V. Globočnik in Spodnja Štajerska befand, war Sch. die kulturelle VielArnoldstein/Podklošter und berichtete darüber unter falt → Innerösterreichs wohlbekannt. Das zeigt sich in dem Titel Slovenische Fragmente im Feuilleton der Praseinem Brief an Kaiser Joseph II. aus dem Jahr 1783, ger Zeitung Politik 1888 Nr. 56 vom 25. Februar. Eine in dem er, als Gegner der Errichtung eines gesamtinneZusammenfassung brachte die erste slowenischen Tarösterreichischen Seminars in Graz, der Regierung Ungeszeitung Slovenski narod 1888, Nr. 48. kenntnis über ihre Völker vorwarf und auch schon vor dem Auftreten interkultureller Konflikte warnte. Seine Quellen  : ADG. Arbeit machte Sch. für lange Zeit zum beliebtesten LaLit.: SBL  ; OVSBL. – A. V. Globočnik  : Slovenische Fragmente. In  : Politik, Nr. 56 (25. 2. 1888)  ; Podlistek praške Politike. In  : SN, Nr. 48 vanter Bischof bis Anton Martin → Slomšek.

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Schrift

Quellen  : KLA, Repräsentation und Kammer – Landeshauptmann-

Handschriftlicher Eintrag in einem Evangelium aus 1780, wahrscheinlich 1811, Nachlass Lisca Watzko

schaft (RLH), III. Gubernium Graz 1783, Fasz. IX, 56, Publico Ecclesiastica 1783, b) Juni–Dezember  ; Lavanter Bischof Vinzenz Joseph von Schrattenbach an Kaiser Joseph II., 9. 6. 1783. Lit.: F. Kovačič  : Zgodovina lavantinske škofije. Maribor 1928, 340–343, 346–348. F. M. Dolinar  : Načrti za reorganizacijo Lavantinske škofije od Jožefa II. do Slomška. In  : A. Lah (Hg.)  : 130 visokega šolstva v Mariboru. Maribor 1991, 56–58  ; T. Domej  : O skupinski identiteti na Koroškem v prednacionalnem obdobju. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija Majar-Ziljski. Klagenfurt 1995, 47–48  ; P. G. Tropper  : Die Übertragung des Lavanter Bischofssitzes von St.  Andrä im Lavanttal nach Maribor aus der Sicht der Steiermark. In  : Anton Martin Slomšek na Koroškem – Anton Martin Slomšek in Kärnten. Zbornik simpozija 26. in 27. novembra 1999 v Katoliškem domu prosvete v Tinjah. Sammelband des Symposiums am 26. und 27. November 1999 im Bildungsheim in Tainach. Ured./Red. Hanzi Filipič. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000, 63–118. Žiga Oman

Schrift. Das Slowenische wurde durchgehend in lateinsicher S. geschrieben. Die kyrillo-methodianische → Glagolica selbst hat nur minimale Spuren in Istrien/ Istra hinterlassen. Die → Freisinger Denkmäler aus der zweiten Hälfte des 10., Anfang des 11. Jh.s, die ältesten slowenischen und slawischen Schriftdenkmäler, sind in karolingischer Minuskel geschrieben ebenso folgen alle weiteren Schriftdenkmäler den Usancen des jeweils dominierenden Staatswesens bzw. sind dem Einfluss der jeweils in Gebrauch stehenden Schrift und Orthografie unterworfen. So weist K. → Štrekelj etwa auch auf den Einfluss der italienischen Orthografie beim Čedadski rokopis [Handschrift von Castelmonte] hin (vgl. auch → Klagenfurter Handschrift, → Standardsprache). Mit dem protestantischen slowenischen Buchdruck geht die notwendige Standardisierung der schriftlichen Übertragung des slowenischen phonetischen Systems einher. Adam → Bohorič beschrieb in der ersten slowenischen → Grammatik Arcticae horulae … (1584) die nach ihm benannte und von ihm wissenschaftlich beschriebene, auf dem lateinischen Alphabet beruhende Schrift, die sog. Bohoričica. Dabei erhielten die slowenischen Zischlaute und ihre entsprechenden postalvelaren Frikativ-Laute jeweils unterschiedliche Zeichen bzw. Zeichenpaare (Z, z = c, ZH, zh = č, S, ſ = s, SH, ſh = š, S, s = z und SH, sh = ž). Die Bohoričica wurde bis ins 19. Jh. verwendet. Die ältesten slowenischen → Inschriften im öffentlichen Raum in Kärnten/Koroška wurden in der Bohoričica im Barbara-Freskenzyklus in → St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici um 1768 verfasst.

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Der slowenische aufgeklärte Erudit Johann Sigismund ( Janez Žiga) → Popowitsch/Popovič schlägt in seinem Buch Untersuchungen vom Meere (Leipzig 1780) für das Slowenische das ihm aus der Kyrilica bekannte System »ein Graphem für ein Phonem« vor. Daraus schuf er Zeichen für č, š, ž. Von seiner Idee ausgehend entwickelten sich im 19. Jh. verschiedene Versuche einer adäquaten Schrift für die slowenische Sprache. Ihm folgend erkannte Jernej → Kopitar die Notwendigkeit, eine dem slowenischen und slawischen phonetischen System angepasste moderne Schrift zu entwickeln, die dem Grundsatz, ein Graphem für ein Phonem, folgen sollte. In Folge schufen 1824 Peter Dajnko die Dajnčica und Franc → Metelko die Metelčica, um die bis dahin gebräuchliche Bohoričica zu ersetzen. Ein regelrechter »Abc-Krieg« (abecedna vojna) um den Gebrauch der angemessensten Schrift wurde zwischen 1831 und 1833 ausgetragen. Bei der Metelčica, die zwischen 1825 und 1833 in Gebrauch war, kommen einerseits aus dem Kyrillischen entlehnte Sonderzeichen für die Zischlaute zur Anwendung (η, η = c, Ццɥ, , , = č, S, s = s, , ш ɯ  = š, ɰ, ɰ  = šč, З, з = z, ,  = ž) und andererseits Sonderzeichen für Halb- und »Weich«-laute (H, h =

Schrift Handschriftlicher Eintrag in einem Evangelium aus 1780, Ex libris Aloysii Malle 1811, Nachlass Lisca Watzko Geistliches Lesebuch 1814, Nachlass Lisca Watzko

Kehlkopf-h, ,  = velares h,  , = lj, Ŋ, ,  = nj) bzw. betonte und unbetonte Laute (E, e = betontes offenes ê oder unbetontes e, Є, є, = betontes geschlossenes é, Ƨ, ƨ = Halblaut e [ǝ], O, o = betontes geschlossenes ó oder unbetontes o, ,  = betontes offenes ô). Die Metelčica fand jedoch laut Jože Toporišič kaum bedeutende Anwender, vor allem aber lehnten sie der Kärntner Urban → Jarnik, die Steirer Anton Murko und Anton Martin → Slomšek ab, in → Krain/Kranjska die Herausgeber der Kranjska čebelica und höhere kirchliche Kreise, so dass sie nach dem Abc-Krieg für den Schulgebrauch sogar verboten wurde. Die Dajnčica, die zwischen 1824 und 1839 vor allem in der slowenischen östlichen Steiermark/Štajerska (vzhodna Štajerska) in Gebrauch war, beschränkte die Sonderzeichen auf die Zischlaute (C, c = c, Ч, ч = č, S, s = s, , , = š [später als  dargestellt], Z, z = z, X, x = ž) sowie die von Dajnko bis 1829 Sonderzeichen für nj (Ŋ, ŋ) und das regional gebräuchliche ü (Y, y). Nach Jakob Rigler wurden ca. 50.000 Buchexemplare in dieser Schrift herausgegeben, doch widersetzte sich dieser Schrift Anton Murko, der den Weg für die Gajica öffnete.

Durchsetzen konnte sich schließlich die Gajica, die 1830 vom kroatischen Sprachwissenschafter Ljudevit → Gaj von der tschechischen hussitischen Schrift übernommen worden war (→ Hus, Jan). In ihrer slowenischen Version enthält sie die bis heute üblichen Sonderzeichen für tsch = č, sch = š und das französische j in journal = ž. Zudem verwendet Gaj die Doppelbuchstaben lj un nj sowie je nach Bedarf zur Unterscheidung Akut-, Kurz- und Zirkumflex-Zeichen. Der Halblaut [ǝ] wird nicht gesondert wiedergegeben. Stanko → Vraz publizierte erstmals 1839 seine Narodne pesmi … und damit ein slowenisches Buch in dieser Schrift. Ihm folgten Jovan Vesel Koseski, France → Prešeren, Janez → Bleiweis und Anton Martin → Slomšek. Franz → Miklosich verwendete die Gajica in seinen Lesebüchern für Mittelschulen. Diese trugen wesentlich zur Popularisierung der Gajica bei, die bis heute in Gebrauch ist. Aus rechtshistorischer Sicht wird zeitgleich auf der Grundlage der Verfassungsbemühungen von 1848/49 (→ Oktroyierte Märzverfassung) die von Franz Miklosich maßgeblich beeinflusste und im Zuge der

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Schuchardt, Hugo

Übersetzung des → Reichsgesetzblattes 1853 erstellte »deutsch-kroatische, serbische und slowenische Separatausgabe« der juridisch-politischen → Terminologie (vgl. → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung) die maßgebliche sprachnormative Grundlage für die von Minister → Thun-Hohenstein zugebilligten, für alle Slowenen einheitlichen → Schulbücher, einschließlich der Verwendung der Gajica.

Geistliches Lesebuch s. d, Nachlass Lisca Watzko

Quellen  : A. Bohorizh  : Arcticae horulae succisivae, de latinocarniolana literatura, ad latinae linguae analogiam accomodata, […]. Wittenberg 1584  ; A. Bohorizh  : Arcticae horulae ſucciſivae – Zimske urice proste (Üb. J. Toporišič). Maribor 1987  ; J. S. Popowitsch  : Untersuchungen vom Meere. Leipzig 1750. Lit.: ES ( J. Rigler  : Bohoričica, Dajnčica, J. Toporišič  : Gajica, Metelčiča). – M. Čop  : Abecedna vojna. Ljubljana XXX  ; K. Štrekelj  : Historična slovnica slovenskega jezika. Maribor 1922, 35  f.; J. Schröpfer  : Hussens Traktat »Orthographia Bohemica« – Die Herkunft des diakritischen Systems in der Schreibung slavischer Sprachen und die älteste zusammenhängende Beschreibung slavischer Laute. Wiesbaden 1968  ; K. Sturm-Schnabl  : Slowenische Lexikographie. In  : Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Hg. F. J. Hausmann, O. Reichmann, H. E. Wiegand, L. Zgusta. Berlin, New York 1990, 2296–2302  ; T. Domej  : Stenske slike s slovenskimi napisi v župnijski cerkvi v Šmartinu na Teholici. In  : KMD 199. Celovec 1997, 108–110.

Bojan-Ilija Schnabl, Katja Sturm-Schnabl

Schuchardt, Hugo (1842–1927), deutscher Romanist, → Sprachmischung, mittelalterliche. Schulbuch. Die Geschichte der slowenischen Lehr-

und Schulbücher reicht bis in die Reformationszeit zurück (→ Protestantismus). Die ersten slowenischen Bücher Abecedarium und Katechismus (beide erschienen 1550) waren der Alphabetisierung der slowenischen Jugend gedacht und wurden in den mit Gymnasien vergleichbaren Landschaftsschulen in Ljubljana und Klagenfurt/Celovec als Schulbücher eingesetzt. Primož → Trubar selbst schrieb im deutschen Vorwort zum Abecedarium  : Pringt die pawern an, das sie ire kinder windisch lehrnen lesen (→ windisch, → Ethnonym Slowene im Deutschen). Diese Tradition wurde durch die Kinderbibel (Otročja biblija, 1566) von Sebastijan Krelj fortgesetzt. Die erste slowenische → Grammatik Arcticae horulae (Adam → Bohorič, 1584) entstand ebenso unter dem Eindruck der reformatorischen Sorge um die Bildung der Jugend. Die während und nach der → Gegenreformation erschienenen römisch-katholischen Katechismen enthalten zumindest knappe Anleitungen, wie man lesen lernt. Als Beispiel sei Zuesti tovarš (Miha F. Paglovec, 1742) genannt. Ein solcher Katechismus

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mit Leselern-Anleitung (Sveti Tovarsh) wurde z. B. von Janez Jalen im Roman Ovčar Marko [Der Schäfer Marko] literarisch verewigt. Nach der Einführung der verpflichtenden Volksschule im Jahre 1774 erschienen erstmals Schulbücher mit weltlichem Inhalt. Diese ersten Schulbücher waren Übertragungen aus dem Deutschen und immer zweisprachig (slowenisch und deutsch). Als Beispiele seien das Lesebuch Vodenja za brati (Blaž Kumerdej, 1778) und das Rechenbuch Bukuvce za rajtengo (Marko Pohlin, 1781) erwähnt. Die Zahl der approbierten zweisprachigen Schulbücher steigerte sich in den folgenden Jahren. In der Zeit der napoleonischen → Illyrischen Provinzen (1809–1813) war Slowenisch → Amtssprache. Valentin → Vodnik verfasste damals die ersten eigenständigen slowenischen Schulbücher, wie die Grammatik Pismenost ali gramatika za perve šole (1811). Nachdem die Habsburger ihre Herrschaft über die napoleonischen Eroberungen wiederhergestellt hatten, verlor das Slowenische seinen Status als Amtssprache. Die einsprachigen slowenischen Schulbücher wurden wiederum durch deutsch-slowenische ersetzt. Im 18. Jh. ging die Ein-

Schulbuch Bucvice (1794), SŠM, Ljubljana

heitlichkeit der slowenischen Schriftsprache teilweise verloren (→ Dialektgruppen, → Slowenisch in Kärnten/ Koroška). In den einzelnen von Slowenen bewohnten Kronländern erschienen dialektal gefärbte Lehrbücher, da die Länder für die Herausgabe von Lehrbüchern verantwortlich waren. Mitte des 19. Jh.s fand man zu einer gemeinsamen Schriftsprache zurück und führte eine einheitliche Rechtschreibung (slovenska gajica) ein (→ Schrift, → Standardsprache). Nach der Revolution 1848 steigerte sich die Zahl der slowenischen Schulbücher beachtlich. Es erschienen die Schulgrammatiken und Lesebücher von Blaž Potočnik und Franc Malavašič. Im Rahmen der durch ein Begleitgesetz zur → Oktroyierten Märzverfassung 1849 vorgesehenen Übersetzungstätigkeit des → Reichsgesetzblattes in die Sprachen der konstitutiven Völker der Monarchie legte Franc → Miklosich (Miklošič) die Grundlagen für eine einheitliche slowenische Rechtssprache (vgl. dazu auch → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung). Diese normierte und einheitliche Standardsprache war für Minister → Thun, der Miklošič kannte, schätzte

und mit ihm politische Fragen absprach, auch die Voraussetzung für die Edition von slowenischen Schulbüchern. Es war also durchaus Miklošičs Verdienst, dass Thun slowenische Lesebücher für Mittelschulen in Auftrag gab. Das Slovensko berilo für die oberen Mittelschulklassen verfasste Miklošič selbst, während Janez → Bleiweiss das Berilo slovensko für die Unterstufe der Gymnasien verfasste. Bischof Anton M. → Slomšek stellte eine ganze Reihe an Lehr- und Schulbüchern zusammen (u. a.: Malo berilo za pervošolce, 1852  ; Veliko berilo in pogovorilo za vajo učencev drugega odreda, 1853) und forderte zumindest für den Religionsunterricht einsprachige slowenische Schulbücher, was durchaus modernen pädagogischen Ansätzen entspricht (→ Relevanz und Redundanz, → Immersion, → Mischsprache, → Zweisprachigkeitsideologie). Anton → Janežič verfasste seine berühmte slowenische Schulgrammatik (Slovenska slovnica), die auch einen Überblick über die slowenische → Literaturgeschichte enthält. In dieser Zeit entstanden zudem einige deutsche, italienische und tschechische Lehrwerke für Slowenisch als Fremdspra-

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Schulbuch Rastlinstvo (1864), SŠM 120. Slovensko berilo (1858), SŠM

che. Janežič verfasste z. B.: Kurzer leichtfasslicher Unterricht in der Slovenischen Sprache (Klagenfurt/Celovec, 1849). Jakob → Sket setzte diese Tradition mit Slovenisches Sprach- und Übungsbuch (Klagenfurt/Celovec, 1879) und Grundriss der slovenischen Grammatik (Klagenfurt/Celovec, 1888) fort. Damals war Klagenfurt/ Celovec das Zentrum des slowenischen kulturellen Lebens schlechthin. Mit dem Österreichischen Schulgesetz von 1879 wurde die achtjährige Schulpflicht eingeführt (→ Schulwesen). Neben den Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben, Rechnen erhielten die Kinder nun eine erweiterte Allgemeinbildung. Den neuen Anforderungen mussten auch die slowenischen Schulbücher Rechnung tragen. Während die Lesebücher bis etwa 1900 literarische Lesestücke und Sachkunde enthielten, setzte danach eine Trennung dieser zwei Themengebiete ein. Es entstanden fachgebundene Schulbücher und der Unterricht fand in fachspezifischen Schulstunden statt. Wenngleich sich damals der Schwerpunkt des kulturellen Lebens allmählich von Kärnten/Koroška ins heutige Slowenien verlagerte, blieb Klagenfurt/Celovec eines der slowenischen Kulturzentren. Noch 1916 erschien in

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Klagenfurt/Celovec die erste Ausgabe der slowenischen Schulgrammatik von Anton → Breznik. In der Ersten Republik wurden hauptsächlich überarbeitete Schulbücher aus der Monarchie verwendet  ; allgemein wurde das Slowenische durch die utraquistischen Schulen, in denen Slowenisch nur als Hilfssprache zum Erlernen des Deutschen diente, weiter zurückgedrängt. Lit.: ES (M. Cencič  : Učbenik  ; M. Dolgan  : Učbeniki slovenskega jezika  ; H. Jug-Kranjec  : Učbeniki slovenskega jezika za Neslovence  ; A. Malle  : Učbeniki slovenske književnosti). – V. Fadrus  : Österreichs Schulbücher im Wandel zweier Jahrhunderte. In  : 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948. Hg. vom Bundesministerium für Unterricht und Kultur. Wien 1948, 194 ff.; I. Prijatelj  : Izbrani eseji I–O kulturnem pomenu slovenske reformacije. Ljubljana 1952  ; Slovenski šolski muzej v Ljubljani (Hg.)  : Slovenska šolska knjiga ob 200-letnici uradnih šolskih tiskov. Ljubljana 1972  ; V. Schmidt  : Pedagoško delo protestantov na Slovenskem v 16. stoletju In  : Slovenci v evropski reformaciji. Ljubljana 1986  ; J. Jalen  : Ovčar Marko. Ljubljana 1988  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, s. v. und Br. 11, 29 Anm. 2  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosichs Bedeutung für die Slowenistik unter besonderer Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschulen. In  : Wiener slavistisches Jahrbuch 53 (2007) 229–239. Sveto pismo – Slovenski

Slovenski šolski muzej (SŠM

Schulschwestern, slowenische Živalstvo (1864), SŠM

Schulschwestern, Archiv Nedelja

des hl. Franziskus Christkönig in Kärnten/Koroška, ein römisch-katholischer Frauenorden, der sich v. a. der Erziehungs- und Bildungsarbeit für Mädchen und Frauen widmet. Durch den Auftrag der Gründerin der Schulschwestern in Graz 1843, Antonia Lampel (Mutter Franziska), »mitten unter den Menschen im Streben nach ständiger Gottverbundenheit« zu stehen, widmeten sich die S. im Lauf der Zeit auch anderen, v. a. karitativen Tätigkeiten. Auf Initiative des Bischofs Anton Martin → Slomšek, der in der Diözese → Lavant/ Lavantinska škofija eine Bildungsarbeit für Mädchen vermisste, kamen 1864 vier Schwestern aus Graz nach → Maribor. 1869 verselbstständigte sich die Außenstelle zur Kongregation der S. in Maribor. Seit 1892 führten die S. eine private Lehrerinnenbildungsanstalt mit Öffentlichkeitsrecht, die ein hohes Bildungsniveau der Schwestern garantierte. Neben der deutschen Unterrichtssprache wurde zunehmend auch Slowenisch unterrichtet. Vor allem unter Mutter Stanislava Voh (1896–1914) konnte sich die Kongregation in Maribor erfolgreich entfalten. 1890 kamen die S. erstmals nach Kärnten/Koroška und übernahmen die Haushaltsführung des Benediktinerstiftes in → St. Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini, 1896 die Leitung der Vereinsschule der Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda in St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu und 1908 die Leitung der → Narodna šola [National- bzw. Volks-Schule] in St.  Peter/ Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Die S. gründeten in dieser Zeit auch Außenstellen in → Trieste/Trst/Triest, Mostar, Split und in Übersee bzw. leiteten dort Schulen und Waisenhäuser. Die Kärntner S. führten in St.  Ruprecht/Šentrupert seit 1896 die private Volksschule mit slowenischer Unterrichtssprache, die später zur vierklassigen Volksschule ausgebaut wurde, 1899 kam ein Mädcheninternat hinzu, 1913 eröffneten sie eine Haushaltungsschule. Ende des Ersten Weltkrieges arbeiteten 18 Schwestern in St. Ruprecht/Šentrupert. Auf Bitte des Pfarrers von St.  Jakob Matej → Ražun übernahmen die slowenischen S. 1908 die Leitung der Narodna šola in St. standardni prevod – Jubilejna izdaja ob petstoletnici rojstva Primoža Peter/Šentpeter bei St. Jakob/Šentjakob v Rožu. Nach Trubarja. Ljubljana 2008. der → Volksabstimmung 1920 durfte weder in St. RuWeb.: Slovenski šolski muzej  : www.ssolski-muzej.si/ (2. 10. 2014). precht/Šentrupert noch in St.  Peter/Šentpeter eine Reinhold Jannach slowenische Privatschule tätig sein (→ Schulwesen). Die Schwestern führten in St.  Ruprecht/Šentrupert Schulschwestern, slowenische, slow. Šolske sestre sve- seit 1922 wieder eine Haushaltungsschule mit Intertega Frančiška Kristusa Kralja, kurz Šolske sestre, eigent- nat, in St. Peter/Šentpeter überdauerte das Waisenhaus lich Kongregation der Schulschwestern vom III. Orden für Mädchen den Ersten Weltkrieg und seit 1925 wur-

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Schulverein Südmark

den wieder Haushaltungs-, Koch- und Nähkurse angeboten. Im April 1941 wurden beide Einrichtungen vom NS-Regime beschlagnahmt und die Schwestern vertrieben. Die Oberinnen der beiden Kärntner Niederlassungen waren bis 1941 der Ordensprovinz von Maribor untergeordnet. Bereits drei Tage nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf → Jugoslawien am 6. April 1941 wurde das Mutterhaus in Maribor von der einrückenden deutschen Wehrmacht besetzt und am 17. April 1941 vertrieb die Gestapo die S. endgültig aus der Stadt und später auch aus allen Niederlassungen in den vom Deutschen Reich besetzten slowenischen Gebieten. Die Generaloberin überstellte ihre Residenz von Maribor nach Rom. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde über die Notwendigkeit der Gründung einer eigenen Kongregation in Kärnten/Koroška nachgedacht. Mithilfe der → Mohorjeva wurde im September 1955 die Kärntner Kongregation gebildet. Ihr Sitz wurde das Provinzhaus in Klagenfurt/Celovec. Die Schwestern weiteten in den 1950er-Jahren ihre Tätigkeit stark aus. Lit.: M. S. Kodrič, B. N. Palac  : Šolske sestre svetega Frančiška Kristusa Kralja. Ljubljana 1986  ; S. Klun, St. Božnik  : Šolske sestre sv. Frančiška Kristusa Kralja na Koroškem. Celovec 1989  ; Šolske sestre na Koroškem. In  : KMD 1957 (1956) 135–142.

Hanzi Filipič

Schulverein Südmark, vgl. Sachlemmata  : → Deutschnationale Vereine  ; sowie → Binnenwanderung, → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]   ; → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Emigration, → Germanisierung  ; → Kärnten/Koroška  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Steirische Slowenen  ; → Štajerc [Der Steirer]  ; → Vereinswesen (1) slowenisches in Kärnten/Koroška. Schulwesen. Die Geschichte des Schul- und Bil-

dungswesens ist aufs Engste mit dem jeweiligen Entwicklungstand der Schriftkultur verbunden. Als → Karantanien unter bairisch-fränkische Oberherrschaft geriet, galt es als Gebiet, in dem eine Gesellschaft ohne schriftliche Kommunikation lebte. Mit der → Christianisierung und der Einbindung in die Feudalgesellschaft fränkischer Prägung änderte sich die Lage, denn kirchliches und weltliches Leben verlangten nach Schriftlichkeit. Nachrichten über Bildungsinstitutio-

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nen fehlen jedoch. Indirekte Zeugen sind bruchstückhaft erhaltene Inschriften, entstanden an der Wende vom 8. zum 9. Jh. (→ St. Peter am Bichl [Šentpeter na Gori] bei Klagenfurt/Celovec, → Molzbichl bei Spittal an der Drau [Špital ob Dravi]). Es ist anzunehmen, dass erste Formen einer organisierten Vermittlung der Kulturtechniken des Lesens und Schreibens an Missionsstationen und in der Folge an die wichtigsten Institutionen der christlichen Kirche gebunden waren, etwa an → Maria Saal/Gospa Sveta, wo sich der Sitz des Chorbischofs befand (bis 945) (→ Freisinger Denkmäler  ; → Inkulturation  ; → Iro-schottische Mission  ; → Kulturgeschichte  ; → Terminologie, christliche). Ein Charakteristikum dieser und eigentlich aller späteren Epochen ist die asymmetrische Mehrsprachigkeit im Bereich der Schriftlichkeit. Für die slawische Sprache der Ostalpen herrschte die Form einer latenten Schriftlichkeit vor (einige Texte der Sphäre des religiösen Lebens mussten fixiert und tradiert werden  ; obwohl es Gebildete slawischer Herkunft gab, entstand keine stabile und reichhaltige Schriftkultur in slawischer/slowenischer Sprache). Jahrhundertelang war Latein fast die ausschließliche Sprache, in welcher Texte geschrieben und erhalten blieben, im Hochmittelalter setzte sich im weltlichen Bereich allmählich die deutsche Sprache durch, nicht aber die slowenische (→ Adelssprache). Im Mittelalter wurden Klöster zu den wichtigsten Stätten der Bildungsvermittlung und Schriftkultur. In Kärnten/Koroška entstanden die ersten relativ spät, nämlich im 11. Jh., doch bildete sich in der Folge ein enges Netz von Klöstern und Stiften. Eine Ergänzung und Vermehrung erfuhren die Bildungsstätten im Zuge

Schulschwestern in St. Jakob/Šentjakob, Archiv Nedelja

Schulwesen

der Entwicklung der städtischen Siedlungen. Hier kam es im Bereich des Lehrpersonals zur Laisierung und auch zu Veränderungen im Bereich der Unterrichtsziele und Unterrichtssprache. Deutsch eroberte sich allmählich Platz im schulischen Bereich auf Kosten des Lateinischen und so entstanden neben den lateinischen auch deutsche Schulen. Ansätze zu einem geregelten Gebrauch des Slowenischen im Schulbereich waren im gesamten Mittelalter keine zu beobachten. Es bedurfte eines elementaren Ereignisses, dass sich an der Position des Slowenischen etwas änderte. Dieser Paradigmenwechsel erfolgte im Zuge der Reformationsbewegung und betraf sowohl die Entwicklung der slowenischen Schriftkultur als auch die Rolle des Slowenischen im Bildungsbereich. Als Primož → Trubar 1550 die ersten zwei Bücher in slowenischer Sprache in Druck legte (Catechismus, Abecedarium), tat er dies im Bewusstsein, damit eine Pionierleistung zu vollbringen. Beide Drucke legen Zeugnis davon ab, dass der → Protestantismus versprach, eine Glaubens- und Bildungsbewegung zu werden. In der Kirchenordnung (Cerkovna ordninga, 1564) legte Trubar fest, dass »in jeder Stadt, in jedem Markt und bei jeder Pfarre Schulmeister und Lehrer zu halten [seien], in Städten und Märkten Latein und Deutsch, bei Pfarren […] die slowenische Schrift, Lesen und Schreiben zu lehren [seien]«. Die evangelische Reformationsbewegung widmete dem Aufbau des Schulwesens viel Aufmerksamkeit. → Klagenfurt/Celovec entwickelte sich zum Bil-

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Schulwesen

dungszentrum. Von den Kärntner Landständen wurde in den 1540er-Jahren die Landschaftsschule gegründet. Unter protestantischer Führung entwickelte sich die als »Collegium sapientiae et pietatis« benannte Schule zur höchsten Bildungsanstalt des Landes, an der Prediger, Lehrer und Beamte herangebildet werden sollten. Die konkrete Berücksichtigung des Slowenischen in den protestantischen Schulen Kärntens ist nicht mit Schulordnungen oder anderen Quellen belegt. Aber aus dem Umstand, dass Kärnten/Koroška eines der Zielgebiete der slowenischen Reformation war, ist zu schließen, dass Bestrebungen um die slowenische Schriftkultur auch hier einsetzten. Slowenisch wurde jedenfalls Sakralsprache der Protestanten (→ Liturgiesprache). Daher musste auch Vorsorge getroffen werden, dass die protestantischen Geistlichen, Kirchendiener und Gläubigen slowenische Bücher gebrauchen konnten. Ein weiteres Indiz liefert der Kryptoprotestantismus in einem Teil des Unteren → Gailtales/Spodnja Zilja. Dort erhielten sich zahlreiche slowenische protestantische Drucke, und aus Mangel an gedruckten slowenischen evangelischen Büchern wurden einige wortgetreue Abschriften angefertigt. Nach dem Ende der Reformationsbewegung um 1600 wurde die Verantwortung für das Bildungswesen der katholischen Kirche übertragen (→ Gegenreformation). Der Elementarbildung breiter Bevölkerungsschichten widmete diese jedoch keine besondere Aufmerksamkeit. Für die höhere Bildung erwarb sich der Jesuitenorden Verdienste. In Klagenfurt/Celovec leitete er das Jesuitenkollegium (1604–1773), die höchste Bildungsanstalt im Land. Im ländlichen Gebiet des slowenischen Landesteils gab es nur wenige Elementarschulen, sie beschränkten sich fast ausschließlich auf Märkte und Städte. Speziell für die Sicherung des Priesternachwuchses wurden von begüterten Geistlichen Stipendien gestiftet. In Eberndorf/Dobrla vas, wo sich eine Jesuitenresidenz befand, entstand die für den Nachwuchs an slowenischen Geistlichen wichtigste Vorbereitungsschule. Unter den breiten Bevölkerungsschichten war die Illiterarität der Regelfall, die erdrückende Mehrheit der slowenischen Bevölkerung konnte weder lesen noch schreiben. Um die Mitte des 18. Jh.s setzten – ausgehend von den → Jesuiten in Klagenfurt/Celovec – Bemühungen um eine slowenische Schriftkultur ein. Sie entstanden im zeitlichen Zusammenhang mit den Reformen des aufgeklärten Absolutismus.

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Šola v Velikovcu, šola na Muti (1900/1901), KOK Ravne na Koroškem

Die eigentliche Phase des Elementarschulwesens für breite Bevölkerungsschichten mit slowenischer Erstsprache begann mit der Umsetzung der 1774 erlassenen »Allgemeinen Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen Kaiserl. Königl. Erbländern« (→ Josephinismus). Im slowenischen Landesteil Kärntens kamen zunächst nur wenige Kinder in den Genuss der Schulbildung. Zudem verlief die Entwicklung des Schulwesens selbst im slowenischen Landesteil nicht synchron. Es gab ein Gefälle von Westen nach Osten und innerhalb dieses Gebietes von den Subzentren zur Peripherie. Mit dem verordneten Schulsystem wurde in Kärnten/Koroška die Vermittlung der deutschen Sprache assoziiert und verbunden. Nicht zu Unrecht, denn der Staat wollte im Einklang mit seiner Sprachenpolitik der deutschen Sprache als → Lingua franca zum Durchbruch verhelfen. Sowohl bei vielen Schulorganisatoren und Lehrern als auch in großen Teilen der slowenischen Bevölkerung entstand und verfestigte sich die Anschauung, dass es erste Aufgabe der Elementarschule

Schulwesen Buchcover, Drava Verlag

von 1811 bis 1859 gemeinsame Institution der Diözesen → Gurk/Krška škofija und → Lavant/Lavantinska škofija. Dort begannen 1821 auf Initiative des Theologiestudenten Anton → Slomšek fakultative Slowenischkurse. Daraus entwickelte sich allmählich eine wichtige Pflegestätte der slowenischen → Standardsprache. 1806 kam es zu einer teilweisen Schulreform. Mit der »Politischen Verfassung der deutschen Schulen in k. auch k. k. deutschen Erbstaaten« wurde die Schulaufsicht der Kirche übertragen. Einige Geistliche (als Religionslehrer, Ortsschul- oder Schuldistriktsaufseher) setzten sich für eine größere Berücksichtigung der slowenischen Sprache in den Schulen ein. Einige Beispiele  : – 1807 setzte sich der Propst Adam → Melchior als Schuldistriktsaufseher in einer Stellungnahme an das Konsistorium der Diözese Lavant/Lavantinska škofija dafür ein, dem Unterricht in der slowenischen Sprache Aufmerksamkeit zu widmen und dafür Sorge zu tragen, dass Schulbücher in slowenischer Sprache aufgelegt werden. – Mathias Mayr (Matija → Majar), damals Kaplan sei, den Kindern die deutsche Sprache näherzubringen. in Camporosso/Saifnitz/Žabnice im → Val Canale/ Das führte neben den dort zum Teil schlechteren öko- Kanaltal/Kanalska dolina, richtete 1843 an das Konsisnomischen Bedingungen dazu, dass im Landesteil, in torium der Diözese Gurk/Krška škofija einen Antrag, dem die slowenische Bevölkerung beheimatet war, das den »Schulunterricht auf slowenischen Orten« zu reElementarschulwesen schlechter entwickelt war als im formieren. Er setzte sich für den Elementarunterricht übrigen Kärnten/Koroška. in der slowenischen → Muttersprache der Kinder ein Was die → Schulbücher und die Lehrerbildung für und schlug die Einführung von Schulbüchern vor, wie den Unterricht in slowenischer Sprache betrifft, war sie in → Krain/Kranjska vorgeschrieben waren. die Lage nicht zufriedenstellend. Es fehlte sowohl an slowenischen als auch an deutsch-slowenischen Schul- – 1845 brachte Anton Slomšek, als damaliger Diöbüchern. Während der für Trivialschullehrer vorgese- zesanschulaufseher der Diözese Lavant/Lavantinska henen kurzen Ausbildungsphase fand die slowenische škofija, im Zusatz zu einer Verordnung der Wiener Sprache keine Beachtung. Trotz aller Missstände und Studienhofkommission seine Einstellung zum AusVerzögerungen bei der Einführung des Pflichtschulwe- druck, dass die slowenische Sprache als völlig gleichsens vergrößerte sich jedoch der Anwendungsbereich rangig mit der deutschen zu betrachten sei. der slowenischen Sprache ganz erheblich. Die unumgängliche Berücksichtigung der slowenischen Sprache Die Frage der Unterrichtssprache wurde immer mehr in der Schule leistete auch einen Beitrag zur Länder in Zusammenhang mit Sprachenrechten diskutiert. und Mundartgebiete übergreifenden Vereinheitlichung 1848, als eine Welle von Revolutionen Europa ergriff, ihrer schriftlichen Norm. Bis zur Mitte des 19. Jh.s brach die Zeit der nationalpolitischen Forderungen stellten die Schulbücher neben den für die kirchliche an (→ Revolutionsjahr 1848). Die slowenische NaSphäre bestimmten Druckwerken die wichtigsten Trä- tionalbewegung begehrte die volle Gleichstellung der ger der slowenischen Schriftsprache dar. Von besonde- slowenischen Sprache mit der deutschen. »Die slorer Bedeutung war das Klagenfurter → Priesterseminar, wenische Sprache muss in slowenischen Gegenden

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Schulwesen

über ganz dasselbe Recht verfügen wie die deutsche in deutschen, die italienische in italienischen …«, formulierte Matija Majar seine Vorstellungen. Dieses Ziel wurde in Kärnten/Koroška zwar niemals erreicht, doch wurden 1848 auf staatlicher Ebene erstmals Nationalitätenrechte in die Verfassung aufgenommen. Den »→ Volksstämmen (wurde) die Unverletzlichkeit ihrer Nationalität und Sprache gewährleistet« (sogenannte Pillersdorf ’sche Verfassung) (→ Oktroyierte Märzverfassung, → Reichsgesetzblatt, → Landesverfassung 1849). Eine ähnliche Botschaft ging vom Art. XIX des Staatsgrundgesetzes (1867) aus   : »Die Gleichberechtigung aller landesüblichen Sprachen in Schule, Amt und öffentlichem Leben wird vom Staate anerkannt« (→ Dezemberverfassung 1867). Verfassungsbestimmungen bildeten den Ausgangspunkt des Erlasses des Unterrichtsministeriums vom 2. September 1848 zum Elementarschulwesen, mit welchem das Prinzip des muttersprachlichen Unterrichts verankert wurde. Als Orientierungshilfe wurde die Sprache des Religionsunterrichts beim Gottesdienst gewählt. Am stärksten wurde das Prinzip der → Muttersprache im Religionsunterricht beachtet, weil die Leitung der Diözese Gurk/Krška škofija und die lokale slowenische Geistlichkeit darauf beharrte (z. B. Ivan → Brabenec). Die Verbindung von Unterrichtssprache in der Schule und der Sprache des Religionsunterrichtes in der Kirche zeigte sich mittelfristig insofern als fatal, als dadurch die rien, nach denen die Schulen in unterrichtssprachliche Unterrichtssprache ins Spannungsfeld der ideologischen Kategorien eingeteilt wurden, offensichtlich einem Lager geriet. Als entscheidender Einflussfaktor erwies Wandel unterworfen waren. 1848 gab es in Kärnten/ sich aber vor allem der unterschiedliche gesellschaftli- Koroška 47 deutsch-slowenische Schulen. 1849 weist che Status der beiden in Kärnten/Koroška beheimate- die Statistik die erste Volksschule mit slowenischer ten Sprachen. »Der Gang des Unterrichts ist in jedem Unterrichtssprache auf. Die Zahl der deutsch-slowenieinzelnen Falle nach den besonderen Ortsverhältnissen schen Schulen stieg auf 62. Die höchste Zahl der Volkszu bestimmen. Das Verlangen der slowenischen Ge- schulen mit slowenischer Unterrichtssprache wurde in meinden, dass ihre Kinder die deutsche Sprache in der den 60er-Jahren erreicht (1861 gab es nominell 28 sloSchule lernen, ist gewissenhaft zu berücksichtigen […]«, wenische und 56 deutsch-slowenische Schulen, 1868 ging der richtungweisende Erlass des Ministeriums 25 slowenische und 68 deutsch-slowenische Schulen). Von den Dorfeliten getragene Widerstände gegen die vom 25. Oktober 1851 darauf ein. Auf der Ebene der weiterführenden Schulen hielt slowenische Unterrichtssprache nahmen nach 1859 Slowenisch 1848 oder bald darauf erstmals ins Gym- sukzessive zu und erreichten in den 60er-Jahren ihren nasium (→ Klagenfurt/Celovec, → St. Paul/Šentpavel, ersten Höhepunkt. Einen neuen Meilensteil und eine bis 1938 gültige → Villach/Beljak), die Realschule (Klagenfurt/Celovec, Villach/Beljak) und in die Lehrerausbildung (Klagen- Regelung des Elementarunterrichts stellte das Reichsfurt/Celovec) Einzug. 1851 begann in Klagenfurt/Ce- volksschulgesetz (1869) dar. Im Verein mit dem Gelovec die Schulzeitschrift → Šolski prijatelj zu erschei- setz über die Regelung des Verhältnisses der Kirche zur Schule (1868) veränderte sich die Zuständigkeit nen. Die Anzahl der Volksschulen mit slowenischem Un- für die Schulaufsicht, die Personalpolitik, die Regelung terricht veränderte sich fortwährend, wobei die Krite- der Unterrichtssprache usw. Das gab den Ländern be-

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Zeugnis von Johanna Sablatnik, Aus: Mirko Hofer, Maria Gail, 1999

Schulwesen

Slowenische Schulfrage in Klagenfurt/Celovec, Mir, 23. 2. 1905

Schulverordnung (Koroška kronika 16. 11. 1945)

ziehungsweise dem politisch dominanten Lager im Submersionsmethode, der möglichst frühe Übergang Land die Handhabe, die Unterrichtssprache massiv zur deutschen Unterrichtssprache bei gleichzeitiger zu beeinflussen. Folge des Reichsvolksschulgesetzes Vernachlässigung der slowenischen Standardsprache und zugleich Ausdruck des Nationalitätenkonflikts (→ Immersion). Eine Ausnahme stellte der Religionswar die Reduktion des Slowenischunterrichts. Das unterricht dar. Doch auch die Unterrichtssprache des Schulnetz wurde enger geknüpft, dem Lehrerstand Religionsunterrichtes war umstritten. Die Hauptzüge wurden Ansehen und soziale Sicherheit verschafft, die der utraquistischen Schule lassen sich bereits in der Lehrerbildung auf eine solide Basis gestellt (allerdings Anfangszeit des allgemeinen Elementarschulwesens gilt Letzteres für die slowenische Sprache nur mit feststellen und sie waren Bestandteil des Schulwesens Einschränkungen). Bis zum Ende des 19. Jh.s wur- vor 1848 (und vor 1869). In Kärnten/Koroška gab es Ausnahmen vom utraden fast alle schulfähigen Kinder von der Schulpflicht auch tatsächlich erfasst. Die Schule geriet aber in den quistischen Schulwesen. So gab es an nicht wenigen Sog und den Fokus der nationalen Bewegungen. Die Orten und Gemeinden mit mehrheitlich sloweniFrage der Unterrichtssprache wurde zu einem Teil des scher Bevölkerung Volksschulen mit ausschließlich Kulturkampfes zwischen dem deutschliberalen und deutscher Unterrichtssprache. Andererseits galten an antiklerikalen Lager einerseits und dem konservativen einigen wenigen Schulen Bestimmungen, die der sloslowenischen Lager andererseits. Für die Slowenen in wenischen Sprache Vorrang gaben. Ab 1887 wurde in Kärnten/Koroška hatte das eine zweifache Folge. Die Jezersko (Seeland) in slowenischer Sprache unterrichslowenische nationale Emanzipationsbewegung setzte tet, Deutsch war ab dem 4. Schuljahr obligater Untersich (allerdings weitgehend erfolglos) für die slowe- richtsgegenstand (vgl. Franc → Muri). In St. Jakob im nische Unterrichtssprache ein. Die deutsche nationale Rosental/Šentjakob v Rožu galt ab 1883 die Regelung, Bewegung suchte das Slowenische als Bildungsspra- dass auf vier Schuljahre mit slowenischer Unterrichtsche zu verhindern, indem sie diese nur als Hilfsspra- sprache vier solche mit deutscher Unterrichtssprache che im Anfangsunterricht zu dulden bereit war und folgten. 1892 gab es in Kärnten/Koroška 92 utraquistische die Vermittlung der slowenischen Standardsprache als nachrangiges beziehungsweise überflüssiges und Volksschulen, 1897 84 und 1902 83. Vor Ausbruch die Kärntner Landeseinheit bedrohendes Bildungsziel des Ersten Weltkrieges gab es in Kärnten/Koroška ansah. Von deutschnationaler Seite wurde die sloweni- 89 utraquistische Volksschulen und drei öffentliche sche Standardsprache zudem entweder als Krainerisch Volksschulen mit slowenischer Unterrichtssprache ( Jeoder als Neuslowenisch apostrophiert und in einem zersko [Seeland], St.  Jakob/Šentjakob, Zell/Sele) und Gegensatz zu den dialektalen Varietäten des Slowe- zwei Privatschulen mit slowenischer Unterrichtsspranischen in Kärnten gebracht. Beide Seiten versuchten che (1895 St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert für ihr Projekt breite Kreise der Bevölkerung zu mo- pri Velikovcu, 1908 St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu). Zum Stichtag 1. Jänner 1918 gab es in Kärnten bilisieren. (innerhalb der Grenzen des Staatsvertrages von SaintUtraquistisches Schulwesen (Utraquismus). 1869 bis 1872 bestimmte der Landesschulrat für Kärnten Germain) 89 slowenisch-deutsche Volksschulen. Erst auf Basis des Reichsvolksschulgesetzes mittels Erlässen 1891 wurde ein »Spezial-Lehrplan für den Unterricht die Unterrichtssprache. Damit begann die Periode des in slowenischer Sprache an den utraquistischen Volksutraquistischen Schulwesens. Der Begriff »utraquisti- schulen Kärntens« erlassen. Den Bestrebungen nach sche Schule« hatte mehrere Inhalte. Im Allgemeinen Einführung der slowenischen Unterrichtssprache, die wurde im österreichischen Teil der Habsburgermonar- in einigen Fällen vor dem Reichsgericht erfolgreich erchie damit zum Ausdruck gebracht, dass an der Schule kämpft worden war, begegnete die Schulbehörde mit paritätisch in zwei Sprachen unterrichtet wurde. In Schulteilungen, was über kurz oder lang wieder zur den Kärntner Volksschulen gab es jedoch hinsichtlich Zusammenlegung und zum utraquistischen Schultyp der Unterrichtssprache weder ein einheitliches System, führte. Im Siedlungsgebiet der Slowenen in Kärnten/ noch waren die Anteile des Deutschen und Slowenischen am Unterricht ausgewogen. Hauptkennzeichen Koroška gab es Ende der österreichisch-ungarischen der utraquistischen Schule des Kärntner Typus war die Monarchie vier Grundtypen von Volksschulen  : solche mindere Rolle des Slowenischen. Angewandt wurde die mit slowenischer Unterrichtssprache (und Deutsch als

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Schulwesen

Unterrichtsgegenstand), utraquistische (mit einer Vielzahl von Organisationsmustern), deutsch organisierte (bei Schuleintritt mit Slowenisch als Hilfssprache und slowenischem Religionsunterricht) und deutsche Volksschulen. Von 1919 bis 1920 dauerte die Periode, in welcher in der Zone A (unter jugoslawischer Verwaltung) ein Schulwesen mit durchgehend slowenischer Unterrichtssprache eingerichtet wurde (→ Abstimmungszone). In → Völkermarkt/Velikovec wurden ein Gymnasium und eine Lehrerbildungsanstalt gegründet (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Als Folge des Resultats der Kärntner → Volksabstimmung wurden die Slowenen in Kärnten/Koroška völkerrechtlich eine → Minderheit. Im → Vertrag von Saint-Germain (1919) wurde die Republik Österreich verpflichtet, »in den Städten und Bezirken, wo eine verhältnismäßig beträchtliche Zahl anderssprachiger als deutscher österreichischer Staatsangehöriger wohnt, angemessene Erleichterungen (zu) gewähren« (Art. 68). Das Reichsvolksschulgesetz behielt seine Gültigkeit, ebenso die Lehrpläne für die utraquistischen Volksschulen. Nachdem die jugoslawische Zivilverwaltung der Zone A nach der Volksabstimmung ein Ende fand, verließen viele Lehrerinnen und Lehrer, die in Diensten der jugoslawischen Schulbehörden standen, das Land, weil sie keine Chance sahen, ihren Beruf in Österreich auszuüben (→ Emigration, → Vertreibung 1920). Beide Privatschulen mit slowenischer Unterrichtssprache nahmen ihre pädagogische Arbeit nicht wieder auf (→ Narodna šola). Für die slowenischen Organisationen in Kärnten/Koroška blieb die Unterrichtssprache die brennendste Frage. So stand sie auch im Mittelpunkt der Verhandlungen über die → Kulturautonomie für die Kärntner Slowenen (1925–1930). Die Verhandlungen brachten keine Einigung. In den Jahren des Ständestaates wurden Gespräche über die Regelung der Schulfrage wieder aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Kärnten/Koroška nominell 78 utraquistische Volkschulen, von diesen hatten 29 keinen in Slowenisch geprüften Lehrer. Mittels der Personalpolitik wurde der zweisprachige Unterricht ausgehöhlt. 1934 wurde nur an sieben Volksschulen nach dem Lehrplan von 1891 unterrichtet. Der → »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich verhinderte eine Verbesserung für die Volksgruppe. Im Herbst 1938, zu Beginn des ersten Schuljahres unter nationalsozialistischer Herrschaft, wurde das utraquistische

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Schulwesen abgeschafft. Deutsch wurde zur alleinigen Unterrichtssprache. Quellen  : Gesetze und Verordnungen betreffend die Allgemeinen Volksund Bürgerschulen in Kärnten. Klagenfurt ³1904. Lit.: J. Apih  : Die theresianisch-josephinische Schulreform in Kärnten. In  : Car I, 93/1903, 47–64, 94–119, 164–181  ; 94/1904, 10–21, 42–51, 102–120, 141–191  ; Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, 71 ff. (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; T. Veiter  : Die slowenische Volksgruppe in Kärnten. Geschichte, Rechtslage, Problemstellung (= Kleine historische Monographien, Bd. 50). Wien, Leipzig 1936  ; V. Schmidt  : Zgodovina šolstva in pedagogike na Slovenskem I.–III. Ljubljana 1963–1966  ; H. Braumüller  : Ursprung und Werden der Kärntner Bildungsstätten (=  Kärntner Museumsschriften XXXVII). Klagenfurt 1965  ; L. Ude  : Zgodovina slovenskega pouka na koroških osnovnih šolah od leta 1869 do danes. In  : V. Schmidt (ur.)  : Osnovna šola na Slovenskem. Ljubljana 1970, 171–234  ; J. Obersteiner  : Zur Geschichte des alten Klagenfurter Priesterhauses. In  : G. Moro (Red.)  : Die Landeshauptstadt Klagenfurt. Aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart, Bd. I. Klagenfurt 1970, 451–462  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; V. Einspieler  : Verhandlungen über die der slowenischen Minderheit angebotene Kulturautonomie 1925–1930. Beitrag zur Geschichte der Slowenen in Kärnten. Klagenfurt 1980  ; R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do leta 1918. Bestandsaufnahme der Kärntner utraquistischen Schulen bis 1918 (= Disertacije in razprave 6, Dissertationen und Abhandlungen 6). Klagenfurt/Celovec 1980  ; L. Sienčnik  : Koroški Slovenci v boju za svojo šolo. Maribor, Celovec 1984  ; H. Engelbrecht  : Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Erziehung und Unterricht auf dem Boden Österreichs, Bd. I.–V. Wien 1982–1988  ; M. Kurz  : Zur Lage der Slowenen in Kärnten. Der Streit um die Volksschule in Kärnten (1867–1914) (= Das Kärntner Landesarchiv 17). Klagenfurt 1990  ; P. Novak  : Schulgesetzgebung und Minderheiten (rechtswissenschaftliche Diss. Univ. Graz). Graz 1990  ; W. Baum (Hg.)  : Kollegium, Lyzeum, Gymnasium. Vom »Collegium Sapientiae et Pietatis« zum Bundesgymnasium Völkermarkter Ring, Klagenfurt. Die Geschichte des ältesten Gymnasiums Österreichs. Klagenfurt 1991  ; T. Domej  : Über die Schule zur nationalen Emanzipation  : »Wir Slowenen möchten … nicht gerne nachstehen.« Matija Majar-Ziljski, 1843. In  : A. Moristch (Hg.)  : Matija Majar-Ziljski (Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja, 2. Bd.). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995, 67–92  ; A. Malle  : Zur Problematik des Slowenischunterrichtes an einigen Kärntner Mittelschulen und an der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt. In  : F. J. Bister und P. Vodopivec (Hg.)  : Kulturelle Wechselseitigkeit in Mitteleuropa. Deutsche und slowenische Kultur im slowenischen Raum vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg (=  Wissenschaftliche Bibliothek Österreich-Slowenien, I. Bd.). Ljubljana 1995, 91–128  ; W. Neumann  : Michael Kerner und die Gründung der Landschaftsschule in Klagenfurt. In  : Wilhelm Neumann  : Neue Bausteine zur Geschichte Kärntens (= Das Kärntner Landesarchiv 20). Klagenfurt 1995, 290–297  ; T. Domej  : Schule und Sprache in Kärnten im Vormärz. In  : A. Moritsch (Hg.), Pomlad narodov/Völkerfrühling (= Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja, 6. Bd.). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1999, 97–123  ; T. Domej  : Das Schulwesen für die Bevölkerung Südkärntens. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Die Kärntner Slowenen 1900–2000 (Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja, 7. Bd.). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000, 29–66  ; T. Domej  : Sprachpolitik und Schule in Kärnten 1774–1848. In  : H. Krahwinkler (Hg.)  : Staat – Land – Nation – Region. Gesellschaftliches Bewusst-

Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920

sein in den österreichischen Ländern Kärnten, Krain, Steiermark und Küstenland 1740 bis 1918 (=  Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja, 9. Bd.). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2002, 103–165  ; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem – Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; W. Wolf, S. Sandrieser, K. Vukman-Artner, T. Domej (Hg.)  : Natürlich zweisprachig. Graz 2013. Theodor Domej

Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920. Nach dem

Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie und bereits während des Entstehungsprozesses des neuen Staatswesens der südslawischen Völker, zunächst des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben (Država Slovencev, Hrvatov in Srbov) am 29. Oktober 1918 und danach des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srbov, Hrvatov in Slovencev) am 1. Dezember 1918 (→ Jugoslawien) kam es zu tief greifenden gesellschaftlichen Umwälzungen insbesondere auch im Schulwesen. Während Österreich ein ausgebautes und funktionierendes Schulwesen hatte, das der Mehrheit der Bürger eine muttersprachliche Ausbildung von der Volksschule bis zur Universität gewährleistete, musste der neue jugoslawische Staat (die Nationalregierung in → Ljubljana [Narodna bzw. Deželna vlada]) dies für seine Bürger großteils erst organisieren. Es wurde eine dafür zuständige Stelle für Unterricht und Kultus (Poverjeništvo za uk in bogočastje) bei der Volksregierung eingerichtet, die jedoch vor großen Problemen stand, da das Slowenische bis dahin nur in einem Teil der Volksund Bürgerschulen (den späteren Hauptschulen) und auch nur in einem Teil des slowenischen ethnischen Territoriums Unterrichtssprache war (→ Bildungssprache). In den Mittelschulen war das Slowenische unterschiedlich stark vertreten. Rein slowenisch war lediglich ein privates Gymnasium (das fürstbischöfliche private Gymnasium in Št. Vid ob Ljubljana). Die neue slowenische Universität war ihrerseits erst im Entstehen begriffen. Die beauftragte Stelle erweiterte ihre Zuständigkeit auch auf Gebiete, die bis dahin in die Kompetenz des Landesschulrates für Kärnten/Koroška fielen. Die tatsächliche Zuständigkeit war jedoch abhängig von der politischen bzw. militärischen Kontrolle der Volksregierung. Bereits im November 1918 wurde in Ljubljana der Oberste Schulrat (Višji šolski svet) eingerichtet, der am 1. Jänner 1919 die Kompetenzen der ehemaligen Landesschulräte übernahm. Bald darauf wurde Franz → Aichholzer zum pro-

visorischen Bezirksschulinspektor für die Schulen der Bezirkshauptmannschaft → Villach/Beljak und des Gerichtsbezirkes → Hermagor/Šmohor ernannt, Rudolf → Mencin seinerseits zum Bezirksschulinspektor der Bezirkshauptmannschaft → Klagenfurt/Celovec, die in den Zuständigkeitsbereich der Volksregierung in Ljubljana mit provisorischem Sitz in → Ferlach/ Borovlje fielen. Diesen folgte Pavel → Košir, der Bezirksschulinspektor für die Schulen der Bezirkshauptmannschaft → Völkermarkt/Velikovec wurde. Nach der Einrichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Ferlach/ Borovlje und weil Aichholzer keine faktischen Zuständigkeiten aufgrund der militärischen Verhältnisse im Bereich der Bezirkshauptmannschaft Villach/Beljak und des Gerichtsbezirks Hermagor/Šmohor hatte, wurde dieser im Dezember 1918 Bezirksschulinspektor der Bezirkshauptmannschaft Ferlach/Borovlje. So wurde die Schulaufsichtsbehörde von einheimischen kärntnerslowenischen Lehrern geleitet. Die Volksregierung in Ljubljana griff ab November 1918 mit Verordnungen, Erlässen und Ausführungsbestimmungen stark in die sprachlichen Verhältnisse im Schulwesen unter ihrer Verwaltung ein. Das Slowenische wurde alleinige Unterrichtssprache in allen Volksund Bürgerschulen, während die übrigen Volksgruppen bei ausreichender Anzahl grundsätzlich Minderheitenschulen hatten. In den bis dahin »deutschen« Schulen mussten slowenische Grundklassen eingerichtet werden, während Parallelklassen mit Deutsch als Unterrichtssprache und Slowenisch als Pflichtfach nur dann eingerichtet wurden, wenn dafür mindestens 40 Kinder aus der »echten deutschen Volksgruppe« angemeldet wurden. Damit folgten die Behörden weitestgehend der Wirkungsweise der Schulräte in der österreichischungarischen Monarchie. Der wichtigste Grund für solche Maßnahmen war die bis dahin gesellschaftlich untergeordnete Stellung der slowenischen Bevölkerung und die → Germanisierung, die auf dem slowenischen ethnischen Gebiet unterschiedlich stark fortgeschritten war. Im Jänner 1919 wurde per Erlass das Deutsche als Pflichtfach an Volks- und Bürgerschulen abgeschafft und zum Wahlfach an vier- und mehrklassigen Volks- und Bürgerschulen gemacht, wenn sich dafür mehr als 15 Schüler anmeldeten. Der Deutschunterricht begann im dritten Schuljahr, die Stunden wurden nach dem Ende des Pflichtunterrichts abgehalten. Mit diesem Erlass der Volksregierung kehrte sich die Situation des Slowenischen und des Deutschen im Vergleich zur Situation in der Habsburgermonarchie

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im Wesentlichen um. Die Bezirksschulräte, die nunmehr die Unterrichtssprache bestimmten, setzten den Grundsatz der → Muttersprache als Unterrichtssprache um und verschärften dies, indem sie überprüften, ob die zum Deutschunterricht angemeldeten Schüler der »echten deutschen Volksgruppe« angehörten. Der Oberste Schulrat beschloss bereits Ende Februar 1919 für die slowenischen Schulen in Kärnten/Koroška, dass »bis zur endgültigen Regelung des Lehrplans die Bestimmungen des alten Lehrplans gelten, nur dass die Bestimmungen über das Deutsche für das Slowenische angewendet werden«. Hinsichtlich des ethnischen Charakters der Bevölkerung, den die Bestimmung umfasste, bedeutete dies eine »Normalisierung« der Verhältnisse im Schulwesen. Dabei verschwand das Deutsche nicht aus den Kärntner Schulen und war in der Mehrzahl der Schulen ein Pflichtfach. Unter der jugoslawischen Verwaltung in der → Abstimmungszone A gab es 82 Volksschulen und 3 Bürgerschulen. Darin waren 12.841 Kinder eingeschult. Im Schulbezirkssprengel Ferlach/Borovlje waren es 5.195 Kinder und im Schulbezirkssprengel Völkermarkt/Velikovec 7.646 Kinder. Darin unterrichteten 146 Lehrer und 107 Lehrerinnen. Wegen der faktischen Bedürfnisse kamen ab dem Umbruch Lehrer aus dem gesamten slowenischen ethnischen Territorium, besonders viele aus dem Küstenland/Primorje. Zu bedeutenderen Veränderungen im Schulwesen in Kärnten/Koroška kam es nach der Offensive der jugoslawischen Einheiten im Juni 1919. Der Oberste Schulrat in Ljubljana plante nach der militärischen Besetzung von Klagenfurt/Celovec die Verwaltung des Gymnasiums zu übernehmen. Wegen des Fortgangs der Ereignisse war dies nicht möglich. Es zeigte sich jedoch die Notwendigkeit, in der Volksabstimmungszone A ein Gymnasium und eine Lehrerbildungsanstalt einzurichten. Es bestand nämlich die Gefahr, dass den slowenischen Schülern die Aufnahme in die Gymnasien in Klagenfurt/Celovec, Villach/Beljak und St.  Paul/ Šentpavel sowie in die Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt verwehrt werden würde. Der Initiator der Gründung war Dr. France → Kotnik, Slowenischprofessor in Klagenfurt/Celovec. Mit Eingaben beim Obersten Schulrat in Ljubljana im Juni und im Juli 1919 unterstrich er den Bedarf an derartigen Einrichtungen. Seine Bemühungen unterstützte der → Narodni svet za Koroško [Volksrat für Kärnten] in Völkermarkt/Velikovec. Die obgenannte Stelle für Unterricht und Kultus bestimmte, mit 5. August 1919 in Völkermarkt/Ve-

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likovec provisorisch eine erste Klasse des staatlichen Gymnasiums und einen ersten Jahrgang der Lehrerbildungsanstalt einzurichten. Später zeigte sich der Bedarf, eine zweite derartige Klasse am Gymnasium einzurichten. Aufgrund der Bestrebungen von zahlreichen Slowenen wurden beiden Einrichtungen Räumlichkeiten in der Bürgerschule zugewiesen. Eingerichtet wurde eine Schulküche für die Schüler aller drei Einrichtungen, einschließlich der Bürgerschule, sowie ein Schülerheim in den Räumlichkeiten des identitätsbewussten slowenischen Arztes Dr. Hudelist aus St. Lorenzen/ Šentlovrenc pri Šentpetru na Vašinjah, der in Graz promoviert hatte. Aufgrund des Bedarfs wurde auch das Mädcheninternat der slowenischen → Schulschwestern in der → Narodna šola [National- bzw. Volksschule] in Sankt  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu erweitert. In beiden Einrichtungen konnte man die Beiträge in Naturalien bezahlen. Schulgeld bezahlten nur wenige Schüler, was auf die soziale Herkunft schließen lässt. Die Verwaltung und pädagogische Leitung beider Einrichtungen waren vereint und standen unter der Leitung von Dr. Kotnik. Den engeren Kreis des Lehrerrates beider Einrichtungen bildeten einige slowenische Professoren vom Gymnasium und von der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec sowie des Gymnasiums in Villach/Beljak, die gekündigt worden waren. Amts- und Unterrichtssprache wurde das Slowenische, das vier Stunden wöchentlich unterrichtet wurde, während das Deutsche ein Pflichtfach mit drei Stunden wöchentlich war. Der Lehrplan, die Schulbücher und die Lehrinhalte waren den neuen Gegebenheiten angepasst. Bei Geschichte und Geografie wurde nunmehr das Königreich SHS berücksichtigt, zum Pflichtfach Deutsch kam noch Serbokroatisch hinzu. Zu Schwierigkeiten kam es aufgrund des Mangels an Schulbüchern und Lehrbehelfen. Im ersten Jahrgang des Gymnasiums gab es 36 Schüler, im zweiten 13. Den ersten Jahrgang der Lehrerbildungsanstalt besuchten 23 Studenten. Diese kamen mehrheitlich aus dem → Jauntal/Podjuna, weniger aus dem → Rosental/ Rož und dem → Gailtal/Zilja und den übrigen Teilen des slowenischen ethnischen Territoriums → Südkärntens/Južna Koroška. Aus einigen → Quellen geht hervor, dass in diesem Schuljahr 29 Kärntner-slowenische Schüler das Gymnasium in Kranj in Slowenien/Jugoslawien besuchten und über 40 in Klagenfurt/Celovec. Das Schuljahr dauerte in beiden Einrichtungen vom 1. Oktober 1919 bis zum 28. Juni 1920. Die Lehrer stellten eine mangelnde Sprachkenntnis des Slowenischen

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als Folge des utraquistischen → Schulwesens fest. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage der Familien der Schüler der Bürgerschule, des Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt in Völkermarkt/Velikovec und anderswo bemühten sich verschiedene Organisationen und Lehrer, nach Kräften beim Ankauf von Schulbüchern und Unterrichtsbedarf zu helfen. In Vorbereitung war auch die Gründung eines Unterstützungsvereins für ärmere Schüler. Für beide Einrichtungen war ein Schulneubau in Völkermarkt/Velikovec vorgesehen, und eine höhere Summe an Mitteln für die Baukosten bestimmt. Die Aufnahmeprüfung für die erste Klasse Gymnasium und für den ersten Jahrgang der Lehrerbildungsanstalt für das Schuljahr 1920/21 wurden Anfang Juli 1920 abgehalten. Für das Gymnasium gab es wahrscheinlich wegen der ungewissen Verhältnisse weniger Anmeldungen (9), während es für den ersten Jahrgang der Lehrerbildungsanstalt 24 + 12, also 36 Anmeldungen gab. Wegen der geplanten Abstimmung plante man die Bildungseinrichtungen im neuen Schuljahr erst nach der → Volksabstimmung zu öffnen. Die Mehrzahl der Schüler und Studenten des Völkermarkter Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt setzte nach der Volksabstimmung die Ausbildung im damaligen jugoslawischen Slowenien bzw. in der DrauBanschaft fort. Eine beträchtliche Anzahl der Studenten der Lehrerbildungsanstalt absolvierte in der Folge die Ausbildung in → Maribor. Aus dem Namensregister der Gymnasialschüler geht hervor, dass einige von ihnen später bedeutende und exponierte Positionen im identitätsbetonten Leben der Kärntner Slowenen einnahmen. Nach der Volksabstimmung konnten Schüler aus identitätsbewussten slowenischen Familien zwar das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec besuchen, doch blieb diesen der Zutritt zur Lehrerbildungsanstalt in der gesamten Zwischenkriegszeit weiterhin verschlossen. Neben den genannten Bildungseinrichtungen begann im Jänner 1920 in Ferlach/Borovlje noch die vierjährige staatliche Büchsenmacherschule (Državna puškarska strokovna šola), die unter der Leitung von Dr. Viktor Jeločnik stand. Das Mindesteintrittsalter war 14 Jahre. 22 Schüler besuchten die Schule. Den Lehrplan für das Winterhalbjahr vom 5. November 1919 bis zum 30. April 1920 wurde auch von der Staatlichen Landwirtschaftsschule (Državna kmetijska šola) bei Völkermarkt/Velikovec (Goldbrunnhof ) verwendet, wobei die Unterrichtssprache nunmehr Slowenisch war.

Nach dem Ersten Weltkrieg begannen sich auch die slowenischen Schüler erneut zu organisieren und Verbindungen aufzubauen. Auf mehreren Treffen und Versammlungen in den Jahren 1919 und 1920 versuchten sie Mittelschüler, Priesterseminaristen und Studenten, sich miteinander zu verbinden. Sie gründeten die Kärntner Zweigstelle des slowenischen Schülerverbandes (koroška podružnica Slovenske dijaške zveze) bzw. reaktivierten den Klub koroških akademikov [Klub der Kärntner Akademiker], dessen Vorsitz durchgehend Franc → Sušnik innehatte. Der Verband bzw. der Klub beschäftigte sich mit aktuellen Fragen, vor allem mit der Volksabstimmung. In der Zeit der jugoslawischen Militärpräsenz organisierte sich auch die Lehrerschaft in Kärnten/Koroška besser als vor dem Krieg. Bereits im Juli 1919 kamen die slowenischen Lehrer aus dem jugoslawischen Teil des Landes bei einem Treffen in Gösselsdorf/Goselna vas zusammen, um »eine völlige Gleichstellung mit den Staatsbeamten in materieller Hinsicht zu erwirken« sowie um die Kulturarbeit angesichts der bevorstehenden Volksabstimmung zu organisieren. Gegründet wurde das Pedagoško društvo v Velikovcu [Pädagogischer Verein in Völkermarkt], dem bald darauf die Lehrervereine in → Bleiburg/Pliberk und in Ferlach/Borovlje folgten. Alle drei waren Mitglied in der ständisch organisierten liberalen Dachorganisation Zaveza jugoslovanskih učiteljev [Verband der jugoslawischen Lehrer]. Im Schuljahr 1919/20 hatten die drei Vereine 234 Mitglieder. Die Ausschussmitglieder aller drei Vereine bildeten am 15. August 1919 den Učiteljski svet za Koroško [Lehrerrat für Kärnten], der ein autonomes ständisches Organ der Lehrer in Volks- und Bürgerschulen in Kärnten/Koroška war. Die große Mehrzahl dieser Lehrer musste nach der Volksabstimmung das Land wegen Angriffen auf Leib und Leben, Drohungen und Entlassungen verlassen. Zwar rief der Oberste Schulrat in Ljubljana sofort nach der Volksabstimmung die Lehrer auf, dass die in Kärnten/Koroška tätigen und dort geborenen Beamten, Lehrer und Priester an ihren Stellen verharren sollten. Doch daran war nicht zu denken, denn die Landesleitung (und für die Priester auch die kirchliche Leitung) lehnten jedes Gesuch um Wiederanstellung an den Schulen im slowenischen Landesteil konsequent ab. Das Leitmotiv der Kärntner Behörden war, dass an utraquistischen Schulen keine Lehrer angestellt werden konnten, die sich während der Zeit der Vorbereitung der Volksabstimmung im Rahmen der jugoslawischen Agitation exponiert hatten.

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Schumy, Vinzenz

Nach der Volksabstimmung mussten 61 einheimische slowenische Lehrer das Land verlassen. Von den vier identitätsbewussten slowenischen Lehrern, die verblieben waren, wurden zwei nach einem langjährigen Gerichtsverfahren 1925 wiederangestellt, jedoch im deutschsprachigen Landesteil. Einer erhielt keine Lehrerstelle mehr und lediglich einer blieb an einer Schule im slowenischen Landesteil. Archive  : Arhiv Republike Slovenije (ARS) 1164, Podserija IV, Zgo-

dovinski arhiv, 1. Del  : Avstrija – Koroška I. (1905–1979)  ; Zbirka Inštituta za narodnostna vprašanja (INV), škatla 64, Dvojezično šolstvo na Slovenskem Koroškem  ; ARS 1164, Zbirka INV, škatla 81, Koroška – šolsko vprašanje, politični položaj, mejno vprašanje  ; Mir ( Jg. XXXVIII und XXXIX)  ; Korošec ( Jg. 1 und 2). Lit.: J. Felaher  : Srednješolski problem koroških Slovencev. In  : KSK 1958. Celovec, Borovlje 1957, 83–92  ; A. Kovačič  : Pouk slovenščine na državnem učiteljišču v Celovcu do leta 1919. In  : KSK 1960. Celovec, Borovlje 1959, 82–87  ; L. Ude  : Zgodovina slovenskega pouka na koroških osnovnih šolah od leta 1869 do danes. In  : V. Schmidt, V. Melik, F. Ostanek (Hg.)  : Osnovna šola na Slovenskem 1869–1969. Ljubljana 1970, 171–234  ; A. Malle  : Poskusi obnovitve slovenskega šolstva na Koroškem v dvajsetih letih našega štetja. In  : Mladje, št. 25 (1977). Celovec/Klagenfurt 1977, 44–82  ; A. Malle  : Šolstvo v coni A. In  : KK 1981. Celovec, Borovlje, 1980, 90–104  ; A. Malle  : Del koroške zgodovine. Šolstvo v coni A v času jugoslovanske uprave = Ein Stück Kärntner Geschichte. Anmerkungen zum Schulwesen in der Zone A zur Zeit der jugoslawischen Verwaltung. In  : Die Brücke 12. Kärntner Kulturzeitschrift, Jg. 6 (1980) 40–48  ; T. Feinig  : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na Koroškem – Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischunterrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009  ; D. Grafenauer, J. Stergar  : Koroški Slovenci kot poplebiscitni begunci v osrednji Sloveniji. In  : KMD 2011. Celovec 2010, 68–74. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Schumy, Vinzenz (Šumi, Vincenc, * 28. Juli 1878 Saak/ Čače [Nötsch im Gailtal/Čajna], † 13. Dezember 1962 Wien), Landwirtschaftsfunktionär, Politiker, Landeshauptmann von Kärnten/Koroška. Die ersten Sozialisationsjahre verbrachte Sch. in Saak/Čače, einer Ortschaft der Marktgemeinde Nötsch/ Čajna im Unteren → Gailtal/Spodnja Zilja. Nach dem Besuch der Ackerbauschule und als Externist der Realschule in Klagenfurt/Celovec, des Polytechnikums in Zürich und der Hochschule für Bodenkultur war Sch. nach Ude Wanderlehrer für den slowenischen Landesteil (→ Südkärnten/Južna Koroška) und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der slowenischen Milchgenossenschaft in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu (→ Genossenschaftswesen). In dieser Zeit unterschrieb er mit »Šumi«. 1904 erhielt Sch. die Leitung der

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kürzlich neu geschaffenen landwirtschaftlichen Schule für das deutsch- und slowenischsprachige Gebiet mit Sitz in → Völkermarkt/Velikovec wohl aufgrund seiner Sympathien für das Deutschtum (→ Deutschtümler). 1911 kandidierte er in einem slowenischen Wahlkreis auf der Liste der Deutschen Volkspartei. 1911–1918 war er als Landestierzuchtinspektor auf einem Arbeitsfeld tätig, das während des Ersten Weltkrieges aufgrund der Zuständigkeit für Ernährungsagenda einen herausragenden Stellenwert hatte. Seit 1917 engagierte sich Sch. zusehends in der Politik  : Zunächst als Geschäftsführer des Kärntner Bauernbundes, 1918 als Landesrat für wirtschaftliche Angelegenheiten im Rahmen der provisorischen Kärntner Landesregierung, 1918/1920 als Teilnehmer der Landesagitationsleitung, dann als erster Obmann des Kärntner Heimatdienstes (→ Deutschnationale Vereine). Die letztgenannten Organisationen hatten rund um den Kärntner Grenzkampf und bei den Vorbereitungen auf die → Volksabstimmung eine maßgebliche Bedeutung (→ Abstimmungspropaganda). Sch. wurde nicht zuletzt deshalb zum Mitglied der österreichischen Friedensdelegation bei den Pariser Vororteverhandlungen in SaintGermain akkreditiert (→ Grenzfrage, → Vertag von Saint-Germain). Anschließend nahm Sch. weitere führende politische Funktionen wahr  : 1921–1923 sowie 1931–1932 als Landeshauptmann-Stellvertreter von Kärnten/Koroška, 1923–1927 als Landeshauptmann von Kärnten/Koroška. In dieser Funktion erließ er laut Ude den Grundsatzerlass Nr. 6693 vom 13. Mai 1924, wonach die Landesregierung weder verpflichtet noch berechtigt sei, slowenische Eingaben entgegenzunehmen oder zu behandeln (→ Amtssprache, → Germanisierung). 1924–1931 als Obmann des Landbundes für Österreich, als Vizepräsident des Österreichischen Bauernbundes, 1919–1923 als Präsident der Landwirtschaftskammer für Kärnten/Koroška, 1929–1930 als österreichischer Innenminister und Vizekanzler in den Kabinetten Streeruwitz und Schober III. Ab Mai bis September 1933 wurde Sch. in der autoritären Regierung Dollfuss Bundesminister im Bundeskanzleramt »mit der sachlichen Leitung der Angelegenheiten der inneren Verwaltung« betraut. Im Kärntner Rumpflandtag erhielt er ein Mandat des Berufsstandes GeldKredit- und Versicherungswesen. Dies ermöglichte Sch. das agrarische Genossenschaftswesen an guter Stelle im Ständestaat zu positionieren. Nach dem → »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich aus allen öffentlichen Positionen verdrängt, wirkte Sch. bereits

Vinzenz Schumy, Parlament Wien

Schuster, Andrej

von September bis Dezember 1945 als Staatssekretär für Sicherheit, Verwaltung, Planung und Verwendung öffentlichen Vermögens, von 1945–1949 zudem als Nationalratsabgeordneter der Österreichischen Volkspartei und eine Zeit lang als Vizepräsident des österreichischen Bauernbundes. Sch., der sich vom Großbauern alten Stils zum »Agrartechnokraten« entwickelt hatte und der als taktisch versierter pragmatischer Politiker Standesinteressen stets vor ideologischen Fragen einen Vorrang einräumte, blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1962 Generalanwalt des nicht nur im Agrarmilieu einflussreichen Raiffeisenverbandes. Archive  : Nachlass Schumy am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien. Werke/Web  : Autobiografische Angaben in  : www.parlament.gv.at/ WW/DE/PAD_01786/pad_01786.shtml (12. 10. 2011)  ; Das ländliche Siedlungsproblem. Beitrag zur Lösung der ländlichen Besitzgestaltung, Wien 1947  ; Kampf um Kärntens Einheit und Freiheit. Wien 1950. Lit.: SBL (L. Ude). – Das Schrifttum von Vinzenz Schumy. In  : Österreich und die europäische Agrargemeinschaft. Festschrift für Dr. h. c. Ing. Vinzenz Schumy zum 80. Geburtstag. Wien 1958, 301–303  ; H. Braumüller  : Zum Hinscheiden des Vizekanzlers a. D. Vinzenz Schumy. In  : Car I 154 (1964) 606–609  ; U. Benedikt  : Vinzenz Schumy 1878–1962. Eine politische Biographie (Phil. Diss. Universität Wien). Wien 1966  ; T. Zorn  : Vinzenz Schumy in nacisti leta 1933. In  : KK 1981, 116–120  ; E. Webernig  : Der Landeshauptmann von Kärnten. Ein historisch-politischer Überblick. Klagenfurt 1987, 75–78  ; J. Stergar  : Schumy, Vinzenz. In  : St. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = St. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 316–317  ; L. Höbelt  : Vinzenz Schumy. In  : Neue Deutsche Biographie 23. Bd. Berlin 2007, 756–757.

Ulfried Burz

Schurian, Alexander, 1638–1640 Bürgermeister der

Stadt Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph.

Schurian, Tobias von, 1680–1682 Bürgermeister der

Stadt Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph  ; zu den landständischen Schurians vgl. → Klagenfurter Feld/Celovško polje. Schuschnigg, Kurt (1897–1977), austrofaschistischer Bundeskanzler des Bundesstaates Österreichs, → Abgeordnete  ; → Kmečka zveza  ; → Holmar, Tomaž. Schuster, Andrej, vulgo Drabosnjak (Schuster – Drabosnjak, Andreas, Andrej Šuster, * 6. Mai 1768 Drabosenig/Drabosinje bei Köstenberg/Kostanje [Velden am Wörthersee/Vrba], † 22. Dezember 1825 Umberg/Umbar), Bauer, Volksdramatiker, Volksschriftsteller, Volkspoet, Bukovnik.

Als jüngster Sohn von insgesamt fünf Kindern besuchte S.-D. vermutlich die Schule in Velden/Vrba am Wörthersee/Vrbsko jezero. Als bukovnik, d. h. als Volksliterat war er jedenfalls des Lesens und Schreibens kundig und konnte auch anspruchsvollere Texte aus dem Deutschen ins Slowenische übersetzen. 25-jährig übernahm S.-D. von seinem Vater die Drabosnjak-Hube und ehelichte am 23. September 1793 Neža Weiss, die ihm elf Kinder gebar. Im Jahr 1811 lebten noch fünf Söhne und drei Töchter. Geboren am 6. Mai 1768 in Oberjeserz/Zgornje Jezerce bedingten die unruhigen Zeiten (Koalitionskrieg, → Illyrische Provinzen 1809– 1814) und die schwierigen sozialen Lebensumstände (Hungersnot, ansteckende Krankheiten, finanzielle und soziale Probleme, Konflikte mit Behörden, Beschlagnahmung von Büchern, z. B. Colomanisegen (→ Kolomonov žegen), die Sibyllinischen Bücher (→ Šembiljine bukve/Sibiline bukve) den Ruin der Hube im Jahr 1818. Nach der Zwangsversteigerung ließ sich die Familie auf dem mittlerweile vom Sohn bewirtschafteten Hof der Frau in Umberg bei Damtschach/Umbar pri Domačalah nieder, wo S.-D. am 22. Dezember 1825 auch starb. Das Grab in Damtschach/Domačale ist nicht mehr vorhanden, jedoch ließ die Kärntner Landesgruppe des österreichischen PEN-Clubs S.-D. zu Ehren im Jahr 2000 eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer errichten. S.-D. gilt als der bekannteste Kärntner slowenische Volksliterat und hat als literarischer Zeitzeuge der Kärntner Literatur- und Kulturgeschichte deutliche Spuren hinterlassen. Er zählt zu den eifrigsten und produktivsten Vertretern des → Bukovništvo, bei dem das Abschreiben und Übersetzen, die sprachliche Adaptierung von älteren Textvorlagen religiösen Inhalts (v. a. apokryphen Texten) und auch eigenständige, künstlerische Formen des literarischen Schaffens zu den Aufgaben der bukovniki zählten. S.-D.s literarisches Schaffen fällt in die Zeit, als sich im Land erste Ansätze zur nationalen Wiedergeburt zeigten. Mit S.-D.s inhomogenen und zum Teil freien Formen literarischer Tätigkeit setzte ein Höhepunkt des klassischen Bukovništvo ein. Hervorzuheben ist aber immer auch, dass S.-D.s Werk dem gleichzeitig lebenden Volkskundler und Literaten Urban → Jarnik offensichtlich unbekannt blieb. S.-D.s Werk spiegelt die Synthese aller Entwicklungsphasen des Bukovništvo wider. Die Sekundärliteratur verweist heute auf die ungewöhnliche Breite des Schaffens. S.-D.s Werk umspannt nicht nur Prosa und Lyrik, sondern auch volkstümliche Theaterspiele, die u. a. von Niko Kuret neu bearbeitet und herausgege-

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ben wurden und noch in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s große Bekanntheit genossen. Literarisch bedeutend ist der Umstand, dass zu Lebzeiten S.-D.s die slowenische Dramatik ihren Anfang nahm und S.-D. hier neben Anton → Linhart als ihr Wegbereiter gilt. Sein Schaffen prägte das slowenische Volkstheater nachhaltig (→ Laienspiel, → Theater). S.-D.s Schrifttum ist variantenreich und reicht von eigenen, selbstständig gestalteten dialektal gefärbten satirisch-moralisierenden Texten, besonders Versifikationen, Umschriften älterer Vorlagen bis hin zu vielfältigen Kompilationen, Adaptierungen und Übersetzungen bzw. Arrangements nach unterschiedlichen Textvorlagen in slowenischer und deutscher Sprache. Der sprachlich und kulturell ambitionierte Volksliterat S.-D. verstand es, Textvorlagen unterschiedlicher Provenienz an die jeweiligen Bedürfnisse seiner Adressaten anzupassen. S.-D. gilt als eifriger Bearbeiter slowenischer und deutscher Textvorlagen, die in Hinblick auf ihre literarische Gattungszugehörigkeit mannigfaltig sind (z. B. Cochem, Geistliche Schildwacht, Gebetsformeln, geistliche Volksschauspiele u. a.). Die apokryphen Volkstexte basieren dabei auf mittelbaren oder/bzw. unmittelbaren Textvorlagen aus der sog. europäischen Kolportageliteratur sowie slowenischen Textvorlagen, bestehend aus biblischen Texten, Gebetsformeln und Segenssprüchen, deren Muster sich auf die Tradition des kryptoprotestantischen Schrifttums stützen und vorwiegend aus dem 17. Jh. stammen (→ Protestantismus, → Agoritschach/Zagoriče). Das einzige, im Originaldruck erhaltene Werk S.-D.s stellt die 1811 veröffentlichte Marienpassion Marijin pasijon 1811 dar. Durch dieses, im außerordentlichen Hochformat (10 x 30 cm) erschienene Büchlein wurde S.-D. besonders bekannt. Im Vergleich zu den Originalhandschriften S.-D.s weichen hier die Orthografie und Phonologie signifikant ab und folgen weitgehend dem Muster der prästandardsprachlichen slowenischen Schrifttradition (→ Standardsprache). In einer computergestützten Untersuchung wurde von Herta Lausegger (1991) wissenschaftlich bestätigt, dass S.-D.s Marienpassion nicht unmittelbar eine Übersetzung einer deutschsprachigen Vorlage Das große Leben Christi von P. Martin Cochem (Ausg. 1682  ; insges. fünf Ausg.: 1. Ausg. Köln am Rhein 1676) darstellt. Angaben über Erscheinungsort und Druckerei der Marienpassion Marijin pasijon 1811 sind nicht geklärt. Ein Faksimile des Werkes wurde, unter Einschluss einer ParalleltextAusgabe in transliterierter Umschrift und einer wis-

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senschaftlichen Begleitstudie, 1990 im 1. Band der gesammelten Schriften S.-D.s Zbrana bukovniška besedila Andreja Šusterja Drabosnjaka von Herta Lausegger veröffentlicht. Handschriftliche Varianten der Marienpassion in slowenischer Sprache waren vom Kärntner → Gailtal/Ziljska dolina bis ins slowenische Mežica (Mießdorf ) und auch im Oberkrainer Železniki verbreitet. Weitere volkstümliche Texte S.-D.s finden sich in einer von Franz → Kotnik in Suetschach i. R./Sveče v R. aufgefundenen Handschrift, die mehrere Texteinheiten umfasst  : Prerokovanje od tega Ebekšuštarja, 1825 (S. 1–72), Unteršberg al bukeli od Matjaža (S. 73–118). Dazu liegen bislang keine grafologischen und sprachwissenschaftlichen Analysen vor. Die dritte Handschrift S.-D.s. Ena liepa historia od te liepe Magdalene, ein europaweit verbreiteter Erzählstoff über Die schöne Magelone, ist um 1885 in Augsdorf bei Velden/Loga vas pri Vrbi belegt und galt um 1890 als eine beliebte Jugendlektüre. Seither verlieren sich die Spuren dieses Schriftstückes von S.-D. Der Volkstext Die schöne Magelone ist im Repertoire der Kärntner bukovniki zwar vertreten, weist jedoch nicht spezifische Merkmale der slowenischen Köstenberger Mundart von S.-D. auf (→ Dialektgruppen). S.-D.s geistliche Volksschauspiele stellen ein Kulturerbe aus Spätmittelalter und Barock dar (humanistisches Schultheater, barocke Ordensdramatik). Sie wurden vom Laienspieltheater gepflegt, vielfach

Drabosnjakova komedija o izgubljenem sinu, KOK Ravne na Koroškem

Schuster, Andrej

Drabosnjakova komedija o izgubljenem sinu, KOK Ravne na Koroškem

überarbeitet, jeweils adaptiert und in unregelmäßigen Zeitabständen bis ins 20. Jh. aufgeführt, z. B. das Spiel vom verlorenen Sohn Izgubljeni sin (Komedija o izgubljenem sinu) und das Hirten- oder Weihnachtsspiel Pastirska igra als Stubenspiel und das Christi-LeidenSpiel Pasijon als Freilichtaufführung, als Großform des Volkstheaters. S.-D.s Volksschauspieltexte zählen zum vielfältigen Repertoire unzähliger, miteinander oft sehr verwandter Texte, die sich trotz zeitweise schwieriger Umstände (z. B. Aufführungsverbot, behördlich verordnete Strafen), ähnlich wie auch in anderen Regionen der kärntnerisch-steirischen Volksschauspiellandschaft, teilweise bis in die jüngste Vergangenheit als wertvolles Kulturgut erhalten haben (vgl. Kretzenbacher 1952, Ruhdorfer 2007, 2011). S.-D.s kulturhistorisch bedeutsames, dichterisches Schaffen bilden satirisch-moralisierende Versifikationen, die sich in späteren Drucken erhalten haben  : In seinem Slowenischen Abc → Svovenji OBACE, einer aus 406 Versen bestehenden belehrenden Volksdichtung ohne Titel, erweist sich S.-D. als erfindungsreicher Volksdichter. Die Druckfassung von 1808 ging verloren. Eine zweite, ebenfalls ohne gemeinsamen Titel erschienene Sammlung aus dem Jahr 1798 Zber petih različnih pesnitev (Titel wurde wahrscheinlich später hinzugefügt) enthält folgende Gedichte  : Ena lepa zelu nova latania od tah hudah shien  ? (S. 1–7), Spet ena nova ozhitna spued sapianze inu savinske bratre (S. 7–8), Ena shavba. Katera je nuzna inu potribna use dni nasha shiulenja

(S. 8–9), Ena nova pesem od napitah Bratrov (S. 9–11), Raimi od mlinariov (S. 12–14) und ist ebenfalls nur in späteren Drucken erhalten. In Quellen wird angegeben, dass S-D. seine Bücher in der Badstube seines Hofes gedruckt haben soll. Näheres dazu ist nicht bekannt. S.-D.s Sprache stellt eine Koine dar, die sich im sprachlichen Kontinuum zwischen prästandardsprachlicher slowenischer Schrifttradition und seinem regionalen → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje) rund um Köstenberg/Kostanje bewegt. In Abhängigkeit von den jeweils verwendeten Vorlagen fließen in seine jeweils regionalsprachlich gefärbten Texte Merkmale verschiedener Sprachvarietäten ein (→ Soziolekt). In seinem Werk finden sich prästandardsprachliche Charakteristika des Slowenischen, Regionalismen, Dialektismen, deutsche → Lehnwörter und gelegentlich auch spontane Neuprägungen. In seinem eigenständig(er) gestalteten sprachlichen Opus finden sich Elemente der zentralslowenischen Oberkrainer Dialektbasis, vor allem aber typische sprachliche Besonderheiten seiner eigenen Kärntner slowenischen Köstenberger Mundart. Die inhaltlich auf biblische Stellen und Evangelien basierenden Texte stützen sich sprachlich auf überlieferte slowenische Textformeln (Evangelien, Gebetsformeln u. a.). Gebetsformeln und Segenssprüche heben sich in den Texten S.-D.s sprachlich ein wenig ab und dienen als Stilmittel (z. B. Hervorhebung, Steigerung, Wiederholung, Parallelismus u. a.). Das außerordentlich vielfältige Sprachspektrum S.-D.s und der unterschiedliche Duktus, der den Bogen von sorgfältiger, stilisierter Schönschrift bis hin zu uneinheitlich, oft unausgewogen wiedergegebenem liegenden Schriftzug mit persönlicher Note umspannt, warf in der wissenschaftlichen Forschung die Frage der Autorenschaft der Texte S.-D.s auf. Bis in die beginnenden 1990er-Jahre kursierten in der Forschung divergierende, teils widersprüchliche Meinungen bezüglich der Originalhandschriften S.-D.s. Erst nach gründlicher Erforschung der dialektalen Charakteristika der handschriftlichen Texte S.-D.s konnte die Slawistin Herta Maurer-Lausegger (1992) mit computergestützter Hilfe die Autorenschaft mehrerer dieser Texte wissenschaftlich belegen. Das Forschungsergebnis wurde auch von der später in Auftrag gegebenen Fachexpertise grafologisch bestätigt. Im Zuge dieser weiteren Autorenschaftsermittlung durch das slowenische Zentrum für kriminalistischtechnische Untersuchungen beim Innenministerium der Republik Slowenien (Center za kriminalistično

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tehnične preiskave pri Ministrstvu za notranje zadeve) in Ljubljana wurden in einer mit 3. April 1992 datierten, von Prof. Andreja Kersnič unterzeichneten Expertise (Izvedensko mnenje. Zadeva  : Andrej Šuster – Drabosnjak – preiskava rokopisov. Številka  : 0223/5-S-24/L-245/92, Datum  : 3. 4. 1992) folgende Handschriften offiziell als S.-D.s Autografen erkannt   : zwei Textversionen des Weihnachts- oder Hirtenspiels Pastirska igra (die Petučnik Handschrift und die Singer Handschrift), das Spiel vom verlorenen Sohn Izgubljeni sin, und ein nachträglich handschriftlich mit der Jahreszahl 1868 versehenes, dreiteiliges Gebetsbüchlein Gebet Buh mit den Titeln – das Gebetbüchlein Molitoune bvkvize sasakidanje potriebe od Andreja Drabosnjaka, das Heiligenkreuzbüchlein Buqvize svetiga krisha ali od kristvsoviga terplenja inu niegove svete smerti und das Büchlein von Andreas Drabosnjak Bvkvize od Andreija Drabosnjaka. Tu je eniga Pavra u Koratane. Das Gebetsbüchlein umfasst altüberlieferte Zauberund Segensformeln, aber auch Evangelientexte, Litaneien und Worte des gekreuzigten Christi. Hier sind sowohl volkstümlicher Aberglaube als auch pragmatisches Christentum vertreten. Der Überlieferung nach hatte dieses kleine Büchlein Unheil abwehrende Funktion. Es gewährte Pilgern und Wanderern Schutz vor Krankheit, Unheil und Unglück. Obwohl diese drei Texte in der slowenischen bohoričica (→ Schrift) abgefasst sind, sorgten die später in Handschrift hinzugefügte Jahreszahl 1868 und der Name Josef Ramusch (verm. der damalige Besitzer dieser Handschriften) in der wissenschaftlichen Diskussion lange Zeit für Irritation. Computergestützte Forschungen (Maurer-Lausegger 2006) ergaben, dass es sich bei dem im ersten Teil dieses apokryphen Gebetsbüchleins auf den unpaginierten Seiten von 35 bis 154 angeordneten Text mit dem Untertitel Duhouna Vahta te Dushe inu Telesa (um 1815) um eine von S.-D. sprachlich überarbeitete und adaptierte Version der Geistlichen Schildwacht handelt. Der Textabschnitt stellt eine Paraphrase einer nicht näher bekannten Vorlage der Duhouna branua/→ Duhovna bramba dar und repräsentiert ein klassisches Beispiel einer sprachlichen Adaptierung älterer Vorlagen durch die bukovniki. Der vergleichenden Analyse lagen die Drucke Geistlicher Schild (1791) und Duhouna branua (Köln 1740) zugrunde, wobei die Jahreszahlen nicht unbedingt dem realen Erscheinungsjahr entsprechen (mehrere voneinander abweichende Drucke mit gleichem Erscheinungsjahr).

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Alle oben genannten Autografen S.-D.s befinden sich in der slowenischen Studienbibliothek Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem. Zwei identische Kopien der 1814 datierten Originalhandschrift S.-D.s Giertn shpil, Weihnachtsspiel (sog. Singer-Handschrift) besitzt das Institut für Slowenische Volkskunde der Slowenischen Akademie der Wissenschaften Inštitut za slovensko narodopisje ZRC SAZU in Ljubljana. Das Passionsspiel Pasijon von S.-D. aus dem Jahr 1818 ist in jüngeren Abschriften und Varianten erhalten. Die ältesten Handschriften mit dem Passionsspiel stammen von Janez Schöffmann aus Köstenberg/ Kostanje (1841), Anton Unikar aus St. Ruprecht bei Klagenfurt/Šentrupert pri Celovcu (1854) und Johann Tepan aus Köstenberg/Kostanje (1881). Sie befinden sich in der Spezialsammlung Nachlass Vatroslav → Oblak in der Fachbereichsbibliothek Osteuropäische Geschichte und Slawistik der Universität Wien. Die Petučnik-Handschrift des Weihnachts- oder Hirtenspiels – Pastirska igra und des Spiels vom verlorenen Sohn Izgubljeni sin wurde unter Einschluss einer Paralleltext-Ausgabe in transliterierter Umschrift und einer wissenschaftlichen Begleitstudie 1992 im 2. Band der gesammelten Schriften S.-D.s Pastirska igra in Izgubljeni sin. Zbrana bukovniška besedila II von Herta Maurer-Lausegger veröffentlicht. Die Feststellung der Autorenschaft der Handschriften S.-D.s, die unmittelbar vor dem Erscheinen des 2. Bandes der Werk-

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Franc Kotnik, Izviren Drabosnjakov rokopis

Drabosnjak-Gedenkstein

ausgabe erfolgte, machte ein Umdenken des Konzeptes Sohn Izgubljeni sin ist in der elektronischen Bibliothek notwendig. Die Edition des weiteren Werkes von S.-D., Koroška osrednja knjižnica Dr. Franca Sušnika Ravne na in die auch die Originalhandschriften S.-D.s in Faksi- Koroškem im Original abrufbar. Die Digitalisierung und mile einbezogen werden, befindet sich in Vorbereitung. Veröffentlichung weiterer Handschriften S.-D.s und Heute steht S.-D.s Leben und Wirken im Blickfeld anderer volkstümlicher Autoren vollzieht sich allmäheiner breiten Öffentlichkeit. S.-D.s Name ist im ört- lich. lichen Kulturverein SPD Drabosnjak Kostanje SloweniMit seinem außerodentlich produktiven sprachlichscher Kulturverein (vgl. → Kostanje, Katoliško slovensko kulturellen Schaffen in slowenischer Sprache stellt S.izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholi- D. ein bedeutendes Bindeglied zwischen dem frühen scher slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und prästandardsprachlichen slowenischen Schrifttum, der Umgebung]) und im Museum für Alltagsgeschichte in regionalen Kärntner slowenischen Sprachvariante und Köstenberg/Kostanje  : Drabosnjakov dom na Kostanjah der sich allmählich etablierenden slowenischen Schriftnad Vrbskim jezerom na Koroškem, verankert. Am 6. Juli sprache dar. Die volkstümlichen Bühnenstücke S.-D.s 1986 wurde in Oberdorf bei Köstenberg/Zgornja vas zählen zu den bedeutendsten und über viele Jahrzehnte pri Kostanjah ein Drabosnjak-Denkmal enthüllt. In beliebtesten Textsorten im literarischen Repertoire der Oberjeserz/Zgornje Jezerce trägt eine Verbindungs- Kärntner Slowenen. Die Werke S.-D.s stellen zudem straße den Namen A.-S.-Drabosnjak-Straße (vgl. Ver- eine wichtige Grundlage für die Pflege und Bewahordnung der Marktgemeinde Velden am Wörther See rung der slowenischen Sprache und Kultur in Kärnten/ vom 1. Dezember 2010). Koroška dar. S.-D.s Passionsspiel Pasijon, das Hirten- oder Weihnachtsspiel Pastirska igra und das Spiel vom verlorenen Werke  : S.-D.s Autografe  : GIERTEN SHPIL AL Anu shavo∫tno Sohn Izgubljeni sin wurden in der zweiten Hälfte des inu v∫milenja vriedno Djanje PER TAM ROISTVU JESUSA KRIS20. Jh.s des Öfteren adaptiert und für den jeweiligen TUSA […] Tu je napravlano od Andreja Shve∫tarja eniga Pavra v Koratane bogu hzhe∫ti noi v∫am lvdem kenomi liepomi Grazioni vtam lete Bühnenauftritt theatralisch und sprachlich neu bearKri∫tu∫ava Roi∫tva  ; Giert’n Shpil  ; Komedija ali Igra od sgubleniga sina  ; beitet (u. a. von Niko Kuret, Bruno Hartman, H. MOLITOUNE BVKVIZE SASAKIDANJE POTRIEBE od Andreja Lausegger). Alle drei Laientheaterspiele wurden Drabosnjaka napravlane. vkaterah je sapopadano siutershnje noi svezvon der Slowenischen Redaktion des ORF-Landes- hiereshnjo Shebranje inu S. Mesha Spveved noi obhajvo inu k boshjam studios Kärnten/Slovenski spored Avstrijske radiotelevi- Svetnikam noi nekatere lape latanije Kri∫tusava terplenja noi Matare zije ORF für den Rundfunk aufgezeichnet und sind boshe inu tudi eni lepi shegni kateri se majo velzham note Moliti  ; BUQVIZE SVETIGA KRISHA ALI OD KRISTVSOVIGA TERPLENJA im Rundfunkarchiv in älteren und neueren Versionen INU NIEGOVE SVETE SMERTI. Napraulane od Andreja Shve∫tarja vertreten. Die letzten großen Aufführungen dieser Drabosnjaka eniga Poredniga Paura ukoratane inu udruk dane noi letas drei Volksschauspiele, die mit Unterstützung seitens Sa novu leto venka dane  ; BVKVIZE OD ANDREIJA DRABOSNJAKA der Krščanska kulturna zveza [Christlicher Kulturver- Tu je eniga Pavra uKoratane. TV JE 15. Gnad Povhenah Molitov te S. band] in Klagenfurt/Celovec von Laiendarstellern des Getrude inu Metildis od ta S. terpenja jesusa Kri∫tusa (…). Digitalisierter Autograph S.-D.s  : A. Šuster Drabosnjak  : DrabosSPD Drabosnjak Kostanje [Slowenischer Kulturverein njakova Komedija o izgubljenem sinu [digital, CD-ROM]. Ravne na Drabosnjak Köstenberg] und einigen anderen Laien- Koroškem  : Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika, 2005. darstellern aus dem oberen → Rosental/Zgornji Rož Spätere handschriftliche Abschriften der Texte S.-D.s  : Kostattfanden, sind in Filmen dokumentarisch festgehal- medija od zeliga grenkiga terplenja ino smerti Jesu∫a Kri∫tusa na∫higa ten (Passionsspiel Pasijon, Juni 1990  ; Hirtenspiel Pas- lubiga Go∫puda. Popi∫ano od Andreja Drabo∫njaka eniga paura v Kotirska igra, 2001  ; das Spiel vom verlorenen Sohn Kome- rantane, is nemzhiga v koroshko ∫hpraho v rajme napraulano v letu 1818 (Abschrift  : 1841)  ; PREROKOUANJE OD TEGA EBEK SHdija o izgubljenem sinu 1992). Die Bühnentexte dieser VSTARJA  ; VNTERSHPERG AL BVKELZI OD Matiaha inu od drei letzten Aufführungen der Volksschauspiele S.-D.s testah Shounirjou. wurden von Herta Lausegger in Kooperation mit Originaldruck  : A. Schuster Drabosnjak  : PASION TU JE POPISJanez Lesjak aus Velden/Vrba und einigen weiteren, VANIE OD TERPLEINIA JESUSA KRISTUSA INU NIEGOVE dialektfesten Gewährspersonen, so gut es ging, in der SHALOSTNE MATARE MARIE DEVIZA. Tæ Pasion je venka u∫et is tai∫tih Bukou katere ∫e jemenujajo Kri∫tusaua shiulenjä ali Chri∫te Köstenberger Mundart rekonstruiert und liegen beim Leben = Buch inu u’ druk dane u’ tem lete od Andreja Shue∫terja DrabosChristlichen Kulturverband in Klagenfurt/Celovec auf. nika eniga poredniga Paura u’ Koratane. M. D. C C C X I.; Zber petih Eine überarbeitete Neuedition dieser drei Bühnenbear- različnih pesnitev  : Svovenje obace  ; ENA LEPA ZELU NOVA LATAbeitungen ist vorgesehen. S.-D.s Spiel vom verlorenen NIA OD TAH HUDAH SHIEN  ?  ; SPET ENA NOVA OZHITNA

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SPUED SAPIANZE inu savinske bratre  ; ENA SHAVBA. Katera je nuzna inu potribna use dni nasha shiulenja  ; ENA NOVA PESEM od napitah Bratrov  ; Raimi od mlinariov [Originaldruck von 1789 nicht erhalten]. S.-D.s Werke im Nachdruck  : A. Schuster Drabosnjak  : Ena lepa zelu nova latania od tah hudah shien  ? 1800, [S.  l.: s.  n., vor 1825]  ; Reisp, B. (Hg.)  : Andrej Šuster-Drabosnjak. Parodije in satirične pesmi. Faksimilirana izdaja. Ljubljana 1966  ; H. Maurer-Lausegger (Hg.)  : Andrej Šuster Drabosnjak. Zbrana bukovniška besedila I. Marijin pasijon 1811. (Faksimile po izvodu dv. sv. dr. Pavleta Zablatnika v Celovcu z dodano prečrkovano priredbo istega besedila). Celovec 1990, XXII + 130 S.; H. Maurer-Lausegger (Hg.)  : Andrej Šuster Drabosnjak. Zbrana bukovniška besedila II. Pastirska igra in Izgubljeni sin. Po izvirnih rokopisih s prečrkovano priredbo istih besedil. Celovec 1992, XVII + 224 S. + 11 S. Beilagen  ; A. Šuster Drabosnjak  : Litanije. (Faksimile d. Originalausg. von 1798, nach dem Nachdruck 1966). Celovec 1997  ; A. Šuster Drabosnjak  : Ena nova pesem od napitah bratov. Pesmi v čast vinu in domovini [Glasbeni tisk]  : 200 vinskih pesmi in napitnic. Ljubljana 2005, 156–157  ; A. Šuster Drabosnjak  : Svovénje obacé. In  : Revija SRP  : Svoboda, Resnica, Pogum 16, Nr. 87/88 (Okt. 2008), 4–7. Bühnenbearbeitungen  : A. Šuster  : Igra o izgubljenem sinu  : v prologu in sedmih nastopih. Za sodobni ljudski oder prir. Niko Kuret. Ljubljana 1934  ; A. Šuster  : Božična igra. Za sodobni ljudski oder prir. Niko Kuret. Ljubljana 1935  ; A. Šuster  : Igra o Kristusovem trpljenju. Za sodobni ljudski oder prir. Niko Kuret. Ljubljana 1937. Bühnenbearbeitungen im Dialekt  : H. Lausegger  : Pastirska igra. Po starem rokopisu Andreja Šusterja Drabosnjaka za predstavo priredila dr. Herta Lausegger. Ob 220-letnici osrednjih gledaliških predstav Krščanske kulturne zveze. Celovec  : Krščanska kulturna zveza, 1987, 43 S.; H. Lausegger  : Pasijon. Andrej Šuster Drabosnjak. Priredila in za tisk pripravila Herta Lausegger. Celovec 1989, 84 S.; H. MaurerLausegger H.: Andrej Šuster-Drabosnjak  : Pasijon 1990. (Dramaturška priredba M. Belina). Izd. Krščanska kulturna zveza (interno). Celovec  : Krščanska kulturna zveza, 1990, 48 S.; H. Maurer-Lausegger H.: Drabosnjakova Komedija od zgubleniga sina. Po izvirniku priredila in za tisk pripravila Herta Maurer-Lausegger. Klagenfurt/Celovec  : Mohorjeva založba in Krščanska kulturna zveza, 1992, 57 S. Lit.: SBL  ; ES, SEL, BBKL  ; F. Kotnik  : Andreas Schuster-Drabosnjak. Sein Leben und Wirken. Phil. Diss., Graz, 1907  ; F. Kotnik  : Beiträge zur Volksliteratur Kärntens. In  : 60. Programm des Staats-Obergymnasiums zu Klagenfurt, 1910. Klagenfurt 1910, 3–22  ; A. Šuster, F. Kotnik  : Drabosnjakov »Izgubljeni sin«. In  : Etnolog  : glasilo Etnografskega muzeja v Ljubljani, Bd. 5/6 (1933), 259–276  ; P. Zablatnik  : Die geistige Volkskultur der Kärntner Slovenen. Phil. Diss., Graz 1951  ; F. Kotnik  : Naši bukovniki, ljudski pesniki in pevci. In  : Narodopisje Slovencev II. Ljubljana 1952, 86–102  ; F. Kotnik  : Verske ljudske igre. In  : Narodopisje Slovencev II. Ljubljana 1952, 103–121  ; E. Nussbaumer  : Andreas Schuster-Drabosnjak. In  : Geistiges Kärnten. Klagenfurt 1956, 296–297  ; M. Zwitter  : Poredni paur Andrej Šuestar-Drabosnjak. (Ob 130-letnici njegove smrti). In  : KSK, Celovec 1956, 48–56  ; P. Zablatnik  : Andrej Schuster Drabosnjak – ljudski dramatik. In  : Letno poročilo Državne gimnazije za Slovence 11 (1967/68). Celovec, 43–52  ; I. Grafenauer  : Slovensko slovstvo na Koroškem – živ člen vseslovenskega slovstva. In  : I. Grafenauer (Hg.)  : Literarnozgodovinski spisi. Ljubljana 1980, 441–528  ; P. Zablatnik  : Bukovniki – Volkspoeten. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten/Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985, 90–97  ; P. Zablatnik  : Koroški slovenski bukovnik Andrej Schuster Drabosnjak – Der kärntnerslowenische Volkspoet Andreas Schuster

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Drabosnjak. In  : Die Brücke 7–8 (1978), 150–165  ; P. Zablatnik  : Koroški slovenski bukovnik Andrej Schuster Drabosnjak (1768–1825). In  : WSA, Sonderbd. 13 (1984), 229–249  ; P. Zablatnik  : Drabosnjakova Komedija od zgubleniga sina. In  : SR 33 (1985), 2, Ljubljana, 259–270  ; N. Kuret  : Slovenska koledniška dramatika. Ljubljana  : 1986  ; H. Lausegger  : Sprachliche Charakteristika des volkstümlichen »Gierten Shpils« von Andreas Schuster Drabosnjak. In  : WSA, 22 (1988), 273–294  ; H. Lausegger  : Drabosnjakov Marijin pasijon v luči pisne navade časa. In  : Mladje 70 (1990), 71–83. H. Lausegger  : Koroško bukovništvo in Drabosnjakov Marijin Pasijon. In  : H. Lausegger (Hg.)  : Andrej Šuster Drabosnjak. Zbrana bukovniška besedila I. Marijin Pasijon 1811 (Faksimile po izvodu dv. sv. dr. Pavleta Zablatnika v Celovcu z dodano prečrkovano priredbo istega besedila). Celovec 1990, VII–XXI   ; H. Lausegger (Hg.)  : Andrej Šuster Drabosnjak. Zbrana bukovniška besedila I. Marijin Pasijon 1811 (Faksimile po izvodu dv. sv. dr. Pavleta Zablatnika v Celovcu z dodano prečrkovano priredbo istega besedila). Celovec 1990  ; H. Lausegger  : Drabosnjakov Marijin pasijon v luči pisne navade časa. In  : Mladje 70 (1990), 71–83  ; H. Maurer-Lausegger  : Zbrana bukovniška besedila Andreja Šusterja-Drabosnjaka. In  : Glasnik SED 30/1–4 (1991), 70–74  ; H. Paulitsch  : Das Phänomen »Bukovništvo« in der Kärntnerslowenischen Kultur- und Literaturgeschichte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1992, 106–126  ; W. Baum  : Andrej Schuster – Drabosnjak (1768–1825)  : novi podatki iz življenja pasijonskega pesnika. In  : KMD 1992, 97–100  ; H. Maurer-Lausegger  : Drabosnjakovi igri  : Pastirska igra in Izgubljeni sin. In   : H. Maurer-Lausegger (Hg.)   : Andrej Šuster Drabosnjak. Zbrana bukovniška besedila II. Pastirska igra in Izgubljeni sin. Po izvirnih rokopisih s prečrkovano priredbo istih besedil. Ured. in izd. H. Maurer-Lausegger. Celovec 1992, V–XVII  ; H. Maurer-Lausegger  : Klärung der Autorschaft. Die Handschriften des Volkspoeten Andreas Schuster – Drabosnjak (1768–1825). In  : Unisono intern 5/6, Klagenfurt, Juni 1992, 10–11  ; A. Šuster-Drabosnjak  : Novo Berilo II./Litanije. Klagenfurt 1997  ; Andreas Schuster – Drabosnjak (1768–1825). In  : A. Kreuzer  : Kärntner biographische Skizzen, 14.–20. Jahrhundert, Bd. 7. Klagenfurt 1999, 78–79  ; T. Domej  : Drabosnjak, ustvarjalec v prelomnem obdobju. In  : KMD 2001, 98–100  ; H. Maurer-Lausegger  : Jezik in avtorstvo Drabosnjakovih bukovniških besedil. In  : Simpozij o dr. Pavletu Zablatniku (2003  ; Bilčovs). Zbornik predavanj in prispevkov. Ured. M. Fister, P. Fister. Klagenfurt/Celovec 2004 (=  Koroški etnološki zapisi. Glasilo Slovenskega narodopisnega inštituta Urban Jarnik, 4), 166–185  ; H. Maurer-Lausegger  : Sprachliche Charakteristika apokrypher Texte des 18. und 19. Jahrhunderts (Slowenisch, Deutsch). In  : Sprach- und Literaturwissenschaftliche Brückenschläge. Vorträge der 13. Jahrestagung der GESUS in Szombathely, 12.–14. Mai 2004. Hg. M. Balaskó, P. Szatmári. München 2007, 241–252  ; L. M. Ruhdorfer  : Das Passionsspiel »Terplenje in smrt Jezusa Kristusa«, St. Stefan bei Finkenstein, 1931. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2007  ; M. Stanonik  : Koroška narečna dramatika  : poetika Drabosnjakovega ›Izgubljenega sina‹. In  : M. Stanonik (Hg.)  : Slovenska narečna književnost. Maribor 2007, 16–31  ; L. M. Ruhdorfer  : Verurteilt zum Tod am Kreuz  : Kärntner Christi-LeidenSpiele. Klagenfurt am Wörthersee 2011  ; L.  M. Ruhdorfer  : Koroški pasijoni  : moj Bog, zakaj si me zapustil  ? In  : Pasijonski doneski … Loški razgledi, Bd. 7 (2012), 27–48. Web  : W. Baum, P. Zablatnik   : Schuster (Šuster) Andreas (Andrej), vulgo Drabósnjak. In  : www.biographien.ac.at/oebl_11/384.pdf  ; BBKL, Bd. XV (1999) Sp. 1273–1275, Autor  : W. Baum www.bbkl. de/s/s1/schuster_a.shtml  ; F. Kotnik  : Izviren Drabosnjakov roko: ČZN 27, 1931, 123–124 www.sistory.si/publikacije/prepis. In   nos/  ?urn=SISTORY  :ID  :6067  ; Drabosnjak Gedenkstein www.

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Dachau, am 27. September 1939 nach Flossenbürg, am 16. August 1940 nach Gusen und am 18. Dezember 1940 nach Dachau). In den Erinnerungen L'hostes ist auch der schweren Leidensweg Sch.s beschrieben, der bei lebendigem Leibe für verschiedenste medizinische Versuche missbraucht wurde, die laut L’hoste ein nach dem Krieg verurteilter Univ.-Prof. Dr. Schilling aus München an ihm vorgenommen hatte   : Malariaversuche, Phlegmone-Infizierungen, Luftdruckversuche, Eiswasserresistenz. Sch., der laut Naši rajni duhovniki ein beliebter PreHerta Maurer-Lausegger diger war, sorgte besonders für die Stärkung des Glaubens und für die Pflege und die Erhaltung seiner GotSchuster, Dr. Oton (Otto, * 15. November 1897 Kla- teshäuser und Friedhöfe. genfurt/Celovec, † 25. August 1942 KZ Dachau bzw. Neben Sch. wurden nach Tropper insgesamt 22 vergast in Hartheim bei Linz), katholischer Priester, Kärntner Geistliche von den Nazis in KonzentratiKZ-Opfer. onslager verbracht, 12 davon waren Slowenen (→ VerSch. besuchte das Gymnasium und das → Priesterse- folgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/ minar in Klagenfurt/Celovec und wurde am 6. Juli 1924 Koroška). in der städtischen Elisabethinenkirche in der Pfarre St.  Lorenzen/Šentlovrenc zum Priester geweiht. Sch. Archive  : ADG (Personalakte Dr. Otto Schuster). war zunächst Kaplan in → Ferlach/Borovlje, in → Tai- Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Östernach/Tinje am → Klagenfurter Feld/Celovško polje reich. Wien 1947, einzelne Priesterschicksale/in der Diözese Gurk S. 129–131, zu Schuster S. 129  ; Župnik Dr. Oton Schuster. In  : Naši rajni sowie in St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku, duhovniki, Kratki oris njihovega trudapolnega dela in življena. Izdala danach Provisor in Mieger/Medgorje, in → Windisch krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968, 332  ; G. DenzBleiberg/Slovenji Plajberk, danach wieder in Ferlach/ ler  : Widerstand oder Anpassung, Katholische Kirche und Drittes Reich. Borovlje. Vier Jahre war er Pfarrer in St.  Margareten München/Zürich 1984, 125  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu sowie zuletzt ein cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindJahr Provisor in Vorderberg/Blače im → Gailtal/Ziljska lich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagendolina. Von dort wurde er bereits am 9. September 1939 furt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slovon den Nazis, nach Tropper wegen angeblicher Ho- wenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Schuster S. 118–119)  ; mosexualität, abgeführt und ins KZ Dachau verbracht P. G. Tropper  : Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen (diese wird im Buch Naši rajni duhovniki nicht thema- Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945, mit einem Beitrag von Karl Heinz Frankl. Klagenfurt 1995, 243–245  ; P. G. Tropper  : Die Diötisiert, ebenso nicht bei Malle 1992). Entner bestäzese Gurk im Dritten Reich. Ebd., 1–39  ; B. M. Kempner  : Priester vor tigt dies und weist darauf hin, dass er am 9. September Hitlers Tribunalen. München 1996  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester 1939 verhaftet und wegen »gleichgeschlechtlicher Un- im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinzucht« angeklagt und schließlich am 9. Mai 1940 zu 30. nerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Monaten schwerem Kerker verurteil wurde. Nach der Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (PriesVerbüßung der Haft in der Strafanstalt Garsten wurde terschicksale  : 414–415  ; medizinische Versuche an Schuster S. 443)  ; M. Stefan  : Grüß Gott und Heil Hitler, Katholische Kirche und Nationaler am 18. April 1942 in KZ Dachau verschlept, wo ihm sozialismus in Österreich. Wien 2002  ; B. Entner  : Wer war Klara aus die Häftlingsnummer 29.782 zugeteilt wurde (Ent- Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer ner). Das bischöfliche Ordinariat wurde trotz mehr- der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 83–84. Bojan-Ilia Schnabl maliger Rückfragen bei der Direktion der Landeshaftanstalt fehlinformiert und erfuhr erst nachträglich vom Tod des Priesters. Sch.s Mithäftling Nikolaus L'hoste Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ schrieb seine KZ-Erinnerungen nieder. (Nach Fried Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Die gesellschaftswar L'hoste Pfarrer in Mörtschach im Mölltal, wurde und kulturpolitische Entwicklung seit den 80er-Jahren selbst am 26. März 1939 verhaftet und danach in ver- des 19. Jh.s im östlichen → Jauntal/Podjuna ist ein schiedene KZ verbracht, so am 9. September 1939 nach anschauliches Beispiel für die Entwicklung des slokleindenkmaeler.at/detail/drabosnjak_gedenkstein  ; Marktgemeinde Velden am Wörther See  : Gemeinde- und Verbindungsstraßen – Einreihungsverordnung  : www.ktn.gv.at/gemeinde/docs/Veror_20725_ Einreihungsverordnung%202010.pdf (20. 1. 2013). Videodokumentationen  : A. Šuster Drabosnjak  : Pasijon  : komedija od zeliga grenkiga terplenja ino smerti Jesusa Kristusa nashiga lubiga gospuda [Videodokumentation]. Celovec/Klagenfurt  : KKZ, Mohorjeva založba 1990 (VHS, PAL  : Laufzeit  : 70 Min.)  ; A. Šuster Drabos­ njak  : Pastirska igra [Videodokumentation]. Andrej Šuster Drabosnjak  ; po starem rokopisu Andreja Šusterja Drabosnjaka za predstavo priredila Herta Maurer-Lausegger (okvirno igro z božičnimi običaji spisal Bruno Hartman]  ; režija Franci Končan … Celovec  : KKZ, 2001 (VHS, PAL  : Laufzeit  : 98 Min.).

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wenischen → Vereinswesens und der Geschichte der slowenischen → Kulturvereine und damit der jüngeren slowenischen → Kulturgeschichte und der politischen Geschichte → Südkärntens/Južna Koroška. Kulturarbeit und der CMD. Mit dem Beginn des Erscheinens der Zeitung → Mir im Jahre 1882 begegnen uns sofort Nachrichten über das kulturelle Leben in Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Bach/ Potoče und deren Umland, wo bis heute der slowenische Kulturverein Drava seine Tätigkeit entfaltet. In der Gemeinde Leifling/Libeliče (seit 1959  : Neuhaus/ Suha) wurde im Jahre 1891 eine Filiale der → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Kyrill und Method-Verein] mit dem Sitz in Leifling/Libeliče gegründet. Dieser Verein hielt Versammlungen und Zusammenkünfte in Leifling/Libeliče, in Bach/Potoče, in Neuhaus/Suha und auch in Schwabegg/Žvabek ab, auf welchen immer wieder Sänger auftraten und die »heimischen Sängerinnen und Sänger sangen so schön, als ob man Engel singen hörte«. Es traten mitunter auch Gastchöre auf, so z. B. am 18. August 1895, als Sänger des Kulturvereins Gorotan aus St.  Michael/Šmihel (es waren dies  : A. Križaj, A. Grizold, J. Ebner, D. Huttner, vgl. Mir, 3. Februar 1895) aufsangen. Am 30. September 1906 lud der Kyrill und Method-Verein zu einem Volksfest im Gasthaus Lukner in Schwabegg/Žvabek. Bei dieser Veranstaltung wurde von den Volkskomödianten aus St.  Michael/Šmihel das Volksstück Trije tički [Die drei Vögelchen] aufgeführt Es wird berichtet, dass »dazwischen gar schön das St.  Michael-Bleiburger Quartett unter der Leitung des Hr. Srebotnik Gesangsdarbietungen gab«. Weitere Veranstaltungen des CMD Leifling/ Libeliče  :

12. 7. 1891 Jahreshauptversammlung beim Čerab. 3. 2. 1892 Jahreshauptversammlung beim Punker in Bach/Potoče. Besucher zahlreich, auch aus Neuhaus/Suha  ; es sang ein Chor aus Schwarzenberg/Črneče. 1. 5. 1893 Jahreshauptversammlung beim Vuč (ca. 200 Besucher). Neuer Vorsitzender   : Hr. Kirchmayer. Es erklangen zahlreiche lustige Lieder. 26. 11. 1893 Versammlung im Gasthaus Edelman. 25. 7. 1894 Versammlung im Gasthaus Šercer in Neuhaus/Suha. Es sang der Chor Gorotanci aus St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku.

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3. 2. 1895 Versammlung beim Nemec in Leifling/ Libeliče. Zwischen den Vorträgen sang das Quartett Gorotan slowenische Volkslieder. 18. 9. 1895 Versammlung beim Nemec in Leifling/ Libeliče. Pfarrer Ivan Držanič aus Leifling/Libeliče wird zum Vorsitzenden wiedergewählt. Zwischen den Vorträgen sang das Quartett  : A. Križaj, A. Grizold, J. Ebner, D. Hüttner. 27. 5. 1901 Jahreshauptversammlung im Gasthaus P. Ring in Leifling/Libeliče. Der Chor aus Leifling/Libeliče trat auf. 12. 5. 1902 Versammlung im Gasthaus Šercer in Neuhaus/Suha. Die Versammelten sangen bis tief in die Nacht. 30. 9. 1906 Versammlung beim Lukner in Schwabegg/ Žvabek. Die Theatergruppe aus St.  Michael/Šmihel führte das Stück Trije tički auf. Dazwischen sang ein Quartett unter der Leitung von Hr. Srebotnik. 2. 2. 1908 Veranstaltung beim Nemec in Leifling/Libeliče. Die Theatergruppe aus Schwabegg/ Žvabek brachte ihr Stück Sv. Cita zur Aufführung. 30. 8. 1908 Kulturveranstaltung in Leifling/Libeliče. Eine Jauntaler Burschengruppe brachte das Stück Trije tički zur Aufführung. Zugleich  : Jahreshauptversammlung. Das Fehlen eines Kulturvereines in Schwabegg/Žvabek machte sich im ersten Jahrzehnt des 20. Jh.s dadurch bemerkbar, dass man Theateraufführungen und Gesangsvorführungen in Schwabegg/Žvabek unter der Patronanz des Bienenzüchtervereines durchführen musste. Der Bienenzüchterverein Schwabegg/Žvabek wurde im Jahre 1901 gegründet. Anlässlich der Veranstaltung des Bienenzüchtervereines am 8. Februar 1904 im Gasthaus Lukner in Schwabegg/Žvabek berichtet ein Artikelschreiber  : »Wenn wir auch keinen Bildungsverein haben, so besteht wenigstens der Bienenzüchterverein, in welchem Bildung auch vermittelt werden kann.« Bei der Jahreshauptversammlung des Bienenzüchtervereines am 2. Februar 1909 im Gasthaus Lukner in Schwabegg/Žvabek wurden bei der Neuwahl des Vorstandes Personen gewählt, die dann auch die Stützen des »Bildungsvereines« (Izobraževalno društvo) wurden  : Vorsitzender  : Karol Krištof, Stellvertreter  : Florijan Pistotnik, Sekretär  : Gustav Pis-

Der Gründer und Motor des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek war der Ortspfarrer Franz Uranšek. hier um 1910, Archiv Engelbert Loga

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Primizfeier von Aleš Zechner in Schwabegg/Žvabek 1926 »Leute waren in Schwabegg/ Žvabek zusammengeströmt, wie wohl noch nie! Überall herrschte festliche Stimmung«, Archiv Engelbert Logar

totnik, Kassier  : Franz Schwanzer, Vorstandsmitglieder  : Lindl, Hauser, Ravnjak. Die Gründung des Krščansko prosvetno društvo Drava [Christlicher Kulturverein Drava (Drau)] in Schwabegg/Žvabek. Der Gründer und Motor des

Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek [Christlich-slowenischer Bildungsverein für Schwabegg] war der Ortspfarrer Franc → Uranšek. Er »bereitete gute Volksstücke vor, vervollständigte die Vereinsbücherei, lud fremde Vortragende ein und sorgte für wohlklingenden Kirchengesang aber auch für den Volksgesang heimischer Lieder«. Bereits im Jahr seiner Ankunft in Schwabegg/Žvabek (1905) kam es am Ostermontag zu einem besonderen Ereignis. Es wurde »erstmals in Schwabegg in einem großen Saal der Volksgaststätte beim Lukner eine geschmackvolle Bühne errichtet. Es traten ausschließlich heimische Volksschauspieler auf, die ihre Rollen unerwarteterweise so gut beherrschten, dass wir davon ganz eingenommen waren«, heißt es im Bericht. Es wäre nicht erkennbar gewesen, dass lauter Anfänger mitgewirkt haben. Es kam Vošnjak’s Stück Ne vdajmo se, ein wenig erweitert und ausgeschmückt, zur Aufführung, anschließend gab es Volksgesang. In der Folge riss die Kette der Aufführungen des Volkstheaters in Schwabegg/Žvabek nicht mehr ab. Am 27. Jänner 1907 fand im Gasthaus Lukner eine Veranstaltung statt, bei der das Lustspiel Jeza nad petelinom in kes und die Posse Kmet in fotograf zur Aufführung kamen. Dazwischen sangen die hiesigen Sänger und es spielte eine Streichermusik. Im Bericht darüber in der Zeitung Mir wird der Pfarrer Uranšek als »die Seele

und das Herz allen volksbewussten Tuns« bezeichnet und die Tatsache, dass eine Theatergruppe mit zwei Stücken auftrat und dass der hiesige Sängerchor »allgemeinen Lob erntete« auf seine Bemühungen zurückgeführt. Am Lichtmesstag, dem 2. Februar 1908, führten die Theaterspieler aus Schwabegg/Žvabek in Leifling/Libeliče das Stück Sv. Cita »mit Gesang und allerlei Lustigem dazwischen« auf. Im Artikel der Zeitung Mir werden in diesem Zusammenhang als Ausführende erstmals die »Mitglieder des Bildungsvereines aus Schwabegg« genannt. Es gab aber zu diesem Zeitpunkt diesen Bildungsverein in Schwabegg/Žvabek noch gar nicht, denn er wurde erst am 4. Mai 1910 »nicht untersagt« (»Bildung nicht untersagt«, 4. 5. 1910 Z.1777/Präs., Zweck des Vereines »rein gewöhnlich« F.2177). Am 15. Februar 1908 berichtete die Zeitung Mir von einer Veranstaltung in Schwabegg/Žvabek, bei der man Lizika U. und den Messner in komödiantischen Rollen bewundern und »den heimischen Chor wunderschön singen hören« konnte. Das Besondere an diesem Abend war aber, dass einander »Kramolčev Jurij« aus Šentanel (St.  Daniel) und die »Janeževa Tilka« (Mathilde vulgo Janež) begegneten und »… nach 14 Tagen standen sie schon vor dem Traualtar«. Diese Hochzeit bot nicht nur Gelegenheit zu Gesang, sondern es wurde auch die Posse Kmet in fotograf aufgeführt. Am 20. Februar 1909 wird aus Schwabegg/Žvabek berichtet, die Gründung des Bildungsvereines stünde unmittelbar bevor und es wurden die Stücke Čašica kave und Zamujeni vlak einstudiert und aufgeführt, wozu es in den Pausen Gesangseinlagen gab. Im Februar des Jahres 1911 berichtete die Zeitung Mir von der Gründungsversammlung des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek, als dieser »mit großer Begeisterung« am vergangenen Sonntag gegründet wurde. Die Anwesenden erfreuten dabei die Tamburizzagruppe aus St. Michael/→ Šmihel »mit ihrem hervorragenden Spiel sowie der heimische Männerchor, der das erste Mal auftrat« (→ Tamburizzamusik, → Chorwesen). Zum Vorsitzenden des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek wurde der Pfarrer Franz Uranšek gewählt. Da im Zweiten Weltkrieg alle Vereinsakten verbrannt oder vernichtet wurden und über die weiteren Mitglieder des Vereinsvorstandes in den hier benützten Quellen und in anderen Institutionen kaum Angaben darüber aufzufinden waren, sind die folgenden Ausführungen nur bruchstückhaft. Besonders hervorzuheben sind jedoch die kulturell tätigen Personen  : Gregor Li-

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endl, Anton Pistotnik, Franz Sokol und Blasius Neuhaus/Suha zur Staatsgrenze Deutsch-Österreichs gegenüber dem SHS-Staat bzw. dem späteren → JugoSrebotnik. Im ersten Jahre seiner Tätigkeit entfaltete der slawien. Durch das Einrücken der Männer zum HeeKrščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek ein resdienst und das Versammlungsverbot in dieser Zeit reges Kulturleben. Im März des Jahres 1911 lesen wir waren keine Veranstaltungen möglich. Bald kamen die von einem Vortrag mit Bildern im Gasthaus Lukner ersten Meldungen über »Am Felde der Ehre für das und jeden Monat wurden weitere Veranstaltungen Vaterland gefallene …«. Im Jänner 1916 schrieb Franz durchgeführt. Auf der Veranstaltung am 26. November Uranšek, dass man in den Herbst- und Wintermona1911 traten als Lektoren Sofia Lutnik und Aleš/Alex/ ten »deutlich das Dröhnen der Kanonen von der GörAleks → Zechner, vulgo Jug, auf und man hat auf den zer Front, einige Male so heftig, dass Fenster und Türen Gesang nicht vergessen, denn »besonderen Lob« ver- klirrten«, hören konnte. Die Kriegsereignisse brachten besondere »Probdiente sich der gemischte Chor aus Schwabegg/Žvabek. leme« mit sich, wie ein Bericht aus Schwabegg/Žvabek »In ihm wirken außerordentlich schöne Stimmen  !« Anlässlich der Visitation durch Bischof → Kaltner Ende 1916 aufzeigt  : »Mit der Zeit zeigte sich beim im Mai 1912 bereiteten ihm dieselben Sänger einen gut weiblichen Geschlechte eine nicht leicht zu erklärende vorbereiteten Empfang. Der Liedervortrag gefiel ihm Hinneigung zu den kriegsgefangenen Russen. Alles so sehr, »dass er sich einige Lieder davon in der Lie- Warnen mit gutem und strengem schien vergebens. dersammlung zeigen ließ«. Die → Kirchtage wurden Es zeigten sich auch bald traurige moralische Folgen  ! immer wieder mit Kulturveranstaltungen verbunden. Doch ließ diese Begeisterung allmählich wieder nach.« So wurde im August 1912 nach dem NachmittagsgotDer Abwehrkampf und die → Grenzfrage in tesdienst vom Krščansko-slovensko izobraževalno društvo Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ za Žvabek im Gasthaus Steharnik (Lukner) eine Veran- Libeliče. Ende Oktober 1918 löste sich die österreistaltung abgehalten, auf der Karolina Zechner, vulgo chische Front an der Piave in Italien auf. Es herrschte Jugova, und Milka Srebotnik das Gedicht Najlepši allgemeine Verwirrung. Am 1. November fuhren [flokinč deklamierten. Aleks Zechner, vulgo Jug, ein gen] über Schwabegg/Žvabek 13 Luftschiffe in Richsechsjähriger Knabe, brachte in schönen Worten die tung Graz. Erzählung Kralj in njegovi trije sinovi [Der König und Nach Bekanntwerden des Zusammenbruchs kam seine drei Söhne] vor. Danach haben die wackeren hei- unter den Bewohnern die Losung svoboda  ! (Freiheit  !) mischen Sänger »schöne Darbietungen an Volks- und auf, die mit Živijo- und Zdravo-Rufen begrüßt wurde. Kunstliedern gegeben«. Einige meinten, weil es nun keinen Kaiser gebe, gebe es Im August 1912 wird z. B. von einer gut besuchten auch kein Gesetz und jeder könne nach seinem freien Theatervorführung des Stückes Divji lovec (Der Wild- Ermessen handeln, wie es ihm beliebe. Um Ordnung zu schaffen, riefen Geistliche und schütz) berichtet. Unter diesen Vorzeichen konnte der Vorsitzende des Krščansko-slovensko izobraževalno dru- Slowenen am 19. November 1918 slowenische Einštvo za Žvabek, der Pfarrer Franz Uranšek, auf der heiten aus der slowenischen Štajerska (Steiermark) Jahreshauptversammlung am 20. Oktober 1912 von ins Land. Verstärkt durch die einheimischen Anhän»einer erfolgreichen Tätigkeit des Vereines im ersten ger besetzten diese das Gebiet, allerdings nur mit einer Vereinsjahr berichten«. Insbesondere wurde die Vergrö- kleinen Anzahl von Soldaten. Ein Feldwebel namens ßerung der Bücherei vorangetrieben (→ Lesekultur). Rajko Kotnik aus Fettengupf/Tolsti Vrh versuchte Der Pfarrer Uranšek wurde in seiner Funktion für in der Gemeinde Leifling/Libeliče die Ordnung wieein weiteres Jahr bestätigt. Die heimischen Mädchen derherzustellen. Er inspizierte die Schulen und befahl brachten das Stück Najdena hči (Die wiedergefundene die Einführung der slowenischen Unterrichtssprache, Tochter) zur Aufführung. Dazwischen gab es Unter- noch bevor ein jugoslawischer Schulkommissär eingehaltung durch den Gesang der anwesenden Sänger des setzt worden wäre, was der bekannt deutschnationale Lehrer Petschnig in Neuhaus/Suha ablehnte. Daher gemischten wie des Männerchores. übernahm Karel → Doberšek den Unterricht. Florian Der Erste Weltkrieg. Der Erste Weltkrieg brachte eine plötzliche Unterbrechung der Kulturarbeit. Mit Pičko und Gregor Lipnik standen in Neuhaus/Suha der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 wurde die an der Spitze des provisorischen Verwaltungssystems südliche Gemeindegrenze von Schwabegg/Žvabek und der Gemeindeverwaltung. Pičko war Schuster, der eng

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KPD Drava

mit dem Pfarrer Uranšek und der Posojilnica [Sparkasse] in Neuhaus/Suha zusammenarbeitete (→ Genossenschaftswesen). Ihm stand Gregor Lipnik, vulgo Ravnjak, zur Seite, der belesen und identitätsbewusst war. Er interessierte sich insbesondere für die damaligen Druckwerke und las die Zeitungen → Slovenec, Slovenski narod, Jugoslavija, Mir und → Korošec (→ Publizistik). Der Lehrer Doberšek hat die Zwangsverwaltung des Schlosses Neuhaus/Suha 1918–1920 ausgeübt und den Unterricht im Schloss eingerichtet. In Schwabegg/Žvabek wurde am 27. Oktober 1918 Karl/ Karol Krištof, vulgo Stogart, zum neuen (provisorischen) Bürgermeister gewählt. Als die Lavanttaler Heimatbundeinheiten im Dezember 1918 die slowenische Besatzung nördlich der Drau/Drava vertrieben und einen serbischen Soldaten erschossen, der über die Drau/Drava flüchtete, wurde dies in Neuhaus/Suha, Leifling/Libeliče und Schwabegg/Žvabek mit Sorge beobachtet. Am Neujahrstag des Jahres 1919 kamen deshalb einige Einheiten von Soldaten, auch Untersteirer und Krainer, in die Gegend, um den Frieden und die Grenze zu sichern. Die Überfuhr über die Drau/Drava wurde abgesperrt und die Kähne am linken Drauufer zerstört. Der Besitzer vulgo Überführer in Pudlach/Podlog musste sein Haus verlassen. Es entstand gleichsam eine Front vom vulgo Überführer über das Pudlacher Feld/Podloško polje, die »Kral«-Überfuhr bis zur Schwabegger DobrovaSchanze. Ein Angriff am 3. Jänner 1919 misslang. Von jenseits der Drau/Drava herüber wurde geschossen. Granaten flogen bis Libeliče/Leifling. Im Jänner 1919 notierte der Pfarrer von Neuhaus/ Suha, es wäre vom 14.–21. Jänner zu einem Waffenstillstand gekommen, aber die deutschen Soldaten hätten andauernd über die Drau/Drava her geschossen. Am 22. Jänner 1919 beendeten daher die hiesigen Einheiten ihrerseits den Waffenstillstand und aus der Dobrova kamen ihnen einige zu Hilfe und zündeten das Haus und den Hof vulgo Pirkschmied an. Die Bewohner dieser Gegend hatten damals wenig Informationen und sammelten slowenische Flugblätter, Korošec usw. Manchmal erhaschte man einen Flugzettel eines deutsch-österreichischen Fliegers. In der Schule unterrichtete man nach dem provisorischen Lehrbehelf → Mlada Jugoslavija. Wie aus den Aufzeichnungen weiter hervorgeht, begann am 29. April eine Offensive der deutschen Truppen, wobei Granaten eingesetzt wurden. Die kleinen Einheiten slowenischer Truppen, die Krainer

und Untersteirer, wurden vertrieben. Am 5. Mai 1919 flüchteten die slowenischen Priester in die slowenische Štajerska und nach → Krain/Kranjska. Die deutschen Truppen verwüsteten die Pfarrhöfe und Kirchen. Doch in Neuhaus/Suha war dies nicht der Fall. Der Pfarrer von Schwabegg/Žvabek und der Lehrer von Neuhaus/ Suha, Karel Doberšek, flüchteten in die Štajerska. Am Abend des 5. Mai 1919 kamen Scharen von bewaffneten Zivilisten aus Ruden/Ruda und Haimburg/Vovbre (unter der Leitung von Schlossbesitzer Feldbauer), die den Pfarrhof Schwabegg/Žvabek ordentlich verwüsteten. Es entstand ein Schaden von 15.000 Kronen. Doch die zum Teil aus der Hochschule Leoben und anderen Gegenden rekrutierten deutsch-österreichischen Heimwehren wurden alsbald von ihren Landesregierungen rückbeordert. Mit dem Angriff der jugoslawischen Einheiten (z. T. Serben zusammen mit den vorher vertriebenen Krainern und Untersteirern) am 27. Mai 1919 wurde die »Schreckensherrschaft« der Volkswehr durch die Besetzung auch des Gemeindegebietes von Schwabegg/ Žvabek und Leifling/Libeliče (Neuhaus/Suha) beendet. Die vorher geflüchteten Geistlichen, Lehrer, Gesandten, Einheimischen und Freunde aus der Untersteiermark/ Spodnja Štajerska und Krain/Kranjska kamen hierher zurück. Die jugoslawischen Einheiten wurden von Florijan Pičko, Gregor Lipnik und weiteren Standesvertretern begrüßt. Mit den deutschen Soldaten war der Schlossherr von Neuhaus/Suha, Hr. Stenzl, geflüchtet. Er hatte eine eigene Front, bestehend aus 14- bis 18-jährigen Burschen, gegen die Jugoslawen aufgestellt, weshalb dann die jugoslawischen Soldaten das Schloss anzündeten. Beim Einmarsch der jugoslawischen Einheiten in Neuhaus/Suha am 29. Mai 1919 war der Lehrer Petschnig mit seiner Frau und einigen Neuhäuslern vor dem Schulhause gestanden, als ein Wagen mit »Befreiern« angefahren kam und von der Menge mit Gejohle empfangen wurde. Gregor Lipnik, vulgo Ravnjak, verlangte vom Lehrer Petschnig, er sollte die slowenische Nationalfahne am Schulhause hissen. Petschnig weigerte sich. Hierauf fuhr der Wagen wieder davon, doch für Petschnig hatte dies ein Nachspiel. Der Lehrer von Neuhaus/Suha, Ulrich Petschnig, wurde Ende Mai 1919 verhaftet, nach → Bleiburg/Pliberk gebracht und trat am 1. Juni 1919 den Transport nach → Ljubljana an, wo er 110 Tage zusammen mit anderen »Schicksalsgenossen« im Kerker des Schlossberges festgehalten wurde. In Neuhaus/Suha wurde ab Juli 1919

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eine Artillerieeinheit, bestehend aus 90 Pferden und Soldaten aus der Untersteiermark/Spodnja Štajerska, stationiert. Im Juli 1920 war der Pfarrer von Neuhaus/ Suha überzeugt, dass die → Volksabstimmung eine Mehrheit für → Jugoslawien ergeben werde. Er schrieb, dass »dies am Beginn des Jahres nicht danach aussah«, dass aber »Manifestationsveranstaltungen« in Bleiburg/ Pliberk die Volksmeinung beeinflusst hätten (→ Volksabstimmungspropaganda). Am 21. Juli 1920 traf die Abstimmungskommission ein. In Schwabegg/Žvabek stand sie unter der Führung von »Capitano Guido Granato«, einem Italiener. Nach Martin → Wutte hatte die »Zone A eine starke slowenische Mehrheit. Nach der Umgangssprache zählte sie 1910 zusammen 49.000 Slowenen (68 %) und 23.000 Deutsche« (→ Abstimmungszone). Die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 fand unter reger Beteiligung der Bevölkerung statt  : Von den 39.291 Stimmberechtigten erschienen 37.636 = 95,78 % bei der Wahlurne. Von den 37.636 abgegebenen Stimmen waren 332 ungültig. 22.024 (= 59,04 %) wurden für den Verbleib der Zone A bei Österreich, 15.279 (= 40,96 %) für den Anschluss an Jugoslawien abgegeben. In der Gemeinde Leifling/Libeliče [österr. Teil], in der nur ein Teil zur Zone A gehörte, gaben von 704 Stimmberechtigten bei 27 ungültigen oder nicht abgegebenen Stimmen 290 (42,9 %) ihre Stimme für Österreich und 387 (57,1 %) für Jugoslawien ab. In Schwabegg/Žvabek gaben von 260 Stimmberechtigten 61 (25 %) ihre Stimme für Österreich und 183 (75 %) für Jugoslawien ab, wobei 16 Stimmen ungültig waren oder nicht abgegeben wurden. (Das Erinnerungsbuch der Pfarre Schwabegg/Žvabek, S.  37, verzeichnet 180  : 57 Stimmen, wobei vermerkt ist, dass das Ergebnis am 13. Oktober bekannt geworden war.) Vergleicht man dieses Ergebnis mit den Volkszählungsergebnissen von 1910, so haben in der Gemeinde Leifling/Libeliče 35 % jener, die Slowenisch als Umgangssprache angegeben haben, für Österreich gestimmt. In Schwabegg/Žvabek waren es lediglich 24 % (Leifling/Libeliče  : dt. 7,5 %, slow. 92,5 %  ; Schwabegg/ Žvabek  : dt. 1,1 %, slow. 98,9 %.). Nimmt man das von den Slowenen selbst eruierte Zählungsergebnis des Jahres 1910 als Grundlage, so ist der Prozentsatz jener Slowenen, die für Österreich gestimmt haben, noch größer (Dr. Moravski  : Leifling/Libeliče 40 %, Schwabegg/Žvabek 25 %.) (→ Sprachenzählung). Die 1920er-Jahre. Nach der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 waren die politischen Auseinander-

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setzungen stark von Übergriffen gegen Angehörige der slowenischen Volksgruppe geprägt. Der deutschnationale Druck wurde durch Wahlbündnisse noch verstärkt. In Libeliče/Leifling war man mit der Grenzziehung nicht einverstanden und rasch dort angebrachte Grenzsteine wurden des Nachts wieder ausgerissen. Der Lehrer Ulrich Petschnig kam nach dem Plebiszit wieder nach Neuhaus/Suha zurück, wo jedoch gerade eine Ruhrepidemie durchschnittlich jeden 12. Bewohner traf, dies »wegen der denkbar schlechtesten sanitären Verhältnisse« hierzulande. Beim Gasthof Wirt war ein großer → Tabor veranstaltet worden, wodurch sich diese Krankheit weiterverbreitete und auch den Gastwirt Scherzer hinwegraffte. Im Dorf Leifling/Libeliče starben 9 Menschen und kurz darauf noch 5 an den Pocken. In Schwabegg/Žvabek übernahm nach der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 Blasius Srebotnik das Bürgermeisteramt. Beiräte waren August Pistotnik, vulgo Joun, Johann Diemschnig, Filip Messner, vulgo Klemen, und Georg Krainz. Der erste Bürgermeister in Leifling/Libeliče nach dem Plebiszit war Lorenz Barth, vulgo Mačič, aus Bach/Potoče. Nach der Volksabstimmung sollte mit der Kulturarbeit wieder begonnen werden. Es herrschten jedoch sofort veränderte Umstände, z. T. verursacht durch die Auseinandersetzungen um das Plebiszit, die die Kulturarbeit, wie sie vor dem Ersten Weltkrieg geleistet worden war, erschwerten. Man war mit den Methoden nicht zimperlich. Die Palette reichte von übler Nachrede über Drohungen und physische Gewaltanwendungen bis zu Maßnahmen der Behörden. Etwas makaber liest sich ein Artikel aus dem Jahre 1922, als eine »Liste der Verprügelungen« – zumeist aus politischen Gründen, wie angegeben wird – veröffentlicht wurde. Die Gewaltakte gegen Angehörige slowenischer Familien waren Teil der politischen Einschüchterung  : »Also die Geschichte nach dem Plebiszit beginnt so  : 1. Im Dezember 1920 haben die Reš-Leute unseren Parteigänger Trinkaus auf den Boden geworfen und verprügelt. 2. Zu Stefani 1920 kam eine Horde gegnerischer Burschen ins Gasthaus Ring und hat unsere Burschen, später auch zwei Besitzer mißhandelt. 3. Eine Schar Burschen prügelte den ohne Begleitung befindlichen Burschen vlg. Višograb und auch noch den Ivan vlg. Plahutnik blutig.

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4. In Neuhaus/Suha hat man den Škorjanc-Sohn und in Bach/Potoče den Rudolf vlg. Petelin verprügelt. 5. Poprat mißhandelte die Lizika vlg. Sevčnik und die Roza vlg. Ridl wurde von Poldejs Gehilfen derart gestoßen (oder erdrückt  ?), daß sie starb. 6. Den angesehenen Bauern Uranšek und den Janež hat ein Bauer aus Schwabegg/Žvabek mit dem Messer bearbeitet. 7. Michael vlg. Lencov wurde blutig geschlagen.« In eine ähnliche Kerbe schlägt der Artikel vom August 1924 aus Neuhaus/Suha, in dem es heißt  : »Ich möchte den Lesern der Zeitung ›Koroški Slovenec‹ berichten, daß wir noch am Leben sind und uns nicht ergeben, obwohl einige ›böse Buben‹ (mlečnozobni fantalini), deren Leitspruch es ist, jeden nationalbewußten Slowenen, sei es im Gasthaus, auf der Straße oder wo sonst sich die Gelegenheit bietet, zu verprügeln, uns gegenüber gewalttätig zu sein und sogar Todesdrohungen abzugeben, womit sie uns ihre hohe Kultur zeigen wollen. Wir machen diese Pudlacher ›Helden‹ darauf aufmerksam, dass sie mit diesen Drohungen aufhören sollen und auch mit den Beschimpfungen, möchten aber auch die Gendarmerie darauf hinweisen, dass sie für Ruhe und Ordnung zu sorgen hat. Als gleichberechtigte (!) Staatsbürger wollen wir ein solches Treiben nicht länger dulden.« Politisch ist weiters ein Artikel aus Leifling/Libeliče zu werten, in dem davon die Rede ist, dass einige nationalbewusste Slowenen im Krankenhaus Wolfsberg gut behandelt worden sind, dass aber »von Daheim eine gemeine Person« einen Brief dorthin geschrieben habe, in dem es hieß, dass »… der Patient J. Š. ein Slowene ist und man sich nicht besonders um ihn kümmern solle«. Mit anderen Worten  : Es macht nichts, wenn er »draufgeht«. Anlässlich der Glockenweihe in Neuhaus/Suha Ende Oktober 1924 wurde ein Bericht in der Zeitung Koroški Slovenec veröffentlicht, wonach am Nachmittag der Weihe im Schloss des Hrn. Metzler, des Glockenpaten, eine Unterhaltung stattgefunden habe, an der die Burschen und Mädchen maßgeblich mitgewirkt haben. Es wurde das kurze Volksstück Ne vdajmo se aufgeführt. Die Darsteller hatten ohne Vorbehalte bis zum Schluss mitgemacht, »besonders noch Julka Lutnik und Marija Črešnik, welche trotz gefährlicher Drohungen und übler Nachrede von Seiten unserer Gegner durchgehalten haben und ihre Rollen im Stück auch bestens gespielt haben«. Die Veranstaltung war zufriedenstellend besucht.

In Schwabegg/Žvabek wird von Schwierigkeiten berichtet und geklagt, denn nach dem Plebiszit besetzten gleich die Zollbeamten den Raum des Bildungsvereines. Sie zogen zwar nach einigen Monaten ab, worauf die Vereinsarbeit sofort wieder begann. Danach wurde aber dieser Raum wiederum an die Gendarmen vergeben, und der Bildungsverein wieder hinausgeworfen. »Wir sind sehr erbittert darüber«, liest man, »dass man den Bildungsverein (Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek) so anfeindet, wo doch seine Arbeit eigentlich unterstützt werden müsste. So aber wird er in irgendeinem Privathaus seinen Stützpunkt suchen müssen, wenn er sein Leben fristen wird wollen.« Im Jahre 1923 war man in Schwabegg/Žvabek bezüglich der weiteren Kulturarbeit schon etwas optimistischer. Die Jahreshauptversammlung des »Bildungsvereines« (Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek) am 7. Jänner 1923 war gut besucht  : »Nicht nur Frauen und Mädchen oder Burschen, auch Besitzer waren in großer Zahl erschienen.« Es wurde ein neuer Vorstand gewählt. Der Kulturteil umfasste Deklamationen von Weihnachtsgedichten durch »Luknerjeva Lonca« und Julka Randeu. Der Theologiestudent Skitek aus Bach/Potoče sprach zum Thema  : Kulturarbeit in den Bildungsvereinen, und der Sängerchor sang »einige schöne slowenische Volkslieder«. In der Zeitung Koroški Slovenec finden sich dazu ebenso wenig Nachrichten wie über die Theateraufführungen der unmittelbaren Nachkriegszeit, z. B. »Snegulčica«. Eine der frühesten Aufführungen nach dem Ersten Weltkrieg in Schwabegg/Žvabek dürfte das Stück Pepelka gewesen sein. »Der Besuch der Veranstaltungen war zufriedenstellend. Die Aufführungen waren meist im Winter, oft zu Weihnachten.« Jedes Jahr gab es ein bis zwei Aufführungen, die von den heimischen Darstellern einstudiert wurden. Einige dieser Aufführungen wurden in der Wochenzeitung Koroški Slovenec besprochen. So gab es am 2. Februar 1925 in Schwabegg/Žvabek eine Veranstaltung, deren Erlös für die Glocken in Heiligenstadt/Sveto mesto verwendet wurde. »Einige Deklamationen, ein paar schön vorgebrachte Volkslieder, ein Lehrvortrag und die rührende Aufführung des Stückes Skrivnostna zaroka« [Die geheimnisvolle Verlobung]. Noch im selben Jahr 1925 erfreuten die Burschen von Schwabegg/Žvabek die kulturell Interessierten mit

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dem Theaterstück Repoštev. Der Besuch war sehr zu- liche Einkehrtage, Vorträge zur Gesundheitsvorsorge friedenstellend. Zwischen den Pausen sangen die Sän- und politische Schulungen. Mit besonderem Erfolg wurde im Herbst 1928 vom gerinnen aus Schwabegg/Žvabek »schöne Lieder«. Der Tag der Firmung in Schwabegg/Žvabek, der 20. Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek das Mai 1925, wurde zu einem wahren Volksfest. Als Be- Stück Lurška pastirica aufgeführt, das »vor gedrängt sonderheit wurde abends ein »Lichterzug mit Gesang vollem Hause« stattfand. Die Rolle der Gräfin verkörund Höhenfeuern« veranstaltet   : »Noch stärker be- perte Angela Hafner, geborene Glawar, jene der eindruckt waren wir am Abend, als plötzlich ringshe- Marija die Frau Agnes Schwanzer. Im Stück Šaljivi brivec haben Hubert Lutnik und rum die benachbarten Hügel im wundervollen Glanz vielzähliger Kresfeuer schimmerten (…). Der Donner Paul Potočnik, vulgo Kovačej, mitgewirkt. In Nebender Böller mischte sich mit dem lieblichen Gesang der rollen haben Ferdinand Steharnik, Josef (»Joška«) Steharnik, vulgo Lukner, Josef Lutnik, vulgo UtSänger von Schwabegg.« Das Interesse der Bevölkerung an weiteren Thea- nik (heute Maček), Blaž Zechner, vulgo Žvegar, und teraufführungen war auch in Neuhaus/Suha groß. Es Josef Zechner, vulgo Hincman, mitgewirkt. Letzterer fällt auf, dass es im österreichischen Teil der Gemeinde hat nach dem Ausscheiden von Julka Randeu die OrLeifling/Libeliče bzw. in Neuhaus/Suha kaum zu Auf- ganistenstelle in Schwabegg/Žvabek übernommen. führungen solcher Volksstücke kam. Lediglich im Jahre Die 1930er-Jahre. Es fehlte in Schwabegg/Žvabek 1930 gab es eine Aufführung, die jedoch von schlechten nicht an ernsten Volksstücken. Diese wurden meist in Kritiken begleitet war. Verbindung mit einem Lustspiel aufgeführt. Im FebEine weitere große Theateraufführung in Schwa- ruar 1930 gab es z. B. das ernste Stück Sv. Neža und begg/Žvabek fand in Berichten in der Zeitung Koroški darauf Ne kliči vraga [Rufe nicht nach dem Teufel] im Slovenec im Februar 1927 ihr Echo. Es kam das Stück Programm. Junaške Blejke zur Aufführung, welches sich der Zeit Im November 1931 kam das Stück Sv. Elisabeta der Besetzung durch die Franzosen in diesem Gebiet zur Aufführung und neu war der Umstand, dass damit widmet. Dieses Theaterstück wurde sogar in origi- zugleich der Muttertag gefeiert wurde. Es ist dies der nalen alten Trachten dargeboten  : »Sehr schön stand früheste Hinweis auf eine solche Feier in der heutigen den Darstellerinnen die alte Jauntaler Tracht, die man Gemeinde Neuhaus/Suha. In der Folge gab es weitere schon selten sieht. Man sollte die schönen seidenen Vereinsaktivitäten und Theateraufführungen. Im Jahre 1935 beging der Krščansko-slovensko izobraKopftücher sorgsam aufheben, damit nicht die letzten Reste der bildschönen Kleidung unserer Großväter ževalno društvo za Žvabek sein 25-jähriges Bestandsverschwinden.« Einführende Worte sprach der Pfarrer, jubiläum. Dass man sich auf die Feierlichkeiten freute Hw. Franz Uranšek, indem er den Besuchern den und sie gründlich vorbereitete, geht aus wiederholten historischen Hintergrund der Franzosenkriege nahe- Berichten in der Zeitung hervor. Die Festveranstaltung fand am Christi-Himmelbrachte. Im folgenden Jahre 1928 standen in Schwabegg/ fahrt-Tag, dem 30. Mai 1935, statt. Das Programm Žvabek die zwei Stücke Kazen ne izostane und Tri sestre war umfangreich  : Es gab Deklamationen, Gesang des auf dem Programm des Krščansko-slovensko izobraže- Männerchores aus Loibach/Libuče, eine Rede zur Vervalno društvo za Žvabek. Es waren dies eher kleinere einsgeschichte, eine Festansprache des Hw. Dr. ZeiStücke, sodass empfohlen wurde, sich auch an größere chen und das Volksstück Dom. Insbesondere wurde Stücke heranzuwagen, da dazu »die entsprechenden der Gründer des Krščansko-slovensko izobraževalno Kräfte vorhanden wären«. društvo za Žvabek, der Pfarrer Uranšek, mit EhrunDass der Vorstand des Krščansko-slovensko izobra- gen bedacht und zum Ehrenbürger der Gemeinde erževalno društvo za Žvabek auf solche Empfehlungen nannt. Trotz Schlechtwetters war der ganze Ort vernicht eigens angewiesen war, folgt aus dem Umstand, sammelt, um dies mitzuerleben. Die Informantin Lena dass deren Mitglieder ohnehin an Kursen und Fort- Potočnik, vulgo Rihtarjeva, erinnert sich an diese und Weiterbildungsseminaren teilnahmen. Es wurden Feier, auf der sie den Chorleiter Foltej → Hartman Seminare/Kurse auch in Schwabegg/Žvabek selbst or- kennenlernte. »Jene – die Sänger aus Loibach/Libuče ganisiert. Thematisch überwogen landwirtschaftliche – hat der Pfarrer Uranšek eingeladen. Vor jeder AnspraSeminare/Kurse, doch gab es auch Kochkurse, geist- che und zwischen den Pausen trat dieser Chor auf.«

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Schwanzer, Agnes

Auch nach dem Ende der Veranstaltung sang der Männerchor aus Loibach/Libuče in gemütlichem Beisammensein »schöne slowenische Lieder aus jungen Herzen«. Die verschärften politischen Auseinandersetzungen der späteren 30er-Jahre führten dazu, dass von den drei einstudierten Volksstücken, die der christlich-slowenische Bildungsverein für Schwabegg/Žvabek vorbereitet hatte, nur noch zwei zur Aufführung gelangen konnten. Die Informantin Paula Schwanzer sagte, dass kurz vor dem Krieg von den Laientheaterspielern in Schwabegg/Žvabek das Volksstück Črna žena einstudiert worden war, welches aber nicht mehr aufgeführt werden durfte. Der Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek änderte am 18. Oktober 1939 seinen Namen und nannte sich künftig Slowenischer Kulturverein in Schwabegg/Slovensko prosvetno društvo v Žvabeku. (Das Dokument der Sicherheitsdirektion hat folgende Vermerke aufzuweisen  : »Freigestellt Zl. 9614/Präs. vom 9.  8. 1939«. »Umgebildet in   : Slowenischer Kulturverein in Schwabegg K/12520/Präs. v. 18. 10. 1939. Gelocht I-Vol 3397/43«.) Mit aller Wahrscheinlichkeit trug er schon den Beinamen »Drava«. Dies lässt sich daraus erschließen, dass Filip Lutnik und Karl Krištof am 25. Juli 1946 an die Bezirkshauptmannschaft → Völkermarkt/Velikovec einen Brief richteten, in dem es heißt  : »So bitten auch die zwei unterzeichneten Vorstandsmitglieder des ehemaligen Kulturvereines ›Drava‹ in Schwabegg (…) um Genehmigung einer wieder Errichtung ihres Kulturvereines.« Im gleichen Schreiben führen diese beiden Vorstandsmitglieder noch aus   : »Der Slowenische Kulturverein wurde im Jahre 1941 im Rahmen des Slowenischen Kulturverbandes von Kärnten vom Nationalsozialismus liquidiert« (BH-Vereinsakten  : Eingel. am 7. 8. 1946 Zl. 9/250 Völkermarkt/ Velikovec). Der Vereinsvorstand

5. 5. 1910

Anmeldung des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek. 19. 2. 1911 Gründungsversammlung  : Vorsitzender  : Pfarrer Uranšek, Gründungsmitglieder  : Lindl, Franz Schwanzer, Jun. 20. 12. 1912 Der Vorstand wird auf der Jahreshauptversammlung bestätigt. Um 1920 Vorsitzender  : Jurij Krajnc, vulgo Rajdl. 7. 1. 1923 Vorsitzender  : Karl Krištof, vulgo Sto­ gart.

Um 1927 Um 1929

Vorsitzender  : Filip Lutnik, vulgo Krištan. Vorsitzender  : Franz Rudolf, vulgo Šuštarjev. Seit 1931 Vorsitzender  : Štefan Potočnik, vulgo Kovačej. 30. 5. 1935 Vorsitzender  : Štefan Potočnik bestätigt. Um 1937 Vorsitzender  : Karl Krištof, vulgo Hojnik  ? 1938–1941 Vorsitzender  : Anton Schwanzer, Vorstandsmitglieder  : Filip Lutnik vulgo Krištan, Blaž Zechner, vulgo Žvegar, Pfarrer Uranšek. 1941 Liquidierung des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek. Erwin Kühnel, vulgo Ofovc, holt das Vereinsvermögen ab (bekam es von Anton Schwanzer). Archive   : KLA, Polizeidirektion, Bezirkshauptmannschaft Völker-

markt/Velikovec, Gemeinde Neuhaus/Suha. Mündliche Quelle  : Die 86-jährige Informantin Lonca Steharnik aus Schwabegg/Žvabek. Quellen  : Liber memorabilium Schwabegg/Žvabek, S. 20, 28, 29, 30, 36, 37, 49, 52  ; Mir  : 20. 8. 1894, S. 102  ; 16. 3. 1905, S. 64  ; 29. 9. 1906, S. 229  ; 13. 10. 1906, S. 240  ; 26. 1. 1907, S. 23  ; 19. 1. 1907, S. 16  ; 9. 2. 1907, S. 35  ; 1. 2. 1908, S. 30  ; 8. 2. 1908, S. 36  ; 15. 2. 1908, S. 43  ; 7. 3. 1908, S. 63  ; 6. 2. 1909, Nr. 6, S. 34  ; 20. 2. 1909, S. 47  ; 18. 2. 1911, S. 46  ; 2. 12. 1911, S. 357  ; 25. 3. 1911, S. 82  ; 20. 1. 1912, Nr. 3, S. 18  ; 12. 5. 1912, S. 138  ; 10. 8. 1912, S. 216  ; 31. 8. 1912, S. 237  ; 12. 10. 1912  ; 19. 10. 1912  ; 26. 10. 1912, S. 292  ; Berichte über Veranstaltungen des Bienenzüchtervereines in  : Mir  : 11. 2. 1904, Nr. 6, S. 22  ; 9. 2. 1907, Nr. 6, S. 35  ; 4. 4. 1908  ; 20. 2. 1909, Nr. 8, S. 46  ; Koroški Slovenec  : 1922, Nr. 6, S. 4  ; 1922, Nr. 31, S. 3  ; 1922, Nr. 40  ; 24. 1. 1923, Nr. 4, S. 3  ; 1923, Nr. 31, S. 3  ; 5. 11. 1924, Nr. 45, S. 4  ; 27. 8. 1924, Nr. 35, S. 3  ; 11. 2. 1925, Nr. 6, S. 3  ; 3. 6. 1925, Nr. 22, S. 3  ; 21. 10. 1925, Nr. 42, S. 4  ; 23. 2. 1927, Nr. 8, S. 3  ; 22. 2. 1928, Nr. 8, S. 3  ; 2. 12. 1931, Nr. 48, S. 4  ; 3. 4. 1935, Nr. 14, S. 3  ; 22. 5. 1935, Nr. 21, S. 3 und 4  ; 26. 6. 1935, Nr. 26, S. 3  ; BH-Vereinsakten  : Eingel. am 7. 8. 1946 Zl. 9/250 Völkermarkt/ Velikovec  ; Gemeinderatsprotokoll Schwabegg/Žvabek 28. 11. 1920. Lit.: Dr. Moravski  : Slovenski Korotan. Celovec 1919, 66  ; M. Doberšek  : Žvabek, vasica moje mladosti  : In  : Večer 14. 5. 1977  ; M. Wutte  : Die Ergebnisse der Volksabstimmung in Kärnten. In  : Car. I, 111. Jg. (1921), 65, 67, 75  ; E. Logar, Vsaka vas ima svoj glas. Libeliče, Celovec 1994, 146  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkampf, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921. (KLA 28) Klagenfurt 2002. Web  : www.kpddrava.at (20. 1. 2013). Engelbert Logar

Schwanzer, Agnes (Laiendarstellerin, Kulturaktivistin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

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Schwanzer, Anton

Schwanzer, Anton (Laiendarstellerin, Kulturaktivis-

tin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Schwanzer, Franz (Kulturaktivist), → Schwabegg/

Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Schwanzer, Paula (Informantin), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Schwarz, Andreas (Andrej Švarc, Schwartz, * 26. November 1902 Bösenort/Hudi Kraj [Pfarre Diex/ Djekše], † 30. Dezember 1938 KZ Dachau, Außenlager Prittlbach), Holzbehauer, Regimegegner, erstes KZTodesopfer unter den Kärntner Slowenen. Schwarz, Josef ( Jože Švarc, * 18. März 1900 in Bösen-

ort/Hudi Kraj [Pfarre Diex/Djekše], † 12. oder 26. Dezember 1944 KZ Flossenbürg, Außenlager Hersbruck), Fabriksarbeiter und Regimegegner Schwarz, Pankratius (Pankracij Švarc, * 12. Mai 1898 in St. Ulrich am Johannserberg/Šenturh na Šentjanški gori [Brückl/Mostič], † 24. Feber 1940 KZ Mauthausen), Holzbehauer und Regimegegner. Andrej und Pankracij arbeiteten als Holzbehauer in Rechberg/Rebrca. Die beiden verweigerten, wie ihr Bruder Johann 1946 zu Protokoll gab, die Abstimmung zum → »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich. In der Folge wurden sie verhaftet und von der Gestapo noch im Juni 1938 in das KZ Dachau verschleppt. Die Unterlagen von Andrej Schwarz wurden mit dem Kürzel »AZR« versehen. Dieses Kürzel, das für »Arbeitszwang Reich« stand, wurde von den NS-Behörden für Häftlinge verwendet, die zu besonders schweren Arbeitseinsätzen eingesetzt werden sollten. Am 3. Dezember 1938 erfolgte die Überstellung von Andrej Schwarz in das Außenlager Prittlbach, wo er den Angaben der Lagerverwaltung zufolge wenig später im Alter von 36 Jahren an »Atemlähmung« verstarb. Er kann nach dem bisherigen Stand der Forschung als das erste KZ-Todesopfer unter den Kärntner Slowenen betrachtet werden. Die Erinnerung an ihn ist, ebenso wie jene an seine beiden Brüder, völlig verblasst. Der Alteste der drei, Pankracij, wurde schließlich am 8. August 1938 von seinem Bruder getrennt und von Dachau in das KZ Mauthausen überstellt, wo er

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bis zum 8. Mai 1939 bleiben musste. Dann wurde er wieder in das KZ Dachau rücküberstellt, wo er bis zum 27. September 1939 festgehalten und schließlich neuerlich in das KZ Mauthausen verbracht wurde. Das KZ Mauthausen war als KZ der Stufe II konzipiert. Hier wurden bis ins Jahr 1942 Häftlinge unter dem Motto »Tod durch Arbeit« vorsätzlich zu Tode geschunden. Am 24. Februar 1940 verstarb Pankracij Schwarz im Alter von 41 Jahren an, wie es im Totenbuch von Mauthausen heißt, »Herz- und Kreislaufversagen bei schleichender Herzinnenhautentzündung«. Jože Schwarz, der als Fabrikarbeiter ebenfalls in Rechberg/Rebrca tätig war, ließ sich von der Verhaftung und dem brutalen Ende seiner Brüder nicht beeindrucken und stand weiterhin zu seiner politischen Meinung. Im Juni 1944 wurde er aufgrund kritischer Äußerungen verhaftet und in das KZ Dachau eingewiesen. Sechs Wochen später erfolgte seine Überstellung in das KZ Flossenbürg. Im Dezember 1944 kam Jože Schwarz im Alter von 44 Jahren im Außenlager Hersbruck zu Tode. In den Unterlagen finden sich zwei unterschiedliche Todesdaten, der 12. und der 26. Dezember 1944. Quellen  : ADG (Geburtsbuch St.  Ulrich am Johannserberg  ; Geburtsbuch Diex/Djekše)  ; Archiv des International Tracing Service in Bad Arolsen  ; Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau  ; Archiv des Kärntner Landesarchivs (Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 14 OF 90, Gz. 23.611/46)  ; Archiv des Slowenischen wissenschaftlichen Instituts in Klagenfurt. Lit.: B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St.  Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt-Wien/Celovec-Dunaj 2014,54–56.

Brigitte Entner

Schwarz/Švarc, Josef/Jože, Regimegegner und KZ-

Opfer, → Schwarz, Andreas.

Schwarz/Švarc, Pankratius/Pankracij, Regimegegner und KZ-Opfer, → Schwarz, Andreas. Schwarz, Valentin (erschossen von der Gestapo), → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]. Sclavenica institutio, → Rechtsinstitutionen, karan-

tanerslowenische.

Sebegoj (Zebegoi), → Abraham, Bischof von Frei-

sing.

Seckau

Seckau, slow. Sekova. Marktgemeinde in der Steier-

mark (Bezirk Knittelfeld), Benediktinerkloster. Das Kloster wurde 1140 als Augustiner-Chorherren-Stift bei St. Marein und Feistritz von Adalram von Waldegg wegen seiner angeblichen delicta gegründet und 1142 wegen des Straßenverkehrs und Lärms der Hammerwerke hinauf nach Seckau verlegt. Dort wurde die romanische Basilika als Abteikirche von 1143 bis 1164 erbaut. 1150 wurde von Adalrams Frau Richinza von Perg ebenfalls wegen ihrer peccata, an das Männerkloster anschließend, auch ein Augustiner-Chorfrauen-Kloster gestiftet. Die ersten Chorfrauen kamen aus → Salzburg. 1491, nach fast 350 Jahren, wurde das Chorfrauenstift aufgelassen. 1218 wurde auf Veranlassung des Salzburger Erzbischofs Eberhard II. in S. ein Bischofssitz (Suffraganbistum) eingerichtet. 1270 hat man ein erstes Urbar (Güterverzeichnis) angelegt, das den kaum überschaubaren mittelalterlichen Klosterbesitz zeigt. 1279 wird die von Ulrich von Liechtenstein (→ Minnesänger) gestiftete Kapelle eingeweiht. Dieses frühgotische Bauwerk wurde 1840 wegen Baufälligkeit abgetragen. Im Kreuzgang des Klosters befindet sich der Grabstein des in S. begrabenen Otakar aus der Gaal, des Verfassers der Steirischen Reimchronik (→ Minnesänger) und seiner Frau Elisabeth. 1883 kauften die Benediktiner der Erzabtei Beuron das verkommende Kloster, das Joseph II. 1782 aufgelöst hatte und das sich seither im Besitz der Vordernberger Radmeister-Communität befand. S. betrieb seit dem 12. Jh. solche Radwerke (das sind Schmelz- und Hammerwerke zur Erzverarbeitung) am Vordernberger Bach (slow. Ljubina), der bei Leoben in die Mur mündet. Die ersten Benediktiner kamen aus dem Prager Emaus-Kloster (Emauzy). Seit 1926 besteht im Kloster ein Abteigymnasium. Weniger beachtet als der für ein Dorf überdimensionale romanische »Dom im Gebirge« ist die Vorgeschichte der Region. Es gibt, seit die Gegend Teil der römischen Provinz Noricum mediterraneum (Hauptstadt Virunum) wurde, eine solide Infrastruktur. Durch den Raum Judenburg – Leoben führten Römerstraßen   : von Pöls über den Tauern nach Trieben und ins Ennstal (weiter nach Ovilavis/Wels oder Ivavum/Salzburg) und nach Leoben zum Erzberg (ferrum noricum). Nach Einführung des Christentums im gesamten Imperium am Ende des 4. Jh.s entstanden alpine Bischofssitze in Virunum (→ Maria Saal/Gospa Sveta), Teurnia (Liburnia/Lurnfeld, St.  Peter im Holz/Šentpeter v lesu, → Millstatt (Milštat/Milje), → Molzbichl (Molec)

und ein religiöses Zentrum ad Undrimas/an der Ingering, die bei Knittelfeld in die Mur mündet, unweit der Urpfarre Kobenz/Cumbanza. An diese frühchristlichen Orte, wo es offenbar noch ein ladinisches Christentum gab, knüpft → Virgil von Salzburg an, als ihn Borut, der dux (→ duces Carantanorum) des slowenischen Fürstentums → Karantanien, um Priester bat, die seine Untertanen im christlichen Glauben bestärken sollten (in fide firmiter confirmare, → Conversio). In Teurnia amtiert im 5. Jh. ein namentlich bekannter ladinischer Bischof Paulinus und noch 591 ein Leonianus. Wie vorrömische Namen (Mur/lat. Murus, slow. Mura, Pöls < Pelisa, Kobenz < Cumbantia) zeigen, gab es keltisch/ lateinische und ladinisch/slowenische → Kontinuität. Um 750 schickt Virgil den Salzburger Ladiner → Modestus als Weihbischof nach Maria Saal/ Gospa Sveta, der u. a. auch die Kirche ad Undrimas/ Ingering (neu) einweihte. Die Region Aichfeld/campus war ein strategisch wichtiger Kreuzungspunkt im Alpenraum, wo mit dem Erscheinen des Slawisch/Slowenischen auch ein »kroatischer« Stützpunkt (Wehrsiedlung, →  in pago Crouuati) mit dem Sitz eines Bans in Fohnsdorf (1252 castrum Vanstorf ) errichtet wurde (und Wehrdörfer wie Judenburg < Junoboriki, Massweg < Mešoviki, Prankh < Braniki, Sillweg < Žiloviki, Strettweg < Strachoviki, Zeltweg < Selkoviki) und Edlinghöfe (→ Edlinger/kosezi), während die alten Kirchen wie Kobenz (860 ecclesia ad Chumbenzam) weiter bestanden. Ad Undrimas/Ingering gehörte zum alpinen Zentralraum Karantaniens. Wegen der hohen Dichte slowenischer Namen, auch zweisprachiger, wie slowenisch Graden/bairisch Burgstall, dürfte die Gegend sprachlich lang dominant slowenisch gewesen sein, inklusive der kleineren Seitentäler wie die Gaal, das Tal, aus dem der steirische Reimchronist Otakar stammt (< Triglavlje  : 1174 Trigowle, 1202 Trigevl, was auf slow. Triglav »Dreikopf« zurückgeht als Bergname oder Name einer »dreiköpfigen« Gottheit/trinitas (→ Inkulturation), und die Leoben/Ljubina (Vordernberger Bach) bis zum Präbichl (< Prepuhlo »windige Gegend«). Auch der Name Seckau (1141 in loco Seccowe, 1147 Seccowa, 1346 Sechau) geht wahrscheinlich auf slow. po/žega »Brandstatt« zurück. Sicher aber nicht auf das fabulöse lat. secare (seca  ! »rode  !«), eine literaturübliche mönchische Volksetymologie (→ Toponyme, alpenslawische [slowenische] in der Steiermark). Im Seckauer → Verbrüderungsbuch, gleich nach der Klostergründung (ca. 1160) angelegt, sind unter den in einem Erzbergwerk an der Leoben/Ljubina (Vordern-

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Seebacher, Johann

berger Bach) erwähnten Namen der Arbeiter fast die Hälfte slowenisch. Das Radwerk gehörte den Seckauern. Man beachte auch die dem Laurentius geweihte Kirche in Vordernberg. Bedenkt man, dass sich hinter germanisch/bairischen Namen oft auch Slowenen verbergen, die aus Zeitmode eben einen »bairischen« Namen angenommen haben, spricht das für eine deutliche Slowenität der Bevölkerung um den Erzberg und ihre intensive religiöse Betreuung durch → Salzburg vor und nach Kyrill/Method (→ Methodvita). Noch im 13. Jh., zu Zeiten Ulrichs von Liechtenstein, waren die Beziehungen zwischen den Slowenen der → Karantanischen Mark (Steiermark/ Štajerska) und denen des Fürstentums/Herzogtums Kärnten/Koroška eng. Es war noch der gleiche Sprachraum. Immerhin hat der Kärntner Fürst den als Venus verkleideten → Minnesänger »selbstverständlich« auf Slowenisch (→ Buge waz primi = bog vas primi) begrüßt. Auch der steirische Reimchronist her Otacher ouz der Geul (→ Minnesänger) weiß genau Bescheid über die → Fürsteneinsetzung in → Karnburg/Krnski Grad und → Maria Saal/Gospa Sveta. Die »Bischofsorte« waren einander »strategisch« und historisch ähnlich  : alle schon aus römischer Zeit, eine von Bergen umgebene Ebene (campus/Feld  : Aichfeld, Lurnfeld, → Zollfeld/ Gosposvetsko polje) an verkehrsmäßig wichtiger Stelle mit St. Peter und/oder St. Laurentius geweihten Kirchen, den »Salzburger« Heiligen, die auch in den → Freisinger Denkmälern angerufen werden (→ Frühmittelalterliche Kirchen in Karantanien). Wie wichtig S. für Salzburg war, lässt sich daraus erkennen, dass das 1218 gegründete Bistum (man beachte auch den Ortsnamen Bischoffeld in der Gaal) noch heute so heißt. Der steirische Bischof mit dem Sitz in Graz ist Bischof von Seckau. Lit.: M. Kos  : Slovenska osebna imena v »Liber confraternitatum sec-

coviensis«. In  : ČZN 10 (1913) 8–25  ; B. Roth  : Seckau. Geschichte und Kultur. 1164–1964 (zur 800-Jahr-Feier der Weihe der Basilika). Wien/München 1964  ; O. Kronsteiner  : Slawische Elemente in den Bergnamen der Steiermark. Wien 1964 (Diss.)  ; O. Kronsteiner  : Der slawische Flussname Bystrica und seine Bedeutung. In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch XIV (1969) 83–87, und Der Flussname Leoben XV (1969) 116–120  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2) Wien 1975, 1981²  ; O. Kronsteiner  : Gab es unter den Alpenslawen eine kroatische ethnische Gruppe  ? In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch XXIV (1978) 137–157. Otto Kronsteiner

Seebacher, Johann (* 29. August 1816 Seebach/Je-

zerca [Viktring/Vetrinj – Klagenfurt/Celovec], † 15.

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September 1890 Viktring/Vetrinj), geborener Slowene, Bürgermeister von Viktring/Vetrinj, Landtagsabgeordneter, Deutschtümler. Sein politisches Wirken begann S. 1848. Als → Bürgermeister von → Viktring/Vetrinj sprach er sich gegen das Slowenische in der örtlichen Volksschule aus, bezeichnete sich jedoch selbst als geborenen Slowenen (→ Deutschtümler, → Assimilant, → Schulwesen, dort Utraquismus). In der Polemik zwischen Andrej → Einspieler und A. Hussa vertrat er die Ansicht des Letzteren, der die zivilisatorische und historische Berechtigung des Wunsches nach → Germanisierung der Slowenen zu beweisen versuchte. 1871 wurde er Ausschussmitglied des (deutsch-)liberalen »Rosenthaler Demokratenvereins«, der sich gegen das Programm eines Vereinten Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) aussprach. Nach seiner Wahl in den Landtag 1878 war er einer der Initiatoren des Bauernbundes und wurde 1886 dessen Vorsitzender (→ Abgeordnete). Diese Organisation übernahm die Rolle einer deutschnationalen Hilfsorganisation für die mit absoluter Mehrheit regierende deutschnationale Partei im Landtag (→ Deutschnationale Vereine). S. lehnte die Forderung nach Gleichberechtigung der Kärntner Slowenen ab. Lit.: ES (A. Malle).

Avguštin Malle  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Sekol, Janez (Ivan, Janko, Johann, * 6. Mai 1882

Eberndorf/Dobrla vas, † 19. September 1958 Globasnitz/Globasnica), Priester und Kulturaktivist. S. maturierte 1902 in Klagenfurt/Celovec und besuchte das → Priesterseminar ebenda von 1902–1906. Die hl. Weihe des Subdiakonats erhielt er am 16. Juli 1905, jene des Diakonats am 18. Juli 1905 und des Presbyterats am 20. Juli 1905. S. war zunächst Kaplan in St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku (20. Juli 1906–17. Oktober 1906), danach in Prevalje (Prävali, Maria am See) (18. Oktober 1906–22. Juli 1909), Administrator in → Ravne na Koroškem (Guštanj, dt. Gutenstein) (23. Juli 1909–31. August 1909 (zeitweilig Defizient vom 1. September 1909–20. September 1911), Pfarrer von Rinkenberg/Vogrče (17 Jahre, 21. September 1911–31. Oktober 1928), wo er bereits ab dem Jahr 1922 im Anschluss an die Wiederaufnahme der Aktivitäten des Vereins nach der → Volksabstimmung Vorträge über die aktuelle politische Lage und soziale Fragen hielt und bei Theateraufführungen Regie führte (→ Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno

Serajnik, Domicijan

društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg]). Im Jahr 1922 übernahm S. nach kurzer interimistischer Führung von Kristo → Košir auch die Leitung des neu organisierten Verbandes Krščansko socialna zveza za Koroško [Christlich-sozialer Verband für Kärnten] für die folgenden 12 Jahre. Nach seinem Dienst in Rinkenberg/Vogrče war S. Pfarrer von Petschnitzen/Pečnica pri Ledincah am Faaker See/Baško jezero (1. November 1928–15. März 1935). Laut Naši rajni duhovniki richtete er im Pfarrhof von Petschnitzen/Pečnica eine Bibliothek ein sowie einen Saal für Theateraufführungen (→ Theater, → Laienspiel). Deutschnationale Kräfte erwirkten jedoch unter einem Vorwand, dass fortan amtlicherseits Aufführungen verboten waren. 1929 unterstützte er in Ledenitzen/Ledince die Gründung einer autonomen Sparund Darlehenskasse (→ Genossenschaftswesen) und die erste Einlage war von ihm. Die deutschnationalen Anfeindungen erschwerten sein Wirken erheblich und führten dazu, dass er sich um die frei gewordene Pfarrstelle in Globasnitz/Globasnica bewarb (16. März 1935–30. April 1941). S. war laut Personalakte des ADG auf Krankenurlaub in Luggau (1. Mai 1941–16. Juni 1941). Wie fast alle slowenischen Priester – die nicht wie Otto/Oton → Schuster oder Franc Fertala bereits frühzeitig von den Nazis ins KZ verfrachtet wurden – musste er in deutschsprachigen Pfarren Nordkärntens seelsorglichen Dienst versehen. So war er Seelsorgeaushilfe in Sagritz (14. Juni 1941–31. Juli 1941), Seelsorgeaushilfe in Himmelberg (1. August 1941–14. Augut 1942), Administrator von Kreuzen (15. November 1942–14. April 1944), Kirchenrektor von Döllach im Mölltal, Pfarre Sagritz (15. April 1944–31. Juli 1945). Am 1. August 1945 kehrte er als Pfarrer nach Globasnitz/Globasnica zurück und hatte diese Funktion bis zum 31. Mai 1951 inne. Ab dem 1. Juni 1949 war er für ein Jahr im Krankenurlaub. S. verstarb höchst angesehen, was die Ehrenbezeugung von über 50 Priestern am Begräbnis dokumentiert, praktisch die Protagonisten der slowenischen katholischen Bewegung der Zeit. Anwesend waren u. a. Ivan → Brandstätter, Aleš → Zechner, Tomaž → Ulbing, Tomaž Klampferer, Dr. Pavle → Zablatnik und Franc Posch. Quelle  : ADG, Personalakt Johann Sekol. Lit.: Župnik Janez Sekol. In  : Naši rajni duhovniki. Kratki orisi nji-

hovega trudapolnega dela in življenja. Celovec 1968, 333–335   ;

A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Sekol S.119). Bojan-Ilija Schnabl

Sekol, Janko (= Janez  ?), Publizist, → Mir [Der Friede]. Sekol, Jožef, vulgo Harih (stellvertretender Verein-

sobmann, Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Serajnik, Domicijan starejši [der Ältere] (* 12. Sep-

tember 1847 St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu), † 27. Oktober 1929 [Slovenske] Konjice in der slowenischen Štajerska [ehem. Untersteiermark]), identitätsbewusster Kulturarbeiter, der in die Untersteiermark auswanderte. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in → Gorizia/Gorica/Görz und die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt/Celovec. Nach der Matura war er Lehrer auf Probe in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi), danach fest angestellt in St. Egyden/Šentilj ob Dravi (1871–1877), worauf er laut Ajlec/Mušič aufgrund von deutschnationaler ethnischer Intoleranz in die Untersteiermark (Spodnja Štajerska) auswanderte (→ Binnenwanderung). Dort unterrichtete er zunächst in (Slovenske) Konjice (1877–1882), danach in Ptujska Gora (1883–1908), wo er wohl ab 1887 Oberlehrer war. S. erwarb sich besondere Verdienste für die Entwicklung des Obstbaus und der Imkerei. Für seine wirtschaftlichen Verdienste wurde 1925 eine besondere Festveranstaltung zu seinen Ehren organisiert (Serajnikova slavnost). Als leidenschaftlicher Sänger in käntnerslowenischer Tradition gründete und leitete er Männerchöre sowie kleinere Instrumentalgruppen, unterrichtete das Zitherspiel und kann so als Kärntner Kulturexport angesehen werden. Zusammen mit Elisabeth Wüstner hatte er drei Söhne, die in seine Fußstapfen traten. Lit.: SBL (Rafael Ajlec, Marjan Mušič  : Serajnik, rodbina [mit Literatur- und Publikationsliste]). – Iz Ptujske gore v Sloveniji. In  : Koroški Slovenec, 2. 12. 1925.

Bojan-Ilija Schnabl

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Serajnik, Domicijan

Serajnik, Domicijan mlajši [der Jüngere] (* 8. Februar

1873 St. Egyden/Šentilj ob Dravi [Velden am Wörthersee/Vrba]), † 14. April 1963 Malečnik [Maribor]), etnopolitisch engagierter Kulturarbeiter im Bereich der Musik. S., der erstgeborene Sohn von Domicijan Serajnik dem Älteren und Elisabeth Wüster, wurde noch in Kärnten/Koroška geboren, besuchte jedoch bereits die Lehrerbildungsanstalt in Maribor, wo er zusätzlich Unterricht in Violoncello an der Musikschule des Philharmonischen Vereins (Filharmonsko društvo) nahm. Er unterrichtete in Ptujska gora, ab 1895 in Ptuj und ab 1897 bis zu seiner Pensionierung 1927 in Ormož. Seinem Vater gleich, engagierte er sich ethnopolitisch, insbesondere bemühte er sich für die Musikkultur, gründete mehrere Chöre (einen Tamburizzachor, mehrere Blasmusikapellen, ein Streichquartett) und trat mit diesen öffentlich auf. Laut Ajlec/Mušič komponierte er Kinder- und Kirchenlieder, die auch veröffentlicht wurden. Zu den bekanntesten Vertonungen zählt Zima, zima bela von Oton → Župančič sowie Ob bistrem potoku je mlin. Lit.: SBL (Rafael Ajlec, Marjan Mušič  : Serajnik, rodbina [mit Literatur- und Publikationsliste]).

Bojan-Ilija Schnabl

Serajnik, Domicijan najmlajši [der Jüngste] (* 5. No-

vember 1899 Ormož [Štajerska], † 5. Februar 1975 Ljubljana), Maler, Grafiker und Architekt, gestaltete u. a. die Inneneinrichtung des slowenischen Parlaments. S., der Sohn von Domicijan Serajnik dem Jüngeren, zählt zur ersten Generation von gebürtigen Kärntner Slowenen, die nicht mehr in Kärnten/Koroška geboren wurden. Er besuchte die Volksschule in Ormož (1907–1911), das Gymnasium in Maribor und in Ptuj (1911–1917 bzw. 1919–1921). In Ljubljana studierte er 1921–1926 an der neu gegründeten Universität Architektur bei Jože Plečnik (1872–1957) und Ivan Vurnik (1884–1971), bei dem er auch das Studium erfolgreich abschloss. Zunächst arbeitete er als Grafiker in Ljubljana (1927–1936), ab 1933 bis 1941 hatte er zusammen mit dem Ingenieur Janko Omahen (1898–1980) ein Atelier für Innenarchitektur. 1944– 1945 war er im KZ Dachau wegen antifaschistischen Widerstands interniert. Nach der Rückkehr wirkte er zunächst bis 1947 im Bautenministerium der Volksrepublik Slowenien, danach bis zur Pensionierung 1959 als Direktor des Slovenija Projekt in Ljubljana.

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S. entstammte der ersten Nachkriegsgeneration von Malern, die im Klub mladih [Klub der Jungen] wirkten. Laut Ajlec/Mušič beschäftigte er sich zwischen 1921 und 1927 intensiv mit Zeichnungen, Pastel- und Ölmalerei, wobei seine figurativen Motive, Stillleben und Landschaften vom Expressionismus und der neuen Sachlichkeit beeinflusst sind. Charakteristisch ist sein Streben nach Plastizität, dem die Klarheit des Architekten entspricht, die keine emotionale Lyrik zulässt. Zwischen 1927 und 1933 legte er seinen Schwerpunkt auf Grafik und gestaltete als Druckereimitarbeiter zahlreiche Buchumschläge. Er gestaltete auch Plakate, Ansichtskarten, Illustrationen, Wertzeichen u. Ä., wobei er natürliche Ornamente einführte. Seine Entwürfe für Spitzen brachten ihm internationale Anerkennung. Ab 1932 bis 1941 und nach dem Krieg widmete er sich vermehrt der Architektur und gestaltete Inneneinrichtungen, Einfamilienhäuser, Sommerhäuser sowie Elemente der Inneneinrichtung der slowenischen Nationalversammlung (1958) und das Gebäude des Volksausschusses in Bihač (1947). Er nahm an internationalen Ausstellungen teil (Hodonijn, ČSSR 1924, Sarajevo 1926 mit dem Klub mladih, Ljubljana 1927, London 1930 und Budapest, internationale Architekturausstellung 1930). Lit.: SBL (Rafael Ajlec, Marjan Mušič  : Serajnik, rodbina [mit Literatur- und Publikationsliste]).

Bojan-Ilija Schnabl

Serajnik, Franjo (* 6. August 1874 St. Egyden/Šentilj

ob Dravi [Velden am Wörthersee/Vrba]), † 2. Februar 1955 Maribor), Violinist und Kulturarbeiter im Bereich der Musik. S., der zweitgeborene Sohn von Domicijan Serajnik dem Älteren und Elisabeth Wüster, wurde ebenfalls noch in Kärnten/Koroška geboren und besuchte zwischen 1893 und 1899 das Gymnasium im Benediktinerstift Admont sowie die Lehrerbildungsanstalt in Maribor (1889–1893), wo er bereits ein Vokalquartett leitete. Obwohl er die Aufnahmeprüfung am Wiener Konservatorium erfolgreich ablegte, kehrte er nach Maribor zurück. Er unterrichtete ab 1893 in der Untersteiermark (Sv. Anton, Hajdina, Ptuj, Sv. Jurij ob Pesnici, Središče ob Dravi). Zusammen mit seinem Bruder Domicijan spielte er vor dem Ersten Weltkrieg im Streichquartett in Ormož. In Središče ob Dravi gründete er ein Tamburizzaorchester sowie 1907 eine Blasmusikkapelle, die in der gesamten Region bekannt

Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile.

war und auftrat. Für diese komponierte und arrangierte er auch Stücke. Im Ersten Weltkrieg wurde er mobilisiert und wegen angeblicher Serbophilie angeklagt und in der Folge in Graz eingesperrt. Nach seiner Übersiedlung nach Maribor 1919 unterrichtete er an der Volksschule und war zunächst Hilfslehrer für Violine an der Glasbena matica sowie Konzertmeister deren Orchesters. Ab 1933 gab er Privatunterricht in Violine. Zwischen 1936 und 1939 leitete er ein Streichquartett, in dem seine Schüler mitwirkten. S. war ein virtuoser Violinist, gab Solokonzerte in Maribor, Ljubljana, Graz und in kleineren Orten und spielte Mozart, Beethoven, Viotti, Mendelssohn, Bruch, Dvořak (Erstaufführung 1893 in Ljubljana) und Rubinstein (zur 30-Jahr-Feier des Vereins Triglav in Graz). Er veröffentlichte mehrere Unterrichtsbehelfe für Musik, verfasste Liederbücher und schrieb Gedichte. Lit.: SBL (Rafael Ajlec, Marjan Mušič  : Serajnik, rodbina [mit Litera-

tur- und Publikationsliste]). BeyArs

RetroLib

Bojan-Ilija Schnabl

Serajnik, Iv. (Publizist, ethnopolitischer und Kulturaktivist), → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien]. Serajnik, Lovro (* 6. August 1808 St. Peter/Šentpeter [St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu], † 28. Juni 1902 Tainach/Tinje), Priester und Kulturaktivist. Nach der Volksschule in St.  Jakob im Rosental/ Šentjakob v Rožu besuchte er das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec und studierte danach Philosophie in Graz. In der folgenden Zeit war er am Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, wo Anton Martin → Slomšek sein Spiritual und Matija → Majar – Ziljski sein Mitschüler waren, die beide seine sprachlich-kulturelle bzw. ethnische Identität stärkten. 1835 wurde er ordiniert und war danach zunächst Kaplan in Sirnitz (Gemeinde Albeck, Bezirk Feldkirchen [Trg]), ab 1836 in Suetschach/Sveče, 1838 in St. Leonhardt bei Siebenbrünn/ Šentlenart pri sedmih studencih, 1840 in Moosburg/ Blatograd und in Glainach/Glinje. Im April 1845 legte er die Priesteramtsprüfung ab und wurde im Dezember 1847 Provisor in → Ferlach/Borovlje, 1849 Pfarrer in → Maria Gail/Marija na Zilji und ab August 1869 Dekan in → Bleiburg/Pliberk. Im April 1877 wurde er zum Propst in → Tainach/Tinje berufen. Laut Andrejka galt seine Aufmerksamkeit insbesondere der slowenischen akademischen Jugend, bekannt

war er insbesondere als ausgezeichneter und geistreicher Redner, der Zuhörer von weit her anzog. Obwohl er sich politisch nicht engagierte, war er stets identitätsbewusst und musste Diskriminierungen erdulden. Quellen  : ADG.

Lit.: SBL (Rudolf Andrejka). – J. Vošnjak  : Pri proštu Lovru Serajniku v Tinjah. In  : Koledar (Vestnik) šolske družbe sv. Cirila in Metoda … 1905. Ljubljana 1904, 37–43  ; J. Vošnjak  : Spomini. Ljubljana 1982 (Erstausgabe Ljubljana 1905, 1906), 636-640.

Bojan-Ilija Schnabl

Serbokroatisch bzw. Kroatisch/Serbisch, Serbisch/ Kroatisch, Serbisch oder Kroatisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (BKS), vgl. Sachlemmata   : → Lingua franca  ; → Kundmachung (1)  ; → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung. Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile. Sibyllen (lat. Si-

byllae, slow. Šembilje/Sibile) waren im Altertum weissagende Frauen, die erstmals in Kleinasien belegt sind und später unter verschiedenen Namen in unterschiedlichen Gebieten verbreitet waren. S. werden als Jungfrauen beschrieben, die in Höhlen, Grotten oder an Quellen lebten, eine Gottheit (in der Regel Apollon) verehrten und weissagten. In der griechischen Mythologie ist ursprünglich nur eine S., die als Tochter des Gottes Zeus und der Lamia galt, überliefert. In griechischen Quellen wird die S. erstmals in einem Fragment von Heraklit von Ephesos erwähnt. In den Schriften von Platon, Aristoteles und Euripides ist bereits von mehreren S. die Rede. Bald galten die S. als anerkannte Seherinnen und Priesterinnen des Apollo (und firmierten auch als dessen Geliebten, Schwestern oder Töchter). So wurde der Begriff der S. auch immer stärker als Synonym für Prophetinnen eingesetzt. In den Quellen finden sich vielfältige Angaben über Namen, Anzahl und Ursprung der S. Bekannt sind u. a. die sibyllinischen Namen Tibur, Cumae und Erythräa. In der Geschichte wird die ionische erythräische S. der römischen cumäischen gleichgesetzt. In die christliche kirchliche Welt fanden die S.-n als Trägerinnen der sibyllinischen Weissagung Eingang und fanden in der Sibylla Tiburtina ihren Niederschlag. So verkörperte im Mittelalter u. a. die Darstellung der S. mit Augustus die unbefleckte Empfängnis. Sind in der Sixtischen Kapelle des Vatikans fünf Seherinnen abgebildet (Michelangelo 1508/09), so finden sich in der Kunst des 15. Jh.s zwölf S.

1223

Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile.

Bekannt sind die S. durch die Sibyllinischen Bücher [Prophezeiungen von Michala, der Königin aus Saaba, (Šembiljine bukve/Sibiline bukve). Deren älteste deut- der 13. Sibylle], die sich in mehreren Exemplaren in sche Fassung geht auf das Jahr 1321 zurück. Zu Beginn → Prag erhalten hat, stammt aus der ersten Hälfte des des 16. Jh.s wurden auf der Grundlage einer italieni- 19. Jh.s. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.s sind zwei schen Fassung den Prophezeiungen der zwölf S. die deutsche Druckversionen belegt  : eine für Tschechien Predigt eines Heidelberger Predigers und eine prosai- und Mähren bestimmte Fassung erschien in Litomyšl sche Beschreibung der dreizehnten deutschen S. hin- (Leitomischl) und eine zweite, für österreichische Lezugefügt. Dieses Buch war weit ins 19. Jh. und darüber ser bestimmte und nicht speziell auf den tschechischhinaus verbreitet. mährischen Raum bezogene Variante im oberösterreiUrsprünglich basieren die Sibyllinischen Bücher je- chischen Linz. Von hier aus verbreiteten sich regionale doch auf einer in griechischen Hexametern abgefass- Varianten der Sibyllinischen Bücher in verschiedenen ten, orientalischen Sammlung von anonymen Orakel- Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie. sprüchen und Kultvorschriften aus dem 5. oder 6. Jh. v. Das Sibyllenmotiv ist auch im volkstümlichen ErChr., Oracula Sibyllina, die hellenistische, jüdische und zählgut des germanisch-slawischen Kontaktgebiets christliche Elemente aufwiesen. Von den ursprüng- vertreten. Varianten Sibyllinischer Bücher in slowenilich 14 Büchern sibyllinischer Orakel sind 12 erhalten, scher Sprache kursierten z. B. in Kärnten/Koroška und die allerdings erst aus dem 2.–3. Jh. n. Chr. stammen. in der Dolenjska (Unterkrain). Handschriftliche sloweDiese ebenfalls in griechischen Hexametern abgefass- nische Versionen des Sibyllinischen Büchleins sind z. B. ten Texte setzen sich primär aus einem jüdischen und aus Finkenstein/Bekštanj und St. Johann im Rosental/ einem christlichen Grundstock zusammen. Šentjanž v Rožu überliefert. Die mit 14. Jänner 1892 Unter der Dynastie der Tarquinier kam die Orakel- datierte, von M. Lapusch unterzeichnete St.  Johansammlung Sibylla von Cumae nach Rom, wo die Samm- ner Handschrift mit dem Titel Švile Prerokile erschien lung durch Senatsbeschluss offiziell rezipiert und durch 1985 in einer Bearbeitung von Herta Lausegger in Sprüche verwandter Art ergänzt wurde. Die Sibyllini- Klagenfurt/Celovec. Varianten Sibyllinischer Bücher/ schen Bücher galten als unheilabwehrend und wurden Šembiljine bukve/Sibiline bukve waren, wie der → Anin Notzeiten befragt. Jedoch sind diese Bücher in ihrer tikrist [Antichrist], im gesamten slowenischen Sprachoriginären Form als sakrale Weisungen angelegt, wie raum verbreitet. Die Veröffentlichung einer slowenibei drohendem Unglück zu handeln sei, und erhielten schen Version des Büchleins der S. Šembiljine bukve prophetischen und warnenden Charakter erst im Laufe liegt in einer Bearbeitung von Niko Kuret, Ljubljana der Zeit durch Vermengung mit gefälschten Versen 1940, vor. Eine handschriftliche Variante des Büchleins jüngerer Geschichte. der S. Šembilja ist nach mündlicher Mitteilung auch im In Rom wurden die Sibyllinischen Bücher lange Zeit Komitat Vas (Eisenburg) in Westungarn überliefert. in den Kellerräumen des Tempels auf dem Kapitol aufSprachlich lehnen sich die S.-B. stark an die jeweilibewahrt, wo sie jedoch beim Tempelbrand im Jahr 83 v. gen Vorlagen an und werden in der Regel der substanChr. dem Feuer zum Opfer fielen. Im Auftrag des Se- dardsprachlichen Literatur zugeordnet → Bukovništvo. nats wurden in der Folge ähnliche, aus Erythrae, Samos, Sizilien und Afrika stammende Sprüche zusammenge- Lit./Web  : Sibyllen. In  : Meyers Konversationslexikon, 14. Band  : Rüböl tragen und bis 405 n. Chr. im neu errichteten Tempel – Sodawasser. 4. Aufl., Leipzig und Wien 1885–1892, S. 931, URL  : verwahrt. In diese jüngere Sammlung gelangten man- www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html  ?id=114854#Sibyllen  ; Die Sibyllinischen Bücher. In  : J. A. Hartung  : Die Religion der Röche politisch motivierten Fälschungen, worauf eine krimer  : nach den Quellen dargestellt, Bd. 1, 1936, 129–135  ; N. Kutische Prüfung und Säuberung der Textbestände folgte. ret  : Šembiljine bukve. Slovenski ljudski rokopis. In  : Obisk 1, Nr. 2–Nr. Die Sammlung wurde jedoch auf Befehl von Stili- 6 (1940)  ; G. Wissowa  : Religion und Kultus der Römer, München 1971, 536  ff.; K. Latte  : Sibyllinische Bücher. In  : Handbuch der Alterchos verbrannt. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s wurde das volks- tumswissenschaft Bd. 4  : Römische Religionsgeschichte. München tümliche Sibyllinische Buch u. a. von einem tschechi- 1976, 160 f.; R. Clemens  : Die sibyllinischen Orakel. Wiesbaden 1985  ; H. Lausegger  : Švile Prerokile. Koroška različica Sibilinih prerokb. Celoschen Autor durch Einbindung der Schlacht am Wei- vec 1985  ; J. Rüpke  : Die Religion der Römer, München 22006  ; Sibylle. ßen Berg erweitert und den regionalen Bedürfnissen In  : Das große Kunstlexikon von P. W. Hartmann URL  : www.beyars. angepasst. Eine Druckfassung des Werkes mit dem Ti- com/kunstlexikon/lexikon_8279.html. tel Proroctví Michaldy, králowny ze Sáby, třinácté Sibylly Herta Maurer-Lausegger

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Sienčnik, Dr. Luka

Sibyllinische Bücher (Šembiljine bukve, Sibiline bukve),

→ Sibyllen (Sibyllae), Šembilje, Sibile.

Sichitz, Barbara (Marienerscheinung), → Dolina/

Dolina.

Luka Sienčnik

Sienčnik, Dr. Luka (* 22. Oktober 1904 in Mökriach/ Mokrije [Eberndorf/Dobrla vas], † 21. Jänner 1986 in Eberndorf/Dobrla vas), Veterinärmediziner, Mitglied der Widerstandsbewegung, ethnopolitischer Aktivist, Autor und Gemeinderat. S. wurde in Mökriach bei Eberndorf/Mokrije pri Dobrli vasi auf einem Bauernhof vulgo Hojnik (Hojnikova kmetija) geboren. Er besuchte die Volksschule in Eberndorf/Dobrla vas und danach die Humanistischen Gymnasien in Klagenfurt/Celovec, Kranj und Ljubljana. Schon während der ersten Jahre auf dem Gymnasium in Klagenfurt/Celovec (Herbst 1916 bis Frühling 1919) erlebte er im Gymnasium wie auch im Internat die Unterdrückung der slowenischen Sprache. 1919 wechselte er aufgrund der jugoslawischen Besetzung die Schule und besuchte diese daraufhin in Kranj. Nach der → Volksabstimmung kehrte er nach Klagenfurt/Celovec zurück. Der antislowenische Druck war für ihn nicht erträglich und er begab sich auf eigene Faust nach Ljubljana (1922–25) wo er 1925 maturierte. Trotz des Wunsches der Mutter, dass er Theologie studieren möge, und des Angebots in Ljubljana, einen Posten in einer Bank zu bekommen und nebenbei Jura zu studieren, entschied er sich für das Studium der Veterinärmedizin in Wien. Während seines 5-jährigen Studienaufenthaltes in Wien engagierte er sich im Kärntner Slowenischen StudentInnenverband (Zveza slovenskih študentk in študentov) und war von 1929 bis 1930 Obmann des Klubs slowenischer Akademiker (Klub slovenskih akademikov). Nach Abschluss des Studiums kehrte er nach Kärnten/Koroška zurück. Nachdem ihm die Stelle als Bezirksveterinär versagt blieb, eröffnete er in Eberndorf/Dobrla vas eine private Tierarztpraxis. Er integrierte sich ins kulturelle und politische Leben und war für viele Bauern und junge Kärntner SlowenInnen eine wichtige Ansprechperson. Während des Zweiten Weltkrieges nach der Okkupation Jugoslawiens durch Hitler-Deutschland 1941 wurde er von der Gestapo in Klagenfurt eingesperrt, anschließend in die deutsche Wehrmacht einberufen, wo er als Tierarzt im Grazer Tierlazarett tätig war. 1942 wurde er von der Wehrmacht entlassen – vermutlich in der Absicht, dass er mit seiner Familie nach Deutsch-

land deportiert werden sollte. Es gelang ihm und seiner Familie jedoch, sich der Deportation zu entziehen, da sich seine Frau und die drei Kinder bei seinen Schwiegereltern außerhalb des zweisprachigen Gebietes niederließen, wo keine → Deportationen geplant waren. Er selbst wurde in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) interniert, wo er wieder als Tierarzt tätig war. Dort nahm er Kontakt mit den Partisanen auf, konnte sie nach Maßgabe seiner Möglichkeiten mit Verbandsmaterial und Medikamenten versorgen. Nach Vortäuschen eines Selbstmordes zum Schutz seiner Familie, schloss er sich im September 1944 den Partisanen an. Er wurde ins befreite Gebiet beordert und Mitglied des Wissenschaftsinstituts der Partisanen (Partizanksi znanstveni inštitut pri predsedstvu SNOS-a), wo der damalige wissenschaftliche Kader zusammengefasst war. Weiters wurde er Mitglied der damaligen provisorischen slowenischen Regierung und war für Landwirtschaft und Veterinärwesen zuständig. Nach dem Krieg übernahm er Funktionen in der Politik, wurde 1945 Vizevorsitzender des Regionalausschusses der OF (Osvobodilna fronta [Befreiungsfront]) und der Zveza slovenskih partizanov [Verband der Kärntner Partisanen] sowie Obmannstellvertreter der Zveza slovenskih organizacij (ZSO) [Verband slowenischer Organisationen]. Als Vorsitzender der Demokratična fronta delovnega ljudstva [Demokratische Front des arbeitenden Volkes] war er Listenträger bei den Landtagswahlen am 9. Oktober 1949. Als konservatives Gegenstück kandidierte die Krščanska ljudska stranka [Katholische Volkspartei]. So entzweit erhielten die Slowenen kein Mandat. Im Rahmen seiner wirtschaftlichen Bestrebungen hatte S. Funktionen in der Zveza slovenskih zadrug [Slowenischer Wirtschaftsverband] sowie in der Slovenska gospodarska zadruga [Slowenischer wirtschaftlicher Genossenschaft] in Eberndorf/Dobrla vas, deren erster Obmann er war (→ Genossenschaftswesen). 1946 wurde S. Obmannstellvertreter des örtlichen → Kulturvereines SPD → Srce und von 1971 bis 1976 dessen Obmann. S. war von 1970–1976 auch slowenischer Gemeinderat in Eberndorf/Dobrla vas. Schon während seiner Arbeit am Wissenschaftsinstitut der Partisanen verfasste er Vorträge über die Situation der Kärntner SlowenInnen und erhielt die Aufgabe, ein Verzeichnis der slowenischen Ortsnamen des slowenischen Gebietes in Kärnten/Koroška zu erstellen. Auch nach dem Krieg befasste er sich mit der Situation der Kärntner SlowenInnen und setze sich ab 1970

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Silvesterpatent, 1850

intensiver mit deren Geschichte auseinander. Im Zuge dessen verfasste er zwei Bücher Koroški Slovenci v boju za svojo šolo [Die Kärntner Slowenen im Kampf für ihre Schule] (1984) und Koroški plebiscit 1920 [Die Kärntner Volksabstimmung 1920] (1987), ein drittes wurde nicht beendet. Beide Bücher erschienen im Verlag Obzorja in Maribor und Drava Verlag in Klagenfurt/Celovec. Etliche Artikel zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Themen veröffentlichte er in diversen Zeitschriften und Zeitungen. Er gründete auch den Verein Enotnost, den man als einen Vorgänger der heutigen Einheitsliste/Enotna lista sehen kann. Er setzte sich für mehr Einheit unter den Kärntner SlowenInnen ein, was sein ganzes politisches, wirtschaftliches und kulturelles Wirken prägte. 2004 wurde anlässlich seines 100. Geburtstages ein Symposium unter dem Titel Življenje in narodnopolitično delo dr. Luke Sienčnika [Leben und nationalpolitisches Wirken von Dr. Luka Sienčnik] abgehalten. S. war ein offener und kritischer Mensch. Sein Haus in Eberndorf/Dobrla vas war für viele Menschen ein Ort der Zusammenkunft, Diskussion und des Dialoges. Sein unermüdliches Wirken prägte nicht nur die politische und kulturelle Arbeit in Eberndorf/Dobrla vas, sondern wirkte auf das gesamte zweisprachige Gebiet. Werke  : Luka Sienčnik  : Pismo Dr. Luke Sienčnika. In  : Borec, revija za zgodovino nob in ohranjanje revolucionarnih tradicij, letnik XL, Nr. 11, November 1988, 1146 f. Lit.: ES. – J. Messner  : Zgodba o Luku Sinečniku (Za osemdeset let njegovega življenja). In  : KK 1985, 196–198  ; B. Ededik  : Kako je Dr. Luka Sienčnik prišel k partizanom. In  : Borec,11 revija za zgodovino nob in ohranjanje revolucionarnih tradicij, letnik XL, November 1988, 1144  f.; B. Grafenauer, Dr. Luka Siencnik. In memoriam. In  : Naši razgledi, Jahr XXXVIII, Nummer 4 (891), 24. Februar 1989, 96 f.; J. Stergar  : Sienčnik, Luka. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 317  ; Slovensko prosvetno društvo (Hg.)  : Na poti skozi čas. Kultura v Dobrli vasi in okolici skozi 100 let. Celovec 2006, 103  ; A. Benko  : Podjunsko besedje v zbirki Luke Sienčnika (1904–1989) in danes na Strojni. In  : M. Košuta (Hg.)  : Slovenščina med kulturami (Zbornik Slavističnega društva Slovenije, 19). Celovec [e. a.] 2008, 219–233.

