Du bist die Schüssel, nicht die Suppe: Akzeptanz- und Commitmenttherapie für den Alltag [1 ed.] 9783666405648, 9783666405628, 9783525405642


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German Pages [92] Year 2016

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Du bist die Schüssel, nicht die Suppe: Akzeptanz- und Commitmenttherapie für den Alltag [1 ed.]
 9783666405648, 9783666405628, 9783525405642

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Hagen Böser

Du bist die Schüssel, nicht die Suppe Akzeptanz- und Commitmenttherapie für den Alltag

Mit Illustrationen von Leonore Poth

Vandenhoeck & Ruprecht

Mit 15 Abbildungen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ­http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-666-40562-8 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Umschlagabbildung: © Leonore Poth, »Du bist die Schüssel, nicht die Suppe« © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen /  Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

Inhalt

Warum sollte man sich mit Akzeptanz- und Commitmenttherapie beschäftigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Was ACT Psychotherapeuten bietet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Das Hexaflex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Zum Üben von Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Anleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Ideen  Die drei Erlebnisweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Erfahrung der Sinne oder Erfahrung des Geistes? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Achtsam kommunizieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Hin zu oder weg von? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Regeln haben einen Sog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Es ist nicht unsere Schuld, aber es bleibt unsere Verantwortung . . . 46 Metaphern  Die zwei Berge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Treibsand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Du bist die Schüssel, nicht die Suppe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Wohin fährst du deinen Bus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 Übungen  Breathing Space/Atemraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Blick nach innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 STOP-Intervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Fünf Finger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Wie weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Für meine Frau Carolin – ohne Deine Unterstützung gäbe es dieses Kartenbuch nicht.

Warum sollte man sich mit Akzeptanzund Commitmenttherapie beschäftigen?

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) ist ein junges Psychotherapieverfahren. Das erste Lehrbuch erschien im Jahr 1999 (Hayes, Strosahl u. Wilson). Amerikanische Verhaltenstherapeuten waren unzufrieden, da einige Probleme nicht mit den üblichen verhaltenstherapeutischen Techniken gelöst werden konnten und suchten nach neuen Wegen. An diesem Punkt setzt ACT an. Sie unterscheidet zwischen Problemen, die man lösen kann, und Problemen, mit denen man lernen kann zu leben. Eine Kernaussage von ACT lautet: »Lass dich nicht von deinem Leid ablenken, das Leben zu führen, das dir wichtig ist.«1 Schmerz und Leid werden in der ACT als Teil des Lebens angesehen. Schmerz meint hier etwas, das mir von außen zustößt: die Erkrankung, der Unfall, der Tod eines nahen Angehörigen oder Ähnliches. Diese Schicksalsschläge sind nicht vermeidbar und meistens haben wir keinen Einfluss auf sie. Wenn nun unter Leid der eigene Umgang mit Schmerz verstanden wird, gibt es jedoch einen Einflussbereich: Auf mein Leid habe ich einen großen Einfluss, da ich darauf einwirken kann, wie ich mit einem Schicksalsschlag umgehe, indem ich neue Umgangsweisen zulasse. ACT will dazu anregen, den Umgang mit Schmerz und Leid so zu verändern, dass in schwierigen Situationen mehrere Handlungsmöglich1 Diesen Satz gibt es in vielen Varianten. Diese Variante habe ich von Steven Hayes während eines Workshops 1999 in Reno, USA, gehört und ins Deutsche übertragen.

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keiten vorhanden sind, die Menschen zwischen ihnen wählen und so ein zufriedeneres Leben führen können. Dieses zufriedenere Leben wird durch die intensive Beschäftigung mit Werten erreicht. »Was ist mir wirklich wichtig?« Diese Frage durchzieht die Arbeit mit ACT. Das bedeutet auch, dass ich bereit bin, unangenehme Gefühle und Gedanken auszuhalten, wenn diese im Dienst für etwas mir Wichtigem stehen. Wenn man beispielsweise ein Buch schreiben will, muss man viele Durststrecken mit unangenehmen Gedanken und Gefüh8

len aushalten und dennoch immer weiter schreiben. Man kann nicht warten, bis die unangenehmen Gedanken und Gefühle weg sind, denn sonst würde das Buch nie fertig werden. ACT will die psychische Flexibilität von Menschen fördern:

ȤȤ Schweres auszuhalten und nicht zu vermeiden, wenn es um mir wichtige Angelegenheiten geht, ȤȤ Entscheidungskompetenz in vor allem schwierigen Situationen steigern und fördern, ȤȤ engagiertes Handeln in den Bereichen unterstützen, die mir wichtig sind. A = Accept – Akzeptieren C = Choose – Wählen T = Take action – Handeln

Was ACT Psychotherapeuten bietet

In diesem Kapitel lesen Sie eine Erläuterung von ACT, die man nicht lesen muss, um mit den ACT-Karten zu arbeiten. Aber sie kann Psychotherapeuten helfen, ACT in den verschieden psychotherapeutischen Schulen zu verorten. ACT ist keine Technik oder Methode, sondern ein multidimen-

sionaler psychotherapeutischer Ansatz, der eine »prozessorientierte, transdiagnositische Alternative zum syndromalen Denken« anbietet (Hayes, Strohsal u. Wilson, 2014, S. 43). ACT fordert von den Patienten, dass sie ihre eigenen persönlichen Denkgewohnheiten aus einer anderen Perspektive betrachten. Wissenschaftsphilosophisch hat ACT die Suche nach der Wahrheit eingestellt. Die Fragen der Ideenlehre »Was ist das?« und des elementaren Realismus »Welche Elemente und Kräfte lassen dieses System funktionieren?« entstammen ontologischen Konzepten, der Suche nach dem Sein, der Existenz und der Wirklichkeit. ACT vertritt den funktionalen Kontextualismus, der als Antwort

nicht die Wahrheit sucht, sondern sich an der Zweckmäßigkeit orientiert. Das ist eine konstruktivistische Perspektive. Es geht hier um die Frage »Wozu könnte das Verhalten dienen?«. Dieser Blickwinkel macht deutlich, dass der Fokus nicht nur auf dem konkreten beobachtbaren Verhalten liegt, sondern dass in der Therapie versucht wird, ein komplexeres Bild zu erfassen: Das Verhalten aller Beteiligten, das aktuelle Umfeld, in dem das Verhalten stattfindet (aktueller Kontext),

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die Lerngeschichte aller Beteiligten (historischer Kontext), die gesellschaftliche Situation, in der das Verhalten auftritt (gesellschaftlicher Kontext) und dann noch die möglichen Absichten aller Beteiligten (Was könnte jeder mit seinem Verhalten erreichen wollen?) sollen als miteinander verwoben betrachtet und »behandelt« werden. In diesem komplexeren Bild finden sich keine Wahrheiten, es entstehen vielmehr mehrere Möglichkeiten. Verschiedene Möglichkeiten erschaffen neue Perspektiven und aus ihnen erwachsen neue Hand10

lungsoptionen. Auch eine psychiatrische Diagnose wird so von der ACT als eine Beschreibungsmöglichkeit unter vielen anderen ver-

standen. Das macht Diagnosen nicht besser oder schlechter, aber es relativiert ihre Leitlinienfunktion für therapeutische Interventionen. Viele psychotherapeutische Ansätze (z. B. kognitive Verhaltenstherapie und Systemische Therapie) versuchen Patienten darin zu unterstützen, dysfunktionale Gedanken zu erkennen und diese zum Beispiel zu »reframen« (umzudeuten). ACT geht hier einen deutlichen Schritt weiter. Es geht nicht darum, z. B. einen Gedanken zu bewerten (z. B. als dysfunktional oder einfach als nicht hilfreich), sondern einen Gedanken als Gedanken zu bemerken (Defusion) und ihn nicht als Aussage über irgendeine Wirklichkeit zu verstehen. Das geht weit über eine neue Interpretation hinaus. Eine neue Interpretation wäre ein neuer Gedanke in demselben System. Den Gedanken als Gedanken zu erkennen, eröffnet die Möglichkeit, das System Gedanken und somit auch das System Sprache anders beobachten zu können. Dieser Perspektivenwechsel eröffnet wieder neue Handlungsoptionen. Das Behandlungsziel von ACT ist psychische Flexibilität, dies bedeutet, »dass eine Person in vollem Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment und je nachdem, was die aktuelle Situation und die selbst gesetzten wertebezogenen Ziele erfordern, ihr Verhalten ändern oder beharrlich beibehalten kann« (Sonntag, o. J., S. 1) – völlig

unabhängig von der Diagnose. Durch die vielen störungsspezifischen Studien konnte ACT zeigen,2 dass die Verbesserung von psychischer Flexibilität allen Menschen hilft, auch wenn sie ganz unterschiedliche Diagnosen haben. Obwohl ACT ein transdiagnostischer Ansatz ist, wird sie von der American Psychological Association (APA) als evidenzbasiert eingestuft und zählt so zu den Psychotherapieansätzen, deren Wirksamkeit mit wissenschaftlichen Methoden gezeigt werden konnte, was für viele andere Ansätze noch nicht zutrifft. ACT baut auf den Ergebnissen der Relational Frame Theorie

(RFT) auf, die in den 1980er in Analysen nachwiesen, »dass und wie Sprache und Kognition mit den unmittelbar gemachten Erfahrungen interagieren, sie überdecken und zu erheblichen Einschränkungen psychischer Flexibilität bis hin zu einer weitgehenden Erstarrung der persönlichen Entwicklung führen können« (Sonntag, o. J., S. 1). Um dem entgegenzuwirken, muss man sich z. B. eigener Selbstbeschreibungen bewusst werden. »Das kann ich nicht«, »ich bin nicht so«, »ich bin so«, »das halte ich nicht aus« – diese und ähnliche sprachliche Aussagen schränken das eigene Denken und Handeln ein. Wenn man sich dessen bewusst wird, kann eine Loslösung von Vereinfachungen gelingen, was einen erweiterten Handlungsspielraum erzeugt. Dies bedeutet für ACT, dass sie hauptsächlich mit »Metaphern, natürlichen Paradoxien, erlebnisorientierten Techniken und einer intensiven therapeutischen Beziehung« arbeitet (Sonntag, o. J., S. 1). Als ACT-Therapeut erzähle ich von Ideen, Metaphern und erläutere Übungen. Immer wieder und auch häufig dieselben. Über die erinnerungsfreundlich in Wort und Bild dargestellten Karten finden sie ihren Weg in den Alltag der Menschen, wo sie erinnert, mit ihnen gearbeitet und Erfahrungen gesammelt werden. 2 Ein kontinuierlich aktuelles Verzeichnis aller ACT-Studien wird von der ACBS (Association of Contextetual Behavioral Science), dem ACT-Weltverband geführt: https://contextualscience.org/state_of_the_act_evidence.

