Elektrische Energieversorgung: Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie für Studium und Praxis [7 ed.] 3834802174, 9783834802170


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Elektrische Energieversorgung: Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie für Studium und Praxis [7 ed.]
 3834802174, 9783834802170

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Klaus Heuck Klaus-Dieter Dettmann Detlef Schulz

Elektrische Energieversorgung

Aus dem Programm Elektrische Energietechnik

Vieweg Handbuch Elektrotechnik herausgegeben von W. Böge und W. Plaßmann Vieweg Taschenlexikon Technik herausgegeben von A. Böge Formeln und Tabellen Elektrotechnik herausgegeben von W. Böge und W. Plaßmann Elektrische Maschinen und Antriebe von K. Fuest und P. Döring Schaltnetzteile und ihre Peripherie von U. Schlienz Grundkurs Leistungselektronik von J. Specovius

vieweg

Klaus Heuck Klaus-Dieter Dettmann Detlef Schulz

Elektrische Energieversorgung Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie für Studium und Praxis 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage Mit 638 Abbildungen, 36 Tabellen und 75 Aufgaben mit Lösungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus Heuck, Dipl.-Ing., hat das Fachgebiet Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg bis November 2005 vertreten. Dr.-Ing. Klaus-Dieter Dettmann, Dipl.-Ing., ist Akademischer Direktor und Laborleiter des Fachgebiets Elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Detlef Schulz , Dipl.-Ing., vertritt das Fachgebiet Elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg seit Dezember 2005.

1. Auflage 1984 2., neubearbeitete Auflage 1991 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 1995 4., vollständig neubearbeitete und erweiterte Auflage 1999 5., vollständig überarbeitete Auflage September 2002 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage Februar 2005 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2007 Alle Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2007 Lektorat: Reinhard Dapper / Imke Zander Der Vieweg Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vieweg.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz und Layout: Endrik Waldhaim, Hamburg Zeichenarbeiten: Andrea Jacob, Wiebke Jürgens, Endrik Waldhaim, Hamburg Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0217-0

V

Vorwort Das vorliegende Buch Elektrische Energieversorgung “ vermittelt die Grundkenntnis” se, die von Studenten sowie Jungingenieuren der Elektrotechnik erwartet werden, wenn sie bei einem Hersteller oder Betreiber energietechnischer Anlagen tätig werden wollen. Dementsprechend umfasst dieses Buch die gesamte Breite der elektrischen Energieversorgung. Es wird die Kette von der Energieerzeugung bis hin zu den Verbrauchern behandelt. Den Schwerpunkt bilden die Einrichtungen zur Übertragung und zur Verteilung elektrischer Energie. Das notwendige theoretische Rüstzeug wird anhand technologisch moderner, praxisüblicher Konstruktionen entwickelt. Es ist Wert darauf gelegt worden, dass der aktuelle Stand der wesentlichen Normen (VDE-Bestimmungen, DIN, EN, IEC) berücksichtigt und bereits in die Ableitung der Projektierungsmethoden einbezogen wird. Diese Gesichtspunkte dürften auch für den bereits im Berufsleben stehenden Ingenieur von Interesse sein, wenn er seine Kenntnisse auffrischen bzw. erweitern möchte. Bei der Gestaltung des Buches ist weiterhin darauf geachtet worden, dass es für ein Selbststudium geeignet ist. So werden die einzelnen Begriffe stets folgerichtig entwickelt. Außerdem werden Grundlagenkenntnisse, die nicht generell nach dem Vorexamen an einer Universität oder Fachhochschule vorliegen müssen, nochmals erläutert oder zumindest gestreift. Als Beispiele dafür seien die Berechnung galvanisch-induktiv gekoppelter Kreise sowie die Tordarstellung von Netzen genannt. Zur Lernkontrolle folgen am Ende der Kapitel insgesamt 75 Aufgaben; die zugehörigen Lösungen sind vor dem Anhang zu finden. Um die Verständlichkeit des Buches weiter zu erhöhen, sind die Modelle und damit auch deren analytische Formulierung zunächst immer sehr einfach gehalten. Sofern die Idealisierung für wichtige Bereiche der Praxis zu weitgehend ist, wird auf kompliziertere Modelle eingegangen. Dabei wird verstärkt mit der physikalischen Plausibilität argumentiert. Der beschriebene Aufbau stellt ein Charakteristikum dieses Buches dar und ist auch bei allen Erweiterungen von Auflage zu Auflage konsequent eingehalten worden. Diese Ausrichtung ist wohl ein wesentlicher Grund dafür, dass die bisherigen sechs Auflagen sowie ein Nachdruck vom Markt gut angenommen worden sind. Einen weiteren Grund für diese Akzeptanz sehen die Autoren darin, dass sie das Buch stets aktualisiert haben. So ist in der vorliegenden siebten Auflage der Abschnitt über die regenerative Energieerzeugung aktualisiert und erheblich erweitert worden. Dieser Schritt wurde notwendig, da diese Art der Energieerzeugung laufend an Bedeutung gewonnen hat und nunmehr ein nennenswertes Gewicht aufweist. Darüber hinaus hat die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes im Jahre 2005 die Deregulierung der Elektrizitätswirtschaft modifiziert. Diese Entwicklungen sind ebenfalls bei der vorliegenden Auflage berücksichtigt worden. Zusätzlich sind über die gesamte Breite des Buches Aussagen überarbeitet worden. Stellvertretend sei als erstes Beispiel die Berechnung der Netzeigenwerte aus der stationären Admittanzmatrix genannt; in einem eigenen Abschnitt wird u. a. der Einfluss der Einspeisequellen herausgearbeitet. Als ein zweites Beispiel seien die Auswirkungen von Netzasymmetrien auf den kompensierten Netzbetrieb angeführt. Zusätzlich sind zahlreiche Textstellen didaktisch klarer gefasst worden. Geändert hat sich bei dieser Auflage auch das Autorenteam. Herr Prof. Reuter arbeitet nicht mehr aktiv am Buch mit, an dem er seit der zweiten Auflage beteiligt war.

VI

Vorwort

Dieser Schritt ist verständlich, da er bereits vor über zehn Jahren die Altersgrenze zum Ruhestand erreicht hat. Zuvor war er als Direktor für die Elektrotechnik in einem regionalen Energieversorgungsunternehmen tätig. In dieser führenden Position hat er sich sehr detaillierte Kenntnisse über den Betrieb und die Planung von Netzen erworben, die natürlich in dieses Buch eingeflossen sind. Sie haben sich insbesondere in der zweiten und dritten Auflage in zahlreichen Denkanstößen konkretisiert, die den Praxisbezug des Buches deutlich verbessert haben. An dieser Stelle bedanken sich die Autoren noch einmal für die engagierte Mitarbeit und hoffen, dass Herr Prof. Reuter Ihnen als Diskussionspartner erhalten bleibt. Als neues Mitglied ist Herr Prof. Schulz in das Autorenteam eingetreten und hat die Überarbeitung der siebten Auflage mitgestaltet. Zu einem erheblichen Teil fußt die fachliche Weiterentwicklung des Buches auf den Verbesserungsvorschlägen, die aus der Leserschaft eingegangen sind. Viele dieser Anregungen sind in den Rezensionen enthalten, die den Autoren bei der sechsten Auflage wiederum zugesandt und von ihnen als recht positiv empfunden worden sind. Häufig wird der Praxisbezug des Buches gelobt. Diese Eigenschaft des Buches ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Autoren auf Gebieten, bei denen sie ihre eigenen Vor-OrtErfahrungen als nicht ausreichend beurteilen, den Rat von profilierten Fachleuten gesucht und eingearbeitet haben. Bei den früheren Auflagen sind insbesondere die Herren Prof. Funk (Hannover), Prof. Hosemann (Erlangen), Prof. Oswald (Hannover) und Dr. Dietrich (Nürnberg) zu nennen. Bei der Aktualisierung des Buches haben die Autoren wiederum Herrn Dr. Rosenberger (Hamburg) gebeten, Ihnen den Änderungsbedarf auf dem Gebiet der Deregulierung aufzuzeigen, der sich seit dem Erscheinen der sechsten Auflage zwischenzeitlich ergeben hat. Nahezu traditionell ist Herr Dr. Rosenberger diesem Wunsch gern und umfassend nachgekommen. Dafür bedanken sich die Autoren. Weiterhin sind wir Herrn Dipl.-Ing. Waldhaim zu großem Dank verpflichtet. Ohne dessen Engagement und tatkräftige Hilfe hätte diese siebte Auflage nicht erscheinen können. Im Rahmen der Überarbeitung galt es, eine Reihe von neuen Bildern zu gestalten. Diese Zeichenarbeiten sind von Herrn Waldhaim, Mitarbeiter des Fachgebiets Elektrische Energiesysteme, sehr präzise und engagiert durchgeführt worden. Zusätzlich hat er – nun bereits zum sechsten Mal – mit viel Tatkraft und Akribie den gesamten Satz sowie das Layout des Buchs erstellt. Die aus der sechsten Auflage unverändert übernommenen Zeichnungen wurden seinerzeit mit hoher Qualität von Frau Jürgens sowie Frau Jacob angefertigt. Dank schulden die Autoren ferner dem Verlag Vieweg für die Bereitschaft, die siebte Auflage herauszugeben. Dabei haben die Firmengruppe Ritz Messwandler Hamburg, die Firma EMH Energie-Messtechnik aus Hamburg, areva in Frankfurt, Plambeck Neue Energien in Cuxhaven sowie das Software- und Consulting-Unternehmen DIgSILENT aus Gomaringen diese Auflage finanziell unterstützt; dafür ein Dankeschön.

Hamburg, im Juni 2007 Klaus Heuck Klaus-Dieter Dettmann Detlef Schulz

VII

Inhaltsverzeichnis Formelzeichen

XVIII

1 Überblick über die geschichtliche Entwicklung der elektrischen Energieversorgung 2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung 2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Kohlebefeuerte Blockkraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1.1 Dampfkraftwerksprozess in kohlebefeuerten Blockkraftwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1.2 Aufbau kohlebefeuerter Blockkraftwerke . . . . . . . . . . 2.1.1.3 Wärmeverbrauchskennlinie von Kondensationskraftwerken 2.1.2 Erdgasbefeuerte Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.1 Gasturbinen-Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.2 Gas-und-Dampf-Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.3 Blockheizkraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2.4 Brennstoffzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Erdgas-/kohlebefeuerte Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Stromerzeugung mit Wasserkraftwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Bauarten von Wasserturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Bauarten von Wasserkraftwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Stromerzeugung mit Kernkraftwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Windenergieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1.1 Grundlagen der Windkraftausnutzung . . . . . . . . . . . 2.4.1.2 Konstruktive Ausführung und Größenentwicklung . . . . 2.4.1.3 Charakteristik der Energielieferung . . . . . . . . . . . . 2.4.1.4 Drehzahlregelung und Leistungsbegrenzung . . . . . . . . 2.4.1.5 Leistungskurven von WEA . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1.6 Offshore-Windenergieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Solarthermische Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.1 Parabolrinnenkraftwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.2 Turmkraftwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.3 Dish-Stirling-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.4 Aufwindkraftwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3 Biomassekraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.4 Geothermische Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.5 Gezeitenkraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.6 Wellenkraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.7 Strömungskraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.8 Photovoltaische Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.8.1 Aufbau und Betriebsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.8.2 Wechselrichterkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.8.3 Anlagenkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 5 5 5 6 10 16 17 17 18 19 20 21 22 23 23 24 27 28 28 29 32 32 37 38 40 40 41 42 42 43 43 45 45 46 47 47 50 51

VIII

Inhaltsverzeichnis 2.4.9

2.5

2.6

2.7

Speichertechnologien in der Energieversorgung . . . 2.4.9.1 Pumpspeicherwerke . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.2 Druckluftspeicher . . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.3 Schwungmassenspeicher (Schwungrad) . . . 2.4.9.4 Wärmespeicher . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.5 Batteriespeicher . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.6 Wasserstoffspeicher . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.7 Kondensatorspeicher . . . . . . . . . . . . . 2.4.9.8 Supraleitende Magnetspeicher . . . . . . . 2.4.10 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kraftwerksregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Regelung von Wärmekraftwerken . . . . . . . . . . . 2.5.1.1 Regelung eines Kraftwerks im Inselbetrieb 2.5.1.2 Regelung im Insel- und Verbundnetz . . . . 2.5.2 Regelung von Wasser- und Kernkraftwerken . . . . . Kraftwerkseinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.1 Verlauf der Netzlast . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Deckung der Netzlast . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen 3.1 Übertragungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Einphasige Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Dreiphasige Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 HGÜ-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Niederspannungsnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Mittelspannungsnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Hoch- und Höchstspannungsnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Netzstrukturen von Windparks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Bordnetz von Kraftfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1.1 Bauweise und Funktion von Klauenpolgeneratoren . . 3.4.1.2 Spannungsregelung und Gleichrichtung des erzeugten Drehstroms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1.3 Netzgestaltung bei Kraftfahrzeugen . . . . . . . . . . 3.4.2 Bordnetz von Flugzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2.1 Stromerzeugung bei Flugzeugen . . . . . . . . . . . . 3.4.2.2 Netzgestaltung bei Flugzeugen . . . . . . . . . . . . . 3.4.3 Bordnetz von Schiffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3.1 Stromerzeugung bei Schiffen . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3.2 Netzgestaltung bei Schiffen . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.4 Weitere Bordnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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52 52 53 53 54 54 55 56 56 56 58 58 58 63 67 67 68 68 69

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72 73 73 73 76 77 78 80 82 85 86 86 87

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. 89 . 90 . 91 . 91 . 92 . 94 . 94 . 97 . 99 . 100

Inhaltsverzeichnis 4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente 4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen . . . . . . . . . . 4.1.1 Analytische Beschreibung induktiver Kopplungen . . . . . . . . . . 4.1.2 Stationäre Beschreibung von Netzen mit induktiven Kopplungen . 4.1.2.1 Veranschaulichung der manuellen Berechnungsmethode an einem Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2.2 Admittanzform von mehrtorigen Netzen . . . . . . . . . . 4.1.2.3 Impedanzform von mehrtorigen Netzen . . . . . . . . . . 4.1.3 Ausgleichsvorgänge in Netzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.3.1 Anwendung der Laplace-Transformation . . . . . . . . . . 4.1.3.2 Erläuterungen zu Eigenfrequenzspektren . . . . . . . . . 4.1.4 Nichtlineare Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Leistungstransformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Einphasige Zweiwicklungstransformatoren . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1.1 Aufbau, Eigenfrequenzspektren und transientes Verhalten von einphasigen Zweiwicklungstransformatoren . . . . 4.2.1.2 Niederfrequentes Ersatzschaltbild eines einphasigen Zweiwicklungstransformators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1.3 Betriebsverhalten von Zweiwicklungstransformatoren im einphasigen Netzverband . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 Einphasige Dreiwicklungstransformatoren . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Dreiphasige Leistungstransformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3.1 Aufbau eines Drehstromtransformators mit zwei Wicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3.2 Schaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3.3 Übersetzung bei symmetrischem Betrieb . . . . . . . . . 4.2.3.4 Ersatzschaltbild für den symmetrischen Betrieb . . . . . 4.2.3.5 Betriebsverhalten von dreiphasigen Zweiwicklungstransformatoren im Netzverband . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.4 Spartransformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.4.1 Aufbau und Einsatz von Spartransformatoren . . . . . . 4.2.4.2 Ersatzschaltbild eines Spartransformators . . . . . . . . . 4.2.5 Transformatoren mit einstellbarer Übersetzung . . . . . . . . . . . 4.2.5.1 Erläuterung der direkten Spannungseinstellung . . . . . . 4.2.5.2 Erläuterung der indirekten Spannungseinstellung . . . . . 4.2.5.3 Leistungsverhältnisse bei Umspannern mit einstellbaren Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Messwandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Spannungswandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1.1 Induktive Spannungswandler . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1.2 Kapazitive Spannungswandler . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Stromwandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Synchronmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Grundsätzlicher Aufbau von Synchronmaschinen . . . . . . . . . . 4.4.2 Modellgleichungen einer Synchronmaschine . . . . . . . . . . . . . 4.4.2.1 Qualitative Feldverhältnisse in einer Vollpolmaschine . . 4.4.2.2 Formulierung der Modellgleichungen . . . . . . . . . . . .

IX 102 102 102 106 107 108 110 112 112 114 116 119 119 120 129 134 136 140 140 141 143 146 153 155 155 156 158 159 161 163 166 167 167 170 171 174 174 176 177 179

X

Inhaltsverzeichnis 4.4.3

4.5

4.6

4.7

4.8

Betriebsverhalten von Synchronmaschinen . . . . . . . . . . . . . . 4.4.3.1 Ersatzschaltbild für den stationären Betrieb . . . . . . . 4.4.3.2 Betriebseigenschaften von Synchronmaschinen in Energieversorgungsnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.3.3 Spannungsregelung von Synchronmaschinen . . . . . . . . 4.4.4 Verhalten von Synchronmaschinen bei einem dreipoligen Kurzschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.4.1 Dreipoliger Klemmenkurzschluss bei einer verlustfreien, leerlaufenden Synchronmaschine mit Dauermagnetläufer . 4.4.4.2 Dreipoliger Klemmenkurzschluss bei einer verlustfreien Vollpolmaschine mit Gleichstromerregung . . . . . . . . . 4.4.4.3 Netzkurzschluss bei einer verlustbehafteten Vollpolmaschine mit Erreger- und Dämpferwicklung . . . . . . . . . Freileitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1 Aufbau von Freileitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1.1 Masten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1.2 Leiterseile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1.3 Erdseile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1.4 Isolatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2 Ersatzschaltbilder von Drehstromfreileitungen für den symmetrischen Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2.1 Induktivitätsbegriff bei Dreileitersystemen . . . . . . . . 4.5.2.2 Kapazitätsbegriff bei Dreileitersystemen . . . . . . . . . . 4.5.2.3 Ohmscher Widerstand bei Dreileitersystemen . . . . . . . 4.5.2.4 Ableitungswiderstand bei Dreileitersystemen . . . . . . . 4.5.3 Betriebsverhalten von symmetrisch aufgebauten Drehstromfreileitungen bei symmetrischem Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3.1 Natürlicher Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3.2 Übernatürlicher Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3.3 Unternatürlicher Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3.4 Betriebsverhalten verlustbehafteter Freileitungen . . . . . 4.5.4 Transientes Verhalten von Freileitungen im symmetrischen Betrieb Kabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1 Aufbau von Kabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1.1 Kunststoffkabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1.2 Massekabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1.3 Ölkabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1.4 Gaskabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.2 Zulässige Betriebsströme von Kabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.3 Bezeichnungen von Normkabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.4 Garnituren von Kabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.5 Ersatzschaltbild und Betriebsverhalten von Drehstromkabeln . . . Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7.1 Motorische Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7.2 Mischlasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7.3 Leistungsverhalten von Lasten im Netzbetrieb . . . . . . . . . . . . Leistungskondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8.1 Aufbau von Leistungskondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . .

182 182 186 190 192 192 195 202 209 209 209 211 213 214 215 216 222 229 229 231 231 233 233 234 236 239 240 240 243 244 244 245 246 248 250 253 253 254 255 257 257

Inhaltsverzeichnis 4.8.2 4.8.3

4.9 4.10

4.11

4.12

4.13

Grundsätzliche Erläuterungen zur Blindleistungskompensation . . Blindleistungskompensation bei Netzen mit parasitären Oberschwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8.3.1 Modell eines Netzes mit Stromrichteranlagen . . . . . . . 4.8.3.2 Auswertung des Ersatzschaltbilds . . . . . . . . . . . . . 4.8.3.3 Netzrückwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8.4 Schnelle Blindleistungskompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8.5 Leistungsflusssteuerung mit FACTS . . . . . . . . . . . . . . . . . Drosselspulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.10.1 Eigenschaften idealer und realer Schalter . . . . . . . . . . . . . . . 4.10.2 Aufbau und Wirkungsweise von Schaltern . . . . . . . . . . . . . . 4.10.2.1 Leistungsschalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.10.2.2 Trennschalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.10.2.3 Lastschalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schaltanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.1 Schaltungen von Schaltanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.2 Bauweise von Schaltanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.2.1 Konventionelle Freiluftschaltanlagen . . . . . . . . . . . . 4.11.2.2 Gasisolierte metallgekapselte Schaltanlagen . . . . . . . . 4.11.2.3 Konventionelle Zellenbauweise . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.3 Berücksichtigung von Schaltanlagen in Ersatzschaltbildern . . . . . 4.11.4 Leittechnik in Schaltanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.4.1 Aufgaben der Leitebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.11.4.2 Kommunikation der Leitebenen . . . . . . . . . . . . . . 4.11.4.3 Kommunikation über Rundsteuerung . . . . . . . . . . . Isolationskoordination und Schutz von Betriebsmitteln vor unzulässigen Überspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.1 Beanspruchungen von Betriebsmitteln durch verschiedene Überspannungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.1.1 Zeitweilige Überspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.1.2 Transiente Überspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.2 Festlegung des Isoliervermögens von Betriebsmitteln mithilfe von genormten Bemessungsspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.2.1 Durchschlagskennlinien von Spitze-Platte-Anordnungen . 4.12.2.2 Kennzeichnung der Durchschlagskennlinien durch repräsentative Überspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.2.3 Festlegung von Isolationspegeln . . . . . . . . . . . . . . 4.12.2.4 Isoliervermögen weiterer Anordnungen . . . . . . . . . . . 4.12.3 Überspannungsableiter und Blitzschutzeinrichtungen . . . . . . . . 4.12.3.1 Ventilableiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.3.2 Metalloxidableiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.12.3.3 Blitzschutzeinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutz der Betriebsmittel vor unzulässigen Strombeanspruchungen . . . . 4.13.1 Sicherungen und Is -Begrenzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.1.1 HH-Sicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.1.2 NH-Sicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.1.3 Is -Begrenzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI 258 260 261 262 263 265 267 270 273 273 274 275 278 280 281 281 287 287 291 297 299 300 300 302 303 304 304 304 305 311 311 312 314 315 317 317 320 323 324 324 324 327 329

XII

Inhaltsverzeichnis

4.13.2 Schutzsysteme für Betriebsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.2.1 Vergleichsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.2.2 Überstromprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.2.3 Distanzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.2.4 Weitere Netzschutz-Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . 4.13.2.5 Technische Umsetzung der Schutzprinzipien . . . . . . . . 4.14 Netzanbindung von Windenergieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.1 Stationäres Ersatzschaltbild einer Netzanbindung von Windenergieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.2 Generatoren und leistungselektronische Einrichtungen für die Netzanbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.2.1 Netzkopplung von Generatoren . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.2.2 Betriebsverhalten von doppelt gespeisten Asynchrongeneratoren in WEA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.2.3 Leistungselektronische Einrichtungen in WEA . . . . . . 4.14.2.4 Funktionsweise selbstgeführter Wechselrichter . . . . . . . 4.14.2.5 Typische Anwendungen von selbstgeführten Wechselrichtern in WEA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.3 Netzanbindung von Windparks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.14.3.1 Spannungsebenen in Windparks . . . . . . . . . . . . . . 4.14.3.2 Transiente Simulation von Windparks . . . . . . . . . . . 4.15 Ersatzschaltungen von Photovoltaikanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.15.1 Eindiodenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.15.2 Modellbildung für Solarmodule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.16 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

330 330 331 333 335 335 336

5 Auslegung von Netzen im Normalbetrieb 5.1 Kriterien für zulässige thermische Dauerbelastung und Spannungshaltung 5.2 Einseitig gespeiste Leitung ohne Verzweigungen . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Einseitig gespeiste Leitung mit Verzweigungen . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Zweiseitig gespeiste Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Vermaschtes Netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Nachbildung von Teilnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 Lastflussberechnung in Energieversorgungsnetzen . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1 Lastflussberechnung mithilfe der Stromsummen . . . . . . . . . . . 5.7.1.1 Netze mit Stromeinprägungen . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1.2 Netze mit einer eingeprägten Spannungsquelle und Lasten mit konstantem Strom . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1.3 Netze mit einer eingeprägten Spannungsquelle und Lasten mit konstanter Wirk- und Blindleistung . . . . . . 5.7.1.4 Netze mit mehreren eingeprägten Spannungsquellen . . . 5.7.1.5 Netze mit Kraftwerkseinspeisungen . . . . . . . . . . . . 5.7.2 Lastflussberechnung mithilfe der Leistungssummen . . . . . . . . . 5.7.3 Lastflussberechnung in Netzen mit mehreren Spannungsebenen . . 5.7.4 Berechnung von Eigenwerten aus der stationären Knotenadmittanzmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

365 365 366 371 372 376 377 379 380 380

336 338 338 340 344 347 349 351 351 352 353 353 355 356

382 382 383 384 384 388 389 390

Inhaltsverzeichnis

XIII

6 Dreipoliger Kurzschluss 393 6.1 Generatorferner dreipoliger Kurzschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 6.1.1 Berechnung des Kurzschlussstromverlaufs in unverzweigten Netzen mit einer Netzeinspeisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 6.1.1.1 Berechnung des stationären Kurzschlusswechselstroms . . 394 6.1.1.2 Berechnung des Einschwingvorgangs . . . . . . . . . . . . 396 6.1.2 Berechnung der Kurzschlussströme in verzweigten Netzanlagen mit mehreren Netzeinspeisungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 6.1.2.1 Modellierung und Lösungsmethodik von verzweigten Netzanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 6.1.2.2 Berechnung der stationären Kurzschlussströme mit dem Verfahren der Ersatzspannungsquelle . . . . . . . . . . . 401 6.1.2.3 Berechnung des Einschwingvorgangs bei dem Verfahren mit der Ersatzspannungsquelle . . . . . . . . . . . . . . . 403 6.1.2.4 Veranschaulichung der Kurzschlussstromberechnung bei verzweigten Netzen an einem Beispiel . . . . . . . . . . . 408 6.1.2.5 Einfluss der Netzkapazitäten und Mischlasten auf die Kurzschlussströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 6.2 Generatornaher dreipoliger Kurzschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 6.2.1 Modell eines verlustlosen, mehrfach gespeisten Netzes mit einem generatornahen Kurzschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 6.2.2 Berechnung des Anfangskurzschlusswechselstroms bei generatornahen Kurzschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 6.2.3 Berechnung des Stoßkurzschlussstroms für generatornahe Fehler . 420 6.2.4 Berechnung des Kurzschlussausschaltstroms . . . . . . . . . . . . . 424 6.2.5 Berücksichtigung von Netzkapazitäten, Mischlasten, motorischen Verbrauchern und Windenergieanlagen bei generatornahen Kurzschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 6.3 Kurzschluss in Bordnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 6.3.1 Kraftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 6.3.2 Flugzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 6.3.3 Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 6.4 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 7 Auslegung von Netzen gegen Kurzschlusswirkungen und Auslegung von Schaltern 7.1 Lichtbogenkurzschlüsse in Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Mechanische Kurzschlussfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.1 Auslegung von linienförmigen, biegesteifen Leitern . . . . . . . . 7.2.1.1 Berechnung der Stromkräfte . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.1.2 Dimensionierung der Leiterschienen . . . . . . . . . . . 7.2.1.3 Stromkräfte bei gekrümmten und gekapselten Leiterschienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.2 Auslegung von Leiterschienen mit großen Querschnittsabmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.3 Auslegung von Stützern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.4 Auslegung von Leiterseilen und Kabeln . . . . . . . . . . . . . .

. . . . .

436 436 439 440 440 442

. 444 . 445 . 448 . 449

XIV 7.3

7.4 7.5

7.6

7.7

Inhaltsverzeichnis Thermische Kurzschlussfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.1 Berechnung der Wärmebeanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.2 Festlegung des zulässigen Kurzzeitstroms . . . . . . . . . . . . . . Maßnahmen zur Beeinflussung der Kurzschlussleistung . . . . . . . . . . . Auswirkungen von Kurzschlüssen auf das transiente Generatordrehzahlverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1 Wichtige Netzparameter zur Gewährleistung der transienten Stabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1.1 Modellierung einer Generatornetzanbindung . . . . . . . 7.5.1.2 Diskussion der Modellgleichung . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1.3 Interpretation verschiedener Fehlersituationen mit dem Flächenkriterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1.4 Fehler in einer unterlagerten Spannungsebene . . . . . . . 7.5.1.5 Fehler im Höchstspannungsnetz . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1.6 Fehler mit Ausschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.2 Drehzahlverhalten der Generatoren in einem kurzschlussbehafteten Netz mit mehrfacher Generatoreinspeisung . . . . . . . . . . . . . Auslegung von Schaltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6.1 Einschwingspannungen nach einem Schalter-Klemmenkurzschluss in einphasigen Netzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6.2 Bewertung der Einschwingspannungen . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6.3 Abstandskurzschluss in einphasigen Netzen . . . . . . . . . . . . . 7.6.4 Auslegung von Leistungsschaltern in Drehstromnetzen . . . . . . . 7.6.5 Schaltvorgänge ohne Kurzschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

8 Grundzüge der Betriebsführung und Planung von elektrischen Energieanlagen 8.1 Betriebsführung von Netzanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.1 Organisation des Strommarktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.1.1 Organisation des Strommarktes vor der Deregulierung . 8.1.1.2 Organisation des Strommarktes nach der Deregulierung 8.1.2 Betriebsführung von Übertragungsnetzen . . . . . . . . . . . . . 8.1.2.1 Datenbasis und Aufgabenspektrum des Netzrechners . . 8.1.2.2 Offline-Netzführung mit dem Netzrechner . . . . . . . . 8.1.2.3 Online-Netzführungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.2.4 Fahrplanmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.3 Betriebsführung von Verteilungsnetzen . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.3.1 Datenbasis und Aufgabenspektrum der Schaltleitung . 8.1.3.2 Führung von Verteilungsnetzen . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Gesichtspunkte zur Planung von Netzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.1 Planung von Niederspannungsnetzen . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.2 Ausbauplanung von Mittelspannungsnetzen . . . . . . . . . . . . 8.2.3 Ausbauplanung von Hoch- und Höchstspannungsnetzen . . . . . 8.3 Netzintegration und Systemdienstleistungen von Windenergieanlagen . .

. . . . . . . . . . . . . . . . .

449 449 452 454 457 458 458 463 463 464 465 467 467 470 472 476 478 481 482 484

486 486 486 486 487 492 492 494 498 499 500 500 501 502 502 504 505 508

Inhaltsverzeichnis 8.4

8.5

XV

Netzseitiges Verhalten von Erzeugungseinheiten und Spannungsqualität 8.4.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.2 Richtlinien nach VDEW und FGW . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.3 Spannungsqualität nach EN 50160 . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.4 Richtlinien der Übertragungsnetzbetreiber . . . . . . . . . . . . . 8.4.4.1 E.ON-Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.4.2 VDN-Richtlinie für EEG-Erzeugungsanlagen . . . . . . Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

9 Berechnung von unsymmetrisch gespeisten Drehstromnetzen mit symmetrischem Aufbau 9.1 Methode der symmetrischen Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2 Anwendung der symmetrischen Komponenten auf unsymmetrisch betriebene Drehstromnetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3 Impedanzen wichtiger Betriebsmittel im Mit- und Gegensystem der symmetrischen Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Impedanzen wichtiger Betriebsmittel im Nullsystem der symmetrischen Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.1 Nullimpedanz einer Freileitung ohne Erdseil . . . . . . . . . . . . . 9.4.1.1 Ohmscher Widerstand einer nullspannungsgespeisten Freileitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.1.2 Induktivität einer nullspannungsgespeisten Freileitung . . 9.4.1.3 Kapazitäten einer nullspannungsgespeisten Freileitung . . 9.4.2 Nullimpedanz einer Freileitung mit Erdseil . . . . . . . . . . . . . 9.4.3 Nullimpedanz einer Doppelleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.4 Nullimpedanz von Kabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.5 Nullimpedanz von Transformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.5.1 Dreischenkeltransformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.5.2 Fünfschenkeltransformatoren . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.6 Nullimpedanz von Synchronmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . 9.5 Veranschaulichung des Berechnungsverfahrens an einem Beispiel . . . . . 9.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Berechnung von Drehstromnetzen mit symmetrischen Betriebsmitteln und punktuellen unsymmetrischen Fehlern 10.1 Beschreibung häufiger unsymmetrischer Fehler . . . . . . . . . . . . . 10.2 Erläuterung des Berechnungsverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3 Anwendung des Berechnungsverfahrens auf verschiedene Fehlerarten . 10.3.1 Erdschluss mit Übergangswiderstand . . . . . . . . . . . . . . . 10.3.2 Zweipoliger Kurzschluss mit und ohne Erdberührung . . . . . . 10.3.2.1 Zweipoliger Kurzschluss ohne Übergangswiderstände . 10.3.2.2 Zweipoliger Kurzschluss mit Übergangswiderständen . 10.3.3 Einpolige Leiterunterbrechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3.4 Unsymmetrische Mehrfachfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4 Ausgleichsvorgänge bei unsymmetrischen Fehlern . . . . . . . . . . . . 10.4.1 Transiente Komponentenersatzschaltbilder für unsymmetrische generatorferne Fehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4.2 Transiente Komponentenersatzschaltbilder für unsymmetrische generatornahe Fehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . .

. . . . . . . . . .

509 509 509 510 512 512 513 513

517 517 520 525 527 528 529 531 533 533 535 537 539 539 546 547 547 552

553 553 554 560 560 561 561 564 566 569 572

. . 572 . . 576

XVI

Inhaltsverzeichnis

10.4.3 Numerische Auswertung der transienten Komponentenersatzschaltbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577 10.4.4 Näherungsverfahren zur Bestimmung des Stoßkurzschlussstroms bei ein- und zweipoligen Kurzschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . 580 10.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580 11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen 11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten bei einpoligen Erdschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1.1 Netze mit isolierten Sternpunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1.2 Netze mit Erdschlusskompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1.3 Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung . . . . . . . . . . . . . 11.1.4 Veranschaulichung der Spannungsverhältnisse durch Zeigerdiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das transiente Netzverhalten bei einpoligen Erdschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.2.1 Transiente Überspannungen durch Dauererdschlüsse . . . . . . . . 11.2.2 Erdschlüsse mit selbstständig löschendem Lichtbogen . . . . . . . . 11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen . . . 11.3.1 Erläuterung des Ferroresonanzeffekts . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.3.2 Ferroresonanzgefährdete Anlagenkonfigurationen . . . . . . . . . . 11.4 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

583

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren 12.1 Berührungsschutz in Netzen mit Nennspannungen größer als 1 kV . . . . . 12.1.1 Zulässige Körperströme und Berührungsspannungen . . . . . . . . 12.1.2 Direkter und indirekter Berührungsschutz . . . . . . . . . . . . . . 12.2 Berührungsspannungen bei Erdern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.3 Berechnung von Erdungsspannungen bei unsymmetrischen Fehlern . . . . 12.4 Wichtige Auslegungskriterien für Erdungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . 12.4.1 Auslegungskriterien für Netze mit isolierten Sternpunkten oder mit Erdschlusskompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.4.2 Auslegungskriterien für Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.5 Indirekter Berührungsschutz in Niederspannungsnetzen . . . . . . . . . . . 12.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

618 618 618 620 622 626 633

13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen 13.1 Struktur der Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1 Kostenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1.1 Kapitalkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1.2 Betriebskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1.3 Sonstige Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1.4 Ausgaben, Einnahmen, operatives Betriebsergebnis 13.1.2 Fixe und variable Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.3 Einzel- und Gemeinkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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583 583 587 593 597 599 599 602 605 605 609 615

633 634 634 639

642 642 642 642 644 646 646 646 647

Inhaltsverzeichnis

XVII

13.2 Gestaltung der Strompreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2.1 Grundstruktur der Preise bzw. Entgelte . . . . . . . . . . . . . . . 13.2.2 Preisgestaltung der Netzbetreiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2.3 Preisgestaltung der Stromhändler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2.4 Strombezugsverträge mit Niederspannungsnetzkunden . . . . . . . 13.2.5 Strombezugsverträge mit Mittelspannungsnetzkunden . . . . . . . 13.2.6 Strombezugsverträge mit Großkunden . . . . . . . . . . . . . . . . 13.3 Aufbereitung der Lastverläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4 Investitionsrechnung für Netzanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.1 Kostenvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.1.1 Zulässigkeit eines Kostenvergleichs . . . . . . . . . . . . . 13.4.1.2 Statischer Kostenvergleich einer Ersatzinvestition für einen Umspanner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.1.3 Dynamischer Kostenvergleich einer Ersatzinvestition für einen Umspanner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.1.4 Kostenvergleich bei einer Rationalisierungsinvestition . . 13.4.2 Methoden zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit . . . . . . . . . . 13.4.2.1 Kapitalwertmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.2.2 Methode des internen Zinsfußes . . . . . . . . . . . . . . 13.4.2.3 Annuitätenmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.4.2.4 Dynamische Amortisationsdauer . . . . . . . . . . . . . . 13.4.3 Investitionsentscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungen Anhang Richtwerte für Freileitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richtwerte für Kabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zulässige Betriebsströme für Stromschienen aus Aluminium . . Kennlinien für NH-Sicherungen zum Motorschutz . . . . . . . . Übersichtsschaltpläne realer Energieversorgungsnetze . . . . . . Richtwerte für Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektrischer Wirkungsgrad wichtiger Kraftwerksarten . . . . . . Beispiel für Strompreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiele für Netzentgelte von Energieversorgungsunternehmen Wichtige Laplace-Transformierte . . . . . . . . . . . . . . . . .

649 650 651 652 652 653 654 655 656 656 657 657 660 661 662 662 663 664 664 665 665 668

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724 724 726 727 727 728 731 732 732 733 734

Quellenverzeichnis

735

Verzeichnis wichtiger Normen und Richtlinien

736

Literaturverzeichnis

742

Sachwortverzeichnis

750

XVIII

Formelzeichen A A a a am as B C C Cb CE const cos ϕ D D d E E E E E E  EA Ed Ed EF EP eA eP F f G g H Ia Ib ICE IdS Id

Elektrische Energie Fläche, Querschnitt Abstand ◦ e j120 Wirksamer Hauptleiterabstand Wirksamer Teilleiterabstand Magnetische Induktion Kapazität Kapitalwert Betriebskapazität Erdkapazität Konstante Leistungsfaktor Durchmesser mittlerer geometrischer Abstand Abstand Einstrahlleistung Elektrische Feldstärke Energie √ Synchrone Spannung (UP / 3) Transiente Spannung einer Synchronmaschine Subtransiente Spannung einer Synchronmaschine Arbeitsentgelt Durchschlagsfeldstärke Längskomponente von E  Fixer Anteil des Leistungspreises Leistungspreis Spezifischer Arbeitspreis Spezifischer Leistungspreis Kraft Frequenz Wirkleitwert Gleichzeitigkeitsgrad Magnetische Feldstärke (magnetische Erregung) Ausschaltwechselstrom Betriebsstrom Kapazitiver Erdschlussstrom Durchlassstrom einer Sicherung Zulässiger Dauerstrom

[I d ] IE IE Ie Ik Ik [I k ] In IPh IR , IS , IT Ir Irest Is Ith Ithr Ith,zul Iz I0 Iµ I(p) I I  ikG ikg ikw is isn J j KM KN KP,b KP,Ne,Vb

Ströme des Drehstromsystems Erregerstrom (Synchronmaschine) Erdungsstrom Erdschlussstrom Dauerkurzschlussstrom Anfangskurzschlusswechsel ) strom (Ik = Ik3p Ströme der Komponentensysteme Nennstrom Photostrom Außenleiterströme Bemessungsstrom Reststrom Stoßkurzschlussstrom Thermisch gleichwertiger Kurzzeitstrom Bemessungs-Kurzzeitstrom Thermisch zulässiger Kurzzeitstrom Zulässiger Betriebsstrom Leerlaufstrom Magnetisierungsstrom Laplace-Transformierte des Stroms i(t) Fiktiver Laststrom (Leitungsanfang) Fiktiver Laststrom (Leitungsende) Zeitverlauf des Generatorkurzschlussstroms Gleichstromkomponente des Kurzschlussstroms Zeitverlauf des Kurzschlusswechselstroms Ableitstoßstrom Nennableitstoßstrom Trägheitsmoment Imaginäre Einheit Maschinenleistungszahl Netzleistungszahl Jährliche fixe Betriebskosten Fixe Gemeinkosten der überlagerten Netzebenen

Formelzeichen KP,sonst Sonstige Kosten KVl,Ne,Vb Variable Gemeinkosten der überlagerten Netzebenen Energieerzeugungskosten Kw KE Kapitaleinsatz k Kennzahl der Schaltgruppe eines Drehstromtransformators k Korrekturfaktor für den wirksamen Mittenabstand L Selbstinduktivität Synchrone Induktivität Ld Induktivität bei 50 Hz L50 Induktivität bei hohen L∞ Frequenzen l Länge M Drehmoment M Gegeninduktivität Antriebsmoment einer Turbine MA Stromblindmoment MB Leistungsblindmoment MB∗ MG Gegenmoment eines Generators (Bremsmoment) Stromwirkmoment MW ∗ MW Leistungswirkmoment m Masse m Wärmewirkung durch Gleichstromkomponente N Normale n Drehzahl n Wärmewirkung durch Wechselstromkomponente P Wirkleistung Antriebsleistung PA Wirkleistungsabgabe ins Netz PN (Bremsleistung) Wirkleistungsabgabe ins Netz PbN im Normalbetrieb Wirkleistungsabgabe ins Netz PkN im Kurzschlussfall PVb,max Höchstlast eines Verbrauchers Maximaler Messwert eines PVb,96 96-Stunden-Leistungszählers Wirbelstromverluste Pw p Druck p Komplexe Variable im Laplace-Bereich p Polpaarzahl Interner Zinsfuß pint

XIX Q Q Q q q R RA RE RG RL Rg20 RmJ RmS Rmσ RsE RsG Rw90

R0 R50 r r r rB rL S S SD SE Sk Sth Sthr Sth,zul s T T THD [T ] Ta Tben

Blindleistung Ladung Wärmemenge Spezifischer Wärmewert Zinsfaktor Ohmscher Widerstand Ausbreitungswiderstand Wirksamer Erdwiderstand Ständerwiderstand Leiterwiderstand Gleichstromwiderstand bei einer Temperatur von 20 ◦ C Magnetischer Widerstand eines Jochs Magnetischer Widerstand eines Schenkels Magnetischer Streufeldwiderstand Stoßerdungswiderstand Subtransienter Widerstand (fiktiver Stoßwiderstand) Ohmscher Widerstand bei 50 Hz und Betriebstemperatur 90 ◦ C Gleichstromwiderstand Ohmscher Widerstand bei 50 Hz Radius Reduktionsfaktor Rentenbarwertfaktor Ersatzradius für Bündelleiter Leiterradius Scheinleistung Stromdichte Durchgangsleistung Eigenleistung Kurzschlussleistung Kurzzeitstromdichte Bemessungs-Kurzzeitstromdichte Zulässige Kurzzeitstromdichte Schlupf Absolute Temperatur Periodendauer, Zeitkonstante Verzerrungsfaktor Transformationsmatrix Ausnutzungsdauer Benutzungsdauer

XX  TdG

 TdG

 TdN  TdN

TgG

TgN Tkr Tn t tl tmin ts tan δ UA UB Ub Ubez Uc Uc Ud UE UE Ul Ul Um UnN UP Ur UrW US US UY U0 U1UN

Formelzeichen Transiente Generatorzeitkonstante bei Klemmenkurzschluss Subtransiente Generatorzeitkonstante bei Klemmenkurzschluss Transiente Generatorzeitkonstante mit Netzeinfluss Subtransiente Generatorzeitkonstante mit Netzeinfluss Gleichstromzeitkonstante eines Generators bei Klemmenkurzschluss Gleichstromzeitkonstante eines Generators mit Netzeinfluss Bemessungs-Kurzzeit Nutzungsdauer Zeit Löschzeit Mindestschaltverzug Schmelzzeit Verlustfaktor Ausgangsspannung Berührungsspannung Betriebsspannung Bezugsspannung Ableiter-Dauerspannung Kapazitive Spannung Durchschlagsspannung Eingangsspannung Erdungsspannung Lichtbogenspannung Löschspannung Höchste Spannung für Betriebsmittel Netznennspannung Polradspannung Bemessungsspannung Bemessungs-Kurzzeitwechselspannung (Effektivwert) Schutzpegel Spulenspannung Sternspannung Leerlaufspannung Sternspannung des Außenleiters U auf der Oberspannungsseite

U2VW

U (p) ua uk urB urest urS u ¨ u ¨r u ¨0 v W w Xb Xd Xd Xd XE50 Xh Xk XN X0 Xσ xd xd xd Y Y ii Y ij Z Z E50 Z ii Z ij ZL, ZV ZP ZQ ZW

Leiterspannung zwischen den Außenleitern V und W auf der Unterspannungsseite Laplace-Transformierte der Spannung u(t) Ansprechspannung Relative Kurzschlussspannung Bemessungs-Blitzstoßspannung Restspannung Bemessungs-Schaltstoßspannung Übersetzung Bemessungsübersetzung Leerlaufübersetzung Windgeschwindigkeit Widerstandsmoment Windungszahl Betriebsreaktanz Synchrone Reaktanz Transiente Reaktanz Subtransiente Reaktanz Eingangsreaktanz bei 50 Hz Hauptreaktanz Kurzschlussreaktanz Netzreaktanz Nullreaktanz Streureaktanz Synchrone Reaktanz (relative Größe) Transiente Reaktanz (relative Größe) Subtransiente Reaktanz (relative Größe) Komplexe Admittanz Eingangsadmittanz am Tor i Übertragungsadmittanz zwischen den Toren i und j Komplexe Impedanz Eingangsimpedanz bei 50 Hz Eingangsimpedanz am Tor i Übertragungsimpedanz zwischen den Toren i und j Lastimpedanz, Verbraucher Eingangserdimpedanz Innenimpedanz einer Netzeinspeisung Wellenwiderstand

Formelzeichen Z∞ Z(p) α, β ∆P ∆U ∆Ul ∆Uq δ δ δ δ δij δL ε ε0 εr η Θ ϑ ϑ ϑb ϑe κ κ λ Λ Λi Λij µ µ µr ρ ρ ρers σ Φ Φ12 , ΦK ϕ Ψ

Kettenleiterimpedanz Impedanz im Laplacebereich Winkel Leistungsänderung Spannungsabfall (Außenleiterspannung) Längsspannungsabfall Querspannungsabfall Erdfehlerfaktor Erdstromtiefe Luftspaltbreite und Winkel zwischen E  √ Netzspannung U bN / 3 Winkel zwischen E i und E j bei zwei Synchronmaschinen Lastabwurffaktor Permittivität (Dielektrizitätskonstante) Permittivität des Vakuums Permittivitätszahl (relative Permittivität) Wirkungsgrad Durchflutung Polradwinkel Temperatur Betriebstemperatur Endtemperatur im Kurzschlussfall Spezifischer elektrischer Leitwert Stoßfaktor Schnelllaufzahl Magnetischer Leitwert Magnetischer Leitwert von Tor i aus gesehen Magnetischer Leitwert zwischen den Toren i und j Abklingfaktor Permeabilität Relative Permeabilität Leiterradius Spezifischer Widerstand Ersatzradius für Bündelleiter Mechanische Spannung Magnetischer Fluss Koppelfluss Phasenwinkel, Drehwinkel Induktionsfluss

XXI Ω ω ωmech

Kreisfrequenz 2πf Kreisfrequenz des Netzes Mech. Winkelgeschwindigkeit

Besondere Kennzeichnungen AP ASG BKV D, d, ∆ DGASG

Arbeitspunkt Asynchrongenerator Bilanzkreisverantwortlicher Dreieckschaltung Doppelt gespeister Asynchrongenerator DGL Differenzialgleichung ESB Ersatzschaltbild EVU Energieversorgungsunternehmen HS Hoch- oder Höchstspannung HT Hochtarif Imaginärteil einer komplexen Im{U } Größe L1, L2, L3 Bezeichnungen der Außenleiter MS Mittelspannung N Neutralleiter, Sternpunkt NS Niederspannung NT Niedertarif OS Oberspannung PE Schutzleiter, Schutzerdung R, S, T Bezeichnungen der Außenleiter Realteil einer komplexen Größe Re{U } SG Synchrongenerator SP Synchronpunkt SS Sammelschiene US Unterspannung ÜNB Übertragungsnetzbetreiber VNB Verteilungsnetzbetreiber VSP Virtueller Synchronpunkt WEA Windenergieanlage U, I Effektivwert einer sinusförmigen, zeitabhängigen Größe U, I Wert einer konstanten Größe ˆ , Iˆ U Amplitude, Spitzenwert Komplexe Größe U Spezielle Kennzeichnung E∗ Barwert von K K∗ U∗ Konjugiert komplexe Größe Betrag einer komplexen Größe |U |, U u ˆ, ˆı Amplitude, Spitzenwert

XXII u, u(t) u, x Y, y Z, z 1U 1V 1W 2U 2V 2W [Y ] [Y ij ] [Y i ] [Y ]−1 Π Σ   (U , I) F dΦ/dt ϕ˙ ϕ¨ ∂i(t, ϕ) ∂t

Formelzeichen Zeitlich veränderliche Größe Bezogene Größe (z. B. uk = Uk /Ur ) Sternschaltung Zickzackschaltung Oberspannungsanschluss U Oberspannungsanschluss V Oberspannungsanschluss W Unterspannungsanschluss U Unterspannungsanschluss V Unterspannungsanschluss W Matrix oder Vektor (allgemein) Quadratische Matrix Vektor Inverse der Matrix [Y ] Produkt Summe Parallelschaltung Winkel zwischen U und I Vektor 1. Ableitung von Φ(t) nach der Größe t 1. Ableitung von ϕ(t) nach der Zeit 2. Ableitung von ϕ(t) nach der Zeit Partielle Ableitung von i(t, ϕ) nach der Zeit

Indizes, tiefgestellt A A a B B B B b C D D d E E E

Antrieb Ausgang Ausschaltwert Blindleitwert Blitz Bündelleiter Bürde Betriebswert (ungestörter Betrieb) Kapazitiv Dämpferwicklung Drosselspule Drehstromsystem Eingang Erde Erregerwicklung

ES e e F G g ges H h ind K K k k k1p k1pol k2p k2pol k3p k3pol L L L L LVl l M M M m max min N N Ne n n n nat OS P P Q Q R, S, T r

Erdseil Eigenfrequenz Erdschluss Fehlerstelle Generator Gleichanteil Gesamt Hauptleiter Hauptfluss, -induktivität Induktiv, induziert Kabel Koppelfluss, -induktivität Komponentensystem Kurzschluss (ohne Zusatz: dreipolig) Einpoliger Erdkurzschluss Einpoliger Erdkurzschluss Zweipoliger Kurzschluss Zweipoliger Kurzschluss Dreipoliger Kurzschluss Dreipoliger Kurzschluss Induktiv, Induktivität Last Läufer Leitung Leerlaufverluste Lichtbogen Mast Modul Motor Hauptleiter (main) Maximal Minimal Netz Neutralleiter Netz Nennwert Normalkomponente Zählindex (z. B. für Jahre) Natürlicher Betrieb Oberspannungsseite Parallelschaltung Wirkleistung Anschlusspunkt (Netzeinspeisung) Blindleistung Bezeichnungen für Außenleiter Bemessungswert

Formelzeichen r r res res rest S S SVl s s s T t th Um US U, V, W U1 U2 V Vb Vl v W W WR Z z zul σ 0 0

Resultierend Rotor (Läufer) Resonanz Resultierend Restwert (z. B. Reststrom) Serien-, Reihenschaltung Ständer Stromwärmeverluste Stator (Ständer) Stoßwert Teilleiter (sub) Transformator Tangentialkomponente Thermisch Umspannwerk Unterspannungsseite Bezeichnungen für Außenleiter Spulenanfang im Strang U Spulenende im Strang U Last (Verbraucher) Verbraucher Verluste Virtuell Windung Wirkkomponente Wechselrichter Zelle Zulässig Zulässig Streufluss, -induktivität Leerlaufzustand Nullsystem der symmetrischen Komponenten

XXIII 1 1 2 2 Y ∆

Mitsystem der symmetrischen Komponenten Oberspannungsseite Gegensystem der symmetrischen Komponenten Unterspannungsseite Sterngröße Dreieckgröße

Indizes, hochgestellt     ∗ ∗

Bezogene Größe (mit u ¨ oder u ¨2 umgerechnet) Längenbezogene Größe (z. B. C  = C/l) Transienter Zeitbereich Subtransienter Zeitbereich Konjugiert komplexe Größe Spezielle Kennzeichnung

Indizes, Reihenfolge 1. 2. 3. 4. 5.

Komponentensystem (z. B. I1 ) Zustand (z. B. I1k ) Betriebsmittel (z. B. I1kT ) Unterscheidung gleicher Betriebsmittel (z. B. I1kT5 ) Teil des Betriebsmittels (z. B. I1kT5US )

1

1

Überblick über die geschichtliche Entwicklung der elektrischen Energieversorgung

Seit langem ist die Elektrizität als physikalisches Phänomen bekannt. So entdeckten schon die Griechen vor etwa 2000 Jahren, dass ein Stück Bernstein über eine anziehende Kraft verfügt, wenn es zuvor mit einem Wolllappen gerieben wird. Wissenschaftliche Untersuchungen dieses Phänomens setzten jedoch erst um 1800 ein. Im Rahmen dieser Arbeiten entwickelte Volta die erste brauchbare Spannungsquelle, die aus zwei Metallplatten und einer Salzlösung bestand. Mit einer Vielzahl solcher Elemente, auch als Voltasche Elemente bezeichnet, betrieb Morse um 1840 den von ihm entwickelten Telegraphen. Aufgrund dieser und weiterer wichtiger Erfindungen – z. B. des Telefons – verstärkte sich der Wunsch nach einer vorteilhaften Erzeugung der elektrischen Energie, da die Voltaschen Elemente nicht ohne übermäßigen Aufwand größere Leistungen abgeben konnten. 1866 entdeckte dann Siemens das elektrodynamische Prinzip und schuf damit zunächst die Grundlage für den Bau von Gleichstromgeneratoren. Sie wurden durch Dampfmaschinen bzw. Wasserturbinen angetrieben. Dadurch wurde eine preiswerte Stromerzeugung möglich. Das von Siemens erkannte Prinzip leitete darüber hinaus die Entwicklung von Gleichstrommotoren ein. Die Betriebssicherheit dieser Motoren wurde im Laufe der nächsten Jahre so groß, dass sie mit den bisher üblichen Antrieben zunehmend konkurrieren konnten. Jeder von diesen bestand aus einem Dampferzeuger, einer Dampfmaschine sowie mechanischen Transmissionseinrichtungen. Bei einer elektrischen Energieversorgung benötigte man stattdessen nur einen zentralen Dampferzeuger im Kraftwerk. Die dort erzeugte elektrische Energie ließ sich mit Leitungen im Vergleich zu den Transmissionsriemen über lange Strecken zu den Verbrauchern übertragen. Als um 1890 praktisch einsetzbare Drehstromtransformatoren und Drehstrommotoren entwickelt wurden, begann sich der Wechsel- bzw. Drehstrom gegenüber dem Gleichstrom schnell durchzusetzen. Drehstromnetze zeichneten sich durch eine einfache Bauund Betriebsweise aus. Darüber hinaus konnten mit den Transformatoren hohe Spannungen erzeugt werden, die eine besonders verlustarme Energieübertragung ermöglichten. Zugleich waren bei diesen Systemen wegen der Nulldurchgänge, die im Zeitverlauf des Stroms auftraten, Schaltvorgänge besser zu beherrschen als bei Gleichstrom. Bereits auf der Weltausstellung 1891 in Frankfurt (Main) wurde den Besuchern die kommerzielle Nutzbarkeit dieser Entwicklungen demonstriert. Neben umfangreichen elektrischen Beleuchtungsanlagen wurde ein künstlicher Wasserfall vorgeführt, dessen Pumpe von einem Drehstrommotor mit 100 PS (73,6 kW) angetrieben wurde. Die Energie dafür wurde über eine 175 km lange 15-kV-Leitung von einem Kraftwerk in Lauffen am Neckar nach Frankfurt (Main) transportiert. So zeigte diese Weltausstellung auf spektakuläre Weise die Leistungsfähigkeit der Elektrizität und kann gewissermaßen als die Geburtsstunde der elektrischen Energieversorgung angesehen werden. Nach der Weltausstellung nahm der Bedarf an elektrischer Energie rasch zu. Die Glühlampe konnte sich gegen Öl- und Gaslicht genauso schnell durchsetzen wie der Elektromotor gegen die Dampfmaschine mit Transmission. Die mittlere Zuwachsrate der Verbraucher hat bis etwa 1975 bei den Industrienationen ca. 7 % pro Jahr betragen. Bis 1990 ist der Zuwachs dann auf ca. 2 % abgesunken; in den nächsten Jahren wird ein noch schwächerer Anstieg erwartet. Diese Entwicklung ist in dem Bild 1.1 verdeutlicht. Die dargestellten

2

1 Überblick über die geschichtliche Entwicklung Primärenergieverbrauch 300

109 .

Welt

Stromverbrauch 10000

Welt

TWh 1000

GJ 30

Deutschland Deutschland

3

0,3 1900

Deutschland (alte Bundesländer)

1950

2000 Jahr

100 Deutschland (alte Bundesländer)

10 1 1900

1950

2000 Jahr

Bild 1.1 Primärenergie- und Stromverbrauch der Welt und der Bundesrepublik Deutschland

Verläufe zeigen, dass früher auch der Verbrauch an natürlichen Energierohstoffen wie z. B. Kohle oder Öl – der Primärenergieverbrauch – einen vergleichbaren Anstieg wie der Stromverbrauch aufwies. In neuerer Zeit wächst der Primärenergieverbrauch dagegen langsamer als der Stromverbrauch und beginnt zu stagnieren. Mit zunehmender Verbraucherleistung – auch kurz Last genannt – wurde das Streben nach Wirtschaftlichkeit im Laufe der Zeit immer wichtiger. Deshalb setzte sich etwa ab dem Jahre 1900 zunehmend die Dampfturbine als Antrieb für die Generatoren anstelle der bisher üblichen Kolbendampfmaschine durch. Mit dem Streben nach größerer Wirtschaftlichkeit sind weiterhin Entwicklungen eingeleitet worden, die im Grunde genommen auch heute noch nicht beendet sind. Seit diesen Anfängen sind die Erzeugereinheiten, also Turbinen, Generatoren und Transformatoren, ständig für immer größere Leistungen ausgelegt worden. Größere Betriebsmittel können so dimensioniert werden, dass sie bei einem besseren Wirkungsgrad eine größere Leistung pro Gewichtseinheit erzeugen bzw. übertragen. Sie lassen sich, wie man sagt, höher ausnutzen und damit auch kostengünstiger herstellen. Allerdings führt die erhöhte Ausnutzung zu einer stärkeren Belastung der Werkstoffe wie z. B. einer größeren Wärmebeanspruchung der Isolierstoffe in elektrischen Maschinen. Daher sind bei gleichbleibender Werkstofftechnologie einer solchen Entwicklung Grenzen gesetzt, die durch die so genannten Grenzleistungsmaschinen markiert werden. Sie charakterisieren die zurzeit jeweils leistungsstärksten, wirtschaftlich vertretbaren Ausführungen. Erst nach einer Erhöhung des Technologieniveaus können wieder größere Grenzleistungsmaschinen entwickelt werden. Das Streben nach größerer Wirtschaftlichkeit hat sich auch darin gezeigt, dass zunehmend solche Standorte bevorzugt wurden, bei denen die benötigten Rohstoffe, z. B. Braunkohleoder Wasserenergie, unmittelbar zur Verfügung standen. Überwiegend hat diese Entwicklung zu längeren Transportwegen für die elektrische Energie geführt. Zugleich mussten infolge der ständig wachsenden Kraftwerkseinheiten immer größere Leistungen übertragen werden. Es stellte sich daher das Problem, sowohl den Transport als auch die Verteilung der Energie möglichst wirtschaftlich zu gestalten. Eine Betrachtung des dafür nötigen Kapitaleinsatzes zeigt, dass es für den Energietransport jeweils eine optimale Spannungsebene gibt, die mit der Größe der übertragenen Leistung anwächst. Bei umfangreicheren Systemen bilden die weiträumigen Leitungen mit hoher Spannung das Transport- bzw. Übertragungsnetz . Erst in der Nähe der Ver-

1 Überblick über die geschichtliche Entwicklung

3

braucher wird auf niedrigere Betriebsspannungen transformiert. Aus den Leitungen dieser Spannungsebenen setzen sich die Verteilungsnetze zusammen. Immer dann, wenn aufgrund der ständig wachsenden Last bzw. infolge der sich verlängernden Transportwege die benötigten Leiterquerschnitte zu hohe Werte erreichen und eine weitere Verstärkung der Leitungen unwirtschaftlich wäre, wird bei einem anschließenden Netzausbau eine höhere Spannungsebene erforderlich. Diese Entwicklung ist in der Tabelle 1.1 für die Spannungen im Transportnetz wiedergegeben. Bezogen auf die deutschen Lastverhältnisse hat sich gezeigt, dass die Planung von Transportnetzen üblicherweise ausgewogen ist, wenn die Spannungshöhe in kV in etwa der Leitungslänge in Kilometern entspricht. Tabelle 1.1 Entwicklung der höchsten Spannungsebenen Jahr

Deutschland

1891

15 kV

1912

110 kV

1924 1929

220 kV (USA) 220 kV

1952 1957

Ausland

380 kV (Schweden) 380 kV

1963

500 kV (USA, UdSSR)

1965

735 kV (Kanada)

Planung und Betrieb der Energieversorgungsnetze sowie der Stromerzeugung und Stromlieferung werden in der Bundesrepublik von privatwirtschaftlich organisierten Energieversorgungsunternehmen (EVU) vorgenommen. Zurzeit decken gut 700 Energieversorgungsunternehmen mehr als 99 % des benötigten Strombedarfs. Diese Unternehmen haben sich im Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) zusammengeschlossen. Den Forderungen des Energiewirtschaftsgesetzes entsprechend sind diese Unternehmen jeweils nur für die Erzeugung, die Übertragung oder die Verteilung zuständig, nicht jedoch für mehrere Bereiche. Im Hinblick auf einen besseren Abgleich ihrer spezifischen Interessen haben sich sowohl die Betreibergesellschaften für die Übertragungsnetze (ÜNB) als auch diejenigen für die Verteilungsnetze (VNB) in dem Verband der Netzbetreiber (VDN) organisiert, der einen Fachverband innerhalb des VDEW darstellt. Für den Betrieb der Übertragungsnetze sind allerdings nur vier Gesellschaften zuständig. Ihre Versorgungsgebiete sind in Bild 1.2 dargestellt. Parallel dazu bilden Unternehmen mit gleichartigen Aufgabenstellungen weitere Verbände. So haben sich solche EVU, die eine großräumige Versorgung betreiben, in dem Verband der Verbund- und Regionalunternehmen (VRE) zusammengeschlossen. Diese Unternehmen betreiben etwa 2/3 des Stromversorgungsnetzes in Deutschland und haben einen Anteil von nahezu 90 % an der Stromerzeugung. Ca. 600 EVU, die nur in Städten, Gemeinden und Landkreisen eine Stromversorgung durchführen, haben sich dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) angeschlossen. Darüber hinaus sind in der Technischen Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber (VGB PowerTech) – einem weiteren Fachverband des VDEW – fast alle öffentlichen und industriellen Unternehmen organisiert, die Kraftwerke betreiben.

4

1 Überblick über die geschichtliche Entwicklung

2 Hamburg 2 1 3

Berlin

1 2 3 4

E.ON (Düsseldorf) Vattenfall Europe (Berlin) RWE (Essen) EnBW (Karlsruhe)

Essen Düsseldorf

1 4 Karlsruhe 3

München

Bild 1.2 Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) und ihre Regelzonen

Mit ca. 87 % stellt die in öffentlichen Netzen erzeugte elektrische Energie zwar den wesentlichen Teil, jedoch keineswegs die gesamte Stromproduktion der Bundesrepublik dar. Daneben entfallen ca. 12 % auf die Eigenversorger der Industrie, die sich zusätzlich in dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) zusammengeschlossen haben. Ferner wird etwa 1 % von Kraftwerken der Deutschen Bahn erzeugt. Ein kleinerer Teil des Stroms wird aus dem Ausland importiert. Über den nationalen Rahmen hinaus hat sich nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg ein westeuropäisches Verbundnetz gebildet. Die westeuropäischen Staaten, die wiederum ihre Transportnetze untereinander gekuppelt haben, sind in der UCTE (Union pour la Coordination du Transport de l’Electricité) zusammengeschlossen. Inzwischen sind auch einige osteuropäische Länder, die zum angrenzenden CENTREL-Verbundnetz gehörten, an das UCTE-Netz angeschlossen worden. Weitere Verbunderweiterungen stehen zur Diskussion. Aus diesen Entwicklungen ergeben sich u. a. bei der Energieverteilung ständig neue technische Problemstellungen, die auch Kenntnisse über die Erzeugung elektrischer Energie erfordern.

5

2

Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Zur Erzeugung elektrischer Energie werden heute im Wesentlichen fossile Brennstoffe, Kernenergie und Wasser herangezogen. Die in diesen natürlichen Energieträgern enthaltene Energie wird, wie bereits erwähnt, als Primärenergie bezeichnet. Die Umwandlung dieser Primärenergie in elektrische Energie erfolgt vorwiegend in fossil befeuerten Kraftwerken, Kern- und Wasserkraftwerken [1]. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, die Grundzüge dieser Energieumwandlung zu vermitteln. Dies erfolgt jedoch nur in dem Umfang, wie es als Hintergrundwissen für das Verständnis der Probleme bei der elektrischen Energieverteilung erforderlich ist. Zurzeit werden in Deutschland ca. 60 % der in öffentlichen Netzen benötigten elektrischen Energie durch fossil befeuerte Kraftwerke gedeckt. Im Vergleich zu den anderen Kraftwerksarten wird daher auf diesen Typ ausführlicher eingegangen.

2.1

Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

Im Wesentlichen verwendet man von den fossilen Brennstoffen Kohle und Erdgas. Nach wie vor werden bevorzugt Stein- und Braunkohle mit jeweils ca. 25 % als die wesentlichen Energieträger eingesetzt; den Rest der fossilen Brennstoffe deckt Erdgas mit ca. 10 %. Dessen Anteil wird sich zukünftig stark erhöhen, da neue Kraftwerkstechnologien eine bessere Ausnutzung dieser Brennstoffart ermöglichen. Sehr nachhaltig prägen die eingesetzten Brennstoffe die Bauart der Wärmekraftwerke. Wird nur Erdgas oder Kohle alleine verwendet, so spricht man von erdgas- oder kohlebefeuerten Kraftwerken. Sinngemäß gebraucht man den Ausdruck erdgas-/kohlebefeuerte Anlage, wenn beide Brennstoffe zugleich genutzt werden. Im Laufe der Zeit hat sich bei allen drei Kraftwerksarten die Technologie erheblich geändert; denn stets gilt es, deren Wirkungsgrad zu erhöhen, ihre Emissionen zu senken und dabei die Kostengesichtspunkte zu beachten. Zunächst wird auf die Funktion und Gestaltung eines modernen kohlebefeuerten Kraftwerks eingegangen, wobei sich die Beschreibungen der technischen Ausführungen auf Steinkohle als Brennstoff beschränken. Die prinzipiellen Aussagen über die wesentlichen Prozessabläufe gelten in ähnlicher Form auch für die Braunkohle, jedoch weisen solche Kraftwerke wegen des niedrigeren Heizwerts dieser Kohlenart in einigen Komponenten wesentlich größere Abmessungen auf. 2.1.1

Kohlebefeuerte Blockkraftwerke

Seit einigen Jahrzehnten ist es üblich, jedem Dampferzeuger nur einen Turbinensatz und diesem wiederum einen Generator zuzuordnen. Sie bilden einen zusammenhängenden Block, der im Vergleich zu anderen Konfigurationen einfacher zu regeln ist. Folgerichtig bezeichnet man eine solche Anlage als Blockkraftwerk. Häufig wird darüber hinaus die Generatorbemessungsleistung des Blockkraftwerks angefügt. Man spricht dann z. B. von einem 800-MW-Block. Der Zusatz besagt, dass dieses Kraftwerk im Dauerbetrieb maximal 800 MW ins Netz einspeisen kann.

6 2.1.1.1

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung Dampfkraftwerksprozess in kohlebefeuerten Blockkraftwerken

Grundsätzlich gliedert sich der Dampfkraftwerksprozess eines kohlebefeuerten Kraftwerks in drei Abschnitte: Verbrennung, Verdampfung und Umwandlung der aufgenommenen Wärme in mechanische Energie. Bei der technischen Realisierung dieser drei Prozessabschnitte ist das folgende thermodynamische Prinzip zu beachten. Die in den fossilen Brennstoffen gebundene chemische Energie wird umso vollständiger in mechanische Energie umgewandelt, je höhere Werte die Zustandsgrößen Druck und Temperatur bei der Verdampfung aufweisen. Die Wahl der Zustandsgrößen Druck und Temperatur wird jedoch von der Belastbarkeit der verwendeten Werkstoffe begrenzt. In der Vergangenheit beruhte die stetige Verbesserung des Wirkungsgrads im Wesentlichen darauf, dass es bisher stets gelungen ist, höher belastbare Werkstoffe zu entwickeln. So konnten in den letzten 25 Jahren die Zustandsgrößen des Frischdampfs von p = 160 bar, ϑ = 530 ◦ C auf bis zu p = 250 bar, ϑ = 570 ◦ C erhöht werden. Dadurch ist der Wirkungsgrad von ca. 38 % bis auf 43 % gestiegen. Demgegenüber hat sich prinzipiell am Ablauf des Dampfkraftwerksprozesses selbst nur wenig geändert. Die Beschreibung des Prozesses möge – an sich willkürlich – bei der Speisewasserpumpe beginnen (Bild 2.1). Diese saugt aus dem Speisewasserbehälter das Speisewasser und bringt es auf den hohen Druck von 200. . . 300 bar. Nach der Erwärmung in den später noch erläuterten Hochdruckvorwärmern wird anschließend im Kessel so viel Wärme auf das Wasser übertragen, dass daraus Satt- bzw. Nassdampf entsteht. Dieser Name soll kennzeichnen, dass der Dampf noch geringe Mengen von Wassertröpfchen enthält. Der Nassdampf wird schließlich in einem Überhitzer auf eine Temperatur von beispielsweise 570 ◦ C gebracht. Dieser überhitzte Dampf, den man sinngemäß als Heißdampf oder Frischdampf bezeichnet, wird in einem Turbinensatz zunächst einer Hochdruckturbine zugeführt. Dort wird ein Teil der enthaltenen thermischen Energie in mechanische Energie umgewandelt, was sich beim austretenden Dampf in einer Absenkung der Zustandsgrößen äußert. Üblicherweise wird der Dampf danach in einen Zwischenüberhitzer geleitet und dort wieder nahezu auf seine Ausgangstemperatur oder sogar noch höhere Werte erhitzt. Durch diese Zwischenüberhitzung wird die Zustandsgröße Temperatur“ und damit auch – ent” sprechend den vorhergehenden Überlegungen – der Wirkungsgrad erhöht. Anschließend wird der Dampf noch in eine Mitteldruck-/Niederdruckturbine geleitet (Bild 2.1). Bei großen Anlagen werden statt dieser Turbine zwei Teilturbinen verwendet: eine Mitteldruck- und eine Niederdruckturbine. Der aus der Niederdruckturbine austretende Dampf – auch Abdampf genannt – strömt schließlich in einen Kondensator. Dort wird ihm durch Kühlwasser so viel Wärme entzogen, dass der Dampf kondensiert. Das kondensierte Wasser, das Kondensat, weist dabei annähernd die Temperatur des Kühlwassers auf. Die vom Kühlwasser aufgenommene Wärmemenge beträgt etwa 50 % der in den Prozess eingebrachten Energie und wird an die Umgebung abgegeben. Mithilfe einer Kondensatpumpe wird das Kondensat über Vorwärmer, deren Funktion noch erläutert wird, in den Speisewasserbehälter geleitet, aus dem der Kessel dann wieder mit dem Speisewasser versorgt wird. Der Kreis hat sich geschlossen; der Prozess beginnt in der beschriebenen Weise wieder von vorne, daher der Name Kreisprozess. Bei der Kondensation des Dampfes verringert sich sein Volumen; es stellt sich im Kondensator ein Vakuum ein, dessen Druck im Wesentlichen vom Dampfdruck des kondensierten Wassers abhängt. Dieser wird primär von der Temperatur des Kondensats und damit wiederum

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

7

Bild 2.1 Prinzipieller Wärmeschaltplan eines 700-MW-Kondensationskraftwerks

von der Kühlwassertemperatur bestimmt. Von dem im Kondensator herrschenden Druck bzw. der Kühlwassertemperatur hängt der Wirkungsgrad des Prozesses in starkem Maße ab. Da die Umgebungstemperatur die Kühlwassertemperatur festlegt, unterliegt der Wirkungsgrad jahreszeitlichen Schwankungen. Es drängt sich an dieser Stelle die Frage auf, ob es nicht sinnvoller ist, auf die Kondensation zu verzichten und den Abdampf stattdessen direkt in den Kessel zu leiten. Dies hätte den großen Vorteil, dass die Kondensationswärme von ca. 50 % nicht verloren ginge. In diesem Fall wären jedoch für die Kompression anstelle der Speisewasserpumpe große Verdichter notwendig. Sie benötigten dafür im Vergleich zu den herkömmlichen Verfahren derartig viel Energie, dass sich insgesamt kein Gewinn ergäbe. Der Wirkungsgrad lässt sich dagegen noch auf eine andere Weise – mit der regenerativen Speisewassererwärmung – steigern. Zu diesem Zweck wird das Wasser auf dem Wege vom Kondensator zum Kessel in mehreren Stufen – den Vorwärmern – erwärmt. Die dazu nötige Energie liefert der Dampf, der von den einzelnen Teilturbinen abgezapft wird. In Anlehnung an diese Entnahmeart verwendet man für diese Dampfmengen den Ausdruck Anzapfdampf . Die verwendeten Vorwärmer werden abhängig von ihrer Lage

8

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

zur Speisewasserpumpe als Nieder- oder Hochdruckvorwärmer bezeichnet. Zu beachten ist, dass sich durch die Speisewassererwärmung die Zustandsgrößen im Prozess so steigern lassen, dass die Leistungsminderung überdeckt wird, die durch die Verringerung der Dampfmenge in der Turbine entsteht. Bis auf den Anzapfdampf wird der im Kessel produzierte Dampf im Kondensator wieder kondensiert. Solche Blockkraftwerke werden als Kondensationsblöcke bezeichnet. Ein weiteres Merkmal besteht darin, dass die Speisewasserpumpe das Speisewasser zwangsweise zum Durchlauf bringt. Man spricht daher von Zwangsdurchlaufkesseln. Im Unterschied zu den früher üblichen Umlaufkesseln können diese schnell ihre Leistung ändern und an den Lastbedarf des Netzes anpassen. Die bisherigen Erläuterungen zeigen, dass der Prozess der Energieumwandlung selbst Energie benötigt, den so genannten Eigenbedarf. Die Speisewasserpumpe, die Kondensatpumpe, die später noch erläuterten Kohlemühlen und die Rauchgasreinigung stellen wesentliche Verbraucher innerhalb des Eigenbedarfs eines kohlebefeuerten Blockkraftwerks dar. Im Nennbetrieb liegt der Eigenbedarf bei ca. 5 % der Nennleistung und wird aus dem elektrischen Netz entnommen. Falls das Netz diesen Eigenbedarf nicht decken kann, ist das Kraftwerk nicht in der Lage anzufahren. Dieser Effekt ist bei großflächigen Netzausfällen zu bedenken. Neben den Kondensationsblöcken gibt es vermehrt auch Kraftwerke, bei denen die Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme miteinander gekoppelt sind. Sie liefern neben der elektrischen bzw. der mechanischen Energie, der Kraft, auch Wärme in Form von Fernwärme, Heizwasser oder Prozessdampf. Kraftwerke, die eine solche Kraft-WärmeKopplung aufweisen, werden als Heizkraftwerke bezeichnet. Bei kleineren Heizkraftwerken gestaltet man die Blöcke auch als Gegendruckanlagen (Bild 2.2). Im Unterschied zum Kondensationskraftwerk weist der Abdampf deutlich höhere Zustandsgrößen auf; sie liegen im Bereich p = 2 . . . 6 bar und im Intervall ϑ = 110 . . . 220 ◦ C. Dadurch ist es möglich, über einen Wärmetauscher Wasser in einem zweiten Kreislauf zu erwärmen und als Fernwärme einzusetzen; der Versorgungsradius liegt meist unterhalb von 5 . . . 10 km. Es gibt eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die Kraft-Wärme-Kopplung zu gestalten [1]. Bei größeren Blockkraftwerken kann man den Kondensationsbetrieb mit einer KraftWärme-Kopplung kombinieren. Dort entnimmt man bereits aus dem Mitteldruckteil den Dampf; die Niederdruckturbine mit einem nachgeschalteten Kondensator wird nur dann in die elektrische Energieerzeugung einbezogen, wenn es die Betriebssituation erfordert. In dem Maße, wie mehr elektrische Energie über die Niederdruckturbine erzeugt wird, sinkt natürlich die Wärmeabgabe und umgekehrt. So weist das in den Bildern 2.3a und

Bild 2.2 Turbine und Fernwärme bei Gegendruckbetrieb

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

9

a) 12

130 m

5 21 20

13 18 15

250 m

24 23 22

9

25

6

zum Kühlturm (Höhe 140 m)

8

7

19

1 1 2 3 4 5 6 7

2

Wasseraufbereitung Maschinentransformator Schaltanlagen Maschinenhaus Kesselhaus Luftvorwärmer Elektrofilter

8 9 10 11 12 13 14

4

3 14

16

Saugzuggebläse REA-Wärmetauscher REA-Absorber REA-Gips-Aufbereitung Schornstein DENOX-Anlage Niederdruckvorwärmer

10

17

15 Kessel-SpeisewasserPumpen 16 Hochdruckvorwärmer 17 Kohlemühlen 18 Speisewasserbehälter 19 Rohwasserbecken 20 Verdampfer mit Schrägwicklung

21 22 23 24 25

11

Verdampfer mit gerader Berohrung Überhitzer Zwischenüberhitzer Economizer Brenner (2 in jeder Ecke des Feuerraums)

b)

11 m

d)

9

1

6m

2

Dampfeintritt Kühlwasseraustritt Kühlwassereintritt Kondensatorabzug Kondensataustritt Speisewassereintritt Speisewasseraustritt

6

8

3

4

1 2 3 4 5 6 7

7 1

6m

c)

8 Prallblech 9 Entlüftung

5 1m

Bild 2.3 Darstellung eines 700-MW-Heizkraftwerks mit Kohlefeuerung a) Schnittbild b) Aufbau des Blocks c) Darstellung des Oberflächenkondensators d) Darstellung eines Oberflächenvorwärmers (Hochdruckvorwärmer)

10

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

2.3b dargestellte Heizkraftwerk im reinen Kondensationsbetrieb eine elektrische Leistung von 700 MW auf. Bei der Abgabe einer Wärmeleistung von 550 MW sinkt die elektrische Leistung auf 600 MW. Bisher ist der funktionelle Ablauf des Wasser-Dampf-Kreislaufs eines kohlebefeuerten Kraftwerks beschrieben worden. Darüber hinaus benötigt der Elektrotechniker auch noch Grundkenntnisse über die technologische Gestaltung dieses Prozesses, denn davon wird auch der Netzbetrieb beeinflusst. 2.1.1.2

Aufbau kohlebefeuerter Blockkraftwerke

Aus den Bildern 2.3a und 2.3b ist die bauliche Gliederung eines modernen Heizkraftwerks zu ersehen. Mit ca. 30 % der Anlagenkosten stellt der Kessel das teuerste Anlagenelement dar, auf das zunächst näher eingegangen wird. Kesselanlagen Bei dem dargestellten Dampferzeuger handelt es sich um die heute übliche Bauweise, einen einzügigen Zwangsdurchlaufkessel. Dort liegen alle Rohrsysteme, in denen das Wasser erwärmt wird, übereinander. Im Unterschied zu den früher eingesetzten zweizügigen Bauformen wird bei dieser Bauart die Längenausdehnung des Materials, die sich bei Temperaturänderungen einstellt, besser beherrscht. Eine besonders hohe Temperaturdifferenz stellt sich beim Anfahren des Kessels ein. Bei großen Blockkraftwerken verlängert sich der Kessel während dieser Zeitspanne um ca. 30 cm. Dadurch werden mechanische Wärmespannungen ausgelöst. Sie sind umso ausgeprägter, je kürzer die Anfahrzeit gewählt wird. Um die mechanische Beanspruchung zu begrenzen, muss sich der Anfahrvorgang auf ca. 1 . . . 2 Stunden erstrecken. Dann ist zugleich sichergestellt, dass auch die Turbinen nur im erlaubten Maß durch Wärmespannungen belastet werden, denn ihre zulässigen mechanischen Grenzwerte sind noch geringer als beim Kessel. Aber auch im Betrieb stellen sich Temperaturdifferenzen bzw. Wärmespannungen ein. Sie treten immer dann auf, wenn die abgegebene Kesselleistung geändert wird. Um die Anlage nicht überzubeanspruchen, darf ein Kessel seine Leistung pro Minute nur etwa um 5 . . . 10 % der Nennleistung erhöhen. Anderenfalls wird die zulässige Leistungsänderungsgeschwindigkeit überschritten. Ein wesentliches Element eines Kessels stellt sein Feuerraum dar. Bei der Ausführung in Bild 2.3a bzw. 2.3b sind an dessen vier Ecken jeweils zwei Brenner in einer Ebene angeordnet. Vier Ebenen liegen übereinander, sodass sich eine Gesamtzahl von 32 Brennern ergibt. In den bereits erwähnten Kohlemühlen wird die Kohle zu Staub gemahlen. Dieser wird dann zusammen mit Luft in die Brenner und dann in den Feuerraum geblasen. In dem Brenner wird das Gemisch gezündet; die Kohleteilchen verglühen dann im Feuerraum. Dabei wird die freigesetzte Wärme im Wesentlichen abgestrahlt. Die verwendete Verbrennungsluft ist zuvor bereits in einem Luftvorwärmer vorgewärmt worden, der später noch erläutert wird. Durch die damit verbundene Temperaturerhöhung steigt der Wirkungsgrad. Die bei dem Verbrennungsprozess freiwerdende Wärmestrahlung trifft auf die Feuerraumwände. Diese bestehen aus einem Rohrsystem, das sich dort schraubenförmig emporwindet. In den Rohren fließt das Speisewasser, das die Wärme aufnimmt und dabei allmählich verdampft. Daher wird dieses Rohrsystem auch als Verdampferheizfläche bezeichnet. Da das Wasser zugleich unter einem hohen Druck von ca. 200 . . . 300 bar steht, reißt mitunter

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

11

eines der Rohre auf. Es tritt dann Dampf aus; der Kessel muss kurz danach abgeschaltet werden. Diese so genannten Rohrreißer bewirken vergleichsweise am häufigsten einen Kesselausfall. Sie treten auch bei den im Folgenden erläuterten Rohrsystemen auf, den so genannten Nachschaltheizflächen. In Anschluss an die regenerative Speisewasservorwärmung wird das Speisewasser vor dem Eintritt in den Verdampfer bis kurz unterhalb der Siedetemperatur erwärmt. Dieser Vorgang erfolgt in einem besonderen Rohrbündel, das sich im Deckenbereich des Kesselraums befindet und als Economizer (ECO) bezeichnet wird. Daran streichen die Rauchgase vorbei, die dort immerhin noch eine Temperatur von gut 400 ◦ C aufweisen. Unterhalb des Economizers liegen die Rohrbündel des Überhitzers und Zwischenüberhitzers. Dabei ist der Überhitzer meist in zwei Rohrbündel aufgeteilt. Dazwischen befindet sich der Zwischenüberhitzer. Auf diese Nachschaltheizflächen wird die Wärme primär durch Konvektion übertragen. Sie sind räumlich so weit oben angebracht, dass sowohl die Wärmestrahlung der Kohlepartikel als auch der Rauchgase bereits abgeklungen ist. Bei den hohen Feuerraumtemperaturen von ca. 1200 ◦ C werden die beim Verbrennungsprozess entstehenden Gase – im Wesentlichen Kohlendioxid und Wasserdampf sowie der Stickstoff der Verbrennungsluft – teilweise angeregt, sodass sie ebenfalls beginnen, Strahlungswärme abzugeben. Bei Kesseltemperaturen bis ca. 1200 ◦ C schmilzt die Asche noch nicht. Sie wird zu ca. 80 % als Flugasche von den Rauchgasen mitgeführt, nur ca. 20 % fällt auf den trichterförmig gestalteten Boden. Eingebaute Rußbläser beseitigen von Zeit zu Zeit die Ascheablagerungen auf den Rohren, damit sich der Wärmeübergang nicht verschlechtert. Falls die Kesseltemperaturen höher gewählt werden, beginnt die Asche zu schmelzen. Sie tropft dann als Schlacke nach unten. Der Boden ist bei solchen Kesseln mit Schmelzstaubfeuerung kammerartig und nicht trichterförmig gestaltet wie im Bild 2.3a. Bei dieser Kesselbauweise ist der Anteil an Flugasche recht niedrig. Dieser Vorteil wird jedoch durch einen anderen Effekt überdeckt. Die hohe Feuerraumtemperatur sorgt dafür, dass sich beim Verbrennungsprozess der Anteil an Stickoxiden deutlich vergrößert. Meistens sind diese Emissionsbestandteile jedoch kostenintensiver zu beseitigen als die Asche in den Rauchgasen. Daher wird die Schmelzfeuerung jetzt seltener verwendet. Aus Umweltschutzgründen dürfen die Stickoxide, der Flugstaub und die ebenfalls bei der Verbrennung entstehenden Schwefeloxide in den Rauchgasen gesetzlich festgesetzte Grenzwerte nicht überschreiten. Die entsprechenden Maßnahmen werden als Entstickung (DENOX), Entstaubung und Entschwefelung (REA) bezeichnet. Meistens erfolgt die Rauchgasreinigung auch in dieser Reihenfolge. Besonders aufwändig sind die Einrichtungen zur Entstickung. Meistens wird das heiße SCR-Verfahren angewendet (Selective Catalytic Reduction). Die eigentliche Reaktion besteht darin, dass sich die Stickoxide im Rauchgas mit eingedüstem Ammoniak zu Stickstoff und Wasser reduzieren. Allerdings ist dafür die Anwesenheit eines Katalysators notwendig. Er befindet sich in einem Reaktor und besteht aus wabenförmigen Modulen. Es handelt sich um keramikartiges Material auf Titanoxidbasis mit Zuschlägen von Metalloxiden wie V2 O5 und WO3 . An diesen zahlreichen Modulen streicht das Gasgemisch entlang. Die gewünschte Reaktion findet nur statt, sofern die Temperatur etwa bei 300 . . . 400 ◦ C liegt. Da die Rauchgase nach dem Economizer noch diese Temperatur aufweisen, muss die DENOX-Anlage unmittelbar nach dem Economizer errichtet werden und ist an den Kessel angegliedert. Auf die Entstickung folgt die Entstaubung. Man verwendet dafür elektrostatische Filter. Sie reinigen die Rauchgase bis zu 99,8 % von den Staubpartikeln. Anschließend wird das

12

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

staubfreie Gas dann entschwefelt. In der ebenfalls aufwändigen Entschwefelungsanlage werden die Rauchgase mit einer Suspension aus fein gemahlenem Kalkstein und Wasser in Berührung gebracht, in die zusätzlich noch Luft eingeblasen wird. Dabei bildet sich Gips, der nach einer Aufbereitung an die Bauindustrie geliefert wird. Nach den bisherigen Erläuterungen handelt es sich bei dem in Bild 2.3a bzw. Bild 2.3b dargestellten Dampferzeuger um einen Zwangsdurchlaufkessel mit Trockenstaubfeuerung. Für Blockkraftwerke mit einer kleineren Leistung als 300 MW hat sich anstelle der beschriebenen Brenner- eine Wirbelschichtfeuerung als günstiger erwiesen, die im Folgenden erläutert wird. In den Feuerraum des Kessels wird mit einem Luftstrom, der Förderluft, horizontal ein feinkörniges Gemisch eingeblasen (Bild 2.4). Es besteht aus Kalkkörnern, Kohlekörnern sowie Ballaststoffen. Zusätzlich wird der Feuerraum von unten mit der Verbrennungsluft beblasen. Bei einer passend gewählten Strömungsgeschwindigkeit gehen die Feststoffe in einen wirbelnden Zustand über. Es bildet sich ein Wirbelbett aus, in dem der eigentliche Verbrennungsprozess stattfindet. Durch die Wirbelbewegung erfolgt ein schneller Ortswechsel der Partikel. Dadurch kommen die Kohle- und Kalkteilchen sehr intensiv mit der Verbrennungsluft bzw. mit den Abgasen in Berührung. Infolgedessen kann zum einen auch ballastreiche Kohle geringen Heizwerts verbrannt werden. Zum anderen reagiert der Kalk mit den entstehenden SO2 -Gasen. Es bildet sich Kalziumsulfat, das gemeinsam mit der Asche ausfällt und daher nicht als Baustoff geeignet ist. Die aufsteigenden Rauchgase führen kleine Partikel mit sich. Sie werden in einem Zyklon nachträglich entfernt und wieder in den Kessel eingeblasen; Staub wird aus den Abgasen durch einen Elektrofilter abgeschieden. Zwischen den Stoffen, die der Wirbelschicht zugeführt werden und diese verlassen, bildet sich stationär ein Gleichgewicht aus. Daher heißt das beschriebene Verfahren auch stationäre Wirbelschichtfeuerung. Infolge der weitgehenden Absorption des SO2 -Gases können die aufwändigen REA-Maßnahmen entfallen. Eine Belastung mit Stickoxiden ist ebenfalls kaum gegeben, denn die Verbrennungstemperatur kann mit ca. 850 ◦ C so niedrig gewählt werden, dass sich der Oxidationsprozess von Stickstoff unter den zulässigen Grenzwerten bewegt. DENOXEinrichtungen sind daher ebenfalls nicht notwendig. zum Schornstein

Abgas (< 200 °C) Filter

Zyklon Kohle und Kalkstein Ballaststoffe

Überhitzer

800....900 °C Verdampfer Förderluft Ascheabzug

Verbrennungsluft (400 °C)

Bild 2.4 Prinzipieller Aufbau einer Kesselanlage mit Wirbelschichtfeuerung

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

13

Obwohl die Zustandsgröße Temperatur bei dem Wirbelschichtverfahren sehr niedrig liegt, ist der Gesamtwirkungsgrad mit herkömmlichen Feuerungen vergleichbar (s. Anhang). Dafür maßgebend ist u. a. der gute Übergang der Verbrennungswärme auf das Speisewasser, da der Dampferzeuger direkt in die Wirbelschicht eintaucht. Gemeinsam ist allen Kesselausführungen, dass der am Kesselausgang auftretende Heißbzw. Frischdampf über Rohrleitungen den im Folgenden beschriebenen Turbinen zugeleitet wird. Dampfturbine Der prinzipielle Aufbau einer Dampfturbine ist dem Bild 2.5a zu entnehmen. Sie besteht aus mehreren Stufen, die sich jeweils aus einem Kranz von Leit- und Laufschaufeln zusammensetzen. Die Leitschaufeln sind an der Innenseite des Gehäuses, die Laufschaufeln außen am Laufrad befestigt, das wiederum mit der Welle verbunden ist. In jeder einzelnen Stufe läuft folgender Vorgang ab: Bei den Leitschaufeln verkleinert sich in Strömungsrichtung die Durchtrittsfläche (b < a). Dadurch wirken die Schaufeln auf den einströmenden Dampf wie eine Düse. Der Druck wird demnach kleiner, die Geschwindigkeit des Dampfes steigt. Sie kann am Austritt der Leitschaufeln Werte erreichen, die in der Nähe der Schallgeschwindigkeit oder sogar darüber liegen. Die thermische Energie des Dampfes wird durch diese Anordnung in kinetische Energie umgewandelt. Der sich mit hoher Geschwindigkeit bewegende Dampf wird dann auf die dahinter liegenden Schaufeln des Laufrads gelenkt und gibt nach dem Impulssatz einen Teil seiner kinetischen Energie an das drehbare Laufrad ab. Bei manchen Ausführungen weisen die Laufschaufeln im Unterschied zu den Leitschaufeln keine Querschnittsverengung auf. Dann ist die Fläche am Eintritt gleich derjenigen am Austritt (c). Man spricht deshalb von Gleichdruckturbinen, um anzudeuten, dass sich in den Laufschaufeln das Druckniveau nicht ändert (Bild 2.5b). Es sind jedoch auch Bauweisen üblich, bei denen sich der Strömungsquerschnitt der Laufschaufeln ebenfalls verjüngt. In diesem Fall wird nicht nur in den Leit-, sondern auch in den Laufschaufeln die a)

a

b)

a

Einströmstutzen Leitschaufeln m Laufschaufeln

Leitrad Gehäuse b

b

Welle c

Ausströmstutzen

m

c v

v

c Gleichdruckturbine

Bild 2.5 Schnittbild und Schaufelformen von Turbinen a) Längsschnitt einer Axialturbine ohne Regelstufe b) Schaufelform bei Überdruck- und Gleichdruckturbinen

Laufrad

d

Überdruckturbine

14

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung 1 3 5

3

5

5

3

5

4

3

3 2 4

2 4

Bild 2.6 Prinzipskizze einer Regelstufe 1: Hauptabsperrventil 2: Läufer 3: Leitschaufel der Regelstufe 4: Laufschaufel der Regelstufe (Aktionsrad) 5: Ventil

kinetische Energie des Dampfes erhöht. Turbinen dieser Bauweise werden als Überdruckturbinen bezeichnet (Bild 2.5b). Im Wesentlichen sind die beiden Bauarten gleichwertig. Eine tiefer gehende und zugleich leicht verständliche Darstellung über das weite Gebiet der Dampfturbinen sowie ihre Regelung ist [2] zu entnehmen. Die Regelung der abgegebenen Turbinenleistung erfolgt durch eine Regelung der zugeführten Dampfmenge. Zu diesem Zweck wird der ersten Turbinenstufe eine Regelstufe vorgeschaltet. Es handelt sich um eine spezielle Gleichdruckstufe, die auch als Aktionsrad bezeichnet wird. Wie Bild 2.6 zeigt, ist das Leitrad dieser Regelstufe in mehrere Beschaufelungssegmente unterteilt. Die angestrebte Regelung der Dampfmenge wird nun über ein Öffnen oder Schließen der vorgelagerten Regelventile erreicht. Dementsprechend wird bei Teillast nur ein Teil des Leitradkranzes mit Dampf beaufschlagt. Vor der ersten Stufe der nachgeschalteten Turbine stellt sich jedoch wieder eine gleichmäßige Druckverteilung ein. Bei einem Versagen der Regelung kann die Drehzahl in kurzer Zeit auf so hohe Werte anwachsen, dass die Turbine durch die Fliehkräfte zerstört wird. Als Sicherheitseinrichtung weist jeder Turbinensatz ein Schnellschlussventil auf. Es unterbricht selbsttätig die Dampfzufuhr, wenn die Turbinendrehzahl um mehr als 5 % über der dauernd zulässigen Drehzahl, der Nenndrehzahl, liegt und dadurch die Turbinen gefährdet sind. Nach dem Schnellschlussfall wird der zu viel produzierte Dampf abgeleitet. Dies geschieht über ein Bypass-Ventil und eine Umleitarmatur, die den Dampf unter Umgehung der Turbinen unmittelbar in den Kondensator einleitet. Meist gibt die Niederdruckturbine eine deutlich größere Leistung ab als die Hochdruckturbine. Da der Druck des eingeleiteten Dampfes bei der Niederdruckturbine wesentlich niedriger ist (Bild 2.1), weist er ein erheblich höheres Volumen auf. Dementsprechend besitzen die Niederdruckturbinen – u. a. auch die Schaufeln – sehr viel größere Abmessungen. An ihren Endschaufeln sinkt der Druck auf sehr kleine Werte im Vakuumbereich ab. Im Vergleich zur Hochdruckturbine ist bei Niederdruckturbinen das Druck- und damit auch das Volumenverhältnis zwischen Einström- und Ausströmstutzen sehr viel größer. Dementsprechend ist auch der Unterschied in der Schaufelhöhe sehr ausgeprägt. Typisch für Niederdruckturbinen ist ein zweiflutiger Aufbau, die Parallelschaltung zweier Turbinen auf einer Welle und die Einspeisung des Dampfes in der Mitte (Bild 2.7). Nach dem letzten Schaufelkranz wird der Dampf über einen Abdampfstutzen in den Kondensator geleitet. Kondensator Von den verschiedenen Ausführungen wird der Oberflächenkondensator am häufigsten verwendet (Bild 2.3c). Bei dieser Konstruktion strömt der Abdampf an Röhren vorbei, durch die Kühlwasser gedrückt wird. Der Dampf gibt dabei Wärme ab und kondensiert. Dadurch verringert sich das Dampfvolumen auf das Wasservolumen; es entsteht, wie bereits beschrieben, ein sehr geringes Druckniveau. Um eindringende Luft zu entfernen,

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

15

Bild 2.7 Aufbau einer typischen zweiflutigen Niederdruckturbine (Parallelschaltung zweier Turbinen auf einer Welle, Dampfzufuhr erfolgt in der Mitte)

wird zusätzlich eine Vakuumpumpe installiert. Eine weitere Pumpe, die Kondensatpumpe, befördert das kondensierte Wasser zu den Vorwärmern (Bild 2.1). Für die Ableitung der Kondensationswärme benötigt man große Kühlwassermengen, die meist Flüssen oder Seen entnommen werden. Man spricht dann von einer Frischwasserkühlung. Wenn dies in ausreichendem Maße nicht möglich ist, müssen Kühltürme eingesetzt werden, die hohe zusätzliche Baukosten bedingen. Am häufigsten wird die wirkungsvolle Verdunstungskühlung angewandt (Bild 2.3b). Kondensatoren sind baulich so ausgelegt, dass sie die maximal anfallende Heißdampfmenge kondensieren können, die allerdings durch das Einspritzwasser zuvor noch abgekühlt wird. Damit ist sichergestellt, dass auch im Schnellschlussfall, wenn das Bypass-Ventil des Turbinensatzes geöffnet ist, die Anlage nicht durch eine Wärmeüberlastung des Kondensators gefährdet wird. Kesselspeisepumpen Die Kesselspeisepumpen sind speziell für den Kraftwerksbetrieb entwickelte Pumpen. Bei großen Anlagen von z. B. 900 MW liegen die Antriebsleistungen der Pumpen bei ca. 20 MW. Speisewasserpumpen stellen in Kraftwerken die größten Eigenbedarfsverbraucher dar. Beim Ausfall einer Speisewasserpumpe würde kein Speisewasser mehr in die Kesselrohre gedrückt werden. Die Rohre könnten die Wärme nicht mehr abgeben und wären nach kurzer Zeit zerstört. Aus diesem Grunde sind mindestens zwei Kesselspeisepumpen zu installieren. Üblicherweise werden sogar drei Speisewasserpumpen verwendet, von denen jede für die halbe Leistung ausgelegt ist. Nach dem Überschreiten der halben Kraftwerksleistung wird dann die zweite dieser Pumpen zugeschaltet; die dritte steht als Reserve zur Verfügung. Im Vergleich zu zwei Pumpen mit voller Leistung reduziert sich dadurch die Reservehaltung auf die Hälfte. Luftvorwärmer Nach dem Austritt aus dem Kessel weisen die Rauchgase noch eine Temperatur von gut 350 ◦ C auf. Ihre Wärme wird zu einem großen Teil auf die Frischluft übertragen. Häufig wird dafür ein so genannter Drehluvo verwendet. Dessen Rotor wird mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 2 . . . 5 min−1 gedreht. Die radial auf dem Rotor angeordneten Bleche dienen dabei als Energiespeicher für die Wärme. Auf der einen Seite werden sie durch die aus dem Kessel tretenden Rauchgase erhitzt, und auf der anderen Seite geben sie die Wärme an die angesaugte Frischluft ab (Bild 2.3a).

16

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Speisewasservorwärmer Die regenerative Speisewassererwärmung findet bei Kraftwerken mit gutem Wirkungsgrad in bis zu neun hintereinander geschalteten Stufen statt. Je größer diese Stufenzahl ist, desto intensiver erfolgt eine Wärmeübertragung, sodass sich das Speisewasser umso stärker erwärmt. Hochdruck- und Niederdruckvorwärmer arbeiten als Oberflächenvorwärmer, deren prinzipieller Aufbau in Bild 2.3d dargestellt ist. Das Speisewasser durchfließt in einem solchen Vorwärmer Rohrbündel, die vom Anzapfdampf erwärmt werden. Dabei kondensiert der Anzapfdampf. Das entstehende Kondensat wird danach über Kondensatpumpen wieder dem Speisewasserkreislauf zugeführt. 2.1.1.3

Wärmeverbrauchskennlinie von Kondensationskraftwerken

Ein wesentliches Beurteilungskriterium für den Gesamtwirkungsgrad eines Kondensationskraftwerks ist die Wärmeverbrauchskennlinie. Sie liegt umso niedriger, je besser die in den vorangegangenen Abschnitten erläuterten baulichen Maßnahmen zur Wirkungsgraderhöhung sind. In Bild 2.8 ist der prinzipielle Verlauf einer Wärmeverbrauchskennlinie q(P ) in kJ/kWh dargestellt. Dieser spezifische Wärmeverbrauch q gibt als charakteristische Größe für Wärmekraftwerke an, welche Wärmemenge für die Erzeugung einer kWh benötigt wird. Sie ist ein Maß für den Wirkungsgrad. Bei einer Turbinenregelung über Ventile (gestrichelter Verlauf) erhöht sich zusätzlich der Wärmeverbrauch, wenn Drosselverluste aufgrund von nur teilweise geöffneten Dampfventilen entstehen. Falls die Leistung ohne Regelstufe allein über den Kessel verändert wird, können diese Verluste nicht auftreten. Der günstigste Wirkungsgrad der hier gezeigten Kennlinien liegt bei Popt kurz unterhalb der Nennlast Pn , die im Dauerbetrieb maximal abgegeben werden kann. Ein guter Wirkungsgrad und damit eine günstige Wärmeverbrauchskennlinie lassen sich durch einen hohen baulichen Aufwand und damit hohe Investitionskosten erreichen. Über die Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Kraftwerks ist damit jedoch noch keine Aussage getroffen. Die Kosten für die Erzeugung der elektrischen Leistung errechnen sich aus der Wärmemenge Q˙ und den marktabhängigen Brennstoffkosten w: K˙ w q(P ) P w = · . · EUR/h GJ/MWh MW EUR/GJ    ˙ Q

(2.1)

Der Brennstoffpreis w kann bei den Primärenergieträgern erheblich differieren. Im Kapitel 13 wird die Beziehung (2.1) noch benötigt. q 10000 kJ kWh

Ventil geschlossen Ventil teilweise geöffnet Ventil voll geöffnet Turbinenregelung über Ventile

9000 Regelung über den Kessel Ps

80

100 MW

Popt Pn 140 Leistung

Bild 2.8 Wärmeverbrauchskennlinie (Ps : Schwachlast)

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

17

In den siebziger Jahren ist für die bereits erläuterten Kraftwerkstypen mit Brennerfeuerung mitunter keine Kohle, sondern stattdessen Erdgas verwendet worden. Der Wirkungsgrad solcher Anlagen war dann etwas günstiger, da keine Kohlemühlen benötigt wurden und sich damit der Eigenbedarf senkte. Ab den achtziger Jahren setzte bei den stationär betriebenen Gasturbinen eine stürmische Entwicklung ein, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Sie führte zu erdgasbefeuerten Kraftwerken mit einem anderen Prozessablauf. 2.1.2

Erdgasbefeuerte Kraftwerke

Im Wesentlichen findet man zwei Arten von erdgasbefeuerten Anlagen: • Gasturbinen-Kraftwerke, • Gas-und-Dampf-Kraftwerke. Grundsätzlich können sie jedoch auch mit Heizöl betrieben werden. Zunächst werden die Gasturbinen-Anlagen erläutert. 2.1.2.1

Gasturbinen-Kraftwerke

In Bild 2.9a ist der prinzipielle Schaltplan und der Aufbau eines modernen GasturbinenKraftwerks dargestellt, das abkürzend auch als GT-Kraftwerk bezeichnet wird. Zunächst saugt ein Verdichter die Frischluft für den Verbrennungsprozess an und verdichtet sie auf Werte, die meist im Bereich 15 . . . 20 bar liegen. Im Bild 2.9b stellt der linke Teil der Anlage den Verdichter dar. Die komprimierte Luft wird mit dem Erdgas den Brennern zugeführt. Sie sind gleichmäßig verteilt auf der ringförmig gestalteten Brennkammer angeordnet. Dort wird das Gemisch gezündet, um dann in der Brennkammer zu verbrennen. Die Verbrennungsgase – im Wesentlichen Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickstoff – erreichen bei modernen Gasturbinen Temperaturen bis ca. 1250 ◦ C. Zu Beginn der Achtzigerjahre betrug dieser Wert noch ca. 750 ◦ C. Die heißen Abgase strömen

Bild 2.9 Aufbau eines Gasturbinen-Kraftwerks a) Prinzipielle Gestaltung einer offen betriebenen Gasturbinen-Anlage b) Technische Verwirklichung

18

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

dann in die eigentliche Gasturbine, die sich in Bild 2.9b im rechten Teil der Anlage befindet. Vom Turbinenaustritt werden die Abgase entweder direkt oder mitunter auch über einen Wärmetauscher, der die Frischluft vorwärmt, ins Offene geleitet. Daher bezeichnet man diesen Prozess als offenen Gasturbinenbetrieb. Erst das Zusammenspiel einer Reihe von technologischen Neuheiten hat die Beherrschung der hohen Temperaturen ermöglicht: Die Auskleidung der Brennkammer mit Keramikschilden, die Verwendung von wärmestabilen Einkristallschaufeln und die Filmkühlung der Schilde und Schaufeln mit komprimierter Frischluft. Zugleich wird mit der Frischluft die Turbine intensiv von außen gekühlt. Die Erhöhung der Zustandsgrößen hat zu einem Anstieg des Wirkungsgrads von ca. 25 % auf ca. 39 % geführt. Gleichzeitig wurden die Nennleistungen der Gasturbinen erheblich gesteigert. Sie können heute bis zu 250 MW ins Netz einspeisen. Zusätzlich müssen Gasturbinen noch die mechanische Antriebsleistung für die Verdichter erzeugen, die im gleichen Größenbereich wie die elektrische Nennleistung liegt. Beim Anfahrvorgang wird die gesamte Maschine durch einen zusätzlich vorhandenen Anlaufmotor angetrieben. Im Unterschied zu Kondensationskraftwerken können Gasturbinen wegen der im Vergleich zu Dampfturbinen sehr viel dünnwandigeren Konstruktion rasch hochgefahren werden. Hochlaufzeiten von wenigen Minuten einschließlich Netzsynchronisation sind möglich. Trotz der hohen Temperaturen in der Brennkammer lässt sich der Verbrennungsprozess so gestalten, dass die Grenzwerte für Stickoxide nicht verletzt werden; der Prozess ist bezüglich der Schwefeldioxide und des Flugstaubs emissionsfrei. Dadurch entfallen im Unterschied zum kohlebefeuerten Kraftwerk insgesamt die aufwändigen Maßnahmen zur Entstickung, Entstaubung und Entschwefelung. Bei Gasturbinen-Kraftwerken sind daher die Investitionskosten vergleichsweise niedrig. Dafür weisen sie jedoch höhere Betriebskosten auf: zum einen wegen des niedrigeren Wirkungsgrads und zum anderen wegen der höheren Brennstoffkosten für Erdgas im Vergleich zu Kohle. Unabhängig von der Kostenfrage werden Gasturbinen-Kraftwerke auch aus betriebstechnischen Gründen für den Netzbetrieb benötigt. Sie können bei Spitzenlast oder bei Ausfall eines Kraftwerks als so genannte Minutenreserve schnell ans Netz genommen werden, während kohlebefeuerte Blockkraftwerke dafür eine Hochlaufzeit von 1 . . . 2 Stunden benötigen. Diese schnelle Verfügbarkeit der Gasturbinen weisen üblicherweise auch die umfassenderen Gas-undDampf-Kraftwerke auf. 2.1.2.2

Gas-und-Dampf-Kraftwerke

Bei einem Gas-und-Dampf-Kraftwerk – abkürzend auch als GuD-Kraftwerk bezeichnet – arbeiten ein Gasturbinen- und ein Dampfkraftwerk zusammen. Anders als bei einer reinen GT-Anlage werden die austretenden Verbrennungsgase von ca. 600 ◦ C einem Abhitzekessel zugeführt. Es handelt sich um einen speziellen Wärmetauscher, der naturgemäß sehr viel einfacher aufgebaut ist als ein Zwangsdurchlaufkessel. Ein solcher Abhitzekessel erzeugt Dampf von z. B. 55 bar und 530 ◦ C. Der nachgeschaltete Wasser-Dampf-Prozess ist wie bei den kohlebefeuerten Kraftwerken beschaffen. Ganz grob wird mit dieser Anlage nochmals die halbe Gasturbinennennleistung gewonnen. Aus dem Schaltplan in Bild 2.10 ist zu ersehen, dass sowohl die Gas- als auch die Dampfturbine jeweils mit einem Generator gekuppelt ist. Bei dieser zweiwelligen Konfiguration kann die Gasturbine auch alleine hochgefahren werden, ohne dass die Dampfanlage aktiviert wird. Eine GuD-Anlage entspricht dann einem GT-Kraftwerk.

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

19

Bild 2.10 Prinzipieller Schaltplan eines zweiwelligen GuD-Kraftwerks

GuD-Kraftwerke weisen einen wesentlich günstigeren Wirkungsgrad als kohlebefeuerte Anlagen auf. Anstelle von η = 43 % liegt er dort bei ca. η = 50 % (s. Anhang), Werte von 58 % sind bereits möglich. Allerdings benötigen diese Kraftwerke den thermisch hochwertigeren Brennstoff Erdgas. Zukünftig wird man auch Kohle indirekt einsetzen können; sie ist jedoch vorher zu vergasen. Zurzeit existieren dafür nur Pilotanlagen. Der Vergasungsprozess benötigt natürlich zusätzliche Energie, wodurch der Gesamtwirkungsgrad solcher Anlagen fast auf den Wert von kohlebefeuerten Blockkraftwerken sinkt. Alle bisher beschriebenen Prozesse sind für Kleinanlagen mit Nennleistungen bis zu einigen MW nicht geeignet. Dafür verwendet man Blockheizkraftwerke. 2.1.2.3

Blockheizkraftwerke

Bei einem Blockheizkraftwerk, abgekürzt mit BHKW, ist ein mit Erdgas oder Diesel betriebener Motor mit einem Generator gekuppelt (Bild 2.11). Die Abwärme des Motors wird über Wärmetauscher zum Heizen eingesetzt. In Deutschland ist 2004 eine elektrische Leistung von insgesamt ca. 8000 MW auf diese Weise erzeugt worden. Dabei liegt die Nennleistung der einzelnen Einheiten meist im Bereich zwischen 50 kW und 15 MW.

Bild 2.11 Diesel- oder Gasmotor in Kraft-Wärme-Kopplungsschaltung

20

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Eventuelle überschüssige Leistung wird ins Netz eingespeist und verrechnet. Die beschriebenen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) werden vom Staat gefördert. Dies gilt auch für die aussichtsreichen Brennstoffzellen. 2.1.2.4

Brennstoffzellen

Grundsätzlich wird in Brennstoffzellen die Wasser-Elektrolyse umgekehrt. An einer Elektrode streicht Wasserstoff, an der anderen Sauerstoff vorbei. Auf der Oberfläche der unterschiedlichen Elektrodenwerkstoffe findet dabei eine elektrochemische Reaktion statt, die zu einer Ionisation der Gase führt. Zwischen den Elektroden liegt bei jeder Bauart eine gasundurchlässige Trennschicht. Es handelt sich um einen Elektrolyten, der nur eine Ionenart (im Prinzip H+ oder O2− ) weitertransportiert. Ist die Schicht passiert, treffen diese Ionen auf die jeweils andere Ionenart. Es bildet sich Wasser unter Freisetzung von Wärme. Die für diesen Vorgang erforderliche Betriebstemperatur ist von der Bauart der Brennstoffzelle abhängig. Man verwendet dementsprechend die Bezeichnung Nieder(80 . . . 220 ◦ C) bzw. Hochtemperaturbrennstoffzelle (600 . . . 1000 ◦ C). Durch die beschriebene Ionisation entsteht auf der einen Elektrode ein Überschuss, auf der anderen ein Mangel an Elektronen. Über den angeschlossenen äußeren Stromkreis können sie sich ausgleichen; es fließt ein Strom. In Bild 2.12 ist ein Beispiel für den prinzipiellen Aufbau einer Brennstoffzelle dargestellt. Jede Brennstoffzelle liefert stets eine Gleichspannung; ihre Ausgangsspannung liegt bei ca. 1 V. Durch eine Hintereinander- bzw. Parallelschaltung vieler solcher Zellen entstehen leistungsfähige Module. Der von ihnen gelieferte Gleichstrom wird dann durch Wechselrichter in einen Wechsel- oder Drehstrom umgewandelt. Vereinzelt sind bereits Anlagen mit einer Leistung bis zu 11 MW erstellt worden. Inzwischen sind auch Brennstoffzellen entwickelt, die mit Erdgas zu betreiben sind. Bei Brennstoffzellen, die mit niedrigen Betriebstemperaturen arbeiten, wird das Erdgas extern in ein CO- und H2 -Gasgemisch umgewandelt bzw. reformiert. Nach der Ionisation in der Zelle wird es dann zu Wasser (H2 O) und Kohlendioxid (CO2 ) oxidiert. Anstelle des dazu benötigten Sauerstoffs ist es auch möglich, Luft zu verwenden. Bei Hochtemperaturbrennstoffzellen erfolgt die Reformierung des Erdgases bereits intern in der Zelle. Zu beachten ist, dass Erdgas und Luft wie in Gasturbinen zu Wasser und Kohlendioxid umgewandelt werden. Dort reagieren jedoch Moleküle unter Flammenbildung miteinander. In Brennstoffzellen verbinden sich dagegen Ionen, ohne dass Flammen auftreten. Man bezeichnet diesen Vorgang als kalte Verbrennung. Allerdings bestehen Unterschiede in der Ausnutzung der chemisch gebundenen Energie und damit auch im Wirkungsgrad. H 2, CO

H 2O, CO2

Minuspol Ni-ZrO2 Feststoffelektrolyt Zr(Y)O2

O2 -

O2 -

O2 -

O2 -

+

Pluspol La(Sr)MnO3 Luft

N2

Bild 2.12 Funktionsprinzip einer HochtemperaturBrennstoffzelle (SOFC)

2.1 Stromerzeugung mit fossil befeuerten Kraftwerken

21

In den Hochtemperaturbrennstoffzellen liegt er bei 60 %, in Gasturbinen beträgt er dagegen nur 39 % (s. Anhang). Im Vergleich zu den bisher verwendeten Methoden ist die Stromerzeugung mit Brennstoffzellen zurzeit noch nicht ohne staatliche Förderungsmaßnahmen konkurrenzfähig. Diese Aussage gilt auch für die relativ weit verbreiteten Phosphorsäure-Brennstoffzellen (PAFC). Ihr Name besagt, dass als Elektrolyt Phosphorsäure verwendet wird. Sie ermöglicht nur den Transport von H+ -Ionen. Die Leistungsgrenzen dieser Technologie erstrecken sich auf den Bereich von 50 kW bis 11 MW; der elektrische Wirkungsgrad liegt im Erdgasbetrieb bei gut 40 %. Diese Bauart gehört mit einer Betriebstemperatur von ca. 200 ◦ C zu den Niedertemperaturausführungen. Weltweit sind bereits eine Reihe von Anlagen gebaut worden, um damit breitbandige Betriebserfahrungen zu sammeln. Parallel zu diesen Aktivitäten werden mit großem Aufwand die bereits laborreifen Polymermembran-Brennstoffzellen (PEMFC) weiterentwickelt. Bei ihnen wird als Elektrolyt eine Polymermembrane verwendet, die – wie bei der Phosphorsäurebauart – nur für H+ -Ionen durchlässig ist. Diese Ausführung gehört mit einer Betriebstemperatur von ca. 80 ◦ C ebenfalls zu der Klasse der Niedertemperaturbrennstoffzellen. Das Entwicklungsziel ist vornehmlich darauf ausgerichtet, sie als Stromlieferant für Elektroautos einzusetzen. Man erhofft sich, dass sie auch für die dezentrale Versorgung von Wohnhäusern zu verwenden sind, die über einen Gasanschluss verfügen. Eventuelle überschüssige elektrische Energie wird dann in das Niederspannungsnetz eingespeist und mit dem EVU verrechnet. Die beim Betrieb zusätzlich freiwerdende Wärme dient zur Warmwasserversorgung bzw. für Heizzwecke. Große Hoffnungen knüpft man auch an die bereits laborreifen Hochtemperaturbrennstoffzellen. Im Wesentlichen werden zwei Entwicklungslinien – die Schmelzkarbonat- und die keramische Festoxidausführung – verfolgt (MCFC bzw. SOFC). Bei der Verwendung von Schmelzkarbonat als Elektrolyt werden CO2− 3 -Ionen transportiert. Sie können sich an der Kathode nur bilden, wenn dort neben Sauerstoff auch Kohlendioxid vorhanden ist. Abweichend davon ist der Elektrolyt bei der keramischen Festoxidausführung nur für Sauerstoffionen O2− durchlässig. Sowohl der Elektrolyt als auch die Elektroden bestehen bei dieser Brennstoffzelle aus unterschiedlichen keramischen Werkstoffen (Bild 2.12). Hochtemperaturbrennstoffzellen sind vorwiegend für den Einsatz von größeren Einheiten wie z. B. in Blockheizkraftwerken gedacht. Bei dieser Technologie lässt sich das Brenngas mit vergleichsweise geringem Aufwand aufbereiten. Im Wesentlichen gilt es nur, schwefelhaltige Substanzen zu entfernen, die für alle Brennstoffzellen-Bauarten schädlich sind. Die Betriebstemperatur der Festoxidausführung liegt bei ca. 1000 ◦ C. Die heißen Abgase sind daher dafür geeignet, in einem nachgeschalteten GuD-Prozess verarbeitet zu werden. Man erwartet, dass solche Anlagen einen elektrischen Wirkungsgrad von ca. 70 % aufweisen. Ein weiteres Anwendungsfeld eröffnet sich mit der Kohlevergasung. Aus dem dabei erzeugten Kohlengas gewinnt man über eine Reduktion von Wasser ein Gemisch aus CO und H2 . Damit können dann wiederum direkt die Brennstoffzellen betrieben werden. Bisher sind lediglich Anlagen betrachtet worden, die entweder Kohle oder Gas alleine einsetzen. Neben diesen Kraftwerkstypen gibt es auch Mischformen, die beide Brennstoffe zugleich verwenden. 2.1.3

Erdgas-/kohlebefeuerte Anlagen

In den siebziger und achtziger Jahren sind erdgas-/kohlebefeuerte Anlagen zumeist als Kombinationskraftwerke errichtet worden. Sie bestehen jeweils aus einem Gasturbinen-

22

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

und einem kohlebefeuerten Kraftwerk. Dabei wird von der Gasturbine kaum mehr als 1/3 der Gesamtnennleistung geliefert. Bis zu diesem Anteil ist es problemlos möglich, die Abgase der Gasturbine direkt der Brennluft des Kohleblocks zuzumischen. Anderenfalls wird infolge eines Mangels an Sauerstoff der Ausbrand der Kohle im Zwangsdurchlaufkessel beeinträchtigt. Durch die erhöhte Temperatur der Verbrennungsluft vergrößert sich der Wirkungsgrad der Gesamtanlage auf ca. 45 %. Eine größere Freizügigkeit bieten die Verbundkraftwerke, die seit Beginn der neunziger Jahre stattdessen gebaut werden. Sie setzen sich ebenfalls aus einer Gasturbinenanlage und einem kohlebefeuerten Kraftwerk zusammen, sind jedoch anders als die Kombinationskraftwerke miteinander verknüpft. So ist die Gasturbinenanlage mit einem Abhitzekessel ausgerüstet. In dem Abhitzekessel wird Mitteldruckdampf erzeugt und zusätzlich der Mitteldruckturbine des kohlebefeuerten Blockkraftwerks zugeführt, das weiterhin einen Zwangsdurchlaufkessel aufweist. Darüber hinaus wird auch noch das Speisewasser des Kohleblocks im Abhitzekessel regenerativ vorgewärmt. Bei dieser Prozessführung lässt sich der Wirkungsgrad auf Werte bis zu 50 % steigern. Im Vergleich zu der jeweils getrennten Errichtung eines GuD-Kraftwerks und eines kohlebefeuerten Blockkraftwerks benötigt eine Verbundanlage niedrigere Investitionskosten, da die Dampfturbine und der Kühlkreislauf nur einmal zu installieren sind. Zugleich weist die Verbundanlage auch die betriebliche Freizügigkeit auf, dass der Kohleblock und im Notfall auch die Gasturbine jeweils alleine gefahren werden können. Ein solcher Einzelbetrieb ist jedoch mit deutlichen Wirkungsgradabsenkungen verbunden. Im Unterschied zu den beschriebenen fossil befeuerten Wärmekraftwerken hat sich während der letzten Jahrzehnte der Prozessablauf bei den Wasserkraftanlagen deutlich weniger geändert.

