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German Pages [182]
Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht 46
HERAUSGEGEBEN VOM
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR AUSLÄNDISCHES U N D INTERNATIONALES PRIVATRECHT Direktoren: Professor Dr. Ulrich Drobnig, Professor Dr. Hein Kötz und Professor Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker
Einheitliches UN-Kaufrecht Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über internationale Warenkaufverträge
Darstellung und Texte
von
Peter Schlechtriem
ARTIBUS
J . C . B . M o h r (Paul Siebeck) Tübingen 1981
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schlechtriem, Peter H.: Einheitliches UN-Kaufrecht: übereinkommen d. Vereinten Nationen über inter nat. Warenkaufverträge; Darst. u. Texte / von Peter Schlechtriem. - Tübingen: Mohr, 1981. (Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht; 46) ISBN 3-16-644202-2 / eISBN 978-3-16-160300-6 unveränderte eBook-Ausgabe 2022 ISSN 0340-6709 NE:GT
© Peter Schlechtriem. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1981 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikroko pie) zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz und Druck: Gulde-Druck, Tübingen. Einband:Großbuchbinderei Heinr. Koch, Tübingen
für Verena, David und Nina
Vorwort Die Veröffentlichung dieses Buches bedurfte vielfältiger Unterstützung. D e m Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg bin ich für die Aufnahme in seine Reihe „Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht" verbunden. D e m Verlag J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) gebührt Dank für das großzügige Eingehen auf die Wünsche des Autors. Das Wiener UN-Kaufrecht war Gegenstand eines rechtsvergleichenden Seminars, das ich im Wintersemester 1980/81 in Freiburg abgehalten habe. Die Beiträge und kritischen Einwendungen der Seminarteilnehmer, denen hier leider nur pauschale Anerkennung zuteil werden kann, sind in diese Schrift eingegangen. Herrn Rechtsreferendar Martin Prager danke ich für die verdienstvolle Betreuung des Fundstellenapparats und für die Fahnenkorrektur. Vor allem aber schulde ich meiner Sekretärin, Frau Gisela Weitzel, aufrichtigen Dank, da ohne ihren aufopferungsvollen Einsatz und ihre unermüdliche Geduld das Manuskript wohl nicht rechtzeitig fertigzustellen gewesen wäre. Freiburg, im Januar 1981
PETER SCHLECHTRIEM
Inhalt Abgekürzt zitierte Literatur I. Vorbemerkungen 1. Vorgeschichte 2. UNCITRAL-Entwürfe und die Wiener Kaufrechtskonferenz 3. Materialien II. Aufbau und Grundzüge des UN-Kaufrechts
XIII 1 1 2 5 7
III. Anwendungsvoraussetzungen 1. G r u n d l a g e . A r t . i l 2. Erkennbarkeit des Auslandsbezugs, Art. 1 II 3. Geltung unabhängig von Kaufmannseigenschaft und Nationalität, Art. 1 III 4. Ausnahmen, Art. 2 a) Konsumentenkäufe b) Auktionen; Wertpapiere und Geld; Schiffe und Flugzeuge; Elektrizität 5. Werklieferungs-, Werk- und Dienstleistungsverträge, Art. 3 6. Gültigkeit und Eigentumstransfer, Art. 4 7. Produktehaftung, Art. 5 8. Parteiautonomie, Art. 6
17 18 20 21
IV. Allgemeine Bestimmungen 1. Auslegung und Lückenfiillung des Gesetzes, Art. 7 2. Auslegung von Parteierklärungen, Art. 8 3. Bräuche, Art. 9 4. Niederlassung, Art. 10 5. Form, Artt. 11, 12, 13, 29II und 96
23 23 25 26 29 30
V. Vertragsschluß 1. Grundlinien und allgemeine Vorschriften 2. Offerte, Artt. 14-17 3. Annahme des Vertragsangebots, Artt. 18-22
9 9 12 12 13 13 15
34 34 36 40
X
Inhalt
4. Ungeregelte Probleme a) Kollidierende Geschäftsbedingungen b) Kaufmännische Bestätigungsschreiben c) Genehmigungserfordernisse d) culpa in contrahendo VI. Materielles Kaufrecht 1. Allgemeine Bestimmungen a) Wesentlicher Vertragsbruch, Art. 25 b) Vertragsaufhebung, Art. 26 c) Absendetheorie, Art. 27 d) Erfüllungsklage, Art. 28 e) Vertragsänderung und -aufhebung, Art. 29 2. Verkäuferpflichten und-Verantwortung a) Lieferort, Art. 31 b) Pflichten im Zusammenhang mit der Versendung, Art. 32 c) Lieferzeit, Art. 33 d) Aushändigung von Dokumenten, Art. 34 e) Vertragsgemäße Beschaffenheit und Freiheit von Rechten Dritter, A m . 35-44 (1) Qualitäts-und Quantitätsmängel, Artt. 35-37. . . . (2) Untersuchung und Rüge durch den Käufer, Artt. 38-40,44 (3) Rechtsmängel und Beeinträchtigung durch gewerbliche Schutzrechte oder Urheberrechte, Artt. 41-43 (a) Rechte Dritter (b) Gewerbliche Schutzrechte und geistiges Eigent u m Dritter f) Ansprüche des Käufers bei Vertragsverletzungen des Verkäufers, Artt. 45-52 (1) Erfüllungsansprüche, Artt. 46, 47 (2) Nacherfüllungsrecht des Verkäufers, Art. 48 (3) Vertragsaufhebung, Art. 49 (4) Minderung, Art. 50 (5) Rechtsbehelfe bei Nichterfüllung oder Schlechterfullung von Teilleistungen, Art. 51 (6) Vorzeitige Lieferung oder Zuviellieferung, Art. 52 3. Pflichten und Verantwortung des Käufers, Artt. 53-65 . . . a) Verpflichtung zur Kaufpreiszahlung, Artt. 54-59 . . . . b) Verpflichtung zur Abnahme, Art. 60 c) Ansprüche des Verkäufers bei Vertragsverletzungen durch den Käufer, Artt. 61-65
43 43 44 44 45 46 46 46 49 50 51 52 52 53 54 55 55 56 56 59
62 62 64 65 66 68 69 70 71 71 71 72 75 76
Inhalt
XI
4. Gefahrübergang, Artt. 66-70 a) Distanzkauf, Art. 67 b) Verkauf reisender Ware, Art. 68 c) Platzkauf, Art. 691 d) Fernkauf, Art. 69 II 5. Gemeinsame Bestimmungen für die Verpflichtungen von Verkäufer und Käufer, Kapitel V a) Zurückhaltung der Leistung wegen Verschlechterung der Situation des anderen Teils (Verschlechterungseinrede), Art. 71 b) Vertragsaufhebung wegen antizipierten Vertragsbruchs, Art. 72 c) Sukzessivlieferungsverträge, Art. 73 6. Schadenersatz, Artt. 74-77 a) Umfang und Berechnung des zu ersetzenden Schadens, Artt. 74-76 b) Schadensminderungspflicht, Art. 77 7. Zinsen, Art. 78 8. Entlastungen, Art. 79 9. V o m Gläubiger verursachtes Leistungshindernis, Art. 80 . 10. Rückabwicklung, Artt. 81-84 a) Voraussetzungen b) Rückabwicklungspflichten c) Herausgabe von Nutzungen d) Lücken 11. Aufbewahrungspflichten und Recht zum Selbsthilfeverkauf, Artt. 85-88 • a) Aufbewahrungspflichten, Artt. 85, 86 b) Selbsthilfeverkauf
78 80 81 83 84
VII. Schlußklauseln, Artt. 89-101 1. Allgemeines 2. Vorbehalte VIII. Verjährung IX. Schlußbemerkungen X. Anhang: Texte
84
84 88 89 90 90 92 93 95 100 100 100 102 102 103 104 104 105 106 106 107 109 110 112
Abgekürzt zitierte Literatur BEINERT
Wesentliche Vertragsverletzung und Rücktritt (1979)
BERGSTEN/MILLER
T h e R e m e d y o f R e d u c t i o n o f Price: A m . J . C o m p . L . 27 (1979)
ff. Die Haager Konferenz über die internationale Vereinheitlichung des Kaufrechts v o m 2. bis 25. April 1964: RabelsZ 29 (1965) 101 ff. Probleme des Haager Einheitlichen Kaufrechts: AcP 178 (1978) 121 ff. Problems of the Unification of Sales Law f r o m the Standpoint of Developing Countries, in: Problems of Unification of International Sales Law (London 1980) 39 ff. 255
VON CAEMMERER DERS. DATE-BAH
DÖLLE/Bearbeiter ENDERLEIN
K o m m e n t a r zum Einheitlichen Kaufrecht (1976) Problems of the Unification of Sales Law f r o m the Standpoint of Socialist Countries, in: Problems of Unification of International Sales Law (1980) 26 ff.
EÖRSI
Problems of Unifying Laws on the Formation of Contracts for the International Sale of Goods: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 31 I f f .
FARNSWORTH DERS.
Damages and Specific Relief: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 247ff. Problems of the Unification of Sales Law f r o m the Standpoint of C o m m o n Law Countries, in: Problems of Unification of International Sales Law (1980) 3ff. Ipso facto Avoidance, in: Festgabe Weitnauer (1980) 85 ff. Das V N - Ü b e r e i n k o m m e n über internationale Kaufverträge: RIW/ A W D 1980, 601 ff. D r a f t Convention on Contracts for the International Sale of Goods - An Overview: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 223ff.
HELLNER HERBER HONNOLD HUBER MICHIDA
Der U N C I T R A L - E n t w u r f eines Ü b e r e i n k o m m e n s fur internationale Warenkaufverträge: RabelsZ 43 (1979) 413ff. Cancellation of Contract: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 279ff.
NICHOLAS RECZEI
Force Majeure and Frustration: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 231 ff. T h e Rules of the Convention Relating to Its Field of Application and to Its Interpretation, in: Problems of Unification of International Sales Law (1980) 53 ff.
RIESE
Der E n t w u r f zur internationalen Vereinheitlichung des Kaufrechts: RabelsZ 22 (1957) 16 ff.
DERS.
Die Haager Konferenz über die internationale Vereinheitlichung des Kaufrechts v o m 2. bis 25. April 1964: RabelsZ 29 (1965) 1 ff.
ROTH Sekretariatsbericht
T h e Passing of Risk: A m . J . C o m p . L . 27 (1979) 291 ff. = K o m m e n t a r zum U N C I T R A L - E n t w u r f 1978, erarbeitet v o m UN-Sekretariat und als Konferenzdokument A / C o n f . 9 7 / 5 den Beratungen auf der Wiener Konferenz zugrunde gelegt
XIV
Abgekürzt
zitierte
Literatur
Nach Abschluß des Manuskripts sind noch veröffentlicht und berücksichtigt worden: DILGER
MAGNUS
Das Zustandekommen von Kaufverträgen im Außenhandel nach internationalem Einheitsrecht und nationalem Sonderrecht: RabelsZ 45 (1981) 169 ff. Europäische Kaufrechtsvereinheitlichung: RabelsZ 45 (1981) 144 ff.
I. Vorbemerkungen Das im folgenden dargestellte UN-Kaufrecht ist auf einer diplomatischen Konferenz erarbeitet worden, die aufgrund eines Beschlusses der UN-Generalversammlung vom 16. 12. 1978 vom Generalsekretär der Vereinten Nationen nach Wien einberufen worden war und dort in der Zeit vom 10. März bis 11. April 1980 getagt hat*. Damit sind Bestrebungen zur Schaffung eines einheitlichen Kaufrechts für grenzüberschreitende Kaufverträge zu einem gewissen Abschluß gekommen, deren Geschichte in das Jahr 1929 zurückreicht und eng mit dem Namen Ernst Rabeis verknüpft ist. 1. Vorgeschichte Ernst Rabel hat die Ausarbeitung eines vereinheitlichten Kaufrechts für internationale Käufe nicht nur angeregt 1 , sondern er hat auch durch die umfassende rechtsvergleichende Untersuchung der Rechtsregeln zum Warenkauf, die er mit seinen Mitarbeitern im damaligen Kaiser-WilhelmInstitut in Berlin durchgeführt und in dem zweibändigen Werk „Recht des Warenkaufs" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, die Grundlagen für die folgenden Bemühungen um eine Vereinheitlichung des Kaufrechts und ihre Ergebnisse gelegt. Diese Urheberschaft war auch den Teilnehmern der Wiener Konferenz stets gegenwärtig 2 . Die Einzelheiten des Weges, der vom Internationalen Institut für die Vereinheitlichung des Privatrechts in Rom unter der Ägide des Völkerbundes bis zur ersten erfolgreichen Zwischenstation, dem Haager Einheitlichen Kaufrecht führte, brauchen hier nicht nachgezeichnet zu werden 3 . Das Haager Einheitliche Kaufrecht - das Einheitliche Gesetz über den * Der Verfasser dieses Berichts hat als Mitglied der Delegation der Bundesrepublik Deutschland an der Konferenz teilgenommen. 1 Vgl. zu diesem ersten Anstoß DÖLLE, Einleitung S. X X X I . 2 Sie wurde mehrfach gewürdigt, so etwa in einer Bemerkung des amerikanischen Delegierten Prof. FARNSWORTH, der von der „Wiege der Rechtsvereinheitlichung des Kaufrechts" in Berlin sprach. 3 Vgl. zunächst die Einleitung von DÖLLE, S. X X X I f f . ; ferner die Mitteilungen in RabelsZ 3 (1929) 405ff.; 5 (1931) 207; die Berichte von ERNST RABEL, RabelsZ 9 (1935) 1 ff.; 17 (1952) 212ff., 339ff.; von OTTO RIESE, RabelsZ 22 (1957) 16ff.; 29 (1965) l f f . und von VON CAEMMERER, RabelsZ 29 (1965) 101 ff.
2
2. UNCITRAL-Entwürfe
und die Wiener Konferenz
internationalen Kauf beweglicher Sachen (im folgenden: EKG) und das Einheitliche Gesetz über den Abschluß von internationalen Kaufverträgen über bewegliche Sachen (im folgenden: EAG) 4 - hat die hochgespannten Erwartungen, die mit der Unterzeichnung der Haager Kaufrechtsübereinkommen von 1964 verknüpft waren, nicht erfüllt. Zwar sind die Kaufgesetze in der Bundesrepublik seit dem 16. 4. 1974 in Kraft 5 . Sie sind, wie die inzwischen doch erhebliche Zahl von Gerichtsentscheidungen belegt, auch für die Praxis wichtig geworden, obwohl der Kreis der Vertragsstaaten klein geblieben und die Anwendung des Einheitlichen Kaufrechts auf den Rechtsverkehr von Parteien in diesen Staaten beschränkt ist6. Besonders enttäuschend war die Zurückhaltung solcher Unterzeichnerstaaten, die auf die Ausgestaltung der Regeln des Haager Kaufrechts im einzelnen erheblichen Einfluß genommen hatten, z. B. Frankreichs oder der Vereinigten Staaten von Amerika. Dafür werden unterschiedliche Gründe genannt 7 . Zu vermuten ist, daß für die verschiedenen Staaten je eigene Gründe maßgebend waren, und daß jeweils auch nicht nur ein einziges Motiv die Reaktion auf das Einheitskaufrecht bestimmt hat8. Immer wieder genannt wird vor allem die ablehnende Bewertung durch die Entwicklungsländer, die das Haager Kaufrecht als die Verkäufer von Industrieerzeugnissen zu einseitig begünstigend und deshalb für sie unannehmbar gesehen haben; hinzu kommt, daß sie an der Erarbeitung des Haager Kaufrechts nicht beteiligt waren 9 . Jedenfalls konnte sich mit dem Fernbleiben der Entwicklungsländer und der sozialistischen Staaten die Hoffnung, daß das Haager Kaufrecht zu einer „lex mercatoria" des Welthandels werden würde, nicht erfüllen.
2. UNCITRAL-Entwürfe und die Wiener Kaufrechtskonferenz Die Bemühungen um weltweite Vereinheitlichung des Kaufrechts waren damit aber nicht gescheitert. Äußeres Signal des Fortgangs war die Inangriffnahme der Kaufrechtsvereinheitlichung durch UNCITRAL 1 0 und eine mit der Erarbeitung eines neuen Übereinkommensentwurfs betraute 4 Z u r Geschichte der T r e n n u n g der beiden Materien und ihren Gründen siehe VON CAEMMERER, RabelsZ 29 (1965) 101 ff. 5 BGBl. 1974 II 146, 148. 6 Ratifiziert haben außer der Bundesrepublik San Marino, Belgien, Israel, die Niederlande, Italien und Luxemburg; Großbritannien und Gambia haben mit dem Vorbehalt, daß das Gesetz nur aufgrund entsprechender Parteiwahl anwendbar sei, ratifiziert, dazu Art. 5 Rahmenkonvention z u m EKG. 7
V g l . h i e r z u VON CAEMMERER, ACP 178 (1978) 122; HERBER S. 601.
8
Vgl. VON CAEMMERER a.a.O. für das Fernbleiben der U S A ; zur amerikanischen Kritik am Haager Kaufrecht siehe U N C I T R A L YB. 1 (1968-1970) 162 f. 9
10
V g l . z u n ä c h s t DATE-BAH 4 3 f.
U n i t e d Nations C o m m i s s i o n on International Trade Law, eine auf Antrag U n g a r n s durch die Resolution N r . 2205 (XXI) v o m 17. 12. 1966 der Vollversammlung der U N als ständiger Ausschuß eingesetzte Kommission, U N C I T R A L YB. 1 (1968-1970) 65 ff.
2. Erkennbarkeit
des
Auslandsbezugs
3
Arbeitsgruppe 11 . Der Fortgang der Bemühungen darf durchaus kontinuierlich genannt werden, denn man begann nicht auf einer tabula rasa, sondern arbeitete auf der Grundlage des Haager Kaufrechts und der wissenschaftlichen Vorarbeiten Ernst Rabeis weiter mit dem Ziel, ein für möglichst viele Staaten annahmefähiges Kaufgesetz zu schaffen12. Die UNCITRAL-Arbeitsgruppe legte im Januar 1976 einen ersten Entwurf vor („Genfer Entwurf') 1 3 , der im Mai/Juni 1977 auf der 10. Sitzung von U N C I T R A L in Wien mit gewissen Änderungen verabschiedet wurde („Wiener E n t w u r f ' ) " . Ein von der Arbeitsgruppe vorgelegter Entwurf eines Kaufabschlußgesetzes wurde auf der 11. Sitzung von U N C I T R A L 1978 in N e w York beraten und in das materielle Kaufrecht eingearbeitet („New Yorker Entwurf'). Dieser im folgenden als U N C I T R A L - E n t w u r f bezeichnete N e w Yorker Entwurf 5 wurde sodann den Regierungen der UN-Staaten vom Generalsekretariat zur Stellungnahme zugeleitet und bildete die Grundlage der Beratungen der Wiener Konferenz. An der Wiener Konferenz haben 62 Staaten teilgenommen 16 . Die deutsche Delegation bestand aus den Herren Ministerialdirigent Prof. Dr. Rolf Herber (Bundesministerium der Justiz) als Delegationsleiter, Ministerialrat Burkhard Klingsporn (Bundesministerium der Justiz), Botschaftsrat Günter Dahlhoff, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Internationalen Organisationen in Wien, Regierungsdirektor Dr. Hans Georg Landfermann (Bundesministerium der Justiz), Regierungsrätin
11 Vgl. hierzu die Überblicke bei HERBER, Die Arbeiten des Ausschusses der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht ( U N C I T R A L ) : AWD/RIW 1974, 577ff., 579 sowie die weiteren Berichte HERBERS in RIW/AWD 1976, 125 ff, 126; RIW/AWD 1977, 3 1 4 f f , 317. Für Einzelheiten der Arbeitsgruppe und des Vorgehens von U N C I T R A L und der eingesetzten Arbeitsgruppe siehe U N C I T R A L Y B . 1 (1968-1970) 78 ff. sowie Sekretariatsbericht 7 ff. 12
V g l . h i e r z u HERBER, A W D / R I W
1 9 7 4 , 5 7 8 f.
U N C I T R A L Y B . 7 (1976) 89ff.; dazu HERBER, RIW/AWD 1977, 317ff. 14 U N C I T R A L Y B . 8 (1977) 15 ff. 15 Abgedruckt in RabelsZ 43 (1979) 528ff. und eingehend besprochen von HUBER, ebd. 413 ff. Zur Verschmelzung von Kaufrecht und Kaufabschlußrecht siehe EÖRSI 311 ff. " Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Burma, Chile, China, Costa Rica, Dänemark, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Ecuador, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Großbritannien, Indien, Irak, Iran, Irland, Israel, Japan, Jugoslawien, Kanada, Kenia, Kolumbien, Republik Korea, Libyen, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Österreich, Pakistan, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Singapur, Spanien, Schweden, Schweiz, Thailand, Tschechoslowakei, Tunesien, Türkei, Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik, U d S S R , Ungarn, Uruguay, U S A , Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik, Zaire, Zypern. Venezuela war durch einen Beobachter vertreten. Durch Beobachter waren ferner folgende zwischenstaatliche Organisationen vertreten: Weltbank, Zentralamt für das internationale Eisenbahnwesen, Europarat, EG, Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Internationales Institut für die Vereinheitlichung des Privatrechts (Unidroit), Bank für internationalen Zahlungsausgleich; die Internationale Handelskammer war ebenfalls durch Beobachter repräsentiert. 13
2
Beiträge 46 Schlechtriem
4
I.
Vorbemerkungen
Ingrid Steinmeister (Bundesministerium für Wirtschaft) und dem Verfasser dieses Berichts. Die Konferenz tagte in den Räumen der Neuen Hofburg. Sie wurde am 10. März um 11 Uhr morgens durch den Vertreter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Herrn Erik Suy, eröffnet und vom österreichischen Außenminister Pahr begrüßt. Der Leiter der ungarischen Delegation, Herr Prof. Eörsi, wurde als Präsident der Konferenz gewählt. Z u m Vorsitzenden des Ausschusses I, in dem die materiellen Vorschriften des Kaufrechtsübereinkommens beraten und erarbeitet wurden, wählte man Prof. Roland Löwe (Österreich). Vorsitzender des Ausschusses II, der die Schlußklauseln und das Protokoll zum Verjährungsübereinkommen beraten hat, wurde Prof. Roberto Luis Mantilla-Molino (Mexiko). Z u m Vorsitzenden des Redaktionsausschusses wurde Herr Warren Khoo Leang Huat aus Singapur, zum Vorsitzenden des Beglaubigungsausschusses Herr Peter K. Mathanjuke aus Kenia gewählt. Der Leitungsausschuß der Konferenz wurde aus dem Präsidenten, den Vorsitzenden der Ausschüsse I und II sowie den 22 Vizepräsidenten der Konferenz gebildet; die Bundesrepublik war in diesem Gremium durch Herrn Ministerialdirigent Prof. Dr. Herber vertreten. Die sachlichen Beratungen fanden zunächst in den beiden erwähnten Ausschüssen I (Kaufrecht) und II (Schlußklauseln und Protokoll zum Verjährungsübereinkommen) in der Zeit vom 10. März 1980 bis 5. April 1980 statt. Entsprechend den Verfahrensregeln, die in der ersten Sitzung des Plenums verabschiedet worden waren, wurden die Entscheidungen in diesen Arbeitsausschüssen mit einfacher Mehrheit getroffen. Der Redaktionsausschuß nahm seine Arbeit am 21. März auf und arbeitete bis zum Ende der Konferenz parallel zu den Arbeitsausschüssen und zum Plenum. In der letzten Konferenzwoche vom 7. April bis 11. April 1980 wurden dann die Entwürfe der Ausschüsse I und II vom Plenum beraten und entsprechend den Verfahrensregeln mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet. In der Schlußabstimmung sprachen sich 42 Staaten für das Übereinkommen aus; 10 Staaten enthielten sich der Stimme". Am 11. April wurde die Schlußakte der Konferenz in einer feierlichen Zeremonie unterzeichnet; das Abkommen selbst wurde bisher18 von Chile, Jugoslawien, Ghana, Österreich, Singapur und Ungarn unterzeichnet und liegt bis zum 30. 9. 1981 zur Zeichnung durch andere Staaten auf. Es wurde in folgenden Sprachen, deren Text als gleich authentisch gilt, abgefaßt und unterzeichnet: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. In den Verhandlungen wurde jeweils eine dieser Sprachen benutzt und simultan in die anderen fünf Sprachen übersetzt. Deutsch war nicht Ver17 Burma, China, Iran, Kenia, Kolumbien, Panama, Peru, Thailand, Türkei und Zaire; zu den Gründen dieser Reserve siehe HERBER 602. 18 D. h. bis zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Berichts im Herbst 1980.
3.
Materialien
5
handlungssprache; die Bundesrepublik, die DDR, Österreich und die Schweiz wollen im Jahre 1981 gemeinsam eine authentische deutsche Fassung erarbeiten. Wie schon von Herber berichtet19, waren die Verhandlungen auf der Konferenz weitgehend frei von politischen Einflüssen. Nicht die Regelungen des eigenen nationalen Rechtes, sondern die sachlich beste Lösung durchzusetzen war fast immer das Anliegen der Vorschläge und Änderungsanträge. Auch gab es zu den Einzelfragen kaum je starre Blockbildungen, wenngleich in der Bewertung und Abwägung der Interessen die Entwicklungsländer vor allem die Belange der Käufer von Industriegütern zu wahren suchten und in der „Gruppe der 77" ihre Haltung untereinander abstimmten. Auch die sozialistischen Staaten hielten Koordinierungssitzungen ab, während die Gruppe der westlichen Industriestaaten einschließlich Japans bewußt Blockbildungen vermeiden wollte und deshalb koordinierende Kontakte auf ein Minimum beschränkte. 3. Materialien Grundlage der Beratungen des materiellen Kaufrechts war der bereits erwähnte N e w Yorker Entwurf von 1978 (UNCITRAL-Entwurf), zu dem das UN-Sekretariat einen Kommentar vorbereitet hatte (im folgenden Sekretariatsbericht) 20 , in dem durch vergleichende Bezugnahmen auf das Haager Einheitliche Kaufrecht die Grundlagen des Entwurfs verdeutlicht wurden. Der Konferenz lagen ferner Kommentare und Vorschläge folgender Regierungen und internationaler Organisationen vor: Kanadas, der Bundesrepublik, Norwegens, der Vereinigten Staaten21, Australiens, der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik, Israels, Schwedens22, Finnlands, der Schweiz23, der Niederlande, Portugals, Großbritanniens, Jugoslawiens24, Österreichs, der Tschechoslowakei, Frankreichs, Irlands25, des Zentralamtes für internationalen Eisenbahnverkehr in Bern26, der WIPO (Weltorganisation für den Schutz geistigen Eigentums) 27 , der Internationalen Handelskammer 28 , des Asian African Legal Consultative Committee 29 ,
19
20
HERBER 602.
A/Conf.97/5. - Da die Materialien und Konferenzunterlagen zur Zeit der Abfassung dieses Berichtes noch nicht publiziert sind, wird nach der Signatur der vervielfältigten Konferenzdokumente zitiert; verwendet wird hier grundsätzlich die englische Fassung. 21 A/Conf.97/8. 22 A/Conf.97/8/Add. 1. 23 A/Conf.97/8/Add.2. 24 A/Conf.97/8/Add.3. 25 A/Conf.97/8/Add.4. 26 A/Conf.97/8. 2 ' A/Conf.97/8/Add.2. 28 A/Conf.97/8/Add.2. 29 A/Conf.97/8/Add.5.
6
I.
Vorbemerkungen
des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (COMECON) 3 0 , sowie eine Analyse dieser Erläuterungen und Vorschläge durch das Generalsekretariat der Vereinten Nationen 31 . Ergänzt wurden diese auf das materielle Kaufrecht bezogenen Unterlagen durch Berichte des Generalsekretariats zum Verhältnis des Kaufrechtsentwurfs zum Verjährungsabkommen 32 und einen Entwurf für die sog. Schlußklauseln, also den völkerrechtlichen Rahmen des Abkommens 33 . Die deutsche Delegation verwendete darüber hinaus bei ihren internen Beratungen und Vorbereitungen mit großem Gewinn die Analyse des N e w Yorker Entwurfs durch Huber 34 , ferner die (unveröffentlichten) Protokolle des Deutschen Rats für Internationales Privatrecht, der sich auf mehreren Sitzungen mit den U N C I T R A L - E n t würfen befaßt hat; berücksichtigt wurden auch die im Auftrag der EGKommission von Kahn35 und Hartley36 vorgelegten rechtsvergleichenden Studien von Haager Kaufrecht und UNCITRAL-Entwürfen.
30
A/Conf.97/8/Add.6. A/Conf.97/9. 32 A/Conf.97/7. 33 A/Conf.97/6. 34 HUBER, RabelsZ 43 (1979) 413ff.; auch die Stellungnahmen anderer Delegationen ließen Vertrautheit mit dieser Arbeit erkennen; vgl. unten IV 1 a. 35 KAHN, Etude comparée des Conventions de la Haye du 1" juillet 1964 sur la Vente Internationale des Objets Mobiliers Corporels et la Formation du Contrat de Vente et Projet de Convention sur les Contrats de Vente Internationale de Marchandises préparée par la C o m m i s s i o n des Nations-Unies pour le Droit Commercial International (Oct. 1979). 36 HARTLEY, A Study of T h e U n i f o r m Law of the International Sale of Goods including the U n i f o r m Law o n the Formation of Contracts for the International Sale of Goods (The H a g u e Conventions 1964) and T h e D r a f t Convention on Contracts for the International Sale of Goods prepared by the U n i t e d Nations Commission on International Trade Law (Oct. 1979; 2 Bde.). 31
II. Aufbau und Grundzüge des UN-Kaufrechts Das Kaufrecht wird in Annex I zur Schlußakte in 88 Artikeln der Teile I—III des Anhangs geregelt; Teil IV - Artt. 89-101 - normiert die diplomatischen Schlußklauseln37. Der erste Teil enthält Vorschriften über den Anwendungsbereich und allgemeine Bestimmungen, der zweite Teil die für den Abschluß von Kaufverträgen maßgeblichen Vorschriften und der dritte Teil die Regelungen für den Kaufvertrag. Vor allem auf Wunsch der skandinavischen Staaten wurde die Möglichkeit berücksichtigt, nur Teil III oder auch nur Teil II, jeweils zusammen mit Teil I zu übernehmen, was in Art. 92, aber auch in der Ausgestaltung einzelner materieller Kaufrechtsvorschriften berücksichtigt worden ist. Huber 38 hat bereits zum UNCITRAL-Entwurf darauf hingewiesen, daß die geringere Zahl von Vorschriften im Vergleich zum Haager Kaufrecht nicht nur durch die Zusammenfassung von Abschlußrecht und Kaufrecht erreicht worden ist, sondern vor allem durch eine wesentliche Vereinfachung des Systems der Leistungsstörungen: Grundsätzlich wird für die Rechtsbehelfe nicht mehr zwischen verschiedenen Erscheinungsformen eines Vertragsbruchs unterschieden; nur ausnahmsweise werden zusätzliche und spezielle Rechtsfolgen angeordnet 39 . Das Gesetz unterscheidet nur Ansprüche wegen Vertragsbruchs durch den Verkäufer - Artt. 45—52 und solche wegen Vertragsbruchs durch den Käufer - Artt. 61-65 - , ergänzt durch die für beide Seiten gleich geregelten Vorschriften über Unsicherheitseinrede, Art. 71, antizipierten Vertragsbruch, Art. 72, Schadenersatz und Entlastungen, Artt. 74—77, 79, 80 sowie Vertragsauflösung, Artt. 81-84. Insgesamt hat die bereits im N e w Yorker Entwurf deutlich gewordene Tendenz, schneidig und unabänderlich greifende Rechtsmittel zu vermeiden40, auch die Ausgestaltung der Rechtsbehelfe in der Fassung des Wiener Kaufrechts bestimmt. Deutlich ist auch das Bedürfnis nach größeren 37
Artikelangaben ohne Zusätze beziehen sich auf das UN-Kaufrecht.
38
HUBER
39
416.
Für Beispiele solcher Sonderregelungen siehe zunächst Art. 49 I (b) - Nachfristsetzung nur bei Nichtlieferung; Art. 50 - Minderung nur bei vertragswidriger Beschaffenheit; ferner Art. 65 (Spezifikationskauf). 40 Vgl. zunächst H U B E R 417 zur Aufgabe der „ipso facto avoidance"; krit. hierzu H E L L N E R 85 ff.
8
II. Aufiau und Grundzüge des
UN-Kaufrechts
Bewertungsspielräumen für die Gerichte im konkreten Fall, so durch die Voraussetzung bzw. Qualifizierung, daß eine Maßnahme oder eine abzuwartende Zeitspanne „reasonable" sein müsse41. Besonders deutlich zeigt die neue Regelung der Frist für die Mängelrüge durch den Käufer und die Folgen ihrer Versäumung - Artt. 39, 44 - das stark empfundene Bedürfnis nach flexiblen und die Situation des Käufers erleichternden Regeln. Gegenüber dem UNCITRAL-Entwurf wurde gerade in Punkten, die in der Literatur auf Kritik gestoßen sind, in Wien Besserung erreicht, so z. B. in der Umschreibung des „wesentlichen Vertragsbruchs", in der Klärung des Transportrisikos für rechtlich erhebliche Mitteilungen und für die Auslegungs- und Lückenfüllungsregeln in Art. 7. Freilich sind auch Wünsche offengeblieben, doch darf dabei nicht übersehen werden, daß bei einer ganzen Reihe von Vorschriften als Erfolg gelten darf, daß man den Gehalt und zum Teil auch die Formulierungen des UNCITRAL-Entwurfs bewahren konnte.
41 Vgl. z. B. Artt. 46 III 1, 2, 49 II, 63 I, 65 II, 721, 73 II, 75, 77, 791, 85 S. 1, 8 6 1 1 , II 1, 87, 88 I, II, III. Nicht verschwiegen werden soll, daß nicht selten die Qualifizierung „reasonable" einen K o m p r o m i ß zwischen den Bedürfnissen nach „hard and fast rules" einerseits und „weichen", schuldnerfreundlichen Regelungen andererseits anzeigt.
III. AnwendungsVoraussetzungen, Artt. 1 - 6 1. Grundlage, Art. 1 I Das Wiener Kaufrecht kombiniert in Art. 1 Anwendung aufgrund autonomer Anwendungsvoraussetzungen und Vorschaltlösung, d. h. Anwendung des Einheitlichen Kaufrechts aufgrund einer Berufung durch das Kollisionsrecht der lex fori: Art. 1 I (a) läßt das Einheitliche Kaufrecht anwendbar werden, wenn die Vertragsparteien ihre Geschäftsniederlassung - oder hilfsweise ihren gewöhnlichen Aufenthalt, Art. 10 (b) - in verschiedenen Vertragsstaaten haben, setzt also autonome Anwendungsvoraussetzungen 42 . Natürlich bleibt die kollisionsrechtliche Parteiautonomie unangetastet, denn nach Art. 6 Halbs. 1 können die Parteien das Einheitskaufrecht in toto zugunsten einer bestimmten nationalen Rechtsordnung oder des durch das IPR des angerufenen Gerichts bestimmten nationalen Rechts abbedingen. Die Vorschaltlösung gilt dagegen, wenn zwar die Parteien ihre Geschäftsniederlassung in verschiedenen Staaten haben, die weitere Voraussetzung, daß es sich um Vertragsstaaten handelt, jedoch nicht erfüllt ist. Es genügt dann, wenn das IPR des angerufenen Gerichtes auf das Recht eines Vertragsstaates verweist. Damit ist zunächst einmal die Anwendung des Einheitskaufrechtes in Fällen klargestellt, in denen zwar die Parteien ihre Niederlassung in verschiedenen Vertragsstaaten haben, aber vor dem Gericht eines Nichtvertragsstaates klagen, dessen IPR auf das Recht eines Vertragsstaates verweist43. Art. 1 I (b) fuhrt zur Anwendung des Einheitskaufrechtes aber auch dann, wenn in einem Vertragsstaat oder in einem Nichtvertragsstaat geklagt wird, dessen IPR44 auf das Recht eines Vertragsstaates verweist, sofern nur die Grundvoraus42 Die zum Haager Kaufrecht viel diskutierte Frage, ob damit und durch die ergänzende Vorschrift, die die Anwendung des IPR ausschließen will - A r t . 2 EKG - , tatsächlich IPR unbeachtlich wird oder verdeckt doch über die Anwendung des Einheitsrechts entscheidet, ist wohl weithin unfruchtbar, vgl. hierzu SCHLECHTRIEM, Einheitliches Kaufrecht - wissenschaftliches Modell oder praxisnahe Regelung? (1978) 14ff. 43 In einem solchen Fall wird auch das Haager Einheitliche Kaufrecht nur aufgrund nationaler Kollisionsregeln berufen; für das Wiener Kaufrecht würde sich die Anwendbarkeit wohl auch bereits aus Art. 1 I (a) ergeben. 44 Auch das Haager Abkommen über das auf internationale Käufe beweglicher Sachen anwendbare Recht von 1955 kann so zur Anwendung des UN-Kaufrechts fuhren, vgl. die Stellungnahme des Beobachters für die Haager Konferenz für IPR in A/Conf.97/C.2/SR.2, S. 5 sub 32f.
10
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
Setzung in Art. 1 I S. 1 gegeben ist, daß die Parteien ihre Niederlassung in verschiedenen Staaten haben45. Art. 1 I (b) vergrößert natürlich die Geltungsreichweite des Einheitskaufrechtes ganz erheblich. Die Bewertung dieser Lösung ist unterschiedlich46, und in Wien war die Vorschrift heftig umstritten 47 . Der Widerstand gegen diese Vorschrift hat dann schließlich zu der in Art. 95 eingeräumten Vorbehaltsmöglichkeit gefuhrt. In der Beurteilung des Für und Wider muß man verschiedene Ebenen unterscheiden: Zunächst ist es wohl sachdienlich, daß Vertragsstaaten das Einheitliche Kaufrecht auf internationale Käufe auch dann anwenden, wenn ihr eigenes Recht aufgrund einer vorgeschalteten kollisionsrechtlichen Verweisung anwendbar wird, da Entscheidungen nach diesem im Rahmen der Vereinten Nationen erarbeiteten und speziell auf die Bedürfnisse des grenzüberschreitenden Warenverkehrs zugeschnittenen modernen Gesetz für die Parteien vielfach akzeptabler sein dürften als solche aufgrund eines zumindest einer Partei oft ferner liegenden nationalen Rechts48. Das gilt auch, ja erst recht, falls das IPR eines Nichtvertragsstaates auf das Recht eines Vertragsstaates verweist und seine Gerichte deshalb statt nationalen Rechts Einheitliches Kaufrecht anzuwenden haben, denn für Gerichte in Nichtvertragsstaaten dürfte der Zugang zum Einheitlichen Kaufrecht leichter zu finden sein als zum internen Kaufrecht eines fremden Landes. Schließlich sollte man sich in der Bewertung auch nicht dadurch beeinflussen lassen, daß Vertragsstaaten mit der Verpflichtung zur Anwendung des Einheitlichen Kaufrechts auch im Verhältnis zu Nichtvertragsstaaten Bindungen ohne entsprechende Gegenleistung der Nichtvertragsstaaten übernehmen 49 . Denn es ist wohl nicht ernsthaft zu befurchten, daß deshalb, weil Vertragsstaaten hier mehr geben als nehmen, im Beurtei-
45 Art. 1 I (b) fuhrt also nicht nur zur A n w e n d u n g des Einheitskaufrechtes durch Gerichte von Vertragsstaaten in Fällen, in denen nicht beide Parteien in Vertragsstaaten niedergelassen sind, sondern kann zur A n w e n d u n g des Einheitskaufrechts auch durch Gerichte von N i c h t vertragsstaaten fuhren, sofern nur ihr IPR auf das Kaufrecht eines Vertragsstaates verweist. D a m i t lassen sich freilich die z u m Haager Kaufrecht gebildeten Schreckbeispiele wieder beleben: Schließen in verschiedenen Nichtvertragsstaaten Niedergelassene einen Kaufvertrag in einem Vertragsstaat, und werden Streitigkeiten daraus in einem dritten Nichtvertragsstaat anhängig, dessen Kollisionsrecht an den Abschlußort anknüpft, dann ist das Gericht wie Parteien f r e m d e Einheitsrecht anzuwenden. Aber das interne Sachrecht der Vertragsstaaten dürfte noch ferner stehen - nicht die Berufung des Einheitsrechts ist der eigentliche Stein des Anstoßes, sondern das maßgebende „beziehungsarme" A n k n ü p f u n g s m o m e n t . Die gleiche Möglichkeit besteht auch schon zum Haager Kaufrecht und aufgrund Art. 1 I (a), w e n n auch in erheblich geringerem U m f a n g , siehe oben N . 43. 46 Vgl. die Z u s t i m m u n g bei H U B E R 424; dagegen die zurückhaltende Stellungnahme H E R B E R S 603: „Bedauerliche Ausdehnung". 47 Für die Einzelheiten der Diskussion m u ß auf die Protokolle der Konferenz verwiesen werden. 48 Vgl. auch H E R B E R 603: in aller Regel sachdienlich..., daß ein Staat, der das U b e r e i n k o m m e n ratifiziert, es auf alle internationalen Kaufverträge anwendet". 45 Vgl. hierzu H E R B E R 603 sowie in R I W / A W D 1977, 317.
1. Grundlage,
Art. 1 l
11
lungsprozeß für oder gegen Zeichnung des Abkommens die Entscheidung gegen das Abkommen fällt. Gewichtiger waren wohl die Befürchtungen, Art. 1 I (b) könne die Anwendung komplizieren. So kann nationales IPR für Vertragsschluß und materielles Kaufrecht unterschiedliche Kollisionsnormen enthalten, so daß möglicherweise nur teilweise auf das Einheitskaufrecht verwiesen würde50. Aber eine solche - etwa auf Rechte und Pflichten aus zustande gekommenem Kaufvertrag - beschränkte Verweisung dürfte schon deshalb keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bereiten, weil das Einheitsrecht ohnehin so gefaßt worden ist, daß jedenfalls Teil III (materielles Kaufrecht) mit internen Vertragsschlußregeln kompatibel ist51. Auch die Unklarheiten, die sich aus einer Rechtswahl der Parteien ergeben können, dürfen wohl nicht überbewertet werden: Haben die Parteien das Recht eines Vertragsstaates gewählt, dann ist Auslegungsfrage, ob sie sein internes Sachrecht oder sein vereinheitlichtes Kaufrecht gemeint haben. Im übrigen wird diese Frage nicht nur durch Art. 1 I (b) gestellt, wie die zahlreichen Entscheidungen deutscher Gerichte zur formularmäßigen Verweisung auf „deutsches" Recht bei Vorliegen der Anwendungsvoraussetzungen des Haager Einheitlichen Kaufrechts zeigen52. Ernst zu nehmen war schließlich der Hinweis einiger Delegationen auf solche in ihren Ländern geltenden Gesetze, die spezielles Außenhandels (sach) recht normieren53. Trotz dieser Bedenken stimmte die Mehrheit der Delegationen für die in Art. 11 (b) enthaltene Erweiterung des Anwendungsbereichs54, akzeptierte freilich im Plenum den auf Antrag der Tsche50 Dieses B e d e n k e n - u. a. - hat den A b l e h n u n g s a n t r a g der B u n d e s r e p u b l i k m o t i v i e r t , siehe A / C o n f . 97/8, S. 6 u n d A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . l , S. 3. D i e B e m e r k u n g HUBERS 423, daß A r t . 11 (b) S o n d e r a n k n ü p f u n g e n ausschlösse, w ü r d e allerdings aus d e m A b k o m m e n eine M o d i f i k a tion interner I P R - R e g e l n ableiten (Verzicht auf b e s o n d e r e A n k n ü p f u n g des V e r t r a g s s c h l u s ses), die nicht beabsichtigt w a r u n d v o m M a n d a t d e r K o n f e r e n z schwerlich gedeckt g e w e s e n wäre. 51 D i e B u n d e s r e p u b l i k hatte d u r c h einen H i l f s a n t r a g - A / C o n f . 9 7 / 9 - klarzustellen v e r sucht, daß zu A r t . 1 I (b) die K o l l i s i o n s n o r m e n zu berücksichtigen seien, die R e c h t e u n d P f l i c h t e n aus e i n e m zustande gekommenen K a u f v e r t r a g betreffen; der A n t r a g verfiel der A b l e h n u n g . N a c h A n s i c h t des Verfassers d ü r f t e aber auch der Vertragsschlußteil des W i e n e r K a u f r e c h t s m i t i n t e r n e m K a u f r e c h t v e r e i n b a r sein, so daß auch diese Konstellation - V e r w e i s u n g d u r c h K o l l i s i o n s n o r m n u r z u m V e r t r a g s s c h l u ß auf E i n h e i t s k a u f r e c h t - keine u n ü b e r windlichen Schwierigkeiten aufwerfen dürfte. 52
Vgl. hierzu B G H 28. 3. 1979, B G H Z 74, 193, 197f. (dictum); w e i t e r e N a c h w e i s e bei
HUBER 4 2 6 N . 53
30.
Siehe die A u s f u h r u n g e n v o n KOPA£ (Tschechoslowakei), A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . l , S. 3, u n d WAGNER ( D D R ) , A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1, S. 5; in § 1 II des Gesetzes ü b e r internationale W i r t s c h a f t s v e r t r ä g e d e r D D R ist j e d o c h ein V o r b e h a l t z u g u n s t e n völkerrechtlicher V e r t r ä g e n o r m i e r t . A u c h g e b e n solche Staaten, w e n n sie Vertragsstaaten w e r d e n , den G e l t u n g s a n s p r u c h ihrer speziellen A u ß e n h a n d e l s g e s e t z e j a o h n e h i n f ü r den Fall auf, daß die Parteien eines K a u f v e r t r a g e s in V e r t r a g s s t a a t e n niedergelassen sind: F ü h r e n die D D R u n d die T s c h e c h o s l o w a k e i das W i e n e r K a u f r e c h t ein, d a n n gilt es bei K a u f v e r t r ä g e n z w i s c h e n Parteien, die in diesen Staaten niedergelassen sind, schon a u f g r u n d A r t . 1 I (a). 54 I m K a u f r e c h t s a u s s c h u ß m i t 25 g e g e n 7 S t i m m e n bei 10 E n t h a l t u n g e n ; i m P l e n u m m i t 42 Ja-Stimmen, 0 Gegenstimmen und 1 Enthaltung, A/Conf.97/SR.6.
12
III.
Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
choslowakei 55 vorgeschlagenen Vorbehaltsartikel Art. 95 und damit die Möglichkeit eines Ausschlusses des Art. 1 I (b)56. 2. Erkennbarkeit des Auslandsbezugs Die für die Anwendung des Haager Einheitlichen Kaufrechts normierten weiteren Voraussetzungen, daß Vertragsdurchführung oder Vertragsschluß Grenzen überschreiten, oder daß Vertragsschluß und Vertragsdurchführung je in verschiedenen Staaten stattfinden, sind vom Wiener Einheitskaufrecht nicht festgehalten worden. Zur Anwendung des Einheitskaufrechtes reicht Niederlassung der Parteien in verschiedenen Staaten also auch dann aus, wenn Vertragsschluß und Vertragsdurchführung in einem einzigen Staat - der nicht einmal ein Vertragsstaat sein muß geschehen. Ist allein „Niederlassung in verschiedenen Staaten" Anwendungsvoraussetzung, dann muß der Rechtsverkehr dagegen geschützt werden, daß Einheitskaufrecht an Stelle internen Sachrechts auch dann anwendbar wird, wenn Auslandsbezug für eine Seite nicht erkennbar ist: Kauft der in einem Vertragsstaat Niedergelassene im Vertragsstaat, und wird auch im Vertragsstaat geliefert und gezahlt, dann muß der in der Niederlassung des anderen Teils liegende Auslandskontakt vor oder jedenfalls bei Abschluß des Vertrages erkennbar sein. Art. 1 II konkretisiert diese Wertung dahin, daß Verschiedenheit der Niederlassung entweder aus dem Vertrag, aus den Verhandlungen zwischen den Parteien oder aus von ihnen gegebenen Informationen ersichtlich sein muß57. 3. Geltung unabhängig von Kaufmannseigenschaft und Nationalität, Art. 1 III Wie schon im Haager Einheitlichen Kaufrecht - Art. 7 - macht es für die Anwendbarkeit des Wiener Kaufrechtes keinen Unterschied, ob die Parteien Kaufleute sind oder nicht, Art. 1 III. Damit ist Unsicherheit bzw. Regelungsnotwendigkeit, wer Kaufmann ist, vermieden worden. Auch der kaufmännische oder private Charakter des Kaufvertrages spielt nach dieser Vorschrift keine Rolle58. Schließlich ist auch die Nationalität uner55
Entsprechende Vorstöße der Tschechoslowakei im 2. Ausschuß, die Anwendbarkeit des Abkommens auf Verträge zwischen Parteien in Vertragsstzzten zu beschränken, waren erfolglos geblieben, siehe A/Conf.97/C.2/L.7 und L.27 sowie A/Conf.97/C.2/SR.2, S. 2ff. 56 Der Verfasser würde es entgegen der in den Stellungnahmen der Bundesrepublik Deutschland zum Ausdruck gekommenen Reserve gegen Art. 1 I (b) begrüßen, wenn die Bundesrepublik diesen Vorbehalt nicht nutzen würde. 57 Als Beispiel für Unanwendbarkeit des UN-Kaufrechts wegen Nichterkennbarkeit des Auslandskontaktes nennt der Sekretariatsbericht - S. 37 - Kauf zwischen in einem Staat niedergelassenen Parteien, von denen einer Agent (mittelbarer Stellvertreter) für einen in einem anderen Staat niedergelassenen Dritten ist. 58 Siehe jedoch unten zu Art. 2 (a).
4. Ausnahmen, Art. 2
13
heblich, so daß etwa ein in Deutschland geschlossener und abgewickelter Vertrag zwischen Deutschen nach Einheitskaufrecht zu beurteilen ist, falls eine der Parteien ihre Niederlassung oder - hilfsweise - ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich hat und dies ersichtlich war59. 4. Ausnahmen, Art. 2 a) Konsumentenkäufe Die Erstreckung des Einheitskaufrechtes auf Käufe von Privatpersonen wird freilich eingeschränkt durch Art. 2 (a): Für als solche erkennbare Konsumentengeschäfte - „Sachen für den persönlichen Gebrauch, den Gebrauch der Familie oder im Haushalt" - gilt das UN-Kaufrecht nicht. Damit wird zunächst berücksichtigt, daß „internationale" Konsumentenkäufe selten sind und allenfalls von Touristen oder bei Versandhäusern getätigt werden. Vor allem aber soll die Ausnahme sicherstellen, daß nationale Konsumentenschutzgesetze vom Einheitskaufrecht nicht berührt werden 60 ; Art. 2 (a) entspricht in der Funktion deshalb Art. 5 II EKG. Die Ausnahme mangelnder Erkennbarkeit ist bewußt negativ gefaßt, um die Beweislast dessen zu verdeutlichen, der bei Konsumentengeschäften Vorliegen der Ausnahme und damit Anwendbarkeit des Einheitskaufrechts behauptet 61 . Fehlende Erkennbarkeit wird anzunehmen sein, wenn Inhalt der Bestellung oder Firmenadresse des Käufers kommerziellen Charakter des Kaufs vermuten lassen. Wie Art. 5 II EKG leidet aber auch Art. 2 (a) daran, daß die Ausgrenzung des nationalen Konsumentenschutzgesetzen vorbehaltenen Bereichs nicht voll gelungen ist und deshalb Überschneidungsbereiche bleiben, in denen sowohl Einheitliches Kaufrecht als auch nationale Konsumentenschutzvorschriften mit zwingendem Inhalt Anwendung finden62. Ein solcher Überschneidungsbereich kann schon aufgrund der Gegenausnahme in Art. 2 (a) Halbs. 2, daß der Verkäufer den Charakter des Konsumentengeschäftes jedenfalls zur Zeit des Vertragsabschlusses kannte oder kennen mußte, entstehen, wenn nationales Konsumentenschutzrecht ein solches Evidenzkriterium nicht verwendet 63 . Vor allem aber greifen nationale 59 In U N C I T R A L ist überlegt worden, unterschiedliche Nationalität als (zusätzliche) Anwendungsvoraussetzung einzuführen, doch hat man diesen Gedanken wegen der Schwierigkeiten, bei juristischen Personen die „Nationalität" zu bestimmen, nicht weiter verfolgt, siehe U N C I T R A L YB. 8 (1977) 26 sub 14ff. 60
61
S e k r e t a r i a t s b e r i c h t 3 9 s u b 3; HONNOLD 227.
Vgl. A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . l , S. 6ff. 62 . Die Aufgabe, zu den unterschiedlichen Anwendungsvoraussetzungen nationaler K o n s u mentenschutzgesetze deckungsgleiche Ausgrenzungsmerkmale im Einheitskaufrecht zu finden, dürfte unlösbar sein, vgl. die Argumentation Finnlands A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . l , S. 8. 63 Vgl. auch die berechtigte Kritik, die VISCHER (Schweiz) in Wien geäußert hat, A/ C o n f . 9 7 / C . l / S R . l , S. 8.
14
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Arti.
1-6
Konsumentenschutzgesetze u. U. auch dann ein, wenn der gekaufte Gegenstand beruflicher oder sogar gewerblicher Nutzung dienen soll. Als Beispiel darf das Abzahlungsgesetz dienen, das etwa auf den Kauf einer Büromaschine durch einen Anwalt 64 , von Baumaterial durch einen im Handelsregister nicht eingetragenen Bauunternehmer oder bei Bierlieferung an einen im Handelsregister nicht eingetragenen Gastwirt (§ l c N r . 3 AbzG) Anwendung finden kann. Soweit nationale Konsumentenschutzgesetze bestimmte Vertragsgestaltungen mit der Sanktion „Nichtigkeit" belegen, lassen sie sich mit dem Einheitskaufrecht vereinbaren, da insoweit ein v o m Kaufrecht ausgesparter Bereich - Gültigkeit des Vertrages, Art. 4 (a) - gegeben ist. Schwieriger sind dagegen etwa Formvorschriften oder besondere Rechtsbehelfe zugunsten des Käufers zu beurteilen 65 . Das Rangverhältnis zwischen Einheitskaufrecht und nationalem Konsumentenschutzrecht m u ß die Rechtsordnung des Staates entscheiden, der einerseits das Einheitskaufrecht in Kraft gesetzt, andererseits sein - durch IPR berufenes - nationales Konsumentenschutzrecht unverändert in Kraft gelassen hat66. Wo nationales Recht im Anwendungsbereich des Einheitskaufrechts von diesem abweichende Regelungen zwingend beibehält und vorgehen läßt, muß das hingenommen werden, auch wenn der betreffende Staat damit seine Verpflichtungen aus der Zeichnung des Wiener Kaufrechtsabkommens verletzt. Bei Ratifizierung und Inkraftsetzung des Einheitskaufrechts durch die Bundesrepublik ist m. E. davon auszugehen, daß das Einheitskaufrecht als jüngeres und spezielleres Gesetz Vorrang hat. Das ist auch sachlich zu rechtfertigen, da der in Deutschland niedergelassene Abzahlungskäufer beim Kauf im Ausland ohne ausdrückliche Vereinbarung ohnehin nicht mit Sicherheit davon ausgehen kann, durch das deutsche Abzahlungsgesetz geschützt zu sein. Die für die Ausgrenzung maßgebenden Voraussetzungen „persönlicher Gebrauch", „Familie" und „Haushalt" werden nicht definiert. Ein Rückgriff auf nationales Recht ist deshalb jedoch nicht erforderlich. Auslegung 64
BGH 11. 5. 1977, NJW 1977, 1632. Vgl. §§ la, lb AbzahlungsG. Ein norwegischer Antrag, die Rückabwicklung von Abzahlungsgeschäften aus dem Geltungsbereich des Einheitskaufrechts auszunehmen, weil insoweit spezielle nationale Gesetze zum Schutz der Käufer bestünden, wurde mit Hinweis auf die Möglichkeit der Parteien, das Einheitskaufrecht auszuschließen, bekämpft. Norwegen zog daraufhin seinen Antrag zurück aufgrund unterstellten Einverständnisses über die Annahme, daß Vereinbarung eines Ratenzahlungsgeschäftes als Ausschluß des Einheitskaufrechtes zu interpretieren sei, siehe A/Conf.97/C.l/L.14, A/Conf.97/8, S. 15 (norwegischer Antrag und Begründung) und A/Conf.97./C.l/SR.3, S. 6. M. E. ist das Problem damit nicht zu lösen, da man so die Möglichkeit einer stillschweigenden Abwahl des Einheitsrechts in allen Fällen eröffnen würde, in denen die Parteien bestimmte, ihnen aufgrund nationalen Rechts vertraute Gestaltungsformen nutzen. 66 Zu ähnlichen Konflikten bei Anwendbarkeit des EKG, falls etwa zwingende wirtschaftslenkende Gesetze mit Einheitskaufrecht konkurrieren, siehe einerseits Dölle/Herber Art. 5 Rdz. 19, Art. 8 Rdz. 6, andererseits D ö l l e / S t o l l Art. 74 Rdz. 148 ff. Das Problem ist von UNCITRAL gesehen worden, siehe YB. 2 (1971) 44f., 55. 65
4. Ausnahmen, Art. 2
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nach Art. 7 UN-Kaufrecht ist tunlich und möglich; der Zweck des Art. 2 (a) gebietet dabei eine großzügige, an soziologischen Befunden orientierte Umschreibung der zur Familie oder zum Haushalt zu rechnenden Personen, so daß auch der Kauf für ein Patenkind oder die Anschaffung eines Fahrzeugs für die Hausgehilfin inbegriffen sind67. Unberücksichtigt sollten dagegen nationale Regelungen der Familienzugehörigkeit bleiben. b) Auktionen; Wertpapiere und Geld; Schiffe und Flugzeuge; Elektrizität Die Ausschlüsse in Art. 2 (b) und (c) nehmen Rücksicht auf spezielle nationale Rechtsregeln für die genannten Verkäufe: Auktionen pflegen an O r t und Stelle vollzogen zu werden, so daß insoweit die Ausnahme zugunsten eines - leicht auszumachenden - nationalen Rechts der Rechtsvereinheitlichung keinen spürbaren Abbruch tut68. Für Verkäufe auf Auktionen ist die Ausnahme wohl auch damit zu rechtfertigen, daß die Geltung des nationalen Rechts des Auktionsortes wohl allgemein akzeptiert ist69. Für Verwertung im Zuge der Zwangsvollstreckung oder durch einen anderen staatlichen Hoheitsakt - (c) - enthält auch das EKG in Art. 6 I (d) eine entsprechende Ausnahme. Die Ausnahme von Wertpapieren und Zahlungsmitteln - Art. 2 (c) - gilt ebenfalls im EKG — Art. 5 I (a) - und berücksichtigt, daß der internátionale Effekten- und Devisenhandel eigenen Regeln und - häufig zwingenden Gesetzen folgt70. Kaufverträge, die durch Dokumente repräsentierte Ware betreffen und deshalb als Kaufgegenstand diese Dokumente nennen, fallen dagegen in den Anwendungsbereich des Einheitskaufrechtes, auch wenn manche nationale Rechtsordnungen sie als Wertpapierkäufe qualifizieren mögen 71 . Beibehalten wurde auch die für Schiffe und Luftfahrzeuge geltende Ausnahme - Art. 5 I (b) EKG, Art. 2 (e) UN-Kaufrecht - , obwohl auch in Wien noch einmal gewichtige Argumente für Streichung dieser Ausnahme vorgebracht wurden 72 . Dabei wurde die Beschränkung dieser Ausnahme im EKG auf eingetragene bzw. eintragungspflichtige Schiffe fallengelassen, weil nationale Rechte die Registrierungspflichtigkeit recht unterschiedlich regeln. Auch können nach der Fassung des EKG Unsicherheiten
67 Vgl. auch HUBER 422, der „Familie" Gebrauchs wertet. 68 Vgl. für die Geltung der lex loci fiir RABEL, Conflict of Laws III (1950) 53 N . 69 Vgl. auch HUBER 422: Es handle sich tionalen Charakter. 70 Sekretariatsbericht 40 sub 7. 71 Sekretariatsbericht 40 sub 8. 72 Siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 , S. 2f.
und „Haushalt" nur als Beispiele des persönlichen „sales executed and fulfilled at once in one place" 12. u m ausgesprochene „Platzgeschäfte" ohne interna-
16
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
über die Anwendbarkeit des Einheitskaufrechtes entstehen, wenn noch nicht feststeht, nach welchen nationalen Regeln die Möglichkeit einer Registrierungspflicht zu beurteilen ist73. Zudem qualifizieren manche Rechtsordnungen den Kauf eines Schiffes als Immobiliengeschäft und stellen spezielle Regeln nicht nur für den Eigentumsübergang, sondern für das wirksame Zustandekommen des gesamten Geschäftes (Form) auf 4 . Mit dem Wegfall des Merkmals „Registrierungspflichtigkeit" ist freilich unsicher geworden, ob und inwieweit kleinere Boote - Ruderboote, Kanus, Jollen, Yachten (?) - zu den von der Geltung des Einheitskaufrechts ausgenommenen Gegenständen gehören. Funktion und Begründung der Ausnahme - Geltung spezieller Regeln für Rechtsgeschäfte über Schiffe legen es nahe, die Ausnahme nicht auf Boote zu erstrecken. Die Abgrenzung des Geltungsbereichs der Ausnahme wird damit freilich schwierig, etwa bei kleinen Fischerbooten oder Hochseeyachten. Man wird in solchen Fällen deshalb die in Betracht kommenden nationalen Rechte daraufhin befragen, ob sie solche Boote den für Schiffe geltenden Speziairegeln unterstellen, so daß sie nach Sinn und Zweck des Art. 2 (e) in den Geltungsbereich der Ausnahme fallen sollten. Vielfach wird deshalb Registrierungspflicht doch ein wichtiger Anhaltspunkt bleiben. Insgesamt ist die Regel wohl nur deshalb hinzunehmen, weil damit Beitrittswilligkeit erleichtert werden kann. Auf Antrag Indiens sind auch Luftkissenfahrzeuge (hovercraft) in den Ausnahmekatalog aufgenommen worden 75 . Aus der Begründung der indischen Delegation, daß nach indischem Recht derartige Fahrzeuge wie Schiffe oder Luftfahrzeuge behandelt werden, darf für die Konkretisierung dieser Ausnahme geschlossen werden, daß nur als Wasserfahrzeuge einzusetzende hovercrafts gemeint sind, nicht aber andere nach dem Luftkissenprinzip arbeitende Transportmittel und Geräte. Tradition hat schließlich auch die Herausnahme von Lieferverträgen über elektrische Energie aus dem Geltungsbereich des Einheitskaufrechtes, Art. 2 (f) UN-Kaufrecht und Art. 5 I (c) EKG. Dem Bedürfnis nach dogmatischer Geschlossenheit mag diese Ausnahme widerstreiten, doch dürfte die davon wohl allein betroffene Elektrizitätswirtschaft ihre grenzüberschreitenden Vereinbarungen ohnehin so detailliert ausarbeiten, daß für hilfsweise berufenes Gesetzesrecht kaum Bedarf besteht. Im wesentlichen ist also der Ausnahmekatalog des EKG erhalten geblieben. Vorstöße, weitere Gegenstände aus dem Anwendungsbereich des
73
Vgl. A/Conf.97/5, S. 40 sub 9. Kritisch dagegen viele mit Hinweis darauf, daß die nationalen Sonderregeln die Übereignung beträfen, vgl. H U B E R 419; D O L L E / H E R B E R Art. 5 Rdz. 9 zum EKG; siehe auch die Argumente auf der Wiener Konferenz, A/Conf.97/C.l/SR.2, S.2f. 75 Siehe A/Conf.97/C.l/SR.2, S.3. 74
5. Werklieferungs-,
Werk-
und Dienstleistungsverträge,
Art.
3
17
Einheitskaufrechtes auszunehmen, konnten mit Hinweis auf die Möglichkeit entsprechender Parteivereinbarungen abgewendet werden 76 . 5. Werklieferungs-, Werk- und Dienstleistungsverträge, Art. 3 Werklieferungsverträge fallen wie nach Art. 6 EKG in den Geltungsbereich des UN-Kaufrechts, Art. 3 I. Ausgenommen bleibt wiederum die Bearbeitung bestellereigener oder vom Besteller zu beschaffender Sachen; unwesentliche Zutaten durch den Lieferanten haben dabei außer Betracht zu bleiben. Ähnlich wie nach EKG werden dem UN-Kaufrecht unterliegende Werklieferungsverträge von nach nationalem Recht zu beurteilenden Werkverträgen danach unterschieden, ob der Materialbeitrag des Bestellers „substantial", „wesentlich" ist, wobei wohl wie nach Haager Kaufrecht die Partei, die das Vorliegen der Ausnahme behauptet, dafür beweispflichtig ist, daß der Besteller einen wesentlichen Teil des Materials stellt bzw. zu beschaffen hat77. Ausgenommen sind weiter nach Art. 3 II Verträge, die zwar auch zur Lieferung von Sachen verpflichten, bei denen aber die Verpflichtung zur Arbeit oder anderen Diensten überwiegt. Beispiele bietet der Anlagenbau 78 . Damit ist zwar die zum EKG schwierige Frage, ob Lieferverträge mit Montageverpflichtung vom Einheitskaufrecht erfaßt werden, zu ordnen versucht worden, doch dürfte die Vorschrift gleichwohl in Auslegung und Anwendung Schwierigkeiten bereiten, so daß sich klare Absprachen empfehlen. Der Begriff „preponderant part" („der überwiegende Teil") dürfte zumeist als Wertrelation verständlich und praktikabel sein: Zu vergleichen ist der isolierte Preis der zu liefernden Gegenstände mit der Vergütung für Arbeit und Dienste, so als ob zwei getrennte Verträge • abgeschlossen worden wären. Ein englischer Vorschlag79, von „major part in value" zu sprechen, wurde zwar mangels Unterstützung zurückgezogen; das (amerikanische) Gegenbeispiel eines Auftrags an einen Maler, eine Decke mit Goldfarbe zu streichen, dürfte aber kaum praktische Bedeutung haben. „Überwiegend" dürfte dabei erheblich mehr als 50% des Preises sein. Schwieriger ist zu entscheiden, ob in solchen Fällen nicht zwei Verträge vorliegen, wobei der Lieferungsvertrag Einheitlichem Kaufrecht untersteht, der - z. B. - Montagevertrag dagegen nationalem Recht. Entscheiden soll über Trennung und Trennbarkeit nationales Recht80. Freilich dürfte der Parteiwille81, den Lieferungsvertrag separat zu behandeln, auch 76
So hatte Irak beantragt, Öl auszunehmen, da die O P E C für die Lieferung von Ö l spezielle Verträge ausgearbeitet habe, A/Conf. 97/SR. 6. 77 Vgl. RIESE, RabelsZ 29 (1965) 18 zum EKG. 78 Vgl. Sekretariatsbericht S. 41 sub 2. 79 Siehe A/Conf.97/C.1/L.26. 80 Vgl. Sekretariatsbericht 41 f. sub 3. 81 - dessen Beachtung zu den Grundprinzipien des Einheitsrechts gehört, vgl. Art. 6 U N Kaufrecht.
