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German Pages 7 [12] Year 1816
Abbildung und Beschreibung
der Insel St. Helene.
E i n
Brief über
die Insel St. Helene von
E.
E.
B c st,
Hauptmann in englischen Diensten.
Leipzig bei Georg Joachim Göschen 1815.
Um 14. May liefen wir hier auf der Rhede von
St. Helene vor Anker, um von hier aus die Schiffe
mit frischem Wasser j» verseh«.
Eine Anficht dieser
Insel, die wenig mehr, als eine bloße Felsenmasse ist, giebt Ihnen der beyliegende Prvspect.
Sie ist
durch das schöne Wasser, welches hier entspringt, den nach und von Ostindien fahrenden Schiffen nützt
lich, und liegt im sechzehnten Grade vier Minuten südlicher Breite, und im fünften. Grade vier und
fünfzig Minuten westlicher Länge.
Sie soll zuerst
von den Portugiesen entdeckt und in Besitz, genommen, nachher aber an die Engländer abgetreten worden
seyn.
Außer dem frischen Wasser liefert ße auch
wohl zur Noth einige Lebensrnittel.
Dieses ist die
Ursache, warum England so viele Kosten dieser Be»
fitzung «egen verwendet, welche beträchtlich, und dagegen die Producte des Handels und des Lebens, Unterhaltes nur sehr unbeträchtlich find.
Sie sehen, diese Insel besteht aus einer Masse ungeheurer Felsen, die aus dem Meere empor ragen,
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die jetzt aber zum Theil, vorzüglich in den Ebenen, durch die unermüdeten Bewohner mit vieler Kunst uröar gemacht worden sind. Die Stadt, welche nach der Seeseite zu befestigt
ist, liegt an einer Ducht, in welcher für die Schiffe ein sicherer Ankerplatz ist.
Auf der einen Felsen,
spitze rechter Hand befindet sich eine mit mehreren Kanonen versehene Batterie, dergleichen an mehreren
Stellen dieser Insel angebracht sind, und von wel,
chen die ankommenden Schiffe signalisirt werden. Kein Fahrzeug darf cinlaufcn und sich vor Anker
legen, ehe es ein Boot abgesandt hat/ das seinen Namm, den Ork, woher es kommt, und die Nation,
von der es ist, angezeigt hat.
auf welchem
Ein schwarzes Brett,
mit großen weißen Buchstaben diese
Nachricht in englischer, französischer und Portugiesin
scher Sprache geschrieben steht, ist zu dem Ende
aufgestellt, und kann in ziemlich weiter Entfernung
durch Hülfe eines Fernglases gelesen werben. Die Wege an den steile» Felsen sind mit vieler
Mühe ausgehauen und gearbeitet, und an der abhann genden Seite mit einer kleinen
Mauer
umgeben.
Der Gouverneur und einige Bewohner haben in den
Thalern und Ebenen der Insel kleine Landsitze ut»t
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urbar gemachte Ländereyen, wohin man auf Maul eseln oder kleinen Pferden reitet. Die mehxsten Hauser sind von Erde und Lehm
gebaut, haben Dächer von Stroh und gewöhnlich nur ein
Stockwerk.
Die Wohnung des Gouver
neurs, so wie die Kirche, sind von Stein erbaut,
und mit Dachziegeln gedeckt. Die Garnison besteht aus einem Bataillon Infan
terie und, zwey Compagnien Artillerie der englisch ostindischen Compagnie. *) Die Bewohner der Insel leben größtentheils von
Seefischen, an welchen sie einen großen Uederfluß aller Gattungen haben. Jährlich werden zwey besonders dazu bestimmte
Schiffe hierher gesandt, um die Insulaner und die
hiesigen Magazine mit Mehl, Pöckelfleisch und anderm Verrathe zu versehen.
Die Magazine müssen jeder
zeit mit Lebensmitteln angefüllt seyn, um im Nothfalle
die hier einkehrenden Schiffe damit versehen zu können. Oft soll eö hier an Regen fehlen, da denn die
Früchte mißrathen,
oder die Weiden
vertrocknen
wodurch unter dem Vieh manche Krankheiten und *) 9Lid? neuern Nachrichten wird diese Insel mit könig lichen Truppen besetzt.
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Seuchen entstehen.
Uebrigens wird das Klima für
sehr gesund gehalten, und von ansteckenden Krank
heiten hat man keine Beyspiele.
Wirthshäuser giebt
es hier so wenig, wie auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung; indessen logiren und speisen einige Ein
wohner die hier vorsprechenden Passagiere und Schisser.
Ich sah bey einem Officier der hiesigen Garnison ein von ihm gesammeltes Naturalien-Kabinet, wel ches,
außer verschiedenen merkwürdigen Vögeln,
Fischen und andern Thieren, eine artige Anzahl sonderbarer Muscheln enthielt, welche das Meer hier häufig auswirft.
Unter den Fischen ist der Schwimmkopf sehr merkwürdig, welchen wir hier mehrere Male selbst
gefangen haben.
Er hat eine harte Schaale, wie
die Schildkröte, die oben einen spitzen Rücken, unten aber einen platten Boden hat; er kann, wenn man ihn lebendig auf den Tisch setzt, weiter nichts
als die Augen, die Floßfebern und den Schwanz bewegen.
Oben auf den Felsen habe» die Einwohner hin
und wieder Erdreich angctroffcn, und dasselbe urbar
gemacht.
Der dermalige Gouverneur, ein liebens
würdiger Mann, der viele Kenntnisse besitzt, und
7 uns mit Güte und Gastfreundschaft empfing, hat hier ein Landhaus mit einem recht artigen Garten.
Obgleich die Insel ihre Bewohner nur kärglich ernähren kann, so bemerkt man bemungeachtet eine
eigene
Heiterkeit und Zufriedenheit unser ihnen;
auch leben fie in der besten Eintracht mit einander. Sie geben einen Beweis, daß man auch ohne Ueber-
fluß glücklich leben kann. Zur Ehre der hiesigen Einwohner muß ich noch bemerken daß sie ihre Bedienten und Arbeiter, welches
Mohrensclaven
Diese
sind,
menschenfreundlich
armen Geschöpfe kommen
behandeln.
aus Afrika und
werden hier verkauft, wo sie ein besseres Schicksal finden, als ihre Mitbrüder bey den Holländern auf
dem Vorgebirge
der guten Hoffnung ju erwarte«
haben. In einigen Tagen werden
Segel gehen.
wir wieder
unter
Bald, meine Lieben, werde ich Euch
im Vaterlande umarmen.
(Abgedruckt aus Bests dien,
Priesen über Ostin«
das Vorgebirge der
guten Hoffnung
und die Insel St. Helene. 4. Mit illum. Kupfern
is rthlr., mit schwarten Kupfern s rthlr.)
Zur Erklärung des Kupfers
Zm Vordergründe steht eine Mauer mit Schiessschar ten, welche- die Stadt von der Seescite umaiebt. Remter Hand lieht die Kirche mit einem stumpfen Thurm. Das vordere Gebäude mit Fronteau und langen Fenstern ist die Wohnung des Gouverneurs. Man steht im Hintergründe die ungeheuern nackten Felsen, welche auch rechts und links die Stadt, die in einem Thalx liegt, umgeben. Wege sind an selbigen eingehauen, und an der Aussenseite mit einer Mauer eingefaßt. Auf dem Felsen oben rechter Hand steht
man eine Dätterie.