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Das Hexaflex

Das Hexflex ist das bekannteste Behandlungskonzept in der ACT. Dieses Behandlungskonzept der ACT geht davon aus, dass psychische Flexibilität das Leiden von Menschen lindert – unabhängig von psychiatrischen Diagnosen. Im Hexaflex (Abbildung 1, S. 14) finden sich sechs Behandlungskomponenten, die »sowohl als Kontexte der Behandlung (die Haltung des Therapeuten betreffend), als auch als Methoden (die der Therapeut anwendet) und als Fertigkeiten (die Patient und Therapeut lernen und einüben) aufgefasst werden können« (Sonntag, o. J., S. 1). Aus diesen sechs Fertigkeiten entwickelt sich die psychische Flexibilität, die man so gezielt fördern kann. Sie sind Fertigkeiten und Behandlungskomponenten zugleich und werden im Rahmen dieses Buchs orientierend dargestellt. Ausführliche Erläuterungen zu dem komplexen Behandlungskonzept finden sich bei Hayes, Strosahl und Wilson (2014). Achtsamkeit stellt die Basis­fertigkeit dar, auf der mit den sechs Fertigkeiten des Hexa­ flexes aufgebaut wird: Hier und Jetzt, Akzeptanz, Defusion, Selbst als Kontext, engagiertes Handeln, Werte. Die Fertigkeiten sind als Aspekte eines »ganzheitlichen Geschehens« (Sonntag, o. J., S. 1) zu verstehen, deren Unterscheidung vor allem der Zweckmäßigkeit unterworfen ist.

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Abbildung 1: Das Hexaflex

Hier und Jetzt Die erste Fertigkeit im Hexaflex trägt den Namen Hier und Jetzt. Damit ist eine Orientierung in der Gegenwart gemeint. Wir Menschen beschäftigen uns oft mit der Vergangenheit oder Zukunft und können dadurch den Kontakt zum aktuellen Moment verlieren. Fragen wie »Warum ging es mir damals so schlecht?« oder »Was kommt da noch alles auf mich zu?« können uns stundenlang beschäftigen, ohne dass wir bemerken, dass der aktuelle Moment frei von Bedrohung ist. Wir können üben, mehr im aktuellen Moment zu leben und die Erfahrungen in der Gegenwart bewusst wahrzunehmen, anstatt uns in unseren Gedanken mit vergangenen oder zukünftigen Ereignissen zu beschäftigen.

Akzeptanz Akzeptanz ist eine weitere Fertigkeit im Hexaflex, die die meisten Menschen theoretisch beherrschen. In vielen unterschiedlichen Situationen hört man den Satz: »Das musst du akzeptieren!« Wie schwierig das in der praktischen Umsetzung ist, weiß jeder, der schon einmal persönlich betroffen war, wenn er zum Beispiel einen schweren Verlust in sein Leben integrieren musste. Häufig wird in der ACT der Begriff Akzeptanz durch den Begriff Bereitschaft ergänzt. Die Bereitschaft alles zuzulassen, was sich in diesem Augenblick zeigt, ohne den Versuch zu unternehmen, es zu verändern, bedeutet es nicht loszuwerden, aber auch nicht festhalten zu wollen.

Defusion Manchmal leben wir so sehr in unseren Gedanken, dass wir die Welt um uns herum kaum wahrnehmen. Wir können über Austern reden und erzählen, wie scheußlich oder wie gut sie schmecken, ohne sie jemals selbst probiert zu haben. Eine Person unseres Vertrauens hat uns erzählt, wie sie schmecken, und wir übernehmen die erzählte Bewertung. Wenn wir nicht aufpassen, erzählen wir bald anderen, wie Austern schmecken, weil sich die Worte, die erzählte Bewertung, in unserem Gehirn fast in eine Erfahrungserinnerung (Mund auf, Auster kauen, schmecken und herunterschlucken) verändert haben: Das Wort wird zur Erfahrung. Oder in ACT gesprochen: Wort und Erfahrung sind fusioniert. Das kann sinnvoll sein, aber wir können uns in den »gedanklichen Netzen […] so verstricken, dass ihr Einfluss über den unserer direkt gemachten Erfahrungen weitgehend dominieren kann« (Sontag, o. J., S. 1 f.). Dennoch: Wir müssen zum Beispiel nicht alle in eine Steckdose fassen, um zu lernen, dass ein Stromschlag sehr schmerzhaft und gefährlich sein kann. Aber bei manchen Dingen

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sollte man eine eigene Erfahrung machen, da das Erleben von Menschen sehr unterschiedlich sein kann. Was für uns schön und angenehm ist, finden wir durch eigene Erfahrung heraus. Manche Empfehlungen von anderen erweisen sich hingegen als Enttäuschungen.

Selbst als Kontext Wir haben eine Vorstellung von uns, wer wir sind und wie wir sind. 16

Meistens haben wir auch das Gefühl, immer dieselbe Person zu sein. Wenn wir jedoch alte Bilder ansehen oder alte Briefe von uns lesen, fühlt sich dies manchmal fremd an. Manche unserer Gefühle von früher sind heute für uns nur noch schwer nachvollziehbar, denn unser Selbst verändert sich ständig, ohne dass wir es bemerken. Einige Veränderungen geschehen jedoch auch eindrücklich. Zum Beispiel wenn wir eine Rolle, die in unserem Leben eine hohe Definitionsmacht über uns hat, verlieren (z. B. die des Erwerbstätigen, wenn wir in Rente gehen). In diesen Momenten stürzen manche von uns in eine Krise, weil sie nicht eine Rolle, sondern scheinbar ihre Identität verloren haben. In diesen Fällen ist die Rolle mit der Identität fusioniert. Das Ziel dieser Fertigkeit ist es, das eigene Selbst als Kontext (Umwelt, Gefäß) wahrzunehmen, in dem alle Rollen, Gedanken, Gefühle etc. stattfinden, ohne von all dem direkt betroffen zu sein. Wir sind mehr als alle unsere Gedanken, Gefühle und Rollen. Entsprechend heißt dieses Buch auch »Du bist die Schüssel, nicht die Suppe«.

Werte In der ACT ist man davon überzeugt, dass es sich lohnt, im Leben das zu tun, was einem wirklich wichtig ist, und nicht das, was andere

Menschen sagen, was einem wichtig sein sollte. Das ist gar nicht so leicht, denn häufig wollen wir es anderen recht machen. Der Prozess, immer wieder herauszufinden, was einem selbst wichtig ist, seine Werte zu kennen, stellte eine Fertigkeit im Hexaflex dar und ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit in der ACT. Die Werte sind wie das Salz in der Suppe.

Engagiertes Handeln Erich Kästner beschreibt diese Fertigkeit sehr gut: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!« (Kästner, 2015). Über etwas zu reden ist meistens lediglich die Ankündigung einer Handlung, und wenn es dabei bleibt eigentlich eine Nicht-Handlung. Auch wenn sich das schon ein bisschen wie Handeln anfühlt, ist es noch nicht die vollzogene Handlung im Sinne der ACT. ACT setzt sich dafür ein, dass Menschen tatsächlich aus persönlicher Überzeugung handeln. Es gilt die »formulierten Werte im täglichen Handeln tatkräftig zu leben« (Sonntag, o. J., S. 2). An dieser Fertigkeit wird die handlungs- und erfahrungsorientierte Ausrichtung von ACT deutlich.

Verwendung im Kartenbuch Bei jeder Idee, Metapher und Übung im Kartenbuch werden jeweils die Fertigkeiten des Hexaflexes genannt, die aus meiner Sicht durch diese Karte besonders gefördert werden. Über die Auswahl der Fertigkeiten kann man unterschiedlicher Meinung sein. Jeder Therapeut sollte sich darüber seine eigene Meinung bilden. Die Wahl der Karte beeinflusst den weiteren Verlauf der Therapie.

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Zum Üben von Übungen

Viele Menschen haben in ihrem alltäglichen Leben wenig Kontakt mit Psychotherapie. Sie kennen sie meist aus Filmen und Fernsehen: Jemand steckt in einer Krise, geht zu einem Therapeuten und erzählt dort seine Probleme. Das ist manchmal schwierig und sehr emotional. Und dann? Dann wird es irgendwie besser. Aber wie genau funktioniert das mit dem Besserwerden? Es gibt einen alten Streit zwischen den psychotherapeutischen Schulen Psychoanalyse und Verhaltenstherapie darüber, was Veränderung anstößt: Ändert Einsicht das Verhalten oder ändert Verhalten die Einsicht? Muss ich erst etwas verstanden haben, um etwas in meinem Leben verändern zu können, oder muss ich erst etwas tun, um dann etwas verstehen zu können? Wahrscheinlich haben beide Schulen recht – je nach Inhalt und Kontext –, meistens ist das Leben multifaktoriell. ACT hat ihren Ursprung in der Verhaltenstherapie und betont

somit den Aspekt des Handelns, des Tuns. Das Verstehen zum Beispiel der Fertigkeit Defusion ist dennoch sehr hilfreich und wichtig für die ACT-Arbeit. Es gibt eine Metapher, die häufig für die therapeutische Arbeit genutzt wird: es ist die Metapher des Gitarrelernens. Um Gitarre spielen zu können, reicht es nicht, nur in den Stunden mit dem Lehrer Gitarre zu üben. Es ist entscheidend, zwischen den Stunden und ohne den Lehrer zu üben. Genauso braucht psychische Flexibilität

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das Trainieren der Hexaflex-Fertigkeiten im Alltag und nicht nur in der Therapie- oder Beratungsstunde. Achtsamkeit wird von vielen als Basis für alle höheren kognitiven und emotionalen Fähigkeiten angesehen. Sie ist auch eine wichtige Hilfe für Akzeptanz. Aus diesem Grund sind Übungen zur Achtsamkeit in praktisch allen ACT-Behandlungen zu finden.