18
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
dann beachtlich sein, wenn nationales Recht solche Kombinationen grundsätzlich als einheitliche Verträge behandelt. Art. 6 erlaubt darüber hinaus natürlich auch Modifikation des Art. 3 II dahin, daß trotz Überwiegens der Montageverpflichtung der gesamte Vertrag nach Einheitlichem Kaufrecht zu beurteilen sein soll. Bei den Erörterungen zu Art. 3 wurde durch einen englischen Antrag 82 auch das Problem angesprochen, ob und inwieweit Verkauf von knowhow zum Anwendungsbereich des Einheitskaufrechts gehöre und geregelt werden sollte. Der englische Antrag zielte darauf ab, Werklieferungsverträge auszunehmen, wenn der Besteller das für die Herstellung erforderliche know-how (information or expertise necessary for such manufacture or production) zur Verfügung stellt, verfiel jedoch der Ablehnung, weil die Abgrenzung der davon betroffenen Kaufverträge unsicher und wohl auch ohne Vorbild in nationalen Rechten sei, und weil damit jedenfalls eine Vielzahl von Verträgen aus dem Abkommen herausgenommen werden könnte 83 . 6. Gültigkeit und Eigentumstransfer, Art. 4 Entsprechend Art. 8 EKG grenzt Art. 4 UN-Kaufrecht seinen Geltungsbereich ein durch Beschränkung auf die Regeln für das Zustandekommen („äußerer Konsens") des Kaufvertrages und die daraus entstehenden Rechte und Pflichten von Verkäufer und Käufer, Art. 4 S. 1. Damit sind - als Beispiele ausdrücklich genannt - vor allem Fragen der Übertragung bzw. des Übergangs des Eigentums an der gekauften Sache nationalem Recht vorbehalten, Art. 4 (b), aber auch solche der Gültigkeit des Vertrages oder einzelner seiner Bestimmungen, Art. 4 (a), soweit sie nicht unter die ausdrückliche Regelung des Vertragsschlusses fallen. Dem nationalen Recht vorbehalten bleibt deshalb die Regelung solcher Gültigkeitsvoraussetzungen wie Rechts- und Geschäftsfähigkeit oder von Gültigkeitsmängeln aufgrund fehlerhaften „inneren Konsenses", also z. B. Willensmängeln. Auch Nichtigkeit wegen Sittenwidrigkeit oder aufgrund nationaler Verbotsgesetze bleibt beachtlich, so daß etwa wirtschaftslenkende Vorschriften oder Verbraucherschutzgesetze, die bestimmte Vertragsgestaltungen mit Nichtigkeitsfolge belegen, eingreifen können. Damit dürfte auch das Widerrufsrecht des Abzahlungskäufers zu „retten" sein, falls ein Abzahlungskauf dem Einheitskaufrecht unterliegt und im übrigen deutsches Recht berufen ist. Unerheblich für die Geltung nationalen Rechtes in dem von Art. 4 ausgegrenzten Bereich ist es, ob die Ungültigkeit ipso iure
82
A/Conf.97/C.l/L.26. Vgl. die Stellungnahmen in A / C o n f . 97/C.1/SR.2, S. 9f.; vermieden w u r d e damit auch die politisch sensible Frage von Regeln und Richtlinien, die den Technologietransfer beeinflussen können. 83
6. Gültigkeit
und Eigentumstransfer,
Art.
4
19
eintritt oder aufgrund rechtsgeschäftlicher Gestaltung, z. B. durch Anfechtungserklärung, richterliche Entscheidung oder hoheitlichen Akt. Auch richterliche Veränderungen des Vertragsinhaltes, die aufgrund einer nationalen Verbotsvorschrift nur Teile der Vereinbarung für unwirksam, erklärt, bleiben möglich. Freilich gilt dieser Vorbehalt zugunsten nationaler Gültigkeitsvorschriften nur, soweit nicht das Einheitskaufrecht selbst eine eindeutige Regelung trifft. „Eindeutig" ist dabei nicht so zu verstehen, daß die von nationalen Gültigkeitsregeln abweichende Vorschrift des Einheitskaufrechtes jede Abweichung oder die Gültigkeit einer Verpflichtung trotz nationaler Ungültigkeitsregeln ausdrücklich bezeichnen müßte. So war etwa trotz der in etwa gleichlautenden Formulierung des Art. 8 EKG allgemeine Ansicht, daß beim Verkauf einer bei Kaufabschluß nicht existenten Sache nicht etwa § 306 BGB mit Nichtigkeitsfolge eingreift, sondern die Leistungsstörungsregelung des Einheitlichen Kaufrechts 84 . M. E. bleiben deshalb auch nationale Regeln, die bei Irrtümern über die Qualität der Ware oder die wirtschaftliche Bonität des anderen Teils die Gültigkeit des Vertrages berührende Rechtsbehelfe gewähren (Anfechtung), außer Betracht, da insoweit die Regelung der Haftung für vertragsgemäße Beschaffenheit und der Unsicherheitseinrede diese Sachprobleme speziell und abschließend ordnen 85 . Unberührt bleibt nationales Recht schließlich insoweit, als es die Ungültigkeit von Bräuchen bestimmt. Dem Streit um die Berücksichtigung von Bräuchen 86 dürfte durch diese Bestimmung des Art. 4 (a) viel von seiner praktischen Bedeutung genommen sein, denn damit können Staaten die Geltung internationaler Bräuche, die mit ihren internen Rechtsvorstellungen nicht vereinbar sind, verbieten; als letzte Möglichkeit bleibt zudem wie schon zum Haager Kaufrecht, einem Brauch mit Hinweis auf den eigenen „ordre public" Gefolgschaft zu versagen87. Aus Art. 4 I 1 ergibt sich auch, daß außervertragliche Pflichten und Haftung wegen ihrer Verletzung vom Abkommen nicht erfaßt werden. Für die Produktehaftung wegen Personenschäden hält dies Art. 5 noch einmal ausdrücklich fest88. Die Eingrenzung des Art. 4 1 1 läßt aber wohl auch den Schluß zu, daß Schadenersatzansprüche wegen absichtlicher Schädigung oder arglistiger Täuschung unabhängig von der Rechtsgrundlage grundsätzlich nur nach nationalem Recht zu beurteilen sind, obwohl eine Art. 89 EKG entsprechende Vorschrift fehlt.
84
S i e h e VON CAEMMERER, ACP 178 (1978) 121 f f . , 127; DÖLLE/STOLL A r t . 7 4 E K G R d z . 51 f.
mit Nachweisen vergleichbarer nationaler Ungültigkeitsvorschriften. Zum UNCITRALEntwurf vgl. Sekretariatsbericht 169 sub 4: Haftung des Verkäufers einer bei Kaufabschluß bereits zerstörten Sache. 85 Vgl. hierzu unten VI 2 e und VI 5 a. 86 Siehe hierzu unten IV 3. 87 Siehe DÖLLE/HERBER Art. 8 Rdz. 8 mit weiteren Nachweisen. 88 Hierzu unten im Text III 7. 3
Beiträge 46 Schlechtriem
20
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
7. Produktehaftung, Art. 5 Auf Vorschlag Finnlands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten89 wurde in Wien mit Art. 5 eine Vorschrift aufgenommen, die Ansprüche wegen Tod oder Körperverletzung von der Geltung des Einheitlichen Kaufrechts ausnimmt. Der Grundgedanke ist einfach: Das Wiener Kaufrecht regelt nicht die Produktehaftung. Nationale Rechtsregeln hierzu bleiben deshalb unberührt. Soweit Produktehaftung nach nationalem Recht als außervertragliche stattfindet, stellt Art. 5 nur klar, was selbstverständlich und auch ohne entsprechende Regelung schon nach Haager Kaufrecht gilt. Da jedoch manche Rechtsordnungen das Problem der Produktehaftung auf vertraglicher Grundlage gelöst haben90, war sicherzustellen, daß die hierfür entwickelten Rechtsregeln bei Inkraftsetzen des Einheitskaufrechtes unberührt bleiben. Damit sind freilich auch nach deutschem Recht weiterhin vertragliche Ansprücne aus positiver Vertragsverletzung, ausnahmsweise auch aus §463 BGB, gegen den Verkäufer im Anwendungsbereich des Einheitskaufrechtes möglich. Ansprüche des Käufers wegen Tod oder Körperverletzung sind aber nicht nur solche, die aus einer Verletzung des Käufers entstanden sind, sondern auch Regreßansprüche des Käufers, der seinerseits seinen Abnehmern wegen Tod oder Körperverletzung Ersatz schuldet. Denn die vertragliche Produktehaftung nach nationalem Recht, die Art. 5 unberührt lassen will, ist typischerweise darauf angewiesen, durch eine Regreßkette den Schaden über die verschiedenen Stationen des Absatzvorgangs zum Warenhersteller zurückzuwälzen91. Die Haftung für Verletzung von Leib und Leben ist freilich nur ein wenn auch wohl der wichtigste - Ausschnitt aus der Produktehaftung. Die Verletzung von Sachgütern grenzt Art. 5 nicht aus. Man hat in Wien überlegt, die Ausnahmevorschrift durch Verwendung eines anderen Abgrenzungsmerkmals - etwa „Ansprüche aus Produktehaftung" - breiter zu fassen92, hat aber gerade für Sachschäden, die aus mangelnder Funktionstauglichkeit einer bestimmungsgemäß eingesetzten Kaufsache entstehen können, keine Einigkeit darüber zu erzielen vermocht, ob auch insoweit das Einheitskaufrecht unanwendbar sein soll. Der Verderb von Halb-
85
A / C o n f . 9 / C . l / L . 4 , 20, 21 und 51. Vgl. die B e g r ü n d u n g des französischen Vorschlags in A / C o n f . 9 7 / 8 / A d d . 4, S. 6 f. Praktisch ging es dabei nicht nur u m die B e w a h r u n g einer dogmatischen Einordnung, sondern u m die Erhaltung des Stufenregresses: Würden Schäden aus mangelhaften Produkten strikt unter das Einheitskaufrecht fallen, dann könnten Ansprüche des Käufers/Wiederverkäufers wegen des Schadens, der ihm aus einer Haftpflichtbelastung gegenüber seinen A b n e h mern entstanden ist, möglicherweise erst entstehen oder geklärt sein, w e n n die Ausschlußfrist aus Art. 39 II für seinen vertraglichen Anspruch gegen einen ausländischen Verkäufer bereits abgelaufen ist, vgl. A / C o n f . 9 7 / 8 / A d d . 4, S. 6. 91 Siehe auch vorige N o t e . 92 Vgl. die Diskussion im Kaufrechtsausschuß A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 , S. 3ff. 90
8. Parteiautonomie,
Art.
6
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zeug durch Mängel einer gelieferten Maschine, der Verlust von Rohstoffen, die mit untauglichem Material zusammen verarbeitet werden - all dies sind typische Fälle der Enttäuschung von Vertragserwartungen eines Käufers und deshalb zum Kern der Regelungsmaterie eines Kaufrechts zu rechnen. M . E . sind deshalb solche Schäden nach dem UN-Kaufrecht zu beurteilen und im Rahmen des Art. 74 zu ersetzen. Ansprüche aus positiver Vertragsverletzung oder § 463 BGB kommen daneben nicht in Betracht. Uber deliktische Ansprüche müssen Konkurrenzregeln des nationalen Rechts entscheiden; nach deutschem Recht sollten sie (nur), falls das In-Verkehr-bringen der mit schadenstiftenden Mängeln behafteten Sache als Verkehrspflichtverletzung zu werten ist, unberührt bleiben. 8. Parteiautonomie, Art. 6 Art. 6 hält das Prinzip der kollisionsrechtlichen und materiellrechtlichen Parteiautonomie fest. Er gab zunächst aufgrund entsprechender Anträge einiger angelsächsischer Länder93 Anlaß zu Wiederaufnahme der schon in U N C I T R A L heftig diskutierten Grundsatzfrage, ob das Einheitskaufrecht überhaupt nur aufgrund Rechtswahl der Parteien anwendbar sein solle (sog. ,,opting-in"-Lösung) oder ob seine ipso-iure-Geltung nur durch entsprechende Parteivereinbarung abgewählt werden könne („optingout"-Lösung) 94 . Im Ergebnis wurden nicht nur diese Vorstöße, die das Wiener Einheitskaufrecht zu einem Satz Allgemeiner Geschäftsbedingungen gemacht hätten, abgelehnt, sondern auch das Verlangen, entsprechend dem Haager Einheitlichen Kaufrecht in die Schlußklauseln die Möglichkeit eines Vorbehalts aufzunehmen 95 . Abgelehnt wurde auch ein weiterer kanadischer Vorschlag, bestimmte Prinzipien wie die Maßgeblichkeit von Treu und Glauben der Parteiautonomie zu entziehen96. Kollisionsrechtlich kann das Einheitskaufrecht durch Wahl einer anderen (internen) Rechtsordnung ausgeschlossen werden. Auch eine bloß negative Abwahl ohne gleichzeitige Bestimmung des maßgeblichen Rechts ist möglich. Materiellrechtlich ist jede Bestimmung des Einheitskaufrechtes abdingbar oder veränderbar, und zwar auch durch Allgemeine Geschäftsbedingungen 97 , soweit sie nationalen Gültigkeitsanforderungen genügen. Anders als Art. 3 S. 2 EKG ist die Möglichkeit eines impliziten („implied") Ausschlusses nicht mehr erwähnt, deshalb aber stillschweigende Abwahl nicht ausgeschlossen. Die Streichung des Wortes „implied" sollte allzu großzügigen Unterstellungen eines Ausschlusses des Einheitskaufrechts 93
Kanada, A/Conf.97/C.l/L.10; Australien, A/Conf.97/C.2/L.3. Siehe die Diskussion A/Conf.97/C. 1/SR.3, S. 6ff., vor allem zu den Debatten im 2. Ausschuß A/Conf.97/C.2/SR.l, S. 7ff, SR. 2, S. 2. 95 Siehe hierzu unten VII 2. 96 Vgl. A/Conf.97/C.l.SR.3, S. 8. 94
97
V g l . HUBER 427.
22
III. Anwendungsvoraussetzungen,
Artt.
1-6
durch die Gerichte vorbeugen 98 . Vereinbarung eines Schiedsgerichts in einem bestimmten Land oder Verwendung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die vor Inkrafttreten des Einheitskaufrechts auf dem Hintergrund eines bestimmten internen Sachrechts entworfen worden sind, dürfen deshalb nicht ohne weiteres als stillschweigender Ausschluß des Einheitskaufrechtes gewertet werden". Kollisionsrechtliche Verweisung auf eine nationale Rechtsordnung muß nicht notwendig Wahl des internen Sachrechts bedeuten. Entsprechende Vorschläge Kanadas und Belgiens100, Wahl eines nationalen Rechtes stets als solche des internen Sachrechts gelten zu lassen, wurden abgelehnt101. Das Argument des französischen Delegierten, daß im Zweifel die Wahl eines nationalen Rechtes Geltung des Einheitsrechtes bedeute, falls es in die gewählte nationale Rechtsordnung übernommen worden sei - es sei denn, die Parteien hätten ausdrücklich das interne Kaufrecht bezeichnet - , deckt sich weitgehend mit der in Deutschland zum EKG herrschenden Anschauung102. Das Einheitskaufrecht kann nicht nur abbedungen, sondern von den Parteien auch gewählt werden, wenn etwa seine Anwendungsvoraussetzungen nicht gegeben sind, z. B. beim Kauf eines Schiffes. Ein entsprechender Antrag der DDR 103 stieß jedoch auf Bedenken, weil man ihn teils für überflüssig, teils für gefährlich hielt. Wahl des Einheitskaufrechts ist Nutzung der vom maßgeblichen nationalen Recht eingeräumten Parteiautonomie, deren Schranken einzuhalten sind. Die Vereinbarung, für einen Abzahlungskauf über Sachen zum persönlichen Gebrauch Einheitskaufrecht gelten zu lassen, kann die zwingenden Vorschriften des Abzahlungsgesetzes (sofern deutsches Recht anwendbar ist) nicht beiseite schieben104. Die Festlegung des Grundsatzes der Parteiautonomie im Einheitskaufrecht ist schließlich abgelehnt worden, weil andernfalls nach internem Recht der Parteiautonomie gesetzte Schranken durch Vereinbarung des Einheitskaufrechts durchbrochen werden könnten. Möglich wäre nur eine Lösung entsprechend Art. 4 EKG gewesen105, doch wäre damit wohl nur Selbstverständliches festgehalten worden. 98 Siehe Sekretariatsbericht 44. Auch ein nochmaliger Vorstoß Englands auf der Wiener Konferenz, „implied" wieder einzufügen, blieb erfolglos; damit ist vor allem vermieden worden, daß eine Abwahl „implied by law" wird und so eine dem hypothetischen Parteiwillen entsprechende Schwerpunktanknüpfung an ein nationales Recht eine nicht mehr kontrollierbare Flucht aus d e m Einheitskaufrecht ermöglicht. 99
100
V g l . HUBER 426, MAGNUS 150, beide m i t N a c h w e i s e n des Streitstandes z u m E K G .
A / C o n f . 9 7 / C . 1 /L. 10, L.41. A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 4 , S. 6ff. 102 Vgl. O L G Karlsruhe 14. 4. 1978, R I W / A W D 1978, 544; Schiedsgericht der H a m b u r g e r freundschaftlichen Arbitrage 11. 11. 1975, R I W / A W D 1978, 337; B G H 28. 3. 1979 (oben N . 52) 197. 103 A/Conf.97/C.l/L.32. 104 Siehe die Diskussion A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 4 , S.8ff. 105 Vgl. die Ausfuhrungen des italienischen Delegierten BONELL, A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 4 , S. 9. 101
IV. Allgemeine Bestimmungen fiir beide Hauptteile des Abkommens 1. Auslegung und Lückenfüllung des Gesetzes, Art. 7 Auslegung und Schließung interner Lücken versucht das E K G in Art. 17 durch Verweis auf die allgemeinen, dem Gesetz zugrunde liegende Prinzipien zu ermöglichen. Bekanntlich ist diese Vorschrift, die Bewahrung der Rechtsvereinheitlichung und Vermeidung eines Konglomerates von Einheitsrecht und im Wege der Auslegung und Lückenfiillung eingeflossenem nationalen Sachrecht erreichen soll, außerordentlich kontrovers bewertet worden. Vor allem mochte mancher Beurteiler den Optimismus, daß es den mit dem Gesetz befaßten Juristen möglich sein würde, allgemeine Grundsätze des Einheitskaufrechts übereinstimmend herauszuarbeiten und anzuwenden, nicht teilen. U N C I T R A L hatte demgegenüber vor allem auf die Zielvorstellung, Rechtseinheit zu bewahren und zu fördern, abgestellt und mit Hinweis auf den internationalen Charakter des Abkommens eine Hemmschwelle gegen allzu großzügige Rückgriffe auf nationales Recht vorgesehen. Auch die geforderte Beachtung der Grundsätze von Treu und Glauben im internationalen Handel konnte allzu schnellem Rückgriff auf nationale Regelungen und Rechtsgewohnheiten vorbeugen. War so für den Regelungsbereich des Kaufrechts - dessen Eingrenzung freilich eine entscheidende Vorfrage ist - der Rückgriff auf nationales Recht bei Auslegungszweifeln und internen Lücken weitgehend verschlossen, so blieb im Grunde als Erkenntnisquelle doch wieder das Einheitskaufrecht, das aus sich selbst heraus auszulegen, fortzubilden und zu ergänzen gewesen wäre. Dabei wären die ihm zugrunde liegenden allgemeinen Prinzipien ebenso heranzuziehen gewesen wie - im Einzelfalle - spezielle Vorschriften im Wege der ausdehnenden Auslegung oder des Analogieschlusses. Es war deshalb wohl zutreffend, wenn man für Art. 6 U N C I T R A L - E n t w u r f festgestellt hat, daß er in der Sache an der Regelung des Art. 17 E K G nichts geändert habe106. Freilich haben solche Bemerkungen auf der Wiener K o n ferenz bei Behandlung des Art. 7 den Widerspruch und Widerstand derjenigen Delegationen versteift, die eine Überlagerung und Ergänzung des Einheitskaufrechts durch nationale Regeln als weniger gravierend bewertet haben und deshalb für alle Zweifelsfälle einen Rückgriff auf nationales 106
HUBER 4 3 2 .
24
IV.
Allgemeine
Bestimmungen
Recht, sei es das Recht der Niederlassung des Verkäufers107 oder das aufgrund IPR-Regeln berufene Recht, vorsehen wollten108. Die überwiegende Mehrheit der Delegierten sah dagegen die Möglichkeit eines Rückgriffs auf nationales Recht in solchen Fällen als unerwünscht an; teilweise wurde deshalb sogar eine Rückkehr zu (und Ergänzung) der Formulierung des Art. 17 EKG beantragt109. Einem Vermittlungsvorschlag der D D R ist es schließlich zu danken, daß die in Art. 7 II festgehaltene Kompromißformel eine Mehrheit fand. Dabei ist die normierte Maxime, bei Auslegung des Abkommens die Einheitlichkeit seiner Anwendung 110 zu fördern, wohl auch für die zu Abs. 2 wichtige Vorfrage zu berücksichtigen, ob eine bestimmte „matter" in den Regelungsbereich der Konvention fällt: Da z. B. - die Verantwortung des Verkäufers für die vertragsgemäße Beschaffenheit der Ware zum vereinheitlichten Kaufrecht gehört, müssen insoweit auch nationale Rechtsbehelfe wie Anfechtung wegen Eigenschaftsirrtums, obwohl im UN-Kaufrecht nicht mehr ausdrücklich erwähnt, als ausgeschlossen angesehen werden. Art. 7 dürfte damit für Auslegung und Lückenfullung in etwa die gleichen Möglichkeiten eröffnen wie Art. 17 EKG. Die maßgeblichen Prinzipien sind den Regeln im einzelnen und ihrem systematischen Zusammenhang zu entnehmen 111 . Der Schlußteil in Art. 7 II verschließt freilich den für das EKG zuweilen erwogenen Weg, allgemeine Grundsätze, die sich aus dem Gesetz nicht entnehmen lassen, in rechtsvergleichender Umschau zu erarbeiten und dem Gesetz gleichsam zu implantieren 112 . Praktisch dürfte diese Eingrenzung aber wohl nur die Bedeutung einer Klarstellung haben, da jedenfalls in der Anwendung des Einheitskaufrechtes durch die Praxis die Ermittlung autonomer, aufgrund
107 So Bulgarien, siehe A/Conf.97/C.l/L.16 - vorgeschlagen war damit also eine vereinheitlichte Kollisionsnorm, die für einige Staaten Verletzung des Haager (IPR-)Abkommens über das auf Kaufverträge anwendbare Recht von 1955 bedeutet hätte, vgl. die Argumentation des schwedischen Delegierten A/Conf.97/C.l/SR.5, S. 6 sub 30. 108 So die CSSR, siehe A/Conf.97/C.l/L.15. 109 Siehe den italienischen Vorschlag A/Conf.97/C.l/L.59 und die Ausfuhrungen des italienischen Delegierten BONELL im 1. Ausschuß, A/Conf.97/C.L/SR.5, S . 4 . 110 Im UNCITRAL-Entwurf hieß es allerdings noch to promote uniformity"; „in its application" ist in Wien auf entsprechende Anträge der Vereinigten Staaten (A/Conf.97/C.l/ L.5) und Frankreichs (A/Conf.97/C.l/L.22) aus der ersten Satzhälfte „In the interpretation of this Convention (and its application)..." herausgenommen und als redaktionelle Korrektur hinter „uniformity" eingefügt worden; Einschränkungen waren damit nicht bezweckt. 111 Die Präambel des Abkommens bezieht sich dagegen auf die völkerrechtlichen Verpflichtungen und Zielsetzungen der Unterzeichnerstaaten und dürfte zur Konkretisierung von materiellrechtlichen Grundprinzipien zwecks Auslegung und Lückenfullung nicht herangezogen werden können. 1,2 Vgl. zu Art. 17 EKG aber D Ö L L E / W A H L Art. 17 Rdz. 51: „Die Verweisung auf die allgemeinen Grundsätze ist im Sinne der Berücksichtigung aller fortbildenden Quellen zu verstehen", ferner Rdz. 75: „ D i e . . . Lückenfragen kann der Richter dadurch zu beantworten suchen, daß er die Hauptdarstellungen der wichtigsten Rechtsordnungen der Vertragsstaaten daraufhin untersucht, ob dort der noch offene Fall behandelt und entschieden ist."
2. Auslegung von Parteierklärungen, Art. 8
25
rechtsvergleichender Analyse gewonnener Grundsätze kaum je möglich sein dürfte. Der Hinweis auf die Beachtung „of good faith in international trade" in Art. 7 I bezeichnet eines der allgemeinen Prinzipien, die bei Auslegung und Ergänzung des Einheitsgesetzes zu beachten sind. O b sich tatsächlich internationale Standards von Treu und Glauben feststellen lassen werden, die diese Regel wirksam werden lassen könnten, muß entsprechenden rechtsvergleichenden Untersuchungen vorbehalten bleiben. Konkreten Niederschlag hat das Prinzip bereits in der Ausgestaltung einer Reihe von Vorschriften des Einheitskaufrechts gefunden" 3 . Die Verankerung der Beachtung von „good faith" in einer Vorschrift, die nur die Auslegung des Abkommens betrifft und nicht etwa als allgemeine Maxime für das Verhalten der Parteien bei Abschluß und Durchfuhrung des Vertrages sowie für die Interpretation ihrer Absichten gilt, läßt natürlich Zweifel. Die Frage, ob eine solche allgemeine N o r m die etwa in Art. 5 II EAG für einen bestimmten Fall konkret normierte Geltung dieses Prinzips auch für das Parteiverhalten generalisieren sollte, hat schon die UNCITRAL-Arbeitsgruppe beschäftigt114. In Wien gab es noch einmal entsprechende Vorstöße im Zusammenhang mit der Behandlung von Art. 7115. Die schon in der Arbeitsgruppe von U N C I T R A L geäußerten Bedenken, daß solch weit gefaßte Prinzipien in unterschiedlicher Weise ausgelegt und angewendet werden könnten, nationale Anschauungen über ihren Inhalt differierten und Sanktionen fehlten, führten schließlich zur Zurückziehung der entsprechenden Anträge. Gleichwohl wurde auch von den Sprechern, die zuvor ihre Ablehnung begründet hatten, immer wieder darauf hingewiesen, daß es jedenfalls wünschenswert sei, ein solches Prinzip zu beachten. Der deutsche Jurist mag zunächst diesen Verzicht auf eine dem § 242 BGB in seiner heutigen Bedeutung entsprechende Vorschrift bedauern. Freilich kann die Funktion einer solchen Generalklausel wohl vielfach durch das verbal anders gefaßte, in einer ganzen Reihe von Vorschriften ausdrücklich normierte und deshalb allgemein nach Art. 7 II zu beachtende Grundprinzip, daß die Parteien sich entsprechend den Standards eines „reasonable man" verhalten müssen, erfüllt werden. 2. Auslegung von Parteierklärungen, Art. 8 Wie schon im UNCITRAL-Entwurf ist für die Bedeutung von Erklärungen oder rechtserheblichem Verhalten der Parteien auf ihren wirklichen Willen abzustellen, Art. 8 I. Allerdings muß dieser Wille dem Erklärungsadressaten bekannt oder jedenfalls erkennbar gewesen sein. Fehlt es daran, 113
Vgl. Vgl. Problems 1,5 Vgl. 114
den Katalog im Sekretariatsbericht 45 sub 3. hierzu und zur ablehnenden Haltung des amerikanischen Delegierten FARNSWORTH, 18 f.; ferner EÖRSI 313. A / C o n f . 9 7 / C . 1 /SR. 5, S. 8 ff.
26
IV. Allgemeine Bestimmungei
d a n n ist das Verständnis eines v e r n ü n f t i g e n Beurteilers in der Rolle u n d Situation des Erklärungsadressaten m a ß g e b e n d , Art. 8 II. Für die E r m i t t l u n g des Willens des Erklärenden wie des Verständnishorizontes einer v e r n ü n f t i g e n Person m ü s s e n alle U m s t ä n d e des k o n k r e t e n Falles h e r a n g e zogen w e r d e n einschließlich der v o m Gesetz besonders genannten V e r h a n d l u n g e n , Parteigepflogenheiten, Bräuche u n d des nach der E r k l ä r u n g v o n den Parteien an den T a g gelegten Verhaltens, Art. 8 III. Schon H u b e r hat darauf hingewiesen, daß der deutsche Jurist hier den vertrauten B o d e n des Regelungsgehalts der §§ 133, 157 B G B wiederfindet 1 1 6 . Das A b k o m m e n regelt nicht, welche Folgen eine Diskrepanz zwischen w i r k l i c h e m , aber nicht e r k e n n b a r e m Willen des Erklärenden u n d der i m Sinne v o n A r t . 8 II objektivierten B e d e u t u n g seiner E r k l ä r u n g oder einer darauf g r ü n d e n d e n G e g e n e r k l ä r u n g des Adressaten, dessen Wille sich mit d e m des Erklärenden nicht deckt, hat. Die Regelung solcher Willensmängel ist Sache des nationalen Rechts. I m m e r h i n d ü r f t e Art. 8 I, II eine stärkere B e r ü c k s i c h t i g u n g des inneren Willens (geheimer Vorbehalt!) ausschließen u n d bei einem Scheingeschäft die in § 117 B G B geregelte L ö s u n g vorschreiben; abweichende nationale Regeln zu diesen Willensmängeln w e r d e n d u r c h das A b k o m m e n verdrängt. Z u den Bräuchen, die nach Art. 8 III f ü r die E r m i t t l u n g des G e w o l l t e n oder (und) der objektiven E r k l ä r u n g s b e d e u t u n g einer Mitteilung h e r a n z u ziehen sind, d ü r f t e n anders als nach Art. 9 II auch solche Bräuche zu rechnen sein, die n u r lokal, national oder v o n einem b e s t i m m t e n P e r s o n e n kreis beachtet w e r d e n . D e n n Art. 8 III hat eine andere Funktion als Art. 9 II; es geht nicht u m Vertragsergänzung, sondern u m A u s l e g u n g v o n E r k l ä r u n g e n . D a f ü r aber sind nach Art. 8 III die k o n k r e t e n E i n z e l u m s t ä n d e u n d d a m i t eben auch Bräuche wichtig, die möglicherweise n u r f ü r das Verhalten des E r k l ä r e n d e n oder einer v e r n ü n f t i g e n Person in der Rolle des E r k l ä r u n g s e m p f ä n g e r s erheblich sind. Das Schweigen eines deutschen E m p f ä n g e r s eines k a u f m ä n n i s c h e n Bestätigungsschreibens k a n n deshalb durchaus als A u s d r u c k der Billigung verstanden w e r d e n , o h n e daß damit schon die Frage der A n w e n d b a r k e i t des Art. 9 II auf die deutschen Bräuche z u m k a u f m ä n n i s c h e n Bestätigungsschreiben gestellt wäre.
3. Bräuche, Art. 9 V o n den Parteien einvernehmlich - e n t w e d e r d u r c h entsprechende V e r e i n b a r u n g oder v o n ihnen praktizierte Parteigepflogenheiten - z u g r u n d e gelegte B r ä u c h e binden, Art. 9 I. Die Vorschrift entspricht Art. 9 I E K G 116 HUBER 429f.; aufgrund eines Antrags der ägyptischen Delegation (A/Conf.97/C.l/L.43) entspricht die Formulierung von Art. 8 II gegenüber dem Entwurf freilich stärker der im deutschen Recht gebrauchten bildhaften Veranschaulichung des objektivierten Empfängerhorizontes durch eine Person „in den Schuhen des Empfängers", siehe hierzu die Diskussion im 1. Ausschuß, A/Conf.97/C.l/SR.6, S. 4f.
3. Bräuche, Art. 9
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und bestätigt letztlich die kraft Parteiautonomie den Parteien zustehende Gestaltungsmöglichkeit für Vertragsinhalt und Vertragsschlußverfahren. Schranke bleibt hier freilich Art. 4 (a), so daß nationale Verbote bestimmter Handelsbräuche, die mit Nichtigkeitsfolge bewehrt sind, zu beachten bleiben. Außerordentlich kontrovers waren dagegen die sog. „normativen" Bräuche, deren Geltungsgrund nach deutscher Auffassung nicht in einer entsprechenden Vereinbarung der Parteien liegt. Das Abkommen verwendet in Art. 9 II wie schon in Art. 8 II UNCITRAL-Entwurf zunächst für den Geltungsgrund auch hier die juristische Brücke einer - im Zweifel allerdings anzunehmenden - stillschweigenden Vereinbarung der Geltung117. Des weiteren wird vorausgesetzt, daß die Parteien den jeweiligen Brauch kannten oder kennen konnten, was in der Sache den Einschränkungen in Art. 9 II 1 EKG, Art. 13 I EAG entsprechen dürfte118. Der Kreis der zu beachtenden Bräuche wird sodann eingeschränkt119. Dabei spiegelt die Formulierung des Art. 9 II Halbs. 2 die Vorbehalte wider, die manche Delegationen gegen Handelsbräuche und ihre Berücksichtigung hatten120. Die erste Voraussetzung, daß es sich um im internationalen Handel weithin bekannte Bräuche handeln müsse, würde freilich die Berücksichtigung von Bräuchen praktisch ausschließen. Sie wird dann aber dahin konkretisiert, daß es - auch und gerade für die internationale Verbreitung und Kenntnis - auf den jeweiligen Handelszweig und die Parteien, die solche Verträge wie den im konkreten Fall zu beurteilenden schließen, ankommt. Zu beachten sind also etwa Bräuche, wie sie im internationalen Getreidehandel bestehen und von den Parteien, die internationale Getreidekäufe tätigen, regelmäßig beachtet werden; unerheblich ist dagegen, ob sie auch außerhalb des Getreidehandels und der damit befaßten Kreise „international" bekannt sind. Im Grunde handelt es sich bei Art. 9 II Halbs. 2 um eine „internationalisierte" Fassung der Voraussetzungen, unter denen nach deutschem Recht ein Handelsbrauch entsteht und als solcher anerkannt werden kann: tatsächliche Übung, Zustimmung der
1.7 Ein rechtsgeschäftlicher Wille als Geltungsgrund bedeutet freilich gegenüber der n o r m a tiven Geltung v o n Bräuchen, daß Geschäftsfähigkeits- und Willensmängel als Gültigkeitsfragen über Art. 4 (a) Bedeutung gewinnen können; zum Haager Einheitskaufrecht siehe
i n s o w e i t DÖLLE/SCHLECHTRIEM A r t . 13 E A G R d z . 4. 1.8
1.9
V g l . f ü r A r t . 1 3 I E A G DÖLLE/SCHLECHTRIEM A r t . 1 3 R d z . 7 f f . , 11.
Vgl. hierzu RiczEi 82 ff. 120 Siehe zunächst ENDERLEIN 33: „ . . . unification of law must not sanction customs developed by capitalist monopolies vis-ä-vis weaker parties, especially in developing countries. O n the other hand, unification of sales law can take into account, as its corner-stone such international usages and customs which can rightly be considered as democratic and equitable." Siehe auch die Stellungnahme des jugoslawischen Delegierten, A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 6 , S.9 sub 71, sowie den Hinweis des Delegierten der UdSSR - A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 7 , S. 4 sub 19 - , daß die Fassung einen K o m p r o m i ß in einem der in U N C 1 T R A L am meisten umstrittenen Punkte darstellt. Z u den Bedenken der Entwicklungsländer siehe auch DATE-BAH 46 f.
28
IV.
Allgemeine
Bestimmungen
beteiligten Verkehrskreise und eine gewisse Dauer121, Umstände, die auch in anderen Rechtsordnungen zugrunde gelegt werden122. Im Vergleich zu Art. 9 II EKG, Art. 13 I EAG engt allerdings Art. 9 II die Beachtung von Bräuchen insoweit ein, als nationale, regionale oder örtliche Bräuche, die sich bisher nur für interne Käufe gebildet haben und im grenzüberschreitenden Verkehr noch nicht von Parteien in diesem Handelszweig regelmäßig beachtet werden, nicht allein schon dadurch „internationalisiert" werden können, daß ein ausländischer Partner sie kannte oder kennen mußte123. Ein chinesischer Antrag, nur „reasonable" Bräuche gelten zu lassen124 und damit eine Inhaltskontrolle von Bräuchen durch nationale Gerichte zu ermöglichen, wurde abgelehnt125; nationale Verbote bestimmter Bräuche mit Nichtigkeitsfolge bleiben jedoch beachtlich, Art. 4 (a). Die von der tschechoslowakischen Delegation geäußerte Ansicht, daß die Bestimmungen des Abkommens Handelsbräuchen vorgehen müßten, fand keine Zustimmung. Die Annahme, Bräuche hätten ihren Geltungsgrund in einer stillschweigenden Partei Vereinbarung, hat diese Lösung als eine Konsequenz des Vorrangs der Parteiautonomie vor dem Abkommen erleichtert126. Abgelehnt wurde auch ein pakistanischer Vorschlag, daß die Annahme einer Geltungsvereinbarung für einen Brauch schon am Verhalten einer Partei scheitern könne127. Danach ist davon auszugehen, daß die Annahme vereinbarter Geltung nur durch den Nachweis, daß man einen bestimmten Brauch abgelehnt habe, ausgeräumt werden kann. Bräuche gelten nach der in Wien erarbeiteten Fassung ausdrücklich auch für das Vertragsschlußverfahren. Die Berücksichtigung der in Deutschland zum sog. „kaufmännischen Bestätigungsschreiben" entwickelten Handelsbräuche ist gleichwohl nicht eindeutig gesichert. Immerhin argumentierte die amerikanische Delegation zur Begründung ihres Vorschlags, auch das Vertragsschlußverfahren beeinflussende Bräuche zuzulassen, mit Fällen, in denen Schweigen Annahme einer Offerte bedeutet128. Die Anerkennung von Bräuchen, die Schweigen als Billigung gelten lassen, ist deshalb prinzipiell möglich. Die Voraussetzungen, unter denen das Schweigen des Empfängers eines kaufmännischen Bestätigungsschreibens Wirkungen ent121 122
Vgl. BGH 27. 10. 1951, NJW 1952, 257. Vgl. D Ö L L E / J U N G E Art. 9 Rdz. 3 ; SONNENBERGER, Verkehrssitten im Schuldvertrag
(1970) 61 ff. 123
Vgl. dagegen zum Haager Einheitskaufrecht
DÖLLE/SCHLECHTRIEM
Art.
13
EAG Rdz.
7,
11 f. 124
A/Conf. 97/C. 1 /L. 24. Vgl. hierzu auch die Diskussion A/Conf.97/C. 1/SR.6, S. 8 f. 126 Siehe A/Conf.97/C. 1/SR.6, S. lOf. 127 Siehe A/Conf.97/C. 1/L.64 (Antrag) und dazu die Diskussion A/Conf.97/C. 1/SR.7, S. 4f. - die Annahme des Vorschlags hätte bedeutet, daß eine Partei bereits durch Vernachlässigung der von einem bestimmten Brauch vorgeschriebenen Verhaltensweisen seine Geltung hätte derogieren können. 128 Vgl. A/Conf.97/C. 1/SR.6, S. 11 sub 88. 125
4. Niederlassung,
Art.
10
29
faltet, dürften im grenzüberschreitenden Geschäftsverkehr aber erheblich enger als bei internen Transaktionen sein. Freilich war auch unter der Fassung des Art. 13 I EKG, die an sich „Internationalisierung" deutscher Bräuche erlaubte, zu berücksichtigen, ob die andere Seite insoweit informiert war oder informiert sein konnte, schlössen es doch schon die materiellen Geltungsvoraussetzungen für die Wirkungen eines kaufmännischen Bestätigungsschreibens aus, das Schweigen einer nichtsahnenden ausländischen Partei als Einverständnis zu werten. Und außerhalb des Anwendungsbereichs des Einheitskaufrechts findet sich die gleiche Wertung in der Lehre von der Sonderanknüpfung des Schweigens, falls die Rechtsordnung des Empfängers dem deutschen Recht entsprechende Wirkungen des Schweigens nicht kannte129. Nach der Fassung des Art. 9 II kann ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben entsprechend den dazu in Deutschland geltenden Regeln wohl nur noch Wirkung entfalten, wenn es von Parteien in mehreren Ländern im jeweiligen Geschäftszweig beim Abschluß von Kaufverträgen der in Rede stehenden Art verwendet und unter Anerkennung der Rechtsfolge, daß Schweigen Billigung bedeutet, beachtet wird. Keine Zustimmung fand schließlich ein ägyptischer Vorschlag, Art. 9 III EKG wieder aufzunehmen 130 , so daß eine Richtlinie für eine möglichst einheitliche Auslegung etwa der Incoterms fehlt. Allerdings dürfte in der praktischen Anwendung die Funktion des Art. 9 III EKG für diese Fälle weitgehend durch Art. 8 II übernommen werden können.
4. Niederlassung, Art. 10 Obwohl der Begriff der Niederlassung für das Abkommen zentrale Bedeutung 131 hat, wird er im Abkommen selbst nicht definiert132. Man wird für die Anwendung des Begriffs wie im deutschen Recht davon auszugehen haben, daß es sich um eine Einrichtung von gewisser Dauer und mit bestimmten Befugnissen handelt; kaufmännische Leitung des Unternehmens ist dagegen nicht erforderlich, da das Einheitskaufrecht nicht auf eine „Hauptniederlassung" abstellt. Die Probleme, die bei größeren Unternehmen aus der Existenz mehrerer solcher „Niederlassungen" im oben genannten Sinne entstehen können, dürften mit Art. 10 (a) angemessen lösbar sein. Freilich kann die Zuordnung eines Vertrages zu einer von mehreren Niederlassungen aufgrund ihrer „engsten Beziehung zum Ver129
Vgl. hierzu SANDROCK, Handbuch der internationalen Vertragsgestaltung I (1980)
2 6 3 f f . ; DÖLLE/SCHLECHTRIEM A r t . 1 3 E A G R d z . 130
10.
Vgl. A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 7 , S. 5 f. 131 Vgl. Art. 11 - Anwendungsvoraussetzung; ferner Artt. 31 (c), 421 (b), 57 I (a), II, 90, 93 III, 94, 96. 132 Vgl. die diesbezüglichen Monita des belgischen Delegierten DABIN in A/Conf.97/C.L/ SR.7, S. 9 sub 66 und (Plenum) A / C o n f . 97/SR. 6 aufgrund des Antrags A/Conf.97/L,3.
30
IV. Allgemeine
Bestimmungen
trag und seiner Erfüllung" nicht immer ganz einfach sein, so, wenn der Vertrag von einer Niederlassung ausgehandelt worden ist und ausgeführt werden soll, die konstitutive Unterzeichnung, d.h. der Vertragsschluß jedoch von einer anderen Stelle, etwa der Zentrale eines multinationalen Konzerns in einem anderen Land vorgenommen wird. Die Konkretisierung, daß es insoweit auf die von den Parteien berücksichtigten und in ihre Erwägungen einbezogenen Umstände des Einzelfalles ankommen müsse, entzieht sich weiterer normativer Festlegung133. Die Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit der Bestimmung der Niederlassung der Begriff „Partei" bereitet, wenn ein Staat als Vertragspartner auftritt, dürften durch die von finnischer Seite angeregte Interpretationshilfe geklärt sein, daß es insoweit auf die staatlichen Organe ankomme, die mit dem jeweiligen Geschäft befaßt sind. Die hilfsweise Berücksichtigung des „gewöhnlichen Aufenthalts" einer Partei dürfte bei den vom Einheitskaufrecht erfaßten Geschäften kaum je aktuell werden. Sie greift insbesondere nicht schon dann ein, wenn jemand außerhalb seiner Niederlassung tätig wird. 5. Form, A m . 11, 12, 13, 29 II und 96 O b die in Art. 15 EKG normierte Formfreiheit uneingeschränkt beibehalten werden sollte, gehörte von Beginn der UNCITRAL-Arbeiten an zu den streitigsten Fragen. Dazu wurde auch von solchen Ländern, die für das Einheitskaufrecht Formfreiheit befürworteten, darauf hingewiesen, daß vor allem bei größeren organisierten Einheiten (Unternehmen, Staaten oder staatlichen Organisationen etc.) bürokratische Bedürfnisse nach Kontrolle und Absicherung von Vertragsschlüssen schriftliche Fixierung und entsprechende Formvorschriften verlangen134. Bereits die U N C I T R A L Entwürfe sahen deshalb einen Kompromiß vor, bei dem grundsätzlich von Formfreiheit ausgegangen wurde, ein Vorbehalt jedoch den „SchriftformStaaten" ermöglichen sollte, für Verträge von in solchen Staaten niedergelassenen Parteien die Formfrage von dem über Kollisionsrecht berufenen nationalen Recht entscheiden zu lassen135. An dieser Lösung ist auch auf der Wiener Konferenz festgehalten worden. Ein niederländischer Vorstoß, die Vorbehaltsmöglichkeit auf bestimmte Vertragstypen zu beschränken136, 133 Konstitutive Genehmigung eines Vertragsschlusses durch die Zentrale eines Konzerns, die v o n der anderen Partei nicht in Betracht zu ziehen war, fuhrt deshalb dazu, die Rolle der Zentrale als „Niederlassung" zu vernachlässigen, vgl. Sekretariatsbericht 50 sub 6, 8; daselbst auch zur „unvorhergesehenen" Lieferung von oder an eine bestimmte Niederlassung. 134
135
V g l . FARNSWORTH 1 1 .
Vgl. die A u s f u h r u n g e n des amerikanischen Delegierten FARNSWORTH und des Delegierten Ghanas, DATE-BAH, A/Conf.97/C.L/SR.8, S. 7f. sub 43 und 47. Dabei ist deutlich, daß die Vorbehaltsmöglichkeit als E n t g e g e n k o m m e n gegenüber der Sowjetunion eingeräumt w o r d e n ist. 136 Vgl. A / C o n f . 97/C. 1 /L. 71, 76.
5. Form, Artt. 11, 12, 13, 29 II und 96
31
fand keine Mehrheit, weil die Beurteilung der Formbedürftigkeit für die Praxis dadurch erschwert werden könne137, vor allem aber wohl wegen der Befürchtung, damit einen Anreiz zur Nutzung der Vorbehaltsmöglichkeit zu geben. Auch hatte man bereits entsprechenden Vorschlägen in U N C I TRAL entgegengehalten, daß einem solchen Vorbehalt Listen von formbedürftigen Vertragstypen beigefügt werden müßten, was die Anwendung des Einheitskaufrechts unübersichtlich machen könne" 8 . Formfreiheit nach Art. 11 S. 1 entbindet von der Voraussetzung einer „consideration", die vor allem bei einseitig begünstigenden Vertragsänderungen Schwierigkeiten bereiten könnte139. Sie verdrängt nach S. 2 auch nationale Verfahrensvorschriften, die Zeugenbeweise ausschließen und dadurch mittelbar Formzwang bewirken. Sie gilt für alle rechtserheblichen Erklärungen und Mitteilungen, die zum Abschluß eines Kaufvertrages, seiner Änderung, Aufhebung oder Durchführung erforderlich sind oder werden. Soweit Unterzeichnerstaaten den Vorbehalt aus Art. 96 nutzen, sind nationale Formvorschriften trotz der weiten Fassung der Artt. 12, 96 („or other indication of intention") nur zu berücksichtigen, soweit sie sich auf den Vertragsschluß, auf die Änderung oder die durch Vereinbarung
137
Vgl. die Diskussion A / C o n f . 9 7 / C . l / S R , 8 , S. 4ff. Vgl. U N C I T R A L Y B . 2 (1971) 21; 3 (1972) 75. Gleichwohl ist die Entscheidung zu bedauern, denn sie hätte f ü r viele Staaten, die wie die Bundesrepublik n u r für b e s t i m m t e V e r t r a g s t y p e n Schriftformerfordernisse kennen, die Entscheidung, ob m i t oder o h n e V o r b e halt a n g e n o m m e n w e r d e n soll, erleichtert. Für die Bundesrepublik ist j e d o c h m . E . eine N u t z u n g des Vorbehalts nicht erforderlich, da n u r wenige Geschäftstypen betroffen sind: Z u m einen geht es u m die Ausnahmefälle grenzüberschreitender Abzahlungsgeschäfte (siehe hierzu o b e n III 4 a), f ü r die nach § l a A b z a h l u n g s G S c h r i f t f o r m erforderlich wäre. Sie ist in grenzüberschreitenden K a u f v e r t r ä g e n verzichtbar, da der deutsche Käufer in solchen Fällen o h n e h i n nicht m i t d e m Schutz des deutschen Abzahlungsrechts rechnen darf. Eine zweite G r u p p e betrifft Schriftformerfordernisse in G e m e i n d e o r d n u n g e n (vgl. § 54 b a d e n - w ü r t t e m bergische G e m e i n d e O ) , deren Geltung zu sichern w o h l auf der gleichen Linie wie die G r ü n d e der S o w j e t u n i o n für eine Verteidigung ihrer Schriftformerfordernisse liegen dürfte. Gleichw o h l sollte sich die Bundesrepublik zur E i n f u h r u n g o h n e Vorbehalt verpflichten: Z w a r w ü r d e n dann internationale K a u f v e r t r ä g e v o n G e m e i n d e n entgegen den G e m e i n d e o r d n u n g e n bei Formfreiheit gültig, doch blieben damit interne Sanktionen w e g e n Verletzung entsprechender Dienstpflichten der vertragsschließenden O r g a n e unberührt, vgl. Sekretariatsbericht 51, was praktisch zu d e m E f f e k t f ü h r e n dürfte, daß in solchen Fällen S c h r i f t f o r m vereinbart o d e r jedenfalls eingehalten w i r d . Schließlich bleiben die von HUBER 434 e r w ä h n t e n Fälle v o n K a u f v e r t r ä g e n m i t Vertriebsbindungen u n d ähnlichen Vereinbarungen, die nach § 34 G W B f o r m b e d ü r f t i g sind. Die Vorbehaltsmöglichkeit ist j e d o c h n u r gegeben, w e n n u n d soweit nationales Recht für Kaufverträge F o r m v o r s c h r i f t e n enthält. D e r in Artt. 12, 96 g e f u n d e n e K o m p r o m i ß sieht das Eingreifen von F o r m v o r s c h r i f t e n a u f g r u n d nationalen Rechts als A u s n a h m e , vgl. A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 8 , S. 7 sub 43. M . E . erstreckt sich deshalb das Einheitsk a u f r e c h t gar nicht auf derartige Vereinbarungen, so daß insoweit nationale F o r m vorschriften o h n e h i n u n b e r ü h r t bleiben. O b ein f o r m f r e i geschlossener Kaufvertrag, der Vertriebsbindungen oder Lizenzabreden enthält, in solchen Fällen in t o t o nichtig ist, entscheidet sich nach den - nach nationalem Recht - m a ß g e b e n d e n Regeln für Teilnichtigkeit. Sehen sie E r s t r e c k u n g der N i c h t i g k e i t auf den kaufrechtlichen Teil eines einheitlichen Vertrages vor, so ist das nach A r t . 4 (a) zu berücksichtigen. Beurteilungsgrundlage ist deshalb § 1 3 9 B G B . 138
139
V g l . EÖRSI
316.
32
IV. Allgemeine
Bestimmungen
erfolgende A u f h e b u n g eines Vertrages beziehen. Insbesondere w u r d e durch die Präzisierung der Formulierung „Abänderung oder Beendigung durch Vereinbarung" klargestellt, daß die einseitige Vertragsaufhebungserklärung ebensowenig unter die Reichweite des Vorbehalts und entsprechende nationale Formvorschriften fällt140 wie eine Minderungserklärung nach Art. 50 S. 1. Auch Mängelrügen, Fristsetzungen u . a . Mitteilungen bleiben deshalb m. E. formfrei, auch wenn aufgrund N u t z u n g des Vorbehalts aus Art. 96 an sich nationale Formvorschriften zu beachten sind, die solche Mitteilungen als formbedürftige regeln. Ein Antrag der Bundesrepublik, den Vorbehalt aufgrund Art. 96 auch noch nach Unterzeichnung einlegen zu können, w u r d e berücksichtigt; er ermöglicht die Zeichnung, auch wenn i m Zeitpunkt der Zeichnung noch nicht abgesehen werden kann, ob überhaupt nationale Formvorschriften berührt sind. Auch die spätere Aufgabe des Vorbehalts ist möglich, Art. 97 IV l141. Im Ergebnis bedeutet die N u t z u n g der Vorbehaltsmöglichkeit, daß bei Verträgen mit Partnern, die in einem Vorbehaltsstaat niedergelassen sind, das angerufene Gericht nach seinem IPR das maßgebliche Formstatut bestimmen m u ß . Führt dies z u m Recht eines Vertragsstaates, der den Vorbehalt nicht genutzt hat, gilt über Artt. 1 I (b), 11 Formfreiheit. Verweist das Kollisionsrecht dagegen auf einen Vorbehaltsstaat, sind dessen interne Formvorschriften zu beachten 142 . Die Beachtung von Formvorschriften insbesondere bei Vertragsänderungen, die häufig - etwa beim Anlagenbau - schnelle Entscheidungen erfordern, wird durch die A n n a h m e eines Antrags der Bundesrepublik 143 erleichtert, wonach „writing" auch Mitteilung durch T e l e g r a m m oder Fernschreiben umfaßt, Art. 13. D a m i t ist nicht gemeint, daß der Vorbehalt aufgrund Art. 96 in Verb, mit Art. 12 als Schriftform (auch) die v o m nationalen Recht vorgesehene V e r w e n d u n g von T e l e g r a m m oder Telex klarstellend erlaubt, sondern daß überhaupt nationalen Formvorschriften durch V e r w e n d u n g von T e l e g r a m m und Telex genügt wird 144 . D u r c h Art. 13 ist eine vereinheitlichte Sachnorm für Formerfordernisse erreicht worden, die von der Beachtung nationaler Formvorschriften, die vielleicht
140 Vgl. die Diskussion A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 8 , S. 5ff., besonders sub 26, 32, 36 und 38; ein Antrag der Sowjetunion, auch die einseitige Vertragsaufhebung in den Vorbehalt einzubeziehen, blieb erfolglos, siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 3 5 (Antrag) und die Diskussion A / C o n f . 9 7 / C . l / SR.8, S. 5 ff. 141 M a n m u ß hoffen, daß diese Möglichkeit nicht zur vorsorglichen N u t z u n g der V o r b e haltsmöglichkeit fuhrt. 142 D a Art. 565 Z G B der U d S S R für die F o r m v o n Außenhandelsgeschäften zwingend und f ü r alle Fälle auf die Gesetzgebung der U d S S R verweist, ist davon auszugehen, daß russische Gerichte stets Formbedürftigkeit nach dem Recht der UdSSR zugrunde legen werden. 143 A / C o n f . 97/C. 1 /L. 18. 144 Vgl. die Stellungnahme der Bundesregierung in A/Conf.97/8, S. 7.
5. Form, Artt.
11, 12, 13, 29 II und 96
33
höhere Anforderungen stellen und schwer zugänglich sein können, entbindet145. Unberührt vom Grundsatz der Formfreiheit bleibt die Möglichkeit der Parteien, Schriftform zu vereinbaren. Dies ergibt sich aus dem zugrundeliegenden Prinzip der Autonomie der Parteien, die auch für die Qualifizierung der Voraussetzungen ihrer Bindung bzw. ihrer Aufhebung gilt, wird aber auch durch Art. 29 II 1 bestätigt. Diese Vorschrift stellt darüber hinaus klar, daß eine vereinbarte Schriftform nur schriftlich geändert oder aufgehoben werden kann. Die in der deutschen Rechtsprechung zuweilen verwendete Formel, das vereinbarte Formerfordernis könne formlos aufgegeben werden146, findet also im Geltungsbereich des Einheitskaufrechts grundsätzlich keine Berücksichtigung 147 . Allerdings berücksichtigt Art. 29 II 2 die Situation der Partei, die auf eine mündliche Abrede und einen entsprechenden Verzicht auf das Schriftformerfordernis vertraut hat, durch einen Ausschluß der Berufung der anderen Seite auf die vereinbarte Schriftform. Im Ergebnis dürften deshalb die in Deutschland mit dem Instrument „mündliche Änderung einer Schriftformabrede" erreichten Ergebnisse, in denen etwa der Käufer mündlichen Versprechen eines autorisierten Verkaufsagenten vertraut hat und später mit dem Einwand des Schriftformerfordernisses konfrontiert wird, auch nach dem Wiener Kaufrecht befriedigend zu lösen sein. Der Vertragsfreiheit der Parteien hinsichtlich der Form ihrer Erklärungen bleibt natürlich eine Grenze gezogen, soweit die Geltung des Vorbehalts und des danach aufgrund von Kollisionsregeln berufenen nationalen Rechts mit bestimmten Formerfordernissen in Frage steht, Art. 12 S. 2. Bei einem Vertrag mit einem in der Sowjetunion niedergelassenen Partner, für den Formvorschriften des Rechts der UdSSR gelten, können die Parteien also nicht wirksam Formfreiheit vereinbaren, falls die UdSSR von dem Vorbehalt in Art. 96 Gebrauch macht. 145 Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß diese Interpretation des Art. 13 angefochten wird. Der Antrag, Telegramm oder Telex als Erfüllung von Schriftformerfordemissen genügen zu lassen, wurde in Wien auch deshalb ohne weiteres akzeptiert, weil er auf eine gleichlautende Bestimmung im UNCITRAL-Verjährungsabkommen von 1974 - Art. 1 III (g) - gestützt war. Das Verjährungsabkommen enthält aber selbst Schriftformerfordernisse, so z. B. in Art. 20 I - Verjährungsunterbrechung durch schriftliches Anerkenntnis - , so daß die in diesem Abkommen enthaltene Konkretisierung der Schriftform nur eine abkommensinterne Wirkung hat. Die Vertreter der Sowjetunion haben dem deutschen Antrag wohl deshalb zugestimmt, weil nach einem in der Sowjetunion geltenden Gesetz, das Schriftform für Außenhandelsgeschäfte zwingend vorschreibt, Telegramm und Telex ausreichend sind, siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / SR.7, S. 10 sub 73. 14i Vgl. B G H 2. 6. 1976, B G H Z 66, 378. 147 Ein Antrag Italiens, entsprechend der deutschen Judikatur mündliche Aufhebung einer solchen Formvereinbarung zuzulassen (A/Conf.97/C.l/L.68 und dazu A / C o n f . 9 7 / C . l / SR. 13, S. 8 sub 56) fand vor allem deshalb keine Zustimmung, weil der Hinweis auf Schriftformklauseln in Standardbedingungen auf die auch im Zusammenhang mit der „battle of the forms" deutlich gewordene Abneigung stieß, sich mit den Problemen Allgemeiner Geschäftsbedingungen zu befassen.
V. Vertragsschluß 1. Grundlinien und allgemeine Vorschriften Die bereits im New Yorker Entwurf gelungene Einarbeitung der Vertragsschlußregeln in das Einheitliche Kaufrecht ist in Wien beibehalten worden. Gegenüber den Haager Kaufgesetzen ist die Zusammenfassung der Regeln über den Kaufabschluß und den Inhalt des Kaufvertrages in einem Gesetz zweifellos als Fortschritt zu werten, zumal sie Parallelregelungen148 ebenso zu vermeiden half wie das Problem, inwieweit bei Auslegung und Lückenfüllung des einen Gesetzes auf das andere Gesetz zurückgegriffen werden kann149. Auf der anderen Seite sind die Teile II und III des Wiener Abkommens auf Wunsch der skandinavischen Staaten so gefaßt worden, daß sie auch unabhängig voneinander funktionsfähig sind, und ein Staat aufgrund Art. 92 das UN-Kaufrecht auch ohne Teil II oder Teil III einfuhren bzw. sich zur Einfuhrung verpflichten kann. In den Grundlinien folgt das Wiener Kaufrecht in diesem Teil dem (Haager) Einheitlichen Gesetz über den Abschluß von Internationalen Kaufverträgen über bewegliche Sachen149'. Es verwendet wie das BGB in §§ 145 ff. als Bausteine des Vertragsschlusses zwei zeitlich aufeinanderfolgende, konstituierende Willenserklärungen (Angebot und Annahme) und geht davon aus, daß diese vertragskonstitutiven Erklärungen auch in einem langen Verhandlungsprozeß, in dem sich die Parteien Schritt für Schritt näher kommen und einig geworden sind, auszumachen sind. An Kritik dieser traditionellen Konzeption des Vertragsschlusses und ihre Beibehaltung im Einheitskaufrecht hat es nicht gefehlt150, wobei daraufhingewiesen worden ist, daß das Abstellen auf den äußeren Ablauf der Konsensbildung vor allem solchen Situationen nicht voll gerecht werden kann, in denen über die Einigkeit der Parteien kein Streit besteht, ihr Zustandekommen sich aber anders als durch zwei zeitlich aufeinander folgende und kongruente Willenserklärungen vollzogen hat151. In der Mehrzahl der Verträge im 148
- etwa z u m Anwendungsbereich und zu den Bräuchen. Beispiele zu den Haager Kaufgesetzen waren etwa Anwendbarkeit des Art. 17 E K G auf das E A G oder die Zugangsbedürftigkeit von Mitteilungen im EKG. 1491 Vgl. zum folgenden auch DILGER 190ff. 149
150
151
V g l . HUBER 4 4 5 f f . ; z u m E A G s i e h e DÖLLE/SCHLECHTRIEM A r t . 4 E A G R d z . 2.
Beispiele sind die bereits erwähnte, in einem stufenweise Verhandlungsprozeß nach und nach erreichte Einigkeit, bei der nachträglich nicht mehr festzustellen ist, w a n n die Ebene der beiderseits akzeptierten Bindung erreicht worden ist, ferner die Fälle sich kreuzender V e r -
1. Grundlinien
und allgemeine
Vorschriften
35
grenzüberschreitenden Verkehr sollte es freilich möglich sein, Angebot und Annahme festzustellen, zumal durch die Berücksichtigung von Erklärungsverhalten und seiner objektiven Bedeutung (Art. 8 I, II sowie für die Annahmeerklärung Art. 181) die Möglichkeit eröffnet wird, Unklarheiten oder Inkongruenzen in den verbalen Erklärungen der Parteien durch ein Verhalten, das Übereinstimmung zum Ausdruck bringt, zu „heilen". In diesen Fragen des äußeren Konsenses sollte, da sie eindeutig zum Bereich der vom Einheitsrecht geregelten Materien gehören, der ergänzenden Interpretation aufgrund des Art. 7 jedenfalls der Vorzug vor einem schnellen Rückgriff auf nationale Rechte gegeben werden. Soweit es um vertragskonstitutive Willensübereinstimmung geht, normiert das Einheitskaufrecht auch abschließend. Die Artt. 14 ff. sind nicht etwa nur eine „fragmentarische" Regelung, die durch Rückgriff auf nationale Rechte, die andere Formen der Konsensbildung kennen, ergänzt werden könnte152. Durch die Festlegung des Zeitpunktes eines Vertragsschlusses in Art. 23 hat das UN-Kaufrecht die Bedeutung der konstitutiven Vertragsschlußerklärung „Annahme" sogar noch verstärkt. Man wird allerdings wie zum Haager EAG, das den Zeitpunkt des Vertragsschlusses bewußt nicht festgelegt hat153, davon ausgehen dürfen, daß die Parteien die Perfektionierung des Vertrages über den in Art. 23 genannten Zeitpunkt hinausschieben können, etwa durch Bedingungen. O b in einem solchen Fall für die Vorschriften, die den „Zeitpunkt des Vertragsschlusses" als Voraussetzung rechtlicher Konsequenzen normieren, der in Art. 23 genannte Zeitpunkt maßgeblich bleibt oder auf die spätere Perfektionierung abzustellen ist, muß m. E. durch Auslegung der jeweiligen N o r m und Bewertung des die Perfektionierung hinausschiebenden Umstandes ermittelt werden154. Wie im Haager Kaufrecht sind die konstitutiven Vertragsschlußerklärungen „Angebot" und „Annahme" sowie die entsprechenden Widerrufserklärungen und die Zurückweisung einer Offerte zugangsbedürftig 155 . Für den Zugang verkörperter Erklärungen stellt Art. 24 wie Art. 12 I EAG tragserklärungen (vgl. zum Haager Kaufrecht DÖLLE/SCHLECHTRIEM Art. 6 E A G Rdz. 18-22) sowie der einvernehmlichen D u r c h f u h r u n g des Vertrages, der mangels korrespondierender Willenserklärungen an sich nicht wirksam geschlossen worden ist (vgl. Art. 2-207 Abs. 3 UCC). 152 Das schließt allerdings erst recht aus, einen Vertrag durch Rückgriff auf nationales Recht zu retten, w o sein Abschluß nach Einheitskaufrecht an einem im Einheitskaufrecht festgeschriebenen Grundprinzip scheitert: Durch schlüssiges Verhalten zum Ausdruck gebrachte Übereinstimmung, die hinsichtlich des Preises alles offengelassen hat, fuhrt nach Einheitlichem Kaufrecht nicht zum Vertragsschluß. Insoweit liegt jedoch ein eindeutiges Grundprinzip vor, so daß man nicht eine Lücke annehmen und dann auf ein insoweit vielleicht großzügigeres nationales Recht zurückgreifen kann; vgl. aber HUBER 447. 153 Vgl. hierzu VON CAEMMERER, RabelsZ 29 (1965) 136 ff. 154 Beispiele für Bestimmungen, für die der Zeitpunkt des Vertragsschlusses erheblich ist: Artt. 33 (c), 35 II (b), III, 42 I, II, 57 II, 68 S. 1, S. 3, 71 I, 73 III, 74 S. 2. 155 Siehe Artt. 15 I (Offerte), 15 II (Zurückziehung der Offerte), 16 I (Zurückweisung der Offerte), 18 II 1 (Annahme), 22 (Zurückziehung der Annahme).
4
Beiträge 46 Schlechtriem
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V.
Vertragsschluß
und das BGB grundsätzlich darauf ab, ob (und wann) die verkörperte Erklärung in den „Machtbereich" des Empfängers gelangt ist, konkretisiert aber dahin, daß in erster Linie unmittelbare Übergabe an den Empfänger und erst in zweiter Linie Abgabe bei seiner Niederlassung oder Postadresse156 oder hilfsweise in seiner gewöhnlichen Wohnung Zugang bewirkt. Obwohl nicht mehr wie in Art. 12 II EAG durch eine Qualifizierung der Kommunikationsmittel klargestellt wird, daß die abgegebene Erklärung auch „vernehmbar" gewesen sein muß, um Zugangswirkung zu entfalten, darf die gleiche Voraussetzung auch für das UN-Kaufrecht angenommen werden157. Für die mündlichen Erklärungen gilt dagegen nach Art. 24 Halbs. 1 die Vernehmungstheorie. O b durch eine Erklärung gegenüber oder Aushändigung einer schriftlichen Erklärung an eine Mittelsperson Zugang bewirkt wird, hängt von den Befugnissen der Mittelsperson ab, die sich nach nationalem Recht bestimmen 158 . 2. Offerte, Artt. 14-17 Für die Einordnung einer Mitteilung als Offerte legt Art. 1411 (insoweit Art. 4 I EAG entsprechend) die Voraussetzungen „genügende Bestimmtheit" und erkennbarer „Bindungswille" (für den Fall der Annahme) fest. Präziser als das EAG bestimmt Art. 14 II, daß Vorschläge an einen unbestimmten Personenkreis grundsätzlich nur als invitatio ad offerendum zu werten sind, es sei denn, das Gegenteil, d. h. die Eigenschaft als echte Publikumsofferte, ist vom Offerenten klar zum Ausdruck gebracht worden159. Für die genügende Bestimmtheit wird nicht ergänzend auf Vorverhandlungen, Gepflogenheiten der Parteien, Gebräuche und die gesetzlichen Bestimmungen für den Inhalt des Kaufvertrages verwiesen (vgl. dagegen Art. 4 II EAG)160, sondern es werden ganz konkrete Erfordernisse aufgestellt: Die Offerte muß nach Art. 14 12jedenfalls einen Hinweis auf die den Gegenstand des angebahnten Vertrags bildenden Waren enthalten („if it indicates the goods"), ihre Menge bestimmen oder jedenfalls bestimmbar 156 Gemeint ist mit „mailing address" eine Postempfangsstelle, etwa ein Postbriefkasten, nicht aber eine - etwa durch U m z u g - überholte, aber noch nicht korrigierte Adresse. 157 „Den U m s t ä n d e n angemessene Kommunikationsmittel", die damit auch vernehmbar sein müssen, sieht Art. 27 vor, bezieht sich allerdings nur auf die lediglich absendebedürftigen Erklärungen des Teils III. 158 Vgl. Sekretariatsbericht 72 sub 6. 159
160
Für Beispielsfälle siehe HUBER 4 3 7 f . ; DÖLLE/SCHLECHTRIEM A r t . 4 E A G R d z . 24, 25.
O b w o h l eine Art. 4 II E A G entsprechende Bestimmung fehlt, wird eine Ergänzung des Vertrages durch Bräuche, soweit sie nach Art. 9 unmittelbar eingreifen oder aufgrund Art. 8 III den Vertragswillen der Parteien verdeutlichen und konkretisieren, ebenso zu berücksichtigen sein wie die ergänzenden und dispositiven Bestimmungen für den Inhalt des Kaufvertrages im Einheitskaufrecht, vgl. Sekretariatsbericht 56 sub 9.