2.2

Stromerzeugung mit Wasserkraftwerken

Im Unterschied zum Wärmekraftwerk ist der schematische Aufbau eines Wasserkraftwerks recht einfach: Es besteht lediglich aus einer Wasserturbine mit angekoppeltem Generator (Bild 2.13). Zur Inbetriebnahme der Wasserturbinen brauchen nur Schieber geöffnet zu werden. Aus diesem Grunde kann ein Wasserkraftwerk, im Gegensatz zu einem Kondensationskraftwerk, in 1 . . . 2 Minuten angefahren werden. Ein weiterer Vorteil liegt in den niedrigen Betriebskosten, da Brennstoffkosten nicht anfallen. Weitere Ausbaumöglichkeiten fehlen jedoch, sodass der vorhandene Lastanstieg nicht mehr mit dieser Energieart gedeckt werden kann. Zurzeit werden etwa 4 % der eingespeisten elektrischen Energie durch Wasserkraft erzeugt. Prinzipiell weisen Wasserturbinen im Vergleich zu Dampfturbinen eine niedrigere Drehzahl auf, die im Bereich bis zu einigen hundert Umdrehungen pro Minute liegt. Da in der Regel jedoch eine 50-Hz-Spannung in das Netz einzuspeisen ist, werden für den Generator hochpolige Synchronmaschinen in Schenkelpolausführung eingesetzt (s. Abschnitt 4.4).

Bild 2.13 Schematischer Aufbau eines Wasserkraftwerks

2.2 Stromerzeugung mit Wasserkraftwerken

23

Die Bauart der Wasserturbinen wird im Wesentlichen durch die Fallhöhe des Wassers bestimmt. Im Folgenden werden dazu einige Erläuterungen gegeben. 2.2.1

Bauarten von Wasserturbinen

Anlagen mit einer Fallhöhe des Wassers von weniger als 60 m bezeichnet man als Niederdruckanlagen. Sie werden an Flussläufen gebaut, an denen gleichzeitig eine Regulierung und Kanalisierung vorgenommen werden muss. Die Errichtung eines solchen Kraftwerks allein mit dem Ziel, elektrische Energie zu erzeugen, ist aufgrund der hohen Baukosten meist unwirtschaftlich. Bei Niederdruckanlagen hat sich als Antrieb für den Generator die Kaplan-Turbine durchgesetzt, deren prinzipielle Bauweise in Bild 2.14 dargestellt ist. Auffällig ist bei dieser Turbinenart die propellerartige Ausführung des Laufrads. Die Funktion dieser Turbinenart soll im Folgenden kurz erläutert werden: Aus dem Fallrohr strömt das Wasser durch das Spiralgehäuse, das für eine gleichmäßige Geschwindigkeitsverteilung sorgt, auf die tragflügelähnlich profilierten Leitschaufeln. Diese lenken die Strömung auf die Schaufeln des beweglichen Laufrads. Daran gibt das Wasser einen Teil seiner kinetischen Energie ab. Durch das Saugrohr verlässt es die Turbine dann wieder. Die Leistungsregelung der Turbine erfolgt durch eine Mengenregulierung des Wasserstroms, indem im Wesentlichen die Schaufeln des Leitapparats verstellt werden (Finksche Drehschaufeln). Darüber hinaus sind bei der Kaplan-Turbine auch die Laufradschaufeln verstellbar, sodass sie sich wechselnden Betriebsbedingungen recht gut anpassen kann. Bei einer Fallhöhe des Wassers zwischen etwa 60 m und 300 m werden Wasserkraftwerke als Mitteldruckanlagen bezeichnet. Meistens wird bei diesen Anlagen eine FrancisTurbine eingesetzt, bei der das Wasser über einen Leitapparat radial von außen in das Laufrad einströmt. Wie bei der Kaplan-Turbine erfolgt auch bei dieser Turbinenart die Leistungsregelung über drehbare Leitschaufeln. Im Gegensatz dazu sind die geschwungen ausgeführten Laufschaufeln jedoch nicht verstellbar. Wenn die Fallhöhe des Wassers mehr als 300 m beträgt, spricht man von Hochdruckanlagen. In solchen Anlagen wird überwiegend die Pelton-Turbine verwendet, bei der das Wasser aus Düsen auf ein Laufrad mit Schaufeln schießt. Dadurch wird die potenzielle Energie des Wassers in kinetische Energie umgewandelt. Die Leistungsregelung der Turbine wird wiederum über die austretende Wassermenge reguliert. 2.2.2

Bauarten von Wasserkraftwerken

Neben der Fallhöhe des Wassers besteht ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Wasserkraftwerken im Speichervermögen der Anlage.

2

1

1 3

4

2

1= Leitschaufel (Finksche Drehschaufel) 2= Spiralgehäuse 3= Laufrad 4= Saugrohr

Bild 2.14 Prinzipskizze einer Kaplan-Turbine

24

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Zufluss Speichersee

Wasserschloss

Kraftwerk

Kraftwerk Speichersee

st itzenla bei Sp

Speichersee

last

hwach

bei Sc

Abfluss

Bild 2.15 Prinzip eines Speicherwasserkraftwerks

Bild 2.16 Prinzip eines Pumpspeicherwerks

Bei Laufwasserkraftwerken handelt es sich im Wesentlichen um eine Staustufe in einem Fluss, in der meist einige Kaplan-Turbinen eingesetzt sind. Sie verarbeiten die jeweils anfallende Wassermenge. Fällt mehr Wasser an, als die Turbinen fassen können, so läuft die überschüssige Menge ungenutzt ab. Andere Verhältnisse liegen bei Speicherkraftanlagen vor. Diese Wasserkraftwerke verfügen über einen Speicher. Das zufließende Wasser wird nicht unmittelbar genutzt, sondern in Zeiten mit schwacher Belastung gesammelt und in Zeiten erhöhten Energieverbrauchs aus dem Speicher entnommen. Den prinzipiellen Aufbau einer solchen Anlage zeigt Bild 2.15. Je nach Größe des Speicherbeckens und des Ausgleichsvermögens durch die Zuläufe nennt man die Speicher Jahres-, Monats-, Wochen- oder Tagesspeicher. Bei Hochdruckanlagen ist es üblich, so genannte Wasserschlösser einzubauen. Bei einem schnellen Verschließen der Düse würden sonst infolge der hohen kinetischen Energie des fließenden Wassers große Drucksteigerungen in den Rohren auftreten. Die Wasserschlösser sorgen für den erforderlichen Druckausgleich. Um spezielle Speicherkraftanlagen handelt es sich bei Pumpspeicherwerken (Bild 2.16). Zu Schwachlastzeiten wird mit preiswerter elektrischer Energie aus z. B. nicht ausgelasteten Laufwasserkraftwerken Wasser in einen Stausee hochgepumpt. In Zeiten erhöhten Stromverbrauchs wird die potenzielle Energie des Wassers über Turbinen, die Generatoren antreiben, in elektrische Energie zurückverwandelt. Der Wirkungsgrad von Pumpspeicherwerken liegt bei ca. 75 %. Wegen ihrer guten Regelbarkeit gewinnen sie eine steigende Bedeutung für die Bereitstellung von Regelleistung in Übertragungsnetzen (s. Abschnitte 8.1 und 13.2.2). Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in ihrer geringen Hochlaufzeit von nur ca. 90 Sekunden. Daher stellen sie neben Gasturbinen eine sehr gute Momentanreserve dar.

2.3

Stromerzeugung mit Kernkraftwerken

Neben den fossilen Brennstoffen stellt die Kernenergie in der öffentlichen Stromerzeugung eine wichtige Primärenergie dar. In der Bundesrepublik wird etwa 25 % der erzeugten elektrischen Energie von Kernkraftwerken geliefert. Für diesen Kraftwerkstyp sind eine Reihe verschiedener Reaktortypen entwickelt worden. Im Wesentlichen wird davon in der Energieversorgung bisher nur die Gruppe der Leichtwasserreaktoren in den Kernkraftwerken eingesetzt. Der prinzipielle Aufbau dieser Reaktoren ist aus Bild 2.17 zu ersehen. Ihre Funktion wird

2.3 Stromerzeugung mit Kernkraftwerken

Regelstäbe

25

Wasseraustritt Druckbehälter Wasser Brennstäbe

Bild 2.17 Prinzipieller Aufbau eines Leichtwasserreaktors

Wassereintritt Umwälzpumpe

im Folgenden skizziert: Das Kernstück eines Reaktors stellen die Brennelemente dar, die häufig aus ca. 250 gasdicht verschweißten Zircalloyrohren bestehen, in die angereichertes Uran in Tablettenform eingebracht wird. Im Vergleich zum Natururan, das im Wesentlichen aus U-238-Atomen besteht, ist bei diesem Uran der Anteil an dem Isotop U 235 in Anreicherungsanlagen von 0,7 % auf ca. 2,5 . . . 3,5 % erhöht worden. Prinzipiell kann bei Uran 238 und dem Isotop U 235 ein Beschuss mit Neutronen – aus einer fremden Neutronenquelle – Kernspaltungen auslösen. Die freiwerdenden Spaltatome verbleiben in den Brennstäben und weisen eine hohe kinetische Energie auf, die sich auf die Umgebung der Brennstäbe überträgt. Sie macht sich dort als starke Wärmeentwicklung bemerkbar. Der eigentliche Zweck des Reaktors liegt in der Nutzung dieser Wärme. Bei einer Kernspaltung werden zugleich zusätzliche Neutronen freigesetzt. Sie lösen weitere Kernspaltungen aus. Im Hinblick auf die Wärmeentwicklung wird eine selbstständige Fortsetzung dieser Kernspaltungen – eine so genannte Kettenreaktion – angestrebt. Dieser Prozess kann beim Uran 238 prinzipiell nicht eingeleitet werden, da zu viele Neutronen in den Kernen absorbiert werden. Mit dem Isotop U 235 ist bei der vorliegenden Konzentration dagegen eine Kettenreaktion dann möglich, wenn die Neutronen in ihrer Geschwindigkeit richtig bemessen sind. Die bei einer Kernspaltung freigesetzten Neutronen erfüllen diese Bedingung nicht, da sie überwiegend zu schnell sind. Um auch diese Neutronen für eine Kettenreaktion nutzen zu können, müssen sie auf die erforderliche Geschwindigkeit abgebremst werden. Diese Aufgabe erfüllt der Moderator . Bei Leichtwasserreaktoren ist der Moderator leichtes Wasser (H2 O), das die Brennstäbe umhüllt. Die aus den Brennstäben tretenden Neutronen werden dadurch so abgebremst, dass sie in den benachbarten Brennstäben bei den U-235-Atomen Kernspaltungen herbeiführen. Die Anzahl dieser Kernspaltungen kann ein von der Auslegung vorgesehenes Maß nicht überschreiten, da in den Brennstäben nur eine schwache Dotierung mit U-235-Atomen vorliegt. Damit ist die Neutronenproduktion stets begrenzt; es entsteht eine kontrollierte Kettenreaktion. Das Wasser, das die Brennelemente umhüllt, dient zugleich als Kühlmittel. Umwälzpumpen bewirken einen Zwangsumlauf des Wassers. Der Neutronenfluss lässt sich durch zusätzlich angebrachte Regelstäbe verkleinern. Sie befinden sich zwischen den Brennstäben und bestehen aus Borkarbid, einem Stoff, der gut Neutronen absorbiert. In dem Maße, wie die Regelstäbe tiefer zwischen die Brennstäbe geschoben werden, wird die Absorption wirksamer und damit die Anzahl der Neutronen bzw. die entwickelte Wärmemenge kleiner. Auf diese Weise lässt sich die Leistung des Reaktors im Vergleich zu Kesseln rein technisch relativ schnell verändern. Im praktischen Betrieb wird jedoch auch bei einem Kernkraftwerk die Größe solcher schnellen Lastwechsel begrenzt, um Wärmespannungen in den Brennstäben sowie in den angeschlossenen

26

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.18 Prinzipieller Schaltplan eines Kernkraftwerks mit einem Druckwasserreaktor

Turbinen zu vermeiden. Bei Leichtwasserreaktoren lassen sich zwei Ausführungen, die Druck- und die Siedewasserreaktoren, unterscheiden: Bei einem Druckwasserreaktor wird das Wasser bis ca. 320 ◦ C erhitzt. Ein Sieden tritt jedoch nicht ein, da für einen entsprechend hohen Druck von ca. 160 bar gesorgt wird. Das Wasser wird mit diesen Zustandsgrößen durch einen Wärmetauscher geleitet, der in einem Sekundärkreislauf Satt- bzw. Nassdampf mit ca. 280 ◦ C bei etwa 60 bar erzeugt. Nach dem Wärmetauscher entsprechen die Anlagenteile konventionellen Dampfkraftwerken. Da nur der Reaktor und der Wärmetauscher mit radioaktivem Material in Berührung kommen, ist lediglich für diese Anlagenteile ein besonderer Schutz notwendig. Bild 2.18 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor. Bei einer anderen Bauart, dem Siedewasserreaktor , bildet sich der Dampf bereits im Reaktor. Da dort neben dem gebildeten Dampf auch Wasser existiert, kann wie beim Druckwasserreaktor nur Sattdampf erzeugt werden. In Bild 2.19 ist der prinzipielle Aufbau eines Kernkraftwerks mit einem Siedewasserreaktor wiedergegeben. Bis auf die Erzeugung des Dampfes durch einen Reaktor entspricht es sonst einem konventionellen Dampfkraftwerk. Die Ähnlichkeit geht sogar so weit, dass bei diesem Reaktortyp infolge der niedrigen Zustandsgrößen im Reaktor zusätzlich auch die Drehzahl der Speisewasserpumpen als Stellgröße zur Leistungsregelung verwendet wird. Nachteilig wirken sich bei den beschriebenen Reaktortypen die niedrigen Zustandsgrößen des Dampfes aus. Ihr Wirkungsgrad beträgt deshalb nur ca. 30 %. Abhilfe ließe sich über höhere Zustandsgrößen erzielen, was bei den derzeitigen Werkstoffen jedoch nicht ausführbar ist. Hohe Leistungen lassen sich aufgrund der niedrigen Zustandsgrößen daher nur über hohe Volumenströme und damit große Abmessungen der Turbine erreichen. Die großen Abmessungen bedingen hohe Fliehkräfte. Diese Turbinen können deshalb meist bei Anlagen über 600 MW nur für Drehzahlen von 1500 min−1 ausgelegt werden. Da die Turbinen

Bild 2.19 Prinzipieller Schaltplan eines Kernkraftwerks mit einem Siedewasserreaktor

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

27

aus den Leichtwasserreaktoren mit Sattdampf gespeist werden, bezeichnet man sie auch als Sattdampfturbinen. Von der europäischen Industrie wird zurzeit von den beiden Reaktorbautypen der Druckwasserreaktor bevorzugt [3]. Intensiv wird daran gearbeitet, dessen an sich bereits sehr hohes Sicherheitsniveau so weit zu erhöhen, dass bei allen praktisch denkbaren Unfällen keine Strahlung freigesetzt werden kann und die Bevölkerung niemals gefährdet wird. So ist z. B. bei den neu entwickelten EPR-Bautypen nochmals das Risiko erheblich abgesenkt worden, dass die Reaktorkühlung total ausfällt. Aber selbst wenn dieser sehr unwahrscheinliche Fall eintritt und die Brennstäbe schmelzen sollten, wird eine solche Kernschmelze noch sicher beherrscht. Trotz einer derartig hohen Sicherheitsstufe steht ein großer Teil der deutschen Bevölkerung dieser Technologie reserviert gegenüber. Mittel- und langfristig werden regenerative Energiequellen an Attraktivität gewinnen.

2.4

Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

Regenerative Energiequellen speisen sich aus nach menschlichem Ermessen unbegrenzt erneuerbaren Ressourcen und werden daher auch als erneuerbare Energien bezeichnet (EE). Überwiegend lassen sie sich auf die Sonnenenergie zurückführen. Abweichend davon nutzt die Geothermie die Wärme, die durch radioaktive Zerfallsprozesse im Erdinneren entsteht; Gezeitenkraftwerke werden letztendlich aus der Energie gespeist, die in der Planetenbewegung enthalten ist. Den physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgend unterliegen auch die regenerativen Energieformen einem Verbrauch, der jedoch im Vergleich zu den vorhandenen Ressourcen verschwindend gering ist. Im Jahr 2006 betrug der Anteil der regenerativen Energien an der elektrischen Energieerzeugung in Deutschland 11,8 %. Daran waren neben der Wasserkraft fast ausschließlich Windenergieanlagen, Biomassekraftwerke und photovoltaische Anlagen beteiligt. Daneben existieren weitere viel versprechende Technologien wie solarthermische und geothermische Kraftwerke sowie Wellen- und Gezeitenkraftwerke. Deren Funktionsprinzip wird im Weiteren noch erläutert. Prinzipiell gehört die Wasserkraft auch zu den regenerativen Energien; sie wird jedoch aufgrund ihrer historisch eigenständigen Rolle gesondert betrachtet. Hingegen werden Energiespeicher verstärkt in Verbindung mit den regenerativen Energien diskutiert und werden deshalb auch hier behandelt. Seit der Verabschiedung des Gesetzes zur Stromeinspeisung im Jahre 1991 ist der Netzanschluss von Anlagen zur Einspeisung regenerativer Energien bzw. von Eigenerzeugungsanlagen an das öffentliche Energieversorgungsnetz möglich. Ein messbarer Anstieg von netzparallelen Stromerzeugern ist jedoch erst mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom April 2000 zu verzeichnen. Im EEG sind der vorrangige Netzanschluss sowie die Vergütungssätze für die eingespeiste Energie festgeschrieben. Durch den Einsatz von regenerativen Energien soll der Verbrauch fossiler Brennstoffe vermindert und somit der vom Menschen verursachte CO2 -Ausstoß reduziert werden. Darüber hinaus soll laut Kyoto-Protokoll der Ausstoß der sechs Treibhausgase Kohlendioxid (CO2 ), Methan (CH4 ), Distickstoffoxid (N2 O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW/PFC) sowie Schwefelhexafluorid (SF6 ) bis 2012 um 21 % gegenüber den Werten von 1998 verringert werden. Zusätzlich soll der Anteil der regenerativen Energien bis 2010 verdoppelt und bis 2050 auf 50 % des Energieverbrauchs ausgebaut werden.

28

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Im Gesetz zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vom Juli 2004 wird eine nationale Steigerung des Anteils der EE an der Stromversorgung bis 2020 auf mindestens 20 % vorausgesetzt. Innerhalb der Europäischen Union (EU) soll der Energieanteil aus EE von 2001 bis zum Jahr 2010 auf 12 % des gesamten Energieverbrauchs und 22,1 % des elektrischen Energieverbrauchs gesteigert werden. Zurzeit bilden Windenergieanlagen den Schwerpunkt der regenerativen Energiequellen. Daher werden sie im Vergleich zu den anderen Anlagen ausführlicher behandelt. 2.4.1

Windenergieanlagen

Windenergieanlagen (WEA), auch Windkraftanlagen genannt, weisen den höchsten Beitrag aller regenerativen Energiewandler zur Stromerzeugung auf. Mit 4,95 % hatte die Windenergie im Jahr 2006 mehr Anteil an der Gesamterzeugung als die Wasserkraft mit 3,5 %. Ende des Jahres 2006 waren bereits mehr als 18 600 WEA mit einer Gesamtleistung von über 20 000 MW installiert. Wird deren eingesetzte Energie in Volllastbenutzungsstunden umgerechnet (s. Abschnitt 13.3), so ergibt sich in Deutschland aufgrund der Windverhältnisse eine Einsatzzeit von ca. 2 000 Stunden pro Anlage. 2.4.1.1

Grundlagen der Windkraftausnutzung

Wind resultiert aus Temperatur- und Druckunterschieden von Luftmassen. Die sich daraus ergebende Kraft wird anhand eines Beispiels verdeutlicht. Erwärmt sich eine Luftblase mit dem Radius r = 14 m und dem Volumen V bei einem konstanten Druck p = 1 hPa von 0 ◦ C (Dichte ρ0 = 1,275 kg/m3 ) auf 20 ◦ C (Dichte ρ20 = 1,188 kg/m3 ), so wirkt eine nach oben gerichtete Kraft F : 4 · π · r 3 · g · ∆ρ 3 m kg 4 = · π · 14 m3 · 9,81 2 · (1,275 − 1,188) 3 = 9 809,8 N . 3 s m Diese Kraft reicht aus, um eine Masse von m = 1000 kg nach oben zu befördern: F = V · g · ∆ρ =

m=

9 809,8 N F = = 1 000 kg . g 9,81 m/s2

Bei diesem Hubvorgang tritt kinetische Energie E auf. Sie errechnet sich aus der Masse m und der Geschwindigkeit v bekanntlich zu 1 · m · v2 . 2 Wird anstelle einer konstanten Masse ein Massenstrom m ˙ vorausgesetzt und v zugleich als konstant angesehen, so erhält man die Windleistung Pw : E=

1 ˙ · v2 . Pw = E˙ = · m 2 Dabei errechnet sich der Luftmassenstrom m ˙ aus der Dichte ρ und der Fläche A, die mit der Geschwindigkeit v angeströmt wird, zu m ˙ = ρ · V˙ = ρ · A · v .

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

29

Somit erhält man für die theoretische Leistung des Windes P0 =

1 · ρ · A · v3 . 2

Demnach ist die Leistung P von der Windgeschwindigkeit v in der dritten Potenz abhängig. Sie wird insbesondere durch den Standort und die Turmhöhe geprägt; die angeströmte Rotorkreisfläche A beeinflusst dagegen die Leistung nur linear. Zu beachten ist, dass sich die Luftdichte ρ in Abhängigkeit von Druck und Temperatur ändert. Natürlich sind die Leistungsentnahme aus dem Wind und ihre Umwandlung in mechanische Energie begrenzt. Erfasst wird dieser Zusammenhang nach [4] durch die Beziehung P =

1 · ρ · A · v 3 · cP (v) . 2

(2.2)

Der in dieser Beziehung verwendete Leistungsbeiwert cP (Betz-Faktor) gibt an, wie viel der im Wind enthaltenen Leistung durch die Windturbine entnommen wird. Die theoretisch erreichbare Energieausbeute liegt bei cP = 0,593. In der Praxis ist der Leistungsbeiwert kleiner. Er wird wesentlich durch das Rotorblattprofil bestimmt. Typische Bemessungswerte moderner WEA liegen bei cP = 0,4 . . . 0,5. Unterhalb des Bemessungsbetriebs treten kleinere Werte auf, die geschwindigkeitsabhängig sind (s. Bild 2.27). 2.4.1.2

Konstruktive Ausführung und Größenentwicklung

Im Bild 2.20a ist das Prinzip einer WEA mit Getriebe und Generator skizziert; im Bild 2.20b ist der Turmkopf einer Variante mit einem getriebelosen, vielpoligen Generator Triebstrang

a)

b)

Getriebe Bremse Generator Windmessung Nabe Gondel Windnachführung Rotorblatt

Turm

Kabel

Umrichter

MS-Tranformator

Generator Bremse

Bild 2.20 Aufbau einer Windenergieanlage a) Prinzipdarstellung eines Luvläufers mit Getriebe und vierpoligem Generator b) Turmkopf einer getriebelosen WEA mit vielpoligem Generator c) Übersichtsschaltbild für einen häufig anzutreffenden Netzanschluss

30

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

gezeigt. Dem in Bild 2.20c dargestellten Übersichtsschaltplan ist die Art eines häufig gewählten Netzanschlusses zu entnehmen. In diesem Fall wird dafür ein Spannungszwischenkreiswechselrichter verwendet; eine nähere Erläuterung der Generatortypen sowie der Möglichkeiten zu ihrer Netzkopplung erfolgt im Abschnitt 4.14. Windenergieanlagen werden fast ausschließlich als Luvläufer gefertigt. Das bedeutet, dass der vor dem Triebstrang laufende Rotor frontal, also von vorn, vom Wind angeströmt wird (Bild 2.21a). Beim selten anzutreffenden Leeläufer liegt der Rotor hinter dem Triebstrang auf der dem Wind abgewandten Seite (Bild 2.21b). Prinzipbedingt findet beim Leeläufer eine automatische Windnachführung statt. Wenn die Rotorblätter den Turmbereich durchlaufen, wird der Rotor jedoch abgebremst, was sich ungünstig auf die Leistungsabgabe auswirkt. Wegen dieses so genannten Turmschatteneffekts werden Leeläufer nicht mehr gefertigt. Aufgrund ihres höheren Leistungsbeiwerts im Bereich bis zu cP = 0,5 haben sich Horizontalachsgeneratoren gegen Vertikalachskonstruktionen durchgesetzt. Deren Leistungsbeiwerte liegen dagegen abhängig vom Rotorprofil nur im Bereich von 0,03 bis 0,2 (Bilder 2.21c – 2.21e). Es können also von diesen Ausführungen nur maximal 20 % der vorhandenen Windenergie umgewandelt werden. Besonders bewährt haben sich WEA mit drei Rotorblättern. Sie weisen einen vergleichsweise ruhigen Lauf auf und lassen sich zugleich einfacher fertigen als Zweiblattausführungen. Diese werden trotz ihrer beachtlichen Materialeinsparungen auch zukünftig nicht in Betracht gezogen, da mit dieser Variante nur wenige Betriebserfahrungen vorliegen. Die hauptsächlich installierten dreiflügeligen Horizontalanlagen gehören zu den so genannten Schnellläufern. Zur Klassifizierung von WEA wird die Schnelllaufzahl λ genutzt; sie errechnet sich aus der Geschwindigkeit der Rotorblattspitze vRS und der Windgeschwindigkeit in der Rotorebene vRE zu λ=

vRS Ω · rr = vRE vRE

mit

Ω=2·π·n.

(2.3)

Dabei stellt Ω die Rotorwinkelgeschwindigkeit in min−1 dar; mit der Größe rr wird a)

b)

c)

Bild 2.21 Aufbau unterschiedlicher Rotorbauformen a) Luvläufer (Horizontalachsläufer) b) Leeläufer (Horizontalachsläufer) c) Savonius-Läufer (Vertikalachsläufer) d) Darrieus-Läufer (Vertikalachsläufer) e) H-Rotor (Vertikalachsläufer)

d)

e)

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

31

der Rotorradius in m und mit n die Drehzahl in min−1 bezeichnet. Typische Auslegungs-Schnelllaufzahlen liegen bei λ = 3 . . . 6 für WEA mit drei Rotorblättern und bei λ = 6 . . . 12 für zweiblättrige WEA [5], [6], [7], [8]. Die Grenzleistung, also die maximale Bemessungsleistung der Generatoren in WEA, stieg innerhalb des letzten Jahrzehnts stetig an und liegt im Jahr 2007 bei 6 MW. Prägend für die Turmauslegung ist das Generatorkonzept. Getriebelose WEA weisen im Vergleich zu Ausführungen mit Getriebe höhere Gondelgewichte auf und erfordern eine stabilere Auslegung des Turms. Für die Turmkonstruktion werden Stahlmantel- bzw. Betontürme verwendet, die bis zu 100 m Höhe ausgeführt werden. Mit den seltener verwendeten Stahlgittertürmen lassen sich noch größere Höhen – bis zu 160 m – kostengünstig realisieren. Ein zusätzliches Auswahlkriterium ist die Art der WEA-Aufstellung, die an Land (onshore) oder im Meer (offshore) erfolgen kann. Im Offshore-Bereich haben leichte WEA Vorteile, da deren Gründungskosten entscheidend vom Gewicht der Anlagen abhängen. So beträgt z. B. das Gondelgewicht einer getriebelosen 4,5-MW-Ausführung Enercon E-112 immerhin 440 t; die Gondel des Typs GE 3.6s Offshore mit einer Generator-GetriebeKombination wiegt dagegen bei 3,6 MW Bemessungsleistung nur 285 t. Die Form der Gondel wird vom installierten Generatorsystem bestimmt. Schnelldrehende Generatoren erfordern zur Anpassung ihrer Drehzahl an die Rotorblattfrequenz ein Getriebe, dessen Anordnung zu einem längeren Triebstrang und damit zu einer längeren Gondelform führt. Vielpolige Generatoren (s. Abschnitt 4.4.1) benötigen wegen ihrer geringeren Synchrondrehzahl kein Getriebe. Die höhere Polzahl der Generatoren wird bekanntlich durch die Anordnung vieler Spulenpaare erreicht. Dadurch vergrößert sich der Generator- und damit auch der Gondeldurchmesser im Vergleich zu einer WEA mit Getriebe erheblich. Im Bild 2.22 sind verschiedene Gondelausführungen gezeigt. a)

b)

Bild 2.22 Darstellung verschiedener Gondelausführungen a) WEA Nordex N80, schnell drehender Generator mit Getriebe, Bemessungsleistung 2,5 MW, Rotordurchmesser: 80 m. Quelle: Nordex b) WEA Enercon E-82, vielpoliger Generator ohne Getriebe, Bemessungsleistung: 2 MW, Rotordurchmesser: 82 m. Quelle: Enercon

32

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.23 Halbschnitt-Darstellung einer 5-MW-WEA (Multibrid M5000) mit permanent erregtem 3,3-kV-Synchrongenerator und langsam drehendem Getriebe (Größenvergleich durch eingezeichnete Person) Quelle: Multibrid

Für große Leistungen wächst somit bei schnell drehenden Generatoren die Getriebebelastung und demzufolge die Möglichkeit eines mechanischen Ausfalls an; getriebelose Anlagen weisen dagegen sehr hohe Durchmesser und Gewichte auf. In Leistungsbereichen ab 5 MW werden außerdem die Generatorströme so hoch, dass der Übergang zur Mittelspannung sinnvoll ist. Eine mögliche Lösung dafür stellt der Einsatz eines Mittelspannungsgenerators mit hoher Polzahl dar; kombiniert man diesen mit einem langsam drehenden Getriebe, können dabei sowohl die mechanische Belastung des Getriebes als auch der Generatordurchmesser begrenzt werden. Im Bild 2.23 ist der Aufbau solch einer Anlage gezeigt. Im Folgenden wird nun das Betriebsverhalten von WEA beschrieben. 2.4.1.3

Charakteristik der Energielieferung

Gemäß Abschnitt 2.4.1.1 wird die Leistungsabgabe einer WEA primär durch die Windgeschwindigkeit v bestimmt. Bei Windgeschwindigkeiten von 2,5. . . 4 m/s schaltet sich die WEA ein. Danach steigt die Leistung der WEA mit zunehmender Windgeschwindigkeit an; die Bemessungsleistung wird bei Windgeschwindigkeiten von 11,5. . . 14 m/s erreicht. Bei höheren Geschwindigkeiten erfolgt anschließend eine Leistungsbegrenzung auf die Bemessungsleistung bis hin zur Abschaltwindgeschwindigkeit, die je nach Typ zwischen 18 m/s und 25 m/s liegt. Ab der Abschaltwindgeschwindigkeit wird die Anlage abgefahren und stillgesetzt. Im Bild 2.24 ist ein Verlauf der Tagesmittelwerte der Windgeschwindigkeit im Jahr 2000 dargestellt. Daraus ist abzulesen, dass das Windangebot stark schwankt und neben hohen Spitzengeschwindigkeiten auch Bereiche auftreten, die unterhalb der Einschaltwindgeschwindigkeit liegen. Neben den jahreszeitlichen Schwankungen der Windgeschwindigkeit treten auch starke Schwankungen innerhalb sehr kurzer Zeitbereiche auf. Zum Schutz der WEA ergeben sich daher Anforderungen an die Leistungsbegrenzung. Unabhängig davon existieren unterschiedliche Varianten zur Drehzahlregelung der Generatoren. 2.4.1.4

Drehzahlregelung und Leistungsbegrenzung

WEA werden nicht nur nach ihrer konstruktiven Gestaltung systematisiert, sondern auch nach der Art des Drehzahlverhaltens im Normalbetrieb und nach der Art der Leistungsbegrenzung beim Erreichen der Bemessungsleistung. So wird die Drehzahlregelung von

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

33

Windgeschwindigkeit v in m/s

18 16 14 12

Nennbereich

10 8 6 4

Einschaltbereich

2 Dez. 00

Nov. 00

Okt. 00

Sep. 00

Aug. 00

Jul. 00

Jun. 00

Mai. 00

Apr. 00

Mrz. 00

Feb. 00

Jan. 00

0

Monat/Jahr

Bild 2.24 Verlauf der Tagesmittelwerte der Windgeschwindigkeit im Jahr 2000 an einem WEA-Standort in der Uckermark/Brandenburg, gemessen in einer Höhe von 102 m

WEA nach drei Grundprinzipien realisiert, die hier in der Reihenfolge steigender Kosten genannt werden: • Konstantdrehzahl im gesamten Betriebsbereich ohne Anpassung an veränderte Windbedingungen, • Anpassung an veränderte Windbedingungen mit zwei Drehzahlstufen, • variable Drehzahlanpassung in Abhängigkeit von den aktuellen Wind- und Leistungswerten der WEA im gesamten Leistungsbereich. Auch die Begrenzung der Leistung kann bei Überschreitung der Bemessungsleistung auf drei Arten erfolgen; dabei steigen die Kosten mit der Reihenfolge der Nennung (Bild 2.25): • Durch einen Strömungsabriss an den Rotorblättern, die starr an der Nabe befestigt sind (Stall-Regelung); zur Stillsetzung befinden sich Bremsvorrichtungen an den Rotorblattspitzen. • Mit einem Strömungsabriss an den Rotorblättern, die an der Nabe um die Blattachse gedreht werden können (Active-Stall-Regelung); die Rotorblätter werden dabei nach vorn in den Wind gedreht. • Über eine Verkleinerung der wirksamen Rotorblattfläche durch axiale Drehung der Rotorblätter nach hinten aus dem Wind (Pitch-Regelung); diese Drehung erfolgt also entgegengesetzt zur Active-Stall-Regelung und zugleich mit größerem Drehwinkel sowie höherer Drehgeschwindigkeit. Kombiniert man die drei Möglichkeiten zur Drehzahleinstellung mit denen zur Leistungsbegrenzung, so ergeben sich neun Arten der Anlagenausführung. Dabei erfolgt die Art der Leistungsbegrenzung unabhängig von der Drehzahleinstellung. Allerdings wird die Kombination von active-stall und variabler Drehzahlanpassung aus Kostengründen praktisch nicht genutzt.

34

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.25 Aerodynamische Leistungsbegrenzung am Rotorblatt von WEA a) Darstellung der betrachteten Anlage b) Verdeutlichung der Stall-, Active-Stall- und Pitch-Regelung anhand jeweils eines Querschnitts durch ein Rotorblatt

Gemäß Gl. (2.2) kann die Leistungsentnahme aus dem Wind mit der Luftdichte ρ, der angeströmten Rotorkreisfläche A, der Windgeschwindigkeit v und dem Leistungsbeiwert cP (v) berechnet werden. Diese Leistung treibt den Rotor an. Dessen Leistungsaufnahme ist in Abhängigkeit von der Rotordrehzahl n – mit der Windgeschwindigkeit v als Parameter – im Bild 2.26 dargestellt. Demnach hängen die Leistungsmaxima sowohl von den Windgeschwindigkeiten als auch von der Drehzahl ab. Bei variablen Windverhältnissen ist eine optimale Energieentnahme deshalb nur bei einer variablen Drehzahl möglich. Drehzahlvariable WEA liefern somit besonders bei oft wechselnden Windgeschwindigkeiten höhere Energieerträge als drehzahlstarre Anlagen. Dabei ist zu beachten, dass aufgrund der Geschwindigkeitsabhängigkeit von cP (v) auch die Schnelllaufzahl λ nach Gl. (2.3) geschwindigkeitsabhängig ist (Bild 2.27). Aus der Rotorleistung P kann bekanntlich das an der Rotorwelle anliegende Moment M bei Kenntnis der mechanischen Kreisfrequenz ω in s−1 bzw. der Drehzahl n in min−1 wie folgt ermittelt werden: M=

P ω

mit

ω=

2·π·n . 60

(2.4)

v = 13 m/s

Rotorleistung

P

Bild 2.26 Verlauf der Rotorleistung P einer WEA in Abhängigkeit von der Rotordrehzahl n mit der Windgeschwindigkeit v als Parameter 3 m/s Drehzahl

n

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen 0,5

0,5

b)

0,4

cp

cp

a)

0,4

0,3

0,3

0,2

0,2

0,1

0,1

0

0

5

10

15

20

25

35

0

0

5



10

15

20 m/s 25 v

Bild 2.27 Leistungsbeiwert cP einer WEA des Typs Enercon E-66 18.70 in Abhängigkeit von der a) Schnelllaufzahl λ b) Windgeschwindigkeit v

Mit Hilfe dieser Beziehung kann nun die Leistungs-Drehzahl-Kennlinie aus dem Bild 2.26 in eine Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie umgerechnet werden (Bild 2.28). Im Bild 2.29 sind für unterschiedliche WEA mit jeweils 1,5 MW Bemessungsleistung die zugehörigen Kennlinien P (v) dargestellt; dabei werden die Leistungsbegrenzungen durch Stall-, Active-Stall- und Pitch-Regelung verglichen. Die drei ausgewählten WEA-Typen haben unterschiedliche Bemessungswindgeschwindigkeiten; das typische Verhalten der Leistungsbegrenzung ist erkennbar. Bild 2.29a zeigt, dass in dem Kennlinienverlauf die Bemessungsleistung von stall-geregelten WEA bei der Bemessungswindgeschwindigkeit geringfügig überschritten wird und danach bis zur Abschaltwindgeschwindigkeit abfällt. Bei der Active-Stall-Regelung (Bild 2.29b) findet dagegen kein Überschreiten der elektrischen Leistung im Bemessungsbereich und kein Leistungsabfall bis zur Abschaltwindgeschwindigkeit statt. Auf diese Weise kann die Bemessungsleistung der WEA an die Standortbedingungen angepasst werden. Im Gegensatz zur Active-Stall-Regelung arbeitet die im Bild 2.29c gezeigte PitchRegelung mit einer Blattverstellung in Windrichtung (s. Bild 2.25). Durch die schnellere Blattverstellung kann die Leistung an die jeweiligen Windverhältnisse zügig angepasst werden. Der größere Stellwinkel bewirkt außerdem, dass pitch-geregelte WEA bis in hohe Windgeschwindigkeitsbereiche von 25 m/s die mechanische Kraftwirkung auf die M

Rotormoment

v = 13 m/s

Bild 2.28 Verlauf des Rotordrehmoments M einer WEA in Abhängigkeit von der Rotordrehzahl n mit der Windgeschwindigkeit v als Parameter 3 m/s

Drehzahl

n

36

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung stall

active-stall

b)

pitch

c)

100

100

80

80

80

60 40

Leistung in %

100

Leistung in %

Leistung in %

a)

60 40 20

20

0

10 vr 20 v in m/s

40 20

0

0

60

0

0

vr 20 10 v in m/s

0

10 vr 20 v in m/s

Bild 2.29 Kennlinien P (v) für unterschiedliche Leistungsbegrenzungen bei WEA (Kurven nach Herstellerdaten) a) stall b) active-stall c) pitch

WEA-Konstruktion begrenzen und somit über einen größeren Bereich ihre elektrische Bemessungsleistung liefern können. Grundsätzlich wird die Energieausbeute jedoch, wie nachfolgend noch gezeigt wird, durch die Art der Drehzahlregelung bestimmt; die Gründe für die Einführung von Active-Stallund Pitch-Regelung liegen vor allem im konstruktiven Bereich. Stall-Anlagen stellen hierbei die höchsten Anforderungen an die mechanischen Komponenten und verursachen höhere Lärmemissionen. Deshalb werden in sehr hohen Leistungsbereichen vorrangig Pitch-Anlagen eingesetzt. Bereits bestehende stall-geregelte Anlagen können außerdem neuere Anforderungen an die Einbindung in Energieversorgungsnetze (s. Abschnitt 8.4.4) nur mit Umbauten erfüllen. Neben der Leistungsanpassung an die Windbedingungen und der Art der Leistungsbegrenzung am Rotorblatt entscheidet vor allem die Art der Drehzahlregelung über den Energieertrag von WEA. Die Drehzahl kann – wie bereits erwähnt – ein- bzw. zweistufig starr sein oder variabel an die Leistungsverhältnisse angepasst werden. Da einstufig drehzahlstarre WEA keine Möglichkeit zur Drehzahlstellung bieten, können sie zwangsläufig in weiten Leistungsbereichen keine optimale Energieausbeute liefern. Zweistufig starre Drehzahlen sind naturgemäß flexibler nutzbar; sie werden durch Polumschaltung bei mehrpoligen Generatoren bzw. bei älteren Anlagen durch die Umschaltung auf einen kleineren Generator realisiert. Drehzahlvariable WEA passen die Generatordrehzahl an die aktuellen Leistungsverhältnisse an. Ihr optimaler Arbeitspunkt wird durch den Vergleich mit einem Kennlinienfeld bzw. die Verwendung eines Suchverfahrens eingestellt. Bild 2.30 zeigt die Arbeitskennlinien drehzahlstarrer und drehzahlvariabler Generatoren im Leistungs-DrehzahlKennlinienfeld einer WEA. Bei variabler Drehzahl wird im gesamten Geschwindigkeitsbereich die maximal mögliche Energie aus dem Wind entnommen. Besonders bei häufig wechselnden Windgeschwindigkeiten kann somit ein höherer Energieertrag als mit drehzahlstarren WEA erzielt werden. Zur Realisierung des drehzahlvariablen Betriebs wird der Generator mit leistungselektronischen Stellern geregelt. Die unterschiedlichen Generatortypen für WEA sowie das Prinzip ihrer Netzeinbindung werden im Abschnitt 4.14 vertiefend behandelt.

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

37

P Pr

Rotorleistung

v = 13 m/s v : Windgeschwindigkeit

Umschaltung auf nächste Polpaarzahl

drehzahlvariabel drehzahlstarr

3 m/s Drehzahl

n

Bild 2.30 Arbeitskennlinien P (n) drehzahlstarrer und drehzahlvariabler Generatoren in Kombination mit den Kennlinien einer WEA

2.4.1.5

Leistungskurven von WEA

Im Bild 2.31 ist der Verlauf der Wirkleistung über der Windgeschwindigkeit für eine WEA mit doppelt gespeistem Asynchrongenerator (s. Abschnitt 4.14.2.2) gezeigt. Die gemessene Kennlinie liegt oberhalb der vom Hersteller garantierten Leistung; solche Abweichungen können jedoch auch durch Toleranzen bei der Windmessung verursacht werden. Im Bild 2.32 ist für eine WEA mit 1,5 MW und für eine Ausführung mit 600 kW jeweils die Schein- und Blindleistung als Funktion der relativen Wirkleistung P/Pr dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Scheinleistung mit der Wirkleistung der WEA ansteigt, während die Blindleistung nahezu konstant bleibt und auf einen möglichst niedrigen Wert zu regeln ist; der im Bild 2.32 noch sichtbare Anteil wird für die Magnetisierung des Generators benötigt. Die bisher beschriebenen Zusammenhänge bleiben im Wesentlichen auch bei OffshoreAnlagen gültig.

Relative Leistung P/Pr

1,0 0,8 0,6 P Hersteller + P gemessen

0,4 0,2 0,0 0

2

4

6

8

10

12

14

v in m/s

Bild 2.31 Verlauf der vom Hersteller angegebenen und am Netzanschlusspunkt gemessenen Leistung einer pitch-geregelten WEA mit Pr = 1,5 MW in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit (10-Minuten-Mittelwerte)

38

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

S in kVA, Q in kvar

1600 1200 S 1,5 MW

800

S 600 kW 400

Q 1,5 MW 0

Q 600 kW

0,0

0,2

0,4

0,6

0,8

1,0

Bild 2.32 Gemessener Verlauf von Scheinleistung S und Blindleistung Q von pitch-geregelten WEA mit doppelt gespeistem Asynchrongenerator und Bemessungsleistungen von 1,5 MW und 600 kW in Abhängigkeit von der relativen Wirkleistung P/Pr (1-Minuten-Mittelwerte)

relative Wirkleistung P/Pr

2.4.1.6

Offshore-Windenergieanlagen

In Deutschland sind Standorte mit guten Windbedingungen an Land nahezu erschöpft. Daher müssen neue Möglichkeiten zur Installation von WEA gefunden werden. Neben dem Repowering, dem Ersatz von Altanlagen kleiner Leistung durch eine geringere Anlagenzahl mit wesentlich höherer Leistung, soll der zukünftige Zubau vor allem im küstenfernen Bereich im Meer, also offshore, erfolgen. Dort stehen bisher ungenutzte Flächen zur Verfügung. Außerdem sind auf See die Windbedingungen wesentlich besser als an Land. Im Jahresmittel wird bei gleicher Anlagenleistung ein doppelt so hoher Energieertrag möglich. Hingegen ist der Aufwand für die Errichtung und Wartung der Anlagen vielfach höher. Neben der technisch aufwändigen Aufstellung der WEA fallen vor allem die Gründungskosten stark ins Gewicht. Sie werden – wie bereits erwähnt – hauptsächlich durch das Turmkopfgewicht bestimmt. Abhängig von der Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit müssen aus Sicherheitsgründen bis zum Doppelten dieses Gewichts für das Fundament kalkuliert werden. Wirtschaftliche Installationen sind nur bei der Aufstellung vieler WEA in so genannten Windparks möglich. Wegen ihrer hohen Gesamtleistungen bis zu ca. 1 000 MW erfordern diese Windparks darüber hinaus ausreichende Übertragungskapazitäten für elektrische Energie in die Ballungszentren. Abhängig vom Einsatzgebiet werden unterschiedliche Anforderungen an WEA gestellt. Im Vergleich zu Onshore-WEA müssen Offshore-Anlagen aufgrund der hohen finanziellen und technischen Risiken zusätzlich hinsichtlich folgender Kriterien bewertet werden: 1. Zuverlässigkeit (Ausfallhäufigkeit, Wartungsfreundlichkeit), 2. Lebensdauer (Verschleiß, Korrosionsbeständigkeit, Reduzierung von Belastungen im Antriebsstrang), 3. Installationskosten (proportional zu Gondelgewicht und Anlagenkomplexität), 4. technisches Risiko (Minimierung durch Nutzung erprobter Konzepte), 5. Energieertrag (drehzahlstarre oder -variable Anlagen), 6. Regelung von Wirk- und Blindleistung, 7. Einfluss auf die Spannungsqualität (Harmonische, Flicker), 8. mögliche Systemdienstleistungen für den Netzbetreiber, z. B. Schwarzstartfähigkeit (s. Abschnitt 8.1.2.2).

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

39

Tabelle 2.1 Bewertung wichtiger WEA-Merkmale Erfüllung der Kriterien: ++ sehr gut, + gut, − bedingt, −− nicht erfüllt, X nicht zutreffend zusätzliche Bewertungskriterien für Offshore-WEA Klasse

Leistungsbegrenzung Drehzahlregelung Netzkopplung

Merkmal 1

2

3

4

stall

++

+

++



active-stall

++

+

+



pitch

+

++

+

++

starr

++

+

++

X

+

++

−−

X

++

X

++

+

X

−−

variabel direkt Umrichter

Drehzahlanpassung Generator

5

6

7

8

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

−−

X

X

X

++

X

X

X

++

X

X

−−

X

+

X

X

++

X





+

X

X

X

X

X

++

+

−−

X

X

X

X

X

Asynchrongenerator

+

+

++

X

X

+

X

−−

Synchrongenerator

+

+



X

X

++

X

++

Getriebe getriebelos

Eine Bewertung dieser Kriterien für ausgewählte Merkmale von WEA ist in der Tabelle 2.1 dargestellt. Durch gegebene Randbedingungen des Installationsorts erfolgt eine Gewichtung der Anforderungen, wie z. B. durch • Gründungskosten (proportional zum Gondelgewicht), • Windbedingungen (mögliche Mehrerträge durch Einsatz drehzahlvariabler WEA), • Entfernung für den Energietransport (Höhe der Investitionskosten), • Zugänglichkeit für Wartungen (Kostenminimierung durch möglichst hohe Zuverlässigkeit für Offshore-WEA), • Höhe der Netzimpedanz (begrenzte Anschlussleistung des Netzes bei hoher Impedanz). Ein wesentlicher Kostenpunkt des Gesamtprojekts ist die Netzanbindung. Im OffshoreBereich werden die Anlagenkosten durch zusätzliche Faktoren wie die Wassertiefe, die Sedimentbeschaffenheit, die Salzhaltigkeit der Luft und besonders durch das Gondelgewicht bestimmt. Viele im Onshore-Bereich – also an Land – bewährte WEA-Typen sind aufgrund ihres hohen Gondelgewichts nicht ohne weiteres im Offshore-Bereich nutzbar. Für WEA im Multi-Megawatt-Bereich werden sowohl herkömmliche Konzepte weiterentwickelt als auch speziell für diesen Anwendungsbereich neue WEA-Typen entworfen. Zwei Trends zum Einsatz von WEA im Offshore-Bereich sind zu beobachten: • Der Einsatz einfacher, möglichst lang erprobter Anlagentypen, die eine hohe Verfügbarkeit garantieren; • die Entwicklung möglichst leistungsstarker Anlagen mit relativ kleinem Gondelgewicht und mit aufwändiger Umrichter- und Überwachungstechnik.

40

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Primär erstreckt sich der Einsatz der einfachen und möglichst lange erprobten Konfigurationen auf die Nutzung von WEA mit Stall- bzw. Active-Stall-Regelung im drehzahlstarren Betrieb. Dagegen reduzieren Neuentwicklungen mit hohen Leistungen im Bereich von 3 MW bis 5 MW die mechanischen Lasten, indem der Antriebsstrang ausschließlich pitch-geregelt arbeitet. Diese Anlagen arbeiten meist drehzahlvariabel, um optimale Leistungsausbeuten zu erzielen. Abhängig von den örtlichen Windbedingungen und damit auch von der Höhe der Volllastbenutzungsstunden, die bei guten Standorten im Bereich von 2 000 h bis 2 500 h liegen, variieren die aktuellen Stromerzeugungskosten von WEA stark. Deren generelle Konkurrenzfähigkeit hängt von der Höhe der Energiepreise und den weiteren Kostensenkungen im konstruktiven Bereich ab. Zurzeit ist noch eine erhöhte Einspeisevergütung erforderlich, um den Kapitaldienst für die Anlagen bedienen zu können. An günstigen Küstenstandorten liegen die Stromerzeugungskosten von WEA bereits unterhalb der Kosten von kohlebefeuerten Dampfkraftwerken und Kernkraftwerken (s. Anhang). Es wird erwartet, dass die Stromerzeugung mit WEA auch an schlechteren Standorten mittelfristig den Kostenbereich von kohlebefeuerten Dampfkraftwerken erreicht. Die Verschaltung von WEA in Windparks erfolgt in Netzstrukturen, die im Abschnitt 3.3 erläutert werden. Im Vergleich zu WEA sind solarthermische Kraftwerke – insbesondere in Deutschland – von geringerer Bedeutung. 2.4.2

Solarthermische Kraftwerke

Solarthermische Kraftwerke arbeiten nur mit direkter Sonneneinstrahlung; der diffuse Anteil der Strahlung ist nicht nutzbar. Das Grundprinzip solcher Kraftwerke beruht auf einer Konzentration der Sonnenstrahlung in einem Brennpunkt. Anschließend wird die so gewonnene Wärmeenergie in mechanische umgewandelt. Abhängig vom Einsatzort und der erforderlichen Leistung werden dafür unterschiedliche Technologien genutzt, die hier in der Reihenfolge ihrer großtechnischen Nutzbarkeit diskutiert werden. Wie üblich, steigt auch der Gesamtwirkungsgrad der solarthermischen Kraftwerke mit der Bemessungsleistung an, da größere Einheiten geringere spezifische Wärmeverluste aufweisen. 2.4.2.1

Parabolrinnenkraftwerk

Das solare Parabolrinnenkraftwerk besteht aus in Reihen angeordneten Parabolrinnen, die in beweglichen Rahmen einachsig der Sonnenhöhe nachgeführt werden (Bild 2.33a). Im Brennpunkt jeder Parabolrinne befindet sich ein Absorberrohr, auf das die direkte Sonnenstrahlung mit bis zu 100-facher Konzentration reflektiert wird. Als Arbeitsmedium wird wegen der hohen Temperatur von 400 ◦ C Öl verwendet. In einem Wärmetauscher erfolgt der Übergang von Dampf zu Wasser. Daran schließt sich ein Dampfkraftwerk mit Zusatzfeuerung an. Eine Leistungserhöhung erfolgt durch die Parallelschaltung mehrerer Reihen von Parabolrinnen, während höhere Arbeitstemperaturen durch eine Verlängerung der Reihen erzielt werden können. Auf diese Weise sind Kraftwerksleistungen im Bereich von 10 MW bis 100 MW realisierbar. Aktuell werden größere solarthermische Kraftwerksprojekte in Marokko geplant.

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen 2.4.2.2

41

Turmkraftwerk

Auch das solare Turmkraftwerk funktioniert prinzipiell wie die Parabolrinnenkraftwerke. Sonnenstrahlung wird über ein Feld einzelner, ständig vollautomatisch zweiachsig nachgeführter Reflektorspiegel auf ein Absorberfenster fokussiert, das sich am Turm befindet (Bild 2.33b). Die Konzentration der direkten Solarstrahlung erfolgt mit dem Faktor 100 bis 1000. Dadurch wird eine Temperatur von ca. 1000 ◦ C im Absorberfenster erreicht. Dort wird die Strahlungsenergie an ein Arbeitsmedium, z. B. Wasser, Luft, Salzschmelze oder flüssiges Natrium abgegeben. Wird als Arbeitsmedium Luft genutzt, folgen eine nachgeschaltete Gasturbine mit Generator sowie ein Wärmetauscher. Diesem ist wiederum ein Dampferzeuger mit Turbine und Generator nachgeschaltet. Die Dampfkondensation ist wegen der hohen Umgebungstemperatur und der gleichzeitig erforderlichen Kühlkapazität technisch aufwändiger als bei Kohlekraftwerken. Formal entspricht diese Anordnung einem GuD-Kraftwerk. Realisiert wurden bisher zwei Versuchsanlagen in Kalifornien und Südspanien. Mit dieser Bauart sind Kraftwerksleistungen zwischen 10 MW und 1000 MW erreichbar. Zu beachten ist, dass die Wartungsarbeiten, z. B. Instandsetzung und Säubern der Spiegel, einen erheblichen Kostenanteil darstellen. Wirtschaftlichkeit lässt sich nur erreichen, wenn die Sonneneinstrahlung eine hohe Nutzungsdauer ermöglicht. b)

a)

Absorberfenster mit zentralem Strahlungsempfänger

Reflektor

Absorberrohr

Reflektorspiegel

Reflektor

heiße Luft

d)

c) Empfänger und Wärmekraftmaschine

Kamin

kalte Luft

Bild 2.33 Solarthermische Kraftwerkstypen a) Parabolrinnenkraftwerk b) Turmkraftwerk c) Parabolspiegel mit Stirling-Maschine d) Aufwindkraftwerk

Windturbine

Abdeckung

42 2.4.2.3

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung Dish-Stirling-System

Eine andere Ausführung stellen die Dish-Stirling-Systeme dar. Sie bestehen aus einem mit hoher Präzision zweiachsig nachgeführtem Parabolspiegel (Dish), in dessen Brennpunkt sich eine Wärmekraftmaschine, der Stirling-Motor, befindet (Bild 2.33c). Der StirlingMotor setzt die Wärme in Bewegungsenergie um und treibt einen Generator an, der elektrische Energie erzeugt. Dazu weist diese Wärmekraftmaschine eine Absorberfläche auf, mit deren Hilfe Luft als Arbeitsmedium erhitzt wird. Der Stirling-Motor arbeitet nach dem Verdrängungsprinzip: Luft strömt zwischen der Wärme- und Kältekammer des Motors hin und her. In der ersten Kammer dehnt sich die erhitzte Luft aus und treibt dabei einen Kolben an. Dadurch wird die kalte Luft in der zweiten Kammer komprimiert. Die erhitzte Luft strömt dann in die zweite Kammer und kühlt sich dort ab. Gleichzeitig strömt verdichtete, abgekühlte Luft in die Kammer hinter der Absorberfläche und wird erneut erhitzt. Dieser Vorgang wiederholt sich ständig; dabei wird eine Drehbewegung an der Motorwelle erzeugt, die mit dem elektrischen Generator verbunden ist. Eine Anlage mit 10 kW Leistung benötigt einen Parabolspiegel mit einem Durchmesser von 8,5 Metern. Einzelsysteme können für Leistungen bis zu 250 kW ausgelegt werden, Kraftwerkparks aus vielen Einzelanlagen sind vorstellbar. Diese Systeme sind jedoch vorrangig für netzferne Versorgungen konzipiert. Bei guten Einstrahlungsbedingungen und hohen produzierten Stückzahlen könnten sie konventionelle Dieselgeneratoren kostenmäßig unterbieten. 2.4.2.4

Aufwindkraftwerk

Als weitere solarthermische Bauart ist das Aufwindkraftwerk zu nennen. Bisher ist es nur als Versuchskraftwerk in Südspanien aufgebaut worden. Es besteht aus einem hohen Kamin, in dessen unterem Bereich eine Windturbine untergebracht ist, welche einen Generator antreibt (Bild 2.33d). Der für einen kontinuierlich starken Windstrom im Kamin erforderliche Auftrieb wird dadurch erzeugt, dass der Turmfuß von einer großen transparenten Glas- bzw. Folienfläche, dem Kollektor, umgeben ist. Unter dieser Fläche wird die Luft durch die einfallende Direktstrahlung so stark erwärmt, dass ein Druckgefälle zum oberen Ende des Turmkamins auftritt, aus dem sich ein Windstrom im Kamin ergibt. Realisiert wurde in den 80er-Jahren eine Aufwindanlage in Manzanares/Südspanien mit einer Leistung von 50 kW und einer Turmhöhe von ca. 195 m bei ca. 10 m Durchmesser und einem Kollektor von 244 m Durchmesser. Diese Anlage wurde wegen eines Sturmschadens 1988 demontiert. Die Wirkungsgrade betrugen für den Kollektor 32 %, für den Turm 3,3 % und für die Turbine 60 %; für druckgestufte Ausführungen sind Turbinenwirkungsgrade bis zu 80 % möglich. Der Gesamtwirkungsgrad von unter 1 % liegt wesentlich unterhalb der Wirkungsgrade der anderen solarthermischen Kraftwerksarten. Allerdings steigt der Turmwirkungsgrad mit der Turmhöhe an. Eine Anlage mit einer Leistung von 200 MW bei einer Turmhöhe von 1000 m, einem Turmdurchmesser von 180 m und einem Kollektordurchmesser von 6500 m ist in Mildura/Australien geplant. Der bisher auf die Zeit der direkten Sonneneinstrahlung beschränkte Betrieb soll hierbei durch die Nutzung wärmeabsorbierender Wasserschläuche zeitlich vergleichmäßigt werden. Zum Bau von Aufwindkraftwerken sind neben Beton, Stahl und Glas bzw. Folienmaterial keine Hochtechnologie-Bauteile erforderlich. Deshalb ist diese Kraftwerksart besonders für Entwicklungsländer interessant. Auch die im Folgenden beschriebenen Biomassekraftwerke sind häufig vergleichsweise einfach zu errichten.

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen 2.4.3

43

Biomassekraftwerke

Zu den für Biomassekraftwerke geeigneten biogenen Festbrennstoffen gehören holzartige und halmartige Energiepflanzen wie etwa Getreidepflanzen oder mehrjährige Gräser. Als weitere Beispiele seien Holz aus schnellwachsenden Kulturen (Pappeln und Weiden) sowie Ernterückstände von Waldrestholz oder Stroh genannt. Aber auch organische Nebenprodukte wie Industrierestholz oder organische Abfälle wie Gülle oder Klärschlamm stellen biogene Brennstoffe dar. Ihre Nutzung wird aktuell stark ausgebaut. Seit dem Inkrafttreten des novellierten EEG ist die Stromerzeugung aus Biomasse aufgrund leistungsabhängiger Einspeisevergütungen auch in kleinen Leistungsbereichen wirtschaftlich attraktiv geworden. Ende 2005 leistete die Biomasse einen Beitrag von 1,6 % zum Brutto-Stromverbrauch, wobei besonders die Verstromung aus Biogas stark zugenommen hat. Das Biogas wird dabei in einem biochemischen Prozess unter Sauerstoffabschluss, also anaerob, erzeugt (Fermentierung). Zusätzlich wird Biomasse zur Wärmebereitstellung sowie für die Treibstofferzeugung von so genanntem Biodiesel eingesetzt. Langfristig soll das Potenzial der Biomasse bei ca. 10 % der elektrischen Energieversorgung und 20 % der Wärmeversorgung Deutschlands liegen. Die Strom-, Wärme- und Treibstofferzeugung aus Biomasse kann auf drei Arten realisiert werden: Als Erstes sei eine thermochemische Energiewandlung genannt. Sie erfolgt durch direkte Verbrennung mit Hilfe eines Sauerstoffüberschusses zur Wärmebereitstellung, durch Vergasung unter Sauerstoffmangel zur Strom- und Wärmebereitstellung oder durch Verflüssigung/Pyrolyse unter Sauerstoffabschluss zur Treibstoffbereitstellung. Demgegenüber werden bei der zweiten Art, den physikalisch-chemischen Verfahren, aus ölhaltiger Biomasse Flüssigenergieträger gewonnen. So kann ölhaltige Saat durch Pressung z. B. in einer Ölmühle und Extraktion mit Lösemitteln wie n-Hexan zu einem Pflanzenöl umgewandelt werden. Ein derartiges Pflanzenöl stellt nicht nur über einen chemischen Zwischenschritt – eine Umesterung – Ausgangsstoff für Biodiesel dar, sondern kann bereits direkt in umgerüsteten Dieselmotoren verwendet werden. Zur dritten Art zählen die biochemischen Verfahren. Sie werden sowohl zur Alkoholerzeugung aus zucker-, stärke- und cellulosehaltiger Biomasse als auch zur Biogasbereitstellung durch anaerobe Fermentation eingesetzt. Auch die nur selten genutzte Wärmegewinnung aus Kompostieranlagen durch aeroben Abbau zählt zu den biochemischen Verfahren. Abhängig von der Art des erzeugten Brennstoffs kann die Nutzung von z. B. Biodiesel direkt in Verbrennungsmotoren oder als herkömmlicher Brennstoff in Verbrennungsheizkraftwerken erfolgen. Teilweise erfolgt auch eine Beimischung von Biomasse in kohlebefeuerten Kraftwerksanlagen. Um höhere Gesamtwirkungsgrade zu erzielen, werden nahezu alle Biomassekraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Teilweise wird dem Abgasstrom eine Gasturbine nachgeschaltet. In Deutschland hat die Nutzung von Biomasse noch ein hohes Potenzial. Mit der Stromerzeugung aus Biomasse könnte man in Zukunft sogar teilweise Schwankungen bei der Windenergieeinspeisung ausgleichen. Innerhalb der letzten Jahre sind zahlreiche Biomassekraftwerke in Betrieb genommen worden. Im Vergleich dazu gibt es nur wenige geothermische Kraftwerke. 2.4.4

Geothermische Kraftwerke

Innerhalb der letzten Jahre wird die Geothermie auch in Deutschland genutzt. Laut einer Studie im Auftrag des Bundestags aus dem Jahr 2001 könnte der aktuelle Energiebedarf

44

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Deutschlands mit Geothermie von der rein rechnerischen Angebotsseite mehr als sechshundertmal gedeckt werden, wenn die Erschließung und Nutzung dieser Energieform aus tieferen Erdschichten gelänge. Primär speist die Erdwärme sich aus radioaktiven Zerfallsprozessen im Erdinneren. Der Temperaturgradient beträgt im Normalfall 3 K/100 m Erdtiefe. Geothermische Kraftwerke sind jedoch nur bei der Nutzung von natürlichen Temperaturanomalien mit wesentlich höheren Temperaturgradienten wirtschaftlich zu betreiben. Die einfachste Form der Nutzung ist an natürliche Gegebenheiten wie Heißwasser- und Heißdampfreservoirs gebunden. Diese können einerseits direkt für Heizzwecke eingesetzt werden. Andererseits wird das Temperaturniveau dieser Wärmequellen über einen Wärmetauscher zur Dampferzeugung genutzt, um herkömmliche Dampfturbinen anzutreiben. Allerdings ist der zusätzliche Einsatz einer Kraft-Wärme-Kopplung wegen der hohen Erschließungskosten wirtschaftlich unabdingbar. Deshalb werden nutzbare Standorte neben ihrem Temperaturpotenzial vorrangig danach ausgewählt, dass über Heiznetze mit ihrem beschränkten Versorgungsradius eine ausreichende Anzahl von Wärmeabnehmern angeschlossen werden. Grundsätzlich kann zwischen oberflächennaher Nutzung und Tiefengeothermie unterschieden werden. Eine oberflächennahe Nutzung bis 1,5 km Tiefe kann mit Erdwärmepumpensystemen erfolgen; eine direkte Wärmenutzung flüssiger Wärme- bzw. Kältespeicher (Aquiferen) erfordert starke Temperaturanomalien, wie sie z. B. im italienischen Larderello zu finden sind. Dort wurde bereits im Jahr 1904 ein Geothermiekleinkraftwerk errichtet, das ab 1913 auf 220 kW elektrische Leistung ausgebaut wurde und inzwischen bis auf eine elektrische Leistung von 400 MW angewachsen ist. Bei einer Bohrtiefe von 4 km werden 350 ◦ C Dampftemperatur erreicht. Solche hydrothermalen Lagerstätten können bis zu großen Tiefen von einigen Kilometern genutzt werden. Wenn keine natürlichen Heißwasserquellen vorhanden sind, kann Wasser zum Aufheizen in eine Tiefenbohrung verpresst und wieder an die Erdoberfläche gepumpt werden. Das Wasser erhitzt sich beim Durchströmen des heißen Tiefengesteins. Deshalb wird dieses Verfahren auch als Hot-dry-rock-Verfahren bezeichnet. Mit geothermischen Kraftwerken ist eine kontinuierliche Stromerzeugung möglich, wodurch diese Energieform ein hohes Potenzial zur Vergleichmäßigung von wetterabhängigem Windstrom aufweist. Weltweit sind ca. 200 geothermische Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 9000 MW installiert. In Deutschland ging das erste Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 210 kW im Jahr 2003 in Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern in Betrieb; es ist bereits seit 1994 als Heizkraftwerk betrieben worden. Dieses Kraftwerk wird mit 98 ◦ C heißem Wasser aus einer 2250 m tiefen Bohrung gespeist. Allerdings wird es vorrangig für die Fernwärmeversorgung genutzt; nur bei geringem Wärmebedarf in den Sommermonaten wird die volle elektrische Leistung eingespeist. Zur Sicherstellung der Wärmeversorgung bei sehr tiefen Temperaturen ist zusätzlich eine Gasfeuerung installiert, die max. 15 % zur Gesamtleistung beiträgt. Bei Groß-Schönebeck in Brandenburg wird ein Forschungskraftwerk mit einer neuen Tiefenbohrung errichtet, das später eine elektrische Leistung von 1000 kW erreichen soll. Das Wasser soll mit dem Hot-dry-rock-Verfahren auf 150 ◦ C erhitzt werden. Für die Installation von Geothermiekraftwerken stellen die kostenintensiven Tiefenbohrungen den größten Risikofaktor dar. Das aktuelle Pilotprojekt bei Groß-Schönebeck befindet sich direkt neben einer mehr als 20 Jahre alten Heißwasserbohrung von 4,3 km Tiefe, wodurch das Risiko minimiert werden konnte. Die geschätzten Stromerzeugungs-

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

45

kosten liegen noch weit über den Kosten anderer Energieträger; die Realisierung von Geothermieanlagen wird nur durch staatliche Förderung möglich. Im Betrieb erweisen sich außerdem im Heißwasser bzw. Dampf gelöste aggressive Salze häufig als problematisch. Während in Deutschland nur an wenigen Stellen geothermische Kraftwerke installiert werden können, ist die mögliche Nutzung von Gezeitenkraftwerken noch eingeschränkter. 2.4.5

Gezeitenkraftwerke

Der Gezeiteneffekt entsteht durch die veränderlichen Anziehungskräfte zwischen Mond, Erde und Sonne. Aufgrund der Drehbewegung der Erde ändert sich ständig die Richtung dieser Kräfte. Die auf der Erde verteilten Wassermassen folgen diesen Anziehungskräften; technisch nutzbare Gezeitenwellen bilden sich jedoch wegen der großen Massen nur innerhalb der Ozeane aus. Der maximale Tidenhub kann bis zu 20 m betragen. Außer einem technisch nutzbaren Tidenhub von mindestens 5 m, der durch die Mindestfallhöhe der eingesetzten Kaplan-Turbinen bedingt ist, wird eine natürliche Bucht von ausreichender Größe benötigt, um Gezeitenkraftwerke zu bauen. Bei Hochwasser wird ein Wasserbecken gefüllt, das bei Niedrigwasser wieder geleert wird. Sowohl beim Ein- als auch beim Ausströmen des Wassers werden Kaplan-Turbinen angetrieben. Infolge des großen Tidenhubs werden meist große Sandmengen im Wasser mitgeführt, die u. a. die Becken merklich versanden. Abhilfe bringen intensive Baggerarbeiten, die zu zusätzlichen Wartungskosten führen. In St. Malo (Frankreich) existiert ein 240-MW-Gezeitenkraftwerk; weltweit sind insgesamt etwa 300 MW installiert. In der Bucht von St. Malo beträgt der Tidenhub 12 m bis 16 m. Die Wirtschaftlichkeit von Gezeitenkraftwerken wird stark dadurch eingeschränkt, dass nur zur Zeit des Hoch- und des Niedrigwassers, also etwa alle 6 Stunden, elektrische Energie erzeugt werden kann. Da die Investitions- und Wartungskosten im Vergleich zu Wasserkraftwerken hoch sind, ist der Bau solcher Anlagen nur vereinzelt zu erwarten. In der Bundesrepublik ist die technische Voraussetzung, die Mindesthöhe des Tidenhubs, ohnehin nicht erfüllt, sodass der Bau solcher Kraftwerke entfällt. 2.4.6

Wellenkraftwerke

Im Unterschied zu Gezeitenkraftwerken können Wellenkraftwerke nahezu kontinuierlich arbeiten. Trotz des enormen Potenzials an Wellenenergie sind wegen des erforderlichen Energietransports sowie der Wartung dafür nur küstennahe Gebiete geeignet. Man unterscheidet zwischen auf der Wasseroberfläche arbeitenden Schwimmersystemen und an der Küste installierten Kammer- bzw. Kanalanlagen. Schwimmersysteme können als Einzelkörper ausgeführt sein, in deren Innerem ein weiterer Körper mit dem Untergrund verankert ist. Damit lässt sich die Wellenbewegung als Nick-Bewegung des Schwimmkörpers zur Energiegewinnung nutzen. Bei aus Pontons bestehenden Floßeinheiten wird oft die Relativbewegung der Pontons zueinander genutzt. Vorstellbar ist auch die direkte Übertragung der Wellenenergie auf einen senkrecht stehenden Kolben. Die notwendige Wandlung der Bewegungsenergie in elektrische Energie erfolgt dabei mit Lineargeneratoren. Im Gegensatz dazu sind Kammersysteme, auch OWC-Systeme (oscillating water column) genannt, fest im Küstenbereich installiert. Hierbei komprimiert das durch die Wellenbewegung einströmende Wasser die in

46 a)

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung Sammelbecken

Überlauf

b)

Plattform

Turbinenauslass

Turbinenauslass

Bild 2.34 Prinzipielle Funktionsweise eines Wellenkraftwerks: WAVEDragon a) Schnittbild der Plattform b) Draufsicht der Gesamtanlage

der Kammer vorhandene Luft, die über eine Öffnung entweicht und dabei eine Turbine antreibt. Bei Rückgang der Welle strömt die Luft zurück in die Kammer und treibt wiederum die Turbine an. Wird Wasser als Arbeitsmedium verwendet, spricht man von einem Kanalsystem, auch TapChan (tapered channel: spitz zulaufender Kanal) genannt. Die Wellen laufen in einem ansteigenden Kanal in ein Oberbecken. Beim Rückgang der Welle läuft das Wasser über eine Turbine ins Meer zurück. Neben der hohen Materialbeanspruchung durch das Salzwasser treten vor allem bei extremen Witterungsbedingungen starke mechanische Beanspruchungen auf. Hinzu kommt bei Küstenanlagen ein hoher Wartungsaufwand durch Versandung. Deshalb existieren bisher keine über das Prototypstadium hinaus gehenden kommerziell genutzten Kraftwerke dieses Typs. Momentan befindet sich im Rahmen eines EU-Projekts vor der schottischen Küste ein in Dänemark entwickeltes Wellenkraftwerk im Aufbau, bei dem ein schwimmendes System vom Meerwasser überspült wird; das abfließende Wasser wird über Turbinen geleitet, die mehrere Generatoren antreiben (Bild 2.34). Mit der im Projekt angestrebten Leistung von 7 MW kann auch die Wellenkraftnutzung zukünftig einen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Neben den Wellen wird auch die Meeresströmung zur Energiegewinnung herangezogen. 2.4.7

Strömungskraftwerke

Strömungskraftwerke nutzen die Meeresströmung, die sowohl durch die Gezeiten als auch durch thermische Einflüsse verursacht werden kann. Die Nutzung der Meeresströmungen ist ein relativ neues Forschungsfeld. Bisher ist im Jahr 2003 nur ein zweiflügeliger SEAFLOW-Prototyp mit einer Leistung von 300 kW und einem Rotordurchmesser von 11 m vor der Küste von Cornwall in der Straße von Bristol errichtet worden. Da die Meeresströmungen sich durch Ebbe und Flut umkehren, sind dessen Rotorblätter um 180 ◦ verstellbar. Dieser Prototyp arbeitet noch ohne Netzanschluss. Er kann zu Wartungszwecken hydraulisch über die Wasseroberfläche gehoben werden. Wiederum wandelt ein Generator die Bewegungsenergie der Rotoren (Strömungsenergie) in elektrische Energie um. Prinzipiell arbeitet die Anlage wie eine zweiflügelige Windenergieanlage (Bild 2.35); jedoch befindet sich der Rotor unter Wasser. Wegen der im Vergleich zu Luft 1000-mal größeren Dichte des Arbeitsmediums Salzwasser kann jedoch schon bei geringen Strömungsgeschwindigkeiten eine gute Energieausbeute erzielt werden. Der Einsatz von Strömungskraftwerken sollte bei geringen bis mittleren Wassertiefen – bis zu 30 m – erfolgen, um den Installations- und Wartungsaufwand zu begrenzen.

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

Bild 2.35 Strömungskraftwerk SEAFLOW. Quelle: ISET

47

Bild 2.36 Geplantes Strömungskraftwerk SeaGen mit Doppelrotor. Quelle: ISET

Ein ähnlicher Typ eines Strömungskraftwerks wird seit 2002 vor der nordnorwegischen Küste vor Kvalsund getestet. Diese Anlage ist wie ein dreiflügeliger Windrotor aufgebaut und in 50 m Tiefe auf dem Meeresgrund verankert. Bei einer elektrischen Leistung von 300 kW beträgt der Rotordurchmesser 20 m, die Gesamthöhe der Anlage liegt bei 51 m. Bei einer erfolgreichen Umsetzung dieser Pilotprojekte sollen zukünftig UnterwasserParks von Strömungskraftwerken entstehen, die mit Doppelrotoren arbeiten (Bild 2.36). 2.4.8

Photovoltaische Anlagen

Zunächst wird der Aufbau von Solarzellen beschrieben und es werden deren grundlegende Funktionsprinzipien erklärt. Anschließend wird auf größere Photovoltaikanlagen eingegangen. Ihre elektrische Modellbildung wird im Abschnitt 4.15 erläutert. 2.4.8.1

Aufbau und Betriebsverhalten

Dotierte Halbleiter der IV. Hauptgruppe des Periodensystems setzen bei Bestrahlung mit Licht Ladungsträger frei. Diese Eigenschaft wird als photoelektrischer Effekt bezeichnet. Meist wird dafür Silizium verwendet, das mit Elementen der III. oder V. Hauptgruppe dotiert wird. Dabei entsteht dann ein n-leitendes oder p-leitendes Halbleitermaterial. Durch die Schichtung von n- und p-leitenden Halbleitern existiert ein p-n-Übergang. An diesem bildet sich ein elektrisches Feld aus, das die Ladungsträger der Halbleiterschichten trennt. Diese Ladungen können als Gleichspannung zwischen der Ober- und Unterseite abgegriffen werden. Bekanntlich erfolgt die Kontaktierung mit Metallschienen auf der Oberseite und mit einer Metallschicht auf der Unterseite der Solarzelle (Bild 2.37). Der Aufbau einer Solarzelle entspricht einer großen Photodiode. Solarzellen werden als Standardzellen mit Abmessungen von 5 Zoll (12,7 cm × 12,7 cm) bzw. als Großzellen mit Abmessungen von 6 Zoll (15,2 cm × 15,2 cm) gefertigt. Ältere Zellen weisen ein Format von 4 Zoll (10 cm × 10 cm) auf. Jede Solarzelle liefert eine Spannung im Bereich von 0,5 V bis 0,7 V. Zur Erzielung höherer Spannungen werden die Zellen neben- und hintereinander in Reihenschaltung zu Modulen zusammengesetzt. Früher wurden zur Erzielung einer ausreichend hohen Spannung oft 33 bis 36 Zellen verschaltet, heute ist deren Anzahl von der äußeren Beschaltung abhängig. Je nach Anwendung werden diese Module wiederum in Reihe oder parallel geschaltet und dann als PV-Generator bezeichnet.

48

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Anschlussschienen

U

n

+

Bild 2.37 Prinzipieller Aufbau einer Solarzelle mit U ≈ 0,5 V (übliche Abmessungen: 12,7 cm × 12,7 cm)

p

Metallschicht

Abhängig vom Herstellungsprozess entstehen unterschiedliche Zellarten. Kristalline Zellen werden aus Siliziumkristallsäulen gesägt, die nach dem Czochralski-Verfahren als Säulen gezogen oder dem Bridgeman-Verfahren im Tiegel geschmolzen werden. Daneben verwendet man auch das Blockgießverfahren oder seltener das Zonenschmelzverfahren. Bei diesem wird ein polykristalliner Siliziumstab in einen monokristallinen Kristall umgewandelt. Aus den Blöcken werden dann anschließend Scheiben, die so genannten Wafer, gesägt. Die Herstellung kristalliner Zellen ist wegen technologisch bedingter Zellstärken von mindestens 100 Mikrometer und dem unvermeidlichen Sägeabfall materialaufwändig. Nach dem Sägen müssen die Zellkanten zusätzlich geschliffen werden, um Verwerfungen im Halbleitergefüge zu reduzieren. Danach werden chemische Bäder zur Oberflächenbehandlung durchlaufen; z. B. wird transparentes Elektrodenmaterial oder eine Antireflexbeschichtung aufgebracht. Anschließend erfolgt die Kontaktierung durch Aufdrucken der Leiterbahnen. Im Vergleich zu den kristallinen Zellen können Dünnschichtzellen sehr Material sparend gefertigt werden, da sie nur Halbleiter-Schichtdicken im Bereich von 10 Mikrometer aufweisen. Das Halbleitermaterial wird im nm-Bereich aus einer Schmelze auf ein Trägermaterial aus Glas, Kunststoff oder Metall aufgedampft. Auch die Dotierung erfolgt in der Gasphase. Typische Zellarten sind zum einen amorphe Zellen mit einer nicht kristallinen Siliziumschicht und zum anderen Kupfer-Indium-Diselenid-Zellen (CIS) sowie Cadmiumtellurid-Zellen (CdTe). Die angesprochenen Dünnschichtzellen können sehr großflächig bis zu 5 m2 groß hergestellt werden. Während die Materialersparnis sich vorteilhaft auswirkt, ist der technologische Aufwand zur Zellherstellung sehr hoch. Die Produktion muss in einem kontinuierlichen Prozess über lange Zeiträume unter gleichen Bedingungen ablaufen, um gleichbleibend hohe Qualitäten zu erzielen. Abhängig vom Zelltyp ergibt sich ein unterschiedlicher spezifischer Platzbedarf, der in m2 /kWp angegeben wird; dabei bezieht sich der Index p auf die Spitzenleistung (peakLeistung), die bei einer Einstrahlungsleistung E von 1000 W/m2 erreicht wird. So haben monokristalline Zellen bei 14 % Wirkungsgrad einen spezifischen Platzbedarf von 7 . . . 9 m2 /kWp ; polykristalline Zellen weisen bei 13 % Wirkungsgrad einen Bedarf von 8 . . . 11 m2 /kWp auf. Dünnschichtzellen erfordern wiederum bei 10 % Wirkungsgrad 11 . . . 13 m2 /kWp und amorphe Zellen benötigen bei 7 % Wirkungsgrad 16 . . . 20 m2 /kWp . Überschlägig kann mit 10 m2 /kWp kalkuliert werden. Das elektrische Verhalten von Solarzellen und Solarmodulen lässt sich mit dem Ein- und Zweidiodenmodell gut nachbilden. Im Abschnitt 4.15 wird die dafür erforderliche Modellbildung beschrieben. Je nach Anwendungsfall werden die Module zur Spannungserhöhung in Reihe oder zur Stromerhöhung parallel geschaltet. Eine ausschließliche Reihenschaltung von Modulen

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen E = 1 kW/m²

MPP 25 °C

2,5 I

RL1

A

Bild 2.38 Strom-Spannungs-Kennlinien eines handelsüblichen Solarzellenmoduls und einer ohmschen Last RL in Abhängigkeit von der Einstrahlungsleistung E und der Zellentemperatur (max. 70 . . . 80 ◦ C)

RL2

1,5 E = 0,5 kW/m² 1

RL3

60 °C RL1< RL2 < RL3

0,5 0

0

5

49

10

V

15

20

U

wirkt sich besonders nachteilig aus, wenn einzelne Bereiche zeitweise im Schatten liegen oder die Module stark unterschiedlich ausgerichtet sind; dann reduziert sich der Gesamtstrom auf den Wert des Moduls mit der geringsten Sonneneinstrahlung. Das Betriebsverhalten eines PV-Generators wird durch die Strom-Spannungs-Kennlinien seiner Module bestimmt. Diese Kennlinien sind dem Bild 2.38 zu entnehmen. Die drei Einflussgrößen Einstrahlungsleistung E, Temperatur T und Lastwiderstand RL bestimmen die Ausgangsleistung des Generators. Mit zunehmender Einstrahlung steigt der Ausgangsstrom an; mit steigender Temperatur sinkt die Zellspannung ab. Durch die Wahl einer geeigneten Belastung kann der PV-Generator im Punkt der maximalen Leistungsentnahme, dem MPP (maximum power point), betrieben werden. Da sich die Einstrahlung meist ändert, muss dieser Punkt ständig neu gesucht werden. Diese Suche übernehmen so genannte MPP-Tracker, mit denen eine Ertragsoptimierung erfolgt. In Deutschland erreicht der Mittelwert der an unterschiedlichen Orten auftretenden maximalen Einstrahlungsleistungen etwa die Größe von 1000 W/m2 . Allerdings treten solche Maximalwerte nur kurze Zeit im Jahr auf. In Deutschland werden nur selten 2000 Volllastbenutzungsstunden überschritten. Abgesehen von Nischenanwendungen wie der Energieversorgung von Parkautomaten oder der Versorgung von netzfernen Versorgungsstationen wie Almhütten, werden in Deutschland wegen der wesentlich über dem Strombezugstarif liegenden Einspeisevergütung Photovoltaikanlagen ausschließlich in Netzkopplung betrieben. Dazu muss die Gleichspannung an die 50-Hz-Wechselspannung des Netzes angepasst werden. Das erfolgt mit Wechselrichtern, die eine Gleichspannung durch schnell schaltende Halbleiterschalter in eine Wechselspannung umformen. Zusätzlich wird der Netzanschluss durch eine bidirektionale Sicherheitsschnittstelle (BiSi) nach DIN V VDE V 0126 Teil 1-1 überwacht, um Gefährdungen für das Wartungspersonal und die Technik auszuschließen (Bild 2.39). Eine Gefährdung könnte dann auftreten, wenn die PV-Anlage trotz eines abgeschalteten

Bild 2.39 Prinzipaufbau einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage mit bidirektionaler Sicherheitsschnittstelle

50

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Energieversorgungsnetzes weiter Energie einspeist und somit lokal vorhandene Lasten im Inselbetrieb versorgt. Dann liegt trotz abgeschalteter Sicherung noch eine Spannung am Hausanschlussverteiler an. Gleichzeitig kann sich die Phasenlage der Wechselspannung in diesem Inselnetz zur Netzspannung verschieben. Somit würden bei einer erneuten Netzzuschaltung hohe Ausgleichsströme fließen, die den Wechselrichter der PV-Anlage beschädigen. Dieser Fall kann jedoch nur dann auftreten, wenn ein lokales Gleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Leistung vorliegt, d. h. dass bei einer Hausinstallation zufällig so viele Verbraucher am Netz sein müssen, dass die gesamte durch die PV-Anlage erzeugte Leistung verbraucht wird. Da dafür zusätzlich noch konstante Einstrahlungsverhältnisse vorliegen müssen, ist dieser Fall selbst unter Laborbedingungen nur schwer konstruierbar. Aus diesen Ausführungen ist bereits zu ersehen, dass Wechselrichter für die photovoltaischen Anlagen von großer Bedeutung sind. 2.4.8.2

Wechselrichterkonzepte

Bei modernen PV-Anlagen werden Wechselrichter mit Pulsweitenmodulation (PWM) und Pulsfrequenzen von 10 . . . 25 kHz eingesetzt. Mit der PWM wird aus einer zur Verfügung stehenden Gleichspannung eine netzkonforme Wechselspannung geformt (s. Abschnitt 4.14.2.4). Dafür werden schnell schaltende leistungselektronische Halbleiter wie z. B. Transistoren genutzt. Die nach der Form ihres Ausgangsstroms benannten Rechteckund Trapezwechselrichter weisen eine im Vergleich zu den PWM-gesteuerten Geräten hohe Netzbeeinflussung auf und sind vom Markt verschwunden. Wechselrichter mit Thyristorschaltern bieten wegen ihrer geringen Schaltfrequenz keine akzeptable Stromqualität. Sie können die Grenzwerte, mit deren Hilfe Netzstörungen vermieden werden sollen, in weiten Leistungsbereichen typbedingt nicht einhalten. In PV-Anlagen werden unterschiedliche PWM-Wechselrichtertypen genutzt. Wechselrichter mit einem 50-Hz-Transformator zeichnen sich durch ein einfaches Konzept aus und sind technisch ausgereift. Sie weisen jedoch ein großes Volumen und Gewicht auf. Ihr maximaler Wirkungsgrad liegt bei 95 %. Demgegenüber sind Wechselrichter mit einem Hochfrequenztransformator technisch aufwändiger gestaltet; dafür ist jedoch ihr Volumen und Gewicht niedriger, allerdings auch ihr Wirkungsgrad. Er liegt nur bei ca. 91 %. Weit verbreitet sind auch transformatorlose Wechselrichter, die sich durch ein geringes Gewicht bei einem Wirkungsgrad von ca. 95 % auszeichnen. Abhängig vom Gleichspannungswert, der vom PV-Generator erzeugt wird, kommen zur Anpassung an die Eingangsspannung des Wechselrichters entweder Hoch- oder Tiefsetzsteller zum Einsatz. Hochsetzsteller nutzen Energiespeicher, z. B. Drosselspulen (s. Abschnitt 4.9), zur Anhebung des Spannungsniveaus, während Tiefsetzsteller den Spannungswert herabsetzen. Bei Wechselrichtern ohne galvanische Trennung durch einen Transformator (trafolos) wird die PV-Eingangsspannung direkt über einen Hochsetzsteller an die Netzgrößen angepasst. PV-Wechselrichter können mit Niederfrequenztransformatoren, meist in Ringkernausführung, oder mit Hochfrequenztransformatoren ausgerüstet sein. Das Bild 2.40 zeigt einen PV-Wechselrichter mit vorgeschaltetem Tiefsetzsteller zur Anpassung des Gleichspannungsniveaus und einem Netztransformator, der die Wechselrichterausgangsspannung an die Netzgrößen angleicht. Der Wechselrichterwirkungsgrad ist eine Funktion der Ausgangsleistung, die wiederum von der Einstrahlungsleistung E abhängt. In unseren Breiten treten Einstrahlungsstärken über 800 W/m2 relativ selten auf. Meist arbeiten die PV-Anlagen daher im Teillastbetrieb. Somit ist der lastabhängige Verlauf des Wirkungsgrads für den Gesamtertrag maß-

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

51

Bild 2.40 Ersatzschaltbild einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage mit Tiefsetzsteller zur Spannungsanpassung mit einem einphasigem Wechselrichter, einem Netztransformator und Netzersatzschaltbild (T : Transistor, D: Diode, S: Steueranschluss)

gebend. Deshalb wird zum Vergleich unterschiedlicher Wechselrichter der europäische Wirkungsgrad ηEuro verwendet, bei dem die strahlungsabhängigen Lastbereiche unterschiedlich gewertet werden [9]: ηEuro = 0,03 · η5 % + 0,06 · η10 % + 0,13 · η20 % + 0,1 · η30 % + 0,48 · η50 % + 0,2 · η100 % . (2.5) Neben den unterschiedlichen Schaltungstopologien für Wechselrichter entscheidet darüber hinaus die Gesamtleistung der PV-Anlage über das Anlagenkonzept. 2.4.8.3

Anlagenkonzepte

Bei der Verschaltung der Module mit den Wechselrichtern wird zwischen Zentral-, Stringund Modulwechselrichtern unterschieden (Bild 2.41) [10]. Zentralwechselrichter passen alle in der PV-Anlage erzeugten Gleichgrößen an die Netzgrößen an. Der Vorteil dieses Konzepts liegt in der zentralen Steuerbarkeit; bei unterschiedlicher Modulabschattung oder -ausrichtung treten jedoch beträchtliche Ertragsverluste auf. Stringwechselrichter formen nur die Energie einer Reihenschaltung von Modulen (String) um; auch hier muss

Bild 2.41 Einteilung der PV-Wechselrichter nach [10]

52

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

die Verschattung und Ausrichtung der Module beachtet werden. Modulwechselrichter passen wiederum die Energie eines Moduls an die Netzseite an. Ihr Anteil wird mit zukünftig sinkenden Bauteilkosten und weiterer Verlustoptimierung ansteigen, da so eine sehr flexible Anlagengestaltung ermöglicht wird. Es gibt optimale Anwendungsfälle für jedes dieser Konzepte, die von den Randbedingungen wie dem Wunsch nach zentraler Steuerbarkeit und Datenerfassung, dem Aufstellungsort der Module, der Verschattungssituation und der Ausrichtung der Module abhängen. PV-Anlagen werden bis zur Leistungsklasse von 4,6 kVA meist einphasig ausgeführt. Bei höheren Leistungen ist nach VDEW der dreiphasige Netzanschluss bzw. die Aufteilung in mehrere einphasige Anlagen gefordert. Photovoltaische Anlagen speisen ebenso wie WEA keinen kontinuierlichen Leistungsfluss in das Netz ein. Eine kontinuierliche Energieversorgung wird erst durch den Einsatz von Energiespeichern möglich. 2.4.9

Speichertechnologien in der Energieversorgung

Prinzipiell bietet das weiträumig ausgedehnte Verbundnetz Möglichkeiten zum Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch. Im Normalbetrieb wird ein solcher Leistungsausgleich jedoch innerhalb des jeweiligen Versorgungsgebiets angestrebt. Zu diesem Zweck können z. B. Energiespeicher eingesetzt werden. Sie haben bekanntlich die Aufgabe, Energie über einen begrenzten Zeitraum mit möglichst wenig Verlusten vorzuhalten, bis sie für eine Nutzung benötigt wird. Mit ihrer Hilfe sollen Angebot und Nachfrage so ausgeglichen werden, dass eine räumliche bzw. zeitliche Entkoppelung zwischen Erzeugung und Verbrauch möglich ist. So kann z. B. mit Energiespeichern eine Umwandlung von Grundlast- in Spitzenlaststrom realisiert werden, der für den Regelbetrieb im Netz, die Frequenzstützung und die Reservehaltung erforderlich ist. Neben den vorhandenen und nur langfristig mit hohem Zeit-, Genehmigungs- und Kostenaufwand zu errichtenden Wasserkraftspeichern sind bisher nur wenige großtechnisch nutzbare Speichertechnologien für hohe Energiemengen verfügbar. Von Speichern für die Energieversorgung werden geringe spezifische Kosten pro kWh, eine hohe Lebensdauer mit einer großen Anzahl von Lade- und Entladezyklen, ein hoher Gesamtwirkungsgrad, geringe Selbstentladung, geringer Wartungsaufwand sowie eine einfache Installation und Bedienung gefordert. Zusätzlich wirken sich ein geringer spezifischer Platzbedarf pro kWh sowie eine hohe Umweltverträglichkeit günstig aus. Energiespeicher können in direkte und indirekte unterteilt werden. Direkte Speicher verfügen über keine Zwischenwandlung und damit über höhere Wirkungsgrade. Sie können jedoch nur begrenzte Energiemengen wirtschaftlich speichern. Größere Bedeutung kommt den indirekten Energiespeichern wie Pumpspeicherwerken, Druckluftspeichern, Schwungmassenspeichern und Wärmespeichern zu. Die wichtigste Bauart stellt das Pumpspeicherwerk dar. 2.4.9.1

Pumpspeicherwerke

Bereits im Abschnitt 2.2.2 ist die Funktionsweise von Pumpspeicherwerken beschrieben worden. Diese Art der Energiespeicherung wird seit Langem von den Übertragungsnetzbetreibern zur Abdeckung von Lastspitzen im Energieversorgungsnetz genutzt. Mit der in Deutschland installierten Gesamtleistung von 10 GW kann ein großer Anteil der WEALeistungsschwankungen abgefangen werden. Das neueste Pumpspeicherwerk Goldisthal

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

53

ist für eine Leistung von 1060 MW und eine Speicherkapazität von 8480 MWh ausgelegt. Bei der wirtschaftlichen Bewertung dieser Speichervariante müssen die dadurch verursachten zusätzlichen Übertragungsverluste berücksichtigt werden. Pumpspeicherwerke speichern die potenzielle Energie Epw = Q · ρ · g · hp ,

(2.6)

die von der Abflussmenge Q und der Fallhöhe hp abhängt; die Größen ρ und g kennzeichnen die Wasserdichte und die Erdbeschleunigung. Neben den Pumpspeicherwerken gibt es noch weitere in der Energieversorgung nutzbare Technologien wie z. B. die Druckluftspeicher. 2.4.9.2

Druckluftspeicher

Zum Ausgleich großer Leistungsschwankungen können Druckluftspeicher-GasturbinenKraftwerke genutzt werden. Oft werden die Hohlräume ehemaliger Bergwerke, so genannte Kavernen, zur Aufnahme der Druckluft genutzt. In Deutschland wird seit 1978 von der E.ON in Huntdorf bei Bremen ein Druckluft-Kraftwerk betrieben, das über einen Zeitraum von zwei Stunden eine Leistung von 290 MW liefern kann. Dort wird die Luft auf einen Druck von 70 bar komprimiert. Die Kavernen mit einem Speichervolumen von 300 000 m3 befinden sich in einer Tiefe von 650 m bis 800 m. In Schwachlastzeiten wird mit einem elektrisch angetriebenen Verdichter Druckluft in Kavernen gepresst. In Spitzenlastzeiten wird bei diesem Prozessablauf die Druckluft als Frischluft in eine Gasturbine geleitet, die einen Generator antreibt. Der Wirkungsgrad der Druckluftspeicherung beträgt 42 %. Bei einer gleichzeitigen Wärmenutzung sind bis zu 70 % erreichbar. Es sind noch viel größere Speicherkapazitäten technisch umsetzbar. In den USA in Norton/Ohio ist z. B. der Bau eines Kraftwerks mit 10 Mio m3 Hohlraum und 2700 MW Speicherleistung für eine Kapazität von mehr als acht Tagen vorgesehen. Druckluftspeicher sind trotz notwendiger großer Hohlräume weitaus flexibler ausbaubar als die geografisch stark beschränkten Pumpspeicherwerke. Solche Speicher können auch küstennah und somit zukünftig in geringer Entfernung von den zu erwartenden Offshore-Windparks errichtet werden. Die potenzielle Energie errechnet sich mit der Abströmmenge Q zu Epd = Q · ρ · ∆p ,

(2.7)

wobei ∆p den Überdruck in der Kaverne angibt. Neben den bisher beschriebenen Speichermöglichkeiten existieren weitere, nicht an geologische Rahmenbedingungen gebundene Speicherlösungen wie z. B. die Schwungmassenspeicher. 2.4.9.3

Schwungmassenspeicher (Schwungrad)

Indirekte Energiespeicher können auch mit kinetischer Rotationsenergie arbeiten. Sie werden als Schwungradspeicher bezeichnet. In solchen Schwungmassensystemen (engl. flywheels) rotieren große Massen mit hohen Geschwindigkeiten. Schwungmassensysteme besitzen materialabhängige Energiedichten von 28. . . 435 Wh/kg. Sie arbeiten im Drehzahlbereich von 3 000. . . 25 000 min−1 und werden vorrangig zur Kurzzeit-Überbrückung von Spannungsausfällen und Versorgungseinbrüchen im Sekundenbereich eingesetzt. Somit ist ihr Einsatz in Bahnstromanwendungen sowie im öffentlichen Energieversorgungs-

54

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

system denkbar. Die speicherbare Energie errechnet sich aus dem Trägheitsmoment J und der Winkelgeschwindigkeit ω zu Ek =

J · ω2 . 2

(2.8)

Eine weitere Energieart, mit der Speicher realisiert werden können, ist die Wärme. 2.4.9.4

Wärmespeicher

In Verbindung mit thermischen Kraftwerken sind auch Wärmespeicher nutzbar. Bei fortschreitender Entwicklung können sie wegen der großen realisierbaren Speichermengen sogar im MW-Bereich interessant werden. Es wird hierbei zwischen so genannten sensiblen, latenten, sorptiven und chemischen Wärmespeichern unterschieden. Sensible Speicher nehmen die zu speichernde Wärme auf; dabei erhöht sich die Temperatur des Speichermediums. Die so gespeicherte thermische Energie Eth ergibt sich mit der Masse m bzw. der Dichte ρ, dem Volumen V , der spezifischen Wärmekapazität cth und der Temperaturdifferenz ∆T nach der Beziehung Eth = m · cth · ∆T = ρ · V · cth · ∆T .

(2.9)

Sensible Speicher werden als Heißwasserspeicher oder Feststoffspeicher ausgeführt. In Feststoffspeichern werden unterschiedliche Materialien wie etwa Beton bzw. verschiedene Tonarten eingesetzt; diese können jeweils als Kompaktkörper oder als Schüttung vorliegen. Die darüber hinaus verwendeten Latentwärmespeicher weisen andere Eigenschaften auf. In ihnen findet die Speicherung latent, also versteckt, statt. Bei der Wärmezufuhr erhöht sich ihre Temperatur nicht; die Speicherung findet in so genannten Phasenwechselmaterialien statt, deren Aggregatzustand sich während der Erwärmung von fest nach flüssig ändert. Latente Speicher bestehen beispielsweise aus einer Kombination von Steingranulat und Paraffin. Sorptive Wärmespeicher wiederum nehmen eine Zwischenstellung ein; bei dieser Speicherart wird ein flüssiges oder gasförmiges Medium von einem festen Medium aufgenommen. Sie bestehen z. B. aus mit Kieselgel gefüllten Metallschwämmen und vereinen die Eigenschaften sensibler und latenter Speichersysteme. Chemische Wärmespeicher weisen zwar die höchsten Energiedichten auf, sie befinden sich jedoch noch in einer frühen Entwicklungsphase. Wie die bisher behandelten Speicherarten zählt auch die elektrochemische Umwandlung zu den indirekten Speichern. Sie kann z. B. mit Batterie- oder Wasserstoffspeichern realisiert werden. 2.4.9.5

Batteriespeicher

Batterien sind eine lang bewährte elektrochemische Speicherlösung mit einer typabhängigen Energiedichte von 20. . . 300 Wh/kg und einem hohem Platz- und Wartungsaufwand. Die großtechnische Nutzung für den Energieausgleich von leistungsstarken Windparks ist im Rahmen einer KEMA-Studie in den Niederlanden untersucht worden. Darin wurden die Abmessungen eines Batteriespeichers für einen 6000-MW-Windpark mit 792 000 m2 angegeben (Fläche: 990 m × 800 m). Der Batteriespeicher selbst ist für eine Leistung

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

55

von 2555 MW ausgelegt, zusätzlich ist ein später noch genauer erläuterter so genannter elektrolytischer Speicher eingeplant worden. Der gesamte Energieinhalt beider Speicher beträgt dabei 62 004 MWh. Diese Speicher wurden jedoch aus Kostengründen nicht realisiert, da sie nur im Fall enorm hoher Spitzenlastpreise für elektrische Energie wirtschaftlich wären. In der Energieversorgung werden Speicher mit Bleibatterien bzw. Nickel-Cadmium-Batterien mit mehreren 10 MW Leistung bereits seit einiger Zeit zur Netzstabilisierung eingesetzt. Die technisch gut entwickelten herkömmlichen Batteriesysteme, besonders die wirtschaftlich rentablen Bleibatterien, sind aufgrund ihrer Schwermetallbestandteile vom Standpunkt des Umweltschutzes ungeeignet. Ihre Speicherzeit im Bereich von 4. . . 20 s liegt zudem unterhalb der für eine Leistungsvergleichmäßigung im Minutenbereich erforderlichen Zeiträume. Daneben existieren auch andere Batterietypen – wie z. B. Li-Ionenoder NiMH-Batterien – mit höheren Energiedichten und Speicherzeiten von bis zu 6 min. Diese Ausführungen sind jedoch aufgrund ihrer Kosten für große Energiemengen ungeeignet. Die Wirkungsgrade dieser herkömmlichen Batteriearten liegen im Bereich von ca. 80 %. Zu den Batterietypen im weiteren Sinn gehört der bereits erwähnte elektrolytische Speicher, der auch als Redox-Flow-System bezeichnet wird. Er besteht aus zwei Tanks, zwischen denen ein Elektrolyt hin- und hergepumpt wird. Dabei läuft je nach Fließrichtung eine Oxidation mit Energieaufnahme bzw. Reduktion mit Energieabgabe ab. Dieser Batterietyp besitzt besonders bei großen Speichermengen ein hohes technisches und wirtschaftliches Potenzial. Elektrochemische Speicher werden bisher für kleinere Speicherleistungen an PV-Anlagen eingesetzt, sind jedoch auch bis in den MWh-Bereich verfügbar. Neben einer Speicherung in Batterien kann Energie auch in Form von Wasserstoff gespeichert werden. 2.4.9.6

Wasserstoffspeicher

Wasserstoff kann mit den bereits beschriebenen Brennstoffzellensystemen in elektrische Energie umgewandelt werden (s. Abschnitt 2.1.2.4). In Kombination mit Brennstoffzellen wird die Wasserstoffspeicherung seit längerer Zeit diskutiert; es existieren einige Prototyp-Anlagen, z. B. eine Inselsystemlösung in Utsira/Norwegen. Diese Anlage besteht aus zwei WEA mit je 600 kW, einem Wasserstoffspeicher und weiteren Batteriespeichern. Der Speicherung von Wasserstoff wird im Vergleich mit anderen Speichertypen das größte Entwicklungspotenzial vorausgesagt. Es bestehen schon jetzt die technischen Möglichkeiten, galvanische Anlagen zur Wasserstofferzeugung im MW-Bereich zu installieren. In Verbindung mit WEA ist in Zukunft eine großtechnische Wasserstoffspeicherung für den Energietransport von weit abgelegenen Offshore-Windparks denkbar; diese verursacht jedoch hohe Transportkosten. Der Wirkungsgrad liegt für die Umwandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff bei 70 % und für die umgekehrte Richtung in Brennstoffzellen unter 40 %. Als Gesamtwirkungsgrad wird somit nur ein Wert von ca. 25 % erreicht. Gleichzeitig befinden sich die potenziellen Verbraucher für große Wasserstoff-Mengen bereits auf einem hohen technischen Entwicklungsniveau. Dazu zählen einerseits Heizkraftwerke auf der Basis von Brennstoffzellensystemen im privaten und industriellen Bereich sowie anderseits Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb und Brennstoffzellenversorgung. Daher ist mittelfristig mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage für Wasserstoff zu rechnen. Momentan besteht jedoch noch keine ausreichende Nachfrage.

56

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Neben den bisher beschriebenen indirekten Speichern werden auch Speicher genutzt, in denen die elektrische Energie ohne Zwischenwandlung direkt gespeichert wird. Solch eine Speicherung erfolgt z. B. in Kondensatoren. 2.4.9.7

Kondensatorspeicher

Für Speicherzwecke werden Kondensatoren mit Aluminium-Elektrolyt und so genannte Doppelschichtkondensatoren (DSK) verwendet, die auch als SuperCaps bezeichnet werden. Sie können innerhalb kurzer Zeit hohe Energiemengen aufnehmen und abgeben. DSK weisen zwar geringere Leistungsdichten (4 kW/kg), aber mit bis zu 1000 Wh/m3 höhere Energiedichten als Elektrolyt-Kondensatoren auf. Sie werden bisher als Pufferspeicher für Stromversorgungen, in PV-Anlagen und in Straßenbahnstromversorgungen eingesetzt. Ihre gespeicherte elektrische Energie E ist bekanntlich im elektrischen Feld enthalten und ergibt sich aus E=

C · U2 . 2

(2.10)

Problematisch ist allerdings das geringe Spannungsniveau von nur 4,8 V, mit dem die Isolation von Doppelschichtkondensatoren belastet werden darf. Durch die damit erforderliche Reihenschaltung vieler Kondensatoren sind aufwändige Anlagen notwendig. Diese Speicherart weist einen Wirkungsgrad von ca. 90 % auf. Ein weiterer elektrischer Speicher ist der supraleitende Magnetspeicher. 2.4.9.8

Supraleitende Magnetspeicher

Bei supraleitenden Magnetspeichern (superconducting magnetic energy storage SMES) wird die Energie im magnetischen Feld gespeichert: E=

L 2 ·I . 2

(2.11)

Solche Magnetspeicher können bei der Einbindung in das Energieversorgungssystem zur Dämpfung von Generatorpendelungen, Bereitstellung von Primärregelleistung und Minutenreserve sowie zur Beteiligung an der Blindleistungs-Spannungs-Regelung eingesetzt werden. Im Zeitraum seit 1995 sind einige großtechnisch nutzbare SMES-Speicher als Pilotprojekte mit Leistungen bis zu 10 MVA geplant bzw. gebaut worden. 2.4.10

Schlussfolgerungen

Mittelfristig müssen neue Konzepte für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung gefunden werden; denn die Ressourcen fossiler Brennstoffe werden stark beansprucht und sind nur in überschaubaren Zeiträumen verfügbar. Während die Kohlevorräte noch für rund 200 Jahre ausreichen dürften, werden Erdöl sowie Erdgas nach dem derzeitigen Kenntnisstand bereits in ca. 80 Jahren knapp werden. Auch die momentan diskutierte mögliche Gewinnung von Methanhydrat – dem in Eismolekülen gebundenen Methangas – vom Meeresboden bei ca. 400 m Tiefe bringt keine wesentliche Streckung der fossilen Brennstoffe. Der mögliche Abbau birgt zudem nur schwer abschätzbare geologische Risiken wie z. B. abrutschende Kontinentalhänge und damit verbundene Flutwellen.

2.4 Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen

57

Zugleich wird auch Uran bei gleichbleibendem Verbrauch der Kernspaltungsreaktoren in ca. 60 Jahren knapp. Hinzu kommt das Problem der atomaren Endlagerung. Parallel dazu treten durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verstärkte Umweltbelastungen und möglicherweise unvorhersehbare Klimaeffekte auf. Bemühungen zur Weiterentwicklung der bisherigen Energieerzeugung beinhalten daher Risiken. Das betrifft sowohl die zurzeit erprobte CO2 -Injektion in Tiefenspeichern als auch die noch in Entwicklung befindlichen CO2 -freien Kohlekraftwerke. Auch die Chancen auf eine technisch nutzbare Kernfusion sind ungewiss. In der öffentlichen Wahrnehmung steht dabei die radioaktive Gefährdung durch einen Störfall im Vordergrund. Das Hauptproblem dürfte sich hierbei jedoch durch die technisch bedingten hohen Stromerzeugungskosten ergeben (s. Anhang). In der längerfristigen Perspektive werden daher die dargestellten regenerativen Energien an Bedeutung in der Energieversorgung gewinnen. Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass eine Reihe von Ansätzen besteht, regenerative Energien zu nutzen. Viele dieser Technologien befinden sich noch in der Entwicklung. Momentan wird die technische Machbarkeit der Stromerzeugung mit diesen Verfahren getestet. Eine Ausnahme bildet die Windenergie. Sie hat derzeit den höchsten Ausbaustand der regenerativen Energien erreicht und dürfte in absehbarer Zeit konkurrenzfähig werden (s. Anhang). Deshalb besitzt die Windenergie momentan die höchste Attraktivität; sie kann jedoch windbedingt nur unregelmäßig Energie liefern. Ein weiterer Ausbau der regenerativen Energien erfordert parallel dazu eine Absicherung der Grundlastanteile. Über einen längeren Zeitraum wird dies nur mit Hilfe von Kohlekraftwerken realisierbar sein. Es existieren jedoch verschiedene Optionen, auch diese Kraftwerksleistung mit regenerativen Energien abzulösen. Dies könnte beispielsweise bei weiteren Kostensenkungen vorrangig mit Biomassekraftwerken und wesentlich später auch mit Geothermiekraftwerken erfolgen. Zur Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung mit regenerativen Energien existieren unterschiedliche Strategien. Einerseits werden lokale Versorgungseinheiten favorisiert, bei denen Erzeugung und Verbrauch nah beieinander liegen. Andererseits erfordern Entwicklungen wie verbraucherferne Offshore-Windparks im Leistungsbereich bisheriger Kraftwerksblöcke weiterhin gut ausgebaute Übertragungskapazitäten. Gleichzeitig wird durch den Zubau der regenerativen Energien die Entwicklung von großtechnisch nutzbaren Speichertechnologien vorangetrieben. Allerdings handelt es sich bei der großtechnischen Energiespeicherung um ein Forschungsgebiet, auf dem innerhalb der letzten 100 Jahre nur vergleichsweise geringe Fortschritte erzielt wurden. Bei einem weiteren Zubau von wetterabhängigen Wind- und Photovoltaikanlagen müssen deshalb langfristig regenerativ arbeitende Ausgleichskraftwerke zur Absicherung der Versorgung installiert werden. Kraftwerke mit schnell abrufbarer Leistung können die bei Windfluktuationen und in windschwachen Zeiten erforderlichen Reserveleistungen bereitstellen. Man rechnet damit, dass dafür z. B. auch Gasturbinenkraftwerke mit Biomasse-Befeuerung zu verwenden sind. Diese Betrachtungen zeigen, dass eine regenerative Energieversorgung zu einer Schonung der fossilen Brennstoffe sowie einer verringerten Umweltbelastung führt. Für einige Technologien sind dafür momentan noch vergleichsweise hohe Investitionsmittel erforderlich; hingegen liegen bei Windenergieanlagen die spezifischen Investitionskosten bereits seit längerer Zeit niedriger als bei Kohle- und Kernkraftwerken. An Landstandorten in Deutschland weisen WEA allerdings nur ca. 2000 Volllastbenutzungsstunden auf; im Offshore-Betrieb werden 4600 Stunden angesetzt.

58

2.5

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Kraftwerksregelung

Um einen genaueren Einblick in das Systemverhalten von Netzen gewinnen zu können, sind zumindest qualitative Kenntnisse darüber notwendig, auf welche Weise die erzeugte Leistung dem sich ständig ändernden Bedarf der Verbraucher nachgeführt wird. Auf eine vertiefte analytische Betrachtung dieser Zusammenhänge wird in dieser Einführung verzichtet. Sie ist u. a. [11] zu entnehmen. Zunächst werden die Verhältnisse bei Wärmekraftwerken dargestellt. 2.5.1

Regelung von Wärmekraftwerken

Es wird von den einfachen Verhältnissen des Inselbetriebs ausgegangen. Diese Betriebsform liegt dann vor, wenn nur ein Kraftwerk in ein Netz speist. Diese Situation ergibt sich in der Praxis u. a. dann, wenn bei einem Industrieunternehmen die Netzeinspeisung ausfällt und das betriebseigene Kraftwerk allein die Versorgung übernimmt. 2.5.1.1

Regelung eines Kraftwerks im Inselbetrieb

Änderungen in der Netzlast führen über den Generator zu Änderungen in der Belastung der Turbine und damit letztlich zu einem anderen Gegenmoment an der Turbinenwelle. Das Antriebsmoment ist von solchen Schwankungen unberührt. Es wird allein von der aus dem Kessel zugeführten Leistung, den Zustandsgrößen und der Menge des Heißdampfes bestimmt. In Bild 2.42 sind diese Verhältnisse veranschaulicht. Je nach Größe des Antriebs- bzw. Gegenmoments stellt sich eine bestimmte Drehzahl des Turbinenlaufrads und des Generatorläufers ein, die starr miteinander gekuppelt sind. Diese Drehzahl ist der Frequenz, mit der ins Netz eingespeist wird, direkt proportional. Änderungen in der Kesselleistung oder in der Netzlast führen daher zu Drehzahl- und damit zu Frequenzänderungen im Netz. Allerdings äußern sich Änderungen in der Leistung nicht unmittelbar in einer stationären bzw. bleibenden Drehzahländerung. Vielmehr setzt ein Einschwingvorgang ein. Er wird dadurch verursacht, dass die Rotationsenergie, die im Laufrad der Turbine, im Läufer des Generators und in den Läufern eventueller Arbeitsmaschinen gespeichert ist, sich nicht sprungförmig ändern kann. Wenn z. B. die Netzlast sprungförmig erniedrigt wird und die Kesselleistung gleich bleibt, wächst die Drehzahl und infolgedessen die Netzfrequenz auf einen neuen höheren, stationären Wert an. Die angenommene Lastabsenkung kann in der Praxis durch Abschaltung von Verbrauchern oder in Extremfällen sogar durch Kurzschlüsse (s. Kapitel 6) hervorgerufen werden. Bei dem umgekehrten Fall, einer Senkung der Antriebsleistung, erniedrigt

Bild 2.42 Momentengleichgewicht an der Turbinenwelle MA : Antriebsmoment MG : Gegen- bzw. Bremsmoment

2.5 Kraftwerksregelung

59

sich die Netzfrequenz, bis sie ihren Endwert erreicht hat. In der Praxis kann ein solcher Betriebszustand z. B. durch den Ausfall einer Speisewasserpumpe oder Kohlemühle im Kraftwerk verursacht werden. Die sich einstellende stationäre Frequenzabweichung wird allerdings dadurch etwas abgemildert, dass bei vielen Lasten der Wirkleistungsbedarf frequenzabhängig ist. Besonders extrem ist dieser so genannte Selbstregeleffekt mit PL ∼ f 3 bei Gebläsen ausgeprägt. Summarisch lässt sich dieses Verhalten im Bereich der Nennleistung durch die lineare Beziehung ∆f ∆PL = cP · Pn fn

(2.12)

beschreiben. Die Größe cP hängt von der Struktur des Lastgebiets ab und liegt in der Bundesrepublik vielfach bei ca. 0,5 [12], [13]. Insgesamt gilt festzuhalten, dass ein Überschuss an erzeugter Wirkleistung im Netz eine Frequenzerhöhung und ein Mangel eine Frequenzabsenkung nach sich zieht. Untersucht man bei einer Turbine mit konstanter Antriebsleistung PA den Zusammenhang zwischen der stationären Turbinendrehzahl n und der Last P , so ergibt sich in erster Näherung eine lineare Beziehung. Das zugehörige Kennlinienfeld ist Bild 2.43 zu entnehmen. Wie das Bild zeigt, führen bereits kleine Leistungsänderungen ∆P zu technisch nicht mehr vertretbaren Drehzahländerungen ∆n. Aus diesem Grunde ist eine Regelung vorzusehen, die dafür sorgt, dass die Antriebsleistung entsprechend nachgeführt wird. Bei Turbinen mit einer Regelstufe geschieht dies dadurch, dass die Regelventile verstellt werden. Dabei werde zunächst angenommen, dass der Kessel in der Lage ist, die erhöhte Leistung zu liefern, wenn die Ventile geöffnet werden. Der zugehörige Regelkreis, der die Leistungsanpassung über die Ventile automatisch vornimmt, ist prinzipiell entsprechend Bild 2.44 aufgebaut. Über Aufnehmer wird der Istwert der Drehzahl ermittelt und in einen proportionalen Strom- oder Spannungswert umgesetzt. Dann wird die Abweichung von einem vorgegebenen Sollwert gebildet. Diese Größe wird verstärkt auf ein Stellglied gegeben, das je nach Abweichung die Ventile entsprechend verstellt. Heutzutage sind als Stellglieder zumeist elektrohydraulische Vorrichtungen eingesetzt, die im regelungstechnischen Sinne Proportionalglieder darstellen. Als Regler wird ein Proportionalregler (P-Regler) gewählt. Der Regelkreis wirkt somit ebenfalls proportional. Solche Kreise gewährleisten eine schnellstmögliche Ausregelung. Dies ist in Anbetracht der Gefährdung, die durch eine erhöhte Drehzahl gegeben ist, wünschenswert. Proportional wirkende Regelkreise haben den Nachteil, dass Regelabweichungen, die durch Störgrößen hervorgerufen werden, nicht vollständig ausgeregelt werden; es bleibt n

DP

n soll

Dn PA1

PA2

PA3 P

Bild 2.43 Kennlinienfeld einer Turbine mit konstanten Antriebsleistungen PA1 , PA2 , PA3

Bild 2.44 Prinzip der Drehzahlregelung einer Turbine

60

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung ungeregelt

f 50 Hz

Df ~ ~ 2,5 Hz geregelt Ps

Bild 2.45 Wirkungen von Lastschwankungen als Störgröße

Pb

Pn

P

Bild 2.46 Stationäre Frequenz-Leistungs-Kennlinie einer drehzahlgeregelten Turbine Pb : Im Betrieb gefahrene Leistung Pn : Nennleistung; Ps : Schwachlast

stationär eine Regeldifferenz bestehen. Leistungsschwankungen der Last sind in diesem Sinne als Störgröße aufzufassen (Bild 2.45). Die Regelparameter werden meist so eingestellt, dass die stationäre Regeldifferenz zwischen Schwachlast und Nennleistung ungefähr 2,5 Hz beträgt. Damit verläuft die Kennlinie einer drehzahlgeregelten Turbine wesentlich flacher als im ungeregelten Fall (Bild 2.46). Dieses Verhalten wird durch den Zusammenhang ∆P = −KM · (f − fn )

bzw.