Ursula K. Sienčnik, Matjaž Sienčnik

Silvesterpatent, 1850, → Oktroyierte Märzverfassung,

1849.

Sima, Hans (1918–2006), Landeshauptmann, → Ab-

geordnete.

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Singer, Blaž (Kulturaktivist), → Kočna, Slovensko kr-

ščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna].

Singer, Stefan (Štefan, Stephan, * 22. Dezember 1871 Strau bei Kappel an der Drau/Struga pri Kapli ob Dravi [Ferlach/Borovlje], † 24. Februar 1945 Fölling bei Maria Trost in Graz), Priester, Kultur- und Kirchenhistoriker, Publizist. Nach dem Abschluss des Gymnasiums absolvierte S. auch das Theologiestudium am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec. Er wurde am 19. Juli 1896 zum Priester geweiht, war Pfarrer in Augsdorf/Loga vas, Schiefling/Škofiče und Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi. 1930 wurde er Dechant des Dekanats → Ferlach/Borovlje und für seine Dienste von der kirchlichen Obrigkeit zum Ehrendomherrn ernannt. Mitte Jänner 1940 wurde er verhaftet und in das Gefängnis nach Ferlach/Borovlje überstellt. Grund war eine DollfußMarke, die er auf einen irrtümlich erhaltenen Brief geklebt hatte. S., der kurz vor seinem 70. Lebensjahr stand, arbeitete in der Zelle an seiner Geschichte über das Dekanat → Tainach/Tinje. Nach drei Wochen wurde er in das landesgerichtliche Gefangenenhaus in Klagenfurt/Celovec überführt. Nach zwei Wochen sollte er freigelassen werden, wurde jedoch Anfang Juni 1940 in das Konzentrationslager Oranienburg deportiert. Hier verbrachte er eineinhalb Jahre in einer Einzelzelle. Am 1. Februar 1942 kam er in das Konzentrationslager Dachau, wo er wiederum fast zwei Jahre in Einzelhaft war. S. begann zu schreiben und fuhr mit der Geschichte der Pfarren und Kirchen des Klagenfurter Dekanats und Umgebung fort. Hier verfasste er auch eine Chronik der Familie Helfar und seine Autobiografie. Weiters befasste er sich mit der Frühgeschichte des Rosentales/ Rož. Erst am 15. Dezember 1943 gelang es dem Hl. Stuhl durch die Intervention des Nuntius in Berlin, S. freizubekommen. Er durfte jedoch nicht nach Kärnten/ Koroška zurück und ging nach Fölling bei Maria Trost in Graz, wo er an den Folgen der KZ-Haft verstarb (vgl. → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška). Schon sehr früh begann sich S. für das örtliche Brauchtum zu interessieren. Aufzeichnungen aus → Eisenkappel/Železna Kapla zum »Kirchleintragen«, das »Achtebetrachte-Lied«, die Baugeschichte der Wallfahrtskirche Maria Dorn/Marija v trnju und die Entkleidungsgeschichte der Marienstatue unter Joseph II. finden sich schon 1898 unter dem Titel Star običaj na

Štefan Singer, NUK

Sittersdorf/Žitara vas

mehrbändige Kultur- und Kirchengeschichte als sein Lebenswerk  ; er schrieb damit auch einen Teil der Geschichte der Kärntner Slowenen.

Sittersdorf/Žitara vas: Buchcover, Mohorjeva

predvečer Svečnice [Ein alter Brauch am Vorabend von Lichtmess]. S. verfasste Beiträge in der Kärntner slowenischen Zeitung → Mir, in der → Carinthia und in der slowenischen Kirchenzeitung → Nedelja. Er schrieb Pfarrchroniken in Eisenkappel/Železna Kapla und Augsdorf/Loga vas. Am Beginn seines ersten Bandes der Kirchen- und Kulturgeschichte steht die Spominska kronika župnije Kapla ob Dravi [Gedächtnischronik der Pfarre Kappel an der Drau]. Den ersten Band der Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales, Dekanat Ferlach (1934) finanzierte er selbst. Das Kärntner Tagblatt veröffentlichte dazu als Vorabdruck eine Serie unter dem Titel  : Chronik des Dekanates Ferlach im Rosental, Kärnten. Bereits im Jahr darauf folgte der zweite Band Kultur- und Kirchengeschichte des oberen Rosentales, Dekanat Rosegg mit Einschluß des Wörther-See-Gebietes (1935). Und noch vor dem Anschluss erschien der dritte Band Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales, Dekanat Eberndorf (1938). Alle drei Bände brachte S. im Eigenverlag heraus. Der vierte Band Kirchen- und Kulturgeschichte des Dekanates Bleiburg wurde von der Krščanska kulturna zveza [Christlicher Kulturverband] 1983 herausgegeben. Der fünfte Band Kultur- und Kirchengeschichte des Dekanates Tainach wurde erst nach Jahrzehnten aufgefunden und 1995 veröffentlicht. S. war auch im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich der Kärntner Slowenen tätig. Er war an der Gründung der Posojilnica [Darlehenskasse] in Schiefling/Škofiče (→ Genossenschaftswesen) und des slowenischen Gesangs- und Bildungsvereines Slavček [Nachtigall] in Augsdorf/Loga vas beteiligt. S. betrachtete seine

Quellen  : ADG   ; Liber memorabilium (Pfarrarchiv Eisenkappel/ Železna Kapla  ; Pfarrarchiv Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi) Werke  : Star običaj na predvečer Svečnice. In  : ADG, Liber memorabilium (Pfarrarchiv Eisenkappel)  ; Spominska kronika župnije Kapla ob Dravi. [Unveröff. Autograf.] In  : ADG, Pfarrarchiv Kappel an der Drau, Handschrift Nr. 125  ; Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales. Dekanat Ferlach. Kappel 1934  ; Chronik des Dekanates Ferlach im Rosental, Kärnten [Vorabdruck]. In  : Kärntner Tagblatt v. 15. April 1934 bis 10. April 1935  ; Kultur- und Kirchengeschichte des oberen Rosentales. Dekanat Rosegg mit Einschluß des Wörther-See-Gebietes. Kappel 1935  ; Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales. Dekanat Eberndorf. Kappel 1938  ; Kirchen- und Kulturgeschichte des Dekanates Bleiburg. Klagenfurt/Celovec 1983  ; Kultur- und Kirchengeschichte des Dekanates Tainach. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 344– 369  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Singer S. 119–120)  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–416). Dachau – spomin in opomin. Dachau – Erinnern und Gedenken. Klagenfurt 2007  ; B. Luschin  : Pfarrer Stefan Singer und der nationale Konflikt. Eine Mikrostudie zur südwestlichen Wörtherseeregion (1900–1914), (Phil. Diss.). Klagenfurt 2003, 77–94  ; B. Luschin  : Pfarrer Stefan Singer und »die Kirschblütenzeit der slowenisch-nationalen Bewegung« am Vorabend des Ersten Weltkrieges. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 265–320  ; J. Stergar, V. Sima  : Singer, Štefan. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/ Celovec [e. a.] 2005, 317–318  ; W. Baum [e. a.] (Hg.)  : Das Buch der Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus in Kärnten. Mit Beiträgen von Marina Jamritsch, Florijan Lipuš, Gerti Malle, Thomas Ogris, Stefan Pinter und den Teilnehmern von »A Letter To The Stars«. Klagenfurt 2010, 742–747  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 84.

Simon Trießnig

Sittersdorf/Žitara vas, vgl. Sachlemmata  : → Trta,

Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Trta], sowie → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Gorizia/Gorica/Görz  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška   ; → Rosentaler Dialekt/rožansko narečje  ; → Wallfahrt(en)  ;

1227

Sittig, Olga

→ Zarja, Slovensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein Zarja]  ; Personenlemmata  : → Breznik, Albert  ; → Brollo, Jacobo  ; Ilaunig, Dr. Ožbolt  ; → Rohrmeister, Jakob  ; → Wuttej, Rado  ; Altendorf/Stara vas  : → Petek, Franc  ; Blasnitzenberg/Plaznica  : → Gril, Anton  ; → Sturm, Andrej  ; St. Philippen bei Sonnegg/Šentlipš pri Ženeku  : → Volbank, Jože  ; Sonegg/Ženek  : → Ungnad, Hans.

Sittersdorf/Žitara vas, Pfarrkirche, Foto Franc Kukovica

Sittig, Olga (Publizistin), → Koroška zora, Glasilo

Zveze ženskih društev za Koroško [Kärntner Morgenröte. Zeitschrift des Verbandes der Frauenvereine für Kärnten]. Skala, izobraževalno in pevsko društvo [Bildungsund Gesangsverein Skala (Fels)] aus Grafenstein/ Grabštanj, gegründet 1910, wird in einem Artikel der Zeitschrift → Korošec aus → Völkermarkt/Velikovec 1919 erwähnt. In diesem heißt es, dass sich der wiederbelebte → Kulturverein nun aufgrund der neuen Zeit überall versammeln kann und dass die erste Sitzung am 21. September im Gasthof Lah stattgefunden habe. Oberlehrer Burjan habe von der Bedeutung der Volksbildung gesprochen, die Lehrerin Fräulein Mencinger habe die anwesenden Frauen überzeugt, sich um die eigene Weiterbildung zu kümmern und dem Verein beizutreten, und schließlich haben die Sänger unter der Leitung von Frau Kulterer für Kurzweil gesorgt. Weiterführende Forschungen erscheinen notwendig. In Grafenstein/Grabštanj befand sich laut Moravski [Valentin → Rožič] (und wohl im Rahmen des Bildungsvereines) auch eine slowenische Bibliothek. Quelle  : Korošec (Velikovec), Nr. 18 (1. 10. 1919) 4. Lit.: dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919,

35, 36.

Bojan-Ilija Schnabl

Sket, Jakob (* 2. Mai 1852 Mestinje [Šmarje pri Jelšah, Štajerska ‹Untersteiermark›], † 11. April 1912 Annabichl/Trnja vas bei Klagenfurt/Celovec), Schriftsteller, Pädagoge und Lehrer. S. studierte in Graz klassische Philologie, Slawistik und Germanistik. Nach seinem Doktorat 1878 fand er am Gymnasium zu Klagenfurt/Celovec Anstellung, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1908 wirkte. S. setzte das Werk Anton → Janežičs fort und stellte slowenische Lesebücher, Grammatiken, Übungsbücher

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KS, 30. 5. 1934

und Wörterbücher für den Schulgebrauch zusammen (→ Schulbuch). Es ist S.s Verdienst, dass das Slowenische in Klagenfurt/Celovec als Matura-Gegenstand zugelassen wurde. Von 1881 bis 1886 war er Herausgeber der Literaturzeitschrift → Kres. Die Zeitschrift Kres, die in Klagenfurt/Celovec erschien, wurde im Herbst 1880 begründet. Als »Gegenstück« zum Klagenfurter Kres wurde 1881 in Ljubljana die Literaturzeitschrift → Ljubljanski Zvon ins Leben gerufen. Zwischen 1889 und 1906 arbeitete S. für den Verlag → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec, deren kurzzeitiger Leiter er von 1911 bis zu seinem Tod 1912 war (→ Publizistik). In der Literaturzeitschrift Kres wurden S.s schriftstellerische Werke, u. a. der autobiografische Roman Milko Vogrin (1883) und die beiden Novellen Žrtva ljubosumnosti (1884) und Slika in srce (1885) erstmals veröffentlicht. Neben schöngeistiger Literatur verfasste

Sket, Jakob

Jakob Sket Jakob Sket, Miklova Zala, Buchcover

Koroška kronika, 13. 9. 1946

S. auch literaturgeschichtliche Aufsätze über seine Vorgänger und die Mohorjeva. Miklova Zala [Die Zala vom Mikl-Hof ]. Die zentrale Stellung in S.s Schaffen nimmt sein bekanntestes Werk Miklova Zala (1884) ein, eine Erzählung, die zur Zeit der Türkeneinfälle spielt. Sie beruht auf den Aufzeichnungen des Techelsberger Pfarrers Jakob → Unrest (gestorben um 1493), und auf einem mündlich überlieferten epischen → Volkslied (→ Ossiacher Tauern/Osojske Ture). Die Erzählung beginnt im Jahr 1478, als ein Türkeneinfall ins → Rosental/Rož droht. Der angesehenste und größte Bauer weitum, der alte Serajnik aus Schlatten/Svatne bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, bereitet die Bauern, einer Weissagung seiner verstorbenen Mutter folgend, auf den Einfall der Türken vor. Serajnik bestimmt seinen Sohn Mirko zu seinem Nachfolger als Anführer der lokalen Bauernschaft. Mirko und des alten Serajnik Ziehtochter, die schöne Zala, sollen heiraten. Neben

den ehrbaren slowenischen Bauern hat sich eine fremde, den angestammten Bewohnern nicht wohlgesinnte Familie im Dorf breitgemacht. Die Tochter des Fremden, Almira, hat aus Habgier ein Auge auf Mirko geworfen. Almira ist daher die Hochzeit von Zala und Mirko ein Dorn im Auge. Die drohende Türkengefahr ermöglicht es Almira, die Hochzeit hintanzuhalten. Gemeinsam mit ihrem Vater schmiedet sie einen dreisten Plan. Sie wollen das Dorf den Türken preisgeben und Mirko zu einer Ehe mit Almira zwingen. Als Folge dieses hinterhältigen Verrats wird die heldenmütige Zala vom Türkenhauptmann nach Konstantinopel verschleppt. Nach siebenjähriger türkischer Gefangenschaft gelingt Zala unter abenteuerlichen Umständen und wundersamen Zufällen die Flucht und Rückkehr in ihre geliebte Heimat. Zurück im Rosental/Rož gelingt es ihr gerade noch, die Hochzeit von Almira und Mirko zu verhindern, um endlich das ersehnte Eheglück mit Mirko zu finden. Miklova Zala wurde ein außerordentlicher Erfolg. Die Erzählung wurde mehrmals dramatisiert und besonders in Kärnten/Koroška vielfach zur Aufführung gebracht. Die bekannteste Dramatisierung stammt von Jaka → Špicar (1884–1970) aus Gottestal/Skočidol bei Wernberg/Vernberk. Miklova Zala avancierte zum meistgespielten Volksstück sowohl in Kärnten/Koroška als auch im gesamten slowenischen Sprachraum. Durchaus kritisch zu betrachten sind die antisemitischen und antitürkischen Elemente der Erzählung, die u. a. in der Charakterisierung der handelnden Personen zutage treten (→ Antisemitismus). Die Antiheldin der Erzählung, Almira, ist z. B. eine Christin jüdischer Abstammung. Insgesamt ist das Stück eine Parabel über die gesellschaftliche Situation der Slowenen in Kärnten/Koroška zur damaligen Zeit und die gleichsam mystische Hoffnung auf Befreiung vom Joch der nationalen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Werke  : Slowenisches Sprach- und Übungsbuch. Klagenfurt 1879,

8 1920  ; Cvetnik. Berilo za slovensko mladino. Celovec 1881–1887  ; Slovenska čitanka, Celovec 1896  ; Grundriss der slowenischen Grammatik. Klagenfurt 1888, 21904  ; A. Janežičeva slovenska slovnica. Celovec 6 1889 101911  ; Štiridesetletno književno delovanje društva in družbe sv. Mohorja. Celovec 1892  ; Slovenska slovstvena Čitanka za 7. in 8. razred srednjih šol. Wien 1893, 21906  ; Grammatica della lingua slovena. Udine 1893  ; Staroslovenska čitanka za višje razrede srednjih šol. Wien 1894  ; Slovenska čitanka za 1. razred dekliškega liceja. Klagenfurt 1909  ; Slovensko-nemški in nemško-slovenski slovarček. Klagenfurt/Celovec 1912, 21920. Lit.: EJ  ; SBL  ; ÖBL  ; ES  ; OVSBL. – A. Slodnjak  : Slovensko slovstvo. Ljubljana 1968  ; G. Kocijan  : Kratka pripovedna proza od Trdine do

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Skol, Jože

Kersnika. Ljubljana, 1983  ; A. Haberl-Zemljič  : Jakob Sket – Miklova Zala. Klagenfurt/Celovec 2000  ; M. Kmecl  : Miklova Zala kot poljudna pripoved in kot mit. Maribor 1977  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosisch’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, Briefe 268, 359, 448, 454  ; G. Kocijan  : Zapiski o starejši slovenski povesti. Ljubljana 1995, 24–30, 100–102  ; I. Destovnik  : Zala kot politični manifest. In  : KK 2012. Celovec [2011], 40–48.

Epitaph von Jurij Sladkonja im Stephansdom in Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija Schnabl

Reinhold Jannach

Skol, Jože, vulgo Korl (Kulturaktivist), → Srce. Slo-

vensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung].

Skrbinšek, Josip (Professor am Villacher Gymna-

sium), ethnopolitischer und Kulturaktivist, → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in → Villach/Beljak.

Slatinšek, Anton (Pfarrer), Obmannstellvertreter, Kulturaktivist, → Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg]. Slatkonja, Jurij (Georg, * 21. März 1456 Ljubljana, † 26. April 1522 Wien), Komponist, Bischof von Wien (1469–1522) und Leiter der Wiener Hofmusikkapelle. Über die Herkunft und Jugend von S. ist wenig bekannt. Seine Studien begann er in → Ljubljana, setzte sie in Ingolstadt fort und ging schließlich nach Wien. 1475 immatrikulierte er an der Wiener artistischen Fakultät, die er 1477 abschloss. 1495 wurde er Kaplan und Kantor am Wiener Hof und Kanonikus in Ljubljana. Kaiser Maximilian I. (1459–1519) machte S. 1498 zum Singmeister der Wiener Hofmusikkapelle/Hofsängerknaben (1498 gilt als Gründungsjahr der Hofsängerknaben). 1500 wurde er Kapellmeister, 1513 schließlich oberster Kapellmeister der Hofsängerknaben. Als solcher war er einerseits für die Anwerbung und Ausbildung der Sängerknaben, andererseits für die ständige Vergrößerung des Repertoires zuständig. Unter S. erlangte der Chor Bekanntheit in ganz Westeuropa. Auf die Wiener Hofsängerknaben gehen die Wiener Sängerknaben zurück. S., der vermutlich auch selbst komponierte, rief die größten Komponisten seiner Zeit u. a. H. Isaak (1450–1517) und Paul Hofhaimer (1459–1537) nach Wien. Neben seinem Dienst an der Hofmusikkapelle verlieh ihm Kaiser Maximilian I. einige Benefizien (St. Georgs-Altar in der Bischofskirche von Ljubljana), Pfarren (u. a.: Dobrnič, Šentrupert,

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Moravče) und Propsteien (Novo mesto, Ljubljana) im heutigen Slowenien. Weiters wurde er Bischof des kleinen Bistums Pićan (ital.: Pedena, slow.: Pičan, dt. histor. Piben) in Istrien (→ Innerösterreich). Da S. in Wien weilte, ließ er sich in seinen kirchlichen Ämtern im slowenischen Gebiet vertreten. S. gehörte zum Kreis der slowenischen Humanisten in Wien. Dem kaiserlichen Sekretär Markus Treitz-Saurwein half er die unvollendet gebliebene Chronik Weißkunig, die Maximilians I. Jugend, Brautwerbung und Kaiserkrönung beschreibt, zu verfassen. 1513, im Jahr in dem er auch oberster Kapellmeister wurde, wurde er erster ordent-

Slawen

Slavjan, Časnik slovstven i uzajemen za Slavjane knji-

Slavjan, 1873

Slavjan, 1. 1873, S. 1

licher und in Wien residierender Bischof der 1469 gegründeten Diözese Wien. Trotz seines Aufstiegs zum Wiener Bischof behielt er mit päpstlicher Erlaubnis seine istrische Diözese, die Propsteien und die meisten Pfarren bei. Als Grund wird das geringe Vermögen der damals kleinen Wiener Diözese angeführt. Zwischen 1514 und 1517 ließ er einen neuen Bischofssitz der Diözese Wien bauen. In seine Zeit als Wiener Bischof fiel die Anfangszeit des → Protestantismus. Zwei Jahre vor seinem Tod verewigte ihn der Maler Bernardin Strigel (1460–1528) im Bildnis »Tod Mariens«. S. liegt im nördlichen Seitenschiff des Stephansdomes begraben. Nach ihm ist seit 2000 der alljährliche Bischof-Sladkonia-Preis für liturgische Musik benannt. Lit.: SBL  ; ÖBL  ; ES  ; OVSBL. – R. Holzer [e. a.]  : Die Wiener Sängerknaben. Wien 1953  ; Th. Antonicek, Theophil [e. a.] (H.)  : Die Wiener Hofmusikkapelle  : Georg von Slatkonia und die Wiener Hofmusikkapelle. Wien/Köln/Weimar 1999  ; P. Simoniti  : Humanizem na Slovenskem, Humanisti do srede XVI. stoletja. Ljubljana 1979  ; P. Simoniti  : Humanismus bei den Slowenen. Slowenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Hg. M. Wakounig. Wien 2008  ; L. Žnidaršič Golec, M. Kokole  : Jurij Sladkonja (1456–1522), cerkveni dostojanstvenik in glasbenik med rodbno Kranjsko in Dunajem. In  : V. Rajšp  : Slovenski odnosi z Dunajem skozi čas. Wien, Ljubljana 2013, 195–211.

Reinhold Jannach

Slavček (Bildungs und Gesangsverein), → Edinost

Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Slavia submersa → Slovenia submersa. Slavija (Verein), → Graz.

ževne i prosvětljeneizhadja deset puta v letěpo jednoj cěloj listině [Der Slawe. Literarische und wechselseitige Zeitschrift für literarische und gebildete Slawen erscheint zehnmal im Jahr auf je einem ganzen Bogen.] Die Zeitschrift erschien 1873–1875 in → Klagenfurt/Celovec. Gedruckt wurde sie bei der → Mohorjeva. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur war Matija → Majar. Mit seiner Zeitschrift S., die bis zu 160 Seiten umfasste, wollte Matija Majar einen möglichst großen Kreis von Gebildeten für die slawische Idee und die slawische Wechselseitigkeit begeistern (→ Illyrismus). Die Beiträge erschienen in verschiedenen slawischen Sprachen. Majar selbst schrieb in einer allslawischen Kunstsprache und in kyrillischer Schrift und wollte damit die Bedingungen für die Ausformung einer allslawischen Verkehrssprache schaffen. Zu diesem Zweck hatte er bereits vor 1848 versucht, mit nationalbewussten Tschechen und Russen, sogenannten Narodnjaki, in engeren Kontakt zu kommen. Alle slawischen ›Stämme‹ sollten sich mit der Zeit mit dieser allslawischen Sprache identifizieren. Majar hatte die Absicht, die Zeitschrift S. auch in Russland herauszugeben, sich dort niederzulassen und Arbeit zu finden. Das Vorhaben scheiterte. Er musste den S. 1875 nach der zehnten Nummer einstellen, wobei er zum Abschluss schrieb  : Tri leta je slavjan trudil se po skromnih svojih silah razglaševati uzajemnost, priporučevati slou i bližnje soznakomiti med seboj slavjanska plemena, se je prezadeval upeljat cirilicu takže med Slavjananilatine se služečimi … za sada slavjan prestade na svetlo izhadjati po poslovici serbskoj  : kada puška puca, kolo ne igra  ; strepentibus musae silent – majar konnte auch mit der Zeitschrift S. seine Einigungsidee nicht verwirklichen. Quellen  : ÖNB  ; SK  ; NUK  ; KMJ. Lit.: SBL  ; ES. – I. V. Čurkina  : Matija Majar – Ziljski. Razprave

VIII.2. Ljubljana 1974  ; V. Šorli Puc  : Po sledovih Matija Majarja – Ziljskega. In  : Ampak 3/1 (2002) 13–14  ; A. Malle  : Die publizistiche [sic  !] Tätigkeit Matija Majar Ziljskis. In  : A. Moritsch (Hg.)  : Matija Majar – Ziljski. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995, 147–157. Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slawen, slow. Slovani, Sammelbegriff aus dem Bereich

der ethnologischen Studien und der Historiografie für verschiedene slawische, der indoeuropäischen Sprachfamilie zuzuzählende sprachlich-ethnische Gruppierungen aus der Zeit vor der → Ethnogenese der modernen Völker bzw. aus der Frühgeschichte derselben. In der Linguistik auch unspezifischer Oberbegriff für

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Slawenkongresse

die unterschiedlichen slawischen Völker (West-, Ostund Südslawen). Zu beachten ist, dass bisweilen im deutsch-(und italienisch-)sprachigen Kontext der Begriff S. (it. Slavi) politisch und mit wertenden Konnotationen besetzt ist und im Sprachgebrauch veraltet erscheint. Im modernen deutschen Sprachgebrauch wohl am ehesten als Oberbegriff verwendbar bzw. analog zum wissenschaftlich angemessenen Gebrauch der Begriffe Germanen und der historischen → Ethnonyme Baiern (→ Bagoaria), Franken, Sachsen oder Karantaner (→ Carantani). Am zentralen Denkmal zur → Volksabstimmung 1920 im Klagenfurter Landhaushof steht etwa eine Gedenktafel aus jüngerer Zeit mit der Aufschrift »Die Kärntner Windischen Kämpften und stimmten nach der Besetzung des Landes durch die Slawen am 10. Oktober 1920 für ihre Kärntner Heimat. Bund der Kärntner Windischen«. Dies ist ein anschauliches Beispiel eines solchen mehrfach veralteten und ideologisch motivierten deutschen Sprachgebrauchs des Begriffs S. (→ Windisch  ; die → Windischen  ; → Windischentheorie). In Analogie kann festgestellt werden, dass 1938 → Ostarrichi ebenso wenig von ›germanischen‹ Truppen besetzt wurde. Daraus ergibt sich auch die wissenschaftliche Kritik am ungenauen Gebrauch der Begriffe S., Alpenslawen und → alpenslawisch in wissenschaftlichen Texten, wo genauere Begriffe eine wissenschaftlich-terminologisch richtigere Aussage vermitteln   : etwa Slowenen, Karantaner, → karantanerslowenisch, die Kärntner slowenische Mundart des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje. Analog dazu werden Begriffe wie Baiern, Tiroler oder Österreicher verwendet und nicht der Begriff Germanen, um Erstere zu bezeichnen. Ebenso wenig werden weder die einen noch die anderen als »Alpengermanen« bezeichnet und deren Sprache ist nicht (zentral- oder ost-)»alpengermanisch«. Durch den historischen Sprachwandel und die politische belastete Verwendung des Begriffs (insbesondere im Umfeld deutschnationaler Ideologieträger) hat sich das Bedeutungsfeld des Begriffs S. verändert, und dem trägt auch die moderne wissenschaftliche → Terminologie Rechnung (vgl. dazu auch → Deutschnationale Vereine, → »Entethnisierung«, → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz, → Kulturgeschichte, → Name und Identität). Lit.: O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 [Österr. Namenforschung, Sonderreihe, 2]  ; O. Kronsteiner  : Sind die slawischen Ortsnamen Österreichs slawisch, alpenslawisch oder

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Slawen oder Winden … nach Megiser, Das fünfte Buch der Chronik, S. 354

slowenisch  ? In  : Die Slawischen Sprachen 58 (1998) 81–99  ; O. Kronsteiner  : »Voreinzelsprachlich«. Romanisch oder Ladinisch, Slawisch oder Slowenisch, Germanisch oder Bairisch oder Deutsch  ? In  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003, 48–59  ; P. Štih  : Slovansko, alpskoslovansko ali slovensko  ? O jeziku slovanskih prebivalcev prostora med Donavo in Jadranom v srednjem veku (pogled zgodovinarja). In  : ZČ 65 (2011) 8–51. Bojan-Ilija Schnabl

Slawenkongresse, slow. slovanski bzw. vseslovanski

kongresi [slawische bzw. allslawische Kongresse], Versammlungen der Vertreter von österreichischen und außerösterreichischen → Slawen. Der erste S. wurde im Juni 1848 in → Prag abgehalten und sollte die »Antwort« der österreichischen Slawen auf die Einberufung des Frankfurter Parlaments sein. Die österreichischen Slawen befürchteten nämlich, dass das Frankfurter Parlament in seiner Arbeit, insbesondere im deutschen Teil der Monarchie, für sie zu einer Bedrohung werden würde (→ Revolutionsjahr 1848). Auch Slowenen, z. B. Franz → Miklosich/Miklošič unterschrieben den Aufruf zur Teilnahme am Kongress in Prag. Der Vorsitzende des ersten S. war František → Palacký. Am ersten S. beteiligten sich nur die Slawen der Habsburgermonarchie  : Tschechen, Mährer, Schlesier, Slowaken, Polen und Ruthenen sowie Slowenen, Kroaten, Serben und die Slawen aus Dalmatien und Slawonien.

Slomšek, Anton Martin

Da der Kongress durch den Prager Pfingstaufstand unterbrochen wurde, kamen die Hauptdokumente nicht über die Vorbereitung hinaus. Die Slowenen legten im Manifest, das übrigens nicht veröffentlicht wurde, auch ihre Forderungen dar  : Vereinigung zu einem Königreich Slowenien mit dem Sitz der gemeinsamen Regierung in → Ljubljana, Einführung des Slowenischen als Schul-, → Amts- und Gerichtssprache  ; auch die Forderung nach Gründung einer slowenischen Universität in Ljubljana wurde postuliert. Zahlreiche Grußadressen u. a. der Wiener, der Grazer und der Kärntner Slovenija erreichten den S. 1898 organisierten die Jungtschechen den zweiten S. in Prag. Es wurde der 50. Jahrestag des ersten S. 1848 und der 100. Geburtstag František Palackýs gefeiert. Wegen der prorussischen Politik der Jungtschechen und ihres Hauptvertreters Karl Kramář wurden auch Delegierte aus Russland eingeladen. Die Ruthenen sagten wegen ihrer Konfliktsituation mit den Polen ihre Teilnahme ab. Die slowenische Delegation war ziemlich groß (Ivan Hribar, Janez E. → Krek, Fran Šuklje, Karol Bleiweis, Josip Sernec, Ivan → Tavčar, Dragotin Hribar). Die Hauptresolution des Kongresses war allen slawischen Völkern zugedacht, die einheitlich und solidarisch auftreten sollten. Die russischen Delegierten sagten den Slawen der Habsburgermonarchie ihre Hilfe und Unterstützung zu. Der dritte S. in Prag, der auch als vorbereitender und erster neuslawischer Kongress bezeichnet wird, wurde 1908 von den Jungtschechen mit Karl Kramář an der Spitze organisiert. Kramářs sogenannte neuslawische Politik (→ Neoslawismus) forderte von Österreich eine engere Zusammenarbeit mit Russland anstelle einer übertriebenen Anbindung an Deutschland. Die Slawen, die noch immer im Rahmen des Osmanischen Reiches lebten, wurden mit viel Aufmerksamkeit bedacht. An dem Kongress im Juli 1908 waren praktisch alle, auch die außerösterreichischen slawischen Völker, aktiv beteiligt. Obwohl hervorgehoben wurde, dass der Kongress keine politischen Ambitionen verfolge, wurde die Beilegung des Streits zwischen den Russen und Polen mit viel Energie verfolgt. Karl Kramář, der die zentrale Botschaft formuliert hatte, betonte darin vor allem die wichtigsten Punkte der neuslawischen Bewegung  : Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Einsatz für den kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt aller Slawen. Der vierte S. fand 1910 in Sofia statt. Die slowenischen Delegierten waren  : Ivan Hribar, Ivan Lah,

Andrej Gabršček, Rasto Pustoslemšek und Albert Kramer. Im Vordergrund standen Lösungsversuche für den Streit zwischen Russen und Polen sowie zwischen den Polen und Ruthenen. Die Frage über eine gemeinsame slawische Verkehrssprache wurde dahin gehend geklärt, dass diese nicht das Russische sein könne. Beim Kongress in Sofia kündigte sich mehr oder weniger das Ende der neuslawischen Bewegung an. 1912 tagte der S. noch einmal in Prag, allerdings konnte man sich zu keinen verbindlichen Beschlüssen durchringen. Die Balkankriege trugen wesentlich dazu bei, dass die Idee einer gemeinsamen slawischen Einheit verloren ging. Quellen  : V. Záček  : Slovanský sjezd v Praze roku 1848. Praha 1958. [Dokumentensammlung.] Lit.: ES (V. Melik   : Slovanski kongres). – Zgodovina Slovencev, Ljubljana 1979, 454  ; I. Gantar Godina  : Neoslavizem in Slovenci. Ljubljana 1994  ; Z. Šolle  : Století české politiky. Od Palckého k Masarykovi. Praha 1998  ; A. Moritsch  : Der Prager Slawenkongreß und die Slovenen. In  : Pomlad narodov. Völkerfrühling. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1999, 219–23.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slawenzehent → Slowenenzehent. Slawische Wechselseitigkeit, vgl. Sachlemmata  :

→ Austroslawismus, → Illyrismus, → Neoillyrismus, → Neoslawismus, → Panslawismus, → Russophilie, → Slawenkongresse  ; → Moskau, → Prag  ; Personenlemmata (Auswahl)  : → Majar – Ziljski, Matija  ; → Vraz, Stanko. Sloga, Kulturverein in Föderlach/Podravlje, → Vospernig, Janez. Slomšek, Anton Martin (* 26. November 1800 Po-

nikva [Šentjur, Štajerska], † 24. September 1862 Maribor), Bischof von Lavant (1846–1862), Pädagoge, Dichter, zentrale Persönlichkeit des slowenischen nationalen Erwachens im 19. Jh. S. stammte als erstgeborener Sohn aus dem wohlhabenden Hof Slom bei Ponikva (Region Savinja in der historischen Untersteiermark/Spodnja Štajerska) und erhielt seine Grundausbildung erst ab dem Alter von elf Jahren an der Sonntagsschule durch Kaplan Jakob Prašnikar, der in der Folge sein Mentor wurde, zumal seine Eltern früh verstarben. Nach der Hauptschule besuchte S. das Gymnasium in → Celje (1814– 1819). Dort unterrichtete ihn Professor Janez Anton

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Slomšek, Anton Martin

Zupančič (1785–1833), ein persönlicher Freund Va- ließ, wobei er wahrscheinlich seine eigene Grammatik lentin → Vodniks, der seine Schüler dazu ermunterte, als Unterrichtsbehelf am Klagenfurter Priesterseminar slowenisch zu schreiben. Auf S. hatte Zupančičs Un- verwendete. S. nahm so in Klagenfurt/Celovec freiwillig terricht der Literatur und Rhetorik einen bedeutenden eine ähnliche Rolle ein, wie sie Metelko am LehrEinfluss, da er beides mit der Praxis des slowenischen stuhl am Lyzeum in Ljubljana innehatte, zumal 1822 nationalen Erwachens verband (→ Preporod). Nach das Ansuchen, einen ebensolchen Lehrstuhl in KlagenAbschluss des Gymnasiums mit ausgezeichnetem Er- furt/Celovec einzurichten, abgewiesen worden war. In folg inskribierte er einen zweijährigen Lehrgang der diesen Jahren schrieb S. einige seiner stilistisch vollPhilosophie am Lyzeum in Ljubljana. Zu dieser Zeit endetsten Gedichte (Slovenstvo  ; Drava, slovenska reka  ; waren seine Mitschüler France → Prešeren, Jožef Zgodna Denica  ; Slovenski raj u. a.). Burgar, Jurij Grabrijan und zu seinen Bekannten Aufgrund seiner Ausbildung, seines religiösen Eizählten Ignazij Holzapfel, Jožef Poklukar u. a. Da fers, seiner Strebsamkeit und Initiative zählte S. zu S. so rasch wie möglich Priester werden wollte, ging er den herausragendsten Priesterseminaristen, weshalb nach dem ersten Semester 1920 für einige Monate nach die Leitung beschloss, ihm bereits nach Abschluss des Senj in der Kvarner-Bucht, weil es dort möglich war, in 3. Jahrgangs am 8. September 1824 die Priesterweihe einem Jahr zwei philosophische Kurse zu absolvieren. angedeihen zu lassen. Diese verband er mit dem festen Nachdem er am Klagenfurter → Priesterseminar auf- Vorsatz, Sorge für seine → Muttersprache zu tragen genommen worden war, wurden ihm die zwei Semester und slowenische Texte zu lesen und zu schreiben. Am 27. August 1825 wurde S. zum Kaplan in Biin Senj vom Illyrischen Gubernium in Ljubljana nicht anerkannt, weshalb er dies am Lyzeum in Klagenfurt/ zeljsko ernannt und am 3. April 1827 in Nova Cerkev Celovec nachholen musste. Hier war sein Mathemati- bei Vojnik, wo er mit großem Engagement sein pasklehrer Matija → Ahacel, mit dem ihn in der Folge torales Amt ausübte, sich der Jugend annahm und für eine enge Freundschaft verband. Das Gymnasium den geselligen Gesang sorgte, der als »Gabe Gottes« schloss er im September 1821 ab. Im November 1821 der moralischen Stärkung dienen sollte. In dieser Zeit trat er in das Klagenfurter Priesterseminar als bereits schrieb er eigene Lieder (Zvezda Svetih Treh Kraljev reife Persönlichkeit ein, er war tiefgläubig, ernsthaft [Der Stern der hl. drei Könige]), schrieb → Volkslieund schätzte Arbeit und Ordnung. Von Prašnikar der nieder oder redigierte sie (Veseli hribček, Ognjovar) hatte er seinen Eifer für die schulische Erziehung und und übersetzte und adaptierte mehrere Lieder aus dem die Liebe für die Jugend, Zupančič hatte in ihm die Deutschen (Večernica [Die Abendglocke], Postna pesm Liebe für das Slowenische und für die slowenische Kul- od terplenja Jezusoviga [Lass mich deine Leiden sintur erweckt. gen  !]). Unmittelbar nach Beginn seines PriesteramtsstudiAm 26. Oktober 1829 wurde S. zum Spiritual des ums setzte er sich mit Engagement für das Sloweni- Klagenfurter Priesterseminars bestellt, was er bis zum sche ein und organisierte mit Zuspruch der Leitung 26. Oktober 1838 blieb. Er lehrte Katechese, Pädagodes Priesterseminars auf eigene Initiative alljährliche gik, Liturgie und Kirchengesang (1830 kaufte er auf slowenische Sprachkurse für zukünftige Seelsorger. Be- eigene Kosten ein Klavier und heuerte einen Klavierreits 1821 formulierte er in seiner Eröffnungsrede die lehrer an). Sonntags und donnerstags versammelte er Idee eines vereinten Sloweniens (→ Zedinjena Slove- seine Schüler zum Slowenischunterricht und erreichte, nija) mit den Worten  : O srečni čas, kateri prideš, de bode dass das Gurker Ordinariat diese Übungen für seine v jeziku Slovenstva ena hiša, eden rod, eno Slovenstvo, en Studenten als verpflichtend betrachtete, während das govor  ! [Oh glückliche Zeit, die du da kommst, möge in Lavanter Ordinariat keinen entsprechenden Beschluss der Sprache des Slowenentums ein Haus, ein Stamm, fasste und die Übungen für dessen Studenten unverein Slowenentum, eine Sprache sein   !«] Seine Mit- bindlich blieben. Auf dem Programm standen Lesen, schüler animierte er slowenische literarische Texte zu Schreiben, Grammatik und Rhetorik. S. animierte auch schreiben und machte sich daran, eine slowenische die literarische Tätigkeit. 1832–1835 und 1838 wurde → Grammatik unter dem Titel Inbegriff der sloweni- im Kreis der Priesterseminaristen unter S.s Mentorschen Sprache zu verfassen. Ein Vorhaben, das jedoch schaft das handschriftlich erscheinende Jahrbuch Pesme unveröffentlicht blieb, da ihm Fran S. → Metelko die za pokušno [Gedichte zur Kostprobe] mit Gedichten in ersten Fahnen seiner eigenen Grammatik zukommen verschiedenen Formen bis hin zum Sonett herausge-

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Anton Martin Slomšek, von Peter Markovič, Öl auf Leinwand 1928

Slomšek, Anton Martin Glasfenster aus dem Dom von Maribor von Marko Jerman, Foto Bojan-Ilija Schnabl

bracht. Den größten Erfolg verzeichnete der slowenische Klagenfurter literarische Kreis mit den Pesme po Koroškim ino Štajarskim znane [Gedichte bekannt in Kärnten und in der Steiermark] (1833), die erste slowenische weltliche Gedichtsammlung, die formell von Matija → Ahacel veröffentlicht wurde, die aber auf die Initiative von S. zurückzuführen ist, der die Gedichte auch sammelte und herausgab. In der Sammlung treten zwei Generationen von S.s Mitarbeitern aus Kärnten/Koroška (Miha → Andreaš, Urban → Jarnik) und aus der Steiermark/Štajerska (Andrej Urek, Jakob Strašek, Jurij Vodovnik, Leopold Volkmer, Jožef Lipold) in Erscheinung. Die Sammlung stellte einen bedeutenden Beitrag auf dem Gebiet des Schrifttums und der Gesangskultur dar, da sie erzieherisch-

reflexive → Kunstlieder und beliebte → Volkslieder sowie populär gewordene → Lieder vereinte. Von den verschiedenen Büchern von S. aus dieser Zeit erlebte das Werk Krščansko devištvo [Christliche Jungfräulichkeit] (Klagenfurt/Celovec 1834, mehrere Ausgaben) einen außerordentlichen Erfolg und wurde begeistert aufgenommen. Es handelt sich dabei um eine erzieherisch-reflektive Lektüre für junge Mädchen mit 52 Heiligenviten von Frauen, wobei jede mit einem Zweioder Vierzeiler endet. Ähnlich konzipiert ist auch das Buch Živlenja srečen pot [Des Lebens glücklicher Weg] für Knaben (1837 und folgende). Ein bedeutendes Werk dieser Periode ist die Sammlung pädagogischer Predigten Hrana Evangelskih naukov [Die Labsal evangelischer Lehren], die in drei umfangreichen Teilen 1835 herausgebracht wurde. Einige Predigten aus dieser Sammlung hatten auch S.s Schüler geschrieben, so u. a. Matija Vodušek, Mihael Stojan, Janez Krumpak. Für die slowenische Kultur und Literatur in Kärnten/ Koroška ist ab dem Jahr 1830 auch die Zusammenarbeit S.s im Kreis der sog. slovenska konferenca [slowenische Konferenz] mit Jože Poklukar, M. Ahacel, U. Jarnik und Iv. Hafner. In diesen Kreis führte S. auch F. Prešeren und M. Čop ein. Seine Überzeugung betreffend die Bedeutung und den Wert des Slowenischen sowie dessen Gebrauch im öffentlichen Raum unterstrich S. in seiner berühmten Predigt Dolžnost svoj jezik spoštovati [Die Verpflichtung, die eigene Sprache zu achten], die er auf Slowenisch am Pfingstmontag 1838 in Moosburg/Možberk in der Pfarre seines Freundes Urban Jarnik hielt (→ Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügellland/Možberško gričevje). Darin sprach er sich gegen den Germanisierungsdruck aus, dessentwegen die Slowenen das Slowenische aufgaben und gerade deshalb hob er die Verpflichtung zur Achtung der → Muttersprache hervor. Diese Verpflichtung sei in Gottes Willen begründet, weshalb zahlreiche Sprachen bestünden, die der Hl. Geist am Pfingsttag segnet, weshalb Gottes Werk und Gottes Ruhm in jeder Sprache verkündet werden sollen. In dieser Predigt gab S. die erste theologische Begründung für die nationale Individualität der Slowenen. Als Pfarrer und Dekan von Vuzenica (Diözese Lavant/Lavantinska škofija) wirkte S. vom 27. Oktober 1838 bis zum 30. September 1844, wo er große Anstrengungen unternahm, um das vernachlässigte Dekanat zu erneuern und neu zu organisieren. Es sorgte für ein gutes Funktionieren der Sonntagsschulen, schrieb einige

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Slomšek, Anton Martin

seiner bekanntesten Werke  : In Erinnerung an seine Klagenfurter Schüler verfasste er ein liturgisches Handbuch unter dem Titel Mnemosynon slavicum, das Großteils auf Slowenisch war, in dem er Erläuterungen der Sakramente gab. Außerdem publizierte er Ansprachen und Gedichte. Dabei wirkten Mihael Stojan, Matija Vodušek, Mihael Zagajšek und Jakob Prašnikar mit. Gedruckt wurde das Werk bereits 1839, es scheint jedoch die Jahreszahl 1840 auf. Das bedeutendste Werk dieser Periode war allerdings Blaže ino Nežica v nedelski šoli [Blaže und Nežica in der Sonntagsschule], das er 1841 schrieb und das 1842 veröffentlicht wurde, rasch ausverkauft war und mehrere Ausgaben erfuhr. Das Buch erlangte große Bedeutung als grundlegendes pädagogisches Werk, das S.s Pädagogik am besten darstellt. Danach gilt es, in konkreten Lebenssituationen grundlegende Regeln zu entdecken und zu lernen  : eine realistische Lebenshaltung einzunehmen (Sorgfalt, Engagement, Umsicht), die auf einer moralischen Bildung und einem lebendigen, persönlichen Glauben ruht. Bereits in Vuzenica wurde S. 1844 zum höheren Schulinspektor und Kanonikus in → St. Andrä im Lavanttal (Šentandraž v Labotski dolini) (1. Oktober 1844 bis 24. April 1846) ernannt. In dieser Funktion setzte er sich für eine gesamtheitliche Erziehung »des Herzens und der Vernunft« ein, wobei die Schule das Kind nicht mit Wissen überfordern solle und beide zu einer ganzheitlichen Entwicklung zum Wohle des Einzelnen und der Gemeinschaft beitragen sollen. In dieser Zeit schrieb S. eine Reihe von Schulbüchern für den Slowenisch-Unterricht sowie für den slowenisch-deutschen Unterricht. Da damals der Bedarf an angemessener slowenischer Lektüre nicht zuletzt dank der Sonntagsschulen stieg, versuchte S. seinen lange gehegten Plan zur Gründung einer Gesellschaft zu verwirklichen, die Bücher zu günstigen Preisen für das Volk herausgeben sollte, wobei er sich ein Beispiel an den Wiener Mechitaristen nahm. Das Ansuchen zur Gründung einer solchen Gesellschaft, die auch der Bischof von Lavant unterstützte, legte er im Jänner 1845 beim Illyrischen Gubernium in Ljubljana ein. Nachdem sein Antrag abgewiesen worden war, gab S. als Übergangslösung die → Drobtinice heraus. Den ersten Band bereitete er bereits 1845 vor und konnte so bald danach die Drobtinice za novo leto 1846 [Kleinigkeiten/Vermischtes/Brosamen für das Neue Jahr 1846] herausgeben. Er fungierte 1846 und 1847 als deren Herausgeber, danach waren es seine Schüler, wobei er bis zu seinem Tod daran mitwirkte. Bereits im ersten Band veröffentlichte er u. a. sein Ge-

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dicht Ubogi otrok v faberkah [Das arme Kind in den Fabriken], das das erste slowenische Gedicht mit sozialer Thematik ist (Kinderarbeit). Am 16. Juni 1846 wurde S. zum Bischof des Bistums → Lavant/Lavantinska škofija ernannt und am 19. Juli feierlich in St. Andrä im Lavanttal (Šentandraž v Labotski dolini) inthronisiert, er folgte in dieser Funktion dem Slowenen Franc Ksaver → Kuttner/Kutnar. Als Bischof begann er intensiv das Bistum geistlich wie auch organisatorisch umzugestalten und die Reste der josephinischen Ära abzuschaffen (→ Josephinismus). Er führte alljährliche Andachtsübungen und Volksmissionen ein, regelmäßige bischöfliche Visitationen in den Pfarren sowie Pastoralkonferenzen. Er verfasste eine Reihe von Hirtenbriefen. Als Bischof lud er die Kongregation der Lazaristen nach Österreich ein (bei Sv. Jožef nad Celjem). 1852 gründete er die Bratovščina sv. Cirila in Metoda za zedinjenje kristjanov [Bruderschaft der hll. Kyrill und Method für eine Vereinigung der Christen], die sich in Europa ausbreitete. Für die bedürftigen Schüler gründete er eine Einrichtung, die diese unterstützen sollte. 1851 setzte er seine Bemühungen fort, eine Buchgenossenschaft zu gründen und unterstützte Anton → Janežič und Andreas → Einspieler bei der Gründung der Družba sv. Mohorja (Hermagoras-Gesellschaft, → Mohorjeva), die bis heute in Klagenfurt/Celovec, → Celje und → Gorizia/ Gorica/Görz tätig ist, bei der er im Hintergrund als Gründer und Mäzen wirkte. So wurde er zum Gründungsmitglied des ältesten slowenischen Verlages, der mit zahlreichen populären Büchern und hohen Auflagen einen außerordentlichen Beitrag für die sprachliche und literarische Bildung der Slowenen und die Festigung der slowenischen Identität leistete sowie hohe kulturelle Standards der Volkskultur mit nachhaltigen positiven Auswirkungen setzte (Hermagoras-Bücher waren in fast allen Haushalten und in allen Vereinsbibliotheken der slowenischen → Kulturvereine vorzufinden). Eine der bedeutendsten und langfristig wirkenden Errungenschaften von Bischof S. war die territoriale Neuorganisation des Bistums Lavant/Lavantinska škofija unter Berücksichtigung der ethnischen Grenzen (→ Sprachgrenze). Damit rettete er die Slowenen in der Steiermark/Štajerska vor der völligen, zwangsweisen → Germanisierung (→ Assimilation). Er verlegte den Sitz des Bistums nach → Maribor, wo er am 4. September 1859 feierlich inthronisiert wurde. Damit wurde Maribor das Zentrum der slowenischen Steier-

Fran Kovačič, 1935

Slomšek, Anton Martin

Tri pridige o jeziku

mark/Štajerska. Die territoriale Neuorganisation des Bistums und die Verlegung des Bischofssitzes nach Maribor waren ein außerordentlicher kirchenrechtlicher, organisatorisch-politischer und diplomatischer Erfolg, der von 1853 bis 1859 vorbereitet wurde und das Resultat der aktiven Vermittlerrolle von S. zwischen dem kaiserlichen Hof in Wien, dem Papst und den örtlichen Bischöfen war. S. forderte eine territoriale Neuorganisation nach den ethnischen Grenzen, die lokalen Bischöfe stimmten jedoch nur einer Kreiseinteilung zu. So wurden dem Bistum Lavant/Lavantinska škofija lediglich die → Seckauer Pfarren des Mariborer Kreises zugesprochen und keine der 12 slowenischen Pfarren des Grazer Kreises, die S. eingefordert hatte. Diese wurden in der Folge zwangsgermanisiert. Anlässlich der Märzrevolution 1848 forderte er von den Priestern, sich jeglicher politischer Agitation für die Erhaltung der alten Ordnung zu enthalten und sich nicht gegen die berechtigten Wünsche des Volkes nach Veränderung zu stellen. Vom Volk hingegen forderte er die strikte Achtung der Rechtsstaatlichkeit und Geduld dafür, dass sich die gerechten Forderungen schrittweise auf legale Weise verwirklichen würden. Bekannt ist sein diesbezüglicher Hirtenbrief Svetla resnica v zmešani svet [Leuchtende Wahrheit in der verrückten Welt] aus dem Jahr 1848. In diesem Jahr wurde er von Minister → Thun mit der Reform des österreichischen Schulwesens im slowenischsprachigen Gebiet betraut, u. a. mit der Einführung der einheitlichen slowenischen → Schrift (→ Reichsgesetzblatt). S. verfasst zu diesem Zwecke die Grundsätze, wie die Schulbücher gestaltet werden sollten, und schrieb selbst mehrere slowenische Schulbücher. In diesem Zusammenhang war er in engem Kontakt mit dem Reichstagsabgeordneten und Inhaber des 1849 neu gegründeten Lehrstuhls für Slawistik, dem Slowenen Fran(z) → Miklosich, mit dem er korrespondierte und dessen Bücher er regelmäßig bestellte. S. entschied sich für die gajica (→ Schrift) und führte sie in den Schulbüchern ein, obwohl sich ihr in → Krain/Kranjska viele widersetzten. Er war auch von der Notwendigkeit überzeugt, einsprachige slowenische Lehrbücher insbesondere für den Religionsunterricht zu erstellen, um den Religionsunterricht nicht für eine zwangsweise Verbreitung des Deutschen und der Unterdrückung des Slowenischen missbrauchen zu können (→ Schulwesen [dort Utraquismus]), → Relevanz und Redundanz von Sprache, → Zweisprachigkeit, → Zweisprachigkeits-Ideologie). Er setzte auch mehrere Initiativen zu Fragen der Schulorganisation, so

forderte er u. a. von der Regierung, die Lehrer angemessen zu entlohnen. Seine Initiative aus dem Jahr 1857, wonach es in Landschulen Schulschwestern und anderen befähigten weiblichen Personen ermöglicht werden sollte, neben Mädchen auch Buben zu unterrichten, hatte keinen Erfolg. 1859 gründete er in Maribor ein Priesterseminar, womit er zum Begründer des Hochschulwesens in der slowenischen Steiermark/Štajerska wurde. Auch während seiner Amtszeit als Bischof schrieb er slowenische Bücher. Neben Schulbüchern (u. a. Veliko berilo in pogovorilo [Großes Lese- und Konversationsbuch], 1853) schrieb er über mehrere Jahr hinweg sein Werk Apostolska hrana [Apostolische Nahrung] (I, 1849), Ansprachen mit Erklärungen zu Abschnitten apostolischer Werke, in denen auch verschiedene moralische und theologische Fragen umgesetzt wurden. Mit Mitarbeitern bereitete er ein Werk über Heiligenviten bzw. das Wirken der Heiligen vor (Djanje svetnikov božjih I–II. Graz 1853, 1854). Für den Gesang bestimmt war sein Liederbuch für Schulen Šola vesela lepega petja za pridno šol. mladino [Fröhliche Schule des schönen Singens für die brave Schuljugend] (Klagenfurt/Celovec 1853, eines der ersten gedruckten Bücher der Mohorjeva). Die letzten drei Jahre in Maribor waren wegen des deutschnationalen Drucks und der Anfeindungen für ihn am schwierigsten. S. Bemühungen um ein slowenisches Schulwesen und um die slowenische Sprache waren Auslöser heftiger Angriffe seitens der Vertreter des Deutschliberalismus in der Verfassungsperiode nach 1859. Trotzdem vertrat der Bischof von Maribor unbeirrt den Grundsatz der Gleichberechtigung der Völker und der christlichen Gerechtigkeit. Er tadelte die nationalistische Verherrlichung des eigenen Volkes, wenn damit gleichzeitig das Naturrecht des Nachbarvolkes missachtet wird, als Form der heidnischen Abwendung von der christlichen Kultur. Er tadelte auch die sog. → Deutschtümler (slow. nemškutar), Slowenen also, die wegen wirtschaftlichen und sozialen Nutzens ihre ethnische Herkunft und ihre Muttersprache zugunsten der deutschen Kultur und Sprache verneinen. Sein Wirken für die diskriminierten Slowenen in Österreich ist bis heute Vorbildhaft für ein Wirken zugunsten des Erhalts der ethnischen Individualität. Wo auch immer S. war und wirkte, überall war sein erstes Ziel neben der christlichen Erneuerung die Moral, womit er ganzheitlich die nationale Wiedergeburt der Slowenen mit seinem sprachlich-pädagogischen

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Slovanska čitalnica

Wirken verband. Er war überzeugt, dass jede Bildung des Glaubens in der Volkssprache stattfinden muss, und zwar nicht nur weil dies praktisch richtig und pragmatisch wirksam sei, sondern vor allem deshalb, weil die ethnische Zugehörigkeit auf dem Naturrecht und auf Gottes Willen beruhe. Deshalb ist für S. die Sprache jenes Gefäß, in dem Gottes Wort seine Verkörperung erfährt und in dem sich Gottes Ruhm ausdrückt. Aus dieser inneren Verwebung erwächst die slowenische christliche Bildung, wie sie S. konzipierte  : Naj vam bo drago materno blago  : sveta vera in pa beseda materna  ! Prava vera bodi vam luč, materni jezik bodi vam ključ do zveličanske narodne omike. [Der Mutter Gut soll euch teuer sein  : der heilige Glaube und der Mutter Wort  ! Der heilige Glaube sei euer Licht, und die Muttersprache aber der Schlüssel zur erlösenden Kultur des Volkes.] Aus dieser Überzeugung entspringt S.s außerordentliche Schaffenskraft, mit der er unter den Kärntner und den steirischen Slowenen eine außerordentlich breite kulturelle Bewegung als u. a. Schulmann, Dichter, Initiator der slowenischen Jugendliteratur (→ Kinder- und Jugendliteratur), als Gründer der Mohorjeva sowie als Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Schriften in Gang setzte. Werke/Web  : Pesme po Koroškim ino Štajarskim znane, Celovec

1833  ; Krščansko devištvo. Celovec 1834  ; Hrana evangelskih naukov. Gradec 1835 (21845)  ; Živlenja srečen pot, 1837  ff.; Mnemosynon slavicum, 1840  ; Blaže ino Nežica v nedelski šoli, 1842  ; Apostolska hrana bogoljubnim dušam dana. Celovec 1849  ; Dolžnost svoj jezik spoštovati, Pfingstmontag 1838 in Moosburg/Možberk. In  : Drobtinice l. 1849 und Tri pridige o jeziku vgl. http://nl.ijs.si/e-zrc/slomsek, http://nl.ijs. si/e-zrc/slomsek/html/slomsek-sl3.html (20. 1. 2013)  ; Malo berilo za pervošolce. Dunaj 1852 (mehrere Ausgaben)  ; Veliko berilo in pogovorilo za vajo učencev drugega odreda. Dunaj 1853  ; Djanje svetnikov božjih I–II. Graz 1853, 1854  ; Šola vesela lepega petja za pridno šol. mladino. Celovec 1853  ; Ponovilo potrebnih naukov za nedelske šole na kmetih. Dunaj 1854. Werkseditionen  : Arhiv za zgodovino in narodopisje. Knjiga I. Slomšekova pisma. Ur. Frančišek Kovačič. Zgodovinsko društvo v Mariboru. Maribor 1930–1934  ; M. Lendovšek (Hg.)  : Pesmi, knjiga I., 1876  ; – Basni, prilike in povesti, knjiga II.,1878  ; – Životopisi, knjiga III., 1879  ; – Različno blago, knjiga IV., 1885  ; – Pastirski listi, knjiga V. 1890  ; – Pridige osnovane, knjiga VI., 1899  ; M. Ogrin (Hg.)  : Slomškovo zbrano delo  : Anton Martin Slomšek  : – Poezija. Objavljene pesmi. Zbrano delo I/1. Celje 2007  ; – Poezija. Neobjavljene pesmi. Zbrano delo I/2. Celje 2011  ; – Liturgični priročnik 1. Slovenski obredni opomnik. Kritična izdaja. Zbrano delo II/1. Celje 2010  ; – Liturgični priročnik 2. Manuale liturgicum. Faksimile, diplomatični in kritični prepis. Zbrano delo II/2. Celje 2011  ; – Malo in veliko berilo. Zbrano delo, Faksimili II. Celje 2008  ; – Koroške in štajerske pesmi. Zbrano delo, Faksimili IV. Celje 2010.

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Lit./Web  : SBL  ; ÖBL, ES  ; OVSBL. – F. Kovačič  : Služabnik božji Anton Martin Slomšek, knezoškof lavantinski. Celje 1934, 1935 (http:// ezb.ijs.si/fedora/get/ezmono  :ams/VIEW/)  ; M. Klun  : Fürstbischof ; D. Klemenčič Anton Martin Slomšek in Kärnten. Celovec 1969   (ur.)  : Slomškov simpozij v Rimu. Rim, Slovenska bogoslovna akademija, 1983  ; A. Lah (ur.)  : 130 let visokega šolstva v Mariboru. Zbornik simpozija. Celje 1991  ; J. Pogačnik  : Kulturni pomen Slomškovega dela. Maribor 1991  ; A. Rebula  : Pastir prihodnosti. Celje 1992  ; P. G. Tropper  : Die Übertragung des Lavanter Bischofssitzes von St. Andrä im Lavanttal nach Maribor aus der Sicht der Steiermark. In  : Anton Martin Slomšek na Koroškem = Anton Martin Slomšek in Kärnten. Zbornik simpozija 26. in 27. novembra 1999 v Katoliškem domu prosvete v Tinjah = Sammelband des Symposiums am 26. und 27. November 1999 im Katholischen Bildungsheim in Tainach. Ur./Red.: H. Filipič. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000, 63–118  ; K. Sturm-Schnabl  : Franz Miklosischs Bedeutung für die Slowenistik unter Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschulen. In  : Wiener slawistisches Jahrbuch, Bd. 53. Wien 2007, 265–276  ; Š.  A. Ferenčak  : Glasbena dejavnost Antona Martina Slomška. Slomškovo zbrano delo III/1. Celje 2009  ; F. Kosar  : Anton Martin Slomschek, Fürstbischof von Lavant. Maribor 1863 [Slow. Edition  :] F. Kosar  : Anton Martin Slomšek, knezoškof lavantinski. Prevedel Jože Stabej. Celje 2012  ; F. Krajnc-Vrečko  : Sprache als grundlegendes Ausdrucksmittel religiöser und kultureller Identität. In  : Bogoslovni vestnik/Theological Quarterly, 72.4 (2012) 589–598  ; J. Till  : Anton Martin Slomšek (1800–1862), Življenje in delovanje pobudnika Mohorjeve družbe v Celovcu. Celovec 2012  ; C. Rezar  : Pomen slomškovih pridig za slovenski knjižni in umetnostni jezik. In  : KMD 2014. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2013, 109–113.

Matija Ogrin  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovanska čitalnica [Slawische Lesehalle], 1863

gegründeter Verein für Bildung und Geselligkeit in Klagenfurt/Celovec. Die Vorbereitungen für die Einrichtung der S.  č. in → Klagenfurt/Celovec nahmen einige Monate in Anspruch. Die Proponenten legten gegen Ende 1863 die Statuten vor, die am 30. Dezember1863 genehmigt wurden. Die S.  č. war offen für alle Slawen, an ihren Veranstaltungen unter dem Titel besede [Worte] nahmen anfangs auch Angehörige der deutschsprachigen Bevölkerung teil. Hauptanliegen der S. č., die ihren Sitz im Hotel Stadt Triest hatte, war Bildung und Geselligkeit anzubieten (→ Lesekultur). Die S.  č. verfolgte die Vereinsziele durch das Abonnieren von slawischen Zeitungen und Zeitschriften in anderen Sprachen, eine Bibliothek, Vorträge in slowenischer Sprache, Gesang, slowenische Konversation und gesellige Veranstaltungen, wobei Tanzveranstaltungen zu den beliebtesten zählten. Hinzu kamen TombolaVeranstaltungen und Tanzkurse für Tänze slawischer Völker. Die S. č. organisierte Familienspiele und Chorgesang, im Sommer machten die Vereinsmitglieder fast jedes Wochenende Ausflüge in die Umgebung der Stadt (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje). In der S. č.

Slomšek v Blatogradu, Fidelis (1871)

Slovanski svet Slovenec, 14.1.1865

lagen 58 Zeitungen auf. Als erster Vorsitzender wurde am 5. Jänner 1864 provisorisch der slowenische Händler Bernard Gašper → Rossbacher gewählt, ihm zur Seite stand in den ersten Jahren als Sekretär der äußert aktive tschechische Ingenieur Chocholovšek. Die Gründung der S. č. wurde am 24. Jänner 1864 festlich begangen. Anwesend waren über 400 Personen, unter ihnen der Landespräsident Baron Schluga sowie der Landeshauptmann Johann Anton Graf → Goëss. Die über 120 Mitglieder trafen einander anfangs jeden Abend, wobei ihr Hauptaugenmerk dem Unterricht der slowenischen Sprache galt. Die Abendveranstaltungen besuchten auch »externe« Gäste, vor allem aus slowenischen bzw. slawischen Ländern. Jährlich wurde der Jahrestag der Gründung festlich begangen, und zwar auch noch in den 70er-Jahren des 19. Jh.s, sowie das Jahresende, eine Art Silvesterball. Besonders feierlich war 1865 die Gedenkveranstaltung zu Ehren von Valentin → Vodnik, im Übrigen galt die Aufmerksamkeit vor allem der Geselligkeit und dem Unterricht der slowenischen Sprache. Andrej → Einspieler war der Hauptredner, als die Mitglieder am 22. Oktober 1865 die »Konstitution« feierten. Neben der S.  č. in Klagenfurt/Celovec wirkten mit unterschiedlicher Intensität auch Lesevereine in → Ferlach/Borovlje, Finkenstein/Bekštanj, Libeliče (Leifling) und → Eisenkappel/Železna Kapla mit. Nach den Wahlen 1867 ging die Tätigkeit in der Folge des Drucks der Regierung stark zurück, fast alle Beamten mussten den Verein verlassen. Über die Tätigkeit der S.  č. in den Jahren 1872–1876 berichtete die verloren gegangene Quelle Spomenik za čestite goste

celovške čitalnice [Denkmal für die ehrenwerten Gäste des Klagenfurter Lesevereins]. In den Jahren 1872 und 1873 hatte die Klagenfurter S.  č. folgende Ausschussmitglieder  : Vorsitzender Bernard G. Rossbacher, Wirtschafter Vincenc Borštner, Sekretär Simon → Janežič, Bibliothekar Julius → Kleinmayr sowie Kassier France Pesjak. In diesen Jahren hatte der Verein 35 Sektionen, ein Jahr darauf stieg deren Zahl auf 42 an. Aus den Mitgliederverzeichnissen geht hervor, dass die S.  č. eine ansehnliche Zahl an tschechischen Mitgliedern hatte (→ Panslawismus, → Slawophilie). Unter der Leitung des Supplenten am Klagenfurter Gymnasium Julius Kleinmayr organisierten die Schüler 1872 eine sog. Beseda-Abendveranstaltung zu Ehren von France → Prešeren. Wie die S. č. nach 1876 ihre Tätigkeit entfaltete und vor allem wie lange, ist mangels Quellen nicht gänzlich geklärt. Als es die S. č. nicht mehr gab, versammelten sich die Klagenfurter Slowenen zunächst im Slovenski klub [Slowenischer Klub], bis dieser zu Beginn des 20. Jh.s zur neuen Slovenska čitalnica [Slowenischer Leseverein] wurde, die ihren Sitz im Hotel Trabesinger auf der Völkermarkter Straße/Velikovška cesta hatte. Ihr Hauptanliegen war es, die Geselligkeit zu pflegen. Andere Aktivitäten, wie sie sie einst die S. č. hatte, so etwa das Laienspiel, den Chorgesang und die Organisation von Ausflügen usw., übernahmen hingegen die → Kulturvereine. Lit.: F.[rance] K.[otnik]  : Celovška čitalnica. In  : Mir. Glasilo koroških Slovencev. Jg. XXXII/1913, Nr. 12, 22. 3. 1913, Nr. 14, 5. 4. 1913, Nr. 16, 19. 4. 1913, Nr. 17, 26. 4. 1913, Nr. 20, 17. 5. 1913, Nr. 27, 5. 6. 1913 und Nr. 28, 12. 6. 1913. (Obwohl der Autor eine Fortsetzung seiner Beilage angekündigt hatte, schrieb er diese jedoch weder für den Mir noch für eine andere Zeitschrift.)

Avguštin Malle  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovanski svet, Štirinajstdnevnik za politična in gospo-

darska vprašanja [Die slawische Welt, Vierzehntageblatt für politische und wirtschaftliche Fragen]. Erschien 1888–1891 in Ljubljana, 1891–1895 in → Trieste/ Trst/Triest und 1895–1899 in Wien. Herausgeber und Eigentümer war Fran Podgornik. Verantwortliche Redakteure  : Janko → Pajk bis 1890, Dragotin Hribar, Fran Nedeljko bis 1891, Fran Podgornik seit 1891, Julij Mikota seit 1893. Mitarbeiter u. a.: Janko → Mačkovšek. S.  s. erschien zuerst vierzehntäglich, seit 1895 wöchentlich, seit 1896 dreimal in Monat. S. s. hatte vor allem das Ziel, die Slowenen über die politischen, kulturellen und sozialen Verhältnisse in

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Slovenci

den slawischen Ländern zu informieren. Podgornik trat für eine gemeinsame slawische Sprache (Russisch) ein, diese sollte die Sprache der Wissenschaft und der höheren Kultur werden. Die Kyrillica sollten alle Slawen übernehmen, um die Vereinigung der West- und Ostkirche einzuleiten. Der S. s. propagierte osteuropäische Wirtschaftsformen, wie den Mir (im zaristischen Russland die Organisation der bäuerlichen Dorfgemeinde), Artel (Genossenschaften russischen Typs) u. Ä. Podgornik kritisierte die Politik der österreichischen Polen, Jungtschechen und Juden, sympathisierte aber mit den Rusinen (Ukrainern). Er trat für die Abschaffung der Landesautonomien und die Einführung nationaler Autonomien ein. Der S. s. übte großen Einfluss auf die damalige slowenische Jugend aus.

10. 8. 1888, Jg. 1, Nr. 15, S. 1

Slovenec, 12. 3. 1867

Lit.: ES (I. Gantar Godina). – J. Pleterski  : Nekaj vprašanj slovenske zgodovine v desetletju 1894–1904. In  : ZČ 31/1–2 (1977) 7–23.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slovenci, → Ethnonym Slovenci im Slowenischen  ; → Ethnogenese. Slovenec [Der Slowene] (1865–67), erste slowenische politische Zeitschrift in Kärnten/Koroška. Erschien in Klagenfurt/Celovec zunächst zweimal wöchentlich, ab Dezember 1866 dreimal pro Woche. Herausgeber und Redakteur war der Priester Janez Božič, politisch und inhaltlich wurde sie von A. → Einspieler und F. → Levstik gestaltet, gedruckt wurde sie in der Druckerei Kleinmayer. Konzipiert wurde das Blatt von jungen liberalen Kärntner Publizisten der Strömung der → mladoslovenci (D. → Trstenjak, B. → Raič, J. → Vošnjak), die nicht einverstanden waren mit → Bleiweis’ konservativer politischer Führung und seiner Zeitung Novice sowie insbesondere nicht mit seinem in deutscher Sprache erschienen Blatt Triglav (1865). Ziel des Blattes war vor allem die Erweckung und die Stärkung der slowenischen nationalen Idee, die der katholischen Kirchen nahestand, die Förderung der richtigen Bildung, der slowenischen Kultur und Sprache sowie eines Österreichs, das sich als Beschützer aller slawischen Völker verstand (→ Austroslawismus). Der S. setzte sich für die Gleichberechtigung des Slowenischen in Schulen, Ämtern und vor Gericht ein (→ Schulwesen, → Amtssprache) sowie für ethnisch definierte Verwaltungsgebiete und → Wahlkreise. Eine Alternative zum Programm des Vereinigten Sloweniens (→ Zedinjena Slovenija) sah der S. in einer inne-

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rösterreichischen Ländergruppe (→ Innerösterreich). Nach dem preußisch-österreichischen Krieg setzten einige Korrespondenten (F. Levstik, J. Vošnjak) das nationale Prinzip durch. So benannte Einspieler am 1. Dezember 1866 die Rubrik Dežele notranje-avstrijanske [Innerösterreichische Länder] in Slovenske dežele [Slowenische Länder] um. In sozialer Hinsicht setzte sich das Blatt für Fragen der Beschäftigung ein, machte auf die Armut der Arbeiterschaft aufmerksam und auf den Verfall der Eisenverhüttung, berichtete jedoch mit weniger Verständnis über die Modernisierungsprozesse. Vor allem Dank der Bemühungen von F. Levstik wurde ein kulturelles und literarisches Beiblatt

Slovenia submersa

veröffentlicht, das ein beachtliches literarisches Niveau erreichte. Bei den Krainer Landtagswahlen 1867 bezichtigte der Krainer Landespräsident die Zeitschrift ungerechterweise, eine umstürzlerische und kommunistische Haltung einzunehmen  ; der Kärntner Landesführung und die Klagenfurter Staatsanwaltschaft waren jedoch der Ansicht, dass zwar das Blatt über die Wahlen in einem gereizten Ton berichtete, doch die Grenzen des Erlaubten nicht überschritten habe. Die Druckerei kündigte den Druck auf, und Einspieler musste die Zeitschrift einstellen. Lit.: ES (A. Malle, S. Amon  : Slovenec). – R. Cefarin  : Beiträge zur Geschichte des kärntnerischen Tagesschrifttums und der Zeitschriften Kärntens, II. in slowenischer Sprache. In  : Carinthia (1952) 604  ff.; T. Zorn  : Andrej Einspieler in slovensko politično gibanje na Koroškem v 60. letih 19. stoletja. In  : ZČ 23 (1969) 31–51  ; A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979  ; Š. Bulovec [e. a.]  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : Franček Brglez [e. a.]  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana – Celovec 1984, 284–299  ; S. Amon, K. Erjavec  : Slovensko časopisno izročilo 1  : od začetka do 1918. Ljubljana, Fakulteta za za družbene vede, 2011. Web  : www.mindoc.eu (Edition) (7. 8. 2014).

Avguštin Malle, Smilja Amon  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovenia submersa ist das »untergegangene« Sprach-

gebiet, in dem (ab dem 7. Jh.) einmal slowenisch gesprochen wurde, wo heute bairisch/deutsch, ungarisch, friulanisch/italienisch gesprochen wird. In Österreich ist die sprachliche Sl. s. bis zum 12. Jh. etwa mit dem politischen → Karantanien des 9. Jh.s identisch. In den Salzburger Quellen (→ Conversio) heißt das Gebiet Sclavinia, regio sclavorum, pars sclavanorum, partes sclavinienses, Carantania, confines. Die Sl. s. wird bestimmt durch Angaben, wo slowenisch (sclavanice, sclavonice, lingua sclavanisca, lingua vulgaris) gesprochen wird, wo Personen (→ Personennamen, karantanerslowenische) als Slowenen (sclavus, sclavicus, sclavanus/sclavonus/ sclavenus, sclavaniscus, sclavigenus, sclavonicus) erwähnt sind und wo es slowenische geografische Namen gibt (→ Ortsnamen). In Österreich sind das die heutigen Bundesländer   : Oberösterreich (Südosten) und Niederösterreich (Südwesten und Semmering-Gebiet), Salzburg (Lungau, Pongau), Osttirol, Burgenland/ Gradiščanska und Steiermark/Štajerska, Kärnten/Koroška. Kartografisch verläuft die alte Slowenischgrenze (s. Karte Kronsteiner, → Sprachgrenze) von Linz südlich, längs der Krems über Windischgarsten, den Pyhrnpass, das steirische Ennstal, den Pongau, den Lun-

gau, Mallnitz, bis Osttirol. Westlich davon gibt es keine slowenischen Namen. Die Chronologie des Sprachwechsels zugunsten des Bairischen hat sich grosso modo vom 7. zum 12. Jh., vom 12. zum 15., vom 15. zum 20. Jh. abgespielt. Außer in → Südkärnten/Južna Koroška wird heute überall nur bairisch/deutsch gesprochen. Wie lang slowenische Sprachinseln beispielsweise Windischgarsten, Windisch Matrei (→ Windisch) bestanden, lässt sich manchmal von → Personennamen ablesen. Solang den Kindern slowenische → Personennamen (Rufnamen) gegeben wurden, wird mit Sicherheit slowenisch gesprochen. Die slowenischsprachige einheimische Bevölkerung hat sich durch Sprachwechsel (Herrschaftswechsel, neuer Grundbesitz), nicht durch planmäßige → Germanisierung oder Einwanderung baivarisiert. Sprachliche slowenische Besonderheiten leben in vielen Regiolekten und alpinen Liedern weiter. Im südöstlichen Oberösterreich (Windischgarsten, Steyrtal, Schlierbach, St.  Florian, Ennstal) und im südwestlichen Niederösterreich (Ybbstal, Erlauftal) hat man nachweisbar bis ins 12. Jh., in der Steiermark/Štajerska (Murtal, Mürztal) (→ Karantanische Mark), im Salzburger Lungau und in Oberkärnten/Zgornja Koroška bis ins 15. Jh. und länger slowenisch gesprochen. Es gab in der Sl.  s. um Kremsmünster eine d­ ecania Sclavorum (777) mit einem Anführer župan, in → St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem Jezeru) in Kärnten/Koroška (1010) eine sclavenica institutio, in der Steiermark/Štajerska einen eigenen ermäßigten → Slowenenzehent decima sclavonica, und → Kroatengaue (Orte) → in pago Crouuati, das sind »Wehrsiedlungen« slowenischsprachiger Elite-Truppen an strategisch wichtigen Punkten alpiner Römerstraßen (Straßen- und Brückenaufsicht, → Edlinger/kosezi). Außerhalb Kärntens sind die → Steirischen Slowenen bis heute eine verfassungsrechtliche Kategorie bzw. anerkannte → Minderheit/Volksgruppe (→ Vertrag von Saint-Germain und neuere völkerrechtliche Verpflichtungen). Bis zum Beginn des 20. Jh.s finden sich zudem im westungarischen, später bereits burgenländischen Jennersdorf/Ženavci und Umgebung teilweise noch slowenische Sprachreste (→ Raabtaler Slowenen/ Porabski Slovenci). In Kärnten/Koroška ist von der mittelalterlichen Sl. s. das Slowenische als Dialekt und ab dem 16. Jh. auch als Schriftsprache im weitesten Umfang lebendig (→ Protestantismus). Die häufigsten → Ortsnamen der alten Sl.  s. waren Göriach (zu gora »Berg«, v gorjach »bei denen am

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Slovenica

Berg«), Döllach (zu dol »Tal«, v doljach), Pöllach (zu polje »Feld«, v poljach)  ; die → Flussnamen Bystrica/Feistritz »der Wildbach«, Suha/Zauchen »der trockene Bach (ohne Wasser)«, Rybnica/Reifnitz »der Fischbach«  ; die → Bergnamen Ostravica/Osterwitz »Spitzberg«, Rudnik »Erzberg«, Javornik/Jauerling »Ahornberg« und die aus → Personennamen mit -iki gebildeten Dorfnamen wie Radoviki/Radweg, Myslotiki/Meiselding, Dražoviki/Tratschweg. Lit.: O. Kronsteiner  : Slawische Bergnamen in Österreich. In  : Disputationes ad montium vocabula aliorumque nominum significationes pertinentes. Wien 1969, Bd. I, 317–322  ; O. Kronsteiner  : Slawische Sprachreste im Österreichischen. In  : Notring-Jahrbuch. Wien 1972, 29–37  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen der steirischen Gemeinde Radkersburg-Umgebung. In  : Österreichische Namenforschung 2 (1974) 21–32  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen Kärntens in Geschichte und Gegenwart. Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 1. Wien 1974 (41984)  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2)  ; O. Kronsteiner  : Die frühmittelalterlichen Sprach- und Besiedlungsverhältnisse Österreichs aus namenkundlicher Sicht. In  : Österreichische Namenforschung 2 (1976) 5–24  ; H. Friesinger  : Die Slawen in Niederösterreich. St. Pölten, Wien 1978 (Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 15)  ; O. Kronsteiner  : Alpenromanisch aus slawistischer Sicht. In  : Das Romanische in den Ostalpen. Hg. D. Messner. Wien 1984, 73–93 (Karte  : Slawengrenze, S. 81)  ; B. Grafenauer  : Oblikovanje severne slovenske narodnostne meje. Ljubljana1994  ; O. Kronsteiner  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003  ; H.-D. Pohl  : Die Slavia submersa in Österreich  : ein Überblick und Versuch einer Neubewertung. In  : Linguistica 45. Ljubljana 2005, 129–150.

Otto Kronsteiner

Slovenica, → Sammlung, landeskundliche  ; → Slovenica im Kärntner Landesarchiv  ; → Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit. Slovenica im Kärntner Landesarchiv. Das Kärntner Landesarchiv (KLA) in Klagenfurt/Celovec verwahrt in seinen reichhaltigen Beständen wertvolle slowenischsprachige Texte aus 8 Jahrhunderten (14. bis 21. Jh.). Herausragende sprachgeschichtliche Denkmäler wie die → Klagenfurter Handschrift/Celovški rokopis oder Dichtungen von Bukovniki (bäuerlichen Volksdichtern bzw. Volkspoeten) des 18. und 19. Jh.s sind hier ebenso zu finden wie wichtige → Quellen zur Geschichte kultureller Institutionen und zu Persönlichkeiten des slowenischen literarischen Lebens. Das KLA wurde 1904 als Verwaltungseinrichtung und wissenschaftliches Institut des Landes Kärnten/ Koroška geschaffen. Sein direkter Vorläufer war das Archiv des 1844 gegründeten → Geschichtsvereines

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für Kärnten. Seit 1996 ist das KLA in einem funktionalen Neubau untergebracht, in dem derzeit (2012) ca. 15 Regalkilometer mit Archivgut belegt sind. 1997 erfolgte mit dem Kärntner Landesarchivgesetz die rechtliche Verselbstständigung (Ausgliederung) als Anstalt öffentlichen Rechts. Seit 1970 ist das Archiv auch verlegerisch tätig (Buchreihe »Das Kärntner Landesarchiv« und zahlreiche Sonderveröffentlichungen). Vom KLA wird Schriftgut der Landes- und Gemeindeverwaltung, aber auch zahlreicher Bundesbehörden im Lande (insbes. Landesgericht und Bezirksgerichte) übernommen, bewertet, geordnet und erschlossen. Es verwahrt fast alle historischen Adels- und Kloster­ archive Kärntens, bedeutende Wirtschaftsarchive (→ Archivwesen) und eine große Zahl an Nachlässen von Schriftstellern, Gelehrten, Politikern usw. Seit 2012 ermöglicht ein digitales Archivinformationssystem Web-Recherchen in zahlreichen Beständen des Landesarchivs. Viele ältere Archivbestände sind weit über Kärnten/ Koroška hinaus auch für den Alpen-Adria-Raum von Bedeutung. Zu den Archiven in den Nachbarregionen, insbes. zum Arhiv Slovenije und den Regionalarchiven in Slowenien, bestehen seit vielen Jahren rege fachliche Kontakte und Kooperationen. Das berühmteste slowenische Sprachdenkmal im KLA, die Klagenfurter oder Ratschacher Handschrift (Celovški oder Rateški rokopis) (GvHs 6/24), ein einzelnes Pergamentblatt, gelangte schon vor 1880 in das Archiv des Geschichtsvereins. Der Text ist das zweitälteste slowenische Schriftdenkmal des Mittelalters. Die drei Gebetsformeln (Vaterunser, Gegrüßet seist du, Maria, Glaubensbekenntnis) sind um 1370 entstanden. Sie dürften in der Pfarre Rateče (Ratschach) im oberen Savetal, die damals der Mutterpfarre → Maria Gail/ Marija na Zilji unterstand, in der Seelsorge verwendet worden sein. Auch zur Biografie kultureller Persönlichkeiten der Kärntner Slowenen finden sich wichtige Dokumente im KLA, so z. B. die Testamente von Oswald → Gutsmann und Urban → Jarnik. Von Letzterem gelangte der Nachlass wohl schon bald nach dessen Tod an den Geschichtsverein für Kärnten und ist heute eine kulturgeschichtliche Kostbarkeit des Kärntner Landesarchivs. In der Handschriftensammlung des Geschichtsvereins finden sich auch einige wichtige Texte von Kärntner bukovniki, also slowenischen Volksdichtern und literarischen Autodidakten bäuerlicher Herkunft (→ Bukovništvo).

Slovenica im Kärntner Landesarchiv

Aus der Frühzeit der slowenischen nationalen Bewe- Herrschaft über Oberkärnten/Zgornja Koroška deutgung gibt es im Kärntner Landesarchiv einige bemer- lich an (→ Illyrische Provinzen). Das Gubernium kenswerte Flugschriften (u. a. von Matija → Majar), Ljubljana, ab 1814 auch Landesbehörde für Oberkärn­ insbes. im Sammelarchiv des Geschichtsvereins. Lese-, ten/Zgornja Koroška, ab 1825 für ganz Kärnten/KoroBildungs- und → Kulturvereine haben seit der Mitte ška, bringt seine Erlässe dann konsequent zweisprachig des 19. Jh.s entscheidend zum Erhalt der slowenischen heraus. Im KLA sind slowenischsprachige Rechts- und Sprache und Kultur in Kärnten/Koroška beigetragen. Verwaltungstexte des 18. und 19. Jh.s in zahlreichen Das KLA verwahrt die Gründungsakten fast aller dieser Archivbeständen überliefert (→ Landesverfassung Vereine, beginnend mit der slowenischen Klagenfurter 1849, → Landesgesetzblatt, zweisprachiges). → Slovanska čitalnica [Leseverein] von 1848 und der Vereinzelte slowenische Eingaben finden sich ab → Mohorjeva (Hermagoras-Bruderschaft) von 1851. dem späten 19. Jh. im Schriftgut zahlreicher Kärntner In den Archivbeständen »Landesregierung Präsidium« Behörden, insbesondere bei Gerichten. Ausschließlich und »Sicherheitsdirektion für Kärnten« sind ca. 250 Slowenisch amtierten die 1919/20 in Kärnten/Koroška Aktenkonvolute über slowenische Vereine aus Kärnten/ eingerichteten SHS-Behörden (Okrajno glavarstvo BoKoroška überliefert, die seit dem Vereinsgesetz von 1869 rovlje [Bezirkshauptmannschaft Ferlach] bzw. Velikobis ins Jahr 2000 gegründet wurden (→ Vereinswesen). vec [Völkermarkt]). Diese Aktenbestände von Kärntner Alle Vereinsakten wurden durch eine Datenbank ge- Provenienz werden seit dem Archivalienaustausch mit nauestens erschlossen und sind frei benützbar. der Republik Slowenien (2001) im KLA verwahrt. BeAuch Grundherrschaften mit überwiegend slo- sonders zahlreich sind slowenischsprachige Texte aus wenischsprachigen Untertanen (Hollenburg/Hum- der Zeit vor der → Volksabstimmung vom 10. Oktober perk, → Viktring/Vetrinj, → Bleiburg/Pliberk, Son- 1920 überliefert. Auch die österreichische Propaganda egg/Ženek etc.) führten ihre schriftliche Verwaltung für das Plebiszit war von konsequenter → Zweispraausschließlich in deutscher Sprache. Im mündlichen chigkeit geprägt (→ Volksabstimmungspropaganda). Auch wenn in Kärnten/Koroška im Früh- und HochVerkehr mit den Untertanen dürfte die slowenische mittelalter lateinische, ab dem Spätmittelalter deutsche Sprache oft Verwendung gefunden haben. Nur ganz vereinzelt finden sich jedoch in den Herrschaftsarchi- Texte vorherrschen, so ist die slowenische Sprache in ven der Feudalzeit auch slowenischsprachige Schrift- einer Vielzahl an Quellen trotzdem präsent. Schon in dokumente (→ Adelssprache). Eine interessante den ältesten urkundlichen Überlieferungen im KLA Quellengruppe sind dabei die mehrfach überlieferten finden sich slawische Personen- und → Ortsnamen slowenischen Lehens-, Bürger- und Untertaneneide neben solchen bairischer Herkunft (→ Personenamen, (→ Eidesformeln). Sie bezeugen, dass die Verwaltung karantanerslowenische). Urbare und alte Grundbücher, Katasterpläne und in historischer Zeit bei besonderen Anlässen (Erbhuldigung, Aufnahme in die Bürgerschaft etc.) sehr wohl Parzellenprotokolle sind die wesentlichsten Quellen die unterschiedliche ethnische Herkunft der Unter- zur Etymologie der Orts-, → Flur-, Hof- und Famitanen berücksichtigte. So ist z. B. auch von bamber- liennamen, ganz gleich ob sie deutsch- oder slowegischen Erbhuldigungen überliefert, dass Untertanen nischsprachige Wurzeln haben. Sie gelten zu Recht als des Bischofs von Bamberg im Raum Griffen/Grebinj wesentliche Elemente des immateriellen Kulturerbes. bzw. im Unteren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina den Forscher wie Bertrand Kotnik mit seiner vielbändigen Zgodovina hiš južne Koroške [Geschichte der HäuHuldigungseid zweisprachig ableisten mussten. Kärnten/Koroška ist das erste Land, in dem Amts- ser → Südkärntens] oder auch die Ethnografin Maria drucke, insbesondere große kaiserliche Patente, die sich Makarovič mit ihren Ortsmonografien haben in an eine breite Öffentlichkeit wandten ( Jagdordnung, jahrelangen Recherchen die einschlägigen QuellenbeMaße und Gewichte, Untertanenschutz, Marktord- stände des KLA ausgewertet. Zweisprachige amtliche → Ortsverzeichnisse nung, Abschaffung von Feiertagen), ab 1749 vereinzelt auch in slowenischer Sprache publiziert wurden (→ Ortsrepertorien) reichen in Kärnten/Koroška weit (→ Klagenfurter Marktordnung 1793, → Übersetzun- zurück. Aus dem Landgericht Bleiburg/Pliberk gibt es sie schon um 1780. Bemerkenswert sind auch Johann gen von Patenten und Kurrenden). Die Verwendung des Slowenischen in Amtsdruck- Jenulls Imena nemška in slovenska vesi, mest, trgov, schriften steigt in der kurzen Phase der französischen gor, vod, hribov … [Deutsche und slowenische Namen

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Slovenica im Kärntner Landesarchiv

von Dörfern, Städten, Märkten, Bergen, → Gewässern, Höhen …] aus der 1. Hälfte des 19. Jh.s sowie die amtlichen zweisprachigen Ortsverzeichnisse im Umfeld des Stabilen Katasters (um 1840) (→ Kataster). Auf sie folgten dann nach jeder amtlichen → Volkszählung ab 1860 zweisprachige gedruckte Orts- und Gemeindelexika. Das historische Namengut ist ein wichtiges Zeugnis für die gelebte Mehrsprachigkeit in Kärnten/Koroška. Es gibt zahlreiche Übernahmen von einer Sprache in die andere, viele Doppelnamen und Übersetzungspaare. Das slowenische Sprachelement ist im Namengut bis in die Gegenwart weit über das Siedlungsgebiet der Volksgruppe hinaus verbreitet. Das KLA fungierte seit seiner Gründung stets als Gutachter in Fragen der Toponymie und ist in dieser Funktion auch in der Gemeindeordnung verankert. In der Frage der zweisprachigen topografischen Bezeichnungen kam es ab den 1970er-Jahren zwischen dem Landesarchiv und Volksgruppenfunktionären zu markanten Auffassungsunterschieden. Das Landesarchiv nahm zur Zweisprachigkeit stets eine positive Haltung ein, der Konflikt entzündete sich an der grundsätzlichen Frage, ob topografische Bezeichnungen schriftsprachlich normiert oder auf der Basis bisherigen Verwaltungsgebrauchs und örtlicher Übung fixiert werden sollten. In der Bibliothek des KLA ist slowenischsprachige (wissenschaftliche) Literatur aus und über Kärnten/ Koroška schon seit Jahrzehnten ein wichtiger Sammlungsschwerpunkt, der vom langjährigen Bibliothekar Peter Kersche fachkundig betreut wurde. Mittlerweile verfügt die Bibliothek auch über eine beachtliche Anzahl älterer Werke in slowenischer Sprache. Auch im umfangreichen Zeitungsarchiv gibt es einige selten überlieferte slowenischsprachige Periodika (→ Publizistik). Das KLA bewahrt schriftliches Kulturgut unabhängig von der Sprache, in der es abgefasst ist, und ist auch im Bereich der slowenischsprachigen Überlieferung in Kärnten/Koroška einer der wesentlichsten Kulturgüterspeicher. Quellen  : Kärntner Landesarchiv (KLA), Handschriftensammlung

des Geschichtsvereins (GVHs)  : 6/24, 8/35, 9/5, 9/39, 9/40, 11/7, 12/14, 13/43, 14/16  ; Sammelarchiv des Geschichtsvereins (GVSa)  : Fasz. 4-22, 148  ; Herrschaft Reideben, HS 2  ; Herrschaft Bleiburg, Fasz. 25 Nr. 179 und 189  ; Landesgericht Klagenfurt, Testamente, Sch. 22/1844 Nr. 31 und Sch. 45/1790 Nr. 46  ; Kärntner Landesarchivgesetz vom 30. Jänner 1997, mit dem das Kärntner Landesarchiv als Anstalt eingerichtet wird (Kärntner Landesarchivgesetz – K-LAG),

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LGBl. Nr. 40/1997 (»§ 12 Schutzfristen (1) Öffentliche Archivalien dürfen nach Ablauf einer Schutzfrist von 40 Jahren nach der Entstehung der Unterlagen benützt werden. Die Schutzfrist verlängert sich auf 50 Jahre hinsichtlich solcher öffentlicher Archivalien, die besonderen Geheimhaltungsverpflichtungen unterliegen. Die festgelegten Schutzfristen dürfen im Einzelfall um höchstens zehn Jahre verkürzt werden, wenn an der Benützung öffentlicher Archivalien ein öffentliches, insbesondere ein wissenschaftliches Interesse besteht. (2) Unbeschadet der Schutzfristen nach Abs. 1 dürfen öffentliche Archivalien, die sich auf natürliche Personen – ausgenommen Inhaber oder ehemalige Inhaber öffentlicher Funktionen – beziehen (personenbezogene öffentliche Archivalien), erst zehn Jahre nach dem Tod der betroffenen Person benützt werden. Ist der Todestag nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand festzustellen, endet die Schutzfrist 80 Jahre nach der Geburt der betroffenen Person. (3) Bei personenbezogenen öffentlichen Archivalien ist eine Verkürzung der Schutzfristen nach Abs. 2 dann zulässig, wenn durch die Benützung schutzwürdige, insbesondere personenschutz- und datenschutzrechtliche Interessen der betroffenen Personen oder Dritter nicht beeinträchtigt werden oder wenn die betroffenen Personen – im Falle ihres Todes ihre Angehörigen – der Benützung der Archivalien ausdrücklich zustimmen. (4) Die Benützung öffentlicher Archivalien zu amtlichen Zwecken durch jene Behörden, Dienststellen und sonstigen öffentlichen Stellen, die der Anstalt die Unterlagen zur dauernden Aufbewahrung übergeben haben, ist auch innerhalb der Schutzfristen jederzeit zulässig.«). Lit.: H. Menhardt  : Handschriftenverzeichnis der Kärntner Bibliotheken. Wien 1927  ; I. Grafenauer  : Celovški rokopis iz Rateč, podružnice beljaške prafare pri Marija na Zilji. In  : I. Grafenauer, Literarno-zgodovinski spisi. Ljubljana 1980, 315–365  ; E. Prunč  : Urban Jarnik. Textologische Grundlagen und lexikologische Untersuchungen seiner Sprache. I. Kritische Edition der Gedichte und Übersetzungen. II. Wortschatzanalyse (Habilitationsschrift). Graz 1983  ; T. R. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848, (Diss.). Wien 1986  ; A. Ogris  : Woher stammte der Kärntner »bukovnik« Matthias Schegar/Matija Žegar  ? In  : Car. I 188 (1998) 445–464  ; A. Ogris  : Das neue Kärntner Landesarchiv und seine rechtlichen Grundlagen. Klagenfurt 1997  ; A. Ogris  : Zweisprachige Ortsnamen im Landgericht Bleiburg in Kärnten (um 1780). In  : Sprache und Name in Mitteleuropa. Festschrift für Maria Hornung (= Österreichische Namenforschung, Beihefte, Band 1), hg. H.-D. Pohl. Wien 2000, 212–221  ; Zur Archivgeschichte siehe die Aufsatzsammlung »100 Jahre Landesarchiv«. In  : Car. I (2004) 13–182 (mit weiterführender Literatur)  ; A. Ogris  : Die Klagenfurter (oder Ratschacher) Handschrift. In   : Geburtsschein der slowenischen Kultur. Ausstellung slowenischer mittelalterlicher Schriftdenkmäler anlässlich des Beitritts der Republik Slowenien zur Europäischen Union. Ausstellungskatalog. Ljubljana 2004, 20–23 (mit ausführlicher Bibliografie)  ; W. Wadl  : Ortsnamen sind ein wertvolles Kulturgut. In  : Die Ortstafelfrage aus Expertensicht. Eine kritische Beleuchtung (=  Kärnten Dokumentation, Sonderband 1), Klagenfurt 2006, 180–195  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške/Geschichte der Häuser in Südkärnten, 1.–13. knijga/Band 1–13. Celovec–Ljubljana–Dunaj 1992–2008  ; A. Ogris  : Eine zweisprachige Eidesformel aus Kärnten und der slowenische Bürgereid von Eisenkappel (1682). Mit einem Exkurs zur Schwurhand von Karnburg. In  : Car. I 201 (2011) 233–258. Wilhelm Wadl

Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit.

Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit. Gedruckte Werke in sloweni-

scher Sprache finden sich auf österreichischem Boden seit Beginn des 15. Jh.s, als kirchliche Texte für Messen übersetzt wurden. Um 1560 begannen viele protestantische Adlige, die in Wittenberg studierten, slowenisch zu schreiben, und neben der Uracher Druckerei – 25 % ihrer Produktion gingen nach Kärnten/Koroška, besonders in den Raum Arnoldstein/Podklošter – entstanden solche Druckereien auch in Graz und → Ljubljana, die bereits auch Texte für den katholischen Gottesdienst druckten. Bald schon begann man Schulbücher in Lateinisch/Slowenisch/Deutsch herauszugeben. Die Pfarrschulen für die bäuerliche Bevölkerung hatten ebenfalls Bedarf an slowenischen Texten. All diese Werke waren wohl an den ständischen Bibliotheken in Graz und Klagenfurt/Celovec vorhanden, sie wurden an den Ständeschulen verwendet. 1594 kaufte z. B. die ständische Bibliothek in Klagenfurt/Celovec dem → windischen Predikanten Gregor → Faschang für über 71  fl. Bücher ab  ; 1595 soll Rektor → Megiser die Verlassenschaft des Michael Gotthard → Christallnig sichten. Adel und Bürger in den Städten des slowenischen Sprachraums lasen diese Werke, um sich mit dem Personal verständigen zu können, und so gab auch → Bohorič sein Wörterbuch für »adelige Söhne aus Steiermark, Kärnten und Krain« heraus (→ Adelssprache, → Windische Ideologie). In diesem Sinne sind auch die – zahlenmäßig geringen – Texte über Landwirtschaft (1582 z. B. eine Übersetzung eines Gesetzes über Weinbau) bzw. Bergrechte zu verstehen. Es ist davon auszugehen, dass diese in zahlreichen Adelsbibliotheken vorhanden waren (z. B. finden sich → Slovenica noch heute im Altbestand der Schlossbibliothek Thurn-Valsassina in → Bleiburg/Pliberk oder der Fideikommissbibliothek der Grafen → Goëss in Ebenthal/Žrelec). Es gab allerdings kaum Mäzene für slowenische Texte, daher blieb der Druck solcher für den Verleger ein großes Risiko und die Werke wurden kaum in die Bibliotheken integriert. Mit Einsetzen der → Gegenreformation begann einerseits die Vernichtung protestantischer Texte  : 1618 wurden Bücher verbrannt, 1625/28 weitere durch eine Reformations-Kommission liquidiert. Weitere Verluste brachte der große Stadtbrand in Klagenfurt/Celovec 1632. Andererseits baute man kirchlicherseits sehr wohl aufgrund der vorhandenen Übersetzungen eigene

Werke auf, und bereits um 1600 bedienten sich die → Jesuiten bei der Seelsorge des Slowenischen. Protestantische Bestände wurden überklebt und der Jesuitenbibliothek einverleibt (C. Herzog, 1996  : 4)  ; auch weltliche Schriften (Schuldscheine, Dekrete) wurden ins Slowenische übersetzt. Im 18. Jahrhundert wurden verstärkt Texte für die Seelsorge (die Predigten Basars u. Ä.) gedruckt, auch Megisers Wörterbuch neu aufgelegt. Ältere Werke kursierten vor allem bei den Geheimprotestanten im Raum → Arnoldstein/Podklošter (→ Protestantismus). Etwas größeren Stellenwert bekam das Slowenische in Klagenfurt/Celovec, als die Kandidaten des Alumnates Slowenisch lernen mussten (belegt 1755), und ab Mitte des 18. Jh.s wurde die Produktion slowenischer Drucke verstärkt. Gleichzeitig tauchten die ersten Volkspoeten (bukovniki) auf, deren Werke aber kaum in größere Bibliotheken gelangten (→ Bukovništvo). Mit der josephinischen Klosterreform erging die Weisung, »Bücher von minderem Wert« zu veräußern. Die Bücherverzeichnisse sind größtenteils unauffindbar und, so vorhanden, in ziemlicher Eile angefertigt und somit unvollständig. Es gibt allerdings immer wieder Notizen über Bestände in den Mönchszellen, die die Zahl der Werke angeben, die für den eigenen Gebrauch bestimmt sind. Man kann davon ausgehen, dass es sich dabei um zahlreiche Slovenica handelt, da diese ja für die Seelsorge gebraucht wurden, aber in den offiziellen Verzeichnissen z. B. des Jesuitenkollegs in Klagenfurt/Celovec nicht aufscheinen. Ähnlich könnte es sich mit den 97 »libri prohibiti« verhalten. Auch war es den örtlichen Pfarrern erlaubt, für Priesterschaft und Chorknaben nötige Bücher zu entnehmen. Die slowenischen Werke aus protestantischer Zeit werden heute in der Bibliothek des Evangelischen Diözesanmuseums in Fresach (Breze) gesammelt. In dieser Gegend wurden noch bis zum Ende des 19. Jh.s Hausandachten unter Benützung der Schriften und Bücher der Protestanten abgehalten. Die große Zahl der Protestantica in der Grazer Kollegiumsbibliothek lässt darauf schließen, dass diese im Zuge der Gegenreformation gesammelt wurden. Der Bibliotheksbestand der Jesuiten-Außenstelle → Millstatt (Milštat) war schon im 16. Jh. z. T. nach Graz überführt worden. Der Bestand des Klosters → Ossiach (Osoje) soll durch Bauern, die mit dem Transport der immerhin 4.000–5.000 Werke nach Klagenfurt/Celovec beauftragt waren, in den Ossiacher See »entsorgt« worden sein. In der Bischöflichen Gurker Mensalbib-

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Slovenija

liothek in Klagenfurt/Celovec befinden sich vereinzelte slowenische Werke des 18. Jh.s, die aus den Pfarrarchiven → Tainach/Tinje (1) und → Völkermarkt/Velikovec (6) stammen, die Bibliothek des Kapuzinerklosters Klagenfurt/Celovec listet 25 slowenische Titel auf. Lit.: F. Kidrič  : Zgodovina slovenskega slovstva. Ljubljana 1938  ; S. La-

schitzer  : Die Archive und Bibliotheken des Jesuitenkollegiums in Klagenfurt und der Stifte Eberndorf und Millstatt. In  : Car 72 (1882) 2 ff.; S. Laschitzer  : Geschichte der Klostebibliotheken und Archive Kärntens zur Zeit ihrer Aufhebung unter Kaiser Josef II. In  : Car 73 (1883) 129  ff.; C. Herzog  : Zur Geschichte der Universitätsbibliothek Klagenfurt. Klagenfurt 1995  ; Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Bd. 3, Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg. Hildesheim 1996  ; Bd. 4, Steiermark, Tirol, Vorarlberg. Hildesheim 1997. Rotraud Stumfohl

Slovenija (Verein), → Wien  ; → Zedinjena Slovenija [Vereinigtes Slowenien]  ; → Zwitter, Davorin. Slovenj Gradec, dt. hist. Windischgraz oder Win-

dischgrätz. Die erste Ansiedlung am heutigen Schlossberg von S.  G. bestand bereits in römischer Zeit. In der ersten schriftlichen Quelle aus dem Jahr 1165 wird der Ort an dessen Fuße als Windischgrätz bezeichnet (→ windisch)  ; aus dieser Urkunde geht hervor, dass der Patriarch von → Aquileia Graf Berthold von Andechs III. seine Besitzungen zwischen Kärnten/ Koroška und der Steiermark/Štajerska dem Patriarchat von Aquilea übertrug. Im Jahr 1267 kam S. G. in den Besitz des Herzogs von Kärnten/Koroška, Ullrichs III. von Spanheim, der der Stadt auch das Marktrecht verlieh. 1407 wurde S. G. zusammen mit dem Tal der Mislinja (dt. Mißling) an die Steiermark/Štajerska angeschlossen, doch blieb die Stadt angesichts der geografischen Lage und der Kommunikationswege auch weiterhin in enger wirtschaftlicher und kultureller Beziehung mit der → Mežiška dolina (dt. Mießtal) und mit Kärnten/Koroška, was ihre weitere Entwicklung beeinflussen sollte. Die Stadt litt unter den osmanischen Einfällen in Kärnten/Koroška. Ebenso wenig wurde sie bis zum Beginn des 20. Jh.s von Krankheiten und Feuersbrünsten verschont. S.  G. trat durch seine Jahrmärkte, das Krankenhaus, die Lager für das Salzburger Steinsalz sowie durch sein florierendes Gewerbe (das Schmiedehandwerk, die Kürschnerei, die Lederindustrie, das Glashandwerk usw.) hervor, wurde zum Handwerks- und Handelszentrum des gesamten Mislinja-Tals und des Hinterlands und hatte eine eigene Gerichtsbarkeit und Münzprägung. Die Stadt

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kam auch in Berührung mit dem → Protestantismus und Primož → Trubar schrieb 1577 erstmals den slowenischen Namen »Slovenj Gradec« nieder. Einige Bürger aus S. G. studierten auch in Wien oder in Bologna und etablierten sich dort, so der Bologneser Drucker Matevž Cerdonis. In S. G. waren auch berühmte Goldschmiede, Holzschnitzer und Maler tätig, wie etwa Mihael Scobl und Franc Mihael Strauss, der 1732 das Altarbild der Elisabeth-Kirche schuf. Im 19. Jh. wuchs S. G. rasch und wurde ein blühendes wirtschaftliches Zentrum, wozu auch die neuen Landesstraßen zwischen → Celje und Kärnten/Koroška beitrugen. Am Ende des Jh.s wurde die Eisenbahntrasse Celje – Velenje – Dravograd errichtet, die diesen Teil des Landes, den sog. koroški kot [Kärntner Eck], mit der Bahnlinie entlang der Drau/Drava erschloss. 1849 wurde im Zuge der Verwaltungsreform S.  G. zum Sitz der Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsort sowie Finanz- und Gendarmeriezentrum. Die Stadt erhielt auch ein Eichamt, eine Schule, ein Armenhaus und ein modernes Krankenhaus. Zusammen mit der Entwicklung des Bürgertums schritt auch die → Germanisierung der Stadt voran, zumal 1865 der Anteil der Kinder mit deutscher → Muttersprache 36 % betrug und 1880 76 % der Bevölkerung Deutsch als → Umgangssprache angab. Das weitere Umland war gänzlich slowenisch, was auch die Tatsache belegt, dass 1900 der Gerichtsbezirk S. G. 13.103 Slowenen und 1.134 Deutsche als Einwohner hatte. Mit dem Zuzug in die Stadt verbürgerlichten sich die slowenischen Arbeiter und Bauern aus der Umgebung und übernahmen notgedrungen die deutsche Sprache an. Dazu trug auch die deutsche Volksschule des deutschen Schulvereins bei (→ Assimilation, → Binnenwanderungen, → Deutschnationale Vereine). So waren auch die Vorfahren des berühmtesten Sohnes der Stadt S. G., Hugo → Wolf (1860–1903), des großen Meisters des → Liedes (→ Kunstlied), slowenischer Herkunft (der Großvater väterlicherseits war M. Vouk und jener mütterlicherseits G. Orehovnik). Auch erlangten die Gedichte von Ernst Goll (1887– 1912) in deutscher Sprache größere Bekanntheit als auf Slowenisch (erste Ausgabe erst 1997). Kurz vor dem Ersten Weltkrieg verschärfte sich der nationale Antagonismus weiter, nach dessen Ende brachen in der Stadt Unruhen aus, Geschäfte wurde verwüstet und die deutschen Bürger in der Zeit der Kämpfe um die Nordgrenze vertrieben (→ Grenzfrage 1918–1920).

Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško

hungen für die slowenische Prosa, vor allem die Publikation von J. → Trdina (Arov in Zman), L. Svetec (Vladimir in Kosara), J. → Turnograjska (mehrere Kurzgeschichten). In der S.  b. wurden auch in Übersetzung einige literarische Werke aus der Antike, aus der tschechischen und der deutschen Literatur sowie aus anderen Literaturen veröffentlicht. Recht häufig wurden → Volkslieder und → Volkserzählungen besprochen (M. → Majar-Ziljski, M. Valjavec). Es erschienen auch Beiträge zum → Schulwesen, zu Sprachwissenschaften, Geografie, → Ethnologie, Geschichte, → Mythologie, Naturgeschichte, → Biografien berühmter Slowenen und slawischer Persönlichkeiten usw. Wegen der Sprache, die sich an das »Illyrische« und an andere slawische Sprachen anlehnte, waren einige Autoren und Leser dem Blatt gegenüber sehr verhalten. Die größten Gegner waren J. → Bleiweis (der die Sprache des Blattes als lunin jezik [Mondsprache] bezeichnete) sowie die Mitarbeiter seiner Zeitschrift Novice (→ Publizistik). Folge der Sprachexperimente war auch der Rückgang der Abonnentenzahlen (zu Beginn waren es 400, Mitte 1852 nur noch 179). Die S. b. war in ihrer Zeit eine bedeutende literarische Tribüne und Vorgängerin der ersten wirklichen slowenischen literarischen Revue → Slovenski glasnik.

Slovenska bčela, 1. 8. 1851

Nach diesen Ereignissen blühte die slowenische Kultur in S.  G. in den 30er-Jahren vor allem unter dem Einfluss des Pfarrers Jakob Soklič (1893–1972) rasch auf. 1920 wurden eine Bürgerschule gegründet sowie mehrere → Kulturvereine. Später wirkte in der Stadt auch Franc Ks. → Meško, während im nahe gelegenen Ort Kotlje die beiden Brüder Alojzij → Kuhar und → Prežihov Voranc (Lovro Kuhar) aufwuchsen. Lit.: ES. – D. Zdunič  : Slovenj Gradec. Kočevje 1981  ; S. Berzelak, K. Zalc-Berzelak  : Slovenj Gradec in Mislinjska dolina. Slovenj Gradec 2005.

Antonia Bernard †  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovenska bčela, Bernard vojvod Gorotanski, 8. 1850

Slovenska bčela [Slowenische Biene] (1850–53), literarisches Blatt. Erschien in Klagenfurt/Celovec, im ersten Jahr als Monatszeitschrift, im zweiten vierzehntäglich, später als Wochenblatt. Redakteur war Anton → Janežič. Veröffentlicht wurden Gedichte (von S. → Jenko, F. → Levstik, L. → Svetec, L. → Toman, M. → Valjavec), noch bedeutender waren die Bemü-

Lit.: ES (A. Malle, G. Kocijan). – A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979  ; Š. Bulovec [e. a.]  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : Franček Brglez [e. a.]  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana – Celovec 1984, 284–299  ; S. Amon, K. Erjavec  : Slovensko časopisno izročilo 1  : od začetka do 1918. Fakulteta za za družbene vede. Ljubljana 2011.

Avguštin Malle, Gregor Kocijan  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško

(SKSZK) [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten], Dachverband slowenischer katholischer Bildungsvereine in Kärnten/Koroška, Klagenfurt/Celovec 1907–1934. Die Gründung des Verbandes SKSZK wurde im Jahr 1907 vom Klagenfurter Domkaplan Lambert → Ehrlich angeregt. Vorbild war die Slovenska krščansko-socialna zveza, die im Jahre 1897 in Ljubljana als zentrale Organisation der unpolitischen christlichsozialen Vereine gegründet wurde und sich seit 1902 unter der Leitung von Janez Evangelist → Krek zum allslowenischen Verband unpolitischer Bildungsvereine entwickelte. Die Einbindung Kärntens gelang vorerst nicht. Trotzdem stieg die Anzahl der örtlichen katholischen

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Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško

Bildungs-, Gesangs-, Tamburizza- und Arbeitervereine zwischen 1904 und 1907 von 11 auf 35 (→ Chorwesen, → Tamburizzamusik, → Theater). Als Zielsetzung des am 20. Oktober 1907 gegründeten Kärntner Verbandes galt die Gründung und Zusammenführung der bestehenden Bildungsvereine und sie materiell und moralisch zu unterstützen sowie Unterricht, Bildung und Erziehung der Kärntner Slowenen in christlichem Geiste und auf nationaler Grundlage zu fördern. Bei der Gründungsversammlung traten dem Verband 12 örtliche Vereine bei. Vorsitzender wurde Pfarrer Matej → Ražun, Lambert Ehrlich übernahm die Funktion seines Stellvertreters. Innerhalb weniger Jahre traten fast alle slowenischen christlich orientierten Kulturvereine bei, sodass er im Jahre 1914 bereits 50 Mitgliedsvereine zählte. Der Erste Weltkrieg, die danach ausbrechenden Grenzkämpfe und die von politischer Verfolgung geprägte → Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 sowie die nun folgende Vertreibung bzw. Flucht vieler slowenischer Intellektueller (→ Vertreibung 1920) bedeuteten einen schweren Schlag für das slowenische Kulturleben, das praktisch für mehrere Jahre zum Erliegen kam. Mit der Jahreshauptversammlung des Verbandes im September 1921 und der Wahl des Pfarrers Kristo → Košir zum neuen Vorsitzenden begann sich das Kulturleben allmählich zu erholen. Waren bei der Hauptversammlung des Jahres 1921 lediglich 15 Mitgliedsvereine vertreten, so wuchs die Mitgliederzahl schon im Jahr darauf auf 22, 1925 auf 38 und erreichte im Jahr 1927 mit 46 Vereinen fast die Stärke der Vorkriegszeit. Vorsitzende waren in den ersten drei Jahrzehnten durchwegs Geistliche, wobei Janez → Starc und Vinko → Poljanec auch Abgeordnete zum Kärntner Landtag waren. An den Zielsetzungen und Wertvorstellungen änderte sich auch in der Zwischenkriegszeit nichts. Größeres Augenmerk wurde nunmehr auf die Jugendarbeit gerichtet und mit der Gründung der Slovenska krščanska ženska zveza [Slowenischer christlicher Frauenverband] der Bedeutung der Frau in der Gesellschaft Rechnung getragen. In vielen Orten leitete Milka → Hartman die äußerst beliebten Haushaltungskurse. Im Jahr 1927 wurde in Klagenfurt/ Celovec die zentrale Verbandsbibliothek gegründet. Weil der slowenische Sprachunterricht in den utraquistischen Volksschulen kaum stattfand, wurden die Kinder in vielen Bildungsvereinen von gebildeten Bauern in sog. Sonntagsschulen unterrichtet (→ Schulwesen).

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Jaz pa ‚no kajžico ‚mam …, Ansichtskarte, 1910/1920, KOK Ravne na Koroškem

KS, 2. 5. 1934

Mancherorts wurden Kulturheime und Vereinsbüchereien eingerichtet (→ Lesekultur). Im Jahre 1929 bekam der Verband mit Dr. Vinko → Zwitter erstmals einen hauptberuflich angestellten Verbandssekretär, dem gleichzeitig die Redaktion des Wochenblattes → Koroški Slovenec übertragen wurde. Zur Zeit des Ständestaates musste die politische Zentralorganisation der Kärntner Slowenen, → Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem, ihre Tätigkeit einstellen, woraufhin sich der Christlichsoziale Verband in → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] umbenannte und neben kulturellen auch politische Agenden übernahm (22. November 1934). Zum Obmann wurde am 18. März 1937 der Gymnasialprofessor Dr. Joško → Tischler bestellt, womit die Leitung des Verbandes in den Händen von Laien lag. Zu dieser Zeit hatte der Verband 36 Bildungsvereine als Mitglieder, 26 Gesangsvereine, 11 Tamburizza-Gruppen und 14 Sonntagsschulen. Mit dem Überfall Hitlers auf → Jugoslawien wurde der Slowenische Kulturverband wie alle slowenischen Organisationen aufgelöst (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Der nach dem Krieg im Jahre 1946 erneuerte Verband orientierte sich an den politischen Verhältnissen im neuen Jugoslawien, daher wurde im Jahre 1953 der Verband Krščanska kulturna zveza [Christlicher Kulturverband] gegründet, der sich als ideeller Nachfolger des zu Beginn des 20. Jh.s gegründeten Verbandes SKSZK versteht.

Slovenska matica Slovenska matica, Letopis, 1867

Lit.: ES. – A. Malle  : Življenje in delo SPZ v sedmih desetletjih njenega obstoja. In  : Koroški koledar (1978) 80–91  ; L. Kaselj, F. Kattnig, B. Sommeregger (Hg.)  : Setev in žetev, devet desetletij organizirane kulturne dejavnosti koroških Slovencev. Celovec/Klagenfurt 1979  ; Franci Zwitter  : Grundzüge und Entwicklung der slowenischen Kulturpolitik in Kärnten in den Jahren von 1900 bis 1941 unter besonderer Berücksichtigung des slowenischen Laienspielwesens (Diss., Univ. Wien). Wien 1983  ; P. Fantur  : Der Christliche Kulturverband bei den Kärntner Slowenen im Wandel der Zeit. Innsbruck, Wien 1992.

Janko Zerzer

Slovenska matica

Slovenska matica (SM) [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur], nach 1880 der erste rein wissenschaftliche slowenische Verlag, der nur in slowenischer Sprache publizierte und es sich angelegen sein ließ, so wie die tschechische, russische und kroatische Matica literarische und wissenschaftliche Texte auf höchstem Niveau herauszubringen. Die Anregung zur Gründung kam 1863 von »heimatliebenden« Proponenten aus → Maribor, die Statuten wurden am 4. Februar 1864 beschlossen. Nach diesen war die Gesellschaft eine rein wissenschaftliche und diente dem Zweck, anspruchsvolle Bücher in slo-

wenischer Sprache zu verlegen. Die Gesellschaft nahm zwei Arten von Mitgliedern auf   : Einerseits Gründungsmitglieder (1864 waren es 40), diese hatten einen Einmalerlag von mindestens fünfzig Gulden zu leisten. Andererseits Vereine, die einen Mitgliedsbeitrag von mindestens hundert Gulden zahlen mussten und zugleich ihr Netz von Vertrauensleuten zur Verfügung stellten. Zu Beginn waren dies hauptsächlich Priester. Vorsitzender des provisorischen Ausschusses war Anton Baron → Zois, Vizevorsitzender der Priester Dr. Leon Vončina, Sekretär Fran → Levstik. Mit dem Jahr 1867 begannen die Jahrbücher zu erscheinen. Im Dezember 1864 war der erste Kalender Koledar slovenski za navadno leto 1865 [Slowenischer Kalender für das Normaljahr 1865] herausgekommen. Seit dem Jahre 1899 kam es auch in der SM zur etwas verspäteten »Trennung der Geister«, und sie nahm klar Kurs auf die liberale Seite. Waren bis 1899 die Mitglieder nach Pfarren, Dekanaten und Diözesen (auch in Kärnten/ Koroška) angeordnet, so wurden sie nun nach Orten in alphabetischer Ordnung geführt. Zum echten Wissenschaftsverlag wurde die SM nach 1880. Ihre Tätigkeit bedeutete den Beginn der slowenischen wissenschaftlichen → Terminologie. Später, insbesondere unter dem Vorsitz von Fran → Levec, als der Verlag den ersten Verlags- und Organisationsaufschwung erlebte, begann die SM mit der Herausgabe echter wissenschaftlicher Editionen. 1919, mit der Gründung der Universität in Ljubljana und 1938 der Akademie der Wissenschaften und Künste (1938 Slovenska akademija znanosti in umetnosti, SAZU), veränderte sich die Rolle der SM, ohne dass aber ihre Bedeutung geschmälert wurde. Die SM gab zusätzlich zu den wissenschaftlichen Monografien und mehrbändigen Werken aus den Bereichen Geschichte, Geografie, Literatur-, Kunst- und Musikgeschichte, Philosophie, Rechtswissenschaft, Naturwissenschaften sowohl einheimischer als auch fremder Autoren im slowenischen Original oder in Übersetzung eine Buchreihe heimischer und internationaler literarischer Werke heraus (die Knezova knjižnica). Vorsitzende der SM waren bisher   : Lovro → Toman (1865–1869), Etbin Henrik Costa (1869–1874), Janez → Bleiweis (1875–1881), Josip Marn (1881– 1882), Peter Graselli (1882–1885), Josip Poklukar (1885–1886), Josip Marn (1886–1893), Fran → Levec (1893–1907). Nach der Verschärfung des politischen Kampfes zwischen den katholisch und den liberal eingestellten Mitgliedern der SM wurde Levec 1907

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Slovenska prosvetna zveza

aus der Leitung entfernt. Sie wurde von Fran → Ilešič (1907–1914) übernommen. Er war liberal und neoillyrisch gesinnt. 1913 war der Roman Gospodin Franjo [Herr Franjo] von Franc Maselj-Podlimbarski erschienen, 1914 stellten die Behörden wegen dessen angeblich proslawischen und antiösterreichischen Inhalts die Tätigkeit der SM ein. Die ihr oktroyierte Zwangsverwaltung verwendete ihr Vermögen für den Ankauf von Kriegsobligationen. 1917 hob der österreichische Innenminister auf Druck der slowenischen Abgeordneten im Reichsrat den Einstellungsbeschluss auf. Den Vorsitz übernahm Peter Graselli (1917–1918), nach ihm Ivan → Tavčar (1918 – 1920), danach Dragotin → Lončar (1920–1947), Oton → Župančič (1947– 1949), Anton Melik (1950–1966), Franc Koblar (1966–1975), Fran → Zwitter (1975–1978), Bogo → Grafenauer (1978–1987), Primož Simoniti (1987–1994), Joža Mahnič (1994–2008) und Milček Komelj seit 2008. Lit.: EJ  ; ES. – I. Grafenauer  : Zgodovina novejšega slovenskega slovstva. 2. Ljubljana 1911, 79–81  ; F. Bernik (Hg.)  : Slovenska matica 1864– 1964. Zbornik razprav in člankov. Ljubljana 1964  ; J. Mahnič (Hg.)  : Slovenska matica 1965-2003.Včeraj, danes, jutri. Ljubljana 2004. Web  : www.slovenska-matica.si (15. 8. 2008).

Andrej Vovko †  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband], ab 1934 Nachfolgeorganisation der → Slovenska krščansko-socialna zveza [Slowenischer christlich-sozialer Verband]. Ab der Mitte des 19. Jh.s entstanden in Kärnten/ Koroška zahlreiche Lese- und Bildungsvereine, die gemeinsam mit dem Slowenischen Verein in Klagenfurt/ Celovec als Vorgänger der späteren → Kulturvereine betrachtet werden können. Im Jahr 1908 wurde die Slovenska krščansko-socialna zveza [Slowenischer christlich-sozialer Verband] als einzige Interessenvertretung der Kärntner Slowenen gegründet, womit die slowenische Kulturarbeit in Kärnten/Koroška erstmals eine zentrale Leitung erhielt. Obwohl die Epoche nach der Gründung von Auseinandersetzungen mit deutschnationalen Kreisen geprägt war, waren zahlreiche lokale Vereine sehr aktiv, v. a. in der Organisation von Vorträgen und Theaterstücken (→ Theater). Letztere wurden zunehmend länger und komplexer und sollten der nationalen Selbstfindung Vorschub leisten. Einen ersten Höhepunkt erreichte die slowenische Kulturarbeit mit der Aufführung der

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Miklova Zala von Jakob → Sket im Jahr 1911 in Klagenfurt/Celovec. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutete jedoch das vorübergehende Ende einer kontinuierlichen slowenischen Kulturarbeit. Ein neues Selbstbewusstsein unter den Slowenen sollte erst im letzten Kriegsjahr erwachen. Nach der → Volksabstimmung war die Stimmung in Kärnten/Koroška ausgesprochen slowenenfeindlich. Die daher dringend notwendige zentrale Organisation wurde mit der Reaktivierung der Slovenska krščanskosocialna zveza [Slowenischer christlich-sozialer Verband] am 2. März 1922 erreicht. Problematisch war jedoch die seit seiner Gründung dominierende, nun zunehmend ausschließliche Ausrichtung auf die Bauernschaft. Damit wurden alle anderen sozialen Schichten der slowenischen Bevölkerung ausgeschlossen und die Zahl jener, auf die der Verband mit seiner kulturpolitischen Arbeit Einfluss nehmen konnte, schrumpfte auf ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe (→ Vertreibung 1920). Ab Mitte der 20er-Jahre versuchte die Führung den Chorgesang anstelle des verbreiteten und beliebten Theaterspiels als traditionelle kulturelle Ausdrucksform der Kärntner SlowenInnen zu propagieren (→ Chorwesen). Die Gründe liegen in der reaktionären Politik, mit der ihr wichtigster Vertreter Vinko → Zwitter die Formierung einer starken slowenischen Einheit anstrebte. Der Versuch, das Laienspiel zurückzudrängen, führte zwar zu einer Entfremdung von kulturpolitischer Führung und Basis, die Bedeutung der trotz anhaltender Angriffe erzielten Festigung der slowenischen kulturellen und politischen Identität wurde jedoch in den Jahren 1942–1945 sichtbar. Am 22. November 1934 erfolgte, wahrscheinlich aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Ständestaat, die Umbenennung in Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband]. Dieser war von nun an die einzige legale slowenische Organisation in Österreich. Konnte die kulturelle Arbeit in diesen Jahren jedoch trotz zahlreicher, auch subtiler werdender An- und Übergriffe fortgesetzt werden, so änderte sich die Lage mit dem → »Anschluss« Österreichs durch Hitlerdeutschland radikal. Um eine fortdauernde Kulturarbeit zu ermöglichen, versuchten die zum Teil vom Nationalsozialismus geblendeten slowenischen Eliten, den neuen Machthabern zwar möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, nach anfänglich auf Einzelpersonen und lokale Vereine beschränktem Terror wurden aber auch die bürokratischen Hindernisse immer grö-

Krščanska kulturna zveza (KKZ)

Slovenska straža

Slovenska prosvetna zveza (SPZ)

ßer. Slowenische Veranstaltungen wurden zunehmend Im Bereich der Volksbildung wurden vom Verein verboten, der Leseverein in Glainach/Glinje aufgelöst Studienreisen, Versammlungen, Theateraufführunund einer der wichtigsten Aktivisten, der Obmann der gen, Ausflüge, Ausstellungen und Museumsbesuche Slowenischen Kulturverbandes, Dr. Joško → Tisch- organisiert. Außerdem wurden Büchereien, Schulen ler, wurde nach Vorarlberg versetzt. Als schließlich im und Schulvereine unterstützt und gegründet. Auch die April 1941 → Jugoslawien angegriffen wurde, begann slowenischen nicht politischen Organisationen, Verdie Zeit der offenen Repression. Der Slowenische Kul- eine, Zeitungen und Publikationen wurden unterstützt. turverband wurde aufgelöst, sein Vermögen beschlag- Nach dem Muster → deutschnationaler Vereine kaufte nahmt, seine führenden Mitglieder verhaftet. Vorerst die SST Grundbesitz, um diesen ohne Gewinn an bedeutete dies das Ende slowenischer Kulturpolitik in Slowenen zu verkaufen oder zu verpachten. Die SST Kärnten/Koroška. hatte vier Mitgliedskategorien  : Gründungsmitglieder, Nach dem Krieg nahm die Slovenska prosvetna zveza diese hatten den jährlichen Mitgliedsbeitrag im Gan[Slowenischer Kulturverband] ihre Tätigkeit wieder zen oder in höchstens vier Raten zu je 200 Kronen zu auf. Ihr wichtigstes Anliegen sind die Erhaltung und bezahlen, sowie ordentliche Mitglieder, die eine Krone Weiterentwicklung der sprachlichen und kulturellen pro Jahr zahlten, schließlich Rechtspersonen, die min→ Identität sowie die Förderung interkultureller Bezie- destens zehn Kronen, und unterstützende Mitglieder, hungen im In- und Ausland. Aufgrund der politischen die mindestens fünfzig Heller pro Jahr zahlten. Der Spaltung der Slowenen entstand 1953 die Krščanska Vorsitzende, der Vorstand und das Schiedsgericht wurkulturna zveza [Christlicher Kulturverband] mit einer den auf der jährlichen Mitgliederversammlung gewählt. ebenso der slowenischen Kultur und Sprache verschrieDie Finanzmittel für seine Tätigkeit bezog der Verein benen Mission und versteht sich als Nachfolgeorganiaus den Mitgliedsbeiträgen der Filialen, aus Geschensation der Slovenska krščansko-socialna zveza [Sloweniken, Hinterlassenschaften, freiwilligen Beiträgen, Einscher christlich-sozialer Verband]. künften aus diversen Veranstaltungen, aus dem Verkauf von Streichhölzern, Kaffeezusatz, Sauerteig u. Ä. Im Lit.: F. Zwitter  : Grundzüge und Entwicklung der slowenischen Kulturpolitik in Kärnten in den Jahren von 1900 bis 1941 unter besonderer Be- Vergleich zum CMD wirkte die SST außer im schurücksichtigung des slowenischen Laienspielwesens. Phil. Diss. Wien 1983. lischen Bereich auch auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Web  : www.slo.at/spz, www.kkz.at (6. 11. 2012). Gründung und Existenz der → Jugoslovanska matica Janko Malle erschwerte der SST nach 1920 das Leben. Der Verein wurde 1930 so wie viele andere slowenische katholische Slovenska straža (SST) [Slowenische Wacht] (1910– Organisationen von den jugoslawischen Staatsbehör1930, 1935–1941), national-verteidigender Verein für den aufgelöst. 1935, nachdem Anton → Korošec in die Slowenen in den angrenzenden Ländern, mit dem die Regierung Stojadinović eingetreten war, wurde Ziel deren nationale Identität und Kultur zu verteididie SST in → Maribor für beide slowenischen Diögen. Er wurde am 11. Mai 1910 in Ljubljana gegründet. zesen (→ Lavant/Lavantinska škofija in Maribor und Nachdem die Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Me→ Ljubljana) wiederbelebt. Neue Filialen wurden getoda (CMD) unter die Führung von Liberalen gekomgründet, neue Publikationen herausgegeben, Hilfe für men war, sammelten sich in der SST die katholisch eindie slowenischen → Minderheiten in den angrenzengestellten Slowenen. Zum ersten Vorsitzenden wurde den Ländern (hauptsächlich in Österreich und ItaEvgen Jarc gewählt. Die erste Generalversammlung wurde am 1. Oktober 1911 in → Klagenfurt/Celovec lien) organisiert. Der Verein blieb bis zur Okkupation abgehalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 201 → Jugoslawiens durch Hitlerdeutschland im April 1941 Filialen und zirka 11.000 Mitglieder. Seine Haupttä- aktiv.

tigkeit galt den national bedrohten Teilen des slowenischen ethnischen Territoriums, vor allem in Kärnten/Koroška. In Santa Croce/Križ bei → Trieste/Trst/ Triest und in → Gorizia/Gorica/Görz gründete der Verein daneben auch zwei Kindergärten, die unter seiner Leitung blieben.

Lit.: M. Križan  : Slovenska straža od ustanovitve do začetka prve svetovne vojne. In  : ČZN 76/41 (2005)  ; A. Vidovič – Miklavčič  : Društvo Slovenska straža. In  : Hartmanov zbornik, 439–476  ; A. Vovko  : Mal položi dar, domu na altar – portret slovenske narodnoobrambne šolske organizacije Družbe sv. Cirila in Metoda 1885–1918. Ljubljana 1994.

Andrej Vovko  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Slovenske večernice

Slovenske večernice [Slowenische Abendgeschich-

ten]  ; Untertitel  : za poduk in kratek čas [Zur Belehrung und Kurzweil]  ; erschienen ab 1860 bis heute, bis 1874 halbjährlich, später jährlich, nach dem Zweiten Weltkrieg vorübergehend in unregelmäßigen Abständen  ; in  : Celovec (bis 1919), Prevalje (1920–1927), Celje (1928– 1941), während des Krieges in Ljubljana, danach wieder in Celje  ; Herausgeber  : → Družba sv. Mohorja  ; Druck  : Leon, J. Blaznik u. a.; Redaktion  : Ausschuss der → Mohorjeva (u. a. Andrej → Einspieler, Valentin → Müller, Karl → Robida, Anton → Janežič, Karl Dürnwirt, Lambert → Ferčnik, Gregor Sommer). Die Hefte waren der Wiener Bücherreihe Abendstunden, zwanglose Hefte zur Belehrung und Erheiterung (1852–1873) nachempfunden. Die S.  V. sind die erste und älteste slowenische literarische Bücherreihe und als solche für die slowenische Erzähltradition von zentraler Bedeutung. Sie sind in die triviale Erzählprosa einzuordnen und erreichten einen äußerst hohen Popularitätsgrad im slowenischen Sprachraum. 1918 etwa zählte der Volksverlag Mohorjeva über 90.000 Mitglieder, dementsprechend hoch fielen die Auflagen der S.  V. aus. Zunächst waren die Texte der S. V. kürzer, ihr Anspruch geringer, volksnaher, da sie dem Erziehungs- bzw. Bildungszweck der einfachen Bevölkerung dienen sollten. Daher wurden neben überwiegend belletristischer Unterhaltungsliteratur teilweise populärwissenschaftliche und belehrende Beiträge veröffentlicht (z. B. Erjavec  : Domače in tuje živali v podobah [Heimische und fremde Tiere in Darstellungen] 1868–1873), Biografien und Reiseberichte. Mit der Länge der Texte stieg jedoch auch ihr literarisches Niveau. Ab 1916 verdrängten längere Erzählungen, Novellen u. a. die anfangs einem Almanach ähnelnden Ausgaben vollends. Einen Qualitätssprung machten die S. V. in der Zwischenkriegszeit, als Franc Saleški → Finžgar (ab 1922) ihre redaktionelle Leitung übernahm und in das Programm slowenischer Kanonschriftsteller wie Ivan → Cankar (Sosed Luka), Josip → Jurčič (Deseti brat), Ivan → Pregelj (Peter Pavel Glavar, Mlada Breda), Fran → Milčinski (Ptički brez gnezda) u. a. aufnahm. Einigen Autoren wie Janez → Cigler, Fran → Erjavec, Pavlina → Pajk oder Jakob → Sket ermöglichten die S.  V. ihr literarisches Debüt, sodass sie in weiterer Folge einen höheren Bekanntheitsgrad erreichten und teilweise zu mehr Prestige gelangten. Außer Sket publizierten weitere Autoren aus Kärnten/Koroška im Rahmen der S. V., u. a. Josip → Vošnjak, Jakob → Gomiljšek,

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Slovenske večernice 42/1888

Ferdo → Kočevar, Josip → Podmilšak. Einer der produktivsten Autoren der S. V. war Fran → Zbašnik (Boj za pravico [Der Kampf um Gerechtigkeit] 1897  ; Nehvaležni sin [Der undankbare Sohn] 1900  ; Bog ga je uslišal [Gott hat ihn erhört] 1901 u. a. m.). Auch einige wenige Übersetzungen waren unter den Heften, z. B. Jules Verne  : Carski sel [Der Kurier des Zaren] 1923. Die 23. Ausgabe der S.  V. erschien unter dem Titel Janežičeve večernice und gedachte des bedeutenden slowenischen Kulturschaffenden Janežič. Einige Werke gingen in den Kanon der slowenischen Literatur ein und erfuhren im Rahmen der S. V. mehrere Neuauflagen (z. B. Deseti brat, Tolminci, Gostač Matevž, Kaplan Martin Čedermac und Miklova Zala). Besonders wichtig waren die S. V. für die Identitätsbewahrung der emigrierten Slowenen oder derjenigen, die sich, wie die Kärntner Slowenen, nach dem Zweiten Weltkrieg plötzlich in der kulturellen Diaspora außerhalb Sloweniens wiederfanden. So kam es, dass ab 1947 bei der Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec eine eigene literarische Sammelreihe erschien, die an die S. V.

Slovenski čebelar

lichen gebildet, deren Konzept zwar ästhetisch, aber konservativ war. Ebenso entfielen aufgrund des Anschauungskonformismus sozialkritische Komponenten. Der Volksverlag zahlte zwar ein beträchtliches Honorar, konnte die renommierten slowenischen Autoren allerdings nicht auf Dauer halten, schließlich wurden diese wegen seiner hohen ideologischen Ansprüche zu sehr in ihrer künstlerischen Freiheit eingeschränkt.

Slovenske večernice 68/1914

Lit.: SBL  ; ES. – M. Hladnik  : Mohorjanska pripovedna proza. In  : Slavistična revija 30 (1982) 4, 389–414  ; M. Hladnik  : Tip trivialne proze na začetku tega stoletja. In  : Obdobja 4 (1983), 125–136  ; M. Hladnik  : Mohorjeva in njeno leposlovje. In  : Primorska srečanja 18 (1993) 141–142, 134–138  ; V. Inzko, M. Smolnik, B. Marušič  : Družba sv. Mohorja. Celovška, Celjska in Goriška Mohorjeva v slovenskem kulturnem prostoru (1851–1995). Celje/Celovec/Gorica 1996  ; A. Lah  : Razgled po najstarejši slovenski knjižni zbirki  : 150 Slovenskih večernic. In  : Delo 43 (2001) 66, 29  ; T. Virk  : Literarne zbirke. In  : M. Barbo [e. a.] (Hg.)  : Slovenska kultura v XX. stoletju. Ljubljana 2002, [167] –187  ; M. Hladnik  : Mohorjanka. In  : J. Kos [e. a.]  : Literatura  : leksikon. Ljubljana 2009.

Maja Francé

Čebelarska zveza Slovenije

Terminologie

angelehnt war, die sog. Družinske večernice, vsem ki so trpeli [Abendstunden für die Familie, allen die gelitten haben], für die v. a. slowenische Volksgruppen-Autoren wie Lojze Ilija, Kristo → Srienc u. a. schrieben, aber auch solche, die in Slowenien wohnhaft waren (Lojze Kozar, Ivan → Matičič u. a.), daneben andere wie Karel Mauser und Dolores Wieser. Im Rahmen der Mohorjeva und auch ihrer S. V. hat sich ein besonderer Typus der »Abendgeschichte« herausgebildet, die sog. Mohorjanka [Hermagor-Erzählung], die sich durch ihre Schlichtheit auszeichnete und aus religiös-erbaulichen, geschichtlich-abenteuerlichen, teils national-erweckerischen, wirtschaftlich-sensibilisierenden sowie volkstümlichen Inhalten zusammengesetzt war. Dabei dominierte über einen langen Zeitraum das Genre der Dorfgeschichte, später der Kriminalroman u. a. Die für Roman und Novelle übliche Thematisierung der Liebe war aus der Mohorjanka als unmoralische Kategorie ausgeschlossen, schließlich wurde der Mitarbeiterkreis der Mohorjeva aus Geist-

Slovenski čebelar [Der slowenische Imker], Untertitel  : Glasilo »slovenskega čebelarskega društva« za Kranjsko, Štajersko, Koroško in Primorsko, sè sedežem v Ljubljani [Zeitschrift des slowenischen Imkerverbandes für Krain, Steiermark, Kärnten und die Küstenregion, mit Sitz in Ljubljana], erscheint seit 1898 in Ljubljana. Druck  : Blasnikovih naslednikov tiskarna v Ljubljani. Redakteure  : Frančišek Rojina (1898–1919), Martin Humek (1919–1924), Avgust Bukovec (1925–1945), Stane Mihelič (1945), Vladislav Rojec (1945–1963), Edi Senegačnik (1963–1969), Martin Mencej (1969–1975), Janez Mihelič (1975–2007) u. a. Mitarbeiter  : Peter Pavlin, Anton Žnideršič, J. Jurančič, Donat Jung, Fran Lakmayer, Josip Verbič, Jože Rihar, Ludvik Klun, Janez Pokljukar u. a. Herausgeber  : Slovensko čebelarsko društvo [Slowenischer Imkerverband]. Publikationsweise  : monatlich, unentgeltlich. Vorgänger des S. č. waren die Zeitschrift Slovenska čebela [Die slowenische Biene] (1773–1782), deren gekürzte, deutsche Entsprechung Kreiner Biene (1773–1775), in weiterer Folge Slovenski čebelar sadjerejec [Der slowenische Bienenzüchter und Obstbauer] (1883–1889), danach Kmetovalec, gospodarski list s podobami [Der Landwirt, Wirtschaftsblatt mit Abbildungen] (1890–1897). Ursprünglich sollte durch die Weiterbildung der Bienenzüchter das Imkerwesen einen Modernisierungs­ schub erfahren, so dass der S. č. vorrangig der Verbrei-

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Slovenski glasnik

tung von technisch-fortschrittlichem Wissen diente. Der S. č. feierte 2009 sein 110-jähriges Bestehen und ist die älteste slowenische Zeitschrift, die ohne Unterbrechung gedruckt wurde, was für eine hervorragende Organisisation der Bienenzüchter spricht. Einzige Ausnahme war das Jahr 1944, da an seiner statt der Čebelarski zbornik [Der Imkereisammelband] herauskam. Wie die Abonnentenzahlen belegen (1905  : 1.000, 1919  : 3.305, 1947  : 6.605, 1988  : 8.252), schien und scheint ein Informationsbedarf damals wie heute zu bestehen. Im Jahr 1910 zählte der S. č. 52.694 Bienenvölker in → Krain/Kranjska. In der Zwischenkriegszeit wurde in der Zeitschrift verstärkt vom Züchten der Bienenkönigin berichtet, von reinrassiger Züchtung und unterschiedlichen Bienenweiden. Seit der Gründung des zweisprachigen Vereins Kranjsko društvo za umno čebelarstvo [Krainer Gesellschaft für kluge Bienenzucht] im Jahr 1773 existiert nachweislich eine kontinuierliche Imker-Vereinstradition in der slowenischen Geschichte. Bereits 1689 erwähnt Johann Weichhart → Valvasor, dass die Slowenen Honig nach Bayern und Salzburg exportierten, was auf ihre erfolgreiche Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Imkerei hindeutet. Oftmals wurden slowenische Imker an den Wiener Hof berufen, wo sie ihre Erfahrungen weitergeben sollten, so etwa Anton → Janša (1734–1773, erster k. k. Lehrer der Bienenzucht), an den noch heute eine Gedenktafel im Wiener Augarten erinnert. Weitere bekannte slowenische Bienenzüchter waren Peter Pavel Glavar (1721–1784), Janez Anton Scopoli (1723–1788) und Janez Goličnik (1737–1807). Auch Rojina, der Begründer des S. č., ging aus der Wiener Imkerschule hervor und übersetzte später Janšas revolutionäres Werk Popolni nauk o čebelarstvu [Vollständige Lehre von der Bienenzucht (1775)] (1906) ins Slowenische. Ein Jahr später ging beim Volksverlag → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec mit einer Auflage von 84.389 Stück Lakmayers Werk Umni čebelar [Der kluge Imker] (1907–8, gekürzt 1922) in Druck, so dass das Werk fast bis in jeden Haushalt gelangte. Noch heute zeugt das enzyklopädische Projekt Čebelarski terminološki slovar [Terminologisches Wörterbuch zur Bienenzucht] (2009) sowie die Tatsache, dass die autochthone slowenische Bienenart Kranjska čebela/Kranjska sivka [Apis mellifera carnica] europaweit am häufigsten, global gesehen am zweithäufigsten verbreitet ist, von einer hervorragenden und lebendigen Tradition der Bienenzucht im slowenischen Kulturraum.

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Quellen/Web  : www.czs.si  ; http://bos.zrc-sazu.si/c/term/cebelarski/ index.html. Quellen  : J. V. Valvasor  : Slava vojvodine Kranjske  : izbrana poglavja. Ljubljana 1994, 270. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – L. Debevec  : Ob 50. letniku Slovenskega čebelarja. In  : Slovenski čebelar 50, 1948, 5–11  ; J. Mihelič  : 110-letnica izhajanja strokovne čebelarske revije Slovenski čebelar. In  : Slovenski čebelar 110 (2008) 10, 270–272  ; L. Bokal  : Čebelarskemu terminološkemu slovarju na pot. In  : Slovenski čebelar 110 (2008) 10, 267–269.

Maja Francé

Slovenski glasnik (SG) [Slowenischer Sendbote]

(1850–53), literarisches Blatt. Im ersten Jahr erschien es unter dem Titel Glasnik za literaturo in umetnost [Sendbote für Literatur und Kunst], ab 1860 nur SG. In Klagenfurt/Celovec erschien der SG als Monatsblatt, zeitweise vierzehntäglich (1859, 1861, 1867). Herausgeber und Redakteur war Anton → Janežič. Der SG war die erste wirkliche slowenische Literaturzeitschrift, vereinigte die Großzahl der damaligen Literaten und hatte eine starke Ausstrahlung auf die Literatur bei den Slowenen ihrer Zeit. Janežič motivierte vor allem die jüngere Generation, sich schriftstellerisch zu betätigen (die sog. vajevci [Lehrlinge], J. → Jurčič). Er veröffentlichte → Volkslieder und → Kunstlieder, → Volkserzählungen und Kunstprosa. Was die Dramatik betrifft, so kamen lediglich Berichte zur Veröffentlichung. Daneben gab es Analysen zum heimischen und fremdsprachigen Schrifttum, zur Sprachwissenschaft und anderen Kunstsparten (Musik, Malerei, → Theater), Berichte und Problemberichte zum → Schulwesen, zur Kultur, zur → Ethnologie (die bedeutendsten Autoren waren D. → Trstenjak und M. → Valjavec), Berichte und Rezensionen von literarischen Werken und → Schulbüchern aus unterschiedlichen Gebieten. Im SG erschienen Berichte aus heimischen und fremden Zeitungen und Zeitschriften, Festschriften, Kalendern, über Vereinsaktivitäten (vor allem über die → Mohorjeva und die → Slovenska matica), → Biografien und Nekrologe. Beiträge zu Volksliedern und Volkserzählungen lieferten u. a. J. → Jurčič, F. → Kočevar, J. → Podmišljak, M. Valjavec. Neue Gedichte publizierten Janez Bilc, Božidar Flegerič, S. → Gregorčič, S. → Jenko, J. Jurčič, J. → Kersnik, G. → Krek, F. → Levec, L. → Pesjak, J. → Stritar. Erzählungen, die merkmalhaft für den Übergang von der Romantik zum Realismus waren, publizierten F. → Celestin, F. → Erjavec (Huzarji na Polici, Zamorjeni cvet), S. Jenko (Spomini, Jeprški učitelj, Tilka), J. Jurčič (Domen, Tihotapec, Kloštrški žolnir, Hči mestnega

Slovenski pravnik

sodnika, Kozlovska sodba v Višnji gori), Jurij Kosmač, F. Levstik (Martin Krpan z Vrha), V. Mandelc ( Jela), J. Mencinger ( Jerica, Vetrogončič), L. Pesjak, J. Podmišljak, J. Stritar, D. Trstenjak, V. Zarnik u. a. Von besonderer Bedeutung war die Veröffentlichung der Erzählung Potovanje od Litije do Čateža von F. Levstik (1858). Bedeutendere sprachwissenschaftliche Schriften publizierten F. Levstik ( Jezikoslovne reči, Gospodoma nasprotnikoma), I. → Navratil und D. Trstenjak ( Jezikoslovne črtice). Mit der Literaturtheorie und -kritik befassten sich A. Janežič, J. Jurčič (O slovenksem lepoznanstvu), J. Stritar (Česa je posebno treba našim pesnikom [Was brauchen unsere Dichter  ?], und in der Folge Kritična pisma [Kritische Briefe]). Im SG erschienen auch einige Übersetzungen fremder Autoren (Homer, M.  J. Lermontov, A. Stifter, J.  E. Vocel). Lit.: ES (Gregor Kocijan). – A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979  ; Š. Bulovec [e. a.]  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : Franček Brglez [e. a.]  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana, Celovec 1984, 284–299  ; S. Amon, K. Erjavec  : Slovensko časopisno izročilo 1  : od začetka do 1918. Fakulteta za za družbene vede. Ljubljana 2011.

Gregor Kocijan  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Slovenski krožek [Slowenischer Kreis]. Der S.  k. wurde rechtlich mit Bescheid M.A.49/15077/27 am 3. Oktober 1927 gegründet. Die konstituierende Generalversammlung fand sechs Tage später im Hotel Zur Post am Fleischmarkt statt. In Wien lebten damals etwa 3.000 Bürger(innen) slowenischer → Muttersprache. Davon konnten etwa 10 % als Mitglieder gewonnen werden, was dem unermüdlichen Einsatz seines ersten Vorsitzenden Andrej Gabršček (1864–1938) zu verdanken war. Im Proponentenkomitee engagierten sich auch Studenten, die ab 1923 im Klub koroških akademikov na Dunaju [Klub Kärntner slowenischer Akademiker in Wien] organisiert waren. Darunter waren Luka → Sienčnik, Anton Wutte, Franci → Zwitter und der eigentliche Initiator Zdravko → Zwitter. Das Vereinslokal befand sich in Wien 7, Zollergasse 10, das regelmäßigen sonntäglichen Treffen diente. Sonntägliche Treffen fanden, zumindest in den 30er-Jahren, auch im Hotel Fuchs in der Mariahilfer Straße 138 statt. Der Verein hatte eine Bibliothek, seinen eigenen Chor und ein 40 Mitglieder umfassendes Tamburizza-Ensemble (→ Tamburizzamusik). Er sorgte auch für Theateraufführungen und führte bis 1935 eine slowenischsprachige Sonntagsschule. Weiters gab es musikalische Ver-

anstaltungen, bei denen auch die Opernsänger Anton Dermota (1920–1989) und Marjan Rus (1905–1974) auftraten. Die kulturelle Tätigkeit des Vereins unterstützte tatkräftig Josip Vilfan (1878–1955), der von 1928–1939 das Büro des → Europäischen Nationalitätenkongresses in Wien leitete. Auch die jugoslawische Botschaft in Wien unterhielt regelmäßige Kontakte zum S. k. und vermittelte offensichtlich Begegnungen mit Regierungsmitgliedern aus Beograd, so im Dezember 1929 ein Treffen von Gabršček mit Minister Anton → Korošec (1872–1940). Der statutarische Vereinszweck war die »Vereinigung von Slowenen in Wien zum Zwecke eines herzlichen geselligen Lebens der Klubmitglieder« sowie die »Sorge für eine den kulturellen Verhältnissen und Notwendigkeiten entsprechende Bildung der Mitglieder«. Die Behörde verlangte die Ergänzung  : »Politische Fragen sind ausgeschlossen.« – Nach dem → »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte »auf Grund des Gesetzes vom 17. Mai 1938 über die Ueberleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden« die amtliche Auflösung am 26. Juni 1939 durch die zuständige Abteilung beim Reichskommissar. Die Mitteilung an den S. k. erfolgte aber erst am 1. Juli 1940 mit dem Verbot »den organisatorischen Zusammenhang zwischen den Mitgliedern … weiterhin aufrecht zu erhalten«. Archive  : A INV, Fasz. 135 (alte Signatur). Quellen  : Wiener Stadt- und Landesarchiv, MA 119, A 32, Ge-

löschte Vereine  : 15077/1927. Lit.: ES ( J. Stergar  : Slovenski krožek na Dunaju). – Koroški Slovenec 46 (16. November 1927) 4  ; Slovenec, 28. 2. 1931  ; Jutro 10. 3. 1938  ; J. Nemec Novak, Slovenski krožek na Dunaju in Klub koroških slovenskih akademikov. In  : J. Nemec Novak, Anton Nagele  : Živeti hočemo  !«. Celovec 2004, 152–178  ; J. Nemec Novak  : Pavle Kernjak. Celovec/ Klagenfurt [e. a.] 2010. Feliks J. Bister

Slovenski poročevalec (Organ der OF), → Wider-

standsbewegung.

Slovenski pravnik [Der slowenische Jurist], juristi-

sche Fachzeitschrift. Radoslav → Razlag, damals Advokat in Brežice, hatte im Zuge seiner Bestrebungen, der slowenischen Sprache in Verwaltung und am Gericht Geltung zu verschaffen, 1862 in Graz das Handbuch Slovenski pravnik [Der slowenische Rechtsgelehrte] herausgegeben. Das Handbuch beinhaltete kurze Zusammen-

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Slovenski prijatelj

fassungen der wichtigsten Gesetze und Mustertexte zur Kommunikation mit Gerichten und Ämtern. 1870 hatte Razlag begonnen, die Zeitschrift Pravnik slovenski. List za pravosodje, upravo in državoslovje [Der slowenische Rechtsgelehrte. Zeitschrift für Rechtsprechung, Verwaltung und Staatskunde] herauszugeben, von der drei Jahrgänge bis 1872 in Ljubljana erschienen. Unter demselben Titel erschien ein Monatsblatt ab 1881 in Ljubljana (Herausgeber  : Alfons Mosche), wurde aber 1883 eingestellt. Ivan → Tavčar gab bei der → Mohorjeva in → Klagenfurt/Celovec 1883–1888 fünf Hefte seines Handbuches Slovenski pravnik (mit dem Untertitel Poduk o najpotrebnejših zakonih [Unterweisung in den notwendigsten Gesetzen]) heraus. Alfons Mosche wurde 1888 wieder Herausgeber der Rechtszeitschrift in Ljubljana. 1893 wurde die Herausgabe der Zeitschrift des 1889 gegründeten Vereins Pravnik übernommen. Der Zeitschrift (sie erschien bis 1944) kam für die Entwicklung der slowenischen Rechtsterminologie und für die Durchsetzung der Gleichberechtigung des Slowenischen vor Ämtern und vor dem Gericht eine bedeutende Rolle zu (→ Amtssprache, → Dezemberverfassung 1867, → Landesgesetzblatt, → Reichsgesetzblatt, → Terminologie). Quellen  : NUK  ; SLK  ; CPK  ; UKM  ; PAMb  ; KOK Ravne. R. Razlag  : Slovenski pravnik to je kratki povzetki postav in obrazci ali izgledi raznih pisem, spisov in vlog na sodnije in druge oblasti v prepirnih in neprepirnih zadevah, potem tudi odlokov ali rešitev, razsodeb in razsodnih nagibov za vse občane, posebno pa za občinske župane, pravdosrednike, bilježnike, sodnike in urednike sploh. Gradec 1862  ; Pravnik slovenski. List za pravosodje, upravo in državoslovje. Ljubljana 1870–1872  ; I. Tavčar  : Slovenski Pravnik. Poduk o najpotrebniših zakonih. Celovec 1883 [–1888]  ; Slovenski pravnik. Glasilo društva »Pravnik« v Ljubljani. Ljubljana 1881–1944. Lit.: ES. – F. Simonič  : Slovenska bibliografija (1550–1900). 1. Ljubljana 1903–1905  ; R. Sajovic (Hg.)  : Pol stoletja društva Pravnik. Ljubljana 1939  ; S. Vilfan  : Pravna zgodovina Slovencev. Ljubljana 1961  ; N. Novak  : Slovenski pravni in pravniški jezik v 2. pol. 19. stoletja. In  : SRL Jg. 55 (Ljubljana 2007), 625–637.

Janez Cvirn †  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slovenski prijatelj, → Šolski prijatelj  ; → Publizistik. Slovensko družtvo v Celovcu [Slowenischer Verein in Klagenfurt], slowenischer politischer Verein, Klagenfurt/Celovec 1848–1849. Die Zeitung Slovenija meldete am 18. Juli 1848 die Gründung des Vereins Slovensko družtvo v Celovcu. Die Vereinsstatuten waren jenen der Grazer Slovenija nachgebildet. Als Vereinszweck wurde die »Entwicklung der slowenischen Nationalität insbe-

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Slovenski pravnik, 1927

sondere durch Ausbildung der slowenischen Sprache und durch das Studium anderer slawischer Dialekte« angegeben. Der Verein unter der Obmannschaft des Juristen Hladnik wirkte zunächst in geschlossenem Kreis. Weitere Vereinsfunktionäre waren Karl → Robida, Andrej → Einspieler, Anton → Janežič und Placid ( Jernej) → Javornik. An die Öffentlichkeit trat der Verein mit zwei Flugschriften, als erste Repressionsmaßnahmen gegen einzelne Mitglieder des Volksvereines für Kärnten/Koroška gesetzt und solche auch Mitgliedern des Slovensko družtvo v Celovcu in Aussicht gestellt wurden. Deshalb verwiesen Obmann Jurij Hladnik und Sekretär Andrej Einspieler erneut auf den Vereinszweck, die slowenische Nationalität »mit gesetzlichen Mitteln zu wecken und auszubilden«. Eine erste öffentliche Versammlung fand erst am 16. Dezember 1848 statt. Der Verein führte eine vorsichtige Politik, trat für die sprachliche. Gleichstellung ein, befürwortete zunächst das slowenische nationale Programm (→ Zedinjena Slovenija), entwarf aber mit der Flugschrift Slovensko družtvo v Celovcu Slovencam na Koroškem [Slowenischer Verein in Klagenfurt für Slowenen in Kärnten] einen interessanten Kompromiss, der die Beibehaltung

Slowene

der alten Kronländer berücksichtigte. Unter Berufung auf die Verfassung forderte er  : 1. dass das Land Kärnten/ Koroška in einen slowenischen und deutschen Kreis geteilt wird, 2. dass im slowenischen Kreis die slowenische Sprache eingeführt wird, 3. dass im slowenischen Kreis der Unterricht »nach den Gesetzen« in Slowenisch erteilt wird und 4. dass der slowenische Kreis »nicht im Deutschen Bund aufgeht«. Einspieler setzte sich noch bis Mitte 1849 für das Vereinte Slowenien ein und schlug eine entsprechende Petition aller Slowenen vor (→ Oktroyierte Märzverfassung, → Landesverfassung 1849  ; → Majar – Ziljski, Matija). Lit.: ES. – J. Apih  : Slovenci in 1848. leto. Ljubljana 1888  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1999  ; S. Granda  : Prva odločitev Slovencev za Slovenijo. Dokumenti z uvodno študijo in osnovnimi pojasnili. Ljubljana 1999.

Avguštin Malle

Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico, → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Grebinj, Grebinjski Klošter in okolico, → Völker-

markter Hügelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine. Slovensko katoliško konstitucionalno društvo,

→ Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Slovensko krščansko-socialno delavsko društvo za Podljubelj, → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo

»Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Slovensko pevsko društvo Lisna, → Völkermarkter

Hügelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine. Slovensko pevsko in izobraževalno društvo Loga ves [Slowenischer Gesangs- und Bildungsverein

Augsdorf ] → Chorwesen  ; → Kulturvereine.

ein], national-verteidigende slowenische Schulorganisation 1908–1938, 1951–. Der slowenische Schulverein SŠD wurde 1908 in → Klagenfurt/Celovec gegründet. Er sollte die Sicherstellung des slowenischen → Schulwesens in Kärnten/ Koroška gewährleisten und vertrat die politisch katholisch eingestellten Kärntner Slowenen. Franc → Treiber konnte 1896 in St.  Ruprecht bei Völkermarkt/ Šentrupert pri Velikovcu die private → Narodna šola eröffnen. Diese war mithilfe der Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) gebaut worden. Die Leitung und den Unterricht aber hatten → Schulschwestern übernommen. Der Pfarrer von St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu Matej → Ražun sammelte die Mittel, sodass nach demselben Muster in St. Peter/ Šentpeter bei St. Jakob/Šentjakob eine Narodna šola erbaut werden konnte, deren Leitung der SŠD übernahm. Es kam zum Streit mit der damals zentralen slowenischen Schulorganisation CMD, die 1908 endgültig in liberale Hände übergegangen war. Dabei ging es um die Gründung von Filialen beider Schulen. Außerdem wurde die Tätigkeit des Wanderlehrers der CMD, Ante → Beg, infrage gestellt und auch hinsichtlich der Erhaltung der Schule in St.  Peter/Šentpeter kam es zu keiner Einigung. Infolge dieser Streitigkeiten musste die Schule in St.  Peter/Šentpeter nach 1920 auf die Abhaltung von verschiedenen Erziehungs- und Bildungskursen für Mädchen ausweichen. Die nationalsozialistischen Behörden verboten den Verein SŠD. Der SŠD sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg für diverse ergänzende Bildungsmöglichkeiten für die Kärntner Slowenen im öffentlichen Schulsystem (Schülerheim Dijaški dom, heute Mladinski dom in Klagenfurt/Celovec, Landwirtschaftsschule Kmetijska šola in Föderlach/Podravlje bis 1976, Kindergärten in St.  Primus/ Šentprimož, Klagenfurt/Celovec und Schiefling am See/Škofiče). Das Schulgebäude in St. Peter/Šentpeter wurde 1959 an die Schulschwestern verkauft. Lit.: ES. – A. Vovko  : Mal položi dar, domu na altar – portret slovenske narodnoobrambne šolske organizacije Družbe sv. Cirila in Metoda 1885– 1918. Ljubljana 1994.

Andrej Vovko †  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Slovensko prosvetno društvo Zvezda, → Zvezda,

Pevsko društvo. Slovensko šolsko društvo (SŠD) [Slowenischer

Schulverein], eigentlich Krščansko socialno slovensko šolsko društvo [Christlich-sozialer slowenischer Schulver-

Slovensko tamburaško in pevsko društvo »Dobrač«,

→ Dobrač, Slovensko tamburaško in pevsko društvo. Slowene, → Ethnonym Slowene im Deutschen  ;

→ Eth­nogenese.

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Slowenenzehent Otto Kronsteiner: Orte in denen der Slowenenzehent eingehoben wurde

Slowenenzehent, literaturüblich auch »Slawenzehent«, lat. decima sclavonica, slow. slovenska oder slovanska desetina. Der S. wurde zwischen 800 und 1100 hauptsächlich in der Steiermark/Štajerska (Mur- und Mürztal), aber auch in Kärnten/Koroška eingehoben. Er wurde vom Salzburger Erzbischof Arno († 821) eingeführt. Um 1080 beendete der Salzburger Erzbischof Gebhard diese Vergünstigungen des für Slowenen geringer bemessenen Zehents. Im 11. Jh. heißt es in einer lateinischen Urkunde  : »… von den Weingärten waren drei Eimer Zehentwein zu geben, von den Besitzungen in Kraubath und Rein der übliche Zehent, den man vorher gemäss slowenischer Gewohnheit (secundum consuetudinem Sclavorum) gegeben hatte.« Der S. war eine eigene Zehentvereinbarung im slowenischen Gebiet. Die Karte zeigt, welche Besitzungen um 1100 demnach als »slowenisch« galten (→ Rechtsinstitute, karantanerslowenische  ; → Karantanische Mark).

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Lit./Web  : ES (P. Štih  : slovanska desetina). – J. Mal  : Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen. Ljubljana 1939  ; E. Klebel  : Zehente und Zehentprobleme im bairisch-österreichischen Rechtsgebiet. In  : Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 1938, 234–261  ; F. Tremel  : Der Slawenzehent als Quelle der Siedlungsgeschichte. In   : Das östliche Mitteleuropa in Geschichte und Gegenwart. Wiesbaden 1966, 109–113  ; O. Kronsteiner  : Der Slawenzehent (Karte 5). In  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2), 96, 199  ; W. Brunner  : Die Admonter Zehentbestandregister für die Jahre 1407 bis 1410 und ein Diskurs über den »Wanzehent«. (Web  : www.landesarchiv.steiermark.at).

Walter Brunner, Das Admonter Zehentbestandsregister

Otto Kronsteiner

Slowenisch in Kärnten/Koroška. Nach den kraini-

schen Übersetzungen der Bibel durch → Trubar und → Dalmatin und dem damit verbundenen Entstehen einer neuen Literatursprache wird die alte (ab dem 8. Jh. bestehende) → karantanerslowenische Literatursprache, wie sie vor allem in der Kirche noch in Verwendung war, marginalisiert. Man passt sich mehr und mehr der

Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša

Slowenisch in Kärnten/Koroška

Slowenisch in Kärnten/ Koroška nach Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011

neuen Sprache an. Seit dem 19. Jh. wird in Kärnten/ Koroška nur Standardslowenisch wie in Slowenien bzw. im slowenischen Zentralraum verwendet. Das alte Karantanerslowenisch lebt z. T. in den slowenischen → Dialekten Kärntens fort. Es gibt aber keinen einheitlichen kärntnerslowenischen Dialekt. Die da und dort übliche volkstümliche Bezeichnung kärntnerslowenisch ist unexakt und missverständlich. Dalmatin stellt als Erster in seinem Register zur Bibel mit ca. 40 noch heute bekannten Wörtern das Kärntnerische/koroški dem Krainischen/kranjski gegenüber. Jedoch ergeben ein paar andere Wörter noch keinen eigenen Dialekt. Welche → Dialektgruppen es in Kärnten/Koroška gibt, wurde von Fran → Ramovš in den 30er-Jahren des 20. Jh.s festgelegt. Er vermeidet es in seinen Studien von einem kärntnerslowenischen Dialekt zu sprechen, obwohl er die drei Hauptgruppen so übertitelt koroška narečna skupina. Aufgrund (nur) phonetischer Merkmale waren dies  : das → Gailtalerische (ziljsko narečje), das sog. → Rosentalerische (rožansko narečje) des → Südkärntner Zentralraumes/Osrednja južna Koroška und das → Jauntalerische (podjunsko narečje), die bereits → Scheinigg in verschiedene Unterdialekte bzw. Mundarten unterteilte. Das war der Stand von vor fast 100 Jahren. Solang es keinen Dialektatlas gibt, bleibt diese Gruppierung fragwürdig, wenn auch literaturüblich. Den Dialektologen ist es bis heute nicht gelungen, einen einheitlichen kärntnerslowenischen Dialekt nachzuweisen. Die slowenischen Dialekte in Kärnten/Koroška haben als → Dialektgruppe im Gegensatz zu anderen slowenischen Dialekten wie Krainisch (kranjsko) oder Steirisch (štajersko) insgesamt einige gemeinsame Merkmale, die es von den anderen Dialekten unterscheiden. Sprachhistorisch sind die slowenischen Dialekte Kärntens die

regional diminuierte Fortsetzung des → Karantanerslowenischen (=  eigentlich der altkärntnerslowenischen Dialekte). Die heutigen Dialektmerkmale sind aus der Überlieferung erst nach 1500 erkennbar. Die regionale Aussprache h für g (hora/gora) z. B. ist jung und hat nichts mit einem literaturüblichen tschechisch/slowakisch/ukrainischen Dialektkontinuum zu tun. Ebenso nicht die Aussprache von k als Knacklaut ˀ (ˀrava/krava). Die Nasalvokale on/en (ronka/roka, mesenc/mesec) hingegen und dl statt l (modlit/molit) sind alt (weil schon in den → Freisinger Denkmälern). Lexikalisch und syntaktisch gibt es neben vielen alten karantanerslowenischen Wörtern seit dem 16. Jh. zahlreiche Bavarismen und deutsche Elemente. Besonders auffällig ist der in den Bibelübersetzungen sogar von → Trubar und → Dalmatin verwendete und noch heute in Kärnten/Koroška übliche bestimmte und unbestimmte Artikel (en vin/ta vin) und die Verben vom Typ gor rezati »auf/schneiden« (→ Entlehnung). Ein Problem für Slowenisch als Sprache einer Minorität (→ »Minderheit«/Volksgruppe) ist die Frage der aktiven → Sprachgattungen (→ Relevanz und Redundanz von Sprache). In der Schule, in der Kirche und in den Medien wird Standard-Slowenisch verwendet. Das wird in Österreich offiziell anerkannt und in der Schule unterrichtet. → Dialekt wird nur in der Familie (→ Muttersprache) und unter Freunden gesprochen, nicht geschrieben. Man benennt seinen Dialekt slovenje (im Dialekt swoweje) oder nach dem jeweiligen Dialektgebiet und drückt damit eine territoriale → Identität aus. Während es in Bayern einen eigenen Verein zum Schutz des bairischen Dialekts gibt, gibt es Ähnliches ansatzweise auch in Kärnten/Koroška. So etwa zur Förderung der slowenischen Gailtaler Kinderliteratur

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Slowenisch Kärnten

oder im Rahmen des Slowenischen ethnografischen In- Slowenisches Athen, slow. Slovenske Atene. Metapher stituts Urban → Jarnik in Klagenfurt/Celovec, das in für Teile des slowenischsprachigen Gebietes in Kärnten/ Zusammenarbeit mit ortsansässigen Personen und Ver- Koroška, in denen sich ein besonders reiches sprachlieinen durch Feldforschung mikrotopografische Karten ches und kulturelles Leben entfaltete hat (Autodidakder → Flurnamen von Zell Pfarre/Sele, Köttmannsdorf/ ten, Volkspoeten, → Bukovništvo). Der Begriff s. A. Kotmara vas, St. Margarethen im Rosental/Šmarjeta v taucht erstmals in einer Zuschrift Fran → Levstiks Rožu oder von Schiefling am See/Škofiče erstellte, die an Andrej → Einspielers neu gegründete Zeitung allesamt auch die dialektalen Formen der Toponyme → Slovenec auf (4. Februar 1865). Gemeint ist »naša bela berücksichtigen. Ob die Dialekte der Standardsprache Ljubljana«. Später wurde der Begriff »(male) Slovenske weichen, ist nicht vorhersehbar (→ Soziolekt). Umge- Atene« [das kleine slowenische Athen] für St. Jakob im kehrt ist in Südtirol das Hochdeutsch trotz offizieller Rosental/Šentjakob v Rožu bzw. für das gesamte → RoVerwendung in Relation zum Tirolerischen in Gefahr, sental/Rož verwendet (→ Südkärnten/Južna Koroška). ähnlich wie in der Schweiz in Relation zum Schwyzer- Neben der Pfarre St. Jakob i. R./Šentjakob v R. ist auch dütsch. Die (nur) deutschsprachigen Kärntner verwen- Suetschach/Sveče als Geburtsort der → Einspieler den ihre Variante des Hochdeutschen und den Dialekt. von Bedeutung, wobei sich Andrej als Publizist, MitbeAls Teil des Bairischen ist Kärntnerisch phonetisch gründer der Hermagoras-Bruderschaft (→ Mohorjeva) leicht erkennbar, sogar wenn ein Kärntner Hochdeutsch und Politiker, Lambert als erster Vertreter der Kärntner spricht oder zu sprechen meint. Für slowenische Slowe- Slowenen im österreichischen Reichsrat (→ Abgeordnen sind die Kärntner Slowenen oft aber nicht immer nete) und Gregor als herausragender Repräsentant des als solche erkennbar (→ Ethnonym Slovenci im Slowe- kulturellen und politischen Lebens der Kärntner Slonischen). Obwohl Slowenisch auf kleinem Raum viele wenen besondere Verdienst erworben haben. Aus St. Jakob i. R./Šentjakob v R. stammen im 19. Jh. Dialekte hat, spielen diese im Gegensatz zum deutschen Sprachraum sozial und intellektuell (Werbung, Politik, auffallend viele Priester, Volksdichter und Intellektuelle. Kabarett, Literatur) nur eine geringe Rolle (→ Lied, Anton → Janežič aus Lessach/Leše war Mitbegründer → Volkslied). Aufgrund der in der → Windischenthe- und jahrelanger Sekretär der Hermagoras-Bruderschaft, orie verankerten Politisierung des Slowenischen und Begründer und Redakteur literarischer Zeitschriften, seiner → Soziolekte wurde etwa beim »Ortstafelstreit« Verfasser eines Wörterbuchs und mehrerer Schulbücher. die Frage der → Ortsnamen auf ves (Dialekt) oder vas Sein Bruder Valentin, von Beruf Militärarzt, gründete mit Pfarrer Franc → Treiber im Jahre 1872 in St. Ja(standardslowenisch) stark irrational geführt. Historisch besteht das Slowenische aus zwei Schrift- kob i.  R./Šentjakob v  R. die erste bäuerliche Darlesprachen  : Die erste und älteste (slawische überhaupt) henskasse auf dem Gebiet des heutigen Österreich. In seit dem 8. Jh. in Karantanien/Kärnten und die zweite, Gorintschach/Gorinčiče wurde Matija → Ahacel heute von allen Slowenen verwendete, ab dem 16. Jh. in geboren, Professor am Lyzeum in Klagenfurt/Celovec Krain/Kranjska. und Herausgeber des ersten slowenischen Liederbuches mit Noten. Darin enthalten sind auch einige LieLit.: F. Ramovš  : Dialektološka karta slovenskega jezika. Ljubljana 1931  ; der des Volkspoeten Miha → Andreaš aus Feistritz/ A. Issatschenko  : Die Dialekte des Jauntals in Kärnten. Wien 1933 Bistrica bei St.  Jakob/Šentjakob. Andreaš war mit (Diss.)  ; F. Ramovš  : Kratka zgodovina slovenskega jezika. Ljubljana dem bedeutendsten Kärntner Volkspoeten/bukovnik, 1936  ; K. Sturm-Schnabl  : Die slovenischen Mundarten und MundAndrej → Schuster-Drabosnjak, befreundet, mit artreste im Klagenfurter Becken. Wien 1973 (Diss.)  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Mundarten Kärntens. Topographische Appellativa in dem er sich angeblich in gereimter Sprache unterhielt Ortsnamen und im aktiven Wortschatz. In  : Österreichische Namen- (→ Bukovništvo). Als weitere Volkssänger aus dem forschung 2 (1979) 36–53  ; S. Hafner, E. Prunč  : Lexikalische InvenGebiet von St. Jakob i. R./Šentjakob v R. wären noch tarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten (Grundsätzliches Janez Kajžnik, Verfasser mehrerer Hirten-, Liebesund Allgemeines). Graz 1980  ; H.-D. Pohl  : Kärntner Wörterbuch. Klaund Scherzlieder, Janez Dobernik aus Srajach/Sreje genfurt 2007  ; Črnjəva kapca  : pravljice v ziljskem narečju [CD Rom]. und der Bauerndichter Primož Koschat aus Dieschitz/ Ziljska Bistrica  : SPD Zila in iniciativa Slovenščina v družini 2011. Deščice zu nennen. Neben diesen namentlich bekannOtto Kronsteiner ten Volksschriftstellern und -poeten waren um St.  JaSlowenisch Kärnten (Slovenska Koroška), → Gegend- kob i. R./Šentjakob v R. im 19. Jh. noch weitere Volkssänger tätig, deren Namen allerdings verschollen sind. name  ; → Südkärnten/Južna Koroška.

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Smodej, Franc

Wollte man den Begriff s. A. auf das 20. Jh. anwenden, könnten noch der Musiker Franc → Rauter, seine in beiden Sprachen dichtende Frau Flora → Rauter und der Komponist Anton → Nagele hinzugefügt werden, ebenso das Izobraževalno društvo → Kot [Bildungsverein Winkl], der 1903 gegründet wurde (siehe dort). Lit.: F. Kotnik  : Naši bukovniki, ljudski pesniki in pevci. In  : Narodopisje Slovencev, 2. Ljubljana 1946, 92–95  ; P. Zablatnik  : Pesmi koroških ljudskih pevcev, vižarjev in pesnikov. In  : L. Kramolc, M. Tomc  : Slovenska pesmarica, 2. Celje 1964, 123–132  ; P. Zablatnik  : Bukovniki – Volkspoeten. In  : Das slowenische Wort in Kärnten. Wien 1985, 90–97  ; H. Paulitsch  : Das Phänomen »Bukovništvo«. Klagenfurt [e. a.] 1990, 106–127  ; T. Sušnik  : Življenje in delo dr. Franca Sušnika. Prevalje 1994, 131–133  ; F. Sušnik  : Koroški delež v slovenski književnosti. In  : F. Sušnik. Zbornik ob stoletnici rojstva. Ravne na Koroškem 1998, 37–40  ; I. Kaiser-Kaplaner  : Die Marktgemeinde St. Jakob im Rosental/ Št. Jakob v Rožu. Klagenfurt [e. a.] 2007, 231–267.

Janko Zerzer

Slowenistik an der Universität Wien, → Dezember-

verfassung 1867  ; → Miklosich, Franz. Smidt-Zabierow, Franz (Kärntner Landespräsident),

→ Muri, Franz  ; → Assimilationszwang.

Smodej, Franc (Franz, * 17. November 1879 Šmartno

v Rožni dolini [Celje, Štajerska], † 21. September 1949 Beograd), Priester, Journalist, Politiker. Aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen stammend besuchte S. das Gymnasium in → Celje. Nach der Matura 1900 trat er im Herbst desselben Jahres in das → Priesterseminar der Diözese Gurk/Krška škofija ein. Ende des ersten Studienjahres wurde er zum Sekretär der → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen] gewählt. Die Funktion bekleidete er auch im Studienjahr 1902/1903, worauf er für ein Jahr (1903/1904) zum Obmann gewählt wurde. Hier begegnete er unter anderen seinen späteren Wegbegleitern Vinko → Poljanec, Janko Arnuš, Janko → Hornböck, Franc → Cukala, Janko → Dolinar, Ivan → Lučovnik und Anton → Benetek. Nach der Priesterweihe wirkte er als Kaplan u. a. in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu, St. Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni und Prevalje, als Provisor in Timenitz/Timenica (→ Klagenfurter Feld/ Celovško polje) und kam schließlich 1907 als Kaplan der Domkirche nach Klagenfurt/Celovec. Nach dem Ausscheiden Anton Ekars aus der Redaktion der Zeitschrift → Mir übernahm S. Ende 1907 dessen redakti-

onelle Leitung und wurde »provisorischer« Sekretär des → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten]. Den Mir leitete er bis Mai 1919. Durch seine Funktionen half er die Beziehungen des Katholischen politischen Vereins und der Kärntner Slowenen zur Slovenska ljudska stranka [Slowenische Volkspartei], die infolge der scharfen Auseinandersetzungen im Rahmen der Wahlrechtsreform 1906/1907 äußerst angespannt waren, zu normalisieren, andererseits verschärfte er durch seine Beiträge im Mir die Konflikte mit liberalen und sozialdemokratisch orientierten Slowenen und beschleunigte dadurch die Loslösung der Kärntner Slowenen von der Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda sowie dem Slowenischen Sparkassenverband in Celje (Zveza slovenskih posojilnic v Celju, → Genossenschaftswesen) und verfestigte dadurch eine expliziet kath. Orientierung der Zeitung und der Organisation selbst. In den Vereinsausschuss des Katholisch politischen Vereins wurde S. erstmals am 26. Oktober 1911 gewählt, das Sekretariat führte aber schon ab Jahresmitte 1911 Valentin → Rožič. S. trat ab 1907 als Redner bei unzähligen Versammlungen des Katholisch politischen Vereins und der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten] in Erscheinung. 1910 war er einer der Mitorganisatoren einer »privaten Volkszählung«, die real in drei Gemeinden durchgeführt wurde, aber zur mehrmonatigen behördlichen Sistierung der Vereinsarbeit des Katholischen politischen Vereins führte. Während des Ersten Weltkrieges setzte sich S. für die verfolgten slowenischen Geistlichen ein und agitierte 1917 für die → Maideklaration. Im August 1918 wurde er in den Narodni svet za slovenske dežele in Istro [Nationaler Rat für die slowenischen Länder und Istrien] ernannt. Nach dem Zerfall der Monarchie wurde er Obmann des → Narodni svet za Koroško [Nationaler Rat für Kärnten], die Narodna vlada [slowenische Nationalregierung] in Ljubljana ernannte ihn zum Kommissar für Kärnten/Koroška, delegierte ihn in den Narodni svet SHS [Nationaler Rat SHS] und danach in die provisorische Narodna skupščina [Parlament] nach Belgrad. Zwischen 1920 und 1925 war er Chefredakteur der Laibacher Tageszeitung Slovenec. Im Februar 1925 wurde er Abgeordneter der Skupščina (Parlament) und regte im Juli 1925 mit einer Interpellation über Österreich an Außenminister Ninčič und Ministerpräsident Trumbić eine der ersten »Anschlussdebatten« an. 1936

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Smole, Lovro

wurde er Senator des Königreiches Jugoslawien. In Belgrad gehörte er zu den leitenden Angestellten der staatlichen Presseagentur. Während der Okkupation (1941–1945) leitete er bis zu seiner Inhaftierung durch die Gestapo 1942 die Slovenska socialna pisarna [Slowenisches Sozialbüro]. Nach dem Krieg wirkte er als Priester in Zemun bei Belgrad. Lit.: SBL  ; OVSBL. – † Franc Smodej  : In  : KK V/1949, Nr. 42, 3  ; Novi duhovniški grobovi. In  : KMD 1951. Celje 1950, 60–61  ; J. Stergar  : Smodej, Franz. In  : S. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 318. Avguštin Malle

Bauern jahrhundertelang Untertanen von deutschen Kapitalisten, Grafen und Baronen, von denen sie sich bei der Volksabstimmung befreien könnten. S. wendete sich gegen bürgerliche Parteien sowie Personen, Publikationen und Veranstaltungen der österreichischen und Kärntner Sozialdemokratie, die zugunsten DeutschÖsterreichs agitierten. Die Deutschtümelei als negative Erscheinung im sozialen Umfeld der Arbeiterschaft wurde kritisiert (→ Deutschtümler). Lit.: Š. Bulovec, M. Malle, A. Malle  : Časniki in časopisi koroških Slovencev v Avstriji 1849–1983. In  : J. Liska [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Ljubljana, Celovec 1984, 284–299. Tina Bahovec

Smole, Lovro (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)].

Sodalitas (Katholisches Bildungshaus/Katoliški dom prosvete), → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega.

Smounig, Franz (* 2. Juli 1912 Mallestig/Malošče,

dalitas  … wurde 1906 als slowenische Priestervereinigung im Dienste der christlichsozialen Aufbruchsbewegung für das slowenischsprachige → Südkärnten/ Južna Koroška eingerichtet. Ihr Initiator war Lambert → Ehrlich, erster Präsident Dr. Andrej Wieser. Der statutarische Name war Sodalitas sacerdotum dioceseos Gurcensis in honorem Ssmi Cordis Jesu ad conservandum et promovendum spiritum sacerdotam, slow. Duhovniška sodaliteta krške škofije v čast presvetemu Srcu Jezusovemu z namenom ohranjanja in krepitve duhovniškega duha und geht auf das Vorbild der Sodaliteta presvetega Srca jezusovega (gegründet von Bischof Jakob Missia) in Ljubljana zurück, die selbst eine Zweigstelle der Wiener Associatio pereverantiae sacerdotalis (gegründet 1868 von Rudolf Koller) war. Diese folgte wiederum einem französischen Vorbild. Die Sodalitas war als Gegenpol zu den gesellschaftspolitischen Strömungen der Zeit, dem liberalen Antiklerikalismus, dem Sozialismus und dem Kärntner Deutschnationalismus konzipiert worden, wobei zunächst noch die ältere Generation von slowenischen Priestern Befürchtungen gegenüber den jüngeren, engagierten slowenischen Priestern hegte. Mit Unterstützung von Bischof → Kahn konnten am 11. Juni 1906 Valentin → Podgorc und Matija → Randl im Namen mehrerer Priester einen Satzungsentwurf vorlegen, so dass die Satzungen am 1. Juli 1906 im Kirchlichen Verordnungsblatt veröffentlicht wurden. Die Gründungsversammlung fand im Dezember 1906 in Eberndorf/Dobrla vas statt, wo Andrej Wieser, Propst

† 27. September 1941 Brandenburg-Görden), NS-Verfolgungsopfer, → Zeugen Jehovas. Socialist za plebiscitno ozemlje [Sozialist für das Volksabstimmungsgebiet], Velikovec (→ Völkermarkt), 19. September 1920–6. Oktober 1920, gedruckt bei Ljudska tiskarna, → Maribor. Erscheinungsweise unregelmäßig [laut Aufdruck »einmal pro Woche«], vier Nummern erschienen. Herausgeber Eksekutiva socialno-demokratičnega razredno zavednega delavstva na Koroškem [Exekutive der sozial-demokratischen klassenbewussten Arbeiterschaft in Kärnten], verantwortlicher Redakteur J. Macarol. Beiträge u. a. von Ignacij Mihevc. Sozialdemokratisch orientiertes Blatt mit slowenischem Hintergrund. Wirbt bei der → Volksabstimmung mit klassenkämpferischen und nationalen Argumenten für eine Stimmabgabe zugunsten des SHS-Staates  : Dessen Wirtschaftslage und sozioökonomische Perspektiven seien günstig, während es in Deutsch-Österreich Armut und Arbeitslosigkeit gäbe. Deutsch-Österreich sei keine sozialistische, sondern eine bürgerliche Republik, in der bald wieder die Habsburger herrschen würden, während über die Staatsform in → Jugoslawien noch nicht entschieden sei. Stellt die jugoslawische Sozialdemokratie als internationale Partei dar, die für die nationale Freiheit aller Völker und gegen nationale Unterdrückung der Slowenen in Kärnten/Koroška, aber auch der Deutschen in Jugoslawien auftrete. Laut S. waren die slowenischen Arbeiter und

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Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega, lat. So-

Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega

in → Maria Saal/Gospa Sveta, zum ersten Präsidenten und Matija → Randl, Vertreter des Dekanats Eberndorf/Dobrla vas, zum Stellvertreter gewählt wurden. Regelmäßige Treffen auf Dekanats- und Diözesanebene sollten der theologischen Fortbildung, dem Erfahrungsaustausch und der Stärkung der slowenischen Identität durch eine umfassende religiöse und kulturelle Weiterbildung dienen. Zusätzlich wurden hierfür slowenische christlich-soziale Ortsvereine im Rahmen der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlich-sozialer Verband für Kärnten], dem Dachverband der slowenischen katholischen Bildungsvereine in Kärnten/Koroška, gegründet, deren Zahl knapp vor dem Ersten Weltkrieg 50 erreichte. Ab 1928 wurden slowenische Bildungshäuser, die der religiösen und kulturellen Erbauung dienten, errichtet (siehe unten). Infolge der Kriegswirren des Ersten Weltkrieges konnten die Exerzitienheime nicht mehr ihren Aufgaben nachkommen. Ab Juli 1914 wurden slowenische Priester wegen vorgeblicher Serbophilie systematisch verhaftet, schikaniert und unschuldig zu schwerem Kerker verurteilt (→ Internierungen 1919  ; → Militärgerichtsbarkeit  ; Jan (Ivan) → Brabenec). Insbesondere aber wurden ab 1918/19 über 40 slowenische Priester (sog. Sodale) aus Kärnten/Koroška gewaltsam vertrieben. Das bedeutete insgesamt einen äußerst schweren Verlust von Humanressourcen unter den Kärntner Slowenen und hatte nachhaltig negative Auswirkungen für das ganze Volk bzw. die Volksgruppe im Land (→ Vertreibung 1920). Zu den vertriebenen Sodalen zählen nach Vrečar der Gründer und Theologieprofessor Lambert → Ehrlich, die Gründungsmitglieder Janko → Arnejc (Präfekt des → Marianums), Janko → Maierhofer (Pfarrer von Poggersdorf/Pokrče), Franc → Cukala (Kanonikus in Maria Saal/Gospa Sveta und später Generalvikar der Diözese → Maribor), ebenso Franc Lasser (Religionslehrer in Völkermarkt/Velikovec) und Matej → Ražun (Gründer der slowenischen Privatschule genannt → Narodna šola in St. Peter/Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu), Franc → Smodej (Redakteur der christlichsozialen Wochenzeitung → Mir), Janko Arnuš (Erbauer eines der ersten Arbeiterheime in Unterloibl/Podljubelj 1908), Franc Ksaver → Meško, Gregorij → Rozman (der spätere Bischof von Ljubljana), Franc → Treiber (Gründer der slowenischen Privatschule in St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu), Jurij → Trunk und Josip Zeichen (Direktor der Druckerei der → Mohorjeva).

Die notwendige Aufarbeitung der zivilisatorischen Tragödie der Kriegszeit, der Verfolgungen, der für die Slowenen traumatischen → Grenzfrage 1918–1920 sowie der Folgen der → Volksabstimmung von 1920 ging auch im Rahmen der Sodalitas nur langsam vonstatten, zumal die deutschnationalen Verfolgungen systematisch fortgesetzt wurden. So wurde 1921 der Vorsitzende der Sodalitas, Valentin → Limpel, in einem Schussattentat schwer verletzt, die polizeilichen Untersuchungen wurden rasch zu den Akten gelegt. In einer Denkschrift der »Vertreter der katholischen Slowenen in Kärnten« an den Gurker Bischof aus dem Jahr 1922 wiesen diese auf die Diskriminierungen der slowenischen Gläubigen innerhalb der Kirche bzw. seitens der Kirchenleitung hin, wobei Bischof → Hefter diese nicht entgegennehmen wollte. So kritisierten sie etwa die Einsetzung von Priestern ohne Slowenischkenntnisse in gänzlich oder überwiegend slowenischen Orten (Egg/Brdo, Thörl/Vrata, Göriach/Gorje, → Maria Gail/Marija na Zilji, → Viktring/Vetrinj, → Ferlach/ Borovlje, Grafenstein/Grabštanj, Timenitz/Timenica, St.  Philippen/Šentlipš, Ruden/Ruda und in Griffen/ Grebinj ebenso wie in den slowenischen → Wallfahrtsorten Perau/Perava und Maria Saal/Gospa Sveta). Die ersten Wahlen der Sodalitas nach dem Krieg wurden im Dezember 1922 abgehalten, denen regelmäßige Treffen folgten. Aus diesem Wirken erfolgte die Gründung der slowenischen Kirchenzeitung → Nedelja 1926. Erst mit dem slowenischen Gailtaler Theologen und Staatswissenschaftler Rudolf → Blüml kam 1927 wieder eine neue Dynamik in das Wirken der Sodalitas, die 1935 wieder 80 Mitglieder zählte. Doch führte auch der Zweite Weltkrieg zu eine weiteren zivilisatorischen Tragödie ungeheuren Ausmaßes für die Slowenen in Kärnten/Koroška. Die → Verfolgung slowenischer Priester setzte unmittelbar am Tage des → »Anschlusses« ein und zeigte ihre Systematik am Tag des Überfalls Hitlerdeutschalnds auf → Jugoslawien, als die letzten diesbezüglichen geopolitischen Hindernisse beseitigt wurden. Wieder wurden über 50 slowenische Priester von ihren Pfarren vertrieben und diese in dieser Hinsicht »ethnisch gesäubert«, zahlreiche Priester kamen ab 1939 in KZ oder wurden Opfer der → Deportationen 1942 (→ »Ethnische Säuberung«). Diese Verfolgungen bildeten Meilensteine der Kulturzerstörung, die durch die nachhaltige, kollektive Traumatisierung nach der Befreiung und Rückkehr erst ihre langfristigen Wirkungen zeitigen sollten (→ Assimilation und PTBS).

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Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega

Zur tiefen inneren politischen Zerrissenheit der Slowenen fügte sich die nationalideologisch begründete restriktive Haltung der kirchlichen Obrigkeit der Diözese → Gurk/Krška škofija, die erst im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil in der Diözesansynode 1971/72 (!) »auf eine neue Basis der Toleranz« (so Vrečar) baute. In zeitlicher Reihenfolge leiteten die Sodalitas Andrej Wieser (1906-  ?), Valentin Limpel (1910 [  ?]–1926), Dr. Martin → Ehrlich (1926–1929), Anton → Benetek (1929–1954), Dr. Rudolf Blüml (1954–1966), Aleš → Zechner (1966–1975), Avgustin → Čebul (1976–1987), Valentin Gotthart (1987–1992) und Jože Kopeinig (seit 1992). Bojan-Ilija Schnabl

Die Bildungshäuser (Exerzitienheime) der Sodalitas.

Auf Initiative slowenischer Priester in Kärnten/Koroška, die Mitglieder der Priestergemeinschaft Sodalitas waren, entstanden Ende der 20er- und Anfang der 30erJahre des 20. Jh.s in einigen Pfarren Südkärntens Exerzitienheime für mehrtägige Exerzitien (Exerzitien lat.: Übung  ; auch Abkürzung für geistliche Exerzitien) als Angebot für Priester und Laien. Dies geschah infolge der Beschlüsse der Diözesansynode aus dem Jahr 1923, die zur Erneuerung des religiösen Lebens in der Diözese → Gurk-Klagenfurt/Krška škofija die Förderung von Exerzitien und Besinnungstagen vorsahen. In Südkärnten/Južna Koroška entstanden solche Heime in den Pfarren St. Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu, Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi, Keutschach/Hodiše, Zell/Sele, Föderlach/Podravlje, Mellweg/Melviče, St. Margarethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu und Tainach/Tinje. Neben mehrtägigen Exerzitien fanden in diesen Heimen in größerem oder geringerem Ausmaß auch Kultur- und Bildungsveranstaltungen statt. Das Exerzitienheim → Tainach/Tinje war ursprünglich in den Räumlichkeiten der Propstei Tainach/Tinje untergebracht, wobei das Dekanat Tainach/Tinje, das zu jener Zeit weitgehend slowenisch war (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924), insbesondere weite Bereiche des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje und der angrenzend südlich und nördlich gelegenen Hügelgebiete abdeckte und gleichzeitig vom südlichen und nördlichen → Jauntal/Podjuna erreichbar war. Die ersten Exerzitien organisierte 1928 Dr. Martin Ehrlich. Sein Nachfolger, Propst Anton Benetek, stellte ab 1931 das gesamte zweite Obergeschoss der mächtigen Tainacher Propstei für Exerzitien und Besinnungstage

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zur Verfügung. Die letzten Exerzitien vor dem Zweiten Weltkrieg fanden in der Propstei 1937 statt. Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für die begonnene Arbeit. Die Heime wurden geschlossen, zweckentfremdet oder von den Nationalsozialisten in Besitz genommen. Nach dem Krieg knüpften einige Heime wieder an die Bewegung aus der Zwischenkriegszeit an und führten ein- und mehrtägige religiöse Übungen durch. Katoliški dom prosvete Sodalitas [Katholisches Bildungshaus Sodalitas]. In Tainach/Tinje fanden nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Exerzitien erst wieder 1951 statt. 1956 wurde in den Räumlichkeiten schließlich ein bäuerlicher Bildungshof/Kmečkogospodarska šola eingerichtet, in welchem bis einschließlich 1961 in den Wintermonaten mehrmonatige Kurse für Jugendliche und junge Erwachsene in slowenischer Sprache stattfanden. Da aufgrund der Errichtung des bäuerlichen Bildungshofes in den Räumlichkeiten der Propstei Tainach/Tinje die Durchführung von Exerzitien nur mehr erschwert möglich war, entschied sich die Priestergemeinschaft Sodalitas neben der Propstei ein eigenes Exerzitienheim zu errichten. So wurde 1961 neben der Propstei auf Initiative des Prälaten Dr. Rudolf Blüml sowie aus Mitteln der Verlassenschaft des Priesters Alojzij → Kuhar neben dem Propsteigebäude ein eigenes Exerzitien- und Bildungshaus errichtet, das 1981 und 1994 mit Unterstützung der Bevölkerung vergrößert und erweitert wurde und nunmehr als slowenisches und interkulturelles Bildungszentrum Katoliški dom prosvete Sodalitas [Katholisches Bildungshaus Sodalitas] am Schnittpunkt zwischen Klagenfurter Feld/Celovško polje, dem Jauntal/Podjuna und dem Völkermarkter Hügelland/Velikovško

Erster Jahrgang der slowenischen Landwirtschaftsschule in Tainach/Tinje 1950

Kulturhaus der Sodaliteta in Tainach/Tinje, Foto Daniel Sturm

Somer, Josef

Sokol, Franz (Kulturaktivist), → Schwabegg/Žvabek,

Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

Sokolsko društvo [Sokol Turn- und Sportverein], → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]  ; → Ferlach/Borovlje. Sokol, Turn- und Sportverein in Weizelsdorf/Svetna vas und in Maria Rain/Žihpolje, → Mišič, Dr. Franc. Somer, Josef (* 29. April 1844 Maria Rain/Žihpolje,

Tainach/Tinje, Mosaik von Mirko Rupnik (2013), Foto Daniel Sturm

Sodalitas

podgorje bedeutende Beiträge zur Erwachsenenbildung, zum interkulturellen Dialog und zur Integration leistet. Die Teilnehmer und Gäste kommen aus ganz Kärnten/Koroška, aus Slowenien sowie aus anderen Teilen Österreichs und darüber hinaus. Veranstaltungen finden in slowenischer und deutscher Sprache statt. Das Bildungshaus ist seit 1961 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser Österreich. Heute existierten von den in der Zwischenkriegszeit installierten Heimen noch jenes in St. Margarethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, welches jedoch nicht mehr für Exerzitien, sondern für pastorale und kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, und das Katholische Bildungshaus/Katoliški dom prosvete Sodalitas als Nachfolgeeinrichtung des Exerzitienheimes Tainach/Tinje. Daniel Sturm

Archive  : ADG. Quellen  : Kirchliches Verordnungsblatt für die Diözese Gurk (=

KVBl.), Nr. 8 (1906), 78–83. Lit.: ES ( J. Stergar  : Sodalitas). – Naši rajni duhovniki. Celovec 1968  ; J. Till  : Prälat, Pädagoge und Politiker. Rudolf Blüml. In  : J. Mikrut (Hg.)  : Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs, 8. Wien 2003  ; M. Vrečar  : Dokumentacija  : 100 let Sodalitete presvetega Srca Jezusovega. In  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združevanja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906– 2006). Celovec 2007, 355–480  ; D. Sturm  : Duhovniki Sodalitete in prosvetni domovi. In  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združevanja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 233–258. Web  : www.sodalitas.at (10. 7. 2012).

Sokol (Turnverein), → Graz.

† 12. September 1927 Klagenfurt/Celovec), Domkapitular, Mitglied des Kärntner Landesschulrates, Regens des Priesterseminars, Schulaufsichtsorgan. Im Jahr 1900 übernahm der 1869 ordinierte und 1877 promovierte S. die Leitung des → Priesterseminars, die er bis zu seinem Tod innehatte. Nach Kaplansjahren in Griffen/Grebinj und St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku bekam er das Kanonikat in → Völkermarkt/Velikovec (1876–1880), wo er als Religionslehrer tätig war. Danach kam er an den Klagenfurter Dom und als Katechet in Klagenfurter Schulen, als Pfarrer nach St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku (1885– 1889), wo er den Pfarrbesitz als Landwirt zu bewirtschaften hatte. Nach weiteren sechs Jahren als Dechant in → Bleiburg/Pliberk wurde er ins Domkapitel berufen (1895), dessen Domscholaster und Domdechant (1919) er wurde. S. leitete die Schulabteilung der Diözese, wurde Vizedirektor der theologischen Lehranstalt in Klagenfurt/Celovec, Mitglied des Bezirksschulrates Klagenfurt-Land/Celovec-dežela (1896) und Mitglied des Kärntner Landesschulrats (1900). Von S., Dechant des Dekanats Klagenfurt/Celovec Stadt und Land und Direktor der Lehranstalt, so wie vom damaligen Spiritual, Gregorij → Rožman, sind einseitige nationale Aktivitäten nicht bekannt, es herrschte ein Klima der Toleranz und des Konsenses. Zweimal soll S. als Bischof der Diözese → Gurk/Krška škofija vorgesehen gewesen sein. Er lehnte eine Berufung jeweils ab. Quellen  : ADG, Personalakt Somer.

Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 369–381. J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 182–183.

Josef Till

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Sommer, Gregor

Sommer, Gregor (Lehrer, 1848 Gründer eines slowe-

nischen Lesevereis, Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Somrak, Janez (Kulturaktivist), → Srce. Slovensko

katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Sorgo, Maks (Max, * 9. Oktober 1918 St.  Margare-

then im Rosental/Šmarjeta v Rožu, † bzw. vermisst gemeldet am 13. August 1944 Hyères bzw. bei Toulon [Frankreich]), Poet, Prosaist und Kulturaktivist. S. galt nach Zablatnik zu jenen erfolgversprechenden literarischen Talenten, die Hitlers Krieg den Kärntner Slowenen entriss. Julij → Felaher zufolge hat der Sohn eines russischen Kriegsgefangengen mit seiner Mutter Uršula Sorgo, die als Magd tätig war, in verschiedenen Orten des Unteren → Rosentales/Spodnji Rož gelebt und schließlich ab 1925 die Volksschule in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi und ab 1929 drei Klassen der Hauptschule in → Ferlach/Borovlje besucht. Sein Lehrer und späterer Schulinspektor Lorenc Just habe der Mutter geraten, den talentierten Sohn ins Gymnasium zu schicken, sein Religionslehrer aus Volksschulzeiten Štefan → Singer habe für dessen Aufnahme im Klagenfurter Schülerheim Vinzentinum gesorgt. So konnte S. 1932/33 die dritte Klasse der Realschule besuchen. Danach sei er im → Marianum aufgenommen worden und besuchte das klassische Gymnasium, wo er 1938 die Matura mit Auszeichnung absolvierte. Singer hat ihn auch weiter während des Studiums der Slavistik (insbesondere Russisch) und Anglistik (aber auch Italienisch und Deutsch) in Graz und in Wien bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht 1941 unterstützt. Wegen seines slowenischen Identitätsbewusstseins und der slowenischen Korrespondenz musste er sich nach Felaher vor einem Kriegsgericht rechtfertigen. Er war an der russischen Front und danach in Frankreich, wo er sich zuletzt am 13. August 1944 seiner Mutter aus Hyères (Hyères-lesPalmiers) im Var bei Toulon meldete. Nach Zablatnik und Felaher hinterließ er über 100 Gedichte mit erotischen, patriotischen und sozialkritischen Motiven. Erste dichterische Versuche veröffentlichte er im Schülerblatt Zvezda [Der Stern] im Marianum ab 1937 und plante in seiner Wiener Zeit bereits die Herausgabe eines Gedichtbandes. Valentin

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→ Inzko veröffentlichte zahlreiche Gedichte von S. in der Klagenfurter Zeitschrift Vera in dom (→ Publizistik). Sein Roman Pri Orehovih [Beim Nussbaumer] und der Beginn eines Trauerspiels über die Zeit der → Volksabstimmung sind infolge einer Hausdurchsuchung veschollen. Erhalten geblieben ist die erste Strophe seines Gedichtes/Liedes Bratje naprej [Brüder voran], das er bereits als Soldat geschrieben hat und das die Slowenen aus dem Rosental/Rož nach einer im Freundeskreis entstandenen Melodie sangen. Insbesondere ab 1937, als seine Mutter nach Polana/ Polana bei Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu gezogen war, war S., der ein ausgezeichneter Sänger und Tamburizzaspieler war, als Kulturaktivist engagiert (→ Chorwesen, → Kulturvereine, → Tamburizzamusik). Werke  : Vereinzelt publizierte Gedichte in Zvezda, Svoboda, Vera

in dom sowie in Das slowenische Wort in Kärnten/Slovenska beseda na Koroškem (siehe unten), S. 218–223  ; unveröffentlichte Sammlung von 105 Gedichten aus den Jahren 1937–1942 Pesmi, verschollene Prosa (Pri Orehovih) und Bühnendichtung. Lit.: SBL ( Julij Felaher)  ; OVSBL. – T. Butej  : Dvema tovarišema v spomin. In  : Svoboda (1951) 86–89  ; V. Inzko  : Koroški pesnik Maks Sorgo. In  : ViD 1 (1957) 1–2  ; M. Kmecl  : Književnost zamejskih Slovencev po plebiscitu. In  : Dialogi 6 (Maribor 1970) 661–671  ; M. Kmecl  : Novejša slovenska književnost na Koroškem. In  : E. Prunč, A. Malle (Hg.)  : Koroški kulturni dnevi, I. Zbornik predavanja. Maribor 1973, 153  ; M. Kmecl (Hg.)  : Ta hiša je moja pa vendar moja ni (Sodobna slovenska literatura na Koroškem). Ljubljana 1976, 146  ; P. Zablatnik  : Literatur der Kärntner Slowenen vom Jahre 1918 bis zur Gegenwart. In  : R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten/Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985, 176–177, 218–223. Bojan-Ilija Schnabl

Sozialstrukturen im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, → Nachbarschaft/soseščina im Unteren

Gailtal/Spodnja Ziljska dolina  ; → Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina.