2. Offerte, Artt.
14-17
37
machen und schließlich den Preis nennen oder für seine Bestimmung Vorsorge treffen. Die Bezeichnung der Ware gehört auch nach deutschem Recht zu den essentialia negotii. Bestimmung oder Bestimmbarkeit ihrer Menge dürften gegenüber dem deutschen Recht jedenfalls dann keine Einengung bedeuten, wenn man das Merkmal der Bestimmbarkeit auch durch eine einvernehmlich einer der beiden Parteien eingeräumte Bestimmungsmöglichkeit als erfüllt ansieht161. Außerordentlich umstritten war in den Beratungen von U N C I T R A L und noch auf der Wiener Konferenz die weitere Vorauseetzung der Bestimmung bzw. Bestimmbarkeit des Preises, Art. 14 I 2. Vorschläge, diesen Satz aufzugeben, scheiterten am Widerstand der Sowjetunion, einer Reihe von Entwicklungsländern, Frankreichs und weiterer Staaten162. Die Beibehaltung des Erfordernisses eines „pretium certum" für die Offerte und damit in vielen Fällen für die Wirksamkeit des Zustandekommens eines Vertrages muß bedauert werden. Sie kann in Fällen, in denen die Parteien aufgrund besonderer Umstände (Eilbedürftigkeit, Vertrauen in die Seriosität des Verkäufers) auf Preisverhandlungen und -abreden verzichten, die Gültigkeit des Vertrages gefährden und einen Vorwand bieten, sich aus ungünstigen Vereinbarungen zu lösen163. Unbefriedigend ist auch der Widerspruch zu Art. 55, der die Möglichkeit eines Vertragsschlusses ohne Bestimmung oder Bestimmbarkeit des Preises voraussetzt. Er ist nur aus dem Bedürfnis der skandinavischen Staaten zu erklären, das Einheitliche Kaufrecht ohne Teil II einzuführen und jedenfalls für den materiellen Kaufrechtsteil einen Rekurs für den Fall fehlender Preisbestimmung zu haben164. Allerdings läßt sich auch die Gegenposition verstehen. Partner eines Kaufvertrages können in größere Organisationen durch umfassende Planung so eingebunden sein, daß der Preis in den von ihnen geschlossenen Verträgen ein für die Planung der gesamten Organisation unerläßliches Datum ist. Vor allem aber verdient das Bedenken der Ent161 So HUBER 437; gedeckt wären also auch Offerten zu requirement und Output contracts, die für den U m f a n g der Lieferung auf den künftigen Bedarf des Käufers und seine entsprechende B e s t i m m u n g , auf das Produktionsvolumen des Verkäufers als Bestimmungsfaktor etc. abstellen. Daß Art. 65 I für den Spezifikationskauf eine Bestimmungsbefugnis des Käufers nur hinsichtlich Form, Maßen oder anderen Eigenschaften der verkauften Güter voraussetzt, rechtfertigt m . E . nicht den Gegenschluß, daß eine Bestimmungsbefugnis hinsichtlich der Quantität für eine Partei die genügende Bestimmtheit der Offerte und damit einen durchfuhrbaren Vertrag hindert. 162 Siehe zu den Anträgen und der Diskussion A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 8 , S. 10ff.; zur Entschiedenheit der sowjetischen Haltung vor allem sub 87 und den noch restriktiveren Vorschlag der Sowjetunion in A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 3 7 , der allerdings ebenfalls keine Mehrheit fand. Auch Vorschläge einer Arbeitsgruppe, die einen K o m p r o m i ß zwischen den unüberbrückbaren Differenzen finden sollte (A/Conf.97/C.l/L.103), führten im Ergebnis nicht weiter, vgl. die Diskussion hierzu in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . l l , S. 6ff. 163
V g l . d a g e g e n z u m H a a g e r K a u f r e c h t DÖLLE/VON CAEMMERER ZU A r t . 57 E K G m i t
umfassender rechtsvergleichender Analyse; z u m Streitstand im deutschen Recht und einem kritischen Vergleich mit dem U N C I T R A L - E n t w u r f vgl. HUBER 438 f. 164 Vgl. hierzu unten VI 3a.
V. Vertragsschluß
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wicklungsländer Verständnis, Maßgeblichkeit des vom Verkäufer gewöhnlich geforderten Preises oder sogar eine Preisbestimmung durch den Verkäufer in den Grenzen billigen Ermessens wie nach §§ 316, 315 I BGB könne zwar innerhalb von Ländern oder Wirtschaftsgebieten mit vergleichsweise homogenen und überschaubaren Marktstrukturen praktikabel oder jedenfalls erträglich sein, im Welthandel sei die vorausgesetzte Preistransparenz aber allenfalls für Rohstoffe, d. h. Produkte der Entwicklungsländer gegeben, nicht aber für die von ihnen bezogenen Industriegüter165. Die französische Haltung schließlich mag damit zu erklären sein, daß Art. 1591 Code civil seit Beginn der siebziger Jahre eine Renaissance als Kontrollinstrument für Knebelungsverträge und wettbewerbsbeschränkende Abreden erlebt hat166. Über Tauglichkeit und Untauglichkeit des Art. 14 I 2 wird man wohl erst entscheiden können, wenn Erkenntnisse über seine Anwendung in der Praxis vorliegen. Divergierende Ergebnisse sind leider zu befürchten. Insbesondere ist nicht auszuschließen, daß nationale Gerichte die Möglichkeiten stillschweigender Preisbestimmung oder impliziter Verweise auf Umstände, die eine Preisbestimmung ermöglichen, mit großer Zurückhaltung nutzen oder gar in Verfolgung bestimmter rechtspolitischer Zielvorstellungen Art. 14 I 2 als zusätzliches Instrument der Gültigkeitskontrolle einsetzen. Der Wortlaut des Gesetzes erlaubt, ja gebietet freilich eine großzügigere Anwendung. Wo ein vom Verkäufer „gewöhnlich geforderter Preis" für den Zeitpunkt des Vertragsschlusses gegeben und für den anderen Teil feststellbar ist, wird eine Bestellung ohne Preis vielfach als stillschweigende Bezugnahme auf diese Verkäuferpreise (Listenpreise, Katalogpreise usw.) zu verstehen sein. Ausdrückliche oder stillschweigende Hinweise können auch Bestimmbarkeit aufgrund der Preise eines bestimmten Marktes im Zeitpunkt der Lieferung oder zu einem anderen Zeitpunkt ermöglichen 167 . Bezugnahme auf zugrunde gelegte Preislisten oder Kataloge, die Preisänderungen vorbehalten, kann ebenfalls als Hinweis auf den im Lieferzeitpunkt gültigen Preis verstanden werden, wie denn überhaupt - vorbehaltlich nationaler Verbotsgesetze, die über Art. 4 (a) zu beachten sind168 - die Parteien grundsätzlich Art. 14 I 2 abbedingen und die Preisfestsetzung einer Seite überlassen können169. Daß für die stillschweigende Preisbestimmung oder Vorsorge für die Bestimmbarkeit oder gar den impliziten Ausschluß des Art. 12 I 2 Han165
166
V g l . DATE-BAH 51.
Vgl. hierzu Cass. com. 27. 4. 1971, J. C. P. 1972. II. 16975; Cass. com. 21. 6. 1976, D . 1976 I. R. 264. Weitere Entscheidungen und Literaturstimmen bei SONNENBERGER/SCHWEINBERGER, R I W / A W D 1981, 126. In den Beratungen zu Art. 55 war die französische Haltung j e d o c h flexibler, vgl. den franz. Kompromißvorschlag A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 0 5 . 167 Vgl. Sekretariatsbericht 57 sub 14 ff. 168 - etwa §11 N r . 1 AGB-Gesetz. 169 Anders als Schriftformerfordernisse in Vorbehaltsstaaten - siehe Art. 12 S. 2 - ist Art. 14 I 2 nicht der Parteiautonomie entzogen worden.
2, Offerte, Artt. 14-17
39
delsbräuche, vor allem aber der Wille der Parteien und die Bedeutung ihrer Erklärungen beeinflussende Verhandlungen, Parteigepflogenheiten und Bräuche sowie das weitere Verhalten der Parteien zu berücksichtigen sind, ergibt sich aus Art. 9 und Art. 8 III. Schließlich wird die als Offerte gemeinte Einleitung eines Vertragsschlußverfahrens mangels genügender Preisbestimmung zuweilen nur als invitatio zu behandeln sein, die Gegenerklärung des Adressaten dann aber ausreichende Hinweise auf den Preis oder für seine Bestimmbarkeit enthalten und das Verhalten des Empfängers dieser Gegenerklärung, etwa die Entgegennahme der gelieferten Ware, als zustimmendes Verhalten im Sinne von Art. 18 I 1 gewertet werden können. Im ganzen wird die deutsche Praxis wohl mit Art. 14 I 2 leben können, wenngleich es sich empfehlen dürfte, in Angeboten oder Annahmeerklärungen möglichst deutliche Hinweise auf den Preis oder einen Preisbestimmungsmechanismus aufzunehmen. Z u m Widerruf der Offerte wurde zunächst sprachlich der Unterschied zwischen Widerruf einer zugegangenen und deshalb voll wirksamen Offerte einerseits (Art. 16) und Zurückziehung einer bis zum Zugang noch nicht perfektionierten Offerte (Art. 15 II) klargestellt. Sachlich entspricht die Möglichkeit, bis oder jedenfalls gleichzeitig mit dem Zugang zurückzuziehen, Art. 5 I EAG und § 130 I 2 BGB170. Zur Widerruflichkeit der zugegangenen Offerte brachen die bereits die Haager Konferenz in dieser Frage beherrschenden Gegensätze zwischen den Rechtsordnungen, die Widerruf auch einer befristeten oder gar als unwiderruflich deklarierten Offerte gestatten, und den die Bindung des Offerenten an sein Angebot bevorzugenden Rechtssystemen wieder auf171. Im Ergebnis blieb es bei dem schon von U N C I T R A L erarbeiteten K o m promiß, doch machte die Diskussion deutlich, daß sich die unterschiedlichen Standpunkte in unterschiedlichen Auslegungen der Erklärung des Offerenten niederschlagen werden, soweit es um seinen Bindungswillen geht. Insbesondere eine Fristbestimmung, die von manchen Delegierten als unwiderlegliche Vermutung des Bindungswillens verstanden wurde172, dürfte auf der Grundlage des Art. 8 unterschiedlicher Auslegung je nachdem zugänglich sein, in welchem Rechtskreis der Offerent lebt1721. 170
Leider fand ein englischer Vorschlag (A/Conf.97/C.l/L.48) zur Zurückziehung einer Publikumsofferte aufgrund des Mißverständnisses, daß es eine echte Publikumsofferte nicht gebe, keine Unterstützung, siehe A/Conf.97/C.l/SR.9, S. 3. Sachlich dürfte aber entsprechend diesem Vorschlag zu entscheiden sein: Die Publikumsofferte kann widerrufen werden, wenn der Widerruf den Interessenten vor Absendung seiner Annahmeerklärung erreicht. Weitergehend DÖLLE/SCHLECHTRIEM Art. 5 EAG Rdz. 19, wonach bereits die Publizierung des Widerrufs in der gleichen Form wie die Offerte ausreicht, sofern nicht vorher angenommen oder die Annahmeerklärung abgesendet worden ist. 171 Vgl. vor allem den englischen Antrag A/Conf.97/C.l/L.48 und die Ausführungen hierzu in A/Conf.97/C.l/SR.9, S. 3 sub 14. 172 Vgl. A/Conf.97C.l/SR.9, S. 3 sub 15 (Japan), sub 35 (Niederlande) und dagegen sub 37 (Großbritannien). m
' O p t i m i s t i s c h e r DILGER 192.
40
V.
Vertragsschluß
Eine Offerte kann natürlich nicht mehr widerrufen werden, wenn der Vertrag durch wirksame Annahme zustande gekommen ist; zusätzlich bestimmt Art. 16 I aber entsprechend Art. 5 IV EAG unwiderrufliche Bindung an die Offerte vom Zeitpunkt der Absendung der Annahmeerklärung an. Darüber hinaus kann der Offerent seine Offerte als unwiderrufliche qualifizieren. Er braucht dies nicht ausdrücklich zu tun, sondern seine Bindungsabsicht kann sich auch aus den für die Auslegung der Offerte maßgebenden Umständen und insbesondere aus einer Fristsetzung ergeben, Art. 16 II (a)173. Schließlich tritt Bindung an die Offerte dann ein, wenn der Offertenempfänger vernünftigerweise auf die Unwiderruflichkeit vertrauen konnte und im konkreten Fall im Vertrauen auf die Offerte Dispositionen getroffen hat, Art. 16 II (b). Gemeint sind Fälle, in denen nicht schon aufgrund der Offerte, aber aufgrund des sonstigen Verhaltens des Offerenten oder der besonderen Umstände und Notwendigkeiten des vorgeschlagenen Geschäfts der Offertenempfänger davon ausgehen durfte und mußte, daß die Offerte eine bestimmte Zeitlang gültig sein würde, z. B. wenn Berechnungen angestellt oder Deckungsgeschäfte angebahnt bzw. abgeschlossen werden mußten und wurden. Die Vorschrift dürfte im wesentlichen die in Art. 5 II Halbs. 1 EAG erfaßten Situationen betreffen174. Ablehnung eines Angebots bewirkt Erlöschen, Art. 17 (vgl. § 146 Halbs. 1 BGB). Zu bedauern ist, daß eine Art. 11 EAG entsprechende Regelung unterblieben ist. M. E. wird man diese Geschäftsfähigkeitsfrage den nationalen Rechten nicht entziehen können, obwohl insoweit häufig Parallelen zwischen Erlöschen durch Tod und Geschäftsunfähigkeit einerseits und Widerruf andererseits gezogen werden. Aus dem Einheitskaufrecht ließe sich deshalb allenfalls als Grundregel entwickeln, daß unwiderruflich gewordene Vertragsschlußerklärungen durch Tod oder Geschäftsunfähigkeit des Erklärenden nicht mehr berührt werden, also z. B. die Offerte nach Absendung der Annahmeerklärung174®. 3. Annahme des Vertragsangebots, Art. 18—22 Die Annahme eines Vertragsangebots kann verbal mitgeteilt oder durch schlüssiges Verhalten zum Ausdruck gebracht werden, Art. 18 I 1. O b einem bestimmten Erklärungsverhalten Bedeutung als Annahme 173 Anders als nach Art. 5 II EAG gilt die Befristung einer Offerte nicht stets als zeitweilige Unwiderruflichkeit, sondern nur als Indiz fiir einen entsprechenden Willen, siehe oben im Text. 174 Ebenso H U B E R 440. Auch dürften damit z. T. die Fälle zu lösen sein, deren Problematik den Vorschlag der D D R für eine cic-Haftung motiviert haben (siehe unten V 4 d): Wo ein Angebotsempfänger im Vertrauen auf das Angebot Aufwendungen machte und machen durfte, wird vielfach Widerruf ausscheiden. Im übrigen sollte aber Schädigung durch Abbruch von Vertragsverhandlungen nach nationalen Rechten beurteilt werden, die dafür ganz unterschiedliche Behelfe (cic, Delikt) bereithalten mögen. 1741 Hierzu auch D I L G E R 1 8 3 f . , 1 9 3 .
3. Annahme des Vertragsangebots, Artt.
18-22
41
zukommt, bestimmt sich nach Art. 8. Schweigen allein oder Unterbleiben jeglicher Reaktion auf die Offerte soll nach Art. 1812 keine Erklärungsbedeutung als Annahme haben können, womit in Erweiterung des in Art. 2 S. 2 EAG zum Ausdruck gekommenen Gedankens175 vor allem Überrumpelung des Offertenempfängers (etwa durch Zusendung unbestellter Ware mit einer Offerte, die Nichtzurücksendung als Annahme gewertet wissen will) verhindert werden soll. Die Formulierung „in itself' macht jedoch deutlich, daß in Verbindung mit anderen Umständen einem schweigenden Verhalten durchaus Erklärungsbedeutung - insbesondere aufgrund Art. 8 III - zukommen kann. Darüber hinaus kann sich aufgrund von Bräuchen, die nach Art. 9 zu beachten sind, ebenfalls ergeben, daß Schweigen ausnahmsweise als Annahme wirkt176. Wirksam wird eine erklärte Annahme regelmäßig erst mit Zugang beim Offerenten, Art. 18 II 1. Sie kann zurückgezogen werden, wenn dieser „Widerruf' vor oder jedenfalls gleichzeitig mit der Annahmeerklärung beim Empfänger eintrifft, Art. 22. Ausnahmsweise wird jedoch eine durch schlüssiges Erklärungsverhalten ausgedrückte Annahme bereits mit diesem Erklärungsverhalten wirksam, Art. 18 III, falls in der Offerte auf Zugang einer verbalen Erklärung verzichtet worden ist oder aufgrund von Parteigepflogenheiten oder Bräuchen eine solche Wirkung des Annahmeverhaltens vorausgesetzt wird. Als Beispiele solchen annahmeäquivalenten Verhaltens, das sofort wirksame Annahme und damit Vertragsschluß bedeutet, werden zur Absendung der Güter oder zur Bezahlung des Preises unternommene Handlungen bewertet. Einer Benachrichtigung des Offerenten bedarf es dann nicht177. Die beschriebene Regelung entspricht im wesentlichen dem deutschen Recht in BGB (§151) und EAG (Art. 6). Eine verspätete, d. h. nach Ablauf einer für die Offerte geltenden Befristung zugegangene oder - im Falle nicht zugangsbedürftigen Erklärungsverhaltens bewirkte - Annahme bringt grundsätzlich einen Vertrag nicht zustande, Art. 18 II 2 sowie III a. E. Sofern der Offerent keine Befristung vorgesehen hat oder eine solche sich nicht aus den Umständen ergibt, muß eine mündliche Offerte sofort angenommen werden, Art. 18 II 3, während ansonsten eine „reasonable" Frist zu beachten ist, Art. 18 II 2. Für die Bemessung dieser vernünftigen Frist kommt es wieder auf die Umstände des Geschäftes einschließlich des vom Offerenten gewählten Kommunikationsmittels an. Das UN-Kaufrecht entspricht damit der Regelung des Haager Kaufrechts (Art. 81 EAG) und dürfte auch bei der Eingrenzung der " 5 Die Erweiterung „or inactivity" ist auf englischen Antrag ( A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 5 6 ) eingefügt worden, sollte aber nur die klarstellende Bedeutung haben, daß völlig passives Verhalten wie Schweigen zu behandeln sei. 176 Vgl. oben IV 3 und die Stellungnahme des amerikanischen Delegierten A / C o n f . 9 7 / C . l / SR.6, S. 11 sub 88; ferner Sekretariatsbericht 62 sub 4. 177 Ein entsprechender amerikanischer Vorschlag ( A / C o n f . 9 7 / C . l / L , 5 7 ) fand keine U n t e r stützung und w u r d e deshalb zurückgezogen, A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 9 , S. 10.
42
V. Vertragsschluß
mündlichen Annahmeerklärungen genauso auszulegen sein: Einbegriffen sind Erklärungen per Telefon und durch andere technische und elektronische Kommunikationsmittel, die mündliche Erklärungen sofort vernehmbar übermitteln und unmittelbare Beantwortung auf gleichem Wege ermöglichen 178 , nicht dagegen Fernschreiben oder auf Tonträger aufgezeichnete und - etwa per Post - zugesandte Erklärungen. Für den Fristlauf gibt Art. 20 genauer als Art. 8 II EAG präzise Regeln für den Fristbeginn je nach Art des Kommunikationsmittels. Gesetzliche Feiertage oder geschäftsfreie Tage haben auf die Berechnung der Fristen grundsätzlich keinen Einfluß, Art. 20 II 1. Im internationalen Handel kann von den Parteien schlechterdings nicht erwartet werden, sich auf die vielfältigen nationalen, regionalen oder lokalen Feiertage einzustellen179. Für die Rückantwort des Offertenempfängers bestimmt jedoch S. 2 eine Verlängerung der Annahmefrist bis zum ersten Werktag, falls die Annahmeerklärung am letzten Tag der Annahmefrist wegen eines Feiertags dem Offerenten nicht zugestellt werden konnte. Unsicherheiten können für den Offerenten daraus nicht entstehen, da er vernünftigerweise damit rechnen muß, daß der andere Teil solche zugangshindernden Feiertage nicht einkalkulieren kann und deshalb die Frist voll ausschöpft. Trotz verspäteter Annahme kann ein Vertrag nach Art. 21 zustande kommen. Unterschieden werden wie nach BGB (§§ 150 I, 149 BGB) und EAG (Art. 9 I, II) die bereits verspätet abgesandte von der rechtzeitig abgesandten, aber auf dem Transport unvorhergesehen verzögerten Annahmeerklärung. Im ersteren Fall kann der Offerent nach Art. 21 I durch entsprechende Gegenerklärung den Vertrag doch noch zustande bringen, wobei in Abweichung von § 150 I BGB die schriftliche Gegenerklärung nur absendebedürftig ist. Sie ist jedoch - anders als nach § 150 I BGB - nicht Annahme einer Gegenofferte; als Zeitpunkt des Vertragsschlusses kommt es deshalb auch weiterhin auf den - freilich verspäteten Zugang der Annahmeerklärung an180. Bei transportverzögerter Annahme reicht bereits ihr Zugang zum Wirksamwerden und damit zum Vertragsschluß aus, sofern nicht der Offerent mündlich protestiert oder eine entsprechende Widerspruchsnote absendet, Art. 21 II = Art. 9 II EAG. Die in Art. 19 geregelte Divergenz von Offerte und Annahmeerklärung hat auch in Wien Schwierigkeiten bereitet. Zunächst bestimmt Abs. 1 wie § 150 II BGB, Art. 7 I EAG - , daß eine Annahme mit Erweiterungen, Einschränkungen oder anderen Änderungen als Ablehnung der Offerte und Gegenofferte gilt. Sodann wird jedoch wie in Art. 7 II EAG in Art. 19 II für Modifikationen, die die Bedingungen des Angebots nicht wesentlich ändern, das Zustandekommen des Vertrages erleichtert. Denn ein Vertrag 178
Siehe DÖLLE/SCHLECHTRIEM Art. 8 E A G Rdz. 12.
179
V g l . z u m E A G VON CAEMMERER, R a b e l s Z 2 9 ( 1 9 6 5 ) 1 3 4 N .
180
Kritisch zum U N C I T R A L - E n t w u r f insoweit HUBER 443 f.
134.
4. Ungeregelte
Probleme
43
gilt danach zu den B e d i n g u n g e n des Angebots, modifiziert d u r c h die u n w e s e n t l i c h e n Ä n d e r u n g e n der A n n a h m e e r k l ä r u n g , als zustande g e k o m m e n , Art. 19 II 2, sofern nicht der O f f e r e n t mündlich widerspricht oder unverzüglich eine entsprechende Protestnote absendet, Art. 19 II Halbs. 2. D i e Schwierigkeiten in der A b g r e n z u n g der wesentlichen v o n den u n w e sentlichen M o d i f i k a t i o n e n versucht Art. 19 III durch die V e r m u t u n g zu erleichtern, daß M o d i f i k a t i o n e n des A n g e b o t s zu den d o r t g e n a n n t e n V e r t r a g s p u n k t e n als wesentliche Ä n d e r u n g zu betrachten seien181. D i e bereits zu A r t . 7 II E A G diskutierten Fragen sind d a m i t nicht gelöst. Lediglich f ü r die bloße A b s e n d e b e d ü r f t i g k e i t der Protesterklärung des O f f e r e n t e n enthält j e t z t Art. 19 II 1 eine entsprechende Klarstellung 182 . Vorschläge, die Abs. 2 u n d 3 ganz zu streichen - u n d d a m i t eine § 150 II B G B entsprechende Regelung zu b e w i r k e n - , fanden leider keine M e h r heit 183 . Z u r ü c k g e z o g e n w u r d e auch ein niederländischer Vorschlag 184 , i m Falle des W i d e r s p r u c h s des O f f e r e n t e n gegen M o d i f i k a t i o n e n des A k z e p tanten diesem eine Z u r ü c k z i e h u n g seiner M o d i f i k a t i o n e n zu erlauben, u m d a m i t den Vertrag zu retten 185 .
4. U n g e r e g e l t e P r o b l e m e a) A u f der Wiener K o n f e r e n z w u r d e v o n Belgien angeregt, auch die battle of theforms zu entscheiden 186 . Leider stieß der Vorschlag auf D e s i n t e r esse. Soweit die T r a g w e i t e des praktischen P r o b l e m s ü b e r h a u p t erkannt w u r d e , hielt m a n es f ü r n o c h nicht entscheidungsreif, da sich U N C I T R A L bisher nicht d a m i t befaßt habe u n d auch in den nationalen Rechten n o c h Unsicherheit über die richtige Lösung bestehe 187 . A u c h w a r das in der deutschen Diskussion gebrauchte A r g u m e n t zu hören, m a n k ö n n e den Parteien die L ö s u n g des Gesetzes, die sie beide in ihren G e s c h ä f t s b e d i n g u n -
181 Leider wurde ein im U N C I T R A L - E n t w u r f (Art. 17 III) noch enthaltener Halbsatz, der die „Wesentlichkeit" der in Abs. 3 erwähnten Punkte unter bestimmten Voraussetzungen abschwächte, gestrichen. Abgelehnt wurde auch ein Vorschlag, den Katalog in Abs. 3 durch die Worte „inter alia" zu ergänzen, was im Ergebnis ebenfalls das Gewicht der aufgezählten Vertragspunkte relativiert hätte, vgl. GHESTIN in A/Conf.97/C.l/SR.10, S. 11 sub 82. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß auch Änderungen zu diesen Punkten in der Annahmeerklärung aufgrund der besonderen Umstände des Falles, der Parteigepflogenheiten, Vorverhandlungen oder aufgrund von Bräuchen als unwesentlich bewertet werden dürfen, etwa bei abweichenden Vorschlägen des Akzeptanten zum Lieferzeitpunkt, vgl. auch die Beispiele in Sekretariatsbericht 67 sub 13 f. 182 Hierzu A/Conf.97/C.l/SR.18, S. 2f. 183 Siehe A/Conf.97/C.l/L.61 und L.91 (Anträge Großbritanniens und Bulgariens) und die Diskussion hierüber in A/Conf.97/C.l/SR.10, S. 3ff. 184 A/Conf.97/C.l/L.98. 185 Vgl. die Diskussion A/Conf. 97/C.1/SR.10, S. 8 ff. 186 Siehe Antrag A/Conf. 97/C.1/L.87 und die Debatte hierüber in A/Conf.97/C.1/SR.10, S. 12 ff. 187 So der Vertreter der Bundesrepublik, siehe A/Conf.97/C.l/SR.10, S. 12f.
44
V.
Vertragsschluß
gen nicht gewollt hätten, nicht aufzwingen. M. E. ist diese Abstinenz zu bedauern und die Behauptung, eine Lösung ließe sich schon aufgrund der Unsicherheiten in den nationalen Rechten nicht erarbeiten, wenig überzeugungskräftig. Da eine Vorschrift für das Problem kollidierender Geschäftsbedingungen fehlt, wird man nach Art. 19 II entsprechend den zu Art. 7 EAG unterbreiteten Vorschlägen zunächst zu prüfen haben, ob die Abweichungen in den Geschäftsbedingungen wesentlich oder unwesentlich sind. Die Tatsache, daß bestimmte Vereinbarungen nur in Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Formularbedingungen vorgeschlagen werden, reicht jedenfalls nicht aus, sie als unwesentliche zu qualifizieren. Da Geschäftsbedingungen regelmäßig (auch) die in Art. 19 III aufgezählten Punkte betreffen, liegen insoweit zweifellos wesentliche Modifikationen vor. Vielfach wird es bei der Lösung bleiben, daß sich diejenige Seite durchsetzt, die zuletzt auf ihre Bedingungen verwiesen hat188. b) Unsicher ist, ob und inwieweit kaufmännische Bestätigungsschreiben Wirkung entfalten. Sie wurden mehrfach angesprochen189, doch war es anders als auf der Haager Konferenz nicht möglich, bei der Diskussion über die Geltung von Handelsbräuchen Einvernehmen darüber zu erreichen, daß die deutschen Regeln zum kaufmännischen Bestätigungsschreiben gedeckt seien. Man wird im Gegenteil aufgrund der Fassung des Art. 9 davon auszugehen haben, daß ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben seine Wirkung nur dann entfalten kann, wenn es im grenzüberschreitenden Geschäftsverkehr zwischen Parteien des jeweiligen Handelszweigs entsprechende Verkehrssitten gibt. Dagegen ist nicht anzunehmen190, daß das Einheitskaufrecht mit seiner Beschränkung auf Vertragsschlüsse durch Angebot und Annahme andere Möglichkeiten dem jeweils durch Kollisionsrecht berufenen nationalen Recht überlassen habe191, so daß man doch in bestimmten Fällen zur Maßgeblichkeit der deutschen Regeln zum konstitutiven kaufmännischen Bestätigungsschreiben kommen könne. Darüber hinaus würden nach dieser Ansicht aber auch andere Vertragsschlußregeln in nationalen Rechten, die nicht auf Angebot und Annahme bezogen sind, subsidiär wieder anwendbar, was die angestrebte Vereinheitlichung und Rechtssicherheit erheblich gefährden würde. M. E. verbietet bereits Art. 7 I diese „Fragmentarisierung" des Vertragsschlusses, so daß das gesamte Vertragsschlußverfahren nur nach Einheitskaufrecht zu bewerten ist. c) Genehmigungserfordernisse sollte ein belgischer Vorschlag192 erfassen; er fand jedoch keine ausreichende Unterstützung. Soweit staatliche oder 188 189 190 191 192
Vgl. zu Art. 7 EAG SCHLECHTRIEM, BB 1974, 1310f. Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.5, S. 4 sub 18. Vgl. oben sub IV 3. So aber H U B E R 449 f. A/Conf.97/C.l/L.89.
4. Ungeregelte Probleme
45
gerichtliche Genehmigungen zur Wirksamkeit eines Vertrages oder einzelner Verpflichtungen erforderlich sind, handelt es sich u m eine Gültigkeitsfrage, für die schon aufgrund Art. 4 (a) nationales Recht maßgeblich bleibt. Das m u ß auch für den Zeitpunkt des Wirksamwerdens eines Vertrages gelten, falls die jeweils geforderte Genehmigung keine R ü c k w i r k u n g hat193. d) Abgelehnt w u r d e schließlich auch ein Vorschlag der D D R , eine allgemeine culpa in contrahendo-Hzftung einzuführen 194 . Gedacht war vor allem an Fälle, in denen Vertragsverhandlungen schon so weit gediehen sind, daß eine Seite im Vertrauen auf das Z u s t a n d e k o m m e n des Vertrages erhebliche A u f w e n d u n g e n , etwa Projektierungskosten u n t e r n o m m e n hat. Freilich ließ sich die vorgeschlagene Regel aufgrund ihrer allgemeinen Fassung nicht auf solche Fälle beschränken. Sie hätte zunächst eine Reihe von außerhalb des Einheitskaufrechts auftretenden Problemen berührt, so die H a f t u n g bei Formnichtigkeit, die Verantwortung des vollmachtlosen Vertreters und Schadenersatzansprüche bei wirksamer Anfechtung. Z u einzelnen im Einheitskaufrecht geregelten Materien hätten sich schwierige Konkurrenzen ergeben, etwa zur Sachmängelhaftung und zur Frage der Widerruflichkeit einer Offerte. Der Antrag der D D R fand deshalb keine Mehrheit. Schäden, die eine Partei der anderen i m Zuge der Vertragsverhandlungen zufugt, bleiben deshalb der Regelung des durch Kollisionsrecht berufenen nationalen Rechts vorbehalten, das insoweit ganz unterschiedliche Rechtsinstitute - vorvertragliche Vertrauenshaftung, deliktische H a f t u n g - bereithalten mag 195 .
193
Vertragsschlußzeitpunkt nach Art. 23 und Wirksamkeitszeitpunkt können deshalb auseinanderfallen. 194 A / C o n f . 9 7 / C . 1/L.95. 195 Freilich bleibt nationales Recht unberücksichtigt, soweit es u m eine v o m Einheitskaufrecht geregelte Materie geht: Ein nach Art. 16 zulässiger Widerruf der Offerte kann nicht nach nationalem Recht zu Schadenersatzverpflichtungen fuhren, da andernfalls die Balance zwischen Widerruflichkeit und Bindung durch nationale Schadenersatzbehelfe gestört werden könnte.
VI. Materielles Kaufrecht Teil III des Abkommens normiert die (dispositiven) Vorschriften fiir den Inhalt des Kaufvertrages, d. h. für Rechte und Pflichten der Parteien sowie Folgen von Störungen in der Durchfuhrung des Vertrages. Kapitel I enthält wieder allgemeine Bestimmungen (Artt. 25-29). Kapitel II regelt sodann Pflichten des Verkäufers (Artt. 30-44) und Rechtsbehelfe des Käufers bei Pflichtverletzungen des Verkäufers (Artt. 45-52). Kapitel III ordnet die Verpflichtungen des Käufers und Folgen ihrer Verletzung (Artt. 53-65). Kapitel IV normiert den Gefahrübergang (Artt. 66-70), Kapitel V allgemeine Bestimmungen für die Verpflichtungen von Verkäufer und Käufer (Artt. 71-88), insbesondere zum Schadenersatz (Artt. 74-77), zu den Befreiungsgründen (Artt. 79, 80), zur Rückabwicklung nach Vertragsauflösung (Art. 81-84) und zu Verwahrung und Selbsthilfeverkauf (Artt. 85-88). 1. Allgemeine Bestimmungen a) Wesentlicher Vertragsbruch, Art. 25 Dem Begriff „wesentlicher Vertragsbruch" kommt im Wiener U N Kaufrecht wie schon im Haager Einheitskaufrecht zentrale Bedeutung zu. Er ist Voraussetzung für die Möglichkeit zur Auflösung des Vertrages in bestimmten Fällen196, aber auch für einen Nachlieferungsanspruch bei nicht vertragsgemäßer Ware197; „wesentlicher Vertragsbruch" ist ferner wichtig für den Gefahrübergang 198 . Da das Wiener Kaufrecht die Möglichkeit, durch Nachfristsetzung zur Auflösungsmöglichkeit zu kommen (d. h. dadurch zu klären, ob eine Vertragsverletzung wesentlich oder unwesentlich ist), erheblich beschränkt hat, ist die Bedeutung der „wesentlichen Vertragsverletzung" im Wiener Kaufrecht eher noch größer als im Haager Einheitskaufrecht. Ihre Definition bereitete große Schwierigkeiten. Art. 10 EKG war in den Arbeiten von U N C I T R A L und seines Arbeitsausschusses heftig kritisiert worden199. Die Kritik richtete sich von Beginn an darauf, 196 Siehe Artt. 49 I (a), 51 II, 64 I (a), 72 I, 73 I, II; ferner zur Auflösungsmöglichkeit trotz Entlastungsgründen Art. 79 V. 197 Art. 46 II. 198 Art. 70. 199 Vgl. U N C I T R A L YB. 1 (1970) 47; 2 (1971) 169; 6 (1975) 53; 7 (1976) 90; informativ
1. Allgemeine
Bestimmungen
47
daß der „Test" in Art. 10 E K G zu „subjektiv" sei200, so daß die Arbeitsgruppe von U N C I T R A L bereits in ihrem Vorschlag von 1975201 die „objektive", auf einen substantiellen Nachteil für die betroffene Partei abstellende Formulierung eingeführt hatte, die dann in Art. 23 U N C I T R A L - E n t w u r f Grundlage der Beratungen in Wien war. Sie blieb auf der Wiener Konferenz bis zuletzt, d . h . bis zu den Beratungen des Plenums, streitig 202 . Sieht m a n von Stellungnahmen ab, die offenbar auf M i ß v e r ständnissen über die Funktion dieser Vorschrift beruhten, so lassen sich die Differenzen auf zwei grundsätzliche Positionen zurückführen: Eine Gruppe v o n Staaten wollte entscheidend auf das Ausmaß des objektiven Nachteils für die betroffene Partei abstellen, also die Formulierung des U N C I T R A L E n t w u r f s beibehalten, u m ein eindeutiges Kriterium festzulegen. Vor unvorhersehbaren Folgen blieb die Vertragsbrüchige Partei dabei durch den zweiten Halbsatz geschützt, wonach diese substantiellen Nachteile voraussehbar gewesen sein mußten 203 . Eine andere Gruppe von Staaten wollte dagegen stärker darauf abstellen, welches Interesse die betroffene Partei an der Erfüllung der in Frage stehenden Verpflichtung unabhängig von einem objektiv meßbaren (und beweisbaren) Schaden gehabt habe. Auch die Bundesrepublik hat sich dafür eingesetzt, entscheidend auf die durch die Bedingungen des jeweiligen Vertrages konkretisierten Vertragserwartungen der betroffenen Partei abzustellen 204 . Eine Arbeitsgruppe 205 erarbeitete schließlich einen K o m p r o m i ß , in d e m der deutsche Antrag Berücksichtigung durch die Formulierung fand, daß ein Vertragsbruch wesentlich sei, w e n n er zu einem Nachteil führe, der die Erwartungen des betroffenen Teils aufgrund des Vertrages, d. h. der einzelnen konkreten Verpflichtungen des Verkäufers oder Käufers, substantiell beeinträchtigt 206 . Dieser V o r schlag w u r d e a n g e n o m m e n . Die endgültige Fassung erhielt Art. 25 i m Redaktionsausschuß 207 . Im Ergebnis dürfte damit der im deutschen Recht in §§ 286 II, 326 II B G B für den Spezialfall des Verzugs sowie in § 325 I 2 B G B gesetzlich normierte und von der Rechtsprechung für positive Ver-
ferner MICHID A 282 ff. zu den Anschauungsfällen und Anträgen, die den Verlauf der U N C I T R A L - B e r a t u n g e n beeinflußt haben. 200 Für vergleichbare Diskussionen zu den E n t w ü r f e n zum Haager Kaufrecht siehe BEINERT 56 f. 201 U N C I T R A L YB. 6 (1975) 64. 202 Z u r Entwicklung des Art. 25 in den Beratungen der Wiener Konferenz ausfuhrlich der Bericht der Bundesregierung, S. 17ff. (noch nicht veröffentlicht). 203 Vgl. die Diskussion in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 2 . Z u m Teil w u r d e aber auch noch die Formulierung des U N C I T R A L - E n t w u r f s wegen des Voraussehbarkeitskriterums als zu subjektiv e m p f u n d e n , vgl. den ägyptischen Antrag A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 106. 204 Siehe Antrag A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 6 3 und Diskussionsbeitrag A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 2 , S. 11 sub 68. 205 Die Arbeitsgruppe bestand aus Vertretern Argentiniens, der CSSR, der Bundesrepublik, Ghanas, U n g a r n s , N o r w e g e n s , Pakistans, Rumäniens und Spaniens. 206 Siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 8 , S. 3, und C.1/L.176. 207 Siehe hierzu A / C o n f . 9 7 / D C / L . l , S. 4.
48
VI. Materielles
Kaufrecht
tragsverletzung weiterentwickelte Gedanke festgehalten worden sein, daß ein wesentlicher Vertragsbruch vorliegt (und deshalb Vertragsauflösung erklärt oder Ersatzlieferung verlangt werden kann), wenn die Durchfuhrung des Vertrages infolge der konkreten Pflichtverletzung für die andere Partei kein Interesse mehr hat. Für die Ermittlung dieses Interesses aber kommt es entscheidend auf die einzelnen Bestimmungen des Vertrages an. O b der Schaden aus verspäteter Lieferung eine wesentliche Vertragsverletzung indiziert, hängt nicht von seiner Höhe ab, sondern von den Bestimmungen des Vertrages über den Lieferzeitpunkt. Vom Vertrag abweichende Beschaffenheit der Kaufsache gibt ein Auflösungsrecht nur dann, wenn der Vertrag für diese Eigenschaft das spezielle Interesse des Käufers festhält - etwa in Form einer Zusicherung - oder jedenfalls deutlich macht208. Wesentlich ist regelmäßig auch die verspätete Lieferung von Waren mit einem laufenden Marktpreis209. O b Abweichungen von der vereinbarten Verpackungsart einen „wesentlichen" Vertragsbruch darstellen, hängt nicht nur davon ab, ob die Ware dadurch beschädigt oder jedenfalls gefährdet worden ist, sondern auch davon, ob die vom Käufer ausdrücklich verlangte Verpackungsart für eine Weiterversendung oder einen Weiterverkauf notwendig war. Unterlassene Transportversicherung, zu der der Verkäufer nach dem Vertrag verpflichtet war, kann ein wesentlicher Vertragsbruch auch dann sein, wenn die Ware auf dem Transport unbeschädigt bleibt, dem Käufer aber wegen Fehlens der Versicherungspolice die Möglichkeit genommen war, die schwimmende oder rollende Ware weiterzuverkaufen 210 . Die Voraussehbarkeit in Halbs. 2 ist ebenfalls Gegenstand langwieriger Debatten gewesen. Die Formulierung, daß es insoweit auf eine vernünftige Person der gleichen Art wie der Vertragsbrüchige Teil und in den gleichen Verhältnissen wie dieser ankomme, sollte vor allem Beweisschwierigkeiten aus der allein auf die Vertragsbrüchige Partei, ihre Kenntnisse oder Kenntnismöglichkeiten abstellenden Formulierung des Art. 10 EKG vermeiden. 208 Sofern in solchen Fällen nicht auch der Lieferzeitpunkt entscheidendes Gewicht hat, dürfte entsprechend Art. 43 EKG eine durch Nachbesserung oder Nachlieferung behebbare Beschaffenheitsabweichung nur dann einen wesentlichen Vertragsbruch darstellen, wenn der Verkäufer diese „Nacherfiillung" nicht prompt leisten kann oder will. Er hat deshalb ein Recht der zweiten Andienung, bevor der Käufer „wandeln" kann, auch wenn das im Abkommen nicht ausdrücklich festgehalten worden ist. 209 Vgl. HUBER 464. Art. 28 EKG ist entfallen, um die angestrebte Konsolidierung der Rechtsbehelfe zu erreichen, siehe U N C I T R A L YB. 4 (1973) 40 sub 28. 210 Die Folgen der Vertragsverletzung können zwar entscheidend ins Gewicht fallen, aber nur in Verbindung mit einem besonderen Interesse der Partei an der Erfüllung der verletzten Pflicht. Es bleibt gleichwohl möglich, einen wesentlichen Vertragsbruch darzutun, ohne die eingetretenen Nachteile zu substantiieren - die verletzte Partei braucht nicht ihre geschäftlichen Dispositionen offenzulegen; anders wohl BEINERT 63. Natürlich muß überhaupt ein Nachteil aus dem Vertragsbruch entstanden bzw. zu erwarten sein - bleibt der Vertragsbruch folgenlos, entsteht kein Auflösungsrecht (siehe Wortlaut „detriment").
1. Allgemeine
Bestimmungen
49
Nicht ausdrücklich geregelt ist in Art. 25 die Frage, in welchem Zeitpunkt die Vertragsbrüchige Partei die nachteiligen Folgen für die andere Seite vorausgesehen haben mußte bzw. hätte voraussehen können. Da ein englischer Antrag, auf den Vertragsschluß abzustellen211, auf Gegenvorstellungen hin zurückgezogen wurde, könnte man meinen, daß nicht nur die Kenntnis in diesem Zeitpunkt, sondern auch Informationen, die der Vertragsbrüchige Teil erst nach dem Vertragsschluß über die besonderen Erwartungen der anderen Seite erhalten hat, Berücksichtigung finden müssen212. Dabei muß jedoch erinnert werden, daß die Gegenvorstellungen in der Diskussion noch auf die objektive Fassung des U N C I T R A L Entwurfs, die allein auf das Ausmaß des Nachteils abstellte, bezogen waren. Für die jetzt geltende Fassung, die entscheidend auf das durch die Bestimmungen des Vertrags, d. h. den Vertragsschluß fixierte Interesse der betroffenen Partei abhebt, muß m. E. Kenntnis oder Kenntnismöglichkeit des Vertragsbrüchigen ebenfalls auf diesen Zeitpunkt bezogen werden: Ein aufgrund des Vertrages unverbindlicher Lieferzeitraum kann den Kauf nicht zum Fixgeschäft machen, wenn der Verkäufer nachträglich erfährt, daß der Käufer die Ware seinerseits zu einem bestimmten Zeitpunkt fest verkauft hat213. b) Vertragsaufhebung, Art. 26 Nachdem die Arbeitsgruppe von U N C I T R A L sich für die Aufgabe der ipso-iure-Vertragsauflösung entschieden hatte, wurde in den einzelnen Vorschriften für die Vertragsaufhebung durch Erklärung zunehmend die Formulierung verwandt, daß sie durch „Mitteilung an die andere Partei" zu erfolgen habe. Im 1976 von der Arbeitsgruppe vorgelegten Entwurf fand sich dann zum erstenmal eine allgemeine Bestimmung für alle Vertragsaufhebungsfälle mit der gleichen Formel214. Die entsprechende Bestimmung des UNCITRAL-Entwurfs wurde in Wien ohne weitere Diskussion angenommen. Daß Vertragsaufhebung durch (gestaltende) Parteierklärung erfolgen kann, ist dem deutschen Juristen vertraut. Anders als nach deutschem Recht ist jedoch die Vertragsaufhebungserklärung aufgrund Art. 26 in Verb, mit Art. 27 nicht zugangsbedürftig 215 . Voraussetzung der Wirksamkeit ist allerdings, daß die Erklärung mit einem nach den Umständen angemessenen Kommunikationsmittel übermittelt worden ist, Art. 27.
211 2,2 213
214
A/Conf.97/C. 1 /L. 104. Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.13, S. 2. V g l . das A r g u m e n t a t i o n s b e i s p i e l v o n HUBER 463.
Siehe UNCITRAL YB. 7 (1976) 90, Art. 10 II. So bereits der UNCITRAL-Entwurf, siehe Sekretariatsbericht 75 sub 4; anders hierzu HUBER 464. Zur Bewertung dieser Lösung siehe im Text zu Art. 27. 215
50
VI. Materielles
Kaufrecht
c) Absendetheorie, Art. 27 Zur Wirksamkeit von Benachrichtigungen, Mitteilungen und Willenserklärungen, die aufgrund der Vorschriften des Teils III bewirkt werden, genügt Absendung mit einem nach den Umständen angemessenen Mittel. Nicht erforderlich ist, sofern das Gesetz nicht ausdrücklich etwas anderes vorschreibt, Zugang 216 . Die Vorschrift enthält also zwei Qualifizierungen für Mitteilungen und ihre Wirksamkeit: Einschränkend wirkt das Erfordernis eines nach den Umständen angemessenen Kommunikationsmittels. Es entspricht Artt. 14 EKG, 12 II EAG, ermöglicht aber durch die Formulierung „appropriate" (statt „usual") eine größere Flexibilität für den Mitteilenden in der Auswahl des Kommunikationsmittels 217 . Die Erweiterung, daß grundsätzlich Absendung genügt und Verzögerung oder Verlust der Mitteilung auf dem Übermittlungsweg zu Lasten des Empfängers geht, mutet den mit dem Zugangsprinzip aufgewachsenen deutschen Juristen überraschend an. Positiv zu bewerten ist freilich zunächst, daß damit jedenfalls eine klare und eindeutige Regelung einer Frage getroffen worden ist, die das EKG weitgehend offengelassen hat218. Da Art. 27 dispositives Recht ist, bleibt es den Parteien auch unbenommen, für bestimmte Mitteilungen andere Anforderungen, z. B. Zugangsbedürftigkeit zu vereinbaren. Auch ohne Parteivereinbarungen können Bräuche oder zwischen den Parteien etablierte Gepflogenheiten den in Art. 27 festgeschriebenen Grundsatz modifizieren. Dem in Art. 27 niedergelegten Prinzip und den Ausnahmen liegt die Wertung zugrunde, daß das Übermittlungsrisiko von demjenigen getragen werden soll, der durch eine Abweichung vom normalen Verlauf der Vertragsdurchführung Anlaß zu dieser Erklärung gegeben hat219. Das überzeugt z.B. für die Mängelrüge aufgrund der Verantwortung des Verkäufers für die vertragsgemäße Beschaffenheit der Ware. Die Aufhebungserklärung muß dagegen nicht stets durch eine vom anderen Teil zu verantwortende Vertragsstörung veranlaßt sein — auch und gerade bei höherer Gewalt, die keiner der Vertragsparteien zugerechnet werden kann, kann Aufhebung erklärt werden. In solchen Fällen kann der Art. 27 zugrunde liegende Gedanke die Verteilung des Transportrisikos zu Lasten des Empfängers wohl nicht überzeugend begründen. Leider läßt Art. 27 offen, was für mündliche Erklärungen gilt. Der Wortlaut - „transmission of the communication" sowie „failure to arrive" 2,6 Das Gesetz sieht Zugangsbedürftigkeit in Artt. 47 II S. 1, 48 II, III in Verb, mit IV, 63 II, 65 II und 79 IV vor. 217 So kann etwa die unübliche Mitteilung durch Boten aufgrund der besonderen Umstände, etwa eines Streiks im Post- und Fernmeldewesen, angemessen sein. 2,8 Vgl. hierzu NOUSSIAS, Die Zugangsbedürftigkeit von Mitteilungen nach den Einheitlichen Haager Kaufgesetzen und nach dem UN-Kaufgesetz (Diss. Freiburg 1981). 219 Vgl. die Stellungnahme des norwegischen Delegierten A/Conf.97/C.l/SR.13, S. 5 sub 22.
i. Allgemeine
Bestimmungen
51
- macht aber deutlich, daß nur die unter Abwesenden übermittelte Erklärung gemeint ist. Für die mündliche Erklärung ist auf der Grundlage des Art. 7 die Auslegung möglich, daß sie unter Anwesenden oder telefonisch für den anderen Teil vernehmbar erklärt sein muß; eine unverständlich oder für den Adressaten nicht vernehmbar geäußerte Mitteilung ist nicht mit einem angemessenen Erklärungsmittel bewirkt220. d) Erfüllungsklage, Art. 28 Art. 28 enthält ähnlich wie Art. 16 EKG (in Verb, mit Art. VII der Rahmenkonvention) 221 eine in erster Linie auf die Besonderheiten des anglo-amerikanischen Rechts, das grundsätzlich keine gerichtliche Durchsetzung von Erfullungsansprüchen kennt, zugeschnittene Ausnahme prozessualen Charakters 222 . Obwohl in der Durchsetzbarkeit von Erfullungsansprüchen im Prinzip tiefgreifende Unterschiede bestehen, dürfte die Bedeutung dieser Regelung für die Praxis auch nach Wegfall des Art. 25 EKG gering sein, da man im internationalen Warenverkehr die mit einer gerichtlichen Durchsetzung des Erfullungsanspruchs verbundenen Zeitverluste zumeist scheut und deshalb rechtzeitig liquidiert. Wo es dagegen um zu liefernde Güter von „commercial uniqueness" geht, also Kunstgegenstände, aber vor allem auch besonders hergestellte Maschinen und Anlagen, dürften auch vor anglo-amerikanischen Gerichten Erfullungsansprüche durchsetzbar sein223. In Wien ist auf englischen Antrag hin das Wort „could" durch „would" ersetzt worden; darin liegt eine Einengung der Möglichkeiten eines auf Erfüllung lautenden Urteils224. Art. 28 entspricht damit aber genauer Art. 16 EKG in Verb, mit Art. VII Rahmenkonvention 225 . Art. 28 kann aber m. E. auch für deutsche Gerichte Bedeutung gewinnen: Bei befreienden Leistungshindernissen bleibt der Erflillungsanspruch nach UN-Kaufrecht bestehen226. Eine Verurteilung auf eine unmögliche Leistung ist gleichwohl nicht auszusprechen; Art. 28 gestattet, die nach nationalem Recht weitergehende Befreiungswirkung zu berücksichtigen.
220
Der deutsche Antrag, A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 6 5 , Art. 27 auch für den Vertragsschlußteil gelten zu lassen, u m den Protest nach Art. 19 II zu erfassen, wurde zwar abgelehnt, ist jedoch später durch eine redaktionelle Änderung des Art. 19 II aufgrund eines weiteren deutschen Antrags - A / C o n f . 9 7 / C . l / L , 1 5 7 - im Sinne des Grundsatzes entschieden worden. 221 D e r Erklärung eines Vorbehalts bedarf es - anders als zum E K G - für das Wiener Kaufrecht j e d o c h nicht mehr. 222 Hierzu HARTLEY (oben N . 36) sub 3.09ff. 223
V g l . TREITEL Int. E n c . C o m p . L. VII C h . 16; R e m e d i e s (1976) sec. 31 ff.
224
Siehe A / C o n f . 9 7 / C . 1 / L . 1 1 3 und L.117 (USA) sowie dazu A / C o n f . 9 7 / 8 Add. 3, S. 15 sub 11. 225 Vgl. die englische B e g r ü n d u n g auf der Konferenz A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 3 , S. 7, FARNSWORTH, D a m a g e s 250. 226
5
Siehe hierzu unten VI 8.
Beiträge 46 Schlechtriem
52
VI. Materielles
Kaufrecht
e) Vertragsänderung und -aufhebung, Art. 29 Die Möglichkeit einer Vertragsänderung oder einvernehmlichen Aufhebung wird zunächst in Art. 29 I festgehalten. Bei Verträgen mit Parteien, die ihre Niederlassung in einem „Schriftformstaat" nach Art. 96 haben, unterliegen natürlich auch Änderung und vereinbarte Vertragsaufhebung der Schriftform, Art. 12 S. 1. Soweit die Schriftform für Änderungen oder Aufhebung auf Vereinbarung beruht, kann sie nicht formfrei rückgängig gemacht werden227. Die Art. 29 zugrunde liegende Entscheidung, Vertragsänderungen ohne weiteres (und allenfalls formgebunden) zuzulassen, bedeutet, daß auch die einseitig begünstigende Vertragsänderung, etwa der Erlaß eines noch ausstehenden Kaufpreises, gültig ist, obwohl eine „consideration" dafür nicht vereinbart bzw. gegeben worden ist228. Ein Rückgriff auf Art. 4 (a) ist nicht möglich. 2. Verkäuferpflichten und -Verantwortung Bereits die UNCITRAL-Entwürfe waren für die Regelung der Vertragspflichten und die Folgen ihrer Störungen in zwei Punkten vom Haager Kaufrecht entscheidend abgewichen: Z u m einen war das ausdifferenzierte System von Vertragsbrucharten und darauf aufbauenden Rechtsbehelfen des Haager Kaufrechts aufgegeben worden zugunsten von zwei Grundtatbeständen mit weitgehend einheitlichen Folgenregelungen: Vertragsbruch durch den Verkäufer und Vertragsbruch durch den Käufer229. Z u m anderen aber ist der Begriff der Lieferung, der im Haager Kaufrecht eine Schlüsselfunktion für Erfüllung und Gefahrübergang hatte, aufgegeben worden. Die Sachfragen, die das Haager Kaufrecht noch in der Umschreibung der „Lieferung" vorentscheiden mußte, regelt das Wiener Kaufrecht wie schon der den Beratungen zugrunde liegende U N C I T R A L Entwurf durch eine deskriptive Umschreibung der Verpflichtungen des Verkäufers zur Erfüllung und der Voraussetzungen des Gefahrübergangs230. Im einzelnen ordnet das Abkommen in Teil III Kapitel II nach einer einleitenden Bestimmung über die Verkäuferpflichten (Art. 30) in Abschnitt I zunächst Einzelheiten der Lieferpflicht hinsichtlich Zeit und Ort der Lieferung (Artt. 31-34), sodann (Abschnitt II) die Pflicht, vertragsgemäß beschaffene und von Rechten Dritter freie Ware zu liefern 227
Vgl. hierzu oben IV 5.
228
V g l . EÖRSI 316.
229
Vgl. zu dieser Straffung im Vergleich zum Haager Kaufrecht vor allem die Analyse von
HUBER 417 f. 230 Hierzu HUBER 450f.; Nachweise der Kritik am Konzept der „Lieferung" im EKG im Verlauf der Arbeiten von UNCITRAL im einzelnen in UNCITRAL YB. 3 (1972) 31 N. 2 sowie im Bericht des Generalsekretärs ebd. 32 ff.
2. Verkäuferpflichten
und
-Verantwortung
53
(Artt. 35-44). Abschnitt III regelt schließlich die Rechtsbehelfe des Käufers, falls die in den vorangegangenen Abschnitten umschriebenen Verkäuferpflichten nicht eingehalten werden (Artt. 45-52). Ergänzend sind die in Kapitel V Abschnitt VI geregelten Pflichten der Parteien zur Bewahrung von Gütern und die in Kapitel V Abschnitt I für beide Teile geregelten Behelfe bei „Verschlechterung" der Situation des anderen, bei antizipiertem Vertragsbruch und Störungen von Sukzessivleistungen zu berücksichtigen. Das Leistungsprogramm, zu dem der Verkäufer verpflichtet ist, bestimmt sich in erster Linie nach dem konkreten Vertrag. Im übrigen regelt Art. 30, daß der Verkäufer die verkaufte Ware liefern und übereignen und die auf sie bezogenen Dokumente aushändigen muß. Für die Übereignung gelten die sachenrechtlichen Vorschriften des durch Kollisionsnormen berufenen nationalen Rechts, Art. 4 (b).
a) Lieferort, Art. 31 Für den Ort der Lieferung unterscheidet das Gesetz zwischen Versendungskäufen und sonstigen Verträgen. Beim Versendungskauf ist, sofern der Vertrag nichts anderes vorsieht, durch Aushändigung der Ware an den ersten Beförderer zu erfüllen231, Art. 31. Auf diesen Versendungskauf bezogen ist dann Art. 67 I 1 zur Gefahrtragung 232 . Bei allen anderen Kaufverträgen besteht die Lieferpflicht - vorbehaltlich abweichender Abreden - darin, daß der Verkäufer die Sache „zur Verfügung stellen" muß233, und zwar bei spezifizierten Gütern oder solchen aus einem bestimmten Vorrat, die sich bei Vertragsschluß an einem bestimmten Ort befinden, oder - bei herzustellenden Gütern - hergestellt werden sollen, an diesem Ort, Art. 31 (b). Auch beim Verkauf schwimmender Ware gilt grundsätzlich Art. 31 (b)234. In anderen Fällen ist an dem Ort, an dem der Verkäufer im Zeitpunkt des Vertragsschlusses seine Niederlassung hatte, zur Verfügung zu stellen; bei mehreren Niederlassungen oder fehlender Niederlassung entscheidet Art. 10. Dem entspricht die Gefahrtragungsvorschrift Art. 6923ä. Abweichende Bestimmungen über den Leistungsort finden sich vor allem in den „Basisklauseln" des internationalen Handels236. Vorschläge, für diese Klauseln Auslegungsrichtlinien zu geben, fanden keine Zustimmung, da man sich durch die Aufgabe der Vereinheitlichung dieser Klauseln, die als spezielles UNCITRAL-Vorhaben zu lösen
231 232 233 234 235 236
Verkauf schwimmender Ware ist jedoch kein Versendungskauf. Vgl. hierzu unten VI 4 a. Vgl. dagegen die Verpflichtung zur Aushändigung nach Art. 19 I EKG. Vgl. Sekretariatsbericht 83 f. sub 12. Siehe hierzu unten VI 4 c. Vgl. hierzu HUBER 453 sowie Sekretariatsbericht 82 sub 5 ff.
54
VI. Materielles
Kaufiecht
sei, in Wien überfordert sah237. Auf der Grundlage von Art. 8 lassen sich jedoch Auslegungsdifferenzen im konkreten Fall bereinigen. „Zur Verfügung stellen" meint Bereitstellen dergestalt, daß der Käufer nur noch Besitz ergreifen muß. Das schließt Aussonderung oder jedenfalls genaue Bezeichnung (identification) ein sowie u. U. erforderliche Vorbereitungen wie Verpackung und Benachrichtigung des Käufers von der Bereitstellung. Bei eingelagerten Gütern kann, sofern nicht ohnehin Dokumente Auslieferungsanspruch oder -anweisung beinhalten, eine entsprechende Freigabeanordnung des Verkäufers erforderlich werden. Lieferung nach Art. 31 setzt vertragsentsprechende Ware voraus. Art. 19 I EKG verlangt für die „Lieferung" Leistung einer „vertragsgemäßen Sache". Abweichungen von der vertragsgemäßen Beschaffenheit peius oder aliud - können jedoch durch Rügeversäumung „geheilt" werden238. Das Ergebnis muß auch für das UN-Kaufrecht gelten. Der Sekretariatsbericht möchte freilich für Art. 31 (= Art. 29 UNCITRAL-Entwurf) zwischen Schlechtlieferung und Falschlieferung unterscheiden239. Diese Auslegung hätte die aus dem deutschen Recht bekannten mißlichen Folgen für Gefahrübergang und Rügeversäumung; sie ist deshalb abzulehnen240. Unabhängig von Ausmaß und Art der Abweichung von der vertragsmäßigen Beschaffenheit ist deshalb geliefert im Sinne von Art. 31, falls der Käufer nicht (rechtzeitig) rügt. b) Pflichten im Zusammenhang mit der Versendung, Art. 32 Beim Versendungskauf muß der Verkäufer die Versendung vornehmen und dazu die Verträge, die Beförderung in einer nach den Umständen angemessenen Weise und zu den für solche Beförderungen üblichen Bedingungen ermöglichen, schließen, Art. 32 II. O b der Verkäufer die Ware zu versichern hat, hängt vom Kaufvertrag ab; jedenfalls muß er dem Käufer auf dessen Verlangen241 alle verfugbaren Informationen geben, damit dieser selbst versichern kann, Art. 32 III. Falls die verkauften Güter bei Übergabe an den Transporteur nicht bereits durch Beförderungsdokumente, entsprechende Stempel oder Zeichen auf den Gütern bzw. ihrer Verpackung oder anders eindeutig gekennzeichnet und dem Kaufvertrag zugeordnet sind,
237
Vgl. die Stellungnahme der Delegation der UdSSR in A/Conf.97/C.l/SR.7, S. 8 sub
52. 238
239
V g l . DÖLLE/HUBER A r t . 19 R d z . 1 5 8 f .
Siehe Sekretariatsbericht 81 sub 3. Vgl. zunächst HUBER 483f. und unten VI 2 e (1) und (3), 2f (3) und VI 4. Diese Konsequenzen sind von den Bearbeitern des Sekretariatsberichts wohl nicht gesehen oder gar beabsichtigt worden. 241 U . U . kann jedoch aufgrund von Handelsbräuchen ein solches Verlangen überflüssig sein, so daß der Verkäufer auch ohne Aufforderung informieren muß, siehe Sekretariatsbericht 87 sub 6. 240
2. Verkäuferpflichten und -Verantwortung
55
muß der Verkäufer bei Aushändigung an einen Beförderer 242 in einer Versendungsanzeige diese Zuordnung durch genaue Bezeichnung der Güter vornehmen, Art. 32 I. Eine Verletzung dieser Verpflichtung verhindert zunächst den Gefahrübergang, Art. 67 II, kann aber darüber hinaus alle Rechtsbehelfe wegen Vertragsbruchs auslösen243. c) Lieferzeit, Art. 33 Die in Wien ohne weitere Diskussion angenommene Vorschrift unterscheidet drei Fälle: Erstens Vereinbarung eines bestimmten oder bestimmbaren Liefertermins, zweitens Vereinbarung einer Zeitspanne für die Lieferung und die Möglichkeit, daß innerhalb dieser Zeitspanne der Käufer den Liefertermin festlegen kann244, und drittens den Fall unterbliebener Regelung der Lieferzeit, in dem innerhalb angemessener Frist nach Vertragsschluß zu liefern ist. Vorzeitige Lieferung muß der Käufer nicht annehmen, Art. 51 I. N i m m t er sie jedoch entgegen, dann gilt das regelmäßig als vertragsgemäße Erfüllung. d) Aushändigung von Dokumenten, Art. 34 Für Ort, Zeit, Art und Weise der Aushändigung von Dokumenten, die auf die verkauften Güter bezogen sind, stellt Art. 34 S. 1 auf die Bestimmungen des Vertrages ab. Gebräuche sind zu beachten245. Bei vorzeitiger Übergabe der Dokumente darf der Verkäufer bis zum festgesetzten Zeitpunkt „Mängel" der Dokumente bereinigen, falls damit für den Käufer nicht unzumutbare Unzuträglichkeiten oder Aufwendungen verbunden sind, Art. 34 S. 2. Ersatzansprüche des Käufers, die aufgrund der Ausübung dieses Rechts des Verkäufers zur Bereinigung der Dokumente entstanden sind, bleiben unberührt, Art. 34 S. 3246. In der Sache geht es um die auch nach Art. 48 mögliche „Nachbesserung" von Dokumenten, deren
242 - wobei für die Einzelheiten der Vertrag und das A b k o m m e n maßgebend sind, siehe den klarstellenden Antrag Kanadas A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 1 0 1 . 243 Siehe Sekretariatsbericht 86 sub 3. 244 Die E i n r ä u m u n g einer Abrufmöglichkeit für den Käufer kann sich dabei auch aus den U m s t ä n d e n ergeben, etwa aus der - dem Verkäufer bekannten - Beschränkung der Lagerkapazität des Käufers, vgl. Sekretariatsbericht 88 f. sub 6. 245 Ein diesen Punkt klarstellender Vorschlag Jugoslawiens wurde zurückgezogen, da man die Maßgeblichkeit von Bräuchen für diesen Fall als durch Art. 9 sichergestellt sah, siehe A/ C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 4 , S. 3 sub 19ff. 246 Die Regelung geht auf einen kanadischen Antrag - A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 1 1 6 - zu Art. 35 U N C I T R A L - E n t w u r f (jetzt Art. 37) zurück; im Redaktionsausschuß w u r d e die Regelung dann in Art. 34 eingefugt. Sachlich war der kanadische Antrag k a u m umstritten; die Diskussion in Wien betraf vorwiegend Fragen der redaktionellen Fassung und Einordnung, siehe hierzu A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 4 , S. 6ff.
56
VI. Materielles
Kaufiecht
Inhalt nicht den gesetzlichen Vorschriften oder Parteivereinbarungen entspricht. Da Verletzung der Verpflichtung zur Aushändigung tauglicher Dokumente genauso wie die Lieferung nicht vertragsgemäßer Ware behandelt wird, muß dem Verkäufer jedenfalls bis zum Zeitpunkt der Fälligkeit seiner Verpflichtung die Möglichkeit zur Bereinigung eingeräumt werden247. e) Vertragsgemäße Beschaffenheit der Ware und Freiheit von Rechten Dritter, Artt. 35-44. Abschnitt II regelt die Voraussetzungen vertragsgemäßer Beschaffenheit der Ware und die Verantwortung des Verkäufers im Falle, daß diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden. Wie schon aus der Gliederung deutlich wird, gelten dabei grundsätzlich als Abweichungen von der vertragsgemäßen Beschaffenheit nicht nur „Mängel", sondern auch Quantitätsabweichungen (siehe Art. 35 I). Gesondert umschrieben ist die Verpflichtung zur Lieferung von Sachen, die frei von Ansprüchen dritter Personen aufgrund ihrer Rechte an der Ware (Art. 41) oder gewerblicher Schutzrechte (Art. 42) sind. Die dogmatische Kluft, die im deutschen Recht Sach- und Rechtsmängel trennt, ist also auch im Einheitskaufrecht nicht völlig eingeebnet worden248. (1)
Qualitäts-
und Quantitätsmängel,
Artt.
35-37
Entscheidend für die Frage, ob die Ware dem Vertrag entspricht, sind die Festlegungen im Vertrag. Für die Sacheigenschaften werden also nicht objektive Qualitätsstandards zugrunde gelegt, sondern die aufgrund der qualitativen Daten und Beschreibungen im Vertrag festgelegten Eigenschaften249. Gleiches gilt für die Verpackung, Art. 35 I Halbs. 2. Das EKG stellt in Art. 33 I (b) Falschlieferung der Lieferung mangelhafter Ware ausdrücklich gleich. Art. 35 UN-Kaufrecht enthält eine solche Klarstellung leider nicht mehr, doch muß als dem Vertrag nicht entsprechende 247 Zur fehlerhaften Urkunde nach EKG, insbesondere zum „unreinen" Konnossement siehe auch DÖLLE/HERBER Art. 51 Rdz. 4, 6. 248 Siehe Sekretariatsbericht 106 sub 7, 8. Eine weitergehende Einebnung ist im Verlauf der Beratungen verschiedentlich erwogen worden, vgl. UNCITRAL YB. 3 (1972) 90; 4 (1973) 50. Gleichstellung ist auch für die Rechtsfolgen trotz eines norwegischen Antrags - A/ Conf.97/C.l/L.77 - nicht mehr gelungen, bedeutet aber praktisch vor allem eine Beschränkung des Minderungsrechtes nach Art. 50 auf Beschaffenheitsabweichungen. 249 Vgl. die Diskussion zu dem russischen Antrag A/Conf.97/C.l/L.82 in A/Conf.97/C.l/ SR. 15, S. 7 f. über die Frage, ob durch eine andere Formulierung die entscheidende Bedeutung der vertraglichen Festlegungen noch unterstrichen werden sollte. Auch die Ablehnung des deutschen Antrags zu Art. 35 I (b) - A/Conf.97/C.l/L.73 - , der darauf zielte, Tauglichkeit zu einem speziellen Gebrauch nur dann als vertragsgemäße Beschaffenheit zu fordern, falls dieser spezielle Zweck im Vertrag festgehalten worden sei, darf nicht als Ablehnung des „subjektiven" Fehlerbegriffs gesehen werden, siehe die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.15, S. 8.