∆P 1 (f − fn ) =− · Pn sM fn

(2.13)

beschrieben. Der darin auftretende Faktor KM wird als Maschinenleistungszahl bezeichnet; für die Größe sM wird auch der Begriff Statik verwendet. Zu beachten ist, dass die stationäre Kennlinie der geregelten Einheit weitgehend von den Parametern des Reglers bestimmt wird und kaum von der Auslegung der Turbine abhängt, die jedoch überwiegend die Dynamik des Einschwingvorgangs beeinflusst. Physikalisch ist dieser Sachverhalt plausibel: Der Regler öffnet die Ventile unabhängig von den speziellen Turbinenparametern in dem Maße, wie es der Drehzahl-Sollwert erfordert. Da P-Regelkreise für eine schnelle Ausregelung sorgen, würde das Dampfventil innerhalb kurzer Zeit – im Sekundenbereich – seine Position verändern. Die Positionierung der Ventile selbst wird jedoch meist nochmals von einem weiteren Öffnungsregelkreis vorgenommen. Er verhindert zu schnelle Ventilbewegungen und damit auch zu schnelle Querschnittsveränderungen. Diese wären mit Druck- und Temperaturschwankungen verbunden, die zu unerwünscht hohen Wärmespannungen in der Turbine führten. Die verbleibende Regelabweichung ∆n in der Drehzahl wird von einem weiteren Regelkreis beseitigt. Eine mögliche Ausführung ist aus Bild 2.47 zu ersehen. Als Regelgröße wird die Netzfrequenz f benutzt, die im Vergleich zur Drehzahl n eine sekundäre Größe darstellt. Aus diesem Grunde ist es üblich, diesen Kreis als Sekundärregelung und die

Bild 2.47 Wirkungsweise der Sekundärregelung

2.5 Kraftwerksregelung A Primärregelung B Sekundärregelung

f f soll fsoll - D f

61

t 1 + 3 min t1

B

A

Bild 2.48 Darstellung der Regelvorgänge nach einer Leistungserhöhung um ∆P

t 1 + 30 s P1

P1 + D P

P

Drehzahlregelung, die direkt auf die Turbine wirkt, als Primärregelung zu bezeichnen. Vergleichsweise langsam verstellt die Sekundärregelung den Sollwert der Drehzahl. Daher findet die unterlagerte, schnelle Primärregelung genügend Zeit, sich jeweils auf den so nachgeführten Sollwert einzustellen. Der Sekundärregler ist als PI-Regler aufgebaut, d. h. er integriert die Regelabweichung und sieht daher gewissermaßen größere Fehler, als in Wirklichkeit vorhanden sind. Aus diesem Grunde ist er in der Lage, auch kleine Abweichungen auszuregeln. Allerdings erstreckt sich dieser Vorgang über einen längeren Zeitraum von einigen Minuten. Das Zusammenspiel ist in Bild 2.48 veranschaulicht: Die Kennlinie der primärgeregelten Turbine wird so lange verschoben, bis die geforderte Verbraucherleistung mit Sollfrequenz gedeckt wird. Um die Turbinen zu schonen, wird der Primärregler so ausgeführt, dass er erst bei größeren Drehzahlabweichungen anspricht. Kleine Abweichungen werden dann nur von der langsameren Sekundärregelung ausgeregelt. Regelkreise, die in einer solchen hierarchischen Struktur zusammenarbeiten, werden in der Regelungstechnik als Kaskadenregelung bezeichnet. Dieses Konzept wird sehr häufig auch bei anderen Aufgabenstellungen angewendet. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass im Rahmen der hier ausgeführten Beschreibung nur auf die prinzipielle Wirkungsweise der Regelungen eingegangen wird. Die gerätetechnische Realisierung kann eventuell von dem skizzierten Aufbau abweichen [14]. Die von den Reglern gewünschten Leistungsänderungen des Kessels sind letztlich von der Feuerung nachzuvollziehen, also u. a. auch von der Brennstoff- und Luftzufuhr. Im Folgenden werden die Vorgänge skizziert, die sich nach einer Änderung der Ventilposition abspielen. Wie bereits angesprochen, bewirkt die Ventiländerung eine Querschnittsänderung. Dadurch stellen sich andere Zustandsgrößen ein. Die Regelabweichung vom Sollwert des Drucks wird auf einen Kesselregler, den so genannten Kessellastgeber, geleitet. Dieser gibt daraufhin für etwa 150 Regelkreise neue Führungsgrößen, also neue Sollwerte vor. Es handelt sich gewissermaßen um eine Kaskade, bei der viele parallel geschaltete unterlagerte Regelkreise vorhanden sind. Besonders wichtige Regelkreise stellen die Regelungen des Frischluftgebläses, der Brennstoffzufuhr und der Speisewasserpumpe dar, die mit ihrer Drehzahl den Dampfdurchsatz bestimmt. Das Zusammenwirken dieser Regelkreise zeigt Bild 2.49. Beim Schließen des Regelventils staut sich die Dampfmenge im Kessel. Dies bewirkt zunächst einen Druckanstieg, für den die Anlage ausgelegt ist. Die Turbine reagiert auf die verringerte Dampfzufuhr bereits einige Sekunden danach mit einer verringerten Drehzahl. Die Zeitkonstante für diesen Regelvorgang liegt im Bereich von 5 . . . 10 s. Anders verhält es sich bei Leistungssteigerungen. In diesem Fall müssen u. a. die Brennstoffmenge und die Luftzufuhr erhöht werden. Je nach Art des Brennstoffs (Öl, Kohle) kommt die Feuerung für sprungförmige Leistungserhöhungen bis zu 5 % der Nennlast

62

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.49 Wirkung des Kessellastgebers

Pn erst innerhalb von 25 . . . 200 s nach. Bei vielen Kesseln sorgt jedoch der Nachverdampfungseffekt, auch Ausspeicherung genannt, bereits nach einigen Sekunden für eine Leistungserhöhung: Durch den plötzlichen Druckabfall beim Öffnen der Regelventile verdampft für einen Zeitraum von ca. 1 min mehr Wasser, sodass trotz der niedrigeren Zustandsgrößen eine erhöhte Leistungsabgabe auftritt. Bei einer abgestimmten Kesselregelung ist nach Abklingen der Ausspeicherung die Feuerung bereits so nachgeführt, dass es anschließend zu keinem Leistungseinbruch kommt. Bei Kesseln mit sehr hohen Zustandsgrößen ist der Nachverdampfungseffekt nur schwach ausgeprägt. Abhilfe kann dann durch den Einbau von Dampfspeichern erreicht werden, die jedoch aus Kostengründen nur selten verwendet werden. Es gilt festzuhalten, dass kleine Leistungserhöhungen bis etwa 5 % von Pn bei modernen kohlebefeuerten Kesseln in ca. 30 . . . 40 s aufgefangen werden. Bei einer Aussteuerung größerer Leistungsbereiche, z. B. zwischen 40 % und 100 % der Nennlast, ist im Wesentlichen nur noch die Dynamik der Feuerung maßgebend, die eine kleinere Leistungsänderungsgeschwindigkeit bedingt. Von modernen Blockkraftwerken wird für den Bereich (0,4 . . . 1) · Pn der sehr viel größere Zeitraum von 15 . . . 30 min benötigt. Bei dieser Änderungsgeschwindigkeit werden die Maschinen jedoch stark belastet. Außerdem tritt ein hoher Brennstoffverbrauch auf, sodass eine solche schnelle Fahrweise nur in außergewöhnlichen Situationen gewählt wird. Bei der bisher beschriebenen Kesselregelung orientiert sich der Kessellastgeber am Druck vor der Regelstufe. Da der Sollwert des Drucks stationär festgehalten wird, spricht man von einer Festdruckregelung bzw. vom Festdruckbetrieb. Es handelt sich bei dieser Regelung im Vergleich zu der anschließend besprochenen Variante um eine schnelle Regelung. Allerdings beruht die Regelfreudigkeit auf entsprechenden Hubbewegungen der Ventile. Die damit verbundenen Änderungen in den Zustandsgrößen beim Heißdampf führen zu relativ hohen Wärmespannungen in den dickwandigen Bauteilen der Turbine. Eine Alternative zum Festdruckbetrieb stellt der Gleitdruckbetrieb dar, der häufig bei Blockkraftwerken über 300 MW zu finden ist. Die prinzipielle Wirkungsweise dieses Konzepts ist Bild 2.50 zu entnehmen. Bei dieser Regelung stellt der Druck keine Regelgröße dar, sondern er gleitet. In diesem Fall wird die Drehzahlabweichung direkt auf den Kessellastgeber geführt, der dann im beschriebenen Sinne auf die Feuerung einwirkt. Beim reinen Gleitdruckbetrieb ist der Turbineneinlass stets geöffnet, sodass prinzipiell überhaupt keine Regelstufe vorhanden zu sein braucht. Da unter diesen Bedingungen auch kein Nachverdampfungseffekt zum Tragen kommen kann, ist diese Regelung träger,

2.5 Kraftwerksregelung

63

Bild 2.50 Prinzip des Gleitdruckbetriebs

aber auch schonender. In der Praxis wird häufig eine Übergangsform zwischen dem Gleitund Festdruckbetrieb angewendet, die als modifizierter Gleitdruckbetrieb bezeichnet wird. Bei dieser Fahrweise werden kleine Drehzahländerungen relativ langsam im Gleitdruck-, größere Abweichungen jedoch im schnelleren Festdruckbetrieb ausgeregelt. Auf diesen Betrachtungen aufbauend, ist es nun möglich, die Verhältnisse bei Netzen mit mehreren Kraftwerkseinspeisungen zu verstehen. 2.5.1.2

Regelung im Insel- und Verbundnetz

Zunächst wird die Regelung in Netzen behandelt, die aus relativ wenigen Kraftwerken gespeist werden. Solche in sich abgeschlossenen Netzverbände ohne Kupplungen zu weiteren Netzgebieten werden als Inselnetze bezeichnet. Die Aufgabenstellung der Regelung ist dort noch eingeschränkter als bei den umfassenderen Verbundnetzen. Inselnetze Grundsätzlich ist die in Inselnetzen eingesetzte Regelung dem bisher beschriebenen Konzept für den Inselbetrieb eines einzelnen Kraftwerks sehr ähnlich. So sind alle Kraftwerke wieder mit der bereits beschriebenen Primärregelung ausgerüstet. Dagegen weist die übergeordnete Regelung Unterschiede auf. Sie erwachsen aus der Eigenschaft, dass die üblicherweise eingesetzten Blockkraftwerke mehr Leistung ins Inselnetz einspeisen können, als zur Deckung der Last notwendig ist. Es besteht also ein Freiheitsgrad darin, welche Anteile der Last den einzelnen einspeisenden Kraftwerken zugeordnet werden bzw. welche Leistung die Maschinen tatsächlich ins Netz liefern sollen. Auf die Aufteilung der Last wird im Abschnitt 2.6 noch näher eingegangen. In diesem Zusammenhang interessiert die Frage: Wie werden nun die gewünschten Leistungswerte an den einzelnen Turbinen eingestellt? Dazu wird ein weiterer Regelkreis mit einem so genannten Leistungsregler installiert. Den Aufbau einer solchen Regelung zeigt Bild 2.51. Zur Ermittelung des Istwerts der Leistung werden an jeder Generatorklemme über Messwandler Strom und Spannung gemessen. Die Differenz aus Psoll und Pist ergibt die Regelabweichung. Diese Größe wird einem Leistungsregler mit PI-Verhalten zugeführt. Im Festdruckbetrieb wird der Reglerausgang auf das Stellglied, also auf das Regelventil, oder im Gleitdruckbetrieb direkt auf den Kessellastgeber weitergeleitet. Der Leistungsregler arbeitet parallel zu der Drehzahlregelung; die Dynamik entspricht in etwa der Sekundärregelung. Bei dem bisher beschriebenen Konzept kann der Fall auftreten, dass vom Leistungsregler aufgrund des vorgegebenen Sollwerts ein Öffnen des Ventils gefordert wird, die Drehzahlregelung dagegen wegen einer Frequenzerhöhung im Netz ein Schließen der Ventile anstrebt. In solchen Konfliktfällen ist die Drehzahlregelung bevorrechtigt. Eine Ab-

64

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.51 Wirkungsweise eines Leistungsreglers

schaltautomatik vermeidet, dass diese beiden Regelkreise gegeneinander arbeiten und ein Falschregeleffekt auftritt. Wichtig für das weitere Verständnis ist die nicht näher begründete Eigenschaft, dass nach plötzlichen Laständerungen bereits nach ganz kurzer Zeit wieder alle Kraftwerke die gleiche Drehzahl aufweisen, wenngleich sie sich im Netzverband in Form von Schwingungen noch zeitlich ändern kann. Aufgrund dieser Eigenschaft sehen alle Primärregler bei gleichem Sollwert nsoll auch die gleiche Regelabweichung. Die parallel wirkenden Primärregler eines Inselnetzes verhalten sich daher wie ein einzelner Regler im Inselbetrieb. Sie können auch insgesamt nur die Drehzahl bis auf eine verbleibende Drehzahl- bzw. Frequenzabweichung ausregeln. Aus diesen Gründen ist wiederum eine Sekundärregelung notwendig, die jedoch in Inselnetzen nicht mit dem Drehzahl-, sondern mit dem Leistungsregler zusammenarbeitet. Es sei darauf hingewiesen, dass in dem Versorgungsgebiet nur ein einziger Sekundärregler vorhanden sein darf, weil sonst unerwünschte Schwingungen in der Netzfrequenz auftreten können. Der Sekundärregler befindet sich in einer zentralen Einrichtung des Netzbetreibers, von der aus die Führung des Netzes erfolgt. Diese Einrichtung wird als Schaltleitung oder Netzbetriebsführung bezeichnet. Von dort aus steuert der Sekundärregler über ein Kommunikationsnetz einen Teil der Kraftwerke. Sie werden Regelblöcke oder Regelmaschinen genannt. Gemäß Bild 2.52 wird die Aufteilung der Regelabweichung von den Größen α1 und α2 bestimmt. Sie werden meist so gewählt, dass diejenigen Maschinen einen großen Anteil übernehmen, bei denen die Leistung über einen großen Bereich verstellt werden kann, ohne dass der Anlagenzustand z. B. durch Zuschalten von Kohlemühlen oder der zweiten Speisewasserpumpe zu verändern ist. Das Zusammenspiel zwischen Sekundär- und Primärregelung verläuft analog zum Inselbetrieb. Die schnellen Primärregelungen sprechen bei einer hinreichend großen Frequenzbzw. Drehzahlabweichung von ca. 10 . . . 20 mHz an und regeln diese mit allen Kraftwerken im Netz grob aus. Anschließend wird eine Feinkorrektur im Minutenbereich mit dem übergeordneten Sekundärregler vorgenommen, allerdings nur mit den dafür vorgesehenen Regelblöcken. Kleinere Frequenzänderungen werden meist infolge einer eingebauten Unempfindlichkeitsschwelle, dem so genannten Totband, nur von der Sekundärregelung erfasst. Da sie träger arbeitet, werden die Hubbewegungen der Ventile langsamer und damit für die Turbine schonender. Normalerweise sind die Änderungen der Netzlast so langsam, dass sie nur von der Sekundärregelung mit den zugehörigen Regelblöcken ausgeregelt werden. Diese Regelblöcke stellen mithin den Leistungspuffer dar, der zunächst die Netzlaständerungen auffängt.

2.5 Kraftwerksregelung

65

Bild 2.52 Regelung der Turbinen in einem Inselnetz

Es ist dazu natürlich notwendig, dass diese Regelkraftwerke die Leistungsänderungen auch aufnehmen können, also über genügend freie Leistung – die Sekundärregelleistung – verfügen. Wird diese freie Leistung infolge größerer Laständerungen zu klein, verlagert man Leistung von den Regelmaschinen auf spezielle Kraftwerke, die bereits am Netz liegen. Die dafür vorgesehenen Blöcke zählt man zur so genannten Minutenreserve (s. Abschnitt 8.1.2.4). Sie übernehmen dann die Laständerungen, sodass sich die verfügbare Sekundärregelleistung wieder vergrößert. Im Weiteren soll nun die Regelung für ein noch umfassenderes Netz, das Verbundnetz, betrachtet werden. Verbundnetze In Verbundnetzen besteht zusätzlich zur Regelung der Frequenz bzw. der Drehzahl eine weitere Aufgabe. Es gilt dafür zu sorgen, dass auch die Austauschleistungen auf den Kuppelleitungen zwischen den einzelnen Netzbereichen, den so genannten Regelzonen, eingehalten werden. Die räumliche Ausdehnung der vier deutschen Regelzonen ist Bild 1.2 zu entnehmen. In Bild 2.53 ist der prinzipielle Aufbau dieser so genannten Leistungs-Frequenz-Regelung dargestellt. Dort wirkt der Sekundärregler wiederum in der schon beschriebenen Weise auf die Leistungsregler der Regelblöcke. Bemerkenswert ist, dass jede Regelzone einen eigenen Sekundärregler aufweisen kann, ohne dass sich die Regler gegenseitig zu Schwingungen anregen. Zu diesem Zweck wird dem Regler das Signal ∆PRi = ∆P i − ∆PKi

mit

∆P i = −KNi · ∆f

und

∆f = f − fn

(2.14)

zugeführt (Bild 2.53). Der erste Anteil ∆P i leitet sich aus einer eventuell auftretenden Frequenzabweichung ab; die zugehörige Proportionalitätskonstante KNi wird als Netzleistungszahl des jeweils betrachteten i-ten Teilnetzes bezeichnet. Sie erfasst im Unterschied zu der Maschinenleistungszahl KM die gesamte Leistungsänderung im betrachteten Netz, die aus einer Frequenzabweichung ∆f resultiert. Im Wesentlichen wird diese Leistungsänderung durch die eingestellten Charakteristiken derjenigen Primärregler bestimmt, die sich in der Regelzone gerade im Einsatz befinden. Demnach wird die Netzleistungszahl durch die Summe der zugehörigen Maschinenleistungszahlen gebildet. Leichte Abweichungen können sich durch die Frequenzabhängigkeit der Lasten ergeben (Selbstregeleffekt). Der untere Schwellwert der Größe KN wird jedem Verbundpartner vom VDN

66

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Bild 2.53 Leistungs-Frequenz-Regelung im Verbundbetrieb (∆PR : Eingangssignal des Reglers)

zugewiesen [15]. Im ungestörten Netzbetrieb mit Frequenzschwankungen |∆f |, die sich unterhalb von ca. 40 mHz bewegen, ist der diskutierte Signalanteil ∆Pi nicht relevant. Dann kommt allein die zweite Komponente ∆PKi aus der Beziehung (2.14) zum Tragen. Diese Größe erfasst die Abweichungen zwischen den Ist- und Sollwerten der Wirkleistungsflüsse PKj und PKj,soll auf den ni Kuppelleitungen der Regelzone i (Bild 2.53), wobei abfließende Leistungen positiv gezählt werden: ∆PKi =

ni 

(PKj − PKj,soll ) .

(2.15)

j=1

Dieses Signal steuert daher im Wesentlichen den Regler: ∆PRi ≈ −∆PKi . Dementsprechend werden von dem Sekundärregler die Regelmaschinen der jeweiligen Regelzone so ausgefahren, dass die Bilanz der Austauschleistungen den gewünschten Wert annimmt. Dagegen wird die Aufteilung der Austauschleistung auf die einzelnen Kuppelleitungen zwischen jeweils zwei Regelzonen über Transformatoren mit Quer- oder Schrägeinstellung gesteuert (s. Abschnitt 4.2.5.2). Es gilt festzuhalten, dass im ungestörten Netzbetrieb der Sekundärregler im Wesentlichen den Energieaustausch zwischen den einzelnen Netzbezirken sicherstellt. Eine andere Situation tritt im Störungsfall auf, wenn die Frequenzschwankungen |∆f | deutlich über dem normalen Pegel liegen. Bei dieser Bedingung sprechen die Primärregler im gesamten Netzverbund an, da alle Regler die gleiche Frequenzabweichung registrieren. Falls z. B. als Ursache ein Leistungsmangel infrage kommt, bewirkt die dadurch hervorgerufene Frequenzabsenkung ∆f eine höhere Leistungsabgabe aller eingesetzten Maschinen. In den fehlerfreien Netzteilen entsteht dann entsprechend der Beziehung (2.14) ein Leistungsüberschuss, der über die Kuppelleitung in den Netzteil mit der Störung abfließt. Die beiden Signale ∆P i und ∆PKi sind bei einem fehlerfreien Netzteil gleich groß, wenn vorausgesetzt wird, dass bereits vor dem Fehlereintritt die Sollwerte der Austauschleistungen eingehalten worden sind. Da beide Signale am Reglereingang subtrahiert werden,

2.6 Kraftwerkseinsatz

67

kompensieren sie sich. Am zugehörigen Sekundärregler tritt daher keine Eingangsgröße auf, sodass er – wie gewünscht – nicht anspricht; die Regler sind stationär entkoppelt. Auf das fehlerbehaftete Netz fließt dagegen die im gesamten Netzverbund erzeugte zusätzliche Leistung zu. Dementsprechend weisen die beiden Signale ∆Pi und ∆PKi eine Differenz ∆PRi auf. Der für dieses Versorgungsgebiet zuständige Sekundärregler gleicht dann im Minutenbereich diesen Leistungsmangel aus. Es zeigt sich also, dass durch das beschriebene Regelkonzept bei schnell auftretenden Fehlern alle eingesetzten Maschinen des Verbundnetzes zur Hilfestellung gezwungen werden, die längerfristige Korrektur jedoch allein dem gestörten Versorgungsgebiet überlassen bleibt. Erwähnt sei, dass die Netzleistungszahl analog zur Beziehung (2.13) die Steigung einer Leistungs-Frequenz-Kennlinie für das ganze Netz darstellt, die dementsprechend als Netzkennlinie bezeichnet wird. Aufgrund dieses Zusammenhangs verwendet man für die Leistungs-Frequenz-Regelung auch den Begriff Netzkennlinienregelung. In diese Regelung werden auch Wasser- und Kernkraftwerke einbezogen. 2.5.2

Regelung von Wasser- und Kernkraftwerken

Wie bei Dampfturbinen ist natürlich auch bei Wasserturbinen und Reaktoren eine Regelung der Antriebsleistung notwendig. Die zugehörigen Stellorgane sind in den Abschnitten 2.2 und 2.3 bereits beschrieben. Bei Mittel- und Hochdruckanlagen weist die Primärregelung einen anderen Aufbau auf als bei Dampfturbinen. Die Regelung hat dort zusätzlich die Laufzeiteffekte zu berücksichtigen, die durch die Wasserzuführung zwischen Speichersee und Turbine verursacht werden. Die besonderen Vorteile der Wasserturbinen liegen aus regelungstechnischer Sicht in dem kurzen Anfahrvorgang von ca. 90 s und ihrer hohen Leistungsänderungsgeschwindigkeit ∆P/∆t, die insbesondere auch bei größeren Leistungshüben im Gegensatz zu den Dampfturbinenkraftwerken erhalten bleibt. Dieses Verhalten ist darauf zurückzuführen, dass sich der Wasserstrom einfacher aktivieren bzw. regulieren lässt als Dampf. Aufgrund dieser Eigenschaft werden Wasserkraftwerke bevorzugt an die Sekundärregelung angeschlossen. Bei Kernkraftwerken wirkt die Drehzahlabweichung analog zum Gleitdruckbetrieb auf den Reaktor bzw. auf die Regelstäbe. Dieses Regelkonzept bewirkt bekanntlich eine schonende Fahrweise. Kernkraftwerke werden üblicherweise nicht als Regelblöcke eingesetzt, weil aufgrund der geringeren Brennstoffkosten die Vorhaltung freier Leistung unwirtschaftlich wäre. Weitere Gesichtspunkte, die über diesen Aspekt hinaus für den Kraftwerkseinsatz wichtig sind, werden im Folgenden behandelt.

2.6

Kraftwerkseinsatz

Von den Energieversorgungsunternehmen (EVU) ist der Kraftwerkseinsatz so festzulegen, dass die Last zu jedem Zeitpunkt gedeckt wird. Neben einer sicheren Erzeugung sind auch der Transport und die Verteilung der elektrischen Energie so vorzunehmen, dass die Verbraucher stets zuverlässig und kostenminimal versorgt werden.

68

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung

Da die thermischen Kraftwerke Anfahrzeiten von mehreren Stunden aufweisen und damit eine kurzzeitige Aktivierung entfällt, ist bereits aus diesem Grunde eine Planung des Kraftwerkseinsatzes im Voraus notwendig. Dies ist jedoch nur möglich, wenn für die Last eine hinreichend genaue Prognose erstellt werden kann. 2.6.1

Verlauf der Netzlast

Die Erfahrung zeigt, dass sich die Belastungskurven von jeweils einzelnen Tagen stark ähneln. So weisen z. B. die Wochentage Dienstag bis Freitag oder auch die jeweils aufeinander folgenden Sonntage einen ähnlichen Verlauf auf. Für Industriegebiete ist es z. B. kennzeichnend, dass an Werktagen eine annähernd gleichmäßig hohe Belastung während der Arbeitszeit auftritt. Dabei bildet sich um die Mittagszeit ein schwaches Maximum aus. Nach Arbeitsschluss sinkt die Last ab und steigt in den Abendstunden entsprechend den Lebensgewohnheiten wieder an. Zwischen 0 und 6 Uhr erreicht die Last ein Minimum, um dann wieder im Bereich von 6 bis 8 Uhr sehr steil anzusteigen (Bild 2.54). Zusätzlich übt die Jahreszeit einen starken Einfluss auf Höhe und Verlauf der Last aus. Im Winter erreicht die Last ihren Höchststand, um im Sommer auf besonders niedrige – bisweilen auf halb so große – Werte abzufallen. Oft wird dieses niedrige Lastniveau für die Revision von Kraftwerks- und Netzanlagen genutzt. Im Niedriglastbereich ändert sich auch der beschriebene Verlauf. Es bildet sich ein deutliches Mittagsmaximum aus (Bild 2.54). Aufgrund der Tatsache, dass die Lastverläufe sehr stark mit vergangenen Verläufen korrespondieren, ist eine Lastprognose auf ca. 5 % Genauigkeit und besser möglich. Änderungen wichtiger Einflussgrößen wie Temperatur, Witterung usw. werden bei der täglichen Lastprognose berücksichtigt. Auf der Lastprognose aufbauend, ist es für die EVU möglich, den Kraftwerkseinsatz zu planen. 2.6.2

Deckung der Netzlast

Bei der Einsatzplanung sind eine Reihe netz- und betriebstechnischer Forderungen zu berücksichtigen. Zu den netztechnischen Bedingungen zählt z. B., dass in einem Netz die Spannung stets in einem vorgegebenen Toleranzband bleiben muss (Spannungshaltung). Als Beispiel für eine betriebstechnische Restriktion sei die Forderung genannt, dass eine angebrochene Schicht möglichst zu Ende gefahren werden soll. Daraus resultiert eine Mindesteinsatzzeit für das Kraftwerk. Ferner müssen Abnahmeverpflichtungen für bestimmte Brennstoffmengen eingehalten werden. Es handelt sich um notwendige Bedingungen, die P 80

Winter

GW 60 40

Bild 2.54 Charakteristischer Lastverlauf des deutschen Verbundnetzes an einem Winter- und einem Sommertag (Höchst- und Niedrigstlast)

Sommer

20 0 0

12

h

24

t

2.7 Aufgaben

69

zu beachten sind. Wenn im Rahmen dieser Forderungen noch Freiheitsgrade vorhanden sind, lässt man sich bei der Einsatzplanung vor allem von Kostengesichtspunkten leiten und versucht, die Brennstoffkosten zu minimieren. Dieser gesamte Aufgabenkomplex wird von den Kraftwerks- sowie den Netzbetreibern gemeinsam gelöst. Auf das Zusammenspiel und die Zuordnung der einzelnen Aufgaben wird in Abschnitt 8.1 genauer eingegangen. Die angesprochene Minimierung der Brennstoffkosten – auch als wirtschaftliche Lastverteilung bezeichnet – führt dazu, dass die Kraftwerke unterschiedlich zur Lastdeckung herangezogen werden. Natürlicherweise werden Kraftwerke mit günstigen Wärmeverbrauchskennlinien q(P ) und niedrigen Brennstoffkosten w (s. Gl. (2.1)) verstärkt eingesetzt. Man bezeichnet sie als Grundlastkraftwerke, wenn ihre Betriebszeiten über 5000 Stunden pro Jahr liegen. Als Beispiel seien Kernkraftwerke mit einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 7000 Stunden genannt. Die hohe Betriebsdauer hat zur Folge, dass Kernkraftwerke mit etwa 25 % an der öffentlichen Stromerzeugung beteiligt sind, obwohl ihr Anteil an der installierten Kraftwerksleistung nur ca. 20 % beträgt. Bei kleineren Einsatzzeiten spricht man von Mittellastkraftwerken; ein typisches Beispiel dafür sind Steinkohlekraftwerke mit 4000 Stunden pro Jahr. Kurz anhaltende Lastspitzen werden zweckmäßigerweise mit Kraftwerken gedeckt, die eine sehr schnelle Hochlaufzeit aufweisen, also Pumpspeicher- und Gasturbinenanlagen. Sie werden nur sporadisch, ca. 500 . . . 1000 h/a, eingesetzt. Da sie nur Spitzenlast decken, werden sie als Spitzenlastkraftwerke bezeichnet. Naturgemäß koordinieren diejenigen EVU, die für Netze zuständig sind, auch den Netzbetrieb. Sie bestimmen z. B., welche Transformatoren und Leitungen für Wartungszwecke abgeschaltet werden dürfen. Um diese Maßnahmen im Einzelnen verstehen zu können, sind genauere Kenntnisse über die Energieversorgungsnetze notwendig. Im Kapitel 3 wird zunächst deren Aufbau beschrieben.

2.7

Aufgaben

Aufgabe 2.1: Im Bild ist ein Inselnetz dargestellt, das aus den beiden Teilnetzen N1 und N2 bestehe. Der Leistungsschalter sei geöffnet. In das zunächst betrachtete Teilnetz N1 speisen drei Generatoren mit den Bemessungsleistungen Pr1 = 150 MW, Pr2 = 200 MW und Pr3 = 250 MW ein. Die zugehörigen Minimalleistungen betragen Pm1 = 50 MW, Pm2 = 75 MW und Pm3 = 100 MW. Der Primärregler ist so eingestellt, dass eine Erhöhung von der Minimal- auf die Bemessungsleistung zu einer Frequenzabsenkung von ∆f1 = 1 Hz, ∆f2 = 2 Hz, ∆f3 = 2 Hz führt. a) Wie groß ist die Leistungszahl der einzelnen Generatoren? b) Es liege Bemessungsfrequenz vor, wenn die Generatoren jeweils eine Leistung um 25 MW über der Minimalleistung fahren. Welche neue Frequenz stellt sich stationär ein, wenn die Last durch einen Kurzschluss um 50 MW verkleinert wird und nur die Primärregler wirksam sind? c) Welche Leistungen fahren die drei Blockkraftwerke etwa nach 3 . . . 10 Sekunden? d) Skizzieren Sie für den Generator G1 im stationären Leistungs-Frequenz-Diagramm den Verlauf, den der Primärregler bewirkt (quasistationärer Verlauf). Tragen Sie in das Diagramm

70

2 Grundzüge der elektrischen Energieerzeugung ein, wie der Sekundärregler den so erreichten Betriebspunkt verändert, wenn die drei Blockkraftwerke an der Netzregelung liegen.

e) Skizzieren Sie in dem Diagramm qualitativ, wie diese Verläufe durch eine frequenzabhängige Last verändert werden. f) In welchen Zeitbereichen erfolgen diese Regelvorgänge bei Leistungserhöhungen und -absenkungen? g) Erläutern Sie, warum es nicht sinnvoll ist, die Leistungszahlen auf sehr große Werte einzustellen. Aufgabe 2.2: Zu dem Teilnetz N1 werde das Teilnetz N2 zugeschaltet, wobei vor der Schaltmaßnahme die drei Generatoren G1 , G2 , G3 gemäß Aufgabe 2.1 jeweils eine Leistung um 25 MW oberhalb des Minimalwerts fahren. Die zusätzliche wirksame Last senkt die Frequenz vom Bemessungswert stationär auf 49,95 Hz ab. Welche Leistung fließt in das Teilnetz N2 ? Aufgabe 2.3:

Es wird der in Aufgabe 2.1 dargestellte Netzverband betrachtet.

a) Wie groß ist die Netzleistungszahl des Teilnetzes N1 , wenn die drei Generatoren G1 , G2 und G3 in das Netz einspeisen? b) Wie groß ist die Netzleistungszahl, wenn das Teilnetz N2 zugeschaltet wird? c) Welche Netzleistungszahl weisen die Netze N1 und N2 gemeinsam auf, wenn nur die Generatoren G2 und G3 einspeisen? d) Folgern Sie aus den Ergebnissen der Fragen a) und c), ob der Ausfall eines Generators bei größeren Netzen mit ca. 15 bis 20 Blockkraftwerken zu merklichen Änderungen in der Netzleistungszahl führt. e) Erläutern Sie, ob die Netzleistungszahl im Verlauf eines Tages konstant bleibt oder von der Netzbetriebsführung am Sekundärregler nachgestellt werden muss. f) Wie verändert sich die Netzleistungszahl in der Frage a), wenn die Last frequenzabhängig ist? Aufgabe 2.4: Es wird der im Bild dargestellte Netzverband untersucht. Zum betrachteten Zeitpunkt fließen auf den Kuppelleitungen L1 , L2 keine Austauschleistungen. Durch einen Fehler möge im Netz N2 ein Blockkraftwerk ausfallen. Dessen zuvor eingespeiste Leistung möge 100 MW betragen. Die drei Netze weisen die Netzleistungszahlen KN1 = 400 MW/Hz und KN2 = KN3 = 500 MW/Hz auf. Beachten Sie, dass der Kraftwerksausfall auf die anderen Generatoren wie eine Lasterhöhung wirkt. a) Welche Frequenz stellt sich in den Netzen N1 , N2 und N3 nach Ansprechen der Primärregler ein? b) Welche Leistungen werden zwischen den Netzen dann ausgetauscht? c) Welche Eingangssignale ∆PR weisen zu diesem Zeitpunkt die Sekundärregler in den Netzen N1 , N2 und N3 auf? d) Nach welchem Zeitraum stellt sich etwa auf den Kuppelleitungen wieder der Zustand vor dem Störungsfall ein (konstante Last vorausgesetzt)? e) Durch welche regelungstechnische Maßnahme könnte die Hilfestellung der Nachbarnetze erhöht werden? Sind damit auch negative Auswirkungen für das Betreiben dieser Netze verbunden?

2.7 Aufgaben

71

Aufgabe 2.5: Modernere Blockkraftwerke weisen eine Leistungsänderungsgeschwindigkeit von ∆P/∆t ≈ (3 %) · (Pn − Pmin ) pro Minute mit Pmin ≈ Pn /3 auf. a) Mit wie vielen festdruckgeregelten 450-MW-Blöcken ließe sich ein Ausfall von 500 MW in ca. 2 min bei hinreichend freier Reserve ausregeln? b) Welche Leistungszahl würde ein derartiges Netz aufweisen?

72

3

Aufbau von Energieversorgungsnetzen

In der elektrischen Energietechnik werden für die Effektivwerte der Wechselströme und Wechselspannungen die großen Buchstaben I und U verwendet. Sollen mit diesen Größen spezielle Betriebszustände gekennzeichnet werden, so ist eine Indizierung mit kleinen Buchstaben vorzusehen. Gilt es dagegen, einen Ort bzw. ein Betriebsmittel innerhalb eines Netzes zu lokalisieren oder sogar eine ganze Netzebene zu kennzeichnen, so wird für den Index ein großer Buchstabe gewählt. Im Falle einer Mehrfachindizierung ist die Reihenfolge vorgeschrieben. Zuerst kommt der Betriebszustand, danach wird der örtliche Bereich charakterisiert. Dabei gilt der Grundsatz, dass erst der umfassendere und dann der speziellere Index auftreten soll (DIN 1304-3 und DIN 40108). Entsprechend dieser Konvention wird für die Netznennspannung einer Netzebene der Ausdruck UnN verwendet. Der zweite Index N besagt, dass es sich um eine Netzebene handelt; der erste Buchstabe n steht für den Nennwert (nominal value). Bei dem zugeordneten Zahlenwert soll es sich um einen runden, allgemein anerkannten Spannungswert handeln, der in der Netzebene während des Betriebs auch auftreten kann. Er dient allerdings nur zur Kennzeichnung der Netzebene. So spricht man z. B. von einem 380-kV-, 110-kV- bzw. 10-kV-Netz. Für die Betriebsmittel, aus denen sich ein Netz zusammensetzt, ist ein Bemessungsbetrieb definiert. Bei diesem Betriebszustand werden die Betriebsmittel im Dauerbetrieb mit der maximal zulässigen elektrischen Leistung beansprucht, die an dem Netzelement zu keinen Beeinträchtigungen führen darf. Gekennzeichnet wird ein derartiger Netzbetrieb durch die Bemessungsleistung Pr , die Bemessungsspannung Ur , den Bemessungsstrom Ir sowie eine Bemessungsfrequenz fr (r: rated value). Für Umspanner ist zusätzlich noch eine Bemessungsübersetzung u ¨r festzulegen. Bei Motoren wird unter der Bemessungsleistung der Wert verstanden, der mechanisch an der Welle maximal abgegeben werden darf. Darüber hinaus ist noch die zugehörige Betriebsart anzugeben. Neben dem bereits erwähnten Dauerbetrieb ist bei Motoren beispielsweise noch der periodische Betrieb und der Kurzzeitbetrieb zu beachten (s. DIN VDE 0530). Abgesehen von den Motoren wird für die Auslegung der Netzbetriebsmittel jedoch nur der Dauerbetrieb zugrunde gelegt. Der dafür maßgebende Bemessungsbetrieb stellt eine Grenzbeanspruchung dar und ist dementsprechend ein wichtiges Auslegungskriterium. Daher ist es auch verständlich, dass bereits bei unterschiedlichen Betriebsmitteln einer Netzebene deren Bemessungsspannungen durchaus unterschiedliche Werte aufweisen können und keineswegs mit der Netznennspannung UnN übereinstimmen müssen. So kann bei einer Netznennspannung von UnN = 380 kV die Bemessungsspannung einer zugehörigen Transformatorwicklung z. B. UrT = 423 kV betragen. Früher wurden die Betriebsmittel wie die Netzebenen durch Nennwerte gekennzeichnet, ¨n . Häufig wiesen diese Größen für die der Index n verwendet wurde: Pn , Un , In , fn , u die gleichen Zahlenwerte wie die entsprechenden Bemessungsgrößen auf. Leider ist diese Umstellung zurzeit noch nicht endgültig abgeschlossen, sodass teilweise noch Nennwerte angegeben werden. Soweit es mit den VDE-Bestimmungen vereinbar ist, werden im Weiteren jedoch nur Bemessungswerte verwendet. Neben den bereits erwähnten Bezeichnungen ist die Größe Um noch von Bedeutung. Sie ist als die höchste zulässige Spannung für Betriebsmittel definiert und liegt um ca. 10. . . 15 %

3.1 Übertragungssysteme

73

über der Netznennspannung (s. Abschnitt 3.2). Angemerkt sei, dass für Spannungen im Netz, die von der Netznennspannung abweichen, die Ausdrücke Netzspannung oder auch Betriebsspannung verwendet werden. Bevor nun der Aufbau der Energieversorgungsnetze erläutert wird, sind zunächst die drei Möglichkeiten darzustellen, mit denen die Energie übertragen und verteilt wird.

3.1

Übertragungssysteme

Bei den drei verwendeten Übertragungsarten handelt es sich im Einzelnen um das einphasige System, das Drehstromsystem und die Hochspannungs-Gleichstromübertragung, die auch kurz als HGÜ bezeichnet wird. 3.1.1

Einphasige Systeme

Fast immer werden elektrische Bahnen aus einphasigen Netzen versorgt, denn dann ist nur ein einziger Stromabnehmer erforderlich. Das Bahnnetz in Deutschland weist Nennspannungen von 110 kV, 60 kV und 15 kV auf. Aus historischen Gründen, die u. a. in der Beherrschung der Kommutierungsprobleme bei den damaligen Gleichstrommaschinen gelegen haben, wird das Bahnnetz überwiegend mit einer Frequenz von 16 2/3 Hz betrieben. Die Speisung dieser Netze erfolgt entweder aus entsprechenden Generatoren oder über Umformer aus dem öffentlichen 50-Hz-Energieversorgungsnetz. Heute sind bereits auch einphasige 50-Hz-Bahnnetze im Einsatz. Demgegenüber ist das öffentliche Netz dreiphasig aufgebaut. 3.1.2

Dreiphasige Systeme

Bei einem dreiphasig aufgebauten Netz werden entsprechend Bild 3.1 die einzelnen Netzelemente in Dreieck oder Stern geschaltet. Für die Zuführungsleitungen verwendet man dann den Ausdruck Außenleiter oder auch nur Leiter, sofern keine Verwechselungen möglich sind. Dementsprechend heißen die Spannungen zwischen den Außenleitern Außenleiterspannungen oder kurz Leiterspannungen. Parallel dazu verwendet man auch den Ausdruck Dreieckspannung. Die Ströme in den Außenleitern werden sinnvollerweise als Außenleiter- bzw. Leiterströme bezeichnet.

Bild 3.1 Dreiphasige Energieübertragung

74

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Gemäß DIN VDE 0197 und DIN 40108 sind die Außenleiter eines Drehstromnetzes vorzugsweise mit L1, L2 und L3 zu kennzeichnen. Teilweise werden im Weiteren jedoch auch noch die früher üblichen Buchstaben R, S und T verwendet, wenn dadurch eine übersichtlichere Schreibweise erreicht wird. Im Unterschied dazu gelten für die Anschlüsse von Betriebsmitteln die Kennzeichnungen U, V und W (DIN VDE 0197 und DIN 40108). Jedes Betriebsmittel weist wiederum mehrere Stränge auf. Dabei handelt es sich um die Zweige, die bei der Dreieckschaltung zwischen den Außenleitern liegen oder sich bei der Sternschaltung jeweils zwischen einem Außenleiter und dem Sternpunkt, also dem Knotenpunkt N in Bild 3.1, befinden. Die Spannungen, die an einem Strang abfallen, werden als Strangspannungen bezeichnet. Speziell bei der Sternschaltung wird für die Strangspannung auch der Begriff Sternspannung verwendet. Analog dazu gilt für die Ströme die Bezeichnung Strangstrom; im Fall der Sternschaltung ist auch der Ausdruck Sternstrom üblich. Entsprechend gelten bei einer Dreieckschaltung die Begriffe Dreieckspannung bzw. Dreieckstrom. Im Zeigerdiagramm werden die Spannungen im Weiteren stets so dargestellt, dass die Zeiger der Strangspannungen mit den Pfeilspitzen auf den Sternpunkt weisen. Die Leiterspannungen bilden dann ein Dreieck mit rechtswendigem Umlaufsinn (Bild 3.2). Mit dieser – an sich willkürlichen – Festlegung gilt für Zeiger und ihre zugehörigen Zählpfeile dieselbe Richtungsregel. Daneben wird in der Literatur auch eine andere Darstellung mit umgekehrten Zeigerrichtungen verwendet, die zu identischen Ergebnissen führt [16]. Der Vorteil des hier gewählten Zeigersystems liegt darin, dass die Reihenfolge der Indizes stets auch die Zeigerrichtung kennzeichnet. So weist z. B. der Zeiger U RN von dem Punkt R zum Punkt N. Unabhängig von der Wahl des Zeigersystems liegt ein symmetrisches dreiphasiges Spannungs- bzw. Stromsystem vor, wenn die drei Außenleiterspannungen bzw. -ströme jeweils die gleichen Beträge aufweisen und untereinander jeweils um 360 ◦ /3, also 120◦ , phasenverschoben sind (Bild 3.2). Für die Ströme wird dann auch der Ausdruck Drehstromsystem verwendet, denn sie erzeugen in elektrischen Maschinen ein sich drehendes Magnetfeld. Da die dreiphasigen Netze üblicherweise mit symmetrischen Spannungssystemen gespeist werden, genügt es, einen einzigen Wert zur Kennzeichnung der Nennspannung anzugeben. Als Bezugsgröße wird stets die Außenleiterspannung gewählt. Ein Netz gilt als symmetrisch aufgebaut, wenn sich bei der Speisung mit einem symmetrischen Spannungs- bzw. Stromsystem auch bei der jeweils nicht eingeprägten Größe ein symmetrisches System ausbildet. Dieser Fall liegt bei dem Netz in Bild 3.1 dann vor, wenn in den drei Strängen der Dreieck- und Sternschaltung die wirksamen Impedanzen jeweils untereinander gleich groß sind. Wenn sowohl ein symmetrischer Netzaufbau als auch eine symmetrische Netzspeisung gegeben sind, spricht man von einem symmetrischen Netzbetrieb. Sofern nur die drei Außenleiter L1, L2, L3 bzw. R, S, T vorliegen, handelt es sich um

Bild 3.2 Zählpfeile und Zeigerdiagramm bei einem symmetrisch gespeisten Vierleitersystem

3.1 Übertragungssysteme

75

ein Dreileitersystem. Im Falle des symmetrischen Betriebs kann mit diesen drei Leitern die gleiche Leistung übertragen werden wie mit drei Einphasensystemen, die dazu jedoch sechs Leiter benötigen. Ein weiterer Vorteil des symmetrischen Betriebs ist darin zu sehen, dass die Summe aller in den Leitern übertragenen Leistungen einen zeitlich konstanten Wert aufweist. Dieser Wert hängt zum einen von der Spannung ab, die tatsächlich zwischen den Außenleitern herrscht und als Betriebsspannung Ub (Effektivwert) bezeichnet wird; zum anderen ist der Außenleiterstrom Ib (Effektivwert) maßgebend, der im Allgemeinen um einen Winkel ϕ phasenverschoben ist: √ (3.1) P = 3 · Ub · Ib · cos ϕ . Im Einphasensystem stellt sich dagegen ein mit 100 Hz pulsierender Leistungsfluss ein. Demzufolge gibt ein Drehstrommotor im Gegensatz zum einphasigen Wechselstrommotor ein zeitlich konstantes Drehmoment ab. Aufgrund dieser Vorteile werden normalerweise Drehstromnetze symmetrisch betrieben. Wenn wie in Bild 3.1 der vierte Leiter N, der Neutral- oder Sternpunktleiter , an den Sternpunkt N angeschlossen ist, liegt ein Vierleitersystem vor. Ein solches Drehstromsystem hat den Vorteil, dass gleichzeitig zwei verschiedene Spannungen zur Verfügung √ stehen (Bild 3.2). Die Außenleiterspannungen sind im Betrag um einen Faktor 3 größer als die Sternspannungen. Je nach Wahl einer Stern- oder Dreieckschaltung können demnach die Verbraucher mit der einen oder der anderen Spannung versorgt werden. Bei einem symmetrischen Betrieb ergänzen sich die Außenleiterströme stets zu null, sodass der Neutralleiter stromlos ist. Aufgrund dessen unterscheiden sich bei diesem Betriebszustand Drei- und Vierleitersysteme nicht in ihrem Verhalten. Aus dieser Eigenschaft lässt sich auch folgern, dass die Sternpunkte bei den vorausgesetzten Symmetrieverhältnissen stets dasselbe Potenzial aufweisen. Wie in Bild 3.3 veranschaulicht, beeinflussen sich dann die drei Außenleiter mit ihren Lasten gegenseitig nicht und können daher in drei äquivalente einphasige Systeme überführt werden. Von diesen Systemen, die jeweils einen Leiter beschreiben, braucht nur eines ausgewertet zu werden. Üblicherweise wählt man dafür den Leiter L1. Die Ströme und Spannungen der beiden anderen Leiter sind dann infolge der Symmetrieverhältnisse bekannt. Bei dieser Vorgehensweise wird für eine Schaltungsanalyse nur ein Drittel des Rechenaufwands benötigt.

Bild 3.3 Reduktion eines Drei- und Vierleiternetzes auf einphasige Systeme

76

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Auch Dreieckschaltungen können in die Netzreduktion einbezogen werden. Dazu sind diese in äquivalente Sternschaltungen umzuwandeln, also in Schaltungen, die das gleiche Eingangsverhalten aufweisen [17]. Es gilt dann Z Y = Z ∆ /3. Selbst komplizierte Betriebsmittel wie z. B. Transformatoren können bei der vorausgesetzten Symmetrie auf einphasige Darstellungen reduziert werden, sodass es möglich ist, ganze Energieversorgungsnetze in dieser einfachen Weise zu beschreiben. Ein- und dreiphasige Netze weisen gemeinsam den Nachteil auf, dass der Energietransport mit Freileitungen höchstens bis zu 1000 km, mit Kabeln nur bis etwa 30 km, wirtschaftlich vertretbar ist (s. Abschnitte 4.5 und 4.6). Sofern längere Strecken vorliegen, bietet die HGÜ, die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, Abhilfe. 3.1.3

HGÜ-Anlagen

Die HGÜ arbeitet nach dem in Bild 3.4a skizzierten Prinzip. Die im Drehstromnetz 1 vorhandene Spannung der Frequenz f1 wird mit einem statischen Umrichter auf bis zu 1000 kV Gleichspannung gebracht, wobei die Spannungshöhe durch einen vorgeschalteten Transformator bestimmt wird. Über eine Freileitung oder ein Kabel wird die Energie mittels Gleichstromübertragung zu der Gegenstation transportiert. Diese besteht ebenfalls aus einem statischen Umrichter, der jedoch als Wechselrichter arbeitet. Über einen Transformator wird dann mit der Frequenz f2 in das Netz 2 eingespeist, wobei häufig f2 ≈ f1 gilt. Dabei kann die Übertragungsrichtung durch entsprechende Steuerung der Stromrichterventile umgekehrt werden.

Bild 3.4 Grundsätzlicher Aufbau von HGÜ-Anlagen a) Prinzipielle Funktion b) Potenzialverhältnisse an einer HGÜ-Freileitung c) HGÜ-Anlage für Seekabel

3.2 Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen

77

Für einen Energietransport über Land wählt man üblicherweise Freileitungen. Deren Hinund Rückleiter wird jeweils auf das halbe Potenzial gelegt (Bild 3.4b). Ein markantes Beispiel bildet die 1400 km lange HGÜ-Freileitung von Cabora-Bassa nach Südafrika. Das gleiche Prinzip wird auch beim Einsatz von Seekabeln verwendet. Bis vor einigen Jahren ist dabei üblicherweise nur der Hinleiter verkabelt worden. Er lag dann auf vollem Potenzial; als Rückleiter mit dem Potenzial null wirkte das Seewasser (Bild 3.4c). Der Aufbau von HGÜ-Seekabeln wird noch in Abschnitt 4.6 beschrieben. In der Ost- und Nordsee sind bereits eine Reihe von HGÜ-Kabelverbindungen über Entfernungen bis hin zu 500 km verlegt oder werden in Kürze gebaut. Zumeist binden sie Skandinavien enger an das westeuropäische Verbundnetz an. Die Bemessungsleistung dieser Verbindungen kann Werte bis zu Pr = 600 MW erreichen, ihre Bemessungsspannung liegt häufig bei Ur = 400 kV. Weltweit sind eine Reihe weiterer Anlagen in Betrieb bzw. geplant. Eine Gleichstromübertragung weist eine Reihe netztechnischer Vorteile gegenüber der Wechsel- bzw. Drehstromtechnik auf. So wird der stationäre Spannungsabfall allein durch die ohmschen Widerstände bestimmt, die Reaktanzen ωL und 1/(ωC) sind nicht maßgebend. Neben dem kleineren Spannungsabfall sind auch die Übertragungsverluste geringer. Im stationären Betrieb entfällt nämlich nicht nur die Blindleistung, sondern es treten außerdem keine Wirbelstromverluste auf. Daher können bei gleicher Wirkleistung im Vergleich zu Drehstrom kleinere Leiterquerschnitte verwendet werden. Viel wesentlicher als die bisher genannten Vorteile ist jedoch die folgende Eigenschaft: Mit HGÜ-Leitungen können auch Energieversorgungsnetze mit unterschiedlicher Frequenzkonstanz gekuppelt werden, die durch Drehstromleitungen nicht miteinander verknüpft werden dürfen. Der Gleichstromkreis entkoppelt die Netze. Dadurch können – im Unterschied zu Drehstromkupplungen – im Fehlerfall keine hohen Kurzschlussströme übertragen werden, die eventuell den Netzverbund gefährden würden. Wenn die gekuppelten Netze räumlich aneinander grenzen, reduziert sich die Länge der Kuppelleitung auf einige 10 m. Dementsprechend werden diese HGÜ-Anlagen dann auch als Kurzkupplungen bezeichnet. Im Vergleich zu HGÜ ist die Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung (DHÜ) sehr viel bedeutsamer [18]. Die Aussagen der weiteren Kapitel beschränken sich zunächst auf symmetrisch betriebene Drehstromnetze. Die dort beschriebenen Zusammenhänge gelten prinzipiell auch für einphasige Verhältnisse.

3.2

Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen

In der öffentlichen Energieversorgung haben sich, wie in Kapitel 1 bereits beschrieben, im Laufe der Zeit verschiedene Spannungsebenen entwickelt. Sie werden nach ihrer Nennspannung üblicherweise in vier Gruppen eingeteilt, die in der Tabelle 3.1 zusammengestellt sind. Daneben gibt es auch noch Anlagen mit Zwischenwerten wie 220 kV, 60 kV und 30 kV; weitere Nennspannungen sind in Industrienetzen üblich. Solche Spannungsebenen sind dann anhand ihrer Gestaltung und Funktion einzuordnen. Die Werte dieser Normspannungen sind in DIN VDE 0175 festgelegt. Erwähnt sei, dass der Sprachgebrauch des Begriffes Hochspannung“ fließend ist. So werden z. B. Motoren mit einer Bemessungs” spannung von 6 kV nicht als Mittelspannungs-, sondern als Hochspannungsmotoren bezeichnet.

78

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Tabelle 3.1 Übliche Spannungsebenen in der Bundesrepublik Deutschland Bezeichnung

Kurzform

Höchstspannung Hochspannung

HS

Mittelspannung

MS

Niederspannung

NS

Un

Um

Bemerkungen

380 kV

420 kV

400-kV-Ebene

110 kV

123 kV

20 kV

24 kV

10 kV

12 kV

230 V / 400 V



Verteilungsspannungen 0,4-kV-Ebene

Unabhängig von der Spannungsebene ist die Struktur des Netzes stets so zu gestalten, dass dessen Versorgung durch einen Fehler nicht unterbrochen wird. Erst ab dem Auftreten zweier Fehler zur gleichen Zeit kann es zu Versorgungsunterbrechungen kommen; ein einfacher Ausfall muss dagegen beherrscht werden. Diese weltweit übliche Sicherheitsmaxime wird als (n–1)-Ausfallkriterium bezeichnet und hat sich hinreichend bewährt. Zur Einhaltung dieser Bedingung haben sich in den einzelnen Netzebenen unterschiedliche Strukturen als zweckmäßig erwiesen. 3.2.1

Niederspannungsnetze

Der größte Teil der elektrischen Verbraucher besteht aus Niederspannungsgeräten. Die Endverteilung der elektrischen Energie auf diese Verbraucher erfolgt durch Niederspannungsnetze, die über Netzstationen (s. Abschnitt 4.11) aus einem übergeordneten Mittelspannungsnetz gespeist werden. In öffentlichen Energieversorgungsnetzen bewegen sich die Bemessungsleistungen dieser Stationen häufig bei 250, 400 oder 630 kVA. Niederspannungsnetze sind im Unterschied zu den anderen Spannungsebenen nicht als Drei-, sondern als Vierleitersysteme (Bild 3.1) aufgebaut, um den Anschluss einphasiger Verbraucher zu ermöglichen. Die Struktur der Netze ist dabei wesentlich von dem Parameter Lastdichte abhängig, der die Summe aller Lasten – bezogen auf die Fläche – angibt. Bei niedrigen Lastdichten, wie sie z. B. in ländlichen Gegenden auftreten können, werden Strahlennetze bevorzugt (Bild 3.5). Diese Netzform besteht aus einer Reihe verzweigter Leitungen, die aus einer gemeinsamen Netzstation versorgt werden (s. Abschnitt 4.11.1.2). Nachteilig an dieser Netzform ist, dass beim Einschalten großer Lasten die Netzspannung absinkt und dann nicht mehr ausreichend hoch ist. Weiterhin führen bereits einfache Ausfälle zu Versorgungsunterbrechungen bei vielen Verbrauchern. Besonders extrem wirkt sich in dieser Hinsicht ein Fehler in der Netzstation aus. Diese strukturelle Schwäche kann jedoch durch zwei Maßnahmen behoben werden. Zum einen sind in der 0,4-kV-Ebene fahrbare Notstromanlagen einsetzbar, die in Strahlennetzen die dort fehlende Reservefunktion abdecken. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Verbindungsleitungen zu Nachbarnetzen vorzusehen, die im Fehlerfall geschlossen werden. Es wird dann rückwärtig eingespeist; häufig werden solche Netze auch als Kuppelnetze bezeichnet. Kostengesichtspunkte entscheiden darüber, welche Maßnahme vorteilhafter ist. Während bei sehr niedrigen Lastdichten als Übertragungsmittel noch Freileitungen und Kabel miteinander konkurrieren, werden für höhere Lastdichten eindeutig Kabel bevorzugt. Sie werden entlang der Straßen verlegt, wobei häufig beide Seiten genutzt werden.

3.2 Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen

Bild 3.5 Strahlennetz

79

Bild 3.6 Ringleitung, offen betrieben (geschlossene Trennstellen nicht dargestellt)

Die Bauarbeiten beschränken sich dann auf die Bürgersteige und behindern nicht den Straßenverkehr. Bei einer Verlegung auf beiden Straßenseiten bietet es sich an, Ringleitungen zu bilden. Sie werden im normalen Netzbetrieb in der Mitte, also am Ende des Straßenverlaufs, aufgetrennt, sodass dann wieder ein Strahlennetz vorliegt (Bild 3.6). Darüber hinaus werden in jedem Halbring noch weitere Trennstellen vorgesehen. Sie werden häufig als so genannte Hausanschlusssäulen ausgeführt, die für das EVU-Personal von außen zugänglich sind. Bei Kabelverzweigungen, z. B. in Kreuzungsbereichen, werden stattdessen Kabelverteilerschränke verwendet. Falls nun innerhalb der Ringleitung ein Kurzschluss auftritt, wird die fehlerhafte Kabelstrecke durch das Öffnen der beiden angrenzenden Trennstellen freigeschaltet. Zugleich wird die Trennstelle in der Mitte der Ringleitung geschlossen. Auf diese Weise können alle Verbraucher, die nicht am abgeschalteten Kabelabschnitt angeschlossen sind, weiter versorgt werden. Diese Netzform weist im Vergleich zum reinen Strahlennetz bereits in sich eine erhöhte Sicherheit auf, die man auch als Eigensicherheit bezeichnet. Sie vergrößert sich mit steigendem Vermaschungsgrad und wachsender Anzahl der Einspeisungen; eine Zwischenform stellt der verzweigte Ring in Bild 3.7 dar. Allerdings wird dort implizit eine erhöhte Lastdichte vorausgesetzt, bei der sich die entsprechenden Möglichkeiten auch von der Straßenführung her anbieten. Für Netze, die von ihrer Struktur her viele Maschen und mehrfache Einspeisungen aufweisen, wird der Ausdruck Maschennetz verwendet (Bild 3.8); bei einem geringeren Grad an Maschen spricht man von vermaschten Netzen. In beiden Fällen wird vorausgesetzt, dass die vorhandenen Trennstellen in der Mehrzahl auch im Betrieb durchverbunden sind.

Bild 3.7 Verzweigter Ring

Bild 3.8 Maschennetz

80

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Bild 3.9 Anschlussnetz NS: Niederspannung; MS: Mittelspannung

Maschennetze sind etwa ab Lastdichten von 5 MVA/km2 möglich. Sie weisen die geforderte Eigensicherheit, die gewünschte Spannungskonstanz sowie niedrige Netzverluste auf. Diesen Vorteilen steht jedoch auch ein Nachteil gegenüber. So ist es recht schwierig, ein großes Maschennetz nach einem Zusammenbruch wieder in Betrieb zu nehmen. Das wesentliche Problem besteht darin, dass die verschiedenen Netzstationen nur manuell und daher nicht gleichzeitig eingeschaltet werden können. Deshalb ist eine Überlastung der zuerst ans Netz gehenden Stationen möglich. Sie können dadurch ausfallen, sodass sich die Inbetriebnahme des Maschennetzes weiter erschwert. Hauptsächlich aus diesem Grunde werden seit den siebziger Jahren bei Neuplanungen größere Maschennetze vermieden. Statt dessen werden trotz der schlechteren Betriebsbedingungen mehrere parallele, vermaschte Netze bevorzugt, die von wenigen Netzstationen gespeist werden. Die Versorgungssicherheit wird wieder durch rückwärtige Speisung bzw. mobile Notstromanlagen gewährleistet. Gleiches gilt auch für Anschluss- oder Stummelnetze. Sie werden üblicherweise bei großen Lastdichten, z. B. in Innenstädten, bei Werten ab 30. . . 50 MVA/km2 , eingesetzt. Es handelt sich dabei um kurze Strahlennetze, an die jeweils nur wenige große Lasten angeschlossen sind (Bild 3.9). Angefügt sei, dass sich die Netzgestaltung auch als Optimierungsaufgabe formulieren lässt. Die angegebenen Strukturen ergeben sich als deren Lösung [19]. In Niederspannungsnetzen beträgt die Nennspannung üblicherweise 400 V für Drehstromverbraucher und 230 V für einphasige Verbraucher. Da das 0,4-kV-Netz nur Verbraucher bis zu einer Leistung von etwa 300 kW zulässt, jedoch in Industrienetzen häufig größere Lasten auftreten, gibt es auch noch höhere Nennspannungen wie z. B. 690 V und 1000 V. Industrienetze sind üblicherweise als Strahlennetze geschaltet und weisen eine Anhäufung von motorischen Verbrauchern auf. Sofern die motorischen Lasten auch die Leistungsfähigkeit dieser höheren Spannungsebenen übersteigen, müssen sie direkt an das Mittelspannungsnetz angeschlossen werden. 3.2.2

Mittelspannungsnetze

Ein Mittelspannungsnetz wird über Umspannstationen (s. Abschnitt 4.11) aus einem Hochspannungsnetz gespeist. Die Bemessungsleistung dieser Umspannstationen beträgt üblicherweise 20. . . 50 MVA. Das Mittelspannungsnetz verteilt die elektrische Energie dann über die Netzstationen in die unterlagerten Niederspannungsnetze; der direkte Anschluss von Endverbrauchern ist selten. Die Wahl der Nennspannung ist wiederum von der Lastdichte abhängig. In ländlichen Gebieten mit geringer Lastdichte wird meistens eine Nennspannung von 20 kV gewählt. Als Übertragungsmittel werden anstelle von Freileitungen zunehmend Kabel eingesetzt. In Städten werden dagegen fast ausschließlich Kabel verwendet. Sie werden überwiegend in einer Tiefe von ca. 1,20 m unterhalb der eventuell vorhandenen Niederspannungskabel verlegt. Die Entfernung zwischen den Netzstationen beträgt dort

3.2 Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen

81

Bild 3.10 Aufbau eines Mittelspannungsnetzes aus strahlenförmig betriebenen Ringleitungen bzw. verzweigten Ringleitungen

selten mehr als 500 m. Bei solchen Verhältnissen wird für die Mittelspannungsnetze meist eine Nennspannung von 10 kV verwendet. Eine typische Struktur der Mittelspannungsnetze ist Bild 3.10 sowie dem Anhang zu entnehmen. Die wesentlichen Elemente stellen Ringleitungen bzw. verzweigte Ringe dar. Wie in den Niederspannungsnetzen werden die einzelnen Ringe mithilfe von Trennstellen im Normalbetrieb offen, d. h. als Strahlennetz betrieben. Anstelle der einzelnen Verbraucher werden in Mittelspannungsnetzen Netzstationen versorgt, wobei jede Ringleitung üblicherweise 5. . . 10 Stationen speist. Die Stationen sind so ausgerüstet, dass die Leitungen zwischen den Stationen freigeschaltet werden können. Dadurch ist es wiederum möglich, im Falle einer Störung die Fehlerstelle herauszutrennen. Sofern der Fehler in einer Leitung auftritt, können nach dem Schließen der mittleren Trennstelle und dem Freischalten des fehlerbehafteten Zweiges alle Stationen der Ringleitung weiter versorgt werden. Sollte die Störung in einer Netzstation auftreten, sind davon nur die Verbraucher in dem Niederspannungsnetz betroffen, das von dieser Station versorgt wird. Bei einer derartigen Gestaltung wird zumindest auf den Ringleitungen

Bild 3.11 Typischer Aufbau eines gewachsenen, eigensicheren Mittelspannungsnetzes (Ringleitungen aus Übersichtlichkeitsgründen ohne Verzweigungen dargestellt)

82

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

ein einfacher Ausfall beherrscht. Ein entsprechendes Maß an Eigensicherheit ist zusätzlich in den einspeisenden Umspannstationen erforderlich. Aus diesem Grunde werden z. B. häufig zwei Transformatoren in den Umspannstationen eingesetzt. Eine Kupplung der Umspannstationen untereinander durch eine oder mehrere Mittelspannungsleitungen führt zu einer größeren Freizügigkeit (Bild 3.11). Bei einer Kupplung mit mehreren Leitungen kann die gegenseitige Reservehaltung so ausgeprägt sein, dass die Umspannstationen jeweils über einen einzigen Transformator hinreichend sicher versorgt werden. Neben den genannten Spannungsebenen treten in Industrienetzen häufig auch 6-kV-Netze auf. Diese Spannung bietet besondere Vorteile für große Motoren, deren Leistungsaufnahme von einem 690-V-Industrienetz nicht mehr gedeckt werden kann. So lassen sich Motoren beim Übergang auf 6 kV mit einem relativ geringen Mehraufwand bauen, während der Sprung zur 10-kV-Ebene mit noch höheren Kosten verbunden wäre. Zu erwähnen bleibt noch, dass im Prinzip auch in Mittelspannungsnetzen vermaschte Netze mit mehreren Einspeisungen auftreten. Um jedoch, wie später noch gezeigt wird, Kurzschlussströme zu beherrschen, werden der Vermaschungsgrad und die Anzahl der Einspeisungen gering gehalten. Im Regelfall ist nur eine Einspeisung vorhanden. 3.2.3

Hoch- und Höchstspannungsnetze

Die Mittelspannungsnetze werden in der beschriebenen Weise aus dem überlagerten Hochspannungsnetz gespeist, das mit einer Nennspannung von 110 kV betrieben wird. Die 110-kV-Netze werden in geringem Umfang durch einzelne Mittel- und Spitzenlastkraftwerke, überwiegend jedoch von Einspeisungen aus einem Höchstspannungsnetz versorgt, die als Umspannwerke bezeichnet werden (Bild 3.12). Die zugehörigen 380/110-kVTransformatoren sind meist für Bemessungsleistungen von 100. . . 300 MVA ausgelegt. Bei den Höchstspannungsnetzen hat sich die Netznennspannung 380 kV durchgesetzt. Daneben existieren aber noch ältere Netze, die mit 220 kV betrieben werden. Diese höchsten Spannungsebenen stellen reine Transportnetze dar, die auch Maschen enthalten können. Diese Netzebene verbindet zum einen die Kraftwerke mit den Umspannwerken und zum anderen das Transportnetz des eigenen Unternehmens mit denen der Nachbarn (s. Anhang); Verbraucher sind nicht vorhanden. Trotz seiner vergleichsweise einfachen Struktur ist das Höchstspannungsnetz besonders sicher. Die Übertragungswege sind bereits eigensicher gestaltet, da üblicherweise mehrere Leitungen parallel geschaltet sind. Durch eine besonders intensive Wartung der Betriebsmittel und einen hohen Automatisierungsgrad in der Netzbetriebsführung (s. Kapitel 8) weist das Höchstspannungsnetz eine sehr hohe Verfügbarkeit auf. Zugleich ist die Fehlerquote der einfachen Störungen bereits sehr niedrig, sodass bei dem heutigen Technologiestand die Gefahr von Mehrfachfehlern besonders unwahrscheinlich ist. Aus dieser Häufigkeitsverteilung – ein Maß für die Zuverlässigkeit der Betriebsmittel – leitet sich letztlich auch die Berechtigung des (n–1)-Ausfallkriteriums ab. Diese Aussage gilt in analoger Weise für die unterlagerten Netzebenen. Im Unterschied zum Höchstspannungsnetz entwickelt sich das 110-kV-Netz infolge der steigenden Lastdichten in den Großstädten immer mehr zu einem Verteilungsnetz, häufig in Kabelausführung. Aufgrund dieser Veränderung treten in dieser Spannungsebene neben einfachen Strahlennetzen zum Teil schon Strukturen auf, die in Mittelspannungsnetzen zu finden sind. Ein Beispiel für ein reales 110-kV-Netz ist im Anhang dargestellt. Auf der Ebene der Höchstspannungsnetze erfolgt auch der bereits in Kapitel 1 beschriebene Zusammenschluss der Übertragungsnetze zu einem Verbundnetz. Dadurch ist ein

3.2 Wichtige Strukturen von Drehstromnetzen

83

Bild 3.12 Prinzipieller Aufbau des Energieversorgungsnetzes der Bundesrepublik Deutschland

Energieaustausch möglich. Von besonderer Bedeutung ist dies bei Störungen, z. B. Kraftwerksausfällen. Da eine größere Anzahl von Kraftwerken zur Verfügung steht, ist der Ausfall eines Blockkraftwerks dann weniger bedeutsam. Die Übertragungsnetzbetreiber können infolgedessen eine geringere Reserveleistung vorhalten, die selbst dann noch mit ca. 15 % zu veranschlagen ist. Aber auch im Normalbetrieb ist das Verbundnetz von großem Wert. Es ermöglicht einen wirtschaftlichen Stromaustausch. So kann z. B. die in den Alpen von den Wasserkraftwerken erzeugte billige elektrische Überschussenergie – vor allem im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze – an die Verbraucherschwerpunkte im süddeutschen Raum weitergeleitet werden. Die auftretenden Netzverluste liegen im Verbundnetz etwa bei 3 % der transportierten Leistung. Darüber hinaus ermöglicht das Verbundnetz den Einsatz großer Kraftwerke von z. B. 1300 MW, da nur das Übertragungsnetz solche hohen Leistungen transportieren kann. Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass zwischen den Übertragungsnetzbetreibern bzw. deren Regelzonen Energie ausgetauscht wird. Im Abschnitt 8.1 wird auf die technische Realisierung solcher Transite genauer eingegangen. Es muss nun sichergestellt werden, dass sich an den Kuppelstellen zwischen den Regelzonen auch tatsächlich die gewünschten Leistungen einstellen. Diese Aufgabe wird von den Sekundärreglern übernommen (s. Abschnitt 2.5). Bei dem Zusammenschluss der Verbundunternehmen ist darauf zu achten, dass diese Regelung grundsätzlich nur dann einwandfrei arbeitet, wenn die einzelnen Transportnetze strahlenförmig untereinander verbunden sind. Wohl dürfen mehrere Kuppelleitungen zwischen je zwei Unternehmen bestehen, es darf jedoch – zumindest im regelungstechnischen Konzept – keine Masche bei der Verschaltung der einzelnen Unternehmen auftreten. Die ausgezogenen Linien in Bild 3.13 zeigen einen solchen zulässigen Schaltzustand des Verbundnetzes, dessen geografische Darstellung Bild 1.2 zu entnehmen ist.

84

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Schweden Vattenfall (HEW) Dänemark (Elsam) Vattenfall (VEAG/BEWAG)

E.ON

RWE

EnBW

Frankreich (EdF)

Stadtwerke Hannover

Bild 3.13 Schaltungsbeispiel für das Verbundnetz

Stadtwerke Frankfurt

Kuppelstellen

Eine direkte Kupplung der beiden Regelzonen des Unternehmens Vattenfall (VEAG/ BEWAG und HEW) wäre in dieser Situation nur möglich, wenn man regelungstechnisch z. B. das Unternehmen E.ON dazwischen schalten würde. In Bild 3.13 ist diese Verbindung gestrichelt gezeichnet. Gerätetechnisch lässt sich dieses Konzept dadurch verwirklichen, dass die Austauschleistung an dieser Kuppelstelle mit in die Wirkleistungsbilanz des Sekundärreglers für die E.ON-Regelzone einbezogen wird. Durch diesen Schritt ist es möglich, die notwendige regelungstechnische Struktur zu erhalten, obwohl die Transportnetze der Unternehmen im geografischen Schaltzustand Maschen bilden. Größere Störungen im Verbundnetz wirken sich auf alle Verbundpartner aus. Falls in einem Teilnetz beispielsweise durch einen Kraftwerksausfall Leistungsmangel auftritt, sinkt im gesamten Verbundnetz die Frequenz. Aufgrund dieser Frequenzabsenkung geben, wie bereits dargestellt, alle Kraftwerke im Rahmen ihrer Primärregelung eine höhere Leistung ab und unterstützen auf diese Weise das Übertragungsnetz, dessen Leistungsgleichgewicht gestört ist. Im Allgemeinen erweist sich diese Hilfe durch die Verbundpartner als ausreichend. Wenn das nicht der Fall sein sollte, läuft der 5-Stufen-Plan des VDN ab. So werden bei einer Frequenz von 49,8 Hz alle Lastverteiler des Verbunds alarmiert, die schnell aktivierbaren Wirkleistungsreserven, die Momentanreserve, zu mobilisieren [20]. Dafür bietet sich der Einsatz von Gasturbinen-Kraftwerken sowie Pumpspeicherwerken an. Weitere Möglichkeiten bestehen in einer Drosselung des Anzapfdampfes und in der Erhöhung des Speisewasserumlaufs in den dafür ausgerüsteten Blockkraftwerken. Bei einem weiteren Absinken der Frequenz erfolgt dann ein unverzögerter Lastabwurf von jeweils 10. . . 15 % der Netzlast bei 49,0 Hz und 48,7 Hz sowie von weiteren 15. . . 20 % bei 48,4 Hz. Die Abschaltungen werden mithilfe von Frequenzrelais automatisch ausgeführt. Wenn trotz dieser Maßnahme die Frequenz noch weiter absinkt, werden bei 47,5 Hz alle betroffenen Kraftwerke vom Netz abgetrennt. Es wird dann versucht, nur noch die Eigenbedarfsleistung in Höhe von ca. 5 % der Nennleistung des Blockkraftwerks zu decken, die u. a. zur Versorgung der Gebläse, Kohlemühlen und Speisewasserpumpen benötigt wird. Anderenfalls könnte das Kraftwerk nicht wieder selbstständig anfahren, weil die-

3.3 Netzstrukturen von Windparks

85

se Leistung nach einem solchen Zusammenbruch (blackout) nicht mehr aus dem Netz bezogen werden kann. In solchen Notfällen muss die fehlende Leistung mit Einheiten erzeugt werden, die ohne Fremdstrom anfahren können. Dafür stehen Pumpspeicherwerke, Wasserkraftwerke und speziell ausgerüstete Gasturbinen zur Verfügung. Im Weiteren wird nun auf Besonderheiten des Netzaufbaus innerhalb von Windparks eingegangen.

3.3

Netzstrukturen von Windparks

Zukünftig wird die Struktur von Windparks wegen ihrer hohen Gesamtleistung zusätzlich zur standortabhängigen Anlagenauswahl noch von folgenden Faktoren beeinflusst: • Gesamtleistung des Windparks und dessen räumliche Verteilung (Anforderung an Energiespeicherung), • Aufgabe des Windparks im Netz (Energielieferung/Systemdienstleistungen), • Charakteristik der eingesetzten WEA (externe Blindleistungskompensation erforderlich oder anlageninterne Kompensation möglich), • Eigenschaften des Einspeisepunkts (Höhe der akzeptablen Netzrückwirkungen), • Errichtung an Land oder Offshore (Installationsaufwand und Energietransport). Für die Festlegung der Konfiguration sind die drei unabhängigen Parameter Spannungsebene, Generatorfrequenz und Energieübertragungsfrequenz zu betrachten: • Spannungsebene der Generatoren: Nieder- oder Mittelspannung, • Frequenz der Generatorspannung: fest oder variabel, • Art der Energieübertragung zum Land: Drehstrom oder Gleichstrom. Eine Kombination dieser drei Elemente ergibt grundsätzlich acht Möglichkeiten, von denen jedoch für Offshore-Windparks nur die folgenden fünf Strukturen praktisch anwendbar sind: • Anschluss von Niederspannungs-Generatoren an ein parkinternes Mittelspannungsnetz mit fester Frequenz, Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung (DHÜ) zur Übergabestation an Land, • Anschluss von Niederspannungs-Generatoren an ein parkinternes Mittelspannungsnetz mit fester Frequenz, Gleichrichtung und Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) zur Übergabestation an Land, • Anschluss von Mittelspannungs-Generatoren an ein parkinternes Mittelspannungsnetz mit fester Frequenz, DHÜ zur Übergabestation an Land, • Anschluss von Mittelspannungs-Generatoren an ein parkinternes Mittelspannungsnetz mit fester Frequenz, Gleichrichtung und HGÜ zur Landstation, • Anschluss von Mittelspannungs-Generatoren an ein parkinternes Mittelspannungsnetz mit variabler Frequenz, Gleichrichtung und HGÜ zur Landstation. Im Windpark kann die Drehzahl der WEA starr sein, aber auch parkweise, gruppenweise oder einzeln drehzahlvariabel gewählt werden. Eine Drehzahlregelung der WEA in Gruppen oder parkweise ist im Gegensatz zu Landinstallationen wegen der gleichmäßigen

86

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Bild 3.14 Netzstrukturen und Anschluss von Windparks a) Stichleitungen b) Ringleitungen c) Anschluss der WEA-Generatoren an der Niederspannung (NS) oder Mittelspannung (MS) d) Anschluss zur Hochspannung (HS) mit Zwei- oder Dreiwicklungstransformator

Windverhältnisse möglich, aber aufgrund des bei Ausfällen höheren Ertragsverlusts noch in der Diskussion. Innerhalb des Windparks kann die Struktur mit zunehmender Ausfallsicherheit und ansteigenden Kosten als Strahlen-, Ring- oder vermaschtes Netz ausgeführt sein. Aus Kostengründen wird vorrangig das Strahlennetz verwendet. Bei nebeneinanderliegenden Windparks kann die Verbindung zum Land als Einzelanschluss, Kabelbaum, Maschenoder Strahlennetz erfolgen. Im Bild 3.14 sind typische interne Windparkstrukturen mit Stich- und Ringleitungen sowie die Anschlussmöglichkeiten zur Hochspannungsebene mit Zwei- und Dreiwicklungstransformatoren gezeigt (siehe Abschnitt 4.2). Zweiwicklungstransformatoren werden für Anschlüsse mit Bemessungsleistungen von 50 MW bis 120 MW und kleinen Netzkurzschlussströmen bevorzugt. Dreiwicklungstransformatoren werden dagegen vorrangig bei Windparkleistungen von 120 MW bis 300 MW und hohen Kurzschlussströmen im Netz eingesetzt [21], [22]. Bisher sind nur ortsfeste Netze betrachtet worden. Daneben gibt es auch in Verkehrsmitteln Energieversorgungsnetze, so genannte Bordnetze.

3.4

Aufbau und Funktion von Bordnetzen

In diesem Abschnitt wird der grundsätzliche Aufbau von Bordnetzen dargestellt. Zunächst werden die Bordnetze von Kraftfahrzeugen, dann von Flugzeugen und Schiffen behandelt. Abschließend wird noch kurz die Versorgung von Eisenbahnwagen erläutert. 3.4.1

Bordnetz von Kraftfahrzeugen

Von wenigen Ausnahmen abgesehen weisen Kraftfahrzeuge, insbesondere PKW, nur einen einzigen Generator zur Energieversorgung auf, der auch als Lichtmaschine bezeichnet wird. Üblicherweise werden dazu Synchrongeneratoren in Klauenpolausführung verwendet. Deren Bemessungsleistung überschreitet zurzeit selbst bei PKW der gehobenen Klasse selten den Wert von 3 kW. Bei solchen Kleinmaschinen werden andere konstruktive

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

87

Lösungen gewählt als bei den leistungsstarken Generatoren in Kraftwerken. Während die Großmaschinen eingehend im Abschnitt 4.4 betrachtet werden, soll an dieser Stelle nur so weit auf die qualitative Funktion des Klauenpolgenerators eingegangen werden, wie es für das prinzipielle Verständnis von Bordnetzen in Kraftfahrzeugen erforderlich ist. Genauere Ausführungen sind u. a. in [23] und [24] zu finden. 3.4.1.1

Bauweise und Funktion von Klauenpolgeneratoren

Im Bild 3.15 ist der prinzipielle Aufbau eines Klauenpolgenerators dargestellt. Diese Bezeichnung charakterisiert die Bauweise des Läufers, bei dem eine gleichstromdurchflossene Erregerwicklung konzentrisch die Läuferwelle umhüllt und in einen Eisenkern eingebettet ist, der an jedem Ende in einem Kranz mit Klauen mündet. Meistens weisen die Kränze bzw. Polkappen jeweils sechs dieser Klauen auf, die zueinander versetzt angeordnet sind und ineinander greifen. Die Luftspalte zwischen diesen Klauen sind größer als diejenigen zwischen Ständer und Klauen. Dadurch tritt der wesentliche Teil des Magnetfelds, das von der Erregerwicklung erzeugt wird, aus den Klauen der Kränze aus und wird vom Ständerblechpaket zu den jeweils benachbarten Klauen des anderen Kranzes weitergeleitet, um dort erneut einzutreten. Auf diese Weise werden abwechselnd an dem einen Ende magnetische Süd- und am anderen Ende magnetische Nordpole erzeugt (Bild 3.15a). Anzumerken ist, dass innerhalb des Luftspalts zwischen Klauen und Ständer das Feld entsprechend dem Brechungsgesetz für Magnetfelder senkrecht verläuft. a)

Ständer

b)

Regler

Schleifringe

Keilriemenantrieb Klaue Erregerwicklung

Lüfter

Läufer

Bild 3.15 Darstellung eines Klauenpolgenerators a) Prinzip eines zwölfpoligen Klauenpolgenerators (p = 6) b) Aufbau des gesamten Klauenpolgenerators

Gehäuse

Lüfter

Gleichrichter

88

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Befindet sich der Motor in Betrieb, so treibt er über einen Keilriemen den beschriebenen Generatorläufer an. Dann streichen die Magnetpole bzw. Klauen an der Drehstromwicklung entlang, die im Ständer angebracht ist. Dort induziert das Feld des Luftspalts entsprechend dem Induktionsgesetz für bewegte Felder u(t) = BL · vUmf · l · nW

(3.2)

eine Spannung u(t), die so genannte Polradspannung. Diese Formulierung beinhaltet bereits die beschriebenen Feldverhältnisse: den senkrechten Verlauf des Feldes BL im Luftspalt sowie eine tangential gerichtete Relativgeschwindigkeit zwischen Leitern der Wicklung und dem Magnetfeld. Die Größe l gibt dabei die Länge der Leiter bzw. der Nut im Ständer an und nW stellt die Anzahl der Leiter in der Wicklung dar; vUmf kennzeichnet die Umfangsgeschwindigkeit. Zu beachten ist nun, dass die Drehstromwicklung über den Ständerumfang verteilt angebracht ist. Sie besteht aus p Wicklungsteilen, von denen jede 1/p des Ständerumfangs beansprucht. Jeder Wicklungsteil weist drei Teilstränge U, V, W auf (s. Abschnitt 4.4.1). Die Anzahl der Wicklungsteile entspricht der Anzahl der Klauen an einem Kranz bzw. einer Polkappe. Bei sechs Klauen pro Polkappe gilt somit p = 6. Bei einer Umdrehung des Läufers streichen jeweils ein Süd- und ein Nordpol p-mal an jedem der p Wicklungsteile vorbei und erzeugen an deren Klemmen drei gleich große ˆV und U ˆW . Bei n Umdrehungen pro Minute ergibt sich deren Frequenz ˆU , U Spannungen U f zu f =p·

n . 60

(3.3)

Aus dem Induktionsgesetz (3.2) lässt sich auch der Zusammenhang ˆ ∼ ΦL · n U

(3.4)

ableiten, wobei ΦL den magnetischen Fluss im Luftspalt darstellt. Aus dieser Beziehung ˆ an der Stänist zu erkennen, dass bei einer konstant gehaltenen Klemmenspannung U derwicklung der Fluss und damit die Baugröße des Eisenkreises umso kleiner gewählt werden kann, je höher der Wert der Drehzahl liegt. Zugleich verringert sich durch die höhere Drehzahl auch das Antriebsmoment M , wie man aus der bekannten Beziehung P = M · ω ersieht; P bezeichnet dabei die Antriebsleistung des Generators. Ein kleineres Antriebsmoment stellt geringere Anforderungen an die Festigkeit der Welle und ist damit ebenfalls vorteilhaft für den Bau kleinerer sowie leichterer Maschinen. Generell ergeben sich bei Bordnetzen Platz- und Gewichtsprobleme. Um den daraus erwachsenden Anforderungen gerecht zu werden, wählt man durchweg höhere Frequenzen als in öffentlichen Energieversorgungsnetzen. Bei Autos wird deshalb die Übersetzung des Keilriemenantriebs für den Generator relativ groß gewählt. So weist dessen Drehzahl im Leerlauf des Motors einen typischen Wert von n0 = 1800 U/min auf, um dann im Bemessungsbetrieb auf etwa nr = 6000 U/min anzuwachsen. Im Überlastbetrieb des Motors steigert sich die Generatordrehzahl sogar auf Werte von 18 000 U/min. Bei gleicher Baugröße bzw. gleichem Fluss ΦL führt die stark veränderliche, vom Auto vorgegebene Drehzahl gemäß der Beziehung (3.4) zu großen Spannungsschwankungen. Da die meisten Verbraucher im Kraftfahrzeug jedoch eine annähernd konstante Spannung benötigen, ist eine Regelung erforderlich.

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen 3.4.1.2

89

Spannungsregelung und Gleichrichtung des erzeugten Drehstroms

In einem PKW liegt der Sollwert der Ausgangsspannung meistens bei 14 V, in Nutzfahrzeugen beträgt er 28 V. Für die Regelung wird ein Teil des Generatorausgangsstroms über die Erregerdioden gleichgerichtet (Bild 3.16). Mit dem so erzeugten Gleichstrom wird die Erregerwicklung des Läufers dann über Schleifringe gespeist. Wenn die Ausgangsspannung an den Klemmen einen oberen Grenzwert überschreitet, wird innerhalb des Reglers mit einer elektronischen Leistungsstufe die Spannungsversorgung der Erregerwicklung abgeschaltet. Der dort noch fließende Strom IE schließt sich dann über eine Freilaufdiode im Regler und klingt ab. Dadurch verringert sich das erzeugte Magnetfeld BL und damit auch die Klemmenspannung. Unterschreitet die Ausgangsspannung einen unteren Grenzwert, wird die Erregerspannung wieder zugeschaltet. Diese Maßnahme führt zu einem erneuten Anstieg der Klemmenspannung. Ein Regler, der nach diesem Prinzip arbeitet, wird als Zweipunktregler, der gesamte Regelkreis als Zweipunktregelung bezeichnet. Da die Erregerströme mit ca. 5 A im Vergleich zu den Ausgangsströmen von gut 100 A recht niedrig sind, können die Regler heute bereits in integrierter Technik hergestellt werden. Diese Technologie erlaubt es, auch weitere Einflussgrößen zu erfassen und Stromsprünge beim Schalten zu verringern. Allerdings werden durch die Regelung nicht die zugleich auftretenden Frequenzschwankungen der Klemmenspannung beseitigt. Diese stören aber nicht, wie die folgenden Erläuterungen zeigen. Beim Stillstand des Motors liefert der Generator keine Energie. Diese wird dann einer Batterie entnommen, die parallel zum Generator geschaltet ist (Bild 3.16). Während dieser Zeitspanne können die Verbraucher nur mit Gleichstrom versorgt werden. Um einheitliche Verhältnisse zu erreichen, wird deshalb die am Generatorausgang auftretende dreiphasige Wechselspannung über eine Doppelweggleichrichtung ebenfalls in eine Gleichspannung umgewandelt. Wenngleich durch die Drehzahländerungen des Motors auch die Frequenz der Wechselspannung stark schwankt, so ist selbst deren unterer Wert mit ca. 180 Hz noch relativ hoch. Daher ist die Welligkeit des erzeugten Gleichstroms recht klein. Sie verbessert sich noch weiter dadurch, dass die verbleibenden Oberschwingungen in die

Bild 3.16 Übersichtsschaltplan einer selbsterregten Lichtmaschine mit Anschluss an das Gleichstrom-Bordnetz und an die Batterie

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3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Batterie fließen; deren Innenwiderstand ist mit ca. 25 mΩ sehr niedrig. Wenn die Batterie beansprucht worden ist, sinkt ihre Ladung und damit ihre Klemmenspannung. Dann fließt vom Generator ein Teil des Ausgangsstroms in die Batterie und lädt diese wieder auf. Andererseits unterstützt sie den Generator, falls die insgesamt aufgenommene Verbraucherleistung kurzzeitig die maximale Generatorleistung überschreitet. Selbst wenn der Generator ganz ausfällt, stellt die Batterie noch für eine begrenzte Zeit die Versorgung des Gleichstromnetzes sicher; dabei verhindern die Dioden, dass die Batterie sich über die Lichtmaschine entlädt. 3.4.1.3

Netzgestaltung bei Kraftfahrzeugen

In das Gleichstromnetz wird von den Polen der Doppelweggleichrichter bzw. der Batterie eingespeist. Aufgebaut ist das Netz strahlenförmig, wobei in den einzelnen Strängen Schutzeinrichtungen eine Überlastung verhindern. Diese Aufgabe übernehmen Schmelzsicherungen oder in zunehmendem Maße elektronische Schutzschaltungen (smart power devices), die reversibel sind und deshalb im Fehlerfall nicht ausgetauscht werden müssen. Sofern die Metallteile des Autos untereinander verbunden sind, wird üblicherweise ein Einleiternetz verwendet. Es führt im Vergleich zu einem Zweileiternetz zu einer Gewichtsersparnis und benötigt kleinere Kabelbäume, denn bei Einleiternetzen stellt das Chassis des Kraftfahrzeugs die Masse – den Rückleiter – dar. Die einzelnen Verbraucher schließt man zu diesem Zweck an Erdungspunkte an, die über das Fahrzeug verteilt angebracht sind. Zweileiterausführungen findet man in Kraftfahrzeugen nur selten, z. B. bei Hochstromverbrauchern wie der elektrischen Servolenkung. Für die Auslegung des Netzes ist sowohl die Höhe der Verbraucherleistung maßgebend als auch die Dauer der Belastung. So wird das Netz dauernd z. B. von der Zündung, der elektronisch geregelten Benzineinspritzung und bei Klimaanlagen auch von den Gebläsen für die Lüftung beansprucht; die verschiedenen Arten der Beleuchtung belasten das Netz ebenfalls meist längerfristig. Demgegenüber sind andere Verbraucher nur kurzfristig wirksam. Als Beispiel seien die Heckscheibenheizung und die immer zahlreicher werdenden Komforteinrichtungen genannt wie z. B. elektrische Fensterheber oder die Sitzheizung. Die aus solchen Lastschwankungen resultierenden Spannungsschwankungen werden ebenfalls von der Spannungsregelung ausgeglichen. Eine Reihe von Verbrauchern schalten auch Ströme und verursachen dadurch Spannungsimpulse. Besonders störend sind in dieser Hinsicht die Zündung und abgeschwächt der Spannungszweipunktregler, denn solche Spannungsimpulse können den Betrieb elektronischer Verbraucher beeinträchtigen. Impulse entstehen auch noch auf andere Weise, z. B. durch Einkopplung. Sind das Netz sowie die einzelnen Verbraucher gegen solche parasitären Effekte störsicher ausgelegt, so ist die Anlage elektro-magnetisch verträglich gestaltet. Die Festlegung der zulässigen Grenzwerte sowie der Prüf- und Abhilfemaßnahmen haben sich zu einem Spezialgebiet entwickelt, das kurz als EMV bezeichnet wird. Für Kraftfahrzeuge hat sich eine eigene Normung als notwendig erwiesen. Es sind zahlreiche DIN-Vorschriften entstanden, die z. B. in [24] aufgelistet und näher erläutert werden. Einen leistungsstarken und zugleich weiteren EMV-problematischen Verbraucher stellt der Starter, ein Reihenschluss-Gleichstrommotor dar. Dort entstehen beim Kommutieren des Stroms Abreißfunken. Zur Abrundung sei noch kurz auf die Vorgänge während der Startphase eingegangen.

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

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Durch das Einschalten des Zündschlosses wird von der Batterie über einen Vorwiderstand die Erregerwicklung mit einem relativ geringen Gleichstrom IB gespeist, der ausreicht, um einen Selbsterregungsvorgang einzuleiten (Bild 3.16). Wird nun der Motor beim Anlassen durch den Starter hochgefahren, so treibt er zugleich auch den Generator an. Der Erregerstrom induziert dann einen Ausgangsstrom, der zurückgekoppelt wird und dadurch den Erregerstrom vergrößert. Diese Selbsterregung setzt sich fort, bis der Bemessungsbetrieb erreicht ist. Zukünftig wird der elektrische Verbrauch in Kraftfahrzeugen weiter ansteigen. Insbesondere wird dieser Anstieg durch zunehmende Komforteinrichtungen verursacht. Man rechnet mit einer Verfünffachung des Verbrauchs. Die damit verbundenen Ströme sind allerdings zu hoch für die bisher verwendeten Speisespannungen von 14 V bzw. 28 V. Man wird dann voraussichtlich eine überlagerte 42-V-Spannungsebene einrichten. Sollten noch höhere Spannungen nötig sein, so gilt die Verwendung von Einleiternetzen als problematisch; z. B. müsste dann durch besondere Schutzmaßnahmen ein ausreichender Personenschutz sichergestellt werden (s. Kapitel 12). Hinausgezögert werden kann eine höhere Spannungsebene durch die Einführung eines Bordnetzmanagements, das bei zu großer Leistungsaufnahme unwichtige Verbraucher abschalten kann. Weitere Entwicklungen, die den Aufbau der Bordnetze in Zukunft beeinflussen werden, sind Hybridfahrzeuge und Stromerzeugungs-Aggregate mit Brennstoffzellen. Interessanterweise wird die Metallstruktur nicht nur bei Kraftfahrzeugen als Rückleiter verwendet, sondern auch bei Flugzeugen. 3.4.2

Bordnetz von Flugzeugen

Bei kleinen propellerangetriebenen Flugzeugen sind die Bordnetze sehr ähnlich beschaffen wie diejenigen von Autos. Allerdings weisen Bordnetze von größeren Verkehrsmaschinen einen komplexeren Aufbau auf. Maßgebend dafür sind der wesentlich erhöhte Bedarf an elektrischer Energie, das extrem hohe Sicherheitsniveau sowie der verstärkte Wunsch, die elektrische Ausrüstung gewichts- und volumenmäßig möglichst weitgehend zu reduzieren. 3.4.2.1

Stromerzeugung bei Flugzeugen

Üblicherweise werden bei Verkehrsmaschinen zwei bis vier Turboprop- oder TurbofanTriebwerke eingesetzt, um den für das Flugzeug benötigten Schub zu erzeugen. Zugleich wird von jedem dieser Triebwerke ein Generator angetrieben, der das Bordnetz mit elektrischem Strom versorgt. Diese Triebwerkgeneratoren sind jeweils mit einem hydromechanischen Konstantdrehzahl-Antrieb CSD (constant-speed-drive), der die variable Turbinendrehzahl in eine konstante Generatordrehzahl umwandelt, baulich in einer IDG-Einheit integriert (Integrated Drive Generator). Bei modernen Flugzeugen beträgt die Generatordrehzahl 24 000 U/min. Man kann dann eine zweipolige, fremderregte Synchronmaschine verwenden. Deren Läufer ist infolge der hohen Fliehkraft als Vollpolläufer ausgeführt (s. Abschnitt 4.4). Gemäß der Beziehung (3.3) ist die Drehzahl des Läufers proportional zur Frequenz f an den Generatorklemmen, sodass sich wegen p = 1 für die Frequenz der Wert 400 Hz ergibt. Durch die hohe Generatordrehzahl können die Triebwerkgeneratoren besonders leicht und klein gebaut werden (s. Abschnitt 3.3.1). Unabhängig davon bewirkt die relativ hoch gewählte Netzfrequenz von 400 Hz, dass auch die motorischen Antriebe im Netz klein und leicht gebaut werden können.

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3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Anders als beim Kraftfahrzeug wird der Erregerstrom von einer zusätzlichen Synchronmaschine, der Erregermaschine, geliefert, die mit auf der Welle des Triebwerkgenerators sitzt (Fremderregung). Deren Ausgangsstrom wird gleichgerichtet und der Erregerwicklung des Generators zugeleitet. Weitere Einzelheiten sind im Abschnitt 4.4.3.3 unter der Zwischenüberschrift Bürstenlose Erregung“ zu finden. Daraus ist auch zu ersehen, dass ” ein Spannungsregler den Sollwert für den Erregerstrom vorgibt. Dieser Sollwert wird stets so gewählt, dass trotz der geringen Drehzahlschwankungen des CSD sowie Änderungen in der Last die Klemmenspannung des Drehstromgenerators konstant bleibt. Der Bemessungswert der zugehörigen Außenleiterspannung beträgt 200 V. Bei den neuesten Großjets, dem A380 von Airbus sowie der geplanten Boeing 787, wird von der dargestellten Technologie abgewichen. Dort wird zur Gewichtseinsparung auf die hydromechanische CSD-Einheit verzichtet. Stattdessen darf die Frequenz in diesen Flugzeugen zwischen ca. 400 Hz und 800 Hz variieren und stellt somit besondere Anforderungen an die angeschlossenen Verbraucher [25]. Auf diese Neuentwicklungen, die noch nicht abgeschlossen sind, soll jedoch nicht weiter eingegangen werden. Deshalb werden auch bei der im Folgenden dargestellten Netzgestaltung nicht die Besonderheiten dieser neuesten Großjets behandelt. 3.4.2.2

Netzgestaltung bei Flugzeugen

Jedem Triebwerkgenerator wird ein Netz zugeordnet, das er alleine speist (Bild 3.17). √ Neben der Außenleiterspannung 200 V kann auch eine Sternspannung von 200 V/ 3 = 115 V abgegriffen werden. In diesen Netzen werden nur dreiadrige Kabel verlegt, wodurch sich im Vergleich zu vieradrigen Kabeln eine Gewichtseinsparung ergibt; den für die Sternspannung notwendigen vierten Leiter stellt die leitfähige Aluminiumstruktur der Flugzeugaußenhülle dar. Sie ist als Masse anzusehen und verbindet die Sternpunkte der Generatoren mit den Sternpunkten der Verbraucher. Deshalb werden die Sternpunkte bzw. Rückleiter aller Verbraucher – wie beim Kraftfahrzeug – an speziellen Erdungspunkten (Masse-Nietungen) angeschlossen, die jeweils einen niederohmigen Kontakt mit der Aluminiumstruktur aufweisen. Der summarische Erdungswiderstand vom Generatorsternpunkt bis zum Endverbraucher liegt unter 35 mΩ. Das Netz selber gliedert sich in Generatorschiene, Hauptsammelschiene und Unterverteilungen, von denen die parallel geschalteten Verbraucher abgehen (Bild 3.17). Von der Konfiguration her handelt es sich also um ein Strahlennetz. Dessen einzelne Strahlen werden gegen thermische Überlastung und Kurzschlüsse durch thermische Bimetallrelais und Schutzschalter geschützt, die auch fernsteuerbar ausgeführt werden. Im Hinblick auf EMV sind bei der Auslegung und der Prüfung der Bordnetze die RTCA-Normen (Radio Technical Commission for Aeronautics) zu beachten. Das beschriebene 400-Hz-Drehstromnetz erlaubt die Versorgung von Verbrauchern in Dreieck- oder Sternschaltung. Mit einem Anteil von knapp 50 % stellen die Küchen die Hauptverbraucher dar. Daneben sind die Ventilatoren für die Klimaanlage, die Beleuchtung und – relativ kurzzeitig wirkend – die Hydraulikpumpen von Bedeutung. Aus dem 400-Hz-Netz wird zusätzlich über einen so genannten Transformatorgleichrichter (Transformator mit integriertem Gleichrichter) ein 28-V-Gleichstromnetz gespeist. Es versorgt kleinere Verbraucher bis zu einigen hundert Watt und datenbusfähige Geräte wie z. B. Rechner bzw. Controller. Auch dieses Gleichstromnetz ist strahlenförmig konfiguriert und als Einleiternetz ausgeführt; die Aluminiumstruktur stellt also wiederum den Rückleiter dar.

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

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Bild 3.17 Prinzipieller Aufbau eines Flugzeugbordnetzes mit den vier Triebwerkgeneratoren G1. . .G4 Quelle: Airbus

Beim Ausfall eines Triebwerkgenerators wird dessen 400-Hz-Netz von einem anderen Triebwerkgenerator mitversorgt; seine Bemessungsleistung von ca. 100 kVA ist dementsprechend ausgelegt. Für solche Fehlersituationen sind verschiedene Schaltungsmöglichkeiten vorgesehen (s. Bild 3.17), wobei jedoch stets ein Parallelbetrieb der Generatoren vermieden wird. Falls alle Triebwerkgeneratoren ausgefallen sind, übernimmt ein Hilfsgenerator die Versorgung. Er kann das gesamte Netz oder Teilnetze speisen und wird von einer Hilfsturbine im Heck des Flugzeugs angetrieben; der Hilfsgenerator und die Hilfsturbine zusammen werden als APU (auxiliary power unit) bezeichnet. Deren Leistung ist

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3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

etwas größer als die eines Triebwerkgenerators. Ein Betrieb der APU ist allerdings nur bis zur Hälfte der maximalen Flughöhe möglich; anderenfalls ist der äußere Luftdruck für die Hilfsturbine zu niedrig. Normalerweise versorgt die APU das 400-Hz-Bordnetz bei stillstehenden Triebwerken am Boden, solange noch kein Außenbordanschluss mit einer 400-Hz-Flughafeneinspeisung verbunden ist. Zusätzlich hat die APU die Aufgabe, die zum Starten der Triebwerke benötigte Druckluft zu erzeugen. Die APU selber wird von einem elektrischen Startermotor angefahren, der aus einer speziellen Batterie gespeist wird (s. Bild 3.17). Sollte auch die APU ausfallen, kann bei Geschwindigkeiten bis zu ca. 120 Knoten ein Staudruckgenerator aktiviert werden. Er wird von einer z. B. am Flügel ausklappbaren Windturbine über eine Hydraulik angetrieben und liefert eine Leistung von ca. 5 kVA. Auf diese Weise können zumindest besonders wichtige Teile des Netzes weiter versorgt werden. Ansonsten stellen die an Bord befindlichen Batterien noch für eine Zeitspanne von z. B. 20 Minuten einen Notbetrieb sicher, um eine Landung zu ermöglichen. Die beschriebenen Ausfallszenarien lassen erkennen, dass auch in Störungsfällen die Generatoren stets im Einzelbetrieb arbeiten. Ein Parallelbetrieb findet sich nur noch bei älteren Flugzeugen, da die Leistungsaufteilung auf die einzelnen Maschinen eine komplizierte Regelung erfordert. Dagegen ist bei Schiffen ein Parallelbetrieb von Generatoren durchaus üblich. 3.4.3

Bordnetz von Schiffen

Bei sehr kleinen Schiffen wie z. B. Sportbooten mit einem Leistungsbedarf von einigen Kilowatt unterscheidet sich das Bordnetz nur wenig von demjenigen bei einem PKW und bei Sportflugzeugen: selbsterregte Synchronmaschinen, strahlenförmig aufgebaute Gleichstromnetze. Allerdings wird bei Schiffen eine Zweileiterausführung für diese Netze verwendet. Bei großen Fahrgastschiffen erreicht heutzutage die installierte Leistung Werte von 60 MVA. In dem Maße, wie der Bedarf an elektrischer Leistung anwächst, ergeben sich zunehmend ähnliche Lösungen wie bei Industrienetzen mit Eigenerzeugung. 3.4.3.1

Stromerzeugung bei Schiffen

Auf Schiffen wird üblicherweise der Propeller durch einen Dieselmotor angetrieben, der auch als Hauptantriebsmotor bezeichnet wird. Zusätzlich werden noch für die Versorgung mit elektrischer Energie mindestens zwei Dieselgeneratoren installiert, bei denen jeweils ein Generator mit einem eigenen Dieselmotor gekuppelt ist. Als Generatoren werden bürstenlose Synchrongeneratoren mit integriertem Spannungsregler verwendet (s. Abschnitt 4.4.3.3), deren Bemessungsleistung abhängig vom Typ und der Größe des Schiffs jeweils zwischen 400 kVA und 4 MVA liegt. Die Dieselmotoren dieser Generatoraggregate sind mit einem Drehzahlregler ausgestattet, der eine leicht fallende Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie n(M ) aufweist. Analog zur Frequenz-Leistungs-Kennlinie f (P ) von Turbinen (s. Bild 2.46) ändert sich dadurch die Drehzahl und somit auch die Frequenz der Generatorspannung geringfügig in Abhängigkeit von der Last. Zugelassen sind auf Schiffen Frequenzschwankungen von ca. 5 % [26]. Diese Toleranz entspricht der Drehzahländerung, die bei einem Dieselmotor mit Drehzahlregelung zwischen Leerlauf und Bemessungsbetrieb auftritt.

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

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Das beschriebene Regelungskonzept ermöglicht einen einfachen Parallelbetrieb mehrerer Dieselgeneratoren. Leistungsänderungen teilen sich dabei ohne eine überlagerte Leistungsregelung stets entsprechend der jeweiligen n(M )-Kennlinien auf. Infolge eines synchronisierenden Moments bei den Synchronmaschinen nimmt die Drehzahl anschließend bei allen Generatoren von alleine den neuen Wert nneu an. Eine weitere, jedoch seltener angewendete Lösung für den Parallelbetrieb mehrerer Generatoren besteht auf Schiffen darin, den größten Generator mit einer Drehzahlregelung und alle weiteren mit einem Leistungsregler zu betreiben. Dann übernimmt die drehzahlgeregelte Maschine die Lastschwankungen des Netzes, und die anderen Generatoren und Antriebe können schonend mit konstanter Leistung gefahren werden. Wird eine noch höhere Genauigkeit an die Frequenz- bzw. Spannungskonstanz gestellt, so nähert sich das Lösungskonzept zunehmend demjenigen für öffentliche Netze an (s. Abschnitt 2.5.1). Wie bereits in Kapitel 1 erwähnt, können größere Betriebsmittel mit einem besseren Wirkungsgrad ausgelegt werden. Dementsprechend weist auch der Hauptantriebsmotor eines Schiffs typischerweise einen geringeren spezifischen Brennstoffverbrauch als die im Vergleich dazu kleineren Dieselgeneratoren auf. Deshalb werden viele Schiffe mit weiteren Generatoren ausgerüstet, die entweder direkt auf der Propellerwelle sitzen oder über ein Getriebe von dem Hauptantriebsmotor angetrieben werden. Für solche Generatoren ist summarisch die Bezeichnung Wellengenerator üblich. Während der Wellengenerator in Betrieb ist, können die Dieselgeneratoren abgeschaltet werden, so dass deren Wartungsintervalle aufgrund der dann geringeren Betriebsstundenzahl vergrößert werden dürfen. Zu beachten ist, dass der Begriff Wellengenerator auch für die Erregermaschine eines Synchrongenerators im Zusammenhang mit der bürstenlosen Erregung verwendet wird (s. Abschnitt 4.4.3.3). Häufig liegt die Drehzahl der Schiffsschraube im Bereich von etwa 100 Umdrehungen pro Minute. Bei einer Reihe von Schiffstypen werden die Flügel des Propellers – wie bei Windrädern – verstellbar ausgeführt. Dann kann die Propellerdrehzahl für den Wellengenerator konstant gehalten und die Schiffsgeschwindigkeit über die Steigung der Flügel gesteuert werden. Meistens wird die Drehzahl des Generators noch durch ein Getriebe angehoben, um direkt mit der Nennfrequenz von meistens 60 Hz in das Bordnetz einspeisen zu können (Bild 3.18). Zugleich kann der Wellengenerator wegen der höheren Drehzahl kleiner und leichter gebaut werden (s. Abschnitt 3.3.1.1). Alternativ zu dieser Lösung kann der Propeller auch mit festen Flügeln ausgestattet sein. Diese Variante wird bei großen Antriebsleistungen bevorzugt. Bei dieser Bauart richtet sich die Drehzahl der Welle nach der gewünschten Geschwindigkeit des Schiffs, die sich im Bereich von der Langsamfahrt bis zum Bemessungsbetrieb bewegt. Gemäß der Beziehung (3.3) ändert sich mit der Drehzahl der Welle die Frequenz der Generatorklemmenspan-

Bild 3.18 Kopplung des Hauptantriebsmotors (Dieselmotor) mit dem Wellengenerator bei einem verstellbaren Propeller

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3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

nung. Sie wird über einen nachfolgenden Frequenzumrichter in eine frequenzkonstante Spannung umgewandelt (Bild 3.19). Üblicherweise wird dafür ein netzgeführter Umrichter mit Gleichstromzwischenkreis verwendet. Durch die Entwicklungsfortschritte bei schnellschaltenden Leistungshalbleitern für große Ströme und Spannungen (IGBT, IGCT) wird diese Bauart jedoch zunehmend durch selbstgeführte Pulswechselrichter abgelöst, die heute schon bis zu Leistungen von mehreren MVA eingesetzt werden. Netzgeführte Umrichter können keine Blindleistung für das Bordnetz erzeugen, sondern benötigen für ihren Betrieb selbst Blindleistung, die aus dem Bordnetz geliefert werden muss. Diese Aufgabe wird von einer gesonderten Blindleistungsmaschine – einer Synchronmaschine ohne Antrieb – übernommen (Bild 3.19), deren Bemessungsscheinleistung Sr fast genauso groß sein muss wie die des Wellengenerators. Diese Blindleistungsmaschine hat außerdem die wichtige Funktion, im Kurzschlussfall kurzzeitig einen ausreichend großen Strom zu liefern, damit die Schutzeinrichtungen sicher ansprechen; typisch ist es, dafür mindestens den dreifachen Bemessungsstrom zu wählen. Infolgedessen braucht der Frequenzumrichter nur für den Bemessungsstrom Ir der Anlage ausgelegt zu werden. Wegen des Zusammenhangs P = M · ω müsste der Wellengenerator für ein sehr großes Drehmoment M dimensioniert sein, wenn er schon bei niedriger Drehzahl die Bemessungsleistung liefern sollte. Deshalb werden derartige Anlagen so ausgelegt, dass erst ab ca. 70 % der maximalen Drehzahl die Bemessungsleistung verfügbar ist. Sind niedrige Drehzahlen wie z. B. bei Revierfahrten in engem Fahrwasser oder im Bereich des Liegeplatzes zu erwarten, wird der Wellengenerator deshalb abgestellt. Dann wird die Speisung des Bordnetzes von den Dieselgeneratoren übernommen, die darüber hinaus auch bei Störungen am Hauptantriebsmotor und bei Notmanövern gestartet werden. In den bisherigen Ausführungen ist vorausgesetzt worden, dass die Dieselgeneratoren ausgeschaltet werden, wenn der Wellengenerator das Bordnetz versorgt. Jedoch ist auch ein Parallelbetrieb von Wellengenerator und Dieselgeneratoren üblich. Er bietet mehr betriebliche Freiheitsgrade, erfordert allerdings einen höheren Grad an Automatisierungstechnik, der besonders bei Störungen wichtig ist. Bei Wellengeneratoranlagen mit Frequenzumrichter wird dafür im Wesentlichen das gleiche Verfahren angewendet wie bei dem bereits beschriebenen Parallelbetrieb der Dieselgeneratoren untereinander. Die Steuerelektronik in dem Umrichter erzeugt dann eine fallende Drehzahl-DrehmomentCharakteristik n(M ), die mit derjenigen eines Dieselaggregats vergleichbar ist. Wellengeneratoren ohne Frequenzumrichter werden dagegen nur selten parallel zu Dieselgeneratoren betrieben. Eine Ausnahme stellen z. B. Fischereischiffe dar. Bisher ist stets davon ausgegangen worden, dass der Propeller von einem Dieselmotor

Bild 3.19 Kopplung des Hauptantriebsmotors (Dieselmotor) mit dem Wellengenerator und dem nachgeschalteten Umrichter bei starren Propellern (Blindleistungsmaschine nur bei netzgeführtem Umrichter)

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

97

angetrieben wird. Insbesondere große Fahrgastschiffe werden jedoch häufig schon mit einem elektrischen Propellerantrieb ausgerüstet. Bei diesen Schiffen erfolgt der Antrieb des Propellers bzw. der Propeller herstellerabhängig durch Asynchron-, Synchron- oder permanenterregte Maschinen. Diese Motoren können im Schiff untergebracht sein; zunehmend werden jedoch auch Gondelantriebe eingesetzt, bei denen die Motoren zusammen mit den zugehörigen Propellern als drehbare Gondeln unterhalb des Hecks angeordnet sind. In diesem Fall kann auf die Ruderanlage verzichtet werden, allerdings sind zusätzlich noch – ebenfalls elektrisch angetriebene – Querstrahlruder vorhanden. Der große Vorteil der elektrischen Antriebe liegt in einer guten Manövrierfähigkeit des Schiffs. Nachteilig gegenüber einem herkömmlichen, direkten dieselmechanischen Propellerantrieb sind vor allem die hohen Investitionskosten und bei bestimmten Schiffstypen auch das hohe Gewicht. Anstelle von Getrieben und langen Wellen sind dann nämlich wesentlich leistungsstärkere Generatoren und Frequenzumrichter sowie zusätzlich noch leistungsstarke Antriebsmotoren für die Propeller erforderlich. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die vom Hauptantriebsmotor gelieferte mechanische Energie erst in elektrische und dann wieder in mechanische Energie umgewandelt werden muss. Dadurch verschlechtert sich bei einem elektrischen Propellerantrieb der Wirkungsgrad. Diese Antriebsart hat demnach sowohl Vor- als auch Nachteile und stellt keine generelle Lösung dar. Nachdem nun die Stromerzeugung und der Antrieb von Schiffen beschrieben worden sind, wird im Folgenden der Aufbau der Bordnetze dargestellt. 3.4.3.2

Netzgestaltung bei Schiffen

Üblicherweise speisen die Generatoren des Schiffs ein Niederspannungs-Drehstromnetz mit einer Nennfrequenz von 60 Hz oder teilweise auch 50 Hz. Bei leistungsstärkeren Schiffen wird dafür häufig als Nennspannung 690 V gewählt. Dann ist diesem Netz eine weitere Spannungsebene mit 400 V oder 440 V unterlagert (Bild 3.20). Die Niederspannungsnetze sind strahlenförmig aufgebaut. Sollten Maschen bestehen, so werden diese stets offen betrieben. Die wichtigsten Verbraucher werden an die Hauptschalttafel bzw. Hauptsammelschiene angeschlossen; als Beispiele seien die Ruderanlage, Winden, Kühlanlagen und Kräne bzw. Pumpen zur Löschung der Ladung genannt. Die unterlagerten Kraft- bzw. Unterverteilungen werden möglichst dort angebracht, wo die Verbraucher konzentriert sind; als Beispiel seien Wirtschaftsverbraucher (Küche), Beleuchtung oder Decksmaschinen angeführt. Die Niederspannungsnetze sind als Dreileiternetze ausgeführt; die Schiffswand wird nicht als Rückleiter verwendet. Diese Netze entsprechen der IT-Bauweise, die im Abschnitt 12.5 noch erläutert wird. Der Vorteil dieser isolierten Verlegung liegt vor allem darin, dass Kurzschlüsse zur Masse hin nur kleine Ströme hervorrufen und der Betrieb trotz des Fehlers weitergeführt werden kann. Isolationswächter zeigen den Fehler an; das Personal ist dann in der Lage, den Kurzschluss zu finden und zu beseitigen. Für einphasige Verbraucher werden Teilbereiche auch als TN-S-Netz gebaut, das ebenfalls im Abschnitt 12.5 beschrieben ist. Den Schiffskörper als Rückleiter zu verwenden, ist nicht empfehlenswert und nur für kleine Anlagen unter bestimmten Bedingungen zugelassen. Die Erdung der einzelnen Verbraucher würde die Einrichtung vieler niederohmiger Erdungsstellen erfordern, über die bei asymmetrischen Lastverhältnissen große Ströme in den Schiffskörper fließen. Falls

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Bild 3.20 Prinzipschaltbild des Bordnetzes eines Tankers mit elektrischem Propellerantrieb

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Bild 3.21 Prinzipschaltbild des Bordnetzes eines Fährschiffs mit elektrischem Propellerantrieb in Gondelausführung und Strahlruder-Antrieb

sich im Seebetrieb an diesen Erdungsstellen die Kontakte lockern, kann es dort aufgrund der dann erhöhten Übergangswiderstände zu unerwünschten Erwärmungen kommen. Um solche Effekte zu vermeiden, wären intensive Wartungsarbeiten erforderlich. Außerdem stellt sich die Frage, ob die in den Belastungsströmen vorhandenen Gleichanteile eventuell Korrosionserscheinungen in den Schiffswänden begünstigen. Ab einer installierten Leistung von etwa 5. . . 10 MVA werden im Fall eines Kurzschlusses die Ströme unbeherrschbar groß. Dann ist es vorteilhafter, dem Niederspannungsnetz wie bei stationären Netzen eine Mittelspannungsebene – meist zwischen 6 kV und 15 kV – zu überlagern (Bild 3.21). Dieses Netz wird entweder über eine strombegrenzende Impedanz geerdet oder es handelt sich ebenfalls um eine ungeerdete Dreileiterausführung, die wie die ungeerdeten Niederspannungsnetze bei einem Fehler gegen Masse (Schiffswand)

3.4 Aufbau und Funktion von Bordnetzen

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weiterbetrieben werden kann. Ein Melderelais erkennt diesen Fehler, sodass dessen Beseitigung eingeleitet werden kann (s. Abschnitt 11.1.1). Meist findet man diese ebenfalls strahlenförmig aufgebauten Mittelspannungsnetze auf großen Fahrgastschiffen mit elektrischem Propellerantrieb. Auf solchen Schiffen werden von den Antriebsmotoren für jeden Propeller Leistungen bis zu 20 MVA benötigt. Zusätzlich sind für die Querstrahlruder-Antriebe Leistungen von jeweils 1. . . 2 MW erforderlich. Bei großen Fahrgastschiffen mit zwei Propellern beläuft sich die gesamte Antriebsleistung dann auf bis zu 40 MVA. Darüber hinaus besteht noch der Leistungsbedarf der schiffselektrischen Ausrüstung, der bei großen Schiffen bis zu 20 MVA betragen kann. Insgesamt ergibt sich so für das Bordnetz die bereits genannte installierte Leistung von 60 MVA. 3.4.4

Weitere Bordnetze

Die bisher kennen gelernten Bordnetze stellen Grundstrukturen dar. Speziellere Anwendungszwecke führen zu Modifikationen. So ist für Marineschiffe eine hohe Geschwindigkeit sehr wichtig. Andererseits benötigen sie viele motorische Antriebe für die Waffensysteme. Um diese mit einem möglichst geringen Gewicht bauen zu können, wird neben dem 60-Hz-Niederspannungsnetz noch ein 400-Hz-Niederspannungsnetz installiert, das die motorischen Antriebe versorgt. Aus dem gleichen Grund verwendet man für die Generatoren in Militärflugzeugen permanenterregte 400-Hz-Synchronmaschinen, die Dauermagneten anstelle einer Erregerwicklung aufweisen. Diese Bauart ist im Vergleich zu den 60-Hz-Maschinen mit Erregerspule und Erregereinrichtung etwa um die Hälfte leichter. Wiederum anders gestalten sich die Bordnetze von Eisenbahnen. Die Hauptaufgabe der Lokomotiven besteht darin, die für den Zug benötigte Antriebsleistung zu liefern. Daneben müssen auch die Personenwagen mit elektrischem Strom versorgt werden. Für den Antrieb wird bei modernen E-Lokomotiven einphasiger Wechselstrom aus dem 15-kV-Fahrdraht entnommen. Dieser Wechselstrom weist in Deutschland eine Frequenz von 16 2/3 Hz auf. Er wird in der Lokomotive in ein Drehstromsystem mit variabler Spannung und Frequenz umgewandelt. Die Frequenz wird dabei von der jeweiligen Drehzahl des Drehstrommotors bestimmt, der die Lokomotive antreibt; die Spannungshöhe legt wiederum die Beschleunigung bzw. die Antriebsleistung fest. Es ist viel Entwicklungsarbeit erforderlich gewesen, bis die leistungselektronischen Komponenten diese Aufgabe einwandfrei lösen konnten. Die dabei aus dem Bahnnetz gezogene Spitzenleistung kann beim Anfahren – je nach Zug – kurzzeitig bei einigen 10 MVA liegen. Auch die Bordnetze der angeschlossenen Wagen haben sich geändert. Ein moderner Personenwagen benötigt etwa 60 kW. In der Lokomotive senkt zunächst ein Transformator die Fahrdrahtspannung von 15 kV auf 1 kV ab. Diese Ausgangsspannung gehört damit gerade noch zu dem Niederspannungsbereich, für den die VDE-Bestimmungen 0100 zuständig sind. Mit dieser Spannung wird ein offen betriebener Ring gespeist, der durch alle Wagen des Zugs geht. Daraus entnimmt jeder Wagen die benötigte Energie, wobei der einphasige 16 2/3-Hz-Wechselstrom zunächst gleichgerichtet wird (Bild 3.22). Aus dem anschließenden Gleichstromzwischenkreis werden u. a. zwei Wechselrichtersätze versorgt: Der eine liefert einen 50-Hz-Drehstrom bei Nennspannungen von 3×230/400 V. Mit einer Bemessungsleistung von etwa 20 kVA versorgt er die Lüfter der Klimaanlage, Küchengeräte sowie Nebenverbraucher wie z. B. die Beleuchtung. Der andere ist mit ca. 45 kVA größer und versorgt den Verdichtermotor für die Klimaanlage. Die Frequenz des dafür

100

3 Aufbau von Energieversorgungsnetzen

Bild 3.22 Prinzipschaltbild des Bordnetzes für einen Personenwagen der Eisenbahn

benötigten Drehstroms ist im Bereich 20. . . 70 Hz, die zugehörige Spannung zwischen 100 V und 300 V einstellbar. Angemerkt sei, dass der Verdichter für die Klimaanlage bei Kraftfahrzeugen üblicherweise nicht über einen Elektromotor, sondern direkt vom Fahrzeugmotor über einen Keilriemen angetrieben wird. Bei Flugzeugen erfolgt dieser Antrieb hydraulisch. Wie Bild 3.22 zeigt, ist bei Personenwagen der Eisenbahn zusätzlich noch eine 24-VBatterie vorhanden. Sie wird über einen Gleichstromumrichter mit einer Leistung von etwa 7 kW geladen und stellt – wie bei praktisch allen Bordnetzen – den Notbetrieb sicher. Zugleich wird aus diesem Batterienetz über einen einphasigen Wechselrichter ein Anschlussnetz für Laptopsteckdosen im Wagen gespeist. Während in Bordnetzen die leistungselektronischen Komponenten einen unverzichtbaren Anteil darstellen, sind sie in öffentlichen Drehstromnetzen seltener anzutreffen. Im nächsten Kapitel werden nun der Aufbau und die Ersatzschaltbilder der Betriebsmittel behandelt, aus denen sich Drehstromnetze zusammensetzen.