Soziolekt, slow. socialna zvrst (jezika). Unter S. versteht man den spezifischen Sprachgebrauch durch verschiedene gesellschaftliche Gruppen. Gesellschaftliche Phänomene (Integration ebenso wie Ausgrenzung) sowie die durch den Zeitfaktor bedingte Entwicklung der Sprache an sich führen zur Bildung unterschiedlicher gruppenspezifischer, milieubedingter S. (Gruppensprachen, Jargons, Fachsprachen), die sich in Bezug auf die Sprachebene und Wortschatz bzw. → Terminologie unterscheiden (etwa S. ländlicher oder städtischer Bevölkerungsgruppen, der Arbeiterschaft, der »Vorstädte«, Slang, Gendersprache, spezifische S. der unterschiedli-

Spätjansenismus in Österreich

chen Generationen). In der Folge wirken diese ihrerseits wiederum identitätsstiftend und gruppenbildend. Eine weitere mögliche Sichtweise ist, → Standardsprache und → Dialekte als gesellschaftlich, im geografischen Raum geformte S. zu betrachten. In der öffentlichen Sprachdiskussion in Kärnten/ Koroška kommen in Bezug auf S. folgende Aspekte zum Tragen. Erstens wird in der Regel dem Konzept des S. insgesamt weniger Bedeutung zugemessen als einem statischen Gegensatz Dialekt versus Hochsprache innerhalb beider → Landessprachen. Im Verhältnis zwischen beiden Sprachen wird ein vermeintlicher Gegensatz zwischen dem slowenischen Dialekt des ländlichen Raums und einer sozial prestigereicheren, überregionalen deutschen Verkehrssprache betont (→ Windischentheorie). Es wird überdies der positiv besetzte, idealtypische, historische deutsche Kärntner Dialekt gleichsam ideologisch besetzt, der im Gegensatz zu einem fremden (Wiener) Hochdeutsch stünde. In diesem Sinne kann der deutsche Kärntner Dialektgebrauch außerhalb Kärntens als Meta-Soziolekt betrachtet werden, und zwar neben den spezifischen weiteren S. innerhalb der Kärntner Gesellschaft. Zudem unterliegt das Slowenische in Kärnten/ Koroška wie alle Sprachen ›natürlichen‹ Veränderungen in Zeit und Raum aufgrund innerer Migrationsströme sowie technischen und gesellschaftlichen Innovationen. Diese Veränderungen betreffen die regionalen → Dialekte (→ Dialektgruppe, → Ramovš) ebenso wie die einst vornehmlich durch den Kirchengebrauch gepflegte → Standardsprache (→ Liturgiesprache). Diese weist in neuerer Zeit durch den integrierenden Faktor der zentralen Bildungsinstitutionen in Klagenfurt/Celovec auch Aspekte eines regionalen Soziolekts bzw. Regiolekts auf. Eine synergetische Weiterentwicklung der slowenischen historischen, idealtypischen Dialekte und Mundarten sowie eine mit dem slowenischen Zentralraum harmonisierte Entwicklung der standardisierten → Umgangssprache in Kärnten/Koroška waren durch die Staatsgrenze ab 1945 strukturell nur eingeschränkt möglich. Das führte dazu, dass sich, im Unterschied zum 19. Jh., Klagenfurt/Celovec und der slowenische Sprachraum in Kärtnen/Koroška insgesamt von einem kulturell schöpferischen Zentralraum zu einem durchaus weiterhin kulturell schöpferischen, jedoch in Randlage befindlichen Sprachraum wandelten. Lit.: G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache

und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, VII, 562 S.; J. Toporišič  : Enciklopedija slovenskega jezika. Ljubljana 1992, 291  f.; N. Dittmar  : Grundlagen der Soziolinguistik. Tübingen 1997  ; I. Grdina, M. Stabej  : Slowenisch. In  : Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens (M. Okuka, Hg.). Klagenfurt 2002  ; H. MaurerLausegger  : »Čas za predajanje narečij iz roda v rod se žal izteka …«. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (Mai 2013) 3  ; B.-I. Schnabl  : Nekaj ključnih jezikoslovnih pojmov za javni diskurz na Koroškem, Iz »Enciklopedije slovenske kulturne zgodovine na Koroškem, od začetkov do leta 1942«. In  : KK 2015. Celovec 2014, 113–118. Bojan-Ilija Schnabl

Soziolinguistik, vgl. → Bildungssprache  ; → Gemischtsprachig  ; → Immersion  ; → Lingua franca  ; → Mischsprache  ; → Muttersprache  ; → Relevanz und Redundanz  ; → Soziolekt  ; → Sprachwechsel, mittelalterlicher  ; → Sprachmischung, mittelalterliche  ; → Umgangssprache  ; → Zweisprachigkeit  ; → Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner. Soziologie, vgl. → Akkulturation  ; → Assimilant  ;

→ Assimilation  ; → Assimilationszwang  ; → Deutschtümler  ; → Kryptoslowene. Spanheimer, → Herzöge von Kärnten/Koroška. Sparovc, Janez (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Spätjansenismus in Österreich. In Österreich war

es zu einer spezifischen, politisch und wirtschaftlich bedingten Rezeption und Anwendung der französischen Aufklärung und des → Jansenismus (vgl. auch Jurij → Japelj) gekommen. Beide Strömungen wurden von der Staatsführung gelenkt begrenzt eingesetzt, um das staatliche Reformprogramm durchzuführen. Die Reformen waren unumgänglich notwendig geworden, anders hätte der durch die Erbfolgekriege (1740–1748) und durch den Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wirtschaftlich ruinierte Staat nicht überleben können. Es musste eine Produktionssteigerung bei den Untertanen erreicht werden, um die Staatskassen zu füllen. Dies konnte nur geschehen, indem man die größten Grundbesitzer, die katholische Kirche und den Adel, in ihren Rechten und Eigenmächtigkeiten beschnitt. Beide beuteten die Untertanen aufgrund ihrer Privilegien für sich selber aus und ignorierten die Bedürf-

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Spätjansenismus in Österreich

nisse des Staates. Für eine Neuordnung aber konnte das Gedankengut der Aufklärung und des Jansenismus sehr gute Dienste leisten. Der Jansenismus hatte sich in Österreich zu einer politisch-religiösen Bewegung, eben zum Spätjansenismus entwickelt. Die theologische Grundlage der augustinischen Gnadenlehre stand nicht mehr vordergründig zur Diskussion, sie wurde von den praktisch-theologischen Konsequenzen verdrängt. Der moraltheologische Rigorismus drückte sich in den Vorschriften für ein asketisches, sittenstrenges und arbeitsames Leben aus. Die augustinisch-urkirchlichen Ideale reduzierten den Glauben auf ein konsequent antipäpstliches und antikuriales Denken sowie auf eine apostolisch verstandene Kirche, in der Papst, Bischöfe und Pfarrer gleichermaßen ihre Macht von Gott erhielten. Diese Art von Jansenismus war seit den 20er-Jahren des 18. Jh.s in fortschrittlichen Zirkeln zusammen mit einer möglichen katholischen Aufklärung diskutiert worden. Am Germanicum in Rom studierten die zukünftigen österreichischen Bischöfe. Sie wurden in diese Diskussion mit einbezogen und brachten dieses Gedankengut nach Österreich. Hinzu kamen die italienisch-österreichischen personellen Beziehungen (z. B. Antonio Ludovico Muratori 1672–1750), die im 18. Jh. sehr lebhaft und eine weitere Quelle für die Verbreitung des Jansenismus und Reformkatholizismus waren. Zudem war in der Kaiserfamilie eine philojansenistische Prädisposition vorhanden, so dass der Spätjansenismus gute Voraussetzungen für seine Verbreitung fand. Als in den 50er-Jahren des 18. Jh.s die Notwendigkeit einer Kirchenreform durch den Staat immer offensichtlicher wurde, konnte man bereits auf die antikurialen Elemente des Spätjansenismus ebenso wie auf die reformkatholischen Bestrebungen des aufgeklärten Klerus anknüpfen. Waren die theresianischen Reformen noch mit einem gemäßigten Spätjansenismus ausgekommen, so hat der Josephinismus den sich im Praxisbezug immer mehr radikalisierenden Jansenismus zusammen mit einer gelenkten begrenzten Aufklärung, die auf die Bedürfnisse der Staatsraison zugeschnitten wurde, dazu benützt, um die österreichische Kirchenreform in eine Staatskirche münden zu lassen. Der Spätjansenismus wird in seiner Symbiose mit dem → Josephinismus auch in den slowenischen Ländern eingeführt. Dass er für die Slowenen eine ganz besondere kulturpolitische Bedeutung erlangte und zeitlich viel länger wirksam blieb, ist einem besonderen Umstand zuzuschreiben  : 1773 wird Johann Karl Graf von → Herberstein, der radikalste unter allen spätjanse-

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nistischen Bischöfen und rückhaltloser Verfechter des Josephinismus, zum Bischof von → Ljubljana ernannt. Hier aber wird der Spätjansenismus von der slowenischen Wiedergeburtsbewegung in ihre Bemühungen eingebaut und erhält damit eine zusätzliche nationale Dimension (→ Preporod). Diese kulturpolitisch nationale Dimension ist es, die dazu führt, dass er in den slowenischen Ländern (hauptsächlich in der Diözese → Ljubljana, aber durch Jurij Japelj auch in Kärnten/ Koroška) um Jahrzehnte länger wirksam bleibt als im übrigen Österreich. Dabei sind die praktischen Reformen des Spätjansenismus, die den Untertanen auf das ora et labora beschränken, sekundär. Von primärer Bedeutung für die slowenische nationale Wiedergeburt sind die Auswirkungen des spätjansenistischen Bildungsinteresses, seine Kultur des gedruckten Wortes. Der Corpus der jansenistischen Bücher von Port Royal wird nachgedruckt und übersetzt, die Gläubigen werden in die Liturgie einbezogen und sollen die Bibel lesen, und zwar in der ihnen verständlichen Volkssprache (→ Liturgiesprache). Bischof Herberstein beauftragt seinen bischöflichen Notar Jurij Japelj mit der Leitung und Organisation der Übersetzung des gesamten jansenistischen Buchprogramms ins Slowenische. Eine ganze Reihe junger Hofkapläne hat die Aufgabe, unter Jurij Japeljs Leitung den jansenistischen Buchcorpus ins Slowenische zu übersetzen. Die Übersetzung dieser Bücher aus dem Französischen (z. T. auch aus dem Deutschen, sofern sie bereits in deutscher Übersetzung vorlagen) war für die Slowenen nicht nur eine philologische Herausforderung, sie war zugleich eine Bestätigung ihrer nationalen Identität. Diese ins Slowenische übersetzten jansenistischen Bücher erfuhren eine Vielzahl von Neuauflagen und erfüllten mehrere Funktionen  : einerseits dienten sie der Verbreitung des jansenistischen Gedankengutes, andererseits bewirkten sie die Auseinandersetzung mit den sprachlichen Problemen der slowenischen Schriftsprache und erreichten ein großes Lesepublikum (→ Standardsprache). Die Übersetzung Jurij Golmayers von François Philippe Mesenguys (1677–1763) Exercises de piété tirée de l’Ecriture sainte et de pères de l’Eglise (Sveta maša ino krščansko premišljevanje za vsak dan iz sv. pisma) erfuhr 18 Ausgaben zwischen 1783 und 1839. Matevž → Ravnikar (1802–1864) hat das Buch ab der 12. Ausgabe jeweils sprachlich geschliffen. Übersetzt wurde der Bibelkommentar von Antoine Arnauld (1612–1694) De la lecture de l’Ecriture sainte, ebenso Antoine Arnaulds La conversion du pêcheur, le directeur

Sprachenzählung

Ethnische Karte Kärntens, eigene Sprachenzählung 1910 (NUK – Z 282.4-6)

des âmes, les maximes pour le sacrement de pénitence. Jurij Japelj bewältigte selbst ein großes Übersetzungsprogramm, insbesondere eine neue Bibelübersetzung (das Erscheinen der bereits zum Druck eingereichten Übersetzung vom Marko → Pohlin hat Herberstein ausdrücklich verboten). Der ebenfalls von Jurij Japelj übersetzte josephinische Katechismus (Ta veliki katekizem s prašanjami in odgovori) erfuhr zwischen 1779 und 1809 sechs Auflagen. Hier konnte nur ein kleiner Teil des spätjansenistischen Übersetzungsprogramms der originalen jansenistischen Bücher angeführt werden, doch sollte damit darauf hingewiesen werden, welche Rolle der Spätjansenismus in Österreich für die kulturelle und sprachliche Entwicklung spielte. Auf kirchlicher Ebene blieb der Spätjansenismus auch nach der Rücknahme des Josephinismus spürbar. Quellen  : Wiener kirchliche Zeitung 1784–1787. Lit.: J. Gruden  : Pričetki našega janzenizma. In  : Čas 10 (1916) 121–

137  ; J. Gruden  : Janzenizem v našem kulturnem življenju. In  : Čas 10 (1916) 177–194  ; P. Regalat Čebulj O. F. M.: Janzenizem na Slovenskem in Frančiškani. Donesek h kulturni zgodovini Slovencev. Inavguralna disertacija v dosego bogoslovnega doktorata, predložena bogoslovni fakulteti v Zagrebu. Ljubljana 1922 [der Autor schreibt aus der Position heraus, die der katholischen Restauration im 19. Jahrhundert entspricht und den Jansenismus als Häresie verurteilt]  ; H. Klomps  : Ehemoral und Jansenismus. Köln 1964  ; B. Zolnai  : Ungarn und die Er-

forschung des Jansenismus. Deutsch-slawische Wechselseitigkeit in sieben Jahrhunderten. Festschrift für Eduard Winter. Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik 9 (Berlin 1956) 107–156  ; E. Garms-Cornides  : Ludovico Antonio Muratori und Österreich. In  : Römisch Historische Mitteilungen 13 (1971) 333–351  ; P. Hersche  : Der Spätjansenismus in Österreich. Wien 1977 (Schriften des DDr. Franz Josef Mayer-Gunthof Fonds Nr. 11 Verlag der ÖAW)  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovenski narodni preporod in njegovi neposredni odnosi s francoskim razsvetljenstvom in Janzenizmom. In  : ZČ 43 (1989) 359–363. Katja Sturm-Schnabl

Spöck, Gregorij (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Sporn, Janez (Pfarrer, Kulturaktivist), → Zvezda, Iz-

obraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]. Sprachenzählung, amtliche Erhebung des Sprach-

gebrauchs von Bevölkerungen bzw. ihrer Unterteilungen (nationale, regionale, ethnische → »Minderheiten« und Mehrheiten), am häufigsten im Rahmen allgemeiner Volkszählungen, u. U. aber auch als Sondererhebung. S. entstanden im Zuge der Identifizierung von sprachlicher und nationaler Zugehörigkeit in der ersten Hälfte des 19. Jh.s. Sie wurden mittels

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Sprachenzählung

verschiedener Sprachkonzepte (Mutter-, Familien-, wurde. Die politische Führung fürchtete die SprengUmgangssprache) und mittels verschiedener Me- kraft der Frage. thoden (Eigenzuordnung – »Bekenntnis«, amtliche Die Sprachenfrage wurde jedoch ab 1880 gestellt, Einschätzung) durchgeführt. Kirchliche und private und zwar bis 1910 in der Formulierung → »UmgangsSchätzungen machten den Anfang. Sie waren von sprache«. Die amtlichen Statistiker bevorzugten die Beginn an von nationalistischen Interessen bestimmt Erhebung der »Familiensprache«, setzten sich jedoch (z. B. Schuselka 1843  ; Österreichische National-En- im Terminus nicht durch. Sie formulierten die »Becyklopädie 1835). Der Aufbau einer amtlichen Statistik lehrung« für die Zähler entsprechend. 1880 lautete sie  : im Habsburgerstaat (1829 Statistisches Büro  ; 1840 »Sprache, der sich die zu zählende Person im gewöhnDirektion der amtlichen Statistik) brachte ab 1846 lichen Umgang bedient.« Es durfte nur eine Sprache erstmals eine offiziöse Sprachenstatistik aufgrund sein. Im Erhebungsbogen gab es keine Vorgaben, denn mehrerer Erhebungsschritte sowie unter Zuziehung die Menschen sollten u. U. ihre lokale Variante eintralokaler und regionaler Behörden mit sich. Sie mün- gen. In den Ländern der Stephanskrone, wozu das heudete in → Czoernigs »Ethnographie« von 1857, die tige Burgenland gehörte, war sowohl Fragestellung als v. a. am Verlauf der → Sprachgrenzen interessiert war auch Ablauf anders. und sich um eine unverzerrte Darstellung der SprachDie Befürchtungen trafen ein – die Volkszählungen verhältnisse bemühte (→ Ortsrepertorium). wurden immer stärker zu nationalen Referenden. InsInzwischen hatten die Internationalen Statistischen besondere in Wien und in Kärnten/Koroška sowie der Kongresse (abgehalten ab 1853 auf Anregung von A. Untersteiermark/Spodnja Štajerska kam es zu KonflikQuételet) sowie später das Internationale Statis- ten. Die Absichten der beamteten Statistiker, die auf tische Institut die Frage nach der Sprache zum Stan- eine halbwegs realitätsnahe Erhebung setzten, wurden dard-Programm künftiger Volkszählungen gemacht. vor Ort völlig unterlaufen. In Kärnten/Koroška setzte Cisleithanien entzog sich dieser Verpflichtung vorerst die deutschliberale Landesregierung die Frage zur stain seiner ersten »modernen« Volkszählung von 1869 – tistischen → Germanisierung ein, wobei Druck durch »modern«, weil nun die »Wohnbevölkerung« gegenüber die Zählkommissare und vereinzelt auch gerichtliche der bisherigen »einheimischen Bevölkerung« erhoben Verfahren angewandt wurden.

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Slowenische Besiedlung und ethnische Verhältnisse in Kärnten, amtliche slowenische Sprachenzählung 1910 (NUK – Z 282.4-72)

Sprachenzählung

Sprachenzählung nach Martin Wutte, 1900 (NUK – Z 282.4-98)

Gegen Ende der Monarchie schien sich eine Natio- der »Kulturkreiszugehörigkeit«, nach der »Sprache, zu nalitätenerhebung anzubahnen. Dagegen leistete die deren Kulturkreis der Befragte sich zugehörig fühlt«. amtliche Statistik Widerstand, auch gegen eine Erhe- Dollfuss wollte auch mit Blick auf Kärnten/Koroška bung der → Muttersprache, die »nicht von amtlichem vermeiden, »dass die Ergebnisse der Volksabstimmung Interesse« sei. Es überwog schließlich die Tendenz, sich in Frage gestellt würden«. Bei der Veröffentlichung am ethno-nationalen Bekenntnisprinzip zu orientieren der Ergebnisse (Österreichisches Statistisches Zentralamt und nicht an der sprachlichen Herkunft. 1935, 26) zur Volkszählung hieß es  : »Die Fassung der In der allerersten Nachkriegszählung von 1920 Fragestellung nähert sich somit einem Volkszugehörigwurde keine Sprachenfrage gestellt, da es nur um keitsbekenntnis, nur dass dieses nicht frei und losgelöst Grundinformationen (Zahl der Einwohner) ging. Die von der objektiven Grundlage einer Sprache gegeben zweite Nachkriegszählung von 1923 ist außerordent- werden konnte. lich schlecht dokumentiert und wegen fehlender Mittel Mit dieser Begriffsbestimmung hat Österreich […] nur teilweise aufgearbeitet. An der Sprachenfrage war dem subjektiven Zugehörigkeitsgefühl zu einer Volksman jedoch interessiert. Die Fragestellung zeugt vom gemeinschaft bestimmenden Einfluss eingeräumt. Interesse an den tatsächlichen Sprachverhältnissen. Die Maßgebend hierfür war, dass die Sprache nur dort als Frage ging nach der »Denksprache«  : »Sprache, die die gültiges Merkmal der Volkszugehörigkeit genommen zu zählende Person am besten spricht und in der sie werden durfte, wo objektive sprachliche Zugehörigkeit denkt.« Dieser Frage wurde im letzten Moment eine und Volkszugehörigkeitsgefühl sich deckten. Besonders nach der »Rasse« hinzugefügt  ; sie sollte die jüdische bei vorhandener Gemischtsprachigkeit richtet sich das Bevölkerung erfassen. Sie wurde jedoch von dieser boy- Volkszugehörigkeitsgefühl häufig nicht nach dem Volkskottiert, sodass keine Auswertung vorgenommen wurde. tum der Abstammungssprache, sondern nach dem einer Die sprachlichen Minderheiten wiesen auf eine neu hinzugelernten Sprache [→ Gemischtsprachig]. In unfaire Durchführung der Volkszählung hin. Wieder solchen Fällen verliert die Sprache die Aussagekraft standen die Zählkommissäre, ihre Auswahl und ihr von für die Volkszugehörigkeit, die ihr normaler Weise zuden Landesbehörden gedecktes Vorgehen im Mittel- kommt, und gibt ein unrichtiges Bild der Zugehörigpunkt der Beschwerden. Klagen kamen hauptsächlich keitsverhältnisse. So lagen in Österreich die Dinge beaus Kärnten/Koroška und aus Wien, kaum hingegen sonders in Kärnten/Koroška, wo ein erheblicher Teil der Personen slowenischer Herkunft sich zur deutschen aus dem Burgenland. 1934 wurde die Frage nach der Sprache jener nach Volksgemeinschaft bekannte […]«. Es war Wilhelm der Zugehörigkeit im Ministerrat vorgezogen, um nicht Winkler, der dies betrieb, obwohl als Autor u. a. OsGelegenheit für nazideutsche Propaganda zu bieten. kar Gelinek genannt wurde – systemkonformer Leiter Die Formulierung vermied die Frage nach der Mutter- der NS-Volkszählung nach der Zwangspensionierung sprache, aber auch der Umgangssprache  ; sie ging nach Winklers wegen seiner jüdischen Frau im Jahr 1939.

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Spracherwerb

Im Gegensatz zu den bisherigen Zählungen wurde die Volkszählung von 1939, nach dem → »Anschluss« bereits von den deutschen Behörden organisiert, mit doppeltem Interesse eingesetzt  : Sie sollte mit der Sprachenfrage eine nach der Volkszugehörigkeit kombinieren. Die NS-Behörden wollten möglichst genau erfahren, wie viele Kärntner tatsächlich noch slowenisch sprechen. Sie versuchten eine wahrheitsgemäße Angabe durch eine Strafandrohung zu erzwingen. Eine deutliche Unterschätzung konnten sie damit nicht verhindern. Zahl und Anteil jener, die Slowenisch als »Muttersprache« angaben (»Sprache, in der der Mensch denkt und derer er sich in seiner Familie und im häuslichen Verkehr am liebsten bedient, weil sie ihm am geläufigsten ist«), lag höher als jemals in der Ersten Republik. Allerdings gab nur etwa ein Sechstel jener, die Slowenisch oder → »Windisch« als Muttersprache einschrieben, auch slowenische oder → »windische« Volkszugehörigkeit an. An einer größeren Zahl nationalbewusster Slowenen waren die Nationalsozialisten nicht interessiert. Die Ergebnisse der Volkszählung brachten für Kärnten/Koroška eine im Habsburgerstaat stetige und mit dem Übergang zur Republik sprunghafte Abnahme von »Slowenisch«. Im Jahr 1880 waren es auf dem Gebiet des »alten« Landes Kärnten/Koroška (d. h. mit dem → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, den ehem. Gemeinden Jezersko [Seeland] und → Mežiška dolina [Mießtal]) noch 102.252 bzw. 29,7 % der Kärntner Bevölkerung. Zahl und Anteil sanken bis 1910 auf 82.212 Personen bzw. 21,2 %. Dann kam der Knick 1923 mit 37.292 bzw. 10,1 % – dazwischen gab es einen leichten Gebietsverlust des Landes. 1939 hingegen gaben 43.179 Menschen Slowenisch oder »Windisch« als Muttersprache an (14,4 %), jedoch nur 3,8 % eine entsprechende Volkszugehörigkeit. In Wien stieg Zahl und Anteil von »Tschechisch« bis 1900 erheblich und ging dann zuerst in Anbetracht der Massen-Übersiedlungen in die ČSR nach 1918 eher erstaunlich wenig (von rund 98.000 1910 auf 78.000 1923) zurück, jedoch im nächsten Jahrzehnt auf die Hälfte (38.653 im Jahr 1934). Bei der Sprachenfrage waren es wieder 52.275, aber nach Volkszugehörigkeit nur ein Drittel davon. In Deutsch-Westungarn (Burgenland) gingen Zahl und Anteil von »Deutsch« bis 1910 etwas zurück, »Kroatisch« hielt sich und nahm dann in der Republik ab (von 15,0 % 1910 auf 13,5 % 1934). »Ungarisch« nahm bis zum Kriegsausbruch von 4,1 % 1880 auf 9 % 1910 zu und machte nach 1922 einen Sprung nach unten (1923  : 5,4 % – Rücksiedlungen nach Trianon-Ungarn).

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KS, 1. 4. 1925

Lit.: ES ( J. Fischer  : Popis prebivalstva). – J. v. Csaplovics  : Croaten und Wenden in Ungern. Pressburg 1828  ; National-Encyklopädie oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes […] (6 Bd.; Hg. J.  J.  H. Czikann und F. Gräffer.] Wien 1835–1837  ; [F. Schuselka] – Anonym  : Ist Österreich deutsch  ? Eine statistische und glossierte Beantwortung dieser Frage. Leipzig 1843  ; K. v. Czoernig  : Ethnographie der österreichischen Monarchie. Wien 1857  ; Österreichisches Statistisches Zentralamt  : Volkszählung 1934. Textband. Wien 1935  ; T. Veiter  : Die Sprach- und Volkszugehörigkeit in Österreich nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1939. In  : Europa Ethnica 22 (1965) 109–123  ; M. Glettler  : Die Wiener Tschechen um 1900. München 1972  ; E. Brix  : Die Umgangssprachen in Altösterreich zwischen Agitation und Assimilation. Die Sprachenstatistik in den cisleithanischen Volkszählungen 1880–1910. Wien 1982  ; W. Gamerith  : Ethnizität und ihr zeitlich-räumlicher Wandel anhand von Volkszählungsergebnissen. Das Beispiel der Kärntner Slowenen (=  Klagenfurter Geographische Schriften  ; 12). Klagenfurt 1994  ; T. Priestly  : The Slovene Minority Population in Carinthia and Styria in 1927  : Some new Data. In  : ÖOH 39 (1997) 263–278  ; A. F. Reiterer  : Minderheiten wegzählen  ? Methodische und inhaltliche Probleme amtlicher Sprachenzählungen. In  : R. Vospernik, M. Pandl (Hg.)  : Ortstafelkonflikt – Krise oder Chance  ? Dokumentation. Klagenfurt 2004  ; A. Malle  : Wohin verschwinden die Kärntner Slowenen  ? In  : Historicum. Zeitschrift für Geschichte (Winter 2004/2005) 23–29  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik – zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010, 39–51 (Volkszählungen bis 1939) 105–130, (Volkszählungen 1951–1971) 155–226 (Volkszählungen 1976–2001).

Albert F. Reiterer

Spracherwerb, vgl. Sachlemmata  : → Bildungssprache,

→ Goldene Bulle aus 1356  ; → Immersion  ; → Kulturvereine  ; → Laienspiel  ; → Lingua franca  ; → Mischsprache  ; → Muttersprache  ; → Schulwesen  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A  ; → Theater.

Sprachgeschichte, slowenische

Sprachgattungen. Für die Funktionen und den alltäg-

lichen Gebrauch von Sprachen gibt es viele Benennungen. Ein grundlegender Unterschied ist der Gebrauch als Sprechsprache oder, im Gegensatz zum → Dialekt (nur Sprechsprache), als Schriftsprache. Die Schriftsprache (dt. Synonym auch Hochsprache/Hochdeutsch) ist standardisierbar und standardisiert (→ Standardsprache). Es gibt einen monozentralen Typ (Russisch, Französisch, Italienisch) und einen polyzentralen (Englisch, Deutsch). Slowenisch gehört dem monozentralen Typ an. In der Regel schreibt man in der Standardsprache, daher auch das Synonym Literatursprache oder funktional abgrenzend Wissenschaftssprache, Fachsprache (→ Terminologie). Hinsichtlich der hoheitlichen Verwendung spricht man von Staatssprache, bei Minderheitenstatus auch von → Landessprache oder Regionalsprache. Hinsichtlich der hoheitlichen Verwendung in den staatlichen Institutionen spricht man von → Amtssprache, Verwaltungssprache, Hofsprache (→ Adelssprache), Heeressprache (Kommandosprache), Schulsprache (→ Schulwesen) sowie von Kirchen- bzw. → Liturgiesprache (im kirchlichen Bereich, Gottesdienst, Sakramente, Beichte). Anerkennt man eine Sprachgemeinschaft, ungeachtet von Staatsgrenzen, spricht man von Sprachnation und → Nationalsprache. Als Sprachbekenntnis bei → Sprachenzählung in mehrsprachigen Gebieten werden Begriffe wie → Muttersprache, Familiensprache oder bisweilen die sprachpolitisch motivierte → Umgangssprache (in der Monarchie) oder Alltagssprache verwendet. Die Umgangssprache reicht je nach Gesprächspartner oder Anlass von der Familiensprache (meist ein → Dialekt, Synonym Mundart) bis zu überregionalen Varietäten eines größeren Gebiets und der Standardsprache. Die Standardsprache wird schriftlich und bei besonderen Anlässen mündlich verwendet. In dieser Form meist (unbewusst) mit regionalsprachlichem Einschlag (Dialekt) oder durch einen → Soziolekt geprägt. Ein weiterer, gelegentlich verwendeter Terminus ist Volkssprache, nämlich die Schnittmenge aller sprachlichen Möglichkeiten. Für die deutschsprachigen Kärntner  : das Strahlungsfeld der regionalen Dialekte und des süddeutschen Standards österreichischer Prägung. Für die zusätzlich zum Deutschen slowenischsprachigen Kärntner  : das Strahlungsfeld der slowenischen Standardsprache und der verschiedenen kärntnerslowenischen Dialekte (→ Dialektgruppen). Es gibt eigentlich ungeachtet der wissenschaftlichen Kategorisierungen keinen kärntnerslowenischen Dialekt. Wer weder

Standard-Slowenisch noch einen traditionellen Dialekt spricht, verwendet diese Mischung aus Standard-Slowenisch und verschiedenen Dialekten  : eine Art kärntnerslowenische Volkssprache (Koiné). Beachtenswert ist die für Slowenen tabuisierend gebrauchte Bezeichnung die Zweisprachigen im Gegensatz zum allfälligen (nicht verwendeten) die Einsprachigen für die nur deutschsprachigen Kärntner (→ Gemischtsprachig  ; → Zweisprachigkeit  ; → Zweisprachigkeitsideologie, Kärntner). In zweisprachigen Gebieten mit Zugehörigkeit zu zwei verschiedenen Nationalsprachen (Standardsprachen) spielt die Verwendung (→ Relevanz und Redundanz von Sprachen) und das Bildungsangebot (→ Schulwesen) eine entscheidende Rolle. Zur qualitativen Ausbildung in beiden Sprachen ist daher ein pädagogisch und soziolinguistisch gleichwertiges Angebot für Slowenisch und Deutsch notwendig. Das ist weder materiell noch fachlich verwirklicht. Während Deutsch in allen Lebensbereichen und Sprach-/Sprechsituationen möglich ist, wird Slowenisch als Minderheitensprache reduziert auf das gesellschaftliche Leben in einem offiziell (restriktiv) festgelegten Territorium und dort in rechtlich relevanten Aspekten in unterschiedlichem Grad gehandhabt  : im zweisprachigen Grundschulwesen (gemeinsam/getrennt), in der Kirche und in beschränktem Maß im hoheitlichen Bereich. Die Zweisprachigkeit der Region scheint teilweise auf in öffentlichen und privaten Aufschriften »topografischer Natur«. Die Beherrschung von zwei Sprachen ist in der zweisprachigen Region für den alltäglichen Umgang für die Angehörigen der → »Minderheit« notwendig, im Hinblick auf die anderssprachige (Mehrheits-)Bevölkerung und die Bevölkerung außerhalb dieser Region, eines Landes oder Staates, kulturell durchaus wertvoll. Das ist für den Spracherhalt jedoch nicht ausreichend, weshalb sich die Verfechter der kulturellen und sprachlichen Vielfalt für eine Erhöhung der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Relevanz der Minderheitensprache allgemein einsetzen (→ Amtssprache). Lit.: S. Hafner, E. Prunč (Hg.)  : Die slowenische Volkssprache in Kärnten. Wien 1982  ff. (ÖAW)  ; O. Kronsteiner  : Die Slowenen – das zweisprachig(st)e Volk Europas. In  : Die Slawischen Sprachen 27 (1991) 165–198  ; Th. Veiter  : Verfassungsrechtslage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich 1918–1938. Wien 1980  ; H. Goebl  : Dialektometrie. Prinzipien und Methoden des Einsatzes der Numerischen Taxonomie im Bereich der Dialektgeographie. Wien 1982.

Otto Kronsteiner

Sprachgeschichte, slowenische, → Standardsprache.

1273

Sprachgrenze, slowenische Otto Kronsteiner: Die Westgrenze slawischer (karantanerslowenischer) Toponyme in Österreich

Sprachgrenze, slowenische. Die heutigen Grenzen von Sprachgebieten sind legistisch relativ gut definiert. Ein Problem ist ihr Erkennen in der Vergangenheit, wo es keine Umfragen oder Volkszählungen gab. Gelegentlich geht aus (mittelalterlichen) Urkunden hervor, dass man in einer bestimmten Gegend sclavanice spricht oder dass etwas vulgari vocabulo so heißt. Meist ist die lingua vulgaris nur das »Gegenteil« zum Latein der Urkundensprache, sonst aber nicht benannt. Die beste Auskunft geben topografische Benennungen. In Bezug auf das Slowenische zeigen die → Toponyme die Regionen, wo einmal sclavanice (= slowenisch) gesprochen wurde und das Territorium, das ungefähr zum ducatus → Carantanorum gehörte. Klare Grenzen gibt es nicht. Sicher war die Donau eine Grenze, nördlich der das »Slawische« zum Tschechischen tendiert. In der slowenischsprachigen und deutschsprachigen Geschichtsforschung gibt es unterschiedliche Darstellungen der früheren Ausbreitung des Slowenischen. Die Karten (Kronsteiner) zeigen, wo vom 8. bis zum 12. Jh. die

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geografische Umwelt slowenisch benannt und wo der → Slowenenzehent eingehoben wurde. Ab dem 12. Jh. nimmt die bairische Benennung deutlich zu. Besonders an den nördlichen Rändern Karantaniens, in Oberund Niederösterreich. In den abgelegenen → windischen Orten, im Salzburger Lungau und in Osttirol hat sich das Slowenische länger gehalten. Es blieben vereinzelt Sprachinseln übrig  : Windischgarsten, Windisch Matrei, Windischendorf. Am längsten wurde in der Steiermark/Štajerska und in Kärnten/Koroška (bis heute) Slowenisch (→ Slovenia submersa) gesprochen. Diese Diminuierung des Sprachgebiets geht im Mittelalter und in der frühen Neuzeit keineswegs, wie literaturüblich behauptet, auf geplante → Germanisierung zurück, sondern auf sozial bedingten → Sprachwechsel innerhalb einer oder zweier Generationen. Wenn sich die Zugehörigkeit zu einer Herrschaft (neue Besitzverhältnisse) ändert, ändert sich gewöhnlich auch die Sprache zugunsten der Herrschenden (Besitzer), ohne dass eine »Völkerwanderung« stattfindet (→ Kontinu-

Sprachgrenze, slowenische

ität, → Inkulturation). Ein viel diskutiertes Thema der slowenischen Geschichtsforschung ist die Nordgrenze (severna slovenska narodnostna meja) und die Westgrenze. Die Westgrenze ist toponymisch seit dem 8. Jh. leicht erkennbar. Westlich der Linie »Kremsmünster – Totes Gebirge – Salzburger Pongau und Lungau – Osttirol« gab es keine slowenischen Toponyme (→ Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; → Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg). Die Nordgrenze ist im Lauf von Jahrhunderten nach Süden gewandert, wobei die S. vom 15. bis zum 19. Jh. relativ stabil war (vgl. Paolo → Santoninos Anmerkung zu den sprachlichen Verhältnissen im Oberen → Gailtal/Zgornja Ziljska dolina von St. Daniel ostwärts im 15. Jh., → Ortsverzeichnis 1860, → Ortsverzeichnis 1880 oder die dialektalen slowenischen Ortsnamen bei → Kranzmayer). Ab dem 19. Jh. setzt die ethnopolitisch motivierte → Germanisierung der Slowenen ein, die bewusst soziale und soziolinguistische Phänomene instrumentalisiert. Sie führt in manchen Kulturlandschaften, die bis dahin zum geschlossenen Siedlungsgebiet der Slowenen zählten (etwa nördlich des Wörther Sees/Vrbsko jezero im → Moosburger Hügelland/Možberško gričevje oder im Klagenfurter Feld/Celovško polje, → Czoer­ nig 1856), zu einem sehr weit gehenden bis völligen Sprachwechsel (→ Assimilation), in anderen zum heutigen noch immer nicht ganz klar definierten zweispra-

1275

Sprachgrenze, slowenische

chigen Gebiet. In diesem war aufgrund des Staatsvertrags von 1955 verfassungsrechtlich vorgesehen, dass alle Aufschriften topografischer Natur (nicht nur die Ortstafeln aufgrund der Straßenverkehrsordnung) deutsch und slowenisch sein sollten. Bis 1918 verläuft nach Grafenauer und Domej die slowenisch-deutsche Sprachgrenze vom Garnitzenbach im Westen über → Hermagor/Šmohor um das deutschsprachige → Villach/Beljak herum nördlich des Wörther Sees/Vrbsko jezero durch das → Zollfeld/ Gosposvetsko polje über den Magdalensberg/Štalenska gora bis sie südlich von Brückl/Mostič die Gurk/Krka überquert (differenzierend dazu → Ortsverzeichnis 1860). Bei Diex/Djekše auf der → Saualpe/Svinška planina erreicht sie den nördlichsten Punkt in Kärnten/ Koroška. Westlich von Lavamünd/Labod erreicht sie die Drau/Drava und verläuft den Fluss entlang bis zur Staatsgrenze. Diese S. teilte Kärnten/Koroška in zwei Teile. Südlich dieser Linie gab es im ländlichen Bereich eine slowenischsprachige Bevölkerung. Neben der territorialen S. (im Raum) entwickelte sich eine Art sozialer S. (in der Gesellschaft). Ein Teil des hohen Adels war fremder (nicht slawischer) Herkunft. Bald wurde jener Teil des slawischen/slowenischen Hochadels, der seine gesellschaftliche Position beibehielt, zumindest kulturell assimiliert. Die Kenntnis der slowenischen Sprache war bei dieser führenden Gesellschaftsgruppe nicht unüblich. Ähnlich verlief die Ent-

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Sprachgrenze, slowenische

Kombinierte Darstellung der Sprachgrenze 1870–1910 (NUK – Z 282.4-28)

wicklung mit zeitlicher Verschiebung auch beim niederen Adel (→ Adelssprache). Eine soziale S. bildete sich auch im städtischen Bereich, wo der wirtschaftlich einflussreiche Teil des Bürgertums überwiegend deutschsprachig war. Das Slowenische blieb aber in den Städten und Märkten innerhalb des slowenischen (territorialen) Gebietes eine deutlich präsente Sprache (→ Eidesformeln, → Klagenfurter Marktordnung aus 1793  ; → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden). Ein besonderes Thema bleibt das Slowenische in der Kirche als Sprache der Gottesdienste und Predigten (→ Liturgiesprache, → Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924).

Lit./Web  : B. Grafenauer  :  Narodnostni razvoj na Koroškem od srede 19. stoletja do danes. In  : B. Grafenauer, L. Ude, M. Veselko  : Koroški zbornik. Ljubljana založba Slovenije, 1946, 117–248   ; E. Kranzmayer  : Ortsnamenbuch von Kärnten I–II. Klagenfurt 1956–1958  ; R. Pavlovčič  : Zgodovinski atlas Slovenije. Ljubljana 1960  ; T. Veiter  : Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich. Wien 1970  ; O. Kronsteiner  : Die slawischen geographischen Namen Österreichs. In  : Österreichische Namenforschung 2 (1973) 32–58  ; K. SturmSchnabl  : Die Slovenischen Mundarten und Mundartenreste im Klagenfurter Becken. Wien 1973 (Diss.)  ; O. Kronsteiner  : Kartographische Darstellungen der Grenzen zwischen dem West- und Südslawischen auf österreichischem Gebiet. In  : Österreichische Namenforschung 1 (1974) 10–18  ; O. Kronsteiner  : Die slowenischen Namen Kärntens in Geschichte und Gegenwart (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 1). Wien 1974  ; O. Kronsteiner  : Die frühmittelalterlichen Sprach- und

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Sprachgrenze im 18. Jahrhundert in Kärnten/Koroška

Besiedlungsverhältnisse aus namenkundlicher Sicht. In  : Österreichische Namenforschung 2 (1976) 5–24  ; H. Haas, K. Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten. Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Sprache und Herrschaft. Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft. Wien 1980 (Reihe Monografien 1)  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848. Wien 1986 (Diss.)  ; B. Grafenauer  : Oblikovanje severne slovenske narodnostne meje. Ljubljana 1994 (http://www.sistory.si/?urn=SISTOR :ID:26736)  ; O. Kronsteiner  : Sind die slawischen Ortsnamen Österreichs slawisch, alpenslawisch oder slowenisch  ? Über Identitäten jenseits heutiger Sprachgrenzen. In  : Die Slawischen Sprachen 58 (1998) 81–99  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do druge svetovne vojne. In  : Obdobja 26. Ljubljana 2009  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten. Ljubljana 2010. Otto Kronsteiner

Sprachgrenze im 18. Jahrhundert in Kärnten/Koroška. Eine ältere und im Vergleich zu den meisten aus

der Zeit bis zur Mitte des 19. Jh.s stammenden Beschreibungen genauere Quelle über den ethnischen und sprachlichen Zustand in Kärnten/Koroška beinhalten die Unterlagen, die für die josephinische Neuregulierung der Diözesangrenzen in → Innerösterreich angefertigt wurden (→ Josephinismus). Es handelt sich um vier Verzeichnisse, die zu Beginn der 80er-Jahre des 18. Jh.s verfasst worden sind  : – Plan zu besserer Eintheilung der Bisthümer in InnerÖsterreich. Seelenzahl und Sprachzugehörigkeit nach den einzelnen Pfarren Innerösterreichs. (I) – Catalogus Parochiarum et Curatiarum Dioecesis Goritiensis in Carinthia (II) – Verzeichnüß jener Pfareyen, und Vicariaten des Hochfürstlich Salzburgischen und Laväntinischen Kirchensprengel in Kärnthen, in welchen sowohl ganz, als zum Theil die windische Sprache üblich ist (III) – Tabelle der Pfarren und Local-Curatien des Bistum Laybacherischen Kommisariats St. Nicolai außer Villach (IV) Kleinste administrative Einheit, für die die sprachliche Zugehörigkeit der Bevölkerung angegeben wurde, ist in der Regel die vorjosephinische Pfarre, zum Teil sind es auch kleinere Einheiten wie Vikariate und Kuratien. Die Daten über die sprachliche Zugehörigkeit der Bevölkerung aus diesem Zeitraum sind deshalb von besonderer Bedeutung, da sie aus einer Zeit stammen, als die moderne → Germanisierung noch nicht voll wirksam wurde. Eine Kombination dieser vier Quellen und der darin aufscheinenden Angaben über die Sprache der

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Pfarrbevölkerung ergibt von Westen Richtung Osten folgenden Verlauf der deutsch-slowenischen Sprachgrenze in Kärnten/Koroška  : Pfarre bzw. Seelsorgestation Egg/Brdo Förolach/Borlje St. Stefan a. d. Gail/Štefan St. Georgen vor Bleiberg/Šentjur Kreuzen Stockenboi

Quelle Sprache der Gemeinde I

windisch

II

Vindica

I

windisch

II

Vindica

I

deutsch

II

Vindica

I

Vindica

II

Vindica et germanica

I

deutsch

II

Germanica et vindica

I

deutsch

II

Germanica, et Vindica in parte

Bleiberg bei Villach/Plajberk

I

deutsch

II

Germanica in parte pro

I

windisch

II

Vindica seu Slava

paucis aliquibus Vindi Arnoldstein/Podklošter Fürnitz/Brnca St. Martin bei Villach/Šmartin

I

windisch

II

Vindica seu Slava

I

deutsch

II

Germanica excepto unice pago in quo usus est lingua Vindica

St. Nikolai bei Villach/Šmiklavž

I

deutsch

IV

Lingua est mixta tam Ger-

I

windisch

II

Vindica

manica quam Sclavonica Maria Gail/Marija na Zilji Gottestal/Skočidol

I

windisch

Köstenberg/Kostanje

I

windisch

III

windisch

St. Martin an Techelsberg/

I

windisch

Šmartin na Teholici

III

windisch

Maria Wörth/Marija na Otoku

I

windisch

Moosburg/Možberk

I

deutsch

III

windisch zum Theil

I

windisch

III

windisch

I

windisch

III

windisch

I

windisch

Tigring/Tigrče Pirk/Breza Karnburg/Krnski Grad

III

windisch

St. Michael am Zollfeld/

I

vermischt

Nemški Šmihel

III

zum Theil

Maria Saal/Gospa sveta

I

windisch

III

windisch

St. Thomas am Zeiselberg/

I

windisch

Šenttomaž

III

windisch

Ottmanach/Otmanje

I

windisch

III

windisch

Sprachgrenze im 18. Jahrhundert in Kärnten/Koroška

Quelle Sprache der Gemeinde

Pfarre bzw. Seelsorgestation

Quelle Sprache der Gemeinde

St. Philippen bei Reineck/

Pfarre bzw. Seelsorgestation

I

windisch

la Glesie S. Leopoldo/ Leopolds-

I

windisch

Šentlipš

III

windisch

kirchen/Lipalja vas

II

Vindica seu Slavonica

St. Georgen am Weinberg/

I

windisch

Malborghetto/Malborghet/ Na-

I

deutsch

Šentjur na Vinogradih

III

windisch

borjet

II

Germanica

Pontebba/Pontafel/Tablja

I

deutsch

II

Germanica mixta Vindica

Camporosso/Saifnitz/Žabnice

I

windisch

II

Vindica

Tarvisio/Tarvis/Trbiž

I

deutsch

II

Germanica

St. Johann am Brückl/

I

deutsch

Šentjanž na Mostiču

III

zum Theil

St. Walburgen/Sv. Valburga

I

windisch

III

windisch

I

windisch

III

windisch

I

windisch

III

windisch

I

deutsch

I

windisch

IIa

Germanica et ex parte

III

windisch

IIb

Vindica

I

windisch

III

windisch

I

windisch

Ruden/Ruda

I

windisch

Lavamünd/Labot

I

deutsch

III

zum Theil

Hohenfeistritz/Visoka Bistrica Grafenbach/Kneža Greutschach/Krčanje Griffen/Grebinj

Bei den Stadtpfarren ergibt sich folgendes Bild  : Pfarre Klagenfurt/Celovec Völkermarkt Velikovec

et Italica

Cave del Predil/Raibl/Rabelj

Germanica et Vindica Coccau/Goggau/Kokovo Ugovizza/Uggowitz/Ukve

II

Germanica

II

Vindica

(→ Ortsverzeichnis 1860  ; → Ortsverzeichnis 1880  ; → Ortsverzeichnis 1918  ; →  Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924)

Quelle Sprache der Gemeinde I

deutsch

III

zum Theil

I

vermischt

III

zum Theil

Bleiburg/Pliberk

I

windisch

Eisenkappel/Železna Kapla

I

windisch

II

vindica, et in parte Germanica

Alle übrigen Pfarren innerhalb der heutigen Grenzen Kärntens südlich dieser Linie, mit Ausnahme der Pfarre St. Stephan bei Finkenstein/Šteben pri Bekštanju, die durch einen offensichtlichen Fehler als deutsch bezeichnet wurde (übrigens wurde Sirnitz weit nördlich dieser Linie als windisch charakterisiert), wurden als »windisch« eingestuft. Jenes Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg ein Teil Jugoslawiens wurde, wurde in diesen vier Quellen übereinstimmend mit »windisch« bezeichnet, nur im Catalogus Parochiarum wurde die Stadt Gutenstein (heute Ravne na Koroškem) als gemischtsprachig bezeichnet (Vindica et germanica). Unterschiedlicher war die Lage im heute italienischen → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina. Diesen Teil südlich der alten deutsch-slowenischen Sprachgrenze kann man als den einzigen traditionell ethnisch gemischten Bereich Kärntens bezeichnen.

Quellen  : OA, Fasz. Diözesaneinteilung I und II  : Plan zu besserer Eintheilung der Bisthümer in Inner-österreich. Seelenzahl und Sprachzugehörigkeit nach den einzelnen Pfarren Innerösterreichs  ; Catalogus Parochiarum et Curatiarum Dioecesis Goritiensis in Carinthia  ; Verzeichnüß jener Pfareyen, und Vicariaten des Hochfürstlich Salzburgischen und Laväntinischen Kirchensprengel in Kärnthen, in welchen sowohl ganz, als zum Theil die windische Sprache üblich ist  ; Tabelle der Pfarren und Local-Curatien des Bistum Laybacherischen Kommisariats St.  Nicolai außer Villach. Lit.: M. Wutte  : Die sprachlichen Verhältnisse in Kärnten auf Grundlage der Volkszählung von 1900 und ihre Veränderung im 19. Jahrhundert. In  : Car I, 96/1906, 153–178  ; B. Grafenauer  : Narodnostni razvoj na Koroškem od srede 19. stoletja do danes. In  : Koroški zbornik. Ljubljana 1946, 117–248  ; J. K. Kindermann  : Die Provinz Innerösterreich oder die Herzogthümer Steyermark, Kärnthen und Kram, die Grafschaften Görz und Gradiska und das deutsche innerösterreichische Littorale. Graz 1789–1797  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, 154–158  ; B. Grafenauer  : Oblikovanje severne slovenske narodnostne meje. Ljubljana1994 (http://www.sistory.si/  ?urn=S ISTORY  :ID  :26736)  ; T. Domej  : Jezikovna meja na Koroškem ob koncu osemnajstega stoletja. In  : Vilfanov zbornik. Ljubljana 1999, 363 f.; T. Domej  : Ethnische Struktur, Sprachverhalten und Politisierung des Ethnos am Dreiländereck. In  : Das österreichisch-italienisch-slovenische Dreiländereck. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2006, 137 f.; T. Domej  : Unter dem Druck zweier Zwänge – Ideologien und Nationsbildungsprozesse in Kärnten vor der Gründung der Sodalitas (Zusammenfassung). In  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Celovec [e. a.] 2007, 85 f.

Theodor Domej

1279

Sprachgrenze 1860/1880/1910/1918/1924

vgl. → Ortsverzeichnis 1860/1880/1883/1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924. Sprachgrenze

1860/1880/1910/1918/1924,

Sprachgrenze, soziale, vgl. → Adelssprache  ; → Sprach-

grenze (1, 2).

Sprachinseln, slowenische, vgl. → Slovenia submersa,

→ Windisch.

Sprachmischung, mittelalterliche. »Es gibt keine völ-

lig ungemischte Sprache. Die Möglichkeit der Sprachmischung hat nach keiner Seite hin eine Grenze. Die Ursache der Sprachmischung ist immer sozialer, nicht physiologischer Art.« Kernsätze des Grazer Romanisten Hugo Schuchardt, der 1884 Franz von → Miklosich die für S. grundlegende Arbeit Slawo-Deutsches und Slawo-Italienisches zueignete. Voraussetzung für S. ist zu allen Zeiten Bilingualität (→ Zweisprachigkeit). Je entfernter von standardisierten Schriftsprachen S. stattfindet, desto intensiver kann sie sein. Zu unterscheiden ist Bilingualität zwischen zwei ganz verschiedenen Sprachen, zwischen → Dialekten, zwischen Dialekt und genormter Schriftsprache und zwischen → Soziolekten. Die Pfarrer, die Lehrer, die Obrigkeit (alle außerhalb der Dorfgemeinschaft Ausgebildeten) hatten ihre Sprache, Männer und Frauen, Kinder und Alte die ihre. Jeder ist immer mehreren Sprachen ausgesetzt, nicht nur den Idiolekten von Freunden und Bekannten. Neuere sprachwissenschaftliche Termini wie Sprachkontakt oder Interferenz übersehen meist die allgemein soziale Disposition des Menschen für natürliche Offenheit und den spielerischen Hang zum Kreolismus. Wie in der Mode spielt in der Sprache das Sozialprestige einer anderen Sprache oder Mundart mit (→ Relevanz und Redundanz von Sprache). In Bayern und ganz besonders in der Schweiz hat der Dialekt ein höheres Prestige als in Österreich. In Österreich vermischen sich Soziolekte (Sprache sozialer Gruppen) häufiger als Dialekte (Sprache im geografischen Raum). Die berühmteste Mischung gab es in der Schweiz  : das Ladinisch um Chur/Cuera in Graubünden, das Churer Welsch oder Kauderwelsch. S. ist eine graduelle Entwicklung von Kleinigkeiten bis zum → Sprachwandel mit der Dominanz der anderen Sprache oder der völligen Aufgabe der eigenen durch → Sprachwechsel (Sprachtausch). Dennoch bleiben oft in der neuen Sprache Relikte der alten übrig (→ Akkulturation, → Inkulturation).

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Viel Slowenisches der → Slovenia submersa ist noch heute in bairischen Dialekten erkennbar. Die deutlichsten und beharrlichsten Spuren alter Bilingualität und S. finden sich in geografischen Namen. Ein Ort, der Feistritz heißt, war einmal bilingual (→ Zweisprachigkeit  ; → Zweinamigkeit, mittelalterliche). Heute spricht man dort Bairisch und Schrift-Deutsch. Aus dem Slowenischen Bystrica wird durch S. bairisch Feistriz. Jeder Name in bilingualen Regionen wird durch S. verändert (→ Inkulturation). Die Geschichte der Namen ist die Geschichte der S. Die Mischformen bei Namen können sein  : phonetischer (Suha > Zauchen), morphologischer ( Javornik > Jauerling) oder etymologisierender Art, indem dem Namen eine Bedeutung unterstellt wird, die er eigentlich nicht hat (Ostriki > Ostreich, Radoviki > Radweg). Seltener sind Übersetzungen oder Parallelnamen (Brod/Furt, Gora/Berg, Gorica/Bichl). Aus der keltisch-lateinischen Bilingualität (die Einheimischen sprechen keltisch, das Militär ist lateinischsprachig) ist Ladinisch hervorgegangen. Aus der ladinisch-alemannischen das Bairische, aus der ladinisch-slawischen das → Karantanerslowenisch. Am besten erkennbar ist dies in den → Freisinger Denkmälern, einem gemeinsamen Produkt der ladinisch-/bairischsprachigen Salzburger Priester und der slowenischsprachigen einheimischen Karantaner im 8. und 9. Jh. Eindeutig ladinisch geprägt ist die christliche → Terminologie Karantaniens, die über → Salzburg, Regensburg, Prag, Krakau von den → Slawen im Norden und durch die Bibelübersetzung Kyrills und Methods über Bulgarien, Kiew und Novgorod von den Slawen im Süden und Nordosten übernommen wurde (→ Methodvita). In den → Freisinger Denkmälern sind sc. sanct/ sent (ausgesprochen šent), noch heute in Ortsnamen (Škocjan/St. Kanzian, Šmarjeta/St. Margarethen, Šmartin/St.  Martin, Šentlovrenc/St.  Lorenzen, Šenttomaž/ St. Thomas), und crist (ausgesprochen krišt, davon krištiti/krstiti »zum Christen machen, taufen«) ladinisch. Es gibt immer phonetische, am häufigsten lexikalische (dies natalis/nedel »Sonntag«, balneus/balii »Arzt«, rationare/račiti »sich entschließen«, quoniam/ponje »weil«), grammatikalische und syntaktische Mischungen. Manchmal auch Übersetzungen nach dem lateinischen/ ladinischen Vorbild (filioli/sinci, servus Dei/boži rab). Das spätere Mittelalter ist gekennzeichnet durch slowenisch-bairische Bilingualität und S., die durch den Ausbau von Schriftsprachen mit der Autorität des Bibeltextes ab dem 16. Jh. gebremst wurde, in Dialek-

Sprachverfall

ten aber fortbestand. Im 16. Jh., beim Entstehen der Schriftsprache, waren die slowenischen Dialekte nahe am Umkippen zugunsten des Bairischen. Das sprachliche Mischmasch der → Minnesänger, dort, wo sie ihre Windisch-Kenntnisse zeigen, wie Oswald von Wolkenstein, ist eher artifizielle Spielerei, wiewohl sie alle mehrsprachig waren und → windisch, d. h. Slowenisch konnten. Die Sprache der Texte der → Klagenfurter Handschrift und die → Trubars und → Dalmatins (beide lebten übrigens in Deutschland) zeigen deutlich die slowenisch-»deutsche« Bilingualität des 14., 15. und 16. Jh.s und den literarischen Einfluss des prestigehaften Vorbilds der Luther-Bibel  : gnada/ die Gnade, večni leben/das ewige Leben, žegen/der Segen, jogri/die Jünger, martra/die Marter, brumna žena/ die fromme Frau. Charakteristisch für jene Zeit sind farmošter/Pfarrer, pridiger/Prediger, šulmajster/Lehrer, gmajna/Gemeinde, škof/Bischof, grof/Graf, wobei nicht immer das Wort genau in der bairischen Form oder Aussprache übernommen, sondern irgendwie verändert wird, wie heute der Bezirkshauptmann als gospod becirk bezeichnet wird (→ Entlehnungen). Gravierender ist die Aneignung strukturell grammatikalischer Elemente wie der Gebrauch des bestimmten und unbestimmten Artikels (ta žena »die Frau«, ta mož »der Mann«, an pild »ein Bild«, anu kratku podučene »eine kurze Unterweisung«, an duh tiga lebna »ein Hauch des Lebens«, taku je ta človik postal ana živa duša »so ist der Mensch geworden eine lebende Seele«). Oder das Passiv (posvečena bodi tuje ime »geheiligt werde dein Name«, ta bode verdamnan »der werde verdammt«), oder syntaktische Parallelen wie sturimo človeka an pild de bo nam glih »machen wir den Menschen ein Bild, dass er werde uns gleich« und idiomatische Wendungen wie grehe štrajfati na sebe »Sünden auf sich nehmen«, seslužon lon »der verdiente Lohn« bis zu en zauber fant »ein fescher Kerl« im Volkslied. Ebenso die Zählweise »zweiundzwanzig« dvaindvajset. Auch die Aneignung kleiner Partikel wie le im Zusammenhang mit dem berühmten kärntnerbairischen lei lei. Vieles davon ist im 19. Jh. in der Schriftsprache normativ beseitigt oder durch »erfundenes oder anderes Slawisch« ersetzt worden. Umgekehrt ist infolge von S. auch im steirischen Bairisch vieles dem Slowenischen nachgemacht worden. Besonders reizvolle, wenig beachtete Spuren des Slowenischen finden sich im Bairisch der Almerinnen und in Liedern, wo der alte Dialekt an einzelnen Wörtern noch erkennbar ist. Das berühmte Juchhe und juchatzn »Juchhe schreien« kommt vom (von

der Almhütte auf die Alm hinaus geschrieenen) juha je »die Suppe (das Essen) ist fertig« oder das Dulieh von dole je »er ist unten (im Tal  ; ich wär allein)«. In einem der schönsten alpinen Liebeslieder heißt es  : »Und i seh di ned wischpln und hör di ned schrein, da Bua wird schon längst iwa Granitzn sein…«. Wischpln ist slowenisch vipašljati/vipasti »das Vieh (aus-)weiden«. Das soziale Prestige der anderen Sprache im Mittelalter ist auch an den → Personennamen erkennbar. Statt Kinder mit slowenischen Namen zu benennen, gibt man ihnen einen modischeren germanisch-bairischen. Eine Zeit lang erwähnt man noch die sprachliche Zugehörigkeit. In der Steiermark Sifridus sclavus, Gertrudis cognomine Ljuba, Ians mit czunam Maligoj. Solang es nur Dialekte und keine darauf aufbauende Schriftsprache gibt, bleibt S. unbeachtet (→ Spracherhalt). Erst mit der Schrift- bzw. → Standardsprache beginnt die programmierte Nicht-Sprachmischung  : die Beseitigung und Ächtung des Fremden durch Purismus im Glauben an eine wieder zu erreichende, verloren gegangene Sprachreinheit. Die ironische Ambivalenz der Selbsteinschätzung der sprachlichen Zugehörigkeit bei Zweisprachigen gipfelt in Aussagen wie  : mutteršpraha je daič, a doma govorimo slovensko (unsere Muttersprache ist Deutsch, aber daheim reden wir slowenisch). Der Schutz vor S. zugunsten des → Spracherhalts ist die konsequente Zweisprachigkeit ab dem Kindergarten und eine möglichst deutliche Repräsentanz in der Öffentlichkeit. S. hat nach keiner Seite hin eine Grenze. Lit.: H. Schuchardt  : Slawo-Deutsches und Slawo-Italienisches. Graz 1884  ; O. Kronsteiner  : Mehrnamigkeit in Österreich. In  : Österreichische Namenforschung 2 (1975) 5–17  ; L. Spitzer (Hg.)  : Hugo SchuchardtBrevier. Ein Vademecum der allgemeinen Sprachwissenschaft. Darmstadt 1976 (1. Auflage 1921)  ; O. Kronsteiner  : Die Slowenen – das zweisprachig(st)e Volk Europas. In  : Die Slawischen Sprachen 27 (1991) 165–198  ; W. Mayerthaler  : Substratsedimente oder Sprachkontakt. Der bairische Fall. In  : Die Slawischen Sprachen 4 (1983) 31–35  ; W. und E. Mayerthaler  : Aspects of Bavarian Syntax or Every Language has at least two parents. In  : Die Slawischen Sprachen 35 (1994) 53–111  ; B.-I. Schnabl  : Inkulturacija, fenomen kulturnih procesov na Koroškem. In  : SMS XV (2012) 231–246.

Otto Kronsteiner

Sprachname, → Glottonym. Sprachnorm, slowenische, vgl. → Dialekt, → Stan-

dardsprache.

Sprachverfall, → Assimilation  ; → Germanisierung  ;

→ Mischsprache.

1281

Sprachwechsel

Sprachwechsel ist ein persönlicher, sozial beding-

ter Vorgang im Verlauf eines Lebens oder von einer Generation zur anderen (Großeltern > Eltern > Kinder) (→ Akkulturation). Er setzt immer Zwei- oder Mehrsprachigkeit voraus. Bei → Zweisprachigkeit hat vielfach eine Sprache ein höheres soziales Prestige und somit eine höhere subjektive → Relevanz. In Nationalstaaten und Diktaturen kann eine Sprache zur alleinigen Staatssprache (→ Sprachgattungen) verordnet werden. Im Imperium Romanum wurde man nicht gezwungen, lateinisch zu sprechen. Latein gehörte aber zum »guten Ton«. Daher war »Sprachpolitik«  : Latein ist die einzige Kultursprache, die man auch schreiben kann. Alles andere sind barbarische Dialekte linguae barbaricae, die jeder sprechen kann, wann und mit wem er will. Für das persönliche Fortkommen in der Gesellschaft, im Staat, in der Armee ist es unerlässlich, Latein zu können  : zu sprechen, zu schreiben und zu lesen. Vor dem Entstehen von Nationalstaaten war Zweiund Mehrsprachigkeit »normal« (→ Lingua franca). In der österreichisch-ungarischen Monarchie war seit 1849 jedem der 10 → »Volksstämme« das Recht verbrieft, die eigene Sprache zu verwenden (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849, → Landesverfassung 1849, → Reichsgesetzblatt, → Dezemberverfassung 1867). Seit in einsprachigen Nationalstaaten neben der Staatssprache Minoritätssprachen gesetzlich anerkannt sind, werden sie auch legistisch »geschützt« (→ »Minderheit«). Dennoch müssen Minoritäten zur Sicherung des eigenen Fortkommens im Gesamtstaat, im Gegensatz zu den Sprechern der Staatssprache (Mehrheitssprache), zweisprachig sein. Das ist ein intellektueller Vorteil und sozialer Nachteil. Slowenisch ist in Kärnten/Koroška zweite → Landessprache ohne optimale Rechte, für die es europäische Standards gäbe, und wird in den Landesverfassungen nach 1849 nicht mehr mit Namen bzw. in einer positiven Formulierung erwähnt (→ Name und Identität). Am Beispiel Kärntens zeigte sich innerhalb von zwei Generationen oft das gleiche Bild  : Die Großeltern sprachen nur slowenisch, die Eltern slowenisch und deutsch, die Kinder, weil sie sich nicht von den anderen Schulfreunden unterscheiden wollten, deutsch. Der S. ging bzw. geht vielfach quer durch die Familien. Das Ergebnis ist eine kulturelle und statistische → Germanisierung (→ Assimilation). Ebenso geschieht es meist bei unterschiedlicher Sprachzugehörigkeit der Eltern  : Vater deutschsprachig – Mutter slowenischsprachig. Manche (motivierte) Kinder werden/bleiben zweisprachig,

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manche »entscheiden« sich für nur eine Sprache. Oft gerät das Slowenische gefühlsmäßig in den Verdacht einer nicht gleichwertigen, bäuerlichen und »uncoolen« Sprache (→ Mischsprache). Dies wird in zweisprachigen Gebieten durch den Druck der fast nur deutschssprachigen Medien verstärkt. Die Bewahrung und Pflege des Slowenischen wird zu einem Agendum für Menschenrechtsaktivisten, wie das für treue Liebhaber eines Dialekts gegenüber der Standardsprache vergleichbar ist. In Deutschland wäre dies wie Bairisch (Dialekt) gegenüber Deutsch (Hochdeutsch), wie Süddeutsch gegenüber Norddeutsch. Oder die Bewahrung wird in neuerer Zeit zu einem politischen Programm. In der Vergangenheit wiederholten sich die Situationen für S. immer wieder  : Latein hatte gegenüber dem einheimischen Keltisch das höhere Prestige  ; Alemannisch gegenüber dem Ladinischen  ; Bairisch gegenüber dem Slowenischen, Deutsch gegenüber dem Bairischen, Englisch gegenüber dem Deutschen (oft auch erkennbar in der Mode der → Personennamen). Der einzige Schutz vor S. zur Majoritätssprache ist die gesellschaftliche Zweisprachigkeit mit gesichertem Anwendungsbereich (Behörde, Schule, Kirche). Da jede Sprache auch ihre eigene geografische → Terminologie hat, ist die → Zweinamigkeit ein elementar kultureller Wert und in öffentlichen Aufschriften zu dokumentieren. Lit.: H. Goebl  : Glottonymie, Glottotomie und Schizoglottie. Drei sprachpolitisch bedeutsame Begriffe. In  : Die Slawischen Sprachen 14 (1988) 23–66  ; O. Kronsteiner  : Die Slowenen – das zweisprachig(st)e Volk Europas. In  : Die Slawischen Sprachen 27 (1991) 165–198  ; H. Goebl  : Geschichte lernen und aus Geschichte lernen. Die altösterreichische Sprachenvielfalt und Sprachenpolitik als Modellfall für ein Europa von heute und morgen. In  : Die Slawischen Sprachen 39 (1994) 5–42  ; O. Kronsteiner  : Ljubljana das »frühere« Laibach. Von Exonymen und Endonymen. In  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003, 14–21.

Otto Kronsteiner

Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Slowenischer katholischer

Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung], gegründet am 25. März 1906 in Eberndorf/Dobrla vas auf Betreiben des Gründers der Posojilnica [Darlehenskasse] und → Bürgermeisters Janez Šumah sowie des Kaplans Ivan Kogelnik. Vorgängerorganisation des Slovensko prosvetno društvo »Srce« [Slowenischer Kulturverein »Srce«] (→ Kulturvereine, → Genossenschaftswesen). Zum ersten Vorsitzenden des Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico wurde Jožef

Srce, Vereinslogo

Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico

Kochkurs 1927 unter der Leitung von Milka Hartman

KS, 10. 2. 1926

Lipuš, vulgo Pižovnik, zu seinem Stellvertreter Jožef Sekol, vulgo Harih, gewählt. Erster Sekretär war Ivan Kuchling, dessen Stellvertreter Jože Skol, vulgo Korl, Kassier Matija Prajnik, dessen Stellvertreter Janez Somrak. Bei der konstituierenden Sitzung hatte der Verein 33 Mitglieder. Ziel des Vereins war das Erlernen der slowenischen Schriftsprache, das Kennenlernen der slowenischen Geschichte und Kultur sowie die Erhaltung und die Pflege der slowenischen → Bräuche. Bis 1912 stieg die Anzahl der Mitglieder auf 107. Die Vorsitzenden bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren Ivan Kuchling (2. Februar 1908–6. Jänner 1911), Jaka Lužnik (6. Jänner 1911–17. Februar 1924), Martin Vastl (17. Februar 1924–7. Februar 1929), Josef Mohar (7. Februar 1929–1934) und Pepo Toplič. Die ersten vier Vereinssitzungen fanden noch im Privathaus von Jožef Sekol statt, danach in den Räumlichkeiten, die die Posojilnica dem Verein im Narodni dom zur Verfügung gestellt hatte. Aus Platzmangel musste der Verein jedoch für Veranstaltungen auf andere, geeignetere Räumlichkeiten ausweichen. Die erste Veranstaltung, die Aufführung des Lustspiels Trije tički, fand am 23. Juni 1907 im Gasthaus beim Mežnar in Köcking/Kokje statt (→ Laienspiel, → Theater). Zur Förderung der slowenischen Sprachenkenntnisse wurden zahlreiche Theaterstücke – es gab des Öfteren gleich mehrere Aufführungen pro Jahr – und Rezitationen einstudiert und aufgeführt (→ Laienspiel, Theater). Außerdem richtete der Verein eine reichhaltige Bibliothek samt Lesesaal ein (→ Lesekultur). Den

Mitgliedern standen neben den Büchern – der Bestand betrug 1912 400 Bücher – auch zahlreiche slowenische Zeitungen zur Verfügung. Erster Bibliothekar war Ivan Dolinar, ihm folgten Janez Miklav, Simon Škof und Ana Vastl. Wegen des Naheverhältnisses des Vereines zum → Kirchenchor von Eberndorf/Dobrla vas (Cerkveni zbor) und dessen selbstverständlichem Mitwirken an den Vereinsveranstaltungen verzichtete der Verein auf die Gründung eines eigenen Chors (→ Chorwesen  ; → Volkslied, geistliches). Der Verein gründete jedoch eine Tamburizza-Gruppe (→ Tamburizzamusik). Außerdem wurde 1909 eine eigene Turnerabteilung namens Orel [Adler] eingerichtet. Auf Betreiben von Kaplan V. Mörtl erfolgte 1908 eine Trennung nach Geschlechtern. Die Burschen sollten sich mit ökonomischen und landwirtschaftlichen Fragen befassen, die Mädchen mit hauswirtschaftlichen Themen, artigem Benehmen und mit Fragen der Kindererziehung. Die Trennung, die vor allem von den Jugendlichen nicht gutgeheißen wurde, begann sich erst Mitte der 1920er-Jahre allmählich wieder aufzulösen. 1913 erwarb die Posojilnica die Paternuž Wirtschaft und baute auf dem Anwesen ein Kulturni dom [Kulturhaus] samt Veranstaltungsraum und Bühne. Wegen des Ersten Weltkrieges erfolgte die Fertigstellung aber erst einige Jahre nach Ende des Krieges. Die erste Vollversammlung nach dem Ersten Weltkrieg fand am 17. Februar 1924 statt. In der Folge veranstaltete der Verein wieder zahlreiche äußerst gut besuchte Theaterstücke, Kochkurse, Vorträge sowie Haushaltskurse. Vorerst unterbrochen wurde die Arbeit des Vereins aber durch die Beschlagnahmung des Kulturni dom, welche auf Betreiben der Gemeinde unter dem Bürgermeister Rudolf Taurer am 30. Dezember 1924 erfolgte. Begründet wurde dieser Schritt mit dem Bedarf nach Wohnungen. Nachdem das Oberlandesgericht das Urteil aufgehoben hatte, erreichte der Bürgermeister, dass die Veranstaltungsräumlichkeiten versiegelt wurden. Ohne vorherige Verhandlung gab die Gemeinde am 10. Februar 1926 die Räumlichkeiten jedoch wieder frei. Am Pfingstsonntag 1926 beging der Verein sein 20. Bestandsjubiläum mit Deklamationen und einem Theaterstück. Bei der Vollversammlung im Februar 1929 kam es im Vorstand zu einem Generationenwechsel. Außerdem begann sich anstelle des ursprünglichen Namens

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Srebotnik, Blasius/Blaž

Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung] der Name Slovensko prosvetno društvo Dobrla vas [Slowenischer Kulturverein Eberndorf ] durchzusetzen. Am 23. März 1931 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestandsjubiläum. Unter den Anwesenden war auch der Abgeordnete Janez → Starc. Am 4. Juli 1937 wurde in Eberndorf/Dobrla vas das Haus der Heimat, welches als deutsches Gegengewicht zum slowenischen Kulturni dom errichtet wurde, eröffnet. Auf Geheiß des Bürgermeisters musste zu diesem Anlass auf allen Gebäuden die Kärntner Fahne gehisst werden. Dr. Luka → Sienčnik hatte jedoch am Vorabend der Eröffnung die Fahnen von der Posojilnica und dem Kulturni dom eingeholt. Daraufhin wurde er für einen Tag inhaftiert. In den Vereinsräumlichkeiten wurde kurz darauf eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Nach diesem Ereignis begann die Kulturtätigkeit des Vereines zu erlahmen und kam alsbald ganz zum Stillstand. 1938 wurde der Kulturni dom von den Nationalsozialisten eingenommen und für militärische Zwecke genutzt. In dieser Zeit wurden die Räumlichkeiten, die gesamte Bibliothek, die Vereinsaufzeichnungen sowie die Requisiten vernichtet. 1946 wurde die Kulturtätigkeit wieder aufgenommen. Der Verein benannte sich in Slovensko prosvetno društvo »Srce« [Slowenischer Kulturverein »Srce«] um. Zum ersten Vorsitzenden wurde Peter Mohar gewählt, zu seinem Stellvertreter Dr. Luka Sienčnik. Quellen/Web  : K zgodovini zasege Društvenega doma v Dobrli vasi. In  : Koroški Slovenec, 9. 9. 1925 (www.mindoc.eu). Lit.: SPD »Srce« (izd.)  : Kjer je moj dragi dom. 80 let SPD »Srce« iz Dobrle vasi/80 Jahre Slowenischer Kulturverein »Srce« aus Eberndorf. Dobrla vas/Eberndorf 1986  ; Slovensko prosvetno društvo (Hg.)  : Na poti skozi čas. Kultura v Dobrli vasi in okolici skozi 100 let. Celovec 2006  ; M. Logar  : Društvena dejavnost. In  : M. Makarovič (ur.)  : Dobrla vas in okolica. Iz pretekosti v sedanjost/Eberndorf und Umgebung. Vergangenheit und Gegenwart. Celovec, Ljubljana, Dunaj 1996, 387– 423  ; U. K. Sienčnik  : Izobraževalno delo slovenskih kulturnih društev na Koroškem s posebnim poudarkom na SPD »Srce« v Dobrli vasi, (Dipl.Arb.). Wien 2011.

Daniel Sturm

Srebotnik, Blasius/Blaž, vulgo Kumrov (Organist, Vereinsobmann, Kulturaktivist, → Bürgermeister), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

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KS, 1. 6. 1927

Srebotnik, Milka (Kulturaktivistin), → Schwabegg/ Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Sreznevskij, Izmail Ivanovič (* 1/13. April 1812, Jaroslavl [Russland], † 9./21. Februar 1880, Petersburg), russischer Slawist mit umfassendem Wissensgebiet, Spezialist für Geschichte und Ethnografie der Südund Westslawen und für slawische Philologie. Sein Vater war Professor an der Demidover Lehranstalt in Jaroslavl. Nach Abschluss der Philosophischen Fakultät der Universität Charkov (1826–1829) sammelte S. ukrainische volkskundliche Schriften. In den Jahren 1833–1838 gab er den Sammelband Zaporožskaja starina [Altes Schriftgut aus Zaporožje] heraus. Ab Mitte der 30er-Jahre publizierte er Artikel zu ukrainischer Geschichte, Ethnografie und Folklore in den russischen Zeitschriften Teleskop, Syn otečestva [Sohn des Vaterlandes], Severnaja pčela [Nördliche Biene] und anderen Themen. Nach der Verteidigung seiner juridischen Dissertation begann er seinen Dienst an der Charkover Universität. Von 1839 bis 1842 wurde S. vom Ministerium für Volksaufklärung in slawische Länder geschickt, um sein Wissen auf dem Gebiet der Slawistik zu vervollkommnen und danach den Lehrstuhl für Geschichte und Literatur der slawischen Dialekte an der Charkover Universität anzutreten. Er bewanderte zu Fuß ganz Tschechien, die Lausitz/Lužica, Galizien, Dalmatien, Montenegro, Serbien, die Slowakei und die slowenischen Gebiete. P. J. → Šafařík lehrte ihn Tschechisch, F. → Metelko Slowenisch. Im Frühling 1841 begab sich S. in die slowenischen Gebiete, wo er die Bekanntschaft beinahe aller führenden slowenischen nationalen Persönlichkeiten machte  :

Srienc, Kristijan

er lernte F. → Prešeren, F. Metelko, M. Kastelic, P. Dajnko und andere kennen. Im April 1841 ging er nach Kärnten/Koroška, wo er in Klagenfurt/Celovec mit J. Zupan zusammentraf. Der russische Gelehrte machte sich mit der vergleichenden Grammatik der slawischen Sprachen, an der U. → Jarnik arbeitete, vertraut. In seinen späteren Erinnerungen schrieb er über dieses Werk (das unwiderruflich verloren gegangen ist)  : »Ich kann bezeugen, dass diese wissenschaftliche Arbeit Jarniks ein grandioses Werk auf dem Gebiet der slawischen Philologie gewesen wäre.« Am 23. April besuchte S. Matija → Majar in Rosegg/Rožek, wo dieser seit 1840 Kaplan war. Er charakterisierte Majar als Liebhaber und Kenner der karantanischen Völkerschaft. S. schrieb nach Erzählungen Majars eine Reihe von Bräuchen und Liedern der Bewohner des Gailtales/Zilja nieder und publizierte diese zehn Jahre später in seinem Artikel »Karantanische Lieder aus dem Gailtal« (→ Karantanien). Darin schilderte er die Gailtaler in begeisterten Tönen, zweifellos inspiriert durch seine Gespräche mit Majar. S.s Reisen durch die slowenischen Länder und seine Begegnungen mit slowenischen Gelehrten erlaubten es ihm, die slowenischen Dialekte in zwei Artikeln zu beschreiben, die er 1841 und 1845 veröffentlichte. Der slowenische Dialektologe F. → Ramovš schrieb, dass S. für die slowenische Dialektologie »so viel getan hat, wie niemand vor und niemand nach ihm«. In den Jahren 1842 bis 1847 war S. an der Charkover Universität tätig, wo er sich 1846 mit einer Arbeit zum Thema »Heiligenstätten und Riten des heidnischen Gottesdienstes bei den alten → Slawen nach Aussagen von Zeitgenossen und mündlicher Überlieferung« habilitierte. Von 1847 bis 1880 war er Professor der Petersburger Universität, wo er 1848 zum Adjunkten der Abteilung für russische Sprache und Literatur der Russischen Akademie der Wissenschaften gewählt wurde. In Petersburg studierte S. die Geschichte der russischen Sprache und gab russische und slawische Schriftdenkmäler heraus. Seine Verdienste um die Entwicklung der slawisch-russischen Paläografie sind bemerkenswert. Mithilfe seiner Schüler schuf er eine Kartothek der Lexik alter Schriftdenkmäler, die als Grundlage für das nach seinem Tod herausgegebene Wörterbuch der altrussischen Sprache diente (Materialien für ein Wörterbuch der altrussischen Sprache. Bd. 1–3. Sankt Petersburg 1893 bis 1912). In den Jahren 1852 bis 1865 redigierte S. die Nachrichten der Abteilung für russische Sprache und Literatur, die einzige russische wissen-

schaftliche Zeitschrift, die slawische Themen jenseits der russischen Grenzen behandelte. Werke  : Putevye pis’ma Izmaila Ivanoviča Sreznevskogo iz slavjanskih zemel’. 1839–1842. Spb. 1895 (Reiseberichte Izmail Ivanovič Sreznevskijs aus slawischen Ländern. 1839–1842. Sankt Petersburg 1895)  ; I. I. Sresnevskij  : Horutanskie pesni iz Zil’skoj doliny. In  : Pamjatniki i obrazcy narodnogo jazyka i slovesnosti. SPb. 1852, № 1 (I.  I. Sreznevskij  : Karantanische Lieder aus dem Gailtal. In  : Denkmäler und Beispiele der Volkssprache und Literatur. Sankt Petersburg 1852, № 1)  ; I.  I. Sreznevskij  : O narečjah slavjanskih. In  : Žurnal ministerstva narodnogo prosveščenja. (dalee ŽMNP) 1841. № 9 (I. I. Sreznevskij  : Über slawische Dialekte. In  : Zeitschrift des Ministeriums für Volksaufklärung (im Weiteren ZVA) 1841, № 9)  ; I. I. Sreznevskij  : Obozrenie glavnyh čert srodstva zvukov v narečijah slavjanskih. In  : ŽMNP 1845, № 12 (I. I. Sreznevskij  : Überblick über die wichtigsten Charakteristika von verwandten Lauten in den slawischen Dialekten. In  : ZVA) 1845, № 12). Lit.: F. Ramovš  : Karta slovenskijh narečij. Ljubljana. 1957  ; M. Ju. Dostal’  : I.  I. Sreznevskij kak istorik-slavist  ; In  : Slavjanskie jazyki, pis’mennost’ i kul’tura. Kiev. 1993 (M. Ju. Dostal  : I. I. Sreznevskij als Historiker und Slawist. In  : Slawische Sprachen, Schrifttum und Kultur. Kiev. 1993)  ; G. Neweklowsky  : Ein russischer Slawist in Kärnten anno 1841. In  : Die Brücke 22/3 (1996) 22–26  ; G. Neweklowsky  : Iz zgodovine klasifikacije slovenskih narečji na Koroškem in nove naloge slovenske dialektologije. In  : Z. Zorko in M. Koletnik (Hg.)  : Logarjev zbornik. Referati s 1. mednarodnega dialektološkega simpozija v Mariboru. Maribor 1999, 16–26  ; I. V. Čurkina  : I. I. Sreznevskij i slovency. In  : I.  I. Sreznevskij i sovremennaja slavistika  : nauka i obrazovanie. Rjazan’. 2002 (I. V. Čurkina  : I. I. Sreznevskij und die Slowenen. In  : I. I. Sreznevskij und die moderne Slawistik  : Wissenschaft und Bildung. Rjazan. 2002)  ; G. Neweklowsky  : Izmail Ivanovič Sreznevskih i ego putišestvije po Avstriji. In  : M. Moser, V. Andrjuščenko (Hg.)  : Avstrija i Ukraina u konteksti evropskoj integracii ta spivpeobitnyštva – Österreich und die Ukraine im Kontext der europäischen Verständigung und Kooperation. Kiiv [NPU imeni M. P. Dragomanova] 2005, 63– 71  ; G. Neweklowsky  : Izmail Ivanovič Sreznevskijs Reise durch Österreich 1841–1842. In  : Studia Slavica Hung. 51/1–2 (2007) 309–318.

Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

Srienc, Kristijan (Kristo, * 23. Dezember 1910 Pudlach/Podlog [Neuhaus/Suha], † 30. Jänner 2002 Wackersdorf/Večna vas), slowenischer Priester, Schriftsteller und Verteidiger der Identität der Kärntner Slowenen. S. entstammte einer slowenischen Bauernfamilie mit sieben Kindern, der Vater musste einem Zusatzverdienst als Maurer nachgehen, um die Familie zu ernähren. Mit fünf Jahren durfte S. mit besonderer Erlaubnis in die erste Klasse der einklassigen Volksschule in Neuhaus/Suha eintreten. Der einheimische Priesterseminarist Dominik Skitek überredete ihn zum Studium. Ab 1924 besuchte S. das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec und wohnte im → Marianum, wo es den slowenischen Zöglingen verboten war, miteinander in ihrer → Muttersprache zu reden. Nach der Matura

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Srienc, Kristijan

1932 entschied sich S. für das Theologiestudium im neuen Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec, obwohl ein Mäzen ihm das Rechtsstudium finanzieren wollte. Im Priesterseminar herrschte damals eine extrem slowenenfeindliche Athmosphäre (von seinen Studienkollegen gingen zwei später zur SS), sodass S. ins Canisianum nach Innsbruck wechselte, wo eine brüderliche Athmosphäre herrschte und die Studenten aus 38 Nationen stammten. Anfang Juli 1938 wurde S. zum Priester geweiht. Seine Dissertation »Das Kirchenjahr im religiösen Brauchtum der Kärntner Slowenen« wurde approbiert. Wegen der Machtübernahme der Nationalsozialisten konnte er das 3. Rigorosum nicht mehr ablegen und nicht promoviert werden. 1938 wurde S. Kaplan in → Bleiburg/Pliberk und wurde erstmals von der Gestapo bedroht. 1940 wurde S. nach St.  Philippen/Št.  Lipš versetzt, von wo man seinen Vorgänger Josef Pollak ins KZ Oranienburg deportiert und dort zu Tode gebracht hatte. Als 60 Pfarrangehörige Mädchen lieber zu Exerzitien anstatt zu einem von den Nazis angekündigten Tanzabend gingen, wurde S. am nächsten Tag von der Gestapo verhaftet und nach → Eisenkappel/Železna Kapla ins Gefängnis verbracht, wo u. a. Ignacij Zupan und Jurij Pasterk, ein Bauer aus Lobnig/Lobnik, der im April 1943 von den Nazis in Wien enthauptet wurde, seine Zellengenossen waren. Von dieser Zeit schrieb S. später u. a. »…  Ich erlebte wie nationaler Hass den Menschen erniedrigt und ihn jeden Sinnes für Menschenwürde und Gerechtigkeit beraubt und ihn blind und stumm für die Menschenrechte des Mitmenschen und Mitbürgers macht.« Das Ordinariat schickte ihn schließlich am 10. Mai 1941 als Administrator nach Hohenfels im Gurktal (Krška dolina), von dort wurde er als Provisor nach Malta versetzt, wo er vier Jahre die Pastorale ausübte. Obwohl es ihm strengstens untersagt war, Unterkärnten bzw. → Südkärnten/Južna Koroška zu betreten, tat er dies gelegentlich heimlich. Über einen Kurier wurde er von den Partisanen um Medikamente ersucht, die er organisierte und diese trotz der Gefahr persönlich übergab  ; diese Aktion wiederholte er erfolgreich. Nach der Heimkehr nach Südkärnten/Južna Koroška erlebte er so wie auch die anderen verfolgten slowenischen Priester viele Enttäuschungen seitens der Kirchenobrigkeit   ; z.  B. wurden sie von Fürstbischof Köstner beim Weihnachtstreffen 1946 aufgefordert, die überstandenen Verfolgungen als gottgewollt hinzunehmen und ihrer Lieblingsidee von Sprache und Volkszugehörigkeit abzuschwören. S. bestand darauf

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in seine alte Pfarre, von der er von den Nazis vertrieben worden war, zurückzukehren  ; hier in St. Philippen/ Št.  Lipš war er vom 1. Dezember 1945 bis 14. Jänner 1959 Provisor. Das Wirtschaftgebäude baute er zum Pfarrsaal um und war bei den Aufführungen der slowenischen Pfarrjugend ein engagierter Regisseur. Da S. seine klare Haltung zum Recht der Kärntner Slowenen auf ihre Identität unerschrocken vertrat, hatte er immer wieder Schwierigkeiten mit der Diözesanleitung. S. bewarb sich mehrere Male vergeblich um Pfarren  ; als die Pfarre Bleiburg/Pliberk frei wurde, bewarb er sich auf Bitten der Gläubigen sowie auf Zureden von Prälat Rudolf → Blüml und Dekan Aleš → Zechner um diese. S. war vom bischöflichen Konsistorium bereits zum Pfarrer von Bleiburg/Pliberk ernannt worden, auf Intervention von deutschnationaler Seite (Metnitz) wurde S. die Pfarre St. Michael/Šmihel zugeteilt. S. betreute seine Pfarrkinder pastoral und kulturell und war bestrebt ihr Identitätsbewusstsein zu unterstützen. Vor allem aber war S. unter den Kärntner Slowenen bekannt und beliebt als Autor. Seine literarischen Erstlinge gehen bereits auf seine Gymnasialzeit zurück, als er in der Schülerzeitung Zvezda publizierte. Als Seminarist schrieb er für die Zeitschrift Mentor in Ljubljana, vor allem aber war er in der Zeitschrift Bratoljub (→ Publizistik) als Autor vertreten. Seine vom slowenischen Lesepublikum begeistert aufgenommene Erzählung Pastir Ciril. Izvirna povest izpod Dobrača (Der Hirte Ciril. Erzählung vom Fuße des Dobratsch) erschien zunächst in Fortsetzungen in der Monatszeitschrift Vera in dom und danach 1956 im Verlag → Mohorjeva. Die Erzählung ist im → Gailtal/Zilja und an der Isonzofront (Soška fronta) zur Zeit des Ersten Weltkrieges angesiedelt. Die Protagonisten sind der Hirte von Achomitz/Zahomec Ciril und die Bauerntochter Mojcika, deren Liebe die sozial und standesbedingten Intrigen überlebt. S. zweite längere Erzählung ist Sprta brata (Die verfeindeten Brüder), in der zwei verfeindete Brüder das Verhältnis zwischen slowenischen und deutschen Kärntnern symbolisieren. S. gehört zu den profiliertesten Priestern und slowenischen Kulturaktivisten unter den Kärntner Slowenen. Quelle  : ADG. Werke  : Das Kirchenjahr im religiösen Leben der Kärntner Slowe-

nen (Phil. Diss.). Innsbruck 1937  ; Pastir Ciril. Izvirna povest izpod Dobrača. Celovec 1956  ; Sprta brata. Celovec 1994. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Zerzer  : Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki. Celovec 2006, 301–314  ; M. Markovič (Hg)  : Brata Srienc, Kristo in Mirko. Celovec 2006. Katja Sturm-Schnabl

Standardsprache

Staats- und Verfassungsgeschichte, neuere, vgl.

Sachlemmata  : → Illyrische Provinzen, → Innerösterreich, → Kärnten/Koroška, → Königreich Illyrien  ; → Kronland, → Zgodovinska dežela  ; → Amtssprache, → Josephinismus, → Landessprache  ; → Landesverfassung, Kärntner aus 1849  ; → Reichsgesetzblatt-Gesetz  ; → Oktroyierte Märzverfassung aus 1849   ; → Landeseinteilungs-Erlass (1) vom 23. Dezember 1849   ; → Landeseinteilungs-Erlass (2) vom 3. Oktober 1854  ; → Landeseinteilungs-Verordnung, ministerielle, vom 5. Februar 1854  ; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges 1850–1859  ; → Landesorganisierungskommission/ politična uravnavna deželna komisija. Staatssprache, vgl. Sachlemmata  : → Landessprache  ;

→ Landesverfassung, Kärntner aus 1849  ; → Oktroyierte Märzverfassung aus 1849  ; → Kundmachung (1), Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März 1849. Standardsprache (standardni jezik) oder Schrift-

sprache (pismeni jezik) bzw. Literatursprache (knjižni jezik) unterscheidet sich begrifflich von der vornehmlich mündlichen → Umgangssprache und vom → Dialekt, vom Regiolekt bzw. vom → Soziolekt. Die S. ist die normierte und kodifizierte Sprachvarietät, wie sie → Grammatiken und Wörterbücher wiedergeben bzw. wie sie seit den ersten Bibelübesetzungen, die dialektübergreifend angelegt waren, angestrebt wurde (Primož → Trubar, Jurij → Dalmatin, → Dalmatinbibel). Einen ersten Nukleus der slowenischen Schriftsprache kann man in den → Freisinger Denkmälern erkennen. Die frühe slowenische christliche → Terminologie, selbst aus dem karantanisch-bairischen Raum stammend, ist nach Kronsteiner → altladinischen Ursprungs und geht auf die → Christianisierung der Karantaner (→ Carantani) zurück. Sie wurde nachhaltig rezipiert und inkulturiert (→ Karantanerslowenisch, → Altslowenisch, → Inkulturation) und floss im Zuge der kyrillo-methodianischen Bibelübersetzung ins → Altkirchenslawische und in alle slawischen Sprachen ein. Sie ist im Wesentlichen bis heute in Gebrauch (→ Method-Vita), weshalb man eben von einer Standardisierung sprechen kann. Die Standardisierungsbestrebungen des Slowenischen als moderne Schriftsprache ab Mitte des 16. Jh.s setzen zur Zeit der Hochblüte des → Protestantismus ein und entsprechen im historischen Kontext bemerkenswerterweise zeitlich durchaus anderen Standardi-

sierungen (regional) dominierender europäischer Sprachen. Sie umfassen, wenn sie auch von vornehmlich slowenischen Autoren aus der Dolenjska (Unterkrain) getragen wurden und deren dialektale Grundlage spiegeln, den gesamten slowenischen Sprachraum und sind dialektübergreifend (→ Dialekt, → Dialektgruppe). Unter den über 50 gedruckten Büchern der Zeit finden sich Trubars Katechismus und Abecedarium (1550) und sein Gesamtes Neues Testament (1582), die Übersetzung der gesamten → Bibel von Jurij → Dalmatin (1582) sowie die erste Grammatik von Adam → Bohorič (Arcticae horulae …, 1584). Die nach ihm benannte und von ihm wissenschaftlich beschriebene → Schrift, die sog. Bohoričica, wird bis ins 19. Jh. verwendet. Mit Hieronymus → Megiser berücksichtigte ein Vertreter der → Windischen Ideologie des Erzherzogtums Kärnten/ Koroška in seinen 1592 (zweite Auflage 1608) bzw. 1603 erschienen Wörterbüchern Dictionarium quatuor linguarum und Thesaurus polyglottus das Slowenische neben dem Deutschen, Lateinischen und Italienischen und verfolgt ebenso einen gesamtslowenischen Ansatz. 1574 erscheint der verschollene Katechismus des → Jesuiten Leonhard → Pachenecker, der zumindest in Grundzügen den slowenischen evangelischen schriftsprachlichen Normen gefolgt sein dürfte. Es war für mehr als drei Jahrzehnte das einzige von einem katholischen Verfasser herausgegebene slowenische Buch (Domej). Das 1607 in Udine (friul. Udin, slow. Videm) herausgegebene Wörterbuch Vocabulario Italiano e Schiavo des katholischen Fra Gregorio Alasia da Sommaripa passt das Slowenische der italienischen Rechtschreibung an und zeigt sichtbare Spuren der westlichen slowenischen Mundarten. Lediglich die aufgezeichneten slowenischen → Kirchenlieder weisen auf eine mündliche vorprotestantische überdialektale Sprachpflege hin. Die → Gegenreformation und das Zeitalter des Barock hingegen sind gekennzeichnet von einem drastischen Rückgang des slowenischen Schrifttums und von einer Stagnation der schriftsprachlichen Entwicklung. Trotz der ideologischen und konzeptuellen Einschränkungen, die die Gegenreformation in Bezug auf den vom Protestantismus geförderten Gebrauch der Volkssprache einerseits und die Bevorzugung des Lateinischen andererseits darstellte, war es das Wirken des Bischofs Tomaž → Hren (1599–1630 Bischof von Ljubljana), das die Perpetuierung der slowenischen protestantischen schriftssprachlichen Errungenschaften gewährleistete. Er erlaubte Priestern das Lesen der Dalmatin-Bibel und konzipierte auch

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Standardsprache

ein jedoch nur bruchstückhaft realisiertes, Editionspro- Grabštanj am → Klagenfurter Feld/Celovško polje gramm für slowenische religiöse Bücher. 1613 erschie- 1777 mit seiner Grammatik (Windische Sprachlehre), die nen Hrens, wohl vom → Jesuiten Janez → Čandik bis 1829 noch fünfmal aufgelegt wurde, wobei er viele redigierte Evangelija inu listuvi und 1615 in Augsburg  ; Kärntner Regionalismen in die Schriftsprache einflieauch auf Čandik zurückzuführen ist der kleine Cani- ßen ließ (ebenso in seinem 1789 erschienen Deutschsius-Katechismus. Von besonderer Bedeutung ist, dass windischen Wörterbuch). Mit dem Spätjansenismus setzt sich beide Werke an die Sprachnorm der slowenischen im 18. Jh. ein neues Verhältnis zur Volkssprache und Protestanten hielten. Insgesamt führt die politisch- und zum Lesen der Bibel durch Laien ein. Das führte zur kirchlich-administrative Zersplitterung und das Fehlen Neuübersetzung der Bibel ( J. → Japel, G. Kumerdej  ; von entsprechenden Zentren dazu, dass der slowenische Svetu pismu  …, Ljubljana 1784–1802) und brachte Buchdruck ab 1615 bis 1672 völlig aussetzte, wiewohl grundsätzlich eine neue Sprachkultur hervor. 1759 ist slowenische Hirtenbriefe von Hren und seinen Nach- erstmals am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec folgern bezeugen, dass das Slowenische im schriftlichen ein slowenisches Predikantenpraktikum belegt, das die kirchlichen Gebrauch war. 1672 war es Janez Ludvik ununterbrochene Tradition eines slowenischen religiSchönleben (1618–1681), der die zweite Auflage ösen und kirchlichen Schrifttums begründete. Dieser von Feiertagsevangelien und Episteln besorgte und sie neuen Funktionalisierung im religiösen Bereich folgte durch einige Kirchenlieder und katechetische Texte er- auch eine neue Funktionalisierung im öffentlichen gänzte. Von Matija Kastelic (1620–1688) erschien Bereich durch die → Übersetzungen von Patenten und Nebeški cilj [Himmlisches Ziel] (1684), außerdem war Kurrenden im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus er durch seine lexikografischen Arbeiten (Manuskrip- (→ Klagenfurter Marktordnung, 1793). Mit der Auften) für die slowenische S. relevant. Beliebt waren die klärung und der Wiedergeburtsbewegung (→ Prepobarocken Predigtsammlungen von Janez Svetokriški, rod) erhalten die Standardisierungsbestrebungen einen des Jesuiten Jernej → Basar und von Pater Rogerius, neuen Aufschwung. 1768 schrieb Marko → Pohlin der das erste slowenische Buch in Kärnten/Koroška seine Kraynska Grammatika [Krainische Grammatik], druckte (Palmarius Empyreum  …, Klagenfurt/Celovec mit der der Gebrauch des Slowenischen im öffentli1731). Insgesamt kommt es im 17. und in der ersten chen Raum gefördert werden sollte. Weitere MeilenHälfte des 18. Jh.s zu einem Auseinanderdriften und steine der Normierungsbemühungen im Geiste dieser einer Regionalisierung der schriftsprachlichen Norm. Zeit stellten Jernej → Kopitars Grammatik 1808 und Dabei bilden sich eigene regionale schriftsprachliche Valentin → Vodniks erste slowenischsprachige SchulVarianten, die auch die politische Teilung des sloweni- grammatik 1811 dar, die der neuen Rechtsstellung des schen Sprachraums → Innerösterreichs wiedergeben. Slowenischen innerhalb der → Illyrischen Provinzen Regional gefärbt sind die bemerkenswerten, erhalte- Rechnung trug. nen slowenischen barocken → Chronogramme aus der Die Bewegungen des → Illyrismus und → Panzweiten Hälfte des 18. Jh.s aus dem Gebiet der → Os- slawismus, die besonders unter den kulturell aktiven siacher Tauern/Osojske Ture nördlich des Wörthersees/ Slowenen in Kärnten/Koroška und in der Steiermark/ Vrbsko jezero und aus dem → Gailtal/Zilja, die auch Štajerska ihre Anhänger fanden (Matija → Majar – als Indikatoren für die gesellschaftliche Stellung des Ziljski), konnten zwar nicht die idealen ZielvorstelSlowenischen in jener Zeit angesehen werden können. lungen einer einheitlichen Schriftsprache aller Slawen Der → Spätjansenismus in der Habsburgermon- verwirklichen, hatten jedoch einen wesentlichen Anteil archie brachte eine Erneuerung und Weiterentwick- an der Entwicklung der slowenischen Standardsprache. lung der S. durch die Übersetzung des französischen So meint etwa Domej (301)  : »Im Laufe eines kurzen jansenistischen Buchkorpus ins Slowenische, die be- Zeitraumes [in der ersten Hälfte des 19. Jh.s] hat sie sonders durch den spätjansenistischen Bischof von [die Schriftsprache] sich beinahe stürmisch weiterent→ Ljubljana, Karl Joh. → Herberstein (1719–1787), wickelt. Es waren Kärntner daran maßgeblich beteiligt gefördert wurde. Die Übersetzungen der jansenisti- … Unter den konkreten kulturellen Bedingungen beschen Bücher erlebten bis zu 18 Auflagen bis ins 19. mühten sie sich aufopfernd um eine Vereinheitlichung Jh. hinein, als der Spätjansenismus schon keine offizi- der slowenischen Schriftsprache. Man könnte sagen, elle Doktrin mehr war. Der aufklärerischen Idee folgte dass sich die slowenische Standardsprache praktisch der Kärntner Oswald → Gutsmann aus Grafenstein/ unter ihren Händen von der Kärntner slowenischen

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Standardsprache Evangelien und Lesebuch frühes 19. Jh., Nachlass Lisca Watzko

regionalen Schriftkultur zur immer einheitlicheren sloGerade in Kärnten/Koroška führen die »krainischen« wenischen Schriftsprache entwickelte.« Übersetzungen insbesondere aufgrund der neuen und Der → Märzrevolution von 1848 und dem politi- unverständlichen Terminologie und Rechtssprache zu schen Programm eines geeinten Slowenien (→ Ze- einem durchaus nachvollziehbaren Unbehagen, wie dinjena Slovenija) folgt zeitlich der Verfassungskom- sie der → Landtagsabgeordnete Johann → Millopromiss der → Oktroyierten Märzverfassung von nig und Andrej → Einspieler 1849 respektive 1851 1849, der den Sprachen und Völkern Cisleithaniens zum Ausdruck bringen. Millonig forderte 1849 gar, eine neue konstitutive Rolle beimisst. Trotz seiner »jene Gesetze und Verordnungen, die in Kärnten zur relativ kurzen formalen Geltungsdauer weist er doch Verlautbarung kamen, im slowenischen → Dialekt auch nachhaltige Rechtsfolgen in der Zeit des Neo- herauszugeben« (nach Domej, 440). Dabei kommt absolutismus und darüber hinaus auf. Das belegt ins- Domej zum Schluss, dass dies nicht eine Absage an besondere die mehrsprachige Veröffentlichung des eine einheitliche slowenische S. darstellt, sondern → Reichsgesetzblattes und der jeweils zweisprachigen aus der spezifischen Herausforderung erklärbar ist, → Landesgesetzblätter. Dabei gilt für alle sloweni- die die Neuschöpfung einer Rechtsterminologie für schen Kronländer grundsätzlich dieselbe Sprachnorm. nicht einschlägig gebildete Leser darstellt. Statthalter In den Erläuterungen des Reichsgesetzblatt-Gesetzes → Schloissnigg/Šlojsnik führte aufgrund der Bewird von »in slowenischer (zugleich → windischer anstandungen seinerseits eine amtliche Enquete durch und krainischer Schriftsprache)« gesprochen und und kommt zu der gleichen soziolinguistischen Festnicht innerhalb der Gruppe der slowenischen Kron- stellung, wie sie auch der Dechant von Kappel an der länder differenziert (→ Kundmachung (1)  ; → Wiener Drau/Kapla ob Dravi Johann → Rabitsch zum AusSchriftsprachen-Vereinbarung). druck bringt. Schloissnigg kommt so zum Schluss  :

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Standardsprache

Standardsprache und Rechtsterminologie, Regi»Diesem Umstande kann nur durch das rastlose Bestreben eine allgemeine Bildung zu verbreiten, abgeholfen onalismen sowie Ortsnamen. Seit der Auflösung der werden, die Auflage der Gesetze im Volksdialekte aber Monarchie wird das Slowenische in mehreren Staaten dürfte in allen Sprachen ein schwieriges und kaum er- gesprochen. Damit musste sich das Slowenische den unterschiedlichen konzeptuellen und terminologischen folgreiches Auskunftsmittel seyn« (nach Domej, 443). Die Verfassungsbemühungen von 1848/49 sind Erfordernissen anpassen, um die Realität in den jeweigleichzeitig von strukturellen sprachpolitischen und ligen unterschiedlichen Staats- und Gesellschaftsordinstitutionellen Forderungen gekennzeichnet. Franz nungen wiederzugeben und um darin als Kommunika→ Miklosich erreicht 1849 die Gründung eines tionsmittel fungieren zu können. Die unterschiedlichen Lehrstuhls für Slawistik an der Universität Wien und fachsprachlichen slowenischen → Terminologien etwa seine Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen des Rechts- und Verwaltungswesens der verschiede(1852–1876) wird maßgeblich für alle späteren slo- nen Staaten (etwa die zweisprachigen Wörterbücher wenischen Grammatiken. Ebenso wird die im Zuge von P. Apovnik und L. Karničar 1978, 1989, 1996) der Redaktion des Reichsgesetzblattes 1853 erstellte sowie die Terminologien anderer Lebensbereiche sind »deutsch-kroatische, serbische und slowenische Se- integraler Bestandteil der slowenischen S. (so auch die paratausgabe« des terminologischen Wörterbuchs Begriffe der → Küchensprache) und wurden als solche die sprachnormative Grundlage für die von Minister lexikografisch berücksichtigt. Ebenso Teil der slowenischen S. sind die in Kärn→ Thun-Hohenstein genehmigten → Schulbücher. Bemerkenswert für die Mitte des 19. Jh.s ist, dass ten/Koroška bzw. in Österreich gebräuchlichen und Kärnten/Koroška weiterhin im gesamtslowenischen normierten slowenischen → Ortsnamen. Dies umfasst Kontext aktiv an der Entwicklung der slowenischen S. jene slowenischen Ortsnamen von Orten, in denen den beteiligt war. Die Grammatik für den Sprachunterricht Bewohnern spezifische Rechte (Volksgruppenrechte) von Anton → Janežič aus 1854 erlebte in der Folge zuerkannt wurden oder werden, wie auch jene Ortsnazahlreiche Neuauflagen, wobei dem von ihm zusam- men, die aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen Bedeumen mit Anton M. → Slomšek und Andrej Einspie- tung als regionale slowenische Endonyme anzuseler 1851 mitbegründeten Volksverlag → Mohorjeva hen sind. Dies umfasst insbesondere jene normierten die Rolle einer »alma mater aller Slowenen in Bezug Ortsnamen, die Pavel Zdovc linguistisch repertoriert auf ihre literarische Betreuung« zukam. Dem Kärntner hat, wie auch weitere literaturübliche oder historische Volksverlag, der 1918 90.512 Mitglieder im gesamten amtliche slowenische Ortsnamen (wie sie etwa in den slowenischen Sprachraum zählte, kam so größte Be- → Ortsrepertorien zwischen 1849 und 1918 aufscheinen und von Schnabl 2011 in ihrer rechtlichen Dideutung bei der Verbreitung der slowenischen S. zu. In der Folge kam bis weit ins 20. Jh. mangels eines mension identifiziert wurden). Anteil an der kreativen Weiterentwicklung der sloangemessenen → Schulwesens in slowenischer Sprache der Kirche eine eminente Rolle beim Erhalt und wenischen S. haben schließlich auch die slowenischen der Festigung der S. zu. Insbesondere wurde mit dem Literaten aus Österreich und Italien (z. B. → Prežihov Gebrauch des Slowenischen als → Liturgiesprache, Voranc, Boris Pahor, Alojz Rebula, Florijan Lipuš, die sich durch einen reichen Wortschatz auszeich- Andrej Kokot, Gustav Januš, Jani Oswald, Maja net, das individuelle subjektive Gefühl verstärkt, die Haderlap u. v. a.). slowenische S. zu verstehen und zu können, da sich die Predigten, Gebete, Kirchenlieder und Litaneien Quellen  : KLA, Archiv Dietrichstein, Fasz. CCCIV, 42/8, fol 272, der slowenischen S. bedienten (→ Lied  ; → Volks- 274 (nach Domej). Lit.: ES. – F. Miklosich  : Die christliche Terminologie der slavischen lied, geistliches  ; → Immersion). Ideologisch in der Sprachen. Wien 1875  ; P. Hersche  : Spätjansenismus in Österreich. Wien → Windischentheorie begründete Konzepte wie das 1977  ; P. Apovnik  : Nemško-slovenski slovar k splošnemu občinskemu redu, einer vermeintlichen → Mischsprache konnten vor- Allgemeine Gemeindeordnung LGBl. 1/1966 in LGBl. 3/1973  : priročnik erst dank der kirchlichen → Relevanz der Sprache za slovenske občinske odbornike. Hg. Klub slovenskih občinskih odborgar nicht erst aufkommen und wurden erst mit dem nikov. Celovec 1978  ; R. Vouk  : Popis koroških utrakvističnih šol do leta 1918, Bestandsaufnahme der Kärntner utraquistischen Schulen bis 1918. Rückgang des Slowenischen in der Liturgie struk- Klagenfurt/Celovec 1980  ; S. Hafner, E. Punč  : Die slowenische Volksturell gefördert (→ Slowenisch in Kärnten/Koroška, sprache in Kärnten. Wien 1982 ff. (ÖAW)  ; O. Kronsteiner  : Virgil als → Zweisprachigkeitsideologie). geistiger Vater der Slawenmission und der ältesten slawischen Kirchen-

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Starc, Johann

Janez Starc

sprache. In  : Virgil von Salzburg. Missionar und Gelehrter. Hg. H. Dopsch und R. Juffinger. Salzburg 1984, 122–128  ; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht (darin  : Die Ladinismen der vorkyrillo-methodianischen Kirchensprache). In  : Das Romanische in den Ostalpen, Hg. D. Messner. ÖAW Wien 1984, 83–88  ; R. Vospernik, P. Zablatnik, E. Prunč, F. Lipuš (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten/ Slovenska beseda na Koroškem. Wien 1985  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil Diss. Universität Wien). Wien 1986, 107–148, 159–259, 299–302, 439–444  ; P. Apovnik, L. Karničar  : Wörterbuch der Rechts- und Wirtschaftssprache = Slovar pravnega in ekonomskega jezika, 1. Teil Deutsch-Slowenisch. [Wien] 1989  ; K. Sturm-Schnabl  : Slowenische Lexikographie. In  : Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Hg. F. J. Hausmann, O. Reichmann, H. E. Wiegand, L. Zgusta. Berlin/New York 1990, 2296–2302  ; J. Toporišič  : Periodizacija slovenskega knjižnega jezika. In  : Slavistična revija 41/1. Ljubljana 1993  ; P. Apovnik, L. Karničar  : Wörterbuch der Rechts- und Wirtschaftssprache = Slovar pravnega in ekonomskega jezika, 2. del slovensko-nemški. Wien 1996  ; M. Orožen  : Poglavja iz zgodovine slovenskega knjižnega jezika. Od Brižinskih spomenikov do Kopitarja. Ljubljana 1996  ; K. Sturm-Schnabl  : Janez Žiga Popovič (1705–1774). In/und  : M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2001  ; V. Novak  : Slovar stare prekmurščine. Ljubljana 2006  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja = Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, erweiterte Auflage. Hg. Slovenska akademija znanosti in umetnosti, Razred za filološke in literarne vede. Ljubljana 2010  ; M. Orožen  : Kulturološki pogled na razvoj slovenskega knjižnega jezika. Ljubljana 2011  ; B. Pogorelec  : Jezikoslovni spisi I  : Zgodovina slovenskega knjižnega jezika. Ljubljana 2011  ; B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012, Klagenfurt/Celovec [2011], 165–188  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : Izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 32, Družbena funkcijskost jezika (vidiki, merila, opredelitve). Ljubljana 2013, 365–374. Bojan-Ilija Schnabl

Stangl, Valentin, vulgo Mežnarjev Foltan (Kulturaktivist), → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Starc, Johann ( Janez, Ps. Dr. Coelestin Keutschacher, * 2. November 1885 Mökriach/Mokrije [Eberndorf/Dobrla vas], † 2. Mai 1953 Villach/Beljak), Pfarrer, Minderheitenvertreter, Landtagsabgeordneter. Die Grundschulausbildung absolvierte S. in Eberndorf/Dobrla vas, das Gymnasium (1899–1907) besuchte er in Klagenfurt/Celovec, wo er 1907 die Matura ablegte und 1910 die Ordination erhielt. Während des Studiums war S. Obmann der → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterseminaristen]. Er war Kaplan in → Ferlach/Borovlje (1911–

1913), Provisor und Pfarrer in → Windisch Bleiberg/ Slovenji Plajberk (1913–1915, 1915–1919), Pfarrer in Ruden/Ruda (1919–1921), → Keutschach/Hodiše (1921–1938), Kaplan in Rosegg/Rožek (1938) und Pfarrer in St. Leonhard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih (1938–1953). Nach dem Zweiten Weltkrieg war S. Ausschussmitglied der → Mohorjeva (1948–1953) und setzte sich für die Revitalisierung der Mohorjeva ein. 1949 wurde er zum Vizeobmann des → Narodni svet [Rat der Kärntner Slowenen] gewählt. Nach der Volksabstimmung 1920 setzte sich S. für den Anschluss des slowenischen Landesteils Kärntens an Jugoslawien ein. Als Priesterpolitiker hatte er ein großes Interesse an sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen. So baute er trotz starker bezirkspolitischer Widerstände 1927 in Keutschach/Hodiše ein St. Josef-Haus (Dom sv. Jožefa) für die slowenische katholische Jugend. Hier war S. als Ausschussmitglied in der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse] (→ Genossenschaftswesen) und im Bildungsverein → Zvezda tätig (→ Kulturvereine). In der Zwischenkriegszeit war S. Sekretär des → Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer und Wirtschaftlicher Verein für Slowenen in Kärnten] und wurde in dieser Funktion 1927 als Vertreter der Kärntner Slowenen in den Landtag gewählt. 1923 hatte das Gurker Ordinariat das Ansuchen S.s für eine Kandidatur im Kärntner Landtag noch abgelehnt, 1927 aber befürwortet, so dass S. von 1927 bis 1934 → Abgeordneter im Kärntner Landtag war. Er engagierte sich 1927–1928 für die → Kulturautonomie. In der Zeitung Kulturwehr (Berlin) machte er kund, dass die Kärntner Slowenen vom Verlauf der Verhandlungen nicht in Kenntnis gesetzt worden waren. Im Landtag forderte er die Verwirklichung und Umsetzung der Minderheitenrechte. 1931 berichtete er auf der Basis eigener Beobachtungen im Religionsunterricht über den nationalen Istzustand Kärntens. Als Vertreter der Kärntner Slowenen nahm S. jährlich an den Kongressen der Europäischen Minderheiten in Genf teil. Am 22. Dezember 1933 resignierte er auf sein Landtagsmandat, nachdem er nationalsozialistische Aktivitäten in Kärnten/Koroška angeprangert hatte  ; sein Nachfolger wurde Janko → Ogris. Im Ständestaat brachte er sich trotz des bischöflichen Verbots eines politischen Engagements von Priestern aktiv in die Bildungspolitik ein. Die Nationalsozialisten wollten S. in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1938 aus Keutschach/Hodiše vertreiben. Vom Studenten Stanislaus → Hafner ge-

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Starc, Johann

warnt, verließen die beiden in der Abenddämmerung den Ort und flüchteten nach Klagenfurt/Celovec. S. wurde vom Ordinariat nach Eberstein/Svinec und dann nach Rosegg/Rožek versetzt, von wo ihn die Nazis abermals vertrieben. Der Gurker Bischof setzte S. nach der Entlastung von Keutschach/Hodiše in St.  Leonhard b. Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih als Pfarrer ein. S. ging jedoch nach Wien, wo ihm Kardinal Innitzer ein Klosterzimmer in der Habsburgergasse vermittelte. Wegen Heimwehs kehrte er im September 1938 nach Kärnten/Koroška zurück, wohnte eine Zeit lang bei seinem Cousin Joško → Tischler in → Villach/Beljak, besuchte für einige Stunden Keutschach/ Hodiše, wurde verraten und von der Gestapo inhaftiert. Innerhalb von 48 Stunden musste er das Land verlassen. S. hielt sich bis Ende des Jahres in Wien auf, wurde auf Intervention Innitzers Provisor in Klein Wartenstein bei Gloggnitz (bis zum 20. Juni 1939), anschließend aber auf eigenen Wunsch Provisor im burgenländischen Ollersdorf bei Stegersbach (1939–1945 Reichsgau Steiermark), wo er als Seelsorger Beziehungen zur Pfarrgemeinde aufbaute (bis Ende 1940). Beziehungen zu den burgenländischen Kroaten waren der Grund für Gestapo-Verhöre in Graz, verbunden mit einem Aufenthaltsverbot im Reichsgau Steiermark (dem das südliche Burgenland zugeschlagen wurde). S. fand in der burgenländisch-kroatischen Gemeinde Hornstein/ Vorištan (1939–1945 Reichsgau Niederdonau) Aufnahme. Nach dem Einmarsch von Hitlerdeutschland in → Jugoslawien wurde S. erneut verhaftet und bis Mai 1941 am Wiener Morzinplatz arretiert. Weil er Kroatisch gelernt hatte, musste er auf Geheiß der Gestapo nach Wimpassing a. L. umsiedeln (1941–1945). Nach dem Krieg übernahm S. die Pfarre St.  Leonhard bei Siebenbrünn/Šentlenart pri Sedmih studencih und wurde Ausschussmitglied der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskasse]. Der Befreiungsfront OF (Osvobodilna fronta), die sich für den Anschluss des slowenischen Teils Kärntens an Jugoslawien einsetzte, schloss er sich mit einer eigenen Aussendung und einem Plakat-Aufruf am 25. Februar 1947 gemeinsam mit Franc → Petek und Janko → Ogris an. Er sorgte bei der Sicherheitsdirektion und bei Generalvikar J. Kadras für Aufregung, weil er im Dellacher Camp am 12./13. August 1947 Delegierte der Hoch- und Mittelschüler der Kärntner Slowenen auf die »Notwendigkeit des Kampfes zur Erlangung der Freiheit des slovenischen Volkes in Kärnten« hinwies und betonte, »unsere einzige Rettung ist Jugoslavien«. Gegenüber dem Ordinariat ar-

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Janez Starc-Grabstein ­ estaltet von Jože Plečnik, g Foto Vincenc Gotthardt

gumentierte er, dass die ihm vorgehaltenen Sätze richtig seien, er für eine gerechte Behandlung der Kärntner Slowenen eintrete, der Vorwurf der Illoyalität nicht zutreffe, solange die Staatszugehörigkeit Südkärntens nicht entschieden sei und die Änderung der Kirchensprache viele der Kirche entfremdet habe. 1948 wollte S. zusammen mit Tischler die → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverein] dem Einflussbereich der OF entziehen, was zur Trennung von der OF und zur Spaltung unter den Kärntner Slowenen führte. 1949 wurde er zum Vizeobmann des Narodni svet [Rat der Kärntner Slowenen] gewählt. Ab diesem Zeitpunkt lehnte er ein gemeinsames Auftreten mit der OF bei der Wahl und die Vereinigung mit dem kommunistischen Jugoslawien ab. Er gab den Impuls für die Gründung der katholischen Wochenzeitschrift Naš tednik. Über die Situation der Kärntner Slowenen verfasste S. in der Zwischenkriegszeit mehrere Beiträge in von → »Minderheiten« herausgegebenen Zeitschriften, vor allem in der Kulturwehr, einem in Berlin erscheinenden polnischen Monatsblatt, und im Agramer Tagblatt (1928–1930). Am 10. Februar 1935 publizierte S. unter dem Pseudonym Dr. Coelestin Keutschacher den Artikel Die österreichische Bundesverfassung und die Minderheitenfrage in der Zeitschrift Der christliche

Stefan, Josef

Ständestaat, in dem er seine herbe Enttäuschung über diese Staatsform zum Ausdruck brachte. Er verfasste ein Manuskript mit Erinnerungen und eines über die Hühnerzucht. Als Nebenerwerbslandwirt in St. Leonhard/Šentlenart verunglückte S. 1953 bei Waldarbeiten so schwer, dass er im Landeskrankenhaus in Villach/ Beljak an den Unfallfolgen starb. Quellen  : ADG, Personalakt Starc  ; SBL. Lit.: SBL. – J. Tischler  : Janez Starc kakor sem ga doživel. In  : KMD

1954, 78–80  ; Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 398–405  ; S. Hafner  : Ob 40-letnici njegove smrti. In  : KMD 1994, 97–100  ; P. G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/ Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221  ; V. Sima  : Starc, Johann. In  : St. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = St. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Band 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 318–319. Josef Till

Starej, Tomaž, vulgo Mežnarjev (Kulturaktivist),

→ Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg].

nija) und die Erhebung des Slowenischen zur → Amtsund Schulsprache. Die Bewegung konnte insofern »liberal« erscheinen, als dass sie weite slowenische Bevölkerungsschichten für die nationale Frage sensibilisierte (→ Preporod). Dennoch gingen die S. zu sehr konform mit dem k. u. k. Herrscherhaus und zeigten wenig Durchsetzungsvermögen im Reichsrat, wie die Einwilligung in eine dualistische Aufteilung der Monarchie seitens ihrer parlamentarischen Vertreter belegte, die den auf die habsburgischen Kronländer aufgeteilten Slowenen keinerlei politische Vorteile brachte. Außerdem sollten politische Zeitschriften und Zeitungen auf Deutsch erscheinen, um sich so mehr Gehör bei der deutschen Obrigkeit zu verschaffen. Weil man überdies zur Überzeugung kam, dass unter der Bevölkerung die deutsche Sprache besser verstanden wurde als die slowenische, sollten Zeitschriften  : […] naj se izdaja v takšnem jeziku, da ga bo večina razumništva […] mogla čitati, t. j. v nemščini [(…) in der Sprache erscheinen, die die Intelligenzija (…) lesen könne, das ist auf Deutsch]. 1876 aber einigten sich die zwei konkurrierenden Gruppierungen aus utilitaristischen Gründen vorläufig darauf, zu kooperieren und fortan gemeinsame Kandidaten bei Landtags- bzw. Reichratswahlen aufzustellen (sog. slogaštvo [Eintrachtspolitik]).

Staroslovenci [Altslowenen], Anhänger der nationalkonservativen (altliberalen), teils katholischen poli- Lit.: ES. – I. Prijatelj  : Duševni profili slovenskih preporoditeljev. Ljubljana tischen Bewegung zwischen den 1850er- und 1870er- 1935  ; I. Prijatelj  : Borba za individualnost slovenskega knjižnega jezika Jahren, die Anfang der 1870er-Jahre eine Opposition v letih 1848–1857. Ljubljana 1937 (Erstveröffentlichung in  : RDHV zur nationalliberalen politischen Bewegung eingingen 1924 in 1926)  ; I. Prijatelj  : Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina. II. Obdobje okroglega konzervatizma. 1860–1868. Ljubljana (→ mladoslovenci [ Jungslowenen]). Beide Strömungen 1956  ; I. Prijatelj  : Slovenska kulturnopolitična in slovstvena zgodovina. verfolgten unterschiedliche Strategien bezüglich der IV. Obdobje romantičnega realizma. 1868–1880. Ljubljana 1961  ; R. Rechte der slowenischen Nation innerhalb der öster- Malli  : Die Sozialstruktur und das nationale Erwachen der Slowenen. In  : reichischen Monarchie. Die S. (u. a. Janez → Bleiweis, Österreichische Osthefte 20 (1978) 1, 284–291  ; Z. Čepič [e. a.]  : ZgodoEtbin Henrik Costa, Lovro → Toman) erfuhren bei vina slovencev. Ljubljana 1979, 492–508. Maja Francé den Landtagswahlen einen mehrheitlichen Widerhall unter den Slowenen und hatten v. a. in Kärnten/Koroška die Oberhand, wo die intellektuelle Führungsschicht Starz, Franz (Chorleiter, Kulturaktivist), → Škocjan, weitgehend von Geistlichen gebildet wurde. Bleiweis, Slovenska krščanska-socialna čitalnica [Slowenischer Protagonist der Traditionellen und sog. »Vater des slo- christlich-sozialer Leseverein St. Kanzian]. wenischen Volkes«, rief die Zeitschrift → Kmetijske in rokodelske novice (1843–1902) ins Leben, das politische Stefan, Josef (Štefan, Jožef, Jože, Ps. Alešev Spleteni, Organ der S. Sie verfolgten einen pragmatischen po- * 24. März 1835 St. Peter bei Ebenthal/Šentpeter pri litischen Kurs und propagierten mit ihrem Motto Vse Žrelcu, heute Klagenfurt/Celovec, † 7. Jänner 1893 za vero, dom, cesarja [Alles für den Glauben, das Heim, Wien), Experimentalphysiker von Weltrang, sloweniden Kaiser] traditionelle christliche Werte und Loyali- scher Dichter. S. wurde als uneheliches Kind geboren. Aus wirttät gegenüber den Habsburger Machthabern. Ähnlich den mladoslovenci forderten die S. eine Einigung des schaftlichen Gründen war seinen Eltern die Eheschlieethnischen slowenischen Gebiets (→ Zedinjena Slove- ßung erst 1844 möglich. Ab 1841 besuchte S. in Kla-

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Stefan, Josef

genfurt/Celovec die Normalschule und anschließend, ab 1845, das Gymnasium. Bis 1848 gab es am Gymnasium keinen Slowenischunterricht. Daher erlernte S. die slowenische → Standardsprache vorerst nur in der Sonntagsschule. Ab 1848 war Anton → Janežič für den Slowenischunterricht am Klagenfurter Gymnasium verantwortlich. S. besuchte den Slowenischunterricht vorerst freiwillig, ehe er 1849 verpflichtend wurde. Dichter. Janežič initiierte am Gymnasium einen slowenischen Literaturkreis, in dem sich S. begeistert engagierte. Die Mitglieder lasen slowenische Bücher und Werke aus anderen slawischen Literaturen. 1849 veröffentlichten S. und andere Mitglieder des Literaturkreises ihre Gedichte in der ersten slowenischen Schülerzeitschrift, Celovška Slavija. Celovška Slavija erschien nur bis 1851. Danach publizierte S. in den Zeitschriften Vedež (Hg.: Ivan → Navratil), → Slovenska bčela (Hg.: Anton → Janežič), Novice (Hg.: Janez → Bleiweis), → Šolski prijatel (Hg.: Andrej → Einspieler) und → Slovenski glasnik (Hg.: Anton Janežič) (→ Publizistik). Neben einigen Prosatexten (Reiseberichte, Literatur) und naturwissenschaftlichen Aufsätzen verfasste S. vor allem patriotische Liebes- und Gelegenheitsgedichte. S. schrieb auch einige wenige deutsche Gedichte. Teilweise veröffentlichte er seine Gedichte unter dem Pseudonym Alešev Spleteni. Über den schulischen Sprachunterricht hinaus befasste sich S. mit den klassischen Sprachen, dem Serbokroatischen, Tschechischen und Russischen. Am Beginn seiner Studienzeit übersetzte er aus dem Deutschen, Russischen und Tschechischen ins Slowenische. S. plante eine Enzyklopädie über Kärnten/Koroška und ein Wörterbuch slowenischer Pflanzennamen. Beides konnte er aber nicht umsetzten. Schon am Gymnasium war er in den Fächern Physik und Mathematik überdurchschnittlich begabt. Sein Wissen ging über das nötige Schulwissen weit hinaus. Nach seiner hervorragenden Matura schrieb er sich 1853 in Wien in das Studium der Mathematik und Physik ein. Bei Franc → Miklosich/Miklošič, dem Begründer der Wiener Slawistik, hörte S. sprachwissenschaftliche Vorlesungen und verbesserte seine Kenntnis der slowenischen Schriftsprache. Zusätzlich hörte er Vorlesungen aus Astronomie, Botanik und Chemie. 1857 veröffentlichte S. sein letztes Gedicht, 1859 seinen letzten slowenischen Prosatext. Ab 1859 konzentrierte sich S. nur mehr auf Physik und Mathematik. Mit dem Tod seiner Eltern zerbrach auch die letzte Verbindung nach Kärnten/Koroška.

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Josef Stefan, Denkmal im Arkadengang des Ehrenhofes der Universität Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija Schnabl

Ein Gedicht Stefans (O pustu [Über den Fasching])  : O pustu Vozovi k veselicam po ulicah derčijo, mladost je na plesišču in starci sladko spijo. Le pesnik v merzlej izbi z očes si solze briše, in išče si papirja, da pesmico zapiše. (Ottowitz, 2010  : 17) Literarische Werke  : Ne išči pokoja (Slovenska Bčela, 1850), Jutro (Vedež, 1850), Večer (Vedež, 1850), Draga lipa, stara lipa (Slovenska Bčela, 1851) Zvezda svetla, zvezda sreče (Slovenska Bčela, 1851), Černagora in Černogorci (Slovenska Bčela, 1852), Obrazi iz Serbie (Slovenska Bčela, 1852) Prepozno (Slovenska Bčela, 1852), Nevmerlost (Slovenska Bčela, 1853), Gojzdi (Novice, 1854), Večerna rosa (Šolski Prijatel, 1854), Avtokritika (Šolski prijatel, 1855), Domovina (Šolski prijatel, 1855), O domačem slovstvu (Šolski prijatelj, 1855), Zrak, ki ga dihamo (Šolski prijatel, 1855) Basen (Šolski prijatel, 1857), Na južne gore (Glasnik slovenski, 1858), Skalnate persi, mehko serce (Glasnik slovenski, 1858), O pustu (Glasnik slovenski, 1858), Tice (Glasnik slovenski, 1858), Naturoznanske poskušnje (Glasnik slovenski, 1859).

Reinhold Jannach

Steiermark

Experimentalphysiker. Die bedeutendsten Leistun-

gen vollbrachte S. jedoch als Experimentalphysiker, der am Vorabend des Zeitalters der Quantenphysik gewirkt hat. Heutigen Physikern ist er noch immer als äußerst geschickter Experimentator bekannt, und zusammen mit seinem Schüler Ludwig Boltzmann gilt er als einer der Wegbereiter der modernen Physik. Während S. als 21-jähriger Student der Mathematik und der Physik noch gelegentlich Gedichte schrieb, merkte er in seinem Tagebuch an, dass seine Begeisterung für die Naturwissenschaften bereits seit langer Zeit in ihm lodere und schon früher geweckt worden war als sein Interesse an der Dichtung. Vom Lehrbetrieb an der Universität war S. eher wenig angetan. Er suchte immer auch seinen eigenen Zugang zum Studienfach, den er befriedigender fand als das Erlernen des geforderten Prüfungsstoffes. Seine besonderen Fähigkeiten als Lehrer dürften wohl in dieser Begabung begründet sein und haben als Gegenbeispiel zum Dickicht aus Verbindungsstudenten, alten Herren und unfähigen Professoren noch knapp ein Jahrzehnt nach seinem Tod in einer Zuschrift an die Fackel Erwähnung gefunden. Nach dem Studienabschluss, gefolgt von einer kurzzeitigen Anstellung als Lehrer an einer Oberrealschule, hat S. eine beeindruckende Karriere gemacht  : 1860 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1863 Professor am Institut für Experimentalphysik, 1865 Auszeichnung mit dem ersten Ignaz-Lieben-Preis für die beste Forschungs-Arbeit der letzten drei Jahre, 1869/1870 Dekan der philosophischen Fakultät, 1875/1885 Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften, 1876/1877 Rektor der Universität und 1885 stellvertretender Präsident der Akademie der Wissenschaften. Sein Arbeitsgebiet umfasste die Optik, die Akustik, den Elektromagnetismus, die kinetische Gastheorie, die Hydrodynamik, die Theorie der Wärmestrahlung, die Theorie der Gasdiffusion und Experimente zur Wärmeleitung in Gasen. Nebenbei hat er auch etliche populärwissenschaftliche Artikel verfasst. Mit seinem »Dia-Thermometer« zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit in Gasen (1872) erregt S. auch heute noch Bewunderung. Sein Messergebnis für die Wärmeleitfähigkeit der Luft weicht vom heutigen Wert um etwa 3 % ab. In weiterer Folge hat S. auch die Unabhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit vom Gasdruck und somit eine wichtige Implikation der kinetischen Gastheorie experimentell bestätigt.

In seiner Abhandlung »Über die Beziehung zwischen der Wärmestrahlung und der Temperatur« (1879) hat S. in den Messungen des englischen Physikers John Tyndall einen erstaunlich einfachen Zusammenhang zwischen der absoluten Temperatur (T) und dem Wärmefluss (j) entdeckt, j ~ T4, den Ludwig Boltzmann (1884) im Rahmen der Thermodynamik theoretisch herleiten konnte. Das Stefan-Boltzmann-Gesetz hat am Beginn des 20. Jh.s im Rahmen der Quantenmechanik seine natürliche Einbettung gefunden. Wissenschaftliche Werke  : Untersuchungen über die Wärmeleitung

in Gasen. In  : Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 65 (Wien 1872) 45–69  ; Über die Beziehung zwischen der Wärmestrahlung und der Temperatur. In  : Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 79 (Wien 1879) 391–428. Josef Strauss Lit.: SBL  ; ES. – L. Boltzmann  : Ableitung des Stefan’schen Gesetzes, betreffend die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Temperatur aus der electromagnetischen Lichttheorie. In  : Annalen der Physik und Chemie, Bd. 22 (1884) 291–294  ; K. Kraus  : Die Fackel, Bd. 32 (1900) 12–13  ; L. Čermelj  : Josip Stefan. Življenje in delo velikega fizika. Ljubljana 1950  ; S. Sitar  : Jožef Stefan pesnik in fizik. Ljubljana 1993  ; N. Ottowitz  : Jožef Štefan. Klagenfurt/Celovec 2010  ; J.  C. Crepeau (Ed.)  : Jožef Stefan  : His Scientific Legacy on the 175th Anniversary of His Birth. Moscow, Idaho 2013 (Digitalisat).

Stefan, Jožef (* 1945), akademischer Maler, → Bild-

stock.

Steharnik, Ferdinand (Laiendarsteller, Kulturaktivist), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882. Steharnik, Josef (»Joška«), vulgo Lukner (lokale In-

formantin), → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882.

Steiermark (avstrijska Štajerska), vgl. Sachlemmata  : → Graz  ; → Karantanische Mark  ; → Sprachgrenze  ; → Steirische Slowenen – Slowenen in der österreichischen Steiermark in der Ersten Republik  ; → Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; ausgewählte Personenlemmata  : → Czoernig, Carl Ritter von  ; → Herberstein, Karl Johann von  ; → Hauptmann, Ljubmil  ; → Satori, Franz.

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Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni

Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni (Gemeinde

St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni), vgl. Sachlemmata  : → Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/Krištofova gora  ; → Inschrift, slowenische  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Hildegard von Stein/Liharda Kamenska  ; → Pernhart, Markus  ; → Tischler, Joško. Steiner, Bernhard (* vor 1569 Kamnik [Gorenjska], † 1594 St. Ruprecht bei Villach/Šentrupert pri Beljaku), protestantischer Geistlicher. S., Bürgersohn aus Kamnik, der gemeinsam mit seinem Bruder Franz nach Tübingen zum Studium ging (fratres Litropolitani, immatrikuliert 22. April 1569 – zeitgleich mit Felician, dem Sohn des Reformators Primož → Trubar) und aufgrund einer Befürwortung durch Primož Truber aus der Tiffernus-Stiftung ein Stipendium bezog. Nach Studienabschluss mit einer pädagogischen Magisterarbeit und Tätigkeit als Privatlehrer von Andreas von Auersperg und pastoraler Tätigkeit in Bühl bei Tübingen, wurde er 1573 von Bartlmä Khevenhueller nach St. Ruprecht bei Villach/Šentrupert pri Beljaku berufen, in dessen Haus er bis zu seinem Tod 1594 sämtliche geistlichen Amtshandlungen hielt. Zwischen 1576 und 1594 wirkte er als Superintendent in Klagenfurt/Celovec, nahm im Umfeld des Brucker Landtags von 1578, der zur Anerkennung der protestantischen Landschaftsschulen in Graz, → Klagenfurt/Celovec, → Ljubljana und Judenburg führte (Brucker Libell), an einer Versammlung der Pastoren und Schulrektoren teil, um sich über die Grundsätze einer gemeinsamen Kirchen- und Schulordnung für die innerösterreichischen Länder (→ Innerösterreich) zu verständigen. Sie sollte auf die Ordnung des David Chytraeus Bezug nehmen, aber auch regionale Abweichungen erlauben. S. gilt als ihr Verfasser. Weiters war er auch Mitglied der Bibelkommission (1580), welche den Erstentwurf von J. → Dalmatin revidierte. Lit.: T. Elze  : Die evangelischen Prediger Krains im XVI. Jahrhundert. In  : JGPrÖ 21 (1900) 159–201  ; C. Fräss-Ehrfeld  : Geschichte Kärntens II. Klagenfurt 1994  ; C. Weismann  : Primus Truber und die Tübinger Tiffernstiftung. Ein Beispiel internationaler Studienförderung im 16. Jahrhundert. In  : R.-D. Kluge (Hg.)  : Ein Leben zwischen Laibach und Tübingen. Primus Truber und seine Zeit. Intentionen, Verlauf und Folgen der Reformation in Württemberg und Innerösterreich

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(= Sagners Slavistische Sammlung 24). München 1995, 414–426  ; G. Heiss  : Die innerösterreichischen »Landschaftsschulen«  : Ein Versuch ihrer Einordnung in das Schul- und Bildungssystem des 16. Jahrhunderts. In  : ebd. 191–210. Karl W. Schwarz

Kolonovits, Expertenhearing

Steirische Slowenen – Slowenen in der österreichischen Steiermark in der Ersten Republik, slow.

štajerski Slovenci. In der österreichischen Steiermark (avstrijska Štajerska) sind es seit der Ersten Republik drei relativ unverbundene Kleinregionen, in denen das Slowenische autochthon gesprochen wurde und zum Teil noch wird. Es sind dies fünf Dörfer in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung/Radgona-okolica (Dedenitz/Dedonci, Goritz/Gorica, Laafeld/Potrna, Sicheldorf/Žetinci und Zelting/Zenkovci) im äußersten Südosten der Steiermark, auch Radkersburger Winkel/Radgonski kot genannt, außerdem die Region um Leutschach/Lučane (Eichberg-Trauttenburg/Brdo, Glanz/Klanci und Schloßberg/Gradišče) und die Region um Soboth/Sobota (Laaken/Mlake) im Südwesten des Landes. Die Katastralgemeinde (KG) Laaken/Mlake umfasst eine Fläche von 10 km2 und 87 ha und hatte 1900 284 Einwohner. Die Region Leutschach/Lučane umfasst eine Fläche von knapp 75 km2. Beide Regionen befinden sich im Hügelland und die Bevölkerung lebte (und lebt) vorwiegend in Streusiedlungen. Von den knapp 6.000 dort lebenden Menschen (1910  : 5.858, 1934  : 5.729) bekannten sich bei den letzten beiden Volkszählungen vor dem Ersten Weltkrieg noch knapp 40 % zur slowenischen → Umgangssprache (→ Sprachenzählung). In den fünf geschlossen besiedelten Dörfern im Radkersburger Winkel mit ca. 18 km2 bekannten sich bei der Volkszählung 1910 von ca. 1.200 Menschen ca. 22 % zur slowenischen Umgangssprache. Zu diesem Zeitpunkt hat der Druck auf ein Bekenntnis zur deutschen Umgangssprache schon zugenommen (→ Germanisierung). In dem im Jahre 1922 ohne Wissen der Bevölkerung der fünf Dörfer erstellten Gesinnungskataster wird von einer nahezu hundertprozentigen slowenischen Nationalität der Bewohner gesprochen (→ Kryptoslowenen  ; → Germanisierung, statistische). Geschichte. Die Besetzung Radkersburgs und der Linie bis nach Spielfeld (Špilje) sowie Leutschachs durch Truppen von General → Maister begann am 1. bzw. 5. Dezember 1918 und dauerte bis zum 26./29. Juli 1920. Während dieser Zeit wandelten sich eventuell vorhandene Sympathien für den SHS-Staat in Abnei-

Steirische Slowenen – Slowenen in der österreichischen Steiermark in der Ersten Republik

Pavel Haus, Laafeld/Potrna, Archiv Verein Artikel 7

gung, ja Hass. So wurde der Abzug dementsprechend gefeiert und eine Festschrift herausgegeben (Deutsches Leid in Radkersburg). Es war nun unmöglich geworden, sich als Sowenischsprachiger zu bekennen, ohne mit verräterischen Tendenzen in Zusammenhang gebracht zu werden. Zwischen dem 4. Februar 1919 und dem 13. Februar 1919 kam es zu einer militärisch geführten Auseinandersetzung in Radkersburg/Radgona und in Leutschach/Lučane gegen SHS-Einheiten, an der sich auch slowenischsprachige Einwohner beteiligten. Dem Abwehrkampf folgte am 13. Februar 1919 ein Waffenstillstand zur Schaffung einer Demarkationslinie bis zur endgültigen Entscheidung auf der Friedenskonferenz in Paris im Jahr 1920 (→ Vertrag von Saint-Germain). Bei den Pariser Friedensverhandlungen wurden die jugoslawischen Forderungen hinsichtlich der Untersteiermark/Spodnja Štajerska zum Großteil erfüllt. Dafür mussten die Region Leutschach/Lučane und der Radkersburger Winkel/Radgonski kot aufgegeben werden. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die Heimwehren großen Zulauf. So gab es in den 20er-Jahren Heimwehrverbände in den fünf Dörfern um Radkersburg/ Radgona und auch der Heimatschutz, der dann in der SA aufging, war verbreitet. Der Ständestaat war unbeliebt in der Region, die betonte Rolle der Kirche und die Tatsache, dass man zu wenig national war, kostete ihn Sympathien. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges verzeichneten die Nationalsozialisten regen Zulauf, wenn auch nicht bei allen Bewohnern der zweisprachigen Gebiete. Im Jahr 1944 setzte sich im Gebiet um Leutschach/Lučane eine Partisaneneinheit, die Abteilung Lacko (Lackov odred), fest. Ihr schlossen sich ei-

nige Personen in der Gemeinde Schloßberg/Gradišče an. Kurz nach Kriegsende wurde die Abteilung nach → Jugoslawien abgezogen. Jugoslawien erhob nach dem Zweiten Weltkrieg territoriale Forderungen in Bezug auf Leutschach/Lučane und Radkersburg/Radgona (die fünf Dörfer). Vereine. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg besiegelte auch das Schicksal des einzigen slowenischen Vereins in Radkersburg/Radgona (der 1910 gegründet wurde), nämlich des Katoliško izobraževalno društvo Radgona [Katholisch-slowenischer Bildungsvereins Radkersburg]. Die Sympathie für Jugoslawien kostete den Vorsitzenden des Vereins das Leben. Mathias Pintarič wurde am 25. April 1919 von einer Handgranate getötet, die in sein Haus geworfen worden war. Der letzte Obmann des Vereins, Josef Veberič, zeigt 1929 dessen Auflösung an. Darüber hinaus gab es jedoch ein reges religiöses Vereinsleben, das auch die Slowenischsprachigen einband (Frommer Verein zur Verehrung der schmerzhaften Mutter Gottes Maria, Skapulierbruderschaft, Rosenkranzbruderschaft u. a.). In Leutschach/Lučane wurde 1870 auch ein Hermagoras-Verein gegründet. Nach dem Jahr 1848 entfaltete die slowenische Geistlichkeit (aus dem Umkreis um Anton → Korošec) in diesen Gebieten eine gewisse Aktivität. Eine wichtige Zäsur stellt die Neuorganisation der Bistümer → Lavant, → Seckau und → Gurk im Jahr 1859 dar. Die neuen Bistumsgrenzen wurden zu ethnischen Grenzen, da Lavant als slowenische Diözese vorgesehen war (→ Sprachgrenze). Dies markierte sowohl in seelsorglicher wie auch in nationalpolitischer Hinsicht eine Weichenstellung für die Pfarren Leutschach/Lučane und Radkersburg/Radgona. Neben ihnen waren die Pfarren Spielfeld (Špilje), Gamlitz (Gomilica), die Filialkirche Hl. Geist/Sveti Duh, Kappel/Kapla, Oberhaag (Zgornji Osek), sowie St.  Lorenzen und St.  Oswald südwestlich von Eibiswald (Ivnik) die einzigen Pfarren im sonst deutschsprachigen Bistum Seckau, die auch für eine slowenische Bevölkerung zu sorgen hatten. Für die slowenischsprachigen Bewohner des Seckauer Bistums bedeutete dies, dass es ab diesem Zeit­punkt nicht mehr selbstverständlich war, dass es einen slowenischsprachigen Kaplan oder Pfarrer gab. Die Gemeindevorsteher der fünf Dörfer sandten am 28. Mai 1858 eine Denkschrift an Bischof → Slomšek, in der sie im Namen ihrer Kinder darum baten, in die Diözese Lavant aufgenommen zu werden. Während dies anderen Pfarren wie Marija Snežna (Maria Schnee)

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Steirische Slowenen – Slowenen in der österreichischen Steiermark in der Ersten Republik

im heutigen Velka gelang, blieben die fünf Dörfer und Leutschach/Lučane bei Seckau. Es gab jedoch bis in die 70er-Jahre des 20. Jh.s Seelsorger mit SlowenischKenntnissen. In der sog. Frauenkirche in Radkersburg/ Radgona gab es bis zum ersten Weltkrieg noch slowenische Gottesdienste. Neben den kirchlichen Vereinen waren in der Umgebung der zweisprachigen Gebiete im 19. Jh. antiklerikale, deutschnationale Bauernvereine aktiv und auch Ortsgruppen des Südmarkvereins (→ Deutschnationale Vereine). Dies führte am Beginn des 20. Jh.s zur politischen Mobilisierung der zweisprachigen Bevölkerung in deutschnationale Richtung, was sich auch in ist (→ Assimilationszwang). Dies ist das Ergebnis einden Volkszählungen auswirkte. Die Bereitschaft, die deutiger historischer Erfahrungen der Bewohner dieser slowenische Umgangssprache anzugeben, sank in al- Regionen im 19. Jh. und nach dem Ersten Weltkrieg. len zweisprachigen Gebieten der Steiermark/Štajerska Minderheitenrechtliche Stellung. Bis zum Ersdramatisch. ten Weltkrieg waren die → »Volksstämme« ÖsterSprache. Der im Radkersburger Winkel/Rad- reichs durch das Staatsgrundgesetz gruppenrechtlich gonski kot gesprochene Dialekt wurde sprachwissen- geschützt (→ Dezemberverfassung 1867). Der Frieschaftlich von Zinka Zorko untersucht, die darüber densvertrag von Saint-Germain verpflichtete Öster1989 einen Aufsatz veröffentlichte. Der slowenische reich aber auch zum Minderheitenschutz im Sinn eiDialekt, der noch heute in diesen Dörfern gesprochen ner Nichtdiskriminierung einer → »Minderheit« nach wird, gehört zum nordsteirischen und pannonischen Rasse, Religion oder Sprache. Für die Garantie dieses Sprachgebiet innerhalb des Slowenischen. Während Rechts war der Völkerbund zuständig, der dafür das sog. das Vokalsystem und die Betonung dem Prekmur- Minderheitenschutzverfahren (ein Petitionsverfahren) jer Dialekt entsprechen (Übermurgebiet), stehen das entwickelte, das bis 1938 galt. Der Völkerbund verKonsonantensystem und die Morphologie dem Di- stand sich eher als übergeordnete Institution der Konalekt der Slovenske gorice (Windische Bühel) nahe. fliktregulierung denn als Schutzinstanz und wehrte die Auch die Lexik weist eine Reihe von Besonderhei- meisten Petitionen ab, wenn die Gefahr von zwischenten auf. Hinzu kommt noch, dass die meisten der staatlichen Problemen wahrscheinlich erschien. Diese Bewohner der fünf Dörfer nicht in der Lage waren Rechtsstellung führte dazu, dass es zu sehr wenigen Beund sind, slowenisch zu lesen. Die sprachliche Basis schwerden kam und international der Eindruck erweckt hat sich durch Zuwanderer aus dem Prekmurje verän- wurde, beispielhaft zu sein. Die österreichische Regiedert. Heute mischen sich zwei Dialekte  : jener aus dem rung trachtete jedenfalls danach, sich mit dieser Frage Prekmurje und der Dialekt der östlichen slowenischen nicht zu belasten. So hieß es in den Instruktionen der Steiermark (štajersko). Die Bewohner sagen von sich steirischen Friedensdelegation  : Am besten wäre es, von auch, dass sie steirisch sprechen. der Frage der nationalen Minderheiten im eigentlichen Allen drei Gebieten gemeinsam sind das deutsch- Sinn nicht zu sprechen. Für die Slowenischsprachigen sprachige Zentrum (Radkersburg/Radgona, Leut- in der Steiermark war der unzureichende Minderheischach/Lučane, Soboth/Sobota) und die slowenisch- tenschutz irrelevant, weil es niemanden gab, der sich sprachige Peripherie. Allen drei gemeinsam war auch als Minderheit artikuliert hätte. Die intellektuelle Elite, das soziale Gefälle zwischen der Peripherie, in der vor die sie hervorbrachten, bestand bis auf wenige Ausnahallem Bauern und Keuschler lebten, und der »Stadt« men aus Priestern, die in anderen Orten wirkten. Die mit ihrem Bürgertum. Darüber hinaus sind dieselben Bauernschaft als solche brachte für solche Fragen kein durch ihre Abgeschlossenheit voneinander charakteri- Verständnis auf. Davon abgesehen war das steirische siert, denn es gibt so gut wie keine Verweise auf das je- Landesbewusstsein lange Zeit noch deutsch-orientiert. weils andere Gebiet. Vor allem ist es jedoch die Einstel- Die betroffenen Menschen wollten in den allermeisten lung zur slowenischen Sprache  : Man ist bestrebt, nicht Fällen keine offizielle Anerkennung als »Minderheit«, nach außen dringen zu lassen, dass man zweisprachig weil das für sie einer Bloßstellung gleichkäme. Diese

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Inschrift in Bad Radgersburg/ Radgona

Steljeraja

Anja Benko

Form des Selbst-Versteckens zählt zu den Hauptcharakteristika für versteckte Minderheiten. Dass die Steiermark 1955 Eingang in den österreichischen Staatsvertrag fand, wurde in der Steiermark gern als Irrtum bezeichnet. In den 70er-Jahren und dann in den 80er-Jahren des 20. Jh.s wurde diese Frage wieder diskutiert und führte zur Gründung des Artikel VII Kulturvereins, der sich um eine Anerkennung als Minderheit bemühte. Quellen  : Volkszählungsergebnisse 1939 in  : SI-AS-1164, Bestand  : Inštitut za narodnostna vprašanja 1824–1995  : 914 (53). Lit./Web  : T. Zorn  : Prispevek k ljudskemu štetju 1939. leta na zgornjem Štajerskem. In  : ČZN 7 (1971) 329–335  ; Volksgruppenreport 1976, hg. Österreichisches Volksgruppenzentrum. Wien 1976  ; T. Zorn  : O Slovencih na avstrijskem Štajerskem. In  : Razprave in gradivo 7/8 (1976) 195–197  ; H. Haas  : Das Minderheitenschutzverfahren des Völkerbundes und seine Auswirkungen auf Österreich. In  : H. Konrad, W. Neugebauer (Hg.)  : Arbeiterbewegung – Faschismus – Nationalbewußtsein. Festschrift zum 20jährigen Bestand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner. Wien/München/Zürich 1983, 349–365  ; H. Kurahs  : Die Entwicklung der Stadt Radkersburg vom Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Tode ihres Bürgermeisters Dr. Franz Kamniker (Phil. Diss.). Graz 1985, 137  ff.; Z. Zorko  : Govor vasi Žetinci (Sicheldorf ) v avstrijskem Radgonskem kotu. In  : Slavistična revija 37 (1989), 1–3, 241–251  ; J. Moser und E. Katschnig-Fasch (Hg.)  : Blatten. Ein Dorf an der Grenze. In  : Kuckuck Sonderband 2/1992 (Graz) 105  ; Steirische Slowenen. Zweisprachigkeit zwischen Graz und Maribor. In  : Alpen-Adria Alternativ. Graz 1994, 63–72, 65  ; Signal, Jahresschrift des Pavelhaus. Graz  : Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark, Laafeld  : Pavelhaus 1995–  ; Ch. Stenner (Hg.)  : Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Wien/ Köln/Weimar 1997  ; Ch. Promitzer  : Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert). (Phil. Diss.). Graz 1996  ; Österreichische Volksgruppenhandbücher, Steirische Slowenen, Band 9, hg. Österreichisches Volksgruppenzentrum. Wien 1996  ; M. Scheuermann  : Minderheitenschutz contra Konfliktverhütung  ? Die Minderheitenpolitik des Völkerbundes in den zwanziger Jahren. Materialien und Studien zur OstmitteleuropaForschung 6. Marburg 2000  ; J. Prelog  : Leb’ ich mein Schicksal aus. Celovec 2002  ; A. Haberl-Zemljič  : Die Sprache im Dorf lassen. Festhalten und Aufgeben der slowenischen Sprache in Radkersburg Umgebung. Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses, Band 6, 2004. Znanstvena zbirka Pavlove hiše, 6. knjiga  ; D. Kolonovits  : Rechte der Volksgruppen. Expertenhearing vor dem Ausschuss-Grundrechtskatalog am Freitag, den 30. 1. 2004, Parlament, Lokal IV. In  : http://www. konvent.gv.at/K/DE/AVORL-K/AVORL-K_00276/fname_016809. pdf  ; (Hidden) Minorities. Language an Ethnic Identity between Central Europe and the Balkan. Wien 2009  ; A. Haberl-Zemljič  : Pustiti jezik v vasi. Ohranjanje in opuščanje slovenskega jezika v Radgonskem kotu. Ljubljana 2012  ; Znak = Signal, Das Magazin der Sloweninnen und Slowenen in der Steiermark = Revija Slovenk in Slovecev na avstrijskem Štajerskem. Hg. Kulturno društvo sedmi člen za avstrijsko Štajersko – Pavlova hiša, Red. S. Weitlaner. Laafeld/Potrna 2015.

Andreja Haberl-Zemljič

Steljeraja [gemeinschaftliches Streurechen]. Die S. war

eine bäuerliche Tätigkeit, die gemeinsam von den Mitgliedern eines bäuerlichen Anwesens und den Nachbarn verrichtet wurde. Dabei wurde durch das Abästen und die Lichtung des Unterholzes (slow. košutenje), ausnahmsweise auch durch das Fällen von Fichten, Streu für die Tiere beschaffen. Diese Tätigkeit verlief jeweils einen ganzen Tag bei einem Bauern, bis alle Bauern der Nachbarschaft ihre Streu für den Winter eingefahren hatten. Diese Art der organisierten Nachbarschaftshilfe war vor allem in der → Mežiška dolina (Mießtal) und im → Jauntal/Podjuna verbreitet, teilweise auch im oberen Savinja-Tal und im westlichen Pohorje (Bachergebirge). Mancherorts (in der Mežiška dolina) wurde an dieser Tradition bis in die 60er-Jahre des 20. Jh.s festgehalten, und zwar meist jeweils in der zweiten Oktoberhälfte. Meist wurden auch zusätzliche Helfer dazu eingeladen, sodass regelmäßig zwanzig oder dreißig, ausnahmsweise auch bis zu fünfzig Hilfskräfte mitwirkten. Die Arbeit begann frühmorgens, in der Regel im Morgengrauen, mit einem Feuer und einem gemeinsamen Gebet im entsprechenden Waldstück. Die zu spät Kommenden waren dem Gelächter preisgegeben. Die Arbeit endete mit der Abenddämmerung und war relativ beliebt wegen des geselligen Beisammenseins und der reichlichen und besseren Verpflegung während und nach der Arbeit. Bei größeren Gruppen konnten nach einigen Quellen die nachfolgenden Abendessen auch bis zu fünf Stunden dauern, da mit bis zu 20 verschiedenen Gängen aufgewartet wurde. Beim geselligen Beisammensein wurde getanzt und es wurden verschiedene Gruppenspiele gespielt. Eines der häufig gespielten Spiele war das sog. rajcl pipat [Fichtwurzelziehen]. Rajcl war eine bis zu drei Meter lange, geschälte und gekochte Fichtenwurzel oder ein Fichtenast, die bzw. der zusätzlich eingeseift wurde. Danach wurde die Wurzel in die Gruppe von Männern geworfen, die an ihr zogen. Gewonnen hatte der, dem es gelungen war, das rajcl an sich zu reißen und den anderen aus den Händen zu ziehen. Ein ähnliches Spiel spielten oft auch die Frauen, die jedoch an einer eingeseiften Weißrübe zogen. Oft wurde statt der Rübe auch ein ausgehöhlter Kürbis verwendet, in den zuerst eine Katze oder ein Igel gesetzt wurde. Gewinnerin war diejenige, die, nachdem der Kürbis geborsten war, das Tier auch eingefangen hatte. Als Belohnung erhielt der Gewinner oder die Gewinnerin einen šarkelj bzw. šartelj [Hefekuchen], Schnaps, einen Strauß Blumen, Zigaretten, ein Kopftuch oder Ähnliches. Am Ende bekamen

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Stergar, Josip

alle Beteiligten als Dank für die getane Arbeit noch ein Brot oder ein Stück Fleisch (→ Brauch). Lit.: F. Kotnik  : Slovenske starosvetnosti  : Nekaj zapisov, orisov in razprav. Ljubljana 1943  ; P. Ficko  : Skupni ljudski delovni običaji. In  : Med Peco in Pohorjem (R. Poberžnik Hg.). Maribor 1965, 147–170  ; P. Zablatnik  : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1992  ; K. Oder  : Etnološka topografija slovenskega etničnega ozemlja  : občina Ravne na Koroškem. Ljubljana 1992  ; N. Kuret  : Praznično leto Slovencev  : Starosvetne šege in navade od pomladi do zime. Druga Knjiga. Ljubljana 1998.

Tomaž Simetinger  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Stergar, Josip (Publizist, ethnopolitischer und Kultur-

aktivist), → Mir [Der Friede].

Steržinar, Ahacij (gab 1729 in Graz seine sloweni-

schen Kirchenlieder heraus), → Volkslied, geistliches.

Stimmen aus Innerösterreich, → Publizistik. Stossier, Johann, → Zeugen Jehovas. Strastil von Strassenheim, Alexander Friedrich Karl Theodor (* 11. Juni 1872 Košice [Slowakei], † 7. De-

Antiquariats-Katalog Carinthiaca (Klagenfurt 1885), H. Hermanns Handbuch der Geschichte des Herzogthumes Kärnten (Klagenfurt 1842–1860) und die Zeitschriften Carinthia I und II mit den Registern von M. Ortner und H. Sabidussi (Klagenfurt, 7. September 1864– Klagenfurt, 21. Jänner 1941), für den zweiten Teil die ergiebige Slovenska bibliografija (Ljubljana 1903–1905) von F. Simonič zitiert. Als ältesten Druck in Kärnten/ Koroška ermittelt S. (in Unkenntnis der Jesuitentragödie Jephte 1647) Schönlebens Orbis universi votorum 1659. Als erster deutscher Druck gilt dem Verfasser die Beschreibung oder Relation Vber den Einzug und Erbhuldigungs Aktum In dem Erzhertzogthumb Kärndten von H. S. v. Ottenfels 1660. Als erste slowenische Veröffentlichung in Kärnten/Koroška wird das bei → Kleinmayr erschienene Werk von P. Lavrenčič Missionske Catholish Karshanske Pejssme 1752 angegeben. Quellen  : Mittheilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen, 12 (1908), 262  ; Kärntner Amts- und Adress-Kalender 1910, 1915  ; Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken (Leipzig) 20 (1929)  ; M. Wutte  : Theodor Strastil †. In  : Car I 121 (1931) 82–83. Werke  : Aus der Jugendzeit, Wien 1901  ; Bibliographie der im Herzogtume Kärnten bis 1910 erschienenen Druckschriften, Klagenfurt 1912  ; Die Schildbürger. Der Prozeß um des Esels Schatten. [St.  Veit an der Glan] 1917. Lit.: A. Jaksch  : [Rezension]. In  : Car I 104 (1914) 150–151  ; Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 21/22 (1931)  ; A. Lechner  : Geschichte der Technischen Hochschule in Wien 1815–1940. Wien 1942, 194, 236, 251  ; V. Nešpo  : Dějiny university Olomoucké. Olomouc 1947, 198  ; O. Meister  : Die Bibliothekare der Olmützer Universitäts- und Studienbibliothek. In  : Mährisch schlesische Heimat 9 (1964) H. 2, 129–137  ; W. Kosch  : Deutsches Literatur-Lexikon, 20. Berlin [e. a.] 2000  ; R. Stumfohl  : Kärnten. In  : L. Syré, H. Wiesenmüller (Hg.)  : Die Regionalbibliographie im digitalen Zeitalter. Frankfurt a. M. 2006, 56–58.

zember 1930 Wien), Bibliothekar, Bibliograf, Dichter, Theaterautor. S. studierte in Wien Anglistik und Germanistik und dissertierte 1898 über englische Literatur. Mit dem Gedichtband Aus der Jugendzeit trat er 1901 als Dichter hervor. S. lebte 1909 bis 1915 in Klagenfurt/Celovec und arbeitete als Bibliothekar an der dortigen k. k. Studienbibliothek. 1915 bis 1918 war er Kustos an der Universitäts- und Studienbibliothek in Olomouc (Olmütz). 1917 Peter Kersche erschien seine Volkskomödie Die Schildbürger. Ab 1921 war er an der Bibliothek der Technischen Hochschule Strauss, Franc (Kulturaktivist), → Zvezda, Izobražein Wien beschäftigt, deren Direktor er 1923 wurde valno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein und bis zu seinem Ableben blieb. Seine für Kärnten/ Zvezda (Stern)]. Koroška besonders wichtige Bibliographie der im Herzogtume Kärnten bis 1910 erschienenen Druckschriften wurde Strauss, Ivan, vulgo Podedov Anzej (* Globasnitz/ 1912 veröffentlicht. Das Werk zerfällt in zwei Teile. Der Globasnica, † 1938 ebd.), Kulturaktivist, Mitglied des wesentlich umfangreichere erste Teil (7–96) verzeich- Vereins Triglav in Graz. net in alphabetischer Reihenfolge Werke in deutscher, S. wirkte beruflich in Graz, Tuzla und war schließlich lateinischer und italienischer Sprache. Der zweite Teil Leiter des Statistikamtes in Sarajevo, vielfacher Fach(99–116) listet die Werke in slowenischer Sprache auf. autor, Hofrat, mehrfach ausgezeichnet, so vom Papst Verdienstvoll ist diese Arbeit, die S. selbst als »Versuch« und vom persischen Herrscher mit dem Löwenorden bezeichnete, besonders deshalb, weil der Verfasser zu- (→ Emigration). mindest für den ersten Abschnitt auf keine nennenswerten Vorarbeiten zurückgreifen konnte. Als gedruckte Quelle  : Koroški Slovenec, 4. 5. 1938. Bojan-Ilija Schnabl Hilfsmittel für den ersten Teil werden Rauneckers

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KS, 4. 5. 1938

Stritar, Josip

»Strel«, Tamburizzaverein in Ferlach/Borovlje, → Mi-

šič, Dr. Franc.

Stritar, Josip (* 6. März 1839 Podsmreka pri Velikih

Laščah [Velike Lašče, Dolenjska], † 25. November 1923 Rogaška Slatina), Lyriker, Prosaist, Dramatiker, Essayist, Literaturkritiker und Herausgeber. Nach der Volksschule in Velike Lašče, Gymnasium (1847) und Aloisianum in Ljubljana studierte S. klassische Philologie in Wien, wo er von 1875 bis zur Pensionierung 1901 als Gymnasiallehrer tätig war und lebte. In Wien leitete S. einen slowenischen Literatenverein (Slovensko literarno društvo), welchem u. a. Fran → Levstik, Josip → Jurčič und Fran → Levec angehörten. Zusammen mit Jurčič veranstaltete S. eine Neuausgabe der Gedichte Prešerens (Pesmi Franceta Preširna, Ljubljana 1866), die als Grundlage für eine ästhetisch begründete und nachhaltige Prešeren-Rezeption in Slowenien diente. Er war Begründer und Herausgeber der Literaturzeitschrift Zvon [Die Glocke], die 1870 und 1876–1880 in Wien erschien. Zunächst anti-utilitär ausgerichtet, übernahm sie mit der Neugründung 1876 einen erzieherisch-didaktischen Horizont (Pavel → Turner). 1913 ging er nach Aspang. 1919 musste sich S. als Deutschösterreicher bekennen und die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen, um seine Pension nicht zu verlieren. Wegen der schlechten finanziellen Lage seiner Familie am Ende des Ersten Weltkrieges, als er alles verloren hatte, schenkte ihm die slowenische Regierung angesichts seiner Verdienste um die slowenische Kultur ein Haus in Rogaška Slatina, wohin er 1923 zog und verstarb. Jurčič hatte S. 1867 den Kontakt zu Anton → Janežič vermittelt. In seinem → Slovenski glasnik veröffentlichte er 1867–1868 die Kritična pisma [Kritische Briefe], in denen er eine ästhetische Autonomie der Literatur vertrat und die slowenische literarische Öffentlichkeit und deren Zustand zu seinem Thema machte (→ Publizistik). Der Forderung nach einer gerechten Literaturkritik, der Erklärung, wer was und wie schreiben soll, der Kritik Jovan Vesel → Koseskis und Anton → Umek-Okiškis setzte S. eine implizite Kritik im Glasnik entgegen, die er in seinem vierten Brief ausformte. Über die rhetorische Heimatliebe und die politische Unentschlossenheit der nationalen Führung der Slowenen machte sich S. lustig  : zwei satirische Texte (Vino [Der Wein] und Želodec [Der Magen], Glasnik vom 1. Februar 1868 und 1. Juni 1868) ziehen die gescheiterten Hoffnungen auf eine trialistische Neuordnung der Monarchie ins Lächerliche. 1868 hatte Janežič im li-

beralen Slovenski narod bereits die Neugründung des Glasnik annonciert und S. und Jurčič die Redaktion des Blattes angeboten. Dabei wollte er den beiden Redakteuren den Gewinn zukommen lassen, während er selbst die Verluste tragen würde. Darin sah S. einen Beweis für Janežičs Patriotismus. Weil Jurčič bereits seine eigenen Pläne hatte, kam es zu keiner Zusammenarbeit. S. wohnte im August 1872 einer Gedenkfeier für Janežič in Lessach/Leše bei, obwohl er ansonsten kaum Reisen in die slowenischen Länder unternahm. Doch stand S. in Kontakt mit der Zeitschrift → Kres, der Literaturreihe → Slovenske večernice [Slowenische Abendgeschichten] und dem Kalender → Koledar Mohorjeve družbe KMD. Der Kritik der Naturalisten am sentimentalen Idealismus der slowenischen Gesellschafts- und Frauenromane einer Pavlina → Pajk stellte sich S. entgegen. Er stellte sich auf die Seite Pajks und verteidigte damit das erwähnte Genre. Seit der Mitte der 1890er-Jahre veröffentlichte S. im Verlag der → Mohorjeva vier Erzählbände  : Pod lipo [Unter der Linde] 1895, Jagode [Erdbeeren] 1899, Zimski večeri [Winterabende] 1902 und Lešniki [Haselnüsse] 1906. In diesen Erzählungen finden wir S.s Kinder- und Jugendzeit aus der Sicht des erfahrenen Menschen thematisiert, der seine Erkenntnisse weitergibt. Durch die Mohorjeva erreichte S. ein breites Lesepublikum. Bei Jakob → Sket erkundigt sich S. nach dem Erscheinen der Zimski večeri, ob seine Bücher bei den Leuten Anklang fänden. Dies würde ihn ermutigen, in diesem Sinne weiterzuschreiben. In der slowenischen Kulturpublizistik (Slovenski narod, Dom in svet, Slovenec, → Ljubljanski zvon) wurden diese Bücher je nach der ideellen Ausrichtung der erwähnten Organe beurteilt. S., der die Heimat aus der Ferne sah, konnten diese Texte seinem Volk annähern und eine kathartische Rolle spielen. S. war einer der führenden → mladoslovenci [→ Jungslowenen]. Er erweiterte den Horizont der slowenischen Literatur, da er als wahrer Intellektueller die europäische Kultur und Literatur in ihrer Gesamtheit erfasste und inkulturierte (→ Inkulturation), im Gegensatz zu Fran → Levstik, der sich auf die heimatlichen slowenischen Probleme einengte. Quellen  : NUK ms. 1047, mapa 3–7  ; NUK ms 1525  : Pisma Josipa Stritarja Milanu Stritarju  ; NUK ms. 1525  : osebni dokumenti  : Izjava v kateri Stritar izraža svojo pripadnost nemški narodnosti/nem. nar. zavest. Werke  : J. Stritar  : Zbrano delo, 1–10. Ljubljana 1953–1958. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – F. Zadravec, J. Pogačnik  : Zgodovina slovenskega slovstva. Maribor 1973  ; J. Pogačnik  : Josip Stritar. Ljubljana 1985  ; M. Hladnik  : Prva dama slovenskega ženskega romana in povesti.

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Strnad, Marica

In  : A. Šelih (Hg.) Pozabljena polovica. Ljubljana 2007, 65–68  ; F. Zadravec, I. Grdina  : Sto slovenskih pesnikov. Ljubljana 2004  ; U. Perenič  : Iz pisemske korespondence Josipa in Milana Stritarja [unveröff. Manuskript] 2007. Urška Perenič  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Strnad, Marica (Ps. Marica II), Schriftstellerin,

→ Frauenliteratur.

Strojnik, Neža (Volkspoetin), → Miklavič, Pavel. Andrej Sturm

Sturm, Andrej (Andreas, * 11. Juli 1895 Zinsdorf/

Svinča vas [Magdalensberg/Štalenska gora], † 28. Februar 1978 ebd.), Gesellschaftspolitisch engagierter slowenischer Grundbesitzer und Landwirt vulgo Toman in Zinsdorf/Svinča vas, Altgemeinde St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu. S. war das zweitjüngste Kind des Franc Sturm und dessen Frau Maria, geb. Adamič. Als er 15 Jahre alt war, wurde der slowenische → Kulturverein → Edinost in St. Thomas/Šenttomaž pri Celovcu gegründet (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje). Wie alle seine Geschwister (Blasius war in den ersten Augusttagen 1914 in Russland gefallen, Michael, Neža [Agnes], Marija und Katharina [1903–1985]) begann er sofort aktiv im Verein mitzuarbeiten (s. Abbildung 2. Reihe, 2. von links ). Als er 17 Jahre alt war wurde er am 11. Mai 1913 zum Kassier gewählt. Dies blieb er, bis durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Vereinstätigkeit zum Stillstand kam und er zum Militär eingezogen wurde. Nach seiner glücklichen Heimkehr begannen die Wirren der Volksabstimmungszeit, in der die Slowenen und ihre Institutionen massiven Anfeindungen und vandalischen Ausschreitungen ausgesetzt waren. Da die Gefahr bestand, dass deutschnational aufgehetzte Banden die Druckereimaschinen der → Mohorjeva vernichten würden, rettete er diese auf Anregung von Marija → Inzko, geb. Einspieler, indem er sie heimlich über die Demarkationslinie in die → Abstimmungszone A und nach Prevalje brachte, wo die Mohorjeva Zuflucht fand und bis 1927 wirkte. Nach der → Volksabstimmung begann S. gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern den slowenischen Bildungsverein wieder aufzubauen und erweiterte seinen Tätigkeitsbereich auch auf die Hranilnica in posojilnica v Št.  Tomažu [Spar- und Darlehenskasse in St.  Thomas bei Klagenfurt] (→ Genossenschaftswesen). Am 9. Mai 1926 wurde S. zu deren Vorsitzenden gewählt. Daneben ließ er sich von Franc

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Roveredo zum Organisten und Chorleiter ausbilden und dirigierte mit großem Erfolg und künstlerischem Einfühlungsvermögen den Kirchenchor, sodass der Kirchenbesuch für die slowenische Bevölkerung auch einen kulturell-künstlerischen Wert hatte, bis die Nationalsozialisten jedwede slowenische kulturelle Tätigkeit zwangsweise einstellen ließen (→ Chorwesen, → Tamburizzamusik). Als Informant für die dialektologische Dissertation von K. Sturm-Schnabl lieferte er wertvolles Sprachmaterial, das nicht nur dialektologisch, sondern auch inhaltlich interessant ist. So überliefert er ein slowenisches sog. »goldenes Vaterunser« (Zlati očenaš), das er von seinem Vater gelernt hatte. Dabei handelt es sich um ein nicht dem Kanon entsprechendes Sonnengebet (→ Mythologie, → Inkulturation), das dem Vaterunser vorangestellt wurde  : Ó ti zṷato sûnce – [Oh du goldene Sonne] tî hréš (q) bòži hnadǝ – [du gehst zur göttlichen Gnade] uzèmǝ ud nàs hríǝχe – [nimm von uns die Sünden] tàm ˰ịǝχ ti poqòplǝ – [dort begrabe sie] ziútra pa (q) hòr prídaš – [morgens, dann wenn du aufstehst] pǝrnèsǝ nam hnâdǝ du nabîǝs [bringe uns die Gnade vom Himmel] na ṷěčne čáse. – [für ewige Zeiten]

1927 stiftete S. neue Orgelpfeifen für die Filialkirche St.  Lorenzen/Šentlovrenc, die während des Ersten Weltkrieges requiriert worden waren, und übernahm die Kosten für den Restaurator, den »jungen Orgelbauer H. Josef Kuhs vulgo Smrečniksohn«. Die gesamte Zwischenkriegszeit des 20. Jh.s war für die Kärntner Slowenen extrem schwierig. Die Wahrung der eigenen → Identität, also der Kultur und Sprache, erforderte größte Anstrengungen, denn der deutsch-

Im Vordergrund der TomanHof/Toman in Zinsdorf/ Svinča vas aus der Luft, hinten links das Anwesen vulgo Morič

Sturm, Andrej

Valentin Lesjak, Andrej Sturm, Katarina geb. Sturm vereh. Polzer, Andrej Polzer vulgo Lazar, Tomaž Holmar (v.l.n.r.)

nationale Druck und die deutschnationale Propaganda hatten weite Bevölkerungsteile eingeschüchtert und aufgehetzt (→ Deutschnationale Vereine). Die Heimatgemeinde und Pfarre von S. waren diesen Tendenzen massiv ausgesetzt, vor allem auch deshalb, weil sie nördlich an deutschsprachiges Gebiet grenzten und im damals noch durchwegs slowenischen, unmittelbaren nordöstlichen Umland der Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec lag (→ Sprachgrenze, → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die deutschnationale Seite wollte sie »eindeutschen« und das Slowenische auch aus Kirche und Religionsunterricht eliminieren. Dagegen wehrte sich sowohl der Pfarrer Jan → Brabenec als auch S., der die slowenische Sprache in der Kirche mit einem sehr beachteten Memorandum an das fürstbischöfliche Ordinariat verteidigte, das im liber memorabilium der Pfarre belegt ist. Auch sein Bruder Michael forderte bei persönlichen Vorsprachen bei Bischof → Rohracher für seine Kinder Josef und Maria den Religionsunterricht auf Slowenisch ein. Auf der Ebene der Standesvertretung war S. bereits im Landeskulturrat (dieser war der Nachfolger der ehemaligen k. k. Landwirtschaftsgesellschaft und war mit dem Gesetz vom 3. September 1910, LGBl. Nr. 36, errichtet worden) tätig gewesen. Als mit dem Gesetz vom 23. Februar 1932 der Landeskulturrat in die Landwirtschaftskammer übergeführt wurde, kandidierte er bei den ersten Wahlen dieses Standesgremiums am 20. November 1932 für den Bezirksausschuss. Es hatten sechs Parteien kandidiert  : der Landbund,

der Christliche Bauernbund, die → Kmečka zveza [Slowenischer Bauernbund], die Nationalsozialistische Bauernschaft, die Sozialdemokraten und die Kommunisten (die Kommunisten bekamen kein Mandat). Von den insgesamt 19.005 abgegebenen Stimmen fielen auf die Kmečka zveza 2.572 Stimmen und 27 Mandate. Von den von der Landwirtschaftskammer für das interne Gremium zu vergebenden 24 Mandaten fielen auf die Kmečka zveza 3 Mandate (Franz Maier, Feistritz i.  R./Bistrica v Rožu  ; Anton → Gril Blasnitzenberg/Plaznica, Schwager von S   ; und Vinko [Vinzenz] → Poljanec St. Kanzian/Škocjan). Für den landwirtschaftlichen Bezirksausschuss Klagenfurt/Celovec wurden S. und Lorenz Kramer aus Techelweg/Holbiče Gemeinde Schiefling/Škofiče gewählt. Im §  33 der Geschäftsordnung der landwirtschaftlichen Bezirksausschüsse wurde ausdrücklich die deutsche Sprache als Geschäftssprache festgelegt. Auf kommunaler Ebene war S. in der Gemeindepolitik tätig. Mit 4. Mai 1936 Zl. 37.921-2/1936-VI. ist das Dekret datiert, mit dem S. vom Landeshauptmann Hülgert zum Mitglied des Gemeindetages der Gemeinde St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu ernannt wurde. Nach 1945 wurde er als parteiloser Slowene wieder Mitglied des Gemeinderates, das Mandat wurde ihm aber entgegen den Protesten anderer Gemeinderatsmitglieder von der Landesregierung 1947 entzogen. S. lebhafte, aktive identitätsstiftende Tätigkeit zum Wohle seiner slowenischen Sprach- und Kulturgemeinschaft wurde von den Nationalsozialisten 1938 durch das Sprachverbot radikal unterbrochen. 1941 musste er auch die Hranilnica in posojilnica Senttomaž [Spar- und Darlehenskasse St. Thomas] an die Raiffeisenkasse ausfolgen. Eine Steigerung der Erniedrigung eines Menschen wegen seiner sprachlichen und kulturellen Zugehörigkeit aber sollte am 14. April 1942 erfolgen, als er »zum Staats- und Volksfeind erklärt und enteignet« wurde und mit seiner Familie, bestehend aus vier Kindern zwischen sieben und zweieinhalb Jahren, seiner Frau und seinen zwei unverheirateten Schwestern, zur Zwangsarbeit deportiert wurde (→ Deportation 1942). Seine älteste damals 8-jährige Tochter Veronika kam im Lager Eichstätt im März 1943 gewaltsam zu Tode. S. steht in dieser Enzyklopädie für viele Kärntner Slowenen, die nach 1920, als fast die gesamte slowenische Intelligenzia aus Kärnten/Koroška vertrieben wurde (→ Vertreibung 1920), als Bauern mit minimaler staatlicher Ausbildung, meist mit zweiklassigen

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Sturm, Mihael/Michael KS, 4. 5. 1927, S. 4 KS, 26. 1. 1926, s. 2–3, Bericht über die Hochzeit von Mihael Sturm und Katarina Ledervaš in Dolina und anschließendem Hochzeitsbrauch sowie -fest beim Toman in »slawischer Tradition und Gastfreundlichkeit«

utraquistischen Schulen als ordentliche Schulbildung (→ Schulwesen), sich, der Tradition der Bukovniki (→ Bukovništvo) und der Vision der Mohorjeva von Anton Martin → Slomšek folgend, als Autodidakten so viel Bildung aneigneten, dass sie alles Menschenmögliche taten, um diese bis heute nachwirkende zivilisatorische Tragödie zu überwinden und um die Identität, Kultur, Sprache sowie die verfassungsmäßig gewährleisteten Grund- und Menschenrechte zu verteidigen (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Die Dichterin und Volkspoetin Milka → Hartman verfasste im Gedenken an Andrej Sturm und seine Frau Zofija, geb. Gril (Tochter des Aleš → Gril), die Verse der → Grabinschrift  : »Z groba kliče oče mati – ta nasvet nam hoče dati  : – H križu dvignite desnico – se borite za pravico  ! – Izpovejte vsi resnico  : – bogu rodu gre zvestoba – preko križev vseh, do groba  ! M. H.« – –

[Vater, Mutter aus dem Grabe rufen,] [um diesen Rat uns zu erteilen  :] [Erhebet die Hand zum Kreuze] [und kämpfet für das Recht  !] [Bekennet euch zur Wahrheit alle  :] [die Treue gilt Gott und dem Volke] [über alle Qualen bis hin zum Grabe  !] [Milka Hartman]

Quellen  : ADG  ; Liber Memorabilium parochue St. Thomasenses Zeiselberg  ; Chronik der Gemeinde St. Thomas (heute Magdalensberg)  ; Sejni zapisnik za leto 1910 Franc Roveredo  ; Ovalstempel  : KAT IZOB DRUŠTVO EDINOST ŠT. TOMAŽ PRI CELOVCU (Privatarchiv). Landwirtschaftliche Mitteilungen für Kärnten. Herausgegeben vom Landekulturrate Nr. 12, vom 25. November 1932, Nr. 13, vom 15. Dezember 1932, S. 195  ; St. Thoma bei Klagenfurt/Št. Tomaž pri Celovcu. In  : Koroški Slovenec (12. 12. 1934)  ; Srebrni jubilej »Hranilnice in podojilnice v Št.  Tomažu pri Celovcu«. In  : Koroški Slovenec (17. 7. 1935)  ; Št.  Tomaž pri Celovcu (Nova družina). In  : Koroški Slovenec

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(19. 9. 1939) (www.mindoc.eu)  ; K. Sturm-Schnabl  : Die slovenischen Mundarten und Mundartreste im Klagenfurter Becken (Phil. Diss.). Wien 1973, 287 S., insb. 166–174, 169. Werke  : Memorandum (belegt aber verschollen). Lit.: W. Wadl (Hg.)  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995  ; K. Sturm-Schnabl  : Tito mein Retter. In  : Spurensuche. Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. Wien 1990, 153–159  ; K. Sturm-Schnabl  : Kulturno življenje v fari Št. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške okupacije. In  : KK 2009. Celovec 2008, 139–156  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do druge svetovne vojne. In  : Obdobja 26 – Metode in zvrsti. Slovenska narečja med sistemom in rabo. Ljubljana 2009, 371–391  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija [med koroškimi Slovenci] in sindrom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec 2012, 107–122. Katja Sturm-Schnabl

Sturm, Mihael/Michael, genannt Fetri vulgo Morič,

dialektal Morč (Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]  ; → Sturm, Andrej. Lit.: Liber Memorabilium parochue St. Thomasenses Zeiselberg  ; Koroški ; Blagajniški dnevSlovenec vom 26. Jänner 1926, 4. Mai 1927   nik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm)  ; K ­ njiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov. Ljubljana dne 1. septembra 1910.

Südkärnten/Južna Koroška

Hochzeitsbild von Mihael Sturm (genannt Fetri) mit Katarina Ledervaš mit weiteren Familienangehörigen (u. a. Andrej Sturm, 2. R. 3. v. R.) am 23.11.1925

Sucher, Max (Zauchen/Suha), KZ Dachau-Opfer,

→ Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost’ Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling].

Südkärnten/Južna Koroška, umfasst ein geografi-

Južna Koroška (Avstrija) (Viki)

sches Gebiet zwischen der österreichisch-slowenischen und der österreichisch-italienischen Grenze im Süden sowie den südlichen Ausläufern der Zentralalpen/ Centralne Alpe im Norden im Bundesland Kärnten/ Koroška. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurden zu diesem Gebiet auch das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina hinzugezählt, das mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 Italien zugesprochen wurde, sowie die Gebiete der Gemeinde Jezersko (Seeland) und die → Mežiška dolina (Mießtal), die Jugoslawien zugesprochen wurden (→ Vertrag von Saint-Germain). Bisweilen wird damit auch das autochthone Siedlungsgebiet der Slowenen zwischen Hermagor/Šmohor im Westen und Lavamünd/Labot im Osten bezeichnet, weshalb in der slowenischen Literatur bisweilen auch der Alternativbegriff »slovenska Koroška« (»slowenisch Kärnten«) verwendet wird. Das gesamte Gebiet umfasst drei natürliche geografische Einheiten   : die Südlichen Kalkalpen/Južne apneniške Alpe, das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina sowie am nördlichen Rand die Zentralaplen/ Centralne Alpe. Der so definierte Südkärntner Anteil der Südlichen Kalkalpen/Južne apneniške Alpe umfasst die Nordhänge der Karawanken/Karavanke und der Karnischen

Alpen/Alpe Carnice/Karnijske Alpe sowie das → Gailtal/Ziljska dolina. Der Bereich des oberen Vellachtals/ dolina Bele südlich von → Eisenkappel/Železna Kapla wird hingegen den Steiner Alpen/Kamniške Alpe zugezählt. Die → Karawanken/Karavanke sind ein Gebirgszug zwischen Österreich und Slowenien und bilden die Trennungslinie zwischen dem Becken von Ljubljana (Ljubljanska kotlina) und dem Klagenfurter Becken/Celovška kotlina. Die Bergrücken und Täler haben eine charakteristische West-Ost-Ausrichtung und strecken sich über ein Länge von ca. 100 km von Tal der Gailitz/Ziljica im Westen (Offen [Dreiländereck]/Peč, 1.510 m) bis zum Becken von → Slovenj Gradec (Slovenjgraška kotlina) im Osten (Uršlja gora, 1.699 m). Die höchsten Gipfel der Karawanken/Karavanke (Hochstuhl/Stol, 2.236 m) bilden einen einheitlichen Bergrücken zwischen der Gail/Zilja bzw. der Drau/Drava und dem oberen Save-Tal (Savska dolina). Die Karawanken/Karavanke stellen eine natürliche Verlängerung der Karnischen Alpen/Alpe Carniche/ Karnijske Alpe dar, welche an der Grenze Österreichs und Italiens liegen. Den höchsten Gipfel dieser bildet die Hohe Warte/Monte Coglianis mit 2.780 m. Gleichzeitig bilden diese außer im äußersten Osten auch die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen von Tagliamento (friul. Tiliment, slow. Tilmen) und Drau/Drava. Die wirtschaftlich bedeutendste Region der Südlichen Kalkaplen/Južne apneniške Alpe ist das → Gailtal/Ziljska dolina (auch Zilja), das parallel zu den Karnischen Alpen/Alpe Carniche/Karnijske Alpe in West-Ost-Richtung verläuft und eine tektonische Linie bildet (ein Bergsturz in prähistorischer Zeit und jener des Dobratsch/Dobrač im Jahr 1348 geben Zeugnis darüber ab). Den oberen Teil des Talsystems von der Quelle der Gail/Zilja bis Kötschach-Mauthen (Koče-Muta) bilden das Osttiroler Tilliacher Tal und das Kärntner Lesachtal (Lesna dolina). Ab → Hermagor/Šmohor, wo das Gitschtal (Višprijska) dolina mit der Gössering (Gosrinjski potok) aus den Gailtaler Alpen/Ziljske Alpe an der Grenze zwischen Oberem und Unterem Gailtal (Zgornja in Spodnja Ziljska dolina) in die Gail/Zilja bzw. in das Gailtal/Ziljska dolina einmündet, wird gegen Osten hin das Tal breiter und die Böden werden feuchter. Flussabwärts von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji befinden sich am Südrand einige trockene Terrassen. Das gesamte Tal mit seinen steilen Hängen und dem flachen Talboden wurde vom Gailtaler Gletscher (ziljski ledenik) geformt, der bei → Villach/Beljak auf den Drautaler Gletscher (drav-

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Südkärnten/Južna Koroška

ski ledenik) traf. Das Tal ist insgesamt wenig zugänglich scher Einwirkung entstanden, in denen sich die großen und wird lediglich zum Klagenfurter Becken/Celovška Seen bzw. Talseen bildeten (Wörther See [Wörthersee]/ kotlina und zum Val Canale/Kanatal/Kanalska do- Vrbsko jezero [historisch auch nur Jezero] und Ossialina hin breiter. Im unteren Teil des Tals verläuft über cher See/Osojsko jezero). Zudem bildeten sich zahlThörl-Maglern/Vrata-Megvarje einer der am tiefsten reiche weitere Seen als Folge glazialer Einwirkungen gelegenen Pässe zwischen Mitteleuropa und dem Mit- (etwa der Faaker See/Baško jezero, der Keutschacher See/Hodiško jezero, die Seen der Keutschacher Seentelmeerraum. Den wirtschaftlichen Zentralraum, der auch am platte/Hodiška jezera, der Klopeiner See/Klopinjsko dichtesten besiedelt ist, bildet das Klagenfurter Be- jezero und der Längsee [Dolgo jezero]) sowie Feuchtcken/Celovška kotlina. Im Süden bilden die Kara- gebiete und Moore. Im Klagenfurter Becken/Celovška wanken/Karavanke eine natürliche Grenze, im Westen kotlina fließen die bedeutendsten Nebenflüsse der die Gailtaler Alpen/Ziljske Alpe, im Norden die Gur- Drau/Drava an ihrem Oberlauf zusammen. Die Täler ktaler Alpen (Krške Alpe) und die → Saualpe/Svinja der Gurk/Krka, der Glan/Glina, der Gail/Zilja und der (auch Svinska planina) sowie im Osten die Koralpe Drau/Drava öffnen sich nach fast allen Seiten hin. Die (Golica). Das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina wichtigsten Verkehrsstraßen führen aus Nordost nach ist tektonischen Ursprungs, wobei der Beckenboden Südwest aus dem oberen Murtal (dolina Mure) über auf einer Seehöhe zwischen 400 und 500 m nicht den das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina und über Hebebewegungen der Südlichen Kalkalpen/Južne die Täler von Gail/Zilja, Gailitz/Ziljica und Torre Fella/ apneniške Alpe und der Zentralaplen (Centralne Alpe) Bela ins Friaulische sowie aus Nordwest nach Südost folgte. Auf die tektonische Dynamik dieses Gebietes aus dem Oberen Drautal (Zgornja Dravska dolina) in weisen die Thermalquellen bei → Villach/Beljak hin. die Gorenjska (bzw. nach Slowenien) und schließlich in Die Oberfläche des Beckens wurde in der Eiszeit vom Ost-West-Richtung entlang von Gail/Zilja und Drau/ Drautaler und vom Gailtaler Gletscher (dravski in zilj- Drava. Zum Südkärntner Raum kann historisch jener Teil ski ledenik) geformt, die sich bis → Bleiburg/Pliberk und Griffen/Grebinj erstreckten. Eine Folge der Glet- des Klagenfurter Beckens/Celovška kotlina bzw. Mitschereinwirkungen sind zahlreiche Senken im Relief, telkärntens/Srednja Koroška hinzugerechnet werdie bisweilen auf der Grundlage vorheriger tektoni- den, der noch bis im 19. und teilweise im 20. Jh. ein

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Südkärnten/Koroška (1924) (NUK – Z 282.4-99)

Südkärntner Zentralraum

geschlossenes slowenisches Siedlungsgebiet darstellte bzw. bereits zweisprachig, d. h. mehrheitlich deutsch war (→ Sprachgrenze) und u. a. deshalb in der Zone B der → Volksabstimmung erfasst wurde (→ Grenzfrage). Das sind die Südseite der → Ossiacher Tauern/ Osojske Ture (die Gegend von Wernberg/Vernberk und Kösternberg/Kostanje) und des Moosburger Hügellandes/Možberško gričevje, das → Klagenfurter Feld/Celovško polje und die → Sauaple/Svinja, wobei die genannten Orte und die beiden letzteren durchaus noch heute unter dem Begriff subsumiert werden. Die Landschaft ist vielfältig, es wechseln einander Hügelland, Bergland und Niederungen ab. Nur beim Dobratsch/Dobrač im Westen, der Saualpe/Svinja im Norden sowie entlang der Karawanken/Karavanke im Süden geht das Becken unmittelbar ins Hochgebirge über. Zwischen Wörther See/Vrbsko jezero und dem Klagenfurter Feld/Celovško polje im Norden und dem → Rosental/Rož bzw. der Drau/Drava im Süden liegt der Hügelzug der → Sattnitz/Gure. Die weite Ebene des → Jauntals/Podjuna im östlichen Teil des Klagenfurter Beckens/Celovška kotlina geht nördlich der Drau/Drava in das vom Relief her stärker akzentuierte → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje (auch Velikovško Čezdravje) über. Dieses wird vom → Lavanttal/Labotska dolina durch die St.  Pauler Berge/Šentpavelsko hribovje bzw. auch Gradnitzer Berge/Gradniško hribovje getrennt. Das Gebiet des Klagenfurter Beckens/Celovška kotlina ist bereits seit der Antike besiedelt. Orte in der weiteren Umgebung von Klagenfurt/Celovec bzw. des → Zollfeldes/Gosposvetsko polje waren durch die ganze Geschichte hindurch politische Zentren des Landes (→ Kontinuität). Bis Mitte des 1. Jh.s war dies die keltische Stadt am Magdalensberg/Štalenska gora, bis Mitte des 5. Jh.s Virunum, von der Besiedlung der Karantaner Slawen (→ Carantani) vom 6. bis zum 10. Jh. → Karnburg/Krnski Grad, vom 12. Jh. bis 1518 St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini), seit 1518 weiter Klagenfurt/Celovec (→ Inkulturation). Obwohl das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina Ende des 6. Jh.s eines der Siedlungsschwerpunkte der slawischen Kolonisation war, überwog in dessen nördlichen Teilen um 1200 bereits die deutschsprachige Bevölkerung. Bis zum Beginn des 16. Jh.s bildete sich die slowenischdeutsche → Sprachgrenze auf der Linie Moosburg/ Možberk – Karnburg/Krnski Grad –Maria Saal/Gospa Sveta – Magdalensberg/Štalenska Gora heraus. Auf dieser Linie stabilisierte sich die ethnische Grenze bis

zur Mitte des 19. Jh.s, obwohl Klagenfurt/Celovec mit ca. der Hälfte deutschsprachiger Bevölkerung bereits eine zweisprachige Sprachinsel in einem weitgehend bzw. gänzlich slowenischen Umfeld darstellte. Zwischen 1846 und 1880 überwog im Bereich Moosburg/ Možberk, Klagenfurt/Celovec und von → Maria Saal/ Gospa Sveta der deutsch sprechende Bevölkerungsanteil aufgrund des Zuzuges von außen und aufgrund von → Assimilation und → Germanisierung (Urban → Jarnik, → Ortsverzeichnis 1860–1918, Anton M. → Slomšek). In den folgenden Jahrzehnten verschob sich die Sprachgrenze insbesondere im weiteren Umfeld von Klagenfurt/Celovec gegen Süden hin zum Wörther See/Vrbsko jezero und zur Sattnitz (Glanfurt)/Jezernica (Sotnica) bis zu ihrem Zusammenfluss mit der Glan/Glina. Vom Hochgebirge der Zentralalpen (Centralne Alpe) reichen in den Südkärntner Raum die südlichen Hänge der Gailtailer Alpen/Ziljske Alpe mit dem Dobratsch/ Dobrač sowie die Südhänge der Saualpe/Svinja, die das Klagenfurter Becken/Celovška kotlina im Nordosten abschließen. Lit.: ES. – dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; B. Grafenauer  : Narodnostni razvoj na Koroškem od srede 19. stol. do danes. In  : Koroški zbornik. Ljubljana 1946, 117–248  ; M. Kos  : Slovenska naselitev na Koroškem. In  : Geografski vestnik 8 (1932) 101–143  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954  ; S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 11–28  ; H. Paschinger  : Kärnten  : Eine geographische Landeskunde – Zwei Bände. Klagenfurt 1976 und 1979  : F. Kukovica  : Moja dežela, učbenik za 4. razred dvojezične ljudske šole in glavno šolo na Koroškem. Celovec/Klagenfurt 1996  ; P. Mildner, H. Zwander (Hg.)  : Kärnten – Natur. Die Vielfalt eines Landes im Süden Österreichs. Klagenfurt 21999  ; J. Turk  : Slovenski toponimi v Karnijskih Alpah med Ziljsko dolino in Kanalsko dolino. In  : KK 2012, Celovec [2011], 140–149  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec 2012, 107–122.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Südkärntner Zentralraum, slow. Osrednja južna Ko-

roška, geografischer Begriff, wie ihn im Slowenischen etwa Svetozar Ilešič 1971 verwendet (slowenisch auch osrednja južnokoroška regija, engl. Central South Carinthia, franz. Carinthie du Sud centrale). Er bietet sich auch an als ethnologischer und dialektologischer Terminus, und zwar als Alternativbegriff zum literaturüblich im Slowenischen gebräuchlichen ethnologischen Terminus → Rož, dessen wörtliche Übersetzung Rosental ist. Letzterer ist aus terminologischer, transkultureller Kommunikations- und aus translatorischer

1307

Südmark, Schulverein

Perspektive vielfach als inadäquat zu betrachten (vgl. Erörterung des ethnologischen Begriffs → Rož). Ableitungen im Deutschen können sein Zentralsüdkärntner slowenischer Dialekt (osrednje južnokoroško narečje) oder EinwohnerIn des Südkärntner Zentralraumes (prebivalec/prebivalka Osrednje južne Koroške), eventuell Zentral-SüdkärntnerInnen (osrednji Južni Korošci/ osrednje Južne Korošice), sofern nicht einer Bezeichnung nach einer der Subregionen → Südkärntens der Vorzug gegeben wird (etwa die Gorjanci für die Einwohner der → Sattnitz/Gure, die → Poljanci für die Einwohner des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje oder die → Zajezerani für die Einwohner nördlich des Wörther Sees/ Vrbsko jezero).

Südkärntner Zentralraum nach Dialektkarte von Tine Logar, Jakob Rigler, Vera Smole, Jožica Škofič, 2011 Südkärntner Zentralraum nach Švikaršič, Liedbuch 1914

Lit.: ES ( J. Bogataj, V. Hazler  : Regionalizacija/V ethnologiji), SEL ( J. Bogataj, I. Slavec Gradišnik  : etnološka regionalizacija  ; M. Piko Rustija  : Rožani). – S. Ilešič  : Pokrajinsko okolje na slovenskem Koroškem. In  : V. Klemenčič (Hg.)  : Koroška in koroški Slovenci. Maribor 1971, 11–28  ; B.I. Schnabl  : O pojmu »Rož« in o »Osrednji južni Koroški« ter o rožanščini. In  : Nedelja, Priloga XIV dni (13. 5. 2013) 12  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja. Ljubljana 2013, 365–374 (Digitalisat).

Bojan-Ilija Schnabl

Südmark, Schulverein, vgl. Sachlemmata  : → Deutsch­ nationale Vereine  ; → Vereinswesen (1) slowenisches in Kärnten/Koroška. Suetschach/Sveče (Gemeinde Feistritz im Rosental [Bistrica v Rožu]), vgl. Sachlemmata   : → Kočna, Slovensko krščansko izobraževalno društvo [Slowenischer christlicher Bildungsverein Kočna]   ; sowie → Kulturgeschichte (=  Einleitung)  ; → Slowenisches Athen  ; → Bildstock  ; → Chorwesen  ; → Gorizia/Gorica/Görz  ;

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→ Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Kreuzweg  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Rosental/Rož  ; → Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung]  ; → Tamburizzamusik  ; → Wehrkirche(n)  ; Personenlemmata  : → Einspieler, Andrej  ; → Einspieler, Gregor  ; → Ferčnik, Lambert  ; → Inzko, Marija (geb.

Sušnik, Franc

Suetschach/Sveče – Ansichtskarte 1909, KOK Ravne na Koroškem

Einspieler)  ; → Inzko, Marija (geborene Ziherl)  ; → Inzko, Valentin sen.; → Kersche, Gregor  ; → Muden, Simon  ; → Pogačnik, Jožef  ; → Ruprecht, Viktor  ; → Serajnik, Lovro  ;→ Švikaršič, Zdravko. Suppantschitz, A. F. (1806–1873), Superintendent,

→ Wien.

Franc Sušnik, KOK Ravne na Koroškem

Sušnik, Franc (* 14. November 1898 Prevalje [Koroška], † 21. Dezember 1980 Slovenj Gradec), Slawist, Literaturhistoriker, Publizist, Bibliothekar, Schulmann. S. war der Erstgeborene von sechs Kindern. Seine Eltern waren bäuerlicher Herkunft vom Fuße der Uršlja gora. Der Vater Štefan wurde Arbeiter im Hammerwerk in Prevalje. Nachdem dort die Eisenhütten ihren Betrieb eingestellt hatten, ging er zunächst nach Donawitz und war dann bei der Eisenbahn in Prevalje. Seine Mutter war Jožefa, geb. Dobrovnik, seine Schwestern Marija, Terezija, Justina, Pavla und Jožefa. S. war mit Antonija geb. Plešivčnik verheiratet und hatte vier Söhne sowie außerehelich eine Tochter. Er besuchte sechs Grundschulklassen in Prevalje, danach das humanistische Gymnasium in → Klagenfurt/Celovec und war im Internat → Marianum untergebracht. 1916 musste er zum Varaždiner Regiment einrücken und kehrte Ende 1918 nach Prevalje zurück, beteiligte sich an den Grenzkämpfen um Kärnten (boji za Koroško) (→ Grenzfrage) und wurde Mitglied des → Narodni svet za Mežiško dolino [Nationaler Rat für das Mießtal]. S. studierte in den Jahren 1919–1922 an den Universitäten in → Ljubljana und Zagreb Slawistik und Germanistik. Sekretär des Klub koroških

akadmikov [Klub der Kärntner Akademiker] in Zagreb (→ Klub koroških Slovencev) war er 1919–1920, in Ljubljana wurde er Mitarbeiter der christlichsozialen Arbeiterorganisation, Jugoslovanska strokovna zveza [ Jugoslawischer Fachverband]. S. wurde 1924 an der Universität Zagreb mit einer Dissertation über Gerhard Hauptmann zum Dr. phil. promoviert. Von 1922 bis 1924 unterrichtete er am Gymnasium in Murska Sobota, danach 1924–1926 an der Realschule in Beograd, anschließend in → Maribor bis 1928 an der Lehrerbildungsanstalt und bis 1939 am klassischen Gymnasium. Direktor des Realgymnasiums in Maribor war S. 1939–1940 und unmittelbar darauf bis 1941 Direktor der Lehrerbildungsanstalt. Von Mai 1926 bis Mai 1928 war S. Berichterstatter der katholischen Tageszeitung Slovenec. Er schrieb vor allem über das Narodno gledališče [Nationaltheater] in Maribor, dabei auch über die künstlerische Entwicklung der einzelnen Schauspieler. Zugleich wollte er mit unparteiischer Kritik die Qualität des Theaterschaffens in Maribor beflügeln, er hörte aber aus ungeklärter Ursache auf, Theaterkritiken zu schreiben. S. hat während seiner Zeit in Maribor drei Bücher publiziert  : Prekmurski profili [Profile aus dem Prekmurje (Übermurgebiet)] (1929), Jugoslovanska književnost [Die jugoslawische Literatur] (1930) und Pregled svetovne literature [Überblick über die Weltliteratur] (1936). Bereits während seiner Gymnasialzeit hatte sich S. mit Literatur befasst. Im Marianum in Klagenfurt/Celovec war S. 1915–1916 Redakteur der handschriftlichen Schülerzeitung → Vzbudi se, Sloven  !. Weiters schrieb S. u. a. für die Zeitschriften → Mir, Slovenec, → Časopis za zgodovino in narodopisje, Naš dom, Jezik in slovstvo, Koroški fužinar, Knjižnica, Nova obzorja, → Koledar Mohorjeve družbe (→ Publizistik). Er publizierte Kurzprosa, Feuilletons, Theaterkritiken und Artikel. In Maribor leitete S. die Bibliothek der Prosvetna zveza [Kulturverband], die er aufgebaut hatte. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war er mit der Familie zunächst 1941–1943 in Prevalje, dann im Gestapogefängnis in Klagenfurt/Celovec, anschließend in → St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini konfiniert. Dort betreute er die von den Nationalsozialisten in die Stiftskirche verlegte Klosterbibliothek. Einer neuerlichen Verhaftung 1944 folgte im Jänner 1945 die Verurteilung zum Tode, Interventionen bewirkten seine Deportation ins Konzentrationslager Dachau, von wo er im Juni 1945 zurückkehrte. S. initiierte 1945 die Gründung des Gymnasiums in → Ravne na Koroškem, dessen Direktor er 1949–1962 war  ; ebendort initiierte

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Sušnik, Marija

S. 1949 die Gründung der Studienbibliothek (Študijska knjižnica, später Koroška osrednja knjižnica [Kärntner Zentralbibliothek]). 1949–1962 war er deren Verwalter und 1962–1979 deren Direktor. Direktor des Gymnasiums in Ravne na Koroškem war S. 1945–1962. Ihm wurden für seine Arbeit als Pädagoge, Bibliothekar und Literaturhistoriker die höchsten staatlichen Auszeichnungen Jugoslawiens sowie fachliche Anerkennungen zuteil. Seit 1983 ist die Koroška osrednja knjižnica nach ihm benannt. Werke  : Gerhard Hauptmann. Der Ideengehalt seines Dramas (Phil. Diss.). Zagreb 1924  ; Prekmurski profili. Maribor 1929 (Nachdr.: Murksa Sobota 21998)  ; Jugoslovanska književnost. Maribor 1,21930, 3 1933  ; Pregled svetovne literature. Maribor 1936  ; Rožni venec. Maribor 1930, 21998  ; In kaj so ljudje ko lesovi. Koroški zapisi. Maribor 1968  ; Študijska knjižnica Ravne na Koroškem. 1970, 1974  ; Študijska knjižnica. Studienbibliothek (1970)  ; Vorančeva pot. Ravne na Koroškem 1977, 21979 (erg.)  ; Opomnje. Ravne na Koroškem 1978  ; Poglavja iz svetovne književnosti. Maribor 1984  ; Koroški zapisi. Prevalje 1994  ; Šenturšeljce. Prevalje 1998  ; Prevaljška legenda. Prevalje 2001. Lit.: SBL  ; ES  ; SlKnj  ; BLP  ; OVSBL. – J. Koruza  : Zapis ob petinsedemdesetletnici Franca Sušnika. In  : JiS 19/1–2 (1973–1974) 55–56  ; Š. Barbarič  : Spomin na ravnatelja Franca Sušnika. In  : JiS 25/7–8 (1979–1980), 214–215  ; T. Sušnik  : Življenje in delo dr. Franca Sušnika. Ravne na Koroškem 1994  ; Dr. Franc Sušnik (1898–1998). Zbornik ob stoletnici rojstva dr. Franca Sušnika. Ravne na Koroškem 1998  ; B. Hartman  : Mariborska leta prof. dr. Franca Sušnika. In  : B. Hartman  : Kultura v Mariboru. Maribor 2001, 228–244.

