188 93 40MB
German Pages 521 [524] Year 1855
DIE
TEMPERATURVERHÄLTNISSE DER QUELLEN.
Eine meteorologische Untersuchung von
DR. E. HALLMANN, früher Arzt der Wasserheilanstalt Marienberg bei Boppard a. Rh.
ZWEITER BAND.
BERLIN. VERLAG
VON
GEORG
1855.
REIMER.
VORWORT.
Der
zweite Band der »Temperaturverhältnisse der
Quellen«
erscheint nach dem Tode des Verfassers und ist unvollendet geblieben.
HALLMANN
starb, als der
27.
Bogen in der Correctur
w a r , die von da ab durch mich besorgt worden ist.
Die Hand-
schrift fand sich vollständig ausgearbeitet vor so weit sie abgedruckt ist, und nach der Art, wie
HALLMANN
arbeitete, ist
kaum wahrscheinlich, dafs er noch Aenderungen daran vorgenommen haben würde. HALLMANN
Ebenso wenig ist zu glauben, dafs
in dem, was zur Vollendung des Bandes fehlte, noch
sehr wichtige Aufschlüsse mitzutheilen hatte.
Auf das hier
zuletzt Abgedruckte folgten noch einige Seiten brauchbaren Manuscripts, in denen vom Kopaischen See in Büotien die Rede war. Da dieses Bruchstück nur einen Auszug aus
FORCHHAMMER'S
topographischer Schilderung des Sees enthielt, habe ich es der besseren Abrundung halber unterdrücken zu dürfen geglaubt. W a s die Vorrede zum zweiten Bande betrifft, so ist sie, nach dem Zustande der Handschrift, allerdings nur als ein Entwurf anzusehen.
IV
Vorwort.
Die Freunde des Hingeschiedenen, nnter ihnen der Verleger dieses Werkes, haben für angemessen erachtet, dafs hier eine Skizze seines Lebens Platz finde; und als derjenige seiner Freunde, der ihm während der längsten Zeit am innigsten verbunden war, habe ich es gern übernommen, eine solche zu schreiben. Berlin, 31. Juli 1 8 5 5 .
EMIL
DU
BOIS-REYMOND.
E D U A R D
H A L L M A N N ' S
L E B E N
von
EMIL DU BOIS-REYMOND.
wurde, als der zweite Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, in Hannover am 10. Juli 1813 geboren. Seine noch lebende Mutter stammt aus der Hamburgischen Familie der RODATZ. Er wird als ein stiller, sinniger Knabe geschildert. Auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, unter G R O T E F E N D ' S Leitung, erhielt er eine treffliche klassische Bildung, und jene Richtung auf das Ideale, die selten in ihrem Geleit ausbleibt. Im Herbst 1 8 3 2 bezog HALLMANN die Universität Göttingen, um Theologie zu studiren. Aber während er christliche Apologetik und Kirchengeschichte hörte, las er zu Hause H E R D E R ' S Ideen zur Geschichte der Menschheit, worin sich die Ergebnisse der vergleichenden Anatomie in ihrer Anwendung auf Anthropologie in so überraschender Weise ausgesprochen finden, ein Jahr ehe BLUMENBACH den ersten zusammenhängenden Vortrag über vergleichende Anatomie hielt. Diese widerstreitenden Beschäftigungen waren der Ausdruck eines früh begonnenen Kampfes in HALLMANN'S Innerem, der bald zu Gunsten der »Ideen« damit endete, dafs HALLMANN zur philosophischen Facultät übertrat und bei BLUMENBACH und LANGENBECK den Grund zu seinen späteren Leistungen in der Morphologie legte. Ein Entwickelungsgang, der wenigstens nicht so selten ist als er fremdartig erscheint, da ich unter den Todten noch P A U L E R M A N , unter den Lebenden E D U A R D HALLMANN
VI
EDCARD
HALLMANN'S
Leben.
aufser mir noch zwei Naturforscher kenne, die denselben Weg von der Theologie durch die Philosophie zur Naturwissenschaft durchgemacht haben. Aus
erstem Studienjahr mufs hier noch eines
HALLMANN's
Ereignisses gedacht werden, welches von entscheidendem Einflufs auf sein späteres Leben geworden ist. Es w a r die Zeit des Frankfurter Attentats und, in Folge dessen, der Demagogenprocesse an den deutschen Hochschulen.
HALLMANN
fand sich,
obwohl
unschuldig, in eine derartige Untersuchung verwickelt, und wurde im Lauf derselben aufgefordert, seine Aussagen, nachdem er sie wohl erwogen und nöthigenfalls abgeändert hätte, eidlich zu erhärten.
Aus vielleicht mifsverstandenem Ehrgefühl weigerte sich
HALLMANN
seine Aussagen abzuändern, nicht minder jedoch, sie
in Bausch und Bogen zu beschwören.
Sein Anerbieten, zu be-
schwören , dafs er jeder unerlaubten politischen Bestrebung stets fremd gewesen sei, wies das Gericht zurück, und
erhielt
HALLMANN
in Folge dessen zu Johannis 1 8 3 3 das Consilium. Der damalige Hannoversche Staatsminister,
VON
STRAHLENHEIM,
der
HALLMANN
wohlwollte, vermochte es indefs bald darauf über ihn, dem Verlangen des Gerichtes nachzugeben, und, nach Aenderung seiner Aussagen, dieselben zu beschwören, worauf er, zu Michaelis 1 8 3 3 , wieder zu Gnaden angenommen wurde. Im Herbst MÜLLER'S
1 8 3 4
begab sich
HALLMANN,
durch
JOHANNES
überwiegenden Ruf angezogen, nach Berlin, und wurde
im Herbste des folgenden Jahres, zugleich mit dem späteren Reisenden nach Afrika,
WILHELM PETERS,
MÜLLER'S
Assistent.
Während der zwei Jahre, die sein erster Aufenthalt in Berlin dauerte, scheint die vergleichende Anatomie ihn ganz erfüllt zu haben, die damals noch von dem Zauberhauch der grofsen
CUVIER-
schen Entdeckungen umweht, und noch nicht durch die Entwickelungsgeschichte des ihr von
GOETHE
beigemessenen Vorrechts
beraubt war, uns die Tiefen der bildenden Natur mehr zu eröffnen, als jede andere Bemühung und Betrachtung. HALLMANN
benutzte seine Stellung zu
JOH. MÜLLER,
indem er
EDUARD
HALLMANN'S
Leben.
VII
in dem Königlichen anatomischen Museum, und mit Hülfe der Bibliothek dieses Gelehrten, ausgedehnte Vergleichungen unternahm. Seine Bestrehungen gewannen, wie es bei seiner selbständigen Denkart nicht anders sein konnte, bald ein bestimmtes Ziel in der Aufgabe,
als0
=
8
-70
+
0
31
= 9 ° . 0 1 sein. Diese Gröfse stimmt sehr nahe überein mit 8°.95. Beschränken wir uns auf 1 Decimalstelle, so werden beide Gröfsen übereinstimmend = 9°.0.
§62. W e n n nun
Die Quelle
bei
Àbbotshall.
a u c h das E r g c b n i f s d e r
Il
letztern der beiden
Berech-
n u n g e n n i c h t g a n z zuverlässig i s t , so ist die n a h e U e b e r e i n s t i r a m u n g beider Ergebnisse
immerhin
b e m e r k e n s w e r t h u n d es w i r d d e r M ü h e
w e r t h sein, n e u e Q u e l l w ä r m e b e o b a c h t u n g e n bei E d i n b u r g Bei
ROEBUCK'S
anzustellen.
A n g a b e der m i t t l e m O u e l l w ä r m e f ü r E d i n b u r g =
(Phil. T r a n s . 1 7 7 5 . B d . 6 5 . S . 4 6 0 )
fehlt j e d e E r w ä h n u n g
8 ° . 3 3
der A r t
u n d W e i s e , w i e dieser W e r t h e r m i t t e l t ist.
Abbotshall. Br. 56« 1 0 ' Höhe etwa 47 Fufs.
Bei
Gelegenheit
1815-1819
der
auf
LESLIE'S
Veranlassung
in
den
Jahren
in A b b o t s h a l l g e m a c h t e n B o d e n w ä r m e m e s s u n g e n ist e b e n -
daselbst a u c h eine Quelle b e o b a c h t e t w o r d e n , v o n d e r b e r i c h t e t w i r d , dafs
sie
beständig
8 ° . 7 2 C.) h a t t e '). werthlosen) FERGUSON
schaft
den
Wärmegrad
8°.72
(47°.7 F.
=
6°.98 R.
Die in f r ü h e r e r Z e i t viel b e s p r o c h e n e n
Bodenwärmemessungen
w u r d e n auf
(übrigens
dem, Herrn
ROBERT
g e h ö r i g e n , G u t e R a i t h in dem Orte A b b o t s h a l l in d e r G r a f -
Fife u n w e i t
der S t a d t
Kirkcaldy
gemacht.
Abbotshall
1 1 engl. Meilen in g r a d e r R i c h t u n g n ö r d l i c h von E d i n b u r g ,
1 englische Meile von d e r K ü s t e e n t f e r n t , u n t e r 5 6 ° 1 0 ' Br. von Edinburg der
d u r c h einen A r m
bis 1 , 2 , 4 u n d 8 '
Gärtner
GIIARLES
NORVAL.
engl,
d e r See g e t r e n n t .
Der
liegt
ungefähr E s ist
Beobachter
eingegrabenen Thermometer w a r
E r las d e n S t a n d d e r T h e r m o m e t e r
der nicht
r e g e l m ä ß i g a b , a n f a n g s m i t u n t e r n u r einmal monatlich, s p ä t e r bis z u 8 m a l monatlich. Derselbe
Der B e o b a c h t u n g s o r t liegt e t w a 4 7 ' ü b e r dem Meere.
NORVAL
fand n u n ,
dafs eine
in
geringer
Entfernung
von
dem B c o b a c h t u n g s o r t e u n d in u n g e f ä h r derselben M e e r e s h ö h e aus einem B a s a l t - o d e r Griinsteinfelscn h e r v o r k o m m e n d e w a s s e r r e i c h e Quelle b e s t ä n d i g den W ä r m e g r a d 8 ° . 7 2
hatte.
Ist diese B e o b a c h t u n g r i c h t i g d. Ii. ist die Quelle bei A b b o t s h a l l wirklich
völlig
unveränderlich
in
ihrer
Temperatur,
also
geologische Quelle, dann mufs die L u f t w ä r r a e in A b b o t s h a l l ,
eine
rein
obgleich
d e r O r t niedriger liegt als E d i n b u r g , d o c h (aus einer mir u n b e k a n n t e n Ursache) im vieljährigen D u r c h s c h n i t t b e d e u t e n d ( e t w a 1 ° ) k ä l t e r sein als die L u f t w ä r m e
bei E d i n b u r g .
Diese F r a g e w i r d
sich n u r
durch
') J . D. F O K B E S on the temperalure of llie earlh in den T r a n s , of the Roy. Soc. of Edinburgh 1846. Vol. X V I . I'art. II. p. 191 aus dem Supplement to the 6jjL edilion of the Encyclopedia Britannica, article . Climatc.-
§ 62. Die Quelle bei Abbotshall.
12
Luftwärmebeobachtungen an Ort und Stelle mit Sicherheit lösen lassen. Ich erwähne die Quellwännebeobachtung bei Abbotschall vorzüglich deswegen, weil ich diese Beobachtung für dieselbe halte, über welchc, wie es scheint, P L A Y F A I R einmal berichtet hat. L. v. BUCH sagt (Pogg. Ann. Bd. 12. S. 4 0 6 ) : » E i n e starke Quelle hei Edinburg, in welcher sich das Thermometer fortwährend auf derselben Höhe erhält, zeigt 6°.96 i?.« B U C H nennt dabei P L A Y F A I R und citirt Thoms. Annais, Febr. 1818. Ich habe aller Mühe ungeachtet dies Citat nicht finden können. Die Zeit der Bekanntmachung und die nahe Uebereinstimmung mit 6°.98 R. lassen mich aber vermuthen, dafs die von B U C H erwähnte Quelle keine andere ist als die Quelle von Abbotshall. Ifh leugne, dafs eine unveränderliche Quelle bei Edinburg in der Höhe des Beobachtungsortes der Luftwärme eine so niedrige Temperatur wie 8°.7 haben könne. Das unentstellte Mittel der rein meteorologischen Quellen bei Edinburg in 2 2 5 ' Höhe ist im vieljährigen Durchschnitt nahe = 9°.0 zu erwarten; jede rein geologische Quelle an demselben Orte mufs also wärmer als 9° sein. Ich behaupte dies gestützt auf die Anwendung des Marienberger Gesetzes auf Edinburg und berufe mich auf neue bei Edinburg anzustellende Beobachtungen. Der Vollständigkeit wegen verzeichne ich hier noch 3 Quellwärmemessungen, welche FORCHHAMMEK auf den Inseln nördlich von Schottland im Mai 1821 in der Meereshöhe gemacht hat. 1) O r k n e y i n s e l n . Insel Pomona, Br. 59°, sehr schwach fliefsende Quelle 7°.8. 2) S h e t l a n d i n s e l n . Bei Scalloway auf Shetland, Br. 6 0 y , 0 , beständig fliefsende und starke Quelle aus Uebergangssandstein am 19 Mai 7°.33. 3) F a r ö e r , Br. 62°, Quellwärme 7°.0. Aus diesen Beobachtungen läfst sich nichts folgern. F O R C H H A M M E R ' s Beobachtungen in verschiedenen Höhen auf den Faröer habe ich schon in § 39 zu benutzen versucht. Kendal und der Helvellyn. W i r müssen die Regenvertheilung und die Luftwärme von Kendal berücksichtigen, um eine Quellwärmemessung von D A L T O N auf dem Berge Helvellyn beurtheilen zu können. Kendal Br. W. L.
Helvellyn ')
54" 17' 5»
Höhe 130 F.
6'
Br. W. L.
54» 3 1 ' 4 3 " AH," 5° 2 0 '' 45
Höhe 2881 F.
' ) OTLKY'S Map of the Lake District. Keswick, 1849.
§ 62. Kendal und der Helvellyn. Kendal.
13
Regen,
25 Jahre'). Dcccmber
5".70
Januar
4. 9 7
Februar
4. 81
März
2. 96
April
2. 8 1
Mai
3. 2 6
Juni
2. 5 5
Juli
4. 6 5
August
4. 7 3
September
4. 5 7
October
5 . 10
November
=
3 6 . 4 5 V,
=
37.65 V .
4. 4 8
Jahr
5(h 5 9
In Kendal tritt der m e r k w ü r d i g e Fall ein, dafs jedes der beiden entgegengesetzten Drittel mehr als 3 3 . 3 3 °/e hat. Kaltes Drittel 3 6 . 4 5 %
=
W a r m e s Drittel 3 7 . 6 5 % = Nun ist +
0°.S4 —
oder 4 . 3 2 V ,
—
Wahrscheinlich
3.12
=
0.39
33.33 +
4.32
=
0.54
0°.39 =
3.12% hebt
33.33 +
der
=
+
0°.15
1 . 2 0 V, und - J -
Ueberschufs
=
im kalten
-4- 0 . 1 5 Drittel
einen
gleich grofsen Ueberschufs des w a r m e n Drittels auf u n d es bleibt eine positive A b w e i c h u n g des Quellmittels vom Luftmittel =
0°,15
Das Luftmittel ist in 1 3 0 ' Höhe aus 2 1 J a h r e n von
übrig.
MAHLMANN
zu 8 ° . 3 bestimmt, die Quellwärme w i r d also in derselben Höhe 8 ° . 4 5 sein.
Ich finde bei
abhandlung)
KÄMTZ
( L e h r b . I I , 2 0 2 aus
HUMBOLDT'S
die Qucllwärmc bei Kendal als von
zu 8 ° . 4 5 angegeben.
DALTON
Isothermenbeobachtet
Diese A n g a b e w ü r d e also vollständig mit dem
Ergebnifs meiner R e c h n u n g übereinstimmen.
Ich habe aber in
DALTON'S
sogleich zu nennendem Buche diese A n g a b e nicht finden können u n d vermuthe
daher,
dafs sie auf
einem Versehn
beruht.
DALTON
hat
meines Wissens n u r einen Brunnen b e o b a c h t e t , 12mal im J a h r e , u n d das Mittel 8 ° . 8 gefunden. Zweck hin,
zu w i s s e n ,
W i e dem
auch
sei, es reicht f ü r unsern
dafs die mittlere Ouellwärme bei Kendal in
1 3 0 ' Höhe im vieljährigen Durchschnitt s e h r wenig von der mittlem ')
Lei SCHOUW S . 1 7 9 . 1 8 6 .
§02.