2. Verkäuferpflichten
und
-Verantwortung
57
Beschaffenheit („lack of conformity") auch die Lieferung eines „aliud" gesehen werden, wie krass auch immer die Abweichung sein mag250. Eine Herausnahme der Falschlieferung aus der Regelung nicht vertragsgemäßer Beschaffenheit und ihrer Folgen war mit der Änderung nicht beabsichtigt251. Vielmehr ist deutlich, daß der Fall der Falschlieferung als Abweichung von der „Beschreibung" („description") der Ware im Vertrag erfaßt bleiben sollte. Soweit die Parteien Eigenschaften und Verpackung nicht festlegen, gibt Art. 35 II die in den Buchstaben a-d im einzelnen umschriebenen Konkretisierungen. Danach kommt es zunächst auf den gewöhnlichen Gebrauch von Gütern der gleichen Beschreibung (a), sodann auf den speziellen Gebrauchszweck des Käufers an, sofern er diesen ausdrücklich oder implizit dem Käufer bei Vertragsschluß bekanntgegeben hat; eine Ausnahme wird für den Fall gemacht, daß der Käufer sich auf die Fähigkeiten und das Urteil des Verkäufers hinsichtlich der für den speziellen Gebrauch erforderlichen Eigenschaften nicht verlassen hat oder nicht verlassen konnte, Art. 35 II (b) Halbs. 2252. Im Ergebnis kann also ein Käufer Eigenschaften, die für einen speziellen Gebrauch erforderlich sind, nur erwarten, falls sie entweder ausdrücklich im Vertrag festgeschrieben worden sind (Art. 35 I), oder wenn er sich an einen Spezialisten oder Experten für Herstellung oder Beschaffung von Gütern mit derartigen Eigenschaften gewendet hat253. Schließlich werden Eigenschaften durch Proben oder Modelle festgelegt (c), die der Verkäufer dem Käufer überlassen oder zugänglich gemacht hat. Für die Eigenschaften der Verpackung wird darauf abgestellt, was üblich oder - hilfsweise254 - angemessen zur Bewahrung und zum Schutz der Güter ist (d). Abgelehnt wurde ein australischer Vorschlag, entsprechend Art. 33 II EKG geringfügige Abweichungen in Qualität und Quantität als unerheblich zu bewerten255.
250
251
Vgl.
HUBER 4 8 3 f.
Vgl. zur Entwicklung der Bestimmung U N C I T R A L YB. 4 (1973) 64 und 7 (1976) 91 und 106 f. 252 Zur Herkunft dieser Bestimmungen aus dem englischen Sale of Goods Act und dem amerikanischen U C C siehe H U B E R 480. 253 Vgl. auch die Würdigung von H U B E R 4 8 1 . Zwischen Art. 3 5 I und II (b) kann ein Konflikt dann enstehen, wenn der Käufer Güter mit bestimmten, von ihm festgelegten Eigenschaften geordert hat, die - für den Verkäufer erkennbar - für den speziellen Gebrauchszweck des Käufers untauglich sind. Der Sekretariatsbericht nimmt in einem solchen Fall eine Informationspflicht des Verkäufers aus Treu und Glauben an, S. 93 sub 9. 254 D . h . bei Fehlen von Standards üblicher Verpackung, siehe zur Diskussion dieser Erwägung A/Conf.97/C.l/SR.15, S. 9ff. 255 Siehe A/Conf.97/C.l/SR.15, S. 11 f. Damit war freilich der Grund für das wichtigste Argument gegen die generelle Beibehaltung der Möglichkeit einer Nachfristsetzung gelegt, daß auch bei ganz geringfügigen Mängeln durch Ablauf der Nachfrist aus einem unwesentlichen Vertragsbruch ein wesentlicher werden könne. Vgl. hierzu unten VI 2 f (3).
58
VI. Materielles
Kaufrecht
Rechtsbehelfe des Käufers scheiden aus, wenn er die Abweichungen kannte oder nicht übersehen haben konnte256. Entscheidender Zeitpunkt flir das Vorliegen der zur vertragsgemäßen Beschaffenheit erforderlichen Eigenschaften im Sinne von Art. 35 ist der Gefahrübergang, Art. 36 I257. Die Sachfrage, ob und wann darüber hinaus auch Gewähr dafür zu leisten ist, daß Eigenschaften für eine bestimmte Zeit von Dauer sind, war heftig umstritten. Während der U N C I T R A L Entwurf insoweit „ausdrückliche Garantien" für eine „specific" Zeit verlangte, lag der Konferenz ein pakistanischer Antrag vor258, auch „implied warranties" der Gebrauchstauglichkeit für eine „reasonable period as the case may be" anzunehmen 259 . Obwohl der pakistanische Antrag abgelehnt wurde, kam es aufgrund von Zusatzanträgen schließlich doch zu einer Streichung von „ausdrücklich" (Garantien), so daß jedenfalls eine stillschweigende Zusicherung, daß die Gebrauchstauglichkeit über den Zeitpunkt der Abnahme hinaus erhalten bleiben wird, möglich ist. O b die Ersetzung von „specific period" durch „a period of time" bedeuten soll, daß die Haltbarkeitszeit nun vom jeweils angerufenen Gericht (natürlich unter Berücksichtigung aller Umstände) zu bestimmen ist, oder ob insoweit eine Festlegung im Vertrag erforderlich bleibt, für deren Ermittlung freilich Art. 8 herangezogen werden darf, ist nicht eindeutig entschieden worden, so daß unterschiedliche Praktiken in der Anwendung des Art. 36 II nicht auszuschließen sind. Man war aber doch wohl überwiegend der Meinung, daß „a period of time" eine vertraglich bestimmte Zeit meine260. Art. 37 räumt dem Verkäufer das Recht ein, bis zum Lieferzeitpunkt Abweichungen der Ware vom Vertragsprogramm jedenfalls dann noch zu beheben, wenn er vorzeitig geliefert hat. Schäden oder Aufwendungen, die dem Käufer daraus entstanden sind, daß die Ware vertragswidrig zu früh angeliefert worden ist, bleiben von dieser Nachbesserungs- oder Nachlieferungsmöglichkeit ebenso unberührt wie Ansprüche wegen Schäden, die durch die Behebung der Abweichung entstanden sein mögen, Art. 37 S. 2. (Nur) wenn die Behebung dem Käufer unverhältnismäßige („unreasonable") Unannehmlichkeiten oder Kosten verursacht, kann der Käufer sie ablehnen und stattdessen Rechtsbehelfe wegen des in der Abweichung liegenden Vertragsbruchs geltend machen261. Nach dem Lieferzeitpunkt hat 256 Zur Kritik an der Beschränkung dieses Haftungsausschlusses auf die in Abs. 2 a-d genannten Fälle siehe HUBER 479 N. 113. 257 Die Beweislastfrage ist nicht entschieden worden. Die Stellungnahme des englischen Delegierten, daß diese Fragen den Gerichten überlassen bleiben könnten, fand keinen Widerspruch, siehe A/Conf.97/C.l/SR.21, S. 4 sub 12. 258 A/Conf.97/C. 1/L. 147. 259 Vgl. für die Einzelheiten der Diskussion, bei der sich eine Gruppierung von Ländern, die Industriegüter vor allem importieren, und solchen, die exportieren, bildete, A / C o n f . 9 7 / C . l / SR.15, S. 2ff. 260 Die Diskussion um den Begriff „bestimmte Zeit" war auch durch sprachliche Abstimmungsprobleme belastet, siehe A/Conf.97/C.l/SR.15, S. 5 ff. 261 Für Dokumente trifft Art. 34 S. 2 und 3 eine entsprechende Regelung, siehe oben VI 2 d.
2. Verkäuferpflichten
und
59
-Verantwortung
der Verkäufer dagegen nur aufgrund des Art. 48 die Möglichkeit, Abweichungen seiner Lieferung vom Pflichtenprogramm zu beheben. (2)
Untersuchung
und Rüge durch den Käufer,
Artt.
38-40,
44
Art. 38 normiert als „prefatory" (d. h. einleitende262) Bestimmung den Zeitpunkt für die erforderliche Untersuchung. Unsicher ist, ob die „kurze Frist" nach Abs. 1 auch bei Lieferung vor dem Fälligkeitszeitpunkt zu laufen beginnt263. Bei Beförderung der Sachen schiebt Art. 38 II den Untersuchungszeitpunkt bis zur Ankunft am Bestimmungsort auf. Schwierigkeiten hat auch noch in Wien - der Fall der nachträglichen Umleitung oder Weiterversendung der Sachen durch den Käufer — etwa aufgrund eines Weiterverkaufs — ereitet. Die schließlich für Art. 38 III gefundene Fassung soll sicherstellen, daß auch die Weiterleitung aufgrund eines Weiterverkaufs es gestattet, die Untersuchung bis zum Eintreffen am neuen Bestimmungsort aufzuschieben, so daß - z. B. - die Verpackung nicht etwa schon vorher geöffnet werden muß264. Weitere Voraussetzung fiir die Verschiebung der Untersuchung ist, daß der Verkäufer die Möglichkeit eines Umdirigierens oder einer Weiterversendung gekannt hat oder hätte kennen müssen, so daß er nicht verfrüht, d. h. im Hinblick auf den Zeitpunkt des Eintreffens beim Käufer, davon ausgehen kann, daß Untersuchung stattgefunden und keine Beanstandung ergeben hat. Leider sind für die Untersuchungsmodalitäten anders als nach Art. 38 IV EKG Recht und Gebräuche des Untersuchungsorts unerheblich265; die vom Sekretariatsbericht angeführte Berücksichtigung internationaler Bräuche kann hier vielfach nicht helfen. Allerdings wird man wohl häufig eine stillschweigende Vereinbarung oder entsprechende Gepflogenheiten der Parteien mit dem Ziel, lokale Untersuchungsbräuche maßgebend sein zu lassen - siehe Art. 9 1 - , annehmen können. Hat der Käufer Abweichungen von der Vertragsmäßigkeit entdeckt oder hätte er sie entdecken können, dann muß er innerhalb „angemessener" Frist Mängelanzeige erstatten. Zu rügen ist auch - jegliche - Falschlieferung266. Wie in EKG und HGB ist die Rüge nur absendebedürftig, Art. 27, muß allerdings mit einem den Umständen entsprechenden Kommunikations262
Siehe Sekretariatsbericht 99 sub 2. Davon geht der Sekretariatsbericht offenbar aus, siehe S. 97 N. 2 zu Art. 35. Das ist m. E. angreifbar, da der Verkäufer bis zum Fälligkeitsdatum eine Falschlieferung rückgängig machen darf, die bei der Untersuchung erforderliche Öffnung der Verpackung aber die Verwendbarkeit beeinträchtigen kann. Auch ist dem Käufer nicht zuzumuten, vor dem Lieferzeitpunkt bereits für die Untersuchung Vorsorge zu treffen. Bei Billigung der Ansicht des Sekretariatsberichts muß aber jedenfalls der vereinbarte Lieferzeitpunkt als ein für die Bemessung der kurzen Frist wichtiger „Umstand" gesehen werden. 264 Vgl. die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.16, S. 2 ff. 265 Vgl. die Kritik von H U B E R 482. 266 Hierzu oben VI 2 a. 263
60
VI. Materielles
Kaufrecht
mittel abgeschickt u n d generell zugangsfähig sein. Sie m u ß die gerügte A b w e i c h u n g der gelieferten Ware v o n der v e r t r a g s g e m ä ß e n Beschaffenheit spezifizieren, Art. 39 I. O b der M a n g e l a u f g r u n d der gebotenen U n t e r s u c h u n g entdeckt w o r d e n ist b z w . entdeckt w e r d e n k o n n t e oder als „ v e r b o r g e n e r " M a n g e l sich erst später herausstellt, ist unerheblich; gerügt w e r d e n m u ß in j e d e m Fall bei Kenntnis oder Erkennbarkeit. A u f unterbliebene U n t e r s u c h u n g u n d Mängelanzeige k a n n sich der Verkäufer nicht berufen, w e n n sie auf U m s t ä n d e n beruhen, die er kannte oder kennen m u ß t e u n d d e m K ä u f e r nicht offenbart hat, Art. 40. Die Vorschrift trifft nicht n u r Arglist des Verkäufers (wie § 3 7 7 V H G B ) , sondern auch g r o b e Fahrlässigkeit. D i e mitzuteilenden U m s t ä n d e sind nicht n u r die Eigenschaften der v e r k a u f t e n Ware selbst, sondern auch Gegebenheiten, die sie außerhalb des V e r a n t w o r t u n g s b e r e i c h s des Verkäufers beeinflussen oder verändern k ö n nen. D i e nach Art. 39 II E K G gebotene - zusätzliche - A u f f o r d e r u n g an den Verkäufer, seinerseits f ü r die U n t e r s u c h u n g Sorge zu tragen, enthält das U N - K a u f r e c h t nicht m e h r . Die Folgen der R ü g e v e r s ä u m u n g zu regeln, w a r eines der schwierigsten P r o b l e m e der K o n f e r e n z . Bereits in den V o r e n t w ü r f e n w a r m a n den W ü n s c h e n nach flexiblerer Ausgestaltung der R ü g e r e g e l u n g d a d u r c h e n t g e g e n g e k o m m e n , daß die in Art. 39 I 1 E K G f ü r die R ü g e n o r m i e r t e „ k u r z e " Frist d u r c h eine „reasonable" Frist ersetzt w o r d e n war. Streitig w a r e n d a n n in W i e n zwei P u n k t e des U N C I T R A L - E n t w u r f s : Verlust aller A n s p r ü c h e des Käufers bei R ü g e v e r s ä u m u n g u n d der absolute Ausschluß nach Ablauf v o n zwei J a h r e n u n a b h ä n g i g v o n der E r k e n n b a r k e i t der M ä n g e l . W ä h r e n d die Industrieländer sich in der Frage der Ausschlußfrist v o n zwei J a h r e n i m Ergebnis durchsetzen konnten 267 , erreichten die E n t wicklungsländer, daß innerhalb dieser Frist M i n d e r u n g u n d Schadenersatzansprüche (außer f ü r entgangenen Gewinn) 268 erhalten bleiben, sofern der Käufer f ü r das U n t e r b l e i b e n der Mängelanzeige eine „ v e r n ü n f t i g e " („reasonable") E n t s c h u l d i g u n g hat, Art. 44. Die D u r c h b r e c h u n g des A b w i c k lungsschutzes des Verkäufers d u r c h Art. 44 d ü r f t e eine erhebliche Belastung f ü r V e r k ä u f e r bedeuten, zumal der u n b e s t i m m t e Rechtsbegriff „vern ü n f t i g e E n t s c h u l d i g u n g f ü r das Unterlassen der Mängelanzeige" f ü r eine käuferfreundliche A u s l e g u n g o f f e n ist. Die Gefahr, daß Käufer zwei J a h r e lang M ä n g e l geltend m a c h e n k ö n n e n u n d Art. 44 als G r u n d l a g e etwa f ü r den Einbehalt v o n Restkaufpreisraten oder die I n a n s p r u c h n a h m e v o n
267
Die Front der Industrieländer zur Frage einer Ausschlußfrist bei Rügeversäumung war freilich nicht geschlossen. Frankreich und England machten Bedenken geltend für den Fall versteckter Mängel und einer Haftungsbelastung eines Importeurs aus Mängeln nach nationalem Recht, die länger dauern könne, vgl. A/Conf.97/C. 1/SR.21, S. 4ff. und den englischen Antrag A/Conf.97/C.l/L.137. 268 Praktisch dürfte es um den Minderwert der Ware und Aufwendungen, die durch die Beschaffenheitsmängel nutzlos geworden sind, gehen; ausgeschlossen bleiben Verluste aus verhinderter Nutzung (Betriebsausfall).
2. Verkäuferpflichten
und
-Verantwortung
61
Gewährleistungssicherheiten (Bürgschaften oder Garantien, auf erstes A n f o r d e r n zu zahlen) nutzen, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite war eine Verbesserung der Stellung des Käufers, der U n t e r s u c h u n g und Rüge versäumt hat, für eine ganze Reihe von Ländern unabdingbare Voraussetzung für eine Billigung des Einheitskaufrechts 269 . Unsicher ist, ob Art. 44 eine abschließende Regelung darstellt oder durch allgemeine Regeln überlagert werden kann. Hat der Käufer z. B. für seine Versäumnis rechtzeitiger Untersuchung und (oder) Rüge eine „vernünftige Entschuldigung", dann bleibt zu klären, ob sein Schadenersatzanspruch nach Art. 77 gemindert oder seinem Minderungsverlangen Art. 80 mit der B e g r ü n d u n g entgegengesetzt werden kann, bei rechtzeitiger Anzeige hätte der Verkäufer noch Gelegenheit zur Nacherfüllung gehabt. Z w a r wird bei Art. 77 Anzeige als „unter den U m s t ä n d e n angemessene M a ß n a h m e " nicht verlangt werden können, wenn eine „vernünftige E n t schuldigung" i m Sinne von Art. 44 gegeben ist, doch kann die Versäumung der Untersuchung (die nicht auf der Grundlage von Art. 44 entschuldigt werden kann) zu einer Vergrößerung des Schadens gefuhrt haben 270 . U n d d e m Verkäufer könnte der auf Art. 80 gestützte Gegeneinwand bleiben, bei rechtzeitiger Untersuchung und R ü g e wäre ihm vollständige Nacherfüllung möglich gewesen. Schließlich könnte auch an eigene Schadenersatzansprüche des Verkäufers gedacht werden 271 . Weitergehende und von Rügeversäumung unberührt bleibende Rechtsbehelfe wegen Beschaffenheitsmängeln nach nationalem Recht - etwa Irrtumsanfechtung oder Deliktsansprüche auf den Minderwert der Ware -
269
I n f o r m a t i v zu d e n G r ü n d e n f ü r die A b l e h n u n g eines R ü g e e r f o r d e r n i s s e s d u r c h die E n t w i c k l u n g s l ä n d e r DATE-BAH 4 7 f f . ; f e r n e r die a u f g r u n d des A n t r a g s G h a n a s ( A / C o n f . 9 7 / C . 1 / L . 1 2 4 ) i m e r s t e n A u s s c h u ß g e f ü h r t e D i s k u s s i o n , A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 1 6 , S. 6 f f . ; f e r n e r d e r V o r s c h l a g einer A r b e i t s g r u p p e A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 0 4 u n d die D i s k u s s i o n d a r ü b e r in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 1 , S. 2 f f . 270 V g l . e t w a das d e m d e u t s c h e n „ S c h w i m m e r s c h a l t e r f a l l " B G H 24. 11. 1976, B G H Z 67, 359 e n t s p r e c h e n d e Beispiel des englischen D e l e g i e r t e n in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 1 , S. 4 s u b 12. 271 D a die U b e r s c h n e i d u n g s p r o b l e m e d u r c h die Gesetzesverfasser n i c h t g e s e h e n u n d e n t schieden w o r d e n sind, d ü r f t e die rechtspolitische F r a g e lauten, o b der in W i e n g e f u n d e n e K o m p r o m i ß t r a g f ä h i g u n d p r a k t i k a b e l ist o d e r o b d u r c h ein allzu g r o ß z ü g i g e s V e r s t ä n d n i s der „ v e r n ü n f t i g e n E n t s c h u l d i g u n g " das R ü g e e r f o r d e r n i s p r a k t i s c h e n t w e r t e t w i r d . I m letzter e n Falle sollte z u g u n s t e n v o n V e r k ä u f e r n d u r c h eine k o n k u r r i e r e n d e G e l t u n g der A r t t . 77, 80 k o r r i g i e r t w e r d e n . G e g e n die hier v e r t r e t e n e I n t e r p r e t a t i o n s m ö g l i c h k e i t k ö n n t e allerdings s p r e c h e n , d a ß A r t . 44 a u f einen K o m p r o m i ß v o r s c h l a g einer A r b e i t s g r u p p e z u r ü c k g e h t , der a u s d r ü c k l i c h eine A u f r e c h n u n g s m ö g l i c h k e i t des V e r k ä u f e r s m i t V e r l u s t e n a u f g r u n d v e r s p ä t e ter A n z e i g e d u r c h d e n K ä u f e r v o r g e s e h e n h a t t e ( A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 0 4 ) . D i e s e A u f r e c h n u n g s m ö g l i c h k e i t verfiel j e d o c h der A b l e h n u n g . In d e n G e s p r ä c h e n n a c h der A b s t i m m u n g ließen freilich D e l e g i e r t e , die f ü r d e n W e g f a l l dieser A u f r e c h n u n g s m ö g l i c h k e i t g e s t i m m t h a t t e n , e r k e n n e n , d a ß sie d a v o n a u s g e g a n g e n seien, d a ß S c h a d e n e r s a t z a n s p r ü c h e des V e r k ä u fers w e g e n B r u c h e s einer Verpflichtung des K ä u f e r s zur rechtzeitigen U n t e r s u c h u n g u n d R ü g e u n b e r ü h r t bleiben. I m ü b r i g e n ist die d o g m a t i s c h e Frage, o b U n t e r s u c h u n g u n d R ü g e (nur) O b l i e g e n h e i t o d e r a u c h Pflicht des K ä u f e r s sind, n i c h t v e r t i e f t w o r d e n .
62
VI.
Materielles
Kaufrecht
sind nach Sinn und Z w e c k eines Einheitlichen Kaufgesetzes ausgeschlossen 272 . Die Ausschlußfrist beginnt mit Aushändigung der Ware an den Käufer zu laufen. Fraglich ist, was im Falle eines Weiterverkaufs und Direktlieferung an den Endabnehmer des Käufers gilt. M a n ist jedoch davon ausgegangen, daß bei Weiterlieferung an einen Dritten die Aushändigung an diesen entscheidend sei273. Die Regelung der Artt. 38, 39 und 44 ist abdingbar. So sieht Art. 39 II Halbs. 2 die Möglichkeit der Verlängerung der zweijährigen Ausschlußfrist durch eine vertragliche Garantiezeit vor. Aber auch für Untersuchung und Mängelanzeige kann der Vertrag spezielle Bestimmungen enthalten, so, w e n n für die Untersuchung einer Maschine Probeläufe in Gegenwart des Verkäufers verlangt werden, vertragsgemäße Beschaffenheit oder Abweichungen in einem von beiden Seiten unterzeichneten Protokoll festgehalten werden müssen etc. Eine Regelung der Verjährung enthält das A b k o m m e n nicht. Insoweit bleibt es bei der Maßgeblichkeit nationalen Rechts 274 . Das U N C I T R A L Verjährungsabkommen 2 7 5 ist durch ein auf der Wiener Konferenz als Annex II z u m Kaufrechtsübereinkommen beschlossenes Protokoll zur Änderung des Verjährungsübereinkommens an das U N - K a u f r e c h t und seinen Geltungsbereich angepaßt worden. Inkraftsetzen und Geltung dieses Ubereink o m m e n s w ü r d e n die Kaufrechtsvereinheitlichung abrunden. (3) Rechtsmängel und Beeinträchtigung durch gewerbliche Schutzrechte oder Urheberrechte, Artt. 41-43 (a) Rechte Dritter. - Lieferung von Sachen, die mit Rechten Dritter belastet sind, ist Verletzung der Verkäuferpflicht, sofern nicht Lieferung belasteter Sachen vereinbart war, Art. 41. Anders als bei Abweichungen der Beschaffenheit v o m vertraglich Vereinbarten entlastet den Verkäufer nicht schon Kenntnis des Käufers, sondern nur ein - auch konkludent erklärtes Einverständnis 276 .
272
Vgl. unten VI 2 f. Siehe A/Conf.97/C.l/SR.21, S. 9f.; dort auch zu weiteren Überlegungen zur Bedeutung von „Übergabe". '274 Bedenken habe ich gegen die Ansicht HUBERS 483, bei Anwendbarkeit deutscher interner Verjährungsregeln gelte für Ansprüche des Käufers §195 BGB, nicht aber §477: Daß die Ausschlußfrist von 2 Jahren bei Rügeversäumung als Verkäuferschutz nicht ausreicht und daneben kurze Verjährungsfristen sinnvoll bleiben, zeigt Art. 49 I EKG. Auch wenn rechtzeitig gerügt worden ist, sollte der Käufer nicht 30 Jahre Zeit haben, sich zu entscheiden. 275 Hierzu LANDFERMANN, RabelsZ 39 (1975) 253ff.; Abkommenstext ebd. 342ff. und dazu unten VIII. 276 Siehe Sekretariatsbericht 104 sub 2; ähnlich schon Art. 52 I 1 EKG, für den allerdings „Einwilligung" bereits in der Entgegennahme der Sache in positiver Kenntnis der Drittberechtigung gesehen wird, vgl. DÖLLE/NEUMAYER Art. 52 Rdz. 12. Vorausgesetzt ist nach UN-Kaufrecht wohl Einverständnis bei Vertragsschluß. Man wird aber eine stillschweigende 273
2. Verkäuferpßichtert
und
-Verantwortung
63
Wie schon in Art. 52 EKG reicht es aus, daß ein Dritter ein solches Recht beansprucht 277 ; die Abwehr entsprechender Ansprüche ist Sache des Verkäufers. Auf die Rechtsnatur der Ansprüche kommt es nicht an; auch schuldrechtliche Ansprüche können unter Art. 41 fallen. Entscheidend ist entsprechend dem Grundgedanken für die Verpflichtungen des Verkäufers, ob Gebrauch und Verwendung der Sache durch den Käufer aufgrund der Ansprüche Dritter beeinträchtigt oder gestört werden können278. O b solche Ansprüche bestehen, entscheidet das anwendbare nationale Recht. Dagegen fallen öffentlichrechtliche Einschränkungen der Nutzbarkeit, etwa aufgrund nationaler Schutzvorschriften zugunsten von Arbeitnehmern oder Verbrauchern, von Umweltschutzgesetzen usw., nicht unter Art. 41, sondern unter Art. 35279. Hoheitliche Beschlagnahme vor Lieferung verletzt die Lieferpflicht aus Art. 30. Verkauf einer fremden Sache fällt stets unter Art. 41. Der Kaufvertrag ist gültig. Obwohl eine klarstellende Vorschrift wie Art. 53 EKG fehlt, bleiben Ansprüche und Rechtsfolgen nationaler Rechtsordnungen außer Betracht280. Insbesondere greifen nationale Nichtigkeitsregeln wie Art. 1599 Code civil nicht über Art. 4 (a) ein. Wie bei Beschaffenheitsabweichungen muß der Käufer auch bei Rechtsmängeln innerhalb vernünftiger Frist ab Kenntnis oder Kennenmüssen rügen und dabei Rechte oder Ansprüche, die hinsichtlich der Sache geltend gemacht worden sind, näher benennen, Art. 43 I. Eine Ausschlußfrist wie für die Mängelrüge in Art. 39 II gibt es für die Rechtsmängelanzeige nicht, so daß der Verkäufer an sich für die Dauer der maßgebenden Verjährungsfrist mit Ansprüchen wegen „Rechtsmängeln" rechnen muß. Darüber hinaus gilt in Fällen, in denen der Käufer eine „vernünftige Entschuldigung" für das Unterbleiben der Anzeige hat, wie für Sachmängel die in Art. 44 geregelte Ausnahme, die hier freilich nur Schadensersatzansprüche beläßt281. Der Verkäufer kann sich schließlich auf Anzeigeversäumung dann nicht berufen, wenn er
Vereinbarung auch noch nachträglich und damit in Abänderung des Vertrages, etwa durch billigende Entgegennahme in Kenntnis des Rechtsmangels, zulassen dürfen, sofern nicht Formerfordernisse bestehen. 277 Vgl. Sekretariatsbericht 105 sub 3, 4; zu den UNCITRAL-Beratungen dieses Punktes YB. 1 (1970) 173, 3 (1972) 90. Nicht jede „frivole" oder gar schikanöse Anspruchserhebung dürfte ausreichen, sondern nur substantiiert begründete Rechte. Z u m EKG vgl. DÖLLE/ NEUMAYER A r t . 5 2 R d z . 17. 278
Der Sekretariatsbericht - S. 105 sub 5 - spricht zwar nur von Ansprüchen „relating to property", doch darf deshalb nicht auf der Verständnisgrundlage des deutschen Rechts als „dingliche Ansprüche" übersetzt und qualifiziert werden, ebenso HUBER 501. 279 Siehe Sekretariatsbericht 105 sub 5; zu den UNCITRAL-Beratungen siehe YB. 3 (1972) 68, 90. 280 Eindeutig Sekretariatsbericht 105 sub 5; zu den Gründen der Streichung von Art. 53 EKG siehe U N C I T R A L YB. 4 (1973) 44, 73. 281 Minderung ist nach Art. 50 bei Rechtsmängeln nicht gegeben. Auf der Wiener Konferenz ist dieser Punkt allerdings nicht ausdrücklich entschieden worden, siehe zunächst A/ Conf.97/C. 1 /SR.23, S. 9f.
64
VI. Materielles
Kaufrecht
Kenntnis über den Rechtsmangel und die Art des geltend gemachten Rechts bzw. Anspruchs hatte, Art. 43 II282. (b) Gewerbliche
Schutzrechte
und Urheberrechte Dritter. - D i e n a c h B G B
und EKG einfach als Rechtsmängel behandelten Beeinträchtigungen der Gebrauchs- und Verwendungsmöglichkeit gekaufter Sachen aufgrund von gewerblichen Schutzrechten Dritter oder Urheberrechten sind in Art. 42 gesondert geordnet worden. Zwar lehnt sich diese Regelung im Erfordernis einer Anzeige und hinsichtlich des Verlusts von Ansprüchen bei unterbliebener Anzeige - Art. 43 I - an die Rechtsmängelhaftung an und regelt auch die Ausnahmen - Kenntnis des Verkäufers, Art. 43 II, und „vernünftige Entschuldigung" für das Unterbleiben der Anzeige, Art. 44 - entsprechend. Gleichwohl läßt die Sonderregelung erkennen, daß es sich insoweit u m eine besondere Kategorie der nicht richtigen Erfüllung handelt, die Abweichungen von der vertragsgemäßen Beschaffenheit näher steht als echten Rechtsmängeln 283 . Ähnlich wie für die Verpflichtungen des Verkäufers hinsichtlich der Sachbeschaffenheit der verkauften Ware kommt es nämlich grundsätzlich darauf an, wo und wie sie nach dem Vertrag zu verwenden oder einzusetzen ist. Es wird nicht Freiheit von Ansprüchen aufgrund gewerblicher Schutzrechte oder Urheberrechte in der ganzen Welt geschuldet, sondern nur in solchen Ländern, in denen die Ware bestimmungsgemäß verwendet werden soll. Das ist mangels spezieller Verwendungsabsichten das Land, in dem der Käufer seine Niederlassung hat, Art. 42 I (b), denn dort können - z. B. - Patentansprüche die Benutzung einer Maschine ebenso hindern wie Funktionsmängel. Falls die Ware jedoch in einem anderen Staat als dem, in dem der Käufer seine Niederlassung hat, weiterverkauft oder anders genutzt wird und diese Verwendung in einem (oder mehreren) Drittstaaten von den Parteien bei Vertragsschluß vorausgesehen worden war, kann die Verwendbarkeit auch dort durch Ansprüche aufgrund der Rechtsordnungen dieser Staaten beeinträchtigt werden, Art. 42 I (a). Der Verkäufer hat also für die Freiheit von gewerblichen Schutzrechten und Urheberrechten nur in Ländern einzustehen, in denen die Ware bestimmungsgemäß verwendet (d. h. weiterverkauft oder gebraucht) werden soll, und falls dieses Verwendungsland bei Vertragsschluß berücksichtigt („contemplated") worden ist. Ist eine solche Verwendung in einem Drittland nicht in Erwägung gezogen worden, kommt es hilfsweise auf das Land an, in dem der Käufer seine Niederlassung hat. Darüber hinaus aber wird der Verkäufer auch noch dadurch geschützt, 282
Die in Wien eingeführte Regelung geht auf einen deutschen Antrag - A / C o n f . 9 7 / C . l / L.129 - zurück, der den Bedenken H U B E R S (S. 502) Rechnung tragen sollte. 283 Auf der Wiener Konferenz war deshalb auch Vorstößen, die Vorschriften über Freiheit von Rechtsmängeln und von gewerblichen Schutzrechten bzw. Ansprüchen aufgrund geistigen Eigentums in einer Vorschrift zusammenzufassen, kein Erfolg beschieden, siehe A/ Conf. 97/C. 1 /SR. 17, S. 3 ff.
2. Verkäuferpßichten
und
-Verantwortung
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daß er nur einzustehen hat, wenn er im Zeitpunkt des Vertragsschlusses diese Rechte kannte oder nicht übersehen haben konnte. Er hat - mit anderen Worten - sich zwar über mögliche gewerbliche Schutzrechte oder Urheberrechte Dritter hinsichtlich der verkauften Sache zu informieren 284 , aber nur für bestimmte Länder. Der Verkäufer hat die beschriebene Verpflichtung nicht, wenn der Käufer bei Vertragsschluß das fragliche Recht oder den entsprechenden Anspruch kannte oder kennen mußte, Art. 42 II (a), oder der Verkäufer technische Zeichnungen, Entwürfe, Formeln oder sonstige Unterlagen, die der Käufer selbst beschafft hat, befolgt hat, Art. 42 II (b). Der Käufer verliert schließlich seine Ansprüche wegen solcher „Belastungen", falls er nicht innerhalb vernünftiger Frist ab Kenntnis oder Kennenmüssen rügt; freilich gibt es auch hier wie bei den Rechtsmängeln keine Ausschlußfrist 285 . Der Verkäufer kann sich auf unterbliebene Rüge nicht berufen, wenn er das in Frage stehende Schutzrecht und seine Natur kannte, Art. 43 II286. Schließlich bleiben dem Käufer bei unterbliebener Rüge Schadenersatzansprüche erhalten (außer auf entgangenen Gewinn), falls er für diese Unterlassung eine „vernünftige Entschuldigung" hat, Art. 44. f) Ansprüche des Käufers bei Vertragsverletzungen des Verkäufers, Artt. 45-52 Das UN-Kaufrecht hat die Rechtsbehelfe der Parteien jeweils in einem Abschnitt zusammengefaßt und nicht - wie noch das EKG - im Anschluß an einzelne Vertragsbrucharten geregelt. Freilich ist die Konsolidierung der Rechtsbehelfe als Folge eines einheitlichen Konzepts „Vertragsbruch" nicht völlig gelungen, da für einzelne Erscheinungsformen des Vertragsbruchs durch den Verkäufer doch wieder singuläre Rechtsfolgenregelungen gelten. Auch gehört die im Kapitel V in Art. 73 geregelte Störung von Sukzessivlieferungsverträgen sachlich in den hier behandelten Abschnitt. Art. 45 enthält zunächst einen Überblick über die bei Vertragsstörungen dem Käufer zustehenden Rechtsbehelfe Erfüllungsanspruch, Aufhebungs284 Strenger HUBER 503: Der Verkäufer haftet im Ergebnis nur im Falle arglistigen Verschweigens von gewerblichen Schutzrechten und Urheberrechten. Das dürfte zu eng sein. Der Sekretariatsbericht 109 sub 6 nimmt vorwerfbare Unkenntnis stets bei publizierten Schutzrechten an; siehe auch sub 4. 285 Ein Antrag der D D R - A/Conf.97/C.l/L.134 auch in diesen Fällen eine 2jährige Ausschlußfrist einzuführen, fand leider keine Mehrheit. Aufgrund der subjektiven Haftungsvoraussetzungen (Kenntnis oder naheliegende Kenntnismöglichkeit) und Entbehrlichkeit der Rüge bei Kenntnis des Verkäufers - A r t . 43 II - bleibt Rüge freilich nur noch im Falle erforderlich, in dem der Verkäufer über derartige Schutzrechte nicht in Unkenntnis sein konnte. Eine zusätzliche Ausschlußfrist für versäumte Rügen erschien in diesen Fällen als entbehrlich. 286 Für Sachmängel vgl. Art. 40, für Rechtsmängel Art. 43 II.
66
VI. Materielles
Kaufrecht
recht, Schadenersatz und Minderung 287 . Sie beziehen sich auf alle Pflichten des Verkäufers, insbesondere auch auf solche hinsichtlich der Dokumente288. Kumulierung eines Schadenersatzanspruchs mit anderen Rechtsbehelfen sieht Art. 45 II ausdrücklich vor. Nationale Rechtsregeln, die staatlichen Gerichten oder Schiedsgerichten die Befugnis geben, dem Vertragsbrüchigen Verkäufer zusätzliche Fristen für die Erfüllung einzuräumen, bevor der Käufer seine Rechtsbehelfe durchsetzen kann, werden durch Art. 45 III ausdrücklich ausgeschlossen, da derartige Gnadenfristen im internationalen Handel unangemessen sind und das richterliche Ermessen bei ihrer Anwendung zur Bevorzugung einheimischer Parteien fuhren könnte289. Andererseits bleiben auch dem Käufer günstige nationale Regeln, etwa Vorschriften über zusätzliche Rechtsbehelfe, ausgeschlossen. Ein niederländischer Vorschlag290, im Falle einer Rügeversäumung auch nationale Rechtsbehelfe wie Irrtumsanfechtung abzuschneiden, fand zwar keine Mehrheit. Es war jedoch nur eine Gegenstimme daraufgestützt, daß insoweit eine vom Anwendungsbereich des Abkommens ausgeschlossene Gültigkeitsfrage berührt sei291. Andere gingen dagegen gerade davon aus, daß in diesen Fällen nationales Recht überhaupt nicht anwendbar sei292. Man darf deshalb die Ablehnung des holländischen Vorschlags nicht so verstehen, daß damit generell nationale Rechtsvorschriften, die bei Beschaffenheitsabweichungen Nichtigkeit anordnen oder Anfechtbarkeit zulassen, über Art. 4 (a) anwendbar bleiben. Damit würde die angestrebte Vereinheitlichung der Voraussetzungen und Folgen eines Vertragsbruchs durch Lieferung nicht vertragsgemäßer Ware aufs schwerste gefährdet. (1) Erfiillungsansprüche,
Artt.
46, 47
Der Käufer kann Erfüllung verlangen, sofern er sich nicht für einen Rechtsbehelf entschieden hat, der Erfüllung ausschließt, Art. 46 I, oder seine Rechte durch Rügeversäumung verloren hat. Erfüllung ist ausgeschlossen, wenn der Käufer Vertragsauflösung erklärt hat, aber auch bei Minderung, falls er an sich wegen der nicht vertragsgemäßen Beschaffenheit Nachbesserung oder Nachlieferung verlangen könnte. Der Erfüllungsanspruch kann jedoch u. U. aufgrund des Art. 28 nicht gerichtlich durchgesetzt werden293. Bei Qualitäts- oder Quantitätsabweichungen kann 287
Geltendmachung des Erfiillungsanspruchs wird dabei deutlich als Sanktion für Nichterfüllung einer Vertragspflicht gesehen, vgl. die entsprechende Sicht zum Erflillungsanspruch i m E K G bei DÖLLE/HUBER A r t . 24 R d z . 6 s o w i e HUBER, in: F e s t s c h r i f t v o n (1978) 8 3 7 f f . , 8 4 7 f f . 288
Caemmerer
Einer Vorschrift wie Art. 51 EKG bedurfte es deshalb nicht. Sekretariatsbericht 116 sub 5. 290 A/Conf.97/C. 1/L. 175. 291 A/Conf.97/C. 1 /SR.24, S. 3 sub 7 (Ghana). 292 A/Conf.97/C.l/SR.24, S. 3 sub 10 (Griechenland). 293 Siehe oben III 6. - Dagegen rechtfertigt Art. 28 nicht die Ablehnung eines Nachbesserungsanspruchs, weil ein solcher als spezieller Rechtsbehelf nationalem Recht unbekannt ist. 289
2. Verkäuferpflichten
und
-Verantwortung
67
grundsätzlich Nacherfüllung (durch Nachbesserung oder Nachlieferung) verlangt werden, sofern unter Berücksichtigung aller U m s t ä n d e ein solches Verlangen nicht „unreasonable" ist, Art. 46 III l294. W o Nachbesser u n g i m konkreten Fall „unreasonable", d. h. wohl unverhältnismäßig aufwendig für den Verkäufer ist, bleibt der Käufer auf Schadenersatzansprüche oder M i n d e r u n g verwiesen 295 . Weitere Voraussetzung für den Nachbesserungsanspruch ist eine Anzeige, die entweder mit der Mängelrüge oder in „vernünftiger" Frist danach gegeben werden muß, Art. 46 III 2. Für den Anspruch auf Ersatzlieferung bei Beschaffenheitsmängeln ist dagegen die Schwelle, daß die Schlechtlieferung einen „wesentlichen Vertragsbruch" darstellen muß, erhalten geblieben, Art. 46 II296. Das weicht von § 480 B G B ebenso ab wie von Art. 42 I (c) E K G . Scheidet - wie bei Rohstoffen oder anderen Gattungswaren häufig - Nachbesserung nach Art. 46 III aus, dann bedeutet dies, daß der Käufer die nicht vertragsgemäße Ware behalten und sich mit Schadenersatz oder M i n d e r u n g zufriedengeben m u ß , sofern ihre Abweichung nicht einen wesentlichen Vertragsbruch darstellt. Ein Antrag der Bundesrepublik, den Ersatzlieferungsanspruch zu erleichtern, blieb erfolglos 297 , wobei wohl der Gedanke ausschlaggebend war, daß Ersatzlieferung fast immer Rücktransport der mangelhaften Ware erfordert und deshalb praktisch für den Verkäufer ähnlich gravierend wie Vertragsauflösung wirkt 298 . Die Unterscheidung zwischen „wesentlicher" und „unwesentlicher" Vertragsverletzung durch Lieferung nicht vertragsgemäßer Ware wird damit für die Wahl der dem Käufer zustehenden Rechtsbehelfe entscheidend. Seine Situation wird zusätzlich dadurch erschwert, daß er nicht durch Nachfristsetzung Klarheit darüber erlangen kann, ob die Schlechterfiillung als wesentlicher Vertragsbruch gilt299. A u f g r u n d der Definition in Art. 25 wird die durch den Vertrag geregelte Beschaffenheitserwartung 294 Die Ergänzung geht auf einen gemeinsamen Antrag Finnlands, der Bundesrepublik, Norwegens und Schwedens zurück, A/Conf.97/C.l/L.199. Der Anspruch auf Nachbesserung schließt dabei die Lieferung der erforderlichen Ersatzteile ein. Die einschränkende Voraussetzung, daß Nachbesserung unter den gegebenen Umständen „reasonable" sein muß, gilt nicht fiir die Nachlieferung bei Quantitätsmängeln. 295 Z u m Teil wurde freilich der Nachbesserungsanspruch nur in Fällen versagt, in denen technische Schwierigkeiten der Reparatur entgegenstehen würden, nicht dagegen aus Kostengründen, siehe die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.19, S. 3f. Die endgültige Fassung, die alle Umstände zu berücksichtigen erlaubt, bezieht sich jedoch auch auf Kosten und entspricht insoweit §633 II 2 BGB. 296 Vgl. schon Art. 42 II U N C I T R A L - E n t w u r f . Voraussetzung ist - wie für Auflösung grundsätzlich, daß der Käufer die bereits gelieferte Ware zurückgeben kann, siehe Art. 82 und dazu unten VI 10 a. 297 Siehe A/Conf.97/C.l/SR.19, S. 6 sub 47. 298 Vgl. die französische Stellungnahme A/Conf.97/C.l/SR.19, S. 8 sub 53. Zur Ähnlichkeit mit der Vertragsauflösung vgl. auch Art. 82. 299 Vgl. zunächst Art. 49 I (b) und hierzu unten VI 2 f (3).
6
Beiträge 46 Schlechtriem
68
VI. Materielles
Kaufiecht
des Käufers damit nicht nur wichtig für die Frage, ob überhaupt eine Beschaffenheitsabweichung i m Sinne von Art. 35 vorliegt, sondern auch dafür, welches Gewicht ihr z u k o m m t . Nicht allein der objektive Schaden, der dem Käufer aus d e m Mangel entsteht oder entstehen kann, ist hierfür maßgebend, sondern vor allem, ob nach den vertraglichen Vereinbarungen gerade dieses Mangelrisiko als so schwerwiegend bewertet w o r d e n ist, daß seine Realisierung das Interesse des Käufers an der Vertragsdurchführung mit dieser Ware (erkennbar) entfallen läßt. Hat der Käufer beispielsweise unmißverständlich auf tropenfeste Transistoren Wert gelegt, dann ist ein wesentlicher Vertragsbruch und damit ein Nachlieferungsanspruch auch dann gegeben, w e n n der Käufer die nicht vertragsgemäßen Transistoren ohne große Verluste anders verwenden könnte. Der Käufer kann jederzeit eine Nachfrist setzen und damit dem Verkäufer Gelegenheit geben, Vertragswidrigkeiten zu beheben, Art. 47 I. Eine solche Nachfrist hat freilich regelmäßig nur die Bedeutung, die Rechtsbehelfe des Käufers für die Dauer des Fristablaufs einzuschränken, es sei denn, der Verkäufer hat bereits erklärt, daß er auch in der so gesetzten Frist nicht (richtig) erfüllen werde, Art. 47 II. Lediglich der Anspruch auf den während dieser Frist entstehenden Verzugsschaden bleibt d e m Käufer in j e d e m Falle erhalten, Art. 47 II 2. Weitergehende Bedeutung hat die Nachfristsetzung entsprechend §326 I 1 B G B nur, w e n n der Verkäufer überhaupt nicht (d. h. nichts) geliefert hat: Nach Ablauf dieser zusätzlichen (und vernünftig bemessenen) Frist oder bei bereits erfolgter Erfüllungsverweigerung des Verkäufers kann der Käufer den Vertrag aufheben, Art. 49 I (b)300. Natürlich kann der Verzug des Schuldners während der Nachfrist seine Säumnis z u m wesentlichen Vertragsbruch machen, doch ist dies Folge des Zeitablaufs und nicht der Nachfristsetzung 301 . (2) Nacherjullungsrecht des Verkäufers, Art. 48 („zweite Andienung") Solange der Käufer den Vertrag nicht wirksam aufgelöst hat, kann der Verkäufer grundsätzlich auch noch nach dem Lieferzeitpunkt „nacherfüllen", also liefern, Beschaffenheitsmängel ausbessern, Ersatzteile o d e r - w ä r e stellen. Allerdings darf er sich nicht „unreasonable" (unverhältnismäßig lange) Zeit lassen und d e m Käufer weder unzumutbare Unannehmlichkeiten machen noch ihn in Ungewißheit über den Ersatz von A u f w e n d u n g e n lassen, die der Käufer vorgestreckt hat, Art. 48 I. Ansprüche wegen Verzugsschäden des Käufers bleiben unberührt, auch w e n n der Verkäufer durch Nacherfüllung seinen Pflichten schließlich vollständig n a c h k o m m t , Art. 48 I 2. Ü b e r die nach Art. 48 11 gegebene Möglichkeit der Nacherfüllung hinaus, die theoretisch durch eine Vertragsaufhebung des Käufers zerstört werden kann, gibt Art. 48 II d e m Verkäufer die Möglichkeit, sich 300
V g l . u n t e n V I 2 f (3).
301
V g l . j e d o c h B E I N E R T 89.
2. Verkäuferpflichten und -Verantwortung
69
Gewißheit darüber zu verschaffen, ob eine Nacherfüllung noch zum Ziel führt: Er kann durch eine (zugangsbedürftige) Aufforderung und Mitteilung einer Frist für die beabsichtigte Nacherfüllung den Käufer zu der Entscheidung zwingen, ob dieser sie annehmen will oder nicht. Schweigt der Käufer, dann ist er für die Laufzeit der vom Verkäufer angekündigten Nacherfüllungsfrist gehindert, Rechtsbehelfe geltend zu machen, die mit der Erfüllung unvereinbar sind, Art. 48 II, III. Die Regelung des Art. 48 war in Wien umstritten. Von Seiten der Bundesrepublik wurde vor allem bemängelt, daß die Nacherfüllungsmöglichkeit für den Verkäufer durch ein Aufhebungsrecht des Käufers gefährdet sei; dem Verkäufer müsse jedoch das Recht der zweiten Andienung stets gesichert bleiben302. Freilich dürfte auch die vorliegende Fassung dem Verkäufer regelmäßig das Recht zur Nacherfullung belassen, sofern nicht bereits die für die Nacherfüllung erforderliche Lieferfristüberschreitung einen „wesentlichen Vertragsbruch" darstellt. Denn wo die Fristüberschreitung allein noch keinen wesentlichen Vertragsbruch bedeutet, wo es mit anderen Worten dem Käufer auf einen bestimmten Termin nicht entscheidend ankommt, wird regelmäßig die Möglichkeit der Behebung einer Vertragswidrigkeit durch Nacherfüllung innerhalb angemessener Fristen ausschließen, daß die Vertragswidrigkeit als solche bereits einen „wesentlichen Vertragsbruch" darstellt und damit dem Käufer ein Aufhebungsrecht gegeben ist303. (3)
Vertragsaußebung,
Art.
49m
Vertragsaufhebung ist grundsätzlich nur noch gestattet, wenn die Pflichtverletzung des Verkäufers einen „wesentlichen Vertragsbruch" nach Art. 25 darstellt. Die nach EKG gegebene Möglichkeit, durch Setzen einer Nachfrist zu klären, ob eine Vertragswidrigkeit wesentlich oder unwesentlich ist305, ist nur noch für den Fall der völligen Nichtlieferung beibehalten worden, Art. 49 I306. Sie muß sinngemäß auch bei Nichtaushändigung von Traditionspapieren gelten307. Maßgebend für diese Entscheidung war zum einen die Tendenz, Möglichkeiten der Vertragsaufhebung überhaupt zu beschneiden, vor allem aber der Gesichtspunkt, daß eine Nachfristsetzung 302 Siehe Antrag A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 1 4 0 und den gleichlautenden bulgarischen Antrag A / C o n f . 9 7 / C . 1 /L. 160; die Diskussion hierzu in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 0 , S. 6ff. Der deutsche Antrag geht zurück auf die engagierte Kritik HUBERS 486ff., 490f. 303 Vgl. auch die Stellungnahme des niederländischen Delegierten, A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 0 , S. 6 sub 39, der deshalb das deutsche Anliegen durch eine sachgerechte Interpretation des Art. 48 erreichbar sah; ähnlich HJERNER (Schweden) a.a.O. S. 8 sub 48. 301 Z u r A u f h e b u n g eines Sukzessivlieferungsvertrages nach Art. 73 siehe unten VI 5 c. 305 Z u r Funktion der Nachfristsetzung auch BEINERT 50, 66 (teilweise anders als hier). 306 Aliud-Lieferung ist dagegen „lack of conformity" und berechtigt zur Vertragsauflösung nur, w e n n sie - was regelmäßig der Fall sein dürfte - einen wesentlichen Vertragsbruch darstellt. 307
A . A . HUBER 5 0 9 .
70
VI.
Materielles
Kaufrecht
unerhebliche Vertragswidrigkeiten zum Aufhebungsgrund „aufwerten" könnte308. Das Aufhebungsrecht geht nach Art. 49 II unter bestimmten Voraussetzungen wieder verloren, die sich vereinfacht dahin zusammenfassen lassen, daß der Käufer trotz Lieferung der Ware mit der Ausübung des Aufhebungsrechtes zu lange gewartet hat. (4)
Minderung,
Art.
50
Bei Beschaffenheitsabweichungen gewährt Art. 50 wie schon Art. 46 EKG dem Käufer ein Minderungsrecht. Die Minderung erfolgt durch einseitige, lediglich absendebedürftige Minderungserklärung. Minderung kommt natürlich nicht in Betracht, wenn der Verkäufer durch Nacherfüllung seine Pflichten noch vollständig erfüllt oder Nacherflillung an der Ablehnung des Käufers scheitert, Art. 50 S. 2. In der Diskussion wurde deutlich, daß Minderung vielfach immer noch als eine Art Schadenersatz unter erleichterten Voraussetzungen verstanden wurde309. So fand der norwegische Änderungsvorschlag 310 , für die Berechnung der Minderung auf den (Minder) wert der Ware im Lieferungszeitpunkt abzustellen, ein günstiges Klima311. Art. 50 weicht damit sowohl von der Regelung des BGB als auch von Art. 46 EKG ab. Dem Käufer können deshalb die Vorteile eines günstigen Kaufs verlorengehen, wenn in der Zeit zwischen Vertragsschluß und Lieferungsdatum die Preise für Waren der gelieferten, aber nicht vertragsgemäßen Qualität stärker steigen als die Preise für Waren der im Vertrag vereinbarten Beschaffenheit312. Minderung ist nach dem Wortlaut von Art. 50 nur bei Beschaffenheitsabweichungen gegeben. O b darüber hinaus auch bei Rechtsmängeln oder Ansprüchen Dritter aufgrund gewerblicher Schutzrechte oder Urheberrechte Minderung möglich ist, blieb unentschieden313. Die weitgehende Gleichstellung der Verwendbarkeitsbeeinträchtigung durch Mängel oder derartige Ansprüche rechtfertigt es an sich, auch ein Minderungsrecht zu gewähren. Die Berechnung des Minderwerts aufgrund der Belastung hätte aber wohl eingehender Beratungen bedurft, zu denen die Konferenz nicht mehr in der Lage war. 308 Vgl. die Diskussion auf der 22. Sitzung des 1. Ausschusses, A/Conf.97/C.l/SR.22, S. 7 ff. Dieses vor allem auf Beschaffenheitsmängel bezogene Argument ist wegen Fehlens einer Vorschrift wie Art. 33 II EKG oder § 459 I 2 BGB schwer zu widerlegen gewesen. 309 Hierzu auch BERGSTEN/MILLER 255 und zur Entwicklungsgeschichte 266 ff. 310 A/Conf.97/C.l/L.167. 311 Streitig war auch, welcher Markt für die Ermittlung der Vergleichspreise entscheidend sein sollte; die Frage wurde nicht entschieden, siehe A/Conf.97/C.l/SR.23, S. 6f. Nach Sinn und Zweck der Minderungsregelung muß der Ort maßgebend sein, an dem der Verkäufer zu erfüllen hat, beim Versendungskauf aber wohl der Bestimmungsort. 312 Vgl. BERGSTEN/MILLER 260ff., 274f.; freilich entscheidet die deutsche Rechtsprechung für die Minderung im Werkvertragsrecht ebenso, vgl. BGH 29. 10. 1964, BGHZ 42, 232; 24. 2. 1972, BGHZ 58, 181, und weitere Entscheidungen in Z. f. BauR 1979, 239. 313 Siehe zu den Rechtsmängeln die Diskussion in A/Conf.97/C.l/SR.23, S. 9f.
71
3. Pflichten und Verantwortung des Käufers
(5) Rechtsbehelfe bei Nichterfiillung Art. 51
oder Schlechterfiillung
von
Teilleistungen,
Bei Teilleistungen, die ausbleiben, verspätet oder nicht richtig erfüllt werden, beziehen sich die Rechtsbehelfe des Käufers grundsätzlich nur auf die jeweilige Teilleistung, Art. 51 I. Vertragsaufhebung des gesamten Vertrags kann der Käufer nur verlangen, wenn die Nicht- oder Schlechterfiillung der Teilleistung einen „wesentlichen" Bruch des gesamten Vertrages darstellt, Art. 51 II314. (6)
Vorzeitige
Lieferung
oder Zuviellieferung,
Art.
52
Vorzeitige Lieferung kann der Käufer zurückweisen, Art. 52 I. Gleichwohl kann er verpflichtet sein, sie für den Verkäufer in Verwahrung zu nehmen, Art. 86 II. Weitergehende Verpflichtungen, etwa schon vor dem Lieferzeitpunkt zu untersuchen, hat der Käufer dagegen nicht315. Zuviellieferungen kann der Käufer zurückweisen oder annehmen. N i m m t er sie an, so muß er für das Mehr einen dem Vertragspreis entsprechenden Betrag bezahlen, Art. 52 II. Die Zuviellieferung kann u. U. auch einen „wesentlichen Vertragsbruch" darstellen, der den Käufer zur Auflösung des Vertrages und deshalb zur Zurückweisung der gesamten Lieferung berechtigt, z. B. wenn ein Konnossement angedient wird, das die gesamte Lieferung (also einschließlich der Zuviellieferung) umfaßt und nur gegen Zahlung auch der Zuviellieferung auszuhändigen ist316. Aufwendungen oder Verluste, die dem Käufer durch die vorzeitige oder die Zuviellieferung entstanden sind, geben dem Käufer entsprechende Schadenersatzansprüche, sofern nicht in der Entgegennahme die Annahme eines Vertragsänderungsangebots durch den Käufer zu sehen ist. 3. Pflichten und Verantwortung des Käufers, Artt. 53-65 Kapitel III regelt zunächst (in Art. 53 und Abschnitt I und II, Artt. 54—60) die Verpflichtung des Käufers zur Kaufpreiszahlung und zur Abnahme der gekauften Ware. In Abschnitt III (Artt. 61-65) werden sodann die Rechtsbehelfe des Verkäufers bei Vertragsbruch des Käufers normiert. Ergänzend sind auch hier wieder die für beide Teile geregelten besonderen Rechtsbehelfe in Fällen der Verschlechterung der Situation des anderen Teils (Art. 71) und des antizipierten Vertragsbruchs (Art. 72), ferner die speziellen Pflichten für die Aufbewahrung von Gütern (Artt. 86-88) zu berücksichtigen. Wenn das Abkommen als Käuferpflichten ausdrücklich nur Zahlung und Abnahme regelt (siehe Artt. 53, 54-60), so berücksichtigt es doch bei den 314 3,5 316
Für Sukzessivlieferungsverträge siehe Art. 73 II, III. Siehe oben VI 2 e (2). Vgl. Sekretariatsbericht 133 sub 9.
72
VI. Materielles
Kaufrecht
Rechtsbehelfen, daß den Käufer aufgrund des Vertrages auch weitere kauftypische Pflichten treffen können (vgl. Artt. 61 I, 62), z. B. Sicherheiten zu stellen, Daten, Pläne und technische Zeichnungen zu beschaffen, bestimmte Materialien oder Komponenten zu liefern, Vertriebsbestimmungen einzuhalten, Export- oder Reimportverbote zu beachten usw. 3 ' 7 . a) Verpflichtung zur Kaufpreiszahlung, Artt. 54-59 Der Käufer hat den im Vertrag bestimmten oder als bestimmbar geregelten Kaufpreis zu zahlen. Die Regelung der Bestimmtheit oder Bestimmbarkeit des Preises - Art. 55 - führte freilich erneut zur Wiederaufnahme des bereits zu Art. 14 I 2 geführten Streits um die Notwendigkeit eines „pretium certum". Die schließlich akzeptierte Fassung geht auf den K o m promißvorschlag einer Arbeitsgruppe 318 zurück. Das Petitum der Länder, die für großzügige Ergänzungsmöglichkeiten bei offengebliebener Preisfestsetzung eintraten, ist dabei durch die Vermutung einer stillschweigenden Verweisung der Parteien auf die „generell zur Zeit des Vertragsschlusses für derartige Güter unter vergleichbaren Umständen im fraglichen Handelszweig verlangten Preise" berücksichtigt worden, während das Anliegen der auf das „pretium certum" eingeschworenen Staaten durch die wohl auch auf Art. 14 verweisende Voraussetzung eines gültigen Vertragsschlusses Eingang in das Gesetz gefunden hat. Da bei engherziger Auslegung und Handhabung der Vorschriften über den Vertragsabschluß ein bestimmter oder bestimmbarer Preis in der Offerte erforderlich ist, bleibt letztlich ein Widerspruch hinsichtlich der Bestimmungsmöglichkeiten für den Preis beim Vertragsschluß einerseits und bei geschlossenem Vertrag andererseits319. Die Zahlungspflicht des Käufers umfaßt nach Art. 54 zum einen alle im Vertrag für die Zahlungsweise festgesetzten Modalitäten, also z. B. auch die Pflicht zur Stellung eines Akkreditivs, zum anderen aber auch die 317 Für Gültigkeit, Inhalt und Modalitäten der Erfüllung solcher zusätzlichen Pflichten bleibt m . E. jedoch nationales Recht maßgebend. Die A b s t i m m u n g auf das System der Rechtsbehelfe in Artt. 61 ff. kann deshalb Probleme aufwerfen. 318 A / C o n f . 9 7 / C . 1 /L. 232. 319 Die im Vergleich zu Art. 14 I 2 erleichterte Preisbestimmungsmöglichkeit behält zunächst Bedeutung für die Staaten, die Teil II des A b k o m m e n s nicht übernehmen werden. Dagegen habe ich Bedenken, im Falle eines in den Geltungsbereich des Einheitskaufrechts fallenden, aber mangels ausreichend bestimmter Offerte (und Gegenofferte des Akzeptanten) nicht zustande g e k o m m e n e n Vertragsschlusses hilfsweise auf nationales Recht zurückzugreifen, das möglicherweise einen Vertrag als doch geschlossen anzusehen erlaubt (vgl. die Stellungnahme des griechischen Delegierten A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 9 , S. 10 sub 57 und vergleichbare Überlegungen bei HUBER 449f.). Möglich, w e n n auch sicher nicht für alle Staaten akzeptabel, ist j e d o c h die Auslegung, daß „validly" in Art. 55 sich nur auf andere Gültigkeitsvoraussetzungen als die Preisbestimmung bezieht; eine hinsichtlich des Preises unbestimmte O f f e r t e k ö n n t e dann im Lichte des Art. 55 ausgelegt werden, also eine implizite Verweisung auf die üblichen Preise für die angebotene Ware enthalten.
3. Pflichten
und
Verantwortung
des
Käufers
73
Beachtung einschlägiger (nationaler) Rechtsnormen, insbesondere für den Devisenverkehr. In welcher Währung zu zahlen ist, bleibt der Vereinbarung der Parteien vorbehalten320. Bei einer auf das Gewicht der verkauften Ware bezogenen Bestimmbarkeit des Preises stellt Art. 56 für Zweifelsfälle auf das Nettogewicht ab. Artt. 57, 58 regeln Ort und Zeitpunkt der Zahlung. Sofern die Parteien nichts anderes bestimmt haben, ist am Ort der Niederlassung des Verkäufers zu zahlen, die Kaufpreisschuld also Bringschuld, Art. 57 I (a)321. Anderes gilt vor allem bei einer Vereinbarung zur Zahlung Zug um Zug, etwa „Kasse gegen Dokumente", da dann am Ort der Aushändigung der Güter oder Dokumente zu zahlen ist, Art. 57 I (b)322. Ist beim Versendungskauf nicht Zug um Zug-Zahlung gegen Aushändigung der Güter vereinbart worden, dann bleibt die Niederlassung des Verkäufers Zahlungsort 323 . Die schon zu Art. 59 I Halbs. 1 EKG beklagte Konsequenz, daß Niederlassung oder gewöhnlicher Aufenthalt des Verkäufers als Erfüllungsort der Zahlung vielfach nach nationalen Verfahrensvorschriften auch den Gerichtsstand für die Kaufpreisklage festlegen324, kann leider auch im Anwendungsbereich des UN-Kaufrechts eintreten, so daß dem Käufer zu raten ist, eine ihm günstigere Gerichtsstandsvereinbarung durchzusetzen zu versuchen325. Gefahr und Kosten der Übermittlung oder einer etwaigen Verzögerung trägt grundsätzlich der zahlungspflichtige Käufer. Eine Ausnahme macht Art. 57 II für die durch einen nachträglichen Niederlassungswechsel des Verkäufers verursachten Mehrkosten. Im übrigen sind für Ersatzansprüche wegen Verlustes oder Verzögerung die Entlastungsgründe in Art. 79 I, II zu beachten326. Auch für den Zahlungszeitpunkt ist nach Art. 58 in erster 320 Ein gemeinsamer Vorschlag Argentiniens, Spaniens und Portugals, dem Käufer ersatzweise (d. h. bei Unmöglichkeit zur Zahlung in der vereinbarten Währung) Zahlung in der eigenen Landeswährung zu gestatten (A/Conf.97/C.l/L.201), fand keine Zustimmung. Parteivereinbarungen oder Gebräuche können freilich diese Möglichkeit gleichwohl eröffnen. 321 Hat der Verkäufer mehrere oder überhaupt keine Niederlassung(en), dann ist Art. 10 heranzuziehen. 322 Kritisch zum Fehlen einer subsidiären Regel für den Fall, daß der Ort für die Aushändigung der Dokumente nicht bestimmt ist, HUBER 510; vgl. auch zu den im einzelnen möglichen Modalitäten der Aushändigung und ihren Auswirkungen auf den Zahlungsort bei
v e r e i n b a r t e r Z u g u m Z u g - L e i s t u n g H U B E R 5 1 1 f. 323
Vgl. B G H 4. 4. 1979, B G H Z 74, 137, 141 f. zu Art. 59 I Halbs. 1 EKG.
324
V g l . h i e r z u D Ö L L E / V O N CAEMMERER A r t . 5 9 R d z .
325
20.
Ein Antrag der Bundesrepublik (A/Conf.97/C.l/L,182), dem Zahlungsort nach Art. 57 I (a) die Funktion als Voraussetzung für Gerichtsstandsvorschriften zu nehmen, fand keine Zustimmung, da man darin einen Eingriff in nationale Zuständigkeitsvorschriften sah, siehe A/Conf.97/C.l/SR,25, S. 6. O b die wünschenswerte Auslegung nationaler Zuständigkeitsvorschriften, die an den Erfüllungsort anknüpfen, im Sinne HUBERS durch eine Einschränkung der Bedeutung im Sinne von „Leistungshimd/iMgiort" zu erreichen sein wird, dürfte jedenfalls auf internationaler Ebene zweifelhaft sein. 326
V g l . h i e r z u a u c h HUBER 5 1 2 .
74
VI. Materielles
Kaufrecht
Linie die Parteivereinbarung entscheidend, ohne daß es einer vorherigen Mahnung oder sonstigen förmlichen Aufforderung bedarf, Art. 59. Dabei enthält Art. 58 zwei Elemente: Zum einen regelt er die Fälligkeit (und Erfüllbarkeit) der Kaufpreisverpflichtung, zum anderen die synallagmatische Verknüpfung von Liefer- und Zahlungspflicht, die dem Verkäufer prinzipiell das Recht gibt, auf Zug um Zug-Leistung zu bestehen. Soweit der Vertrag nicht Vorleistungspflichten des Verkäufers vorsieht, kann der Verkäufer also Aushändigung der Ware oder der Dokumente „Controlling their disposition" von der Zug um Zug-Zahlung des Kaufpreises abhängig machen, Art. 58 I 2, II327. Auch zugunsten des Käufers gilt das Zug um Zug-Prinzip, denn seine Zahlungspflicht wird erst fällig, wenn der Verkäufer seinen Lieferpflichten entsprechend den vertraglichen Bestimmungen durch Zur-Verfügung-Stellen der Ware sowie der Dokumente (Art. 58 I; vgl. auch Art. 31 zum Ort des „Zur-Verfügung-Stellens") oder durch Versendung (Art. 58 II, vgl. auch Art. 31 (a)) nachgekommen ist. Die Fälligkeit der Zahlungspflicht des Käufers entsteht allerdings nicht, bevor er Gelegenheit zur Prüfung der Ware hatte, Art. 58 III Halbs. 1, sofern nicht Parteivereinbarungen über Lieferung oder Zahlung eine solche Prüfungsmöglichkeit ausschließen, etwa wenn gegen Aushändigung der Dokumente gezahlt werden soll328. Erforderlich ist eine Vereinbarung von Abwicklungsmodalitäten, die das Untersuchungsrecht nicht zulassen. Dagegen ist das gesetzliche Recht des Verkäufers, Aushändigung der Ware oder Dokumente bis zur Zahlung zurückzuhalten, mit einer Untersuchungsmöglichkeit des Käufers nicht unvereinbar. 327 Die von HUBER 514 gerügte Unsicherheit, was mit den „Verfügung über die Sache ermöglichenden Dokumenten" gemeint sei, ist in Wien nicht geklärt worden. Die Bezeichnung ist an Traditionspapieren orientiert und deshalb mißverständlich, denn sie wird so der Funktion des Art. 58 nicht gerecht. Die Verweisung des Sekretariatsberichts (S. 139 N. 4) auf Artt. 30, 34 kann jedoch aufklärend weiterhelfen. Es geht nicht nur um Lieferung der Ware (und der sie verkörpernden Papiere), sondern um Erfüllung der Hauptpflichten des Verkäufers. Eine Versicherungspolice, Herkunftsbescheinigungen etc. sind auf die Güter bezogen und im Zweifel Gegenstand der Leistungsverpflichtung des Verkäufers, nicht aber stets zur weiteren Verfügung über die Güter erforderlich. Die Regelungsziele des Art. 58, Fälligkeit der Zahlungspflicht und Zurückbehaltüngsrechte des Verkäufers zu normieren, rechtfertigen die Auslegung der dort verwendeten Bezeichnung der erheblichen Dokumente im Sinne der Artt. 30, 34. Auch wenn z.B. die Versicherungspolice zur Disposition über die verkaufte Ware nicht erforderlich sein sollte, hat der Verkäufer noch nicht richtig angeboten im Sinne von Art. 58 11, falls er sie nicht mit andient. U n d er muß gerade auch die Versicherungspolice zurückhalten können, bis der Käufer zahlt, Art. 58 II. Für die Anwendung von Art. 58 I, II auf die Versicherungspolice braucht man sich nur den Fall vorzustellen, daß die verkaufte Ware nach Kaufabschluß untergegangen und die Gefahr bereits auf den Käufer übergegangen ist. Bei unwichtigen, aber gleichwohl auf die Ware bezogenen Dokumenten ist Art. 58 I, II im Lichte von Art. 7 I unter Berücksichtigung der für die Verschlechterungseinrede in Art. 71 I getroffenen Regelung („a substantial part of his obligations") auszulegen: Fehlen unwichtige Dokumente oder werden sie zurückgehalten, dann hat der Käufer gleichwohl zu zahlen, kann aber Schadenersatz oder Erfüllung verlangen. Im Ergebnis dürfte die Lösung §320 II BGB entsprechen. 328
Vgl. Art. 72 II EKG und Sekretariatsbericht 141 sub 7.