Majda Kotnik-Verčko  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Sušnik, Marija (eine der ersten slowenischen Studentinnen in Wien, Aktivistin), → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Svabencla, → Gailtaler Tracht (ziljska noša). Svantovid (slawische Gottheit), → Inkulturation. Svatona, Jožef (Priester von Schiefling/Škofiče), Dis-

kriminierungs- und Verfolgungsopfer, → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg.

Svetec, Luka (Ps. Podgorski, * 8. Oktober 1826 Pod-

gorje [Kamnik, Gorenjska], † 28. Jänner 1921 Litija), Jurist, Schriftsteller, Sprachwissenschaftler, Politiker, Reichsratsabgeordneter. Als Jus-Student besuchte S. slowenische Vorlesungen in → Ljubljana. Nachdem diese 1849 jedoch eingestellt werden mussten (→ Revolutionsjahr 1848), beendete er 1853 sein Studium in Wien. S. wirkte

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in Kroatien und ab 1861 in mehreren slowenischen Städten als Adjunkt und Richter, am längsten (1873– 1921) als Notar in Litija sowie als Polizeikommissar in Ljubljana. Er wurde Landtagsabgeordneter für → Krain/Kranjska (1863, 1877–1895), forderte erstmals auf Slowenisch sowohl die verfassungsgemäß festgelegte Gleichberechtigung seiner Nation als auch die Errichtung einer slowenischen Universität. S. war bemüht, Slowenien einen wirtschaftlichen Impuls zu verleihen und sein Volk vor geistiger und finanzieller Verarmung zu bewahren. Diese Zielsetzungen verwirklichte u. a. die Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD), deren Mitbegründer und jahrelanger Vizepräsident S. gewesen war, ein Schulverein, der mit seinem Engagement im Erziehungswesen eine wichtige, national tragende Rolle für die Slowenen einnahm. Eine Zweigstelle der Vereinigung, die nachhaltige slowenische Kulturprojekte ins Leben rief, errichtete er in Litija. Nachdem er 1867 in den Reichsrat entsandt worden war, stimmte er für den österreich-ungarischen Ausgleich, da er eine Verschärfung des deutschliberalen politischen Kurses befürchtete. Im Zuge der → Tabor-Bewegungen sollte die Forderung nach einem administrativ und politisch geeinten slowenischen ethnischen Gebiet (→ Zedinjena Slovenija) in den einzelnen Landtagen vorgebracht werden. Im Krainer Landtag, wo es eine mehrheitlich slowenische Vertretung gab, wurde hierfür anstelle einer klar definierten Resolution lediglich ein unprägnantes konformistisches Programm vorlegt, dessen Urheber S. war und das nur eine größere Autonomie der Kronländer sowie die Freiheit auf eine eventuelle Bildung rechtsstaatlicher slowenischer Gruppierungen verlangte. Obwohl S. zu den konservativeren Altslowenen (→ staroslovenci) tendierte, zog er sich aufgrund aufkommender politischer Differenzen mit den Jungslowenen (→ mladoslovenci) vorübergehend aus der Politik zurück. 1881 sollte er nach dem Ableben von Janez → Bleiweis dessen Erbe als Protagonist der Altslowenen antreten. Später orientierte er sich liberal. S. verfasste romantische, teils politische Heimatgedichte und sentimentalistische Erzählungen, war Mitarbeiter bei den Zeitschriften → Slovenska bčela und Slovenija, Novice und positionierte sich politisch im radikalen → Slovenec (→ Publizistik). Außerdem beteiligte sich S. an der slowenischen Übersetzung der Landesgesetzgebung (→ Landesgesetzblatt). Bei der Schaffung der slowenischen → Standardsprache vertrat er die Idee einer Uniformierung der slowenischen

Luka Svetec (1939)

Svetina, Anton

Dialekte, somit eine Formenreduktion. Darüber hinaus schlug er eine Festigung der slowenischen Sprache durch ihre Anlehnung an das Altkirchenslawische vor. Dank S. etablierten sich anstelle des Deklinationsmusters -iga, -imu, -am, -ama die ursprünglicheren Formen -ega, -emu, -om, -oma. Auch die adjektivische Angleichung an das Substantiv setzte sich durch (trdne vrata > trdna vrata) sowie die konsonantische Vereinfachungen (piščal > pišal). Quellen  : Slovenec II (1866) 88, 1–2. Lit.: SBL  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 3.

[Ljubljana] 1896, 77–78  ; A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–1900. Klagenfurt/Celovec 1979  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991 (Register s. v. Svetec Luka)  ; I. Godec  : Luka Svetec Podgorski. Litija, Kamnik 1998  ; I. Godec  : Luka Svetec – Podgorski. In  : Rast 67 (2000) 1, 46–51  ; J. Cvirn  : Boj za zedinjeno Slovenijo v deželnih zborih. In  : J. Cvirn [e. a.] (Red.)  : Slovenska kronika XIX stoletja, 1861–1883. Ljubljana 2003, 206–207. Maja Francé

Svetina, Anton ( Junior) (* 12. Juli 1891 Vransko, † 17.

vor allem auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte einen Namen machen konnte. Sein besonderes Interesse galt der Geschichte einzelner Orte in Kärnten/Koroška. So entstand eine Vielzahl an historischen Studien, die er im Kalender Koroški Koledar, dem Wochenblatt Slovenski vestnik sowie den Zeitschriften Kronika und → Zgodovinski časopis u. a. publizierte (→ Publizistik). Einige Beiträge zu Fischerei und Jagd veröffentlichte er in der Jagdzeitschrift Lovec. S. hatte einige Texte des Kärntner slowenischen Schriftstellers → Prežihov Voranc ins Deutsche übersetzt. Eine Resolution des Kominform jedoch verhinderte das Erscheinen seiner Übersetzungen. Einige wurden in der Wiener Zeitschrift Stimme der Frau 1959–1961 abgedruckt. 1983 verlegte der Verlag Drava in Klagenfurt Die Brandalm. Werke  : Metlika, dve razpravi iz pravne zgodovine mesta in okolice. Ljubljana 1944  ; Prispevki k zgodovini Pliberka in okolice. In  : Zgodovinski časopis 28 (1974), 223–268  ; Nekaj spominov na koroški plebiscit. In  : Koroški koledar 1981, 105–115  ; Prispevki k zgodovini Št. Štefana v Ziljski dolini. In  : Slovenski vestnik 37 (1982), 40. Lit.: SBL  ; ES. – A. Svetina  : Iz pliberške kronike. Prvi slovenski notar v pliberku. In  : KSK. Celovec, Borovlje 1954, 73–78  ; F. Stele  : Umazane plebiscitne kupčije. Živa priča koroške tragedije. In  : Dnevnik 30 (1981) 284  ; S. Vilfan  : Dr. Anton Svetina. In  : ZČ 42 (1988) 3, 458–460.

Mai 1987 Bleiburg/Pliberk), Jurist, Politiker. Nach der slowenischen Schule in Gornji Grad, der utraquistischen in Bleiburg/Pliberk (→ Schulwesen) Maja Francé und dem slowenischen Gymnasium in Maribor ging S. nach Wien, um wie sein Vater Anton → Svetina sen. Svetina, Anton (Senior) (* 4. Oktober 1849 Vellach/ Jus zu studieren. Nach dem Studium und dem anschlie- Bela [Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela], † 31. ßenden Wehrdienst wurde er Beamter in Črnomelj, Mai 1917 Bleiburg/Pliberk), Notar, Kulturarbeiter. Murska Sobota, Ptuj, Šmarje bei Jelše, Laško, Celje und S. kam als Sohn eines Hammerwerksarbeiters in Ljubljana (1918–46). Im Zuge dessen kam er auch nach Vellach/Bela zur Welt. Nach der Volksschule in Abtei/ → Völkermarkt/Velikovec und wirkte im Rahmen der Apače schrieb er sich 1864 in das Gymnasium in Kla→ Volksabstimmung 1919/20 als Mitglied des → Na- genfurt/Celovec ein, wo er zwar erfolgreich war, sich rodni svet za Koroško [Nationalrat für Kärnten]. Seine jedoch mit Nachhilfeunterricht finanzieren musste. Erinnerungen an das Abstimmungsereignis hielt er im 1873 legte er einen Abiturientenkurs an der Klagenfurautobiografischen Aufsatz Nekaj spominov na koroški ter Lehrerbildungsanstalt ab und arbeitete als Lehrer in plebiscit (1981) fest. Jezersko (Seeland) (1873–1875), Mittertrixen/Srednje Zwischen 1939 und 1942 arbeitete S. als Bezirks- Trušnje (1875/76), Ruden/Ruda (1877) und → Völkerhauptmann von Črnomelj, ab 1945 u.  a. als Jurist markt/Velikovec (1877–1881). Er machte sich einen und Referent für diverse Wirtschaftsunternehmen in Namen als hervorragender Pädagoge und wurde 1879 Ljubljana, wo er über mehrere Jahre hinweg im Aus- in den Bezirksschulrat gewählt. schuss des → Klub koroških Slovencev [Klub der KärntAuf Anregung von Karl Riebler, eines Notars ner Slowenen] fungierte, zu dessen Ehrenmitglied er aus Klagenfurt/Celovec, hatte S. 1877 das Jus-Stumit 93 Jahren ernannt wurde, da er als identitätsbewuss- dium in Graz inskribiert und in kürzester Zeit absolter Kärntner Slowene stets am öffentlich-kulturellen viert, so dass er 1881 im Notariat Riebler angestellt slowenischen Diskurs teilgehabt hatte. 1943 promo- wurde. 1886 konnte er nach einer erfolgreich abgelegvierte er zur historisch-rechtlichen Geschichte des Or- ten Notars-Prüfung diesen Beruf selbst praktizieren. tes Metlika und wandte sich nach seiner Pensionierung 1887–1889 war er Notar in → Eisenkappel/Železna 1946 der Wissenschaft zu, wo er sich in weiterer Folge Kapla, 1889–1894 in Vransko, 1894–1898 in Gornji

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Svoboda, Kulturno društvo

Grad sowie 1898 bis zu seinem Tod in → Bleiburg/Pliberk. Obwohl das Deutsche die einzige → Amts- und Rechtssprache in Kärnten/Koroška war, konzipierte S. seine Rechtspapiere stets auf Slowenisch, da er dafür im Dekret für seine Anstellung ausdrücklich Erlaubnis erhalten hatte. Dies führte jedoch zu regelmäßigen Unannehmlichkeiten mit Richtern und 1915 sogar zu einer Anklage, die mit dem Vorwurf erhoben wurde, S. schicke seinen Notariatsangestellten Janez Silan zu seinen Kunden, um Testamente aufzusetzen. Zeit seines Lebens hatte sich S. rege am kulturpolitischen Geschehen in seiner Heimat beteiligt, war Mitglied des Bezirksschulrats in Völkermarkt/Velikovec und der Bezirks- und Gemeindevertretung in Vransko, darüber hinaus Bürgermeister von Gornji Grad. Aufgrund seines Engagements für die Slowenen in Kärnten/Koroška ernannte man ihn zum Ehrenbürger von Gornji Grad, Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Moos/Blato und Loibach/Libuče. Nach seinem Tod kehrte seine Familie nach Vransko zurück, wo S. bestattet wurde. Lit.: SBL  ; ES. – A. Svetina  : Iz pliberške kronike. Prvi slovenski notar v pliberku. In  : KSK. Celovec-Borovlje 1954, 73–78  ; S. Vilfan  : Dr. Anton Svetina. In  : ZČ 42 (1988) 3, 458–460.

Maja Francé

Svoboda, Kulturno društvo, → Šentjanž v Rožu –

Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico.

Svoboda, Slovensko prosvetno društvo, → Kot, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Winkl]. Šafařík, Pavol Jozef (* 13. Mai 1759 Kobeliarovo [Slowakei], † 26. Juni 1861 Prag), Slawist, Historiker, Dichter. Š. war einer der Protagonisten der slowakischen und tschechischen nationalen Bewegung. Während seiner Studienzeit in Jena hatte er Ján Kollár und František Palacký kennengelernt, die einen entscheidenden Einfluss auf die Herausbildung seines nationalen Identitätsbewusstseins ausgeübt hatten. Er sollte in weiterer Folge stets für die »slawische Wechselseitigkeit« eintreten. 1819–1833 war er Lehrer in Novi Sad. Anschließend ging er nach Prag, wo er als Übersetzer, Zensor und Kustos am Magistrat sowie als Direktor der Universitätsbibliothek tätig war. Als Mitbegründer der Slawistik wird ihm neben Fran → Miklosich,

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Jernej B. → Kopitar und Josef → Dobrovsky eine tragende Bedeutung zuteil (obwohl Vatroslav Jagić mit Ausnahme von Dobrovsky alle drei negativ bewertet hatte), ebenso als herausragender Repräsentant der tschechischen und slowakischen Philologie. Š. hatte wesentlichen Anteil bei der Erforschung des → Altkirchenslawischen, der südslawischen Literaturen und der südslawischen mittelalterlichen Geschichte. Seine Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten (1826) stellt die erste biografischbibliografische Übersicht der Literatur der Südslawen dar. Umfangreiches, teils aufbereitetes Material für sein 1831 zusammengestelltes, jedoch erst posthum erschienenes Opus Geschichte der südslawischen Literatur I–III (1864, 1865) bekam er von Matija → Čop, der die slowenische Literatur bearbeitet hatte. Darin befand sich eine chronologisch-biografische Auflistung slowenischer Schriftsteller (von Primus → Trubar bis Anton → Šerf), gefolgt von einer Beschreibung slowenischer Publikationen aus dem Bereich Sprachwissenschaft, Literatur, Geschichte und Gesetzgebung, Philosophie und Pädagogik, Mathematik, Naturwissenschaft sowie Wirtschaft, Medizin, Theologie. Besonderer Erwähnung bedarf, dass Š. als einer der ersten Kritiker France → Prešeren positiv rezensierte und somit dem slowenischen Nationaldichter noch vor Josip → Stritar, Fran → Levstik und Josip → Jurčič einen adäquaten Platz unter der slowenischen Schriftstellerelite eingeräumt hatte. Weiters pflegte er Kontakte zu slowenischen Kulturarbeitern aus Kärnten/Koroška, wie Urban → Jarnik und Anton Martin → Slomšek, kommentierte ihre Zusammenarbeit bei der Entstehung eines »deutsch-windischen« Wörterbuchs und lobte Jarnik sowohl für seine guten wissenschaftlichen als auch dichterischen Leistungen sowie für die exzellente Beherrschung seiner Muttersprache. Š. schöpfte außerdem aus den Forschungserkenntnissen Johann Weichhard → Valvasors, Valentin → Vodniks, Anton Tomaž → Linharts, Marko → Pohlins, Franz Seraphin → Metelkos u. a. Quellen  : ÖNB  ; M. Čop, P. J. Šafařík  : Čop Šafaříku. Laibach 1834. Werke  : Památky drěvního pisemství Jihoslovanů, Prag 1851  ; Památky

hlaholského pisemnictvi. Prag 1853  ; Geschichte der südslawischen Literatur I–III (1864, 1865). Faksimile Klagenfurt [e. a.] 2003  ; Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten. Pest 1826  ; Sebrané spisy P. J. Šafaříka 1–3. Praga 1862–1863 + 1865  ; Spisy Pavla Josefa Šafaříka 1. Bratislava 1938. Lit.: OTTŮV  ; EJ  ; PSBL  ; ES  ; OVSBL  ; ÖBL. – M. Murko  : Die Literatur zum hundertjährigen Jubiläum J.  P. Šafařík’s. In  : AfsPh 18

Šašel, Josip Buchcover, Mohorjeva

→ Sket sein Klassenvorstand, Johann → Scheinigg zählte zu seinen Lehrern. 1906–1910 studierte er in Prag Jus und legte am 26. Februar 1914 in Graz die Richteramtsprüfung ab. In den Jahren 1919 und 1920 war Š. Richter ohne fixen Posten meist in → Völkermarkt/Velikovec, das zu der Zeit unter jugoslawischer Verwaltung stand, tätig. Unmittelbar nach der → Volksabstimmung wurde er Opfer der → Vertreibung 1920 nach Jugoslawien. 1920–1922 war er Bezirksrichter in → Maribor und Prevalje. Hier lernte er die Lehrerin Terezija Filipowsky kennen, heiratete sie und hatte 2 Kinder, Jaroslav und Tatjana, mit ihr. 1922–1936 war er Vorsteher des Kreisgerichtes in Šmarje pri Jelšah, von 1936–1947 Richter am Kreisgericht in → Ljubljana. 1908 war Š. Gründungsmitglied des Sokolsko društvo in → Ferlach/Borovlje, dem ersten Sokol Turn- und Sportverein in Kärnten/Koroška (→ Vereinswesen). Er war aktiv im Društvo slovenskih koroških učiteljev in visokošolcev Gorotan [Verein der Kärntner slowenischen Lehrer und Hochschüler], dessen Mitglied er bereits als Student gewesen war, tätig und entwickelte sich zu einem seiner führenden Mitglieder. Vom 24. Juli 1914– 15. September 1918 war Š. Reserveleutnant unter verschiedenen Kommandos. Gleich nach dem Krieg nahm er mit der Erlaubnis der slowenischen Landesregierung den Vulgonamen seines Elternhauses als Familien(1894), 557–584  ; Československé práce o jazyce, dějinách a kulturě slonamen an. In Šmarje pri Jelšah setzte er seine gesellvanských národů od r. 1760. Biograficko-bibliografický slovnik. Prag schaftspolitische Tätigkeit über das Slovensko planinsko 1972, 443–449  ; A. Slodnjak  : Pisma Matije Čopa, Druga knjiga lidruštvo [Slowenischer Alpenverein], die Jadranska teratura Slovencev. Ljubljana 1986  ; K. Sturm-Schnabl  : Aktualnost straža [Adria Wacht] und das Sokolsko društvo [TurnMiklošičevega znanstvenega dela in misli. In  : Jezikovni zapiski 10 (2004) 19–46. und Sportverein Sokol] fort. Š. war Mitarbeiter vieMaja Francé ler Experten, unter anderem von Henrik Tuma, Fran → Ramovš, Tine Orel, Luka → Kramolc, France Šarnagl, Matevž, vulgo Tajt (Höhe/Gora), Kulturak- Loger, Fran → Sušnik und Julij → Felacher. Beim tivist, → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bil- Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er als Reserdungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]. veoffizier in die jugoslawische Armee mobilisiert, nach deren Zusammenbruch gelang es ihm nach Ljubljana, Šašel, Josip (geb. Wieser  ; Ps. J. Š. oder Š., Koroški das inzwischen von den Italienern besetzt worden war, Slovenec, * 15. März 1883 Windisch Bleiberg/Slovenji zurückzukehren und seinen alten Dienstposten einzuPlajberk [Ferlach/Borovlje], † 24. April 1961 Prevalje), nehmen. Nach der Befreiung wurde er für Projekte, die Jurist, Ethnograf, Kulturarbeiter. Kärnten/Koroška betrafen, als Mitarbeiter und FachŠ. wurde auf der Hube pri Smolniku geboren. Seine mann aktiv herangezogen. Auf eigenen Wunsch ließ er Eltern Andrej Wieser und dessen Frau Marijeta sich am 1. März 1946 pensionieren, zog nach Prevalje (geb. Lausegger) kauften 1886 den Besitz vulgo pri und lebte dort bis zu seinem Tod. Šošlu. 1891 nahm Andrej Wieser die Stelle eines VerDie publizistische Tätigkeit von Š. umfasste die Bewalters auf der Hollenburg/Humberk an. Š. besuchte reiche der Ethnografie, Geschichte, Sprachwissenschaft, 1891–1896 die utraquistische Schule (→ Schulwesen) Toponomastik und Geografie (→ Namenskunde). Beim Heimatort und danach 1896–1904 das klassische reits in seiner Jugendzeit hatte er → Volkslieder und Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. Dort war Jakob → Volkserzählungen gesammelt, war aber auch am slo-

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Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico

wenischen Volksleben und an der slowenischen Volkskultur interessiert. Im Jahre 1936 erschien sein umfassendstes Werk Narodno blago iz Roža [Volksgut aus dem → Rosental], wobei sein sprachlicher Mentor Fran Ramovš war. Š. gab das Buch im → Rosentaler Dialekt (rožansko narečje) heraus. Für den Rosentaler Dialekt stellte er auch ein handschriftliches Wörterbuch zusammen, das die Grundlage für weitere Arbeiten bildete und das im Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU [Institut für die slowenische Sprache Namens Fran Ramovš] in Ljubljana aufbewahrt wird. In zahlreichen Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichte Š. Kleinbeiträge aus der Volksüberlieferung und aus der regionalen Geschichte, unter anderen 1944 im Etnolog. 1948 publizierte er im Slovenski etnograf zwei Artikel aus dem Bereich des Volksrechts unter dem Titel Pravne starožitnosti iz Roža [Rechtliche Altertümer aus dem Rosental]. Darin versucht er aufgrund einiger eigenartiger Wortbildungen im Rosentaler Dialekt → Bräuche zu erklären, die noch aus der Rechtsordnung der Vorfahren stammen. Im Etnograf erschien 1952 seine Abhandlung Leteče procesije ob Gosposvetskem polju [Die fliegenden Prozessionen am Zollfeld]. Dieser Artikel handelt vom sog. Dreiberge- oder Vierbergelauf, wobei die vier Kegelberge rund ums → Zollfeld/Gosposvetsko polje (Magdalensberg/Štalenska gora, Ulrichsberg/Šenturška gora [auch Vrh], Veitsberg/Šentviška gora [auch Kozji vrh] und Lorenziberg/Šentlovrenška gora) am 2. oder 3. Freitag nach Ostern (»Dreinagelfreitag«) ohne Unterbrechung bestiegen werden (→ Wallfahrten). Š. erkannte den vorchristlichen Charakter dieses Brauches und widerlegte damit Behauptungen von Georg Graber (→ Inkulturation). Zahlreiche Volkserzählungen und Volksmärchen, die Š. gesammelt und vereinzelt publiziert hatte, wurden posthum zusammen mit jenen von Vinko Möderndorfer von Franc Kotnik im Band Koroške pripovedke (Ljubljana 1972) herausgegeben. Materialien aus den Bereichen Geografie, Kärntner Namenskunde und Toponomastik publizierte Š. seit 1930. Zunächst im Planinski vestnik und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Svoboda, im Geografski vestnik und im Slovenski vestnik. Š., als guter Kenner der Kärntner Namenskunde geschätzt, erhielt den Auftrag, bei der Vorbereitung des Zemljevid slovenskega ozemlja [Landkarte des slowenischen Territoriums] das slowenische Gebiet Kärntens zu bearbeiten. Dem Geografski inštitut Univerze v Ljubljani [Geografisches Institut der Universität in Ljubljana] übermittelte er Daten zu den → Ortsnamen und war Mitarbeiter bei der Zusammen-

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stellung des handschriftlichen Namensverzeichnisses des slowenischen Teiles von Kärnten/Koroška. Das handschriftliche Material umfasst fünf Hefte und beinhaltet die damaligen Kärntner Bezirksgerichte  ; es wird im Inštitut za slovenski narodopisje ZRC SAZU [Institut für slowenische Volkskunde] in Ljubljana aufbewahrt. Die Vollversammlung der Planinska zveza Slovenije [Alpenverband Sloweniens] verlieh Š. 1954 für seine langjährige Mitarbeit das silberne Ehrenzeichen, die Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] in Klagenfurt/Celovec 1958 die Auszeichnung, die nach Andrej → Schuster-Drabosnjak benannt ist (Drabosnjakovo priznanje). Quellen  : Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša, ZRC SAZU [hs. Wörterbuch des Rosentaler Dialekts]  ; Inštitut za slovensko narodopisje, ZRC SAZU [handschriftliches Verzeichnis der Kärntner Gerichtsbezirke, 5 Hefte]. Werke  : Puškarstvo v Borovljah. In  : Slovenski tehnik 1/6 (1906)  ; Imenoslovje koroških Karavank. In  : Planinski vestnik 30/7–12 (1930)  ; Imenoslovje koroških Karavank. In  : PV 31/1, 2 (1931) 16  ; 53–54  ; Grintovec – severni branik Ljubelja. In  : PV 33/6–7 (1933) 215–222  ; Narodno blago iz Roža. (Arhiv za zgodovino in narodopisje II), 1936– 1937  ; Ljubelj in cesta nanj. In  : PV 38/11 (1938) 295–301  ; Malo čez Ljubelj. In  : PV 39/8–9 (1939) 225–233  ; Naš koroški živelj pod Stolom. In  : PV 41/2 (1941) 25–33  ; Pravne starožitnosti iz Roža. In  : Etnolog 17 (1944) 1–15  ; Karavanke v narodno osvobodilni vojni. In  : Slovenski poročevalec 7/85 (10.4.1946)  ; Naš Korotan. In  : L. Kramolc  : Zbornik koroških pesmi (1948)  ; Pravne starožitnosti iz Roža na Koroškem. In  : SE 1 (1948) 82–90  ; Leteče procesije na Gosposvetskem polju. In  : SE 5 (1952) 143–159  ; Slovensko planinstvo na Koroškem. In  : PV 53/11 (1953) 648–652  ; Spomini na profesorja Jak. Sketa. In  : KSK 1953, 150– 109  ; Zlodjev most, Celovško jezero in ›lintver‹. In  : Mladi rod 3 (1953– 1954) 22–24  ; Spodnji Rož v luči krajevnih imen. In  : Planinski vestnik 12/2 (1956) 88–101  ; Nekatera koroška geografska imena. In  : Geografski vestnik 32 (1960) 259–263  ; Kako je nastalo ime Slovenji Plajberk. In  : KSK 1961, 97–102  ; V. Möderndorfer, J. Šašel, (ur. F. Kotnik)  : Koroške pripovedke. Ljubljana 1972  ; Josip Šašel  : Spomini (ur. M. Kropej, A. Malle). Celovec [e. a.] 2007  ; Josip Šašel  : Spomini II, Zbornik s simpozija o Josipu Šašlju, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino koroških Slovencev. Hg. M. Kropej, A. Malle, M. Piko-Rustia. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012. Lit.: SBL  ; ES  ; SEL  ; OVSBL. – M. Matičetov  : Josipu Šašlu v slovo. In  : SE 14 (1961) 183  ; J. Felaher  : In memoriam. In  : KSK 1962, 82–83  ; M. Kropej  : Josip Šašel etnograf – Ob stoletnici rojstva. In  : Traditiones 10–12 (1981–1983).

Monika Kropej  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer

Bildungsverein für St. Johann und Umgebung]. Als Vorgängerorganisation des heutigen Slovensko prosvetno društvo Šentjanž [Slowenischer Kulturverein St. Johann im Rosental] gilt das Krščansko-socialno

Šentjanž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico Vereinsstempel Šentjanž 1906 KS, 1. 5. 1935

pevsko in delavsko društvo za Podsinjo vas, Bistrico in okolico [Christlichsozialer Gesangs- und Arbeiterverein für Hundsdorf, Feistritz und Umgebung]. Er wurde am 18. März 1906 im Gasthaus Gašpar in Hundsdorf/ Podsinja vas ins Leben gerufen. Die Mitglieder kamen aus dem Bereich der heutigen Gemeinde Feistritz i. R./ Bistrica v Rožu. Die Gründung des Vereins wurde wesentlich von den damaligen christlichsozialen slowenischen Politikern, den Priestern Dr. Lambert → Ehrlich, Andrej Sadjak und Janko Arnuš, mitinitiiert. Auf lokaler Ebene war Tomaž Lapuš federführend, der auch Vorsitzender des Vereins wurde. Bereits im ersten Jahr des Bestehens zählte der Verein 120 Mitglieder. Der Verein sollte die Kleinbauern und Fabrikarbeiter in Feistritz/Bistrica und Umgebung im Sinne der christlichsozialen Politik beeinflussen. Im Vorfeld der bevorstehenden Reichsratswahl, der ersten nach dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht, fand am 7. Juni 1907 in St.  Johann/Šentjanž eine große Wahlveranstaltung für das mittlere Rosental/srednji Rož statt, bei der der bekannte slowenische christlichsoziale Reichsratsabgeordnete Dr. Janez Evangelist → Krek auftrat. Politische Gegner waren die Liberalen, die in jenen Zeiten der sich verschärfenden Gegensätze zwischen den Völkern der Monarchie deutschnational orientiert waren, sowie die Sozialdemokraten. Ein weiteres wichtiges Ziel des neuen Vereins war der Kampf gegen die für die Kärntner Slowenen ungerechte → Wahlkreiseinteilung (→ Wahlordnungen). Der Verein verstand sich auch als eine Art gewerkschaftliche Vertretung der Fabrikarbeiter. Auf einer Versammlung 1907 wurden eine allgemeine Volksversicherung und die Gründung eines Konsums in Feistritz/Bistrica verlangt. Sehr bald wurde die Gründung einer Sektion in Suetschach/ Sveče ins Auge gefasst. Der Druck vonseiten der Fabrikleitung in Feistritz/Bistrica auf die im Drahtwerk beschäftigten Vereinsmitglieder wurde immer stärker (→ Assimilationszwang, → Deutschnationale Ver-

eine). Es kam sogar zu nationalpolitisch motivierten tätlichen Übergriffen auf Referenten, etwa auf den Kaplan Dr. Ivan → Lučovnik. Dieser politische Druck und »innere Spannungen« führten zur Gründung von zwei slowenischen Vereinen, dem Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št.  Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung] 1908 und dem Slovensko katoliško izobraževalno društvo → ›Kočna‹ [Slowenischer katholischer Bildungsverein ›Kočna‹ ] in Suetschach/Sveče 1909. Die Adressaten beider Vereine waren nun nicht mehr in erster Linie die Arbeiter, sondern vor allem die bäuerliche Bevölkerung. Im 1908 gegründeten Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für St. Johann und Umgebung] widmete man sich dem Laientheater und dem Gesang (→ Theater, → Chorwesen). Eine wichtige Funktion kam auch der Vereinsbibliothek zu. Durch die Lektüre slowenischer Bücher und Zeitschriften sollte die Kenntnis der slowenischen Schrift- bzw. → Standardsprache gefördert werden (→ Lesekultur). In den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges ließ die Aktivität des Vereines etwas nach und kam während der Kriegszeit vollständig zum Erliegen. Der Erste Weltkrieg verlangte einen hohen Blutzoll, die Pfarre St. Johann/Šentjanž hatte 20 Gefallene zu beklagen  ; nach dem Krieg starben viele an der Spanischen Grippe. Zur Zeit der jugoslawischen Verwaltung 1919–1920 wurde die Vereinstätigkeit wiederbelebt, doch gibt es keine detaillierten Aufzeichnungen über die sicher turbulente Zeit. Einschneidend hat sich damals in der Bevölkerung die Beschießung von St. Johann/Šentjanž mit Granaten durch die Volkswehr eingeprägt. Dabei wurde die Kirche schwer beschädigt und ein Wirtschaftsgebäude in Brand geschossen. Bei der → Volksabstimmung am 10. Oktober gab es 34 % der Stimmen für Österreich.

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Širok, Karl

Bereits ein Jahr nach dem Plebiszit hat sich der Verein neu konstituiert. Treibende Kraft bei der Erneuerung war Florijan → Lapuš, der 1921 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war. Das Laientheaterwesen blühte wieder auf, obwohl dem Verein seitens der damaligen Gemeindevertretung zahlreiche Hürden in den Weg gelegt wurden. 1923 wurde das beliebte Volksstück Miklova Zala mit großem Erfolg aufgeführt (vgl. Jakob → Sket). Ab 1923 stand dem Verein der Veranstaltungsraum im Gasthaus Tišlar zur Verfügung. Ivan Müller leitete mit großem Idealismus den Männerchor und das Tamburizzaensemble (→ Tamburizzamusik). Aus der Vereinsbibliothek holten sich Lesehungrige sonntags nach der Messe neue Lektüre. Auf besonders beliebte Bücher musste man monatelang warten. Die meisten lernten außerhalb der Schule Slowenisch lesen und schreiben. Ausnahme war der Religionsunterricht, denn in der utraquistischen Schule war Slowenisch nur Hilfssprache im ersten Schuljahr (→ Schulwesen). Viele Vereinsmitglieder waren auch in der Gemeindepolitik erfolgreich tätig. Bei den letzten freien Wahlen 1932 erreichte die → Koroška slovenska stranka [Kärntner Slowenische Partei] sogar die absolute Mehrheit. Matevž Krasnik war 13 Jahre lang (von 1924–1937) → Bürgermeister der Gemeinde Weizelsdorf/Svetna vas und bereits von 1903–1937 Vorsitzender der örtlichen Hranilnica in posojilnica Šentjanž [Spar- und Darlehenskassa St.  Johann] (→ Genossenschaftswesen). Die Kultur- und Bildungsarbeit zu Beginn der 30erJahre geriet sehr stark unter den Einfluss der damals vorherrschenden Ideologie einer christlich orientierten Ständegesellschaft. Beherrschendes Thema war der Gegensatz zwischen einem idyllischen, religiös bestimmten Leben auf dem Dorf, wo jeder »Stand« seine ihm zugeteilte Rolle spielt, und dem »verdorbenen, gottlosen« Stadtleben. Auch in den 30er-Jahren wurden im Rahmen des Bildungsvereins Theaterstücke aufgeführt und Vorträge über aktuelle Fragen gehalten. Der Männerchor erlebte einen neuen Höhenflug, wovon ein großes Sänger- und Tamburizza-Treffen in St. Johann/ Šentjanž und zwei Tourneen nach Slowenien zeugen. Die nationalsozialistische Bewegung, ab 1933 zwar verboten, wurde auch in der Gemeinde Weizelsdorf/ Svetna vas stärker. Der Druck auf die aktivsten Mitarbeiter des katholischen slowenischen Bildungsvereins wuchs. Die NS-Herrschaft bedeutete eine tiefe Zäsur. Gleich nach der Machtübernahme wurde die Tätigkeit

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des Slowenischen Bildungsvereins stark behindert und nach dem Überfall auf Jugoslawien 1941 gänzlich verboten. Es folgten Verhaftungen von führenden Vereinsmitgliedern. Am 15. April 1942 wurden die Familien Lapuš, Gabriel und Wieser aus Hundsdorf/Podsinja vas in das Altreich deportiert (→ »Generalplan Ost«, → Deportationen 1942). Die slowenische Sprache wurde in der Öffentlichkeit und auch in der Kirche verboten. Der Pfarrer Dr. Ivan Lučovnik wurde nach Oberkärnten/Zgornja Koroška versetzt. Die wertvollen Kostüme und Kulissen des Kulturvereins wurden konfisziert, alle 700 Bücher aus der Vereinsbibliothek verbrannt (→ Kulturgeschichte). Lediglich die Vereinschronik und der samtene Bühnenvorhang konnten gerettet werden. Die nationalsozialistische Verfolgung führte sehr bald zur Unterstützung der Widerstandsbewegung durch breite Bevölkerungskreise. Viele Männer und Frauen kamen daraufhin ins Gefängnis, einige in Konzentrationslager. Andrej Permož, in den 30erJahren Vorsitzender des Slowenischen Bildungsvereins, wurde im Juli 1944 wegen Unterstützung der Partisanen verhaftet, in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er im April 1945 starb oder umgebracht wurde.

KD Šentjanž

Lit.: Št. Pinter  : Na poti skozi čas – kultura v Šentjanžu in okolici skozi 90 let  ; [naša regija]/Auf dem Weg durch die Zeit. Klagenfurt/Celovec 1996. Web  : www.spd-sentjanz.at (20. 1. 2013).

Štefan Pinter

Širok, Karl, → Widerstandsbewegung, → Knez, Alojz. Škocjan, Slovenska krščanska-socialna čitalnica

[Slowenischer christlichsozialer Leseverein St.  Kanzian], Vorgängerorganisation des Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec« [Slowenischer Kulturverein »Vinko Poljanec«] in St.  Kanzian am Klopeiner See/ Škocjan v Podjuni, errichtet 1906 auf Initiative von Pelegrin Wunček, der ein Zusammentreffen junger, kulturbewusster Gemeindebürger organisierte. Neben Pelegrin Wunček treten dabei noch Miha Kačnik, vulgo Joger, Rok Loker, Miha Kačnik, vulgo Rjavc, Janez Tribuč u. a. bei der Gründung der Slovenska krščanska-socialna čitalnica Škocjan [Slowenischer christlich-sozialer Leseverein St. Kanzian] auf. Wesentliches Ziel der katholisch-konservativen Vereinigung war im Geiste der Zeit die Pflege der slowenischen Sprache und Kultur durch Erwachsenenbildung

KD Vinko Poljanec

Škocjan, Slovenska krščanska-socialna čitalnica KS, 14. 1. 1925, Seite 4 KS, 16. 2. 1927 KS, 15. 5. 1935

(→ Lesekultur, → slovanska čitalnica), sowie die Festigung der slowenischen Identität, wie sie in den slowenischen → Kulturvereinen betrieben wurde. Miha Kačnik, vulgo Joger, gründete (1920) im Rahmen des Vereins einen Männerchor, den er selbst leitete (→ Chorwesen). Die Chorproben wurden zunächst bei ihm zu Hause in Kleindorf/Mala vas später im Pfarrhaus in St. Kanzian/Škocjan abgehalten. In der Zwischenkriegszeit förderten und ermöglichten Laientheaterauftritte, Auftritte der TamburizzaGruppe, Darbietungen des Männerchores, Kochkurse und die Sonntagsschule (Sprachkurse) die angestrebte Erwachsenenbildung der zumeist bäuerlichen Bevölkerung (→ Theater, → Tamburizzamusik). Der in der Minderheitenpolitik sehr engagierte und als Landtagsabgeordneter hochangesehene Pfarrer von St. Kanzian/ Škocjan, Vinko → Poljanec, stellte für diese Aktivitäten im Pfarrhaus einen Vereinssaal und eine Bibliothek zur Verfügung (→ Lesekultur). 1935 wurde sogar das personell sehr aufwendige Theaterstück Miklova Zala von Jakob → Sket im Freien aufgeführt. Jedoch gab es bei den Aufführungen zahlreiche Störaktionen durch deutschnationale Kräfte. Das erste Nazi-Opfer der systematischen Repression der slowenischen Volksgruppe in St. Kanzian/Škocjan

am Tag des deutschen Einmarsches in Österreich war der Pfarrer Vinko Poljanec, der an den Folgen der Inhaftierung 1938 verstarb. Im Zweiten Weltkrieg (1941) wurde das Vermögen des Vereins beschlagnahmt und die Vereinsdokumentation sowie die vorhandenen Bücher von den Nazis verbrannt (→ »Generalplan Ost«, → Kulturgeschichte). Zahlreiche Mitglieder des Vereins und Kulturaktivisten wurden 1942 in Kollektivhaft genommen und zwangsdeportiert (→ Deportationen 1942). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es gelegentliche Zusammenkünfte von Vereinsmitgliedern. Erst am 22. März 1948 wurde im Hotel Obir am Klopeiner See/Klopinjsko jezero das erste Vereinsprotokoll nach der Mitgliederversammlung erstellt. Der Verein wurde formell wiedergegründet und nennt sich von da an zu Ehren des 30 Jahre in der Pfarre St. Kanzian/ Škocjan wirkenden und 1938 verstorbenen Pfarrers Vinko Poljanec Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec« [Slowenischer Kulturverein »Vinko Poljanec«]. Auftritte des Laientheaters, der Tamburizzagruppe und Bildungsvorträge waren die ersten Aktivitäten des Vereins. 1959 wurde der Männerchor unter der Leitung von Foltej → Hartmann neu gegründet. Einen neuen Anlauf nahm der Männerchor 1974 mit Hanzej Kežar als Chorleiter. Seit 1983 wird der bis heute tätige Chor von Franz Starz erfolgreich geleitet. Im Rahmen des Vereins ist auch die Vokalgruppe Nomos tätig. Lit.: Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec« v Škocjanu (izd.)  : Na poti skozi čas. Škocjan 1996  ; Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec« v Škocjanu (izd.)  : 100 let/jahre Slovensko prosvetno društvo »Vinko Poljanec«. Škocjan/St. Kanzian 2006. Web  : www.vipo.at, www.nomos.at (30. 10. 2012).

Alois Popitsch

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Škof, Simon

Škof, Simon (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Srce.

Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Šlef, Janez (politischer Aktivist), → Prušnik, Karel-

Gašper.

Šmelcer, Jožef (um 1815, Autor von Volksliedern), → Mežiška dolina. Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer

Bildungsverein für St. Michael und Umgebung]. Die Wende vom 19. zum 20. Jh. war gekennzeichnet durch kulturellen und technischen Fortschritt, aber auch durch soziale Konflikte und durch politische Brüche. Die slowenischen ethnopolitischen Aktivitäten in St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku begannen allerdings bereits Jahrzehnte zuvor. 1870 fand in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku die erste große → Tabor-Versammlung statt. An dieser nahmen ca. 9.000 Menschen teil, die die Gleichberechtigung der Slowenen im Land und im Staat forderten, wie sie Artikel 19 des Grundrechtskatalogs der → Dezemberverfassung 1867 gewährleistete. 1888 begann mit der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] die strukturierte Kulturarbeit. Bald danach entstand der erste Chor und 1890 wurde der erste Gesangsverein »Gorotan« (→ Korotan) gegründet (→ Chorwesen), der Tamburizza-Verein im Jahr 1903 (→ Tamburizzamusik). Auch zählte die slowenische Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica, die 1888 errichtet wurde, zu den ältesten in Kärnten/ Koroška. Vom Beginn des 20. Jh.s an war auch eine Milchgenossenschaft in St. Michael/Šmihel tätig und fügte sich in das Gesamtbild eines äußerst verzweigten und aktiven Wirtschafts- und Kulturlebens (→ Genossenschaftswesen, → Kulturvereine). Noch bei der Volkszählung 1910 war der Anteil der Slowenen in der Gemeinde der höchste von ganz Kärnten/Koroška, zumal 99,03 % Slowenisch als Umgangssprache angaben. Lediglich 18 Personen in der Gemeinde Feistritz/Bistrica gaben an, Deutsch im Alltag zu verwenden. Auf der Gründungshauptversammlung des Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung] am 16. Dezember 1906 wollten die Proponenten vor allem die Versäumnisse in der Bil-

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dungsarbeit gutmachen und hoben die slowenische Identität und den christlichen Glauben als Grundlage ihrer Bildungsarbeit hervor. Zum ersten Vorsitzenden wurde der damalige → Bürgermeister und Händler in St. Michael/Šmihel Ivan Tomic gewählt, sein Stellvertreter wurde Jurij Rudolf. Kassier war der Zimmermann in St.  Michael/Šmihel Franc Viternik. Sekretär wurde der Gemeindesekretär Zdravko Štangl, Bibliothekar Jurij Kordež, Landwirt in Lettenstätten/ Letina. Im ersten Jahr wurden einige Vorträge und eine Versammlung organisiert. Außerdem wurden sechs Zeitungen für die gemeinsame Lektüre abonniert. Auch die Bücher fanden regen Zuspruch. Bereits im zweiten Jahr des Bestehens wurden der Priester Josip → Vintar zum Vorsitzenden und Vekoslav Vavti zum Vizevorsitzenden gewählt, während die Leitung der Vereinsbibliothek dessen Bruder Toni übernahm. Das kollektive Lesen war die wichtigste Art, Bildung zu vermitteln. 1909 wurde Jakob Mišic, vulgo Zilan aus Tscherberg/Črgoviče, Mitglied der Vereinsleitung. Er war ein ausgezeichneter Sänger und Leiter des Tamburizzachors, der von da an bei jeder Veranstaltung mitwirkte. Den Verein unterstützten in jener Zeit die vermögenderen privaten Unternehmer, wie Janez Kraut, vulgo Svec, und Anton Ažman, vulgo Štampuh, beide aus Feistritz/Bistrica, sowie die slowenische Spar- und Darlehenskasse. Bereits 1911 wurden skioptische Bilder aus dem Heiligen Land gezeigt. Als Vortragender trat Janez → Hornböck, Kaplan in → Bleiburg/Pliberk, auf. Am 26. Dezember 1909 wurde der Bürgermeister Jurij Rudolf zum Vorsitzenden gewählt. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Vereinsbibliothek gut. Die Mitglieder entlehnten gerne und häufig Bücher. Der Verein hatte vier Zeitschriften abonniert  : → Mir, Naš dom, Mladost und Zlata doba (→ Publizistik). Jede Versammlung und Feier eröffnete das Tamburizzaorchester. Es folgten Ansprachen bzw. Vorträge, kurze Stücke und Deklamationen. Besondere Bedeutung wurde der Geselligkeit beigemessen. Tombolas mit Spenden von identitätsbewussten Slowenen aus St.  Michael/Šmihel und Umgebung wurden ebenfalls veranstaltet. Am 23. März 1911 wurde erneut der Pfarrer Josip Vintar zum Vorsitzenden gewählt, 1913 dann Vinko Pečnik, vulgo Bicl aus Ruttach/Rute, nad Bistrico. In den Ausschuss wurden auch Nanca Pec, vulgo Klokarjeva, und Jurij Kušej, vulgo David aus St. Michael/Šmihel, gewählt. Der Großteil der Veranstal-

KD Šmihel

Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico

KS, 28. 1. 1925

KS, 14. 1. 1925, S. 4

tungen fand im Gasthaus pri Šercerju, manchmal auch beim Likeb statt. In jener Zeit wurde das Stück V tem znamenju boš zmagal [In diesem Zeichen wirst du siegen] aufgeführt (→ Laienspiel, → Theater). 1914 fand am Katharinakogel/sv. Katarina die letzte slowenische → Tabor-Versammlung statt. In der Pfarrchronik steht dazu, dass daran an die 4.000 Personen teilnahmen. Die Hauptredner waren der Reichsrats- und Landtagsabgeordnete Dr. Janez Evangelist → Krek, der Landtagsabgeordnete Franc → Grafenauer sowie Monsignore Valentin → Podgorc (→ Abgeordnete). Am 26. Juli 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, die jungen Männer wurden eingezogen und die Obrigkeit verbot jegliche Vereinstätigkeit. Der Verein wurde nach vier Jahren wiederbelebt und so fand am 16. Februar 1919 die erste Generalversammlung im völlig überfüllten Gasthaus Šercer statt. Hauptredner war Dr. Gregorij → Rožman, danach wurde das Stück Od hiše [Vom Haus] aufgeführt. Darin trat der Schulmann Radovan Gobec auf, der später Musiklehrer in Ljubljana wurde. In den darauffolgenden Jahren blühte das Vereinsleben stark auf. 1920 wurde an zwei aufeinanderfolgenden Tagen das Stück Na smrt obsojeni [Die zum Tode Verurteilten] von Franc Ks. → Meško zur Aufführung gebracht. Vor Beginn der Aufführung erklärte der Philosophiestudent und spätere Leiter der Studienbibliothek in → Ravne na Koroškem, Franc → Sušnik, das Stück und wie dieses das Leben der Kärntner Slowenen richtig zeichnete. Vor der → Volksabstimmung gab es noch mehrere Versammlungen, bei denen immer große Begeisterung herrschte. Im ersten Jahr nach der Volksabstimmung waren alle stark verängstigt. Es begannen die gewaltsamen Vertreibungen (→ Vertreibung 1920). Von den slowenischen Lehrern wurde fast kein einziger mehr in den Dienst aufgenommen. Bei der folgenden Generalversammlung am 8. Jänner 1922 wurde Jakob Mišic, vulgo Zilan, zum Vorsitzenden gewählt, Slavko Rudolf zum stellvertretenden Vorsitzenden, Sekretärin wurde Krista Hafner, vulgo Črnkova, und Kassier Marko Plešivčnik, vulgo Šercer. Es wurden wieder Theaterstücke aufgeführt. Außerdem fanden monatlich Treffen statt, bei denen geschulte Redner wie Franc Mert, Vinko Pečnik, Štefana Ferdič, Krista Hafner, Lovro Kušej, Micka Mlinar, Jaka Mišic, Roza Čarf und Ignac Saler das Wort ergriffen.

Die Veranstaltungen mussten bei der Bezirkshauptmannschaft angemeldet werden und fanden unter Aufsicht der Gendarmerie statt. Im Jänner 1923 wurde die Miklova Zala von Jakob → Sket aufgeführt. Die Hauptfigur wurde von Krista Hafner dargestellt. Vor der Aufführung deklamierte Jaka Čajčman aus Pirkdorf/Breška vas die → Aškerč-Balade Hajdukova oporoka [Das Testament des Hajduken]. Unter der Leitung von Mišič wurde das Tamburizzaorchester 1923 wieder aktiv und trat zu Hause und in den Nachbarorten auf. Die Miklova Zala wurde noch dreimal im Laufe des Jahres gezeigt. In diesem Jahr wurde Vinko Pečnik erneut zum Vorsitzenden gewählt. 1924 wurde ein neues Bühnenbild vom akademischen Maler Peter → Markovič aus Rosegg/Rožek künstlerisch gestaltet. Am Bühnengiebel stand über die ganze Breite die Aufschrift  : Slovenska zemlja naš dom si ti, naš dom ostani do konca dni  ! [Slowenische Erde, unser Heim bist du, bleibe unser Heim bis zum Ende aller Tage]. Auf dem Vorhang war die → Fürsteneinsetzung auf dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje dargestellt. Vier Bühnenbilder standen zur Auswahl   : die bäuerliche Stube, ein Herrensalon, das bäuerliche Dorf und ein Wald. Am 26. Dezember 1924 wurde die Bühne mit dem Stück Mlinar in njegova hči [Der Müller und seine Tochter] eingeweiht. Im selben Jahr wurden 4 Stücke aufgeführt, 4 Treffen veranstaltet und ein Bildungskurs abgehalten. Die Vereinsbücherei hatte 540 Bücher. Auf der Hauptversammlung am 1. Mai 1925 wurde Marica Rudolf zur Sekretärin gewählt und Valentin Čebul, vulgo Pašovnik, zum Bibliothekar. Marica Rudolf legte 1926 ein neues Protokollbuch an, das jedoch während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt und zerstört wurde. Erhalten geblieben ist lediglich ein Protokoll. Der Verein führte seine traditionellen Aktivitäten fort. Vorsitzende waren Franc Mlinar, Franc Kropivnik und Mirko → Kumer. Die Zahl der Sitzungen ging etwas zurück, während das Laienschauspiel weiterhin Erfolge verzeichnete. 1936 wurde erneut die Miklova Zala aufgeführt  : Marica Rudolf spielte die Almira, ihre Schwester Milka die Zala. Einstudiert wurde das Stück vom damaligen Kaplan Posch. Veranstaltet wurden auch Wettbewerbe der Sensenmäher und der Schnitterinnen sowie Kochkurse unter der Leitung von Milka → Hartman und Marica Rudolf. Mit dem → »Anschluss« Österreichs musste jede Sitzung der örtlichen NSDAP angemeldet werden. Bald wurden einige Vereinsmitglieder verhaftet und in Klagenfurt eingesperrt. Danach wurden noch der

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Šolski prijatel

Pfarrer Jožef Picej und alle männlichen Ausschussmitglieder des Vereins eingesperrt. Damit war jegliche slowenische Aktivität im Keim erstickt. Als 1939 die wehrfähigen Männer eingezogen wurden, versammelte Jakob Mišic 17 Mädchen und Tamburizzaspieler um sich, und der Chor trat erstmals auf der Muttertagsversammlung 1940 auf. Diesen Chor leitete er auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg lebte das slowenische Kulturleben wieder auf und der Verein wurde in Slovensko prosvetno društvo Peca [Slowenischer Kulturverein Peca/Petzen] umbenannt. Aus den Berichten von Mirko Kummer geht hervor, dass die politische Orientierung eine gänzlich andere war als zuvor. Es kam immer wieder zu Konflikten zwischen der Pfarrjugend und den Vereinsmitgliedern. 1947 waren die Slowenen von St. Michael/ Šmihel Vorreiter bei der Wiederbelebung ihrer musikalischen Aktivitäten. Lediglich die Bemühungen um die → Lesekultur konnten nicht mehr aufgenommen werden, weil die Vereinsbibliothek zerstört worden war. Nach der Gründung der Krščanska kulturna zveza [Christlicher Kulturverband] 1953 wurde auch das bis heute bestehende Katoliško prosvetno društvo Šmihel [Katholischer Kulturverein Šmihel] als Nachfolgeorganisation des Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico gegründet. Archive  : KLA, Pfarrarchiv, Vereinsarchiv, Archiv der KKZ. Quellen  : Vereinsprotokolle, Pfarrchronik, Schulchronik, Interview-

Protokolle anlässlich des 70., 80. und 90. Jahrestages der Gründung des KPD Šmihel. Koroški Slovenec, 26. 8. 1925. Lit./Web  : L. Budin  : Zgodovina KPD Šmihel [Vereinsgeschichte] auf  : www.smihel.at/ (11. 9. 2012). Lena Budin

Šolski prijatel [Der Schulfreund], Untertitel  : Časopis

za šolo in dom [Zeitschrift für Schule und Heim], erschien zwischen Januar 1852 und Dezember 1854, zunächst wöchentlich, ab Nr. 1/1855 monatlich unter Umbenennung in Prijatel, von Nr. 1/1856 bis Nr. 12/1877 Slovenski prijatel, ab 1878–1883 Slovenski prijatelj  ; in  : V Celovcu  ; Druck Kleinmayr, ab Nr. 5/1852 bei Leon  ; Herausgeber, Redakteur und Eigentümer  : Andrej → Einspieler. Der Š.  p. war die erste slowenische pädagogische Zeitschrift. Sie bestand aus einem erzieherisch-didaktischen und einem belehrend-kurzweiligen, literarischen Teil, beinhaltete Neuigkeiten aus dem Schulwesen, informierte über Schulverordnungen, Lehrerversammlung, Unterrichtsmethoden, machte mit neuen Lehr-

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büchern sowie Jugendliteratur vertraut, unterhielt mit Gedichten, Fabeln, Rätseln, kürzeren Erzählungen (z. B. der Übersetzung Kosilice slepe babice [Die Schokoladenschnitten der blinden Großmutter]) u. a. Ab 1854 zählten geografische, naturgeschichtliche (Sadjereja [Obstbau]) sowie volkskundliche Aufsätze (Narodski običaji v Železnikah [Volksbräuche in Železniki]) zum Repertoire der Zeitschrift. Zwischen 1853–1855 wurde der Š.  p. das Organ des Vereins → Mohorjeva und brachte in weiterer Folge auch Vereinsnachrichten. Unter ihrer Obhut stieg die Zahl der Abonnenten von 270 auf 979 im Jahr 1854, darunter überwiegend Geistliche und Lehrer. Als Katechet und Lehrer engagierte sich Einspieler sehr für die Einführung der slowenischen Sprache an den (Volks-)Schulen in Kärnten/Koroška und gab sein Anliegen in der Zeitschrift → Slovenska bčela in zahlreichen Artikeln kund (→ Publizistik). Mit der Gründung des Š. p., die auf eigene Kosten erfolgte, verlieh Einspieler seinen Bestrebungen mehr Gewicht und konnte durch den Dialog mit den Lehrern modernere Bildungsarbeit bewirken und die slowenische Sprache sowie das slowenische Identitätsbewusstsein unter der jungen Generation stärken. Das Blatt wurde auch gerne von slowenischen Pädagogen in → Trieste/Trst/Triest gelesen, in → Goricia/Gorica/Görz jedoch missfiel die Fokussierung auf die Volksschule, v. a. hinsichtlich der Einführung der slowenischen Sprache an Realschule und Gymnasium. Der Š.  p. ging über das Format eines rein pädagogischen Periodikums hinaus, schließlich ließ es sich der Redakteur nicht nehmen, überwiegend in der Rubrik Drobtinčiče [Kurznachrichten], schulbzw. sprachpolitische Fragestellungen zu erörtern (z. B. Kritik an den niedrigen Löhnen der Lehrer, Thema der → nationalen Frage), obwohl er damit gegen das Pressegesetz verstieß. Das Nachfolge-Pendant des Š. p. mit pädagogischem Programm war die Zeitschrift Učiteljski tovariš (1861–1941) in Ljubljana. Quellen  : Narodni muzej Slovenije. Lit.: SBL  ; ES. – A. Malle  : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–

1900. Klagenfurt/Celovec 1979, 33–44  ; T. Hojan  : Šolski prijatelj 1852–1883. In  : 25 Zbornik za zgodovino šolstva – Šolska kronika (1992), 125–127  ; B. Šuštar  : Einspielerjev Šolski prijatel kot pedagoški list. In  : Einspielerjev simpozij v Rimu. Celje 1997, 113–120  ; B. C. Šuštar  : Šolski prijatel, časopis za šolo in dom. In  : J. Ciperle (Red.)  : Slovenska kronika XIX. stoletja. Ljubljana 2001  ; T. Hojan  : Učiteljski tovariš kot naslednik Šolskega prijatelja/Učiteljski tovariš, the successor of Šolski prijatelj. In  : Šolska kronika 11(35) (2002) 1, 90–97. Maja Francé

Špicar, Jakob

Špicar, Jakob ( Jaka, * 27. Oktober 1884 Gottestal/

Jaka Spicar

Skočidol [Wernberg/Vernberk], † 17. Februar 1970 Ljubljana), Volksdramatiker, Regisseur, Schauspieler, Bankdirektor. Š. entstammte einer Bauernfamilie (Eltern Janez/ Marjeta, geb. Trunk) in Gottestal/Skočidol bei → Villach/Beljak. Nach der Volksschule besuchte er einige Gymnasialklassen in Villach/Beljak und Klagenfurt/ Celovec. Im Nachbarort Föderlach/Podravlje gründete er 1905 den Kulturverein Sloga [Eintracht] mit Tamburizza-Orchester und Laienspielgruppe (→ Tamburizzamusik). Letztere führte bereits 1905 den von ihm verfassten Einakter Eno uro sodnik [Eine Stunde Richter] auf. Nach kurzer Tätigkeit in Kärnten/Koroška trat er 1905 in die Anwaltskanzlei Dr. Kokalj in Ljubljana ein, wechselte aber 1906 in die Sparkasse in Radovljica (mit Filiale in Jesenice), der er – zuletzt als Direktor – bis zu seiner Flucht vor der Gestapo nach Ljubljana am 13. 4. 1941 angehörte. Seine Frau Marica, geb. Heber aus Duel/Dole bei Föderlach/Podravlje, blieb zunächst zurück, die beiden Söhne wurden mit ihren Familien nach Serbien deportiert. Diese Lebensumstände verursachten bei Š. und seiner Gattin Erkrankungen, die Krankenhausaufenthalte und Operationen notwendig machten. Die äußerst bescheidene Invalidenrente (700 Lire) gestattete nur ein kümmerliches Leben. Nach Kriegsende verbrachte das Ehepaar Š. den Rest seiner Jahre in Ljubljana, allerdings in intensiver Verbindung mit der alten Kärntner Heimat. Š.s reiches Lebenswerk umfasst nahezu 100 Titel an volkstümlichen Bühnenwerken (viele mit slowenischer Kärntner Thematik), davon auch einige aus der Frühzeit in deutscher Sprache, etwa Der Hirte am Kyffhäuserberge (Motiv → kralj Matjaž, Manuskript verloren gegangen), Übersetzungen bzw. Bearbeitungen von Theaterstücken (z. B. Schillers Räuber) und Hörspielen (vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg). Das Hörspiel Osojski spokornik [Der stumme Büßer von → Ossiach] erhielt in den 1930er-Jahren einen 2. Preis. Daneben verfasste Š. viele Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften in Slowenien, den USA und Kärnten/Koroška (Slovenski vestnik). In vielen seiner Bühnenstücke führte Š. nicht nur Regie, sondern wirkte auch als Schauspieler mit. Jesenice, Š.s mehrjähriger beruflicher Mittelpunkt, war mit dem Sokolski oder [Bühne der jungen Falken], einem liberal orientierten Laientheater, nicht nur Erstaufführungsort (1909) seines bekanntesten und beliebtesten Bühnenstücks, der nach Jakob → Skets Erzählung entstandenen Miklova Zala, sondern auch Aufführungsort

zahlreicher anderer Theaterstücke. Auf Š.s Anregung wurde ein Theaterverein gegründet, dem er lange Zeit vorstand. Mit seinem Bühnenstück Damjanka wurde 1918 die Gründung des südslawischen Staates gefeiert. Nach seiner endgültigen Übersiedlung nach Radovljica begründete er im Sokolski dom [Kulturhaus der Falken] eine ständige Bühne, die mit seinem symbolistischen Drama K luči  ! [Zum Licht  !] (1921) eröffnet wurde. Viele von Š.s Bühnenstücken behandeln Themen aus Kärnten/Koroška und wurden auch in neuerer Zeit, vor allem aber zwischen den beiden Weltkriegen immer wieder aufgeführt. In ihnen sind mythologische Themen (Kralj Matjaž [König Matjaž], V Korotan  ! [Nach Korotan  !]) ebenso verarbeitet wie geschichtliche (Bilštanj in Reberca [Pilštanj und Rechberg], Zlato iz Jepe ali Loški gospod [Gold aus dem Mittagskogel oder der Pfarrherr von Latschach]) (→ kralj Matjaž, → Korotan). Das Stück Drabosenjak erzählt die Geschichte von Andrej → Schuster-Drabosnjak, Nmav čez izaro [Ein wenig über’n See] die Geschichte der Entstehung der heimlichen Kärntner slowenischen Hymne von Franc → Treiber. Das Stück Knežji kamen [→ Fürstenstein] lehnt sich an die gleichnamige Ballade aus Anton → Aškerc’ Zyklus Stara pravda [Das alte Recht] an (→ Bauernaufstände). Pod bičem  ! [Unter der Knute  !] bringt Bilder aus der Zeit der Deportationen während der NS-Herrschaft. Tantiemen oder Honorare hat Š. für die Aufführung seiner Stücke in Kärnten/Koroška nie verlangt. Quellen  : Koroška osrednja knjižnica dr. Franca Sušnika Ravne na Koroškem (Nachlass. Das Verzeichnis umfasst 99 Titel). Werke  : Miklova Zala, 1906, Uraufführung  : Jesenice 1909  ; K luči  ! Simbolična igra v štirih slikah, 1921, Kranj 1921  ; Kralj Matjaž, 1909, Uraufführung  : Ljubljana 1911  ; V Korotan  ! 1931  ; Bilštanj in Reberca, 1933  ; Drabosenjak. Narodna igra v petih dejanjih, 1934, Ljubljana 1937  ; Osojski spokornik, 1935  ; Nmav čez izaro …, 1942  ; Zlato iz Jepe ali Loški gospod. Ljudska igra v petih dejanjih, 1943  ; Pod bičem  ! Ljudska igra v štirih dejanjih, 1951. Celovec 1966. Üb.: F. Schiller  : Razbojniki [Ms. verloren gegangen]. Lit.: R. Vospernik  : Jaka Špicar. In  : Letno poročilo državne realne gimnazije in gimnazije za Slovence 1969/70, 52–54  ; S. Tarman  : Jaka Špicar – mojster slovenske ljudske dramatike. In  : Stop 37 (1978)  ; R. Vospernik  : Jaka Špicar – ein vergessener Sohn Kärntens. In  : Die Brücke 4/4 (1978), 170–180  ; R. Vospernik  : Koroška tematika v dramatičnem ustvarjanju Jaka Špicarja. In  : Slavistična revija 32/3–4 (1979), 431–441  ; KMD (1984), 81–87  ; R. Vospernik  : Ivan Pregelj, Kristo Srienc und Jaka Špicar – drei literarische Zeugnisse zum historischen Hintergrund der Kärntner Volksabstimmung, Referat beim Symposium zum 90. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung am 8. Oktober 2010, Musilinstitut, Klagenfurt 2010.

Reginald Vospernik

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Štajerc

Štajerc [Der Steirer], slowenische Zeitung in der Un-

tersteiermark/Spodnja Štajerska  ; erschien in Ptuj zwischen 1900 und 1918 mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren, ab 1907 mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren. Anfangs vierzehntäglich, danach wöchentlich  ; Druck  : W. Blanke  ; Herausgeber und verantwortlicher Redakteur war bis 1907 Maks Heller, danach bis 1918 Karl Linhart (* 20. Mai 1882, † 3. Juni 1918 Ptuj). Der Š. beinhaltete folgende Rubriken  : Zuschriften aus der Steiermark/Štajerska und aus Kärnten/Koroška, neueste politische Nachrichten, Verschiedenes, Wirtschaft, Werbung, Redaktionsagenden, Inserate. Der Š. galt als Blatt der deutschfreundlichen Slowenen, die zwar slowenisch sprachen, politisch aber ein Naheverhältnis zu deutschliberalen bzw. deutschnationalen Parteien hatten. Betont wurde, dass das Blatt die Interessen der Bauern, Handwerker und Arbeiter vertrete. Bestimmt trat es gegen die slowenische katholische Priesterschaft auf, mit dem Argument, in ihr wirkten fanatische Kapläne gegen den Š. Mit Nachdruck widersetzte sich das Blatt gegen die slowenische nationale Politik, gegen die jugoslawische Orientierung sowie gegen die jugoslawische Staatsidee (→ Jugoslawien). Er sprach sich gegen die Teilung der Steiermark/Štajerska aus und betonte die Treue zu Staat und Dynastie. Die → Maideklaration betrachtete das Blatt von Anfang an als Zerstörung Österreichs und als Verwirklichung des »jugoslawischen« Staates auf dessen Ruinen. Haupttätigkeitsgebiet des Š. war die slowenische Steiermark/Štajerska, reichte aber auch nach Kärnten/ Koroška, von wo zahlreiche Zuschriften publiziert wurden und wo das Blatt auch politisch wirken wollte, dies jedoch erfolglos. Am 27. Jänner 1907 wurde die Štajerčeva stranka [Štajerc-Partei] gegründet, die sich die Beinamen Napredna zveza bzw. Fortschrittspartei gab. Als Wirkungsbereich erklärte sie die Steiermark/Štajerska, Kärnten/ Koroška und → Krain/Kranjska. Im Programm wurde an erster Stelle die Notwendigkeit eines Einvernehmens zwischen den Deutschen und den Slowenen betont sowie der Kampf gegen den → Panslawismus, der mit den Klerikalismus gleichgesetzt wurde. Systematisch wurde die Einführung von Schulen mit Deutsch als Unterrichtssprache und des Deutschunterrichts in Schulen mit Slowenisch als Unterrichtssprache gefordert. Ein Großteil der Deutschen in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska unterstützte die Tätigkeit der Partei. Die Partei unterstützte ihrerseits die Tätigkeit beider deutschnationaler Organisationen in der Unter-

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Štajerc, 1915, Jg. 1, Nr. 1

steiermark/Spodnja Štajerska, den »Deutschen Schulverein«, der seine Schulen in gänzlich slowenischen Orten gründete, sowie den Verein »Südmark«, der nach 1906 den Schwerpunkt auf die Kolonisierung des Grenzgebietes in den Slovenske gorice/Windische Bühel und teilweise in der Dravska dolina (Drautal) legte, mit dem Ziel, → Maribor in das geschlossenn deutschsprachige Siedlungsgebiet einzubinden (→ Deutschnationale Vereine  ; → Germanisierung). Obwohl sich die Štajerčeva stranka als liberale Partei betrachtete, war sie gegen die slowenischen Liberalen und gegen die Gründung einer eigenständigen liberalen Partei in Kärnten/Koroška, die mit Ljubljana verbunden wäre. Die Partei vertrat die Überzeugung, dass in der Untersteiermark/Spodnja Štajerska und in Kärnten/Koroška unter den Slowenen einzig sie und das von ihr vertretene Deutschtum die Träger des Fortschrittsgedankens sei. Der Š. veröffentlichte von Beginn an Artikel aus Kärnten/Koroška. 1903 wurde eine eigene Rubrik Iz Koroškega [Aus Kärnten] geführt. Der Kärntner Anteil war beachtlich. Das Blatt war gegen die slowenische nationale Politik in Kärnten/Koroška. Das Blatt war auch gegen die slowenische Zeitung → Mir gerichtet, die es als Kämpferin für einen jugoslawischen Staat darstellte. Sehr aufmerksam verfolgte es die Bewegung zur Mai-

Štaudeker, Franc

Kärntner Slowenen] und der → Legija koroških borcev [Legion der Kärntner Veteranen]. Letztere hatte er unter anderem mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Kärntner Slowenen gegen die zwangsweise → Germanisierung zu verteidigen und für ihre Rechte einzutreten. Wegen seines slowenischen ethnopolitischen Engagements wurde er unmittelbar nach der Besetzung → Jugoslawiens am 19. April 1941 verhaftet. Im Mai 1942 gelang ihm die Flucht nach Ljubljana, wo er sich vor weiteren Maßnahmen der Okkupatoren in Sicherheit bringen konnte. Nach seiner Ankunft in Ljubljana schloss er sich der slowenischen Befreiungsfront (Osvobodilna fronta, OF) an. Im Mai 1945 wurde er mit Beschluss der Regierung der Volksrepublik Slowenien Lit.: I. Rihtarič  : Štajerc in njegov odnos do volitev v državni zbor 1906 (Ljudska Republika Slovenija, LRS) mit weiteren Kärntin 1907. In  : ČZN 1/1996  ; I. Rihtarič  : Die Štajerc – Partei in den Jahner Mitstreitern unter der Leitung von Vida Tomšič ren 1914 bis 1918. In  : Signal 2001  ; I. Rihtarič  : »Štajerc« in »Nemmit dem Auftrag nach Klagenfurt/Celovec geschickt, cem prijazni Slovenci« v prvi svetovni vojni. Murska Sobota 2004  ; I. die slowenische Verwaltung auf dem Gebiet von »SloRihtarič  : Die »Štajerc- Partei« und die Zeitung »Štajerc« im Ersten Weltwenisch Kärnten« (Slovenska Koroška) zu organisieren. krieg. In  : Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 99 (2008)  ; I. Rihtarič  : Der »Štajerc« und die Deklarationsbewegung (1917–1918). Am 1. Juni 1945 trat er seinen Dienst in der Abteilung In  : Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 100 (2009). für Grenzfragen (Oddelek za mejna vprašanja) beim Vincenc Rajšp  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Präsidium des slowenischen Volksbefreiungsrates (Slovenski narodnoosvobodilni svet, SNOS, ab 1948 Inštitut Štangl, Zdravko (Gemeindesekretär, Kulturaktivist), za narodnostna vprašanja, INV [Institut für Volksgrup→ Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za penfragen]) als Büroleiter an. Diesen Dienst versah er Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungs- bis zu seiner Pensionierung 1959. Š. wirkte im Rahverein für St. Michael und Umgebung]. men der fachlichen Tätigkeit des INV der Universität Ljubljana. Von Bedeutung sind vor allem die von ihm Štaudeker, Franc (Lovro, * 20. Jänner 1897 Prevalje erarbeiteten Unterlagen für die Vorbereitung der ju[Koroška], † September 1975 Sesvete bei Zagreb), Frei- goslawischen Positionen bei den Friedenskonferenzen williger an der Nordgrenze, ethnopolitischer Aktivist. nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg war er Nach der Grundschule war Š. in Salzburg und in in zahlreichen Vereinen aktiv (neben dem KKS, in dem Oberösterreich tätig. Von Herbst 1914 bis zum Zerfall er Sekretär des Zentralausschusses war, war er auch der Habsburgermonarchie war er an der italienischen Sekretär des Zweigvereins der Ciril-Metodova družba Front im Einsatz. Bereits im November 1918 schloss er [Kyrill und Method-Verein] in Bežigrad (Ljubljana). sich den Truppen von Franjo → Malgaj an und war Er war zudem Mitglied der Zveza borcev NOV [Veran der Befreiung der → Mežiška dolina (Mießtal), von band der Veteranen/Partisanen des Volksbefreiungs→ Bleiburg/Pliberk und von → Völkermarkt/Velikovec kampfes] sowie Mitglied der Kärntner Sektion dieser beteiligt sowie im Juni 1919 im Einsatz in Klagenfurt/ Vereinigung und Mitglied der Gewerkschaften. Š. hatte Celovec und in → Maria Saal/Gospa Sveta. Später auch eine Reihe weiterer öffentlicher Funktionen. Für wirkte er bei der Organisation und der Propagandaar- sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet. beit in Vorbereitung der → Volksabstimmung mit. Für sein Engagement in den Jahren 1918–1920 wurde er Archive  : INV. in der Folge auch ausgezeichnet. Nach seinem Abgang Quellen  : Personalni list in Vprašalna pola vom 20.11.1946, Dokuvom Militär im Jahr 1922 erhielt er eine Anstellung mentation im Archiv INV. Lit.: J. Stergar  : Franc Štaudeker. In  : Razprave in gradivo/Treatises beim Kohlebergwerk von Trbovlje, wo er vor Beginn and Documents (Inštitut za narodnostna vprašanja). Ljubljana 11–12 des Zweiten Weltkrieges Leiter der Verwaltungsabtei- (1980) 138–139  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in lung war. Er organisierte und leitete den lokalen Aus- koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl schuss des → Klub koroških Slovencev (KSS) [Klub der deklaration in Kärnten/Koroška. Im Jahr 1917 schrieb es gegen die jugoslawische Deklarationsbewegung, die es den slowenischen Klerikalen zuschrieb (→ Maideklaration). Der Š. veröffentlichte auch Briefe, die in diesem Geiste geschrieben waren. Er schrieb über die politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen der Kärntner deutschen und slowenischen Priesterschaft und darüber, dass die deutsche Priesterschaft gegen die Unterkärntner slowenische Priesterschaft sei, da diese slowenisch und tschechisch orientiert agiere. Letztere sorge schlecht für die katholische Religion und die Heimat, da sie sich für die »serbophilen Ziele des Jugoslawentums« einsetze.

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Štekanje

Štekanje. Beim slowenischen jauntalerischen Štekanje

wird vor Demonstrativpronomen und bei einigen Adverben die standardsprachlich mit t beginnen, ein š vorangesetzt (z. B.: šəta ← ta [diese], šəto ← to [das], ˈšəti ← ta [dieser], šˈtam ← tam [dort], šˈtək ← tako [so], šˈtˈẹːko ← toliko [soviel], šˈtọta ← tu tja [dorthin], šˈnətre ← tu notri [darin]) (→ Dialekt, → Terminologie). Lit.: A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument.php?id=55578  ; A. Benko  : http://narecna-bera.si/  ; (7. 11. 2013).

Bojan-Ilija Schnabl

Štrekelj, Karel (Pseudonyme  : Gorjanec, Š., K., ш., ***,

-e, -j, -n, -r, -t, -an) (* 24. Februar 1859 Gorjansko bei Komen [Komen, Primorska], † 7. Juli 1912 Graz), Slawist, Sprachwissenschaftler, Ethnograf. Seine Eltern Jožef Štrekelj und Marija, geb. Pavletič, führten eine stabile Landwirtschaft und betrieben Weinbau. Š. besuchte die unteren Klassen der Volksschule in Gorjansko, 1867–1870 die Normalschule in → Gorizia/Gorica/Görz und 1870–1878 das Gymnasium. Im Jahre 1878 ging Š. nach Wien, wo er 1879 das Studium der klassischen Philologie, vergleichenden Sprachwissenschaft und der Slawistik begann. Als Schüler von Franz (Fran) → Miklosich (Miklošič) wurde er 1884 mit der Dissertation Phonologie des Görzer Mittelkarstdialektes in ihren Grundzügen dargestellt promoviert, 1886 habilitierte er sich, ebenfalls bei Miklosich mit dem Thema Morphologie des Görzer Mittelkarstdialektes mit besonderer Berücksichtigung der Betonungsverhältnisse. Diese Arbeit erschien bereits in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien (S 113(1886) 377–496), als Buch 1887. Am 30. Juni 1886 hielt Š. seinen Habilitationsvortrag mit dem Thema Über die großrussische Bylinenpoesie. In den Jahren 1885–1887 war Š. Hauslehrer bei der Gräfin Colloredo Mansfeld. Dabei lernte er deren englische Erzieherin kennen, die er heiratete und mit der er zwei Töchter hatte. Nach dem Tode seiner Frau heiratete er in Graz ein zweites Mal. Als Dozent las er in den Jahren 1887–1896 an der Universität Wien aus Kapiteln der slawischen Philologie und Ethnografie, außerdem hielt er einen slowenischen Sprachkurs für Hörer aller Fakutäten ab. Von 1890– 1896 war er Übersetzer des → Reichsgesetzblattes für die slowenische Ausgabe und bereicherte die sloweni-

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sche Rechtsterminologie wesentlich. Von 1896–1908 war Š. a. o. Professor und danach bis zum Tode o. Professor für die slowenische Sprache und Literatur an der Universität Graz. Seit dem Jahre 1886 bereitete er den Nachlass von Stanko → Vraz und andere Volkslieder für den Druck bei der → Slovenska matica vor. Die Slovenske narodne pesmi redigierte er bis zu seinem Tod. Seine Informanten und Sammler aus Kärnten/Koroška waren  : Alois Reggi aus Fürnitz/Brnca, Ivan Čavko aus → Ferlach/Borovlje, Josip → Šašel (damals noch Wieser) aus → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk, Jurij → Lulek vermittelte das Gesangsbuch von Neža Sirčeva aus Hinterlibisch/Suha. Die Handschriften von Matija → Majar wurden Š. von Franz Miklosich und Vatroslav Jagić zur Verfügung gestellt. Wegen seines Todes 1912 führte Jože → Glonar das Werk zu Ende (4 Bde., 1895–1923). Im Jahre 1905 war Š. Vorsitzender des Ausschusses für das Sammeln slowenischer Volkslieder mit Melodien für die geplante Ausgabe Das Volkslied in Österreich. Für die Materialen aus Kärnten war Johann → Scheinigg zuständig. Die gesammelten Materialen werden am Inštitut za glasbeno narodopisje ZRC SAZU [Institut für Musikethnologie] aufbewahrt. Seit dem Jahre 1909 war er Mitherausgeber der Zeitschrift → Archiv für slavische Philologie und 1904 Mitbegründer der Zeitschrift → Časopis za zgodovino in narodopisje [Zeitschrift für Geschichte und Volkskunde] beim Zgodovinsko društvo v Mariboru [Geschichtsverein in Maribor]. 1902 wurde er Ehrenmitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, und im Jahre 1910 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Kraljevska akademija nauka i umetnosti in Belgrad gewählt. Š.s wissenschaftliche Arbeiten sind sowohl für die Sprachwissenschaft als auch für die Ethnografie von herausragendem Wert. Bereits in seiner Jugend beeinflusste ihn der polnisch-russische Philologe und Slawist J. Baudouin de → Courtenay. Diesem hatte er 1872 eine Sammlung von Texten seines heimatlichen Dialektes für Dialektstudien ausgehändigt. In seiner Jugend hatte Š. Gedichte verfasst und russische, tschechische und polnische Klassiker ins Slowenische übersetzt. Als Sprachwissenschaftler trat Š. mit der Kritik der Slovenska slovnica za srednje šole [Slowenische Grammatik für Mittelschulen] von Josip Šuman erstmals vor die Öffentlichkeit (Ljubljanski zvon 1885). Darin bewies er sein umfangreiches Wissen von der slawischen vergleichenden Sprachwissenschaft. In seiner Dissertation behandelte er detailliert die Pho-

Štrekelj, Karel

nologie und Morphologie seines Heimatdialektes und sammelte umfangreiches Material zu den Betonungsverhältnissen, das posthum 1924 publiziert wurde. Den Schwerpunkt seiner sprachwissenschaftlichen Arbeit legte er auf die Lexik und Etymologie. Beiträge dazu publizierte er im → Ljubljanski zvon und bei der Slovenska matica. Etymologischen Studien zur slawischen Wortkunde, den Fremd- und Lehnwörtern in allen slawischen Sprachen, widmete Š. besondere Aufmerksamkeit, z. B. Beiträge zur slavischen Fremdwörterkunde (Archiv für slavische Philologie [1890] 451–474  ; [1892] 512–555) oder Zur slavischen Lehnwörterkunde (Wien 1904). Er untersuchte auch die slawischen Lehnwörter in anderen Sprachen, so z. B. Zur Kenntnis der slavischen Elemente im italienischen Wortschatze (Archiv für slavische Philologie [1904] 407–436)  ; Slovanski elementi v besednem zakladu štajerskih Nemcev (Časopis za zgodovino in narodopisje [1908] 38–103  ; [1909] 115–128). Er deutete die Etymologien der Ortsnamen des deutschen und des slowenischen Teiles der Steiermark (Časopis za zgodovino in narodopisje [1904] 70–89  ; [1906] 41–64). Die slawische Etymologie bereicherte Š. mit vielen neuen Erklärungen, Ergänzungen und Korrekturen. Viele seiner Beiträge galten auch der Phonetik, Morphologie, Syntax und Semantik der slawischen Sprachen. Posthum erschien seine Historična slovnica slovenskega jezika, Zagreb 1922, JAZU und Prevalje 1922, → Mohorjeva. Š. verteidigte die Ortografie von Fran → Levec und verwies dessen Gegner auf den Platz. Er edierte glagolitische Dokumente, für die Enciklopedija slavjanskoj filologii von Vatroslav Jagić verfasste er die meisten Kapitel über das Slowenische und über die slawischen Elemente in den romanischen Sprachen. Der Tod entriss ihm die Feder. Š.s Interesse für die Ethnologie wird angesichts der Themen seiner Vorlesungen an der Universität in Graz offenkundig  : Slavische Altertümer (1886/87) und Slavische Ethnographie (1887/88). Auf dem Gebiet der Ethnologie setzte Š. neue Maßstäbe als Redakteur der slowenischen Volkslieder und des slowenischen Teiles der Österreichischen Volkslieder mit Melodien. Dabei trug er außergewöhnlich interessantes Material zusammen, nicht nur Lieder, sondern auch Volkserzählungen, Sprichwörter, Rätsel, Aberglaube, Beschwörungsformeln, Schimpfwörter, Bräuche, Texte über Bauernarbeit u. Ä. m. Diese Materialien werden vom Inštitut za slovensko narodopisje ZRC SAZU (Institut für slowenische Ethnographie ZRC SAZU) aufbewahrt. Š. hat für die Ausgabe der Slovenske narodne pesmi eine neue kritische Methode

entwickelt, so dass sie auch im europäischen Maßstab überragend sind. Er veränderte die Texte nicht, sondern publizierte sie genau nach der Vorlage, vermerkte die Jahreszahl der Aufzeichnung, den Aufzeichner und den Sänger. Seine Klassifizierung der Lieder ist mit einigen späteren Ergänzungen bis heute gültig geblieben. Er publizierte auch Varianten und bereicherte die Ausgabe durch zahlreiche wissenschaftliche Anmerkungn. Im Archiv für slavische Philologie veröffentlichte er kürzere Beiträge aus dem Bereich der Volksliteratur  : z. B. Zur Alexiuslegende (1887, 1888), Zum Volksglauben, dass unsere Erde auf einem Fisch ruhe (1890), Zur Literatur über die Koleda bei den Slowenen (1895), Helmold’s Zcerneboch im angelsächsischen Olymp (1904). Š. betreute Števan Kühar und Ivan Šašelj bei der Herausgabe der mündlich überlieferten gesammelten Materialen und bereicherte ihre Arbeit mit Anmerkungen. Im gesamten Werk von Š. spiegelt sich die Wiener slawistische Schule von Franz → Miklosich, dessen Schüler er war. Š. hat auf dem Gebiet der sprachlichen Interferenzen weitergearbeitet und hat die ethnografischen Ansätze Miklosichs durch seine grandiose vierbändige Ausgabe der slowenischen Volkslieder gekrönt. Mit seiner historischen Grammatik der slowenischen Sprache hat er ein weiteres Desideratum Miklosichs verwirklicht. In Miklosichs Leben war er sein letzter wissenschaftlicher Korrespondent und Freund. Von den 16 erhaltenen Briefen zwischen Miklosich und Š. sind jene, die sich mit seiner Habilitationsschrift befassen, die veranschaulichen, wie sicher er seiner selbst war und wie argumentiert er Kürzungen ablehnte (Br. 565, 570, 573 in Miklosich’s Briefwechsel mit den Südslaven). Zehn Briefe fallen in das letzte Lebensjahr Miklosichs. Am 19. Februar 1891 schreibt ihm dieser aus Purkersdorf und fragt, ob er den gewünschten Band der Vergleichenden Grammatik erhalten habe, am 21. Februar 1891 antwortet Š., am 3. März. 1891 starb Miklosich. Quellen  : Glasbenonarodopisni inštitut, ZRC SAZU [gesammeltes Material für Avstrijske narodne pesmi]  ; Inštitut za slovensko narodopisje [gesammeltes Erzählmaterial]  ; Inst. f. Slawistik, K.-Fr.-Univ. Graz  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosich’s Breifwechsel mit den Südslaven – Miklošičeva korespondenca z Južnimi Slovani. Maribor 1991. Werke  : Morphologie des Görzer Mittelkarstdialektes mit besonderer Berücksichtigung der Betonungsverhältnisse. Sitzungsberichte der kais. Akademie 113 (1886) 377–496. Als Buch Wien 1887  ; Beiträge zur Slavischen Fremdwörterkunde. In  : AslP 12 (1889) 451–471  ; 14 (1892)  ; Iz besednega zaklada narodovega. In  : LMS. Ljubljana (1892) 1–50  ; Slovenske narodne pesmi. Ljubljana 1895–1923  ; O Levčevem slovenskem pravopisu in njega kritikah. In  : Slovenec 28 (1900)  ; 29 (1901)  ; Ein spätglagolisches Predigtfragment. In   : AslP 13 (1891)

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Šturm, Anton

475–478  ; Prešeren in narodna pesem. In  : Zbornik matice slovenske 3 (1901) 1–22  ; Slavische Wortdeutung. In  : AslP 27 (1905) 41–72  ; Dvoje glagoliških zapiskov na obhodnem listu kranjskem iz l. 1556. In  : ČZN 2 (1905) 154–15  ; Slawisches im friaulischen Wortschatze. In  : AslP 31 (1910) 203–209  ; Drobnosti o Vrazovem delovanju. In  : ČZN 7 (1910) 307–318  ; Historična slovnica slovenskega jezika. Zagreb [e. a.] 1922  ; Phonologie des Görzer Mittelkarstdialektes. I. Teil. Vokalismus I. Kap. Vokal A. In  : AslP (1924) 130–150  ;   M. Ogrin (uredil)  : Karel Štrekelj, Zgodovina slovenskega slovstva I–II, III–IV. Ljubljana 2012, 2013. Lit.: SBL  ; PSBL  ; OVSBL  ; ES  ; SEL. – M. Matičetov  : Dr. Karel Štrekelj. In  : Primorski dnevnik 18/157 (15. Juli 1962)  ; M. Matičetov  : Štrekljeva zapuščina in korespondenca s Francem Kramarjem. In  : Slovenski etnograf 15 (1962) 223–242  ; M. Terseglav  : Odsev socialnega porekla zapisovalcev v njihovem delu. In  : Zbornik 24. kongresa jugoslovanskih folkloristov. Piran 1977, 220–225  ; V. Novak  : Karel Štrekelj (1859–1912). In  : Raziskovalci slovenskega življenja. Ljubljana 1986, 236–243  ; M. Kropej  : K poznavanju Štrekljeve etnološke usmeritve. In  : Traditiones 19 (1990) 261–268  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991  ; M. Kropej  : Karel Štrekelj – Iz vrelcev besedne ustvarjalnosti. Ljubljana 2001. Monika Kropej  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Šturm, Anton (Priester in Egg bei Hermagor/Brdo pri Šmohorju), → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg. Šturm, Blaž, Marija und Neža, vulgo Toman (Kultur-

aktivistInnen), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St.  Thomas]. Šuler, Kristina (Ps. Kristina), Schriftstellerin, → Frau-

enliteratur.

Šumah, Janez (Gründer der Posojilnica [Darlehens-

kasse] und → Bürgermeister von Eberndorf/Dobrla vas, Kulturaktivist), → Srce. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung]. Šušnik, Josip (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Šušnik, Jože, vulgo Metaver (Unterkreuth/Spodnje Rute), Kulturaktivist, → Radiše. Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].

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Švapanje wird im slowenischen dialektalen Sprach-

gebrauch die Lautverschiebung l →  w genannt (z. B. im Jauntalerischen čwawek für človek ›Mensch‹ oder im Obir-Dialekt hwad für glad ›Hunger‹ und in der Mundart des Klagenfurter Feldes/Celovško polje am Wortbeginn vor a  : asa ves ← Lasja ves [Lassendorf ], anča ves ← Lanča ves [Lanzendorf ] und vor u  : ṷuža ← luža [Lacke]) (→ Dialekt, → Terminologie). Lit.: A. Benko  : Teoretični model za izdelavo strokovnega narečnega slikovnega slovarja (na primeru koroškega podjunskega narečja). (Phil. Diss). Maribor 2013, http://dkum.uni-mb.si/Dokument.php?id=55578  ; A. Benko  : http://narecna-bera.si/  ; (7. 11. 2013).

Bojan-Ilija Schnabl

Švikaršič, Zdravko (* 13. Februar 1885 Schwabegg/

Žvabek [Neuhaus/Suha], † 18. Mai 1986 Ljubljana), Volksliedsammler, Komponist, Folklorist, Musikpädagoge. Die erste musikalische Erziehung genoss Š. im eigenen Elternhaus. Der Vater, Lehrer und Organist, spielte ihm oft auf dem Klavier vor, und auch die gesangsbegabte Mutter erkannte und förderte Š.s musikalisches Talent. Aufgrund des Berufs seines Vaters musste die Familie oftmals umziehen. So kam es, dass Š. seine Grundschulausbildung in Edling/Kazaze begann, dann nach Heiligengrab/Božji grob wechseln musste, daraufhin an eine rein deutsch lehrende Schule in St.  Filippen/Šentlipš pri Rajneku kam, bis sich der Vater versetzen ließ und Š. an die utraquistische Schule in Windisch St.  Michael (heute St.  Michael ob der Gurk)/Slovenji Šmihel) gehen durfte. Danach besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt/ Celovec, wo ihm Hans Neckheim Klavier-, Violin-, Orgel- und Gesangsunterricht erteilte und ihn in die Musiktheorie einführte. Im vierten Schuljahr begann er auch selbst zu unterrichten. Nebenbei gründete er einen Chor, dem er einige Auftritte ermöglichte. Nach der Matura 1904 wurde er Lehrer in St.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku und Zell-Koschuta/Sele pod Košuto, später in Jezersko (Seeland) (1907–1919, 1924–1926), wo er auch als Gemeindesekretär tätig war. Während des Ersten Weltkriegs diente er in Klagenfurt/Celovec, → Gorizia/Gorica/Görz bzw. Friesach (Breže) und bestand 1915 in Graz die Offiziersprüfung, entschied sich aber letztlich dagegen, im Dienste des Kaisers zu stehen. Als bekennender Slowene sprach er sich in seiner Kärntner Heimat bei der → Volksabstimmung 1920 für Jugoslawien aus und beschloss, nach

Švikaršič, Zdravko Cover 1914

dem negativen Abstimmungsergebnis im neu entstandenen SHS-Staat zu bleiben. In Ljubljana (1920–1923) absolvierte er das musikalische Konservatorium der Glasbena Matica [Slowenische Gesellschaft für Musik], unterrichtete Musik am Realgymnasium und an einer Zweigstätte der Glasbena Matica in Kranj (1927–1938), bei den Ursulinen in Škofja Loka (1929–1941), am Mädchengymnasium in Ljubljana (1939) und bis zu seiner Pensionierung an der dortigen Lehrerbildungsanstalt (1940–1946). Das k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht ordnete Anfang des 20. Jh.s an, das musikalische Kulturgut aller in den Kronländern der Monarchie lebenden Völker aufzuzeichnen und es im Projekt »das Volkslied in Österreich« festzuhalten. Karel → Štrekelj war der Vorsitzende des dafür vorgesehenen Zusammenschlusses in Ljubljana  : Odbor za nabiranje slovenskih narodnih pesmi z napevi [Ausschuss für das Sammeln slowenischer Volkslieder mit Melodie] (slowenische Entsprechung für »das Volkslied in Österreich«). Für die Materialsammlung in Kärnten/Koroška war Johann → Scheinigg verantwortlich, der bereits 1889 eine Anthologie

slowenischer Volksliedtexte veröffentlicht hatte. Die Aufzeichnungen im → Jauntal/Podjuna übernahmen der Lehrer Josef → Jekl und Andrej Kumer, ein Bauer nahe → Bleiburg/Pliberk. Mit der Arbeit für → Gailtal/Zilja und → Rosental/Rož wurde Oskar → Dev beauftragt (1907–1909). Ab 1911 kooperierte auch Š., der laut Ausschuss ab 1913 alleinig die schriftliche Fixierung der Volkslieder für ganz Kärnten/Koroška übernehmen sollte. Das Projekt wurde jedoch vom Ersten Weltkrieg unterbrochen. Einige der Musikstücke sind wohl in seinen Liederbüchern Koroške slovenske narodne pesmi I–II (1914) und III (1921) verewigt, wo er weitere Kompositionen aus dem Rosental/Rož (von Rosegg/Rožek bis Abtei/Apače) und Klagenfurt/Celovec bzw. seiner Umgebung (dem → Klagenfurter Feld/ Celovško polje, Unterbergen/Podgorje, Suetschach/ Sveče, Glainach/Glinje, St.  Margareten/Šmarjeta) aufschrieb. Gleichzeitig vertiefte er sein musikalisches Wissen mit den Lehrbüchern von Arnold Schönberger und Peter Griesbacher. Š. arrangierte slowenische Volkslieder für mehrstimmigen (Männer-)Gesang. Neuauflagen erschienen im Jahr 1987 bzw. 1991. 1987 wurde in Ljubljana Heft IV verlegt. Š. bemühte sich um den Erhalt der Authentizität jedes von ihm festgehaltenen Liedes, also um die Bewahrung seiner spezifischen mundartlichen Färbung durch den jeweiligen Kärntner slowenischen → Dialekt. Im Vorwort zum ersten und zweiten Liederbuch etwa betonte Š., er sei bei seiner musikalischen Adaptation sprachlich nahe am Dialekt geblieben und erläuterte im Anschluss einige phonetische Merkmale des → Rosentaler Dialekts (rožansko narečje). Gleichzeitig aber hob er hervor, dass die eine oder andere Interpretation eine Anpassung an die slowenische Standardsprache nötig gemacht hätte. 1952 erklärte die Gesellschaft für Folkloristik (Društvo folkloristov FLRJ) in Ljubljana Š. zu ihrem Ehrenmitglied. Im slowenischen Kulturverband (Slovenska prosvetna zveza) in Klagenfurt/Celovec wurde er 1958 mit der Auszeichnung »Andrej Šuster-Drabosnjak« (→ Schuster – Drabosnjak) gewürdigt. Quellen  : NUK, Glasbena zbirka [Personalia]. Werke  : Koroške slovenske narodne pesmi I–II. Ljubljana 1914, Koroške

slovenske narodne pesmi III. Ljubljana 1921. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – Z. Kumer  : Slovenske ljudske pesmi z napevi  : poročilo o glasbenem gradivu, nabranem 1906–1914 pod Štrekljevim vodstvom, zdaj v Glasbeno narodopisnem inštitutu v Ljubljani. In  : Slovenski etnograf 12 (1959), 203–210  ; L. Kramolc  : Koroški bukovniki, vižarji in pesniki. In  : Koroški fužinar 23 (1973) 2, 26–28  ; C. Budkovič  : Zdravko Švikaršič. folklorist, melograf, zborovodja in glasbeni

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Taaffe, Eduard Graf

pedagog. In  : Naši zapiski 36 (1984) 5–6, 121–122  ; Z. Kumer  : Zdravko Švikaršič. In memoriam. In  : Naši razgledi 36 (1984) 2, 331  ; L. M.: Sto vigredi Zdravka Švikaršiča. In  : KK 1985, 201–203  ; A. Kollitsch, G. Anderluh (Hg.)  : Forschungen und Beiträge zu Lied und Musik in Kärnten. Klagenfurt 2005. Maja Francé

Taaffe, Eduard Graf (1833–1895), cisleithanischer

Ministerpräsident, vgl. Sachlemmata  : → Abgeordnete  ; → Assimilationszwang  ; → Dezemberverfassung (1867)  ; → Oktroyierte Märzverfassung 1849  ; Personenlemmata  : → Muri, Franc  ; → Winkler, Andrej.

Tabor, → Tabor (politische Bewegung bzw. Versamm-

lung), → Wehrkirchen.

Tabor, eine unter Massenbeteiligung stattfindende poli-

tische Versammlung unter freiem Himmel. Die TaborBewegung (taborsko gibanje) setzte im gesamtslowenischen ethnischen Gebiet 1868 ein und endete 1871 mit dem 17. T. in Oberwuchl/Zgornje Buhlje bei Grafenstein/Grabštanj. Die Idee wurde von den Tschechen aus Böhmen übernommen. Die Slowenen nutzten die T.-Bewegung, um dem Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes von 1867 zum Durchbruch zu verhelfen (→ Dezemberverfassung 1867), v. a. aber um die Vereinigung aller Slowenen unter einer Vertretungskörperschaft, ein Vereintes Slowenien zu fordern (→ Zedinjena Slovenija). In Kärnten/Koroška wurden drei T. durchgeführt. Ein erster Versuch, einen solchen im September 1868 abzuhalten, wurde unter Berufung auf den in Klagenfurt/Celovec tagenden Landtag behördlich untersagt. In Wahrheit traf seine Ankündigung die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt und die Landesregierung vollkommen unvorbereitet. Es wäre somit der dritte slowenische T. gewesen. Die Organisation der T. in Kärnten/Koroška lag in den Händen des im Dezember 1869 gegründeten politischen Vereins → Trdnjava [Festung]. Die Vorbereitungen größerer Versammlungen trugen zum Erfolg dieser T. viel bei. So fand der erste T. in Kärnten/Koroška am 31. Juli 1870 in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku statt. Es folgten der T. in Selpritsch/Žoprače am 18. September 1870 und der T. in Oberwuchl/Zgornje Buhlje am 6. August 1871. Die Nähe zu Klagenfurt/Celovec wurde hier besonders unterstrichen. Nach slowenischen Berichten versammelten sich in Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku 9.000 Menschen, in Selpritsch/Žoprače 10.000 und in Oberwuchl/Zgornje Buhlje 7.000. Die deutschspra-

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chige Presse der Monarchie berichtete umfangreich über alle Versammlungen und trug so zur Affirmation der slowenischen politischen Forderungen bei. Dabei spielten die großen liberalen Wiener Blätter die Zahl der Versammlungsteilnehmer v. a. an den T. in Kärnten/ Koroška stark herunter und stellten die Besucher als unwissende und politisch nicht aufgeklärte Bauern dar. Auch berichteten sie von einer Mehrzahl von »Weibern, Kindern und Kuttenträgern«. Die slowenische Presse berichtete von den T. in großer Aufmachung und sehr detailliert. Aus den Berichten über die drei in Kärnten/ Koroška abgehaltenen T. geht hervor, dass die Idee des Vereinten Slowenien auch in Kärnten/Koroška Fuß gefasst hatte. Die liberalen Demokratenvereine, die gegen die T. auftraten, konnten ihrerseits diesen nichts Ebenbürtiges entgegensetzten. Auf Grundlage des Artikels 19 verlangten die Redner die Gleichberechtigung der slowenischen Sprache in Schulen, bei Ämtern und Gerichten. Diese Gleichberechtigung aber könne nur in einem Vereinten Slowenien erreicht werden, und so wurde die Forderung nach Vereinigung aller Slowenen unter einem Vertretungs- und Verwaltungskörper zu deren zentraler Forderung. Die Redner behandelten auch wirtschaftliche Angelegenheiten wie die Gründung von Kreditgenossenschaften, Versicherungen, den Bau von Eisenbahnen und Straßen, landwirtschaftliche Angelegenheiten und die Errichtung einer slowenischen Universität (→ Genossenschaftswesen). Die Forderungen wurden in Form von Resolutionen den Versammelten vorgelegt, von diesen in der Regel begeistert aufgenommen und der Wiener Regierung übermittelt. Den Vorsitz aller drei T. in Kärnten/Koroška führte Valentin → Zarnik. Unter den Rednern waren die Kärntner Slowenen in der Mehrheit. Auch an den drei T. in Kärnten/Koroška wurden die Resolutionen bezüglich der Vereinigung aller Slowenen mit Begeisterung und ohne Gegenstimme angenommen, wobei berichtet wird, dass der in Selpritsch/Žoprače anwesende Regierungskommissär die Frauen von der Abstimmung ausschloss. An zwei T. sprach Lehrer Ferdo → Vigele aus Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji über die Organisation des → Schulwesens. Zarnik verstand es, am Feistritzer T. einen Priester nicht zu Wort kommen zu lassen, der gegen die neuen Schulgesetze reden wollte. Den letzten T. in Oberwuchl/Zgornje Buhlje versuchten einige »Demokraten« zu stören, die anscheinend gegen den Redner Andrej → Einspieler protestierten. Einspieler sprach über die Notwendigkeit einer Landesfeuerversicherungsanstalt. Die Protestierenden

Tabula Peutingeriana

wurden abgedrängt und Zarnik konnte die Versammlung in Ruhe zu Ende führen. Nach dem T. in Vižmarje, an welchem nach slowenischen Angaben 30.000 Menschen teilgenommen haben sollen, beschäftigte sich auch der Ministerrat mit diesen slowenischen politischen Massenversammlungen in mehreren Sitzungen. Anlässlich eines Zwischenfalls, den man als Folge des genannten T. interpretierte, überlegte der Ministerrat eine Verstärkung der Militärpräsenz im Kronland → Krain/Kranjska. Von dieser Maßnahme wurde schließlich nach Einholung der Meinung Kaiser Franz Josephs I. abgesehen. Das gesteigerte politische Interesse der slowenischen Bevölkerung in Kärnten/Koroška nutzte die liberale Führung der Trdnjava nicht zur Bestärkung ihrer Politik. Die wichtigsten Exponenten dieser Politik wurden seitens der deutschsprachigen Landespresse stark angegriffen und denunziert. Die politische Bühne hingegen betrat der Katholisch konstitutionelle Volksverein für Kärnten, auf dessen Initiative im slowenischen Teil von Kärnten/Koroška eine Reihe von lokalen katholischen konstitutionellen Vereinen mit slowenischen Statuten gegründet wurde. Zum Teil waren die Versammlungen dieser Vereine kleinere T. und mussten wiederholt unter freiem Himmel abgehalten werden. Diese kleineren Versammlungen hatten auch kulturelle Rahmenprogramme. Ab der Tabor-Bewegung kann die slowenische Bewegung auch in Kärnten/Koroška als politische Massenbewegung bezeichnet werden. Lit.: ES (V. Rajšp  : Taborsko gibanje). – J. Vošnjak  : Slovenski tabori. Maribor 1869  ; V. Melik  : Slovenski tabori. In  : Kronika 16 (1968) 65– 76  ; V. Vrbnjak  : Prvi slovenski tabor v Ljutomeru. In  : Svet med Dravo in Muro. Maribor 1968, 382–473  ; A. Malle  : Tabori na Koroškem. In  : ZČ 41 (1987) 599–622  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec 2012, 114–115.

Avguštin Malle

Tabuisierung (damnatio memoriae), → »Entethnisie-

rung«  ; → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz.

Tabula Peutingeriana ist die älteste Straßenkarte

Europas und das einzig erhaltene itinerarium aus der Römerzeit. Die T. wurde erstmals im 1. Jh. gezeichnet, öfter kopiert und geändert. Die erhaltene T. geht auf eine Kopie aus dem 5. Jh. zurück, von der es eine → karolingische Abschrift aus dem 9. Jh. und davon eine weitere aus dem 12. Jh. gab. Sie ist benannt nach dem

Berater der Kaiser Maximilian I. und Karl V., dem Augsburger Stadtschreiber Conrad Peutinger (1465– 1547), der die letzte Fassung erworben und aufbewahrt hat. Heute befindet sie sich als kostbarer Schatz in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Auf der T. sind alle Hauptstraßen viae principales des Imperiums eingezeichnet, ob via strata (»mit Platten«, italienisch strada, dt. Straße) oder via rupta (»mit Aufschüttung«, französisch route, englisch road), außerdem die Namen von Orten, Flüssen, Provinzen in volkssprachlichem (→ Altladinisch) Latein (Ivavo statt Ivavum für Salzburg, Ivaro statt Ivarus für die Salzach) und die Entfernungen in Meilen milia passuum zwischen den Stationen. Die T. ist nicht wie heutige Landkarten genordet. Zentrum aller Straßen war der milliarium aureum, der goldene Meilenstein in Rom. Hunderte Meilensteine wurden von Archäologen entdeckt, die die Angaben der T. bestätigen, allein über 150 in Österreich. Für die → Kontinuität im karantanischen Raum und zum Verständnis der kulturellen und sprachlichen Infrastruktur sind die Angaben über die Provinzstraßen in Noricum mediterraneum mit der Hauptstadt Virunum 1 (Magdalensberg/Štalenska gora), Virunum 2 (→ Zollfeld/Gosposvetsko polje, → Maria Saal/Gospa Sveta) und Noricum ripense mit der Hauptstadt Ovilabis/Wels von unschätzbarem Wert, insbesondere auch wegen der Erkennbarkeit des leichten Vordringens (mit Pferden) der → Awaren/→ Slawen im 6. und 7. Jh., in der postimperialen Zeit. Diese Infrastruktur mit »bequemen« Straßen erklärt die ungewöhnlich rasche Ausbreitung des Slawischen. Die wichtigen Süd-Nord-Straßen führten von → Aquileia (Oglej) aus durch das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina über Carnia, Meclaria (Maglern/ Megvarje), Bilachium (Villach/Beljak) nach Virunum. Eine Passstraße von Virunum über Noreia, den Triebener Tauern und Pyhrnpass nach Ovilabis/Wels. Eine andere, die via Iulia Augusta, von Virunum über die Gurktaler Alpen (Krške alpe), Obertauern (in alpe), Radstatt (Ani), den Pass Lueg nach Ivavum (Ivavo/ Salzburg) und eine Ost-West-Verbindung von Celeia (→ Celje/Cilli) über Iuenna (→ Jauntal/[Pod]Juna) nach Virunum. Die Hauptstadt von Noricum mediterraneum war ein wichtiges Verkehrszentrum mit mehreren Nebenstraßen viae vicinales, von denen Sa(u)mpfade calles in Gebirgstäler und Übergänge führten. Für biologische und sprachliche → Kontinuität der einheimischen Bevölkerung spricht, dass die meisten

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Tainach/Tinje

Namen über das Ladinische und Slowenische bis heute im Bairischen/Deutschen fortleben  : Iuenna ( Jauntal/ Podjuna), Celeia (Celje). Die Namen aller größeren Flüsse (Drau/Drava, Glan/Glina, Gurk/Krka, Mur/ Mura, Lavant/Labotnica) sind noch dieselben wie vor den Römern (→ Gewässernamen). Nur waren im Lateinischen die Gewässer Maskulina (Murus), während sie bei den Slowenen zu Feminina (Mura), ebenso bairisch die Mur, wurden. Das gilt auch für viele lateinische Namen längs der Straßen, der auf der T. nicht verzeichneten Raststationen mansiones (dt. Moosham, Moosburg/Možberk [Blatograd]), Gestüte und Pferdeweiden equilia (Eggstätt), Stationen zum Pferdewechsel mutationes (Mautern, Mauterndorf ) und der Landhäuser und Weiler villae rusticae und villaria (mit dem lateinischen Suffix -ina/-inum, slowenisch -in), die auch von Archäologen nachgewiesen werden konnten. Auch der Landesname → Karantanien/Kärnten, Korontiska/ Koroška (→ Karnburg/Krnski Grad) ist aus vorrömischer Zeit überliefert und etymologisch alteuropäisch. Damit ist die T. eine wichtige Quelle zum Erkennen alter Kulturräume. Die Römerstraßen und ihr toponymisches Umfeld zeigen klar die möglichen und tatsächlichen Kulturbewegungen (→ Inkulturation). Da die Slowenen die alten Namen so maßgerecht angepasst haben, ist oft nicht erkennbar, dass sich dahinter ältere verbergen. Lit.: ES. – J. Dörflinger, R. Wagner, F. Wawrik  : Descriptio Austriae. Österreich und seine Nachbarn im Kartenbild von der Spätantike bis ins 19. Jahrhundert. Wien 1977 (Faksimile)  ; J. Freudsmiedl  : Römische Straßen der Tabula Peutingeriana in Noricum und Raetien. Büchenbach/Erlangen (o. J.).

Otto Kronsteiner

Tainach/Tinje (eingemeindet in die Stadtgemeinde Völkermarkt/Velikovec), vgl. Sachlemmata  : → Tainach/Tinje, → Tainacher Handschrift/Tinjski rokopis sowie → Abstimmungszonen  ; → Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; Gurk, Diözese/Krška škofija  ; → Inschrift, slowenische  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje, Mundart  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Kreuzweg  ; → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija

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KS, 15. 5. 1925

1924  ; → Sattnitz/Gure  ; → Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken in vorjosephinischer Zeit  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje  ; → Vulgoname  ; Personenlemmata  : → Benetek, Anton  ; → Dolinar, Janko  ; → Ehrlich, Martin  ; → Einspieler, Gregor  ; → Holmar, Tomaž  ; → Hutter, Janez  ; → Inzko, Marija geb. Einspieler  ; → Mairitsch, Ludwig  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Mikula, Franz  ; → Muden, Simon  ; → Pernhart, Markus  ; → Poljanec, Vincenc  ; → Randl, Matthias  ; → Schneider, Matthias  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Serajnik, Lovro  ; → Singer, Stefan  ; → Tischler, Joško  ; → Urbanc, Anton  ; → Vedenik, Dr. Herman  ; → Zechner, Aleš  ; → Zwitter, Vinko  ; Hum/Hum  : Luschin, Franz Xaver. Tainach/Tinje, Haufendorf 10 km südwestlich von → Völkermarkt/Velikovec (eingemeindet 1973) am südöstlichen Rand des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje, zu dessen slowenischem Dialekt- bzw. Mundartbereich es gehört. T./T. liegt am Fuße des östlich gelegenen Tainacher Berges/Tinjska gora (525 m) und über dem Drauübergang, an einem bereits in der Antike frequentierten Fernweg zwischen Celeia (→ Celje) und dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje. Nach → Kranzmayer geht der → Ortsname auf das slowenische *tin, ein »mit Palisaden befestigter Ort, Zaundorf« zurück, was durch die festungsartige Anlage des den Ort dominierenden Propsteihofes untermau-

Geschichte der Pfarre Tainach/Tinje

Tainach/Tinje Tainach/Tinje, Altar mit slowenischer Inschrift, Foto Daniel Sturm

Tainach/Tinje, 360°

Sodalitas

ert werden kann. Nach Grafenauer war T./T. eine → Edlingersiedlung (slow. koseška naselbina). T./T. war wahrscheinlich eine Urpfarre. Urkundlich werden 1123/30 Ruprecht und Eberlin de Tinach erwähnt, bereits 860 wahrscheinlich das südlich gelegene Drauhofen/Dravski Dvor als curtis ad Trahove. Urkundlich wird auch die Propsteikirche Mariae Himmelfahrt und hl. Valentin (Marijino vnebovzetje in sv. Valentin) 1135 und 1143 erwähnt. 1231 wird sie dem Völkermarkter Kapitel unterstellt, der Propst von Völkermarkt/Velikovec war gleichzeitig auch Pfarrer von T./T. Die Pfarre umfasste noch bis ins 17. Jh. 17 Filialkirchen, 1659 waren es noch 14. T./T. ist eng mit der slowenischen → Kulturgeschichte verbunden, zumal bis ins 20. Jh. die slowenische → Sprachgrenze noch weit im Norden und die Pfarre bis zur Ersten Republik slowenisch (nunmehr zweisprachig) war (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija 1924). Zu den bedeutendsten Sprachdenkmälern zählt die sog. → Tainacher Handschrift (Tinjski rokopis) aus Rakollach/Rakole. Die kirchenrechtliche Stellung des Slowenischen in der Pfarre und im gleichnamigen Dekanat erklärt auch die Präsenz slowenischer Geistlicher, deren Verzeichnis sich wie ein Who’s who bedeutender Persönlichkeiten der

slowenischen katholischen politischen und kulturellen Bewegung des 19. und beginnenden 20. Jh.s liest. Von den slowenischen Pröpsten bzw. Pfarrern von T./T. treten bis zur Zwischenkriegszeit hervor  : 1835–1837 Anton Supančič, 1837–1859 Dr. Lorenz Wellwich, 1859–1868 Josef Germitsch (Slowene  ?), 1868–1876 Jakob Westermayer (Slowene  ?), 1877–1902 Lorenz Sereinik, 1902–1906 Anton Trobesch, 1906–1919 Gregor → Einspieler, 1919–1920 Franz Ksaver → Meško (Provisor), 1920–1928 Dr. Martin → Ehrlich und 1928–1959 Anton → Benetek. Kaplan in T./T. war auch Janez → Hutter. Aus Hum/Hum bei T./T. stammt zudem der langjährige slowenische Erzbischof von → Gorizia/Gorica/Görz Franz Ksaver → Luschin/Lušin und in T./T. besuchte des slowenische spätbiedermeierliche Landschaftsmaler Markus → Pernhart die Volksschule. In T./T. wurde laut Moravski (Rožič) 1889 eine slowenische Spar- und Darlehenskasse (Hranilnica in posojilnica) gegründet (→ Genossenschaftswesen). Von der slowenischen Kulturgeschichte im Ort und der Pfarre zeugt auch der → Kreuzweg mit slowenischen → Inschriften in der jüngeren gajica (→ Schrift), sowie weitere Altar- und → Grabinschriften. T./T. beherbergt eine der bedeutendsten, heute interkulturellen slowenischen Bildungseinrichtungen, das Katholische Bildungshaus/Katoliški dom prosvete Sodalitas (→ Sodaliteta). Nach der → Volksabstimmung und nach der Auflösung der → Abstimmungszone A war das autonome slowenische Bildungswesen völlig zusammengebrochen (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Ab 1929 wurden als Reaktion darauf im Propsteihof in T./T. Exerzitienkurse abgehalten. Nach der Befreiung 1945 vergingen fast wieder zehn Jahre, bis 1954 auf Initiative des Prälaten Rudolf → Blüml zunächst ein bäuerlicher Bildungshof für die slowenische Landjugend mit Lehrgängen vornehmlich in den Wintermonaten seinen Betrieb aufnahm. In der Folge errichtete aus Mitteln der Hinterlassenschaft von Alojzij → Kuhar die Priestergemeinschaft → Sodaliteta ein eigenes Exerzitien- und Bildungshaus, das seither insbesondere das → Jauntal/ Podjuna, aber auch das nach Sturm-Schnabl noch bis 1938 weitgehend slowenischsprachige Klagenfurter Feld/Celovško polje abdeckt(e). Lit.: ES ( Jernej Zupančič, Ivan Stopar  : Tinje  ; B. Grafenauer  : Kosezi)  ; Dehio 2001  : 939–941. – dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919, 37, 38  ; K. Sturm-Schnabl  : Die slove-

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Tainacher Handschrift

gemeinsame katholische, vorprotestantische Kirchenliedrepertoire dar. Die Lieder sind teilweise Übersetzungen (wobei lediglich bei 6 Liedern mit Sicherheit eine Übersetzung aus dem Lateinischen oder aus dem Deutschen nachgewiesen ist), teilweise Bearbeitungen, kreative Überarbeitungen aus bekannten fremdsprachigen Kirchenliedsammlungen sowie originäre Gelegenheitsschöpfungen aus dem Kreis der der Kirche nahestehenden Personen   : von Priestern, Organisten, Leitern von Wallfahrten, von den Verantwortlichen für Bojan-Ilija Schnabl den Gesang bei Kirchenfesten und bei Manifestationen der Volksfrömmigkeit. Tainacher Handschrift, slow. Tinjski rokopis, sloweJene, die die Lieder bearbeiteten, hauchten den Lienisches Liederbuch mit Kirchenliedern aus Rakoldern den Reiz der originären Empfindung ein und lach/Rakole bei → Tainach/Tinje (am Übergang vom gestalteten sie sprachlich attraktiv im Geiste der herr→ Klagenfurter Feld/Celovško polje zum → Völkerschenden Norm der damaligen Literatur der slowenimarkter Hügelland/Velikovško podgorje unmittelbar schen Volkspoeten, sodass sich die Sänger und Zuhöan der Drau/Drava gelegen), geschrieben 1839, wahrrer mit ihnen identifizieren und sie annehmen und sie scheinlich auf Anregung von Jožef und Vincenc Ledauch in Herz schließen konnten. Es handelt sich dabei winko sowie des Schreibers Rauter, die auf den ersalso um Liedtexte aus unterschiedlichen Epochen vom ten Seiten der Handschrift genannt werden. Die T. H. Mittelalter bis zum 19. Jh., die den slowenischen relienthält 89 Lieder und weist drei verschiedene Handgiösen und kirchlichen Bedürfnissen eines bestimmten schriften auf. Die Lieder waren für den Gesang durch Kärntner Raumes angepasst wurden. das ganze Kirchenjahr bestimmt, sind jedoch ohne Die Manuskripte der T.  H. publizierte erstmals Dr. Noten. Niedergeschrieben sind sie in der slowenisch- Pavel Zdovc für wissenschaftliche Bedürfnisse im Eikärntnerischen Variante in der Tradition der Volkspoe- genverlag und machte sie so der Fachwelt zugänglich. ten, der bukovniki (→ Bukovništvo). Erhalten sind die Seine Edition beinhaltet  : eine informative Einleitung, Melodien von ca. 30 Liedern. Kopien und deren Transkription, ein Glossar und eine Inhaltlich bilden die Lieder mehrere Einheiten   : sprachwissenschaftliche Studie, d. h. alles, was für umAdventlieder, Weihnachts- und Sternsingerlieder (10), fassende weiterführende Studien notwendig ist. Die Fasten- bzw. Osterlieder (13). Darunter finden sich schwierigste Aufgabe war wohl die Transkription der auch die ältesten Lieder  : Marienanbetungen (17), die Liedtexte, die nur ein Kärntner Slowene, Sprecher des ursprünglich aus der Barockzeit stammen, eucharis- → Jauntaler Dialekts (podjunsko narečje), Dialektologe tische Loblieder (32), diese stammen wahrscheinlich und Kenner des älteren slowenischen Schrifttums in vom Ende des 18. Jh.s, ebenso wie auch die Messlie- Kärnten/Koroška und → Krain/Kranjska, wie es eben der (3). Geringer vertreten sind Heiligenlieder (5) und P. Zdovc ist, erfolgreich bewerkstelligen konnte. Seine Gelegenheitslieder (5). Gänzlich fehlen jedoch Pfingst- gewissenhafte Arbeit ermöglichte erst die Buchediund Begräbnislieder. tion der T. H. von Martina Orožen mit Zustimmung Die ältesten Lieder sind die Feiertags-, Weihnachts- von P. Zdovc, die weiterführende Studien von zehn und Osterlieder, die auch in den handschriftlichen und Fachkollegen enthält, die die verschiedenen inhaltligedruckten Liedbüchern aus dem 17. und 18. Jh. im chen, sprachsystemischen, syntaktischen, stilistischen, slowenischen Zentralraum sowie im Prekmurje (Über- versbezogenen und musikalischen Aspekte vertiefend murgebiet) vorkommen (Lied Nr. 1, ein Adventlied analysieren. über die Frohbotschaft Mariens, Lied Nr. 22 Vienahtna Der Zeitpunkt der Aufzeichnung 1839 fällt in die Pesem o Kristusovem rojstvu [Weihnachtslied über Übergangsepoche, als sich die alten sprachlichen MoChristi Geburt], Lied Nr. 26, das Fastenlied Žalostna delle und regionalen Unterschiedlichkeiten (aus Kärnje mati stava [Traurig stand die Mutter] und Lied Nr. ten/Koroška, Krain/Kranjska, Steiermark/Štarjerska 34, das Osterlied Kristus je od smerti vstov [Christu ist sowie aus dem Prekmurje [Übermurgebiet]) verändervon den Toten auferstanden]  …). Diese stellen das ten und aufgelassen wurden. Es ist dies die Zeit, als sich

nische Mundart und Mundartreste im Klagenfurter Becken. Phil. Diss. Wien 1973, 287 S.; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do 2. svetovne vojne. In  : Obdobja 26 – Metode in zvrsti. Slovenska narečja med sistemom in rabo. Ljubljana 2009, 371–391  ; B.-I. Schnabl  : Poljanci in poljanščina, Nova spoznanja o stari identiteti Slovencev na Celovškem polju. In  : Nedelja, priloga XIV dni, 1. 4. 2011, 4–6  ; B.-I. Schnabl  : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In  : KK 2013. Celovec 2012, 107–122. Web  : www.mjt.at/gesch-pfarre.htm  ; www.sodalitas.at (4. 1. 2013).

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Tainacher Handschrift

Tainacher Handschrift

eine für alle Slowenen einheitliche »neuslowenische« Schriftsprache herausbildete, als auf Anregung von B. → Kopitar in der Zeit des »Purismus« aus den traditionellen verschrifteten Varianten alle veralteten und calquierten bzw. entlehnten Syntaxmodelle ausgesondert worden waren. Diesem Prozess waren auch die älteren Kirchenlieder unterworfen. Dem entsprechend entstanden die neueren Lieder. Über die Korrektur und das Auflassen der bis dahin üblichen Kirchenlieder berichtete mit Missfallen auch Matija → Majar-Ziljski, der in seiner Sammlung alter Lieder (1846) auch deren Melodien niederschrieb, »um die edlen alten Perlen dem Vergessen zu entreißen«. Die allgemeine Einführung der einheitlichen slowenischen schriftsprachlichen Norm, um die in Kärnten/ Koroška U. → Jarnik, A. M. → Slomšek, M. MajarZiljski und A. → Janežič besondere Verdienste hatten, forderte ihren Tribut. In Kärnten/Koroška war dies das Abgehen von einer mehrhundertjährigen mündlichen Tradition und der überdialektalen Schrift- und Sprachtradition der bukovniki sowie der zeitgleichen schriftlich-normativen Variante des Slowenischen von O. → Gutsmann. Es existierten also zwei Sprachvarianten als Grundlage für die Herausbildung der einheitlichen slowenischen schriftsprachlichen Norm in Kärnten/Koroška bis zur Mitte des 19. Jh.s, nämlich die ältere einheimische Variante der bukovniki sowie die der slow.-krainerischen verschrifteten Schriftsprache nähere Norm von → Gutsmann. Die Schreiber der T.  H. haben so für die slowenische Sprachgeschichte wertvolle Texte für die Nachwelt erhalten, die auf allen Sprachebenen spezifische Besonderheiten der Sprachtradition der Bukovniki vor der Vereinheitlichung der slowenischen Schriftsprache wiedergeben. Alle, die zur T. H. geforscht haben, sind sich einig, dass die Lieder der Handschrift eine überdialektale Sprachform spiegeln, die stilistisch und im Hinblick auf die Verskomposition durchdacht sind, und dass sie eine kultivierte archaische Sprachvariante wiedergeben, die in ihren Grundzügen die Laut- und Morphemstruktur sowie Lexik des → Rosentaler Dialektes (rožansko narečje), ein Art Rosentaler Koiné wiedergeben. Dabei fließen funktional Elemente des Jauntaler Dialektes (podjunsko narečje) ein sowie hie und da Elemente der Kärntner Sprachnorm von Gutsmann und Elemente der slowenisch-krainischen Sprachnorm. Die dichterische Gestaltung der Lieder, ihre Aussagekraft und stilistische Perfektion geben Zeugnis von einem traditionell gefestigten, literarischen (poetischen) Genre in der

Tradition der Kärntner bukovniki, die bis dahin noch nicht bekannt war. Diese weist eine Suggestionskraft in der Aussage, eine Souveränität des Ausdrucks und die Fähigkeit aus, jeden Glaubensinhalt, Gedanken und jedes Gefühl in angemessenen Worten auszudrücken. Aus der historischen Perspektive bezeugt das ein hohes Niveau des Ausdrucks, der gesprochenen Sprache und der Gesangskultur im slowenischen Sprachraum, in dem sprachliche Interferenzen auf der Ebene des ganzen Landes bestehen, wobei auch syntaktische Lehn- und gefestigte Calque-Formen verwendet werden. Die Unmittelbarkeit der Empfindung, die erzählerische Plastizität und der Wohlgesang der Lieder wird vornehmlich mit dem Stil in der Syntax erreicht sowie mit einer funktionalen Nutzung der Wortfolge in allen syntaktischen Satzformen und mit einer funktionalen Auswahl der neuen und der adaptierten Texte (Reimform, Bedeutungspaare), weiters mit einer Alternierung der Versformen (davon gibt es über 50) und mit archaischen und zeitgenössischen Lautelementen des erwähnten Dialektraumes von Tainach/Tinje hin nach → Völkermarkt/Velikovec und nach Klagenfurt/Celovec. In den Liedern finden sich typische barocke biblische Metaphern (Marija ti žvahtna roža [Maria, du edle Rose], Jezus Sonce romeno [ Jesus, du gelbe Sonne]), oftmals steht das Attribut rechts, wie wir es bereits aus den → Freisinger Denkmälern kennen (Sin Božji [Sohn Gottes], Gospa Sveta [Maria heilige]). Verwendet werden religiös ritualisierte poetische Stilmittel wie Metonymien, Automasien usw. (večne vesele = nebesa [ewige Freude = Himmel]) ebenso wie Bedeutungsübertragungen (o ti zgublana, zbiežna ovčica = grešnik [Oh du verlorenes, verlaufenes Lamm = Sünder]), Verkleinerungsformen als Ausdruck des Feingefühls (lube dietece [liebes Kindlein], sliednja kapelca [letztes Tröpflein], drivce figove [Feigenbäumchen]) usw. Für einige Lieder ist der betont gesprochene dialogische Ausdruck charakteristisch, bei dem Satzteile in einem sinnhaften Kontext ausgelassen werden (so steht etwa im Lied Nr. 19 Vienahtna pesem [Weihnachtslied]  : Še nisiem zaspav [Ich bin noch nicht eingeschlafen]). Bei anderen tritt die starke Expressivität der Botschaft in den Vordergrund (Lied Nr. 56 wo es heißt  : o ti zgublana ovčica [O du verlorenes Lamm]), was jeweils vom wiedergegebenen Inhalt abhängig ist. Jedes Lied ist auf seine Art ein sprachliches Meisterwerk und erfordert eine eigenständige inhaltliche und stilistische Erörterung. Die oberflächliche sprachlich-gestalterische Form, die Wortwahl, die Syntax und wohlklingende Versform der

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Tamburaško društvo »Strel«

Kirchenlieder ist dem zugrunde liegenden Gedanken, der Überlegung oder dem emotional betonten Inhalt untergeordnet. Für manche Lieder, die aus Liederbüchern des slowenischen Zentralraums übernommen wurden, ist die geringere Präsenz der Kärntner Elemente kennzeichnend (so das Lied Nr. 88 Na Črno nedelo [Lied zum Schwarz-/Fastensonntag]), doch verspürt man in ihnen noch immer die Präsenz einer Überarbeitung in der Tradition der bukovniki, und zwar in jenem Maße, als es für das Verständnis und die Aussprache in Kärnten/Koroška notwendig war. Die künstlerische Besonderheit und Schönheit des Ausdrucks, der Empfindungen, der stilistischen funktionalen Nutzung aller sprachlichen Elemente der außergewöhnlichen Kirchenlieder der T.  H. ist den modernen Lesern ohne entsprechende Kenntnis des dialektalen und sprachhistorischen Hintergrunds bzw. ohne sprachhistorischen Kommentar nicht erschließbar.

Tamburizzachor in Achomitz/ Zahomec, Archiv Martin Wiegele KS, 30. 3. 1927

Quellen  : P. Zdovc  : Tinjski rokopis, Pesmarica iz Rakol pri Tinjah na

Koroškem. (Samizdat) Dunaj 2000  ; M. Majar  : Pesmarica cerkvena ali Svete pesme. Celovec 1846. Lit.: M. Smolik  : Odmev verskih resnic v slovenski cerkveni pesmi (od začetkov do konca 18. stoletja), (Phil. Diss.) Ljubljana 1963  ; A. Nadrah  : Cerkvene ljudske pesmi v liturgiji. Stična 1969  ; H. Paulitsh  : Das Phänomen »Bukovništvo«. Klagenfurt/Celovec 1992  ; M. Orožen  : Tinjska rokopisna pesmarica. Maribor 2005  ; M. Orožen  : Cerkvena pesem kot načrtno oblikovana leposlovna jezikovna zvrst knjižne prekmurščine. In  : Kulturološki pogled na razvoj slovenskega knjižnega jezika. Maribor 2011. Martina Orožen  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Tamburaško društvo »Strel«, → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)].

Tamburizzamusik. Die Wurzeln des heutigen Tam-

burizzainstruments gehen zurück auf die alte Kultur Mesopotamiens. Archäologische Funde haben gezeigt, dass die Sumerer, Vorfahren der Babylonier, vor 4.000 Jahren ein mit der heutigen Tamburizza vergleichbares Instrument gekannt haben. Gut erhaltene Bilddenkmäler aus Theben in Ägypten zeigen Vorgänger der Tambura. Diese Instrumente hatten einen dünnen langen Hals und einen birnenförmigen Körper. Nicht erkennbar ist, ob die Instrumente bereits Bünde aufwiesen. Solche langhalsigen lutnje tauchen auch, wenngleich seltener, in der griechischen Antike und in Rom auf. Es wird vermutet, dass die Griechen das Instrument p(h)

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andoura nannten. Mit den Türken kam die lutnje auf die Balkanhalbinsel und bürgerte sich dort als Tambura ein. Ende des 19. Jh.s entwickelte sich auf dem Gebiet der Batschka die Tamburizza (o. Tamburica), die bislang lediglich als Soloinstrument eingesetzt worden war, zu einem Chorinstrument nach dem Vorbild der dortigen Romakapellen. Pajo Kolarić (1821–1876) gründete 1847 in Osijek das erste Tamburizzaensemble in Kroatien und setzte damit den Grundstein für die orchestrale Tamburizzamusik. Die Auftritte kroatischer Tamburizzagruppen in den slowenischen Kronländern lösten auch dort große Begeisterung für die Tamburizza aus. Die Anfänge der Tamburizza bei den Slowenen sind nicht restlos erforscht. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass eine rege Tätigkeit bereits am Anfang des letzten Dezenniums des 19. Jh.s einsetzte. Im August 1890 wurde in → Trieste/Trst/Triest der erste Tamburizzachor gegründet, im Jahr 1892 bestand in Ljubljana ein Tamburizzaverein namens »Zvezda« unter der Leitung von Emil Adamič. Am 24. Oktober 1894 trat der Tamburizzachor des Gesangsvereins »Lira« aus Kam-

Oktet Suha

Dekleta iz Rikarje vasi, ­ avzgor se širi rožmarin N

Tamburizzamusik

Tamburizzachor Radsberg/ Radiše, 1934, Archiv Nužej Tolmajer Tamburizzachor in St. Thomas/Šenttomaž, Archiv Katja Sturm-Schnabl

nik bei einem Festakt in Klagenfurt/Celovec auf, veranstaltet vom → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholischpolitischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen in Kärnten]. Im gleichen Jahr hat Hrabroslav Otmar Vogrič (1873–1932) einen Tamburizzachor in → Gorizia/Gorica/Görz geleitet, im Jahr 1900 wurde der Sammelband »Slavjanska Lira« herausgegeben, welcher die erste Publikation zur Tamburizza und deren Geschichte darstellt. Diese brachte sowohl Kompositionen anderer Autoren als auch die von Vogrič selbst. Einen großen Eindruck hinterließ auch das kroatische

Ensemble Mitroviški tamburaši, welches auf dem Weg nach Paris am Palmsonntag 1900 in Klagenfurt/Celovec gastierte. Am Beginn des 20. Jh.s erfreute sich das Tamburizzaspiel so großer Beliebtheit, dass nahezu jede größere Ortschaft ein eigenes Ensemble hatte. In Kärnten/ Koroška hatte dieses Instrument eine besondere Bedeutung. Weil es aus dem Slawischen stammte, nahmen die Kärntner Slowenen die Tamburizza als ihr Instrument an, da es ein Gegengewicht zur deutschen Blasmusik darstellte. Die ersten Tamburizzaspieler waren die Klagenfurter Priesterseminaristen, die gegenüber allem Neuen sehr aufgeschlossen waren (→ Priesterseminar, → Marianum). Ihr erstes Konzert gaben sie bei der Akademie anlässlich des 100. Geburtstags von Bischof Anton Martin → Slomšek. Am 3. Oktober 1901 wurde sodann in Klagenfurt/Celovec der erste Tamburizzaverein Bisernica gegründet. In der Folge wetteiferte man in den Dörfern → Südkärntens mit der Gründung von eigenen Tamburizzagruppen. Solche entstanden der Reihe nach 1902 in Zell Pfarre/Sele und Rosegg/Rožek, 1903 in St.  Michael ob Bleiburg/ Šmihel pri Pliberku, St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu und Fürnitz/Brnca, 1904 in Radsberg/Radiše, 1905 in Föderlach/Podravlje und Glainach/Glinje, 1906 in → Ferlach/Borovlje, 1907 in Eberndorf/Dobrla vas, Unterloibl/Podljubelj und als drittes Tamburizzaensemble von Klagenfurt/Celovec jenes des Arbeitervereins. Weiters folgten Waidisch/Bajdiše (1908), → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk, St.  Veit im Jauntal/Šentvid v Podjuni und → Völkermarkt/Velikovec (alle drei 1909), St.  Johann im Rosental/Šentjanž v Rožu und Suetschach/Sveče (beide 1910), schließlich noch 1912 St.  Stefan bei Mallestig/Šteben pri Maloščah und St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž na Čilberku (→ Kulturverein). Insgesamt waren es in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg 22 Vereine, in denen ausschließlich Männer spielten. Die Tamburizzamusik wurde inzwischen ein fester Bestandteil der Volkskultur. Sie bereicherte die verschiedensten Versammlungen, Tanzveranstaltungen und auch Theateraufführungen in den Pausen (→ Tanz, → Laienspiel, → Theater). Selbst bei politischen Treffen fehlte sie selten. Der Erste Weltkrieg beendete diese fruchtbare Entwicklung schlagartig, da die meisten Ensemblemitglieder über Nacht einrücken mussten und viele von ihnen an der Front fielen. Dadurch, dass im Zuge der → Volksabstimmung 1920 viele Lehrer und andere Kulturschaffende Kärnten/Koroška verlassen muss-

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Tanz

Die nächste relevante Quelle ist die Reisebeschreiten, verzögerte sich die Wiederaufnahme dieser musikalischen Tätigkeit (→ Vertreibung 1920). Bis zum bung von Edward Brown aus dem Jahre 1685, in der Zweiten Weltkrieg entstanden nach und nach sogar 23 dieser den T. des hl. Veit (chorea Sancti Viti) erwähnt. Tamburizzavereine (→ Kulturvereine, → Zarja). Nach Ob es sich dabei um einen besonderen T. oder eine an1935 veranstaltete der damalige zentrale Kulturverband dere rhythmische Bewegungsfolge handelt, die in der der Kärntner Slowenen → Slovenska prosvetna zveza Vergangenheit in ganz Europa bekannt waren, ist nicht sehr beliebte jährliche Tamburizzafestivals, bei denen gänzlich geklärt. Julius H. G. Schlegel berichtete in auch schon Frauen und Mädchen mitwirkten. Mit dem seinem Werk Reise durch einige Theile vom mittäglichen Anschluss 1938, spätestens aber mit dem Überfall Hit- und dem Venetianischen aus dem Jahre 1798 als Erster lers auf Jugoslawien 1941 fand die Tamburizzakultur vom T. der Gailtaler/Ziljani und beschrieb diesen auch erneut ein jähes Ende. Die Nationalsozialisten vernich- teilweise. In seiner Arbeit führte er sechs Melodien des teten Instrumente und Notenmaterial, das ihnen in steirischen Tanzes an, die in dieser Zeit in Kärnten/ die Hände fiel. Sie deportierten auch führende Funk- Koroška beliebt waren (→ prvi rej). Eine bedeutende Quelle im Hinblick auf Tänze in tionäre, so Florjan → Lapuš aus Hundsdorf/Podsinja vas, Janko → Ogris aus Ludmannsdorf/Bilčovs, Filip → Südkärnten/Južna Koroška ist die Handschrift aus Dragašnik aus Köstenberg/Kostanje, Lovro Kra- dem Jahre 1819, aus der Sammlung von Josef von mar aus Schiefling/Škofiče und Andrej Ogris aus Sonnleitner, eines der Mitbegründer der GesellGallizien/Galicija (→ »Generalplan Ost«, → Depor- schaft der Musikfreunde in Wien. Diese enthält neben tationen 1942). Von diesem Schicksalsschlag konnte einigen Angaben zum T. selbst auch entsprechendes sich die Tamburizzatradition in Kärnten/Koroška nach Notenmaterial. Im Jahr 1838 sendete die Gubernialleitung in 1945 nur in Ausnahmefällen erholen. Ljubljana als Teil der Vorbereitungen des KaiserbeLit.: V. Lokar-Lavrenčič, H. Gabriel   : Po sledeh tamburaštva na suches, bei dem die Bräuche der ländlichen BevölkeKoroškem. Celovec [e. a.] 2005 [mit CD]. rung gezeigt werden sollten, fünf Kreisverwaltungen Hanzi Gabriel ein Rundschreiben zu Trachten, Festen und Tänzen. Für einige Orte sind die damals bekannten Tänze und Tanz. Der T. im südlichen Teil des historischen Herzog- dazu einzelne Anmerkungen angeführt. Gegen Ende tums Kärnten/Koroška, d. h. im → Val Canale/Kanaltal/ des 19. Jh.s steigt die Zahl der relevanten Quellen, doch Kanalska dolina (im heutigen Italien), im → Gailtal/ bleiben die Beschreibungen der einzelnen Tänze in der Ziljska dolina, im → Rosental/Rož, auf der → Satt- Mehrzahl noch relativ beschränkt, zumal sie sich vor nitz/Gure, im → Klagenfurter Feld/Celovško polje allem in verschiedenen Reisebeschreibungen, Tagebüund im → Jauntal/Podjuna sowie in der → Mežiška chern, Briefen, in Zeitungen und Ähnlichem befinden. dolina (Mießtal) (im heutigen Slowenien) umfasst ein Trotzdem erscheinen einige Beiträge, die vor allem äußerst weites Spektrum, das nicht in allen Segmenten die Umstände, unter denen der T. aufgeführt wird, besystematisch erforscht ist. In der Praxis bezieht sich der schreiben, so z. B. im Werk Die Österreich-ungarische Begriff meist auf den sog. Volkstanz, der vor allem unter Monarchie in Wort und Bild, 1. Heft – Kärnten und Krain. der ländlichen Bevölkerung weit verbreitet war. Weni1935 veröffentlichte France → Marolt Tri obredja ger erforscht sind die verschiedenen Tänze des urbanen iz Zilje [Drei Riten im Gailtal]. In diesem Werk widUmfelds und die Tänze der reicheren Gesellschafts- mete er seine besondere Aufmerksamkeit den musikschichten und des Adels. wissenschaftlichen und choreografischen Aspekten. Die Quellen zum T. sind bis zum Ende des 19. Jh.s 1958 erschien die Sammlung Slovenski ljudski plesi relativ dünn gesät, und der T. wird in der Regel ledig- Koroške [Die slowenischen Volkstänze Kärntens], die lich erwähnt oder rudimentär beschrieben. Die älteste jedoch auf einer Rekonstruktion auf der Grundlage von Quelle stellt der Schwabenspiegel aus dem 14. Jh. dar, unzuverlässigen mündlichen Quellen basiert. bei dem jedoch T. im weitesten Sinn als Teil eines Ritus In den 80er-Jahren des 20. Jh.s erforschte Mirko verstanden werden muss. T. ist in diesem Sinn auch die Ramovš die Tradition des T. in Kärnten/Koroška sysBegehung, d. h. das kultische Umschreiten des → Fürs- tematisch und gab im Jahr 2000 ein umfassendes Werk tensteins anlässlich der Kärntner → Fürsten- bzw. heraus  : Polka je ukazana – Plesno izročilo na Slovenskem. Herzogseinsetzung. Koroška in zahodna Štajerska [Die Polka ist angesagt

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Tanzenberg

– Die Überlieferung des T. in slowenischen Landen. Kärnten und (slowenische) Weststeiermark]. Einige Kinetogramme veröffentlichte auch Bruno Ravnikar. Bedeutende österreichische Forscher zum Thema sind Franz Koschier, Raimund Zoder, Roman Maier, Klaus Fillafer u. a. Die Tänze in Kärnten/Koroška sind nach dem Aufbau und Stil ähnlich jenen im weiteren Alpenraum und nur wenige wurden ausschließlich im Land oder einem Teil davon getanzt. Ältere ethnologische Hypothesen über die Entwicklung der Tanzkultur gehen davon aus, dass die älteren Tänze wahrscheinlich ab dem 17. Jh. verschwanden und durch neuere Formen ersetzt wurden, die in Kärnten/Koroška vornehmlich aus dem deutschsprachigen Bereich übernommen wurden. Über Kärnten/Koroška kamen sie in die benachbarten Gebiete im heutigen Slowenien, vor allem in die Gorenjska (Oberkrain), Štajerska (Steiermark), Dolenjska (Unterkrain), Notranjska (Innerkrain) sowie teilweise darüber hinaus. Die wichtigsten Typen der älteren Tänze, die in Kärnten/Koroška bereits Ende des 18. Jh.s präsent waren sind  : kačo zvijat [eine Art Kettentanz], kovtre šivat [wörtlich »Decken nähen«, eine Art von Polka], visoki rej [Hoher Tanz], štajeriš [Steirischer (T.)] sowie verschiedene Formen von Ländler, Siebenschritt (zibenšrit) und Neubayrischer (majpajeriš auch najpajeriš). Das Grundmuster des Spazierwalzers (špancirbolcar) ist dabei wahrscheinlich älteren Ursprungs. Zu diesen Tänzen kamen Mitte oder in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s noch der Neukatholische (nojkatoliš) und verschiedene Polkas, Walzer, Mazurkas und ihre Varianten hinzu, sowie Varianten des Rheinländers und des Hiatamadls (pastirica). Ab dem Beginn des 20 Jh.s, vor allem nach dem Ersten Weltkrieg kamen in Kärnten/ Koroška vor allem neue nord- und südamerikanische Tänze in Gebrauch  : der Strohschneider, der Bauernwalzer, der Tango, Folkstrott, Englische Walzer u. a. In dieser Zeit begannen am Tanzparkett die Polka und der Walzer zu dominieren. Traditionell gab es auch in Kärnten/Koroška Zeiten, in denen der T. erlaubt war, und solche, in denen er nicht erlaubt war. Verboten war der T. zur Fastenzeit, im Advent und an Quatembern. Meist tanzte man auf dem Land auch nicht im Frühsommer bis zum Herbst, außer bei → Kirchtagen. Anlässe für den T. gab es unterschiedliche. Durch den Lebenszyklus war er verbunden mit Namenstagen, der Musterung oder dem Einzug ins Heer. Der be-

deutendste und am meisten verbreitete Anlass waren in der Regel die Hochzeit bzw. die Feiern davor und danach. Durch das Festjahr traten der Fasching und die Kirchtagsfeste (→ Kirchtag) hervor, danach Umzüge unter dem Namen → Florijana peti [Florianisingen], improvisierte Feste an sonntäglichen Nachmittagen an den Höfen sowie nach dem Ersten Weltkrieg vermehrt Silvesterfeste. Getanzt wurde oftmals nach gemeinsam getaner Arbeit, meist nach dem Einbringen der Streu aus dem Wald (→ steljeraja), was ganz besonders im Jauntal/Podjuna und in der Mežiška dolina (Mießtal) Brauch war, nach dem gemeinsamen Brecheln von Flachs, dem Maisschälen, dem Kranzbinden für die Kirche und ausnahmsweise auch nach dem Ausführen von Mist. In Orten, wo die Industriebevölkerung überwog, nahmen bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, vor allem aber danach, als verstärkt die ersten Vereine aktiv wurden, einige ältere Formen der organisierten Tanzveranstaltungen schrittweise ab. Burschenvereinigungen, die ursprünglich eine maßgebliche Rolle darin hatten, wurden durch verschiedene Vereine ersetzt wie die Freiwilligen Feuerwehren, → Kulturvereine, Sportvereine, Arbeitervereine sowie die politischen Bewegungen (→ Vereinswesen). Quellen  : E. Brown  : A brief account of some travels in divers parts of Europe, viz. Hungaria, Servia, Bulgaria, Macedonia, Thessaly, Austria, Styria, Carinthia, Carniola, and Frioli. Through a great part of Germany, and the Low-Countries. London  : printed for Benj. Tooke, at the Sign of the Ship in St. Paul’s Church-yard, 1685  ; J. H. G. Schlegel  : Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen. Erfurt  : Tasche und Müller 1798  ; J. von Sonnleitner  : Die Bauernhochzeiten (Manuskript), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien  : Arcihv – Bibliothek – Sammlungen 1819  ; R. Witzer, F. Franzisci  : Zur Volkskunde Kärntens. In  : Östereichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild  : Kärnten und Krain. Wien 1891. Lit.: F. Marolt  : Slovenske narodoslovne študije. Prvi zvezek  : tri obredja iz Zilje. Ljubljana 1935  ; F. Marolt, M. Šuštar  : Slovenski ljudski plesi Koroške. Ljubljana, Glasbeno narodopisni inštitut, 1958  ; B. Ravnikar  : Kinetografija. Ljubljana, Zveza kulturnih organizacija Slovenije, 1980  ; M. Ramovš  : Prvi ali visoki rej. In  : Traditiones 17 (1988) 178–208  ; P. Zablatnik  : Volksbrauchtum der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 1992  ; T. Simetinger  : Kultura plesa na Koroškem od 18. Stoletja do srede 20. stoletja  : Diahorna analiza s poudarkom na Mežiški dolini, (Dipl.-Arbeit). Ljubljana 2011.

Tomaž Simetinger  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Tanzenberg, slow. Plešivec, Schloss bzw. Kloster über

dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje bei → Maria Saal/ Gospa Sveta, dessen Geschichte vermutlich bis ins 10. Jh. zurückreicht (1247 erste Erwähnung). Die Etymo-

1337

Tanzlinde Markus Pernhart, Tanzenberg/Plešivec, Zeichnung, KLA/Geschichtsverein für Kärnten

logie des Namens ist nicht restlos geklärt. Von den vielen wechselnden Besitzern sind vor allem die Brüder Sigmund und Wolfgang von Keutschach zu nennen, die zwischen 1530 und 1560 das aufwändige Schloss, den größten Renaissancebau Kärntens, errichten ließen. 1470 brachte Kaiser Friedrich III. seine Kinder Maximilian (den späteren Kaiser Maximilan I.) und Kunigunde vorübergehend nach T./P. in Sicherheit. 1898 übernahm der Olivetanerorden, ein Zweig der Benediktinerkongregation, das vom Verfall bedrohte Schloss und machte es zu einer Abtei. Anstelle des Festsaales wurde eine dreischiffige neuromanische Kirche errichtet, die Valentin Oman, ein ehemaliger Zögling der Anstalt und Kärntner Slowene, 1986/87 künstlerisch ausgestaltete. Ab 1942 war in T./P. die Zentralbibliothek (mehr als eine halbe Million Bücher, davon viele »Raubbücher«) der »Hohen Schule der NSDAP« untergebracht. Nach 1945 wird die Diözese → Gurk/ Krška škofija Besitzer des Klosters und errichtet 1946 ein humanistisches Gymnasium samt Internat für den Priesternachwuchs. Die Schule war bis zur Gründung des BG/BRG für Slowenen in Klagenfurt (1957) auch die wichtigste Bildungsinstitution für die Kärntner

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Slowenen. Unter anderen waren Florjan Lipuš, Gustav Januš und Peter Handke Absolventen der Schule. In der internatsinternen hektografierten Zeitschrift Kres [Sonnwendfeuer] (1952 bis 1957) übten sich viele slowenische Zöglinge in der Kunst des Schreibens. Lit.: Dehio. – F.  X. Kohla, G.  A. von Metnitz, G. Moro  : Kärntner Burgenkunde, 2 Teile, Reihe  : Aus Forschung und Kunst, Band 17. Bonn, 1973  ; W. Deuer, B. Kienzl  : Renaissance in Kärnten. Klagenfurt 1996  ; E. Guggenberger, J. Mochar   : Tanzenberg 1946–1996. Klagenfurt 1996  ; E. Adunka  : Der Raub der Bücher – Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NS-Zeit und ihre Restitution nach 1945. Wien 2002  ; Ch. Cvetko  : Tanzenberg, Renaissanceschloss – Olivetanerabtei – Gymnasium. Klagenfurt 2014.

Reginald Vospernik

Tanzlinde, → Linde  ; → Prvi rej sowie → Klagenfurter

feld/Celovško polje.

Tarvis (it. Tarvisio, friul. Tarvis, slow. Trbiž), → Ka-

naltal/Val Canale/Kanalska dolina.

Tarvisio (dt. Tarvis, friul. Tarvis, slow. Trbiž), → Ka-

naltal/Val Canale/Kanalska dolina.

Tavčar, Janez

Tavčar, Ivan (* 28. August 1851 Poljane nad Škofjo

Ivan Tavčar, um 1919

Tavčar, Janez (Tautscher, Joannes, * 1544 Štanjel [Ko-

Loko [Gorenja vas–Poljane, Gorenjska), † 19. Februar men, Primorska], † 1597 Graz), Bischof der Diözese 1923 Ljubljana), Schriftsteller, liberaler Landtags- und Ljubljana (1580–1597). T. stammte aus dem slowenischen Karst. Sein StuReichsratsabgeordneter, Bürgermeister von Ljubljana. T. maturierte in Ljubljana und studierte 1871–1875 dium in Wien beendete er 1569 mit dem Doktorat aus Rechtswissenschaften in Wien, arbeitete danach als den »freien Künsten«. Er begann seine geistliche LaufRechtsanwaltsanwärter, ab 1884 als Anwalt und war bahn als Pfarrer in Komen (1571), → Gorizia/Gorica/ politisch tätig. Von 1889 bis 1918 wurde er wiederholt Görz (1575), wurde dann Archidiakon und Reformain den Krainer Landtag gewählt, 1901–1907 war er tionskommissar für Gorizia/Gorica/Görz (1577) und Reichsratsabgeordneter und von 1912 bis 1921 Bürger- das Land → Krain/Kranjska (1578) sowie Domkanonikus in → Ljubljana (1579). Am Abschluss des Relimeister von Ljubljana. Literarisch betätigte er sich seit der Schulzeit. Der gionsfriedens in Bruck an der Mur (1578) hatte er als Lehre gilt er mehrheitlich als Realist, obwohl er sich Mitglied der Görzer Delegation mitgewirkt. Erzherzog selbst als romantischen Autor definierte, der in der Karl ernannte ihn 1580 zum Bischof und Papst Greidealistischen Liebe den einzigen Sinn des Lebens sah. gor XIII. bestätigte ihn. Als Bischof von Ljubljana war Solch eine Liebe war in der Regel verwoben mit Tra- er bemüht, den Protestantismus auszumerzen und eine gik und Tod, wie sie in seinen bekanntesten Erzählun- geistliche Erneuerung der Priesterschaft zu erreichen. T. gen behandelt wird  : Cvetje v jeseni [Blüten im Herbst] visitierte 1581–1583 die Diözesen → Ljubljana und die (1917) und Visoška kronika [Die Chronik von Visoko] Grafschaft Görz (Goriška grofija), die kirchenrechtlich (1919). T. schrieb Erzählungen, die bürgerliches Ge- dem Patriarchat von → Aquileia (friul. Aquilee, slow. dankengut transportieren und sich dem Realismus nä- Oglej) unterstand. Die Visitation der letzteren erfolgte hern. Bisweilen sind sie in einen historischen Kontext auf Wunsch von Erzherzog Karl. Auf T.s Wunsch gebettet (Vitae vitae meae, 1883  ; Izza kongresa [Um hin erlaubte die Erzherzogin Maria die gleichzeitiden Kongress], 1905–08) oder sogar in die Fantastik gen Visitationen im Patriarchat Aquileia auf habsbur(4000, 1891). In seinen Kurzgeschichten thematisiert gischem Gebiet durch den Generalvikar von Aquileia er die gesellschaftlichen Einschränkungen, denen die Paolo Bisanzio und den aquileischen Bischof KoadjuFrau ausgeliefert ist, und die Ausbeutung von Wai- tor Francesco Barbaro (1581–1583 bzw. 1593–1594). senkindern. In Klagenfurt/Celovec publizierte T. bei Zu seinem Berater und Landes-Stellvertreter in Graz der → Mohorjeva zwischen 1883 und 1887 juristische wurde T. 1584 durch den Erzherzog Karl ernannt, Handbücher u.  d.  T. Slovenski pravnik [Der slowe- 1591 zum Administrator der Propstei der Augustinernische Jurist], die in der Folge in einem gebundenen chorherren in Eberndorf/Dobrla vas und 1591 zum Verwalter des Klosters des St.  Georg-Ritterordens in Band herausgegeben wurden. → Millstatt (Milštat/Milje). Es war T.s Verdienst, dass 1584 das Grazer Jesuitenkollegium zur Universität für Werke  : Zbrano delo I–VIII, Ljubljana 1951–1959. Üb.: Herbstblüte, Üb. J. F. Perkonig. Klagenfurt 1947  ; Herbstblüte, Üb. die innerösterreichischen Länder erhoben (1584) und J. F. Perkonig und H. Kralj. Wien, Stuttgart 1953  ; Die Chronik von in Ljubljana ein Jesuitenkollegium gegründet (1597) Visoko, Üb. W. Engel. Würzburg, 1996, ²1998. (→ Innerösterreich) wurde. Zur geistlichen Erneuerung Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – B. Paternu  : Slovenska proza do moderne. der Priesterschaft und der Gläubigen wurden jährliche Koper 1957  ; M. Kramberger  : Visoška kronika. Literarnozgodovinska Synoden in Ljubljana und Gornji Grad einberufen. T. interpretacija. Ljubljana 1964  ; M. Kmecl  : Rojstva slovenskega romana. starb in Graz und wurde in Gornji Grad begraben. Ljubljana 1981  ; G. Kocijan  : Kratka pripovedna proza od Trdine do Levstika. Ljubljana 1983  ; F. Bohanec  : Ivan Tavčar. Ljubljana 1985  ; M. Kmecl  : Babji mlin slovenske literature. Ljubljana 1996  ; J. Kos  : Primerjalna zgodovina slovenske literature. Ljubljana 2001  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja SturmSchnabl. Klagenfurt/Celovec 2001, 283  ff.; M. Kmecl  : Ivan Tavčar med literaturo in povzetništvom, Kranj 2005. David Bandelj  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Quellen  : NŠAL, Škofje, fasc. 2  ; ŠAL, spisi I.

Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL  ; PSBL. – C. Morelli  : Istoria della contea di Gorizia. 3. Bd. Gorizia 1855, 354–355  ; Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. (Hg. E. Gatz). Berlin 1996, 688–689  ; F. M. Dolinar  : Ljubljanski škofje. Ljubljana 2007, 97–106  ; Upodobitve ljubljanskih škofov (Katalog razstave v Narodni galeriji). Ljubljana 2007, 126–128, 265–266.

France M. Dolinar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

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Techelsberg am Wörther See/Teholica

Techelsberg am Wörther See/Teholica, vgl. Sach-

Mir, 3. 8. 1905

lemmata  : → Bildstock  ; → Chronogramm  ; → Inschrift, slowenische  ; → Kostanje. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung]  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Schrift  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/ Koroška  ; → Volkskunst  ; Personenlemmata  : → Unrest, Jakob  ; → Sket, Jakob  ; Karl/Karov  : → Uran, Anton  ; St. Martin a. T./Šmartin na Teholici  : → Chronogramm  ; Tibitsch/Tibiče  : → Chronogramm. → Terminologie  ; Neuschöpfungen  : → Assimilationszwang  ; → »Entethnisierung«  ; → »Ent­slowenisierung«  ; → Karantanerslowenisch  ; → Kryptoslowene  ; → Slovenia submersa  ; → Slowenenzehent  ; → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška  ; → Zweisprachigkeitsideologie  ; Konzeptuelle Erweiterungen zum herkömmlichen Diskurs  : → Adelssprache  ; → Akkulturation  ; → Aleksandrinke [Alexandrinerinnen]  ; → Altslovenisch  ; → Altslowenisch  ; → Assimilant  ; → Assimilation und PTBS  ; → Bildungssprache  ; → Chronogramm  ; funktionale Immersion (→ Immersion)  ; → Goldene Bulle 1356  ; → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz   ; → Grabinschrift  ; → Hildegard von Stein/Liharda Kamenska  ; → Immersion  ; → Inkulturation  ; → Inschrift  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Kontinuität  ; → Kreuzweg  ; → Kronland (kronovina)  ; → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)   ; → Landesverfassung 1849  ; → Lingua franca  ; → Minderheit  ; → Name und Identität   ; Nötscher Kreis (→ Kulturgeschichte)  ; Ortsnamen (amtliche slowenische) vgl. → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1883, 1918  ; personale Immersion (→ Immersion)  ; Politiker (slowenische, ethnopolitisch aktive und solche, die es nicht waren) vgl. → Abgeordnete  ; → Personalitätsprinzip  ; → Raabtaler Slowenen im Burgenland  ; → Relevanz und Redundanz von Sprache   ; → Slawisch  ; → Soziolekt  ; → Terminologie  ; → Volksstamm  ; historische/historiografische Zufallserscheinung vgl. → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz   ; Slowenische Terminologie  : Osrednja južna Koroška (→ Südkärntner Zentralraum)  ; osrednjejužnokoroško narečje (→ Rosentaler Dialekt/rožanščina)  ; → Rož  ; poljanščina Celovškega polja/poljanski govor (→ Klagenfurter Feld/Celovško polje, Mundart)  ; → Ethnonym Slovenci im Slowenischen  ; → Ustavna doba [Verfas-

Mir, 21. 9. 1905

Terminologie

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sungperiode] vgl. → Terminologie, ustavna zgodovina (Verfassungsgeschichte)  ; → Zgodovinske dežele (historische Länder)  ; Translationswissenschaftlich begründete Terminologie  : → Terminologie, sowie → Akkulturation  ; → Altslovenisch  ; → Altslowenisch  ; → Assimilationszwang  ; → »Entethnisierung«  ; → »Entslowenisierung«  ; → Karantanerslowenisch  ; → Kronland (kronovina)  ; → Kryptoslowene  ; osrednjejužnokoroško narečje (→ Rosentaler Dialekt/rožanščina)  ; → Rož  ; → Slawisch  ; → Slovenia submersa  ; → Slowenenzehent  ; → Soziolekt  ; → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška  ; → Ustavna doba [Verfassungperiode]  ; → Volksstamm  ; → Zgodovinske dežele (historische Länder)  ; → Zweisprachigkeitsideologie. Terminologie, slow. izrazoslovje, nach Duden Ge-

samtheit und Systematik eines Fachwortschatzes (slow. strokovno izrazje). Die einzelnen spezifisch definierten (Fach-)Begriffe, die Termini, machen zusammen mit der spezifischen Phraseologie die Fachsprache oder den Fachjargon aus, die in (Fach-)Wörterbüchern, in Glossaren, in Lexika und in Enzyklopädien, eventuell nach Fachbereichen gegliedert, inhaltlich dargestellt werden. Die T. als Lehre ist die Wissenschaft davon. Sie spiegelt einerseits die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Prozesse sowie die technischen und konzeptuellen Innovationen. Einerseits werden in der T. Sachverhalte als konzeptuelle, terminologische Einheiten identifiziert. Andererseits wirkt die T. normbildend in Bezug auf Begriffsneuschöpfungen wie auch in Bezug auf die fachspezifische Definition von bereits gebräuchlichen Begriffen als Fachtermini. Auf europäischer Ebene stellt etwa die Terminologiedatenbank der Europäischen

Benko, Koletnik, poljedelstvo

Terminologie

Union Inter-Active Terminology for Europe (IATE) die mehrsprachige Referenzquelle dar.

Historischer Überblick über die Entwicklung der slowenischen Terminologie. Im Rahmen der

Benko, Koletnik, vrt in sadovnjak

slowenischen → Kulturgeschichte bildet in historischer Perspektive die Übernahme der christlichen → Terminologie eine frühe Phase der Rezeption und → Inkulturation neuer religiöser und gesellschaftlicher Konzepte. Der → Protestantismus und die damit einhergehende übersetzerische und publizistische Tätigkeit etwa von P. → Trubar und J. → Dalmatin erforderten die Schaffung einer kohärenten T., um nicht zuletzt in der → Dalmatinbibel einheitlich verwendet werden zu können. Wie erfolgreich dieses sprachlich-terminologische Wirken war, beweist die Tatsache, dass die so geschaffene Schriftsprache maßgebend für die Ausformung der slowenischen Standardsprache des slowenischen Sprachraums war. Die Berücksichtigung des Slowenischen in viersprachigen Wörterbuch Dictionarium quatuor linguarum von H. → Megiser 1592 und 1608 spiegelt insbesondere dessen damalige gesellschaftliche Stellung wider, wie sie auch in der → Windischen Ideologie jener Zeit zum Ausdruck kommt (vgl. dazu auch → Adelssprache). Im Rahmen der → Aufklärung und der mit ihr einhergehenden Wiedergeburtsbewegung → preporod erfährt die Lexikografie und mit ihr die T. einen neuen Aufschwung. So sammelte S. → Zois die bedeutendsten slowenischen Wissenschaftler und Denker im sog. Zoisov krog [Zois-Kreis] um sich. Die von einzelnen Autoren erarbeiteten Termini werden in den allgemeinen Lexika von → Pohlin, → Gutsmann und im Manuskript von → Vodnik berücksichtigt. In diesen wurde einerseits bestehendes Wortgut repertoriert, andererseits neues geschaffen bzw. definiert. Das Wirken von Vodnik ist auch als Ausdruck der neuen staatlichen Funktion des Slowenischen im Rahmen der → Illyrischen Provinzen. Einen wichtigen Beitrag zur Festigung und Vulgarisierung einer einheitlichen slowenischen T. leistete auch die Zeitung Kmetijske in rokodelske novice (kurz Novice) von Janez → Bleiweis, die zwischen 1843 und 1902 erschien. Mit der verfassungsrechtlichen Neuordnung des Staates durch die → Oktroyierte Märzverfassung, der darin verbrieften Gleichberechtigung der konstitutiven Völker und der damit einhergehenden mehrsprachigen Herausgabe des → Reichsgesetzblattes und der → Landesgesetzblätter in 10 → Landessprachen wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, die Rechtsterminologie und

die Rechtssprache zu entwickeln und teilweise neu zu schaffen. Unter der Leitung von Pavel → šáfárik von und für die südslawische Sprachgengruppe Franz → Miklosich/Miklošič wurde diese Aufgabe 1853 in der Juridisch-politischen Terminologie für die slavischen Sprachen Österreichs verwirklicht. Damit erhielten verstärkt fachsprachliche Aspekte Eingang in die slowenische Lexikografie, so in → Cigales Deutschslowenischem Wörterbuch 1860 oder in den Wörterbüchern des Kärntners Anton → Janežič. Unter den Übersetzern des Kärntner Landesgesetzblattes findet sich der Kärntner Karel → Robida. Mit der Gründung der Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur] 1864 wurde ein zumindest privatrechtlicher Rahmen für eine strukturierte Terminologiewissenschaft geschaffen, da sie als Verein Funktionen der erst 1919 im Ersten → Jugoslawien gegründeten slowenischen Universität in → Ljubljana und der 1938 gegründeten Slovenska akademija znanosti in umetnosti (SAZU) [Slowenische Akademie der Wissenschaften] vorwegnahm. Die Bemühungen für die Erstellung einer umfassenden slowenischen wissenschaftlichen T. gipfelte zunächst 1880 in der Herausgabe der Znanstvena terminologija s posebnim ozirom na srednja učilišča [Wissenschaftliche Terminologie mit besonderer Berücksichtigung der Mittelschulen]. Cigale vertrat dabei die Ansicht, dass die slowenische T. einerseits internationale (griechisch/lateinische) Begriffe übernehmen sollte und dass andererseits Neuschöpfungen in Anlehnung an andere slawische Sprachen geschaffen werden sollten. Für die Zeit der ausklingenden Monarchie ist insgesamt die Bedeutung der → Publizistik charakteristisch (etwa der → Ljubljanski zvon) sowie andererseits die Tatsache, dass sich die T. noch stark bzw. fast ausschließlich am Deutschen orientierte. 1884 entstand so die Nemškoslovenska pravna terminologija [Deutsch-slowenische Rechtsterminologie]. Terminologie im kärntnerslowenischen Kontext.

Im Hinblick auf die T. im → Slowenischen in Kärnten/ Koroška ist relevant, dass die grundlegenden gesellschaftspolitischen Unterschiede nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Österreich und → Jugoslawien (ebenso wie in Italien) Auswirkungen auf die Sprache und den terminologischen Sprachgebrauch hatten und dabei insbesondere auf die Rechts- und Wirtschaftssprache, aber auch auf andere Fachsprachen wie jene der staatlichen Verwaltung, des Schulwesens, des Militärwesens u. a. m. Die spezifische slowenische Rechts-

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Terminologie

und Wirtschaftsterminologie erfassten etwa die zwei- sche Eintrag zur → Goldenen Bulle aus 1356 erweitert sprachigen Wörterbücher etwa von P. Apovnik und L. wiederum den spezifischen terminologischen Diskurs zur Immersion insbesondere um eine für Kärnten/ Karničar (1989, 1996). Die Slowenen in Kärnten/Koroška und ihre Sprache Koroška relevante rechts- und kulturhistorische Dikennzeichnen zudem seit der Grenzziehung 1920 spe- mension. Eine rechtshistorische terminologische Bezifische gesellschaftliche, psychosoziale, linguistische griffsbestimmung erfahren in der vorliegenden EnzyProzesse, die eine jeweils entsprechende spezifische T. klopädie auch die bisweilen unreflektiert verwendeten erfordern. Rechtsbegriffe → »Volksstamm« und → »Minderheit«/ So manche, auch andernorts übliche soziologische Volksgruppe. oder linguistische Termini erhalten im Kärntner KonDen wissenschaftlichen Diskurs um die → Getext spezifische zusätzliche Bedeutungsebenen. So schichtsschreibung bereichert der konzeptuelle Einhaben die Begriffe → Dialekt, → Soziolekt und Regi- trag → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanzen, olekt, → Muttersprache oder → Bildungssprache spe- der vor allem den Einfluss unbewusster Denkmuster zifische Bedeutungsfelder und Konnotationen, die für erläutert, welche die Folge einer systematischen »Endie Situation von Minderheiten- und dominierenden tethnisierung« bzw. »Entslowenisierung« der RegionalgeMehrheitssprachen charakteristisch sind. Der wissen- schichte und der Geschichtsschreibung ist. Der Begriff schaftliche Diskurs erfordert etwa eine terminologische der → »Entethnisierung« macht eine gesellschaftliche und damit konzeptuelle Erweiterung der gesellschaft- Realität »begreifbar«, wonach im Land vielfach etwas lich vielerorts verwendeten Begriffe → Assimilation, alles sein kann, »nur nicht slowenisch«. Zur Überwin→ Germanisierung und → Deutschtümler. Der Begriff dung eines diffusen, die slowenische Geschichte ver→ Lingua franca bietet einen differenzierten Ansatz im schleiernden Regionalansatzes tragen terminologische Vergleich zum modernen Konzept der → Zweispra- Einträge bei, die aus der »slowenischen Perspektive« chigkeit bzw. zum Begriff → gemischtsprachig. Das der Geschichte in den transkulturellen Dialog der dem Begriffspaar Zweisprachigkeit/gemischtsprachig vorliegenden Enzyklopädie Eingang gefunden haben. zugrunde liegende Konzept wird wiederum mit dem So die zahlreichen ethnologischen Beiträge, die auf Begriff der → Zweisprachigkeitsideologie erläutert, → Bräuche hinweisen, die aus dem einst völlig sloweum spezifische, im Land relevante gesellschaftliche nischen Sprachraum stammen und deshalb in der hisPhänomene zu erklären. Die enzyklopädische Berück- torischen Dimension als slowenisch im Sinne von Teil sichtigung des Phänomens → Assimilation und PTBS der slowenischen → Kulturgeschichte anzusehen sind  : erklärt sich aus der spezifischen historischen, posttrau- → Gailtaler Tracht (ziljska noša), die → Žlahta und die matischen Dimension des radikalen Assimilationspro- → Nachbarschaft (soseščina) im Unteren Gailtal/Spodzesses in Kärnten/Koroška nach 1945, der mit dem nja Ziljska dolina u. v. m. (vgl. → Inkulturation). terminologisch bestimmten Begriff des → AssimilatiZudem finden sich im öffentlichen Diskurs, wie onszwangs zusätzlich erklärt werden kann. Die Termini auch in der wissenschaftlichen Literatur, weitere kryp→ Assimilant und → Kryptoslowene differenzieren tisierte Begrifflichkeiten für Aspekte der slowenischen psychosoziale und psycholinguistische Realitäten, die Kulturgeschichte, ohne sie als solche zu identifizieren, ihrer vereinfachenden Darstellung → Deutschtümler wie z. B. die Begriffe → karolingisch oder karolingeroder die → Windischen konzeptuell nicht erfasst werden. zeitlich, wenn sie für die Beschreibung von Artefakten Ähnliches gilt für die in den gesellschaftlichen Diskurs aus dem geografischen Raum Karantaniens herangezoeingebrachten nunmehr enzyklopädischen Begriffe gen werden. Weitere Begriffe, die vielfach ungenau und/ → Akkulturation, → Inkulturation, die gesellschaft- oder suggestiv verwendet werden und ein historisches liche Prozesse beschreiben, die konzeptuell wenig mit Phänomen eher verschleiern, sind etwa → alpenslader landläufig vereinfachenden Bezeichnung → Assi- wisch, → Slawen, weshalb, um sie korrekt anwenden zu milation zu tun haben. Den fachspezifischen Bereich können, deren verschiedene Bedeutungsebenen einer des Spracherwerbs bereichern die enzyklopädischen terminologischen Erläuterung bedürfen. Einträge und Konzepte → Relevanz und Redundanz Neue kognitive Dimensionen eröffnet der lexikovon Sprache, → Immersion oder → Mischsprache, weil grafische und damit terminologische und konzeptusie den Diskurs um die Qualität des → Schulwesens elle Eintrag → Windische Ideologie des Erzherzogtums konzeptuell bereichern. Der vorliegende enzyklopädi- Kärnten/Koroška (slow. teorija slovenske nadvojvodine

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Bojan-Ilija Schnabl, Obdobja 32

Terminologie

Neznano in pozabljeno iz 18. stoletja na Slovenskem

Koroške) der mit den hinlänglich bekannten Begriffen mehrere Begriffe zum »selben« Phänomen, so die enzy→ windisch und → Windischentheorie kaum etwas klopädischen Einträge → in pago Crouuati und → Krogemein hat. Für die Sprecher des Slowenischen ist im atengau oder → karantanisch-Köttlacher Kulturkreis. Übrigen der Begriff »windisch« außerhalb eines klaren, Nicht endgültig und einheitlich bestimmt sind auch nicht suggestiven historischen Kontextes im modernen die Konzepte und Begriffe die slawische/slowenische Deutsch falsch, irreführend und abwertend bzw. herab- Toponymie außerhalb von Kärnten/Koroška betrefwürdigend und damit politisch nicht korrekt und zwar fend, auch weil dem zugrunde liegende Konzepte von auch wenn es nunmehr ein regionales Quasi-Ethno- Sprache, Glottonymie und Ethnonymie einem Prozess unterliegen (vgl. alpenslawische [slowenische] → Toponym die → Windischen gibt. Mit dem in der allgemeinen historischen Literatur nyme in der Steiermark und slawische bzw. slowenische durchaus bekannten Begriff des → Personalitätsprin- → Toponyme in Osttirol und in Salzburg). Diese spiegeln zips eröffnen sich im spezifischen Kärntner Kontext einen breiten wissenschaftlichen Diskurs und durchwesentliche zusätzliche Erklärungsmodelle für das Ver- aus legitime unterschiedliche Gewichtungen. Auf der ständnis des Konzeptes der → Kontinuität. Denn da- Grundlage neuer Erkenntnisse zur »alpenslawisch«mit wird nicht nur die nunmehr allgemein anerkannte karantanisch-slowenischen Kontinuität bietet sich Kontinuität von der keltisch-römischen, frühchristli- auch eine den kognitiven Erfordernissen angepasste chen Antike in Bezug auf Sprachreste, → Orts- und T. an, so etwa durch die Begriffe → Slovenia submersa → Bergnamen sowie auf kirchenrechtliche Traditionen (statt dem ebenso verwendeten Slavia submersa) und verständlich, sondern vor allem die Kontinuität zwi- karantanerslowenische → Rechtsinstitutionen und karanschen der Gesellschaftsordnung, dem Rechtssystem, tanerslowenische → Personennamen. der Sprache und der Siedlungsgeschichte des FürstenHistorische Ereignisse und Prozesse können erst kritums → Karantanien bzw. zwischen der karantanischen tisch betrachtet werden, wenn sie terminologisch idenStaatlichkeit und Kärnten/Koroška bzw. zwischen Ka- tifiziert und beschrieben sind. Die Kärntner → Lanrantanien und der slowenischen Geschichte, zumal desverfassung 1849 war bisher kaum ein Thema, weder letztere vielfach noch immer als historische Zufallser- in der einschlägigen deutschsprachigen noch in der scheinung dargestellt wird. slowenischsprachigen Fachliteratur. Ähnliches gilt für Zudem ist in der slowenischen Kulturgeschichte das zweisprachige Kärntner → Landesgesetzblatt für durchaus auch Raum für weitere differenzierende Be- das Jahrzehnt von 1850 bis 1859. Nicht verwunderlich griffe und Konzepte wie → altslovenisch (für → Altkri- ist es also, dass der literaturüblich in der slowenischen chenslawisch) und → altslowenisch (für ältere Formen historischen und politologischen Fachliteratur verwendes Slowenischen) oder → Karantanerslowenisch (für dete Begriff → »ustavna doba« [Verfassungsepoche] das Slowenische in seiner staatsrechtlichen Funktion den Zeitraum ab dem Oktoberdiplom 1860 bzw. dem seit der Schaffung der den → Freisinger Denkmälern Februarpatent von 1861 umfasst, während die vorzugrunde liegenden Texte zur Zeit Karantaniens). Die hergehenden Verfassungen ab 1848 (Pillersdorf ’sche in der slowenischen linguistischen Fachliteratur etwa Verfassung, Kremsierer Entwurf, → Oktroyierte Märzvon Orožen verwendeten Begriffe alpska slovenščina verfassung und die einschlägigen Landesverfassungen), und panonska slovenščina werden mit »Slowenisch des das heisst die Zeit des Frühkonstitutionalismus zwiAlpenraumes« und »Slowenisch des pannonischen schen 1848 und 1851, als terminologisch-konzeptuell Raumes« übersetzt, um insbesondere das für die Spra- weder unter diesem noch unter einem anderen integrache nach der Entstehung der Freisinger Denkmäler und tiven Begriff subsumiert werden (der im slowenischen der Entwicklung der slowenischen → Liturgiesprache Diskurs vielfach aufscheinende Spezialbegriff des nicht mehr adäquate → »alpenslawisch« zu vermeiden. Bach’schen Absolutismus beginnt verfassungsrechtBisweilen werden historische Phänomene auf der lich erst mit dem Inkrafttreten des Silvesterpatents Grundlage der historischen → Quellen am ehesten 1851, d. h. mit dem 1. Jänner 1852). Der slowenische mit historischen Begriffen terminologisch benannt, so Begriff »ustavna doba« ist nicht mit dem in der öster→ Carantani (Karantaner, bisweilen noch Karantanen), reichischen Geschichtsschreibung verwendeten Begriff → duces Carantanorum und → carmula, weil sie neut- Verfassungsgeschichte (slow. ustavna zgodovina) gleichzuraler erscheinen und weniger ethnisch vereinnahmend setzen. In der österreichischen historischen Literatur aufgefasst werden. Dabei gibt es u. U. parallel zwei oder beginnt die moderne österreichische Verfassungsgeschichte

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1848, zumal zentrale Neuerungen (Verwaltungsreform, Justizreform, → Reichsgesetzblatt und Landesgesetzblätter) auf diese zurückgehen. Im gegenständlichen Fall erscheint also angesichts neuerer Erkenntnisse eine Neuinterpretation des slowenischen Begriffes »ustavna doba« oder eine gezieltere Verwendung des Begriffs ustavna zgodovina [Verfassungsgeschichte] angebracht. Zudem verleiht eine solchermaßen erfolgte lexikografische und terminologische Neubewertung und Berücksichtigung zentraler verfassungsrechtlicher Meilensteine dem Diskurs um die nationale Frage und um die aktuelle Diskussion um Minderheitenrechte zusätzliche bereichernde historische Referenzen. Gleiches gilt für die → Ortsverzeichnisse aus den Jahren 1849/50, 1854, 1860, 1880/82, 1883 und 1918. Deren lexikografische und terminologische Identifikation kann dazu beitragen, den jüngeren Menschenrechtsdiskurs um zweisprachige Ortstafeln um eine rechtshistorische, amtssprachliche Dimension zu bereichern sowie um kognitive Dissonanzen in Bezug auf die vielfach negierte historische gesellschaftliche und rechtliche Stellung des Slowenischen zu überwinden. Biographien als Ausgangspunkt für konzeptuelle Terminologie. Bei zahlreichen Biografien, die,

wenn sie aus der Perspektive der slowenischen Kulturgeschichte geschrieben sind oder zumindest diese bewusst hinterfragen, ergeben sich wesentliche zusätzliche Erkenntnisse zur allgemeinen Kulturgeschichte. So ist das Wirken des Kärntner Landeshauptmanns J. N. → Schloissnigg/Šlojsnik wenig bekannt, obwohl oder gerade weil er sich stets für die Slowenen und die slowenische Sprache einsetzte, und im → Gailtal/Zilja sind lediglich eine Straße und eine Brücke benannt. Sonst wurde er offensichtlich weitgehend dem kollektiven Vergessen preisgegeben. Die Perpetuierung der Tradition der Heiligen → Hildegard von Stein/ Liharda Kamenska, die zahlreiche Elemente aus anderen Kulturkreisen inkulturierte, bedurfte notwendigerweise der Vermittlerrolle des Slowenischen und konnte nur so bis heute ihre Bedeutung als Volksheilige behalten. Die Kärntner Malereien des friulanischen Malers neonazarenischer Ausrichtung Jacobo → Brollo erhalten erst unter Berücksichtigung der slowenischen politischen und Sozialgeschichte zusätzliche Bedeutungsebenen und eine besondere Stellung in der regionalen Kunstgeschichte (was für die Künstler des Nötscher Kreises/Čajnski krog aus Nötsch im Gailtal/Čajna noch aussteht, insbesondere für Franz → Wiegele, der Slowene bzw. slowenischer Herkunft

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war). Die spätbiedermeierliche Landschaftsmalerei des Kärntner Slowenen Markus → Pernhart stammt aus einer Zeit, als in Frankreich etwa schon der Impressionismus aufkam, und wird erst aus der regionalen Sozialgeschichte verständlich. Ähnliches gilt für die Malerei des affirmierten Slowenen Peter → Markovič aus Rosegg/Rožek. Biografien eignen sich solchermaßen in besonderer Weise, historische Entwicklungen und Konzepte darzustellen und zu verstehen, was sich notwendigerweise auch in der Begrifflichkeit bzw. T. spiegeln muss.

Transkultureller interdisziplinärer Dialog aus translationswissenschaftlicher Sicht. Eine be-

sondere Herausforderung der modernen T. ist deren Eignung für den interdisziplinären, transkulturellen und mehrsprachigen Dialog, wie er sich auch in den modernen terminologischen Datenbanken auf europäischer und internationaler Ebene darstellt. Ein Terminus muss als solcher erkannt werden und idealerweise eine klare Übersetzung in einer Zielsprache aufweisen, die vergleichbare semantische Konnotationen in sich trägt. Das Erfordernis einer Eignung der T. im transkulturellen Dialog ist aus translationswissenschaftlicher Sicht insbesondere immer dort von größter Bedeutung, wo traditionelle interkulturelle Beziehungen einerseits einen intensiven wissenschaftlichen und andererseits einen allgemeinsprachlichen Austausch erfordern, wie dies in Kärnten/Koroška der Fall ist. Dabei können spezifische kulturgeschichtliche Phänomene durchaus mit dem aus der Ausgangssprache entlehnten Fachbegriff bezeichnet werden, insbesondere wenn es etwa im Deutschen keine korrekte Entsprechung gibt. Ein Beispiel einer solchen → Entlehnung ist der Begriff des → Bukovništvo, das in kulturgeschichtlicher Hinsicht in vielerlei Aspekten ein einzigartiges Phänomen ist. Ein weiteres diesbezügliches terminologisches Beispiel ist die → Žlahta im Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, zumal die am ehesten zutreffenden Begriffe im Deutschen »Sippe« oder »Großfamilie« nach Wiesflecker hic loco der spezifischen kulturgeschichtlichen Erscheinung der Žlahta nur teilweise gerecht werden. Auch lassen sich die slowenischen Alphabete der Bohoričica und der Gajica kaum anders erfassen als mit den aus dem Slowenischen entlehnten Begriffen (→ Schrift). Erfolgt die Bildung neuer Termini genuin mehrsprachig (und nicht mit nur einer Fremdsprache als Referenzsprache, wie dies noch Ende des 19. Jh.s im slowenischen Sprachraum weitgehend der Fall war in Bezug

Pleteršnikov slovenskonemški slovar

Terminologie

Terminologišče

auf das Deutsche), ermöglicht das zudem eher mögliche sprachspezifische Denkmuster zu überwinden und somit die negativen Auswirkungen von kognitiven Dissonanzen zu begrenzen (so z. B. slow. poljanščina/poljanski govor Celovškega polja, dt. die slowenische Mundart der Poljanci im Klagenfurter Feld/Celovško polje, engl. the Slovenian dialect of the Poljanci in the Klagenfurt/Celovec plain, fr. le dialecte slovène des Poljanci de la plaine de Klagenfurt/Celovec, it. il dialetto sloveno dei Poljanci della pianura di Klagenfurt/Celovec, bosn./kroat./serb. slovenački dialekt Celovačkog polja). Eine teilweise neue Begriffsbestimmung in terminologischer Hinsicht erfuhr die Benennung des Gegendnamens → Klagenfurter Feld/Celovško polje und seiner Einwohner, Poljanec (Sg.)/Poljanca (Dual)/Poljanci (Pl.) bzw. weiblich Poljanka (Sg.)/Poljanki (Dual)/Poljanke (Pl.). Die Einwohner des Gebietes scheinen noch im SEL unter dem Lemma Rožani [Rosentaler] auf. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass in der slowenischen ethnologischen Regionalisierung der Terminus → Rož (Rosental) den gesamten → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška umfasst und weitgehend mit dem Dialektbereich des literaturüblich als → Rosentaler Dialekt (rožanščina) bekannten Dialektes übereinstimmt (Benko bezeichnet diesen als »osrednje oziroma rožansko narečje« [zentraler bzw. Rosentaler Dialekt], Schnabl 2013 als »osrednje južnokoroško narečje« [slowenischer Dialekt des Südkärntner Zentralraumes bzw. Zentralsüdkärntner Dialekt]). Beide literaturüblichen Begriffe, der ethnologische sowie auch der dialektologische Terminus, sind aus terminologischer Sicht in der oben diskutierten transkulturellen Perspektive nicht zufriedenstellend (als Termini mögen sie durchaus definiert sein). Einerseits spiegeln die Begriffe per se nicht die historische Ausdehnung des Dialektbereiches (dieser umfasst nämlich neben den Mundartbereichen Oberes und Unteres Rosental/ Rož sowie der → Sattnitz/Gure auch das Klagenfurter Feld/Celovško polje, Bereiche des → Jauntales/Podjuna, des → Völkermarkter Hügellandes/Velikovško podgorje, der → Ossiacher Tauern/Osojske Ture, eines Gutteils der → Karawanken/Karavanke sowie in der historischen Dimension aufgrund der Logik von Dialektkontinua auch das → Zollfeld/Gosposvetsko polje, das Moosburger Hügelland/Možerško gričevje am nördlichen Ufer des Wörthersees/Vrbsko jezero und den → Krähwald/Hrebelja). Andererseits sind sie im transkulturellen Dialog und in einer interdisziplinären Perspektive teilweise irreführend. Die sich anbietende

Erstübersetzung ins Deutsche des slowenischen Begriffes Rož (Rosental) müsste in jedem Fall mit einer deskriptiven Anmerkung (etwa Rož im Sinne der slowenischen ethnologischen Regionalisierung) versehen werden, um als slowenischer ethnologischer Begriff in dessen spezifischen Konnotationen verstanden zu werden. Hingegen kann der slowenische Begriff Poljanci auch so im Deutschen übernommen werden (»die Poljanci vom Klagenfurter Feld«), da der deutsche → Gegendname wenig geeignet ist, die slowenischen Einwohner zu benennen. Die Verwendung und Rezeption der Begriffe → Klagenfurter Feld bzw. slowenisch Celovško polje spiegelt im Übrigen ihre unterschiedliche kulturhistorische Perspektiven und somit terminologische Bedeutung für beide Sprachbereiche, zumal dieser geografische Raum in seinen ländlichen Gebieten bis ins 20. Jh. weitgehend als Teil des slowenischen Sprachgebietes galt und dessen Zentralort Klagenfurt/Celovec als eine durchaus zweisprachige Sprachinsel aufgefasst wurde, während im Deutschen eher der Begriff »Umgebung von Klagenfurt« eingebürgert scheint. In der Terminologie spiegelt sich dies etwa im beschriebenen historisch autochthonen Begriff Poljanci für die slowenischen Einwohner, während im Deutschen für die Einwohner des Gebietes »nur« eine Umschreibung besteht (die Einwohner des Klagenfurter Umlandes, der Umgebung von Klagenfurt/Celovec, vielleicht Mittelkärntner, wobei dieser Raum über das eigentliche Klagenfurter Feld/ Celovško polje hinausreicht). Eine Diskrepanz aus translationswissenschaftlicher Sicht ergibt sich im Gebrauch gefestigter historiografischer Termini, die in der einen oder anderen Sprache zwar einander ähnlich sind, jedoch eigentlich andere Bedeutungsfelder haben. So bedeuten die parallel verwendeten Begriffe → Kronland im deutschen (slow. kronovina) und → zgodovinske dežele [historische Länder] jeweils etwas anderes, wobei der slowenische literaturübiche Begriff nicht die spezifische rechtshistorische Dimension der Kronländer als Rechtsbegriff der → Oktroyierten Märzverfassung erfasst. Terminologie und Staatlichkeit. Aus terminologischer Sicht zu diskutieren sind die in neuerer Zeit offensichtlich in Verbindung mit der staatlichen Eigenständigkeit 1991 auftretenden, mit neuen inhaltlichen Schwerpunkten und Konnotationen versehenen Konzepte »slowenische Geschichte« im Sinne von »Geschichte der Republik Slowenien« in ihren heutigen Grenzen und der Begriff »Geschichte der Slo-

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wenen« als Geschichte der Bewohner Sloweniens in seinen heutigen Staatsgrenzen bzw. der Staatsbürger der Republik Slowenien. So gibt etwa Štih 2001 einem regionalgeschichtlichen Ansatz den Vorzug, bei dem die Geschichte der Menschen auf dem Gebiet der Republik Slowenien (einschließlich etwa des nicht slowenischen Adels) erörtert wird, und nicht die ethnisch-nationale Geschichte der Slowenen außerhalb Sloweniens. Zudem scheinen in zahlreichen Atlanten Sloweniens die (historischen) slowenischen bzw. zweisprachigen Gebiete Kärntens, einschließlich solcher, die unter die Schulverordnung 1945 fallen, nicht (zur Gänze) auf. Der so definierte Begriff »Geografie Sloweniens« umfasst also nur teilweise und inkonsequent die historische oder sprachhistorische Dimension. Zu beachten ist nicht zuletzt aus österreichischer und kärntnerslowenischer Perspektive, dass die slowenische Kulturgeschichte und staatsrechtliche Geschichte in Kärnten/Koroška und im geografischen Raum Österreichs derart präsent sind, dass die Begriffe »slowenische Geschichte« und »Geschichte der Slowenen« im Deutschen (wie im Übrigen auch deren Entsprechungen im Slowenischen) grundsätzlich sämtliche ethnogenetischen und sonstigen Prozesse der Slowenen auch außerhalb des Territoriums der heutigen Republik Sloweniens umfassen und in eventu eine thematische Einschränkung auf das heutige Territorium der Republik Slowenien jeweils eigens klar zum Ausdruck kommen muss, um wiederum im transkulturellen interdisziplinären terminologischen Dialog auch als solche verstanden zu werden. Diese terminologische konzeptuelle Klarstellung, die in habsburgischer Zeit und zu Zeiten Jugoslawiens so nicht notwendig war und von der Geschichtsschreibung und Linguisitk bzw. von Historikern und Linguisten wie Franc und Milko → Kos, Bogo → Grafenauer und Franz → Miklosich als Arbeitshypothese vorausgesetzt wurde, wurde von Klemenčič 1998 und 2009 bestätigt, weil sich im Wesentlichen mit der staatlichen Eigenständigkeit Sloweniens im Hinblick auf Fragen der historischen, sprachlichen und rechtlichen → Kontinuität der Slowenen im Grenzausland und in der → Emigration nichts verändert hat (→ Ethnonym Slovenci im Slowenischen, → Ethnonym Slowene im Deutschen). Quellen  : Commission für slavische juristisch-politische Terminolo-

gie (Hg.)  : Juristisch-politische Terminologie für die slavischen Sprachen Österreichs. Deutsch-kroatische, serbische und slovenische Separat-Ausgabe. Wien, kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei 1853  ; F. Mik-

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Wörterbuch des Inštitut Frana Ramovša ZRC SAZU

Terminologie, christliche

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Jh. über Fachwörterbücher, Datenbanken [abstracts] = Tiskane in digitalne oblike, strokovni slovarji, terminološke zbirke [izvlečki]. Maribor das ganze Imperium ausgebreitet. Die römischen Sol2010, 36–37  ; A. Legan Ravnikar  : Razvoj slovenskega strokovnega izdaten Laurentius († 258 in Rom) und Florianus razja. In  : N. Ledinek, M. Žagar Karer, M. Humar (Hg.)  : Terminolo(† 304 in Lauriacum/Enns) waren die letzten Opfer der gija in sodobna terminografija. Ljubljana 2010, 49–73 (mit weiterfühVerfolgung. Noricum mediterraneum war längst christrender Literatur)  ; P. Zdovc  : Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten, lich, als Baivaria/Salzburg mit einer »Mission« der slo-

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Terminologie, christliche

wenischen Karantaner begann und viele Kirchen neu weihte und neue St.  Peter- und St.  Rupert-Kirchen erbaute (→ Bagoaria). Die Mission bestand meist aus einer Erneuerung des bestehenden Christentums und einer administrativen Neuorientierung wegen der veränderten politischen und sprachlichen Situation. Die einheimische ladinische Bevölkerung war schon christlich, nicht die slowenische. Salzburg schickte Priester mit auffällig ladinischen Namen. Es gab Kirchen und Bischöfe in der colonia Teurnia (Liburnia, locus Lurna, Lurnfeld, heute St.  Peter im Holz [Šentpeter v lesu]), in Aguntum (ecclesia in monte Lovant bei Lienz) und bei Virunum 1 (Magdalensberg/Štalenska gora) und Virunum 2 (am → Zollfeld/Gosposvetsko polje in → Maria Saal/Gospa Sveta), wo der Salzburger Ladiner → Modestus als Bischof wirkte. Turbulenzen waren im 8. Jh. durch die noch immer »heidnischen« pagani gentiles der Oberschicht (→ Edlinger/kosezi, → Carmula) entstanden, die die Annahme des Christentums ablehnten. Manche schon christliche Slowenen hatten das Christentum von den ladinischen Einheimischen direkt übernommen. Da auch Salzburg/Baivaria ladinisch war, war die christliche Erneuerung unter der Devise in fide fortiter confirmare leichter durchzusetzen. Die Reste der alten awarisch/slawischen Oberschicht mussten gewonnen werden (→ Awaren). Das geschah, vom Salzburger Bischof → Virgil geplant und vom Karantaner dux Borut (→ duces Carantanorum) gewünscht, durch die Erziehung zum Christentum (more christiano nutrire et christianum facere) der dux-Nachfolger Karastus/ Gorazd und Cheitmar im Salzburger »Westbistum« → Chiemsee durch den ladinischen Salzburger Presbyter Lupo. Mehrere Awaren/Slawen der Oberschicht ließen sich taufen und hatten fortan christliche Taufnamen Abraham, Theodor, Deodatus, Iosephus. In der Gründungsurkunde (Tassilo 769) von → Innichen heißt es programmatisch  : propter incredulam generationem sclauuanorum ad tramitem veritatis deducendam. Als Kyrill und → Method 863 in die pannonische Nachbarschaft Karantaniens in die Burg des Fürsten → Kocelj (lat. Chozilo) nach Mosapurk/Zalavár am südlichen Plattensee kamen, fanden sie ein schon 100 Jahre funktionierendes »Salzburger« Christentum in lateinischer und slawisch/slowenischer Form vor. Von Karantanien und Pannonien breitete sich die christliche Terminologie der Slowenen im Norden und Südosten aus. Auf dem »Nordweg« über Salzburg, Passau, Freising, Regensburg, Prag, Krakau – auf

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dem »Südweg« durch Method und seine Mitarbeiter (→ Methodvita) über Bulgarien und von dort nach Kiew und Russland. Einen Sonderweg ging das glagolitische Schrifttum in Istrien und Dalmatien  : Die einzige Region, wo sich die → Glagolica Kyrills bis heute erhalten hat. Die → pannonische Theorie → Kopitars und → Miklosichs muss aufgrund heutiger Quellenkenntnis zugunsten Karantaniens korrigiert werden. In Karantanien entstand eine eigene → karatanerslowenische Kirchensprache mit ladinischen und bairischen Elementen. Texte in dieser Sprache sind die → Freisinger Denkmäler. Wichtig für die Glaubenspflege der alten und neuen Christen waren die Sündenund Glaubensbekenntnisse (adhortationes, confessiones) und Gebete wie das Paternoster/oče naš. Dieses und einige Gebetsformeln wie »in nomine patris et filii et spiritus sancti«/u ime oca i sina i svetoga duha, oder in saecula saeculorum/v veki vekov sind noch heute allen Slawen vertraut. Die »christlichen« Namen der Wochentage, eine eigenartige Mischung aus Lateinisch, Ladinisch und Bairisch (→ Sprachmischung), sind fast unverändert bis heute in allen slawischen Sprachen erhalten. Der Sonntag dies dominica ist ladinisch dies natalis, karantanerslowenisch nedel/nedelja, der Montag (der Tag danach) ponedeljek »Nachsonntag«. Der Dienstag wieder lateinischen nach dem Beginn der Woche mit Montag, der 2. Tag feria secunda/(v)torek, der bairische Mittwoch wird übersetzt als sreda, der Donnerstag als 4. Tag feria quarta/četrtek, der Freitag als 5. feria quinta/petek. Der Samstag wieder sobota »Sabbat«. Weitere ladinische Entlehnungen aus dem kirchlichen Bereich sind  : conmater und/oder conpatra > kmotra »Taufpatin«, conpater > botr »Taufpate«, calendae > koleda »Weihnachten«, pentecosta > binkošti »Pfingsten«, crucem > križ »das Kreuz«, altare > oltar »Altar«, missa > miša »Messe«, cristus > krišt (christianum facere »zum Christen machen« > taufen krištiti/krstiti), sanctus > šent (sanctus Michael/šent Mihel, Šmihel), castellum > kostel »Kirche« (neben bairisch kiricha > cirika/crka), monachus > mnih »Mönch«, abbatem > opat »Abt«, episcopus > biškup »Bischof«, paganus > pogan »der Heide«, radius > raj »Paradies«. Das karantanerslowenische Wort visond steht für »Kommunion« (< visitandum von visitare). Im Bairischen wird noch heute weissad, weissadn gehen »das neugeborene Kind besichtigen« verwendet. Eigenartig ist der Begriff pekel für die »Hölle«, den es auch in kärntnerbairischen Dialekten gab. Er könnte

Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška

zurückgehen auf ladinisch pecculu »Ort der Sünder« (peccau »Sünde«) oder pecul »Felshöhle > Hölle«. Nicht alle Wörter sind heute noch in Gebrauch, manche nur noch im Dialekt oder in anderer Bedeutung. Kulturhistorisch beachtlich ist glagol in der Bedeutung »das Wort« < ladinisch/bairisch clocul/glogul (und bairisch Klachel/Glachl »Glockenschwengel«). Die Römer hatten keine Glocken. Wort und Sache sind keltisch und ins Ladinische übernommen worden. Lit.: F. Miklosich  : Die christliche Terminologie der slavischen Sprachen. Wien 1875  ; S. Hafner, E. Punč  : Die slowenische Volkssprache in Kärnten. Wien 1982 ff. (ÖAW)  ; O. Kronsteiner  : Virgil als geistiger Vater der Slawenmission und der ältesten slawischen Kirchensprache. In  : Virgil von Salzburg. Missionar und Gelehrter. Hg. H. Dopsch und R. Juffinger. Salzburg 1984, 122–128  ; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht (darin  : Die Ladinismen der vorkyrillo-methodianischen Kirchensprache). In  : Das Romanische in den Ostalpen, Hg. D. Messner. ÖAW Wien 1984, 83–88  ; O. Kronsteiner  : Von der Hölle und vom Paradies. Eine etymologische Glosse. In  : Festschrift für S. Hafner (Pontes slavici). Graz 1986, 219–222  ; M. Orožen  : Fran Miklošič – raziskovalec slovankse obredne terminologije. In  : Miklošičev zbornik. Kulturni Forum Maribor. Maribor 1991, 137–162  ; O. Kronsteiner  : Licemerie. Von der Heuchelei. Eine etymologische Glosse. In  : Anzeiger für Slavische Philologie (Graz) XXII/1 (1993) 121–123  ; H. Dopsch  : Zwischen Salzburg, Byzanz und Rom. Zur Missionierung Pannoniens im 9. Jahrhundert. In  : Christentum in Pannonien im ersten Jahrtausend, Hg. R. Müller. Zalai múzeum 11, Zalaegerszeg 2002, 267–294.

Otto Kronsteiner

Terselič, Ivan (Publizist), → Mir [Der Friede]. Teul, Anton (Ludmannsdorf/Bilčovs), Priester, Kultur-

aktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/ Halm].

Thaler, Alojz, vulgo Tončev (Kulturaktivist), → Radiše.

Katoliško slovensko izobraževalno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg].

Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška. Die

ersten Erscheinungsformen von Theater bzw. rituellen oder darstellenden Handlungen im weitesten Sinn in Kärnten/Koroška werden mit einigen heidnischen religiösen Riten zum Wechsel der Jahreszeiten der frühen → Slawen in Verbindung gebracht, die von den Stammesverbänden am Ostrand der Alpen vollzogen wurden. Einige dieser Riten erhielten sich im Christentum, in der Zeit nach der → Christianisierung der Slowenen gegen Ende des ersten Jahrtausends. Später wurden sie von den breiten Schichten der Bevölkerung

tradiert (→ Inkulturation). Die Mehrzahl dieser Bräuche mit traditionellen zeremoniellen Handlungen mit pantomimisch-tänzerischen Brauchtumselementen und Gesängen enthalten auch besondere Momente, die eine schauspielerische Improvisation erfordern (→ Tanz). Im Rahmen dieser (nach Mikhail Bahtin) so verstandenen primären mittelalterlichen Volkskultur des Karnevals, deren Element auch das Volkstheater war, finden wir auch Bräuche und Gewohnheiten bei kollektiver Arbeit (→ Steljeraja), aber auch bei bäuerlichen Hochzeitsfeierlichkeiten, die alle Möglichkeiten für Improvisationen in Dialogform boten. Ein neuer Typ von Theater, der dem heutigen Verständnis näher ist, stellen die religiösen Laienspiele dar, die im europäischen Mittelalter aufgekommen waren, die jedoch in den slowenischen Ländern lediglich in Cividale (friul. Cividât, slow. Čedad) gegen Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jh.s nachgewiesen sind. In Kärnten/Koroška ist ein lateinisches Evangelium in Dialogform aus dem 13. Jh. im Benediktinerkloster in → Ossiach/Osoje erhalten. Wahrscheinlich wurden in dieser Zeit in den Kirchen von Städten und Klöstern auch Weihnachtsspiele im bescheidenen Umfang aufgeführt, bei denen das Slowenische einen Anteil hatte. Das erste Theater in Kärnten/Koroška und in slowenischen Ländern überhaupt, über das es verlässliche und durchaus umfassende historische Quellen gibt, reicht in die Zeit der → Gegenreformation zurück, als mit dem Erscheinen der → Jesuiten Kultur und Geschmack des Barock in den slowenischen Kulturraum verbreitet wurden. Die Jesuiten erhielten 1604 ihr Gebäude und errichteten ein Kollegium in Klagenfurt/ Celovec. Im Rahmen der Förderung künstlerischen Schaffens (Musik, Theater, bildende Künste) pflegten die Jesuiten neben dem lateinischen Theater in der Schule auch noch das religiöse Theater im Rahmen ihrer seelsorgerischen Tätigkeit. Dieses Theater führte die Tradition des mittelalterlichen religiösen Theaters in barockisierter Form weiter. In diesem Kontext ist der Jesuit Anton → Kašutnik aus Tarvisio/Tarvis/Trbiž im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina zu nennen, der erste bekannte Slowenen, der sich in barocker Manier und noch in lateinischer Sprache mit der Dramatik beschäftigte und dramatische Texte, Libretti sowie Gedichte für die Bedürfnisse des jesuitischen Schultheaters verfasste. Doch da sich die Jesuiten bewusst waren, dass ihre Gegner bei deren religiösen Wirken die slowenische Sprache verwendeten, fand ein Teil dieses Theaters auch in slowenischer Sprache statt. So ist z. B.

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Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška

für das Jahr 1615 belegt, dass das Passionsspiel, das in der Expositur des Kollegiums in Eberndorf/Dobrla vas zur Aufführung gekommen war, höchstwahrscheinlich in der weltlichen slowenischen Sprache stattfand und dass ebendieses auch als Vorlage für das slowenische → Eisenkappler Passionsspiel (Kapelški pasjon) gedient hat (vgl. dazu unten). Neben der sorgfältig organisierten Katechese und den kultivierten Predigten in slowenischer Sprache verwendeten die Jesuiten das Slowenische auch in religiösen Theateraufführungen für breite Bevölkerungsschichten. Verlässlich nachgewiesen ist dies für das Kollegium in Klagenfurt/Celovec. Daneben bestand auch ein vielfältiges religiöses Theater der Jesuiten – das insbesondere zu Weihnachts-, Oster- und Fronleichnamsfeierlichkeiten zur Aufführung kam, und zwar entweder als gesonderte Veranstaltungen oder aber als Teil der Prozessionen –, welches sich zumindest zu Beginn vornehmlich der slowenischen Sprache bediente. Das Schul- und Ordenstheater der Jesuiten in Klagenfurt/Celovec wurde monografisch von Kurt Wolfgang Drozd dargestellt. Doch wegen ideologischer Anschauungen scheint es, als wisse der Autor nicht von den Slowenen in Kärnten/Koroška und der zumindest teilweisen öffentlichen Verwendung des Slowenischen in der Vergangenheit in Kärnten/Koroška und insbesondere in Klagenfurt/Celovec. So schreibt er das einzige Theaterstück, bei dem die Chronik klar darauf hinweist, dass es in der »Volkssprache« aufgeführt worden sei, dem Deutschen zu, was jedoch in keiner Weise haltbar ist. Die Jesuiten veranstalteten 1619 in → Völkermarkt/Velikovec verschiedene Theateraufführungen, aus denen sich in der Folge geistliche Spiele entwickelten. Diese wurden zwischen 1739 und 1965 von der Theater-Fastenbruderschaft veranstaltet. Wie Jože Koruza hinweist, haben auch die Passions-Prozessionen der Kapuzinerinnen und ähnliche Veranstaltungen unter der Schirmherrschaft der Weltgeistlichkeit sowie religiöse Marienspiele eine besondere Tradition. In diesen Veranstaltungen musste das Slowenische als einzige Sprache, die die breiteren Bevölkerungsschichten verstanden (und gerade für diese war das Theater bestimmt), eine besondere Rolle gespielt haben, wie dies auch die seltenen erhaltenen Texte und Fragmente bestätigen. In diesem »Theater« erschien das Profane lediglich in Form komischer oder genrehafter Interpolationen. Einige dieser äußerst typischen Szenen sind im Text des slowenischen → Eisenkappler Passionsspiels vom

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Ende des 18. Jh.s erhalten geblieben, deren Ursprungsfassungen nicht viel älter sind. Wenn man davon ausgeht, dass der Text der Komödie od Kristusouiga terplinja, katiro so nekidei nate ueliki četertig inu na te uelikonočni pondelik v Kapli špilali [Komödie vom Leiden Christi, die einige einst am Gründonnerstag und am Ostermontag in Kappel spielten] auf der Grundlage einer älteren heimschen Vorlage entstanden ist und dass der Text wahrscheinlich auf das Passionsspiel der Jesuiten zurückgeht, das 1615 im nahe gelegenen Eberndorf/ Dobrla vas aufgeführt worden war, dann reichen diese Spiele noch in die erste Phase des barocken religiösen Schauspiels in den slowenischen Ländern zurück. Über das Osterspiel von Eisenkappel/Železna Kapla schrieb ausführlich Franz Kotnik in seinem Beitrag u.  d.  T. Pasijonska igra iz Železne Kaple [Das Passionsspiel aus Eisenkappel]. Ein weiteres Erscheinungsbild der älteren Kärntner Dramatik waren die Übersetzungen und Bühnenbearbeitungen von religiösen Volksschauspielen, die der Bauer Andrej → Schuster – Drabosnjak (1768– 1825) unterschrieb. Er war der Erste unter den Kärntner slowenische Volkspoeten (→ Bukovništvo), der in Anlehnung an deutsche Vorlagen slowenische Schauspiele für das Volkstheater schrieb. Das umfangreichste Werk ist die Komedija od celiga grenkiga trplenja ino smerti Jezusa Kristusa našiga lubiga Gospuda [Komödie vom ganzen bitteren Leiden und Tod von Jesus Christus unserem lieben Herren] (1818). Erwähnenswert sind auch eine Bearbeitung eines weihnachtlichen Hirtenspiels sowie die Bearbeitung weiterer Theatertexte. Nach Ansicht von Jože Koruza kannte er aller Wahrscheinlichkeit nach das Passionsspiel aus Eisenkappel/Železna Kapla und andere slowenischeTraditionen nicht, sodass er aus deutschen Vorlagen schöpfen musste. Neben Schuster – Drabosnjak ist eine weitere Erscheinungsform des Theaters zu erwähnen, die wesentlich näher am Zeitgeist war, doch leider verloren gegangen ist  : In einem handschriftlich beschriebenem Heft von Matthias → Schneider (1784–1831) findet sich u. a. das dramatische Werk Ulrich, Grof Celsky, Ena igra v treh aktah [Ulrich, → Graf von Cilli. Ein Schauspiel in drei Akten], das vor allem als Versuch der dramatischen Bearbeitung eines historischen Stoffes Beachtung verdient. Auch dieses Beispiel des plötzlichen Auftretens der slowenischen Dramatik und des Theaters in Kärnten/Koroška zeugt von der Folgewirkung der Ausbreitung der slowenischen Alphabetisierung nach den josephinischen Schulreformen (→ Schulwe-

Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška

Miklova Zala, Ruden/Ruda, 1926

sen) sowie von den neuen kulturellen Bedürfnissen, die diese unter der bäuerlichen slowenischen Bevölkerung geweckt haben. Wie Andrej Leben in seinem Beitrag Gledališče koroških Slovencev [Das Theater bei den Kärntner Slowenen] feststellt, war auch im 19. und zu Beginn des 20. Jh.s die Sorge um die slowenische Sprache eine Konstante des Theaterschaffens. So war es bereits beim Volkspoeten bzw. bukovnik Andrej Schuster-Drabosnjak, dem es beim Verfassen der Volksschauspiele vor allem um die Pflege der slowenischen Sprache ging. Auch eine der ersten slowenischen Theatervorstellungen in Klagenfurt/Celovec, die 1872 vom Leseverein → Slovanska čitalnica veranstaltet wurde, war mit der Sprachpolitik verbunden, da in ihr die Forderung nach der Vereinigung aller Slowenen in einem Kronland mit Ljubljana als Hauptstadt vertreten wurde. Doch trotz der Versuche in Klagenfurt/Celovec fand der Großteil des slowenischen Theaterlebens noch immer auf dem Lande statt und stand im Zusammenhang mit der Gründung von Schulen. Noch immer waren katholische Themen beliebt, Mädchen spielten Legenden, Weihnachts- und religiöse Werke, Buben Possenspiele. Im Hinblick auf das Repertoire war die Aufführung des Stückes Divji lovec [Der wilde Jäger] von Franc Saleški → Finžgar 1903 in Fürniz/Brnca bei → Villach/Beljak bedeutend, bei der die Initiative von der studentischen Jugend ausging. Bereits im Jahr 1907 wurden vom selben Autor einige Lesedramen in der Zeitung → Mir veröffentlicht, die für die Kandidaten der → Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] mobilisierten.