1 4
DALTON^ Messung
L u f t w ä r m e abweichen
einer Quelle auf dem
kann
und
Helvellyn.
dafs sie der Berechnung
zufolge
8 ° . 4 5 ist. J . DALTON gab im J a h r e 1 7 9 3 seine Mcleorological Observations and Essays heraus.
Die zweite noch vom Verfasser selbst
Ausgabe erschien 1 8 3 4 in Manchester. Herrn
Prof.
Gelegenheit,
MAGNUS
besorgte
Ich hatte durch die Güte des
diese zweite
Ausgabe
cinzusehn
u n d entnehme derselben, S. 187 A n m e r k u n g , die folgenden Angaben. Der Berg Helvellyn liegt nahe an dem W e g e ,
der von Kendal nach
Keswick f ü h r t , ungefähr 8 engl. Meilen von Keswick. DALTON'S Bestimmung
1 1 0 0 Y a r d s hoch.
E r ist nach
Ungefähr 2 0 0 Y a r d s unter
dem Gipfel, nach DALTON'S S c h ä t z u n g ,
k o m m t eine das ganze J a h r
hindurch
deren
wasserreiche
27 August 1793 =
Quelle
3 ° . 3 3 fand.
1100 Yard = 200
hervor,
»
3 3 0 0 engl. F . =
=
600
Wärme
DALTON
am
Nun ist »
•
3 0 9 6 Par. F.
—
563
»
•
also die Meereshöhe der Quelle u n g e f ä h r 2 5 3 3 P a r . Fufs '). E s giebt aber neuere Bestimmungen graphischen Lage der gedruckten
Zusätzen
Hauptberge zu
OTLEV'S
der
Höhe
und
im L a k e - D i s t r i c t , Karte vom
Jahre
der
geo-
welche in den 1849
enthalten
sind.
Nach diesen Bestimmungen ist der Helvellyn niedriger, folglich
auch
die Meereshöhe
ist 3 0 7 0 ' engl. = wenn
DALTON
der Quelle geringer.
Die Höhe des
Helvellyn
2 8 8 0 ' . 6 f r a n z . , folglich die Meereshöhe der Quelle,
den
hat, nur 2317.6 =
Abstand
derselben
vom
Gipfel richtig
geschätzt
2 3 1 8 Par. F. Da die Quelle am 2 7 A u g u s t 3 ° . 3 3
h a t t e , so ist das Jahresmittel jedenfalls niedriger, w i r können es z. B. zu 2 ° . 3 3 annehmen.
W e n n nun die mittlere Oucllwärme bei Kendal
in 1 3 0 ' Höhe 8 ° . 4 5
und
auf dem Helvellyn "in 2 3 1 8 ' H ö h e 2 ° . 3 3
ist, so nimmt am Helvellyn die mittlere Quellwärme 6 ° . 1 2 f ü r 2 1 8 8 ' a b , das macht 1° f ü r 3 5 6 ' .
Die Angaben der A b n a h m e der mittlem
L u f t w ä r m e mit der H ö h e in Grofsbritannien (siehe § 8.) stimmen vollkommen zu diesem Abnahmeverhältnifs der mittlem Quellwärme.
Bei
Marienberg haben w i r gefunden (§ 5 9 . ) dafs die mittlere Quellwärme abnimmt: an dem steilen A b h ä n g e des Hirschkopf 1° f ü r 2 3 6 ' in dem sanft ansteigenden Michelsthale 1° f ü r 3 5 3 ' . Das
f ü r den Helvellyn
versuchsweise
berechnete
Abnahmever-
hältnifs der mittlem Quellwärme mit der H ö h e ist also g a r kein be') Hiernach w e r d e n die abweichenden Angaben anderer S c h r i f t s t e l l e r 7.u berichtigen sein.
Siehe L. v. BUCH in Bilil. britan. 1802. Bd. 19. S. 2 6 1 ,
GILBERT'S Ann. 1806. Bd. 2 4 . , ferner BJSCHOP'S W ä r m e l e h r e S. 3 3 .
desgl. in
$ G2. nu BOIS-KEYMOND'J Messung
fremdend rasches.
derselben
Quelle.
15
E s ist l a n g s a m e r als das a m H i r s c h k o p f g e f u n d e n e
u n d s t i m m t ü b e r e i n mit dem im Michelsthal g e f u n d e n e n . W e n n H e r r BISCHOF m e i n t e ,
eine so niedrige
H ö h e im N o r d e n
von E n g l a n d
fallend,
er n u n w o h l ,
und
so
sieht
die H ö h e
noch
Temperatur
einer
in so
mäfsiger
Quelle sei e t w a s a u f -
entspringenden
dafs die T e m p e r a t u r n o c h
mäfsiger w a r ,
als
er a n n a h m ,
niedriger
und
dafs
die
T e m p e r a t u r d e r fraglichen Quelle d o c h nicht a u f f a l l e n d , s o n d e r n g a n z in d e r O r d n u n g ist. Nachschrift.
Einige T a g e
nachdem
ich das V o r s t e h e n d e g e -
s c h r i e b e n h a t t e , erhielt ich eine n e u e M e s s u n g d e r fraglichen Quelle. Mein
DU BOIS-REYMOND
Freund
zweiten Reise
nach
England,
hat
die
die ihn
Güte
gehabt,
auf
in d e n L a k e - D i s t r i c t
seiner führte,
den Helvellyn z u besteigen u n d die DALTON'SCIIC Quelle a u f z u s u c h e n . Er
fand
am 2 6 A u g u s t 1 8 5 2 ,
also
fast g e n a u
d e r v o r 5 9 J a h r e n angestellten M e s s u n g , 4".6.
am
Jahrestage
die T e m p e r a t u r d e r Quelle
Die Quelle w a r w a s s e r r e i c h u n d DU BOIS-REYMOND k o n n t e den
ß c c h c r mit dein T h e r m o m e t e r tief in das von R a s e n ü b e r w ö l b t e E r d loch e i n s c h i e b e n , a u s dein sie h e r v o r s p r u d e l t e . aus
Thonschicfer.
Durch
diese
neue
D e r Ilulvellyn b e s t e h t
Beobachtung
stehende S c h l u f s f o l g e r u n g n i c h t v e r ä n d e r t .
wird
die
Die M ü h l t h a l q u e l l e ,
vor-
welche
am 3 1 A u g u s t eines J a h r e s (des 1.) 1 1 ° . 4 w a r m g e w e s e n w a r ,
zeigte
am 3 0 A u g u s t eines a n d e r e n J a h r e s (des 2.) 1 2 ° . 9 , sie w a r in diesem Jahre
in Folo O a> >D O co co OD iO iO co ra> 03 CM T—t co 00 CO o co t - io co 00 00 N r^ OÌ co co O t-' co h-' — ^ co aó Ö -i" vfS * * o co co 00 Ó Ö O h-' Ifj Ö TI c j T—" oó ai
C JS »-s 1 00 à
tO O CT1N CO N If * * 1ft CO 00 00 co o o N N o O a> •«Í N CM œ o iC 00 00 o co 00 «í s ^ Iii co O ai co" ai cd •«JÎ co co oó co có lO c-i 00 ai co « -rH **
u 1 JS « •-5 g à jjJZ 2 1 g O a
^ ^ co co co o» co co Oí co co io CM co CM 00 >o QO IN * * co 00 o •t a> 00 00 • i co M IN ci ci co oó cd Ö ob oó N oó T—1co o TH ai •
3 I S tO Û tS sj .c 1-5 2 s Q -C (9 1-9 i cc a S .c i
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^
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cô o N eó
CM
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co co UO C4 c* co CT200 00 N 00 CO >o tO t» o s es co ifj 00 CO Iii e-» oó i — i
N Í— o ci aò
ai
o N CM 00 in 00 hN co o N 00 Oí 00 co co N CO 00 o> ai iri oi co •»-H •«Í Ö oó ^ I •H ci < ^
ir> o CO o CO co co o Oí C »o o> o IT) a> O M co o •«f 00 «» 00 o 00 CO o co 00 I-- Oí o CO o r- Iii co CO o CÖ 00 N cic CO T-l r- CM' •o ^ ci
Ol m CO co o> o iT> OD 00 CM _ CO o co o eM co (M m 00 -f o n t . Ol N ci CD N O N CO
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1-s -i 1 c 3 •s s 1-5 * 1 -s ^ *1* eö 1 c i | I ^aiaoooiaidd^«^^ ^H ^H ^H ei | •H c n OOOCO»f5a>cet-»«»nCO'»H«* -s g • . . . . . . . . . . . * a
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90
§ Sff. Die Regenmengen sind in Potsdam tu Mein
Ich hielt diese Beobachtungen, die ich früher als die S C H N E I D E R schen erhielt, für sehr zuverlässig. Kaum hatte ich dieselben in die vorstehende Form gebracht, so erfuhr ich, dafs Herr L E G E L E R in Folge des zusammengesetzten Baues seines Regenmessers die Regenmengen zu klein erhält. Es ist auch befremdend, dafs die Jahresmenge im 8jährigen Durchschnitt nur 17®/4 Zoll beträgt, während man wohl wenigstens 2 0 erwarten sollte. Wenn nun die Weitläuftigkeit des Apparates die Ursache ist, dafs Wasser in demselben hängen bleibt und die gemessenen Mengen zu klein ausfallen, so folgt aus diesem Umstände, dafs auch die nach diesen Beobachtungen berechnete Vertheilung nicht richtig sein wird. Im Winter fällt der Regen in viel kleinern Mengen als im Sommer, wo mitunter ein einziges Gewitter i bis 2 " liefern kann. Je kleiner der Regen ist, ein desto gröfserer Bruchtheil desselben geht zur Benetzung des Apparates verloren; je gröfser der Regen ist, desto kleiner ist der Bruchtheil, der verloren geht. Die Verhältnifszahl des Winterregens (19.61 % ) wird also kleiner ausfallen, als sie in Wirklichkeit ist, die Verhältnifszahl des Soramerregens gröfser. Die Ungleichheit des W i n t e r - und Sommerantheils wird folglich geringer gewesen sein, als die vorstehende Berechnung nach L E G E L E R ' S Beobachtungen angiebt. W i r können die Richtigkeit dieser Folgerung beweisen und die Gröfse des Fehlers, sowohl was die Jahresmenge als die Verhältnifszahlen des Winters und Sommers betrifft, ausmitteln. Für die letzten 5 Jahre der Potsdamer Messungen haben wir die gleichzeitigen Berliner, die uns zum Maafsstab dienen können. Ich habe daher auch für die letzten 5 Jahre aus Potsdam die Durchschnittsmengcn und die Vertheilung berechnet und wir erhalten nun folgende Zusammenstellung:
erhalten,
wie
die
Vergleichung
Gleichzeitige Regenmessungen in B e r l i n
mit Berlin und P o t s d a m
der 5 Jahre December
December Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November
91
im Durchschnitt
1848-53.
Berlin. Menge
zeigt.
Vertheilung
Potsdam. Menge
Vertheilung
1".60
7.28%
1".02
1. 5 9
7.23
1. 3 1
6.91
1. 9 3
8.78
1. 65
8.71
1. 3 3
6.05
I. 03
5.44
1. 8 5
8.42
1. 6 9
8.92
5 . 3 8 •/.
2. 0 5
9.33
1. 8 4
9.71
2. 8 6
13.01
2. 45
12.93
1. 9 1
8.69
1. 9 1
10.08
1. 8 8
8.55
1. 5 8
8.34
1. 3 4
6.10
1. 6 1
8.49
1. 7 7
8.05
1. 31
6.91
1. 8 7
8.51
1. 5 5
8.18
Jahr
21. 9 8
100.00
18. 95
100.00
Winter Frühling Sommer Herbst
5. 1 2
23.29
3. 9 8
21.00
5. 2 3
23.80
4. 56
24.07
6. 6 5
30.25
5. 9 4
31.35
4. 9 8
22.66
4. 47
23.58
Während Herr Dr. SCHNEIDER mit dem gewöhnlichen Regenmesser in Berlin 21".98 erhielt, erhielt Herr LEGELER mit seinem zusammengesetzten Regenmesser in Potsdam nur 18".95, also volle 3 Zoll zu wenig. Der Winterantheil ist nach SCHNEIDER 23.29 % , nach LECELER nur 21, also 2.29 °/0 z u klein. Der Sommerantheil ist nach SCHNEIDER 3 0 . 2 5 ° / , ,
n a c h LEGELER 3 1 . 3 5 ,
also I.10®/0
ZU g r o f s .
Die Prüfung der Regenmessungen in Potsdam fuhrt also zu einem ähnlichen Ergebnifs wie die Prüfung der Luftwärmebeobachtungen: sie sind unzuverlässig und wir müssen die Berliner Beobachtungen auch für Potsdam gelten lassen. §. 6 7 .
P.
ERMAN'S
Quellwärmebeobachtungen bei Potsdam.
N B . I n d i e s e m $ sind gümmtllche T e m p e r a t u r e n w i e d e r C e I s i n g 'sehe Grade.
Während P. ERMAN in den Jahren 1 8 1 4 - 1 9 bei Potsdam die Wärme der Quellen mafs, beobachtete GRONAU in Berlin die Luftwärme. Ich stelle hier diejenigen Monats- und Jahresmittel nach den Beobachtungen in Berlin zusammen, deren Kenntnifs uns zur Beur-
92
§ &• Luftnärme
tu
ERMANV
Quellwärmebeobachtungen.
theilung der ERMAN'schen Quellwärmemessungen wünschenswerth sein kann. Die Mittel sind alle genau berichtigt. Luftwärme in Berlin, wahre Mittel. 6 Jahre
3 Jahre
1814-19
1817-19
Januar — i°.25 0. 36 Februar 3. 00 März 8. 03 April 12. 73 Mai 17. 34 Juni 18. 1 1 Juli 17. 21 August 13. 75 September 7. 39 October 2. 91 November Deccmber — 1. 26
r.i6
8. 13
1. 76 4. 01 7. 44 14. 00 18. 83 18. 91 18. 29 15. 48 7. 06 3. 59 — 1. 91 9. 05
Kältest. M.Decb. — 1. 26 Wärrast. M.Juli 18.11 Unterschied 19. 37
— 1. 91 18.91 20. 8 2
Jahr
die die die die
79 48 6 3
Jahre Jahre Jahre Jahre
Einzeljahre
1818
1774-1852 1774-1821 1814-1819 1817-1819
das Jahr 1814
1815 1816
1817 1818 1819
9°.14 14. 05 18. 24 19. 57 16. 68
14. 66 7. 82 2 38 — 1, 51
1819
1°.13 2. 25 4. 76 9. 54 15. 03 19. 90 20. 45 20. 44 15. 50 8. 04 2. 30 — 3. 66 9. 64 — 3. 66 20. 45 24. 11
8°.76 8. 65 8. 13 9. 05 6. 7. 6. 8. 8. 9.
91 75 99 59 96 64
sehr kalt kalt sehr kalt mittelmärsig mittelmärsig warm
kam im Sommer 1811 nach Berlin und blieb daselbst bis zum Frühling 1812, um die Herausgabe seiner Flora Lapponica zu besorgen, die 1812 bei REIMER erschien. Dann trat er seine Reise in die Schweizer Alpen an. Nachdem WAHLENBERG, wie es scheint, die Anregung zu seinen Quellwärraebeobachtungen von BUCH erhalten halte ' ) , regte wiederum das Beispiel seiner BeobachWAHLENBERG
' ) BUCH h a t t e im J a h r e 1 8 0 2 in der Biblioth. b r i t a n n i q u e Beobachtungen ü b e r die T e m p e r a t u r einiger Q u e l l e n bei Neuchatel b e k a n n t g e m a c h t , bei dieser Gele-
§ 67.
ERMAN
wollte die Bodenwärme
ermitleln.
93
tungen in Schweden und die Sorgfalt, mit welcher er während seines Aufenthaltes in Berlin die Temperatur des Gesundbrunnens bei Berlin beobachtete, den Physiker P A U L E R M A N zur regelmäfsigen Anstellung ähnlicher Beobachtungen an. E R M A N betrachtete es übrigens ebensowenig wie W A H L E N B E R G als seine Hauptaufgabe, die Temperäturerscheinungen der Quellen zu erklären; der Zweck der Untersuchung w a r , durch Messungen der Quellwärme die Bodenwärme auszumitteln. Der Aufsatz, in welchem er im Jahre 1820 seine Beobachtungen in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wissensch. aus den Jahren 1 8 1 8 - 1 8 1 9 S. 3 7 7 - 4 0 3 veröffentlichte, führt den Titel »Ueber die aus Beobachtungen der Quellen sich ergebende Temperatur des Bodens in der Gegend von Berlin«. E R I I A N unterzog sich daher auch nicht selbst der Untersuchung der Luftwärme, noch weniger der Untersuchung der Regenverhältnisse. Um diesem Mangel abzuhelfen, habe ich im vorigen § die Luftwärme und die Regenverhältnisse von Berlin und Potsdam nach den jetzt vorhandenen Beobachtungen und Hülfsmitteln erörtert 1 ). ERMAN wohnte damals in Potsdam; er suchte und fand in dortiger Gegend Quellen und beobachtete zwei derselben 6 Jahre, eine 3 Jahre, eine 1 ®/4 Jahr. Den Gesundbrunnen bei Berlin beobachtete er nur gelegentlich. Herr B E R G H A U S hat 2 0 Jahre später zwei von den ERMATS'schen Quellen (und einige Brunnen) wiederum mehrere Jahre hindurch beobachtet. Die BERGHAUs'schen Beobachtungen müssen für sich abgesondert erörtert werden. W i r verdanken aber Herrn g e n h e i t a u c h DALTON'S B e o b a c h t u n g auf d e m H e l v e l l y n v o m J a h r e 1 7 9 3
erwähnt.