3. Pflichten
und Verantwortung
des
Käufers
75
Teilzahlungen oder Zahlungen vor Fälligkeit muß der Verkäufer nur annehmen, wenn der Vertrag dies vorsieht. Fehlen entsprechende Abreden, dann ist Zurückweisung kein Vertragsbruch 329 . Nicht ausdrücklich geregelt ist ein Zurückbehaltungsrecht des Verkäufers im Falle, daß der Käufer andere Pflichten als die zur Zahlung nicht Zug u m Zug erfüllt. Annahme eines Wechsels oder Stellung eines Akkreditivs können jedoch zu den nach dem Vertrag zur Erfüllung der Zahlungspflicht erforderlichen Modalitäten nach Art. 54 gerechnet werden, so daß sie von der Regelung des Art. 58 umfaßt werden330. Darüber hinaus läßt sich aber aus Art. 71 schließen, daß auch die Nichterfüllung solcher Pflichten des Käufers, die sich nicht der Zahlungspflicht und ihren vertraglich vereinbarten Modalitäten subsumieren lassen, ein Zurückbehaltungsrecht geben muß, sofern es sich um Pflichten von einigem Gewicht handelt: Läßt die Gefährdung solcher Pflichten die Vorleistungspflicht des anderen Teils nach Art. 71 entfallen, dann muß ihre Nichterfüllung bei Fälligkeit auch ein Zurückbehaltungsrecht geben, ohne daß man deswegen auf nationales Recht zurückzugreifen hätte. b) Verpflichtung zur Abnahme, Art. 60 Die Abnahmepflicht des Käufers enthält zwei Elemente. Z u m einen muß er alle vernünftigerweise von ihm zu erwartenden Mitwirkungshandlungen zur Ermöglichung der Lieferung durch den Verkäufer unternehmen 331 , also z. B. erforderliche Einfuhrbescheinigungen beschaffen, die für eine Montage durch den Verkäufer erforderlichen Vorbereitungen oder Vorarbeiten leisten, die Ware abrufen oder spezifizieren332. Im einzelnen hängt die Konkretisierung dieses Elements der Abnahmeverpflichtung natürlich von den jeweiligen Liefermodalitäten ab. Z u m zweiten hat der Käufer als Teil seiner Abnahmeverpflichtung die Güter zu übernehmen. Im Falle einer Holschuld oder bei „Zur-Verfügung-Stellen" an einem dritten Ort muß er dabei regelmäßig auch abtransportieren. Die nicht ausdrücklich geregelte Frage, ob dem Käufer eine „angemessene Empfangszeit" 333 zur Verfügung steht, ist auf der Grundlage von Art. 7 I zu lösen.
329
Ein Antrag (A/Conf.97/C.l/L.206), dies klarzustellen, wurde zwar abgelehnt, doch wurde allgemein davon ausgegangen, daß der Verkäufer verfrühte Zahlung (oder Teilzahlung) zurückweisen könne. Als praktische Regelungsnotwendigkeit wurde lediglich empfunden, ob der Verkäufer „unverzüglich" zurückweisen müsse, siehe A/Conf.97/C.l/SR.25, S. 9. 330 Vgl. Art. 69 EKG und Sekretariatsbericht 135 sub 5. 331 Anders als nach Art. 65 EKG ist er freilich nur zu den „vernünftigerweise zu erwartenden" Maßnahmen verpflichtet, nicht zu allen „erforderlichen" Mitwirkungshandlungen. 332
H i e r z u HUBER 515.
333
V g l . HUBER 5 1 5 f .
76
VI. Materielles
Kaufrecht
c)Ansprüche des Verkäufers bei Vertragsverletzungen durch den Käufer, Artt. 61-65 Auch die Rechtsbehelfe des Verkäufers regelt das Abkommen zusammengefaßt und grundsätzlich ohne Unterscheidung nach Art des Vertragsbruchs durch den Käufer, vgl. Art. 61 I. Allerdings trifft Art. 64 spezielle Regelungen für Verletzungen der Zahlungspflicht oder Abnahmepflicht, falls der Verkäufer den Vertrag aufheben will, und Art. 65 sieht für den Spezifikationskauf einen besonderen Rechtsbehelf- Übergang des Bestimmungsrechts auf den Verkäufer - vor. Bei den zusätzlich zu berücksichtigenden, für Verkäufer und Käufer gemeinsamen Bestimmungen des Kapitels V ist die in Art. 78 festgehaltene Zinszahlungspflicht spezieller Rechtsbehelf für den Verkäufer im Falle des Zahlungsverzugs des Käufers. Auch das Recht des Selbsthilfeverkaufs aus Art. 88 dürfte vor allem als Rechtsbehelf des Verkäufers im Falle versäumter oder verweigerter Abnahme durch den Käufer wichtig werden. In erster Linie kann der Verkäufer Erfüllung verlangen, Art. 62, wobei für die Durchsetzung der Erfüllungsansprüche Art. 28 eine Schranke setzen kann. Eine Nachfristsetzung hat zunächst nur die Funktion, dem Verkäufer andere Rechtsbehelfe außer dem Anspruch auf einen etwaigen Verzugsschaden für die Dauer der gesetzten Nachfrist zu verwehren, Art. 63 II, es sei denn, der Käufer weigert sich zu erfüllen, Art. 63 II 1. Im übrigen kann der Verkäufer stets Schadenersatz neben Erfüllung oder anderen Rechtsbehelfen wegen Nichterfüllung durch den Käufer geltend machen, Art. 61 II. Genau wie für die Verpflichtungen des Verkäufers dürfen nationale Gerichte oder Schiedsgerichte dem Käufer keine Gnadenfristen einräumen, auch wenn das nach internem Recht möglich wäre, Art. 61 III. Vertragsaufhebung ist zunächst stets möglich, wenn der Käufer eine seiner Pflichten verletzt und darin ein wesentlicher Vertragsbruch zu sehen ist334. Zweifel darüber, ob Säumnis in der Zahlung oder Abnahme bereits einen wesentlichen Vertragsbruch darstellt, können durch Nachfristsetzung behoben werden, Art. 64 I (b). Für andere als die in dieser Vorschrift genannten Verpflichtungen des Käufers hat die Nachfristsetzung dagegen nur die in Art. 63 II 1 normierte Bedeutung335. Obwohl an sich jede als wesentlicher Vertragsbruch zu wertende Verletzung von Käuferpflichten ein Aufhebungsrecht gewährt, schränkt Art. 64 II die Auflösungsmöglichkeiten für den Fall erbrachter Kaufpreiszahlung erheblich ein. Z u m einen kann Vertragsauflösung bei verspäteter, aber gleichwohl noch erfolgter 334 Bei stark fluktuierenden Devisenmärkten kann der vereinbarte Zahlungstermin „Fixcharakter" haben; bei der Abnahmepflicht kann u. U . das Bedürfnis des Verkäufers, sein Lager zu räumen, dieser Verpflichtung besonderes Gewicht verleihen, so daß Nichtabnahme einen wesentlichen Vertragsbruch bedeuten kann. 335 Siehe jedoch noch Art. 64 II (b) (ii) und dazu im Text.
3. Pflichten und Verantwortung des Käufers
11
Erfüllung nur wirksam erklärt werden, w e n n der Verkäufer davon noch nichts erfahren hat. Für andere Formen der Pflichtverletzung als Verzug geht das Aufhebungsrecht verloren, w e n n es nicht innerhalb angemessener („reasonable") Frist nach Kenntnis oder Kennenmüssen des Vertragsbruchs (Art. 64 II (b) (i)) oder nach Ablauf einer Nachfrist für die Erfüllung dieser Verbindlichkeit oder nach einer Erfüllungsverweigerung des Käufers erklärt w o r d e n ist, Art. 64 II (b) (ii). Ist - mit anderen Worten - der Kaufpreis bezahlt, dann kann der Verkäufer wegen Vertragsverletzungen des Käufers, die einen wesentlichen Vertragsbruch darstellen oder - i m Falle der Nichtabnahme - durch Verstreichenlassen einer Nachfrist zu einem solchen geworden sind, nicht zuwarten und seine Entscheidung über Auflösung oder D u r c h f u h r u n g des Vertrages von der Entwicklung des Marktes abhängig machen. Der T e x t des U N C I T R A L - E n t w u r f s zu Abs. 2 (Art. 60 II U N C I T R A L - E n t w u r f ) war in Wien aufgrund von Anträgen streitig geworden, die klarstellen sollten, daß auch i m Falle verspäteter Zahlung, die als solche bereits einen „wesentlichen Vertragsbruch" und damit einen A u f h e b u n g s grund darstellt, d e m Verkäufer das Aufhebungsrecht g e n o m m e n wird, w e n n er von der verspätet erfolgten Zahlung erfahren hat336. M . E . fällt auch der Fall der verspäteten Zahlung unter Art. 64 II (a), so daß ein Rücktrittsrecht verlorengeht, sobald der Verkäufer von der erfolgten Z a h lung Kenntnis erhält. Die in Art. 65 dem Verkäufer eingeräumte Möglichkeit, die Spezifikation selbst vorzunehmen, stieß in Wien auf erhebliche Bedenken, konnte aber i m Ergebnis erhalten werden 337 . Von den Gegnern der Regelung w u r d e angeführt, daß der Verkäufer durch die Rechtsbehelfe A u f h e b u n g und Schadenersatz ausreichend geschützt sei, während von den B e f ü r w o r tern vor allem daraufhingewiesen wurde, daß die Einschränkungen, denen der Verkäufer in der A u s ü b u n g der Spezifikationsmöglichkeit 338 unterliegt, den Käufer ausreichend schützten und eine abgewogene Balance zwischen den Interessen von Verkäufer und Käufer darstellten 339 . 336
Vgl. den norwegischen Vorschlag A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 185 und den Vorschlag einer Arbeitsgruppe A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 2 1 . Leider gelang es nicht, eine sprachlich eindeutigere Entscheidung der Frage zu erreichen. Die Ablehnung der Verbesserungsvorschläge läßt im Unklaren, ob m a n sie als bloß redaktionelle Änderung für überflüssig gehalten hat, so daß unter „late Performance" in Art. 64 II (a) auch verspätete Zahlung zu verstehen ist, oder ob bei verspäteter Zahlung ein Rücktrittsrecht stets erhalten bleibt, vgl. die Diskussion in A/ C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 3 , S. 6f. 337 Siehe die Diskussion auf der 26. Sitzung des 1. Ausschusses, A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 6 , S. 2 ff. 338 Pflicht zu einer - zugangsbedürftigen - Mitteilung der Bestimmung durch den Verkäufer und Festlegung einer vernünftigen Frist, innerhalb derer der Käufer noch selbst spezifizieren kann, Art. 65 II entsprechend §375 II 2 H G B ; Berücksichtigung der Bedürfnisse des Käufers, soweit sie dem Verkäufer bekannt sind, Art. 65 I. 339 Ein weitergehender irakischer Antrag, entsprechend §375 II H G B dem Verkäufer bei Verzug des Käufers mit der Spezifikation ohne weiteres, d. h. ohne „wesentlichen Vertrags-
78
VI. Materielles
Kaußecht
Die Beibehaltung einer speziellen Regelung für den Bestimmungskauf bedeutet nicht nur, daß dem Verkäufer unbeschadet seiner sonstigen Rechtsbehelfe - Art. 65 I Halbs. 2 - mit der Möglichkeit, die Bestimmung selbst vorzunehmen, ein weiterer Rechtsbehelf eingeräumt wird, sondern auch, daß eine Offerte ausreichend konkret und deshalb ein darauf aufbauender Vertragsschluß gültig sein kann, wenn der Gegenstand des Kaufvertrages noch einer solchen Bestimmung bedarf540. Der Vorbehalt anderer Rechtsbehelfe stellt klar, daß der Verkäufer auch Schadenersatz verlangen oder (und), falls das Unterbleiben der Spezifikation einen „wesentlichen Vertragsbruch" darstellt, den Vertrag auflösen kann. Das vergebliche Verstreichen einer vom Verkäufer für die Vornahme der Spezifikation nach Art. 63 I gesetzten Nachfrist kann ein Auflösungsrecht geben, wenn in der unterbliebenen Spezifikation Nichtabnahme zu sehen ist341.
4. Gefahrübergang, Artt. 66-70 Die Verpflichtung des Käufers zur Zahlung ist abhängig von der Erfüllung der Verkäuferpflichten. Hat der Verkäufer erfüllt, muß der Käufer grundsätzlich auch dann zahlen, wenn die Sache danach zerstört oder beschädigt wird. Er trägt (dann) die Preisgefahr. Dem engen Zusammenhang von Erfüllung der Lieferpflichten durch den Verkäufer und Übergang der Preisgefahr war im EKG durch die Verwendung des Schlüsselbegriffs „Lieferung" für Erfüllung und Preisgefahr Rechnung getragen worden342. Diese „juristisch sehr elegante Lösung"343 ist von U N C I T R A L fallengelassen worden 344 . Der Gefahrübergang wird also nicht mehr mit dem juristischen Begriff „Lieferung" bestimmt, sondern durch deskriptive Festlegung seiner Voraussetzungen. Art. 66 regelt das Prinzip: Der Käufer muß den vollen Kaufpreis bezahlen, auch wenn die Ware nach Gefahrübergang beschädigt oder zerstört wird. Eine Ausnahme gilt jedoch für den Fall, daß Untergang oder Beschädigung auf ein Verhalten („act or omission") des Verkäufers „zurückzuführen" („due to") ist. Der Sekretariatsbericht nennt als Beispiel eine Beschädigung der bereits gelieferten Güter bei Abholung der Container durch den Verkäufer345. O b der Verkäufer damit einen Vertragsbruch begangen hat, ist im Prinzip unerheblich. Freilich wird das Verhalten des Verkäufers, das später zum Untergang der Ware geführt hat, fast immer b r a c h " durch Unterlassen der Spezifikation, ein Auflösungsrecht zu geben - A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 1 1 0 - , fand keine Unterstützung der Mehrheit und w u r d e zurückgezogen. 340 Siehe Sekretariatsbericht 156 f. sub 4 f. 341 Vgl. HUBER 518; Sekretariatsbericht 157 sub 6. 342 Z u r Entwicklung des Lieferungsbegriffs siehe DÖLLE/HUBER Art. 19 E K G Rdz. 12ff. 343
HUBER 4 5 1 .
344
Vgl. zu den Versuchen, „Lieferung" zu definieren, und zur weiteren Entwicklung in den
U N C I T R A L - E n t w ü r f e n HUBER 4 5 1 N . 6 1 , 6 3 ; ROTH 2 9 4 f f . ; HONNOLD 2 2 9 . 345
A/Conf.97/5, S. 199 sub 6.
4. Gefahrübergang, Artt.
66-70
79
einen Vertragsbruch darstellen, so, w e n n nicht richtig verpackt w o r d e n ist oder ein Mangel nach Gefahrübergang „weiterfrißt" und die Sache zerstört. D a m i t ist dann aber der eigentliche Bereich der Gefahrtragungsregeln - Verteilung der Gefahr zufälligen Untergangs - überschritten. „Verantwortlichkeit" des Verkäufers i m Sinne v o n Art. 79 I, II für sein Verhalten, das ursächlich für die Zerstörung oder Beschädigung der verkauften Sache nach Gefahrübergang g e w o r d e n ist, kann d e m Käufer zusätzlich zur Befreiung v o n der Zahlungspflicht Schadenersatzansprüche w e g e n Vertragsbruchs (oder aus außervertraglicher Haftung nach nationalem Recht) geben, ist aber nicht Voraussetzung für die Ausnahme v o m Gefahrübergang 346 . Ist der Vertragsbruch des Verkäufers wesentlich, kann der Käufer A u f hebung erklären und damit ebenfalls die Verpflichtung zur Kaufpreiszahlung entfallen lassen347. Hat er bei Beschaffenheitsabweichungen (einschließlich Falschlieferung) oder Rechtsmängeln s o w i e „Belastung" mit gewerblichen Schutzrechten Rüge versäumt, bleibt er freilich zur Kaufpreiszahlung verpflichtet, auch w e n n die Sache untergeht und bei rechtzeitiger R ü g e ein Auflösungsgrund gegeben wäre. D a ß er die infolge des Vertragsbruchs - etwa eines weiterfressenden Mangels - zerstörte Sache nicht zurückgeben kann, hindert dagegen weder sein Aufhebungsrecht n o c h das „Zurückspringen" der Gefahr: Der Verkäufer m u ß den vollen Kaufpreis zurückzahlen, auch w e n n die Ware nicht zurückgegeben werden kann, Art. 82 II (a)348. Im einzelnen unterscheidet das A b k o m m e n zwischen Distanzkauf und
346 Vgl. hierzu NEUMAYER, Z u r Revision des Haager Einheitlichen Kaufrechts - Gefahrtragung, Gehilfenhaftung, Fait du Vendeur und Lückenproblem, in: Festschrift von C a e m m e r e r (1978) 960ff. Die Ansicht HUBERS (S. 457), nur ein Vertragsbruch des Verkäufers falle unter die A u s n a h m e des Art. 66, entspricht weder Wortlaut und Systematik des Gesetzes noch den Intentionen seiner Verfasser. Rechtspolitisch verdient sie gleichwohl den Vorzug: Z w a r wird m a n Verlust oder Beschädigung, die durch völlig berechtigtes Verhalten des Verkäufers (mit)verursacht w o r d e n sind (Ausübung eines Stoppungsrechts, rechtzeitige und korrekte Lieferung), durch vernünftige Auslegung von „zurückzufuhren" („due to") ausgrenzen können. Aber es bleiben v o m Vertrag nicht gedeckte Verhaltensweisen, für die Art. 66 zu einem außerordentlichen Rechtsbehelf für Beschädigung und Verlust der Ware werden könnte, o b w o h l der Verkäufer an sich, d . h . aufgrund der Artt. 45-52 in Verb, mit Artt. 30-44 nicht (mehr) einzustehen hätte. Diese unbeabsichtigten, das System der Rechtsbehelfe des Käufers und die zugrunde liegende Wertungen aushöhlenden Kosequenzen sollten durch restriktive Auslegung vermieden werden. 347 O b in einem solchen Fall ein Gefahrübergang überhaupt nicht stattfindet oder die Gefahr auf den Verkäufer „zurückspringt", ist im wesentlichen eine terminologische Frage, vgl. DÖLLE/HUBER Art. 19 E K G Rdz. 159. Auch in Wien war ein klarstellender Antrag der amerikanischen Delegation hierzu ( A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 2 9 Rev. 1) Anlaß engagierter Diskussionen, siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 2 , S. lOf. Im Ergebnis ist man dabei geblieben, daß die Gefahr „zurückspringt", da andernfalls die Auslegung zu befürchten sei, die Gefahr könne auch ohne A u s ü b u n g des Auflösungsrechts beim Verkäufer bleiben; vgl. hierzu auch ROTH 301 ff. 348 Z u m deutschen Recht siehe jetzt B G H 9. 10. 1980, N J W 1981, 224ff., 226.
80
VI. Materielles
Kaufrecht
„einfachem K a u f ' , bei dem die Lieferverpflichtung am Ort der Niederlassung des Verkäufers oder an einem dritten Ort zu erfüllen ist. a) Distanzkauf, Art. 67 Für den Versendungskauf enthält Art. 67 I die traditionelle Lösung, daß der Käufer die Gefahr ab Aushändigung an den Beförderer zur Übermittlung an den Käufer trägt, Art. 67 I 1, 2; zwischen Überseetransport und Versendung über Land wird nicht unterschieden. Der Grundfall - Aushändigung an den ersten Beförderer, Art. 67 I 1 - wird häufig aufgrund spezieller vertraglicher Regelungen, etwa in Basisklauseln349, dahin variiert sein, daß an einen Beförderer an einem bestimmten Ort zur (Weiter) Übermittlung zu übergeben ist; maßgebend ist dann die Übergabe an diesen Beförderer - Art. 67 I 2 - und nicht schon an den ersten Transporteur. Unerheblich für den Gefahrübergang ist die Zurückhaltung der Transportdokumente (oder auch ihre bereits erfolgte Aushändigung) 350 , Art. 671 3. Die Zurückhaltung der Dokumente, etwa zur Zahlungssicherung, und die damit beim Verkäufer verbleibende Verfügungsmöglichkeit über die Ware hindert also den Gefahrübergang nicht. Gleichzeitig wird daraus deutlich, daß der Gefahrübergang auch unabhängig vom Übergang oder Verbleib des Eigentums beim Verkäufer ist351. Als Beförderer hat man, ohne daß darüber in Wien noch diskutiert worden ist, nur den „unabhängigen" Beförderer gesehen; soweit und solange der Verkäufer durch eigene Leute befördern läßt, verbliebe ihm danach das Risiko352. Allerdings hängt damit die Gefahrtragung bei Versendung u . U . von der juristischen Organisation des Verkäuferunternehmens ab: Läßt es Transporte durch eine unselbständige Betriebsabteilung ausführen, dann gilt für die Gefahrtragung Art. 69. Überträgt der Verkäufer den Transport dagegen einer als selbständige juristische Einheit konstruierten Transportorganisation des eigenen Konzerns, dann gilt Art. 67353. Sofern nicht echter Fernkauf554 vorliegt, bleibt m. E. beim Versand vermittels einer „eigenen" Transportorganisation des Verkäufers gerade wegen dieser Abgrenzungsschwierigkeiten die Lösung des Reichsgerichts zu §447
349
Siehe auch Sekretariatsbericht 201 sub 6 mit Beispiel cif.
350
V g l . HUBER 454; ROTH 296.
351 Vgl. Sekretariatsbericht 201 sub 9, 10. „Documents Controlling their disposition" sind hier alle Papiere, die aufgrund des Beförderungsvertrages zur Disposition über die Güter berechtigen, nicht nur Traditionspapiere, vgl. HUBER 455. Es geht also um Dokumente, die die Ansprüche aus dem Frachtvertrag hinsichtlich der Ware verbriefen. Dagegen ist die Bedeutung des gleichlautenden Begriffs in Art. 58 I, II m. E. eine andere, siehe oben VI 3 a. 352 Vgl. hierzu HUBER 454; ferner zur Gleichsetzung von „carrier" mit „independent carrier" auch Sekretariatsbericht 201 sub 6; A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 5 sub 29. 353 Ähnliche Konstellationen ergeben sich bei Staatshandelsorganisationen. 354 Hierzu unten c.
4. Gefahrübergang,
Artt.
66-70
81
BGB 355 , die Gefahr auch beim Einsatz eigener Leute auf den Käufer übergehen zu lassen, doch erwägenswert 356 . Korrektiv wäre die Versagung einer Entlastungsmöglichkeit des Verkäufers nach Art. 79, da seine Leute oder eine von ihm gesteuerte Transportorganisation nicht „beyond his control" sind357. Beim Kaufvertrag über Gattungsware setzt Gefahrtragung durch Versendung im Sinne von Art. 67 I voraus, daß die später untergegangene oder beschädigte Ware individualisiert, d.h. dem in Frage stehenden Kaufvertrag eindeutig zugeordnet war. Art. 67 II schreibt deshalb Identifizierung als weitere Voraussetzung des Gefahrübergangs vor. Die Regel ist in Wien gegenüber Art. 79 II U N C I T R A L - E n t w u r f erheblich verbessert worden und enthält jetzt als Beispiel auch den wichtigen Fall der Z u o r d nung zum Kaufvertrag aufgrund der Frachtdokumente, die den Käufer als Empfänger bezeichnen. Bei Sammelsendungen kann die Individualisierung durch entsprechende Zeichen auf den Gütern (etwa Anschrift des Käufers) oder eine - nicht zugangsbedürftige, Art. 27 - Anzeige an den Käufer v o r g e n o m m e n werden 358 . Eine solche Identifikation kann vor allem durch eine Verladeanzeige an den Käufer erfolgen, die inhaltlich so präzise ist, daß sie die Z u o r d n u n g der angezeigten Abladung zu einem bestimmten Vertrag ermöglicht 359 . b) Verkauf reisender Ware, Art. 68 Die Gefahrtragung beim Verkauf schwimmender oder rollender Ware zu regeln, erwies sich als unerwartet schwierig. Art. 80 U N C I T R A L E n t w u r f hatte noch entsprechend Art. 99 EKG360 auf den Zeitpunkt der Übergabe an den Beförderer abgestellt* 1 . Das Risiko des Käufers, für eine 355
RG 19. 9. 1919, RGZ 96, 258. Kritisch hierzu mit umfangreichen Nachweisen der Literatur und Rechtsprechung in Deutschland Hager, Die Gefahrtragung beim Kauf (1981) Kap. 3,1. Unterkap. IIA. 357 Auf den Einsatz zur Erfüllung einer Transportverpflichtung, die der Verkäufer gerade nicht übernommen hat, kommt es dagegen nicht an. Der Verantwortungszeitraum aus Art. 79 I wird damit allerdings über die Erfüllung der Verkäuferpflichten durch Versendung hinaus ausgedehnt. 358 Zur Zugangs- oder Absendebedürftigkeit einer Verladeanzeige siehe auch den sog. Patagonia-Fall RG 19. 9. 1916, RGZ 88, 389, und OLG Hamburg 10. 12. 1917, HansGZ 1919, 161; ferner die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.31, S. 7. 359 Vgl. auch Haage, Das Abladegeschäft4 (1958) 33. 360 Art. 99 EKG regelt allerdings nur den Fall des Überseekaufs, während im U N Kaufrecht jegliche Beförderung erfaßt ist. 361 Maßgebend für die Lösung in Art. 80 UNCITRAL-Entwurf waren praktische Gründe: Der Zustand der Güter ist im Zeitpunkt der Übergabe an den Beförderer am ehesten erkennbar und beweisbar, während der Zeitpunkt einer auf dem Transport erfolgten Beschädigung oder Zerstörung häufig schwer feststellbar sein wird. Auch ist der Käufer bei Beschädigung der Ware zumeist in einer besseren Position, das Ausmaß des Schadens festzustellen und Ansprüche gegen Beförderer oder Versicherung geltend zu machen; vgl. Sekretariatsbericht 202 f. sub 1; Roth 298. 356
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VI.
Materielles
Kaufrecht
schon im Zeitpunkt des Kaufabschlusses beschädigte oder untergegangene Ware zahlen zu müssen, wird ihm im Regelfall, z. B. beim cif-Geschäft, durch Versicherung (weitgehend) abgenommen. In den Stellungnahmen, die diese Lösung verteidigten, wurde auch immer wieder daraufhingewiesen, daß für die beteiligten Verkehrskreise bei derartigen Verträgen der Kauf der Dokumente im Vordergrund stünde362 . Aufgrund eines pakistanischen Antrags363, auf den Zeitpunkt des Vertragsschlusses abzustellen, kam es bereits im ersten Ausschuß zu einer recht leidenschaftlichen Diskussion, in der eine Reihe von Entwicklungsländern die Regelung des U N C I TRAL-Entwurfs als Verletzung legitimer Interessen der Verkäufer364 von Massengütern aus Entwicklungsländern sahen365. Auch wurde die Ablehnung mit dem Argument begründet, daß unversicherte Ware verkauft worden sein könne, für die der Käufer vor dem Vertragsschluß überhaupt noch keine Versicherung habe nehmen können366. Nachdem ein erneuter Antrag im Plenum367 ebenfalls keine Mehrheit fand, blockierten die überstimmten Länder die Verabschiedung des im ersten Ausschuß bereits gebilligten Artikels. Man beschloß deshalb, die Debatte erneut zu eröffnen und fand schließlich den in Art. 68 festgehaltenen Kompromiß, wonach zwar grundsätzlich die Gefahr erst im Zeitpunkt des Vertragsschlusses übergeht (Art. 68 S. 1), der Käufer jedoch die Gefahr schon für den Zeitpunkt der Aushändigung an den Beförderer übernehmen und eine solche Gefahrtragungsabrede sich auch aus den Umständen ergeben kann. Als ein entsprechender Umstand sollte nach allgemeiner Meinung der Konferenzteilnehmer das Bestehen einer Transportversicherung gesehen werden können368. Die Rückbeziehung der Gefahrtragung auf den Verschiffungszeitpunkt tritt jedoch nur zugunsten des gutgläubigen Verkäufers ein, Art. 68 S. 3. Geändert wurde in Wien auch die Bezeichnung des Frachtführers, der 362
Vgl. zunächst A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 2f. A/Conf.97/C.l/L.237. 364 Gemeint waren wohl: Wiederverkäufer, also Zwischenhändler, die zunächst als Käufer betroffen gewesen wären. 365 Siehe das Schlußwort des pakistanischen Delegierten A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 7 sub 43, 44; ferner die ablehnende Stellungnahme des Asian African Legal Consultive Committee, A/Conf.97/8/Add..5, S. 5. 366 Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 3 sub 10. 367 A/Conf.97/L.15, eingebracht von Argentinien, Ägypten, Pakistan, Südkorea und der Türkei. 368 Im Ergebnis hat sich damit die von NEUMAYER schon zum EKG befürwortete Lösung durchgesetzt, siehe DÖLLE/NEUMAYER Art. 99 Rdz. 11, 13. Die Änderung der Gefahrtragung beim Verkauf reisender Ware bedeutet nicht, daß man damit auch auf nationale Rechtsregeln Rücksicht nehmen wollte, wonach der Verkauf einer nicht existenten Sache nichtig ist. Zunächst bleibt es nach Art. 68 S. 2 bei der Möglichkeit eines gültigen Verkaufs von Sachen, die im Zeitpunkt des Vertragsschlusses bereits untergegangen sind; Art. 68 S. 3 setzt einen gültigen Vertragsschluß in dieser Konstellation ausdrücklich voraus. Ein indischer Vorschlag, Ungültigkeit nach nationalem Recht zu berücksichtigen, fand keine Unterstützung, siehe die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 6f. sub 38-41. 363
4. Gefahrübergang,
Artt.
66-70
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(jetzt) die „den Frachtvertrag verbriefenden Urkunden" ausstellt; auf den Wertpapiercharakter der Frachtpapiere kommt es dabei nicht an369. Die Möglichkeit, daß künftig vielleicht überhaupt keine Dokumente mehr ausgestellt und Frachtverträge statt dessen elektronisch aufgezeichnet und übermittelt werden, war dagegen nicht mehr in den Griff zu bekommen 370 . Voraussetzung für den Gefahrübergang muß wie nach Art. 67 II die Zuordnung der untergegangenen oder beschädigten Güter zum in Frage stehenden Kaufvertrag sein371. c) Platzkauf, Art. 691 Versendungskauf und Verkauf reisender Ware stehen für das U N Kaufrecht so im Vordergrund, daß alle anderen Fälle nur in der Auffangbestimmung des Art. 69 Berücksichtigung gefunden haben. Beim Platzkauf, d.h. Holschuld, gilt dabei das Grundprinzip, daß die Gefahr mit der Übernahme des Gutes durch den Käufer übergeht, spätestens aber dann, wenn er seiner Abnahmeverpflichtung hinsichtlich der zur Verfügung gestellten Ware nicht nachkommt. O b der Käufer den Annahmeverzug zu vertreten hat oder nicht, ist unerheblich372. Beim Verkauf von Gattungsware ist jedoch eindeutige Zuordnung zum fraglichen Kaufvertrag erforderlich, damit ein zum Gläubigerverzug führendes Angebot („Zur-Verfugung-Stellen") gegeben ist. Art. 69 I berücksichtigt nur Fälle des Annahmeverzugs durch Nichtabnahme der Ware. Umfaßt sein sollten auch Situationen, in denen die Übernahme der Güter an anderen Vertragsverletzungen des Käufers scheitert. Ein deutscher Antrag, in allen Fällen eines durch Vertragsbruch des Käufers verhinderten Gefahrübergangs 373 seine Folgen eintreten zu lassen, hat jedoch leider keine Unterstützung gefunden, weil man wohl davon ausging, daß die im deutschen Antrag berücksichtigten Möglichkeiten bereits erfaßt seien374. 365
Siehe die Begründung des amerikanischen Delegierten A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 3 sub
13. 370
Siehe die Diskussion in A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 4 f. Vgl. die Argumentation des norwegischen Delegierten in A/Conf.97/C.l/SR.32 S. 4ff. sub 21, 32. 372 Vgl. Art. 79 V. 373 Also auch beim Versendungskauf, Art. 67, wenn der Käufer z. B. die ihm vertraglich obliegende Benennung eines bestimmten Schiffes unterläßt. 374 Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.32, S. 8ff.; dort auch die Diskussion über einen ähnlichen australischen Antrag zum Fall, daß der Verkäufer wegen Zahlungsweigerung des Käufers nicht vollständig anbietet. Die Argumente flir die Ablehnung beider Anträge widersprechen sich jedoch teilweise, so daß m . E . ungeregelt geblieben ist, ob eine wegen Zahlungsverzugs des Käufers oder seiner Säumnis, ein Akkreditiv zu stellen, unterbliebene Absendung oder „Zur-Verfiigung-Stellung" tatsächlich Gefahrübergang bewirkt. Nach dem Eindruck des Verfassers ist die Tragweite dieser Anträge nicht voll übersehen worden. Die Lösung ist auf der Grundlage des Art. 7 II zu finden: Grundprinzip der Gefahrtragung ist nach Artt. 67, 69, daß der Verkäufer die Gefahr nicht mehr trägt, wenn er die Sachherrschaft vertragsgemäß 371
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VI. Materielles
Kaufrecht
d) Fernkauf, Art. 69 II Hat der Verkäufer nicht an seiner Niederlassung zu liefern, sondern an einem dritten Ort oder auch - beim Ankunftsvertrag - am Ort der Niederlassung des Käufers375, dann geht die Gefahr frühestens in dem Zeitpunkt über, in dem der Käufer die Ware entgegennehmen konnte. Dazu ist bei Lieferung an einem dritten Ort, etwa bei eingelagerter Ware erforderlich, daß der Lieferzeitpunkt eingetreten ist, der Käufer in der Lage war, die Ware entgegenzunehmen oder abzuholen376, und Kenntnis des Käufers, daß die Ware zu seiner Verfugung steht377. Wo der Käufer nicht schon aufgrund ausgehändigten Lagerscheins, Freistellungsscheins usw. erfährt, daß und wo die Ware für ihn bereitgehalten wird, setzt Gefahrübergang nach Art. 67 II seine Benachrichtigung voraus. 5. Gemeinsame Bestimmungen für die Verpflichtungen von Verkäufer und Käufer, Kapitel V a) Zurückhaltung der Leistung wegen Verschlechterung der Situation des anderen Teils (Verschlechterungseinrede), Art. 71 Der Rechtsbehelf aus Art. 71 ist gegenüber Art. 62 U N C I T R A L - E n t wurf vor allem aufgrund eines deutschen Antrags378 verbessert worden. Die Beratungen waren freilich ungewöhnlich langwierig und kontrovers; ihr Verlauf ist ein gutes Beispiel für Probleme und Hindernisse, die sich den Bemühungen um Rechtsvereinheitlichung entgegenstellen können. Der deutsche Antrag bezweckte, die Verschlechterungseinrede - anders als nach §321 BGB, aber entsprechend Art. 73 I EKG - auch dann zu gewähren, wenn die Umstände in der Situation des Schuldners, die Erfüllung seiner Verpflichtungen zweifelhaft werden lassen, schon vor Vertragsschluß bestanden, aber erst nach Vertragsschluß erkennbar geworden sind. Die vorgeschlagene Neuformulierung, die nur als Klarstellung gedacht war379, sollte der Gefahr vorbeugen, daß eine in Schwierigkeiten geratene Partei auf der vereinbarten Vorleistung besteht und dazu nachweist, daß sie auch schon vor Vertragsschluß Vertragspflichten gegenüber aufgegeben hat oder die Aufgabe der Sachherrschaft durch ein vertragswidriges Verhalten des Käufers verhindert worden ist. Nicht nur Hinderung des Gefahrübergangs durch Nichtabnahme der Ware, sondern auch durch vertragswidriges Unterlassen von Mitwirkungshandlungen oder Nichtherstellen von Liefervoraussetzungen sollte deshalb Gefahrübergang bewirken. 35 ' Der Fall ist nicht ausdrücklich geregelt, ergibt sich aber aus Art. 67 I I , vgl. H U B E R 456; H A R T L E Y (oben N . 36) sub 8.21. 376 Bei eingelagerter Ware also aufgrund von Herausgabeansprüchen gegen oder Anweisung an den Lagerhalter, vgl. zum Haager Kaufrecht D Ö L L E / N E U M A Y E R Art. 9 7 Rdz. 1 0 . 377 Vgl. Sekretariatsbericht 205 sub 6. 378 A/Conf.97/C.l/L.187. 379 Siehe A/Conf.97/C.l/SR.26, S. 6 sub 41.
5. Gemeinsame Bestimmungen fiir Verkäufer und Käufer
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anderen Partnern nicht erfüllt habe und deshalb nicht eine Verschlechter u n g ihrer Situation nach Vertragsschluß eingetreten sei. D e r Widerstand gegen diese Lösung hatte vor allem zwei Gründe. Z u m einen sah m a n sie als Gefährdung von Vertragsparteien, die aufgrund ihrer G r ö ß e oder anderer wirtschaftlicher U m s t ä n d e häufig in angespannter Situation seien und nach der vorgeschlagenen Regel k a u m j e Vorleistungen erreichen könnten 380 . Z u m zweiten aber stieß die vorgeschlagene Regel auf Bedenken, weil nationale Rechtsordnungen für den Fall der bereits vor Vertragsschluß gegebenen Leistungsgefährdung andere Lösungen vorsehen, die m a n gewahrt wissen wollte. Eine Berücksichtigung veränderter U m s t ä n d e zur Korrektur des Vereinbarten sei - wenn überhaupt - dann n u r für solche Änderungen sachgerecht, die erst nach Vertragsschluß eingetreten seien. Die Erkennbarkeit der Leistungsfähigkeit des anderen Teils u n d ihr Einfluß auf Willensbildung und Vertragsschluß seien dagegen eine Frage der Irrtumsregelungen, die außerhalb der Geltungsreichweite des Einheitsrechtes läge381. Genau dies - die Unterschiedlichkeit nationaler Irrtumsanfechtungsregeln bei falscher Einschätzung der Leistungsfähigkeit des anderen Teils - auszuschalten, war aber ein erwünschter Nebeneffekt des Vorschlags, die Verschlechterungseinrede - und nur die Verschlechterungseinrede nach Einheitskaufrecht - eingreifen zu lassen, falls eine Vertragspartei feststellt, daß sie sich über die Leistungsfähigkeit der anderen Seite ein falsches Bild gemacht hat. Schließlich nährte sich der Widerstand auch aus Mißverständnissen, sah m a n doch Verschlechterungseinrede und Vertragsauflösung wegen antizipierten Vertragsbruchs (Art. 72) als einen einheitlichen, vor allem für Parteien in Entwicklungsländern zu harten, zudem auch in den Voraussetzungen zu subjektiv gefaßten Rechtsbehelf an. Ein ägyptischer Vorschlag, der beide Rechtsbehelfe zusammenzufassen suchte382, führte deshalb zu einer Wiederaufnahme der Debatte und schließlich zur Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die die gegenwärtige Fassung der Artt. 71, 72 erarbeitet
380
So w u r d e v o n italienischer und französischer Seite darauf hingewiesen, daß im E x p o r t stark engagierte mittelständische U n t e r n e h m e n nicht selten in einer schwierigen Liquiditätslage seien; ähnlich das A r g u m e n t des mexikanischen Delegierten A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 6 , S. 8 sub 54. Auch die in der Diskussion der ägyptischen Anträge A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 4 9 , L.250, die zur Wiederaufnahme der bereits abgeschlossenen Beratungen führten, anklingenden Befürchtungen, eine solche erweiterte Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des anderen Teils w ü r d e vor allem Vertragsparteien in Entwicklungsländern benachteiligen, lag auf der gleichen Linie; vgl. hierzu noch im Text. 381 Vgl. vor allem die französische Stellungnahme A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 6 , S. 9 sub 61; die mexikanische Stellungnahme A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 2 6 , S. 10 sub 66 sowie die italienische Stellungnahme A / C o n f . 9 7 / C / l / S R , 2 6 , S. 7 sub 46. Die nicht wortgetreuen Protokolle geben freilich das mehrfach geäußerte Bedürfnis, nationale Irrtumsanfechtungsregeln in solchen Fällen anwendbar bleiben zu lassen, nicht ausreichend deutlich wieder; es ist dem Verfasser aber in den inoffiziellen Diskussionen mehrfach entgegengehalten worden. 382 A / C o n f . 9 7 / C . l / L . 2 4 9 , L.250.
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VI. Materielles
Kaufrecht
hat383. Das Ergebnis entspricht zu Art. 71 dem Entwurf, ergänzt durch den deutschen Antrag. Die Verschlechterung, deren Voraussetzung in Art. 711 in (a) und (b) umschrieben sind, und die deutlich werden läßt, daß der Schuldner nicht erfüllen wird, gibt dem vorleistungspflichtigen Teil ein Zurückbehaltungsrecht also auch dann, wenn sie bereits vor Vertragsschluß eingetreten, aber noch nicht erkennbar war. Entscheidend ist das „Offenbarwerden" der Leistungsunfähigkeit. War schon bei Vertragsschluß offenbar, daß der Schuldner nicht werde leisten können, dann bleibt der andere Teil an seine Vorleistungspflicht gebunden. Irrtumsanfechtung nach nationalem Recht scheidet m. E. aus, es sei denn, es liegt der deliktsähnliche Fall einer arglistigen Täuschung vor. Die zu erwartende Vertragsverletzung muß einen wesentlichen Teil der Pflichten des Schuldners betreffen. Ähnlich wie in Art. 25 kommt es darauf an, welches Gewicht die gefährdete(n) Verpflichtung(en) für die Erwartungen des Gläubigers hatte(n); „verhältnismäßig geringfügige" (vgl. § 320 II BGB) Pflichten der anderen Seite dürfen nicht durch Zurückhalten der eigenen Vorleistung erzwungen werden. Obwohl in der Praxis Unterschiede zwischen (zu erwartender) Verletzung eines „wesentlichen Teils der Pflichten" (Art. 71 I) und „wesentlichem Vertragsbruch" (siehe Artt. 72 I und 73 II) kaum praktikabel sein werden, muß vom Prinzip und der Möglichkeit einer solchen Unterscheidung ausgegangen werden: Zunächst ist der ägyptische Antrag384, auch für Zurückbehaltung nach Art. 71 I Erwartung eines „fundamental breach" Voraussetzung sein zu lassen, abgelehnt worden. Vor allem dürften es die unterschiedlichen Rechtsfolgen in Art. 711 und Art. 72 II385 rechtfertigen, für Art. 711 bereits weniger schwerwiegende Verstöße genügen zu lassen. Entsprechend Art. 25 muß aber wohl für den Schuldner die Bedeutung der gefährdeten Pflicht für die Vertragserwartungen des Gläubigers bei Vertragsabschluß erkennbar gewesen sein, da Art. 71 I den Gläubiger von Fälligkeitsterminen entbindet, also z. B. eine „fix" geschuldete Lieferung hinauszuschieben gestattet; de facto kann das einer Auflösung des Vertrages gleichstehen. „Offenbar werden" muß vernünftigerweise bedeuten, daß die Situation des Schuldners einem objektiven Teilnehmer am grenzüberschreitenden Warenverkehr in diesem Geschäftszweig nicht verborgen bleiben konnte. Kenntnisse, die Familienangehörige, Hausbanken oder interne Vertragspartner des Schuldners vor Vertragsschluß hatten oder haben konnten, haben m. E. außer Betracht zu bleiben. Andererseits muß die offenbar gewordene Verschlechterung nicht nur subjektive Befürchtungen hinsichtlich der Vertragserfüllung veranlassen, sondern für einen objektiven Beur-
383
Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.35, S. 2ff., SR.37, S. 11 ff. und SR.38, S. 2. Die Bundesrepublik war in dieser Arbeitsgruppe vertreten. 384 A/Conf.97/C.l/L.249. 385 Hierzu unten VI 5 b.
5. Gemeinsame Bestimmungen für Verkäufer und Käufer
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teiler Nichterfüllung sicher erwarten lassen. Auch für diese Prognose ist wieder das Urteil einer vernünftigen Person maßgebend: Natürlich steht nur in den seltensten Fällen mit absoluter Gewißheit fest, daß bestimmte „Defizite" des Schuldners zur Leistungsunfähigkeit führen werden386. In der Diskussion in Wien verwendete Beispiele, daß ein konkursreifer Schuldner wider Erwarten doch Kredit oder liquide Mittel bekommen könne, dürften m. E. die Praktikabilität der gefundenen Lösungen nicht beeinträchtigen. Die Verschlechterungseinrede gibt dem Verkäufer, der die Güter bereits abgeschickt hat, bevor die Verschlechterung des Käufers evident geworden ist, ein „right of stoppage in transitu", auch wenn der Käufer schon Eigentümer der Güter oder Inhaber von Herausgabeansprüchen gegenüber Frachtführer, Lagerhalter usw. geworden sein sollte, Art. 71 II 1. Freilich wirkt dieses Zurückbehaltungsrecht nur gegenüber dem Käufer. O b der Frachtführer, Lagerhalter usw. es beachtet oder zu beachten hat, richtet sich nach dem Fracht- oder Lagervertrag und damit nach nationalem Recht. Auch kann diese Befugnis - vorbehaltllich einer Koinzidenz mit Sicherungsrechten nach nationalem Recht - nicht Dritten entgegengehalten werden, die - etwa als Gläubiger des Käufers - die Ware beschlagnahmen lassen, Art. 71 II 2. Die aufgrund der Verschlechterungseinrede ihre Leistung zurückhaltende Partei muß der anderen Seite unverzüglich eine - nicht zugangsbedürftige - Mitteilung senden, Art. 71 III. Stellt die andere Seite für ihre Vertragserfüllung angemessene Sicherheiten, dann entfällt die Verschlechterungseinrede, Art. 71 III Halbs. 2. Die „adequate assurance" ist dabei nicht nur in einer Gewähr für die Erfüllung (etwa durch entsprechende Verpflichtung eines Dritten) zu sehen, sondern auch in einer Sicherheit, die Schadenersatzansprüche des Gläubigers im Falle der Nichterfüllung abdeckt387. Unterbleibt die Zurückbehaltungsanzeige, dann können für den anderen Teil Ersatzansprüche oder auch ein Aufhebungsrecht entstehen, wenn er nachweist, daß er bei rechtzeitiger Anzeige eine Sicherheit gestellt hätte. Ab dem Zeitpunkt, in dem die Sicherheit das Zurückbehaltungsrecht hätte entfallen lassen, ist die Zurückhaltung nicht mehr gerechtfertigt und deshalb Vertragsbruch.
386
Die Formulierung in Art. 62 I U N C I T R A L - E n t w u r f , wonach die Verschlechterung „gute Gründe für den Schluß" auf die Nichterfüllung geben müsse, w u r d e als zu subjektiv e m p f u n d e n , doch sollte mit der jetzigen Formulierung nicht etwa eine Einschränkung auf Fälle erreicht werden, in denen Nichterfüllung absolut sicher ist, vgl. A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 7 , S. 11 sub 95. Nach Ansicht des kanadischen Delegierten besteht sogar zwischen den F o r m u lierungen „it becomes apparent" und „good grounds to conclude, that the other party will not p e r f o r m " kein wesentlicher Unterschied, siehe A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 8 , S. 2 sub 8, ferner die amerikanische Interpretation in A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 7 , S. 12 sub 104. Siehe hierzu auch unten im Text zu 5 c. 387
Siehe Sekretariatsbericht 162 sub 13.
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VI. Materielles
Kaufrecht
b) Vertragsaufhebung wegen antizipierten Vertragsbruchs, Art. 72 Die Möglichkeit, bereits vor Fälligkeit einen Vertragsbruch anzunehmen und deshalb den Vertrag aufzuheben, ist zwar im Prinzip beibehalten worden - Art. 72 I = Art. 63 U N C I T R A L - E n t w u r f - , entsprechend der gegen die als ultima ratio empfundenen Vertragsauflösung gerichteten Tendenz jedoch eingeschränkt worden. Man hat damit vor allem das von seiten der Entwicklungsländer geäußerte Bedürfnis berücksichtigt, dem voraussichtlich - Vertragsbrüchigen Teil Abwendung der Vertragsauflösung durch Stellung von Sicherheiten zu ermöglichen, Art. 72 II388. Die weiteren Voraussetzungen, die Art. 72 II fur die Ausübung des Aufhebungsrechtes aufstellt, sind freilich nicht sonderlich schwerwiegend, da durch Ausnahmen abgeschwächt: Eine Anzeige von der Vertragsaufhebungsabsicht ist zunächst in den - praktisch wohl wichtigsten - Situationen entbehrlich, in denen der andere Teil bereits erklärt hat, daß er den Vertrag nicht durchfuhren werde, Art. 72 III. Da damit auch die häufigen Fälle gedeckt sind, in denen neue Bedingungen gestellt oder angebliche Vertragswidrigkeiten der anderen Seite als Vorwand genommen werden, die eigene Leistung nicht zu erbringen, bleibt es fur die wichtigsten Fälle bei der sofortigen Aufhebungsmöglichkeit. Unter Art. 72 II dürften dagegen vor allem Situationen fallen, in denen Erfüllung durch den an sich erfullungswilligen Teil aufgrund objektiver Umstände gefährdet ist389. Auch in diesen Fällen bedarf es einer vorherigen Anzeige der Aufhebungsabsicht nicht, wenn dafür keine Zeit mehr ist, also Lieferzeitpunkt oder -Zeitraum schon so nahe sind, daß auch Sicherheiten für die Vertragserfüllung nicht mehr rechtzeitig beschafft werden können. Unabhängig vom Zeitmoment muß die Anzeige auch sonst „reasonable" sein, d. h. Aussicht bestehen, daß die andere Seite noch Sicherheiten beschaffen kann. Kann z.B. aufgrund von Kriegsereignissen nicht geliefert werden, dann wird eine Anzeige, man beabsichtige, den Vertrag aufzulösen, wohl vielfach entbehrlich sein. Große Schwierigkeiten hat wie zu Art. 71 I und im Zusammenhang mit dieser Vorschrift die Frage gemacht, wann aus einem bestimmten Verhalten oder Ereignis auf einen zu erwartenden wesentlichen Vertragsbruch geschlossen werden kann. O b die Formulierung „it is clear" („il est manifeste") eine höhere Gewißheit als „it becomes apparent" („il apparaît") in Art. 71 I bedeutet oder bedeuten sollte, hat in der Diskussion eine große Rolle gespielt, wobei Übersetzungsprobleme die Diskussion zusätzlich 388 Art. 63 U N C I T R A L - E n t w u r f passierte den ersten Ausschuß zunächst ohne Schwierigkeiten, wurde dann aber aufgrund der ägyptischen Anträge, die Verschlechterungseinrede und Vertragsauflösung wegen antizipierten Vertragsbruchs miteinander verknüpften, streitig, siehe oben IV 5 a. Die Trennung der beiden Institute wurde in dem entscheidenden Vorschlag einer Arbeitsgruppe, die nach Ablehnung der ägyptischen Anträge eingesetzt worden war, jedoch im Ergebnis beibehalten. 389 Vgl. die Beispiele aus dem Sekretariatsbericht 164 sub 2: Die Fabrik des Verkäufers brennt ab; ein Embargo wird verhängt; Devisengesetze verhindern Zahlung.
5. Gemeinsame Bestimmungen fiir Verkäufer und Käufer
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belastet haben390. Z u m Teil sind solche Unterschiede in der Evidenz eines zu erwartenden Vertragsbruches angenommen und damit gerechtfertigt worden, daß die Rechtsfolgen in Art. 71 I und Art. 72 I unterschiedlich gravierend seien: Die Verschlechterungseinrede suspendiere nur Vorleistungspflichten, während nach Art. 72 I Vertragsaufhebung möglich sei391. M. E. wird durch die verwendeten Formulierungen jedoch nicht ein unterschiedliches Maß an Gewißheit, das zudem kaum praktikabel wäre, verlangt. In Art. 73 II ist fiir den ähnlichen Fall, daß ein wesentlicher Vertragsbruch hinsichtlich künftiger Sukzessivlieferungen zu erwarten ist, sogar die ursprünglich auch in Art. 71 I gebrauchte Formulierung „good grounds to conclude" beibehalten worden. Entscheidend dürfte deshalb letztlich in allen drei Vorschriften - Art. 71 I, Art. 72 I und Art. 73 II - die Überzeugung eines vernünftigen Beurteilers sein, daß ein Vertragsbruch sicher zu erwarten ist. Ein Mehr an Gewißheit kann für Art. 721 schon deshalb nicht verlangt werden, weil andernfalls der von Art. 72 III berücksichtigte Fall der ernsthaften Erfullungsverweigerung nie „sicher" genug wäre, da der Schuldner ja bis zum Erfüllungszeitpunkt seine Absichten noch ändern kann. c) Sukzessivlieferungsverträge, Art. 73 Tritt eine Leistungsstörung bei ratenweise zu erbringenden Leistungen nur hinsichtlich einer einzelnen Rate ein, so kann ein Aufhebungsrecht sich nur auf den betroffenen Teil des Vertrages, d. h. die mangelhafte oder nicht erbrachte Rate und die dafür geschuldete Gegenleistung, beziehen. Diesen Fall regelt Art. 73 I und setzt voraus, daß die Pflichtverletzung hinsichtlich der in Frage stehenden Rate einen wesentlichen Vertragsbruch darstellt. Der Vertragsbruch hinsichtlich einer Rate kann aber auch die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs der noch nicht fälligen Ratenverpflichtungen indizieren, so daß die Vertragsaufhebung hinsichtlich der noch nicht fälligen Raten erreicht werden kann. Art. 73 II sieht vor, daß diese Auflösung des Vertrages für die Zukunft innerhalb vernünftiger Frist zu erklären ist, so daß dem betroffenen Teil eine gewisse Überlegungsfrist bleibt. Werden durch die Nicht- oder Schlechterfüllung bereits erbrachte oder künftige Raten aufgrund des sachlichen Zusammenhangs der Einzelleistungen wertlos, so kann die Aufhebungserklärung auch auf bereits erbrachte oder künftige Leistungen erstreckt werden. Voraussetzung ist jedoch, daß der Verwendungszweck der Gesamtleistung, der sie bei Ausfall auch nur einer einzelnen Leistung unbrauchbar macht, von den Parteien bei Vertrags-
390
Siehe hierzu A/Conf.97/C.l/SR.37, S. 11 f.; A/Conf.97/SR.9, S. 7ff. (Plenum). Vgl. die amerikanischen und norwegischen Diskussionsbeiträge in A/Conf.97/C.l/ SR.37, S. 12ff. sub 104 und 105. 3,1
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Schluß berücksichtigt worden ist, Art. 73 III. Das Interesse des Käufers an der Gesamtleistung muß also für den Verkäufer erkennbar gewesen sein392. Die gesetzliche Regelung bezieht sich auf Sukzessivlieferungen, nicht dagegen auf Störungen in der Erfüllung von Ratenzahlungsverpflichtungen. Art. 73 II paßt jedoch auch auf versäumte Ratenzahlungspflichten, falls ihnen Sukzessivlieferungen korrespondieren. Andernfalls ist Auflösung des gesamten Vertrages über Art. 72 zu erreichen. 6. Schadenersatz, Artt. 74-77 a) U m f a n g und Berechnung des zu ersetzenden Schadens, Artt. 74-76 Die Regelung über Art und U m f a n g des zu ersetzenden Schadens entspricht in den Grundzügen den Artt. 82 ff. EKG; die im U N C I T R A L E n t w u r f festgeschriebenen Prinzipien sind in Wien nicht mehr streitig gewesen. Die Grundregel Art. 74 enthält drei grundsätzliche Entscheidungen: Schadenersatz ist stets Geldersatz, Art. 74 S. 1. Der Verlust des Betroffenen muß durch einen Vertragsbruch der anderen Seite, gleich, ob als Nichterfüllung, Verspätung oder Schlechterfullung durch Leistung nicht vertragsentsprechender oder aufgrund von Rechten Dritter nicht voll verwendungsfähiger Ware, verursacht worden sein, Art. 74 S. I393. Ersatzfähig sind schließlich nur solche Schäden, die die Vertragsbrüchige Partei im Zeitpunkt des Vertragsschlusses als mögliche Folge eines Vertragsbruches vorausgesehen hat oder hätte voraussehen müssen. Historische W u r zeln, Entwicklung und Grundgedanken dieser Schadensbegrenzungsregel sind oft berichtet worden 394 . Die zugrunde liegende rechtspolitische Wertung will ermöglichen, daß jede Partei bei Vertragsschluß kalkulieren kann, welche Haftungsrisiken sie mit dem zu schließenden Vertrag übernimmt 395 . Die den Gerichten damit belassenen Wertungsspielräume sind durch Typisierungen der zu beurteilenden Schäden auszufüllen, wobei im Einzelfall stets möglich bleibt, daß ein typischerweise nicht voraussehbares Schadensrisiko doch v o m Vertragsbrüchigen Teil übernommen worden ist. Bei den möglichen Schadenstypen, die eine solch normative Konkreti392 Die aufgrund der beabsichtigten Verwendung gegebene Abhängigkeit der Teilleistungen voneinander ist nicht allein in Fällen technischer Integration, etwa bei Lieferung einer Maschine in Einzelteilen, gegeben, sondern auch bei wirtschaftlichen Zusammenhängen, z. B. dann, wenn sukzessiv zu liefernde Rohmaterialien für die Verwendungszwecke des Käufers von völlig gleichbleibender Qualität sein müssen, vgl. das Beispiel in Sekretariatsbericht 168 sub 8. 393 Vgl. unten VI 8 zu Art. 80. 39,1 Vgl. KÖNIG, Voraussehbarkeit des Schadens als Grenze vertraglicher Haftung (zu Artt. 72, 86, 87 EKG), in: Das Haager Einheitliche Kaufgesetz und das deutsche Schuldrecht, Kolloquium zum 65. Geburtstag von Ernst von Caemmerer (1973) 75ff.; DÖLLE/WEITNAUER
v o r A r t t . 8 2 - 8 9 E K G R d z . 2 5 ff. 395
Vgl. hierzu SCHLECHTRIEM, (oben N. 42) 48 f.
6. Schadenersatz,
Arti.
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sierung der jeweils übernommenen Risiken ermöglichen396, dürften vor allem die sog. Mangelfolgeschäden, die durch Verletzung absolut, d.h. auch außervertraglich geschützter Rechtsgüter des Käufers entstehen, Schwierigkeiten bereiten. In den meisten nationalen Rechtsordnungen gehören solche Verletzungen zur Domäne der außervertraglichen Haftung, wobei es bei mängelverursachten Verletzungen vor allem um die Produktehaftung des Warenherstellers geht. Art. 5 trägt dem Rechnung und nimmt Personenschäden aus dem Geltungsbereich des Abkommens ganz aus. Dagegen waren umfassendere Formulierungen, die auch die Produktehaftung für Sachschäden des Käufers erfaßt hätten, in Wien nicht mehr zu erreichen397. Solche Schäden können also, falls sie für den Verkäufer voraussehbar waren, grundsätzlich nach Einheitskaufrecht ersetzt verlangt werden, wobei für die Voraussehbarkeit der üblichen oder der vom Käufer beabsichtigten Verwendung entscheidendes Gewicht zukommen dürfte. Soweit eine vertragliche Haftung nach Einheitskaufrecht gegeben ist, werden freilich nationale Vorschriften zur Deliktshaftung wohl nicht verdrängt398. Im Falle der Vertragsaufhebung kann die betroffene Partei ihren Schaden grundsätzlich als Differenz zwischen Vertragspreis und Kosten eines Dekkungsgeschäftes zuzüglich weiterer Verluste berechnen, Art. 75 (konkrete Schadensberechnung); das Deckungsgeschäft muß freilich „in vernünftiger Frist nach der Aufhebung" vorgenommen werden399. Das entspricht der Schadensminderungspflicht aus Art. 77. Die vom Vertragsbruch betroffene Partei kann ihren Schaden aber auch abstrakt berechnen, wenn die den Vertragsgegenstand bildende Ware einen Marktpreis hat, Art. 76. Allerdings setzt diese Schadensberechnung nach der Marktpreisregel voraus, daß nicht bereits ein konkretes, auf den gebrochenen Vertrag bezogenes Deckungsgeschäft unternommen worden ist400. Es genügt jedoch, wenn die betroffene Partei ständig „im Markt" kauft und verkauft, so daß es schwierig oder unmöglich ist, dem nicht erfüllten Vertrag ein bestimmtes Geschäft als Deckungsgeschäft zuzuordnen401. Als maßgebend für die Schadensberechnung sah Art. 72 I U N C I T R A L Entwurf noch den Zeitpunkt vor, an dem die betroffene Partei Auflösung zuerst hätte erklären können. Damit sollte verhindert werden, daß der 396
Vgl. hierzu KÖNIG (oben N . 394); ferner HUBER 499; SCHLECHTRIEM (oben N . 42) 51 f. Siehe hierzu oben III 7. 398 D e r Verkäufer einer mangelhaften Maschine, deren Mangel zu einem Brand u n d zur V e r n i c h t u n g der Werksanlagen des Käufers g e f u h r t hat, kann sich deshalb gegenüber Deliktsansprüchen nach nationalem Recht nicht auf R ü g e v e r s ä u m u n g nach Art. 39 berufen; anders freilich die ü b e r w i e g e n d e M e i n u n g in Deutschland zur R ü g e v e r s ä u m u n g u n d ihren Folgen nach § 3 7 7 H G B . Siehe auch oben III 7 a . E . 399 Siehe auch A r t . 85 E K G ; vgl. dagegen die engeren Voraussetzungen in § 376 III H G B . m A . A . HUBER 470f. 401 Vgl. Sekretariatsbericht 188 N . 3. 397
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Vertragstreue Partner auf Kosten der schadenersatzpflichtigen Partei durch Manipulation des Auflösungszeitpunktes spekuliert. Gegen die Regel wurde in Wien jedoch eingewandt, sie sei zu unsicher und gebe den Gerichten zu viel Ermessensspielraum 402 vor allem in Fällen von antizipiertem Vertragsbruch. Diese Bedenken führten schließlich403 zur Festlegung der Berechnungszeitpunkte „Auflösungserklärung" 404 oder „Übernahme der Güter"; entscheidend ist das jeweils frühere Ereignis. Für den Zeitpunkt „Auflösungserklärung" dürfte sich im Ergebnis wenig ändern: Verzögert die Vertragstreue Partei die Auflösungserklärung und vergrößert sich so die Differenz zwischen Markt- und Vertragspreis, dann muß sie sich u. U. eine Verletzung ihrer Schadensminderungspflicht entgegenhalten lassen. Die Aufgabe, den „richtigen" Zeitpunkt für die Vertragsaufhebung zu ermitteln, bleibt also gestellt. Schwieriger ist der zweite Zeitpunkt - Übernahme der Güter, Art. 76 I 2 - zu rechtfertigen. Bei Verzug oder Schlechtleistung nutzt der Käufer, der kein konkretes Deckungsgeschäft nach Art. 75 vornehmen oder nachweisen kann, danach die in Art. 49 II eingeräumten Überlegungsfristen auf eigenes Risiko. Im Falle des Art. 49 II (b) (i) wird sogar ein Berechnungszeitpunkt zugrunde gelegt, zu dem der Käufer mangels Kenntnis vom Vertragsbruch noch gar nicht aufheben konnte. Das will schwer einleuchten.
b) Schadensminderungspflicht, Art. 77 Art. 77 S. 1 verpflichtet die Partei, die wegen eines Vertragsbruchs der anderen Seite Ansprüche geltend machen will, vernünftige Maßnahmen zur Schadensminderung zu ergreifen. Eine Verletzung dieser Verpflichtung führt nach Art. 77 S. 2 zu einer entsprechenden Minderung ihrer Schadenersatzansprüche. Art. 77 entspricht § 254 II 1 BGB (2. Alternative: Verletzung der Schadensabwendungs- oder -minderungspflicht) 405 . Ergänzend zur Schadensminderungspflicht war von amerikanischer Seite eine Regel vorgeschlagen worden, die auch andere Rechtsbehelfe der betroffenen Partei bei unterlassener Schadensminderung zu modifizieren oder anzupassen erlauben sollte406. Gedacht war an Fälle, in denen der 402
Vgl. die Diskussion in A/Conf.97/C.l/SR.30, S. 4ff. Während die erste Kommission einen diesbezüglichen Änderungsantrag Norwegens A/Conf.97/C. 1/ L. 194 - zurückgewiesen hatte, fand im Plenum ein entsprechender, gemeinsam von Australien, Griechenland, Mexiko, Norwegen und der Türkei eingebrachter Antrag - A / C o n f . 9 7 / L . l l - überraschend die erforderliche Zweidrittelmehrheit; zur Diskussion siehe A/Conf.97/SR.10, S. 6 ff. 404 Abstellen auf den Zeitpunkt der Auflösung entspricht Art. 84 I EKG, doch ist für das EKG zu berücksichtigen, daß in wichtigen Fällen der Vertrag kraft Gesetzes aufgelöst wird, die Vertragstreue Seite also nicht mit der Wahl zwischen Erfüllungsanspruch und Vertragsauflösung spekulieren kann, vgl. Artt. 61 II, 25 S. 2 EKG und hierzu HELLNER 95 ff. 405 Teilweise anders HUBER 471. 406 A/Conf.97/C.l/L.228. 403
7. Zinsen, Art. 78
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Verkäufer trotz - unberechtigt - stornierter Order die bestellte Maschine herstellt und vom Käufer den vollen Kaufpreis verlangt407. Der interessante Vorschlag litt freilich an der Schwäche, daß den Gerichten mit der Möglichkeit, etwa Erfullungsansprüche zu modifizieren oder das Recht zur Vertragsaufhebung „anzupassen", ein außerordentlich weiter Spielraum eingeräumt worden wäre. Er fand keine Mehrheit408. 7. Zinsen, Art. 78 Die Zinsfrage bereitete der Konferenz außerordentliche Schwierigkeiten. Der vorliegende Entwurf enthielt eine Zinspflicht nur noch als Teil der Rückabwicklungspflichten des Verkäufers nach Auflösung des Kaufvertrages, Art. 69 I UNCITRAL-EntwurP 0 9 . Die Anträge410 und Vorschläge spiegelten unterschiedliche Überzeugungen, divergierende dogmatische Einordnungen der Zinspflicht und kollidierende praktische Bedürfnisse wider: Z u m Teil wurde eine Zinszahlungspflicht aus weltanschaulichen Gründen abgelehnt411; andere Staaten hielten eine spezielle Zinsvorschrift für entbehrlich, weil entgangene Kapitalnutzung als Schadenersatz geltend gemacht werden könne412. Dagegen war es das Ziel der Delegationen, die eine spezielle Zinsvorschrift für erforderlich hielten, Zins gerade nicht als Schadenersatz zu qualifizieren, um eine Zinszahlungspflicht auch im Falle von Entlastungen nach Art. 79 weiterbestehen zu lassen. Als vergeblich erwiesen sich auch alle Versuche, einen Maßstab für den „richtigen" Zinssatz zu finden. Gegen den noch in Art. 83 EKG verwendeten Diskontsatz im Lande des Gläubigers wurde zunächst eingewendet, daß der Diskontsatz kein international übereinstimmend aussagekräftiger Indikator für die Kapitalkosten in den einzelnen Ländern sei. Vor allem aber war keine Einigkeit darüber zu erzielen, ob die Kreditkosten im Schuldneroder im Gläubigerland maßgebend sein sollten. Zu Art. 84 I sah man in diesem Zusammenhang Zinsen als abzuschöpfende Bereicherung des Schuldners, so daß die üblichen Zinsen auf dessen Geldmarkt entscheidend sein sollten. In der Sache ging es aber vor allem darum, daß einige
407
Siehe A/Conf.97/C.l/SR.30, S. 7f. sub 55. M . E . ist mit der Verlustminderungspflicht aus Art. 77 S. 1 zu helfen, die in dem genannten Beispielsfall ernsthafter Annahmeverweigerung des Käufers rechtzeitige Auflösung des Vertrages durch den Verkäufer nach Art. 72 geboten hätte. Schaden des Käufers ist die Verpflichtung zur Zahlung des (vollen) Kaufpreises. 409 Das entsprach Art. 81 I EKG; freilich sah das EKG in Art. 83 für den wichtigeren Fall des Verzugs mit der Kaufpreiszahlung eine Zinsverpflichtung als Schadenersatz vor. Auch die verschiedenen Vorentwürfe von U N C I T R A L enthielten unterschiedliche Regeln, vgl. Art. 58 U N C I T R A L - E n t w u r f 1977. 410 A/Conf.97/C.l/L.216, 218, 222, 226 Rev. 1, 247 sowie A/Conf.97/L.16, 18. 411 Siehe den ägyptischen Vorschlag einer Vorbehaltsklausel A/Conf.97/C.l/SR.34, S. 4 sub 10. 4,2 So wiederholte englische Anträge und Vorschläge. 408
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VI. Materielles
Kaufrecht
sozialistische Länder für ihre Außenstände nicht auf ihre internen niedrigen Zinssätze verwiesen werden, sondern die in den Ländern ihrer Schuldner berechneten Zinsen zugrunde legen wollten, da sie bei Kreditaufnahme in diesen Ländern ebenfalls die dortigen Zinsen zahlen müßten413. - Art. 78 in der vorliegenden Fassung ist das Ergebnis eines Kompromisses, der erst im Plenum auf der Grundlage eines Vorschlags erreicht wurde, den eine Arbeitsgruppe, an der die Bundesrepublik beteiligt war, erarbeitet hat. Er sieht zunächst die grundsätzliche Verpflichtung zur Zahlung von Zinsen als Regel des Einheitsrechtes vor, so daß der Schuldner auch dann zur Zinszahlung verpflichtet bleibt, wenn er seine Säumnis nach Art. 79 nicht zu vertreten hat und deshalb keinen Schadenersatz schuldet. Für alle Einzelheiten der Zinszahlungspflicht bleibt dagegen das jeweils durch Kollisionsrecht berufene nationale Recht maßgebend, also insbesondere für die Höhe414. Eventuell weitergehende Schadenersatzansprüche bleiben unberührt415. - Praktische Bedeutung dürfte die Vorschrift deshalb nur in den Ausnahmefällen haben, in denen der Zahlungspflichtige für seine Säumnis eine „exemption" nach Art. 79 geltend machen kann, also bei Hindernissen, die von einer Geldzahlungspflicht nach Art. 79 I, III (zeitweise) entlasten, z. B. unvorhersehbare Devisensperren im Schuldnerland. Ansonsten wird es für einen Gläubiger zumeist - jedenfalls in Ländern mit einem freien Kapitalmarkt - einfacher und aussichtsreicher sein, die durch Säumnis seines Schuldners entgangene Kapitalnutzung als Schaden in Höhe der eigenen Kreditkosten nach Art. 74 geltend zu machen, statt sich den Unsicherheiten auszusetzen, welches nationale Recht für seine Ansprüche zuständig ist und welche Vorschriften für Zinsen es enthält. Eine Art. 78 entsprechende Vorschrift enthält Art. 84 I für den Fall der Verpflichtung des Verkäufers zur Rückzahlung des Kaufpreises nach Auflösung des Kaufvertrages. Obwohl nicht ausdrücklich geregelt, muß - auf der Grundlage von Art. 7 in Verb, mit Art. 78 - der Gläubiger auch in diesem Falle wegen Verletzung der Rückzahlungspflicht Schadenersatz verlangen und dazu seinen Schaden aus entgangener Kapitalnutzung ab Fälligkeit der RückZahlungsverpflichtung in Höhe seiner eigenen Kreditkosten berechnen können416.