Soziologisch interessant ist vor allem die Aufführung des Stückes Miklova Zala [Zala vom Mikl-Hof ] von Jakob → Sket und Jaka → Špicar aus dem Jahr 1911 in Klagenfurt/Celovec, da dieses wegen seines außerordentliches Echos eine Säule der slowenischen nationalen Affirmation und des Erwachens wurde. Während des Ersten Weltkrieges und nach der → Volksabstimmung 1920 versiegte die slowenische Kulturtätigkeit weitgehend. Als sich die Vereine wieder erholten, griffen sie auf ein leichteres Repertoire zurück, mit der Zeit aber auch auf schwierigere Stücke (Finžgars Bauernstücke Miklova Zala [Zala vom Mikl-Hof ], Deseti brat [Der zehnte Bruder]). Gegen Ende der 20er-Jahre traten auf den Bühnen oftmals Chöre statt des Theaters auf. Der ideologische Druck der deutschen Mehrheit gefährdete immer mehr jede kulturelle Aktivität der Kärntner Slowenen. Der interessanteste und schaffensreichste Autor dieser Zeit war zweifelsohne Jaka Špicar (1884–1970), der Jakob Skets Erzählung Miklova Zala – povest iz turških časov [Zala vom Mikl-Hof. Eine Erzählung aus türkischer Zeit] für das Theater adaptierte (die Uraufführung in Jesenice fand 1909 statt, die Erstaufführung in Klagenfurt/Celovec 1911). Als Theatermacher wirkte Špicar in Jesenice, Radovljica und in → Südkärnten/Južna Koroška. Er schrieb ca. 80 Theaterstücke und Schauspiele, in denen er oft selbst auftrat und für die er Regie führte. Er war auch Autor zahlreicher Dramatisierungen und Bearbeitungen von Originaltexten, von denen nur einige genannt seien  : Bukvice od Matjaža [Bücher von Matjaž/Matthias] von Schuster-Drabosnjak, das politisch engagierte Schauspiel Damjanka [Damjanka] (1918) und das symbolistische Drama K luči  ! [Zum Licht  !] (1921). Ein interessantes Beispiel des slowenischen Theaterschaffens in der Zeit vor der deutschen Okkupation ist der Einakter Boj za prosveto [Der Kampf für die Kultur] von Hani Weiss, der einen der seltenen erhaltenen Theatertexte vor dem Zweiten Weltkrieg darstellt, von dem Andrej Leben zu berichten weiß. Soziologisch äußerst aufschlussreich ist auch das Beispiel des Theaters als eine der Säulen des kulturellen und künstlerischen Schaffens im Rahmen des Vereins → Edinost Št.  Tomaž [Einheit St.  Thomas] in der Altgemeinde St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž na Čilberku, das Katja Sturm-Schnabl in ihrem Beitrag Kulturno življenje v fari st. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške okupacije [Das Kulturleben in der Pfarre St.  Thomas vom Beginn des 20. Jh.s bis zur deutschen Okkupation]

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Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje

darstellt und das von der Bedeutung des Theaterlebens für die gesamte slowenische Gesellschaft zeugt. Bereits bis zum Jahr 1914, als der Krieg die kulturellen Aktivitäten unterbrach, wurden in zahlreichen Orten die folgenden Stücke aufgeführt  : Sv. Aleš [Hl. Alexander], Tri sestre [Drei Schwestern], Večna mladost in večna lepota [Ewige Jugend und ewige Schönheit], Kmet Herod [Der Bauer Herodes], Krčmar pri zvitem rogu [Der Wirt beim krummen Horn], Zvon na krtinah [Die Glocke auf den Maulwurfshaufen], Lurška pastorica [Die Schäferin von Lourdes] und Ne v Ameriko [Nicht nach Amerika]. Nach der Volksabstimmung steigerte sich leider die gesellschaftliche Intoleranz gegenüber der slowenischen Sprache und Kultur vonseiten deutschnational aufgehetzter Pfarrgemeindeitglieder, doch wirkte der Kultureverein weiter und plante für 1938 die Aufführung der Miklova Zala. Analoges kann man für alle anderen in jener Zeit tätigen slowenischen → Kulturvereine feststellen, überall war das → Laienspiel Vektor der Sprachkultur und der Identität. All diese historischen Fakten geben Zeugnis darüber ab, dass das Theaterleben in Kärnten/Koroška, obwohl es keine Professionalisierung und Institutionalisierung erlebte, eine bedeutende Konstante beim Erhalt und der Entwicklung des slowenischen Kulturlebens verschiedener sozialer Gruppen darstellte. Lit.: A. Trstenjak  : Slovensko gledališče, Zgodovina gledaliških predstav in dramatične književnosti slovenske. Ljubljana. 1892  ; F. Kotnik  : Pasijonska igra iz Železne Kaple. In  : Časopis za zgodovino in narodopisje 1924, 101–108  ; F. F. Wolman  : Slovinske drama. Bratislava 1925  ; Koblar  : Starejša slovenska drama. Ljubljana 1951  ; J. Koruza  : Starejša slovenska koroška dramatika. In  : Koroški kulturni dnevi I, Maribor 1973, 133–136  ; K. W. Drozd, Schul- und Ordenstheater am Collegium S, J. Klagenfurt (1604–1773), Klagenfurt 1965 (Buchreihe des Landesmuseums für Kärnten 10)  ; J. Koruza  : Slovenska dramatika in gledališče v obdobju baroka. In  : X. seminar slovenskega jezika, literature in kulture. Ljubljana 1974, 117–122  ; S. Tarman  : Jaka Špicar – mojster slovenske ljudske dramatike. In  : Stop 37 (1978)  ; R. Vospernik  : Jaka Špicar – ein vergessener Sohn Kärntens. In  : Die Brücke 4/4 (1978), 170–180  ; F. Zwitter  : Grundzüge und Entwicklung der slowenischen Kulturpolitik in Kärnten in den Jahren 1900 bis 1941 unter besonderer Berücksichtigung des slowenischen Laienspielwesens, (Phil. Diss). Wien 1983  ; A. Leben  : Hani Weiss in njegovo mesto v koroški slovenski literaturi. In  : KK 1995, 94–100  ; A. Leben  : Gledališče koroških Slovencev. Nekaj pogledov na slovensko gledališko dejavnost na avstrijskem Koroškem. In  : Symposion »Vidiki slovenske gledališke zgodovine«, Slovenski gledališki muzej. Ljubljana 27.–28. november 2002  ; W. Drobesch, P. G. Tropper (Hg.)  : Die Jesuiten in Innerösterreich – Die kulturelle und geistige Prägung einer Region im 17. und 18. Jahrhundert. Klagenfurt/Celovec 2006  ; L. M. Ruhdorfer  : Das Passionsspiel »Terplenje in smrt Jezusa Kristusa«, St. Stefan bei Finkenstein 1931. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2007.

Tomaž Toporišič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

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Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje (Gemeinde Arnold-

stein/Podklošter), unter italienischer Hoheitsverwaltung zwischen 1918 und November 1924, vgl. Sachlemmata  : → Arnoldstein/Podklošter, → Vertrag von Saint-Germain.

Thun-Hohenstein, Leo Graf von (* 7. April 1811

Děčín [Tetschen, Böhmen], † 17. Dezember 1888 Wien), österreichischer Politiker und Autor. T. studierte Rechtswissenschaften an der Karls-Universität in Prag und trat 1836 in den Staatsdienst ein, wo er zunächst am Prager Kriminalgericht, später in der Vereinigten Hofkanzlei wirkte. 1848 wurde er zum Gubernialpräsidenten von Böhmen ernannt. Vom 28. Juli 1849 bis zum 21. Oktober 1860 war T. Minister für Cultus und Unterricht. Durch sein von Toleranz geprägtes Wirken gilt T. als Reformator des österreichischen Bildungswesens, er führte die Hochschulautonomie ein, erteilte die Lehrbefugnis an Wissenschafter evangelischer und jüdischer Konfession, rief namhafte ausländische Gelehrte ins Land und reformierte die Akademie der Wissenschaften (→ Oktroyierte Märzverfassung 1849). Bereits am 16. September 1849 gab er einen Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen heraus. In seiner Eröffnungsrede zum Kongress »Achtzehnte Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner und Orientalisten«, der vom 23. bis 28. September 1858 in Wien abgehalten wurde, hielt er eine visionäre Rede. Darin trug er unter anderem vor, dass die industrielle Entwicklung so manche zu der Forderung bewog, die naturwissenschaftlichen Fächer auf Kosten der geisteswissenschaftlichen (der Philologie) in den Schulen zu bevorzugen, indes trage gerade die Philologie u. a. auch zum tieferen Verständnis der jeweiligen Muttersprache bei. So sagte er u. a.: »… Jeder Volksstamm hängt mit Begeisterung an seiner Sprache, und ein nicht geringer Theil der geistigen Bewegungskraft Österreichs liegt in dieser naturgemäßen Begeisterung. Soll sie aber höheren Zwecken dienlich sein, so muß ihr wissenschaftliche Nahrung geboten werden, und dies muß zunächst durch gründliche philologische Studien geschehen …« Franz → Miklosich, der zu seinem engsten Mitarbeiterstab für die Ausarbeitung der Schulreformen gehörte, plädierte seinerseits in seiner Eröffnungsrede als Präsident dieses Kongresses für die Gleichberechtigung der slawischen Philologie mit der klassischen und germanischen. Er hatte bereits 1849 den offiziellen Auftrag des Ministeriums für die Herausgabe slowenischer

TIGR

Thurn-Valsassina, Grafen von, → Mežiška dolina

Leo Thun-Hohenstein, Denkmal im Arkadengang des Ehrenhofes der Universität Wien (Detail), Foto Bojan-Ilija Schnabl

(Mieß­tal).

TIGR (Trst, Istra, Gorica, Reka) [Triest, Istrien, Görz, Ri-

Lesebücher für Gymnasien erwirkt. Thuns Anliegen war es zudem, dass die sprachliche Normierungstätigkeit im Rahmen des → Reichsgesetzblattes, die ebenfalls unter der Ägide Miklosichs stand, auch für die → Schulbücher Anwendung finden sollte. T., der zu den Vätern des Konkordats von 1855 zählt, war ab 1861 Mitglied des Herrenhauses und phasenweise Mitglied des Böhmischen Landtags, wo er ab 1883 der tschechischen Autonomiefraktion angehörte. Archive  : Autografensammlung ÖNB Sign. 139/12–1–2.

Quellen  : Verhandlungen der achtzehnten Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner und Orientalisten in Wien vom 23. bis 28. September 1858. Wien 1859  ; A. v. Helfert  : Graf Leo Thun, k. k. Gubernial-Präsident in Böhmen. In  : Mitteilungen des Instituts für Geschichtsforschung. XXXVI. Innsbruck 1915, 179–254. Lit.: Wurzbach  ; ÖBL. – 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948. Festschrift des Bundesministeriums für Unterricht in Wien. Wien 1949  ; H. Lentze  : Die Unterrichtsreform des Ministers Graf Leo Thun Hohenstein. Wien 1962  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991 (zum Thema slowenische Schulbücher Br. 11, 12, 19, 26, 30, 35, 36)  ; K. Sturm-Schnabl  : Miklosichs Bedeutung für die Slowenistik unter besonderer Berücksichtigung seiner Lesebücher für Mittelschulen. In  : Wiener slavistisches Jahrbuch. Bd. 3 (2007) 229–239.

Katja Sturm-Schnabl

jeka/Fiume], antifaschistische Untergrundorganisation der Slowenen, die im westlichen Teil des slowenischen ethnischen Territoriums lebten (dem Küstenland/Litorale/Primorje), das nach dem Zerfall der österreichischungarischen Monarchie von der italienischen Armee besetzt und mit dem Grenzvertrag von Rapallo dem Königreich Italien zugesprochen worden war (→ Vertrag von Saint-Germain). Bereits in der Zeit der demokratischen Regierungen wurde am 13. Juli 1920 das zentrale repräsentative Gebäude der Slowenen, der Narodni dom [Nationalheim] in → Trieste/Trst/Triest, das noch zu Zeiten der Monarchie bzw. bei der Sprachenzählung 1910 mit über 56.000 Slowenen seiner Bevölkerung nach die größte »slowenische« Stadt war (Ljubljana hatte damals insgesamt nur 52.000 Einwohner), von den Faschisten in Brand gesetzt und von der Polizei ungehindert zerstört. Mit dem Machtantritt der italienischen Faschisten 1922 kam es zu einer massiven und offenen Italianisierungspolitik und zur systematischen Diskriminierung und Verfolgung der Slowenen (und Kroaten in den südlicheren Teilen Istriens). Als Folge der Diskriminierungen und Verfolgungen sammelte sich vor allem die liberal orientierte Jugend ab 1924 in illegalen national-verteidigenden Organisationen, die Unterstützung aus dem jugoslawischen Teil Sloweniens, vor allem der Orjuna (Organizacija jugoslovanskih nacionalistov [Organisation der jugoslawischen Nationalisten]) erhielten. 1927 verbannte die faschistische Regierung endgültig die slowenische und kroatische Sprache aus allem öffentlichen Leben, löste die slowenischen und kroatischen Vereine unter Zwang auf und erlaubte jegliche Gewaltanwendung auf die Angehörigen der beiden ethnischen Gruppen. Deshalb begannen die slowenischen Antifaschisten 1927 unter dem Namen TIGR oder lediglich »Organizacija« [Organisation] auf dem Gebiet von Trieste/ Trst/Triest, → Gorizia/Gorica/Görz und auf dem Kras (Karst/Carso) im Tal der Soča (Isonzo) neben illegalen Propagandaaktionen u. a. nach dem irischen Vorbild Sabotageakte, Attentate auf Vertreter des italienischen faschistischen Regimes, auf Denunzianten sowie auf Zentren der Italianisierung auszuüben (z. B. Inbrandsetzung von Grundschulen und Kindergärten, Explosion in der Redaktion des faschistischen Blattes Il po-

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TIGR

polo di Trieste). Vom 1.–5. September 1930 kam es zum weiter, die in Kärnten/Koroška, in der Steiermark und ersten großen Prozess in Trieste/Trst/Triest, bei dem im damals schon italienischen → Val Canale/Kanaltal/ vier Mitglieder des TIGR zum Tode verurteilt und Kanalska dolina den Transport von Militärgütern und daraufhin in Basovizza/Bazovica erschossen wurden Kohle zwischen Deutschland, Italien und Jugoslawien (Ferdo Bidovec, Fran Marušič, Zvonimir Miloš, behindern wollten. Den Höhepunkt der Aktivitäten des TIGR auf ösAlojz Valenčič). Zwölf weitere Personen erhielten langjährige Haftstrafen. Im Prozess am 4. und 5. De- terreichischem Boden war im Frühjahr 1940, als am zember 1931 in Rom, der eine Fortsetzung des ersten Abend des 15. April 1940 bei Judenburg eine Mine Prozesses war, wurden 16 Angeklagte zu Haftstrafen unter einem Güterzug explodierte. Noch in derselben verurteilt. In der Folge lag der Schwerpunkt der Akti- Nacht, am 16. April 1940, explodierte auf derselben vitäten des TIGR vor allem auf antifaschistischer Pro- Bahnstrecke zwischen Judenburg und Thalheim eine paganda in Italien und im Ausland. Der TIGR setzte zweite Mine. Am 19. Mai 1940 explodierte zwischen gemeinsame Aktionen mit demokratischen Italienern den Stationen Thalheim und Judenburg eine dritte und unterzeichnete 1936 einen Vertrag mit der kom- Mine. Der Schaden war jedes Mal gering, die Detonamunistischen Partei Italiens, nachdem die Kommunis- tionen führten nicht zu Entgleisungen der Züge, doch tischen Parteien Italiens, Österreichs und Jugoslawiens nahmen die deutsche Polizei und die höchsten Vertreim April 1934 eine gemeinsame Erklärung über den ter des Reiches die Sache sehr ernst, handelte es sich Kampf für die Vereinigung und Unabhängigkeit der dabei doch um die ersten Bombenattentate auf dem Slowenen angenommen hatten. Aus einer illegalen Gebiet Österreichs als Teil des im Krieg befindlichen Organisation mit 2.000–3.000 vernetzten Mitgliedern Deutschen Reiches bzw. handelte es sich um die bis entstand eine Bewegung mit einem Netzwerk aus Ver- dahin größten Sabotageakte auf dem Gebiet des Deutschen Reiches überhaupt. Die Gestapo identifizierte trauensleuten. Im Rahmen ihrer Bemühungen, die Staatsgrenzen im Juni 1940 23 Mittäter. Vom 17.–25. Juni 1941 kam zugunsten des slowenischen ethnischen Territoriums es am Klagenfurter Landesgericht vor dem 3. Senat gegen Westen zu verschieben (was nach dem Ende des Reichskriegsgerichtes unter dem Vorsitz des SSdes Zweiten Weltkrieges auch tatsächlich geschah), Obergruppenführers Dr. Karl Schmauser zum Prosammelten die Mitglieder der TIGR-Bewegung (slow. zess gegen 13 Personen  : Martin Čemernjak, Engeltigrovci) zumindest seit 1938 Informationen über itali- bert Glitzner, die Brüder Anton und Franc Ivančič, enische militärische Objekte  : Nach längerer Untersu- Franc Knez (Knes) und Konrad Lipuš (Lipusch) chungshaft wurden aus diesem Grund Anton Gržina, wurden zum Tode verurteilt und am 4. November 1941 Vincenc Hrvatin, Franc Vičič, Josip Rojc und Josip in Brandenburg bei Berlin enthauptet. Die anderen Čeferin am 24. Oktober 1942 in Forte Bravetta bei Frauen und Männer aus der Gruppe um Knez wurden Rom erschossen. Nach dem Ausbruch des Krieges er- zu längeren Kerkerstrafen verurteilt (auch dessen Mutneuerten die Leiter des TIGR aus Zentralslowenien ter Terezija und Schwester Ana Knez). Franc Melihre Sabotageaktivitäten, diesmal jedoch mit Unterstüt- cher, Mitglied der Gruppe, starb am 13. September zung von jugoslawischen, britischen und französischen 1941 im Krankenhaus in Klagenfurt/Celovec. Später Nachrichtendiensten. Agenten waren auch in dem dem wurden noch weitere drei Mitstreiter der SabotageDeutschen Reich angeschlossenen Österreich, u. a. in gruppe umgebracht  : Kilian Schauss wurde im Juni Klagenfurt/Celovec (der Konsulatsangestellte und 1942 in Wien enthauptet, Anton Tuder starb am 27. Schriftsteller Karl Širok) und in Wien (der Triesti- August 1942 im KZ Gusen und Josef Knez starb am ner Rudolf Koren), stationiert. Aus der Grenzstadt 2. Juni 1943. Ohne Prozess erschossen die Nazis noch Jesenice sandte die TIGR antinazistisches Propagan- drei weitere Personen, die mit den Sabotageakten in damaterial vor allem sozialistischen und kommunisti- Verbindung gebracht wurden   : Lavoslav Planišček schen Gruppen im Reich (angeblich bis nach Berlin), und Nikolaj Loncner wurden in Draga bei Begunje doch auch britisches Material, das pro-habsburgisch am 30. Dezember 1941 erschossen, Karel Širok (wahrorientiert war. Die Kärntner Slowenen, unter ihnen ab scheinlich) am 2. Jänner 1942 ebendort. Ende 1939 in einer führenden Rolle Alojz → Knez, Am 5. Juni 1940 fand man auf dem Eisenbahnschickten und leiteten Sabotagematerial an slowe- gleis zwischen Tarvisio/Travis/Trbiž und Camporosso/ nisch-, deutsch- und italienischsprachige Eisenbahner Saifnitz/Žabnice im Val Canale/Kanaltal/Kanalska

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Timenitz/Timenica

dolina Spuren von Sprengstoff, was in Italien großes Aufsehen erregte und zur deutsch-italienischen Zusammenarbeit zur Sicherung der Eisenbahnen und bei der Suche nach den Attentätern führte. In die Untersuchungen war die höchste Leitung der deutschen Polizei und des Sicherheitsdienstes (SD) eingeschaltet, mit dem Chef der SS und der deutschen Polizei Heinrich Himmler und dem Chef des SD Reinhard Heydrich an der Spitze. Am 28. Juni 1940 setzte die deutsche Polizei ein umfangreiches Untersuchungsdossier bezüglich der Täter der Sabotageakte gegen die Eisenbahn in Judenburg auf und übermittelte es den jugoslawischen Behörden. Darin stellten sie fest, dass die Fäden der Untergrundarbeit in Kärnten/Koroška und in der Obersteiermark bei drei Mitgliedern des TIGR in Jesenice zusammenliefen  : Ferdo Kravanja, Anton Ivančič sowie Alojz Knez. Am 10. Juli 1940 schrieben die jugoslawischen Behörden eine Fahndung gegen diese aus. Aufgrund des deutschen Drucks musste bereits tags davor der jugoslawische Innenminister Dr. Stanoje Mihaldžić zurücktreten. Das Gericht für Staatssicherheit in Belgrad verurteilte am 16. August 1940 Ivančič zu drei Jahren Haft und Kravanja zu vier Jahren Haft, Knez aber in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft. Knez entging nämlich der Festnahme, seine Odysse führte ihn daraufhin über den Nahen Osten und Kairo, bis er als britischer Fallschirmspringer am 18. September 1943 zu den Partisanen in die Primorska (Küstenland) kam. Schließlich lebte er nach dem Krieg in Kärnten/Koroška. Ivančič wurde von den Deutschen nach der Okkupation Jugoslawiens aus dem Gefängnis in Sremska Mitrovica Ende Mai 1941 der Polizei in Klagenfurt/Celovec überstellt und damit dem Tod durch Enthauptung ausgeliefert. Kravanja konnte sich dem Gefängnis als angeblicher Volksdeutscher entziehen. Er überlebte verletzt das erste Gefecht des TIGR mit der italienischen Besatzungsarmee am 13. Mai 1941 in Mala Gora bei Ribnica in der Dolenjska (damals fiel einer der größten Anführer des TIGR  : Danilo Zelen). Kravanja fiel als Partisanenführer am 10. Oktober 1944 in der Primorska. Unmittelbar aus der Organisation TIGR bzw. ihrer antifaschistischen Volksbefreiungsbewegung (tigrovsko gibanje) traten zahlreiche Aktivisten der Osvobodilna fronta (OF) [Volksbefreiungsbewegung] und den Partisanen bei. Den Versuch der Sabotage der Eisenbahnstrecke im Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina bezahlten Ivan Ivančič und Simon Kos mit ihrem Leben. Sie wurden von einem faschistischen Sondergericht beim zweiten

großen Prozess in Trieste/Trst/Triest am 14. Dezember 1941 zum Tode verurteilt. Zusammen wurden sie mit zwei weiteren »Terroristen« des TIGR (Viktor Bobek und Ivan Vadnjal) sowie einem slowenischen kommunistischen Führer ( Josip-Pinko Tomažič) am nächsten Tag in Villa Opicina/Opčine erschossen. Lit.: ES (M. Kacin Wohinz  : TIGR). – T. Ferenc  : Akcije organizacije TIGR v Avstriji in Italiji spomladi 1940. Ljubljana 1977  ; D. Sardoč  : Tigrova sled. Trst 1983  ; M. Kacin-Wohinz  : Prvi antifašizem v Evropi  : Primorska 1925–1935. Koper 1990  ; Z. Jelinčič  : Pod svinčenim nebom. Gorica 1994  ; A. Walzl  : Gegen den Nationalsozialismus. Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Kärnten, Slowenien und Friaul. Klagenfurt 1994  ; A. Rejec, T. Černač, J. Vadnal  : Pričevanja o Tigru. Ljubljana 1995  ; M. Cencič  : TIGR. Ljubljana 1997  ; I. Jevnikar  : Tigrovec in padalec. In  : Mladika 9 (1998) 238–240  ; 10 (1998) 273–276  ; 1 (1999) 5–7  ; 2–3 (1999) 43–46  ; B. M. Gombač  : Trieste – Trst, Zwei Namen, eine Identität  : Spaziergang durch die Historiographie der Stadt Triest 1719–1980. St. Ingbert 2002  ; M. Kacin Wohinz, J. Pirjevec  : Zgodovina Slovencev v Italiji 1866–2000. Ljubljana 2000  ; J. Vodušek Starič  : Slovenski špijoni in SOE 1938–1942. Ljubljana 2002  ; G. Bajc  : Iz nevidnega na plan. Koper 2002  ; A. Walzl  : Im Netz der Geheimdienste. Klagenfurt 2003  ; J. Earle  : The Price of Patriotism. Sussex 2005 (Slowenische Übersetzung  : Cena domoljubja. Trst 2009)  ; T. Rejec  : Partija in tigrovci. Ljubljana 2006  ; M. Kacin Wohinz, M. Verginella  : Primorski upor fašizmu  : 1920–1941, Ljubljana 2008  ; P. Pirker  : Gegen das »Dritte Reich«. Klagenfurt 2010  ; V. Jobst (Hg.)  : Mit dem Tode bestraft – für immer ehrlos  : Opfer der NS-Justiz am Landgericht Klagenfurt. Gedenken und Rehabilitierung. Klagenfurt 2013.

Franc Wakounig, Janez Stergar, Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Timenitz/Timenica (Marktgemeinde → Magdalens-

berg/Štalenska gora), vgl. Sachlemmata  : → Bildstock  ; → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št.  Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St.  Thomas]  ; → Edlingerdienste, Gurnikämter und Brennamt im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora   ; → Edlinger-Gemeinschaftswald am Christofberg/ Krištofova gora  ; → Flurnamen in St.  Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Edlinger-Gerichtsbarkeit im Gemeindegebiet von Magdalensberg/Štalenska gora  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; Personenlemmata  : → Pogačnik, Jožef  ; → Smodej, Franz. Mitglieder der slowenischen Spar- und Darlehenskasse Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus Timenitz/ Timenica (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen)  : Ivan Ožgan (Provisor), Rozalija Grün,

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Tischler, Anna

Paul Wernig, Boštjan → Kordaš (Großgörtschach/ Zgornje Goriče).

Timenitz/Timenica: Slovenec, 27. 1. 1866

Archiv/Lit.: Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana

dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm, 1910–1931), 12, 30  ; Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 24, 45, 60 (Privatarchiv). Bojan-Ilija Schnabl

Tischler, Anna und Leni (Sängerinnen, Kulturaktivis-

tinnen), → Liedersammlung, handschriftliche.

Jožko Tischler vorne rechts, Foto Vincenc Gotthardt

Tischler, Joško ( Josef, * 8. Mai 1902, Littermoos/Zab-

late [St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan v Podjuni], † 22. Jänner 1979, Klagenfurt/Celovec), Gymnasialprofessor, ethnopolitisch engagierter Politiker, Mitgied der Provisorischen Landesregierug Piesch III, Symbolfigur für die Kärnter Slowenen. T. wurde 1902 auf dem Anwesen vulgo Marko in Littermoss/Zablate bei Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni geboren  ; der Vater kaufte später den Bauernhof vulgo Hajnžl in → Tainach/Tinje. Nach der Grundschule besuchte er das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec und maturierte auch dort. In Wien studierte er Physik und Mathematik. Im Jahre 1922 war er unter den Gründungsmitgliedern des Klub slovenskih koroških akademikov na Dunaju [Klub slowenischer Kärntner Akademiker in Wien], heute Klub slovenskih študentov in študentk na Dunaju [Klub slowenischer Studenten und Studentinnen in Wien] (vgl. Zdravko → Zwitter). Weil es nach Abschluss des Studiums für T. in Kärnten/Koroška keine Anstellung gab, musste er nach Fürstenfeld in der Steiermark. Erst 1934 war für ihn eine Dienststelle in → Villach/Beljak frei. In Jahre 1936 wurde er zum Obmann der → Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband], der Nachfolgeorganisation der → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlichsozialer Verband für Kärnten] gewählt. Obmann blieb er bis zum Jahre 1946. Der sog. → »Anschluss« im März 1938 ist der Beginn des schlimmsten Grauens für die Kärntner Slowenen. Von den Nationalsozialisten wurde als Erster Vinko → Poljanec, Pfarrer von St. Kanzian im Jauntal/Škocjan v Podjuni eingekerkert  ; an den Folgen der Torturen starb er im August darauf. T. erhielt Gauverweis und wurde im Jahre 1939 mit der Familie nach Bregenz in Vorarlberg vertrieben. Von Bregenz aus

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besuchte er einige Male die slowenischen Deportierten im Altreich (→ Deportationen 1942). Mit diesen Deportierten kehrte er im Juli 1945 nach Kärnten/ Koroška zurück. Als Mitglied der Provisorischen Landesregierung erwirkte er 1945 die Verordnung über das obligatorische zweisprachige → Schulwesen. Der Gültigkeitsbereich deckt sich zu fast 100 Prozent mit dem Gebiet, aus dem die Nazisten im April 1942 rund 1.000 Kärntner Slowenen deportiert hatten (→ Deportationen 1942). T.s Eingreifen war es zu verdanken, dass die heimkehrenden Slowenen im Juli 1945 von den englischen alliierten Militärbehörden nicht, wie es ihnen die Kärntner Landesregierung suggerieren wollte, von Villach/Beljak nach Deutschand zurückgeschickt wurden, sondern nach einem erzwungenen Zwischenaufenthalt in Klagenfurt/Celovec auf ihre Höfe zurückkehren konnten. Infolge des kommunistischen Drucks aus Ljubljana und Belgrad musste T. sein Mandat in der Kärntner

Tolmaier, Janko Buchcover, Mohorjeva

Franci → Zwitter) ein Memorandum an die Wiener Regierung. Es war dies das erste gemeinsame Auftreten der politischen Führung der Kärntner Slowenen nach all den unheilschwangeren Zerwürfnissen der letzten zehn Jahre. Im Jahre 1957 öffnete das Slowenische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec die Tore  ; Direktor wurde T. Die antislowenische Hetze der Deutschnationalen errang am 22. September 1958 ihren großen sichtbaren Erfolg (→ Deutschnationale Vereine). Landeshauptmann Ferdinand Wedenig setzte die Verordnung über das obligatorische zweisprachige Schulwesen aus 1945 außer Kraft. Dies ist der entscheidende Markstein zur Verdrängung des Slowenischen aus der Öffentlichkeit. Die Entwicklung zeigt, von welch enormer Bedeutung das Slowenische Gymnasium für das Überleben der → Volksgruppe ist. Die Kärntner Slowenen nennen Direktor T. völlig zu Recht Oče Slovenske gimnazije [Vater des Slowenischen Gymnasiums]. Hiemit setzten sie ihm das verdiente Denkmal. T. zog sich nach der Pensionierung Ende des Jahres 1967 nicht aus der Öffentlichkeit zurück. Er warnte, machte auf Verhängnisvolles aufmerksam, er mahnte, munterte auf, er begeisterte, sprach Mut zu. Er war ein aufrichtiger Freund der Jugend. Im Jahre 1972 wurde er in sehr schwierigen Umständen wieder Obmann des Landesregierung zurücklegen. Den Slowenen wurde es Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Kärntner Sloverwehrt, bei den Landtagswahlen im November 1945 wenen]. T. wurde zur Symbolfigur der Kärntner Slowemit einer eigenen Liste anzutreten. Die Folgen der nen und ihrer Bestrebungen, die nationale Identität auf Nachkriegsentwicklung sind schicksalhaft und schwerallen Ebenen zu wahren. wiegend. Eine von ihnen ist auch die Spaltung in ein christlichsoziales und in ein sozialistisch-linkes Lager. Werke  : Die Wärmeentwicklung des Radiums und seiner ZerfallsproEs wurden tiefe Gräben aufgerissen. Um zu retten, was dukte (Diss.). Wien 1926  ; Die Sprachenfrage in Kärnten vor 100 Jahren noch zu retten war, gründete T. mit seinen Mitstrei- und heute. Auswahl deutscher Zeitdokumente und Zeitstimmen. Rat tern am 28. Juni 1949 im Haus der → Mohorjeva die der Kärntner Slowenen. Klagenfurt 1957. Organisation Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Lit.: Narodni svet koroških Slovencev  : Zvest domu, narodu in Bogu. 40 let Narodnega sveta koroških Slovencev. 10 let smrti dr. Joška Tischlerja. Kärntner Slowenen]. T.s Leben war mehrmals äußerst Celovec 1989  ; S. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschlepgefährdet. pung – nationaler Kampf. Kärnten und die nationale Frage. Band 1. Am 15. Mai 1955 wurde in Wien der Staatsvertrag Klagenfurt 2005. 320 f.; H. Filipič (Red.)  : Joško Tischler, Simpozij o betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen dr. Jošku Tichlerju. Zbornik predavanj in prispevkov. Celovec 2009  ; und demokratischen Österreich, der sog. Österreichi- J. W. Schaschl (Hg.)  : Als Kärnten seine eigenen Kinder deportierte. Die sche Staatsvertrag, unterzeichnet. Im Artikel 7 sind die Vertreibung der Kärntner Slowenen 1942–1945, Historischer Überblick – Zeitzeugenerzählungen – Briefe und Dokumente. Klagenfurt/Celovec Rechte der Slowenen in Kärnten/Koroška und in der 2012  ; K. Sturm-Schnabl  : Aus den Erinnerungen eines Kindes an die Steiermark/Štajerska und der Kroaten im Burgenland/ NS-Zeit. In  : Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des NatiGradiščanska niedergeschrieben (→ Vertrag von Saint- onalsozialismus. Hg. Renate Meissner im Auftrag des Nationalfonds. Wien 2012, 64–73. Germain, → Steirische Slowenen). Jože Wakounig Am 11. Oktober 1955 adressierten der Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Kärntner Slowenen] und die Zveza slovenskih organizacij na Koroškem [Zentralverband Tolmaier, Janko (Bibliothekar der Vereinsbücherei, slowenischer Organisationen in Kärnten] (Obmann Dr. Kulturaktivist), → Radiše. Katoliško slovensko izobraže-

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Toman, Aleksander

valno društvo na Radišah [Katholischer slowenischer Bildungsverein in Radsberg]. Toman, Aleksander (Publizist, Kulturaktivist), → Mlada

Jugoslavija [ Junges Jugoslawien].

Toman, Lovro (Ps. Kamnogorski, * 10. August 1827

Kamna Gorica [Radovljica, Gorenjska], † 15. August 1870 Wien), Schriftsteller, Jurist, Politiker, Kulturarbeiter. T. studierte Jus in Wien und Graz, wo er 1852 promovierte. Zunächst arbeitete er in Kranj und lernte bald Josipina → Turnograjska kennen. Nach der Eheschließung 1853 zog das Paar nach Graz, allerdings verstarb T.s Gattin bereits ein Jahr später und T. kehrte in seine Heimat zurück. Er arbeitete ab 1856 als Advokat und ging 1861 in die Politik. 1861–1870 war er Krainer Landtagsabgeordneter und wurde in den Reichsrat entsandt, wo er sich entschieden für die Gleichberechtigung der Slowenen einsetzte, v. a. in sprachpolitischen Belangen. Er wandte sich zunächst gegen eine dualistische Einteilung der Monarchie, die den politischen Bestrebungen der Slowenen nach mehr Autonomie widersprach, stimmte ihr später jedoch zu, da die slowenischen Abgeordneten sehr zum Missfallen der slowenischen Bevölkerung (→ Tabor) eine »konformistische« »Realpolitik« einschlugen. T. war national-konservativ geprägt (→ staroslovenci), verkehrte im Kreis um Janez → Bleiweis und war ein aktives Mitglied des Wiener Vereins → Slovenija. Er war Mitbegründer, zwischen 1865–1868 der erste Präsident sowie Gönner der → Slovenska Matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur]. Er engagierte sich im Wirtschaftssektor, wurde Sekretär der Wirtschaftsinstitution Trgovska in obrtna zbornica za Kranjsko [Handels- und Gewerbekammer für Krain] und erhielt die Konzession für den Ausbau der Eisenbahnlinie Ljubljana–Travisio/Tarvis/Trbiž, woran er gut verdiente. In T.s heimatliebender Poesie manifestierte sich der Geist des Nationenfrühlings (→ Preporod). Er publizierte u. a. in den Zeitschriften → Slovenska bčela, Novice, Zgodnja Danica und Zora und gab 1849 seinen einzigen Gedichtband Glasi domorodni [Einheimische Stimmen] heraus (→ Publizistik). Im Zuge der Abschaffung der Zensur (→ Revolutionsjahr 1848) war T. der Autor des ersten unzensurierten slowenischen Buches. Während der Zeit des Neoabsolutismus verlieh er dem kulturellen Leben der Slowenen stets neue

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Impulse, initiierte die Aufstellung des PrešerenDenkmals und die Gedenkfeier zum 100. Geburtstag Valentin → Vodniks und wirkte auf diese Weise einer kulturellen Stagnation entgegen. Werke  : Glasi domorodni. V Ljubljani 1849. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 3.

[Ljubljana] 1896, 78–80  ; ZSS II (1959) 192  ; M. Vasilij  : Začetki slovenskega političnega življenja in Lovro Toman. In  : Kroparski zbornik, ob 100-letnici plamena (1894–1994). Kropa, Radovljica 1995, 195– 167  ; P. Kočar  : Lovro Toman, poslanec v dunajskem državnem zboru (magistrsko delo). Ljubljana 2004. Maja Francé

Tomasch, Maria (Marija Tomaž, * 29. September 1889

Kohldorf/Voglje [Pfarre St. Kanzian am Klopeiner See/ Škocijan v Podjuni, heute Gemeinde Eberndorf/Dobrla vas], † 22. Juli 1943 Berlin Plötzensee), Schneiderin, Emigrantin, Wirtin und Spionin. Marija Tomaž wanderte 1907 gemeinsam mit Mutter und Schwester nach Argentinien aus (→ Emigration). 1920 kam sie zurück nach Wien, wo sie zunächst ein Café betrieb. Wenig später übernahm sie am Wörthersee/Vrbsko jezero eine Pension. 1929 musste sie allerdings Konkurs anmelden. In der Folge arbeitete sie in Klagenfurt/Celovec wieder in ihrem erlernten Beruf als Schneiderin. Im Sommer 1940 lernte sie Emil Wedam (* 17. November 1892, † 22. Juli 1943) kennen. Dieser war, obwohl gebürtiger Niederösterreicher, als Kanaltaler Optant im Mai 1940 nach Kärnten/Koroška gekommen und bekam aufgrund seiner Sprachkenntnisse eine Stelle als Dolmetsch im Wehrmachtsarchiv in Klagenfurt/Celovec (→ Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina). Seine Dienststelle war eine getarnte Leitstelle des Deutschen Nachrichtendienstes. T. und Emil Wedam waren beide mit dem herrschenden politischen System nicht einverstanden und beschlossen zu handeln. Ab Frühherbst 1940 informierte T. Funktionäre der Kärntnerslowenischen Kultureinrichtungen regelmäßig von geplanten Abhöraktionen durch die Gestapo in ihrem Stammlokal. Die Hinweise dazu erhielt sie von Wedam. Später nahm T. auch Kontakt zum jugoslawischen Generalkonsul Stojaković auf. Ihre von Wedam aufbereiteten Informationen führten zur Aufdeckung einer deutschen Agentin im jugoslawischen Konsulat in Graz und diverser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des deutschen Nachrichtendienstes in → Jugoslawien. Sie berichtete weiters von Geheimsendern der Deutschen, eingesetzten Brieftauben und der

Toplič, Pepo

Entschlüsselung des Codes der jugoslawischen Gendarmerie durch die deutsche Gegenspionage. Unmittelbar nach dem Überfall auf Jugoslawien im April 1941 wurden T., Wedam und Stojaković verhaftet. Gegen Emil Wedam und T. wurde ein Verfahren vor dem Volksgerichtshof eingeleitet. Beide wurden am 14. Mai 1943 zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 22. Juli 1943 in Berlin Plötzensee. Die Gnadengesuche von T. wurden abgelehnt. Sowohl in der Anklageschrift als auch im Urteil wurde festgehalten, dass sich T. zum slowenischen Volkstum bekannt hätte. Milka → Hartman lernte T. in der Haft kennen und war von deren Persönlichkeit und Stärke tief beeindruckt. Im Slovenski vestnik widmete sie ihr im Februar 1947 ein Porträt. Darin beschreibt sie auch, dass T. zahllosen brutalen Verhören unterworfen wurde. Sie hätte aber, so Hartman, nie den Mut verloren. Einmal hätte sie, die nicht nur die Funktionäre des katholisch geprägten slowenischen Kulturverbandes gewarnt, sondern auch für den damals katholisch-autoritär geführten jugoslawischen Staat Spionage betrieben hatte, gemeint  : »Es wird schön  ! Wenn die Sowjetunion alle ihre Kräfte entwickelt und die Wirbelsäule des Faschismus brechen wird, wird sich auch Jugoslawien befreien und die Kärntner Slowenen retten.« Quellen  : ADG (Geburtsbuch St. Kanzian/Škocijan)  ; Bundesarchiv Berlin (R 3001/147.287)  ; Kärntner Landesarchiv (Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 14 OF 101, Gz. 21.959/47)  ; Slovenski vestnik, 28. 2. 1947, 8  ; W. Form, W. Neugebauer, T. Schiller (Hg.)  : Widerstand und Verfolgung in Österreich 1938 bis 1945. Die Verfahren vor dem Volksgerichtshof und den Oberlandesgerichten Wien und Graz. Mikrofiche Edition. München 2004, Fiche 045. Lit.: B. Entner  : »Komm, miß dich mit uns, in die Wälder dich trau  !« Kärntner Sloweninnen im Widerstand. In  : F. Hafner, J. Strutz (Hg.)  : Krieg, Widerstand, Befreiung. Ihr Nachhall in den Kulturen und Literaturen des Alpen-Adria-Raums. Klagenfurt-Wien/Celovec-Dunaj 2013, 31–48  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt-Wien/Celovec-Dunaj 2014, 90–91.

Brigitte Entner

Tomažovec, Jožef (Thomashoviz, Tomaschowitz, To-

maschoviz, Tomashovitz, Tomashoviz, Tomaževec, Tomaževič, Tomaživič, Tomažovič Josip, ml., * 16. September 1823 Tržič [Gorenjska], † 29. Dezember 1851 Klagenfurt/Celovec), Chorleiter, Komponist und Lehrer. T. besuchte zunächst die Musterhauptschule in → Ljubljana (1831–1834), danach das Lyzeum bzw. Gymnasium in → Klagenfurt/Celovec, die dritte Gymnasialklasse wieder in Ljubljana (1840–1842).

Danach studierte er in Graz Philosophie (1842–1845), wo er auch an der Musikschule des steiermärkischen Musikvereines Schüler bei Georg Ott und Johann Josef Netzer war. Nachdem er keine Stelle fand, wurde er Hauslehrer in Klagenfurt/Celovec. Dort sammelte T. Sänger um sich und begründete 1847 den Männersängerverein. 1847 ging T. wieder nach Graz, wo er Jus studierte und einen slowenischen Studentenchor gründete (1847–1848). Während der Märzrevolution deklarierte sich T. 1848 für ein vereinigtes Slowenien (→ Revolutionsjahr 1848, → Zedinjena Slovenija). In der Folge wurde er von der Universität relegiert und aus Graz verbannt. Im Oktober 1848 war er wieder in Klagenfurt/ Celovec und nahm 1849 die Stelle als Chorleiter des Männersängervereins an, die er bis zu seinem Tod innehatte. Auf T. gehen etwa 48 Kompositionen zurück  : Chorlieder, → Kunstlieder mit Klavierbegleitung und Bühnenmusik zu slowenischen und deutschen Texten (→ Liedersammlung, handschriftliche). Sein Opus gehört in der slowenischen Musik zur vorromantischen Phase der zweiten Hälfte des 19. Jh.s, neigt aber bereits stark zur Romantik und weist auf einen weitsichtigen Musiker, einen späten Klassizisten mit starker Zukunftstendenz hin. Er bediente sich der romantischen Formensprache weit früher als allgemein angenommen wird, war er doch einer der Ersten, der Texte France → Prešerens vertonte. Quellen  : ADG, Matriken der Klagenfurter Pfarren (Dom), tomus IX, fol. 91, Zahl 112/1851  ; NUK, Glasbena zbirka. Lit.: SBL  ; LJM  ; ES. – R. Waizer  : Von einem Vergessenen ( Josef Tomahoviz). In  : Car I 81 (1891) 200–207  ; D. Cvetko  : Zgodovina glasbene umetnosti na Slovenskem. Bd. 2–3. Ljubljana 1959–1960  ; D. Cvetko  : Stoletja slovenske glasbe. Ljubljana 1964  ; F. Križnar  : Glasba v Prešernovem času in prostoru. In  : Kranjski zbornik. Kranj 2000, 495–508.

Franc Križnar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Tomc, Matija (Musikschaffender), → Liederbuch. Tomic, Ivan (St.  Michael/Šmihel), slowenischer Bür-

germeister, Händler und Kulturaktivist, → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Toplič, Pepo (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Srce.

Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverein für Eberndorf und Umgebung].

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Toponomastik

Toponomastik (Ortsnamensforschung), vgl. Sachlem-

mata  : → Namenkunde  ; → Bergname, → Flurname, → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselber/Šenttomaž pri Celovcu, → Gewässername, → Ortsname  ; → Ortsrepertorium  ; → Landes-Einteilungs-Erlass 1850, 1854, → Landes-Einteilungs-Verordnung 1854  ; → Ortsverzeichnisse 1860, 1880/82, 1883, 1910/18  ; → Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark  ; → Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg, → Vulgoname. Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark. In der heutigen österreichischen Steiermark sind

über 600 Toponyme (erhoben auf Basis der Österreichischen Karte 1  :50.000) slawischen Ursprungs. Am Ende des 6. Jh.s waren die → Slawen von Südosten kommend vermutlich über die Täler der Save/ Sava, Drau/Drava und Mur/Mura in den Ostalpenraum vorgedrungen, wo es Berichten des langobardischen Geschichtsschreibers Paulus Diaconus zufolge zu Zusammenstößen mit den Baiern kam (→ Historia Langobardorum, → Conversio Bagoariorum et Carantanorum). Nach dem entscheidenden slawischen Gegenschlag bei Aguntum 610 war der bairischen Machtausbreitung vorübergehend ein Ende gesetzt, die Slawen begannen sich anzusiedeln und um die Mitte des 7. Jh.s entwickelte sich als politischer Mittelpunkt des Ostalpenraumes das Fürstentum → Karantanien mit Zentrum in → Karnburg/Krnski Grad am → Zollfeld/Gosposvetsko polje, zu dessen Territorium mit Ausnahme des Ostens auch die Steiermark gehörte. Wie die → Gewässer-, → Berg-, → Orts- und Flurnamen zeigen, war die gesamte Steiermark von Slawen bevölkert, wobei sich die Täler der großen Flüsse Enns/ Aniža, Mur/Mura und Mürz/Murica samt Nebenarmen mit einer Konzentration im Bereich des Aichfeldes als bevorzugte Siedlungsgebiete erwiesen (→ Slovenia submersa). Während auch das weststeirische Hügelland, der Sausal sowie das Laßnitz- und Sulmtal dicht besiedelt waren, fällt das völlige Fehlen slawischer Ortsnamen auf dem Grazer Feld und ihr geringes Vorkommen im Joglland und dem oststeirischen Hügelland bis zur Raab/Raba auf. Die Toponyme weisen die phonetisch wie morphologisch typischen → alpenslawischen Merkmale in einer älteren und einer jüngeren Form auf. Für die ältere Phase charakteristisch sind die ursprüngliche Stellung der Liquide l und r (*baltьna, Palten, 1080 Palta), das Fehlen von prothetischem j (*ablanьnika, Afling, 1318

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Avelinch  ; *ablanьnica, Aflenz, 1025 locus Auelniz) und epenthetischem l (*trěbjane, Trofaiach [ca. 1080 Treuia, Triueiach], die Lautgruppe dl (*sedlьčane, Selzthal, ca. 1080 Ediltscach, -sach), die Nasale eN (*VeNčьj-, Fentsch, 1171 Venx) und oN (*adъmoNt-, Admont, 1005 Adamunta, Adamantis, Admunt) und ƙ als Reflex für urslawisch *tj/kť (*Peƙane, Peggau, ca. 1050 Pecah) sowie Hydronyme auf -ika (*lěštьnika, Liesing, 860, 890, 915, 982, 984 Liestnicha) und aus Personennamen gebildete Ortsnamen (*Radigoj/ьj, Radiga, 1332 Ratigoy), insbesondere jene auf -iƙi aus *-itji ( *Junoboriƙi zum PN *Junobor, Judenburg, c. 1080 Judinburch) (→ Personennamen, karantanerslowenische). In der jüngeren Phase ist die Liquidametathese vollzogen (*gradьcь, Graz, 1128 Gracz), prothetisches j (*jedlьnika, Irdning, ca. 1185 fluuius Jedenich) und epenthetisches l (*goNbljane, Gimplach, ca. 1155 Gomplach) treten auf, dl geht in l über (*močilo, Mötschlach, 1293 Moetslach), die Entnasalisierung der Nasale tritt ein (*kъneNzьja, Gnas, 891 aqua Knesaha) und ƙ wird zum Sibilant (*pečina, Pötschen, 1396 Pechen). Die jüngere Form der Hydronyme lautet nun auf -ica (*bystrica, Feistritz, 1245 flumen Fystriz), Bewohnernamen auf -jane, zumeist in der Lokativform auf -jachъ (*doNbljane, Diemlach, 1023 Domiahc) und suffixlose Ortsnamen (*prěpuchъ, Präbichl, 1498 Prepuchel) werden häufig. Eine klare Trennung in eine ältere und eine jüngere slawische Namensschicht ist allerdings nicht möglich, da in der Regel ältere und jüngere Merkmale gemeinsam vorkommen. Aus diesem Grund können auch keine Rückschlüsse auf Einwanderungswege oder verschiedene slawische Migrationsströme im Bereich der Steiermark gezogen werden. Die Übernahme vorslawischen bzw. alteuropäischen wie romanischen Namengutes lässt auf romanisch-slawische Kontakte schließen (→ Altladinisch, → Inkulturation). Demnach waren die Slawen nicht in menschenleere Gebiete eingewandert (→ Kontinuität). Da die Steiermark zu den ehemals römischen Provinzen Noricum und Pannonien gehörte, trafen sie hier auf eine noch romanisch sprechende Bevölkerung, die das in Gebrauch stehende Namensgut an sie weitergab. Es handelt sich dabei vornehmlich um Gewässernamen (Mur, 890 Muora und Mürz, 860 Moriza, zum vorsl. mor-  ; Adning, ca. 1080 Arnich, zum vorsl. GewN *ardantia  ; Laufnitz, ca. 1080 Lufnitz, zum vorsl. GewN *luben). Im Falle der häufigen Kulm-Namen wird die Kreuzung von slawisch chъlmъ »Hügel« mit romanisch culmen »Gipfel« angenommen.

Toponyme, karantanisch-slowenische in der Steiermark Frühmittelalterliche slawische Toponyme und westliche Sprachgrenze nach Otto Kronsteiner

Es können zwei Phasen der Übernahme von slawischen Toponymen ins Bairische unterschieden werden (→ Bagoaria). In der älteren Phase werden slawisches b durch p (*brьdina, Pyhrn, 1146 Pirdine) und die Sibilanten š/ž sowie die Affrikate č durch s (*loNčane, Deutschlandsberg, 1153 Lonsberch), in der jüngeren Phase hingegen b durch f (*brěžane, Friesach, ca. 1050 Fresah) und š/ž bzw. č durch die Buchstabenkombinationen sc, sch, sh, ss, cz, tsc, tsch (*loNčьje, Lautsch, 1369 Lontsch) wiedergegeben. Die räumliche Verbreitung dieser Merkmale lässt sich mit dem Ablauf der bairischen Besiedlung in Verbindung bringen, die noch vor Mitte des 8. Jh.s das steirische Ennstal und in der Folge die Obersteiermark und mit dem 10. Jh. schließlich die gesamte Steiermark erfasste. Entsprechend selten sind auch die vor dem Jahr 1000 erwähnten deutschen Ortsnamen in der Steiermark (→ Altbairisch, → Ostarrichi). Die Fülle und geografische Dichte der slawischen Toponyme lässt auf eine zahlreiche karantanische Be-

völkerung schließen. Es ist daher auch nicht anzunehmen, dass die Karantaner (→ Carantani) mit der Ankunft und Kolonisationstätigkeit der Baiern bzw. nach der Eingliederung Karantaniens in den bayrisch-fränkischen Herrschaftsbereich mit einem Schlag von der historischen Bühne verschwunden sind. Vielmehr kam es zu einem Nebeneinander von alteingesessenen Karantanern und neu zugewanderten Baiern (→ Ethnogenese, → Kontinuität). Die fortdauernde Anwesenheit der karantanisch-slowenischen Bevölkerung wird in der Folge mehrfach nachgewiesen  : durch die → Salzburger Missionierung Karantaniens (→ Christianisierung  ; → Terminologie, christliche), die Einhebung des erst gegen Ende des 11. Jh.s abgeschafften reduzierten Slawenzehents »decima sclavonica« (→ Slowenenzehent, → Rechtsinstitutionen, karantanerslowenische), später auch Wohnzehent genannt, durch Querverbindungen und Verflechtungen, häufig verwandtschaftlicher Art, zwischen dem bayrischen und slawischen Adel, die bereits seit Ende des 9. Jh.s belegt werden können, und

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Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg

durch bis ins 14. Jh. fassbare urkundliche Erwähnungen slawischer → Personennamen (zur materiellen Hinterlassenschaft siehe → karantanisch-Köttlacher Kulturkreis). Lit.: M. Mitterauer  : Slawischer und bayrischer Adel am Ausgang der Ka-

rolingerzeit. In  : Car I, 150 (1960), 693–726  ; F. Tremel  : Der Slavenzehent als Quelle der Siedlungsgeschichte. In  : Das östliche Mitteleuropa in Geschichte und Gegenwart. Annales Instituti Slavici I/2. Wiesbaden 1966, 109 ff.; F. Lochner Hüttenbach  : Das vorslawische Element in den Ortsnamen der Steiermark. In  : Österreichische Namenforschung (1976), Heft 1, 9–22  ; H. Wolfram  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Wien/Köln/Graz 1979  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Österreichische Namenforschung- Sonderreihe 2. Wien 1981  ; H. Dopsch  : St. Peter als Zentrum der Slawenmission. In  : Katalog zur Ausstellung  : St. Peter in Salzburg. Salzburg 1982, 60 ff.; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht. In  : Das Romanische in den Ostalpen (Hg. D. Messner). Veröffentlichungen der Kommission für Linguistik und Kommunikationsforschung 15. Wien 1984, 73–93  ; B. Mader  : Die Alpenslawen in der Steiermark, Schriften der Balkankommission 31. Wien 1986. Brigitta Mader

Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg. Der größte Teil von Ost-

tirol war im 6./7. Jh. von → Slawen besiedelt worden. Laut Gründungsurkunde des Stiftes → Innichen bildete entlang der Drau/Drava der Anraser Bach die westliche Grenze slawischer Besiedlung, der linguistische Befund weist jedoch auf die Lienzer Klause (bei Leisach < slawisch *Ľubišachъ zum frühslowenischen ; die wenigen westlich Personennamen *Ľubišь) hin   davon auftretenden slawischen → Ortsnamen sind sekundär und weisen auf Beziehungen ins slawische Gebiet hin, so z. B. Assling < slawisch *asenьnikъ ›Eschengegend‹ (vor der Errichtung einer eigenen Pfarre war Assling nach Dölsach eingepfarrt [< slawisch Lokativ *dьlžachъ, entweder ›bei/an den langen (Feldern)‹ oder vom Einwohnernamen *Dьlže ›Längenfelder‹, zu slawisch dьlgъ ›lang‹]  ; auch dialektologisch finden sich Spuren einer alten Zusammengehörigkeit mit dem Iselraum). Im Osttiroler Gailtal sowie im Villgratenund Winkeltal finden sich ebenfalls keine slawische Ortsnamen (→ Namenkunde). All diese Gebiete wurden von den aus dem Pustertal eingedrungenen Baiern zuerst in Besitz genommen und konnten sich erst später auch im Lienzer Becken festsetzen. Das dichteste Verbreitungsgebiet slawischer Toponyme liegt um Matrei in Osttirol (bis 1921 WindischMatrei [→ Windisch]) sowie im Virgen- (urkundlich Virge, -a zu slawisch *bergъ ›Ufer, Böschung, Abhang,

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Berg‹, woraus dann slow. breg), Debant- (urkundlich Dewin(o) < slawisch *děva + -inъ/-ina/-ino ›Jungfrauengegend‹, nimmt Bezug auf einen alten Jungfrauenkult) und Defereggental (< frühslowenisch *Dobrik’e, Siedlungsname zu einem mit slawisch *Dobr- ›gut‹ beginnenden → Personennamen – alle drei Namen sind also slawischer Herkunft). Auf slawische Ortsnamen stößt man auch im Kalser und Tauerntal. Die Slawen drangen bis in die hintersten Talabschnitte vor und legten Siedlungen an, die noch heute zu den höchstgelegenen Dauersiedlungen zu zählen sind. Im Kalser Tal haben sie romanisches Siedlungsgebiet überlagert (→ Altladinisch), von den rund zwölf Siedlungsnamen des Kalser Tales sind je drei romanischer (Glor, Elleparte und Pradel) und deutscher (Burg, Haslach und Großdorf), aber immerhin sechs slawischer Herkunft (Kals [urkundlich Calce < slawisch kalьcь zu kalъ ›Kot, Schlamm  ; Lache, Pfütze  ; Viehtränke‹, Ködnitz [s. u.], Arnig, Peischlach, Staniska und Lesach). Dazu kommen dann noch zahlreiche Berg-, Hof- und → Flurnamen (→ Vulgoname). Das Verhältnis zwischen den drei verschiedenen Namensschichten in Kals weist darauf hin, dass das romanische Element nur teilweise slawisch überschichtet wurde und sich im oberen und mittleren (fruchtbareren) Abschnitt behaupten konnte (→ Kontinuität). Dies zeigen einige typisch romanische Lautentwicklungen in Namen slawischer Herkunft (z. B. der Lautwandel -t- > -d- im → Bergnamen Foledíschnitz über *voletiščnica ›Ochsenpferch‹ < *volьja tiščьnica) und einige Übersetzungsnamen (z. B. Ködnitz < *kǫtьnica ›Gegend im Winkel bzw. Winkelbach‹ zu slawisch *kǫtъ ›Winkel‹ wie der Nachbarort Glor, urkundlich Ang[u]lar < rom. angulare,im Winkel gelegen‹). Weiters spricht dafür die Tatsache, dass slawische Benennungen vorwiegend in den semantischen Bereichen »Boden­ beschaffenheit« und »Pflanzen« vorkommen, hingegen (v. a.) »Topographie«, »Verkehr und Wege« und »Klima und Witterung« meist romanische Etyma aufweisen, also die typischen Benennungsfelder von bereits Ansässigen. Im unteren Abschnitt konnte sich jedoch das Slawische durchsetzen, bis schließlich beide Sprachen dem Deutschen erlagen (spätestens um 1500). Die Struktur des Kalser Namengutes setzt eine Siedlungskontinuität und Kohabitation aller drei Sprachvölker voraus   : Offensichtlich haben sich die Neuankömmlinge jeweils zunächst dort niedergelassen, wo noch Platz war, ohne die bereits anwesende Bevölkerung zu verdrängen, sie haben hier friedlich nebeneinander gerodet, gewirtschaftet und gelebt. Dass die Slawen nicht

Heinz-Dieter Pohl

Trampitsch, Anton

in menschenleere Gebiete eingewandert und bei ihrer Suche nach einem neuen Wirtschafts- und Siedlungsbereich auch über das Altsiedelland hinausgegangen sind, beweist einerseits die Übernahme vorslawischen Namengutes, andererseits Namen slawischer Herkunft auch in exponierten Lagen (→ Inkulturation). Auch in Osttirol sind die Hofnamen (ursprünglich Lagenamen) auf -nig(g) (< slow. -nik) sehr häufig und wie in Kärnten/Koroška konnte dieses Suffix auch an deutsche Wortstämme treten, z. B. Gatternig, Schusternig, Waldnig(g). In ihrer Funktion entsprechen einander bekanntlich deutsch -er und slawisch -nig (vgl. dt. Moser und slow. Blatnik zu blato ›Moor, Moos‹), und bis zu einem gewissen Grad waren sie austauschbar (vgl. das Nebeneinander der Formen Podawernik und Petawner < slawisch *Pod-avorь-nikъ ›unter dem Ahorn wohnend, Unterahorner‹ in einem Register aus 1385) und sogar kombinierbar (z. B. Eggernig, d. i. dt. Egger + slow. -nik). Später scheint -nig zu einem typischen Kennzeichen für Hofnamen geworden zu sein, wie dies die beiden von deutschen Wortstämmen gebildeten Hofnamen Albernig und Watschgernig zeigen, die auch als Alber und Watscher bzw. Watschgers (Genitiv) ohne die Endung -nig belegt sind. Diese Endung kann auch an romanische Wortstämme treten, z. B. Maratschnigg (zu rom. muracia ›altes Mauerwerk‹). In einem Fall kommt ein auf roman. *runca, -u ›Rodung‹ beruhender Hofname in drei Varianten vor, je einmal »slawisch« Rantschnigg, »deutsch« Rantschner und schließlich romanisch Ranggetin(er) (alle drei in Kals). Nach slowenischen Vorbildern konnte in Flurnamen das aus slowenisch -ica entstandene bzw. ins Deutsche entlehnte -itze(n) auch an rein deutsche Wortstämme treten. Nach Mustern wie Dolize (< slow. Dolica ›(Wiese im) Tälchen‹), Prapernitze (< slow. Praprotnica ›Farnkrautgegend‹) oder Zabernitze ([tsawanitse] < slow. zavernica ›Radsperre‹, also ›steile Gegend, wo man den Wagen abbremsen muss‹) und Politze (zu slow. polje ›Feld, Acker‹) wurde auch Bodenitze (von dt. Boden), Mauritze (von dt. Mauer), Stafflitz und Staffetzle (von dt. mittelalterlich Staffel ›Stufe‹) gebildet. Mit anderen Worten  : ähnlich wie -nig (s. o.) ist auch -itze(n) zu einem produktiven »kategorienbildenden« Element für Flurnamen geworden. – Ein verbreitetes topografisches Lehnwort in Osttirol ist Daber ›Klamm‹ (lokal auch ›abhängiges Wiesenstück, Rain an einem Bach‹ bzw. ›mit Gesträuch bewachsener Fleck, der an den Bach steil angrenzt‹) < slawisch *dъbrъ ›Schlucht‹, slow. deber, daber ›Talschlucht‹ (ein »Osttiroler Reliktwort«).

Nicht wenige Bergnamen sind slawischer Herkunft, z. B. Foledischnitz (s.  o.), Ganimitz(kopf ) (auch Gaminitz) < slawisch *kamenьnica ›Steinberg‹ zu kamy (kamen-) ›Stein‹, Lasörling, urkundl. Lasernik, umgeformtes Frühslowenisch *lazarьnikъ südöstlich der Lasnitzen(alm) (diese zu slawisch lazъ ›Gereut, lichte Stelle im Wald  ; Neuland, neue Wiese‹), Muntanitz (über den Flurnamen Im Muntanitz aufgewanderter Gewässername slawisch mǫtьnica ›Trübenbach‹ in alter Lautung *montĭnica, vgl. die jüngere Entwicklung in Metnitz < Mötnitz, Kärnten/Koroška), Stermetz < slawisch *strьmьcь ›der steile, abschüssige (Berg)‹ (zu strьmъ ›steil, abschüssig‹), (Großer, Kleiner) Zunig < frühslowenisch *zunikъ zu slow. zuni bzw. zunaj ›draußen‹, also etwa ›außerhalb gelegen‹. Auch im Bundesland Salzburg finden sich Toponyme slawischer Herkunft, inbesondere im Lungau, aber auch im Pongau (und sporadisch in Nachbarregionen). So beruht der Name des Lungauer Hauptortes Tamsweg auf einem slawischen Personennamen (*Damešь + -ovikʼe), wie auch Kötschach (-tal, -dorf, Bad Gastein). Einem Kärntner Pogorje/Pogöriach (Finkenstein) entspricht im Lungau ein Begöriach. Im Gasteiner Tal finden wir eine interessante Tautologie  : Böckstein, eine Zusammensetzung aus frühslowenisch *pekʼ ›Ofen  ; Fels‹ (> slow. peč) + Stein (mundartlich für ›Fels‹). Beispiel für einen Bergnamen an der Grenze zu Kärnten/Koroška  : Woisgenkopf (zu slawisch vysokъ ›hoch‹). Lit./Web  : H.-D. Pohl (Hg.)  : Kalser Namenbuch. In  : Österreichische Namenforschung (Sonderband). Wien 2004. – Neubearbeitung vorgesehen, derzeit im Internet unter http://members.chello.at/heinz. pohl/Kals_Register.htm  ; H.-D. Pohl  : Die Ortsnamen slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol (einschließlich einiger Berg- und Gewässernamen). In  : P. Anreiter (Hg.)  : Miscellanea Onomastica (Innsbrucker Beiträge zur Onomastik, Band 7). Wien 2009, 103–134  ; H.D. Pohl  : Die Bergnamen der Hohen Tauern (OeAV-Dokumente Nr. 6). Innsbruck, Österreichischer Alpenverein – Nationalpark Hohe Tauern 2011, 136 S. 2. Auflage.

Heinz-Dieter Pohl

Toponymie, → Toponomastik. Tracht, → Bekleidungaskultur, → Gailtaler Tracht/

ziljska noša, → Volkskultur.

Trampitsch, Anton (Antoine Trampitch, Trampič, * 4.

April 1860 Wegscheide/Razpotje [Köttmannsdorf/ Kotmara vas], † 7. März 1940 Nancy), slowenischer Bierbrauer und Großindrustrieller in Frankreich.

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Trampitsch, Anton

Anton Trampitsch, Foto aus: KMD 2010

Grande brasserie de Champigneulles, Foto aus: KMD 2010

Aus den unvollendeten Memoiren von T. geht hervor, dass T.s Vater Kristijan Trampitsch im Ort Wegscheide/Razpotje 1811 geboren wurde. 100 Meter vom Geburtshaus hatte Napoleon I. im Zuge seiner Feldzüge seinen Generalstab aufgeschlagen und soll den jungen Kristijan öfters in den Arm genommen haben. Kristijan heiratete zwar erst mit 37 Jahren, hatte jedoch trotzdem 14 Kinder. Die ältesten erhielten eine höhere Ausbildung im Lyzeum in Klagenfurt/Celovec, die jüngeren, so auch T. selbst, mussten sich mit der Volksschule begnügen. T. war zunächst lediglich die Landarbeit zugedacht, doch widerstrebte dies dem jungen T. Mit 17 verließ er ohne jegliche finanzielle Mittel und zunächst ohne Wissen seiner Eltern seinen heimatlichen Ort und begann eine Bierbrauerlehre beim Pahatz in Maria Elend/Podgorje. Nach dem Tod seines Vaters ging er in die Bierbrauschule in Mödling bei Wien und war dann in einer Brauerei in Brunn am Gebirge beschäftigt. Weitere Stationen seines Lebensweges waren das tschechische Plzeň (Pilsen) (1883–84) und schließlich das Elsass und Frankreich (→ Binnenwanderung, → Emigration). T. arbeitete zunächst in Brauereien in Lutterbach (bei einem Franzosen, wie T. hervorhebt), Maseveaux, Cravanches (bis Juni 1886), Montbeliard und Chalons sur Marne. Schließlich er-

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warb er 1897 im 6.000-Einwohner-Ort Champigneul­ les in der Lorraine (Lothringen) ein Grundstück für seine künftige Brauerei. Mit Unterstützung von Victor Hinzelin brachte er 1 Million Franc auf und errichtete diese, die später unter dem Namen Grande Brasserie de Champigneulles bekannt wurde. Bereits 1898 wurden dort 25.000 hl Bier gebraut, wobei T. visionär die industrielle Fertigung anstrebte und den Vertrieb durch die Eisenbahn zu nutzen wusste. Der Großteil der Produktion wurde in 200-l-Fässern an Händler geliefert, die teilweise das Bier selbst in Flaschen gossen. 1913 belief sich die Bierproduktion auf 210.000 hl und erreichte so ein in Frankreich bis dahin nie erreichtes Volumen. Mit der Zeit wurde diese Brauerei eine der größten in Europa und Aushängeschild des französischen Bierbrauwesens. Die Brauerei hatte bis zu 1.250 Beschäftigte. 1924 wurde die Arbeitersiedlung Beausoleil errichtet. Im Ersten Weltkrieg belieferte die Brauerei die Front an der Marne und in Verdun und noch während des Krieges wurde in der Schweiz Produktionsmaterial bestellt, das 1918 geliefert wurde. So konnte die Brauerei sofort nach Ende des Krieges Bier ausliefern, während die Konkurrenz noch mit der Reorganisation beschäftigt war. Als T. 1930 erkrankte und sich zurückzog, wurden in Champigneulles 410.000 hl

Armand Trampitsch

Trdina, Janez Straßenschild in Cham­ pigneulles, Foto Lea Colombain

2010. Celovec 2009, 114  ; B. Repet  : Hmelj in slad – božanski hlad, Zgodovina piva na Slovenskem in po svetu. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012. Web  : www.champigneulles.fr/tourisme/la-brasserie, www.africanar tarchives.com/whoswho/search.asp?stage=go&lastname=Trampitsch, www.lorraine-cafe.fr/showthread.php?t=2688 (28. 11. 2012). Bojan-Ilija Schnabl

vgl. ; → Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz   → Kulturgeschichte (= Einleitung, Band 1)  ; → Terminologie. Transkultureller,

Brasserie-Blog

Brasserie

interdisziplinärer

Dialog,

gebraut. Der Zweite Weltkrieg traf das Unternehmen stärker, doch führte René Hinzelin, der Enkel des Translationswissenschaften, → Terminologie. zweiten Gründervaters, nach dem Krieg den Betrieb weiter. Erst 1970 ging die Brauerei in familienfremde Traun, Jurij (Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. KaHände und ging zu Beginn des 21. Jh.s in einem multi- toliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž nationalen Unternehmen auf. pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein T. war zweimal verheiratet. Sein Sohn Armand (18. St. Thomas]. Juni 1890–1970), der 1911 ins Unternehmen eingestiegen war, verkaufte seinen Anteil und ging nach Paris. Trdina, Janez (* 29. Mai 1830 Mengeš [Gorenjska], Nach weiteren Quellen wurde er Kunstsammler und † 14. Juli 1905 Novo mesto), Erzähler, Publizist, Ethbaute eine bemerkenswerte archäologische Sammlung nologe, Historiker. Gymnasiallehrer. auf. Seine Sammlung von Bildern, hauptsächlich aus T. wuchs in einer Bauernfamilie auf und besuchte die dem 17., 18. und 19. Jh., scheint 1979 in einem Verstei- Volksschule in Mengeš und Kamnik (1837–1840), das gerungskatalog vom Auktionshaus Drouot Rive Gauche Gymnasium in Ljubljana (1842–1849). Er studierte an in Paris auf. T.s Tochter Emma Jeanne Gabrielle hei- der Universität Wien Geschichte und Geografie (Lehrratete den Offizier Lucien Laissy und ist in derselben amt) und besuchte dazu auch Lehrveranstaltungen aus Grabstätte wie ihr Vater begraben. klassischer und slawischer Philologie (1850–1853). Er T. selbst war bis zuletzt identitätsbewusster Slo- verdiente sich seinen Unterhalt als Nachhilfelehrer und wene und schrieb in seiner unvollendeten Biografie die erhielt bei Franc Miklošič (→ Miklosich) Aufträge (Kärntner) Orte seiner Jugend in slowenischer Sprache für Schreib- und lexikografische Arbeiten. Früh hatte nieder (→ Identitätsbewusstsein). In Champigneulles, sich T. für nationale und panslawische Ideen begeistert. das dank seines Wirkens eine Hochblüte erlebte, wurde Als Gymnasialprofessor zunächst in Varaždin (1853– der zentrale Platz im Ort nach ihm benannt. Auf fran- 1855) und anschließend bis 1867 in Rijeka konnte zösischen Websites wird er als Slowene aus »Slowe- er diese an seine Schüler weitergeben. Aufgrund von nien« wahrgenommen. Damit ist T., der 1840 auf der Auseinandersetzungen mit Direktor Mažuranić und → Sattnitz/Gure geboren worden war und in jungen eines Skandals wegen T.s Nationalismus und FreiJahren Kärnten/Koroška verließ, auch ein Beispiel einer denkertum wurde er vorzeitig pensioniert und danach slowenischen Identität, die über die regionalen Kärnt- nicht mehr angestellt. Erst 37 Jahre alt, übersiedelte er ner Grenzen hinausreicht (→ Identität, territoriale). nur mit einer bescheidenen Pension ausgestattet nach Das wiederum ist durchaus mit anderen sozial- und Bršljin bei Novo mesto und nach 1871 nach Novo rechtshistorischen Analysen der Zeit und des Raumes mesto, wo er bis zu seinem Tod lebte und sich intensiv konkordant. Er wurde am Friedhof berühmter Persön- der Erforschung und der Beschreibung des Volkslebens lichkeiten Premontre in Nancy begraben. widmete. T. hatte bereits in der Jugendzeit viel gelesen und sich Lit.: A. Ader [e. a.]  : Collection Armand Trampitsch  : ensemble de cadres mit der slowenischen und der Weltliteratur bekannt principalement des XVII., XVIII. et XIX. siècles  : vente à Paris, Drouot gemacht. Er berichtet selbst, dass er alle slowenischen Rive Gauche, 20 avril 1979. Paris 1979  ; B. Maršič  : Izredna življenjska Bücher, derer er habhaft werden konnte, gelesen habe, pot koroškega Slovenca Antona Trampitscha. In  : KMD 2007. Celovec, 120–126  ; B. Maršič  : Še o pivovarnarju Antonu Trampitschu. In  : KMD sei es im Original oder in deutscher Übersetzung. Dazu

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Trdina, Janez

aber auch Schiller, Goethe, Dante, Voltaire, Rousseau, Puškin, Gogol und die antiken Klassiker. Die Volksüberlieferung, Volksmärchen und Volkserzählungen, denen er in der frühen Jugend begegnete, hatten ihn stark beeinflusst. Früh schon hatte sich T. eine liberale Weltanschauung mit aufklärerischen Elementen angeeignet, wobei er vordergründig Misstrauen oder sogar Hass gegen die Feudalherren hegte und einer ausgesprochen nationalistischen Ausrichtung verpflichtet war. Auf seine Grundschulzeit gehen als Motive seines Schreibens die nationale Propaganda und die Opposition gegen die → Deutschtümelei zurück. Unter dem Einfluss von Prof. Martinak im Gymnasium schrieb T. 1847 in deutscher Sprache sein scharfes Pamphlet gegen die Feinde des Volkes Meine Betrachtungen über Krain. Die Märzrevolution löst bei T. Begeisterung aus und er begann sofort, sich in den neuen Zeitungen, die nach der Aufhebung der formalen Zensur 1848 entstanden waren (→ Revolutionsjahr 1848) zu betätigen. In seinen 1849–1850 in der Zeitschrift Slovenija erschienenen Narodne pripovedke iz bistriške doline [Volkserzählungen aus dem Bistrica-Tal] baute er die → Folklore in die slowenische erzählende Prosa ein. 1850 publizierte er in der literarischen Wochenzeitung → Slovenska bčela die historischen Erzählungen Arov in Zman [Arov und Zman], im Ljubljanski časnik die Pripovedka od Glasan-Boga [Die Erzählung vom Gott Glasan], die Pripovedka od zlate hruške [Die Erzählung von der goldenen Birne] sowie auch die Artikelserie Pretres slovenskih pesnikov [Sichtung der slowenischen Dichter]. Darin bewertet er teilweise die Stellung France → Prešerens neu. Er spricht ihm die ästhetische Überlegenheit zu, dem zu der Zeit berühmten Jovan Vesel → Koseski vor allem Verdienste um die nationale Erweckung. In derselben Epoche schrieb T. auf Anregung Karel Dežmans auch Zgodovina slovenskega naroda [Geschichte des slowenischen Volkes]. Sie ist der erste Versuch einer slowenischen Geschichte in slowenischer Sprache. Dieser Aufgabe war der zwanzigjährige enthusiastische Maturant nicht gewachsen. Deshalb wollte er 1866 den Druck des Buches bei der neu gegründeten → Slovenska matica [Slowenische Gesellschaft für Wissenschaft und Kultur] verhindern. Später wollte er eine neue Geschichte schreiben, fertigte viele Exzerpte an, doch konnte er den Plan nicht ausführen. T.s frühe Schaffensepoche wird gekennzeichnet durch begeistertes nationales Engagement, eklektisches Mischen historischer, folkloristischer und mythologi-

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scher Elemente und Verwischung von Genregrenzen. Zwischen literarischen und wissenschaftlichen Texten gibt es keine klare Trennlinie. Diese Charakterzüge bleiben auch für sein Spätwerk, das mit seiner Pensionierung einsetzt, kennzeichnend, hatte T. doch während seiner Dienstzeit in Varaždin und Rijeka keine bedeutenderen Texte verfasst. In Novo mesto begann T. zunächst seine offenherzige Autobiografie zu schreiben Spomini [Erinnerungen  ; erschienen erst 1946–1948]. Daneben befasste er sich mit der umfassenden ethnografischen Beschreibung der Bevölkerung der Dolenjska (vieles im handschriftlichen Nachlass). Er verzeichnete und beschrieb alles, was er sah und erlebte, und bereits in den 1870er-Jahren verfasste er nach dem Vorbild des russischen Ethnografen S. V. Maksimov handschriftliche Bilder und Erzählungen aus dem Volksleben. Auf Einladung von Fran → Levec begann T. 1881 seine Mitarbeit im → Ljubljanski zvon und publizierte bis 1888 seine Verske bajke na Dolenjskem [Religiöse Sagen in Unterkrain] und die Bajke in povesti o Gorjancih [Sagen und Erzählungen über die Gorjanci]. Er schrieb zunächst kurze, stilistisch präzise gesetzte Geschichten mit hauptsächlich mythologischem und fantastischem Charakter. Nach und nach werden es längere, weniger übersichtliche Texte, gespeist aus dem zeitgenössischen Leben und aus der Politik. Die Angriffe vonseiten der Deutschen, der → Deutschtümler und Katholiken auf T. und den Ljubljanski zvon steigern sich (im Wiener Parlament kam die Angelegenheit zur Sprache) und Levec musste ab der 41. von geplanten 100 Sagen von der Veröffentlichung absehen. In der Zeitschrift Slovan erschienen 1887 T.s Hrvaški spomini [Kroatische Erinnerungen]. Sie lösten ebenfalls einen Skandal aus, der den Ruin der Zeitschrift bewirkte. Erneut zog sich T. bis 1900 aus der Öffentlichkeit zurück. Im Jahre 1900 unterzeichnete er mit dem Verleger Schwentner in Ljubljana einen Vertrag für alle seine gedruckten und ungedruckten Werke. Der erste Band der Zbrani spisi [Gesammelte Schriften] mit dem Titel Bahovi huzarji in Iliri [Bachs Husaren und die Illyrer] erschien 1903 (Herausgeber Anton → Aškerc). T. schrieb seine kroatischen Erinnerungen neu. In den übrigen 11 Büchern erschien die Mehrzahl seiner publizierten und nicht publizierten Sagen und Erzählungen, meist posthum. Im Ljubljanski zvon veröffentlicht T. in seinem letzten Lebensjahr eine kürzere Autobiografie Moje življenje [Mein Leben]. T.s umfangreicher handschriftlicher Nachlass ist bis heute nicht vollständig bearbeitet und

Treiber, Franc

bereitet Probleme bei der Herausgabe, denn er enthält viele fragmentarische Schriften, Notizen und Exzerpte, die nicht für den Druck vorbereitet waren. Zum Großteil ist es in den Zbrani spisi (1946–1959) enthalten. Die ersten beiden Bücher beinhalten erstmals die Spomini, die zu Beginn des 20. Jh.s Ivan → Cankar gelesen und hoch geschätzt hat. Das ethnografische Material in 27 Heften umfassten die drei Bände Podobe prednikov [Bilder der Vorfahren] (1987). Unveröffentlicht geblieben ist aber das Material »Russica«, die langjährigen Notizen zu einem Buch über das russische Reich. Werke  : Pretres slovenskih pesnikov. In  : Ljubljanski časnik (1850)  ; Zgodovina slovenskega naroda. Ljubljana 1866  ; Zbrani spisi. 10 Bd. (Hg. E. Kristan.) Ljubljana 1903–1912  ; Zbrano delo. 12 Bd. (Hg. J. Logar.) Ljubljana 1946–1959  ; Podobe prednikov. Ljubljana 1987  ; Zapiski Janeza Trdine iz obdobja 1870–1879, I–III. Ljubljana 1987. Lit.: SBL  ; ÖBL  ; EJ  ; LPS  ; ES  ; OVSBL. – J. Logar  : Trdinovo literarno delo v letih 1870–1880. In  : JiS 3/4–5 (1957–1958)  ; ZSS III (1961) passim  ; V. Novak  : Janez Trdina – etnolog. In  : V. Novak  : Raziskovalci slovenskega življenja. Ljubljana 1986  ; M. Dović (Hg.)  : Janez Trdina med zgodovino, narodopisjem in literaturo. Novo mesto 2005  ; A. Bjelčevič (Hg.)  : Zastavil sem svoje življenje. Mengeš 2005  ; G. Kocijan  : Kratka slovenska proza od Trdine do Kersnika. Ljubljana 1983.

Marijan Dović  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Trdnjava [Festung], slowenischer politischer Verein

in Klagenfurt/Celovec 1869–1875. Gegründet wurde der Verein auf Initiative des liberalen Lokalpolitikers und → Bürgermeisters von Hohenthurn/Straja vas Ferdo → Wiegele (Vigele). Vorsitzende waren Albin Poznik, Janez Krasnik und ab 1874 Matija → Majar-Ziljski, Sekretär war Wiegele. Das wichtigste Thema, über das bei der Gründungversammlung diskutiert wurde, waren die → Tabor-Versammlungen. Auf der Generalversammlung 1871 wurde das Programm des Jugoslawischen Kongresses vom Dezember 1870 angenommen. In zwei Petitionen forderte die T. ethnisch ausgerichtete Verwaltungs- und Gerichtsbezirke sowie ein voll ausgebildetes Schulsystem mit einer autonomen Schulverwaltung (→ Zedinjena Slovenija, → Germanisierung, statistische, → Schulwesen). Diese Forderungen wurden von den Teilnehmern der TaborVersammlung in Oberwuchel/Zgornja Buhlja bei Grafenstein/Grabštanj übernommen. Im September 1874 überreichte Andrej → Einspieler dem juridisch-politischen Ausschuss des Kärntner Landtages 42 Petitionen der T. mit der Forderung nach Stenografischen Protokollen in slowenischer Sprache, nach slowenischer Unterrichtssprache in Schulen, nach einem slowenischen → Landesgesetzblatt, nach Beamten mit Slowe-

nischkenntnissen sowie nach Slowenisch als → Amtssprache vor Gerichten und Finanzämtern. Der Landtag verweigerte die Behandlung der Petitionen. Quellen  : Stenographische Protokolle der vierten Session der vierten Landtagsperiode des kärntnerischen Landtages zu Klagenfurt. Vom 15. September bis 14. Oktober 1874, S. XV und 6. Sitzung am 29. September 1874, S. 141–143. Lit.: ES (A. Malle). – J. Pleterski   : Narodna politična zavest na Koroškem. Ljubljana 1967  ; A. Malle  : Tabori na Koroškem. In  : ZČ 41 (1987) 599–622  ; W. Drobesch  : Vereine und Verbände in Kärnten (1848–1938). Vom Gemeinnützig-Geselligen zur Ideologisierung der Massen. Klagenfurt 1991  ; W. Drobesch  : Das slowenische Vereinswesen in Klagenfurt 1848–1938. Nationale Selbstbehauptung und Assimilation der Slowenen im städtischen Bereich. In  : ÖOH 33 (1991) 426–465  ; W. Drobesch  : Vereinswesen und nationale Frage 1914–1999 – Regionale Schwerpunktbildungen und Breitenwirkung. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 185–214  ; A. Malle  : Vereine in Kärnten. In  : H. Rumpler, P. Urbanitsch (Hg.)  : Die Habsburgermonarchie 1848–1918. 8/1  : Politische Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft. Wien 2006, 451–501.

Avguštin Malle  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Trehtar, Ignacij, vulgo Bauhnarjev (Aich/Dob), Kul-

turaktivist, → Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg].

Treiber, Franc (* 22. Juni 1863 Faak am See/Bače [Fin-

kenstein/Bekštanj], † 12. November 1948 Topolšica [Šoštanj, Štajerska]), Priester, Pädagoge. Nach dem Theologiestudium am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec wurde T. am 22. Oktober 1885 zum Priester geweiht. Er war Kaplan in → Eisenkappel/Železna Kapla (1886) und Camporosso/Saifnitz/ Žabnice (1887), Provisor in → Arnoldstein/Podklošter (1888) und anschließend bis 1894 Kaplan der Stadtpfarre St. Egid in Klagenfurt/Celovec. Ab 1894 war T. Vorstadtpfarrer von St.  Ruprecht/Šentrupert bei → Völkermarkt/Velikovec. 1909 wurde er zum fürstbischöflichen geistlichen Rat ernannt. Nach der → Volksabstimmung 1920 musste er wie zahlreiche andere slowenische Priester Kärnten/Koroška verlassen (→ Vertreibung 1920), er wurde Pfarrer in der Diözese Maribor. T. erwarb sich große Verdienste um die → Narodna šola, die private slowenische Volksschule in St.  Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu. Er war Ausschussmitglied der 1893 gegründeten Zweigstelle der Bruderschaft → Družba sv. Cirila in Metoda

1367

Treiber, Franz

in → Völkermarkt/Velikovec und bewog die Vereinsleitung in Ljubljana, ein Grundstück zum Bau einer slowenischen Volksschule in St. Ruprecht/Šentrupert zu erwerben. Am Bau beteiligten sich durch die materielle Unterstützung und aktive Arbeit zahlreiche Pfarrmitglieder   ; das Gebäude wurde 1896 fertiggestellt. Nach der Genehmigung zur Eröffnung durch den Kärntner Landesschulrat (9. Oktober 1896) wurden auf T.s Wunsch die → Schulschwestern (Šolske sestre) aus Maribor mit der Leitung der Schule betraut. Die Eröffnung fand am 25. Oktober 1896 statt. Gegen Ende des Schuljahres 1900/1901 wurde T. vom Unterrichtsministerium zum Schulleiter ernannt, er selbst unterrichtete Religion. Nach dem Bau eines Turnsaales 1904 wurde die Schule auch zum Veranstaltungszentrum für die lokalen Kulturorganisationen. 1910 konnte T. ein weiteres Grundstück ankaufen, das den geordneten Betrieb einer Haushaltsschule ermöglichte  ; hier unterrichtete neben T. u. a. auch der spätere Landtagsabgeordnete Franc → Petek. Der Erste Weltkrieg und die → Grenzkämpfe 1919–1920 brachten die Narodna šola an den Rand ihrer Existenz. T. floh 1919 unter dramatischen Umständen vor der Volkswehr, die Schule wurde vollkommen ausgeräumt und schwer beschädigt, die Schulbibliothek vernichtet. Nach der Besetzung Völkermarkts durch jugoslawische Truppen kehrte T. mit einigen Schulschwestern nach St. Ruprecht/Šentrupert zurück (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Nach der Volksabstimmung musste er jedoch Kärnten/Koroška verlassen. Er reichte beim Gurker Ordinariat um seine Entlassung ein und stellte sich der Diözese Maribor zur Verfügung, die ihm die Pfarre Šmiklavž bei → Slovenj Gradec übergab. Aus gesundheitlichen Gründen zog sich T. in seinen letzten Lebensjahren nach Topolšica bei Šoštanj zurück, wo er im Alter von 85 Jahren starb.

T. studierte von 1830–1834 Theologie. Zu jener Zeit war Anton Martin → Slomšek Spiritual im → Priesterseminar von Klagenfurt/Celovec. T. feierte 1833 seine Primiz. Er pflegte Kontakte mit Andrej und Lambert → Einspieler sowie Anton und Valentin → Janežič. Umgeben von Mentoren und Freunden wie Slomšek, den Einspielers und Janežičs begann er selbst Lieder zu schreiben, so z. B. En mav postojmo [Bleiben wir ein wenig stehen], Bratec moj predragi [Mein liebster Bruder] oder Temna noč bo minila [Die dunkle Nacht wird vergehen]. Am bekanntesten ist jedoch T.s Lied Nmav čriəz izaro [Ein wenig über’n See], das den Faaker See/Baško jezero nahe seines Geburtshauses in Faak am See/Bače besingt und quasi als Hymne der Kärntner Slowenen gilt. In St.  Jakob/ Šentjakob gründete T. einen Gesangsverein, den er über 30 Jahre leitete. Neben Valentin Janežič war T. einer der Hauptprotagonisten bei der Gründung der ersten slowenischen Darlehenskasse 1872 in St.  Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu (Posojilnica Šentjakob). Unter den Gründungsmitgliedern war damals auch Jakob Knaflič, Kaplan in St.  Jakob/Šentjakob, der später Pfarrer von Latschach ober dem Faaker See/Loče ob Baškem jezeru werden sollte und 1886 die slowenische Darlehenskasse in Latschach (Bekštanjska posojilnica v Ločah) gründete (→ Genossenschaftswesen). Quellen  : ADG, Personalakte Treiber Franz sen.; Pfarrchronik St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu. Lit.: SBL  ; OVSBL. – V. Mirt  : N’mav čriez izaro. In  : KMD (1986) 84–86  ; I. Virnik  : Franc Treiber – ob 180-letnici rojstva. In  : KMD (1990) 144–145  ; S. Trießnig  : Ob 200-letnici rojstva »Baškega slavčka« – Franca Treiberja. In  : KMD (2009) 49–50.

Simon Trießnig

Tribuč, Janez (Kulturaktivist), → Škocjan, Slovenska

Quellen  : ADG (Personalakte Franz Treiber)  ; NŠAMb (kartoteka

krščanska-socialna čitalnica [Slowenischer christlichsozialer Leseverein St. Kanzian].

Lit.: SBL. – Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 423–433  ; V. Mirt  :

Triest → Trieste/Trst/Triest/Triest.

duhovnikov, Franc Treiber).

N’mav čriez izaro. In KMD (1986) 84–86  ; I. Virnik  : Franc Treiber – ob 100-letnici rojstva. In  : KMD (1990) 144–145  ; Koroška provinca šolskih sester (Hg.)  : 100 let Št. Ruperta. 100 Jahre St. Ruprecht. Celovec 1996. Simon Trießnig

Treiber, Franz (Franc, Franc Saleški, * 29. Jänner 1809

Faak am See/Bače [Finkenstein/Bekštanj], † 24. Oktober 1878 St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu) Priester, Kulturschaffender, Liedschreiber.

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Trieste (ital.), Trst (slow.), Triest (dt.), Triest (friul.), Tergeste (lat.), Stadt an der nördlichen Adria zwischen dem Golf von Triest (it. Golfo di Trieste, slow. Tržaški zaliv) und dem Karst (it. Carso, slow. Kras). Die Stadt bildete sich am westlichen Hang des Hügels von San Giusto/sv. Just. Die slowenische Präsenz in der Stadt reicht ins 7. Jh. zurück. Von 1382 bis 1918 war Trieste/ Trst/Triest unter habsburgischer Krone. Die Stadt be-

Franc Treiber jun.

Trieste

Ansichtskarte des slowenischen Arbeitervereins in Trieste/Trst/Triest,1907 Trieste/Trst/Triest, Ansichtskarte 1905

gann sich demografisch und wirtschaftlich nach der Erhebung zum Freihafen durch Kaiser Karl VI. 1719 zu entwickeln. Maria Theresia erweiterte 1769 die Zollerleichterungen auf die ganze Stadt. Gegen Ende des 18. Jh.s erhielt die Stadt auch ein neues Aussehen. Mit der Regulierung der Wasserläufe und der Entstehung der sog. Neustadt wanderten mehr Menschen zu, u. a. Slowenen. Trieste/Trst/Triest wurde zu einem bedeutenden Handels- und Wirtschaftszentrum, das Menschen von überall anzog. So siedelten sich Beamte aus den unterschiedlichen Teilen der Monarchie in der Stadt an oder wurden hierher versetzt (→ Beljaško omizje/Villacher Kreis in Triest). Die Stadt war auch Migrationszentrum insbesondere für die Gailtaler Slowenen (→ Binnenwanderung  ; → Aleksandrinke [Alexandrinerinnen], → Schnabl, Franc sen.).

1850 wurde die Stadt auch reichsunmittelbar und hatte eine weitreichende Verwaltungsautonomie. Die regierende italienisch-liberalnationale Partei nutzte dies, um den italienischen Charakter der Stadt zu stärken und ermöglichte den Slowenen öffentliche Schulen nur in den Außenbezirken, wo die slowenische Präsenz offensichtlich war. Zwischen der liberal orientierten Mehrheit im Stadtrat und der Kirche, die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges von slowenischen Bischöfen geführt wurde, fand in dieser Zeit der sog. Triestiner »Kulturkampf« statt. Die Triestiner Slowenen wurden im Reichsrat von zwei Abgeordneten vertreten, Ivan Nabergoj (von 1873 bi 1897) und Otokar Rybář (von 1907 bis 1918), die gleichzeitig auch die Bestrebungen der übrigen Slowenen der Monarchie unterstützten. Über die Lage der Kärntner Slowenen berichtete umfassend und regelmäßig die Triestiner Zeitung Edinost [Einheit] (1876–1928). Den Triestiner Slowenen bzw. dem politischen Verein Edinost [Einheit] gelang es 1911, die Revision der Volkszählung von 1910 wegen offensichtlicher Unrichtigkeiten durchzusetzen. Die Stadt hatte damals in absoluten Zahlen die größte Zahl slowenischer Bevölkerung im Vergleich zu allen anderen slowenischen Städten bzw. solchen mit slowenischem Bevölkerungsanteil (56.000 Slowenen). Das slowenische Schulwesen in der Stadt entwickelte sich wie in den übrigen slowenischen Kronländern der Monarchie dank der Bemühungen der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein], die Kindergärten und auch die erste slowenische Privatschule in Trieste/Trst/Triest 1888 gründete. Diese bestand bis zur sog. Gentili-Reform 1923, die im Grunde zur Auflösung des slowenischen Schulwesens in Italien führte. Der Höhepunkt der slowenischen Präsenz in Trieste/ Trst/Triest in der Vorkriegszeit war 1904 die Eröffnung des Narodni dom [Volkshaus, slowenisches Kulturzentrum]. Das Gebäude war im Zentrum der Stadt, beherbergte verschiedene slowenische Organisationen und war gleichzeitig das Zentrum des slowenischen gesellschaftlichen Lebens in Trieste/Trst/Triest. Die Brandlegung durch italienische Faschisten am 13. Juli 1920 führte gewaltsam zur Einstellung u. a. des slowenischen Theaters. Gleichfalls Ziel von Übergriffen waren die slowenischen wirtschaftlichen Einrichtungen der Slowenen. Der Druck auf die slowenische Volksgruppe wurde zusehends heftiger, damit aber auch ihr Widerstand gegen das faschistische Regime. Der antifaschistische Widerstand der Slowenen im Küstenland (Primorska) begann bereits in den 1920er-Jahren. Unter

1369

Triglav

den Organisationen dieser Zeit ist besonders → TIGR zu erwähnen (TIGR = Trst (Trieste/Triest), Istra (Istrien), Gorica (Gorizia/Görz) und Reka (Rijeka/Fiume). Lit./Web  : ES. – Storia Cronografica Di Trieste Dalla Sua Origine Sino All’anno 1695 del Canonico D. V. Scussa Triestino, Cogli Annali Dal 1695 Al 1848 del Proccuratore Civico Cav. Pietro Dott. Kandler. Testi manoscritti che si conservano nell’ archivo diplomatico di Trieste. Ora pubblicati per graziosa concessione del magnifico podestà Stefano Nob. De Conti. Prima edizione curata da F. Cameroni. Trieste 1863  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, insb. in Kap. 5 die Ideologie des freien Weges zur Adria  : »Die Ideologie der ›deutschfreundlichen Slowenen‹ bzw. ›Deutschtümler nach dem Jahre 1873‹«, 226–266  ; P. Rustja  : Med Trstom in Dunajem  : Ivan Nabergoj v avstrijskem državnem zboru (1873–1897). Trst, Ljubljana 1999  ; N. Troha  : Komu Trst, Slovenci in Italijani med dvema državama. Ljubljana 1999 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :956)  ; P. Rustja  : Otokar Rybář v dunajskem parlamentu. Trst, Ljubljana 2001 (1. del), 2003 (2. del)  ; B. Gombač  : Trieste – Trst  : zwei Namen, eine Identität – Spaziergang durch die Historiographie der Stadt Triest 1719–1980. Aus dem Slowenischen übersetzt von Katja Sturm-Schnabl. St. Ingbert 2002  ; R. Cossutta  : Slovenizmi v italijaskem tržaškem narečju. Koper 2011.

Peter Rustia  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Triglav (Gottheit), → Inkulturation  ; → Klagenfurter

Feld/Celovško polje (Dreikopfstein vom Magdalensberg/Štalenska gora).

Triglav (Verein), → Graz  ; → Zwitter, Davorin. Trojanšek,

Franja

→ Frauenliteratur.

→ Strauss,

Ivan  ;

(Ps. Zorana), Schriftstellerin,

Trošt, Jože (Ludmannsdorf/Bilčovs), Liedschreiber

um 1936, → Liedersammlung, handschriftliche.

Trstenjak, Davorin (Ps. Epiharmos, Borko vlastelin,

Kralovski, D-n, D. T-k, Dalibor, Davorin [Davor cf. Mars], E., ’Έπιχαρμος, Ilir ili Slavjan iz Štajera, Juste milieu, M. T., p. Kralovski, Štajerski rešetar, Vicko Dragan, Vitomar, anon, pisec Vesti iz Štajera, iz Ptuja, od Drave, od Voglajne, u.a.m., * 8. November 1817 Kraljevci [Sv. Jurij ob Ščavnici, Štajerska], † 3. Februar 1890 Stari Trg [Slovenj Gradec]), Schriftsteller, Mythologe, Etymologe, Historiker, liberalkatholischer Publizist, erster Leiter des slowenischen Schriftstellervereins, Geistlicher. T. studierte Theologie in Graz, wurde 1844 zum Priester geweiht und wirkte als Kaplan und Pfarrer in mehreren Städten in der Steiermark/Štajerska und in

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Kärnten/Koroška. 1850–1861 war er Lehrer am slowenischen Gymnasium in → Maribor, wo er das Slowenische als Unterrichtssprache favorisierte und entlassen wurde. Zuvor hatte er in Zusammenarbeit mit Matija Matjašić eine slowenische Bibliothek an der Lehranstalt aufgebaut. Im Zuge der slowenischen Wiedergeburtsbewegung (→ Preporod) und der Märzrevolution 1848 (→ Revolutionsjahr 1848) engagierte sich T. stark für die Erstellung eines nationalen slowenischen Programms, beteiligte sich an der Unterschriftensammlung für ein Vereintes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) und für eine Angliederung der steirischen Slowenen an die Diözese → Lavant/Lavantinska škofija. In Maribor rief T. die Zeitschrift Zora für Unterhaltung, Wissenschaft und Kunst (1872–1878, Janko → Pajk) und ihre wissenschaftliche Beilage Vestnik ins Leben, unterstützte nebenher andere kulturproduktive Stätten

Ansichtskarte mit dem Narodni dom in Trieste/Trst/ Triest (1904–1920), 1910 Triest, Ansichtskarte Mandracchio-Quai und LLoyd, 1918

Trta, Katoliško slovensko izobraževalno društvo

Davorin Trstenjak, vor 1890

Trstenjak, Raziskavanja na polji staroslovanske zgodovine

KS, 30. 11. 1927 KS, 13. 2. 1935

Trta

Štajerskem [Beiträge zur geistigen Wiedergeburt der Slowenen in der Steiermark] (1872) im Feuilletonteil der Zeitschrift Zora. T. korrespondierte mit zahlreichen Fach-Zeitschriften und Zeitungen, darunter Slovenija, Novice, → Slovenska bčela, → Slovenski glasnik, Slovenski Narod, Südslawische Zeitung u. a. m. (→ Publizistik). Im → Kres etwa, dessen Mitbegründer er war, publizierte er einige kürzere sprachwissenschaftliche und ethnologische Texte (slowenische → Lehnwörter im Kärntner- bzw. Tiroler-Deutsch, → Namenkunde, slowenische Hügelgräber u. Ä.), Rezensionen und Studien zur Geschichte der ehemaligen Provinz Slovenj Gradec (Zgodovinske črtice o nekdanji provinciji Windischgraz). Werke/Web  : J. Sket  : Kres. Leposloven in znanstven list. I.–V. letnik. V

Celovci 1881–1885  ; www.freewebs.com/raziskovalec/trstenjak.htm (2. 5. 2011). Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – A. Fekonja  : Davorin Trstenjak, slovenski pisatelj  : Ob petdesetletnici njegovega književnega delovanja. V Ljubljani 1887  ; J. Pajk  : Davorin Trstenjak kot človek. In  : Ljubljanski zvon 14 (1894) 8, 523–717  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 3. [Ljubljana] 1896, 136–142  ; J. Glonar  : Davorin Trstenjak (1817– 1890)  : Ob stoletnici njegovega rojstva. In  : Slovan 1908, 266–278  ; D. Lončar  : K Prijateljevi kulturni in politični zgodovini Slovencev 1848– 1895. In  : ZČ 1950, 188–192  ; M. Vončina  : Davorin Trstenjak (1817– 1890). Prispevek k bibliografiji. In  : Koroški zbornik 1995, 134–143. Maja Francé

Trta, Katoliško slovensko izobraževalno društvo

wie das Theater und initiierte die Gründung des ersten [Katholischer slowenischer Bildungsverein Trta], geslowenischen PEN-Klubs. Selbst verfasste er humoris- gründet am 10. März 1907 für Sittersdorf/Žitara vas und Umgebung zur Festigung der slowenischen Identische sowie novellistische Schriften, schrieb zunächst tität. Initiatoren waren u. a. der spätere langjährige Verromantisch-heimatliebende, dann im Zuge des → Ileinsvorsitzende Jožef Rutar, der Sittersdorfer Pfarrer lyrismus serbokroatisch-slowenische mischsprachliche Valentin Weiss sowie Jožef Kurat, der auch den NaGedichte. Selbst wenn T. seinerzeit zu den produktivsmen des Vereins vorgeschlagen haben soll. Der Name ten Autoren von wissenschaftlichen Arbeiten zählte, Trta [Weinrebe] bezieht sich auf den für Sittersdorf/ fiel auf, dass es ihm an einem akademischen HinterŽitara vas typischen Weinbau, der damals in Kärngrund mangelte. Er war einer der radikalsten Verfechter ten/Koroška einzigartig war. Zum ersten Vorsitzenden der autochthonen Theorien, welche die Slowenen zum wurde der Arbeiter Jurij Bohničar aus Weinberg/ViUrsprungsvolk im heutigen slowenischen Bevölke- nogradi gewählt, der den Verein bis 1913 leitete. Ihm rungsgebiet aus prähistorischer Zeit deklarierten, und folgte in dieser Funktion bis zur zwangsweisen Auflöstärkte damit das nationale Bewusstsein der Slowenen, sung 1941 Jožef Rutar nach. Die Mitglieder stammv. a. in den sog. Randgebieten. Obwohl seine diesbezüg- ten aus der gesamten Pfarre Sittersdorf/Žitara vas, und lichen Abhandlungen einige Anhänger fanden, galten bereits bei der Gründung 1907 traten 44 Mitglieder sie in wissenschaftlichen Kreisen als dilettantisch und dem → Kulturverein bei. Der Verein hatte auch eine wurden spätestens vom Historiografen Franc → Kos Vereinsbibliothek. Diese war zunächst im Sittersdorfer wiederlegt (→ Kontinuität). Weiters erstellte T. Auf- Pfarrhof untergebracht. Im Jahr 1910 wurde mitten in sätze zur Geschichte sowie zur politischen Benachtei- Sittersdorf/Žitara vas die kleine Gastwirtschaft vulgo ligung Sloweniens und publizierte seine Erinnerungen Kajšel angekauft. Das alte Gebäude wurde abgerissen Prineski k zgodovini dušnega prerojenja Slovencev na und mit Spendenaufrufen der Neubau des Društveni

1371

Trubar, Primož

dom [Vereinsheim] (später Narodni dom [Volksheim]) ermöglicht. Am 23. Juni 1912 wurde der Neubau eingeweiht und eröffnet. Im Društveni dom führte der langjährige Vereinsvorsitzende Jožef Rutar ein Lebensmittelgeschäft und ein Gasthaus. Das Haus war Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Pfarre Sittersdorf/Žitara vas. Dort fanden neben Theateraufführungen und Bildunsgveranstaltungen auch zahlreiche Hochzeiten statt. Während des Ersten Weltkriegs ruhte das Vereinsleben und im Jahr 1919 wurde das Vereinshaus von der Volkswehr geplündert. 1921 wurde die Vereinstätigkeit mit großer Intensität wieder aufgenommen. Herzstück waren Laientheateraufführungen, an denen zahlreiche Einheimische mitwirkten (→ Laienspiel, → Theater). In der Regel wurden jährlich rund drei Theaterstücke einstudiert, die in der Folge auch in den Nachbargemeinden aufgeführt wurden (→ Zarja, Katoliško slovensko izobraževalno društvo). In der ersten Hälfte der Dreißigerjahre tat sich als Organisator und Schauspieler insbesondere der spätere Landtagsabgeordnete Albert → Breznik, der Verwalter beim Drobež-Anwesen war, hervor. Die Theateraufführungen waren in der Regel mit einem Bildungsvortrag kombiniert. Mit Kriegsbeginn forderten die Nazis vom Verein die Übergabe der Hausschlüssel zum Vereinshaus und die slowenischen Bücher. Der gesamte, ansehnliche Bücherbestand wurde in der Folge von den Nazis vernichtet. Mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Jugoslawien 1941 wurde jedwede slowenische Vereinstätigkeit verboten und der Verein behördlich aufgelöst. Der langjährige Vereinsvorsitzende Jožef Rutar wurde, ähnlich wie weitere Proponenten der slowenischen Volksgruppe aus der Gemeinde Sittersdorf/Žitara vas, verhaftet. Er wurde kurz vor Kriegsende in Stein an der Donau von den Nazis ermordet. Nach dem Krieg wurde der Verein unter dem Namen Slovensko prosvetno društvo Trta [Slowenischer Kulturverein Trta] wiedergegründet. Quellen  : Milka Sienčnik, geb. Rutar  : Spomini. Življenje družine Jožefa in Ursule Rutar iz Žitare vasi. Dobrla vas 1999 (MS). Lit.: S. Rutar  : Spomini na prosvetno delo v Žitari vasi. In  : KSK. Celovec 1959, 94–97  ; S. Wakounig  : Uspehi in udarci v zgodovini SPD »Trta« v Žitari vasi. In  : KK 1979. Celovec 1978, 154–158  ; Slovensko prosvetno društvo Trta (Hg.)  : 100 let – Jahre Slovensko prosvetno društvo TRTA. Žitara vas 2007. Web  : www.trta.at (8. 9. 2012).

Karel Hren

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Trubar, Primož (Truber, Primus, * 8. Juni 1508 Rašica

[Velike Lašče, Dolenjska], † 28. Juni 1586 Derendingen), Autor, Übersetzer, Schriftsteller, Theologe, Seelsorger, Komponist, Dichter, Historiker, Sprachwissenschaftler, Verleger, Pädagoge, Mentor, Mäzen. T. ist der Autor des ersten slowenischen gedruckten Buches und der ersten slowenischen Notendrucke und zahlreicher weiterer Textsorten sowie essayistischer Texte und der ersten Kirchenordnung in slowenischer Sprache, die auch für die Kärntner Slowenen bestimmt war. Er erhielt seine Ausbildung in Rijeka (Fiume) (1520–1522), → Salzburg (1522–1524), in → Trieste/ Trst/Triest bei Bischof Pietro Bonomo (1524–1528) und an der Universität Wien (15. April 1528 immatrikuliert als P.T. ex Aursperg). 1530 durch Bonomo zum Priester geweiht, wurde T. als slowenischer Prediger an die Domkirche Sv.  Nikolaj in → Ljubljana berufen. Dort fand er einen Kreis reformbereiter Kleriker und Laien vor, deren kritische Haltung gegenüber Aberglauben und Wallfahrtspraxis er vertiefte (→ Wallfahrt). 1540 musste er erstmals fliehen, er zog sich nach Trieste/Trst/Triest zurück und widmete sich als bischöflicher Sekretär dem Studium der reformatorischen Schriften Calvins. 1542 von Bischof Franz Katzianer als Domherr in Ljubljana ernannt, wurde er dessen persönlicher Beichtvater und nach dessen Tod Erbe einer beachtlichen Zahl reformatorischer Schriften. Als dessen Nachfolger Bischof Urban Textor gegen die reformatorischen Mitglieder des Domkapitels vorging, entzog sich T. 1547 durch Flucht der Verfolgung und ging nach Deutschland. Zunächst in Rothenburg o. T. als Prediger tätig, heiratete T. die aus → Krain/Kranjska stammende Barbara Sitar, mit der er vier Kinder hatte. 1553 wurde er als

KUMST in Sittersdorf/Žitara vas, Zeugnis einer hundertjährigen Tradition des Vereins Trta, Foto Franc Kukovica

Trubar, Primož

Primož Trubar, Kupferstich von Jakob Lederlein, 1578

Kozma Ahačič, 2013

T., eine umfassend humanistisch gebildete PersönPfarrer in die Freie Reichsstadt Kempten berufen, er verfasste eine Kirchenordnung, die den Einfluss Wit- lichkeit, ist die herausragende Zentralfigur des slowetenbergs erkennen lässt. Hier kommt es zur Begegnung nischen protestantischen Kulturschaffens nach dem mit dem ehemaligen Bischof von Koper/Capodistria, Vorbild Erasmus’ von Rotterdam. Seine beiden Pietro Paolo Vergerio, der ihn zum Übersetzen der ersten Bücher Catechismus und Abecedarium (1550), die Hl. Schrift in die südslawischen Sprachen anregte. In er in Tübingen in gotischer Schrift in einer dem sloweder Folge veröffentlichte T. 1555 vier Bücher in latei- nischen Sprachsystem angepassten vereinfachten deutnischer → Schrift, die noch zu seinen Lebzeiten viele schen Orthografie drucken ließ, und sein letztes Buch Änderungen erfuhren   : Neuauflage von Abecedarium (Hishna Postilla, 1595, die Hauspostillen Luthers, von und Catechismus, Evangelium des Heiligen Matthäus, ein T.s Sohn Felician postum veröffentlicht), stellen MeiGebet der Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt lensteine des protestantischen literarischen Schaffens werden. Letzteres ist zu Unrecht mit »Vergerius« un- überhaupt dar. Nach 1555 erschienen seine Bücher in lateinischer terzeichnet. Trotz solcher und anderer Konflikte, welche die Zusammenarbeit zwischen ihnen belasteten, Schrift, der Catechismus 1555 ist mit den Initialen kam es 1565 am Sterbebett von Vergerio, dem T. den N. V. T. unterschrieben  : Negri, Vergerius, Trubar. letzten Trost erwies, zur Versöhnung. Auf Basis der Dialekte des kulturellen Zentrums T. wird die Leitung der von Hans → Ungnad von Ljubljana, an der Grenze der Gorenjska und der DolenSonneck im Amandushof in Urach gegründeten »Win- jska (Ober- und Unterkrain), begründete T. die slowenidischen, Chrabatischen und Cirulischen Trukherey« sche Schriftsprache, die überdialektal und normativ war übertragen (→ Windisch), wo zwischen 1561 und sowie in der Lage, alle Bereiche des gesellschaftlichen 1564 insgesamt 39 slowenische, kroatisch-glagolitische und kulturellen Lebens abzudecken. Damit festigte er und kroatisch-kyrillische Drucke in über 30.000 Ex- die Eigenständigkeit des Slowenischen auch gegenüber emplaren hergestellt wurden, um auch die südslawische den Nachbarsprachen, und entwickelte es stilistisch orthodoxe Bevölkerung für die Reformation zu gewin- und syntaktisch weiter. Den Wortschatz schöpfte er nen und so die militärische Lage am Balkan zu ent- aus zeitgenössischen Sprachen und aus überlieferten spannen. Dieser missionarische Ansatz rückte erstmals Texten. T. übersetzte als Erster das Neue Testament zur die Ostkirchen in das Blickfeld. Gänze (1582), wobei er sich auf deutsche (Luther, 1560 von den Krainer protestantischen Landständen Heinrich Bullinger), lateinische (Vulgata, Erasmus zum Superintendenten berufen, kehrte T. 1561 nach von Rotterdam) und italienische Quellen, aber auch Ljubljana zurück und widmete sich dem Aufbau einer auf den griechischen Urtext stützte (verschiedene Aufreformatorischen Kirche. Zu diesem Zweck verfasste lagen ab 1555). Bei der Übersetzung des Psalters (1566), er eine Kirchenordnung (Slovenska Cerkovna ordninga, des einzigen von ihm übersetzten alttestamentarischen Tübingen 1564), die für alle slowenischsprachigen Re- Textes, berücksichtigte er neben Schweizer, lateinischen gionen (T. nannte → Krain/Kranjska, die Untersteier- und deutschen Vorlagen auch das Original, weshalb mark/Spodnja Štajerska, Kärnten/Koroška, → Görz/ seine Übersetzung auch eine Treue zum Ursprungstext Goriško, die Windische Mark/Slovenska marka, Met- aufweist. In den Katechismen sind Lieder und Gelika, den Karst/Kras und Istrien/Istra) bestimmt war dichte eingerückt. Originalbearbeitungen enthält das und sich als ein Instrument zur Integration der slowe- Herzog Christian von Württemberg gewidmete nischen Sprache im Gottesdienst und in der Schule Buch Articuli (1562), das die Confessio Augustana (1530) hätte erweisen sollen. Dieses erste gedruckte sloweni- sowie das Württembergische und das Sächsische Besche Rechtsdenkmal erschien ohne Titelblatt und ohne kenntnis (1553) zu einem Bekenntnis zusammenfasste, Vorrede, wurde aber vom katholischen Landesherrn T. aber den Vorwurf der Bekenntnisvermischung einunverzüglich konfisziert und als Eingriff in dessen lan- trug. Wegen seiner unklaren konfessionellen Profiliedesfürstliche Rechte zurückgewiesen. T. wurde aber- rung zwischen Zürich (Bullinger) und Württemmals ins Exil nach Württemberg (1565 Lauffen, 1566 berg (Brenz, Andreae), insbesondere in der Lehre Derendingen) vertrieben. In seinem Werk Catehismus vom Abendmahl, wurde zeitweise der Druck der Bisdveima islagama [Katechismus mit zweierlei Ausle- belübersetzung eingestellt und jener der Kirchenordgungen] (1575) forderte T. die Kärntner Protestanten nung verschoben, bis ein Beweis der Rechtgläubigkeit auf, sich an diese Kirchenordnung zu halten. im Sinne der Württemberger Orthodoxie vorlag. Bei

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Trubar, Primož

der von Württemberg ausgehenden Bemühung um die Einigung des deutschen Luthertums, wie sie 1580 mit der Formula concordiae gefunden wurde, beteiligte sich T. und setzte sich vehement für deren Rezeption in den slowenischen Gemeinden ein. T. pflegte Beziehungen zu Gelehrten der Hebräistik, so auch zu Philipp Melanchthon (1497–1560). Francesco Stancaro (1501–1574), der bekannteste italienische Dozent des Hebräischen, wirkte in Königsberg als T. 1533 Pastor in Kempten war. Flacius Illyricus (Matija Vlačič), der an verschiedenen deutschen Universitäten Hebräisch unterrichtete, lebte wahrscheinlich bei T., als dieser sowohl seinen Catechismus 1550 publizierte wie auch einige Monate vor der Veröffentlichung des Psalters 1566. T. schrieb auch slowenische und deutsche Vorworte zu slowenischen, glagolitischen und kyrillischen Büchern (10). Abgesehen von dem durch Mathes Klombner ohne Wissen von T. unter dessen Namen publizierten unzulänglichen Liederbuch Ene duhovne pejsni (1563) veröffentlichte T. eine Reihe von »Christlichen Gesängen« (1567, 1574, 1575), durch die er das slowenische → Kirchenlied prägte. Für den kulturellen Fortschritt der Slowenen bedeutsam waren Bemühungen von T. um das → Schulwesen, die Errichtung einer ständischen Schule und einer öffentlichen Bücherei in Ljubljana, sein Einsatz für eine slowenische Volksschule, der vergeblich war, aber von ihm mit visionärer Kraft angestrebt wurde. Die Liebe zu seiner Sprache und seinem Volk war auch hierbei Motivation und Antrieb. T. wurde in allen Ehren beigesetzt. Sein Grabmal in der Galluskirche von Derendingen erinnert an den »Vater der slowenischen Literatur und Kultur«. Werke/Web  : Catechismus In der Windiſchen Sprach. Tübingen 1550  ; Abecedarium. Tübingen 1550  ; Catechismus. Tübingen 1555  ; Ta Evangeli Svetiga Matevsha. Tübingen 1555  ; Ena Molitou tih Kerszhenikou. Tübingen 1555  ; Ta Pervi Deil Tiga Noviga Testamenta. Tübingen 1557  ; Ta slovenski Koledar. Tübingen 1557  ; En Regishter. Tübingen 1558  ; Ta Drugi Deil Tiga Noviga Testamenta. Tübingen 1560  ; Sv. Pavla ta dva listy. Tübingen 1561  ; Register und summarischer Inhalt. Tübingen 1561  ; Cerkovna ordninga. Tübingen 1564  ; Ta Celi Pſalter Dauidou. Tübingen 1566  ; Abecedarium. Tübingen 1566  ; Ena Duhovska Peissen Subper Turke. Tübingen 1567  ; Sv. Pavla listuvi. Tübingen 1567. Ta celi Catechismus, Eni Psalmi. Tübingen 1574, Catehismus sdveima islagama. Tübingen 1575  ; Try duhovske pejſsni. Tübingen 1575  ; Noviga testamenta pusledni dejl. Tübingen 1577  ; Ta pervi psalm shnega trijemi islagami. Tübingen 1579  ; Formula concordiae. Tübingen 1581–1582  ; Ta Celi Novi Testament. Tübingen 1582  ; Hishna Postilla. Tübingen, 1595  ; Zbrana dela Primoža Trubarja. 4

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Trubar, Katekizem, 1550

Bde. (Hg. I. Grdina, Üb. F. Krajnc-Vrečko). Ljubljana 2002–2006 [dass. auf CD-ROM  : Ljubljana 2007]  ; Matthäus-Evangelium (1555), Paulus, Römerbrief (1560), Paulus-Briefe (1561, 1567), Psal: J. Krašovec [e. a.] ter (1566), Neues Testament (1581–1582). In   (Hg.)  : Biblia Slavica 4  ; Bd. 3.1 (Texte). Paderborn [e. a.] 2006  ; F. Krajnc Vrečko, J. Vinkler (Hg.)  : Zbrana dela Primoža Trubarja VI Ta celi Novi testament 1582. Ljubljana 2010 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :8925)  ; E. Vrečko (ur.)  : Zbrana dela Primoža Trubarja XI, Nemški spisi 1550-1581. Ljubljana 2011 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :8926). Lit./Web  : SBL  ; EJ  ; ES  ; OVSBL. – M. Rupel  : Primož Trubar. Ljubljana 1934  ; J. Rigler  : Začetki slovenskega knjižnega jezika. Ljubljana 1968  ; J. Javoršek  : Primož Trubar. Ljubljana 1986  ; J. Rotar  : Trubar in južni Slovani. Ljubljana 1988  ; O. Sakrausky  : Primus Truber. Deutsche Vorreden zum slowenischen und kroatischen Reformationswerk. Wien 1989  ; I. Grdina, Začetki slovenske književnosti. In  : SR 41/1 (1993) 78–129  ; R.-D. Kluge (Hg.)  : Ein Leben zwischen Laibach und Tübingen. München 1995  ; F. Premk  : Korenine slovenskih psalmov, Trubarjevo društvo. Ljubljana 1992  ; P. Amalietti  : Seznam Trubarjevih del (CD-Rom). Ljubljana 2000  ; M. Glavan  : Prve slovenske knjige  : slovenski reformacijski tisk v izvirnikih in v ponatisih  : ob 450 letnici prve slovenske knjige  : razstavni katalog, 23. november 2000–2. januar 2001. Ljubljana, Narodna in univerzitetna knjižnica, 2000  ; E. HüttlHubert  : »verborgen mit gfar«. Die Anfänge der slowenischen Bibel. In  : biblos 52 (2003) 87–120  ; D. Benga  : Die erste bekannte Beschreibung

Trunk, Jurij N. Trubetzkoy und A. Isačenko (v. l. n. r.)

der Ostkirchen durch einen Reformator. In  : Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 72 (2003) 55–69  ; A. Müller  : »… damit dem Herrn Christo vnder den Crobaten, Wenden, ja den Türcken ein Kirch gesammelt  …« Zum Reformationswerk des Primus Truber unter den Südslawen. In  : Zeitschrift für Kirchengeschichte 116 (2005) 30–45  ; K. Ahačič [e. a.]  : Wortschatz der slowenischen Bibelübersetzung des 16. Jahrhunderts. In  : J. Krašovec [e. a.] (Hg.)  : Biblia Slavica 4, Bd. 3.2 (Kommentare). Paderborn [e. a.] 2006, 102–368  ; N. Kupper  : Primož Trubar. Celovec 2008  ; V. Rajšp  : Primož Trubar in Hrvati. Maribor 2008  ; B. Golec  : Kje na Rášici se je v resnici rodil Primož Trubar. In  : Arhivi 31/2 (2008) 209–240  ; I. Grdina  : Primož Trubar. Študije k zbranim delom I–IV. Ljubljana 2 2008  ; Z. Strubelj, P. Trubar  : Pogum besede. Primož Trubar 500 let. 1508–2008. Celovec [e. a.] 2008  ; Z. Štrubelj  : Mut zum Wort. Primož Trubar 500 Jahre 1508–2008. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2009  ; K. Ahačič [e. a.]  : Besedje slovenskega knjižnega jezika 16. stoletja  : Wortschatz der slowenischen Bibelübersetzung des 16. Jahrhunderts. Ljubljana, ZRC, ZRC SAZU, 2011  ; J. Javoršek  : Primož Trubar. Mit einer Einleitung von Karl W. Schwarz. Klagenfurt/Celovec 2011  ; F. Premk  : Veſela ſhetva, Ljubljana 2011  ; F. Premk  : Vesela žetev 2. Ljubljana 2011  ; K. Ahačič  : Nova odkritja o slovenski protestantiki. In  : Slavistična revija, Jg. 61 (Okt.–Dec. 2013) 543–555 (www.srl.si/ sql_pdf/SRL_2013_4_01.pdf ). Francka Premk, Karl W. Schwarz

Trubetzkoy, Nikolaj Sergeevič (Николай Сергее-

вич Трубецкой, * 4./16. April 1890 Moskau, † 25. Juni 1938 Wien), russischer Sprachforscher, Ethnologe und Begründer der Phonologie und des Strukturalismus. Fürst N.  S. Trubetzkoy entstammt einer alten russischen Adelsfamilie, deren Anfänge bis zu Gedimin (1275–1341), dem Großfürsten von Litauen, reichen. Seine erste wissenschaftliche Arbeit über das ugrofinnische Heidentum publizierte er als Fünfzehnjähriger. Später beschäftigte er sich mit vergleichenden historischen und grammatikalischen Untersuchungen nordkaukasischer Sprachen und der Sprache der Tschuktschen. 1908 inskribierte er an der Moskauer Universität. Zum Schluss studierte er bei Professor F. F. Fortunatov vergleichende Sprachwissenschaft. In den Jahren

1915–1916 lehrte er an der Moskauer Universität. Nach der Revolution unterrichtete er eine Weile an der Rostover Universität. Danach emigrierte er nach Bulgarien und las an der Universität in Sofia. 1921 wurde er ordentlicher Professor für Slavische Philologie an der Universität Wien. Zu dieser Zeit begründete er die Phonologie und als Mitlgied des Cercle Linguistique de Prague den Strukturalismus. Ebenso war er in den frühen 20er-Jahren Mitbegründer der eurasischen Theorie. Am 25. Juni 1938 starb er als Folge von Gestapoverhören. Für die slowenische → Kulturgeschichte in Kärnten/ Koroška ist T. von besonderer Bedeutung, da er Dissertationen mit Kärntnerslowenischer Thematik zuließ und betreute  : Alexander → Isačenko (Die Dialekte des Jauntales in Kärnten mit einer Grundkarte und zehn Pausen, 1933), Franz Koschier (Das Volkslied der Kärntner Slowenen, 1933), Viktor Paulsen (Lautlehre des slovenischen Gailtaler Dialektes in Kärnten, 1935). Werke  : Europa und die Menschheit. München 1922  ; Nasledie Džin-

gischana, 1925  ; Altkirchenslavische Grammatik. Wien (NUR) 1954  ; Das morphonologische System der russischen Sprache, hg. Jednota Československých matematiku a fysiku̇. Prague 1934  ; Anleitung zu phonologischen Beschreibungen. Édition du Cercle linguistique. Prague 1935  ; Grundzüge der Phonologie (Travaux du Cercle Linguistique de Prague. 7). Prag 1939 [postum], 7. Auflage Göttingen 1989  ; Polabische Studien. Wien 1929 [Ausg. 1930]  ; Die russischen Dichter des 18. und 19. Jahrhunderts. Graz 1956 passim  ; Dostoevskij als Künstler, 1964 passim  ; N. S. Trubetzkoy’s letters and notes. Berlin 21985  ; Opera slavica minora linguistica. Wien 1988. Lit.: Л. И. Новикова, И. Н. Сиземская (Hg.)  : Россия между Европой и Азией  : Евразийзкий соблазн. Москва 1993  ; Fedor B. Poljakov  : Nikolaj Trubetzkoys eurasische Vision  : Hintergründe und Wirkung. In  : Nikolaj S. Trubetzkoy  : Russland – Europa – Eurasien. Ausgewählte Schriften zur Kulturwissenschaft. Wien 2005, 315–414. Warwara Kühnelt-Leddihn

Trunk, Jurij ( Jurij Matej, * 1. Oktober 1870 Faak am

See/Bače [Finkenstein/Bekštanj], † 11. März 1973 San Francisco, USA), identitätsbewusster katholischer Geistlicher, Politiker, Verfasser (populär-)wissenschaftlicher Abhandlungen und sakraler Texte. Nach der Grundschule in Latschach/Loče und der Unterstufe des Gymnasiums in → Villach/Beljak setzte T. seine Schulausbildung am Priesterseminar für Knaben in Klagenfurt/Celovec fort, wo er nach der Matura 1891 Theologie studierte. Zu jener Zeit fungierte er als Sekretär und Vizepräsident der → Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen

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Trunk, Jurij

Priesterseminaristen], die den Erhalt und die Pflege der nis. Bereits am Tag darauf wurde er als Hilfspfarrer slowenischen Sprache und des slowenischen Identitäts- nach Jezersko (Seeland) versetzt. Anfang Januar 1917 bewusstseins in Kärnten/Koroška förderte. Zum Pries- machte man ihn zum Pfarrer von → Ferlach/Borovlje ter wurde er am 19. Juli 1895 geweiht und feierte am 28. und zum Pfarrprovisor in Unterloibl/Podljubelj. Am Ende des Ersten Weltkriegs (September 1918) wurde T. Juli die Primiz in seinem Heimatort Faak/Bače. Am 14. August 1895 trat er erstmals eine Stelle als in den Nationalrat (Narodni svet) für das → Rosental/ Kaplan in Viktring/Vetrinj an, wo er bis 11. Novem- Rož berufen. Dieser setzte sich nach der Machtüberber blieb. Bis 16. Dezember war er vorübergehend als nahme in Ferlach/Borovlje am 26. Oktober 1918 neKaplan in → Hermagor/Šmohor und kehrte anschlie- ben der Neuorganisation der Regierungsorgane auch ßend nach Viktring/Vetrinj zurück, wo er bis 16. Fe- mit dem Problem auseinander, wie die Nahrungsverbruar 1896 wirkte. Als Kaplan bzw. als Pfarrprovisor sorgung für die große Arbeiterschaft zu bewältigen sei. arbeitete er später in Dravograd, Edling/Kazaze, am T. wohnte als Delegationsmitglied des Königreichs der Monte Santo di Lussari/Luschari/Sv. Višarji sowie in Slowenen, Kroaten und Serben der Pariser FriedensSt.  Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku. Im Au- konferenz bei (→ Vertrag von Saint-Germain). Aller gust 1899 begab er sich wieder nach Edling/Kazaze, wo Wahrscheinlichkeit nach hatte gerade er einige der er zunächst als Pfarrprovisor wirkte und anschließend Dokumente und Briefe formuliert, welche die Delezum Pfarrer ernannt wurde. Vor Ort gründete er das gation an »Oberst« Edward M. House, den engsten Marijino društvo za dekleta [Marienverein für Mäd- Mitarbeiter des Präsidenten Wilson, adressiert hatte. chen], den ersten Verein dieser Art in Kärnten/Koroška, Später wurde er Kommissionsmitglied der → Volksder in weiterer Folge eine bedeutende Rolle beim Er- abstimmung und wirkte im Pressewesen der alliierten halt des slowenischen Identitätsbewusstseins spielen Volksabstimmungskommission. Als nach der Volksabstimmung der südliche Teil von sollte. 1904 übernahm er die Leitung der Kärntner Zweigstelle des slowenischen Dachverbandes der Bil- Kärnten/Koroška an Österreich fiel, bat T. am 18. Okdungsvereine → Slovenska krščansko-socialna zveza za tober 1920 um seine Pensionierung. Er ging in seinen Koroško (SKSZK) [Slowenischer christlich-sozialer Heimatort Faak/Bače zurück, wo er den PfarrgeistliVerband für Kärnten]. Im September 1904 wurde er chen Janko → Ogris aus Latschach/Loče bei der Bein die Pfarrkirche St.  Peter/Šentpeter zum Heiligen treuung der Pfarre in Petschnitzen/Pečnica unterstütKreuz/Sv. Križ (Sveta Martra) in Perau/Perava, heute zen wollte, ließ sich jedoch wegen Schwierigkeiten mit Stadtteil von Villach/Beljak, versetzt, danach ein be- dem neuen österreichischen Machtapparat lieber endliebter Wallfahrtsort der Kärntner Slowenen. Während gültig als Priester der Diözese → Gurk/Krška škofija in seines Dienstes in Perau/Perava (1906–1916) war T. den Ruhestand versetzen. Dennoch gab T. sein EngageMitglied des → Beljaško omizje [Villacher Kreis] (Ivan ment im politischen Bereich nicht auf und publizierte → Hochmüller), dem Debattierklub der ansässigen gemeinsam mit Monsignore Valentin → Podgorc die identitätsbewussten Slowenen, sowie Vorsitzender des Zeitung → Glas Pravice. Da es aber durch seine politiFördervereins Drava. In jener Zeit trat er auch mehrere sche Tätigkeit weiterhin zu Problemen mit der österlängere Reisen an. 1906 reiste er einige Monate durch reichischen Obrigkeit kam, wollte er auch nach seiner Ägypten und den Nahen Osten, wo er u. a. Alexandrien, Pensionierung nicht in Kärnten/Koroška verweilen, so Kairo, Jerusalem, und weitere heilige Orte besuchte dass er im Juli 1921 in die Vereinigten Staaten auswan(Nazareth, See Genezareth, Bethlehem, Berg Tabor in derte (→ Vertreibung 1920). Nach seiner Ankunft im September 1921 übernahm Galiläa, Tripolis, Beirut und Haifa). Zwischen 1909– er zunächst die Pfarre St. Anselm in Fulda, Norddakota. 1911 bereiste er viermal die USA und Kanada. Während des Ersten Weltkriegs konzentrierte sich T. In dieser Pfarre deutscher Aussiedler aus der Wolgaauf sein Pfarramt in St.  Peter/Šentpeter in Perau/Pe- region in Russland blieb er bis Juli 1924, übernahm rava, schließlich war die Tätigkeit des Beljaško omizje daraufhin das Pfarramt in der slowenischen Pfarre Sv. [Villacher Kreis] durch den Krieg stark eingeschränkt. Jožef/St. Joseph in Leadville, Colorado. Hierhin wurde Am 11. März 1916 wurde er wegen angeblicher Spio- er auf Empfehlung von John Judnič, des ehemaligen nage für die italienische Seite arretiert und inhaftiert. Pfarrers von Leadville, vom Bischof von Denver Henry Da ihm jedoch nichts nachgewiesen werden konnte, Tihen eingeladen. In den ersten Jahren weitete T. die entließ man ihn am 4. April 1916 aus dem Gefäng- Tätigkeit in der Pfarre aus. Mehrere Kirchenvereine

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Jurij Trunk

Trunk, Jurij Buchcover, Mohorjeva

(1904). In der Zeitschrift Dom in svet erschien ein längerer Essay zum Alkoholismus, im Mir Eindrücke von seinen Reiseunternehmungen nach Ägypten und in den Nahen Osten, die auch als Buch Na Jutrovem – potopisne črtice iz Svete dežele [Im Morgenland – Reiseberichte aus dem Heiligen Land] von der Mohorjeva verlegt wurden. T.s bedeutendstes Werk mit dem Titel Amerika in Amerikanci [Amerika und die Amerikaner] kam zunächst in Form einzelner Hefte, 1913 auch in Buchform im Selbstverlag heraus. Es stieß beim Erscheinen sowohl im slowenischen ethnischen Gebiet als auch bei den slowenischen Auswanderern in den USA auf großen Anklang. Demnach überraschte es kaum, dass sich auf die eine oder andere Weise viele mit dem Werk befassten, stellt es doch noch heute eine fundamentale Arbeit für die Erforschung der slowenisch-amerikanischen Emigrationsbewegung dar. Auf slowenischem ethnischen Gebiet war es außerdem das erste Buch, in welchem der Autor, obgleich volksnah, Amerika und die dortigen slowenischen Einwanderer vorstellte. Dem Aufbau nach hätte es seinerzeit als Lehrbuch des Landes dienen können. Wenn es zusätzlich mit Zitaten versehen gewesen wäre, hätte man es als Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung Amerikas auffassen wirkten erfolgreich. Dabei war ihnen T. von großem können. Der besondere Mehrwert des Werkes lag in Nutzen, u. a. bemalte er in den Jahren 1927/28 eigen- der Illustrierung und der Ausschmückung durch eigenhändig die Kirchenwände. Unter diesen Bemalungen tümliche, jedem Kapitel vorangestellte Initialen, die der trat der → Kreuzweg (Križev pot) mit slowenischen slowenische Maler Ivan Vavpotič beigetragen hatte. und englischen → Inschriften besonders hervor. In In T.s Buch Quer durch Amerika  : Reise-Skizzen von GeSommer 1946 übersiedelte T. nach San Francisco. org Trunk, das bei der St.-Joseph-Bücherbruderschaft T. konnte sich als Geistlicher behaupten, dessen in Klagenfurt/Celovec erschien, wurde Amerika auch Blick stets auf den Fortschritt und das Wohlergehen dem deutschsprachigen Publikum vorgestellt. des slowenischen Volkes gerichtet war, sowohl mit In Leadville setzte T. seine fruchtbare publizistische Hinblick auf die Slowenen in Kärnten/Koroška als Tätigkeit fort. Insgesamt erstellte er mehrere 100 Beiauch auf die slowenischen Amerikaner in Leadville träge für slowenische Printmedien, die in den USA erund San Francisco. Darüber hinaus verschaffte er sich schienen, wie etwa Amerikanski Slovenec, Glasilo KSKJ, Geltung als Verfasser sakraler Texte und (populär-) Edinost, Glasnik Zapadne Slovenske Zveze, Glasu Naroda wissenschaftlicher Abhandlungen. Mit dem Schrei- und Ave Maria. In der Kolumne, die er für die Zeitung ben hatte er bald nach seiner Priesterweihe begonnen. Amerikanski Slovenec schrieb, verfolgte er sogar das poSo konnte er bereits in den ersten Jahren des 20. Jh.s litische Geschehen in Europa. im Feuilleton der Kärntnerischen Zeitung → Mir publizieren. Beim Volksverlag → Mohorjeva veröf- Archive  : ADG, Slovenski znanstveni inštitut, Celovec/Slowenisches fentlichte er das Gebetsbuch Premišljevanje o Rešnjem Wissenschaftsinstitut, Klagenfurt. Telesu [Überlegungen zu Fronleichnahm] (1904), des- Quelle  : J. Trunk  : Spomini, Celje 1950. sen Erstedition Janez Krstnik Pagani bereits 1899 Werke  : Bodi svoje sreče kovač  : nauki za vsakdanje življenje. V Celovcu 1904  ; Na Jutrovem  : potopisne črtice iz Svete dežele. V Celovcu 1911  ; aufbereitet hatte, und das Büchlein Bodi svoje sreče Amerika in Amerikanci. V Celovcu 1912  ; Quer durch Amerika  : Reisekovač  : nauki za vsakdanje življenje [Sei deines eigenen Skizzen von Georg Trunk. Klagenfurt 1915  ; Premišljevanje o Rešnjem Glückes Schmied  : Lehren für das alltägliche Leben] Telesu. V Celovcu 1904.

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Tschabuschnigg, Adolf Ignatz Ritter von

Lit.: Fr. Trunk Notes Golden Jubilee, Was Great Leader in Europe. In  : Denver Catholic Register, 16. 7. 1945  ; M. Drnovšek  : Odmevnost Trunkove knjige Amerika in Amerikanci v letih 1912–1913. In  : ZČ 43–4 (1990) 606–609  ; M. Klemenčič  : Jurij Trunk med Koroško in Združenimi državami Amerike ter zgodovina slovenskih naselbin v Leadvillu, Kolorado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec [e. a.] 1999  ; M. Klemenčič  : Trunk, Rev. George ( Jurij). In  : E. R. Barkan (Hg.)  : Making It in America. A Sourcebook on Eminent Ethnic Americans. Santa Barbara, Denver, Oxford 2001, 380–381.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Maja Francé

Tschabuschnigg, Adolf Ignatz Ritter von (Ps. A. T. V.

Süd, * 20. Juli 1809 Klagenfurt/Celovec, † 1. November 1877 Wien), Erzähler, Lyriker, Politiker, Landtagsabgeordneter. T., der einer Ende des 17. Jh.s in den Adelsstand erhobenen Familie entstammte, absolvierte 1819–1826 das Gymnasium und das Lyzeum in → Klagenfurt/ Celovec und studierte anschließend Jus in Wien (Abschluss 1830). Seine Gerichtspraxis legte er in Klagenfurt/Celovec ab. 1835 nahm T. privat Slowenischunterricht, um sich auf eine in Aussicht stehende Anstellung in → Gorizia/Gorica/Görz vorzubereiten. Im März 1836 wurde er auf die vakante Stelle eines »adjutierten Auskultanten« an das Stadt- und Landrecht in → Trieste/Trst/Triest mit einem bescheidenen Gehalt von 400 Gulden berufen. Ab 1837 unternahm T. ausgedehnte Reisen durch die Schweiz, Süddeutschland und Italien. 1841 heiratete er die Tochter einer vermögenden Tiroler Familie, 1844 kehrte er als Rat beim Stadtund Landrecht nach Klagenfurt/Celovec zurück. 1848 nahm er aktiv am politischen Leben teil, trat in die städtische Nationalgarde ein, ging jedoch auf Distanz zum demokratischen Flügel rund um den Kärntner Volksverein und konzentrierte sich als gewählter Mandatar des Provisorischen Landtagsausschusses auf Verfassungsfragen (→ Abgeordnete). Zudem wurde er als Vertreter der Provinzialstände nach Wien entsandt, um am konstitutionellen Verfassungsentwurf mitzuarbeiten. Aus dieser Periode datiert auch die Bekanntschaft mit Vinzenz → Rizzi. 1849–1850 folgten Reisen nach Belgien, Frankreich, Holland und England, auf denen Tschabuschnigg v. a. Aspekte der Rechtsprechung und des Strafvollzugs studierte. 1854 wurde er an das Oberlandesgericht in Graz berufen. 1859 wurde er Hofrat am Obersten Gerichtshof in Wien, 1861 in den neu konstituierten Reichsrat als Abgeordneter des Kärntner Landtages angelobt, um rasch in mehrere Ausschüsse gewählt zu werden. In dieser Funktion wirkte T. bis 1869 an der Ausarbeitung zentraler Ge-

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setzesvorhaben (Staatsgrundgesetz, Strafprozessordnung, Finanzgesetzgebung) mit und wurde 1870–71 im Kabinett Potocki Justizminister. Nach der gescheiterten Wiederwahl als Reichsratsabgeordneter wurde T. in das Herrenhaus berufen, dem er bis zu seinem Tod angehörte und wo er schon 1872 für die Einführung direkter allgemeiner Wahlen plädierte. Zwischen 1869 und 1872 unternahm er weitere Reisen, die ihn nach Skandinavien, Ungarn und Polen und zuletzt bis nach Ägypten führten. T. verstarb nach seiner Rückkehr von einem Kuraufenthalt in Karlsbad. Literarisch trat T. 1832–1833 mit ersten Veröffentlichungen, einem Roman sowie einem Band Gedichte, an die Öffentlichkeit. Mit einem 1835 veröffentlichten Novellenband stieß er erstmals auf breitere, auch positive Resonanz. In Trieste/Trst/Triest machte T. 1837 die Bekanntschaft mit Francesco Dall’Ongaro, der in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift La Favilla für den Dialog der lokalen Kulturen eintrat und sich insgesamt für die zeitgenössische europäische Literatur und deren Vermittlung nach Trieste/Trst/Triest einsetzte. Ferner trat T. mit Leopold Kordesch, dem Herausgeber der in Ljubljana erscheinenden Zeitschrift Carniola, in Kontakt, in der zwischen 1838 und 1844 Gedichte und Reiseskizzen von T. zum Abdruck gelangten. Ein direkter Kontakt mit der slowenischen Kultur ist trotz Präsenz in der Carniola allerdings nicht nachweisbar. Die Thematisierung des Slawischen war ihm dennoch ein Anliegen und kam erstmals, wenn auch nicht unproblematisch in seinem Roman Der moderne Eulenspiegel (1846) zum Vorschein, der bereits die Grundthesen des späteren Aufsatzes Zur Frage der Nationalitäten (1848) enthält, der in L. A. Frankls Zeitschrift Wiener Sonntagsblätter erschien. Obwohl T. kulturelle und sprachliche Autonomie und Entwicklung als Rechtsanspruch verstand, lehnte er weitergehende Forderungen ab, v. a. jene nach politischer Partizipation oder gar Autonomie, weil diese den österreichischen Vielvölkerstaat infrage stellen würden. Dabei hob T. die stärker gesamtstaatlich ausgerichteten Südslawen positiv von den autonomieorientierten Tschechen ab und skizzierte einen drohenden slawischen Staatenbund nicht nur als Gefahr für Österreich, sondern gar als »territoriales Ungethüm«. Nach längerer Unterbrechung trat T. 1854 mit der Veröffentlichung des ungewöhnlichen Romans Die Industriellen wieder als Schriftsteller hervor, allerdings mit mäßiger, ihn enttäuschender Resonanz. In der Diskussion über die Frage der Unterrichtssprache in mehrheitlich slowenisch- bzw. in zweisprachigen

Turner, Pavel

Kärntner Gemeinden favorisierte T. 1869 eine Regelung nach dem Mehrheitsprinzip im Wirkungsbereich der Gemeinden (→ Schulwesen), obgleich gemäß dem »Rechte der freien Selbstbestimmung« in der Elementarschule jedes Kind »in der Landessprache zu unterrichten [ist], in welcher das Kind unterrichtet werden will, resp. in der, welche seine Aeltern oder sein Vormund wählen« – eine Position, die ihm freilich in der Praxis doch nicht umsetzbar erschien. Quellen  : KLA, Nr. 130 [Nachlass].

Werke  : Novellen. Wien 1835  ; Ironie des Lebens. Wien 1841  ; Buch

der Reisen. Bilder und Studien aus Italien, der Schweiz und Deutschland. Wien 1842  ; Der moderne Eulenspiegel. Pest 1846  ; Neue Gedichte. Wien 1851  ; Aus dem Zauberwald. 1856  ; Grafenpfalz. 1862  ; Sünder und Thoren. 1875  ; Große Herren und kleine Leute. 1876  ; Gesammelte Werke. Bremen 1876–1879. Lit.: Wurzbach  ; ÖBL, ADB, Killy Literatur Lexikon. – O. Rudan  : Im Wandel unwandelbar. Der Kärntner Dichter und Politiker Adolf Ritter von Tschabuschnigg 1809–1877. Porträt einer problematischen Persönlichkeit. Klagenfurt 1977  ; H. H. Hahnl  : Vergessene Literaten. Wien 1984, 51–54  ; J. Strutz  : Adolf Ritter von Tschabuschniggs Roman Die Industriellen. In  : ÖGL 2 (1984) 90–108  ; H. Ridley  : Signifizierung und Zynismus. In  : H. Lengauer, P. H. Kucher (Hgg.)  : Bewegung im Reich der Immobilität. Revolutionen in der Habsburgermonarchie 1848–1849. Wien [e. a.] 2001, 299–310  ; P.  H. Kucher (Hg.)  : Adolf Ritter von Tschabuschnigg (1809–1877). Literatur und Politik zwischen Vormärz und Neoabsolutismus. Wien [e. a.] 2006  ; M. Miladinović Zalaznik  : »[…] und sinnlos kehrt auch so mancher Slave, den Deutschland bereits gastfreundlich als den seinen aufgenommen hatte, freiwillig zu den stürmenden Fahnen zurück«. Das Slawenbild bei A. v. Tschabuschnigg. In  : P. H. Kucher (Hg.)  : Adolf Ritter von Tschabuschnigg (1809–1877). Literatur und Politik zwischen Vormärz und Neoabsolutismus. Wien [e. a.] 2006, 167–184. Primus Heinz Kucher

Tuder, Anton (Widerstandskämpfer), → Widerstands-

bewegung, → Knez, Alojz.

Tultschnig/Čajnče (Gemeinde Krumpendorf am Wör-

ther See/Kriva Vrba), vgl. Sachlemmata  : → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje  ; → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1882, 1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; Personenlemmata  : → Faschang, Johannes  ; → Perdon, Matthias. Turk, Janez, vulgo Šternov (Unterort/Podkraj), Kultur-

aktivist, → Edinost Pliberk. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost v Pliberku [Katholischer slowenischer Bildungsverein Edinost (Einheit) in Bleiburg].

Turner, Pavel (* 21. Jänner 1842 Planica [Rače-Fram,

Štajerska], † 25. September 1924 Maribor), Erzieher, Stipendiengeber, Lyriker, Reiseschriftsteller und Feuilletonist. Nach einer Periode in London (1865–1869) studierte er Rechtswissenschaften in Wien (1869), machte das Doktorat in Straßburg (1873) und praktizierte in Paris (1875). Danach war er bis 1885 Hauslehrer in Budapest, von wo er nach Wien zog und 1893 nach → Maribor. T. bereiste Kroatien, Italien, die Schweiz, Deutschland, Tschechien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Rumänien und Serbien. Während seiner Wiener Jahre pflegte er freundschaftliche Beziehungen zu J. → Jurčič, F. → Levec, J. → Stritar. Da er Literatur zu einem der Mittel im nationalen Kutlturkampf zählte, schätzte er J. Jurčič, A. → Aškerc und N. → Vošnjak. Ihrer Literatur schrieb er Optimimus und Anregung zum nationalen Kampf zu, während er die Moderne, insbesondere Ivan → Cankar, wegen des Nihilismus und Pessimismus ablehnte. Die Literatur müsse wegen ihrer repräsentativen und affirmativen Aufgaben auch den aktuellen sozialen Fragen den Spiegel vorhalten. Damit reihte sich T. in den utilitaristischen Kreis der slowenischen Literatur ein. Diesen hatte F. → Levstik mit seinem Popotovanje vorgezeichnet und in Stritars erneuertem Zvon als Programm dargelegt. T. spannte also sein literarisches Wirken in einen pädagogisch-didaktischen Horizont. Zu T.s Korrespondenten zählten auch Matija → Murko und Karel → Štrekelj. Nach frühen Gelegenheitsdichtungen schrieb T. die Erzählungen Milica in Branković, Tri gracije (LZ, 1883) und O ti zakajeni svet (SN, 1922). Seit dem Jahr 1865 publizierte T. in den Novice, im Slovenski narod und im → Slovenec in → Klagenfurt/Celovec (1867), seit 1881 veröffentlichte er Reisebeschreibungen und Feuilltons im → Kres. Darin schrieb er über Menschen, Regionen, Bräuche und verglich diese mit den Verhältnissen in der Heimat. Vorzüglich schreibt er über die politischen und wirtschaftlichen Zustände in England, die dem slowenischen Volk als Vorbild für einen politischen und kulturellen Aufschwung dienen sollten. In seinen 1867 im Slovenec veröffentlichten Artikeln Dajte Avstriji primerno ustavo [Gebt Österreich eine geeignete Verfassung] und Svoboda je le za pridne in omikane državljane [Die Freiheit ist nur etwas für fleißige und gebildete Staatsbürger] setzte sich T. für eine demokratische Verfassung nach englischem Muster ein. Mit seinen Reisenotizen im Kres regte T. zu Rei-

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Turnograjska, Josipina

sen an, denn diese könnten den jungen Menschen den heimischen Vorurteilen entreißen und ihm weltliche Bildung vermitteln. Werke  : Dajte Avstriji primerno ustavo, S 3/15–17 (1867)  ; Svoboda

je le za pridne in omikane državljane, Slovenec 3/36–37 (1867)  ; Ptuje dežele, S 3/44 (1867)  ; Popotne opazke, Kres 1/1–3 (1881). Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Cvirn  : Pavel Turner in literarno ustvarjanje Josipa Vošnjaka, SHS 1/1 (2001), 129–141  ; D. Friš (ur.)  : Turnerjev zbornik. Maribor 2001 (SHS 1/1)  ; D. Friš [e. a.]  : Turner Pavel. Maribor 2005  ; D. Friš [e. a.]  : Korespondenca dr. Pavla Turnerja. Maribor 2007  ; I. Grdina  : Turner na literarni sceni in v njenem zakulisju. In  : SHS 1/1 (2001), 117–127  ; J. Pogačnik  : Zgodovina slovenskega slovstva, 4. Maribor 1970  ; D. Potočnik  : Turnerjevo publicistično delovanje. In  : SHS 1/1 (2001), 65–73. Urška Perenič  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Turnograjska, Josipina (Turnogradska, Josipina Ur-

bančič Toman, Josefine, * 9. Juli 1833 Turn [Preddvor, Gorenjska], † 1. Juni 1854 Graz), Schriftstellerin, Komponistin. T. gilt als die erste slowenische Schriftstellerin und Komponistin. Als Tochter aus gut situierter Familie genoss sie Privatunterricht in griechischer und lateinischer Sprache. Ihr Lehrer Lovro Pintar weckte in ihr die Liebe zur Muttersprache. Für ihr literarisches Schaffen war die Bekanntschaft mit Pintars Freund Lovro → Toman von großer Bedeutung, der sie ermutigte, im Heimatgenre zu schreiben und sie an Anton → Janežič zur Veröffentlichung im literarischen Wochenblatt → Slovenska bčela zu schicken. 1853 heiratete sie Toman und sie übersiedelten nach Graz, wo T. bei der Geburt ihres ersten Kindes starb. Trotz ihres frühen Todes hinterließ T. ein umfangreiches Opus von 37 Erzählungen. Ihre beliebtesten Themen war die Geschichte der Slawen (Svobodoljubna Slovanka [Die freiheitsliebende Slawin], Slavjanski mučenik [Der slawische Märtyrer]), der Franzosen und die Kämpfe mit den Türken. Besonders interessant sind ihre Frauenfiguren, die oft auf der Seite ihrer Männer auf dem Schlachtfeld kämpfen. Ihre Erzählungen und ein Lied (Zmirom krasna je narava [Stets herrlich ist die Natur]) veröffentlichte sie in der Slovenska bčela. Sie war zeit ihres Lebens eine sehr beliebte Dichterin und Schriftstellerin. Anton Janežič begrüßte sie als eine hervorragende Autorin und wünschte sich, dass T. als Vorbild »unseren lieben Schwestern« den Weg zeigen möge. Auch in privaten Briefen bat er sie, Texte für die Slovenska bčela zu schicken. Quellen  : NUK, Rokopisni oddelek (Ms 1445, Ms 655) [Nachlass].

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Werke  : Nedolžnost in sila. In  : SB 1851  ; Izdajstvo in sprava. In  : SB 1851 Zvestoba do smerti. In  : SB 1852. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 3. [Ljubljana] 1896, 82  ; ZSS II (1959) 199  ; M. Kušej  : Prve pisateljice, prve učiteljice, Kdo jih še pozna. Celovec/Klagenfurt 1996  ; M. Delavec  : Nedolžnost in sila. Kranj 2004  ; F. Erjavec, P. Flere (Hg.)  : Starejše slovenske pesnice in pisateljice. Ljubljana 1926. M. Delavec  : Moč vesti  : Josipina Urbančič Turnograjska – prva slovenska pesnica, pisateljica in skladateljica. Brežice 2009  ; M. Delavec Touhami  : Josipina Urbančič Turnograjska, Prva slovenska pesnica, pisateljica in skladateljica. In  : KK 2015. Celovec 2014, 79–94.

Katja Mihurko Poniž

Tyfernus Prygl, Augustinus (Architekt), → Wien. Übersetzungen von Patenten und Kurrenden im 18 Jh. sind bedeutende Sprachdenkmale der slowenischen Sprachentwicklung im öffentlichen, hoheitlichen Bereich. Der Gebrauch der slowenischen Sprache in diesem für das Sprachprestige und die Standardisierung relevanten Anwendungsbereich war bis zur Mitte des 18. Jh.s so gut wie nicht vorhanden. Das gilt sowohl für den inneramtlichen schriftlichen Gebrauch als auch für den schriftlichen Kontakt mit der Bevölkerung. Die zentralen, regionalen und lokalen politischen (und kirchlichen) Behörden bedienten sich, bezogen auf Kärnten/Koroška, seit dem Hochmittelalter hauptsächlich der deutschen Sprache. Erst mit Einsetzen der Reformen des aufgeklärten Absolutismus begannen die politischen Behörden, bei der Publikation von obrigkeitlichen Edikten, Kurrenden, Verlautbarungen, Kundmachungen, Verordnungen oder Mitteilungen sporadisch die slowenische Sprache zu gebrauchen. Die aktuelle Forschungslage erlaubt es allerdings noch nicht, einen umfassenden oder endgültigen Bericht zu verfassen. Soweit bekannt, wurde das älteste gedruckte kaiserliche Patent in slowenischer Sprache 1749 publiziert (Deserteurspatent vom 26. 5. 1749). In den folgenden Jahrzehnten bilden die slowenischen Übersetzungen eine seltene Ausnahme. Nur wenn der Inhalt einen großen Teil der Bevölkerung betraf, wurde eine slowenische Übersetzung von Amts wegen in Druck gelegt. Sprachliche Charakteristika der slowenischen Übersetzungen legen den Schluss nahe, dass vor dem Jahre 1768 mehrere Übersetzer an den Patenten, die in Kärnten/Koroška zur Anwendung kamen, tätig waren. Es ist ebenfalls sicher, dass nicht alle Übersetzungen von Patenten, die in Kärnten/Koroška verteilt wurden, von Slowenen aus Kärnten/Koroška besorgt wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde jedoch die Kärntner

Übersetzungen von Patenten und Kurrenden Josephinisches Patent deutsch-italienisch-slowenisch, Centralna pravosodna knjižnica, Foto Bojan-Ilija Schnabl Josephinisches Patent deutsch-slowenisch, Centralna pravosodna knjižnica, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Jagdordnung von 1754 und die kirchliche Ausgabe der ten/Koroška, vielleicht auch solche aus der Steiermark/ Verlautbarung über die Abschaffung einiger kirchlicher Štajerska oder aus dem Küstenland. Nach 1774 scheint Feiertage von Slowenen aus Kärnten/Koroška übersetzt es, als ob für einige Zeit nur noch außerkärntnerische oder zumindest redigiert. Mit einer ähnlichen Wahr- Ausgaben in Gebrauch gewesen seien. Diese waren scheinlichkeit kann für das Patent vom Jahre 1749 zwei- beziehungsweise dreisprachig (deutsch-slowegelten, dass kein Kärntner an der Übersetzung betei- nisch beziehungsweise deutsch-italienisch-slowenisch). ligt war, sondern ein Übersetzer aus dem slowenischen Sprachlich waren sie in der zentralslowenischen VarieZentralgebiet. tät abgefasst. Nach dem Jahr 1790 kam dann wieder für Im darauffolgenden Zeitabschnitt der Frühzeit der kurze Zeit die Kärntner slowenische Variante zum Zug gedruckten slowenischen Patente und amtlichen Ver- (→ Klagenfurter Marktordnung, 1793). lautbarungen kann man zumindest zwei Blöcke festKärnten gehörte verwaltungsmäßig zu der innerösstellen. Den einen stellen die Patente aus den Jahren terreichischen Ländergruppe. 1564 wurden in Graz die von 1768 bis 1774 dar, den zweiten jene aus den Jahren obersten Zentralbehörden eingerichtet. Auf Landeszwischen 1790 und 1793. Sprachlich am einheitlichsten ebene gab es neben einem landesfürstlichen noch einen sind die amtlichen Verlautbarungen aus den Jahren von ständischen Beamtenapparat. Einen Reformschub im 1768 bis 1774. Vieles deutet darauf hin, dass die Kärnt- Bereich der politischen Behörden brachten die Reforner Patentpublikationen in slowenischer Sprache von men unter Maria Theresia und Joseph II. Im Zug der der Zentralgestalt der slowenischen Aufklärungsepo- Verwaltungsreformen verlor Kärnten zeitweise seine che in Kärnten/Koroška, von Oswald → Gutsmann, Eigenständigkeit als Land. Von 1782/83 bis 1791 geübersetzt wurden. Einmal ist es die Sprache und dann hörte es dem Gubernium in Graz an, das Steiermark, wissen wir, dass Gutsmann auch zu anderen Überset- Kärnten und Krain umfasste. Ab 1803 wurde das steizungsprojekten des Landes herangezogen wurde. ermärkisch-kärntnerische Gubernium mit dem Sitz in Zwischendurch kamen aber auch aus → Krain/ Graz eingerichtet. Einfluss auf die Behördenstruktur Kranjska slowenische Patentübersetzungen nach Kärn- und die Zugehörigkeit zu den Zentralbehörden hatten

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Übersetzungen von Patenten und Kurrenden

die französisch-österreichischen Kriege. Durch den Frieden von Schönbrunn (1809) wurde Kärnten geteilt. Der Klagenfurter Kreis (Unterkärnten) blieb Teil des österreichischen Kaiserstaates, der Villacher Kreis (Oberkärnten) fiel an die unter französischer Oberhoheit stehenden Illyrischen Provinzen. Nach Ende der Illyrischen Provinzen blieb die Teilung Kärntens bis 1825 aufrecht. Der Klagenfurter Kreis gehörte weiterhin zum Verwaltungsgebiet des Grazer Guberniums, der Villacher Kreis zum Gubernium Laibach. 1825 bekam das Gubernium Laibach ganz Kärnten zugeteilt. Insbesondere die Zugehörigkeit Kärntens zum Gubernium Laibach trug dazu bei, dass die slowenische Sprache in den amtlichen Verlautbarungen stärker berücksichtigt wurde. In den slowenischen amtlichen Verlautbarungen des 18. und 19. Jh.s tritt als Resultat der jahrhundertelangen Nichtberücksichtigung der slowenischen Sprache in der amtlichen Sphäre ein großes Defizit an sprachlichen Mitteln zutage, das einen gewaltigen Nachholbedarf zur Folge hatte. Eine Begleiterscheinung der Phase der Eroberung neuer Kommunikationsbereiche durch die slowenische Sprache, insbesondere im schriftlichen Kanal, war eine neue Flut von fremdsprachlichen Einflüssen. Stärker als das äußere Lehngut, das heißt die mehr oder weniger getreue Nachprägung der phonetischen Gestalt des vorgegebenen Sprachmaterials der Vorbildsprache (zum Beispiel Wörter, Suffixe, Präfixe usw.), sind die fremden sprachlichen Einflüsse auf dem Gebiet des inneren Lehngutes bemerkbar, worunter »alle Einflüsse einer Sprache auf eine andere, die sich nicht auf das Lautliche, das Wortmaterial an sich, sondern auf Bildung und Bedeutung, auf Form und Inhalt des Wortmaterials erstrecken«, verstanden werden (→ Entlehnung). Archive  : KLA  ; Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana. Quellen  : Kaiserliches Deserteurspatent vom 26. 5. 1749 (SAGV im

KLA, Fasz. 4, Nr. 88)  ; Kaiserliches Patent über Maße und Gewichte vom 8. 5. 1752 (SAGV im KLA, Fasz. 4, Nr. 11)  ; Kaiserliche Jagdordnung für Kärnten vom 2. 3. 1754 – Teil (SAGV im KLA, Fasz. 5, Nr. 34a)  ; Kaiserliches Patent zur Abschaffung einiger gebotener kirchlicher Feiertage vom 10. 5. 1754  ; Kaiserliche Verordnung zur Verhinderung von Rinderkrankheiten vom 22. 11. 1768 (SAGV im KLA, Fasz. 6, Nr. 50)  ; Kaiserliches Patent über die Abschaffung der Freistiftlichkeit vom 13. 11. 1772 (SAGV im KLA, Fasz. Nr. 19)  ; Kaiserliches Patent über die Regelung der Beschwerden und Strittigkeiten der Untertanen gegen ihre Obrigkeit (SAGV im KLA, Fasz. 8, Nr. 9)  ; Kaiserliches Patent [von Joseph II. für alle Erbländer] über die Regelung der Beschwerden und Strittigkeiten der Untertanen gegen ihre Obrigkeit vom 1. 9. 1781 [dt.-ital.-slow.] (Centralna pravosodna

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knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Kaiserliches Gesetz [von Joseph II. für alle Erbländer] den Grundobrigkeiten, ihren Beamten und Untertanen vom 1. 9. 1781 [dt.-ital.slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Kaiserliches Gesetz [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] über die Fronpflicht (Robotschuldigkeit) vom 16. 8. 1782 in Laybach [dt.slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Kaiserliches Gesetz [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] über die Überlassung des Eigentums der untertänigen Gründe an die Untertanen vom 2. 8. 1782 in Laybach [dt.-slow.], (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Kaiserliches Gesetz [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] über die Einführung der gemäßigten Untertänigkeit vom 13. 9. 1782 in Laybach [dt.-slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Avertissment/Osnanilo [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] vom 13. 9. 1782 in Laybach/v Lublani [dt.slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Circular-Verordnung/Okrog – Povelje [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] vom 15. 9. 1783 in Laybach/v Lublani [dt.slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Circulare-Verordnung/Okrog – Osnanilu [von Joseph II. für das Herzogthum Krain] vom 12. 4. 1782 in Laybach/v Lublani [dt.-slow.] (Centralna pravosodna knjižnica, Ljubljana, Sig. B8/3, Inv.-Nr. 270/1925)  ; Kaiserliches Patent über die Regelung der eingeführten Steuern und des Urbarialsystems sowie der Einhebung von landesfürstlichen Steuern vom 10. 6. 1790 (SAGV im KLA, Fasz. 9, Nr.2)  ; Päpstlicher Erlass über kirchliche Feiertage (SAGV im KLA, Fasz. 5, Nr. 38)  ; Kurrende der kais. königl. Landesstelle in Kärnten vom 1. 8. 1792 (SAGV im KLA, Fasz. 22)  ; Kurrende der kais. königl. Landesstelle in Kärnten vom 19. 9. 1792 (SAGV im KLA, Fasz. 22)  ; Kurrende der kais. königl. Landesstelle in Kärnten vom 27. 12. 1792 (SAGV im KLA, Fasz. 22)  ; Kurrende der kais. königl. Landesstelle in Kärnten vom 13. 5. 1793 (SAGV im KLA, Fasz. 22)  ; Allgemeine Marktordnung für die Hauptstadt Klagenfurt im Herzogthum Kärnten – Teil (SAGV im KLA, Fasz. 17)  ; Navk ali Podvuzhenie tiga Laneniga dela – Instruktion über den Flachsanbau vom 22. 6. 1756 (SAGV im KLA, Fasz. 5, Nr. 51) Lit.: K. Schumann  : Zur Typologie und Gliederung der Lehnprägungen. In  : Zeitschrift für slawische Philologie 32,1 (1965) 61  ; B. Reisp  : O najstarejših tiskanih uradnih razglasih v slovenščini. In  : Kronika XV (1967) 91–94  ; E. Umek (ur.)  : Slovenščina v dokumentih skozi stoletja. Ljubljana 1971  ; E. Umek (ur.)  : Iz roda v rod. Pričevanja o slovenskem jeziku. Ljubljana 1982  ; T. Domej  : Die Slowenen in Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986 (VII, 562 S.) 179  f.; J. Žontar (Red.)  : Handbücher und Karten zur Verwaltungsstruktur in den Ländern Kärnten, Krain, Küstenland und Steiermark bis zum Jahre 1918. Ein historisch-bibliographischer Führer. Priročniki in karte o organizacijski strukturi v deželah Koroški, Kranjski, Primorju in Štajerski do leta 1918. Zgodovinsko-bibliografski vodnik. Manuale e carte sulle strutture amministrative nelle province di Carinzia, Carniola, Litorale e Stiria al 1918. Guida storico-bibliografica (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs, Bd. 15). Graz, Klagenfurt, Ljubljana, Gorizia, Trieste 1988  ; V. Rajšp  : Uveljavljanje slovenščine kot poslovnega jezika v času Marije Terezije in Jožefa II.: Patenti v slovenskem jeziku. In  : Wiener Slavistisches Jahrbuch. Bd. 53 (2007) 67–72. Theodor Domej

Ullepitsch, Carl Alexander Adam, Edler von Krainfels

Übersetzungsmodell, → Inkulturation. Uggowitz (it. Ugovizza, friul. Ugovize, slow. Ukve), → Gailtaler Dialekt, → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Ugovizza (dt. Uggowitz, friul. Ugovize, slow. Ukve), → Gailtaler Dialekt, → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Ulbing, Thomas (Tomaž, * 29. Mai 1881 Föderlach/

Podravlje [Wernberg/Vernberk], † 16. Juni 1969 ebd.), Priester, Volksdichter. Auf Anregung seines Förderers, des Priesters Anton → Gabron, wurde U. von seinen Eltern an das staatliche Gymnasium in Klagenfurt/Celovec geschickt. Sein Slowenischprofessor war Johann → Scheinigg. Nach der Matura trat U. 1902 in das Klagenfurter → Priesterseminar ein. Hier lernte er den späteren Bischof von Ljubljana Gregorij → Rožman kennen, beide verband eine lebenslange Freundschaft. 1905 wurde er zum Priester geweiht. 1918 musste Anton Gabron, der Priester in U.s Heimatpfarre Gottestal/Skočidol war, diese verlassen. Am 1. Juli 1922 wurde U. Pfarrer von Gottestal/Skočidol und 1934 zum fürstbischöflichen Geistlichen Rat ernannt. Während des Zweiten Weltkriegs war er einige Wochen inhaftiert (6.–30. April 1941). Wie viele andere slowenische Priester musste er 1941 seine Pfarre verlassen und wurde in eine einsprachige deutsche Pfarre versetzt. Erst 1946 kehrte er nach Gottestal/Skočidol zurück. Er stand mit Gregorij Rožman und Jaka → Špicar in Briefkontakt. U. war ein Volksdichter und hinterließ drei umfangreiche Hefte mit Gedichten, die zwischen 1913 und 1966 entstanden. Er gab diesen Heften den Titel Rimanice (in Klammer fügte er die Übersetzung in Schriftslowenisch, Deutsch und Lateinisch hinzu  : Poezije, Reimgedichte, versus consonantes). Ein Großteil der Gedichte ist auf Slowenisch verfasst, einige auch auf Deutsch und Latein. Seine Gedichte sind u. a. folgenden Persönlichkeiten des kirchlichen, kulturellen und politischen Lebens der Kärntner Slowenen gewidmet  : Vinko → Poljanec, Stefan → Singer, Gregorij → Rožman, Jurij → Trunk, Franc S. → Finžgar, Jakob → Sket, Franc → Sušnik und Joško → Tischler. Seit seinen Jugendjahren veröffentlichte U. seine Beiträge in verschiedenen Zeitschriften wie im → Mir, im → Koroški Slovenec und nach dem Zweiten Weltkrieg auch im Naš tednik.

Quellen  : ADG, Personalakte Thomas Ulbing.

Lit.: J. Zerzer  : Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki. Celovec 2006, 363–367  ; M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju, Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007.

Simon Trießnig

Ullepitsch, Carl Alexander Adam, Edler von Krainfels (Karel Aleksander Adam Ulepič, * 28. November

1811 Žuženberk [Dolenjska], † 23. Juli 1862 Karlovi Vari [Karlsbad], nach Wurzbach gest. in Ljubljana), Dichter, Verwaltungsbeamter, Generalprokurator in Klagenfurt/Celovec, Regionalhistoriker, Reichstagsabgeordneter in Kroměržiž (Kremsier) und erster slowenischer Landeschef bzw. Präsident der Landesregierung von Krain/Kranjska (1861–1862). Nach dem Gymnasium in Ljubljana und dem Jusstudium in Wien und Graz sowie dem Studium der Philosophie in Padua war er Dr. der Philosophie und beider Rechte (Svetina). Die Gerichtspraxis absolvierte er 1833–1842 am Landesgericht in Ljubljana und wechselte danach 1843–1849 zum Bergamt nach Idrija. U. engagierte sich ab 1832 dichterisch und publizierte im Illyrischen Blatt unter dem Pseudonym Jean Laurent. Ab 1839 war er Redakteur der Laibacher Zeitung und ihres literarischen Beiblattes Illyrisches Blatt (nach Svetina war er deren Mitarbeiter von 1828 bis 1849 und verantwortlicher Redakteur der Beiblattes zwischen 1839 und 1846) (→ Königreich Illyrien). 1840 zählte U. neben Erzherzog Rainer zu den Mitbegründern des Geschichtsvereins für Innerösterreich. 1848 wurde er in Postojna in den Reichstag gewählt. Als Reichstagsabgeordneter setzte er sich für ein Vereintes Slowenien (→ Zedinjena Slovenija) und für eine slowenische Universität ein, aber auch für ein öffentliches und mündliches Gerichtsverfahren, für die Geschworenengerichtsbarkeit für Verbrechen (auch politische Verbrechen) und Pressevergehen (in den Sitzungen am 23. und 24. Jänner 1849) (Wurzbach). 1849 wurde U. zum Präsidenten der Grundentlastungskommission von Krain/Kranjska ernannt und war gleichzeitig in der Generalprokuratur in Klagenfurt/ Celovec beschäftigt. 1850 wurde er deren Generalprokurator. 1853 wurde er nach Zagreb berufen und zum Präsidenten der Grundentlastungskommission ernannt, um die Grundentlastung in Kroatien und Slawonien durchzuführen. Später wurde er Präsident des urbarialen Obergerichtes (urbarsko nadsodišče). Nach mehreren Auszeichnungen wurde er am 22. Jänner 1855 in

1383

Ullmann, Josef

den erblichen Adelsstand mit dem Prädikat Edler von Krainfels erhoben. In seiner Funktion als Landeschef war er Vorgänger von J. N. → Schloissnig und dem ethnopolitisch engagierten Slowenen Andreas/Andrej → Winkler (1825–1916 bzw. 1880–1892).

Genauso war ihm die Bildung des Volkes ein Anliegen. 1863 gab er zwei Bücher heraus, das Epos Abuna Soliman, das vom slowenischen Missionar Ignac Knoblehar handelt, und Slovanska blagovestnika sveta Ciril in Metod [Die Slawenapostel hll. Kyrill und Method]. Im Jahre 1865 folgte ein Band mit Gedichten Pesmi Lit.: Wurzbach, SBL (Anton Svetina). – H. Rumpler  : Zentralistische [Gedichte]. Als Dichter gehört er zu den Epigonen Reichspolitik oder Germanisierung  ? Zum nationalpolitischen Gehalt der des spätromantischen Formalismus und war konservaPolitik der Wiener Regierung gegenüber Illyrien-Krain von der Revolutiv ausgerichtet (→ staroslovenci). Seine dichterischen tion 1848 zum Neoabsolutismus. In  : H. Rumpler, A. Suppan (Hg.)  : Themenkreise waren Natur, Heimat und Gott. In AlleGeschichte der Deutschen im Bereich des heutigen Slowenien 1848–1941 = Zgodovina Nemcev na območju današnje Slovenije 1848–1941. Wien gorien verschleiert lässt sich ein erotisches Bekenntnis 1988, 63–84  ; M. Miladinović-Zalaznik  : Carl Alexander Ullepitsch, orten. Zu den von ihm verwendeten Gedichtformen Edler von Krainfels (1811–1862)  : ein Literat und Politiker aus Unterzählen auch das Sonett, die Elegie, das Ghasel, zu den krain. In  : A. Mádl (Hg.)  : Schriftsteller zwischen (zwei) Sprachen und Versformen die Nibelungenstrophe und der HexameKulturen. München 1999, 85  ff.; M. Birk  : »…  vaterländisches Inteter. U. ist der Verfasser eines Sonettenkranzes Pozdrav resse, Wissenschaft, Unterhaltung und Belehrung  …«  : Illyrisches Blatt (Ljubljana, 1819–1849), literarni časopis v nemškem jeziku v slovenski zvezdi na morju [Ein Gruß dem Stern am Meer] und provinci predmačne Avstrije. Maribor 2000  ; T. Žigon  : Nemško časopisje zweier Sonette in einem Domovini [An die Heimat]. na Slovenskem. Ljubljana 2001  ; (www.dlib.si). Als Herausgeber der Zeitschrift Besednik war er erfolgBojan-Ilija Schnabl reich, obwohl er nicht das Organisationstalent und die weltanschauliche Offenheit eines Anton Janežič beUllmann, Josef, → Abgeordnete. saß, doch machte er die Volksbildung zum inhaltlichen Schwerpunkt. Einer der ihm treu gebliebenen Autoren Ulrich von Liechtenstein (* um 1200  ; † 1275), Dichwar Simon → Gregorčič. ter, Minnesänger, → Buge was primi  ; → Herzöge von Kärnten/Koroška  ; → Minnesänger  ; → Seckau. Werke  : Abuna Soliman. Ljubljana 1863  ; Slovanska blagovestnika CiUmek, Anton, → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno

društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Zvezda, Izobraževalno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein Zvezda (Stern)]. Umek, Anton (Ps. Okiški, * 12. Juni 1838 Vrh pri

Boštjanu [Okič, Sevnica, Doljenska], † 15. Juli 1871 Trixen/Trušnje), Lehrer, Dichter, Herausgeber, Publizist. U. war bäuerlicher Herkunft, besuchte und beendete das Gymnasium in → Ljubljana und studierte danach an der Universität Wien klassische Philologie. Nach Beendigung des Studiums unterrichtete er klassische Sprachen, Deutsch und Slowenisch am Gymnasium in → Klagenfurt/Celovec. In der Kirchenzeitung Zgodnja danica, der Zeitung Novice und in der Zeitschrift Glasnik (→ Publizistik) veröffentlichte er Gedichte. In den Jahren 1869–1871 war er Herausgeber der Zeitschrift Besednik und publizierte darin populäre Artikel über Kultur und Politik. Er war von Luka Jeran und Anton → Janežič beeinflusst und verband religiöses und nationales Bewusstsein mit seiner Liebe zur Literatur.

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ril in Metod. Prigodbe in povesti v spevih. Celovec 1863  ; Pesmi. Celovec 1865. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Marn  : Jezičnik. 1875, 1886  ; K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva. 3. [Ljubljana] 1896, 183–184  ; Č. Zorec  : Ob 100-letnici smrti pozabljenega pesnika A. Umka-Okiškega. In  : Glas 1971  ; I. Virnik  : Rodoljubno čustvo pozabljenega pesnika. Spominska obletnica  : Anton Umek-Okiški. In  : DiD [Družina in dom] 7 (1998) 14. Vita Žerjal Pavlin  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Umgangssprache oder Alltagssprache (slow. pogovorni

jezik oder občevalni jezik), Sprache des täglichen Umgangs in ihrer mündlichen Form, meist ein → Dialekt oder → Soziolekt, seltener eine orthoepisch normierte → Standardsprache im Sinne von klassischer Theatersprache, wohl aber, etwa im kirchlichen Bereich, eine an die Standardsprache angelehnte Varietät (→ Liturgiesprache), zumal Letztere durch ihre historische Bedeutung zur Normierung der Standardsprache verschiedener Sprachgruppen beitrug, so dass Toporišič auf eine Wechselbeziehung zwischen der Entwicklung von mündlicher und verschriftlichter U. sowie der → Standardsprache hinweist. Die oben beschriebene individuelle U. kann im einsprachigen gesellschaftlichen Kontext synonymisch für → Muttersprache stehen (wobei

Anton Umek-Okiški, vor 1871

Umgangssprache

Die Fragestellung nach der U. erlaubte es statistisch, Soziolekte darunter subsumiert werden). Im zwei- oder mehrsprachigen Kontext ist die U. ein Hinweis auf die aufgrund soziolinguistischer, wirtschaftlicher und polisoziologisch dominierende Sprache, wenn U. Mutter- tischer Faktoren, die wirtschaftlich und politisch nicht dominierenden Sprachen bzw. deren Sprachgruppen sprache suggeriert (siehe unten Sprachzählungen). Mitrović, Koruza folgend, weist darauf hin, dass zu schwächen und die dominanten Sprach-Eliten in noch im 17. Jh. im slowenischen Sprachraum die tägli- ihrer Dominanz zu stärken (Deutsch weitgehend in che U. in allen gesellschaftlichen Schichten, einschließ- Cisleithanien, Ungarisch in Transleithanien, Italienisch lich des Adels, Slowenisch gewesen sei, wie es auch im Küstenland/Primorje und Dalmatien). Aus einer die erhaltene Korrespondenz weiblicher Adliger und zeitgenössischen Quelle aus dem Jahr 1914 wird dies die Gelöbnisformeln in weiblichen Klöstern belegen wie folgt untermauert   : »Die Muttersprache könnte (→ Adelssprache  ; → Coraduzzi, Ester Maximiliana). eine Auskunft über Abstammung, aber nicht über die Die Verankerung des Slowenischen als Verkehrs- und gegenwärtigen Sprachenverhältnisse bieten … Bei der Umgangssprache spiegelt sich in zahlreichen → In- Annahme der Umgangssprache als Grundlage für die schriften, insbesondere auf → Chronogrammen und Beurteilung der Völkerzahl ist die Wirkung, daß die gemalten → Kreuzwegen. Sie manifestierte sich lange Mehrheiten, die herrschenden Völker jedes Ortes, stärker auch im wirtschaftlichen Leben, wie es eine kulturhis- erscheinen, als die Verteilung nach der Muttersprache torisch interessante Publikation aus dem Jahr 1876 zu ergeben würde, unvermeidlich« (W. Hecke). Relevant metrischen Maßen für die Holzverarbeitung und für war dies insbesondere in den sprachlichen Randbereidie Holzkohlegewinnung dokumentiert, die von der chen und urbanen Zentren, aber auch in den geschlosWaldaufsicht des Hüttenberger Vereines für Erzeugung sen slowenisch besiedelten Gebieten → Südkärntens/ von Eisenprodukten in Klagenfurt/Celovec (gozdarsko Južna Koroška. Trotz ihrer realen Präsenz war es so in nadzorništvo Hüttenberškega društva za pridelovanje einem scheinbaren rechtsstaatlichen Rahmen möglich, železnih tvarin v Celovcu) erstellt und vom Kärntner die Slowenen (wie auch andere → »Minderheiten«/ Forstverband (Koroško gozdarsko društvo) auf Slowe- Volksgruppen) im Hinblick auf politische Rechte u. a. nisch herausgegeben wurde. Das Slowenische war noch dank der Manipulationen und der Einschüchterung bis 1938 eine derart starke U. in Kärnten/Koroška, dass von deutschnational orientierten Zählkommissaren mit eine breite Schicht der Bevölkerung etwa im → Klagen- Mitteln der sog. statistischen → Germanisierung »wegfurter Feld/Celovško polje erst in der Schule Deutsch zuzählen«. Damit wurden die rechtlichen Grundlagen erlernte und später während des Zweiten Weltkriegs kreiert, ihren Sprechern politische Grundrechte nicht auch Zwangsarbeiter slawischer, meist polnischer oder zu gewähren, um die tatsächliche → Germanisierung ukrainischer Herkunft trotz Verbots des Slowenischen zu forcieren und die Dominanz der Eliten zu stärken. nordöstlich von Klagenfurt/Celovec zuerst slowenisch Solchermaßen durchgeführte Sprachenzählungen hatbzw. den örtlichen Dialekt lernten (Sturm-Schnabl). ten/haben vornehmlich den Wert von soziologischen Umgangssprache als Rechtsbegriff von Spra- Indikatoren (→ Zweisprachigkeit). Die Manipulation und ethnopolitische Instrumentalisierung des Begriffs chenzählungen. Im Kärntner historischen Kontext ist U. insbesondere eine sprachpolitische und rechtliche U. ist im Rahmen der Volkszählung 1910 besonders Kategorie bei → Sprachenzählungen zwischen 1880 gut dokumentiert. Nach Malle führte diese faktisch und 1923, d. h. die »Sprache, der sich die zu zählende der mit den Behörden kooperierende deutschnationale Person im gewöhnlichen Umgang bedient« (Fragestel- Volksrat durch und bediente sich dabei der Druckmittel lung 1880). 1923 wird nach der »Denksprache« gefragt, des Behördenapparates mit dem Ziel, die Zahl der Slo1934 nach der Sprache des Kulturkreises (1951–2001 wenen statistisch gering erscheinen zu lassen und das wurde wieder nach der Umgangssprache gefragt), wo- geschlossene slowenische Gebiet Südkärntens zu zerbei nach Reiterer die Fragestellung eine völlig unter- splittern. Es wird von systematischen Unregelmäßiggeordnete Rolle spielte und die betroffenen Menschen keiten und willkürlichem Verhalten der Zählkommissehr gut wüssten, was gemeint sei  : »Sie [die Sprachen- sare bei der Volkszählung berichtet. So wurde bisweilen zählungen] werden als Frage nach der ethnischen Zu- gar nicht nach der Umgangssprache gefragt, sondern gehörigkeit und dadurch wieder als Frage nach der So- einfach »deutsch« eingetragen, oder es wurde Deutsch lidarität von Minderheiten gegenüber den Mehrheiten bei jenen eingetragen, die nur einige Worte sprachen. In slowenischen Gemeinden wurden deutsche Kommisgestellt und verstanden.«

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Umgangssprache

sare als Kontrolleure beigestellt. In den Städten über- lichen Identität eines Ortes, die nicht notwendigernahmen vielfach die Arbeitgeber bzw. Hausbesitzer die weise mit der Realität übereinstimmen muss. So galt Rolle der Zählkommissare, die die Arbeiter oder Mieter → Villach/Beljak immer als stärker »deutschsprachig« als deutsch eintrugen. Besonders konsequent wurde die im Vergleich zu → Klagenfurt/Celovec, dem durchaus statistische Germanisierung in Klagenfurt/Celovec be- eine »slowenischsprachige« Teilidentität zugeschrieben trieben, wo Personen, die Slowenisch als U. angegeben wurde/wird (→ Kryptoslowenen) (ein Bonmot beim hatten, aufs Magistrat gerufen wurden, um die Anga- Villacher Fasching in den 1980er (?) Jahren für Klaben zu »korrigieren«. So war gerade bei dieser Volks- genfurt/Celovec war Celovcendorf). Die solchermaßen zählung »die wirtschaftliche Abhängigkeit eines Groß- veröffentlichte Meinung mag einerseits die tatsächliche teils der slowenischen Bevölkerung in den Städten und gesellschaftliche → Relevanz der Sprache in einem Märkten von ausschlaggebender Bedeutung« (Malle). soziologischen Kontext spiegeln. Andererseits schafft Die aufgrund dieser Unregelmäßigkeiten vom slowe- sie eine Erwartungshaltung, die den öffentlichen Genischen → Katoliško politično in gospodarsko društvo brauch einer Sprache entweder stärkt oder inhibiert [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein] und damit wesentlich zur Dynamik der Sprachentdurchgeführte parallele Volkszählung wurde verboten, wicklung beiträgt. In diesem Sinne entspricht die und die Behörden versuchten mit allen Mitteln, die Er- Umgangssprachgrenze nicht notwendigerweise der hebungsprotokolle zu beschlagnahmen. Die offizielle tatsächlichen Sprachgrenze. Besondere Relevanz erhält Zählung ergab 82.212 Slowenen (21,2 % der Kärntner die Wahrnehmung der sprachlichen Identität eines Gesamtbevölkerung), die Zählung der Slowenen ergab Ortes im Sinne von Verkehrssprache bei → Binnenmi135.415 Personen mit Slowenisch als Muttersprache. grationen, wo zu beobachten ist, dass die U. mit dem Nach offiziellen Angaben fiel der Anteil der Slowenen Wohnortwechsel aus einer traditionellen Gemeinschaft in eine neue wechselt, wenn diese nicht eine sichtbare im Vergleich zur Volkszählung von 1900 um 9,1 %. Bezeichnend für die intrinsische Inkohärenz der Me- slowenische sprachliche Identität aufweist. Besonders thodik bei Sprachenzählungen sind die Ergebnisse der frappant ist, dass die Zusiedler in den neuen SiedlungsVolkszählung von 1910, wie sie im → Ortsverzeich- gebieten um die urbanen Zentren, die aus slowenischen nis von 1918 wiedergegeben sind. In jenen Orten, wo Gebieten stammen, untereinander nicht mehr das Sloetwa nur eine Person mit slowenisch als U. angeführt wenische als U. verwenden. Deshalb sind die öffentist, ist dies in deutschsprachigen Migrationszentren lichen topografischen Aufschriften von so eminenter notwendigerweise als Muttersprache zu interpretieren. struktureller Bedeutung für die Wahrnehmung der Im Ortsverzeichnis 1918 wird zudem eine Reihe von Volksgruppensprache/des Slowenischen als öffentlich Orten westlich und nordwestlich von → Hermagor/ anerkannter Verkehrssprache, d. h. für die langfristige Šmohor, im Unteren Gitschtal (Višprijska dolina) und Dynamik der Sprachentwicklung (→ Amtssprache, nordwestlich von Brückl/Mostič in beiden → Landes- → Name und Identität). Das erklärt auch einerseits die sprachen angeführt, d. h. im historischen geografischen grundrechtsverneinenden Widerstände gegen die AufRandbereich Südkärntens, in denen keine einzige Per- stellung zweisprachiger topografischer Aufschriften son mit Slowenisch als U. verzeichnet ist. Da die Er- bzw. andererseits das humanistische und politische Enläuterungen besagen, dass bei zweisprachigen Ortsan- gagement für diese (→ Assimilationszwang, → »Engaben diese angegeben sind, »sofern sie als orts- oder tethnisierung«). sprachüblich anerkannt sind«, liegt unter Berücksichtigung weiterer Indikatoren die Vermutung nahe, dass Quellen  : Kazala za določenje telesnine okroglega, obtesanega i rezanega dies u.  U. auf eine weit fortgeschrittene, jedoch noch lesa, potem oglaskih kop v metrični meri. Za upotrebljenje pri lesoterštvu izdelana v pisarni gozdarskega nadzorništva Hüttenberškega društva za nicht gänzlich abgeschlossene Phase des → Sprach- pridelovanje železnih tvarin v Celovcu. Izdatelj  : Koroško gozdarsko wechsels hindeutet. društvo. V Celovcu 1876, tisk koroške tiskarne Bertschinger in HeynDominante Verkehrssprache. Zu erwägen ist da- a, V samozaložbi društva  ; W. Hecke  : Volksvermehrung, Binnenwanneben auch die Kategorisierung einer kollektiven U. als derung u. Umgangssprache in den nördlichen Ländern Österreichs. In  : dominante Verkehrssprache (→ Lingua franca) eines Statistische Monatsschrift, k. k. Statistische Zentral-Kommission, XIX. Jg., Brünn 1914, 653–674, Zitat S. 662. Ortes oder einer Stadt, sei es in rechtlicher, sei es in Lit.: ES ( J. Toporišič  : Pogovorni jezik). – T. Veiter  : Die Sprach- und soziologischer Hinsicht, d. h. als kollektive oder öffent- Volkszugehörigkeit in Österreich nach den Ergebnissen der Volkszählich tradierte/suggerierte Wahrnehmung der sprach- lung von 1939. In  : Europa Ethnica 22 (1965) 109–123  ; T. Ferenc,

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Ungnad, Hans von Weissenwolf, Freiherr von Sonnegg

M. Kacin-Wohinc, T. Zorn  : Slovenci v zamejstvu, Pregled zgodovine 1918–1945. Ljubljana 1974  ; A. Malle  : Iz politične zgodovine koroških Slovencev 1905–1914. In  : ZČ 33/2 (1979) 229–246, hier 230–242  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten. Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; E. Brix  : Die Umgangssprachen in Altösterreich zwischen Agitation und Assimilation. Die Sprachenstatistik in den cisleithanischen Volkszählungen 1880–1910. Wien 1982  ; F. Sturm  : Der Minderheiten- und Volksgruppenschutz, Art. 19 StGG  ; Art. 66 bis 68 StV Saint-Germain  ; Art. 8 B-VG  ; Art. 7 StV 1955. In  : R. Machacek, W. Pahr, G. Stadler (Hg.)  : 40 Jahre EMRK, Grund- und Menschenrechte in Österreich, Bd. II, Wesen und Werte. Kehl am Rhein, Straßburg, Arlington 1992, 77–111 (Sonderdruck)  ; A. F. Reiterer  : Minderheiten wegzählen  ? Methodische und inhaltliche Probleme amtlicher Sprachenzählungen. In  : R. Vospernik, M. Pandl (Hg.)  : Ortstafelkonflikt – Krise oder Chance  ? Dokumentation. Klagenfurt 2004  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do druge svetovne vojne. In  : Obdobja 26 – Metode in zvrsti. Slovenska narečja med sistemom in rabo. Ljubljana 2009, 371–391  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik – zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010, 39–51 (Volkszählungen bis 1939) 105–130, (Volkszählungen 1951–1971) 155–226 (Volkszählungen 1976–2001). Bojan-Ilija Schnabl

Umgangssprachgrenze, → Umgangssprache, sowie

→ Bildstock  ; → Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung. Ungnad, Hans von Weissenwolf, Freiherr von Son?] 1493 Sonnegg/Ženek negg (Ivan, * 18. August [  

[Sittersdorf/Žitara vas], † 27. Dezember 1564 Vintířov/ Winter[it]z, Westböhmen), Staatsmann, Kriegsherr, (protestantischer) Mäzen. U. entstammte dem in der ersten Hälfte des 15. Jh.s (1426, 1444  ?) mit Sonnegg/Ženek belehnten Rittergeschlecht. Seit frühester Jugend im habsburgischen Hofdienst, befähigte ihn dieser für seine späteren politischen, militärischen und Verwaltungstätigkeiten im Dienste Ferdinands I., sei es als Mitglied jener Gesandtschaft, die 1519 dem späteren Kaiser Karl in Spanien huldigte, sei es als Vizedom und Hauptmann von → Celje (Cilli) (1526), sei es Landeshauptmann der Steiermark (1530–1556) oder als Rat und Verwalter des Statthalteramtes der niederösterreichischen Regierung (1542–1543). U. wurde 1522 in den Freiherrenstand erhoben und erhielt noch vor 1563 das ungarische Indigenat. Die Osmanen und der Reformglaube sollten seit den späten 1520er-Jahren zu

den prägendsten Merkmalen im Leben von U. werden. Ab 1532 beteiligte er sich an mehreren Schlachten gegen die Osmanen, so auch bei Osijek (Eszek, Esseg) 1537, bei der er gemeinsam mit Hans Katzianer und Georg Schlick die Truppen im Stich ließ. U. wurde 1540 (–1543) erster Grenzobrist der niederösterreichischen, slawonischen und kroatischen Länder, 1543 oberster Feldhauptmann in Ungarn, Obergespan von Varaždin (Varasd, Warasdin) und Generalkapitän der slawonischen und kroatischen Militärgrenze. In dieser Funktion regte er den Bau einer Festung an (das spätere Karlovac [Karlstadt]   ?), trat persönlich als Fluchthelfer von christlichen Flüchtlingen (Uskoken) in Erscheinung und beteiligte sich an den nächtlichen Vergeltungszügen gegen die Osmanen. Während seiner Zwangsbeurlaubung (1553–1555) hielt sich U. auch in Wittenberg auf, wo er seinen Reformglauben vertiefte. 1555/1556 legte U. alle Ämter nieder, überließ die Verwaltung der Güter seinen beiden ältesten Söhnen und wanderte mit der übrigen Familie nach Sachsen aus, wo U. in intensivem Kontakt mit Philipp Melanchthon stand. 1557 übersiedelte U. nach Württemberg, wo ihn Herzog Christoph zum Rat ernannte und ihm in Urach eine Residenz zuwies. U., in dem wahrscheinlich bereits während seiner Feldhauptmannschaft der Plan heranreifte, die mehrheitlich orthodoxen christlichen Flüchtlinge und auch Osmanen zum Protestantismus zu bekehren, griff die Idee des damals in Kempten lebenden Primož → Trubar, die kroatische Übersetzung des Neuen Testamentes materiell und immateriell zu unterstützen, mit Enthusiasmus auf, zumal U. 1559 sogar daran gedacht hatte, in das damalige Druckerzentrum nach Basel zu übersiedeln, um sein Missionswerk zu realisieren. Die guten Beziehungen zu Basel krönte U. mit einem großzügigen Büchergeschenk (18 Bände) an die dortige Universität im Jahr 1564. Mit Unterstützung protestantischer Fürsten und eigenen finanziellen Mitteln gründete U. schließlich die sogenannte Uracher Bibelanstalt (Windische, chrabatische und cirulische Thrukerey), in der zwischen 1561 und 1565 insgesamt 35 Druckwerke entstanden  : 26 in kroatischer (in glagolitischen, kyrillischen und lateinischen Lettern), sechs in italienischer und drei in slowenischer Sprache  ; während Trubar u. a. die »Augsburgische Konfession« übersetzte und für den Druck vorbereitete, leisteten Stefan Konzul und Antun Dalmata dieselbe Arbeit für die kroatische Übersetzung des »Neuen Testamentes« in glagolitischen und kyrillischen Lettern (→ Glagolica, → Schrift). Das florierende Unternehmen litt

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Unrest, Jakob

zunehmend unter den Animositäten der Herausgeber und verfiel auch nach dem Tod von U. im Jahr 1565. U. war in erster Ehe (1525–1553) mit Anna Maria Freiherrin Thurn verheiratet, mit der er eine zahlreiche Nachkommenschaft zeugte  ; 1555 ehelichte er die ehemalige Nonne Magdalena Gräfin Barby, mit der er zwei Söhne hatte. U. verstarb am 27. Dezember 1564 während des Besuches bei seiner Schwester Elisabeth Gräfin Schlick. U. ist in der Stiftskirche von Tübingen begraben. Quellen  : Matthäus Dresser  : Ungnadsche Chronika. Leipzig 1601  ; Monumenta Spectantia Historiam Slavorum Meridionalium 35, 38, 40. u Zagrebu 1914, 1916 und 1917. Lit.: SBL  ; ES, OVSBL. – T. Elze  : Ungnad zu Sonneck, Hans. In  : Allgemeine Deutsche Biographie 39. Leipzig 1895, 308–310  ; G. Stökl  : Die deutsch-slavische Südostgrenze des Reiches im 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte dargestellt an Hand des südslavischen Reformationsschrifttums, Schriften des Osteuropa-Institutes zu Breslau 12. Breslau 1940, 67–91  ; R. Vorndran  : Kurzer Überblick über die Drucke der Südslawischen Bibelanstalt in Urach. In  : Gutenberg-Jahrbuch. Mainz 1976, 291–297  ; B. Zimmermann  : Landeshauptmann Hans Ungnad von Sonnegg (1493–1564). Ein Beitrag zu seiner Biographie. In  : G. Pferschy (Hg.)  : Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift für Fritz Posch. Graz 1981, 203–216  ; B. Zimmermann  : Hans Ungnads Beziehungen zu Reformatoren und Theologen. In  : Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 102/103. Wien 1986/1987, 179–191  ; G. Scholz  : Ständefreiheit und Gotteswort, Frankfurt am Main 1994, 101–103  ; L. Heiligensetzer [e. a.] (Hg.)  : Treffenliche schöne Biecher Hans Ungnads Büchergeschenk und die Universitätsbibliothek Basel im 16. Jahrhundert, Basel 2005  ; vgl. dazu auch Renzension von J. Pauser. In  : Mitteilungen des VÖB 59/3. Wien 2006, 78–81.