D a n n hatte er im A u g u s t 1 6 0 5 die T e m p e r a t u r einer Q u e l l e an der Grenze d e r r ö m i s c h e n C a m p a g n e g e m e s s e n , d i e s e B e o b a c h t u n g aber n i c h t v e r ö f f e n t l i c h t . HUMBOLDT hatte 1 8 0 6 in GILBERT'S A n n a l e n s e i n e Q u e l l w ä r m e b e o b a c h t u n g e n in d e n Gebirgen von Cumana
u n d Caraccas
mitgetheilt.
Im S o m m e r
desselben Jahres
trat BUCH
s e i n e R e i s e nach N o r w e g e n u n d S c h w e d e n a n , auf w e l c h e r er keine Q u e l l w ä r m e messungen
anstellte
K u p f e r n u n d Karten.
(L. v. BUCH'S R e i s e 2 Theile.
durch N o r w e g e n
und
Lappland.
B e r l i n 1 8 1 0 bei G. C. NAUCK. kl. 8 ) .
Mit
E r traf auf
dieser R e i s e aber E n d e S e p t e m b e r 1 8 0 7 m i t WAHLENBERG z u s a m m e n , der auf der R ü c k k e h r v o n seiner dritten R e i s e nach L a p p l a n d s a m m e n v o n U m e o bis U p s a l a . aufmerksam
gemacht,
dafs
es
begriffen war.
für seine
pflanzengeographischen
n ü t z l i c h w e r d e n k ö n n t e , w e n n er durch T e m p e r a t u r b e o b a c h t u n g e n W ä r m e d e s B o d e n s kennen z u l e r n e n s u c h t e . Quellwärmebeobachtungen ling
S i e reisten
zu-
V e r m u t h l i c h hat BÜCH d a m a l s WAHLENBERG darauf
gemacht.
Untersuchungen an Q u e l l e n die
B i s dahin hatte WAHLENBERG keine
Er begann
seine Messungen
erst i m F r ü h -
1808. ') D u r c h d i e s e B e m e r k u n g s o l l der W e r t h der g e d i e g e n e n ERIIAN'schen A b -
h a n d l u n g n i c h t verkleinert w e r d e n .
A l l e U r t h e i l e u n d E r k l ä r u n g e n , w e l c h e ERHAN
in d e r s e l b e n n i e d e r g e l e g t hat, z e u g e n v o n d e r u m s i c h t i g s t e n B e o b a c h t u n g u n d der reifsten E r w ä g u n g des Physikers v o n Fach.
§ 67.
94
BIROHADS'
7/öhenbettiromungen in und bei
Potsdam.
auch eine Anzahl Höhenbestiromungen in P o t s d a m u n d der
BERGHAUS
Umgegend, und diese stelle ich den ERMAN'schen Beobachtungen voran, weil sie zur E r w e i t e r u n g unserer Kenntnisse Potsdam
ü b e r die Gegend von
beitragen. Höhenbestimmungen in und bei Potsdam von BERGHAUS.
BERGHAMS
sagt in seinem Geograph. J a h r b u c h , 1 8 5 0 , Gotha bei
Perthes. 4. S. 2 5 :
»Südlich vom Ufer der Havel bei P o t s d a m ,
auf
der Ostseite von der grofsen Wiesenniederung des Nutheflusses,
auf
der Westseite von
be-
der nach W i t t e n b e r g führenden Heerstrafse
grenzt, streicht unter dem Namen der B r a u h a u s - , T e l e g r a p h e n - , Ravensund Schöneberge etc. eine mehr
oder weniger unterbrochene Kette
von Hügeln, welche auf der Südseite gegen eine S e n k u n g abfällt, die grade von W . nach 0 .
von
dem Dorfe Michendorf ü b e r A l t -
und
N e u - L a n g e r w i s c h nach dem an der Nuthe gelegenen Städtchen Saarmund zieht.
Diese genau in M e r i d i a n - R i c h t u n g streichende Hügel-
kette ist eine deutsche Meile lang.
Das Profil derselben ergiebt sich
aus den nachstehenden, einer Revision vorbehaltenen,
Höhenangaben,
welche auf trigonometrischen und barometrischen Messungen beruhen, welche ich w ä h r e n d ausgeführt h a b e « . —
eines 31jährigen Zeitraumes, von BERGHAUS
des Swinemünder Pegels bezogen.
1818-1848,
hat seine Höhen auf den Nullpunkt Ich habe von jeder seiner Höhen-
bestimmungen 3 ' . 3 8 abgezogen und dadurch die Höhe ü b e r dem mittlem Wasserstande der Ostsee erhalten. Ich ziehe diese A r t der Höhenangabe n u r
aus dem Grunde v o r , weil sie in Berlin die g e b r ä u c h -
liche ist u n d ich mich, um V e r w i r r u n g zu vermeiden, dem Gebrauch anschliefse. Ueber dem Spiegel der Ostsee, Par. F. Nullpunkt des Havelpegels an der LangenbrUcke bei Potsdam . . Mittlerer Wasserstand der Havel daselbst Senkbrunnen in BERCIIAUS' Garten, Höhe des Erdbodens Die beiden Senkbrunnen vor BERGHAUS' Remise und vor HOFFMANN'S Keller, Höhe des Erdbodens Barometer-Niveau in BERGHAUS' Bibliothek 1 ) Brauhausberg, Freitreppe des Belvedere •
die Vier-Linden-Höhe höchste Kuppel, der lange Berg genannt
85'.3 89.8 98.2 123. 9 126.34 207.4 240.2 273.5
') Die geographische Lage des Hauses (in der Teltpwer Vorstadt) ist Br. 52" 23' 29", Oesll. L. 10« 43' 46".
§ 67.
BEBGRASS'
Höhenbestimmungen
in und bei
Potsdam.
95
Ueber dem Spiegel der Ostsee, Par. F .
Turnplatz in der Einsenkung zwischen dem Brauhaus- und dem Telegraphenberg Telegraphenberg, Plinte des (jetzt verlassenen) Tclegraphengebäudes Plateau zwischen dem Telegraphen - und dem Kleinen Ravensberge, wo der Fufsweg nach der Ravensberger Quelle die Langerwischer Strafse verläfst Nördlicher Fufs des Kleinen Ravensberges, am Fufswege nach der Quelle Nördliche Vorkuppe des Kl. Ravensberges Kleiner Ravensberg, der Gipfel (im Mittel aus 31 Barometermessungen in den Jahren 1 8 1 8 - 4 5 ) Niedriges Plateau zwischen dem KI. und dem Gr. Ravensberge . Nördlicher Kamm des Gr. Ravensberges Grofser Ravensberg, der Gipfel (im Mittel aus 48 Barometermessungen in den Jahren 1818-48) Schöne Berg, Plateauscheitel Lois - oder Lusha - Berg bei Bergholz Westlicher Fufs der Hügelkette auf der Potsdam - Wittenberger Strafse, im Parallel des Gr. Ravensberges Uninittelbar am westlichen Fufse dieses Berges liegt aber das PoschLug (ein Morast) All • Langerwisch, vor dem Herrenhause, südlicher Rand der Hügelkette Die Ravensberger Quelle (im Mittel aus 14 Barometermessungen in den Jahren 1839-48) Michendorf bei der Kirche Saarmund, Barometer-Niveau
199'.4 292. 9
192. 7 241. 3 314. 6 363.7 177. 2 288. 5 329.3 289.6 238. 5 180. 3 120.0 144.6 100.8 146. 5 113. 50
Andere beraerkenswerthe Höhenpunkte in der Gegend von Potsdam: Sanssouci, oberste Terrasse vor dem Schlosse Ruinenberg, Oberkante des Rolllagers Pfingstberg Das Becken, in welches die Templiner Quelle ausfliegst Waldhöhe Uber der Templiner Quelle
148'.4 227.2 234.4 89. 4 208. 2
Aus den vorstehenden Messungen erhellt, dafs die Ravensberger Quelle, welche
ERMAN
l®/4 Jahr beobachtete, 1 0 1 ' über dem Meere
hervorkommt. Die Höhe der 3 übrigen Quellen können wir mit hinreichender Sicherheit schätzen.
ERMAN
beschreibt ihre Lage und die
Weise ihrer Entstehung in folgenden lehrreichen Worten:
§ G7. ERMAN'* Beschreibung
96
seiner
Quellen.
»Die andern drei Quellen bei P o t s d a m , von denen ich nunmehr vieljährige Beobachtungen habe, fließen alle am linken oder südlichen Ufer der Havel a u s , zwischen der Stadt u n d dem unter dem Namen Templin bekannten Landsitz
des Herrn
Generals
VON B I S M A R K .
Es
zieht sich nämlich längs dieses Ufers eine fast ununterbrochene Reihe von H ü g e l n ,
meistens sehr nahe am Flufsbette.
Diese meistens mit
Nadelholz bewachsenen S a n d h ü g e l , die ich von 5 0 bis 1 6 0 Fufs Höhe f a n d , barometrisch gemessen 1 ), ruhen auf einer Thonschicht, die man an einigen Stellen zu T a g e ausgehend
findet;
sie streicht stellenweise
in einer Höhe von einigen Fufs über dem Wasserspiegel.
Die T a g e -
wasser, die durch den Sand dringen, sammeln sich auf diesem Lager. An einigen Stellen, w o die Schicht horizontal und frei zu Tage ragt, siekert das W a s s e r beständig, sammeln.
Bei anhaltendem
aber ohne sich zu
einer Quelle
F r o s t bedecken sich diese Strecken
zu mit
einer kontinuirlichen Reihe von Eisstalagmiten, indem das in zu geringer Menge hervorquellende W a s s e r bereits nahe am Entstehungspunkte gefriert und durch unausgesetzten Zuflufs grofse aneinandergereihete Eiszapfen bildet; in der Regel findet man aber diese Stellen schon im nächsten Jahre durch das Ueberstürzen des Sandes wieder bedeckt.
Wo
ziehen
sich
men,
und
aber
das
Thonlager
eine
die h i n d u r c h s i e k e r n d e n
Mulde
fliefsen aus W i n t e r und Sommer
Wassermenge
und
mehr
oder
bildet,
Tagewasser
weniger
mit
da
zusamgleicher
konstanter
Tem-
peratur«. Die 3 Quellen am linken Ufer der Havel sind: 1.
Die Quelle auf der DRosEDOw'schen Wiese am Ende der Teltower Vorstadt.
2.
Die ungefafste Quelle
an
der Havel zwischen
Potsdam
und
Templin. 3.
Die Templiner Quelle. Alle 3 Quellen fliefsen n u r wenige F u f s über dem Spiegel der
Havel aus. liegt nach
Das Becken, BERGHAUS'
in welches die Templiner Quelle ausliefst,
Bestimmung 8 9 ' ü b e r dem Meere.
Ich möchte
diese Bestimmung f ü r etwas zu niedrig halten: denn die mittlere Höhe der Havel an der Langenbrücke bei Potsdam
ist 9 0 ' ,
die
Quellen
werden etwas höher ausfliefsen, zwischen 9 0 und 1 0 0 ' ; w i r dürfen daher 9 5 ' wohl als die gemeinschaftliche Höhe der 3 Quellen
an-
nehmen. ') Diese Höhen sind Höben Uber dem Spiegel der Havel oder über den Quellen. Die Meereshöhen sind also 140 bis 250 Fufs.
§ 67.
ERMAN'S
Da nun
Thermometer stimmten mit dem
ERMAN
die W ä r m e der Quellen bei Potsdam in
Höhe beobachtete und
101'
WAHLINBERG'JCAEN.
GRONAU
9 7
9 5
und
in Berlin die Luftwärrae in
1 2 5 '
H ö h e , so beträgt der Unterschied der H ö h e , in welcher beide Arten von Beobachtungen angestellt w u r d e n , nur 3 0 ' . schied
ist nicht grofs g e n u g ,
Berliner
Luftwärmebeobachtungen
beobachtungen
Dieser Höhenunter*
um die unmittelbare Vcrgleichung der
zu verbieten,
mit
den
wir werden
Potsdamer
Quellwärrae-
ihn daher vernachlässigen
und den Angaben der Quellwärrae die gleichzeiten Angaben der L u f t w ä r m e hinzufügen. stellte seine Beobachtungen mit der gröfsten Genauigkeit
ERIUAN
an.
Seine T h e r m o m e t e r ,
s t r u i r t , stimmten Mikroskop,
von
SCIIAFFRINSKY
mit vieler Sorgfalt con-
mit dem WAIILENBERG'schen überein '), w a r e n mit
Mikrometerschraube
und Nonius versehn und gestatteten
eine unmittelbare genaue Ablehnung von 0 ° . 0 5 R.
beobachtete
ERMAN
monatlich l m a l , sogut es ihm seine Zeit erlaubte um die Mitte des Monats.
E r hat nicht die einzelnen Jahrgänge seiner Beobachtungen
mitgethcilt (mit Ausnahme des letzten Jahres 1819), sondern n u r den mehrjährigen Durchschnitt
der Monate und des J a h r e s ; er suchte in
der Veränderung nur das Beharrende, nämlich das mehrjährige, w o möglich vicljährigc Mittel. zu den Beobachtungen
Nach diesen Vorbemerkungen kommen w i r
selbst.
W i r betrachten zuerst die auf dem
linken Ilavelufer hervorkommenden Quellen und z w a r in der Reihenfolge, in welchcr man dieselben von Potsdam aus erreicht. I. D i e Q u e l l e a u f d e r D r o s e d o w ' s c h e n W i e s e a m E n d e der T e l t o w e r V o r s t a d t . Diese Quelle entspringt an den westlichen Abhängen hausberges.
ufer mehr e n t f e r n t , als weiter herunter nach Templin Unterbrechung ')
duirt diesem
erleidet,
WAHLENBERG
nach
des Brau-
»Da der Hügelzug sich grade an dieser Stelle vom S t r o m -
hatte sein T h e r m o m e t e r im W i n t e r
einem DoLLOND'schen, w e l c h e s
DOLLOND'schen s t i m m t e
genau Uberein.
zu,
u n d eine
durch welche die Landstrafse g e h t ,
dem Baron
WAHLENBERG'S
1 8 0 7 - 1 8 0 8
(Ich m u f s h i e r beiläufig b e m e r k e n , dafs
selbst gra-
gehörte.
Mit
als es f e r t i g
war,
HERMELIN
Thermometer,
so hat
WAHLENBERG
in d e m s e l t -
samen M i f s v e r s t ä n d n i f s befangen w a r , sein T h e r m o m e t e r nach seiner K ö r p e r w ä r m e g r a d u i r t z u h a b e n , als ob er den Grad seiner K ö r p e r w ä r m e h ä t t e w i s s e n k ö n n e n , ohne ihn an
einem
zuverlässigen
fertigen T h e r m o m e t e r
—
welches in
diesem
Falle kein a n d e r e s als das DoLLOND'sche g e w e s e n sein w i r d — g e m e s s e n z u h a b e n ! WAIILENBERG
v o n seinem GILBERT'S II.
hatte also den obern F u n d a m e n l a l p u n k t s e i n e r Scale im G r u n d e nicht Körper,
Annal. Bd.
s o n d e r n von 41.
S.
dem
DoLLOND'schen
Instrument
117). 7
entnommen.