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Das erste Mal Anleiten Viele Kollegen berichten, dass es ihnen schwerfällt, Patienten oder Klienten Achtsamkeitsübungen vorzuschlagen. Sie haben die Sorge, als esoterisch oder nicht professionell angesehen zu werden. Aus diesem Grund kann es lohnen, Achtsamkeitsübungen kurz wissenschaftlich einzuführen. Hier ist das Buch »Meditation für Skeptiker« von Ulrich Ott (2010) hilfreich. Folgende Erläuterung hat sich in der Praxis bewährt: Die Wirksamkeit von Achtsamkeitsübungen wird seit mehr als 30 Jahren intensiv wissenschaftlich untersucht. Die Effektivität ist in vielen Studien zu sehr unterschiedlichen Problemen nachgewiesen. Vor allem wurde zu den Themen Schmerzen und Stress intensiv geforscht. Die Studien zeigen, dass durch das regelmäßige Üben zum Beispiel Schmerzen und Stress positiv beeinflusst werden können.3 Manche Patienten haben auch schlechte Vorerfahrungen aus früheren stationären Behandlungen. Die Patienten schildern auf Nachfrage fast immer, dass sie während der Achtsamkeitsübungen Zweifel hatten, ob sie diese »richtig« machen. So saßen sie häufig mit einem Gefühl der Verunsicherung, der Anspannung und der Skepsis in teilweise sehr lange andauernden Achtsamkeitsübungen. 3 Eine kontinuierlich aktuelle Übersicht findet sich beim MBSR-MBCT V ­ erband: http://www.mbsr-verband.de/mbsr-mbct/forschung.html.

Alle Übungen in diesem Kartenbuch sind kurze Übungen. Man kann sie in drei bis fünf Minuten durchführen. Und gerade für den Anfang sollte man bei drei Minuten bleiben. Es ist viel sinnvoller, eine dreiminütige Übung mehrmals am Tag zu machen, als sich einmal mit zwanzig Minuten Achtsamkeit am Tag zu quälen. Das Bedürfnis, die Übungen etwas zu verlängern, kommt irgendwann von selbst und solange lohnt es zu warten – das kann auch bis zu einem Jahr dauern. Für Smartphones gibt es viele Meditationsapps. Bewährt hat sich die App »Die Achtsamkeit App« von MindApps (iOS und Android). Hier findet man drei und fünf Minuten lange Anleitungen für Achtsamkeitsübungen und einen Timer mit 3, 5 und 15 Minuten, wenn man sich zum Beispiel selbst mit den ACT-Karten anleiten möchte. Wie schon erwähnt, ist aber für die Patienten und Klienten nicht nur die Dauer der Übungen ein Problem. Häufig ist es ein nicht hilfreiches Verständnis davon, was Achtsamkeit ist: Erstens glauben viele, dass Achtsamkeitsübungen dazu dienen, Entspannung herzustellen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Patienten verunsichert oder sogar enttäuscht sind, wenn sich der Zustand des Gelöstseins und der Unbeschwertheit nach den Übungen nicht einstellt. Achtsamkeitsübungen sind keine Entspannungsübungen, sondern eher Konzentrationsübungen. Geübt wird das Fokussieren auf eine Aufgabe (z. B. Beobachten des Atmens oder des Hörens) und zwar mit dem körperlichen und geistigen Zustand, in dem ich gerade bin (angespannt oder aufgeregt, schmerzfrei oder verspannt, nachdenklich oder lustlos). Es ist sogar erwünscht, in unterschiedlichen Zuständen das Fokussieren zu üben und sich so nicht zu sehr vom aktuellen Zustand ablenken zu lassen bei der Aufgabe, die man gerade verfolgt, »sich vom Leiden nicht ablenken zu lassen, das Leben zu leben, das man leben möchte«. Zweitens gibt es einige, die das Fokussieren sehr starr verfolgen. Das bedeutet, sie setzen sich das Ziel, den Fokus fest auf den Atem zu

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richten und auf keinen Fall mit den Gedanken abzuschweifen. ACT will aber gerade Flexibilität fördern! Unsere Gedanken wandern, mal mehr und mal weniger. Wir können das Abschweifen nicht verhindern. Aber wir können unser Abschweifen bemerken und uns dann entscheiden, wieder zur Aufgabe zurückzukehren. Das Zurückholen der Aufmerksamkeit auf die Aufgabe, das ist die Achtsamkeitsübung. Manche vergleichen Achtsamkeit mit einem Muskel, der dann trainiert wird, wenn wir unsere Aufmerksamkeit 22

zurückholen zu der Aufgabe. So ist das Abschweifen nicht nur nicht vermeidbar, sondern für das Trainieren des Achtsamkeitsmuskels notwendig: Es gilt nicht das Abschweifen zu bekämpfen, sondern es für die Übung nutzen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt? Jetzt – Jetzt – Jetzt Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt zum Üben, sondern nur Gelegenheiten, die wir nutzen oder nicht nutzen. In Beratungen und in Therapien hat es sich bewährt, die Stunde gemeinsam mit einem »Breathing Space« zu beginnen. So können sich der Patient und der Therapeut auf die Stunde einstellen.

Anleitungen

Die Karten sind Verweil-Karten. Hinschauen. Hindenken. Hinfühlen. Eine Karte mehrmals am Tag betrachten. Die Ideen denken und im und am eigenen Leben ausprobieren. Nach jeder Geschichte innehalten. Und die Übungen üben und ruhig noch einmal üben. Das Buch ist zur Vertiefung und Weiterentwicklung des ACT-Verständnisses. Die drei Abschnitte haben unterschiedliche Absichten. ȤȤ Die Ideen erläutern Kernaussagen von und um ACT verständlich und alltagstauglich. ȤȤ Die Metaphern regen durch Äquivalenzbeziehungen (Stoddard u. Afari, 2015, S. 31) andere Ebenen des Verständnisses von ACT an. ȤȤ Die Übungen sind die tägliche Praxis. Für ACT reicht das kognitive Verstehen nicht aus. Es braucht die Erfahrung, das Erleben, das Tun!

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Die ACT-Karten können mit ihren Themen in der Einzel- und Gruppentherapie genutzt werden. Am Kühlschrank, am Spiegel oder über den Schreibtisch geheftet, erinnern die Karten im Alltag an bewusste Entscheidungen. Solcherart sind die Karten »Verbrauchskarten« – jedes Motiv können Sie jedoch im 10er-Kartenpaket beim Verlag nachbestellen (www.v-r.de).

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Ideen

Das Wichtigste ist, sich daran zu erinnern, was das Wichtigste ist. (nach Rick Hanson)

Die drei Erlebnisweisen

Kartentext Leben lenken, und die wir häufig nicht bewusst wahrnehmen. Wir treffen sie blitzschnell hunderte Male am Tag: Finde ich das, was ich gerade erlebe, angenehm, unangenehm oder neutral? Diese drei Erlebnisweisen bestimmen vielfach unser weiteres Handeln. Wenn uns etwas angenehm ist, dann wollen wir gern mehr davon, was immer es auch ist. Oder zumindest soll es so bleiben. Wenn uns etwas unangenehm ist, dann wollen wir weg davon, gerne auch räumlich. Wenn etwas für uns neutral ist, dann hat es nur wenig Einfluss auf unser Handeln. Oft handeln wir, ohne unsere Erlebensweise mitzubekommen – und schon ist die Schokolade in meinem Mund. Obwohl ich doch weniger davon essen wollte. ȤȤ Was ist dir in diesem Moment angenehm oder unangenehm? Und wie reagierst du darauf?

Hexaflex Hier und Jetzt, Werte, engagiertes Handeln

◀  Abbildung 2: Die drei Erlebnisweisen

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Ideen

In unserem Alltag gibt es Entscheidungen, mit denen wir unser

Hintergrund Geschult wird die Wahrnehmung der Wirkung von schnellen Beurteilungen in »angenehm« oder »unangenehm« auf unser Handeln. Um langfristig werteorientiert entscheiden zu können, müssen uns die Sirenengesänge des aktuellen Momentes auffallen, die uns von unseren Werten ablenken. Odysseus musste sich am Mast seines Schiffes festbinden lassen, um den Gesängen der Sirenen widerste-

Ideen

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hen zu können. Der Impuls, sich beispielsweise von Unangenehmem schnell abzuwenden, ist stark und fast ein Reflex. Doch manchmal führt das dazu, dass wir langfristige Ziele mit einer höheren Wertorientierung als die Verführung des Augenblickes aus dem Blick verlieren. Indem wir uns unsere schnellen Beurteilungen bewusst machen, ist es uns möglich, trotz der Beurteilung in »unangenehm« oder »neutral«, Handlungen zu vollziehen, die uns wichtig sind.

Querverbindung Als Übung bietet sich hier »Blick nach innen« aus dem Kartenset an (S. 74).

Weiterführende Literatur Kabat-Zinn, Jon (2011). Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. München: Knaur.

Erfahrung der Sinne oder Erfahrung des Geistes?