Marija Wakounig

Unrest, Jakob (* um 1430 in Bayern oder Kärnten/ Koroška, † 1500 wahrscheinlich in St.  Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici), Chronist, Chorherr, Pfarrer. Der um 1430 geborene U. stammte wahrscheinlich aus Bayern, wo er als Priester des Bistums Regensburg wirkte. Zwischen 1466 und bis zu seinem Tod 1500 hatte U. die Pfarre St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici inne, die nicht zu den einträglichsten zählte. Zur Aufbesserung seiner Einkünfte beigetragen haben die Kanonikate in Gurnitz/Podkrnos und ab den 1470er-Jahren jene in → Maria Saal/Gospa Sveta. Über das Leben von U. ist wenig bekannt  ; so ist nicht gesichert, ob und wo er neben seiner theologischen Ausbildung auch andere Studien betrieben hat. Außer dem lateinischen Urbar seiner Pfarre verfasste U. drei nur mehr in Abschriften erhaltene deutschsprachige Chroniken. Diese stehen in der Tradition des

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mittelalterlichen Weltbildes (Aberglaube), ohne nachweisbare Spuren oder Einflüsse der humanistischen Geisteshaltung. Die sehr guten geografischen Kenntnisse von Teilen Europas dürfte sich U. nicht durch Reisen in seiner Jugend, sondern durch Selbststudium, Information und Kompilation erworben haben. Für die Abfassung der »Oesterreichischen Chronik« (Chronicon Austriacum) diente U. wahrscheinlich die »Chronik der 95 Herrschaften« von Leopold Stainreuter als historische Hauptquelle, als dessen Fortsetzer sich U. möglicherweise sah. Die zwischen 1466 und 1499 entstandene Chronik enthält einen kurzen Abriss über die Geschichte der ersten Hälfte des 15. Jh.s, eine ausführlichere Beschreibung der Zeit Friedrichs III. von den 1460er-Jahren bis zu dessen Tod und abschließend einzelne Ereignisse bis zum Mai 1499. Die Entwicklungen in den innerösterreichischen Ländern, insbesondere in Kärnten/Koroška, sind genauer erfasst und deswegen eine bedeutende Quelle für die Regionalbzw. Landesgeschichte (→ Innerösterreich). Die chronologische Schilderung lässt den Schluss zu, dass sich U. die Ereignisse laufend notierte, die jeweiligen Berichte jedoch abschnittsweise abschloss. U. war um eine seriöse Darstellung bemüht. Qualitativ abweichend ist die »Kärntner Chronik« (Chronicon Carinthiacum) von 764 bis 1490, die den Beginn der Kärntner Landesgeschichtsschreibung markiert. Das dritte Werk von U. ist die »Ungarische Chronik«, die von der Ankunft der Hunnen 417 bis zum Tod von Matthias Corvinus 1490 handelt. Sie ist die erste in deutscher Sprache verfasste Chronik Ungarns und hat im Gegensatz zur Kärntner Chronik kaum Verbreitung erfahren. U. starb im Jahr 1500 wahrscheinlich in St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici. Quellen  : K. Grossmann (Hg.)  : Jakob Unrest. Österreichische Chronik, Monumenta Germaniae Historica …, Scriptores rerum Germanicarum 6, nova series tomus 11. Weimar 1957, VII–XXIX (Nachdruck München 2001)  ; F. Krones von Marchland (Hg.)  : Jakob Unrest  : Ungarische Chronik. In  : Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 1. Wien 1880, 249–372  ; Iacobi Unresti theologi et sacerdotis Carinthiaci Chronicon Carinthiacum. In  : Simon Friedrich Hahn (Hg.)  : Historiarvm In Academia Ivlia Professoris Pvblici Ordinarii, Collectio Monvmentorvm, Vetervm Et Recentivm, Ineditorvm, Ad Codicvm Fidem Restitvtorvm, Selectiorvm, Et Rariorvm, Diplomatvm Nempe, Sigillorvm, Litterarvm, Chronicorvm, Aliorvmqve Insignivm Scriptorvm. Meyer. Braunschweig 1724, 479–536. Lit.: SBL  ; ES, OVSBL. – F. Krones  : Die oesterreichische Chronik von Jakob Unrest mit Bezug auf die einzige bisher bekannte Handschrift der K. Bibliothek zu Hannover. In  : AÖG 48. Wien 1872, 421–530  ; F. Krones  : Unrest, Jakob. In  : ADB 39. Leipzig 1895, 311  f.; C. Fräss-

Uran, Anton

Ehrfeld  : Geschichte Kärntens, Bd. 1  : Das Mittelalter. Klagenfurt 1984, 594 f.; W. Stelzer  : Jakob Unrest und Ladislaus Sunthaym. Der Bericht über die Herzogseinsetzung aus den Kollektaneen Sunthayms – eine lateinische Fassung der Kärntner Chronik Unrests. In  : Car I/163, Klagenfurt 1973, 181–198  ; P. Wiesflecker  : Jakob Unrest. Življenje in delo koroškega kronista na prehodu iz srednjega veka v novi vek. In  : KMD 2002. Celovec 2001, 85–88  ; P. Wiesflecker  : Zur Adelsliste in Jakob Unrests Kärntner Chronik. Handschriften, Historiographie und Recht. In  : G.  Pfeifer  (Hg.)  : Handschriften, Historiographie und Recht. Winfried Stelzer zum 60. Geburtstag (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 42). Wien– München 2002, 167–189. Marija Wakounig

Unterrichtssprache, vgl. Sachlemmata  : → Bildungs-

sprache  ; → Immersion  : → Goldene Bulle aus 1356  ; → Relevanz und Redundanz von Sprache  ; → Schulwesen  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A. Uracher Bibelanstalt, → Ungnad, Hans. Uran, Anton (* 22. Februar 1920 [Hoher] Karl/Karov

Kärntner Jahrbuch für Politik, 2008

[Techelsberg am Wörther See/Teholica ob Vrbskem jezeru], † 23. Februar 1943 Brandenburg-Görden), Holzarbeiter, als Zeuge Jehovas Wehrdienstverweigerer und Opfer des Nationalsozialismus slowenischer Herkunft. U. entstammte einer Gastwirtsfamilie am Hohen Karl/Karov in St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici in den → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und kam nach Jobst aus einer → »gemischtsprachigen« [d. h. slowenischen, Anm.] Familie bzw. beherrschte neben dem Deutschen auch die slowenische → Umgangssprache. Seine ethnische Identität als solche wird allerdings in der Literatur, abgesehen von den Sprachkenntnissen, nicht unmittelbar thematisiert. Das Gasthaus selbst war an der → Sprachgrenze, wo sich nach Jobst (2011   : 27) »Fuhrleute und Holzarbeiter der deutschen und der → windischen [d. h. slowenischen, Anm.] Seite [trafen]«. U. besuchte die Volksschule in St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici, wo er »sich gute sprachliche Kenntnisse in Deutsch [erwarb]« ( Jobst 2011) und so in der Folge, auch mangels slowenischer Schulbildung, schriftliche Kontakte mit seiner Familie in Deutsch abwickelte. Seine sprachliche Sozialisation gibt somit ein Spiegelbild der Verhältnisse im slowenischen Randgebiet → Südkärntens wieder. Als Holzarbeiter kam er wohl noch in einer »jugendlichen Orientierungsphase« in Kontakt mit den Wald-

arbeitern und Bibelforschern Johann Stossier und Matthäus Pibal, konvertierte nach reiflicher Überlegung zu den → Zeugen Jehovas und erhielt seine Wassertaufe im Forstsee/Boršt im September 1938. Gegen Ende 1939 wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen, verweigerte dies jedoch aus religiös bedingten Gewissensgründen, worauf er im Februar 1940 verhaftet wurde. In der Folge musste er in mehreren Lagern Zwangsarbeit leisten. 1942 wurde er vor dem Reichsgericht in Berlin wegen »Wehrkraftzersetzung« angeklagt und am 22. Jänner 1943 zu Tode und zur Aberkennung seiner bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt ( Jobst  : 2010). U. wurde am 23. Februar 1943 am Schafott hingerichtet. Auf Antrag von Erasmus Uran, des Bruders des Verurteilten, wurde das Urteil vom Landesgericht Wien am 3. Juni 1997 aufgehoben. Nach Jobst (2010) setzte mit diesem »Rehabilitierungsfall und dem ›Fall Jägerstäter‹, dessen Urteil im selben Jahr vom Landgericht Berlin aufgehoben wurde, […] ein rechtspolitischer Umdenkprozess [ein], an dessen Ende das sogenannte ›Aufhebungsgesetz‹ in Österreich steht, welches mit 1. Dezember 2009 in Kraft getreten ist.« Das Gebiet der Ossiacher Tauern/Osojske Ture sollte während des Zweiten Weltkrieges noch eine Reihe von Deserteuren und Widerstandskämpfern hervorbringen, die sich am Taubenbühel/Tavplj und in den umliegenden Wäldern versteckten (gefallene Partisanen sind am Friedhof von St. Martin am Techelsberg/ Šmartin na Teholci begraben). Jobst (2011  : 36) weiter  : »Der damals zehnjährige Erasmus Uran hinterlegte oftmals im Auftrag seiner Mutter vor der Rieser-Hütte am Taupel jene Lebensmittel, die den Deserteuren und Widerstandskämpfern das Überleben sicherten, wobei nicht nur die Urans, sondern auch viele Nachbarn in der Einschicht diese Art des zivilen Ungehorsams praktizierten. Während der letzten Kriegsmonate erfuhr die Bevölkerung des Dorfes die lebensbedrohende Gefahr der Partisanenbekämpfung. In unregelmäßigen Abständen tauchten SS-Männer auf, umstellten die Häuser und verhörten die Bewohner. Im Februar 1945, Anton Uran sen. arbeitete bei einem Ossiacher Bauern, musste der erst zehnjährige Erasmus eine traumatisierende Verhörprozedur über sich ergehen lassen. […] Nach der Befreiung Österreichs erlebte die Familie Uran einen mühsamen Übergang zur demokratischen Gesellschaftsordnung  …« Jobst schreibt zudem (2011  : 35)  : »Nach der Ermordung ihres Sohnes musste die Familie Uran zwar nicht offen vorgetragene,

1389

Uran, Erasmus

aber doch bei vielen Gelegenheiten spürbare Nachteile Hren (Hg.)  : Kärntner Jahrbuch für Politik 2008. Klagenfurt 2008, einstecken. Mutter Cäcilia hatte noch viele Jahre nach 291–303, www.jahrbuchkaernten.at/fileadmin/jahrbuch/Downloads/ Jahrbuch_der_Politik_2008.pdf  ; T. Walter  : Standhaft bis in den Tod, dem Ende des Nazi-Terrors nicht verwunden, dass sie Die Zeugen Jehovas und die NS-Militärgerichtsbarkeit. In  : W. Manovom NS-Bürgermeister bei der Zuteilung rationierter schek (Hg.)  : Opfer der NS-Militärjustiz. Urteilspraxis – StrafvollLebensmittel unter Anspielung auf ihren Sohn Anton zug – Entschädigungspolitik in Österreich. Wien 2003  ; 342–357  ; W. Manoschek  : Kärntner Slowenen als Opfer der NS-Militärjustiz. In  : stark benachteiligt wurde.« Der Umgang mit den Nazi-Opfern nach dem Krieg Ebd., 358–387  ; VJ [V. Jobst]  : Uran Anton. In  : W. Baum, P. Gstettner, H. Haider, V. Jobst, P. Pirker (Hg.)  : Das Buch der Namen. Klagen– und die Urans waren in mehrfacher Hinsicht Opfer –, furt 2010, 31, 293–299, 787–789  ; B.-I. Schnabl  : Asimilacija in sindie nachhaltigen Diskriminierungen sowie die Täter- drom posttravmatskega stresa. In  : KK 2011. Celovec 2010, 117–130  ; V. Opfer-Umkehr in den Jahren und Jahrzehnten nach Jobst  : Anton Uran – verfolgt, vergessen, hingerichtet/Anton Uran – perdem Zweiten Weltkrieg führten zu einer Verdrängung secuted, forgotten, executed. Klagenfurt 1997, 22011 (mit Faximiles und und Tabuisierung der jeweils eigenen Familien- und Übertragungen der Briefe von U.)  ; M. Boročnik  : Odkritje spomenika žrtvam nacističnih sodnih procesov/Enthüllung des Denkmals für die OpGruppengeschichten – und zwar obwohl ihr Engafer der nationalsozialistischen Gerichtsprozesse. In  : KK 2014. Klagengement auch im Einzelnen ein Beitrag zur Wieder- furt/Celovec [2013], 125–134  ; D. Wutti  : Die Nähe zur Vergangenheit erlangung der Souveränität Österreichs gewesen war. – Transgenerationale Übertragungen vor soziopolitischem Hintergrund. Unmittelbare Folge der Diskriminierungen war die In  : T. Heise, J. Küchenhoff, I. Özkan, Ibrahim, S. Golsabahi (Hg.)  : Verankerung kollektiver posttraumatischer Belastun- Die Herstellung von Differenz. Zum Umgang mit Fremdheit in der transkulturellen Psychiatrie. Psychotherapie und Psychosomatik im gen und die → Assimilation, die eine Aufarbeitung erst deutschsprachigen Raum e. V. (DTPPP.) 6.–8. September 2012. KliJahrzehnte später in Ansätzen in Gang brachte, als eine nik Baselland Liestal. Berlin 2013 141–149  ; D. Wutti  : Drei Familien, Wiederfindung der slowenischen individuellen und drei Generationen. Das Trauma des Nationalsozialismus im Leben dreier kollektiven sprachlichen Identität unmöglich gewor- Generationen von Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 2013  ; B. den war und nicht mehr als gesellschaftlich bedrohlich Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen empfunden wurde. U. wird im Buch der Namen sowie und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 495 f. im Buch Wer war Klara aus Šentlipš/St.  Philippen  ?  … Bojan-Ilija Schnabl nicht unter den slowenischen NS-Opfern angeführt, wobei Entner zahlreiche weitere slowenische Zeugen Uran, Erasmus, der jüngere Bruder des Anton → Uran. Jehovas gerade aus dem Gebiet der → Ossiacher Tauern/Osojske Ture identifiziert, so etwa die Mitglieder »Urangst«, vgl. Sachlemmata  : → Assimilation (und der Familie → Wolfahrt. PTBS)  ; → Assimilationszwang  ; → »Entethnisierung«  ; → Geschichtsschreibung und kognitive DissoQuellen  : Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz (BGBl. 110/2009). nanz   ; → Zweisprachigkeits-Ideologie. Lit./Web  : F. Kattnig  : Sämtlich Slowenen – Versuch einer Dokumentation. Klagenfurt/Celovec 1978  ; Die vergessenen Opfer der NS-Zeit. Standhaft trotz Verfolgung. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung der Religiösen Bekenntnisgemeinschaft der Zeugen Jehovas mit einem Vorwort von Wolfgang Neugebauer und Johann Stadler. Wien 1999  ; V. Jobst  : Anton Uran, der lange Weg zur Rehabilitierung. In  : Zeugen Jehovas – Vergessene Opfer des Nationalsozialismus  ? Hg. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Tagungsband. Wien 1999  ; M. Jurič-Pahor  : Vpliv fašizma in nacio­ nalsocializma na prvo, drugo in tretjo generacijo, Primer koroški in tržaški Slovenci, Zaključno poročilo o rezultatih raziskovalnega projekta. Ljubljana 2001  ; A. Malle  : Spominjanje na pregon in upor. Erinnerung an Vertreibung und Widerstand. In  : A. Malle (Hg.)  : Die Vertreibung der Kärntner Slowenen, Pregon Koroških Slovencev. Celovec 2002, 87–112 u. 213–247 (Zitat S. 213 f.)  ; R. Moos  : Die juristische Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz. In  : R. Kohlhofer, R. Moos (Hg.)  : Österreichische Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit – Rehabilitierung und Entschädigung/Colloquium. Wien 2003  ; V. Jobst  : »Sachverhalt Anton Uran« zur Erwirkung eines Aufhebungsantrages vor dem Landesgericht Wien. Klagenfurt 2007  ; V. Jobst  : NS-Widerstand – Patriotismus – Rehabilitierung. In  : K. Anderwald, P. Filzmaier, K.

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Uranšek, Franc (* 13. April 1874 Loibach/Libuče [Bleiburg/Pliberk], † 29. Jänner 1948 Klagenfurt/Celovec), Priester und Kulturaktivist. U. wuchs zunächst beim vulgo Furjan in Loibegg/ Belovče in der Gemeinde Eberndorf/Dobrla vas auf, wohin die Eltern bald nach der Geburt des Sohnes übersiedelt waren. Sie führten dort ein Gasthaus, welches sie jedoch bald wieder veräußerten. Sie kauften das Anwesen vulgo Poltnik in St.  Michael/Šmihel. Hier besuchte U. die Volksschule und wurde dann ins Gymnasium nach Klagenfurt/Celovec geschickt. Er absolvierte sechs Jahrgänge  ; die 7. und 8. Klasse und die Matura legte er in Novo mesto unter dem Direktor Franc Detela und dem Religionslehrer Jožef Marinko ab. Im Jahre 1896 trat er in Klagenfurt/Celovec ins Priesterseminar ein und wurde am 19. Juli 1900 von Bischof

Uranšek, Franc

Franc Uranšek um 1925

Josef → Kahn zum Priester geweiht. Am 15. August 1900 feierte er die Primiz. Als Kaplan wirkte er zunächst in Dravograd, danach in Eberndorf/Dobrla vas und verstand sich gut mit dem Propst Lukas Vavtižar. Im Jahre 1904 wurde er Provisor in Möchling/Mohliče und machte im Jahre 1905 in Monte Santo di Luschari/ Luschari/Sveti Višarji seinen Sommerdienst (→ Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina, → Wallfahrt). Am 15. Oktober 1905 übernahm er die Pfarre → Schwabegg/Žvabek und hat sie bis zu seinem Tod betreut. Die Pfarre Neuhaus/Suha hat er von 1905 bis 17. Februar 1922 mitprovidiert. U. hat sich sofort gut eingelebt und nahm auch am politischen Leben der Gemeinden Schwabegg/Žvabek und Leifling/Libeliče (heute Neuhaus/Suha) teil. Am 18. März 1906 hielt der »Katholisch-politische Verein« eine Protestversammlung im Gasthaus Steharnik (Lukner) ab. Es kamen 200 Besucher und Provisor U. wurde dabei zum Schriftführer bestellt. Er war seit 1906 Ausschussmitglied des Gemeinderates in Schwabegg/Žvabek. U. bemühte sich im Jahr 1907 mittels Schlägerung des reifen Pfarrpfründenwaldes um die Renovierung des Pfarrhofes Schwabegg/Žvabek und die Erneuerung des Kirchenpflasters. In Neuhaus/Suha ließ er 1909 das berühmte Kunstfenster renovieren. Er initiierte die Herz-Jesu- und Herz-Maria-Bruderschaften. Dazu wurden im Jahre 1909 zwei Statuen geweiht und zwei Jahre später die Bruderschaft gegründet. In Neuhaus/Suha bemühte er sich erfolgreich um die Erneuerung des Kirchengesanges, wobei ihm ab 1908 Miha Katz und Stefan Plesivčnik als Kirchenkämmerer zur Seite standen. Weiters war U. in der Pfarre Schwabegg/Žvabek Gründer und Motor des Krščansko-slovensko izobraževalno društvo za Žvabek [Christlich-slowenischer Bildungsverein für Schwabegg] (→ Schwabegg/Žvabek, → Kulturvereine). Im Februar 1911 wurde er zum Vorsitzenden gewählt und blieb dies bis Kriegsende. Bis zu seinem Tod war er stets im Vorstand des Kulturvereins (heute  : KPD Drava) vertreten. Er organisierte und leitete Volkstheateraufführungen (»die Regie hatte jeweils er selbst, war zwar nicht bei jeder Probe dabei, kam aber meistens vor den Aufführungen hinzu«), sorgte für wohlklingenden Gesang und belebte die slowenisch geprägte Kulturarbeit enorm. Seine Erfolge in der Seelsorge und im Kulturleben erregten die Missgunst der deutschnationalen Kreise in Kärnten/Koroška, weshalb er in deutschsprachigen und deutschtümlerischen Zeitungen (Unterkärntner Nachrichten, Freie

Stimmen, → Štajerc) bereits 1909 zusammen mit dem Lehrer in Neuhaus/Suha angegriffen und unqualifiziert beschimpft wurde (→ Deutschnationale Vereine, → Deutschtümler). Es bildete sich am 9. Jänner 1910 in Neuhaus/Suha sogar ein Pfarrkomitee, um die Angriffe (»Lügen, die im Namen der Pfarrangehörigen ohne ihr Wissen verbreitet wurden«) zurückzuweisen (Egid Scherzer, Štefan Plesivčnik, Blaž Potočnik, Jurij Srienz, Anton Janz). Die Wirren des Ersten Weltkrieges und des Kampfes um die österreichische bzw. slowenische/jugoslawische Grenze forderten von U. mitunter schwierige Entscheidungen, doch stets litt er mit der Bevölkerung mit und hat sie in die richtige Richtung zu lenken versucht (→ Grenzfrage 1918–1920). Als es nach der → Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 zu großer Unruhe im Volk kam und die slowenischen Seelsorger verfolgt wurden, sodass viele in den SHS-Staat emigrierten (»Überfälle auf Geistliche auf der Straße sind keine Seltenheit gewesen«), blieb er in der Pfarre (→ Vertreibung 1920). Das gegenseitige Misstrauen kam in Schwabegg/ Žvabek im Jahre 1922 zum Ausdruck, als der Pfarrer U. einige Schulkinder, die an Tanzveranstaltungen teilgenommen hatten, maßregelte. Es wurde eine Zeitungskampagne vom Kärntner Heimatblatt gegen den Pfarrer geführt. Doch die Wogen glätteten sich wieder und bald wurden größere Projekte in beiden Pfarren in Einigkeit geplant und verwirklicht. So wurden etwa größere Glocken wieder angeschafft. U.s große Kraft lag in der Fähigkeit, die Messbesucher und sich selbst in der Predigt vor Rührung zum Weinen zu bringen. Insbesondere bei den Predigten in der Marienkirche Heiligenstatt/Sveto mesto ist dies regelmäßig vorgekommen, wie sich die älteren Gläubigen heute noch erinnern. Anlässlich des silbernen Priesterjubiläums von Pfarrer U. im Juli 1925 hat Blaž Srebotnik, vulgo Kumrov, ein hervorragender Organist und damaliger Vorsitzender des Bildungsvereines, die Verdienste des Jubilars beim Bau der Schwabegger Wasserleitung hervorgehoben. Die Jugend hätte er nie übergangen, für unzählige Veranstaltungen und Zusammenkünfte hätte er im Rahmen des Kulturvereins gesorgt, die Pfarre wäre von ihm umsichtig und liebevoll geleitet worden. Der hervorragende geistliche (seelsorgliche) Zustand insbesondere der Pfarre Schwabegg/Žvabek wurde allgemein und auch seitens der Bischöfe bei Visitationen und Firmungen wahrgenommen. Im Jahre 1926 feierte man in der Pfarre Schwabegg/ Žvabek die Primiz von Aleš → Zechner, dem »Zieh-

1391

Urbanc, Dr. Anton

kind« des Pfarrers U., welcher eine steile Karriere machen sollte und 1956 als Prälat ins Domkapitel nach Klagenfurt/Celovec berufen wurde. U. nahm in diesem Jahr an einer → Wallfahrt nach Lourdes in Frankreich teil, wovon einige Großfotografien im Pfarrhof Schwabegg/Žvabek zeugen. Die Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestand des Kulturvereines fand am Christi-Himmelfahrt-Tag, dem 30. Mai 1935 statt. Das Programm war umfangreich. Insbesondere wurde der Pfarrer U. mit Ehrungen bedacht und zum Ehrenbürger der Gemeinde Schwabegg/Žvabek ernannt. Trotz Schlechtwetters war der ganze Ort versammelt, um dies mitzuerleben. Die Informantin Lena Potočnik ›vulgo Rihtarjeva, erinnerte sich an diese Feier, auf der sie den Chorleiter Foltej → Hartman kennenlernte  : »Die Sänger aus Loibach hat der Pfarrer U. eingeladen. Vor jeder Ansprache und zwischen den Pausen trat dieser Chor auf.« Auch nach dem Ende der Veranstaltung sang der Männerchor aus Loibach/Libuče bei gemütlichem Beisammensein »schöne slowenische Lieder aus jungen Herzen«. Die Informantin Lonca Steharnik (* 1911) vulgo Lukner schilderte die 30er-Jahre als Zeit, in der im Dorf Schwabegg/Žvabek immer gesungen wurde (→ Volkslied, → Chorwesen). Es gab kein Radio. Es war sehr feierlich anzuhören, wenn die Burschen im Dorf samstags auf der Brücke beim Klemen, unter der Linde am Dorfplatz (beim vulgo Kupic) oder beim Gasthaus Lukner aufsangen. Wenn U. dabei war, zahlte er ihnen was und trug ihnen auf, sie mögen noch ein Volkslied oder ein Pläpperliedchen (kleprca) anstimmen. Im April 1938 wurde der politische Wechsel in den beiden Pfarren ohne Blutvergießen vollzogen, »zumal der größte Teil der Bevölkerung nationalsozialistisch eingestellt war«. Doch bald kam es zur Unterdrückung der slowenischen Sprache und Kultur und auch zur Verfolgung der politisch und kulturell tätigen Personen, insbes. der slowenischen Priester. Die slowenischen Pfarren in Südkärnten wurden mit deutschsprachigen Priestern besetzt, die slowenischen Priester in deutschsprachige Pfarren versetzt. Einen Sonderfall stellte die Nichtversetzung des Seelsorgers von Schwabegg/ Žvabek, U. dar, indem sich dieser im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in allen politischen Kreisen Ansehen erworben hatte und eine »politisch motivierte Versetzung« von der Bevölkerung überhaupt nicht verstanden worden wäre. Auf ihn wurde jedoch politischer Druck ausgeübt. Im Mai 1942 besichtigte ein Vertreter der Ansiedlungsgesellschaft die Pfarrpfründe von Schwa-

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begg/Žvabek. Der Pfarrhof von Schwabegg/Žvabek lieferte etwa im Jahre 1942 enorme Wirtschaftserzeugnisse ab, z. B. Weizen 935 kg, Roggen 1.204 kg, Holz 35 m3 und einen Doppelspänner-Leiterwagen. U. konnte am 15. Oktober 1945 das Jubiläum der 40-jährigen Tätigkeit in der Pfarre Schwabegg/Žvabek feiern, das von der gesamten Pfarrgemeinde »mit Ansprachen und Gesang« sowie feierlicher Segensandacht begangen wurde. Er laborierte bereits an seinem Bein, sodass er nicht mehr so energisch wirtschaften konnte. Er hatte als Landwirt des Pfarrhofes etliche neue Maschinen angeschafft, die er nachbarschaftlich verlieh. Auch bei der Elektrifizierung hatte er wesentlichen Anteil gehabt. Im Referenzwerk über die verstorbenen Kärntner slowenischen Priester der Diözese → Gurk/Krška škofija aus dem Jahre 1968 wird U. dahin gehend gewürdigt, er wäre 42 Jahre und 3 Monate Vater und Schutzherr, Führer und Ermunterer seiner Pfarrangehörigen in der einsamen Pfarre Schwabegg/Žvabek gewesen. Für sie hätte er gearbeitet, gebetet, für sie hätte er gelebt und Leid ertragen. Für seine Verdienste hätte er vom Bischof den Titel geistlicher Rat erhalten. 27 geistliche Mitbrüder und an die 1.600 Gläubige begleiteten U. auf seinem letzten Erdenwege am 1. Februar 1948. Seine letzte Messe hatte er am 8. Dezember 1947 gehalten und sich danach ins Sanatorium Mariahilf in Pflege begeben, wo er am 29. Januar 1948 verstarb. Der Propst → Benetek aus → Tainach/Tinje verabschiedete sich von ihm im Namen der Mitbrüder in der Kirche und der Bleiburger Dekan Thurner hielt eine Rede am Grabe in deutscher Sprache. Seine positive Ausstrahlung blieb lange in Erinnerung. Im Jahre 1950 erinnerten sich die Pfarrangehörigen seiner in würdiger Weise, indem sie aus Anlass der vor 50 Jahren stattgefundenen Primiz U.s eine Feier und Andacht gestalteten. Lit.: Naši rajni duhovniki. hg. KKZ. Celovec 1968, 437–440.

Engelbert Logar

Urbanc, Dr. Anton (Ps. dr. Andrej Ziljan, * 13. Juni 1895

St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji, † 15. April 1956 Ljubljana), Jurist, Publizist, ethnopolitischer Aktivist. U. stammte aus der Familie des Land- und Gastwirten sowie Händlers Peter Urbanc (1865–1925), vulgo Korpar aus St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji. Dieser war selbst ein äußerst angesehener ethnopolitischer Aktivist (Vorsitzender der Sparkasse, Ausschussmit-

Urbanc, Dr. Anton

glied des Konsumvereins, des Bildungsvereins sowie des Zweigvereins der → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Method-Verein]) sowie über zwei Jahrzehnte → Bürgermeister von St.  Stefan an der Gail/ Štefan na Zilji (→ Vereinswesen, → Genossenschaftswesen, → Kulturvereine). Nach der Volksschule in seinem Heimatort besuchte U. das klassische Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, maturierte 1916 und studierte zunächst Rechtswissenschaften in Wien (1916–17), danach in Prag (1917–19), in Zagreb (1919–20) und Ljubljana, wo er 1922 sein Diplom erwarb und promovierte. In der Zwischenzeit wurde sein Vater vom Amt des Bürgermeisters enthoben und im Mai 1919 in Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) interniert (→ Internierungen 1919). Der elterliche Hof wurde in Brand gesetzt und bis zu den Grundmauern zerstört. U. war in der Zeit vor der → Volksabstimmung ab Juli 1919 im Dienst der slowenischen Narodna vlada [Nationalregierung] in → Bleiburg/Pliberk, war Redner bei politischen Versammlungen, Vortragender und Journalist. Als Emigrant im jugoslawischen Teil Sloweniens (→ Vertreibung 1920) praktizierte er nach Abschluss des Studiums zwischen 1922 und 1929 in mehreren Anwaltskanzleien in Ljubljana. 1924–25 absolvierte er das Gerichtspraktikum in Split und Dubrovnik. Am 16. Jänner 1929 wurde er selbstständiger Anwalt in Ljubljana und verteidigte einige Male auch Kommunisten ohne Entgelt (pro bono). Während der Okkupationszeit war er zunächst aktiv in der Osvobodilna fronta [Befreiungsfront], doch verließ er diese wegen seiner liberal-demokratischen Anschauungen Ende 1942, ohne sich jedoch deren Gegnern anzuschließen. Da seine beiden älteren Söhne Anton (* 1922) und Peter (* 1924) nach dem Studium und nach überstandener Nazihaft 1945 nicht aus Italien zurückkehren wollten und weil er zudem nach dem Krieg politische Gefangene verteidigte, wurde ihm im Frühjahr 1947 die Anwaltslizenz entzogen. In seiner Suche nach einer neuen Beschäftigung orientierte er sich in die Geschichtsforschung und war ab Februar 1948 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Terminologiekommission der SAZU für Rechts- und Versicherungsterminologie (→ Terminologie). Bereits als Gymnasialschüler und Mitglied des Slovenski dijaški krožek [Slowenischer Schülerkreis] begann er in der Klagenfurter slowenischen Zeitung → Mir Beiträge zu veröffentlichen. In der Zeit vor der Volksabstimmung schrieb er neben Zeitungsartikeln auch mehrere propagandistische Broschüren über die

schlechte wirtschaftliche Lage (Deutsch-)Österreichs. In den 20er-Jahren war er Ausschussmitglied der nationalverteidigenden → Jugoslovanska matica. Er war unter den Initiatoren einer engeren Vernetzung der kärntnerslowenischen Vertriebenen in Slowenien  : 1927 hatte er den Vorsitz des → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] inne  ; als dieser unter dem gleichen Namen neu gegründet wurde, war er 1928–29 Vorsitzender des Hauptausschusses und Vizevorsitzender der Propagandasektion. Für seine organisatorische und publizistische Tätigkeit sowie für seinen Vorsitz in der Planinska založba [Alpenverlag] und seine Mitherausgeberschaft beim Planinski vestnik [Alpenvereinszeitung] erhielt er im Dezember 1955 das goldene Ehrenzeichen der Planinska zveza Slovenije [Slowenischer Alpenverein]. Im Rahmen seiner Anwaltstätigkeit sowie in Zusammenarbeit mit slowenischen und jugoslawischen Fachverbänden der Vorkriegszeit (dem Verein Pravnik [ Jurist] und der Anwaltskammer) erarbeitete er mehrere Handbücher für Anwälte und wirkte mit Referaten und Veröffentlichungen an der Ergänzung des Genossenschaftsrechtes mit, worüber er 1939 auch ein Buch publizierte. Er schrieb auch über die Geschichte des Anwalts- und Versicherungswesens in den slowenischen Ländern. U. war ein breit gebildeter bibliophiler Intellektueller (er besaß ca. 7.000 Bücher) und Sammler bildender Kunst. Er veröffentlichte einige Abhandlungen zu France → Prešeren als Jurist und Anwalt sowie über dessen Aufenthalt in Klagenfurt/Celovec 1832. Er erstellte eine Bibliografie seines Freundes und Dichters Alojz Gradnik. Werke  : [anon.] Nemška Avstrija pod kuratelo [S. l. 1920], 16 S.;

[anon.] Gospodarski položaj nemške Avstrije [Ljubljana 1920], 22 S.; [anon.] Obupen položaj v nemški Avstriji (auch auf dt.: Verzweifelte Lage Deutsch-Österreichs), Velikovec 1920, 17 S.; Advokatska tarifa. Ljubljana 1936, 44 S.; Zavarovalno pravo. Ljubljana 1939, 256 S.; Slovenska bratovščina sv. Hieronima v Vidmu iz leta 1452 (= Confraternità di S. Gerolamo degli Schiavoni): najstarejša listina zavarovalno-pravne zgodovine Slovencev. In  : Glasnik Udruženja aktuara Kraljevine Jugoslavije 1940 (Separatdruck Ljubljana 1940, 23 S.)  ; dr. Anton Ziljan (Ps)  : Andrej Einspieler, idejni oče Koroške požarne deželne zavarovalnice. In  : Svoboda, april/maj 1950, 114–117  ; Zakaj je France Prešeren prisegel kot civilni in kazenski sodnik. In  : Ljudski pravnik 5 (1950) Nr. 11–12, 471–78  ; Bilten bio-bibliografični o pesniku Alojzu Gradniku. Ljubljana, 1952 (Ms)  ; Ali je Francè Prešéren za dosego doktorske časti res napisal disertacijo  ? In  : Pravnik 1953, 14–23  ; Plebiscit na Koroškem. Iz spominov dr. Antona Urbanca (1895–1956). In  : Koledar Družbe sv. Mohorja v Celovcu 1987, 115–117  ; Moj življenjepis. In  : Borec (Ljubljana) 43(1991) Nr. 1–3, 169–78 (Nachdruck  : Slovenski izseljenski koledar 1995. Ljubljana 1994, 177–185).

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Urbanc, Peter

Quellen  : Govor predsednika Odvetniške zbornice dr. Vladimirja Grosmana na grobu dr. Antona Urbanca dne 17. 4. 1956. Arhiv Slovenskega znanstvenega inštituta, Celovec, D/II, mapa 2, dok. 42. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – S. Vilfan  : Anton Urbanc. In  : ZČ 1956–57, 325–26  ; L. Potočnik  : Dr. Anton Urbanc. In  : KSK 1957, 145–46  ; F. J. B.[ister]  : Odvetnik dr. Anton Urbanc. In  : Naš tednik Kronika 14. 7. 1966  ; D. Nećak  : Dr. Anton Urbanc (1895–1956). In  : Borec (Ljubljana) 43 (1991) Nr. 1–3, 162–164 (Nachdruck  : Slovenski izseljenski koledar 1995. Ljubljana 1994, S. 174–176)  ; Stoletnica rojstva rodoljubnih zakoncev Urbanc. In  : KMD 1995. Celovec 1994, S. 138  ; V. Urbanc, Pozdravi iz Montreala. Montreal 2005, 42–45, 48, 68  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Diss.). Maribor 2009, 157, 160, 168–69, 182, 188, 195.

Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Urbanc, Peter, vulgo Korpar (1865–1925, St.  Stefan

an der Gail/Štefan na Zilji), ethnopolitischer und Kulturaktivist, → Urbanc, Anton. Urbanc, Peter (Publizist), → Vzbudi se, Sloven  ! [Wach

auf, Slowene  !] (1915/16).

Uršic, Tomaž (Kulturaktivist), → »Dobrač«, Slovensko tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizzaund Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)]. Uršič, France (ethnopolitischer Aktivist), → Klub ko-

roških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen].

Ustavna doba [Verfassungsepoche], slowenischer li-

teraturüblicher Begriff der slowenischen allgemeinen und politischen Geschichtsschreibung (gemeint ist insbesondere die → Geschichtsschreibung in der Republik Slowenien), der die Zeit ab dem Oktoberdiplom von 1860 bzw. dem Februarpatent von 1861 meint und dabei die in Österreich literaturüblich und interdisziplinär periodisierte frühkonstitutionelle Ära der Verfassungsgeschichte ab 1848 (Pillersdorf ’sche Verfassung und folgende) nicht erfasst. Der Begriff berücksichtigt insbesondere nicht die als scheinkonstitutionell zu bezeichnende Periode der Geltungsdauer der → Oktroyierten Märzverfassung (9. März 1849–31. Dezember 1851), weder terminologisch noch konzeptuell, zumal literaturüblich die darauf beruhende Periodisierung der politischen Geschichte wie folgt lautet  : 1. revolucionarno leto 1848 [Revolutionsjahr 1848], 2. Bachov absolutizem [Bach’scher Absolutismus] und 3. ustavna doba [Verfassungsperiode]. Im interkulturellen und interdisziplinären Wissenschaftsdialog ist dieser Begriff deshalb kaum brauchbar, weil er missverständlich ist bzw. nicht mit der staatsrechtlichen, verfassungsrechtlichen,

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verwaltungsrechtlichen und -historischen österreichischen → Terminologie harmonisiert ist und daher den durch diese erfassten Konzepten und Periodisierungen nicht entspricht. Zudem ist diese Periodisierung auch ein Indiz dafür, warum bisher die Landesverfassungen von 1849, die in § 3 die für die slowenische → Kulturgeschichte relevante rechtliche Gleichberechtigung der im Lande lebenden Völker vorsahen (→ Landesverfassung, zweisprachige Kärntner von 1849), auch in der slowenischen Fachliteratur kaum rezipiert wurden. Lit./Web  : vgl. → Landessprache und → Oktroyierte Märzverfas-

sung, sowie etwa P. Vodopivec  : Od Pohlinove slovnice do samostojne države. Ljubljana 2007, 72–80 (Kapitel  : Začetek ustavne dobe  : slovenska politika išče svojo podobo [Der Beginn der Verfassungsepoche  : die slowenische Politik sucht ihr Erscheinungsbild])  ; F. Čuček  : Nacionalna kohabitacija na (»slovenskem«) Koroškem v avstrijski ustavni dobi. In  : Prispevki za novejšo zgodovino = Contributions to the contemporary history = Contributions à l’histoire contemporaine = Beiträge zur Zeitgeschichte Jg. 50, Nr. 1 (2010) 7–26  ; F. Čuček  : Vprašanja nacionalnih odnosov, demokratizacije in politične pluralizacije na Slovenskem v avstrijski ustavni dobi. In  : Prispevki za novejšo zgodovino = Contributions to the contemporary history = Contributions à l’histoire contemporaine = Beiträge zur Zeitgeschichte Jg. 51, Nr. 1 (2011) 31–46. Vgl. weiters insbesondere  : B.-I. Schnabl  : Dvojezična ustava Koroške in deželni glavar Janez Nepomuk Šlojsnik. In  : KK 2012. Celovec 2011, 165–188  ; B.I. Schnabl  : 1824 in 1849, ključni letnici za razumevanje slovenske politične in ustavne zgodovine na Koroškem. In  : KK 2014. Celovec 2013, 177–189  ; B.-I. Schnabl  : Aspekti novejše slovenske terminologije s koroškega vidika  : izsledki enciklopedijskih raziskovanj. In  : Obdobja 32. Ljubljana 2013, 365–374 www.centerslo.net/ files/file/simpozij/simp32/zbornik/Schnabl.pdf. Bojan-Ilija Schnabl

[Verfassungsgeschichte], vgl. Sachlemmata  : → Oktroyierte Märzverfassung 1849, → Landesverfassung 1849, → Dezemberverfassung 1867, → Vertrag von Saint-Germain 1919  ; → Reichsgesetzblatt, RGBl.; → Landesgesetzblatt, zweisprachiges 1850–1859  ; → Kundmachung (1) – Reichsund Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März 1849   ; → Kundmachung (2) – Gesetz vom 27. Dezember 1852  ; → Kundmachung (3) – Gesetz vom 6. Juni 1869  ; → Ustavna doba [Verfassungsepoche]  ; → Wahlkreiseinteilung  ; → Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg   ; → Amtssprache, → Landessprache, → »Minderheit«/Volksgruppe  ; → »Volksstamm«. Ustavna

zgodovina

Utraquistische Schulen/utraquistisches Schulwesen, → Schulwesen.

Valvasor, Janez Vajkard

Užnik, Matevž (Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko

prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)]. Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina → Kanaltal/

Val Canale/Val Cjanâl/Kanalska dolina. Valbruna (dt. Wolfsbach, friul. Valbrune, slow. Ovčja

vas), → Gailtaler Dialekt, → Kanaltal.

Valjavec, Matija (Ps. Kračmanov, * 17. Februar 1831

Matija Valjavec

Srednja Bela [Preddvor, Gorenjska], † 15. März 1897 Zagreb), slowenischer Sprachwissenschaftler, Philologe, Dichter, Sammler sowie Herausgeber literarischen Volksgutes. V. studierte an der Universität Wien klassische Philologie und Slawistik. 1854 war er Gymnasiallehrer in Varaždin und seit 1879–1891 in Zagreb tätig, wo er 1879 zum wirklichen Mitglied der Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti ( JAZU) gewählt wurde. V. dichterisches Œuvre besitzt einen gewissen, wenn auch zeitgebundenen Stellenwert  ; seine Dichtungen erschienen in den Zeitschriften Novice, Vedež, → Slovenska bčela, → Slovenski Glasnik, Slovenski narod, → Kres, Zora (→ Publizistik). Seinen Versuch eines slowenischen Nationalepos, Zora in Solnce [Die Morgenröte und die Sonne], veröffentlichte Anton → Janežič in seinen → Cvetje iz domačih in tujih logov. Seine in der Gegend um Varaždin gesammelten kroatischen Volksmärchen erschienen erstmals in → Miklosichs Slavischer Bibliothek (Bd. 2, Wien 1858), dann in Buchform  ; die slowenischen Volkslieder fanden Eingang in Karel → Štrekeljs kritischer Volksliederausgabe (Slovenske narodne pesmi I–IV). In Zagreb wurde V. Mitarbeiter des Akademiewörterbuches (Rječnik hrvatskogsa ili srpskoga jezika), edierte Handschriften (u. a. Koluničev Zbornik) und bearbeitete in der Akademie eine Reihe kritischer Ausgaben der älteren kroatischen Literatur in drei Bänden (Djela Juija Barakovića, Pjesni razlike Dinka Ranjine, Cerkvena prikazanja). Für die slowenische Sprachwissenschaft erfüllte V. ein Anliegen von Fran Miklosich, nämlich die Erforschung der Akzentverhältnisse des Slowenischen. Diese Studien erschienen im Rad JAZU in den Jahren 1878–1891, eine auch im → Archiv für slavische Philologie. Sie schufen als Pionierleistung eine wesentliche Grundlage auf dem Gebiet der slowenischen Akzentologie. Zu erwähnen sind auch Dialektforschungen von V. auf dem kajkavischkroatischen und slowenischen Übergangsgebiet.

Werke  : Narodne pripovjedke. Varaždin 1858  ; Zora in Solnce In  : Cvetje

iz domačih in tujih logov Bd. 33. Celovec 1866  ; Zur Betonung im Slovenischen In  : AfslPh 5 (1880)157–161  ; Rječnik hrvatskogsa ili srpskoga jezika. Na svijet izdaje Jugoslavenska Akademija Znanosti i Umjetnosti. U Zagrebu 1(1880)–23 (1976)  ; Narodne pripovjesti. Zagreb ²1890  ; Prinos k naglasu u novoslovenskom jeziku. In  : Rad JAZU 1878–1891  ; Djela Juija Barakovića. In  : Stari pisci hrvatski 17. Zagreb 1891 [zusammen mit P. Budmani]  ; Pjesni razlike Dinka Ranjine. In  : Stari pisci hrvatski 18. Zagreb 1891  ; Cerkvena prikazanja. In  : Djela 20. Zagreb 1892  ; Koluničev Zbornik. Hrvatski glagoljski rukopis od godine 1486 In  : Djela JAZU 12. Zagreb 1892 . Lit.: Wurzbach  ; ES  ; SBL. – A. Mušić  : Matija Valjavec. In  : Ljetopis JAZU 12 (1897) 270–292  ; F. Simonič  : Slovenska bibliografija I. Ljubljana 1903–1905, 548 f.; J. Toporišič  : Die slowenische Dialektforschung. In  : ZfslPh 30(1962) 383–416  ; H. Jaksche  : Slavische Akzentuation II, Slowenisch. Wiesbaden 1965, XV (und passim)  ; Št. Bulovec  : Bibliographie Valjavec’ belletristischer Werke. In  : J. Pogačnik  : Zgodovina slovenskega slovstva VIII. Maribor 1972, 332 (Bibliographie V. belletristischer Werke)  ; A. Jembrih  : Matija Valjavec kao leksikograf i prinosnik akademijna rječnika. In  : Slavistična revija 1–4 (1985) 163–175  ; A. Jembrih  : Hrvatski filološki aspekti. Čakovec 1990, 101–127. Katja Sturm-Schnabl

Valtunk, dux, → Duces Carantanorum. Valvasor, Janez Vajkard ( Johann Weichard, getauft

am 28. Mai 1641 Ljubljana, genaues Geburtsdatum unbekannt, † September oder Oktober 1693 Krško), Adliger, Heerführer, Sammler, Zeichner und Verleger. V. verfügte über eine umfassende Bildung. Im Sinne der barocken Eruditen beschäftigte er sich u. a. mit den Naturwissenschaften, mit Geschichte, Kartografie und Volkskunde (→ Ethnologie). Das Gymnasium besuchte er bei den → Jesuiten in → Ljubljana. Nach dem Gymnasium erweiterte er sein Wissen auf Reisen und beim Militär. Zu seiner ersten Reise brach er 1658/59 auf. In den Jahren 1663 und 1664 diente er als Freiwilliger unter Graf Nikola VII. Zrinski (1620– 1664) im österreichich-osmanischen Krieg. Nach seinen Kriegserfahrungen bereiste er 14 Jahre lang Europa. Seine Reisen führten ihn nach Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien und Nordafrika. Während seiner Reisen interessierte er sich neben Mathematik und Physik besonders für die Natur und ihre Besonderheiten. 1671 kehrte er endgültig nach → Krain/Kranjska zurück. 1672 kaufte er die bei Litija gelegenen Burgen Bogenšperk (Wagensperg) und Črni potok (Schwarzenbach) sowie die Ruine Prapreče (Lichtenberg). 1672 heiratete er Anna Rosina Graffenweger, die bereits 1687 verstarb und vier minderjährige Kinder hinterließ. Im selben Jahr heiratete V. Anna Maximilia Zetschker, mit der er zwei Kinder

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Valvasor, Janez Vajkard

hatte. V. widmete sich eingehend der Erforschung seiner slowenischen Heimat. In Zusammenhang damit steht seine große Bibliothek (über 10.000 Bände) und seine Raritäten-, Kunst-, Musikinstrumenten- und Mineraliensammlung. Auf seinen Reisen wurde ihm bewusst, dass seine Heimat im Ausland unbekannt ist und folglich gering geschätzt wird. Deshalb entschloss er sich Krain/Kranjska und die angrenzenden Gebiete (Kärnten/Koroška und Kroatien) in Wort und Bild vorzustellen. Neben religiösen und belehrenden Werken gab er vor allem Landes- und Naturbeschreibungen heraus. Als Vorbild für die Landesbeschreibungen diente ihm der schweizerische Topograf Matthäus Merian (1593–1650). Im Jahre 1678 installierte er auf Bogenšperk die erste grafische Anstalt im slowenischen Sprachraum, für die er in- und ausländische Zeichner und Kupferstecher anwarb. Einer dieser Zeichner und Kupferstecher war der erste kroatische Schriftsteller im modernen Sinn Pavao Ritter-Vitezović (1650– 1713) der, beeinflusst von V., begann, seine kroatische Heimat zu erforschen. Für seine Landesbeschreibungen fertigte V. Zeichnungen von allen Städten, Märkten, Klöstern und Burgen in Krain/Kranjska an. Zur Erstellung von Landkarten vermaß er Krain/Kranjska mit dem Astrolabium. Auch für Kärnten/Koroška und Kroatien führte er vergleichbare Anstrengungen durch. Seine Landkarte von Krain/Kranjska wurde später von deutschen Kartografen übernommen. Insgesamt gab er sechs topografische und drei künstlerische, mit Kupferstichen versehene Werke heraus. Das erste auf Bogenšperk gedruckte Werk (1679) trägt den Titel Dominicae passionis icones und enthält 17 Kupferstiche zur Passion Christi. Die Topografie des Herzogtums Krain (Topographia Ducatus Carnioliae modernae) aus dem Jahre 1679 enthält 319 nach V.s Zeichnungen angefertigte Kupferstiche der Städte, Märkte, Klöster und Burgen in Krain/Kranjska. Dieses Werk floss zum Großteil in Die Ehre deß Herzogthums Crain (slow.: Slava vojvodine Kranjske) ein. Um die Vorarbeiten in den Archiven Ljubljanas leichter durchführen zu können, kaufte V. 1681 ein Haus in Ljubljana. In Ovidii Metamorphoseos icones (1680) illustrierte V. die Metamorphosen Ovids. Die 1681 erschienene Topographia Archiducatus Carinthiae modernae enthält 233 Kupferstiche von Kärntner Städten, Klöstern und Burgen. Im selben Jahr erschien ein weiteres Werk über Kärnten/ Koroška, und zwar Topographia Carinthiae Salisburgensis, das in 26 Kupferstichen die Kärntner Besitzungen des Erzbistums Salzburg vorstellt. Zwischen 1684 und

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Johann Weichachhard Valvasor

1685 beschäftigte er sich eingehend mit dem Cerkniško jezero (Zirknitzer See), einem sich periodisch füllenden bzw. austrocknenden See im slowenischen Karst. In Verbindung mit dem Cerkniško jezero wandte er sich an die Royal Society in London, die ihn 1687 für seine Verdienste um die Wissenschaft in ihre Reihen aufnahm. Mit Kärnten/Koroška beschäftigte er sich im 1688 erschienen Werk Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae et modernae completa noch eingehender als zuvor in der Topographia Archiducatus Carinthiae modernae. Das schon genannte Werk Die Ehre deß Herzogthums Crain ist V.s größtes und bedeutendstes Werk. Es erschien 1689, umfasst 15 »Bücher« (Einheiten), gebunden zu vier Teilen, mit insgesamt 3.532 Seiten und 24 Beilagen. Die Ehre deß Herzogthums Crain enthält ein Porträt V.s und Widmungsverse verschiedener Autoren in deutscher, kroatischer, lateinischer und slowenischer Sprache. Das sechste »Buch« von Die Ehre deß Herzogthums Crain enthält einen Anhang mit dem Titel Anhang deß Sechsten Buchs, welcher eine Anzahl gelehrter Scribenten begreifft, so aus Crain gebürtig gewest. Dieser Anhang stellt die erste ernst zu nehmende slowenische → Literaturgeschichte dar. Erst gute 150 Jahre später verfasste Matija → Čop (1797–1835) die erste slowenische Literaturgeschichte in modernem Sinn. Das

Vauti, Alojzij

zeigt, wie sehr V. seiner Zeit auf allen Gebieten voraus in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsverwar. Bei seinen Studien für Die Ehre deß Herzogthums ein für Eberndorf und Umgebung]. Crain recherchierte V. in Archiven, wie etwa dem bischöflichen Archiv in Ljubljana und dem Archiv der Vastl, Martin (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Srce. Krainer Landstände. Seine Arbeitsweise glich moder- Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas nen Forschungsmethoden. Die Ehre deß Herzogthums in okolico [Srce. Slowenischer katholischer BildungsverCrain enthält aber nicht nur die erste slowenische Lite- ein für Eberndorf und Umgebung]. raturgeschichte, sondern auch die erste Darstellung der slowenischen Geschichte, Sprache und Kultur (→ Ge- Vauti, Alojzij (Vavti, * 18. Juni 1887 Dobrowa/Dobrava [Bleiburg/Pliberk], † 21. Mai 1982 Zell/Sele), Priester, schichtsschreibung, → Kulturgeschichte). Ein weiteres Projekt, das seiner Zeit voraus war, Volksaufklärer, ethnopolitischer und Kulturaktivist. V. besuchte die Volksschule in St. Michael ob Bleientsprang V.s technischem Interesse. Er plante einen zwischen Sv. Ana pod Ljubeljem (SLO) und Loibltal/ burg/Šmihelu pri Pliberku und das Gymnasium in Brodi (A) verlaufenden Tunnel unter dem Loiblpass/ Kranj, wo er sich für das → Theater begeisterte. Nach Ljubelj. Der Tunnel sollte den Verkehr zwischen Kärn- der Matura 1907 ging er ans → Priesterseminar in Klaten/Koroška und Krain/Kranjska erleichtern und si- genfurt/Celovec. Am 16. Juli 1911 wurde er zum Priescherer machen. Der Tunnel konnte aber ohne Unter- ter geweiht, am 23. Juli desselben Jahres feierte er seine stützung durch den Wiener Hof nicht realisiert werden. Primiz in St.  Michael/Šmihel. Die Predigt hielt der Als Anerkennung für seine Verdienste bestimmten spätere Bischof von Ljubljana Gregorij → Rožman. ihn die Krainer Landstände 1680 zum Infanterie- Am 15. Juli 1912 trat er seine erste Kaplansstelle in Hauptmann von Doljenska (Unterkrain). Die Kosten St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu beim Pfarrer seiner Sammeltätigkeit und seines wissenschaftlichen Matej → Ražun an. Nach dem Vorbild von Ražun und publizistischen Engagements überstiegen V.s fi- engagierte er sich vielseitig auf seelsorglichem Gebiet, nanzielle Möglichkeiten. 1689 war er gezwungen, die aber auch als → Kultur-, Bildungs- und ethnopolitiBesitzung Črni potok zu verkaufen. 1690 schließlich scher Aktivist. Aktiv wirkte er an der ersten Theaterkaufte der Zagreber Bischof Aleksandar I Mikulić aufführung in Ludmannsdorf/Bilčovs mit (Kreks Tri (1688–1694) V.s riesige Sammlung an Büchern und sestre [Drei Schwestern]), was in der Folge wahrscheinGrafiken. Noch heute befinden sich die 2.630 Werke in lich zur Entwicklung des organisierten Kulturlebens der Bibliothek des Erzbistums Zagreb. Ab 1692 musste im Ort beitrug. Am 16. Oktober 1914 wurde er nach V. auch noch die Burgen Bogenšperk und Prapreče so- → Bleiburg/Pliberk versetzt und am 1. Juni 1915 zum wie sein Haus in Ljubljana verkaufen. Mit dem Rest Provisor in Unterloibl/Podljubelj ernannt. Bereits am seines Vermögens erstand V. ein Haus in Krško, wo er 1. August desselben Jahres wurde er zur Unterstützung nach Zell/Sele entsandt, wo er nach dem Tod des örtim Herbst 1693 verstarb. lichen Pfarrers Josip Linasi dessen Dienst am 1. AuWerk  : Dominicae passionis icones, 1679  ; Topographia Ducatus Cargust 1916 übernahm. In Zell/Sele blieb er 67 Jahre. In nioliae modernae, 1679  ; Topographia arcium Lambergianarum, 1679  ; der Zeit der offenen → Grenzfrage 1918–1920 wurde Ovidii Metamorphoseos icones, 1680  ; Topographia Archiducatus CarinV. im Jänner 1919 eine Woche lang in der Jesuitenthiae modernae, 1681  ; Topographia Carinthiae Salisburgensis, 1681  ; kaserne in Klagenfurt/Celovec eingesperrt, im Mai Theatrum mortis humanae tripartitum, 1682  ; Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae et modernae completa, 1688  ; Die Ehre des Hertzogt- 1919 versteckte er sich fast einen ganzen Monat lang hums Crain, 1689. vor den Männern der Volkswehr auf einem abgelegeLit./Web  : SBL  ; ES. – V. Klaić  : Život i djela Pavla Rittera Vitezovića. nen Bauernhof vulgo Košutnik in Zell/Sele. Als die Zagreb 1914  ; A. Kreuzer  : Kärnten zu Valvasors Zeit. Landskron bei Abwehrkämpfer V. nicht vorfanden, verwüsteten sie Villach 1967  ; B. Reisp  : Kranjski polihistor Janez Vajkard Valvasor. das Pfarrhaus und die Kirche. Während des Zweiten Ljubljana 1983 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :14647)  ; L. Vidmar Weltkriegs wurde er wie fast alle slowenischen Pries(Hg.)  : Trubar, Hren, Valvasor, Dolničar – O slovstvu na Kranjskem, terkollegen aus seiner Pfarre verbannt, war über fünf SAZU. Ljubljana 2009. Jahre vertrieben und bereits zuvor den Verfolgungen Reinhold Jannach der Nazis ausgesetzt (→ »Ethnische Säuberungen«). Vastl, Ana (Bibliothekarin, Kulturaktivistin), → Srce. 22 Monate verbrachte er in Gefängnissen des Dritten Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas Reiches (→ Verfolgung slowenischer Priester ab 1938

1397

Vavti, Franc

in Kärnten/Koroška). Der Grund für seine Vertreibung 1940 war seine angebliche Hilfe für jene Burschen aus Zell/Sele und Umgebung, die sich in den Wäldern versteckt hielten oder nach Jugoslawien geflüchtet waren, um sich dem Wehrdienst zu entziehen. Die meiste Zeit verbrachte er in Schöder bei Murau in der Obersteiermark. Eingesperrt war er in Klagenfurt/Celovec, Graz, Murau, Berlin und zuletzt in Straubing in Bayern, von wo die Inhaftierten am Ende des Krieges zu Fuß ins KZ Dachau marschieren mussten. Währenddessen war jedoch der Krieg zu Ende. V. war ein äußerst engagierter → Kulturaktivist. Er initiierte die Errichtung des Pfarrkultursaals in Zell/ Sele. Für den heimischen Kulturverein → Planina bedeute die Errichtung des Pfarrkulturhauses einen Meilenstein in der Entwicklung der Kulturarbeit. Bis 1930 fanden die Veranstaltungen im Saal des Gasthofs Mažej statt. Neben dem → Laienspiel wirkte der Verein insbesondere in den Bereichen der Erwachsenenbildung, führte eine vielfach genutzte Vereinsbibliothek (→ Lesekultur) und veranstaltete Chorauftritte (→ Chorwesen). Im Kulturhaus fanden auch Haushaltskurse unter der Leitung von Milka → Hartman statt. V. wirkte auch an der Gründung der Hranilnica in posojilnica [Spar- und Darlehenskassa] in Zell/Sele im Jahre 1926 mit (→ Genossenschaftswesen). Er war auch deren Vizepräsident. Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete er zusammen mit dem Kaplan und späteren Provisor Matko eine neue Kirche und ein modernes Pfarrhaus. Er führte Regie bei unzähligen Theateraufführungen, organisierte zahlreiche Kultur- und Bildungsveranstaltungen. Er pflegte und förderte das slowenische → Identitätsbewusstsein und engagierte sich seit seiner Gründung in der zentralen politischen Vertretungsorganisation, dem Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Kärntner Slowenen]. V. schrieb Beiträge für die → Nedelja, → Koroški Slovenec, Koroška kronika und für Naš tednik (→ Publizistik). V. war ein Volkspriester im eigentlichen Sinn des Wortes. 1934 wurde er zum Geistlichen Rat ernnannt, 1966 wurde er mit dem Titel des Konsistorialrats ausgezeichnet. Er war auch Mitglied der → Sodaliteta. 1977 ging er nach 64 Dienstjahren in den Ruhestand. Er starb 95-jährig in Zell/ Sele. Archive  : ADG. Quellen  : Sele. Ustanovitev hranilnice in posojilnice. In  : Koroški Slovenec,

Jg 7, (8, 23. 2. 1927) 3  ; Alojzij Vauti obhajal 70-letnico mašnikovanja. In  : Slovenski vestnik, Jg. 36, 30 (24. 7. 1981) 8  ; F. Warasch  : Župniku

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Alojziju Vautiju v slovo. In  : Naš tednik, Jg. 34, 21 (27. 5. 1982) 1  ; Bil je kakor planinski hrast. In  : Naš tednik, Jg. 34, 21 (27. 5. 1982) 3. Lit.: L. Kaselj, F. Kattnig, B. Sommeregger (Hg.)  : Setev in žetev. Celovec 1979, 58–61  ; Th. Veiter  : In memoriam, Pfarrer Alois Vauti (1887–1982). In  : Europa Ethnica, 39. Jg., 3 (1982) 148  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130, zu Vavti 124–126  ; I. Olip  : Starosti koroških duhovnikov župniku Alojziju Vautiju v spomin in zahvalo. In  : KMD 1984. Celovec 1983, 124–125  ; J. Zerzer  : Dobri pastirji. Naši rajni duhovniki 1968–2005. Celovec 2006, 371–382  ; M. Vrečar (Hg.)  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju, Ob 100-letnici Sodalitete, združevanja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Vavti, Franc (Regisseur, Kulturaktivist), → Zarja, Slo-

vensko prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein Zarja].

Vavti, Toni (Leiter der Vereinsbibliothek, Kulturakti-

vist), → Šmihel. Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Vavti, Valentin (Kulturaktivist), → Vogrče, Slovensko

katoliško izobraževalno društvo [Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinkenberg].

Vavti, Vekoslav (Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko

katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Veberič, Josef (Kulturaktivist), → Steirische Slowenen. Večko, Filip – Lagoječi Lipi (1900–1989), Zitherspie-

ler, → Mežiška dolina.

Vedenik, Dr. Herman (Wedenik, Hermann, * 7. April

1881 Tainach/Tinje, † 21. Dezember 1924 Rogatica in Ostbosnien), Arzt, Epidemiologe, Sachbuchautor. V., der wahrscheinlich unehelich war (seine Mutter hieß Franziska Wedenik), verbrachte seine Kindheitsjahre beim vulgo Raubar in St. Kanzian am Klopeiner See/Škocjan. Nach der Matura 1901 studierte er in Wien Medizin. Seinen ersten Dienst verrichtete als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in → Villach/Beljak, bald danach wurde er zum Leiter der epidemiologischen Abteilung bestellt. Am 6. April

Velden am Wörther See/Vrba

Markus Pernhart, Velden/ Vrba, Öl auf Leinwand, Foto Hansjörg Abuja Augsdorf/Loga vas, KS, 21. 1. 1925 Augsdorf/Loga vas, KS, 4. 9. 1935

1915 heiratete er in Coccau/Goggau/Kokovo Franc(k) a/Franziska Schnabl (* 15. Februar 1887 – † 10. Jänner 1968) aus Achomitz/Zahomec, Tochter des Gregor → Schnabl, vulgo Štaler. Gemeinsam hatten sie einen Sohn Nikomedes (Niko) Wedenig (* 15. September 1915 Villach/Beljak, † 16. Februar 2004 ebd.). V. war ein identitätsbewusster Slowene und sprach laut Koroški Slovenec zehn Sprachen. 1918 musste er aufgrund seiner ethnischen Herkunft und seines → Identitätsbewusstseins das Land verlassen (→ Vertreibung 1920). In → Jugoslawien wurde er Bezirksarzt (okrajni zdravnik) in Rogatica in Ostbosnien 60 km östlich von Sarajevo, ließ jedoch bis zur endgültigen Niederlassung seine Familie vorerst in Kärnten/Koroška zurück. 1924 starb er im 44. Lebensjahr an einer Blutvergiftung und wurde vor Ort begraben. Werke  : Kako ohranimo ljubo zdravje. V Celovcu, Mohorjeva, 1918 (3 Lieferungen, 284 S.) (www.cobiss.si) bzw. laut Bibliografie der Mohorjeva 2011  : Kako si ohranimo ljubo zdravje I, Mohorjeva 1918  ; Kako si ohranimo ljubo zdravje II, Mohorjeva 1919  ; Manuskript  : Strah pred nožem in bolnico. Quellen  : Archiv Wiesflecker-Schnabl (Achomitz/Zahomec). Lit./Web  : Dr. Herman Vedenik †. In  : Koroški Slovenec, 13. 1. 1926 (www.mindoc.eu).

Bojan-Ilija Schnabl

Vega, Georg/Jurij, Freiherr von (1756–1802), slowe-

nischer Mathematiker, Physiker, Meteorologe und Artillerieoffizier, → Wien.

Matevž Kakl v spremljavi MoPZ SPD Loga vas, Spomini

Velden am Wörther See/Vrba, vgl. Sachlemmata  :

→ Bildstock  ; → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno

društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje   ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; Personenlemmata  : → Ebner, Johann  ; → Pernhart, Markus  ; Aich/Dob  : → Markovič, Peter  ; → Augs-

1399

Vellachtal/dolina Bele,

dorf/Loga vas  : (siehe dort)  ; Rajach/Sreje  : → Falle, Anton  ; St. Egyden/Šentilj ob Dravi  : → Kernjak, Pavle  ; → Maierhofer, Janez  ; → Schneider, Matthias  ; → Serajnik, Domicijan starejši  ; → Serajnik, Domicijan mlajši  ; → Serajnik, Franjo  ; → Zablatnik, Dr. Pavle  ; Sternberg/Strmec  : → Mairitsch, Ludwig  ; → Petrič, Janez  ; → Schuster, Dr. Oton  ; → Köstenberg/Kostanje  : → Kostanje. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung]  ; Drabosenig/Drabosinje bei Köstenberg/Kostanje  : → Schuster-Drabosnjak, Andrej  ; Oberjeserz/Zgornje Jezerce bei Köstenberg/Kostanje  : → Vospernik, Janez  ; → Vospernik, Mathias/Matija. Vellachtal/dolina Bele, vgl. Sachlemmata: → Eisen-

kappel/Železna Kapla, → Jauntal/Podjuna, → Karawanken/Karavanke  ; → Obir-Dialekt  ; Karte S. 304.

Vendija (Verein), → Graz. Vera in dom (Zeitschrift), → Publizistik. Verbrüderungsbuch, lat. liber confraternitatum. Die

mittelalterlichen Klöster führten ein V., ein Verzeichnis von Namen lebender und toter Angehöriger (Bischöfe, Erzbischöfe, Weihbischöfe/chori episcopi, Äbte, patres, monachi, presbyteri, fratres, feminae religiosae) des eigenen Klosters und anderer Klöster, verbrüderter Laien, von Stiftern und Wohltätern (duces, viri nobiles, possessores), die mit dem Kloster in Verbindung standen, damit man ihrer im Gebet gedenke. Eine wertvolle personengeschichtliche, sprachhistorische und namensoziologische Quelle. Die zwei wichtigsten für den karantanischen Raum sind das Salzburger V. und das V. von → Seckau in der Steiermark. Das Salzburger Verbrüderungsbuch wurde unter → Virgil begonnen und über 320 Jahre fortgeführt (784–1111). Es wird in der Stiftsbibliothek von St. Peter aufbewahrt und enthält 1.188 Namen (nicht alle sind lesbar) von Persönlichkeiten, mit denen St.  Peter enge Beziehungen hatte. Auch Frauennamen und die Namen von Nonnen des Frauenklosters St.  Erentrudis auf dem Nonnberg sind darunter. Eine sprachlich/ volkliche Zuordnung der zahlreichen biblischen Namen ist nicht möglich. Ein Großteil der anderen ist lateinsich bzw. ladinisch  : Amicus neben Amigo, Latinus neben Ladinno und Ladi. Viele sind germanisch, wie sie bei Alemannen und Baiern damals in Mode waren. 60 aus

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dem 8. und 9. Jh. sind eindeutig slawisch  : Namen von in Karantanien tätigen Salzburger Priestern wie Latinus und Maioranus (→ Altladinisch, → Personennamen) und Weihbischöfen (chori episcoporum carentane regionis)  ; auch der vom ladinischen Priester Lupo auf dem → Chiemsee  ; erstaunlicherweise nicht der von Gorazd/Karastus und Cheitmarus (→ Duces Carantanorum)  ; ein Dabramuzli (Dobromysl), Deblegauuuo (Debleglav oder Deblegoj), Dobresit (Dobrežit), Turdagauuo (Tvrdogoj), Vizzemir (Vsemir), Moimir, Zemigneu (Semignev)  ; Zuuentibulch (Sventipulk) mit seiner Gemahlin Zuuentizizna (Sventižizna), der pannonische dux Caozilo, der sich an den byzantinischen Kaiser um slawische Missionare gewandt hat. Er ist möglicherweise mit → Kocelj/Chozilo identisch. Ebenfalls nicht erwähnt ist der in der Salzburger → Conversio genannte erste Weihbischof Karantaniens, → Modestus, den Virgil als seinen Vertreter nach → Karantanien (→ Maria Saal/Gospa Sveta) geschickt hat. Das Seckauer Verbrüderungsbuch (liber confraternitatum seccoviensis, → Seckau) enthält eindeutig slawische Namen aus dem 12. Jh. von fratres de metallo ferri in montibus Livben, die im Leobner Eisenbergwerk gearbeitet haben, darunter auch mehrere Frauen wie lerazlawa ( Jaroslava), Zwitezlawa (Svetoslava), Godezlawa (Godislava), Liubnega, Predobra, Dobriza (→ Personennamen, → St. Georgen am Längsee [Šentjurij ob Dolgem jezeru]). Lit.: M. Kos  : Slovenska osebna imena v »Liber confraternitatum seccovi-

ensis«. In  : ČZN 10 (1913) 8–25  ; K. Forstner  : Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. Graz 1974 (Facsimile)  ; K. Forstner  : Beiträge zur Erschließung des Salzburger Verbrüderungsbuches. In  : Scriptorium (Revue internationale des études relatives aux manuscrits LVII, 2). Bruxelles 2003, 173–193  ; O. Kronsteiner  : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975, ²1981 (Österreichische Namenforschung, Sonderreihe 2). Otto Kronsteiner

Verdnik – Tomaž, Matija (Widerstandskämpfer),

→ Widerstandsbewegung, → Knez, Alojz.

vgl. Sachlemmata  : → Deutschnationale Vereine, → Europäischer Nationalitätenkongress, → Kulturvereine, → Genossenschaftswesen, → Vereinswesen, → Vereinswesen in Jugoslawien  ; sowie → Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu, → Beljasko omizje [Villacher Kreis] in Trieste/Trst/Triest, → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach, → Chorwesen, → Collegium sapientiae et Vereine

und

Institutionen,

Vereinswesen (1) in Kärnten/Koroška, slowenisches

pietatis, → Društvo za zgodovino in narodopisje koroških Gründungen wie den im Dezember 1863 in Klagenfurt Slovencev, → Družba sv. Cirila in Metoda, → Frinta- (Celovec) gegründeten Verein Narodna → slovanska neum, → Jesuiten, → Jugoslovenska matica, → Kärntner čitalinica [Nationaler slawischer Leseverein], der sich Ackerbaugesellschaft, → Katoliško politično in gospo- nach einem abrupten Rückgang der Mitgliederzahlen darsko društvo za Slovence na Koroškem, → Kirchenchor 1887 auflöste. Das Schicksal eines kurzen Bestandes von Schiefling/Škofiče, → Kmečka zveza, → Koroška widerfuhr auch dem 1869 gegründeten liberalen Sloslovenska stranka, → Kulturvereine (einschließlich vensko politično društvo → »Trdnjava« [Slowenischer der slowenischen örtlichen Kulturvereine, siehe dort), politischer Verein »Festung«]. Dieser veranstaltete, in→ Manjšinski inštitut, → Marianum, → Mohorjeva, spiriert von den Vorstellungen der jungslowenischen → Podporno društvo za slovenske visokošolce na Koroškem, Bewegung (→ mladoslovenci) eines vereinigten Slowe→ Priesterseminar, → Schulschwestern – slowenische, nien (→ Zedinjena Slovenija), 1870/71 mit drei → Ta→ Slovanska čitalnica (Slovanska [Slovenska] čitavnica), bor-Versammlungen die ersten slowenischen Massen→ Slovanska Liga Katoliških Akademikov, → Slovenska versammlungen im Gebiet → Südkärntnens ( Južna krščansko-socialna zveza za Koroško, → Slovenska pros- Koroška). Mit seiner Auflösung 1875 war das liberalvetna zveza, → Slovenski krožek, → Slovensko družtvo nationale Lager innerhalb der Kärntner Slowenen für v Celovcu, → Slovensko šolsko društvo, → Sodaliteta (So- längere Zeit nicht mehr organisiert. Die slowenische dalitas), → Tabor, → Tamburizzamusik, → Trdnjava, Vereinskultur orientierte sich ab nun fast ausschließlich → Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – an der katholisch-konservativen Ideologie. Zum Zeitpunkt der Auflösung der Trdnjava verslowenische Kulturvereine, → Zgodovinsko društvo v dichteten sich die Anzeichen einer InstrumentalisieMariboru, → Zveza ženskih društev na Koroškem. rung des V. für die nationale Agitation. Unter dem Vereinswesen (1) in Kärnten/Koroška, sloweni- Vorzeichen des aufkommenden Nationalismus und einer Ausweitung auf nicht bürgerliche Schichten nahsches. Bei der Schaffung von politischem Bewusstsein und politischer Öffentlichkeit fiel dem V. eine bedeu- men ab den 1880er-Jahren die Vereinsgründungen zu. tende Rolle zu. Das galt auch für Kärnten, wo 1848/49 Die Vereine wurden zu einem wichtigen Bestandteil in → Klagenfurt (Celovec) der erste slowenische Ver- der nationalen Massenbewegungen. Das galt auch für ein (→ Slovensko družtvo) gegründet wurde. In sei- die Kärntner Slowenen. Wie in der deutschsprachigen nem Programm hielt dieser bei gleichzeitiger Teilung Bevölkerung gewann die nationale Bewegung in der in einen deutschen und slowenischen Kreis, für den er slowenischsprachigen Bewohnerschaft in den Vereinen Slowenisch als → Amts- und Unterrichtssprache ein- eine wichtige Stütze. Über politische, kulturelle, geselforderte und der nicht Teil des Deutschen Bundes wer- lige, sozial-karitative und ökonomische Vereinigungen, den sollte, an der Landeseinheit fest. Er hatte nur kur- die sich als »Schutzgemeinschaft« zur Wahrung der zen Bestand. 1852 folgte die nächste Vereinsinitiative. »nationalen Interessen« definierten, drang nationales Mit dem Ziel, die slowenischsprachige Literatur und Gedankengut in den Lebensalltag ein. Hierbei folgte die Bildung in der slowenischsprachigen Bevölkerung mit einer zeitlichen Verzögerung die slowenische Bezu fördern, konstituierte sich in Klagenfurt (Celovec) völkerung, deren Vereinskultur bis Mitte der 1880erdas Društvo Sv. Mohorja [Verein des hl. Hermagoras] Jahre geruht hatte, dem Deutschtum (→ Deutsch(→ Mohorjeva). Sein Tätigkeitsbereich erstreckte sich tümler). Im Gefolge der Ortsgruppengründungen nicht nur auf Kärnten (Koroška), sondern auf sämtli- → deutschnationaler Vereine und Verbände (u. a. deutche slowenischsprachigen Länder → Innerösterreichs. sche Turnvereine, Deutscher Schulverein) begann sich 1860 wandelte er sich in die Družba Sv. Mohorja [Bru- in Südkärnten auf breiterer Basis eine slowenisch-naderschaft des hl. Hermagoras] um und avancierte in der tionale Vereinsbewegung zu formieren. 1886 konstiFolge zu einer der zentralen Kulturorganisationen für tuierte sich der erste von 24 Zweigvereinen der Brudie katholisch orientierten Slowenen im Habsburger- derschaft → Družba sv. Cirila in Metoda [Bruderschaft staat. 1907 kamen von den 81.979 Mitgliedern 6.698 der Hll. Cyrill und Method], die sich wie der Verein aus Kärnten (Koroška). → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] In den folgenden drei Jahrzehnten blieb die Ent- auf schulische Belange konzentrierte. In den folgenden wicklung des slowenischen V. hinter jenem der deutsch- Jahren wurde eine Vielzahl von Bildungs-, Gesangssprachigen Bevölkerung zurück. Es gab nur vereinzelte und Interessenvereinen (→ Chorwesen, → Kulturver-

1401

Vereinswesen (1) in Kärnten/Koroška, slowenisches

eine, → Tamburizzamusik) gegründet. War es von 1867 bis 1899 nur zu 26 Gründungen gekommen, stieg nach 1900 die Zahl der Gründungen rasant an. Zwischen 1900 und Juli 1914 verzeichnete man 121 Gründungen, davon 22 im Jahr 1910. Der nationale Gedanke, Katholizität und Antiliberalismus bildeten die Leitlinien in der weltanschaulichen Orientierung innerhalb des Vereinskörpers der Kärntner Slowenen. Das galt für den zentralen politischen Verband der Kärntner Slowenen, den → Katoliško-politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Katholisch-politischer und wirtschaftlicher Verein für Kärnten], sowie für die → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlichsozialer Verband für Kärnten]. Gemeinsam mit der Družba Sv. Mohorja bildeten beide die vereinskulturellen Säulen. Alle drei Verbände standen für einen eigenständigen Weg der Kärntner Slowenen, unabhängig von den Verbandszentralen in → Ljubljana. Denn die Initiative zur Gründung von Ortsgruppen kam auch von Organisationen mit Sitz in Ljubljana. Dazu zählten u. a. die Bruderschaft Družba Sv. Cirila in Metoda, der Verein → Slovenska straža [Slowenische Wacht], der Abstinentsko društvo »Sveta vojska« [Abstinentenverein Heiliger Krieg] oder der Slovensko planinsko društvo [Slowenischer Alpenverein]. Das Ergebnis des Gründungsbooms war eine Blütezeit des slowenischen Vereinslebens am Vorabend des Ersten Weltkrieges. 1914 registrierten die Behörden 130 slowenische Vereine. Von diesen hatten 49 ihren Sitz im Bezirk → Völkermarkt (Velikovec), 33 im Bezirk Klagenfurt-Land (Celovec dežela), 24 im Bezirk → Villach (Beljak), 19 in Klagenfurt-Stadt (Celovec), vier im Bezirk → Hermagor (Šmohor) und einer im Bezirk Wolfsberg (Volšperk). Der Zerfall des habsburgischen Vielvölkerstaates bedeutete einen tiefen Einschnitt. Die neuen politischen Rahmenbedingungen im Gefolge der → Volksabstimmung 1920 hatten auf den slowenischen Vereinskörper gravierende Auswirkungen. Nur langsam schritt nach 1920 die Neuorganisierung voran. In vielen Orten gelang es nicht mehr, die vor 1914 bestehenden Vereine zu reaktivieren. Die Zahl der Neugründungen blieb in der Ersten Republik gering. Nur 15 Vereine wurden gegründet. Ein wichtiger Sozialisationsfaktor für die slowenischsprachige Bevölkerung verschwand aus dem dörflichen Leben. Bis 1929 sank die Zahl der bestehenden slowenischen Vereine auf 69. Die größten Einbußen verzeichnete der Bezirk Völkermarkt (Velikovec) (→ Völkermarkter Hügelland [Velikovško podgorje],

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Kulturvereine). In ihm existierten 1929 nur mehr 18 Vereine. Als politische Sammelorganisation fungierte das → Politično in gospodarsko društvo za Slovence [Politischer und wirtschaftlicher Verein für Kärnten], als kulturelle die → Slovenska krščansko-socialna zveza za Koroško [Slowenischer christlichsozialer Verband für Kärnten]. Zu den beiden Verbänden kamen die Zveza (slovenskih) koroških zadrug [Verband der slowenischen Kärntner Genossenschaften] (→  Genossenschaftswesen), die → Kmečka zveza [Bauernverband] ab 1933, die Družba Sv. Mohorja und als Antipode zum »Deutschen Schulverein Südmark« auch das → Slovensko šolsko društvo [Slowenischer Schulverein] hinzu. Allerdings erreichte der Vereinskörper bei Weitem nicht jene Typenvielfalt, wie es in der Vereinskultur der deutschsprachigen Bevölkerung der Fall war. Nach dem → »Anschluss« Österreichs an Deutschland und der Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft ab März 1938 wurde das slowenische Vereinswesen bis 1941 völlig liquidert. Die Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit Österreichs 1945 schuf eine grundlegend neue Situation. Knapp ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte die Neubelebung des slowenischen Vereinslebens ein. Im April 1946 wurde mit dem Kmečka zveza za Slovensko-Koroško [Bauernverband für Slowenisch-Kärnten] die erste slowenische Vereinigung im Nachkriegskärnten gegründet. Anknüpfend an die katholisch-christlichsoziale Tradition vor 1938, folgte einen Monat später der Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kulturverband] als zentrale Kulturorganisation. Mit stiller Förderung der britischen Militärbehörden konsolidierte sich bis 1955 das slowenische Vereinswesen. 78 slowenische Vereine wurden neu bzw. wieder gegründet  : 28 im Bezirk Völkermarkt, 18 im Bezirk Klagenfurt-Land, 14 im Bezirk Villach-Land und 18 in Klagenfurt-Stadt, wo die Verbandszentralen ihren Sitz hatten. 1949 spaltete sich die slowenische Vereinslandschaft in zwei weltanschaulich unterschiedliche Blöcke. Die katholisch-konservativen Slowenen sammelten sich im Narodni svet koroških Slovencev [Rat der Kärntner Slowenen] und der Družba sv. Mohorja. Die Demokratična fronta delovnega ljudstva [Demokratische Front des werktätigen Volkes] verstand sich als Sammelbecken des marxistisch-sozialistischen Lagers. Innerhalb des slowenischen Vereinskörpers entstanden aber nun auch neue, vor 1938 nicht existente Vereinstypen wie etwa die Sportvereine. 1955 endete die Aufschwungphase. Es folgten Jahre der Stagnation. Bis in die 1970er-Jahre hielten diese an. Während

Vereinswesen (2) in Jugoslawien

der 1960er-Jahre konstituierten sich nur vier Vereine, dagegen lösten sich 16 auf. Die Zahl der bestehenden Vereine ging zurück. Das war zwar nicht ausschließlich, aber doch auch auf den zunehmenden Einfluss der deutschsprachigen Umwelt mit den deutschtümelnden bzw. deutschnationalen »heimattreuen Verbänden« (u.  a. »Kärntner Heimatdienst«   ; »Kärntner Abwehrkämpferbund«) als einem wichtigen Element nationaler Agitation im gemischtsprachigen Kärnten zurückzuführen (→ Deutschtümler, → Deutschnationale Vereine). 1983 verzeichnete man 51 slowenische Kulturvereine, 35 Chöre bzw. Gesangsvereine sowie 20 sozial-politische Vereine. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das slowenische Vereinswesen wieder in einer Aufschwungphase, die im letzten Dezennium des 20. Jh.s zu einem Gründungsboom führte. 39 Vereine unterschiedlichen Typs konstituierten sich, das Gros in den Bezirken Völkermarkt und Klagenfurt-Land. Die slowenische Vereinskultur erlebte an der Wende vom 20. zum 21. Jh., ergänzt durch das Auftreten interkultureller zweisprachiger deutsch-slowenischer Vereine wie der »Bildungswerkstatt für zweisprachige Kommunikation, Klagenfurt« (Izobraževalna delavica za dvoježicno komunikacijo, Celovec), vor dem Hintergrund der im Gang befindlichen europäischen Integration eine Blüte. Lit.: W. Drobesch  : Vereine und Verbände in Kärnten (1848–1938). Vom Gemeinnützig-Geselligen zur Ideologisierung der Massen. Klagenfurt 1991  ; W. Drobesch  : Das slowenische Vereinswesen in Klagenfurt 1848–1938. Nationale Selbstbehauptung und Assimilation der Slowenen im städtischen Bereich. In  : ÖOH 33 (1991) 426–465  ; P. Wiesflecker  : Klagenfurt als Sitz kultureller Institutionen der Kärntner Slowenen. In  : 800 Jahre Klagenfurt. Festschrift zum Jubiläum der ersten urkundlichen Nennung (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 77), Klagenfurt 1996), 421–438  ; W. Drobesch  : Vereinswesen und nationale Frage 1914–1999 – Regionale Schwerpunktbildungen und Breitenwirkung. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 185–214   ; A. Malle  : Vereine in Kärnten. In  : H. Rumpler, P. Urbanitsch (Hg.)  : Die Habsburgermonarchie 1848–1918. 8/1  : Politische Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft. Wien 2006, 451–501. Werner Drobesch

Vereinswesen (2) in Jugoslawien. Schon bald nach

dem Antritt des Exils (→ Vertreibung 1920) sammelten sich die wegen ihrer ethnischen Herkunft und politischen Tätigkeit Vertriebenen Kärntner Slowenen einerseits in Flüchtlingsorganisationen und andererseits im Rahmen von »Kärntner Stammtischen« bzw. »Kreisen« in Wirtshäusern oder Restaurants, deren Tradition teilweise auf gleichartige Treffen in Kärnten/Koroška

zurückgehen (so der Villacher oder der Klagenfurter Kreis, → Beljaško omizje). Ziel war es, die existenziellen Fragen zu lösen, Kontakte zu pflegen, verschiedene Formen der Unterstützung Kärntner slowenischen Studenten zukommen zu lassen, Schüler beim Schulbesuch im damaligen Jugoslawien zu unterstützen oder unterschiedlichste Hilfe der slowenischen Volksgruppe in Österreich zu organisieren. Die Kärntner Slowenen wurden großteils positiv aufgenommen und integrierten sich rasch und aktiv in das gesellschaftliche Leben ihrer neuen Heimat. Die Kärntner Landesregierung betrachtete das wiederholte Aufmerksammachen auf die Unterdrückung der Kärntner Slowenen in den slowenischen Zeitungen und die unterschiedliche Hilfe, die seitens der slowenischen Flüchtlinge bzw. Exilanten im neuen → Jugoslawien für ihre Landsleute in Kärnten/Koroška organisiert wurde, als Volksverhetzung, nationalen Fanatismus und Vergiftung der öffentlichen Meinung. Der Landesverweser Arthur Lemisch machte in seinem Auftritt vor dem Kärntner Landtag am 21. März 1921 auf die Tätigkeit der Kärntner slowenischen politischen Emigranten in Jugoslawien aufmerksam. Er beschuldigte die Emigranten, dass sie mit Unterstützung von Helfern in Kärnten/Koroška eine auf den Süden orientierte Irredenta schaffen wollten und einen neuerlichen Angriff auf die Landeseinheit planten. Bereits vor der → Volksabstimmung 1920 und bald danach gründeten die Kärntner slowenischen Exilanten ihre Vereine  : der Klub koroških akademikov [Klub der Kärntner Akademiker] wurde bereits 1919 in Ljubljana gegründet  ; dessen erster Vorsitzende war der Jusstudent Julij → Felaher und der Sekretär Fran(c) → Sušnik von der philosophischen Fakultät. Hinzu kamen der Klub koroških akademikov [Klub der Kärntner Akademiker] in Zagreb und in den frühen 20er-Jahren der Verein → Gosposvetski zvon [Maria-Saaler Glocke] in Ljubljana mit einer Außenstelle in Prevalje, der die slowenische Intelligenz sammelte, die gezwungen war, Kärnten zu verlassen und bereits nach zwei Jahren ca. 1.000 Mitglieder hatte. Seine Aufgaben wurden in der Folge von der → Jugoslovanska matica und danach vom Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] übernommen und wahrgenommen. Der Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] bzw. der Koroški klub [Kärntner Klub] in Maribor nahm eine bedeutende Rolle im Vereinswesen der Kärntner Slowenen in Jugoslawien ein, und wurde wahrscheinlich ab dem 14. Jänner 1922 fester organi-

1403

Verfassungsentwicklung und Sprache seit 1848

siert und bekam eine klare Führung. Ab dem Jahr 1926 → Reichsgesetzblatt, RGBl.; → Landesgesetzblatt, war der Klub koroških Slovencev v Ljubljani tätig sowie zweisprachiges 1850–1859  ; → Kundmachung (1) – 1927–28 der Klub Korošcev (Klub der Kärntner) beide Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent vom 4. März in Ljubljana (unter der Leitung von Anton Urbanc). 1849  ; → Kundmachung (2) – Gesetz vom 27. DezemSchließlich kam es im Rahmen der Versammlung ber 1852  ; → Kundmachung (3) – Gesetz vom 6. Juni nachplebiszitärer kärntnerslowenischer Vertriebener 1869  ; → Kronland  ; → ustavna doba [Verfassungspeund Flüchtlinge am 14. Oktober 1928 zur Gründung riode]  ; → Wahlkreiseinteilung  ; → Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg  ; des → Klub koroških Slovencev in → Celje. Kärntner Sektionen hatten auch die anderen Orga- → Amtssprache, → Landessprache, → »Minderheit«/ nisationen → Družba sv. Cirila in Metoda [Kyrill und Volksgruppe  ; → »Volksstamm«  ; → zgodovinske dežele. Method-Gesellschaft] sowie die → Legija koroških borcev [Legion der Kärntner Veteranen]. Besondere »Verfassungsepoche« (ustavna doba), in seiner sloweAufmerksamkeit widmete Kärnten/Koroška auch die nischen Ensprechung literaturüblicher aber missver→ Jugoslovanska Matica [ Jugoslawische Mutterbiene/ ständlicher Begriff der slowenischen allgemeinen und Gesellschaft, die staatliche jugoslawische Organisation politischen → Geschichtsschreibung für die Zeit ab zur Dokumentation und Förderung der jugoslawischen 1860/61 (bis 1918), vgl. → ustavna doba. Minderheiten in den Nachbarstaaten], die in den 20erJahren mehrere Broschüren zur Lage der Slowenen Verfassungsgeschichte (ustavna zgodovina), vgl. ; in Österreich herausgab. Die gemeinsame Delegation → Verfassungsentwicklung und Sprache seit 1848   → Terminologie. der Kärntner slowenischen Vereine aus der damaligen Drau-Banschaft unter der Leitung von Anton → Brandner erreichte beim Chef der jugoslawischen Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in KärnRegierung Nikola Pašić bereits am 30. Mai 1921 das ten/Koroška. Die Kärntner deutschnationale Gewaltmaschinerie, deren dezidiertes Ziel eine Ethnozid der Versprechen, dass sich die Regierung einsetzen werde, Slowenen war, steigerte sich in den Zwischenkriegseine Grenze zwischen Österreich und Jugoslawien an jahren zunehmend zu einer systematischen Verfolgung der Drau/Drava zu erreichen, was sie auch tatsächlich aller Akteure, die in irgendeiner Weise das Slowenitat, jedoch ohne Erfolg. sche im Land förderten oder ihm wohlgesinnt waren mit dem Ziel der → Germanisierung des südlichen Archive  : ARS  ; Arhiv KKS. Landesteils. Dieses gleichsam als »Landesideologie« Quellen  : AS 653, škatla 1, mapa 5, Govor predsednika Felaherja na občnem zboru KKS 14. 1. 1956. definierte Ziel hatte der »Landesverweser« Arthur Lit.: T. Zorn  : Koroški Slovenci v letih 1920–1930. In  : J. Pleterski, L. Lemisch unmittelbar nach der → Volksabstimmung Ude, T. Zorn (ur.)  : Koroški plebiscit. Ljubljana 1970, 507–547  ; T. 1920 vorgegeben. Bahovec  : Das Bild der Kärntner Slovenen in der Presse des Draubanats 1930–1941 (Mag. Arb.). Wien 1995  ; A. Suppan  : Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Aussenpolitik im europäischen Umfeld. Wien/München 1996, 654  ; J. Stergar  : Klub koroških Slovencev v Ljubljani. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slowenen/Vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev (Unbegrenzte Geschichte/Zgodovina brez meja, Bd./zv. 10). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 29–82  ; V. Urbanc  : Pozdravi iz Montreala. Montreal 2005  ; J. Stergar, D. Grafenauer  : Die Auswanderung von Österreichern nach Jugoslawien nach der Kärntner Volksabstimmung 1920. In  : Zwischenwelt, Jg. 27, 1/2 (2010) 29–33. Danijel Grafenauer, Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Verfassungsentwicklung und Sprache seit 1848,

vgl. Sachlemmata  : → Oktroyierte Märzverfassung 1849, → Landesverfassung 1849, → Dezemberverfassung 1867, → Vertrag von Saint-Germain 1919   ;

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Zur strukturellen Bedeutung der slowenischen Priesterschaft. Zu den Zielgruppen der Diskriminie-

rung und Verfolgung zählte als Gruppe die slowenische Priesterschaft in Kärnten/Koroška, die aufgrund ihres vielfachen individuellen gesellschaftlichen Engagements und ihrer formellen kirchenrechtlichen Funktionen bereits vor dem Ersten Weltkrieg sowie in der Zwischenkriegszeit eine bedeutende Gruppe in der slowenischen Gesellschaft darstelle. Deren Aktivismus kann historisch auf die dominierende gesellschaftliche Rolle der Kirche, nicht zuletzt aufgrund des Konkordats von 1855, zurückgeführt werden bzw. auf das Selbstverständnis der Priesterschaft, das dieses hervorbrachte, gepaart mit den Vereinsfreiheit (Art. 12 Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, RGBl.

Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška Buchcover Mohorjeva

142/1867) der → Dezemberverfassung von 1867. Im Ständestaat vertat in der Folge zudem im Kärntner Landtag, neben den zwei slowenischen Vertretern der Landwirte, Karel → Mikl und Albert → Breznik, Prälat Rudolf → Blüml die katholische Kirche. Die slowenischen Priester nahmen vielfach den zivilisatorischen Aufrag des Erhalts der slowenischen Sprache und Identität im Sinne eines positiven → Identitätsbewusstseins trotz zahlreicher Schikanen wahr. Dies umso mehr, als es 1920 zu einer massiven → Vertreibung praktisch der gesamten slowenischen Intelligenzija aus dem Land kam und auch sonst die Möglichkeiten einer realen gesellschaftlichen Partizipation der Slowenen systematisch eingeengt wurden und gesellschaftlicher Aufstieg mit einem → Assimilationszwang junktimiert war. Ab 1918/19 waren nach Vrečar über 40 slowenische Priester (sog. Sodale) aus Kärnten/Koroška gewaltsam vertrieben worden (→ Sodaliteta). Jene slowenischen Priester in den slowenischen Pfarren (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924) aber, die zurückgekommen waren oder das Glück hatten, in slowenischen Pfarren bleiben zu können, traten vielfach als → Kulturaktivisten hervor. Sie initiierten weiterhin die Gründung von lokalen

→ Kulturvereinen oder waren deren treibende Kraft bei der Wiederaufnahme der Aktivitäten nach der Zäsur von 1920. Zudem gaben sie slowenischen Religionsunterricht, der vielfach die einzige Form eines formellen Sprachunterrichts im sonst utraquistischen → Schulwesen darstellte, dessen gesetzliches (wenn auch verfassungswidriges) Ziel die Germanisierung war. Noch zentraler für jenen Teil der Bevölkerung, der sich nicht regelmäßig und intensiv in Kulturvereinen engagierte oder nicht die zahlreichen slowenischen Vereinsbibliotheken in Anspruch nahm (→ Lesekultur) oder aber keinen Unterricht im Katechismus erhielt, war das soziale Prestige der slowenischen Sprache in ihrer seelsorglichen Funktion von größter Bedeutung. In einer Zeit, in der der sonntägliche Kirchgang noch die soziale Norm im Land darstellte, stellte die lebenslange Wiederholung slowenischer liturgischer Texte in der klassischen slowenischen → Liturgiesprache durch den repetitiven Charakter eine Form der Sprachausbildung auf einem gesellschaftlich erhöhten Niveau mit einer spirituellen Dimension dar. Wer regelmäßig in die Kirche ging oder gar in einem der zahlreichen slowenischen → Kirchenchöre mitwirkte und die → Kirchenlieder (nebenbei) auswendig lernte und künstlerisch interpretierte oder den Gesang einfach »konsumierte«, bildete sich im Slowenischen ständig weiter. Zur formalen Sprachkenntnis kam das gesellschaftliche Prestige der liturgischen Sprache hinzu, die seit Luther und nach ihm → Trubar die sprachlichen Bedürfnisse einer agrarischen und frühbürgerlichen Gesellschaft abdeckte – und das galt in Kärnten/Koroška in der ersten Hälfte des 20. Jh.s für eine breite Masse der slowenischen Bevölkerung. Angesichts dieser strukturellen Bedeutung der slowenischen kirchlichen Volksbildung wurden die slowenische Priesterschaft ad personam und die slowenische Kirchensprache als Institution zentrale Ziele der deutschnationalen zivilisationszerstörenden Gewalt und Verfolgung. Das bedeutete in einer ersten Phase zunächst einen regelrechten »messianischen« Kampf um die Verhinderung jedes einzelnen slowenischen Religionsunterrichts (vgl. → Brabenec, Jan) und die innere Zersetzung des Slowenischen durch eine zunehmend zweisprachige Liturgie (durch deutschsprachige Pfarrer in slowenischen Pfarrgemeinden), wo schrittweise das Slowenische an gesellschaftlicher → Relevanz verlor und auch psycholinguistisch durch diese Form der → Zweisprachigkeit das Slowenische auch auf individueller Ebene zunehmend redundant wurde. Durch die Zweisprachigkeit der Liturgie wurde die Grund-

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Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška

lage geschaffen, um beim Slowenischen »weghören« zu können. So wurde damit der Weg zum → Sprachverfall geebnet, denn zuvor hatte die slowenische Bevölkerung durchaus die slowenische Standardsprache verstanden. »Ethnische Säuberungen« in den Reihen der slowenischen Priesterschaft in Kärnten/Koroška

(→ »Ethnische Säuberungen«). Mit dem → »Anschluss« am 12. März 1938 waren die Slowenen in Kärnten/Koroška dem gesetzlich legitimierten Staatsterror ausgeliefert, dessen lokale und regionale Akteure vor und nach dem Einmarsch im Wesentlichen dieselben geblieben waren. Ideologisch und methodisch waren die Kärntner Akteure akribische Vollstrecker des zwischen 1939 und 1942 ausgearbeiteten → »Generalplan Ost«. Erstes kirchliches Opfer der NS-Diktatur und erster zum Tode gebrachter Kärntner Slowene war Vinko → Poljanec. Noch am Tag des Einmarsches wurde erstmals ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet und die Untersuchungshaft verhängt, danach wurde er wieder freigelassen und erneut verhaftet und terrorisiert, bis er im August 1938 an den Folgen der Haft in St. Kanzian/Škocjan starb. Poljanec gilt als erstes Opfer des NS-Terrorregimes unter den Slowenen. Malle (1992) verweist auf die stark personenbezogenen Interventionen der Nazis bei Bischof → Hefter in den Tagen nach dem »Anschluss«, die mit der Forderung der Versetzung von sechs namentlich genannten slowenischen Priestern aus »sicherheitspolizeilichen Gründen« einhergingen (diese waren  : Rudolf Blüml, Janez → Starc, Matej Wornig, Tomaž → Holmar, Franc Vuk und Janez → Sekol). Der Staatsterror gegen das Slowenische erfasste alle Bereiche der Kirche, in denen die Sprache noch in eingeschränktem Maße in Verwendung war (etwa der Religionsunterricht bis Pfingsten 1941). In den ersten Tagen nach dem »Anschluss« wurden vom NS-Terrorregime laut Malle der Verfolgung ausgesetzt  : Jože → Dobernik, Franc → Fertala, Franc Havliček, Martin Kuchler, Anton → Kuchling, Anton → Kutej, Alojzij Marašek, Konrad Mente, Matej Nagele, Jožef → Pollak, Dr. Oton/Otto → Schuster, Štefan → Singer, Lenart Trabesinger und Alojzij → Vauti. Dabei hatte die sicherheitspolizeiliche Überwachung laut Malle bereits zu Zeiten der Ersten Republik unter dem geschäftsführenden Vorsitzenden des Kärntner Heimatbundes Maier-Kaibisch (→ Deutschnationale Vereine) eingesetzt, der den staatlichen Organen nicht traute.

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Laut Tropper 1998 zählt zu den ersten KZ-Opfern Franz → Fertala (geb. 18. Februar 1904 in → Arnoldstein/Podklošter), der noch »1939 wegen ›Geldsammlung im Ausland‹, später wegen ›Slowenenseelsorge in der Diözese Passau‹ [verhaftet]« wurde«. Laut Fried war er seit Juli 1943 im KZ Dachau. Nikolaus L’hoste (geb. 22. Oktober 1891 in Niederlinxweiler, Kreis St.  Wendel, Preußen), der als Augenzeuge seine Erinnerung an Otto Schusters Leidensweg im KZ niederschrieb, war laut Tropper seit 26. März 1939 bis zur Flucht im Mai 1945 in Haft. Dr. Oton/Otto → Schuster war laut Tropper »seit 9. September 1939 wegen angeblicher Homosexualität [in Haft], [er ist] gestorben am 25. August 1942 in Dachau, nach anderen Quellen vergast in Hartheim«. Schuster war für medizinische Versuche herangezogen worden. Josef/Jožef → Pollak (geb. 2. Februar 1874 in Tržič) war laut Tropper, der Quellen zitiert, »[in] Haft seit November 1939, weil er ›als Geistlicher in offener und versteckter Form gegen den Staat hetzt, das Vertrauen der Bevölkerung zur Staatsführung zu untergraben unternimmt und zu der Befürchtung Anlass gibt, er werde sein staatsfeindliches Verhalten auch weiterhin fortsetzen und insbesondere während des Krieges den Zusammenhalt der inneren Front stören suchen‹«. Er verstarb laut Tropper am 25. Juli 1940 in Oranienburg. Štefan → Singer war laut Tropper »[i]n Haft seit Jänner 1940 wegen des Aufklebens einer Briefmarke mit dem Porträt Dolfuß’«. Er war laut Fried in Haft seit 1940 und längere Zeit bis zum 15. Dezember 1943 im KZ Dachau. Anton → Kutej (geb. 13. Juli 1909 in Klagenfurt/Celovec), eine Symbolfigur des frühen Widerstandes gegen die Nazis, war laut Tropper »[i]n Haft seit 26. März 1940 wegen ›Unterschriftenverweigerung im Wehrpaß‹. Er starb am 19. Februar 1941 in Dachau.« Mit dem Überfall auf → Jugoslawien am 6. April 1941 fiel noch die letzte völkerrechtlich-strategische Selbstbeschränkung des Terrors. Die Gestapo verhaftete fast alle slowenischen Priester einschließlich jener, die außerhalb des slowenischen Landesteiles wirkten, mit dem Ziel der → »ethnischen Säuberung« in den Reihen der slowenischen Priesterschaft in → Südkärnten/Južna Koroška ebenso wie in den besetzten Gebieten Sloweniens bzw. Jugoslawiens. Laut Fried waren es in Kärnten/Koroška 39 slowenische Priester, die am 6. April 1941 verhaftet wurden. Da sich auch das Ordinariat der Gefahr der Deportation in KZs bewusst war, wurden am 25. April 1941 Verhandlungen mit der Gestapo aufgenommen, um eine Versetzung in

Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška

den deutschsprachigen Landesteil zu erwirken. 34 sloFried reiht unter die Priester der Diözese Gurk/ wenische Priester sollten in den Nordteil des Landes Krška škofija, die KZ-Opfer wurden, zudem  : Pfarrer versetzt werden, wobei sie beim Treffen mit Andreas Dr. Anton Koperek, in Haft ab 27. Mai 1942, ver→ Rohracher, dem Kapitularvikar, ihre Präferenzen storben im November 1942 im KZ Dachau an Hunangeben konnten (so etwa der hic loco erfasste Viktor gerdurchfall  ; Matthias Munda, Propst in Dravograd, → Ruprecht). Ein Verzeichnis der Gestapo führt am der nach seiner Gefangennahme im April 1941 in die 26. April 1941 insgesamt 33 inhaftierte slowenische KZ Mauthausen, Flossenbürg und Dachau verbracht wurde. Während der Haft wurde ihm ein Arm ampuSeelsorger an. Zu den ersten Inhaftierten nach dem Überfall auf tiert. Dr. Anton Granig, Direktor der St.  Josef-BüJugoslawien zählt Janez → Hornböck, der am 11. Ap- cher-Gesellschaft in Klagenfurt/Celovec, verhaftet am ril 1941 im besetzten Jugoslawien verhaftet und am 21. 15. Juni 1943, am 15. August 1944 wegen HochverJuli 1941 ins KZ Dachau verschleppt wurde, wo er am rats zum Tode verurteilt, erschossen nach dem Todes6. August 1942 an den Haftfolgen verstarb. Im Laufe marsch von Wien nach Stein zusammen mit mehreren des Krieges wurden noch weitere slowenische Priester Hundert anderen Verurteilten im Gefängnishof  ; Dr. in KZ-Haft verbracht. Josef Verhniak (geb. 16. März P. Ferdinand Frodl SJ, Seminarregens, verhaftet am 1892 in Prevalje) war laut Tropper »[i]n Haft ab 29. Juli 1944 wegen »staatsfeindlicher Betätigung«, in Herbst 1942, Haftgrund unbekannt, der Literatur nach Haft bis zum 5. April 1945  ; Ferdinand Gindele, Re›als Slowenenpfarrer politisch verdächtig‹«. Laut Fried ligionslehrer, am 15. Jänner 1940 wegen »staatsfeindwar er im KZ Dachau inhaftiert. Jožef/Josef → Dro- licher Betätigung« verhaftet und eineinhalb Jahre im Gefängnis in Klagenfurt/Celovec  ; Hubert Ogertschbiunig (geb. 7. November 1899 in Zell/Selo, Pfarre Gurnitz/Podkrnos) war »in Haft vom 3. Dezember nig, Pfarrvikar in Klagenfurt-St.  Egid, verurteilt am 1942 bis 31. Mai 1945 wegen ›Unterlassung der recht- 30. Oktober 1944 aus demselben Grund und in Haft zeitigen Anzeige von Banditenumtrieben‹«. Fried bis zum 4. Mai 1944 in Klagenfurt/Celovec  ; Michael nennt ihn in der Reihe der KZ-Opfer und führt seine Paulitsch, Chefredakteur des Kärntner Tagblattes, Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis wegen »volks- ohne gerichtliche Verurteilung vom 12. März 1938 bis und staatsfeindlicher Betätigung« an. Neben diesen August 1940 in Haft und danach des Gaues verwiePriestern der Diözese Gurk/Krška škofija führt Trop- sen  ; Anton Steinwender, Administrator in Althofen, per noch den Theologen Franz Pörtsch, geboren am ohne gerichtliche Verurteilung vom 4. August 1939 bis 27. Juni 1918 in → Eisenkappel/Železna Kapla an, der 9. November 1940 im Gestapo-Gefängnis in Klagenaus Sippenhaftung seit 1. Dezember 1943 in Haft war, furt/Celovec  ; Alois/Alojzij → Vauti, Pfarrer in Zell/ weil seine Mutter und seine Schwester bei den Partisa- Sele, verurteilt wegen staatsfeindlichen Verhaltens und nen waren. Alois Nadrag (geb. 22. Juli 1897 in Ober- vom 3. Oktober 1944 bis zum Kriegsende in Berlinschütt/Rogaje bei → Villach/Beljak) war laut Tropper Plötzensee in Kerkerhaft. »[i]n Haft vom 18. Jänner 1944 bis 26. April 1945. UrJanez → Dragaschnig wurde erst nach dem Krieg sprünglich wegen ›Hörens fremder Sender‹ verhaftet, Priester. Er war zunächst Opfer der → Deportationen dann wegen ›unkluger Äußerungen in einem Brief an 1942. Von dort wurde er einberufen, an der Front vereinen Lagerinsassen nach Außen‹ neuerlich verhaftet wundet, entzog sich nach der Genesung dem neuerliund nach Dachau geschickt.« Rudolf Zeichen (geb. 9. chen Militärdienst und tauchte unter. Nach Malle wurden mehr als 52 slowenische kaAugust 1913 in Raun/Ravne bei Rosegg/Rožek) laut Tropper »[i]n Haft seit Mai 1944 vermutlich wegen tholische Seelsorger von den Nazis verfolgt und in KZs Wehrkraftzersetzung, nach anderen Quellen wegen verbracht, laut Vrečar, Benetek zitierend, wurden Durchführung einer Wallfahrt trotz Verbotes durch 53 slowenische Priester zum Verlassen ihrer Pfarren gedie politischen Behörden«. Er war laut Fried im KZ zwungen. Insgesamt – vergleicht man die verschiedeDachau inhaftiert. Schließlich war Janez → Petrič nen Listen von Gestapo, Kirche und slowenischerseits (Johann Petritsch, geb. 18. Mai 1889 in Sternberg/ – waren es nach Malle 62 kirchliche Personen. Sechs Strmec bei Velden/Vrba) laut Tropper »[i]n Haft von starben im KZ bzw. an den Haftfolgen. Nach Linasi Juni 1944 bis Mai 1945, vermutlich wegen Erteilung waren »[w]eit über 60 slowenische Priester […] wähdes Religionsunterrichtes in slowenischer Sprache«. rend der NS-Herrschaft schon von allem Anfang an Laut Fried war er ebenfalls im KZ Dachau inhaftiert. Schikanen ausgesetzt. Zusammen mit einigen Theolo-

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Verhniak, Josef

giestudenten, die zwangsweise mobilisiert wurden, waren es genau 70.« Laut Tropper wurden insgesamt 22 Kärntner Geistliche von den Nazis in Konzentrationslager verbracht, 12 davon waren Slowenen. Tropper weiters  : »[D]ie hohe Todesrate des Gurker Klerus [im Vergleich zu jenem anderer Diözesen, Anm.] wird vornehmlich auf die mangelnde karitative und psychologische Unterstützung der geistlichen aus der Heimat, hauptsächlich durch das Gurker Ordinariat selbst, [zurückgeführt]. Damit steht ein Vorwurf im Raum, der sich auch den Quellen nach nicht ohne Weiteres entkräften lässt. Tatsache ist immerhin, dass es gelang, Dechant Singer aus Dachau herauszuholen. Inwieweit andere Diözesanleitungen ihre in den KZs inhaftierten Geistlichen unterstützt hatten, ist aus der zur Verfügung stehenden Literatur nicht zu entnehmen. Befremden freilich vermag eine andere Tatsache auszulösen. Die Diözesanleitungen scheinen sich mit den ehemaligen KZ-Häftlingen unter dem Klerus nicht leichtgetan zu haben, denn  : »Nicht selten«, so formulierte Eugen Weiler im Jahr 1984, »sind leider unbegreifliche Verhaltensweisen vorgekommen von übergeordneten Stellen, um nicht noch deutlicher zu werden, wie  : Begrüßung als verirrtes Schaf nach der Heimkehr  ! Anweisungen an einen abgelegenen Posten  ! Welcher Gemeinde können wir zumuten, einen KZ-Priester als Seelsorger anzubieten  ?« (von Tropper zitiert nach Georg Denzler). Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich.

Wien 1947, einzelne Priesterschicksale/in der Diözese Gurk S. 129– 131  ; Naši rajni duhovniki, Kratki oris njihovega trudapolnega dela in življena. Izdala krščanska kulturna zveza v Celovcu. Celovec 1968  ; G. Denzler  : Widerstand oder Anpassung. Katholische Kirche und Drittes Reich. München/Zürich 1984, 125  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f.)  ; P. G. Tropper  : Kirche im Gau, Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Mit einem Beitrag von Karl Heinz Frankl. Klagenfurt 1995, 243–245  ; P. G. Tropper  : Die Diözese Gurk im Dritten Reich. Ebd., 1–39  ; B.  M. Kempner  : Priester vor Hitlers Tribunalen. München 1996  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411–449 (Priesterschicksale  : 414–415  ; medizinische Versuche an Schuster S. 443)  ; S. Trießnig  : Der Kärntner slowenische Klerus und die nationale Frage 1920–1932. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2000  ; M. Stefan  : Grüß Gott und Heil Hitler,

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Katholische Kirche und Nationalsozialismus in Österreich. Wien 2002  ; P.  G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002  ; T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje – Die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slowenen/Vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev (Unbegrenzte Geschichte/Zgodovina brez meja, Bd./zv. 10). Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 29–82  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221  ; V. Sima  : Poljanec, Vinko. In  : St. Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage = St. Karner, A. Moritsch (Hg.)  : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf, Bd. 1. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 312–313  ; M. Vrečar  : Dokumentacija  : 100 let Sodalitete presvetega Srca Jezusovega. In  : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju, Ob 100-letnici Sodalitete, združevanja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006). Celovec 2007, 355–480, insb. 421–422 zur Zahl der verfolgten Priester  ; M. Linasi  : Die Kärntner Partisanen. Der antifaschistische Widerstand im zweisprachigen Kärnten unter Berücksichtigung des slowenischen und jugoslawischen Widerstandes. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2013, 25  ; B. Entner  : Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen  ? Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Gedenkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014. Bojan-Ilia Schnabl

Verhniak, Josef (* 16. März 1892 in Prevalje, → Me-

žiška dolina [Mießtal]. »In Haft ab Herbst 1942, Haftgrund unbekannt, der Literatur nach ›als Slowenenpfarrer politisch verdächtig‹.« Siehe → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška. Vgl. Lit.: J. Fried  : Nationalsozialismus und katholische Kirche in Öster-

reich. Wien 1947, 130  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in katoliška cerkev v času nacizma. In  : A. Malle, V. Sima (Red.)  : Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942 – Volks- und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/Klagenfurt 1992, 85–130 (deutsche Zusammenfassung  : Die Kärntner Slowenen und die katholische Kirche, S. 131 f., zu Nadrag S. 126)  ; P. G. Tropper  : Kärntner Priester im Konzentrationslager. In  : M. Liebmann, H. Paarhammer, A. Rinnerthaler (Hg.)  : Staat und Kirche in der »Ostmark«. Frankfurt am Main [e. a.] 1998 (mit weiterführender Literatur), 411– 449 (Priesterschicksale  : 414–416).

Verkehrssprache, → Lingua franca  ; → Umgangsspra-

che.

Verlagswesen, → Mohorjeva. Verschlechterungsverbot, → Amtssprache. Vertič, Valentin (Vereinsobmann, Kulturaktivist), → Borovlje. Slovensko prosvetno društvo »Borovlje« [Slowenischer Kulturverein »Borovlje« (Ferlach)].

Vertrag von Saint-Germain

Vertrag von Saint-Germain. Der am 10. September

1919 im Pariser Vorort Saint-Germain-en-Laye unterzeichnete völkerrechtliche Staatsvertrag mit Österreich, der Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye, regelte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Auflösung der Habsburgermonarchie und die Bedingungen für die Errichtung der Republik Österreich (gleichzeitig wurden mehrere weitere Verträge, so etwa zu Reparationszahlungen, unterzeichnet). Der Friedensvertrag trat am 16. Juli 1920 formell in Kraft und besiegelte die Entstehung der Ersten Republik. Der Vertrag von SaintGermain wurde zwischen Österreich unter Kanzler Dr. Karl Renner, den fünf Mächten der Entente und 12 alliierten Staaten geschlossen. Zu den Signaturmächten zählten neben Österreich und den Siegermächten der Entente Frankreich, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Italien, die USA und Japan als assoziierte Hauptmächte und die verbündeten, alliierten Mächte, darunter auch das Königreich SHS (→ Jugoslawien  ; Ivan → Žolger), sowie die übrigen Nachfolgestaaten der Monarchie (Rumänien, Tschechoslowakei), aber auch weitere Staaten wie Belgien, China, Kuba, Griechenland, Nicaragua, Panama, Portugal und Siam. Das österreichische Parlament ratifizierte den Vertrag am 17. Oktober 1919 (»unter feierlichem Protest vor aller Welt«). Der Vertrag umfasste u. a. Bestimmungen über die spezifischen Rechte der Minderheiten in Österreich und in den Nachfolgestaaten Tschechoslowakei, SHS-Staat und Rumänien, während mit Ungarn am 4. Juni 1920 der Vertrag von Trianon geschlossen wurde. Da die jugoslawische und rumänische Regierung aufgrund dieser Minderheiten-Bestimmungen unzufrieden waren, traten deren Regierungen zurück. Erst nach zusätzlichen Erklärungen und dem Druck des Vorsitzenden der Friedenskonferenz Georges Clemenceau traten am 5. bzw. 9. Dezember 1919 auch das Königreich SHS und Rumänien bei. Zuvor waren auch die Bemühungen von Kanzler Renner, die jugoslawisch-österreichische Grenze in einem bilateralen Vertrag zu regeln, gescheitert. Da in der provisorischen SHS-Volksvertretung eine Ratifizierung des Friedensvertrags von Saint-Germain (ebenso wenig wie des Versailler Vertrages mit Deutschland) auf ordentlichem Wege unmöglich erschien, erließ der Regent Alexander ein vorläufiges Gesetz mit der Veröffentlichung im Amtsblatt am 16. Juni 1920. Das Parlament bestätigte die Unterzeichnung des Vertrages mit einer neuerlichen Abstimmung am 28. September 1920. Die Ratifizierungsurkunden der wichtigsten Signatarstaa-

ten wurden am 16. Juli 1920 ausgetauscht, womit der Vertrag in Kraft trat und somit auch die Bestimmung über die dreimonatige Frist der Durchführung der → Volksabstimmung in Kärnten/Koroška. Der Senat der USA verweigerte die Ratifizierung des Vertrages mit den darin enthaltenen Statuten des Völkerbundes, weshalb die USA am 24. August 1921 einen separaten Friedensvertrag schlossen. Der Vertrag regelte die österreichische Mitgliedschaft in den neu geschaffenen internationalen Organisationen Völkerbund und Internationale Arbeitsorganisation, die Grenze der neuen Republik Österreich (einschließlich des Anschlussverbots an Deutschland und des Verbots des Namens »Deutschösterreich«), die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit den Nachbarstaaten und den Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie, die Verpflichtung Österreichs, Reparationszahlungen zu leisten, und die Verantwortlichkeit für Kriegsverbrechen, das Verbot einer allgemeinen Wehrpflicht und die Begrenzung der Rüstung sowie eines Berufsheeres auf eine Stärke von 30.000 Mann, die Transportrechte über österreichisches Territorium, die Einrichtung demokratischer und sozialer Rechte usw. Die territorialen Bestimmungen des Vertrags von Saint-Germain sahen unter anderem vor, dass Österreich das damals noch weitgehend slowenische Untere → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina und → Villach/ Beljak behalten solle, Italien hingegen neben Südtirol auch das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina und die ehemals Krainer Gemeinde Bela Peč (Weißenfels/ Fusine in Valromana) sowie u. a. das ehemalige Kronland Litorale/Küstenland/Primorska mit → Trieste/ Trst/Triest und Teile Dalmatiens und damit verbunden große slowenische (und kroatische) Bevölkerungsteile zugesprochen wurden, worüber ein eigener Friedensvertrag (der Vertrag von Rapallo vom 12. November 1920) geschlossen werden sollte. Dem Königreich SHS wiederum wurde die → Mežiška dolina (Mießtal) und die Gemeinde Jezersko (Seeland) zugesprochen sowie der südliche Teil des ehemaligen Kronlandes Steiermark/Štajerska mit den Städten → Maribor, → Celje und Ptuj. Von der bestehenden Demarkationslinie wich die neue Grenze insofern ab, als Radkersburg/Radgona (am rechten Ufer der Mur bei Radkersburg) Österreich und das Apaško polje (Abstaller Feld) Jugoslawien zugesprochen wurden. Auch die übrigen Gebiete der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder (Cisleithanien) wurden den unterschiedlichen Nachfolgestaaten zugesprochen.

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Bis 1923 wurde auch der Großteil der bilateralen, Artikel 49 und 50 des Vertrags sahen eine → Volksabstimmung in einem Teil → Südkärntens/Južna völkerrechtlichen Verträge über die Umsetzung der Koroška über dessen staatliche Zugehörigkeit vor, Bestimmungen des Vertrages von Saint-Germain über wobei zwei → Abstimmungszonen vorgesehen wa- die Nachfolge der Habsburgermonarchie beschlossen  : ren. Die südlichere Zone A mit dem → Rosental/Rož die Teilung der Güter und der Verbindlichkeiten vereinschließlich der → Sattnitz/Gure bis zum Wörther- schiedener Rechtspersönlichkeiten (z. B. der staatlichen see/Vrbsko jezero und dem → Jauntal/Podjuna mit Banken, der Postdienste, der Eisenbahnen), die Teilung → Völkermarkt/Velikovec entsprach weitgehend dem der ehemaligen Staatsschulden und die Regelung der als »slowenisch« betrachteten Wahlbezirk, aus dem im- österreichischen Reparationszahlungen an die Mächte mer auch slowenische → Abgeordnete hervorgegangen der Entente und die Teilung der Archive (was in der waren (→ Wahlordnungen). Die nördlichere Zone B Folge jedoch nie endgültig geregelt wurde). Ebenso mit Klagenfurt/Celovec und Moosburger Hügelland/ wurde die Übertragung der Rechte und Anwartschaften Blatogradsko gričevje, in der durchaus auch Slowenen aus den Pensionskassen, der Sozial- und der Unfallverlebten, kam erst nach einer Mehrheit für Jugoslawien in sicherung verschiedener Kategorien von Arbeitern und der Zone A in Betracht (→ Ossiacher Tauern/Osojske Angestellten beschlossen, ebenso die Übertragung der Ture und Moosburger Hügelland/Blatogradsko gričevje Firmensitze von Aktiengesellschaften. Zudem wurde → Grenzfrage, →  Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška die Zwangsverwaltung des Eigentums der Bürger der škofija 1924, → Sprachgrenze). Die durch die Wasser- neu entstandenen Staaten wechselseitig abgeschafft. läufe Sattnitz/Jezernica, Glan/Glina und Gurk/Krka Für die in Österreich verbleibenden Kärntner (und gezeichnete Zonengrenze teilte das → Klagenfurter steirischen) Slowenen waren jene Bestimmungen des Feld/Celovško polje in zwei Teile. Das Ergebnis wurde Vertrags von Saint-Germain von Bedeutung, die den durch »Stimmenmehrheit in einer jeden Zone als Gan- Schutz der sprachlichen, ethnischen und religiösen zes genommen bestimmt«. Minderheiten (Art. 62–69) regelten. Den Angehörigen Mit dem Ausgang der Volksabstimmung am 10. der Minderheiten garantierte der Vertag die GleichOktober 1920 fiel das gesamte Abstimmungsgebiet berechtigung bei der Inanspruchnahme der demoan Österreich. Die internationale Kommission für die kratischen Freiheiten sowie einige besondere Rechte Regelung der jugoslawisch-österreichischen Grenze und Erleichterungen, die ihnen den Erhalt ihrer Be(der Grenzregelungsausschuss nach Art. 29 in Verbin- sonderheiten (vor allem der Sprache) im privaten Bedung mit Art. 48 des Friedensvertrages) wurde am 28. reich ebenso wie in der Wirtschaft, im Pressewesen, bei Juli 1920 in Paris konstituiert und traf am 12. August öffentlichen Versammlungen und Organisationen, vor 1920 erstmals in → Maribor zusammen. Am 12. Fe- Gerichten, in Schulen, beim Zugang zu öffentlichen bruar 1921 konnte der Ausschuss mit seiner Arbeit Ämtern, im Berufsleben sowie bei der Verwendung auch im Kärntner Sektor beginnen. Die Regierung öffentlicher Mittel für das Minderheitenschulwesen, des Königreiches SHS forderte angesichts des pro- für religiöse und Wohltätigkeitszwecke gewährleistete. jugoslawischen Ausgangs der Volksabstimmung in den Den Angehörigen der Minderheiten wurde das Recht Gemeinden südlich der Drau/Drava am 26. März 1921 zuerkannt, bei Missachtung ihrer Rechte unmittelbar von der Friedenskonferenz, die Grenze an der Drau/ beim Völkerbund Beschwerde einzulegen. Drava zu ziehen, doch blieb dies ohne Folgen. Die Die einschlägigen Minderheitenbestimmungen aus Grenzziehungskommission begann am 12. Juli 1921 »Abschnitt V. Schutz der Minderheiten« im Wortlaut  : die Grenzsteine in situ in den → Karawanken/Kara»Artikel 62.[  :] Österreich verpflichtet sich, daß die vanke (und in den Steiner Alpen/Kamniško-Savinjske im gegenwärtigem Abschnitt enthaltenen BestimmunAlpe) zu setzen. Aufgrund des Beharrens der Bewohner gen als Grundgesetze anerkannt werden, daß kein Gevon Libeliče (Leifling) auf eine Eingliederung in den setz, keine Verordnung und keine amtliche Handlung slowenischen Nationalstaat vollzog die Grenzkommis- mit diesen Bestimmungen im Widerspruch oder Gesion im Herbst 1922 einen Territorialtausch und sprach gensatz stehe und daß kein Gesetz, keine Verordnung im Gegenzug das mehrheitlich deutschsprachige und und keine amtliche Handlung mehr gelte als jene. dünn besiedelte Rabenstein am linken Ufer der Drau/ Artikel 63.[  :] Österreich verpflichtet sich, allen EinDrava Österreich zu. Die Grenzziehungskommission wohnern Österreichs ohne Unterschied der Geburt, beendete formell ihre Tätigkeit am 31. Oktober 1923. Staatsangehörigkeit, Sprache, Rasse oder Religion

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vollen und ganzen Schutz von Leben und Freiheit zu verwalten und zu beaufsichtigen mit der Berechtigung, in denselben ihre eigene Sprache nach Belieben zu gegewähren. Alle Einwohner Österreichs haben das Recht, öf- brauchen und ihre Religion frei zu üben. fentlich oder privat jede Art Glauben, Religion oder Artikel 68.[   :] Was das öffentliche UnterrichtsweBekenntnis frei zu üben, sofern deren Übung nicht mit sen anlangt, wird die österreichische Regierung in der öffentlichen Ordnung oder mit den guten Sitten den Städten und Bezirken, wo eine verhältnismäßig unvereinbar ist. beträchtliche Zahl anderssprachiger als deutscher ösArtikel 64.[  :] Österreich erkennt von Rechts wegen terreichischer Staatsangehöriger wohnt, angemessene und ohne irgendeine Förmlichkeit als österreichische Erleichterungen gewähren, um sicherzustellen, daß in Staatsangehörige alle Personen an, die zur Zeit des den Volksschulen den Kindern dieser österreichischen Inkrafttretens des gegenwärtigen Vertrages das Hei- Staatsangehörigen der Unterricht in ihrer eigenen matrecht (pertinenza) auf dem österreichischen Staats- Sprache erteilt werde. Diese Bestimmung wird die ösgebiete besitzen und nicht Angehörige eines anderen terreichische Regierung nicht hindern, den Unterricht der deutschen Sprache in den besagten Schulen zu eiStaates sind. Artikel 65.[  :] Die österreichische Staatsangehörig- nem Pflichtgegenstande zu machen. In Städten und Bezirken, wo eine verhältnismäßig keit wird von Rechts wegen durch die bloße Tatsache der Geburt auf österreichischem Staatsgebiete von je- beträchtliche Anzahl österreichischer Staatsangehörider Person erworben, die nicht vermöge ihrer Geburt ger wohnt, die einer Minderheit nach Rasse, Religion oder Sprache angehören, wird diesen Minderheiten eine andere Staatsangehörigkeit geltend machen kann. Artikel 66.[  :] Alle österreichischen Staatsangehö- von allen Beträgen, die etwa für Erziehung, Religionsrigen ohne Unterschied der Rasse, der Sprache oder oder Wohltätigkeitszwecke aus öffentlichen Mitteln in Religion sind vor dem Gesetze gleich und genießen Staats-, Gemeinde- oder anderen Budgets ausgeworfen werden, ein angemessener Teil zu Nutzen und Verwendieselben bürgerlichen und politischen Rechte. Unterschiede in Religion, Glauben oder Bekenntnis dung gesichert. sollen keinem österreichischen Staatsangehörigen beim Artikel 69.[  :] Österreich stimmt zu, daß, soweit die Genuß der bürgerlichen und politischen Rechte nach- Bestimmungen der vorstehenden Artikel des gegenteilig sein, wie namentlich bei Zulassung zu öffentli- wärtigen Abschnittes Personen berühren, die nach chen Stellungen, Ämtern und Würden oder bei den Rasse, Religion oder Sprache Minderheiten angehören, verschiedenen Berufs- und Erwerbstätigkeiten. diese Bestimmungen Verpflichtungen von internatioKeinem österreichischen Staatsangehörigen wer- nalem Interesse darstellen und unter die Garantie des den im freien Gebrauch irgend einer Sprache im Pri- Völkerbundes gestellt werden. Sie können nicht ohne vat- oder Geschäftsverkehr, in Angelegenheiten der die Zustimmung der Mehrheit des Rates des VölkerReligion, der Presse oder irgend einer Art von Veröf- bundes abgeändert werden. Die im Rate vertretenen fentlichungen oder in öffentlichen Versammlungen, alliierten und assoziierten Mächte verpflichten sich daBeschränkungen auferlegt. gegen, keiner Abänderung der erwähnten Artikel ihre Unbeschadet der Einführung einer Staatssprache Zustimmung zu verweigern, die durch die Mehrheit durch die österreichische Regierung werden nicht des Rates des Völkerbundes in entsprechender Form deutschsprechenden österreichischen Staatsangehö- gutgeheißen werden sollte. rigen angemessene Erleichterungen beim Gebrauche Österreich stimmt zu, daß jedes Mitglied des Rates ihrer Sprache vor Gericht in Wort oder Schrift geboten des Völkerbundes das Recht haben soll, die Aufmerkwerden. samkeit des Rates auf jede Verletzung oder Gefahr eiArtikel 67.[  :] Österreichische Staatsangehörige, die ner Verletzung irgendeiner dieser Verpflichtungen zu einer Minderheit nach Rasse, Religion oder Sprache lenken und daß der Rat in einer Weise vorgehen und angehören, genießen dieselbe Behandlung und diesel- solche Weisungen geben könne, die im gegebenen Falle ben Garantien, rechtlich und faktisch, wie die anderen geeignet und wirksam erscheinen könnten. Österreich stimmt außerdem zu, daß im Falle einer österreichischen Staatsangehörigen  ; insbesondere haben sie dasselbe Recht, auf ihre eigenen Kosten Wohl- Meinungsverschiedenheit über Rechts- oder Tatfragen, tätigkeits-, religiöse oder soziale Einrichtungen, Schu- betreffend diese Artikel, zwischen der österreichischen len und andere Erziehungsanstalten zu errichten, zu Regierung und irgendeiner der alliierten und assoziier-

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ten Hauptmächte oder jeder anderen Macht, welche Unterstützung der Beschwerde und zögerten vor allem Mitglied des Rates des Völkerbundes ist, diese Mei- aufgrund der eigenen Verpflichtungen im Minderheinungsverschiedenheit als ein Streitfall anzusehen ist, tenschulwesen im eigenen Staat. dem nach den Bestimmungen des Artikels 14 des VölDie zweite Beschwerde der Kärntner Slowenen beim kerbundvertrages internationaler Charakter zukommt. Völkerbund bezog sich auf die Diskriminierung bei der Die österreichische Regierung stimmt zu, daß jeder Volkszählung im Frühjahr des Jahres 1934, als nach der derartige Streitfall, wenn es der andere Teil verlangt, Sprache gefragt wurde, »zu deren Kulturkreis sich der dem ständigen internationalen Gerichtshofe unter- Befragte zugehörig fühlt« (»Bekenntnisprinzip«), wobei breitet werde. Gegen die Entscheidung des ständigen es zu einem außerordentlichen Rückgang der Zahl der Gerichtshofes ist eine Berufung unzulässig und hat die Angehörigen der Minderheit zwischen 1923 und 1934 Entscheidung die gleiche Kraft und denselben Wert gekommen war (→ Sprachenzählung). Am 29. Sepwie eine auf Grund des Artikels 13 des Vertrages ge- tember 1934 brachte der Präsident des → (Katoliško) troffene Entscheidung.« Politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem Insgesamt spiegelt der Vertrag von Saint-Germain [Politischer und Wirtschaftsverein für die Slowenen den europäischen Trend und das Dilemma zwischen in Kärnten], der Landtagsabgeordnete Franc → PeFestigung der Ideologie der monoethnischen Natio- tek, die Beschwerde ein (→ Abgeordnete). Diese nalstaaten und eines interessenbegründeten Minder- hatte einen gewissen Widerhall in der internationalen heitenschutzes. Dieser galt in jener Zeit in der Regel Gemeinschaft, die österreichische Ständeregierung beimmer nur für die jeweils eigenen Minderheiten im an- stätigte im Vorverfahren vor dem Völkerbund einige deren Land. Der Minderheitenschutz war so ein Inst- Beschwerdepunkte, doch war damit die Angelegenheit rument der Machtpolitik, bei dem das Konzept der Na- auch abgeschlossen. tionalstaaten überwog. Aus konstitutiven Völkern oder Der Minderheitenschutz, den das System der FrieVolksgruppen wurden nunmehr auch verfassungsrecht- densverträge nach dem Ersten Weltkrieg gewährlich zweitrangige → Minderheiten (→ Dezemberver- leisten sollte, erwies sich zumindest als halbherzig, fassung 1867, → Landessprache). Das wird insbeson- unzureichend und ineffizient. Der → Europäische Natidere durch die Bestimmung hinsichtlich der Priorität onalitätenkongress (ENK) stellte sich zur Aufgabe, diedes Deutschen als Unterrichtssprache in Art. 68 deut- sen Mangel zu mindern und tagte erstmals am 15.–16. lich, die der → Germanisierung und → Assimilation Oktober 1925 in Genf. der Slowenen durch das utraquistische → Schulwesen Einige der Bestimmungen des Staatsvertrages von Tür und Tor öffnete bzw. diese seitens der internationa- Saint-Germain blieben auch nach 1945 in Kraft und len Gemeinschaft den damaligen realpolitischen Ge- Teil des österreichischen Verfassungsrechtes. pflogenheiten entsprechend in Kauf nahm. Die Vertreter der Kärntner Slowenen (das Slovensko Archive  : Allgemeines Verwaltungsarchiv AVA, Wien  ; Fond des Unšolsko društvo [Slow Schulverein] bzw. dessen Vorsit- terrichtsministeriums, 18a Kärnten. zenden Dr. Josip → Ogris und dessen Sekretär Franc Quellen/Web  : Staatsgesetzblatt 330/1919  : Der Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye vom 10. September 1920, http://www.verfas→ Aichholzer) legten erstmals bereits am 10. Jänner sungen.de/at/index.htm  ; Koroška v mirovni pogodbi. In  : Mir (Celo1922 unmittelbar beim Völkerbund Beschwerde wegen vec), 38/1919, Nr. 25, S. 109  ; Privremeni zakon o ugovoru o miru u der amtlichen Behinderung der Wiedererrichtung der Sen-Žermenu. In  : Službene novine Kraljevstva Srba, Hrvata i Sloslowenischen Privatschulen in St. Ruprecht bei Völker- venaca, 2, 1920, 19. junij (vanredni broj 133-a)  ; Senžermenska pogodba markt/Šentrupert pri Velikovcu und in St. Jakob i. R./ o varstvu manjšin v Avstriji. In  : Koroški Slovenec, 6. 4. 1921  ; Documents on the Carinthian Question. Belgrade 1948, Nr. 6, 10, 11. Šentjakob v Rožu ein (→ Schulwesen unter jugoslaLit.: ES ( J. Stergar  : Senžermenska mirovna pogodba). – L. Rehák  : wischer Verwaltung in der Zone A). Zuvor hatten sie Manjine u Jugoslaviji. Beograd 1965 (Diss.), S. 114  ; B. Grafenauer  : bei den österreichischen Behörden unter Berufung auf Slovenska Koroška v diplomatski igri leta 1919. In  : Koroški plebiscit. die Bestimmungen des Vertrages von Saint-Germain Ljubljana 1970, 295–378  ; J. Stergar  : Mednarodna manjšinska zaščita. keinen Erfolg, ebenso halfen die jugoslawischen Inter- In  : Vestnik koroških partizanov, 9, 1975, Nr. 1–2, 96–104  ; H. Haas, K. ventionen nicht. In drei Jahren des Schriftverkehrs zwi- Stuhlpfarrer  : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977, 36–37, 68, 69, 123, 128  ; A. Malle  : Poskusi obnovitve slovenskega šolstva na Koroškem schen Genf, Wien und Klagenfurt/Celovec verlor die v dvajsetih letih našega stoletja. In  : ZČ 31, 1977, Nr. 2, 169–180 (auch Beschwerde ihre Relevanz. Die jugoslawischen Behör- in  : Mladje 25 [1977] 46–82 mit deutscher Zusammenfassung und den ihrerseits beschränkten sich auf eine rein formelle Faksimile)  ; C. Gütermann  : Das Minderheitenschutzverfahren des Völ-

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Vertreibung 1920

kerbundes. Berlin 1979, 216, 217, 352–354  ; F. Petek  : Iz mojih spominov. Ljubljana, Borovlje 1979, 109–112, 182, 245–46, 281  ; H. Haas  : Die rechtliche Lage der slowenischen Volksgruppe Kärntens nach SaintGermain. In  : Das gemeinsame Kärnten = Skupna Koroška, Bd. 9. Klagenfurt 1980, 116–134 (Zit. 125–127)  ; Th. Veiter  : Verfassungsrechtslage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich 1918–1938. Wien 1980 (Ethnos  ; 21), 41, 42, 63  ; H. Haas  : Das Minderheitenschutzverfahren des Völkerbundes und seine Auswirkungen auf Österreich. In  : H. Konrad, W. Neugebauer (Hg.)  : Arbeiterbewegung – Faschismus – Nationalbewußtsein. Festschrift zum 20jährigen Bestand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes und zum 60. Geburtstag von Herbert Steiner. Wien/ München/Zürich 1983, 349–365  ; Th. M. Barker (coll. A. Moritsch)  : The Slovene Minority of Carinthia. New York 1984, 111–145, 340–341  ; N. Engelsfeld  : Prvi parlament Kraljevstva Srba, Hrvata i Slovenaca Privremeno narodno predstavništvo. Zagreb 1989, 243–246  ; J. Stergar  : Senžermenska mirovna pogodba z Republiko Avstrijo. In  : Slovenska kronika XX. stoletja, Bd. 1, 1900–1941. Ljubljana 1991, 236–237  ; A. Suppan  : Jugoslawien und Österreich 1918–1938  : bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld. Wien/München 1996. Janez Stergar  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Vertreibung 1920. Nach dem Zerfall der Habsburger-

monarchie und der Schaffung des neuen südslawischen SHS-Staates 1918 kam es zu bedeutenden politischen und wirtschaftlich bedingten Wanderungsbewegungen (→ Emigration in Drittstaaten, → Binnenwanderungen), wobei zahlreiche Menschen aus Verwaltungs-, Universitäts- und Industriezentren nach → Jugoslawien »zurückkehrten«. Unmittelbar nach der → Volksabstimmung 1920 sowie in den Monaten danach verließen einige Tausend (von zwei- bis dreitausend), nach einigen Schätzungen sogar von zu 6.000 bis 15.000 Kärntner Slowenen Kärnten/Koroška und die → Abstimmungszone, ebenso die »jugoslawischen« Lehrer, Beamten und Militärs. Grund war der steigende offene antislowenischen Druck (in wesentlich geringerem Maße die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten und Lebensbedingungen). Laut den Angaben der Volkszählung 1931 lebten im damaligen Jugoslawien 29.521 Personen, die auf dem Gebiet der Republik Österreich geboren waren, davon lebten 16.736 im Bereich der sog. Drau-Banschaft (Slowenien ohne Küstenland/ Primorska) und 6.350 in der Save-Banschaft (Teile des heutigen Kroatien). Keine Angaben gibt es hingegen, wie viele davon mit slowenischer → Muttersprache oder ethnische Slowenen waren. Ebenso unmöglich ist es, die genaue Zahl jener Slowenen zu erfassen, die vor der Volksabstimmung und unmittelbar danach aus Kärnten/Koroška emigriert sind. Der wichtigste Grund für diese Wanderbewegungen war die Suche nach einer Lebensexistenz, die bei

Beibehaltung der slowenischen Identität in Kärnten/ Koroška infrage gestellt war (→ Assimilationszwang, → Germanisierung). Bereits vor 1914 kamen Kärntner Slowenen auf das Gebiet des heutigen Slowenien auf der Suche nach Arbeit, es waren dies Eisenbahner, Wald- und Sägearbeiter. Es sollen dies über 1.500 Personen gewesen sein. Beschäftigung fanden sie vor allem in der Gorenjska (Oberkrain), in der slowenischen Štajerska (Steiermark) und in → Trieste/Trst/Triest, der Stadt mit der damals größten slowenischen Bevölkerungszahl weit vor Ljubljana, Maribor und Klagenfurt/Celovec. Eine große Zahl dieser Slowenen fand auch im Eisenhüttenwerk in Jesenice Beschäftigung. Eine größere Zahl von Kärntner Slowenen, vor allem aus dem → Gailtal/Zilja und dem → Val Canale/Gailtal/Kanalska dolina (→ Südkärnten/Južna Koroška), emigrierte vor 1914 in die USA und nach Kanada. Viele unterstützten mit dem Ersparten die heimischen Bauernhöfe. Bekannt sind Beispiele aus Feistritz im Gailtal/Bistrica na Zilji und aus Achomitz/Zahomec, von wo eine beachtenswerte Zahl von Slowenen ins Küstenland/Litorale/Primorska und nach Trieste/Trst/ Triest emigrierte und dort im Handel Beschäftigung fand (F. → Wiegele). Auch ein beträchtlicher Teil der slowenischen Intelligenz, vor allem Richter und Lehrer, fand in Kärnten/Koroška keine Beschäftigung und war gezwungen, anderswo zu arbeiten  : in der slowenischen Štajerska in der Gorenjska, im Küstenland/Litorale/ Primorska und in Trieste/Trst/Triest. Bekannt sind die Fälle von Dr. Martin → Zwitter, Dr. Ivan → Grafenauer, Dr. Ožbolt → Ilaunik, Jaka → Špicar u. a. Der Priester Jurij → Trunk fand vor dem Ersten Weltkrieg und als politischer Flüchtling nach 1921 angesehene slowenische Landsleute aus Kärnten/Koroška in Ägypten (Dr. Karel → Pečnik), in Jerusalem (Dr. Martin → Ehrlich) und in den USA (Alojzij Mlinar, Janez/John Smolej, Josip Varh). Noch während des »großen Krieges« fand im Krainischen Landesmuseum Dr. Àngela → Piskernik, die in Kärnten/Koroška als erste slowenische promovierte Naturwissenschafterin unerwünscht war. In Zentralslowenien fanden damals Kärntner Slowenen eine Zuflucht, die bereits im Zuge der Verfolgungen am Beginn des Krieges mit Italien eingesperrt und einige von ihnen auch verurteilt worden waren (→ Militärgerichtsbarkeit, → Internierungen 1919). Bald nach dem Ende des Krieges gesellten sich zu ihnen einige Kärntner Slowenen, die aus den Lagern der Entente einen Weg zu den jugoslawischen Freiwilligen an der Front in Thessaloniki fanden. We-

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sentlich größer war die Zahl jener, die zur Flucht gezwungen waren und nach den Kämpfen um die Grenze des slowenischen Teiles Kärntens von November 1918 bis Mai 1919 sich über die Grenze zurückziehen mussten (so der Priester Franc Ksaver → Meško und der → Abgeordnete Franc → Grafenauer u. a.). Ein Teil der slowenischen Bevölkerung musste nach der Besetzung durch »fremde« Einheiten einzelne Kärntner Dörfer auch für längere Zeit oder gar für immer verlassen (Lovro → Kuhar/Prežihov Voranc, Dr. Franc → Kotnik, Dr. Franc → Mišič). Unter den Flüchtlingen nach der Volksabstimmung waren auch Arbeitergenossen aus → Ferlach/Borovlje, Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Rechberg/Rebrca, Arbeiter der Brauerei in Traundorf/Strpna vas bei → Bleiburg/Pliberk, Feld- und Waldarbeiter und Pächter der ehemaligen Grafen Helldorf in Griffen/Grebinj, Thurn-Valsasina in Bleiburg/Pliberk, Turn in → Eisenkappel/Železna Kapla, Windischgrätz in Grafenstein/Grabštajn, der Fürsten Orsini-Rosenberg in Sonneck/Ženek bei Eberndorf/Dobrla vas und Liechtenstein in Rosegg/Rožek. Zahlreiche Büchsenmacher aus Ferlach/Borovlje und Umgebung (mindesten 34) mussten nach Kranj, → Ljubljana, → Celje, Zagreb und ins serbische Užice emigrieren. In Kranj und in Užice gründeten sie sogar zwei Büchsenmacherschulen. Kärnten/Koroška musste auch eine beträchtliche Zahl weiterer slowenischer Handwerker und Kaufleute verlassen. Die Kärntner Landesregierung entließ nach der Volksabstimmung Arbeiter des Straßendienstes, Postbedienstete und Eisenbahner (insbesondere jene von der Strecke Rosenbach/Podrožca – → Villach/ Beljak und Rosenbach/Podrožca  –  Klagenfurt/Celovec), die identitätsbewusste Slowenen waren und die für Jugoslawien gestimmt hatten. Die Arbeiter gingen vornehmlich nach Jesenice und Umgebung, in die Gegend von Radovljica, nach Kranj, Škofja Loka, nach Maribor und in die → Mežiška dolina (Mießtal), wo sie in den Bergwerken und in den Fabriken Arbeit fanden, sowie weiters nach → Celje, Slovenske Konjice, Ljubljana, Novo Mesto, aber auch nach Zagreb, Beograd, Zrenjanin und Novi Sad. Dazu kommen noch die Juristen und Anwälte, die weichen mussten, weil alles darauf deutete, dass sie keine ausreichende Kundschaft mehr haben würden, sowie viele weiteren Personengruppen. Leider erstellte damals niemand eine vollständige Statistik. Der »Exodus« der slowenischen Priester, Lehrer, Professoren, Ärzte, Tierärzte, Juristen unterschiedlicher

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Fachrichtungen und der Beamten – d. h. fast der gesamten intellektuellen Elite – wird in der historischen Literatur als schwerster postplebiszitärer Schlag gegen die Kärntner Slowenen bezeichnet. Kärnten/Koroška mussten damals (zumindest) 45 Priester verlassen, obwohl das Verzeichnis nicht vollständig ist. Aus dem Kärntner Landesdienst wurden (zumindest) 61 Lehrer entlassen. Von den identitätsbewussten slowenischen Lehrern blieb unmittelbar nach der Volksabstimmung lediglich EIN Lehrer im Dienst, ein zweiter fand keine Anstellung mehr als Lehrer. Zwei weitere wurden nach der Wiedereingliederung in den Landesdienst als Lehrer in den nördlichen, deutschsprachigen Landesteil versetzt. Das Büchlein des Slovensko zgodovinsko društvo za Koroško [Slowenischer historischer Verein für Kärnten] weist 1919, teilweise namentlich, 309 slowenische Flüchtlinge aus Kärnten/Koroška mit qualifizierten Berufen aus. Im Kontext des Intellektuellen Nachwuchses sind noch die Studenten und Schüler zu erwähnen. Darunter etwa 70 slowenische Kärntner Schüler und Studenten von Dr. Franc Kotnik, einem Lehrer am Klagenfurter Gymnasium, der in der Zeit der jugoslawischen Verwaltung zwischen Juli 1919 bis zur Volksabstimmung 1920 der Leiter des slowenischen Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt in → Völkermarkt/Velikovec war (→ Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A). Diese Schüler beendeten ihre schulische Ausbildung im damaligen jugoslawischen Teil Sloweniens und anderswo in Jugoslawien. Viele von ihnen kamen auch ins Gymnasium und die Lehrerbildungsanstalt in Maribor, wo sie ihre Ausbildung in slowenischer Sprache weiterführen konnten. Unter den Kärntnern, die zwischen den beiden Weltkriegen im jugoslawischen Slowenien angesehene öffentliche Funktionen einnahmen, waren die Mitglieder des jugoslawischen Parlamentes in Beograd Franc Grafenauer, Anton Brandner und Dr. Franc → Schaubach (auch Großbürgermeister des Verwaltungsgebietes von → Maribor (Mariborska oblast), der Bischof der Diözese → Ljubljana Dr. Gregorij → Rožman, der Propst Gregor → Einspieler, Dr. Janko (Ivan) → Arnejc und mehrere weitere kirchliche Würdenträger, die Professoren der neu gegründeten Universität von Ljubljana Dr. Radoslav → Kušej (auch Rektor der Universität), Dr. Fran → Eller, Dr. Albin → Ogris und Dr. Lambert → Ehrlich, der Literarhistoriker Dr. Ivan → Grafenauer, Dr. Franc → Mišič (Mischitz) und mehrere weitere Lehrer, die

Vertreibung 1920

Botanikerin Dr. Àngela → Piskernik, der Komponist Anton → Jobst sowie einige angesehene Ärzte (Dr. Joško Erat, Dr. Josip Hebein, Dr. Zvonko Janežič, Dr. Jakob Rebernik usw.). Der Epidemiolgoge und Sachbuchautor Dr. Herman → Vedenik wirkte, nachdem er das Land verlassen musste, in Rogatica bei/in Sarajevo. Besonders zu erwähnen sind jene Juristen, die in der Zeit um die Volksabstimmung ihr Studium beendeten, denn der Großteil von ihnen führte ihre Karriere in Jugoslawien fort. Sie waren Richter, Anwälte, Inspektoren. So war u. a. der Staatsrechtler Dr. Julij → Felaher Staatsanwalt und Richter, Dr. Luka → Kravina war Richter und Inspektor, Dr. Zdravko Wiegele, Dr. Ožbolt Ilaunig und Dr. Blaž Reichman, Dr. Gregor Wieser waren Richter, Dr. Ferdo Miler (Müller) und Dr. Anton → Urbanc waren Anwälte, Inspektoren waren auch Dr. Robert Kramberger, Dr. Ivan Likar, Dr. Lovro Lipic u. a. Zahlreich waren auch jene Slowenen, die zwar nicht gebürtige Kärntner waren, die sich jedoch vor dem Krieg einen Ruf in Kärnten/Koroška erworben hatten und die das Land nach der Volksabstimmung verlassen mussten  : Dr. Janko → Brejc (Präsident der Naroda vlada [Nationalregierung]), Franc → Smodej, Dr. Valentin → Rožič, Franc Ksaver Meško u. a. Ein »Kärntner der besonderen Art« war General Rudolf → Maister, der vor dem Krieg auch in Klagenfurt/Celovec seinen Dienst versehen hatte. Zu dem Kärntner Kreis zählen auch die Brüderpaare Dr. France und Dr. Janko Kotnik sowie Dr. Alojz und Lovro → Kuhar (Prežihov Voranc), die alle in jenem Teil Kärntens beheimatet waren, der Jugoslawien zugesprochen wurde. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erlangten die schon in Zentralslowenien geborenen Historiker mit Kärntner Wurzeln Fran → Zwitter und Bogo → Grafenauer hohes Ansehen. Eines der Vereinsziele des 1928 gegründeten → Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen], das die slowenischen Flüchtlinge aus der Zeit nach der Volksabstimmung einigte, war die Evidenzhaltung aller slowenischen Kärntner Emigranten in Jugoslawien. Jedoch ging das Archiv des KKS im Zweiten Weltkrieg verloren bzw. wurde zerstört, und so sind auch die vollständigen Daten verloren gegangen. Nach dem Krieg erstellte insbesondere der Vorsitzende des KKS, Dr. Julij Felaher, einige Verzeichnisse, die die soziale Struktur der Flüchtlinge und die Orte, aus denen sie kamen, wiedergeben. Nach dem → »Anschluss« und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer neuen Welle der

Emigration aus dem slowenischen Teil → Südkärntens und aus anderen Teilen Österreichs. Felaher und seinen Mitarbeitern gelang es, die Anstellung und Beschäftigung von slowenischen Flüchtlingen aus Kärnten/Koroška bzw. aus Nazideutschland zu organisieren, die sich mit der Flucht nach Jugoslawien der Zwangsrekrutierung in deutsche Militäreinheiten entzogen. Nach einem im Vorhinein vorbereiteten Plan wurden sie großteils zeitweise eingesperrt und danach nach Serbien geschickt, wo sie angestellt wurden. Nach der mehrmaligen Änderung des Wohnortes und der Beschäftigung »verloren« sich die Flüchtlinge offiziell und konnten mit gefälschten Papieren und einer neuen Identität wieder nach Slowenien (in die Drau-Banschaft) zurückkehren. Nach den Unterlagen waren dies über zweihundert dieser sog. »grünen Kader«. Die deutschen Okkupatoren in Slowenien erfassten in der ersten Welle der Festnahmen, Verfolgungen und Erschießung von Geiseln zahlreiche ehemalige Flüchtlinge aus Österreich, insbesondere jene, die in den Emigrantenorganisationen, wie dem KKS, führend tätig waren. Die postplebiszitären Flüchtlinge zählten zu den KZ-Opfern, zu den ersten Geiseln und gefallenen Partisanen sowie zu den zwangsweise Deportierten. Einige kämpften in den Reihen der Kärntner Partisanen auf der Nordseite der → Karawanken/Karavanke und ließen dort ihr Leben. Im Kontext Migrationen aus Kärnten/Koroška nach Slowenien ist in der ersten Hälfte des 20. Jh.s noch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg relevant, als der Pokrajinski odbor OF [Regionalausschuss der slowenischen Befreiungsbewegung] slowenische Schüler und Studenten aus Kärnten/Koroška zu Schulungen nach Slowenien schickte bzw. ihnen die Ausbildung in Slowenien ermöglichte. Der Grund dafür war die erwartete Vereinigung der slowenischen ethnischen Gebiete Kärntens mit Jugoslawien. Nach dem Jahr 1949, als klar wurde, dass die Grenzen Österreichs unverändert bleiben würden, nahm auch das Interesse an solchen Ausbildungsmöglichkeiten in Slowenien ab. Von den mehreren Hundert Schülern und Studenten, die nach Slowenien gekommen waren, blieben auch viele im Land. Die slowenischen Intellektuellen aus Kärnten/ Koroška, die postplebiszitären Flüchtlinge, erbrachten in gewissen Epochen und in einigen Schaffensbereichen einen großen und in zahlreichen Fällen einen überdurchschnittlich bedeutenden Beitrag zum Geistesleben in Zentralslowenien und so auch zur Gesamtkultur der Slowenen im 20. Jh.

1415

Vidic, Fran

Lit.: J. Stergar  : Klub koroških Slovencev v Ljubljani. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung  : die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Karntner Slovenen/Elite in narodovanje  : Vloga elit pri narodovanju koroških Slovencev. Unbegrenzte Geschichte, Bd./zv. 10. Klagenfurt [e. a.] 2003, 29–82  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Diss.). Maribor 2009  ; J. Stergar  : Der Klub der Kärntner Slowenen in Ljubljana. In  : S. Karner (Hg.) = S. Karner, J. Stergar (Hg.)  : Bd. 5, Kärnten und Slowenien – »Dickicht und Pfade«. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005 329–347  ; J. Stergar  : Koroški izobraženci v duhovnem življenju Slovenije ter v slovensko-avstrijskem medkulturnem dialogu. In  : M. Fister, J. Stergar (ur.), Kulturna dediščina kot priložnost za slovensko-avstrijsko čezmejno sodelovanje. In  : Koroški vestnik, Jg. 43, 1–3 (2009) 135–148  ; D. Grafenauer  : Koroški Slovenci – begunci in njihova družbena integracija v osrednji Sloveniji. In  : P. Štih (ur.), B. Balkovec (ur.). Migracije in slovenski prostor od antike do danes (Zbirka Zgodovinskega časopisa, 39). Ljubljana 2010 474–487  ; D. Grafenauer, J. Stergar  : Koroški Slovenci kot poplebiscitni begunci v osrednji Sloveniji. In  : Koledar Mohorjeve družbev Celovcu. Celovec 2011, 68–74  ; J. Stergar, D. Grafenauer  : Die Auswanderung von Österreichern nach Jugoslawien nach der Kärntner Volksabstimmung 1920. In  : Zwischenwelt, 27. Jg., Nr. 1–2 (2010) 29–33.

Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Vidic, Fran (Ps. -α-, -d-, Abraham a Sancta Clara,

Boštjan Grilc, F.  V., F.  V. Lisjak, Fr. V-c, Fr.  V. Javor, Homec, Janko G., Jaromir, Jos. Grešnik, Lapidarius, Mefisto, Politicus, Radoš, Vid-Cid, F. J. Doljan, * 30. November 1872 Prebold [Štajerska], † 31. Jänner 1944 Ljubljana), Literaturhistoriker und Literaturkritiker. In Wien studierte V. klassische und slawische Philologie, Geschichte, sieben Semester lang Jus und promovierte 1898 mit dem Werk Valentin Vodniks Leben, Dichtung und Sprache, das unter dem Titel Valentin Vodnik, der erste slovenische Dichter (Archiv für slawische Philologie 1901) erschien. Bis 1918 arbeitete er im Innenministerium in Wien und redigierte dort als Nachfolger Karel → Štrekeljs die slowenische Ausgabe des → Reichsgesetzblattes. Nach dem Zerfall der Monarchie wurde er Vertreter des SHS-Staates in der internationalen Kommission zur Regelung von Verwaltungsfragen in Wien, wo er auch als Mitglied der Liquidationskommission im Ministerium für soziale Fürsorge und Gesundheit tätig war. 1921 wurde V. Pressesprecher der Regierung mit Zuständigkeitsbereich Slowenien. 1922 fungierte er als Referent für Wissenschaft, Kunst und Kultur am Inspektorat für Kultur und Religion in Ljubljana, war zeit seines Lebens an kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen beteiligt und unterstützte junge Künstler (Ivan Grohar, Fran Tratnik, Ivan Vavpotič). 1927 wurde er als Regierungsrat pensioniert. Er lebte und wirkte überwiegend in Kamnik, wo er sich während der deutschen Besetzung für

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den Erhalt der Bibliothek des Franziskanerklosters einsetzte. Im slowenischen Literaturklub in Wien verkehrte er mit Fran Govekar, Ivan → Cankar, Fran Göstl, Fran → Eller, Oton → Župančič u. a. Selbst machte er sich v. a. um literarische, slowenisch-deutsche Übersetzungen verdient (France → Prešeren, Janko Kersnik, Tone Mohorič, Ivan Tavčar, Anton Aškerc, Ivan Cankar). Besonderer Erwähnung bedürfen Prešerens Poesien (im Selbstverlag 1901), aber auch Cankars Der Dummkopf Martinec (1905), da das Originalwerk erst auf V.s Anfrage hin entstanden war. Neben Matija → Murko, Ivan → Prijatelj und France → Kidrič begründete er in der Literaturgeschichte die kritische, philologische Verfahrensweise. Positive Kritik zu Štrekeljs Slovenske Narodne Pesmi [Slowenische Volkslieder] gab er in der Literaturzeitschrift → Ljubljanski zvon ab. Im Aufsatz Jezikovni boj na slovenskem Koroškem in Štajerskem iz nacijonalnoekonomističnega stališča [Der Kampf um die Sprache in Slowenisch-Kärnten und in der Steiermark aus national-wirtschaftlicher Sicht] beanstandete V., dass die deutschen Schulen die Slowenen an einer wirtschaftlichen Emanzipierung hinderten, da diese aufgrund von sprachlichen Barrieren keinen direkten Nutzen im Sinne einer Konkurrenzfähigkeit aus dem Unterricht in deutscher Sprache ziehen könnten. V. war Aktivist der slowenischen Befreiungsfront (Osvobodilna fronta, OF), wurde im Zuge dessen von der Gestapo arretiert, mit 24 weiteren Geiseln hingerichtet und in Begunje begraben. Quellen  : NUK, rokopisni oddelek. Werke  : V. Vodnik und die nachillyirische Periode in Krain. Berlin 1908. Üb.: I. Cankar  : Der Dummkopf Martinec. In  : Österreichische Rund-

schau 4. Mai 1905. F. Prešeren  : Poesien. Wien 1901.

Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – J. Vidic  : Zločin pri Lenartu. V Ljubljani

1973, 327. F. Zadravec, Zgod. slov. slovstva, V, 1970  ; P. Göstl  : Ochetovi obiskovalci – literati (Fran Govekar, dr. Fran Vidic, dr. Fran Mohorich). In  : Revija SRP 8 (2000) 35/36, 94–98. Maja Francé

Vierbergelauf (tek na štiri gore), vgl. → Inkulturation  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; → Wallfahrten  ; → Zollfeld/Gosposvetsko polje. Vikar, Bela (1898), Klangaufzeichnung, → Volkslied.

vgl. Sachlemmata  : → Viktring, Kloster/Vetrinjski samostan  ; sowie → Abstimmungszonen  ; → Aquileia  ; → Archivwesen  ; → Bildstock  ; → Bürgermeister  ; → Eidesformeln  ; → EisenkappViktring/Vetrinj,

Villach/Beljak

Wappen des Klosters Viktring nach Megiser, Das siebente Buch der Chronik, S. 784

ler Passionsspiel  ; → Ferlach/Borovlje  ; → Fürs- (Gorenjska) sowie in der Umgebung von Maribor. Als teneinsetzung  ; → Geschichtsverein für Kärnten  ; Geschichtsschreiber erlangte Abt → Johann (II.) von → Josephinismus  ; → Karantanien  ; → Kinder- und Viktring (1312–1347) (»Liber certarum historiarum«) Jugendliteratur  ; → Klagenfurter Feld/Celovško polje  ; überregionale Bedeutung. Mit der Pfarre St.  Zeno/ → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; → Pfarr- Sv. Zenon in Kappel a. d. Drau/Kapla ob Dravi erwarb karte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Satt- V. 1443 das Archidiakonat im Unteren → Rosental/ nitz/Gure  ; → Slovenica im Kärntner Landesarchiv   ; Spodnji Rož. Im 15. Jh. kam es zum Niedergang des ; Viktringer Klosters. Der Plan, V. dem Millstätter St. Georgs-Rit→ Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega   Künstlerkreis (Vetrinjska šola umetnikov oder Vetrinjski terorden zu inkorporieren, scheiterte 1494 (vgl. »Vikkrog) (siehe unten)  ; → Windisch Bleiberg/Slovenji tringer Wirren« 1481–1501). Der dreistöckige HochPlajberk  ; Personenlemmata  : → Gregoritsch, An- altar stammt aus dem Jahr 1622, der Marmoraltar in ton  ; → Hribovšek, Ivan  ; → Johann von Viktring  ; der Bernhardskapelle aus dem Jahr 1710 wurde vom → Koschat, Thomas  ; → Mikula, Franz  ; → Pa- Steinmetz L. Mislej aus Ljubljana gestaltet. 1786 erchernecker, Lenart  ; → Perkonig, Josef Friedrich  ; folgte die Aufhebung des Klosters, 1843 die Abtragung → Possod, Josef  ; → Trunk, Jurij  ; Seebach/Jezernica  : des Westteils der ehemaligen Stiftskirche. Die Kloster→ Seebacher, Johann  ; Stein/Kamen pri Vetrinju  : bibliothek V.s wurde mit der Klagenfurter StudienbibMitglied der slowenischen Spar- und Darlehenskasse liothek vereinigt. Das Archiv kam 1859 durch SchenHranilnica in posojilnica Št. Tomaž in St. Thomas am kung (Herrschaftsbesitzer Fürst Liechtenstein) an Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu aus Viktring/Vetrinj den Kärntner → Geschichtsverein. Die Archivalien (→ Edinost Št. Tomaž, → Genossenschaftswesen) war befinden sich daher heute im Kärntner Landesarchiv (→ Archivwesen). Nach wechselnden BesitzverhältPeter Fiester. nissen erwarb die Republik Österreich 1970 die eheQuellen/Archiv  : Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, maligen Stiftsgebäude und machte daraus in der Folge 200 listov (Einlagenbuch). Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 107 (1977) ein Realgymnasium. (Privatarchiv). Lit.: Stadt / Rand / Weg, Ein Wanderführer von Wilherlm Berger und Gerhard Pilgram. Hg. Unikum. Klagenfurt April/Mai 1994  ; J. Zerzer  : Gremo v Waidmannsdorf ali v Otoče… [mit einer Karte der Ortsnamen in der Umgebung von Kagenfurt/Celovec]. In  : Družina in dom, literarna priloga, Jg. 50, Nr. 6 (November/December 1999) [o. S.]. Bojan-Ilija Schnabl

Viktring, Kloster, slow. Vetrinjski samostan. Die Erst-

Boštjan Burger, Panorama

nennung des Ortsnamens ist 977 als Vitrino »Knüttelfeld« zu verzeichnen. Das Kloster wurde 1142 durch Graf Bernhard von Spanheim-Marburg gegründet. Die Besiedlung der Zisterzienserabtei V. erfolgte durch Mönche aus dem lothringischen Kloster WeilerBettnach (Villars). Die vom Salzburger Erzbischof 1202 eingeweihte Klosterkirche gilt als bedeutendes Beispiel burgundischer Zisterzienserarchitektur. Von V. aus nahm die Gründung (1234) und Besiedlung der Zisterze Kostanjevica (Landestrost bzw. Land­strass) in Unterkrain (Dolenjska) ihren Ausgang. Eine Klosterfiliation wurde vor 1257 bei Zagreb gegründet. Das reich ausgestattete Kloster V. erlangte im 13. Jh. die Sicherung der Straße über den Loibl/Ljubelj nach → Krain/Kranjska (auch Hospiz). Einige Positionen gingen im Spätmittelalter an die Herrschaft Hollenburg/Humberk über. V. besaß auch Güter in Oberkrain

Lit.: ES ( J. Zupančič, B. Mlakar, I. Stopar  : Vetrinj). – M. Zadnikar  : Med umetnostnimi spomeniki na Slovenskem Koroškem. Celje 1979  ; U. Bassi, M. Kamptner  : Studien zur Geschichtsschreibung Johanns von Viktring. Mit einem Vorwort von Winfried Stelzer (Das Kärntner Landesarchiv 22). Klagenfurt 1997  ; W. Krassnig  : Zur Gründung und Entwicklung des Zisterzienserstiftes Viktring im Mittelalter. In  : Studien zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. Hg. Franz Nikolasch (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 78). Klagenfurt 1997, 687–701 (Erstdruck 1991)  ; Stift Viktring 1142–1992. Festschrift zum 850. Jahrestag der Klostergründung. Klagenfurt 1992  ; W. Deuer  : Stiftertraditionen und -grablegen in Kärntner Klöstern – eine ikonographisch-künstlerische Spurensuche. In  : Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten (2002) 86–111, bes. 93–98.

Harald Krahwinkler

Viktringer Künstlerkreis (Vetrinjska šola umetnikov

oder Vetrinjski krog), vgl. Sachlemmata  : → Kulturgeschichte (=  Einleitung, Band 1)  ; Personenlemmata  : → Gregoritsch, Anton  ; → Pernhart, Markus  ; → Possod, Josef. Villach/Beljak, vgl. Sachlemmata  : → Villach/Bel-

jak sowie → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; → Agoritschach/Zagoriče  ; → Altladinisch  ; → »Anschluss« und die Kärntner Slowenen (1938–1942)   ; → Antisemitismus  ; → Archivwesen  ; → Arnoldstein/

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Villach/Beljak

Podklošter  ; → Assimilationszwang  ; → Bamberg  ; → Bauernaufstände  ; → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Trieste/Trst/Triest  ; → Beljaško omizje [Villacher Kreis] in Villach/Beljak  ; → Bildstock  ; → Binnenwanderung  ; → Brdo, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Egg]  ; → Brixen  ; → Carmula  ; → Chorwesen  ; → Deportationen 1942  ; → Dezemberverfassung  ; → Družba sv. Cirila in Metoda (CMD) [Gesellschaft der hll. Kyrill und Method]  ; → Entlehnung  ; → Gailtal/Ziljska dolina  ; → Gegenreformation  ; → Illyrische Provinzen  ; → Internierungen 1919  ; → Jesuiten  ; → Josephinismus  ; → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina  ; → Kataster  ; → Kirchenchor von Schiefling/Škofiče  ; → Klub koroških Slovencev (KKS) [Klub der Kärntner Slowenen]  ; → Kmečka zveza [Bauernbund]  ; → Königreich Illyrien  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) in der Ersten Republik  ; → Kostanje. Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Kostanje in okolico [Katholischer slowenischer Bildungsverein für Köstenberg und Umgebung]  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Kreuzweg  ; → Kroatengau  ; → Kryptoslowenen  ; → Kulturvereine, slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Landeseinteilungs-Erlass (1), Kärntner, vom 23. Dezember 1849  ; → Landeseinteilungs-Erlass (2), Kärntner, vom 8. September 1854  ; → Landeseinteilungs-Verordnung, ministerielle, vom 5. Februar 1854  ; → Landesverfassung, Kärntner von 1849  ; → Leban, Johann  ; → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Ljubljana  ; →  Maria Gail/Marija na Zilji  ; → Maribor  ; → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg  ; → Ortsname  ; → Ortsrepertorium  ; → Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1860  ; → Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1880  ; → Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1883  ; → Ortsverzeichnis, zweisprachiges aus 1918  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje   ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Protestantismus  ; → Prvi rej [der erste Tanz]  ; → Publizistik, slowenische in Kärnten/Koroška  ; Revolutionsjahr 1848  ; → Rož  ; → St. Georgen am Längsee  ; → Sattnitz/Gure  ; → Schulwesen  ; → Schulwesen unter jugoslawischer Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920  ; → Sprachgrenze (1), slowenische  ; → Sprachgrenze (2) im 18. Jh. in Kärnten/Koroška  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; → Tabula Peutingeriana  ; → Theater, slowenisches in Kärnten/Koroška  ; → Trieste/Trst/Triest  ; → Übersetzungen von Patenten und Kurrenden  ; → Umgangssprache  ; → Vereinswesen

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Perau/Perava, Wallfahrtskirche, Foto Bojan-Ilja Schnabl

(1) in Kärnten/Koroška, slowenisches  ; → Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška   ; → Vertrag von Saint-Germain  ; → Vertreibung 1920  ; → Völkermarkt/Velikovec  ; → Volksabstimmungspropaganda  ; → Volksarchitektur in Südkärnten/ Južna Koroška  ; → Volkslied  ; → Volkslied, geistliches  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849  ; → Wernberg/Vernberk  ; → Widerstandsbewegung  ; → »Windische Ideologie«  ; Personenlemmata  : → Aichholzer, Franz  ; → Albreht, Ivan  ; → Arnejc, Dr. Ivan  ; → Arnejc, Dr. Janko  ; → Beauharnais, Eugène Rose de   ; → Brandner, Anton  ; → Čebul, Avguštin  ; → Dobernik, Jože  ; → Ehrlich, Lambert  ; → Ehrlich, Martin  ; → Einspieler, Gregor  ; → Einspieler, Lambert  ; → Eller, Fran  ; → Falle, Anton  ; → Grafenauer, Franc (1860–1935)  ; → Grafenauer, Franc (1894–1956)  ; → Grafenauer, Ivan  ; → Grafenauer, Miha  ; → Gregoritsch, Anton  ; → Hochmüller, Ivan  ; → Hribovšek, Ivan  ; → Kazianka, Johann  ; → Knez, Alojz  ; → Kranzmayer, Eberhard  ; → Limpel, Valentin  ; → Lutschounig, Jakob  ; → Lutschounig von Felsenhof, Josef Freiherr von  ; → Markovič, Peter  ; → Marmont, Auguste Frédéric Louis Viesse de  ; → Meško, Franc Ksaver  ;

Villach/Beljak

Villach/Beljak, Stadt an der Drau/Drava und seit der

Villach, Wappen nach Megiser, Das neundte Buch der Chronik, S. 1008

Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Stadtmuseum Villach/Beljak, Foto Bojan-Ilja Schnabl

→ Mikl, Karl  ; → Miklavič, Pavel  ; → Millonig, Johann  ; → Muri, Franc  ; → Nadrag, Alois  ; → Perdon, Matthias  ; → Pernhart, Markus  ; → Petrič, Janez  ; → Podboj, Štefan  ; → Potočnik, Matko  ; → Prežihov Voranc  ; → Rauter, Flora  ; → Rauter, Franc  ; → Ražun, Matej  ; → Santonino, Paolo  ; → Schaubach, Franc  ; → Scheinigg, Johann  ; → Schellander, Gregor  ; → Schnabl, Gregor  ; → Schnabl, Johann (1827–1904)  ; → Starc, Johann  ; → Steiner, Bernhard  ; → Špicar, Jakob  ; → Tischler, Joško  ; → Trunk, Jurij  ; → Vospernik, Janez  ; → Vospernik, Mathias  ; → Wang, Jakob  ; → Wiegele, Ferdinand  ; → Wutte, Martin  ; → Wutte, Valentin  ; → Zwitter, Davorin  ; → Zwitter, Dr. Franci  ; → Drautschen/Dravče  : (siehe dort)  ; Drobolach am Faaker See/Drobole   : → Grafenauer, Franc (1894–1956)  ; → Watzko, Lisca  ; → Landskron/Vajškra  : (siehe dort)  ; → Maria Gail/Marija na Zilji  : (siehe dort)  ; Perau/Perava  : → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg (Grafenauer, Miha)  ; → Sodaliteta presvetega Srca Jezusovega  ; → Villach/Beljak  ; → Markovič, Peter  ; → Meško, Franc Ksaver  ; → Ražun, Matej  ; → Trunk, Jurij  ; St. Niklas an der Drau/Šmiklavž  : → Zablatnik, Dr. Pavle.

Erweiterung des Stadtgebietes am Zusammenfluss mit der Gail/Zilja, bildet den Westrand des Klagenfurter Beckens/Celovška kotlina und liegt an der deutschslowenischen → Sprachgrenze. V. ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der zweitgrößte Zentralort von Kärnten/Koroška, Bezirksort, Sitz der BH VillachUmgebung/Beljak-okolica, Gerichtssitz sowie Statutarstadt und ist u. a. mit der slowenischen Kulturgeschichte verbunden. Das Gebiet der Stadt wurde bereits in der Antike besiedelt, bei Judendorf/Judovska vas befindet sich ein Gräberfeld, das dem → karantanisch-Köttlacher Kulturkreis zugeschrieben wird und offensichtlich slawische Elemente aufweist. Archivquellen erwähnen bereits 878 eine Brücke über die Drau/Drava bei Uillah. Bereits 1060 wurde V./B. zum Markt erhoben und erhielt neben dem Marktrecht auch das Recht, eine Maut einzuheben und eigenes Geld zu prägen. Damit setzte die Entwicklung zu einem bedeutenden urbanen Zentrum ein. Der Markt wuchs parallel mit dem intensiver werdenden Handel auf dem Handelsweg zwischen Venedig und den Ostalpen, der über ThörlMaglern/Vrata-Megvarje durch V./B. führte. 1240 erhielt V./B. das Stadtrecht. Die günstige Verkehrslage kam in jüngerer Zeit mit dem Eisenbahnbau voll zum Tragen. Die erste Strecke bis V./B. wurde bereits 1864 errichtet. Das war die sog. Kärntner-Bahn, die V./B. mit Maribor verband. Als im letzten Viertel des 19. Jh.s die Strecke Wien – Venedig errichtet wurde, 1873 die Strecke nach Ljubljana und zu Beginn des 20. Jh.s die Karawankenbahn, die durch den Tunnel bei Bohinj die Strecke durch das Tal der Soča V./B. nach → Trieste/ Trst/Triest verband, wurde V./B. schließlich zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. In der Stadt gab es auch die Direktion der staatlichen Eisenbahnen sowie große Eisenbahnwerkstätten. So war vor dem Ersten Weltkrieg etwas weniger als die Hälfte der Stadtbevölkerung bei der Eisenbahn beschäftigt. Die schnelle Entwicklung des Verkehrs wirkte sich günstig auf Handel und Gewerbe aus. Sehr bald begann sich auch der Tourismus zu entwickeln, da das drei km südlich der Altstadt befindliche Warmbad Villach/Beljaške Toplice bereits seit römischer Zeit ein bekanntes Heilzentrum und Thermalbad war. Obwohl nach amtlichen Statistiken in der damaligen Stadt V./B. bereits seit der zweiten Hälfte des 19 Jh.s keine Slowenen leben (→ Germanisierung, statistische, → Kryptoslowenen), stellte die Stadt für die

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Villach/Beljak

Slowenen insbesondere bis zum Ersten Weltkrieg eines wichtiges urbanes Zentrum dar. Am dortigen Gymnasium erhielt eine große Zahl von Slowenen ihre Ausbildung (zu den bekanntesten zählte der Geistliche Jurij → Trunk). In der Villacher Vorstadt Perau/Perava wurden die Messen in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Heiligenkreuz/Sv. Križ auf Slowenisch gelesen (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Die Kirche war zwischen 1726 und 1738 nach Plänen von Hans Edler mit einem Kleeblattgrundriss, Kuppel und Westtürmen errichtet worden. Vor dem Ersten Weltkrieg gründeten identitätsbewusste Slowenen das → Beljaško omizje [Villacher Kreis], das als Debattierklub fungierte, sich wöchentlich traf, den slowenischen Gesang pflegte und unterschiedliche Vorträge in slowenischer Sprache organisierte. Dieser Kreis hatte seine Hymne u. d. T. »Omizje je naša trdnjava na meji« [Der Kreis ist unsere Festung an der Grenze], die von Ivan Frole geschrieben wurde und für die die Musik Karl Rožanc komponierte. Beide waren Bahnbeamte in V./B. Das Beljaško omizje leiteten bis 1904 Prof. Jakob → Wang, danach bis 1906 → Trunk. Ihnen folgten der Psychologe Mihajlo Rostohar und der Professor am Villacher Gymnasium Josip Skrbinšek. Als dieser kurz vor Kriegsausbruch an die Prager Universität wechselte, leitete Professor Štefan Podboj den Kreis. Er wurde bereits am ersten Tag mobilisiert und fiel in einer der ersten Kampfhandlungen. Mitglieder des Beljaško omizje waren auch einige Tschechen und Kroaten sowie der Lehrer Fran → Eller aus → Maria Gail/Marija na Zilji und der Militärkaplan R. Potočnik. Aus dem Beljaško omizje ging auch der Wohltätigkeitsverein Drava [Drau] hervor, dessen Ziel es war, junge Kärntner Slowenen bei ihrer Ausbildung zu unterstützen. Zu den aktivsten Mitgliedern des Kreises zählte Ivan → Hochmüller, der ab 1900 in der Direktion der staatlichen Eisenbahnen in V./B. beschäftigt war. Hochmüller half bei der Gründung des Dijaški tamburaški zbor [Tamburizzachor für Schüler], 1905 unterstützte er finanziell die Gründung der Schülerzeitung Dijaški odmevi [Schülerecho]. Sehr viel trug er auch zur Gründung der Bildungs- und Tamburizza-Vereine Dobrač in Fürnitz/Brnca und Lipa in Föderlach/Podravlje bei (→ Kulturvereine, → Tamburizzamusik). Besonders das Beljaško omizje und der Wohltätigkeitsverein Drava waren vielfach Ziele von Angriffen von Deutschnationalen. Laut amtlicher Volkszählung 1910 (→ Sprachenzählung) hatte V./B. 19.298 Einwohner, davon waren

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Moderne Filiale der Posojilnica-Bank Zila in Villach/Beljak, Kaiser-Josef-Platz, Foto Bojan-Ilja Schnabl Mir, 26.1.1905

17.549 Deutsche (90,9 %) und 304 Slowenen (1,6 %), 77 »Andere« (0,4 %) sowie 1.368 »Fremde« (7,1 %). Zu den ethnischen Verhältnissen schreibt allerdings Trunk  : »… Eine slowenische Stadt war es keinesfalls, auch nicht vollkommen deutsch, nach außen hin aber durchwegs deutsch. Nach der ethnischen Zugehörigkeit leben fünf bis sechstausend Slowenen in der Stadt. Bei der Volkszählung 1910 waren wir nur etwas über 30 Slowenen und jeder wurde einzeln vor die Kommission zitiert und uns mit Knast gedroht, weil wir den Schwindel aufgezeigt haben  ! Die Kategorie ›→ Umgangssprache‹ ist ein satanischer Schachzug … Fünf bis sechs Slowenen waren in der Eisenbahndirektion beschäftigt, einige waren niedrigere Beamte …« (→ Germanisierung, statistische). Nach dem Ersten Weltkrieg ging die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt zwar zurück, doch wegen der Nähe zur Staatsgrenze mit → Jugoslawien und Italien

Virgil

war die Stadt noch immer ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden Europas. In der Zwischenkriegszeit wurde allen slowenischen Organisationen ihre Tätigkeit verboten. Mit der Eingemeindung von Maria Gail/Marija na Zilji 1973 wurde ein nach der Schulverordnung 1945 zweisprachiger Ort Teil von V./B. Lit.: ES (Vladimir Klemenčič, Redaktion, Bogo Grafenauer, Jože Kastelic, Ivan Stopar, Lan Brenk  : Beljak). – Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, S. 43 ff (www.sistory. si/SISTORY  :ID  :27172)  ; G. Moro  : 700 Jahre Villach. Villach 1932  ; »Ivan Hochmüller in Koroška«, Mariborski večernik Jutro 12–40 (19. februar 1938) 3  ; J.  M. Trunk  : Spomini. Celje 1950  ; A. Melik  : Slovenski alpski svet. Ljubljana 1954  ; 900 Jahre Villach  : Neue Beiträge zur Stadtgeschichte. Villach 1960  ; M. Klemenčič  : Jurij Trunk med Koroško in Združenimi državami Amerike ter zgodovina slovenskih naselbin v Leadvillu, Kolorado, in v San Franciscu, Kalifornija. Celovec [e. a.] 1999  ; D. Grafenauer  : Življenje in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci (Phil. Diss.). Maribor 2009  ; W. Koroschitz  : Im besten Einvernehmen – Antisemitismus und NS-Judenpolitik im Bezirk Villach. Klagenfurt/Celovec 2014.

Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Vintar, Josip ( Josef, * 19. Februar 1864 Hruševec

[Šentjur, Štajerska], † 20. März 1940 St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku), katholischer Geistlicher, Gemeinderat. V. besuchte die Mittelschule in Novo mesto und → Trieste/Trst/Triest. Dem folgten theologische Studien in → Klagenfurt/Celovec 1887–1891 und die Priesterweihe am 22. Mai 1891. Seine erste Stelle als Kaplan trat V. in St.  Leonhard bei Siebenbrünn/ Šentlenart pri Sedmih studencih an. 1895 bis 1907 war er zunächst Provisor, dann Pfarrer in Ludmannsdorf/ Bilčovs und ab 1. September 1907 Pfarrer in St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku, 1935 Dekanatsadministrator. Als großer Freund des Kirchengesangs sorgte V. gleich nach seiner Installation für die Anschaffung einer neuen Orgel und in den 1920er-Jahren für neue Glocken für die Pfarrkirche und die Filialkirchen. Die Innenrestaurierung der Pfarrkirche veranlasste er auf eigene Kosten. Später machte er sich einen Namen als begeisterter Jäger, der große Treibjagden veranstaltete. Großen Wert legte er auf eine gewissenhafte Bewirtschaftung der pfarreigenen Landwirtschaft. Zwei Großereignisse verzeichnete die Pfarre gleich zu Beginn seiner Pfarrtätigkeit  : 1908 den Jugendtreff unter dem Katharinenhügel/Sv. Katarina mit 800 Teilnehmern und im Jahre 1914 die große → Tabor-Volksversammlung mit über 4.000 Teilnehmern, an der prominente

slowenische Politiker aus Kärnten/Koroška und dem heutigen Slowenien die Massen begeisterten. In der Zeit der Grenzkämpfe 1919–1920 (→ Grenzfrage) wurde der Pfarrhof von der Volkswehr geplündert und in der Kirche der Tabernakel geschändet (→ Vertreibung 1920). V. war in den Jahren 1908/1909 und von 1911 bis 1913 Obmann des Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung] (→ Šmihel) und mehrere Jahre Gemeinderat, beinahe 20 Jahre Schriftführer der örtlichen Darlehenskasse (→ Genossenschaftswesen, → Kulturvereine). Die Gemeinde verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft, der Bischof von Gurk (Krka) ernannte ihn zum Geistlichen Rat. Quellen  : ADG, Personalstammblatt  ; Pfarrchronik Šmihel/St.  Mi-

chael  ; Vereinschronik Bildungsverein Šmihel.

Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec/Klagenfurt 1968  ; Koroški Slovenec,

13 (1940)  ; Mir 20/21 (1914)  ; P.  G. Tropper  : Nationalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921. Klagenfurt 2002, 125, 184. Janko Zerzer

Virgil (lat. Virgilius, irisch Feirgil, * um 700 in Irland,

† 784 in Salzburg), Abt von St. Peter, Bischof von Salzburg. V. kam 743 zum Maior domus Pippin III., der ihn 745 zum dux Odilo, dem Vater Tassilos III., nach Baivaria (→ Bagoaria) schickte. 749 wurde V. zum Bischof geweiht und im selben Jahr wurde er Abt des Stiftes St. Peter. V. war fast 40 Jahre Bischof in → Salzburg. Seine Muttersprache war Irisch, er beherrschte aber auch Latein und Griechisch, wahrscheinlich auch → Ladinisch (→ Altladinisch) und Bairisch (→ Altbairisch). Seine Einstellung den slowenischen Karantanern (→ Carantani) gegenüber ist nicht klar. Die Initiative zur »karantanischen Mission« ging nicht von ihm, sondern vom → dux Carantanorum Borut aus. Laut → Conversio bittet dieser V., persönlich nach Karantanien zu kommen. Boruts Sohn Carastus/Gorazd und der Sohn seines Bruders, Cheitmar/Hotimir, werden als »Geiseln« obsides nach Salzburg geschickt und auf dem → Chiemsee (Herrenchiemsee) vom ladinischen Priester Lupo christlich erzogen und getauft. Beide und der nachfolgende dux Waltunc/Vladyka ersuchen V. wiederholt, selbst nach Karantanien zu kommen. Warum V. diesen Wunsch von vier karantanischen → duces nicht erfüllt, ist rätselhaft. Als Grund seines Nichtkommens gibt die → Conversio politische

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Virtnik, J.

Unruhen (→ Carmula) an. V. konnte nicht Slowenisch. Virtnik, J. (Orgelspieler), → Liedersammlung, handEr schickt mehrmals »nur« ladinischsprachige Priester schriftliche. und → Modestus († 763) als Weihbischof episcopus Visitationsbericht, auch Visitationsprotokoll, protomissus nach → Maria Saal/Gospa Sveta. Offenbar hat V. sich die Missionierung der → Ca- kollarische Niederschrift eines Prüfungsberichtes über rantani anders vorgestellt als die »baivarisch/fränkisch die Tätigkeit einer kirchlichen Einrichtung (Pfarre, orientierten« christianisierten karantanischen duces, die Kloster, Krankenhaus, Schule) gemäß den Bestimdie nicht christianisierungswillige Oberschicht (pagani mungen des Kirchenrechts. V. sind mit gewissen Eingentiles) der → Edlinger/kosezi und die alten »awari- schränkungen wertvolle Quellen für die Religions-, schen« Familien loswerden wollten. Möglicherweise Kirchen-, Sozial-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte. war V. eine Zeit lang aufseiten der → Awaren und Es gibt unterschiedliche, hierarchisch geordnete V.: wollte für die nicht slowenischsprachigen Awaren sogar Bischofsvisitationen, Archidiakonalvisitationen, landesfürstliche Visitationen, Apostolische und Dekansein eigenes Alphabet schaffen wie später Kyrill die visitationen. Bischofsvisitationen nehmen die Bischöfe → Glagolica für die pannonischen Slowenen. Sein spägemäß den Bestimmungen des Kirchenrechts vor. Ihre terer Beiname in seiner Vita »Apostel Karantaniens« ist Berichte werden in den Diözesanarchiven aufbewahrt. wenig begründet. V. selbst war nie in Karantanien. Die Archidiakonalvisitationen setzen im SpätmittelalIm Aethicus Ister, einer anonymen, skurril-ironischen ter zum Zwecke der Aufsicht über die Fiskalpolitik ein. Schrift wahrscheinlich aus der Feder von V., äußert er Sie wurden von der tridentinischen Kirchenversammsich »häretisch« wie Jahrhunderte später Kopernikus lung entsandt. Landesfürstliche Visitationen bringen und Galilei über Antipoden (Antipodenlehre), Mendie staatliche Aufsicht über die Kirche seit dem 15. schen auf der unteren Seite der Erde. Deshalb geriet er Jh. zur Geltung. Für die slowenischen Länder werden in Streit mit Winfrid/Bonifatius, der für ganz »Ger- sie im Staatsarchiv in Wien aufbewahrt. Apostolische manien« zuständig war und ihn in Rom anklagte. Im Visitationen gehen vom Hl. Stuhl aus und dienen der Aethicus Ister befindet sich auch ein eigenartiges, von V. außerordentlichen Inspektion der Tätigkeit eines Bierfundenes Alphabet, das manche zu Unrecht verlockte, schofs (so visitierten 1607–1608 der apostolische VisiV. für den eigentlichen Erfinder der Glagolica zu halten. tator Giovanni B. Salvago und 1620–1621 der GurVermutlich ist V. auch der Verfasser der vita Corbiniani, ker Weihbischof Sixtus Carcanus den Bischof von der vita Ruperti und des libellus Virgilii. Ljubljana Tomaž → Hren). Dekansvisitationen sind in der Neuzeit eingeführt worden und sollten den BiLit.: ES. – M. Kos  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Ljubljana schof bei der regelmäßigen Aufsicht über die pastorale 1936  ; H. Löwe  : Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil von Arbeit der Geistlichen in den Pfarren unterstützen. Salzburg und die Kosmographie des Aethicus Ister. Wiesbaden 1952  ; Die ersten Bischofsvisitationen sind im 4. Jh. beH. Wolfram  : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Das Weissbuch zeugt. Im 11. Jh. mussten die Bischöfe ihre Diözesen der Salzburger Kirche über die erfolgreiche Mission in Karantanien und Pannonien. Wien/Köln/Graz 1979  ; O. Kronsteiner  : Salzburg und regelmäßig inspizieren und dem Papst persönlich einen die Slawen. Mythen und Tatsachen über die Entstehung der ältesten slaschriftlichen Visitationsbericht über den Zustand ihrer wischen Schriftsprache. In  : Die Slawischen Sprachen 22 (1982) 27–51  ; Diözese vorlegen. Diese Verpflichtung wurde am TriVirgil von Salzburg. Missionar und Gelehrter. Hg. H. Dopsch und R. dentinischen Konzil (1545–1563) verschärft und von Juffinger. Salzburg 1984  ; H.-D. Kahl  : Virgil und die Salzburger SlaSixtus V. genauer definiert. Die Konstitution Romanus wenmission. In  : Virgil von Salzburg. Salzburg 1984, 112–121  ; O. Pontifex (20. Dezember 1585) legte fest, dass alle BiKronsteiner  : Virgil als geistiger Vater der Slawenmission und der ältesschöfe vor Antritt ihres Amtes schwören mussten, dass ten slawischen Kirchensprache. In  : Virgil von Salzburg. Salzburg 1984, 122–128  ; O. Kronsteiner  : Virgil kot duhovni oče pokristjanjevanja Slosie den Papst in Rom in bestimmten Zeitabständen vanov in najstarejšega slovanskega cerkvenega jezika. In  : Die Slawischen besuchen (Visitatio SS. Liminum Apostolorum) und ihm Sprachen 7 (1984) 47–65  ; H. Dopsch, R. Juffinger (Hg.)  : Virgil von einen schriftlichen Bericht über den Stand in ihrer DiSalzburg, Missionar und Gelehrter. Beiträge des Internationalen Symözese vorlegen würden (Relatio ad Limina apostolorum). posiums vom 21.–24. September 1984 in der Salzburger Residenz. Diese Berichte werden im Vatikanischen Archiv aufbeSalzburger Landesregierung. Salzburg 1985  ; F. Lošek  : Die Conversio wahrt (Congregazione del Concilio, Relationes Dioecesium). Bagoariorum et Carantanorum und der Brief des Erzbischofs Theotmar von Salzburg. Hannover 1997. Für die Bischöfe im mitteleuropäischen Raum wurden Relatio und Visitatio ad Limina alle vier Jahre verordnet. Otto Kronsteiner

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Vodnik, Valentin

V. müssen mit einer gewissen Zurückhaltung gelesen werden  ; bei den Berichten nach Rom lässt sich bisweilen eine Beschönigung des tatsächlichen Zustands erkennen. Auch die V. der Bischöfe sind subjektiv, da sie auf der Grundlage von Gesehenem und Gehörtem verfasst wurden. Infrage zu stellen sind sie besonders dann, wenn der Bischof bestimmte Pfarren nicht persönlich besuchen konnte oder wenn ihm die Berichte als eines der Druckmittel auf den Landesfürsten dienten, wenn dieser ihm die Visitation seiner Diözese untersagte, so z. B. die Habsburger dem Patriarchen von → Aquileia (friul. Aquilee, slow. Oglej), der venezianischer Untertan war, vom 15. Jh. an. Der Patriarch hatte seine Residenz im venezianischen Udine (friul. Udin, slow. Videm), während sich der Großteil der Erzdiözese Aquileia auf habsburgischem Gebiet befand (Visitationsprotokolle des Generalvikars von Aquileia Paolo Bisanzio 1581– 1583 und des Koadjutors Francesco Barbaro 1593– 1594). Joseph Schmidlin bearbeitete die Berichte nach Rom (Relatio ad Limina) aus allen Gebieten der habsburgischen Länder (Freiburg 1908, Freiburg 1940). Zur Gänze veröffentlicht sind die Bischofsvisitationen  : Die Visitationsprotokolle des Erzbischofs von Gorizia/ Gorica/Görz Karl Michael → Attems 1752–1774 (aktuell 4 Bände, Gorizia, Ljubljana, Wien 1991–2000) und die Visitationen des Bischofs von Ljubljana Rinaldo Scarlicchio 1631–1632 (Acta Ecclesiastica Sloveniae 12, Ljubljana 1990). Zur Gänze veröffentlicht sind auch die Berichte nach Rom (Relatio ad Limina) der Diözese Ljubljana durch France M. Dolinar (I. Bd.: 1589–1675, II. Bd.: 1685–1943). Quellen  : AES  ; ADG  ; NŠAL  ; NŠAMb  ; DAG  ; ASV  ; HHStA. Lit.: J. Schmidlin  : Die kirchlichen Zustände in Deutschland vor dem

30-jährigen Kriege nach den bischöflichen Diözesanberichten an den heiligen Stuhl. In  : Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes. 7, 1.2. Freiburg 1908  ; J. Schmidlin  : Kirchliche Zustände des deutschen Katholizismus während des Dreißigjährigen Krieges nach den bischöflichen Romberichten. Freiburg 1940  ; F. M. Dolinar  : Visitationes ad limina et Relationes de statu Ecclesiae ljubljanskih škofov od Tavčarja do Missie. In  : Bogoslovni vestnik 39/2 (1979) 193–215  ; F. M. Dolinar  : Zapisi škofa Janeza Tavčarja o stanju v ljubljanski škofiji (Acta Ecclesiastica Sloveniae, 3). Ljubljana 1981, 47–79  ; J. Mlinarič  : Prizadevanje sekovskih škofov Martina Brenerja in Jakoba Eberleina kot generalnih vikarjev salzburških škofov za katoliško versko prenovo na Štajerskem v luči protokolov 1585–1614 in vizitacijskih zapisnikov iz 1607, 1608 in 1617–19 (Acta Ecclesiastica Sloveniae, 5). Ljubljana 1983, 9–320  ; J. Mlinarič  : Župnije na slovenskem Štajerskem v okviru salzburške nadškofije v vizitacijskih zapisnikih arhidiakonata med Dravo in Muro 1656–1774. Acta Ecclesiastica Sloveniae. 9. Ljubljana 1987  ; A. Lavrič  : Ljubljanska škofija v vizitacijah Rinalda Scarlichija 1631–1632 (Acta Ecclesiastica Sloveniae, 12). Ljubljana

1990  ; A. Ožinger  : Vizitacije savinjskega arhidiakonata goriške nadškofije 1751–1773. Vizitacijski zapisniki goriškega nadškofa Karla Mihaela grofa Attemsa 1752–1774. 2. Ljubljana 1991  ; P. G. Tropper  : Die Berichte der Pastoralvisitationen des Görzer Erzbischofs Karl Michael von Attems in Kärnten von 1751 bis 1762. Fontes rerum Austriacarum, Zweite Abteilung, Diplomataria et Acta. 87., Vizitacijski zapisniki goriškega nadškofa Karla Mihaela grofa Attemsa 1752–1774. 3. Wien 1993  ; F. Kralj, L. Tavanao  : Vizitacijski zapisniki goriškega, tolminskega in devinskega arhidiakonata goriške nadškofije 1750–1759. Vizitacijski zapisniki goriškega nadškofa Karla Mihaela grofa Attemsa 1752–1774. 1. Gorizia 1994  ; M. Benedik, A. Kralj  : Škofijske vizitacije Tomaža Hrena 1597–1629 in poročilo Apostolskemu sedežu o stanju škofije leta 1607 (Acta Ecclesiastica Sloveniae, 20). Ljubljana 1998, 9–95  ; F. M. Dolinar  : Apostolski vizitaciji ljubljanske škofije 1607/08 in 1620/21. In  : Hrenov simpozij v Rimu. Celje 1998, 119–138  ; F. Kralj, L. Tavanao  : Vizitacijski zapisniki goriškega, tolminskega in devinskega arhidiakonata goriške nadškofije 1762–1773. Vizitacijski zapisniki goriškega nadškofa Karla Mihaela grofa Attemsa 1752–1774. 4. Gorizia 2000  ; F. M. Dolinar  : Poročila ljubljanskih škofov v Rim o stanju v škofiji (Relationes ad Limina), I. del  : 1589–1675 (Acta Ecclesiastica Sloveniae, 33). Ljubljana 2011  ; F. M. Dolinar  : Poročila ljubljanskih škofov v Rim o stanju v škofiji (Relationes ad Limina), II. del  : 1685–1943 (Acta Ecclesiastica Sloveniae 34), Ljubljana 2012. France M. Dolinar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Visoki rej, → Prvi rej. Visokošolsko ferijalno društvo »Gorotan« [Hoch-

schul-Ferialverein »Gorotan« (bzw. »Korotan«)], → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju (KKSAD) [Klub der Kärntner slowenischen Akademiker in Wien]. Viternik, Franc (Kulturaktivist), → Šmihel. Slovensko

katoliško izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer katholischer Bildungsverein für St. Michael und Umgebung].

Viternik, Maks (Musiklehrer), → Mežiška dolina. Viternik, Lud(o)vik (1888–1973), Komponist, Mu-

sikschaffender, → Liedersammlung, handschriftliche  ; → Mežiška dolina.

Vodnik, Valentin (* 3. Februar 1758 Ljubljana, † 8.

Jänner 1819 Ljubljana), Schriftsteller, Sprachgelehrter, Journalist, Pädagoge, Übersetzer, Aufklärer. V. trat 1769 in den Franziskanerorden in Ljubljana (bis 1775) ein, studierte ab 1778 Theologie und erhielt 1792 die Priesterweihe. Er gehörte zum Kreis um Baron Žiga → Zois, der sein Gönner war und auf dessen Anregung er literarisches Volksgut sammelte. Er trat

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Vodnik, Valentin

aus dem Orden aus und war von 1784 bis 1793 Weltpriester, später Professor am Gymnasium in Ljubljana. Zur Zeit der → Illyrischen Provinzen wurde er Direktor des Unterstufengymnasiums sowie aller Volks- und Handwerksschulen (1809–1811). V. schuf im Sinne der französischen Gesetzgebung, dass die Sprache des Landes auch die Staatssprache (langue officielle) zu sein habe, → Schulbücher für den Unterricht in slowenischer Sprache. V. war ein Bewunderer Napoleons I., auf den er eine Ode schrieb (Ilirija oživljena). Nach der Wiedereinsetzung der österreichischen Staatsmacht wurde V. zwangspensioniert, war allerdings noch als Übersetzer amtlicher Bekanntmachungen tätig. V. trug wesentlich zur Etablierung der modernen slowenischen Fachterminologie bei (→ Terminologie). Mit einer der ersten weltlichen Gedichtsammlungen Peſme sa pokuſhino (1806) beeinflusste V. die weitere Entwicklung der slowenischen Dichtkunst nachhaltig, hatte er doch als erster in der Kunstlyrik das Metrum der Prosodie der slowenischen Sprache untergeordnet. Er war Redakteur der ersten slowenischen Zeitung Lublanske novice (1797–1800), hatte während der Illyrischen Provinzen slowenische Schulbücher und die erste in einer slowenischen Metasprache verfasste Schulgrammatik Pismenost ali gramatika za perve šole [Schreibfibel oder Grammatik für Grundschulen] (1811) herausgegeben (→ Grammatik) sowie als einer der Ersten im Sinne der → Aufklärung Sachbücher übersetzt  : Kuharske bukve [Kochbuch] (1799), Babištvo [Geburtshilfe] (1818). Hinzu kamen Übersetzungen von kaiserlichen Patenten (→ Übersetzungen von Patenten und Kurrenden). Dies war das Fundament für die Entwicklung und Festigung des slowenischen Fachwortschatzes. Als praktisches Vorbild eines nationalen Erweckers der Slowenen beeinflusste V. Urban → Jarnik (→ Preporod). Auch Letzterer verfasste Gedichte pädagogisch-erzieherischen Inhalts, übersetzte das erste populärwissenschaftliche Fachbuch in Kärnten/Koroška Sadje-Reja [Obstbau] (1817) und sammelte für das von V. geplante deutsch-slowenische Wörterbuch Wortmaterial aus dem → Gailtaler Dialekt (ziljsko narečje) (→ Lexikografie). V. vervollständigte sein Wörterbuch auch mit Belegen aus dem Wörterbuch von Oswald → Gutsmann (1789) und weiteren Kärntner Dialektwörtern, die Matthias → Schneider gesammelt hatte. V.s Wörterbuch ist bis auf ein Specimen nicht erschienen. Das gesamte Material aber floss letztendlich in das slowenisch-deutsche Wörterbuch von Maks → Pleteršnik ein. V. war als Aufklärer ein Vorbild

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Valetin Vodnik

Valentin Vodnik, Grabstein/Epitaph, Park Navje, ­Ljubljana, Foto Bojan-Ilija Schnabl

für seine Zeitgenossen, wie z. B. Franc → Grundtner. Als J. → Kopitar bereits in Wien war, hat V. den Druck seiner Grammatik in Ljubljana betreut. Werke  : Velika pratika (1795–1797), Mala pratika (1798–1806), Lu-

blanske novice (1797–1800), Kuharske bukve (1799), deutsch-slowenisches Wörterbuch (Hs. 1804–1806), Pesme za pokušino (1806), Pesmi za brambovce (1809), Geschichte des Herzogthums Krain des Gebiethes von Triest und der Grafschaft Görz (1809), Pismenost ali gramatika za perve šole (1811), Abeceda za perve šole (1811), Keršanski navuk za illirske dežele (1811), Početki gramatike, to je pismenosti francoske gospoda Lhomonda (1811), Abeceda ali azbuka (1812), Römische Denkmähler in Illyrien (1818), Babištvo ali porodničarski vuk za babice (1818). Lit.: ES  ; SBL  ; OVSBL. – E. H. Costa (Hg.)  : Vodnikov spomenik – Vodnik-Album. Ljubljana 1859  ; F. Wiesthaler  : Valentina Vodnika izbrani spisi. Ljubljana 1890  ; I. Modic  : Vodnik kot jezikoslovec. In  : DiS (1909) 414–421, 446–453, 495–500  ; F. Kidrič  : Zgodovina slovenskega slovstva od začetkov do Zoisove smrti. Ljubljana 1929–1938  ; M. Pirnat  : Znanstveni jezik v Vodnikovi slovnici. In  : Slovenski jezik v znanosti 1. Ljubljana 1986, 101–109  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovenski narodni preporod in njegovi neposredni odnosi s francoskim razsvetljenstvom in janzenizmom. In  : ZČ 43 (1989) 359–363 und 43 (1989) S. 635  ; J. Kos  : Valentin Vodnik, Ljubljana 1990  ; A. Legan Ravnikar  : Valentin Vodnik – oblikovalec slovenske terminologije. (Mag.-Arb.) Ljubljana 1995  ; M. Vrečar  : Winden – Krainer – Slowenen  ? Valentin Vodniks »Lublanske novice« (1797–1800) (=  Studia Carinthiaca 15). Klagenfurt u. a. 1999  ; A. Legan Ravnikar  : »Vodnikovo« besedje v Pleteršnikovem slovensko-nemškem slovarju. In  : Od Megiserja do elektronske izdaje Pleteršnikovega slovarja. Maribor 2008, 132–142  ; A. Legan Ravnikar  : Characteristics of the technical terminology in Vodnik’s German-

Vogrinec, Anton

Laienspiel V tem znamenju boš zmagal, Rinkenberg/ Vogrče 1913

klärungen der Gedichte, Vorträge, gesellige Nummern mit Tombola oder Grammofonabspielen. 1909 trat der Verein der → Slovenka matica in Ljubljana bei und bestellte neue Bücher und Zeitschriften. Der Anfangsfonds umfasste 400 Bücher, die Hälfte davon wurde im Jahr 1919 vernichtet. Mit der Hauptversammlung am 7. Mai 1922 wurden die Vereinsaktivitäten, die nach der → Volksabstimmung 1920 geruht hatten, wieder aufgenommen. Es folgten wieder regelmäßige Treffen, an denen Pfarrer Ivan/Janez → Sekol Vorträge über die aktuelle politische Lage und soziale Fragen hielt. Um das Interesse für die Vereinsbibliothek wieder zu heben, wurde auch eine Jugendbibliothek eingerichtet, die von den Kindern gut angenommen wurde. Ebenso wurde die Schauspielgruppe belebt, die aber nicht mehr während der üblichen Vereinsveranstaltungen auftrat, sondern mit selbstständigen Vorführungen. In der Zwischenkriegszeit wurden jährlich meist zwei oder drei Slovene dictionary (1804–1806). In  : Slovenski jezik – Slovene Linguistic Theaterstücke inszeniert, mit denen die Schauspieler Studies 8 (2011) 79–93. auch zu den benachbarten slowenischen Vereinen gasAndreja Legan Ravnikar  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl tieren gingen. Regie führten am häufigsten der Pfarrer Ivan Sekol und Maks Preitniker, mitunter auch Vodovnik, Jurij (1791–1858), Weber und Volkspoet Anton Žele und Franc Kerbic. 1924 bekam der Veraus Skomarje am Pohorje, → Bukovništvo. ein seine Räumlichkeiten im Pfarrhof. Mit einem Mädchenchor konnte 1928 schließlich die Gesangstätigkeit Vogrče, Slovensko katoliško izobraževalno društvo aktiviert werden. In den 1930er-Jahren sind auch Auf[Slowenischer katholischer Bildungsverein Rinken- tritte eines Männer- und eines gemischten Chores zu berg], gegründet am 23. Februar 1908 in Rinkenberg/ verzeichnen. Jahrelanger Chorleiter war Pavel KoprivVogrče im → Jauntal/Podjuna mithilfe des Pfarrers Dr. nik. Abgesehen von einer sehr kurzen Stagnation im Ivan → Lučovnik, dessen Ziel neben der Vermittlung Jahr 1935 war der slowenische Verein in Rinkenberg/ einer religiösen Bildung vor allem die Festigung der Vogrče bis zu seinem Verbot in der Nazizeit äußerst slowenischen Identität war (→ Kulturvereine). Auf der aktiv. Das Vereinsvermögen wurde konfisziert und die ersten Hauptversammlung im Gasthaus Škof wurden Bibliothek weggeschafft. Die Vereinstätigkeit wurde gewählt  : Pavel Miklavič als Obmann, Pfarrer Anton nach dem Zweiten Weltkrieg zwar wieder aufgenomSlatinšek als Obmannstellvertreter, Andrej Kumer men, kam aber alsbald wieder zum Erliegen. Mit der als Sekretär und Miha Sadjak als dessen StellvertreAnkunft von Pfarrer Vinko Zaletel in Rinkenberg/ ter, Šimon Kumer als Kassier und Valentin Vavti als Vogrče (1958) wurde vor allem die Theatergruppe im Vertreter sowie Štefan Breznik als Bibliothekar. Zur Rahmen der Pfarrjugend wiederbelebt. Gründungsversammlung kamen ungefähr 300 Teilnehmer, 73 traten sogleich dem Verein bei. Schon im ersten Lit.: M. Logar  : Društveno življenje in povezovanje na vasi. In. M. Bestandsjahr entwickelte sich eine rege Tätigkeit  : im Makarovič (ur.)  : Osem stoletij Vogrč. Celovec 1995, 289–361  ; www. Pfarrhaus wurde eine Bibliothek eingerichtet, gegrün- kkd-vogrce.at/ (29. 10. 2013). Uši Sereinig det wurden ein Chor und eine Theatergruppe (→ Lesekultur, → Chorwesen, → Laienspiel, → Theater). Die Vereinssitzungen und monatlichen Veranstaltungen Vogrinec, Anton (* 4. Juni 1873 Zgornja Pristava pri fanden in den Gasthäusern beim Škof oder Homr statt. Ptuju [Videm, Štajerska], † 10. Jänner 1947 Libeliče), Alle Veranstaltungen wurden sorgfältig vorbereitet und Priester, Theologe. Der aus einer Bauernfamilie stammende V. absolbeinhalteten mehrere Programmpunkte  : Theaterstücke oder Szenen, Gesangseinlagen, Rezitals mit Er- vierte nach der Volksschule in Videm bei Ptuj das

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Voh, Stanislava

Gymnasium in Ptuj und → Maribor (Matura 1893). Anschließend trat er ins Klagenfurter → Priesterseminar ein. Am 19. Juli 1896 wurde er zum Priester geweiht. Nach einem weiteren Jahr im Priesterseminar bekam er im Juli 1897 in Prevalje als Kaplan seine erste Anstellung in der Seelsorge. Bereits nach knapp acht Monaten wurde er Provisor der Pfarre Deutsch-Griffen, wo er allerdings nur sieben Monate verbrachte. Es folgten drei weitere Pfarren, in denen er kurz als Provisor wirkte (St.  Margarethen ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu, Winklern im Mölltal, Weißenstein). Am 1. November 1902 wurde er Pfarrer in Libeliče und bekleidete diesen Posten bis zu seinem Tod. V. publizierte u. a. in der in Linz erscheinenden Theologisch-praktischen Quartalschrift. 1904 erschien sein Hauptwerk Nostra maxima culpa  ! Die bedrängte Lage der katholischen Kirche, deren Ursachen und Vorschläge zur Besserung im Verlag Fromme in Wien. Das Buch erschien ohne kirchliche Druckerlaubnis. Da es sich kritisch mit der Position der Kirche in der Gesellschaft auseinandersetzte, wurde es von der Indexkongregation beim Hl. Stuhl in Rom umgehend auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt. Da sich V. »in allem willig unterworfen hat«, konnte er seine Arbeit als Seelsorger und Pfarrer fortsetzen. Nach dem Zerfall ÖsterreichUngarns organisierte er in Libeliče die Nationalwacht (Narodna straža) und engagierte sich im Konflikt um die Staatsgrenze zwischen Österreich und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen aufseiten → Jugoslawiens. Infolge der bewaffneten Grenzkämpfe musste er aus Libeliče fliehen. Im Oktober 1922, nachdem Libeliče Jugoslawien zugesprochen wurde, kehrte V. wieder in seine Pfarre zurück (→ Grenzfrage  ; → Vertrag von Saint-Germain). 1941 wurde er vom NS-Besatzungsregime nach Kroatien vertrieben, er gelangte allerdings in die von Italienern besetzte Provinz ›Lubiana‹ (Ljubljana), wo er in Stična Zuflucht nahm. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Libeliče zurück. Quellen  : ADG. Werke  : Nostra maxima culpa  ! Die bedrängte Lage der katholischen Kir-

che, deren Ursachen und Vorschläge zur Besserung. Wien, Leipzig 1904  ; Nostra maxima culpa. Kriza katoliške Cerkve, njeni vzroki in predlogi za izboljšanje [Üb.: Jože Lodrant.] Petrovče 1996 [Teilübersetzung ins Slowenische mit einem Nachwort des Übersetzers]. Lit.: SBL  ; ES. – J. Lodrant  : Razmišljanje ob izidu knjige Antona Vogrinca Nostra maxima culpa. In  : Znamenje 26/5-6 (1996) 90–95  ; Z. Kristan  : Iz bojev za Dravograd, Labot in Šentpavel. In  : Maistrov zbornik – Boj za Maribor 1918–1919. Maribor 1988, 432  ; L. Kos [e. a.]

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(Red.)  : Libeliče 1920–1922. Prevalje 1982  ; M. Kos  : Koroški plebiscit. Katalog ob 75. obletnici priključitve Libelič k Sloveniji. Slovenj Gradec 1997. Theodor Domej

Voh, Stanislava (1896–1914), → Schulschwestern, slowenische.

Ordensschwester,

Volavčnik, Ivan (zu verschärfter Haft verurteilter

Priester), → Militärgerichte im Ersten Weltkrieg.