98
i
!• Die Quelle auf der Droseclorv'schen
Wiese
scheint
das W a s s e r eine ziemliche Strecke i n e i n e r s e h r g e r i n g e n T i e f e unter der Kunststrafsc und dem Boden eines Ackers und eines Stückes Wiese zum Theil in e i n e r u n t e r i r d i s c h e n R ö h r e n l e i t u n g zu laufen, ehe es seinen Ausflufs nahe an der Havel erreicht, w o es als ein sehr angenehmes Trinkwasser benutzt wird. Es folgt daraus, dafs die an sich nicht wasserreiche Quelle von den Veränderungen der atmosphärischen Temperatur bedeutend affizirt wird und an derselben zweimal Theil nimmt, einmal beim Niederschlag aus der Atmosphäre u n d dann nahe an ihrem Ausflufs«. Aus dieser Beschreibung E R H A N ' S geht hervor, dafs bei dieser Quelle durch das Fliefsen des Wassers in einer Leitung die jährliche Veränderungsseale vergröfsert und das Mittel dem Luftmittel angenähert sein wird '). 6 Jahre Luft
—
1814-19 Quelle
Das Jahr
1819
Luft
Quelle
1°.13
6°.70
1°.25 0. 3 6 3. 0 0 8. 0 3 12. 7 3 17. 3 4 18. 11 17. 2 1 13. 7 5 7. 3 9 2. 9 1 — 1. 2 6
6°.99 7. 2 8 7. 9 4 8. 8 3 10. 9 8 12. 10 13. 0 8 13. 3 8 11. 91 11. 25 9. 21 7. 3 3
8. 13
10. 0 2
9. 6 4
10. 0 7
Kältest. Mon. — 1. 26 18. 11 Wärrast. Mon.
6. 9 9 13. 3 8
— 3. 6 6 20. 4 5
6. 6 3 14. 15
6739
24. 11
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November Deceraber Jahr
Unterschied
19. 3 7
2. 4. 9. 15. 19. 20. 20. 15. 8. 2. — 3.
25 76 54 03 90 45 44 50 04 30 66
7. 7. 8. 11. 12. 14. 14. 11. 10. 8. 6.
21 94 83 10 81 15 13 91 50 94 63
7.52
Im Einzeljahr 1819 w a r der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates der Quelle 7°.52. Bei dieser Gröfse der Schwankung ist nach Bd. I, 3 2 3 . das Jahresmittel aus monatlich 1 Beobachtung nieht recht zuverlässig, zumal da der Beobachter ausdrücklich bemerkt, ')
BERGHAMS berichtet, dafs die Q u e l l e a u f der D r o s e d o w ' s c h e n , j e t z t S i m o n -
sehen W i e s e
im Jahre 1 8 3 9
nicht m e h r v o r h a n d e n w a r .
d a b ich a m 2 0 J a n u a r 1 8 4 7 in P o t s d a m w a r , zusuchen,
Ich
kann
hinzufügen,
um die ERMAN'schen Q u e l l e n a u f -
d a f s aber die g e n a n n t e Q u e l l e n i c h t z u finden w a r .
die Q u e l l e j e t z t n ä h e r ihrem U r s p r ü n g e z u m P r i v a t g e b r a u c h
Vermuthlich
benutzt.
wird
eine meteorologisch
-geolog.
mit angenähertem
Mittel
zu sein.
99
dafs er in diesem Jahre die Mitte der Monate nicht genau einzuhalten im S t a n d e w a r . Im 6jährigen Mittel haben sich die kleinen Unrichtigkeiten, welche in den einzelnen Jahresmitteln vorgekommen sein können, o h n e Zweifel vollkommen ausgeglichen, und 1 0 ° . 0 2 ist f ü r das genau richtige der
6 j ä h r i g e Mittel
Drosedow'schen
dieser Quelle zu halten ').
Quelle in den 6jährigen
Der VVärmegang
Monatsmitteln
hat
die
gröfstc Achnlichkcit mit deiu VVärmegang des Hafsborn im 5jährigen Durchschnitt Januar, 5°.97
(I, 4 4 7 ) .
Beim Ilal'sborn w a r
der kälteste Monat
der
der w ä r m s t e d e r A u g u s t u n d der Unterschied beider b e t r u g bei
1 9 ° . 6 6 Unterschied
ist im J a n u a r
am kältesten,
in
der Luft.
Die vorliegende Quelle
im August am
wärmsten,
Unterschied
6 " . 3 9 , bei 1 9 ° . 3 7 Unterschied in der Luft. Das Mittel der D r o s e d o w schcn Quelle mufs dem Luftmittel angenähert sein und die A n n ä h e r u n g mufs in jedem
der 6 J a h r e eine E r n i e d r i g u n g gewesen sein.
Beim
Hafsborn (I, 4 4 9 ) b e t r u g die Gröfse der A n n ä h e r u n g in jedem J a h r e durchschnittlich 0 ° . 3 6 .
Wir
können meiner Meinung nach d u r c h a u s
nicht u m h i n , bei der D r o s e d o w ' s c h e n Quelle eine mindestens ebensogrofsc A n n ä h e r u n g anzunehmen. also,
wenn
vensberger
es uncntstellt Sprudelquelle«,
Beobachtungen haft durch
von
die Höhe 1 0 ° . 4 haben.
welche
BERCHAUS
die E r d w ä r m c
Das Jahresmittel dieser Quelle w ü r d e
wäre,
wir
kennen
erhöht.
iin
Die
»Ra-
folgenden § durch
lernen w e r d e n ,
die
ist unzweifel-
Ihre T e m p e r a t u r ist 1 0 ° . 0 .
Jede
Quelle derselben G e g e n d , welche cbensowarm o d e r w ä r m e r ist, mufs daher f ü r eine Geothermc erklärt werden. Behauptung,
dafs die Drosedow'sche
Die F r a g e ist n u n , ob die
Quelle durch
die W ä r m e
des
Erdinnern erhöht sei, sich durch die Höhe des B r a u h a u s b e r g e s rechtfertigen läfst? Berges
Kann Meteorwasscr, welchcs an der Oberfläche dieses
eindringt u n d am Fufsc desselben in e t w a 1 0 0 ' Meereshöhe
als Quelle h e r v o r k o m m t , Berges
durch
sein Herabsinken
einer T e m p e r a t u r e r h ö h u n g
theilhaftig w e r d e n ?
Allerdings.
in der Masse
d u r c h die W ä r m e
des
des
Erdinnern
Die Ebene von unveränderlicher T e m -
peratur liegt im S a n d b o d e n unter unsern Breiten in e t w a 7 0 ' Tiefe. Nun besitzen w i r folgende Höhenbestimmungen
')
vom
Brauhausberge:
Die höchste K u p p e l , der "lange Berg genannt
273
Die V i e r - L i n d e n - H ö h e
. . . .
240
Die Freitreppe des Belvedere .
207
Bei
ERMAN
ist,
wahrscheinlich
in
Folge
eines Schreibfehlers,
der
aber im T e x t e w i e d e r h o l t , 8 ° . 1 0 R. a l s Gjähriges Mittel a n g e g e b e n , w ä h r e n d Mittel a u s d e n 1 2 M o n a t e n 8 ° . 0 1 G 6 R. o d e r 1 0 ° . 0 2 C. ist. 7*
sich das
100
f 67. 2. Die ungefafsle
Quelle an der Havel
scheint
W i r b r a u c h e n also nicht einmal a n z u n e h m e n , dafs das W a s s e r unserer Quelle v o n den höchsten P u n k t e n des Berges h e r a b k o m m e . n u r aus einer durchschnittlichen Meereshöhe von 2 0 7 ' so k a n n
es schon bis zu
W e n n es
hervorkommt,
einer senkrechten Tiefe von 1 0 7 ' in den
B e r g hinabgesunken sein, also 3 7 ' tiefer als die unveränderliche Ebene liegt,
und
folglich einer T e m p e r a t u r e r h ö h u n g
theilhaftig w e r d e n .
durch
die
Erdwärme
Da n u n einerseits die Möglichkeit, dafs am Fufse
des Brauhausberges eine d u r c h die E r d w ä r m e erhöhete Quelle hervork o m m e , nicht zu leugnen i s t , andrerseits aber die B e h a u p t u n g , dafs das Mittel unserer Quelle, w e n n es unentstellt wäre, wenigstens 1 0 ° . 4 sein w ü r d e , mit N o t h w e n d i g k e i t aus bekannten T h a t s a c h e n f o l g t , so ist die Annahme, dafs die erste Quelle, die w i r durch tungen
bei P o t s d a m
kennen
lernen,
eine
ERMAN'S
Beobach-
meteorologisch-geologische
mit angenähertem Mittel sei, eine w o h l b e g r ü n d e t e '). 2. D i e u n g e f a f s t e Q u e l l e a n d e r H a v e l z w i s c h e n und Templin.
Potsdam
Diese Quelle >{liefst ganz frei heraus ohne alle E i n f a s s u n g , die T h o n s c h i c h t geht
hier e t w a s u n t e r das Niveau des B o d e n s , so dafs
das W a s s e r einen sprudelnden S t r a h l bildet, den man an den Bewegungen
des Sandes am Boden
nimmt.
Bei der Geringfügigkeit der Quelle ist es um so wichtiger,
des kleinen
Beckens
deutlich
wahr-
die Kugel des T h e r m o m e t e r s g e n a u bis in den S a n d s t r u d e l zu halten. Die Umgebungen der Quelle haben eine sehr k r ä f t i g e V e g e t a t i o n ; das Becken derselben ist meistens dicht b e w a c h s e n mit mehreren W a s s e r p f l a n z e n , es ist a n g e n e h m , finden,
dieselben mitten im W i n t e r g r ü n e n d z u
s o w i e man selbst zu dieser Jahreszeit lebendige F r ö s c h e
Insekten aller A r t
darin
findet.
Wegen
dieser
üppigen
und
Vegetation
k ö n n t e es manchmal s c h w e r fallen, diese Quelle wiederzufinden u n d v o n unzählig vielen a n d e r n Stellen zu u n t e r s c h e i d e n , w o das W a s s e r , w i e oben gesagt w o r d e n , vom Fufse des Hügels Havel ergiefst,
ohne jedoch
aus sich nach d e r
sich in Quellen anzusammeln.
Ich b e -
merke daher f ü r d e n , dem es e t w a darum z u t h u n wäre, sie a u f z u s u c h e n , dafs m a n sie g r a d e am FuTse des steilsten u n d höchsten H ü ') Bei näherer Untersuchung hat sich also ergeben, dafs die Bd. I . S. 3 4 1 A n m e r k u n g ausgesprochene vorgefafste Meinung, die Gegend von Berlin sei
zu
flach,
Es
u m meteorologisch-geologische
giebt bei Potsdam schon H ü g e l ,
Quellen h e r v o r z u b r i n g e n ,
irrig war.
welche hoch genug s i n d , um in ihrer Masse
einen K e r n von unveränderlicher T e m p e r a t u r zu enthalten. • das Erdinnere« schon ein wenig hinein.
In diese Iliigel r a g t
eine tinenlstellte gels dieser Uferslreckc des Templins« ').
meteorologisch-geologische findet,
3 Jahre
tu sein.
]Q]
und z w a r 8 9 5 Schritt vom Eingange 1817-1819
Das Jahr 1 8 1 9
Luft
Quelle
Luft
Quelle
Januar
1°.16
9°.71
Februar
9. 71
r.i3 2. 2 5
9. 7 1
März
1. 7 6 4. Ol
9. 7 0
4. 76
9. 6 3
April
7. 4 4
10. 0 6
9. 5 4
10. 1 3
9°.68
Mai
14. 0 0
10. 18
15. 0 3
10. 2 5
Juni
18. 8 3
10. 3 8
19. 9 0
10. 4 4
Juli
18. 9 1
10. 5 0
20. 45
10. 5 0
August
18. 2 9
10. 6 9
20. 4 4
10. 9 4
September
15. 4 8
10. 6 3
15. 5 0
10. 6 3
October
7. 0 6
10. 15
8. 0 4
10. 0 0
November
3. 5 9
9. 7 0
2. 3 0
9. 6 5
1. 9 1
9. 7 0
— 3. 6 6
9. 6 9
9. 0 5
10. 0 9
9. 6 4
10. 1 0
Kältest. Mon. 1. 9 1 W ä r m s t . Mon. 18. 9 1
9. 7 0 10. 6 9
— 3. 6 6 20. 4 5
10. 9 4
0. 9 9
24. 11
1. 3 1
December
-
Jahr
Unterschied
20. 8 2
9. 6 3
Bei der Kleinheit der VVärmeschwankung dieser Quelle ist auch das aus 12 Beobachtungen gewonnene Mittel des Einzeljahres 1 8 1 9 lur richtig zu halten.
Da diese Quelle u n g e f a ß t ist und der Unter-
schied des kältesten und wärmsten Monates nur 1° beträgt, so müssen w i r das Mittel 10°.09 f ü r ganz unentstellt erklären.
W e n n w i r be-
denken, dafs das Mittel in dem warmen Jahre 1 8 1 9 nicht höher w a r als im 3jährigen Durchschnitt 1 8 1 7 - 1 9 ,
so müssen w i r vermuthen,
dafs bei dieser unentstellten, aus Sandboden hervorkommenden Quelle ungeachtet ihrer Magerkeit die Veränderlichkeit des Mittels äufserst klein sein wird. Auch diese Quelle ist aus dem bei der vorhergehenden angeführten .Grunde f ü r erhöht
durch die E r d w ä r m e im Mittel zu
halten und die Höhe des Hügels läfst diese Annahme zu. Nach
ERMAN'S
') BEBGHAUS fand diese Quelle 1 8 3 9 und auch später Iheils versumpft, theils intermittirend, daher für eine zusammenhängende R e i h e v o n Beobachtungen nicht mehr geeignet. war mich)
Am 2 0 Januar 1 8 4 7 lag der Schnee 3 - 6 "
mit E i s bedeckt.
W i r schritten
die vorgeschriebenen 8 9 5
hoch und die H a v e l
(mein Freund DU BOIS-REYMOND
Schritt vom
Eingänge
Rande der Havel ab und fanden eine sumpfige S t e l l e ,
des
Templin
an welcher
begleitete auf
dem
man an
ein
paar F u n k t e n eine schwache B e w e g u n g des sehr seichten W a s s e r s bemerkte.
Die
höchste T e m p e r a t u r , welche ich erlangen k o n n t e , war 9 , . 2 .
§ 67. 3. Die Templiner
102
Quelle
Messung liegt der höhste P u n k t des Hügclzuges an der Havel, unter welchem die Quelle grade hervorkommt, 1 6 0 ' über der Havel. wir die mittlere Mächtigkeit zu durchsinken
hat,
Nehmen
der S c h i c h t , welche das Meteorwasser
auch n u r zu 1 0 0 '
a n , so gelangt das Mctcor-
wasser schon eine Strecke in das beständig temperirte Erdinnere hinab. Hier stöfst es auf die horizontale, nur etwas gegen die Havel zu geneigte T h o n s c h i c h t und nun des Hügels ab. den w i r =
fliefst
es aus der Tiefe gegen den Fufs
Alles W a s s e r hat in der Tiefe denselben W ä r m e g r a d ,
10°. 1 setzen k ö n n e n , angenommen.
Die W ä r m e ä n d e r u n -
g e n , welche die Quelle im Laufe des Jahres zeigt, kann das W a s s e r also n u r w ä h r e n d
seines Rücklaufes aus der Tiefe an die Oberfläche
und bei seiner Annäherung an die Ausflufsstelle d u r c h von den
äul'sern Bodenschichten
erhalten haben.
Der
Mittheilung Wärmegang
dieser Quelle ist sehr sonderbar und der erste dieser A r t , vorkommt.
Nach dem November
sinkt die T e m p e r a t u r
der uns
nicht
mehr,
sondern bleibt bis zum März einschliefslich unverändert auf der Höhe 9°.7.
Die Novembertemperatur erscheint als das Minimum, weil die
weitere Erniedrigung
ausbleibt.
W i r bemerken
also, dafs die Tem-
p e r a t u r dieser Quelle durch die W i n t e r k ä l t e der Luft keine Erniedrigung, w o h l aber durch die Somraerwärme der Luft eine E r h ö h u n g erfährt. Diese Bemerkung w i r d
durch die Ravensberger Quelle bestätigt,
bei
welcher diese Erscheinung noch schärfcr ausgeprägt ist. 3. D i e T e m p l i n e r
Quelle.
Diese Quelle fliefst am südwestlichen Ufer der Havel gegen NO. a u s , am Fufse eines etwas steilen, mit Bäumen bestandenen Hügels, dessen
höchster P u n k t
Sie ist gefafst.
nach
BERGHAUS
208'
über dem Meere liegt.
»Die Ausflufsröhrc giebt in 1 2 Sekunden 3 6 Unzen
eines sehr reinen W a s s e r s ;
aber mindestens eine gleiche Menge,
wo
nicht sogar eine doppelte rieselt nebenbei aus freien nicht gefafsten Adern«.
Die ausfliefsende Wassermenge ist zu allen Jahreszeiten gleich.