Kartentext Riechen, Schmecken und Tasten) und von Wahrnehmungen des Geistes (Denken, Fühlen, Erinnerungen und Bilder) schützt uns vor einigen Missverständnissen. Habe ich das gerade gehört oder habe ich es gedacht? Habe ich das gerade gesehen oder habe ich mich erinnert? Habe ich das in meinem Körper gespürt oder in meinem Geist gefühlt? Stelle ich mir vor, dass es passiert oder passiert es gerade? Übe zu unterscheiden: Was nimmst du in diesem Moment mit deinen Sinnen wahr? Und was sind deine Gedanken, Gefühle, Erinnerungen oder Phantasien? Du kannst dir vorstellen, die Unterseite deiner Schuhsohle abzulecken und du kannst es tatsächlich tun, dann bekommst du eine Idee von dem Unterschied.

Hexaflex Defusion, Hier und Jetzt

Hintergrund Ist es eine Erfahrung der Sinne oder ein Produkt des Geistes? Im Konzept der »Matrix« von Kevin Polk et. al. (2016) wird diese

◀  Abbildung 3: Erfahrung der Sinne oder Erfahrung des Geistes?

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Ideen

Die Unterscheidung von Wahrnehmungen der Sinne (Sehen, Hören,

Abgrenzung die »erste Unterscheidung« genannt, die wir lernen sollten. Statt sich auf sechs Fertigkeiten zu konzentrieren, arbeitet die Matrix mit nur zwei Unterscheidungen. Sie ist eine vereinfachte Arbeitsversion des Hexaflexes und wird häufig als Einstieg in die ACT-Arbeit verwendet.

Das Kino in unserem Kopf kann ein solches Ausmaß annehmen, dass wir den Kontakt zur Außenwelt sehr einschränken. Es besteht die Gefahr, dass wir unsere Interpretation immer mehr für die Wahr-

Ideen

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heit halten und vergessen, dass es eine von vielen möglichen Interpretationen einer Wahrnehmung war – wir hätten auch anders interpretieren können. Durch nur eine einzige Interpretation der Wahrnehmung schränken wir unsere möglichen Anschlusshandlungen stark ein. Wenn wir die laut gesprochenen Worte eines unserer Kollegen als aggressiv gegen uns interpretieren, werden wir vielleicht schärfer antworten. Wenn wir darüber nachdenken, ob er schon wieder sein Hörgerät vergessen hat oder nur sehr schlecht geschlafen hat, würden wir anders antworten. Wenn es uns gelingt, alle drei Interpretationen und das Wissen, dass es noch viele weitere gibt, bewusst zu machen, dann können wir unsere Antwort mehr abwägen. Wir haben viel mehr Optionen (Anschlusshandlungen). So ist es wichtig, die Wahrnehmung (Sinne) von der Interpretation (Geist) zu unterscheiden, um mehr Handlungsspielraum zu haben.

Querverbindung Als Übung bietet sich hier »Breathing Space/Atemraum« aus dem Kartenset an (S. 70).

Weiterführende Literatur Polk, Kevin L., Schoendorf, Benjamin, Webster, Mark, Olaz, Fabian O. (2016). Essential Guide to the Act Matrix. Oakland, CA: New Harbinger.

Kevin Polk (www.drkevinpolk.com) hat in unterschiedlichen Medien viel Material zur Matrix veröffentlicht. Bei YouTube findet man viele kostenlose Videos zur Matrix (Eingabe in der YouTube-Suche »Kevin Polk matrix« führt zu seinem Kanal).

Ideen

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Achtsam kommunizieren

Kartentext gesprochenen Worten. Sie bilden unsere Worte. Nehme ich meine Worte als Zusammenspiel von Gedanken, Emotionen und Stimmungen wahr? Sage ich das, was ich vor allem denke oder sage ich vor allem das, was ich fühle? Stimmungen arbeiten wie Filter. Wir nehmen meist nur noch die Gedanken und Emotionen wahr, die zu unserer aktuellen Stimmung passen. Viele andere Gedanken und Emotionen fließen unbemerkt an uns vorbei. So ist vielleicht das meiste, was wir sagen, von unserer aktuellen Stimmung geprägt. ȤȤ Wie ist meine Stimmung jetzt gerade in diesem Moment? ȤȤ Was werde ich gleich sagen? ȤȤ Was werde ich gleich nicht sagen, da es nicht zu meiner aktuellen Stimmung passt?

Hexaflex Hier und Jetzt, Werte, engagiertes Handeln

Hintergrund Förderung der Selbstwahrnehmung: Wie wirkt sich meine Stimmung auf meine Interaktionen mit mir selbst und anderen Menschen aus?

◀  Abbildung 4: Achtsam kommunizieren

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Ideen

Gedanken, Emotionen und Stimmungen liegen zeitlich vor unseren

Dieser Aspekt kann im Umgang mit Ärger und Wut wichtig sein. Wenn mir meine Stimmung bewusster ist, kann ich meine Reaktionen auf bestimmte Situationen besser voraussagen. Diese Möglichkeit kann mich in der Entscheidung unterstützen, ob ich mich mit dieser Stimmung anderen Menschen eher zuwende oder mich lieber zurückziehe, bis sich meine Stimmung wieder verändert hat. So entscheidet nicht vor allem meine Stimmung über meine nächste Handlung.

Ideen

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Querverbindung Als Übung bietet sich hier »Blick nach innen« aus dem Kartenset an (S. 74).

Weiterführende Literatur Dewulf, David (2010). Das Arbeitsbuch der Achtsamkeit. Gelassen durch den Alltag surfen. Freiburg: Arbor.

Hin zu oder weg von?

Kartentext nerschaft, Kinder, beruflicher Erfolg und vieles mehr. Und es gibt Dinge, die wir nicht mögen oder vermeiden, wie Trauer, Enttäuschung, Langeweile, Schmerz und anderes. Bei allem, was du tust, kannst du dir überlegen, ob du es tust, um hin zu etwas zu kommen oder ob du es tust, um weg von etwas zu kommen. So kannst du etwas essen oder joggen, um etwas für deine Gesundheit zu tun oder um von deinem Frust wegzukommen. Dasselbe Verhalten kann hin zu etwas oder weg von etwas führen. Übe zu unterscheiden: Manchmal ist es beides, aber was ein bisschen mehr?

Hexaflex Werte, engagiertes Handeln

Hintergrund Die Unterscheidung, ob eine bestimmte Handlung eine Bewegung hin zu oder weg von den eigenen Werten bedeutet, gilt als die zweite wichtige Unterscheidung in der Matrix von Kevin Polk, neben der

◀  Abbildung 5: Hin zu oder weg von?

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Ideen

Es gibt Dinge, die uns wichtig sind, zum Beispiel Gesundheit, Part-

ersten, ob man es mit fünf Sinnen wahrnimmt oder nur denkt (www.drkevinpolk.com). ACT möchte Menschen darin unterstützen, ein werteorientiertes

Leben zu führen. Eine Grundhypothese der ACT ist, dass ein Leben, das werteorientiert ist, ein zufriedeneres Leben ist. Viele Dinge können von unserer Werteorientierung ablenken. Die Überprüfung, ob eine Handlung eine Bewegung hin zu mir wichtigen Werten ist oder weg von ihnen führt, ist eine wichtige Entscheidungshilfe, ob ich die

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Handlung fortsetze. Das Herausarbeiten der eigenen Werte ist die Vorbedingung, um diese zweite Unterscheidung treffen zu können. Das ist schwieriger, als man denkt. Viele erschrecken, wenn man sie nach ihren Werten fragt. In der deutschen Sprache wird das Wort »Werte« häufig im philosophischen Sinne verstanden, was vielen die Antwort erstmal erschwert. Auf die Frage »Was ist Ihnen wirklich wichtig?« können die meisten leichter antworten. Trotzdem sind viele der zuerst genannten Werte sozial erwünscht oder die in der jeweiligen sozialen Gemeinschaft offen vertretenen Werte. So braucht es oft noch ein Nachfragen »Was ist Ihnen daran wirklich wichtig?«, um den Wert des Einzelnen besser herausarbeiten zu können. Hilfreich kann die Frage sein: »Wenn keiner von den Menschen, die Ihnen wichtig sind, wüsste, dass Sie das tun, wäre es Ihnen dann immer noch wichtig?« Die Orientierung an den Handlungen im letzten Monat kann helfen, Werte zu finden. Salopp formuliert: »Willst du wissen, was du willst, musst du gucken, was du tust«. Hier sind die Handlungen viel wichtiger als die Worte. Wenn die Werte herausgearbeitet worden sind, sollten aktuelle Handlungen darauf untersucht werden, ob sie hin zu einem Wert oder weg von einem Wert führen. Diese Überprüfung vermag auch Wertekonflikte aufzudecken, denn unsere unterschiedlichen Lebensbereiche können konkurrierende Werte beinhalten und uns so dazu

auffordern, unsere Werteprioritäten immer wieder zu überdenken und gegebenenfalls neu zu entscheiden.

Querverbindung Als Metapher kann hier die Karte »Wohin fährst du deinen Bus?« verwendet werden (S. 64) und als Übung bietet sich hier »STOPIntervention« (S. 78) an.

Weiterführende Literatur Harris, Russ (2011). ACT leicht gemacht. Ein grundlegender Leitfaden für die Praxis. Freiburg: Arbor. Hayes, Steven, Strosahl, Kirk D., Wilson, Kelly G. (2014). Akzeptanz- & Commitment-Therapie. Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis. Paderborn: Junfermann. Stoddart, Jill A., Afari, Niloofar (2016). Metaphern und Übungen für die ACT-Arbeit: Materialien für Therapeuten. Lichtenau/Westfalen: G. P. Probst.