Volbank, Jože (* 29. September 1897 St. Philippen bei

Sonnegg/Šentlipš pri Ženeku [Sittersdorf/Žitara vas], † 6. Februar 1981 Kranj [Gorenjska]), Arzt, Stifter einer wohltätigen Stiftung für die slowenische Schuljugend. Als V. 1918 aus italienischer Gefangenschaft zurückkehrte, war er als identitätsbewusster Slowene der Überzeugung, dass → Südkärnten/Južna Koroška Teil des neu gegründeten SHS-Staates werden würde. Er agitierte im Land für dieses Ziel. Nach der verlorenen → Volksabstimmung fühlte er sich in seiner Heimat nicht mehr in Sicherheit und flüchtete schweren Herzens ins damalige → Jugoslawien. Er verließ sein heimatliches → Jauntal/Podjuna und Kärnten/Koroška, die er über alles liebte. Eine neue Heimstätte fand er in der Nähe, in Kranjska gora, wo er als Arzt eine Praxis eröffnete und als Allgemeinmediziner in jenen ärmlichen Zeiten alles gleichzeitig war  : Hausarzt, Geburtshelfer, Notarzt u. v. m. Er ließ allen ärztliche Hilfe angedeihen und ersetzte vielfach Spezialisten. Er hatte ein so gutes Verhältnis zu den Menschen um sich, dass er all ihre Gewohnheiten und Schwächen kannte. Er half als Arzt und Berater immer und überall, wo dies gebraucht wurde, zumal in jener Zeit nur wenige eine Krankenversicherung hatten, und noch weniger Geld etwa für einen Krankenhausaufenthalt. In sich trug V. den großen Schmerz über das Schicksal seines heimatlichen Kärnten/Koroška. Er fand sich nie damit ab, dass die slowenische Sprache aus ihren traditionellen Gegenden verschwand (→ Germanisierung). Deshalb unternahm er alles, um seinen slowenischen Landsleuten jenseits der → Karawanken/ Karavanke zu helfen. Er beschloss, einen Großteil seines Vermögens der slowenischen Schuljugend zur Verfügung zu stellen. Einen Teil seines Vermögens veräußerte er noch zu Lebzeiten und richtete eine Stipendienstiftung für die Schüler des Bundesgymnasiums für Slowenen in Klagenfurt/Celovec, das 1957 errichtet

Pomlad, Privatstiftung

Völkermarkt/Velikovec

wurde, ein. Mit diesem Geld unterstützte er über die wenische in Kärnten/Koroška  ; → Landesgesetzblatt, Jahre auch andere Projekte im Rahmen des Gymnasi- zweisprachiges Kärntner  ; → Landesverfassung, Kärntums und natürlich auch sozial schwache Schüler. Aus ner von 1849  ; → Lavant, Diözese/Lavantinska škofija  ; → Linde  ; den Mitteln der Volbank-Stiftung wurde auch ein Teil → Liedersammlung, handschriftliche  ; des Sportgeländes beim Gymnasium finanziert, sodass → Ljubljana  ; → Maribor  ; → Mežiška dolina  ; dieses so weit erweitert werden konnte, dass es den Re- → Mlada Jugoslavija [ Junges Jugoslawien]  ; → Mlageln des Fußballverbandes entsprach. So fand die slo- doslovenci [ Jungslowenen]  ; → Narodna šola [Natiowenische Sportjugend in der Nähe des Gymnasiums nal- bzw. Volks-Schule]  ; → Ortsname  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Publizistik, ihre Heimstätte. Am Ende seines Lebens beschloss V. seine ehemali- slowenische in Kärnten/Koroška  ; → Rosentaler Diagen Landsleute in Kärnten/Koroška testamentarisch zu lekt/rožansko narečje  ; → Russophilie  ; → St. Andrä im bedenken und so zu unterstützen. Das Gericht in Kranj Lavanttal (Šentandraž v Labotski dolini)  ; → Saualpe/ stellte diesbezüglich fest, dass V. sein Erbe testamenta- Svinška planina  ; → Schulschwestern, slowenische  ; risch dem Elternverein am slowenischen Gymnasium → Schulwesen  ; → Schulwesen unter jugoslawischer (Združenje staršev na gimnaziji za Slovence) in Klagen- Verwaltung in der Zone A in den Jahren 1919–1920  ; furt/Celovec vermacht hatte. Dieses nahm die Erb- → Schwabegg/Žvabek, Neuhaus/Suha und Leifling/ schaft mit der Verpflichtung an, die Mittel nachhaltig Libeliče  : Kulturarbeit seit 1882  ; → Skala, izobražeanzulegen, um mithilfe der Volbank-Stiftung Pomlad valno in pevsko društvo [Bildungs- und Gesangsverein [Frühling] die slowenische Jugend in der Gegenwart Skala (Fels)]  ; → Slovenica im Kärntner Landesarchiv  ; → Slovenica-Carinthiaca in Kärntner Bibliotheken und der Zukunft zu unterstützen. in vorjosephinischer Zeit  ; → Slovensko šolsko društvo (SŠD) [Slowenischer Schulverein]   ; → Socialist Archiv  : Archiv des Elternvereins am Bundesgymnasium für Slowenen in Klagenfurt/Celovec. za plebiscitno ozemlje [Sozialist für das VolksabstimLit./Web  : [Nekrolog]. In  : Slovenski vestnik, Jg. XXXVI, 13. 2. 1981, mungsgebiet]  ; → Sodaliteta presvetega Srca JezusoNr. 7, S. 4  ; www.promlad.at (17. 10. 2012). vega  ; → Sprachgrenze im 18. Jahrhundert in Kärnten/ Božo Hartmann  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl Koroška  ; → Tabor  ; → Tainacher Handschrift  ; → Tamburizzamusik  ; → Theater, slowenisches in Kärnten/ Völkermarkt/Velikovec, vgl. Sachlemmata  : → Völ- Koroška   ; Vereinswesen (1) in Kärnten/Koroška, slokermarkt/Velikovec  ; → Lipa, Katoliško izobraževalno wenisches  ; → Vertrag von Saint-Germain  ; Vertreidruštvo [Katholischer Bildungsverein Lipa (Linde)]  ; bung 1920  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško sowie → Abgeordnete  ; → Abstimmungszonen  ; →  podgorje  ; → Völkermarkter Hügelland/Velikovško »Anschluss« und die Kärntner Slowenen (1938–1942)  ; podgorje, Kulturvereine  ; → Volksabstimmung, Kärnt→ Archivwesen  ; → Assimilationszwang  ; → Bauern- ner  ; → Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in aufstände  ; → Bildstock  ; → Bleiburg/Pliberk  ; → De- Kärnten/Koroška ab 1849  ; → Wahlordnungen und zemberverfassung (1867)  ; → Dravci  ; → Družba sv. Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg   ; Cirila in Metoda (CMD)  ; → Eisenkappel/Železna → Widerstandsbewegung  ; → Zveza ženskih društev Kapla  ; → Frauenfrage  ; → Gegendname  ; → Gorjanci. na Koroškem [Verband der Frauenvereine in Kärnten]  ; Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas Personenlemmata  : → Aljančič, Andrej  ; → Brollo, [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmanns- Jacobo  ; → Czoernig, Karl (Carl) von  ; → Doberšek, dorf ]  ; → Grenzfrage, österreichisch-jugoslawische Karel  ; → Dragaschnig, Janez  ; → Einspieler, Grein Kärnten/Koroška (1918–1920)  ; → Gurk, Diözese/ gor  ; → Felaher, Julij  ; → Grafenauer, Ludvik  ; Krška škofija  ; → Jauntal/Podjuna  ; → Jauntaler Dialekt  ; → Gril, Pavel  ; → Košir, Pavel  ; → Kotnik, France  ; → Jugoslovenski Korotan [Südslawisches Kärnten]  ; → Kraiger, Ferdo  ; → Kraut, Jurij  ; → Kriegl, → Kmečka zveza [Bauernbund]  ; → Koroška domovina Niko  ; → Kuchling, Anton  ; → Luschin, Franz [Kärntner Heimat]  ; → Koroška slovenska stranka (KSS) Xaver  ; → Maister, Rudolf  ; → Maklin, Walter  ; in der Ersten Republik  ; → Koroška zora  ; → Glasilo → Malgaj, Franjo  ; → Mencin, Rudolf  ; → MertZveze ženskih društev za Koroško [Kärntner Morgen- litsch, Hermann  ; → Muri, Franc  ; → Ogris, Dr. röte. Zeitschrift des Verbandes der Frauenvereine für Josip  ; → Pavlič, Dr. Valentin  ; → Perlornig(g), Kärnten]  ; → Kryptoslowenen  ; → Kulturvereine, slo- Ferdinand  ; → Pernhart, Markus  ; → Petek, Franc  ;

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Völkermarkt/Velikovec

→ Poznik, Albin  ; → Progar, Alojzij  ; → Prušnik, Karel-Gašper  ; → Pucher, Albert  ; → Ražun, Matej  ; → Rulitz, Matija  ; → Schumy, Vinzenz  ; → Somer, Josef  ; → Svetina, Anton ( Junior)  ; → Svetina, Anton (Senior)  ; → Šašel, Josip  ; → Štaudeker, Franc  ; → Treiber, Franc  ; → Vospernik, Janez  ; → Zablatnik, Dr. Pavle  ; → Zwitter, Vinko  ; St.  Agnes/Šentaneža  : → Podgorc, Valentin  ; St.  Franzisci/ Želinje  : (siehe dort)  ; St. Jakob/Šentjakob na Vašinjah  : → Gross, Šimen   ; St.  Margarethen ob Töllerberg/ Šmarjeta pri Velikovcu  : (siehe dort)  ; St.  Michael ob der Gurk (→ Windisch St. Michael)/Slovenji Šmihel  : (siehe dort)  ; St.  Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah  : (siehe dort)  ; St. Ruprecht/Šentrupert  : (siehe dort bzw. oben)  ; St. Stefan/Šentštefan  : → Glančnik, Jernej  ; Tainach/Tinje  : (siehe dort)  ; Unterlinden/Podlipa bei Haimburg/Vovbre  : → Ellersdorfer, Florijan  ; → Puncer, Srečko  ; Waisenberg/Važenberk  : (siehe dort).

KS, 1925

Völkermarkt/Velikovec, Stadtgemeinde am linken

Ufer der Drau/Drava, Sitz der Bezirksverwaltungsbehörde und Gerichtssitz sowie regionales wirtschaftliches Zentrum und Bildungsmittelpunkt des → Jauntales/Podjuna. Der Ort entwickelte sich am linken Ufer der Drau/ Drava an einer ehem. römischen Straße, von der noch archäologische Reste Zeugnis ablegen. Entlang dieser Trasse entstanden ab dem 6. Jh. einige frühslawische Siedlungen. Die wichtigste darunter war St. Ruprecht/ Šentrupert, wo bereits 1043 die gleichnamige Pfarrkirche urkundlich erwähnt wird (erstmals soll sie jedoch bereits 760 eingeweiht worden sein). Die Siedlung um diese Ur-Pfarre wird 1105 als Volchimercatus genannt, 1177 als Völkhenmarht. Sie war im Besitz der fränkischfeudalen Herrschaft der Spanheimer, die sich im Investiturstreit mit den Anhängern des Papstes Anfang des 12. Jh.s große Besitzungen in Kärnten/Koroška, der Steiermark/Štajerska, in → Krain/Kranjska sowie im Kras (Karst) zu eigen machen konnten. Zwischen 1122 und 1269 stellten sie die Kärntner Herzöge. Herzog Bernhard von Spanheim ließ bereits 1217 eine Brücke über die Drau/Drava errichten. 1240 wurde etwas südlich davon der neue Markt Völkhenmarht errichtet, und zwar am Rande einer eiszeitlichen Terrasse auf einer Seehöhe von 462 m, ca. 80 m über dem alluvialen Talgrund der Drau/Drava. Der Ort steht an einer strategisch günstigen Stelle, da ein Teil der Ebene von steilen Abhängen zweier Drauzu-

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flüsse begrenzt ist, während die dritte Seite steil zur Drau/Drava abfällt. Zur Entwicklung des Marktes trug ganz besonders die Brücke über die Drau/Drava bei. Dass der Markt planmäßig errichtet wurde, beweist der dreieckig gestaltete urbane Kern mit einem großen rechteckigen Marktplatz in der Mitte. Ab 1252 scheint der Ort unter dem Namen Völkenmarkt auf, in einigen älteren Quellen wird auch der Name Judenmarkt erwähnt. Bereits 1256 (bis 1808) wirkte am Rande der Stadt das Augustinerspital, 1261 ist eine Münzprägestätte vorhanden. V./V. war im Mittelalter ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, zu dem sieben Straßen führten. Von besonderer Bedeutung für die Fernverbindungen waren die Straßen nach Klagenfurt/Celovec, ins Jauntal/Podjuna und weiter nach → Eisenkappel/ Železna Kapla und nach Jezersko (Seeland) sowie die Straßen ins Lavanttal/Labotska dolina und jene über Brückl/Mostič nach St. Veit an der Glan (Šentvid na Glini) sowie entlang der Gurk/Krka gegen Norden in die Bergbaugebiete. Die Stadt entwickelte sich rasch und wurde nach den osmanischen Einfällen im 15. Jh. mit einer starken Stadtmauer umgeben. Als Klagenfurt/ Celovec 1518 zur Landeshauptstadt erhoben und ein Gutteil des Verkehrs über den Loiblpass/Ljubelj geleitet wurde, begann V./V. an Bedeutung zu verlieren. Zudem wurde V./V. 1690 von einem Erdbeben erschüttert

Völkermarkt/Velikovec

KD Lipa

und in der Folge mehrmals von der Pest heimgesucht. Volksschule in Kärnten/Koroška, die ihren Unterricht als einklassige Schule begann, in den Jahren 1909–1919 1809 besetzten napoleonische Truppen die Stadt. Und obwohl in der Folge am Mühlgraben/Mlinski vierklassig geführt wurde. Die Schule gewann rasch an graben, der die Stadt an ihrer östlichen Seite schützte, Ansehen im gesamten Völkermarkter Bezirk, d. h. nicht mehrere Mühlen, Sägewerke und Hammerwerke er- nur in der Stadt und in der näheren Umgebung. Sie richtet wurden, brachte die Industrialisierung wenig. organisierte zahlreiche Veranstaltungen anlässlich von Die neue Bahnstrecke entlang der Drau/Drava von Feiertagen und Jubiläen und insbesondere TheaterMaribor nach → Villach/Beljak führte einige Kilo- aufführungen. Treibende Kräfte der Kulturarbeit wameter südlich an V./V. vorbei, sodass die Rolle als Ver- ren der Leiter der Schule und Pfarrer in St. Ruprecht/ kehrsknotenpunkt vom bis dahin bedeutungslosen Ort Šentrupert Franz → Treiber sowie der Kaplan Janez Kühnsdorf/Sinča vas übernommen wurde. V./V. blieb Dobrovec. Bei den Veranstaltungen wirkten, trotz Mitte des 19. Jh.s lediglich ein wirtschaftliches Zentrum harscher Gegnerschaft deutschnationaler Kreise, oft von lokaler Bedeutung insbesondere für die ländlichen auch andere bekannte Kulturarbeiter, so etwa Valentin Gebiete des → Völkermarkter Hügellands/Velikovško → Podgorc und Vinko → Poljanec u. a., mit. Im podgorje zwischen der Drau/Drava im Süden und der ersten Jahrzehnt des 20 Jh.s kam es unter den Mit→ Saualpe/Svinja im Norden. Deshalb war es für V./V. gliedern des Völkermarkter Zweigvereins Ciril in Mevon Bedeutung, dass es als Sitz der Bezirkshauptmann- todova podružnica za Velikovec zu immer größeren Unschaft erkoren und somit zum Verwaltungszentrum für stimmigkeiten. Der Grund dafür waren Unterschiede den südöstlichen Teil des Landes wurde. in den Weltanschauungen zwischen einigen Lehrern Und obwohl sich V./V. im Industriezeitalter nur der Narodna šola und den Ausschussmitgliedern. Dies langsam entwickelte und damit auch die Bevölkerung führte zum Vertrag vom 18. Oktober 1913, mit dem nur langsam anstieg (1880 hatte V./V. 2.392 Einwoh- sich die Ordensschwestern und Lehrerinnen verselbstner), war es ein bedeutendes politisches und kultu- ständigten und das Gebäude des Vereins für 15 Jahre relles Zentrum für die Kärntner Slowenen. Das kam mieteten. Der Erhalt des Gebäudes ging zulasten des ganz besonders nach dem Jahr 1848 zum Tragen, als Völkermarkter Kyrill und Method-Zweigvereins und es zwischen der slowenisch- und der deutschsprachigen der → Slovenska straža za Velikovec in okolico [SloweBevölkerung zu größeren interethnischen Spannungen nische Wacht für Völkermarkt und Umgebung]. Ab kam. dem Jahr 1910 versiegte die Tätigkeit des Kyrill und Der erste Versuch eines organisierten Kulturlebens Method-Zweigvereins immer rascher. Einige seiner der Slowenen in V./V. reicht bis Ende Dezember 1873 ehemaligen Mitglieder gründeten das Velikovško omizje zurück, als ein erster Bildungsverein gegründet wurde. [Völkermarkter Kreis]. Dabei handelte es sich um eine Dieser war bis April des Folgejahres tätig, als er sich Gruppe katholisch orientierter, identitätsbewusster wegen fehlender Mitglieder selbst auflöste. Das orga- slowenischer Kulturarbeiter, die sich wöchentlich im nisierte Kulturleben begann in der Folge im Oktober slowenischen Narodni dom [Volkshaus] trafen. Volks1893 mit der Gründung des Vereins Ciril in Metodova versammlungen christlichsozialer Prägung wurden podružnica za Velikovec [Zweigverein des Kyrill und organisiert, die in der Folge die Grundlage für eine Method-Vereins für Völkermarkt]. Der Verein hatte ca. vielfältige kulturelle Tätigkeit in Südkärnten/Južna 100 Mitglieder aus der Stadt und aus der näheren Um- Koroška bildeten, zumal die Mitglieder des Velikovško gebung. Im Wesentlichen waren es Angehörige solcher omizje [Völkermarkter Kreis] zu den Initiatoren des Berufe, die dem wachsenden Germanisierungsdruck Slovensko katoliško izobraževalno društvo → »Lipa« [Sloleichter standhielten und nicht den Verlust des Arbeits- wenischer katholischer Bildungsverein Lipa/Linde] platzes fürchten mussten (→ Assimilation, → Germa- zählten (→ Kulturvereine). Der Verein wurde am 21. nisierung). Oktober 1906 im Narodni dom [Volkshaus] in V./V. Die bedeutendste Einrichtung dieser Zeit war die gegründet und hielt monatliche Versammlungen und slowenische Schule unter dem Namen Narodna šola zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt sowie im Um[Schule des Volkes] in St.  Ruprecht/Šentrupert, die land ab. Die Veranstaltungen bestanden immer zuminam 25. Oktober 1896 vom Verein → Družba sv. Ci- dest aus drei Teilen  : dem Vortrag der Fachreferenten rila in Metoda [Kyrill und Method-Verein] ins Leben zu verschiedenen Problemen des Alltags (z. B. aus dem gerufen wurde. Das war die erste slowenische private Bereich der Landwirtschaft, der Politik, der Geschichte,

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Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje

des → Schulwesens, der Kirche usw.), einer Theaterauf- von V./V. für den Verbleib bei Österreich. Der Ausführung sowie einem Auftritt des Gesangsvereins oder gang der Volksabstimmung und die Ereignisse danach der Tamburizzagruppe. Ab 1908 trat der Vereinschor behinderten in beträchtlichem Maße die Tätigkeit der bei jeder Veranstaltung auf, die größte Aufmerksamkeit slowenischen Vereine in der Stadt, da die österreichierregte die Tamburizzagruppe, die erstmals im Okto- schen Obrigkeiten auf alle identitätsbewussten sloweber 1908 im Narodni dom auftrat. Die Veranstaltungen nischen Kulturarbeiter und die wenigen verbliebenen waren sehr erfolgreich, da sie trotz des Widerstands Intellektuellen Repressionen ausübten. Wegen des deutschnationaler Kreise regelmäßig über 500 Besu- starken Drucks der Deutschnationalen wurde das Slocher verzeichneten (→ Chorwesen → Tamburizzamu- wenische aus dem öffentlichen Leben völlig verdrängt sik, → Theater). (auch aus der Kirche), die Post stellte keine sloweni1910 wurde in V./V. auch die → Slovenska straža schen Zeitschriften zu, so dass es zu einem fast völligen [Slowenische Wacht] gegründet, über deren Tätigkeit Erliegen des slowenischen Kulturlebens kam. Das Slojedoch nur wenig Unterlagen erhalten geblieben sind. wenische war beschränkt auf private Veranstaltungen Bekannt ist, dass sie 1914 zum 500. Jahrestag der letz- anlässlich kirchlicher Feiertage und alten Volksbrauchten Herzogseinsetzung (→ Fürsteneinsetzung) in slo- tums. In der Zeit vor dem → »Anschluss« ist noch wenischer Sprache ein Versammlung abhalten wollte, das Wirken der Volkspoetin (→ Bukovništvo) Milka an der der Pfarrer Ivan → Dolinar eine Ansprache → Hartman hervorzuheben, die zahlreiche slowenihalten sollte. Belegt ist ihre Jahresversammlung am 2. sche Kochkurse in vielen Orten abhielt. Abschluss dieJuni 1918 im Turnsaal der Narodna šola [Schule des ser mehrwöchigen Kurse war immer eine Veranstaltung Volkes]. mit der Präsentation der kulinarischen Produkte (MaWährend des Ersten Weltkriegs kam die Kulturarbeit ria Magdalena → Knafelj-Pleiweis). Auf diesen weitgehend zum Stillstand. Am 30. November 1918 Veranstaltungen traten gelegentlich auch Rezitatoren besetzten slowenische Freiwillige unter der Führung auf, ein Mädchenchor, Schauspieler, Tamburizzaspieler von Franjo → Malgaj die Stadt und errichteten eine oder bisweilen sogar Redner. Später wurde noch diese slowenische Verwaltung. Obwohl deutsch-österreichi- bescheidene Tätigkeit verhindert. sche Einheiten die Stadt tags darauf angriffen, wurde der Angriff in Absprache mit den Machthabern in Kla- Lit.: K. Ulbrich  : Städte und Märkte in Kärnten (= Wiener geographigenfurt/Celovec eingestellt. Im Mai 1919 mussten sich sche Studien, 9). Wien 1939  ; M. Kos, Slovenska naselitev na Koroškem. die slowenischen Einheiten angesichts der deutsch- In  : Geografski vestnik 8 (1932), 101–143  ; A. Melik  : Slovenski alpski österreichischen Offensive aus V./V. zurückziehen und svet. Ljubljana 1954  ; L. Ude  : Vojaški boji na Koroškem v letu 1918/1919. In  : J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (Hg).: Koroški plebiscit – razprave in stellten die Ordnung erst wieder her, als die Vertreter članki. Ljubljana 1970, 131–214  ; Z. Kuhling  : Slovensko kulturno deloder Großmächte im Rahmen der Friedensverhand- vanje v okolici Velikovca včasih in danes. In  : P. Apovnik (Hg)  : O lepih lungen in Paris beschlossen, dass über die Zugehörig- in hudih časih  : zbornik predavanj ob 90-letnici Prosvetnega društva keit → Südkärntens/Južna Koroška zu Österreich oder Lipa v Velikovcu. Velikovec 1996, 23–37  ; D. Grafenauer  : Življenje zum neu errichteten Königreich der Serben, Kroaten in delo Julija Felaherja in koroški Slovenci, (Phil. Diss.). Maribor 2009. Matjaž Klemenčič  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl und Slowenen in einer Volksabstimmung entschieden würde. Vom Mai 1919 bis zur Volksabstimmung 1920 wirkten in V./V. ein slowenisches Gymnasium und eine Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje, Lehrerbildungsanstalt sowie der Klub koroških akademi- auch Velikovško Čezdravje, Natur- und → Kulturkov [Klub der Kärntner Akademiker] (wahrscheinlich landschaft zwischen der → Saualpe/Svinška planina eine Zweigstelle des Klubs in Ljubljana). Aufgabe des (Svinja) im Norden und der Drau/Drava im Süden Klubs war die Vereinigung aller Kärntner (sloweni- sowie zwischen → Tainach/Tinje bzw. dem Frankenschen) Schüler unabhängig von deren weltanschauli- berg/Brankovca und dem Bischofsberg/Škofja gora im cher Einstellung, und zwar mit dem Ziel, in der Kärnt- Westen und Ruden/Ruda bzw. den St. Pauler Bergen/ ner (slowenischen) Bevölkerung die nationale Identität Šentpavelske gore bzw. nach Melik Gradniško hribound die Unterstützung für ein starkes → Jugoslawien vje im Osten. Diese Kulturlandschaft ist eng mit der zu fördern. Trotz aller Bemühungen der jugoslawischen slowenischen → Kulturgeschichte verbunden. LiteObrigkeiten stimmten jedoch bei der → Volksabstim- raturüblich wird es vor allem wegen des hier traditiomung am 10. Oktober 1920 fast 83,5 % der Einwohner nell gesprochenen slowenischen → Jauntaler Dialektes

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Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje

V. Klemenčič: Koroška/ Kärnten (Detail Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje)

(podjunsko narečje) als Teil des → Jauntales/Podjuna betrachtet (→ Gegendname), wiewohl westliche Teile nach Logar bereits dem Rosentaler Dialektbereich (rožansko narečje) zugezählt werden (→ Identität, territoriale). Die Einwohner im Einzugsgebiet der Drau/ Drava werden auf Slowenisch Dravci oder Čezdravci genannt. Das V. H./V. P. umfasst ca. 210 km2. Die stark hügelige Landschaft ist die Folge der eiszeitlichen und später der fluvialen Einwirkungen  ; jeweils getrennte Moränenformationen folgen einander von Südosten nach Nordwesten. Die höchste Erhebung dieses Hügellan-

des erhebt sich über dem östlich gelegenen Ort St. Michael ob der Gurk (Windisch St.  Michael)/Slovenji Šmihel) mit über 300 m relativem Höhenunterschied (Bischofsberg/Škofja Gora, 796/801 m, Frankenberg/ Brankovca, 831 m), die anderen Erhebungen sind niedriger und übersteigen in der Regel nicht 150 m relativer Höhe. Großteils sind sie bewaldet. Zwischen den solchermaßen entstandenen Wällen aus Geschiebemergel befinden sich niedrigere Bereiche mit Feuchtgebieten und Mooren (mokrina oder regional blato), die an jenen Orten entstanden sind, wo das Wasser nach Rückzug des Draugletschers nicht abfließen konnte. Die meis-

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Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine

ten ebenen und fruchtbaren Flächen finden sich am Fuß der Saualpe/Svinška planina (Svinja), vom Gurktal (dolina Krke) Richtung Griffen/Grebinj und Ruden/ Ruda und hin zur Drau/Drava. Das bis zu drei Kilometer breite ehemalige Talbett der Gurk/Krka, entstanden am Höhepunkt der würmzeitlichen Vereisung, weist eine dicke Schicht Gletscher- und Flusssedimente auf. Die Talböden sind großteils trocken, fruchtbar und gut bewirtschaftet, während an jenen Stellen, wo Zuflüsse durch Geschiebe den Abfluss verhinderten, kleinere Moore entstanden sind. In den Ebenen finden sich vereinzelt kleinere Inselberge aus triaszeitlichem bei Niedertrixen/Šentštefan pri Trušnjah und VölkerKalkgestein (Mittertrixen/Srednje Trušnje, Obertrixen/ markt/Velikovec. Der Anteil der slowenischen BevölZgornje Trušnje, Haimburg/Vovbre und Griffen/Gre- kerung ist nach Volkszählungsergebnissen unter 5 % binj), auf denen im Mittelalter Befestigungen errichtet gesunken, nach anderen Schätzungen ist er noch dreimal so hoch (→ Kryptoslowenen). Hier ist der Anteil worden waren, die jedoch heute meist Ruinen sind. Das V. H./V. P. wurde bereits sehr früh besiedelt, je- der statistisch nicht erfassten Slowenen am höchsten doch nie sehr dicht. Es überwiegen Haufensiedlungen (→ Germanisierung, statistische). Im V. H./V. P. wirkund Einschichthöfe. Kulturgeschichtlich von Bedeu- ten und wirken mehrere slowenische → Kulturvereine tung sind insbesondere die erhaltenen → Wehrkirchen und Kirchenchöre, zu den ältesten zählt der Kulturverim Gebiet. Slowenische → Inschriften in den Kirchen ein → Lipa in Völkermarkt/Velikovec. von St.  Franzisi/Želinje, St.  Georgen am Weinberg/ Šentjurij na Vinogradih sowie von St.  Margarethen Lit.: ES ( J. Zupančič  : Velikovško podgorje). – V. Melik  : Slovenski ob Töllerberg/Šmarjeta pri Velikovcu sind ebenso alpski svet. Ljubljana 1954, 516  f.; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; Z. Kuchling  : 20 let Prosvetno društvo Lipa v Zeugnisse der slowenischen Kulturgeschichte in der Velikovcu. Štriholče/Gattersdorf 1994  ; P. Apovnik (Hg.)  : O lepi in o Region. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung war hudih časih. Zbornik predavanj ob 90-letnici Prosvetnega društva Lipa hier der größte Anteil bäuerlicher Bevölkerung. Bis v Velikovcu. Velikovec 1996  ; G. Živkovič  : Župnijska cerkev na Rudi, zur → Volksabstimmung 1920 gab es, abgesehen von Obnova zunanjščine in rekonstrukcija nekdanjih dekorativnih sistemov. Völkermarkt/Velikovec und Griffen/Grebinj, hier eine In  : KMD 2015. Celovec 2014, 54–58. slowenische Mehrheitsbevölkerung, sodass – abgese- Web  : www.kath-kirche-kaernten.at/ (19. 10. 2012). Jernej Zupančič, Bojan-Ilija Schnabl  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl hen von Völkermarkt/Velikovec, Markt Griffen/Grebinj sowie St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu, die zweisprachig waren – sämtliche anderen Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje  – Pfarren bis zum Beginn der Ersten Republik noch aus- slowenische Kulturvereine. Noch in den letzten schließlich slowenisch geführt wurden (→ Pfarrkarte Jahren der Habsburgermonarchie und zu Beginn der der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Mit Florijan Ersten Republik war das Völkermarkter Hügelland/ → Ellersdorfer hatte allerdings Griffen/Grebinj Velikovško podgorje ein weitgehend slowenischspraab 1903 einen langjährigen und beliebten deklarierten chiges Gebiet, das fest in den slowenischen Kulturzweisprachigen Slowenen als → Bürgermeister. Heut- traditionen und -strömungen verankert war (→ Sprazutage werden im Dekanat Völkermarkt/Velikovec die chenzählung  ; → Identität, territoriale). Mit dem Pfarren Diex/Djekše, Gorentschach/Gorenče, Grafen- Aufkommen des slowenischen → Vereinswesens kam bach/Kneža, Greutschach/Krčanje, St. Margarethen ob es auch in diesem Gebiet verstärkt zu organisierten Töllerberg/Šmarjeta, St. Peter am Wallersberg/Šenteter Formen des slowenischen Kulturlebens sowie des slona Vašinjah, St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert wenischen → Genossenschaftswesens. Zahlreiche örtpri Velikovcu, Stift Griffen/Grebinjski klošter und liche Kulturvereine begannen ihre Tätigkeit mit dem Ruden/Ruda zweisprachig geführt, während nur noch Ziel der Stärkung der slowenischen → Identität und einsprachig deutsch folgende Pfarren geführt werden  : der Förderung der Sprachkultur. Vielfach waren sie in Haimburg/Vovbre, Markt Griffen/Grebinj, St.  Geor- das religiöse Leben und → Brauchtum eingebunden, gen am Weinberg/Šentjurij na Vinogradih, St. Stefan zumal die → Liturgiesprache durchwegs Slowenisch

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KS, 25. 11. 1925

Obergreutschach/­ Zgornje Krčanje, Nabiǝrale so liǝšnike

KS, 21. 1. 1925

Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine

Stift Griffen/Grebinski klošter, slowenischer Kirchenchor, 1950 Greutschach/Krčanje, Kraljevanje [Dreikönigs-Laienspiel], 1935

war, bzw. lediglich die Pfarren von Völkermarkt/Velikovec, St. Ruprecht bei Völkermarkt/Šentrupert pri Velikovcu und Markt Griffen/Grebinj als → zweisprachig (slowenisch-deutsch) geführt wurden. Haimburg/Vovbre, St.  Stefan/Šentštefan  : Izobraževalno društvo za Vovbre, Št. Štefan in okolico

[Bildungsverein für Haimburg, St.  Stefan und Umgebung]. Der Verein wurde am 15. Juli 1906 gegründet und hatte bereits am ersten Tag 90 Mitglieder, darunter Bauern aus Bösenort/Hudi Kraj, Diex/Djekše, vom Lisnaberg/Lisna und Haimburgerberg/Vovbrske Gore sowie aus Berg ob St.  Martin/Rute nad Šmartinom. Zum Vorsitzenden wurde Martin Harrich, vlg. Plaznik (Haimburgerberg/Vovbrske Gore) gewählt, Vizeobmann wurde Aleš → Gril, vulgo Mentl (der Vater

von Pavel → Gril), Schriftführer wurde der Haimburger Pfarrer → Ebner. Am 19. August 1906 gab es eine Monatszusammenkunft beim Likeb in St. Stefan/ Šentštefan, am 28. Oktober Zusammenkunft im Gasthaus Kramer in Diex/Djekše. Regelmäßige Treffen gab es in den umliegenden Gasthäusern. Inhalt dieser Treffen waren Fachvorträge, vielfach zum Thema Ackerbau, Viehzucht und Obstbau. Oft traten als Redner Priester – u. a. Vinko → Poljanec, Ebner, Franc → Treiber, Janko → Dolinar aus St. Margarethen ob Töllerberg/ Šmarjeta pri Velikovcu auf. Bei der Vollversammlung 1909 wurde der Wirt Janez Povšnar, vlg. Likeb, zum Vorsitzenden gewählt  ; es traten auch die Tamburizzaspieler aus Völkermarkt/Velikovec auf (→ Lipa, Katoliško izobraževalno društvo  ; → Tamburizzamusik). Bei verschiedenen Festen traten auch heimische Theaterspieler mit Komödien auf (→ Theater). Bis zum Jahr 1913 gab es regelmäßige Zusammenkünfte, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gab es noch Treffen und Feiern mit Tanz und Musik, jedoch gibt es darüber kaum Berichte. Diex/Djekše  : Katoliško krščansko-socialno izobraževalno društvo Trdnjava na Djekšah [Katholischer christlichsozialer Bildungsverein Trdnjava [die Festung] in Diex]. Die Gründungsvollversammlung war am 15. Februar 1909 im Gasthaus Kramer in Diex/ Djekše. Am ersten Tag traten dem Verein mehr als 70 Mitglieder bei. Danach gab es monatliche Zusammenkünfte mit verschiedenen Schwerpunkten. Redner waren Vereinsmitglieder der Nachbarvereine, Priester aus den Nachbarorten, es traten Gruppen aus den Vereinen der Umgebung auf (u. a. Janko [Ivan] Dolinar, Mädchengruppe aus St.  Georgen am Weinberg/Šentjurij na Vinogradih). Am 8. August 1909 waren die Besucher so zahlreich, dass das Treffen im Freien vor dem Gasthaus Kramer stattfand. Es traten Gruppen des heimischen Vereins und der Nachbarvereine auf (u. a. eine Tamburizzagruppe aus Völkermarkt/Velikovec). 3. Februar 1910 – Zusammenkunft in Diex/Djekše, es traten »Mädchen aus der Umgebung von St. Franzisci/ Želinje« auf, mit Gesang und Komödie Kukavica – modra ptica [Kuckuck – du schlauer Vogel]. Am 31. Juli 1910 fand die Vollversammlung statt, bei der die Redner auch verbale Angriffe gegen die slowenische Sprache aus der jüngsten Zeit erwähnten. Am 14. Jänner 1912 gab es die Vollversammlung im Gasthaus Kočmar in Diex/Djekše. Es traten Laienschauspieler aus St. Franzisci/Želinje und aus Völkermarkt/Velikovec auf, weiters Tamburizzaspieler aus Völkermarkt/Velikovec. Als

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Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine

Redner trat Mavhler aus Völkermarkt/Velikovec auf. Im Jahr 1913 traten als Redner u. a. die beiden Priester Janko Dolinar und Vinko Poljanec auf. Nach dem Jahr 1913 gibt es keine Informationen mehr über die Vereinstätigkeit. In der Kirche wird noch heute in beiden → Landessprachen gesungen (Chorgesang und Volksgesang). Waisenberg/Važenberk, St.  Franzisci/Želinje  : Katoliško slov. izobraževalno društvo za Važenberk (Želinje) in okolico [Katholischer slowenischer

Bildungsverein für Waisenberg (St.  Franzisci) und Umgebung]. Sänger aus der Umgebung von Waisenberg/Važenberk und St. Franzisci/Želinje galten schon zu Beginn des organisierten slowenischen → Vereinswesens als ausgezeichnete Sänger, die oft Hl. Messen in den umliegenden Orten gestalteten (St.  Georgen/ Šentjurij, St. Margarethen/Šmarjeta pri Velikovcu). In St. Franzisci/Želinje war das Interesse für Vereinstätigkeiten sehr groß, so wurde im Dezember (Quattembersonntag) 1908 in St. Franzisci/Želinje der örtliche slowenische Bildungsverein für Waisenberg/Važenberk und Umgebung gegründet. Zu Maria Lichtmess gab es im Pfarrhof in St.  Franzisci/Želinje eine Zusammenkunft mit über 130 Teilnehmern. Monatliche Treffen waren manchmal auch im Gasthof Žnidar (Schneider) in St. Georgen/Šentjurij. Als Redner traten Priester aus der Umgebung und Fachleute verschiedenster Bereiche auf. Am 1. August feierte Leopold Kasl aus Gattersdorf/Štriholče seine Primiz in St.  Franzisci/Želinje, die gesanglich von Sängern aus St. Georgen/Šentjurij und aus St. Franzisci/Želinje umrahmt wurde (Leitung Verčnik). Bei der Jahresvollversammlung 1910 wurden folgende Funktionäre gewählt  : Obmann – Tomaž Kastner, vulgo Štefan in Waisenberg/Važenberk  ; Vizeobmann – Pfarrer Janko (Ivan) Dolinar (St. Margarethen/Šmarjeta)   ; Schriftführerin – Katica Kasl (Bösenort/Hudi Kraj)   ; Schriftführerstellvertreterin – Lucija Kumer  ; Kassier – Andrej Matt, vulgo Rudaf (Gattersdorf/Štirholče)  ; Kassierstellvertreter – Ožbej Jamnik  ; Bibliothekar – Jožef Ravnik  ; Stellvertreter – Gabriel Müller (→ Lesekultur). Im Verein gab es regelmäßige monatliche Zusammenkünfte, die häufig von den einheimischen Mädchen/ Frauen Katica Ravnik, Lucija Kumer, Barbara und Neža Kasl mitgestaltet wurden (Gesang, Schauspiel). Der Verein besaß eine Bibliothek und einen Leseverein (→ Slovanska čitalnica). Am 27. Februar wurde die Hochzeit des Vorsitzenden Tomaž Kastner-Pušl, vulgo Štefan aus Waisenberg/Važenberk, mit Sabine

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Gros, vulgo Krošelj aus Gattersdorf/Štriholče, gefeiert. Bei der Vollversammlung 1913 wurde Ivan Kuhling, vulgo Havžar aus Gattersdorf/Štriholče, zum Vorsitzenden gewählt. Im Verein war die Theatertätigkeit stark ausgeprägt. Aus dem Jahr 1914 ist eine Veranstaltung bekannt, und im Jahr 1918 wird im → Mir von der Hochzeit des Vereinsobmannes Ivan Kuhling mit Elisabeth Vernik berichtet. In der Kirche St. Franzisci/Želinje wird noch heute auch slowenisch gesungen. Es gibt zwei Kirchenchöre, einen deutschsprachigen und einen slowenischsprachigen.

St. Peter am Wallersberg/ Šentpeter na Vašinjah, slowenischer Kirchenchor, 1961 St. Stefan/Šentštefan pri Velikovcu, slowensicher Kirchenchor, 1957

Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – slowenische Kulturvereine

Beginn des Ersten Weltkrieges wurde im Rahmen des Vereines ein eigener Gesangsverein gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die gesangliche Tätigkeit im Rahmen des Kirchenchores weitergeführt, der Kirchenchor St.  Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah singt noch heute auch in slowenischer Sprache.

Lisnaberg/Lisna  : Slovensko pevsko društvo Lisna [Slowenischer Gesangsverein Lisnaberg]. Grün-

dungsvollversammlung des Vereins war am 14. Dezember 1913 im Gasthaus »Zur Krone« in Völkermarkt/ Velikovec. Am Pfingstmontag 1914 folgte die Gründungsversammlung des Bienenzuchtverbandes – Filiale für St. Peter am Wallersberg/Šentpeter na Vašinjah. Der Erste Weltkrieg forderte dann viele Opfer, sodass über die Vereinstätigkeit ab diesem Zeitpunkt kaum Berichte erhalten sind. Griffen/Grebinj, Stift Griffen/Grebinjski Klošter  : Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Grebinj, Grebinjski Klošter in okolico [Slowenischer ka-

St. Martin/Šmartin pri Rudi, slowenischer Kirchenchor, 1950 Haimburg/Vovbre, slowenischer Kirchenchor, 195

tholischer Bildungsverein für Griffen, Stift Griffen und Umgebung]. Der Kulturverein wurde am 14. April 1912 im örtlichen Pfarrsaal (Stift Griffen) gegründet, danach gab es regelmäßig Zusammenkünfte und Sitzungen, bei denen verschiedene Redner und Mitglieder der Nachbarvereine mitwirkten, so auch die Tamburizzagruppe aus Völkermarkt/Velikovec und Priester aus den umliegenden Orten. Die letzte erwähnte Zusammenkunft vor dem Ersten Weltkrieg war am Ostermontag 1914 im Narodni dom [Volksheim] in Griffen/Grebinj. Aus der Kriegszeit gibt es kaum Berichte über Tätigkeiten. Es gab aber Veranstaltungen und Treffen, jedoch lediglich »in kleinem Rahmen«. Nach dem Krieg verschärfte sich die Nationalitätenfrage zusehends. 1919, am Abend vor Ruden/Ruda, St.  Peter/Šentpeter  : Izobraževalno dem Kyrill und Method-Fest (→ Methodvita), gab kmetsko društvo za Rudo, Št.  Peter in okolico es im Schloss Griffen/Grebinjski eine Sonnwendfeier, [Bäuerlicher Bildungsverein für Ruden, St.  Peter und bei der »nationale« slowenische Lieder gesungen wurUmgebung]. Der Verein wurde gegen Ende des Jahres den. Einige Tage später wurde in Griffen/Grebinj eine 1907 gegründet. Regelmäßige Versammlungen wurden Volks- und Schulbücherei gegründet. Dem wachsenden im Gasthaus »Beim Fischer« in St.  Martin/Šmartin, Druck vonseiten → Jugoslawiens widersetzten sich aber im Pfarrhof St.  Peter am Wallersberg/Šentpeter na schließlich mehr und mehr Einheimische, die zwar für Vašinjah, in Ruden/Ruda, beim Zledek auf dem Lis- die slowenische Sache waren, aber sich nicht für Jugosnaberg/Lisna und in anderen umliegenden Gasthäu- lawien erwärmen konnten. sern abgehalten. Redner waren vielfach Priester aus der Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Kirche Umgebung und Vereinsmitglieder der Nachbarvereine. oft slowenisch gesungen – Volks- und Chorgesang. Vereinstätigkeiten waren Gesang, Theatertätigkeit und Heute ist die slowenische Sprache in der Kirche in Stift das Führen einer Vereinsbibliothek. Im Jahr 1911 trat Griffen/Grebinjski Klošter zeitweise noch zu hören, in als Redner u. a. Lambert → Ehrlich auf. Sänger aus Griffen/Grebinj jedoch ist sie gänzlich verstummt. dem Verein sangen auch in verschiedenen KirchenchöKirchenchöre im Völkermarkter Hügelland/ ren mit und umrahmten kirchliche Feiern. Knapp vor Velikovško podgorje nach dem Zweiten Weltkrieg.

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Völkername

Die Diskriminierungen in der Ersten Republik und die Tragödien des Zweiten Weltkrieges hinterließen auch im Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje tiefe Spuren in Sprache und Kultur, zumal auch hier viele Einwohner 1942 Opfer von → Deportationen wurden. Der dem folgende militärische Widerstand auf der → Saualpe/Svinška planina wurde allerdings nach 1945 vielfach nicht als Beitrag für die Befreiung vom Unrechtsregime der Nazis und für ein gesellschaftliches Klima angesehen, das zur Überwindung der kollektiven Traumata beitragen würde. Das organisierte slowenische Kulturleben fand in der Folge nur in vereinzelten Kirchenchören bedingte Fortsetzung. Solche bestanden in Diex/Djekše, Greutschach/Krčanje, Grafenbach/Kneža, St.  Peter am Wallersberg/Št. Peter na Vašinjah, Stift Griffen/Grebinjski Klošter, St. Ruprecht/Št. Rupert pri Velikovcu, St.  Franzisci/Želinje. In den meisten dieser Kirchen sind heute noch die slowenischen → Inschriften erhalten (→ Kreuzweg, Altaraufschriften etc.) – so z. B. in St. Franzisci/Želinje oder Diex/Dješke. Im Jahr 1974 wurde der slowenische Kulturverein Lipa in Völkermarkt/Velikovec erneuert und setzt seit damals die Tradition des slowenischen Kulturlebens im Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje fort. Quellen  : Mir. Lit.: Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910,

S. 22 ff. (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919, 34 ff  ; Z. Kuchling  : 20 let Prosvetno društvo Lipa v Velikovcu. Štriholče/Gattersdorf 1994  ; P. Apovnik (Hg.)  : O lepi in o hudih časih. Zbornik predavanj ob 90-letnici Prosvetnega društva Lipa v Velikovcu. Velikovec 1996. Web  : www.kath-kirche-kaernten.at/  ; www.mindoc.eu (14. 6. 2014). Martin Kuchling

Völkername, → Ethnonym  ; → Gegendname  ; → Iden-

tität, territoriale.

Volkmer, Leopold (* 13. Oktober  1741,  Ljutomer

[Prlekija/Štajerska], †  7. Februar  1816,  Destrnik [Slovenske gorice/Štajerska]), slowenischer Priester, Volkspoet, Schriftsteller, Übersetzer, Volksaufklärer und Komponist, vgl. Sachlemmata  : → Graz  ; → Liederbuch  ; Personenlemmata  : → Slomšek, Anton Martin  ; →  Zimmermann, Ignaz Franz. Volksabstimmung, Kärntner, slow. koroški plebiscit, Abstimmung am 10. Oktober 1920 über die staatliche Zugehörigkeit des mehrheitlich von Slowenen

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bewohnten slowenischen ethnischen Territoriums in → Südkärnten/Južna Koroška. Nach der Entscheidung der Pariser Friedenskonferenz vom 30. Mai 1919, dass die Bevölkerung eines Teiles des Klagenfurter Beckens/Celovška kotlina (des → Jauntals/Podjuna, des → Rosentals/Rož, der → Sattnitz/Gure, des rechten Ufers der Gurk/Krka am → Klagenfurter Feld/Celovško polje und des → Völkermarkter Hügellandes/Velikovško podgorje bzw. der südlichen Abhänge der → Saualpe/Svinška planina) über die zukünftige staatliche Zugehörigkeit in einem Referendum entscheiden solle, wurde aufgrund der Bestimmungen des → Vertrages von Saint-Germain (vom 10. September 1919) das genannte Gebiet in zwei → Abstimmungszonen geteilt  : in die Zone A (1.768 km2) mit dem Zentrum in → Völkermarkt/Velikovec, die den Behörden des neu gegründeten Königreiches SHS zur Verwaltung übergeben wurde, sowie in die Zone B (352 km2) mit dem Zentrum → Klagenfurt/ Celovec, das unter der Verwaltung der Behörden der neu gegründeten Republik Deutschösterreich stand. In der Zone B sollte ein Referendum nur im Falle einer Mehrheit für → Jugoslawien in der Zone A stattfinden. Dadurch, dass die Entscheidung für ein Referendum in Kärnten/Koroška gefallen war, missachtete die Friedenskonferenz ihre eigenen Grundsätze in Bezug auf Staatsgrenzen, die den → Sprachgrenzen entsprechen sollten. Diese Art der Bestimmung einer Grenze diente nicht mehr der Lösung der nationalen Frage, sondern der Abstimmung der Bevölkerung eines gewissen Gebietes über den Verlauf der Grenze zwischen zwei neuen Nachbarstaaten. Am 10. Oktober 1920 nahmen in 97 Wahllokalen von 39.291 Stimmberechtigten 37.636 an der Abstimmung teil. Abgegeben wurden 37.304 gültige Stimmkarten, davon 22.025 (59,04 %) für Österreich und 15.279 (40,96 %) für das Königreich SHS. Mit dem Ausgang der Abstimmung wurde die Grenze zwischen dem Königreich SHS und der Republik Österreich bestimmt. Dieser wurde das gesamte Gebiet der Abstimmungszonen A und B zugesprochen. Für einen Teil Südkärntens, der zweifellos einen slowenischen ethnischen Charakter und slowenische Einwohner hatte, das → Gailtal/Zilja, sah der Friedensvertrag überhaupt keine Referendumsentscheidung vor. Er wurde aus der Abstimmungszone ausgenommen und unmittelbar Österreich zugesprochen. Die jugoslawische Seite erhielt ohne Abstimmung die → Mežiška dolina (Mießtal) und Jezersko (Seeland). Deshalb hielt sich auf slowenischer Seite ein Zweifel über die Wahl­

Volksabstimmung, Kärntner

Abstimmungszonen, aus: V. Rožič: Plebiscit u koruškoj Sloveniji. Ljubljana 1920, Abb. S. 7

arithmetik, die zum Ausgang im Sinne Österreichs beitrug. Das → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina mit seiner ethnisch gemischten Bevölkerung wurde ohne Plebiszit Italien zugesprochen. Beim Zerfall des Habsburgerreiches kam es aufgrund der Haltung des Präsidenten der USA Thomas Woodrow Wilson und der Entente sowie aufgrund des Beschlusses der österreichisch-ungarischen Regierung, mit der diese am 28. Oktober 1918 den Völkern der Monarchie das Recht auf Selbstbestimmung zugestanden hatte, zur Schaffung neuer nationaler Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Monarchie. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich in Europa die Idee des Integralen Nationalismus durch, wonach jedes Volk auf seinem eigenen Staatsterritorium bestimmen sollte. Der Nationalstaat sollte im Idealfall alle Angehörigen des eigenen Volkes und keine Angehörigen anderer Völker umfassen. Deshalb versuchten die Staaten mit politischen, wirtschaftlichen und anderen gesellschaftlichen Mitteln, die jeweilige Bevölkerung auf ihrem Territorium ethnisch zu homogenisieren. In Übereinstimmung damit begannen slowenische (jugoslawische)

militärische Einheiten, auf Befehl der slowenischen Regierung (Narodna vlada za Slovenijo) in Ljubljana, teilweise gemäß den Erwartungen der Kärntner Deutschen und der Wiener Regierung sowie aufgrund der Aufforderung der Führer der Kärntner Slowenen im November 1918 das slowenische ethnische Territorium in Kärnten/Koroška zu besetzen. Die Kärntner Landesregierung und der Kärntner Landtag sowie in der Folge das deutschösterreichische Parlament nahmen nach der anfänglichen Forderung eines »ungeteilten Kärntens« schrittweise bis Ende November 1918 die Haltung ein, dass der slowenischen bzw. jugoslawischen Seite jenes Gebiet Kärntens überlassen werde bzw. dass die Bevölkerung dort befragt werde, wo eine geschlossene Besiedlung durch Slowenen aufscheine. Die slowenische Regierung in Ljubljana löste mit ihrer zögerlichen Haltung im November 1918, mit ihrem naiven Vertrauen in den von der Entente festgelegten Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker sowie mit ihren militärisch erfolglosen Aktionen über die bereits einvernehmlich festgelegte und vor Ort eingerichtete Demarkationslinie einen Stimmungsumschwung bei

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Volksabstimmung, Kärntner

den deutsch-Kärntner Parteien aus  : Sie beschlossen Gebiet in Kärnten/Koroška bedingungslos Österreich am 5. Dezember 1918 einstimmig, sich den weiteren zuzusprechen und so eine Einheit des Klagenfurter Beslowenischen (jugoslawischen) militärischen Vorstößen ckens/Celovška kotlina zu ermöglichen, sowie dank der zu widersetzen und am 19. Februar 1919, nach dem Haltung des Vereinigten Königreiches Großbritannien Besuch der amerikanischen Miles-Delegation, ganz und Frankreichs, die ihre ursprüngliche Zustimmung Kärnten/Koroška für die Republik Deutschösterreich zur Teilung des Landes aufgegeben hatten und nun zu beanspruchen. Die divergierenden Positionen hin- gewillt waren, dem amerikanischen Vorschlag zur Absichtlich der Demarkationslinie hatten nämlich zum haltung einer Volksabstimmung zu folgen, erhielt nun Stillstand bei den Verhandlungen geführt. Die Öster- Österreich, das bereits die sudetendeutschen Gebiete reicher traten in direkten Kontakt mit der amerikani- aufgeben musste, die reale Möglichkeit, Südkärnten/ schen Kommission, die in Wien unter der Leitung von Južna Koroška zu behalten. Den Einwohnern dieses Archibald C. Coolidge stand. Er hatte die Aufgabe, Gebietes wurde es überlassen, sich »frei zwischen ihfür die USA die ethnischen Verhältnisse in Mitteleu- ren wirtschaftlichen und ihren nationalen Interessen zu ropa zu erforschen. Mit der Zustimmung aller an den entscheiden« bzw. »ob sie die Landeseinheit behalten Verhandlungen Beteiligten, dass die amerikanischen wollen« oder ob es zu einer Vereinigung mit dem KöMitglieder der Kommission unter der Leitung von nigreich SHS kommen solle. Die jugoslawische TerSherman Miles die Situation vor Ort erkunden und ritorialforderung wurde nur bei der Bestimmung des eine neue Demarkationslinie festlegen sollten, hatte Abstimmungsgebietes berücksichtigt. Die Zone A hatte laut Volkszählung 1910 73.488 Österreich einen diplomatischen Erfolg mit unerwarteten Folgen aufzuweisen. Das Resultat der Arbeit der Einwohner, 50.837 oder 69,18 % hatten Slowenisch genannten Kommission war, dass die amerikanische als → Umgangssprache angegeben. Nach den BestimFriedensdelegation nunmehr die Position einer Einheit mungen des Friedensvertrags wurde all jenen Personen des Klagenfurter Beckens vertrat. ein Wahlrecht eingeräumt, die am 1. Dezember 1919 Die Entscheidung der Friedenskonferenz für eine ein Alter von 20 Jahren erreicht hatten, ihren ständiVolksabstimmung in Kärnten/Koroška war die Folge gen Wohnsitz im Volksabstimmungsgebiet hatten oder der nicht gelösten Frage der Grenzziehung zwischen dort geboren worden waren, oder die vor dem 1. Jänden neuentstandenen Staaten auf dem Territorium der ner 1912 hier ihren ständigen Wohnsitz oder ein Heiehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, d. h. matrecht hatten. Entscheidend war die Mehrheit der dem Königreich SHS und der Republik Deutschöster- abgegebenen gültigen Stimmen, unabhängig von den reich. Da die Frage der Grenzziehung weder mit einem Ergebnissen in den einzelnen Gemeinden. Der Kombilateralen Abkommen noch im Zuge des Grenzkon- promissvorschlag der jugoslawischen Seite, wonach das fliktes zwischen der slowenischen/jugoslawischen und Endergebnis der Volksabstimmung die Ergebnisse der der österreichischen Seite gelöst worden war, entschied einzelnen Gemeinden berücksichtigen sollte, wurde darüber die Friedenskonferenz. So hatte die militärisch nicht angenommen, obwohl sich im August 1919 selbst erfolgreiche jugoslawische Offensive »im Kampf für die österreichische Seite dafür ausgesprochen hatte. die Nordgrenze« im Mai und Anfang Juni 1919 kei- Dies und einige weitere Aktionen beider Seiten zeigten nen Einfluss auf den Grundsatzbeschluss Ende Mai die Unsicherheit hinsichtlich der Erwartungen über das 1919 der Friedenskonferenz über die Abhaltung einer Endergebnis der Abstimmung. Nimmt man die ErgebVolksabstimmung. Wahrscheinlich hat die Offensive nisse der Volksabstimmung her, so hätte dies bedeutet, jedoch dazu beigetragen, dass der Rat der Vier am 4. dass das Gebiet südlich der Drau/Drava dem KönigJuni 1919 die jugoslawische Forderung nach der Tei- reich SHS zugesprochen worden wäre. Auf österreilung des Volksabstimmungsgebietes in zwei Zonen chischer Seite diskutierte man in den Monaten vor der aufnahm. Erst damit bot die Volksabstimmung eine Volksabstimmung auch über die Möglichkeit bilateraler reale Alternative für die → Abstimmungszone A. Die Absprachen für den Fall, dass das Ergebnis nicht ausTeilung verhinderte, dass die Deutschen allein über das reichend eindeutig für Österreich ausfallen würde (z. B. Schicksal der Kärntner Slowenen entschieden. Wegen weniger als 60 %). Der tatsächliche Sieg führte dazu, der Haltung der USA, die von ihrer ursprünglichen Po- dass Österreich nach der Volksabstimmung den jugosition einer Teilung entlang der Drau/Drava abgekom- slawischen Vorschlag über eine Grenzziehung unter men war, sowie des Interesses Italiens, das umstrittene Berücksichtigung der Ergebnisse in den Gemeinden

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Volksabstimmung, Kärntner Buchcover, 1920

ablehnte. Nach der Volksabstimmung veränderte Österreich mehrmals die Grenzen jener Gemeinden, die sich mehrheitlich für das Königreich SHS entschieden hatten, um so ihre politische Selbstbestimmung zu verhindern. Einzig Libeliče (Leifling) konnte als Grenzgemeinde ihren in der Volksabstimmung bekundeten Willen auch tatsächlich umsetzen und wurde 1922 auf Initiative der Bürger, aufgrund deren Beharrlichkeit und Forderung im Zuge eines lokalen Gebietstausches von der Grenzziehungskommission in zwei Teile geteilt (→ Vertrag von Saint-Germain), wobei nach dem Zweiten Weltkrieg die Grenzen von 1938 wieder eingerichtet wurden. Die Analyse der Ergebnisse in der Zone A zeigt, dass die Mehrheit der slowenischsprachigen Bevölkerung (59,2 %) für ein Zusammenleben mit den übrigen Slowenen im Königreich SHS gestimmt haben. Für einen Verbleib bei Österreich stimmte eine Minderheit der slowenischsprachigen Bevölkerung (40,8 %). Diese Minderheit von ca. 10.000 Stimmen von (vor allem sozialdemokratisch und liberal orientierten) Slowenen in der Zone A war ausschlaggebend für

die Mehrheit für Österreich. Die Gründe für eine derartige Entscheidung suchen slowenische und österreichische Historiker in der Entwicklung der historischen Beziehungen zwischen beiden Völkern im Land, in deren jeweiliger kulturellen und politischen Entwicklung, vor allem aber war das Ergebnis Folge der massiven → Germanisierung der slowenischen Bevölkerung. Einen besonderen Aspekt stellt die Tatsache dar, dass sich ein bedeutender Teil der slowenisch sprechenden Bevölkerung national nicht deklarierte bzw. dass die Nationwerdung der Slowenen in Kärnten/Koroška nicht abgeschlossen war (→ Identität). Der Ausgang der Abstimmung führte zu einer Majorisierung der deutschen Forderungen auf dem Gebiet seit der Mitte des 19. Jh.s. Einen Teil der slowenischsprachigen Wähler der Zone A überzeugte die österreichische → Abstimmungspropaganda, die logischerweise nicht den ethnischen Aspekt der Volksabstimmungsentscheidung betonte, sondern sich auf andere gesellschaftliche Unterschiede und Staatssysteme beider neu entstandenen Staaten konzentrierte. Entscheidende Faktoren waren der oftmals beschworene Kärntner Landespatriotismus (→ Identität, territoriale), die natürliche und geografische Einheit des Klagenfurter Beckens, die Öffnung der Demarkationslinie zur Zone A und damit die Stärkung der österreichischen Propaganda bei gleichzeitig verringertem Ansehen und geschwächter Stellung der jugoslawischen Verwaltung. Diese stand in einem Gebiet in Konkurrenz mit einem Staatsapparat mit einer jahrhundertealten Tradition, zudem war der Südkärntner Raum unter SHS-Verwaltung wirtschaftlich abhängig von den urbanen Zentren im Kärntner Zentralraum. Bisweilen kam es zu unangemessenem Verhalten der jugoslawischen Behörden gegen einen Teil der Bevölkerung der Zone A. Zudem punktete Österreich als junge Republik ohne Wehrdienstpflicht gegenüber dem Königreich SHS, das eine Monarchie ohne Verfassung, aber mit verpflichtendem Militärdienst war, die gleichzeitig zahlreiche gesellschaftliche und ethnische Probleme sowie offene Grenzfragen hatte. Schließlich beteuerte Österreich, dass jene, die für Österreich stimmen würden, ihrer slowenischen Identität nicht entsagen müssten und dass die Slowenen in Kärnten/Koroška sogar jene »unter serbischer Oberhoheit« in → Krain/ Kranjska überleben würden. Versprochen wurde, dass die Slowenen umfassend unterstützt würden, um ihr Überleben als Volksgruppe zu gewährleisten (gemäß den Minderheitenschutzbestimmungen aus Artikel 62

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Volksabstimmung, Kärntner

bis 69 des → Vertrags von Saint-Germain). Der Gipfel dessen war die feierliche einstimmige Erklärung des Kärntner Landtages vom 28. September 1920, in der Kärnten/Koroška und Österreich ihren Willen bekundeten, den sprachlichen und nationalen Charakter ihrer slowenischen Landsleute »auf alle Zeiten« schützen und deren geistige und wirtschaftliche Entfaltung in gleichem Maße wie jene der deutschen Einwohner fördern zu wollen. Diese Beteuerungen standen natürlich im diametralen Gegensatz zu den Schikanen und Diskriminierungen auf der österreichischen Seite der Demarkationslinie, den vielfachen → Internierungen 1919 von als projugoslawisch erachteten oder denunzierten slowenischen Intellektuellen, Priestern und sonstigen Meinungsträgern sowie den Vertreibungen von Angehörigen der slowenischen Elite 1920 (→ Vertreibung 1920). Die Volksabstimmung wurde unter vertraglich vorgesehener internationaler Aufsicht durchgeführt. Die Vorbereitungen und die Durchführung der Abstimmung leitete die internationale Volksabstimmungskommission mit Sitz in Klagenfurt/Celovec. Formell wurde der korrekte Verlauf der Abstimmung festgestellt. Wegen des schweren nationalen Verlustes, wegen des »Verlustes der Wiege des slowenischen Volkes« versuchte die slowenische Seite in der Folge das Gegenteil zu beweisen. Doch obwohl einige Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden (die Aufnahme in die Wählerevidenz nach dem 29. September 1920, als die österreichische Seite rund 4.000 zusätzliche Wähler »ergänzte« sowie die Missachtung einiger Bestimmungen des Friedensvertrages, die sich auf die Durchführung der Volksabstimmungen bezogen), kann heute mit Sicherheit festgestellt werden, dass diese Unregelmäßigkeiten nicht entscheidend den Ausgang der Abstimmung beeinflussten, sondern höchstens das Gesamtergebnis bestärkten. Es bleibt die kritische Feststellung der slowenischen wie eines Teiles der österreichischen → Geschichtsschreibung, dass die Volksabstimmung nicht »das richtige Instrument« für die Lösung der nationalen Frage in Kärnten/Koroška war. Auf der feierlichen Sitzung des Kärntner Landtages am 25. November 1920 waren die Mehrzahl der vorplebiszitären Versprechungen bereits vergessen und der Landesverweser Dr. Arthur Lemisch kündigte bereits eine rasche Germanisierung der Kärntner Slowenen an, die in einer Generation vollzogen werden solle. Die gewaltsame Germanisierung wurde so zur Staatsideologie in Kärnten/Koroška und bis auf wenige

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Ausnahmen zum Paradigma des künftigen Verhältnisses zwischen beiden Völkern im Land. Die Folge der so generierten »Heimatgefühle« waren Verfolgungen, Gewalt und die Verneinung des Existenzrechtes der identitätsbewussten Kärntner Slowenen, was unmittelbar nach der Volksabstimmung zu einem massiven »Exodus« der Kärntner slowenischen geistlichen und weltlichen Intelligenz führte (→ Vertreibung 1920). Dies kann als schwerster und nachhaltigster nachplebiszitärer Schlag gegen die slowenische Volksgruppe gewertet werden. Die Kärntner Slowenen wurden zur Minderheit im mehrheitlich deutschsprachigen Österreich und wurden zudem zum ungewünschten und verdächtigen Subjekt im Lande abgestempelt, gegen die ein ständiger »Abwehrkampf« seitens → deutschnationaler Organisationen geführt wurde. Dieser betraf jeden Einzelnen, der sich als bewusster Slowene deklarierte. Tatsache ist, dass die Kärntner und die österreichische Bundesebene lange Zeit die Volksabstimmungsfeierlichkeiten als Sieg der einen gegen die anderen und als Mittel der Entzweiung und der Förderung der ethnischen Intoleranz gegenüber den Slowenen praktizierten und dass sie nicht den Schritt zu einer historischen Betrachtung vermochten, wonach bei der Volksabstimmung beide Optionen legitim und legal waren. Slowenien bzw. Jugoslawien problematisierte erst nach dem → »Anschluss« 1938 bzw. nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien 1941 die staatliche Zugehörigkeit Südkärntens und forderten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dessen Eingliederung in Jugoslawien. Der völkerrechtliche Konflikt wurde auf diplomatischem Wege mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 und der Bestätigung der postplebiszitären Grenzen der Republik Österreich von 1920/1938 sowie mit der Garantie der Rechte der Minderheit beendet. Trotz aller Versprechen und Beteuerungen wurden die Slowenen in Kärnten/Koroška im Laufe von neun Jahrzehnten von einem demografisch bedeutenden Akteur und Mitbewerber für eine führende Partizipation in der Kärntner Gesellschaft zu einer Gemeinschaft, deren Bestand insgesamt gefährdet und in so manchen Gegenden bereits Geschichte ist, die immer wieder auf die Versprechungen und auf die verfassungsmäßig gewährleisteten Rechte in Artikel 7 des Staatsvertrags von Wien – aufgrund des Beitrags zur Wiedererrichtung der unabhängigen und demokratischen Republik Österreich – sowie auf die Rechte aufgrund von Artikel 19 der → Dezemberverfassung von 1867 sowie des Ar-

Volksabstimmungsfeiern

tikels 8/2 der geltenden Österreichischen Bundesverfassung aufmerksam machen muss. Archive  : Arhiv INV, fascikel 144, ovoj III, Elaborat dr. Julija Fela-

herja, Plebiscit na Koroškem iz leta 1929 usw. Lit.: ES ( J. Pleterski  : Koroški plebiscit). – C. Kromer  : Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Frage Kärnten 1918–1920, Klagenfurt, Bonn 1970  ; J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (ur.)  : Koroški plebiscit. Ljubljana 1970  ; L. Ude  : Koroško vprašanje. Ljubljana 1976  ; Kärnten Volksabstimmung 1920. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen, Wien, München, Kleinenzersdorf 1981  ; H. Rumpler (Hg.)  : Kärntens Volksabstimmung 1920. Wissenschaftliche Kontroversen und historisch-politische Diskussionen anläßlich des internationalen Symposions Klagenfurt 1980. Klagenfurt 1981  ; T. Domej  : Pogledi na koroški plebiscit. In  : Mladje 68/69 (1990) 68–77  ; M. Kos (Hg.)  : Koroški plebiscit, Razstava in simpozij. Slovenj Gradec 1990  ; J. Stergar  : Koroški plebiscit in sedem desetletij po njem. In  : Vestnik koroških partizanov v Ljubljani, let. 24 (1990), št. 3–4, S. 9–21  ; J. Stergar  : »Koroški plebiscit«. In  : Slovenska kronika XX. Stoletja, 1900–1941, Ljubljana 1995, 247–249  ; H. Valentin, S. Haiden, B. Maier (Hg.)  : Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und die Geschichtsforschung. Leistungen. Defizite, Perspektiven. Klagenfurt 2002  ; J. Pleterski  : Koroški plebiscit 1920. Poskus enciklopedične razlage gesla o koroškem plebiscitu/Kärntner Volksabstimmung 1920. Versuch einer enzyklopädischen Auslegung des Stichwortes »Kärntner Volksabstimmung«. In  : Zbirka Zgodovinskega časopisa 27  ; Ethnicity 5, Ljubljana 2003  ; H. Valentin  : Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004/08, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2009  ; T. Griesser-Pečar  : Die Stellung der Slowenischen Landesregierung zum Land Kärnten 1918–1920. In  : Studia Carinthiaca, Band XXX, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010. Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Volksabstimmungsfeiern, alljährliches Gedenken an

die → Volksabstimmung am 10. Oktober 1920, verbunden mit dem Gedenken an die bewaffneten Grenzkämpfe (→ Grenzfrage). Nationale Gedenktage dienen der Identitäts- und Loyalitätsbildung  ; sie haben eine zentrale Funktion für das nationale Selbstverständnis und davon abgeleitete politische Forderungen. Die Volksabstimmungsjubiläen waren in der Zwischenkriegszeit der bedeutendste Kärntner Gedenktag, der 10. Oktober seit Dezember 1934 Landesfeiertag. Die V. tradierten und verfestigten nationale Geschichtsbilder und Feindbilder (→ Geschichtsschreibung und kognitive Dissonanz)  ; sie waren ein Gradmesser für die nationalen Verhältnisse in Kärnten/Koroška und die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und → Jugoslawien. In Slowenien wurde der 10. Oktober als Tag des nationalen Unglücks und Verlustes betrauert. Öffentlich wurden Gründe und Schuldige für die Niederlage bei der Volksabstimmung diskutiert und die aktuelle Situation der Kärntner slowenischen → Minderheit thematisiert. Auch das Weiterbestehen slowenischer Ansprüche auf Kärn-

ten/Koroška wurde betont. Schutzvereine und Presse waren wichtige Träger des Gedenkens, während die Behörden aus außen- und innenpolitischen Überlegungen zum Teil mit Veranstaltungsverboten eingriffen. Die V. beinhalteten Manifestationsveranstaltungen und Demonstrationen, Geldsammlungen für nationale Schutzaktivitäten, Gottesdienste, Memoiren- und Gedenkpublikationen, künstlerische Darbietungen usw. Veteranenorganisationen wirkten an den Feiern mit, gedachten ihrer Gefallenen und erklärten, der militärische Sieg sei den SlowenInnen durch die Ansetzung der Volksabstimmung genommen worden. Zur Mobilisierung der gesamtjugoslawischen Öffentlichkeit wurde der 10. Oktober mit dem zentralen serbischen Gedenktag, dem St.-Veits-Tag (Vidov dan) als dem Tag der Schlacht gegen die Osmanen auf dem Amselfeld 1389, verglichen. Auf österreichischer Seite überwog bei V. eine national-konservative Interpretation unter Betonung des »deutschen« Sieges und Ausschluss des slowenischen Elements. Vereinzelt wurde die Volksabstimmung als Sieg zugunsten Österreichs oder Auftrag zum nationalen Ausgleich interpretiert, so von der Sozialdemokratie in den ersten Nachkriegsjahren und teilweise im Ständestaat. Unter federführender Mitwirkung des Kärntner Heimatdienstes (Heimatbundes) wurden Gedenkveranstaltungen mit Fest- und Fackelzügen, Gottesdiensten, Theatervorstellungen, Schulfeiern, Denkmalenthüllungen usw. organisiert (→ Deutschnationale Vereine). Militärische Elemente und die Glorifizierung des heldenhaften »Freiheits«und »Abwehrkampfes«, mit dem die Volksabstimmung erkämpft worden sei, spielten eine zentrale Rolle. Politische Organe trafen sich zu Festsitzungen, Politiker gaben programmatische Erklärungen zur Minderheitenfrage ab, die zwischen Versöhnung und Drohung schwankten. Jene Nicht-Deutschsprachigen, die bei der Volksabstimmung für Österreich gestimmt hatten, wurden häufig als heimattreue, deutschfreundliche → Windische bezeichnet. Kärntner SlowenInnen nahmen an den offiziellen V. nicht teil, der Tenor ihrer Zeitung → Koroški Slovenec war kritisch. Die umfangreiche Berichterstattung der deutschsprachigen Medien entwarf das Bild des Feiertags als eines gemeinschaftlichen Volksfestes. Erlebnisberichte und Memoiren, bildliche Darstellungen, Gedichte, Prosa- und Theaterwerke – politische Gebrauchskunst, aber auch Werke renommierter Kunstschaffender – wurden publiziert. Die »runden« Jubiläen 1925, 1935 und v. a. 1930 wurden besonders zelebriert. 1930 gewährte die Bundes-

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Volksabstimmungspropaganda

regierung finanzielle Sondermittel, die im ehemaligen Abstimmungsgebiet auch mit eindeutschenden Zielsetzungen eingesetzt wurden (→ Germanisierung, → Assimilationszwang). Nach einem Preisausschreiben der Kärntner Landsmannschaft wurde dem Kärntner Heimatlied, der heutigen Landeshymne, die »Abstimmungsstrophe« eingefügt, in der es u. a. heißt  : »wo man mit Blut die Grenze schrieb«. Lit.: K. Stuhlpfarrer  : Volksabstimmungsfeiern und Geschichtsbild. In  : Kärnten Volksabstimmung 1920, Wien [e. a.] 1981, 13–27  ; H. Valentin  : Die Diskussion um den Kärntner Landesfeiertag. In  : Kärntner Jahrbuch für Politik 1994, 277–317  ; T. Bahovec  : Politische Festtage Sloweniens im Spiegel der slowenischen Presse (1918–1989). In  : U. Burz, H.-D. Pohl (Hg.)  : Politische Festtagskultur – Einheit ohne Einigkeit  ? Klagenfurt 2005, 73–128  ; R. Kluger  : Politische Gedenktage und die Kärntner Presse (1918–1945). In  : U. Burz, H.-D. Pohl (Hg.)  : Politische Festtagskultur – Einheit ohne Einigkeit  ? Klagenfurt 2005, 9–71.

Tina Bahovec

Volksabstimmungspropaganda, entscheidender Teil

des Prozesses, bei dem es darum ging, Stimmen für den Volksentscheid hinsichtlich der staatlichen Zugehörigkeit des Südkärntner slowenischen ethnischen Territoriums am 10. Oktober 1920 zu gewinnen. Mit der Entscheidung der Pariser Friedenskonferenz über die Abhaltung einer Volksabstimmung (am 30. Mai 1919) in einem Teil des Klagenfurter Beckens, dem Abzug der jugoslawischen militärischen Einheiten des neuen Staates Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) aus Klagenfurt/Celovec im Juli 1919 und mit der Unterzeichnung des → Vertrages von SaintGermain (am 10. September 1919) begannen die Vorbereitungen für die → Volksabstimmung. Das Gebiet wurde in zwei → Abstimmungszonen geteilt  ; die Zone A wurde unter die Verwaltung des Königreiches SHS gestellt, die Zone B unter jene der Republik Österreich. Im Fall einer Mehrheit für das Königreich SHS in der Zone A sollte auch in der Zone B die Bevölkerung über ihre staatliche Zugehörigkeit abstimmen, wobei es wenig wahrscheinlich erschien, dass die mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung für einen Anschluss an den neuen jugoslawischen Staat optieren würde. Mit der Entscheidung für eine Volksabstimmung in einem Teil → Südkärntens/Južna Koroška, wo eine große Mehrheit der Bevölkerung slowenisch war (Zone A), ermöglichten es die alliierten Kräfte der Bevölkerung bewusst, sich im Unterschied zu ihrer ethnischen Zugehörigkeit persönlich und in geheimer Abstimmung über ihre staatliche Zugehörigkeit zur Republik Öster-

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reich oder zum Königreich SHS zu entscheiden. Dies ist als Geschenk an Österreich zu werten, da mit einem derartigen Modus der Anschluss der Zone A eine völkerrechtliche Sanktionierung erhalten hätte, wobei davon ausgegangen werden kann, dass die Zone B wegen der ethnischen Verhältnisse bereits Österreich zugeschrieben worden war. Die Deutschkärntner sahen darin eine Chance, und zwar trotz der zeitweisen eigenen Zweifel und der Zweifel Wiens über den Ausgang der Abstimmung. Daran orientierte sich ihre V., bei der der Landespatriotismus durch den Wahlspruch »Kärnten, frei und ungeteilt« gekennzeichnet war, wobei mit »Freiheit« die Befreiung der Bevölkerung in der Abstimmungszone A von der jugoslawischen »Okkupation« gemeint war und damit folglich auch die Befreiung vom drohenden Anschluss eines Teils von Kärnten/ Koroška an → Jugoslawien. Es ist bekannt, dass es wegen der Entente-Kräfte den deutschnationalen Führern nicht erlaubt war, die Idee eines »Großdeutschland« zu propagieren, Österreich aber »wollten sie selbst nicht« vertreten. Deshalb wählten sie als ihren Kampf- und Propagandaruf das »ungeteilte Kärnten«. Daraus folgte die Betonung Kärntens als unteilbare geografische und wirtschaftliche Einheit mit den Zentren → Klagenfurt/Celovec und → Villach/Beljak. Als natürliche Grenze wurden die → Karawanken/Karavanke dargestellt. Die Kärntner Landesbehörden richteten für die Propaganda die Landesagitationsleitung (LAL) ein, die im März 1920 vom »Kärntner Heimatdienst« (KHD) ersetzt wurde (→ deutschnationale Vereine). Die Deutschkärntner betonten, dass die Kernfrage

Diverses karikaturhaftes Propagandamaterial, teils eigenständige Flugblätter, teils aus zeitgenössischen Zeitschriften. Archivbestand des INV

Volksabstimmungspropaganda

der Abstimmung nicht die ethnische Zugehörigkeit war, sondern die Zugehörigkeit und Treue zu Kärnten/ Koroška, das als Teil der sozialen, fortschrittlichen und demokratischen deutschösterreichischen Republik gesehen wurde, in der es keinen Militärdienst gab. Eine Stimme dafür wurde als Stimme für Frieden und für die hohe deutsche Kultur gewertet. Eine Stimme für den Balkan wurde gleichgesetzt mit ewigen Kriegen, die dem neu entstehenden Königreich SHS drohten, eine Stimme für den Militarismus der serbischen Oligarchie, die Unkultur, die Vorherrschaft der Orthodoxie und Knechtschaft. Die deutsche Propaganda betonte das mehr als tausendjährige friedliche Zusammenleben der Deutschen und Slowenen im Land und gab vor, dass die »zugewanderten« Krainer und die slowenische Priesterschaft den »wohltuenden Einfluss« der deutschen Kultur zu stören begannen. Die deutsche V. versicherte, dass es keinen Grund zur Besorgnis gäbe, dass die Slowenen in Kärnten/Koroška ihre Sprache verlieren könnten, dass sie sogar die Slowenen in → Krain/Kranjska überleben würden, da diese unter dem serbischen Joch stünden. Die V. versprach, dass die Slowenen mit ihrer Stimme für Österreich nicht ihrer slowenischen ethnischen Zugehörigkeit entsagen müssten, dass das Slowenische in Österreich respektiert und gleichberechtigt behandelt würde und dass sie vom Land öffentliche Förderungen gemäß den Minderheitenschutzbestimmungen der Art. 62 bis 69 des Friedensvertrags von Saint-Germain erhalten würden. Von großer Bedeutung war die feierliche einstimmige Erklärung des Kärntner Landtages vom 28. September

1920, dass Kärnten und Österreich den slowenischen Landsleuten »für alle Zeiten« ihre sprachliche und nationale Eigenart gewährleisten würden und dass sie für deren geistige und wirtschaftliche Entwicklung gleich wie für jene der deutschen Einwohner des Landes sorgen würden. Besonders gilt es die Rolle der Kärntner Sozialdemokratie hervorzuheben sowie die Tatsache, dass sich der KHD bei der Agitation des gefestigten und effizienten Netzwerks der Sozialdemokratie bediente. Die Kärntner sozialdemokratischen Führer betonten vor den slowenischen Arbeitern, dass es bei der Volksabstimmung nicht um eine Entscheidung nationalen Charakters gehe, dass die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung irrelevant sei und dass es vor allem um die Wahl zwischen zwei Staatsformen ging  : zwischen der fortschrittlichen Republik Österreich und einer jugoslawischen Monarchie, die gegenüber der Arbeiterschaft feindlich eingestellt sei. Damit vertrat die Partei, deren Mehrzahl der Mitglieder in Kärnten/ Koroška sich dem deutschen Kulturkreis zuzählte, die Position der deutschnationalen politischen Führer, die die wirtschaftliche, politische und kulturelle Einheit des Landes vertraten. Die Kärntner Sozialdemokra-

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ten unterstützten folglich die deutschnationale Argumentation im Rahmen der V. und äußerten bisweilen lediglich unwesentliche Bedenken, wenn es zu allzu offensichtlichen Exzessen der Deutschnationalen kam. Sie betonten einige sozialistische und für die Arbeiterschaft angepasste Argumente, die sich vor allem auf die wirtschaftlichen und politischen Vorteile Österreichs als »freie Republik« bezogen, in der die Macht vom Volke ausgehe und die die beste sozialpolitische Gesetzgebung habe. Die Partei vertrat die Ansicht, dass die Arbeiterklasse verpflichtet sei, für Österreich zu stimmen, und machte auf den obligatorischen Militärdienst im Königreich SHS aufmerksam sowie auf die Gefahr eines drohenden Krieges zwischen Italien und dem neu gruppen anzuführen, die eine bedeutende Rolle bei der gegründeten jugoslawischen Staat. Die sozialdemokra- V. hatten. Die Propaganda des Narodni svet konzenttischen Führer hoben hervor, dass die Volksgruppen- rierte sich auf die Warnung vor dem und die Abwehr rechte und die nationale und kulturelle Entwicklung des Deutschnationalismus, der die Hauptursache der der Slowenen in Kärnten/Koroška mit der Einführung historisch bedingten und seit der Zeit der → Dezemeiner → Kulturautonomie gewährleistet werden müsse berverfassung 1867 gewaltsamen → Germanisierung und dass sie sich dafür besonders einsetzen würden. Sie (→ Assimilationszwang) sei, die zu einer politischen, verließen gänzlich die neutralen Positionen der Sozial- kulturellen und auch sprachlichen Eindeutschung eidemokratie im Bezug auf die nationale Frage, wie sie nes Teiles der slowenischen Bevölkerung geführt hatte. sie zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie Die entscheidende Frage dieser Propaganda war, ob und während des Ersten Weltkrieges vertreten hätte. es in der Abstimmungszone A noch genügend »sloDie jugoslawische Seite baute ihre Propaganda auf- wenisch fühlende« Wahlberechtigte gab, die über die grund der statistischen Angaben und tatsächlichen Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes entscheiden sprachlichen Verhältnisse auf dem nationalen Element würden. Die Agitation war defensiv ausgerichtet und auf sowie auf dem slowenischen ethnischen Charakter sprach nicht die österreichischen Wähler mit deutscher eines Großteils der Bevölkerung. Alle anderen Ele- → Muttersprache an. Diesen sicherte die Propaganda mente der Propaganda, auch die wirtschaftlichen, wa- den Schutz der Minderheitenrechte zu. Am Rande ren zweitrangig. Die Propaganda leitete der → Narodni wurden die wirtschaftlichen Vorteile und Entwicksvet za Koroško [Nationaler Rat für Kärnten], den die lungsmöglichkeiten im neuen jugoslawischen Staat Regierung in → Ljubljana eingerichtet hatte, sowie (natürliche Reichtümer, Meer usw.) betont. Die jugosdessen örtliche Sektionen. Auf jugoslawischer bzw. lawische Agitation richtete sich an die ethnischen Sloslowenischer Seite sind besonders die Priester, Frauen wenen, bei denen die Möglichkeit bestand, dass sie ihre und Lehrer aus Zentralslowenien als jene Personen- Stimme für Österreich abgeben könnten. In Ljubljana

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wurde die slowenische sozialdemokratische Agitation vernachlässigt und teilweise abgelehnt  ; teilweise war ihr wegen der schlechten bzw. nicht eingerichteten Strukturen der jugoslawischen bzw. slowenischen sozialdemokratischen Partei kein Erfolg beschieden, die in diesem Gebiet mit der gut ausgebildeten und eingespielten Organisation der Kärntner sozialdemokratischen Partei in Wettbewerb treten musste. Für die Gewinnung der sog. »Zauderer« (omahljivec/omahljivci) trat die jugoslawische Agitation mit nationalen Slogans auf, mit Apellen zur Treue zum eigenen Volk, mit Warnungen vor dem wirtschaftlich darniederliegenden und verarmten Österreich sowie mit Slogans über das wirtschaftliche Aufblühen Jugoslawiens. Beide Staaten verteilten im Rahmen ihrer Agitation Nahrungsmittel und gewisse weitere Bedarfsgüter, für die die jugoslawische Propaganda behauptete, sie seien in Österreich Mangelware, was sich nach der Öffnung der Demarkationslinie teilweise als unwahr herausstellte. Dabei gilt es hervorzuheben, dass die österreichische Propaganda über beträchtlich mehr finanzielle Mittel verfügte als die slowenische. Ein Großteil der slowenischen Agitation war eine sog. negative Propaganda, d. h., dass die → »Deutschtümler« verhöhnt und moralisch verurteilt wurden und dass gleichzeitig mit Drohungen und Verängstigungen operiert wurde, welche Folgen diese im neuen Staat zu erwarten hätten. Ein bedeutender Akt der jugoslawischen Verwaltung im Sinne der Propaganda war die Einziehung und temporäre Teilung von Großgrundbesitz, was eine bedeutende soziale und nationale Auswirkung hatte, da es sich dabei vornehmlich um deutschen Besitz handelte. Die Wirkung wurde stark abgeschwächt, als die Abstimmungskommission auf Wunsch Österreichs die Maßnahme im August 1920 aufhob. Die slowenische Agitation antwortete auf die Gegenpropaganda betreffend die republikanische Staatsordnung Österreichs und den langen Wehrdienst im Königreich SHS mit Behauptungen von einem

baldigen Ausbruch eines Bürgerkrieges, einer sozialen (roten) Revolution sowie mit nicht überzeugenden Antworten auf die Aussagen über die Modernität und Attraktivität der österreichischen Sozialgesetzgebung. Auf die österreichischen Behauptungen, die Zone A könnte ohne die Wirtschafts- und Handelszentren von Klagenfurt/Celovec und Villach/Beljak nicht überleben, antwortete die slowenische Seite offensichtlich erfolglos mit einer ähnlichen Behauptung, dass sich nämlich die traditionellen Zentren der Slowenen in Kärnten/ Koroška selbst der Zone A anschließen würden (»Ne želi Celovca, ker pride sam k nam  !« [Wünsche nicht Klagenfurt, weil es selbst zu uns kommt  !]). Das Ansehen der jugoslawischen Verwaltung in der Zone A sank nach dem Juli 1920 stark, als die internationale Volksabstimmungskommission ihre Tätigkeit aufnahm, die mit einigen ihrer Beschlüsse das Vertrauen der Bevölkerung in diese herabsetzte. Später wurde die Demarkationsgrenze abgeschafft, die jugoslawische Armee zog sich zurück usw. Die österreichische Propaganda tat sich stärker hervor und betonte den zeitlich beschränkten Charakter der jugoslawischen Verwaltung. Besonders erfolgreich war die Propaganda der Kärntner Sozialdemokratie, die auch die slowenischen Wähler ansprach. Als Propagandamittel setzten beide Staaten alle möglichen legalen Mittel ein   : Plakate, Flugblätter, Zeitungsartikel, Versammlungen usw. Es kamen jedoch auch illegale Mittel zum Einsatz  : Bestechung, physische Abrechnungen, verbale Gewalt usw. In den beschriebenen Verhältnissen spiegelten sich vor allem die Besonderheiten der historisch bedingten Beziehungen zwischen den zwei Völkern in Kärnten/ Koroška (die kulturelle, wirtschaftliche, politische und sprachliche Germanisierung der Slowenen im Land) sowie allgemein die langfristigen Wirkungen des deutschen Verwaltungsapparates, der Beamtenschaft und der traditionellen Anbindung an den deutschsprachigösterreichischen Raum. Dies konnte die slowenische

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bzw. jugoslawische Verwaltung in knapp eineinhalb Jahren nicht wettmachen. Angeführt sei zudem, dass in der Zeit der jugoslawischen Verwaltung in der Zone A keine Wahlen abgehalten wurden. Eine gewisse negative Auswirkung hatten auch die Internierten und Flüchtlinge, die allerdings auf beiden Seiten zu verzeichnen waren (→ Internierungen 1919). Einen Einfluss auf die Entscheidung der Wähler hatten auch das öffentliche Schreiben des Generalvikars für Kärnten/Koroška Matthias → Randl, in dem er eine Stimme für den neuen jugoslawischen Staat begründet sowie das Rundschreiben des Gurker Bischofs Adam → Hefter, in dem dieser Randls Schreiben ablehnt und die Unterschiede zwischen den Katholiken und für Kärnten gewonnen werden sollten … Nur ein Menden Orthodoxen betont. Der Ausgang der Volksab- schenalter sei Zeit, dass diese Verführten wieder zurück stimmung ist nicht gleichzusetzen mit der ethnischen zum Kärntnertum geführt würden  ; im Zeitraum einer Struktur der Einwohner der Zone A. Besonders ist die Generation sei die Arbeit zu vollenden. Diese würden Rolle der Kärntner Sozialdemokratie hervorzuheben, nicht die Behörden oder Regierungen vollbringen köndie hinsichtlich der ethnischen Struktur und der rea- nen, dafür müsse die Kärntner Bevölkerung selbst sorlen Verhältnisse im Land jenen entscheidenden Faktor gen  ; Heim, Schule und Kirche müssten bei der Heilung darstellte, der die Abstimmung zugunsten Österreichs mitarbeiten … (»Pri obnovi domovine ne smemo pozaausgehen ließ. Angeführt seien auch die parteiische Tä- biti tistih 15279, ki so pri plebiscitu glasovali za prikljutigkeit der Volksabstimmungskommission und einige čitev k Jugoslaviji. Mislimo, da je od teh gotovo več tisoč Ereignisse in Ljubljana und in Jugoslawien, die auf die zapeljancev, ki jih hočemo pridobiti zopet za Korošce Geburtswehen des neu errichteten Staates zurückzu- … Samo obdobje enega človeškega življenja imamo časa, führen waren, der sich nicht mit einem gut eingelau- da te zapeljance pripeljemo nazaj h koroštvu  ; v času ene fenen Verwaltungs- und Staatsapparat messen konnte. generacije moramo dovršiti vzgojno delo. Opraviti ga ne Bereits am 20. Oktober 1920 offenbarte der Landes­ bodo mogle oblasti in vlade, za to bo moralo poskrbeti verweser Arthur Lemisch seine grundrechtsverach- koroško ljudstvo samo  ; dom, šola in cerkev bodo morali tende Interpretation der leeren Propagandaverspre- sodelovati pri zdravljenju …«). chungen hinsichtlich der Achtung und Förderung der slowenischen Sprache und Kultur in der Republik Archive  : ARS, 1164, Podserija IV, Zgodovinski arhiv, 1. Del  : Avstrija Österreich. In einem Beitrag in der Kärntner Lands- – Koroška I. (1905–1979)  ; Zbirka INV, škatla 77, Propagandni matemannschaft schrieb er über jene Slowenen, die gegen rial  ; ARS 1164, Zbirka INV, škatla 82, Koroški plebiscit 1920. Lit.: ES ( J. Pleterski  : Koroški plebiscit). – Kärntern Landsmannschaft, den Verbleib bei Österreich gestimmt haben  : »Nur ein Nr. 80, 20.10.1920  ; J. Pleterski, T. Zorn  : Slovenska Koroška v plebisMenschenalter haben wir Zeit, diese Verführten zum citnem obdobju (Manuskript). Ljubljana 1967  ; J. Pleterski, L. Ude, Kärntnertum zurückzuführen. Mit deutscher Kultur T. Zorn (ur.)  : Koroški plebiscit. Ljubljana 1970  ; H. Rumpler (Hg.)  : und Kärntner Gemütlichkeit wollen wir in einem Men- Kärntens Volksabstimung 1920. Wissenschaftliche Kontroversen und schenalter die Arbeit geleistet haben.« Noch deutlicher historisch-politische Diskussionen anläßlich des internationalen Symposions Klagenfurt 1981. Klagenfurt 1980  ; Kärnten Volksabstimmung 1920. etwas weiter  : »Ehe wir aber das Werk der Liebe beginVoraussetzungen, Verlauf, Folgen. Wien/München/Kleinenzersdorf nen, lasst uns erst jenes der Vergeltung vollenden. Los 1981  ; M. Kos (ur.)  : Koroški plebiscit, Razstava in simpozij. Slovenj und ledig wollen wir sein all derjenigen, die den heili- Gradec 1990  ; J. Stergar  : Koroški plebiscit. In  : Slovenska kronika XX. gen Frieden unserer Heimat schändeten.« Im Rahmen stoletja, 1900–1941. Ljubljana 1995, 247–249  ; H. Valentin, S. Haider feierlichen Sitzung des Kärntner Landtages am 25. den, B. Maier (Hg.)  : Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und die GeNovember 1920 erklärte Lemisch, dass bei der Erneu- schichtsforschung. Leistungen. Defizite, Perspektiven. Klagenfurt 2002  ; J. Pleterski  : Koroški plebiscit 1920. Poskus enciklopedične razlage gesla o erung der Heimat nicht die 15.279 Personen vergessen koroškem plebiscitu/Kärntner Volksabstimmung 1920. Versuch einer enwerden dürften, die bei der Volksabstimmung für den zyklopädischen Auslegung des Stichwortes »Kärntner Volksabstimmung«. Anschluss an Jugoslawien gestimmt hätten. Davon seien, In  : Zbirka Zgodovinskega časopisa 27  ; Ethnicity 5. Ljubljana 2003. so glaube man, mehrere Tausende Verführte, die wieder Danijel Grafenauer  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

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Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška Buchcover, Mohorjeva

Paßriach/Pazrije (Hermagor/ Šmohor), Harpfe/kozolec regional slow. »stog«, vulgo pri Hribarju, SEM, Ljubljana

Vorgaben. Deshalb kann man in den regionalen Ausprägungen, in der Einbettung in den ostalpinen Raum und den verschiedenen Bezugspunkten zur Architektur in den Nachbarregionen und Nachbarstaaten eine lokale autochthone Volksarchitektur mit einer Mittlerfunktion von Mitteleuropa Richtung Süden erkennen. Das gesamte Architekturerbe ist ein materielles Zeugnis für die Existenz von Völkern und Kulturen sowie deren gegenseitigen Verflechtungen (→ Inkulturation, → Akkulturation, → Kontinuität). Deshalb liegt ihr größter Wert im Erhalt und der Festigung des Erbes der Parallelkulturen und in ihrer identitätsstiftenden Rolle beider Bevölkerungsgruppen. Neben dem einzelnen bäuerlichen Gebäude und dem Dorf, die die Landschaft immer am stärksten prägten und ihre lokalen Besonderheiten ausmachten, sind alle weiteren menschlichen Errungenschaften hinzuzuzählen, die die Umwelt prägten, Akzente setzten und sie veränderten. In Südkärnten/Južna Koroška sind dies die charakteristischen Kirchen und Karner, die Wehranlagen, die gegen die Türken errichtet worden waren, sowie die Wegkreuze, → Bildstöcke und Kapellen. Teilweise zählen auch Burgen, Städte und Märkte dazu, die sich in der Vergangenheit abschotteten und als besonderes Merkmal die Landschaft mitprägten. Welche Gebäude in der Vergangenheit die charakteristischsten waren, kann nur abgeschätzt werden, wenn wir sie in Raum und Zeit ihrer Entstehung sehen und gleichzeitig ihre Entwicklung in Betracht ziehen. Wahrscheinlich liegt der größte Wert neben der einheitlichen Landschaft Südkärntens vor allem in der Vielfalt ihrer einzelnen Teile, die von den Einheimischen auf traditionelle Weise in Harmonie mit der Umwelt gestaltet wurden. So entstanden neben den drei Einheiten → Gailtal/Ziljska dolina, → Rosental/ Rož und → Jauntal/Podjuna noch weitere subregionale Einheiten  : Das → Klagenfurter Feld/Celovško polje mit dem → Zollfeld/Gosposvetsko polje, die Umgebung des Wörthersees/Vrbsko jezero, das Villacher und Faaker-See-Becken/Beljaško-baška kotlina, die → Sattnitz/Gure, die → Ossiacher Tauern/Osojske Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška, Ture, die → Saualpe/Svinja, die Hänge der Karavanken/ slow. ljudsko stavbarstvo na Južnem Koroškem. Die Karavanke sowie das → Val canale/Kanaltal/Kanalska Architektur im slowenischen bzw. zweisprachigen dolina im Westen und die → Mežiška dolina (Mießtal) → Südkärnten/Južna Koroška mit dem Zentralraum und die Dravska dolina (das Drautal in Slowenien) im um Klagenfurt/Celovec war über Jahrhunderte hin- Osten. weg geprägt durch die geografischen und klimatischen Für jede einzelne dieser kulturlandschaftlichen EinVerhältnisse im weiteren Ostalpenraum sowie durch heiten kann man Besonderheiten ausmachen, die sie spezifische lokale Besonderheiten und obrigkeitliche gleichzeitig mit dem weiteren Umfeld verbinden und

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Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška

ihre Spezifizität ausmachen. Ebenso wie die regional differenzierten Lebenskulturen und die damit verbundenen Charakteristika der verschiedenen → Dialekte haben die einzelnen Regionen auch ihre Besonderheiten in der Volksarchitektur und damit in der Ausbildung der charakteristischen → Kulturlandschaften. Im Zentralraum, der das Rosental/→ Rož, die Sattnitz/Gure und das Klagenfurter Feld/Celovško polje verbindet, bildete sich die Baukunst der bäuerlichen Anwesen aus den Lebensgewohnheiten im Südkärntner Zentralraum heraus. Charakteristisch waren für diesen Raum neben den meist langen, ebenerdigen, lang gezogenen Gebäuden mit einem hohen Schopfwalmdach auch kleine Holzkeuschen als kleine Kopien der großen Gebäude und gemauerte und bemalte Getreidespeicher. Ab dem 18 Jh. entstanden auch »herrschaftlichere« Häuser nach dem Vorbild jener in Klagenfurt/ Celovec und der größeren Orte mit reicher architektonischer Verzierung, quadratischem Grundriss und mit einem Walmdach. Dieser Typus war besonders verbreitet vom Klagenfurter Feld/Celovške polje Richtung Friesach (Breze), woher diese im übrigen Südkärnten/ Južna Koroška nicht bekannten Charakteristika übernommen worden waren. So unterscheidet sich die Architektur der bäuerlichen Häuser im Rosental/Rož und insbesondere im Umland von Klagenfurt/Celovec von den anderen Südkärntner Landschaften vor allem durch die charakteristischen reichen und geräumig gestalteten, gemauerten Gehöfte in den Tallagen, die kleineren, ebenerdigen, doch fast immer auch gemauerten Häuser auf der Sattnitz/Gure und auf den Hängen der → Karawanken/Karavanke sowie die mit einem Stockwerk versehenen Getreidespeicher, die ab dem 16. Jh. errichtet wurden. Lediglich gegen Norden über dem Wörthersee/Vrbsko jezero blieben Anwesen mit Holzhäusern erhalten. Die Charakteristik der Orte abseits der Städte und den bedeutenderen Dörfern bildeten auch die Häuser der Hammerwerksarbeiter, die Wirtshäuser für die Fuhrwerker, Mühlen, die großen Pfarrhöfe und andere Gebäude. Diese landschaftstypische Architektur ist im Verschwinden und sogar die formal empfohlenen Holzhäuser, die »typisch« aussehen sollen, entsprechen nicht der Vielfalt der einstigen Rosentaler Volksarchitektur. Im westlichen Teil Südkärntens waren für das Gailtal/Zilja – neben den einfachen Gehöften – wegen der Anbindung zu den einstigen Transportwegen die in exponierter Lage errichteten großen Bauernhöfe und die doppelten offenen Heuharfen typisch, die eine starke

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Ähnlichkeit mit der Zgornjesavska dolina (dem Tal am Oberlauf der Save) und zum Kanaltal/Kanalska dolina bezeugen ebenso wie mit Salzburger und Osttiroler Modellen. So war etwa bereits im 15. Jh. im Gailtal/ Zilja der sog. »beheizte Raum« (slow. ogrevana soba) bekannt, in einer Zeit also, als Kaminöfen sogar in Städten und auf Burgen in Kärnten/Koroška eine wahre Seltenheit waren. Die bäuerlichen Gehöfte, die Ähnlichkeiten mit jenen im benachbarten Alpenraum und den Gebieten, mit denen das Gailtal/Ziljska dolina über das Fuhrwerkswesen verbunden war, haben, hatten ursprünglich einen symmetrischen Grundriss mit einem Satteldach

Blato/Blatta (Nötsch/Čajna), SEM, Ljubljana Ensemble mit Bildstock vulgo Hrust in Loibach/Libuče (Bleiburg/Pliberk), SEM, Ljubljana

Volksarchitektur in Südkärnten/Južna Koroška

Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, SEM, Ljubljana

und waren ebenerdige Gebäude. Diese wurden bereits ab dem 17. Jh., noch vor den anderen Gebieten Südkärntens, entweder mit Holz oder mit Mauerwerk aufgestockt. Natürlich waren auch in diesem Gebiet neben den reicheren Bauformen auch kleinere Keuschlergehöfte charakteristisch. Daneben stellten im Gailtal/Zilja noch sog. Sennenhütten, slowenisch fače oder paštbe eine Besonderheit dar, in denen innerhalb des Hofkomplexes jene ihr hohes Alter verlebten, die ihre Gehöfte bereits den Jüngeren übergeben hatten. In der relativ reichen Gailtaler Kulturlandschaft fehlte es nicht an Mühlen, kleineren, aus Holz gebauten Heustadeln und den bereits erwähnten doppelten Heuharfen, die ursprünglich aus der Gorenjska (Oberkrain) stammten. Ähnlich wie das Rosental/Rož wird auch das Jauntal/Podjuna vornehmlich wegen der sprachlichen Gegebenheiten und weniger wegen der landschaftlichen oder architektonischen Besonderheiten in diesem Kontext berücksichtigt. Das Jauntal/Podjuna war immer die Kornkammer Kärntens und gleichzeitig eng mit den verschiedenen benachbarten Gebieten entlang der Drau/Drava und der Lavant/Labotnica verbunden, bevor im 20. Jh. die neue Staatsgrenze gezogen wurde. Die Landschaft war vornehmlich von bäuerlicher Architektur gekennzeichnet, außer an ihren Rändern, wo an den Hängen der Karawanken/Karavanke und der Saualpe/Svinja seit Beginn des 19. Jh.s bedeutende Bergwerke entstanden waren. Die teilweise gemauerten, teilweise aus Holz errichteten Gehöfte waren in der

Regel ebenerdig und nur wenige wurden, angesichts der neuen Möglichkeiten, die der Bergbau bot, in der letzten Phase vergrößert und modernisiert. So kann man die Charakteristika der Jauntaler Volksarchitektur auf einer wertvollen Freske aus dem 15. Jh. in der Pfarrkirche in Rinkenberg/Vogrče erkennen, wie sie bis heute typisch geblieben sind. Als Besonderheit des Jauntales galt bis vor Kurzem noch das bescheidene kleine »Haus mit Längsgang« (hiša z vzdolžnim hodnikom), das von manchen als typisches slowenisches Haus bezeichnet wurde. Dies trifft natürlich nicht zu, da die Darstellung aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg stammt. Und zwar wahrscheinlich nur deshalb, weil es der bescheidenste Haustyp in jedem Dorf war, während der Großteil der Slowenen in Jauntal/Podjuna in anderen Gebäuden wohnte. Denn mehr als die lokale, vielfältige, doch meist einfache bäuerliche Volksarchitektur waren für die Kulturlandschaft des Jauntales die Kirchen, Karner, Wegkreuze und die noch immer erhaltenen bäuerlichen Wehranlagen gegen die Türken, die sog. (protiturški) tabori, charakteristisch. Da in der Vergangenheit über Südkärnten/Južna Koroška immer wichtige Verbindungswege führten, bildete sich auch eine repräsentative Architektur heraus, die in den meisten Fällen als landschaftsprägend oder in Form eines wichtigen Gebäudes größerer Orte konzipiert war. Die Kirchengebäude in exponierten Lagen oder die → Bildstöcke (slow. regional križ) an Wegen und Wegkreuzungen, die von den Einheimischen errichtet worden waren, waren seit jeher die markantesten Elemente der Kulturlandschaft. Als die Bauern im 15. Jh. begannen, um ihre Kirchen Wehranlagen zu errichten (z. B. Hochfeistritz/[Visoka] Bistrica, Diex/ Djekše, Grafenbach/Krčanje), wurden diese neben den Burgen zu den dominantesten Landschaftselementen (→ Wehrkirchen). Später wurden an markanten Berggipfeln von den Einwohnern, manchmal gegen den Willen der Obrigkeit, Kirchen errichtet (so z. B. die Heiligengrabkirche/cerkev Božjega groba in Schiltendorf/Čirkovče bei Bleiburg/Pliberk), die zusammen mit den zahlreichen Bildstöcken an den Ortseingängen besonders im Jauntal/Podjuna jeweils gewisse Gebiete abgrenzten, bis wohin etwa Burschen aus Nachbardörfern kommen durften, um ihre Mädchen zu besuchen, während innerhalb dieses so gezeichneten Umkreises die Dorfburschen das Sagen hatten. Dies ist ein Überrest der Tabus in mythologischer Zeit, wie er in den älteren slowenischen → Volksliedern besungen wird (vgl. → Mythologie, → Wallfahrten).

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Volksgruppe

Lit.: Amt der Kärntner Landesregierung (Hg.)  : Planung neuer Bau-

ernhäuser in Kärnten. Klagenfurt 1981  ; A. Goljevšček  : Mit in slovenska ljudska pesem. Ljubljana 1982, 147 f.; Südkärntner Baugruppe. In  : Das Landesmuseum für Kärnten. Klagenfurt 1984, 143  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; T. Cevc, I. Primožič  : Kmečke hiše v Karavankah. Stavbna dediščina hribovskih kmetij pod Kepo, Stolom, Košuto, Obirjem, Pristovškim Storžičem in Peco. Celovec, Trst 1988  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; P. Fister  : Architektur-Analyse der Wohnstätten-Typologie im Zweisprachigen-Kärnten. In  : A. Reiterer (Hg.)  : Wohnen und Bauen in Südkärnten. Celovec 1988  ; N. Golob  : Bemalte Holzdecken in den Kärntner Kirchen. In  : Millstätter Jahrbuch 10. Millstatt, Salzburg 1990, 127–147  ; P. Fister  : Erlebte Architektur in Südkärnten, Bauernhöfe, Bidstöcke, Kirchen, Burgen, Schlösser. Klagenfurt, Wien 1991  ; W. Deuer  : Die Bäuerliche Architektur. In  : W. Wadl  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 280–282  ; G. Biermann  : Die Lenjakkeusche in Eixendorf. In  : W. Wadl  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 282–284  ; P. Fister  : Arhitektura Zilje, Roža, Podjune. Celovec 1998  ; B. Kotnik, F. Opetnik  : Zgodovina hiš južne Koroške = Geschichte der Häuser in Südkärnten. Bd. 1–13, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1992–2008  ; P. Wiesflecker  : Kmečka hiša. Kmečka dela in stanovanje skozi stoletja na zgledih iz far Bistrica na Zilji in Gorje. In  : KMD. Celovec 2007, 96– 102  ; Vrata. Prostorski in simbolni prehodi življenja. Osrednja razstava ob 90. obletnici SEM, Polona Sketelj, avtorica razstave. Slovenski etnografski muzej, 11. oktober 2013 – november 2014. Katalog razstave. Ljubljana  : Slovenski etnografski muzej, 2014 (in Druck). Peter Fister  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Volksgruppe, → »Minderheit«/Volksgruppe  ; → Lan-

dessprache  ; → »Volksstamm«.

Volkskunst (materielle Volkskultur, slow. ljudska li-

kovna umetnost) ist das bildnerische und künstlerische Schaffen, das nicht zu den klassischen bzw. modernen Künsten zählt und zumeist regional geprägte anonymisierte, häusliche Fertigkeiten darstellt. In Europa erlebte die V. ihre Blüte vom 16. bis gegen Ende des 19. Jh.s. Bis zum 16. Jh. kamen anspruchsvollere Formen der V. für die Bedürfnisse sozial benachteiligter Schichten vor allem über kollektive (gemeinschaftliche) Aufträge zustande. Als angewandte Kunst steht die V. in enger Beziehung zu natürlichen Materialien und traditionellen Kulturmustern, die auf kollektives Gedächtnis zurückgreifen und die sozialen Ordnungen, Wertvorstellungen und Weltbilder zum Ausdruck bringen. Im Gegensatz zur rein auf Ästhetik ausgerichteten ›elitären Kunst‹, ist die V. in der Religion und dem Brauchtum verankert, und orientiert sich in ihrer künstlerischen Ausgestaltung immer auch an dem Gebrauchszweck des jeweiligen Objektes. Theorien der Volkskunst. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der V. in Europa begann in der

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zweiten Hälfte des 19. Jh.s, als mit ihrem scheinbaren Verschwinden die Förderung und Sammlung des überlieferten Kulturguts einsetzte. Der Begriff ›Volkskunst‹ ist 1894 durch Alois Riegl, Kunsthistoriker und Vertreter der Wiener Schule der Kunstgeschichte, in die wissenschaftliche Diskussion eingeflossen. Durch die Entwicklung der Volkskunde (→ Ethnologie) und die Perzeption der V. durch die Kunstwissenschaft begann die Beschäftigung mit der V. als einem historisch und ästhetisch wertvollen Teil der Kultur und als Ausdruck des Lebens und der Bedürfnisse der ländlichen und unteren Gesellschaftsschichten. In der Mitte des 19. Jh.s wird der Begriff der V. politisch verbrämt und findet im Rahmen eines engen, nationalen Kunstverständnisses seine Verwendung. Durch die zunehmende Industrialisierung in den west- und mitteleuropäischen Gesellschaften sowie den immer stärkeren Verlust traditioneller handwerklicher Traditionen im ausklingenden 19. Jh. erhielten sowohl die V. als auch die sogenannte primitive Kunst der Länder außerhalb Europas immer größere Aufmerksamkeit. Von den zeitgeschichtlichen Theorien des Primitivismus erfasst, griff die Kunst der Moderne auf die unterschiedlichen Volkskünste zurück, um mit ihnen die eigenen nationalen Künste und nationale Eigenarten zu stärken. Die V. wird im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung zivilisatorischer und kultureller Prozesse in Raum und Zeit gesehen. Das wissenschaftliche Interesse gilt dem Geschehen innerhalb unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und den wechselseitigen Einflüssen, den permanenten Wandel- und Anpassungsprozessen der technischen Errungenschaften, denen die zivilisierte Gesellschaft unterliegt. Jegliche Kunst höherer Gesellschaftsschichten ist in Raum und Zeit unzertrennlich mit der V. verbunden und verleiht so der künstlerischen Gestaltung die Prägung. Die Erforschung der europäischen, deutschen und slowenischen V. durchlief die gleichen Entwicklungsstufen wie die Volkskunde (Europäische Ethnologie) und die Kunstgeschichte. Kultur im volkskundlichen Verständnis wird nach Wolfgang Kaschuba (2006  : 118) als Parallelogramm beschrieben, dessen transversale Achsen sich ständig verschieben und zu keiner endgültigen geometrischen Fixierung finden  : so stehen einander die Auffassungen von materieller und geistiger Kultur und niederer und hoher Kultur gegenüber, wobei vor allem Letztere ein Jahrhundert lang gültig blieb. Nach 1850 unterscheidet Wilhelm Heinrich Riehl »primitives Gemeinschaftsgut und Bildungs-

KW Film

Volkskunst Drei Beispiele von historischen, traditionellen Stirnbrettern vom vulgo Ožekar in im Bodental/Poden, Foto Herta Maurer-Lausegger

gut« und in den 1920er-Jahren folgt Friedrich Nau- geistigen Kultur (z. B. Volkstänze, → Volkslieder, u. a.). manns Theorie vom »sinkenden Kulturgut«, die »alle Erst danach folgte eine Bedeutungsverengung des schöpferische Kompetenz in den oberen Schichten Begriffs auf das angewandte, meist anonyme künstleverortet« (Kaschuba 2006  : 118). Von diesem Ver- rische Schaffen. Im Rahmen der Reformdiskussionen ständnis, das der bäuerlichen Schicht nur »die menta- der 1960er-Jahre wurde der Begriff ›Kultur‹ »zum exlen wie ästhetischen Formen der Traditionsbewahrung pliziten und systematisch reflektierten Leitbegriff der als ›kulturelle Leistung‹« zuschrieb, waren die Arbeiten Volkskunde«, deren Standort sich in den sozialwissenzur historischen Volkskultur bis in die 1950er-Jahre ge- schaftlichen Debatten neu zu positionieren versuchte (Kaschuba 2006  : 118). Im Rahmen der Erforschung prägt (Kaschuba 2006  : 118). Der breit gefasste Begriff ›Volkskunst‹ umfasste in überregionaler kultureller Wechselbeziehungen unterder ersten Hälfte des 20. Jh.s sämtliche künstlerischen streicht Schnabl (2012) die Bedeutung von ProzesAusdrucksformen der volkstümlichen materiellen und sen der → Inkulturation und wendet dieses Konzept

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auf die slowenischen → Kulturgeschichte in Kärnten/ Koroška an. Die slowenische Volkskunstforschung beschäftigte sich bis in die jüngere Vergangenheit vorwiegend mit dem Zeitraum vom 16. bis zum Ende des 19. Jh.s und beschränkte sich, mit wenigen Ausnahmen, auf die V. im bäuerlichen Milieu. An dieser Stelle sei auf den umfassenden slowenischen enzyklopädischen Beitrag Ljudska likovna umenost von I. Sedej (1992) verwiesen, dessen Ausführungen im Folgenden kurz umrissen werden. Früh- bis Spätmittelalter. Die Entwicklungsgeschichte der slowenischen V. wird von der Forschung in mehrere Gruppen gegliedert  : die erste umfasst den Zeitraum von der frühmittelalterlichen Landnahme bis hin zu den → Kolonisierungen des Mittelalters und zur beginnenden Städteentwicklung, die zweite die Zeit vom 12.–15. Jh., die dritte das 16. und 17. Jh. und die vierte das 18. und 19. Jh. In allen Zeitabschnitten war die → Volksarchitektur dominant, die die anderen Zweige der V. zu einer höheren Ganzheit verband. Es handelt sich um die bäuerliche Romanik, bäuerliche Gotik und die bäuerliche Renaissance sowie das bäuerliche Barock und den bäuerlichen Klassizismus. Durch die Errichtung bescheidener Filialkirchen im 12. und 13. Jh. gelangten architektonische Formen der Romanik und Frühgotik unter das Volk. Im 15. Jh. setzte in ländlichen Gebieten auf Betreiben der Kirche ein prunkvoller Sakralbau ein (Kirchen, Kapellen, → Bildstöcke  ; vgl. auch → Keutschach/Hodiše). Die reiche sakrale Kultur wurde von der ländlichen Bevölkerung rezipiert, jedoch ermöglichten es die beschränkten finanziellen Mittel trotz sozialer Veränderungen nicht, repräsentativere Bedürfnisse des Einzelnen zum Ausdruck zu bringen. Innerhalb der slowenischen Regionen zeigten sich Unterschiede. Etwas vermögender waren innerhalb der Gorenjska (Oberkrain) die Gebiete der Bischofsherrschaft von Škofja Loka, das → Gailtal/Zilja, die Primorska (Küstenland) und der Kras (Karstgebiet), was ein höheres Niveau der V. ermöglichte. Andererseits blieben in den subpannonischen Gebieten alte und einfache Elemente bewahrt. In Teilen der Dolenjska (Unterkrain) und in der Bela Krajina (Weißkrain) machten die Türkeneinfälle eine Entwicklung der V. unmöglich. Im 16. Jh. erlebte vor allem die Gestaltung von Profanbauten ihren Aufschwung. Die Holzhäuser im slowenischen pannonischen und subpannonischen Raum sowie in Dolenjska waren mit bescheidenen Zier-

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elementen ausgestattet. Sie zeichneten sich teilweise durch detaillierte Zimmermannskunst aus. In der Istra (Istrien), im Kras, in der Goriška (Görz), der Gorenjska und in Kärnten/Koroška waren die Steinbauten des 16. Jh.s mit Wandmalereien und anspruchsvolleren architektonischen Details verziert (besonders Portale, Fenster mit nachgeahmten Umrahmungen). Renaissance. Durch Nachahmung der zeitgenössischen hohen bzw. klassischen Kunst drangen Elemente der V. aus der Renaissance in die profane Architektur ein (Portal mit Vordach). Die Architekturmalerei mit betonter Gliederung in tragende und getragene Elemente wurde zu einem zentralen Gestaltungsprinzip. In der Istra orientierten sich die neuen Formen an der romanischen Tradition (gewölbte Portale mit spätgotischem Eselsrücken, Fenster mit nachgeahmter Fensterumrahmung, Fresken u. a.), die sich bis ins 18. Jh. erhalten haben (alpiner Manierismus). Spätgotische Formen spiegeln sich auch in der Gestaltung hölzerner Deckenbalken und Holzdecken in der Gorenjska und in Kärnten/Koroška wider. Die V. des 17. Jh.s folgte dem im 16. Jh. bereits entwickelten stilistischen Rahmen und bewahrte ihn. In der Gorenjska setzen sich noch bis zum Ende des 17. Jh.s prächtige, vorwiegend spätgotische architektonische Verzierungen fort, während sich diesen in der Primorska neuere, nach italienischem Muster übernommene Formen anschlossen (Portal). Die Wandmalereien auf Steinbauten beschränkten sich auf geometrische architektonische Verzierungen, stellenweise entstanden auch Figuralbilder. Holzdecken waren reich verziert und aufwändiger gestaltet und vereinzelt auch bemalt. In den Wohnhäusern dominierten weiterhin handbemalte Bauerntruhen. Mit kunstvoller Verzierung versehene Arkadentruhen waren besonders in vermögenderen Gebieten vertreten, und zwar in der Gorenjska, in den Gebieten der Bischofsherrschaft von Škofja Loka (Bischofslack), im Gailtal/Zilja, im → Rosental/Rož bzw. im → Südkärntner Zentralraum/Osrednja južna Koroška und im → Jauntal/Podjuna. In der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jh.s zeichnen sich (vorwiegend) wohlhabende bäuerliche Anwesen durch vielzählig vertretene Bilder, Statuen und architektonische Zierelemente aus, die die Tendenz zur Vereinfachung von Formen und Inhalten aufwiesen. Die hier tätigen qualifizierten Bildhauer, Zimmermannsleute, Schmiede, Maler, Ofensetzer u. a. waren auch für Auftraggeber aus höheren Schichten im Einsatz. Die für Dörfer, Städte und Kirchen be-

Volkskunst Buchcover, Mohorjeva

stimmten Erzeugnisse wiesen lediglich qualitativ unterschiedliche Zierelemente auf, was auch für Hausrat, Gefäße und Gegenstände des Alltagsgebrauchs galt. Charakteristische Beispiele, wie Portale, Fresken, Decken u. a. aus diesen Zeitabschnitten waren in der Regel von höherer Qualität als die aus dem 18. oder 19 Jh. stammenden Zierelemente. Innerhalb der ärmeren, nicht bäuerlichen Bevölkerungsschichten in alten Handwerker- und Arbeiterzentren gab es vor dem 19. Jh. keine eigenen Formen der V. Sofern es die finanziellen Mittel überhaupt ermöglichten, kam es zur Nachahmung der in bäuerlicher Umgebung entwickelten Muster. Auch ein Großteil der Unternehmerschicht stützte sich auf ästhetische Erfordernisse, die für die vermögendere bäuerliche Bevölkerung galten. Es treten auch Formen provinzieller, verspäteter Kunst in Erscheinung, die jedoch in ihrer künstlerischen Ausprägung der bäuerlichen V. viel näher steht als jener der bürgerlichen, und die auch als Vermittlerin im Kulturaustausch zwischen Dorf und Stadt angesehen werden kann. Die wichtigsten Elemente der Innenausstattung in Häusern waren verzierte und bemalte Arkadentruhen, die sich im 16. Jh. entwickelt hatten und in der Gorenjska und in Kärnten/Koroška noch im 18. Jh. dominierten. In der Gestaltung von Arbeitsgerät und Keramik haben sich vorwiegend Formen und Techniken aus den früheren Epochen erhalten (schlichte Zickzackornamentik oder wellenartig angeordnete Linien,

Kreuzzeichen, Schraffuren, Fischgräten-Ornamentik u. a.). Die Gestaltung volkstümlicher Festtagstracht auf Fresken folgte verspätet der Bekleidungskultur höherer Schichten. Die soziale Lage der bäuerlichen Bevölkerung verbesserte sich im 18. Jh., was für die V. einen Aufschwung brachte. Im bäuerlichen Barock des 18. und 19. Jh.s, einer europäischen Erscheinung, kam es zur Blütezeit der Kunst und Kultur des Barock (wohlhabende bäuerliche Anwesen, Bildstöcke, Dekor). Die frühbarocken Wandfresken stammten vorwiegend von geschulten, qualifizierten Meistern, die u. a. auch die Kirchenfresken malten. Der Bedarf an Malerei und Bildhauerei wurde allmählich größer, was ein vermehrtes Aufkommen ländlicher Werkstätten zur Folge hatte. Es wurde zwar oftmals nach Vorbildern der Kirchenmalerei gearbeitet, jedoch erreichten die Erzeugnisse – auch die der Bildhauerei – keineswegs die Qualität des Vorbildes. Stark verbreitet war die Produktion der »Hinterglasindustrie«. Die Hinterglasmalerei mit religiösen Motiven wurde zuerst in tschechischen und deutschen Werkstätten betrieben und vom Baltikum bis in den südslawischen Raum zum Verkauf angeboten. Später gab es auch vereinzelte heimische Werkstätten. Einen ähnlichen, massenhaft angefertigten Artikel stellen bemalte Bienenstöcke dar, die in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s aufkamen und in heimischen Werkstätten produziert wurden. Häufiger als in den vorangehenden Epochen sind Skulpturen an Außenfassaden (eingemauerte Reliefe, betonte Portale, kleine Skulpturen in Wandnischen) und im Hausinneren (Kruzifixe, Hausaltäre) sowie Bildstöcke und Kapellen charakteristisch. Die Plastiken wurden in kirchlichem Auftrag in SchnitzerWerkstätten und in immer größerer Zahl auch von örtlichen Schnitzern hergestellt. Die Kruzifixe für den Herrgottswinkel kamen aus Tirol. Auf immer häufiger vertretenen Bildhauererzeugnissen (Portale, Fensterumrahmungen, Konsolen, Brunneneinfassungen) expandierten barocke Ornamentik und figuraler Dekor, die besonders für Hausportale, aber auch für Speicher und andere Objekte charakteristisch waren. Schmiedeeiserne Fenstergitter waren vor allem in Zentren der Eisenverhüttung, in der Gorenjska und Kärnten/Koroška, beheimatet. Barocken Stilelementen schlossen sich später klassizistische, aber auch historische (neugotische) Motive an. Das bildhauerische Schaffen war in einem Teil der Štajerska (von

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der Koroška bis nach Kozjansko) bescheidener und ließ auch Elemente aus dem Biedermeier einfließen. Die Objekte in den Gebieten Pomurje, Bela Krajina, Kozjansko und Dolenjska wiesen bescheidene, auf barocken Formen basierende architektonische Akzente auf (Fensterrahmen, geschnitzte Sparren u. a.). Von ähnlicher Bedeutung wie die bildhauerischen Erzeugnisse sind für die V. Errungenschaften der Zimmermannskunst, die ebenfalls vorwiegend barocke Merkmale aufwies. Hervorzuheben sind besonders Doppelharpfen (Savinjska dolina, Umgebung von Ljubljana, Dolenjska), die mit ihren kunstvoll gestalteten Holzkonstrukten und reichen architektonischen Elementen eine Meisterleistung der Zimmermannskunst darstellen. In den Bauernhäusern des 18. Jh.s wurden immer häufiger »schwarze Küchen« gebaut, die Möglichkeiten für anspruchsvollere Ausstattung des Wohnraumes boten (Hinterglasbilder, bemaltes Mobiliar). Auch in Bauernhäusern verbreiteten sich Kachelöfen, deren Kacheln mit kunstvoll gestalteten Blumen- und Herzmotiven, heraldischem Adler sowie mit Marien- und Heiligenfiguren bemalt waren. Im 19. Jh. verbreiteten sich allmählich vereinfachte Gießöfen. Figural geschmückte Öfen wurden im östlichen Slowenien erst im späten 19. Jh. bekannt. Am häufigsten vertreten waren Blumenmuster (Blumensträuße), Marienmonogramme oder das Christus-Monogramm (IHS), Maria und verschiedene Heilige. Im Prekmurje (Übermurgebiet) verbreiteten sich bemalte Bauerntruhen mit reich ausgeschmücktem Tulpenmotiv, während in der Primorska und im Kras intarsierte, mäßig ausgeschmückte Truhen vertreten waren. Mit ähnlichen Verzierungen und Bemalungen wie Bauerntruhen waren auch Kleider- oder Vorratsschränke, Wandkästchen, Betten und Wiegen versehen. In der Keramik wurden Formen aus früheren Epochen bewahrt, was im Wesentlichen auch für Essgeschirr und Krüge gilt. Reichere Zierformen entwickelten sich im Prekmurje. Für die Region der Primorska waren geschmückte Steingefäße und Mörser charakteristisch, im 19. Jh. begann man verzierte Kupfergefäße zu verwenden. Die kunstvolle Objektfertigung ging allmählich auch auf den Bereich diverser Arbeitsgeräte über, z. B. Ochsenjoch, Spinnrad, Wetzkumpf, Backtrog, Webstuhl, Wein- und Obstpressen, aber auch Holzgefäße, Holzfässer, Korb- und Eisenwaren. Auch die Bekleidung erfuhr immer reichere Verzierung, insbesondere durch Stickerei, wertvolle Gürtel und Dekorstoffe (→ Gailta-

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ler Tracht/ziljska noša). Auch der Schmuck folgte dem aktuellen Modetrend. Elemente der V. finden sich ferner bei Palmbuschen, Weihnachtskrippen, Masken, Festtagsgebäck, Votiv- und Andachtsbildern, Grabsteinen, volkstümlichen Musikinstrumenten, Uhren mit Gewichtsantrieb (vorwiegend aus dem Schwarzwald), Pfeifen, Kinderspielzeug u. a. Für die slowenische Sprach-, Kultur- und Kunstgeschichte sowie für die V. im Speziellen bedeutend waren nach Domej ab dem Ende des 18. Jh.s zahlreiche gemalte und mit → Inschriften versehenene → Kreuzwege, die wieder aufgekommen waren, nachdem die josephinischen Kirchenreformen rückgängig gemacht worden waren (→ Josephinismus). Sie stellten eine prestigevolle Ausdrucksebene der Sprache dar, waren aber in der Regel malerisch volkstümlicher als jene aus dem 19. Jh. vom → Klagenfurter Feld/Celovško polje, während der Kreuzweg von → Maria Gail/Marija na Zilji einer Malschule entspringt. Für die spätbarocken Fresken und die darin integrierten → Chronogramme von St.  Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici und Tibitsch/Tibiče, die ebenfalls erstmals von Domej für die slowenische Kulturgeschichte beschrieben wurden, gilt Ähnliches. Das Holz stellte in Kärnten/Koroška bis in die Mitte des 19. Jh.s den wichtigsten Baustoff dar. In dieser Zeit erreichte die bodenständige Holzbaukunst ihre Blütezeit. Zu den schönsten Beispielen zählen die Speicherbauten oder »Getreidekästen«. Nach Oskar Moser (1954  : 39 f.) zeichnete sich und zeichnet sich Kärnten/Koroška im Bereich des ländlichen Hausgewerbes besonders durch die textilen Künste der Frauen, wie Weberei und Stickerei (überwiegend Buntstickerei   ; z.  B. Rosentaler Weihkorbdecken), aus. Ferner sind hier Korbflechter und »die einst weit verbreiteten Holzgabel- und Rechenmacher, die Holzwarenerzeuger und Zockelmacher des Jaun- und Rosentales, die Schindelmacher sowie die heute verschollenen Strohhutflechter des Oberrosentales und die noch lebendige Strohflechterei im Mölltal und Lesachtal« (Moser 1954  : 39 f.) zu nennen. Moser verweist auch auf die auf örtlich engstem Raum beschränkte Graveurkunst der Ferlacher Büchsenmacher, die »zum eigentlichen und echten Handwerk« hinüberleitet. Im Unteren Rosental/Rož war einst das Handwerk der Fassbinder und Schäfter beheimatet. Im → Jauntal/Podjuna waren einzelne bäuerliche Bienenbrettmaler tätig, deren kunstvolle Erzeugnisse bis in die Štajerska (Untersteiermark) und nach → Krain/Kranjska ihren Weg fan-

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den (solche Bienenbretter, slow. panjska končnica, malte in seiner Kindheit der spätere akademische Maler Markus → Pernhart). »Der Zweckkunst oblagen in dem alten Eisenlande Kärnten auch die Dorfschmiede und Schlosser nicht nur bei der Herstellung von Geräten und Beschlägen von erlesener Formschönheit, sondern auch in der Verfertigung edler und formvoller Werke der Eisenkunst« (Moser 1954  : 44). An den einst blühenden und vor Jahrzehnten völlig verschwundenen Handwerkszweig der Schwarz- und Grünhafner Kärntens/Koroška erinnern vielfältige Artefakte in Museumssammlungen (Krüge, Brauchtumsgerät, Reindlingmodel und »Wazanschüsseln« mit ihren kunstvoll verzierten Böden u. a.). Zu den schönsten Gefäßen der Kärntner Volkskunst zählen nach O. Moser (1954  : 45) runde, sternförmige oder herzförmige Reindlingmodeln. In der zweiten Häfte des 19. Jh.s begann die halbindustrielle und industrielle Produktion in die V. einzudringen (Öldrucke, Gebrauchsgegenstände, Ziergegenstände aus Porzellan, Industrie-Keramik, Gusseisen-Produkte, Haushaltsgegenstände, dekorative Glaswaren, Textil und Konfektion). In der Architektur sind Raumkonzepte erhalten geblieben, die äußere Gestaltung hingegen begann sich an Vorbildern der historischen Stadt- und Marktarchitektur zu orientieren. Es kam zu immer stärkeren Verflechtungen traditioneller und neuer Formen der V., auch in Richtung Massenkultur. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jh.s ist der Begriff ›Populärkunst‹ im Gebrauch, Erzeugnisse der V. werden vorwiegend für Touristen hergestellt. Solange → Südkärnten/Južna Koroška ein geschlossenes slowenisches Siedlungsgebiet darstellte, ist von vielfältigen Formen der → Inkulturation bei kulturellen Manifestationen und Ausdrucksweisen der V. auszugehen. Im slowenischen Kontext sind diese deshalb als Teil der slowenischen → Kulturgeschichte anzusehen. Mit dem partiellen oder umfassenden → Sprachwechsel in Orten bzw. ganzen → Gegenden und Regionen werden diese kulturellen Elemente, soweit sie weiterhin eine gelebte Kultur darstellen, Teil der jeweiligen regional ansässigen Sprachkulturen und Kulturgeschichten (im Unterschied etwa zu ausgegrabenen antiken Artefakten in Museen aus längst vergangener Zeit). Regionale Forschung und Sammlung. Im bilingualen südlichen Kärnten/Koroška wird die V., besonders in den letzten Jahrzehnten, vor allem von Mitarbeitern des Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik (Slowe-

nisches Volkskunde Institut Urban Jarnik) in → Klagenfurt/Celovec in Kooperation mit der Krščanska kulturna zveza (Christlicher Kulturverband) sowie von Mitarbeitern der → Slovenska prosvetna zveza (Slowenischer Kulturverband) repertoriert, erforscht und gesammelt. Publikationen zu den Themen bäuerliche Architektur, → Wehrkirchen, → Bekleidungskultur, → Grabinschriften, Fresken, Ausstellungskataloge u. a. liegen vor. Es entstanden so private → Sammlungen slowenischer V. in Kärnten/Koroška. Daneben beherbergt das Kärntner Landesmuseum eine umfangreiche Sammlung Kärntner slowenischer regionaler V. (wenn auch die einzelnen Artefakte durchwegs nicht als solche ausgewiesen sind, so im Museumsführer Das Landesmuseum Kärnten [1984] die Große ›Wazanrein‹ aus Maria Rain, 1796 [S. 120], Weihkorbdecke aus dem Rosental [S. 122], Totenkrone aus dem Rosental [S. 124], Südkärntner Baugruppe [S. 142]). Filmdokumentationen. Die im Archiv des ORFLandesstudios Kärnten befindlichen Kulturbeiträge und Dokumentationen aus dem bilingualen Südkärntner Raum, die im Rahmen der TV-Sendung Dober dan, Koroška – Dober dan, Štajerska von dem Slowenischen Programm/Slovenski sporedi aufgezeichnet werden, stellen eine kostbare Dokumentation der traditionellen und lebendigen Volkskultur und Volkskunst der Kärntner Slowenen dar (→ Brauch). Die Kulturgeschichte der Kärntner Slowenen, die traditionelle Volkskunst miteingeschlossen, wird im zweisprachigen Dokumentarfilm Po koroških poteh/In Südkärnten unterwegs, 2004 (DVD, Janko Zerzer), der in Kooperation mit dem Slowenischen Programm des ORF Kärnten/Slovenski sporedi produziert wurde, und im begleitenden Reiseführer festgehalten. Altüberliefertes Kulturgut aus Südkärnten/Južna Koroška wird seit 1994 auch am Institut für Slawistik der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt/Celovec dokumentiert  : Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts mit dem Titel Audiovisuelle Dialektologie  : Dokumentation alter Volkskultur im Dialekt (www.kwfilm.com, Projektleitung  : Herta MaurerLausegger) wird wertvolles Sprach- und Kulturgut für die Nachwelt filmisch festgehalten. Die bislang zu Filmeinheiten verarbeiteten Videoaufnahmen konzentrieren sich auf folgende Fachbereiche  : Wassermühlen und Sägen, Schafzucht, Bauerngerät für den Ackerbau, Schlitten und Holzabtransport mit dem Bockschlitten, Brotbacken in der Rauchküche, Erinnerungen an das bäuerliche Leben von einst u. a. Die Dokumentarfilme

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erscheinen seit 1994 zusammen mit begleitenden Textbeilagen im Rahmen einer eigenen Projektserie mit dem Titel »Dialektdokumentationen/Narečne dokumentacije« beim Hermagoras Verlag/Mohorjeva založba in Klagenfurt/Celovec. Die gesamte Projektserie erscheint 2016 digital. In Kooperation des Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik/Slowenisches Volkskunde Institut Urban Jarnik in Klagenfurt/Celovec mit dem Avdiovizualni laboratorij, Inštitut za slovensko narodopisje ZRC SAZU in Ljubljana wurde ferner im letzten Jahrzehnt eine Sammlung ethnografischer Dokumentarfilme (auf Video VHS bzw. DVD) produziert und somit ein weiteres Bruchstück der vielfältigen materiellen und geistigen Volkskultur der Kärntner Slowenen vor dem Vergessen bewahrt. Lit.: ES (I. Sedej  : Ljudska likovna umetnost)  ; Volkskunst. In  : Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden. 21., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 29, VertiWety, Leipzig, Mannheim 2006  : 209. – O. Moser  : Volkskunst in Kärnten. Klagenfurt, 1954. Sonderabdruck aus »Kärnten, lebendiges Volkstum«. Festschrift des Österreichischen Rundfunks, Klagenfurt 1954, 38–45  ; O. Moser, Oskar (Hg.)  : Zur Kulturgeschichte Innerösterreichs  : Landeshauptmannstellvertreter Universitätsprofessor Dr. Hanns Koren zur Vollendung des 60. Lebensjahres dargebracht. Graz  : Selbstverl. des Historischen Vereines für Steiermark, 1966  ; L. Schmidt  : Volkskunst in Österreich. Wien [u. a.] 1966  ; A. Riegl  : Volkskunst, Hausfleiss und Hausindustrie. Nachdr. d. Ausg. Berlin 1894. Mittenwald, ²1978  ; L. Schmidt  : Werke der alten Volkskunst. Gesammelte Interpretationen. Rosenheim 1979  ; Volkskunst im slowenischen Alpenland (Oberkrain). Sonderausstellung aus den Museen in Kranj (Gorenski Museum), Škofja Loka (Loški Museum), Radovljica (Imkermuseum), Kamnik und Ljubljana (Slowenisches Ethnographisches Museum)  ; Katalog/Österreichisches Museum für Volkskunde, Ethnographisches Museum Schloss Kittsee, Burgenland. Dt. Ausg. bearb. von Klaus Beitl. Kittsee 1981  ; R. Itzelsberger  : Volkskunst und Hochkunst. Ein Versuch zur Klärung der Begriffe. München 1983  ; K. Eisner, F. Glaser [u. a.]  : Das Landesmuseum Kärn; G. Makarovič   : Koroške poslikane ten. Klagenfurt 1984, 120–142   čelnice čebelnih panjev. Razstava = Bemalte Bienenstockbrettchen aus Kärnten. Ausstellung. Katalog. Celovec 1984  ; M. Zadnikar  : Po starih koroških cerkvah. Celovec 1984  ; P. Fister  : Umetnost stavbarstva na Slovenskem. Ljubljana 1986  ; I. Koschier  : Volkskunde. In  : Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen. Klagenfurt 21987, 137–150  ; F.  W. Leitner  : Kurzer Abriss der Kärntner Geschichte vom Frühmittelalter bis 1920. In  : Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen. Klagenfurt 21987, 91–101  ; P. Fister  : Arhitektonska analiza tipologije bivališč v dvojezični južni Koroški. Raziskovalno poročilo. Ljubljana 1987  ; N. Golob  : Poslikani leseni stropi na Slovenskem do sredine 18. stoletja. Ljubljana 1988  ; P. Fister  : ›Ta hiša je moja, pa vendar moja ni’. Arhitektura Zilje, Roža, Podjune. Celovec 1989  ; P. Fister  : Koroška arhitektura. In  : Celovški zvon. Vseslovenska revija za leposlovje, kritiko, kulturna, družbena in verska vprašanja. Leto 7, št. 22 (1989) 31–44  ; H. Kropej  : Poslikane panjske končnice (Na Koroškem jim pravimo tudi »čelnice«), Celovec 1990 [Bildband und Katalog]  ; T. Cevc, I Primožič  : Das Bauernhaus in den Karawanken. Überliefertes Erbe auf den Bauernhöfen im Gebiete der slowenisch-kärntneri-

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schen Bergkette (…). Klagenfurt 1991  ; T. Cevc, I. Primožič  : Kmečke hiše v Karavankah. Stavbna dediščina hribovskih kmetij pod Kepo, Stolom, Košuto, Obirjem, Pristovškim Storžičem in Peco. Radovljica, ²1991  ; P. Fister  : Razvoj kajžarske arhitekture v 19. stoletju na Koroškem. In  : Koledar Družbe sv. Mohorja (1991). Celovec, 43–47  ; P. Fister  : Erlebte Architektur in Südkärnten. Bauernhöfe, Bildstöcke, Kirchen, Burgen, Schlösser. Klagenfurt [u. a.] 1991  ; P. Fister  : Pogledi na arhitekturo dvojezične Koroške. Ljubljana 1991  ; M. Makarovič  : Slovenska ljudska noša v besedi in podobi. Zv. 5, Zilja. Ljubljana 1991  ; M. Makarovič, J. Dolenc [u. a.]  : Die slowenische Volkstracht in Wort und Bild  : Das Gailtal, Bd. 5. Klagenfurt 1992  ; O. Moser  : Das Bauernhaus und seine landschaftliche und historische Entwicklung in Kärnten. Klagenfurt ²1992  ; T. Cevc  : Slovenski kozolec = Slovene hay-rack. Žirovnica 1993   ; M. Makarovič  : Sele in Selani. Narodopisna podoba ljudi in krajev pod Košuto. Celovec 1994  ; M. Makarovič (ured.)  : Osem stoletij Vogrč. Celovec 1995  ; V. Hazler, M. Hazler  : Naselbinska in stavbna dediščina vasi Vogrče. In  : M. Makarovič (Hg.)  : Osem stoletij Vogrč. Celovec 1995, 177–213  ; O. Moser  : Zwei alte Bauernhöfe aus Grafenbach. Zu den ursprünglichen Hofanlagen und Hausbauten in der Berggemeinde Diex. In  : R. Wlattnig (Hg.)  : Diex. Sonnendorf auf der Saualpe. Von der mittelalterlichen Kirchenburg zur modernen Tourismusgemeinde. 2., korr. Aufl. Klagenfurt 1996, 285–298  ; H. Prasch (Hg.)  : Von der Handwerkskunst zum Kunsthandwerk. Spittal/Drau 1995  ; H. Schinnerl  : Religiöse Volkskunst. Symbole und Zeichen der Andacht. Ehrental 1995  ; M. Makarovič (Hg.)  : Dobrla vas in okolica – Iz preteklosti v sedanjost. Celovec 1996  ; V. Hazler  : Stavbna dediščina v občini Dobrla vas. In  : M. Makarovič (Hg.)  : Dobrla vas in okolica (…). Celovec 1996, 173–203  ; B. Vilhar  : Ziljske freske. In še kaj s poti za sledovi gotskega stenskega slikarstva med Marijo na Zilji in Šmohorjem. Celovec [u. a.] 1996  ; H. Nikitsch, B. Tschofen (Hg.)  : Volkskunst. Referate der Österreichischen Volkskundetagung 1995 in Wien. Wien 1997  ; M. Makarovič  : Die Tracht von Diex = O noši na Djekšah. In  : R. Wlattnig (Hg.)  : Diex. Sonnendorf auf der Saualpe. Von der mittelalterlichen Kirchenburg zur modernen Tourismusgemeinde. Klagenfurt 1995, 335–337   ; M. Makarovič  : Obleka podložnikov gospostva Dietrichstein v Rožu v 18. stoletju. In  : Traditiones 25 (1996) 103–116  ; A. Feinig  : Nagrobni napisi od Šentlenarta do Golšova. Celovec 1997  ; V. Hazler  : Tudi Slovenci v Avstriji ohranjajo stavbno dediščino. In  : Naša žena. Prva slovenska ženska in družinska revija, št. 5 (maj 1997) 9–10  ; M. Makarovič  : Oblačilna kultura slovenskega kmečkega prebivalstva v Rožu  : [katalog k razstavi] = Die Bekleidungskultur der slowenischen ländlichen Bevölkerung im Rosental  : [Ausstellungskatalog]. Celovec 1997  ; M. Makarovič  : The Clothing Culture of Slovene Country People in Rož – The Exhibition Catalogue/La cultura dell abbigliamento – Catalogo della mostra. Klagenfurt/Celovec 1997  ; M. Makarovič  : Govorica oblačilne kulture slovenskega kmečkega prebivalstva na Koroškem. In  : Koroški etnološki zapisi. Glasilo Slovenskega narodopisnega inštituta Urban Jarnik, let. 1, št. 1 (1999), 39–41  ; M. Makarovič  : Oblačilna kultura slovenskega kmečkega prebivalstva v Podjuni. Celovec 1999  ; B. Neubauer-Kienzl, W. Deuer, E. Mahlknecht  : Barock in Kärnten. Klagenfurt 2000  ; Etnološki muzej Kostanje, V. Hazler, M. Piko-Rustia [u. a.] (Hg.)  : Kraj spomina in učenja. Vodnik = Ein Ort der Erinnerung und des Lernens. Museumsführer. Celovec/Klagenfurt 2002  ; B. Vilhar  : Dies irae. Upodobitve poslednje sodbe na Koroškem = Darstellungen des Jüngsten Gerichts in Kärnten. Celovec 2002  ; I. Destovnik (Red.). Slovenska prosvetna zveza (Celovec, Hg)  : Narodopisna zbirka. Narodopisna zbirka Slovenske prosvetne zveze v Celovcu = Die volkskundliche Sammlung des Slowenischen Kulturverbandes in Klagenfurt. Celovec/Klagenfurt 2004  ; P. Fister  : Arhivsko

Volkslied

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küche (1999  ; 25 Min.)  ; Bread from the black kitchen … (2001  ; 25 Min.)  ; O saneh … Über Schlitten … (1999  ; 47 Min.), Über Schlitten (1999  ; 47 Min.)  ; About sledges .. .(2001  ; 47 Min.). Dokumentarfilme DVD  : Vom Korn zum Brot. Videoclip. (2005  ; Produktion in Kooperation mit der Slowenischen Redaktion des ORF Landesstudios Kärnten. Gestaltung  : Herta Maurer-Lausegger, Kulturwissenschaft & Wirtschaft. © ORF Slovenski spored – Landesstudio Kärnten)  ; Farant  : Bäuerliche Arbeit im Wandel der Zeit. Kmečka opravila skozi čas (2007  ; 20 Min.). Mehr  : www.kwfilm.com  ; N. Križnar  : Peka božičnega kruha. [Video, VHS, ca. 29 Min.]. Ljubljana 2003  ; J. Zerzer  : Po koroških poteh = In Südkärnten unterwegs. [Video, DVD]. Celovec 2004  ; N. Križnar, M. Olip  : Pehtrne, [Video, DVD, 43 Min.]. Ljubljana 2006  ; N. Križnar, M. Olip  : Miklavževanje, [Video, DVD, 84 Min.]. Ljubljana 2006  ; N. Križnar, M. Olip  : Prešanje rička, [Video, DVD, 11 Min.]. Ljubljana 2006  ; M. Makarovič, N. Križnar  : Peka božičnega kruha. 1, Tradicionalna kultura na Koroškem, [Video, DVD, 29 Min.]. Ljubljana 2006  ; M. Piko-Rustia  : Presenc iz Vidre vasi, [Video, DVD, 30 Min.]. Ljubljana/ Celovec 2006  ; M. Piko-Rustia  : Ziljski prajtelj, [Video, DVD, 16 Min.]. Ljubljana/Celovec 2006  ; M. Piko-Rustia  : Ploharji v Libučah in Vogrčah, [Video, DVD, 80 Min.]. Ljubljana 2006  ; M. Piko-Rustia  : Vlačenje ploha v Pliberku, [Video, DVD, 23 Min.]. Ljubljana 2006, u. a. Web  : Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik (Slowenisches Volkskunde Institut Urban Jarnik)  : www.ethno.at  ; www.kleindenkmaeler.at/, ein Projekt des Kärntner Bildungswerks in Zusammenarbeit mit dem Institut Urban Jarnik, dem Koroški pokrajinski muzej und dem Denkmalamt Maribor (18. 7. 2015)  ; Audiovisuelle Dialektologie  : Dokumentation alter Volkskultur im Dialekt  : www.kwfilm.com (27. 7. 2015). Herta Maurer-Lausegger

Volkslied. Singen gehört wie z. B. das Lachen und

Weinen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Es ist Ausdruck seiner emotionalen Befindlichkeit. Das Volkslied hat daher Anteil am ältesten Kulturerbe einer Gemeinschaft und ist für die (Kärntner) Slowenen seit jeher Teil des gelebten Alltags. Seine Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit des mit Bräuchen und Mythen reichen Volkslebens zurück, wie es z. B. Pavle Zablatnik für die Kärntner Slowenen in seinen Abhandlungen dargestellt hat. Die slowenischen Volkslieder in Kärnten/Koroška werden auswendig gesungen, sind im geselligen Kreis und als Teil der Bräuche innig, da spontan, teilweise improvisiert oder zumindest gefühlsbetont. Von den Texten her eher sehnsuchtsvoll als freudvoll und triumphierend, sind sie vielfältig im Ausdruck und werden mit Vorliebe langsam, im Tempo rubato, häufig mehrstimmig vorgetragen bzw. intoniert, wobei in geringem Maße Melismen an wichtigen Stellen der Melodie vorkommen. Vorherrschend ist der 3er-Takt, wesentlich auch der gerade Takt, doch auch 5/8- und 3+2/4-taktige Melodien kommen vor. Erste schriftliche Zeugnisse über das slowenische Volkslied sind zufällig erhalten geblieben und gehen

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nicht auf sammlerische Tätigkeiten von Gelehrten zurück. Dies gilt sowohl für das geistliche und kirchliche wie das weltliche (Volks-)Lied (→ Lied  ; → Volkslied, geistliches). Bereits im Mittelalter entstanden z. B. das Lied von den Sonnwendjungfern (Kresnice), das Lied vom Teufel, der die Tänzerin entführt (Hudič odnese plesalko) oder vom reuigen Sünder (Spokorjeni grešnik). Bezeugt ist ein Fragment eines Dankliedes (in der Handschrift »Schwabenspiegel« aus dem 14. Jh. »… gemeinsam ihren windischen Leisen«), welches das Volk bei der Einsetzung des Kärntner Herzogs gesungen hat, der Beginn eines alten Osterliedes (in einer Handschrift des Klosters Stična aus dem 15. Jh.) und der Bericht über ein Lied einer Parze (rojenica) in der Cillier Chronik. Vom → Gailtal/Zilja bis nach Rossegg/Rožek berichtet Paolo → Santonino in seinen Tagebüchern aus den Jahren 1485–86 von Ansingeliedern und Musikantenstücken, andererseits vorzüglich gestalteten gesungenen Messen sowie Hymnengesang bei Prozessionen und beim »feierlichen« Krankenversehgang. Ebenso bestand der Brauch zumindest in der Umgebung von Rossegg/Rožek, dass man gastfreundlich angebotenen Wein austrinken musste. Tat man dies nicht, war eine mögliche Wiedergutmachung das Absingen von mehreren Trinkliedern (Santonino, S. 57). Eine besondere Rolle bei der Vermittlung der Sangeskunst spielten offenbar »im Gesang hochbegabte« Ordensbrüder (»pošten, učen, govorniško nadarjen in v petju zares izveden redovnik, ki je mlad po letih, pa izkušen kot siv starec«, S. 62), denn das Kirchenvolk, Bürger wie Bauern, besuchte täglich die Hl. Messe, wie in St. Martin bei Villach, bei der der Gesang, teilweise sogar mit Gesangsbüchern, gepflegt wurde (siehe ebenda, S. 47 ff.). Man hörte süße Stimmen in wunderbarem Zusammenklang (»presladke glasove v blagoglasnem sozvočju«). Ein deutsches Flugblattlied von den Bauernaufständen aus dem 16. Jh. enthält slowenische Verse (Le vkup le vkup uboga gmajna), woraus auf das Vorhandensein eines slowenischen Rebellionsliedes geschlossen werden kann. Die Protestanten erwähnen das geistliche wie das weltliche Volkslied mehrmals in ihren Berichten und haben einige davon in ihre Liedsammlungen aufgenommen. So enthält Primož → Trubars slowenisches geistliches → Liederbuch (gedruckt 1585) das Lied von den zehn Geboten, ein Osterlied, ein ChristiHimmelfahrt-Lied sowie einige Koleda-Lieder. Ins 16. Jh. reicht der Bericht des friulanischen Historikers Nicoletti, der handschriftlich das Leben des Patriarchen d’Alencona von Aquileia beschrieb und

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Zdravko Švikaršič

nebenbei bemerkte, dass die Bewohner von Tolmin etliche Christus-Lieder und solche von den Heiligen wie auch vom ungarischen König Mathias (→ kralj Matjaž) und anderen bedeutenden Persönlichkeiten zu singen pflegen. J. V. → Valvasor berichtet in seiner »Ehre des Herzogthums Krain« (1689) bei der Beschreibung der Burg Kamen na Gorenjskem (Stein), er hätte vom Zweikampf zwischen ›Pegam und Lamberger‹ singen gehört. Ein erstes weltliches slowenisches Volksliederbuch entstand um 1775 aus der Feder des Ordensmannes Pater Dizma Zakotnik aus Ljubljana, als dieser fünf Texte von epischen Liedern (von Pegam und Lamberger, dem unglücklichen Jäger, von König Mathias, von Jurij Kobila und von der Linde am Alten Platz) veröffentlichte. Die ersten beiden hat A. T. → Linhart ins Deutsche übertragen (vgl. B. Merhar  : Ljudska pesem, 37 ff.). In dieser Zeit kam erstes romantisches Gedankengut auf Vermittlung von Denis, der den Ossian von Macpherson übersetzt hatte und die slawischen Völker zum Sammeln alter Volkslieder aufrief, zu den Slowenen. Als im Jahre 1778 Gottlieb Schlegel die slowenischen Gebiete Kärntens durchreiste, traf er auf Mu-

Volkslied Zdravko Švikaršič Zdravko Švikaršič, Nmav čez izaro

sikanten mit dem Hackbrett, der Geige und dem Bass, zu welchen beim Gailtaler → Tanz vorzüglich getanzt wurde (diese ältere Kärntner Besetzung ähnelt den Musizierweisen des Resiatales, vgl. Strajnar 1988). Im Jahre 1780 begann Baron Žiga → Zois (1747–1819) mit dem Sammeln von Vierzeilern, einige Jahre später (1795) auch Valentin → Vodnik (1758–1819), der 150 Lieder verschiedener Gattungen zusammentrug. Leider hat er »Verbesserungen« und »Ergänzungen« an den Aufzeichnungen vorgenommen. Aus mehreren Aufzeichnungen von Pegam in Lamberger stellte er einen Text zusammen, den Janez Anton Zupančič (Supantschitsch) ins Deutsche übertragen und zusammen mit dem Original im Jahre 1807 veröffentlicht hat. In der ersten Hälfte des 19. Jh.s entstand zunächst die Erzherzog Johann Sammlung, bestehend u. a. aus 30 slowenischen Liedern mit Melodien, darunter mehrere geistliche, Napoleon- und andere Soldatenlieder. Auch aus Mailand kamen 1811 Fragebögen in den slowenischsprachigen Teil Venetiens (durch Erzherzog Johann angeregt), wobei Antworten bis 1840 eintrafen. Eine größere Sammlung brachte die Philharmoni-

sche Gesellschaft in Ljubljana 1819 im Zusammenhang mit der »Gesellschaft der Musikfreunde« in Wien zustande. Von den angeblichen 100 slowenischen Volksliedern, davon die Hälfte mit Melodien, die nach Wien abgeschickt worden waren, haben sich 39 Lieder aus Kärnten/Koroška, Idrija, der Umgebung von Postojna und Vitanje, erhalten. Sammler in Kärnten/Koroška waren u. a. Urban → Jarnik, Pfarrer in St. Michael am Zollfelde/Šmihel na Gosposvetskem polju, Eduard von Moro aus Klagenfurt/Celovec und Jakob → Scheliessnig aus → Bleiburg/Pliberk. Spätere Sammlungen der ersten Hälfte des 19. Jh.s waren das Echo auf romantische Ideen, wie Z. Kumer meint. Vor allem jüngere slowenische Gebildete hätten sich des Volksliedes angenommen. In der Zeitschrift Kranjska čbelica erschienen nach 1823 Aufzeichnungen von Andrej Smole (1800–1840), welche France → Prešeren »verbessert« hatte. In Ljubljana legten sich zu dieser Zeit noch weitere kulturell tätige Persönlichkeiten Volksliedsammlungen zu, wobei Fr. → Metelko und Miha Kastelic sowie Matevž → Ravnikar-Poženčan zu nennen sind. Ein sehr

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erfolgreicher Sammler war Stanko → Vraz (1810– sonce zahaja, Lahko noč, Bog nam daj svojo pomoč, Ljuba 1851), der an die 300 Melodien aufzeichnete und an- vigred se rodi, in oživlja vse stvari, Sneg za to leto slovo dere dazu veranlasste, für ihn zu sammeln, z. B. Oroslav je že vzel, Glej v pokoju vse prebiva na mrtvaškem briCaf (1814–1874) in Fram pod Pohorjem. Im Jahre tofi, Eno pesem pojmo mi, Vsi stani na sveti poptrebni so 1833 dachte er daran, eine größere Publikation daraus nam, Blagor mrtvim, kteri spijo, Slovenc Slovenca vabi, zu machen, es erschien jedoch lediglich das erste Heft Na svetu lepše rožce ni kakor je vinska trta, En hribček unter dem Titel Narodne pesni ilirske, koje se pevaju po bom kupil, Preljubi sveti Urban ti, Vino ino voda žlahŠtajerskoj, Koruškoj i zapadnoj strani Ugarske [Illyri- tni dve reči, Pojte noter v hišo k nam, Najbogatejši mož sche Volkslieder, die in der Steiermark, Kärnten und je kmet, Jaz sem an kmetovski ovčar, Oj stojaj stojaj Beliim Westen Ungarns gesungen werden]. Hätte Vraz grad [Laudon], Preljubo veselje oj kje si doma. Viele dieser nicht auch »Verbesserungen« an seinen Aufzeichnun- Lieder werden bis heute in Südkärnten gesungen.). Im gen durchgeführt, wäre seine Sammlung noch wert- Jahre 1837 kam der Pole Emil Korytko (1813–1839) voller gewesen, doch entsprach dies der Tendenz der nach Ljubljana und versuchte, eine Volksliedausgabe Zeit. Vraz hatte seine Aufzeichnungen aus allen slo- zustande zu bringen. Sein früher Tod verhinderte dies, wenischsprachigen Gebieten (nicht nur aus → Krain/ doch seine gesammelten Volkslieder (aus den SammKranjska) und hatte die Informanten auch selbst be- lungen Poženčan, Rudež, Metelko, Kastelec sucht und sich dabei viele Erfahrungen angeeignet. Er und Smole) erschienen in 5 Heften unter dem Titel hatte auch die Namen einiger Informanten überliefert Slovenske pesmi kranjskega naroda [Slowenische Lieder und konnte daher am ehesten eine knappe wissen- des krainischen Volkes] und enthalten etliche auch in schaftliche Beurteilung des slowenischen Volksliedes Kärnten/Koroška verbreitete Lieder. Matija → Majar – Ziljski gab um die Mitte des abgeben. Man findet diese in einem Brief an den Dichter Anastasius Grün (Graf → Auersberg), welcher 19. Jh.s die Pesmarica cerkvena ali svete pesmi, ki jih pojo sich jedoch nicht zur Gänze erhalten hat. Einige der ilirski Slovenci na Štajerskem, Kranjskim, Koroškim, GoAufzeichnungen von Vraz hat Anastasius Grün in riškim in Benatskim [Kirchenliederbuch oder geistliche deutscher Übersetzung in seiner Publikation »Volkslie- Lieder, die die illyrischen Slowenen in der Steiermark, der aus Krain«, die 1850 erschien, veröffentlicht. Sein Krain, Kärnten, im Küstenland und in der Venezia Brief vom 9. Mai 1847 ist im deutschen Original veröf- Slava/Benečija (sic  !) singen] und die dazugehörigen fentlicht. Dies war die Zeit der Blüte der Volkspoeten, Melodien Napevi za orgle k pesmarici cerkevnej [Meloslow. bukovniki (→ Bukovništvo). Miha → Andreaš dien für Orgelbegleitung zum Kirchenliederbuch] he(1762–1821) war Liedschöpfer, dessen Lieder mit Me- raus. lodien von Ahacel z. T. publiziert wurden (Vigred, In der Folge hat der Bischof von → Lavant, Anton Nedelci, Večerna pesem, Pesem nespametnih ljudi, Ra- Martin → Slomšek, viele Lieder gesammelt bzw. unter zuzdani svet, Praznost sveta, Zdihvanje po miru). Pri- das Volk gebracht, z. B. mit dem Schulliederbuch  : Šola mus Košat (1818–1885) war ein Bauerndichter aus vesela lepega petja za pridno šolsko mladino [Schule des Dieschitz/Deščice, welcher eine Variante des Liedes freudigen schönen Singens für die brave Schuljugend]. Nmav čez jezero hinterließ. Auf Janez Kajžnik (1837– Anastasius Grün (Anton Alexander Graf → Au1914) geht Pojdam u Rute zurück. Janez Dobernik, ersperg) hat Volkslieder aus Krain/Kranjska in deutvlg. Afernik (1795–1865) aus Srajach bei St.  Jakob/ scher Übersetzung herausgegeben. In Cvetje slovensSreje pri Št. Jakobu, schuf Vse te uštne liete moje, Pfarrer kega naroda (Klagenfurt 1852) hat Anton → Janežič Franc → Treiber aus Faak/Bače (1829–1878) Nmau Volkslieder und den Gesang besonders der Bewohner čriaz izaro und Jože → Kattnig/Katnik (1862–1942) des Rosentales/Rož beschrieben. Volkstümliche Liedaus Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji die »Hymne« schöpfungen der Zeit sind in Kärnten/Koroška zu Tam, čier teče bistra Zila. Von Franc → Leder-Lesičjak Volksliedern geworden, z. B. von Jozip Hašnik aus dem stammt Jaz sem en frišen jager, von Mihael Pipp, vulgo Jahre 1854 (Nesrečna zima mrazi me, Na serce rožmarina Zotlar (1875–1954) aus Feistritz im Gailtal/Bistrica na čem, Sem pevec), von → Praprotnik (Med cvetlicami), Zilji, Ko mi na Ojstrk pridemo. Mašek (Vigred se povrne), Vilhar (Ko ptičica sem peMatija → Ahacel gab in Klagenfurt/Celovec in vala oder Pijmo ga pijmo dokler živimo, saj ne dobimo kapmehreren Auflagen Pesme po Koroškim ino Štajerskim lje ga tam, oder Po jezeru bliz Triglava) und Flajšman znane heraus (darin  : Hola hola fantje vstajajte, Glejte že (Visoko vrh planin stojim oder Kje so moje rožice). Mittels

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Volkslied

Oktet Suha, Nmav čez izaro

Zeitungen hat sich das 1872 publizierte Lied Domovina mili kraj [Heimat, du mein lieber Ort] verbreitet. In den Jahren 1876 und 1877 erschienen zwei Hefte in der Harmonisierung für Chor von Josip Kocijančič (1849–1878). Radivoj Poznik (1850–1891) hat 1868 in Kropa den Verein Narodna ušesa [Die Ohren des Volkes] zur Sammlung von Volksgut gegründet  ; mehr und mehr haben auch Mittelschüler, meist angeregt von ihren Lehrern, Volksgut gesammelt, so zum Beispiel Josip → Jurčič (1844–1881), in der Umgebung von Begunje in der Gorenjska (Oberkrain), der spätere Bischof Anton Jeglič (1850–1930) in der Umgebung von Ribnica in der Dolenjska (Unterkrain) Anton Zobec (1860–  ?), in Ihan um 1890 Anton Breznik (1881–1944) und noch etliche weitere, die dem späteren Aufruf von Karel → Štrekelj zum Sammeln gefolgt sind. Etwa 60 Volkslieder mit Melodien aus Kärnten/Koroška findet man in den Ausgaben von Franjo Kuhačs Južnoslovjenske narodne popievke (Zagreb 1878–1881), welche meist auf die Aufzeichnungen von Matija Majar zurückgehen. In etlichen Zeitschriften dieser Zeit, z. B. in → Mir, sind einzelne Volksliedaufzeichnungen verschiedener Sammler und Berichte über den slowenischen Gesang erschienen. Von Janez → Scheinigg (1851–1919) erschienen 1889 die Narodne pesni koroških Slovencev [Volkslieder der Kärntner Slowenen], wobei er auch theoretische Schriften über das Volkslied der (Kärntner) Slowenen beisteuerte (Kres II, 1882, V, 1885). Weiters hat er in der im Jahre 1891 veröffentlichten Anthologie  : Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kärnten und Krain, Wien 1891, 156) im Aufsatz  : »Mythen, Sagen und Volkslieder der Slowenen« die bemerkenswerte Feststellung zum deutschen Volkslied in Kärnten/Koroška gemacht  : »… manche Melodie ist dem slowenischen Volkslied entnommen und deutschem Text angepasst, so dass nach einer und derselben Weise deutsche und slowenische Volkslieder durch das Land klingen und die Herzen erfreuen.« Von Ludovik Kuba erschienen 1890 im Band 7 Pisne slovinske [Slowenische Lieder] samt Melodien und ihren tschechischen Übersetzungen. Große Verbreitung fanden die in Klagenfurt/Celovec gedruckten Liederbücher von Jakob Aljaž (1845–1927)  : Slovenska pesmarica I (1896), II (1900) und darin etwa das volkstümliche Lied  : Oj Triglav moj dom. Karel → Štrekelj (1859–1912) hat in seinen Slovenske narodne pesmi I–IV (Ljubljana 1895–1923) die bereits publizierten Lieder, insbesondere von Schei-

nigg, berücksichtigt, jedoch auch weitere Belege aus Kärnten/Koroška einbezogen (z. B. die Sammlung J. Lulek). Es sind dies 8.686 Lieder mit rund 300 Melodien und Anmerkungen  ; eine Qualität der Sammlung, die zu der Zeit nicht einmal große Völker gehabt haben. Zu den bedeutendsten Aufzeichnern, welche meist mehrere Hundert Lieder eingeschickt hatten, zählte Oskar → Dev für Kärnten/Koroška. Der bedeutendste Sammler dieser Zeit war der Organist aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen, Franc Kramar, der selbst 4.000 Aufzeichnungen beisteuerte und seine Sammeltätigkeit in der Zeitschrift Cerkveni glasbenik (1922–1929) beschrieben hat. Als zu Beginn des 20. Jh.s eine Sammlung Das Volkslied in Österreich angeregt wurde und dafür in Wien ein eigener Ausschuss zusammentrat, hat den slowenischen Teil Karel Štrekelj beigetragen, die Fragebögen zusammengestellt und die Sammlung organisiert. In dem im Jahre 2004 erschienenen COMPA-Sonderband erfährt man nun, die Slowenen wären »ein ungemein sangesfrohes Volk mit starker lyrischer Begabung« (S. 174). Als Beispiel dient u. a. das fünfstimmig notierte Lied Oj te mlinar in der Aufzeichnung aus Abtei/Apače na Koroškem aus dem Jahre 1909 (S. 175). Trotz der großen Zahl von Volksliedsammlern kann man, so meint Zmaga Kumer, bis zum Ende des 19. Jh.s von keiner systematischen Volksliedsammlung im gesamten slowenischen Sprachraum sprechen. Es gab auch kaum Interesse für die Aufzeichnung von Melodien, da man die Volkslieder hauptsächlich als literarische Kostbarkeiten, als Vorläufer der schriftsprachlichen Poesie ansah. Eine Ausnahme bildeten Janko Žirovniks Volkslieder aus Krain/Kranjska in Chorbearbeitungen, die sich in Kärnten/Koroška stark verbreiteten. Im 20. Jh. gelang der Durchbruch zur Epoche der Klangaufzeichnung. Im Jahre 1898 hat Bela Vikar auf 6 Wachswalzen 13 slowenische Volkslieder gepresst. Etwa 100 Lieder hat um 1910 J. E. Lineva in der Bela krajina (Weißkrain) und in der Gorenjska (Oberkrain) aufgenommen. Diese Aufnahmen werden in Moskau aufbewahrt und sind insbesondere interessant, als sie z. T. fünfstimmig sind, also dem kärntnerischen Volksgesang ähneln. Auf Polydor-Schellackplatten hat sich 1931 das Brnški sekstet [Fürnitzer Sextett] verewigt (Izobraževalno društvo → »Jepa«) (als CD mit Begleitheft neu erschienen im Jahre 1998  : Brnški moški sekstet/ Männersextett aus Fürnitz – 1931  : SPD → »Dobrač«, 1998, 1 CD [47 Min. 9 Sek.]). Es gab erste Radio-

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sendungen (Ljubljana, Klagenfurt/Celovec) seit den des Grenz- und Auslanddeutschtums (Bd. 3, Bres1930er-Jahren mit slowenischen Sängern aus Kärnten/ lau 1938) wird Kärntens musikalische Entwicklung Koroška. Erste erhalten gebliebene Tonbandaufnah- deutschnational umgedeutet und die nationalistische men der Kärntner Slowenen beim ORF-Radio Kärn- Tendenz noch über den Zweiten Weltkrieg hinaus beiten stammen aus den frühen 1950er-Jahren. behalten, wie z. B. bei H. Federhofer, wo dem sloweIm Jahre 1903 hat Ivan → Grafenauer in Wien nischen Volkslied in Kärnten/Koroška die Eigenstäneine Seminararbeit »Über die Stellung des kärnt- digkeit abgesprochen und die musikalische Entwicklung nerslowenischen Volksliedes zum Volkslied der übri- von jener im übrigen slowenischen Raum getrennt wird gen Slowenen« verfasst, welche 1967 publiziert wurde. (→ »Entethnisierung«). Dem trat Ivan Grafenauer Zu Zwecken des chorischen Singens sind im frühen entgegen, der 1946 den Aufsatz Slovensko slovstvo na 20. Jh. eine Reihe von Volksliedausgaben erschienen. Koroškem – živ člen vseslovenskega slovstva [SloweniMarko Bajuk hat fünf Hefte (1904–1927) sloweni- sches Schrifttum in Kärnten – ein lebendiges Glied scher Volkslieder publiziert. Oskar Dev gab ebenfalls des gesamtslowenischen Schrifttums] publizierte. Im fünf Hefte mit Volksliedern heraus (1906–1926), da- Koroški koledar findet man auch Slovenske ljudske pesmi, runter slowenische Volkslieder aus dem Gailtal/Zilja ki so prišle od drugod h koroškim Slovencem [Slowenische und oberen Rosental/Zgornji Rož (1908) und dem üb- Volkslieder, die von woanders zu den Kärntner Slowerigen slowenischsprachigen Teil Kärntens (1912, 1926). nen kamen] sowie Koroške ljudske pesmi, ki so šle v druge Noch vor dem Ersten Weltkrieg erschienen Zdravko slovenske pokrajine [Kärntner Volkslieder, die sich in an→ Švikaršičs Volksliederhefte, deren Besonderheit dere Länder verbreiteten]. Dem im Jahre 1934 gegründie volkstümliche Fünfstimmigkeit ist, wie sie in den deten ethnomusikologischen Institut (Institut za razisVolkssängergruppen im Rosental/Rož und im Jauntal/ kovanje slovenske glasbene folklore) in Ljubljana stand Podjuna praktiziert wurde. Diese Sammlungen sind zunächst France → Marolt (1891–1951) vor und er insbesondere wegen der Melodien für die Forschung war mit der überwiegend nationalistischen Ausrichtung von Bedeutung. der deutschsprachigen Volksliedforschung in Kärnten/ Von Pavel → Košir (1878–1925) und Anton/ Koroška nicht einverstanden. Er konterte mit dem auf Tone → Gaspari erschien im Jahre 1923 die Samm- Studien im Gailtal/Zilja basierenden im Jahre 1935 lung kärntnerischer Popularlieder  : Sijaj, sijaj solnčece  ! veröffentlichten Aufsatz »Tri obredja iz Zilje« [Drei [Scheine, oh scheine du Sonne  !]. Lovro → Horvat Brauchformen aus dem Gailtal] und 1946 im Koroški interessierte die kärntnerische Melodik und er publi- zbornik mit dem Aufsatz  : Gibno-zvočni obraz slovenszierte im Jahre 1932 den Liederzirkel  : Venec koroških kega Korotana [Das musikalische Antlitz Slowenischzborov. In der Wochenzeitung → Koroški Slovenec Kärntens]. Wichtig für die weitere Entwicklung der kann man zwischen 1921 und 1941 immer wieder Volksliedforschung in Kärnten/Koroška waren in der Beschreibungen von Singgelegenheiten (z. B. über die Folge Jerko Bezič, France Cigan und Zmaga Kumer, sog. Sängerreisen von Kärntner Chören in Slowenien/ Letztere war Mitarbeiterin des ethnomusikologischen Kroatien/Serbien) und Volksliedtexte finden. Auch Instituts in Ljubljana. Pavle → Kernjak hat vor dem Zweiten Weltkrieg slowenische Volkslieder aus dem Rosental/Rož u. d. T. Quellen (Auswahl)  : J. Dalmatin, P. Trubar, S. Krelj  : Slovenska proSlovenske koroške narodne pesmi iz Roža I herausgegeben. testantska pesmarica. Wittemberg 1584 (Nachdruck Ljubljana 21984)  ; Seine späteren Ausgaben betrafen eigene Kompositio- J. A. Suppantschitsch  : Übersetzung des krainischen Volksliedes von dem nen, die jedoch zum Teil volkstümlich geworden sind. Turnier zwischen dem Ritter Lamberg und Pegam. In  : Laibacher Wochenblatt 1806, Nr. 37  ; J. A. Suppantschitsch  : Das Turnier zwischen Vinko Möderndorfer hat Beschreibungen der sloden beyden Rittern Lamberg und Pegam. Laibach 1807 (mit einer Einwenischen Volkskultur beigesteuert. leitung in der die Übersetzung A. T. Linharts in Hexametern aus Franz Koschier behandelte in seiner Dissertation dem Jahre 1781 erwähnt wird, vgl. K. Sturm-Schnabl unten)  ; M. aus dem Jahre 1933 u. a. die »mythische Ballade« der Ahacelj  : Pesme po Koroškim ino Štajerskim znane, I. Posvetne pesmi. V Kärntner Slowenen (z. B. Š 82, SNP I Nr. 25/1 Hudič Celovci/Klagenfurt 1833  ; S. Vraz  : Narodne pesni ilirske, koje se pevaju po Štajerskoj, Koruškoj i zapadnoj strani Ugarske. Zagreb 1839  ; [E. Koodnese plesalko), weiters die Lindenlieder, die in großer rytko]  : Slovenske pesmi kranjskega naroda I–V. Ljubljana 1839–1844  ; Zahl überliefert sind, und die kurzen Vierzeiler. Das M. Majar  : Pesmarica cerkevna, ali svete pesme, ki jih pojó ilirski Slovenci Volkslied wurde in der Folge zusehends »zur Waffe«» na Štajerskim, Krajnskim, Koroškim, Goriškim in Benatskim in nektere umfunktioniert. In Carl Petersens Handwörterbuch molitvice, litanije in svet križoven pot/zbral in na svet izdal Matia Ma-

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jer. V Celovcu 1846  ; M. Majar  : Napevi za orgle k pesmarici cerkevnej. V Celovcu 1846 (40 Melodien, erschienen 1852)  ; A. Grün  : Volkslieder aus Krain. Leipzig 1850  ; A. Janežič  : Cvetje slovanskega naroda  : slovenske narodne pesme, prislovice in zastavice. Celovec  : F. Kleinmayr, 1852  ; A.  M. Slomšek  : Šola vesela lepega petja za pridno šolsko mladino. Celovec 1853  ; J. Scheinigg  : Dve narodni z Roža. In  : Kres 2. Celovec 1882  ; Mir 10. 5. 1884 Nr. 9, S. 70 bis 25. 8. 1884 Nr. 16, S. 126 (Narodne pravljice in pesni koroških Slovencev o Turkih in o kralju Matjažu)  ; J. Scheinigg  : O narodnih pesmih koroških Slovencev. In  : Kres 5. Celovec 1885, 32  ; J. Modrič  : [handschriftliche Liedersammlung], Köttmannsdorf/Kotmara vas 1890 (u. a.: En hribček bom kupil, Preljubo veselje, Svetlo sonce se je skrilo, Glejte že sonce zahaja, Kdo je naučil te ptičice pet, Vse kar živi na svetu)  ; J. Scheinigg  : Narodne pesni koroških Slovencev. Ljubljana 1898  ; Z. Švikaršič  : Koroške slovenske narodne pesmi I. Ljubljana 1914–1987, 21991  ; O. Dev  : Koroške slovenske narodne pesmi V. Maribor 1926  ; J. Žirovnik  : Slovenske narodne pesmi I, II. Ljubljana 1933  ; V. Möderndorfer  : Narodno blago Koroških Slovencev. Maribor 1934  ; P. Kernjak  : Slovenske koroške narodne pesmi iz Roža I. Ljubljana 1937. Lit.: ES (Z. Kumer  : Ljudska pesem). – F. Koschier  : Das Volkslied der Kärntner Slowenen. Wien 1933, (hier S. 15 f.)  ; H. Federhofer  : Kärnten. In  : Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Bd. 9, Hg. von Friedrich Blume. Kassel 1961, Sp. 1868  ; I. Grafenauer  : Koroške ljudske pesmi, ki so šle v druge slovenske pokrajine. In  : Koroški koledar 1966, 89–93  ; I. Grafenauer  : Über die Stellung des kärntnerslowenischen Volksliedes zum Volkslied der übrigen Slowenen. Klagenfurt 1967 (= Beiträge zur Volksliedforschung in Kärnten, in  : Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, Bd. 62)  ; W. Deutsch, G. Hofer  : Die Volksmusiksammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Sonnleithner-Sammlung), Schriften zur Volksmusik 2. Wien 1969, 116–27 (darunter in Übertragung  : Tovna rmene bliska, Pošušajte pavri od vas, Nojco je dro liəp večir, Puəbeč pa po puələ gre, Koliko tavžent lədi je bu na tomu sviətə, U gartelcə rastejo rožce lape, Gor, gor, le gor, zbudimu se)  ; A. Goljevšček  : Mit in slovenska ljudska pesem. Ljubljana 1982  ; P. Zablatnik  : Od zibelke do groba. Klagenfurt/Celovec 1982  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov. Klagenfurt/Celovec 1984  ; Z. Kumer, Slovenske ljudske pesmi Koroške, 2. Ziljska dolina. Ljubljana 1986 (Anmerkungen zum Lied Nr. 1, S. 605. Rokopisna pesmarica Neže Asek [Dev-Nachlass])  ; B. Pogačnik  : Pel je za vse  : Pavle Kernjak. CelovecTrst 1986  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosisch’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, Brief Nr. 70, Anm. 3  ; P. Zablatnik  : Die slowenische Volksdichtung in Kärnten. In  : Mageregger Gespräche zur Volkskultur in Kärnten, hg. vom Kärntner Volksliedwerk, Heft II/1992, 27–38  ; E. Logar  : Slowenische geistliche Volkslieder aus dem Jauntal. In Mageregger Gespräche zur Volkskultur in Kärnten. Klagenfurt 1994, 69  ; H. Ložar-Podlogar  : V adventu snubiti – o pustu ženiti. Svatbene šege Ziljanov. Celovec 1995  ; E. Logar  : Das slowenische Volkslied in Kärnten. Eine Discographie des aufgenommenen Liedmaterials. In  : Pesmi in glasba 12/1996, 3–72  ; E. Logar  : Das slowenische Volkslied in Kärnten auf Platten, LP’s, CD’s und bei Radio Kärnten. Ein diskographischer Überblick über slowenische Choraufnahmen in Kärnten von 1931–1996. In  : Pesmi in glasba, 12/1996. Engelbert Logar

Volkslied, geistliches, slow. ljudska duhovna pesem.

Volkslieder sind zunächst durch einen Einzelnen her-

vorgebracht worden, danach aber »seelische Äußerung und Besitztum einer Menschengruppe und daher mit ihr einem steten Wandel unterworfen« (Kolnedner). Die mittelalterliche Musiktheorie kannte die musica vulgaris (mit Volkslied übersetzbar) im Gegensatz zu musica composita (Kunstmusik) und musica ecclesiastica (Kirchenmusik). Geistliche Volkslieder sind einerseits solche mit geistlichem Inhalt, auch Legendenlieder, Marienlieder, Wallfahrerlieder (→ Wallfahrten) u. a., andererseits können es volkstümliche Kirchenlieder sein, die außerhalb der Liturgie wie Volkslieder verwendet werden. Auch rhythmisierte Gebete, wie das »güldene Ave Maria« (Zlata Češčena Marija) oder der güldene Rosenkranz etc., die bis heute in → Südkärnten/Južna Koroška im Gebrauch sind und im 19. Jh. von Matija → Majar aufgezeichnet wurden, zählen dazu. Erste schriftliche Zeugnisse über das slowenische geistliche Volkslied in Kärnten/Koroška sind die »leissen« (Kyrie-eleison-Rufe, → Volkslied). Später findet man Beschreibungen zu den Ansingeliedern (slow. koleda) aus den Jahren 1485–87 in den Itinerarien von Paolo → Santonino aus Kärnten/Koroška (→ Gailtal/Zilja bis Rosegg/Rožek). So sei er etwa bei Irschen (Iršava) auf acht Burschen gestoßen, die im Singen geschult waren und die singend in der ganzen Umgebung Hähnchen sammelten, um sie am kommenden Feiertag nach altem Brauch festlich zu verzehren. Ab der Pfarre St. Daniel im Gailtal talabwärts wären Deutsche und Slowenen gemischt wohnhaft und beide Völker würden beide Sprachen sprechen (S. 37) (→ Sprachgrenze, → Ortsverzeichnis 1860). Santonino berichtet von figuralem Gesang (S.  15) oder von guten Sängern in St.  Daniel im Gailtal (S.  22). Santonino berichtet von einem Nonnenchor mit vorzüglichen Stimmen (S.  42) und in St.  Jakob/Šentjakob bei Villach/Beljak wären eine größere Zahl von Mess- und anderen Singbüchern vorhanden. Ein Lehrer, ein Kantor und ein Sukcentor würden viele Knaben im Gesang üben und es würde täglich bei der Messe gesungen. Sie bildeten einen Engelschor, denn man hört süße Stimmen im wunderschönen Zusammenklang, Hymnen und Loblieder (S. 48). Mit dem Druck der ersten Bücher im 16. Jh., insbesondere der slowenischen protestantischen Liederbücher ab ca. 1555, hat im slowenischen Raum die Entwicklung zur Kunstpoesie begonnen (→ Protestantismus). Von Primož → Trubar sind etwa überliefert Hvalimo mi denes Buga [Loben wir heute den Herrn], Velikonočnica [Osterlied], Pejsen od Svetega Duha [Lied

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vom den hl. Geist], Kadar je Jezus v nebu šal [Als Jesus vse nedele (1780) [Evangelien, Gebete und Lieder für in den Himmel ging], Tožba inu molitov [Klage und alle Sonntage], danach im Jahre 1784 Meshnu Petje, liGebet] und von Jurij → Dalmatin Ena srčna moli- tanie inu molitve [Messgesänge, Litaneien und Gebete] tov zoper Turke [Ein herzliches Gebet gegen die Tür- und einige weitere Drucke. Überhaupt erfuhr in der ken], Ta božična pejsen [Dies Weihnachtslied] sowie Barockzeit »das religiöse Lied eine starke Entfaltung«, von Adam → Bohorič Jutranja pesem [Morgenlied] meinte Pavle Zablatnik. Das Wallfahrtslied, Passi(Logar). Doch das geistliche Volkslied wurde von der onslieder und -spiele, liturgische Lieder, etwa solche Kunstpoesie nicht verdrängt, da es eigene, nicht an die zu Marias sieben Schmerzen, sind verstärkt entstanden Gesetze der Schultheorie angelehnte Gesetzmäßigkei- und gepflegt worden. Im Spiel vom Leiden Christi aus ten und Formen hat, sich nicht auf höhere, mehr oder → Eisenkappel/Železna Kapla oder anderen, von den weniger gebildete Schichten begrenzt, sondern über- Volkspoeten (→ Bukovništvo) geschaffenen Werken wiegend in Unterschichten und musikalisch ungebil- wurden u. a. geistliche Volkslieder verwendet. Im Jahre deten Kreisen lebt, meist mündlich tradiert wird und 1754 wurde von Luka → Maurer aus Arnoldstein/ weil es, Wort und Melodie untrennbar vereinend, das Podklošter ein umfangreiches handschriftliches kathoBrauch- und Alltagsleben der Menschen begleitet. lisches Kirchenliederbuch verfasst. Die Gründung des steirischen Jesuitenkollegiums im Urban → Jarnik, Pfarrer in St.  Michael am ZollJahre 1573 in Graz war für die Entwicklung des slo- feld/Šmihel, hat in Klagenfurt/Celovec ein Kirchenwenischen geistlichen Volksliedes in Kärnten/Koroška liederbuch oder geistliche Lieder, die die illyrischen insofern bedeutend, als dort in der Folge wichtige Slowenen u. a. in Kärnten/Koroška singen, samt dazuslowenische Kirchenliederbücher und Liedertexte ge- gehörigen Melodien herausgebracht. Die Liederausgadruckt wurden (→ Jesuiten). Im 17. Jh. sind einige äl- ben von Bischof Anton Martin → Slomšek enthalten tere geistliche Volkslieder aufgezeichnet worden. Wir ebenso geistliche und Schullieder, wie Leopold Cveks finden sie einerseits in der Handschrift von Kalobje Šestdeset pesem z napevi za cerkev, šolo in kratek čas [Sech(einer Pfarre südlich von Šentjur pri Celju), in welcher zig Lieder mit Melodien für Kirche, Schule und Freiein unbekannter Schreiber um 1650 42 slowenische zeit]. Viele Kirchensänger haben sich handschriftliche und zwei lateinische Lieder (besonders viele Marien- → Liedersammlungen angelegt, welche heutzutage lieder, zusammen 4.100 Verse und 1 Notenbeispiel) eine wichtige Quelle für das tatsächlich verwendete zusammentrug (das Liber Cantionum Carniolicarum)  ; Liedgut darstellen. L. Legiša meinte, dass der Schreiber M. Kastelec Karel → Štrekelj hat in seiner Edition slowenigewesen sein könnte. Weiters veröffentlichte Alasia scher Volkslieder nicht nur im Anhang etliche geistda Sommaripa im Jahre 1607 ein italienisch-slowe- liche Volkslieder in die Sammlung aufgenommen, nisches Wörterbuch, worin auch slowenische geistliche insbesondere bei den Brauchtumsliedern, den TotenLieder enthalten sind (Kumer). liedern, Nekrologen, geistlichen Liedern von Gott, der Als Ahacij Steržinar im Jahre 1729 in Graz seine Dreifaltigkeit, dem Hl. Geist, Jesus und Maria und zu slowenischen Kirchenlieder herausgab, die sich in div. Festtagen, sowie volkstümliche Gebete und WallKärnten/Koroška weit verbreiteten, tat er dies mit der fahrerlieder. Er hat auch einen umfangreichen Zusatz Zielrichtung, die alten Legendenlieder, die im Volke an volkstümlichen geistlichen oder Kirchenliedern in lebten, zu verdrängen, indem er über Letztere meinte, 19 Untergruppen (Band 3) angeschlossen. dass sie več k špotu koker k časti teh svetnikov [mehr der Um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. war die bei Verspottung als der Hochachtung der Heiligen dienlich der → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec erschienene wären]. Sammlung von Jakob Aljaž die bedeutendste. In der Auch Klagenfurt/Celovec war in der → Gegen- Zwischenkriegszeit wurde häufig die von Premrl reformation Druckort slowenischer geistlicher Ge- 1928 erschienene Cerkvena ljudska pesmarica [kirchlisangsbücher. Primož → Lavrenčič veröffentlichte im ches Volksliederbuch] verwendet. Kurz vor dem ZweiJahre 1752 die Missionske Catholish Karshanske Pejssme ten Weltkrieg sind die Svete pesmi, Celovec 1940, er[Christlich-katholische Missionslieder], kurz danach schienen. die Molitve k svetei s ternjam kronanei glavi Jesusovei [Gebete zum dornengekrönten Haupt Jesu], etwas Quellen  : P. Santonino  : Popotni dnevniki 1485–87. Celovec [e. a.] später → Gutsmann Evangelie inu branje ali pisme 1991  ; Ta celi catehismvs, eni psalmi, inv teh verskih Godov, stare inu

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»Volksstamm«

ki jih pojo ilirski Slovenci na Štajerskem, Kranjskim, Koroškim, Goriškim in Benatskim. V Celovcu 1846, 254 S.; M. Majar-Ziljski  : Napevi za orgle k pesmarici cerkveni. V Celovcu, Leon 1846  ; A. Bichler  : Cerkveno leto alj pesmi z napevi. V Celovcu, Leon 1852. 217 S.; A.M. Slomšek (Hg.)  : Šola veselega lepega petja za pridno šolsko mladino. Celovec, Leon, 1853, 63 S.; L. Cvek  : Pesme. Šestdeset pesem z napevi za cerkev, šolo in kratek čas, Na svetlo dal Leopold Cvek. V Celovcu, Leon, 1854, 112 S.; K. Štrekelj  : Slovenske narodne pesmi I–IV. Ljubljana 189–1923  ; Jakob Aljaž (Hg.)  : Slovenska pesmarica. V Celovcu, St. Hermagoras, 1896–1900. 2 Bd.; Svete pesmi  : besedilo za ljudsko petje. Celovec 1940. Lit.: ES (M. Smolik  : Cerkvena pesem  ; Z. Kumer  : Ljudska pesem). – Z. Kumer  : Pesem slovenske dežele. Maribor 1975, S. 105  ; W. Kolneder  : Die vokale Mehrstimmigkeit in der Volksmusik der österreichischen Alpenländer. Wintherthur 1982, 102  ; P. Zablatnik  : Slowenische Literatur in Kärnten von den ersten Anfängen bis zur Barockzeit. In  : R. Vospernik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten. Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien 1985, 15–88, hier S. 43  ; P. Zablatnik  : Bukovniki – Volkspoeten. In  : R. Vospernik [e. a.] (Hg.)  : Das slowenische Wort in Kärnten. Schrifttum und Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 1985, 90–97  ; E. Logar  : Das slowenische geistliche Volkslieder aus dem Jauntal. In  : Mageregger Gespräche zur Volkskultur in Kärnten. Klagenfurt 1994, 69 f.; M. Orožen (Hg.)  : Tinjska rokopisna pesmarica. Maribor 2005. Engelbert Logar

Volksmedizin, vgl. Sachlemmata  : → Bukovništvo  ; → Časopis za zgodovino in narodopisje  ; → Ethnologie  ; → Linde  ; → Mežiška dolina  ; Personenlemmata  : → Košir, Pavel  ; → Kotnik, France  ; → Möderndorfer, Vinko.

Volksmedizin, Arcniske ročne bukve, 1817, KOK Ravne na Korošk

Nove Kerszhanske Pejsni od P. Truberja, S. Krellia, inu od drugih sloshena, inu s’dostemi lepimi Duhovnimi Pejsmi pobulshane … v Bitembergi anno 1584  ; Liber Cantionum Carniolicarum. Maribor 1973  ; A. Steržinar  : Catholißh Kershanskiga Vuka Peißßme, katere ße per Kershanskimo vuko, Boshyh potyh, per ßvetimu Mißßionu, inu slaßti per ßvetimo Francisco Xaverio Na Strashe Gorniga Gradu fare nuzno poyo … V Nemshkim Gradzu. Per Widmanßtadianskih Erbizhah. Anno 1729. 266 S.; P. Lavrenzhizh  : Missionske Catholish Karshanske Pejssme. V Celouci, Kleinmayr, 1752, 114 S.; P. Lavrenzhizh  : Molitve k svetei s ternjam kronanei glavi Jesusovei, vu velikeh teshavah. V Zelouzi, Kleinmayr, Schotter, 1773, 22 S.; O. Gutsmann  : Evangelie inu branje ali pisme vse nedele. V Zelouzi, Kleinmayer 1780  ; O. Gutsmann  : Meshnu Petje, litanie inu molitve. V Zelouzi, Schotter, 1784. 40 S.; L. Maurer  : Maurerjeva cerkvena pesmarica, 1754 (digitalizacija Ravne na Koroškem  : Koroška osrednja knjižnica dr.) Franca Sušnika, 2008  ; O. Gutsmann  : Evangelie na vsedne dni svetega posta. V Zelouzi, Schotter, 1795, 72 S.; O. Gutsmann  : Visha Boshje Zhednosti obuditi. V Zelouzi, Schotter [ca. 1800]  ; F. Grundtner  : Pesme sa Deshelski Bran. V Zelouzi, Leon, 1809. 12 S.; M. Majar-Ziljski  : Pesmarica cerkvena ali svete pesmi,

»Volksstamm«, historischer, nunmehr nicht mehr verwendbarer Rechtsbegriff aus der österreichischen Verfassungsgeschichte, im modernen Deutsch am ehesten übersetzbar mit Volk. Slowenische historische Legalübersetzung  : narod. Zunächst findet sich in der Präambel der Pil­ lers­ dorf ’schen Verfassung vom 16. Mai 1848 die Formulierung  : »[die beygefügte Verfassungsurkunde] welche Wir unter den gemeinsamen Schutz aller zu Unserem Reiche gehörigen Völker mit der festen Zuversicht stellen, daß dadurch das Band des Vertrauens zwischen dem Throne und dem Volke […] noch inniger verschlungen werden wird.« In der Mehrzahl ist hier Volk im Sinne eines Ethnos zu verstehen, in der Einzahl im Sinne eines Staatsvolkes. In §  4 findet sich dann erstmals der Rechtsbegriff V., der sich deutlich auf die ethnische Komponente bezieht  : »Allen Volksstämmen ist die Unverletzlichkeit ihrer Nationalität und Sprache gewährleistet.« Diesen Begriff verwendet auch §  19 des im mährischen Kroměříž (Kremsier) ab Oktober 1848 beratenen

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»Volksstamm«

sog. Kremsierer Verfassungsentwurfes. Darin heißt es  : Lande wohnenden Volksstämme sind gleichberechti»Alle Volksstämme des Reiches sind gleichberechtigt. get, und haben ein unverletzliches Recht auf Wahrung Jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf und Pflege seiner [sic   !] Nationalität und Sprache.« Wohnung (sic  !) und Pflege seiner Nationalität über- (bzw. authentische slowenische Fassung   :) »U deželi haupt und seiner Sprache insbesondere. [Abs. 2  :] Die prebivajoči narodi [sic  !] imajo jednako pravo in uživajo Gleichberechtigung aller landesüblichen Sprachen in nedotakljivo pravico za ohranjanje in oskerbovanje svoje Schule, Amt und öffentlichem Leben wird vom Staate narodnosti in svojega jezika.« Während also die deutsche gewährleistet.« Unterschieden wird nicht zwischen ei- Fassung von »Volksstämmen« spricht, wird in der slonem Mehrheitsvolk und ethnischen → Minderheiten, wenischen authentischen Fassung der Begriff »narodi« sondern mit dem Begriff V. wird die Gleichberechti- [Völker] verwendet (Bestimmungen gleichen Inhalts gung aller konstitutiven Völker statuiert. finden sich auch in den zeitgleichen LandesverfassunVerwendet wird im Kremsierer Entwurf parallel der gen der Steiermark/Štajerksa, von → Krain/Kranjska, Begriff Nationalität, wonach in §  3 die Abgrenzung Görz, Gradisca und Istrien/Gorica, Gorica, Gradiška der Kreise »mit möglichster Rücksicht auf Nationalität in Istra – nicht jedoch für → Trieste/Trst/Triest, wo durch ein Reichsgesetz festgestellt [wird]« (sic  !). Dieser dieser Aspekt überhaupt nicht berücksichtigt wird). Begriff findet sich erneut in §  112  Abs. 3 im Zusam- Der Begriff V. der Kärntner Landesverfassung kann menhang mit der → Wahlkreiseinteilung, während in hier also nicht mit Minderheit »übersetzt« werden. Die § 112 Abs. 4 bestimmt wird, dass die Verhandlungen Verfassung definiert zwei gleichberechtigte konstitutive in den Landtagen »unter Anerkennung der GleichVölker. berechtigung der → Landessprachen« öffentlich sind. Der Legalbegriff V. findet sich wieder in der → DeSchließlich bezieht sich §  126 Abs.  a) auf das Volkszemberverfassung von 1867 bzw. in Art.  19 des unterrichts- und Erziehungswesen, wo im KompeStaatsgrundgesetzes vom 21. Dezember 1867 »über tenzbereich der Kreise im Hinblick auf die »Unterdie allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im richtssprache« und die »Sprachgegenstände« diese »mit Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder«, der gleicher Beachtung der Sprachen des Kreises« stattzubesagt  : »Alle Volksstämme des Staates sind gleichbefinden haben (→ Schulwesen). Das jüngere Konzept rechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches der → Minderheit kommt in diesem VerfassungsentRecht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und wurf so noch nicht zum Tragen. Sprache./Die Gleichberechtigung aller landesüblichen Den Begriff des V. verwendet auch die → OktroSprachen in Schule, Amt und öffentlichem Leben wird yierte Märzverfassung vom 4. März 1849. §  5 statuvom Staate anerkannt./In den Ländern, in welchen ierte  : »Alle Volksstämme sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf mehrere Volksstämme wohnen, sollen die öffentliWahrung und Pflege seiner Nationalität und Spra- chen Unterrichtsanstalten derart eingerichtet sein, dass che.« V. im Sinne von Volk findet sich auch in § 4 des ohne Anwendung eines Zwanges zur Erlernung einer Grundrechtspatentes über die politischen Rechte vom zweiten → Landessprache jeder der Volksstämme die 4. März 1849, einem Begleitgesetz zur Märzverfassung erforderlichen Mittel zur Ausbildung seiner Sprache (RGBl. 151/1849)  : »Für allgemeine Volksbildung soll erhält.« Der Rechtsbegriff des V. ist der gleiche wie in durch öffentliche Anstalten, und zwar in den Landes- den obgenannten Verfassungen. In Art. 66 bis 69 des → Vertrags von Saint-Germain teilen, in denen eine gemischte Bevölkerung wohnt, vom 10. Dezember 1919 und in Art. 6 Bundes-Verfasderart gesorgt werden, daß auch die Volksstämme, welche die Minderheit ausmachen, die erforderlichen sungsgesetz (B-VG) in der Fassung von 1929 wird der Mittel zur Pflege ihrer Sprache und zur Ausbildung in Begriff des V. im Sinne eines gleichberechtigten konsderselben erhalten.« Der Begriff V. bezieht sich hier auf titutiven Volkes nicht mehr verwendet, es findet in diealle Bevölkerungsteile in mehrsprachigen Landesteilen, sem Kontext eine sprachliche Schwerpunktverlagerung → Minderheit hingegen auf ethnische Volksgruppen, auf den Aspekt der sprachlichen → Minderheit statt. Der Begriff V. wird damit rechtlich obsolet und sprachdie eine zahlenmäßige Minorität ausmachen. Dieselbe Bedeutung findet sich in §  3 der → Lan- lich veraltet. Die Verwendung des Begriffes »Stamm« desverfassung für das Herzogtum Kärnten/Koroška für Ethnos ist nunmehr in diesem Kontext pejorativ vom 30. Dezember 1849. Darin heißt es  : »Die im und politisch nicht mehr akzeptabel.

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Kremsierer Entwurf

Verfassungen Kärntens

Verfassungen Österreichs

Volkszählung

Archive/Web  : HHStA  ; KLA, Parlamentsbibliothek Wien  ; ÖNB, ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte http://alex.onb. ac.at/  ; UBK  ; www.verfassungen.de/at/, www.verfassungen.de/at/kaernten/ (10. 1. 2011). Quellen/Web  : Verfassungsurkunde des österreichischen Kaiserstaates vom 25. April 1848 (Pillersdorf ’sche Verfassung). In  : Fischer/Silvestri (vgl. unten, www.verfassungen.de/at/verfassung48-i.htm)  ; Entwurf des Österreichischen Reichstages welcher in der Zeit vom 22. Juli 1848 bis 4. März 1849 getagt hat, zuerst in Wien, ab dem 22. November 1848 in Kremsier (»Kremsierer Entwurf«). In  : Fischer/Silvestri (vgl. unten, www.verfassungen.de/at/kremsier49.htm)  ; RGBl. 149/1849  : Kaiserliches Manifest, wodurch der Reichstag von Kremsier aufgelöset, und den Völkern Oesterreichs aus eigener Macht des Kaisers eine Reichsverfassung für das gesammte Kaiserthum Oesterreich verliehen wird, vom 4. 3. 1849, S. 148 f.; RGBl. 150/1849  : Kaiserliches Patent, die Reichsverfassung für das Kaiserthum Oesterreich enthaltend, vom 4. 3. 1849, S. 151 f.; RGBl. 151/1849  : Kaiserliches Patent über die durch die konstitutionelle Staatsform gewährleisteten politischen Rechte, vom 4. 3. 1849, S. 165  ; RGBl. 8/1850  : Kaiserliches Patent, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Kärnthen sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird, vom 30. 12. 1849, Stück Nr. 5, S. 73  f., zweisprachig in  : LGBlK/DvzK 63/1850  : Landesverfassung für das Herzogthum Kärnten/Deželna ustava za vojvodstvo Koroško. Klagenfurt/v Celovcu, S. 51–70  ; RGBl. 9/1850  : Kaiserliches Patent vom 30. Dezember 1849, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Krain sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird. http://www.verfassungen.eu/sl/krain/ verf49-i.htm  ; RGBl. 12/1850  : Kaiserliches Patent vom 30. Dezember 1849, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Steyermark sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird. http://www.verfassungen.de/at/steiermark/verf49-i.htm  ; RGBl. 26/1850  : Kaiserliches Patent vom 25. Januar 1850, wodurch die Landesverfassung für die gefürstete Grafschaft Görz und Gradiska und die Markgrafschaft Istrien sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen und verkündet wird. http://www.verfassungen.de/at/kuestenland/verf49-goerz-i.htm  ; RGBl. 139/1850  : Kaiserliches Patent vom 12. April 1850, wodurch die Verfassung für die reichsunmittelbare Stadt Triest erlassen und verkündet wird. http://www.verfassungen.eu/ it/triest/verf49-i.htm  ; http://alex.onb.ac.at/. RGBl. 2/1852  : Kaiserliches Patent, wirksam für den ganzen Umfang des Reiches, womit die Verfassungs-Urkunde vom 4. März 1849 (Nr. 150 des Reichsgesetzblattes) außer Gesetzeskraft erklärt, jedoch die Gleichheit aller Staats-Angehörigen vor dem Gesetze, sowie die Unzulässigkeit und die Abstellung jedes bäuerlichen Unterthänigkeits- oder Hörigkeits-Verbandes und der damit verbundenen Leistungen ausdrücklich bestätiget, ferner für die zunächst wichtigsten und dringendsten Richtungen der organischen Gesetzgebung eine Reihe von Grundsätzen festgestellt, bis zur Kundmachung der hiernach auszuarbeitenden Gesetze aber die Beobachtung der dermalen in Wirksamkeit bestehenden Gesetze angeordnet wird. [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 25 f.; RGBl. 3/1852  : Kaiserliches Patent, wirksam für Oesterreich ob und unter der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Istrien, Triest, Tirol und Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien, Krakau, Bukowina und Dalmatien, wodurch das Patent vom 4. März 1849 (Nr. 151 des Reichsgesetzblattes) und die darin für die genannten Kronländer verkündeten Grundrechte außer Gesetzeskraft gesetzt, jedoch jede in diesen Kronländern gesetzlich aner-

kannte Kirche und Religionsgesellschaft in dem Rechte der gemeinsamen öffentlichen Religionsübung, dann in der selbständigen Verwaltung ihrer Angelegenheiten, ferner im Besitze und Genusse der für ihre Cultus-, Unterrichts- und Wohltätigkeits-Zwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fonde erhalten und geschützt wird. [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 27  ; RGBl. 4/1852  : Allerhöchstes Cabinetschreiben Seiner Majestät des Kaisers an den Minister-Präsidenten, wodurch die für die organische Gesetzgebung des Reiches festgestellten Grundsätze mit dem Auftrage mitgetheilt werden, daß ohne alle Verzögerung von den Ministerien zu den Arbeiten der Ausführung geschritten und die Resultate sofort Seiner Majestät vorgelegt werden sollen. [Silvesterpatent 1851] vom 31. 12. 1851, Stück 2, S. 28 f.; LGBlK/DvzK 7/1852   : Stück/del III, (Aufhebung der Märzverfassung), S. 25 f., LGBlK/DvzK 8/1852  : (Verfassungsrechte), S. 27, LGBlK/DvzK 9/1852  : (Organisationsgrundsätze) S. 28 f. [Silvesterpatent 1851]. Staatsgesetzblatt 330/1919  : Der Staatsvertrag von Saint-Germainen-Laye vom 10. September 1920, http://www.verfassungen.de/at/ index.htm  ; BGBl. 392/1929  ; BGBl. 1/1930  : Gesetz vom 1. Oktober 1920, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird (Bundes-Verfassungsgesetz) (in der Fassung von 1929), http://www. verfassungen.de/at/at18-34/index20.htm. Lit.: S. Vilfan  : Rechtsgeschichte der Slowenen bis zum Jahre 1941. Graz 1968  ; H. Fischer, G. Silvestri (Hg.)  : Texte zur österreichischen Verfassungs-Geschichte. Von der Pragmatischen Sanktion zur Bundesverfassung (1713–1966). Wien 1970  ; G. Fischer  : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschaftswissenschaft. Reihe Monographien Nr. 1/1980  ; T. Veiter  : Verfassungsrechtslage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich 1918–1938. Wien 1980  ; G. Stourzh  : Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in der Verfassung und Verwaltung Österreichs 1848–1918. Wien 1985  ; W. Doralt (Hg.)  : Kodex des österreichischen Rechts – Verfassungsrecht. Wien, Verlag ORAC, 5. Auflage, Stand 1. 2. 1987  ; F. Sturm  : Der Minderheiten- und Volksgruppenschutz, Art. 19 StGG  ; Art. 66 bis 68 StV Saint-Germain  ; Art. 8 B-VG  ; Art. 7 StV 1955. In  : R. Machacek, W. Pahr, G. Stadler (Hg.)  : 40 Jahre EMRK, Grund- und Menschenrechte in Österreich, Bd. II, Wesen und Werte. Kehl am Rhein, Straßburg, Arlington 1992, 77–111 (Sonderdruck)  ; H. Burger  : Sprachenrecht und Sprachgerechtigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867–1918. Wien 1995  ; S. K. Fussek  : Der Begriff und die Rechte der slawischsprachigen Volksstämme in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1867–1918, Auf der Grundlage des Artikel XIX Staatsgrundgesetz über die Allgemeinen Rechte der Staatsbürger und der Erkenntnisse des Reichsgerichts bis 1918. (Dipl.-Arb. Univ. Salzburg). Salzburg 2006  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik – zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010. Bojan-Ilija Schnabl

Volkstanz, → Brauch  ; → Krenc dow rajat  ; → Linde  ; → Osəmca, → Prvi rej  ; → Tanz. Volkszählung, → Sprachenzählung sowie → Binnen-

wanderung  ; → Ortsverzeichnisse (1860), 1880, 1883, 1918.