Die gemauerte Brunnenstubc liegt in dem A b h ä n g e ,
s o - j e d o c h , dafs
ihre äufsere W a n d der Luft frei ausgesetzt ist. In dem Gewölbe der B r u n n e n s t u b e befindet sich zufolge der Beschreibung loch,
ERMAN'S
ein L u f t -
»wahrscheinlich um das Stocken im Innern des Kessels zu ver-
hindern und das W a s s e r reiner an Geschmack zu erhalten. Die Menge des im Kessel sich ansammelnden W a s s e r s beträgt k a u m einen halben K u b i k f u f s , beiläufig geschätzt« '). ') Es leidet keinen Zweifel, dafs zu E K M A N ' S Zeit das Wasser durch das Ausflufsrohr ununterbrochen und ungehindert ausströmte. In neuerer Zeit geht
ist ohne Zweifel
im Mittel
unenlstellt.
6 Jahre 1 8 1 4 - 1 9 Luft Quelle
Januar
103
Das J a h r 1819 Luft Quelle
1°.25
8".80
0. 3 6
8. 8 3
1°.13 2. 3 5
8°.60
Februar März
3. 0 0
9. 13
4. 7 6
9. 0 9
April
8. 0 3
9. 2 5
9. 5 4
9. 19
Mai
12. 7 3
9. 8 1
15. 0 3
9. 7 5
Juni
17. 3 4
10. 3 2
19. 9 0
10. 3 1
Juli
18. 11
10. 3 1
20. 4 5
10. 3 1
August
17. 2 1
10. 4 1
20. 4 4
10. 6 1
September
13. 7 5
10. 3 1
15. 5 0
10. 3 1
October
7. 3 9
9. 8 5
8. 0 4
9. 9 4
November
2. 9 1
9. 6 4
2. 3 0
December
— 1. 2 6
8. 9 9
— 3. 6 6
9. 6 3 9. 0 0
8. 13
9. 6 4
9. 6 4
9. 6 3
Kältest. Mon. — 1. 2 6 W ä r m s t . Mon. 18. 11
8. 8 0
— 3. 6 6
8. 6 0
10. 41
20. 25
10. 6 1
1. 61
24. 11
2. Ol
-
Jahr
Unterschied
19. 3 7
8. 8 3
Das Mittel des Einzeljahres 1 8 1 9 ist bei der Kleinheit der j ä h r lichen VVärraeäuderung d e r
Quelle für richtig zu
halten.
Wir
be-
m e r k e n , dafs in diesem J a h r e das Luftmittel dein Quellmittel zufällig genau
gleich
war,
uiid dafs das Quellmittel
in dem warmen Jahre
1 8 1 9 nicht höher w a r als im 6jährigen Durchschnitt. Auch bei dieser Quelle scheint, obgleich sie in eine Brunnenstube gefafst ist, die Veränderlichkeit
des Mittels sehr klein zu sein.
Vergleichen
wir
das
6jährige Mittel mit dem vieljährigen Luftmittel (8°.76), so finden w i r dafs die Templiner Quelle im vieljährigen Durchschnitt 0 ° . 8 8 wärmer ist als die Luft. W i r fragen nun zunächst, ob w i r annehmen dürfen, dafs das Mittel dieser Quelle eine erniedrigende Annäherung an das Luftmittcl erfahren hat oder ob es f ü r unentstellt zu halten i s t ? Eine Annäherung kann zu Stande kommen sowohl durch einen oberflächlichen Verlauf als durch
die F a s s u n g ; in beiden Fällen mufs aber
auch eine Vergröfserung des Unterschiedes des kältesten sten Monates eingetreten sein: denn die Annäherung
und w ä r m -
des Mittels an
der Besitzer mit dem geringen W a s s e r v o r r a t h , den diese Quelle liefert, sehr sparsam um.
Ich
fand am 2 0 J a n u a r 1847 die */t Zoll weile eiserne A u s f l u ß r o h r e
durch einen hölzernen Zapfen verschlossen, der jedesmal ausgezogen w i r d , w e n n man W a s s e r braucht.
Durch eine solche Anstauung in der Brunnenstube
das W a s s e r im J a n u a r natürlich in seiner T e m p e r a t u r erniedrigt.
Ich
wird
erreichte
n u r 7 ' . 0 , obgleich ich das T h e r m o m e t e r mehrere Minuten in den vollen Strahl hielt.
104
§
Die Templiner
Quelle ist eine
Bodenquelle.
das Luftmittel entsteht erst durch ein engeres Anschliefsen des W ä r m e ganges der Quelle an den W ä r m e g a n g
der Luft.
Da nun
bei
der
Templiner Quelle der Unterschied des kältesten u n d wärmsten Monates nicht gröfser als 1 ° . 6 1 ist, so haben w i r allen bisherigen Erfahrungen zufolge keinen
Grund,
näherung zu halten.
das Mittel f ü r mcrklich entstellt durch AnMit demselben R e c h t e ,
mit welchem w i r
be-
h a u p t e n , dafs das Mittel der Drosedow'schen Quelle stark angenähert ist, weil nämlich die S c h w a n k u n g 6 ° . 3 9 beträgt, mit demselben Rechte müssen w i r b e h a u p t e n ,
dafs das Mittel der Templiner Quelle wenig
oder gar nicht angenähert ist, weil nämlich die S c h w a n k u n g nur 1 ° . 6 1 beträgt. W i r haben nun 2 Quellen,
welche in geringer E n t f e r n u n g von
einander in derselben Meereshöhe hervorkommen u n d deren Mittel w i r beide f ü r unentstellt erklärt h a b e n : die ungefafste Quelle an der Havel u n d die Templiner. weniger warm.
Jene hat 10°.09, diese nur 9 . 6 4 , ist also 0 ° . 4 5
Dieser Unterschied
ist zu
erklären; er erklärt sich
ganz ungezwungen d a d u r c h , dafs die ungefafste Quelle an der Havel durch
die W ä r m e
aber nicht.
des Erdinnern
erhöht
ist, die Templiner
Quelle
Das W a s s e r , welches die Templiner Quelle speist, sinkt
nicht unter die Ebene von unveränderlicher T e m p e r a t u r in das sogenannte Erdinnere
hinab,
sondern hält sich
während
seines
ganzen
Verlaufs innerhalb der E r d k r u s t e von veränderlicher Temperatur, welche wir Boden nennen. Jeder P u n k t des Bodens ist aber im Mittel niedriger temperirt als das unter dem Boden gelegene Erdinnere.
Nehmen w i r
z. B. a n , dafs das Meteorwasser, welches die Templiner Quelle speist, n u r bis zu 4 0 ' Tiefe einsinkt, ehe es seinen Rücklauf an die Oberfläche a n t r i t t ,
mit andern W o r t e n ,
dafs die Schicht
der Templiner
Quelle n u r 4 0 ' Mächtigkeit h a t , so versteht es sich von selbst, dafs diese Quelle eine geringere Mittelwärme therme.
haben
mufs als eine
Gco-
Vermöge der Höhe des Hügels ü b e r der Templiner Quelle
— der höchste P u n k t liegt etwa 1 1 0 ' ü b e r dem Ausflufs der Quelle — wäre es allerdings möglich, die E r d w ä r m e
dafs am Fufse dieses Hügels eine durch
erhöhete Quelje h e r v o r k ä m e ;
nicht genöthigt anzunehmen,
w i r sind aber
deshalb
dafs das Meteorwasser wirklich bis zu
i 1 0 ' Tiefe einsinkt, sondern haben völlige Freiheit u n s vorzustellen, dafs das W a s s e r schon 7.. B. in 4 0 ' Tiefe auf eine
undurchlassende
Schicht stöfst und auf derselben gegen die Oberfläche abiliefst.
Die
im Vergleich mit der vorhergehenden Quelle niedrige T e m p e r a t u r der Templiner Quelle rechtfertigt diese Vorstellung. jenigen Quellen,
W i r können alle die-
deren sämmtliche Zuflüsse sich
nur innerhalb
des
§ 67.
Verlegenheit
Bodens
bewegen,
belegen
im Gegensatz
der allem
105
Beobachter.
mit dem unverfänglichen
Namen
zu den G c o t l i c r m e n ,
Bodcnqueilen
deren W a s s e r in
das
E r d i n n e r e hinabgesunken ist, ehe es den Rücklauf an die Oberfläche antritt.
Die Templiner Quelle ist eine Bodenquelle.
Wir
kommen
auf diese W e i s e zu
a b w e i c h e n d e n Ansicht ü b e r und
Berlin.
einer von
EitMAis'schen bei P o t s d a m
stellte Quell Wärmebeobachtungen
ERJIAN
Bodenwärrae«
der
die Bedeutung der Quellen
an
um
»die
von Berlin kennen zu lernen. Alan wufstc damals noch
nicht, dafs j e d e r tiefere B o d e n p u n k t im Jahresmittel w ä r m e r ist, hatte sich auch noch nicht deutlich gemacht, dafs es n o t h w e n d i g i s t , eine u n t e r e Grenze
des Bodens
anzunehmen.
Man setzte (wie ich schon
in der Einleitung b e m e r k t habe) die B o d e n w ä r m e als eine bestimmte, keine Verschiedenheit in sich schliefsende Gröfse der L u f t w ä r m e gegenüber.
Fand
man
nun
bei
verschiedenen
Quellen derselben
Gegend
Mittel von verschiedener Höhe, so kam man in die Verlegenheit,
ein
Mittel f ü r die richtige A n g a b e der Bodenwärme, die übrigen aber f ü r unrichtige
erklären
entscheiden?
zu
müssen.
Für
war
WAHLENBERG
welches Mittel sollte man sich
der M e i n u n g ,
dafs diejenige Quelle,
deren W ä r m e ä n d e r u n g im J a h r e die kleinste sei, die Bodenwärme am richtigsten a n g e b e ; er
hatte
zugleich
bei Upsala g e f u n d e n , dafs die
Quellen von kleiner W ä r m e ä n d e r u n g ein hohes Mittel zu haben pflegen.
Als er nun durch B e o b a c h t u n g gefunden hatte, dafs die W ä r n i e -
schwankung erklärte
des G e s u n d b r u n n e n s
bei Berlin n u r
etwa 0 ° . 3
er daher die T e m p e r a t u r des Gesundbrunnens
treffliche A n g a b e der B o d e n w ä r m e .
Nun fand aber
betrug,
f ü r eine v o r mehrere
ERMAN
J a h r e später die R a v e n s b e r g e r Quelle bei P o t s d a m , diese h a t t e , wie w i r sogleich sehn w e r d e n , eine noch kleinere W ä r m e ä n d e r u o g , lich n u r 0 ° . 1 3 , brunnen.
dabei w a r
Natürlich traute n u n
als dem G e s u n d b r u n n e n . sich die
näm-
sie etwa 0 ° . 4 w ä r m e r als der GesundERMAN
der Ravensberger Quelle mehr
Z u r Ravensberger Quelle ( 1 0 ° . 0 4 )
gesellte
»Ungefafste an der Havel« ( 1 0 ° . 0 9 ) u n d die Drosedow'sche
Quelle ( 1 0 ° . 0 2 ) .
Zum Gesundbrunnen,
dessen Mittel sich
ungefähr
zu 9 0 - 5 5 schätzen liefs, gesellte sich die Templiner Quelle mit 9 ° . 6 4 . Auf die A n g a b e der Drosedow'schen Quelle legte wegen w e n i g e r Gewicht. berger Quelle u n d eine »authentische«
ERMAN
der Ungefafsten an der Havel hielt er aber
für
A n g a b e der Bodenwärrae der Gegend von Berlin,
welche sich demnach zwischen 1 0 ° . 0 u n d 10°. 1 stellte. sich f ü r 1 0 ° . 0 bis 1 0 ° . 1 als die richtige A n g a b e der entschieden h a t t e ,
der L e i t u n g
Die T e m p e r a t u r e n der (ungefafsten) R a v e n s -
raufste
Sobald
ERMAN
Bodenwärme
er die durch den G e s u n d b r u n n e n u n d die
106
i ß7. 4. Die Ravensberger
Quelle zeichnet
sich
Templiner Quelle gelieferte Angabe fiir unrichtig halten. sich n u n ,
dai's die Mittel der beiden letztgenannten
örtliche Bedingungen
der Ausflufsstellen
d e n , näinlich erniedrigt wären. wahrscheinlich
zu machen,
E r dachte
Quellen
durch
fehlerhaft g e w o r -
Von der Templiner Quelle suchte er
dai's das Wasser derselben in Folge
der
Lage der Brunnenstube gegen Norden und der die Brunnenstube umgebenden Nässe, also durch fehlende Besonnung und durch Verdunstung beständig eine kleine Wärmeentziehung in der Brunnenstube erleide (die im Mittel 0 ° . 4 betragen würde). niedrigung des Mittels durch Verdunstung
entstehn.
Ich
Beim Gesundbrunnen sollte die E r -
die im Brunnenhäuschen halte diese Vermuthungen
stattGndende ERMAN'S
den am wenigsten gelungenen Theil seiner Abhandlung.
Es
fin-
scheint
mir, dafs er dieselben n u r nothgedrungen gemacht h a t ; es w a r ihm Bedürfnifs, an den Angaben der Templiner Quelle und des Gesundbrunnens einen Fehler zu finden um die fiir unzweifelhaft gehaltene Voraussetzung von der Einen Bodenwärme aufrccht halten zu können. Meinen von
dem ERMAN'schen verschiedenen S t a n d p u n k t
ich bereits dargelegt.
habe
Ich habe zwingende G r ü n d e , Quellmittel aus
der Gegend von Potsdam von 1 0 ° . 0 und darüber f ü r erhöht durch die W ä r m e des Erdinnern zu halten. Finde ich nun in derselben Gegend Quellmittel von n i e d r i g e m W ä r m e g r a d , nicht in Verlegenheit gesetzt,
so w e r d e ich d a d u r c h
diese Quellmittel sind vielmehr
w a s ich s u c h e ; es sind Angaben der Durchschnittswärme wissen Bodenschicht.
grade
einer
ge-
Von meinem Standpunkte ist also die Templiner
Quelle eine Bodenquelle und ich fühle keine Nöthigung anzunehmen, dafs das Mittel derselben durch eine Störung an der Ausflufsstelle eine irgend erhebliche Erniedrigung erfahren habe. 4. D i e R a v e n s b e r g e r Q u e l l e , Diese Quelle, von welcher
ERMAN
ungefafst.
erst im Jahre 1 8 1 8 Kunde
erhielt, {liefst eine Stunde südlich von Potsdam unmittelbar ain letzten östlichen Absätze der Ravensberge gegen einen sumpfigen Elsenbruch in 1 0 1 ' Meereshöhe aus.
Von der Quelle aus liegt das Dorf Berg-
holz in SO., das Dorf Langerwisch in S. z. 0 . (BERGIIAUS). Sie zeichnet sich durch eine f ü r eine magere Quelle beispiellose W ä r m e b e s t ä n digkeit aus.
ERMAN
so m e r k w ü r d i g e r , und
s a g t : »Die fast absolute Unveränderlichkeit ist um da die Quelle an sich nicht sehr wasserreich ist,
die Geringfügigkeit des Hügels,
aus dem sie unmittelbar
ent-
springt, keine beschützende Tiefe des unterirdischen Ganges verspricht. A b e r in einer nicht grofsen Entfernung von ihr habe ich doch durch
durch
die Kleinheit
ihrer Schwankung
107
aus.
B a r o m e t e r m e s s u n g einen Hügel von 2 3 3 ' . 4 a u f g e f u n d e n ' ) , Ful's ein
kleiner
Torfmoor und gens,
See sich
bildet,
der s o g e n a n n t e
d e r sumpfige B o d e n des g a n z e n R e v i e r s
dafs eine
sebr
gro/'se
a n dessen
Teufelssee.
Menge atmosphärischen
Das
zeigen
übri-
Niederschlages
sich n a c h dieser Stelle h i n z i e h t , so dafs es begreiflich w i r d , w i e d e r a b s o l u t g e r i n g e Antheil d e r s e l b e n , der als Quelle fast cbenseitig z u m V o r s c h e i n k o m m t , doch fast a b s o l u t u n a b h ä n g i g sein k ö n n e v o n d e m W e c h s e l der Jahreszeiten«
» D e r Z u f l u f s v o n dem
233'
h o h e n H ü g e l ist nicht w a h r s c h e i n l i c h , theils w e g e n seiner E n t f e r n u n g , theils w e g e n des Sees, d e r den Niederschlag dieser K u p p e e m p f a n g t « . Nach durch
Meinung
ERMAN'S
einen
kleinen
östlichen Abhänge ziehn.
wird
also
Bruchtheil
der Hügel
die R a v e n s b e r g e r Quelle
der M e t e o r w a s s e r , gegen
einen
welche
sumpfigen
gebildet sich
Grund
im
hinab-
Die kleine W a s s e r m e n g e , welche die Quelle bildet, mufs, n a c h -
d e m sie sich v o n d e r H a u p t m a s s e a b g e s o n d e r t h a t , auf s e h r k u r z e m W e g e zu Tage
kommen').