413 Die Einzelheiten der Diskussion können hier nicht wiedergegeben werden, siehe hierzu A/Conf.97/C. 1 /SR.29, S. 2ff.; SR.34, S. 2ff. sowie (Plenum) A/Conf.97/SR.10, S. 8ff., SR. 11, S. 3 ff. 4.4 Soweit eine nationale Rechtsordnung ein Zinsverbot kennt, läuft Art. 78 im Falle der Verweisung auf diese Rechtsordnung freilich leer. 4.5 Dieser Vorbehalt von Schadenersatzansprüchen (wegen entgangener Kapitalnutzung) ist vor allem von der Bundesrepublik - zuletzt in der vom Plenum eingesetzten Arbeitsgruppe verteidigt worden. 416 Vgl. zur erforderlichen Ergänzung der Rückabwicklungsvorschriften insgesamt unten VI 10 d.
8. Entlastungen, Art. 79
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8. Entlastungen, Art. 79 Eine Schadenersatzpflicht entsteht nicht, wenn der Schuldner die Leistungsstörung - Nichtleistung, verspätete Leistung oder Schlechterfullung - nicht zu vertreten hat. Die Vorschrift entspricht Art. 741 EKG, konkretisiert aber die vom Schuldner übernommenen Risiken. Überlegungen, für die Entlastung auf „fault" abzustellen, sind frühzeitig fallengelassen worden417. Entlastung setzt nach Art. 79 I zunächst voraus, daß das Leistungshindernis außerhalb des vom Schuldner beherrschten Bereichs („beyond his control") lag. Leistungsstörungen, die der Schuldner bereits aufgrund seiner Herrschaft über die zur Vorbereitung, Organisation und Durchfuhrung der Erfüllung gehörenden Vorgänge abwenden konnte, aber nicht vermieden hat, hat er stets zu vertreten. Insoweit „garantiert" der Schuldner sein Leistungsvermögen. Will er das nicht uneingeschränkt, so muß er sich partiell, d. h. von bestimmten Störungsmöglichkeiten freizeichnen. Bei einem Hindernis „beyond his control" haftet der Schuldner gleichwohl, wenn dieses Hindernis bei Vertragsschluß vernünftigerweise für ihn zu berücksichtigen oder ihm sogar bekannt war. Bei solchen für ihn abzusehenden Leistungshindernissen muß er grundsätzlich einstehen oder seine Haftung ausschließen418. Bei unvorhersehbaren Leistungshindernissen, die nicht in seinem Herrschaftsbereich ihre Ursache haben (und schon deshalb als vermeidbar bewertet werden), muß er schließlich „reasonable" Anstrengungen zur Vermeidung oder Überwindung des Hindernisses oder seiner Folgen machen. Für die vom Schuldner erwarteten Anstrengungen, Leistungshindernisse außerhalb seines eigenen Herrschaftsbereichs in Rechnung zu stellen, zu vermeiden und abzuwenden, wird vielfach der Inhalt des Vertrages entscheidend sein: „Garantien" können die Einstandspflicht steigern, Freizeichnungen und Haftungsbeschränkungen können sie mindern. Wo ausdrückliche Festlegungen fehlen, sind die verpflichtenden Parteierklärungen auf der Grundlage des Art. 8 auszulegen, so daß entsprechend Art. 74 I EKG letztlich die Erwartungen und Absichten vernünftiger Parteien Maßstab sein werden419. O b und inwieweit der Schuldner z.B. ein Beschaffungsrisiko bei stark fluktuierenden Märkten oder angesichts drohender Kriegsrisiken übernommen hat, muß letztlich in Ansehung des konkreten Falles aufgrund des jeweiligen Vertrages entschieden werden420. Als grundsätzliche Tendenz ist jedoch festzuhalten, daß man bestrebt war, den Kreis der entlastenden Umstände eng zu fassen; sie können jedoch nicht nur mit „force majeure" gleichgesetzt werden. O b das Leistungshindernis bei Vertragsschluß schon vorlag, in deutscher Terminologie also anfängliche 417 418 419 420
Vgl. U N C I T R A L YB. 5 (1974) 58. Vgl. Sekretariatsbericht 169f. sub 5f. Ebenso HUBER 466. Vgl. Sekretariatsbericht 170 sub 6.
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VI. Materielles
Kaufrecht
Unmöglichkeit 421 oder anfängliches Unvermögen gegeben war, oder erst nach Vertragsschluß entsteht, ist dagegen unerheblich. Bei den Vorarbeiten von U N C I T R A L war einer der Streitpunkte, wann und inwieweit ökonomische Erschwerungen für den Schuldner - „Unerschwinglichkeit" - entlastend wirken können422. Im Ergebnis war aber wohl überwiegende Meinung, daß nicht nur faktische, sondern auch ökonomische Unmöglichkeit entlasten könne. Hindernis im Sinne von Art. 79 I UN-Kaufrecht ist deshalb nicht etwa aufgrund der terminologischen Veränderung von „Umständen" in Art. 741 EKG zu „impediments" nur ein die Erfüllung absolut verhinderndes Ereignis, sondern - unter freilich ganz engen Voraussetzungen - auch „Unerschwinglichkeit". Im Regelfall ist jedoch aus Kostengründen erschwerte Beschaffung oder Herstellung kein entlastendes „impediment", weil der Schuldner grundsätzlich seine finanziellen Möglichkeiten zur Beschaffung oder Herstellung der versprochenen Leistung garantiert423. In Wien waren zur Entlastungsregel vor allem zwei Fragen streitig: Z u m einen ging es um ihre Reichweite, zum anderen um die Einstandspflicht für Erfüllungsgehilfen und Dritte. Zur Reichweite hatte die Bundesrepublik beantragt klarzustellen, daß bei Entlastungsgründen trotz Art. 79 V (Beschränkung der Entlastungswirkungen auf Schadenersatzansprüche) auch die Erfüllungspflicht des Schuldners erlöschen sollte424. In dieser Zielsetzung vergleichbar waren norwegische Anträge425, die auch bei vorübergehenden, aber länger dauernden Leistungshindernissen entsprechend Art. 74 II Halbs. 2 EKG Erlöschen der Schuldnerpflicht vorsahen, falls sich die Verhältnisse in der Zwischenzeit grundlegend geändert haben sollten. Für die Ablehnung dieser Anträge waren mehrere Gründe maßgebend. Im Vordergrund stand die Befürchtung, daß eine Befreiung von der 421
Hierzu auch Sekretariatsbericht 169 sub 4. Vgl. hierzu NICHOLAS 240, ferner UNCITRAL YB. 5 (1974) 39, 66f., 6 (1975) 84f. und 8 (1977) 57 sub 459, 135 sub 24, 160 sub 14. 423 Die Frage ist in Wien nicht noch einmal ausdrücklich diskutiert worden. Im Zusammenhang mit dem norwegischen Vorschlag A/Conf.97/C.l/L.191 Rev. 1, bei vorübergehenden, aber später wegfallenden Leistungshindernissen auch zu berücksichtigen, daß sich inzwischen die wirtschaftliche Situation für den Schuldner völlig verändert haben kann, wurde freilich wieder erhebliche Zurückhaltung deutlich, Änderungen der Geschäftsgrundlage zu berücksichtigen. Letztlich entscheidend solle die vertragliche Vereinbarung sein, jedoch gingen offenbar einige Delegierte davon aus, daß notfalls ein Rückgriff auf nationales Recht möglich bliebe, siehe A/Conf.97/C.l/SR.27, S. 9 sub 58 und S. 10 sub 59. Durch Annahme eines norwegischen Zusatzantrags, in Art. 79 III das Wort „only" zu streichen, ist aber verdeutlicht worden, daß bei Wegfall des ursprünglichen Leistungshindernisses gleichwohl durch Veränderung der Verhältnisse ein neuer Entlastungsgrund für den Schuldner entstanden sein kann. Vgl. ferner die Diskussion über Anträge zur Befreiung von der Erfullungsverpflichtung, in der ebenfalls die norwegische Interpretation unwidersprochen blieb, daß ein Entlastungsgrund für den Schuldner auch aufgrund ökonomischer Gründe gegeben sein könne, A/ Conf.97/C.l/SR.28, S. 5 sub 28. 424 A/Conf.97/C.l/L.208. 425 A/Conf.97/C.l/L.191 Rev. 1. 422
8. Entlastungen,
Art.
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Erflillungspflicht auch akzessorische Rechte und Nebenansprüche (Zinsen) erlöschen lassen könnte426. Speziell gegen den norwegischen Vorschlag zu Art. 79 III wurde die Befürchtung geäußert, daß hier der „théorie de l'imprévision" Eingang in das Abkommen verschafft werden sollte427. Schließlich hat offenbar auch eine Rolle gespielt, daß in Fällen objektiv unmöglich zu erfüllender Verpflichtungen, in denen Festhalten am Erfüllungsanspruch wenig Sinn hat, aufgrund nationaler Rechtsüberzeugungen - „impossibilium nulla est obligatio" - Erfüllung ohnehin nicht beansprucht würde428. Die Ablehnung der deutschen und norwegischen Anträge 429 bedeutet, daß ein unerfüllbarer Anspruch bestehen bleibt und sogar eingeklagt werden kann, falls der Gläubiger nicht Vertragsauflösung wegen wesentlichen Vertragsbruchs erklärt. Vor allem bei unbehebbaren Mängeln, für die der Verkäufer nach Art. 79 I ausnahmsweise nicht verantwortlich 430 ist, besteht die Gefahr, daß nationale Gerichte nach ihren eigenen Verfahrensvorschriften für den Fall der Nichtbefolgung eines auf Erfüllung lautenden Urteils Strafen oder Bußen zugunsten des Gläubigers aussetzen, die im Ergebnis auf die Gewährung von Schadenersatz hinauslaufen oder diesen sogar übersteigen. Ein deutsches Gericht könnte dagegen nach Ansicht des Verfassers auf der Grundlage von Art. 28 einen auf Erfüllung gerichteten Klageantrag abweisen. Der Anerkennung eines ausländischen Urteils, das auf Erfüllung einer unmöglichen Leistung lautet, dürfte der deutsche ordre public entgegenstehen, §328 I Nr. 4 Z P O , Art. 27 Nr. 1 EG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen. Vor allem aber steht zu hoffen, daß die in Wien geäußerte Rechtsüberzeugung, auf objektiv unmögliche Leistungen würde ohnehin nicht geklagt und verurteilt, zu einer vernünftigen Einschränkung der Regel aus Art. 79 V führt. Noch heftiger umstritten war die in Art. 79 II geregelte Verantwortung für Dritte431. Praktisch ging es um die Haftung für Zulieferer und Subunternehmer. Vor allem die skandinavischen Staaten, aber auch die Entwicklungsländer wollten für solche Fälle eine unbedingte Einstandspflicht des Verkäufers normiert sehen. Die Delegation der Bundesrepublik konnte die Vorschläge einer unbedingten Einstandspflicht auch für Zulieferer nicht unterstützen, da sie keine Ausnahmen für die Fälle vorsahen, in denen der Verkäufer seine Zulieferer nicht aussuchen und auf sie keinen Einfluß 426
Vgl. die Stellungnahme des schwedischen Delegierten A/Conf.97/C.l/SR.26, S. 5 sub
25. 427
Vgl. die französische Stellungnahme A/Conf.97/C.l/SR.27, S. 10 sub 59. Siehe die französische Stellungnahme A/Conf.97/C.l/SR.28, S. 5 sub 26. 429 Sie wurden leider getrennt zur Abstimmung gebracht, obwohl es um das gleiche Prinzip ging. Nach dem Eindruck des Verfassers wäre bei einer konsolidierten Abstimmung das Ergebnis anders ausgefallen. 430 Vgl. NICHOLAS 240 mit Hinweisen auf abweichende Interpretationen. 431 Die Einstandspflicht für eigene Leute richtet sich dagegen nach Abs. 1, siehe unten im Text. 428
98
VI. Materielles
Kaufrecht
nehmen kann, etwa, weil der Zulieferer eine Monopolstellung oder der Käufer bestimmte Zulieferer vorgeschrieben hat. In anderen Fällen erschien die Verantwortung des Verkäufers für seine Zulieferer aus Art. 79 I ausreichend und angemessen. Im Ergebnis blieb es jedoch bei der bereits in Art. 65 II UNCITRAL-Entwurf vorgesehenen Entlastungsmöglichkeit432, die in Art. 79 II lediglich stärker gegliedert wurde433. Für die Anwendung des Art. 79 im Falle der Verursachung von Leistungsstörungen durch Gehilfen und Dritte sind nach der endgültigen Fassung drei Fallsituationen zu unterscheiden: Für eigene Leute hat der Schuldner grundsätzlich immer einzustehen, soweit er ihre Arbeitsleistung organisieren und überwachen kann, d. h. „unter Kontrolle" hat. Ausfälle und Fehlleistungen einzelner Arbeitnehmer entlasten deshalb nicht. O b ein Streik dagegen „beyond his control" und zu verantworten ist, wenn die Entlastung nach Art. 79 I nicht gelingt, hängt von Anlaß und Umfang des Streiks sowie der arbeitsrechtlichen Situation im jeweiligen Land ab. Handelt es sich um Dritte, dann kommt es darauf an, ob sie in Erfüllung der gegenüber dem Vertragspartner kontrahierten Verpflichtungen eingesetzt werden. In diesem § 278 S. 1 BGB entsprechenden Fall kann sich der Schuldner nur entlasten, wenn das Versagen dieses Erfüllungsgehilfen für ihn (d. h. den Schuldner selbst) nicht voraussehbar und beherrschbar war — Art. 79 II (a) in Verb, mit I - und auch für den Erfüllungsgehilfen selber die Entlastungsvoraussetzungen aus Art. 79 I vorliegen - Art. 79 II (b). Abs. 2 verschärft also die Haftung für Dritte, die Verbindlichkeiten aufgrund des Kaufvertrages direkt gegenüber dem Gläubiger erfüllen, also z.B. Subunternehmer, die der Verkäufer zur direkten Leistungserbringung an den Käufer einsetzt. Soweit schließlich die Leistung des Dritten Voraussetzung für die Erfüllung der Verpflichtung des Schuldners ist, aber nicht an den Gläubiger direkt zur Erfüllung der Schuldnerpflichten erbracht wird, bleibt es bei Art. 79 I. Insbesondere für Zulieferer haftet der Verkäufer deshalb nicht, wenn sie „beyond his control" sind und ihr Versagen weder berück432 Diese hatte bereits bei den Sitzungen der Arbeitsgruppe von U N C I T R A L im Januar/ Februar 1974 im Hinblick auf die erste Ölkrise zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten geführt, vgl. den Bericht des japanischen Berichterstatters in A/Conf.97/C.l/SR.27, S. 5 sub 24. 433 Die Vorschläge und Anträge, die eine Verschärfung der Haftung des Verkäufers für Dritte erreichen sollten, sahen teilweise die Streichung von Abs. 2 vor (so z. B. der türkische Antrag A/Conf.97/C.l/L.210), teilweise wollten sie Abs. 2 neu formulieren (vgl. die Vorschläge Dänemarks und Finnlands, A/Conf.97/C.l/L.186,L.190). Die unterschiedliche Zielsetzung der Anträge war darauf zurückzuführen, daß über die Bedeutung von Abs. 2 keine Einigung zu erzielen war: Teils sah man ihn als Erweiterung der Verantwortlichkeit, teils als Erweiterung der Entlastungsgründe, siehe die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.27, S. 4ff. Auch die von einer Arbeitsgruppe unterbreiteten Alternativvorschläge (A/Conf.97/C.l/ L.243) sahen wieder Verschärfung der Haftung für Dritte oder Streichung von Abs. 2 vor. Die einer Verschärfung der Haftung für Dritte zuneigende Mehrheit mißverstand die Neuformulierung von Abs. 2 abermals als Erweiterung der Entlastungsmöglichkeiten und lehnte sie deshalb ab, vgl. die Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.33, S. 2ff.
8. Entlastungen,
Art.
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sichtigt noch vermieden bzw. ausgeglichen werden konnte. Diese Entlastung wird freilich nur in den ganz seltenen Fällen gegeben sein, in denen der Verkäufer seine Zulieferer nicht auswählen und kontrollieren konnte und selbst keine Möglichkeit hatte, die verkaufte Ware anders zu beschaffen, herzustellen oder nachzubessern. Gleichwohl dürfte es sich auch in solchen Fällen empfehlen, in den Vertrag eine ausdrückliche Verantwortungsbegrenzung aufzunehmen. Ein vorübergehendes Hindernis entlastet nur für die Zeitspanne seiner Dauer, Art. 79 III. Die Bedeutung dieser Vorschrift ist freilich geringer geworden, nachdem die Erfüllungsverpflichtung des Schuldners im Falle entlastender Leistungshindernisse ohnehin unberührt bleibt. Praktisch betrifft Art. 79 III wohl vor allem den Verzugsschaden434, doch können natürlich während der Dauer des ursprünglichen Leistungshindernisses weitere Hinderungsgründe entstehen, die den Schuldner endgültig nach Art. 79 I entlasten. O b dazu auch eine Veränderung der Verhältnisse gehört, die - entsprechend Art. 74 II EKG - „die Erfüllung... so grundlegend verändert..., daß sie die Erfüllung einer völlig anderen als der im Vertrag vorgesehenen Pflicht darstellen würde", ist in Wien aufgrund entsprechender Anträge Norwegens 435 diskutiert und im Ergebnis abgelehnt worden. Freilich ist wohl davon auszugehen, daß eine in der Zwischenzeit eintretende „Unerschwinglichkeit", die nach Art. 79 I als Entlastung zu bewerten ist, auch dann zur Befreiung des Schuldners von Schadenersatzpflichten fuhren muß, wenn sie erst während der Dauer eines vorübergehenden anderen Leistungshindernisses entsteht436. Die Partei, die ihre Pflichten nicht erfüllen kann, muß nach Art. 79 IV der anderen Seite Nachricht über das Leistungshindernis und seine Auswirkungen auf ihr Leistungsvermögen geben. Die Anzeige ist zugangsbedürftig, Art. 79 IV S. 2437. Eine Verletzung der Anzeigepflicht löst nach Art. 79 IV 2 eine Schadenersatzpflicht des Schuldners für den aufgrund unterbliebener Anzeige entstandenen Schaden aus, auch wenn er hinsichtlich der Leistungsstörung entlastet ist. O b Entlastung von einer Schadenersatzverpflichtung nach Art. 79 auch Ansprüche auf Vertragsstrafen oder Schadenersatzpauschalen entfallen läßt, hängt im einzelnen von den Voraussetzungen für Entstehung und Fälligkeit solcher Nebenansprüche aufgrund des Vertrages und des für derartige Abreden maßgebenden nationalen Rechts ab. Ein Antrag der DDR438, Befreiung von Vertragsstrafen und Schadenersatzpauschalen bei 434
Zu Zinsen siehe oben VI 7. Siehe oben N. 423 und 425. 436 Siehe oben N. 423. 437 Ein norwegischer Vorschlag - A/Conf.97/C.l/L,191 Rev. 1 für diese Anzeige das Absendeprinzip nach Art. 27 gelten zu lassen, wurde zurückgewiesen, siehe A/Conf.97/C.l/ SR.28, S. 2 ff 438 A/Conf.97/C.l/L.217. 435
8
Beiträge 46 Schlechtriem
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VI. Materielles
Kaufrecht
Entlastung von der Schadenersatzpflicht nach Art. 79 mit zu regeln, fand deshalb keine Mehrheit439. 9. Vom Gläubiger verursachtes Leistungshindernis, Art. 80 Art. 80 entlastet den Schuldner auch dann, wenn die Leistungsstörung durch den Gläubiger verursacht worden ist. Die Vorschrift geht auf einen Antrag der DDR 440 zurück und entspricht in der Tendenz Art. 74 III Halbs. 2 EKG. Für eine Schadenersatzverpflichtung des Schuldners folgt die Befreiungswirkung in derartigen Fällen freilich vielfach schon aus Art. 79 I. Das dem Antrag zugrunde liegende Prinzip reicht aber erheblich weiter441. Art. 80 hat auch Bedeutung gewonnen durch die Ablehnung eines Erlöschens des Erfüllungsanspruchs im Falle von Leistungshindernissen, die nach Art. 79 entlasten, denn Art. 80 erstreckt die Entlastung auf alle Ansprüche gegen den Schuldner: Hat der Käufer die Erfüllung verhindert, etwa indem er Zeichnungen für die herzustellende Maschine oder eine Einfuhrgenehmigung nicht beschafft hat, so kann er weder Erfüllung verlangen noch Vertragsauflösung erklären. Bei Mängeln der von ihm gestellten Zeichnungen kann er nicht mindern, falls die bestellte Maschine deshalb unbrauchbar ist. Natürlich reicht die Entlastung des Schuldners nur so weit, als der Gläubiger die Behinderung verursacht hat. Dagegen ist es nicht eforderlich, daß der Gläubiger das von ihm verursachte Leistungshindernis im Sinne von Art. 79 zu vertreten hat442. 10. Rückabwicklung, Artt. 81-84 a) Voraussetzungen Die Rückabwicklungsvorschriften des UNCITRAL-Entwurfs sind in Wien als Artt. 81-84 unverändert übernommen worden. Eine Rückabwicklungssituation entsteht, wenn der Käufer Ersatzlieferung verlangen kann und deshalb die erhaltene Ware zurückgeben muß, vor allem aber bei Aufhebung des Vertrages. In beiden Fällen ist jedoch Voraussetzung, daß der Käufer die erhaltene Ware in „im wesentlichen unverändertem Zustand" zurückgeben kann, Art. 82 I. Diese Rückgabemöglichkeit ist also - weitere - Voraussetzung für die Auflösung des Vertrages oder den Anspruch auf Ersatzlieferung. Kann der Käufer nicht zurückgeben, und hat er deshalb sein Auflösungsrecht oder einen Nachlieferungsanspruch verlo-
435
Vgl. A/Conf.97/C.l/SR.28, S. 8. A/Conf.97/C.l/L.217. 441 Vgl. etwa die Stellungnahme des Schweizer Delegierten in A/Conf.97/C.l/SR.28, S. 9 sub 55, ferner des rumänischen Delegierten a.a.O. S. 10 sub 61. 442 Vgl. die Diskussion in A/Conf.97/C.l/SR.30, S. 2. 440
10. Rückabwicklung,
Arti.
81-84
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ren, so bleiben andere Rechtsbehelfe aufgrund des Vertrages oder des Abkommens (Schadenersatz, Minderung) unberührt, Art. 83. Ein Verlust von Aufhebungsrecht oder Nachlieferungsanspruch tritt jedoch als Folge einer Beschädigung oder des Verlustes der Ware nicht immer ein. Zunächst bleiben unwesentliche Beeinträchtigungen nach dem Wortlaut von Art. 82 I außer Betracht. Zweitens bleiben Auflösungsrecht oder Nachlieferungsanspruch erhalten, wenn die Beeinträchtigung der zurückzugebenden Ware nicht auf ein Verhalten des Käufers zurückzufuhren ist. Mangelverursachter Untergang der Kaufsache beläßt dem Käufer also Nachlieferungsanspruch oder Auflösungsrecht. Auch das „Weiterfressen" eines Mangels, das zur (weiteren) Beeinträchtigung oder gänzlichen Zerstörung der Sache führt, ist nicht auf ein Verhalten des Käufers zurückzuführen, solange er diese Entwicklung nicht erkennen und verhindern konnte443. Zu verantworten im Sinne von Art. 82 II (a) hat der Käufer aber wohl in jedem Falle das Verhalten seiner eigenen Leute444. Verhalten Dritter ist dem Käufer dagegen m. E. nur zuzurechnen, wenn sein Tun, vor allem aber sein Unterlassen die Möglichkeit einer Einwirkung durch Dritte gegeben hat. Obwohl ein „Verschulden" des Käufers („gegen sich selbst") nicht verlangt wird, dürfte andererseits nicht schon jede Kausalität ausreichen. Andernfalls könnte auch eine Zerstörung beim Käufer durch Zufall oder höhere Gewalt auf sein Verhalten, d.h. seine Besitzübernahme, zurückgeführt werden, sofern die Ware durch diese Ereignsse nicht auch beim Verkäufer zerstört worden wäre. Die Formulierung „due to" läßt jedoch eine wertende Einschränkung dahin zu, daß der Käufer die Einwirkungsmöglichkeit für Dritte nicht nur verursacht, sondern durch sein Verhalten verstärkt haben muß445. Eine weitere Ausnahme vom Verlust des Aufhebungsrechts bzw. des Nachlieferungsanspruchs macht das Abkommen für den Fall einer Verschlechterung oder eines Verbrauchs der Ware durch die dem Käufer nach Art. 38 obliegende Untersuchung, Art. 82 II (b). Schließlich bleiben dem Käufer Auflösungsrecht oder Nachlieferungsanspruch erhalten, wenn die Ware von ihm im normalen Geschäftsgang weiterveräußert oder durch normale Verwendung verbraucht oder verändert worden ist, ehe er den Mangel erkannt hat oder hätte erkennen müssen, Art. 82 II (c)446.
443
444
V g l . H U B E R 4 9 4 z u A r t . 7 9 II a E K G .
Deutlicher insoweit A r t . 79 II d E K G . 445 M a ß g e b e n d f ü r diese Auslegung ist die G r u n d e n t s c h e i d u n g des A b k o m m e n s fiir eine A u f l ö s u n g s m ö g l i c h k e i t trotz U n t e r g a n g s oder Beschädigung der Ware nach G e f a h r ü b e r g a n g , A r t . 70, die bei einer strikten Auslegung des Art. 82 II (a) weitgehend revidiert w ü r d e . Z u m Ganzen siehe VON CAEMMERER, in: Festschrift Larenz (1973) 629 ff. 446 A n d e r s als nach Art. 79 E K G ist es also Risiko des Verkäufers, w e n n der Käufer die Sache, die er v o r E n t d e c k u n g des Mangels weiterveräußert hatte, v o n seinem A b n e h m e r nicht zurückerhalten kann, HUBER 493 f.
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VI. Materielles
Kaufiecht
b) Rückabwicklungspflichten Wirksame Erklärung der Vertragsaufhebung läßt die Leistungspflichten der Parteien entfallen, Art. 81 11, und verpflichtet zur Rückgewähr bereits empfangener (Teil)leistungen, Art. 81 II 1. Daß die Auflösungserklärung nur das Vertragsprogramm „umsteuert", nicht aber den Vertrag ex tunc vernichtet, hält Art. 81 I zum einen durch die Bestimmung fest, daß Schadenersatzansprüche wegen Vertragsbruchs weiterhin geltend gemacht werden können (Satz 1), vor allem aber dadurch, daß Abreden zur Streitbereinigung (Schiedsklauseln) oder zur Regulierung von Auflösungsfolgen (Schadenspauschalen, Vertragsstrafeabreden usw.) unberührt bleiben (Satz 2).
Die Rückabwicklungspflichten der Parteien sind Zug um Zug zu erfüllen, Art. 81 II 2. Für die Rückgabeverpflichtung des Käufers, der nur (d. h. statt Aufhebung zu erklären) Ersatzlieferung verlangt, gilt dies jedoch nicht; ein entsprechender norwegischer Antrag fand keine Mehrheit, da man es für im Handel unüblich hielt, dem Käufer die Zurückhaltung der mangelhaften Ware bis zur Leistung der Ersatzware zu gestatten447. O b und inwieweit die Rückgewährverpflichtung des Käufers seinen Gläubigern entgegengehalten werden kann, bestimmt sich nach nationalem Recht448. Auch regeln nationale Rechtsvorschriften die Modalitäten des Rücktransfers und können möglicherweise spezielle Einschränkungen enthalten, die nicht durch Art. 81 II verdrängt werden. c) Herausgabe von Nutzungen Art. 84 verpflichtet die Parteien zur Herausgabe von Nutzungen (Früchte und Gebrauchs vorteile). Der Verkäufer hat, falls und soweit er den Kaufpreis zurückzahlen muß, vom Datum der Zahlung ab Zinsen zu bezahlen, deren Höhe sich nach nationalem Recht richtet449. Anders als der rückzahlungspflichtige Verkäufer schuldet der Käufer Herausgabe bzw. Vergütung der Nutzungen jedoch nur, wenn er sie 447 Siehe A/Conf.97/C. 1/SR.28, S. 11 f., vor allem sub 72. Die Diskussion bestätigt jedoch eine Verpflichtung des Käufers zur Rückgabe, die ja auch Voraussetzung für die Einschränkung des Nachlieferungsanspruchs bei Unmöglichkeit der Rückgabe nach Art. 82 ist, siehe
h i e r z u HUBER 493. 448
Vgl. Sekretariatsbericht 176f. sub 10. Vgl. hierzu oben VI 7. Der Sekretariatsbericht ging davon aus, daß der Verkäufer die am O r t seiner Niederlassung üblichen Zinsen zu bezahlen habe, da er dort von dem Kaufpreis Gebrauch gemacht habe, siehe Sekretariatsbericht 180 sub 2. An dieser Lösung sollte festgehalten werden, auch wenn ausnahmsweise das subsidiär berufene nationale Recht fiir Art und U m f a n g der Rückabwicklungsansprüche auf den Gläubiger abstellen sollte. Bei zu vertretender Säumnis mit der Rückzahlung sollten jedoch Schadenersatzansprüche ab Entstehung der Rückzahlungspflicht möglich bleiben und der Gläubiger zur Berechung seines Schadens auf seine eigenen Kreditkosten verweisen dürfen, vgl. hierzu im Text unter 10 d sowie oben VI 7. 449
10. Rückabwicklung,
Artt.
103
81-84
gezogen hat. Darüber hinaus schränkt Art. 84 II in lit. a und b die Verpflichtung zur Nutzungsherausgabe auf die Fälle ein, daß der Käufer entweder zurückzugewähren hat oder die (vollständige) Rückgewähr unmöglich geworden ist und er gleichwohl (etwa bis zur Zerstörung) Nutzungen gezogen hat. d) Lücken Wie schon das Haager Kaufrecht regelt das Wiener UN-Kaufrecht die Rückabwicklung im Falle erklärter Vertragsauflösung oder berechtigten Nachlieferungsverlangens nicht vollständig. Ungeregelt geblieben ist die Verantwortung des Käufers im Falle, daß die zurückgegebene Ware nach wirksamer Erklärung des Rücktritts oder Nachlieferungsverlangens untergeht450. Wo Rückgewährpflichten zu erfüllen sind, wird nicht entschieden451. Ebenso offengeblieben ist die Frage, ob der rückgewährpflichtige Käufer, der Nutzungen zu ziehen unterlassen hat, dafür einzustehen hat. M. E. ist grundsätzlich einer Lückenfüllung nach Art. 7 II der Vorzug vor einem schnellen Rückgriff auf nationales Recht zu geben. Daß Unmöglichkeit oder Unvermögen zur Rückgabe zu den vom Einheitskaufrecht erfaßten Materien gehört, ergibt sich aus den Regeln in Artt. 82, 84 II (b). Für Untergang oder wesentliche Verschlechterung der zurückzugewährenden Sache sollten deshalb dem Verkäufer Rechtsbehelfe zustehen, die denen des Käufers bei Nichterfüllung der Lieferpflicht entsprechen452. Vor allem Schadenersatz und Minderungsrecht dürften praktisch von Interesse sein. Bei verzögerter Rückzahlung sollte neben oder statt der Zinspflicht aus Art. 84 I ein Schadenersatzanspruch wegen entgangener Kapitalnutzung möglich bleiben453. Leistungsorte für die Rückabwicklung nach Vertragsauflösung sollten entsprechend der Regelung für die Leistungspflichten bestimmt werden454. Dagegen enthält das Abkommen keine Regeln, die als Grundlage einer Verpflichtung des Rückgabepflichtigen zur Nutzung herangezogen werden und so Ansprüche wegen versäumter Nutzung stützen könnten. Die Regelung in Art. 84 II zeigt jedoch, daß es sich um eine Materie des Einheitsrechts handelt, so daß ein Rückgriff auf nationales Recht mangels Lücke nicht in Frage kommt. M. E. sind deshalb Ansprüche wegen unterbliebener Fruchtziehung etc. zu versagen.
450 Z u vertretende U m s t ä n d e , die U n t e r g a n g oder Verschlechterung vor E r k l ä r u n g der A u f l ö s u n g b e w i r k t haben, schließen Auflösungsrecht oder Nachlieferungsanspruch nach A r t . 82 grundsätzlich aus. Rückgabepflicht u n d V e r a n t w o r t u n g des Käufers k ö n n e n insoweit n u r bei unwesentlichen Verschlechterungen aktuell w e r d e n . 451 Z u m E K G vgl. B G H 22. 10. 1980, W M 1981, 68 f. 452
455
A . A . HUBER 4 9 4 f . ; z u m E K G s i e h e DÖLLE/WEITNAUER A r t . 7 9 R d z .
13.
Vgl. o b e n VI 7. 454 Z u m E K G vgl. DÖLLE/WEITNAUER Art. 78 Rdz. 6; a. A. B G H (oben N . 451). Hierzu SCHLECHTRIEM, IPRax 1981 H e f t 4.
104
VI. Materielles
11. Aufbewahrungspflichten
Kaufiecht
und Recht Artt. 85-88
zum
Selbsthilfeverkauf,
a) Aufbewahrungspflichten, Artt. 85, 86 Kommt der Käufer mit der Abnahmepflicht oder, soweit der Verkäufer die Ware nur Zug um Zug gegen Zahlung aushändigen muß, mit der Zahlung in Verzug, so muß der Verkäufer gleichwohl die in seinem Besitz oder seiner Verfugungskontrolle befindliche Ware angemessen, d.h. im Rahmen des Möglichen und Zumutbaren, vor Schaden oder Verlust bewahren, Art. 85 S. I455. Praktische Bedeutung hat die Verwahrungspflicht des Verkäufers vor allem in Fällen, in denen die Gefahr bereits auf den Käufer übergeht, obwohl der Verkäufer noch die Sachherrschaft über die Ware hat (vgl. Art. 69 I). Für die entstehenden Aufwendungen hat der Verkäufer ein Zurückbehaltungsrecht, Art. 85 S. 2. Eine von der Interessenlage her vergleichbare Situation kann entstehen, wenn der Käufer die Güter erhalten hat, sie jedoch aufgrund eines gegebenen Aufhebungsrechts oder Nachlieferungsanspruchs zurückzuweisen beabsichtigt456. Zwar wird eine vom Käufer zu verantwortende Beschädigung der Güter oder ihr Verlust zumeist zum Verlust des Aufhebungsrechts oder Nachlieferungsanspruchs fuhren (vgl. Art. 82 I), jedoch verlangt die in Art. 86 I 1 dem Käufer auferlegte Verwahrungspflicht auch, daß er die Ware vor unwesentlichen Verschlechterungen schützt. Der Verwahrungspflichtige Käufer kann für seine aus der Verwahrung entstandenen Aufwendungen ebenfalls ein Zurückbehaltungsrecht geltend machen, Art. 86 I 2. Auch wenn der Käufer noch nicht Besitz übernommen hat, die Ware aber an ihn (oder einen dritten Ort) versandt worden und dort zur Verfügung gestellt worden ist, muß der Käufer unter bestimmten, in Art. 86 II 1 geregelten Voraussetzungen die Ware in Besitz nehmen und verwahren, sofern nicht der Verkäufer oder eine von ihm ermächtigte Person am Bestimmungsort anwesend ist, Art. 86 II 2457. Für die Erfüllung der Verwahrungspflicht durch Verkäufer oder Käufer sieht Art. 87 die Möglichkeit vor, die Ware auf Kosten der anderen Seite einzulagern.
455
Gegenüber Art. 74 U N C I T R A L - E n t w u r f ist in Wien klargestellt worden, daß auch der Fall des Zahlungsverzugs dem Abnahmeverzug als Voraussetzung für die Verwahrungspflicht gleichstehen kann. 456 Die Diskussion aufgrund eines chinesischen Antrags hat klargestellt, daß Art. 86 I nicht etwa ein zusätzliches Zurückweisungsrecht geben soll, sondern Auflösungsmöglichkeit oder Nachlieferungsanspruch vorausgesetzt sind, siehe A/Conf.97/C.l/SR.30, S. 12f. 457 Aufgrund eines australischen Antrags wurde geklärt, daß auch in diesem Fall der Käufer Aufwendungsersatz verlangen und dafür die Ware zurückhalten kann, Art. 86 II 3. Siehe zur Diskussion A/Conf.97/C.l/SR.31, S. 2f.
Ii. Aufiewahrungspßichten
und
Selbsthilfeverkauf
105
b) Selbsthilfeverkauf Art. 88 I gibt der Verwahrungspflichtigen Partei ein Recht zum Selbsthilfeverkauf. Bei leicht verderblichen Gütern oder solchen, deren Verwahrung unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen würde, ist sie sogar verpflichtet, angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um einen Verkauf zu erreichen. Verschlechterungsgefahr im Sinne dieser Vorschrift ist nicht nur bei physischer Verschlechterung, sondern auch bei drohendem Preisverfall gegeben458. Anders als nach §373 II HGB ist der zum Selbsthilfeverkauf Berechtigte grundsätzlich frei in der Art und Weise, in der er den Selbsthilfeverkauf durchfuhrt. Die Qualifizierung „by any appropriate means" fuhrt jedoch (auch) zur Berücksichtigung von Unterschieden, die hinsichtlich der Vornahme von Selbsthilfeverkäufen in den verschiedenen Staaten aufgrund gesetzlicher Regeln oder Verkehrssitten bestehen, so daß insoweit nationales Recht mittelbar doch Einfluß erhält. Die verkaufsberechtigte bzw. -verpflichtete Partei muß die andere Seite jedoch von ihrer Verkaufsabsicht unterrichten. Für die Benachrichtigung im Falle des Selbsthilfeverkaufs nach Abs. 1 ist in Wien nach langwierigen Debatten durch Einfügen der Voraussetzung „reasonable" klarzustellen versucht worden, daß die Nachricht der anderen Seite Zeit und Gelegenheit geben soll, den Selbsthilfeverkauf abzuwenden 459 . Die mit einer Frist versehene Ankündigung des Selbsthilfeverkaufs kann freilich wohl schon erfolgen, bevor die als Grundvoraussetzung des Selbsthilfeverkaufs normierte Säumnisfrist („ungebührliche Verzögerung der Abnahme oder der Rücknahme der Sachen, der Zahlung des Preises oder der Verwahrungskosten") abgelaufen ist460. - Für die in Abs.2 geregelte Verpflichtung zum Selbsthilfeverkauf verderblicher Güter ist dagegen die Anzeigepflicht davon abhängig gemacht worden, daß sie angesichts des drohenden Verderbs überhaupt erfüllt werden kann, Art. 88 II 2. Die zum Selbsthilfeverkauf berechtigte bzw. verpflichtete Partei kann die angemessenen Kosten der Aufbewahrung und des Verkaufs vom Erlös des Selbsthilfeverkaufs abziehen, Art. 88 III. Lagert und verkauft sie selbst, so muß sie sinngemäß eine angemessene Vergütung für diese Leistungen berechnen können461.
458
Sekretariatsbericht 197 sub 6. Vgl. die B e g r ü n d u n g des Vorschlags einer Arbeitsgruppe A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 3 , S. 7 sub 54. 460 Vgl. zur Befürchtung einer Verdoppelung der Fristen A / C o n f . 9 7 / C . l / S R . 3 1 , S. 4 f. 461 HUBER 517. 459
VII. Schlußklauseln, Artt. 89-101 1. Allgemeines Teil IV enthält in Artt. 89-101 das völkerrechtliche Rahmenwerk des Abkommens. Nach Art. 91 I liegt das Abkommen bis zum 30. 9. 1981 am Sitz der Vereinten Nationen in New York zur Zeichnung auf. Die mit der Zeichnung eingegangenen Verpflichtungen stehen natürlich unter dem Vorbehalt der Ratifikation, Annahme oder Genehmigung durch die dafür zuständigen nationalen Organe462. Die Ratifikations-, Annahme- oder Genehmigungsurkunden sind beim Generalsekretär der Vereinten Nationen zu hinterlegen, Art. 91 IV, der durch Art. 89 generell zum Depositar des Abkommens bestimmt wird. Zum Inkrafttreten des Übereinkommens bedarf es nach Art. 99 I der Hinterlegung von mindestens 10 Ratifikations-, Annahme-, Genehmigungs- oder Beitrittsurkunden. Das Abkommen tritt dann am ersten Tag nach dem Ablauf von 12 Monaten nach dem Tage der Hinterlegung der letzten Urkunde in Kraft463. Für Verträge, die im Zeitraum angebahnt werden, in dem das Abkommen für einzelne Vertragsstaaten in Kraft tritt, enthält Art. 100 die erforderliche Übergangsregelung. Die für derartige Abkommen übliche Kündigungsmöglichkeit enthält Art. 101. Für die Vertragsstaaten der Haager Kaufrechtsabkommen von 1964, die vor oder gleichzeitig mit Annahme des Wiener Kaufrechtsabkommens die Haager Verträge kündigen müssen - Art. 99 III—V - , sieht Art. 99 VI vor, daß ihre Ratifikation, Annahme, Genehmigung oder Beitritt erst mit Wirksamkeit ihrer Kündigung der Haager Kaufrechtsabkommen effektiv wird. Im übrigen regelt Art. 90 den Vorrang bereits bestehender oder noch abzuschließender Verträge, die im Kaufrechtsabkommen geregelte Materien betreffen.
462
Z u m Beitritt solcher Staaten, die nicht zu den Unterzeichnerstaaten gehören, siehe Art. 91 III. 463 Für Staaten, die nach Hinterlegung der zehnten Urkunde das Abkommen annehmen oder beitreten, siehe Art. 99 II.
2.
Vorbehalte
107
2. Vorbehalte Art. 98 enthält den Grundsatz, daß Vorbehalte bei Zeichnung oder Ratifikation, Annahme, Genehmigung oder Beitritt nicht möglich sind, soweit in den Schlußklausein nicht ausdrücklich Ausnahmen vorgesehen sind. Ein gleichwohl erklärter Vorbehalt ebenso wie eine vorbehaltlose Veränderung oder Einschränkung des Abkommenstextes bei der Ratifikation würden einen Verstoß gegen die völkerrechtliche Verpflichtung aus Art. 98 darstellen, die ein Staat mit seiner Unterzeichnung übernommen hat. Auch auf der Wiener Konferenz haben mehrere Staaten des angelsächsischen Rechtskreises wieder Anträge gestellt, eine Vorbehaltsmöglichkeit entsprechend Art. V des Haager „Übereinkommens zur Einfuhrung eines Einheitlichen Gesetzes über den internationalen Kauf beweglicher Sachen" einzufügen mit dem Ziel, das Einheitliche Kaufrecht in einem Vorbehaltsstaat nur aufgrund Parteiwahl anwendbar werden zu lassen (sog. „optingin"-Lösung) 464 . Aufgrund der Erfahrungen mit dem Haager Kaufrecht, das in dem Vorbehaltsstaat Großbritannien offenbar in der Praxis keine Anwendung gefunden hat, ist es zu begrüßen, daß diesen Anträgen kein Erfolg beschieden war465. Art. 92 erlaubt es, das Abkommen ohne Teil II oder Teil III zu übernehmen. Damit wurde dem Anliegen der skandinavischen Länder Rechnung getragen, die die Vertragsschlußbestimmungen des Teiles II nicht einfuhren wollen. Art. 93 (sog. „Federal State clause") berücksichtigt die Besonderheiten von Bundesstaaten, in denen die einzelnen Gliedstaaten die Rechtsetzungskompetenz für die im Kaufrechtsübereinkommen geregelte Materie haben466. Sie soll es den Organen des Bundesstaates ermöglichen, Abstimmung mit den Gesetzgebungsorganen der einzelnen Gliedstaaten (oder sonstigen territorialen Einheiten, die Gesetzgebungskompetenz in Sachen des Kaufrechts haben) zu versuchen und die Wirkungen der Zeichnung bzw. Ratifikation, Annahme, Genehmigung oder des Beitritts auf solche Gliedstaaten oder territoriale Einheiten zu beschränken, die zur Mitwirkung bei der Einfuhrung des Einheitskaufrechts im Rahmen ihrer Kompetenzen bereit sind. Art. 94 eröffnet eine Vorbehaltsmöglichkeit, die Anwendbarkeit des Abkommens auf solche Verträge auszuschließen, die von Parteien in Staaten mit übereinstimmenden oder eng verwandten Rechtsregeln zum 464
Siehe Antrag A/Conf.97/C.2/L.3 (Australien); ferner zur entsprechenden Motion im ersten Ausschuß A/Conf.97/C.l/L. 10 (Kanada); zur Unterstützung dieser Anträge in der Diskussion durch Großbritannien siehe A/Conf.97/C.2/SR.l, S. 8 sub 46ff. 465 Z u m Ganzen siehe auch oben III 8. 466 Auf der Wiener Konferenz wurde die Notwendigkeit dieser Sonderregel vor allem von Australien und Kanada betont; siehe A/Conf.97/C.2/SR.l, S. 2ff.
108
VII.
Schlußklauseln,
Artt.
89-101
Abschluß und Inhalt von Kaufverträgen kontrahiert werden. Mit dieser in der Funktion Art. II des „Übereinkommens zur Einfuhrung eines Einheitlichen Gesetzes über den internationalen Kauf beweglicher Sachen" von 1964 entsprechenden Vorbehaltsmöglichkeit wird regionaler Rechtsvereinheitlichung der Vorrang eingeräumt, was etwa für die Benelux-Staaten, aber offenbar auch für Australien und Neuseeland Bedeutung hat467. Art. 94 II und III berücksichtigen die Situation, daß die Rechtsordnung eines Vertragsstaates mit der eines Nichtvertragsstaates übereinstimmt bzw. weitgehende Übereinstimmungen aufweist. Art. 95 enthält die bereits oben in Abschnitt III 1 berichtete Möglichkeit eines Vorbehalts gegen die Geltung des Art. 1 I (b). Die in Art. 96 eröffenete Möglichkeit, die Formfreiheit regelnden Bestimmungen durch Abgabe einer Vorbehaltserklärung für Kaufverträge von Parteien mit Niederlassung im eigenen Staat nicht anwendbar sein zu lassen, ist, wie bereits berichtet, Ergebnis eines Kompromisses mit den Staaten, die Geltung ihrer internen Schriftformbestimmungen als unabdingbare Voraussetzung für die Annahme der Konvention bezeichnet haben. M. E. ist eine Nutzung dieser Vorbehaltsmöglichkeit durch die Bundesrepublik weder erforderlich noch tunlich468. Die möglichen Vorbehalte sind grundsätzlich bei Zeichnung, Ratifikation (Annahme, Genehmigung) oder Beitritt zu erklären. Für die Vorbehalte aufgrund Artt. 94 und 96 ist jedoch ausdrücklich klargestellt worden, daß sie „at any time", also auch noch später eingelegt werden können, um künftigen Entwicklungen 469 Rechnung tragen zu können. Form und Beginn der Wirkungen aller Vorbehaltserklärungen regelt Art. 97 II, III. Ein eingelegter Vorbehalt kann jederzeit zurückgenommen werden, Art. 97 IV, V.
467
Vgl. A/Conf.97/C.2/SR. 1, S. 2 sub 34 und 36. Siehe oben IV 5. 469 Z. B. erfolgreichen Rechtsvereinheitlichungsbemühungen, Art. 94; Einfuhrung von Schriftformbestimmungen im internen Recht, Art. 96. 468
VIII. Verjährung Wie bereits erwähnt, wurde in Wien im zweiten Arbeitsausschuß auch das Verjährungsübereinkommen von 1974 überarbeitet und an das Kaufrechtsabkommen angepaßt470. Das Protokoll über die Anpassung ist dem Abkommen als Annex II beigefügt. Geändert werden mußten Bestimmungen über den Anwendungsbereich, um die Anwendungsvoraussetzungen von Kaufrechtsabkommen und Verjährungsübereinkommen kongruent zu machen (siehe Artt. I und II des Protokolls zu Art. 3 und Art. 4 des Verjährungsübereinkommens). Auch die Schlußklauseln des Verjährungsübereinkommens wurden den entsprechenden Bestimmungen des Kaufrechtsabkommens angeglichen (siehe Artt. III—VI des Protokolls). Über Einzelheiten des Verjährungsübereinkommens ist hier nicht zu berichten. Kern der Regelung ist die Festlegung einer einheitlichen Verjährungsfrist von vier Jahren, Art. 8. Sie gilt auch für Ansprüche wegen nicht vertragsgemäßer Beschaffenheit471. Angesichts dieser recht großzügig bemessenen Frist gewinnt natürlich der Ausschluß von Gewährleistungsansprüchen wegen Rügeversäumung nach Art. 39 UN-Kaufrecht erhöhte Bedeutung.
470 Über das „Übereinkommen über die Verjährung beim internationalen Warenkauf' von 1974 hat Landfermann (oben N . 275) ausfuhrlich berichtet. 471 Vgl. hierzu LANDFERMANN (oben N. 275) 266ff.
IX. Schlußbemerkungen Während diese Darstellung geschrieben wird, ist das Schicksal der Konvention ungewiß. Die Zeichnung durch die Bundesrepublik steht noch aus, und es ist vor allem unsicher, ob alle EG-Staaten bereit sind, durch Einführung des Wiener UN-Kaufrechts jedenfalls für den Warenverkehr in der Europäischen Gemeinschaft eine vereinheitlichte Rechtsgrundlage zu schaffen. Ein Scheitern dieser Rechtsvereinheitlichungschance müßte sehr bedauert werden. Mag man am Wiener UN-Kaufrecht auch das eine oder andere auszusetzen haben, so darf es insgesamt doch als eine moderne und praxisgerechte Regelung bewertet werden, die auf gründlichen rechtsvergleichenden Vorarbeiten beruht und in dem Bemühen entstanden ist, unter Zurückstellung nationaler Rechtstraditionen die sachlich jeweils beste Lösung zu finden. Sollte das UN-Kaufrechtsabkommen nicht in Kraft treten, wäre vermutlich die Chance einer weltweiten Rechtsvereinheitlichung auf diesem Gebiet für die überschaubare Zukunft vertan, denn es ist kaum anzunehmen, daß es noch einmal gelingen wird, eine so große Zahl von Staaten mit unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen zu einer solch fruchtbaren und sachbezogenen Zusammenarbeit zu veranlassen. M. E. sollte man sich auch nicht mit der Hoffnung trösten, daß ein Scheitern der Bemühungen um Kaufrechtsvereinheitlichung im Rahmen der Vereinten Nationen den Weg frei machen würde für eine Vereinheitlichung des Kaufrechts in der Europäischen Gemeinschaft. Eine Erweiterung des Kreises der Vertragsstaaten der Haager Kaufrechtsübereinkommen bzw. Ratifizierung durch alle Unterzeichnerstaaten ist wohl nicht mehr zu erwarten. Einem - etwa von der EG-Kommission unternommenen - neuen Anlauf muß dagegen mit Skepsis begegnet werden. Die Erfahrungen aufgrund der Arbeiten von U N C I T R A L und der Beratungen auf der Wiener Konferenz haben gezeigt, daß die Rechtsvereinheitlichung hindernde Gräben nicht etwa zwischen Staaten mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen am tiefsten sind, sondern zwischen den westeuropäischen Staaten aufgrund der in jahrhundertealter Rechtstradition wurzelnden Überzeugungen von der Überlegenheit der jeweils eigenen Lösungen. Wo die Überzeugungskraft großer Mehrheiten fehlt, die in Wien solche Gräben zu überbrücken half, steht zu befürchten, daß die tiefgreifenden Unterschiede nur durch kompromißweise Einigung auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners überwunden werden können. Das wäre eine bedauerliche Ent-
IX.
Schlußbemerkungen
111
wicklung, die zu Recht die Frage aufwerfen dürfte, ob es einer solchen Rechtsvereinheitlichung wirklich bedarf, zumal die Schwierigkeiten des Zugangs zu fremden Rechtsordnungen für den Bereich der EG-Staaten überwindbar sind und ständig vermindert werden. Es bleibt zu wünschen, daß die Befürchtungen eines Scheiterns des U N Abkommens unbegründet sind. Es müßte wohl als Erfolg auch dann gewertet werden, wenn es zwar nicht von allen EG-Staaten, aber doch von vielen anderen Ländern insbesondere aus der Dritten Welt und der Gruppe der sozialistischen Staaten übernommen würde. Eine weite Verbreitung würde nicht nur die gesetzlichen Voraussetzungen für den Warenverkehr zwischen Ländern erleichtern, in denen das Abkommen übernommen worden ist. Es dürfte sich darüber hinaus auch als vertraglich vereinbartes Regelwerk für Kaufverträge zwischen Parteien in Ländern eignen, in denen das Einheitskaufrecht nicht oder noch nicht als staatliches Recht in Kraft gesetzt ist. Die Tatsache, daß die Regeln des UN-Kaufrechts nicht nur von Vertretern der Industriestaaten, sondern unter maßgeblicher Beteiligung von Delegationen aus der Dritten Welt erarbeitet worden sind, dürfte die Vereinbarung seiner Geltung für grenzüberschreitende Kaufverträge erheblich erleichtern, ja nahelegen.
X. Anhang: Texte FINAL A C T OF THE U N I T E D N A T I O N S CONFERENCE O N C O N T R A C T S FOR THE INTERNATIONAL SALE OF G O O D S
1. The General Assembly of the United Nations, having considered chapter II of the report of the United Nations Commission on International Trade Law on the work of its eleventh session in 1978, which contained a draft Convention on Contracts for the International Sale of Goods, decided, by resolution 33/93 of 16 December 1978, that an international conference of plenipotentiaries should be convened in 1980 at the location of the International Trade Law Branch of the Office of Legal Affairs of the United Nations, or at any other suitable place for which the Secretary-General might receive an invitation, to consider the draft Convention on Contracts for the International Sale of Goods prepared by the United Nations Commission on International Trade Law and to embody the results of its work in an international convention and such other instruments as the conference might deem appropriate. The General Assembly also decided that the conference should consider the desirability of preparing a Protocol to the Convention on the Limitation Period in the International Sale of Goods, adopted at N e w York on 14 [12] June 1974, which would harmonize the provisions of that Convention with those of the Convention on Contracts for the International Sale of Goods as it might be adopted by the conference.
2. The United Nations Conference on Contracts for the International Sale of Goods was held at Vienna, Austria, from 10 March to 11 April 1980. 3. Representatives of sixty-two States participated in the Conference, namely, representatives of: Argentina, Australia, Austria, Belgium, Bolivia, Brazil, Bulgaria, Burma, Byelorussian Soviet Socialist Republic, Canada, Chile, China, Colombia, Costa Rica, Cyprus, Czechoslovakia, Denmark, Ecuador, Egypt, Finland, France, German Democratic Republic, Germany, Federal Republic of, Ghana, Greece, Hungary, India, Iran, Iraq, Ireland, Israel, Italy, Japan, Kenya, Libyan Arab Jamahiriya, Luxembourg, Mexico, Netherlands, Nigeria, Norway, Pakistan, Panama, Peru, Philippines, Poland, Portugal, Republic of Korea, Romania, Singapore, Spain, Sweden, Switzerland, Thailand, Tunisia, Turkey, Ukrainian Soviet Socialist Republic, Union of Soviet Socialist Republics, United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, United States of America, Uruguay, Yugoslavia and Zaire.
4. One State, Venezuela, sent an observer to the Conference. 5. The General Assembly requested the Secretary-General to invite representatives of organizations that have received a standing invitation from the General Assembly to participate in the sessions and the work of all international conferences convened under its auspices, in the capacity of observers, to participate in the Conference in that capacity in accordance
X. Anhang: Texte A C T E FINAL DE LA CONFÉRENCE DES N A T I O N S U N I E S SUR LES CONTRATS DE VENTE INTERNATIONALE DE MARCHANDISES
1. L'Assemblée générale des Nations Unies, ayant examiné le chapitre II du rapport de la Commission des Nations Unies pour le droit commercial international sur les travaux de sa onzième session (1978), qui contenait un projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises, a décidé, par sa résolution 33/93 du 16 décembre 1978, qu'une conférence internationale de plénipotentiaires serait convoquée en 1980 au lieu où serait installé le Service du droit commercial international du Bureau des affaires juridiques des Nations Unies, ou en tout autre lieu approprié pour lequel le Secrétaire général pourrait recevoir une invitation, afin d'examiner le projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises établi par la Commission des Nations Unies pour le droit commercial international et de conclure sur la base de ses travaux une convention internationale et tels autres instruments que la Conférence jugerait appropriés. L'Assemblée générale a également décidé que la conférence susmentionnée devrait examiner s'il conviendrait d'élaborer un protocole à la Convention sur la prescription en matière de vente internationale de marchandises adoptée à N e w York le 12 juin 1974, en vue d'en harmoniser les dispositions avec celles de la convention sur les contrats de vente internationale de marchandises, telle que celle-ci pourrait être adoptée par la Conférence. 2. La Conférence des Nations Unies sur les contrats de vente internationale de marchandises s'est tenue à Vienne (Autriche) du 10 mars au 11 avril 1980. 3. Des représentants des 62 Etats ci-après ont participé à la Conférence: Allemagne (République fédérale d'), Argentine, Australie, Autriche, Belgique, Birmanie, Bolivie, Brésil, Bulgarie, Canada, Chili, Chine, Chypre, Colombie, Costa Rica, Danemark, Egypte, Equateur, Espagne, Etats-Unis d'Amérique, Finlande, France, Ghana, Grèce, Hongrie, Inde, Iran, Iraq, Irlande, Israël, Italie, Jamahiriya arabe libyenne, Japon, Kenya, Luxembourg, Mexique, Nigèria, Norvège, Pakistan, Panama, Pays-Bas, Pérou, Philippines, Pologne, Portugal, République de Corée, République démocratique allemande, République socialiste soviétique de Biélorussie, République socialiste soviétique d'Ukraine, Roumanie, Royaume-Uni de Grande-Bretagne et d'Irlande du Nord, Singapour, Suède, Suisse, Tchécoslovaquie, Thaïlande, Tunisie, Turquie, Union des Républiques socialistes soviétiques, Uruguay, Yougoslavie et Zaïre. 4. U n Etat, le Venezuela, a envoyé un observateur à la Conférence. 5. L'Assemblée générale a prié le Secrétaire général d'inviter les représentants des organisations qui ont reçu une invitation permanente de l'Assemblée générale à participer aux sessions et aux travaux de toutes les conférences internationales convoquées sous ses auspices, en qualité d'observateurs, à participer à la Conférence en cette qualité, conformément à la
114
X. Anhang:
Texte
with General Assembly resolutions 3237 (XXIX) of 22 November 1974 and 31/152 of 20 December 1976; to invite representatives of the national liberation movements recognized in its region by the organization of African Unity to participate in the Conference in the capacity of observers in accordance with General Assembly resolution 3280 (XXIX) of 10 December 1974; to invite the United Nations Council for Namibia to participate in the Conference in accordance with paragraph 3 of General Assembly resolution 32/9 E of 4 November 1977, and to invite the specialized agencies and the International Atomic Energy Agency, as well as interested organs of the United Nations and interested international organizations, to be represented at the Conference by observers. The following intergovernmental and nongovernmental organizations accepted this invitation and were represented by observers at the Conference: Specialized
agencies
World Bank Other intergovernmental
organizations
Bank for International Settlements Central Office for International Railway Transport Council of Europe European Economic Community Hague Conference on Private International Law International Institute for the Unification of Private Law Non-governmental
organizations
International Chamber of Commerce 6. The Conference elected Mr. Gyula Eorsi (Hungary) as President. 7. The Conference elected as Vice-Presidents the representatives of the following States: Argentina, Belgium, Brazil, Bulgaria, Canada, China, Colombia, Egypt, German Democratic Republic, Germany, Federal Republic of, Greece, Kenya, Libyan Arab Jamahiriya, Pakistan, Peru, Philippines, Republic of Korea, Romania, Spain, Sweden, Union of Soviet Socialist Republics and Zaire. 8. The following Committees were set up by the Conference: General
Committee
Chairman: Members:
First
Committee
Chairman: Vice-Chairman: Rapporteur: Second
The President of the Conference The President and Vice-Presidents of the Conference, and the Chairmen of the First and Second Committees
Mr. Roland Loewe (Austria) Mr. Peter K. Mathanjuki (Kenya) Mr. Shinichiro Michida (Japan)
Committee
Chairman: Vice-Chairman: Rapporteur:
Mr. Roberto Luis Mantilla-Molina (Mexico) Mr. Mikola P. Makarevitch (Ukrainian Soviet Socialist Republic) Mr. Venkataramiah Kuchibhotla (India)
X . Anhang:
Texte
115
résolution 3237 (XXIX) de l'Assemblée en date du 22 novembre 1974 et à la résolution 31/152 du 20 décembre 1976; d'inviter les représentants des mouvements de libération nationale reconnus par l'Organisation de l'unité africaine dans sa région à participer à la Conférence en qualité d'observateurs, conformément à la résolution 3280 (XXIX) de l'Assemblée générale en date du 10 décembre 1974; d'inviter le Conseil des Nations Unies pour la Namibie à participer à la Conférence, conformément au paragraphe 3 de la résolution 32/9 E de l'Assemblée générale en date du 4 novembre 1977 et d'inviter les institutions spécialisées, l'Agence internationale de l'énergie atomique, ainsi que les organes de l'Organisation des Nations Unies intéressés et les organisations internationales intéressées à se faire représenter à la Conférence par des observateurs. Les organisations intergouvernementales et non gouvernementales ci-après ont accepté cette invitation et se sont fait représenter par des observateurs à la Conférence: Institutions
spécialisées
Banque mondiale Autres
organisations
intergouvernementales
Banque des règlements internationaux Office central des transports internationaux par chemin de fer Conseil de l'Europe Communauté économique européenne Conférence de la Haye de droit international privé Institut international pour l'unification du droit privé Organisations
non
gouvernementales
Chambre de commerce internationale 6. La Conférence a élu Président M. Gyula Eòrsi (Hongrie). 7. La Conférence a élu Vice-Présidents les représentants des Etats suivants: Allemagne (République fédérale d'), Argentine, Belgique, Brésil, Bulgarie, Canada, Chine, Colombie, Egypte, Espagne, Grèce, Jamahiriya arabe libyenne, Kenya, Pakistan, Pérou, Philippines, République de Corée, République démocratique allemande, Roumanie, Suède, Union des Républiques socialistes soviétiques et Zaïre. 8. La Conférence a constitué les commissions et comités suivants: Bureau de la
Conférence
Président: Membres:
Première
Le Président de la Conférence Le Président et les Vice-Présidents de la Conférence, ainsi que le Président de la Première Commission et le Président de la Deuxième Commission
Commission
Président: Vice-Président: Rapporteur: Deuxième
Commission
Président: Vice-Président: Rapporteur:
9
M. Roland Loewe (Autriche) M. Peter K. Mathanjuki (Kenya) M. Shinichiro Michida (Japon)
Beiträge 46 Schlechtriem
M. Roberto Luis Mantilla-Molina (Mexique) M. Mikola P. Makarevitch (République socialiste soviétique d'Ukraine) M. Venkataramiah Kuchibhotla (Inde)
X. Anhang:
116 Drafiing
Texte
Committee
Chairman:
Mr. Warren Khoo Leang Huat (Singapore)
Vice-Chairman:
Mr. Leif Sevon (Finland)
Rapporteur:
Mr. Ludvik Kopac (Czechoslovakia)
Members:
Brazil, Chile, China, Czechoslovakia, Ecuador, Egypt, Finland, France, Libyan Arab Jamahiriya, Republic o f Korea, Singapore, Union o f Soviet Socialist Republics, United Kingdom o f Great Britain and Northern Ireland, United States o f America and Zaire
Credentials
Committee
Chairman:
Mr. Peter K. Mathanjuki (Kenya)
Members:
Belgium, China, Ecuador, Libyan Arab Jamahiriya, Kenya, Mexico, Pakistan, Union o f Soviet Socialist Republics and United States o f America
9. T h e Secretary-General o f the United Nations was represented by Mr. Erik Suy, The Legal Counsel. Mr. Willem Vis, Chief o f the International Trade Law Branch, Office o f Legal Affairs o f the United Nations, was Executive Secretary. 10. The General Assembly, by resolution 33/93 o f 16 December 1978 convening the Conference, referred to the Conference, as the basis for its considerations, the draft Convention on Contracts for the International Sale o f Goods approved by the United Nations Commission on International Trade Law, together with a commentary ( A / C O N F . 97/5), the text o f draft provisions concerning implementation, declarations, reservations and other final clauses prepared by the Secretary-General ( A / C O N F . 97/6), a report on the relationship o f the draft Convention on Contracts for the International Sale o f Goods to the Convention on the Limitation Period in the International Sale o f Goods prepared by the Secretary-General ( A / C O N F . 97/7), the comments and proposals by Governments and international organizations on the draft Convention on Contracts for the International Sale o f Goods ( A / C O N F . 97/8 and Add. 1-7) and an analysis o f these comments and proposals prepared by the Secretary-General ( A / C O N F . 97/9).