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Regeln haben einen Sog

Kartentext halten. Wir müssen dann nicht mehr alles immer wieder neu entscheiden, sondern können uns an der Regel orientieren. Das vereinfacht zum Beispiel die Frage, ob wir heute Morgen wirklich die Zähne putzen sollen, obwohl wir keine Lust dazu haben. Akzeptieren wir die Regel, nimmt das Handeln fast automatisch seinen Lauf und wir spüren nicht jedes Mal erneut einen inneren Konflikt. Es kann uns aber passieren, dass wir seit vielen Jahren eine Regel einhalten und gar nicht bemerkt haben, dass sich die Welt um uns herum verändert hat. Das Versprechen der Regel wird schon lange nicht mehr eingelöst. Aber wir haben uns so sehr an die Regel gewöhnt, dass wir sie weiterhin befolgen – auch ohne das versprochene Ergebnis (und das vor lauter Gewohnheit nicht einmal bemerken). So habe ich als Kind gelernt, dass die Köchin sich freut, wenn ich eine zweite Portion esse. Damals war das der Beweis dafür, dass mir das Essen geschmeckt hat – die Köchin war glücklich. Trotz meines Übergewichts und der Tatsache, dass die Köchin meiner Kindheit nur noch sehr selten für mich kocht, nehme ich auch heute häufig einen Nachschlag. Nicht, weil ich hungrig bin, sondern um weiterhin zu zeigen, dass mir das Essen schmeckt. Die vielen neuen Köche werden dadurch aber nicht glücklicher. Und wenn doch, könnte ich statt der zweiten Portion auch die Sprache benutzen, um den Köchen zu vermitteln, dass mir ihr Essen geschmeckt hat. Mit dem

◀  Abbildung 6: Regeln haben einen Sog

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In unserer komplexen Welt ist es eine große Hilfe, sich an Regeln zu

Blick auf mein Übergewicht hätten sie bei einem solchen Vorgehen sicherlich Verständnis.

Hexaflex Werte, Defusion, Selbst als Kontext

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Hintergrund Jedes soziale System (Familien, Gruppen, Organisationen etc.) entwickelt Regeln. Diese Regeln sind gleichzeitig ein Kennzeichen des Systems. Aber jedes soziale System lebt auch in einer Umwelt und diese verändert sich. Aber nicht nur die Umwelt, sondern auch die Menschen im System können sich verändern. Hier kann es viele Anlässe geben, in der Vergangenheit bewährte Regeln aufgrund von Neuerungen aufzugeben. »Es ist schon immer so gewesen« ist ein Hinweis auf eine Tradition, aber nicht eine Begründung für die Sinnhaftigkeit eines Verhaltens. So gibt es viele Momente, in denen wir Regeln nicht nur aus Tradition folgen sollten. Wir sollten sie immer wieder auf Aktualität prüfen. Diese Fragen können uns dabei helfen: »Passt diese Regel zu meinen Werten?«, »Welchen Wert kann ich durch diese Regel intensiver leben?« Das Überprüfen von Regeln fördert kontextsensibles Verhalten und psychische Flexibilität. Das Verfolgen von Werten macht zufriedener als das Befolgen von Regeln – ist aber anstrengender. Es verlangt mehr Achtsamkeit für mich und meine Umwelt.

Weiterführende Literatur Törneke, Niklas (2010). Bezugsrahmentheorie: eine Einführung. Paderborn: Junfermann.

Es ist nicht unsere Schuld, aber es bleibt unsere Verantwortung

Kartentext das Jahrhundert und das Land, indem wir geboren worden sind, die sozialen Verhältnisse, unsere Herkunftsfamilie, unseren Körper und vieles andere mehr. Mit manchen von diesen Bedingungen können wir hadern oder sie ungerecht finden. In manchen dunklen Stunden unseres Lebens fragen wir uns vielleicht, womit wir das verdient haben. – Gar nicht. Wir haben diese Bedingungen nicht verschuldet, sondern sie waren uns gegeben. Es ist und bleibt aber unsere Verantwortung, wie wir mit diesen Bedingungen umgehen. Das ist nicht leicht, aber unsere Chance für Lebensführungsverantwortung!

Hexaflex Werte, engagiertes Handeln

Hintergrund Schuld ist für viele Menschen ein großes Thema. Die genaue Untersuchung, wofür wir uns die Schuld geben und wofür wir die Verantwortung übernehmen, lohnt sich und benötigt oft viel Raum und Zeit in der Therapie. Welche Schuld haben wir von anderen übernommen? Für welche Schuld haben wir uns entschieden? Welche Verantwortung haben

◀  Abbildung 7: Es ist nicht unsere Schuld, aber es bleibt unsere Verantwortung

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Viele Dinge in unserem Leben haben wir uns nicht ausgesucht z. B.

wir von anderen übernommen? Für welche Verantwortung haben wir uns entschieden? In der Umgangssprache wird Schuld häufig als ein Gefühl gesehen: Schuldgefühle. Schuld ist aber kein Gefühl, sondern ein Gedanke und eine Entscheidung. Somit gibt es mehr Handlungsoptionen beim Thema Schuld. Gegen ein Gefühl kann ich viel weniger ausrichten als gegen einen Gedanken. Und wenn Schuld eine Entscheidung ist, dann kann ich mich auch umentscheiden. Ein Gefühl

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»umzufühlen« ist viel schwieriger. Bei der genaueren Untersuchung von Schuldgedanken kann deutlich werden, dass uns (oder auch andere) aus juristischer Sicht Schuld trifft, aber aus einer humanistischen Perspektive eben nicht. Wer von uns kann mit Sicherheit sagen, dass er nicht stehlen würde, wenn er in ärmlichsten Verhältnissen leben würde und Hunger hätte? Wer von uns kann mit Sicherheit sagen, dass er nie Macht missbrauchen würde, wenn er es gewohnt wäre, große Macht zu haben? Das Verhalten muss in seinem Kontext gesehen werden: Unter welchen Umständen tritt das Verhalten auf? Wie viel Wahl- und somit Entscheidungsmöglichkeiten hatte die Person unter diesen Bedingungen? Wie frei konnte sie entscheiden? Welchen Einfluss nimmt mein aktueller Kontext auf meine heutigen Entscheidungen? Schwierige Bedingungen, die wir uns nicht ausgesucht haben, fordern von uns ein hohes Maß an Akzeptanz. Dazu benötigen wir die Bereitschaft, alle Gedanken und Gefühle zu zulassen, um uns dann aktiv werteorientiert für den nächsten Handlungsschritt zu entscheiden. Dieser Weg ist uns unter allen Bedingungen möglich, wir bezeichnen ihn als Lebensführungsverantwortung. A = Accept – Akzeptieren C = Choose – Wählen T = Take action – Handeln

Weiterführende Literatur Gilbert, Paul, Choden (2013). Mindful compassion. Using the Power of Mindfulness and Compassion to Transform our Lives. London: ­Robinson. Tanner, Mirjam (2015). Compassion focused therapy – Mitgefühl im Fokus München, Basel: Ernst Reinhardt

Metaphern Hebt man den Blick, so sieht man keine Grenzen. (japanische Weisheit)

Die zwei Berge

Kartentext der Therapeut ein sehr weises Wesen sein muss und er alle seine Angelegenheiten geregelt hat. Er hat scheinbar alles im Griff – aber so ist es nicht. Es ist vielmehr so, dass du deinen Berg dort drüben erklimmst und ich meinen Berg hier. Von meinem Berg aus kann ich Dinge sehen, die du an deinem Berg nicht sehen kannst – z. B. eine Schneelawine, die sich lösen könnte, oder einen alternativen Weg nach oben, den du einschlagen könntest oder aber, dass du deinen Eispickel nicht effektiv einsetzt. Und du kannst mich sehen. Ich möchte aber nicht, dass du denkst, ich hätte den Gipfel meines Berges schon erreicht. In Wahrheit klettere auch ich, mache Fehler und lerne hoffentlich aus ihnen. Prinzipiell sind wir gleich: wir alle erklettern unseren Berg und zwar bis zu dem Tag, an dem wir sterben. Aber hier ist die Chance der Psychotherapie: Du kannst immer besser werden beim Klettern und besser darin, Anstrengungen, Hindernisse und leichte Etappen auf deiner Reise bergauf zu akzeptieren. Und dabei begleite ich dich eine Weile.

Hexaflex Akzeptanz, Selbst als Kontext

◀  Abbildung 8: Die zwei Berge

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Metaphern

Viele Menschen kommen in die Psychotherapie und denken, dass

Hintergrund ACT sieht Leiden als Teil des menschlichen Daseins. Jeder Mensch

kennt Leid und dies verbindet uns als Menschen – auch Patienten und Therapeuten. Die therapeutische Beziehung gilt als der wichtigste Wirkfaktor der Psychotherapie. Expertentum darf der Patient erwarten. Das Wissen, dass auch sein Therapeut Leiden kennt, kann die therapeutische Beziehung vertiefen. Das bedeutet nicht, dass Therapeuten ihren Patienten von ihrem

Metaphern

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Leid detailreich erzählen sollen. Sich als Mensch zu zeigen, der selbst auch Leid kennt und mit manchen Themen kämpft, widerspricht zwar der therapeutischen Haltung der »Abstinenz«, aber auch diese Haltung ist nur eine Schulenmeinung. Abstinenz könnte durch Fokus ersetzt werden. Bei der ACT wäre dann der Patient und sein Anliegen als Fokus zu verstehen. Der Patient bleibt zu jedem Zeitpunkt im Mittelpunkt der Behandlung. Sein Gegenüber ist aber nicht nur Experte, sondern auch ein Mensch.

Querverbindung Aus den Ideen kann die Karte »Achtsam kommunizieren« (S. 34) zur Vorbereitung genutzt werden. Als Übung bietet sich hier »Blick nach innen« (S. 74) aus dem Kartenset an.

Treibsand

Kartentext wehren, einen Fuß hochzuheben und darum zu kämpfen, wieder aus dem Treibsand herauszukommen. Aber das ist genau das, was du im Treibsand nicht tun darfst. Wenn du das Gewicht deines Körpers auf nur einen Teil von dir verlagerst (z. B. einen Fuß), dann wirst du tiefer sinken. Je mehr du dich wehrst, desto tiefer wirst du sinken – desto mehr wirst du dich wehren. So kannst du nicht gewinnen. Bei Treibsand gibt es nur einen Weg, um zu überleben: du musst das Gewicht deines Körpers auf einer größeren Oberfläche verteilen und dich hineinlegen. Es ist gegen alle deine Instinkte, dich in den Treibsand hineinzulegen – nicht gegen, sondern mit dem Treibsand zu sein. Aber genau das ist es, was wir tun müssen, auch wenn es für uns schwierig ist und sich bedrohlich anfühlt. Wir wehren uns und kämpfen und haben vielleicht noch nie in Erwägung gezogen, das Abwehren einzustellen und uns hinzugeben: Die unangenehmen Gedanken und Gefühlen hinzunehmen, sie auszuhalten, um dann festzustellen, dass wir sie überleben – sogar besser, als wenn wir sie bekämpfen.