21 Monate April 1818 bis December 1819. Luft
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December
r. 2. 4. 9. 14. 19. 20. 18. 15. 7. 2. — 2.
Jahr
Man
10°.00 10. 0 0 10. 0 0 *10. 00 10. 0 0 10. 0 5 10. 0 5 10. 13 *10. 13 10. 1 0 10. 0 5 10. 0 0
9. 3 7
10. 0 4
Kältest. M o n . — 2 . 5 9 W ä r m s t . Mon. 20. 21
"10.00 10. 13
Unterschied ')
llavensberger Quelle
i3 25 76 34 54 07 01 56 08 93 34 59
könnte
an
den
0. 13
22. 60
Lois-Berg
denken,
dessen
Höhe
Bebguals
fand.
E s i s t a b e r viel w a h r s c h e i n l i c h e r , d a f s KRMAN a u c h h i e r n i c h t d i e
höhe,
sondern
die H ö h e
Meereshöhe 233'.4 +
Uber d e r Q u e l l e m e i n t ,
100'.8 =
3 3 4 ' entspricht.
dafs
diese
Höhe
238'.5 Meeres-
folglich
der
In diesem Falle w i r d der Gr. Ra-
v e n s b e r g g e m e i n t s e i n , d e r nach BERGHAMS' z a h l r e i c h e n M e s s u n g e n 3 2 9 '
hoch ist.
D i e s e F r a g e i s t ü b r i g e n s u n w i c h t i g , da EBMAN die V e r m u t h u n g ,
die Q u e l l e m ö c h t e
von diesem Ilügel herzuleiten sein, sofort mit guten Gründen
beseitigt.
e r z ä h l t , d a f s die Q u e l l e im F r ü h l i n g 1 8 4 4 a u f k ö n i g l i c h e n
Be-
f e h l in ein B e c k e n g e f a f s t u n d d a d u r c h z u w e i t e r n B e o b a c h t u n g e n u n t a u g l i c h
ge-
')
BERGHAUS
108 §
• Die Jtavensberger Quelle ist durch d. Erdm arme erhöht.
Z u r B e o b a c h t u n g so kleiner W ä r r a e ä n d e r u n g e n , w i e diese Quelle sie zeigt, w a r e n allerdings die k e s o n d e r n V o r r i c h t u n g e n an den schen T h e r m o m e t e r n nicht überflüssig.
ERMAN-
beobachtete von April
ERMAN
1 8 1 8 bis D e c e m b e r 1 8 1 9 , in beiden J a h r e n fiel a b e r die S e p t e m b e r b e o b a c h t u n g a u s , sodafs n u r in 1 9 Monaten w i r k l i c h b e o b a c h t e t ist. Ich h a b e den S e p t e m b e r mit * 1 0 . 1 3 i n t e r p o l i r t , da dies g a n z denklich
geschehn
kann.
Für
1 0 . 0 5 angenommen, weil
ERMAN
den April h a b e
unbe-
ich * 1 0 ° . 0 0
anstatt
selbst die T e m p e r a t u r dieses M o n a t e s
in Folge eines B e o b a c h t u n g s f e h l e r s im April 1 8 1 8 f ü r zu h o c h hält. »Diese B e o b a c h t u n g , bei dieser
Quelle
Schwierigkeiten
sagt
ERMAN,
und unbekannt,
der Lokalität,
war
die
erste,
die ich
w i e ich es noch
mufste sie in
einer s e h r
Stellung g e b ü c k t im S u m p f e v o r g e n o m m e n w e r d e n .
anstellte
war,
mit
den
ungünstigen
S e i t d e m h a b e ich
jedesmal d u r c h A n h ä u f u n g v o n Reisern bessere V o r k e h r u n g getroffen, u n d ich k a n n f ü r die folgenden B e o b a c h t u n g e n besser einstehn.
Ich
g l a u b e d a h e r , dafs diese Quelle von D e c e m b e r bis Mai k o n s t a n t auf 8 ° . 0 0 R. b l e i b t « . Erdwärme BERGIIAUS
erhöht,
Die vorliegende Quelle ist e b e n s o g e w i f s d u r c h die wie
es
die
»Ravensberger
Sprudelquclle«
ist (welche ich f ü r identisch mit der von
teten halte).
ERMAN
von
beobach-
Bei dieser Quelle w i e d e r h o l t sich mit g r o f s e r E n t s c h i e -
denheit der auffallende VVärmegang, den w i r bei der u n g e f a f s t e n Quelle an
der Havel b e m e r k t
Wärraeerniedrigung. ratur 10°.00.
haben.
Nach
dem
December
keine
Die W i n t e r k ä l t e
h a t keine M a c h t ü b e r
w ä h r e n d dieselbe, aus der E r d t i e f e k o m m e n d , am F u f s e des Hügels
nähert.
BERGHAUS,
zu
diese Quelle,
sich der Ausflufsstelle
Die S o m m e r w ä r m e
der
noch eine kleine E r h ö h u n g , die ira A u g u s t 0 ° . 1 3 b e t r u g . tungen von
weitere
E i n halbes J a h r h i n d u r c h h e r r s c h t e die T e m p e -
Luft
wirkte
Die B e o b a c h -
denen w i r u n s j e t z t w e n d e n , k l ä r e n die
T e m p e r a t u r v e r h ä l t n i s s e dieser Quelle n ä h e r auf.
§ 68.
BERGHAUS'
Quell- und Brunnenwärmebeobachtungen bei Potsdam.
Die
Luftwärmebeobachtungen,
welche
zur
Beurtheilung
BERGHAUs'schen Q u e l l - u n d B r u n n e n w ä r m e b e o b a c h t u n g e n n e n , sind folgende. macht wurde.
dienen
der kön-
A n sämmtlichen Monatsmitteln ist die C o r r e c t i o n
Ich fand am 2 0 J a n u a r 1 8 4 7 in einer s t e i n e r n e n E i n f a s s u n g
t r ü b e W a s s e r m a s s e , in der n i c h t die g e r i n g s t e B e w e g u n g z u b e m e r k e n w a r . u n d A b f l u f s m ü s s e n a l s o in e i n i g e r T i e f e u n t e r der Oberfläche s t a l t f i n d e n . p e r a t u r an der Oberfläche
7°.3.
eine ZuTem-
§ 68. Luftwärme
der 5 Jahre December
zum wahren angebracht.
1839-44.
109
W i r erinnern u n s , dafs für das Jahresmittel
diese Correction Null ist. B e r l i n , Mittel aus den täglichen Extremen corrigirt. 1. Jahr,
2. Jahr, D u . 1910-41
De«. 1839-10
December
—
0.37
—
4.72
Januar
—
2.69
—
2.59
0.42
—
Februar
3. Jahr, Dee. 1841-42
4. Jahr, Dee. 1842-13
5. Jahr, Dee. 1843-44
3.52
2.38
4.25
0.43
—
1.33
5.44
0.09
2.67
—
1.60
—
3.94
März
3.51
4.36
4.39
1.86
April
8.37
9.72
6.56
9.01
9.06
Mai
14.02
17.20
15.00
11.55
14.76
Juni
18.02
16.72
17.14
16.57
16.57
Juli
19.43
17.72
18.04
18.58
16.15
August
18.05
18.13
22.05
19.60
16.14
September
14.47
15.25
15.05
13.73
14.98
October
10.22
11.72
8.17
9.28
9.80
November
3.72
4.72
0.26
5.56
4.48
Jahr
8.93
8.57
8.84:
9.27
8.69
Kältst. Mon.
—
Wärmst. M.
2.69 19.43
Unterschied
22.12
—
5.44
4.25
0.43
18.13
22.05
19.60
16.57
23.57
26.30
19.17
17.90
5 Jahre, Dm. 1839-44
December
—
4 Jahre, Dee. 1939-43
3 Jahre, Dee. 1840-43
0°.95
0°.20
0°.39
Januar
— 2. 0 9
— 2. 2 8
— 2. 14
Februar
— 0. 7 7
— 0. 56
— 0. 89
März
3. 0 9
3. 5 3
3. 5 4
April
8. 5 4
8. 42
8. 4 3
Mai
14. 5 1
14. 4 4
14. 5 8
Juni
17. 0 0
17. 1 1
16. 8 1
Juli
17. 9 8
18. 4 4
18. 1 1
August
18. 7 9
19. 4 6
19. 9 3
September
14. 7 0
14. 6 2
14. 6 8
October
9. 8 4
9. 8 5
9. 7 2
November
3. 7 5
3. 5 7
3. 5 1
Jahr
8. 8 6
8. 9 0
8. 8 9
Kältest. Mon. — 2. 0 9
— 2. 2 8
— 2. 14
Wärmst. Mon. Unterschied
1.35
18. 7 9
19. 4 6
19. 9 3
20. 8 8
21. 7 4
22. 07
—
1.33
110
§ GS- Herr Man sieht,
in d e m
BERGBAUS
hat Quellen
u. Brunnen
d a f s die V e r ä n d e r l i c h k e i t
5jährigen
Zeiträume
Deccmber
beobachtet.
des J a h r e s m i t t e l s d e r L u f t
1839-44
gering
war.
Die
Mittel d e r einzelnen J a h r e entfernten sich n u r w e n i g v o m vieljährigen Mittel ( 8 ° . 7 6 ) . wie
sich
W i r w e r d e n also k e i n e Gelegenheit h a b e n z u e r f a h r e n ,
die Mittel
d e r Quellen
und Brunnen
kalten u n d in s e h r w a r m e n J a h r e n stellen.
bei P o t s d a m in s e h r
Die K e n n t n i f s d e r gleich-
zeitigen L u f t w ä r m e ist a b e r
deswegen
der W ä r m e g a n g
und Brunnen wird
d e r Quellen
in dem W ä r m e g a n g
d e r L u f t in
keineswegs überflüssig: in m e h r e r e n
den Monatsmittcln
seine
denn Fällen
Erklärung
finden. Herr
BERGHAUS
hat
thcils
von
August
1839
theils
von
April
1 8 4 0 a n die W ä r m e m e h r e r e r Quellen u n d S e n k b r u n n e n bei P o t s d a m mehrere
Jahre
hindurch
beobachtet
und
B e a r b e i t u n g g ü t i g s t ü b e r l a s s e n . Die v o n
mir
die M o n a t s m i t t e l
BERGHAUS
zur
b e o b a c h t e t e n Quellen
sind die R a v e n s b e r g e r (an deren Stelle es z u BERGHAUS' Z e i t 3 Quellen g a b ) u n d die T e m p l i n e r . mässig 3 r a a l ,
Die Quellen w u r d e n in j e d e m M o n a t
zuweilen und
ö f t e r gemessen.
Es
regel-
namentlich in den S o m m e r m o n a t e n
scheint,
dafs die B e o b a c h t u n g d e r
auch
Senkbrunnen
n i c h t seltener s t a t t g e f u n d e n h a t , d o c h besitze ich d a r ü b e r keine a u s drückliche Angabe. waren von
»Die T h e r m o m e t e r , w e l c h e z u r A n w e n d u n g k a m e n , j u n . in Berlin u n d stimmten u n t e r sich
überein.
Bis auf h a l b e G r a d e nach d e r K. s o w o h l als C. Scale gelheilt,
konnten
GREINER
Z e h n t h e i l e des G r a d e s n a c h l a n g e r U e b u n g g e n a u g e s c h ä t z t Die B e o b a c h t u n g e n sind h a b e sie in C .
in d e r REAUMUR'schen Scale
werden«.
abgelesen;
ich
übertragen.
Sämmtlichc Beobachtungen von
BERGHAUS
leiden a n einem Uebel-
s t a n d e , w e l c h e r von v o r n h e r e i n d u r c h eine V e r m u t h u n g b e s e i t i g t w e r d e n mufs,
wenn
diese B e o b a c h t u n g e n
w e r d e n sollen.
als die ERMAN'schen. soviel e r n i e d r i g t , der
durch
C. z u ersten die
vergleichbar
'/»" C. n i e d r i g e r
in den 2 J a h r z e h n t e n
o d e r die T h e r m o m e t e r ,
standen
Wirklichkeit Meinung
d e n ERMAN'schen
E n t w e d e r h a t sich also die W ä r m e d e r Quellen
u n d des B o d e n s bei P o t s d a m diente,
mit
Sie s i n d , u m es 4curz zu s a g e n , alle
niedrig.
Möglichkeit
Himveisung
deren
Sollte J e m a n d glauben,
1820-1840
um
BERGHAUS
be-
sich
im E m s t an
so k ö n n t e
a u f den G e s u n d b r u n n e n
man bei
die
seine Berlin
e n t k r ä f t e n , dessen T e m p e r a t u r sich in 4 0 J a h r e n k e i n e s w e g s e r n i e d r i g t h a t (§ 6 9 ) .
E i n so a u f s e r o r d e n t l i c h e s E r e i g n i f s , w i e die
d e r m i t t l e m D u r c h s c h n i t t s w ä r m e des B o d e n s u m w o h l Berlin
so
mometer müssen
Erniedrigung
V 9 ° C. m ü f s t e d o c h
g u t wie P o t s d a m b e t r o f f e n h a b e n . ' / , " C. z u n i e d r i g g e s t a n d e n h a b e n .
Nein,
die T h e r -
Da die
Vcrän-
§ GS. Vermuthlicher
derung
des
Fehler
Nullpunktes,
der JiEic.nws'schen
welche
ursprünglich
Thermometer.
richtige
Hl
Thermometer
m i t d e r Zeit erleiden k ö n n e n , stets eine E r h ö h u n g desselben i s t , ist die V e r m u t h u n g , wesen seien, Die
dafs die T h e r m o m e t e r
unstatthaft:
vortreffliche Arbeit
ursprünglich
denn diese T h e r m o m e t e r s t e h n z u der
GREINER'schen
Instrumente
niedrig.
ist
k a n n t , a b e r ein V e r s e h n k a n n a u c h dem Besten b e g e g n e n .
weltbe-
Die Scale
w i r d an den R ö h r e n dieser beiden T h e r m o m e t e r a u s Versehn zu
niedrig
dann
befestigt w o r d e n
müfsten
wir
übereinstimmend tungen
um
tungen
scheint
haben).
aber
der
Nullpunkt
' / , " C. e r h ö h t
G.
beiden
niedrig,
Thermometern
dem Beginn
Während
keine V e r ä n d e r u n g
a u c h 1° C. z u
dafs bei
sich v o r
V,° C.
der
Beobach-
der Dauer der Beobach-
des N u l l p u n k t e s s t a t t g e f u n d e n
Ich besitze selbst eine P r o b e eines solchen V e r s e h e n s .
der
zur
Quellenbeobachtung,
welche
N u l l p u n k t 1° z u
tief s t a n d .
Hätte
ich dies
der
alte
1° z u
m o m e t e r , mit denen H e r r vorhanden.
n i e d r i g ausgefallen sein.
an-
Die T h e r -
b e o b a c h t e t e , sind ü b r i g e n s
BERGKAUS
bei
Thermometer
u n g e p r ü f t in G e b r a u c h g e n o m m e n , so w ü r d e n alle mit demselben gestellten B e o b a c h t u n g e n
zu
Unter
j u n . mir im J a n u a r 1 8 5 2 m a c h t e , f a n d ich e i n e s ,
GREINER
dem
(vielleicht
habe.
1 2 kleinen T h e r m o m e t e r n J.
sein
annehmen,
so
richtig ge-
noch
Meine A b s i c h t , sie z u p r ü f e n , ist d u r c h einen n i c h t v o r -
h e r z u s e h e n d e n U m s t a n d vereitelt w o r d e n ; ich z w e i f l e a b e r nicht, d a f s Herr
selbst
BERGHAUS
und
das
auch jetzt
machen wird. genau
diese P r ü f u n g
noch
noch
interessante
nachträglich
Ergebnifs
' / , " C. z u
niedrig sind,
v o n BERGHAUS. auf
unverändert
hält,
Temperatur
bei
Nach
welcher war der
ERMAN'S
sie sich
nach
dieser Q u e l l e ,
ich
meine die
die 6 M o n a t e D e c e m b e r
ERMAN
10°.00.
der
Sprudelquclle
BERGHAUS
bis Mai
giebt
diese
Ravensberger Sprudelquellc beständig =
9°.50
B e o b a c h t u n g e n w a r das J a h r e s m i t t e l 1 0 ° . 0 4 ,
nach
w a r d a s Mittel des J a h r e s D c c e m b e r 1 8 4 1 - 4 2
ebenfalls 0 ° . 5
BERGHAUS
s t ü t z t sich auf die V e r g l e i c h u n g
Die YVintertcmperatur
Temperatur,
BERGHAUS
bekannt
Meine A n n a h m e , dafs die B e o b a c h t u n g e n v o n
I t a v e n s b e r g e r Quelle v o n ERMAN mit der R a v e n s b e r g e r
an.
vornehmen
derselben
niedriger.