3.5

Aufgaben

Aufgabe 3.1: Im Bild speist ein symmetrisches 0,4-kV-Netz mit einer Betriebsspannung von Ub = 400 V eine symmetrische Stern- und Dreieckschaltung. Die Zuführungsleitungen weisen eine Reaktanz von XL = 2 Ω auf.

√ ◦ U 1 = Ub / 3 · e j0 √ ◦ U 2 = Ub / 3 · e−j120 √ ◦ U 3 = Ub / 3 · e−j240

3.5 Aufgaben

101

a) Die Stern- und Dreieckschaltung mögen jeweils die gleiche Leistung von 20 kW aufnehmen. Wie groß sind die zugehörigen Widerstände, wenn vereinfachend der Spannungsabfall auf der Leitung vernachlässigt wird? b) Berechnen Sie die Verbraucher- und Leiterströme in der komplexen Ebene unter Berücksichtigung der Innenreaktanz des Netzes (Hinweis: Dreieck-Stern-Umwandlung). Geben Sie die Leiterströme auch im Zeitbereich an. Aufgabe 3.2: In dem Netzwerk gemäß Aufgabe 3.1 sei nur die Sternschaltung vorhanden. Zugleich überbrückt ein Kurzschluss den Widerstand RY im Leiter L1. a) Welche Ströme fließen in den Leitern L1, L2 und L3? b) Welcher Strom fließt im Neutralleiter? c) Welcher Strom fließt in den Außenleitern, wenn der Neutralleiter nicht angeschlossen ist? d) Welche Folgerung lässt sich aus diesen Ergebnissen im Hinblick auf die Auslegung von Neutralleitern ziehen? Aufgabe 3.3: In dem Netzwerk gemäß Aufgabe 3.1 sei nur die Dreieckschaltung vorhanden. Zwischen den Leitern L1 und L2 möge der Dreieckwiderstand R∆ durch einen Kurzschluss überbrückt werden. a) Welche Ströme fließen in den Leitungen und in den Widerständen? b) Vergleichen Sie die Stern- und Dreieckschaltung miteinander, und ziehen Sie daraus eine Folgerung bezüglich der Stromasymmetrie in den Außenleitern.

102

4

Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

In diesem Kapitel werden zunächst die wichtigsten Elemente beschrieben, aus denen sich ein Netz zusammensetzt. Im Einzelnen werden Transformatoren, Wandler, Generatoren, Freileitungen, Kabel, Kondensatoren, Drosselspulen, Schalter, Schaltanlagen und Schutzeinrichtungen betrachtet. Der Aufbau wird nur in dem Umfang wiedergegeben, wie es für das Verständnis der Wirkungsweise des jeweiligen Elements notwendig ist. Die daraus abgeleiteten Modelle beschreiben dann analytisch den Zusammenhang zwischen den interessierenden Strom- und Spannungsverhältnissen. Dadurch ist es möglich, das spätere Systemverhalten von Netzen zu ermitteln. In dieser Einführung werden nur grundlegende Betrachtungen angestellt. Primär wird das stationäre Verhalten erläutert, das sich nach dem Abklingen aller Ausgleichsvorgänge einstellt; transiente Vorgänge werden von den erstellten Modellen überwiegend nur teilweise erfasst. Wenn nur stationäre Vorgänge betrachtet werden, verwendet man im technischen Sprachgebrauch anstelle des Begriffes Modell“ auch häufig den Begriff Betriebsverhalten“. Es ” ” wird sich zeigen, dass sich das Betriebsverhalten bei einer Reihe von Netzelementen durch galvanisch und induktiv gekoppelte Netzwerke beschreiben lässt, die dann entsprechend der Schaltskizze des Netzes miteinander verknüpft werden. Daher wird die prinzipielle Berechnungsmethodik dieser Kreise vorangestellt.

4.1

Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

Zunächst wird die analytische Beschreibung induktiver Kopplungen entwickelt. Darauf aufbauend wird dann ihr Einfluss auf das Verhalten von Netzen ermittelt. 4.1.1

Analytische Beschreibung induktiver Kopplungen

Bekanntlich wird das Strom-Spannungs-Verhalten einer Leiterschleife durch die nicht näher erläuterte Gesetzmäßigkeit uL1 =

dΦ1 dt

(4.1)

beschrieben, die sich aus dem allgemeinen Induktionsgesetz ableiten lässt. Der Fluss Φ1  1 bzw. ihrer Normalergibt sich durch eine Integration der magnetischen Induktion B komponente Bn1 über die Fläche A1 . Das so erhaltene Integral lässt sich in ein Produkt umformen, sofern die Permeabilität im gesamten Feldraum abschnittsweise konstant und somit stromunabhängig ist:  Bn1 · dA = L1 · i1 . (4.2) Φ1 = A1

In einzelnen Bereichen dürfen daher durchaus unterschiedliche Permeabilitätswerte vorhanden sein. Auf häufige Nichtlinearitäten wird im Abschnitt 4.1.4 noch eingegangen.

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

103

Wird Gl. (4.2) mit der Beziehung (4.1) kombiniert, erhält man den Ausdruck uL1 = L1 ·

di1 . dt

(4.3)

In dieser Fassung sowie in der Ausgangsgleichung (4.1) sind bereits mehrere Voraussetzungen enthalten: a) An den Klemmen der Leiterschleife ist das Verbraucherzählpfeilsystem einzuführen. Die Zählpfeile für den Strom i und die Spannung u müssen zueinander parallel verlaufen, ihre Richtung kann jedoch beliebig gewählt werden. b) Die positive Normalen- und damit die positive Feldrichtung wird rechtswendig zur Stromrichtung festgelegt. c) Die von der Leiterschleife eingeschlossene Fläche A1 muss sehr groß im Vergleich zu der Querschnittsfläche des Leiters selbst sein. d) Der ohmsche Widerstand der Leiterschleife sei vernachlässigbar; für die Leitfähigkeit gelte κ → ∞. Falls die Voraussetzung d) nicht hinreichend erfüllt ist, kann der ohmsche Widerstand der Leiterschleife als konzentriertes Element vorgezogen werden. Das Strom-SpannungsVerhalten der Schleife wird dann durch die Differenzialgleichung u1 = R1 · i1 + uL1 = R1 · i1 + L1 ·

di1 dt

beschrieben (Bild 4.1). Nun erzeugt jede Leiterschleife auch außerhalb der eingeschlossenen Fläche A1 ein Magnetfeld, z. B. in der Fläche A2 . Wiederum lässt sich der Fluss, der durch diese Fläche hindurchtritt, auf eine zu Gl. (4.2) analoge Form bringen:  Bn1 · dA = ±M21 · i1 . Φ2 = A2

Die Größe M21 wird als Gegeninduktivität bezeichnet. Das Vorzeichen der zugehörigen Flusskomponente hängt von der Wahl der Normalenrichtung ab, die der Fläche A2 zugeordnet ist. Zur besseren Unterscheidung von dem Begriff Gegeninduktivität wird die Größe L häufig auch als Selbstinduktivität bezeichnet. Beiden Größen ist gemeinsam, dass sie strom- und spannungsunabhängig sind, solange die Permeabilität nicht von der lokalen magnetischen Feldstärke beeinflusst wird. Im Weiteren wird nun angenommen, dass es sich bei der Berandung der Fläche A2 um eine geschlossene Leiterschleife handelt, in der die durch den Fluss Φ2 induzierte Spannung einen Strom treiben kann. Dann liegt die einfachste Form einer induktiven Kopplung

Bild 4.1 Zuordnung von Zählpfeilen und magnetischem Feld bei einer Leiterschleife

104

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Bild 4.2 Zuordnung von Zählpfeilen und magnetischem Feld bei zwei induktiv gekoppelten Leiterschleifen (Einkopplung Φ21 nicht eingezeichnet)

vor. Auch an der zweiten Schleife müssen nun die Zählpfeile für Strom und Spannung gemäß den angegebenen Voraussetzungen festgelegt werden. Bei der Berechnung des Flusses ist zu beachten, dass jede Schleife in die jeweils andere einen Feldanteil einkoppelt. Demnach setzt sich das resultierende Feld aus der eigenerzeugten und der eingekoppelten Komponente zusammen, die sich bei der speziellen Anordnung in Bild 4.2 verstärken. Auf einfache Weise lassen sich die zugehörigen Flüsse mit den erläuterten Induktivitäts- und Gegeninduktivitätsbegriffen ermitteln. In der Schleife 1 erhält man für den resultierenden Fluss den Ausdruck Φ1 = Φ11 + Φ12 = L1 · i1 + M12 · i2 .

(4.4)

Dabei kennzeichnet der erste Index die jeweils betrachtete Schleife; der zweite gibt die Schleife an, aus der das Feld eingekoppelt wird. Für den Fluss in der Leiterschleife 2 ergibt sich die analoge Form Φ2 = Φ22 + Φ21 = L2 · i2 + M21 · i1 .

(4.5)

In diesen Ausdrücken wurde die Flächennormale in der zweiten Leiterschleife jeweils so gewählt, dass die Gegeninduktivitäten mit positivem Vorzeichen auftreten. Wenn die Gln. (4.4) und (4.5) in die Beziehung (4.1) eingesetzt werden, die mit anderen Indizes auch für die zweite Leiterschleife gilt, erhält man die so genannten Koppelgleichungen di1 di2 di2 di1 + M12 · , uL2 = L2 · + M21 · . dt dt dt dt Sofern ein stationärer Zustand mit sinusförmigen Spannungen und Strömen vorliegt, können für die Ströme und Spannungen komplexe Zeiger I · e jωt und U · e jωt verwendet d in den Ausdruck j ω über. Die werden. Für diese Größen geht der Differenziationsterm dt beiden Koppelgleichungen nehmen damit die Form uL1 = L1 ·

U L1 = j ωL1 I 1 + j ωM12 I 2 , U L2 = j ωL2 I 2 + j ωM21 I 1

(4.6)

an. Bei mehreren, z. B. drei induktiv gekoppelten Schleifen setzt sich der Fluss in jeder Schleife aus drei Komponenten zusammen: Aus dem eigenerzeugten und den jeweils zwei eingekoppelten Anteilen. Speziell für die Anordnung in Bild 4.3 mit der zugehörigen Zählpfeilwahl lauten die Koppelgleichungen dann: U L1 = +j ωL1 I 1 − j ωM12 I 2 + j ωM13 I 3 U L2 = −j ωM21 I 1 + j ωL2 I 2 + j ωM23 I 3 U L3 = +j ωM31 I 1 + j ωM32 I 2 + j ωL3 I 3 .

(4.7)

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

105

Bild 4.3 Festlegung der Zählpfeile bei drei induktiv gekoppelten Leiterschleifen (vereinfachend nur Darstellung der magnetischen Kopplung bei Erregung der Leiterschleife 2)

Über genauere Feldbetrachtungen lässt sich beweisen, dass unter der Annahme abschnittsweise konstanter Permeabilitäten für zwei beliebige Leiterschleifen i und j der Zusammenhang Mij = Mji gilt. Für die Bestimmung der neun Koeffizienten in Gl. (4.7) sind demnach nur sechs Flussberechnungen notwendig [17]. In der bisherigen Formulierung wird von sehr dünnen Leiterschleifen ausgegangen (Voraussetzung c). Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, muss auch der Feldanteil, der die Leiter selbst durchsetzt, berücksichtigt werden. Er bewirkt einen zusätzlichen Induktivitätsanteil, die so genannte innere Induktivität. Die dafür notwendigen Feldberechnungen werden mit zunehmender Frequenz recht aufwändig, weil sich dann in den Leitern Wirbelstromeffekte ausbilden, die zu anderen Feldverteilungen führen und zusätzliche Verluste bewirken [27]. Dadurch werden die Widerstände, Induktivitäten und Gegeninduktivitäten der i-ten Leiterschleife insgesamt frequenzabhängig: Ri = Ri (ω) , Mij = Mji = Mij (ω) , Li = Li (ω) .

(4.8)

Die Widerstände setzen sich aus dem Gleichstromwiderstand und einem frequenzabhängigen Zusatzanteil zusammen. Dieser zusätzliche Widerstand wächst mit der Frequenz an. Der innere Induktivitätsanteil verkleinert sich, jedoch ist die Änderung im Vergleich zum Widerstandsanteil relativ gering [28]. Bei den Wirbelstromeffekten sind zusätzlich auch die Permeabilität µ, die elektrische Leitfähigkeit κ sowie die Ausdehnung d der leitfähigen Teile bedeutsam, in denen sich die Wirbelströme ausbilden. Für die Wirbelstromverluste Pw erhält man ein Produkt der Form Pw ∼ ω k1 · κk2 · µk3 · dk4 .

(4.9)

Abhängig von der Anordnung und der Betriebsbedingung wie Strom- oder Spannungseinprägung ergeben sich unterschiedliche Koeffizienten k1 , k2 , k3 und k4 . Meist bewegen sie sich im Intervall 0. . . 3 [17]. Bisher sind nur Schleifen betrachtet worden. In der Energieversorgung interessiert darüber hinaus auch das Verhalten von Spulen, bei denen w gleichartige Leiterschleifen bzw. Windungen bündig über- und nebeneinander liegen. Sie mögen in gleicher Weise rechtssinnig miteinander verknüpft sein, sodass der Strom in allen w Windungen auch ein Feld gleicher Richtung erzeugt. Die dadurch induzierten Leiterspannungen uLi addieren sich zu der Spulenspannung uS (Bild 4.4). Da der Strom im Unterschied zum System (4.7) in allen Windungen gleich ist, summieren sich die w Selbstinduktivitätswerte und

106

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Bild 4.4 Zuordnung von Zählpfeilen und Feldrichtung bei einer rechtssinnig gewickelten Spule

Bild 4.5 Zuordnung von Zählpfeilen und magnetischem Feld bei zwei beliebig angeordneten, induktiv gekoppelten Spulen

w · (w − 1) Gegeninduktivitätswerte zu einer Gesamtinduktivität LS . Die Spannung uS wird nicht mehr von einem Windungsfluss Φ, sondern von einem Summenfluss Ψ, dem so genannten Induktionsfluss, festgelegt. Für diese Größe gilt in Analogie zu Gl. (4.2) der Zusammenhang Ψ = LS · i, wobei im Weiteren auf den Index S verzichtet wird. Wie bei den Leiterschleifen können auch bei benachbarten Spulen Feldkopplungen bestehen. Dabei braucht jedoch nicht jede Feldlinie des Koppelfelds alle Windungen zu durchdringen (Bild 4.5). Da der verursachende Strom, im Beispiel i2 , immer derselbe ist, können wiederum alle Gegeninduktivitäten zu einem summarischen Wert zusammengezogen werden; der eingekoppelte Gesamtfluss Ψ12 ergibt sich für die Anordnung in Bild 4.5 zu Ψ12 = +M12 · i2 . Diese Erläuterungen zeigen, dass die induktiven Kopplungen bei Spulen die gleiche Form annehmen wie bei einzelnen Windungen. Herauszustellen ist, dass diese Modellgleichungen das Strom-Spannungs-Verhalten der Spulen auch bei frequenzabhängigen Größen R(ω), L(ω) und M (ω) richtig erfassen, wenn die zugehörigen Frequenzgänge aus der richtigen Feldlösung oder aus Messungen ermittelt werden. Mit der beschriebenen analytischen Formulierung kann nun auch der Einfluss von induktiven Kopplungen in stationär betriebenen Netzwerken untersucht werden. 4.1.2

Stationäre Beschreibung von Netzen mit induktiven Kopplungen

Grundsätzlich unterscheiden sich die Berechnungsverfahren von Netzen mit und ohne induktive Kopplungen nur geringfügig (R,L,C,M-Netze). Es werden an jedem Netzelement wie üblich die Zählpfeile für Strom und Spannung parallel zueinander eingeführt. Anschließend werden die Maschengleichungen aufgestellt. Bei einer manuellen Berechnung ist es zweckmäßig, nach der Auftrennmethode vorzugehen: Nach jedem Umlauf wird ein Zweig markiert, der nicht mehr durchlaufen werden darf. Bei dieser Vorgehensweise ist die lineare Unabhängigkeit der Maschengleichungen sichergestellt. Weiterhin werden die Knotenpunktgleichungen benötigt. Sie sind ebenfalls linear unabhängig, wenn ein beliebiger Knoten unberücksichtigt bleibt. Bei z Zweigen ergeben sich auf diese Weise insgesamt z Gleichungen. Die noch fehlende Verknüpfung zwischen Strom und Spannung liefern die

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

107

Wechselstromgesetze für Widerstände, Induktivitäten und Kapazitäten. Sofern induktive Kopplungen vorhanden sind, treten die Koppelgleichungen an deren Stelle. Dabei sind die für die jeweilige Frequenz gültigen Induktivitäts- bzw. Gegeninduktivitätswerte zu verwenden. Gleiches gilt für den eventuell vorgezogenen Widerstand. Nach diesem Schritt ist das Gleichungssystem mit den üblichen Methoden der linearen Algebra zu lösen. Bei dem bisher dargestellten Verfahren handelt es sich um eine manuelle Methode. Sie wird nun an einem Beispiel veranschaulicht. 4.1.2.1

Veranschaulichung der manuellen Berechnungsmethode an einem Beispiel

Ausgegangen wird von der Schaltung in Bild 4.6. Die ohmschen Widerstände werden im Weiteren als so klein oder so groß angenommen, dass sie das stationäre Netzverhalten nur in dem technisch nicht interessierenden Bereich niedriger oder höherer Frequenzen merklich beeinflussen. Sie können daher vernachlässigt werden. Solche widerstandsfreien Netze, die erheblich einfacher zu berechnen sind, werden als Reaktanznetzwerke bezeichnet. Energieversorgungsnetze mit Ausnahme von Niederspannungsnetzen weisen diese Eigenschaft üblicherweise auf. In Bild 4.6 sind an den Induktivitäten Punkte eingezeichnet, um die Richtung der magnetischen Kopplung festzulegen: Wenn der Strom jeweils bei dem Punkt in die Induktivität hineinfließt, addieren sich die magnetischen Flüsse beider Spulen gleichsinnig. In dem Beispielnetzwerk sind die Induktivitäten demnach gegensinnig gekoppelt. Mithilfe dieser Vereinbarung ergeben sich die Maschengleichungen, kombiniert mit den Wechselstromgesetzen, zu −U E1 + U L1 +

1 · I3 = 0 , j ωC

1 · I 3 + U L2 = 0 ; j ωC

die Knotenpunkt- und Koppelgleichungen lauten I1 + I2 − I3 = 0 , U L1 = j ωL1 · I 1 − j ωM · I 2 , U L2 = −j ωM · I 1 + j ωL2 · I 2 .

(4.10a)

Daraus lässt sich z. B. der Eingangsstrom zu I 1 (ω) =

1 1 1 − ω 2 /Ω21 · U E1 · · j ω L1 + L2 + 2M 1 − ω 2 /Ω22

(4.10b)

L1 + L2 + 2M (L1 L2 − M 2 ) · C

(4.10c)

mit Ω21 =

1 L2 C

und

Ω22 =

Bild 4.6 Untersuchtes Beispielnetz mit gekoppelten Induktivitäten

108

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

I 1() 2 1



Bild 4.7 Frequenzgang des Eingangsstroms I1 (ω) im Beispielnetz gemäß Bild 4.6 (3 unabhängige Energiespeicher)

ermitteln. Wie der Frequenzgang in Bild 4.7 zeigt, ist der Eingangsstrom stark frequenzabhängig. Es wechseln sich Pole und Nullstellen ab, die sich als Serien- und Parallelresonanzen deuten lassen. Die Anzahl solcher Resonanzen wird bekanntlich durch die Anzahl der unabhängigen Energiespeicher bestimmt, also durch die Anzahl der Induktivitäten und Kapazitäten, die sich frequenzunabhängig nicht weiter zusammenfassen lassen. Bei n Energiespeichern können maximal (n–1) Resonanzen auftreten. Netze mit einer Einspeisung wie in Bild 4.6 werden als Eintore bezeichnet. In Anlehnung an diesen Begriff spricht man bei Netzen mit zwei Einspeisungen von Zweitoren. Sofern noch weitere Einspeisungen vorliegen, spricht man von Mehrtoren. Solche mehrtorigen Netze lassen sich durch eine Admittanzform beschreiben. 4.1.2.2

Admittanzform von mehrtorigen Netzen

Die wesentlichen Eigenschaften eines Mehrtors kann man bereits an einem Zweitor darstellen. Das Netzwerk in Bild 4.6 geht in ein Zweitor über, wenn am Knoten 2 anstelle der Kurzschlussbrücke eine weitere Spannungsquelle angeschlossen wird. Dabei ist es zweckmäßig, die Zählpfeilrichtungen genauso wie am Tor 1 zu wählen; die Ströme werden also positiv gezählt, wenn sie in die Tore hineinfließen. Unabhängig von der Maschenzahl lässt sich das Eingangsverhalten eines Eintors durch eine Gleichung des Typs (4.10b) beschreiben. Sinngemäß sind dann für ein Zweitor zwei Gleichungen erforderlich: I 1 (ω) = Y 11 (ω) · U 1 + Y 12 (ω) · U 2 I 2 (ω) = Y 21 (ω) · U 1 + Y 22 (ω) · U 2 .

(4.11)

Zur Bestimmung des Terms Y 11 (ω) wird die Spannungsquelle U 2 = 0 gesetzt, sodass I 1 (ω) = Y 11 (ω) · U 1 + Y 12 (ω) · 0 gilt. Daraus erhält man die gesuchte Größe zu  I 1 (ω)  Y 11 (ω) = . U 1 U2 =0 Analog ergeben sich für die weiteren Koeffizienten die Ausdrücke    I 2 (ω)  I 1 (ω)  I 2 (ω)  Y 22 (ω) = , Y (ω) = , Y (ω) = . 12 21 U 2 U1 =0 U 2 U1 =0 U 1 U2 =0 Die angefügten Indizierungen kennzeichnen dabei diejenige Spannung, die gleich null zu setzen ist. Für die Größen Y 11 (ω) und Y 22 (ω) verwendet man den Begriff Eingangsadmittanz . Demgegenüber bezeichnet man die Koeffizienten Y 12 (ω) und Y 21 (ω) als Übertragungsadmittanzen, denn sie geben den Strom an, der von der Schaltung auf das jeweils kurzgeschlossene Tor übertragen wird. Für das Beispielnetz in Bild 4.6 ergibt sich die

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

109

Übertragungsadmittanz Y 12 (ω) aus den Gleichungen (4.10a) zu Y 12 (ω) = −

1 1 + ω 2 /Ω23 1 · · j ω L1 + L2 + 2M 1 − ω 2 /Ω22

mit

Ω23 =

1 . MC

Aufgrund der stets in die Tore hineingerichteten Stromzählpfeile weist sie im Unterschied zur Eingangsadmittanz ein negatives Vorzeichen auf. Eine analoge Rechnung liefert für das andere Tor denselben Wert. Diese Übereinstimmung gilt für alle passiven linearen R,L,C,M-Netzwerke [17]: Y 12 (ω) = Y 21 (ω) .

(4.12a)

Netzwerke mit dieser Eigenschaft werden reziprok genannt. Bei dem untersuchten Zweitor gilt im Fall L1 = L2 zusätzlich der Zusammenhang Y 11 (ω) = Y 22 (ω) .

(4.12b)

Zweitore, die sowohl die Bedingung (4.12a) als auch (4.12b) erfüllen, werden als symmetrisch bezeichnet. Für Netzwerke mit drei Toren ist das Klemmenverhalten völlig analog durch drei Gleichungen zu beschreiben: I 1 (ω) = Y 11 (ω) · U 1 + Y 12 (ω) · U 2 + Y 13 (ω) · U 3 I 2 (ω) = Y 21 (ω) · U 1 + Y 22 (ω) · U 2 + Y 23 (ω) · U 3 I 3 (ω) = Y 31 (ω) · U 1 + Y 32 (ω) · U 2 + Y 33 (ω) · U 3 .

(4.13a)

Größere Gleichungssysteme lassen sich übersichtlicher darstellen, wenn die Matrizenschreibweise ⎡ ⎤ ⎡ ⎤ ⎡ ⎤ I 1 (ω) Y 11 (ω) Y 12 (ω) Y 13 (ω) U1 ⎢ ⎥ ⎢ ⎥ ⎢ ⎥ (4.13b) ⎣ I 2 (ω) ⎦ = ⎣ Y 21 (ω) Y 22 (ω) Y 23 (ω) ⎦ · ⎣ U 2 ⎦ U3 I 3 (ω) Y 31 (ω) Y 32 (ω) Y 33 (ω) oder in Kurzform [I(ω)] = [Y (ω)] · [U ]

(4.13c)

benutzt wird. Die Matrix [Y (ω)] bezeichnet man als Toradmittanzmatrix . Sie ist nicht mit der im Kapitel 5 beschriebenen Knotenadmittanzmatrix zu verwechseln. Um die Koeffizienten Y ij (ω) der Toradmittanzmatrix zu bestimmen, führt man das Dreitor jeweils – wie beim Zweitor – auf ein Eintor zurück. Dazu sind dann allerdings zwei Tore kurzzuschließen. So gilt z. B. für die Übertragungsadmittanz Y 13 (ω) I 1 (ω) = Y 11 (ω) · 0 + Y 12 (ω) · 0 + Y 13 (ω) · U 3 bzw. Y 13 (ω) =

 I 1 (ω)  . U 3 U1 =U2 =0

Eine Bestimmung der weiteren Übertragungsadmittanzen Y ij (ω) würde zeigen, dass an-

110

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

stelle der Beziehung (4.12a) die allgemeinere Aussage Y ij (ω) = Y ji (ω)

mit

i = j

(4.13d)

gilt, die auch als Reziprozitätsbedingung bezeichnet wird. Wiederum analog zu den Zweitoren sind bei symmetrischen Dreitoren auch die Elemente auf der Hauptdiagonalen untereinander gleich: Y 11 (ω) = Y 22 (ω) = Y 33 (ω) .

(4.13e)

Falls weitere Symmetrien als diese in der Toradmittanzmatrix auftreten, sind im Aufbau des Dreitors zusätzliche Symmetrien vorhanden. Die dargestellten Zusammenhänge sind völlig analog auf Netzwerke mit n Toren zu verallgemeinern. Für die Berechnung von Energieversorgungsnetzen ist die bisher untersuchte Admittanzform besonders geeignet. Bei ihr stehen die eingeprägten Größen, die Spannungen, auf derselben Seite wie die Systemmatrix [Y ], sodass die gesuchten Eingangsströme ohne eine Lösung des Gleichungssystems direkt zu berechnen sind (s. Gl. (4.13)). Demgegenüber bietet die im Folgenden behandelte Impedanzform Vorteile, wenn es gilt, die Modellgleichungen der Betriebsmittel abzuleiten. 4.1.2.3

Impedanzform von mehrtorigen Netzen

In der folgenden Beziehung wird die Impedanzform für ein Netzwerk mit drei Einspeisungen angeben: ⎤ ⎡ ⎤ ⎡ ⎤ ⎡ U 1 (ω) Z 11 (ω) Z 12 (ω) Z 13 (ω) I1 ⎥ ⎢ ⎥ ⎢ ⎥ ⎢ ⎣ U 2 (ω) ⎦ = ⎣ Z 21 (ω) Z 22 (ω) Z 23 (ω) ⎦ · ⎣ I 2 ⎦ U 3 (ω)

Z 31 (ω) Z 32 (ω) Z 33 (ω)

I3

bzw. [U (ω)] = [Z(ω)] · [I] . Als ein Beispiel dafür sei die induktive Kopplung dreier Leiterschleifen angeführt (s. Gl. (4.7)). Daraus lässt sich zugleich veranschaulichen, dass für das Strom-Spannungs-Verhalten an den Klemmen die internen magnetischen bzw. elektrischen Felder maßgebend sind. Diese lassen sich leichter ermitteln, wenn die Ströme als eingeprägt anzusehen sind. Der Grund dafür ist, dass die Modellierung der Betriebsmittel mit den Maxwellschen Gleichungen erfolgt, bei denen die Ladungen und Ströme als Quelle der Felder betrachtet werden. Die auf diesem Wege erhaltene Torimpedanzmatrix [Z(ω)] weist die gleichen Eigenschaften auf wie die Toradmittanzmatrix [Y (ω)]. Beide Matrizen können durch eine Inversion ineinander übergeführt werden; die dargestellte Spiegelsymmetrie zur Hauptdiagonalen bleibt dabei erhalten: Z ij (ω) = Z ji (ω)

mit

i = j .

Im Rahmen der weiteren Modellbeschreibung wird in einem anschließenden Schritt der Torimpedanz- bzw. Toradmittanzform ein Ersatzschaltbild aus R,L,C,M-Elementen zugeordnet. Dabei können sich durchaus negative Netzelemente – wie z. B. negative Induktivitäten – ergeben. Dadurch wird jedoch nicht die Beschreibung des Strom-SpannungsVerhaltens an den Klemmen eingeschränkt.

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

111

Sofern die Impedanzform aus zeitunabhängigen elektrostatischen oder magnetischen Feldverhältnissen errechnet wird, ergeben sich frequenzunabhängige Induktivitäten und Kapazitäten. Dafür lässt sich relativ einfach ein Ersatzschaltbild formulieren. Falls jedoch Wirbelstromeffekte mit in die Feldberechnungen einbezogen werden, sind für diesen Schritt die systematischen Methoden der Netzwerksynthese erforderlich [29], [30]. Wenn die Impedanzform für Drehstrombetriebsmittel abgeleitet wird, ergeben sich Ausdrücke, die sich aus diagonalsymmetrischen 3×3-Blöcken zusammensetzen. Handelt es sich an den Eingängen um symmetrische Drehströme (Bild 4.8), können diese 3×3-Blöcke in eine Diagonalform umgewandelt werden. Jeder der drei Leiter wird dann durch ein Gleichungssystem beschrieben, das nicht mehr mit den anderen Leitern gekoppelt ist. Bei der Kenntnis eines Stroms sind die anderen beiden ebenfalls bekannt. Es genügt daher, der Impedanzform eines Leiters ein Ersatzschaltbild zuzuordnen. Die bisherigen Erläuterungen zeigen zugleich, dass ein solcher Schritt jedoch nur möglich ist, wenn die Betriebsmittel symmetrisch aufgebaut und symmetrisch betrieben werden. In Bild 4.8 ist diese Aussage noch einmal veranschaulicht. Falls ein umfassenderes Drehstromnetz wie ein in sich zusammenhängendes Betriebsmittel aufgefasst wird, kann dieses unter den gleichen Bedingungen ebenfalls einphasig dargestellt werden. Diese Eigenschaft der Drehstromnetze ist allerdings auch schon im Abschnitt 3.1 auf einem anderen Weg abgeleitet worden. Darüber hinaus können die einphasigen Ersatzschaltbilder auch bei Ausgleichsvorgängen angewendet werden, wenn eine Schaltmaßnahme in allen drei Leitern zum gleichen Zeitpunkt erfolgt. Die dadurch verursachte Zustandsänderung ist dann ebenfalls symmetrisch, wenn auch die angegebenen Anfangsbedingungen aus einem vorhergehenden symmetrischen Betriebszustand ermittelt worden sind (s. Abschnitt 10.4). Bei Abschaltungen sind dabei zusätzlich Stromabrisse zu berücksichtigen [31]. Auf die Berechnung von Ausgleichsvorgängen wird im Folgenden näher eingegangen.

Bild 4.8 Festlegung der Zählpfeile bei Drehstromeingängen und ihre Reduktion auf Mehrtore bei Symmetrie

112

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

4.1.3

Ausgleichsvorgänge in Netzen

Obwohl die bisher beschriebenen Ersatzschaltbilder bei der Dimensionierung von Netzen im Wesentlichen stationär durchgerechnet werden, sind für einige spezielle Probleme auch Kenntnisse über transiente Vorgänge (Ausgleichsvorgänge) in Netzen notwendig. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Berechnung solcher Einschwingvorgänge, die nach plötzlichen Zustandsänderungen im Netz auftreten, ist die Laplace-Transformation [32], [33]. Weitere Ausführungen zu transienten Vorgängen erfolgen in den Abschnitten 4.5.4, 4.12, 7.6 und 10.4 sowie in Kapitel 11. 4.1.3.1

Anwendung der Laplace-Transformation

Die Laplace-Transformation lehnt sich eng an die bereits beschriebene stationäre Methodik an. So ist anstelle der Frequenz j ω die komplexe Größe p zu wählen; die unbekannten Spannungen und Ströme lauten dann U (p) und I(p). Für die Spannungsabfälle an den Netzelementen werden die in der Tabelle 4.1 angegebenen Ausdrücke verwendet. Tabelle 4.1 Spannungsabfälle eines R,L,C,M-Netzwerks im Zeitbereich, in der komplexen Ebene (stationär) und im Laplace-Bereich

Zeitbereich di1 (t) uL (t) = L · dt

Stationär

Laplace-Bereich

U L = j ωL · I 1

UL (p) = pL · I1 (p) − L · I10

di2 (t) dt  1 uC (t) = · iC (t)dt + UC0 C

U M = j ωM · I 2

UM (p) = pM · I2 (p) − M · I20

uR (t) = R · i(t)

UR = R · I

uM (t) = M ·

UC =

1 · IC j ωC

UC (p) =

1 UC0 · IC (p) + pC p

UR (p) = R · I(p)

Die mit Null indizierten Größen stellen dabei die Anfangsbedingungen dar, also die Ströme und Spannungen, die unmittelbar vor dem Schaltaugenblick an den Netzelementen auftreten. Mit den Beziehungen gemäß Tabelle 4.1 werden nun entsprechend den festgelegten Zählpfeilen die Maschen-, Knotenpunkt- und induktiven Koppelgleichungen aufgestellt. Für das Beispiel in Bild 4.6 lauten sie: Maschengleichungen: − UE1 (p) + UL1 (p) +

1 UC0 · I3 (p) + =0 pC p

1 UC0 · I3 (p) + + UL2 (p) = 0 pC p Induktive Koppelgleichungen: UL1 (p) = L1 · (pI1 (p) − I10 ) − M · (pI2 (p) − I20 ) UL2 (p) = −M · (pI1 (p) − I10 ) + L2 · (pI2 (p) − I20 ) .

(4.14a)

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

113

Aus diesen Gleichungen werden nun die interessierenden Ströme bzw. Spannungen berechnet, wobei die Größe p als konstanter Parameter anzusehen ist. Das Gleichungssystem ist dann linear. So ergibt sich für den Strom I1 (p) der Ausdruck I1 (p) =

(p2 + Ω21 ) (p2 + Ω24 ) + I10 · 2 2 p(p + Ω2 ) p(p2 + Ω22 ) (L2 + M ) 1 · I20 · − (L1 L2 − M 2 )C p(p2 + Ω22 ) (L2 + M ) 1 − · UC0 · 2 2 (L1 L2 − M ) (p + Ω22 )

UE1 (p) Ω21 (L1 L2 − M 2 )C

·

(4.14b)

mit Ω21 =

1 L1 + L2 + 2M L1 + M , Ω22 = , Ω24 = . 2 L2 C (L1 L2 − M )C (L1 L2 − M 2 )C

In dieser Beziehung ist die Speisespannung UE1 (p) noch nicht festgelegt. Für die technisch wichtigsten Zeitverläufe einer Spannung sind die zugehörigen Laplace-Transformierten in der Tabelle 4.2 dargestellt. Weitere Angaben sind dem Anhang zu entnehmen. Tabelle 4.2 Korrespondenzen für wichtige Anregefunktionen im Zeitbereich

sin ωn t

Stationärer Ausdruck   Im e jωn t

Laplace-Transformierte für geschaltete Zeitfunktion ωn p2 + ωn2

cos ωn t

  Re e jωn t

p p2 + ωn2

Zeitfunktion

Rechteckimpuls U0

6 T

-

U0 · (1 − e−T ·p ) p

t

Unter der Voraussetzung einer sinusförmigen, zum Zeitpunkt t = 0 eingeschalteten Speisespannung lässt sich die Gl. (4.14b) mit N1 (p) = (p2 + Ω22 ) und N2 (p) = (p2 + ωn2 ) umschreiben in   1 p2 /Ω21 ωn ˆ · UE1 · + I1 (p) = (L1 L2 − M 2 )C pN1 (p)N2 (p) pN1 (p)N2 (p)   p2 Ω24 I10 (4.14c) · + + (L1 L2 − M 2 )C pN1 (p) pN1 (p) I20 L2 + M 1 L2 + M · − . · UC0 · − (L1 L2 − M 2 )C pN1 (p) L1 L2 − M 2 N1 (p) Üblicherweise muss man die Nullstellen des Nennerpolynoms N1 (p) bestimmen und die gebrochen rationale Funktion I1 (p) in solche Partialbrüche zerlegen, die einer Tabelle zu entnehmen sind [32], [33]. Diesen Termen kann dann eine Zeitfunktion zugeordnet werden. Für die Ausdrücke in der Beziehung (4.14c) kann jedoch mit den im Anhang aufgeführten Korrespondenzen direkt – ohne Nullstellenbestimmung sowie Partialbruchzerlegung – die

114

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Zeitfunktion angegeben werden. Im Einzelnen lautet sie stationäre Lösung    ˆE1 U 1 1 − ωn2 /Ω21 ˆ 1 · · U · cos ω t + i1 (t) = − · E1 n ω L1 + L2 + 2M 1 − ωn2 /Ω22 ωn · (L1 + L2 + 2M ) 2 2 ωn · (1 − Ω1 /Ω2 ) ˆE1 · cos Ω2 t ·U − 2 Ω1 · (L1 + L2 + 2M ) · (1 − ωn2 /Ω22 )    (4.14d) L1 + M L2 + M + · cos Ω2 t + I10 · L1 + L2 + 2M L1 + L2 + 2M L2 + M · (1 − cos Ω2 t) − I10 · L1 + L2 + 2M  L2 + M − UC0 · · sin Ω t . 2 (L1 L2 − M 2 ) · Ω2 Aus dieser Lösung ist ein genereller Zusammenhang abzulesen. Der nach der Schaltmaßnahme auftretende Strom setzt sich aus der stationären Lösung (s. Gl. (4.10)) und zusätzlichen Ausgleichsanteilen zusammen. Bei den vorausgesetzten Reaktanznetzwerken treten sie in Form von sinus- und kosinusförmigen Schwingungen auf, den so genannten Eigenschwingungen. Zusätzlich kann sich noch ein Gleichglied ausbilden, das sich in diesem Beispiel aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Die Frequenzen der Eigenschwingungen werden als Eigenfrequenzen bezeichnet, ihre Gesamtheit als Spektrum. 4.1.3.2

Erläuterungen zu Eigenfrequenzspektren

Eigenfrequenzspektren stellen eine Systemeigenschaft einer Anlage dar und sind, wie auch die Beziehung (4.14d) zeigt, unabhängig vom Einschaltaugenblick. Diese Aussage gilt jedoch nicht für die Amplituden der zugehörigen Eigenschwingungen, weil die Amplituden sehr stark von den Anfangsbedingungen und damit von der Vorgeschichte abhängen. Die Zeitdauer, in der die Eigenschwingungen anstehen, wird von den Wirkverlusten des Netzwerks bestimmt. Bei einer Berücksichtigung der tatsächlich auftretenden Wirkverluste im Ersatzschaltbild würde sich zeigen, dass die Eigenschwingungen üblicherweise bereits nach wenigen Netzperioden abgedämpft sind; der Gleichstrom kann dagegen länger anstehen – in extremen Fällen bis zu einigen Zehntelsekunden (s. Abschnitt 4.4.4.3). Bekanntlich werden die Wirkverluste von den ohmschen Widerständen, von den Wirbelströmen und bei der Anwesenheit eiserner Konstruktionsteile von Hystereseeffekten verursacht. Bei höheren Eigenfrequenzen beeinflussen zusätzlich die dielektrischen Verluste (Polarisation) die Dämpfung. Grundsätzlich gilt, dass innerhalb eines Spektrums die Eigenschwingungen mit den höheren Eigenfrequenzen wesentlich ausgeprägter abgedämpft werden als die niedrigeren. So weiß man, dass z. B. Eigenfrequenzen über 2 kHz in Netzen aufgrund der dann bereits beachtlichen Dämpfung durch Wirbelströme keine Gefahr darstellen. Bei Eigenfrequenzen innerhalb von Betriebsmitteln (s. Abschnitt 4.2) liegt diese Grenze dagegen durchaus sehr viel höher. Für viele technische Fragestellungen ist es demnach ausreichend, die Lage des Eigenfrequenzspektrums zu kennen. Eine Aussage darüber liefert auch schon die stationäre Lösung bzw. der Frequenzgang, der sich nach der Zustandsänderung einstellt.

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen

115

Um diese Verknüpfung zu verstehen, sei das Reaktanznetzwerk in Bild 4.6 nochmals für den Fall betrachtet, dass beim Einschalten alle Anfangsbedingungen null sind. Ein Vergleich mit dem stationären Ansatz (4.10a) zeigt, dass die Umläufe in der Laplace- und der komplexen Ebene sehr ähnlich sind. Dies äußert sich u. a. darin, dass die Nennerpolynome der Laplace-Transformierten und der stationären Beziehung die gleichen Nullstellen und damit die gleichen Eigenfrequenzen aufweisen. Im Frequenzgang sind die Eigenfrequenzen anhand der Polstellen erkennbar. Ihre Anzahl hängt gemäß Abschnitt 4.1.1 von der Anzahl der unabhängigen Energiespeicher bzw. der Zweige ab. Sofern bei ω = 0 ein Pol auftritt, wird dadurch ein Gleichglied als Ausgleichskomponente gekennzeichnet. Der beschriebene Zusammenhang gilt exakt nur für Reaktanznetze bzw. L,C,M-Netze. Während Mittel-, Hoch- und Höchstspannungsnetze als Reaktanznetzwerke angesehen werden können, ist eine solche Aussage für Niederspannungsnetze nur eingeschränkt zu treffen. Bei Anlagen mit ausgeprägtem ohmschen Anteil – auch als R,L,C,M-Netze bezeichnet – wird der Verlauf des Frequenzgangs nämlich zunehmend durch den ohmschen Anteil beeinflusst, der eine Dämpfung bewirkt. Dadurch sind die Polstellen im Frequenzgang nicht mehr klar erkennbar, denn sie werden mit zunehmendem Wirkwiderstand unschärfer. Falls nicht nur die Lage der Eigenfrequenzen, sondern darüber hinaus auch deren Dämpfung von Interesse ist, liefert die Knotenadmittanzmatrix des Netzes noch genauere Berechnungsmöglichkeiten (s. Abschnitt 5.7.4). Für manche Problemstellungen interessieren über das Eigenfrequenzspektrum hinaus die Amplituden der Ausgleichskomponenten. Eine genauere Analyse würde zeigen, dass ein ausgeprägter Ausgleichsvorgang zu erwarten ist, wenn sich die stationären Spannungen bzw. Ströme vor und nach der Schaltmaßnahme stark unterscheiden. Die tatsächliche Höhe einer solchen Zustandsänderung hängt dabei allerdings noch vom Schaltaugenblick und der Phasenverschiebung der stationären Größen ab. Dabei wird zusätzlich vorausgesetzt, dass diese Zustandsänderung durch eine Schaltmaßnahme schlagartig auftritt. Wenn sich dagegen der Zustand verteilt über einen Zeitbereich ändert, sind die transienten Reaktionen schwächer. Man kann einen solchen Vorgang als eine Folge mehrerer kleinerer, zeitlich verschobener, schlagartiger Zustandsänderungen auffassen, deren Reaktionen sich dementsprechend ebenfalls zeitlich verschoben überlagern. Eine einmalige Zustandsänderung erregt jeweils das gesamte Eigenfrequenzspektrum der Anlage, wobei generell gilt, dass die unteren Eigenfrequenzen höhere Amplituden aufweisen als die oberen. Resonanzeffekte können zu lokalen Verschiebungen führen. Bei einer kurzzeitigen Erregung mit Impulsen der Breite T werden dagegen vor allem die hohen Eigenfrequenzen eines Spektrums mit Ω > 1/T angeregt. Die Anzahl der Eigenfrequenzen richtet sich nach der Anzahl der unabhängigen Energiespeicher. Bei Betriebsmitteln wie Umspannern, Wandlern oder Generatoren stellen die vielen darin vorhandenen Windungen jeweils solche Energiespeicher dar. Dementsprechend tritt dort häufig ein breites Spektrum mit vielen Eigenfrequenzen auf. Für Hochspannungstransformatoren gilt ganz grob eine Bandbreite von 15 kHz bis einigen MHz, wobei das Spektrum annähernd gleichmäßig belegt ist. Eine Anregung mit einem kurzen Impuls von einigen Mikrosekunden führt dazu, dass die vergleichsweise niederfrequenten Eigenschwingungen im Bereich bis ca. 100 kHz stets ausgeblendet werden, sodass insgesamt nur eine hochfrequente Beanspruchung bestehen bleibt. Die bisher betrachteten Reaktanznetzwerke erfassen das Zusammenspiel zwischen Induktivitäten und Kapazitäten, jedoch nicht das Abklingverhalten der Eigenschwingungen und des Gleichstroms. In der Energieversorgung interessiert nun für die Planung von

116

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Netzen auch der Abklingvorgang solcher transienten Reaktionen. Prinzipiell müsste man dann die komplizierteren R,L,C,M-Netzwerke durchrechnen. Speziell für die Zustandsänderung dreipoliger Kurzschluss“ (s. Kapitel 6) darf man jedoch bei diesen Netzen die ” Kapazitäten vernachlässigen. Begründen lässt sich diese Schaltungsvereinfachung mit der Zustandsänderung zwischen den stationären Verhältnissen vor und nach dem dreipoligen Kurzschluss. Die Ströme und Spannungen an den Widerständen und Induktivitäten werden aufgrund des hohen Kurzschlussstroms sehr viel größer, an den Kapazitäten dagegen sogar kleiner. Die Kapazitäten prägen daher nicht den Einschwingvorgang. In den einfacheren R,L,M-Netzen treten anstelle der Eigenschwingungen und eines Gleichstroms verschiedene abklingende Gleichglieder auf, die unterschiedliche Zeitkonstanten besitzen. Diese Stromanteile werden auch als aperiodische Komponenten bezeichnet. Ihre Anzahl hängt wie die der Eigenschwingungen von der Zahl der unabhängigen Energiespeicher ab. Ein Maß dafür ist wiederum die Zahl der Zweige mit unterschiedlichen R,L-Werten. In Kapitel 6 wird gezeigt, dass man das Einschwingverhalten solcher Netzwerke noch weitgehender als bei den L,C,M-Netzen aus der stationären Lösung heraus kennzeichnen kann. In dieser Eigenschaft besteht der wesentliche Anreiz für die vorgenommene Vereinfachung. Bei den bisherigen Betrachtungen ist stets vorausgesetzt worden, dass sich die Größen R, L, M stromunabhängig verhalten, da die Permeabilität als abschnittsweise konstant angesehen wird. Diese Bedingung gilt bei den später entwickelten Modellen immer nur in gewissen Grenzen. Im Weiteren werden die tatsächlichen Verhältnisse einer induktiven Anordnung mit Eisenkreis erläutert. 4.1.4

Nichtlineare Induktivitäten

Stromabhängige Induktivitäten und Gegeninduktivitäten werden in der Energietechnik häufig durch weichmagnetische Eisenbleche verursacht, die u. a. in Transformatoren und Generatoren verwendet werden. In diesen Werkstoffen prägen Sättigungserscheinungen und Ummagnetisierungsverluste das Ψ(i)-Verhalten, das für den speziellen Fall einer stationären, symmetrischen Wechselstromanregung durch eine Hystereseschleife beschrieben werden kann [17]. Dabei ergibt sich abhängig von der Größe der eingeprägten Spannung jeweils eine andere Schleife. Die Umkehrpunkte aller symmetrischen Hystereseschleifen legen die Kommutierungskurve fest, für die auch der Begriff Magnetisierungskennlinie verwendet wird. Diese Kurve kennzeichnet demnach die Schleifenaussteuerung und somit auch die Stromamplituden im stationären Betrieb. Für langsame transiente Vorgänge, so genannte statische Magnetisierungsvorgänge, ergeben sich kompliziertere Zusammenhänge. Sie werden an einer Induktivität erläutert, die mit einem eingeprägten oberschwingungsbehafteten Strom gespeist wird. Unmittelbar nach dem Einschalten wird zunächst die Neukurve durchlaufen, falls das Eisen vorher mit den dafür entwickelten Methoden entmagnetisiert worden ist [34]. Diese Kennlinie, die weitgehend mit der Kommutierungskurve übereinstimmt, wird jedoch bereits nach dem ersten Vorzeichenwechsel des Stromanstiegs verlassen – im Bild 4.9a am Verzweigungspunkt 1. Für das sich anschließende Ψ(i)-Verhalten ist dann eine neue Abwärtstrajektorie maßgebend. Bei einem nochmaligen Vorzeichenwechsel des Stroms (Punkt 2) wird der Magnetisierungsvorgang wiederum durch eine neue Aufwärtskennlinie beschrieben. Sie endet näherungsweise im vorhergehenden Verzweigungspunkt, in diesem Fall dem Punkt 1.

4.1 Berechnung von Netzwerken mit induktiven Kopplungen a)

B~ 

i

1

3 2;4 Neukurve 6 5;7 0;9 8 H~i

117

1 3 9

6

0 2

4 5

7

t 8

b) i ^ I 400 300 200 100 0 -100 0

0,2

0,4

0,6

0,8

s

1,0

t

Bild 4.9 Beispiel für das Magnetisierungsverhalten nichtlinearer Induktivitäten a) B(H)-Eingangsverhalten einer Spule mit weichmagnetischem Kern bei Einprägung des dargestellten niederfrequenten Stroms i(t) 1, 2, 3, 5, 6, 8: Umkehrpunkte gestrichelt: Trajektorienverlauf bei einer Aussteuerung über den Umkehrpunkt hinaus b) Verlauf eines Rushstroms nach dem Einschalten eines leerlaufenden 220-kV-Transformators (Iˆr = 260 A, Iµ = 0,002 · Ir )

Im Punkt 3 erfolgt ein erneuter Vorzeichenwechsel; der nicht mehr durchlaufene Trajektorienteil ist zur Verdeutlichung gestrichelt dargestellt. Die anschließend verwendete Abwärtstrajektorie geht am Punkt 4, der näherungsweise mit Punkt 2 übereinstimmt, wieder in die alte, vom Punkt 1 kommende Abwärtstrajektorie über. Der weitere Ψ(i)Verlauf erfolgt praktisch genauso, als ob die Unterschleife 2–3–4 überhaupt nicht aufgetreten wäre. Dieses Verhalten zeigt sich in gleicher Weise bei der darauf folgenden Unterschleife 5–6–7. Nach dem Verzweigungspunkt 8 erreicht die zugehörige Aufwärtstrajektorie im Endpunkt 9 schließlich wieder den Nullpunkt, in dem der gesamte Verlauf begonnen hat. Bei einem weiteren Anstieg des eingeprägten Stroms würde die Trajektorie 8–9 auf dem gestrichelt dargestellten Verlauf bis zum Punkt 1 fortgesetzt werden, wo sie dann in die Neukurve übergehen würde. Im Anfangsbereich wird also nicht noch einmal die Neukurve durchlaufen, obwohl wieder vom Nullpunkt mit i = 0 und Ψ = 0 bzw. H = 0 und B = 0 ausgegangen wird. Dieses Verhalten zeigt, dass der magnetische Anfangszustand von Eisenblechen beim Einschalten nicht allein durch den Startpunkt zu beschreiben ist. Eine solche Aussage gilt sogar, wenn kein RemanenzflussΨrem vorhanden ist, also im Nullpunkt gestartet wird. Es muss vielmehr die gesamte Vorgeschichte berücksichtigt werden, wobei vollständig geschlossene Unterschleifen unbeachtet bleiben können. Lediglich nach einem Entmagnetisierungsvorgang ist die Information über vorangegangene Magnetisierungsverläufe gelöscht, sodass wieder die Neukurve durchlaufen wird.

118

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Insgesamt ergibt sich, dass der Zusammenhang B = µ(i) · H

bzw.

Ψ = L(µ(i)) · i

(4.15)

ein stark stromabhängiges Verhalten aufweist. Eine Besonderheit tritt jedoch unmittelbar nach einem Umkehrpunkt auf. Dann ist die Anfangssteigung der neuen Trajektorie, die auch als reversible Permeabilität µrev bezeichnet wird, nur von B bzw. Ψ, nicht jedoch von H bzw. i abhängig [17]. Aus dem Beispiel in Bild 4.9a ist weiterhin zu ersehen, dass sich höherfrequente Stromanteile wie Oberschwingungen in Form von kleineren Unterschleifen im Kennlinienverlauf bemerkbar machen (z. B. Schleife 2–3–4). Aus dem Kennlinienverlauf selbst sind dagegen die Spannungsabfälle dΨ/dt nicht abzulesen, die durch die Stromeinprägung verursacht werden. Sie sind immer dann hoch, wenn ein Kennlinienteil steil ansteigt und der dadurch bedingte große ∆Ψ(i)-Wert von dem Strom zugleich in kurzer Zeit ∆t durchfahren wird. Die Ermittlung der jeweils gültigen Kennlinien ist u. a. [35] und [36] zu entnehmen. An Induktivitäten mit Eisenkernen können Zustandsänderungen im Wesentlichen zwei transiente Effekte hervorrufen, die in der Praxis möglichst zu vermeiden sind. Bei dem einen handelt es sich um den Einschaltstoßstrom, der auch als Rushstrom oder kurz als Rush bezeichnet wird. Er kann ausgelöst werden, wenn ein unbelasteter Transformator an die Netzspannung gelegt wird. Aus dem vorhergehenden Betrieb möge im Kern noch ein Remanenzfluss Ψrem vorhanden sein, sodass im Augenblick des Zuschaltens die Anfangsbedingung Ψ(t = 0) = Ψrem gilt. Weiterhin möge die Zuschaltung im Nulldurchgang der Netzspannung erfolgen. Mit dem Induktionsgesetz dΨ/dt = U0 · sin ωt erhält man für den Flussverlauf im Kern Ψ(t) = −U0 /ω · cos ωt + Ψ0 . Die unbekannte Integrationskonstante Ψ0 ermittelt sich mithilfe der Anfangsbedingung für t = 0 aus der Beziehung Ψrem = −U0 /ω · 1 + Ψ0 . Für den Flussverlauf resultiert damit der Zusammenhang Ψ(t) = −U0 /ω · cos ωt + (Ψrem + U0 /ω) . In der weiteren Halbperiode steigt der Fluss auf den Wert (2 U0 /ω + Ψrem ) und steuert damit das Kennlinienfeld bis tief in die Sättigung aus. Der Strom nimmt während dieses Intervalls sehr hohe Werte an, klingt jedoch infolge der Hystereseverluste auf den stationären Wert von einigen Ampere ab (Bild 4.9b). Sofern die Zuschaltung zu einem anderen Zeitpunkt auftritt oder der Remanenzfluss einen günstigeren Wert aufweist, erreicht der Einschaltstrom nur geringere Werte. Bei Leistungstransformatoren treten durch die Blechung des Eisenkerns Stoßfugen auf. Sie scheren die Magnetisierungskennlinie und senken den Remanenzfluss Ψrem ab. Dadurch ist der Rushstrom in der Praxis beherrschbar.

4.2 Leistungstransformatoren

119

Neben dem Rushstrom können Induktivitäten mit einem Eisenkern, insbesondere induktive Wandler, Ferroresonanzeffekte verursachen. Sie äußern sich z. B. in hohen Überspannungen, verbunden mit steilen Stromspitzen, aber auch in großen Strömen, deren Frequenz einige hundert Hertz nicht übersteigt. Genauere Ausführungen folgen dazu in Abschnitt 11.3. Im Eisenkern bewirken steile Stromspitzen Wirbelströme. Die dadurch verursachten Verluste bauchen die durchfahrenen Schleifen wiederum weiter aus. Eine rechnerische Behandlung der dann gültigen Kennlinien ist bisher nur ansatzweise vorhanden. Trotz dieser ausgeprägten nichtlinearen Effekte ist es möglich, das Betriebs- und Kurzschlussverhalten der technisch wichtigen Leistungstransformatoren durch lineare Ersatzschaltbilder zu beschreiben.

4.2

Leistungstransformatoren

Für Leistungstransformatoren, auch als Umspanner bezeichnet, besteht die wesentliche Aufgabe darin, die Spannung so umzuformen, dass die elektrische Leistung möglichst günstig transportiert oder verteilt werden kann. Innerhalb des Transformators erfolgt die Umwandlung mit sehr geringen Verlusten; bei großen Einheiten ab ca. 200 MVA liegt der Wirkungsgrad etwa bei 99,5 %. Prinzipiell bestehen die Umspanner aus mindestens zwei Wicklungen, die über einen Eisenkern magnetisch gekoppelt sind. Dabei versteht man unter einer Wicklung die Gesamtheit aller Windungen, die einem der elektrischen Kreise angehören. Sofern zwei Wicklungen vorliegen, zwischen denen keine galvanische Verbindung besteht, wird diese Anordnung als Transformator mit getrennten Wicklungen oder als Volltransformator bezeichnet. Im Unterschied dazu wird für Umspanner der Ausdruck Spartransformator verwendet, wenn mindestens zwei Wicklungen einen gemeinsamen Teil aufweisen. Bei Volltransformatoren richtet sich die Anzahl der Wicklungen stets nach den Netzebenen, die zu verbinden sind. Am häufigsten werden Zweiwicklungs- und Dreiwicklungsausführungen eingesetzt. Ihre Schaltzeichen sind Bild 4.10 zu entnehmen [18]. Je nach der Gestaltung des Netzes handelt es sich dabei um ein- oder dreiphasige Bauarten. Die Ersatzschaltbilder dreiphasiger Umspanner sowie deren Einbindung in die Netzberechnung lassen sich am einfachsten verstehen, indem zunächst einphasige Leistungstransformatoren betrachtet werden. 4.2.1

Einphasige Zweiwicklungstransformatoren

Einphasige Zweiwicklungstransformatoren werden in Deutschland überwiegend in Bahnnetzen verwendet. Im Folgenden wird der Aufbau dieser Leistungstransformatoren beschrieben und anschließend auf das Ersatzschaltbild eingegangen.

Bild 4.10 Schaltzeichen für Leistungstransformatoren

120 4.2.1.1

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente Aufbau, Eigenfrequenzspektren und transientes Verhalten von einphasigen Zweiwicklungstransformatoren

Bild 4.11a zeigt einen einphasigen Zweiwicklungstransformator, dessen aktives Bauteil in Bild 4.11b schematisch dargestellt ist. Seine wesentlichen Komponenten bestehen aus dem Eisenkern, den beiden Wicklungen und der Feststoffisolierung. Der gesamte Aktivteil befindet sich wiederum in einem Kessel aus Stahlblech, der bei Öltransformatoren mit Öl gefüllt ist. Weitere Einzelheiten zum Aufbau werden im Folgenden erläutert. Aufbau von Leistungstransformatoren Die waagrechten Segmente eines Eisenkerns werden als Joche, die senkrechten als Schenkel bezeichnet. Der mittlere Schenkel, auch Hauptschenkel genannt, führt den gesamten Fluss, der sich dann über die beiden Rückschlüsse schließt. Die zugehörigen Schenkel – als Rückschlussschenkel bezeichnet – führen jeweils nur den halben Fluss. Dementsprechend ist auch die Querschnittsfläche etwa nur halb so groß wie beim Hauptschenkel. Um diesen sind die beiden Wicklungen konzentrisch angeordnet, die zusammen mit der Feststoffisolierung die beiden Fenster im Eisenkern ausfüllen. Die Feststoffisolierung besteht aus a)

b)

c) Anschlusskontakt Druckring

Kopfgehäuse

Schirmring

Schauglas

Winkelring

Zentralrohr

Lagenwicklung

US OS

Scheibenspulenwicklung

Kondensatorwickel Porzellanüberwurf Flansch

Isolierbarriere geerdeter Eisenkern

Bild 4.11 Darstellung eines einphasigen Zweiwicklungstransformators a) Aufbau (Aktivteil ohne Kessel) b) Schnittbild des Aktivteils c) Kondensatordurchführung

Kondensatorwickel

4.2 Leistungstransformatoren

121

Formteilen und Barrieren, die durch dazwischen liegende Distanzleisten fixiert werden. Als Werkstoff wird eine spezielle Zellulose, das Transformerboard, verwendet. Vom Öl und dem Transformerboard werden die Wicklungen, die an ihren oberen Windungen ein hohes Spannungspotenzial aufweisen, gegen den geerdeten Eisenkern und den geerdeten Kessel isoliert. Die Feststoffisolierung verhindert zum einen die gefürchteten Faserbrückendurchschläge und erhöht zum anderen merklich das Isoliervermögen des Transformators im Bereich sehr kurzzeitiger Überspannungen (s. Abschnitt 4.12). Die gesamte Isolierung muss so gestaltet sein, dass auch bei extremen Beanspruchungen – wie z. B. durch die Prüfspannungen im Prüffeld – die elektrische Feldstärke im Kesselraum nicht die Durchbruchfeldstärke Ed des jeweiligen Isolierstoffs erreicht. Anderenfalls entstehen in solchen überbeanspruchten Zonen Teilentladungen, die den Isolierstoff zerstören und Durchschläge einleiten können. Ein in diesem Sinne gefährdeter Bereich sind die Wicklungsenden, die auf hohem Spannungspotenzial liegen. Abhilfe wird durch Schirmringe erreicht. Sie bestehen aus Pressspan, verkleidet mit einer leitfähigen Folie. Das elektrische Feld verteilt sich über eine größere Fläche und wird dadurch schwächer. Eine umfassendere Darstellung der Isolationsgestaltung ist [37] zu entnehmen. Die oberen Windungen jeder Wicklung sind mit einer Durchführung verbunden. Sie führt“ das hohe Spannungspotenzial auf kleinem Raum durch den geerdeten Kessel ” nach außen. Im Hoch- und Höchstspannungsbereich werden die in Bild 4.11c dargestellten Kondensatordurchführungen eingesetzt. Ihre Isolierung besteht aus epoxidharzgetränktem Papier, das den Leiter umhüllt. In diesen Wickel sind eine Vielzahl von konzentrisch angeordneten, metallenen Schirmen eingearbeitet; sie stellen die Flächen von Zylinderkondensatoren dar, die in Serie geschaltet sind. Als Metall bilden sie Äquipotenzialflächen im elektrischen Feld und steuern damit den elektrischen Feldverlauf. Die Steuerung des Felds wird so vorgenommen, dass die zulässige elektrische Feldstärke Ed in der Isolierung nicht überschritten wird. Außerhalb des Kessels wird der Wickel von einem mit Öl gefüllten Porzellanüberwurf geschützt, der wiederum mit einem Kopfgehäuse aus Stahl abgeschlossen ist. Dessen Anschlusskontakt wird über Leiterseile mit dem nachfolgenden Betriebsmittel verbunden [37]. Neben der Gestaltung der Isolierung ist bei Transformatoren auch die Gestaltung der Wicklung von großer Bedeutung. Bei Öltransformatoren sind die Unterspannungswicklungen (US) bis ca. 30 kV meist als Lagenwicklung ausgeführt. Für höhere Bemessungsspannungen wird üblicherweise eine Scheibenspulenausführung gewählt. Diese Bauart wird überwiegend für Oberspannungswicklungen (OS) eingesetzt. Sie liegen fast immer außen, da sich so die Isolierung einfacher gestaltet. Bei der Scheibenspulenführung werden jeweils 8. . . 12 Windungen zu Scheiben geformt. Diese werden elektrisch in Reihe geschaltet und übereinander gelegt, wobei durch Distanzleisten ein mit Öl gefüllter Zwischenraum von ca. 0,5 cm Höhe entsteht. Sowohl die Lagen- als auch die Scheibenspulenwicklungen werden durch Druckringe zusammengepresst, die oben und unten vertikale Presskräfte bewirken. Diese senkrecht gerichteten Kräfte müssen deutlich größer als die entgegengesetzt wirkenden Vertikalkomponenten FLo und FLu der Stromkräfte sein. Sie werden auch als Schubkräfte bezeichnet und von den stromdurchflossenen Windungen im Zusammenwirken mit den jeweils dort auftretenden Streufeldern erzeugt. Die resultierende Kraft aus den vertikalen Komponenten muss so groß sein, dass zwischen den einzelnen Scheibenspulen bzw. Distanzleisten eine ausreichend hohe Haftkraft entsteht. Sie ist dann in der Lage, die radialen Stromkräfte FR aufzufangen (s. Bild 4.15c). Anderenfalls könnten diese Radialkräfte die Scheiben verschieben.

122

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Drillleiter mit ungerader Teilleiterzahl

Einfachleiter Papierisolierung Leiter

Teilleiter

Isolierbeilage zwischen beiden Teilleiterebenen

Bild 4.12 Häufig verwendete Leiterausführungen in Leistungstransformatoren

Entsprechend Beziehung (7.4) werden die radialen Stromkräfte durch die Längsfelder der Wicklungen hervorgerufen. Im Unterschied dazu verursachen die Querfelder an den Spulenrändern die vertikalen Schubkräfte. Diese vertikalen Komponenten sind zwar im Vergleich zu den radialen Kräften deutlich kleiner, jedoch darf die Presskraft durch die Druckringe auch nicht zu groß sein. Anderenfalls könnten die Papierbandagen der Windungen – die Leiterisolierung – gequetscht und beschädigt werden. Bei kleineren Einheiten werden Einfachleiter, bei großen Ausführungen Drillleiter verwendet (Bild 4.12). Drillleiter setzen sich aus einer Reihe von lackisolierten Teilleitern zusammen, die mit einer gemeinsamen Papierbandage isoliert sind. Infolge einer Verdrillung vertauschen diese Teilleiter ihre Plätze innerhalb des Bündels. Dadurch wird erreicht, dass die einzelnen Teilleiter in gleicher Weise mit Wirbelstromverlusten (Näheeffekt) belastet werden und im gleichen Maße den Strom führen. Die in der Wicklung erzeugte Wärme wird vom umgebenden Öl aufgenommen, das dann aufsteigt und sie über die Kesselwände nach außen abgibt. Eine weitere wesentliche Wärmequelle stellt der Eisenkern dar. Um die Wirbelstromverluste zu begrenzen, wird dieser aus Blechen von ca. 0,3 mm geschichtet ausgeführt. Bei großen Transformatoren werden meist mehrere Kühlkanäle im Kern eingebaut, indem parallel zu den Blechen Distanzleisten eingelegt werden. Das dort vorhandene Öl transportiert dann die Wärme ab, wobei neben den Wirbelströmen auch die Hystereseeffekte eine Wärmequelle darstellen (Eisenverluste). Demnach wirkt das Öl als Kühlmittel und Isolierstoff zugleich. Das Isoliervermögen ist umso besser, je geringer dessen Feuchtigkeitsgehalt ist. Um das Eindringen von Feuchtigkeit zu vermeiden, wird bei den Durchführungen ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung der Dichtungen gelegt. Ähnliche Maßnahmen sind auch für das Ölausdehnungsgefäß erforderlich, das stets oberhalb des Kessels angebracht ist (s. auch Bild 4.45a). In der Hoch- und Höchstspannungsebene werden fast ausschließlich Öltransformatoren eingesetzt. Angemerkt sei, dass sich bei großen Transformatoren ohne Maßnahmen zur Geräuschdämmung der Schallleistungspegel im Bereich von 90. . . 110 dB bewegt. Im Leerlauf ist als wesentliche Ursache die Ummagnetisierung der Weißschen Bezirke (Magnetostriktion) zu nennen. Bei einem Betrieb mit Last verringert sich dieser Einfluss. Dann überlagern sich jedoch noch die Wicklungsgeräusche, die durch die Stromkräfte hervorgerufen werden. Der resultierende Geräuschpegel ist in etwa konstant. In der Mittelspannungsebene werden – insbesondere in brandgefährdeten Anlagen – alternativ Gießharz-Trockentransformatoren bzw. seltener SF6 -Ausführungen eingesetzt. Bei solchen Umspannern wird anstelle von Öl eine Feststoffisolierung aus Gießharz oder eine SF6 -Gasisolierung verwendet. Die zugehörige Unterspannungswicklung besteht bei Trockentransformatoren häufig aus großflächigen Aluminiumfolien bzw. -bändern, deren Breite der axialen Wicklungsabmessung entspricht. Die bisherige Beschreibung der Transformatortechnologie stellt einen Überblick dar, der für das Verständnis der folgenden Ausführungen ausreicht. Eine umfassendere Behand-

4.2 Leistungstransformatoren

123

lung bietet [38]. Im Weiteren wird nun auf die Frequenzgänge und die damit im Zusammenhang stehenden Eigenfrequenzspektren von Umspannern eingegangen. Frequenzgänge und Eigenfrequenzspektren von Leistungstransformatoren Um die Frequenzgänge zu ermitteln, ist es zweckmäßig, die US-Wicklung gedanklich in eine Reihe gleichartiger Segmente bzw. in ihre einzelnen Windungen aufzulösen. Sie stellen induktiv gekoppelte Elemente dar, von denen gemäß Abschnitt 4.1 jedes mit jedem über das magnetische Feld verknüpft ist. Weitere induktive Elemente kommen durch die Scheibenspulen der OS-Wicklung hinzu, die als eine Einheit angesehen, jedoch prinzipiell auch wieder in die einzelnen Windungen aufgespalten werden können: Jedes dieser Elemente besitzt eine Selbstinduktivität L und eine Gegeninduktivität M zu jedem weiteren Element. Zugleich stellen die Windungen bzw. Scheiben Elektroden dar, zwischen denen sich elektrische Felder ausbilden. Grundsätzlich ist wiederum jeder Leiter mit jedem anderen über ein elektrisches Feld verknüpft. Über die Größe dieser elektrischen Kopplung geben die Teilkapazitäten Cij Auskunft (Bild 4.13). Sie werden ähnlich wie die Größen L und M nur von der Geometrie der Leiter und der Beschaffenheit des Feldraums bestimmt, nicht jedoch von den elektrischen Größen u und i, mit denen sie beansprucht werden [17]. Relevante Teilkapazitäten haben besondere Funktionsbezeichnungen erhalten. So werden die Teilkapazitäten zu den geerdeten, leitfähigen Konstruktionsteilen wie Kessel und Eisenkern Erdkapazitäten genannt. Den Teilkapazitäten zwischen den Windungen bzw. Spulen wird der Begriff Windungs- bzw. Spulenkapazität zugeordnet, die in ihrer Gesamtheit als Wicklungskapazität bezeichnet werden. Im Unterschied dazu werden die Teilkapazitäten zwischen der US- und OS-Wicklung als Koppelkapazitäten bezeichnet. Es sei angemerkt, dass die genaue rechnerische Ermittlung der Teilkapazitäten grundsätzlich eine elektrostatische Feldberechnung erfordert. Häufig kann man in der Praxis diese Rechnungen umgehen, indem man die Feldverteilungen mit analytisch berechenbaren Anordnungen wie z. B. Zylinder- oder Plattenkondensatoren abschätzt. So kann man die Koppelkapazität zwischen den Wicklungen als Zylinderkondensator auffassen. Durch eine nachträgliche Diskretisierung lassen sich die Auswirkungen der Potenzialunterschiede in der Wicklung auf den Verschiebungsstrom besser erfassen, z. B. indem jeweils die Hälfte der Kapazität am Anfang und Ende der Wicklung lokalisiert wird. Die Gesamtheit aller Teilkapazitäten bildet ein Gitter, das zugleich mit einer Vielzahl von Selbst- und Gegeninduktivitäten verknüpft ist (Bild 4.14a). Für einen Zweiwicklungstransformator resultiert ein zweitoriges Reaktanznetzwerk, das mit wachsender Nachbildungsgenauigkeit eine steigende Anzahl unabhängiger Energiespeicher aufweist und dementsprechend immer mehr Eigenfrequenzen des Transformators erfasst. Jedoch wird dieses Netzwerk nicht allein von der Nachbildungsart des Umspanners, sondern maßgebend von weiteren Parametern geprägt. So ist sehr entscheidend, wie dessen Ausgänge

Bild 4.13 Veranschaulichung der Teilkapazitäten an einer Scheibenspulenausführung mit Berücksichtigung der Erdkapazitäten zum Eisenschenkel

124

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

a) US

OS US

CE

CE 2.1

CE

OS 1.1

CE

CK

C W2

2.2

C W1 CK

CE CE

CE

1.2

CE

1.1, 1.2: Klemmen der Oberspannungswicklung (OS) 2.1, 2.2: Klemmen der Unterspannungswicklung (US) CE: Erdkapazitäten CK: Koppelkapazitäten zwischen OS und US C W1, C W2: Wicklungskapazitäten

b) 5 mS YE110 3 2 1 0 10 -1

10 0

10 1

kHz

10 2

10 0

10 1

kHz

10 2

f

90° j

45° 0° -45° -90° 10 -1

f

Bild 4.14 Beschreibung der internen Felder eines Hochspannungstransformators durch ein Reaktanznetzwerk zur Veranschaulichung des Eigenfrequenzspektrums a) Schematisierte Darstellung des elektrischen Felds, der zugehörigen Teilkapazitäten und deren Kopplung mit den Induktivitäten zur Erfassung des magnetischen Felds (gegenseitige Kopplung der Induktivitäten nicht dargestellt) b) Gemessener Frequenzgang der Eingangsadmittanz auf der 110-kV-Seite eines 220/110/10-kV-Dreiwicklungstransformators mit einer Bemessungsleistung von 100 MVA

beschaltet sind bzw. wie die Netzanlage beschaffen ist, in welche der Umspanner eingebunden ist. Eine weitere sehr formende Größe stellt die Art und der Ort des Fehlers dar, durch den die Zustandsänderung ausgelöst wird, die zu den Eigenschwingungen führt. Abhängig von diesen Einflussgrößen ergibt sich jeweils ein anderes Netzwerk, und damit prägt auch ein anderes Eigenfrequenzspektrum die Ausgleichsströme und -spannungen im Umspanner. Gemäß Abschnitt 4.1 kann man die Eigenfrequenzen auf folgende Weise ermitteln. Aus dem Netzwerk, das nach der Zustandsänderung vorliegt, wird der Frequenzgang derjenigen Größe, deren Ausgleichsverhalten interessiert, in Abhängigkeit von

4.2 Leistungstransformatoren

125

den eingeprägten Spannungen berechnet. Dabei kennzeichnen die Pole des Frequenzgangs die Eigenfrequenzen; ein Pol bei ω = 0 zeigt an, dass daneben auch noch Gleichströme auftreten. Über die Dämpfung der Eigenschwingungen und abklingenden Gleichglieder liefern die Verläufe keine Aussagen. Analysiert man die Eigenfrequenzverhältnisse in Umspannern, so stellt man Folgendes fest: Die unteren Eigenfrequenzen sind sehr viel nachhaltiger von den betrachteten Einflussgrößen abhängig als die oberen. In Bild 4.14b ist zur Veranschaulichung der gemessene Frequenzgang des Eingangsstroms eines Hochspannungsumspanners dargestellt, dessen weitere Wicklungen freigeschaltet sind. Die an sich geringen Wirkverluste eines Umspanners führen dazu, dass sich die Pole und Nullstellen eines reinen Reaktanznetzwerks abrunden und im Betragsfrequenzgang der Eingangsadmittanz stattdessen als Maxima und Minima erscheinen (Bild 4.14b). Die daraus abzulesenden Eigenfrequenzen treten im Eingangsstrom besonders deutlich auf, wenn die Wicklung eingeschaltet wird, während die weiteren Wicklungen offen sind. Die internen Pole des Transformators liegen zwischen 5 und 200 kHz, dem Ende des Messbereichs. Tatsächlich treten auch danach noch Eigenfrequenzen bis in den MHz-Bereich auf. Allerdings sind sie durch die stark anwachsenden Wirbelstromverluste deutlich schwächer ausgebildet. Trotzdem sind auch solche hochfrequenten Eigenschwingungen bei der Auswahl von Leistungsschaltern zu beachten (s. Abschnitt 7.6). Wie der Phasenfrequenzgang in Bild 4.14b zeigt, verhält sich der Eingangsstrom im unteren Frequenzbereich abwechselnd induktiv oder kapazitiv. Bei hohen Frequenzen reagiert der Eingangsstrom im Wesentlichen nur noch kapazitiv, denn das interne Kapazitätsgitter 1/(ωC) wird immer niederohmiger und führt anstelle der hochohmigen Reaktanzen ωL den Strom. Die Wirkung des internen Kapazitätsgitters tritt auch bei schnellen, hochfrequenten Überspannungen in Erscheinung. Sie werden kapazitiv auf die anderen Ausgänge übertragen, denn das Gitter bildet einen kapazitiven Teiler. Bei einem 220/110-kV-Umspanner wird z. B. etwa 1/3 der Überspannung, die auf der 220-kV-Seite auftritt, auf die 110-kV-Seite weitergeleitet. Bisher ist anhand des Frequenzgangs die Struktur der Einschwingvorgänge von Umspannern diskutiert worden. Im Weiteren wird auf die magnetischen Feldverteilungen eingegangen, die sich in den einzelnen Bereichen des Frequenzgangs einstellen. Dadurch ist das Ausgleichsverhalten des Transformators besser zu verstehen. Ausgleichsverhalten von Leistungstransformatoren Zunächst wird der niederfrequente Bereich betrachtet. Er ist dadurch gekennzeichnet, dass in allen Windungen einer Wicklung der gleiche Strom fließt. In Bild 4.15a ist die prinzipielle Verteilung des zugehörigen Magnetfelds B dargestellt. Der wesentliche Teil verläuft im Hauptschenkel und schließt sich dann überwiegend über die Rückschlussschenkel. Beide Wicklungen werden von diesem Feldanteil gemeinsam durchsetzt. Daher ist er in der Lage, die Energie von der einen zur anderen Wicklung zu übertragen. In diesem Energietransport besteht bekanntlich die Hauptaufgabe eines Leistungstransformators. Folgerichtig wird dieser Anteil als Hauptfeld bezeichnet. Entlang des oberen Jochs treten auch Feldlinien aus dem Eisenkern aus, verlaufen dann im Fenster annähernd parallel zu den Schenkeln, um sich dann über das untere Joch und den Hauptschenkel zu schließen. Allerdings überdeckt das Joch nur einen Teil der Wicklung (Bild 4.15b); der außerhalb gelegene Wicklungssektor ist ebenfalls mit einem Feld verknüpft. Entsprechend Bild 4.15c verläuft es in diesem Wicklungsbereich ebenfalls weitgehend parallel zum Hauptschenkel. Allerdings kompensieren sich an dem oberen

126 a)

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente Hauptfeld

Streufeld

b)

c)

oberes Joch

Presskraft

F Lo Querfeld

nicht vom Joch bedeckter Wicklungsabschnitt

Leiter

FR

Wicklung FR

Schenkel

US

Längsfeld FR

OS

unteres Joch d) H

Querfeld

Eisenkern x

Presskraft

F Lu

Streufeld

Bild 4.15 Prinzipieller Verlauf des magnetischen Felds B und seine Diskretisierung in Teilbereichen a) Zweiwicklungstransformator mit Rückschlüssen bei unterspannungsseitiger Leistungseinspeisung und belasteter OS-Wicklung (Kompensation des Felds außerhalb des Streukanals umso ausgeprägter, je niederohmiger die Last) b) Seitenansicht des Zweiwicklungstransformators zur Veranschaulichung der nicht vom Joch bedeckten Wicklungsabschnitte c) Windungen um einen Eisenkern als Modell für das Feld der nicht vom Joch bedeckten Wicklungsabschnitte mit den auch dort vertikal sowie radial wirksamen Stromkräften FL und FR d) Radiale Verteilung des zum Schenkel parallel verlaufend angenommenen Längsfelds H

und unteren Rand der Wicklungen die Querfelder der einzelnen Windungen nicht mehr, sodass dort eine merkliche Querkomponente auftritt. Das gemeinsame Kennzeichen dieser aus dem Eisen austretenden Feldanteile besteht darin, dass sie entweder nur eine der Wicklungen oder sogar nur Bereiche von ihr durchsetzen. Daher kann diese Flusskomponente keine Energie übertragen. Stattdessen verursacht sie den internen induktiven Spannungsabfall eines Transformators. Bekanntlich wird dieser Feldanteil als Streufeld und die zugehörige Induktivität als Streuinduktivität Lσ bezeichnet. Es wird sich später zeigen, dass sich mit dieser Kenngröße das Betriebsverhalten eines Umspanners bis in den Bereich einiger Kilohertz beschreiben lässt. Daher ist ihre möglichst genaue Berechnung eine wichtige Aufgabe. Einen um ca. 5. . . 10 % zu großen Wert liefert der im Folgenden skizzierte Rechnungsgang. Im Unterschied zu den genaueren Verfahren lässt er dafür den Einfluss der Entwurfsparameter besonders klar erkennen. Das Streufeld wird als rein parallel verlaufend angenommen, sodass die magnetische Feldstärke auf einer Feldlinie im Fenster konstant ist. Zugleich wird der magnetische Spannungsabfall im Eisen vernachlässigt. Unter diesen Bedingungen lässt sich über den Durchflutungssatz die magnetische Feldstärke im Fenster ermitteln; der sich ergebende qualitative Verlauf der Feldstärke ist aus Bild 4.15d zu ersehen. Daraus lässt sich dann die magnetische Feldenergie bestimmen. Für die spezielle Betriebssituation eines ober-

4.2 Leistungstransformatoren

127

spannungsseitigen Klemmenkurzschlusses ergibt sich auf der Unterspannungsseite US der Zusammenhang UUS 2 = Lσ · ω = wUS ·Λ·ω, IUS

(4.16a)

für einen unterspannungsseitigen Klemmenkurzschluss erhält man analog dazu auf der Oberspannungsseite OS den Ausdruck UOS 2 = Lσ · ω = wOS ·Λ·ω IOS

mit

2 2 Lσ = Lσ · wOS /wUS .

(4.16b)

In dieser Beziehung kennzeichnen die Größen wOS , wUS die Windungszahlen der Oberspannungs- und Unterspannungswicklung. Bei Λ handelt es sich um einen magnetischen Leitwert, der primär von dem radialen Abstand zwischen den Wicklungen – dem Streukanal – geprägt wird. Dimensioniert man ihn bei der Auslegung breit, so nimmt die Streuinduktivität einen großen Wert an. Allerdings übt auch die Dicke der Wicklung einen merklichen Einfluss aus. Wie weiter aus den Beziehungen (4.16) zu ersehen ist, stellt jedoch die Windungszahl den wesentlichen Parameter dar. Aus dem Frequenzgang im Bild 4.14b ist ein deutliches Minimum bei ca. 400 Hz zu erkennen. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass bereits in diesem Frequenzbereich die Streuinduktivität nicht mehr aussagekräftig ist. Das dort dargestellte Verhalten tritt allerdings nur bei sehr hochohmig abgeschlossenen bzw. leerlaufenden Umspannern auf. Da dann keine Energie übertragen werden kann, wird das Eingangsverhalten primär vom Hauptfeld geformt. Die dabei wirksame induktive Eingangsreaktanz ist so hochohmig, dass sie bereits die Größe der bei diesen Frequenzen ebenfalls noch sehr hochohmigen kapazitiven Reaktanzen erreicht. Es bildet sich eine Parallelresonanz aus. Bei den betriebsüblichen Lastzuständen ist dagegen das Streufeld maßgebend, sodass dieser Effekt keine Rolle spielt. Erst in der Nähe der ersten Eigenfrequenz beginnen die Kapazitäten das Verhalten des Umspanners merklich zu ändern. So verteilt sich das Feld im Eisen nicht mehr gleichmäßig über den Kernquerschnitt; es wird zunehmend zum Eisenrand gedrängt. Außerdem beginnen bereits aus den Windungen einer Spule Ströme aus- bzw. einzutreten, die über die immer niederohmiger werdenden kapazitiven Reaktanzen entweder zu- oder abfließen. Es entstehen andere Feldverläufe, als wenn alle Windungen einer Wicklung den gleichen Strom führen. Für den Fall, dass der Umspanner mit einer Eigenfrequenz erregt wird, verwendet man für die zugehörige Feldverteilung den Ausdruck Eigenform. Für die erste Eigenfrequenz stellt sich die Eigenform in Bild 4.16 ein [39], [40]. Die Oberspannungswicklung teilt sich in zwei Teilspulen auf, die gegensinnig vom Strom durchflossen werden. Dadurch fließt er von beiden Seiten auf die Mitte zu und wird von den dort wirksamen Erdkapazitäten abgeleitet. Das zugehörige magnetische Feld verläuft praktisch nur im Fenster; es gibt kein Hauptfeld mehr im Eisen. Die beiden Teilspulen stellen einen kurzgeschlossenen Übertrager dar, der einen besonders großen Strom verursacht. Es handelt sich um eine Art Serienresonanz, die erhöhte Spannungsabfälle an den Teilspulen bewirkt. Wenn anstelle der ersten die zweite Eigenfrequenz verwendet wird, teilt sich jede Teilspule wiederum in zwei Teilspulen auf. Sie werden jeweils abwechselnd gegensinnig vom Strom durchflossen. Diese Aufspaltung setzt sich so lange fort, bis bereits einzelne Teile der Windungen gegeneinander schwingen. Allerdings sind diese Resonanzen im Eingangsverhalten kaum noch zu beobachten. Da der Wicklungsbereich, der zusammenhängend reagiert, immer kleiner wird, kompensieren

128

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente US OS i1 u1

Bild 4.16 Feldverlauf für einen leerlaufenden, oberspannungsseitig gespeisten Zweiwicklungstransformator bei der 1. Eigenfrequenz

i2 u2

Bild 4.17 Symbolische Darstellung eines Zweiwicklungstransformators im Hinblick auf eine übersichtliche Darstellung der Zählpfeile

sich auch die zugehörigen magnetischen Felder immer weitgehender. Zugleich werden aus dem Kapazitätsgitter nur noch die in der unmittelbaren Nähe liegenden Netzelemente in die Resonanzwirkungen einbezogen. Die bisherigen Betrachtungen ermöglichen es nun auch, das Verhalten eines Umspanners bei einer Erregung mit kurzzeitigen Impulsen zu verstehen. Dabei ist der folgende Grundsatz zu beachten: Der von der Überspannung verursachte Feldverlauf im Transformator setzt sich im Wesentlichen aus denjenigen Eigenformen zusammen, deren zugehörige Eigenfrequenzen im Frequenzspektrum des erregenden Impulses enthalten sind. Weist die Eigenfrequenz im Spektrum eine hohe Amplitude auf, ist auch das Feld der zugehörigen Eigenform kräftig ausgebildet. Dementsprechend können kurzzeitige Impulse, die nur hochfrequente Anteile besitzen, lediglich die Eigenformen der hohen Eigenfrequenzen anregen. Sie beanspruchen mit ihren Resonanzüberhöhungen dann zunehmend direkt die einzelnen Windungen. Sind diese Impulse zu hoch, führen sie zu Durchschlägen zwischen den Windungen einer Wicklung (s. Abschnitt 4.12). Im Eisenkern bewirken kurzzeitige Impulse kaum ein Magnetfeld und daher nur geringe Verluste. Stattdessen entstehen in den Windungen deutlich stärkere Wirbelstromverluste als bei niederfrequenten Vorgängen. Ursache ist nicht allein die große Frequenz, sondern auch der andere Feldverlauf: Die Streufeldlinien durchsetzen die schmalen, hohen Leiter dann nicht mehr in Längs-, sondern in Querrichtung. Dadurch wird die Entstehung von Wirbelströmen in den Leitern begünstigt. Die weiteren Betrachtungen erstrecken sich nur noch auf den niederfrequenten Bereich bis zu einigen Kilohertz. Dort ist für die Modellierung lediglich das ohmsch-induktive Verhalten zu beachten. Dabei wird im Folgenden für die Ableitung eines Ersatzschaltbilds von der Bauweise in Bild 4.17 ausgegangen. Es handelt sich um eine symbolische Ausführung, die nicht praxisgerecht ist, da der gesamte Raum zwischen den Schenkeln den Streukanal bildet und daher zu unrealistisch großen Spannungsabfällen führt. Bei einer solchen Bauart können jedoch die Zählpfeile zeichentechnisch übersichtlicher angeordnet werden. Die damit ermittelten Ersatzschaltbilder gelten auch für reale Ausführungen von Umspannern, denn die im Weiteren dargestellte Ableitung ist unabhängig von der technischen Gestaltung der Kopplung. Die tatsächlichen Feldverhältnisse spiegeln sich nur in der Höhe der verwendeten L- und M-Werte wider. Angemerkt sei, dass im Folgenden stets für die Oberspannungswicklung der Index 1 und für die Unterspannungswicklung der Index 2 gewählt wird. Nachdem der grundsätzliche Aufbau von einphasigen Leistungstransformatoren beschrieben ist, kann nun auf deren Ersatzschaltbild eingegangen werden.

4.2 Leistungstransformatoren 4.2.1.2

129

Niederfrequentes Ersatzschaltbild eines einphasigen Zweiwicklungstransformators

Für die Ableitung eines niederfrequenten Ersatzschaltbilds wird der vereinfachte magnetische Kreis in Bild 4.18 zugrunde gelegt. Die Wicklungen werden im Folgenden als verlustfrei angenommen. Ihr ohmscher Widerstand wird analog zu den Leiterschleifen in Bild 4.2 vorgezogen. Das Eingangs- und Ausgangsverhalten der Anordnung wird dadurch nicht verändert. Setzt man ferner wiederum einen stationären Betrieb voraus, so wird dieses Modell durch die bereits kennen gelernten Koppelgleichungen U L1 = L1 · j ωI 1 − M · j ωI 2 , U L2 = L2 · j ωI 2 − M · j ωI 1

(4.17a)

beschrieben, aus denen dann die Systemgleichungen U 1 = j ωL1 · I 1 − j ωM · I 2 , U 2 = j ωM · I 1 − j ωL2 · I 2

(4.17b)

resultieren. Entsprechend Bild 4.19 kann diesen Systemgleichungen ein T-Ersatzschaltbild zugeordnet werden. Ein derartiger Schritt ermöglicht es, die magnetische Kopplung durch ein elektrisches Netzwerk zu beschreiben. Dabei ist es zweckmäßig, die Zählpfeile in der Weise einzutragen, wie es in Bild 4.18 erfolgt ist. Anderenfalls tritt die Gegeninduktivität in den Reaktanzen mit einem umgekehrten Vorzeichen auf. Das Ersatzschaltbild beschreibt zwar auch dann das Betriebsverhalten, ist jedoch infolge der negativen Reaktanzen unhandlicher. Das Ersatzschaltbild in Bild 4.19 ist in dieser Form auch für Luftspulen gültig. Für eisengekoppelte Wicklungen ist eine noch weitergehende Interpretation möglich, auf die im Folgenden eingegangen wird. Ersatzschaltbild für Umspanner mit Eisenkern Bei Transformatoren mit einem Eisenkern ist die vereinfachende Annahme berechtigt, dass die Streufelder nur axial ausgerichtet und mit jeder Windung in gleicher Weise verknüpft sind. Die Induktivitäten nehmen dann bekanntlich die einfache Form L1 = w12 Λ1 , L2 = w22 Λ2 , M = w1 w2 Λ12

(4.18)

an [16]. In diesen Beziehungen bezeichnen die Größen w1 , w2 die Windungszahlen der Ober- bzw. Unterspannungswicklung. Mit Λ1 , Λ2 wird der magnetische Leitwert der Ober- bzw. Unterspannungswicklung beschrieben, der ein Maß für die Summe aus dem

Bild 4.18 Festlegung der Zählpfeile an einem symbolisch dargestellten einphasigen Zweiwicklungstransformator

Bild 4.19 T-Ersatzschaltbild eines einphasigen Zweiwicklungstransformators

130

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Koppel- und dem jeweiligen Streufluss ist. Im Unterschied dazu erfasst der Koppelleitwert Λ12 nur den Koppelfluss – also den Fluss im Eisen. Die Reaktanzen ergeben sich mithilfe der Ausdrücke (4.18) zu X1 = ω (w12 Λ1 − w1 w2 Λ12 ) , X2 = ω (w22 Λ2 − w1 w2 Λ12 ) , Xh = ωw1 w2 Λ12 mit Λ12 ≈ Λ1 ≈ Λ2 .

(4.19)

Das Ersatzschaltbild lässt sich in dieser Form nicht physikalisch interpretieren. Es kann sogar eine der Reaktanzen X1 , X2 negativ werden. Eine Ausnahme liegt nur in dem Spezialfall w1 = w2 vor, für den die Gln. (4.19) die Gestalt X1 = ωw12 (Λ1 − Λ12 ) , X2 = ωw12 (Λ2 − Λ12 ) ,

Xh = ωw12 Λ12

(4.20)

annehmen. Es sind dann alle Induktionsflüsse Ψi , Ψik durch dieselbe Proportionalitätskonstante w1 mit den korrespondierenden Flüssen Φi , Φik verknüpft. Die Induktivitäten L und M stellen dann wie bei den Leiterschleifen wiederum ein direktes Maß für die Flussverhältnisse dar. Somit beschreiben die Reaktanzen X1 ∼ (L1 − M ) bzw. X2 ∼ (L2 − M ) die Streufelder. Sie werden deshalb als Streureaktanzen Xσ bezeichnet. Analog wird für die Größe Xh ∼ M , die den Haupt- bzw. Koppelfluss kennzeichnet, der Begriff Hauptreaktanz gewählt. Umspanner mit ungleichen Windungszahlen können auf einfache Weise auf den Spezialfall w1 = w2 zurückgeführt werden. Dazu ist es notwendig, die Ausdrücke (4.18) und (4.19) in die Beziehungen (4.17b) einzusetzen. Anschließend wird eine Erweiterung mit dem zunächst willkürlich gewählten Faktor u ¨ = w1 /w2 vorgenommen: U 1 = j ωw12 Λ1 I 1 − j ωw1 w2 Λ12 I 2 ·

u ¨ u ¨

u ¨ U 2 = j ωw1 w2 u ¨Λ12 I 1 − j ωw22 Λ2 · u ¨ I2 ·

u ¨ . u ¨

Verwendet man ferner die Definitionen I 2 = I 2 ·

1 , u ¨

U 2 = U 2 · u ¨ , X2 = u ¨ 2 · X2 ,

so erhält man die Zweitorgleichungen in der Form U 1 = j ωw12 Λ1 I 1 − j ωw12 Λ12 I 2 ,

U 2 = j ωw12 Λ12 I 1 − j ωw12 Λ2 I 2 .

(4.21)

Dieses Gleichungssystem lässt sich wiederum als T-Ersatzschaltbild interpretieren, das Bild 4.20 zu entnehmen ist. Auf den in dieser Abbildung ebenfalls dargestellten Widerstand RP wird später noch eingegangen. Wie durch die Transformation mit dem Faktor u ¨ bezweckt, tritt in den Reaktanzen nur eine einzige Windungszahl auf. Vorteilhafterweise nehmen die Reaktanzen bei der gewählten Größe u ¨ nur positive Werte an, da die Leitwerte Λ1 , Λ2 stets größer als der Koppelleitwert Λ12 sind. Allerdings ist durch diesen Schritt neben der Spannung U 2 und dem Strom I 2 auch die Last Z transformiert worden: Z =

U 2 u ¨ U2 U2 =u ¨2 · = =u ¨2 · Z .  I2 I 2 /¨ u I2

(4.22)

Die tatsächlichen Ströme und Spannungen der Wicklung 2 erhält man wieder, wenn die Transformation am Ausgang durch einen idealen Umspanner rückgängig gemacht wird, der auch als idealer Übertrager bezeichnet wird (Bild 4.20).

4.2 Leistungstransformatoren

131

Bild 4.20 T-Ersatzschaltbild eines einphasigen Zweiwicklungstransformators bei Umrechnung aller Größen auf die eingangsseitige Windungszahl w1

Ein idealer Umspanner weist eine unendlich große Hauptinduktivität auf und ist zugleich verlust- und streuungsfrei. Es gilt dann Λ1 − Λ12 = 0 und Λ2 − Λ12 = 0 mit Λ12 → ∞. Unter diesen Bedingungen sind dessen Längsreaktanzen im Ersatzschaltbild null. Zugleich ¨ · I 2 . Wie kann die unendliche Hauptreaktanz vernachlässigt werden, und I 2 wird gleich u auch aus den Gln. (4.21) hervorgeht, ist deshalb bei einem idealen Umspanner der Faktor u ¨ identisch mit dem Quotienten der Ober- und Unterspannung. Aus diesem Grunde wird für die Größe u ¨ auch der Begriff Übersetzung verwendet. Wie aus den Gln. (4.21) ferner abzulesen ist, tritt bei einem realen Transformator dieses Spannungsverhältnis nur dann auf, wenn vom Aufbau her die Bedingung Λ1 ≈ Λ12 erfüllt ist und der spezielle Betriebszustand I 2 = 0, also Leerlauf, vorliegt: u ¨0 =

U1 j ωw12 Λ1 I 1 w1 Λ1 w1 = = · ≈ . U2 j ωw1 w2 Λ12 I 1 w2 Λ12 w2

(4.23)

Gemäß DIN VDE 0532 ist für die Leerlaufübersetzung u ¨0 nicht die durch die Windungszahlen bestimmte Näherung zu verwenden, sondern der genaue Wert, der zusätzlich durch die Größen Λ1 und Λ12 beeinflusst wird (s. Gl. (4.23)). Um bei dieser Angabe eventuelle nichtlineare Einflüsse der Magnetisierungskennlinie auszuschalten, definiert man eine Bemessungsübersetzung u ¨r . Sie ergibt sich aus Gl. (4.23), indem für die Spannungen U1 sowie U2 die zugehörigen Bemessungsspannungen des Umspanners eingesetzt werden: u ¨r =

Ur1T . Ur2T

Zu beachten ist, dass die Bemessungsspannungen des Transformators häufig über den Werten UnN der jeweiligen Netzebenen liegen und sogar die Werte Um übersteigen können. Dadurch lassen sich im Lastfall die internen Spannungsabfälle des Transformators zumindest teilweise kompensieren. Das Ersatzschaltbild beschreibt nicht nur das stationäre Verhalten. Es gilt prinzipiell auch für niederfrequente Ausgleichsvorgänge, denn die bisherigen Berechnungen könnten auch ohne die komplexe Schreibweise direkt mithilfe von Differenzialgleichungen durchgeführt werden. Allerdings ist in dem beschriebenen Ansatz nicht die Stromabhängigkeit der Größen L1 , L2 und M enthalten, die sich aus dem nichtlinearen Eisenverhalten Ψ(i) ergibt (s. Abschnitt 4.1.4). Genauere Feldberechnungen sowie Messungen zeigen, dass die Streu induktivitäten praktisch stromunabhängig sind und daher die Modellvoraussetzungen erfüllen. Im Unterschied dazu weist die Haupt induktivität, die im Wesentlichen das Feld im Eisen beschreibt, eine ausgeprägte Stromabhängigkeit auf, die näherungsweise durch die Magnetisierungskennlinie Ψ(i) bzw. die zugehörige L(i)-Kennlinie erfasst wird. Üblicherweise sind Leistungstransformatoren so dimensioniert, dass bei der Bemessungsspannung UrT bereits der Krümmungsbereich der Magnetisierungskennlinie ausgesteuert

132

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

wird. Dadurch verzerren sich die Magnetisierungsströme, die im Leerlauf das Eingangsverhalten prägen. Trotz der dann nichtlinearen Eingangsströme ist die Ausgangsspannung praktisch sinusförmig. Der Grund liegt darin, dass die Streureaktanzen im Vergleich zur Hauptreaktanz klein sind und der nichtlineare Spannungsabfall an der Streuinduktivität daher kaum von Bedeutung ist. Bei einer linearen Last (R = const, L = const) an den Ausgangsklemmen ist daher auch der Laststrom sinusförmig, der den kleinen nichtlinearen Magnetisierungsstrom überdeckt. Der Einfluss des Magnetisierungsstroms kann mit einer konstanten Hauptinduktivität abgeschätzt werden, die bei den weiteren Ableitungen vorausgesetzt wird. Bei der Herleitung des Ersatzschaltbilds sind weiterhin die Hysterese- und Wirbelstromverluste im Eisenkern vernachlässigt worden. Für stationäre Rechnungen und einige spezielle Ausgleichsvorgänge können sie nachträglich durch einen Widerstand RP berücksichtigt werden [41], der zur Hauptreaktanz parallel geschaltet wird (Bild 4.20). Meistens wird dieser Widerstand so bemessen, dass zumindest im Bemessungsbetrieb die Eisenverluste richtig erfasst werden. Die als linear angenommene Kennlinie Ψ(i) der Hauptinduktivität weitet sich durch den Parallelwiderstand zu einer Ellipse auf. Der tatsächliche Verlauf der Hystereseschleife wird durch diesen Schritt zumindest näherungsweise erfasst [42]. Vor der Auslieferung eines Umspanners werden die wesentlichen Daten des diskutierten Ersatzschaltbilds im Prüffeld messtechnisch bestimmt. Bestimmung der Daten für das Ersatzschaltbild Zunächst wird auf die Hauptreaktanz Xh eingegangen. Sie kann aus einer Leerlaufmessung ermittelt werden. Wie aus dem Ersatzschaltbild 4.20 ersichtlich ist, nimmt in diesem Betriebszustand die gespeiste Wicklung einen Strom auf. Dieser Strom baut an dem Eisenkern den Koppelfluss auf und wird als Leerlaufstrom I0 bezeichnet. Seine Größe beträgt bei technischen Transformatoren etwa 0,1 . . . 1 % des Bemessungsstroms Ir und übersteigt selten einige Ampere. Bei der Einführung eines Parallelwiderstands besteht I0 aus dem Magnetisierungsstrom Iµ , der über Xh fließt, und einem Wirkstrom, der durch RP verursacht wird. Die Messung ist insofern problematisch, als der Strom durch das nichtlineare Verhalten des Eisens oberschwingungshaltig wird. Zweckmäßigerweise nähert man den Verlauf möglichst gut sinusförmig an. Für die Praxis gilt dann mit X1 , X2  Xh = ωw12 Λ12 hinreichend genau:     Ur1 Ur2 Xh = Im =u ¨2 · Im . (4.24) I 01 I 02 Aus der Leerlaufmessung kann man u. a. auch den Widerstand RP ermitteln. Im Leerlaufbetrieb mit Iµ  Ir sind bei Leistungstransformatoren die Kupferverluste vernachlässigbar klein im Vergleich zu den Eisenverlusten. Daher kann der Widerstand RP auch direkt aus den Leerlaufverlusten P0 berechnet werden, die z. B. bei einem 200-MVATransformator etwa 80 kW betragen: RP =

2 Ur1 U2 =u ¨2 · r2 . P0 P0

Die Streureaktanzen lassen sich aus einer Kurzschlussmessung bestimmen. Dazu wird üblicherweise die Unterspannungswicklung kurzgeschlossen. Anschließend wird die Spannung U1 – ausgehend von null – so lange erhöht, bis sich auf der Oberspannungsseite der Bemessungsstrom Ir1 einstellt. Die dann anliegende Spannung wird als Kurzschlussspannung Uk1 bezeichnet und ist ein direktes Maß für die Summe der Streureaktanzen, da bei

4.2 Leistungstransformatoren

133

technisch üblichen Leistungstransformatoren der Querzweig mit der wesentlich größeren Hauptreaktanz zu vernachlässigen ist: Xk ≈

Uk1 ≈ X1 + X2 . Ir1

Für die Größe Xk wird der Begriff Kurzschlussreaktanz gewählt. Bei der beschriebenen Transformation mit u ¨ = w1 /w2 ergeben sich die Streureaktanzen aufgrund der Bedingung Λ1 ≈ Λ2 in guter Näherung zu X1 ≈ X2 ≈ 0,5 · Xk .

(4.25)

Mit wachsender Übersetzung u ¨ beginnen sich allerdings die Isolationsabstände zwischen den Wicklungen bzw. die Abmaße der Oberspannungsspulen zu vergrößern, sodass sich auch deren Leitwerte Λ1 , Λ2 zunehmend voneinander unterscheiden. Die Kurzschlussreaktanz Xk teilt sich dann anders auf [43], [44]. Bei der beschriebenen Ermittlung der Streureaktanzen ist der Kupferwiderstand der Wicklung ebenso unberücksichtigt geblieben wie bereits bei der Bestimmung des Widerstands RP . Diese Vernachlässigung ist gerechtfertigt, da im Hinblick auf gute Wirkungsgrade bei der Energieübertragung die Kupferwiderstände klein sind, wie auch aus der Relation 0,01 < Rk /Xk < 0,08 zu ersehen ist. Der dadurch bedingte Fehler würde aufgrund der geometrischen Überlagerung  R2 Zk = 1 + k2 Xk Xk selbst bei einem unrealistisch hohen Widerstand Rk ≈ 0,3·Xk nur ca. 4 % betragen. Es ist üblich, die Kurzschlussspannung auf die Bemessungsspannung zu beziehen; sie errechnet sich dann aus dem Ausdruck uk =

Uk1 Ir1T · Xk Ur1T SrT · Xk = · = . 2 Ur1T Ur1T Ur1T Ur1T

(4.26)

Dabei kennzeichnet der Term SrT = UrT · IrT die Bemessungsleistung des einphasigen Transformators. Die dimensionslose Größe uk , ein Maß für die Streureaktanz, wird als relative Kurzschlussspannung bezeichnet. Üblicherweise wird sie in Prozent der Bemessungsspannung angegeben. Mit den Beziehungen (4.24), (4.25) und (4.26) können die Reaktanzen des Ersatzschaltbilds in Bild 4.20 auch für solche Transformatoren, deren Aufbau unbekannt ist, mithilfe üblicher Richtwerte hinreichend genau bestimmt werden. Dies ist für die praktische Projektierungstätigkeit von Vorteil, da meistens nur die Anschlussdaten des Umspanners wie ¨r bekannt sind. uk , SrT und u Bei Leistungstransformatoren ist die Größe des Leerlaufstroms gegenüber dem Betriebsstrom zu vernachlässigen. Es liegt deshalb nahe, das Ersatzschaltbild dadurch zu vereinfachen, dass nur die Kurzschlussreaktanz berücksichtigt wird (Bild 4.21).

Bild 4.21 Vereinfachtes Ersatzschaltbild eines einphasigen Zweiwicklungstransformators

134

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Das Ersatzschaltbild beschreibt in dieser Form das Betriebsverhalten für die Bereiche, in denen die Bedingung Ib1 I01 erfüllt ist. Bei Ausgleichsvorgängen müssen die zugrunde gelegten Voraussetzungen im Einzelfall überprüft werden. Auf diesen Betrachtungen aufbauend ist es nun auch möglich, das Betriebsverhalten eines Systems von Zweiwicklungstransformatoren zu ermitteln. 4.2.1.3

Betriebsverhalten von Zweiwicklungstransformatoren im einphasigen Netzverband

In Netzverbänden treten häufig mehrere Transformatoren mit unterschiedlichen Übersetzungen auf. Es interessiert nun, wie das Betriebsverhalten solcher Anlagen ermittelt werden kann. Die Berechnungsmethodik wird am Beispiel eines speziellen Netzverbands erläutert (Bild 4.22). Bei dieser Netzanlage ist für den Bemessungsbetrieb der aus dem Netz gezogene Strom I b1 zu bestimmen. Der Einfluss der Leitungen, auf den später näher eingegangen wird, bleibt unberücksichtigt. Bei räumlich eng begrenzten Netzen, wie z. B. dem Netz eines großen Industriewerks, ist diese Vernachlässigung zulässig. Ferner wird das Netz N0 vereinfachend als ideale Spannungsquelle betrachtet; eine genauere Darstellung erfolgt in Abschnitt 5.6. Dem Netzverband kann unter diesen Voraussetzungen das Ersatzschaltbild 4.23 zugeordnet werden. Die darin auftretenden Kurzschlussreaktanzen der Transformatoren können gemäß Gl. (4.26) zu XkTi =

2 uki · UrTi SrTi

mit

i = 1,2,3,4

(4.27)

ermittelt werden. Um das Ersatzschaltbild zu vereinfachen, werden die Lasten Z 2 und Z 4 mithilfe der Beziehung (4.22) auf die jeweilige Oberspannungsseite umgerechnet. Die induktiven Kopplungen der Transformatoren T2 und T4 sind durch diesen Schritt eliminiert. Im Weiteren wird diese Transformation auch für den Umspanner T3 und anschließend für T1 durchgeführt. Das Ersatzschaltbild enthält dann keine induktive Kopplung mehr (Bild 4.24). Der Netzverband ist damit auf einen Zweipol zurückgeführt, bei dem der gesuchte Betriebsstrom I b1 leicht zu bestimmen ist.

Bild 4.22 Beispiel für Zweiwicklungstransformatoren im Netzverband

4.2 Leistungstransformatoren

135

Bild 4.23 Ersatzschaltbild für den Netzverband gemäß Bild 4.22 ohne Transformator T5

Bild 4.24 Ersatzschaltbild für Bild 4.22 nach vollständiger Transformation (ohne Transformator T5 )

Das bisher beschriebene, relativ umständliche Verfahren lässt sich erheblich vereinfachen, wenn die Übersetzungen der Transformatoren sich direkt aus den Nennspannungen der Netze, die miteinander verbunden werden, ergeben: u ¨1 =

UnN0 UnN1 , u ¨2 = , UnN1 UnN2

u ¨3 =

UnN1 UnN3 , u ¨4 = . UnN3 UnN4

(4.28)

Falls diese Voraussetzung bei allen Transformatoren erfüllt ist, kann z. B. der Term für die transformierte Last Z 4 auf die Beziehung   2  2  2 2 UnN3 UnN1 UnN0 UnN0  · · = Z4 · Z4 = Z4 · UnN4 UnN3 UnN1 UnN4 reduziert werden. Wie aus diesem Zusammenhang ersichtlich ist, brauchen die Lasten dann nur mit einer einzigen Übersetzung transformiert zu werden. Diese Übersetzung ergibt sich aus der Nennspannung der Bezugsebene, in der die Ströme berechnet werden sollen, und der Spannungsebene, in der sich die Lastimpedanz befindet. Mit einer solchen Übersetzung transformieren sich ferner auch alle Spannungen und Ströme, die nicht in der Bezugsebene auftreten. Sie müssen entsprechend zurücktransformiert werden, wenn der tatsächliche Wert interessiert. In gleicher Weise wie eine Last müssen auch die Kurzschlussreaktanzen der Transformatoren von Spannungsebene zu Spannungsebene transformiert werden, bis die Bezugsebene erreicht ist. Falls alle Übersetzungen wiederum die

136

4 Aufbau und Ersatzschaltbilder der Netzelemente

Bedingung (4.28) erfüllen, gilt z. B. für den Umspanner T4  XkT4 =

2 2 uk4 · UnN3 uk4 · UnN0 ·u ¨23 · u ¨21 = . SrT4 SrT4

(4.29)

Es zeigt sich also, dass dann auch die transformierte Kurzschlussreaktanz einfach zu ermitteln ist, indem man in die Beziehung (4.27) direkt die Netznennspannung der Bezugsebene einsetzt. Mit dieser und der vorhergehenden Transformationsvorschrift lässt sich das Ersatzschaltbild für einen Netzverband in einem einzigen Schritt aufstellen. In dem Beispiel ist bisher nur ein sehr einfacher, spezieller Netzverband untersucht worden. Falls in Bild 4.22 jedoch zusätzlich der Umspanner T5 berücksichtigt wird, entsteht eine großräumige Masche, in der sich ein Ausgleichsstrom ausbilden kann. Dann ist darauf zu achten, dass auch infolge dieses Ausgleichsstroms keine Überlastungen auftreten. Die einfachste Masche ist eine direkte Parallelschaltung zweier Umspanner TA und TB . Dafür sind die einzuhaltenden Bedingungen in DIN VDE 0532 festgelegt: u ¨TA ≈ u ¨TB

(4.30a)

ukTA ≈ ukTB

(4.30b)

0,5
1 kV auch bei einpoligen Erdschlüssen der Wert UbN = 1,1 · UnN als wirksame Spannung eingesetzt werden (s. DIN VDE 0102). Aufgrund der kleinen Erdkapazitäten ist dieser Strom üblicherweise nur relativ gering; er überlagert sich als kapazitiver Blindstrom dem Betriebsstrom, der im Nennbetrieb mindestens um eine Größenordnung höher ist. Eine weitere Auswertung des Ersatzschaltbilds zeigt, dass sich der Erdschlussstrom IeF entsprechend Bild 11.3 in der Anlage verteilt.