Hexaflex Akzeptanz

◀  Abbildung 9: Treibsand

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Metaphern

Wenn wir in Treibsand geraten, ist unser sofortiger Impuls uns zu

Hintergrund Akzeptanz ist verbunden mit der Bereitschaft, unangenehme Gedanken, Gefühle und Körpersensationen auszuhalten und nicht gegen sie vorzugehen. In unserer äußeren Welt können wir sehr gut vor unangenehmen Dingen weglaufen. Ein zu lautes Konzert können wir verlassen und das Laute, das uns störte, ist sofort verschwunden. Von zu lauten Gedanken und Gefühlen in uns können wir nicht weg-

Metaphern

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gehen. Sie kommen einfach mit. Auch das Unterfangen, sie zu unterdrücken, misslingt. Es ist so, als ob man versucht, einen großen Ball unter Wasser zu drücken. Er wird jede Gelegenheit nutzen, um an die Oberfläche zu kommen. Nicht um uns zu ärgern, sondern weil er den physikalischen Gesetzen gehorcht. Gedanken, Gefühle und Körpersensationen sind keine statischen Erscheinungen, sondern dynamische. Sie kommen und gehen. Ein Kampf gegen sie erschwert die friedliche Koexistenz und langfristig ihr Verstummen.

Querverbindung Aus den Ideen kann die Karte »Die drei Erlebnisweisen« (S. 26) zur Vorbereitung genutzt werden. Als Übung bietet sich hier die »STOPIntervention« aus dem Kartenset an (S. 78).

Weiterführende Literatur Stoddart, Jill A., Afari, Niloofar (2016). Metaphern und Übungen für die ACT-Arbeit: Materialien für Therapeuten. Lichtenau/Westfalen: G. P. Probst.

Du bist die Schüssel, nicht die Suppe!

Kartentext Gefühle, Wahrnehmungen der fünf Sinne, Körpersensationen, Bilder, Erinnerungen, Assoziationen und vieles mehr, was wir in Worten nur schwer fassen können. All dies schwimmt herum zwischen meinen Ohren wie die Zutaten einer Suppe in der Suppenschüssel. Häufig haben wir den Eindruck, dass wir der Gedanke oder das Gefühl sind, den wir haben oder das wir empfinden. Wir sind jedoch viel mehr! Wir sind nicht der einzelne Gedanke oder das einzelne Gefühl, wir sind die Schüssel, in der das alles und vieles mehr stattfindet.

Hexaflex Selbst als Kontext

Hintergrund Wir werden zu den Geschichten, die wir von uns erzählen. Das ist eine der Kernaussagen der Narrativen Psychologie. Wenn wir nur eine einzige Geschichte von uns erzählen, unterschlagen wir viele Aspekte unseres Lebens. Wir sind viel mehr als nur Therapeut, Patientin, Lehrer, Ärztin, Vater, Mutter, Ehefrau, -mann oder Scheidungskind. Wenn ich mich auf eine Beschreibung von mir reduziere,

◀  Abbildung 10: Du bist die Schüssel, nicht die Suppe

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Metaphern

Es gibt so vieles, was zwischen unseren Ohren passiert: Gedanken,

kann dies meine Handlungsoptionen sehr einschränken. Zusätzlich kann der Verlust dieser einen Rolle für mich eine Identitätskrise bedeuten, sei es wenn das letzte Kind das elterliche Haus verlässt und die Eltern vor einem »leeren Nest« stehen oder die Berentung die Rolle des Erwerbstätigen schlagartig auflöst. In diesen Momenten entstehen Krisen: Hier hat sich eine Person unter Umständen mit ihrer Rolle gleichgesetzt. Jede Rolle ist jedoch nur ein Teil einer Person, doch kann eine Rolle sehr dominieren. Die Person bleibt

Metaphern

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aber immer mehr als die eine Rolle. Alle verschiedenen Rollen können sehr unterschiedliche Gedanken und Gefühle in mir anstoßen. Diese Gedanken und Gefühle sind weniger als ich. Ich kann viele und auch widersprüchliche Gedanken und Gefühle haben, denn ich bin der Container, in dem all das stattfindet. Die Komplexitätserweiterung der eignen Identität spürbar zu machen, ist eine Herausforderung in der Therapie. In vielen Einzel­ situationen lohnt sich der wiederkehrende Hinweis, dass wir mehr sind als dieser Gedanke, dieses Gefühl oder diese Rolle. Die Metapher hat den Titel des Buchs angeregt: Du bist die Schüssel, nicht die Suppe.

Querverbindung Aus den Ideen kann die Karte »Erfahrung der Sinne oder Erfahrung des Geistes?« (S. 30) zur Vorbereitung genutzt werden. Als Übung bietet sich hier »Breathing Space/Atemraum« (S. 70) aus dem Kartenset an.

Weiterführende Literatur Robinson, Patricia J., Gould, Debra A., Strosahl, Kirk D. (2010). Real Behavior Change in Primary Care. Improving Patients Outcome and Increasing Job Satisfaction. Oakland: New Harbringer.

Wohin fährst du deinen Bus?

Kartentext gewöhnlichen Bus. Er hat zwar ein Lenkrad, aber kein Gaspedal und keine Bremse – er fährt nur mit einer Geschwindigkeit: der »Geschwindigkeit unseres Lebens«. Immer wieder steigen Fahrgäste ein, fahren eine Zeit lang mit und steigen wieder aus. Es gibt aber auch Fahrgäste, die in den Bus einsteigen und nie mehr aussteigen. Sie laden sogar noch ihre Freunde oder Familie zum Mitfahren ein. Jeder von uns ist zu jeder Zeit der Fahrer seines Busses, egal was passiert. Wir müssen uns immer wieder entscheiden, ob wir uns auf das Busfahren konzentrieren, die Augen auf der Straße halten, oder ob wir unsere Energie darauf verwenden, manche Fahrgäste zu beruhigen. Einige unserer Fahrgäste verhalten sich nicht hilfreich. Sie sind unruhig und laut, zeigen sich respektlos und stören. So kann es uns leicht passieren, dass wir mit ihnen in einen Kampf geraten: Sie sollen sich anständig oder zumindest ruhig verhalten. Aber wenn wir mit ihnen in solche Auseinandersetzungen geraten, passen wir nicht mehr auf, wohin wir unseren Bus fahren. Und so verirren wir uns manchmal für eine Weile, bis wir unseren Weg wieder gefunden haben. Wohin fährst du deinen Bus?

◀  Abbildung 11: Wohin fährst du deinen Bus?

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Metaphern

Der Bus, den jeder von uns fährt, unterscheidet sich von einem

Hexaflex Werte, Akzeptanz, engagiertes Handeln

Hintergrund Die Busmetapher wird häufig in der Wertearbeit verwendet. Sie ergänzt die Hin-zu- oder Weg-von-Beurteilung um eine wichtige Alltagserfahrung.

Metaphern

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Auch wenn uns klar ist, wohin wir wollen, kann es uns doch leicht passieren, dass wir abgelenkt werden und unseren Weg aus dem Blick verlieren. Die Passagiere im Bus können sehr unterschiedliche Gestalten sein. Sie repräsentieren zum Beispiel innere Ängste, Wünsche, Befürchtungen, alte und neue Regeln, schlechte und gute Gewohnheiten. Sie können sehr attraktiv sein oder sehr abstoßend. Ihnen ist gemeinsam, dass sie Teil unseres Lebens sind. Sie verfolgen nicht immer dieselben Werte, für die wir uns entschieden haben, und die Passagiere versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das kann zur Verwechslung von dringlich und wichtig führen. Manche Passagiere fordern die sofortige Zuwendung, weil sie jetzt auch mal »dran« wären und schon lange warten mussten. Wenn wir dem Ruf eines Fahrgastes folgen, kann es sein, dass wir die Richtung hin zu unseren Werten, für die wir uns entschieden haben, verlieren. Um in der Richtung unserer Werte weiterzufahren, müssen wir teilweise die Beschwerden der Passagiere akzeptieren, ohne sie zu bedienen.

Querverbindung Aus den Ideen kann die Karte »Hin zu oder weg von?« zur Vorbereitung genutzt werden (S. 38). Als Übung bietet sich hier »STOPIntervention« aus dem Kartenset an (S. 78).

Übungen Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – und ein entschiedenes Nicht-Tun ist auch ein Tun.

Breathing Space/Atemraum

Kartentext Kollege Tom sagt dazu: »Drei Minuten gehen immer!« In der ersten Minute der Übung frage dich: Wo bin ich hier und wie geht es mir gerade? In der zweiten Minute richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem, ohne ihn zu verändern und versuche, eine Minute lang jeden Atemzug mitzubekommen. Von Anfang bis Ende. In der dritten Minute der Übung lasse deine Wahrnehmung etwas weiter werden, so dass sie deinen ganzen Körper umfasst und nimm einfach alle Körperempfindungen wahr, die du spürst.

Anleitung Mit dieser Übung finden Achtsamkeitsübungen den Weg in unseren Alltag. Der Aufwand für sie ist gering: ȤȤ Ich kann mit dieser Übung Therapiestunden beginnen/beenden. ȤȤ Ich kann meine Pause zwischen zwei Therapiestunden für einen Breathing Space nutzen. ȤȤ Wir können gemeinsam im Team Besprechungen mit einem Breath­ ing Space beginnen/beenden. ȤȤ Jede Wartesituation ist eine Übungsmöglichkeit.

◀  Abbildung 12: Breathing Space/Atemraum

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Übungen

Nimm dir für diese Übung drei Minuten Zeit, gern mehrmals am Tag.