Die T e m p l i n e r Quelle
6jährigen Durchschnitt 1 8 1 4 - 1 9
das
hat
nach
Mittel 9 ° . 6 4 ,
nach
9°.54, ERMAN
also im
BERGHAUS'
B e o b a c h t u n g e n ist das 5 j ä h r i g e Mittel D c c e m b e r 1 8 3 9 - 4 4 9 ° . 2 3 ,
also
0 ° . 4 1 niedriger.
Die V e r g l e i c h u n g d e r B e o b a c h t u n g e n an d e r T e m p l i n e r
Quelle ist a b e r
viel w e n i g e r
B e o b a c h t u n g e n an es also als
ausgemacht
der Correction +
zuverlässig,
als
die
Vergleichung
der höchst beständigen Ravensberger. an,
dafs alle B e o b a c h t u n g e n v o n
0 ° . 5 0 C. b e d ü r f e n .
Ich
der
nehme
BERGHAUS
112
§
Ueberiählige
Bruchstücke
von
Jahrgängen,
Die Reihen der Monatsmittel habe ich in meteorologische Jahre geordnet und nachlässigt.
die übrigbleibenden Bruchstücke Für
die 3 Ravensberger Quellen
von Jahrgängen verfindet
man diese von
mir z u r Berechnung der mehrjährigen Mittel nicht benutzten Bruchstücke neben den ganzen Jahrgängen abgedruckt. Quelle und die 3 S e n k b r u n n e n
Für die Templiner
stelle ich die Bruchstücke hier
zu-
sammen. Zwischen dem v o r d e m und hintern Bruchstücke liegen, wie man sieht, bei der Templiner Quelle und dem Senkbrunnen in
BERGHAUS'
Garten 5 vollständige J a h r g ä n g e , bei den beiden andern Senkbrunnen 4 vollständige Jahrgänge.
Se n k b r u n n e n .
Quelle
Templiner
in
vor
vor
BSBGHAUS'
HOFFMANNS
BERGHAUS'
Garten
Keller
Remise
1839 August September
10°.12
11°.25
10°.00
10°.00
10. 0 0
9. 6 9
9. 6 5
October November
10. 19
11. 2 5 11. 1 3 10. 3 1
9. 7 7
9. 6 5
9. 7 5
9. 6 9
1 8 4 3 December
9. 2 9
9. 5 1
1844 Januar Februar
8. 6 2
9. 1 9
8. 9 2
9. 0 5 9. 6 9
9. 4 4
9. 0 0
März April
9. 2 9
Mai
9. 4 8
9. 7 7 9. 8 1
Juni
9. 5 4
9. 8 0
Juli
9. 7 6
9. 9 5
1 8 4 4 December
8. 4 7
9. 5 6
1845 Januar
8. 2 1
Februar März
8. 0 2
8. 7 0 7. 2 3
8. 3 9
7. 16
April
9. 0 4
7. 13
Mai Juni
9. 5 5 10. 0 6
8. 9 1
Juli
10. 16
10. 3 5
9. 6 1
§ GS. Die von BERGHAMS beobachteten
Quellen.
|J3
I. D i e Q u e l l e n . W i r beginnen unsere Betrachtung mit den Ravensberger Quellen. Als BERGHAUS im August 1 8 3 9
die Ravensberger Quelle
um regelmäfsige Temperaturbeobachtungen zu b e g i n n e n ,
aufsuchte, fand er a n
der Stelle der alten ERMAN'schen Quelle, welche bekanntlich ohne alle F a s s u n g w a r ' ) , eine Quelle, die ihr W a s s e r vermittelst einer kurzen hölzernen Zuleitungsröhre in das ein paar Fufs tiefer liegende Elsenb r u c h ergofs.
BERGHAUS nennt diese Quelle die R ö h r e n q u e l l e ,
sie von den beiden im März 1 8 4 0 Quellen zu
unterscheiden.
um
dicht unter ihr neu entstandenen
»Im März 1 8 4 0 bildeten sich zwei neue
Ergüsse in dem Bruche selbst: es sprudelte nämlich von da an erstlich das W a s s e r etwa einen Viertelzoll hoch aus der Tiefe, und z w e i tens quoll es am Fufs einer Erle hervor. Baum-
und jenen S p r u d e l q u e l l e
Diesen E r g u f s habe
genannt«.
ich
»Die Beobachtung
der Sprudelquelle, sagt BERGIIAUS weiter, w a r mit einigen Schwierigkeiten v e r k n ü p f t : das Thermometer und,
nachdem
es in der Regel
w u r d e in den Sprudel
eine Viertelstunde darin
gesenkt
gestanden
hatte, bei senkrechter Stellung abgelesen, w a s wegen der tiefen Lage des Instrumentes und
der unreinen
Beschaffenheit der
für den Beobachter grol'se Unbequemlichkeiten
Umgebungen
hatte und zur
meidung der Parallaxe seine gröfste Vorsicht in Anspruch
Ver-
nahm«.
Die Röhrenquellc ist von August 1 8 3 9 an gemessen, im April 1 8 4 0 kam die Beobachtung der beiden andern Quellen hinzu. Alle 3 Quellen w u r d e n ohne Unterbrechung gemessen bis April 1 8 4 4 , w o d u r c h die im vorigen
§ erwähnte Begebenheit
Riegel vorgeschoben
wurde.
aller weitern Beobachtung
ein
Offenbar ist die Röhrenquelle mit der
alten Ravensberger Quelle von ERJIAN nicht vergleichbar, letztere ist aber im März 1 8 4 0 in der Sprudelquelle
wieder
hervorgekommen.
W i r stellen diese daher voran. ') ERMAN a. a. 0 . S. 3 8 8 sagt von der ungefafsten Quelle an der Havel und VOD der Ravensberger: -Ohne alle Rührenleitung, unmittelbar der Erde entspringend, gestalten sie das Eintauchen des Thermometers in den eben entstehenden Wassersprudel
II.
8
114
§
Ravensberger
Sprudelquelle
von BERGBAUS
1. Die Ravensberger Sprudelquelle. December
1D4U.
December December
1840.41.
1841-42.
1842-43.
9°.50
9°.50
1QJO 1040.
kh 44»
December
9°.50
Januar
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
Februar
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 7 5
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 6 3
9. 5 0
März April
9°.50
Mai
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 6 9
Juni
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 6 3
Juli
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 7
9. 5 6
August
9. 5 0
9. 5 0
9. 56
September
9. 5 0
9. 5 0
9. 6 2 9. 69
October
9. 5 0
9. 5 0
9. 6 2
9. 5 6 9. 6 2
November
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
Jahr
9. 5 0
9. 5 4
9. 5 8
Kältest. Mon.
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 0
Wärmst. Mon.
9. 5 0
9. 6 9
9. 7 5
Unterschied
0. 0 0
0. 19
0. 2 5
Die merkwürdigen ERMAN'S
Eigenschaften
9°.50
dieser Quelle
konnten
durch
M i t t e i l u n g e n über ihre T e m p e r a t u r nicht vollständig erkannt
werden,
weil
ERMAN'S
Beobachtungsreihe (von April 1 8 1 8 bis De-
ceraber 1 8 1 9 ) zu k u r z w a r
und
besonders deswegen,
nicht die einzelnen Monatsbeobacbtungen,
weil
EKMAN
sondern f ü r die 9 Monate
April bis December den Durchschnitt der Beobachtungen aus 2 J a h r e n mittheilte. W i r verdanken Herrn
BERGHAUS
eine ununterbrochene Reihe
von Monatsraitteln, welche 4 J a h r e u n d 1 Monat urafafst. W e n n w i r an diesen Beobachtungen die Correctiou +
0 ° . 5 0 anbringen, so zeigt
sich, dafs die W i n t e r t e m p e r a t u r 1 0 ° . 0 0 , welche 4 von
BERGBAUS
ERMAN
f a n d , in allen
beobachteten W i n t e r n unverändert vorhanden w a r .
Auch der ungewöhnlich strenge F r o s t des W i n t e r s 1 8 4 0 - 4 1 (Mittel — 4°.25) war BERGHAUS
nicht im S t a n d e ,
traf im April 1 8 4 0
aber in diesem Jahre
diese T e m p e r a t u r
zu
die W i n t e r t e m p e r a t u r
keine sommerliche E r h ö h u n g ,
erniedrigen.
a n , es folgte
ebensowenig im
folgenden J a h r e December 1 8 4 0 - 4 1 ; die T e m p e r a t u r 9 ° . 5 0 ( + 0 ° . 5 0 ) blieb 2 J a h r e und 3 Monate unbeweglich dieselbe. Es bedurfte einer so u n gewöhnlichen Hitze, wie sie i m Sommer 1 8 4 2 eintrat, um eine E r h ö h u n g im Gange dieser Quelle hervorzubringen. Die Mittel der Luftwärrae waren
scheint die Ravensberger
Quelle von
Juni
17°.14
Juli
18. 0 4
tu sein.
EBMAN
119
August 2 2 . 0 5 Sommer
19. 0 8
Nicht der ganze Sommer w a r ungewöhnlich
heifs.
Der
Juni
w a r kühl und vermuthlich w a r die erste Hälfte des Juli ebenso.
Nur
die zweite Hälfte des Sommers w a r übcrmäfsig warm.
W e r erinnert
sich nicht des August 1 8 4 2 u n d des trcfTlichen Rheinweins den er hervorbrachte?
Das Mittel
2 4 j ä h r i g e Mittel 1 8 2 2 - 4 5
dieses August (S. 75).
übertraf
um
3°.91
das
Der Gang der L u f t w ä r m e im
Juli liegt uns nicht v o r , aber die Hitze mufs schon wenigstens von der Milte dieses Monates an grofs gewesen sein: denn das Julimittel der Quelle zeigte schon einen Z u w a c h s von 0 ° . 0 7 ,
im August hatte
die Quelle 9°.62, im September erreichte sie die höchste Wärine 9 ° . 6 9 , im November
w a r sie aber schon
wieder auf ihrem
W i n t e r s t a n d e angelangt. Es ist schade, dafs
ERMAN
gewöhnlichen
nicht die Beobach-
tungen des Jahres 1 8 1 9 von denen d e s - J a h r e s 1 8 1 8 gesondert mitgetheilt h a t , sonst w ü r d e sich vielleicht herausstellen, merliche E r h ö h u n g der T e m p e r a t u r , welche nach
ERMAN
November dauerte, n u r a u s dem J a h r e 1 8 1 9 s t a m m t ,
dafs die somvon Juni bis dessen ganzer
S o m m e r ungewöhnlich heifs w a r : 1 8 1 9 Juni
19°.90
Juli
20. 4 5
August 20. 4 4 Sommer
20. 2 6
Dieser Sommer übertraf die mittlere Sommerwärme der 2 4 J a h r e 1 8 2 2 - 4 5 um 1°.91, w ä h r e n d die W ä r m e des Sommers 1 8 1 8 nichts Ungewöhnliches darbot.
Aus
BERGHAUS
eine gewöhnliche Sommerwärrae
Beobachtungen erhellt,
die T e m p e r a t u r
der
dafs
Sprudelquelle
garnicht e r h ö h t : denn sonst hätte im Sommer 1 8 4 0 und 1 8 4 1 eine E r h ö h u n g sich einstellen müssen. — In dem 3. Jahre, dessen Beobachtungen vollständig vorliegen, erlitt der W ä r m e g a n g der Sprudelquelle w ä h r e n d der 8 Monate März bis October S t ö r u n g e n , welche nur d u r c h das Eindringen von wildem W a s s e r
erklärt werden
können.
Dieses
wilde W a s s e r mufste aus gröfserer Tiefe kommen als das gewöhnliche W a s s e r der Quelle.
Das höher temperirte W a s s e r mufste im März
in gröfster Menge in den Lauf der Quelle eindringen: denn im März hatte die Quelle die höchste T e m p e r a t u r ; bis Ende
in den folgenden Monaten
October scheint die Menge unregelmäfsig g e s c h w a n k t 8*
zu
116 §68. haben.
Die Rarensb. Sprudelq. scheint eine Geotherme tu sein.
Mit Ende October w a r die S t ö r u n g
vorüber.
Die folgenden
6 M o n a t e v o n N o v e m b e r 1 8 4 3 bis April 1 8 4 4 w a r wieder Alles in d e r g e w o h n t e n R u h e und
Ordnung.
Die Unveränderlichkeit der T e m p e r a t u r , welche diese Quelle von April 1 8 4 0 bis J u n i 1 8 4 2 b e h a u p t e t e , z w i n g t uns zu der Annahme, dafs das W a s s e r , welches sie speist,
aus dein beständig temperirten
E r d i n n e r n hervorkomme, folglich in seiner T e m p e r a t u r d u r c h die W ä r m e des E r d i n n e r n e r h ö h t sei.
Die Quelle b r a c h t e ein paar J a h r e h i n d u r c h
die T e m p e r a t u r
der E r d l i e f e , aus welchcr sie h e r v o r k o m m t ,
ä n d e r t zu T a g e .
W i e kam n u n die kleine E r h ö h u n g im Sommer u n d
Herbst
1842
zu S t a n d e ?
unver-
Darf man sich vorstellen, dafs die unge-
w ö h n l i c h e L u f t w ä r r a e einmal a u s n a h m s w e i s e in die Tiefe, in welcher in gewöhnlichen J a h r e n g a r keine W ä r r a e s c h w a n k u n g mehr v o r k o m m t , h i n a b g e d r u n g e n sei und dem d o r t befindlichen W a s s e r die kleine T e m peraturerhöhung
mitgetheilt h a b e ?
Die Unhaltbarkeit dieser Vorstel-
l u n g w i r d auf der Stelle k l a r , sobald man b e d e n k t , wie spät dieser V o r a u s s e t z u n g zufolge die T e m p e r a t u r e r h ö h u n g der Quelle hätte eintreten müssen.
Um noch unter die unveränderliche E b e n e , welche in
g e w ö h n l i c h e n J a h r e n im S a n d b o d e n in 7 0 ' Tiefe zu denken ist, h i n a b z u d r i n g e n , hätte das Maximum der L u f t w ä r m e doch wenigstens 6 Monate gebraucht.
W i r finden aber, dafs die VVärmeerhöhung der Quelle
schon im Juli anfing, im S e p t e m b e r , also 1 M o n a t nach dem Maximum der L u f t w ä r m e , ihr Maximum erreichte und um Ende October völlig v o r ü b e r
war.
Das W a s s e r
der Quelle kann seine E r h ö h u n g
also n u r w ä h r e n d seines Rücklaufes aus der Tiefe an die Oberfläche erhalten
haben,
des A b h a n g e s , war.
Wir
indem die hohe L u f t w ä r m e in die äufserste Schicht aus welchem
kommen
in M a r i e n b e r g
bei den
macht
Wenn
haben.
die Quelle h e r v o r k o m m t ,
genau zu derselben V o r a u s s e t z u n g , durch
die E r d w ä r m e
eine solche Quelle noch
eingedrungen welche w i r
erhöheten Quellen
ge-
Wärmeveränderungen
im Laufe des J a h r e s zeigt, so b r i n g t sie dieselben nicht aus d e r E r d tiefe m i t , sondern die Veränderungen sind dem W a s s e r , w ä h r e n d es sich auf seinem Rücklauf aus der Tiefe der Oberfläche nähert, die obersten Bodenschichten mitgetheilt. B o d e n w ä r r a e an sondern E r d w ä r r a e ; in
durch
Die Sprudelquelle giebt keine
die A n g a b e der E r d w ä r m e
den 4 Monaten Juli bis October 1 8 4 2
nur
war
ein w e n i g d u r c h die
W ä r r a e der obersten Bodenschicht modificirt. Die R a v e n s b e r g e r Sprudelquelle, mit der R a v e n s b e r g s r Quelle von die richtige
Beurtheilung der
welche u n s f ü r identisch
ERMAN,
gilt
giebt die Grundlage ab f ü r
ungef'afsten Quelle an der Havel
und
§ GS. 2. Die Ravensberger d e r Quelle a u f d e r D r o s e d o w ' s c h e n W i e s e .