11. The Conference assigned to the First Committee articles 1 to 82 o f the draft Convention on Contracts for the International Sale o f Goods and the article „Declarations relating to contracts in writing" o f the draft provisions concerning implementation,
declarations,
reservations and other final clauses o f the draft Convention prepared by the SecretaryGeneral. The Conference assigned to the Second Committee the other draft provisions concerning implementation, declarations, reservations and other final clauses o f the draft Convention prepared by the Secretary-General and entrusted the Second Committee with the consideration o f the draft Protocol to the Convention on the Limitation Period in the International Sale o f Goods prepared by the Secretary-General.
12. On the basis o f the deliberations recorded in the summary records o f the Conference ( A / C O N F . 97/SR. 1 to 11), the summary records o f the First Committee ( A / C O N F . 97/C. 1/SR. 1 to 38) and its report ( A / C O N F . 97/11 and Add. 1-2), and the summary records o f the Second Committee ( A / C O N F . 97/c. 2/SR. 1-9) and its report ( A / C O N F . 97/12), the Conference drew up the United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods and the Protocol Amending the Convention on the Imitation Period in the International Sale of Goods.
X. Anhang: Comité
117
de rédaction
M. Warren Khoo Leang Huat (Singapour) M. Leif Sevon (Finlande) M. Ludvik Kopac (Tchécoslovaquie) Brésil, Chili, Chine, Egypte, Equateur, Etats-Unis d'Amérique, Finlande, France, Jamahiriya arabe libyenne, République de Corée, Royaume-Uni de Grande-Bretagne et d'Irlande du Nord, Singapour, Tchécoslovaquie, Union des Républiques socialistes soviétiques et Zaïre.
Président: Vice-Président: Rapporteur: Membres:
Commission des
Texte
de
vérification
pouvoirs:
Président: Membres:
M. Peter K. Mathanjuki (Kenya) Belgique, Chine, Equateur, Etats-Unis d'Amérique, Jamahiriya arabe libyenne, Kenya, Mexique, Pakistan et Union des Républiques socialistes soviétiques.
9. Le Secrétaire général de l'Organisation des Nations Unies était représenté par M. Erik Suy, Conseiller juridique. M. Willem Vis, Chef du Service du droit commercial international du Bureau des affaires juridiques des Nations Unies, a exercé les fonctions de Secrétaire exécutif. 10. Par sa résolution 33/93 du 16 décembre 1978, l'Assemblée générale a convoqué la Conférence et lui a renvoyé, pour servir de base à ses travaux, le projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises approuvé par la Commission des Nations Unies pour le droit commercial international, conjointement avec un commentaire (A/ C O N F . 97/5), le texte de projets de dispositions relatifs aux mesures d'application, déclarations, réserves et autres clauses finales établi par le Secrétaire général ( A / C O N F . 97/6), un rapport sur les relations entre le projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises et la Convention sur la prescription en matière de vente internationale de marchandises rédigé par le Secrétaire général ( A / C O N F . 97/7), les observations et propositions des gouvernements et des organisations internationales sur le projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises ( A / C O N F . 97/8 et Add. 1 à 7) ainsi qu'une analyse de ces observations et propositions faite par le Secrétaire général ( A / C O N F . 97/9). 11. La Conférence a chargé la Première Commission d'examiner les articles 1 à 82 du projet de convention sur les contrats de vente internationale de marchandises et l'article intitulé „Déclarations relatives aux contrats par écrit", qui figurait parmi les projets de dispositions établis par le Secrétaire général pour les mesures d'application, les déclarations, les réserves et autres clauses finales du projet de convention. La Conférence a chargé la Deuxième Commission d'examiner les autres projets de dispositions établis par le Secrétaire général pour les mesures d'application, les déclarations, les réserves et autres clauses finales du projet de convention et lui a confié l'examen du projet de protocole modifiant la Convention sur la prescription en matière de vente internationale de marchandises, rédigé par le Secrétaire général. 12. Sur la base des délibérations, telles qu'elles sont consignées dans les comptes rendus analytiques de la Conférence ( A / C O N F . 97/SR. 1 à 11), dans les comptes rendus analytiques de la Première Commission ( A / C O N F . 97/C. 1/SR. 1 à 38) et dans son rapport ( A / C O N F . 97/11 et Add. 1 et 2), ainsi que dans les comptes rendus analytiques de la Deuxième Commission ( A / C O N F . 97/C. 2/SR. 1 à 9) et dans son rapport ( A / C O N F . 97/12), la C o n f é r e n c e a é t a b l i la Convention
des Nations
Unies sur les contrats de vente internationale
de
118
X . Anhang:
Texte
13. T h e U n i t e d N a t i o n s C o n v e n t i o n o n C o n t r a c t s f o r the International Sale o f G o o d s , t h e t e x t o f w h i c h is a n n e x e d to this Final Act ( A n n e x I), w a s a d o p t e d b y the C o n f e r e n c e o n 10 A p r i l 1980 u n d w a s o p e n e d f o r s i g n a t u r e at the c o n c l u d i n g m e e t i n g o f the C o n f e r e n c e o n 11 A p r i l 1980. It will r e m a i n o p e n f o r s i g n a t u r e at U n i t e d N a t i o n s H e a d q u a r t e r s in N e w Y o r k until 30 S e p t e m b e r 1981. It w a s also o p e n e d f o r accession o n 11 April 1980. 14. T h e C o n v e n t i o n is d e p o s i t e d w i t h the Secretary-General of t h e U n i t e d N a t i o n s .
15. T h e P r o t o c o l a m e n d i n g the C o n v e n t i o n o n the L i m i t a t i o n P e r i o d in the International Sale o f G o o d s , the text o f w h i c h is a n n e x e d t o this Final A c t ( A n n e x II), w a s a d o p t e d b y the C o n f e r e n c e o n 10 A p r i l 1980 and w a s o p e n e d f o r accession at the c o n c l u d i n g m e e t i n g o f the C o n f e r e n c e o n 11 A p r i l 1980, in accordance w i t h its p r o v i s i o n s . 16. T h e P r o t o c o l is deposited w i t h the Secretary-General o f the U n i t e d N a t i o n s . In witness whereof the representatives have signed this Final Act. Done at V i e n n a , Austria, this eleventh day o f April, o n e t h o u s a n d nine h u n d r e d and eighty, in a single c o p y in the Arabic, C h i n e s e , English, French, Russian and Spanish languages, each t e x t b e i n g equally authentic. President E x e c u t i v e Secretary
ANNEX I
United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods The States Parties to this
Convention
Bearing in mind t h e b r o a d objectives in the resolutions a d o p t e d b y the sixth special session o f the General A s s e m b l y of the U n i t e d N a t i o n s o n t h e establishment of a N e w International Economic Order, Considering that t h e d e v e l o p m e n t of international trade o n the basis of equality and m u t u a l benefit is an i m p o r t a n t e l e m e n t in p r o m o t i n g friendly relations a m o n g States, Being of the opinion that the a d o p t i o n of u n i f o r m rules w h i c h g o v e r n contracts f o r t h e i n t e r n a t i o n a l sale of g o o d s and take into account the different social, e c o n o m i c and legal s y s t e m s w o u l d c o n t r i b u t e t o the r e m o v a l of legal barriers in international trade and p r o m o t e t h e d e v e l o p m e n t o f international trade, Habe agreed as f o l l o w s :
Texte
119
marchandises ainsi q u e le Protocole modifiant la Convention
sur la prescription en matière de vente
X. Anhang:
internationale
de marchandises.
13. La C o n v e n t i o n des N a t i o n s U n i e s sur les contrats d e v e n t e internationale de m a r c h a n dises, d o n t le t e x t e est a n n e x é au présent Acte final (annexe I) a été a d o p t é e par la C o n f é r e n c e le 10 avril 1980 et o u v e r t e à la s i g n a t u r e à la séance de clôture de la C o n f é r e n c e , le 11 avril 1980. Elle restera o u v e r t e à la s i g n a t u r e au Siège de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s U n i e s à N e w Y o r k j u s q u ' a u 30 s e p t e m b r e 1981. Elle a aussi été o u v e r t e à l'adhésion le 11 avril 1980. 14. La C o n v e n t i o n est d é p o s é e auprès d u Secrétaire général de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s Unies. 15. Le P r o t o c o l e m o d i f i a n t la C o n v e n t i o n sur la prescription en matière de v e n t e i n t e r n a t i o nale de m a r c h a n d i s e s , d o n t le texte est a n n e x é au présent Acte final (annexe II), a été a d o p t é p a r la C o n f é r e n c e le 10 avril 1980 et o u v e r t à l'adhésion à la séance de clôture d e la C o n f é r e n c e , le 11 avril 1980, c o n f o r m é m e n t à ses dispositions. 16. Le P r o t o c o l e est d é p o s é auprès d u Secrétaire de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s U n i e s . En foi de quoi les r e p r é s e n t a n t s o n t signé le présent Acte final. Fait à V i e n n e , le onze avril m i l n e u f cent q u a t r e - v i n g t , en u n seul original, d o n t les textes anglais, arabe, chinois, espagnol, français et russe sont é g a l e m e n t authentiques.
Le Président Le Secrétaire exécutif
ANNEXE I
Convention des Nations Unies sur les contrats de vente internationale de marchandises Les Etats parties à la présente Ayant
présents
à l'esprit
Convention les objectifs g é n é r a u x inscrits dans les résolutions relatives à
l ' i n s t a u r a t i o n d ' u n n o u v e l o r d r e é c o n o m i q u e international q u e l ' A s s e m b l é e générale a a d o p tées à sa sixième session e x t r a o r d i n a i r e , Considérant
q u e le d é v e l o p p e m e n t d u c o m m e r c e international sur la base de l'égalité et des
a v a n t a g e s m u t u e l s est u n é l é m e n t i m p o r t a n t dans la p r o m o t i o n de relations amicales entre les Etats, Estimant q u e l ' a d o p t i o n de règles u n i f o r m e s applicables aux contrats de v e n t e internationale d e m a r c h a n d i s e s et c o m p a t i b l e s avec les différents systèmes sociaux, é c o n o m i q u e s et j u r i d i q u e s c o n t r i b u e r a à l ' é l i m i n a t i o n des obstacles j u r i d i q u e s aux échanges i n t e r n a t i o n a u x et favorisera le d é v e l o p p e m e n t d u c o m m e r c e international, Sont convenus de ce qui suit:
120
X. Anhang:
Texte
Part I Sphere of Application and General Provisions Chapter
I
Sphere of Application Article
1
(1) This Convention applies to contracts of sale of goods between parties whose places of business are in different States: (a) when the States are Contracting States; or (b) when the rules of private international law lead to the application of the law of a Contracting State. (2) The fact that the parties have their places of business in different States is to be disregarded whenever this fact does not appear either from the contract or from any dealings between, or from information disclosed by, the parties at any time before or at the conclusion of the contract. (3) Neither the nationality of the parties nor the civil or commercial character of the parties or of the contract is to be taken into consideration in determining the application of this Convention. Article
2
This Convention does not apply to sales: (a) of goods bought for personal, family or household use, unless the seller, at any time before or at the conclusion of the contract, neither knew nor ought to have known that the goods were bought for any such use; (b) by auction; (c) on execution or otherwise by authority of law; (d) of stocks, shares, investment securities, negotiable instruments or money; (e) of ships, vessels, hovercraft or aircraft; (f) of electricity. Article
3
(1) Contracts for the supply of goods to be manufactured or produced are to be considered sales unless the party who orders the goods undertakes to supply a substantial part of the materials necessary for such manufacture or production. (2) This Convention does not apply to contracts in which the preponderant part of the obligations of the party who furnishes the goods consists in the supply of labour or other services. Article
4
This Convention governs only the formation of the contract of sale and the rights and obligations of the seller and the buyer arising from such a contract. In particular, except as otherwise expressly provided in this Convention, it is not concerned with: (a) the validity of the contract or of any of its provisions or of any usage; (b) the effect which the contract may have on the property in the goods sold. Article
5
This Convention does not apply to the liability of the seller for death or personal injury caused by the goods to any person.
X. Anhang:
Texte
121
Première partie Champ d'application et dispositions générales Chapitre 1 Champ d'application Article premier 1) La présente Convention s'applique aux contrats de vente de marchandises entre des parties ayant leur établissement dans des Etats différents: a) lorsque ces Etats sont des Etats contractants; ou b) lorsque les règles du droit international privé mènent à l'application de la loi d'un Etat contractant. 2) Il n'est pas tenu compte du fait que les parties ont leur établissement dans des Etats différents lorsque ce fait ne ressort ni du contrat, ni de transactions antérieures entre les parties, ni de renseignements donnés par elles à un moment quelconque avant la conclusion ou lors de la conclusion du contrat. 3) Ni la nationalité des parties ni le caractère civil ou commercial des parties ou du contrat ne sont pris en considération pour l'application de la présente Convention.
Article 2 La présente Convention ne régit pas les ventes: a) de marchandises achetées pour un usage personnel, familial ou domestique, à moins que le vendeur, à un moment quelconque avant la conclusion ou lors de la conclusion du contrat, n'ait pas su et n'ait pas été censé savoir que ces marchandises étaient achetées pour un tel usage; b) aux enchères; c) sur saisie ou de quelque autre manière par autorité de justice; d) de valeurs mobilières, effets de commerce et monnaies; e) de navires, bateaux, aéroglisseurs et aéronefs; f) d'électricité. Article 3 1) Sont réputés ventes les contracts de fourniture de marchandises à fabriquer ou à produire, à moins que la partie qui commande celles-ci n'ait ì fournir une part essentielle des éléments matériels nécessaires à cette fabrication ou production. 2) La présente Convention ne s'applique pas aux contrats dans lesquels la part prépondérante de l'obligation de la partie qui fournit les marchandises consiste en une fourniture de main-d'oeuvre ou d'autres services. Article 4 La présente Convention régit exclusivement la formation du contrat de vente et les droits et obligations qu'un tel contrat fait naître entre le vendeur et l'acheteur. En particulier, sauf disposition contraire expresse de la présente Convention, celle-ci ne concerne pas: a) la validité du contrat ni celle d'aucune de ses clauses non plus que celle des usages; b) les effets que le contrat peut avoir sur la propriété des marchandises vendues. Article S La présente Convention ne s'applique pas à la responsabilité du vendeur pour décès ou lésions corporelles causés à quiconque par les marchandises.
122
X. Anhang:
Texte
Article 6 T h e parties m a y exclude the application of this C o n v e n t i o n or, subject to article 12, derogate f r o m or vary the effect of any of its provisions.
Chapter II General Provisions Article 7 (1) In the interpretation of this C o n v e n t i o n , regard is to be had to its international character and to the need to p r o m o t e u n i f o r m i t y in its application and the observance of g o o d faith in international trade. (2) Q u e s t i o n s concerning matters governed b y this C o n v e n t i o n w h i c h are not expressly settled in it are to be settled in c o n f o r m i t y w i t h the general principles o n w h i c h it is based or, in the absence of such principles, in c o n f o r m i t y w i t h the law applicable by virtue of the rules of private international law. Article 8 (1) For the p u r p o s e s of this C o n v e n t i o n statements m a d e by and other conduct of a party are to be interpreted according to his intent w h e r e the other party k n e w or could n o t have been u n a w a r e w h a t that intent was. (2) If the preceding paragraph is not applicable, statements m a d e by and other conduct of a party are t o be interpreted according to the understanding that a reasonable person of the same kind as the other party w o u l d have had in the same circumstances. (3) In d e t e r m i n i n g the intent of a party or the understanding a reasonable person w o u l d have had, due consideration is to be given to all relevant circumstances of the case including the negotiations, any practices w h i c h the parties have established b e t w e e n themselves, usages and any subsequent conduct of the parties. Article 9 (1) T h e parties are b o u n d b y any usage to w h i c h they have agreed and by any practices w h i c h they have established b e t w e e n themselves. (2) T h e parties are considered, unless otherwise agreed, to have impliedly m a d e applicable to their contract or its f o r m a t i o n a usage of w h i c h the parties k n e w or o u g h t to have k n o w n and w h i c h in international trade is widely k n o w n to, and regularly observed by, parties to contracts of the type involved in the particular trade concerned.
Article 10 For the p u r p o s e s of this C o n v e n t i o n : (a) if a party has m o r e than one place of business, the place of business ist that w h i c h has the closest relationship to the contract and its performance, having regard to the circumstances k n o w n to or contemplated b y the parties at any time before or at the conclusion of the contract; (b) if a party does not have a place of business, reference is to be m a d e to his habitual residence. Article 11 A contract of sale need not be concluded in or evidenced by writing and is not subject to any other r e q u i r e m e n t as to f o r m . It m a y be p r o v e d b y any means, including witnesses.
X. Anhang:
Texte
123
Artide 6 Les parties peuvent exclure l'application de la présente C o n v e n t i o n ou, sous réserve des dispositions de l'article 12, déroger à l'une quelconque de ses dispositions ou en modifier les effets. Chapitre II Dispositions générales Article 7 1) P o u r l'interprétation de la présente C o n v e n t i o n , il sera tenu c o m p t e de son caractère international et de la nécessité de p r o m o u v o i r l'uniformité de son application ainsi que d'assurer le respect de la b o n n e foi dans le c o m m e r c e international. 2) Les questions concernant les matières régies par la présente C o n v e n t i o n et qui ne sont pas expressément tranchées par elle seront réglées selon les principes généraux d o n t elle s'inspire ou, à défaut de ces principes, c o n f o r m é m e n t à la loi applicable en vertu des règles d u droit international privé. Article 8 1) A u x fins de la présente C o n v e n t i o n , les indications et les autres c o m p o r t e m e n t s d ' u n e partie doivent être interprétés selon l'intention de celle-ci lorsque l'autre partie connaissait ou n e pouvait ignorer cette intention. 2) Si le paragraphe précédent n'est pas applicable, les indications et autres c o m p o r t e m e n t s d ' u n e partie doivent être interprétés selon le sens q u ' u n e personne raisonnable de m ê m e qualité que l'autre partie, placée dans la m ê m e situation, leur aurait donné. 3) P o u r déterminer l'intention d ' u n e partie ou ce qu'aurait compris une personne raisonnable, il doit être tenu c o m p t e des circonstances pertinentes, n o t a m m e n t des négociations qui o n t pu avoir lieu entre les parties, des habitudes qui se sont établies entre elles, des usages et de tout c o m p o r t e m e n t ultérieur des parties. Article 9 1) Les parties sonst liées par les usages auxquels elles ont consenti et par les habitudes qui se sont établies entre elles. 2) Sauf c o n v e n t i o n contraire des parties, celles-ci sont réputées s'être tacitement référées dans le contrat et p o u r sa f o r m a t i o n à tout usage d o n t elles avaient connaissance ou auraient dû avoir connaissance et qui, dans le c o m m e r c e international, est largement c o n n u et régulièrem e n t observé par les parties à des contrats de m ê m e type dans la branche commerciale considérée. Article 10 A u x fins de la présente C o n v e n t i o n : a) si une partie a plus d ' u n établissement, l'établissement à prendre en considération est celui qui a la relation la plus étroite avec le contrat et son exécution eu égard aux circonstances connues des parties ou envisagées par elles à u n m o m e n t quelconque avant la conclusion ou lors de la conclusion du contrat; b) si u n e partie n'a pas d'établissement, sa résidence habituelle en tient lieu.
Article 11 Le contrat de vente n'a pas à être conclu ni constaté par écrit et n'est soumis à aucune autre condition de f o r m e . Il peut être p r o u v é par tous moyens, y compris par témoins.
X. Anhang:
124
Texte
Article 12 A n y provision of article 11, article 29 or Part II of this C o n v e n t i o n that allows a contract of sale or its modification or termination by agreement or any offer, acceptance or other indication of intention to be m a d e in any f o r m other than in writing does not apply w h e r e any party has his place of business in a C o n t r a c t i n g State w h i c h has m a d e a declaration u n d e r article 96 of this C o n v e n t i o n . T h e parties m a y not derogate f r o m or vary the effect of this article.
Article 13 For the p u r p o s e s of this C o n v e n t i o n „ w r i t i n g " includes telegram and telex.
Part II F o r m a t i o n of the C o n t r a c t Article 14 (1) A proposal for concluding a contract addressed to one or m o r e specific persons constitutes an offer if it is sufficiently definite and indicates the intention of the offeror to be b o u n d in case of acceptance. A proposal is sufficiently definite if it indicates the g o o d s and expressly or implicitly fixes or makes provision for determining the quantity and the price. (2) A proposal other than o n e addressed to one or m o r e specific persons is to be considered merely as an invitation to m a k e offers, unless the contrary is clearly indicated b y the person m a k i n g the proposal. Article 15 (1) A n offer b e c o m e s effective w h e n it reaches the offeree. (2) A n offer, even if it is irrevocable, m a y be w i t h d r a w n if the w i t h d r a w a l reaches the offeree before or at the same t i m e as the offer. Article 16 (1) U n t i l a contract is concluded an offer m a y be revoked if the revocation reaches the offeree before he has dispatched an acceptance. (2) H o w e v e r , an offer cannot be revoked: (a) if it indicates, w h e t h e r b y stating a fixed t i m e for acceptance or otherwise, that it is irrevocable; or (b) if it was reasonable for the offeree to rely o n the offer as being irrevocable and the offeree has acted in reliance o n the offer. Article 17 A n offer, even if it is irrevocable, is terminated w h e n a rejection reaches the offeror. Article 18 (1) A statement m a d e b y or other conduct of the offeree indicating assent to an offer is an acceptance. Silence o r inactivity does not in itself a m o u n t to acceptance. (2) A n acceptance of an offer becomes effective at the m o m e n t the indication of assent
X. Anhang:
Texte
125
Artide 12 T o u t e disposition de l'article 11, de l'article 29 ou de la deuxième partie de la présente Convention autorisant une f o r m e autre que la f o r m e écrite, soit pour la conclusion ou pour la modification ou la résiliation amiable d'un contrat de vente, soit pour toute offre, acceptation ou autre manifestation d'intention, ne s'applique pas dès lors qu'une des parties a son établissement dans un Etat contractant qui a fait une déclaration conformément à l'article 96 de la présente Convention. Les parties ne peuvent déroger au présent article ni en modifier les effets. Article 13 A u x fins de la présente Convention, le terme „écrit" doit s'entendre également des communications adressées par télégramme ou par télex.
Deuxième partie Formation du contrat Article 14 1) U n e proposition de conclure un contrat adressée à une ou plusieurs personnes déterminées constitue une offre si elle est suffisamment précise et si elle indique la volonté de son auteur d'être lié en cas d'acceptation. U n e proposition est suffisamment précise lorsqu'elle désigne les marchandises et, expressément ou implicitement, fixe la quantité et le prix ou d o n n e des indications permettant de les déterminer. 2) U n e proposition adressée à des personnes indéterminées est considérée seulement c o m m e une invitation à l'offre, à moins que la personne qui a fait la proposition n'ait clairement indiqué le contraire. Article 15 1) U n e offre prend effet lorsqu'elle parvient au destinataire. 2) U n e offre, m ê m e si elle est irrévocable, peut être rétractée si la rétractation parvient au destinataire avant ou en m ê m e temps que l'offre. Article 16 1) Jusqu'à ce q u ' u n contrat ait été conclu, une offre peut être révoquée si la révocation parvient au destinataire avant que celui-ci ait expédié une acceptation. 2) Cependant, une offre ne peut être révoquée: a) si elle indique, en fixant u n délai déterminé pour l'acceptation, ou autrement, qu'elle est irrévocable; ou b) s'il était raisonnable pour le destinataire de considérer l'offre c o m m e irrévocable et s'il a agi en conséquence. Article 17 U n e offre, m ê m e irrévocable, prend fin lorsque son rejet parvient à l'auteur de l'offre. Article 18 1) U n e déclaration ou autre comportement du destinataire indiquant qu'il acquiesce à une offre constitue une acceptation. Le silence ou l'inaction à eux seuls ne peuvent valoir acceptation. 2) L'acceptation d'une offre prend effet au m o m e n t où l'indication d'acquiescement parvient
126
X. Anhang:
Texte
reaches the offeror. An acceptance is not effective if the indication of assent does not reach the offeror whitin the time he has fixed or, if no time is fixed, within a reasonable time, due account being taken of the circumstances of the transaction, including the rapidity of the means of communication employed by the offeror. An oral offer must be accepted immediately unless the circumstances indicate otherwise. (3) However, if, by virtue of the offer or as a result of practices which the parties have established between themselves or of usage, the offeree may indicate assent by performing an act, such as one relating to the dispatch of the goods or payment of the price, without notice to the offeror, the acceptance is effective at the moment the act is performed, provided that the act is performed within the period of time laid down in the preceding paragraph. Article
19
(1) A reply to an offer which purports to be an acceptance but contains additions, limitations or other modifications is a rejection of the offer and constitutes a counter-offer. (2) However, a reply to an offer which purports to be an acceptance but contains additional or different terms which do not materially alter the terms of the offer constitutes an acceptance, unless the offeror, without undue delay, objects orally to the discrepancy or dispatches a notice to that effect. If he does not so object, the terms of the contract are the terms of the offer with the modifications contained in the acceptance. (3) Additional or different terms relating, among other things, to the price, payment, quality and quantity of the goods, place and time of delivery, extent of one party's liability to the other or the settlement of disputes are considered to alter the terms of the offer materially.
Article
20
(1) A period of time for acceptance fixed by the offeror in a telegram or a letter begins to run from the moment the telegram is handed in for dispatch or from the date shown on the letter or, if no such date is shown, from the date shown on the envelope. A period of time for acceptance fixed by the offeror by telephone, telex or other means of instantaneous communication, begins to run from the moment that the offer reaches the offeree. (2) Official holidays or non-business days occurring during the period for acceptance are included in calculating the period. However, if a notice of acceptance cannot be delivered at the address of the offeror on the last day of the period because that day falls on an official holiday or a non-busines£ day at the place of business of the offeror, the period is extended until the first business day which follows. Article
21
(1) A late acceptance is nevertheless effective as an acceptance if without delay the offeror orally so informs the offeree or dispatches a notice to that effect. (2) If a letter or other writing containing a late acceptance shows that it has been sent in such circumstances that if its transmission had been normal it would have reached the offeror in due time, the late acceptance is effective as an acceptance unless, without delay, the offeror orally informs the offeree that he considers his offer as having lapsed or dispatches a notice to that effect. Article
22
An acceptance may be withdrawn if the withdrawal reaches the offeror before or at the same time as the acceptance would have become effective.
X. Anhang:
Texte
127
à l'auteur de l'offre. L'acceptation ne prend pas effet si cette indication ne parvient pas à l'auteur de l'offre dans le délai qu'il a stipulé ou, à défaut d'une telle stipulation, dans un délai raisonnable, compte tenu des circonstances de la transaction et de la rapidité des moyens de communication utilisés par l'auteur de l'offre. Une offre verbale doit être acceptée immédiatement, à moins que les circonstances n'impliquent le contraire. 3) Cependant, si, en vertu de l'offre, des habitudes qui se sont établies entre les parties ou des usages, le destinataire de l'offre peut indiquer qu'il acquiesce en accomplissant un acte se rapportant, par exemple, à l'expédition des marchandises ou au paiement de prix, sans communication à l'auteur de l'offre, l'acceptation prend effet au moment où cet acte est accompli, pour autant qu'il le soit dans les délais prévus par le paragraphe précédent. Article
19
1) U n e réponse qui tend à être l'acceptation d'une offre, mais qui contient des additions, des limitations ou autres modifications, est un rejet de l'offre et constitue une contre-offre. 2) Cependant, une réponse qui tend à être l'acceptation d'une offre, mais qui contient des éléments complémentaires ou différents n'altérant pas substantiellement les termes de l'offre, constitue une acceptation, à moins que l'auteur de l'offre, sans retard injustifié, n'en relève les différences verbalement ou n'adresse un avis à cet effet. S'il ne le fait pas, les termes du contrat sont ceux de l'offre, avec les modifications comprises dans l'acceptation. 3) Des éléments complémentaires ou différents relatifs notamment au prix, au paiement, à la qualité et à la quantité des marchandises, au lieu et au moment de la livraison, à l'étendue de la responsabilité d'une partie à l'égard de l'autre ou au règlement des différends, sont considérés comme altérant substantiellement les termes de l'offre. Article
20
1) Le délai d'acceptation fixé par l'auteur de l'offre dans un télégramme ou une lettre commence à courir au moment où le télégramme est remis pour expédition ou à la date qui apparaît sur la lettre ou, à défaut, à la date qui apparaît sur l'enveloppe. Le délai d'acceptation que l'auteur de l'offre fixe par téléphone, par télex ou par d'autres moyens de communication instantanés commence à courir au moment où l'offre parvient au destinataire. 2) Les jours fériés ou chômés qui tombent pendant que court le délai d'acceptation sont comptés dans le calcul de ce délai. Cependant, si la notification ne peut être remise à l'adresse de l'auteur de l'offre le dernier jour du délai, parce que celui-ci tombe un jour férié ou chômé au lieu d'établissement de l'auteur de l'offre, le délai est prorogé jusqu'au premier jour ouvrable suivant. Article
21
1) Une acceptation tardive produit néanmoins effet en tant qu'acceptation si, sans retard, l'auteur de l'offre en informe verbalement le destinataire ou lui adresse un avis à cet effet. 2) Si la lettre ou autre écrit contenant une acceptation tardive révèle qu'elle a été expédiée dans des conditions telles que, si sa transmission avait été régulière, elle serait parvenue à temps à l'auteur de l'offre, l'acceptation tardive produit effet en tant qu'acceptation à moins que, sans retard, l'auteur de l'offre n'informe verbalement le destinataire de l'offre qu'il considère que son offre avait pris fin ou qu'il ne lui adresse un avis à cet effet. Article
22
L'acceptation peut être rétractée si la rétractation parvient à l'auteur de l'offre avant le moment où l'acceptation aurait pris effet ou à ce moment.
128
X . Anhang:
Texte
Article 23 A contract is concluded at the moment when an acceptance o f an offer becomes effective in accordance with the provisions o f this Convention. Article 24 For the purposes o f this Part o f the Convention, an offer, declaration o f acceptance or any other indication o f intention „reaches" the addressee when it is made orally to him or delivered by any other means to him personally, to his place o f business or mailing address or, if he does not have a place o f business or mailing address, to his habitual residence.
Part III Sale o f Goods Chapter I General Provisions Article 25 A breach o f contract committed by one o f the parties is fundamental if it results in such detriment to the other party as substantially to deprive him o f what he is entitled to expect under the contract, unless the party in breach did not foresee and a reasonable person o f the same kind in the same circumstances would not have foreseen such a result.
Article 26 A declaration o f avoidance o f the contract is effective only if made by notice to the other party. Article 21 Unless otherwise expressly provided in this Part o f the Convention, if any notice, request or other communication is given or made by a party in accordance with this Part and by means appropriate in the circumstances, a delay or error in the transmission o f the communication or its failure to arrive does not deprive that party o f the right to rely on the communication. Article 28 If, in accordance with the provisions o f this Convention, one party is entitled to require performance o f any obligation by the other party, a court is not bound to enter a judgement for specific performance unless the court would do so under its own law in respect o f similar contracts o f sale not governed by this Convention. Article 29 (1) A contract may be modified or terminated by the mere agreement o f the parties. (2) A contract in writing which contains a provision requiring any modification or termination by agreement to be in writing may not be otherwise modified or terminated by agreement. However, a. party may be precluded by his conduct from asserting such a provision to the extent that the other party has relied on that conduct.
X. Anhang: Artide
Texte
129
23
Le contrat est conclu au moment où l'acceptation d'une offre prend effet conformément aux dispositions de la présente Convention. Article
24
Aux fins de la présente partie de la Convention, une offre, une déclaration d'acceptation ou toute autre manifestation d'intention „parvient" à son destinataire lorsqu'elle lui est faite verbalement ou est délivrée par tout autre moyen au destinataire lui-même, à son établissement, à son adresse postale ou, s'il n'a pas d'établissement ou d'adresse postale, à sa résidence habituelle.
Troisième partie Vente de marchandises Chapitre
I
Dispositions générales Article
25
U n e contravention au contrat commise par l'une des parties est essentielle lorsqu'elle cause à l'autre partie un préjudice tel qu'elle la prive substantiellement de ce que celle-ci était en droit d'attendre du contrat, à moins que la partie en défaut n'ait pas prévu un tel résultat et qu'une personne raisonnable de même qualité placée dans la même situation ne l'aurait pas prévu non plus. Article
26
U n e déclaration de résolution du contrat n'a d'effet que si elle est faite par notification à l'autre partie. Article
21
Sauf disposition contraire expresse de la présente partie de la Convention, si une notification, demande ou autre communication est faite par une partie au contrat conformément à la présente partie et par un moyen approprié aux circonstances, un retard ou une erreur dans la transmission de la communication ou le fait qu'elle n'est pas arrivée à destination ne prive pas cette partie au contrat du droit de s'en prévaloir. Article
28
Si, conformément aux dispositions de la présente Convention, une partie a le droit d'exiger de l'autre l'exécution d'une obligation, un tribunal n'est tenu d'ordonner l'exécution en nature que s'il le ferait en vertu de son propre droit pour des contrats de vente semblables non régis par la présente Convention. Article
29
1) U n contrat peut être modifié ou résilié par accord amiable entre les parties. 2) U n contrat écrit qui contient une disposition stipulant que toute modification ou résiliation amiable doit être faite par écrit ne peut être modifié ou résilié à l'amiable sous une autre forme. Toutefois, le comportement de l'une des parties peut l'empêcher d'invoquer une telle disposition si l'autre partie s'est fondée sur ce comportement.
130
X. Anhang: Chapter
Texte II
Obligations of the Seller Article
30
The seller must deliver the goods, hand over any documents relating to them and transfer the property in the goods, as required by the contract and this Convention.
Section I. Delivery
of the goods and handing over of Article
documents
31
If the seller is not bound to deliver the goods at any other particular place, his obligation to deliver consists: (a) if the contract of sale involves carriage of the goods - in handing the goods over to the first carrier for transmission to the buyer; (b) if, in cases not within the preceding subparagraph, the contract relates to specific goods, or unidentified goods to be drawn from a specific stock or to be manufactured or produced, and at the time of the conclusion of the contract the parties knew that the goods were at, or were to be manufactured or produced at, a particular place - in placing the goods at the buyer's disposal at that place; (c) in other cases - in placing the goods at the buyer's disposal at the place where the seller had his place of business at the time of the conclusion of the contract. Article
32
(1) If the seller, in accordance with the contract or this Convention, hands the goods over to a carrier and if the goods are not clearly identified to the contract by markings on the goods, by shipping documents or otherwise, the seller must give the buyer notice of the consignment specifying the goods. (2) If the seller is bound to arrange for carriage of the goods, he must make such contracts as are necessary for carriage to the place fixed by means of transportation appropriate in the circumstances and according to the usual terms for such transportation. (3) If the seller is not bound to effect insurance in respect of the carriage of the goods, he must, at the buyer's request, provide him with all available information necessary to enable him to effect such insurance. Article
33
The seller must deliver the goods: (a) if a date is fixed by or determinable from the contract, on that date; (b) if a period of time is fixed by or determinable from the contract, at any time within that period unless circumstances indicate that the buyer is to choose a date; or (c) in any other case, within a reasonable time after the conclusion of the contract. Article
34
If the seller is bound to hand over documents relating to the goods, he must hand them over at the time and place and in the form required by the contract. If the seller has handed over documents before that time, he may, up to that time, cure any lack of conformity in the documents, if the exercise of this right does not cause the buyer unreasonable inconvenience
X. Anhang: Chapitre
131
Texte II
Obligations du vendeur Article
30
Le vendeur s'oblige, dans les conditions prévues au contrat et par la présente Convention, à livrer les marchandises, à en transférer la propriété et, s'il y a lieu, à remettre les documents s'y rapportant.
Section I. Livraison
des marchandises Article
et remise des
documents
31
Si le vendeur n'est pas tenu de livrer les marchandises en un autre lieu particulier, son obligation de livraison consiste: a) lorsque le contrat de vente implique un transport des marchandises, à remettre les marchandises au premier transporteur pour transmission à l'acheteur; b) lorsque, dans les cas non visés au précédent alinéa, le contrat porte sur un corps certain ou sur une chose de genre qui doit être prélevée sur une masse déterminée ou qui doit être fabriquée ou produite et lorsque, au moment de la conclusion du contrat, les parties savaient que les marchandises se trouvaient ou devaient être fabriquées ou produites en un lieu particulier, à mettre les marchandises à la disposition de l'acheteur en ce lieu; c) dans les autres cas, à mettre les marchandises à la disposition de l'acheteur au lieu où le vendeur avait son établissement au moment de la conclusion du contrat. Article
32
1) Si, conformément au contrat ou à la présente Convention, le vendeur remet les marchandises à un transporteur et si les marchandises ne sont pas clairement identifiées aux fins du contrat par l'apposition d'un signe distinctif sur les marchandises, par des documents de transport ou par tout autre moyen, le vendeur doit donner à l'acheteur avis de l'expédition en désignant spécifiquement les marchandises. 2) Si le vendeur est tenu de prendre des dispositions pour le transport des marchandises, il doit conclure les contrats nécessaires pour que le transport soit effectué jusqu'au lieu prévu, par les moyens de transport appropriés aux circonstances et selon les conditions usuelles pour un tel transport. 3) Si le vendeur n'est pas tenu de souscrire lui-même une assurance de transport, il doit fournir à l'acheteur, à la demande de celui-ci, tous renseignements dont il dispose qui sont nécessaires à la conclusion de cette assurance. Article
33
Le vendeur doit livrer les marchandises: a) si une date est fixée par le contrat ou déterminable par référence au contrat, à cette date; b) si une période de temps est fixée par le contrat ou déterminable par référence au contrat, à un moment quelconque au cours de cette période, à moins qu'il ne résulte des circonstances que c'est à l'acheteur de choisir une date; ou c) dans tous les autres cas, dans un délai raisonnable à partir de la conclusion du contrat. Article
34
Si le vendeur est tenu de remettre les documents se rapportant aux marchandises, il doit s'acquitter de cette obligation au moment, au lieu et dans la forme prévus au contrat. En cas de remise anticipée, le vendeur conserve, jusqu'au moment prévu pour la remise, le droit de réparer tout défaut de conformité des documents, à condition que l'exercice de ce droit ne 10
Beitrâge 46 Schlechtriem
132
X. Anhang:
Texte
or unreasonable expense. However, the buyer retains any right to claim damages as provided for in this Convention.
Section II. Conformity
of the goods and third party Article
claims
35
(1) The seller must deliver goods which are of the quantity, quality and description required by the contract and which are contained or packaged in the manner required by the contract. (2) Except where the parties have agreed otherwise, the goods do not conform with the contract unless they: (a) are fit for the purposes for which goods of the same description would ordinarily be used; (b) are fit for any particular purpose expressly or impliedly made known to the seller at the time of the conclusion of the contract, except where the circumstances show that the buyer did not rely, or that it was unreasonable for him to rely, on the seller's skill and judgement; (c) possess the qualities of goods which the seller has held to the buyer as a sample or model; (d) are contained or packaged in the manner usual for such goods or, where there is no such manner, in a manner adequate to preserve and protect the goods. (3) The seller is not liable under subparagraphs (a) to (d) of the preceding paragraph for any lack of conformity of the goods if at the time of the conclusion of the contract the buyer knew or could not have been unaware of such lack of conformity. Article
36
(1) The seller is liable in accordance with the contract and this Concention for any lack of conformity which exists at the time when the risk passes to the buyer, even though the lack of conformity becomes apparent only after that time. (2) The seller is also liable for any lack of conformity which occurs after the time indicated in the preceding paragraph and which is due to a breach of any of his obligations, including a breach of any guarantee that for a period of time the goods will remain fit for their ordinary purpose or for some particular purpose or will retain specified qualities or characteristics.
Article
37
If the seller has delivered goods before the date for delivery, he may, up to that date, deliver any missing part or make up any deficiency in the quantity of the goods delivered, or deliver goods in replacement of any non-conforming goods delivered or remedy any lack of conformity in the goods delivered, provided that the exercise of this right does not cause the buyer unreasonable inconvenience or unreasonable expense. However, the buyer retains any right to claim damages as provided for in this Convention. Article
38
(1) The buyer must examine the goods, or cause them to be examined, within as short a period as is practicable in the circumstances. (2) If the contract involves carriage of the goods, examination may be deferred until after the goods have arrived at their destination. (3) If the goods are redirected in transit or redispatched by the buyer without a reasonable
X. Anhang:
133
Texte
cause à l'acheteur ni inconvénients ni frais déraisonnables. Toutefois, l'acheteur conserve le droit de demander des dommages-intérêts conformément à la présente Convention.
Section II. Conformité
des marchandises et droits ou prétentions Article
de tiers
35
1) Le vendeur doit livrer des marchandises dont la quantité, la qualité et le type répondent à ceux qui sont prévus au contrat, et dont l'emballage ou le conditionnement correspond à celui qui est prévu au contrat. 2) A moins que les parties n'en soient convenues autrement, les marchandises ne sont conformes au contrat que si: a) elles sont propres aux usages auxquels serviraient habituellement des marchandises du m ê m e type; b) elles sont propres à tout usage spécial qui a été porté expressément ou tacitement à la connaissance du vendeur au m o m e n t de la conclusion du contrat, sauf s'il résulte des circonstances que l'acheteur ne s'en est pas remis à la compétence ou à l'appréciation du vendeur ou qu'il n'était pas raisonnable de sa part de le faire; c) elles possèdent les qualités d'une marchandise que le vendeur a présentée à l'acheteur c o m m e échantillon ou modèle; d) elles sont emballées ou conditionnées selon le mode habituel pour les marchandises du m ê m e type ou, à défaut de mode habituel, d'une manière propre à les conserver et à les protéger. 3) Le vendeur n'est pas responsable, au regard des alinéas a) à d) du paragraphe précédent, d'un défaut de conformité que l'acheteur connaissait ou ne pouvait ignorer au m o m e n t de la conclusion du contrat. Article
36
1) Le vendeur est responsable, conformément au contrat et à la présente Convention, de tout défaut de conformité qui existe au moment du transfert des risques à l'acheteur, m ê m e si ce défaut n'apparaît qu'ultérieurement. 2) Le vendeur est également responsable de tout défaut de conformité qui survient après le m o m e n t indiqué au paragraphe précédent et qui est imputable à l'inexécution de l'une quelconque de ses obligations, y compris à un manquement à une garantie que, pendant une certaine période, les marchandises resteront propres à leur usage normal ou à un usage spécial ou conserveront des qualités ou caractéristiques spécifiées. Article 37 E n cas de livraison anticipée, le vendeur a le droit, jusqu'à la date prévue pour la livraison, soit de livrer une partie ou une quantité manquante, ou des marchandises nouvelles en remplacement des marchandises non conformes au contrat, soit de réparer tout défaut de conformité des marchandises, à condition que l'exercice de ce droit ne cause à l'acheteur ni inconvénients ni frais déraisonnables. Toutefois, l'acheteur conserve le droit de demander des dommages-intérêts conformément à la présente Convention. Article
38
1) L'acheteur doit examiner les marchandises ou les faire examiner dans un délai aussi b r e f que possible eu égard aux circonstances. 2) Si le contrat implique un transport des marchandises, l'examen peut être différé jusqu'à leur arrivée à destination. 3) Si les marchandises sont déroutées ou réexpédiées par l'acheteur sans que celui-ci ait eu
134
X. Anhang:
Texte
opportunity for examination by him and at the time o f the conclusion o f the contract the seller knew or ought to have known o f the possibility o f such redirection or redispatch, examination may be deferred until after the goods have arrived at the new destination.
Article
39
(1) T h e buyer loses the right to rely on a lack o f conformity o f the goods if he does not give notice to the seller specifying the nature o f the lack o f conformity within a reasonable time after he has discovered it or ought to have discovered it. (2) In any event, the buyer loses the right to rely on a lack o f conformity o f the goods i f he does not give the seller notice thereof at the latest within a period o f two years from the date on which the goods were actually handed over to the buyer, unless this time-limit is inconsistent with a contractual period o f guarantee. Article
40
T h e seller is not entitled to rely on the provisions o f articles 38 and 39 if the lack o f conformity relates to facts o f which he knew or could not have been unaware and which he did not disclose to the buyer. Article 41 T h e seller must deliver goods which are free from any right or claim o f a third party, unless the buyer agreed to take the goods subject to that right or claim. However, i f such right or claim is based on industrial property or other intellectual property, the seller's obligation is governed by article 42. Article
42
(1) T h e seller must deliver goods which are free from any right or claim o f a third party based on industrial property or other intellectual property, o f which at the time o f the conclusion o f the contract the seller knew or could not have been unaware, provided that the right or claim is based on industrial property or other intellectual property: (a) under the law o f the State where the goods will be resold or otherwise used, if it was contemplated by the parties at the time o f the conclusion o f the contract that the goods would be resold or otherwise used in that State; or (b) in any other case, under the law o f the State where the buyer has his place o f business. (2) T h e obligation o f the seller under the preceding paragraph does not extend to cases where: (a) at the time o f the conclusion o f the contract the buyer knew or could not have been unaware o f the right or claim; or (b) the right or claim results from the seller's compliance with technical drawings, designs, formulae or other such specifications furnished by the buyer. Article
43
(1) T h e buyer loses the right to rely on the provisions o f article 41 or article 42 i f he does not give notice to the seller specifying the nature o f the right or claim o f the third party within a reasonable time after he has become aware or ought to have become aware o f the right or claim. (2) T h e seller is not entitled to rely on the provisions o f the preceding paragraph i f he knew o f the right or claim o f the third party and the nature o f it.
X. Anhang:
Texte
135
raisonnablement la possibilité de les examiner et si, au m o m e n t de la conclusion du contrat, le v e n d e u r connaissait ou aurait d û connaître la possibilité de ce déroutage ou de cette réexpédition, l ' e x a m e n peut être différé j u s q u ' à l'arrivée des marchandises à leur nouvelle destination. Article 39 1) L'acheteur est déchu d u droit de se prévaloir d ' u n défaut de c o n f o r m i t é s'il ne le dénonce pas au vendeur, en précisant la nature de ce défaut, dans u n délai raisonnable à partir d u m o m e n t où il l'a constaté ou aurait dû le constater. 2) D a n s tous les cas, l'acheteur est déchu d u droit de se prévaloir d ' u n défaut de c o n f o r m i t é , s'il ne le d é n o n c e pas au plus tard dans u n délai de deux ans à c o m p t e r de la date à laquelle les marchandises lui ont été effectivement remises, à m o i n s que ce délai ne soit incompatible avec la d u r é e d ' u n e garantie contractuelle. Article 40 Le v e n d e u r ne peut pas se prévaloir des dispositions des articles 38 et 39 lorsque le défaut de c o n f o r m i t é p o r t e sur des faits qu'il connaissait ou ne pouvait ignorer et qu'il n'a pas révélés à l'acheteur. Article 4i Le v e n d e u r doit livrer les marchandises libres de tout droit ou prétention d ' u n tiers, à m o i n s que l'acheteur n'accepte de p r e n d r e les marchandises dans ces conditions. Toutefois, si ce droit ou cette prétention est f o n d é sur la propriété industrielle ou autre propriété intellectuelle, l'obligation du v e n d e u r est régie par l'article 42. Article 42 1) Le v e n d e u r doit livrer les marchandises libres de tout droit ou prétention d ' u n tiers f o n d é sur la propriété industrielle ou autre propriété intellectuelle, qu'il connaissait ou ne pouvait ignorer au m o m e n t de la conclusion d u contrat, à condition que ce droit ou cette prétention soit f o n d é sur la propriété industrielle ou autre propriété intellectuelle: a) en vertu de la loi de l'Etat où les marchandises doivent être revendues ou utilisées, si les parties ont envisagé au m o m e n t de la conclusion du contrat que les marchandises seraient revendues ou utilisées dans cet Etat; ou b) dans tous les autres cas, en vertu de la loi de l'Etat où l'acheteur a son établissement. 2) D a n s les cas suivants, le vendeur n'est pas tenu de l'obligation prévue au paragraphe précédent: a) au m o m e n t de la conclusion du contrat, l'acheteur connaissait ou ne pouvait ignorer l'existence d u droit ou de la prétention; ou b) le droit ou la prétention résulte de ce que le vendeur s'est c o n f o r m é aux plans techniques, dessins, f o r m u l e s ou autres spécifications analogues fournis par l'acheteur. Article 43 1) L'acheteur perd le droit de se prévaloir des dispositions des articles 41 et 42 s'il ne dénonce pas au v e n d e u r le droit ou la prétention d u tiers, en précisant la nature de ce droit ou de cette prétention, dans u n délai raisonnable à partir du m o m e n t où il en a eu connaissance ou aurait d û en avoir connaissance. 2) Le v e n d e u r ne peut pas se prévaloir des dispositions d u paragraphe précédent s'il connaissait le droit ou la prétention d u tiers et sa nature.
136
X. Anhang:
Article
Texte
44
Notwithstanding the provisions of paragraph (1) of article 39 and paragraph (1) of article 43, the buyer may reduce the price in accordance with article 50 or claim damages, except for loss of profit, if he has a reasonable excuse for his failure to give the required notice.
Section III.
Remedies for breach of contract by the seller Article
45
(1) If the seller fails to perform any of his obligations under the contract or this Convention, the buyer may: (a) exercise the rights provided in articles 46 to 52; (b) claim damages as provided in articles 74 to 77. (2) The buyer is not deprived of any right he may have to claim damages by exercising his right to other remedies. (3) N o period of grace may be granted to the seller by a court or arbitral tribunal when the buyer resorts to a remedy for breach of contract.
Article
46
(1) The buyer may require performance by the seller of his obligations unless the buyer has resorted to a remedy which is inconsistent with this requirement. (2) If the goods do not conform with the contract, the buyer may require delivery of substitute goods only if the lack of conformity constitutes a fundamental breach of contract and a request for substitute goods is made either in conjunction with notice given under article 39 or within a reasonable time thereafter. (3) If the goods do not conform with the contract, the buyer may require the seller to remedy the lack of conformity by repair, unless this is unreasonable having regard to all the circumstances. A request for repair must be made either in conjunction with notice given under article 39 or within a reasonable time thereafter.
Article
47
(1) The buyer may fix an additional period of time of reasonable length for performance by the seller of his obligations. (2) Unless the buyer has received notice from the seller that he will not perform within the period so fixed, the buyer may not, during that period, resort to any remedy for breach of contract. However, the buyer is not deprived thereby of any right he may have to claim damages for delay in performance.
Article
48
(1) Subject to article 49, the seller may, even after the date for delivery, remedy at his own expense any failure to perform his obligations, if he can do so without unreasonable delay and without causing the buyer unreasonable inconvenience or uncertainty of reimbursement by the seller of expenses advanced by the buyer. However, the buyer retains any right to claim damages as provided for in this Convention. (2) If the seller requests the buyer to make known whether he will accept performance and the buyer does not comply with the request within a reasonable time, the seller may perform
X. Anhang:
Article
137
Texte
44
Nonobstant les dispositions du paragraphe 1 de l'article 39 et du paragraphe 1 de l'article 43, l'acheteur peut réduire le prix conformément à l'article 50 ou demander des dommagesintérêts, sauf pour le gain manqué, s'il a une excuse raisonnable pour n'avoir pas procédé à la dénonciation requise. Section III.
Moyens
dont dispose l'acheteur en cas de contravention Article
au contrat par le
vendeur
45
1) Si le vendeur n'a pas exécuté l'une quelconque des obligations résultant pour lui du contrat de vente ou de la présente Convention, l'acheteur est fondé à: a) exercer les droits prévus aux articles 46 à 52; b) demander les dommages-intérêts prévus aux article 74 à 77. 2) L'acheteur ne perd pas le droit de demander des dommages-intérêts lorsqu'il exerce son droit de recourir à un autre moyen. 3) Aucun délai de grâce ne peut être accordé au vendeur par un juge ou par un arbitre lorsque l'acheteur se prévaut d'un des moyens dont il dispose en cas de contravention au contrat. Article
46
1) L'acheteur peut exiger du vendeur l'exécution de ses obligations, à moins qu'il ne se soit prévalu d'un moyen incompatible avec cette exigence. 2) Si les marchandises ne sont pas conformes au contrat, l'acheteur ne peut exiger du vendeur la livraison de marchandises de remplacement que si le défaut de conformité constitue une contravention essentielle au contrat et si cette livraison est demandée au moment de la dénonciation du défaut de conformité faite conformément à l'article 39 ou dans un délai raisonnable à compter de cette dénonciation. 3) Si les marchandises ne sont pas conformes au contrat, l'acheteur peut exiger du vendeur qu'il répare le défaut de conformité, à moins que cela ne soit déraisonnable compte tenu de toutes les circonstances. La réparation doit être demandée au moment de la dénonciation du défaut de conformité faite conformément à l'article 39 ou dans un délai raisonnable à compter de cette dénonciation. Article
41
1) L'acheteur peut impartir au vendeur un délai supplémentaire de durée raisonnable pour l'exécution de ses obligations. 2) A moins qu'il n'ait reçu du vendeur une notification l'informant que celui-ci n'exécuterait pas ses obligations dans le délai ainsi imparti, l'acheteur ne peut, avant l'expiration de ce délai, se prévaloir d'aucun des moyens dont il dispose en cas de contravention au contrat. Toutefois, l'acheteur ne perd pas, de ce fait, le droit de demander des dommages-intérêts pour retard dans l'exécution. Article
48
1) Sous réserve de l'article 49, le vendeur peut, même après la date de la livraison, réparer à ses frais tout manquement à ses obligations, à condition que cela n'entraîne pas un retard déraisonnable et ne cause à l'acheteur ni inconvénients déraisonnables ni incertitude quant au remboursement par le vendeur des frais faits par l'acheteur. Toutefois, l'acheteur conserve le droit de demander des dommages-intérêts conformément à la présente Convention. 2) Si le vendeur demande à l'acheteur de lui faire savoir s'il accepte l'exécution et si l'acheteur ne lui répond pas dans un délai raisonnable, le vendeur peut exécuter ses obligations
138
X. Anhang:
Texte
within the time indicated in his request. The buyer may not, during that period of time, resort to any remedy which is inconsistent with performance by the seller. (3) A notice by the seller that he will perform within a specified period of time is assumed to include a request, under the preceding paragraph, that the buyer make known his decision. (4) A request or notice by the seller under paragraph (2) or (3) of this article is not effective unless received by the buyer. Article
49
(1) The buyer may declare the contract avoided: (a) if the failure by the seller to perform any of his obligations under the contract or this Convention amounts to a fundamental breach of contract; or (b) in case of non-delivery, if the seller does not deliver the goods within the additional period of time fixed by the buyer in accordance with paragraph (1) of article 47 or declares that he will not deliver within the period so fixed. (2) However, in cases where the seller has delivered the goods, the buyer loses the right to declare the contract avoided unless he does so: (a) in respect of late delivery, within a reasonable time after he has become aware that delivery has been made; (b) in respect of any breach other than late delivery, within a reasonable time: (i) after he knew or ought to have known of the breach; (ii) after the expiration of any additional period of time fixed by the buyer in accordance with paragraph (1) of article 47, or after the seller has declared that he will not perform his obligations within such an additional period; or (iii) after the expiration of any additional period of time indicated by the seller in accordance with paragraph (2) of article 48, or after the buyer has declared that he will not accept performance. Article
50
If the goods do not conform with the contract and whether or not the price has already been paid, the buyer may reduce the price in the same proportion as the value that the goods actually delivered had at the time of the delivery bears to the value that conforming goods would have had at that time. However, if the seller remedies any failure to perform his obligations in accordance with article 37 or article 48 or if the buyer refuses to accept performance by the seller in accordance with those articles, the buyer may not reduce the price. Article
51
(1) If the seller delivers only a part the goods or if only a part of the goods delivered is in conformity with the contract, articles 46 to 50 apply in respect of the part which is missing or which does not conform. (2) The buyer may declare the contract avoided in its entirety only if the failure to make delivery completely or in conformity with the contract amounts to a fundamental breach of the contract. Article
52
(1) If the seller delivers the goods before the date fixed, the buyer may take delivery or refuse to take delivery. (2) If the seller delivers a quantity of goods greater than that provided for in the contract, the buyer may take delivery or refuse to take delivery of the excess quantity. If the buyer takes delivery of all or part of the excess quantity, he must pay for it at the contract rate.
X. Anhang:
Texte
139
dans le délai qu'il a indiqué dans sa demande. L'acheteur ne peut, avant l'expiration de ce délai, se prévaloir d'un moyen incompatible avec l'exécution par le vendeur de ses obligations. 3) Lorsque le vendeur notifie à l'acheteur son intention d'exécuter ses obligations dans un délai déterminé, il est présumé demander à l'acheteur de lui faire connaître sa décision conformément au paragraphe précédent. 4) U n e demande ou une notification faite par le vendeur en vertu des paragraphes 2 ou 3 du présent article n'a d'effet que si elle est reçue par l'acheteur. Article
49
1) L'acheteur peut déclarer le contrat résolu: a) si l'inexécution par le vendeur de l'une quelconque des obligations résultant pour lui du contrat ou de la présente Convention constitue une contravention essentielle au contrat; ou b) en cas de défaut de livraison, si le vendeur ne livre pas les marchandises dans le délai supplémentaire imparti par l'acheteur conformément au paragraphe 1 de l'article 47 ou s'il déclare qu'il ne les livrera pas dans le délai ainsi imparti. 2) Cependant, lorsque le vendeur a livré les marchandises, l'acheteur est déchu du droit de déclarer le contrat résolu s'il ne l'a pas fait: a) en cas de livraison, dans un délai raisonnable à partir du moment où il a su que la livraison avait été effectuée; b) en cas de contravention autre que la livraison tardive, dans un délai raisonnable: i) à partir du moment où il a eu connaissance ou aurait dû avoir connaissance de cette contravention; ii) après l'expiration de tout délai supplémentaire imparti par l'acheteur conformément au paragraphe 1 de l'article 47 ou après que le vendeur a déclaré qu'il n'executerait pas ses obligations dans ce délai supplémentaire; ou iii) après l'expiration de tout délai supplémentaire indiqué par le vendeur conformément au paragraphe 2 de l'article 48 ou après que l'acheteur a déclaré qu'il n'accepterait pas l'exécution. Article
50
En cas de défaut de conformité des marchandises au contrat, que le prix ait été ou non déjà payé, l'acheteur peut réduire le prix proportionellement à la différence entre la valeur que les marchandises effectivement livrées avaient au moment de la livraison et la valeur que des marchandises conformes auraient eue à ce moment. Cependant, si le vendeur répare tout manquement à ses obligations conformément à l'article 37 ou à l'article 48 ou si l'acheteur refuse d'accepter l'exécution par le vendeur conformément à ces articles, l'acheteur ne peut réduire le prix. Article
51
1) Si le vendeur ne livre qu'une partie des marchandises ou si une partie seulement des marchandises livrées est conforme au contrat, les articles 46 à 50 s'appliquent en ce qui concerne la partie manquante ou non conforme. 2) L'acheteur ne peut déclarer le contrat résolu dans sa totalité que si l'inexécution partielle ou le défaut de conformité constitue une contravention essentielle au contrat.
Article
52
1) Si le vendeur livre les marchandises avant la date fixée, l'acheteur a la faculté d'en prendre livraison ou de refuser d'en prendre livraison. 2) Si le vendeur livre une quantité supérieure à celle prévue au contrat, l'acheteur peut accepter ou refuser de prendre livraison de la quantité excédentaire. Si l'acheteur accepte d'en prendre livraison en tout ou en partie, il doit la payer au tarif du contrat.
140
X. Anhang: Chapter
Texte III
Obligations of the Buyer Article
53
The buyer must pay the price for the goods and take delivery of them as required by the contract and this Convention. Section I. Payment Article
of the price 54
The buyer's obligation to pay the price includes taking such steps and complying with such formalities as may be required under the contract or any laws and regulations to enable payment to be made. Article
55
Where a contract has been validly concluded but does not expressly or implicitly fix or make provision for determining the price, the parties are considered, in the absence of any indication to the contrary, to have impliedly made reference to the price generally charged at the time of the conclusion of the contract for such goods sold under comparable circumstances in the trade concerned. Article
56
If the price is fixed according to the weight of the goods, in case of doubt it is to be determined by the net weight. Article
57
(1) If the buyer is not bound to pay the price at any other particular place, he must pay it to the seller: (a) at the seller's place of business; or (b) if the payment is to be made against the handing over of the goods or of documents, at the place where the handing over takes place. (2) The seller must bear any increase in the expenses incidental to payment which is caused by a change in his place of business subsequent to the conclusion of the contract. Article
58
(1) If the buyer is not bound to pay the price at any other specific time, he must pay it when the seller places either the goods or documents controlling their disposition at the buyer's disposal in accordance with the contract and this Convention. The seller may make such payment a condition for handing over the goods or documents. (2) If the contract involves carriage of the goods, the seller may dispatch the goods on terms whereby the goods, or documents controlling their disposition, will not be handed over to the buyer except against payment of the price. (3) The buyer is not bound to pay the price until he has had an opportunity to examine the goods, unless the procedures for delivery or payment agreed upon by the parties are inconsistent with his having such an opportunity. Article
59
The buyer must pay the price on the date fixed by or determinable from the contract and this Convention without the need for any request or compliance with any formality on the part of the seller.
X. Anhang:
Chapitre
Texte
141
III
Obligations de l'acheteur Article
53
L'acheteur s'oblige, dans les conditions prévues au contrat et par la présente Convention, à payer le prix et à prendre livraison des marchandises. Section l. Paiement Article
du prix
54
L'obligation qu'a l'acheteur de payer le prix comprend celle de prendre les mesures et d'accomplir les formalités destinées à permettre le paiement du prix qui sont prévues par le contrat ou par les lois et les règlements. Article
55
Si la vente est valablement conclue sans que le prix des marchandises vendues ait été fixé dans le contrat expressément ou implicitement ou par une disposition permettant de le déterminer, les parties sont réputées, sauf indications contraires, s'être tacitement référées au prix habituellement pratiqué au moment de la conclusion du contrat, dans la branche commerciale considérée, pour les mêmes marchandises vendues dans des circonstances comparables. Article
56
Si le prix est fixé d'après le poids des marchandises, c'est le poids net qui, en cas de doute, détermine ce prix. Article
57
1) Si l'acheteur n'est pas tenu de payer le prix en un autre lieu particulier, il doit payer le vendeur: a) à l'établissement de celui-ci; ou b) si le paiement doit être fait contre la remise des marchandises ou des documents, au lieu de cette remise. 2) Le vendeur doit supporter toute augmentation des frais accessoires au paiement qui résultent de son changement d'établissement après la conclusion du contrat. Article
58
1) Si l'acheteur n'est pas tenu de payer le prix à un autre moment déterminé, il doit le payer lorsque, conformément au contrat et à la présente Convention, le vendeur met à sa disposition soit les marchandises soit des documents représentatifs des marchandises. Le vendeur peut faire du paiement une condition de la remise des marchandises ou des documents. 2) Si le contrat implique un transport des marchandises, le vendeur peut en faire l'expédition sous condition que celles-ci ou les documents représentatifs ne seront remis à l'acheteur que contre paiement du prix. 3) L'acheteur n'est pas tenu de payer le prix avant d'avoir eu la possibilité d'examiner les marchandises, à moins que les modalités de livraison ou de paiement dont sont convenues les parties ne lui en laissent pas la possibilité. Article
59
L'acheteur doit payer le prix à la date fixée au contrat ou résultant du contrat et de la présente Convention, sans qu'il soit besoin d'aucune demande ou autre formalité de la part du vendeur.
142
X. Anhang:
Texte
Section II. Taking Article
delivery
60
The buyer's obligation to take delivery consists: (a) in doing all the acts which could reasonably be expected of him in order to enable the seller to make delivery; and (b) in taking over the goods.
Section III.
Remedies for breach of contract by the buyer Article
61
(1) If the buyer fails to perform any of his obligations under the contract or this Convention, the seller may: (a) exercise the rights provided in articles 62 to 65; (b) claim damages as provided in articles 74 to 77. (2) The seller is not deprived of any right he may have to claim damages by exercising his right to other remedies. (3) N o period of grace may be granted to the buyer by a court or arbitral tribunal when the seller resorts to a remedy for breach of contract.
Article
62
The seller may require the buyer to pay the price, take delivery or perform his other obligations, unless the seller has resorted to a remedy which is inconsistent with this requirement. Article
63
(1) The seller may fix an additional period of time of reasonable length for performance by the buyer of his obligations. (2) Unless the seller has received notice from the buyer that he will not perform within the period so fixed, the seller may not, during that period, resort to any remedy for breach of contract. However, the seller is not deprived thereby of any right he may have to claim damages for delay in performance.
Article
64
(1) The seller may declare the contract avoided: (a) if the failure by the buyer to perform any of his obligations under the contract or this Convention amounts to a fundamental breach of contract; or (b) if the buyer does not, within the additional period of time fixed by the seller in accordance with paragraph (1) of article 63, perform his obligation to pay the price or take delivery of the goods, or if he declares that he will not do so within the period so fixed. (2) However, in cases where the buyer has paid the price, the seller loses the right to declare the contract avoided unless he does so: (a) in respect of late performance by the buyer, before the seller has become aware that performance has been rendered; or (b) in respect of any breach other than late performance by the buyer, within a reasonable time: (i) after the seller knew or ought to have known of the breach; or
X. Anhang: Section II. Prise de Article
143
Texte livraison
60
L'obligation de l'acheteur de prendre livraison consiste: a) à accomplir tout acte qu'on peut raisonnablement attendre de lui pour permettre au vendeur d'effectuer la livraison; et b) à retirer les marchandises.
Section III.
Moyens
dont dispose le vendeur en cas de contravention Article
au contrat par
l'acheteur
61
1) Si l'acheteur n'a pas exécuté l'une quelconque des obligations résultant pour lui du contrat de vente ou de la présente Convention, le vendeur est fondé à: a) exercer les droits prévus aux articles 62 à 65; b) demander les dommages-intérêts prévus aux articles 74 à 77. 2) Le vendeur ne perd pas le droit de demander des dommages-intérêts lorsqu'il exerce son droit de recourir à un autre moyen. 3) Aucun délai de grâce ne peut être accordé à l'acheteur par un juge ou par un arbitre lorsque le vendeur se prévaut d'un des moyens dont il dispose en cas de contravention au contrat. Article
62
Le vendeur peut exiger de l'acheteur le paiement du prix, la prise de livraison des marchandises ou l'exécution des autres obligations de l'acheteur, à moins qu'il ne se soit prévalu d'un moyen incompatible avec ces exigences. Article
63
1) Le vendeur peut impartir à l'acheteur un délai supplémentaire de durée raisonnable pour l'exécution de ses obligations. 2) A moins qu'il n'ait reçu de l'acheteur une notification l'informant que celui-ci n'exécuterait pas ses obligations dans le délai ainsi imparti, le vendeur ne peut, avant l'expiration de ce délai, se prévaloir d'aucun des moyens dont il dispose en cas de contravention au contrat. Toutefois, le vendeur ne perd pas, de ce fait, le droit de demander des dommages-intérêts pour retard dans l'exécution. Article
64
1) Le vendeur peut déclarer le contrat résolu: a) si l'inexécution par l'acheteur de l'une quelconque des obligations résultant pour lui du contrat ou de la présente Convention constitue une contravention essentielle au contrat; ou b) si l'acheteur n'exécute pas son obligation de payer le prix ou ne prend pas livraison des marchandises dans le délai supplémentaire imparti par le vendeur conformément au paragraphe 1 de l'article 63 ou s'il déclare qu'il ne le fera pas dans le délai ainsi imparti. 2) Cependant, lorsque l'acheteur a payé le prix, le vendeur est déchu du droit de déclarer le contrat résolu s'il ne l'a pas fait: a) en cas d'exécution tardive par l'acheteur, avant d'avoir su qu'il y avait eu exécution; ou b) en cas de contravention par l'acheteur autre que l'exécution tardive, dans un délai raisonnable: i) à partir du moment où le vendeur a eu connaissance ou aurait dû avoir connaissance de cette contravention; ou
144
X. Anhang:
Texte
(ii) after the expiration of any additional period of time fixed by the seller in accordance with paragraph (1) of article 63, or after the buyer has declared that he will not p e r f o r m his obligations within such an additional period. Article 65 (1) If under the contract the buyer is to specify the form, measurement or other features of the goods and he fails to make such specification either on the date agreed u p o n or within a reasonable time after receipt of a request f r o m the seller, the seller may, without prejudice to any other rights he m a y have, make the specification himself in accordance with the requirements of the buyer that may be k n o w n to him. (2) If the seller makes the specification himself, he must inform the buyer of the details thereof and must fix a reasonable time within which the buyer may make a different specification. If, after receipt of such a communication, the buyer fails to do so within the time so fixed, the specification made by the seller is binding.