Die Übung muss nicht exakt drei Minuten dauern. Die Augen müssen nicht geschlossen sein. Es geht um eine Pause im ständigen Tun, ein Unterbrechen des Funktionierens – eine Atempause.

Hexaflex Hier und Jetzt

Übungen

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Hintergrund Achtsamkeit ist die Basis für alle Fertigkeiten des Hexaflexes. Sie schafft den Raum, damit Akzeptanz und werteorientiertes Handeln entstehen kann. Mit Achtsamkeit wird der gewohnte Ablauf unseres Tages unterbrochen. In diesem Innehalten können wir Entscheidungen bewusster und anders treffen. Wir verlassen den Autopiloten unseres Lebens. Wir können auf unser Leben schauen und gemäß unserer Werte die Richtung ändern. Achtsamkeit kann als Muskel beschrieben werden, der sich durch ständiges Training verbessert. Er wird aber auch schwächer, wenn er nicht genutzt wird. Diese Übung ist gerade für Anfänger geeignet, da sie durch ihre Struktur einfacher zu lernen ist als die offenen Übungen. Viele Anfänger haben die Vorstellung, Achtsamkeit bedeutet, sich auf eine Sache, zum Beispiel den Atem, zu konzentrieren. Beim Üben stellen sie dann fest, dass ihre Gedanken nicht beim Atem bleiben, sondern dass sie schnell anfangen, über andere Sachen nachzudenken. Das wird dann als Makel interpretiert. Häufig entsteht daraus die Meinung, dass man für Achtsamkeit nicht geeignet ist.

Aus diesem Grund ist es wichtig, das Abschweifen der Gedanken als normalen Zustand vor der Übung zu beschreiben (selbst hohe Zen-Meister schweifen ab). Die eigentliche Übung besteht darin, das Abschweifen zu bemerken und dann wieder zur ursprünglichen Aufgabe zurückzukehren. Das Zurückkehren ist die eigentliche Übung und dafür braucht es auch das Abschweifen. Das verdeutlicht auch den Unterschied zwischen Entspannungsübungen und Achtsamkeitsübungen. Das Ziel von EntspannungsGeist sollen sich lockern. Das Ziel von Achtsamkeitsübungen ist die nicht wertende Beobachtung von allem, was in und um mich herum passiert, ohne daran zu haften. Das hat viel mit Konzentration und Disziplin zu tun und unterscheidet sich damit deutlich von Entspannung. Dennoch fühlt man sich durch die Übungen manchmal, quasi als Nebenprodukt, auch entspannt. Durch die enge Struktur der Übung »Breathing Space« – jede Minute eine neue Aufgabe – hat der Geist so etwas wie ein Treppengeländer, das ihn durch die Übung leitet und stützt. Es gibt eine Orientierung, die jede Minute auf sich aufmerksam macht. Wenn man die Übung eine Weile trainiert hat, dann kann man das Treppengeländer loslassen. Man übt dann drei Minuten, das Einund das Ausatmen zu beobachten. Dabei wird es mehr Möglichkeiten geben, das Zurückholen der Aufmerksamkeit zu üben.

Querverbindungen Hier können die Ideen »Erfahrung der Sinne oder Erfahrung des Geistes?« (S. 30), »Es ist nicht unsere Schuld, aber es bleibt unsere Verantwortung« (S. 46) und die Metapher »Du bist die Schüssel, nicht die Suppe!« (S. 60) aus dem Kartenset zur Vorbereitung benutzt werden.

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Übungen

übungen ist die Reduzierung von Spannung. Der Körper und der

Blick nach innen

Kartentext es können belastende oder auch angenehme Momente in privaten oder beruflichen Situationen sein, in denen du dich jeweils fragst: Eine Minute: Was denke ich gerade? (Einfach nur die gerade vorherrschenden Gedanken bemerken, ohne sich mit ihnen zu sehr zu identifizieren.) Eine Minute: Was fühle ich gerade? (Kontakt mit den inneren Stimmungen aufnehmen, ohne sich davon forttragen zu lassen.) Eine Minute: Was kann ich von meinem Körper gerade wahrnehmen? (Körperempfindungen bemerken, seien sie angenehm, unangenehm oder neutral.)

Anleitung Die Zeit ist nicht entscheidend, es können auch nur zehn Sekunden sein. Das Entscheidende ist das Innehalten und die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten. Manche nutzen eine App auf ihrem Smartphone, um durch ein Signal zufällig an solche Momente des Innehaltens erinnert zu werden.

Hexaflex Hier und Jetzt

◀  Abbildung 13: Blick nach innen

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Übungen

Diese Übung kannst du in jeder beliebigen Situation durchführen,

Hintergrund Durch diese Übung soll das Funktionieren in der Außenwelt unterbrochen werden. Wenn wir uns mit unseren Gedanken, Gefühlen und Körpersensationen stärker wahrnehmen, bemerken wir deutlicher die Auswirkungen unserer Umwelt auf uns. Wir spüren besser, ob uns etwas gut tut oder nicht. Wir alle haben in der Schule gelernt, Zustände wie Unruhe,

Übungen

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Freude, Langeweile oder den Drang auf die Toilette zu gehen zu unterdrücken und das Ende der Stunde abzuwarten. Das war und ist eine wichtige Fähigkeit, aber nicht für alle Situationen. In vielen Momenten können wir auch mehr tun, was für uns angenehm oder wichtig ist, wenn wir es überhaupt bemerken.

Querverbindungen Hier können die Ideen »Die drei Erlebnisweisen« (S. 26) und »Achtsam kommunizieren« (S. 34) und die Metaphern »Treibsand« (S. 56) und »Du bist die Schüssel, nicht die Suppe!« (S. 60) aus dem Kartenset zur Vorbereitung genutzt werden.

STOP-Intervention

Kartentext sam vorkommt. Wenn möglich nimm dir mindestens drei Minuten Zeit für das STOP: S – Stop/Halte inne unterbreche was du gerade tust. T – Take a breath/Beobachte ein paar von deinen Atemzügen. O – Observe/Beobachte deine Gedanken, Gefühle und Körperwahrnehmungen. P – Proceed with what is most important to you/Fahre mit dem fort, was für dich in diesem Augenblick am wichtigsten ist.

Anleitung Diese Übung hat die stärkste Werteorientierung. Sie setzt sich aus den ersten beiden Übungen (»Breathing Space/Atemraum«, S. 70, »Blick nach innen«, S. 74) zusammen und fügt eine Werteentscheidung hinzu. So bietet es sich an, diese Übung erst dann einzuführen, wenn »Breathing Space« und »Blick nach innen« geübt werden. Die Übung ist im ersten Schritt wieder ein Innehalten. Sie stellt dann die eigene Handlung unmittelbar vor der Übung in Frage: Ist das, was ich da gerade getan habe, wirklich das, was mir wichtig ist? Ich arbeite zum Beispiel lange am Computer. Durch ein Signal werde ich an die STOP-Intervention erinnert und beginne mit der

◀  Abbildung 14: STOP-Intervention

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Übungen

Diese Übung eignet sich für alle Momente, in denen uns etwas selt-

Übung. Im letzten Schritt der Übung stelle ich fest, dass ich die letzte halbe Stunde am Computer nicht mehr wirklich gearbeitet habe, sondern im Internet gesurft bin. Das sah vielleicht aus wie Arbeiten, weil ich Tasten gedrückt habe, aber es war nicht die Arbeit, die ich ursprünglich am Computer erledigen wollte.

Hexaflex

Übungen

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Werte, engagiertes Handeln, Hier und Jetzt

Hintergrund Durch das Innehalten und den Blick-nach-innen-Richten können wir leichter unsere Werte verfolgen. Wir spüren mehr unser Ja (Zustimmung) oder unser Nein (Ablehnung) zu der Situation und können entsprechend unserer Werte entscheiden, wie wir weiter handeln. Das kann bedeuten, die aktuelle Handlung zu beenden und etwas Neues zu beginnen. Das Ausrichten entlang der eigenen Werte ist eine Alltagsherausforderung. Es gibt so vieles, was uns in die verschiedenen Richtungen lockt. Es braucht immer wieder die Entscheidung, in der von mir entschiedenen Werterichtung zu bleiben. Entscheiden heißt verzichten – wir können nicht alle Handlungsoptionen verfolgen.

Querverbindungen Hier kann die Idee »Hin zu oder weg von?« (S. 38) und die Metapher »Wohin fährst du deinen Bus?« (S. 64) aus dem Kartenset zur Vorbereitung genutzt werden.

Fünf Finger

Kartentext gen arbeitet. Die Übung unterstützt dich darin, mit Ressourcen aus deinem Leben in Kontakt zu sein. ȤȤ Daumen an Zeigefinger: Reise zurück in der Zeit und erinnere dich an eine gute, gesunde Erschöpfung, bei der du dich körperlich verausgabt hast (z. B. nach dem Hausputz, dem Rasenmähen, einem langen Spaziergang etc.). ȤȤ Daumen an Mittelfinger: Reise zurück in der Zeit und erinnere dich an einen liebevollen Austausch mit einer für dich besonderen Person (z. B. an einen Liebesbrief, eine besondere gemeinsame sexuelle Erfahrung, an ein herzerweiterndes Gespräch etc.). ȤȤ Daumen an Ringfinger: Reise zurück in der Zeit und erinnere dich an eine für dich schöne fürsorgliche Handlung, die du empfangen hast (z. B. ein gutes Essen, eine Massage, eine unerwartete Unterstützung etc.). ȤȤ Daumen an kleinen Finger: Stelle dir einen schönen Platz vor, an dem du gewesen bist oder von dem du träumst (z. B. in einem fernen Land, bei dir zu Hause, an einem Ort deiner Kindheit etc.).