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Vorderberg/Blače

Vorderberg/Blače (St.  Stefan im Gailtal/Štefan na

Zilji), vgl. Personenlemmata  : → Abuja, Matthias  ; → Ferlitsch, Hans  ; → Grafenauer, Ludvik  ; → Limpl, Valentin  ; → Mikula, Franz. Vospernik, Janez (* 15. November 1868 Oberjeserz/

Zgornje Jezerce bei Köstenberg/Kostanje [Velden am Wörthersee/Vrba], † 7. März 1948 Föderlach/Podravlje), Wirtschaftstreibender, Politiker, Gründungsmitglied des slowenischen Genossenschaftsverbandes Zveza slovenskih zadrug. V. wurde als ältestes von drei Kindern der Elizabeta und des Matija geboren. Die Brücklerkeusche des Vaters samt angeschlossener Mühle und Säge in Göriach/ Gorje übernahm er 1898 nach abgeleistetem Wehrdienst. Er erlernte das Müllerhandwerk und wurde Holzhändler. 1909 erwarb V. den Gasthof zur Post, die sog. GlasserLiegenschaft in Föderlach/Podravlje in der Gemeinde Wernberg/Vernberk. Mit Investitionen in Fremdenzimmer (an die 40 Gästebetten mit Fließwasser), ein eigenes Elektrizitätswerk an der Drau/Drava, Kühlanlage und Wasserleitung gerät er infolge der Weltwirtschaftskrise in den 20er- und 30er-Jahren in Schwierigkeiten, die 1937 zur Versteigerung des Hofes durch die slowenische Hranilnica in posojilnica Podravlje [Spar- und Darlehenskasse Föderlach] führten. Seine letzten Lebensjahre verbringt er abwechselnd bei seinem vorehelichen Sohn Tomaž Kupper in → Völkermarkt/Velikovec, in Oberjeserz/Zgornje Jezerce bei Tochter Cili und im Gasthof seiner Tochter Barbara in Föderlach/Podravlje. Am 15. April 1942 wird er samt Angehörigen von den Nazis ins Sammellager in Ebenthal/Žrelec verbracht  ; seine Tochter Barbara aber kann ihn infolge seines Alters vor dem Schlimmsten bewahren. Sie selbst wird mit Sohn Reginald und Schwester Marija nach Rehnitz bei Stettin, später nach Eichstätt deportiert. Nach deren Rückkehr lebt V. wieder bei Tochter Barbara  ; dort endet sein beschwerlicher Lebensweg am 7. März 1948. V.s Haus in Föderlach/Podravlje war kultureller Mittelpunkt der Gemeinde und Sitz des 1906 gegründeten Kulturvereins Sloga. Es gab viele Theateraufführungen  : etwa Fran Ksaver → Meškos Mati [Die Mutter] und Miklova Zala, die Dramatisierung der gleichnamigen → Sket-Erzählung durch Jaka → Špicar (→ Kulturvereine, → Laienspiel, → Theater). Die meisten der neun ehelichen Kinder – alle gut in beiden Sprachen geschult –, die V. mit Gattin Barbara hatte, wirkten in den Aufführungen mit. Im Vospernik-Haus gab es

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Kochkurse (mit der später als Lyrikerin bekannt gewordenen und mit Tochter Barbara befreundeten Milka → Hartman), Vorträge (etwa des Reichratsabgeordneten Franc → Grafenauer), genossenschaftliche Schulungen und vieles mehr. Schon in Oberjeserz/Zgornje Jezerce betätigte sich V. als Gemeinderat. Wegen seiner slowenischen Gesinnung musste er an Leib und Leben bedroht 1919 aus seinem Glasser-Haus in die südslawisch verwaltete Zone fliehen und bei Bekannten, vorwiegend in Treffen/Trebinja, bei der Familie Schaller Unterschlupf finden. Für seine Familie war dies eine äußerst schwierige Zeit. Erst am 14. Mai 1920 konnte er nach nahezu einem Jahr nach Hause zurückkehren. Mehrmals war V. Kandidat bei Landtags- und Nationalratswahlen  : so war er schon 1909 Spitzenkandidat für die Reichsratswahlen im Wahlbezirk Villach/Rosegg/Paternion (Beljak/Rožek/Špartjan), konnte aber im überwiegend deutschsprachigen Wahlbezirk kein Mandat erringen (→ Wahlordnungen, → Wahlkreiseinteilung). V. war über einen längeren Zeitraum auch slowenischer Kammerrat in der Landwirtschaftskammer und bekleidete noch zahlreiche andere Funktionen. Er stand mit vielen Persönlichkeiten (Anton → Korošec, Janko → Brejc, Josip → Vilfan, Ivan → Šušteršič, Franc → Smodej u. a.) in Kontakt. Generalkommissär Franc Smodej ernannte V. am 28. November 1918 zum Vorsitzenden des → Narodni svet [Volksrates] für Föderlach/Podravlje und die Umlandgemeinden. Bei der Gründungsversammlung der Zveza slovenskih zadrug [Verband slowenischer Genossenschaften] am 28. Februar 1921 wurde V. zum ersten Vorsitzenden des Verbandes gewählt und blieb es bis Februar 1935 (→ Genossenschaftswesen). Sein Hauptinteresse galt neben den politischen Funktionen der Wirtschaft. In seinem Lebenslauf spiegelt sich die leidvolle Geschichte seiner Volksgruppe im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Lit.: Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, 49 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; F. Brglez [e. a.] (Hg.)  : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes. Klagenfurt/CelovecLjubljana, 1984  ; H. P. Lesjak  : Die Geschichte der Häuser und Bauernhöfe der Marktgemeinde Velden am Wörthersee bis 1828. Eigenverlag, 1999  ; R. Vospernik  : Kronika Vospernikovih – Chronik der Familie Vospernik. Eigenverlag, 2006  ; R. Vospernik  : Zweimal aus der Heimat vertrieben – Die Kärntner Slowenen zwischen 1919 und 1945 – Eine Familiensaga. Klagenfurt/Celovec, 2011  ; P. Wiesflecker  : Wernberg – Aus der Geschichte einer Kärntner Gemeinde. Klagenfurt/Celovec, 2001. Reginald Vospernik

Dialektaufnahme

Vostokov, Aleksandr Christoforovič

Vospernik, Mathias (Matija, * 14. April 1873 Ober-

Janez Vospernik in den 1930er Jahren, Archiv Reginald Vospernik

Matija Vospernik, Archiv Reginald Vospernik

jeserz/Zgornje Jezerce bei Köstenberg/Kostanje [Velden am Wörthersee/Vrba], † 23. Jänner 1952 Terlach/ Trnovlje) Bürgermeister von Wernberg/Vernberk. V. war das jüngste von drei Kindern seiner Eltern Matija und Elizabeta. Nach dem Militärdienst in der k. u. k. Armee (teilweise in Graz) von 1894 bis 1897 erwarb er 1901 in Terlach/Trnovlje, inzwischen mit Maria Petritsch aus Oberjeserz/Zgornje Jezerce verheiratet, in der Nachbargemeinde Wernberg/Vernberk die Struckl/ Štrukelj-Hube, später auch noch die sog. RossbacherBaumgartner-Keusche in Wernberg/Vernberk. 1935 verkaufte er letzteren Besitz dem Fleischhauer Johann Fruhmann. Der Ehe entstammte ein behinderter Sohn Thomas, der mit 22 Jahren verstarb. V. engagierte sich früh in der Kommunalpolitik seiner Heimatgemeinde. 1908 wurde er erstmals auf der slowenischen Wahlliste zum → Bürgermeister gewählt. Bei neuerlichen Wahlen wurde er 1912 im Amt bestätigt. In seine Amtszeit fiel die Eröffnung eines Gendarmeriepostens in Föderlach/Podravlje und die Anstellung eines Gemeindesekretärs. Nach Ende des Ersten Weltkriegs, dem Zerfall der Monarchie und dem Aufbau neuer Staaten wurde er als bewusster Slowene von Heißspornen mit dem Tode bedroht und musste im Dezember 1918 vor der sog. Heimwehr in den unter südslawischer Verwaltung stehenden Teil Kärntens fliehen (→ Abstimmungszone). Zwei Rückkehrversuche waren von kurzer Dauer  ; erst am 14. März 1919 konnte er auf seinen Hof in Terlach/Trnovlje zurückkehren. Am 2. Mai 1919 begann sein eigentlicher Leidensweg. Von der Gendarmerie in Föderlach/Podravlje ohne Angabe von Gründen verhaftet, wurde er zunächst mit Hunderten ebenfalls Internierten vor allem aus dem Bereich → Gailtal/Ziljska dolina, Raum → Villach/Beljak und → Rosental/Rož in die Jesuitenkaserne in → Klagenfurt/Celovec und kurz danach in das Internierungslager in Litzlhof bei Spittal an der Drau (Špital ob Dravi) verbracht (→ Internierungen 1919). Die meisten in Oberkärnten/Zgornja Koroška Internierten wurden noch in den ersten Maitagen wieder freigelassen, für etwa fünfzehn bekannte Persönlichkeiten, auch für V., ist der Leidensweg erst am 30. September, also nach fünf harten Haftmonaten zu Ende. Zahlreiche an Bezirkshauptmannschaft und Landesregierung gerichtete Bittgesuche seiner Ehefrau Maria, die nun allein den großen Besitz zu verwalten hatte, mehrere Eingaben der Gemeindevertretung von Wernberg/Vernberk und des Internierten selbst, der zusam-

men mit einem Dutzend Leidensgenossen von Litzlhof nach Trebesing in die sog. »Kriegsquelle« und schließlich in das alte Bürgerspital in Gmünd (Sovodnje) in Oberkärnten/Zgornja Koroška verlegt wird, blieben erfolglos. Man wies in Antworten auf die große Zahl internierter deutschgesinnter Kärntner in ›Südslawien‹ hin. Diese Frage könne nur gegenseitig gelöst werden. Einheimische Bürger hatten durch Denunzierungen, wie man einsehbaren Akten im Kärntner Landesarchiv entnehmen kann, bei der Deportierung von V. ihre Hände im Spiel – wie es auch bei der fast einjährigen Flucht seines Bruders Janez → Vospernik von dessen Hof, dem Gasthof zur Post in Föderlach/Podravlje, der Fall war. Dieser wird später langjähriger Gründungsvorsitzender der Zveza slovenskih zadrug [Slowenischer Genossenschaftsverband] (→ Genossenschaftswesen). Nach seiner Rückkehr Ende September 1919 – als Bürgermeister hatte er inzwischen sein Amt niedergelegt – musste sich V. um den von der Volkswehr mehrmals geplünderten und devastierten Hof in Terlach/ Trnovlje kümmern. Bei aufrechter Ehe mit Maria ging er eine intime Verbindung mit Anna Widmann ein, die einen Sohn in die Beziehung mitbrachte und mit V. auch noch eine Tochter Maria hatte. Beide Kinder wurden adoptiert und tragen den Familiennamen Vospernik. Hatte sich V. schon 1935 von seinem Besitz in Wernberg/Vernberk durch Verkauf getrennt, so verkauft dessen Enkel Karl später auch die Strucklhube, und zwar an die Künstlerin Caroline Hudelist. Archive  : KLA  : Präsidialakten der Kärntner Landesregierung, Karton 430, Zl. 2616/1919.

Lit.: P. Wiesflecker  : Wernberg – Aus der Geschichte einer Kärntner Gemeinde. Klagenfurt/Celovec 2001  ; R. Vospernik  : Kronika Vospernikovih – Chronik der Familie Vospernik, Eigenverlag. Föderlach/Podravlje 2006  ; R. Vospernik  : Internierungen von Kärntner Slowenen im Jahre 1919. In  : Car I, 2007, 383–421  ; R. Vospernik  : Zweimal aus der Heimat vertrieben – Die Kärntner Slowenen zwischen 1919 und 1945 – Eine Familiensaga. Klagenfurt/Celovec 2011. Reginald Vospernik

Vostokov, Aleksandr Christoforovič (* 1781 Char-

kiw/Харків [russ. Charkow/Харьков, Ukraine], † 1864 ebd.), russischer Philologe, gilt als Begründer der wissenschaftlichen Slawistik in Russland. Mit seiner Abhandlung Razsuždenie o slavjanskom jazyke [Überlegung zur slawischen Sprache] (S.  Peterburg 1820) setzte er den Beginn der vergleichenden slawischen Sprachwissenschaft. Wichtig war V.s

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Vošnjak, Josip

Ausgabe des altkirchenslawischen Wörterbuches (Slovar’ cerkovno-slavjanskago jazyka. [Wörterbuch der kirchenslawischen Sprache] 2 Bände. St. Peterburg 1858–1861), aber auch seine kritische Ausgabe des Ostromir-Evangeliums hat die Slawistik zu der Zeit beflügelt. I. I. → Sreznevskij gab V.s Korrespondenz heraus und würdigte sein Werk durch die Herausgabe V.s Œuvres (Obozrenie naučnych trudov A. Ch. Vostokova, meždu pročim i neizdannych [Übersicht über die wissenschaftlichen Werke A. Ch. Vostokovs, u. a. auch der unedierten] (S. Peterburg 1865). Für die slowenische Sprach- und Kulturgeschichte ist V. bekannt wegen seines Anteils an der Auffindung der → Freisinger Denkmäler mit P. I. → Köppen (→ Altkichenslawisch). Werke  : Evangelium Ostromiri. Sankt Peterburg 1843 (Nachdruck Wiesbaden 1964). Lit.: ES. – Slavjanovedenie v dorevoljucionnoj Rossii. Biograficeskij slovar'. Moskva 1979, 111–113  ; K. Sturm-Schnabl  : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani. Maribor 1991, s. v.

Katja Sturm-Schnabl

Vošnjak, Josip (* 4. Jänner 1834 Šoštanj [Štajerska], † 21. Oktober 1911 Visole), Politiker, Reichsratsabgeordneter, Schriftsteller, Arzt. Die Volksschule besuchte V. beim bekannten Pädagogen und Schulbuchautor Peter Mussi (Musi), das Gymnasium in Graz und Wien, wo er 1852 maturierte. Er inskribierte 1852 an der Universität Wien Medizin und beendete sein Studium 1857. Als Arzt arbeitete er an verschiedenen Orten (Šoštanj, Ljubljana, Kranj, Ljubljana, Slovenska Bistrica, Šmarje pri Jelšah, Ljubljana). 1860 begann V. mit seiner politischen Tätigkeit. Er war 29 Jahre lang Abgeordneter  : 1867–78 im steiermärkischen Landtag, 1873–1885 im Reichsrat, 1877–95 im krainischen Landtag, wo er 1878–96 dem Landesausschuss angehörte. Als Redner trat er auf verschiedenen → Tabor-Veranstaltungen in Erscheinung und prägte auch mit diesen entscheidend die Politik der nationalen Einheit bzw. die Eintrachtsideologie (slow. slogaštvo). Im steiermärkischen Landtag war er 1869 mit dem Abgeordneten M. Hermann Verfechter des slowenischen politischen Programms eines Vereinten Sloweniens (→ Zedinjena Slovenija). Bei den Reichsratswahlen 1873 traten die liberal orientierten Jungslowenen (→ mladoslovenci) als eigene wahlwerbende Gruppe in Erscheinung. V. führte im Reichsrat deren Klub und gestaltete ihre Politik unter dem Slogan »Alles für Vaterland, Bildung und Freiheit  !«. Die Jungslo-

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wenen schlossen sich 1876 dem Hohenwart-Klub im Reichsrat an. Im Reichsrat meldete sich V. zu vielen Agenden zu Wort. Er veröffentlichte verschiedene Beiträge in den → Kalendern der → Mohorjeva und im Rahmen ihrer jährlichen Büchergaben. Der Bogen seiner Beiträge reicht vom Gesundheitswesen über Agrarund Genossenschaftsfragen bis hin zu ganz konkreten des Weinbaus und der Spar- und Darlehenskassen. Von besonderer Bedeutung war sein Beitrag aus dem Jahr 1872 über die Organisation von Kreditgenossenschaften, der im Herbst 1872 die Gründung der ersten Kreditgenossenschaft in St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu beeinflusst hat (→ Genossenschaftswesen). Politisch arbeitete V. eng mit Andrej → Einspieler zusammen, obwohl Letzterer dem konservativen Lager zuzuordnen ist. V. war der erste slowenische Reichsratsabgeordnete, der durch eine Interpellation über das utraquistische → Schulwesen in Kärnten/Koroška dieses einer kritischen Analyse unterzog und dadurch eine breite Diskussion im Reichsrat auslöste. Die Kärntner Landesbehörden vermuteten nicht zu Unrecht, dass hinter der Interpellation Einspieler stehe, der V. umfangreiches Material hatte zukommen lassen und diesen auch wiederholt getroffen und instruiert hatte. Dieser Interpellation aus dem Jahr 1882, über die Einspielers Zeitschrift → Mir genau und umfangreich berichtete, folgten in den nächsten Jahren zahlreiche weitere zum gleichen Thema. Kärntner Reichsratsabgeordnete sprachen V. als nicht kärntnerischem Abgeordneten das Recht ab, zu Kärntner Problemen zu sprechen. V. schrieb auch literarische Texte und betätigte sich auf dem Feld der slowenischen Dramatik, wo er als Bindeglied zwischen Anton T. → Linhart und Ivan → Cankar gilt. Werke  : Posojilnice na pomoč kmečkemu ljudstvu. In  : Koledarček sv. Mohorja za prestopno leto 1872, 148–162  ; Spomini. 2 Bd. Ljubljana 1905–1906  ; [Neuauflage] Ljubljana 1982. Lit.: SBL  ; ES  ; OVSBL. – K. Glaser  : Zgodovina slovenskega slovstva, 4. [Ljubljana] 1898, 82–84  ; V. Melik  : Josip Vošnjak in njegovi spomini. In  : J. Vošnjak  : Spomini. Ljubljana 1982, 641–677  ; M. Schmidt-Snoj  : Josip Vošnjak. Ljubljana 2003 [mit Bibliografie].

Avguštin Malle

Vraz, Stanko (Frass Jarob, Vraz Stanko, * 30. Juni 1810,

Cerovec Stanka Vraza [Ormož, Štajerska)], † 24. Mai 1851, Zagreb), Dichter, Aktivist der Illyrischen Bewegung. Sohn eines wohlhabenden Bauern. 1830 Abschluss des Gymnasiums in → Maribor, danach Abschluss der

Josip Vošnjak, NUK

Vuga, Josip

philosophischen Fakultät der Universität Graz. V. verfasste Gedichte in steirischem Dialekt, die er an den Almanach Kranjska čbelica [Krainer Bienchen] sandte, er wurde darin jedoch kein einziges Mal publiziert. Ab 1835 arbeitete V. aktiv an der Danica Ljudevit → Gajs mit, den er 1833 in Graz kennengelernt hatte, und warb unter den Slowenen Subskribenten für die kroatischen Ausgaben. 1838 übersiedelte er endgültig nach Zagreb, wo er einer der führenden Aktivisten der Illyrischen Bewegung wurde (→ Illyrismus). V. ist der einzige slowenische Vertreter der Illyrischen Bewegung, der das kroatische Konzept, dem zufolge das Štokavische als zukünftige illyrische Literatursprache dienen sollte, zur Gänze übernahm. Ab 1842 gab er die Zeitschrift Kolo heraus, in der P. J. → Šafařík, J. Kollar, L. Štur publizierten  ; Informationen über Russland und seine Schriftsteller erhielt V. von P. P. Dubrovskij, dem Herausgeber der Zeitschrift Dennica (Warschau). V. selbst wirkte an dieser Zeitschrift mit  ; 1843 erschien dort sein Artikel Obozrenie literatury južnyh slavjan za 1842 god [Übersicht über die Literatur der südlichen Slawen für das Jahr 1842], in dem er sein Augenmerk besonders auf Bücher in slowenischer Sprache oder, wie er es nannte, »in volkstümlicher Mundart« richtete. Besonders lobend äußerte er sich über A. → Slomšeks Buch Blaže in Nežica  : »Herr Slomšek kommt gerade rechtzeitig mit seinem enzyklopädischen Werk  ; es ist in einem leichten Konversationston geschrieben und enthält Anweisungen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens.« V. wurde der erste kroatische Literaturkritiker. Sein Hauptverdienst liegt allerdings auf dem Gebiet der schöpferischen Dichtung. Er veröffentlichte drei Gedichtsammlungen in kroatischer Sprache  : Đulabije (1840), Glasi iz dubrave žerovinske (1841) und Gusle i tambura (1843). V. gilt als bedeutendster kroatischer Lyriker seiner Zeit. Er führte in die kroatische Dichtung neue Formen ein  : das Sonett und die Gasele. 1846 wurde V. Sekretär der Matica Ilirska. Große Aufmerksamkeit widmete V. dem Sammeln von Volksliedern. Gemeinsam mit → Sreznevskij und → Majar erwanderte er viele slowenische Länder  ; V.  I. Grigorović stellte ihm seine Sammlung bulgarischer und mazedonischer Lieder zur Verfügung, von denen er einen Teil veröffentlichte. V.s Bekanntenkreis war groß, die allerherzlichsten Beziehungen unterhielt er jedoch mit Majar  ; die umfangreiche Korrespondenz der beiden ist erhalten geblieben. Während der Revolution von 1848 schloss er sich dem linken Flügel der kroatischen Patrioten an. Er

nahm am Slawischen Kongress in Prag teil (→ Slawenkongresse). 1851 starb er an Tuberkulose. Werke  : Djulabije  : ljubezne ponude za Ljubicu. Zagreb 1840  ; Glasi iz

dubrave žerovinske  : pověstice. Zagreb 1841  ; Gusle i tambura. Prag 1843, Slovenska djela I–II, Red. A. Slodnjak. Zagreb 1952. Lit.: Wurzbach  ; ES. – F. Petre  : Poizkus ilirizma pri slovencih. Ljubljana 1939  ; A. Barac  : Vrazov put. Hrvatsko Kolo 1951  ; I.  I. Leščilovskaja  : Illirizm. Moskva 1968  ; I.V. Čurkina  : Matija Majar Ziljski. Ljubljana 1974  ; A. Slodnjak  : O Stanku Vrazu kot slovenskemu pesniku. SR 3 (1950) 65–90  ; A. Slodnjak  : O Stanku Vrazu kot slovenskemu književniku. In  : S. Vraz, slovenska djela I. Zagreb 1952, 5–78  ; M. Mitrović  : Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aus dem Serbokroatischen übersetzt, redaktionell bearbeitet und mit ausgewählten Lemmata und Anmerkungen ergänzt von Katja Sturm-Schnabl. Klagenfurt/Celovec 2001  ; A. Sapunar Knežević, M. Togonal  : Stanko Vraz kao folklorist. Vrazov prinos poznavanju hrvatske i slovenske usmene književnosti. In  : Croatica et Slavica Iadertina. Zadar 2011, 193–218. Iskra Vasiljevna Čurkina  ; Üb.: Nieves Čavić-Podgornik

Vuga, Josip ( Jožef, Josef, * 23. Februar 1887 Košaki

[Maribor], † 13. Juli 1952 Všenory bei Prag), Lehrer, Publizist, Herausgeber. Als Gymnasiast war V. Anhänger der national-radikalen Schülerschaft und studierte seit dem Studienjahr 1912/13 nach dem Vorbild vieler slowenischer Intellektueller an der tschechischen Universität in → Prag (Französisch und slawische Sprachwissenschaft). Für die tschechische Kultur hatte ihn sein Lehrer Ljudevit Pivko bereits im Gymnasium begeistert. Sein durch den Krieg unterbrochenes Studium schloss er 1920 ab. Während seiner Studienzeit berichtete er regelmäßig in tschechischen Zeitungen über die slowenische Politik und über die Tätigkeit und das Wirken der National-Radikalen. V. war ein großer Kritiker der katholischen Bildungstätigkeit in den slowenischen Ländern, die die besten Werke slowenischer Schriftsteller ignoriere und anstelle dessen Lesestoff mit religiösen Tendenzen biete. Zur Zeit seines Aufenthalts in → Trieste/Trst/Triest verfasste er ein Lehrbuch der tschechischen Sprache. Nach dem Krieg übersiedelte V. 1918 nach České Budějovice (Budweis), wo er an der dortigen Handelsakademie unterrichtete. V. befasste sich viel mit dem Studium der slowenischen → Minderheiten in der Primorska (Küstenland), in → Gorizia/Gorica/Görz und in Kärnten/Koroška und der Slowenen, die in Kočevje (Gottschee), der »deutschen Insel«, lebten. In allen relevanten Periodika jener Zeit machte er die tschechische Öffentlichkeit mit dieser Problematik bekannt  : in den Narodní listy und den

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Vulgo

Jihočeské listy. Da die damalige tschechische Politik kein sonderliches Interesse für Minderheiten zeigte, publizierte er während der 1930er-Jahre auch in der von der Československo-jihoslovanská liga [Tschechoslowakisch-jugoslawische Liga] in Prag und der vom Savez Jugoslovensko-čehoslovačjih liga [Bund der Jugoslawischtschechoslowakischen Ligen] in Belgrad herausgegebenen Zeitschrift Československo-jugoslavenská Revue/ Čehoslovačko-jugoslovenska revija [Tschechoslowakischjugoslawische Revue]. Über die Auslandsslowenen publizierte V. eine Reihe statistischer Daten. In České Budějovice begann er die Zeitschrift Jychoslovanské Kolo herauszugeben. Er ließ sie in serbokroatischer Sprache drucken, um die Zusammenarbeit zwischen den Völkern Jugoslawiens und den Tschechen zu fördern. Mit seiner Frau Hedvika, geb. Kolár, war V. 1942–1945 in verschiedene KZs (Auschwitz, Buchenwald, Dachau) deportiert worden. Seit 1948 lebte er in Všenory, 1952 starb er an den Folgen der Internierung. Lit.: SBL  ; PSBL. – J. Beran  : Prof. Josef Vuga, padesatnikom. In  : Československo-jugoslavenská Revue/Čehoslovačko-jugoslovenska revija 7 (1937) 40–41  ; I. Gantar Godina  : Josip Vuga – slovenski znanstvenik v Českih Budejovicah. In  : Dve Domovini/Two Homelands 16 (2002) 9–20.

Irena Gantar Godina  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Vulgo, → Vulgoname. Vulgoname, auch Hausname, vielfach nur vulgo, slow.

hišno ime, umschreibend auch po domače [lokal], abgekürzt. p. d.; Name einer (ländlichen) Realität sowie ein aus dem Hofnamen bzw. Namen einer Keusche abgeleiteter → Personenname, der bis heute im alteingesessenen ländlichen sozialen Rahmen den eigentlichen, historisch jüngeren, Familiennamen aber auch bisweilen den Vornamen überdeckt. Nach Cevc/Ravnik gehen V. historisch auf Mikrotoponyme (→ Flurnamen), Tiernamen, Pflanzennamen und Tätigkeiten einstiger Besitzer zurück und wurden in Urbarien oder Pfarrbüchern niedergeschrieben. Sie gehen weiters auf Personennamen zurück (pri Lazarju, Martinjak bzw. Šmonovi), vor allem wenn diese besondere gesellschaftliche Funktionen inne hatten. Der slowenische V. von Personen unterscheidet dabei vier Formen  : die des Hausherren und die der Hausherrin sowie jene für die übrigen männlichen und die übrigen weiblichen Mitglieder des Hausverbandes. Der slowenische V. kann auch adjektivisch verwendet werden. Bemerkensnwert ist, dass bei den Hofnamen mit eindeutig slowenischer

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Herkunft und Melodie, diese in der Regel auch im modernen Deutschen (bzw. dem lokalen → Dialekt) die V. beibehalten wurden und lediglich die deutsche Rechtschreibung zum Tragen kommt (→ Lehnwort). V. aus dem → Gailtal/Ziljska dolina, dem → Rosental/Rož, dem → Jauntal/Podjuna und der → Sattnitz/Gure wurden von B. Kotnik repertoriert und in neueren ethnologisch-touristischen Kartenmaterial niedergeschreiben. Damit wurden die slowenischen V. gleichzeitig auch sprachlich normiert und standardisiert. Beispielhaft seien die bis dato nicht systematisch repertorierten V. (im Sinne von Haus- und von Personenname) in der Altgemeinde St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung am → Klagenfurter Feld/Celovško polje angeführt. Eine zusätzliche sozial- und kulturgeschichtliche Dimension dieser V. beruht auf der Tatsache, dass die angeführten Zitate aus dem Kassabuch sowie aus dem Einlagenbuch der örtlichen slowenischen Spar- und Darlehenskasse, der Hranilnica in posojilnica Št. Tomaž aus der Zeit von 1910 bis in die 1930er Jahre entstammen (mit teils historischer Orthographie, insgesamt aber durchaus der aktuellen Sprachübung entsprechend) (vgl. →  Kulturverein → Edinost Št. Tomaž [Edinost/Einheit St. Thomas], → Genossenschaftswesen). Weitere lokale Beispiele sind der aktuellen slowenischen Sprachpraxis entnommen. Die Systematik der Ableitung von slowenischen Personennamen aus Hausnamen kann an zwei Beispielen dargestellt werden  : 1) Hofname Toman > männlicher Personenname des Eigentümers Toman, weibliche Form Tomanca sowie Tomanov (sin [Sohn]), weiblich Tomanova (Franc Šturm pd. Toman v Svinčji vasi  ; → Šturm Andrej pd. Tomanov sin v Svinčji vasi  ; Šturm Marija pd. Tomanova v Svinči vasi)  ; 2) Name der Keusche Jožap > Jožap und Jožapinja sowie Jožapov, Jožapova (Waldhauser Jurij pd. Jožap v Št. Tomažu) (vgl. auch → Joschap [bzw. Joschapsiedlung]/Jožap). Weitere Beispiele sind  : Badanej > Badanej, Badanejka und Badanejov, Badanejeva (Hollern/Bezovje)  ; Bezjak > Bezjak, Bezjakova (Schwagerle Anna p.d. Bezjakova hči v Ličjivasi stev. 3)  ; Blažej > Blažej (Mörtl Tomaž pd. Blažej v Zapužah)  ; Brener > Brener (Kramer Stefan pd. Brener Trdnja vas)  ; Breznik > Breznik, Breznikova (Taušic Angela p.d. Breznikova hči v Draži vasi [Pirk bei Grafenstein/Grabštanj])  ; Brod, Pri Brodu > (Tropp Anna p.d. Brodinja v Niečah (sic  !) = Eixendorf/Nica vas)  ; Cestar > Cestar (Oru Johann, Cestar v Čilbergu [sic  !])  ; Cicej > Cicej, Cicinja und Cicejov, Cicejova (Blaž Lederwasch, pd. Cicej v Pokrčah)  ; Čekl > Čekl, Čekla und Čeklov,

Vulgoname

Čeklova (Paulina Ruditz v Rogarji vasi (Čekla)  ; Marjia Ruditz p.d. Čeklova hči v Rogarji vasi  ; Ruditz Jozef p.d. Čeklov sin v Rogarji vasi)  ; Črôat > Črôat, Črôatinja und Črôatov, Črôatova (ta mladi/ta stari Čroat)  ; Erjavc > Erjavc (Morak Marija p.d. Erjavc v Vancivasi stev. (sic  !) 2 / župnija Pokrče)  ; Frisacher (Friesacher) > Frisacher (Vincenc Kulle pd. Friesacher posestnik Gundrška vas (sic  !) št. 2  ; Vinc. Kulle pd. Frisacher)  ; Goričnik (Goritschnig) > Goričnik (per Goritschnig, historischer slowenischer Flurund Hofname in historischer deutscher Transkription vom historischen → Kataster in Treffelsdorf/Trebeša vas bei Ottmanach/Otmanje)  ; Hafner > Hafner, Hafnerjeva (Česnik Mihael, posestnik pd. Hafner v Gundrški vasi und Marija Trann pd. Hafnerjeva v Čilbergu (sic  !))  ; Hanž > Hanž (Kau Ivan pd. Hanž v Trdnji vasi)  ; Hanzer > Hanzer (Karl Dobernig p.d. Hanzer na Produ pri Grabštajnu štev. 3   ; Franciska Dobernig pri Hanzerju na Produ pri Grabštajnu)  ; Hapuč > Hapuč, Hapučinja und Hapučov, Hapučeva (Marija Močnik, Hapučeva v Bezovju  ; Helena Kočnik pri Hapuču)  ; Jamnik > Jamnik, Jamnikinja, Jamnikov, Jamnikova  ; Jörg > Jörg (Pippan Gustav, Jörg posestnik Goričica)  ; Jurč > Jurč, Jurčinja und Jurčov, Jurčova  ; Kajžnik > Kajžnik, Kajžnikova (Miklautz Marija v Pokrčah p.d. Kajžnikova hči)  ; Kancijan > Kancijan, Kancijanka (Jožef Marko pd. Kancijan)  ; Knez > Knez, Knezinja und Knezov, Knezova (Reigersdorf/ Rogarja vas)  ; Kočnar > Kočnar (Jožef Šturm pd. Kočnar v Skrbini)  ; Koše (Kosche) > Koše (Ignaz Koller p.d. Kosche v Domačji vasi)  ; Kovač > Kovač (Pikl Marija pri Kovaču v Pobrežah)  ; Kramer > Kramer (Kuttnig Jožef pd. Kramer na Goričici)  ; Krôf/pri Krôfu > Krôf, Krôfinja, Krôfov, Krôfova (Peter Jernej pd. Krof) (St. Lorenzen/ Šentlovrenc)  ; Kuzej > Kuzej (Ladinig Aloisia p.d. Kuzej v Ličjivasi)  ; Kvamfar > Kvamfar, Kvamfarca und Kvamfarjov, Kvamfarjova (Zinsdorf/Svinča vas)  ; Lampret (dialektal Vamprat) > Lampret, Lampretinja und Lampretov, Lampretinja (Vamprat, Vampretinja, Vampretov, Vampretova) (Zinsdorf/Svinča vas)  ; Leber > Leber, Lebrova (Trabe Marija pd. Lebrova hči v Lančjivasi župnija Pokrča)  ; Ledrer > Ledrer (Engelbert Ratz Ledrerjev sin v Trdnjivasi  ; Josef Ratz Ledrerjev sin v Trdnjivasi)  ; Lesjak > Lesjak (Anton Bašte pd. Lesjak  ; Waste Tomaž p.d. Lesjak v Domačjivasi (sic  !))  ; Lipi > Lipi, Lipinja und Lipijov, Lipijeva (St. Lorenzen/Šentlovrenc)  ; Mor(i)č > Morč, Morčinja, Morčov, Morčova (Toff Barbara pri Morču v Svinčji vasi stev. 9)  ; Oberseher > Oberseher (Kogelnig Baltasar posestnik pd. Oberseher v Gundrški vasi 4)  ; Okrčnik > Okrčnik, Okrčnica und Okrčnikov, Okrčnikova (St. Thomas/Šenttomaž)  ; Orlič/

pri Orliču > Orlič, Orlička und Orličov, Orličova (St. Lorenzen/Šentlovrenc)   ; Pečen > Pečen (Messner Jakob pd. Pečen)  ; Robič > Robič, Robičeva (Lizika Wolf pd. Robičeva v Zapužah)  ; Poglič > Poglič, Pogličinja und Pogličev, Pogličeva (Linsenberg/Lečja Gora, Gemeinde Poggersdorf/Pokrče)  ; Ropjak > Ropjak, Ropjakinja und Ropjakov, Ropjakova (Martin Suette, pd. Ropjak iz Virne vasi)  ; Ruprat > Ruprat, Rupratinja und Rupratov, Rupratova (→ Kordasch Boštjan pd. Ruprat v Goričah [sic  !]) (Großgörtschach/Zgornje Goriče)  ; Rožan > Rožan, Rožanka und Rožanov, Rožanova (Somer Ivan pd. Rožan v Rogarji vasi)  ; Rôt > Rôt, Rôtinja und Rôtov, Rôtova (Miklautz Jožef, Rot v Zapužah)  ; Rup > Rup (Tomaž Waste, pd. Rup v Grabštanju)  ; Ruš > Ruš, Rušinja und Rušov, Rušova (Kucher Primož pd. Ruš v Št. Lovrencu  ; Kucher Jožef pd. Rušov sin v Št. Lovrencu  ; Kucher Franc, Rušev  ; Kucher Ferd. Rušev)  ; Smrečnik > Smrečnik, Smrečnica/Smrečnikinja und Smrečnikov, Smrečnikova (Kuß Uršula pd. Smrečnik (sic  !) v Rogarji vasi  ; Urša Kuß pd. Smrečnikinja v Rogarji vas (sic  !))  ; Šparnagl > Šparnagl, Šparnaglca (Ovšank Aloizija p. Sparnaglu v Virnjivasi (sic  !))  ; Stamec > Stamec (Zechner Simon p.d. Stamec v Zapužah štev. 8)  ; Škorjanc (Landwirt und Gipfelwirt am Magdalensberg/Štalenska gora) > Škorjanc, Škorjančinja und Škorjančev, Škorjančeva  ; Štamec > Štamec (Muck Helena pd. Štamec v Gundrški vasi)  ; Tamiš > Tamiš (Kramer Margareta v Čilberku / zasebnik pri Tamišu)  ; Tamošnik > Tamošnik, Tamošnija und Tamošnikov, Tamošnikova (Reigersdorf/Rogarja vas)   ; Tominc > Tominc, Tominčinja und Tominčev, Tominčeva (Frank Jožef, Tominčev v Bezovju  ; Rudolf Frank Tomincev v Bezovju (sic  !))  ; Trefar > Trefar, Trefarca und Trefarjev und Trefarjeva (Hollern/Bezovje)  ; Trlej > Trlej (Liaunik Magdalena, zasebnica v Streglah pri Trleju)  ; Unzer > Unzer (Ladinig Marija p.d. Unzerjeva hči v Ličjivasi)  ; Waldhauser > Waldhauser (Jožef Stöklinger pd, Waldhauser v Št. Jakobu)  ; Znogl > Znogl (Illgoutz Anna najemnica Znoglnove kmetije v Pobrežah)  ; Žalhnik > Žalhnik (Morak Katharina pri Žalhniku v Ličjivasi župnija Pokrče). Literarische Berühmtheit erhielt der Autor Lovro Kuhar, der seinen V. Prežih als Künstlernamen annahm und sich → Prežihov Voranc [der Voranc/ Laurenz vom Prežih-Hof ] nannte. Auch der slowenische Bischof Franc Ksaver → Luschin/Lušin aus der Pfarre → Tainach/Tinje trug seinen Hofnamen. Quelle  : Blagajniški dnevnik, Pomožna knjiga z 99 listom. Ljubljana

dne 14. septembra 1910 (Kassabuch der Hranilnica in posojilnica Št.

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Vzbudi se, Sloven  !

Tomaž, ca. 25,5 x 34 cm), S. 1–7, 9–11, 14, 19  ; Knjiga hranilnih vlog, Glavna knjiga hranilnih vlog, 200 listov. Ljubljana dne 1. septembra 1910, S. 5, 14–16, 21, 26, 30, 38–43, 46, 47, 55, 56, 58, 62–66, 69, 70, 82, 83, 86, 88–94, 96, 97, 100, 103, 108, 116–118, 120–124, 127, 128, 130–136, 144, 147, 149, 152, 153, 158, 162, 163, 171–173, 175, 194, 201, 302, 306. Mündl. Quelle/Informantin  : Katja Sturm-Schnabl. Lit  : SEL (T. Cevc, M. Ravnik  : Hišno ime). – K. Sturm-Schnabl  : Die slovenischen Mundarten und Mundartreste im Klagenfurter Becken. (Phil. Diss.) Wien 1973  ; A. Feinig  : Die Namen der Bauernhöfe im Bereich der einstigen Grundherrschaft Hollenburg in Kärnten (Diss.), Wien 1958  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške / Geschichte der Häuser in Südkärnten, 1.–13. knijga / Band 1–13. Celovec–Ljubljana– Dunaj 1992–2008  ; B. Kotnik  : Hišna imena župnije Sele. In  : KMD 1983. Celovec 1982  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Kotmara vas, 2. knjiga. Celovec 1993  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Bistrica v Rožu, 3. knjiga. Celovec 1995  ; W. Wadl  : Magdalensberg, Natur, Geschichte, Gegenwart, Gemeindechronik. Klagenfurt 1995, 137  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Št. Jakob v Rožu, 5. knjiga. Celovec 1997  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina Rožek, 4. knjiga. Celovec 1996  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, občina in župnija Šmarjeta v Rožu, 7. knjiga. Celovec 2001  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške, župnije Radiše, Golšovo in Podgrad, 10. knjiga. Celovec 2006  ; B. Kotnik  : Zgodovina hiš južne Koroške = Die Geschichte der Häuser in Südkärnten, Spodnja Zilja = Das Untere Gailtal, 12. knjiga = Band 12. Celovec 2008  ; V. Wieser, B. Preisig, J. Pack  : Kotmara vas  : Horni Kompánj, Konják in Hudár  : slovenska ledinska, krajinska in hišna imena = Köttmannsdorf  : Horni Kompánj, Konják in Hudár  : slowenische Flur-, Gebiets- und Hofnamen (Kartenmaterial), Hg. SPD Gorjanci. Kotmara vas/Köttmannsdorf 2008  ; K. Sturm-Schnabl  : Slovensko kulturno življenje v fari Št. Tomaž pri Čilberku od začetka 20. stoletja do nemške okupacije 1938. In  : KK 2009. Celovec 2008, 139–156  ; K. Klinar, J. Škofič, M. Šekli, M. Piko-Rustia  : Metode zbiranja hišnih in ledinskih imen, Projekt FLU-LED v okviru Operativnega programa Slovenija-Avstrija 2007–2013. Jesenice/ Celovec 2012  ; B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici. In  : KK 2015. Celovec 2014, 119–126  ; B.-I. Schnabl  : Ledinska imena v Šenttomažu pri Celovcu in okolici. In  : Glasnik SED 54, 4 (2015) 2–31  ; T. Ogris  : Vamprat pa Hana, domislice, čenče, šale, laži. Celovec 2014  ; Trška občina Bistrica v Rožu  : Ledinska, hišna in krajevna imena / Marktgemeinde Feistritz im Rosental  : Flur-, Hausund Ortsnamen. Merilo/Maßstab 1  : 16.000. Izdajatelji/Hg. Slovensko prosvetno društvo Šentjanž, Slovensko prosvetno društvo Kočna, Krščanska kulturna zveza, Slovenska prosvetna zveza, Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik 2015  ; Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See = Beštanj ob Baškem jezeru, Trška občina, Tourismuskarte mit slowenischen Flur- und Hausnamen = Turistični zemljevid s slovenskimi ledinskimi in hišnimi imeni. Maßstab/merilo 1  :18.300. Hg. von  : KKZ, SPZ, SNIUJ, SPD Dobrač, SKD Jepa-Baško jezero, EL Bekštanj. Finkenstein am Faaker See/Bekštanj ob Baškem jezeru 2015. Web  : Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich, Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten, http://nationalagentur.unesco.at/ cgi-bin/unesco/element.pl  ?eid=12 (19. 10. 2012). Bojan-Ilija Schnabl

Vzbudi se, Sloven  ! [Wach auf, Slowene   !], hand-

schriftliche literarische Zeitschrift im → Marianum

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Vzbudi se Sloven!, KOK Ravne na Koroškem

in Klagenfurt/Celovec. Erschienen   : Celovec, 9. Oktober 1915–18. März 1916. Verantwortlicher Redakteur  : Franc → Sušnik. Mitarbeiter  : Rudolf → Blüml, Ožbe Lodrant, Joško → Tischler, Peter Urbanc. Erscheinungsweise  : vierzehntäglich  ; es erschienen insgesamt elf Nummern. Die Zeitschrift V. wurde während des Schuljahres 1915/1916 von einer slowenischen Schülergruppe, die von gemeinsamer Begeisterung für ihre slowenische Kultur getragen war, im Marianum mehr oder weniger heimlich herausgegeben  ; Gregorij → Rožman, der zu der Zeit Präfekt und Professor war, hatte das Unternehmen stillschweigend unterstützt. Der handschriftliche Band im Format 34 mal 21 cm umfasst 120, zusammen mit den unnummerierten 128 Seiten. Die Seite 120 ist falsch nummeriert. Die handschriftliche Zeitschrift erschien vierzehntäglich. Auf der Titelseite sind unter dem Titel zwei färbige Gänse aufgeklebt. Es waren insgesamt 11 Nummern erschienen. Die Schüler nahmen

Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849 Vzbudi se Sloven!, KOK Ravne na Koroškem

Vzbudi se Sloven!

Pseudonyme an (Radomirov, Zvonimir, Vrtnik, Nesrečnež, Srečolovec) und schrieben literarische Beiträge, Gedichte, Kurzprosa, Kritiken und Aufrufe. Radimirov war das Pseudonym des Redakteurs Franc → Sušnik. Zvonimir und Radimirov riefen in der Rubrik Listnica uredništva [Redaktionsbrief ] zum Schreiben und Organisieren auf und brachten literarische und sprachliche Anleitungen. Franc Sušnik trat besonders hervor. Als Einziger schrieb er Gedichte und fiel auch durch scharfe Stil- und Sprachkritiken auf. Sušnik begann schon im folgenden Jahr in der Zeitschrift → Mir zu publizieren. Die übrigen Autoren betätigten sich später literarisch nicht mehr. Den handschriftlichen Band bewahrte Ožbe Lodrant auf und händigte ihn später Franc Sušnik aus. Heute wird er in der Koroška osrednja knjižnica [Kärntner Zentralbibliothek] in Ravne na Koroškem aufbewahrt. Zum Gedenken an Joško Tischler und Franc Sušnik gaben 1992 das Gymnasium für Slowenen in Klagenfurt/Celovec

und das Gymnasium in → Ravne na Koroškem ein vollständiges Faksimile der Zeitschrift heraus. Quellen  : KOK Ravne (Hs. und Faksimile der Hs., Digitalisat).

Lit.: T. Sušnik  : Vzbudi se, Sloven  ! In  : Vzbudi se Sloven  ! Celovec, Ravne na Koroškem 1992, 1–4.

Majda Kotnik-Verčko  ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl

Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/ Koroška ab 1849. Die → Wahlordnungen und die damit verbundene Wahlkreiseinteilung sind ein zentrales Instrument zur Steuerung der politischen Partizipation und spiegeln die diesen zugrunde liegenden Staatskonzepte und gesellschaftlichen Machtverhältnisse wider. Ein Instrument der staatlichen Steuerung gesellschaftlicher Verhältnisse im Rahmen der Wahlordnungen bzw. Landtagswahlordnungen (LWO) war die Einrichtung von Wählerklassen/Kurien mit unterschiedlichen territorialen Ausdehnungen (Wahlbezirke),

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

unterschiedlichen Wahlkörpern (Anzahl der notwen- Laut § 2. LWO bildet für die Wähler aus der »Classe digen Stimmen pro Mandat) und unterschiedlichen der Höchstbesteuerten« das ganze Herzogtum KärnSteuerkriterien, was zusammen ein ungleiches Zensus- ten/Koroška einen Wahlbezirk. Gemäß §  3 bildeten wahlrecht charakterisiert. Ab 1849 bestanden folgende Klagenfurt/Celovec (3 Mandate) und Villach/Beljak (1 Wählerklassen in Kärnten/Koroška  : 1. Virilstimme für Mandat) sowie jeweils zusammen (Anzahl der Abgeden Bischof von Gurk, 2. »großer Grundbesitz« bzw. ordneten in Klammer) – Feldkirch(en)/Trg und St. Veit/Šentvid (1), Großgrundbesitz (GG), 3. Handels- und Gewerbe– Völkermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk und [Eikammer (HGK), 4. Städte, Märkte, »Industrialorte« (SMI/SMO), 5. die Wählerklasse der Landgemeinden sen-] Kappel/(Železna) Kapla (1), – Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/Šentlenart, (LG) sowie 6. im historischen Prozess zuletzt die Allgemeine Wählerklasse (AWK) (1896/1902). Insgesamt St.  Andrä/Šentandraž, St.  Paul/Šentpavel und Untersind die Landesverfassungen bzw. Landesstatuten zur Drauburg/Dravograd (1), – Friesach/Breže, Hüttenberg, Straßburg und AlthoZeit der Monarchie geprägt von der spätfeudalen, ständischen Gesellschaftsstruktur und deren Machtverhält- fen/Stari Dvor (1), – Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Greifenburg, nissen, wo noch der Großgrundbesitz und die liberale (deutsche) Bourgeoisie favorisiert wurden. Hingegen Obervellach/Zgornja Bela, Ob.-Drauburg/Zgornji diskriminierten sie systematisch mittels Kuriensystem Dravograd, Tarvis/Trbiž, Hermagor/Šmohor und Malall jene Bevölkerungsteile unabhängig von Sprachzuge- borget/Naborjet (1), – Bleiburg/Plajberk und Kreuth/Rute (1) hörigkeit, die aufgrund des Kuriensystems unterrepräjeweils einen Wahlbezirk in der Klasse der Städte, sentiert waren oder nicht erfasst wurden, so die aufkommende Arbeiterschaft und die Frauen (→ Frauenfrage). Märkte und Industrialorte. Laut §  4 bildete »für die Wahl der Abgeordneten Aus der Perspektive der nationalen Frage waren insbesondere die Slowenen und andere politisch, wirtschaft- der Landgemeinden […] jeder der sieben politischen lich und gesellschaftlich nicht dominierende Völker Bezirke einen Wahlbezirk, in der Art, daß die Bevölder Monarchie diskriminiert (Melik). So hatten im kerung der nach Abzug der besonders wahlberechtigKärntner Landtag 1861 bei einer Gesamtbevölkerung ten Städte, Märkte und Ortschaften höchstbevölkerten von 332.546 Einwohnern die Großgrundbesitzer 27 % Bezirke von Klagenfurt, Völkermarkt und Spital je zwei der Landtagsmandate, die Vertreter der Handels- und und jeder der übrigen politischen Bezirke je einen AbGewerbekammer 8,1 %, die Vertreter der Städte und geordneten für den Landtag zu wählen haben«. Aufgrund der Aufhebung der → Oktroyierten Märkte 24,3 % und jene der Landgemeinden 37,8 %. Nach Einführung der allgemeinen Wählerklasse wur- Märzverfassung 1849 durch das Silvesterpatent 1851, den diesen lediglich 9,3 % der Sitze im Landtag zuge- sowie der Festigung des Neoabsolutismus wurden die sprochen (Melik, 12 ff.). 1869 umfasste bei einer Ge- Bestimmungen der Kärntner → Landesverfassung samtbevölkerung von 336.400 Einwohnern die Kurie 1849 bzw. deren Wahlordnung nie angewendet, blieder LG 291.037 und jene der SMO 45.363 Personen, ben jedoch richtungweisend für die nachfolgenden d. h., dass die Stadtbevölkerung bei einem Anteil von Regelungen, insbesondere – mit einigen kleinen Ver13 % der Gesamtbevölkerung 39 % der Abgeordneten änderungen – im Hinblick auf die Wahlkreiseinteilung, beider Kurien stellte. 1900 stieg der Anteil der städti- die der Verwaltungseinteilung folgte (→ Landeseinschen Bevölkerung auf 18 %. Auf einen Abgeordneten teilungs-Erlass (1) und → (2), →  Landeseinteilungskamen 1869 5.040 Personen in der SMO, während es Verordnung aus 1854). Die Landes-Ordnung und Landtags-Wahlordnung für 20.788 bei der LG war. 1900 war die Zahl 7.305 resdas Herzogthum Kärnthen vom 26. Februar 1861 sah pektive 21.541 Personen (Melik, 54). Landesverfassung und LWO vom 30. Dezember einen Landtag vor, der das Herzogtum in Landesan1849 bestimmten ein ungleiches, indirektes Zensus- gelegenheiten vertrat (§ 1). Die Regelung wurde durch wahlrecht für den aus 30 Mitgliedern bestehenden die gesamtstaatlichen Verfassungsbestimmungen des Landtag des Herzogtums Kärnten/Koroška. 10 Abge- Oktoberdiploms 1860 und des Februarpatents vom 26. ordnete stellten die Höchstbesteuerten, 10 die in der Februar 1861 notwendig. Die Landtags-Wahlordnung Wahlordnung benannten Städte, Märkte und Indust- sah ein ungleiches, indirektes Zensuswahlrecht für den rialorte sowie 10 Abgeordnete die übrigen Gemeinden. aus 37 Mitgliedern bestehenden Landtag vor. 36 Mit-

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

Wahlkreiseinteilung (NUK, Z 282.4-31 recto)

glieder wurden gewählt, der Fürstbischof von Gurk Völkermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk, [Eisen-]Kaphatte eine Virilstimme. Laut § 3 stellten die Vertreter pel/(Železna) Kapla (1)  ; – Wolfsberg/Volšperk, St. Ledes Großgrundbesitzes 10 Abgeordnete, 12 Abgeord- onhard/Šentlenart, St.  Andrä/Šentandraž, St.  Paul/ nete stellten die durch die Wahlordnung bezeichneten Šentpavel, Unter-Drauburg/Dravograd (1)  ; – Spittal/ Städte und die Handels- und Gewerbekammer und 14 Špital, Gmünd/Sovodenj, Greifenburg, Ober-Vellach/ Abgeordnete stellten die übrigen Gemeinden des Lan- Zgornja Bela, Ober-Drauburg/Zgornji Dravograd (1)  ; – Hermagor/Šmohor, Tarvis/Trbiž, Malborghet/Naborjet, des. Laut Landtags-Wahlordnung vom 26. Februar 1861 Bleiberg/Plajberk, Kreuth/Rute (1). § 5 bestimmt, dass die Handels- und Gewerbekambildete das Land für die Wählerklasse der Großgrundbesitzer einen Wahlkreis (§  1). Gemäß §  2 bildeten mer 3 Abgeordnete zu wählen hatte. Laut §§ 6, 8 und 13 bildeten in der Klasse der übrijeweils einen Wahlbezirk in der Klasse der Städte, Märkte und Industrialorte Klagenfurt/Celovec (3 gen Landgemeinden die politischen Bezirke jeweils eiMandate) und Villach/Beljak (1). Zusammen je einen nen Wahlbezirk mit je 2, durch Wahlmänner gewählte, Wahlbezirk bildeten  : Abgeordneten  : – St.  Veit/Šentvid, Feldkirchen/Trg (1)   ; Friesach/ 1. Klagenfurt (Umgebung)/Celovec (okolica), FerBreže, Straßburg, Althofen/Stari Dvor, Hüttenberg (1)  ; – lach/Borovlje, Feldkirchen/Trg  ; 2. Völkermarkt/Ve-

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

likovec, [Eisen-]Kappel/(Železna) Kapla, Bleiburg/ 1873 (RGBl. 40/1873) wurden direkte Wahlen in das Pliberk, Eberndorf/Dobrla vas  ; 3. Wolfsberg/Volšperk, Abgeordnetenhaus eingeführt und die Zahl der AbSt. Leonhard/Šentlenart, St. Paul/Šentpavel  ; 4. St. Veit/ geordneten auf 353 erhöht. Kärnten/Koroška erhielt 9 Šentvid, Friesach/Breže, Gurk/Krka, Eberstein/Svinec, Abgeordnete (1 GG, 3 SMO, 1 HGK, 4 LG). Mit der Althofen/Stari Dvor  ; 5. Villach/Beljak, Rosegg/Rožek, Novelle zur Reichsratswahlordnung betreffend die Wahl Paternion/Špartjan   ; 6. Spittal/Špital, Gmünd/Sovo- der Mitglieder des Abgeordnetenhauses vom 2. April 1873 denj, Millstatt/Milštat, Greifenburg, Ober-Vellach/ (RGBl. 41/1873) wurden die Wahlbezirke bzw. WahlZgornja Bela, Winklern/Kot   ; 7. Hermagor/Šmohor, körper in den Kronländern bestimmt. Für Kärnten/ Tarvis/Trbiž, Arnoldstein/Podklošter, Kötschach/Koče. Koroška galten folgende Einteilungen nach WählerDie Ausrichtung der Wahlkreiseinteilung an der Ver- klasse, Wahlbezirk und Anzahl der zu wählenden Abwaltungsstruktur aus dem Jahr 1849 hatte nach Melik geordneten (in Klammer)  : katastrophale Folgen. Das slowenische ethnische Ge– GG, Kärnten/Koroška (1). biet dehnte sich über 6 der 7 Bezirkshauptmannschaf– SMO, ten aus und nur die BH Spittal/Špital war gänzlich 1.: Klagenfurt/Celovec (1), einsprachig, da ja auch die mehrheitlich deutschspra2.: St.  Veit/Šentvid, Feldkirchen/Trg (Wahlort chigen BHs St. Veit/Šentvid und Wolfsberg/Volšperk St.  Veit/Šentvid)   ; Friesach/Breže, Straßburg, Althoslowenische Anteile hatten. In den Wahlkreisen der fen/Stari Dvor, Hüttenberg (Wahlort Friesach/Breže)  ; LG stellten die Slowenen auf das ganze Land umgelegt Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/Šentlenart, St.  An34 % der Bevölkerung, doch hatten sie nur in einem der drä/Šentandraž, St.  Paul/Šentpavel  ; Unterdrauburg/ 7 Wahlkreise eine reelle Chance der politischen Parti- Dravograd (Wahlort Wolfsberg/Volšperk)  ; Völkerzipation im Landtag (vgl. Melik, 92 f.). markt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk, [Eisen-]Kappel/ Im Kaisertum Österreich galt diese Wahlordnung [Železna] Kapla (Wahlort Völkermarkt/Velikovec) einschließlich ihrer Novellen für die 1. Wahlperiode (1)  ; 3.: Villach/Beljak (= Wahlort), Hermagor/Šmohor, (WP) (1861–1866), danach in Österreich-Ungarn Bleiberg/Plajberk, Kreuth/Rute (Wahlort Hermagor/ in der 2. WP (1867–1869), der 3. WP (1870), der 4. Šmohor), Tarvis/Trbiž, Malborghet/Naborjet (Wahlort WP (1871–1877), der 5. WP (1878–1883), der 6. WP Tarvis/Trbiž), Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Grei(1884–1889), der 7. WP (1890–1896) und in der 8. WP fenburg, Oberdrauburg/Zgornji Dravograd (Wahlort Spittal/Špital), Obervellach/Zgornja Bela (= Wahlort) (1897–1902). Mit dem Gesetz vom 10. Jänner 1867 wurden §§ 12 (1). – HGK, Klagenfurt (1). und 14 der LWO vom 26. Februar (LGBl. Kärnten 5/1867, V. Stück, S. 13  f.) betreffend Zensusbestim– LG   ; 1. Klagenfurt/Celovec, Feldkirchen/Trg mungen der Abgeordneten aus § 2 (Städte und Orte) (Wahlort Klagenfurt/Celovec), Völkermarkt/Velikounter Heranziehung des neues Landes-Gemeindege- vec, [Eisen-]Kappel/[Železna] Kapla, Bleiburg/Pliberk, setzes (Gemeindeordnung) abgeändert. Das Gesetz vom Eberndorf/Dobrla vas (Wahlort Völkermarkt/Veli20. Februar 1867 (LGBl. Kärnten 11/1867) novellierte kovec) (1)  ; 2. St.  Veit/Šentvid, Friesach/Breže, Gurk/ § 56 der LWO bezüglich des Quorums für Abänderun- Krka, Eberstein/Svinec, Althofen/Stari Dvor (Wahlort gen desselben. Mit der → Dezemberverfassung 1867 St.  Veit/Šentvid), Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/ wurden im Grundgesetz über die Reichsvertretung Šentlenart, St.  Paul/Šentpavel (Wahlort Wolfsberg/ (RGBl. 141/1867) die entsprechenden Bestimmun- Volšperk) (1)   ; 3. Villach/Beljak, Rosegg/Rožek, Pagen über den Reichsrat des Februarpatents von 1861 ternion/Špartjan  ; Arnoldstein/Podklošter, Tarvis/ auf die österreichische Reichshälfte angepasst, aber im Trbiž (Wahlort Villach/Beljak)  ; Ferlach/Borovlje Wesentlichen beibehalten. Kärnten/Koroška erhielt 5 (= Wahlort) (1)  ; 4. Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Abgeordnete. Das Gesetz vom 13. Jänner 1869 (LGBl. Millstadt/Milštat, Greifenburg, Obervellach/Zgornja Kärnten 4/1869) novellierte §  17 der LWO über den Bela, Winklern/Kot (Wahlort Spittal/Špital), HermaAusschluss vom aktiven und passiven Wahlrecht. Das gor/Šmohor, Kötschach/Koče (Wahlort Hermagor/ Gesetz vom 7. Dezember 1869 (LGBl. Kärnten 40/1869) Šmohor) (1). regelte den Fall der strafrechtlichen Verurteilung oder Im Gesetz vom 25. Mai 1884, einer Novelle zur LWO Untersuchung eines Abgeordneten. Mit der Novelle (LGBl. Kärnten 12/1884, Stück IX, S. 31 ff.) wurde in zum Grundgesetz über die Reichsvertretung vom 2. April §  6 die Wahl der Abgeordneten der Landgemeinden

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849 Wahlkreiseinteilung (NUK, Z 282.4-31 verso)

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

neu geregelt. Folgende Gerichtsbezirke bildeten je einen Wahlbezirk  : 1. Klagenfurt/Celovec, Ferlach/Borovlje, Feldkirchen/Trg (2 Abgeordnete)  ; 2. Völkermarkt/Velikovec, [Eisen-]Kappel/[Železna] Kapla, Bleiburg/Pliberk, Eberndorf/Dobrla vas  ; 3. Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/Šentlenart, St. Paul/Šentpavel  ; Althofen/Stari Dvor  ; 4. St.  Veit/Šentvid, Friesach/Breže, Gurk/Krka, Eberstein/Svinec, 5. Villach/Beljak, Rosegg/Rožek, Paternion/Špartjan  ; 6. Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Millstadt/Milštat, Greifenburg, Obervellach/Zgornja Bela, Winklern/ Kot  ; 7. Hermagor/Šmohor, Tarvis/Trbiž, Arnoldstein/ Podklošter, Kötschach/Koče. Die Wahl erfolgte bei Großgrundbesitzern direkt, in Landgemeinden durch Wahlmänner (§ 13 f.). Die Novellierung der LWO vom 26. Dezember 1884 (LGBl. Kärnten 3/1885, III. Stück, S. 5–6) betraf die Regelung der Wahl der Wahlmänner (§§ 31, 32, 33 und 34 der LWO vom 26. Februar 1861). Mit dem Gesetz vom 14. Juni 1896 (RGBl. 169/1896) wurde die Wahlordnung zum Reichsrat novelliert, und dabei vor allem eine Allgemeine Wählerklasse für volljährige Männer über 24 Jahren eingeführt, Kärnten/ Koroška erhielt einen zusätzlichen Abgeordneten aus dieser Wählerklasse. Die Landtags-Wahlordnung (für das Herzogthum Kärnten) vom 5. September 1902 (faktisch aufgehoben durch das Gesetz vom 21. März 1919, betreffend die Einberufung des verfassunggebenden Landtages) sah weiterhin ein ungleiches Zensuswahlrecht vor. Der Landtag hatte 43 Mitglieder, davon 1 Virilstimme (der Fürstbischof von Gurk) und 42 gewählte Mitglieder. Die erste Wählerklasse bildeten die Abgeordneten des Großgrundbesitzes, die zweite die Abgeordneten der in der Wahlordnung bezeichneten Städte und Orte und der Handels- und Gewerbekammer (HGK). Die dritte Wählerklasse bilden die Abgeordneten der übrigen Gemeinden. Neu war die allgemeine Wählerklasse, die die vier Abgeordneten der vierten Wählerklasse bildete (Art. I.). Nach Art.  II. Abschnitt  I. »Wahlbezirke und Wahlorte«, §  1 wurden die Abgeordneten des Großgrundbesitzes in einem landesweiten Wahlkreis gewählt. In §  2 bis §  4 wurden die Wahlkreise bzw. Wahlbezirke der SMI festgelegt  : Klagenfurt/Celovec stellte 3 Abgeordnete, Villach/Beljak 1, ebenso je 1 Abgeordneten stellten die übrigen Wahlbezirke, die jeweils

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mehrere SMI zusammenfassen   : 3. St.  Veit/Šentvid, Feldkirchen/Trg  ; 4. Friesach/Breže, Straßburg, Althofen/Stari Dvor, Hüttenberg   ; 5. Völkermarkt/Velikovec, Bleiburg/Pliberk, Eisenkappel/Železna Kapla  ; 6. Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/Šentlenart, St.  Andrä/Šentandraž, St.  Paul/Šentpavel, Unter-Drauburg/ Dravograd  ; 7. Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Greifenburg, Ober-Vellach/Zgornja Bela, Ober-Drauburg/ Zgornji Dravograd  ; 8. Hermagor/Šmohor, Tarvis/Trbiž, Malborghet/Naborjet, Bleiberg/Plajberk, Kreuth/Rute. Laut § 5 stellte die Handels- und Gewerbekammer 3 Landtagsabgeordnete, wobei die wirklichen Mitglieder den Wahlkörper stellten. § 6 bestimmte die nach Gerichtsbezirken gereihten Wahlkreise der LG ohne die oben berücksichtigten SMI   : 1. Klagenfurt (Umgebung)/Celovec (okolica) und Ferlach/Borovlje (2 Abgeordnete)  ; 2. Feldkirchen/ Trg (1)  ; 3. St.  Veit/Šentvid und Eberstein/Svinec (1)  ; 4. Friesach/Breže, Althofen/Stari Dvor und Gurk/Krka (1)  ; 5. Völkermarkt/Velikovec und Eberndorf/Dobrla vas (1)  ; 6. Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Železna Kapla (1)   ; 7. Wolfsberg/Volšperk, St.  Leonhard/ Šentlenart und St. Paul/Šentpavel (2)  ; 8. Villach/Beljak, Paternion/Špartjan und Rosegg/Rožek (2)  ; 9. Tarvis/ Trbiž und Arnoldstein/Podklošter (1)  ; 10. Hermagor/ Šmohor und Kötschach/Koče (1)  ; 11. Spittal/Špital, Greifenburg und Winklern/Kot (1)  ; 12. Gmünd/Sovodenj, Millstatt/Milštat und Obervellach/Zgornja Bela (1). §  9 regelte erstmals die allgemeine Wählerklasse, wobei je einen der vier Abgeordneten die folgenden Wahlbezirke stellten   : 1. die Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec, die Gerichtsbezirke Klagenfurt/Celovec, Völkermarkt/Velikovec, Eberndorf/Dobrla vas, Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Železna Kapla  ; 2. die Gerichtsbezirke St.  Veit/Šentvid, Eberstein/Svinec, Althofen/Stari Dvor, Gurk/Krka, Friesach/Breže, Wolfsberg/Volšperk, St.  Paul/Šentpavel und St.  Leonhard/Šentlenart   ; 3. die Gerichtsbezirke Villach/ Beljak, Paternion/Špartjan, Tarvis/Trbiž, Arnoldstein/ Podklošter, Rosegg/Rožek und Ferlach/Borovlje   ; 4. die Gerichtsbezirke Spittal/Špital, Gmünd/Sovodenj, Millstadt/Milštat, Obervellach/Zgornja Bela, Greifenburg, Winklern/Kot, Hermagor/Šmohor, Kötschach/ Koče und Feldkirchen/Trg, die zusammen je einen Wahlbezirk bildeten. Jeder dieser Wahlbezirke wählte einen Abgeordneten. Die LWO aus dem Jahr 1902 kam in der 9. WP (1903–1908) und in der 10. WP. (1909–1914) zur An-

Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

Verfassungen Kärntens

wendung. Bemühungen, eine für die Slowenen nicht diskriminierende Regelung zu finden, hatten anlässlich der Reform der Reichsratswahl 1907 keinen Erfolg. Bei den Reichsratswahlen wurden zwar die Kurien abgeschafft und es kam das allgemeine Wahlrecht für Männer zu Anwendung, Kärnten/Koroška erhielt 10 Abgeordnete. Das slowenische ethnische Gebiet wurde jedoch in 8 von 10 Wahlbezirken geteilt, und nur in einem davon (dem 3., sog. slowenischen Wahlbezirk Ferlach Eberndorf – Eisenkappel – Bleiburg/Borovlje – Dobrla vas – Železna Kapla – Pliberk), hatten die Slowenen reelle Chancen auf politische Partizipation. Laut Anhang zum Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates (RGBl. 17/1907) (S. 96) waren die Wahlbezirke in Kärnten/Koroška wie folgt eingeteilt  : 1. Stadt Klagenfurt/Celovec (aus dem gleichnamigen Gerichtsbezirk), sowie die Gerichtsbezirke  : 2. Klagenfurt/Celovec (ohne die Ortsgemeinde Klagenfurt/Celovec)  ; 3. Ferlach/Borovlje, Eberndorf/Dobrla vas, Eisenkappel/Železna Kapla, Bleiburg/Pliberk  ; 4. Völkermarkt/Velikovec, Eberstein/Svinec, Althofen/ Stari Dvor  ; 5. Wolfsberg/Volšperk, St. Paul/Šentpavel und St. Leonhard/Šentlenart  ; 6. St. Veit/Šentvid, Friesach/Breže, Gurk/Krka  ; 7. Feldkirchen/Trg, Rosegg/ Rožek, Millstatt/Milštat, 8. Villach/Beljak  ; 9. Hermagor/Šmohor, Paternion/ Špartjan, Arnoldstein/Podklošter, Tarvis/Trbiž, Kötschach/Koče und 10. Spittal/Špital, Greifenburg, Winklern/Kot, Obervellach/Zgornja Bela, Gmünd/Sovodenj. Laut Wutte (14  f.) hielten der in habsburgischer Zeit legitimierte Landesausschuss am 25. Oktober 1918 und der alte Landtag am 11. November 1918 jeweils ihre letzte Sitzung ab. Unmittelbar nach der Auflösung des alten Landtages trat am 11. November die vorläufige Landesversammlung zusammen, die nach dem Schlüssel der Reichsratswahlen 1911 58 Mitglieder zählte, wobei jedoch die slowenischen Abgeordneten eine Beteiligung abgelehnt hatten (→ Grenzfrage 1918–1920). Am 14. November fand die Übergabe der Amts- und Vollzugsgewalt der k. k. Regierung an den Landesverweser Arthur Lemisch statt und die Landesgesetzgebung ging auf die vorläufige Landesversammlung über. Die 11. Legislaturperiode, die Vorläufige Landesversammlung, dauerte vom 11. November 1918 bis zum 4. Juli 1921. Mit dem → Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 wurde die → Mežiška dolina (Mieß-

tal) und die Gemeinde Jezersko (Seeland) dem SHSStaat bzw. → Jugoslawien und das → Val Canale/ Kanaltal/Kanalska dolina sowie die ehemalige Krainer Gemeinde Villa Bassa bzw. Fusine in Valromana/ Weissenfels/Bela Peč Italien zugesprochen. Der Ort Libeliče (Leifling) kam 1922 im Zuge eines örtlichen Territorialtausches aufgrund des Beharrens der dortigen Einwohner zu Jugoslawien. Wiesflecker weist hic loco zudem darauf hin, dass Thörl/Vrata in der Gemeinde → Arnoldstein/Podklošter, welches von Italien beanprucht worden war, erst 1924 mit dem Protokoll von Bozen endgültig Österreich zugesprochen wurde. Das Gesetz vom 21. März 1919, wirksam für das Land Kärnten, betreffend die Wahlordnung für den verfassunggebenden Landtag bestimmte in § 1 für die Zwecke der Wahlen in den verfassunggebenden Landtag zwei Wahlkreise  : 1. Wahlkreis Oberkärnten/Zgornja Koroška mit dem Vororte Villach/Beljak, umfassend die politischen Bezirke Villach/Beljak, Spittal a. d. Drau/ Špital und Hermagor/Šmohor  ; 2. Wahlkreis Unterkärnten/Spodnja Koroška mit dem Vororte Klagenfurt/ Celovec, umfassend die politischen Bezirke Klagenfurt Stadt/Celovec mesto, Klagenfurt Land/Celovec dežela, St. Veit a. d. Glan/Šentvid ob Glini, Völkermarkt/Velikovec und Wolfsberg/Volšperk. Vorgesehen war ein Landtag mit 45 Abgeordneten, die nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden sollten, und zwar 18 im Wahlkreis Oberkärnten/Zgornja Koroška und 27 im Wahlkreis Unterkärnten/Spodnja Koroška. Laut Wutte (16) wurde für die unter jugoslawischer Verwaltung stehende Zone A »vom Kärntner Landesrate die Vertretung im Landtag einer eigenen Beschlussfassung des Landes vorbehalten (Kundmachung vom 19. Mai 1919, LGBl. 33/1919), doch kam es nicht zur Schaffung dieser Vertretung«. Die Wahlordnung (vom 10. März 1921) für den verfassunggebenden Landtag von Kärnten definierte in § 1 für die Zwecke der Wahlen in den verfassunggebenden Landtag folgende Wahlkreise  : a) Wahlkreis Oberkärnten/Zgornja Koroška mit dem Vororte Villach/Beljak, umfassend die politischen Bezirke Villach/Beljak, Spittal a. d. Drau/Špital und Hermagor/Šmohor  ; b) Wahlkreis Unterkärnten/Spodnja Koroška mit dem Vororte Klagenfurt/Celovec, umfassend die politischen Bezirke Klagenfurt Stadt/Celovec mesto, Klagenfurt Land/Celovec dežela, St. Veit a. d. Glan/Šentvid ob Glini, Völkermarkt/Velikovec und Wolfsberg/Volšperk. Der Landtag hatte 42 nach dem Verhältniswahlrecht gewählte Abgeordnete, und zwar 16 im Wahlkreis

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

Oberkärnten/Zgornja Koroška und 26 im Wahlkreis dem Tage seiner Verlautbarung im Landesgesetzblatte Unterkärnten/Spodnja Koroška. in Wirksamkeit (»in Kraft getreten am 11. April 1924«). Nach den gleichzeitig mit den Nationalratswahlen Laut Landesverfassung, 2. Hauptstück »Landtag«, abgehaltenen Landtagswahlen am 19. Juni 1921 dau- § 13 besteht der Landtag aus 42 Mitgliedern. § 13 Abs. erte die 12. Legislaturperiode des verfassunggebenden 2 besagte erstmals in der Landesverfassungsgeschichte  : Landtages vom 7. Juli 1921 bis zum 25. September 1923 »Die Mitglieder des Landtages werden auf Grund des (Wutte). Bei den Wahlen hatten die Sozialdemo- gleichen, unmittelbaren, geheimen und persönlichen kraten die relative Mehrheit erreicht und stellten den Verhältniswahlrechtes aller nach der LWO wahlbeLandeshauptmann Florian Gröger. Die → Koroška rechtigten Bundesbürger und Bundesbürgerinnen, die slovenska stranka [Partei der Kärntner Slowenen] (KSS) im Lande ihren ordentlichen Wohnsitz haben und vor hatte bei den Wahlen zum verfassunggebenden Land- dem 1. Jänner des Jahres der Wahl das 20. Lebensjahr tag 2 Mandate erzielt (Ferdo → Kraiger, Vinko überschritten haben, gewählt.« → Poljanec, → Abgeordnete) In § 13 Abs. 3 wurde das Landesgebiet als ein WahlDie neue Landesverfassung bzw. LWO für den Landtag kreis festgelegt. § 13 Abs. 4 erachtete eine Gliederung von Kärnten vom 30. Juli 1923 sah neben einer vierjäh- der Wählerschaft in andere Wahlkörper als unzulässig. rigen Legislaturperiode einen Landtag mit 42 Abge- §  13 Abs. 6 hob das passive Wahlalter (Wählbarkeit) ordneten vor, welche im Rahmen eines Ermittlungsver- auf 24 Jahre an. fahrens gewählt werden sollten (§ 1). Das Land bildete Am 24. April 1927 kam es wiederum zu gleichzeitinur mehr einen Wahlkreis (§  2). §  3 bestimmte, dass gen Wahlen zum Nationalrat und zum Landtag. Die 14. jede Gemeinde auch Wahlort ist, wobei Gemeinden Legislaturperiode dauerte vom 21. Mai 1927 bis zum mit mehr als 1.000 Einwohnern zur Erleichterung der 13. Oktober 1930 (Wutte). Wahl nach Bedarf in mehrere Wahlorte geteilt werden Die Koroška slovenska stranka [Partei der Kärntner konnten. §  4 räumte jedem Wahlberechtigten eine Slowenen] (KSS) hatte in dieser Zeit 2 Mandate (Franc Stimme ein. Petek, Janez → Starc) Die 13. Legislaturperiode dauerte vom 6. November Das Landes-Verfassungsgesetz vom 4. Juni 1930, mit 1923, dem Tag der Angelobung, bis zum 20. Mai 1927 welchem eine Landesverfassung für das Land Kärnten er(Wutte). Bei den Wahlen hatte das Parteibündnis lassen wird, war bis zur Maiverfassung 1934 in Kraft Einheitsliste (aus Landbund, Christlichsozialer Partei und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder verund Großdeutscher Volkspartei) die absolute Mehrheit lautbart. erreicht und stellte den Landeshauptmann Vinzenz Gemäß § 12 hatte der Landtag 36 Mitglieder. Diese → Schumy. »werden auf Grund des gleichen, unmittelbaren, geDie → Koroška slovenska stranka [Partei der Kärnt- heimen und persönlichen Verhältniswahlrechtes aller ner Slowenen] (KSS) hatte bei den Landtagswahlen nach der LWO wahlberechtigten Bundesbürger und 2 Mandate erzielt (Franc → Petek, Vinko → Pol- Bundesbürgerinnen, die im Lande ihren ordentlichen janec). Wohnsitz und das 21. Lebensjahr vollendet haben, Am 21. Oktober 1923 wurde wieder gemeinsam mit gewählt. Ob und unter welchen Voraussetzungen auf dem Nationalrat ein Landtag gewählt. Dieser beschloss Grund staatsvertraglich gewährleisteter Gegenseitigein neues Landesverfassungsgesetz vom 14. März 1924, keit auch Personen, die nicht die Bundesbürgerschaft LGBl. Nr. 21, mit welchem eine Landesverfassung für das besitzen, das Wahlrecht zusteht, wird in der LWO geLand Kärnten erlassen wird und erließ damit auch Be- regelt.« stimmungen betreffend den Landtag. Gemäß Abs. 4 bestimmt die Wahlkreiseinteilung die Art. I. bestimmte  : »Bis zur Erlassung einer Lan- LWO. Die 15. Legislaturperiode dauerte vom 13. Novemdesverfassung nach Inkrafttreten der Art. 10 bis einschließlich 13 und des Art. 15 B.-VG. v. 1. Oktober ber 1930 bis zur Auflösung des Landtages am 3. Okto1920, BGBl. Nr. 1, hat für das Land Kärnten die fol- ber 1934. Die Landesregierung des Nationalsozialisten gende Landesverfassung zu gelten (»die Art. 10 bis 13 Kernmaier wurde jedoch erst am 22. Jänner 1931 anund 15 B-VG sind am 1. Oktober 1925 in Kraft getre- gelobt. Die Koroška slovenska stranka [Partei der Kärntner ten  ; eine neue Landesverfassung wurde aber erst am 4. Juni 1930 erlassen«). Nach Art. II. trat das Gesetz mit Slowenen] (KSS) hatte in dieser Zeit 2 Mandate (Franc

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Wahlkreise der Landtagswahlordnungen in Kärnten/Koroška ab 1849

Insbesondere enthielt Art. 16 Abs. 3 eine Regelung Petek sowie Janez Starc, dem nach Mandatsverzicht am 22. Dezember 1933 Johann → Ogris folgte) zur positiven Diskriminierung der Slowenen im Lande. Das Landesverfassungsgesetz vom 14. Dezember 1934 Diese lautete   : »Bei Ernennungen und Entsendunmit welchem eine Landesverfassung für das Land Kärnten gen der Mitglieder des Landtages ist die sprachliche erlassen wird, beruhte auf der ständischen Maiverfas- → Minderheit des Landes entsprechend zu berücksung 1934, die laut Walter/Maier selbst nie voll sichtigen.« umgesetzt wurde. Sie stellte einen Bruch der RechtsDer ständestaatliche Landtag scheint nicht in der kontinuität dar (formal aufgehoben durch das Landesver- Nummerierung der Gesetzgebungsperioden auf. Nach fassungsübergangsgesetz vom 18. Juni 1946 [LGBl. Nr. Stergar (vgl. hic loco → Abgeordnete, ethnopolitisch 1/1946], das mit dem 9. Dezember 1945 wirksam war). engagierte Slowenen) wurden 3 Slowenen am 1. NoSie war eine ständische Verfassung, die in der Präambel vember 1934 in den Landtag entsandt  : Karel → Mikl einen Bezug auf Gott enthielt (»Im Namen Gottes, des und Albert → Breznik als Vertreter der slowenischen Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht …«). Volksgruppe bzw. der slowenischen Landwirte und Laut Art. 14 bestand der Landtag aus Vertretern  : »1.ge- Prälat Rudolf → Blüml als Vertreter der katholischen setzlich anerkannter Kirchen- und Religionsgesellschaf- Kirche im Land. ten, 2. des Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesens, Mit dem → »Anschluss« endet die Geschichte der 3. der Wissenschaft und der Kunst  ; 4. der Berufsstände formalen politischen Partizipation der Slowenen im des Landes (Art. 108, Abs.  2, Verf. 1934). (2) Berufs- Kärntner Landtag seit 1848/49, zumal die nachfolgenständische Gruppen sind  : a) die Land- und Forstwirt- den Wahlordnungen und Wahlkreiseinteilungen dies schaft, b) die Industrie und der Bergbau, c) das Gewerbe, identitätsbewussten Slowenen de facto nicht ermögd) der Handel und Verkehr, e) das Geld-, Kredit- und lichten (→ Identitätsbewusstsein). Damit wurden die Versicherungswesen, f ) die freien Berufe und g) der öf- Slowenen aus einer höchst bedeutenden laizistischen fentliche Dienst. (Art. 48, Abs. 4, Verf. 1934).« und demokratischen, mit Prestige behafteten gesellArt. 15. regelte die persönlichen Voraussetzungen für schaftlichen Position ausgeschlossen (→ Assimilanten ein Mandat  : »Mitglied des Landtages, im folgenden oder → Deutschtümler, Personen also, die ihre sloweLandtagsabgeordneter genannt, kann jeder Bundesbür- nische ethnische Identität oder Herkunft verleugneten, ger sein, der das 26. Lebensjahr vollendet sowie seinen fanden sich durchaus noch in diesen Positionen, wirkordentlichen Wohnsitz in Kärnten hat und durch das ten in der Regel aber aktiv nicht im Sinne der Verwirkim Artikel 16 vorgesehene Landesgesetz von der Mit- lichung der Grund- und Menschenrechte der Slowegliedschaft nicht ausgeschlossen ist. Personen, die in nen im Lande). Das bestärkte die latente Botschaft des der bewaffneten Macht dienen oder berufsmäßig für → Assimilationszwanges als condition sine qua non des sie Dienste leisten, ferner Staatsbedienstete, die im öfgesellschaftlichen Aufstiegs. Erst ein Dreivierteljahrfentlichen Sicherheitsdienste tätig sind, können nicht hundert später, im März 2013, wurden wieder deklaMitglieder des Landtages sein (Art. 108, Abs. 3, Verf. rierte SlowenInnen in den Kärntner Landtag gewählt. 1934).« Art.  16 regelte den Vorgang der Ernennung  : »(1) Archive  : KLA. Die Zahl der Mitglieder des Landtages, ihre Verteilung Quellen/Web  : www.verfassungen.de/at/kaernten (Verfassungstexte, auf die im Artikel 14 Absatz 1, bezeichneten kultu- Anmerkungen zum Wirkungszeitraum u. Ä. kursiv)  ; Stenographirellen Gemeinschaften und auf die berufsständischen sche Protokolle des Kärntner Landtags  ; Kaiserliches Patent vom 30. Hauptgruppen, die Art der Berufung der Mitglieder Dezember 1849, wodurch die Landesverfassung für das Herzogthum Kärnthen sammt der dazu gehörigen Landtags-Wahlordnung erlassen des Landtages sowie die Ausschließungsgründe von der und verkündet wird. (RGBl. 8/1850)  ; Kaiserliches Patent vom 26. FebMitgliedschaft des Landtages, bzw. die Bestimmungen ruar 1861 (»Februarpatent«), Anhang I  : Grundgesetz über die Reichsüber Verlust der Mitgliedschaft, werden durch Lan- vertretung vom 26. Februar 1861 und Anhang I  : Landes-Ordnung und desgesetz mit der Maßgabe geregelt, daß jede Haupt- Landtags-Wahlordnung für das Herzogthum Kärnthen vom 26. Februar gruppe mindestens einen Vertreter erhält. Hiebei ist 1861 (alle RGBl. 20/1861)  ; Gesetz vom 10. Jänner 1867 (LWONovelle, LGBl. Kärnten 5/1867, V. Stück, S. 13  f.)  ; Gesetz vom 20 Vorsorge zu treffen, daß die Beschickung des Landtages Februar 1867 (LWO-Novelle, LGBl. Kärnten 11/1867)  ; Gesetz vom nur mit vaterlandstreuen Mitgliedern gewährleistet ist 13. Jänner 1869 (LWO-Novelle, LGBl. Kärnten 4/1869)  ; Gesetz vom weiters, daß bei Vertretung des Erziehungswesens die 7. Dezember 1869 (LWO-Novelle, LGBl. Kärnten 40/1869)  ; Gesetz Elternschaft entsprechend berücksichtigt wird …« vom 2. April 1873 (Novelle, RGBl. 40/1873)  ; Gesetz vom 2. April 1873

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Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg

(Novelle zur Reichsratswahlordnung, RGBl. 41/1873)  ; Gesetz vom 25. Mai 1884 (LWO-Novelle, LGBl. Kärnten 12/1884, Stück IX, S. 31 ff.)  ; Gesetz Nr. 3 vom 26. Dezember 1884 (LWO-Novelle LGBl. Kärnten 3/1885, III. Stück, S. 5–6)  ; Gesetz vom 14. Juni 1896 (RGBl. 169/1896)  ; Landtags-Wahlordnung (für das Herzogthum Kärnten) vom 5. September 1902 (LGBl. Kärnten 14/1902, Stück VIII, S. 31)  ; Gesetz vom 26. Jänner 1907, betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates (RGBl. 17/1907)  ; Gesetz vom 21. März 1919, wirksam für das Land Kärnten, betreffend die Wahlordnung für den verfassunggebenden Landtag (LGBl. Kärnten 21/1919)  ; Wahlordnung (vom 10. März 1921) für den verfassunggebenden Landtag von Kärnten (LGBl. Kärnten 36/1921 Stück XIV)  ; LWO für den Landtag von Kärnten vom 30. Juli 1923 (56/1923)  ; Landesverfassungsgesetz vom 14. März 1924, LGBl. Nr. 21, mit welchem eine Landesverfassung für das Land Kärnten erlassen wird (LGBl. Kärnten 21/1924)  ; Landes-Verfassungsgesetz vom 4. Juni 1930, mit welchem eine Landesverfassung für das Land Kärnten erlassen wird (LGBl. Kärnten 47/1930)  ; Landesverfassungsgesetz vom 22. Juni 1932 (LGBl. Nr. 55/1932)  ; Landesverfassungsgesetz vom 14. Dezember 1934 mit welchem eine Landesverfassung für das Land Kärnten erlassen wird (LGBl. Kärnten 67/1934). Lit.: dr. Moravski [Valentin Rožič]  : Slovenski Korotan. Celovec 1919  ; M. Wutte  : Geschichtliche Entwicklung der Kärntner Landtage und der Landesverfassung. In  : K. Pacher (Hg.)  : Schlagwörterverzeichnis zum Landegesetzblatt 1863–1932. Klagenfurt 1933  ; V. Melik  : Volitve na Slovenskem 1861–1918. Ljubljana 1965 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :903)  ; J. Pleterski  : Slovenska Koroška pred prvo svetovno vojno. In  : J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn (Red.)  : Koroški plebiscit. Razprave in članki. Ljubljana 1970, 62–64  ; B. Böck (Hg.)  : Landes-Verfassungsgesetze und Landtags-Wahlordnungen. Mit Erläuterungen von W. Brauneder. Eisenstadt 1979, 9–32  ; A. Malle  : Iz politične zgodovine koroških Slovencev 1905–1914. In  : ZČ 33/2 (1979) 229–246, hier 236  ; V. Melik  : Demokratizacija volilnega sistema (1907) in njeni učinki. In  : ZČ 33 (1979) 221–222  ; T. Veiter  : Verfassungsrechtslage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich 1918–1938. Wien 1980  ; G. Jagschitz  : Der österreichische Ständestaat 1934–1938. In  : E. Weinzierl, K. Skalnik  : Österreich 1918–1938, Geschichte der Ersten Republik. Band 1. Graz 1983, 497–515  ; G. Stourzh  : Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in der Verfassung und Verwaltung Österreichs 1848–1918. Wien 1985  ; R. Walter, H. Mayer  : Grundriß es österreichischen Bundesverfassungsrechts. Wien 1988, 26 f.; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/Celovec 1996, 365–366, 382, 404–405, 406  ; A. Moritsch  : Dem Nationalstaat entgegen (1848–1914). In  : A. Moritsch (Hg.)  : Alpen-Adria. Zur Geschichte einer Region, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2001, 339–405, hier 393  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im 20. Jahrhundert. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage und Öffentlichkeit. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005 (Stefan Karner (Hg.)  : Kärnten und die nationale Frage. Bd. 2), 67–90  ; M. Klemenčič, V. Klemenčič  : Die Kärntner Slowenen und die Zweite Republik – zwischen Assimilierungsdruck und dem Einsatz für die Umsetzung der Minderheitenrechte. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2010  ; E. Durchschlag  : Die Wahlen zum Kärntner Landtag 1861–1909. (Diplomarbeit). Klagenfurt 2013. Bojan-Ilija Schnabl

Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg. Der Nationalitätenkonflikt erreichte

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mit dem Zeitalter des nationalistischen Grabenkampfes in den letzten drei Jahrzehnten der Habsburgermonarchie seinen Höhepunkt. Durch die Demokratisierung – immer größeren Bevölkerungskreisen wurde das Wahlrecht zugesprochen – begann auch die verstärkte nationale Mobilisierung der Massen. Die slowenische politische Bewegung in Kärnten/ Koroška erhielt im Jahre 1890 mit der Gründung des unter klerikaler Führung stehenden Vereins → Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem (KPGDSK) [Katholischer politischer und wirtschaftlicher Verein für die Slowenen in Kärnten] einen konkreten politisch-organisatorischen Rahmen. Die nationale Mobilisierung manifestierte sich zudem in der massenhaften Gründung von nationalen Vereinen, von bäuerlichen Kreditanstalten und Genossenschaften, von Schul- und Bildungsvereinen (→ Genossenschaftswesen, → Kulturvereine). Trotzdem befand sich die slowenische nationale Bewegung in Kärnten/Koroška zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer tiefen Krise. Die vom Zensus- und Kurienwahlsystem begünstigte Deutsche Volkspartei und der nationalliberale Kärntner Bauernbund dominierten die Landespolitik und machten durch die Wahlkreiseinteilung ein erfolgreiches Wirken der slowenische Politik auf Landes- und teilweise auch auf Gemeindeebene (Klassenwahlrecht) sowie im Reichsrat fast gänzlich unmöglich (→ Assimilierungszwang, → Germanisierung, statistische). Hinzu kam, dass zu dieser Zeit eine starke wirtschaftliche Krise besonders die Kerngebiete der slowenischen Wähler stark traf und die deutschnationale Politik ihre Aggressivität gegenüber der slowenischen Politik steigerte. Die Krise zeichnete sich bereits bei den Reichsratswahlen 1901 ab. Zwar erreichte der Kandidat der Koroška slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei] (KSS) Franc → Grafenauer im politischen Bezirk → Völkermarkt/Velikovec, dem Kerngebiet der slowenischen Wähler, die Mehrheit, insgesamt jedoch musste er sich im Wahlbezirk Klagenfurt-Völkermarkt/ Celovec-Velikovec dem deutschnationalen Kandidaten Tscharre geschlagen geben. Bezeichnend für die Situation war weiters die Tatsache, dass auch das Wahlbündnis mit den Christlichsozialen, die sich offensichtlich einer betont deutschnationaleren Politik zuwandten, im Bezirk Feldkirchen (Trg) nicht mehr zum Tragen kam, so wie dies 1897 bei der Wahl des slowenischen Kandidaten Lambert → Einspieler in den Reichsrat noch der Fall war. Einen weiteren Rückschlag

Wahlordnungen und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg

bedeuteten die Landtagswahlen von 1902. Trotz der mittelt, wobei die Wahlbezirkseinteilung die Kärntner Wahlrechtsreform verlor die KSS zwei der drei → Ab- Slowenen krass benachteiligte. Die KSS hatte nur im geordneten der Bauernkurie im Landtag. Die Folge sog. slowenischen Wahlbezirk Ferlach – Eberndorf dieser Rückschläge und der fast vollkommenen Isola- – Eisenkappel – Bleiburg / Borovlje – Dobrla vas – tion, in der sich die slowenische politische Bewegung in Železna Kapla – Pliberk reelle Chancen, ein Mandat Kärnten/Koroška befand, war die stärkere Anbindung zu erringen, alle anderen slowenischsprachigen Gebiete an die Krainer Katoliška narodna stranka [Katholische wurden den mehrheitlich deutschsprachigen WahlbeNationalpartei] (seit 1905 Slovenska ljudska stranka zirken zugeschlagen. Im »slowenischen« Wahlbezirk [Slowenische Volkspartei], SLS). Diese politische und konnte sich dann auch der slowenische Kandidat Franc zum Teil auch ideologische Neuorientierung wurde → Grafenauer mit absoluter Mehrheit bereits im im Wesentlichen vom Rechtsanwalt Janko → Brejc ersten Wahlgang durchsetzen. In den anderen Wahlgetragen, der 1903 von Ljubljana nach Klagenfurt/ bezirken mit slowenischem Bevölkerungsanteil musste Celovec übersiedelte und 1904 die Führungsrolle im die KSS eine jeweils unterschiedliche Wahltaktik einKPGDSK übernahm. Janko Brejc brachte zweifel- schlagen. Die potenziellen slowenischen Wähler wähllos neuen Schwung in die politischen Strukturen der ten je nach politischer Konstellation eine jeweils andere Kärntner Slowenen. Obwohl es wegen der Wahlkrei- Partei (slowenisch-katholische Sammelpartei, deutsche seinteilung 1906/7 in Kärnten/Koroška zu schweren christlichsoziale Partei, sozialdemokratische und sogar Unstimmigkeiten zwischen der Krainer und Kärnt- deutschnationale Partei), was sich auf das slowenische ner politischen Führung gekommen war, setzte Brejc politische Bewusstsein verheerend auswirken musste. schließlich auch die Vereinigung der KSS mit der Kra- Nach den Berechnungen von Janko Pleterski waren iner, Görzer und istrischen Slowenischen Volkspartei in Kärnten/Koroška durchschnittlich 3.142 Stimmen sowie des untersteirischen slowenischen Bauernbundes für ein Reichsratsmandat notwendig, den Empfehlunin der Vseslovenska stranka [Allslowenische Partei] im gen der KSS folgten rund 9.441 Wähler, was für drei Jahre 1909 durch. Brejc wurde zum Vizepräsidenten Mandate ausgereicht hätte. Die KSS jedoch konnte nur der Vseslovenska stranka gewählt. Parallel zur Anleh- ein Mandat erlangen. Im gleichen Jahr wurde der Versuch unternommen, nung an die konservative gesamtslowenische politische Bewegung wurden die Kärntner slowenischen Kredit- eine slowenisch-liberale politische Ausrichtung in anstalten und Genossenschaften aus der Zentralkasse Kärnten/Koroška zu etablieren – die Initiative dazu der Kärntner Genos­senschaften in Klagenfurt/Celovec kam mit der Gründung der slowenischen Zeitung sowie des slowenischen Genossenschaftsverbandes in → Korošec [Der Kärntner] aus dem liberalen Lager in → Celje herausgelöst und dem Genossenschaftsver- → Krain/Kranjska –, dieser Versuch musste jedoch weband in Ljubljana, der unter der Kontrolle der SLS gen der starken nationalen Polarisierung in Kärnten/ Koroška, die gleichbedeutend für slowenisch-konserstand, eingegliedert (→ Genossenschaftswesen). Die Umstrukturierung in der slowenischen politi- vativ bzw. -national und deutsch-liberal bzw. -national schen Organisation brachte 1905 bei den Ersatzwahlen war, und der kaum vorhandenen liberalen Gruppe unter zum Reichsrat im Wahlbezirk Klagenfurt-Völkermarkt/ den Kärntner Slowenen zwangsläufig scheitern. Bei den Landtagswahlen 1909 und den ReichsratsCelovec-Velikovec einen ersten politischen Erfolg. Die Wahlen fanden noch nach dem alten Kurienwahlsys- wahlen 1911 kam wiederum die krasse Benachteiligung tem statt, doch wurden die Kandidaten direkt gewählt. der slowenischen Wählerschaft durch das Wahlgesetz Mit einem hauchdünnen Vorsprung von 84 Stimmen und die Wahlkreiseinteilung zum Ausdruck. Die Wahkonnte der deutschnationale Kandidat Seifritz die len wurden von immer heftigeren nationalen GegenWahlen zwar für sich entscheiden, die KSS jedoch legte sätzen begleitet, vor allem im slowenischen Wahlbezirk, nach den Wahlrückschlägen zu Beginn des Jahrhun- in dem die deutschnationale politische Ausrichtung derts erstmals wieder zu und stellte ihre Mobilisie- verstärkt zu punkten versuchte (→ Deutschnationale Vereine). rungskraft unter Beweis. Die Gemeinderatswahlen waren ausgesprochene Bei den Reichsratswahlen 1907 kam zum ersten Mal das allgemeine Wahlrecht für Männer zur Anwendung. Steuerwahlen. Je nach Höhe der bezahlten direkten Die Wahlkurien wurden abgeschafft und die Kärntner Steuern wurde die Steuer zahlende Bevölkerung in drei Reichsratsmandate in insgesamt 10 Wahlbezirken er- (teilweise auch zwei) Klassen aufgeteilt. Das Wahlrecht

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Waisenberg/Važenberk

war also kein gleiches, sondern wurde nach der Höhe ternehmer sowie das Bürgertum in den Märkten und der bezahlten Steuern gewichtet. Es liegt zwar keine Städten sind als Träger der deutsch-liberalen und später genaue Analyse der Gemeinderatswahlen vor, trotzdem deutschnationalen Ausrichtung zu nennen. Die KSS kann anhand einiger Beispiele illustriert werden, dass war trotz zahlreicher Wahlabsprachen mit den Sozialzumeist die (männliche) Agrarbevölkerung mit klein- demokraten und insbesondere den Christlichsozialen, bis mittelgroßen Betrieben die slowenische Wählerkli- die jedoch meist lediglich den letzten Vorteil brachten, entel schlechthin waren. In vielen Gemeinden gewann politisch weitgehend isoliert. Deshalb scheint auch die die KSS die Wahlen in der dritten und zweiten Klasse, Anlehnung an die katholisch-konservative politische die erste Wahlklasse war mehrheitlich der deutschna- Partei in Krain/Kranjska und später die Vereinigung tionalen Partei vorbehalten. Ein gutes Beispiel dafür mit der Vseslovenska stranka [Allslowenische Partei] als ist die Gemeinde Eberndorf/Dobrla vas. Während die logische Konsequenz, obgleich diese Zusammenarbeit KSS in den Jahren 1891 bis 1901 in der dritten und nicht immer reibungslos verlief. zweiten Wahlklasse gewann und den → Bürgermeister stellte, konnte die deutschnationale politische Ausrich- Archive  : KLA. tung in den folgenden Jahren in der zweiten und ersten Quellen  : Mir, 18. 5. 1907, S. 157  ; Mir, 14. 6. 1911, S. 197. Lit./Web  : V. Melik  : Volitve na Slovenskem 1861–1918. Ljubljana Wahlklasse den Sieg auf sich verbuchen und so auch 1965 (www.sistory.si/SISTORY  :ID  :903)  ; J. Pleterski  : Slovenska den Bürgermeister für sich beanspruchen. Die dritte Koroška pred prvo svetovno vojno. In  : J. Pleterski, L. Ude, T. Zorn Wahlklasse verblieb in der Hand der KSS. Die Wahl- (Red.)  : Koroški plebiscit. Razprave in članki. Ljubljana 1970, 62–64  ; resultate für die Gemeinderatswahlen von 1911 schrieb A. Malle  : Iz politične zgodovine koroških Slovencev 1905–1914. In  : ZČ der Pfarrer von Edling/Kazaze in der Pfarrchronik nie- 33/2 (1979) 229–246, hier 236  ; H. Filipič  : Politična in nacionalna razmerja v okolici Velikovca v letih 1880–1932. In  : P. Apovnik (Red.)  : O der (Filipič, 222)  : lepih in o hudih časih. Zbornik predavanj ob 90-letnici Prosvetnega »III. – Slowenen 112 Stimmen (102) – Deutsche 15 društva Lipa v Velikovcu. Celovec 1996, 9–22  ; H. Filipič  : Politična orientacija v občini Dobrla vas v letih 1870–1945. In  : M. Makarovič Stimmen II. – Slowenen 26 Stimmen (28) – Deutsche 49 (Red.)  : Dobrla vas in okolica. Iz preteklosti v sedanjost, Celovec [e. a.] 1996, 205–243, hier S. 222  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? NaStimmen tionale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848–1914). Klagenfurt/ I. – Slowenen 5 Stimmen (5) – Deutsche 20 Stim- Celovec 1996, 365–366, 382, 404–405, 406  ; A. Moritsch  : Dem Natimen« onalstaat entgegen (1848–1914). In  : A. Moritsch (Hg.)  : Alpen-Adria. Da jede Wahlklasse die gleiche Anzahl an Gemein- Zur Geschichte einer Region, Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2001, 339– deräten stellte und diese von jener Gruppierung ge- 405, hier 393  ; A. Rahten  : Pozabljeni slovenski premier. Politična biostellt wurden, die in der jeweiligen Klasse die Wahlen grafija dr. Janka Brejca. Celovec 2001 Manuskript, 73, 128, 130–131  ; H. Filipič  : Die slowenischen politischen Parteien und Organisationen im gewann, war trotz absoluter Stimmenmehrheit nur ein 20. Jahrhundert. In  : W. Drobesch, A. Malle (Hg.)  : Nationale Frage Drittel der Gemeinderäte in Eberndorf/Dobrla vas aus und Öffentlichkeit. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005 (Stefan Karner den Reihen der KSS. [Hg.]  : Kärnten und die nationale Frage. Bd. 2), 67–90. Die slowenische politische Bewegung vor dem ErsHanzi Filipič ten Weltkrieg war katholisch-konservativ ausgerichtet, ihr slowenisches Identitätsbewusstsein hatte einen kla- Waisenberg/Važenberk (Völkermarkt/Velikovec), ren sozialemanzipatorischen Einschlag, konnte jedoch → Abstimmungszonen → Liedersammlung, handdem aggressiven deutschen Nationalismus, der seinen schriftliche  ; Lipa, Katoliško izobraževalno društvo [KaBesitzstand nicht nur sichern wollte, sondern ihn aus- tholischer Bildungsverein Lipa (Linde)] (Katoliško zuweiten suchte – als Schlagwort sei hier der »deutsche slovensko izobraževalno društvo za Važenberk [SloweniWeg zur Adria« als politische Konstante des deutschen scher Katholischer Bildungsverein für Waisenberg])  ; Bürgertums genannt – nur wenig entgegensetzen. Die Völkermarkter Hügelland/Velikovško podgorje – sloslowenisch-nationale Partei wurde hauptsächlich von wenische Kulturvereine (Katoliško slov. izobraževalno Klerikern geführt und von der Agrarbevölkerung mit društvo za Važenberk [Želinje] in okolico [Katholischer klein- bis mittelgroßer Besitzstruktur unterstützt, die slowenischer Bildungsverein für Waisenberg ‹St. Franslowenischsprachigen Arbeiter und das bäuerliche zisci› und Umgebung]). Gesinde tendierten zur Sozialdemokratischen Partei. Lehrer, Beamte, Gastwirte, marktorientierte Bauern Walchen, latein Romani, Latini, ladinisch Ladins, slomit größeren Betrieben, Großgrundbesitzer und Un- wenisch (historisch) v/lasi. Historischer alemannischer

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Walchen Otto Kronsteiner: Ortsnamen, die auf Romanen (Walch/ Ladin) weisen

und bairischer Name für Romanen im Alpenraum, später in ganz Südosteuropa. Ursprüngliche Bezeichnung für einen keltischen Stamm in Südfrankreich/Gallia narbonensis, der sich sprachlich romanisiert hat (bei Caesar Volcae). Alemannen und Baiern bezeichneten die romanisierten Kelten (→ Altladinisch) in Baivarien/ Baiern und → Karantanien als Walchen (Adjektiv walchisch/welsch). In Südtirol und in der Schweiz wurden die Ladiner (Synonym Rätoromanen) als Welsche (die Welsche Schweiz, Welsch-Tirol, die Weinsorte Welschriesling) bezeichnet. Die → Minnesänger beherrschten nach eigenen Angaben alle auch Welsch, die »Südtiroler« Minnesänger wahrscheinlich als Muttersprache (heute Ladiner). Bei der lateinischen Bezeichnung Latini dürfte es sich um die Betonung der Sprache gehandelt haben (→ Glottonyme), bei Romani um die des Rechts. 790 werden in der Salzburger notitia Arnonis 80 Romani tributarii in Traunwalchen (bei Traunstein in Bayern  : Litzlwalchen, Walchenberg, Roitwalchen, Oberwalchen, Katzwalchen) genannt. In den ladinischen Sprachinseln lebt die Eigenbenennung Ladín fort (noch heute heißt die rätoromanische Zeitung im Engadin Fögl Ladin). In Strasswalchen (Oberösterreich) heißt eine Ortschaft Latein (< Ladin). Im Salzburger → Verbrüderungsbuch gibt es Ladiner als Personenname Latinus, Ladinus, Ladino, Ladi, Ledi. Salzburg/Ivavo war im 8. und 9. Jh. eine dominant ladinische/welsche Stadt. Fast ein Drittel der Namen im Verbrüderungsbuch ist ladinisch/welsch. Die Mönche

von St.  Peter stammten aus den ladinischen/welschen Dörfern der Umgebung. Die Salzburger Weihbischöfe und Priester, die nach → Karantanien geschickt wurden oder mit den → Carantani zu tun hatten, haben ladinische Namen (→ Modestus, Maioranus, Latinus, Lupo). Die christliche → Terminologie des → Karatanerslowenischen ist ladinisch/welsch. Die karantanischen Slowenen bezeichneten die Ladiner ursprünglich auch nach ihrer Eigenbenennung Ladini  : in Ortsnamen Ladine/ Ladinah, Ladin (dt. Ladein, Lading). Später übernehmen sie das bairische Walch als vlah/vlasi/vlaški (später auch lah/lasi/laški)  : in Ortsnamen Laschitzen (< Vlašica) in St.  Peter im Holz (Šentpeter v lesu) (Teurnia). Die ersten Sprachkontakte mit Karantanern fanden auf Ladinisch statt. Die Bezeichnung vlah breitet sich bei den Slawen in ganz Südosteuropa aus  : oft wurden so die romanisch-/rumänischsprachigen Schafhirten (vlasi, in Ortsnamen Vlasići) bezeichnet, später auch die Rumänen selbst in der Walachei/Valahia. Auch das polnische Włochy (we Włoszech »in Italien«) hängt damit zusammen. In Hunderten Ortsnamen in Bayern und Österreich sind die Ladiner als Walchen (Seewalchen, Strasswalchen, Traunwalchen) verewigt. Das sind ladinische Sprachinseln in bereits bairischsprachiger Umgebung. Auffallend häufig beiderseits von Inn und Salzach, im bayerischen, Salzburger und oberösterreichischen Seengebiet und im niederösterreichischen Ybbstal. Wie lang in Walchenorten Ladinisch (→ Altladinisch) gesprochen wurde, ist unbekannt, vermutlich bis

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Waldhauser, Franc

ins 12. Jh. Um Innsbruck bis ins 16. Jh. In jedem Fall haben sich die W. in Sprachinseln von den Anderssprachigen (Baiern, Slowenen) unterschieden. Walch/Walchin kommt auch als → Personenname (im Salzburger → Verbrüderungsbuch Uualh, Uualah, Uualahin) vor. Eine Glosse aus 800 zeigt, das es zwischen Walchen und Baiern bereits einige Spannungen gab  : stulti sunt Romani, sapienti sunt Paioari, auf altbairisch tole sint Uualha, spahe sint Peigira. Sprachlich nichts zu tun haben die W. mit den Lodenwalkern (Loden aus Schafwolle), deren Tätigkeit in der Ramsau am Dachstein (Steiermark) seit 1434 erwähnt ist und ab 1803 unter Zacharias Walcher zu industrieller Produktion erblühte. Lit.: E. Schwarz  : Baiern und Walchen. In  : Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 33/3, München 1970, 857–938  ; K. Forstner  : Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. Graz 1974  ; H. Dopsch  : Geschichte Salzburgs I/1. Salzburg 1981  ; O. Kronsteiner  : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht. Es muss nicht immer Aquileia sein. In  : Das Romanische in den Ostalpen. Hg. D. Messner. ÖAW PhilosophischHistorische Klasse, SB, Bd. 442. Wien 1984, 73–93  ; O. Kronsteiner  : Zum althochdeutschen Personennamen *Walho. Die toten Seelen der Germanisten. In  : Nichts als Namen. Ljubljana 2003, 108–114.

Otto Kronsteiner

Waldhauser, Franc (Kulturaktivist), → Gorjanci. Slo-

vensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ].

Waldhauser, Jurij, vulgo Jožap (Kulturaktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izobraževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Katholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas]  ; → Vulgoname. Wallfahrt(en) wurden unternommen, um Buße zu be-

gehen, um Fürbitten auszusprechen (Kinderwunsch, Schönwetter, Lebensmittel zur Ernährung und Gesundheit von Mensch und Tier), aus Dankbarkeit für erhaltene Hilfe sowie aufgrund von abgelegten Gelübden. Für die Gesundheit und Fruchtbarkeit von Tieren und Menschen wurden Votivtafeln in Kirchen getragen. W. boten Gelegenheit für soziale Kontakte und viele verließen ihre heimatlichen Orte lediglich zur W. und erweiterten so ihren geografischen Horizont. Für gewöhnlich gingen einzelne Familienmitglieder auf W. und nur selten ganze Familien gemeinsam. Meist wurden W. zu Fuß begangen, manchmal sogar barfuss, es fuhren auch Gespanne und in weiter entfernte Orte

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Züge. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jh.s wurde auch das Fahrrad benutzt. W. nahmen auch mehrere Tage in Anspruch. Meist wurden W. in nahe gelegene Orte in → Südkärnten/Južna Koroška unternommen  : z. B. nach Maria Rain/Žihpolje in die Marienkirche (am Sonntag nach Ostern), nach Sittersdorf/Žitara vas in die Kirche der Sieben Schmerzen Mariens/cerkev Matere sedmih žalosti (am Freitag vor dem Palmsonntag), nach St. Thomas bei St. Margarethen im Rosental/Šenttomaž pri Šmarjeti v Rožu (25. April am Tag des hl. Markus), nach Glainach/Glinje (in die Kirche des hl. Valentin am sechsten Sonntag nach Ostern), nach Sapotniza-Kleinloibl/Sapotnica-Mali Ljublelj bei → Windisch Bleiberg/Slovenji Plajberk (am 3. Mai), nach Maria Elend/Podgorje (am Namenstag der hl. Anna zur Marienkirche und der Kapelle der hl. Anna) oder auf den Berg Matzen/Macna bei → Ferlach/Borovlje. Sehr beliebt waren die W. nach Heiligengrab/ Božji gorb bei → Bleiburg/Pliberk, nach Maria Dorn/ Marija v trnju bei → Eisenkappel/Železna Kapla sowie zu einer der ältesten Kirchen in Kärnten/Koroška nach → Maria Gail/Marija na Zilji, nach Maria Wörth/ Otok am Wörthersee/Vrbsko jezero und noch zu vielen anderen. Bei Globasnitz/Globasnica im → Jauntal/ Podjuna befand sich am Hemmaberg/Sveta Hema der größte frühchristliche Wallfahrtsort in Mitteleuropa. Am zweiten Freitag nach Ostern (dem Feiertag der hl. Lanzen und der Nägel unseres Herrn) fand eine der am stärksten besuchten W. statt, der Vierbergelauf (slow. romanje na štiri gore oder procesija na štiri vrhe) über das → Zollfeld/Gosposvetsko polje. Der Weg führte vom Magdalensberg/Štalenska gora über den Ulrichsberg/ Šenturška gora (auch Vrh), Veitsberg/Šentviška gora (auch Kozji vrh) bis zum Lorenziberg/Šentlovrenška gora bzw. von der Filialkirche der hl. Helena und Maria Magdalena zu den Kirchen zum hl. Ulrich, hl. Veit und hl. Laurentius. Da die W. innerhalb eines Tages absolviert wurde, mussten die Wallfahrer raschen Schrittes gehen, so dass die W. auch als fliegende Prozession (slov. leteča procesija) bezeichnet wurde. Die Kirchen auf den vier Gipfeln befinden sich dort, wo zuvor heidnische Tempel standen. Die W. soll ihren Ursprung in einem ehemaligen Vegetationskult haben und mit der Verehrung von Fruchtbarkeitsgottheiten in Verbindung stehen (→ Inkulturation). Nach Pavle Zablatnik soll mit dem Lauf über die Berge der Sonnenweg vom Osten gegen den Westen symbolisiert werden und mit ihm soll auf magische Weise die Fruchtbarkeit der Felder und der Wiesen günstig beeinflusst werden. Er kommt

Waltung (Valtunk), dux

Maria Saal/Gospa Sveta, Foto Bojan-Ilija Schnabl

zum Schluss, dass möglicherweise bereits die altansässige Bevölkerung, nach ihr die Römer und die heidnischen Slowenen das Sonnenfest im Frühling begingen, indem sie die Gipfel, die der Sonne und der Wärme nahe waren, besuchten (Zablatnik 1984, 131–132). Die Wallfahrer folgten in der Prozession dem vorangetragenen Kreuz und beteten und hielten Messen in slowenischer Sprache ab (→ Liturgiesprache), bei denen sie u. a. der Kreuzigung Christi und seines Leidensweges und am letzten Gipfel mit einem Dankeslied der Grablegung Christi gedachten. Unterwegs sammelten sie auf allen vier Gipfeln immergrüne Pflanzen, von denen Gesundheit und Fruchtbarkeit erwartet wurde. In allen vier Kirchen nahmen sie auch Weihwasser und aus der Kirche in Pörtschach am Berg/Poreče na Gori Steinchen vom Belag als Schutz vor Blitzeinschlägen mit. Der Vierbergelauf fand ohne Unterbrechung statt, bis er zur Zeit der Aufklärung verboten und erst Mitte des 19. Jh. wieder aufgenommen wurde. Am dritten Freitag nach Ostern fand eine W. auf drei Gipfel statt   : den Christofberg/Krištofova gora, den Magdalensberg/Štalenška gora und den Ulrichsberg/Šenturška gora. Auch diese W. musste innerhalb eines Tages absolviert werden. Eine W. mit RoggenSegnung fand auf dem Christophberg/Krištofova gora am Namenstag des hl. Laurentius (dem 10. August) statt, wo nach örtlicher Überlieferung noch lange in der Zweiten Republik ein slowenischer → Kreuzweg hing, wobei insbesondere auch Wallfahrer aus Zell/

Sele und der → Mežiška dolina (Mießtal) teilnahmen. Bedeutend waren auch die Wallfahrtskirchen in Maria Rain/Žihpolje und → Dolina/Dolina bei Poggersdorf/ Pokrče auf dem → Klagenfurter Feld/Celovško polje sowie insbesondere → Maria Saal/Gospa Sveta am Zollfeld/Gosposvetsko polje, wohin Slowenen aus dem ganzen slowenischen Sprachraum pilgerten und wo bis in die Zwischenkriegszeit regelmäßig slowenische Messen für die Einheimischen und für die Pilger gehalten wurden (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924). Aus Südkärnten/Južna Koroška pilgerte man auch nach Monte Santo di Lussari/Luschari/Sveti Višarji im → Val Canale/Kanaltal/Kanalska dolina sowie zu Wallfahrtskirchen in → Krain/Kranjska und ab den 60er-Jahren des 19. Jh.s auch zur Marienkirche in Brezje. Von den Wallfahrten wurden Votivgegenstände, Abbildungen des Wallfahrtsortes, gesegnetes Getreide und immergrüne Pflanzen sowie Süßes und unterschiedliche Souvenirs mitgebracht. Lit.: J. Šašel  : Leteče procesije na Gosposvetskem polju. In  : SE 5 (1952) 143–159  ; O. Hajnšek  : Marijine božje poti. v Celovcu 1971  ; S. Singer  : Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales. Dekanat Eberndorf. Celovec 1979  ; S. Singer  : Kultur- und Kirchengeschichte des oberen Rosentales. Dekanat Rosegg mit Einschluß des Wörther-See-Gebietes. Celovec 1979  ; S. Singer  : Kirchen- und Kulturgeschichte des Dekanates Bleiburg. Klagenfurt/Celovec 1983  ; W. Wadl  : Der Vierbergelauf. Geschichte – Sinngehalt – Ablauf. Klagenfurt 1985  ; N. Kuret  : Praznično leto Slovencev  : starosvetne šege in navade od pomladi do zime, 1 Bd. Ljubljana 1989  ; M. Makarovič  : Sele in Selani  : narodopisna podoba ljudi in krajev pod Košuto. Celovec 1994  ; S. Singer  : Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales – Dekanat Ferlach. Klagenfurt/Celovec 1997  ; I. Smerdel  : Moja odhajanja čez meje domačega kraja  : besedilo z drugega dela stalne razstave Slovenskega etnografskega muzeja Jaz, mi in drugi  : podobe mojega sveta. Ljubljana 2009  ; P. Zablatnik  : Čar letnih časov  : stare vere in navade na Koroškem. Celovec 1984  ; S. Singer  : Kultur- und Kirchengeschichte des Dekanates Tainach. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 1995  ; V. Nartnik  : K oblikovanju letečih procesij na Koroškem/Zur Entstehung der Mehrbergewallfahrten in Kärnten. In  : Josip Šašel, Spomini II, Zbornik s simpozija o Josipu Šašlu, Josip Šašel in njegov pomen za kulturno zgodovino koroških Slovencev. Uredili Monika Kropej, Avguštin Malle, Martina Piko-Rustia. Celovec 2012, 215  ff., 221  ff.; M. Šašel Kos  : Kelti in Rimljani v prispevkih Josipa Šašla./Kelten und Römer in den Beiträgen von Josip Šašel. In  : ebd., 187  ff., insbesondere 197  ff. bzw. 210 ff.

Polona Sketelj  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

Walluschnig, Joseph (1800–1875, St.  Niklas an der

Drau/Drava [Šmiklavž ob Dravi]), → Liedersammlung, handschriftliche. Waltung (Valtunk), dux, → Duces Carantanorum.

1489

Wang, Jakob

Wang, Jakob ( Jakop, * 15. August 1848 Priedl/Predel

bei Gurnitz/Podkrnos [Ebenthal/Žrelec], † 17. Dezember 1904 Klagenfurt/Celovec), Gymnasialprofessor, Sammler von Volkliedern. Nach der Volksschule in Gurnitz/Podkrnos besuchte er das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. In Graz studierte er griechische, lateinische und slawische Philologie und legte im Herbst 1870 die Lehramtsprüfung ab. Zunächst unterrichtete er am Gymnasium in Novo mesto in Slowenien (1873–1875) und in der Gorenjska (Oberkrain) bei den Adligen Rudež und Langer. Von 1880 bis 1882 unterrichtete er in → Villach/Beljak, danach bis 1889 am Gymnasium in Klagenfurt/Celovec. Daraufhin wurde er zum Professor am deutschen Gymnasium in Olomouc (Olmütz) in Mähren ernannt. Als 1896 eine Professorenstelle am Gymnasium in Villach/ Beljak ausgeschrieben wurde, bewarb er sich und bekam diese auch. Hier unterrichtete er bis zu seinem Tod im Jahr 1904. Neben Latein und Griechisch lehrte er auch die deutsche und slowenische Sprache. W. war ein sehr geachteter und geschätzter Professor unter seinen Kollegen und Schülern. Besonders gern kommunizierte er aber mit der bäuerlichen Bevölkerung in seiner Heimatpfarre Gurnitz/Podkrnos. W. hatte eine außerordentliche soziale Ader. Wenn jemand in Geldnöten war, half er, indem er die Geldsumme einfach schenkte. Er war auch Wohltäter und spendete gerne für seine Pfarrkirche. Als hervorragender Sänger sang er auch bei den Messfeiern. W. war ein identitätsbewusster Kärntner Slowene und wenn es notwendig war, trat er auch entschieden senschaften und Künste (SAZU) in Ljubljana befinfür die Rechte ein und verteidigte seine → Mutterspra- den. Das erste Heft beinhaltet 58 Lieder, das zweite che. In Villach/Beljak war er Mitglied des → Beljaško 60. W. notiert in einer Anmerkung, dass die Lieder, die omizje [Villacher Kreis], wo sich wöchentlich Aka- er gesammelt hatte, noch nicht in Druckform erschiedemiker, Beamte, Geistliche und Intellektuelle trafen, nen waren. Jene, die eine Ähnlichkeit mit denen in der und den W. bis zu seinem Tode leitete. W. sammelte Volksliedsammlung von Janez → Scheinigg (Narodne außerdem kärntnerslowenische Ausdrücke für das Slo- pesni koroških Slovencev, 1889) aufwiesen, hatte er entwenisch-deutsche Wörterbuch (1894–95) von Maks sprechend gekennzeichnet. Einige Lieder, die W. aufPleteršnik und slowenische → Volkslieder. Er sam- zeichnete, erschienen später in den Sammlungen Slomelte Lieder in → Krain/Kranjska, im → Gailtal/Zilja, venske narodne pesmi I–IV von Karel → Štrekelj. vor allem in Draschitz/Drašče, die meisten jedoch in seinem Heimatort Gurnitz/Podkrnos. Einige Lieder, Lit.: Mir, 27. 12. 1904, Nr. 51, S. 210  ; Mir, 5. 1. 1905, Nr. 1, S. 1–2  ; die er aufzeichnete, sind auch aus Ebenthal/Žrelec, Mir, 19. 1. 1905, Nr. 3, S. 14–5  ; J. Arnejc  : Profesor Jakob Wang. In  : Mieger/Medgorje und Rottenstein/Podgrad (→ Kla- Koledar družbe sv. Mohorja 1906, 39–40. Nužej Tolmajer  ; Üb.: Uši Sereinig genfurter Feld/Celovško polje, → Sattnitz/Gure). Erhalten geblieben sind zwei originale handschriftliche Hefte mit dem Titel Koroške narodne slovenske pesmi Warmuth, Anton, vulgo Miklavčič (Fritzendorf/Li[Kärntner slowenische Volkslieder], die sich im Archiv marče), Kulturaktivist, → Brdo, Katoliško slovensko des Glasbenonarodopisni inštitut [Ethnomusikologi- izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bilsches Institut] der Slowenischen Akademie der Wis- dungsverein Egg].

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Jakob Wang, Grabstein in Gurnitz/Podkrnos, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Wehrkirche(n)

Waschnig, Egid, vulgo Glažar (Tschachoritsch/Ča-

horče), Vereinsvorsitzender, Kulturaktivist, → Gorjanci. Slovensko izobraževalno društvo Gorjanci, Kotmara vas [Slowenischer Bildungsverein Gorjanci, Köttmannsdorf ]. Watzko, Lisca, geb. Türk, (* 14. September 1909

Achomitz/Zahomec [Hohenthurn/Straja vas], † 4. November 1997 Drobolach am Faaker See/Drobole ob Baškem jezeru), wuchs als uneheliches Kind des früh verstorbenen Vaters Valentin Schnabl bei ihrer väterlichen Verwandtschaft (Gregor → Schnabl) in Achomitz/Zahomec auf und lebte später auf dem Anwesen vulgo Hlepec in Frojach/Broje bei Rosegg/Rožek, vulgo Jakopič in Drobolach am Faaker See/Drobole ob Baškem jezeru. Aus ihrem Nachlass stammen die hic loco in Auszügen wiedergegebenen slowenischen liturgischen Bücher (Evangelien und Lesungen) ab dem späten 18. Jh. und bezeugen die ausgeprägte Sprachund → Lesekultur im ländlichen Milieu in der Tradition des → Bukovništvo. Quellen  : Lebensdokumente, Evangelien und Informationen freundlicherweise zur Verfügung gestellt von ihrer Tochter Milka Watzko. Werke/Evangelien aus dem Nachlass  : Das älteste Buch aus dem Nachlass von Lisca Watzko ist mit einem sekundären Ledereinband versehen und vereint drei verschiedene Druckwerke sowie zwei Einlegeblätter unterschiedlichen Alters  : Das erste Druckwerk/Buch scheint aufgrund eines handschriftlichen Eintrages in BohoričicaSchrift auf der letzten Leerseite vollständig zu sein. Das zweite ist zwar mit einem Titelblatt versehen, jedoch ohne Jahresangabe sowie ohne Angaben zu Verlagsort und Verleger/Drucker (das entsprechende Blatt fehlt). Das dritte besteht lediglich aus 3 Blättern (2 davon bedruckt) und ist unvollständig. Es weist eine andere Kopfzeile sowie eine andere Schriftgröße und einen anderen Zeilenabstand als das zweite Druckwerk auf. Verleger/Drucker und der Verlagsort sind bei diesem auf der letzten Seite unten angegeben. Alle drei sind in der Bohoričica-Schrift gehalten. Leerseiten sind mit kalligrafisch einwandfreien Einträgen in Bohoričica-Schrift ergänzt. Das nachträglich neu gebundene Buch enthält zudem ein ungebundenes Einlegeblatt, wahrscheinlich aus derselben Epoche Ende 18./Anfang 19. Jh. Recto befindet sich ein fast ganzseitiges Votivbild mit dem dreizeiligen Text am unteren Rand des Blattes  : »Wahre Abbildung der Gnadenmutter Maria Einsidl, von dem Kloster der M.C.B. Augustiner Discalc. bey St.  Joseph in Laybach verehret wird.« Verso befindet sich ein handschriftlicher slowenischer Text in Bohoričica-Schrift. Ein weiteres Einlegeblatt größeren Formats (20,5 x 13  cm) entstammt aus einem slowenischen Buch und weist auf der paginierten Seite 173 eine Wundertat der hl. Elisabeth auf. Auf der paginierten Seite 174 scheint ein Zwischentitel »Drobtine iz nebes« auf. Aufgrund von Sprache, Orthografie und Gajica-Schrift ist dieses Einlegeblatt der zweiten Hälfte des 19. Jh.s zuordenbar. Ein Ex-Libris-Eintrag von Aloysii Malle auf der letzten beschriebenen Seite, die man dem dritten Druckwerk zuschreiben kann (da nunmehr lose), weist ver-

mutlich auf das Datum des Sekundäreinbandes, den 3. Juli 1811, hin. Die Buchzitate der drei Druckwerke lauten wie folgt  : Evangelie inu branje ali pisme na vse nedele inu jimenitne prasnike zielega leta resdelene. S perpushanjam teh visheh. V Zelouzi, vtisnjene skus Aloisia Ignazia Kleinmayerja, deshelstvega stamparija 1780. [320 S.] + Evangelie na vsedne dni svetega posta. [72 S.] + Zirkoune Molitve/Katire duhovni Paʃtirji od dnu/Rieʃhnega teleʃa do konza tega oʃmega mieʃenza po nedielnei farnei boshiei ʃluzhbi s odgovojozhnem ludʃtvam shebrati imajo. [2 Blätter, Zusatz auf S. 4 Ort und Drucker/ Verleger  :] V Zelouzi, Vtisnjenu per Josh. Schotterju, + 3 Blätter, wovon die ersten 4 Seiten handschriftliche Einträge aufweisen, auf Seite 4  : 3tie die Julii [1]811 […] Ex libris Aloysii Malle. (9 x 15 cm). Weitere Bücher aus dem Nachlass von Lisca Watzko sind  : Evangelji in branje ali pisma na vse nedele in imenitne prasnike zeliga leta in tudi na vse dni svetiga posta. Shesti natis. V Zelouzu, [  ?]per Ferd. Od Kleinmayerja natiskanu. [S. 2  : Ordinariats-Approbation … fürstbischöflich Gurkisches Konsistorium zu Klagenfurt am 18. Dezember 1839], 414 S. (9 x 15,5 cm)  ; [Hartcover Einband, jedoch ohne Titelblatt] [erste Seite  :] Na pepelnizhno ʃredo,/Branje is Joela preroka na II. poʃt. 116 S. (10 x 15,5 cm). Gospod teci mi pomagat  ! Molitvene bukve, Bolnikom spisal Jak. Peregrin Pavlič, knez in škof krški, Za Slovence priredil in z navadnimi molitvami pomnožil duhovnik krške škofije. Izdala in založila Družba sv. Mohorja v Celovci. Z dovoljenjem visokočastitega krškega knezoškofijstva. 1891 (vgl. Jakob Peregrin → Paulitsch)  ; Večna molitev pred Jezusom v Zakramentu ljubezni, Po tretjem natisu nemške knjige P.  J. Walserja O. S. B. priredil za slovensko ljudstvo ljubljanski bogoslovci. Osmi natis. V Ljubljani 1909, založila »katoliška Bukvarna«. Bojan-Ilija Schnabl

Wechselseitigkeit, slawische, vgl. Sachlemmata  :

→ Austroslawismus, → Illyrismus, → Moskau, → Neoillyrismus, → Neoslawismus, → Panslawismus, → Prag, → Russophilie, → Slawenkongresse  ; Personenlemmata  : → Majar-Ziljski, Matija  ; → Vraz, Stanko. Wedam, Emil, Regimegegner, NS-Opfer, → Tomasch/Tomaž, Maria/Marija. Wedenig, Ferdinand (1896–1975), Landeshauptmann, vgl.: → Abgeordnete  ; → Tischler, Joško. Wedenig, Dr. Hermann (1880–1924) → Vedenik, dr.

Herman.

Wehrkirche(n), auch Tabor, slow. tabor(i), bäuerliche Befestigungs- und Wehranlage(n). Die W. zählen zu den markantesten Gebäudekomplexen im breiteren slowenischen Kulturraum mit einer zentralen Bedeutung für die Geschichte. Sie wurden im 15. und 16. Jh. zur Türkenabwehr errichtet. Sie entstanden in Zeiten größter Not, als türkische/osmanische Einheiten

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Wehrkirche(n)

in jenen Teilen Europas gezielt Raubzüge unternahmen, plünderten und brandschatzten, die in der Folge den Weg für ihre Kriegszüge nach Wien und Venedig frei machen sollten. So entstand bis zum Ende des 15. Jh.s ein systematisches Netzwerk von 350 bis 400 W., die unterschiedliche Formen aufwiesen  : von einfach befestigten Höhlen über einfache oder komplexere Umfassungsmauern mit Türmen und Hängebrücken bis hin zu echten »militärischen« Befestigungsanlagen, bei denen ganze Täler mit Begrenzungsmauern vor den Türkeneinfällen geschützt wurden (teilweise erhalten ist die »Talsperre« bei → Eisenkappel/Železna Kapla). Dieses Befestigungssystem stellte die einzige wirkliche Form der Abwehr vor den immer häufigeren Raubzügen der Türken/Osmanen dar und beherrschte zusammen mit Bergfeuern an exponierten, weithin sichtbaren Stellen die → Kulturlandschaft vom Unterlauf der Mur/Mura (das sog. Pomurje) bis in den Friaul und von Kroatien und Istrien/Istra weit in den Norden bis nach → Südkärnten/Južna Koroška und an die Grenzen Tirols. Die Architektur der slowenischen antitürkischen W. kann man mit den in jener Zeit typischen bürgerlichen und feudalen Bauformen der Wehrarchitektur vergleichen. Das Gebiet, in dem W. errichtet wurden, wird südlich des Alpenhauptkammes in fünf im Spätmittelalter am stärksten besiedelte Regionen eingeteilt (→ Kolonisierung, mittelalterliche). Die meisten erhaltenen W. befinden sich vor allem im slowenischen, südlichen Teil Kärntens, wo die Einwohner die über 70 Anlagen großteils selbst errichteten. Das 15. und 16. Jh. waren für die slowenischen Bauern die schwierigsten in der gesamten Geschichte. Wegen der Wirtschaftskrise, des Verbots des bäuerlichen Handels, der Naturkatastrophen (Heuschreckenplagen, Trockenheit, Erdbeben [1511] und Epidemien) sowie als Höhepunkt der organisierten zerstörerischen Raubzüge der Türken/Osmanen wurde der ländliche Raum fast gänzlich verwüstet. Die Türkeneinfälle begannen um 1400 und hörten erst in der ersten Hälfte des 16. Jh.s auf. Die Beschreibungen von Augenzeugen sind erschreckend. Für die 70er-Jahre des 15. Jh.s schreibt der Chronist Jakob → Unrest, dass im gesamten → Rosental/Rož nur eine Hütte, ein Getreidespeicher und eine Trocknung übrig geblieben sind, überall lagen Haufen von getöteten Tieren und Menschen und es habe niemanden gegeben, der sie begraben hätte. Die schutzlosen Bauern standen vor der Frage, wie sie überhaupt überleben sollten.

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Zwar begann man zunächst gegen die türkischen/osmanischen Einheiten, die vielfach in kleinen berittenen Einheiten, bisweilen aber auch in ganzen Heerscharen einfielen, die Städte zu befestigen sowie Burgen und sonstige militärische Einrichtungen im Gebiet der sog. »Militärgrenze« (vojna krajina) längs des Flusses Kolpa (kroatisch Kupa) zu verstärken. Doch war meist nicht genügend Zeit für die Bauern aus der weiteren Umgebung, darin Zuflucht zu finden, oder sie wurden gar nicht erst in die Burgen gelassen. Auch die Bürger verwehrten ihnen die Zuflucht, obwohl für sie und die Feudalherren gerade die Bauern im Rahmen des Frondienstes beim Bau der Wehranlagen arbeiten mussten. Zumindest aber erlernten sie dabei die Kunst des Wehranlagenbaues. Bis dahin waren es neben den Burgen lediglich die gemauerten Kirchen, die errichtet wurden, um die Zeiten zu überdauern. Viele Kirchen wurden von den Dorfgemeinschaften errichtet, um eine eigene Kirche zu besitzen. Die Kirchenobrigkeit sorgte zur Zeit der Türkeneinfälle wenig für den Schutz dieser Gebäude, obwohl ihre Haupteinahmen gerade aus den lokalen Kirchen stammten. Deshalb genehmigte sie vielfach, diese ländlichen Kirchen zunächst mit Befestigungsmauern zu schützen und danach darin die Dorfspeicher zu errichten, seltener half sie auch den Bauern. Später genehmigte sie auch immer größere Wehranlagen um bedeutende Kirchen, die im letzten Viertel des 15. Jh.s teilweise zu wirklichen Festungen wurden. Wegen der Furcht vor → Bauernaufständen versuchten die Feudalherren bereits im 16. Jh. die W. zu

Diex/Djekše, innerer Wehrgang, Wiki/Johann Jaritz

Wehrkirche(n)

Diex/Djekše, Pfarrkirche mit Wehrmauer, Wiki/Mefusbren69

entfernen, doch blieben sie vielfach als Zentrum des bäuerlichen Lebens erhalten. Darin wurden in besonderen Gebäuden Wertsachen verwahrt und innerhalb der Wehranlagen wurde Handel getrieben. Doch entzündete sich in so manchen Wehranlagen der Funke des bäuerlichen Widerstandes. Deshalb wurden sie der Obrigkeit ein Dorn im Auge. Sie forderte bereits 1515, dass alle bäuerlichen Wehranlagen überprüft und jene, die »nicht angemessen« waren, beseitigt werden sollten. Die Krainer Landstände begründeten das damit, dass die bäuerlichen Wehranlagen veraltet seien, dass sie keinen Schutz vor den neuen Waffen, vor allem vor dem Beschuss von Belagerungskanonen böten, und dass sie vielfach eher eine Falle für die Verteidiger seien als Schutz. Diese Behauptung hatte zwar etwas Wahres an sich, doch kann diese Einschätzung durchaus angezweifelt werden, da Erzherzog Karl noch 1578 gefordert hatte, dass die W. als Teil der organisierten Türkenabwehr erneuert werden sollten, da die Angst vor den Türken/Osmanen noch immer groß war und die bäuerlichen W. in der Tat Schutz boten. Nach dem Ende der Türkengefahr verschwanden die W. mit der Zeit mangels Erhaltungsmaßnahmen. Meist blieben lediglich Teile davon zurück, wobei diese ihre Funktion veränderten und als Dorfspeicher dienten oder zu Wohnzwecken genutzt wurden. In Südkärnten/Južna Koroška wurden die bäuerlichen Wehranlagen vor allem entlang der Verkehrs- und Einfallswege und als Zufluchtsorte in höheren Gebirgslagen errichtet. Dort, wo einfachere Befestigungen um kleinere Kirchen errichtet werden sollten, genügte

eine Absprache mit dem Pfarrer. Wo jedoch größere Anlagen entstehen sollten, die einen Umbau der Kirche bedingten, oder in selteneren Fällen, in denen der Feudalherr bei der Errichtung der Befestigungsanlagen mitwirkte, war auch eine Genehmigung des Landesfürsten notwendig, da die Kirche selbst nur Befestigungsanlagen der Klöster errichtete. Ein solcher Fall ist mit großer Sicherheit die bestens erhaltene Wehranlage in Wackendorf/Večna vas. Da sie die einzige Form eines wirksamen Schutzes vor den Türkeneinfällen darstellte, wurde die Errichtung trotz des mehrfachen Widerspruchs der Obrigkeit schließlich doch genehmigt, zumal allein im Jahr 1478 nach Angaben von Chronisten zumindest 24.000 türkische Soldaten vor allem in Südkärnten/Južna Koroška eingefallen waren und das Land ohne organisierte Gegenwehr geplündert hatten. Als die slowenischen Bauern im selben Jahr aufbegehrten, weil sie die Landstände nicht vor den Türken schützten, wurde der Aufstand von den ins Land einfallenden Türken/Osmanen zerschlagen und das Land weiter verwüstet. Danach entstanden in Südkärnten/ Južna Koroška zahlreiche bäuerliche Wehranlagen. Die Kärntner bäuerlichen Wehranlagen entstanden in der Mehrzahl im → Jauntal/Podjuna, im → Rosental/Rož südlich der Drau/Drava, im nördlichen Bereich des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje, an der Gail/ Zilja und an der Glan/Glina sowie auf der → Saualpe/ Svinja, wo auch die am besten erhaltenen Beispiele vorzufinden sind. Meist sind kleinere Kirchen mit Mauern und Türmen umgeben. Charakteristisch für Kärnten/ Koroška ist, dass vornehmlich Kirchengebäude befestigt wurden (über 20), wobei die für Zentralslowenien charakteristischen Befestigungssiedlungen (taborsko naselje) hier nicht vorzufinden sind. Gleichzeitig wurden Versuche unternommen, mit einer besonderen Form von Wehrmauern auch wichtige Verkehrswege zu schützen. Die am besten erhaltenen Beispiele finden sich in → Eisenkappel/Železna Kapla und Ruše bei Dravograd. Die slowenische Bezeichnung tabor [Tabor, Lager, Wehrmauer, Wehrkirche] wurde aus dem Tschechischen in Anlehnung an die Zeit der Hussiten und ihr Zentrum, die Stadt Tabor, übernommen, wobei die Form der volkstümlichen Befestigungen den völlig gleichartigen älteren oder zeitgenössischen bäuerlichen Befestigungen in Transsilvanien entspricht. Die erste Bedeutungserklärung gab J. V. → Valvasor. Die Anlehnung an die transsilvanischen »befestigten Kirchen«, wie sie genannt werden, wird in einer päpstlichen Empfehlung für den Schutz vor den Türken/Osmanen aus

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Wehrkirche(n)

dem 15. Jh. bestätigt, wobei explizit auf die Vorbilder in Transsilvanien hingewiesen wird. Da die Wehrkirchen bzw. bäuerlichen Wehranlagen lediglich im damaligen slowenischen ethnischen Gebiet von den einheimischen Bauern errichtet wurden, werden sie als besondere Form der slowenischen → Volksarchitektur jener Zeit betrachtet, die einen besonderen Wert im Rahmen des europäischen Kulturerbes darstellen. Kurzdarstellungen einiger am besten erhaltener slowenischer bäuerlicher Wehrkirchen.

Hochfeistritz/(Visoka) Bistrica. Noch heute exzellent erhaltener Wehrkirchenkomplex, wurde zwischen 1475 und 1502 von dem Meister Matej (Matthias) und dem Bauleiter (Polier) Jurij (Georg) errichtet, wobei diese zu den seltenen Anlagen gehört, bei denen die Meister namentlich bekannt sind. Diex/Djekše. Architektonisch weitgehend erhaltener Wehrkomplex, mit Wehrtürmen, dem Eingangsbereich, dem hölzernen Wehrgang und dem im Inneren gelegenen Getreidespeicher, der aus dem Karner errichtet wurde. Lediglich der Wehrgraben wurde zugeschüttet. Grafenbach/Kneža. Bis heute erhaltene, kleinere bäuerliche Wehranlage um die Filialkirche, die vor allem dem Schutz der Kirche und des bäuerlichen Getreidespeichers diente. Erhalten sind über 50 Schießscharten und der hölzerne Wehrgang sowie der Eingangsturm mit dem Getreidespeicher. Die Anlage entstand 1467 zu Beginn der Pfarrtätigkeit. Köstenberg/Kostanje. Fast gänzlich erhaltene Wehrkirche mit einem aufgesetzten Wehrstockwerk und Schießscharten. St.  Stefan bei Finkenstein/Šteben. Rekonstruktion einer kleineren befestigten Kirche, die 1477 von einem Meister aus dem Georgs-Ritter-Orden errichtet wurde. Wackendorf/Večna vas. Erhaltener Wehrkomplex und befestigte Kirche mit Wehrstockwerk. Teilweise erhaltene Wehrkirchen (die Zahl in Klammer entspricht jener auf der Landkarte). Altendorf/Stara vas, herabgesetzte Wehrmauer (152) Altenmarkt/Stara vas, bei St.  Veit an der Glan/ Šentvidu ob Glini, großer, relativ gut erhaltener Wehrkomplex (176) Augsdorf/Loga vas, Reste eines Wehrkomplexes (116) Diex/Djekše, am besten erhaltene Wehrkirche (30) Eisenkappel/Železna Kapla, Wehrkirchenkomplex bei der Kirche Maria Dorn/Marija v trnju, erhalten ist teilweise die Talsperre mit drei Abschnittstürmen (306) Gallizien/Galicija, Wehrkiche mit befestigtem Kirchturm (53)

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Glainach/Glinje, mit einer Wehrmauer geschützte Kirche, Eingang 1526 (54) Grabelsdorf/Grabalja vas, mit einer Wehrmauer geschützte Kirche, befestigter Eingangsbereich (69) Grafenbach/Kneža, vollständig erhaltener kleinener Wehrkomplex (86) Greutschach/Krčanje, gut erhaltener großer Wehrkomplex (99) Köstenberg/Kostanje, befestigte Kirche, herabgesetzte Wehrmauer (91) Köttmansdorf/Kotmara vas, ehemaliger Wehrkomplex (94) Kranzelhofen/Dvor nad Vrbo, mit einer nunmehr herabgesetzten Wehrmauer befestigte Kirche (49) Leibsdorf/Ličja vas, ovaler Tabor (111) Liemberg (Limberška gora) bei St. Veit an der Glan (Šentvid ob Glini), Reste einer an die Burg angeschlossenen Tabor-Wehranlage (112) Ludmansdorf/Bilčovs, erhaltene Reste einer Wehrmauer um die einst befestigte Kirche, Fresko aus 1523 (12) Magdalensberg/Štalenska gora, einst befestigte Kirche (244) Maria Wörth/Otok, Spuren einer Befestigung der Kirche des St. Georg-Ordens (139) Neuhaus/Suha, mit einer Wehrmauer befestigte Kirche (201) Pustritz/Pustrica, mit einer Wehrmauer befestigte Kirche, Zentrum des Bauernaufstandes 1515 (162)

Grafenbach/Kneža, Wehrkirche mit Wehrmauer, Wiki/ Mefusbren69

Welwitsch, Friedrich

Weinzierl, Franc (Kulturaktivist), → Zarja, Slovensko

prosvetno društvo [Slowenischer Kulturverein].

Weiss, Hani (1917–1943), Schriftsteller, → Keut-

schach/Hodiše, → Sattnitz/Gure.

Weiss, Valentin (Priester, Kulturaktivist), → Trta, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Trta]. Weissenfels (it. Fusine in Valromana auch Villa Bassa,

friul. Fusinis, slow. Fužine auch Bela Peč), → Gailtaler Dialekt, → Kanaltal/Val Canale/Kanalska dolina. Welwitsch, Friedrich (Velbič, Friderik, * 25. Februar

Greutschach/Krčanje, Wehrkirche mit Wehrmauer, Wiki/ Mefusbren69

Reidenau (Gemeinde Liebenfels) bei St.  Veit an der Glan (Šentvid ob Glini), aus einer romanischen Kirche errichtete bäuerliche Befestigung (165) St. Gandolf an der Glan (Šentkandolf ), einst befestigte Kirche (227) St. Kanzian im Jauntal/Škocjan v Podjuni, befestigte Kirche (233) St.  Margarethen im Rosental/Šmarjeta v Rožu, Wehrkirchenkomplex, befestigter Kirchturm (237) St. Michael am Zollfeld (Šmihel), Reste der Befestigung der Kirche (241) St. Stefan bei Finkenstein/Šteben, befestigte Kirche (242) St. Thomas am Zeiselberg/Šenttomaž pri Celovcu (nach Dehio 2011, 832) Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni, Tabor nächst der aufgelassenen Burg (80) Suetschach/Sveče, Wehrkirchenkomplex, zugemauerte Schießscharten (202) Wackwendorf/Večna vas, erhaltene befestigte Kirche (283) Lit.: ES (V. Simoniti  : Tabor  ; redakcija  : Taborska arhitektura)  ; Dehio 2001, 832. – K. Kafka  : Wehrkirchen Kärntens I, II. Wien 1971, 1972  ; P. Fister  : Arhitektura slovenskih protiturških taborov. Ljubljana 1975  ; P. Fister  : Arhitektura Zilje, Roža, Podjune. Celovec 1989  ; P. Fister  : Erlebte Architektur in Südkärnten, Bauernhöfe, Bidstöcke, Kirchen, Burgen, Schlösser. Klagenfurt, Wien 1991.

Friderik Velbič, LZ 5/1901

Peter Fister  ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl

1806 Maria Saal/Gospa Sveta, † 20. Oktober 1872 London), Arzt und Botaniker. Sein Vater Joseph Anton war Richter am Tonhof in → Maria Saal/Gospa Sveta. Nach der Volksschule in Maria Saal/Gospa Sveta besuchte W. das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, wo er Schüler von Matija → Ahacel war. Während seiner Gymnasialzeit vertiefte sich sein botanisches Interesse  ; er fing an, die Natur seiner näheren Heimat zu erkunden. Jedoch begann er auf Wunsch seines Vaters in Wien Jus zu studieren. Allerdings wechselte er bald zum Studium der Medizin, im Rahmen dessen er sich der Botanik widmen konnte. Über den Studienwechsel verärgert, versagte ihm sein Vater die finanzielle Unterstützung. Der junge W. schlug sich vorerst mit Theaterkritiken durch. 1835, also vor Studienabschluss, bewarb er sich in Ljubljana um eine Arztstelle. Er wurde nach Cerknica geschickt. Weil ihm das ruhige Landleben nicht entsprach, nahm er die Gelegenheit wahr, als Erzieher eines Adligen durch »Illyrien« zu reisen (→ Königreich Illyrien). Nach Wien zurückgekehrt, schloss er 1836 sein Medizinstudium ab. 1839 bereiste er im Auftrag des Württembergischen Reisevereins die Azoren und Kapverdischen Inseln. Durch sein fundiertes botanisches Wissen und seine Sprachkenntnis fand er am portugiesischen Königshof Unterstützung. Er blieb bis 1853 in Lissabon, wo man ihn zum Universitätsprofessor und Direktor der Botanischen Gärten in Lissabon und Coimbra berief. W. reiste 1853 im Auftrag der portugiesischen Regierung in die damalige Kolonie Angola. In der Wüste Namib in der Nähe von Cabo Negro (Angola) entdeckte W. eine der Wissenschaft bis dahin unbekannte Pflanze. W. selbst nannte die Pflanze Tumboa bainesii. Der britische Botaniker Joseph D. Hoo-

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Wernberg/Vernberk

ker (1817–1911) verfasste eine Monografie über die unbekannte Pflanze und nannte sie nach ihrem Entdecker Welwitschia mirabilis. Welwitschia mirabilis wird den Nacktsamern (Gymnospermen) zugeordnet, weist aber auch für Bedecktsamer (Angiospermen) typische Merkmale auf. Die Pflanze gilt als lebendes Fossil. Ende 1860 kehrte W. nach Lissabon zurück, um sein afrikanisches Herbar auszuwerten. Aufgrund besserer Forschungsmöglichkeiten verließ W. Lissabon und ging nach London (Kew Gardens). Wegen Unstimmigkeiten und Verleumdungen entzog ihm die portugiesische Regierung schließlich die finanzielle Unterstützung. W. setzte seine Studien auf eigene Kosten fort. 1872 brach in seiner Wohnung ein Brand aus, der seine Sammlung zu vernichten drohte. Dieses Ereignis setzte seinen Nerven arg zu  ; schließlich verstarb er noch im selben Jahr. Seine Sammlung wurde zwischen dem Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt/Celovec, dem British Museum in London, Museen in Kopenhagen, Paris, Rio de Janeiro, der portugiesischen Akademie der Wissenschaften in Lissabon und einigen anderen Institutionen aufgeteilt. Seine erste botanische Publikation »Beiträge zur cryptogamischen Flora Unter-Österreichs, Farne und Moose« behandelt u. a.: Gebiete im slowenischen Sprachraum. W. bemühte sich in einem unveröffentlichten Werk um die Systematisierung der Flora Kärntens (vgl.: M. Klemun). Seine wichtigsten wissenschaftlichen Publikationen erschienen in London und Lissabon. Werke  : Botanische Wanderungen im Gebiete der österreichischen Flora. In  : Car. 72 (1882)  ; Beiträge zur cryptogamischen Flora Unter-Österreichs, Farne und Moose  ; Beiträge zur Landeskunde Niederösterreichs. Wien 1834  ; Genera Phycearum Lusitanae, Actas da Academia das Ciêncas de Lisboa. Lisboa 1850  ; Apontamentos Fito-geograficos sobre a Flora da Província de Angola na Africa Equinocial, Anais do Conselho do Ultramarino de oct. 1858. Lisboa 1858  ; Sertum Angolense, Transactions of Linnean Society of London. London 1869. Lit./Web  : Wurzbach  ; SBL (www.slovenska-biografija.si/oseba/ sbi835831/)  ; ES  ; OVSBL. – E. Wunschmann  : Welwitsch, Friedrich. In   : ADB 41 (1896), 699–702 [Onlinefassung]   ; www.deutschebiographie.de/pnd117571946.html  ?anchor=adb  ; P. Radics  : Friderik Velbič, vsled svojih študij po Afriki slaven slovenski botanik. In  : Ljubljanski zvon, letnik 21, 5 (1901), 278–280, URN:NBN:SI:DOC5BMLZAUY in www.dlib.si  ; H. H. Dolezal  : Friedrich Welwitsch – Leben u. Werk. (Diss.) Wien 1959  ; R. Savnik  : Slovenska Koroška in naš Kras. In  : Planinski vestnik 10/1969, 462–463 (http://www.planinskivestnik.com/files/File/PV_1969_10.pdf )  ; M. Klemun  : Friedrich Welwitsch (1806–1872), Car. II 180./100 (1990) 11–30  ; M. Strlič  : Dr. Friderik Velbič, 1806–1872. In  : Proteus  : časopis za poljudno naravoslovje, Letn. 61, št. 9/10 (maj-jun. 1999) 396-403  ; T. Wrabe  : Prvi odkritelj Blagayevega volčina je bil (slovenski  ?) Korošec. In  : Proteus  : časopis za

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poljudno naravoslovje, Letn. 61, št. 9/10 (maj-jun. 1999) 391  ; R. Pott  : Allgemeine Geobotanik. Berlin, Heidelberg, 2005. Reinhold Jannach

Wernberg/Vernberk, vgl. Sachlemmata  : → Wern-

berg/Vernberk, sowie → Bürgermeister  ; → Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis  ; → Ossiach (Osoje)  ; → Ossiacher Tauern/Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško gričevje  ; → Ortsverzeichnisse 1850, 1854, 1860, 1880, 1882, 1918  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/Krška škofija 1924  ; → Südkärnten/Južna Koroška  ; Personenlemmata  : → Sket, Jakob  ; → Vospernik, Janez  ; → Vospernik, Matthias  ; Damtschach/Domačale  : → Ebner, Johann  ; → Föderlach/Podravlje  : → Ulbing, Tomaž  ; Gottestal/Skočidol  : → Špicar, Jaka. Wernberg/Vernberk. Das Renaissanceschloss/Klos-

ter W./V. oberhalb der Drauschleife wenige Kilometer östlich von → Villach/Beljak wurde 1227 erstmals urkundlich erwähnt. Das Gut »Werdenburch« (ab 1403 Wernberg) wurde von Herzog Bernhard von Spanheim vom damaligen Besitzer, dem Stift → St.  Paul im Lavanttal/Šentpavel v Labotski dolini, erworben, womit ein wirtschaftliches und politisches Gegengewicht gegen das nahe bambergische → Villach/Beljak geschaffen werden sollte. Bernhard musste es 1227 an das mächtige Bistum → Bamberg abgeben, konnte es jedoch in der Folge als Lehen übernehmen. Es folgte eine äußerst wechselhafte Geschichte mit Ministerialenverwaltung. Am Beginn des 16. Jh.s übernahm das Schloss das Geschlecht der Khevenhüller. In der zweiten Hälfte des 16. Jh.s wurde die Anlage im Renaissancestil umgebaut und erweitert. 1672 wurde das Schloss W./V. von Stift → Ossiach/Osoje an Abt Christoph Kaponig verkauft. Das so erworbene Klostergut der Ossiacher Benediktinermönche, das 1730 um eine Hauskapelle – mit Gemälden des Barockmalers Fromiller – erweitert wurde, wurde 1783 zusammen mit Stift Ossiach/Osoje von Joseph II. säkularisiert. Ab nun wechselten viele Besitzer. Unter ihnen seien aus neuerer Zeit Johann und Anna Kosterica (ab 1918), Johann Graf Zeppelin (ab 1928), der Hotelier Hübner aus Wien (ab 1933) und schließlich die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (ab 1935 bis heute) hervorgehoben. Letztere gründeten im Schloss W./V. wieder einen geistlichen Konvent und retteten es vor dem drohenden Verfall. Die zeitweise zu einem

Friedrich Welwitsch

Widerstandsbewegung Markus Pernhart, Wernberg/ Vernberk, Zeichnung, KLA/ Geschichtsverein für Kärnten

Pferdestall verkommene Hauskapelle wurde zwischen štvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Bilka/ 1962 und 1964 wieder dem sakralen Zweck zugeführt. Halm]. Heute betreiben die Ordensschwestern eine Landwirtschaft, eine Gästepension und ein gern angenommenes Wertschnig, Josef (* 1904, † um 1988) (Waisenberg/ Važenberk), Verfasser einer handschriftlichen → LiederBildungszentrum. sammlung. Lit.: Ante Beg  : Narodni kataster Koroške. V Ljubljani, dne 2. julija 1910, 48–49 (http://www.sistory.si/SISTORY  :ID  :27172)  ; H. Henckel  : Burgen und Schlösser in Kärnten, 2 Bände. Klagenfurt/Wien, 1964  ; F. O. Roth  : Zum Erscheinungsbild der Herrschaft Wernberg im 17. Jahrhundert. In  : Neues aus Alt-Villach 5, 1968, 103–162  ; F. X. Kohla, G. A. von Metnitz, G. Moro  : Kärntner Burgenkunde, 2 Bände (= Reihe  : Aus Forschung und Kunst 17). Klagenfurt, 1973  ; B. Kienzl, W. Deuer  : Ranaissance in Kärnten,. Klagenfurt 1995  ; G. Neckheim  : Schloß Wernberg, Missionskloster, o. O., o. J.; P. Wiesflecker  : Wernberg – Aus der Geschichte einer Kärntner Gemeinde. Klagenfurt, 2001.

Reginald Vospernik

Weber, Jakob, vulgo Pložic (Kreuth/Rut), Kulturakti-

vist, → Melviče, Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer slowenischer Bildungsverein Mellweg]. Weber, Mihael (Selkach/Želuče), Landwirt, Kultur-

aktivist, → Bilka, Katoliško slovensko izobraževalno dru-

Wertschnig, Stefan (Chorleiter und Orgenlspieler 1911–1948, Kulturaktivist), → Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost« Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit) Schiefling]. Widerstandsbewegung, slow. odporniško gibanje und

Osvodilna fronta (OF) [Befreiungsfront].

Das Aufkommen der autochthonen Kärntner Widerstandsbewegung. Im Jahre 1941 können wir im

zweisprachigen Kärnten noch von keinem organisierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus sprechen, obwohl sich dieser Teil Kärntens zusammen mit Österreich schon im dritten Jahr unter NS-Herrschaft befand und es schon damals mehr als genug Gründe zum Widerstand gab (→ Tomasch/Tomaž, Marija/ Marija, → Schwarz/Švarc, Andreas/Andrej), obwohl die Nationalsozialisten im Gegensatz zur slowe-

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Widerstandsbewegung

nischen Štajerska (Untersteiermark) und zur Gorenjska (Oberkrain) hier mit den Massenvertreibungen noch nicht begonnen hatten. Aus den erhaltenen Gendarmerieberichten geht hervor, dass das NS-Regime in den Kärntner Slowenen durchwegs eine potenzielle Gefahr sah. Die slowenische → Minderheit wird nämlich sehr oft erwähnt. Die deutlichste Ausprägung des passiven Widerstandes war das Äußern der Unzufriedenheit. Vor allem in den Arbeiterkreisen, und zwar wegen des Verlustes der Kaufkraft, wegen der Verlängerung der Arbeitszeit, der Druckausübung am Arbeitsplatz zur Hebung der Produktivität, wegen der unbezahlten Arbeitsstunden und wegen der zahlreichen Geldsammlungen der NSDAP und ihrer Unterorganisationen. Aus den Berichten ist ersichtlich, dass sich Priester und Eltern über die konsequente Eingliederung der Kinder und Jugendlichen in die Hitlerjugend (HJ) und in den Bund der deutschen Mädel (BDM) beklagten. Aus denselben Berichten geht auch hervor, dass die Bevölkerung, und zwar nicht nur die städtische, sondern auch die ländliche, vom Umfang der ersten Verfolgungen seitens des NS-Regimes auf dem Territorium Österreichs, aber auch von den Geschehnissen im Lager Dachau wusste. Auch die Zeitung → Koroški Slovenec, die bis zum Überfall auf → Jugoslawien erscheinen durfte, veröffentlichte häufig kritische Beiträge über die Maßnahmen des NS-Regimes im → Schulwesen, sie kommentierte die Entlassung der wenigen slowenischen Beamten vom Dienst, die eigenwillige Versetzung der Priester (→ Verfolgung slowenischer Priester ab 1938 in Kärnten/Koroška) sowie das Verbot von kulturellen Veranstaltungen und anderes mehr. Die Kärntner Slowenen waren wegen der Erfolge der deutschen Armeen und insbesondere wegen des plötzlichen Unterganges Jugoslawiens sehr bedrückt. Es gab auch zahlreiche Bestrafungen wegen des unerlaubten Hörens ausländischer Radiosender. Zum 20. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 1940 nahmen die Kärntner Slowenen an den zahlreichen Abstimmungsfeiern nicht in großer Zahl teil. Zur Jahreswende 1940/41 dachten die NS-Behörden darüber nach, wie sie die Bevölkerung zum verstärkten Gebrauch der deutschen Sprache zwingen könnten, doch diese Bestrebungen zeitigten keinen Erfolg. Unter der bäuerlichen Bevölkerung registrierten die Behörden eine merkliche Verschlechterung der Stimmung wegen neuer Steuervorschriften, wegen radikaler Steuereintreibungen und der genauen Erfassung aller Getreidereserven.

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Zentrale Gedenkstätte am Peršman, restauriert und überstellt aus Völkermarkt/ Velikovec, Foto Bojan-Ilija Schnabl

Einen Monat vor dem Überfall auf Jugoslawien registrierten die NS-Behörden in → Bleiburg/Pliberk und Umgebung eine verstärkte Aktivität der slowenischen → Volksgruppe. Einzelne Personen korrespondierten miteinander über die Grenze hinweg und hörten Nachrichten von Radio Ljubljana ab. Deshalb wurden 18 Personen inhaftiert. Beim Angriff auf Jugoslawien selbst wurden allein im Bezirk Völkermarkt/Velikovec 61 Personen festgenommen, die in der slowenischen Volksgruppe eine führende Rolle gespielt hatten, darunter 19 Priester, und zwar vor allem wegen der angeblichen öffentlichen Bekundung ihrer projugoslawischen Haltung. Einige Kärntner Slowenen, aber auch deutschsprachige Kärntner standen in Verbindung mit der Widerstandsorganisation der Küstenlandslowenen → TIGR (Triest, Istrien, Görz, Reka), die im Frühjahr 1940 drei Sabotageaktionen auf Eisenbahnstrecken in Österreich und eine in Italien mit dem Ziel, die Kohlelieferungen aus Deutschland nach Italien zu behindern, durchführte. Die beiden Staaten hatten nämlich am 13. März 1940 einen Vertrag über eine jährliche Lieferung von 12 Millionen Tonnen Kohle nach Italien geschlossen, damit Italien als Verbündeter Deutschlands von der Einfuhr britischer Kohle unabhängig wäre. So erlangten die Eisenbahnlinien zwischen Deutschland und Italien

Koroški partizanski pevski zbor, Padel je padel

Widerstandsbewegung

Gedenkinschrift am Peršman-Denkmal, Foto Bojan-Ilija Schnabl Buchcover, Drava Verlag

MoPZ Valentin Polanšek, Partizanovo slovo

materieller Schaden im Verhältnis zum geplanten allerdings eher gering war, im April und Mai 1940 in der Nähe des Bahnhofs Judenburg auf der Strecke Bruck an der Mur  –  Villach/Beljak  –  Tarvisio/Tarvis/Trbiž. Der Blutzoll innerhalb der Widerstandsorganisation TIGR war unverhältnismäßig hoch, aber auch der politische Widerhall in den faschistischen Kreisen in Rom und Berlin war erstaunlich groß. Die Polizei startete im Zusammenhang mit den erwähnten Explosionen eine gründliche Untersuchung und nahm 23 Personen fest. Von diesen wurden bei der Verhandlung zwischen dem 17. Und 25. Juli 1941 in Klagenfurt vor dem dritten Senat des Militärgerichtes sechs Beschuldigte, unter ihnen drei Kärntner Slowenen (Franc → Knez, Konrad Lipuš und Martin Čemernjak), zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde nach der Bestätigung durch den Vorsitzenden des Militärgerichtes am 4. November desselben Jahres durch das Fallbeil in Brandenburg vollzogen. Sieben Personen, darunter zwei Kärntner Sloweninnen (Anna und Theresia Knez) wurden zu Haftstrafen verurteilt. Einige andere Personen, die direkt oder indirekt mit den erwähnten Sprengstoffanschlägen in Verbindung standen oder NS-feindliches Material verbreiteten, wurden vor anderen Gerichten verurteilt. Der Prozess gegen Gregor Gabriel beispielsweise fand am 27. Oktober 1942 vor dem Oberlandesgericht in Wien statt, wo er zu zehn Jahren Haft und zum immerwährenden Verlust der staatsbürgerlichen Rechte verurteilt wurde. Sein Bruder Janez Gabriel war 18 Monate in Klagenfurt/Celovec inhaftiert. Am 20. Februar 1943 wurde vor dem zweiten Senat des Volksgerichtshofes in Wien vier Eisenbahnern, die mit der Gruppe von Ferdo Kravanja in Jesenice in Verbindung standen und von der Polizei Mitte 1940 festgenommen worden waren, der Prozess gemacht. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt. Zwei Mitarbeiter einer Diversantengruppe aus Kärnten/Koroška, Josef Leitner und Anton Tuder, wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ohne Prozess wurde am 2. Jänner 1942 in Draga bei Begunje Karl Širok, ein für Letzteres eine lebenswichtige Bedeutung und eine Bediensteter des jugoslawischen Generalkonsulats in nachhaltige Behinderung der Kohlelieferungen hätte Klagenfurt/Celovec, der ebenfalls mit der erwähnten die italienische Wirtschaft in ernste Schwierigkeiten Aktion in Verbindung gewesen war, hingerichtet. Die gebracht und es auch bei seinen Kriegsbemühungen deutschen Behörden setzten unter dem Einfluss solaufseiten Deutschlands behindert. Mit Sabotageaktio- cher Sabotageaktionen die jugoslawischen Behörden nen wollte die Organisation TIGR gerade das erreichen. unter Druck, was eine Verschlechterung der Lage der Sie gewann Aktivisten für die Ausführung dieser Akti- prowestlich eingestellten Personen und die Hintertreionen und stellte ihnen den Sprengstoff zur Verfügung. bung der Tätigkeit der Organisation TIGR auf jugoslaDie Folge waren drei Explosionen, deren tatsächlicher wischem Boden zur Folge hatte.

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Widerstandsbewegung Buchcover, Drava Verlag Buchcover, Mohorjeva

Eine charakteristische Form des Widerstandes in dieser Zeit war auch die Fahnenflucht von Kärntner Slowenen, die, bereits in der Wehrmacht mobilisiert, auf Heimaturlaub gekommen waren oder gerade den Einberufungsbefehl erhalten hatten (vgl. auch → Zeugen Jehovas). Diese Deserteure setzten sich zumeist in das damals noch neutrale Jugoslawien ab. Die NS-Polizei schätzte deren Zahl auf rund 200, davon stammten 28 aus dem Gebiet Zell-Pfarre/Sele-Fara. Obwohl die Wehrmachtsdeserteure durchwegs Kärntner Slowenen waren, stellten die Fahnenflüchtigen für die jugoslawischen Behörden ein nicht unwesentliches Problem dar, zumal sich Jugoslawien (heimlich) auf die Unterzeichnung des Beitrittes zum Dreimächtepakt vorbereitete. Deshalb wurden die Flüchtenden von den Polizeiorganen eingesperrt oder möglichst weit weg von der Grenze in das Landesinnere zur Arbeit in den Bergwerken und Steinbrüchen nach Bosnien und Serbien geschickt. Die Flüchtlinge mussten sich

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meistens selbst zurechtfinden. Viele wandten sich an den → Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen] in Ljubljana, den Julij → Felaher leitete, weiters an wohltätige Organisationen, an den Bischof von Ljubljana Gregorij → Rožman und an den Theologieprofessor Lambert → Ehrlich, die beide Kärntner Slowenen waren, ferner an verschiedene Bekannte, Freunde und Verwandte aus Kärnten, die in Ljubljana, aber auch in anderen slowenischen Orten lebten (→ Vertreibung 1920, → Emigration). Einigen gelang es, an den Fakultäten zu inskribieren und ihr Studium auch abzuschließen. Viele bekamen durch Vermittlung eine Beschäftigung im Gebiet des Draubanats (Dravska banovina). Wieder anderen gelang es nach gewisser Zeit, die sie im Süden des Staates verbracht hatten, in das Draubanat zurückzukehren und hier eine Beschäftigung zu bekommen. Sie beteiligten sich auch am kulturellen Leben, gründeten beispielsweise das Sextett »Javornik«, das auch in Radio Ljubljana auftrat, wirkten in Hörfunksendungen u. Ä. mit. Während des Überfalls Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien schlossen sich mehrere dieser Wehrmachtsdeserteure, so wie viele Jugendliche in Slowenien zu dieser Zeit, als Freiwillige der jugoslawischen Armee an, er-

Widerstandsbewegung Buchcover, Drava Verlag

Einzelgänger, viele jedoch auch in Gruppen, mit Wissen und Unterstützung ihrer Bekannten, Freunde und Verwandten versteckt. Unter der Bevölkerung bekamen lebten zusammen mit dieser jedoch auch den schnellen solche untergetauchten Personengruppen die BezeichZerfall des Staates und seiner Armee und retteten sich nung »der grüne Kader«. Erwähnenswert sind auch die Aktivitäten des Stuin Kroatien nur mit Müh und Not vor den Ustaschi, die bereits am 10. April den Unabhängigen Staat Kroatien denten Franc Potočnik aus Feistritz im Rosental/ (Neodvisna država Hrvaška, NDH) gegründet hatten. Bistrica v Rožu, der schon im Jahre 1942 heimlich sloIhre Situation, die sehr unterschiedlich war, verschlech- wenische Sendungen der Londoner BBC und Radio terte sich nach der Okkupation und der Zerstückelung Moskau abhörte und damit begann, wöchentlich auf Sloweniens im April 1941 freilich merklich. Einige der Schreibmaschine oder mit der Hand Kurznachdieser Wehrmachtsdeserteure wurden von den itali- richten auf Slowenisch und Deutsch zu notieren und enischen und deutschen Okkupationsbehörden fest- sie gleichzeitig mithilfe des Indigo-Papiers zu vergenommen, nach der Kriegsgesetzgebung vor Gericht vielfältigen. Er streute die mit »PE« unterschriebenen gestellt und in Lager verbracht. Karl Potočnik aus Nachrichten auf den Straßen aus oder verteilte sie unter Grablach/Grablje bei Bleiburg/Pliberk, der sich nach einzelnen verlässlichen Mitschülern. Im Februar 1943 seiner Flucht über die Grenze nach abenteuerlichen kam er über seinen Verwandten in Kontakt mit dem Irrwegen in Kragujevac in Serbien niedergelassen und Aktivisten Matija Verdnik – Tomaž, der ihn über dort eine Beschäftigung als Kellner angenommen hatte, das Programm der OF und über die bisherigen Erfolge wurde bei einer Massenerschießung am 21. Oktober der Partisanenarmee in Slowenien informierte, über 1941, die eine NS-Vergeltungsaktion für den serbischen die er bisher nur Vermutungen angestellt, aber nichts Aufstand war, erschossen. Einige Flüchtlinge kehrten Konkretes gewusst hatte. Er gab die Abkürzung PE jedoch nach Kärnten/Koroška zurück, richteten sich auf und arbeitete von nun an mit Freunden unter dem geheime Bunker ein und hielten sich lange Zeit als Namen CIS (Carinthian Information Service), worauf

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Widowitz, Johann Baptist

ihm Verdnik riet, diesen Namen aufzugeben. Seitdem arbeitete er unter der Bezeichnung KOF (Koroška osvobodilna fronta [Kärntner Befreiungsfront]). Er stellte auch seine Zeitung ein und im Dezember desselben Jahres gesellte er sich zu den Partisanen, die ihn dem VOS für Kärnten als Informanten zuteilten.

die Söhne der Kärntner postplebiszitären Flüchtlinge und um einige jüngere Teilnehmer an den Kämpfen für Kärnten nach dem Ersten Weltkrieg –, kam es jedoch nicht. Die italienische Polizei arretierte kurz davor einige für diese Einheit infrage kommende Personen, weil einer der Organisatoren dieser Einheit unvorsichtig agiert hatte. Andere wiederum schlossen sich verschiedenen anderen Partisaneneinheiten an.

wenischen Befreiungsbewegung, das sich auch auf Kärnten/Koroška bezieht (obwohl Kärnten/Koroška nicht namentlich erwähnt wird), sind die Temeljne točke Osvobodilne fronte [Die grundlegenden Punkte der Befreiungsfront], die ihr grundsätzliches Programm verkörpern. Die ersten sieben Punkte wurden am 1. November, weitere zwei am 21. Dezember 1941 angenommen, das erste Mal veröffentlicht wurden sie am 6. Jänner 1942 im Slovenski poročevalec, dem Organ der OF. Besonders wichtig sind Punkt 1 und 2, die von der unerbittlichen bewaffneten Aktion gegen den Okkupator sprechen, die der Ausgangspunkt für die Befreiung und Vereinigung aller Slowenen ist. Im Zusammenhang mit Kärnten/Koroška gibt es in den Dokumenten der führenden Organe und Persönlichkeiten der slowenischen Befreiungsbewegung sowohl am Anfang als auch in den späteren Jahren noch andere Akzentuierungen. Konkrete Bemühungen im Sinne einer Ausweitung des Widerstandes auf das zweisprachige Kärnten/Koroška sind schon 1942 evident. So soll laut Edvard Kardelj, einem der führenden Köpfe der jugoslawischen Kommunisten, in Ljubljana eine kleine Einheit von 20 Kärntner Partisanen zusammengestellt und nach Kärnten/Koroška geschickt worden sein, in der Absicht, in der ersten Phase möglichst viele Einheimische zu mobilisieren und schrittweise zu einem Bataillon oder Regiment anzuwachsen. Die Gründung einer Kärntner Einheit war bereits im Befehl des Oberkommandos der slowenischen Partisaneneinheiten vom 12. April 1942 über die Gründung der 1. Verbändegruppe vorgesehen. Das Aktionsgebiet der Gruppe aber sollte auch »Slowenisch Kärnten jenseits der Karawanken« sein. Der Oberkrainer und der Kokra-Verband, die in diesem Befehl für den Einsatz in diesem Gebiet vorgesehen waren, wurden bald gegründet. Zur Gründung der erwähnten kleinen Kärntner Kompanie, in die jene in Ljubljana lebenden Kärntner, die vor der Mobilisierung in die Deutsche Wehrmacht geflüchtet waren, aufgenommen werden sollten – es handelte sich aber auch um

Archive  : AS  ; Bundesarchiv Berlin, Volksgerichtshof, Beglaubigte Abschrift aus den Akten 7 J 20/43, Schreiben der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle Klagenfurt an den Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof in Berlin über den Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Graz, Klagenfurt, vom 5. Januar 1943  : Hochverräterische Umtriebe, Kärntner Slowenen, Anzeige wegen Hochverrats usw.; Slovenski znanstveni inštitut/Slowenisches Wissenschaftsinstitut, Klagenfurt/Celovec  ; Privatarchiv Alfred Elste, Gedächtnisprotokoll des Gestapo-Beamten Johann Sellak. Quellen  : AS I, Zl. 1339, Dokument mit dem Titel Tovariši und der Unterschrift Franci – Führer der KOF, 22. 8. 1943 (Abschrift)  ; AS I, Fasz. 24, Korrespondenz zwischen Franc Potočnik und Mile Pavlin, vor allem Potočniks Brief vom 5. November 1971, in dem er jedoch behauptet, dass er völlig allein tätig gewesen sei. Slovenski znanstveni inštitut/Slowenisches Wissenschaftsinstitut, Klagenfurt, Sammlung Lageberichte, Gendarmerieberichte des Kreises Völkermarkt/Velikovec. Dokumenti ljudske revolucije v Sloveniji, I. Buch. Ljubljana 1962, Dokument Nr. 111, S. 25  ; Dokumenti I/151, S. 317  ; Zbornik dokumentov in podatkov o narodnoosvobodilni vojni jugoslovanskih narodov, VI. Teil, 2. Buch, Dokument Nr. 50, S. 123. Lit.: ES (Koroški Slovenci  ; Nacizem). – T. Ferenc  : Akcije organizacije TIGR v Avstriji in Italiji spomladi 1940. Ljubljana 1977  ; M. Pavlin  : Koroške partizanske enote. In  : Revolucionarna izročila, domicil v slovenskih občinah. Ljubljana 1981, 579–595  ; K. Prušnik-Gašper  : Gamsi na plazu. Ljubljana, Klagenfurt, Ferlach 31981, 37–40  ; Korenine žive. Ljubljana 1986, 17  ; Spurensuche, Erzähte Geschichte der Kärntner Slowenen. Hg. Dokumentationsarchiv des österreichschen Widerstandes, Wien [u. a.]. Wien 1990  ; A. Malle  : Koroški Slovenci in prve oblike njihovega odpora proti fašizmu. In  : Der »Anschluss« und die Minderheiten in Österreich/»Anšlus« in manjšine v Avstriji, Referateband. Klagenfurt/Celovec 1989, 89–113  ; T. Ferenc  : Položaj slovenskega naroda ob okupaciji 1941. In  : Narodu in državi sovražni/Volks-und staatsfeindlich. Klagenfurt/Celovec 1992, 21–35  ; B. Žolnir, M. Pavlin  : Protifašistični odpor, Koroška od začetka vstaje do konca 1943. Klagenfurt, Ljubljana 1994, 152  ; T. Jelen  : Hoja za mavrico, Spomini iz temnih dni pričakovanja. Klagenfurt/Celovec 2002  ; T. Jelen  : Auf den Spuren der Hoffnung. Klagenfurt/Celovec 2007  ; P. Pirker  : Gegen das »Dritte Reich«. Sabotage und transnationaler Widerstand in Österreich und Slowenien 1938–1940. Klagenfurt, Wien 2012  ; M. Linasi  : Die Kärntner Partisanen, Der antifaschistische Widerstand im zweisprachigen Kärnten unter Berücksichtigung des slowenischen und jugoslawischen Widerstandes. Klagenfurt/Celovec [e. a] 2013, insb. 27–34.

Die Pläne der slowenischen Befreiungsfront mit dem zweisprachigen Kärnten zu Beginn des Aufstandes. Das bedeutendste Dokument der slo-

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Marjan Linasi

Widowitz, Johann Baptist (Widowiz, Widowic, Vi-

dovic, Janez, * 5. Juni 1842 Priedl/Predel bei Gurnitz/ Podkrnos [Ebenthal/Žrelec], † 10. Dezember 1933

Wiegele, Franc

Klagenfurt/Celovec), Ordinariatskanzler, Domscholaster, Vorstand der Mohorjeva. W. war nach den Gymnasial- und theologischen Studien sowie der Ordination (1869) in Klagenfurt/ Celovec Kaplan in seiner Heimatgemeinde, ging alsbald nach Köttmannsdorf/Kotmara vas, kam 1874 nach Tarvisio/Tarvis/Trbiž, 1878 nach Coccau/Goggau/Kokova, 1882 nach Thörl/Vrata und schließlich 1888 nach Radsberg/Radiše. Zum Domkapitular und Ordinariatskanzler ernannte ihn Bischof → Kahn im Jahre 1901. Seine Tätigkeit als Kanzler übte er bis zu seiner Enthebung durch Bischof Balthasar → Kaltner im Jahre 1913 aus, es erfolgte dann die Betrauung als Kapitelverwalter und später die Ernennung zum Domscholaster (1922). W. wurde 1918 Vorstand der → Mohorjeva. Quellen  : ADG, Personalakt Johann Baptist Widowitz. Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 440–442  ; P. G. Tropper  : Na-

tionalitätenkonflikt, Kulturkampf, Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten 1914–1921. Klagenfurt 2002  ; J. Till  : Kirche und Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen. In  : T. Bahovec (Hg.)  : Eliten und Nationwerdung/ Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221. Josef Till

Wiedermann-Handschrift, → Liedersammlung, hand-

schriftliche.

Wiedergeburtsbewegung, vgl. Sachlemmata  : → Pre-

porod  ; sowie → Aufklärung  ; → Französische Revolution  ; Personenlemmata  : → Jarnik, Urban  ; → Majar-Ziljski, Matija  ; → Vodnik, Valentin  ; → Vraz, Stanko.

Wiegele, Ferdinand (Wigele, Vigele, Ferdo, * 17.

Oktober 1841 St.  Stefan bei Mallestig/Šteben pri Maloščah [Finkenstein/Bekštanj], † um 1887 Krain/ Kranjska), Lehrer, Gastwirt, Postmeister und Realitätenbesitzer, Politiker, Bürgermeister von Hohenthurn/ Straja vas. Der uneheliche Sohn einer Mesnerstochter besuchte einen Präparandenkurs in Klagenfurt/Celovec, um Lehrer zu werden. Erster Dienstort war die Volksschule Göriach/Gorje (hist. Gorjane) im → Gailtal/ Zilja (1859), von wo er an die benachbarte Schule in Feistritz a. d. Gail/Bistrica na Zilji wechselte. Nach seiner Heirat (1869) mit der Feistritzerin Maria Pignet (1835–1921) quittierte W. den Schuldienst und übernahm den aus einer Landwirtschaft, Gemischtwaren-

handlung, Gasthaus und Postmeisterei bestehenden Besitz seines Schwiegervaters. W. wurde Mitglied der Gemeindevertretung von Hohenthurn/Straja vas und kurzzeitig auch → Bürgermeister (Rücktritt 1874). 1873 hatte W. für das Reichsratsmandat der Gerichtsbezirke → Villach/Beljak, Rosegg/Rožek, Paternion/ Špartjan, → Arnoldstein/Podklošter, Tavisio/Travis/ Trbiž und → Ferlach/Borovlje kandidiert (→ Wahlordnungen), war jedoch dabei unterlegen. Der engagierte und dynamische Lokalpolitiker war ein gesuchter Redner bei national-slowenischen Veranstaltungen, insbesondere bei den → Tabor-Großversammlungen. W. war Mitglied des Vereins Slovensko politično društvo → Trdnjava [Slowenischer politischer Verein Festung] in Klagenfurt/Celovec und (→ Vereinswesen) gründete 1872 den »Wechselseitigen Spar- und Vorschussverein für das Untere Gailthal«, den ersten Verein dieser Art in → Südkärnten/Južna Koroška (→ Genossenschaftswesen). Nach dem Zusammenbruch des Instituts (1879) musste W. den Großteil seines Vermögens zur Schuldenabdeckung heranziehen. Er kehrte in den Schuldienst zurück, verließ jedoch Kärnten/Koroška, um fortan im Herzogtum → Krain/Kranjska als Lehrer tätig zu sein. Quellen  : ADG, Taufmatriken der Pfarre St. Stefan/Mallestig, Taufund Heiratsmatriken der Pfarre Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji  ; KLA, Vereinsakten  ; Archiv der Volksschule Hohenthurn/Straja vas in Achomitz/Zahomec (Gem. Hohenthurn/Straja vas), Chronik der Volksschulen Göriach/Gorje und Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji  ; Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/Zahomec), Teilnachlass Ferdo Wiegele. Lit.: J. Vošnjak  : Spomini. Ljubljana 1982, 314, 315  ; A. Malle  : Tabori na Koroškem. In  : ZČ 41 (1987) 599–622, Zit. 609–611, 613–617  ; J. Pleterski  : Slowenisch oder deutsch  ? – nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten 1848–1914. Klagenfurt/Celovec 1996, 165, 177, 178, 192, 193, 206, 209, 222, 224, 252  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich. Am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Wien [e. a.] 1997, 430  ; P. Wiesflecker  : Feistritz an der Gail. Ein Dorf im Schnittpunkt dreier Kulturen. Klagenfurt 2003, 215–217.

Peter Wiesflecker

Wiegele, Franc (Franz, * 9. April 1883 Achomitz/ Zahomec, † August 1940), Sohn des Johann Wiegele vulgo Pipič und der Theresia Millonig (Korenova), Gailtaler slowenischer Geschäftsmann in → Trieste/ Trst/Triest, vgl. → Schnabl, Franc sen. Quelle  : Lebensdaten  : Archiv Wiesflecker/Schnabl (Achomitz/ Zahomec).

1503

Wiegele, Franz

Wiegele, Franz (* 23. Februar 1887 Nötsch im Gailtal/ Čajna, † 17. Dezember 1944 ebd.), expressionistischer Maler des sog. Nötscher Kreises (Čajnska šola umetnikov oder Čajsnki krog) mit slowenischen Wurzeln und Wegbereiter der modernen Malerei in Österreich. W. wuchs als drittes von vier Kindern des Schmiedes Franz Wiegele sen. (1858–1912) und seiner Frau Gertrud (1855–1944) im damals noch weitgehend slowenischen Unteren → Gailtal/Spodnja Ziljska dolina auf (→ Sprachgrenze  ; → Pfarrkarte der Diözese Gurk/ Krška škofija), wobei der sprachlich-kulturelle Aspekt in den kunsthistorischen Biografien W.s selten bis gar nicht thematisiert wird. Anzunehmen ist, dass das allgemeine gesellschaftliche Ambiente jener Zeit, das in Europa den Expressionismus in der Malerei hervorgebracht oder beeinflusst hatte, welches die expressionistische Malerei auf ihre Art wiederum verarbeitete und spiegelte und das in Kärnten/Koroška pronociert minderheitenfeindlich war, auch im Bezug auf die Kärntner Malerei durchaus relevant war, wobei sich überregionale und regionale gesellschaftliche Strömungen in ihren Auswirkungen überlappten (vgl.: → Kulturgeschichte [= Einleitung, Band 1]). So finden sich nur wenige Erwähnungen des sprachlichen Aspektes in W.s. Biografien. Pilgram/Maurer und Hirtenberger/Steiner folgend, soll er sich in der Nazi-Zeit »öffentlich und demonstrativ des Slowenischen bedient« haben. Dass W. zum Slowenischen eine besondere Beziehung hatte und dass er es im Alltag sprach, bestätigt Katharina Herzmansky in einem 2013 gegebenen Interview, in dem sie die Jugenderinnerungen ihrer mit W. verwandten Großmutter zitiert. Seine Verankerung in der Gailtaler (slowenischen) Tradition bestätigt die Tatsache, dass er zusammen mit

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seinem jüngeren Bruder Alfred (1892–1979) zwischen 1897–1900 in → Trieste/Trst/Triest die Unterstufe der Mittelschule besuchte und erst 1900 an die Realschule in Klagenfurt/Celovec wechselte, wo er 1905 maturierte. Auf Anraten seines Nötscher Jugend- und Malerfreundes Sebastian Isepp (1884–1954) begann er 1907 sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien und erhielt in der Folge ein Staatsstipendium sowie 1909 den Dessauer-Preis, wobei er sich laut Lachnig zwischen 1907 und 1911 »weitgehend vom offiziellen Lehr- und Studienbetrieb absentierte« und sich die »Natur, gute Bilder und Freunde« als »Lehrer« erwählte. An der Akademie freundet er sich mit seinem Studienkollegen Anton Kollig (1. Juli 1886 Nový Jičín in Mähren – 17. Mai 1950 Nötsch/Čajna) an, was nach Lachnig angesichts der Ablehnung des Akademismus »das positivste Ereignis, der größte Gewinn der Zeit« gewesen sei. Zusammen mit Anton Mahringer (1902–1974) bilden diese vier Maler den sog. Nötscher Kreis (Čajnska šola umetnikov oder Čajsnki krog). Lachnig diskutiert allerdings die Kategorisierung in Bezug auf die darunter subsumierten Künstler – weitere Künstler werden in diesem Kontext erwähnt – sowie deren unterschiedliche Ausrichtungen. 1909 beteiligte sich W. an der Gründung der »Neukunstgruppe« unter der Führung von Egon Schiele als Ausdruck »einer gemeinschaftlichen Protesthaltung gegen den Akademismus, gegen den etablierten Kunstbetrieb und den als obsolet empfundenen Formalismus des ausklingenden Jugendstils« (Lachnig). 1911 nahm W. an der als bahnbrechend eingestuften »Sonderausstellung für Malerei und Plastik« in den Räumen des Wiener Hagenbundes teil. 1911 heiratete W.s Schwester, Katharina, Anton Kollig. 1912 und 1913 folgten Studienreisen nach Paris und Holland, die durch Stipendien und Mäzene ermöglicht wurden. Während einer Reise nach Nordafrika wurde er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 im damals französischen Algerien festgenommen und kam erst 1916 nach einer schweren Lungenerkrankung im Zuge eines Gefangenenaustausches frei. Nach der Überstellung in die Schweiz blieb er bis 1925 in der Schweiz und malte in jener Zeit hauptsächlich Porträts und Stillleben. Danach wurde wieder Nötsch/Čajna zu seinem Lebensmittelpunkt. 1926 erwarb die Österreichische Galerie Belvedere ein in Paris geschaffenes und von den Geschwistern Maria und Bohdan Herzmansky zurückgeholtes Bild des Künstlers. In jener Zeit widmete er sich auch der Bild-

KS, 4. 9. 1940

Wien

Klagenfurt, Ljubljana, Wien 1991  ; Anton Kolig, Mann & Frau, Franz Wiegele (erscheint zu den Ausstellungen »Anton Kolig, Mann & Frau, Franz Wiegele«, Rupertinum, Museum für Moderne Kunst Salzburg, 16. 9.–4. 11. 2001 … Mestna Galerija, Ljubljana, Frühjahr 2002), hg. von A. Husslein. Salzburg 2001  ; G. Pilgram, G. Maurer  : Verschütt gehen, wandern und einkehren rund um den Dobratsch. Klagenfurt/Celovec 2002, 78  ; W. Baum (Hg.)  : Kunstwerke sind Stationen auf dem Passionsweg zu einem verlorenen Paradies. Briefe und Dokumente zum Nötscher Kreis. Klagenfurt 22004  ; Franz Wiegele, hg. von G. Frodl, E. Brandstötter. Salzburg, Verl. Galerie Welz 2007  ; V. Gotthardt [Interview mit Katharina Herzmansky]  : Slika sreča besedo. In  : Nedelja (27. 1. 2013) 12. Web  : www.belvedere.at/de/forschung/online-ressourcen/noetscherkreis  ; E. Lachnit  : Der Nötscher Kreis. In. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 79 (Innsbruck 1999), 115–132, www. landesmuseum.at/pdf_frei_remote/VeroeffFerd_79_0115-0131.pdf (14. 5. 2014). Bojan-Ilija Schnabl

Wiegele, Simon (um 1825, Latschach/Loče), ver-

mutlich Verfasser einer Liederhandschrift, → Liedersammlung, handschriftliche.

Wiegele, Theresia, geb. Müller (1883–1972), → Alek-

sandrinke [Alexandrinerinnen].

Wielč, Michael (erster Vereinspräsident, Kulturakti-

vist), → »Dobrač«, Slovensko tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizza und Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)].

Franz Wiegele, Abschied von der Jugend, 1932-41, Öl auf Leinwand, 105 x 70 cm, Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK (Foto: Ferdinand Neumüller)

hauerei und schuf Porträtbüsten. 1929 schlug er eine angebotene Professur an der Wiener Akademie aus. Sein Bruder Alfred wurde zu W.s wichtigstem Mäzen. 1935 gab W. sein Atelier in Wien auf. 1937 erhielt er den Professorentitel. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde das Wohn- und Atelierhaus W.s getroffen und W. kam zusammen mit seiner Mutter, seiner Schwester und deren Ziehtochter ums Leben. Lit.: Das grafische Werk/Franz Wiegele. Arnulf u. Brunhilde Rohsmann. Klagenfurt 1989  ; Franz Wiegele. Geleitwort  : I. Sedej, K. Cervenka.

Wien, bosnisch/kroatisch/serbisch Beč, slowenisch Dunaj, ungarisch Bécs. Als Haupt- und Residenzstadt spielte Wien spätestens ab der Gründung der Universität 1365 auch für die Slowenen eine bedeutende Rolle, deren Siedlungsgebiete im 14. Jh. gerade dem Habsburgerreich einverleibt wurden. Ihre Vorfahren siedelten schon früher in unmittelbarer Nähe südlich und teils auch nördlich der Donau, die als europäische Wasserstraße für den Handel und Verkehr wichtig war. Dazu kam noch die Bernsteinstraße, die vom Baltikum zur Adria führte. Die intensive Verbindung in politischer Hinsicht blieb bis zum Zusammenbruch Österreich-Ungarns bestehen. Auf Grund der historischen Entwicklung wird Wien als »zweites kulturelles Zentrum der Slowenen« betrachtet (Matjaž Kmecl), wofür heute noch über 3.000 slowenischsprachige Bewohner der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung eine aktuelle Basis bilden. Bei aller Attraktivität von Graz und der slawischen Städte Zagreb und → Prag konnten diese als Studienorte mit W. nicht konkur-

1505

Wien

rieren. Es handelte sich jedoch nicht nur um den starken Zuzug von Studierenden, sondern auch um eine beachtenswerte Anzahl an akademischen Lehrern aus den südlichen Kronländern, deren Nationalität vor der Mitte des 19. Jh.s keine Rolle spielte. So werden bereits im ersten Jahrhundert des Bestehens der Universität folgende Professoren erwähnt  : 1388 Leonhardus de Carniola, 1426 Laurentius de Oberburg, 1431 Andreas de Laibaco, 1446 Michael de Krainburg und 1448 Gregorius de Krainburg. Zu den führenden Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 15. Jh.s zählte der 1505 verstorbene Kanonikus Briccius Preprost aus → Celje, der viele Jahre an der artistischen und der theologischen Fakultät lehrte, achtmal Dekan und dreimal Rektor war. Sein Landsmann Thomas Prelokar, der 1450 sein Studium in Wien beendete und danach das Doktorat der Universität von Padua erwarb, kehrte um 1470 an den kaiserlichen Hof Friedrichs III. zurück, wo er das Vertrauen des Herrschers genoss, sodass er auch ein maßgebender Erzieher des jungen Kronprinzen Maximilian wurde, der auch Slowenisch gesprochen haben soll. Prelokars Wiener Jahre endeten 1491 mit der Bestellung zum Bischof von Konstanz. Ihm folgte als Vertrauter des Kaisers Maximilian I. der Humanist und Sprachwissenschaftler Bernhard Perger, der eine Universitätsreform durchsetzte, die nicht allgemeine Zustimmung fand. Von 1450 bis 1550 unterrichteten zumindest eine kürzere Zeit von den insgesamt 42 Lehrkräften 26 Magistri aus dem Gebiet des heutigen Slowenien. Von besonderer Bedeutung ist ein weiterer Berater des Kaisers, der Musiker und Komponist Georg ( Jurij) → Slatkonja, der 1498 die Hofkapelle gründete und damit den Anfang für die Wiener Sängerknaben setzte. 1513–1522 war er der erste residierende Bischof von Wien. Er fand im Stephansdom seine letzte Ruhestätte, von der ein prachtvoller Grabstein zeugt. Sein Kanzler war ein Jahrzehnt lang der Architekt Augustinus Tyfernus Prygl, der nicht nur am Ausbau der damaligen Bischofsresidenz mitwirkte, sondern vor allem als Sammler römischer Inschriften einen internationalen Bekanntheitsgrad erlangte. Seine Epigraphensammlung wird in einer frühen Abschrift von der Nationalbibliothek in W. gehütet. Zum Kreis der Humanisten des Hofes zählte noch Pietro Bonomo, der spätere Bischof von → Trieste/Trst/Triest und Förderer von Primož → Trubar, der 1528 an der Wiener Universität inskribierte, die damals eine Krise und mit der Gründung der Jesuitenuniversität in Graz 1586 auch einen Rückgang

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Wien – Ausstellungsplakat »Slowenen und Wien«, ÖAW 1995, Fachbereichsbibliothek Osteuropäische Geschichte und Slawistik, Universität Wien

der Studentenzahl erlebte. In dieser Übergangsphase infolge der Gegenreformation war 1547 und 1557 Lukas Gutenberger aus der Dolenjska (Unterkrain) Rector magnificus, der Sigismund → Herberstein bei der sprachlichen Endfassung seines Werkes »Rerum Moscoviticarum commentarii« unterstützte. Im 17. Jh. wurde die Bekanntschaft des Juristen und 1676 Rektors Georg Wohinz mit dem ebenfalls aus → Krain/Kranjska stammenden Pfarrer Lukas Knaffel von Großrußbach von entscheidender Bedeutung, da Letzterer den Großteil seines beachtlichen Vermögens 1671 testamentarisch den Studenten aus Krain/ Kranjska vermachte, ohne dabei eine ethnische Differenzierung zu treffen. Die nach ihm benannte Stiftung blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg in der Verwaltung der Universität Wien, erst 1961 wurde sie an die Universität Ljubljana übergeben. Diese wandelte 1995 die jahrhundertealte Universitätsstiftung zur Privatstiftung. In der Monarchie erhielten anfangs jährlich vier Studierende das Knaffel-Stipendium, gegen Ende des 19. Jh.s infolge der verdienstvollen Tätigkeit des Superintendenten A. F. Suppantschitz (1806– 1873) jedoch bereits 30. Die zurzeit von der Klagenfurter Bruderschaft → Mohorjeva verwaltete Stiftung vergibt ein Sachstipendium. Neben der dominanten

Wien Mir, 16.3.1905

Knafel-Stiftung, Slovenec, 10.2.1866

Drago Medved, Slovenski Dunaj, Radio Agora

Rolle der Alma Mater Rudolphina gibt es noch andere wichtige Beiträge der Slowenen in Wien. So berief Maria Theresia 1766 Anton → Janša aus der Gorenjska (Oberkrain) als Lehrer moderner Bienenzucht nach Wien, der die österreichische Imkerei revolutionierte. Ähnlich berühmt wurde auch sein untersteirischer Landsmann Georg ( Jurij) Vega (1756–1802) als Mathematiker, der die Logarithmentafeln entwickelte und als Offizier Ballistik unterrichtete. Er erhielt die höchste militärische Auszeichnung, den Mariatheresienorden und wurde geadelt. In Wien und Umgebung wirkte neben dem Polyhistor J. S. V. → Popowitsch 31 Jahre lang auch der slowenische Augustinermönch und Universalgelehrte Marko → Pohlin (1735–1801), dessen Opus 60 bibliografische Einheiten umfasst. Es folgen die beiden Sprachwissenschaftler Bartholomäus ( Jernej) → Kopitar (1780–1844) und Franz (Fran) → Miklosich/Miklošič, die den wissenschaftlichen Parnass der Slowenen in Wien darstellen und als Begründer der modernen Slawistik gelten. Dazu gesellt sich als Kärntner Slowene der Universi-

tätsprofessor für Physik Josef → Stefan. In der Nationalbibliothek wirkte später als Referent für Slawistik (1952–1964) der aus Kärnten/Koroška stammende Stanko (Stanislaus) → Hafner, der danach Ordinarius in Graz wurde. In Wien lebten während des Studiums oder auch länger eine Reihe von Dichtern  : France → Prešeren, Ivan → Cankar, Josip → Stritar, Josip → Jurčič, Fran → Levstik, Slavko Grum und viele andere. Es erschienen etliche slowenische Zeitschriften als Einzelnummern oder als Periodika  : von 1870 Zvon [Die Glocke] bis 1986 Glas Korotana [Stimme Korotans] zusammen über 30 Blätter (→ Publizistik). Bleibende bauliche Spuren hinterließen in W. des 20. Jh.s zwei berühmte slowenische Architekten  : Josef ( Jože) Plečnik (Zacherlhaus, Hl.-Geist-Kirche) und Max (Maks) Fabiani (Urania, Artariahaus). In politischer Hinsicht ist die Veröffentlichung der Forderung einer Generalversammlung von Wiener Slowenen (Slovenski zbor) nach Vereinigung des gesamten slowenischen Volkes aus Krain/Kranjska, der Steiermark/Štajerska, dem Küstenland/Litorale/Primorje und Kärnten/Koroška in ein einheitliches Königreich mit dem Namen »Slovenija« vom 20. April 1848 der Beginn einer ununterbrochenen politischen Präsenz in Wien, vor allem in den verschiedenen zentralen Einrichtungen und Körperschaften. An erster Stelle stand der Reichsrat als Parlament Cisleithaniens. Etwa 90 → Abgeordnete wurden mit Unterbrechungen in 70 Jahren in dieses höchste Vertretungsorgan gewählt, zwei von ihnen (Andrej Ferjančič und Josip Pogačnik) bekleideten auch das Amt des Vizepräsidenten. Seit 1897 verfolgte man im Hohen Haus eine selbstständigere Politik, die nach der Wahlreform 1907 noch stärker hervortrat. Die parlamentarische Arbeit der Slowenen erreichte ihren Höhepunkt unter Anton → Korošec, der dem 1917 neu geschaffenen Südslawischen Klub vorstand und am 30. Mai 1917 in Koordination mit den Tschechen im Plenum die staatsrechtliche Erklärung verlas, bekannt unter → »Maideklaration«, womit man die Vereinigung aller von Slowenen, Kroaten und Serben bewohnten Länder unter habsburgischem Szepter forderte. In die Zeit des Ersten Weltkriegs fiel auch die Bestellung des Verfassungsjuristen Ivan → Žolger (1867–1925) zum Minister ohne Portefeuille. Er blieb der einzige Slowene in dieser Funktion im alten Österreich. Neun Slowenen gehörten dem Herrenhaus an, dessen Mitglieder der Kaiser ernannte, darunter war auch Fran Miklošič.

1507

Wiener Abkommen

In der Zwischenkriegszeit gründeten am 23. Juni 1923 slowenische Studenten aus Kärnten/Koroška den → Klub koroških slovenskih akademikov na Dunaju [Klub Kärntner slowenischer Akademiker in Wien], der noch heute als Klub slovenskih študentov in študentk na Dunaju [Klub slowenischer Studenten und Studentinnen in Wien] weiterbesteht. 1927 vereinigten sich die in Wien verbliebenen Slowenen im → Slovenski krožek [Slowenischer Kreis], der von den Nazis aufgelöst wurde. Seine Tradition nahm 1977 der Dunajski krožek [Wiener Kreis] wieder auf, der aber 2011 seine Tätigkeit einstellte. In Wien gab und gibt es auch namhafte Musiker, so Kammersänger Anton Dermota, akademische Lehrer an der Musikuniversität wie Marjana Lipovšek  ; Oto Vrhovnik u. a. In Wien und → Maribor lebt der bedeutende zeitgenössische Komponist Tomaž Svete. Eine Reihe von Wiener Sloweninnen und Slowenen sind in der Wissenschaft tätig, so der Historiker Walter Lukan, die Slowenistin Katja Sturm-Schnabl, der Sprachwissenschaftler Pavel Zdovc, der Physiker Joško Strauss u. a. Es gibt in W. mehrere slowenische Rechtsanwälte, Ärzte, Architekten, Beamte, Journalisten und Künstler. Zwischen 1998 und 2014/15 existierte das offizielle Slovenski znanstveni inštitut na Dunaju [Slowenische Wissenschaftsinstitut in Wien]. Es gibt auch das Korotan, ein Studentenheim, Hotel und Kulturzentrum. Als Heim ist es eine verdienstvolle Gründung des Claretinerpaters Ivan Tomažič (1919– 2014) aus dem Jahr 1966, heute im Besitz der Republik Slowenien. Ebenso gibt es seit 1983 im Rahmen der Erzdiözese Wien das Slowenische Pastoralzentrum (Slovenski pastoralni center). Nicht zuletzt sei noch der 13 Kärntner Slowenen aus Zell Pfarre/Sele gedacht, die 1943 als »Hochverräter« vom Volksgerichtshof in Klagenfurt/Celovec zum Tode verurteilt und in der Folge im Wiener Grauen Haus enthauptet wurden. Sie starben wie tausend andere Mitbürger und Mitbürgerinnen für die Freiheit Österreichs. Lit.: ES. – M. Kmecl  : Große Slowenen in Wien. [s. l.] Adria bank ag 1984, 18 (Broschüre, 28 S.)  ; M. Kmecl  : Wien – Nebenheimat der Slowenen. In  : Die Brücke, X-4 (1984) 42–48  ; F. J. Bister  : Die slowenische ethnische Gruppe in Wien. Eine Untersuchung ihrer gegenwärtigen kulturellen und sozialen Situation. In  : Europa Ethnica 4 (1986) 169–180  ; F. Pibernik  : Slovenski dunajski krog 1941–1945. Ljubljana 1991  ; D. Mihelič (Hg.)  : Dunaj in Slovenci. Posvetovanje Zveze zgodovinskih društev Slovenije, Avstrijskega inštituta za vzhodno in jugovzhodno Evropo – Izpostava Ljubljana, Slovenske izseljenske matice, Ljubljana, 18. in 19. junija 1992. Ljubljana 1994  ; K. Sturm-Schnabl  : Dunajska slavistika in njen prispevek k slovenski kulturi. In  : ZČ 49, 3 (1995) 411– 420  ; V. Melik  : Wahlen im alten Österreich. Am Beispiel der Kronlän-

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der mit slowenischsprachiger Bevölkerung. Aus dem Slowenischen von Irena Vilfan-Bruckmüller (=  Anton Gindely Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropas, Bd. 3). Wien/Köln/Weimar 1997  ; V. Melik  : Slovenci 1848–1918. Razprave in članki. Maribor 2002  ; V. Rajšp (Hg.)  : Knafljeva ustanova na Dunaju 1676–2006 (=  Srednjeevropska znanstvena knjižnica/Mitteleuropäische wissenschaftliche Bibliothek, Bd. 1). Dunaj, Ljubljana 2007  ; P. Simoniti  : Humanismus bei den Slowenen. Slowenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (= Zentraleuropa-Studien, Bd. 11). Wien 2008  ; V Rajšp (Hg.)  : Slovenski odnosi z Dunajem skozi čas. Wien, Ljubljana 2013  ; J. Kontler-Salamon  : Za resnico do zadnjega diha. Pater Ivan Tomažič, ustanovitelj Korotana. Ljubljana 2015. Feliks J. Bister

Wiener Abkommen (bosnisch/kroatisch/serbisch Bečki

književni dogovor) → Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung.

Wiener Sängerknaben, vgl. → Slatkonja, Georg

( Jurij)  ; → Wien.

Schriftsprachen-Vereinbarung, bosnisch/ kroatisch/serbisch Bečki književni dogovor (bisweilen verkürzt Wiener Abkommen/Bečki dogovor). Eine der Konsequenzen der in Bestimmung über die Gleichberechtigung der Völker der Monarchie aus § 5 der → Oktroyierten Märzverfassung von 1849 und des darauf basierenden Verfassungsbegleitgesetzes über die Herausgabe des → Reichsgesetzblattes in zehn Sprachen der Monarchie, dem Reichs- und Landesgesetzblattpatent (→ Kundmachung [1]), war die Notwendigkeit der Erstellung einer entsprechenden Rechtsterminologie (→ Terminologie) für die Sprachen, in denen die gleichermaßen authentischen Sprachfassungen des Reichsgesetzblattes veröffentlicht werden sollten, so auch für das Kroatische und das Serbische der Monarchie (Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Serbien waren davon nicht betroffen, da sie nicht zur Monarchie gehörten). Die sprachlichen Normierungsbemühungen zur kroatischen, serbischen und slowenischen politisch-juridischen Terminolgie führten 1850 unter der Ägide des Slowenen, Reichstagsabgeordneten in Kremsier (Kroměříž), Begründers und ersten Professors für Slawistik an der Universität Wien Franz → Miklosich/Miklošič (1813–1891) zur sog. Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung (BKS  : Bečki književni dogovor). Diese bildete eine der nachhaltig wirkenden Ergebnisse der damaligen Bemühungen. Wegen der sprachlichen Verwandtschaft der Südslawen, die in der Habsburgermonarchie lebten (die SloWiener

KSŠŠD

Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung

wenen, Kroaten und die Serben [letztere in Dalmatien, in der Wojwodina/Vojvodina und in der Militärgrenze/ Vojna Krajina]), war es naheliegend und beabsichtigt, eine möglichst konvergierende Rechtsterminologie zu schaffen. Dies deshalb, weil insbesondere Kroatisch und Serbisch trotz unterschiedlicher und vielfältiger Staatsrechtstraditionen weitgehend interkommunikabel und die unterschiedlichen dialektalen Merkmale nicht in erster Linie ethnisch bedingt waren, während die zu erstellende Terminologie für die österreichische Gesetzgebung bestimmt war. Diese verfügte ihrerseits über eine historisch gewachsene, einheitliche und strukturierte Rechtssprache. Ziel war eine zweckorientierte Normierung des Kroatischen und Serbischen vor allem auf morphologischem und, unter möglichen Angleichungen der slowenischen Termini, auf rechtsterminologischem Gebiet. Diese Vorgangsweise wird im Vorwort (welches in der Folge als Wiener Abkommen/Bečki dogovor von 1850 bekannt wurde) des im Auftrag des Ministeriums (der Regierung) erarbeiteten Wörterbuches »Politisch-juridische Terminologie für die slavischen Sprachen Österreichs. Von der Commission für slavische juridisch-politische Terminologie. Deutschkroatische, serbische und slovenische Separat-Ausgabe« (Wien 1850, ²1853, S. V–VIII) dargestellt bzw. integral im kroatischen Vorwort von Dimitrije Demeter wiedergegeben und von weiteren vier kroatischen (Ivan Kukuljević, Ivan Mažuranić, Vinko Pacel und Stjepan Pejaković), zwei serbischen (Gjura Daničić, Vuk Stefanović Karadžić) sowie dem slowenischen Gelehrten Franz Miklosich/Miklošič unterzeichnet (Slapnicka 1974, Sturm-Schnabl 1991, Gröschel 2009  : 11 f.). Božidar Petranović unterzeichnete das serbische in kyrillischer Schrift gehaltene Vorwort, Matej Cigale das slowenische. Dieses Konzept war auch deshalb möglich, weil Kroatisch und Serbisch (sowie das Bosnische und das Montenegrinische) ein Dialektkontinuum bilden, dessen Einteilung einerseits auf dem Gebrauch des Fragewortes für ›w