Bild 11.3 Verteilung der Fehlerströme (Beträge) bei einem Erdschluss

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

585

Er fließt über die Fehlerstelle in die Erde und schließt sich über die verteilten Erdkapazitäten. Aus Darstellungsgründen sind in dem Bild nur die Beträge, jedoch nicht ihre Phasenverschiebungen angegeben worden. Im Weiteren soll nun untersucht werden, wie sich die Zusammenhänge bei verzweigten Netzen gestalten. Zur Veranschaulichung wird das Komponentenersatzschaltbild für das Nullsystem einer speziellen, verzweigten Netzanlage in Bild 11.4 dargestellt. Für die Größenverhältnisse der Impedanzen untereinander gelten die gleichen Bedingungen wie bei der Anlage in Bild 11.1. In diesem Fall sind wiederum die Erdkapazitäten der einzelnen Leitungen für die Größe des Fehlerstroms bestimmend. Sie können als parallel geschaltet angesehen werden, da die Längsreaktanzen vergleichsweise klein sind. Die insgesamt wirksame Erdkapazität beträgt daher CE,ges ≈ CE1 + CE2 + CE3 . Der Fehlerstrom lässt sich mit der Beziehung (11.1) berechnen, wenn anstelle von CE die Größe CE,ges verwendet wird. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Erdschlussstrom IeF mit wachsender Netzausdehnung ansteigt. Es stellt sich nun die Frage, bis zu welcher Höhe dieser Strom in der Praxis als zulässig anzusehen ist. Die folgenden Überlegungen geben darauf eine Antwort. In Freileitungsnetzen werden viele Erdschlüsse durch Feuchtigkeits- oder Schmutzbrücken auf den Isolatoren eingeleitet. Es gilt zu verhindern, dass sich aus solchen Überschlägen stationäre Lichtbogen entwickeln. Sind sie hinreichend stromschwach, verlöschen sie gemäß Abschnitt 7.1 selbstständig. In 10-kV- und 20-kV-Freileitungsnetzen mit isolierten Sternpunkten tritt die angestrebte Selbstlöschung auf, solange IeF < 35 A ist (s. DIN VDE 0228 Teil 2). Zumeist beseitigt der kurzfristig auftretende Erdschlussstrom auch die leitfähigen Brücken auf den Isolatoren, sodass anschließend die Fehlerursache nicht mehr vorhanden ist; der Erdschluss hat sich selbst geheilt. Falls jedoch der Erdschluss durch andere leitfähige Verbindungen verursacht wird, steht er dauerhaft an. Man spricht dann von einem Dauererdschluss oder einem stehenden Erdschluss. Ein solcher Fehler kann nur durch die Ausschaltung der betroffenen Strecke unwirksam gemacht werden. Allerdings kann diese Maßnahme zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, da die Versorgung der Verbraucher durch den zusätzlichen, vergleichsweise kleinen kapazitiven Erdschlussstrom nicht beeinträchtigt wird. Aufgrund der kleineren Isolationsabstände treten solche Dauererdschlüsse bevorzugt in Kabelnetzen auf. Die Erdschlussströme dürfen dabei nur so groß sein, dass sich der Erdschluss nicht auf einen mehrpoligen Fehler ausweitet. Anderenfalls löst der anschließend einsetzende, große Kurzschlussstrom eine Zwangsausschaltung durch den Netzschutz aus. Netze mit Einleiterkabeln sind in dieser Hinsicht schwächer gefährdet als Ausführungen

Bild 11.4 Nullsystem einer verzweigten Leitung

586

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

mit Dreileiterkabeln. Nach [171] sollte der Erdschlussstrom IeF bei Kabelnetzen der Mittelspannungsebene 100 A nicht überschreiten. Bei größeren Fehlerströmen wachsen neben den Schäden an den Kabeln außerdem die Erdungs- und Berührungsspannungen auf zu hohe Werte an (s. Kapitel 12). Es gilt festzuhalten, dass Netze mit isolierten Sternpunkten vorteilhafterweise auch im Falle eines Erdschlusses zumindest über einen gewissen Zeitraum weiterbetrieben werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Erdschlussströme hinreichend klein sind, d. h. dass die Netzausdehnung räumlich begrenzt ist. Sofern der Isolationszustand eines Netzes z. B. durch Verschmutzung der Isolatoren nicht befriedigend ist, kann ein Dauererdschluss zu unangenehmen Folgen führen. Zum Nachweis wird noch einmal das Ersatzschaltbild 11.2 betrachtet. Bei den angegebenen√Impedanzverhältnissen gilt in guter Näherung an der Fehlerstelle mit UF,RE = UbF / 3 der Zusammenhang U 1F,R = U F,RE , U 2F,R = 0 , U 0F,R = −U F,RE , wobei die Größe U F,RE die Spannung des Leiters R gegen Erde im Normalbetrieb kennzeichnet. Die Rücktransformation führt im Fehlerfall auf die Sternspannungen √ √ ◦ ◦ U F,R = 0 , U F,S = 3 · U F,RE · e j210 , U F,T = 3 · U F,RE · e j150 . Während eines Erdschlusses erhöht sich √ demnach an den fehlerfreien Leitern die 50-HzSpannung gegen Erde um den Faktor 3. Diese zeitweilige Überspannung beansprucht die Betriebsmittel, wie in Bild 11.5 an einem Freileitungsmast veranschaulicht ist. Dadurch steigt die Gefahr, dass an einer anderen Stelle im Netz ein weiterer Erdschluss auftritt. Der bisher einpolige Fehler weitet sich dann zu einem Doppelerdschluss aus. Dabei können die Fehlerströme die gleiche Größenordnung erreichen wie bei dreipoligen Kurzschlüssen. In diesem Fall spricht der Netzschutz an und löst die zugehörigen Leistungsschalter aus. Auch nach der Ausschaltung eines Doppelerdschlusses ist durchaus mit Folgefehlern zu rechnen: Der üblicherweise verwendete Netzschutz ist nämlich nur in der Lage, den vom Schutzrelais weiter entfernten Fehler zu erfassen und auszuschalten. Der andere Fehler bleibt bestehen, da der Ort eines einzelnen Dauererdschlusses – wie noch erläutert wird – messtechnisch schwer zu ermitteln ist. Dadurch ist die Gefahr eines erneuten Durchschlags an einer weiteren Stelle gegeben. Dieser Vorgang kann mehrere, aufeinander folgende Doppelerdschlüsse bewirken, die jeweils Leitungsausschaltungen zur Folge haben und damit die Netzsicherheit gefährden. Die Existenz eines Erdschlusses lässt sich sehr einfach nachweisen. Als messtechnisches Kriterium dient die beschriebene zeitweilige Überspannung, die an den fehlerfreien Lei-

Bild 11.5 Veranschaulichung der Spannungsverhältnisse im Normalbetrieb und während eines Dauererdschlusses

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

587

tern gegen Erde entsteht. Für die Anzeige eines Erdschlusses ist es daher nur erforderlich, die Sternspannungen zu messen und bei erhöhten Werten anzuzeigen. Das entsprechende Gerät wird als Erdschlussmelderelais bezeichnet und an die offen betriebene e-n-Wicklung eines Spannungswandlersatzes angeschlossen. Dieses Prinzip ermöglicht jedoch nicht, die Fehlerstelle zu lokalisieren. Dazu müssten die Fehlerströme in den einzelnen Leitungen erfasst werden, die sehr klein im Vergleich zu den ebenfalls fließenden Betriebsströmen sind. Die dafür erforderlichen Messeinrichtungen wären äußerst aufwändig. Um nun auch ohne solche Schutzsysteme den Erdschluss mit wenigen Schaltmaßnahmen lokalisieren zu können, dürfen Netze mit isolierten Sternpunkten über die räumliche Begrenzung hinaus nur eine sehr einfache Struktur aufweisen. Sofern diese Bedingungen die Netzgestaltung zu stark einschränken, ist entweder eine Netzaufteilung oder eine Sternpunktbehandlung mit Erdschlusskompensation zu erwägen. 11.1.2

Netze mit Erdschlusskompensation

Bei ausgedehnten Netzen wächst der Erdschlussstrom IeF wegen der größeren Erdkapazitäten auf unerwünscht hohe Werte an (s. Gl. (11.1)). Er lässt sich jedoch dadurch verringern, dass mindestens an einem Sternpunkt des Netzes eine Erdschlusslöschspule angeschlossen wird, die nach ihrem Erfinder auch als Petersenspule bezeichnet wird. Ihr Aufbau ist bereits im Abschnitt 4.9 beschrieben worden. Wie noch erläutert wird, kompensieren solche Spulen weitgehend die Erdschlussströme an der Fehlerstelle. Netze mit dieser Sternpunktbehandlung werden darum auch als kompensierte Netze bezeichnet. In Deutschland werden die Netze des Mittelspannungsbereichs häufig in dieser Weise ausgeführt. In der 110-kV-Ebene findet man die Erdschlusskompensation nahezu in allen Netzen mit ausgeprägtem Freileitungsanteil; größere 110-kV-Kabelnetze werden dagegen nur selten kompensiert betrieben. Die wesentlichen Eigenschaften dieser kompensierten Sternpunktbehandlung sollen nun an einem konkreten Netz erläutert werden (Bild 11.6). Es wird dazu von dem zugehörigen stationären Komponentenersatzschaltbild in Bild 11.7 ausgegangen. Die ohmschen Widerstände sind zwar wiederum vernachlässigt, werden jedoch später noch erfasst. Aus dem Ersatzschaltbild ist zu erkennen, dass sich auch in diesem Fall dem Betriebsstrom ein Erdschlussstrom überlagert. Er lässt sich recht einfach ermitteln, wenn man die Beziehung 3XE X0T +

X0L . 2

berücksichtigt. Maßgebend für die Höhe des Erdschlussstroms ist daher nur der aus Erdschlusslöschspule und Erdkapazität bestehende Parallelschwingkreis im Nullsystem. Die

Bild 11.6 Netz mit Erdschlusslöschspule und Erdschluss am Ende der Leitung L

588

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

Bild 11.7 Ersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.6

Reaktanz des Schwingkreises ergibt sich zu 1 · 3XE ωCE . X0 = 1 − 3XE ωCE Der Erdschlussstrom an der Fehlerstelle beträgt demnach √ 3U bN I eF = , jX0

(11.2)

wobei wie in Abschnitt 11.1.1 die Betriebsspannung bei Netzen über 1 kV mit dem Wert UbN = 1,1 · UnN zur sicheren Seite abgeschätzt wird (s. DIN VDE 0102). Wenn die Erdschlusslöschspule so eingestellt wird, dass die Bedingung 3XE =

1 ωCE

(11.3)

gilt, nimmt die Reaktanz X0 des Schwingkreises bei verlustlosen Netzen den Wert Un” endlich“ an. Dann wird der Erdschlussstrom an der Fehlerstelle stationär gleich null. In kompensierten Freileitungsnetzen mit vernachlässigbaren ohmschen Widerständen verlöschen daher Lichtbogenerdschlüsse selbstständig. Durch den kurzfristig auftretenden Lichtbogen wird wiederum häufig die Fehlerursache beseitigt. Dementsprechend weisen diese Netze für viele Fehler zugleich ein selbstheilendes Verhalten auf. Sollte sich jedoch – z. B. infolge einer leitfähigen Verbindung an der Fehlerstelle – ein Dauererdschluss ausbilden, so ist aus √ dem Ersatzschaltbild zu ersehen, dass an dem Schwingkreis die Sternspannung UbN / 3 abfällt. Transformiert man die Strom-Spannungs-Verhältnisse, die dann in den Komponentennetzwerken auftreten, in das reale Netz zurück, so ergibt sich die Stromverteilung gemäß Bild 11.8. Die Erdschlusslöschspule wird von dem Strom √ (11.4) I E = I CE = 3 · U bN · j ωCE

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

589

Bild 11.8 Verteilung der Erdschlussströme im realen Netz

durchflossen. Es handelt sich dabei um den Erdschlussstrom, der im Falle einer fehlenden Kompensation an der Fehlerstelle auftreten würde. In 110-kV-Netzen liegen die Spulenströme im Bereich 100. . . 300 A. Bei einer Erdschlusskompensation ist die Fehlerstelle selbst allerdings nur stromfrei, wenn sowohl die ohmschen Widerstände als auch Oberschwingungen vernachlässigbar sind. Wie aus dem Bild 11.8 zu ersehen ist, wird der Transformatorsternpunkt während eines Dauererdschlusses ständig mit dem Spulenstrom I E beansprucht. Um eine zu hohe Kesselerwärmung zu vermeiden, dürfen die Erdschlusslöschspulen daher nur an solche Transformatoren angeschlossen werden, die auch für eine derartige Sternpunktbelastung ausgelegt sind (s. Abschnitt 9.4.5.1). Sofern dafür nicht ausreichend viele belastbare Transformatorsternpunkte zur Verfügung stehen, ist der Einbau von Sternpunktbildnern erforderlich (s. Abschnitt 4.9). Aus der Beziehung (11.4) ist abzulesen, dass der Spulenstrom I E von der jeweiligen Erdkapazität CE und damit vom Schaltzustand des Netzes abhängt. Um die gewünschte Kompensation des Dauererdschlussstroms zu erreichen, muss die Erdschlusslöschspule verstellbar ausgeführt werden (s. Abschnitt 4.9). Sie kann dann dem jeweiligen Schaltzustand bzw. der wirksamen Kapazität CE angepasst werden. Ihre Einstellung erfolgt selbsttätig über einen besonderen Regelkreis. Die bisherigen Erläuterungen zeigen, dass bei kompensierten Netzen wie bei Netzen mit isolierten Sternpunkten die Versorgung während eines Dauererdschlusses aufrechterhalten werden kann. Jedoch weisen auch kompensierte Netze den Nachteil auf, dass bei √ einem Erdschluss die Sternspannungen in den gesunden Leitern etwa um den Faktor 3 anwachsen. Zum Nachweis dieser Behauptung wird an der Fehlerstelle F der Netzanlage in Bild 11.6 der Leiter S betrachtet. Aus dem Ersatzschaltbild 11.7 folgt der Zusammenhang U F,S = a2 · U 1F,R + a · U 2F,R + U 0F,R , der sich auch in Abhängigkeit vom Erdschlussstrom I eF in der Gestalt   UbN I eF I eF I eF 2 · Z1 − a · · Z2 − · Z0 U F,S = a · √ − 3 3 3 3 mit 1 ωC E  Z0 =  1 j 3XE − ωCE 3XE ·

590

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

schreiben lässt. Dabei bezeichnen die Größen Z 1 , Z 2 und Z 0 die resultierenden Impedanzen des Mit-, Gegen- und Nullsystems. Wenn weiterhin die Impedanzverhältnisse Z1  Z0 und Z2  Z0 vorausgesetzt werden, kann für den Erdschlussstrom I eF die Beziehung (11.2) eingesetzt werden. Es ergibt sich dann der Ausdruck |U F,S | ≈ UbN . Damit ist gezeigt, dass tatsächlich die Sternspannung eines gesunden Leiters etwa auf den Wert der Dreieckspannung ansteigt. Daher ist bei diesen Netzen erneut mit dem Auftreten der unerwünschten Doppelerdschlüsse zu rechnen. Im Folgenden wird das Modell um die bisher vernachlässigten ohmschen Widerstände im Nullsystem erweitert. Der Schwingkreis im Nullsystem nimmt dann die Form gemäß Bild 11.9 an. Wegen der ohmschen Komponenten ist die bisher vorausgesetzte Abstimmung auf Z0 → ∞ nicht möglich, sondern es ergibt sich ein endlicher Wert. Dadurch tritt an der Fehlerstelle ein ohmscher Reststrom Irest auf. Zusätzlich können sich Oberschwingungsströme überlagern. Darüber hinaus ist eine Stromkomponente zu berücksichtigen, die durch die anschließend noch erläuterte Verstimmung der Erdschlusslöschspulen verursacht wird. Erfahrungsgemäß beträgt der gesamte Reststrom aus diesen drei Anteilen näherungsweise ein Zehntel des Stroms ICE , der an der Fehlerstelle ohne den Anschluss von Erdschlusslöschspulen auftreten würde (s. DIN VDE 0101): Irest ≈ 0,1 · ICE . Der Reststrom vergrößert sich in dem gleichen Maße wie der Strom ICE , also mit wachsender Nennspannung und Netzgröße. In DIN VDE 0228 Teil 2 wird für Freileitungsnetze mit Nennspannungen von 10. . . 20 kV als Löschgrenze für Lichtbogen ein Wert von 60 A angegeben. In der 110-kV-Ebene gilt für den Reststrom als Beanspruchungsgrenze 130 A. Bei Freileitungsnetzen mit Nennspannungen über 150 kV führt der Koronaeffekt noch zu einer zusätzlichen ohmschen Komponente. Aus diesem Grunde wird die Löschgrenze der Lichtbogen bei den weiträumigen Transportnetzen besonders schnell erreicht, sodass dort vermehrt mit Dauererdschlüssen zu rechnen ist. Dadurch steigt die Gefahr von Doppelerdschlüssen. Der Vorteil der Kompensation, auch im Falle eines Erdschlusses weiterversorgen zu können, wird daher zunehmend infrage gestellt. Bei Kabelnetzen mit kleinen Restströmen verzögert die Kompensation – ähnlich wie bei Netzen mit isolierten Sternpunkten – die Ausweitung des Erdschlusses auf andere Fehler, z. B. den dreipoligen Kurzschluss. Kabelnetze in der Hochspannungsebene erfüllen die Bedingung hinreichend kleiner Restströme jedoch nicht. Bevor auf die dann geeignete niederohmige Sternpunktbehandlung eingegangen wird, sei noch auf eine weitere Eigenschaft kompensierter Netze hingewiesen. Aus den bisherigen Erläuterungen ließe sich der Schluss ziehen, dass eine ideale Abstimmung der Erdschlusslöschspule nach Gl. (11.3) anzustreben sei. Für ein Netz mit verdrillten Leitern ist diese Aussage auch richtig. Falls jedoch z. B. infolge unsymmetrischer Mastbilder die Erdkapazitäten bei den einzelnen Außenleitern verschieden sind,

Bild 11.9 Verlustbehafteter Schwingkreis im Nullsystem

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

591

können sich Spannungserhöhungen einstellen, ohne dass ein Fehler im Netz vorliegt. Wie im Folgenden gezeigt wird, lässt sich Abhilfe dadurch erreichen, dass für den Sollwert der Spuleneinstellung der Bereich LE < LE,ideal gewählt wird. Man bezeichnet diese Betriebsweise als überkompensiert, da der Spulenstrom im Erdschlussfall bei dieser Spuleneinstellung größer ist als bei einer idealen Abstimmung. Folgerichtig wird für den Einstellungsbereich LE > LE,ideal der Ausdruck unterkompensiert verwendet. Die Vorteile eines überkompensierten Netzbetriebs werden an der Netzanlage in Bild 11.10a veranschaulicht. Sie weise am Außenleiter R eine um ∆CE größere Erdkapazität auf als an den beiden anderen Leitern. Der zusätzliche Anteil ∆CE wird als gesondertes Netzelement aufgefasst, das eine Vorreaktanz für einen fiktiven Erdschluss darstellt. Gemäß Abschnitt 10.2 können die Frequenzgänge von I∆ und U0 aus der Komponentenersatzschaltung in Bild 11.10b ermittelt werden [172]. Von den Induktivitäten ist dabei nur die Erdschlusslöschspule LE relevant. Für einen kompensierten Netzbetrieb ergibt sich bei einem verlustarmen Netz für den Strom I∆ (ω) der Frequenzgang in Bild 11.10c. Er weist zunächst einen Pol und dann eine Nullstelle auf. Ihre Frequenzen fP und fNull lassen sich aus der Ersatzschaltung 11.10b in guter Näherung zu fP =

1 1 · , 2π 3 · LE · (CE + ∆CE /3)

fNull =

d)

c)

U nN / 3

0

(11.5)

10 U0

ID

1 1 ·√ 2π 3 · LE · CE

5 0 -5 -10

48

49 fP

50 f Null

Hz 52

51 f

48

49 fP

50

Hz 52

51 f

Bild 11.10 Auswirkung einer um 10 % asymmetrischen Erdkapazität im Leiter R bei einer Einstellung der Erdschlusslöschspule auf einen Wert von XE = 1/(3 · ωCE ) a) Erfassung der asymmetrischen Erdkapazität durch einen fiktiven Erdschluss (nur relevante Modellgrößen berücksichtigt) b) Zugehöriges Komponentenersatzschaltbild c) Frequenzgang von I∆ d) Frequenzgang von U0

592

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

bestimmen. Die Frequenz der Nullstelle liegt bei einer idealen Abstimmung genau auf der Netznennfrequenz fnN = 50 Hz, der Pol etwas tiefer. Üblicherweise beträgt die Asymmetrie mehrere Prozent; aus Darstellungsgründen ist im Bild 11.10 ein relativ hoher Wert von 10 % gewählt worden. Im Bereich des Pols weist der Strom I∆ hohe Werte auf. Er verursacht, wie aus dem Verlauf in Bild 11.10d zu ersehen ist, eine ausgeprägte Nullspannung U0 . Eine messtechnische Überprüfung dieses Effekts zeigt jedoch, dass durch den Einfluss der Wirkwiderstände die tatsächlichen Spannungserhöhungen ca. 70 Prozent der √ Sternspannung UnN / 3 nicht überschreiten [173]. Diese betriebsfrequente Überspannung verkleinert sich mit sinkendem Grad der Asymmetrie in den Erdkapazitäten. Die bisherigen Überlegungen haben nur eine Asymmetrie in der Erdkapazität CE des Außenleiters R vorausgesetzt. Man könnte nun vermuten, dass weitere Asymmetrien in den Erdkapazitäten sowie in den Leiterinduktivitäten zusätzliche Pole erzeugen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es entsteht stets nur ein Pol, dessen Form und Polfrequenz allerdings von den Asymmetrien beeinflusst wird. Der Nachweis ist in [126] mit systemtheoretischen Verfahren geführt worden. Im täglichen Netzbetrieb treten zeitweilig Frequenzschwankungen auf, die nur sehr selten größere Werte als |∆f | = 50 mHz annehmen. Daher ist es ratsam, den Pol im Frequenzgang U0 (ω) in den Bereich oberhalb von f = 50,05 Hz zu legen. Um dieses zu erreichen, verstimmt man die Erdschlusslöschspule. Die Verstimmung ist als v=

LE − LE,ideal LE,ideal

definiert. Allerdings sollte in 110-kV-Netzen eine Verstimmung von |v| = 5 % und in 10kV-Netzen von |v| = 20 % nicht überschritten werden. Größere Werte führen zu einem Anwachsen des Erdschlussstroms an der Fehlerstelle und gefährden u. a. die Selbstlöschung von Erdschlusslichtbogen. Aus diesen Betrachtungen ist noch nicht zu erkennen, dass eine Überkompensation mit v < 0 im Vergleich zu einer Unterkompensation (v > 0) zu bevorzugen ist. Die folgenden Überlegungen beantworten diese Frage. Ähnlich unangenehm wie Frequenzschwankungen in der Speisespannung können sich auch plötzliche, größere Änderungen in der Erdkapazität CE auswirken, wie sie z. B. durch das Ein- oder Ausschalten von Kabeln entstehen. Gemäß der Beziehung (11.5) führt bei überkompensiert betriebenen Netzen das Einschalten und bei unterkompensiert betriebenen Anlagen das Ausschalten von Leitungen dazu, dass sich der Pol im Strom I∆ (ω) jeweils in Richtung der Netznennfrequenz fnN = 50 Hz verlagert. Sollte der Pol dabei in ihre unmittelbare Nähe verschoben werden, treten in dem Netz erhöhte Nullspannungen U0 auf, ohne dass ein Erdschluss vorliegt. Sie bleiben so lange bestehen, bis der bereits erwähnte Regelkreis für die Spuleneinstellung tätig geworden ist und die Erdschlusslöschspule wieder an die neue wirksame Erdkapazität angepasst hat. Während das Einschalten von Leitungen eine betriebliche Maßnahme darstellt und damit kontrolliert durchführbar ist, werden größere Ausschaltungen auch durch Kurzschlüsse verursacht. Die dadurch entstehende Polverschiebung in den Bereich höherer Frequenzen ist bei einem überkompensierten Betrieb ungefährlich. Deshalb sollte in Netzen mit Erdschlusskompensation diese Betriebsweise gewählt werden; die entgegengesetzt reagierende Unterkompensation ist dagegen zu vermeiden. Beim Ausbau eines Netzes ist daher der Bemessungsstrom der Erdschlusslöschspule stets so zu dimensionieren, dass auch tatsächlich noch eine überkompensierte Betriebsweise möglich ist.

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

593

Erwähnt sei, dass eine wirksame Verstimmung noch einen weiteren Vorteil aufweist. Werden Systeme von Höchst- und Hochspannungsfreileitungen gemeinsam auf einem Mast geführt, so induzieren die magnetischen Felder der Höchstspannungsleitung im Hochspannungssystem sowohl zwischen den Leitern selbst als auch zwischen den Leitern und der Erde Spannungen. Sofern das Hochspannungsnetz kompensiert betrieben wird, können die Induktionsspannungen, die sich zwischen Leiterseil und Erde ausbilden, über die Masche Leiter-Erdkapazität-Erde-Erdschlusslöschspule Ströme treiben. Im Wesentlichen ist dabei anstelle des Parallelkreises aus 3 · ωLE und 1/(ωCE ) der entsprechende Serienkreis wirksam. Liegt eine annähernd ideale Kompensation vor, ist dessen Impedanz klein; die Induktionsspannungen treiben große Ströme. Sie werden jedoch auf tragbare Werte begrenzt, falls das Netz verstimmt bzw. überkompensiert betrieben wird. Abschließend sei noch auf die messtechnische Erfassung von Erdschlüssen eingegangen. Im Vergleich zu Netzen mit isolierten Sternpunkten treten in Netzen mit Erdschlusskompensation wegen der großen räumlichen Ausdehnung und der zu wählenden Überkompensation bei jedem Erdschluss relativ hohe Blindströme auf. Die Spulenströme betragen durchaus mehrere hundert Ampere. Trotz der größeren Fehlerströme ist die Lokalisierung des Fehlerorts auch bei dieser Sternpunktbehandlung gerätetechnisch nur mit großem Aufwand zu verwirklichen. Eine häufige Messmethode besteht darin, mithilfe von Erdschlussrichtungsrelais die Richtung der Nullströme in jeder Leitung zu ermitteln. Die Stromrichtungen werden dann an die Schaltleitung bzw. Netzbetriebsführung weitergeleitet und dort bildlich wiedergegeben. Aus dieser Darstellung versucht man, den Ort des Erdschlusses zu bestimmen. Die Nullströme sind jedoch gerade in der Nähe der Fehlerstelle klein, sodass deren Richtung dort nur ungenau zu ermitteln ist. Deshalb kann deren Lokalisierung bei diesem Verfahren im Einzelfall Probleme mit sich bringen. Demgegenüber lässt sich das Auftreten eines Erdschlusses wiederum mithilfe eines Erdschlussmelderelais sehr einfach nachweisen. Es ist erneut lediglich eine Spannungsmessung gegen Erde notwendig (s. Abschnitt 11.1.1). Die bisherigen Ausführungen haben u. a. gezeigt, dass die Kompensation bei Übertragungsnetzen und größeren 110-kV-Kabelnetzen ihre Vorteile verliert. Es bietet sich dann an, eine andere Sternpunktbehandlung, die niederohmige Erdung, zu verwenden. 11.1.3

Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung

Eine niederohmige Erdung liegt vor, wenn im Netz mindestens ein Sternpunkt entweder direkt oder über niederohmige Impedanzen mit dem Erder verbunden ist. Wie bereits erwähnt, wird diese Erdungsart in Freileitungsnetzen ab 220 kV und in größeren Kabelnetzen ab 110 kV angewendet. Die wesentlichen Eigenschaften der niederohmigen Sternpunkterdung sollen wiederum anhand eines Erdschlusses in einer speziellen Netzanlage gezeigt werden, bei der die Erdungsimpedanzen nur einen schwachen ohmschen Anteil aufweisen mögen (Bild 11.11). Für niederohmig geerdete Netze wird dieser einpolige Fehler als Erdkurzschluss bezeichnet, um anzudeuten, dass die auftretenden Fehlerströme Werte im Bereich der dreipoligen Kurzschlussströme annehmen können (s. DIN VDE 0102). Deshalb wird im Folgenden anstelle der Bezeichnung I eF der Ausdruck I k1p verwendet. Ein Vorteil dieser Sternpunktbehandlung liegt darin, dass sich die Spannung in den fehlerfreien Leitern bei Erdkurzschlüssen schwächer erhöht als in Netzen mit isolierten Stern-

594

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

Bild 11.11 Erdkurzschluss in der Leitungsmitte bei einer Anlage mit niederohmiger Sternpunkterdung

punkten bzw. mit Erdschlusskompensation. Um diese Eigenschaft nachzuweisen, wird die Sternspannung z. B. für den Leiter S berechnet. Sie ergibt sich mithilfe des stationären Komponentenersatzschaltbilds in Bild 11.12 zu     Z1 − Z0 jX1 − jX0 ≈ E  · a2 + . (11.6) U F,S = E  · a2 + 2Z 1 + Z 0 j2X1 + jX0 Eine Diskussion dieser Beziehung zeigt, dass die Spannungserhöhung umso geringer wird, je weniger sich X0 und X1 voneinander unterscheiden. Für den in der Praxis auch auftretenden Fall X0 < X1 ergibt sich sogar eine Spannungsabsenkung. Die Abschwächung der Spannungserhöhung ist somit ein Maß für die Niederohmigkeit des Nullsystems und damit auch der Erdung. Um diese Spannungsverhältnisse im Hinblick auf die Isolationskoordination quantitativ bewerten zu können, wird der bereits in Abschnitt 4.12.1.1 benötigte Erdfehlerfaktor δ=

UF,E √ UbF / 3

(11.7)

verwendet. In dieser Beziehung bezeichnet die Größe UbF den Effektivwert der Betriebsspannung, die an der betrachteten Fehlerstelle F ohne Einfluss des Fehlers auftreten würde. Die Größe UF,E beschreibt den Effektivwert der Spannung, die im Fehlerfall an der Stelle F zwischen einem gesunden Leiter und der Erde ansteht.

Bild 11.12 Ersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.11

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

595

Für die Bestimmung des Erdfehlerfaktors interessiert derjenige Fehler, bei dem die Spannung UF,E maximal wird. Sofern der Einfluss von Serienresonanzen ausgeschlossen werden kann, ist diese Spannung stets bei demjenigen Fehler am größten, der zur größten Nullimpedanz führt. Sie nimmt grundsätzlich im Fall eines Erdkurzschlusses ihren höchsten Wert an. Aus der zugehörigen Ersatzschaltung kann man die Größe δ auch an anderen Orten im Netz berechnen. Die Ergebnisse unterscheiden sich bei niederohmiger Sternpunkterdung allerdings nur geringfügig; daher darf der Erdfehlerfaktor am Fehlerort dann als alleiniges Kriterium zur Beurteilung des ganzen Netzes verwendet werden (s. Anhang zu DIN VDE 0675 Teil 5). Zur Veranschaulichung dieser Größe wird der Ausdruck (11.7) für das betrachtete Beispiel mit UF,E = UF,SE ausgewertet. Es gilt dann    Z 1 − Z 0    2    E · a + √  1  3Z 0 /Z 1 E  2Z 1 + Z 0  √ √ · δ= · = + j 3 . (11.8) 2 2 + Z 0 /Z 1 UbF / 3 UbF / 3 Wie in Kapitel 6 ausgeführt ist, kann bei Netznennspannungen über 1 kV wieder E  = √ 1,1 · UnN / 3 als wirksame Spannung im Fehlerfall eingesetzt werden. Schätzt man nun auch die Betriebsspannung, die unmittelbar vor dem Fehlereintritt an der Fehlerstelle vorhanden gewesen ist, mit dem Wert UbF = 1,1 · UnN ab, so lässt sich die Definition (11.8) noch weiter vereinfachen. Der Erdfehlerfaktor reduziert sich dann auf einen reinen Impedanzterm und kann dadurch vorteilhafterweise als eine spannungsunabhängige Netzkenngröße verwendet werden (s. DIN VDE 0111). Sie wird zunächst für zwei Grenzfälle berechnet. Einen solchen Grenzfall stellt ein Netz mit isolierten Sternpunkten dar. Dessen Nullimpedanz Z 0 nimmt infolge XE → ∞ sehr hohe Werte an, sodass der Term (11.8) in den Zusammenhang √ (11.9) δ ≈ |a2 − 1| = 3 übergeht. Ein anderer Grenzfall liegt vor, wenn die Nullimpedanz sehr niedrig wird, wie z. B. in der Nähe von Transformatoren mit der Schaltgruppe Yz bzw. Dz. Für Z 0 → 0 nimmt die Beziehung (11.8) die Form  √   2 1 3  = 0,87 (11.10) δ = a +  = 2 2 an. Bei anderen Nullimpedanzen ergeben sich für den Erdfehlerfaktor δ Zwischenwerte. So erhält man z. B. für übliche Werte von X0 /X1 ≈ 3 aus der Beziehung (11.8) einen Erdfehlerfaktor von 1,25. Dieses Ergebnis zeigt, dass während eines Erdkurzschlusses auch bei niederohmig geerdeten Netzen eine erhöhte Leiter-Erde-Spannung an den fehlerfreien Außenleitern auftritt. Im Weiteren wird nun der einpolige Kurzschlussstrom in der Anlage gemäß Bild 11.11 berechnet. Aus dem zugehörigen Ersatzschaltbild in Bild 11.12 ermittelt er sich zu I k1p =

3E  . Z 1 · (2 + Z 0 /Z 1 )

(11.11)

Bezogen auf den dreipoligen Kurzschlussstrom I k3p =

E  , Z1

(11.12)

596

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

der an der Stelle F auftritt, erhält man dann I k1p =

3 3 · I  ≈ · I  . 2 + Z 0 /Z 1 k3p 2 + X0 /X1 k3p

(11.13)

Bei üblichen Nullimpedanzen von niederohmig geerdeten Netzen ist der einpolige Fehlerstrom somit nicht wesentlich kleiner als der dreipolige Kurzschlussstrom. Unter der Bedingung X0 /X1 < 1 kann der einpolige Kurzschlussstrom sogar größer werden. In der Praxis liegt dieser Fall z. B. dann vor, wenn der Fehler direkt hinter einem geerdeten Transformator der Schaltgruppe Yd5 bzw. Yd11 auftritt, bei dem X0 /X1 ≤ 1 gilt. Zu bemerken ist, dass die in Kapitel 7 betrachteten Leiterschienen bei einem dreipoligen Kurzschluss trotzdem mechanisch stärker belastet werden, da dann alle drei Außenleiter gleichzeitig einen großen Strom führen. Beim einpoligen Erdkurzschluss tritt dagegen  auf; in den anderen beiden Leinur im fehlerhaften Leiter ein höherer Strom als Ik3p tern ist der Fehlerstrom kleiner. Es ergibt sich daher eine geringere Kraftwirkung als bei dreipoligen Fehlern. In niederohmig geerdeten Netzen kann der Erdkurzschlussstrom ohne weiteres Werte von ca. 80 kA annehmen. Daher ist ein schneller und sicherer Netzschutz notwendig, der eine Ausschaltung in möglichst kurzer Zeit – spätestens nach 0,1. . . 0,2 Sekunden – bewirkt. Dieser Strom tritt nämlich an der Fehlerstelle in das Erdreich ein und breitet sich dort entlang der Leitungstrassen aus (s. Abschnitt 9.4.1), um dann in den Schaltanlagen über die niederohmig geerdeten Transformatorsternpunkte ins Netz zurückzufließen. Die Netzanlagen sind so zu gestalten, dass durch die Erdströme an der Fehlerstelle und in den Schaltanlagen keine Menschen gefährdet werden. Auf diese Aufgabenstellung wird in Kapitel 12 eingegangen. Im Unterschied zu einem dreipoligen Kurzschluss verursacht ein Erdkurzschluss eine starke Asymmetrie in den Leiterströmen und in den Spannungen zur Erde. Dadurch entstehen starke Magnetfelder. Sie können in Leiterschleifen der Nachrichtentechnik, die sich in der direkten Umgebung der fehlerbehafteten Höchstspannungsanlage befinden, mitunter erhebliche Spannungen induzieren. Zusätzlich, wenngleich auch schwächer, werden dort über die Teilkapazitäten zwischen den nachrichtentechnischen Leiterschleifen und der Höchstspannungsleitung Spannungen eingekoppelt. Darüber hinaus können die Erdströme u. a. in Rohren oder Eisenbahnschienen Spannungsabfälle bewirken. Es findet demnach durch die Starkstromanlagen eine induktive, kapazitive und ohmsche Beeinflussung statt. Insgesamt können die dadurch erzeugten Beeinflussungsspannungen z. B. in der Elektronik von Schaltanlagen oder in nahe gelegenen Fernmeldeleitungen Funktionsstörungen oder sogar eine Personengefährdung verursachen. Die in diesem Zusammenhang auftretenden Fragen haben sich zu einer eigenen Fachdisziplin, der Starkstrombeeinflussung, entwickelt [174]. Zu dieser Problemstellung sind eine Reihe von Vorschriften entstanden, die weitgehend in DIN VDE 0228 sowie in den Technischen Empfehlungen der Schiedsstelle für Beeinflussungsfragen zusammengefasst sind. Falls die erzeugten Beeinflussungsspannungen die zulässigen Grenzen überschreiten, gibt es eine Reihe von Abhilfemaßnahmen. So verwendet man anstelle von Kupfer-Fernmeldeleitungen bevorzugt Lichtwellenleiter-Kabel. Sie unterliegen keiner Beeinflussung. Auf der Seite der Starkstromanlagen besteht eine Möglichkeit darin, die Erdkurzschlussströme herabzusetzen: Man erdet entweder nur einen Teil der Transformatorsternpunkte im Netz oder geht auf eine so genannte induktive Erdung über. Eine induktive Erdung liegt vor, wenn niederohmige Induktivitäten – meist mit Reaktanzen von 5 Ω bis 20 Ω – zwischen Sternpunkt und Erder geschaltet werden. Vielfach wird der Erdkurzschlussstrom

11.1 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das stationäre Netzverhalten

597

Bild 11.13 Kombination der Erdschlusskompensation mit einer Kurzerdung (KE)

bereits durch diese geringen Reaktanzen auf ca. 2/3 seines Werts begrenzt, der ohne die Induktivität auftreten würde. Diese Sternpunktbehandlung hat sich für große 110-kVKabelnetze als besonders zweckmäßig erwiesen. Bei Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung führt jeder Erdkurzschluss zu hohen Strömen. Aus diesem Grunde ist die fehlerbehaftete Leitung schnell auszuschalten. Dadurch wird allerdings die Versorgung der Verbraucher beeinträchtigt. Dieser Nachteil verkleinert sich erheblich, wenn die Netze für die bereits angesprochene automatische Wiedereinschaltung (AWE) bzw. Kurzunterbrechung ausgerüstet sind (s. Abschnitt 7.3). In Höchstspannungsnetzen kann eine dreipolige Kurzunterbrechung jedoch zu Stabilitätsschwierigkeiten führen (s. Abschnitt 7.5). Solche Schwierigkeiten lassen sich vermeiden, falls sich die Kurzunterbrechung nur auf den erdkurzschlussbehafteten Außenleiter erstreckt, also nur einpolig vorgenommen wird. Erst im Falle einer erfolglosen einpoligen AWE wird endgültig eine dreipolige Ausschaltung der Fehlerstelle vorgenommen [49]. In Mittelspannungsnetzen wird die niederohmige Erdungsart häufig mit einer Erdschlusskompensation kombiniert. Gemäß DIN VDE 0101 liegt dann ein Netz mit vorübergehender niederohmiger Sternpunkterdung vor. Dort wird zusätzlich zur hochohmigen Erdschlusslöschspule eine niederohmige Drosselspule oder ein niederohmiger gusseiserner Widerstand vorgesehen (Bild 11.13). Etwa 5. . . 10 s nach dem Auftreten eines Erdschlusses wird dieses Netzelement kurzzeitig zur Erdschlusslöschspule parallel geschaltet. Es ist so bemessen, dass der dabei verursachte Erdkurzschlussstrom auch für die Schutzeinrichtungen eines Mittelspannungsnetzes ausreichend groß ist (z. B. 2000 A), um den Dauererdschluss selektiv auszuschalten. Diese Einrichtung wird als Kurzerdung (KE) bezeichnet und ist in [170] sowie [175] behandelt. Abschließend werden die Spannungsverhältnisse, die sich bei den verschiedenen Sternpunktbehandlungen einstellen, noch durch Zeigerdiagramme veranschaulicht. 11.1.4

Veranschaulichung der Spannungsverhältnisse durch Zeigerdiagramme

An der einfachen Netzanlage in Bild 11.14a lassen sich bereits die Kernaussagen entwickeln. Es handelt sich um eine Netzeinspeisung im Leerlauf, an der am Leiter R ein einpoliger Kurzschluss mit einer Übergangsreaktanz XF auftritt. Bei der Annahme einer reinen Reaktanz ergeben sich besonders anschauliche Zeigerdiagramme; zusätzliche ohmsche Anteile würden die prinzipiellen Verhältnisse jedoch nicht verändern. Am Sternpunkt der Netzeinspeisung ist weiterhin eine Sternpunktdrosselspule XE angeschlossen. Zusätzlich wird noch die Innenreaktanz der Netzeinspeisung berücksichtigt und wie üblich mit XQ bezeichnet. Die Innenreaktanzen der einzelnen Leiter werden als ungekoppelt

598

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

angesehen. Im Komponentenersatzschaltbild der Anlage sind daher im Mit-, Gegen- und Nullsystem für XQ gleiche Werte anzusetzen. In Bild 11.14b ist die zugehörige Schaltung dargestellt. Daraus errechnet sich die Nullspannung U 0,Dr an der Drosselspule XE zu    Un  XE U 0,Dr = · U RN mit |U RN | =  √  . XE + XQ + XF 3 Die gleiche Beziehung lässt sich auch direkt aus der Schaltung in Bild 11.14a ermitteln; die Spannung U 0,Dr ist demnach identisch mit dem Spannungsabfall an der Sternpunktdrosselspule. Es gilt daher U 0,Dr = U NE . Nun ist eine anschauliche Interpretation der Nullspannung möglich: Sie kennzeichnet die Verlagerung des Sternpunkts N gegenüber der Erde. Verwendet man diese Identität und verknüpft die Spannungszeiger entsprechend den drei möglichen Maschenumläufen in Bild 11.14a, so erhält man das Spannungszeigerdiagramm

Bild 11.14 Netzeinspeisung a) Schaltbild der Netzeinspeisung b) Komponentenersatzschaltbild der Anlage für ungekoppelte Netzreaktanzen XQ √ c) Zeigerdiagramm für das Schaltbild im Bild 11.14a mit |U RN | = |U SN | = |U TN | = Un / 3 d) Zeigerdiagramm für die Schaltung im Bild 11.14a mit XE → ∞ (Netz mit isolierten Sternpunkten) e) Zeigerdiagramm für die Schaltung im Bild 11.14a mit XE = 0 (niederohmige Erdung)

11.2 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das transiente Netzverhalten

599

in Bild 11.14c. Daraus ist zu ersehen, dass die offenen Klemmen der Leiter S und T umso höhere Spannungen gegen Erde aufweisen, je größer die Nullspannung ist. Weiterhin zeigt die Beziehung für√U 0,Dr , dass die Nullspannung bei XE → ∞ den höchsten Wert mit U0 = U RN = Un / 3 annimmt (Netz mit isolierten Sternpunkten). Da dann kein Erdkurzschlussstrom mehr auftritt, sind die Spannungen an den Reaktanzen XQ sowie XF Null, sodass auch die Klemme R Erdpotenzial besitzt. Dadurch wachsen die Klemmenspannungen U SE,F und U TE,F – wie bekannt – auf den Wert der Leiterspannungen an; das zugehörige Zeigerdiagramm ist in Bild 11.14d dargestellt. Umgekehrt tritt die kleinste Nullspannung auf, wenn XE ≈ 0 gilt (niederohmige Erdung): Der Sternpunkt N weist nun auch Erdpotenzial auf. Unter dieser Bedingung verringern sich die Klemmenspannungen U SE,F und U TE,F an der Fehlerstelle auf die Sternspannungswerte der Spannungsquelle (s. Bild 11.14e). Demgegenüber bleiben die Dreieckspannungen U RS , U ST und U TR von der Sternpunktdrosselspule unbeeinflusst. Sie sind als eingeprägt anzusehen. Im Folgenden wird nun auf wichtige transiente Überspannungseffekte eingegangen, die durch einpolige Fehler hervorgerufen werden können. Wiederum ist dabei die Art der Sternpunktbehandlung sehr bedeutsam.

11.2

Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das transiente Netzverhalten bei einpoligen Erdschlüssen

Zunächst wird auf den Überspannungsmechanismus eingegangen, der durch Dauererdschlüsse verursacht wird. Dabei werden stets ideale Schalter vorausgesetzt, sodass die unbeeinflussten Ausgleichsvorgänge berechnet werden. 11.2.1

Transiente Überspannungen durch Dauererdschlüsse

Ausgegangen wird von der 10-kV-Anlage in Bild 11.15, die zunächst mit isoliertem Transformatorsternpunkt betrieben werden soll. Sie weise am Ende des Kabels K2 einen Dauererdschluss am Leiter R auf; die Schalter S1 und S3 seien zunächst noch geschlossen. Bei den Lasten V1 und V2 handelt es sich um Hochspannungsmotoren, die ohne Neutralleiter angeschlossen sind. Zur Beschreibung der transienten Vorgänge wird das transiente Komponentenersatzschaltbild herangezogen (s. Abschnitt 10.4). Für die betrachtete Anlage nimmt es die in Bild 11.16 dargestellte Form an. Der Erdschluss soll vor so langer Zeit eingesetzt haben, dass sich eine stationäre Strom-Spannungs-Verteilung eingestellt hat.

Bild 11.15 Untersuchte Anlage mit Dauererdschluss nach dem Ausschalten des Kabels K1

600

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

Bild 11.16 Transientes Komponentenersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.15 ohne Darstellung der in den Simulationsrechnungen berücksichtigten ohmschen Widerstände (Gestrichelt eingezeichnete Elemente im Nullsystem sind nur wirksam beim Anschluss einer Erdschlusslöschspule an den Sternpunkt des Transformators.)

Ein solcher Dauererdschluss wird – wie bereits erläutert – durch das Erdschlussmelderelais angezeigt und aktiviert das Betriebspersonal, die fehlerhafte Strecke zu suchen. Im Rahmen dieser Bemühungen wird zunächst versuchsweise das fehlerfreie Kabel K 1 freigeschaltet. Die erste Schaltmaßnahme besteht darin, alle Lasten von der Sammelschiene SS2 aus zu versorgen. Als zweite Maßnahme wird zuerst der Schalter S3 und dann der Schalter S1 geöffnet. Das Öffnen des Schalters S1 erfolgt z. B. im Nulldurchgang des Erdschlussstroms ieF . Zu diesem ungünstigen √ Zeitpunkt durchläuft die Speisespannung uR (t) ˆnN / 3 aufweist und im Folgenden als Bezugsgröße ubez ihr Maximum, das den Wert 1,1· U bezeichnet wird. Von der Erdkapazität CE1 wird dann die vergleichsweise große Ladung Q01 = CE1 · (−ubez ) gespeichert. Nach dem Öffnen des Schalters S1 ist das Kabel K1 beidseitig ausgeschaltet, sodass diese Ladung nicht mehr abfließen kann. Da die Wirkwiderstände der Kabelisolierung sehr hochohmig sind, bleibt der Spannungswert an der Erdkapazität und somit die Spannung im Nullsystem über einen längeren Zeitraum erhalten. Zeitgleich erfolgen dieselben Schaltmaßnahmen im Mit- und Gegensystem. Deren Betriebskapazitäten weisen danach nur die Spannung 0,5 · ubez auf, wie sich mithilfe der Beziehungen (10.42) und (10.43) berechnen lässt. Die Amplitude des Erdschlussstroms ieF ist aufgrund der geringen Netzausdehnung klein. Daher beträgt der Anteil des Stroms ieF , der über den Schalter S1 vor dem Öffnen zurückfließt, höchstens einige Ampere. Bei solchen niedrigen Strömen darf im Schalter S1 an dessen Polen S und T beim Ausschalten ein Stromabriss unterstellt werden; im Leiter R

11.2 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das transiente Netzverhalten

601

fließt bei dem angenommenen Schaltzeitpunkt, einem Nulldurchgang im Fehlerstrom ieF , ohnehin kein Strom zur Einspeisung zurück. Gemäß Abschnitt 10.4 erfasst das transiente Komponentenersatzschaltbild unter dieser Bedingung neben den Einschaltvorgängen auch Ausschaltvorgänge. Nach dem Ausschalten des Kabels K1 zeigt das Erdschlussmelderelais immer noch einen Erdschluss an. Daraus ist zu ersehen, dass dieses Kabel K 1 fehlerfrei ist. Es soll daher wieder ans Netz genommen werden; zu diesem Zweck werden nacheinander die Schalter S1 und S3 geschlossen. Zwischen dem Öffnen und dem Schließen des Schalters S 1 sollen zumindest einige Sekunden verstrichen sein, sodass zum Zeitpunkt des Schließens die netzseitig angeregten Einschwingvorgänge bereits abgeklungen sind. Auf der Netzseite hat sich damit wieder die für einen Dauererdschluss typische stationäre Spannungsverteilung eingestellt. Der Schalter S1 soll darüber hinaus zu dem Zeitpunkt geschlossen werden, an dem sich betragsmäßig die gleiche Spannungsverteilung wie zuvor beim Öffnen einstellt; jedoch soll ihre Polarität entgegengesetzt sein. Durch die Wahl dieses Schaltzeitpunkts bildet sich über jeder Schaltstrecke des Schalters S1 eine sehr große Spannungsdifferenz aus. Bei dieser Wiedereinschaltung des Kabels K1 entstehen hohe Überspannungen. In Bild 11.17a ist die Einschwingspannung für den Leiter T dargestellt. Sie ist mit dem Ersatzschaltbild in Bild 11.16 für die beschriebene Schaltfolge ermittelt worden. Dabei ist zunächst angenommen worden, dass an der Sammelschiene SS 2 keine Lasten liegen. Es wird dann im Leiter T der Wert uTE,max = 2,8 · ubez erreicht. Bei einem Anschluss von Verbrauchern verringert er sich. Mit einer Last von z. B. SL = 2 MVA und cos ϕL = 0,8 sinkt der Spitzenwert auf uTE,max = 2,4 · ubez . Die beschriebenen ungünstigen Schaltmaßnahmen werden nun am erdschlussbehafteten Kabel K2 in der gleichen Weise wiederholt. Für ein leerlaufendes Kabel K2 erhält man nun die sehr hohe Überspannung von 3,8 · ubez (Bild 11.17b). Sie verkleinert sich bei einer Last an der Sammelschiene SS1 von SL = 2 MVA und cos ϕL = 0,8 nur geringfügig auf 3,7 · ubez . Durch den Übergang auf eine Erdschlusskompensation erniedrigen sich die Überspannungen auf 2,7 · ubez am Kabel K1 und 2,9 · ubez am Kabel K2 . Sie verringern sich nochmals, wenn eine niederohmige Sternpunkterdung vorgesehen wird. Die Simulationsrechnung liefert dann die Werte 2,0 · ubez bzw. 2,6 · ubez . Dabei gelten die angegebenen Werte jeweils für den besonders ungünstigen Leerlauffall an den Sammelschienen. Demnach entsteht die größte Überspannung in Netzen mit isolierten Sternpunkten beim 40 kV 20

40 kV 20

u

TE

b)

u

TE

a)

0

0

-20

-20

-40

-40 0

25

ms t

50

0

25

Bild 11.17 Wiedereinschaltung eines Kabels bei der in Bild 11.15 dargestellten 10-kV-Anlage mit isoliertem Transformatorsternpunkt ohne Einfluss der Lasten a) Schaltmaßnahme am erdfehlerfreien Kabel K1 b) Schaltmaßnahme am erdschlussbehafteten Kabel K2

ms t

50

602

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

Wiedereinschalten erdschlussbehafteter Kabel. Dabei erzeugt die erste Schaltmaßnahme – das Ausschalten – Restspannungen auf dem Kabel. Die zweite Schaltmaßnahme – die Wiedereinschaltung – bewirkt eine große Zustandsänderung über den Schaltstrecken. Dadurch wird zwischen jedem Außenleiter des Kabels und der Erde eine Wanderwelle ausgelöst. Allerdings wird ihre Wellenfront durch Vorentladungen im Leistungsschalter so abgeflacht, dass sie nur in die Klasse der langsam ansteigenden Überspannungen einzuordnen ist. Die Wanderwelle breitet sich entlang des Kabels aus und wird am Kabelende reflektiert. Nach der Reflexion läuft die Welle zum Kabelanfang zurück und breitet sich zum Teil im Netz aus, sodass auch dort Überspannungen auftreten. Sie sind allerdings niedriger als die Überspannungen, die sich am Ende des wiedereingeschalteten Kabels ausbilden (s. Abschnitt 4.12.1.2). Die Wiedereinschaltung von erdschlussbehafteten Strecken stellt eine Grenzbeanspruchung dar, für die 10-kV-Netze ausgelegt sind. Der Pegelwert der Kurzzeitwechselspan√ ˆrw = 2 · 28 kV = 39,5 kV über dem Spitzenwert der Überspannung nung liegt mit U am erdschlussbehafteten Kabel mit ca. 35 kV. In Hochspannungsnetzen wird eine solche Wiedereinschaltung nur beherrscht, sofern die Transformatorsternpunkte nicht isoliert ausgeführt sind. In der Praxis sollte man solche Grenzbeanspruchungen vermeiden und grundsätzlich keine erdschlussbehafteten Leitungen wieder einschalten. Die folgende Fehlersituation, ein Erdschluss mit selbstständig löschendem Lichtbogen, kann – theoretisch zumindest – sogar zu noch höheren Überspannungen führen. 11.2.2

Erdschlüsse mit selbstständig löschendem Lichtbogen

Ein Erdschluss mit Lichtbogen ist bevorzugt in Freileitungsnetzen zu finden. Im Unterschied zu Kabeln können sich dort größere Lichtbogenstrecken ausbilden. Wenn zugleich der Erdschlussstrom an der Fehlerstelle niedrig ist, entsteht dort ein stromschwacher Störlichtbogen. Der wesentliche Unterschied im Vergleich zu stationären Lichtbogen liegt darin, dass er im Stromnulldurchgang verlöschen kann. Die Löschgrenze wird dabei sehr stark von der Brenndauer des Lichtbogens und den Windverhältnissen beeinflusst [171]. Für die weiteren Erläuterungen wird von der Anlage in Bild 11.18 ausgegangen, deren Transformatorsternpunkt zunächst wiederum isoliert ausgeführt sein soll. Das zugehörige transiente Komponentenersatzschaltbild ist dem Bild 11.19 zu entnehmen. Am Ort F trete zur Zeit t1 = 5 ms im Leiter R ein einpoliger Erdschluss auf. Dieser Fehler wird im Ersatzschaltbild durch das Schließen des Schalters SE erfasst. Dadurch bildet sich ein Erdschlussstrom ieF (t) aus, der im Bild 11.20 dargestellt ist. Bereits nach etwa einer Millisekunde weist er zum Zeitpunkt t2 einen Nulldurchgang auf, in dem der Lichtbogen erlöscht. Diese Zustandsänderung wird im Ersatzschaltbild durch das Öffnen des Schalters SE simuliert. Sie löst in den dann entkoppelten Mit- und Gegensystemen jeweils einen eigenen Einschwingvorgang aus. Im Nullsystem bleibt der zugehörige Augenblicks-

Bild 11.18 Erdschlussbehaftete Anlage mit selbstständig löschendem Lichtbogen

11.2 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf das transiente Netzverhalten

603

Bild 11.19 Transientes Komponentenersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.18 ohne Darstellung der in den Simulationsrechnungen berücksichtigten ohmschen Widerstände (Gestrichelt eingezeichnete Elemente im Nullsystem sind nur wirksam, wenn an den Sternpunkt des Transformators eine Erdschlusslöschspule angeschlossen ist.)

wert der Spannung gespeichert, da aufgrund des freien Sternpunkts nur die Erdkapazität wirksam ist und keine Ladung abfließen kann. Aus den drei Verläufen im Mit-, Gegenund Nullsystem lassen sich die Leiter-Erde-Spannungen uRE (t), uSE (t) und uTE (t) an der Stelle F ermitteln. Wie aus Bild 11.20 zu ersehen ist, erreicht die Spannung uRE (t)

i eF

400 kV 200

600 A 300

u

RE

0

0

-300

-200 -400

-600 0 t1 t2

t3

25

ms 50

0

t3

25

ms t

50

25

ms t

50

t 400 kV

400 kV

u

200

u TE

SE

200

0

0

-200

-200

-400

-400 0

25

ms 50 t

0

Bild 11.20 Simulation eines aussetzenden Erdschlusses in dem 110-kV-Netz mit isolierten Sternpunkten gemäß Bild 11.18 unter Verwendung des transienten Komponentenersatzschaltbilds 11.19 t1 = 5 ms: Erdschlusseintritt im Leiter R t2 = 6 ms: Lichtbogenlöschung im transienten Stromnulldurchgang t3 = 15 ms: Rückzündung im Spannungsmaximum von uR

604

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

√ ˆnN / 3 nach ca. 10 ms den Wert bei einer Speisespannungsamplitude von ubez = 1,1 · U 3 · ubez und beansprucht erneut die Lichtbogenstrecke. Bei frei brennenden Lichtbogen erfolgt die Verfestigung nicht so schnell wie in Leistungsschaltern, bei denen spezielle Löschmechanismen – z. B. eine intensive Kühlung – diesen Vorgang extrem schnell ablaufen lassen. Sollte daher eine Lichtbogenstrecke kurze Zeit nach der zuvor eingetretenen Löschung erneut mit einer hohen Spannung beansprucht werden, ist ein nochmaliges Zünden nicht ausgeschlossen. Im Ersatzschaltbild schließt sich dann zum Zeitpunkt t3 wieder der Schalter SE . Der dadurch ausgelöste Einschwingvorgang führt bei der Spannung uTE zu einem maximalen Spannungswert von 3,9 · ubez (Bild 11.20). Dieser Überspannungseffekt beruht auf einem Wechselspiel zwischen Zünden und Löschen des Lichtbogens am Fehlerort. Sofern sich diese Zyklen wiederholen sollten, können sich theoretisch noch höhere Werte als 3,9 · ubez einstellen. Allerdings kann nach [95] ein theoretischer Grenzwert von 7,5 · ubez nicht überschritten werden. In der Praxis sind dagegen nur Werte von maximal 3,5 · ubez beobachtet worden. Der beschriebene Effekt wird als aussetzender oder intermittierender Erdschluss bezeichnet [176]. Die Obergrenzen der angegebenen Überspannungswerte treten nur bei Netzen mit isolierten Sternpunkten auf. Bei Netzen mit Erdschlusskompensation bewirkt die Erdschlusslöschspule, die in Bild 11.18 gestrichelt eingezeichnet ist, deutlich niedrigere Überspannungen. Ähnlich günstige Verhältnisse ergeben sich, wenn die Sternpunkte über kleine Induktivitäten LE niederohmig geerdet sind (Bild 11.21). Im Wesentlichen beruht die1500 A

i

1500 A

750

750 i eF

eF

0

0

-750

-750

-1.500

-1.500 0

25

0

ms 50

25

t

400 kV

400 kV

200 u

ms 50 t

200 u

TE

TE

0

0

-200

-200

-400

-400

0

25

ms 50 t

Erdschlusskompensation

0

25

ms 50 t

Niederohmige Sternpunkterdung

Bild 11.21 Simulation eines aussetzenden Erdschlusses an der Fehlerstelle F in der 110-kV-Anlage gemäß Bild 11.18 mit Erdschlusskompensation sowie mit niederohmiger Sternpunkterdung

11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen

605

ser Effekt darauf, dass die Ladung auf der Kapazität CEL in Form einer gedämpften Schwingung abfließen kann. Dadurch ergibt sich bei der Rückzündung eine geringere Beanspruchung. Diese Ergebnisse zeigen wiederum, dass in Netzen mit isolierten Sternpunkten besonders hohe Überspannungen auftreten. Die in Bild 11.20 √ dargestellten Verläufe übersteigen die ˆrw = 2·230 kV = 325 kV in 110-kV-Netzen. Bemessungskurzzeitwechselspannung von U Diese Aussage gilt selbst dann noch, wenn nur der höchste bisher in der Praxis beobachtete Wert von 3,5 · ubez zugrunde gelegt wird. Mittelspannungsnetze weisen dagegen in Bezug auf ihre Nennspannung einen deutlich höheren Isolationspegel auf. Sie beherrschen daher den aussetzenden Erdschluss bei dieser Sternpunktbehandlung. Die bisher verwendeten transienten Komponentenersatzschaltbilder setzen Betriebsmittel voraus, die sich linear verhalten. Sie verlieren ihre Aussagefähigkeit, wenn nichtlineare Effekte tragend werden wie z. B. der Einfluss des Eisenkerns bei Wandlern und Transformatoren. Neben dem Rush-Effekt (s. Abschnitt 4.1.4) werden auch Ferroresonanzerscheinungen davon geprägt.

11.3

Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen

In den Abschnitten 4.12.1.1 und 8.2 sind bereits Ferroresonanzeffekte erwähnt worden, die auch als Kippschwingungen bezeichnet werden und – wie am Ende des folgenden Abschnitts noch näher erläutert wird – zur Klasse der chaotischen Schwingungen zu rechnen sind. Besonders unangenehm an ihnen ist, dass sie sich auch in störungsfreien Netzen bei betriebsüblichen Schaltzuständen entwickeln können. Für die Praxis sind in dieser Hinsicht drei Konfigurationen von Interesse, die im Weiteren noch erläutert werden. Dabei bestimmt die Art der Sternpunktbehandlung, welche von diesen drei Konfigurationen jeweils maßgebend ist. Um diese Zusammenhänge genauer erklären zu können, wird zunächst das Grundprinzip dieses Effekts erläutert [177]. 11.3.1

Erläuterung des Ferroresonanzeffekts

Grundsätzlich ist mit diesem Effekt immer dann zu rechnen, wenn eine Drosselspule mit Eisenkern sowie eine Kapazität in Reihe geschaltet sind (Bild 11.22). Eine Gefährdung liegt jedoch erst vor, wenn die Kapazität so groß ist, dass sich die Kapazitätsgerade ˆ = I/(ωC) ˆ ˆ = f (I) ˆ schneiden (Bild 11.23). Mit U und die Kennlinie der Drosselspule U ˆ der Größe I wird dabei die Amplitude des netzfrequenten Stroms i(t) = Iˆ · sin ωt bezeichnet. Bei der Kennlinienermittlung stellt dieser Strom die eingeprägte Größe dar. Der Schnittpunkt der Kapazitätsgeraden mit der Drosselspulenkennlinie beschreibt demnach einen 50-Hz-Resonanzpunkt. Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass die Kennlinie der Drosselspule steil ansteigt.

Bild 11.22 Schaltung zur Erläuterung des Ferroresonanzeffekts

606 ^ U

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen 2

3

4 1

Bild 11.23 Kennlinienverlauf eines ferroresonanzgefährdeten Kreises ˆ = f (I) ˆ der 1: Kennlinie U Drosselspule bei eingeprägtem, netzfrequentem Strom Iˆ · sin ωt 2. . . 4: Kapazitätsgeraden 1/(ωC) für C2 < C3 < C4 (bei C2 keine Gefahr von Ferroresonanz)

^ I

Die im linearen Anfangsbereich auftretende Induktivität La soll so groß sein, dass sich nach Zustandsänderungen eine Eigenschwingung einstellt, deren Frequenz fe =

2π ·

1 √ La · C

(11.14)

deutlich unter 50 Hz liegt. Nach einer Zustandsänderung – z. B. dem Einschalten des Kreises in Bild 11.22 mit eingeprägter Spannung – verhält sich die Schaltung zunächst linear. Der Strom setzt sich aus einem stationären, netzfrequenten 50-Hz-Anteil und einem transienten Anteil zusammen. Bei zwei Netzelementen L und C besteht der transiente Anteil entsprechend Abschnitt 4.1 nur aus einer Eigenschwingung. Nach einer gewissen Zeitspanne, die vom Einschaltaugenblick abhängig ist, beginnen sich die transiente und die stationäre Schwingung zunehmend gleichsinnig zu überlagern; die Kennlinie wird dementsprechend höher ausgesteuert. Der Strom kann dabei so groß werden, dass schließlich der Schnittpunkt der Kennlinien durchlaufen wird. Vor dem Schnittpunkt verhält sich der stationäre 50-Hz-Stromanteil induktiv, danach wird er kapazitiv. Also dreht sich die Phase um 180◦ , sodass sich bei dieser Komponente eine Unstetigkeit ergibt. Andererseits kann der Gesamtstrom in einer Induktivität nicht springen. Wie bei einer Zustandsänderung wird diese Bedingung dadurch erfüllt, dass sich die zugehörige Eigenschwingungskomponente vergrößert und für einen stetigen Übergang im Gesamtstrom i sorgt. Falls dieser Schnittpunkt im Krümmungsbereich der Drosselspulenkennlinie liegt, verkleinert sich anschließend die Induktivität besonders ausgeprägt. Dadurch verringert sich die Eigenfrequenz fe sehr stark; zugleich wird die Amplitude der Eigenschwingung deutlich größer. Im Gesamtstrom i entsteht ein steiler Stromimpuls (Bild 11.24), der die Drosselspule mit einer Überspannung beansprucht. Mit dem zunehmenden Auseinanderlaufen der beiden Schwingungen verkleinern sich die Impulse. Sie wachsen erst wieder an, wenn sich die nachfolgenden Halbschwingungen erneut gleichsinnig überlagern. Bei einer ausgeprägten Dämpfung verkleinert sich anschließend die Eigenschwingung so weit, dass sich schließlich keine Stromimpulse mehr ausbilden. Aus den beschriebenen transienten Ferroresonanzimpulsen kann sich – z. B. bei einer etwas größeren Speisespannung – auch eine stationäre Ferroresonanzschwingung entwickeln. Entsprechend der Beziehung  1 i(t)dt u(t) = C

11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen

607

0,01 A

i

0,005

Bild 11.24 Zeitverlauf einer transienten Ferroresonanzschwingung

0

-0,005

-0,01 0

0,1

0,2

0,3

0,4

s t

rufen sie an der nachgeschalteten Kapazität einen steilen Spannungsanstieg hervor. Dieser verursacht gemäß Abschnitt 4.1 wiederum eine Eigenschwingung mit der gleichen Frequenz fe . Auf diese Weise wird zusätzliche Energie aus der Spannungsquelle gezogen, die dazu dient, die Eigenschwingung zu verstärken. Sofern die Stromimpulse groß genug sind, überdeckt diese Verstärkung die Dämpfung. Daraus resultiert dann eine stationäre Ferroresonanzschwingung (Bild 11.25). Bei den bisher diskutierten Ferroresonanzerscheinungen ist stets vorausgesetzt worden, dass sich der Kennlinienschnittpunkt im Krümmungsbereich der Drosselspulenkennlinie befindet. Liegt der Schnittpunkt aufgrund einer größeren Kapazität weiter im Sättigungsbereich, so bildet sich ein anderer Verlauf aus. Entsprechend Gl. (11.14) verringert sich durch die größere Kapazität die Eigenfrequenz, die im Anfangsbereich der Kennlinie auftritt. Dadurch prägt sich der Überlagerungseffekt zwischen Eigenschwingung und 50-Hz-Komponente deutlicher aus. Zugleich verkleinert sich nach dem Durchlaufen des Schnittpunkts die Eigenfrequenz nur geringfügig. Daher werden die entstehenden Stromimpulse breiter und erreichen wesentlich größere Amplituden (Bild 11.26). Allerdings treten diese Impulse nur dann auf, wenn die Speisespannung so hoch ist, dass der Kennlinienschnittpunkt tatsächlich durchlaufen wird. Falls der Schnittpunkt sehr weit im Sättigungsbereich liegt, wird er nicht mehr erreicht oder nur noch sehr kurzzeitig überschritten. Der beschriebene Resonanzeffekt bildet sich dann kaum noch aus, sodass der Stromverlauf praktisch nur noch von der Kennlinie der 0,01 A

i

0,005

Bild 11.25 Zeitverlauf einer stationären Ferroresonanzschwingung bei einem Kennlinienschnittpunkt im Krümmungsbereich (kleine Kapazität)

0

-0,005

-0,01 0

0,1

0,2

0,3

0,4

s t

608

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen 4,0 A

i

2,0

Bild 11.26 Zeitverlauf einer stationären Ferroresonanzschwingung bei einem Kennlinienschnittpunkt im Sättigungsbereich (große Kapazität)

0

-0,2

-4,0 0

0,1

0,2

0,3

0,4

s t

Drosselspule bestimmt wird. Die Ferroresonanzerscheinung ähnelt dann zunehmend dem in Abschnitt 4.1 beschriebenen Rush-Effekt. Die bisherige Darstellung zeigt Folgendes: Ist die Schaltung in Bild 11.22 so dimensioniert, dass ein Schnittpunkt der Kennlinien existiert, tritt Ferroresonanz immer dann auf, wenn dieser durchlaufen wird. Den wesentlichen Parameter dafür stellt die Höhe der Netzspannung dar. Sind ihre Amplituden zu klein, ist mit Ferroresonanz nicht zu rechnen. Falls sie hinreichend große Werte annehmen, treten stets stationäre Ferroresonanzschwingungen auf. In einem Spannungsbereich zwischen diesen Werten wird die Ferroresonanz dann transient. Bei den praktisch interessierenden Anlagen reicht die Netzspannung allein nicht aus, um den Kennlinienschnittpunkt zu überschreiten. Die Frage, ob Ferroresonanz einsetzt, hängt dann primär von den Anfangsbedingungen ab, die zum Zeitpunkt der Zustandsänderung vorliegen. So muss für Ferroresonanz z. B. der Schaltaugenblick so beschaffen sein, dass die Amplitude der Eigenschwingung möglichst groß wird. Eine weitere wichtige Einflussgröße stellt die Remanenz in der Drosselspule dar. Je nach ihrer Polarität kann sie die Ferroresonanz begünstigen oder abschwächen. Mitunter ist sogar die Erwärmung der Betriebsmittel von Bedeutung, weil sich dadurch die wirksame Dämpfung erhöht. Diese Aussagen zeigen nochmals, dass der Ferroresonanzeffekt in der Praxis sehr stark von den Anfangsbedingungen geprägt wird. Eine solch hohe Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen (hohe Sensivität) ist typisch für chaotische Schwingungen. Dieser Begriff beinhaltet weiterhin, dass die Schwingungen unperiodisch und unregelmäßig verlaufen; dabei sind die Amplituden durchaus begrenzt. Ihr Verlauf ist jedoch eindeutig bestimmt, wenn die genauen Anfangsbedingungen bekannt sind; bei Hystereseeffekten in Eisenkernen ist zusätzlich sogar die weiter zurückliegende Vorgeschichte zu berücksichtigen. So muss auch die Trajektorie bekannt sein, auf der man in den Remanenzpunkt gelangt ist (s. Abschnitt 4.1.4). Aufgrund ihres determinierten Verhaltens dürfen chaotische Verläufe nicht mit stochastischen Vorgängen verwechselt werden. In den vorhergehenden Ausführungen sind die genannten chaotischen Eigenschaften der Ferroresonanzschwingungen herausgearbeitet worden. Im Netzbetrieb tritt dieser Effekt meist sehr selten auf, da eine Reihe voneinander unabhängiger Anfangsbedingungen gleichzeitig bestimmte Grenzwerte einhalten müssen, bevor der Kennlinienschnittpunkt durchlaufen wird. Das heißt, die Vergangenheit ist sehr prägend. Da von den Anfangsbedingungen besonders die Remanenz und deren Vorgeschichte schlecht bestimmbar ist, braucht die gleiche Abfolge von Schalterbetätigungen in der Praxis keineswegs jedes Mal Ferroresonanzerscheinungen zu verursachen. Daher ist diese Ferroresonanzanfällig-

11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen

609

keit einer Konfiguration über wenige Schaltversuche nur in Ausnahmefällen nachzuweisen. Simulationsrechnungen stellen meistens ein anderes Hilfsmittel dar, den Grad der Ferroresonanzgefährdung festzustellen. Im Folgenden werden die wesentlichen Anlagenkonfigurationen beschrieben, für die solche Rechnungen empfehlenswert sind. 11.3.2

Ferroresonanzgefährdete Anlagenkonfigurationen

Zunächst wird auf Anlagen eingegangen, bei denen sich bereits durch betriebsübliche Zustandsänderungen Ferroresonanz ausbilden kann. In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung sind prinzipiell zwei Konfigurationen gefährdet, die in den Bildern 11.27 und 11.30 dargestellt sind [178], [179]. Bei der Anlage in Bild 11.27 handelt es sich um ein leerlaufendes 380-kV-Sammelschienensystem, dessen Leistungsschalter im Einspeisefeld geöffnet wird. Gemäß Abschnitt 4.3 müssen Spannungswandler ab 3 kV nicht nur sekundär-, sondern auch primärseitig geerdet sein; der Sternpunkt des Einspeiseumspanners sei ebenfalls niederohmig geerdet. Nach dem Öffnen des Leistungsschalters S entsteht für jeden Außenleiter über das sehr niederohmige Erdreich eine Masche, in der die Hauptinduktivität Lh des Spannungswandlers und der Steuerkondensator CS des Leistungsschalters in Reihe liegen. Das Ersatzschaltbild dieser Masche ist Bild 11.28 zu entnehmen; darin wird die im Vergleich zu Lh sehr kleine Streuinduktivität des Transformators vernachlässigt. Im Unterschied zu der bisher diskutierten Konfiguration liegt zusätzlich zur nichtlinearen Induktivität noch die Erdkapazität CE parallel, die sich aus den Eigenkapazitäten des Wandlers sowie des Sammelschienensystems zusammensetzt. Die gestrichelt eingezeichnete Erdkapazität CET des Transformators darf – gewissermaßen als Bestandteil der Einspeisung – dagegen unberücksichtigt bleiben. Eine Durchrechnung dieser Schaltung unter Annahme einer linearen Hauptinduktivität Lh zeigt, dass für die 50-Hz-Reihenresonanz ωLh =

1 ω (CS + CE )

gilt. Die im normalen Betrieb wirksame Hauptreaktanz ωLh des Wandlers ergibt sich Bild 11.27 Ferroresonanzgefährdung eines leerlaufenden Sammelschienensystems durch das Öffnen des Leistungsschalters S im Eingangsfeld eines niederohmig geerdeten Netzes (Spannungswandler primärseitig geerdet)

Bild 11.28 Ersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.27 für einen Außenleiter

610

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

aus dessen Leerlaufstrom Iµ . Er beträgt bei einem 380-kV-Spannungswandler höchstens 1 mA, sodass für dessen Reaktanz UnN 380 kV = 2,19 · 108 Ω ≈√ ωLh = √ 3 · Iµ 3 · 1 mA resultiert. Demgegenüber kann die kapazitive Reaktanz maximal den Wert 1/(ωCS ) annehmen, der bei CE = 0 auftritt. Für den bei Steuerkondensatoren häufig verwendeten Wert von CS = 200 pF erhält man dann die Beziehung 1 = 1,59 · 107 Ω . ωCS Diese Rechnung zeigt, dass die Kapazitätsgerade mit CE = 0 bereits flacher als die Drosselspulenkennlinie verläuft und damit die notwendige Bedingung eines Schnittpunkts stets erfüllt ist. Durch die Erdkapazität CE verlagert sich dieser Schnittpunkt weiter in den Sättigungsbereich, sodass dadurch eine größere Stromaussteuerung erforderlich wird, um Ferroresonanz zu erzeugen. Hinzu kommt, dass mit wachsender Erdkapazität CE der 50-Hz-Strom zunehmend am Wandler vorbeigeleitet wird. Dadurch senkt sich die Ferroresonanzanfälligkeit der Anlage ab. Konkrete Angaben über ihren Gefährdungsgrad lassen sich allerdings nur über Simulationsrechnungen ermitteln. Aus diesen qualitativen Ausführungen ist jedoch bereits zu ersehen, dass Schaltungen mit großen Erdkapazitäten nicht ferroresonanzgefährdet sind. Deshalb sollte der Leistungsschalter nur geöffnet werden, wenn mindestens ein oder zwei Abzweige mit dem Sammelschienensystem verbunden sind. Grundsätzlich wäre ein ähnliches Verhalten zwischen dem Steuerkondensator CS und einem niederohmig geerdeten 380/110-kV-Transformator denkbar (Bild 11.29). In der Praxis besteht keine derartige Gefahr. So weist die Erdkapazität CE bereits durch die Eigenkapazität des Umspanners zu große Werte auf, als dass Ferroresonanz entstehen könnte. Auch in der Ersatzschaltung eines kapazitiven Spannungswandlers (s. Bild 4.57e) tritt eine solche Reihenschaltung auf, die dort aus einer Kapazität und der nichtlinearen Hauptinduktivität des internen Mittelspannungswandlers besteht. Eine ungünstige Dimensionierung kann daher zu Ferroresonanz führen. Bei der zweiten prinzipiell ferroresonanzgefährdeten Anlage in Netzen mit niederohmig geerdeten Sternpunkten handelt es sich um Freileitungssysteme des Hoch- und Höchstspannungsbereichs, die auf einem Mast parallel geführt werden. Erfahrungen und Simulationsrechnungen zeigen, dass eine Parallelführung von 380-kV- und 110-kV-Systemen gefährdet ist. In Bild 11.30 ist eine spezielle Anordnung mit einem 380-kV-System L1 und einem 110-kV-System L2 dargestellt. Die notwendige Zustandsänderung erfolgt dadurch,

Bild 11.29 Leistungsschalter S mit Steuerkondensator bei niederohmig geerdetem Transformatorsternpunkt

11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen

611

Bild 11.30 Ferroresonanzgefährdung durch kapazitive Beeinflussung eines 110-kV-Freileitungssystems von einem auf demselben Mast geführten 380-kV-System (Spannungswandler primärseitig geerdet)

dass das 110-kV-System der Freileitung ausgeschaltet wird, wobei die Spannungswandler mit der Leitung verbunden bleiben. Solche Schalthandlungen werden in der Praxis gern vorgenommen, weil dadurch gewährleistet ist, dass eventuelle Restladungen über die Wandler zur Erde abgeleitet werden. Im Zusammenwirken mit der niederohmigen Sternpunkterdung des Netzes N entsteht eine Schleife, in der die Koppelkapazitäten zwischen dem 380-kV- und dem 110-kVFreileitungssystem mit den parallel geschalteten Wandlerhauptinduktivitäten in Reihe liegen (Bild 11.31). Die Gefährdung ist umso größer, je unterschiedlicher die Koppelkapazitäten beschaffen sind. Bei einer ausgeprägten Asymmetrie ergänzen sich nämlich die von den drei Außenleitern des 380-kV-Systems übertragenen 50-Hz-Ströme nicht mehr zu null, sondern fließen durch den Wandler und überlagern sich mit den Eigenschwingungen aus der Zustandsänderung. Daraus kann ein Ferroresonanzverlauf entstehen. Er weist im Wesentlichen eine dritte Subharmonische (ca. 16 Hz) auf. Als kritisch sind Parallelführungen von 3 km bis 20 km einzustufen. Bei einer Parallelführung von zwei 110-kV-Freileitungssystemen eines kompensiert betriebenen Netzes tritt dagegen unter normalen Betriebsbedingungen keine Ferroresonanz auf. Eine Ausnahme liegt dann vor, wenn im Netz ein Dauererdschluss vorhanden ist. Zumindest eines der beiden 110-kV-Systeme sei nicht fehlerbehaftet und werde ausgeschaltet. In diesem Fall wirkt zusätzlich zur Asymmetrie der Koppelkapazitäten eine Asymmetrie im speisenden Spannungssystem. Dadurch wird im Vergleich zum Normalbetrieb ein erhöhter 50-Hz-Strom in das ausgeschaltete System kapazitiv eingekoppelt. Zugleich sind die Anfangsbedingungen in zwei von den drei Wandlern höher, sodass sich dort stärkere Eigenschwingungen ausbilden. Im Zusammenwirken mit dem eingekoppelten 50-Hz-Strom können sie dann stationäre Ferroresonanzschwingungen auslösen. Im Vergleich zu den Hoch- und Höchstspannungsnetzen mit Erdschlusskompensation bzw. niederohmiger Sternpunkterdung treten in Anlagen mit isoliert betriebenen Trans-

Bild 11.31 Ersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.30 für die Spannungswandler im Außenleiter T

612

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

Bild 11.32 Ferroresonanzgefährdete Netzkonfiguration in Netzen mit isoliertem Transformatorsternpunkt und zugehöriges Ersatzschaltbild (Spannungswandler primärseitig geerdet) Lh : Hauptinduktivität des Wandlers; CE : Erdkapazitäten

formatorsternpunkten am häufigsten Ferroresonanzeffekte auf. Die gefährdete Konfiguration und die zugehörige Ersatzschaltung sind in Bild 11.32 dargestellt. Es handelt sich wieder um ein leerlaufendes Sammelschienensystem, das nun jedoch mit dem Netz verbunden wird (Einschaltvorgang). Die Ersatzschaltung weist im Unterschied zu den bisher kennen gelernten Anlagen direkt keine Serienschaltung von Kapazitäten und Wandlerhauptinduktivitäten auf. Wie im Folgenden erläutert wird, entsteht eine solche Serienschaltung erst durch die Nichtlinearität der Wandlerhauptinduktivität. Nach dem Einschalten bildet sich in jedem Außenleiter eine niederfrequente Eigenschwingung aus. Diese drei Eigenschwingungen sind untereinander phasenverschoben. Mit der stationären 50-Hz-Komponente zusammen steuern sie die Wandlerkennlinien der drei Leiter mit unterschiedlichen Strömen aus. Infolge der Nichtlinearität dieser L(i)-Kennlinien sind dadurch auch drei unterschiedliche Induktivitätswerte Lh wirksam. Deshalb ergänzen sich die Ströme nicht mehr zu null. Der resultierende Summenstrom schließt sich über die Erdkapazitäten der Anlage, die nun für diesen Stromanteil wie Serienkapazitäten wirken. Die Größe der Erdkapazitäten CE schwankt je nach Anlage zwischen Werten, die sich von einigen Nanofarad bis hin zu einigen hundert Nanofarad erstrecken. Prägend wirken der 110/10-kV-Transformator mit ca. 8 nF und die angeschlossenen Kabel. Bei kleinen Erdkapazitäten – also bei kurzen Kabellängen – kann ein Ferroresonanzverlauf mit einer ausgeprägten zweiten Harmonischen auftreten, der spitze Stromimpulse aufweist und hohe Überspannungen hervorruft (Bild 11.33a). Jedoch bildet sich diese Ferroresonanzform nur in einem sehr engen Kapazitätsbereich aus, bei dem sich der Schnittpunkt im Krümmungsbereich der Wandlerkennlinie befindet. Bei höheren Kapazitätswerten verläuft die stationäre Ferroresonanzschwingung im Wesentlichen netzfrequent (Bild 11.33b). Bemerkenswert ist, dass dabei häufig einer der drei Wandler praktisch stromlos wird und an den anderen dann die Leiterspannung abfällt. Diese Ferroresonanzschwingung wird daher vom Netzschutz als Erdschluss interpretiert. Im Unterschied zum tatsächlichen Erdschlussfall kann aber bei dieser Ferroresonanzart der Wandler bereits thermisch zerstört werden. Die am Wandler auftretenden Überspannungen sind wesentlich niedriger als bei einer zweiten Harmonischen. Falls es sich um eine große Anlage handelt und die Erdkapazitäten Werte von einigen zehn Nanofarad überschreiten, entsteht wiederum ein anderer Stromverlauf. In diesem Kapazitätsbereich verschiebt sich der Schnittpunkt in den Sättigungsbereich der Kennlinie, wobei die stationäre Ferroresonanzschwingung in eine ausgeprägte zweite Subhar-

11.3 Einfluss der Sternpunktbehandlung auf Ferroresonanzerscheinungen a) i

2

60

A

kV

1

u 30

0

0

-1

-30 -60 0,0

-2 0,0

0,1

0,2

s

0,3

0,4

0,1

0,2

613

0,3

2

30

A

kV

i 1

u 15

0

0

-1

-15

b)

-2 0,0

0,1

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0,1

0,2

0,3

t c) i

2

30 kV 15

1

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0

0

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0,2

0,3

s t

0,4

s

0,4

s

0,4

t

A

0,0

s t

t

0,4

-30 0,0

0,1

0,2

0,3 t

Bild 11.33 Ferroresonanzarten beim Einschalten eines unbelasteten 10-kV-Netzes mit induktiven Spannungswandlern und isoliertem Transformatorsternpunkt (dargestellt sind jeweils Strom und Spannung eines Wandlers) a) Ausgeprägte zweite Harmonische (kleine Erdkapazität) b) Überwiegend netzfrequenter Verlauf (mittlere Erdkapazität) c) Ausgeprägte zweite Subharmonische (größere Erdkapazität)

monische übergeht (Bild 11.33c). Dabei wird der Strom höher und überschreitet in dem betrachteten Beispiel deutlich den thermisch zulässigen Grenzstrom des Wandlers, der primärseitig ca. 100 mA beträgt. Die verursachten Überspannungen liegen in einer ähnlichen Größenordnung wie bei der netzfrequenten Ferroresonanzart. Abhilfe gegen diese drei Ferroresonanzarten ist auf mehreren Wegen möglich: Einer besteht darin, das Netz mit einer Erdschlusslöschspule auszurüsten und es kompensiert zu betreiben. Eine weitere und billigere Lösung beruht darauf, an jeden gefährdeten Spannungswandlersatz ein spezielles Gerät anzuschließen: Bei einsetzender Ferroresonanz schließt es vorübergehend die Reihenschaltung der drei e-n-Wicklungen niederohmig kurz.

614

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen Bild 11.34 Ferroresonanzgefährdung einer Anlage als Folgefehler eines Defekts im Schalter S (Beim Einschalten bleibt ein Pol des Schalters S offen)

Dadurch wird die Dämpfung vergrößert und zugleich der Strom durch die Hauptinduktivität so weit abgesenkt, dass der Kennlinienschnittpunkt nicht mehr erreicht wird. Betont sei, dass dieses Gerät nur bei der speziellen Anlagenkonfiguration in Bild 11.32 Schutz gegen Ferroresonanz bietet. Bei den bisher diskutierten Anlagen handelt es sich insgesamt um betriebsübliche Schaltungen, die bei ungünstiger Dimensionierung ferroresonanzgefährdet sind. Für neu zu erstellende Netze sollten solche Konstellationen bereits im Planungsstadium durch Simulationsrechnungen auf ihre Ferroresonanzgefährdung überprüft werden. In bereits bestehenden Anlagen, die sporadisch zu Wandlerfehlern neigen, können solche Rechnungen aufklärend wirken. Daneben gibt es noch eine Reihe von Anlagenkonfigurationen, bei denen Ferroresonanz als Folgefehler auftritt. Ein Beispiel dafür stellt die 110-kV-Anlage in Bild 11.34 dar. Es handelt sich um einen Umspanner mit isoliertem Sternpunkt, der über ein Kabel aus einer Umspannstation versorgt wird. Beim Schließen des 110-kV-Leistungsschalters S möge ein Pol hängen bleiben, d. h. nicht ordnungsgemäß schließen. Zugleich sei der 10-kVLeistungsschalter offen. In Bild 11.35 ist das Ersatzschaltbild dieser Anlage dargestellt; die Erdkapazität CEK des Kabels liegt wiederum in Reihe mit dem Umspanner. Sofern das Kabel etwa 1. . . 2 Kilometer lang ist, schneidet die Kapazitätsgerade die Kennlinie des Umspanners, die wegen der geringeren Windungszahl erheblich flacher verläuft als bei Wandlern (Lh = w2 · Λ). Eingehendere Untersuchungen in [42] zeigen, dass für diese Konfiguration bei einem kompensiert betriebenen 110-kV-Netz in einem weiten Parameterbereich Überspannungen durch Ferroresonanz zu erwarten sind. Transformatoren in Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung sind dagegen üblicherweise nicht gefährdet. Auch an dieser Netzkonfiguration ist wieder zu sehen, dass die Art der Sternpunktbehandlung sehr nachhaltig deren Ferroresonanzanfälligkeit beeinflusst. Ähnlich bedeutsam ist die Sternpunktbehandlung auch für die in Kapitel 12 erläuterten Erdungsmaßnahmen.

Bild 11.35 Vereinfachtes Ersatzschaltbild der Anlage in Bild 11.34 CEK : Erdkapazität des Kabels

11.4 Aufgaben

11.4

615

Aufgaben

Aufgabe 11.1: In dem Mittelspannungsnetz gemäß Aufgabe 6.1 mögen die Kabel als Radialfeldkabel ausgeführt sein und eine mittlere Erdkapazität CE = 0,5 µF/km aufweisen. a) Berechnen Sie den Fehlerstrom, der bei einem einpoligen Erdschluss in der Station K auftritt, wenn das Netz mit isolierten Sternpunkten betrieben wird. Ist eine isolierte Sternpunktbehandlung zulässig, wenn laut DIN VDE 0228 der zulässige Erdschlussstrom für 10-kV- und 20-kV-Netze bei 35 A liegt? b) Ändert sich der Fehlerstrom, wenn der einpolige Fehler an einem anderen Ort auftritt? c) Üblicherweise versorgt eine Umspannstation ein Netz mit einer gesamten Kabellänge von 100. . . 150 km. Zeigen Sie, ob bei der angegebenen mittleren Erdkapazität ein kompensierter Betrieb zulässig ist. Der zulässige Reststrom liegt für 10-kV- und 20-kV-Netze bei 60 A. Welche Möglichkeiten bieten sich bei Unzulässigkeit an? Aufgabe 11.2: In 10-kV- bzw. 20-kV-Schaltanlagen weisen die 110/10-kV- bzw. 110/20-kVEinspeisetransformatoren häufig die Schaltgruppe YNd5 bzw. YNd11 auf. Im Hinblick auf eine Kompensation fehlen dann Sternpunkte im Mittelspannungsnetz. Um dort den Einbau eines Sternpunktbildners zu vermeiden, ist es häufig auch möglich, die Erdschlusslöschspule an den Eigenbedarfstransformator der Umspannstation anzuschließen. Bei der dargestellten Anlage handelt es sich um ein 20-kV-Freileitungsnetz mit einer Ausdehnung von insgesamt 130 km Leitungslänge. a) Stellen Sie für den Fall eines einpoligen Erdschlusses an der 20-kVSammelschiene das Komponentenersatzschaltbild der Anlage auf, wobei im Mit- und Gegensystem die induktiven und ohmschen Impedanzen der Netzeinspeisung und der Freileitungen sowie der induktive Anteil der angeschlossenen Lasten vernachlässigt werden sollen. b) Zu welchen Konsequenzen führt der durch diese Vernachlässigung verursachte systematische Fehler bei der Berechnung der Ströme? c) Berechnen Sie für den Fall, dass die mittlere Erdkapazität der Freileitungen CE = 6 nF/km beträgt, die Induktivität der zur Kompensation benötigten Erdschlusslöschspule. Das Netz möge als verlustfrei angesehen werden, und die Nullimpedanz des Transformators kann unberücksichtigt bleiben. d) Um wie viel Prozent verstimmt der Eigenbedarfstransformator die Kompensation? Welche Betriebsweise wird dadurch begünstigt? e) Aus welchem Grund werden kompensierte Netze verstimmt betrieben? f) Welchen Induktivitätswert muss die Erdschlusslöschspule aufweisen, wenn bei einer Netzausdehnung von 130 km die Induktivität um 30 % kleiner sein soll als im idealen Fall? Welchen Wert weist bei weiterhin als verlustlos angenommenen Verhältnissen dann der Spulen- und der Fehlerstrom auf? Welcher Betrieb liegt vor? g) Wie wirkt sich ein weiterer Netzausbau auf diese Zusammenhänge aus? h) Welchen Wert weist der Strom am Fehlerort bei einer idealen Abstimmung und bei einer um 30 % verstimmten Erdschlusslöschspule auf, wenn das Netz als widerstandsbehaftet angesehen wird? Verwenden Sie dafür eine empirische Beziehung.

616

11 Sternpunktbehandlung in Energieversorgungsnetzen

i) Das Netz möge zusätzlich über eine Kurzerdung verfügen. Der einpolige Kurzschlussstrom möge dabei auf 1200 A ansteigen. Welche Reaktanz muss die Drosselspule aufweisen, die dann parallel zur Erdschlusslöschspule zu schalten ist? j) Wie groß darf bei einem 400-kVA-Eigenbedarfstransformator maximal der Eigenbedarf der Anlage sein, wenn der Transformator während des Erdschlusses, der höchstens einige Stunden ansteht, wie üblich um 30 % überlastet werden darf? Das Netz möge dabei um 30 % überkompensiert betrieben werden (s. Aufgabenteil f). Die Eigenbedarfsverbraucher können vereinfachend als konstante Impedanzen angesehen werden. k) Erläutern Sie, wie sich Erdschlusslöschspulen in kleinen Netzen konstruktiv bezüglich ihrer Windungszahl, ihres Leiterquerschnitts und ihrer Leiterisolierung von solchen Spulen unterscheiden, die zur Kompensation eines räumlich ausgedehnten Netzes eingesetzt werden. Der Eisenkern soll in beiden Fällen – wie in der Praxis üblich – die gleiche Ausführung aufweisen. l) Wie ist bei der abgebildeten Netzschaltung in dem 0,4-kV-Eigenbedarfsnetz der Sternpunkt zu realisieren, der für den Anschluss des Neutralleiters benötigt wird? Aufgabe 11.3: In der Aufgabe 10.3 ist ein 110-kV-Netz dargestellt, bei dem der Sternpunkt des Transformators T2 unmittelbar mit dem Maschenerder der Umspannstation verbunden ist. Das Netz soll dabei vereinfachend als verlustlos angenommen werden. a) Berechnen Sie für einen Erdkurzschluss in F (Umspannstation US3) den am Kurzschlussort vorhandenen Erdfehlerfaktor. b) Berechnen Sie für den eingezeichneten Betriebszustand den Erdfehlerfaktor an der Netzeinspeisung, wenn nach wie vor in F der Fehler auftritt. Aufgabe 11.4: Die 110-kV-Bahnnetze der Bundesrepublik werden über Transformatoren mit Mittenanzapfung gespeist. An die Mittenanzapfung ist eine Drosselspule LE – eine Erdschlusslöschspule – angeschlossen, die mit der Erde verbunden wird. Dadurch weisen die beiden Leiterseile der Bahnleitung jeweils das Potenzial +U /2 bzw. −U /2 auf.

a) Fertigen Sie ein Ersatzschaltbild für den Fall an, dass der Leiter L2 in F einen Erdschluss aufweist. Dabei soll der Einspeisetransformator als ideal und die Induktivität der Freileitung als vernachlässigbar klein im Vergleich zur Induktivität LE der Drosselspule angesehen werden. Die Kapazitäten der Freileitung sind jedoch zu berücksichtigen. b) Berechnen sie aus dem Ersatzschaltbild die Ströme, die im Fehlerfall durch die Drosselspule und durch die Erdkapazitäten fließen. c) Welchen Induktivitätswert muss die Drosselspule aufweisen, wenn die Fehlerstelle im Erdschlussfall bei idealen Verhältnissen stromlos sein soll? d) Mit welchem Strom wird dann die Drosselspule beansprucht? e) Wie ändern sich im Fehlerfall der kapazitive Strom zwischen den Leiterseilen und der Laststrom?

11.4 Aufgaben

617

Aufgabe 11.5: Zur Interpretation von Fehlern werden in den Schaltanlagen Störungserfassungsmodule installiert und über einpolige Spannungswandler an die Außenleiter angeschlossen. Sie speichern im Störungsfall die interessierenden Zeitverläufe. Früher wurden lediglich deren Amplituden erfasst und auf Schreibstreifen grafisch dargestellt. In den Bildern 1 und 2 sind für zwei Fehler solche Schreibstreifen wiedergegeben, die allerdings zum besseren Verständnis um Koordinatensysteme ergänzt sind. Klassifizieren Sie aus den Verläufen den jeweils aufgetretenen Fehler. ^ UR

^ UR

t

^ US

t

^ UT

0

2

4 Bild 1

s

6

t

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^ US

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^ UT

0

1

2 Bild 2

s

3 t

618

12

Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

In den Abschnitten 4.12 und 4.13 sind bereits die wesentlichen Einrichtungen zum Schutz von Betriebsmitteln beschrieben worden. Nun werden die Maßnahmen erläutert, die vornehmlich zum Schutz von Menschen und Tieren dienen.

12.1

Berührungsschutz in Netzen mit Nennspannungen größer als 1 kV

Für ein genaueres Verständnis der Schutzmaßnahmen sind zunächst Kenntnisse über die Gefährdung erforderlich, der Menschen bei einer Berührung mit spannungsführenden Anlagenteilen ausgesetzt werden. Diese Gefährdung wird vom Strom, nicht von der Spannung verursacht. Dabei hängt die Wirkung des Stroms wesentlich von dessen Stärke IB und der Durchströmungsdauer tF ab. Eine weitere wichtige Einflussgröße stellt der Stromweg dar. Prinzipiell gilt, dass er umso gefährlicher ist, je stärker das Herz durchströmt wird. Jedoch ist nicht nur die Höhe des Herzstroms von Bedeutung, sondern auch die Stromverteilung und das zugehörige elektrische Feld, das sich innerhalb des Herzens ausbildet [180]. 12.1.1

Zulässige Körperströme und Berührungsspannungen

Im Bild 12.1a werden die Auswirkungen von Körperströmen auf Menschen veranschaulicht. Wie in der Vornorm VDE V 0140 Teil 479 und in [180] beschrieben ist, sind vier Bereiche zu unterscheiden. Im Bereich 1 mit IB < 0,5 mA wird der Strom üblicherweise nicht wahrgenommen (Wahrnehmbarkeitsschwelle, Grenze a). Bei den größeren Strömen im Bereich 2 entstehen bereits Muskelkrämpfe. Unterhalb eines Schwellwerts von IB = 10 mA, der Loslassschwelle (Grenze b), kann eine umfasste Elektrode gerade noch losgelassen werden. Für kurze Zeiten erhöht sich diese Grenze auf bis zu 200 mA. Im anschließenden Bereich 3 nehmen die Muskelreaktionen zu, jedoch treten in der Regel noch keine organischen Schäden auf. Oberhalb der Sicherheitskurve c1 kann bereits Herzkammerflimmern ausgelöst werden. Es äußert sich darin, dass die gleichmäßige Tätigkeit der Herzkammerwände gestört wird; sie kontrahieren dann nur noch unkoordiniert, wodurch der Blutkreislauf zusammenbricht. Im Nahbereich der Sicherheitskurve ist allerdings die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung sehr gering. Mit zunehmendem Körperstrom wächst die Gefahr des Herzkammerflimmerns überproportional an: Auf der Kurve c2 führt von 20 Versuchen bereits einer zum Herzkammerflimmern, falls ein Körperstrom von 50 mA über mehrere Sekunden auftritt. Erhöht sich dieser Strom nur auf das Doppelte, so vergrößert sich die Gefährdung auf das Zehnfache. Zu beachten ist, dass diese Angaben nur für den Stromweg linke ” Hand–Fuß“ gelten. Bei dem Weg linke Hand–Brust“ tritt eine stärkere Gefährdung auf, ” weil das Herz stärker beansprucht wird. In VDE V 0140 Teil 479 wird dieser Zusammen-

12.1 Berührungsschutz in Netzen mit Nennspannungen größer als 1 kV a)

a

10000 ms 2000 t F 1000 500

b

b)

c1 c2 c3

1000 V 500

1

2

3

4

U Tp 200

200 100 50 20 10 5 0,1

619

100 75

0,5 1

5 10

50 100 mA 1000

10 0,05 0,1 0,2

0,5

IB

1

2

s

10

tF

Bild 12.1 Zulässige Körperströme IB und Berührungsspannungen UTp bei Menschen in Abhängigkeit von der Durchströmungsdauer tF (Grenzen für Wechselspannung) a) Auswirkungen von Körperströmen mit 50. . . 60 Hz bei Menschen a: Wahrnehmbarkeitsschwelle; b: Loslassschwelle; c1 : Sicherheitskurve (Herzkammerflimmern unwahrscheinlich); c2 : Herzkammerflimmern mit 5 % Wahrscheinlichkeit; c3 : Herzkammerflimmern mit 50 % Wahrscheinlichkeit b) Effektivwerte der zulässigen Berührungsspannung UTp bei Erdfehlern (Für größere Durchströmungsdauern kann UTp = 75 V verwendet werden)

hang durch einen Herzstromfaktor F berücksichtigt, der bei einem solchen Stromweg 1,5 beträgt. Dadurch verkleinert sich der zulässige Berührungsstrom auf IB /1,5. Ungefährlicher ist z. B. der Weg linke Hand–rechte Hand“ mit F = 0,4. ” Wenn der menschliche Körper von höheren Strömen durchflossen wird, als sie im Bereich 4 des Bilds 12.1a angegeben sind, so stellt sich Herzkammerflimmern nur noch bei sehr kurzen Durchströmungsdauern ein. Für einen Strom von einigen Ampere gilt z. B. eine Zeitspanne von einigen Zehntelsekunden [180]. Sofern die Einwirkdauer größer ist, beginnen sich zunehmend Verbrennungen einzustellen. Sie finden insbesondere an Körperstellen mit erhöhten Widerständen statt – wie z. B. in den Gelenken. Dort kann es sogar zu einem Verkochen oder Verkohlen des Gewebes kommen. Die bisherigen Erläuterungen haben die Wirkungen der Ströme gekennzeichnet. In den Anlagen stellt jedoch nicht der Strom, sondern die Spannung die eingeprägte Größe dar. Dabei bezeichnet man diejenigen Spannungen, die vom Menschen überbrückt werden können, als Berührungsspannungen UT (T: touch). Es interessieren nun Aussagen darüber, bis zu welcher Höhe die Berührungsspannungen als zulässig anzusehen sind. Solche Werte lassen sich nur festlegen, wenn zusätzlich noch der Widerstand des menschlichen Körpers bekannt ist. Grundsätzlich ist der wirksame Widerstand des menschlichen Körpers nichtlinear von der Berührungsspannung abhängig. Wichtige Parameter stellen u. a. der Knochenbau und – bei Berührungsspannungen bis 200 V – auch die Größe der Kontaktfläche sowie der Feuchtigkeitsgehalt der Haut dar. Für den Stromweg Hand–Fuß“ liegen niedrige ” Widerstandswerte des Körpers bei 1100 Ω [180]. Wird ein Strom von etwa 46 mA noch über eine lange Durchströmungsdauer als zulässig angesehen, ergibt sich eine Spannung von 50 V. Dieser Wert ist in DIN VDE 0100 Teil 410 als vereinbarte Grenze der Berührungsspannung festgelegt, die bei Wechselspannung unter normalen Umgebungsbe-

620

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

dingungen zeitlich unbegrenzt bestehen bleiben darf; für Gleichspannung gilt ein Wert von 120 V. Unter erschwerten Umgebungsbedingungen wie Feuchtigkeit oder großen Berührungsflächen sowie bei Tieren kann eine Verringerung dieser Berührungsspannungsgrenze auf 25 V Wechselspannung oder noch kleinere Werte erforderlich sein [181]. So ist z. B. bei Arbeiten in metallenen Behältern der sehr gefährliche Stromweg beide Hände–Brust“ ” möglich, der das Herz besonders beansprucht. In diesem Fall stellt der menschliche Körper nur einen Widerstand von etwa 450 Ω dar [180]. Aus dem Verlauf der Kurven – wie z. B. c2 in Bild 12.1a – ist Folgendes abzulesen: Ein großer Strom, der den Körper für eine kurze Zeit beansprucht, kann genauso gefährlich sein wie ein kleiner Strom, der den Körper während eines längeren Zeitraums durchströmt. Dieser Zusammenhang gilt in gleicher Weise für die zulässigen Berührungsspannungen UTp (p: permissible). Er ist in DIN VDE 0101 und 0210 quantitativ festgelegt; die zugehörigen Werte werden für Erdfehler in Abhängigkeit von der Durchströmungsdauer tF in Bild 12.1b dargestellt. Bei der Ermittlung dieser Kurve wurden keine besonderen Zusatzwiderstände wie z. B. Schuhwerk oder hochohmiges Oberflächenmaterial berücksichtigt; die Kurve gilt daher gemäß DIN VDE 0210 auch für Spielplätze, Schwimmbäder und Erholungsgebiete. Für typische Standorte mit Zusatzwiderständen (wie z. B. Straßen) oder solche mit hohen Erdwiderständen (z. B. Granit) sind noch höhere Berührungsspannungen zugelassen (s. DIN VDE 0210 und 0101). Für Fehlerdauern über 10 s ist in Bild 12.1b der Wert 75 V zu verwenden. Dabei wird vorausgesetzt, dass Erdfehler stets automatisch oder von Hand abgeschaltet werden und demnach keine zeitlich unbegrenzten Berührungsspannungen zur Folge haben. Ohne Abschaltung müsste die dauernd zulässige Grenze von 50 V eingehalten werden. Dieser Grenzwert wird in 0,4-kV-Netzen allerdings bereits von der Betriebsspannung überschritten. Von ihrer Spannungshöhe her verursacht diese Netzebene bei einer Berührung im Wesentlichen Herzkammerflimmern. Im Unterschied dazu rufen die Mittel- und Hochspannungsnetze mit ihren höheren Betriebsspannungen primär Verbrennungen hervor. Es stellt sich nun die Frage nach Schutzmaßnahmen. 12.1.2

Direkter und indirekter Berührungsschutz

Eine Schutzmaßnahme besteht darin, es zu verhindern, dass Menschen oder Tiere Anlagenteile berühren, die unmittelbar zum Betriebsstromkreis gehören und im Folgenden als aktiv bezeichnet werden. Dieser direkte Berührungsschutz wird üblicherweise durch Isolierungen und Absperrungen erzielt. Eine vollständige Beschreibung aller zulässigen Maßnahmen ist den VDE-Bestimmungen 0100, 0101, 0105 und 0210 sowie den Unfallverhütungsvorschriften zu entnehmen. Im Hinblick auf den Berührungsschutz sind bisher nur Anlagenteile betrachtet worden, die betriebsmäßig unter Spannung stehen. In bestimmten Fehlerfällen können jedoch auch an anderen leitfähigen Teilen, die nicht zum Betriebsstromkreis gehören und als passiv bezeichnet werden, Spannungen auftreten. Es ist deshalb sicherzustellen, dass Menschen an passiven Teilen im Abstand von 1 m keine unzulässig hohen Spannungen abgreifen können (Bild 12.2). Die zugehörigen Maßnahmen werden als indirekter Berührungsschutz bezeichnet. Um hinreichend kleine Berührungsspannungen zu erhalten, werden in Anlagen mit Nennspannungen über 1 kV zunächst alle passiven Teile geerdet, also über niederohmige Erdungsleitungen bzw. Erdungssammelleitungen an einen Erder angeschlossen. Beim Erder

12.1 Berührungsschutz in Netzen mit Nennspannungen größer als 1 kV

621

Bild 12.2 Gefährdungsbereich von Menschen durch eine Berührungsspannung UT an passiven Anlagenteilen

handelt es sich um Leiter, die in der Erde eingebettet sind und mit ihr großflächig in Verbindung stehen. Bild 12.3 verdeutlicht in schematisierter Form den gesamten Aufbau, der auch als Erdungsanlage bezeichnet wird. Wie ebenfalls aus Bild 12.3 zu ersehen ist, erzwingt diese Anordnung einen Potenzialausgleich zwischen den passiven Teilen. Dann können z. B. zwischen dem Gehäuse eines Wandlers und einer eventuell in der Nähe befindlichen Druckluftleitung keine gefährlichen Berührungsspannungen mehr auftreten. Normalerweise werden nicht nur die passiven, sondern auch diejenigen aktiven Teile, die zu erden sind, an den gleichen Erder angeschlossen. Als Beispiel dafür seien Sternpunkt-Erdungsdrosselspulen und Erdschlusslöschspulen genannt. Um bei einer solchen Anordnung stets die erforderliche Schutzwirkung erfüllen zu können, ist der Erder zweckmäßig zu gestalten. In Umspannwerken und -stationen ist der Aufbau gemäß Bild 12.4a üblich. Im Betriebsgelände sind verzinkte Stahlbänder, seltener Kupferseile, in etwa 80 cm Tiefe und damit unterhalb der Frostgrenze verlegt. Sie sind so angeordnet, dass Maschen von maximal 10 m × 50 m entstehen. Bei Maschen bis zu dieser Größe wirkt der Erder praktisch wie eine Metallplatte gleicher Fläche. Die gesamte Anordnung wird als Maschenerder bezeichnet und stellt eine spezielle Ausführung eines Oberflächenerders dar. In die Betonfundamente der Betriebsgebäude werden ebenfalls Stahlbänder eingebettet, die untereinander verbunden sind. Da Beton leitfähig ist, wirken sie wie ein Oberflächenerder, für den der spezielle Ausdruck Fundamenterder verwendet wird. Fundamentund Maschenerder sind miteinander verbunden. Daher kann das gesamte Betriebsgelände als ein zusammenhängender Maschenerder angesehen werden. Falls tiefere Erdschichten deutlich besser leitend sind, werden zusätzlich so genannte Tiefenerder in Form von Metallstäben in das Erdreich getrieben. Bei mehreren Tiefenerdern ist jedoch darauf zu achten, dass ihr gegenseitiger Abstand mindestens eine Erderlänge beträgt. Wenn diese Bedingung eingehalten wird, beeinflussen sich die Tiefenerder nur unwesentlich. Anderenfalls würde sich ihre Erderwirkung verringern (s. DIN VDE 0101). Bei Netzstationen ist der Erdungsaufwand erheblich geringer. Es werden lediglich ein 3

3 2

3 1

1

3 1

3 1 Erdungsleitung 1 2 Erdungssammelleitung 3 passive Anlagenteile Erder

m 10

3

50 m

Bild 12.3 Prinzipieller Aufbau einer Erdungsanlage zum Schutz gegen zu hohe Berührungsspannungen

622

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

a)

b)

Maschenerder Anschluss Fundamenterder

10 m

35 m

Tiefenerder

Ringerder Netzstation

Betriebsgebäude Anschluss Fundamenterder Strahlenerder Zaun der Schaltanlage

Bild 12.4 Ausführung technisch üblicher Erder a) Erder von Umspannwerken bzw. -stationen b) Erder von Netzstationen

oder zwei Ringe aus Stahlband, so genannte Ringerder , um die Fundamente gelegt und mit dem Fundamenterder der Netzstation verbunden. Sternförmig abgehende Banderder, die in den Kabelgräben mitverlegt und auch als Strahlenerder bezeichnet werden, können die Erderwirkung noch vergrößern (Bild 12.4b). Der Querschnitt der in den Erdungsanlagen verwendeten Stahlbänder bzw. Kupferseile richtet sich nach den maximal zu erwartenden Fehlerströmen, der mechanischen Festigkeit sowie der zu erwartenden Korrosion. Er ist in DIN VDE 0101 festgelegt. Die Fehlerströme, die je nach Fehlerart die Erdungsanlagen belasten, errechnen sich aus den Ersatzschaltbildern gemäß Kapitel 10. Darin sind die Erdungsanlagen der Schaltanlagen nicht berücksichtigt. Dies ist zulässig, da ihre Widerstände mit 0,1. . . 1 Ω üblicherweise klein im Vergleich zu den übrigen Netzimpedanzen sind. Ihre Vernachlässigung führt auf etwas höhere Fehlerströme und damit auch auf höhere Berührungsspannungen, als sie tatsächlich auftreten. Wegen dieses systematischen Fehlers verbessert sich der indirekte Berührungsschutz bei den so dimensionierten Anlagen. Für den Strom, der über den Erder ins Erdreich eingeleitet wird, verwendet man den Ausdruck Erdungsstrom IE . Die Erdungsanlagen werden so ausgelegt, dass der wesentliche Spannungsabfall, den der Erdungsstrom erzeugt, im Erdreich auftritt, nicht jedoch an den Erdungsleitungen und dem Erder. Um zu verhindern, dass sich an der Erdoberfläche unzulässig hohe Berührungsspannungen einstellen, muss der Erder eine bestimmte Größe aufweisen. Die dafür benötigten Zusammenhänge werden im Folgenden erläutert.

12.2

Berührungsspannungen bei Erdern

Für das Verständnis der im Weiteren beschriebenen Zusammenhänge ist es zweckmäßig, zunächst von einer gleichstrombelasteten Erderanordnung auszugehen, die in Bild 12.5 dargestellt ist. Es handelt sich um Halbkugelerder, die jedoch normalerweise in der Praxis nicht verwendet werden. Die im Erdreich interessierenden Strom-Spannungs-Verhältnisse lassen sich aber bei dieser Anordnung analytisch besonders einfach darstellen. Vorteil-

12.2 Berührungsspannungen bei Erdern

623

IE A Halbkugel

r

S r1 Sr

R1

S r2

R2

Bild 12.5 Strömungsfeld einer einfachen Erderanordnung mit Halbkugelerdern R1 , R2 : Radien der Erder Sr : Stromdichte

hafterweise gelten die daraus abgeleiteten grundsätzlichen Aussagen zugleich auch für die technisch üblichen Erderausführungen. Das Erdreich wird als homogen angesehen; dessen spezifischer Widerstand wird mit ρE bezeichnet. Zusätzlich sei der Abstand zwischen den Erdern im Vergleich zu ihren Radien r R1 und R2 sehr groß. Unter diesen Voraussetzungen erhält man das Strömungsfeld S r1 und S r2 . Im Folgenden interessiert nur durch eine Überlagerung der Stromdichten S das Strömungsfeld in der unmittelbaren Umgebung der Erder. Bei den vorausgesetzten großen Abständen kann der Einfluss des jeweils anderen Erders vernachlässigt werden. Aus den bekannten Beziehungen ∞

IE , Sr (r) = 2π · r 2

Er (r) = ρE · Sr (r) ,

Er (ξ) · dξ

U (r) =

(12.1)

r

ermittelt sich der Spannungsverlauf, der sich auf der Erdoberfläche in der Umgebung des betrachteten Halbkugelerders einstellt, zu U (r) = IE ·

ρE 1 · . 2π r

(12.2)

Dieser Spannungsverlauf ist in Bild 12.6 grafisch dargestellt. Wie daraus zu ersehen ist, sinkt die Spannung U (r) mit zunehmender Entfernung r vom Erder schnell ab. Der Bereich, in dem sich die Spannung asymptotisch dem Wert null nähert, wird als Bezugserde bezeichnet. Bei Masten ist die Bezugserde bereits nach 20. . . 30 m hinreichend gut erreicht. Am Rand r = R des Erders weist die Spannung U (r) ihren größten Wert auf. Diese so U (r) UE

U = U T

U = U S R

r2

r1

1m

R

r

r 1m

IE

r

Bezugserde

Bild 12.6 Spannungsverlauf in der Nähe eines Halbkugelerders und Berührungsspannung UT sowie Schrittspannung US eines Menschen bei eingeprägtem Erdungsstrom IE (U (r): Spannung an der Stelle r gegen die Bezugserde)

624

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

genannte Erdungsspannung UE beträgt bei Halbkugelerdern UE = IE ·

ρE 2π · R

(12.3)

und hängt sowohl vom Erdungsstrom IE als auch von der Erderausdehnung R ab. Auf der Erdoberfläche verlaufen die Äquipotenziallinien kreisförmig um den Erder. Wenn man die zugehörigen Potenzialwerte über der Entfernung vom Erder dreidimensional darstellt, ergibt sich eine trichterförmige Fläche. Man spricht daher auch sehr anschaulich vom Spannungs- oder Potenzialtrichter eines Erders. Falls Menschen im Bereich dieses Trichters an der Stelle r = r1 eine Wegstrecke ∆r überbrücken, wird dort ein Spannungsabfall ∆U wirksam:  ∂U (r)  ∆U = · ∆r . ∂r r=r1 Bei Menschen gilt für die interessierende Wegstrecke ∆r = 1 m. In Bild 12.6 ermitteln sich die Berührungsspannung UT , die bei r = r1 vorhanden ist, sowie die Schrittspannung US , die am Ort r = r2 auf der Erdoberfläche auftritt, zu   ∂U (r)  ∂U (r)  UT = · 1 m bzw. U = · 1m. (12.4) S ∂r r=r1 ∂r r=r2 Demnach werden Schrittspannungen zwischen den Füßen und Berührungsspannungen zwischen Hand und Füßen abgegriffen; sie errechnen sich jedoch mit gleichen Beziehungen. Beim Halbkugelerder ergibt sich für die Berührungsspannung UT = IE ·

ρE 1 m · . 2π r12

(12.5)

Sie ist bei r1 = R, also unmittelbar am Rand des Erders, mit UT,max = IE ·

ρE 1 m UE · ·1 m = 2π R2 R

(12.6)

am größten. Folglich ist die Erdungsspannung UE eine Oberschranke für die maximale Berührungsspannung, die nach den vorhergehenden Betrachtungen gewisse Grenzwerte nicht überschreiten darf, wenn Menschen nicht gefährdet werden sollen. Im Folgenden wird für die betrachtete Anlage in Bild 12.5 ein Ersatzschaltbild erstellt, mit dessen Hilfe auch die Erdungsverhältnisse in umfassenderen Netzanlagen übersichtlich dargestellt werden können. Zu diesem Zweck wird Gl. (12.3) umgeschrieben in ρE UE = RA . = IE 2π · R Der Quotient UE /IE wird als Ausbreitungswiderstand RA eines Erders bezeichnet. Dieser Widerstand beschreibt aufgrund des vorausgesetzten großen Abstands zwischen den Erdern den Zusammenhang zwischen der Erdungsspannung und dem Erdungsstrom für jeweils einen Erder. Die Anordnung in Bild 12.5 wird somit durch das Ersatzschaltbild 12.7a erfasst, das für Gleichspannungsverhältnisse abgeleitet ist. Analoge Beziehungen für die Ausbreitungswiderstände von Banderdern RAB und Tiefenerdern RAT lauten RAB =

4·l 4·l ρE ρE · ln , RAT = · ln , π·l b 2π · l d

12.2 Berührungsspannungen bei Erdern

625

Bild 12.7 Ersatzschaltbild von Erdern a) Ersatzschaltbild für zwei Halbkugelerder bei Gleichstrom b) Stationäres Ersatzschaltbild einer Erdungsanlage für einen 50-Hz-Wechselstrom

wobei die Größe l jeweils die Länge des Erders kennzeichnet. Die weiteren Angaben b und d spezifizieren die Breite des Erdungsbands bzw. den Durchmesser des Tiefenerders (s. DIN VDE 0101). Abweichend davon werden die Erdungsanlagen der Energieversorgungsnetze im Fall von unsymmetrischen Fehlern nicht durch Gleich-, sondern durch Wechselströme belastet. Genauere Berechnungen zeigen, dass sich die Strömungsverhältnisse eines Gleichstroms und eines netzfrequenten Wechselstroms im Bereich bis zur Bezugserde kaum unterscheiden [182]. Bei größeren Entfernungen treten jedoch Unterschiede auf. Der Wechselstrom fließt dann im Erdreich entlang der Trasse in einigen Kilometern Breite und Tiefe, wobei der ohmsche Widerstand der Erde konstant ist und bei einem 50-Hz-Wechselstrom ca. 50 mΩ/km beträgt (s. Abschnitt 9.4.1.1). Der Gleichstrom dagegen breitet sich in alle Richtungen unendlich weit aus. Ein Spannungsabfall tritt in diesen Bereichen kaum noch auf. Das stationäre Strömungsfeld, das bei Wechselstrom auftritt, lässt sich mit hinreichender Genauigkeit durch das Ersatzschaltbild 12.7b beschreiben. Hierin kennzeichnet der Widerstand RE den weitgehend parallelebenen Bereich des Strömungsfelds, die Widerstände RA1 und RA2 erfassen jeweils den Übergangsbereich um den zugehörigen Erder (Bild 9.14). In der Praxis führen die Übergangsbereiche zu Widerständen, die je nach Größe des Erders im Bereich von ca. 0,1. . . 50 Ω liegen: Kleinere Mastfüße weisen bei normalen Bodenverhältnissen wie z. B. Ackerboden mit ρE = 100 Ωm einen Ausbreitungswiderstand von ca. 40. . . 50 Ω auf, der jedoch durch zusätzliche Ring- bzw. Strahlenerder bis auf ca. 5. . . 10 Ω abgesenkt werden kann. Die Widerstandswerte der Erder von Schaltanlagen liegen in niederohmig geerdeten Netzen im Bereich von ca. 0,1. . . 0,5 Ω. Meistens werden dort großflächige Maschenerder eingesetzt. Bei dieser Erderausführung ergibt sich der Ausbreitungswiderstand mit einer Genauigkeit von ca. 5 % aus der Beziehung RA =

ρE . 2·D

(12.7)

Mit D wird dabei der Durchmesser eines Kreises bezeichnet, der die gleiche Fläche wie der jeweilige Maschenerder aufweist (s. DIN VDE 0101). Der Verlauf des zugehörigen Spannungstrichters wird für |r| > D/2 durch die Beziehung U (r) = IE ·

D ρE · arcsin π·D 2·r

(12.8)

beschrieben; die Erdungsspannung eines Maschenerders beträgt mithin UE = IE ·

ρE . 2·D

(12.9)

626

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

U (r ) UE

Bild 12.8 Gemessener Spannungsverlauf eines Maschenerders in einer Höchstspannungsschaltanlage bei eingeprägtem Erdungsstrom IE

letztes Erdungsband des Maschenerders Bezugserde

Anlagenzaun 0

40

80

120

160

200

240 m 280

r

Entsprechende Angaben für weitere technisch übliche Erderausführungen sind u. a. [183] zu entnehmen. Bei Schaltanlagen mit sehr hohen Kurzschlussströmen ergeben sich mitunter hohe Erdungsspannungen oder – wie man auch sagt – schwierige Erdungsverhältnisse. Dann ist eine messtechnische Überprüfung des Spannungsverlaufs vorgeschrieben. In Bild 12.8 ist ein solches Messergebnis dargestellt. Innerhalb der Maschen des Erders baut sich eine Spannung auf, die durch die Maschenweite auf ungefährliche Werte begrenzt ist. Der Anlagenzaun ist nicht mit dem Maschenerder verbunden, sodass die maximale Berührungsspannung innerhalb der Anlage auftritt. Außerhalb der Anlage führen Metallrohre oder Kabel zu lokalen Verzerrungen und Abweichungen von dem projektierten Spannungsverlauf gemäß Gl. (12.8). Im Weiteren stellt sich nun die Frage, wie in umfassenderen Netzanlagen am zweckmäßigsten die Erdungsspannungen zu berechnen sind, die sich bei unsymmetrischen Fehlern einstellen.

12.3

Berechnung von Erdungsspannungen bei unsymmetrischen Fehlern

Prinzipiell ist eine Berechnung von Erdungsspannungen erst möglich, wenn geklärt ist, wie die stationären Ersatzschaltbilder für die Erdungsanlagen mit den Komponentenersatzschaltbildern aus Kapitel 11 zu verknüpfen sind. Erdungsanlagen sind Bestandteile des vierten Leiters, des Rückleiters. Sie beeinflussen somit nur das Komponentenersatzschaltbild für das Nullsystem. In Bild 12.9a wird die Art der Beeinflussung anhand einer speziellen Netzanlage erläutert. Das zugehörige Ersatzschaltbild des Nullsystems ist Bild 12.9b zu entnehmen. Wie im vorhergehenden Abschnitt abgeleitet, wird jeder Mast mit seinem Ausbreitungswiderstand RM nachgebildet; zwischen den Masten i und j wirkt in der Erde der Wechselstromwiderstand ∗ ∗ . Dabei gibt die Länge li-j den Abstand zwischen den BezugserRE,i-j = 50 mΩ/km · li-j den der beiden Masten an. Ebenfalls abschnittsweise wird auch das Erdseil durch seine Reaktanz XES,i-j und den Leiterwiderstand RES,i-j erfasst. Zusätzlich ist die induktive Kopplung Mi-j zwischen dem Erdseil und den drei Außenleitern zu berücksichtigen. Für jeweils ein Mastfeld werden die Außenleiter wiederum durch die Induktivität XLE,i-j sowie ihren Leiterwiderstand RL,i-j beschrieben. Da es sich um ein Komponentenersatzschaltbild handelt, sind die Impedanzen der Außenleiter und des Umspanners mit ihrem einfachen Wert, die Impedanzen des Rückleiters dagegen dreifach anzusetzen. In Abschnitt 9.4.2 werden die magnetischen Verhältnisse einer Freileitung mit Erdseil durch die Beziehungen (9.30) und (9.31) analytisch erfasst.