Anleitung Jeffrey Brantley und Wendy Millstine beschreiben in ihrem Buch »Five Good Minutes« nur die Übung (2005, S. 32). Im Alltag hat

◀  Abbildung 15: Fünf Finger

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Übungen

Dies ist eine Imaginationsübung, die mit Hilfe von Fingerberührun-

sich aber eine Vorbereitung bewährt, die dazu dient, einen leichteren Zugang zu den Aufgaben zu finden. Die Imaginationsübung setzt voraus, gezielt ressourcenorientiert nachzudenken. Immer wieder ist manchen Menschen dieser Blick auf Erinnerungen erst einmal ungewohnt und schwer zugänglich. Insbesondere zeigt sich das bei der vorletzten Aufgabe, sich eine empfangene fürsorgliche Handlung vorzustellen. Die Vorbereitung besteht darin, dass ich alle Teilnehmer auf einen

Übungen

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Zettel für alle vier »Fingerreisen« jeweils drei Beispiele aufschreiben lasse. Die Beispiele sollen so konkret wie möglich sein. Dort soll also nicht »Joggen« stehen, sondern »mein Lauf am letzten Sonntag mit der wunderschönen Sonne zwischen den Bäumen«. Manchmal ist es hilfreich, bei den fürsorglichen Handlungen den Anspruch zu senken, indem man Geschichten dazu erzählt. Zum Beispiel: Jemand hat dich in der Kassenschlange vorgelassen; jemand hat für dich etwas aufgehoben, das dir runter gefallen war; jemand hat dir etwas zu essen oder trinken angeboten, ohne dass du danach gefragt hast. Wenn dann zwölf Beispiele auf dem Zettel gefunden wurden, kann man darauf hinweisen, dass da viele schöne Erinnerungen und Wünsche aufgeschrieben wurden: Ein aktiver Hinweis auf positive Ereignisse. Im Anschluss soll man sich aus jedem der vier Bereiche ein Ereignis aussuchen, das man in der Imagination verwenden möchte. Bevor man die Übung beginnt, sollte man ausprobieren, ob man die Übung lieber mit beiden Händen oder nur mit einer Hand macht. Manche Menschen haben Schwierigkeiten mit dem Daumen den Ringfinger zu berühren. Diese können dann die zweite Hand zur Unterstützung für die Berührung nehmen. Beim Anleiten der Übung hat sich folgender Ablauf bewährt:

1. Berühren der Finger. 2. Erinnern an die Situation. 3. Alle Wahrnehmungskanäle aktivieren: z. B. »Was konntest du sehen, hören, riechen, schmecken – in deinem Körper fühlen?« 4. Beobachterperspektive initiieren: z. B. »Versuche die Szene aus der Vogelperspektive oder von der Seite zu sehen, so dass du beobachten kannst, was du und die andere Person getan haben.« 5. Entwickeln eines Körpergefühls: z. B. »Nun achte auf das Kördich kümmert. Wie fühlt sich empfangene Fürsorge körperlich für dich an?« 6. Ankern des Körpergefühls: z. B. »Nun speichere das Körpergefühl ›liebevoller Austausch‹ und alle damit verbunden Erinnerungen in der Berührung zwischen Daumen und Mittelfinger ab. Wenn du willst, kannst du den Druck zwischen den Fingern etwas erhöhen, um die Berührung besser zu spüren.« 7. Übergang: z. B. »Nun löse die Berührung zwischen Daumen und Zeigefinger und lasse auch die Erinnerung los. Wenn du willst, dann kannst du die Finger etwas bewegen.«

Hexaflex Selbst als Kontext, engagiertes Handeln

Querverbindung Die Idee »Achtsam kommunizieren« (S. 34) aus dem Kartenset kann dazu verwendet werden, den Effekt der Übung zu beobachten. Wie habe ich mich vor der Übung und nach der Übung gefühlt?

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Übungen

pergefühl, das in dir entsteht, wenn sich jemand fürsorglich um

Hintergrund Rick Hanson (2014, S. 36) weist darauf hin, wie wichtig es ist, sich aktiv an positive Erlebnisse zu erinnern. Während negative Ereignisse an uns heften wie Klebkraut, rutschen positive Ereignisse an uns ab wie Wasser, das auf Teflon trifft. So haben die positiven Ereignisse eine kürzere Halbwertszeit in unserem Bewusstsein. Durch die Reaktivierung von positiven Erlebnissen nimmt das Gehirn mehr Positives wahr und wirkt der Tendenz »Schlechtes ist stärker als

Übungen

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Gutes« entgegen.

Wie weiter?

Wenn Sie sich für die ACT weiter interessieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies weiterzuverfolgen.

DGKV – Die deutschsprachige ACT-Community Die »Deutsche Gesellschaft für kontextuelle Verhaltenswissenschaften – DGKV e. V.« (www.dgkv.info) ist die deutsche Tochter des ACTWeltverbandes »Association For Contextual Behavioral ­Science – ACBS« (www.contextualscience.org). Auf beiden Websites finden

Sie viele frei zugängliche Informationen und Hinweise auf Veranstaltungen zur ACT.

ACT-Seminare ACT-Seminare sind über die Website der DGKV zu finden.

Ich biete selbst auch ACT-Seminare und ACT-Beratungen an. Diese findet man über die folgenden zwei Websites: ȤȤ www.if-weinheim.de/sonderseminare ȤȤ www.hagen-boeser.de

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Einstiegsliteratur Therapeuten Das Standardlehrbuch, das in der zweiten Auflage sehr an Lesequalität gewonnen hat, ist von Hayes, Strosahl und Wilson (2014): Hayes, Steven C., Strosahl, Kirk D., Wilson, Kelly G. (2014). Akzeptanz- & Commitment-Therapie. Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis. Paderborn: Junfermann. 88

Russ Harris (2011) hat eine Einführung für Therapeuten geschrieben, die viele professionelle Helfer als Startlektüre wählen: Harris, R. (2011). ACT leicht gemacht. Ein grundlegender Leitfaden für die Praxis. Freiburg: Arbor. Ausführliche Fallbeschreibungen und Fallkonzeptualisierungen von unterschiedlichen ACT-Therapeuten haben Waadt, Martz und ­Gloster (2015) herausgebracht: Waadt, Michel, Martz, Jan, Gloster, Andrew (Hrsg.) (2015). Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Ein Fallbuch. Bern: Hogrefe. Ulrich Ott (2010) hat eine hilfreich Übersicht über die Forschungsergebnisse zur Meditation geschrieben: Ott, Ulrich (2010) Meditation für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst. München: Barth. Patienten und Klienten Für Klienten hat sich ebenfalls ein Buch von Russ Harris (2010) bewährt: Harris, Russ (2009). Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei: ein Umdenkbuch. München: Kösel.

Üben im Alltag Die 53 Achtsamkeitsübungen von Bays Jan Chozen (2012) bieten Anleitungen für die Praxis über ein ganzes Jahr: Bays, Jan Chozen (2012). Achtsam durch den Tag: 53 federleichte Übungen zur Schulung der Achtsamkeit. Oberstdorf: Windpferd. Jeffrey Brantley und Wendy Millstine (2005) haben 100 fünfminütige Übungen zusammengestellt (»Fünf Finger« ist eine davon): Brantley, Jeffrey, Millstine, Wendy (2005). Five Good Minutes: 100 Morning Practices to Help You Stay Calm and Foccused All Day Long. Oakland: New Harbringer.

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Literatur

Bays, Jan Chozen (2012). Achtsam durch den Tag: 53 federleichte Übungen zur Schulung der Achtsamkeit. Oberstdorf: Windpferd. Brantley, Jeffrey, Millstine, Wendy (2005). Five Good Minutes: 100 Morning Practices to Help You Stay Calm and Foccused All Day Long. Oakland: New Harbringer. Dewulf, David (2010). Das Arbeitsbuch der Achtsamkeit. Gelassen durch den Alltag surfen. Freiburg: Arbor. Gilbert, Paul, Choden (2013). Mindful compassion. Using the Power of Mindfulness and Compassion to Transform our Lives. London: Robinson. Hanson, Rick (2014). Denken wie ein Buddha. Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit (2. Aufl.). München: Irisiana. Harris, Russ (2009). Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei: ein Umdenkbuch. München: Kösel. Harris, Russ (2011). ACT leicht gemacht. Ein grundlegender Leitfaden für die Praxis. Freiburg: Arbor. Hayes, Steven C., Strosahl, Kirk D., Wilson, Kelly G. (1999). Acceptance and Commitment Therapy: An Experiential Approach to Behavior Change. New York: Guilford Press. Hayes, Steven C., Strosahl, Kirk D., Wilson, Kelly G. (2014). Akzeptanz- & Commitment-Therapie. Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis. Paderborn: Junfermann. Kabat-Zinn, Jon (2011). Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. München: Knaur. Kästner, Erich (2015). Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es: Kurz und bündig. Epigramme. Mit Illustrationen von Christoph Niemann. Zürich: Atrium. Robinson, Patricia J., Gould, Debra A., Strosahl, Kirk D. (2010). Real Behavior Change in Primary Care. Improving Patients Outcome and Increasing Job Satisfaction. Oakland: New Harbringer.

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Ott, Ulrich (2010). Meditation für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst. München: Barth. Polk, Kevin L., Schoendorff, Benjamin, Webster, Mark, Olaz, Fabian O. (2016). Essential Guide to the Act Matrix. A Step-by-Step Approach to Using the ACT Matrix Model in Clinical Practice. Oakland, CA: New Harbinger. Sonntag, Rainer F. (o. J.). ACT auf deutsch. Association for Contextual Behavioral Science. Zugriff am 15.06.2016 unter https://contextualscience.org/ACT_Germany Stoddart, Jill A., Afari, Niloofar (2016). Metaphern und Übungen für die ACT-Arbeit: Materialien für Therapeuten. Lichtenau/Westfalen: G. P. Probst. Tanner, Mirjam (2015). Compassion focused therapy – Mitgefühl im Fokus. München, Basel: Ernst Reinhardt. Törneke, Niklas (2010). Bezugsrahmentheorie: eine Einführung. Paderborn: Junfermann. Waadt, Michel, Martz, Jan, Gloster, Andrew (Hrsg.) (2015). Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Ein Fallbuch. Bern: Hogrefe.