Chapter IV Passing of Risk Article 66 Loss of or damage to the goods after the risk has passed to the buyer does not discharge him f r o m his obligation to pay the price, unless the loss or damage is due to an act or omission of the seller. Article 61 (1) If the contract of sale involves carriage of the goods and the seller is not bound to hand t h e m over at a particular place, the risk passes to the buyer w h e n the goods are handed over to the first carrier for transmission to the buyer in accordance with the contract of sale. If the seller is b o u n d to hand the goods over to a carrier at a particular place, the risk does not pass to the buyer until the goods are handed over to the carrier at that place. T h e fact that the seller is authorized to retain documents controlling the disposition of the goods does not affect the passage of the risk. (2) Nevertheless, the risk does not pass to the buyer until the goods are clearly identified to the contract, whether by markings on the goods, by shipping documents, by notice given to the buyer or otherwise.
Article 68 T h e risk in respect of goods sold in transit passes to the buyer f r o m the time of the conclusion of the contract. H o w e v e r , if the circumstances so indicate, the risk is assumed by the buyer f r o m the time the goods were handed over to the carrier w h o issued the documents e m b o d y i n g the contract of carriage. Nevertheless, if at the time of the conclusion of the contract of sale the seller k n e w or ought to have k n o w n that the goods had been lost or damaged and did not disclose this to the buyer, the loss or damage is at the risk of the seller.
X. Anhang:
Texte
145
ii) après l'expiration de tout délai supplémentaire imparti par le vendeur conformément au paragraphe 1 de l'article 63 ou après que l'acheteur a déclaré qu'il n'exécuterait pas ses obligations dans ce délai supplémentaire. Article
65
1) Si le contrat prévoit que l'acheteur doit spécifier la forme, la mesure ou d'autres caractéristiques des marchandises et si l'acheteur n'effectue pas cette spécification à la date convenue ou dans un délai raisonnable à compter de la réception d'une demande du vendeur, celui-ci peut, sans préjudice de tous autres droits qu'il peut avoir, effectuer lui-même cette spécification d'après les besoins de l'acheteur dont il peut avoir connaissance. 2) Si le vendeur effectue lui-même la spécification, il doit en faire connaître les modalités à l'acheteur et lui impartir un délai raisonnable pour une spécification différente. Si, après réception de la communication du vendeur, l'acheteur n'utilise pas cette possibilité dans le délai ainsi imparti, la spécification effectuée par le vendeur est définitive.
Chapitre
IV
Transfert des risques Article
66
La perte ou la détérioration des marchandises survenue après le transfert des risques à l'acheteur ne libère pas celui-ci de son obligation de payer le prix, à moins que ces événements ne soient dus à un fait du vendeur. Article
61
1) Lorsque le contrat de vente implique un transport des marchandises et que le vendeur n'est pas tenu de les remettre en un lieu déterminé, les risques sont transférés à l'acheteur à partir de la remise des marchandises au premier transporteur pour transmission à l'acheteur conformément au contrat de vente. Lorsque le vendeur est tenu de remettre les marchandises à un transporteur en un lieu déterminé, les risques ne sont pas transférés à l'acheteur tant que les marchandises n'ont pas été remises au transporteur en ce lieu. Le fait que le vendeur soit autorisé à conserver les documents représentatifs des marchandises n'affecte pas le transfert des risques. 2) Cependant, les risques ne sont pas transférés à l'acheteur tant que les marchandises n'ont pas été clairement identifiées aux fins du contrat, que ce soit par l'apposition d'un signe distinctif sur les marchandises, par des documents de transport, par un avis donné à l'acheteur ou par tout autre moyen. Article
68
En ce qui concerne les marchandises vendues en cours de transport, les risques sont transférés à l'acheteur à partir du moment où le contrat est conclu. Toutefois, si les circonstances l'impliquent, les risques sont à la charge de l'acheteur à compter du moment où les marchandises ont été remises au transporteur qui a émis les documents constatant le contrat de transport. Néanmoins, si, au moment de la conclusion du contrat de vente, le vendeur avait connaissance ou aurait dû avoir connaissance du fait que les marchandises avaient péri ou avaient été détériorées et qu'il n'en a pas informé l'acheteur, la perte ou la détérioration est à la charge du vendeur.
146
X. Anhang: Article
Texte 69
(1) In cases not within articles 67 und 68, the risk passes to the buyer when he takes over the goods or, if he does not do so in due time, from the time when the goods are placed at his disposal and he commits a breach of contract by failing to take delivery. (2) However, if the buyer is bound to take over the goods at a place other than a place of business of the seller, the risk passes when delivery is due and the buyer is aware of the fact that the goods are placed at his disposal at that place. (3) If the contract relates to goods not then identified, the goods are considered not to be placed at the disposal of the buyer until they are clearly identified to the contract.
Article
70
If the seller has committed a fundamental breach of contract, articles 67, 68 and 69 do not impair the remedies available to the buyer on account of the breach.
Chapter
V
Provisions C o m m o n to the Obligations of the Seller and of the Buyer Section I. Anticipatory
breach and instalment Article
contracts
71
(1) A party may suspend the performance of his obligations if, after the conclusion of the contract, it becomes apparent that the other party will not perform a substantial part of his obligations as a result of: (a) a serious deficiency in his ability to perform or in his creditworthiness; or (b) his conduct in preparing to perform or in performing the contract. (2) If the seller has already dispatched the goods before the grounds described in the preceding paragraph become evident, he may prevent the handing over of the goods to the buyer even though the buyer holds a document which entitles him to obtain them. The present paragraph relates only to the rights in the goods as between the buyer and the seller. (3) A party suspending performance, whether before or after dispatch of the goods, must immediately give notice of the suspension to the other party and must continue with performance if the other party provides adequate assurance of his performance.
Article
72
(1) If prior to the date for performance of the contract it is clear that one of the parties will commit a fundamental breach of contract, the other party may declare the contract avoided. (2) If time allows, the party intending to declare the contract avoided must give reasonable notice to the other party in order to permit him to provide adequate assurance of his performance. (3) The requirements of the preceding paragraph do not apply if the other party has declared that he will not perform his obligations. Article
73
(1) In the case of a contract for delivery of goods by instalments, if the failure of one party to
X . Anhang: Article
147
Texte 69
1) D a n s les cas n o n visés p a r les articles 67 et 68, les risques s o n t transférés à l ' a c h e t e u r l o r s q u ' i l retire les m a r c h a n d i s e s o u , s'il n e le fait pas en t e m p s v o u l u , à partir d u m o m e n t o ù les m a r c h a n d i s e s s o n t m i s e s à sa d i s p o s i t i o n et o ù il c o m m e t u n e c o n t r a v e n t i o n au c o n t r a t en n ' e n p r e n a n t pas livraison. 2) C e p e n d a n t , si l ' a c h e t e u r est t e n u d e retirer les m a r c h a n d i s e s en u n lieu a u t r e q u ' u n é t a b l i s s e m e n t d u v e n d e u r , les risques s o n t transférés l o r s q u e la livraison est d u e et q u e l ' a c h e t e u r sait q u e les m a r c h a n d i s e s s o n t mises à sa d i s p o s i t i o n en ce lieu. 3) Si la v e n t e p o r t e sur des m a r c h a n d i s e s n o n e n c o r e individualisées, les m a r c h a n d i s e s n e s o n t r é p u t é e s a v o i r été mises à la disposition de l ' a c h e t e u r q u e lorsqu'elles o n t été c l a i r e m e n t identifiées a u x fins d u c o n t r a t . Article
70
Si le v e n d e u r a c o m m i s u n e c o n t r a v e n t i o n essentielle au c o n t r a t , les d i s p o s i t i o n s des articles 67, 6 8 et 69 n e p o r t e n t pas atteinte a u x m o y e n s d o n t l ' a c h e t e u r d i s p o s e en r a i s o n de cette contravention.
Chapitre
V
D i s p o s i t i o n s c o m m u n e s a u x o b l i g a t i o n s d u v e n d e u r et de l ' a c h e t e u r Section I. Contravention
anticipée et contrats à livraisons Article
successives
71
1) U n e p a r t i e p e u t d i f f é r e r l ' e x é c u t i o n d e ses o b l i g a t i o n s l o r s q u ' i l apparaît, après la c o n c l u s i o n d u c o n t r a t , q u e l ' a u t r e p a r t i e n ' e x é c u t e r a pas u n e partie essentielle de ses o b l i g a t i o n s d u fait: a) d ' u n e g r a v e i n s u f f i s a n c e d a n s la capacité d ' e x é c u t i o n d e cette partie o u sa solvabilité; o u b) d e la m a n i è r e d o n t elle s ' a p p r ê t e à e x é c u t e r o u e x é c u t e le c o n t r a t . 2) Si le v e n d e u r a déjà e x p é d i é les m a r c h a n d i s e s l o r s q u e se révèlent les raisons p r é v u e s au p a r a g r a p h e p r é c é d e n t , il p e u t s ' o p p o s e r à ce q u e les m a r c h a n d i s e s soient remises à l ' a c h e t e u r , m ê m e si celui-ci d é t i e n t u n d o c u m e n t lui p e r m e t t a n t d e les o b t e n i r . Le p r é s e n t p a r a g r a p h e n e c o n c e r n e q u e les d r o i t s respectifs d u v e n d e u r et de l ' a c h e t e u r sur les m a r c h a n d i s e s . 3) La p a r t i e q u i d i f f è r e l ' e x é c u t i o n , a v a n t o u après l ' e x p é d i t i o n des m a r c h a n d i s e s ,
doit
adresser i m m é d i a t e m e n t u n e n o t i f i c a t i o n à cet effet à l ' a u t r e partie, et elle d o i t p r o c é d e r à l ' e x é c u t i o n si l ' a u t r e p a r t i e d o n n e des assurances suffisantes de la b o n n e e x é c u t i o n de ses obligations. Article
72
1) Si, a v a n t la d a t e d e l ' e x é c u t i o n d u c o n t r a t , il est m a n i f e s t e q u ' u n e p a r t i e c o m m e t t r a u n e c o n t r a v e n t i o n essentielle au c o n t r a t , l ' a u t r e partie p e u t déclarer celui-ci résolu. 2) Si elle d i s p o s e d u t e m p s nécessaire, la partie q u i a l ' i n t e n t i o n de déclarer le c o n t r a t résolu d o i t le n o t i f i e r à l ' a u t r e p a r t i e dans des c o n d i t i o n s raisonnables p o u r lui p e r m e t t r e de d o n n e r des assurances suffisantes d e la b o n n e e x é c u t i o n de ses o b l i g a t i o n s . 3) Les d i s p o s i t i o n s d u p a r a g r a p h e p r é c é d e n t n e s ' a p p l i q u e n t pas si l ' a u t r e p a r t i e a déclaré q u ' e l l e n ' e x é c u t e r a i t pas ses o b l i g a t i o n s . Article
73
1) D a n s les c o n t r a t s à livraisons successives, si l ' i n e x é c u t i o n par l ' u n e des parties d ' u n e
11
Beiträge 46 Schlechtriem
148
X. Anhang:
Texte
perform any o f his obligations in respect o f any instalment constitutes a fundamental breach o f contract with respect to that instalment, the other party may declare the contract avoided with respect to that instalment. (2) If one party's failure to perform any o f his obligations in respect o f any instalment gives the other party good grounds to conclude that a fundamental breach o f contract will occur with respect to future instalments, he may declare the contract avoided for the future, provided that he does so within a reasonable time. (3) A buyer who declares the contract avoided in respect o f any delivery may, at the same time, declare it avoided in respect o f deliveries already made or o f future deliveries if, by reason o f their interdependence, those deliveries could not be used for the purpose contemplated by the parties at the time o f the conclusion o f the contract. Section II.
Damages
Article 74 Damages for breach o f contract by one party consist o f a sum equal to the loss, including loss o f profit, suffered by the other party as a consequence o f the breach. Such damages may not exceed the loss which the party in breach foresaw or ought to have foreseen at the time o f the conclusion o f the contract, in the light o f the facts and matters o f which he then knew or ought to have known, as a possible consequence o f the breach o f contract.
Article 75 If the contract is avoided and if, in a reasonable manner and within a reasonable time after avoidance, the buyer has bought goods in replacement or the seller has resold the goods, the party claiming damages may recover the difference between the contract price and the price in the substitute transaction as well as any further damages recoverable under article 74.
Article 76 (1) If the contract is avoided and there is a current price for the goods, the party claiming damages may, if he has not made a purchase or resale under article 75, recover the difference between the price fixed by the contract and the current price at the time o f avoidance as well as any further damages recoverable under article 74. If, however, the party claiming damages has avoided the contract after taking over the goods, the current price at the time o f such taking over shall be applied instead o f the current price at the time o f avoidance.
(2) For the purposes o f the preceding paragraph, the current price is the price prevailing at the place where delivery o f the goods should have been made or, if there is no current price at that place, the price at such other place as serves as a reasonable substitute, making due allowance for differences in the cost o f transporting the goods. Article 77 A party who relies on a breach o f contract must take such measures as are reasonable in the circumstances to mitigate the loss, including loss o f profit, resulting from the breach. If he fails to take such measures, the party in breach may claim a reduction in the damages in the amount by which the loss should have been mitigated.
X. Anhang:
Texte
149
obligation relative à une livraison constitue une contravention essentielle au contrat en ce qui concerne cette livraison, l'autre partie peut déclarer le contrat résolu p o u r ladite livraison. 2) Si l'inexécution par l'une des parties d ' u n e obligation relative à une livraison d o n n e à l'autre de sérieuses raisons de penser qu'il y aura contravention essentielle au contrat en ce qui concerne des obligations futures, elle peut déclarer le contrat résolu p o u r l'avenir, à condition de le faire dans un délai raisonnable. 3) L'acheteur qui déclare le contrat résolu p o u r une livraison peut, en m ê m e temps, le déclarer résolu p o u r les livraisons déjà reçues ou p o u r les livraisons futures si, en raison de leur connexité, ces livraisons ne peuvent être utilisées aux fins envisagées par les parties au m o m e n t de la conclusion d u contrat.
Section II.
Dommages-intérêts Article 74
Les d o m m a g e s - i n t é r ê t s p o u r une contravention au contrat c o m m i s e par une partie sont égaux à la perte subie et au gain m a n q u é par l'autre partie par suite de la contravention. Ces d o m m a g e s - i n t é r ê t s ne peuvent être supérieurs à la perte subie et au gain m a n q u é que la partie en défaut avait prévus ou aurait d û prévoir au m o m e n t de la conclusion du contrat, en considérant les faits d o n t elle avait connaissance ou aurait dû avoir connaissance, c o m m e étant des conséquences possibles de la contravention au contrat. Article 75 L o r s q u e le contrat est résolu et que, d ' u n e manière raisonnable et dans u n délai raisonnable après la résolution, l'acheteur a procédé à u n achat de remplacement ou le vendeur à une vente compensatoire, la partie qui d e m a n d e des dommages-intérêts peut obtenir la différence entre le prix d u contrat et le prix de l'achat de remplacement ou de la vente compensatoire ainsi que tous autres d o m m a g e s - i n t é r ê t s qui peuvent être dus en vertu de l'article 74. Article 76 1) Lorsque le contrat est résolu et que les marchandises ont u n prix courant, la partie qui d e m a n d e des d o m m a g e s - i n t é r ê t s peut, si elle n'a pas procédé à u n achat de r e m p l a c e m e n t o u à u n e vente c o m p e n s a t o i r e au titre de l'article 75, obtenir la différence entre le prix fixé dans le contrat et le prix courant au m o m e n t de la résolution ainsi que tous autres d o m m a g e s - i n t é r ê t s qui peuvent être dus au titre de l'article 74. N é a n m o i n s , si la partie qui d e m a n d e des d o m m a g e s - i n t é r ê t s a déclaré le contrat résolu après avoir pris possession des marchandises, c'est le prix courant au m o m e n t de la prise de possession qui est applicable et n o n pas le prix courant au m o m e n t de la résolution. 2) A u x fins d u paragraphe précédent, le prix courant est celui d u lieu où la livraison des marchandises aurait d û être effectuée ou, à défaut de prix courant en ce lieu, le prix courant pratiqué en u n autre lieu qu'il apparaît raisonnable de prendre c o m m e lieu de référence, en tenant c o m p t e des différences dans les frais de transport des marchandises. Article 77 La partie qui i n v o q u e la contravention au contrat doit p r e n d r e les mesures raisonnables, eu égard aux circonstances, p o u r limiter la perte, y compris le gain m a n q u é , résultant de la contravention. Si elle néglige de le faire, la partie en défaut peut d e m a n d e r une réduction des d o m m a g e s - i n t é r ê t s égale au m o n t a n t de la perte qui aurait dû être évitée.
150
X. Anhang:
Texte
Section III.
Interest
Article
78
If a party fails to pay the price or any other sum that is in arrears, the other party is entitled to interest on it, without prejudice to any claim for damages recoverable under article 74.
Section IV. Article
Exemptions 19
(1) A party is not liable for a failure to perform any of his obligations if he proves that the failure was due to an impediment beyond his control and that he could not reasonably be expected to have taken the impediment into account at the time of the conclusion of the contract or to have avoided or overcome it or its consequences. (2) If the party's failure is due to the failure by a third person w h o m he has engaged to perform the whole or a part of the contract, that party is exempt from liability only if: (a) he is exempt under the preceding paragraph; and (b) the person w h o m he has so engaged would be so exempt if the provisions of that paragraph were applied to him. (3) The exemption provided by this article has effect for the period during which the impediment exists. (4) The party who fails to perform must give notice to the other party of the impediment and its effect on his ability to perform. If the notice is not received by the other party within a reasonable time after the party who fails to perform knew or ought to have known of the impediment, he is liable for damages resulting from such non-receipt. (5) Nothing in this article prevents either party from exercising any right other than to claim damages under this Convention. Article
80
A party may not rely on a failure of the other party to perform, to the extent that such failure was caused by the first party's act or omission. Section
V. Effects of Article
avoidance
81
(1) Avoidance of the contract releases both parties from their obligations under it, subject to any damages which may be due. Avoidance does not affect any provision of the contract for the settlement of disputes or any other provision of the contract governing the rights and obligations of the parties consequent upon the avoidance of the contract. (2) A party who has performed the contract either wholly or in part may claim restitution from the other party of whatever the first party has supplied or paid under the contract. If both parties are bound to make restitution, they must do so concurrently. Article
(1) The substitute condition (2) The
82
buyer loses the right to declare the contract avoided or to require the seller to deliver goods if it is impossible for him to make restitution of the goods substantially in the in which he received them. preceding paragraph does not apply:
X. Anhang:
Texte
Section III.
Intérêts
Article
151
78
Si une partie ne paie pas le prix ou toute autre somme due, l'autre partie a droit à des intérêts sur cette somme, sans préjudice des dommages-intérêts qu'elle serait fondée à demander en vertu de l'article 74.
Section IV. Article
Exonération 79
1) U n e partie n'est pas responsable de l'inexécution de l'une quelconque de ses obligations si elle prouve que cette inexécution est due à un empêchement indépendant de sa volonté et que l'on ne pouvait raisonnablement attendre d'elle qu'elle le prenne en considération au moment de la conclusion du contrat, qu'elle le prévienne ou le surmonte ou qu'elle en prévienne ou surmonte les conséquences. 2) Si l'inexécution par une partie est due à l'inexécution par un tiers qu'elle a chargé d'exécuter tout ou partie du contrat, cette partie n'est exonérée de sa responsabilité que dans le cas: a) où elle l'est en vertu des dispositions du paragraphe précédent; et b) où le tiers serait lui aussi exonéré si les dispositions de ce paragraphe lui étaient appliquées. 3) L'exonération prévue par le présent article produit effet pendant la durée de l'empêchement. 4) La partie qui n'a pas exécuté doit avertir l'autre partie de l'empêchement et de ses effets sur sa capacité d'exécuter. Si l'avertissement n'arrive pas à destination dans un délai raisonnable à partir du moment où la partie qui n'a pas exécuté a connu ou aurait dû connaître l'empêchement, celle-ci est tenue à des dommages-intérêts du fait de ce défaut de réception. 5) Les dispositions du présent article n'interdisent pas à une partie d'exercer tous ses droits autres que celui d'obtenir des dommages-intérêts en vertu de la présente Convention. Article
80
U n e partie ne peut pas se prévaloir d'une inexécution par l'autre partie dans la mesure où cette inexécution est due à un acte ou à une omission de sa part. Section
V. Effets de la Article
résolution
81
1) La résolution du contrat libère les deux parties de leurs obligations, sous réserve des dommages-intérêts qui peuvent être dus. Elle n'a pas d'effet sur les stipulations du contrat relatives au règlement des différends ou aux droits et obligations des parties en cas de résolution. 2) La partie qui a exécuté le contrat totalement ou partiellement peut réclamer restitution à l'autre partie de ce qu'elle a fourni ou payé en exécution du contrat. Si les deux parties sont tenues d'effectuer des restitutions, elles doivent y procéder simultanément. Article
82
1) L'acheteur perd le droit de déclarer le contrat résolu ou d'exiger du vendeur la livraison de marchandises de remplacement s'il lui est impossible de restituer les marchandises dans un état sensiblement identique à celui dans lequel il les a reçues. 2) Le paragraphe précédent ne s'applique pas:
152
X. Anhang:
Texte
(a) if the impossibility of making restitution of the goods or of making restitution of the goods substantially in the condition in which the buyer received them is not due to his act or omission; (b) if the goods or part of the goods have perished or deteriorated as a result of the examination provided for in article 38; or (c) if the goods or part of the goods have been sold in the normal course ofbusiness or have been consumed or transformed by the buyer in the course of normal use before he discovered or ought to have discovered the lack of conformity.
Article
83
A buyer who has lost the right to declare the contract avoided or to require the seller to deliver substitute goods in accordance with article 82 retains all other remedies under the contract and this Convention. Article
84
(1) If the seller is bound to refund the price, he must also pay interest on it, from the date on which the price was paid. (2) The buyer must account to the seller for all benefits which he has derived from the goods or part of them: (a) if he must make restitution of the goods or part of them; or (b) if it is impossible for him to make restitution of all or part of the goods or to make restitution of all or part of the goods substantially in the condition in which he received them, but he has nevertheless declared the contract avoided or required the seller to deliver substitute goods. Section
VI. Preservation Article
of the goods
85
If the buyer is in delay in taking delivery of the goods or, where payment of the price and delivery of the goods are to be made concurrently, if he fails to pay the price, and the seller is either in possession of the goods or otherwise able to control their disposition, the seller must take such steps as are reasonable in the circumstances to preserve them. He is entitled to retain them until he has been reimbursed his reasonable expenses by the buyer. Article
86
(1) If the buyer has received the goods and intends to exercise any right under the contract or this Convention to reject them, he must take such steps to preserve them as are reasonable in the circumstances. He is entitled to retain them until he has been reimbursed his reasonable expenses by the seller. (2) If goods dispatched to the buyer have been placed at his disposal at their destination and he exercises the right to reject them, he must take possession of them on behalf of the seller, provided that this can be done without payment of the price and without unreasonable inconvenience or unreasonable expense. This provision does not apply if the seller or a person authorized to take charge of the goods on his behalf is present at the destination. If the buyer takes possession of the goods under this paragraph, his rights and obligations are governed by the preceding paragraph.
X. Anhang:
Texte
153
a) si l'impossibilité de restituer les marchandises ou de les restituer dans un état sensiblement identique à celui dans lequel l'acheteur les a reçues n'est pas due à un acte ou à une omission de sa part; b) si les marchandises ont péri ou sont détériorées, en totalité ou en partie, en conséquence de l'examen prescrit à l'article 36; ou c) si l'acheteur, avant le m o m e n t où il a constaté ou aurait dû constater le défaut de conformité, a vendu tout ou partie des marchandises dans le cadre d'une opération c o m m e r ciale normale ou a c o n s o m m é ou transformé tout ou partie des marchandises c o n f o r m é m e n t à l'usage normal. Article 83 L'acheteur qui a perdu le droit de déclarer le contrat résolu ou d'exiger du vendeur la livraison de marchandises de remplacement en vertu de l'article 82 conserve le droit de se prévaloir de tous les autres moyens qu'il tient du contrat et de la présente Convention. Article 84 1) Si le vendeur est tenu de restituer le prix, il doit aussi payer des intérêts sur le montant de ce prix à compter du j o u r du paiement. 2) L'acheteur doit au vendeur l'équivalent de tout profit qu'il a retiré des marchandises ou d ' u n e partie de celles-ci: a) lorsqu'il doit les restituer en tout ou en partie; ou b) lorsqu'il est dans l'impossibilité de restituer tout ou partie des marchandises ou de les restituer en tout ou en partie dans un état sensiblement identique à celui dans lequel il les a reçues et que néanmoins il a déclaré le contrat résolu ou a exigé du vendeur la livraison de marchandises de remplacement. Section VI. Conservation des marchandises Article 85 Lorsque l'acheteur tarde à prendre livraison des marchandises ou qu'il n'en paie pas le prix, alors que le paiement du prix et la livraison doivent se faire simultanément, le vendeur, s'il a les marchandises en sa possession ou sous son contrôle, doit prendre les mesures raisonnables, eu égard aux circonstances, pour en assurer la conservation. Il est fondé à les retenir j u s q u ' à ce qu'il ait obtenu de l'acheteur le remboursement de ses dépenses raisonnables. Article 86 1) Si l'acheteur a reçu les marchandises et entend exercer tout droit de les refuser en vertu du contrat ou de la présente Convention, il doit prendre les mesures raisonnables, eu égard aux circonstances, pour en assurer la conservation. Il est fondé à les retenir j u s q u ' à ce qu'il ait obtenu du vendeur le remboursement de ses dépenses raisonnables. 2) Si les marchandises expédiées à l'acheteur ont été mises à sa disposition à leur lieu de destination et si l'acheteur exerce le droit de les refuser, il doit en prendre possession pour le c o m p t e du vendeur à condition de pouvoir le faire sans paiement du prix et sans inconvénients ou frais déraisonnables. Cette disposition ne s'applique pas si le vendeur est présent au lieu de destination ou s'il y a en ce lieu une personne ayant qualité pour prendre les marchandises en charge pour son compte. Les droits et obligations de l'acheteur qui prend possession des marchandises en vertu du présent paragraphe sont régis par le paragraphe précédent.
154
X. Anhang:
Texte
Article 87 A party w h o is b o u n d to take steps to preserve the g o o d s m a y deposit t h e m in a w a r e h o u s e of a third person at the expense of the other party provided that the expense incurred is not unreasonable. Article 88 (1) A party w h o is b o u n d to preserve the goods in accordance w i t h article 85 or 86 m a y sell t h e m b y any appropriate means if there has been an unreasonable delay b y the other party in taking possession of the g o o d s or in taking t h e m back or in paying the price or the cost of preservation, p r o v i d e d that reasonable notice of the intention to sell has been given to the o t h e r party. (2) If the g o o d s are subject to rapid deterioration or their preservation w o u l d involve unreasonable expense, a party w h o is b o u n d to preserve the goods in accordance w i t h article 85 or 86 m u s t take reasonable measures to sell t h e m . T o the extent possible he m u s t give notice to the other party of his intention to sell. (3) A party selling the g o o d s has the right to retain out of the proceeds of sale an a m o u n t equal to the reasonable expenses of preserving the goods and of selling t h e m . H e m u s t account to the o t h e r party for the balance.
Part IV Final Provisions Article 89 T h e Secretary-General of the U n i t e d N a t i o n s is hereby designated as the depositary for this Convention. Article 90 T h i s C o n v e n t i o n does n o t prevail over any international agreement w h i c h has already been or m a y be entered into and w h i c h contains provisions concerning the matters g o v e r n e d b y this C o n v e n t i o n , provided that the parties have their places of business in States parties to such agreement. Article 91 (1) This C o n v e n t i o n is o p e n for signature at the concluding meeting of the U n i t e d N a t i o n s C o n f e r e n c e o n C o n t r a c t s for the International Sale of G o o d s and will remain o p e n for signature b y all States at the Headquarters of the U n i t e d Nations, N e w Y o r k until 30 September 1981. (2) This C o n v e n t i o n is subject to ratification, acceptance or approval by the signatory States. (3) This C o n v e n t i o n is o p e n for accession b y all States w h i c h are not signatory States as f r o m the date it is open for signature. (4) I n s t r u m e n t s of ratification, acceptance, approval and accession are to be deposited w i t h the Secretary-General of the U n i t e d Nations. Article 92 (1) A C o n t r a c t i n g State m a y declare at the time of signature, ratification, acceptance,
X . Anhang: Article
Texte
155
87
La p a r t i e q u i est t e n u e d e p r e n d r e des m e s u r e s p o u r assurer la c o n s e r v a t i o n des m a r c h a n dises p e u t les d é p o s e r d a n s les m a g a s i n s d ' u n tiers a u x frais de l ' a u t r e partie, à c o n d i t i o n q u e les frais q u i en r é s u l t e n t n e soient pas déraisonnables. Article
88
1) La p a r t i e q u i d o i t assurer la c o n s e r v a t i o n des m a r c h a n d i s e s c o n f o r m é m e n t a u x articles 85 o u 86 p e u t les v e n d r e par t o u s m o y e n s a p p r o p r i é s si l ' a u t r e partie a a p p o r t é u n r e t a r d d é r a i s o n n a b l e à p r e n d r e possession des m a r c h a n d i s e s o u à les r e p r e n d r e o u à p a y e r le p r i x o u les frais d e leur c o n s e r v a t i o n , s o u s r é s e r v e de n o t i f i e r à cette autre partie, d a n s des c o n d i t i o n s raisonnables, son intention de vendre. 2) L o r s q u e les m a r c h a n d i s e s s o n t sujettes à u n e d é t é r i o r a t i o n r a p i d e o u l o r s q u e l e u r c o n s e r v a t i o n entraînerait des frais d é r a i s o n n a b l e s , la partie qui est t e n u e d ' a s s u r e r la c o n s e r v a t i o n des m a r c h a n d i s e s c o n f o r m é m e n t a u x articles 85 o u 86 d o i t r a i s o n n a b l e m e n t s ' e m p l o y e r à les v e n d r e . D a n s la m e s u r e d u possible, elle d o i t n o t i f i e r à l ' a u t r e partie son i n t e n t i o n de vendre. 3) La p a r t i e q u i v e n d les m a r c h a n d i s e s a le d r o i t de retenir sur le p r o d u i t d e la v e n t e u n m o n t a n t égal a u x frais r a i s o n n a b l e s de c o n s e r v a t i o n et de v e n t e des m a r c h a n d i s e s . Elle d o i t le s u r p l u s à l ' a u t r e partie.
Q u a t r i è m e partie Dispositions Article
finales 89
Le Secrétaire général de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s U n i e s est d é s i g n é c o m m e d é p o s i t a i r e de la p r é s e n t e C o n v e n t i o n . Article
90
La p r é s e n t e C o n v e n t i o n n e p r é v a u t pas s u r u n accord international déjà conclu o u à c o n c l u r e q u i c o n t i e n t des d i s p o s i t i o n s c o n c e r n a n t les matières régies p a r la p r é s e n t e C o n v e n t i o n , à c o n d i t i o n q u e les parties au c o n t r a t aient l e u r é t a b l i s s e m e n t dans des E t a t s parties à cet accord.
Article
91
1) La p r é s e n t e C o n v e n t i o n sera o u v e r t e à la s i g n a t u r e à la séance de c l ô t u r e d e la C o n f é r e n c e des N a t i o n s U n i e s sur les c o n t r a t s de v e n t e i n t e r n a t i o n a l e de m a r c h a n d i s e s et restera o u v e r t e à la s i g n a t u r e d e t o u s les E t a t s au Siège de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s U n i e s , à N e w Y o r k , j u s q u ' a u 3 0 s e p t e m b r e 1981. 2) La p r é s e n t e C o n v e n t i o n est s u j e t t e à ratification, a c c e p t a t i o n o u a p p r o b a t i o n p a r les E t a t s signataires. 3) La p r é s e n t e C o n v e n t i o n sera o u v e r t e à l ' a d h é s i o n de t o u s les E t a t s q u i n e s o n t pas signataires, à p a r t i r de la d a t e à laquelle elle sera o u v e r t e à la s i g n a t u r e . 4) Les i n s t r u m e n t s d e ratification, d ' a c c e p t a t i o n , d ' a p p r o b a t i o n o u d ' a d h é s i o n
seront
d é p o s é s a u p r è s d u Secrétaire général de l ' O r g a n i s a t i o n des N a t i o n s U n i e s . Article 1) T o u t E t a t c o n t r a c t a n t p o u r r a ,
12
Beiträge 46 Schlechtriem
92
au m o m e n t de la signature, d e la ratification,
de
156
X. Anhang:
Texte
approval or accession that it will not be bound by Part II of this Convention or that it will not be bound by Part III of this Convention. (2) A Contracting State which makes a declaration in accordance with the preceding paragraph in respect of Part II or Part III of this Convention is not to be considered a Contracting State within paragraph (1) of article 1 of this Convention in respect of matters governed by the Part to which the declaration applies. Article
93
(1) If a Contracting State has two or more territorial units in which, according to its constitution, different systems of law are applicable in relation to the matters dealt with in this Convention, it may, at the time of signature, ratification, acceptance, approval or accession, declare that this Convention is to extend to all its territorial units or only to one or more of them, and may amend its declaration by submitting another declaration at any time. (2) These declarations are to be notified to the depositary and are to state expressly the territorial units to which the Convention extends. (3) If, by virtue of a declaration under this article, this Convention extends to one or more but not all of the territorial units of a Contracting State, and if the place of business of a party is located in that State, this place of business, for the purposes of this Convention, is considered not to be in a Contracting State, unless it is in a territorial unit to which the Convention extends. (4) If a Contracting State makes no declaration under paragraph (1) of this article, the Convention is to extend to all territorial units of that State. Article
94
(1) T w o or more Contracting States which have the same or closely related legal rules on matters governed by this Convention may at any time declare that the Convention is not to apply to contracts of sale or to their formation where the parties have their places of business in those States. Such declarations may be madejointly or by reciprocal unilateral declarations. (2) A Contracting State which has the same or closely related legal rules on matters governed by this Convention as one or more non-Contracting States may at any time declare that the Convention ist not to apply to contracts of sale or to their formation where the parties have their places of business in those States. (3) If a State which is the object of a declaration under the preceding paragraph subsequently becomes a Contracting State, the declaration made will, as from the date on which the Convention enters into force in respect of the new Contracting State, have the effect of a declaration made under paragraph (1), provided that the new Contracting State joins in such declaration or makes a reciprocal unilateral declaration. Article
95
Any State may declare at the time of the deposit of its instrument of ratification, acceptance, approval or accession that it will not be bound by subparagraph (1) (b) of article 1 of this Convention. Article
96
A Contracting State whose legislation requires contracts of sale to be concluded in or evidenced by writing may at any time make a declaration in accordance with article 12 that
X. Anhang:
Texte
157
l'acceptation, de l'approbation ou de l'adhésion, déclarer qu'il ne sera pas lié par la deuxième partie de la présente Convention ou qu'il ne sera pas lié par la troisième partie de la présente Convention. 2) U n Etat contractant qui fait, en vertu du paragraphe précédent, une déclaration à l'égard de la deuxième partie ou de la troisième partie de la présente Convention ne sera pas considéré comme étant un Etat contractant, au sens du paragraphe 1 de l'article premier de la Convention, pour les matières régies par la partie de la Convention à laquelle cette déclaration s'applique. Article
93
1) Tout Etat contractant qui comprend deux ou plusieurs unités territoriales dans lesquelles, selon sa constitution, des systèmes de droit différents s'appliquent dans les matières régies par la présente Convention pourra, au moment de la signature, de la ratification, de l'acceptation, de l'approbation ou de l'adhésion, déclarer que la présente Convention s'appliquera à toutes ses unités territoriales ou seulement à l'une ou plusieurs d'entre elles et pourra à tout moment modifier cette déclaration en faisant une nouvelle déclaration. 2) Ces déclarations seront notifiées au dépositaire et désigneront expressément les unités territoriales auxquelles la Convention s'applique. 3) Si, en vertu d'une déclaration faite conformément au présent article, la présente Convention s'applique à l'une ou plusieurs des unités territoriales d'un Etat contractant, mais non pas à toutes, et si l'établissement d'une partie au contrat est situé dans cet Etat, cet établissement sera considéré, aux fins de la présente Convention, comme n'étant pas situé dans un Etat contractant, à moins qu'il ne soit situé dans une unité territoriale à laquelle la Convention s'applique. 4) Si un Etat contractant ne fait pas de déclaration en vertu du paragraphe 1 du présent article, la Convention s'appliquera à l'ensemble du territoire de cet Etat. Article
94
1) Deux ou plusieurs Etats contractants qui, dans des matières régies par la présente Convention, appliquent des règles juridiques identiques ou voisines peuvent, à tout moment, déclarer que la Convention ne s'appliquera pas aux contrats de vente ou à leur formation lorsque les parties ont leur établissement dans ces Etats. De telles déclarations peuvent être faites conjointement ou être unilatérales et réciproques. 2) U n Etat contractant qui, dans des matières régies par la présente Convention, applique des règles juridiques identiques ou voisines de celles d'un ou de plusieurs Etats non contractants peut, à tout moment, déclarer que la Convention ne s'appliquera pas aux contrats de vente ou à leur formation lorsque les parties ont leur établissement dans ces Etats. 3) Lorsqu'un Etat à l'égard duquel une déclaration a été faite en vertu du paragraphe précédent devient par la suite un Etat contractant, la déclaration mentionnée aura, à partir de la date à laquelle la présente Convention entrera en vigueur à l'égard de ce nouvel Etat contractant, les effets d'une déclaration faite en vertu du paragraphe 1, à condition que le nouvel Etat contractant s'y associe ou fasse une déclaration unilatérale à titre réciproque. Article
95
Tout Etat peut déclarer, au moment du dépôt de son instrument de ratification, d'acceptation, d'approbation ou d'adhésion, qu'il ne sera pas lié par l'alinéa b) du paragraphe 1 de l'article premier de la présente Convention. Article
96
Tout Etat contractant dont la législation exige que les contrats de vente soient conclus ou constatés par écrit peut à tout moment déclarer, conformément à l'article 12, que toute
158
X. Anhang:
Texte
any provision of article 11, article 29, or Part II of this Convention, that allows a contract of sale or its modification or termination by agreement or any offer, acceptance, or other indication of intention to be made in any f o r m other than in writing, does not apply where any party has his place of business in that State.
Article 97 (1) Declarations made under this Convention at the time of signature are subject to confirmation u p o n ratification, acceptance or approval. (2) Declarations and confirmations of declarations are to be in writing and be formally notified to the depositary. (3) A declaration takes effect simultaneously with the entry into force of this Convention in respect of the State concerned. However, a declaration of which the depositary receives formal notification after such entry into force takes effect on the first day of the m o n t h following the expiration of six months after the date of its receipt by the depositary. Reciprocal unilateral declarations under article 94 take effect on the first day of the m o n t h following the expiration of six m o n t h s after the receipt of the latest declaration by the depositary. (4) Any State which makes a time by a formal notification in take effect on the first day of the of the receipt of the notification
declaration under this Convention may withdraw it at any writing addressed to the depositary. Such withdrawal is to m o n t h following the expiration of six months after the date by the depositary.
(5) A withdrawal of a declaration made under article 94 renders inoperative, as f r o m the date on which the withdrawal takes effect, any reciprocal declaration made by another State under that article. Article 98 N o reservations are permitted except those expressly authorized in this Convention.
Article 99 (1) This Convention enters into force, subject to the provisions of paragraph (6) of this article, on the first day of the m o n t h following the expiration of twelve m o n t h s after the date of deposit of the tenth instrument of ratification, acceptance, approval or accession, including an instrument which contains a declaration made under article 92. (2) When a State ratifies, accepts, approves or accedes to this Convention after the deposit of the tenth instrument of ratification, acceptance, approval or accession, this Convention, with the exception of the Part excluded, enters into force in respect of that State, subject to the provisions of paragraph (6) of this article, on the first day of the m o n t h following the expiration of twelve months after the date of the deposit of its instrument of ratification, acceptance, approval or accession. (3) A State which ratifies, accepts, approves or accedes to this Convention and is a party to either or both the Convention relating to a U n i f o r m Law on the Formation of Contracts for the International Sale of Goods done at T h e Hague on 1 July 1964 (1964 Hague Formation Convention) and the Convention relating to a U n i f o r m Law on the International Sale of Goods done at T h e H a g u e on 1 July 1964 (1964 Hague Sales Convention) shall at the same time denounce, as the case may be, either or both the 1964 Hague Sales Convention and the 1964 H a g u e Formation Convention by notifying the Government of the Netherlands to that effect.
X. Anhang:
Texte
159
disposition de l'article 11, de l'article 29 ou de la deuxième partie de la présente Convention autorisant une forme autre que la forme écrite pour la conclusion, la modification ou la résiliation amiable d'un contrat de vente, ou pour toute offre, acceptation ou autre manifestation d'intention, ne s'applique pas dès lors que l'une des parties a son établissement dans cet Etat. Article
91
1) Les déclarations faites en vertu de la présente Convention lors de la signature sont sujettes à confirmation lors de la ratification, de l'acceptation ou de l'approbation. 2) Les déclarations, et la confirmation des déclarations, seront faites par écrit et formellement notifiées au dépositaire. 3) Les déclarations prendront effet à la date de l'entrée en vigueur de la présente Convention à l'égard de l'Etat déclarant. Cependant, les déclarations dont le dépositaire aura reçu notification formelle après cette date prendront effet le premier jour du mois suivant l'expiration d'un délai de six mois à compter de la date de leur réception par le dépositaire. Les déclarations unilatérales et réciproques faites en vertu de l'article 94 prendront effet le premier jour du mois suivant l'expiration d'une période de six mois après la date de la réception de la dernière déclaration par le dépositaire. 4) Tout Etat qui fait une déclaration en vertu de la présente Convention peut à tout moment la retirer par une notification formelle adressée par écrit au dépositaire. Ce retrait prendra effet le premier jour du mois suivant l'expiration d'une période de six mois après la date de réception de la notification par le dépositaire. 5) Le retrait d'une déclaration faite en vertu de l'article 94 rendra caduque, à partir de la date de sa prise d'effet, toute déclaration réciproque faite par un autre Etat en vertu de ce même article. Article
98
Aucune réserve n'est autorisée autre que celles qui sont expressément autorisées par la présente Convention. Article
99
1) La présente Convention entrera en vigueur, sous réserve des dispositions du paragraphe 6 du présent article, le premier jour du mois suivant l'expiration d'une période de douze mois après la date du dépôt du dixième instrument de ratification, d'acceptation, d'approbation ou d'adhésion, y compris tout instrument contenant une déclaration faite en vertu de l'article 92. 2) Lorsqu'un Etat ratifiera, acceptera ou approuvera la présente Convention ou y adhérera après le dépôt du dixième instrument de ratification, d'acceptation, d'approbation ou d'adhésion, la Convention, à l'exception de la partie exclue, entrera en vigueur à l'égard de cet Etat, sous réserve des dispositions du paragraphe 6 du présent article, le premier jour du mois suivant l'expiration d'une période de douze mois après la date du dépôt de l'instrument de ratification, d'acceptation, d'approbation ou d'adhésion. 3) Tout Etat qui ratifiera, acceptera ou approuvera la présente Convention ou y adhérera et qui est partie à la Convention portant loi uniforme sur la formation des contrats de vente internationale des objets mobiliers corporels faite à La Haye le 1er juillet 1964 (Convention de La Haye de 1964 sur la formation) ou à la Convention portant loi uniforme sur la vente internationale des objets mobiliers corporels faite à La Haye le 1er juillet 1964 (Convention de La Haye de 1964 sur la vente), ou à ces deux conventions, dénoncera en même temps, selon le cas, la Convention de la Haye de 1964 sur la vente ou la Convention de La Haye sur la formation, ou ces deux conventions, en adressant une notification à cet effet au Gouvernement néerlandais.
160
X. Anhang:
Texte
(4) A State party to the 1964 H a g u e Sales C o n v e n t i o n which ratifies, accepts, approves or accedes to the present C o n v e n t i o n and declares or has declared under article 92 that it will n o t be b o u n d by Part II of this C o n v e n t i o n shall at the t i m e of ratification, acceptance, approval or accession d e n o u n c e the 1964 H a g u e Sales C o n v e n t i o n b y notifying the G o v e r n m e n t of the N e t h e r l a n d s t o that effect. (5) A State party to the 1964 H a g u e F o r m a t i o n C o n v e n t i o n w h i c h ratifies, accepts, approves or accedes to the present C o n v e n t i o n and declares or has declared under article 92 that it will not be b o u n d b y Part III of this C o n v e n t i o n shall at the t i m e of ratification, acceptance, approval or accession denounce the 1964 H a g u e F o r m a t i o n C o n v e n t i o n b y n o t i f y i n g the G o v e r n m e n t of the Netherlands to that effect. (6) For the p u r p o s e of this article, ratifications, acceptances, approvals and accessions in respect of this C o n v e n t i o n b y States parties to the 1964 H a g u e F o r m a t i o n C o n v e n t i o n or to the 1964 H a g u e Sales C o n v e n t i o n shall not be effective until such denunciations as m a y be required o n the part of those States in respect of the latter t w o C o n v e n t i o n s have themselves b e c o m e effective. T h e depositary of this C o n v e n t i o n shall consult w i t h the G o v e r n m e n t of the Netherlands, as the depositary of the 1964 C o n v e n t i o n s , so as to ensure necessary coordination in this respect. Article 100 (1) T h i s C o n v e n t i o n applies to the f o r m a t i o n of a contract only w h e n the proposal for concluding the contract is m a d e o n or after the date w h e n the C o n v e n t i o n enters into force in respect of the C o n t r a c t i n g States referred to in subparagraph (1) (a) or the C o n t r a c t i n g State referred to in subparagraph (1) (b) of article 1. (2) This C o n v e n t i o n applies only to contracts concluded o n or after the date w h e n the C o n v e n t i o n enters into force in respect of the C o n t r a c t i n g States referred t o in subparagraph (1) (a) or the C o n t r a c t i n g State referred to in subparagraph (1) (b) of article 1. Article 101 (1) A C o n t r a c t i n g State m a y denounce this C o n v e n t i o n , or Part II or Part III of the C o n v e n t i o n , b y a f o r m a l notification in writing addressed to the depositary. (2) T h e denunciation takes effect o n the first day of the m o n t h following the expiration of twelve m o n t h s after the notification is received by the depositary. W h e r e a longer period for the denunciation to take effect is specified in the notification, the denunciation takes effect u p o n the expiration of such longer period after the notification is received by the depositary.
Done at Vienna, this day of eleventh day of April, one thousand nine h u n d r e d and eighty, in a single original, of w h i c h the Arabic, Chinese, English, French, Russian and Spanish texts are equally authentic. In witness whereof the undersigned plenipotentiaries, being duly authorized b y their respective G o v e r n m e n t s , have signed this C o n v e n t i o n .
X. Anhang:
Texte
161
4) T o u t Etat partie à la C o n v e n t i o n de la H a y e de 1964 sur la vente qui ratifiera, acceptera ou a p p r o u v e r a la présente C o n v e n t i o n ou y adhérera et qui déclarera ou aura déclaré en vertu de l'article 92 qu'il n'est pas lié par la deuxième partie de la C o n v e n t i o n , dénoncera, au m o m e n t de la ratification, de l'acceptation, de l'approbation ou de l'adhésion, la C o n v e n t i o n de la H a y e de 1964 sur la vente en adressant une notification à cet effet au G o u v e r n e m e n t néerlandais. 5) T o u t Etat partie à la C o n v e n t i o n de La H a y e de 1964 sur la vente qui ratifiera, acceptera ou a p p r o u v e r a la présente C o n v e n t i o n ou y adhérera et qui déclarera ou aura déclaré en vertu de l'article 92 qu'il n'est pas lié par la troisième partie de la C o n v e n t i o n , dénoncera, au m o m e n t de la ratification, de l'acceptation, de l'approbation ou de l'adhésion, la C o n v e n t i o n de la H a y e de 1964 sur la f o r m a t i o n en adressant une notification à cet effet au G o u v e r n e m e n t néerlandais. 6) A u x fins du présent article, les ratifications, acceptations, approbations et adhésions effectuées à l'égard de la présente C o n v e n t i o n par des Etats parties à la C o n v e n t i o n de La H a y e de 1964 sur la f o r m a t i o n ou à la C o n v e n t i o n de la H a y e de 1964 sur la vente ne p r e n d r o n t effet q u ' à la date à laquelle les dénonciations éventuellement requises de la part desdits Etats à l'égard de ces deux conventions auront elles-mêmes pris effet. Le dépositaire de la présente C o n v e n t i o n s'entendra avec le G o u v e r n e m e n t néerlandais, dépositaire des conventions de 1964, p o u r assurer la coordination nécessaire à cet égard. Article 100 1) La présente C o n v e n t i o n s'applique à la f o r m a t i o n des contrats conclus à la suite d ' u n e p r o p o s i t i o n intervenue après l'entrée en vigueur de la C o n v e n t i o n à l'égard des Etats contractants visés à l'alinéa a) du paragraphe 1 de l'article premier ou de l'Etat contractant visé à l'alinéa b) d u paragraphe 1 de l'article premier. 2) La présente C o n v e n t i o n s'applique u n i q u e m e n t aux contrats conclus après son entrée en v i g u e u r à l'égard des Etats contractants visés à l'alinéa a) d u paragraphe 1 de l'article p r e m i e r ou de l'Etat contractant visé à l'alinéa b) d u paragraphe 1 de l'article premier. Article 101 1) T o u t Etat contractant p o u r r a dénoncer la présente C o n v e n t i o n , ou la deuxième ou la troisième partie de la C o n v e n t i o n , par une notification formelle adressée par écrit au dépositaire. 2) La dénonciation prendra effet le premier j o u r du mois suivant l'expiration d ' u n e période de d o u z e mois après la date de réception de la notification par le dépositaire. L o r s q u ' u n e période plus l o n g u e p o u r la prise d'effet de la dénonciation est spécifiée dans la notification, la dénonciation p r e n d r a effet à l'expiration de la période en question après la date de réception de la notification. Fait à Vienne, le onze avril mil neuf cent quatre-vingt, en un seul original, d o n t les textes anglais, arabe, chinois, espagnol, français et russe sont également authentiques. En foi de quoi les plénipotentiaires soussignés, d û m e n t autorisés par leurs g o u v e r n e m e n t s respectifs, ont signé la présente C o n v e n t i o n .
162
X. Anhang:
Texte
ANNEX II
Protocol Amending the Convention on the Limitation Period in the International Sale of Goods
The States Parties t o this P r o t o c o l , Considering
that international trade is an i m p o r t a n t factor in the p r o m o t i o n of f r i e n d l y
relations a m o n g s t States, Believing
that the a d o p t i o n of u n i f o r m rules g o v e r n i n g t h e limitation p e r i o d in the
i n t e r n a t i o n a l sale of g o o d s w o u l d facilitate t h e d e v e l o p m e n t of w o r l d trade, Considering that a m e n d i n g the C o n v e n t i o n o n the Limitation P e r i o d in the International Sale o f G o o d s , c o n c l u d e d at N e w Y o r k o n 14 J u n e 1974 (the 1974 Limitation C o n v e n t i o n ) , t o c o n f o r m t o the U n i t e d N a t i o n s C o n v e n t i o n o n C o n t r a c t s f o r the International Sale o f G o o d s , c o n c l u d e d at V i e n n a o n 11 April 1980 (the 1980 Sales C o n v e n t i o n ) , w o u l d p r o m o t e t h e a d o p t i o n o f the u n i f o r m rules g o v e r n i n g the limitation p e r i o d contained in the
1974
Limitation Convention, Have agreed to a m e n d t h e 1974 L i m i t a t i o n C o n v e n t i o n as follows: Article I (1) P a r a g r a p h 1 of article 3 is replaced b y the f o l l o w i n g provisions: „1. T h i s C o n v e n t i o n shall apply o n l y (a) if, at t h e t i m e of the conclusion of the contract, the places of business of the parties t o a contract o f i n t e r n a t i o n a l sale o f g o o d s are in C o n t r a c t i n g States; o r (b) if the rules o f p r i v a t e international law m a k e the l a w of a C o n t r a c t i n g State applicable t o the c o n t r a c t of sale." (2) P a r a g r a p h 2 o f article 3 is deleted. (3) P a r a g r a p h 3 o f article 3 is r e n u m b e r e d as p a r a g r a p h 2. Article
II
(1) S u b p a r a g r a p h (a) o f article 4 is deleted and replaced b y the f o l l o w i n g p r o v i s i o n : „(a) of g o o d s b o u g h t f o r personal, family or h o u s e h o l d use, unless the seller, at any t i m e b e f o r e o r at t h e conclusion o f the contract, neither k n e w n o r o u g h t to h a v e k n o w n that the g o o d s w e r e b o u g h t f o r any such use;" (2) S u b p a r a g r a p h (e) o f article 4 is deleted and is replaced b y the f o l l o w i n g p r o v i s i o n : ,,(e) o f ships, vessels, h o v e r c r a f t o r aircraft;" Article
III
A n e w p a r a g r a p h 4 is added to article 31 reading as f o l l o w s : „(4) If, b y v i r t u e o f a declaration u n d e r this article, this C o n v e n t i o n e x t e n d s t o o n e o r m o r e b u t n o t all of the territorial units of a C o n t r a c t i n g State, and if the place of business of a p a r t y t o a contract is located in that State, this place of business shall, f o r the p u r p o s e s o f this C o n v e n t i o n , be considered n o t t o b e in a C o n t r a c t i n g State unless it is in a territorial unit to which the Convention extends."
Article
IV
T h e p r o v i s i o n s of article 34 are deleted and are replaced b y the f o l l o w i n g provisions: „1. T w o o r m o r e C o n t r a c t i n g States w h i c h have the s a m e or closely related legal rules o n m a t t e r s g o v e r n e d b y this C o n v e n t i o n m a y at any t i m e declare that the C o n v e n t i o n shall n o t
X . Anhang:
Texte
163
ANNEXE II
Protocole modifiant la Convention sur la prescription en matière de vente internationale de marchandises
Les Etats parties au présent Considérant
Protocole,
l ' i m p o r t a n c e d u c o m m e r c e international p o u r la p r o m o t i o n de relations a m i -
cales e n t r e les Etats, Estimant q u e l ' a d o p t i o n d e règles u n i f o r m e s applicables au délai d e prescription en m a t i è r e d e v e n t e internationale d e m a r c h a n d i s e s favoriserait le d é v e l o p p e m e n t d u c o m m e r c e m o n d i a l , Considérant é g a l e m e n t q u ' u n e m o d i f i c a t i o n de la C o n v e n t i o n sur la prescription en m a t i è r e d e v e n t e internationale de marchandises, conclue à N e w Y o r k le 1 4 j u i n 1974 ( C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription), afin d ' e n h a r m o n i s e r les dispositions avec celles de la C o n v e n t i o n des N a t i o n s U n i e s sur les contrats d e v e n t e internationale de marchandises, conclue à V i e n n e le 11 avril 1980 ( C o n v e n t i o n de 1980 sur la vente), faciliterait l ' a d o p t i o n des règles u n i f o r m e s applicables au délai d e prescription q u e contient la C o n v e n t i o n sur la prescription. Sont convenus de m o d i f i e r la C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription c o m m e suit: Article I 1. Le p a r a g r a p h e 1 d e l'article 3 est r e m p l a c é par la disposition suivante: „1. La présente C o n v e n t i o n n e s'applique q u e a) si, au m o m e n t d e la conclusion d u contrat, les parties à u n contrat de v e n t e internationale d ' o b j e t s m o b i l i e r s c o r p o r e l s o n t leur établissement dans des Etats contractants; ou b) si les règles d u d r o i t international p r i v é r e n d e n t applicable au c o n t r a t de v e n t e la loi d ' u n Etat contractant." 2. Le p a r a g r a p h e 2 d e l'article 3 est s u p p r i m é . 3. Le p a r a g r a p h e 3 d e l'article 3 devient de ce fait le p a r a g r a p h e 2. Article
II
1. L'alinéa a) de l'article 4 est s u p p r i m é et r e m p l a c é par la disposition suivante: ,,a) d ' o b j e t s m o b i l i e r s corporels achetés p o u r u n usage personnel, familial o u d o m e s t i q u e , à m o i n s q u e le v e n d e u r , à u n m o m e n t q u e l c o n q u e avant la conclusion ou lors d e la conclusion d u c o n t r a t , n'ait pas su et n'ait pas été censé savoir q u e ces objets étaient achetés p o u r u n tel usage." 2. L'alinéa a) de l'article 4 est s u p p r i m é et r e m p l a c é par la disposition suivante: ,,e) d e navires, b a t e a u x , aéroglisseurs et a é r o n e f s . " Article
III
Le n o u v e a u p a r a g r a p h e 4 ci-après est a j o u t é à l'article 31: „4. Si, en v e r t u d ' u n e déclaration faite c o n f o r m é m e n t au présent article, la présente C o n v e n t i o n s ' a p p l i q u e à l ' u n e ou plusieurs des unités territoriales d ' u n Etat contractant, mais n o n pas à toutes, et si l'établissement d ' u n e partie au contrat est situé dans cet Etat, cet établissement sera considéré, aux fins de la présente C o n v e n t i o n , c o m m e n ' é t a n t pas situé dans u n Etat c o n t r a c t a n t , à m o i n s qu'il ne soit situé dans u n e unité territoriale à laquelle la Convention s'applique." Article
IV
Les dispositions de l'article 34 s o n t s u p p r i m é e s et remplacées par les suivantes: „1) D e u x ou plusieurs Etats contractants qui, dans des matières régies p a r la présente C o n v e n t i o n , a p p l i q u e n t des règles j u r i d i q u e s identiques o u voisines p e u v e n t , à t o u t m o m e n t ,
164
X. Anhang:
Texte
apply to contracts o f international sale o f goods where the parties have their places o f business in those States. Such declarations may be made jointly or by reciprocal unilateral declarations. 2. A Contracting State which has the same or closely related legal rules on matters governed by this Convention as one or more non-Contracting States may at any time declare that the Convention shall not apply to contracts o f international sale o f goods where the parties have their places o f business in those States. 3. If a State which is the object o f a declaration under paragraph (2) o f this article subsequently becomes a Contracting State, the declaration made shall, as from the date on which this Convention enters into force in respect o f the new Contracting State, have the effect o f a declaration made under paragraph (1), provided that the new Contracting State joins in such declaration or makes a reciprocal unilateral declaration." Article V The provisions o f article 37 are deleted and are replaced by the following provisions: „This Convention shall not prevail over any international agreement which has already been or may be entered into and which contains provisions concerning the matters governed by this Convention, provided that the seller and buyer have their places o f business in States parties to such agreement." Article VI At the end o f paragraph 1 o f article 40, the following provision is added: „Reciprocal unilateral declarations under article 34 shall take effect on the first day o f the month following the expiration o f six months after the receipt o f the latest declaration by the Secretary-General o f the United Nations."
Final Provisions Article
VII
The Secretary-General o f the United Nations is hereby designated as the depositary for this Protocol. Article
VIII
(1) This Protocol shall be open for accession by all States. (2) Accession to this Protocol by any State which is not a Contracting Party to the 1974 Limitation Convention shall have the effect o f accession to that Convention as amended by this Protocol, subject to the provisions o f article X I . (3) Instruments o f accession shall be deposited with the Secretary-General o f the United Nations. Article IX (1) This Protocol shall enter into force on the first day o f the sixth month following the deposit o f the second instrument o f accession, provided that on that date: (a) the 1974 Limitation Convention is itself in force; and (b) the 1980 Sales Convention is also in force. If these Conventions are not both in force on that date, this Protocol shall enter into force on the first day on which both Conventions are in force. (2) For each State acceding to this Protocol after the second instrument o f accession has been deposited, this Protocol shall enter into force on the first day o f the sixth month following the
X . Anhang:
Texte
165
déclarer que la Convention ne s'appliquera pas aux contrats de vente internationale de marchandises lorsque les parties ont leur établissement dans ces Etats. De telles déclarations peuvent être faites conjointement ou être unilatérales et réciproques. 2) Un Etat contractant qui, dans des matières régies par la présente Convention, applique des règles juridiques identiques ou voisines de celles d'un ou de plusieurs Etats non contractants peut, à tout moment, déclarer que la Convention ne s'appliquera pas aux contrats de vente internationale de marchandises lorsque les parties ont leur établissement dans ces Etats. 3) Lorsqu'un Etat à l'égard duquel une déclaration a été faite en vertu du paragraphe 2 du présent article devient par la suite Etat contractant, la déclaration mentionnée aura, à partir de la date à laquelle la présente Convention entrera en vigueur à l'égard de ce nouvel Etat contractant, les effets d'une déclaration faite en vertu du paragraphe 1, à condition que le nouvel Etat contractant s'y associe ou fasse une déclaration unilatérale à titre réciproque." Article V Les dispositions de l'article 37 sont supprimées et remplacées par le texte suivant: „La présente Convention ne prévaut pas sur un accord international déjà conclu ou à conclure qui contient des dispositions concernant les matières régies par la présente Convention, à condition que le vendeur et l'acheteur aient leur établissement dans des Etats parties à cet accord." Article VI La disposition suivante est ajoutée à la fin du paragraphe 1 de l'article 40: „Les déclarations unilatérales et réciproques faites en vertu de l'article 34 prendront effet le premier jour du mois suivant l'expiration d'une période de six mois après la date de la réception de la dernière déclaration par le Secrétaire général de l'Organisation des Nations Unies." Dispositions finales Article
VII
Le Secrétaire général de l'Organisation des Nations Unies est désigné comme dépositaire du présent Protocole. Article
VIII
1) Le présent Protocole sera ouvert à l'adhésion de tous les Etats. 2) L'adhésion au présent Protocole par un Etat qui n'est pas partie contractante à la convention de 1974 sur la prescription aura l'effet d'une adhésion à la Convention telle que modifiée par le présent Protocole, sous réserve des dispositions de l'article X I . 3) Les instruments d'adhésion seront déposés auprès du Secrétaire général de l'Organisation des Nations Unies. Article IX 1) Le présent Protocole entrera en vigueur le premier jour du sixième mois suivant le dépôt du deuxième instrument d'adhésion, à condition: a) que la Convention de 1974 sur la prescription soit elle-même en vigueur à cette date, et b) que la Convention de 1980 sur la vente soit également en vigueur à cette date. Si ces conventions ne sont pas toutes les deux en vigueur à cette date, le présent Protocole entrera en vigueur le jour même où toutes deux seront en vigueur. 2) Pour chacun des Etats qui adhérera au présent Protocole après que le deuxième instrument d'adhésion aura été déposé, le présent Protocole entrera en vigueur le premier jour
166
X. Anhang:
Texte
deposit o f its instrument o f accession, if by that date the Protocol is itself in force. If by that date the Protocol itself is not yet in force, the Protocol shall enter into force for that State on the date the Protocol itself enters into force. Article X If a State ratifies or accedes to the 1974 Limitation Convention after the entry into force o f this Protocol, the ratification or accession shall also constitute an accession to this Protocol if the State notifies the depositary accordingly.
Article XI Any State which becomes a Contracting Party to the 1974 Limitation Convention, as amended by this Protocol, by virtue o f articles VIII, I X or X o f this Protocol shall, unless it notifies the depositary to the contrary, be considered to be also a Contracting Party to the Convention, unamended, in relation to any Contracting Party to the Convention not yet a Contracting Party to this Protocol.
Article
XII
Any State may declare at the time o f the deposit o f its instrument o f accession or its notification under article X that it will not be bound by article I o f the Protocol. A declaration made under this article shall be in writing and be formally notified to the depositary.
Article
XIII
(1) A Contracting State may denounce this Protocol by notifying the depositary to that effect. (2) The denunciation shall take effect on the first day o f the month following the expiration o f twelve months after receipt o f the notification by the depositary. (3) Any Contracting State in respect o f which this Protocol ceases to have effect by the application o f paragraphs (1) and (2) o f this article shall remain a Contracting Party to the 1974 Limitation Convention, unamended, unless it denounces the unamended Convention in accordance with article 45 o f that Convention. Article
XIV
(1) The depositary shall transmit certified true copies o f this Protocol to all States. (2) When this Protocol enters into force in accordance with article I X , the depositary shall prepare a text o f the 1974 Limitation Convention, as amended by this Protocol, and shall transmit certified true copies to all States Parties to that Convention, as amended by this Protocol. Done at Vienna, this day o f 11 April 1980, in a single original, o f which the Arabic, Chinese, English, French, Russian and Spanish texts are equally authentic.
X. Anhang:
Texte
167
du sixième mois suivant le dépôt de son i n s t r u m e n t d'adhésion, si à cette date le Protocole est l u i - m ê m e en vigueur. Si, à cette date, le Protocole l u i - m ê m e n'est pas encore en vigueur, il entrera en vigueur à l'égard de cet Etat à la date de son entrée en vigueur. Article X Si u n Etat ratifie la C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription ou y adhère après l'entrée en v i g u e u r d u présent Protocole, cette ratification ou cette adhésion constituera également une adhésion au présent Protocole à condition que l'Etat adresse au dépositaire une notification à cet effet. Article
XI
T o u t Etat qui devient partie contractante à la C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription telle que modifiée par le présent Protocole en vertu de l'article VIII, de l'article IX ou de l'article X d u présent Protocole, et qui n'adresse pas de notification en sens contraire au dépositaire, sera considéré c o m m e étant également partie contractante à la C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription n o n modifiée dans ses rapports avec toute partie contractante à cette dernière c o n v e n t i o n qui n'est pas devenue partie contractante au présent Protocole. Article
XII
T o u t Etat peut déclarer, au m o m e n t du dépôt de son instrument d'adhésion ou de sa notification en vertu de l'article X , qu'il ne sera pas lié par l'article I d u Protocole. U n e déclaration en vertu d u présent article devra être faite par écrit et notifiée f o r m e l l e m e n t au dépositaire. Article
XIII
1) T o u t Etat contractant p o u r r a dénoncer le présent Protocole par notification adressée à cet effet au dépositaire. 2) La dénonciation prendra effet le premier j o u r du mois suivant l'expiration d ' u n e période de douze mois à c o m p t e r de la date de réception de la notification par le dépositaire. 3) T o u t Etat contractant à l'égard duquel le présent Protocole cessera d'avoir effet en application des paragraphes 1 et 2 du présent article demeurera partie contractante à la C o n v e n t i o n de 1974 sur la prescription n o n modifiée, sauf dénonciation de cette convention effectuée c o n f o r m é m e n t à l'article 45. Article
XIV
1) Le dépositaire transmettra à tous les Etats u n exemplaire certifié c o n f o r m e d u présent Protocole. 2) Lorsque le présent Protocole entrera en vigueur c o n f o r m é m e n t à l'article IX, le dépositaire établira le texte de la-Convention de 1974 sur la prescription telle que modifiée par le présent Protocole et en adressera u n exemplaire certifié c o n f o r m e à tous les Etats parties à ladite C o n v e n t i o n telle que modifiée par le présent Protocole. Fait à Vienne, le onze avril mil neuf cent quatre-vingt, en u n seul original, d o n t les textes anglais, arabe, chinois, espagnol, français et russe sont également authentiques.