12.3 Berechnung von Erdungsspannungen bei unsymmetrischen Fehlern

627

Bild 12.9 Netzanlage mit Erdkurzschluss an einem Mast der Freileitung L2 (Fehlerort F sei von beiden Schaltanlagen jeweils mindestens 10. . . 15 Masten entfernt) a) Skizze der Netzanlage (Leitung L2 mit n Masten) b) Ersatzschaltbild des Nullsystems für die Leitung L2 und die Anlagen A1 sowie A2 (A,B: Anschlüsse des ESB)

Sie gelten dementsprechend auch für das Leitungsstück zwischen den Masten. Aus diesen Gleichungen ergeben sich für die Induktivitäten eines Mastfelds mit der Länge li-j die folgenden analytischen Ausdrücke: XLE = ω ·

δ3 µ0 · li-j · ln 3 , 2π rB

XES = ω ·

δ δ µ0 · li-j µ0 · li-j · ln · ln . , M= 2π rES 2π D

Leider ist auf solche Netzwerke mit induktiven Kopplungen das in Kapitel 5 dargestellte Knotenpunktverfahren nicht anwendbar. Stattdessen sind spezielle Programme erforderlich. Da diese häufig nicht zur Verfügung stehen, ist eine analytische Aufbereitung für die Projektierung sehr nützlich. Zu diesem Zweck werden im Weiteren einige Vereinfachungen vorgenommen. Die Genauigkeit der dann resultierenden Ergebnisse ist so lange ausreichend, wie der fehlerbehaftete Mast mehr als 10. . . 15 Mastfelder von den Schaltanlagen entfernt ist. Anderenfalls können zu große Erdungsspannungen berechnet werden. Auf diese Problematik wird am Ende dieses Abschnitts noch einmal eingegangen. Zunächst wird vorausgesetzt, dass sich die Erdseile – außer bei dem Mast an der Fehlerstelle – isoliert auf den Mastspitzen befinden. Durch diese Annahme werden Querströme über benachbarte Masten vernachlässigt. Zur weiteren Vereinfachung wird zusätzlich angenommen, dass z. B. infolge eines Störfalls das Erdseil der Leitung L2 nicht an die

628

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

Bild 12.10 Verlauf der Nullströme bei einem Erdkurzschluss in F (Erdseil der Leitung L2 vereinfachend nur auf dem fehlerbehafteten Mast und an der Erdungsanlage A1 angeschlossen)

Erdungsanlage A2 angeschlossen ist. Im Ersatzschaltbild 12.9b lässt sich der Erdkurzschluss nun dadurch nachbilden, dass man an der Fehlerstelle F zwischen den Klemmen A und B eine Nullspannung U 0F anlegt. Der sich dann einstellende Stromverlauf ist in Bild 12.10 skizziert. Daraus ist zu ersehen, dass die Widerstände der Masten bis auf den Ausbreitungswiderstand RM des Fehlermastes entfallen dürfen und die Induktivitäten zusammengefasst werden können. Entsprechendes gilt für die jeweiligen Erdwiderstände RE,i-j . Es ergibt sich dann die Ersatzschaltung in Bild 12.11; bei den zugehörigen Werten ist im Vergleich zu Bild 12.9b lediglich die gesamte Leitungslänge l anstelle der Feldlängen li-j zu verwenden. Auch das so reduzierte Ersatzschaltbild für das Nullsystem ist noch recht kompliziert. Eine Auswertung des zugehörigen kompletten Komponentenersatzschaltbilds für den angenommenen einpoligen Fehler (Bild 12.12) führt zu aufwändigen analytischen Rechnungen. Durch eine weitere Vereinfachung lässt sich der analytische Aufwand erheblich verringern: Dazu wird der Nullstrom I 0 in der Leitung bzw. I 0F an der Fehlerstelle – wie gewohnt – aus dem herkömmlichen einpoligen Komponentenersatzschaltbild ermittelt, wobei Freileitungen und Kabel mit dem üblichen Nullsystem nachgebildet werden (Bild 12.13). Bei dieser herkömmlichen Modellierung sind sowohl der Ausbreitungswiderstand RA1 der Erdungsanlage A1 als auch RM des Mastes an der Fehlerstelle nicht berücksichtigt. Anschließend wird jedoch das genauere Komponentenersatzschaltbild für das Nullsystem in Bild 12.11 ausgewertet, wobei der vorher bestimmte Nullstrom I 0F als ein-

Bild 12.11 Nullsystem der Anlage in Bild 12.10 ohne Berücksichtigung der Querströme (ES: Erdseil)

12.3 Berechnung von Erdungsspannungen bei unsymmetrischen Fehlern

629

Bild 12.12 Komponentenersatzschaltbild für einen Erdkurzschluss unter Berücksichtigung der Erdungsanlagen in der Nullimpedanz Bild 12.13 Vereinfachung der Nullimpedanz in Bild 12.12 durch Vernachlässigung der Ausbreitungswiderstände

geprägt angesehen wird. Aus diesem Ersatzschaltbild lassen sich dann – wie gewünscht – die Erdungsspannungen U E1 sowie U E2 an den Widerständen RA1 und RM einfacher berechnen. Der systematische Fehler, der mit dieser iterativen Vorgehensweise verbunden ist, führt zu größeren Nullströmen. Dies gilt dann auch für die Erdungsspannung, d. h. die ermittelten Werte liegen im Hinblick auf den Berührungsschutz auf der sicheren Seite. Noch weiter gehend lässt sich die beschriebene Berechnung der Erdungsspannung vereinfachen, wenn der Reduktionsfaktor r verwendet wird. Dieser Faktor, der in Abschnitt 9.4.2 abgeleitet ist, stellt im Allgemeinen eine komplexe Größe dar. Er wird aus dem Nullsystem einer Freileitung ohne Berücksichtigung der Querströme ermittelt und ist ein Maß dafür, welcher Anteil des Erdkurzschlussstroms I k1p als Erdungsstrom I E über den Erder abfließt. Mithilfe dieser Größe r vereinfacht sich das aufgestellte Ersatzschaltbild auf die Form in Bild 12.14. In praktischen Rechnungen verwendet man jedoch häufig nur den Betrag r des Reduktionsfaktors, der für technisch übliche Ausführungen z. B. [183] zu entnehmen ist. Für eine Freileitung mit einem Al/St-Erdseil liegt sein Wert bei einem spezifischen Erdwiderstand ρE ≈ 100 Ωm im Bereich 0,6. . . 0,7 (s. DIN VDE 0101 und DIN VDE 0102 Teil 3). Der durch die Betragsbildung verursachte systematische Fehler führt zu einem größeren Erdungsstrom, also auch wieder zu einer geringfügig größeren Erdungsspannung. Dieser Schritt ist daher ebenfalls berechtigt. Aus dem Nullsystem in Bild 12.14 ist – wie bereits in Abschnitt 9.4.2 erwähnt – direkt zu ersehen, dass der Fehlerstrom im Erdreich durch das Erdseil erheblich verringert wird. Noch günstigere Verhältnisse ergeben sich, wenn die bisher vernachlässigten Querströme in den Masten bei der Modellierung mit einbezogen werden. Das heißt, dass nun die leitenden Verbindungen zwischen Erdseil und Mastspitzen der Leitung L 2 sowie der

630

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

Bild 12.14 Vereinfachung des Komponentenersatzschaltbilds im Nullsystem durch Verwendung des Reduktionsfaktors r (ausgeglichene Stromverteilung)

Anschluss des Erdseils an die Erdungsanlage A2 berücksichtigt werden (Bild 12.9a). Bei den Masten wirkt der Mastfuß als Erder. Sein Ausbreitungswiderstand RM einschließlich des Mastwiderstands liegt je nach Größe des Mastfundaments üblicherweise im Bereich von 10. . . 50 Ω (s. Abschnitt 12.2). Infolgedessen bestehen zwischen Erdseil und Erde parallel zum fehlerbehafteten Mast weitere leitende Verbindungen. Sie sind relativ niederohmig (s. Bild 12.9b), sodass sich darüber Querströme vom Erdseil zur Erde ausbilden. Demnach nimmt das Erdseil über den Anteil (1 − r) · I E hinaus zunächst noch zusätzliche Ströme auf. Die angeschlossenen Erdseile entlasten dadurch den Erder in einem noch höheren Maße. Eine Vernachlässigung dieses Effektes würde zu größeren Abmessungen des Erders führen. Die einzelnen Querströme lassen sich aus dem Ersatzschaltbild 12.9b berechnen. Auswertungen dieses genaueren Modells haben gezeigt, dass sie sich nur in den ersten 10 bis 15 Masten einstellen. Danach gleichen sich die Ströme im Erdseil und in der Erde nicht mehr weiter durch Querströme aus. Man spricht dann von einer ausgeglichenen Stromverteilung. Diese lässt sich hinreichend genau mit dem bereits betrachteten Reduktionsfaktor r gemäß der Ersatzschaltung in Bild 12.14 berechnen. Darüber hinaus zeigen die erwähnten Modellauswertungen, dass sich auch die Auswirkung der Querströme auf dem folgenden Weg mit ausreichender Genauigkeit erfassen lässt [184]: Im Komponentenersatzschaltbild 12.14 wird für jede von der Fehlerstelle abgehende Freileitung mit Erdseil eine im Weiteren noch erläuterte Impedanz Z ∞ zum Ausbreitungswiderstand RA bzw. RM parallel geschaltet. An einer Fehlerstelle innerhalb einer Leitung wirkt das Erdseil zu beiden Seiten hin entlastend, da sich auf beiden Seiten Querströme ausbilden. Es ist dann für jede Seite eine solche Impedanz in das Ersatzschaltbild einzufügen. In einer Schaltanlage ist dagegen für jedes dort angeschlossene Erdseil nur eine Impedanz Z ∞ wirksam, da das Erdseil infolge der Randlage nur einmal Querströme abführt. Zu beachten ist dabei, dass die Impedanzen Z ∞ ebenso wie die Ausbreitungswiderstände RA Bestandteil des Rückleiters sind und daher mit ihrem dreifachen Wert in das Nullsystem eingehen. Dagegen darf der Widerstand RE des Erdreichs entlang der Leitung nicht im Komponentenersatzschaltbild berücksichtigt werden, da er bereits in den Widerstand R0L einbezogen ist (s. Bild 12.13). Bild 12.15 zeigt das so vervollständigte Ersatzschaltbild. Es handelt sich um eine analytisch einfach auszuwertende Parallelschaltung, das Ziel der bisherigen Betrachtungen. Wie daraus zu ersehen ist, wird bei diesem verfeinerten Modell der Begriff Erdungsstrom I E für den insgesamt durch die Erde fließenden Strom verwendet, der sich erst im Bereich der ausgeglichenen Stromverteilung einstellt. Der kleinere Strom durch den Masterder

12.3 Berechnung von Erdungsspannungen bei unsymmetrischen Fehlern

631

Bild 12.15 Vereinfachtes Ersatzschaltbild des Nullsystems der Netzanlage in Bild 12.9a unter Berücksichtigung der leitenden Verbindungen zwischen Erdseil und Masten

(Index M) bzw. durch die Erdungsanlage A1 wird im Unterschied dazu als Ausbreitungsstrom I A bezeichnet. Bemerkenswert ist, dass bei einer Berücksichtigung der Querströme der Anschluss des Erdseils in der Schaltanlage A2 ohne Belang ist, sofern die Schaltanlage mehr als 10. . . 15 Mastfeldlängen von der Fehlerstelle entfernt ist. Im Bereich der zweiten Schaltanlage fließt dann praktisch kein Querstrom mehr. Allerdings ergäben sich andere Verhältnisse, sofern der Umspanner in der Anlage A2 ebenfalls geerdet wäre. In diesem Fall müsste in Bild 12.15 auf der rechten Seite des fehlerbehafteten Mastes für die Anlage A2 ein von der Struktur her gleiches Teil-Ersatzschaltbild angeordnet werden, wie es für die Anlage A1 verwendet worden ist (linke Parallelschaltung im ESB). Es sind lediglich die Indizes 1 durch 2 und der Index 2 durch 3 zu ersetzen. Bei einer solchen Konfiguration würde sich auch auf der rechten Seite des Fehlermastes nach einer Entfernung von 10. . . 15 Masten eine ausgeglichene Stromverteilung einstellen. Im Folgenden sollen nun die Impedanzen Z ∞ genauer betrachtet werden. In dem bereits angesprochenen umfassenderen Modell, das jedes einzelne Mastfeld berücksichtigt, führt die Nachbildung des Erdreichs und des Erdseils im zugehörigen Ersatzschaltbild auf Kettenleiter. Die in dem vereinfachten Ersatzschaltbild eingefügten Impedanzen Z ∞ stellen jeweils die Eingangsimpedanz dieser Kettenleiter dar. In DIN VDE 0102 Teil 3 wird für diese Kettenleiterimpedanz der Begriff Eingangserdimpedanz Z P verwendet. Die Bestimmung dieser Größe vereinfacht sich, wenn die Freileitung als unendlich lang angesehen wird. Aus dem gleichen Grund betrachtet man zusätzlich die Mastfeldlängen als gleich groß und das Erdreich als homogen. In der Praxis weichen diese Modellvoraussetzungen meist von den tatsächlichen Gegebenheiten ab, sodass an sich eine genaue Nachbildung erforderlich wäre. Die dann zusätzlich benötigten Angaben sind nur messtechnisch zu ermitteln und liegen meist unzureichend vor. Daher erhöhen auch verbesserte Nachbildungen nicht die Aussagekraft. Häufig ist es deshalb sogar sinnvoll, noch weiter zu vereinfachen: Anstelle der an sich komplexen Größe Z ∞ wird ein ohmscher Widerstand verwendet, dessen Größe dem Betrag Z∞ = |Z ∞ | entspricht. Es lässt sich zeigen, dass durch diesen Schritt nochmals ein Sicherheitszuschlag für die Erdungsspannung entsteht. Bei den üblichen technischen Ausführungen – z. B. einem Al/St-Erdseil – liegt Z∞ für Freileitungen mit mehr als 10. . . 15 Masten im Bereich von 1. . . 2 Ω. Weitere Angaben sind u. a. [183] zu entnehmen.

632

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

Es sei noch erwähnt, dass bei Kabeln metallene Mäntel, Schirme und – falls vorhanden – Bewehrungen ebenfalls an die Erdungsanlagen angeschlossen werden müssen. Solche Kabel besitzen eine Erderwirkung, wenn eine metallene Hülle einen kontinuierlichen Kontakt mit der Erde aufweist und der zugehörige Ausbreitungswiderstand in der Größenordnung von Banderdern liegt. Diese Voraussetzung wird z. B. von Gaskabeln sowie von Massekabeln mit Bleimantel und Juteumhüllung erfüllt. Solche Kabel mit Erderwirkung, auch als erdfühlig bezeichnet, entlasten die Erder ähnlich wie Erdseile. Bei einer Kabellänge ab 1 km und einem spezifischen Erdwiderstand ρE = 100 Ωm liegt die zugehörige Impedanz Z∞ z. B. im Bereich von 0,7. . . 0,8 Ω. Detailliertere Angaben über diese Größen sind DIN VDE 0101 zu entnehmen. Dort ist u. a. der Einfluss der Parameter Kabellänge, spezifischer Erdwiderstand und gegenseitige Beeinflussung bei Mehrfachverlegung aufgezeigt. Zu beachten ist, dass Kunststoffkabel keine Erderwirkung aufweisen. Ihr Schirm ist isoliert und führt den darin fließenden Strom nur zu dem Erder, der am anderen Kabelende angeschlossen ist. Diese Anordnung ist vergleichsweise hochohmig. Daher wirken solche Kabel nur schwach entlastend auf den Erder an der Fehlerstelle. Bei der Projektierung von Erdungsanlagen wird diese Entlastung nicht berücksichtigt und Kunststoffkabeln kein Widerstand Z∞ zugeordnet. Zur Veranschaulichung der Auswirkungen von Erdseilen und Kabeln mit Erderwirkung wird in Bild 12.16 eine Netzanlage dargestellt, in dem ein Erdkurzschluss an der Fehlerstelle F direkt in einer Schaltanlage vorliegt. In diesem Bild ist zugleich auch die zur

Bild 12.16 Netzanlage mit Erdkurzschluss innerhalb der Schaltanlage A2 a) Skizze der Netzanlage b) Ersatzschaltbild des Nullsystems zur Bestimmung der Erdungsspannungen U E1 und U E2

12.4 Wichtige Auslegungskriterien für Erdungsanlagen

633

Ermittlung der Erdungsspannungen U E1 und U E2 benötigte Ersatzschaltung angegeben. Dort treten die Widerstände Z∞K1 und Z∞K2 auf. Sie zeigen, dass es sich bei den Kabeln K1 und K2 um erdfühlige Ausführungen handelt. Abschließend soll nun der bisher noch ausgeschlossene Fall betrachtet werden, dass der Fehler zwar an einem Freileitungsmast auftritt, jedoch weniger als 10. . . 15 Masten von einer Schaltanlage entfernt liegt. Mit wachsender Nähe zur Schaltanlage wird die Stromverteilung zwischen Erde und Erdseil dann zunehmend durch den niedrigen Erdungswiderstand der dort vorhandenen Erdungsanlage beeinflusst. Wegen der im Vergleich dazu hohen Ausbreitungswiderstände RM der Masten fließt ein immer größerer Anteil der Fehlerströme über das Erdseil zur Erdungsanlage ab und entlastet das Erdreich zusätzlich. Deshalb bilden sich einerseits in der Umgebung eines solchen Fehlermastes geringere Berührungsspannungen aus, als mit den bisher entwickelten Modellen ermittelt werden. Andererseits führen die erhöhten Ströme im Erdseil dort häufig zu einer thermischen Überbeanspruchung. Besteht diese Gefahr, so ist die Freileitung im Bereich der ca. zehn letzten Masten vor der Schaltanlage mit zwei Erdseilen auszurüsten. Im bisherigen Abschnitt ist das Nullsystem einer Netzanlage modelliert worden. Die entwickelten Ersatzschaltbilder ermöglichen die Berechnung der Erdungsspannung, also der maximalen Berührungsspannung, die an einem Erder auftreten kann. Es stellt sich nun die Frage, nach welchen Kriterien die Erder auszulegen sind, um unzulässige Berührungsspannungen zu vermeiden.

12.4

Wichtige Auslegungskriterien für Erdungsanlagen

Grundsätzlich müssen Erdungsanlagen so beschaffen sein, dass die maximal zu erwartenden Fehlerströme keine unzulässigen Berührungsspannungen verursachen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass in dieser Hinsicht bis auf wenige Ausnahmen ein Erdschluss die ungünstigste Fehlerart darstellt (s. DIN VDE 0101). 12.4.1

Auslegungskriterien für Netze mit isolierten Sternpunkten oder mit Erdschlusskompensation

Die Höhe der zulässigen Berührungsspannung hängt von der Fehlerdauer ab. Bei Netzen mit isolierten Sternpunkten oder mit Erdschlusskompensation können Dauererdschlüsse über mehrere Stunden anstehen. In diesem Zeitbereich dürfen Berührungsspannungen über 75 V nicht überschritten werden (s. Abschnitt 12.1.1). Diese Bedingung gilt als erfüllt, wenn die Erdungsspannung für jeden Erdschluss in der gesamten Netzanlage unterhalb von 150 V liegt. In Schaltanlagen von Netzen mit isolierten Sternpunkten ist diese Bedingung leicht einzuhalten, da die Erdungsanlage bei den kleinen Fehlerströmen nur geringe Abmessungen aufweisen muss, um eine hinreichend niedrige Erdungsspannung zu gewährleisten. Diese Verhältnisse gelten auch in kompensierten Netzen für die Schaltanlagen, in denen keine Erdschlusslöschspulen aufgestellt sind. In diesen Schaltanlagen wird der Fehlerstrom im Wesentlichen von dem relativ kleinen Reststrom Irest bestimmt. In Schaltanlagen mit Erdschlusslöschspulen fließen jedoch neben den Restströmen auch noch die meist recht großen Spulenströme. Ohne es näher zu begründen, sei gesagt, dass in diesem Fall der Erder mit dem Strom ! 2 2 IE = r · Irest + ISpule (12.10)

634

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

belastet wird (s. DIN VDE 0101). Wenn die Erder räumlichen Beschränkungen unterworfen sind, kann es bereits bei diesen Erdströmen Schwierigkeiten bereiten, Erdungsspannungen unter 150 V einzuhalten. Dann sind so genannte Ersatzmaßnahmen anzuwenden, die im Einzelnen DIN VDE 0101 zu entnehmen sind. Sie stellen sicher, dass die Berührungsspannungen keine unzulässigen Werte erreichen. Anzahl und Art hängen dabei von der Höhe der Erdungsspannung ab. Als eine Möglichkeit sei die Isolierung des Standorts – z. B. mit einer Schotterschicht – genannt. Bisher sind nur die Verhältnisse in Schaltanlagen dargestellt worden. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass auch an Betriebsmitteln außerhalb von Schaltanlagen – z. B. Masten – die Erdungsspannung den Wert von 150 V nicht überschreitet. Die Einhaltung dieser Bedingung ist bei Netzen mit Nennspannungen im Bereich 6. . . 20 kV häufig mit Schwierigkeiten verbunden. Dort weisen die Masten und damit auch die Mastfundamente relativ kleine Abmessungen auf, sodass die Ausbreitungswiderstände RM – auch bei normalen Bodenverhältnissen – relativ große Werte annehmen. Sie liegen dann im Bereich von 40. . . 50 Ω. Bereits bei einem Fehlerstrom von 10 A beträgt die Erdungsspannung somit ca. 400 V. Durch eine solche Erdungsbedingung wird der Anwendungsbereich von Netzen mit isolierten Sternpunkten stark eingeschränkt. Dann stellt sich die Frage, ob der Einbau von Erdschlusslöschspulen, eine Netzaufteilung oder Ersatzmaßnahmen wie z. B. zusätzliche Ringerder um die Mastfüße niedrigere Kosten verursachen. 12.4.2

Auslegungskriterien für Netze mit niederohmiger Sternpunkterdung

In Netzen mit niederohmiger Sternpunkterdung können sich bei einem ordnungsgemäß arbeitenden Schutz kaum Fehler ausbilden, die eine Dauer von 0,2 Sekunden wesentlich überschreiten. Infolge der geringeren Fehlerdauer dürfen die zulässigen Berührungsspannungen höhere Werte annehmen (Bild 12.1b). Dafür treten allerdings auch erheblich  auf. Die dadurch hervorgehöhere Fehlerströme in Form der Erdkurzschlussströme Ik1p rufenen Berührungsspannungen gelten gemäß DIN VDE 0101 als eingehalten, wenn die Bedingung UE < 2 · UTp nicht verletzt wird. Anderenfalls sind wiederum – abhängig vom Wert der Erdungsspannung UE – Ersatzmaßnahmen vorzunehmen. Einfachere Verhältnisse ergeben sich dagegen an den Masten niederohmig geerdeter Hoch- und Höchstspannungsnetze. Dort bleiben die Berührungsspannungen bereits ohne Zusatzmaßnahmen unter den zulässigen Grenzwerten, denn im Vergleich zu Mittelspannungsnetzen ist die Erderwirkung der Mastfüße infolge ihrer größeren Abmaße bereits hinreichend groß. Weitere Gesichtspunkte im Hinblick auf Erdungsfragen sind in Niederspannungsnetzen zu beachten.

12.5

Indirekter Berührungsschutz in Niederspannungsnetzen

Bisher ist der indirekte Berührungsschutz nur in Netzen mit Nennspannungen über 1 kV betrachtet worden. In Niederspannungsnetzen, also in Netzen mit Nennspannungen bis 1 kV, ist dieser Schutz auf die Endverbraucher auszudehnen. Dabei haben sich verschiedene Lösungsmöglichkeiten herausgebildet, die Berührungsspannungen UT auf das zulässige Maß zu beschränken. Bei Menschen beträgt die dauernd zulässige Berührungsspannung 50 V (s. Abschnitt 12.1).

12.5 Indirekter Berührungsschutz in Niederspannungsnetzen

635

Für die weiteren Betrachtungen ist es zweckmäßig, von der Einspeisung des Niederspannungsnetzes, also von den Netzstationen, auszugehen. Das Niederspannungsnetz weise zunächst die übliche Vierleiterausführung auf. Häufig liegen die Netzstationen in Gebieten mit einer geschlossenen Bebauung. Dort wirken die vielen vorhandenen Fundamenterder sowie u. a. auch Rohrleitungen zusammen wie ein großer Maschenerder bzw. ein globales Erdungssystem. Unter diesen Bedingungen empfiehlt DIN VDE 0101, den Transformatorsternpunkt der Niederspannungsseite an die Stationserdung anzuschließen. Unzulässige Berührungsspannungen treten dann erfahrungsgemäß auch niederspannungsseitig nicht auf; die Stationserdung selbst ist nach den Gesichtspunkten für Erdungsanlagen von Netzen mit Nennspannungen über 1 kV auszulegen. Netzstationen, deren Stationserdung nicht Teil eines globalen Erdungssystems ist, müssen eine weitere Forderung erfüllen. In solchen Netzstationen darf der niederspannungsseitige Transformatorsternpunkt nur mit der Stationserdung verbunden werden, wenn die Erdungsspannung UE bei einem Erdschluss auf der Mittelspannungsseite nicht die zulässige Berührungsspannung UTp gemäß Bild 12.1b überschreitet. Falls diese Forderung verletzt wird, muss der Transformatorsternpunkt außerhalb der Station geerdet werden. Um die gegenseitige Beeinflussung zwischen der Stationserdungsanlage und dem zusätzlich benötigten Erder hinreichend klein zu halten, soll der Abstand zwischen den beiden Erdern mindestens 20 m betragen (Bild 12.17). An die Stationserdung sind alle passiven Anlagenteile sowohl der Mittel- als auch der Niederspannungsseite anzuschließen. Dadurch ist gewährleistet, dass sich im Fehlerfall an diesen Gegenständen nur hinreichend niedrige Spannungspotenziale ausbilden können. Dementsprechend erfüllt diese Erdungsanlage eine reine Schutzfunktion. Sie wird daher als Schutzerdung bezeichnet. Der vierte Leiter des Niederspannungsnetzes, der Neutralleiter N (s. Abschnitt 3.1), wird dagegen gemeinsam mit dem niederspannungsseitigen Transformatorsternpunkt N an die

Bild 12.17 Erdungsanlagen bei Netzanlagen mit Nennspannungen über 1 kV (links) und bis 1 kV (rechts) außerhalb eines globalen Erdungssystems

636

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

zweite Erdung angeschlossen. Da bei unsymmetrischer Last der Neutralleiter betriebsmäßig Strom führt, wird dann auch der zusätzliche Erder beansprucht. Aufgrund dieser Eigenschaft ist für diese Erdung der Begriff Betriebserdung eingeführt worden. Zusätzlich ist der Neutralleiter stets auch noch im Netz an möglichst vielen Stellen zu erden, z. B. an den Fundamenterdern der zu versorgenden Gebäude (Bild 12.17). Dadurch entsteht ein niederohmiger Parallelschluss über das Erdreich, sodass der Neutralleiter auf das Erdpotenzial gezwungen wird. Er stellt demnach sowohl einen Teil des Betriebsstromkreises als auch eine mitgeführte, niederohmige Erdung dar. Da dieser Leiter somit zugleich eine Schutzfunktion erfüllt, wird er als PEN bezeichnet (PE: Protective Earth). Wie aus Bild 12.17 zu ersehen ist, verzweigt sich der PEN innerhalb von Gebäuden in einen Neutralleiter N und einen fünften Leiter, den Schutzleiter PE. Er hat die Funktion einer reinen Schutzerdung. Zur Unterscheidung wird in der Gebäudeinstallation der Schutzleiter mit einer grün-gelben und der Neutralleiter mit einer blauen Aderisolierung versehen. Niederspannungsnetze dieser Struktur werden generell als TN-Netze bezeichnet. Dabei charakterisiert der erste Buchstabe die Sternpunktbehandlung des Einspeisetransformators. Die beschriebene niederohmige Erdung wird durch ein T (Terra, Erde) symbolisiert. Der zweite Buchstabe kennzeichnet die Art der Erdung an den passiven Teilen der Verbraucher. Erfolgt diese Erdung über einen Neutral- oder Schutzleiter des Netzes, wird ein N gewählt. Bei TN-Netzen werden drei verschiedene Varianten unterschieden, die in Bild 12.18 dargestellt sind. Die innerhalb von Gebäuden übliche Ausführung mit einem eigenständigen Schutzleiter PE wird als TN-S-Netz bezeichnet, wobei der Buchstabe S (Separated) auf die Trennung zwischen Schutz- und Neutralleiter hinweist (Bild 12.18a). In älteren Gebäuden findet man noch eine andere Netzform. Dort wird der vierte Leiter auch innerhalb der Gebäude als PEN weitergeführt (Bild 12.18b). Die kombinierte Verwendung dieses Leiters als Schutz- und Neutralleiter spiegelt sich auch in der zugehörigen Netzbezeichnung TN-C wider (C: Combined). Seit den sechziger Jahren ist man bei Neubauten von dieser Netzform abgegangen, weil sich bei einem solchen Aufbau z. B. durch einen Bruch des Neutralleiters und einen gleichzeitigen Erdschluss unzulässig hohe Berührungsspannungen ausbilden können. In öffentlichen Verteilungsnetzen, also außerhalb von Gebäuden, wird dagegen immer noch die Netzform TN-C verwendet. Die in Bild

Bild 12.18 Varianten im indirekten Berührungsschutz bei Niederspannungsnetzen in TN-Ausführung a) TN-S (S: separated) b) TN-C(C: combined) c) TN-C-S

12.5 Indirekter Berührungsschutz in Niederspannungsnetzen

637

12.17 dargestellte Netzanlage weist demnach die beiden beschriebenen TN-Netzformen gleichzeitig auf. Eine solche Kombination wird als TN-C-S-Netz bezeichnet. Ihr prinzipieller Aufbau ist in Bild 12.18c noch einmal veranschaulicht. Alle TN-Netze sind so auszulegen, dass bei einem satten Erdkurzschluss zwischen einem Außenleiter und dem PE- oder PEN-Leiter spätestens nach 5 s eine Ausschaltung erfolgt. Für Stromkreise mit Steckdosen oder mit ortsveränderlichen Betriebsmitteln bzw. Verbrauchern beträgt die Verzugszeit bei UnN = 230 V nur 0,4 s; bei UnN = 400 V sind 0,2 s und für UnN > 400 V sogar nur 0,1 s zulässig (s. DIN VDE 0100 Teil 410). In diesen Zeitspannen müssen die jeweils nächstgelegenen Sicherungen ansprechen. Der dafür benötigte Auslösestrom Ia ist für die vorgegebene Ausschaltzeit den Zeit/Strom-Kennlinien der Sicherung zu entnehmen. Dieser Wert muss von dem Kurzschlussstrom in der Schleife überschritten werden, die durch einen Außenleiter und den Neutral- oder Schutzleiter gebildet wird. Für diesen Kreis mit der Schleifenimpedanz ZS muss die Relation UnN Ia < √ = Ik = Ik 3 · ZS

(12.11)

erfüllt sein. Schwächere Bedingungen gelten in öffentlichen Verteilungsnetzen. Ein solches Netz liegt z. B. im Bereich zwischen der Netzstation und den Hausanschlüssen vor. Dort gilt lediglich die Bedingung, dass ein Erdkurzschluss die jeweils nächstgelegenen Sicherungen noch zuverlässig auslösen muss. Dementsprechend ist es bei solchen Netzen ausreichend, wenn anstelle des Auslösestroms Ia in der Bedingung (12.11) der große Prüfstrom der Sicherung überschritten wird. Durch die Verwendung von Fehlerstrom- bzw. FI-Schutzschaltern lässt sich der Berührungsschutz in TN-Netzen noch weiter verbessern. Aus Bild 12.19 ist der prinzipielle Aufbau eines solchen FI-Schutzschalters zu ersehen. Außen- und Neutralleiter sind gemeinsam durch einen Stromwandler geführt, nicht jedoch der eventuell vorhandene Schutzleiter. Bei einem Erdschluss fließt über den Schutzleiter oder die Erde ein Fehlerstrom I∆ , der im Wandler eine von null verschiedene Stromsumme bewirkt. Dadurch entsteht im Eisenkern ein Feld, das in der Sekundärwicklung einen zum Fehlerstrom proportionalen Strom induziert. Überschreitet der Fehlerstrom einen Schwellwert I∆r , so wird der Stromkreis dreipolig ausgeschaltet. Diese Ansprechgrenze beginnt bei Fehlerströmen ab 10 mA. Ein Personenschutz ist bis zu Werten von 30 mA gewährleistet. Bei höheren Schwellwerten sind andere Gesichtspunkte wie z. B. der Brandschutz maßgebend. Nicht nur in den bisher dargestellten TN-Netzen, sondern auch bei den im Folgenden beschriebenen TT-Netzen werden FI-Schutzschalter eingesetzt. Diese Netze sind häufig in landwirtschaftlichen Betrieben zu finden. Der Aufbau eines TT-Netzes ist Bild 12.20a zu entnehmen. Wie der erste Buchstabe T zeigt, ist die Netzstation wiederum niederohmig geerdet. Der zweite Buchstabe T besagt, dass im Unterschied zu TN-Netzen alle passiven Verbraucherteile direkt oder über einen Schutzleiter mit einer gemeinsamen lokalen PE N L1L2 L3 I D > I Dr

K

S

K : Eisenkern S : Sekundärwicklung des Stromwandlers

Bild 12.19 Prinzipieller Aufbau eines Fehlerstrom- bzw. FI-Schutzschalters

638

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

Bild 12.20 Indirekter Berührungsschutz bei Niederspannungsnetzen in TT- und IT-Ausführung a) TT-Netz b) IT-Netz

Erdungsanlage verbunden sind. Vielfach wird diese Schutzerdung durch den bereits vorhandenen Fundamenterder realisiert. Zu beachten ist bei einer derartigen Netzform, dass der Schutzerder nicht an den Neutralleiter angeschlossen werden darf. Eventuell auftretende Erdfehlerströme werden dann wie in TN-Netzen durch FI-Schutzschalter oder, in speziell ausgelegten TT-Netzen, durch die vorgeschalteten Überstromschutzeinrichtungen unterbrochen. Als niederohmig geerdete Netze weisen TN- und TT-Anlagen demnach gemeinsam die Eigenschaft auf, dass ein einpoliger Kurzschluss stets eine Ausschaltung herbeiführt. In Industriebetrieben und Krankenhäusern können dadurch unangenehme Folgewirkungen entstehen. Diese Gefahr lässt sich verringern, wenn der Sternpunkt der Netzstation isoliert betrieben wird. Der erste einpolige Fehler wird bei dieser Netzgestaltung durch ein Isolationsüberwachungsgerät gemeldet, erst ein zweiter Fehler zur gleichen Zeit verursacht eine Ausschaltung (Bild 12.20b). Um Potenzialdifferenzen zu vermeiden, die sich während eines Dauererdschlusses einstellen können, wird über einen zusätzlichen Leiter ein Potenzialausgleich aller im Umfeld leitfähigen Gegenstände durchgeführt. Dabei ist dieser zusätzliche Leiter, der auch als Potenzialausgleichsleiter bezeichnet wird, an möglichst vielen Stellen zu erden. Für Niederspannungsnetze dieser Struktur wird auch der Begriff IT-Netz verwendet (I: Isolierung). Neben diesen Maßnahmen gibt es noch eine Reihe weiterer Methoden für den indirekten Berührungsschutz. Bei Geräten wird ein solcher Schutz sehr häufig durch eine besonders verstärkte Isolierung erzielt, die früher auch als Schutzisolierung bezeichnet worden ist. Eine andere Lösung stellt die Schutztrennung dar. In diesem Fall sind die Betriebsmittel z. B. durch einen Trenntransformator sicher vom speisenden Netz getrennt und nicht geerdet. Einen besonders weitgehenden Schutzgrad weist die Anlage auf, wenn die sekundärseitige Bemessungsspannung des Transformators nicht größer als 50 V ist. Diese Maßnahme wird als Schutz durch Kleinspannung SELV (Safety Extra Low Voltage) bezeichnet; früher wurde sie auch Schutzkleinspannung genannt. Weitere Einzelheiten zu diesen Schutzprinzipien sind in DIN VDE 0100 im Teil 410 dargestellt. In den bisherigen Kapiteln ist die technische Gestaltung von Netzanlagen behandelt worden. Im Folgenden werden nun Verfahren beschrieben, um deren Wirtschaftlichkeit bewerten zu können.

12.6 Aufgaben

12.6

639

Aufgaben

Aufgabe 12.1: Die abgebildete 110/10-kV-Schaltanlage in SF6 -Ausführung ist auf einer Grundfläche von 50 m × 30 m untergebracht. In die Fundamente sind Fundamenterder eingelassen. Diese sind mit einem Ring verbunden, der um das Gebäude gelegt ist. Das weitere Gelände außerhalb des Ringes ist mit Maschen aus Banderdern bedeckt. Diese Fläche beträgt 4500 m2 . Inhomogenitäten im Oberflächenerdreich werden durch 5. . . 6 m lange Staberder ausgeglichen. Bei den 110-kV- sowie den 10-kV-Kabeln handelt es sich um Kunststoffausführungen.

a) Wie groß ist der Ausbreitungswiderstand der Erdungsanlage, wenn das Erdreich einen spezifischen Widerstand von 100 Ωm aufweist? b) Das 10-kV-Kabelnetz wird kompensiert betrieben und weist bei einem Erdschluss einen Strom von 200 A in der Erdschlusslöschspule auf. Wie groß ist die Erdungsspannung, die durch den Spulenstrom der Erdschlusslöschspule in der 110/10-kV-Anlage hervorgerufen wird? c) Liegen bei diesem Wert bereits schwierige Erdungsverhältnisse vor? d) In der Netzstation T des 10-kV-Kabelnetzes tritt oberspannungsseitig ein einpoliger Erdschluss auf. Welche Erdungsspannung kann maximal in der Anlage auftreten, wenn in den drei abgehenden Kabelgräben der Netzstation ein 3,3 cm breites, feuerverzinktes Stahlband von jeweils 10 m Länge eingelassen ist (ρE = 100 Ωm)? e) Erläutern Sie, ob die Stationserdung auch als Betriebserdung benutzt werden kann. Aufgabe 12.2: In dem 110-kV-Hochspannungsnetz gemäß Aufgabe 10.3 trete wie in Aufgabe 11.3 in F ein einpoliger Erdkurzschluss auf. Die Ausbreitungswiderstände der Umspannstationen betragen jeweils 0,25 Ω, die zweisystemigen 110-kV-Freileitungen weisen einen Reduktionsfaktor von r = 0,55 auf. Die abgehenden Kabel seien als Kunststoffkabel ausgeführt. Vereinfachend kann die Anlage als verlustlos betrachtet werden. a) Welche Erdungsspannungen treten bei einem Fehler in F an den Erdungsanlagen in den beiden Umspannstationen auf (Z∞ = 2 Ω)? b) Der Erdschluss möge an der Freileitung L3 in der Nähe der Umspannstation US3 auftreten. Bestimmen Sie die Erdungsspannung am fehlerbehafteten Mast, wenn dessen Ausbreitungswiderstand 10 Ω betrage und der Fehlerort mindestens 10 Masten vom Umspannwerk entfernt ist.

Betonfundament eines Eckstiels mit Armierung

640

12 Wichtige Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren

c) Welchen Wert weist die Berührungsspannung am Mast auf, wenn die vier Eckstiele des Mastfußes durch einen gemeinsamen zylindrischen Erder mit der Länge l = 3,5 m und dem Durchmesser d = 5 m angenähert werden? Das Potenzial eines solchen Zylinders berechnet sich zu √ l2 + r 2 + l ρE 1 U (r) = IA · · ln mit r > · d und ρE = 100 Ωm . 2π · l r 2 Der Ausbreitungswiderstand des Zylinders ergibt sich daraus zu RA =

U (r = d/2) . IA

d) Liegt der mit dieser Abschätzung verbundene systematische Fehler auf der sicheren oder unsicheren Seite, wenn der Mastfuß – wie üblich – das in der Abbildung dargestellte Aussehen aufweist? (Gehen Sie bei diesen Überlegungen von dem qualitativen Verlauf der Strömungsfelder aus.) Aufgabe 12.3: In dem dargestellten TN-C-Netz bekommt der Außenleiter L1 metallischen Kontakt mit einer Schutzerdung, die einen ohmschen Widerstand von 10 Ω aufweist und irrtümlicherweise nicht an den PEN-Leiter angeschlossen ist. Der PEN-Leiter ist bei drei Häusern jeweils mit dem Fundamenterder verbunden, dessen Widerstand 6 Ω beträgt. Die Betriebserdung der Netzstation hat einen Widerstandswert von 2 Ω. Die Impedanzen der Erde, des PEN-Leiters und der Außenleiter dürfen vernachlässigt werden.

a) Welcher Spannungsunterschied tritt bei dem beschriebenen Fehler zwischen dem PEN-Leiter und der Erde auf? b) Ab welchem Spannungswert würde sich eine Personengefährdung einstellen? Aufgabe 12.4: Eine 630-kVA-Netzstation speist ein TN-C-Netz mit einer Nennspannung von 0,4 kV. Nach einem Ausfall dieser Netzstation soll das Netz mit einer Notstromanlage versorgt werden. Deren Außenleiter werden an die Sammelschienen der Netzstation geklemmt; der Sternpunkt wird mit der Stationserdung verbunden. Bei 630-kVA-Aggregaten werden – anstelle der bei kleineren Einheiten üblichen Asynchrongeneratoren – Synchronmaschinen eingesetzt, die auch für einen Parallelbetrieb mit der Netzstation geeignet sind. Die Daten der Betriebsmittel lauten: Synchronmaschine:   xd = 0,15; RsG /XdG = 0,3; X0G /XdG = 0,25; R0G /RsG ≈ 1; cos ϕr = 0,9; Sr = 630 kVA. Transformator: u ¨r = 10 kV / 0,4 kV; Dyn5; uk = 5 %; X0T /XkT = 0,95; RkT /XkT = 0,15; R0T /RkT = 1,5. a) Bei niederohmig geerdeten Synchrongeneratoren können sich im Strom die durch drei teilbaren Oberschwingungen ausbilden. Die Polradspannung weise im Bemessungsbetrieb eine dritte Harmonische von 3 V auf.

12.6 Aufgaben

641

Berechnen Sie den zugehörigen Außenleiterstrom für einen Inselbetrieb des Generators, und beziehen Sie das Ergebnis auf den gleichzeitig fließenden 50-Hz-Strom. Dabei braucht nur die Lastimpedanz berücksichtigt zu werden; die Leitungsimpedanzen und die Innenimpedanz des Generators sind zu vernachlässigen. b) Erläutern Sie, welche Induktivität in der Synchronmaschine für Harmonische mit 3ν · ωr wirksam ist. Welche Induktivität ist bei anderen Oberschwingungen zu verwenden? c) Mit welchem Strom wird der Neutralleiter durch die dritte Harmonische im Aufgabenteil a) belastet? d) Berechnen Sie den 50-Hz-Fehlerstrom, den die Notstromanlage liefert, wenn in dem kurzen Anschlusskabel des Generators ein Erdkurzschluss im Leiter L1 auftritt. e) Zur Senkung der Spitzenlast wird in der Mittagszeit vorzugsweise bei Energieversorgungsunternehmen mit einer hohen Bezugsleistung ein Parallelbetrieb von Notstromanlagen mit Netzstationen vorgenommen. Berechnen Sie den Strom der dritten Harmonischen, der sich bei einem solchen Parallelbetrieb in den Erdungsleitungen einstellt, wenn sowohl der Generator als auch der Transformator der Netzstation mit geerdetem Sternpunkt betrieben werden. Dabei sollen die Leitungsimpedanzen vernachlässigt werden. Erläutern Sie, ob ein solcher Betrieb zulässig ist, und geben Sie anderenfalls eine Abhilfemaßnahme an. Aufgabe 12.5: In Aufgabe 4.13.1 ist ein 0,4-kV-Netz in TN-C-Ausführung dargestellt. Zeigen Sie, dass die dafür ausgewählten NH-Sicherungen auch die Ansprechbedingung (12.11) erfüllen. Für die wirksame Nullimpedanz gelte Z0 = 1,5 · Z1 .

642

13

Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen

In dem Energiewirtschaftsgesetz fordert der Gesetzgeber, dass die Allgemeinheit möglichst sicher, preisgünstig, verbraucherfreundlich, effizient und umweltfreundlich mit Elektrizität versorgt wird. In der nachgeschalteten Netzentgeltverordnung wird weiterhin festgelegt, dass die Netzkosten verursachungsgerecht aufzuschlüsseln sind. Damit korrespondierend sind dann nachvollziehbar die Netzentgelte zu bilden, die auch als Netznutzungsentgelte bezeichnet werden. In Anlehnung an diese Forderungen werden auch die Preise bei den Erzeugern bzw. die Entgelte bei den Lieferanten ermittelt; allerdings erfolgt dort keine behördliche Prüfung, da auf diesen Märkten der Wettbewerb regulierend wirkt. Zunächst gilt es, die Basisgröße – die Kosten – zu betrachten.

13.1

Struktur der Kosten

In einem Unternehmen entstehen sehr unterschiedliche Kosten. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien gliedern. Ein mögliches Ordnungsprinzip stellt die Entstehungsart der Kosten dar. 13.1.1

Kostenarten

Laut VDEW gliedert man die anfallenden Kosten nach dem Verursachungsprinzip in drei Hauptkategorien: Kapital-, Betriebskosten und sonstige Kosten [185], [186], [187]. Diese drei Kostenarten werden anschließend noch weiter aufgeschlüsselt. 13.1.1.1

Kapitalkosten

Im Wesentlichen setzt sich diese Kostenart aus zwei Komponenten zusammen, den Abschreibungen und den Zinsen. Abschreibungen Für die Erzeugung, den Transport und die Verteilung elektrischer Energie sind umfangreiche Anlagen zu errichten. Dafür wird von den jeweiligen Erzeugern oder Netzbetreibern Investitionskapital benötigt, das im Weiteren auch als Kapitaleinsatz KE bezeichnet wird. Er deckt zum einen die direkten Ausgaben ab, die zum Aufbau der Anlagen notwendig sind. Zum anderen werden damit aber auch solche Ausgaben finanziert, die indirekt anfallen wie z. B. für die Planung. Die im Kapitel 8 gestellten Aufgaben dienen u. a. dazu, den Kapitalbedarf zu errechnen, der für die Errichtung von Netzanlagen notwendig ist. Für Kraftwerke und wichtige Betriebsmittel von Netzen sind Angaben über deren Kapitalbedarf für die Herstellung und Anschaffung – auch als erforderlicher Kapitaleinsatz bezeichnet – dem Anhang zu entnehmen. Durch die Investition wird der Kapitaleinsatz KE in Anlagevermögen umgesetzt. Dieses altert“ durch Verschleiß sowie technischen Fortschritt. Dadurch entsteht am Anlagever”

13.1 Struktur der Kosten

643

mögen ein Wertverlust. Ein solcher Werteverzehr stellt einen eigenständigen Kostenfaktor dar. Nach einer gewissen Nutzungsdauer sinkt der Wert der Anlage auf einen Restwert. In der elektrischen Energietechnik wird der Verlauf der Wertminderung über die Nutzungsdauer als degressiv oder linear angenommen; der Restwert wird zumeist nicht berücksichtigt: Nach der Nutzungsdauer wird die Anlage bzw. das zugehörige Investitionskapital als abgeschrieben betrachtet. Tabelle 13.1 Festgelegte Nutzungsdauern Tn für wichtige Betriebsmittel der Energieversorgung aus der AfA-Tabelle sowie betriebsgewöhnliche Nutzungsdauern gemäß Stromnetzentgeltverordnung (AfA: Abschreibungsfristen für Anlagengüter) Nutzungsdauer in Jahren Betriebsmittel AfA

Netzentgeltverordnung

Betriebsgebäude

50

50. . . 60

Freileitungen Hoch- und Höchstspannung Mittelspannung Niederspannung

35 30 25

40. . . 50 30. . . 40 30. . . 40

Kabel Hoch- und Mittelspannung Niederspannung

35 25

40. . . 50 40. . . 45

Schaltanlagen

20

25. . . 35

Transformatoren

20

25. . . 45

Kondensatoren

20

25. . . 30

Mess-, Regel- und Steuerungsanlagen

15

20. . . 30

Thermische Kraftwerke

15

20. . . 25

Die Höhe des pro Jahr abgeschriebenen Kapitals KAbschr hängt von der gewählten Länge der Nutzungsdauer Tn ab. Diese Kosten – auch Abschreibungen genannt – spielen eine große Rolle in den Bilanzen sowie in den Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der Unternehmen. Um zwischen den Unternehmen die Vergleichbarkeit dieser Abschreibungen sicherzustellen, werden die Nutzungsdauern der Betriebsmittel standardisiert. Eine Grundlage dafür bilden die Abschreibungsfristen für Anlagengüter“ (AfA). Wichtige Werte sind für ” die Betriebsmittel einer Netzanlage Tabelle 13.1 zu entnehmen. Mit den jeweils gültigen Nutzungsdauern ergeben sich bei einer linearen Wertminderung und Vernachlässigung des Restwerts die Abschreibungen zu KE ∗ ; K˙ Abschr = Tn

(13.1)

dabei kennzeichnet der Punkt über der Größe K – und im Weiteren auch über anderen Formelzeichen –, dass die Kosten pro Zeiteinheit (meistens pro Jahr) auftreten. Für innerbetriebliche Kostenrechnungen dürfen auch die tatsächlichen betrieblichen Nutzungsdauern verwendet werden, denn in der Betriebspraxis stellen sich z. B. infolge einer guten Wartung und einer gründlichen Instandhaltung häufig längere Zeitspannen ein. Deshalb

644 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen werden in der Stromnetzentgeltverordnung Betriebsgewöhnliche Nutzungsdauern“ an” gegeben, die für die Berechnung von Netzentgelten (s. Kapitel 8) zugrunde zu legen sind. Diese Nutzungsdauern sind ebenfalls in der Tabelle 13.1 aufgeführt. In der Beziehung (13.1) tritt der abzuschreibende Kapitaleinsatz KE ∗ auf, der von dem eingesetzten Kapital KE abweicht. Für die Berechnung von KE ∗ werden das Eigenkapital KEeig und der Fremdkapitalanteil (KE −KEeig ) unterschiedlich behandelt. Das Fremdkapital wird als ein Kapitaleinsatz betrachtet, der vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme an zu tilgen ist und sich von da ab nicht mehr verändert. Zur Deckung des Eigenkapitals ist nach dem Prinzip der Nettosubstanzerhaltung jedoch der aktuelle Wiederbeschaffungswert KEWb der Anlage maßgebend. Dementsprechend ergibt sich für KE ∗ die Beziehung   KEeig KEWb KEeig ∗ = KE · 1 − , KE = (KE − KEeig ) + KEeig · + KEWb · KE KE KE in der KEeig /KE die Eigenkapitalquote darstellt. Kalkulatorische Zinsen Zur Berechnung der Zinsen werden die jeweils aktuellen Werte der so genannten kalkulatorischen Zinssätze gewählt. Es handelt sich um die Mittelwerte, die bei rentabel angelegten, längerfristigen Geldanlagen auftreten. Vereinfachend wird üblicherweise der Zins für langfristige Schuldverschreibungen angesetzt. Dabei ist zu beachten, dass im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowohl das Eigen- als auch das Fremdkapital zu verzinsen sind; denn das Eigenkapital würde bei einer anderen Anlageform zu Einnahmen führen. Solche entgangenen Einnahmen von alternativen Verwendungen des Kapitals sind ebenfalls als Kosten zu werten (Opportunitätskosten). 13.1.1.2

Betriebskosten

Bei den Betriebskosten (Index b) ist es zweckmäßig, zwischen betriebs- und verbrauchsgebundenen Kosten zu unterscheiden. Betriebsgebundene Kosten Zu den betriebsgebundenen Kosten werden hauptsächlich die Bedienungs-, Wartungsund Überwachungskosten gerechnet. Zusätzlich zählt man auch die Schadenversicherungen dazu. Gemeinsam ist diesen Kostenkomponenten, dass sie durch Verträge gebunden sind und sich mindestens über ein Jahr erstrecken. Ihre jährliche Höhe wird im Wesentlichen von der Bemessungsleistung Pr und damit von der Höhe des Kapitaleinsatzes KE für die Anlage bestimmt. Die Summe dieser jährlichen leistungsabhängigen Kosten K˙ P,b lässt sich als Proportion K˙ P,b = cP,b (KE) · KE

(13.2)

schreiben. Die Größe cP,b liegt meist bei 0,5. . . 1 %. Zu wesentlich höheren Beträgen können die verbrauchsgebundenen Kosten führen. Verbrauchsgebundene Kosten Wie der Name schon aussagt, werden die verbrauchsgebundenen Kosten von dem Verbrauch an elektrischer Energie A bestimmt. Sie haben bei den Erzeugungsunternehmen und bei den Netzbetreibern unterschiedliches Gewicht. Für die Kraftwerksbetreiber stellen die Brennstoffkosten eine wesentliche Komponente dar. Sie errechnen sich für jedes

13.1 Struktur der Kosten

645

Kraftwerk, indem die Beziehung K˙ w = q(P ) · P · w (s. Abschnitt 2.1.1.3) über die Zeit integriert wird. Mit dem mittleren Wärmepreis w, dem mittleren spezifischen stationären Wärmeverbrauch q(P ) sowie der in Anspruch genommenen Leistung P (t) gilt für die Zeitspanne T  Kw =

T

 K˙ w · dt = w ·

0

T

q(P (t)) · P (t) · dt .

(13.3a)

0

Wird der spezifische Wärmeverbrauch q = const gesetzt, vereinfacht sich der Term auf  Kw = w · q · A

mit

T

A=

P (t) · dt .

(13.3b)

0

Die Beziehung (13.3b) besagt, dass dann die Energieerzeugungskosten direkt von der ins Netz eingespeisten elektrischen Energie A bestimmt werden. Diese Größe hängt wiederum von mehreren Einflussgrößen ab – wie z. B. der Witterung, Urlaubszeit sowie Konjunktur. Einige von ihnen können sich bereits im Verlauf weniger Tage ändern. Nicht nur die Energie A kann kurzfristig schwanken, sondern auch der Wärmepreis w ist lediglich abschnittsweise konstant. Er ist von dem Marktgeschehen abhängig und wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Der Wärmeverbrauch q(P )·P (t) hängt außerdem von der Gestaltung der Fahrpläne ab (s. Abschnitt 8.1.2.4). Bei den Regelkraftwerken führen die ständigen Leistungsschwankungen zu dynamischen Verlusten, die den stationären spezifischen Wärmeverbrauch q(P ) noch erhöhen. Von der ins Netz eingespeisten Leistung P (t) erreichen in deutschen Netzen meistens über 95 % die Endverbraucher. Der Verlustanteil (Index Vl) hängt im Wesentlichen von der Lastflusssituation sowie vom Netzzustand ab. Über Lastflussberechnungen kann man für jedes Netz die Verlustenergie AVl bestimmen, die im Mittel durch einen Verbraucher hervorgerufen wird, der die Energie AVb pro Abrechnungsperiode – meistens pro Jahr – bezieht: AVl = cVl (AVb ) · AVb .

(13.4)

Nun ist die Verlustenergie AVb kostenmäßig zu bewerten. Multipliziert man den mittleren spezifischen Wärmepreis w mit der Verlustenergie AVl , so entstehen damit Verlustkosten in Höhe von K˙ w = w · cVl · AVb .

(13.5)

Getragen wird diese Kostenkomponente zunächst von den Netzbetreibern, die jeweils für ihr Netz eine entsprechende Kostenrechnung durchführen müssen. Letztendlich werden die Netzverluste mit Regelleistung oder einer zusätzlichen Leistungseinspeisung gedeckt, die der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) bei den Erzeugern einkauft. Daher erfährt der Netzbetreiber nicht mehr direkt die Kosten K˙ w . Stattdessen teilt ihm der Kraftwerksbetreiber ein dazu äquivalentes spezifisches Entgelt eA in €/kWh mit. Diese Größe wird mit AVl multipliziert und ergibt dann die Kosten für die Netzverluste.

646 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen 13.1.1.3

Sonstige Kosten

Zu den sonstigen Kosten werden alle Komponenten gezählt, die bei den bisherigen beiden Kostenarten nicht berücksichtigt sind. Als Beispiel seien allgemeine Abgaben, Steuern sowie solche Versicherungen genannt, die nicht zu den Schadenversicherungen gehören. Insgesamt ist dieser Kostenanteil pro Jahr häufig mit 0,5. . . 3 % der Investitionssumme anzusetzen. Vielfach werden zu dieser Kostenart auch die Instandhaltungskosten gerechnet, die an sich unregelmäßig auftreten, im Mittel jedoch meistens dem Kapitaleinsatz proportional sind. Auch für die gesamten sonstigen Kosten gilt eine zu Gl. (13.2) ähnliche Beziehung: K˙ P,sonst = cP,sonst (KE) · KE .

(13.6)

Ähnlich wie bei den betriebsgebundenen Kosten erstreckt sich die Abrechnungsperiode meist auf ein Jahr oder länger. Von den Kostenarten gilt es die Begriffe Ausgaben und Einnahmen sowie operatives Betriebsergebnis abzugrenzen. 13.1.1.4

Ausgaben, Einnahmen, operatives Betriebsergebnis

Zunächst seien diese Begriffe am Beispiel eines Stromlieferanten erläutert. Der Ankauf elektrischer Energie vom Erzeuger über den Bilanzkreisverantwortlichen (BKV) stellt eine Ausgabe dar. Der Verkauf dieser Ware führt zu Einnahmen. Die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben sowie allen Kostenarten wird als operatives Betriebsergebnis bezeichnet, falls keine weiteren Erträge zu berücksichtigen sind; der Ausdruck Gewinn wird in einer Kostenrechnung nicht verwendet. Als ein weiteres Beispiel seien Netzverluste in einem Übertragungsnetz betrachtet, die verbrauchsgebundene Betriebskosten verursachen. Seitens des Netzbetreibers werden die Netzverluste z. B. durch den Einkauf bei einem Erzeuger von Energie in Ausgaben überführt. Die bisher betrachteten Kostenarten stellen nur ein Ordnungsprinzip dar. Man kann die Kosten auch noch nach anderen Kriterien gliedern. 13.1.2

Fixe und variable Kosten

Die bisherige Analyse der Kostenarten zeigt, dass ihre Abhängigkeit vom Ausnutzungsgrad der Anlagen sehr unterschiedlich ist. So stellen Abschreibungen und kalkulatorische Zinsen Kostenfaktoren dar, die sich nur längerfristig – über einige Jahre – ändern. Ein ähnliches Verhalten weisen die betriebsgebundenen Kosten sowie die sonstigen Kosten auf. Sie sind ebenfalls weitgehend unabhängig von der erzeugten Energiemenge. Im Unterschied dazu ändern sich die verbrauchsgebundenen Kosten in Abhängigkeit von der eingespeisten Energiemenge A (vgl. Gl. (13.3b)). Ein solch unterschiedlicher Einfluss der Kapazitätsausnutzung ist nicht nur bei energietechnischen Kostenkomponenten zu finden, sondern ist von allgemeiner betriebswirtschaftlicher Bedeutung. Dementsprechend unterscheidet man generell zwischen fixen und variablen Kosten. Der wesentliche Anteil der variablen Kosten tritt bei den Betriebskosten auf. Allerdings enthalten sie auch eine fixe Komponente. Während in der elektrischen Energiewirtschaft dafür die Begriffe fixe bzw. variable Betriebskosten üblich sind, wird demgegenüber in der Richtlinie VDI 2067 das Begriffspaar betriebs- bzw. verbrauchsgebundene Betriebskosten bevorzugt.

13.1 Struktur der Kosten

647

Wie auch die Beziehungen (13.1), (13.2) und (13.6) zeigen, treten in allen Kostenarten fixe Kostenanteile auf, die sehr stark vom Kapitaleinsatz KE geprägt werden. Sie stellen also ein Maß für den Wert der Anlage sowie für die damit korrespondierende Bemessungsleistung Pr dar. Daher werden die fixen Kosten in der Elektrizitätswirtschaft auch summarisch als leistungsabhängige Kosten bezeichnet. Sie dienen zur Bereitstellung der Erzeugungs- und Netzanlagen in ausreichendem Umfang. Demgegenüber werden die verbrauchsgebundenen Kosten weitgehend von der eingespeisten Energiemenge A festgelegt. Solche Komponenten werden insgesamt als arbeitsabhängige Kosten bezeichnet. Für die Erzeuger bewegen sich die leistungs- und arbeitsabhängigen Kosten etwa im gleichen Größenbereich. Bei den Netzbetreibern sind dagegen die arbeitsabhängigen Kosten deutlich kleiner als die leistungsabhängigen. Summiert man diese sowohl von den Erzeugern als auch von den Netzbetreibern auf, so liegt der leistungsabhängige Anteil bei ca. 70 % der Gesamtkosten; mithin bewegen sich die arbeitsabhängigen Komponenten bei ca. 30 %. Als weiteres Begriffspaar gilt es nun, die Einzel- und Gemeinkosten zu erörtern. 13.1.3

Einzel- und Gemeinkosten

Als Einzelkosten bezeichnet man Kosten, die einem Kostenträger, z. B. einem Kunden, direkt zugeordnet werden können. Diese Definition gilt auch für innerbetriebliche Abrechnungen, wo Teilbereiche eines Unternehmens – so genannte Kostenstellen – eigenständig ihre Kosten erfassen. Im Unterschied zu den Einzelkosten handelt es sich bei Kosten, die von mehreren Kostenträgern gemeinsam verursacht werden, um Gemeinkosten. Die beiden Begriffe seien an einem Beispiel veranschaulicht: Ein neu anzusiedelnder Industriebetrieb soll an eine bereits bestehende 110/10-kV-Umspannstation angeschlossen werden. Dann stellen die Kosten für die 10-kV-Netzanbindung Einzelkosten dar, da sie direkt durch den Kunden verursacht werden. Kompliziertere Verhältnisse ergeben sich für die 110/10-kV-Umspannstation. Die dadurch bewirkten Kapital-, Betriebs- und sonstigen Kosten sind auf alle diejenigen Kunden bzw. Kostenträger zu verteilen, die von der Umspannstation versorgt werden. Im Hinblick auf eine Kostenabrechnung sind diese Kosten nun verursachungsgerecht auf die einzelnen Kunden aufzuschlüsseln. Dabei ist der wirtschaftliche Grundsatz zu beachten, dass jeder an den Gemeinkosten entsprechend seinem Nutzungsanteil zu beteiligen ist. Man löst diese Aufgabenstellung dadurch, dass man über die gesamte Nutzungsdauer aus den jährlich auftretenden fixen Kosten der Umspannanlage (Index Um) einen Mittelwert berechnet, der auch den Zinseszins berücksichtigt; das zugehörige Verfahren wird im Abschnitt 13.4.2.1 noch erläutert. Dieser Mittelwert wird dann auf den Höchstwert der Durchgangsleistung bezogen, der in dem betrachteten Jahr erwartet wird. Multipliziert man die sich dann ergebenden spezifischen leistungsabhängigen Gemeinkosten k˙ P,G,Um mit der Höchstlast PVb,max des Kunden, so erhält man einen repräsentativen Wert für den Anteil an den fixen Gemeinkosten: K˙ P,G,Um = k˙ P,G,Um · PVb,max .

(13.7)

Vom Ansatz her wird die Aufschlüsselung noch genauer, indem man die zeitliche Verschiebung zwischen der Höchstlast beim Kunden und in der Anlage berücksichtigt. Dazu verwendet man den Gleichzeitigkeitsgrad g (s. Abschnitt 4.7). Speziell für Umspannanlagen – nicht jedoch für Netze – wird zurzeit bei der Berechnung des Netzentgelts vereinfachenderweise g = 1 gesetzt. Bisher sind die fixen Gemeinkosten betrachtet worden; daneben gibt es auch variable Gemeinkosten.

648 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen Im Wesentlichen werden die variablen Kosten in der Umspannanlage durch die Netzverluste (Leerlaufverluste des Umspanners sowie dessen Stromwärmeverluste) verursacht. Man kann, wie in Abschnitt 13.4.1.2 noch ausgeführt wird, die jährlichen Netzverluste in der Anlage recht genau berechnen. Aus diesen jährlichen Verlustwerten bestimmt man wieder einen Kostenmittelwert über die Nutzungsdauer. Er wird auf die jährliche Durchgangsleistung bezogen. Analog zu den fixen Gemeinkosten ergibt sich ein spezifischer Mittelwert der variablen Gemeinkosten k˙ A,G,Um . Multipliziert mit der vom Verbraucher entnommenen Energiemenge, also der elektrischen Arbeit AVb , gilt für die variablen Gemeinkosten in der Umspannanlage K˙ A,G,Um = k˙ A,G,Um · AVb .

(13.8)

In entsprechender Weise können die variablen und die fixen Gemeinkosten auch für die 380/110-kV-Umspannwerke und die 10/0,4-kV-Netzstationen bestimmt werden. Mit der dargestellten Methodik lassen sich natürlich ebenfalls die Gemeinkosten für die einzelnen Netzebenen ermitteln. In Tabelle 13.2 sind Beispiele für die spezifischen fixen Gemeinkosten wichtiger Netzebenen und der zugehörigen Umspannanlagen angegeben. in diesen Kosten ist noch nicht berücksichtigt, dass eventuell einzelne Anlagen im Netz bereits vollständig abgeschrieben sind, weil ihr Alter die angesetzte Nutzungsdauer überschritten hat. Gemäß der Stromnetzentgeltverordnung sind nach dieser Frist keine weiteren Abschreibungen mehr zulässig. Diese Beschränkung führt zu einer deutlichen Absenkung der Netzentgelte, die allerdings bei den Energieversorgungsunternehmen unterschiedlich hoch ausfällt. Als Beispiel sind für einige EVU deren veröffentlichte Netzentgelte im Anhang wiedergegeben. Höchstspannungsnetz 380 kV

30 €/kW

Umspannung 380 kV/110 kV Hochspannungsnetz 110 kV

5 €/kW 35 €/kW

Umspannung 110 kV/10 kV Mittelspannungsnetz 10 kV

10 €/kW 75 €/kW

Umspannung 10 kV/0,4 kV Niederspannungsnetz 0,4 kV

23 €/kW 150 €/kW

Tabelle 13.2 Richtwerte für spezifische fixe Gemeinkostenzuschläge von Netzen pro Jahr (ohne Vernachlässigung bereits abgeschriebener Anlagenteile)

Je nach Vertragslage bezahlen die Netzkunden ihr Netzentgelt entweder über den Stromhändler oder direkt an den Verteilungsnetzbetreiber (VNB). Dabei werden nur die Kosten der eigenen Spannungsebene sowie der – vom Verbraucher aus gesehen – jeweils höheren Spannungsebenen und die Kosten der dazwischen liegenden Umspannungen berücksichtigt. Man bezeichnet diese summarische Erfassung als eine Kostenwälzung in die unteren Netzebenen. Auf einen Niederspannungskunden entfallen z. B. gemäß Tabelle 13.2 summarisch (Index: s) die spezifischen Gemeinkosten k˙ P,G,s = (30 + 5 + 35 + 10 + 75 + 23 + 150) €/kW = 328 €/kW ,

(13.9)

die bei einer Verbraucherleistung PVb,max zu den Gemeinkosten K˙ P,G,s = k˙ P,G,s · PVb,max

(13.10)

führen. Allerdings wird in der Regel die maximale Verbraucherleistung wiederum nicht zeitgleich mit der Leistungsspitze in der Anlage zusammenfallen, sodass die tatsächliche Auslastung der Anlage geringer ist. Die Kostengerechtigkeit der Beziehung (13.10) erhöht

13.2 Gestaltung der Strompreise

649

sich, indem erneut ein Gleichzeitigkeitsgrad g eingeführt wird: K˙ P,G,s = k˙ P,G,s · PVb,max · g .

(13.11)

Dessen Bestimmung wird in der Netzentgeltverordnung erläutert. Danach ist der Gleichzeitigkeitsgrad durch zwei Geradenabschnitte zu beschreiben, die jeweils eine Funktion g = a + b · AVb /PVb,max

(13.12)

aufweisen. Der darin auftretende Quotient AVb /PVb,max stellt die so genannte Benutzungsdauer Tben dar (s. Abschnitt 13.3), wobei der Geradenknick von g(Tben ) bei einer Benutzungsdauer von 2 500 Stunden liegen soll. Eingesetzt in die Gleichung (13.11) ergibt sich für die Gemeinkosten des Netzes der Zusammenhang K˙ P,G,s = k˙ P,G,s · PVb,max · a + k˙ P,G,s · AVb · b .

(13.13)

Durch die Verwendung des Gleichzeitigkeitsgrads fächert sich der ursprüngliche Ansatz für die fixen Gemeinkosten in eine leistungs- und eine arbeitsabhängige Komponente auf. In den arbeitsabhängigen Anteil sind die Gemeinkosten für die Netzverluste des betreffenden Netzbetreibers gemäß Gl. (13.8) noch einzubeziehen; die Verluste dürfen nicht individuell entfernungsabhängig abgerechnet werden. Bei den im Anhang wiedergegebenen Beispielen für Netzentgelte ist der Gleichzeitigkeitsgrad bereits berücksichtigt. Analog zu den bisherigen Betrachtungen kann man Gemeinkosten auch für die einzelnen Kraftwerke und daraus für einen Kraftwerkspark aufstellen. In Tabelle 13.3 sind die fixen Gemeinkosten für die einzelnen Kraftwerkstypen dargestellt. Kernkraftwerke

570 €/kW

Braunkohlekraftwerke

210 €/kW

Steinkohlekraftwerke

180 €/kW

Gasturbinen-Anlagen

30 €/kW

GuD-Kraftwerke Laufwasserkraftwerke

75 €/kW

Tabelle 13.3 Richtwerte für spezifische fixe Gemeinkosten von verschiedenen Kraftwerkstypen pro Jahr

360 €/kW

Bisher sind die Kosten analysiert worden. Darauf aufbauend lassen sich nun verursachungsgerecht die Entgelte der Verbraucher bzw. die Einnahmen der EVU festlegen.

13.2

Gestaltung der Strompreise

Wie bereits in Abschnitt 8.1 gezeigt worden ist, hat die Deregulierung der Elektrizitätswirtschaft zu einem Geflecht von Stromverträgen zwischen den Erzeugern, Netzbetreibern, Lieferanten sowie Netzkunden geführt. In diesen Verträgen werden zum einen technische Absprachen fixiert und zum anderen die zu zahlenden Entgelte festgelegt. Sie sollen nach dem Energiewirtschaftsgesetz u. a. verursachungsgerecht, preisgünstig und umweltfreundlich gestaltet sein. Die erste Forderung nach Verursachungsgerechtigkeit ist erfüllt, sofern die Entgelte die gleiche Struktur wie die Kosten aufweisen; die zweite Bedingung der Preisgünstigkeit wird bei den Netzentgelten durch die behördliche Aufsicht

650 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen und bei den Erzeuger- sowie Lieferantenpreisen durch den Wettbewerb im Energiemarkt bewirkt. Eine umweltfreundliche Gestaltung liegt wiederum vor, falls die Preise einen sorgsamen Umgang mit dem Gut Elektrizität“ hervorrufen. ” Diese Bedingung erfüllt die im Folgenden erläuterte Grundstruktur der Entgelte. 13.2.1

Grundstruktur der Preise bzw. Entgelte

Um der Forderung nach verursachungsgerechten Preisen bzw. Entgelten zu entsprechen, bildet man – wie in der Betriebswirtschaft üblich – zunächst spezifische Kosten; die anfallenden leistungsabhängigen Kosten werden auf die maximal übertragene Leistung des jeweiligen Systems bezogen, die während der betrachteten Periode auftritt. Die arbeitsabhängigen Komponenten werden durch die Energie Ages dividiert, die von allen angeschlossenen Verbrauchern während dieser Zeit – meistens ein Jahr – insgesamt abgenommen wird. Aus dieser Information leitet man spezifische Preise bzw. Entgelte ab: das spezifische leistungsabhängige Entgelt eP in €/kW und das spezifische arbeitsabhängige Entgelt eA in €/kWh. Diese Größen werden dann mit der individuellen Lastspitze PVb,max bzw. dem Jahresverbrauch AVb des Verbrauchers multipliziert. Daraus ergeben sich die Entgelte des Verbrauchers zu EP = eP · PVb,max EA = eA · AVb

(13.14) (13.15)

mit der Einheit €. Für das Gesamtentgelt gilt dann EP,A = EP + EA . Allerdings ist zu beachten, dass diese Beziehungen eventuelle Anschlusskosten an das Netz nicht erfassen. Diese sind vom Stromkunden stets gesondert – und nur einmal – zu entrichten. Eine numerische Auswertung der Beziehungen (13.14) und (13.15) zeigt, dass sich das Verhältnis EP /EA sehr viel niedriger einstellt – nahezu invers –, als es bei dem Quotienten aus investitions- und verbrauchsabhängigen Kosten der Fall ist. Vom Lieferanten aus gesehen setzen sich die Investitionskosten im Wesentlichen aus den Kosten für Kraftwerke und Netze zusammen. Sie liegen mit ca. 70 % deutlich höher als die verbrauchsabhängigen Kosten, die mit ca. 30 % von den Brennstoffen, der Regelenergie und Verlusten geprägt werden. Der entscheidende Grund für diese Verschiebung liegt darin, dass bei der Berechnung der fixen bzw. leistungsabhängigen Kosten K˙ P der Gleichzeitigkeitsgrad g(A) eingeführt wird (s. Gl. (13.12)). Er sorgt dafür, dass virtuell die verbrauchsabhängigen im Verhältnis zu den fixen Kosten erhöht werden. Die Berücksichtigung des Faktors g(A) ist einerseits aus Gründen der Kostengerechtigkeit notwendig; andererseits bewirkt die Erhöhung von EA und die damit einhergehende Absenkung von EP , dass die Netzkunden elektrische Energie sparsamer bzw. Ressourcen schonender verbrauchen. Eine weitere Maßnahme in der Preisgestaltung zielt ebenfalls auf eine optimale Ausnutzung der Ressourcen ab. Man versucht, den Lastverlauf einzuebnen, indem man dem Verbraucher Anreize bietet, Energie während der Niedriglast-Zeit (Niedertarif NT) und nicht während der Hochlast-Zeit (Hochtarif HT) zu beziehen. Dadurch werden sowohl die Investitionskosten als auch die Energieverluste und damit die Betriebskosten gesenkt. Man spricht dann auch von einem zeitlich gezonten Stromvertrag. Häufig erstreckt sich

13.2 Gestaltung der Strompreise

651

die HT-Zone im Sommer auf die Zeit von 7.00 – 21.00 Uhr und das NT-Intervall auf 21.00 – 7.00 Uhr; im Winter verschieben sich meist die Bereiche etwas. Der spezifische Arbeitspreis liegt während der NT-Zeit wesentlich niedriger und in der HT-Zeit bei vielen Unternehmen etwas höher als bei den nicht gezonten Verträgen. Häufig unterscheiden sich der NT- und HT-Arbeitspreis sogar um den Faktor 2. Allerdings werden solche gezonten Stromverträge nicht von allen Lieferanten angeboten. Die beschriebenen Maßnahmen sind auch bei den Preisen zwischen Kraftwerksbetreibern, Netzbetreibern und Stromhändlern zu finden. 13.2.2

Preisgestaltung der Netzbetreiber

Gemäß Abschnitt 8.1 müssen die ÜNB ihren Bedarf an Regelleistung bei den Kraftwerksbetreibern einkaufen. Prinzipiell unterscheiden sich die Regelblöcke von anderen Kraftwerken darin, dass die erhöhten Anforderungen an die Leistungsänderungsgeschwindigkeit (Wärmespannungen) einen erhöhten Investitionsbedarf bedingen, der sich in höheren spezifischen leistungsabhängigen Kosten widerspiegelt. Für den Netzbetrieb benötigt der ÜNB zum Ausgleich der Lastschwankungen sowie der Netzverluste Sekundärregelleistung. Um einen gewählten Arbeitspunkt eines jeden Regelblocks ist ein positives und negatives Regelband freizuhalten. Für die bereitgestellte positive Regelleistung – also oberhalb des Arbeitspunkts – sind dem Erzeuger zumindest die entsprechenden leistungsabhängigen Kosten vom ÜNB zu erstatten. Naturgemäß sind sie höher als die Kosten für die negative Regelleistung, da der untere Teil des Regelbands vom Erzeuger teilweise mit genutzt wird. Dementsprechend gibt es einen positiven und einen negativen spezifischen Leistungspreis für die Sekundärregelleistung. Ein analoger Zusammenhang gilt für die arbeitsabhängigen Preise: Eine positive Regelleistung führt zu einem Mehrverbrauch an Brennstoff, eine negative zu Einsparungen. Allerdings mindern die dynamischen Verluste, die mit den Hubbewegungen verbunden sind, die Kostenersparnis, die sich im stationären Fall einstellen würde. In der Praxis unterscheiden sich die Leistungspreise im positiven und negativen Bereich etwa um den Faktor 2, die Arbeitspreise bis zum Faktor 10. Dabei richtet sich die Höhe der Preise auch nach der HT- bzw. NT-Zeitzone. Bei der Minutenreserve liegt eine ähnliche Preisstruktur vor. Da die betreffenden Blöcke längerfristig eingesetzt werden, spielen die dynamischen Verluste eine geringere Rolle. Daher unterscheiden sich die Preise für die positive und negative Minutenleistung bzw. -energie noch ausgeprägter. Im Unterschied zur Minutenreserve werden die primärgeregelten Blöcke nur kurzzeitig unterhalb einer Dauer von 15 Minuten beansprucht. Man verrechnet dort nur einen Leistungspreis; ein Arbeitspreis wird nicht angesetzt. Für die verschiedenen Arten der Regelenergie stellen die Preise der Kraftwerksbetreiber Ausgaben für den ÜNB dar. Dieser stellt die Arbeitspreise über die BKV den Stromhändlern in Rechnung; die Leistungspreise jedoch werden in die Netznutzungskosten des ÜNB einbezogen. Gleiches gilt, wie bereits erwähnt, für die Arbeitskosten durch die Netzverluste. Dabei darf der ÜNB keine Gewinne mit der Regelleistung erzielen. Die Analyse der Netznutzungskosten ist bereits im Abschnitt 13.1 erfolgt. Es ergeben sich arbeits- und leistungsabhängige Kosten. Bei der Preisgestaltung für diese Kostenkomponenten wird die beschriebene Struktur beibehalten, wobei zusätzlich eine Zeitzonung einbezogen wird. Wie bereits bei der Kostenanalyse dargestellt, wird jeder Verbraucher mit den summarischen Gemeinkosten der eigenen Netzebene sowie der Netz- und Umspannungsebenen

652 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen beaufschlagt, die oberhalb von ihm bis hin zur Übertragungsebene liegen. Auch wenn z. B. ein Stromhändler bei einem 110-kV-Müllkraftwerk Strom einkauft und an einen Netzkunden im Mittelspannungsnetz bei einem anderen VNB verkauft, werden bei der Preisgestaltung nur die Kosten der eigenen Mittelspannungsebene, der 110/10-kV-Umspannung, des 110-kV-Netzes, der 380/110-kV-Umspannung sowie des 380-kV-Übertragungsnetzes des zuständigen ÜNB berücksichtigt. Die Entrichtung des Netzentgelts an den zuständigen VNB berechtigt dazu, die Energie an jeder Stelle des deutschen Netzes einzukaufen. Aufgrund dieser Eigenschaft werden die Netzentgelte in ihrer Wirkung mit einer Briefmarke verglichen. Zu beachten ist, dass die Preise der einzelnen Netzbetreiber sich durchaus unterscheiden können, denn die jeweiligen Investitionskosten hängen sehr maßgebend z. B. von der Einwohner- und Kostendichte sowie von dem Verkabelungsgrad ab. Gleiche Netzentgelte sind nur zu erwarten, sofern sich die Strukturmerkmale entsprechen. Der für den Verbraucher zuständige VNB muss wiederum für die aus dem Übertragungsnetz entnommene Leistung bzw. Energie diejenigen Netzentgelte entrichten, die von dem jeweiligen ÜNB veröffentlicht sind. Infolge der Durchmischung der Lasten (Gleichzeitigkeitsgrad) ist dieser Wert etwas kleiner als die Summe der einzelnen Lasten, die in seinem Versorgungsgebiet bei den Verbrauchern auftreten. Für die Abrechnung der Transite zwischen den ÜNB sind diese untereinander zuständig. Angaben dazu werden in der Regel nicht veröffentlicht. Die Aufgabe eines Stromhändlers ist es nun, mit den Netznutzungs- und Energiepreisen optimale Angebote für seine Netzkunden zu finden. 13.2.3

Preisgestaltung der Stromhändler

Üblicherweise überlassen es die Netzkunden den Stromhändlern, die Netzentgelte zu entrichten. Grundsätzlich dürfen die Verbraucher den Netznutzungsvertrag jedoch auch direkt mit dem VNB abschließen. Macht der Stromkunde von diesem Recht keinen Gebrauch, so schließt er mit dem Stromlieferanten einen so genannten all-inclusive-Vertrag. Dann hat der Stromhändler die Energiepreise beim Erzeuger, den Preis für die Regelenergie beim BKV und die Netzentgelte beim zuständigen VNB zu entrichten. Diese Preise bilden die Grundlage für die Preisgestaltung mit dem Netzkunden. Ihre Struktur entspricht im Kern derjenigen vor der Deregulierung. 13.2.4

Strombezugsverträge mit Niederspannungsnetzkunden

Aus dem Niederspannungsnetz werden eine Vielzahl von Stromkunden versorgt, deren Jahresbezug z. B. unter 10 000. . . 20 000 kWh liegt. Man bezeichnet sie häufig auch als Kleinkunden. Bei einem Verbrauch in dieser Höhe verursachen die so genannten Verrechnungskosten einen relevanten Anteil an den Stromkosten. Sie werden im Wesentlichen durch die Erfassung der Größen PVb,max und AVb hervorgerufen. Um die Versorgung von Kleinkunden mit elektrischer Energie möglichst kostengünstig zu gestalten, verwendet man dort – falls vom Kunden nicht anders gewünscht – lediglich einen Einzonenarbeitszähler, der allein den Strombezug AVb misst; Aussagen über die Lastspitze PVb,max liefert dieser Zähler nicht. Näherungsweise wird die Information über diese Größe gewonnen, indem man dem Kleinkunden ein Lastprofil zuordnet, das auf empirischem Wege in Abhängigkeit von AVb zu ermitteln ist (s. Abschnitt 13.3). Diese Zuordnung lässt sich

13.2 Gestaltung der Strompreise

653

noch verfeinern, indem man jeweils ein Lastprofil für Haushaltskunden, Gewerbekunden und landwirtschaftliche Betriebe erstellt. Über dieses Lastprofil kann der Ausdruck (13.14) auf die Form EP = eP · PVb,max (AVb )

(13.16)

gebracht werden. Diese Beziehung lässt sich wieder umformen in den Zusammenhang EP = eP (AVb ) · AVb .

(13.17)

Dann beträgt die Summe der leistungs- und arbeitsabhängigen Entgelte (13.17) und (13.15)   EP,A = eP (AVb ) + eA · AVb = eP,A (AVb ) · AVb . Zusammen mit den leistungs- und arbeitsunabhängigen Kosten EG , deren wesentlicher Anteil die Verrechnungskosten darstellen, ergibt sich das resultierende Entgelt zu E = EG + eP,A (AVb ) · AVb .

(13.18)

Diese Gleichung kennzeichnet die üblichen Einzonenstromverträge für Kleinkunden; der konstante Anteil EG wird als Grundpreis, die spezifische Größe eP,A als spezifischer Arbeitspreis bezeichnet. Je nach Gruppenzugehörigkeit und Arbeitsverbrauch bieten die Stromhändler den Kleinkunden Verträge mit unterschiedlichen Entgelten EG sowie eP,A an. Zusätzlich hängen die Entgelte natürlich auch noch davon ab, bei welchem Erzeuger der Stromhändler einkauft. Anstelle des Einzonenvertrags kann jeder Kunde auch einen Zweizonenstromvertrag wählen, sofern der Lieferant einen solchen Vertrag anbietet (s. Abschnitt 13.2.1). Allerdings erfordert diese Entscheidung die Installation eines Zweizonenarbeitszählers; der Aufwand für die Messeinrichtung und für die Verrechnung steigt. Wegen dieser zusätzlichen Kosten und des gleichzeitig höheren HT-Arbeitspreises lohnt sich ein solcher Vertrag erst dann, wenn der Bezug während des günstigeren NT-Intervalls mindestens ca. 15 % desjenigen beträgt, der während der HT-Periode pro Jahr benötigt wird. Haben Stromkunden einen höheren Jahresverbrauch als 10 000. . . 20 000 kWh, können sie zwangsläufig in einen zeitlich gezonten Vertrag – meist einen Zweizonenvertrag – eingestuft werden. Sollte die Lastspitze PVb,max einen Grenzwert von z. B. 30 kW übersteigen, so wird die Abschätzung des Leistungspreises über ein Lastprofil zu ungenau. Zur Bestimmung der tatsächlich auftretenden Leistung wird dann eine Leistungsmessung vorgenommen, die den monatlichen Höchstwert bestimmt. Dazu wird bei der gemessenen Leistung über ein fortlaufendes 15-Minuten-Intervall der Mittelwert gebildet, dessen höchster Wert während der HT-Zeit in jedem Monat zu speichern ist. Für die Abrechnung wird dann wiederum der Mittelwert aus den drei höchsten Monatswerten eines Jahres gewählt. Man bezeichnet diesen Wert als Dreimonatsmittel. Übersteigt der Strombezug deutlich die Werte von 30 kW und einigen zehntausend Kilowattstunden, so ist ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz zu erwägen. 13.2.5

Strombezugsverträge mit Mittelspannungsnetzkunden

Aus den bisherigen Erläuterungen ist bereits die Grundtendenz zu erkennen, dass die Stromverträge umso differenzierter gestaltet sind, je stärker der Stromkunde das Netz

654 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen beansprucht. Dadurch ist es möglich, die Preise gerechter an die jeweils individuell verursachten Kosten anzupassen. Zu diesem Zweck sind vielfach bei Mittelspannungsstrombezugsverträgen die spezifischen Arbeitspreise eA nicht nur zeitlich, sondern auch in Abhängigkeit von AVb gezont. Ein solches typisches Vertragsmuster ist dem Anhang zu entnehmen. Aus diesem Beispiel ist weiterhin zu erkennen, dass im Mittelspannungsnetz zusätzlich die Blindleistung zu bezahlen ist, wenn sie einen Schwellwert überschreitet. Mit hohen Blindleistungen ist insbesondere in Betrieben zu rechnen, bei denen viele Motoren im Teillastbereich arbeiten. Erwähnt sei, dass es jedoch auch Verträge ohne eine Zonung der Arbeitspreise gibt. Bei den Stromverträgen im Mittelspannungsnetz sind die spezifischen Entgelte deutlich kleiner als im Niederspannungsnetz. Darin spiegelt sich wider, dass die Investitionskosten für das besonders kostenintensive Niederspannungsnetz entfallen (vgl. Tabelle 13.2). Im Vergleich zu den anderen Kostenkomponenten sind die Verrechnungskosten in der Mittelspannungsebene sehr klein. Sie werden daher nicht gesondert in Rechnung gestellt. Zur Erhöhung der Preisgerechtigkeit werden häufig mehrere Vertragsvarianten von den Stromhändlern angeboten. Bisher sind die Grundmuster der Stromverträge zwischen Stromhändlern und Stromkunden behandelt worden; der Verbraucher kann nur zwischen vorgelegten Verträgen wählen. Großkunden wirken dagegen bei der Gestaltung der Verträge mit. 13.2.6

Strombezugsverträge mit Großkunden

Als Großkunden bezeichnet man solche Stromkunden, die einen sehr hohen Verbrauch aufweisen. Im Fall von Industriebetrieben kann deren Energiebedarf direkt aus dem Hochspannungsnetz gedeckt werden. Andererseits kann z. B. bei Geschäftsketten der Bezug aus dem Niederspannungsnetz erfolgen. Für derartige Verbraucher ist auch der sich selbst erklärende Ausdruck Bündelkunden üblich. Trotz einer eventuell unterschiedlichen Struktur ist den Großkunden gemeinsam, dass sie es dem Stromhändler ermöglichen, Rabatte beim Erzeuger zu erwirken, die diesem wiederum aus dem günstigeren Brennstoffeinkauf erwachsen. Daher ist es attraktiv, solche Großverbraucher zu gewinnen. Anstelle der Vertragsmuster werden dann Individualverträge abgeschlossen, die man auch als bilaterale Verträge bezeichnet. Üblicherweise decken die Großverbraucher über solche Verträge ihre Grund- und Mittellast ab. Dagegen wird die Spitzenlast in zunehmendem Maße an der Energiebörse in Leipzig, der EEX, eingekauft. Käufer und Verkäufer agieren dort anonym. Im Unterschied zu den bilateralen Verträgen haftet beim Ausfall eines Partners die Börse. Sie vermindert ihr Risiko dadurch, dass sie von jedem Börsenteilnehmer Sicherheiten verlangt. Bei den Auktionen werden unterschiedliche Vertragsarten angeboten. Für den kurzfristigen Handel gibt es so genannte Stundenkontrakte, in denen für einzelne oder aufeinander folgende Stunden eine konstante Leistung in 0,1-MW-Schritten vereinbart wird. Eine weitere Variante sind Blockkontrakte. Sie können längerfristig abgeschlossen werden und gelten für feste Zeitbereiche. Für diese Kontrakte beträgt die kleinste handelbare Einheit 1 MW. Die Abschlüsse gelten frühestens jeweils für den Folgetag. An der Börse treten auch die Stromhändler untereinander als Anbieter und Käufer auf. Sowohl der Stromhandel als auch die später noch erläuterte Wirtschaftlichkeitsberechnung setzen eine gute Kenntnis der Lastverläufe voraus. In diesem Zusammenhang ist eine Aufbereitung der Lastverläufe von Vorteil.

13.3 Aufbereitung der Lastverläufe

13.3

655

Aufbereitung der Lastverläufe

Die bisherigen Betrachtungen über den Strombezug haben gezeigt, dass die Leistungsspitze PVb,max sowie die zu beziehende Energie AVb die Schlüsseldaten für die Stromentgelte darstellen; dagegen sind die Lastgradienten für die Strombezugsverträge uninteressant. Diese Eigenschaft nutzt man dazu aus, die Lastverläufe – auch Ganglinien genannt – umzuformen, ohne dass für die Abrechnung ein Informationsverlust entsteht. So dürfen die Leistungswerte der Ganglinien monoton fallend angeordnet werden. Bild 13.1 veranschaulicht diese Umordnung. Die sich dann ergebenden Kurven werden als Dauerlinien bezeichnet. Ihr wesentlicher Vorteil besteht vor allem darin, dass sie glatter verlaufen und daher besser prognostizierbar sind. Dieser Gesichtspunkt ist auch für die Wirtschaftlichkeitsberechnung von Interesse, wenn es darum geht, die Auslastung und Verluste in Netzanlagen zu bestimmen. Für die praktische Handhabung ist es zweckmäßig, diese Kennlinien noch weitgehender aufzubereiten. Man formt sie in ein flächengleiches Rechteck um, dessen Höhe die Spitzenlast PVb,max bildet. Der zugehörige Zeitwert wird als Benutzungsdauer Tben bezeichnet. Die im gesamten Jahr vom Verbraucher bezogene elektrische Energie beträgt dann  T AVb = PVb (t) · dt = PVb,max · Tben . (13.19) 0

Bei Betriebsmitteln wie z. B. einem Umspanner wird diese Größe als Durchgangsenergie bezeichnet. Man kann noch einen Schritt weiter gehen und jede Dauerlinie auf ihre Spitzenlast beziehen. Dadurch werden diese Kennlinien auf den Maximalwert 1 normiert, ohne dass sich die zugehörige Benutzungsdauer Tben ändert. Für ähnlich strukturierte Gebiete wie z. B. für Mischlasten oder Verbrauchergruppen werden nun die Dauerlinien mit unterschiedlichen Benutzungsdauern Tben in ein Diagramm eingetragen. Als ein Beispiel dafür sei das Diagramm in Bild 13.2 angegeben [188]. Auf solche Kennlinien greift man für Wirtschaftlichkeitsberechnungen gerne zurück. Die Spitzenlast PVb,max sowie die Benutzungsdauer Tben lassen sich aus den Bebauungsplänen sowie den vergangenen Lastverläufen gleichartiger Verbraucher recht gut schätzen. Mit diesen Parametern wählt man die zugehörigen Kennlinien aus, die dann eine hinreichend genaue Bestimmung der ohmschen Verluste ermöglichen. Die bisherigen Betrachtungen werden auch auf die Dauerlinien von Einspeisungen angewendet, die ebenfalls in Rechtecke umgeformt werden. Anstelle der Spitzenlast PVb,max wählt man als Höhe jedoch die maximale Leistung, die tatsächlich dauerhaft von der Ganglinie PVb

Dauerlinie PVb

PVb,max

AVb

PVb,max AVb

PVb,min T

t

PVb,min T

Bild 13.1 Umformung der Ganglinie PVb (t) in eine monoton abfallende Dauerlinie mit z. B. T = 1 Tag = 24 Stunden bzw. T = 1 Jahr = 8760 Stunden

t

656 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen 1,0 Tben = 6000 h/a

0,8 P/PVb,max

5000 0,6

Bild 13.2 Normierte Darstellung von Dauerlinien in Abhängigkeit von der Benutzungsdauer Tben in Stunden pro Jahr als Parameter (Mittelwerte der Dauerlinien ähnlich strukturierter Lastgebiete)

4000 3000

0,4

2000 0,2 1000 0 0

3000

6000

h 8760 t

Einspeisequelle in das Netz geliefert werden kann, die so genannte Engpassleistung. Bei einem Generator handelt es sich häufig um dessen Bemessungsleistung PrG . Der zugehörige Zeitabschnitt wird als Ausnutzungsdauer Ta bezeichnet, vielfach wird auch der Ausdruck Volllastbenutzungsstunden verwendet. Für die insgesamt im Jahr eingespeiste elektrische Energie AGen gilt dann AGen = PrG · Ta . Umgekehrt kann man aus den Dauerlinien bei Kenntnis der Spitzenlast und der Benutzungsdauer auch wieder auf gemittelte Ganglinien zurückschließen, wie sie für die Lastprognose von Verbrauchergruppen benötigt werden. Allerdings muss man dazu die Grundstruktur des Verlaufs bereits kennen. Man kann ihn z. B. aus dem Datenarchiv von Netzservern gewinnen. Ganglinien im Viertelstundenraster werden auch als Lastprofile bezeichnet. Mit den bisherigen Erläuterungen sind die elektrizitätswirtschaftlichen Grundlagen so weit gelegt, dass nun auf die Investitionsrechnung für Netzanlagen eingegangen werden kann.

13.4

Investitionsrechnung für Netzanlagen

Unter einer Sachinvestition soll in diesem Zusammenhang die Umwandlung von Kapital in Sachanlagen – wie z. B. Kraftwerke oder Netze – verstanden werden. Bevor eine Investition durchgeführt wird, ist neben anderen Kriterien wie z. B. der Versorgungssicherheit stets ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Dafür benutzt man die Methoden der Investitionsrechnung [72], [189]. Für eine Reihe von Investitionsvorhaben lassen sich diese Verfahren auf einen Kostenvergleich zurückführen. 13.4.1

Kostenvergleich

Zunächst soll geklärt werden, unter welchen Bedingungen ein Kostenvergleich als Grundlage für eine Investitionsentscheidung dienen kann.

13.4 Investitionsrechnung für Netzanlagen 13.4.1.1

657

Zulässigkeit eines Kostenvergleichs

Ausgegangen wird von einem konkreten Beispiel. Es wird eine Netzanlage betrachtet, in der ein Betriebsmittel defekt ist. Es handelt sich um einen von zwei parallel geschalteten 380-kV-Transformatoren. Nach einer Begutachtung des Transformators durch die zugehörige Schadenversicherung übernimmt diese den weiteren Versicherungsschutz nur, wenn ein neuer Umspanner beschafft wird. In der Betriebswirtschaft bezeichnet man ein solches Vorhaben als Ersatzinvestition. Wie nun üblich, wird der Auftrag von dem Unternehmen ausgeschrieben. Daraufhin reichen die Hersteller ihre Angebote ein. Jeder der angebotenen Umspanner hält die ausgeschriebenen Spezifikationen ein. Dabei handelt es sich u. a. um die Bemessungsspannungen Ur , die Bemessungsleistung Sr , die relative Kurzschlussspannung uk , die Schaltgruppe, die Stufung der Übersetzung sowie den zulässigen Geräuschpegel. Allerdings unterscheiden sich die Umspanner in ihrer Auslegung. Jeder Hersteller erfüllt die gestellten Bedingungen meistens mit anderen Entwurfsparametern. Dementsprechend weichen die Leerlauf- und Stromwärmeverluste sowie die Preise voneinander ab. Für den Betreiber stellt sich nun die Frage, welche Variante die wirtschaftlich günstigere ist; denn üblicherweise ist es so, dass der teurere Umspanner weniger Verluste aufweist. Es gilt also die wirtschaftliche Grundregel, dass höhere Investitionskosten niedrigere Betriebskosten bewirken. Unabhängig davon, welches Angebot gewählt wird, ändern sich die Netzentgelte und Ausgaben nicht. Das Betriebsergebnis – die Differenz aus den Einnahmen und den Kosten sowie Ausgaben – wird also maximiert, sofern die Kosten minimiert werden. Ein solcher Zusammenhang gilt in der elektrischen Energietechnik bei Ersatzinvestitionen sehr häufig. Dann genügt es, die kostengünstigste Angebotsvariante zu ermitteln. Man findet sie, indem man die Kosten für jedes eingereichte Angebot berechnet und miteinander vergleicht. Es brauchen jedoch nur solche Kosten berücksichtigt zu werden, die bei den untersuchten Varianten unterschiedlich hoch sind. Der Rechnungsgang wird an den beiden in Tabelle 13.4 dargestellten Entwurfsvarianten T1 und T2 erläutert. Dabei bezeichnet die Größe s den spezifischen Umspannerpreis pro kVA, PL,Vl die Leerlaufverluste und RkT /XkT das Verhältnis des resultierenden Wicklungswiderstands RkT zur Streureaktanz XkT . UrT kV

SrT MVA

RkT XkT

s €/kVA

PL,Vl kW

uk

T1

420

250

1/12

11,7

110

16 %

T2

420

250

1/15

12,3

90

16 %

Tabelle 13.4 Vergleich von zwei Entwurfsvarianten für einen Höchstspannungstransformator

Kostenrechnungen dieser Art werden dynamisch genannt, falls der Zinseszins berücksichtigt wird. Anderenfalls verwendet man den Ausdruck statisch. 13.4.1.2

Statischer Kostenvergleich einer Ersatzinvestition für einen Umspanner

Nacheinander werden für die Ersatzinvestition eines Umspanners die verschiedenen Kostenarten berechnet, die bereits in Abschnitt 13.1 erläutert worden sind. Dazu ermittelt man die jährlichen Durchschnittskosten, die im Weiteren mit K˙ bezeichnet werden.

658 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen Kapitalkosten Eine wichtige Kostenart stellen die Abschreibungen dar. Unter der üblichen Annahme, die Abschreibung erstrecke sich linear über die Nutzungsdauer Tn und der Restwert betrage null, ergibt sich ein Kapitaleinsatz KE von KE = s · SrT . Bei einer Gleichbehandlung von Fremd- sowie Eigenkapital entsteht ein jährlicher Abschreibungsbetrag von KE K˙ Abschr = . Tn Um diese Summe vermindert sich pro Jahr das bilanzierte Investitionsvermögen bzw. das eingesetzte Investitionskapital KE für den Transformator bis auf den Restwert null. Neben dem Kapital verringern sich natürlich auch die zugehörigen Zinszahlungen von Jahr zu Jahr. Ihr mittlerer Wert ergibt sich bei statischer Rechnung, wenn nur das halbe Investitionskapital KE/2 angesetzt wird. Mit dem kalkulatorischen Zinssatz p erhält man dann die mittleren Zinskosten pro Jahr zu KE Z˙ = p · . 2 Fixe Betriebskosten und sonstige Kosten Gemäß den Beziehungen (13.2) und (13.6) ergeben sie sich zu K˙ P,b + K˙ P,sonst = (cP,b + cP,sonst ) · KE ,

(13.20)

wobei diese jährlichen Kosten insgesamt selten 3 % von KE überschreiten. Umfangreicher als bisher gestaltet sich die Berechnung der verbrauchsgebundenen Kosten. Verbrauchsgebundene Kosten Da nur die Kostenanteile interessieren, in denen sich die Umspanner unterscheiden, brauchen bei diesem Kostenvergleich lediglich die Stromwärmeverluste PS,Vl sowie die Eisenbzw. Leerlaufverluste PL,Vl berücksichtigt zu werden. Im Normalbetrieb sind die Leerlaufverluste unabhängig von der Durchgangsleistung des Umspanners. Sie treten daher stets in voller Höhe auf, solange der Transformator ans Netz geschaltet ist. Üblicherweise wird nur bei extremer Schwachlast einer der beiden parallelen Umspanner in einer Umspannstation ausgeschaltet, sodass er z. B. für 7000 h/a unter Spannung steht. Für die Leerlaufverlustenergie AL,Vl gilt dann pro Jahr AL,Vl = PL,Vl · 7000 h/a . Daraus ergeben sich mit dem spezifischen Arbeitspreis eA die zugehörigen jährlichen Kosten zu K˙ L,Vl = eA · AL,Vl .

13.4 Investitionsrechnung für Netzanlagen

659

Ähnlich einfach lassen sich auch die Stromwärmeverluste modellieren. Eine genauere Erfassung ist z. B. [159], [190] zu entnehmen. Zunächst werden aus den abgespeicherten Lastverläufen unter Berücksichtigung einer eventuellen Veränderung der zukünftigen Verbraucherstruktur sowohl für die Spitzenlast PVb,max als auch für die Benutzungsdauer Tben aktuelle Werte ermittelt. Die Spitzenlast PVb,max , die sich zumindest über einige Stunden erstreckt, soll in diesem Beispiel der Bemessungsleistung des Umspanners PrT entsprechen; weiterhin möge die Benutzungsdauer Tben = 4000 Stunden betragen. Mit diesen Daten bestimmt man die zugehörige Dauerlinie, z. B. aus Bild 13.2. Sie gibt an, wie lange der Umspanner während eines Jahres mit welcher Leistung PT belastet wird. Daraus ergeben sich die Stromwärmeverluste des Umspanners zu  2 PT (t) · RkT PS,Vl (t) = 3 · √ 3 · UnN · cos ϕ (13.21)  2 2  PVb,max PT (t) = · · RkT . UnN · cos ϕ PVb,max In dieser Rechnung kennzeichnet die Größe RkT den ohmschen Widerstand des Transformators. Ferner wird angenommen, dass der Quotient aus Wirk- und Blindleistung und damit der Leistungsfaktor cos ϕ konstant bleibt. Wird nun die normierte Dauerlinie durch einen Linienzug aus Treppenstufen approximiert, lassen sich für jede Stufe die Stromwärmeverluste PS,Vl ermitteln. Durch die Multiplikation der jeweiligen Verlustleistung PS,Vl mit der zugehörigen Breite der Stufe kann man summarisch die Verlustenergie AS,Vl bestimmen. Unter Verwendung des spezifischen Arbeitspreises eA ergeben sich damit die Kosten für die Stromwärmeverluste zu K˙ S,Vl = eA · AS,Vl . Für den Kostenvergleich wird dann die Summe der einzelnen Komponenten K˙ R = K˙ P,b + K˙ P,sonst + Z˙ + K˙ Abschr + K˙ L,Vl + K˙ S,Vl

(13.22)

herangezogen. Eine numerische Auswertung der Beziehung (13.22) für die beiden zu vergleichenden Umspanner T1 und T2 ist in Bild 13.3 in Abhängigkeit von den Daten in Tabelle 13.4 sowie der Benutzungsdauer Tben dargestellt. Dabei werden eine Nutzungsdauer von Tn = 20 Jahren, ein kalkulatorischer Zinssatz p = 8 %, ein spezifischer Arbeitspreis eA = 0,03 €/kWh sowie jährliche fixe Betriebskosten und sonstige Kosten in Höhe von insgesamt 1 % des Kapitaleinsatzes angenommen. Aus dem Diagramm resultiert, dass die Umspannervariante T2 etwa ab Tben = 2000 h/a geringere Kosten aufweist. 800 000

T1



Kosten

600 000 T2

400 000 200 000 0

0

1000 2000 3000 4000 5000 h 6000 Tben

Bild 13.3 Statischer Kostenvergleich für die Ersatzinvestition eines Umspanners T1 bzw. T2 in Abhängigkeit von der Benutzungsdauer Tben und den Daten in Tabelle 13.4

660 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen Bei der erläuterten Rechnung handelt es sich, wie bereits erwähnt, um einen statischen Kostenvergleich. Diese Methode unterstellt, dass die Kosten, die in der fernen Zukunft entstehen, genauso viel Kapital binden wie die gegenwärtigen. Sie berücksichtigt nicht den Zinseszins, der jedoch von einem dynamischen Kostenvergleich erfasst wird. 13.4.1.3

Dynamischer Kostenvergleich einer Ersatzinvestition für einen Umspanner

Ein- und Auszahlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten lassen sich mit der Barwertmethode erfassen. Erläuterung der Barwertmethode Der Kerngedanke dieses Verfahrens besteht darin, alle Zahlungen auf einen gemeinsamen Zeitpunkt zu beziehen. Üblicherweise wählt man dafür den Beginn des Projekts. Für die Zeitspanne zwischen diesem Bezugszeitpunkt und dem vergangenen oder zukünftigen Fälligkeitsdatum der Zahlung werden die Zinsen einschließlich Zinseszins berücksichtigt, wobei der kalkulatorische Zinssatz p verwendet wird. Als Barwert der Zahlung bezeichnet man ihren fiktiven Wert zum Bezugszeitpunkt: Sind Kosten ein Jahr vor dem Bezugszeitpunkt angefallen, so ergibt sich der Barwert K0 für diese Kosten K(−1) zu K0 = K(−1) · (1 + p) = K(−1) · q

mit

q =1+p.

Für Kosten K(−m) , die m Jahre vor dem Bezugszeitpunkt t = 0 entstanden sind, erhöht sich der Barwert entsprechend auf K0 = K(−m) · q m ,

(13.23)

es liegt eine so genannte Aufzinsung vor. Umgekehrt vermindert sich der Barwert bei solchen Kosten Kn , die n Jahre nach der Inbetriebnahme anfallen, auf K0 =

Kn . qn

(13.24)

Man spricht dann von einer Abzinsung. Für den speziellen Fall, dass jährliche Kosten K˙ nacheinander über m bzw. n Jahre in gleicher Größe auftreten, bilden die einzelnen Barwerte dieser Kosten eine geometrische Folge. Ihre Summe S lautet bei einer Aufzinsung qm − 1 , Sauf = K˙ · q · q−1

(13.25)

bei einer Abzinsung dagegen Sab = K˙ ·

qn − 1 = K˙ · r(q) = K ∗ . q n · (q − 1)

(13.26)

Der Faktor r(q) wird als Rentenbarwertfaktor bezeichnet, das Produkt K˙ · r(q) stellt den Barwert der regelmäßigen Zahlung dar. Dieser wird im Weiteren durch einen Stern gekennzeichnet. Zu beachten ist, dass bei der Barwertmethode die Zinsen und die Abschreibungen als eigenständige Zahlungsreihen entfallen. So sind die Zinsen bereits in der Auf- und Abzinsung der einzelnen Kosten enthalten; die Abschreibungen werden dadurch berücksichtigt, dass die Investitionskosten KE zum Bezugszeitpunkt in die Rechnung einbezogen werden. Die bisher erläuterten Zusammenhänge werden nun auf die bereits beschriebene Ersatzinvestition eines Umspanners angewendet.

13.4 Investitionsrechnung für Netzanlagen 8 .10 6

T1



Kosten

6.10 6

T2

4.10 6 2.10 6 0

661

0

Bild 13.4 Dynamischer Kostenvergleich für die Ersatzinvestition eines Umspanners in Abhängigkeit von dessen Benutzungsdauer Tben bei gleicher Datenbasis wie in Bild 13.3

1000 2000 3000 4000 5000 h 6000 Tben

Variantenvergleich für Umspanner In Abschnitt 13.4.1.2 ist gezeigt worden, dass die einzelnen Kostenkomponenten eine Zahlungsreihe bilden, die pro Jahr in gleicher Höhe fällig wird. Um ihre Barwerte zu erhalten, sind sie entsprechend der Beziehung (13.24) abzuzinsen. Zugleich sind über das Investitionskapital noch die Abschreibungen zu berücksichtigen. Für eine Benutzungs∗ der Gesamtkosten für einen dauer von n Jahren lautet der resultierende Barwert KR Umspanner mithin ∗ = KE + (K˙ S,Vl + K˙ L,Vl + K˙ P,sonst + K˙ P,b ) · KR

qn − 1 . q n · (q − 1)

Mit dieser Beziehung wird der Kostenvergleich für die beiden Umspanner durchgeführt. Bild 13.4 zeigt die Ergebnisse. Zu beachten ist, dass die Kosten in Bild 13.3 und 13.4 nicht miteinander zu vergleichen sind. Bei der statischen Rechnung handelt es sich um jährliche Kosten, dagegen ergeben sich beim dynamischen Kostenvergleich Barwerte. Mit beiden Methoden ist für eine längere Benutzungsdauer die teurere Variante T 2 die wirtschaftlich günstigere. Allerdings unterscheiden sich die Aussagen geringfügig darin, ab welcher Benutzungsdauer dieser Wechsel zu dem teureren Umspanner hin stattfindet. Der bisher erläuterte Kostenvergleich hat als Kriterium dazu gedient, die optimale Investitionsalternative auszuwählen. Die Aussage darüber, wie sich die geplante Investition auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens auswirkt, kann ein Kostenvergleich bei der betrachteten Aufgabenstellung nicht liefern. Bei einer speziellen Investitionsart, der Rationalisierungsinvestition, bietet jedoch ein Kostenvergleich auch diese Möglichkeit. 13.4.1.4

Kostenvergleich bei einer Rationalisierungsinvestition

Als ein konkretes Beispiel für eine Rationalisierungsinvestition sei der Ersatz des Netzrechners durch ein moderneres Rechnersystem angeführt (s. Abschnitt 8.1). Während es sich bei der bisher betrachteten Ersatzinvestition um eine Muss-Maßnahme gehandelt hat, stellt dieses Projekt eine Kann-Investition dar. Aus finanzieller Sicht ist sie daher nur zu empfehlen, wenn sich das eingesetzte Kapital ausreichend rentiert und amortisiert. Der jährlich entstehende Ertrag ergibt sich aus der Differenz der Kosten, die vor und nach der Investition anfallen; denn die Netzentgelte verändern sich nicht durch diese Investitionsentscheidung. Um den jährlichen Kapitalrückfluss und dann dessen Barwert

662 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen quantitativ ermitteln zu können, sind nacheinander die einzelnen Kostenarten vor und nach der Investition zu berechnen. Den zusätzlichen Kapitalkosten nach der Investition stehen üblicherweise Einsparungen bei den Wartungs- und Instandsetzungskosten gegenüber. Darüber hinaus senken sich die verbrauchsgebundenen Kosten. So ermöglicht ein leistungsfähigeres Rechnersystem auch den Einsatz einer leistungsfähigeren Software und damit eine bessere Optimierung der Netznutzung sowie eine Verringerung der Netzverluste. Ein weiterer Vorteil liegt in einer erhöhten Versorgungssicherheit, die mit der Rationalisierung der Leittechnik verbunden ist. Allerdings ist die monetäre Bewertung dieses Effekts schwierig und kann nur unternehmensspezifisch erfolgen. Monetär eindeutig ist es dagegen, mögliche Verringerungen im Personal zu bewerten. Wenn die Kosteneinsparungen und damit auch der Kapitalrückfluss bekannt sind, lassen sich mit den im Folgenden erläuterten dynamischen Methoden die Rendite und die Amortisationsdauer ermitteln. 13.4.2

Methoden zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit

Für die elektrische Energietechnik sind im Wesentlichen vier dynamische Investitionsrechnungen von Bedeutung: die Kapitalwert-, die interne Zinsfuß-, die Annuitätenmethode sowie die Ermittlung der Amortisationsdauer. Zunächst wird das Kapitalwertverfahren beschrieben. 13.4.2.1

Kapitalwertmethode

Prinzipiell handelt es sich bei diesem Verfahren um eine zweifache Anwendung des Barwertverfahrens. Es wird sowohl auf die Einnahmen E als auch auf die Kosten K angesetzt; die Differenz ihrer Barwerte E ∗ und K ∗ liefert den Kapitalrückfluss R∗ : R∗ = E ∗ − K ∗ .

(13.27)

Vermindert man diese Größe um das eingesetzte Investitionskapital KE, so erhält man den Kapitalwert C, der auch den Namen des Berechnungsverfahrens geprägt hat: C = R∗ − KE = E ∗ − K ∗ − KE .

(13.28)

Wird dieser Barwert C auf den Kapitaleinsatz KE bezogen, so ergibt sich die Rentabilität C/KE. Die erläuterte Kapitalwertmethode ist immer dann einzusetzen, wenn sich durch die Investition die Einnahmen des Unternehmens ändern. Eine solche Situation liegt z. B. vor, wenn das Netz erweitert wird und dadurch neue Kunden an die Netzanlage angebunden werden. Handelt es sich um Mittelspannungskunden, die keiner Anschlusspflicht unterliegen, ist die geplante Erweiterungsinvestition durch den Netzbetreiber auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Dieses Kriterium ist erfüllt, falls sich für den zu berechnenden Kapitalwert C > 0 ergibt. Dabei ist die Rentabilität umso höher, je weniger Kapital KE dafür benötigt wird.

13.4 Investitionsrechnung für Netzanlagen

663

Bestimmend für die Einnahmen E – die Netzentgelte – ist die Charakteristik des Strombezugs, die im Netznutzungsvertrag vereinbart ist. Im Einzelnen sind die Höchstlast PVb,max des Kunden, die Benutzungsdauer Tben , der Blindstrombezug und die Inanspruchnahme der HT- sowie der NT-Zeit festzulegen. Damit lassen sich dann die jährlichen Entgelte des Kunden ermitteln, die während der Nutzungsdauer Tn auftreten. Um den Barwert E ∗ zu erhalten, werden die jährlichen Einnahmen des Netzbetreibers auf den Bezugszeitpunkt abgezinst und aufaddiert; meistens wird dafür der Zeitpunkt des Kapitaleinsatzes gewählt. Entsprechend wird mit den Kosten verfahren, die jährlich anfallen. In einem ersten Schritt sind die Einzelkosten für die Erweiterungsinvestition bzw. die zugehörigen Kostenarten zu erfassen. Dann gilt es, über die erläuterten spezifischen Schlüsselgrößen die jährlichen fixen und variablen Gemeinkostenzuschläge zu bestimmen, die beim Netzbetreiber – meist ein VNB – anfallen. Richtwerte dafür können der Tabelle 13.2 entnommen werden. Häufig sind die sich daraus ergebenden Kostenkomponenten sehr viel größer als die Einzelkosten. Die Summe dieser einzelnen Kostenkomponenten wird wieder abgezinst und führt auf den Barwert K ∗ . Zusätzlich sind in dieser Bilanz noch die Netzentgelte zu berücksichtigen, die der VNB an den ÜNB zu zahlen hat. Die Größen E ∗ , K ∗ sowie der Kapitaleinsatz KE für die Erweiterungsinvestition bestimmen dann den Kapitalwert C. Die Wirtschaftlichkeit der Netzerweiterung ist umso größer, je höhere Werte C annimmt. Über die Rentabilität der geplanten Investition im Vergleich zu anderen Investitionsvorhaben sagt diese Größe allerdings wenig aus, insbesondere dann, wenn sich die zugrunde gelegten Periodendauern unterscheiden. Eine solche Aussage lässt sich jedoch mit dem Verfahren des internen Zinsfußes gewinnen. 13.4.2.2

Methode des internen Zinsfußes

Im Wesentlichen handelt es sich um eine mehrfache Anwendung der Kapitalwertmethode, also um ein iteratives Verfahren. Wenn die Kapitalwertmethode einen positiven Kapitalwert C liefert und somit eine wirtschaftliche Investition vorliegt, wird der kalkulatorische Zinssatz p nacheinander solange erhöht, bis sich der Kapitalwert C = 0 einstellt; der zugehörige Zinssatz wird als interner Zinsfuß pint bezeichnet. Gemäß der Beziehung (13.28) gilt dann 0 = E ∗ (pint ) − K ∗ (pint ) − KE .

(13.29)

Der interne Zinsfuß kennzeichnet demnach, mit welchem Zinssatz sich das eingesetzte Kapital verzinst, und ist damit ein Maß für dessen Rentabilität. In der praktischen Anwendung gilt diese Methode als die wichtigste. Wie Bild 13.5 für ein Beispiel zeigt, hängt der interne Zinsfuß sehr maßgeblich von der Benutzungsdauer Tben und damit von der Auslastung der Netzanlage ab. Nimmt diese Größe kleinere Werte als geplant an, so sinkt die Rentabilität. Im umgekehrten Fall steigt sie. Daraus ist zu ersehen, dass die Benutzungsdauer eine Schlüsselgröße für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit darstellt. Aus diesem Grund ist es auch zweckmäßig, die Ganglinien in die besser prognostizierbaren Dauerlinien umzuformen (s. Abschnitt 13.3). Neben der Rentabilität stellt die Amortisationsdauer – die Zeitspanne für den Rückfluss des Investitionskapitals – ein weiteres wichtiges Kriterium für die Wirtschaftlichkeit dar. Grundlage für die Berechnung dieser Größe ist das Annuitätenverfahren.

664 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen 14 % p int

10

Bild 13.5 Beispiel für die Abhängigkeit des internen Zinsfußes pint von der Benutzungsdauer Tben bei einer Erweiterungsinvestition

8 6 4 2 0 2700

3000

h 3300 Tben

13.4.2.3

Annuitätenmethode

Entsprechend der Beziehung (13.28) bestimmt der Kapitalwert C die Differenz aus dem Barwert des Rückflusses R∗ = E ∗ − K ∗ und dem investierten Kapital KE zum Bezugszeitpunkt. In der Praxis ist das jährlich zurückfließende Kapital keineswegs konstant. Dann interessiert insbesondere die umgekehrte Aufgabenstellung, den Kapitalwert C in eine Folge von jährlichen Zahlungen mit einem konstanten Wert An über die angesetzte Nutzungsdauer Tn zu verwandeln. Der sich aus dieser Rechnung ergebende konstante Wert An wird als Annuität bezeichnet, wobei Tn in Jahren einzusetzen ist: An = C ·

q Tn · (q − 1) = C · r −1 (q) . q Tn − 1

(13.30)

In diesem Zusammenhang bestimmt die Annuität das mittlere jährliche Ergebnis der Investition und ist damit ein weiteres Maß für die Wirtschaftlichkeit. Analog dazu kann auch für Kosten eine Annuität bestimmt werden, die dann die mittleren jährlichen Kosten beschreibt. Setzt man bei diesen Rechnungen den Barwert der Erlöse E ∗ gleich null und fasst in dem Ausdruck K ∗ alle leistungsabhängigen Kosten zusammen, so wird nur dieser Kostenanteil in einen konstanten, jährlich anfallenden Kostenbetrag umgerechnet. Diese Größe bezeichnet man als den festen Kapitaldienst oder kurz als feste Dienste. Sie liegt pro Jahr bei ca. 15. . . 18 % des eingesetzten Kapitals KE. In Tabelle 13.2 sind spezifische Richtwerte für solche leistungsabhängigen Gemeinkosten in den einzelnen Netzebenen und in Tabelle 13.3 für wichtige Kraftwerksarten angegeben. Die Annuitätenmethode erlaubt es auch, die Zeitspanne ta zu berechnen, die zur Amortisation des eingesetzten Kapitals KE benötigt wird. 13.4.2.4

Dynamische Amortisationsdauer

Zur Bestimmung dieser Größe wird zunächst der Barwert des Rückflusses R∗ in eine jährliche Zahlungsreihe mit konstantem Betrag RK umgewandelt; der zugehörige Zeitraum ist die Nutzungsdauer Tn . Unter Berücksichtigung von Zinseszins werden nun so viele Glieder addiert und jeweils auf den Bezugszeitpunkt abgezinst, bis man den Kapitaleinsatz KE erhält. Die Anzahl der benötigten Glieder entspricht der so genannten

13.5 Aufgaben

665

dynamischen Amortisationsdauer Ta . Sie lässt sich aus der Beziehung   q Tn · (q − 1) q Ta − 1 = KE · Ta R∗ · T n q −1 q · (q − 1)    RK zu Ta = −

  KE · (q Tn − 1) 1 · ln 1 − ln q (E ∗ − K ∗ ) · q Tn

(13.31)

ermitteln. In diesen Zusammenhang ist die Nutzungsdauer Tn in Jahren einzusetzen. Mit Hilfe der Amortisationsdauer Ta , die sich ebenfalls in Jahren ergibt, können u. a. genauere Aussagen über die Liquidität eines Unternehmens erfolgen. Neben der Rentabilität stellt daher diese Größe ein weiteres wichtiges Kriterium dar, um Investitionsentscheidungen zu treffen. 13.4.3

Investitionsentscheidung

Im Rahmen einer Investitionsentscheidung ist neben den beiden Kriterien Rentabilität und Amortisationsdauer darüber hinaus noch die Bonität eines Kunden zu beurteilen. Darunter versteht man das Vertrauen in seine Zahlungsfähigkeit. Allerdings ist dieser Gesichtspunkt monetär schwer zu bewerten. Falls die beiden ersten Kriterien nur unzureichend erfüllt sind, bietet es sich an, die Netzanlage mit geringerem Aufwand zu planen. So wäre z. B. anstelle der SF6 -Technik auf der 10-kV-Seite einer Umspannstation die billigere Zellenbauweise zu verwenden. Solche Maßnahmen verringern jedoch auch geringfügig die Sicherheit der Anlage. Eine Planung des Netzes im Zusammenwirken mit der Investitionsrechnung eröffnet dem Ingenieur erst die Möglichkeit zu erkennen, wie viel die Versorgungssicherheit kostet. Daraus resultiert jenes Kostenbewusstsein, das für den Planer von Netzanlagen wichtig ist.

13.5

Aufgaben

Aufgabe 13.1: Es sollen zwischen einer Umspannstation und einer Schwerpunktstation drei in den 70er-Jahren eingesetzte 5 km lange 10-kV-PE-Kabel durch moderne VPE-Kabel in Einebenenverlegung ersetzt werden. Zur Verfügung stehen die beiden Kabel NA2X2Y 1×185 RM/25 für 21 €/m und NA2X2Y 1×240 RM/25 für 25 €/m (Preis jeweils für drei Einleiterkabel). Sie werden mit der Höchstlast PVb,max = 5 MW bei einem cos ϕ von 0,9 beansprucht. Die Benutzungsdauer beträgt Tben = 4000 bzw. 5000 Stunden. Weiterhin ist der spezifische Arbeitspreis eA mit 0,03 €/kWh anzusetzen. Die gesetzliche Nutzungsdauer der Kabel beträgt Tn = 35 Jahre, der kalkulatorische Zinssatz wird zu p = 8 % angenommen. Die betriebsgebundenen Kosten und die sonstigen Kosten betragen insgesamt 1 % des Kapitaleinsatzes. a) Welche Kostenarten gilt es zu berücksichtigen? b) Berechnen Sie für eine Benutzungsdauer von Tben = 4000 h statisch und dynamisch die Kostendifferenz zwischen den beiden Kabelvarianten und treffen Sie eine entsprechende Investitionsentscheidung. Das dafür benötigte Integral (P/PVb,max )2 dt weist für die zugehörige normierte Dauerlinie etwa den Wert 2130 Stunden auf.

666 13 Investitionsrechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung für elektrische Anlagen c) Führen Sie die entsprechende Berechnung für Tben = 5000 h durch. Für diese Benutzungsdauer gilt (P/PVb,max )2 dt ≈ 3230 h. d) Erläutern Sie, warum die Kosten bei der dynamischen Rechnung höher ausfallen. Aufgabe 13.2: In Tabelle 13.2 sind für die Netze in den unterschiedlichen Spannungsebenen spezifische fixe Gemeinkosten pro Jahr angegeben. Die Spitzenlast eines Niederspannungsnetzes betrage 500 kVA. Für ein entsprechendes Mittelspannungsnetz seien es 40 MVA, für das überlagerte Hochspannungsnetz 100 MVA und für das zugehörige Höchstspannungsnetz 2000 MVA. Der cos ϕ betrage jeweils 0,9. a) Berechnen Sie für das Höchstspannungsnetz die fixen Gemeinkosten. Sie stellen eine Grundlage für die Ermittlung des Netzentgelts dar (Selbstkosten). b) Berechnen Sie die fixen Gemeinkosten, die für das Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz einschließlich der zugehörigen Umspannungen entstehen. c) Unter welcher Voraussetzung stellen diese Gemeinkosten eine Annuität dar? Aufgabe 13.3: Ein Industriekunde mit einer Spitzenlast PVb,max = 6 MW und einer Benutzungsdauer von Tben = 5500 h soll von einem VNB an eine bereits bestehende 110-kV/10-kVUmspannstation mit Ausbaureserve angeschlossen werden. Für die 10-kV-Netzanbindung werden Investitionsmittel in Höhe von 500 000 € benötigt. Es ist die Wirtschaftlichkeit dieser Investition zu überprüfen. Die Umspannanlage hat bereits ein Finanzierungskapital von 4,8 · 106 € in Anspruch genommen; die festen Dienste erfordern jährlich 16 % der Investitionssumme. Die betriebliche Nutzungsdauer Tn der Anlage beträgt 25 Jahre. Für die Verlustenergie muss der VNB einen Arbeitspreis von eA = 0,026 €/kWh bezahlen. a) Berechnen Sie den Barwert der fixen Einzelkosten, die dem Netzkunden direkt zuzuordnen sind. Der kalkulatorische Zinssatz betrage p = 8 % und die betriebsgebundenen sowie sonstigen Kosten belaufen sich insgesamt auf 2,5 % des Kapitaleinsatzes. b) Berechnen Sie den Barwert der arbeitsabhängigen Einzelkosten für die Verluste. Die Verluste betragen 0,3 % der Durchgangsenergie; für den spezifischen Arbeitspreis gilt eA = 0,026 €/kWh. c) Berechnen Sie den spezifischen Wert der fixen Gemeinkosten für die 110-kV/10-kV-Umspannstation, wenn die am Umspanner maximal auftretende Wirkleistung 45 MW beträgt. ∗ d) Berechnen Sie den Barwert KP,Um,Ku der fixen Gemeinkosten, die in der Umspannanlage auf den neuen Kunden entfallen, wenn er zum Zeitpunkt, an dem die Spitzenlast am Umspanner auftritt, nur eine Leistung von 0,79 · PVb,max aufnimmt. ∗ der variablen Gemeinkosten in der Umspannanlage, wenn e) Berechnen Sie den Barwert KVl,Um die Verluste 0,2 % der Durchgangsenergie betragen. ∗ der fixen Gemeinkosten der 110-kV-Netzebene unter Verf) Berechnen Sie den Barwert KP,Ne wendung der Tabelle 13.2, wenn sich durch den Gleichzeitigkeitsfaktor die wirksame Spitzenlast auf 0,79 · PVb,max absenkt.

g) Berechnen Sie den Barwert der variablen Gemeinkosten für die überlagerten Netzeinrichtungen, also für das 380-kV-Netz sowie das 380/110-kV-Umspannwerk, wenn die dortigen Verluste insgesamt 3 % der Durchgangsenergie AVb betragen. h) Berechnen Sie den Barwert der Einnahmen beim VNB, wenn die Entgelte für die Netznutzung der 110-kV-Ebene sowie der 110-kV/10-kV-Umspannung eP,Ne = 45,64 €/kW und eA,Ne = 0,0028 €/kWh betragen. Davon sind für die Systemdienstleistungen – wie z. B. Zähldienst, Netzplanung und Betriebsführung – ein Leistungsentgelt von 4,20 €/kW und ein Arbeitsentgelt von 0,0001 €/kWh abzuziehen. i) Berechnen Sie den Kapitalwert der Netzinvestition nach der Kapitalwertmethode und ermitteln Sie die Rentabilität. Verwenden Sie dabei – soweit nötig – die Ergebnisse der vorangehenden Teilaufgaben.

13.5 Aufgaben

667

j) Bestimmen Sie den internen Zinsfuß der Investition. k) Bestimmen Sie die Annuität der Investition. l) Bestimmen Sie die Amortisationsdauer der Investition. m) In welcher Höhe sind die Anschlusskosten mindestens zu bemessen, wenn sich die Anlage bereits nach 6 Jahren amortisiert haben soll? Aufgabe 13.4: Der Stromkunde aus Aufgabe 13.3 schließt mit einem Stromhändler einen all-inclusive-Vertrag ab, dessen Daten dem Anhang zu entnehmen sind. a) Welche Einnahmen weist der Stromhändler auf, wenn nur die Hochtarifzeit vom Kunden in Anspruch genommen wird? b) Welches Netzentgelt muss der Stromhändler für den Stromkunden an den VNB entrichten, wenn die folgenden Preise veröffentlicht sind? (Gemäß Aufgabe 13.3 beträgt die Benutzungsdauer des Stromkunden Tben = 5500 h/a.) Leistungspreis

Arbeitspreis

€/kW

ct/kWh

Höchstspannung einschließlich Umspannung

23,50

0,14

Hochspannung einschließlich Umspannung

45,64

0,28

Netzentgelte für Benutzungsdauern Tben > 2500 h/a

c) Welches Netzentgelt muss der VNB an den ÜNB für den Stromkunden entrichten, wenn eine Durchmischung von 0,9 zugrunde zu legen ist. d) Von den Einnahmen im Aufgabenteil a) muss der Stromhändler an den Kraftwerksbetreiber dessen Preise für die Energieerzeugung zahlen. Formal werden sie über den BKV abgerechnet. Bei der Kalkulation dieser Preise ist für die spezifischen fixen Gemeinkosten des vorhandenen Kraftwerksparks ein Mischwert von k˙ P = 285 €/kW zugrunde gelegt worden, die Durchmischung wird zu 0,9 angenommen. Die Arbeitskosten (Brennstoffkosten) entsprechen 30 % der Leistungskosten, die bei dem Gleichzeitigkeitsgrad 1 entstehen würden. Wie hoch ist dann der Eigenkostenanteil des Kraftwerksbetreibers an dem Entgelt, das der Stromhändler entrichten muss?

668

Lösungen Lösung zu Aufgabe 2.1 KM1 = 100 ;

a) Maschinenleistungszahlen in MW/Hz: b) ∆P = ∆P1 + ∆P2 + ∆P3 = −50 MW ; ∆P = −(KM1 + KM2 + KM3 ) · ∆f → c) P1 = 53,95 MW ; d) f fr

KM2 = 62,5 ;

KM3 = 75.

∆f = +0,21 Hz .

P2 = 86,84 MW ;

P3 = 109,21 MW .

t0

t 0 : Kurzschlusszeitpunkt t a : Primärregler t b : Sekundärregler

ta t a' t b , t b'

P1min P 1

t0 ta P 01

P1max P

e) ta und tb kennzeichnen den Verlauf ∆P  bei frequenzabhängiger Last: ∆P  = ∆P + PrL · cP · ∆f /fr (s. Gl. (2.12)). f) Leistungserhöhung: Primärregler 30. . . 40 s, Sekundärregler einige Minuten. Leistungsabsenkung: Primärregler 5. . . 10 s, Sekundärregler einige Minuten. g) KMi → ∞ ist nicht sinnvoll, da große Ventilhübe notwendig sind und außerdem keine eindeutige Lastzuordnung zu den Generatoren möglich ist; die Kennlinien verlaufen dann annähernd parallel.

Lösung zu Aufgabe 2.2 ∆P = −(KM1 + KM2 + KM3 ) · ∆f = +11,88 MW .

Lösung zu Aufgabe 2.3 a) KN = KM1 + KM2 + KM3 = 237,5 MW/Hz . b) Unverändert. c) KN = KM2 + KM3 = 137,5 MW/Hz . d) Geringe Änderung, da KMi 

n j=1

KMj .

e) Die Netzleistungszahl KN muss nachgestellt werden, da der Kraftwerkseinsatz schwankt. f) KN wird größer, da die Kennlinien durch den Selbstregeleffekt flacher verlaufen.

Lösung zu Aufgabe 2.4 a) ∆P = −(KN1 + KN2 + KN3 ) · ∆f



∆f = −71,43 mHz .

b) ∆P1→2 = 28,57 MW ; ∆P3→2 = 35,71 MW ; Leistungserhöhung in Netz 2: ∆P2 = 35,71 MW . c) ∆PR1 = ∆PR3 = 0 ;

∆PR2 = ∆P1→2 + ∆P3→2 − KN2 · ∆f = 100 MW .

Lösungen

669

d) Regelzeit des Sekundärreglers ca. 5. . . 10 Minuten. e) Durch größere Maschinenleistungszahlen bei den Kraftwerksblöcken, die dann jedoch aufgrund von schnellen, großen Leistungsänderungen stärker beansprucht werden.

Lösung zu Aufgabe 2.5 a) Regelbereich eines Blocks:

Pn − Pmin ≈ 2/3 · Pn = 300 MW ;

500 MW = m · 0,03 · 300 MW 2 min



m ≥ 28 ;

b) Regeldifferenz zwischen Schwach- und Nennlast ca. 2,5 Hz: 300 MW MW = 120 ; 2,5 Hz Hz MW MW = 3360 . KN = 28 · 120 Hz Hz

KM ≈

Lösung zu Aufgabe 3.1 a)

√ (Ub / 3)2 RY = = 8Ω; P/3

R∆ =

Ub2 = 24 Ω. P/3

b) Z = jXL + RY (R∆ /3) = 4 Ω + j 2 Ω Leiterströme: ◦ I 1 = 51,64 A · e−j26,57 ;



I 2 = 51,64 A · e−j146,57 ;

Sternschaltung: I Y1 = 0,5 · I 1 ; I Y2 = 0,5 · I 2 ; Dreieckschaltung: I ∆1 − I ∆3 = 0,5 · I 1 ;

(R∆ /3: äquivalente Sternschaltung). ◦

I 3 = 51,64 A · e j93,43 .

I Y3 = 0,5 · I 3 .

I ∆2 − I ∆1 = 0,5 · I 2 ;

I ∆1 = 0,5 · (I 1 − I 2 )/3 = 14,91 A · e

j3,43◦

I ∆1 + I ∆2 + I ∆3 = 0 (Symmetrie).

; ◦

I ∆2 = 0,5 · (I 2 − I 3 )/3 = 14,91 A · e−j116,6 ; −j236,6◦

I ∆3 = 14,91 A · e

.

Leiterströme im Zeitbereich: √ i1 = 2 · 51,64 A · sin(ωN t − 26,57◦ ) ; √ i2 = 2 · 51,64 A · sin(ωN t − 146,57◦ ) ; √ i3 = 2 · 51,64 A · sin(ωN t + 93,43◦ ) ; ωN = 2 · π · 50 s−1 .

Lösung zu Aufgabe 3.2 a) Leiterströme: ◦

I 1 = U 1 /(jXL ) = 115,47 A · e−j90 ;



I 2 = U 2 /(RY + jXL ) = 28,01 A · e−j134 ; ◦

I 3 = 28,01 A · e j106 . ◦

b) I N = 112 A · e−j104 . c) Die Maschengleichungen L1–L2 und L1–L3 sowie die Knotenpunktgleichung für den Sternpunkt liefern: ◦

I 1 = 3 · U 1 /(RY + j · 3XL ) = 69,3 A · e−j36,9 ;

670

Lösungen ◦

I 2 = −U 1 · (2RY + j · 3XL )/[(RY + jXL ) · (RY + j · 3XL )] − U 3 /(RY + jXL ) = 33,7 A · e−j175,3 ; ◦ I 3 = 49,45 A · e j116,2 . d) Je niederohmiger der Neutralleiter N ausgelegt ist, desto geringer sind die Auswirkungen eines einphasigen Fehlers auf die Ströme und Spannungen der nicht betroffenen Leiter.

Lösung zu Aufgabe 3.3 a) Aus den Maschengleichungen L1–L2 und L2–L3 sowie der Knotenpunktgleichung I 1 + I 2 + I 3 = 0 resultiert: ◦ I 1 = U 1 /(jXL ) + U 3 · R∆ /[j · 2XL · (R∆ + j · 3XL )] = 113,6 A · e−j61,7 ; ◦ I 2 = U 2 /(jXL ) + U 3 · R∆ /[j · 2XL · (R∆ + j · 3XL )] = 86,5 A · e j122,3 ; ◦ I 3 = 28 A · e j105,9 ; ◦ I ∆2 = −I ∆3 = −I 3 /2 = 14 A · e−j74,1 . b) Eine Sternschaltung, insbesondere mit Neutralleiter, führt im Fehlerfall zu einer ausgeglicheneren Stromverteilung.

Lösung zu Aufgabe 4.1.1 a) b)

Z 11 = j ωL ·

ω 2 LC − 1 ω 2 LC

;

Z 22 = j ω · 2L .

Y 21 = Y 12 = −

Z 12 = Z 21 = +j ωL ;

j ωC . 2 − ω 2 LC

Das Minuszeichen berücksichtigt, dass bei den Toren der Strom in die Schaltung hinein fließt (s. auch Aufgabe 4.1.2). c) Z

Y 12 Z 22

Z 21 Z 11

0  0 =1/ LC



d) Bei offenem Tor 2 gilt: e) Bei offenem Tor 1 gilt: f) I 2 = Y 12 · U 1



0

I 1 = U 1 /Z 11 → I 2 = U 2 /(j ω · 2L)

P =1/ LC /2



√ fP = ω0 /(2π) = 1/(2π · LC) . → fP = 0 (transienter Gleichstromanteil).

Eigenfrequenz fP = 1/(2π ·

LC/2) .

Lösung zu Aufgabe 4.1.2 a)

1 ω 2 LC − 1 · I 1 + j ωL · (I 1 + I 2 ) + j ωM · I 2 = j ωL · j ωC ω 2 LC U 2 = j ω · (L + M ) · I 1 + j ω · 2(L + M ) · I 2 . Z 11 = j ωL · (ω 2 LC − 1)/(ω 2 LC) ; Z 22 = j ω · 2(L + M ) . U1 =

· I 1 + j ω · (L + M ) · I 2 ;

Lösungen

671

b) Z 12 = Z 21 = j ω · (L + M ) . Übertragungsadmittanz: U 2 = 0 setzen, I 2 aus den Gleichungen von a) ermitteln, Y 12 = Y 21 = I 2 /U 1 = −j ωC/[2 − ω 2 C · (L − M )] . c) Z 11 (ω) ist identisch mit dem Verlauf von Aufgabe 4.1.1c; Z 22 (ω) und Z 21 (ω) weisen lediglich eine größere Geradensteigung auf; bei Y 12 (ω) erhöht sich die Eigenfrequenz: √ d) ωP = 1/ LC .

ωP = 1/

C · (L − M )/2 .

e) Wie im Fall ohne Gegeninduktivität tritt nur ein Gleichstrom auf, der wegen der höheren Induktivität 2 · (L + M ) jedoch eine andere Größe aufweist. f) ωP = 1/

C · (L − M )/2 .

Lösung zu Aufgabe 4.1.3 a)

U1 U2

2L L L = jω ·

U3

L 2L L

I1 ·

L L 2L

I2 I3

.

b) Z 11 = j ω · 2L ; Y 33

Z 22 = j ω · 2L ; Z 33 = j ω · 2(L − M ) . 3 . = j ω · 2(L − M ) · (2 + M/L)

Lösung zu Aufgabe 4.2.1 a)

Bezugsebene: UnN = 10 kV . XkT1 = 0,3 Ω ; XkT2 = XkT3 = 0,2 Ω ; b)

I4 =

1,1 · 10 kV = −j 31,07 kA ; j 0,354 Ω

Gesamtstrom:

I1 =

XkT4 = 0,254 Ω . 1,1 · 10 kV = −j 36,67 kA ; j 0,3 Ω

I k = −j 67,74 kA .

c) Eine Berechnung mit gemeinsamer Bezugsebene ist nicht möglich, da der Transformator T1 mit den anderen Transformatoren eine Masche bildet und die Transformatoren unterschiedliche Übersetzungen aufweisen.

Lösung zu Aufgabe 4.2.2 a) T3 : Yd5

(wie T2 ) ;

T1 : Yd11

(5 · 30◦ + 6 · 30◦ = 11 · 30◦ ) .

b) Gleiches Ersatzschaltbild wie in Aufgabe 4.2.1, jedoch ist anstelle der Spannung 1,1 · UnN der √ Wert 1,1 · UnN / 3 zu verwenden. Dabei ist der Rückleiter als Neutralleiter anzusehen.

672

Lösungen

√ c) I 4 = 1,1 · UnN /( 3 · j 0,354) = −j 17,94 kA ; ◦

I 2 = I 4 /2 .



¨2 · e j150 , u ¨4 = u ¨4 · e j180 sowie u ¨2 = 110/20 , u ¨4 = 20/10 ergibt sich Mit u ¨2 = u ◦ ◦ 1 1 · e j150 · e j180 · I 2 ; I 2 = ∗ ∗ · I 2 = u ¨2 · u ¨4 u ¨2 · u ¨4 ◦

I 2 = 815,47 A · e j240 ;



I 4 = 17,94 kA · e−j90 ; 

(I 2 , I 4 ) = 330◦ .

Lösung zu Aufgabe 4.2.3 a)

110 j150◦ 110 j150◦ 10 j0◦ ·e ·e ·e . ; u ¨13 = ; u ¨23 = 10 6 6 Schaltgruppe der 10/6-kV-Wicklungen: Dd0. u ¨12 =

b)

Bezugsebene:

UnN = 110 kV .

Transformator:    = 32,27 Ω ; Xk13 = 121,0 Ω ; Xk23 = 48,4 Ω . Xk12 X1 = 52,43 Ω ; X2 = −20,17 Ω ; X3 = 68,57 Ω . Lasten:  2  = UnN /Q = 6050 Ω ; XL2 =u ¨212 · 2 Ω = 242 Ω ; XL3 ˜ 2 = −20,17 Ω + 242 Ω = 221,8 Ω ; X ˜ 3 = 68,57 Ω + 6050 Ω = 6118,6 Ω ; X ˜ ˜ X2 X3 = 214,1 Ω ; ˜2 X ˜ 3 = 266,5 Ω . Xges = X1 + X I1 = √ I 2 =

◦ UnN 110 kV = 238,3 A · e−j90 ; = √ 3 · jXges 3 · j 266,5 Ω

˜3 ◦ ◦ jX 6118,6 · I1 = · 238,3 A · e−j90 = 230 A · e−j90 ; ˜ ˜ 221,8 + 6118,6 j ( X2 + X3 ) ◦

I 3 = 8,3 A · e−j90 ;







¨∗12 · I 2 = 110/10 · e−j150 · 230 A · e−j90 = 2530 A · e−j240 ; I2 = u ◦





¨∗13 · I 3 = 110/6 · e−j150 · 8,3 A · e−j90 = 152,2 A · e−j240 . I3 = u √ c) S 1 = 3 · UnN / 3 · I ∗1 = j 45,4 MVA ;  · |I 3 |2 = j 1,25 MVA ; S L3 = 3 · jXL3  S L2 = 3 · jXL2 · |I 2 |2 = j 38,4 MVA .

Lösung zu Aufgabe 4.2.4 a) Schaltgruppe Dy5: U 1UV = −w1 /w2 · U 2UN ;



U 1VW = −w1 /w2 · U 2WN = U 1UV · e−j120 ; ◦

U 2UV = U 2UN − U 2VN = w2 /w1 · U 1UV · (−1 + e−j120 ) ; √ ◦ u ¨ = w1 /( 3 · w2 ) · e j150 .

Lösungen

673

Schaltgruppe Dy11:

√ ◦ u ¨ = w1 /( 3 · w2 ) · e j330 .

Eine zu Dy5 analoge Rechnung liefert:

b)

Ansatz: Zu beachten ist, dass die Koppelflüsse zwischen zwei Spulen auf unterschiedlichen Schenkeln negativ anzusetzen sind, wenn ihre Spulenströme gleichsinnig verlaufen. ◦

U 1VW = j ωL · I 2 − j ωM · I 3 − j ωM · I 1 = Ur1 · e−j90 ; 0 = j ωL · I 2 − j ωM · I 3 − j ωM · I 1 + j ωL · I 3 − j ωM · I 2 − j ωM · I 1 ; 0 = j ωL · I 1 − j ωM · I 2 − j ωM · I 3 . I 1V = −I 1W = c)



I 1U =

◦ 2Ur1 · e−j180 ω · (L + M )

◦ 3 · Ur1 · e−j90 ; ω · (L + M )

I 1V =

√ ◦ (Bezugsspannung: U 1UN = Ur1 / 3 · e j0 ) . √

◦ 3 · Ur1 · e−j210 ; ω · (L + M )



I 1W =

◦ 3 · Ur1 · e+j30 . ω · (L + M )

d) Symmetrischer Transformator ohne Streuung: √ M = L/2 → I1U = 2 · Ur1 /( 3 · ωL) ; √ Ir1 = 630 kVA/( 3 · 10 kV) = 36,4 A ; I1U ≈ Iµ = 0,0035 · Ir1 = 0,13 A → L = 282 H . e) Einphasiges Ersatzschaltbild: √ I1U = Ur1 /( 3 · ωLh ) mit Lh = L · 3/2 (s. Bild 4.36, wenn Λ12 ≈ Λ); L = 94 H (Einphasiges Ersatzschaltbild = Sternschaltung). Wirkliche Spulen in Dreieckschaltung → L∆ = 3 · L .

674

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 4.2.5 a)

b) U 1VW = j ωL1 · I 2 − j ωM · I 1 − j ωM · I 3 + j ωM2 · I 2W ; 0 = j ω (L1 − 2M ) · I 1 + j ω (L1 − 2M ) · I 2 + j ω (L1 − 2M ) · I 3 + j ω (2M2 − M1 ) · I 2W ; 0 = j ωL2 · I 2W + j ωM2 · I 1 + j ωM2 · I 2 − j ωM1 · I 3 ; I3 = I1 ; mit L1 = w12 · Λ ; L2 = w22 · Λ ; M = w12 · 0,45Λ ; M1 = w1 · w2 · 0,96Λ ; M2 = w1 · w2 · 0,45Λ ; ◦

I 1V = 1,35 · U 1VW /(j ωw12 · Λ) = 0,136 A · e−j180 . c) Die Kapazitäten sind gestrichelt im Ersatzschaltbild eingetragen. d) CK12 ≈ 2π · ε0 · 0,42 m/ ln(0,280 m/0,265 m) = 1 nF . Die Annahme von Kupferblöcken erfasst den Zustand, dass ein Wicklungsende einer Oberspannungsspule an Spannung gelegt wird, während das andere Ende offen bleibt (gleiches Potenzial an allen Windungen). Diese Vorgehensweise ist zulässig, weil die Teilkapazitäten nicht vom Betriebszustand abhängen. e) Die Kabelerdkapazität CEK bestimmt die Eigenschwingung, da selbst die größte interne Transformatorkapazität CK12 einen erheblich kleineren Wert aufweist. Die durch die weiteren Kapazitäten resultierenden Eigenschwingungen sind dementsprechend wesentlich hochfrequenter und werden durch Wirbelströme stärker abgedämpft. Die relevante Eigenschwingung bildet sich im Parallelkreis aus der Eingangsinduktivität LE und den Kabelerdkapazitäten CEK aus: fe =

1 2π ·

LE · CEK /2

= 32,9 Hz

mit

LE =

10 kV = 234 H . ω · 0,136 A

Lösungen

675

Lösung zu Aufgabe 4.2.6 a)

U Z : in die Reihenwicklung RW eingekoppelte Zusatzspannung. b)

I Ring =

UZ j ω (L1 + L2 )

c) I ges = 1400 A

(phasengleich mit U 1UN ).

(gemäß Aufgabenstellung phasengleich mit U 1UN ).

Eingeprägte Ströme ohne Zusatzspannung: Stromteilerregel → I 1 = j ωL2 /(j ωL1 + j ωL2 ) · I ges = 933,3 A ;

I 2 = 466,7 A .

Eingeprägte Ströme mit Zusatzspannung: I 1 − I Ring = I 2 + I Ring → I Ring = 233,3 A . d) U Z = j ω (L1 + L2 ) · I Ring = 10,5 kV . e)

Lösung zu Aufgabe 4.2.7 √ a) (420 kV/ 3)/366 V = 662,5



666 Windungen (111 Scheiben).

b) (22 + 0,6) mm · 111 ≈ 2,51 m Mindestlänge. c) 2,51 m + 2 · 0,25 m + 2 · 0,75 m ≈ 4,51 m Kernhöhe. √ d) wUS = 27 kV/(420 kV/ 3) · wOS ≈ 74 Windungen . √ e) Ir = 500 MVA/( 3 · 420 kV) = 687 A ; 687 A/(30 mm2 · 3 A/mm2 ) = 7,6



9 Teilleiter (nächst größere ungerade Zahl).

676

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 4.2.8 In Leistungstransformatoren entstehen bei den Eigenfrequenzen Eigenformen im Magnetfeld (s. Abschnitt 4.2.1.1). Die Feldlinien der Eigenformen dringen kaum in den Eisenkern ein und bilden demzufolge nahezu keinen Hauptfluss. Stattdessen stellen sie im Wesentlichen ein Streufeld dar, das mit den Windungen der Wicklung verkoppelt ist. Darüber hinaus haben die Erdkapazitäten zwischen der Wicklung und den senkrechten Rückschlussschenkeln nur einen geringen Einfluss. Deshalb bleibt das Eigenschwingungsspektrum des Transformators durch das Entfernen dieser beiden Teile des Eisenkerns praktisch unverändert.

Lösung zu Aufgabe 4.4.1 a)

Bezugsspannung: xd

UrG = 21 kV .

0,2 · (21 kV)2 · = 0,294 Ω ; Xd = 0,3675 Ω ; Xd = 2,94 Ω . = SrG 300 MVA 0,15 · (21 kV)2 = 0,189 Ω . XkT = 350 MVA Aus dem Zeigerdiagramm folgt: √ E  = (UrG / 3 + Xd · IbG · sin ϕ)2 + (Xd · IbG · cos ϕ)2 = 12,99 kV (s. Gl. (4.96)). Xd =

2 UrG

Mit Xd bzw. Xd anstelle von Xd ist diese Formel auch für E  und E anwendbar: E  = 13,235 kV ; E = 25,389 kV . b) I kG = E  /(jXd + jXkT ) = 26,89 kA · e−j90 ◦



(E  als Bezugsphasenlage gewählt). ◦

u ¨ = 395 kV/21 kV · e j150 ; I kTN = I kG /¨ u∗ = 1,43 kA · e j60 . √ c) Ig,max = |I k | · 2 ; IgG,L1 ≤ 38,0 kA ; IgG,L2 = IgG,L3 = −IgG,L1 /2 ; IgTN,max = 2,02 kA (tritt zu einem anderen Zeitpunkt auf als IgG,max ).  d) IkG = E  /(Xd + XkT ) = 23,78 kA ; IkG = E/(Xd + XkT ) = 8,11 kA . √ e) IrG = 300 MVA/( 3 · 21 kV) = 8,25 kA ; √ P = 3 · UrG · IbG · cos ϕ = 196,4 MW ; √ Q = 3 · UrG · IbG · sin ϕ = 95,1 Mvar .

Lösung zu Aufgabe 4.4.2 a) u ¨ = 1,03·395 kV/21 kV ;

UrG = 21 kV ;

 UbN = 380 kV/¨ u = 19,614 kV ;

P = 196,4 MW .

Gemäß Gl. (4.65) gilt:  sin ϕU = XkT · P/(UrG · UbN ) = 0,090 → cos ϕU = 0,9959 ;  2 Q = (UrG · UbN · cos ϕU − UrG )/XkT = −162,7 Mvar . (Das negative Vorzeichen in Q kennzeichnet, dass der Strom in Bild 4.51 entgegengesetzt fließt, wenn für Netz 2 der Generator eingesetzt wird.) Eine Erhöhung der Übersetzung um 3 % erhöht die Blindleistungseinspeisung ins Netz auf den 1,7-fachen Wert und wirkt stützend auf die Netzspannung.

Lösungen

677

√ b) IbG = P 2 + Q2 /( 3 · 21 kV) = 7,01 kA ; tan ϕ = Q/P = 0,828 → cos ϕ = 0,770 ; sin ϕ = 0,638 ;    = 28,02 kA ; IkN = IkG /¨ u = 1,45 kA . E  = 13,53 kV ; IkG

Lösung zu Aufgabe 4.5.1 a) Lb = µ0 /(2π) · ln(D/rS ) ; D = d12 · d13 · d23 = 1,512 m Xb = ωLb = 0,319 Ω/km . 3

mit

d12 = d23 = 1,2 m und d13 = 2,4 m ;

b) Cb = 2π · ε0 / ln(D/rS ) = 10,97 nF/km . c) Xb = 0,335 Ω/km ; d) ZW =

Cb = 10,96 nF/km

Lb /Cb

(aus Anhang).

2 UnN /ZW

= 304 Ω ; Pnat = = 1,316 MW . √ e) Ib = 185 A ; P = 3 · UnN · Ib = 6,409 MW > Pnat . Es liegt demnach ein übernatürlicher Betrieb vor. Bei dem zulässigen Betriebsstrom Iz = 535 A wird die Leitung dann ebenfalls übernatürlich betrieben (Iz > Ib ).

Lösung zu Aufgabe 4.5.2 a) Xb = 0,5 · 0,322 Ω/km = 0,161 Ω/km ;

Xb = 35,4 Ω .

b) Betriebskapazität bei 2 parallelen Systemen: Cb = 2 · 14 nF/km = 28 nF/km ; Cb = 6,16 µF . Pol im Eingangsstrom eines Π-Glieds: 1 ≥ 500 Hz ; fP = 2π · Lb · Cb /2 · l2 1 lΠ-Glied ≤ = 118,8 km ; 500 · 2π · Lb · Cb /2 Für eine Leitungslänge von 220 km sind demnach zwei Π-Glieder erforderlich:

c) Impedanzen zusammenfassen, Strom- und Spannungsteilerregel anwenden: ◦ UA 1 = = 1,03533 · e j0 . UE 1 − ω 2 Lb Cb /2 + ω 4 L2b Cb2 /32

d)

◦ UA 1 = 1,03549 · e j0 . = UE 1 − ω 2 Lb Cb /2

Die Differenz der Ergebnisse von c) und d) beträgt 0,015 %. Bei einem einzigen Π-Glied ist der Ferranti-Effekt etwas stärker ausgeprägt.

678

Lösungen

√ e) Qc = 3 · (UnN / 3)2 · ωCb = 279,4 Mvar ; 2 Qind = 0,8 · Qc = UnN /(ωLK )



LK = 2,06 H .

◦ UA 1 = = 0,9799 · e j0 UE 1 + (1 − ω 2 LK Cb /2) · Lb /LK

(s. Bild zu Lösung 4.5.2, Teil d).

Das Ergebnis beschreibt eine Absenkung der Ausgangsspannung im Vergleich zur Eingangsspannung. f)

ZW = Lb /Cb = 135,3 Ω ; ◦ 1 UA = = 0,9994 · e−j15,2 UE 1 − ω 2 Lb Cb /2 + j ωLb /ZW

(nur Phasendrehung).

Lösung zu Aufgabe 4.5.3

a R= √ . 3



a 1

R

a

Ersatzradius des Bündelleiters gemäß Gl. (4.110a): √ ρers = 3 ρ · 3 · (a/ 3)2 = 3 ρ · a2 .

2 a

a) Radius des Kreises: √ a/2 3 ◦ = cos 30 = R 2

3

Betriebsinduktivität: D µ0 · ln Lb = . 2π ρers b) Mittlerer geometrischer Abstand der Teilleiter untereinander: 32 − 3 = 3 , DT = 3 d12 · d13 · d23 = 3 a · a · a = a . 2 Ersatzradius des Bündelleiters gemäß Gl. (4.110b): m=

ρers =

3

ρ · a3−1 =

3

ρ · a2 .

Betriebsinduktivität: D µ0 Lb = · ln . 2π ρers c) d12 = 1,1 · a , d13 = d23 = a ; DT =

3

1,1 · a · a · a =

ρers =

3

ρ·

µ0 · ln 2π

3

3

1,12 · a2 =

1,1 · a ; 3

ρ · a2 ·

3

3

1,12 =

9

1,12 · ρers,b) ;

D ; · ρers,b) µ0 mH ∆Lb = Lb,c) − Lb,b) = − · ln 9 1,12 = −0,0042 . 2π km Die Betriebsinduktivität verringert sich – unabhängig von ρ und D – um 0,0042 mH/km. Lb =

9

1,12

d) Vor der Änderung: 9m µ0 mH Lb = · ln 3 . = 0,856 2π km 0,012 m · (0,4 m)2

Lösungen

679

Nach der Änderung: mH mH mH Lb + ∆Lb = 0,856 − 0,004 = 0,852 . km km km Die Betriebsinduktivität verringert sich um 0,49 %.

Lösung zu Aufgabe 4.6.1 a) Leitungsparameter gemäß Anhang: NA2XS2Y:

Lb = 0,57 mH/km ; Cb = 0,456 µF/km ; (Daten für Verlegung nebeneinander).

 R = Rw90 = 0,177 Ω/km ;

N2XS(FL)2Y:

Lb = 0,61 mH/km ; Cb = 0,144 µF/km ; (Daten für Verlegung nebeneinander).

 R = Rw90 = 0,112 Ω/km ;

b) Wellenwiderstand: ZW =

R + j ωLb ; j ωCb ◦

NA2XS2Y:

Z W = 41,9 Ω · e−j22,3 ;

N2XS(FL)2Y:

Z W = 70,0 Ω · e−j15,2 .



Natürliche Leistung: ◦

NA2XS2Y:

S nat = 2,4 MVA · e j22,3 ;

N2XS(FL)2Y:

S nat = 172,9 MVA · e j15,2 .



Übertragene Scheinleistung bei 1 A/mm2 : NA2XS2Y: N2XS(FL)2Y:

S = 4,2 MVA ; S = 57,2 MVA .

Betriebsform: NA2XS2Y: N2XS(FL)2Y:

übernatürlich; unternatürlich.

c) Kabellänge: √ 3 · IC ; l= UnN · ωCb NA2XS2Y: N2XS(FL)2Y:

IC = 240 A IC = 300 A

→ →

l = 290,2 km ; l = 104,4 km .

d) In der Einspeisung und am Kabelanfang. Die Stromstärke nimmt zum Kabelende hin linear ab. e) Bei gleichem Summenstrom werden die einzelnen Kabel aufgrund der kürzeren Längen geringer belastet.

Lösung zu Aufgabe 4.6.2 0,1 · (10 kV)2 = 0,159 Ω ; 63 MVA Cb = 0,456 µF/km · 120 km = 54,7 µF ; 1 = 957 Hz . f= 2π · XkT /ωCb XkT =

680

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 4.8.1 a) Ersatzschaltbild für die Oberschwingungen:

b) Vereinfachtes Oberschwingungsersatzschaltbild:

c) Bezugsspannung:

Ubez = 400 V .

Netzeinspeisung: LQ =

2 1,1 · UnN ·  ωN · SkN

1 u ¨r

2

=

1,1 · (10 kV)2 · 2π · 50 Hz · 400 MVA

0,4 kV 10 kV

2

= 1,4 µH .

Transformator: 2 uk · Ubez 0,06 · (400 V)2 = 48,5 µH . = LT = ωN · SrT 2π · 50 Hz · 630 kVA Kabel: X · l 0,08 Ω/km · 0,5 km LbK = bK = 127,3 µH ; = ωN 2π · 50 Hz  · l = 0,4 µF/km · 0,5 km = 0,2 µF . CbK = CbK Eingeprägter Oberschwingungsstrom mit Ω = 2π · 250 Hz = 1570,8 s−1 : IΩM = 6 · 0,02 · IrM = 12,480 A . Oberschwingungsstrom im Mittelspannungsnetz (Stromteilerregel): 1  IΩN = 1,00018 · IΩM = 12,482 A . = IΩM · 1 − Ω2 · 6 · CbK · (LQ + LT + LbK /12)  = IΩM Ohne Kabelkapazitäten gilt: IΩN

10-kV-Seite: IΩN =

 IΩN /¨ ur



Erhöhung um 0,018 %.

= 0,499 A .

Lösung zu Aufgabe 4.9.1 a) LkT1 = LkT2 = 0,072 Ω/ω50 = 2,292 mH ; mit ω50 = 2π · 50 Hz ;

LD = 0,036 Ω/ω50 = 1,146 mH

2 CK = Qc /(UnN · ω50 ) = 265,3 µF bei der Maximaleinstellung CKmax . 1 = 527 Hz . f= 2π · CK · (LkT2 + LD )

Lösungen

681

Stationäre Netzrückwirkungen treten bei dem angegebenen Schaltzustand im Frequenzbereich 527. . . 745,3 Hz auf. Abhilfe bietet ein 550-Hz-Filter. b)

2 LM = UnN /(ω50 · 4 Mvar) = 28,648 mH ; L1 = (LT1 LT2 ) + LD = 229,2 µH . Y (ω) bestimmen, aus dessen Nennerpolynom sich die Eigenfrequenz des Pols zu 1 fP = = 648,1 Hz ergibt. 2π · CKmax · L1 · LM /(L1 + LM )

Lösung zu Aufgabe 4.11.1 2 a) Natürliche Leistung bei UnN : Pnat = UnN /ZW = (380 kV)2 /251 Ω = 575,3 MW → Ein System kann ein 300-MVA-Umspannwerk versorgen. 2 Natürliche Leistung bei Um : Pnat = Um /ZW = (420 kV)2 /251 Ω = 702,8 MW → Ein System kann zwei 300-MVA-Umspannwerke versorgen.

b) n · 300 MVA + 200 MVA ≤ 2 · 800 MVA → n ≤ 4,7 . Von den beiden Generatoreinspeisungen können zusätzlich zum 200-MVA-Umspannwerk noch maximal 4 Umspannwerke mit 300 MVA versorgt werden. c) Das Sammelschienensystem A versorgt zwei 300-MVA-Umspannwerke; von dem Sammelschienensystem B werden zwei 300-MVA-Umspannwerke sowie die 200-MVA-Anlage gespeist. d) Die Sammelschienensysteme A und B weisen jeweils 7 Felder mit einer Breite von 18 m auf, d. h. ihre Länge beträgt lSSA = lSSB = 126 m. e) Im Hinblick auf die Leistung ist das (n–1)-Ausfallkriterium erfüllt, da alle Umspannwerke eines Rings nach dem Schließen einer Trennstelle von einem Sammelschienensystem aus versorgt werden können. f) Mittlere Erdkapazität: CE = (6,6 + 5,3 + 6,6)/3 nF/km = 6,167 nF/km ;  mittlere Koppelkapazität: CK = (1,5 + 3,8 + 3,8)/3 nF/km = 3,033 nF/km .  Betriebskapazität einer Sammelschiene: Cb = CE + 3 · CK = 15,266 nF/km  → Cb = Cb · 0,126 km = 1,923 nF . 2π · 8,85 · 10−12 F/m · 126 m 2π · ε0 · lSS √ = = 1,896 nF . 3 ln(D/r) 4 m·4 m·8 m ln 0,125 m UnN 380 kV h) · 2π · 50 Hz · 1,923 nF = 0,133 A . IC = √ · ωCb = √ 3 3 i) 2 Felder → lSSC = 2 · 18 m = 36 m . g)

Cb =

j) Einzelne Sammelschiene C:

Cb = 15,266 nF/km · 36 m = 0,55 nF

Lösung zu Aufgabe 4.11.2 a) Kapazität der Sammelschiene (Formel für Zylinderkondensator): 2π · ε0 · l 2π · 8,85 pF/m · 20 m CSS = = = 1,99 nF ; ln(ra /ri ) ln(140 mm/80 mm) 110 kV · ωC = 0,04 A . IC = √ 3



IC = 37,9 mA .

682

Lösungen

b) Summarische Kapazität Cs von einer Sammelschiene und drei Abzweigen: Cs = CSS + 3 · CE = 1,99 nF + 3 · 3 nF = 10,99 nF ; 110 kV · ωCs = 0,219 A . IC = √ 3 c) Der bei diesem Schaltzustand auftretende kapazitive Strom wäre für den Trennschalter noch zulässig (IC < 0,5 A). In der Praxis kommt dieser Schaltzustand jedoch aufgrund von Verriegelungsschaltungen mit der Ausnahme von Wartungsarbeiten nicht vor.

Lösung zu Aufgabe 4.13.1 a) Bemessungsströme der Lasten: √ IrL = SrL /( 3 · UnN ) ; IrL1 = 43,3 A ; IrL2 = 115,5 A ; IrL3 = 90,2 A ; IrL5 = 173,2 A ; IrL4 = IrL3 + IrL5 = 263,4 A . Vorläufige Auswahl der NH-Sicherungen: S1 : NH-gL-63 A; S2 : NH-gL-160 A; S3 : NH-gM-100 A; S4 : NH-gL-400 A; S5 : NH-gL-250 A. b) Überprüfung der Kurzschlussströme bei den NH-Sicherungen: IaS = 100 kA ; Imin ≈ 2,1 · IrS . (Imin wird mit 2,1 · IrS zur sicheren Seite abgeschätzt, da der große Prüfstrom – abhängig vom Bemessungsstrom der NH-Sicherung – stets im Bereich (1,6 . . . 2,1) · IrS liegt). 2,1 · IrS1 = 132,3 A ; 2,1 · IrS2 = 336 A ; 2,1 · IrS3 = 210 A ; 2,1 · IrS4 = 840 A ; 2,1 · IrS5 = 525 A . Bei einem auftretenden Kurzschlussstrom Ik = 22 kA ist somit für alle NH-Sicherungen die Kurzschlussbedingung 2,1 · IrS ≤ Ik ≤ IaS erfüllt. (Im Verlauf der weiteren Dimensionierung müsste zusätzlich noch überprüft werden, ob die Sicherungen auch bei einpoligen Kurzschlüssen sicher auslösen. Das dafür benötigte Kriterium ist in Kapitel 12 in der Bedingung (12.11) angegeben und wird in der Aufgabe 12.5 vertieft.) c) NH-Sicherung S4 zu S5 : IrS4 /IrS5 = 1,6 (Selektivitätsbedingung erfüllt). NH-Sicherung S4 zu S3 im Normalbetrieb: Für S3 ist gemäß Aufgabenstellung der 1,6-fache Bemessungsstrom zu verwenden, da es sich um einen gM-Typ handelt; IrS4 /(1,6 · IrS3 ) = 2,5 > 1,6 (Selektivitätsbedingung erfüllt). NH-Sicherung S4 zu S3 im Anlaufbereich des Motors: √ IanS3 = 5 · IrM = 451 A mit IrM = 55 kW/( 3 · 0,4 kV · 0,88) = 90,2 A . Schmelzzeit von S3 (bei Kennlinie mit 1,6 · IrS3 = 160 A ablesen): tsS3 ≈ 50 s . Schmelzzeit von S4 : IanS4 = IanS3 + IrS5 = 451 A + 250 A = 701 A → tsS4 ≈ 1000 s > tsS3 (Selektivitätsbedingung erfüllt). d) Auswahl der HH-Sicherung: √ IrS ≥ 630 kVA/( 3 · 10 kV) = 36,4 A → Sicherungstyp HH-63 A (IrS = 63 A). Überprüfung der Kurzschlussbedingungen: IaS = 100 kA ; Imin = 2,5 · IrS (s. Abschnitt 4.13.1.1). Bei einem oberspannungsseitigen Kurzschluss am Transformator mit einem Strom von Ik = 70 kA ist für die HH-Sicherung die Kurzschlussbedingung Imin ≤ Ik ≤ IaS erfüllt. Bei einem Kurzschluss an der niederspannungsseitigen Sammelschiene mit Ik = 22 kA ist für die HH-Sicherung die Bedingung Ik /(10 kV/0,4 kV) > Imin erfüllt, d. h. der Transformator wird oberspannungsseitig ausgeschaltet.

Lösungen

683

e) Bei einem Kurzschluss mit einem Strom von Ik = 22 kA in einem der Niederspannungsabzweige muss die zugehörige NH-Sicherung schneller auslösen als die HH-Sicherung. Dabei ist nur die Sicherung mit dem größten Bemessungsstrom zu überprüfen, weil sie die längste Schmelzzeit aufweist. NH-Sicherung S4 : ts < 0,005 s bei Ik = 22 kA ; HH-Sicherung : ts ≈ 0,01 s bei 22 kA/(10 kV/0,4 kV) = 880 A ; Die NH-Sicherung S4 verhält sich demnach zur HH-Sicherung selektiv. Die anderen NHSicherungen der Sammelschienenabzweige sind dann ebenfalls selektiv, da sie kleinere Bemessungsströme und somit noch kürzere Schmelzzeiten aufweisen. Als weitere Selektivitätsbedingung ist zu überprüfen, ob die NH-Sicherungen auch bei einem solchen Strom noch auslösen, der auf der Oberspannungsseite nur den minimalen Ausschaltstrom der HH-Sicherung fließen lässt. HH-Sicherung : ts ≈ mehrere Minuten bei Imin = 157,5 A ; NH-Sicherung S4 : ts ≈ 0,2 s bei 157,5 A · (10 kV/0,4 kV) = 3937,5 A ; Selektivität ist ebenfalls erfüllt.

Lösung zu Aufgabe 4.13.2 Stich b–e: Es werden nur Kurzschlussanzeiger in den Netzstationen verwendet. Ringleitung R1 –R2 : Jeweils ein Überstromrelais mit 0,3 s Auslösezeit in der Schwerpunktstation. Dieser relativ hohe Zeitwert ist im Hinblick auf die Selektivität zu den HH-Sicherungen und deren Auslösetoleranzen erforderlich. Weiterhin werden in den Netzstationen der Ringleitung Kurzschlussanzeiger installiert. Kabel K2 und K3 : Differenzialschutz mit 0,1 s und zusätzlicher Überstromschutz mit 0,8 s als Reserveschutz. Als Alternative kann anstelle des Überstromschutzes auch ein Distanzschutz mit 0,8 s als niedrigster Auslösestufe gewählt werden (Reservefunktion). Kabel K1 : Distanzschutz mit 0,1 s Schnellzeit und 0,8 s in der 2. Stufe. Ein Differenzialschutz wird wegen der eingeschleiften Netzstation (Stromabzweig) nicht verwendet.

Lösung zu Aufgabe 4.13.3 Es sind der Reihe nach die Netzstationen der Ringleitung und des Stichs aufzusuchen, um die Kurzschlussanzeiger zu überprüfen. Der Fehler liegt vor der ersten Station, deren Kurzschlussanzeiger nicht angesprochen hat.

Lösung zu Aufgabe 5.1 √ a) Der zulässige Spannungsabfall beträgt ∆UY,zul = 0,03 · 10 kV/ 3 = 173,2 V . Der größte Spannungsabfall tritt an der Leitung S1–S2–S5 auf: ∗ MW = 7300 kW · km ; MB∗ = 5475 kvar · km ; 149-AL1/24-ST1A: Rb = 0,194 Ω/km ; Xb = 0,315 Ω/km ; ∆UY ≈ ∆UlY = 181 V → größeren Querschnitt wählen. 184-AL1/30-ST1A: Rb = 0,157 Ω/km ; Xb = 0,309 Ω/km ; ∆UY ≈ 164 V < 173,2 V → zulässiger Querschnitt. ∗ (SS–S2) = 4780 kW · km ; b) MW ∗ MW (S2–S7)

= 750 kW · km ;

MB∗ (SS–S2) = 3585 kvar · km ; MB∗ (S2–S7)

= 562,5 kvar · km ;

∆UY (SS–S2) = 86 V . ∆UY (S2–S7) = 24,8 V .

∆UY (SS–S7) = ∆UY (SS–S2) + ∆UY (S2–S7) = 110,8 V . ◦



c) ∆U T = jXT · Iges · e−j36,9 = 65,5 V · e j53,1 √ mit Iges = 2600 kW/( 3 · 10 kV · 0,8) = 187,6 A

und

XT = 0,349 Ω .

684

Lösungen

Wegen der elektrisch kurzen Leitungen braucht nur der Längsspannungsabfall des Transformators berücksichtigt zu werden: √ ¨) − ∆UT · sin 36,9◦ = 5742 V (vgl. Lösung 4.4.1a). UY,SS ≈ 110 kV/( 3 · u Mit dem Spannungsabfall ∆UY zwischen der Sammelschiene SS und der Station S5, der im Aufgabenteil a) für Leiterseile 184-AL1/30-ST1A ermittelt worden ist, ergibt sich an der Station S5 die Spannung UY,S5 = UY,SS − ∆UY (SS–S5) = 5578 V .

Lösung zu Aufgabe 5.2 √ ◦ a) I  = (7300/6 − j 5475/6)/( 3 · 10) A = 87,8 A · e−j36,9 ◦

I  = Iges − I  = 99,8 A · e−j36,9 . ◦

b) ∆U Y (SS − S1) = 25,1 V · e j8,4 ;





∆U Y (S1 − S2) = 17,5 V · e j8,4 ;

∆U Y (S2 − S6) = 16,8 V · e−j10,5 .

Lösung zu Aufgabe 5.3 a)

Die abgehenden Ströme sowie die Nebenelemente der Admittanzmatrix sind negativ anzusetzen: I1 Y 12 −Y 12 0 0 U1 −I L2 −I L3

=

−Y 12

Y 12 + Y 23

−Y 23

0

0

−Y 23

Y 23

0

0

0

0

0

0

·

U2 U3 0

.

b) Nach Streichung des Erdknotens (Knoten 4) und Vorgabe des Einspeiseknotens (Knoten 1) als Bezugsknoten ergibt sich: −I L2 + Y 12 U 1 −I L3 + 0

=

Y 12 + Y 23

−Y 23

−Y 23

Y 23

·

U2 U3

Nach der Inversion der Matrix erhält man: 1 1 U2 − I L2 + Y 12 U 1 Y 12 Y 12 = · 1 Y 12 + Y 23 U3 − I L3 + 0 Y 12 Y 12 · Y 23 c) Y 23 = Y 12 = −j 0,1

1 ; Ω

Y 12 U 1 = −j 6350,9 A ;

1. Schritt Stromiteration: I L2 = I L3 = −j

30 Mvar √ = −j 157,5 A . 3 · 110 kV/ 3

.

. √ UnN = 110 kV/ 3 = 63,51 kV .

Lösungen

685

Spannungsiteration: U 2 = j 10 Ω · (−j 6193,4 A) + j 10 Ω · j 157,5 A = 60,36 kV ; U 3 = j 10 Ω · (−j 6193,4 A) + j 20 Ω · j 157,5 A = 58,78 kV . 2. Schritt Stromiteration: 30 Mvar I L2 = −j = −j 165,7 A ; 3 · 60,36 kV 30 Mvar I L3 = −j = −j 170,1 A . 3 · 58,78 kV Spannungsiteration: U 2 = j 10 Ω · (−j 6185,2 A) + j 10 Ω · j 170,1 A = 60,15 kV ; U 3 = j 10 Ω · (−j 6185,2 A) + j 20 Ω · j 170,1 A = 58,45 kV . 3. Schritt Stromiteration: 30 Mvar = −j 166,2 A ; I L2 = −j 3 · 60,15 kV 30 Mvar I L3 = −j = −j 171,1 A . 3 · 58,45 kV Für beide Ströme gilt im Vergleich zum 2. Schritt: |∆I| ≤ 2 A . Die Iteration kann abgebrochen werden.

Lösung zu Aufgabe 5.4 a)

I1 −I L2

=

I3 I4

Y 12

−Y 12

−Y 12

Y 12 + Y 23

0

−Y 23

Y 23

0

0

0

0

0

b) Bekannte Größen: Unbekannte Größen:

0

0

−Y 23 0

U1 ·

U2 U3 U4

!.

U 1 , U 3 , I L2 (U 1 und U 3 sind Speisespannungen). I1 , I3 , U 2 .

c) Hybride Form: Alle Unbekannten sind auf die Seite des Stromvektors zu bringen, alle bekannten Größen auf die andere Seite. Das Gleichungssystem ist anschließend nach den Unbekannten aufzulösen: 1 Y 12 + Y 23

U2 I1 I3

=

Y 12 Y 12 + Y 23



Y 12 Y 12 + Y 23

Y 12 −



Y 23 Y 12 + Y 23



Y 212 Y 12 + Y 23

Y 12 Y 23 Y 12 + Y 23

Y 23 Y 12 + Y 23 −

Y 12 Y 23 Y 12 + Y 23

Y 23 −

Y 223 Y 12 + Y 23

− I L2 ·

U1 U3

.

686 d)

Lösungen U2 I1

=

j 10

0,5

0,5

−0,5

−j 0,025

j 0,025

−I L2 ·

U1

U3 . −0,5 j 0,025 −j 0,025 √ ◦ U 3 = 110 kV/ 3 · e j0 (Netzeinspeisung als Bezugsspannung gewählt). Startwerte für den 1. Iterationszyklus: U 1 = U 3 ; U 2 = U 3 . I3

1. Iterationszyklus Stromiteration: ◦ 30 Mvar √ = 157,5 A · e−j90 . I L2 = −j 3 · 110 kV/ 3 Die Hybridmatrix liefert: ◦

U 2 = 61,93 kV · e j0 ;



I 1 = 78,8 A · e−j90 ;

I3 = I1 .

2. Iterationszyklus Stromiteration mit neuem Wert für U 2 aus vorangegangenem Iterationsschritt: ◦

I L2 = 161,5 A · e−j90 . Die Hybridmatrix liefert: ◦

I 1 = 80,7 A · e−j90 ;

I3 = I1 .

Für beide Ströme gilt im Vergleich zum 1. Schritt: |∆I| ≤ 3 A . Die Iteration kann abgebrochen werden. e) In diesem Fall bietet sich das im Abschnitt 5.7.2 beschriebene Verfahren mit den Leistungssummen an.

Lösung zu Aufgabe 5.5 Das zu untersuchende Netz hat das folgende Ersatzschaltbild:

Ohne die Kapazität C lautet die zugehörige Knotenpunktadmittanzmatrix Y13 0 −Y13 0 0 0 Y25 0 0 −Y25 −Y34 −Y35 [YK (p)] = −Y13 0 Y13 + Y30 + Y34 + Y35 0 0 −Y34 Y34 + Y40 + Y45 −Y45 0 −Y25 −Y35 −Y45 Y25 + Y35 + Y45 + Y50 mit Y13 = Y25 = (0,396275 Ω + p · 0,0241685 H)−1 , Y34 = (7,02 Ω + p · 0,0744845 H)−1 , Y45 = (5,85 Ω + p · 0,0620704 H)−1 , Y35 = (7,8 Ω + p · 0,0993127 H)−1 . Im Folgenden werden die Einheiten zur Vereinfachung weggelassen. Die Reihenimpedanzen der

Lösungen

687

Lasten ergeben sich gemäß Abschnitt 4.7.3 aus den Beziehungen RV = zu

2 Ubez · cos ϕ SrV

und

ωLV = XV =

2 Ubez · sin ϕ SrV

ZV1 = RV1 + p LV1 = 1028,50 + p · 2,02893 , ZV2 = 685,667 + p · 1,35262 , ZV3 = 857,083 + p · 1,69077 . Daraus resultieren die Admittanzen Y30 = 1/ZV1 ,

Y40 = 1/ZV2 ,

Y50 = 1/ZV3 .

a) Bestimmungsgleichung für die Eigenwerte bei Stromeinprägung an den Toren 1 und 2: det[YK (p)] = 0 . Dieser Ausdruck kann vereinfacht werden, indem die Admittanzen Y13 und Y25 der Einspeisungen unberücksichtigt bleiben und nur der untere rechte 3×3-Block von YK (p) betrachtet wird. Es ist also lediglich die Determinante der Matrix  (p)] [YNN

Y30 + Y34 + Y35

−Y34

−Y34

Y34 + Y40 + Y45

−Y45

−Y35

−Y45

Y35 + Y45 + Y50

=

−Y35

null zu setzen. Der Zähler dieser auf den Hauptnenner gebrachten Determinante führt auf das Polynom 2,120858023 · 1010 + 3,267381987 · 108 p + 1,051361361 · 106 p2 + 965,4399479 p3 . Im Folgenden wird dafür der Begriff Zählerpolynom verwendet. Dessen Nullstellen lauten p1 = −500,866 s−1 , p2 = −500,500 s−1 und p3 = −87,6317 s−1 . Diese Nullstellen sind zugleich die gesuchten Eigenwerte der Spannungen. Die Genauigkeit von 10 Stellen, mit der die Koeffizienten des Polynoms angegeben worden sind, ist erforderlich, um die Nullstellen mit mindestens 6 Stellen bestimmen zu können. b) Die Bestimmungsgleichung für die Eigenwerte bei Spannungseinprägung lautet det[YNN (p)] = 0 , wobei [YNN (p)] aus [YK (p)] durch Streichen der zu den Toren gehörigen Spalten und Zeilen  entsteht. Diese Determinante enthält im Gegensatz zu [YNN (p)] noch die Informationen über die Admittanzen Y13 und Y25 der Tore. Das zugehörige Zählerpolynom 5,703825863 · 1016 + 2,067319899 · 1015 p + 2,325344637 · 1013 p2 + 9,458149025 · 1010 p3 + 1,608677004 · 108 p4 + 98185,18190 p5 hat die Nullstellen p1 = −503,763 s−1 , p2 = −503,069 s−1 , p3 = −490,214 s−1 , p4 = −88,5703 s−1 und p5 = −52,7950 s−1 . c) Wegen des Kurzschlusses an Knoten 5 ist in [YNN (p)] die Spannung am Fehlerort F, nämlich U5 , null zu setzen; die zugehörige Spalte entfällt. Außerdem wird die zu I5 gehörige Zeile gestrichen. Für die unveränderte Spannungseinprägung ergibt sich dann die Matrix [YNN,F (p)] =

Y13 + Y30 + Y34 + Y35 −Y34

−Y34 Y34 + Y40 + Y45 .

Das Zählerpolynom von det[YNN,F (p)] lautet 2,527124154 · 1012 + 7,847932982 · 1010 p + 7,324284994 · 108 p2 + 2,070545695 · 106 p3 + 1798,687498 p4 und hat die Nullstellen p1 = −503,600 s−1 , p2 = −495,129 s−1 , p3 = −89,3547 s−1 sowie p4 = −63,0594 s−1 .

688

Lösungen

 d) Für eine Stromeinprägung wird von der in Aufgabenteil a) ermittelten Matrix [YNN (p)] ausgegangen. Analog zu Aufgabenteil c) ist die dritte Spalte und Zeile zu streichen, um den Kurzschluss an Knoten 5 zu berücksichtigen:  (p)] = [YNN,F

−Y34

Y30 + Y34 + Y35 −Y34

Y34 + Y40 + Y45 .

 (p)], aus dem das PoDie gesuchten Eigenwerte ergeben sich aus dem Zähler von det[YNN,F lynom

1,169367868 · 1010 + 1,807565851 · 108 p + 587744,4235 p2 + 545,995773 p3 mit den Nullstellen p1 = −500,753 s−1 ,

p2 = −488,082 s−1

und

p3 = −87,6286 s−1

resultiert.  e) In [YNN,F (p)] muss Y30 = 0 und Y40 = YC mit QC YC = p · 2 = p · 5,26132 · 10−7 Ubez · ω

gesetzt werden. Das Zählerpolynom lautet 45017,87925 + 513,8032772 p + 2,219109030 · 10−3 p2 + 1,236137600 · 10−5 p3 und hat die Nullstellen p1 = −87,6339 s−1 ,

p2 = −45,9428 s−1 −j 6446,32 s−1 ,

p3 = −45,9428 s−1 +j 6446,32 s−1 .

Es tritt eine Schwingung mit f = 6446,32/(2π) = 1025,96 Hz auf. Ihr Abstand zur nächsten Netzharmonischen (1050 Hz) beträgt ∆f = 24,04 Hz. f) Bei Verwendung einer R,L-Parallelschaltung als Lastnachbildung werden die zugehörigen Lastimpedanzen mithilfe von Gl. (4.132) bestimmt. Die Admittanzen der Lasten ändern sich auf Y30 = 7,02479 · 10−4 + 0,136772/p ,

Y40 = 1,05372 · 10−3 + 0,205157/p ;

die Last Y50 wird infolge des Kurzschlusses nicht benötigt. In der Matrix [YNN,F (p)] aus Aufgabenteil c) ergibt sich dann das Zählerpolynom der Determinante zu 320968,8117 + 7,081254011 · 106 p + 1,011702747 · 107 p2 + 270113,9673 p3 + 1773,703052 p4 + 0,08960254839 p5 + 7,402158323 · 10−7 p6 mit den Nullstellen bzw. Eigenwerten p1 = −96173,2 s−1 , p4 = −63,1085 s−1 ,

p2 = −24722,8 s−1 , p5 = −0,66386 s−1 ,

p3 = −89,3613 s−1 , p6 = −0,0487123 s−1 .

Anzahl und Beträge dieser Eigenwerte weichen von denen der R,L-Seriennachbildung ab. Demzufolge weisen beide Nachbildungen ein unterschiedliches transientes Verhalten auf, obwohl das stationäre Lastverhalten übereinstimmt (s. Abschnitt 4.7.3).

Lösung zu Aufgabe 6.1 a) Generatorferner Kurzschluss, da nur Netzeinspeisungen vorhanden sind. b) Der Gleichstromwiderstand bei 20 ◦ C, da er zu maximalen Kurzschlussströmen führt. c)

Lösungen I k = √

689 ◦ 1,1 · 10 kV = 15,22 kA · e−j73 . 3 · (0,122 + j 0,399) Ω

d) R/X = 0,122/0,399 → κ = 1,41 ; √ Is = κ · 2 · Ik = 30,35 kA ; Ia = Ik = Ik = 15,22 kA (kein Abklingen, da generatorferner Kurzschluss).

Lösung zu Aufgabe 6.2 a) Ersatzschaltbild:

Bezugsspannung:

Ubez = 660 V .

Netzeinspeisung: XQ = 1,1 ·

(10 kV)2 · 400 MVA

0,66 kV 10 kV

2

= 1,20 mΩ .

Transformator: 2 uk12 · Ubez 0,08 · (660 V)2  Xk12 = 69,70 mΩ ; = = Sr12 500 kVA 2 uk13 · Ubez 0,06 · (660 V)2  Xk13 = 41,49 mΩ ; = = Sr13 630 kVA 2 uk23 · Ubez 0,03 · (660 V)2  Xk23 = 26,14 mΩ ; = = Sr23 500 kVA    X1 = 0,5 · (Xk12 + Xk13 − Xk23 ) = 42,52 mΩ ;    − Xk13 + Xk23 ) = 27,18 mΩ ; X2 = 0,5 · (Xk12    + Xk13 + Xk23 ) = −1,04 mΩ . X3 = 0,5 · (−Xk12

Motor: Pr 500 kW = 585,2 kVA ; = η · cos ϕr 0,96 · 0,89 SrM 585,2 kVA IrM = √ = 511,9 A ; = √ 3 · UrM 3 · 660 V 660 V Ian UrM 1 = 0,1489 Ω . ·√ = ·√ XM = IrM 5 3 · IrM 3 · 511,9 A SrM =

Kurzschlussstrom an der 0,66-kV-Sammelschiene: 1 1,05 · Ubez √ · = 12,062 kA . Ik = (XQ + X1 + X3 ) XM 3 b) Bemessungsstrom der Mischlast: 400 kVA = 577,4 A . IrL = √ 3 · 0,4 kV

690

Lösungen

Bemessungsstrom der HH-Sicherung: IrL IrM 10 kV 10 kV , u ¨13 = . IrHH ≥ + = 56,9 A mit u ¨12 = u ¨12 u ¨13 0,4 kV 0,66 kV Die HH-Sicherung muss gemäß Bild 4.193 mindestens einen Bemessungsstrom von 63 A aufweisen. c) Bemessungsstrom der NH-Sicherung: Bemessungsstrom der HH-Sicherung:  IkHH

Überprüfung der Selektivität: NH-Sicherung:

IrNH ≥ IrM → IrNH = 630 A . IrHH = 63 A . 12,062 kA = = 796,1 A → tsHH ≈ 0,01 s ; u ¨13

tsNH ≈ 0,03 s .

Selektivität liegt nicht vor, denn die HH-Sicherung löst schneller aus als die NH-Sicherung. Für die HH-Sicherung ist deshalb ein größerer Bemessungsstrom IrHH zu wählen: IrHH = 160 A



tsHH ≈ 0,1 s

(Selektivität erfüllt).

(Im weiteren Verlauf der Dimensionierung müsste darüber hinaus noch mithilfe der Bedingung (12.11) überprüft werden, ob die NH-Sicherung auch bei einpoligen Kurzschlüssen sicher auslöst.)

Lösung zu Aufgabe 6.3 a) Ersatzschaltbild und Impedanzwerte ermitteln; als Bezugsspannung wird 110 kV gewählt.

XQ =

1,1 · (220 kV)2 · 20 GVA

110 240

2

= 0,559 Ω 2

110 Ω · 50 km · = 3,130 Ω (1 System) km 240 RL220 = 0,26 · XL220 = 0,814 Ω (110 kV)2 = 7,26 Ω XT3...8 = 0,12 · 200 MVA Ω XL110 = 0,393 · 50 km = 19,65 Ω (1 System) km RL110 = 0,3 · XL110 = 5,895 Ω XL220 = 0,298

(112 kV)2 = 5,018 Ω 250 MVA = 0,03 · XT9 = 0,151 Ω

XT9 = 0,1 · RT9

 = 0,19 · XdG9

(21 kV)2 · 225 MVA

112 21

 RsG9 = 0,05 · XdG9 = 0,530 Ω

2

= 10,593 Ω

Lösungen

691

E G9 = u ¨T9 ·

X  21 kV √ · IrG9 · sin ϕrG9 + dG9 u ¨2T9 3

= 72,702 kV · e j7,77



(s. Gl. (4.96))

2

+

 XdG9 · IrG9 · cos ϕrG9 u ¨2T9

2



· e jϑG9

mit

 XdG9 /¨ u2T9 · IrG9 · cos ϕrG9 √ ϑG9 = arctan = 7,77◦ ,  21 kV/ 3 + XdG9 /¨ u2T9 · IrG9 · sin ϕrG9 225 MVA IrG9 = √ = 6,186 kA , cos ϕrG9 = 0,8 und u ¨T9 = 112 kV/21 kV . 3 · 21 kV Aus diesen Daten ergibt sich die Admittanzmatrix des Netzes

Y 11 Y 12 Y 1F [Y ] =

Y 12 Y 22 Y 2F Y 1F Y 2F Y FF

mit ◦

Y 11 = 0,278 S · e−j83,50 ;



Y 12 = 0 ; ◦

Y 1F = −0,278 S · e−j83,50 ;



Y 2F = −0,064 S · e−j87,51 ;

Y 22 = 0,064 S · e−j87,51 ; ◦

Y FF = 0,342 S · e−j84,25 .

Teilkurzschlussströme in den Einspeisungen: √ ◦ I kQ = Y 11 · 1,1 · 220 kV/( 3 · u ¨T3 ) + 0 · E G9 + Y 1F · 0 = 17,793 kA · e−j83,50 √ ◦ I kG9 = 0 · 1,1 · 220 kV/( 3 · u ¨T3 ) + Y 22 · E G9 + Y 2F · 0 = 4,653 kA · e−j79,74 . Anfangskurzschlusswechselstrom an der Fehlerstelle: √ ◦ I kF = Y 1F · 1,1 · 220 kV/( 3 · u ¨T3 ) + Y 2F · E G9 = −22,438 kA · e−j82,72 . I k2F

I k1F

Dieser Strom kann auch aus der Beziehung I kF = −(I kQ + I kG9 ) berechnet werden. Die Summanden I k1F und I k2F kennzeichnen die Beiträge der Einspeisungen zum Kurzschlusswechselstrom an der Fehlerstelle. In einem Netz, bei dem der Kurzschluss nicht die Spannungsquellen voneinander entkoppelt, sind diese Beiträge aufgrund von Ausgleichsströmen zwischen den Einspeisungen nicht identisch mit den tatsächlichen Teilkurzschlussströmen I kQ und I kG9 . √ √   + 1,15 · κ2F · 2 · Ik2F b) IsF = 1,15 · κ1F · 2 · Ik1F κ1F = 1,717

−1 mit R/X = Re {−Y −1 1F } / Im {−Y 1F }



1,15 · κ1F = 1,974

κ2F = 1,880

−1 mit R/X = Re {−Y −1 2F } / Im {−Y 2F }



1,15 · κ2F > 2 (2,0 einsetzen)

IsF = 62,828 kA . Da das betrachtete Netz durch den Kurzschluss in zwei voneinander unabhängige einmaschige Kreise zerfällt, bewirkt der Faktor 1,15 in diesem Spezialfall eine besonders hohe Sicherheit. c) Netzeinspeisung:  = 17,793 kA IaQ = IkQ

(kein Abklingen)

Generator:  = 3,629 kA IaG9 = µG9 · IkG9  urT9 ) = 4,012 kA IkG9 /(IrG9 /¨

mit → µG9 (t = 0,2 s) = 0,78

(s. Bild 6.23).

Ausschaltwechselstrom an der Fehlerstelle: IaF = IaQ + IaG9 = 21,422 kA . d) Ohne Berücksichtigung der Wirkwiderstände ergeben sich geringfügig zu große Kurzschlusswechselströme. Für den Stoßfaktor gilt dann: κ → 2,0 .

692

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 6.4 a) Wie im Bild zu Lösung 6.3 gestrichelt dargestellt ist, sind beim Ersatzspannungsquellenverfahren im Ersatzschaltbild alle Spannungsquellen kurzzuschließen; √ anstelle des Fehlers ist dann an der Kurzschlussstelle eine Spannungsquelle mit 1,1 · UnN / 3 einzusetzen. Die Widerstände und Reaktanzen des Generators G9 sowie des zugehörigen Transformators T9 sind zunächst mithilfe eines Kraftwerkskorrekturfaktors KKW gemäß DIN VDE 0102 zu korrigieren: KKW = =

UnN UrG9

2

110 kV 21 kV

UrTUS UrTOS

· 2

·

2

·

21 kV 112 kV

1,1 1 + (xdG9 − ukT9 ) · sin ϕrG9 2

·

1,1 = 1,0067 1 + (0,19 − 0,1) · 0,6

Z KW = KKW · Z 2 = 0,686 Ω + j 15,716 Ω

mit

Z 2 = 0,681 Ω + j 15,611 Ω .

Mit der daraus resultierenden Impedanz Z KW des Kraftwerks ergibt sich an der Fehlerstelle eine im Vergleich zu Aufgabe 6.3 geringfügig veränderte Eingangsimpedanz ◦

Y FF = 0,341 S · e−j84,25 . Man erhält dann den Anfangskurzschlusswechselstrom an der Fehlerstelle √ ◦ I kF = −Y FF · 1,1 · 110 kV/ 3 = −23,822 kA · e−j84,25 . Die zugehörigen Teilkurzschlussströme in den Einspeisungen können wiederum mithilfe der Übertragungsadmittanzen Y 1F und Y 2F ermittelt werden. Der Wert von Y 1F hat sich im Vergleich zu Aufgabe 6.3 nicht geändert; für Y 2F ergibt sich ◦

Y 2F = 0,0636 S · e−j87,51 . Netzeinspeisung:

√ ◦ I kQ = −Y 1F · 1,1 · 110 kV/ 3 = 19,421 kA · e−j83,50 . Generator: √ ◦ I kG9 = −Y 2F · 1,1 · 110 kV/ 3 = 4,441 kA · e−j87,50 . Da die Ersatzspannungsquelle als einzige Spannungsquelle vorhanden ist, können die Teilkurzschlussströme alternativ auch mithilfe der Stromteilerregel aus dem bereits berechneten Fehlerstrom I kF ermittelt werden. b) Stoßkurzschlussstrom an der Fehlerstelle bei verzweigten Netzen: √  IsF = 1,15 · κF · 2 · IkF −1 R/X = Re {Y −1 FF } / Im {Y FF } = 0,2938/2,918 = 0,10069 √ κF = 1,745 → 1,15 · κF > 2 → IsF = 2,0 · 2 · 23,822 kA = 67,379 kA .

c) Prinzipiell werden die Ausschaltwechselströme von verzweigten Netzen gemäß DIN VDE 0102 mit den Anfangskurzschlusswechselströmen nach oben abgeschätzt. In dem betrachteten Fall liegt jedoch ein Spezialfall vor, bei dem alle Spannungsquellen sternförmig auf den Kurzschluss speisen und voneinander entkoppelt sind. Daher können für die einzelnen Zweige genauere Ausschaltwechselströme ermittelt werden:  IkG9 4,441 kA = 3,829 → µG9 = 0,8 = IrG9 /¨ urT9 6,186 kA/(112/21)  IaG9 = µG9 · IkG9 = 3,553 kA  = 19,421 kA IaQ = IkQ

(µQ = 1)

Ausschaltwechselstrom an der Fehlerstelle: IaF = IaG9 + IaQ = 22,974 kA .

Lösungen

693

Lösung zu Aufgabe 6.5 a) Für die Erstellung des Ersatzschaltbilds sind die Netzeinspeisungen N1 und N2 zusammenzufassen und alle Wirkwiderstände zu vernachlässigen (R/X < 0,3). Als Bezugsspannung wird der Wert UnN = 380 kV gewählt.

Freileitungen: Xb = 0,5 · 0,259 Ω/km XL2 = 6,475 Ω ;

(2 parallele Systeme)

XL3 = 1,295 Ω ;

XL5 = 12,95 Ω

Netzeinspeisungen: (380 kV)2 = 7,942 Ω 20 GVA Transformatoren: (425 kV)2 = 20,643 Ω XT2 = 0,16 · 1400 MVA (425 kV)2 XT3 = 0,13 · = 21,347 Ω 1100 MVA Generatoren: 2 (27 kV)2 425 kV  · Xd2 = 0,32 · = 44,462 Ω 1300 MVA 27 kV XQ = 1,1 ·

 = 0,23 · Xd3

(27 kV)2 · 900 MVA

425 kV 27 kV

2

= 46,160 Ω

¨rT2 · E2 (27 kV) = 299,153 kV E2 = u E3

=u ¨rT3 ·

E3 (27

mit Gl. (4.96)

kV) = 282,861 kV .

Mit den Korrekturfaktoren KKW2 = 0,811 und KKW3 = 0,835 ergeben sich für die Impedanzen der Blockkraftwerke die Werte  Z KW2 = KKW2 · (jXd2 + jXT2 ) = j 52,800 Ω und Z KW3 = j 56,368 Ω . Anfangskurzschlusswechselstrom an der Fehlerstelle: √ √ ◦ I kF = −Y FF · 1,1 · UnN / 3 = −j 0,2860 S · 1,1 · 380 kV/ 3 = −69,021 kA · e−j90 . Teilkurzschlussströme in den Kraftwerkszweigen: √ √ ◦ I k2 = −Y 2F · 1,1 · UnN / 3 = j 16,871 mS · 1,1 · 380 kV/ 3 = 4,071 kA · e−j90 , √ √ ◦ I k3 = −Y 3F · 1,1 · UnN / 3 = j 17,342 mS · 1,1 · 380 kV/ 3 = 4,185 kA · e−j90 . In den Netzeinspeisungen N1 und N2 fließt jeweils der Teilkurzschlussstrom √ ◦ ◦ mit Y QF = 0,1259 S · e j90 . 0,5 · I kQ = 0,5 · (−Y QF · 1,1 · UnN / 3) = 30,387 kA · e−j90 b) Bei Netzen mit Nennspannungen über 1 kV kann der Stoßfaktor maximal die Größe κ = 2,0 annehmen. Mit diesem Wert wird der Stoßkurzschlussstrom zur sicheren Seite abgeschätzt: IsF = 195,221 kA .

694

Lösungen

c) Ausschaltwechselströme:  Ik2 = 2,305 IrG2 /¨ urT2



µG2 = 0,96

 Ik3 = 3,423 IrG3 /¨ urT3



µG3 = 0,83

 = 3,908 kA Ia2 = µG2 · Ik2  = 3,474 kA Ia3 = µG3 · Ik3  = 68,156 kA . IaF = Ia2 + Ia3 + IkQ

Lösung zu Aufgabe 6.6 a) U G: U L: I G: I k6 :

I G1

−Y 12

Y 12

Spannungen an den Einspeiseknoten, Spannungen an den Lastknoten, Ströme in den Einspeisungen, Kurzschlussstrom.

0

0

0

−Y 12 Y 12 + Y 23 + Y 24 −Y 23

−Y 24

0

0

U L2

0

−Y 23

Y 23

0

0

0

U G3

0

−Y 24

0

I G5

0

0

0

−Y 45

Y 45

0

U G5

−I k6

0

0

0

−Y 46

0

Y 46

0

0 I G3 0

=

0

U G1

·

Y 24 + Y 45 + Y 46 −Y 45 −Y 46

U L4

I k6 substituieren: I k6 = I G1 + I G3 + I G5 . Bei der Lösung des sich dann ergebenden Gleichungssystems wäre folgendermaßen vorzugehen: Da die Admittanzmatrix singulär ist, muss eine beliebige Zeile (Gleichung) gestrichen werden. Dafür bietet sich die 6. Zeile an, weil sie nach der Substitution im Unterschied zu den anderen Zeilen mehrere Ströme enthält. Anschließend muss die resultierende Matrix noch um eine Spalte reduziert werden. Für diese Maßnahme ist die 6. Spalte zu wählen, da das Potenzial am Kurzschlussknoten 6 bekannt ist und den Wert 0 aufweist (vgl. Abschnitt 5.7). √ b) Dem Kurzschlussknoten 6 wird das Potenzial U 6 = 1,1 · UnN / 3 zugewiesen (Ersatzspannungsquelle). Alle anderen Spannungsquellen sind kurzzuschließen; die Knoten 1, 3 und 5 weisen dadurch Erdpotenzial auf. Sie werden zusammengefasst und gemeinsam als neuer Knoten 1 bezeichnet. Ferner ist in den Admittanzen Y 12 , Y 23 und Y 45 noch jeweils ein Kraftwerkskorrekturfaktor gemäß DIN VDE 0102 zu berücksichtigen. Auf diese Modifikation der Admittanzwerte wird durch die Kennzeichnung Y˜ hingewiesen: −I k6 0 0 I k6

=

Y˜ 12 + Y˜ 23 + Y˜ 45 −(Y˜ 12 + Y˜ 23 )

−(Y˜ 12 + Y˜ 23 ) Y˜ 12 + Y˜ 23 + Y 24

−Y˜ 45

0

0

−Y 24

0

U L2

−Y˜ 45

−Y 24

Y˜ 45 + Y 24 + Y 46

−Y 46

0

0

−Y 46

Y 46

·

U L4 U6

Lösungen

695

Die Admittanzmatrix ist wiederum singulär. Man streicht daher die 1. Zeile und die 1. Spalte, weil der Knoten 1 das Potenzial 0 aufweist. Durch diese Maßnahme wird der Einspeiseknoten eliminiert, sodass die Admittanzmatrix nur noch Netzknoten enthält. c) Nach der in b) durchgeführten Knotenreduktion führt eine Inversion der Admittanzmatrix auf folgende Impedanzform: U L2 U L4

Z 22 Z 24 Z 26 =

U6

Z 24 Z 44 Z 46 Z 26 Z 46 Z 66

0 ·

0 .

I k6

Aus der letzten Zeile dieses Gleichungssystems folgt der Zusammenhang: U 6 = Z 66 · I k6 → I k6 = U 6 /Z 66 . Damit sind alle noch unbekannten Spannungen bestimmt. Falls ein anderer Netzknoten zum Kurzschlussknoten wird, steht der Kurzschlussstrom in der zu diesem Knoten gehörenden Zeile des Stromvektors. Gleichzeitig nimmt das Potenzial dieses Knotens die Größe der Ersatzspannungsquelle an. Der bisherige Kurzschlussknoten wird dann zu einem Netzknoten und erhält im Stromvektor den Wert 0; die entsprechende Knotenspannung wird eine Unbekannte. Das restliche Gleichungssystem bleibt erhalten, sodass keine erneute Matrixinversion erforderlich ist. Der Kurzschluss- und der Netzknoten haben somit lediglich ihre Bedeutung vertauscht. Auf diese Weise sind Aussagen über die Kurzschlussströme an allen Netzknoten möglich. Über die Einspeiseknoten können jedoch keine Angaben erfolgen, da sie in der reduzierten Matrix nicht mehr enthalten sind.

Lösung zu Aufgabe 7.1 √ a) IrG = 225 MVA/( 3 · 21 kV) = 6185,9 A . Gemäß Anhang sind 3 Stromschienen (Teilleiter) mit jeweils 200 mm × 15 mm und einem zulässigen Betriebsstrom von insgesamt Iz = 6240 A erforderlich. Die stärkste mechanische Beanspruchung erfolgt durch einen dreipoligen Kurzschluss. b) Xd = 0,18 · (21 kV)2 /(225 MVA) = 0,353 Ω ; 1,1 · 21 kV = 37,8 kA . Ik = √ 3 · Xd RsG /Xd = 0,05 Hauptleiterkraft:



κ = 1,86 



F = 4,89 kN/m

Is = 99,44 kA . (gemäß Gl. (7.11)).

c) Da bei einem dreipoligen Kurzschluss der mittlere Hauptleiter am stärksten beansprucht wird, ist aus den Abständen aij seiner 3 Teilleiter zu allen 3 Teilleitern eines außen liegenden Hauptleiters der wirksame Hauptleitermittenabstand am zu berechnen: b/d = 200 mm/15 mm = 13,3 ; d = 15 mm ; a = 350 mm . a12 = a + 2d ; a13 = a + 2 · 2d ; a11 = a ; a21 = a − 2d ; a22 = a ; a23 = a + 2d ; a32 = a − 2d ; a33 = a . a31 = a − 2 · 2d ; Damit ergeben sich gemäß Bild 7.9 die folgenden Korrekturfaktoren: k11 = 0,95 ; k21 = 0,94 ; k31 = 0,93 ; 1 = am

k12 = 0,955 ; k22 = k11 ; k32 = k21 ;

k13 = 0,96 ; k23 = k12 ; k33 = k11 .

0,955 0,96 0,94 0,95 0,955 0,93 0,94 0,95 0,95 + + + + + + + + 0,35 0,38 0,41 0,32 0,35 0,38 0,29 0,32 0,35

1 1 = 24,59 . m m

696

Lösungen

Aus Gl. (7.16) ergibt sich unter Verwendung des Teilleiterstroms Is /3 die Hauptleiterkraft  = 4,68 kN/m . Fm Die ermittelte Hauptleiterkraft ist geringer als bei vergleichbaren Linienleitern. d) 1 = 0,35 + 0,56 = 21,0 1 ; as 0,03 m 0,06 m m Fs = 4,61 kN/m (s. Gl. (7.18)). e) Gesamtkraft: Fges = Fs + Fm = 9,29 kN . Diese Kraft wirkt waagrecht und entsteht gleichmäßig verteilt auf der gesamten Schienenlänge. Jeder der Stützer muss die halbe Kraft aufnehmen: FA1 = FA2 = Fges /2 . f) Einpolig gekapselte Anlage: Die Kräfte zwischen den Leitern reduzieren sich infolge der Rückströme in der Kapselung, wenn diese beidseitig geerdet ist. Dreipolig gekapselte Anlage: Die Kräfte zwischen den Leitern werden durch die Kapselung nicht wesentlich beeinflusst. g) Im Bereich der Krümmung treten erhöhte Streckenkräfte auf. Dort sind zusätzliche Stützer erforderlich.

Lösung zu Aufgabe 7.2 Xd = 0,353 Ω ; RsG /Xd

= 0,05

Ik = 37,8 kA ; →

κ = 1,86

IrG = 6185,9 A . →

m = 0,37 .

Ik = 1,76 · IrG = 10,89 kA ; Ik /Ik = 3,47 → n = 0,7 . √ Ith = Ik · m + n = 39,1 kA ; Sth = 4,34 A/mm2 mit A = 3 · (200 · 15) mm2 . Sth,zul = 87 A/mm2 ·



1 s/0,2 s = 194 A/mm2

Sth < Sth,zul .

Die Leiterschiene ist demnach auch thermisch kurzschlussfest.

Lösung zu Aufgabe 7.3

Die maximale Beanspruchung der Kabel tritt bei einem Kurzschluss unmittelbar hinter der Sammelschiene auf: Ik = 20,13 kA . R/X = 0,197 Ik = Ik →

→ κ = 1,56 → m = 0,05 . n = 1 (Netzeinspeisung).

Ith = 20,63 kA · 1 + 0,05 (s. Gl. (7.27)) ; Sth = 20,63 A/240 mm2 = 85,97 A/mm2 ; Sth,r = 91,2 A/mm2 mit ϑb = 90 ◦ C und Sth,zul = Sth,r ·

ϑe = 250 ◦ C ;

1 s/0,3 s = 166,5 A/mm2 .

Die Bedingung Sth < Sth,zul ist erfüllt, die Kabel sind demzufolge thermisch kurzschlussfest.

Lösungen

697

Lösung zu Aufgabe 7.4 a) Oberspannungsseite: SF6 -Technik. Unterspannungsseite: Bevorzugt SF6 -Technik wegen erhöhter Sicherheit, jedoch auch Zellenbauweise möglich. b)

Anfangskurzschlusswechselstrom: c) RQ + RT + RD = 0,0688 XQ + XT + XD Sth,r = 91,2 A/mm2 mit



Ik = 13,75 kA . κ = 1,82 ;

ϑb = 90 ◦ C

und

ϑe = 250 ◦ C .

Mindestschaltverzug tmin = 0,3 s : m = 0,18 ; n = 1 (Netzeinspeisung) ; Sth,zul = Sth,r · 1 s/0,3 s = 166,5 A/mm2 ; Ith = 14,93 kA ; Sth = 62,2 A/mm2 < Sth,zul . Mindestschaltverzug tmin = 0,8 s (Reservezeit): m = 0,064 ; n = 1 (Netzeinspeisung) ; Sth,zul = Sth,r · 1 s/0,8 s = 102,0 A/mm2 ; Ith = 14,2 kA ; Sth = 59,1 A/mm2 < Sth,zul . Die Kabel sind thermisch kurzschlussfest. d) Ik = 24,24 kA . e) tmin = 0,3 s : Ith = 26,33 kA ; Sth = 109,7 A/mm2 ; Sth = 104,2 A/mm2 . tmin = 0,8 s : Ith = 25,0 kA ; Die Kabel sind bei Sth,zul = 102,0 A/mm2 für einen Mindestschaltverzug von tmin = 0,8 s nicht kurzschlussfest. Daher sind die Drosselspulen erforderlich. f) XQ + (XT + XD )/2 = 0,242 Ω → Ik = 26,24 kA ; κ = 1,81 . Mindestschaltverzug tmin = 0,3 s : m = 0,18 ; n = 1 ; Ith = 28,5 kA ; Sth = 118,8 A/mm2 < Sth,zul (tmin = 0,3 s) . Mindestschaltverzug tmin = 0,8 s : m = 0,064 ; n = 1 ; Ith = 27,07 kA ; Sth = 112,8 A/mm2 > Sth,zul (tmin = 0,8 s) . Ein stationärer Parallelbetrieb der Transformatoren ist nicht zulässig. g)

Mit Is -Begrenzer (Drosselspule kurzgeschlossen): √ Ib = 1824,7 A ; U = 3 · Ib · |RLS + jXLS | = 9,481 kV = 0,948 · UnN . Ohne Is -Begrenzer (Drosselspule wirksam): Ib = 1750,6 A ; U = 9,096 kV = 0,910 · UnN .

698

Lösungen

h)

u ¨T = u ¨rT ± 12 %



u ¨Tmax = 12,32 ;

u ¨Tmin = 9,68 .

Spannung an der 10-kV-Sammelschiene: Spannungsteilerregel anwenden, Impedanzen auf die Unterspannungsseite beziehen. 2 2 RLS + XLS

110 kV uT ) = √ · UY (¨ 3·u ¨T

;

2 RLS + (XQ /¨ u2T + XT + XD + XLS )2 √ uT,max ) = 4,69 kV = 0,812 · UnN / 3 ; UY (¨ √ uT,min ) = 5,96 kV = 1,032 · UnN / 3 . UY (¨

Anfangskurzschlusswechselstrom an der 10-kV-Sammelschiene: urT ) = 13,75 kA ; Ik (¨ uT,max ) = 12,39 kA = 0,902 · Ik (¨ urT ) ; Ik (¨   uT,min ) = 15,4 kA = 1,121 · Ik (¨ urT ) . Ik (¨

Lösung zu Aufgabe 7.5 Oberspannungsseite (Schalter S1 ): √ Ia = Ik = 5 GVA/( 3 · 110 kV) = 26,24 kA < 31,5 kA ; √ IrT = 50 MVA/( 3 · 110 kV) = 262,4 A ; bei zeitweiliger Überlastung zulässig: 1,3 · IrT = 341,2 A < 1250 A ; √ Is = 2 · 1,65 · Ik = 61,2 kA < 80 kA ; Ith,zul = Ith,r = 30 kA

wegen

Tk = 0,1 s ≤ Tkr

(s. Gl. (7.30)) ;

tmin = 0,1 s → m = 0,23 und n = 1 ; Ith = Ik · 1,23 = 29,1 kA < Ith,zul . Die Bemessungsdaten des Schalters S1 werden eingehalten. Abzweigkabel (Schalter S2 ): Ia = Ik = 15,4 kA < 16 kA

(bei minimaler Stufenschalterstellung);

Iz = Ir = 416 A < 630 A ; √ Is = 2 · 1,65 · Ik = 35,9 kA < 45 kA ; Ith,zul = Ith,r = 16 kA tmin = 0,1 s Ith =

Ik

·

(s. Gl. (7.30)) ;

(kleinste Zeit maßgebend): m = 0,23 1,23 = 17,1 kA > Ith,zul

und

n = 1;

(unzulässig).

Die Bemessungsdaten des Schalters S2 werden überschritten.

Lösung zu Aufgabe 7.6 Die Daten des Ersatzschaltbilds – bezogen auf die 380-kV-Ebene – sind Bild 7.22 zu entnehmen. Es wird angenommen, dass die Klemmenspannung am Generator durch einen Spannungsregler ¨1 · UrG = 425 kV . konstant gehalten wird. Damit gilt: UbG = u

Lösungen

699

Analog zur Lösung 4.4.1a ergibt sich die transiente Spannung durch eine Modifikation der Gl. (4.96) zu: √ E  = (UbG / 3 + Xd · IbG · sin ϕ)2 + (Xd · IbG · cos ϕ)2 = 286,0 kV mit 2 PbG + Q2bG √ = 455,36 A 3 · UbG

IbG =

und

ϕ = arctan

269 Mvar = 53,37◦ . 200 MW

Mithilfe der Ersatzschaltung 7.22 ist die Übertragungsadmittanz zwischen den Knoten K1 und K2 zu ermitteln. Dafür ist der Knoten K1 kurzzuschließen, die Spannung am Knoten K2 anzulegen und der Strom I 1 am Knoten K1 zu bestimmen: √ Y 12 = I 1 /(U bN / 3) . Normalbetrieb: Kurzschluss in F2 :

Y b12 = j 5,53 mS ; Y k12 = j 1,46 mS .

Die übertragene Wirkleistung wird durch die Leistungskennlinien PN (δ) beschrieben und ergibt sich gemäß den Gln. (7.39) und (7.42) zu √ PN (δ) = 3 · Y12 · E  · UbN · sin δ mit UbN = 380 kV . → δ0 (200 MW) = 11,1◦ ; Normalbetrieb: PbN (δ) = 1041 MW · sin δ Kurzschluss in F2 : PkN (δ) = 274,8 MW · sin δ → δk (200 MW) = 46,7◦ . Gemäß Bild 7.23 wird mit PA = 200 MW das Flächenkriterium angewendet: δk

A1 = δ0

200 MW · dδ −

δk δ0

274,8 MW · sin δ · dδ

= 200 MW · (δk − δ0 ) − 274,8 MW · (cos δ0 − cos δk ) = 43,1 MW δmax

A2 = δk

(δ in Bogenmaß) ;

δmax

274,8 MW · sin δ · dδ −

δk

200 MW · dδ

= 274,8 MW · (cos δk − cos δmax ) − 200 MW · (δmax − δk ) = 351,5 MW − (274,8 MW · cos δmax + 200 MW · δmax )

(δ in Bogenmaß).

Transiente Stabilität liegt gemäß Bild 7.24 vor, wenn δkrit nicht überschritten wird. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn die Ungleichung A2 (δkrit ) > A1 gilt. Der zugehörige Grenzwinkel δkrit muss im Bereich 90◦ . . . 180◦ liegen und ergibt sich aus der Beziehung 274,8 MW · sin δkrit = 200 MW zu δkrit = 133,3◦ . Dieser Winkel ist in der Bestimmungsgleichung für die Fläche A2 anstelle von δmax einzusetzen: A2 (δkrit ) = 74,7 MW. Der so erhaltene Maximalwert für die Fläche A2 ist größer als die Fläche A1 . Transiente Stabilität liegt somit vor. Der maximale Ausschlagswinkel δmax wird durch die Bedingung A2 = A1 gekennzeichnet. Er ist durch iteratives Einsetzen von Werten für δmax in die Bestimmungsgleichung von A2 zu ermitteln. Dabei kann aus jeweils zwei geschätzten Werten für δmax und den zugehörigen Werten für A2 durch lineare Interpolation ein verbesserter Schätzwert δmax bestimmt werden (Regula Falsi). Man erhält so das Ergebnis: δmax = 94,4◦ .

Lösung zu Aufgabe 8.1 a) Sges = 152 · 21 kW · (0,07 + 0,93/152)/0,9 = 3192 kW · 0,076/0,9 = 270 kVA . Netzstationen werden üblicherweise im Bemessungsbetrieb zu 60. . . 70 % ausgelastet. Es wird demnach eine 400-kVA-Netzstation benötigt, die mittelspannungsseitig von der Netzstation N1 gespeist wird.

700

Lösungen

b)

c) Spannungshaltung: Zulässiger Spannungsabfall:

√ ∆UY,zul = 0,03 · 400 V/ 3 = 6,9 V .

Äußerer Ring: Der Ring speist bis zum Kabelverteilerschrank K1 2×20 WE. 20 WE entsprechen einer Wirkleistung von P = 20 · 21 kW · (0,07 + 0,93/20) = 48,93 kW . ∗ = 48,93 kW · 0,2 km + 48,93 kW · 0,4 km = 29,36 kW · km ; MW MB∗ = 48,93 kW · 0,2 km · tan ϕ + 48,93 kW · 0,4 km · tan ϕ = 14,22 kvar · km . Rb = 0,249 Ω/km ; Xb = 0,08 Ω/km (s. Anhang mit ϑb = 70 ◦ C) . ∆UY = 12,2 V (Längsspannungsabfall gemäß Gl. (5.15a)). Um den zulässigen Spannungsabfall einzuhalten, sind zwei parallel verlegte Kabel erforderlich, die jeweils die halbe Last versorgen (∆UY = 0,5 · 12,2 V = 6,1 V). Alle weiteren Ringe: Diese Ringe versorgen bis zum jeweiligen Kabelverteilerschrank 2×6 WE. 6 WE entsprechen einer Wirkleistung von P = 6 · 21 kW · (0,07 + 0,93/6) = 28,35 kW . ∗ = 17,01 kW · km ; MB∗ = 8,24 kvar · km . MW ∆UY = 7,1 V (s. Gl. (5.15a)) . Es sind ebenfalls zwei parallel verlegte Kabel notwendig (∆UY = 3,5 V). Die Annahme, dass die Lasten konzentriert in der Mitte und am Ende der Kabel angreifen, bedeutet eine Abschätzung zur sicheren Seite. Strombelastbarkeit im Normalbetrieb: Zulässiger Betriebsstrom der Kabel:

Iz = Ir = 270 A

(s. Anhang).

Äußerer Ring: S = 40 · 21 kW · (0,07 + 0,93/40)/0,9 = 87,03 kVA ; √ Betriebsstrom pro Kabel: Ib = 0,5 · S/( 3 · 400 V) = 62,8 A < Iz . Alle weiteren Ringe: S = 12 · 21 kW · (0,07 + 0,93/12)/0,9 = 41,3 kVA ; √ Betriebsstrom pro Kabel: Ib = 0,5 · S/( 3 · 400 V) = 29,8 A < Iz .

Lösungen

701

d) NH-Sicherungen: Sicherungsauswahl: Wegen des einheitlichen Kabeltyps wird für alle Kabel dieselbe Sicherungsgröße verwendet, für die dann der größte Betriebsstrom von Ib = 62,8 A maßgebend ist. Gewählt wird der Sicherungsbemessungsstrom IrS = 100 A . Der große Prüfstrom liegt gemäß Abschnitt 4.13.1.2 wegen IrS > 25 A bei 1,6 · IrS . Er darf den Wert 1,45 · Iz nicht überschreiten (s. Abschnitt 8.2): 1,6 · 100 A ≤ 1,45 · 270 A (erfüllt). Kurzschluss: XkT = 0,04 · (400 V)2 /400 kVA = 0,016 Ω ; 1,0 · 400 V  Ik,max = √ = 14,43 kA (Kurzschluss am Kabelanfang); 3 · XkT 0,95 · 400 V  = 1984,4 A (Kurzschluss am Kabelende). = √ Ik,min 3 · |0,4 · (0,249 + j 0,08) Ω + jXkT | Die Bedingung 1,6 · 100 A ≤ Ik ≤ IaS mit IaS = 80 kA wird von beiden Kurzschlussströmen eingehalten. Zusätzlich ist zu gewährleisten, dass die NH-Sicherung auch noch auslöst, wenn am Kabelende ein einpoliger Kurzschluss auftritt. Dabei kann gemäß Abschnitt 8.2 der einpolige   Kurzschlussstrom Ik1p mit dem Wert Ik,min /3 zur sicheren Seite (nach unten) abgeschätzt  werden. Damit ist auch für diesen Kurzschlussstrom die Forderung 1,6 · 100 A ≤ Ik1p ≤ IaS erfüllt. Die gewählte NH-Sicherung ist demnach ein zulässiger Sicherungstyp. HH-Sicherung: Sicherungsauswahl: Für den Sicherungsbemessungsstrom muss gelten: Gewählt: IrS = 63 A .

√ IrS ≥ 400 kVA/( 3 · 10 kV) = 23,1 A .

Kurzschluss: Die Selektivität zu den unterlagerten NH-Sicherungen ist für den minimalen und den maximalen niederspannungsseitigen Kurzschlussstrom zu überprüfen. Zu diesem Zweck sind die Zeit/Strom-Kennlinien gemäß den Bildern 4.193 und 4.195 auszuwerten:  : Ik,max  : Ik,min

tsNH < 0,005 s ; tsHH ≈ 0,02 s (selektiv) ; tsNH ≈ 0,01 s ; tsHH 1000 s (selektiv) .

 auf und e) Der größte Mindestschaltverzug tritt bei dem minimalen Kurzschlussstrom Ik,min beträgt 0,01 s:

RT /XT = 0,1 → κ = 1,73 → m = 1,5 ; n = 1 (Netzeinspeisung).  Die größte thermische Beanspruchung entsteht bei dem maximalen Kurzschlussstrom Ik,max und wird zur sicheren Seite abgeschätzt, wenn gleichzeitig der größte Mindestschaltverzug angenommen wird:  Ith = Ik,max ·

1,5 + 1 = 22,8 kA ;

Sth = 152 A/mm2 ;

Sth,zul = 76 A/mm2 · 1 s/0,01 s = 760 A/mm2 . Die Kabel sind thermisch kurzschlussfest. f) Die nach dem Schließen der Trennstelle K1 vorliegende Stichleitung ist 800 m lang und versorgt 80 WE. Gemäß der geforderten Lastdiskretisierung werden 40 WE (97,86 kW) in

702

Lösungen

der Mitte und 40 WE am Ende der Leitung angeordnet: ∗ = 97,86 kW · 0,4 km + 97,86 kW · 0,8 km = 117,43 kW · km ; MW MB∗ = 97,86 kW · 0,4 km · tan ϕ + 97,86 kW · 0,8 km · tan ϕ = 56,87 kvar · km .

Spannungsabfall an den zwei parallel verlegten Kabeln: ∆UY = 0,5 · 48,8 V = 24,4 V (s. Gl. (5.15a)). Der Spannungsabfall beträgt 10,6 % der Netznennspannung und ist nach dem angenommenen Ausfall noch vertretbar. g) Kapitaleinsatz für das geplante Niederspannungsnetz 4 Ringe mit 2 Segmenten von jeweils 400 m Länge (Längenangaben gemäß Aufgabenteil c)): l = 4 · 2 · 400 m = 3200 m . Kabel: 2 · 3200 m · 5 €/m = 32 000 € . (In jedem Kabelgraben liegen 2 Kabel.) Verlegung: 3200 m · 50 €/m = 160 000 € . Netzstation N3: 16 000 € . Transformator: 400 kVA · 12 €/kVA = 4800 € . 4 Kabelverteilerschränke: 4 · 500 € = 2000 € . Gesamtes Investitionskapital: 32 000 € + 160 000 € + 16 000 € + 4800 € + 2000 € = 214 800 € .

Lösung zu Aufgabe 8.2 a) Leistungsmomente: cos ϕ1 = 0,9 → sin ϕ1 = 0,436 ; cos ϕ2 = 0,7 → sin ϕ2 = 0,714 . Mit l1 = 0,5 km, l2 = 5 km und Sr = 630 kVA erhält man ∗ = Sr · [(1 + 2 + 3 + 4) · l1 · cos ϕ1 + (4 · l1 + l2 ) · cos ϕ2 ] MW = 630 kVA · (0,9 · 5 km + 0,7 · 7 km) = 5,92 MW · km ; MB∗ = Sr · [(1 + 2 + 3 + 4) · l1 · sin ϕ1 + (4 · l1 + l2 ) · sin ϕ2 ] = 630 kVA · (0,436 · 5 km + 0,714 · 7 km) = 4,52 Mvar · km .

Spannungsabfall im 10-kV-Netz bis Station 5: Mit Rb = 0,2264 Ω/km, Xb = 0,19 Ω/km (s. Anhang) und UnN = 10 kV ist ∗ Rb MW + Xb MB∗  √ = 127 V (Abschätzung nach oben mit Rb = Rw90 ). 3 · UnN Spannungsabfall am Transformator:

∆UY5 =

2 uk · UrT 0,06 · (10 kV)2 = = 9,52 Ω ; SrT 630 kVA SrT 630 kVA = 36,37 A . = √ IrT = √ 3 · UrT 3 · 10 kV Es wird nur der Längsspannungsabfall berücksichtigt, wodurch die Betriebsspannung zur sicheren Seite abgeschätzt wird:

XkT =

∆UT = Re jXkT · IrT · e−j·arccos 0,7 = 247,4 V . Spannung auf der 0,4-kV-Seite: 10 kV − 127 V − 247,4 V UnN,OS − ∆UY5 − ∆UT = = 385 V . UUS = u ¨ 10/0,4 Der Spannungsabfall beträgt 3,74 %.

Lösungen

703

b) ∆UT = 0,5 · 247,4 V = 123,7 V ; 10 kV − 127 V − 123,7 V = 390 V . UUS = 10/0,4 Der Spannungsabfall beträgt 2,5 %. c) Kapitaleinsatz für den Transformator: KT = 12 €/kVA · 630 kVA = 7560 € . Kapitaleinsatz für die Station: KS = 18 000 € . Investitionskapital für die komplette Netzstation: KN = KT + KS = 25 560 € . d) Durch die zusätzliche Netzstation 6 verzweigt sich das Kabel an der Station 4:

Spannungsabfall bis Station 4: ∗ = 630 kVA · [(1 + 2 + 3 + 4) · 0,5 km · 0,9 + 2 km · 0,7] = 3,717 MW · km ; MW4 ∗ = 630 kVA · [(1 + 2 + 3 + 4) · 0,5 km · 0,436 + 2 km · 0,714] = 2,273 Mvar · km ; MB4

∆UY4 =

∗ ∗ Rb MW4 + Xb MB4 √ = 73,5 V . 3 · UnN

Spannungsabfall bis Station 5: ∗ = 630 kVA · 0,5 · 5 km · 0,7 = 1,103 MW · km ; MW4−5 ∗ = 630 kVA · 0,5 · 5 km · 0,714 = 1,125 Mvar · km ; MB4−5

∆UY4−5 =

∗ ∗ + Xb MB4−5 Rb MW4−5 √ = 26,8 V 3 · UnN



∆UY5 = ∆UY4 + ∆UY4−5 = 100,3 V.

Spannungsabfall am Transformator: ∆UT = Re jXkT · IrT /2 · e−j·arccos 0,7 = 123,6 V . Spannung auf der 0,4-kV-Seite: 10 kV − 100,3 V − 123,6 V = 391 V . UUS = 10/0,4 Der Spannungsabfall beträgt 2,24 %. An der zusätzlichen Netzstation ergeben sich dieselben Spannungsverhältnisse, weil das zugehörige Kabel denselben Typ und die gleiche Länge aufweist wie bei der Station 5. e) Investitionskapital (Kapitaleinsatz) für die Netzstation: 25 560 € (s. Aufgabenteil c)). Investitionskapital für das Kabel (5 km): 100 000 € . Investitionskapital für die Verlegung: 250 000 € . Der Kapitaleinsatz für diese Variante beträgt 375 560 €. f) Leistungsmomente:

cos ϕ2 = 0,95

∗ = 630 kVA · (5 km · 0,9 + 7 MW MB∗ = 630 kVA · (5 km · 0,436 +



sin ϕ2 = 0,312 ;

km · 0,95) = 7,02 MW · km ; 7 km · 0,312) = 2,75 Mvar · km .

Spannung auf der 0,4-kV-Seite: R M ∗ + Xb MB∗ ∆ULY = b √W = 121,9 V ; 3 · UnN −j·arccos 0,95 ∆UT = Re jXkT · IrT · e = 108,1 V ; 10 kV − 121,9 V − 108,1 V = 390,8 V . 10/0,4 Nach der Blindleistungskompensation beträgt der Spannungsabfall nur noch 2,3 %. UUS =

704

Lösungen

g) Benötigte Blindleistung: QK = QV,ind − Qres,ind = SrT · (sin ϕ − sin ϕs ) = 630 kVA · (0,714 − 0,312) = 253,3 kvar . Bei einem Richtpreis von 10 €/kvar betragen die Kosten KQ = 10 €/kvar · 253,3 kvar = 2533 €. h) Die zusätzliche Netzstation mit einem Kabelstich zu der Nachbarstation sowie die Blindleistungskompensation unterschreiten einen Spannungsabfall von 2,5 %. Bei der zusätzlichen Netzstation ohne Kabelstich wird diese Grenze gerade erreicht. i) Zusätzliche Netzstation (Netzaufteilung) : 25 560 € (∆U/UnN = 2,5 %). Zusätzliche Netzstation mit Kabelstich: 375 560 € (∆U/UnN = 2,24 %). Blindleistungskompensation : 2533 € (∆U/UnN = 2,3 %). Der geringste Kapitaleinsatz wird durch eine Blindleistungskompensation erforderlich; die dafür benötigten Investitionsmittel sind vom Kunden bereitzustellen. Die Ausbaumaßnahme mit einer zusätzlichen Netzstation über einen Kabelstich ist mit Abstand die teuerste Variante. Sie weist jedoch im Vergleich zu der neuen Netzstation ohne Kabelstich nur einen geringfügig niedrigeren Spannungsabfall auf. j) Notstromanlage ohne Generator: 140 000 €. Synchrongenerator: 630 kVA · 35 €/kVA = 22 050 €. Kapitaleinsatz für die gesamte Notstromanlage: 162 050 €.

Lösung zu Aufgabe 8.3 a) Wegen 50 MVA/8 MVA = 6,25 können 6 Schwerpunktstationen versorgt werden. b)

Sr 8 MVA = √ = 461,9 A . 3 · Ur 3 · 10 kV Mit Iz = Ir = 453 A (s. Anhang) werden unter Beachtung des (n–1)-Ausfallkriteriums mindestens (2+1) = 3 Kabel benötigt. Ir = √

Mit Rb = 0,1772 Ω/km, Xb = 0,179 Ω/km, l = 3 km und ϕ = arccos 0,85 = 31,79◦ ist ∗ = 8 MVA · 3 km · 0,85 = 20,4 MW · km ; MW MB∗ = 8 MVA · 3 km · 0,527 = 12,6 Mvar · km ; √ 1 R M ∗ + Xb MB∗ ∆UY = · b √ W = 113 V ; ∆U = 3 · ∆UY = 195,7 V (= ˆ 1,96 %). 3 3 · 10 kV Wegen ∆U/UnN < 2 % wird der zulässige Spannungsabfall nicht überschritten. Zwei Kabel würden im Hinblick auf die Spannungshaltung nicht ausreichen, d. h. das (n–1)-Ausfallkriterium ist nicht erfüllt. Es sind 4 Kabel erforderlich. c) 10-kV-Seite der Umspannstation: 6 Schwerpunktstationen mit jeweils 4 Kabeln: 24 Abzweigfelder. 2 Transformatoren: 2 Einspeisefelder. Es werden 26 10-kV-Felder benötigt. Stellfläche für diese 10-kV-Felder: AF = 26 · 0,6 m · 1,5 m = 23,4 m2 . d) 110-kV-Seite der Umspannstation: 2 Eingangsfelder + 2 Transformatorfelder = 4 Felder. (Die Trennschalter sind in das Sammelschienensystem integriert).

Lösungen

705

e) Mögliche Planungsvariante:

f) Die Schwerpunktstation verfügt über 4 Abzweig- und 4 Einspeisefelder. Die Zellenbauweise ist um ca. 20 % preiswerter im Vergleich zu der SF6 -Technik. g) Investitionskapital für die Zellen:

KZ = 8 · 15 000 € = 120 000 € .

h) Nein, da Blitzeinschläge in das Kabel unwahrscheinlich sind. Lediglich ein Blitzschutz des Gebäudes ist notwendig. i) Das Mittelspannungsnetz besteht aus 18 Kabelsegmenten mit einer Länge von 250 m und 4 Segmenten mit 400 m. Kapitaleinsatz: KN = (18 · 250 m + 4 · 400 m) · (50 €/m + 20 €/m) = 427 000 € . j) Die Transformatoren werden nur mit 2/3 · SrT ausgelastet; über mehrere Stunden ist eine Überlastung um 1/3 · SrT möglich. Ein Verteilungstransformator kann demnach bereits die Last 2/3 · SrT eines benachbarten Niederspannungsnetzes mit übernehmen. Der Überlastbereich wird sogar vermieden, wenn über zwei Umspanner rückwärtig eingespeist wird, die dann jeweils mit ihrer Bemessungsleistung ausgelastet sind. Daher sind in jedem Niederspannungsnetz zwei Kuppelstellen zu benachbarten Niederspannungsnetzen vorzusehen. Diese Kuppelstellen sind im Bild zum Lösungsteil e) bereits eingezeichnet. Eine weitere Erhöhung der Netzsicherheit entsteht durch die zusätzlichen Kupplungsmöglichkeiten zwischen den 10-kV-Ringleitungen in zwei Netzstationen. k) Die Kuppelstellen werden durch Kabelverteilerschränke realisiert, in denen Kabel benachbarter Netzbezirke über NH-Sicherungen verbunden werden können. l) Die 18 Netzstationen versorgen jeweils ein Gebiet von 250 m · 250 m = 0,0625 km2 . Bei einer Gesamtlast von 8 MVA beträgt die Lastdichte 8 MVA/(18 · 0,0625 km2 ) = 7,1 MVA/km2 .

Lösung zu Aufgabe 9.1 a)

Lb ≈

d12 90 mm µ0 µ0 · ln · ln = 2π rL 2π 9 mm



Xb = 0,145 Ω/km .

b) Die Nullinduktivität L0 wird vom Feldraum zwischen Leiter und Schirm geprägt: 1 µ0 1 rS → L0 = → X0 = 0,032 Ω/km . · L0 · I02 = · B · H · dV · ln 2 2 2π rL Der Feldraum Leiter/Schirm ist kleiner als der für die Betriebsinduktivität maßgebende Feldraum zwischen den Leitern der drei Einleiterkabel. Daher ergibt sich für die Nullinduktivität ein kleinerer Wert. Eine wesentlich größere Nullinduktivität erhält man, wenn der Schirm auf beiden Seiten geerdet wird und somit das Erdreich als zusätzlicher Rückleiter für den Nullstrom zur Verfügung steht.

706

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 9.2

X0P1 =

U0 X0L1 + X0T1 = I0 2

X0P2 =

U0 = (X0L2 + X0T2 ) (X0L4 + X0T4 ) I0

Lösung zu Aufgabe 9.3 a) Mittlerer Leiterabstand: D = 3 d12 · d23 · d13 = 8,19 m ; D µ0 · ln = 0,416 Ω/km . Xb = ωLb = ω · 2π rL b) Gemäß Abschnitt 9.4.1.2 kann für verdrillte Mehrleitersysteme ein Ersatzradius rB sowie das geometrische Mittel der Abstände verwendet werden. L1, L2 und L3 werden zu einem Ersatzleiter zusammengefasst. Ersatzradius des Leiterbündels: rB = 3 rL · D2 = 0,902 m Abstand des Ersatzleiters von den Erdseilen: ∗ ∗ = DE2 = 3 dL1E1 · dL2E1 · dL3E1 = 8,05 m DE1 E1 und E2 werden zu einem Ersatzleiter zusammengefasst. Radius des Ersatzerdseils: rB,ES = rES · dE1E2 = 0,224 m Abstand zwischen Ersatzleiter und Ersatzerdseil: ∗ ∗ ∗ = DE1 · DE2 = 8,05 m DES Die Zusammenfassung der Erdseile ist zulässig, da aufgrund der Symmetrie beide Erdseile den gleichen Strom 3 · I 0 /2 führen:

Der in dem Bild eingezeichnete resultierende Nullfluss Φ0 der Freileitung beträgt ∗ µ0 · l D∗ D∗ µ0 · l DES Φ0 = 3 · I0 · · I0 = L0 · I0 . · ln ES + ln ES = 3 · · ln 2π rB rBES 2π rB · rBES Daraus ergibt sich die gesuchte Nullreaktanz zu X0 = ωL0 = 1,087 Ω/km .

Lösungen

707

Lösung zu Aufgabe 10.1 a)

Bezugsebene: 380 kV. Mit- und Gegensystem: X1 = X2 = Xd + XkT1 + XL = 134,68 Ω . Nullsystem: X0T1 = XkT1 (gilt bei der üblichen Bauart mit Dreischenkelkern); X0L = 3,8 · XL (s. Abschnitt 9.4.2) ; X0 = 3 · XD1 + X0T1 + X0L = 215,65 Ω . Komponentenströme: ◦

I 1R = I 2R = I 0R = 497,58 A · e−j90 . Kurzschlussstrom an der Fehlerstelle F1: √ ◦ 1,1 · 380 kV · 3 I kF1 = 3 · I 0R = = 1,49 kA · e−j90 . j (2 · X1 + X0 ) Ströme in der 380-kV-Leitung gemäß Gl. (9.3): ◦

I R,L , = 1,49 kA · e−j90 ;

I S,L = 0 ;

I T,L = 0 .

Generatorströme (Index G): ◦



u ¨1T1 = (380 kV/21 kV) · e j150 = 18,1 · e j150 ; ◦



u ¨2T1 = (380 kV/21 kV) · e−j150 = 18,1 · e−j150 ; ◦

I 1R,US = u ¨∗1T1 · I 1R = 9,0 kA · e−j240 ; ◦

¨∗2T1 · I 2R = 9,0 kA · e j60 ; I 2R,US = u I 0R,US = 0 (Nullstrom wird nicht übertragen) . Eine Rücktransformation dieser Ströme mithilfe der Gl. (9.3) liefert: ◦

I R,G = I 1R,US + I 2R,US = −15,6 kA · e−j90 ; I S,G = a2 · I 1R,US + a · I 2R,US = 0 ;



I T,G = a · I 1R,US + a2 · I 2R,US = 15,6 kA · e−j90 .

708

Lösungen

b) Bezugsebene: 110 kV. Mit- und Gegensystem: Xd = 4,60 Ω ; XkT1 = 3,52 Ω ; XkT2 = 7,74 Ω ; XL,110 = XL · (110 kV/380 kV)2 = 3,17 Ω ; X1 = X2 = Xd + XkT1 + XkT2 + XL,110 = 19,03 Ω . Nullsystem: X0T2 = XkT2 ; X0 = X0T2 + 3 · XD2 = 22,74 Ω . Komponentenströme: I 1T2,US = I 2T2,US = I 0T2,US = √

◦ 1,1 · 110 kV = 1,149 kA · e−j90 . 3 · j (2 · X1 + X0 )

Kurzschlussstrom an der Fehlerstelle F2: ◦ I kF2 = 3 · I 0T2,US = 3,45 kA · e−j90 . Ströme in der 380-kV-Leitung gemäß Gl. (9.3): ◦



u ¨1T2 = (380 kV/110 kV) · e j0 = 3,45 · e j0 ; ◦



u ¨2T2 = (380 kV/110 kV) · e j0 = 3,45 · e j0 ; ◦

I 1T2,OS = I 1T2,US /¨ u∗1T2 = 332,58 A · e−j90 ; ◦

u∗2T2 = 332,58 A · e−j90 ; I 2T2,OS = I 2T2,US /¨ I 0T2,OS = 0

(Nullstrom wird nicht übertragen) .

Eine Rücktransformation dieser Ströme mithilfe der Gl. (9.3) liefert: ◦



I R,L = 665,17 A · e−j90 ;

I S,L = −332,58 A · e−j90 ;



I T,L = −332,58 A · e−j90 .

Aus den oberspannungsseitigen Komponentenströmen I 1T2,OS , I 2T2,OS und I 0T2,OS erhält man analog zu der Vorgehensweise im Aufgabenteil a) die Generatorströme: ◦

I R,G = −10,42 kA · e−j90 ;

I S,G = 0 ;



I T,G = 10,42 kA · e−j90 .

Zum Vergleich sei erwähnt, dass der Bemessungsstrom des Generators IrG = 13,7 kA beträgt. c) Transformatoren mit Fünfschenkelkern oder Transformatorenbänke weisen eine sehr große Nullreaktanz auf. Dementsprechend treten wesentlich geringere Kurzschlussströme auf, deren Werte dann in der Nähe der Magnetisierungsströme liegen. d) Im Mit- und Gegensystem wären die Lastimpedanzen zu berücksichtigen. Die Kurzschlussströme sind zu den Betriebsströmen zu addieren, die sich vornehmlich im Mitsystem ausbilden. e) Bis zu einer Zeitdauer von 1,5 Stunden darf der Sternpunkt N des Transformators T2 gemäß Gl. (9.44) mit einem Sternpunktstrom von IN,zul = 0,25 · IrT2 = 0,25 · 1,31 kA = 0,328 kA belastet werden. Während des Erdkurzschlusses weist der Sternpunktstrom jedoch den Wert  = 3,45 kA IN = ID2 = IkF2 auf. Es ist daher eine Ausgleichswicklung erforderlich. Erwähnt sei, dass bei sehr kurzzeitigen Beanspruchungen auch höhere Sternpunktströme als 0,25 · IrT zulässig sind (s. Abschnitt 9.4.5.1).

Lösungen

709

Lösung zu Aufgabe 10.2 a)

Bezugsebene: 380 kV. Für diesen Aufgabenteil ist in dem Ersatzschaltbild im Punkt C der Zweig a) wirksam. Mit den Daten gemäß Aufgabe 10.1 sind die Reaktanzwerte zu ermitteln: X1l = X2l = Xd + XkT1 = 96,88 Ω ; X1r = X2r = XL = 37,8 Ω ; X0l = 3 · XD1 + X0T1 = 72,01 Ω ; X0r = X0L = 143,64 Ω . Komponentenströme: ◦ 1,1 · 380 kV = 895,9 A · e−j90 ; I 1R = √ 3 · j (X1l + X1r + X2l + X2r ) ◦

I 2R = −I 1R = −895,9 A · e−j90 ; I 0R = 0 . Ströme in der Freileitung: I R,L = 0 ; I S,L = −1,552 kA ;

I T,L = 1,552 kA .

Ströme in den Drosselspulen: I D1 = 0 ; I D2 = 0 . b) Im Ersatzschaltbild ist am Punkt C der Zweig a) durch den Zweig b) zu ersetzen (gestrichelt eingezeichnet). c) Durch die angegebenen Grenzübergänge geht der dreipolige Kurzschluss an der Fehlerstelle F1 in einen dreipoligen Kurzschluss mit Erdberührung über. Zusätzlich ist nach wie vor noch die einpolige Leiterunterbrechung an der Sammelschiene SS1 wirksam. Mit dem beschriebenen Kunstgriff kann somit in diesem speziellen Fall ein Doppelfehler nachgebildet werden, ohne komplexe Übertrager zu verwenden.

710

Lösungen

d) Auf beiden Seiten der Leiterunterbrechung tritt im Strom zusätzlich eine Nullkomponente auf, d. h. die Drosselspule D1 und das Erdreich führen einen Strom. Komponentenströme: I 1R = √

◦ 1,1 · 380 kV = 1,109 kA · e−j90 ; 3 · j [X1l + X1r + (X2l + X2r ) (X0l + X0r )] ◦

I 2R = −I 1R · (X0l + X0r )/(X2l + X2r + X0l + X0r ) = −682,8 A · e−j90 ; ◦

I 0R = −I 1R − I 2R = −426,4 A · e−j90 . Strom in der Drosselspule D1 : ◦

I D1 = 3 · I 0R = −1,28 kA · e−j90 . Ströme in der Freileitung: I R,L = 0 ;



I S,L = 1,678 kA · e j157,6 ;

Strom im Erdreich: ◦ I E = I R,L + I S,L + I T,L = 1,28 kA · e j90 .

Lösung zu Aufgabe 10.3

Bezugsebene: 110 kV. √ U R = 110 kV/ 3 ; U S = 0 ;



I T,L = 1,678 kA · e j22,4 .

UT = 0 .

Komponentenspannungen gemäß Gl. (9.8): U 1R = 21,17 kV ; U 2R = 21,17 kV ; U 0R = 21,17 kV .

Lösungen

711

Ermittlung der Reaktanzen: X1 = X2 = XQ + XL1 + XL3 = 23,94 Ω ; X0 = X0L3 + X0L2 + X0T2 = 53,69 Ω . Zur Auswertung des Komponentenersatzschaltbilds ist wegen der zusätzlichen Spannungsquellen im Gegen- und Nullsystem das Überlagerungsverfahren anzuwenden. Nur U 1R wirksam:

I 0F (U 1R ) = −

◦ X2 U 1R · = 161,2 A · e j90 . j (X1 + X2 X0 ) X2 + X0

Nur U 2R wirksam:

I 0F (U 2R ) = −

◦ U 2R X1 = 161,2 A · e j90 . · j (X2 + X1 X0 ) X1 + X0

Nur U 0R wirksam:

Aus dem Netz N kann kein Nullstrom übertragen werden. ◦

I 0F = I 0F (U 1R ) + I 0F (U 2R ) = 322,4 A · e j90 . Erdstrom: ◦ I EF = 3 · I 0F = 967,2 A · e j90 .

Lösung zu Aufgabe 10.4 a) uR (t) =



2 · UR · sin ωN t

√ UR = UnN / 3

mit

L1 = (XQ + XkT + XL )/ωN ; 3 · UR . I k1p = j (2 · ωN L1 + ωN L0 )

und

ωN = 2π · 50 Hz ;

L0 = (X0T + X0L )/ωN ;

b)

Ik1p (p) =

3 · (U1R (p) + U2R (p)) ; 2 · pL1 + pL0

U1R (p) + U2R (p) = UR (p) ; 3 · UR (p) Ik1p (p) = mit 2 · pL1 + pL0

UR (p) =



2 · UR ·

ωN . 2 p2 + ωN

c) Anstelle von j ωN tritt in den Impedanzen die Größe p auf, und U R wird durch die zugehörige Laplace-Transformierte ersetzt. Voraussetzung: Es liegen keine Anfangsbedingungen vor. d) Eine Rücktransformation von Ik1p (p) liefert: √ 3 · 2 · UR ik1p (t) = · (1 − cos ωN t) . 2 · ωN L1 + ωN L0

712

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 10.5 a)

I kE = 3 · I 0 = −

3 · UR j ωN L2 · j ωN L0 j ωN L1 + j ωN L2 + j ωN L0

·

j ωN L2 j ωN L2 + j ωN L0

mit

L2 = L1 .

b)

IkE (p) = 3 · I0 (p) = −

3 · (U1R (p) + U2R (p)) pL1 · . pL1 + pL0 pL1 · pL0 pL1 + pL1 + pL0

c) Anstelle von j ωN tritt in den Impedanzen die Größe p auf, und U R wird durch die zugehörige Laplace-Transformierte ersetzt, wobei gilt: UR (p) = U1R (p) + U2R (p) . d) Eine Rücktransformation des Stroms IkE (p) ergibt: √ 3 · 2 · UnN ikE (t) = − √ · (1 − cos ωN t) . 3 · (X1 + 2 · X0 )

Lösung zu Aufgabe 11.1 a) Gesamtlänge aller Kabel: lges = 4 · 2 km + 22 · 0,5 km = 19 km . Gesamtkapazität aller Kabel: CE = CE · lges = 9,5 µF . √ Fehlerstrom: ICE = 3 · 1,1 · 10 kV · ωCE = 56,9 A > 35 A . Ein Betrieb mit isoliertem Sternpunkt ist nicht zulässig. b) Der Fehlerstrom hat unabhängig vom Fehlerort überall dieselbe Größe. c) CE = 150 km · 0,5 µF/km = 75 µF Reststrom gemäß Abschnitt 11.1.2:



ICE = 448,9 A ;

Irest ≈ 0,1 · ICE = 44,9 A < 60 A .

Ein kompensierter Betrieb ist zulässig. Anderenfalls wären eine Netzaufteilung oder eine niederohmige Sternpunkterdung mögliche Maßnahmen, um die Löschgrenze zu unterschreiten.

Lösungen

713

Lösung zu Aufgabe 11.2 a)

b) Die angegebenen Vernachlässigungen führen zu höheren Strömen und bewirken somit eine Abschätzung zur sicheren Seite. c) Gemäß Gl. (11.3) gilt bei einem verlustfreien Netz: 1 1 3XE = → LE = = 4,33 H mit CE = 130 km · 6 nF/km = 0,78 µF . ωCE 3 · ω 2 CE d) Der Verstimmungsgrad v ergibt sich aus der Beziehung: 3XE + X0T v= − 1 = 0,98 % . 3XE Der Eigenbedarfstransformator verschiebt die Abstimmung in Richtung einer Unterkompensation. e) Bei kompensierten Netzen erzeugen Asymmetrien in den Erdkapazitäten bereits im Normalbetrieb zeitweilige Überspannungen. Sie werden durch eine Verstimmung der Erdschlusslöschspule verringert. f) Induktivitätswert: LE,v = 0,7 · LE = 3,02 H . Fehlerstrom: 1,1 · UnN 1 √ + j ωCE = 3,86 A . · −j IeF = 3 · 3 · ωLE,v + X0T 3 Spulenstrom: 1,1 · UnN = 13,2 A . IE = 3 · √ 3 · (3 · ωLE,v + X0T ) Es liegt ein überkompensierter Betrieb vor. g) Ein weiterer Netzausbau vergrößert die Kapazität CE und verringert somit die Verstimmung. Dadurch treten im Erdschlussfall größere Spannungserhöhungen auf. h) Erdschlusslöschspule abgeglichen: √ ICE = 3 · 1,1 · UnN / 3 · ωCE = 9,34 A



Reststrom:

Irest,F ≈ 0,1 · ICE = 0,93 A .

Erdschlusslöschspule um 30 % verstimmt: IeF =

2 2 Irest,F + IeF,f) = 3,97 A .

In dieser Beziehung kennzeichnet die Größe IeF,f) den Fehlerstrom gemäß Aufgabenteil f) mit Verstimmung und ohne Verluste.

714

Lösungen

i) Mit der Bedingung X0 3XE gilt: 1,1 · UnN 1 XKE ≈ · √ = 3,53 Ω . 3 3 · 1200 A j) Im Erdschlussfall kann die Betriebsspannung gemäß DIN VDE 0102 mit dem Wert 1,1 · UnN zur sicheren Seite abgeschätzt werden. Der Eigenbedarfstransformator weist dann folgende Komponentenströme auf: √ I 1T = 1,1 · IrT = 12,7 A mit IrT = SrT /( 3 · UrT ) = 11,55 A (20-kV-Seite); I 2T = 0 (Gegensystem kurzgeschlossen) ; I 0T = j IE /3 = j 4,4 A = −4,4 A · e−j90 Transformatorströme: I R = I 1T + I 0T ; I S = a2 I 1T + I 0T ;



(fließt entgegen dem eingezeichneten Zählpfeil). I T = aI 1T + I 0T .

Wie sich mit einem Zeigerdiagramm zeigen lässt, ist bei den vorliegenden Werten für die Komponentenströme I 1T und I 0T der Transformatorstrom I T im Leiter T am größten. Der maximal zulässige Komponentenstrom I 1T ergibt sich dementsprechend aus der Bedingung: |aI 1T + I 0T | ≤ 1,3 · IrT . Eine Auswertung dieser Beziehung führt auf eine quadratische Gleichung und liefert: √ I1T ≤ 11,04 A → SEigen ≤ 3 · UrT · 11,04 A = 382,4 kVA . Die vorausgesetzte Überlastungsfähigkeit bis zu 1,3 · SrT ist im Erdschlussfall zulässig, da ein Erdschluss höchstens einige Stunden ansteht. √ k) Der Spannungsabfall 1,1 · UnN / 3 im Erdschlussfall ist bei beiden Ausführungen gleich groß. Die bei ausgedehnteren Netzen auftretenden höheren Spulenströme erfordern einen stärkeren Leiterquerschnitt und eine kleinere Induktivität (L = w2 · Λ), die infolge des gleichen Eisenkerns mithilfe einer kleineren Windungszahl zu erreichen ist. Aufgrund der verringerten Windungszahl bei gleichem Spannungsabfall erhöht sich die Windungsspannung, sodass eine verstärkte Isolierung notwendig ist. l) Ein Sternpunkt lässt sich mit einem Sternpunktbildner realisieren. Dabei handelt es sich um eine Drosselspule, die im Hinblick auf eine möglichst kleine Nullreaktanz in Zickzackschaltung ausgeführt ist (s. Abschnitte 4.9 und 11.1.2). In Mittelspannungsnetzen kann der benötigte Sternpunkt mithilfe des Eigenbedarfstransformators der Schaltanlage gebildet werden (s. Abschnitt 4.11.1).

Lösung zu Aufgabe 11.3 a) Ermittlung der Reaktanzen: XQ = 4,44 Ω ; XL1 = 13,0 Ω ; XL3 = 6,5 Ω ; X0L2 = 18,2 Ω ; X0L3 = 18,2 Ω ; X0T2 = 17,29 Ω ; X1 = X2 = XQ + XL1 + XL3 = 23,94 Ω ; X0 = X0L3 + X0L2 + X0T2 = 53,69 Ω . Komponentenströme: I 1R = I 2R = I 0R = √

◦ 1,1 · UnN = 687,8 A · e−j90 . 3 · j (2X1 + X0 )

Komponentenspannungen an der Fehlerstelle: √ U 1R,F = 1,1 · UnN / 3 − jX1 · I 1R = 53,39 kV ; U 2R,F = −jX2 · I 2R = −16,47 kV ; U 0R,F = −jX0 · I 0R = −36,93 kV . Spannung zwischen dem nicht fehlerbehafteten Leiter S und der Erde: U F,SE = |a2 U 1R,F + aU 2R,F + U 0R,F | = 82,03 kV .

Lösungen

715

Erdfehlerfaktor an der Fehlerstelle gemäß Gl. (11.7): 82,03 kV √ = 1,29 . δF = 110 kV/ 3 b) Komponentenspannungen an der Netzeinspeisung: √ U 1R,Q = 1,1 · UnN / 3 − jXQ · I 1R = 60,46 kV ; U 2R,Q = −jXQ · I 2R = −3,05 kV ; U 0R,Q = −j (X0L2 + X0T2 ) · I 0R = −24,41 kV . Spannung zwischen dem nicht fehlerbehafteten Leiter S und der Erde: U Q,SE = |a2 U 1R,Q + aU 2R,Q + U 0R,Q | = 76,46 kV . Erdfehlerfaktor an der Netzeinspeisung gemäß Gl. (11.7): 76,46 kV √ = 1,20 . δQ = 110 kV/ 3

Lösung zu Aufgabe 11.4 a) Ersatzschaltbild:

b) Maschengleichung L2–N–E–F: U /2 −U U + j ωLE · I E = 0 → I E = = −j . 2 j ωLE 2ωLE Maschengleichung L2–N–L1–E–F: U 1 −U − + · I CE = 0 → I CE = j ωCE · U . 2 2 j ωCE Die zweite Erdkapazität ist infolge des Kurzschlusses stromlos. c) Kompensationsbedingung: U − j ωCE · U = 0 . 2ωLE Daraus resultiert für die Drosselspule der Induktivitätswert 1 LE = . 2ω 2 CE

I F = −I E − I CE = 0



j

d) Strom durch die Drosselspule im Erdschlussfall: U I E = −j = −j ωCE · U . 2ω/(2ω 2 CE ) Im Normalbetrieb fließt kein Strom durch die Drosselspule. e) Der kapazitive Strom I CK zwischen den Leiterseilen und der Laststrom I L ändern sich im Erdschlussfall nicht, denn die Maschengleichungen L1–CK –L2–N–L1 und L1–ZL –L2–N–L1 werden durch den Fehler nicht beeinflusst.

716

Lösungen

Lösung zu Aufgabe 11.5 a) Im Außenleiter T sinkt die Spannung auf einen kleinen Wert ab, während in den anderen Leitern die Spannung etwa auf die Dreieckspannung ansteigt. Demnach ist im Leiter T ein Erdschluss aufgetreten. Kurze Zeit später sinkt die Spannung auch in den anderen Leitern ab. Der Fehler hat sich jetzt zu einem dreipoligen Kurzschluss ausgeweitet, der schließlich vom Schutz dreipolig ausgeschaltet wird. Danach steigen alle Spannungen wieder auf die normalen Sternspannungswerte an. b) Die Spannung geht im Leiter S gegen null und steigt in den Leitern R und T etwa auf die Dreieckspannung an. Im Leiter S ist also ein Erdschluss aufgetreten. Nach weniger als einer Sekunde nehmen alle Spannungen wieder ihre normalen Werte an. Es handelt sich demnach nur um einen kurzzeitigen Fehler, einen so genannten Erdschluss-Wischer.

Lösung zu Aufgabe 12.1 a) Die Gesamtfläche aller Erder ist in einen flächengleichen Kreis umzurechnen: D =2·

Ages /π = 87,4 m

mit

Ages = 4500 m2 + 50 · 30 m2 = 6000 m2 .

Ausbreitungswiderstand: RA = ρE /(2 · D) = 0,572 Ω . b) UE = IE · RA = 114,4 V

mit

IE = 200 A

(Kabel ohne Erderwirkung).

c) Es liegen keine schwierigen Erdungsverhältnisse vor, da die Bedingung UE < 150 V eingehalten wird (s. Abschnitt 12.4). d) Das in den abgehenden Kabelgräben verlegte Stahlband wirkt als Banderder, der gemäß Abschnitt 12.2 jeweils einen Ausbreitungswiderstand von 4 · 10 m 100 Ωm RAB = · ln = 4,52 Ω π · 50 m 0,033 m aufweist. Der resultierende Ausbreitungswiderstand RA der drei parallel geschalteten Banderder beträgt dann RA = 1/3 · RAB = 1,51 Ω. Daraus ergibt sich die maximale Erdungsspannung zu UE = Irest · RA = 30,1 V mit dem Reststrom Irest ≈ 0,1 · IE = 20 A (s. Abschnitt 11.1.2). e) Die Stationserde darf auch als Betriebserde verwendet werden, da die Erdungsspannung die Bedingung UE < 75 V einhält (s. Abschnitt 12.5).

Lösung zu Aufgabe 12.2 a) Nullstrom: I 0R = 687,8 A · e−j90



(s. Lösung 11.3a).

Widerstände des Ersatzschaltbilds für die Erdungsanlage (vergl. Bild 12.15): (3 · RA ) (3 · Z∞ ) = 0,667 Ω . Erdungsspannung der Erdungsanlage: UE = r · I0R · 0,667 Ω = 252,2 V mit

r = 0,55 .

Bei der in niederohmig geerdeten 110-kV-Netzen üblichen Ausschaltzeit von 0,1 s darf eine Berührungsspannung bis zu UTp ≈ 650 V auftreten (Bild 12.1b). Diese Berührungsspannung gilt gemäß DIN VDE 0101 als eingehalten, da die ermittelte Erdungsspannung den Wert 2 · UTp nicht überschreitet (s. Abschnitt 12.4).

Lösungen

717

b) Widerstände des Ersatzschaltbilds für den Masterder (vgl. Bild 12.15): (3 · RA ) (3 · Z∞ ) (3 · Z∞ ) = 2,73 Ω . Erdungsspannung am Mast: UE = r · I0R · 2,73 Ω = 1031,7 V . c) Ausbreitungswiderstand des zylindrischen Erders: 3,52 + 2,52 + 3,5 100 Ωm · ln = 5,17 Ω ; 2π · 3,5 m 2,5 Der Strom, der am Mast in die Erde eingeleitet wird (Strom durch RA ), beträgt IA 3 · (Z∞ Z∞ ) → IA = 183,8 A . = r · I0R · 3 3 · (Z∞ Z∞ ) + 3 · RA RA =

Berührungsspannung ∆UTp am Mast: U (r = d/2) = 951,1 V ; U (r = d/2 + 1 m) = 736,6 V ; ∆UTp = |U (r = d/2) − U (r = d/2 + 1 m)| = 214,5 V . d) Der mit dieser Abschätzung verbundene systematische Fehler liegt auf der unsicheren Seite, weil die für die Ströme wirksame Austrittsfläche der 4 Eckstiele des Mastfußes kleiner als bei dem angenommenen Zylinder ist.

Lösung zu Aufgabe 12.3 a) Ersatzschaltbild:

In 0,4-kV-Niederspannungsnetzen ist gemäß DIN VDE 0102 bei Kurzschlüssen der Wert √ 1,0 · UnN / 3 als Spannungsquelle im Ersatzschaltbild zu verwenden (s. Kapitel 6). Man erhält dann den Fehlerstrom 400 V  Ik1p = √ = 21 A . 3 · (10 Ω + 2 Ω 6 Ω 6 Ω 6 Ω) Spannungsunterschied:  · (2 Ω 6 Ω 6 Ω 6 Ω) = 21 V . ∆U = Ik1p Das Potenzial der Erde wird gegen den PEN-Leiter um 21 V angehoben. b) Eine Personengefährdung würde gemäß DIN VDE 0100 erst bei Spannungsunterschieden von mehr als 50 V auftreten.

Lösung zu Aufgabe 12.4 a) Nachbildung der Lastimpedanzen bei 50 Hz als Reihenschaltung: (400 V)2 · 0,436 U 2 · sin ϕr XLS = r = = 0,111 Ω ; Sr 630 kVA (400 V)2 · 0,9 U 2 · cos ϕr = RLS = r = 0,229 Ω . Sr 630 kVA

718

Lösungen

Lastreaktanz bei dritter Harmonischer: Ω = 3 · ωr mit ωr = 2π · 50 Hz → XLS,Ω = 3 · XLS = 0,332 Ω . Außenleiterstrom bei Ω: 3V IΩ = √ = 4,3 A . 3 · (0,229 Ω)2 + (0,332 Ω)2 Laststrom bei ωr : IrL = √



400 V = 909,3 A (0,229 Ω)2 + (0,111 Ω)2



IΩ /IrL = 0,47 % .

b) Durch 3 teilbare Harmonische mit Ω = 3ν · ωr treten gleichphasig auf und müssen sich über den Neutralleiter schließen. Sie wirken also wie Nullströme. Dementsprechend ist für diese Harmonischen die Nullinduktivität maßgebend. Bei Oberschwingungen mit anderen Frequenzen ist die subtransiente Induktivität Ld wirksam (s. Abschnitt 4.8.3). c) Der Strom der dritten Harmonischen im Neutralleiter kann wie bei einem Nullstrom ermittelt werden: IN = 3 · IΩ = 12,9 A . d) Der einpolige Kurzschlussstrom des Generators ergibt √ sich aus dem zugehörigen Komponentenersatzschaltbild (nicht dargestellt) mit 1,0 · UnN / 3 als Spannungsquelle zu: 400 V  Ik1p =3· √ = 7505 A mit 3 · |Z 1G + Z 2G + Z 0G |  XdG = 0,0381 Ω ,  = 0,0114 Ω , RsG = 0,3 · XdG  = 0,0095 Ω , X0G = 0,25 · XdG R0G ≈ RsG ,  , Z 1G = Z 2G = RsG + jXdG Z 0G ≈ R0G + jX0G .

e)

Falls sowohl am Generator als auch am Transformator der Sternpunkt geerdet wird, entsteht eine relativ niederohmige Erdungsschleife, in der sich ein Strom mit der dritten Harmonischen ausbilden kann: 3V IE = 3 · IΩ = 3 · √ = 78,4 A 3 · (R0G + R0T )2 + (ΩL0G + ΩL0T )2 mit Ur2 (400 V)2 = 40,42 µH , = 0,05 · LkT = uk · ω r · Sr 314,16 s−1 · 630 kVA L0T = 0,95 · LkT = 38,4 µH , RkT = 0,15 · ωr · LkT = 1,9 mΩ , R0T = 1,5 · RkT = 2,85 mΩ .

Lösungen

719

f) Der Strom der dritten Harmonischen in der Erdungsschleife kann unerwünschte Erwärmungen verursachen und sollte vermieden werden. Im Parallelbetrieb mit der Netzstation darf deshalb der Sternpunkt der Synchronmaschine nicht geerdet werden.

Lösung zu Aufgabe 12.5 a) Aus dem Komponentenersatzschaltbild (nicht dargestellt) ergibt sich bei einem einpoligen Kurzschluss der Fehlerstrom 3 1,0 · UnN 3 UnN  = =3· √ = Ik1p ·√ · I  = 18,9 kA 3,5 3,5 k3p 3 · (Z1 + Z2 + Z3 ) 3 · Z1 mit  Z2 = Z1 ; Z0 = 1,5 · Z1 und Ik3p = 22 kA (s. Aufgabe 4.12.1). In dem untersuchten Verteilungsnetz ist gemäß Abschnitt 12.5 lediglich zu fordern, dass die vorgelagerten NH-Sicherungen auslösen; eine zeitliche Beschränkung besteht nicht. Diese Forderung wird durch den auftretenden einpoligen Kurzschlussstrom erfüllt, da er den großen Prüfstrom der NH-Sicherungen überschreitet.

Lösung zu Aufgabe 13.1 a) Es brauchen nur solche Kostenarten berücksichtigt zu werden, die sich bei den beiden betrachteten Investitionsvarianten unterscheiden. Dazu gehören Kapitalkosten, betriebsgebundene und sonstige Kosten sowie verbrauchsgebundene Kosten durch die Stromwärmeverluste, nicht jedoch die Verlegungskosten. b) Kabel 1:  NA2X2Y 1×185 RM/25 mit Rw90 = 0,2282 Ω/km (aus Anhang) Kabel 2:  NA2X2Y 1×240 RM/25 mit Rw90 = 0,1772 Ω/km (aus Anhang) Statischer Kostenvergleich Kapitaleinsatz: KE1 = 21 €/m · 5000 m = 105 000 € KE2 = 25 €/m · 5000 m = 125 000 € Abschreibungen pro Jahr: K˙ Abschr = KE/Tn mit Tn = 35 Jahre K˙ Abschr1 = 3000 € , K˙ Abschr2 = 3571 € Durchschnittliche Zinsen pro Jahr: Z˙ = p · KE/2 mit p = 0,08 Z˙ 1 = 4200 € , Z˙ 2 = 5000 € Betriebsgebundene und sonstige Kosten pro Jahr: K˙ P,b + K˙ sonst = 0,01 · KE (s. Aufgabenstellung) (K˙ P,b + K˙ sonst )1 = 1050 € , (K˙ P,b + K˙ sonst )2 = 1250 € Verbrauchsgebundene Kosten pro Jahr bei Tben = 4000 h: 8760 h  P (t) dt = 3 · Rw90 ·l·

ASVl = 0

mit

PVb,max = 5 MW , 8760 h

P

und

PVb,max 0



PVb,max 3 · UnN · cos ϕ

UnN = 10 kV ,

2

dt = 2130 h .

cos ϕ = 0,9 ,

8760 h

2

P

·

PVb,max 0

l = 5 km

2

dt

720 K˙ SVl = ASVl · eA ASVl1 = 750,1 MWh ASVl2 = 582,5 MWh

Lösungen

→ →

K˙ SVl1 = ASVl1 · 0,03 €/kWh = 22 503 € K˙ SVl2 = ASVl2 · 0,03 €/kWh = 17 475 €

Summe der jährlichen Kosten: K˙ R = K˙ Abschr + Z˙ + (K˙ P,b + K˙ sonst ) + K˙ SVl K˙ R1 = 30 753 € , K˙ R2 = 27 296 € . Das Kabel 2 mit dem größeren Leiterquerschnitt ist in den jährlichen Kosten um 3457 € günstiger. Dynamischer Kostenvergleich Rentenbarwertfaktor: q Tn − 1 r= T = 11,655 n q · (q − 1)

mit

q = 1,08

und

Tn = 35 Jahre.

Barwert der Gesamtkosten: ∗ = KE + (K˙ P,b + K˙ sonst + K˙ SVl ) · r KR ∗ ∗ KR1 = 379 510 € , KR2 = 343 240 € . Beim dynamischen Kostenvergleich ergeben sich für das Kabel 2 um 36 270 € niedrigere Gesamtkosten. c) Statischer Kostenvergleich ASVl1 = 1137,5 MWh → K˙ SVl1 = 34 125 € ASVl2 = 883,3 MWh → K˙ SVl2 = 26 499 € Bei einer Benutzungsdauer von 5000 Stunden ist das Kabel 2 in den jährlichen Kosten sogar um 7626 € günstiger. Dynamischer Kostenvergleich ∗ KR1 = 514 965 € ,

∗ KR2 = 448 415 € .

Die Differenz zwischen den beiden Gesamtkosten vergrößert sich bei Tben = 5000 h auf 66 550 € zugunsten von Kabel 2.

Lösung zu Aufgabe 13.2 a) Fixer Gemeinkostenzuschlag für das Höchstspannungsnetz gemäß Tabelle 13.2: K˙ P,H¨ochstspg = 30 €/(kW · Jahr) · 2000 MVA · 0,9 = 54 000 000 €/Jahr . b) Hochspannungsnetz mit Umspannung 380 kV / 110 kV: K˙ P,HS = (35 + 5) €/(kW · Jahr) · 100 MVA · 0,9 = 3 600 000 €/Jahr , Mittelspannungsnetz mit Umspannung 110 kV / 10 kV: K˙ P,MS = (75 + 10) €/(kW · Jahr) · 40 MVA · 0,9 = 3 060 000 €/Jahr , Niederspannungsnetz mit Umspannung 10 kV / 0,4 kV: K˙ P,NS = (150 + 23) €/(kW · Jahr) · 500 kVA · 0,9 = 77 850 €/Jahr . c) Als Annuität wird eine mittlere jährliche Zahlung oder Einnahme bezeichnet. Der berechnete jährlich Gemeinkostenzuschlag stellt somit direkt eine Annuität dar, wenn er über die gesamte Nutzungsdauer Tn die gleiche Höhe aufweist.

Lösung zu Aufgabe 13.3 a) Rentenbarwertfaktor: q Tn − 1 = 10,675 r= T q n · (q − 1)

mit

q = 1,08

und

Tn = 25 Jahre.

Lösungen

721

Jährliche betriebliche und sonstige Kosten: K˙ P,b + K˙ P,sonst = 0,025 · KE = 12 500 € mit

KE = 500 000 € .

Zugehöriger Barwert: ∗ ∗ + KP,sonst = (K˙ P,b + K˙ P,sonst ) · r = 133 438 € . KP,b b) Durchgangsenergie pro Jahr: AVb = PVb,max · Tben = 6 MW · 5500 h = 33 GWh . Jährliche variable Einzelkosten für die Verluste: K˙ Vl = eA · AVb · 0,003 = 2574 € mit eA = 0,026 €/kW . Zugehöriger Barwert: ∗ = K˙ Vl · r = 27 477 € . KVl c) Maximale Wirkleistung der Umspannstation: Pmax,Um = 45 MW Feste Dienste der Umspannstation pro Jahr: K˙ P,Um = 0,16 · 4 800 000 € = 768 000 € Spezifischer Wert der fixen Gemeinkosten pro Jahr: cP,Um = K˙ P,Um /Pmax,Um = 17,07 €/kW . d) Kundenanteil K˙ P,Um,Ku an den jährlichen fixen Gemeinkosten K˙ P,Um der Umspannstation bei einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,79: K˙ P,Um,Ku = 0,79 · cP,Um · PVb,max = 0,79 · 17,07 €/kW · 6 MW = 80 912 € Zugehöriger Barwert: ∗ = K˙ P,Um,Ku · r = 863 736 € . KP,Um,Ku e) Jährliche variable Gemeinkosten der Umspannstation: K˙ Vl,Um = eA · 0,002 · AVb = 1716 € Zugehöriger Barwert: ∗ = K˙ Vl,Um · r = 18 318 € . KVl,Um f) Spezifischer fixer Gemeinkostenzuschlag für das 110-kV-Netz gemäß Tabelle 13.2: 35 €/kW Jährliche fixe Gemeinkosten für das 110-kV-Netz: K˙ P,Ne = 35 €/kW · 0,79 · 6 MW = 165 900 € Zugehöriger Barwert: ∗ = K˙ P,Ne · r = 1 770 983 € . KP,Ne g) Jährliche variable Gemeinkosten der überlagerten Netzeinrichtungen: K˙ Vl,Ne = eA · 0,03 · AVb = 25 740 € Zugehöriger Barwert: ∗ = K˙ Vl,Ne · r = 274 775 € . KVl,Ne h) Leistungspreis: eP = eP,Ne − 4,20 €/kW



Arbeitspreis: eA = eA,Ne − 0,0001 €/kWh Jährliche Einnahmen: E˙ = EP + EA = 337 740 € Zugehöriger Barwert: E ∗ = E˙ · r = 3 605 375 € .

EP = eP · 6 MW = 248 640 € →

EA = eA · 33 GWh = 89 100 €

722

Lösungen

i) Kapitalwert der Investition: C = E ∗ − K ∗ − KE = 3 605 375 € − 3 088 727 € − 500 000 € = 16 648 € mit

∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ + KP,sonst + KVl + KP,Um,Ku + KVl,Um + KP,Ne + KVl,Ne . K ∗ = KP,b

Wegen C > 0 ist diese Investition wirtschaftlich. Rentabilität: C/KE = 0,033. j) Gemäß Gl. (13.29) gilt für den internen Zinsfuß pint der Zusammenhang 0 = E ∗ (pint ) − K ∗ (pint ) − KE ˙ − KE = r(pint ) · (E˙ − K) = r(pint ) · (337 740 € − 289 342 €) − 500 000 € mit K˙ = K˙ P,b + K˙ P,sonst + K˙ Vl + K˙ P,Um,Ku + K˙ Vl,Um + K˙ P,Ne + K˙ Vl,Ne . Nach einigen Iterationen erhält man den Wert pint ≈ 8,39 %. k) Annuität der Investition gemäß Gl. (13.30): An = C · r−1 = 16 648 €/10,675 = 1560 € . l) Mit q = 1,08 und Tn = 25 Jahren resultiert eine Amortisationsdauer von KE · (q Tn − 1) 1 = 22,8 . · ln 1 − ln q (E ∗ − K ∗ ) · q Tn Die Investition amortisiert sich nach 22,8 Jahren, also 2,2 Jahre vor dem Ende der Nutzungsdauer. Ta = −

m) Die geforderte Amortisationsdauer beträgt Ta = 6 Jahre. Eingesetzt in die Gleichung q Tn q Ta − 1 KE  = (E ∗ − K ∗ ) · T · q n −1 q Ta  erhält man dann KE = 223 743 €. Damit sich die Anlage bereits nach 6 Jahren amortisiert, dürften nur Investitionsmittel in dieser Höhe benötigt werden. Daraus ergeben sich Anschlusskosten von mindestens KE − KE  = 276 257 € .

Lösung zu Aufgabe 13.4 a) Leistungspreis: eP = 134 €/kW



EP = eP · PVb,max = 804 000 €

mit

PVb,max = 6 MW

Arbeitspreis für AVb = 33 GWh: Zone Zone Zone Zone

1 2 3 4

(0 . . . 3 GWh): (3 . . . 6 GWh): (6 . . . 9 GWh): (> 9 GWh):

eA1 eA2 eA3 eA4

= 0,068 = 0,063 = 0,058 = 0,055

€/kWh €/kWh €/kWh €/kWh

→ → → →

EA1 EA2 EA3 EA4

Jährliche Einnahmen: E˙ = EP + EA1 + EA2 + EA3 + EA4 = 2 691 000 €. b) Netzentgelt des Stromhändlers: Leistungspreis: K˙ P,Ne,S = (45,64 + 23,50) €/kW · PVb,max = 414 840 € Arbeitspreis: K˙ A,Ne,S = (0,0028 + 0,0014) €/kWh · AVb = 138 600 € Insgesamt: K˙ Ne,S = 553 440 €/kWh.

= eA1 · 3 = eA2 · 3 = eA3 · 3 = eA4 · 24

GWh = 204 000 GWh = 189 000 GWh = 174 000 GWh = 1 320 000

€ € € €

Lösungen

723

c) Netzentgelt des VNB: Leistungspreis: K˙ P,Ne,VNB = 0,9 · 23,50 €/kW · PVb,max = 126 900 € Arbeitspreis: K˙ A,Ne,VNB = 0,0014 €/kWh · AVb = 46 200 € Insgesamt: K˙ Ne,VNB = 173 100 €/kWh. d) Spezifischer fixer Gemeinkostenzuschlag für den Kraftwerkspark: k˙ P,G,s = 285 €/kW Leistungsabhängige Kosten: K˙ P = k˙ P,G,s · 0,9 · PVb,max = 1 539 000 € Arbeitsabhängige Kosten: K˙ A = 0,3 · k˙ P,G,s · PVb,max = 513 000 € Summe der Kosten: K˙ = K˙ P + K˙ A = 2 052 000 € In dem Entgelt, das der Stromhändler für den Strombezug des Industriekunden an den Kraftwerksbetreiber entrichten muss, beträgt der Eigenkostenanteil des Kraftwerksbetreibers 2 052 000 €.

Geräte und Systeme für die Messung und Prüfung von Elektrizitätszählern

Transformator Monitoring

Portable Zähler-, Schaltungs-, und Messwandlerprüftechnik

Stationäre Zählerprüfeinrichtung

EMH Energie-Messtechnik GmbH Mess- und Prüftechnik für die Energieversorgung

Vor dem Hassel 2 21438 Brackel Deutschland

Telefon: Fax: Internet: E-Mail:

+49-4185-58 57 0 +49-4185-58 57 68 www.emh.de [email protected]

724

Anhang

Richtwerte für Freileitungen Daten von Al/St-Leitungsseilen gemäß DIN EN 50182 Bezeichnung

alte Bezeichnung

15-AL1/3-ST1A 24-AL1/4-ST1A 34-AL1/6-ST1A 48-AL1/8-ST1A 70-AL1/11-ST1A 94-AL1/15-ST1A 122-AL1/20-ST1A 149-AL1/24-ST1A 184-AL1/30-ST1A 243-AL1/39-ST1A 305-AL1/39-ST1A 490-AL1/64-ST1A

16/2,5-Al/St 25/4-Al/St 35/6-Al/St 50/8-Al/St 70/12-Al/St 95/15-Al/St 120/20-Al/St 150/25-Al/St 185/30-Al/St 240/40-Al/St 305/40-Al/St 490/65-Al/St

Seildurchmesser 5,4 6,8 8,1 9,6 11,7 13,6 15,5 17,1 19,0 21,8 24,1 30,6

mm mm mm mm mm mm mm mm mm mm mm mm

Gleichstromwiderstand 1,8769 1,2012 0,8342 0,5939 0,4132 0,3060 0,2376 0,1940 0,1571 0,1188 0,0949 0,0590

Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km Ω/km

zulässiger Betriebsstrom 105 140 170 210 290 350 410 470 535 645 740 960

A A A A A A A A A A A A

Zulässige Betriebstemperatur: ϑb,max = 80 ◦ C bei allen Seilen. Zulässige Endtemperatur im Kurzschlussfall: ϑe = 200 ◦ C (s. DIN VDE 0103). Der zulässige Betriebsstrom Iz gilt bei Freileitungen für Dauerbetrieb (Iz = Id ). AL1: hartgegossenes Aluminium, AL2. . . AL7: Aluminiumlegierungen. ST1. . . ST6: Festigkeitsklassen der Stahlseele, A. . . E: Verzinkungsklassen.

Betriebskapazitäten 14 nF / km 13 C 'b

Betriebskapazität Cb von Freileitungen für f = 50 Hz

12

Cb : D: ρ: ρers :

11 10 9

Bei fehlenden geometrischen Angaben ist für Freileitungen im Bereich 123. . . 420 kV der Richtwert Cb ≈ 9 . . . 14 nF/km zu verwenden.

8 7 50

Betriebskapazität in nF/km; mittlerer Leiterabstand in cm; Leiterradius in cm; Ersatzradius von Bündelleitern in cm.

100 200 500 D / bzw. D / ers

1000

Anhang

725

Betriebsreaktanzen 0,42 X b'  /km 0,38

D=2,8 m

0,36

D=1,8 m

0,34

D=1,4 m

UnN ~ ~ 30 kV

D=1,0 m

UnN ~ ~ 20 kV

0,32 D=0,4 m 0,30 15-AL1/ 3-ST1A

UnN ~ ~ 10 kV

UnN ~ ~ 0,4 kV 24-AL1/ 4-ST1A

34-AL1/ 6-ST1A

48-AL1/ 8-ST1A

70-AL1/ 11-ST1A

UnN ~ ~ 60 kV

184-AL1/ 122-AL1/ 30-ST1A 20-ST1A 149-AL1/ 243-AL1/ 94-AL1/ 24-ST1A 39-ST1A 15-ST1A

Betriebsreaktanz Xb von Drehstromfreileitungen im Mittelspannungsbereich für f = 50 Hz in Abhängigkeit vom Leiterquerschnitt A (Einfachleitung mit Al/St-Seilen; D: mittlerer geometrischer Abstand der Leiterseile)

0,44 X b'

 /km 0,36 0,32 0,28 0,24 0,20 0,16 149-AL1/ 24-ST1A

184-AL1/ 30-ST1A

243-AL1/ 39-ST1A

305-AL1/ 39-ST1A

D E D E

245 kV

D E D E D E D E D E D E

420 kV

123 kV

Einfachseil

245 kV Zweierbündel 123 kV 420 kV 245 kV Viererbündel 123 kV

490-AL1/ 64-ST1A

Betriebsreaktanz Xb von Drehstromfreileitungen im Hoch- und Höchstspannungsbereich für f = 50 Hz bei Al/St-Leiterseilen und Donau-Mastbild Zugrunde gelegter mittlerer geometrischer Abstand der drei Leiter eines Systems: 4 m bei 123 kV; 6 m bei 245 kV; 9,4 m bei 420 kV. E gilt für Betrieb mit einem System; D gilt für Betrieb mit zwei Systemen (Doppelleitung, Reaktanzangaben gelten für jedes der beiden Systeme).

726

Anhang

Richtwerte für Kabel Niederspannungskabel:

ϑb,max = 70 ◦ C, ϑe = 160 ◦ C (Kurzschlussfall)

Kabeltyp

Rg20 Ω/km

Rw70 Ω/km

Xb Ω/km

Ir A

NAYY 4×50 SE NAYY 4×120 SE NAYY 4×150 SE

0,642 0,255 0,208

0,772 0,305 0,249

0,083 0,080 0,080

142 242 270

Mittelspannungskabel:

ϑb,max = 90 ◦ C, ϑe = 250 ◦ C (Kurzschlussfall) UY /Ub kV/kV

Kabeltyp

6/10 NA2XS2Y 1×95 RM/25 12/20 6/10 NA2XS2Y 1×185 RM/25 12/20 6/10 NA2XS2Y 1×240 RM/25 12/20

Hochspannungskabel: Kabeltyp N2XS(FL)2Y 1×120 RM/35 64/110 kV N2XS(FL)2Y 1×185 RM/35 64/110 kV N2XS(FL)2Y 1×240 RM/35 64/110 kV N2XS(FL)2Y 1×300 RM/35 64/110 kV

Verlegungsart ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦

 Rg20 Ω/km

 Rw90 Ω/km

Xb Ω/km

Cb µF/km

Ir A

0,313 0,313 0,313 0,313 0,161 0,161 0,161 0,161 0,122 0,122 0,122 0,122

0,4046 0,4173 0,4043 0,4158 0,2114 0,2282 0,2111 0,2264 0,1617 0,1772 0,1613 0,1756

0,123 0,207 0,132 0,210 0,110 0,187 0,117 0,190 0,105 0,179 0,112 0,183

0,315 0,315 0,216 0,216 0,406 0,406 0,273 0,273 0,456 0,456 0,304 0,304

249 281 252 282 358 393 362 396 416 453 421 457

ϑb,max = 90 ◦ C, ϑe = 250 ◦ C (Kurzschlussfall)

Verlegungsart ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦ ◦ ◦ ◦ ◦◦◦

 Rg20 Ω/km

 Rw90 Ω/km

Xb Ω/km

Cb µF/km

Ir A

0,153 0,153 0,099 0,099 0,075 0,075 0,060 0,060

0,205 0,233 0,136 0,164 0,106 0,132 0,087 0,112

0,166 0,219 0,156 0,206 0,149 0,198 0,144 0,191

0,112 0,112 0,125 0,125 0,135 0,135 0,144 0,144

366 382 457 467 526 528 588 580

Bedeutung der Kenngrößen in den Kabeltabellen (Herstellerangaben):   Rg20 : Gleichstromwiderstand bei 20 ◦ C; Rw70 : Wechselstromwiderstand bei 70 ◦ C;  ◦  Rw90 : Wechselstromwiderstand bei 90 C; Xb : Betriebsreaktanz; Cb : Betriebskapazität; Ir : Bemessungsstrom für Verlegung in der Erde bei EVU-Last (zulässiger Betriebsstrom: Iz = Ir bei normalen Umgebungs- und Verlegungsbedingungen).

Anhang

727

Zulässige Betriebsströme für Stromschienen aus Aluminium Iz

Breite × Dicke 50 80 100 120 160 200

mm mm mm mm mm mm

× × × × × ×

5 5 10 15 15 15

mm mm mm mm mm mm

556 851 1480 2090 2670 3230

A A A A A A

916 1360 2390 3320 4140 4950

A A A A A A

1050 1460 3110 4240 5230 6240

A A A A A A

1580 2250 4020 5040 6120 7190

A A A A A A

, , , : Anzahl und Anordnung der Teilleiter (senkrechte Lage).

Daten gelten für lackierte Schienen aus Aluminium in Innenraumanlagen (DIN 43670 Teil 1). Umgebungstemperatur 35 ◦ C, Schienentemperatur 65 ◦ C, Iz bei Dauerbetrieb (Iz = Id ). Lichter Teilleiterabstand = Schienendicke (bei 4 Teilleitern zwischen 2. und 3. Schiene mindestens 50 mm aufgrund von Stromverdrängungseffekten); lichter Hauptleiterabstand > 0,8 × Hauptleitermittenabstand (Mindestabstände s. DIN VDE 0101, Kupferschienen s. DIN 43671).

Kennlinien für NH-Sicherungen zum Motorschutz 100 ts

s

10

1

20A 35A 63A 100A 160A 250A 400A 630A 1000A 80A 125A 200A 315A 500A 800A 25A 50A 16A

0,1

0,01

0,001 50

100

500

1000

5000

10000

A

50000 Ik

Zeit/Strom-Kennlinien von NH-Sicherungen zum Schutz von Motoren für UnN = 690 V (Weitere Zeit/Strom-Kennlinien sind den Bildern 4.193 und 4.195 zu entnehmen.)

728

Anhang

Übersichtsschaltpläne realer Energieversorgungsnetze 380-kV-Freileitungsnetz eines Übertragungsnetzbetreibers

In das Höchstspannungsnetz speisen Kraftwerksblöcke mit Leistungen bis zu 1300 MVA ein. Kuppelstellen verbinden dieses Übertragungsnetz mit Nachbarunternehmen sowie unterlagerten 220-kV-Netzen, Umspannwerke versorgen die 110-kV-Hochspannungsnetze.

Anhang

729

110-kV-Freileitungsnetz eines Verteilungsnetzbetreibers

Das aus einem eigensicheren 380/110-kV-Umspannwerk versorgte Hochspannungsnetz weist vorwiegend eine Ringstruktur auf und speist über Umspannstationen 10-kV-Netze.

730

Anhang

10-kV-Kabelnetz eines Energieversorgungsunternehmens

Das Mittelspannungsnetz wird aus einer 110/10-kV-Umspannstation versorgt und speist unterlagerte Niederspannungsnetze über Netzstationen. Sie sind an verzweigte Ringe angeschlossen, die von der Umspannstation sowie von Schwerpunktstationen ausgehen.

Anhang

731

Richtwerte für Kosten Spezifische Investitionskosten wichtiger Betriebsmittel Transformator (123 kV / 12 kV) Feld einer SF6 -Schaltanlage (123 kV, 50 MVA) Freileitung (123 kV, 243-AL1/39-ST1A, Donaumast) VPE-Kabel (12 kV, 3×185 mm2 ) PVC-Kabel (0,4 kV, 4×150 mm2 ) Kabelverlegungskosten unterhalb von Straßen in 0,8 m Tiefe

12 500 000 250 000 20 5 50

Weitere Preisangaben sind den Aufgaben zu Kapitel 8 zu entnehmen.

Spezifische Investitionskosten wichtiger Kraftwerksarten Kernkraftwerk Braunkohlekraftwerk Steinkohlekraftwerk GuD-Kraftwerk Gasturbinen-Anlage Laufwasserkraftwerk (50 MW) Windenergieanlage Solarthermisches Kraftwerk Photovoltaische Anlage

3000 1200 1100 500 200 3000 800 4400 6000

€/kW €/kW €/kW €/kW €/kW €/kW €/kW €/kW €/kW

Spezifische Gesamtkosten wichtiger Kraftwerksarten Kernkraftwerk Kohlekraftwerk

Inlandskohle Importkohle

GuD-Kraftwerk Gasturbinen-Anlage Laufwasserkraftwerk (50 MW) Windenergieanlage (2 MW) Windenergieanlage (Küste) Solarthermisches Kraftwerk Photovoltaische Anlage Geothermie Kernfusion

0,06 0,09 0,06 0,04 0,05 0,07 0,06 0,04 0,28 0,45 0,18. . . 0,22 0,14. . . 0,38

€/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh €/kWh

Die genannten Gestehungskosten ergeben sich aus den Gesamtkosten pro Jahr bezogen auf die abgegebene Energie.

€/kVA € €/km €/m €/m €/m

732

Anhang

Elektrischer Wirkungsgrad wichtiger Kraftwerksarten

Wirkungsgrad

70 % 60

GuDKraftwerk Brennstoffzelle

50 40 30 20

Dieselmotor (BHKW)

Gasturbine Kohlekraftwerk (mit Wirbelschichtfeuerung)

10

Kohlekraftwerk (mit Trockenstaubfeuerung)

0 0,1

0,5

1

5

10

50

100 MW 500 1000

Kraftwerksleistung

Beispiel für Strompreise Strompreise eines Sondervertrags (Stand 2004): 134 €/kW

Leistungspreis

Arbeitspreis HT

Arbeitspreis NT

erste 3 GWh weitere 3 GWh weitere 3 GWh darüber erste 1,5 GWh weitere 1,5 GWh weitere 1,5 GWh darüber

Blindstromarbeitspreis bei cos ϕ < 0,9 induktiv

0,068 €/kWh 0,063 €/kWh 0,058 €/kWh 0,055 €/kWh 0,036 €/kWh 0,033 €/kWh 0,031 €/kWh 0,029 €/kWh 0,013 €/kvar (für Blindanteil, der 50 % der Wirkarbeit übersteigt)

Preise einschließlich Netzentgelt (all-inclusive) HT: Hochlast-Zeit NT: Niedriglast-Zeit cos ϕ: durchschnittlicher Leistungsfaktor

Anhang

733

Beispiele für Netzentgelte von Energieversorgungsunternehmen (Stand: 2007) Benutzungsdauer < 2500 Stunden pro Jahr: EVU 1

Entnahme aus HS-Netz Umspannung HS/MS MS-Netz Umspannung MS/NS NS-Netz

EVU 2

EVU 3

Leistungspreis

Arbeitspreis

Leistungspreis

Arbeitspreis

Leistungspreis

Arbeitspreis

€/kW

€/kWh

€/kW

€/kWh

€/kW

€/kWh

8,70

0,022

-

-

11,40

0,007

8,90

0,026

6,00

0,017

11,70

0,0075

9,60

0,028

8,80

0,018

10,70

0,015

9,60

0,041

13,30

0,033

10,40

0,017

8,80

0,050

7,50

0,044

9,10

0,022

(Leistungspreis: Kosten pro Jahr)

Benutzungsdauer > 2500 Stunden pro Jahr: EVU 1

Entnahme aus HS-Netz Umspannung HS/MS MS-Netz Umspannung MS/NS NS-Netz

EVU 2

EVU 3

Leistungspreis

Arbeitspreis

Leistungspreis

Arbeitspreis

Leistungspreis

Arbeitspreis

€/kW

€/kWh

€/kW

€/kWh

€/kW

€/kWh

61,30

0,0007

-

-

17,80

0,005

71,20

0,001

41,90

0,002

16,80

0,006

50,40

0,011

27,20

0,010

30,80

0,007

98,10

0,006

81,40

0,006

31,30

0,008

80,90

0,021

62,90

0,022

22,80

0,016

(Leistungspreis: Kosten pro Jahr) Die Höhe des Netzentgelts ist in diesen Tabellen – abgesehen von der Benutzungsdauer – nur von der Entnahmestelle abhängig. Wird z. B. ein Gewerbekunde über ein Kabel direkt aus dem Mittelspannungsnetz versorgt, so gilt diese Netzebene als Entnahmestelle. Dann liegt die Verantwortung für die Erstellung und den Betrieb einer Umspannstation in den Niederspannungsbereich beim Kunden. Sofern ihm jedoch eine solche Umspannanlage vom Netzbetreiber zur alleinigen Nutzung zur Verfügung gestellt wird, gilt als Entnahmestelle die Umspannung MS/NS“. Wenn der Netzbetreiber aus einer MS/NS” Umspannanlage allerdings mehrere Verbraucher versorgt, so stellt für jeden dieser Verbraucher das Niederspannungsnetz die Entnahmestelle dar.

734

Anhang

Wichtige Laplace-Transformierte F (p)

f (t)

1 p

1

1 p+a

e−at

1 p2 + Ω2

1 · sin Ωt Ω

p p2 + Ω2

cos Ωt

1 p · (p2 + Ω2 )

1 · (1 − cos Ωt) Ω2

1 (p2 + Ω21 ) · (p2 + Ω22 )

Ω2 · sin Ω1 t − Ω1 · sin Ω2 t Ω1 · Ω2 · (Ω22 − Ω21 )

1 p · (p2 +

Ω21 )

· (p2 +

Ω22 )

e−T p · U (p)

Ω21

Ω2 · cos Ω1 t − Ω21 · sin Ω2 t 1 · 1+ 2 2 · Ω2 Ω21 − Ω22 u(t − T ) 0

für

für

t > T,

t≤T

U (p + a)

e−at · u(t)

p · U (p) − u(t = 0)

du(t) dt

Alle Zeitfunktionen f (t) gelten für t > 0. Im Zeitbereich t < 0 gilt für alle Zeitfunktionen einheitlich f (t) = 0. Die in diesem Anhang angegebenen Tabellen enthalten im Wesentlichen alle Daten, die zur Lösung der Aufgabenteile erforderlich sind. Darüber hinausgehende Daten sind z. B. [18], [32], [33], [77], [80] und [183] zu entnehmen.

735

Quellenverzeichnis Bild

Titel

Quelle

2.3b 2.7 2.9b 2.22a 2.22b 2.23 2.34a 2.35 2.36 3.15 3.17 4.11a 4.45a 4.61c 4.61d 4.122 4.124 4.125 4.128 4.130 4.131 4.132 4.155a 4.155b 4.159 4.161c 4.172 4.173a 4.177a 4.178 4.188b

Heizkraftwerk Niederdruckturbine Gasturbine Gondelausführung N80 Gondelausführung E-82 Gondelausführung M5000 Wellenkraftwerk Strömumgskraftwerk SEAFLOW Strömumgskraftwerk SeaGen Klauenpolgenerator Bordnetz in einem Flugzeug Einphasiger Zweiwicklungstransformator (Schnitt) Umspanner mit Stufenschalter (Schnitt) Generatorläufer Generatorständer Aufbau eines vieradrigen Niederspannungskabels Aufbau eines einadrigen 10-kV-Kabels Aufbau eines VPE-Höchstspannungskabels 220/380 kV Aufbau eines Gasaußendruckkabels Aufbau einer 110-kV-Verbindungsmuffe Aufbau eines 10-kV-Endverschlusses Aufbau eines 110-kV-Endverschlusses Schnitt durch eine Reihendrosselspule Eisenkern einer Kompensationsdrosselspule Aufbau eines Vakuumschalters Aufbau eines SF6 -Trennschalters für 110 kV Sammelschienensystem in Rohrbauweise für 110 kV Aufbau einer SF6 -Schaltanlage für 110 kV Mittelspannungsschaltfeld in Zellenbauweise Mittelspannungssammelschiene mit Durchführung Aufbau eines 20-kV-Metalloxidableiters

ABB Kraftwerke Moll SIEMENS Nordex Enercon Multibrid WAVEDragon ISET ISET Bosch Airbus Trafo-Union Trafo-Union SIEMENS SIEMENS SIEMENS SIEMENS ABB Kabel und Draht HSU Hamburg ABB Kabel und Draht HSU Hamburg ABB Kabel und Draht SIEMENS Trafo-Union HSU Hamburg HSU Hamburg VEW SIEMENS HSU Hamburg HSU Hamburg HSU Hamburg

736

Verzeichnis wichtiger Normen und Richtlinien

VDE-Bestimmungen DIN VDE 0100 Bestimmungen für das Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannungen bis 1000 V Teil 100: Anwendungsbereich, Zweck und Grundsätze (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit) Teil 200: Begriffe Teil 410: Schutz gegen elektrischen Schlag Teil 430: Schutz von Kabeln und Leitungen bei Überstrom (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit) Teil 442: Schutz bei Überspannungen; Schutz von Niederspannungsanlagen bei Erdschlüssen in Netzen mit höherer Spannung (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit) Teil 443: Schutz bei Überspannungen infolge atmosphärischer Einflüsse oder von Schaltvorgängen Teil 470: Anwendung der Schutzmaßnahmen Teil 520: Auswahl und Errichtung von elektrischen Betriebsmitteln: Kabel und Leitungsanlagen (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit) Teil 705: Landwirtschaftliche und gartenbauliche Betriebsstätten DIN VDE 0101 Starkstromanlagen mit Nennwechselspannungen über 1 kV DIN VDE 0102 / DIN EN 60909 Kurzschlußströme in Drehstromnetzen Teil 0: Berechnung der Ströme Teil 3: Ströme bei Doppelerdkurzschluss und Teilkurzschlußströme über Erde Teil 10: Kurzschlußströme in Gleichstrom-Eigenbedarfsanlagen in Kraftwerken und Schaltanlagen Beiblatt 1: Beispiele für die Berechnung von Kurzschlussströmen Beiblatt 3: Faktoren für die Berechnung von Kurzschlussströmen nach IEC 60909-0 Beiblatt 4: Daten elektrischer Betriebsmittel für die Berechnungen von Kurzschlussströmen DIN VDE 0103 / DIN EN 60865 Kurzschlußströme - Berechnung der Wirkung Teil 1: Begriffe und Berechnungsverfahren Teil 10: Kurzschlußströme in Gleichstrom-Eigenbedarfsanlagen von Kraftwerken und Schaltanlagen – Berechnung der Wirkungen Beiblatt 1: Beispiele für die Berechnung DIN VDE 0105 / DIN EN 50110 Betrieb von elektrischen Anlagen DIN VDE 0110 / DIN EN 60664 Isolationskoordination für elektrische Betriebsmittel in Niederspannungsanlagen DIN VDE 0111 / DIN EN 60071 Isolationskoordination Teil 1: Begriffe, Grundsätze und Anforderungen Teil 2: Anwendungsrichtlinie

Normenverzeichnis

737

DIN V VDE V 0126-1-1 Selbsttätige Schaltstelle zwischen einer netzparallelen Eigenerzeugungsanlage und dem öffentlichen Niederspannungsnetz DIN VDE 0129 / DIN EN 60092 Elektrische Anlagen auf Schiffen DIN VDE 0140 / DIN EN 61140 Schutz gegen elektrischen Schlag Teil 1: Gemeinsame Anforderungen für Anlagen und Betriebsmittel Teil 479: Wirkungen des elektrischen Stromes auf Menschen und Nutztiere (Vornorm) DIN VDE 0175 / DIN IEC 60038 IEC-Normspannungen DIN VDE 0185 Blitzschutz DIN VDE 0197 / DIN EN 60445 Grund- und Sicherheitsregeln für die Mensch-Maschine-Schnittstelle – Kennzeichnung der Anschlüsse elektrischer Betriebsmittel und einiger bestimmter Leiter, einschließlich allgemeiner Regeln für ein alphanumerisches Kennzeichnungssystem DIN VDE 0210 Freileitungen über AC 1 kV Teil 1: Freileitungen über AC 45 kV (DIN EN 50341-1) Allgemeine Anforderungen – Gemeinsame Festlegungen Teil 3: Freileitungen über AC 45 kV (DIN EN 50341-3-4) Nationale Normative Festlegungen Teil 10: Freileitungen über AC 1 kV bis einschließlich AC 45 kV (DIN EN 50423-1) Allgemeine Anforderungen – Gemeinsame Festlegungen Teil 12: Freileitungen über AC 1 kV bis einschließlich AC 45 kV (DIN EN 0423-3-4) Nationale Normative Festlegungen DIN VDE 0211 Bau von Starkstrom-Freileitungen mit Nennspannungen bis 1000 V DIN VDE 0228 Maßnahmen bei Beeinflussung von Fernmeldeanlagen durch Starkstromanlagen Teil 2: Beeinflussung durch Drehstromanlagen DIN VDE 0276 Starkstromkabel Teil 603: Energieverteilungskabel mit Nennspannungen U0/U 0,6/1 kV Teil 620: Energieverteilungskabel mit extrudierter Isolierung (3,6/6 kV bis 20,8/36 kV) Teil 632: Starkstromkabel mit extrudierter Isolierung (über 36 kV bis 150 kV) Teil 1000: Strombelastbarkeit, Allgemeines; Umrechnungsfaktoren DIN VDE 0289 Begriffe für Starkstromkabel und isolierte Starkstromleitungen DIN VDE 0298 Verwendung von Kabeln und isolierten Leitungen für Starkstromanlagen

738

Normenverzeichnis

DIN VDE 0414 / DIN EN 60044 Messwandler Teil 1: Stromwandler (VDE 414-44-1) Teil 2: Induktive Spannungswandler (VDE 414-44-2) Teil 3: Kombinierte Wandler (VDE 414-44-3) Teil 5: Kapazitive Spannungswandler (VDE 414-44-5) DIN VDE 0432 Hochspannungs-Prüftechnik Teil 1: Allgemeine Begriffe und Prüfbedingungen (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit) Teil 2: Meßsysteme DIN VDE 0530 / DIN EN 60034 Drehende elektrische Maschinen Teil 1: Bemessung und Betriebsverhalten Teil 3: Besondere Anforderungen an Vollpol-Synchronmaschinen Teil 4: Verfahren zur Ermittlung der Kenngrößen von Synchronmaschinen durch Messungen Teil 8: Anschlussbezeichnungen und Drehsinn DIN VDE 0532 / DIN EN 60076 Leistungstransformatoren / Transformatoren und Drosselspulen Teil 3: Isolationspegel, Spannungsprüfungen und äußere Abstände in Luft Teil 76-1: Allgemeines (EN 60076-1) Teil 76-4: Leitfaden zur Blitz- und Schaltstoßspannungsprüfung von Leistungstransformatoren und Drosselspulen (EN 60076-4) Teil 76-5: Kurzschlussfestigkeit (EN 60076-5) Teil 76-11: Trockentransformatoren (EN 60076-11) Teil 214-1: Stufenschalter – Leistungsanforderungen und Prüfverfahren (EN 60214-1) Teil 222: Drehstrom-Öl-Verteilungstransformatoren Teil 289: Drosselspulen (EN 60289) DIN VDE 0560 Kondensatoren DIN VDE 0636 / DIN EN 60269 Niederspannungssicherungen DIN VDE 0641 / DIN EN 60898 Leitungsschutzschalter DIN VDE 0670 Hochspannungs-Schaltgeräte Teil 4: Hochspannungssicherungen (EN 60282) Teil 301: Hochspannungs-Lastschalter für Bemessungsspannungen über 1 kV und unter 52 kV (EN 60265-1) Teil 302: Hochspannungs-Lastschalter für Bemessungsspannungen ab 52 kV und darüber (EN 60265-2) (z. Zt. neuer Entwurf in Arbeit als VDE 0671 Teil 104) Teil 1000: Gemeinsame Bestimmungen für Hochspannungs-Schaltgeräte-Normen (EN 60694)

Normenverzeichnis

739

DIN VDE 0671 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen Teil 100: Hochspannungs-Wechselstrom-Leistungsschalter (EN 62271-100) Teil 102: Wechselstrom-Trennschalter und -Erdungsschalter (EN 62271-102) Teil 200: Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen für Bemessungsspannungen über 1 kV bis einschließlich 52 kV (EN 62271-200) Teil 203: Gasisolierte metallgekapselte Schaltanlagen für Bemessungsspannungen über 52 kV (EN 62271-200) DIN VDE 0675 / DIN EN 60099 Überspannungsableiter Teil 1: Überspannungsableiter mit nichtlinearen Widerständen für Wechselspannungsnetze Teil 4: Metalloxidableiter ohne Funkenstrecken für Wechselspannungsnetze Teil 5: Anleitung für die Auswahl und die Anwendung DIN VDE 0839 / DIN EN 61000 Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) Teil 2-2: Verträglichkeitspegel für niederfrequente leitungsgeführte Störgrößen und Signalübertragung in öffentlichen Niederspannungsnetzen Teil 2-12: Verträglichkeitspegel für niederfrequente leitungsgeführte Störgrößen und Signalübertragung in öffentlichen Mittelspannungsnetzen DIN VDE 0845 Schutz von Fernmeldeanlagen gegen Blitzeinwirkungen, statische Aufladungen und Überspannungen aus Starkstromanlagen DIN VDE 0848 Sicherheit in elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern

DIN-Normen DIN 1304-3 Formelzeichen für die Erzeugung, den Transport und die Verteilung elektrischer Energie DIN 1324-1 Elektromagnetisches Feld; Zustandsgrößen DIN 1324-2 Elektromagnetisches Feld; Materialgrößen DIN 40108 Elektrische Energietechnik – Stromsysteme – Begriffe, Größen, Formelzeichen DIN 42500 Drehstrom-Öl-Verteilungstransformatoren 50 Hz, 50 bis 2500 kVA DIN 42523 Trockentransformatoren 50 Hz, 100 bis 2500 kVA DIN 43670 Stromschienen aus Aluminium; Bemessung für Dauerstrom DIN 43671 Stromschienen aus Kupfer; Bemessung für Dauerstrom

740

Normenverzeichnis

EN-Normen DIN EN 50182 Leiter für Freileitungen – Leiter aus konzentrischen verseilten runden Drähten DIN EN 60617 Graphische Symbole für Schaltpläne DIN EN 61850 / IEC 61850 Kommunikationsnetze und -systeme in Stationen

VDI-Normen VDI 2067 Wirtschaftlichkeit gebäudetechnischer Anlagen Blatt 1: Grundlagen und Kostenberechnung

IEC-Normen IEC 61363 Electrical installations of ships and mobile and fixed offshore units Part 1: Procedures for calculating short-circuit currents in three-phase a.c. IEC 61400 Wind turbines Part 1: Design requirements Part 2: Design requirements for small wind turbines Part 11: Wind turbine generator systems – Acoustic noise measurement techniques Part 12-1: Power performance measurements of electricity producing wind turbines Part 13: Wind turbine generator systems – Measurement of mechanical loads Part 14: Declaration of apparent sound power level and tonality values Part 21: Wind turbine generator systems – Measurement and assessment of power quality characteristics of grid connected wind turbines Part 23: Wind turbine generator systems – Full-scale structural testing of rotor blades Part 24: Wind turbine generator systems – Lightning protection Part 25-1: Communications for monitoring and control of wind power plants – Overall description of principles and models Part 25-2: Communications for monitoring and control of wind power plants – Information models Part 25-3: Communications for monitoring and control of wind power plants – Information exchange models Part 25-5: Communications for monitoring and control of wind power plants – Conformance testing IEC WT 01 System for Conformity Testing and Certification of Wind Turbines – Rules and procedures IEC 60050-415 International Electrotechnical Vocabulary – Part 415: Wind turbine generator systems (DIN: Deutsche Industrie-Norm, DIN VDE: VDE-Bestimmung, VDI: VDI-Richtlinie, EN: Europäische Norm, IEC: Internationale Norm)

Normenverzeichnis

741

VDEW-Richtlinien Grundsätze für die Beurteilung von Netzrückwirkungen. 3. Ausgabe, Frankfurt a. M., 1992 Eigenerzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz, Richtlinie für Anschluss und Parallelbetrieb von Eigenerzeugungsanlagen am Mittelspannungsnetz, 2. Ausgabe, Frankfurt: VWEW-Verlag, 1998 Eigenerzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz, Richtlinie für Anschluss und Parallelbetrieb von Eigenerzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz, 4. Ausgabe, Heidelberg: VWEW Energieverlag, 2001 Richtlinie für die automatische Wiedereinschaltung in elektrischen Netzen, VWEW, 3. Auflage, Frankfurt a. M., 2001 Technische Regeln zur Beurteilung von Netzrückwirkungen, Richtlinie D-A-CH-CZ, 2004

VDN-Richtlinien TransmissionCode 2003: Netz- und Systemregeln der deutschen Übertragungsnetzbetreiber, Stand: August 2003 DistributionCode 2003: Regeln für den Zugang zu Verteilungsnetzen, Stand: August 2003 MeteringCode 2006, Stand: Juli 2006 EEG-Erzeugungsanlagen am Hoch- und Höchstspanungsnetz, Stand: August 2004

FGW-Richtlinien Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 17, Stand: Juli 2006 Teil 1: Bestimmung der Schallemissionswerte Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 14, Stand: März 2004 Teil 2: Bestimmung von Leistungskurve und standardisierten Energieerträgen Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 18, Stand: März 2006 Teil 3: Bestimmung der elektrischen Eigenschaften Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 2, Stand: November 2006 Teil 4: Bestimmung der Netzanschlussgrößen Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 3, Stand: Juli 2005 Teil 5: Bestimmung und Anwendung des Referenzertrages Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 6, Stand: November 2006 Teil 6: Bestimmung von Windpotenzial und Energieerträgen Technische Richtlinien für Windenergieanlagen, Rev. 0, Stand: Juni 2006 Teil 7: Instandhaltung von Windparks

E.ON-Richtlinien Ergänzende Netzanschlussregeln für Windenergieanlagen, Stand: Dezember 2001 Netzanschlussregeln Hoch- und Höchstspannung, Stand: August 2003 Netzanschlussregeln Hoch- und Höchstspannung, Stand: April 2006

742

Literaturverzeichnis [1]

Kugeler, K.; Philippen, P.-W.: Energietechnik. 2. Auflage. Berlin : Springer, 2002

[2]

Roemer, H.-W.: Dampfturbinen. Essen : W. Girardet, 1972

[3]

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Als weiterführende Literatur werden die folgenden Werke empfohlen: [1], [11], [18], [33], [37], [59], [64], [65], [77], [78], [80], [82], [98], [118], [119], [148], [159], [174], [176], [185], [186]

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Sachwortverzeichnis Abbildfunkenstrecke 320 Abdampf 6 ff, 14 Abgangsfeld 282, 289 Abhitzekessel 18, 22 Abklingfaktor 425, 428 Ableitstoßstrom 319 Ableitwiderstand 230, 250, 318 ff Abschreibungen 642, 646, 658, 660 Abspannmast 209 Abstandskurzschluss 478 ff, 507 Abzinsung 660 Abzweig 282, 290, 311, 327, 456 Abzweigdrosselspule 456 Abzweigfeld 283, 289, 291, 293 Abzweigmuffe 287, 300 Abzweigschutz 330, 331 Active-Stall-Regelung 33 Amortisationsdauer 663, 664 AMZ-Relais 333 Anfangseinschwingspannung 477, 507 Anfangskurzschlusswechselstrom 206, 397, 418 ff, 421, 422, 451 Anlaufstrom 327, 328, 428 Annuitätenmethode 664 Anschlusskosten 650 Anschlussnetz 80 Anschlussnutzungsvertrag 489 Anschlusspflicht 487 Ansprechblitzstoßspannung 319 Ansprechschaltstoßspannung 319 Ansprechspannung (Ableiter) 318, 322 Antriebsleistung 67, 459, 468 Antriebsmoment 58, 459 Anzapfdampf 7, 84 aperiodische Komponente → Gleichstromkomponente APU 93 Arbeitserder 283, 289, 293, 297 Arbeitspreis 651 ff, 658 Asynchrongenerator 339 ff — doppelt gespeist 340 ff — umrichtergekoppelt 339 Asynchronmotor 97, 253, 427 Auftrennmethode 106, 376 Aufzinsung 660 Ausbreitungsstrom 631 Ausbreitungswiderstand 624 ff, 626, 630 ff, 633 Ausfallkriterium 78, 82, 331, 467, 494, 496, 505 Ausfallrate 239 ausgeglichene Stromverteilung 630, 631

Ausgleichsvorgang 102 — dreipoliger Kurzschluss 396 ff — Freileitungen 236 ff — Netze 112 ff — Umspanner 125 ff, 153 — unsymmetrische Fehler 572 ff, 599 ff Ausgleichswicklung 284, 290, 544, 546 Ausnutzungsdauer 656 Ausschaltleistung 426 Ausschaltstrom 274, 326, 327, 424 ff, 471 Ausschaltwechselstrom 424 ff, 471 Außenleiter 73 Außenleiterspannung 73, 92 aussetzender Erdschluss 310, 604 Austauschleistung 65, 66, 84, 163 Automatische Wiedereinschaltung 443, 451, 469, 482, 597 Banderder 624 Barwertmethode 660 Basisserver 493 Beeinflussung → Starkstrombeeinflussung Belastungskurve 68 Bemessungs-Schaltfolge 482 Bemessungs-Ausschaltstrom 326, 327 Bemessungsbetrieb 72, 189, 253 Bemessungs-Blitzstoßspannung 314 Bemessungsfrequenz 72 Bemessungs-Isolationspegel 317 Bemessungs-Kurzzeit 452 Bemessungs-Kurzzeitstrom 452 Bemessungs-Kurzzeitstromdichte 452 Bemessungs-Kurzzeitwechselspannung 314 Bemessungsleistung 5, 72, 78, 80, 82, 133, 152, 185, 253, 283 Bemessungs-Schaltstoßspannung 314 Bemessungsspannung 72, 311 ff, 323, 326, 471 Bemessungsstrom 72, 246, 328 Bemessungsübersetzung 72 Benutzungsdauer 655, 659 Berührungsschutz 618 ff — direkter 291, 620, 634 ff — indirekter 620 ff, 634 ff Berührungsspannung 622 ff, 633, 634 ff Betriebserdung 636 Betriebsführung 486 ff Betriebsinduktivität 220, 233, 251, 538 Betriebskapazität 228 ff, 233, 251, 538 Betriebskosten 644, 646 — fixe 646, 658 — variable 646

Sachwortverzeichnis Betriebsspannung 73, 75 Betriebsstrom (zulässiger) 213, 246, 326 Betriebstemperatur 212, 245, 453 Betriebsverhalten 102, 134 ff, 146 ff, 153 ff, 182 ff, 186 ff Bezugsebene 135 Bezugserde 623 ff, 626 Bezugsleiter 518 Bilanzkreis 490 Bilanzkreisverantwortlicher (BKV) 490, 492, 499 Bilanzkreisvertrag 490 Blasspule 319 Blaszylinder 275, 471 Blindleistung 163 ff, 188, 495, 501, 513, 654 Blindleistungskompensation 258 ff — schnelle 265 — statische 267 Blindleistungsmaschine 96 Blitzeinschlag 213, 306 ff, 323 ff Blitzschutz 213, 296 Blitzschutzeinrichtungen 317 ff, 323 ff Blitzstoßspannung 313 ff Blitzüberspannung 306 ff, 308, 323 Bordnetz 86–100 Börse 654 Börsenbilanzkreis 491 Brückenschaltung 349 Bremsleistung (Generator) 459 ff Brennelement 25 Brenner 10, 17 Brennkammer 17 Brennstoff 5, 19, 21, 61, 68, 499 Brennstoffkosten 16 Brennstoffzellen 20 Buchholzschutz 335 Bündelleiter 212, 221, 229, 230, 307, 506 Bürde 167, 169, 172, 174 CSC-Anlage 268, 269 CSD 91, 92, 429 Dämpferwicklung 200 ff, 421, 464, 469, 527 Dampfturbine 2, 13 ff, 174 Datenserver 493 Dauerbelastung 365 ff, 494, 503, 505, 506 Dauererdschluss 585, 588, 611, 633, 638 Dauerkurzschlussstrom 206, 394 ff, 428 Dauerlinie 655, 659 Dauerspannung 323 Deckenspannung 191, 426 DENOX 11, 12 Deregulierung 486 Diagonalbauweise 288, 289

751 Differenzialschutz 330 Distanzschutz 333, 506 DistributionCode 487 Donaumast 211 Doppelerdschluss 553, 569 ff, 586, 590 Doppelleitung 535 ff Doppelschichtkondensator (DSK) 56 Drehfeld 178, 179, 186, 198, 199, 526 Drehstrombank → Transformator Drehstromsystem 73 ff, 211 Drehstromwicklung 175 ff Drehzahlregelung 32, 36, 59, 61, 63, 94, 96 Dreieckschaltung 74 ff, 141 ff, 152, 259, 544 Dreieckspannung 73, 590 Dreileitersystem 75 Dreimonatsmittel 653 Drosselspule 267, 269, 270 ff Druckwasserreaktor 26 Durchführung 121, 169, 171, 295, 297 Durchgangsenergie 655 Durchgangsleistung 155, 648 Durchhang 209 Durchlasskennlinie 325, 326, 328, 329 Durchlassstrom 325, 328, 329 Durchleitung 487 Durchschlagskennlinie 311 ff, 318, 319 E.ON-Richtlinien 512, 741 Economizer (ECO) 11 Eigenbedarf 8, 15, 84, 283 Eigenbedarfsnetz 498 Eigenfrequenzen 114 — FACTS 269 — Freileitungen 238 — Messwandler 170 — Netze 265, 305, 310, 413, 475 — Umspanner 115, 123 ff, 239, 323, 480 Eigenkapitalquote 644 Eigenleistung 155 Eigenschwingungen 114 — dreipoliger Kurzschluss 413 — Ferroresonanz 606, 612 — Freileitungen 309 ff — Netze 438, 474 ff, 507 — Umspanner 125, 161 Eigensicherheit 79, 82, 283, 503–505 Eigenwert 389, 400, 407, 413 Eindiodenmodell 353 Einebenenmast 211 Eingangsadmittanz 108, 379, 403, 406 Eingangsimpedanz 110, 263, 264, 412, 421, 425 Einschaltsicherheit 276, 280, 283 Einschaltstoßstrom 118, 311 Einschaltwiderstand 310, 483

752 Einschleifung 285, 287 Einschubtechnik 298 Einschwingspannung (Schalter) 274, 276, 471 ff, 481, 507, 601 Einschwingvorgang — dreipoliger Kurzschluss 396 ff, 403 ff — Erdschluss 602 — Freileitungen 236 — Regelung 58 Einspeiseknoten 381 Einspeisung 79, 82 Einzelkosten 647 Eisenkern 87, 118, 120 ff, 167, 171, 272, 273, 605 Elektrizitätswirtschaft 486, 642 ff EMV 90, 92, 301, 510 EN-50160-Norm 510 Energieaustausch 66, 83 Energiebörse 654 Energieerzeugungskosten 645 Energieversorgungsnetz 72 ff Energieversorgungsunternehmen (EVU) 3, 486 Energiewirtschaftsgesetz 3, 486, 487, 502 Engpass 491 Engpassleistung 656 Entgelte 650 ff Entnahmestelle 489, 490 e-n-Wicklung 167, 587 Erder 213, 288, 620, 622 ff, 630, 635 Erderwirkung 632 Erdfehlerfaktor 305, 309, 319, 320, 594 erdfühlig 632 Erdkapazität 123, 227, 533, 584, 587 Erdkurzschluss 593 — TN-Netz 637 Erdkurzschlussstrom 596, 634 Erdschluss 553 ff — Erdungsspannung 633 — Ferroresonanz 612 — Sternpunktbehandlung 583 ff — Überspannungen 305 Erdschlussanzeige 99, 587, 593 Erdschlusskompensation 308, 587 ff, 597, 633 Erdschlusslöschspule 273, 483, 587 ff Erdschlusslichtbogen 592 Erdschlussmelderelais 99, 587, 593, 600 Erdschlussrichtungsrelais 593 Erdschlussschutz 335 Erdschlussstrom 584 ff, 587 ff Erdseil 213, 288, 306, 533 ff, 626, 629, 630, 633 Erdung 241, 596 Erdungsanlage 621 ff, 626, 633 ff

Sachwortverzeichnis Erdungsschalter 280, 283 Erdungsspannung 586, 624, 626 ff, 629, 633 Erdungsstrom 622 ff, 630 Erdungswiderstand 306 Erdwiderstand 530, 625, 632 Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 27 Erregereinrichtung 99, 181, 191, 305 Erregerfeld 193 Erregerstrom 91, 92, 188, 191 Erregerwicklung 87, 91, 92, 162, 174, 196 ff, 421 Ersatzbelieferung 489 Ersatzerdleiter 532, 533, 536 Ersatzinvestition 656 ff, 657, 660 Ersatzleiter 221 Ersatzmaßnahmen 634 Ersatzschaltbild — Asynchronmotor 264 — Erdschluss 561 — Freileitung 219, 231 — Kabel 250 — Leiterunterbrechung 567 — photovoltaische Anlage 353 ff — Synchronmaschine 184, 195, 199, 206 — Transformator 129 ff, 138, 157, 160, 541 ff, 546 — Windenergieanlage 336 — zweipoliger Kurzschluss 566 Ersatzspannungsquelle 401 ff, 419 Erweiterungsinvestition 662 Erzeugungsmanagement 495 Ethernet 302, 303 FACTS 267 ff Fahrplan 490, 492, 495, 499 Fahrplanmanagement 499 Fehler — Einfachfehler 393 ff, 553 ff, 583 ff — Fehlerfolge 309 — Mehrfachfehler 309, 569 ff Fehlerbedingungen 555 ff, 566, 570 Fehlerstrom 401, 555, 575, 587, 622, 629, 633, 637 Fehlerstrom-Schutzschalter 637 Feldebene 300 ff, 492 Fernwirktechnik 303 Ferranti-Effekt 234, 252, 305, 506 Ferroresonanz 171, 305, 507, 605 ff Festdruckbetrieb 62, 63 Festdruckregelung 62, 459 Feuerung 11 ff, 61 FGW-Richtlinien 509, 741 FI-Schutzschalter → FehlerstromSchutzschalter

Sachwortverzeichnis Filterdrosselspule 263, 271, 501 Firewall 303 Flicker 510 Folgestrom 319 Francis-Turbine 23 Freileitung 78, 80, 209 ff, 528 ff — Richtwerte 533 ff, 724 Freiluftanschlussbauteil 295 Frequenzabweichung 59, 84 Frequenzgang 106 ff, 114, 405, 407, 591 Frequenzhaltung 494 Frischdampf 6 Frischluft 15, 17 Frischwasserkühlung 15 Fundamenterder 621, 636, 638 Funkenstrecke 317, 320, 323

753 Hauptinduktivität 172, 609 ff Hauptleiter 440, 447 Hauptreaktanz 130, 132, 151, 185, 544, 546 Hausanschlusssäule 79 Heißdampf 6 HH-Sicherung 286, 324 ff, 329, 332 Hochdruckanlage 23, 67 Hochdruckturbine 6, 14 Hochlast-Zeit (HT) 650 Hochlaufzeit 18, 24 Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) 73, 76, 236, 243, 456 Hochspannungsmotor 77, 253 Hochspannungsnetz 77, 82 ff, 505 Höchstädter-Folie 247 höchste zulässige Spannung Um 72 Höchstspannungsnetz 77, 82 ff, 505 Hybridmatrix 383 Hysterese 114, 116, 122, 132 Hystereseverluste 132

Ganglinie 655, 663 Gasturbine 17, 20, 21 Gebietshoheit 486 Gegenimpedanz 525, 576 Gegeninduktivität 103, 123, 137, 148 Gegensystem 517, 521, 525 ff, 556 Gemeinkosten 647, 664 Gemeinkostenzuschlag 663 Genauigkeitsgrenzfaktor 173 Generator 22, 86 ff, 91, 94 ff, 174 ff, 305, 414 ff, 523, 547, 556 Generatorableitung 446 Generatorknoten 381 Generatorschalter 283 Generatorschutz 330 Geothermie 43 — Hot-dry-rock-Verfahren 44 — Temperaturgradient 44 Glaskappenisolator 214 Gleichdruckturbine 13 Gleichrichter 339, 344 Gleichstromkomponente 114, 193, 194, 197, 203, 326, 397, 421, 471 ff, 507, 577 Gleichzeitigkeitsgrad 255, 502, 652 Gleitdruckbetrieb 62, 63 Gondelantrieb 97 Großkunden 654 Grundpreis 653 Grundschwingung 266 Grundversorgung 488 Gruppendrosselspule 456 GTO 269, 345, 347

IDG 91 IGBT 269, 345, 347 IGCT 269, 345, 347 Individualvertrag 654 induktive Kopplung 102 ff, 534, 536, 626 Induktivität — innere 105 — nichtlineare 116, 131, 173, 545 Industrienetz 77, 80, 82 Inselbetrieb 58 ff, 63, 64, 189 Inselbetriebsfähigkeit 498 Inselnetz 63 ff, 64 Inter-Area-Schwingungen 470 intermittierender Erdschluss → aussetzender Erdschluss Intranet 303 Investitionskapital → Kapitaleinsatz Investitionsrechnung 642 ff — Ersatzinvestition 656 ff — Erweiterungsinvestition 662 — Rationalisierungsinvestition 661 Is -Begrenzer 329, 456, 505 Isolationskoordination 304, 304 ff Isolationspegel 314, 316, 317 Isolator 214, 307, 323, 448, 585 Isolierung 240 ff, 251, 287, 291 Isoliervermögen 311 ff, 316

Hängeisolator 214 Hängekette 215 Harmonische 260, 547, 612 Hauptfeld 125, 177, 185, 186, 527 Hauptfluss 130, 540

Kabel 78, 80, 239 ff, 366, 449, 453, 504, 537 ff, 590 — Aufbau 240 ff — Dreimantelkabel 244 — Endverschluss 248, 290, 295, 297

754 — Garnituren 248 — Gaskabel 244, 632 — Gürtelkabel 244 — Höchstädter-Kabel 244 — Kunststoffkabel 240 ff, 244 — längswasserdichtes Kabel 242 — Massekabel 243, 632 — Muffe 248 — Normbezeichnungen (Kurzzeichen) 246 — Ölkabel 244 — querwasserdichtes Kabel 242 — Radialfeldkabel 241, 244 — Richtwerte 537 ff, 726 — Seekabel (HGÜ) 243 — Verlegungsarten 246 — Verlegungstiefe 239 Kabelanschlussbauteil 295 Kabelverteilerschrank 79, 287, 299, 503 kapazitive Kopplung 229, 307 Kapitaleinsatz 22, 642, 658, 660, 664 Kapitalkosten 642, 658 Kapitalwertmethode 662, 663 Kaplan-Turbine 23, 24 Kappenisolator 214 Kapselung 291 ff, 322 — dreipolig 293 ff — einpolig 292 ff Kernspaltung 25 Kessel 6, 10 ff, 18, 541, 544, 545, 589 Kesselregelung 61, 62, 190 Kesselspeisepumpe 15 Kettenleiter 631 Kettenreaktion 25 Kippschwingung → Ferroresonanz Klauenpolgenerator 86, 87 Kleinkunden 652 Klemmenspannung 183, 188, 191 Knotenadmittanzmatrix 109, 381, 389 Knotenpunktverfahren 380, 627 Kohlekraftwerk 499 Kohlemühle 8, 10, 59 Kohlevergasung 19 Kombiwandler 171, 289, 290 Kompensationsdrosselspule 234, 252, 272, 310, 483, 492, 495, 506 Kompensatoren 266 Komponentennetzwerk — stationär 524 — transient 577 Komponentensystem 518 Kondensationsbetrieb 8 Kondensationsblock 8 Kondensator 6, 14, 257 ff, 263, 483 Kondensatorbatterie 258 Kondensatordurchführung 295, 296

Sachwortverzeichnis Kondensatpumpe 6, 8, 15 Koppelfluss 130 Koppelgleichungen 104, 129, 137 Koppelkapazität 123, 227, 228, 533, 611 Koppelleitwert 130 Koronaverluste 230, 590 Körperstrom 618 ff Kosten 642 ff — Anschlusskosten 650 — arbeitsabhängige 647 — betriebsgebundene 644 — fixe 646 — leistungsabhängige 647, 664 — Richtwerte 514, 731 — sonstige 646, 658 — variable 646 — verbrauchsgebundene 647, 658 — Verrechnungskosten 652–654 Kostenarten 642 ff Kostenträger 647 Kostenvergleich 656 ff — dynamischer 660 — statischer 657, 660 Kraft-Wärme-Kopplung 8 Kraftwerk 5 ff, 283 — Aufwindkraftwerk 42 — Biomassekraftwerk 43 — Blockheizkraftwerk 19, 21 — Blockkraftwerk 5, 8, 10 ff, 22, 420 — Brennstoffzellen 20 — Dish-Stirling-System 42 — erdgasbefeuertes Kraftwerk 17 ff — erdgas-/kohlebefeuerte Anlage 21 — Gas-und-Dampf-Kraftwerk (GuD) 18 — Gasturbinen-Kraftwerk 17, 84, 497, 498 — Gegendruckanlage 8 — geothermisches Kraftwerk 43 — Gezeitenkraftwerk 45 — Grundlastkraftwerk 69 — Heizkraftwerk 8, 10 — Kernkraftwerk 24 ff, 283 — kohlebefeuertes Kraftwerk 5 ff — Kombinationskraftwerk 21 — Kosten 731 — Laufwasserkraftwerk 24 — Mittellastkraftwerk 69, 82, 499 — Parabolrinnenkraftwerk 40 — photovoltaische Anlage 47 — Pumpspeicherwerk 52 — solarthermisches Kraftwerk 40 ff — Spitzenlastkraftwerk 69, 82 — Strömungskraftwerk 46 — Turmkraftwerk 41 — Verbundkraftwerk 22 — Wasserkraftwerk 22 ff, 83, 497, 498

Sachwortverzeichnis — Windenergieanlage → Windenergieanlage — Wellenkraftwerk 45 Kraftwerksbetreiber 490–492, 497, 499 Kraftwerkseinsatz 67 ff, 499, 500 Kraftwerkseinspeisung 283 Kraftwerksregelung 58 ff Kraftwirkungen 439 ff, 596 Kühlturm 15 Kuppelfeld 283, 298, 301 Kuppelleitung 65, 66, 83, 163 Kuppelnetz 78 Kurzerdung 597 Kurzkupplung 77 Kurzschluss 192 ff, 298, 323, 496 — dreipolig 116, 293, 393 ff, 441, 596 — einpolig 293, 309, 319, 553 ff, 593, 596 — generatorfern 394 ff, 572 — generatornah 414 ff, 441, 576 — Klemmenkurzschluss 192 ff, 414, 425, 460, 471 ff — Korrekturfaktor 419, 421, 422, 446 — Netzkurzschluss 209 — satter 393, 451 — zweipolig 553, 561 ff Kurzschlussanzeiger 333 Kurzschlussausschaltstrom 424 ff Kurzschlussdauer 452 ff Kurzschlussdrosselspule 251, 271, 455, 505 Kurzschlussfestigkeit 436 ff, 494, 495, 503, 505, 543 — mechanische 439 ff — thermische 449 ff Kurzschlussleistung 378, 426, 454 ff, 506 Kurzschlussreaktanz 133, 135, 139, 157, 185 Kurzschlussspannung 133, 151, 152, 158, 455 Kurzschlussstrom (unbeeinflusster) 326 Kurzschlussversuch 132, 152, 185 Kurzschlusswechselstrom 203, 394 ff Kurzunterbrechung 443, 451, 469, 597 Kurzzeitstrom 450 Kurzzeitstromdichte 452 Kurzzeitwechselspannung 313–316 Ladestrom 251 Lagenwicklung 121 LAN 302, 492 Längsdrosselspule 455 Längsentkupplung 456 Längskupplung 285 Längsreaktanz 131, 157, 231 Längsspannungsabfall 368, 369 Langstabisolator 214, 215

755 Längstrennung 283 ff, 290, 293, 298, 455 Längswiderstand 251 Laplace-Transformation 112 ff, 236, 473, 572 Laplace-Transformationstabelle 112, 734 Lastabwurf 84, 305, 309, 319, 498 Lastabwurffaktor 305, 319 Lastdichte 78–80, 503, 504 Lasten — asymmetrische 571 — symmetrische 2, 3, 253 ff, 412 Lastflussberechnung 379 ff, 495, 506 Lastknoten 381 Lastprofil 501, 652, 656 Lastprognose 68, 490, 492, 500, 656 Lastschaltanlage 299 Lastschalter 280 ff, 324 Lastschwerpunkt 286, 503 Lastspitze → Spitzenlast Lasttrennschalter 280, 286, 324 Lastverlauf 68, 490, 495, 650 Lastverteilung 69 Lastwinkel → Polradwinkel Läufer 174, 184, 527 Läuferwicklung 527 Laufrad 13, 23 Laufschaufel 13 Leichtwasserreaktor 24, 25 Leistung — freie 65, 67 — natürliche 232, 252 Leistungsänderungsgeschwindigkeit 10, 62, 67, 497, 499 Leistungsblindmoment 369 Leistungsfaktor 187, 189, 257, 258, 261, 280, 495, 501 Leistungsflusssteuerung 267 ff Leistungs-Frequenz-Regelung 65, 493 Leistungskennlinie 464 Leistungskondensator 257 ff Leistungsmessung 653 Leistungspendelungen 469 Leistungspreis 650 ff Leistungsregelung 23, 63, 65, 190 Leistungsschalter 275 ff, 424, 438, 481 ff, 507, 609 — SF6 -Leistungsschalter 275 — Vakuumschalter 277, 298, 437 Leistungstransformator 119 ff Leistungswirkmoment 369 Leiterschleife 102 ff Leiterseil 209, 211 Leiterspannung 73 Leitersystem 209 Leiterunterbrechung 554, 566 ff

756 Leitrad 14 Leitschaufel 13, 23 Leitschicht 241 Leittechnik 300 ff, 336 Leitung 209 ff, 239 ff — elektrisch kurze 234, 366 — Leitungskonstanten 215 ff, 250 Leitungsschutzschalter 329 Leitungstrennschalter 289, 298 Liberalisierung 486 Lichtbogen 275 ff, 290, 297, 319, 325, 334, 436 ff, 471, 483, 585, 588, 602 Lichtbogenerdschluss 588 Lichtbogenkurzschluss 393, 436 ff, 451, 560 Lichtbogenwiderstand 319, 437, 560 Lichtmaschine 86 Lichtwellenleiter 301, 303 Lieferantenrahmenvertrag 490 Löschgrenze 590, 602 Löschspannung 319, 320 Luftspalt 87, 147, 174, 177, 182, 185, 187, 272, 520, 527, 546 Luftspaltfeld 547 Luftvorwärmer (Luvo) 10, 15 Magnetischer Leitwert 129, 147, 160 Magnetisches Ersatznetzwerk 146 Magnetisierungskennlinie 116 ff, 173, 311 Magnetisierungsstrom 132, 138, 140, 482 Maschenerder 621, 625 Maschennetz 79, 286, 329, 503 Maschennetzschalter 286 Maschinenleistungszahl 60, 65 Mast 209 ff, 626, 630, 634 Mastbild 210 Mastfuß 630 Maststation 286 Mehrfachfehler 309, 569 ff Mehrtor 379 Messfeld 283 Messwandler 166 ff Metalloxidableiter 320 ff MeteringCode 487 Methanhydrat 56 Mindestschaltverzug 424 Mindeststromstärke 319 Minutenreserve 18, 65, 497, 499 Mischimpedanz 334 Mischlast 254, 256, 412, 427 Mitimpedanz 525, 576 Mitsystem 517, 521, 525 ff, 580 Mitteldruckanlage 23, 67 Mitteldruckturbine 6, 22 Mittelspannungsnetz 77, 80 ff, 98, 500, 597 mittlerer Leiterabstand 220, 229

Sachwortverzeichnis Modell 102, 176 ff Moderator 25 Modulwechselrichter 51 Momentanreserve 84 Motor 72, 253, 427, 654 Nachverdampfungseffekt 62 Naheinschlag 308, 320, 323 Nassdampf 6, 26 natürlicher Betrieb 232 Nennableitstoßstrom 319 Nennbetrieb 8 Nenndrehzahl 14 Nennlast 16 Nennleistung 18, 19, 499 Nennspannung 77, 80, 248 Netz 72 ff, 90, 92, 97 — mit Erdschlusskompensation 587 ff, 601, 604, 611, 614, 633 — mit isolierten Sternpunkten 583 ff, 599, 604, 614, 633 — mit niederohmiger Sternpunkterdung 547, 593 ff, 601, 604, 609, 614, 634 — starres Netz 163 — vermaschtes Netz 79, 376 ff, 387, 504 — IT-Netz 97, 638 — TN-Netz 97, 636 — TT-Netz 637 Netzanalyse 493 Netzanbindung von WEA 336 ff — Generatoren 338 — leistungselektronische Einrichtungen 344 Netzanbindung von Windparks 351 Netzanschlussverhältnis 489 Netzanschlussvertrag 489 Netzbedingungen 502 Netzbetriebsführung 64, 82, 300, 303, 593 Netzebene 78 Netzeinspeisung 377 ff, 468 Netzentgelt 489, 491, 501 Netzführung 486, 493 Netzfrequenz 58, 493 Netzkennlinienregelung 67 Netzknoten 381 Netzlast 58, 84 Netzleistungszahl 65 Netzleitebene 300 Netzleitstelle 300 Netznennspannung 72 Netznutzungsvertrag 489 Netzplanung 486, 502 Netzrechner 300, 492, 500 Netzrückwirkungen 263, 305, 501 Netzschutz 323, 330, 454, 466, 502, 586

Sachwortverzeichnis Netzsicherheit 493, 494, 497 Netzspannung 73 Netzstation 78, 80, 286, 299, 500, 502, 621, 635 Netzverluste 83, 495, 504, 648 Netzzugangsvertrag 491 Neutralleiter 75, 240, 521, 528, 635 ff NH-Sicherung 327 ff, 332, 502 Niederdruckanlage 23 Niederdruckturbine 6, 14 Niederspannungsnetz 77, 78 ff, 97, 99, 501, 502 Niedriglast-Zeit (NT) 650 Normalbetrieb 365 ff, 501, 503 Notstromanlage 78, 547 Nullimpedanz 527 ff, 595 Nullinduktivität 536 ff Nullkapazität 533, 538 Nullreaktanz 533, 542, 544 ff Nullspannung 528, 597 ff Nullstrom 528, 540, 574, 593, 628 Nullsystem 517, 521, 525 ff, 527 ff, 626 Nullwiderstand 531, 538, 546 Nutzungsdauer 643 Oberflächenerder 621 Oberflächenkondensator 14 Oberflächenvorwärmer 16 Oberschwingungen 132, 198, 252, 260 ff, 305, 501, 510, 523, 527, 547, 576 Oberschwingungsfilter 266, 269 Oberwellen 182 Offshore → Windenergieanlage Parallelwicklung 155, 161 Parksche Gleichungen 415 Pegelsicherheit 320, 323 Pelton-Turbine 23 Pendeldämpfungsgerät 470 Pendelschwingung 188, 200, 267, 269, 270, 429, 457, 464 ff, 469, 470, 498, 507 Pendelsperre 335, 469, 507 Pendelvorgang → Pendelschwingung Personenschutz 637 Petersenspule 273 Phasenanschnittsteuerung 266 Phasenschieber 267 Phasenschieberbetrieb 418 Phasenvergleich 331 Photostrom 353 photovoltaische Anlage 47 — Aufbau 47 — Betriebsverhalten 47 — Dünnschichtzellen 48 — Ersatzschaltung 353 ff

757 — kristalline Zellen 48 — monokristallin 48 — MPP-Tracker 49 — polykristallin 48 — Sicherheitsschnittstelle 49 — Wechselrichterkonzepte 50 ff — Wirkungsgrad 51 Π-Ersatzschaltbild 238, 310 Pitch-Regelung 33 Polfaktor 481 Polpaarzahl 176, 341 Polrad 176 Polradspannung 88, 178, 190, 191, 305, 527 Polradwinkel 187, 467 Portalmast 288, 290, 295 Potenzialausgleich 621, 638 Potenzialtrichter 624 Preise → Kosten Primärenergie 5 Primärregelleistung 497, 499 Primärregelung 61, 63 ff, 84, 190, 457 Primärtechnik 300 Propellerantrieb (elektrischer) 97, 99 Prozessbus 302 Prozessebene 300 ff, 492 Prüfstrom — großer 327, 502, 637 — kleiner 327 Pulsweitenmodulation (PWM) 347 Pumpspeicherwerk 24, 52, 84, 497 Punktlast 254, 427 Querimpedanz 231 Querkupplung 282, 284, 290, 293 Querreaktanz (Synchronmaschine) 157 Querspannungsabfall 368, 369 Rationalisierungsinvestition 661 Rauchgasreinigung 8, 11 REA 11, 12 Reaktanznetzwerk 107 Reaktor 24 ff, 67 Redispatch 495, 496 Redox-Flow-System 55 Reduktionsfaktor 535, 629, 630 Referenzlinie 476, 507 Regelabweichung 59–61, 64, 494 Regelband 496, 497 Regelblock 64, 67 Regelkraftwerk 65, 499 Regelleistung 490, 496 Regelmaschine 64, 494 Regelreserve 496 Regelstäbe 25

758 Regelstufe 59, 62 Regelventile 59 Regelzone 4, 65, 83, 490–492, 494, 497 regenerative Energiequellen 27 ff Regulierungsbehörde (Regulierer) 491 Reihendrosselspule 271 Reihenwicklung 155, 162 Remanenz 117, 118 Rentabilität 662, 663, 665 Rentenbarwertfaktor 660 Reserveleistung 83 Reserveschutz 333, 334, 467 Resonanz 108 ff, 233, 239, 263 ff, 273, 305, 591, 605, 609 Restladung 258, 283, 289, 293, 309, 611 Restspannung 309, 318, 319, 322, 323 Restspannungskennlinie 319 Restspannungsverfahren 372 Reststrom 590, 633 Richtungsvergleich 331 Ringerder 622, 625, 634 Ringfluss 269 Ringleitung 79, 81, 99, 285, 331, 372, 375, 504 Ringstrom 163 Rohrleiterbauteil 295 Rohrsammelschiene 289 Rotorumrichter 340, 350 Rückenhalbwertszeit 306, 308, 312, 323 Rückschlussschenkel 125, 272 rückwärtige Einspeisung 78, 503 rückwärtiger Überschlag 307, 323 Rückzündung 471, 483, 605 Rundsteueranlage 303 Rush 118, 302, 311, 608 Sammelschiene 281 ff, 289, 291, 298, 455 Sammelschienenlängsdrosselspule 455 Sammelschienenlängstrennung 279 Sammelschienen-Schnellentkupplung 456 Sammelschienenschutz 301, 330 Sammelschienentrennschalter 289, 298 Sammelschienenwandler 289, 293, 298 Sattdampf 6, 26 Sattdampfturbine 176 Sättigung 116, 118, 185, 202, 271, 272, 428, 545, 607, 610, 612 Schaltanlage 281 ff, 308, 317, 492, 633 — Freiluftschaltanlage 287 ff, 290 — SF6 -Schaltanlage 287, 291 ff, 299, 311, 444, 445 — Zellenbauweise 297 ff, 446 Schalter 273 ff, 470 ff, 493 — idealer Schalter 273 — Lastschalter → Lastschalter

Sachwortverzeichnis — Leistungsschalter → Leistungsschalter — Trennschalter → Trennschalter Schaltfolge 482 Schaltgruppe 141 ff, 145, 153, 155, 161, 285, 290, 295, 543, 546 Schaltleitung 64, 492, 500, 593 Schaltstoßspannung 313 ff Schaltstrecke 275, 276, 281, 311, 482 Schaltüberspannung 310 ff, 325 Schaltwarte 290 Schaltzeichen — Drosselspule 270 — Is -Begrenzer 329 — Kabel 239 — Lasttrennschalter 280 — Leistungsschalter 275 — Sicherung 324 — Synchronmaschine 174 — Transformator 119, 155, 158 — Trennschalter 278 — Überspannungsableiter 317 Scheibenspule 121 Schenkel 120, 541, 546 Schenkelpolmaschine 22, 176, 184 Schirm 121, 169, 215, 241, 297 Schmelzleiter 324, 325 Schmelzstrom 327 Schmelzzeit 325, 328 Schnellschlussventil 14, 15 Schnellwiedereinschaltung 482 Schnellzeit 332–334 Schrägtransformator 270 Schrittspannung 623, 624 Schutz 90, 301, 304 ff, 466, 618 ff, 634 Schutzbereich 213, 317, 323 Schutzerdung 635 Schutzkonzept 505 Schutzkriterien 330 Schutzsystem 304, 330 ff Schwachlast 24, 60, 334 Schwarzstartfähigkeit 498 Schwerpunktstation 286, 299, 300, 504 Seilschlag 211, 229 Seilschwingungen 212 Sekundärkreislauf 26 Sekundärregelleistung 65, 496, 499 Sekundärregelung 60, 64 ff, 83, 190, 457 Sekundärtechnik 300 Selbstauslastung 239, 251 Selbstinduktivität 103, 123, 148 Selbstregeleffekt 59, 65, 256 Selektivität 324, 329, 331, 332, 334, 467, 502, 503, 506, 597 Sicherung 90, 170, 280, 299, 324 ff, 637 Sicherungskennlinien 326, 328, 727

Sachwortverzeichnis Siedewasserreaktor 26 Sinus-Dreieck-Vergleich 348 Slack-Knoten 385 Solarmodul 355 Spannungsabfall 269 Spannungsebene 2, 3, 77 ff, 91, 304, 313, 455 Spannungseinbruch 510 Spannungseinstellung — direkte 159 ff — indirekte 161 ff Spannungserhöhung 259, 594 Spannungsfestigkeit 312 Spannungshaltung 68, 365 ff, 456, 494, 495, 501, 503–506 Spannungsqualität 509 ff Spannungsregelung 89, 190 ff, 426, 450 Spannungstrichter 624, 625 Spannungsverlagerung 597 ff Spannungswandler 167 ff, 283, 288, 290, 297, 298, 587, 609, 611 — kapazitiver 170, 610 Speicher 52 ff — Batteriespeicher 54 — Druckluftspeicher 53 — Kondensatorspeicher 56 — Pumpspeicherwerk 52 — Schwungmassenspeicher 53 — supraleitender Magnetspeicher 56 — Wärmespeicher 54 — Wasserstoffspeicher 55 Speisewasserpumpe 6, 8, 15, 26, 84, 254 Speisewasservorwärmer 11, 16 Spektrum 114, 115, 170, 238, 260, 475, 480 Spitzenlast 69, 655 ff, 659 Stabilität 187, 236, 455, 457 ff, 494, 497, 507, 597 Staffelzeit 333, 334 Stall-Regelung 33 Stammwicklung 159 Ständer 174 Ständerwicklung 175, 469, 527 Ständerwiderstand 202, 208 Starkstrombeeinflussung 596 State-Estimation 389, 493 Statik 60 stationärer Vorgang 102 Stationsbus 302 Stationsebene 300 ff Stationserdung 635 Stationsleitebene 492 Stationsrechner 301 Stehspannung 311, 312, 315, 316 Sternpunkt 74, 75, 543, 638

759 Sternpunktbehandlung 290, 305, 310, 320, 481, 547, 583 ff, 597, 636 Sternpunktbelastbarkeit 542, 544, 546, 589 Sternpunktbildner 273, 589 Sternpunktleiter 75, 143 Sternpunktverlagerung 597 ff Sternschaltung 74 ff, 141, 142, 259 Sternspannung 74, 92, 169, 587, 590 Steuerkondensator 277, 279 Steuerschrank 290, 293, 298, 301 Steuertrichter 248, 249, 295 Stich 286, 372 Stirling-Motor 42 Stoßfaktor 398, 406, 408, 422, 423, 580 Stoßimpedanz 306 Stoßkurzschlussstrom 205, 208, 397, 404, 406 ff, 420 ff, 422, 442, 447, 577, 580 Stoßwiderstand 208 Strahlenerder 622, 625 Strahlennetz 78 ff, 92, 329, 331, 503 Strahlruder 97, 99 Strang 74, 174 Strangspannung 74 Streufeld 126, 129, 148, 177, 185, 186, 547 Streufluss 527, 540 Streuinduktivität 126, 172, 197, 545 Streureaktanz 130, 132, 139, 152, 264 Stringwechselrichter 51 Stromabriss 276, 278, 438, 482, 579 Strombezugsvertrag 489, 490 Stromblindmoment 368, 372 Strombörse 491, 654 Stromhandel 488, 491 Strommarkt 486 Strompreis 487, 649 ff, 732 Stromrichter 96, 99, 253, 260, 261, 269, 305, 431 Stromrichtererregung 192, 426 Stromschiene 446, 596 — Richtwerte 727 Strom-Spannungs-Verhalten 102 ff Strömungskraftwerk 46 — SEAFLOW 46 — SeaGen 47 Stromverdrängung → Wirbelstromeffekte Stromverteilung → ausgeglichene Stromverteilung Stromvertrag 489, 650 ff — Einzonenstromvertrag 653 — Zweizonenstromvertrag 653 Stromwandler 171 ff, 290, 297 Stromwirkmoment 368, 372, 503 Stufenschalter 159, 163, 419 Stufenwicklung 159 Stummelnetz 80

760 Stützenisolator 214 Stützer 448 — Innenraumstützer 298 — Scheibenstützer 291 — Schottstützer 291, 311 — Trichterstützer 291 Subbilanzkreis 490 Subharmonische 611, 613 subsynchrone Generatorschwingung 269 subtransiente Reaktanz 201, 421, 523, 527, 576 subtransiente Spannung 201, 207, 417, 418, 427 SVC-Anlage 267, 269 symmetrische Komponenten 517 ff symmetrischer Betrieb 74, 153 Synchrondrehzahl 340 synchrone Induktivität 181 synchrone Spannung 178, 187, 190, 193 Synchrongenerator (umrichtergekoppelt) 340 Synchronmaschine 22, 86, 91, 94, 97, 99, 174 ff, 257, 305, 414 ff, 450, 498, 523, 526, 547, 556 — Richtwerte 184, 198, 201, 204, 208, 547 Synchronmotor 253, 267, 427 Synchronpunkt 341 ff — virtueller 341 ff Synchronquerreaktanz 184 Synchronreaktanz 184, 184 ff Tastverhältnis 348 TCR-Anlage 267, 268 Teilentladungen 121, 230, 241, 242, 248, 316, 335 Teilkapazität 123, 161, 222 ff, 251, 279, 293, 321, 533 Teilkurzschlussstrom 401 Teilleiter 122, 212, 221, 229, 298, 447 Teilnetz 302, 503 Teilspannungsabfall 370, 371 Temperaturspannung 354 T-Ersatzschaltbild 129, 130, 157 Tertiärwicklung 158, 161, 284 TFH → Trägerfrequenzübertragung THD 510 Thyristor 345, 347 Tiefenerder 621, 624 Tonfrequenz-Rundsteueranlage 303 Toradmittanzmatrix 109, 110 Torimpedanzmatrix 110 Torsionsschwingung 464 Trägerfrequenzübertragung (TFH) 288, 303 Tragmast 209

Sachwortverzeichnis Transformator 119 ff, 239, 260, 283, 302, 305, 311, 323, 387, 480, 482, 504, 539 ff, 596 — Anzapfung 160 — Ausgleichsverhalten 125 — Ausgleichswicklung 284, 290, 544, 546 — Blocktransformator 142 — Drehstrombank 140, 155, 161 — Drehstromtransformator 140 ff — Dreischenkeltransformator 140, 539 ff — Dreiwicklungstransformator 86, 119, 136 ff, 158, 234, 283 — Eigenbedarfstransformator 284, 285 — Eigenform 127, 128, 273 — Eigenfrequenzen 115, 123 ff, 239, 323, 480 — Frequenzgang 123 ff — Fünfschenkeltransformator 140, 546 ff — Haupttransformator 161 — Maschinentransformator 142, 283 — Netzkupplungstransformator 142 — Parallelschaltung 136, 153 — Quereinstellung 162 — Richtwerte 152, 542, 544 ff — Schrägeinstellung 162 — Spartransformator 119, 155 ff, 161, 543 — Verluste 132 — Verteilungstransformator 142, 542 — Volltransformator 119 ff, 155 — Zusatztransformator 161 — Zweiwicklungstransformator 119 ff Transformatorschutz 330, 335 transiente Reaktanz 197 transienter Vorgang → Ausgleichsvorgang Transit 83, 491, 495 TransmissionCode 487, 489 Transportnetz 2, 4, 82, 83, 465, 506 — siehe auch Übertragungsnetz Trasse 211 Traverse 209, 211 Trennschalter 278 ff, 293, 298, 301, 311, 316 — Drehtrennschalter 279, 289 ff — Einsäulentrennschalter 279 — Scherentrennschalter 279, 289, 290 — SF6 -Trennschalter 280 Trennstelle 79, 81 Trennstrecke 279, 280, 289, 293, 298, 316 TSC-Anlage 266, 268 Turbine 13 ff, 23 ff, 26, 187, 189 Turbinenregelung 14, 16 Turbogenerator 174 ff Überdruckturbine 14 übererregter Betrieb 188

Sachwortverzeichnis Übergabeleistung 494, 495 Übergangswiderstand 393, 395, 554, 560 ff Überhitzer 6, 11 Überkompensation 259, 591 Überlagerungsverfahren 400, 418, 423 übernatürlicher Betrieb 233, 251, 365 Übersetzung 131, 135, 143 ff, 158, 387 — Bemessungsübersetzung 143 — einstellbare 156, 158 ff, 161, 492, 495 — komplexe 143, 526, 559, 576, 577 — Leerlaufübersetzung 131 Überspannung 121, 239, 252, 290, 296, 304 ff, 318 ff, 322, 438, 482, 599 ff, 612 — in Drosselspulen 272 — langsam ansteigende 308 ff, 312 ff, 323, 602 — repräsentative 312 ff — schnell ansteigende 306 ff, 312 ff, 323 — sehr schnell ansteigende 311 ff — transiente 304, 305 ff — zeitweilige 304 ff, 312 ff, 322, 586 Überspannungsableiter 142, 285, 290, 295, 296, 304, 315, 317 ff, 583 Überstrom 324 ff Überstrom-Begrenzungsfaktor 173 Überstromprinzip 331 Überstromschutz 334 Übertragungsadmittanz 108, 379, 403 Übertragungsnetz 2, 282, 310, 492 ff, 502 — siehe auch Transportnetz Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 3, 488, 502, 645, 651 Umgehungssammelschiene 282 Umrichter 339, 345 Umspannanlage 281 ff Umspanner → Transformator Umspannstation 80, 285, 299, 329, 456, 500, 621 Umspannwerk 82, 285, 287 ff, 296, 621 Umsteller 160 UMZ-Relais 331 untererregter Betrieb 188 Unterimpedanzanregung 335 Unterkompensation 591 unternatürlicher Betrieb 233, 495 UPFC-Anlage 269 Vakuumschalter → Leistungsschalter VDEW-Richtlinien 509, 741 VDN 3, 488 — 5-Stufen-Plan 84, 498 VDN-Richtlinien 487, 513, 741 Ventilableiter 317 ff Ventilpunkt 499 Verbändevereinbarung 487

761 Verbraucher 3, 253 ff Verbraucherzählpfeilsystem 103 Verbundnetz 4, 65, 82 ff, 186, 190 Verbundseil 212, 229 Verbundunternehmen 488 Verdrillung 122, 219, 228 Vergleichsprinzip 330 Vergleichsschutz 331, 334 Verlustfaktor 242 Vermaschung 495 Vermaschungsgrad 79, 469, 503 Verrechnungskosten 652–654 Verstimmungsgrad 592, 593 Verteilerschrank 327 Verteilungsnetz 3, 82, 500, 502 Verteilungsnetzbetreiber (VNB) 3, 488, 500, 502, 648, 652, 663 Verträge 489 ff Verwerfen der Lasten 374 Verzögerungslinie 477, 507 verzweigter Ring 79, 81 Vierleitersystem 75, 78 Virtual Chopping 278 Volllastbenutzungsstunden 57, 656 Vollpolmaschine 174 ff, 523, 526 Vollumrichter 349 Vorbelastung 195, 198 ff, 427, 579 Vorwärmer 6, 7 VPE-Isolierung 240, 242 WAN 303, 492 WEA → Windenergieanlage Wanderwelle 236 ff, 307 ff, 317, 477, 602 Wanderwellenresonanz 239 Wandler 166 ff Wärmedurchschlag 245 Wärmeverbrauch 16, 645 Wärmeverbrauchskennlinie 69 Wasserturbine 22, 23 ff, 67 Water-Trees 242 Wechselrichter 50 ff, 339, 344 — Generatorwechselrichter 350 — Netzwechselrichter 350 — selbstgeführt 347 ff Wellengenerator 95, 430 Wellenkraftwerk 45 — Kammersysteme 45 — Kanalsystem 46 — Schwimmersysteme 45 Wellenwiderstand 232, 234, 252, 267, 269, 307 Wickelkopf 175, 177, 192, 197 Wicklung 119 ff, 141, 167, 171 Wicklungskapazität 123 Wicklungsstrang 141, 174, 540

762 Wicklungsteil 176 Wiedereinschaltsperre 469 Wiedereinschaltung 309, 451, 507, 602 wiederkehrende Spannung 471 ff Wiederzündung 278, 471, 477, 483 Windenergieanlage 28 ff, 427 — Arbeitskennlinie 343 — Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie 35, 343 — Drehzahlregelung 32 ff — Einspeisung 337 — Ersatzschaltbild 336 ff — Generatortypen 338 — Leeläufer 30 — Leistungs-Drehzahl-Kennlinie 35, 343 — Leistungsbegrenzung 32 — Leistungsbeiwert 29 — Leistungselektronik 344 — Luvläufer 30 — Netzanbindung 336 ff — Offshore 38 ff, 57, 85 — Schnelllaufzahl 30 Windpark 40, 85, 351 ff Windungskapazität 123 Wirbelschichtfeuerung 12 Wirbelstromeffekte 105, 262, 310, 449 — im Eisenkern 132, 272 — im Transformatorkessel 542 — in der Erde 530 — in der Synchronmaschine 527 — in Kabeln 250, 539 — in Leiterseilen 211, 216, 229

Sachwortverzeichnis Wirbelstromverluste — im Eisenkern 132 — in der Kapselung 291, 295 — in Leitern 105, 122, 212, 251 Wirkleistung 163 ff, 187 Wirkungsgrad 2, 95, 497 — Betriebsmittel 119, 174, 234, 253 — europäischer Wirkungsgrad 51 — Kraftwerke 5 ff, 732 Wirtschaftlichkeitsberechnung 642 ff Worst-Case 309 Zähldienst 501 Zähler 652 Zählpfeile 103, 129 Zählstelle 489 Zeitkonstante 204, 208, 400, 421, 426, 577 Zeit/Strom-Kennlinie 325 ff Zellenbauweise → Schaltanlage Zentralwechselrichter 51 Zickzackschaltung 141, 142, 285 Zinsen 644, 658, 660 — interner Zinsfuß 663 — kalkulatorischer Zinssatz 644, 660 Zustandsgrößen 6, 8, 17, 18, 26 Zustandsschätzung → State-Estimation Zuverlässigkeit 82, 239 Zwangsdurchlaufkessel 8, 10, 22 Zweidiodenmodell 354 Zweitor 108, 215 Zwischenüberhitzer 6, 11 Zwischenkreis 345, 349