A u c h diese beiden Quellen
m u f s man folgerichtig für Geolhermen erklären. Drosedow'schen
Quelle k o m m t
nicht
117
Baumquelle.
in
Der Wärraegang
Betrag,
weil
er
durch
L e i t u n g d e m W ä r m e g a n g d e r L u f t so b e d e u t e n d a n g e n ä h e r t ist.
der die Aber
d e r W ä r m e g a n g d e r ungefafsten Quelle an d e r H a v e l u n d d e r W ä r m e g a n g d e r R a v e n s b e r g e r Quelle (letzterer s o w o h l n a c h
als n a c h
ERMAN'S
BERGHAUS' B e o b a c h t u n g ) zeigen ü b e r e i n s t i m m e n d das s e h r a u f f a l l e n d e Ausbleiben
d e r T e m p e r a t u r e r n i e d r i g u n g im W i n t e r . — W a s d e n r e g e l -
l o s e n W ä r m e g a n g der S p r u d e l q u e l l e im 3 . J a h r e b e t r i f f t , so liegt es auf der H a n d ,
dafs eine S t ö r u n g d u r c h den E i n f l u f s v o n
w i l d e m W a s s e r eingetreten ist. Weise
aus
meteorischer
wärmerem
D a s M a x i m u m im M ä r z ist a u f k e i n e
Einwirkung
abzuleiten,
ebensowenig
W ä r m e s c h w a n k u n g e n in den f o l g e n d e n M o n a t e n . —
die
Ich h a b e es f ü r
ü b e r f l ü s s i g g e h a l t e n , f ü r die S p r u d e l q u e l l e den 3 j ä h r i g e n D u r c h s c h n i t t der Monatsmittel zu berechnen.
Die D u r c h s c h n i t t s z a h l e n w ü r d e n n i c h t s
l e h r e n , w ä h r e n d die einzelnen J a h r g ä n g e j e d e r in seiner E i g e n t ü m l i c h k e i t lehrreich
sind. 2. Die Ravensberger Baumquelle. |
Decernber Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oclober November
18-10.
8°.75 9. 0 0 9. 50 9. 7 2 9. 8 8 9. 8 0 9. 5 0 9. 3 8
Jahr
{
December December
December
1843. 44.
3 Jahre
1840-41.
1841-49.
1843-43.
8°.46 8. 19 8. 0 0 8. 2 8 8. 52 9. 2 5 9 . 19 9. 8 7 10. 2 6 10. 6 3 9. 87 9. 1 2
8°.62 7. 9 4 8. 06 8. 19 8. 56 9. 11 9. 21 9. 9 0 10. 7 3 11. 10 9. 2 5 9. 3 6
8°.25 8. 25 8. 11 8. 0 0 8. 12 9. 1 3 9. 3 1 9. 8 1 10. 2 9 10. 5 0 9. 7 5 8. 2 5
9. 1 4
9. 17
8. 9 8
9. 10
8. 0 0 10. 5 0
8. 0 6 10. 7 4
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
8. 0 0 10. 6 3
7. 9 4 11. 10
Unterschied
2. 6 3
3. 0 6
V o n d e r Baumquelle w i s s e n
wir,
De«. 1 8 1 0 - 4 3
8°. 14 8. 12 8. Ol 8. 12 8. 4 8
8°.44 8. 1 3 8. 0 6 8. 16 8. 4 0 9. 16 9. 2 4 9. 8 6 10. 4 3 10. 7 4 9. 6 2 8. 9 1
2. 6 8
2. 5 0 dafs sie gleichzeitig
mit der
S p r u d e l q u e l l e im März 1 8 4 0 e n t s t a n d u n d am F u f s e einer E r l e
quoll.
Die S p r u d e l q u e l l e ist völlig u n g e f a f s t u n d i h r Mittel ist 9 " . 5 0 +
0°.50
=
10°.0
(oder
wenn
man
will
9°.54 +
0°.50
=
10°.04).
B a u m q u e l l e , w e l c h e dicht n e b e n d e r S p r u d e l q u e l l e h e r v o r k o m m t ,
Die ist
118 § 68. Die Ravensb. Baumquelle ist eine Bodenquelle.
Von einer
ebenfalls völlig ungefafst, ihr Mittel ist aber nur 9°. 10 + 0 ° . 5 0 = 9 ° . 6 0 , also 0°.4 niedriger. Ist die Sprudelquelle eine Geotherme, so ist die Baumquelle eine Bodenquelle. Diese beiden Quellen stehn in demselben Verhältnifs zu einander, wie die Ungefafste an der Havel und die Templiner Quelle. Das Mittel 9°.60 stimmt auch sehr nahe mit dem 6jährigen Mittel der Templiner Quelle, welches E R M A N 9°.64 fand. Die Baumquelle ist frei von jeder Fassung und fliefst gegen Osten aus. Man kann also gegen das Mittel dieser Quelle auch nicht einmal den Schatten eines Verdachtes erheben, dafs es fehlerhaft werde durch Bedingungen, welche an der Ausflufsstelle beständig wärmeerniedrigend wirken. Eine andere Frage ist, ob nicht das Mittel der Baumquelle für etwas angenähert durch oberflächlichen Verlauf zu halten sei, da der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates die Gröfse von 2°.68 hat. Ich habe nichts dagegen, wenn Jemand annehmen will, dafs das Wasser die letzte Strecke seines unterirdischen Weges recht nahe der Oberfläche verläuft und dafs das Mittel im 3jährigen Durchschnitt z. B. 0 ° . l höher ausgefallen sein möchte, wenn das Wasser in einer auf die Oberfläche senkrechtem Richtung zu Tage käme. Diese Frage scheint mir aber eine ziemlich müfsige zu sein: denn es ist klar, dafs die Bodenquellen, welche in. gleicher Meereshöhe hervorkommen, im Mittel nicht gleich warm zu sein brauchen. Eine Bodenquelle, deren Schicht 5 0 ' mächtig ist, wird ein höheres Mittel haben als eine Bodenquelle, deren Schicht nur 3 0 ' mächtig ist. Die wärraste Bodenquelle wird diejenige sein, deren Wasser genau die ganze Dicke des Bodens (welche bei Potsdam etwa 7 0 ' beträgt), durchsinkt, ehe es den Rücklauf an die Oberfläche antritt. Nur wenn wir Beobachtungen über eine Quelle bei Potsdam besäfsen, von welcher wir nachweisen könnten, dafs sie grade die ganze Dicke des Bodens durchsinkt, nur dann würden wir im Stande sein, von dem unentstellten Mittel die durch o b e r f l ä c h l i c h e n V e r l a u f angenäherten Mittel zu unterscheiden. Das Mittel derjenigen Quelle, welche die ganze Kruste, die wir Boden nennen, durchsunken kälte, würde das unentstellte sein und die aus minder mächtigen Schichten hervorkommenden Quellen würden in ihren Mitteln als angenähert durch oberflächlichen Verlauf bezeichnet werden können. W i r kennen eine solche Normalquelle für Potsdam nicht, wir wissen nur, dafs ihr Mittel niedriger als die beständige Temperatur der Sprudelquelle (10°.0) sein mufs und werden zeigen, dafs es höher als das Mittel des Gesundbrunnens (9°.6) zu erwarten ist. W i r beschränken uns also darauf, die Baumquelle, da sie ungefafst ist, einfach eine
Annäherung Bodenquelle über
den
durch oberflächl.
zu
nennen
Grad
ihrer
Verlauf kann nicht die Rede sein,
u n d lassen u n s in k e i n e n ä h e r e etwaigen Annäherung
ein.
|J9
Bestimmung
Sobald
aber
eine
B o d e n q u e l l e i r g e n d eine F a s s u n g h a t , z. B. d u r c h eine B r u n n e n s t u b e oder
durch
suchen,
ob
eine R ö h r e n l c i t u n g durch
ausfliefst,
diese k ü n s t l i c h e n
n ä h e r u n g des Mittels b e w i r k t w i r es n i c h t w a h r s c h e i n l i c h ,
ist.
Bei
so
haben
wir
zu
Vorrichtungen
unter-
eine A n -
d e r T e m p l i n e r Quelle
dafs die B r u n n e n s t u b e eine
fanden
irgend
h e b l i c h e E n t s t e l l u n g des Mittels h e r v o r g e b r a c h t h a t , w e i l d e r schied
d e s kältesten
und
wärmsten
Monates nur 1°.61
d a g e g e n w e r d e n w i r sogleich bei d e r
»Röhrenquelle«
er-
Unter-
grols
war;
s e h n , dafs die
R ö h r e eine kleine A n n ä h e r u n g des Mittels z u r F o l g e h a t t e . U e b c r d e n Einflufs des W ä r m e g a n g e s d e r L u f t a u f d e n W ä r m e gang
der Baumquelle
ist F o l g e n d e s zu
bemerken:
Im 1. J a h r e ,
c e m b e r 1 8 4 0 - 4 1 , ' w a r d e r F e b r u a r d e r letzte v o n 3
De-
Frostmonaten;
in diesem J a h r e w a r d e r F e b r u a r d e r kälteste M o n a t d e r Quelle.
Im
2 . J a h r e w a r die Quelle im J a n u a r am k ä l t e s t e n , d e r a u c h in d e r L u f t r e c h t kalt w a r . Im 3 . J a h r e h a t t e kein M o n a t eine M i t t e l w ä r m e u n t e r N u l l . D e r M ä r z w a r a b e r k ä l t e r als d e r F e b r u a r ; in diesem J a h r e die Quelle im M ä r z am k ä l t e s t e n .
finden
wir
In allen 3 J a h r e n w a r die L u f t im
A u g u s t , die Quelle im S e p t e m b e r am w ä r m s t e n . Die a u f s e r o r d e n t l i c h e H i t z e des A u g u s t 1 8 4 2 w i r k t e deutlich e r h ö h e n d a u f den S e p t e m b e r d e r Quelle. 3. Die Ravensberger Röhrenquelle. 1839 December Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November Jahr
10.12 10.12 10.12 9.38
Deccmb. Deccmb. Deccmb. Dccemb. 1843.44 4 Jahre,
D n 1839-43
1839-40
1840.41
1841-4«
1842-43
8.53 8.04 8.00 7.50 8.44 8.90 9.61 10.00 10.19 10.00 9.52 9.22
8.09 7.62 7.56 7.81 8.08 9.00 8.98 10.09 10.37 10.37 9.75 9.00
8.88 8.00 7.81 7.94 8.38 8.98 9.56 10.55 10.74 11.15 9.61 9.82
8.00 7.63 7.98 8.44 8.00 8.95 9.37 10.21 10.35 10.55 10.06 8.37
9.00
8.89
9.29
8.99
9.04
7.63 10.35
7.82 10.52
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
7.50 10.19
7.56 10.37
7.81 11.15
Unterschied
2.69
2.81
3.34
2.72 !
8.35 7.92 7.79 7.88 8.06
8.38 7.82 7.84 7.92 8.25 8.96 9.38 10.21 10.41 10.52 9.74 9.10
2.70
120
§
& -Die Ravensb. Röhrenq. und 4. Die Templiner Quelle.
Von der Röhrenquelle besitzen w i r 4 vollständige Jahrgänge.
Der
1. dieser 4 Jahrgänge fehlt bei den beiden vorhergehenden Quellen. Das Mittel der Röhrenquelle mufs durch d a s , wenn auch n u r kurze Leitungsrohr
dem Luftmittel ein wenig
angenähert sein.
Die An-
näherung betrug 0 ° . 0 6 , w e n n w i r das 4jährige Mittel der R ö h r e n quelle mit dem 3jährigen der ungefafsten Baumquelle vergleichen. Der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates ist bei beiden Quellen nahe gleich g r o f s ; derselbe w ü r d e sich bei längerer Beobachtung für die Röhrenquelle w o h l noch etwas gröfser herausstellen. teste Monat w a r im 1. J a h r e der M ä r z , im 4. der J a n u a r .
Der wärmste Monat w a r 2mal
2mal der September.
Der käl-
im 2. u n d 3. der Februar,
E s versteht sich von selbst,
der August
und
dafs auch diese
Quelle im September 1 8 4 2 bei weitem am wärmsten w a r . 4. Die Templiner Quelle. 5 Jahre, 4. Jahr, 5. Jahr, 1. Jahr, 2. Jahr, 3. Jahr, Dee. 1839.40 De«. 1810-11 Dee. 1811-12 Dee. 1812-13 Dee. 1813-11 Dee. 1839 - 41 8°.11
December
8°.75
8°.03
9°.00
6°.81
Januar
8. 19
8. 12
8. 16
8. 16
8. 6 3
8. 1 0 7. 8 1
8. 2 5
Februar
8. 2 5
8. 12
8. 2 0
8. 2 0
März
8. 56
8. 12
8. 3 1
8. 12
8. 2 5
8. 2 7
April Mai
9. 0 0
9. 12
9. 12
8. 3 8
8. 87
8. 9 0
9. 4 4 10. 0 2
9. 7 2
9. 3 7
9. 5 0
9. 5 0
9. 5 1
9. 2 9
10. 2 5
9. 8 8
9. 8 6 10. 1 0
Juni
7°.94
9. 8 8
10. 3 8
10. 1 0
August
10. 0 6 10. 5 0
9. 8 5 10. 10
10. 2 8
11. 7 5
10. 6 6
10. 6 8
10. 7 7
September
10. 3 1
10. 3 8
11. 3 8
10. 5 0
10. 5 3
10. 6 2
October
9. 7 0
9. 7 1
9. 0 6
9. 3 8
9. 6 1
9. 4 9
November
9. 1 5
9. 19
7. 8 8
8. 7 9
8. 9 4
8. 7 9
9. 3 6
9. 1 4
9. 4 2
9. 0 3
9. 2 2
9.23
Juli
Jahr Kältest. Mon.
8. 19
7. 8 1
8. 2 5
6. 8 1
7. 9 4
8. 1 1
Wärmst. Mon.
10. 5 0
10. 3 8
11. 7 5
10. 6 6
10. 6 8
10. 77
1. 3 1
2. 5 7
3. 5 0
2. 7 4
2. 66
Unterschied
3. 8 5 1
Die Brunnenstube der Templiner Quelle scheint seit nicht verändert zu sein.
BERGHAUS
Quelle hat keine Schwierigkeit,
sagt:
ERMAN'S
»Die Beobachtung
es sei d e n n ,
Zeit
dieser
dafs das Halten
des
Thermometers in der Röhrenöffnung w ä h r e n d einer Viertelstunde e t w a s anstrengend u n d ermüdend ist. Stellen wir die Ergebnisse von
ERMAN
§ 68. Die Templiner Quelle hat sich
verändert.
121
und BERGHAUS nebeneinander (letztere mit der Correction -+- 0°.50), so erhalten w i r Folgendes: 6 Jahre
5 Jahre
1814-19
Deccmb. 1 8 3 9 - 4 4
MITTEL
9°.64
9".73
KÄLTEST. MON.
8. 8 0
8.
61
WÄRMST. MON.
10. 41
11.
27
UNTERSCHIED
1. 6 1
2.
66
DIE LUFTWÄRME WAR: MITTEL
8°. 13
8°.86
Kältest. Mon. —
1. 2 6
— 2. 0 9
W ä r m s t . Mon.
18^1 i
18. 7 9
Unterschied
19. 37
20. 8 8 '
W i r bemerken, dafs die Ergebnisse von BERGIIAUS in 2 Punkten von
den Ergebnissen
von ERMAN abweichen.
Der Unterschied
des
kältesten und wärmsten Monates ist von 1°.61 bei ERMAN auf 2 ° . 6 6 bei BERGIIAUS v e r g r ö ß e r t und dabei hat sich das mehrjährige Mittel um 0 ° . 0 9 höher gestellt.
W i e kann sich der Unterschied des kälte-
sten und wärmsten Monates vergröfsern, wenn die Brunnenstube dieselbe geblieben ist? W i r werden zu der Vermuthung gedrängt, dafs schon vor dem Beginn der BERGHAUs'schen Beobachtungen der oben e r w ä h n t e Gebrauch eingeführt w a r , die Ausflufsröhre der Quelle mit einem hölzernen Zapfen verstopft zu halten, um das W a s s e r sich in der Brunnenstube anstauen zu lassen.
Dadurch mufs das W a s s e r im
W i n t e r erkältet, im Sommer erwärmt werden, und es w i r d dem Beobachter s c h w e r w e r d e n , diese Entstellung der T e m p e r a t u r des ausweisenden W a s s e r s ganz zu beseitigen, wenn lange in den Wasserstrahl hält.
er auch das
Thermometer
W i r müssen nun e r w a r t e n , dafs die
eingetretene Vergröfscrung der jährlichen S c h w a n k u n g eine Annäher u n g des Mittels an das Luftmittel, also eine Erniedrigung des Quellmittels herbeiführen w e r d e , finden aber im Gegentheil eine E r h ö h u n g . Läfst sich Wenn
eine Erklärung dieser
sonderbaren
Erscheinung
finden?
w i r die absolute Höhe des kältesten und wärmsten Monates
der Quelle bei BERGIIAUS und bei ERMAN vergleichen, so fällt es u n s a u f , dafs die Erniedrigung des kältesten Monats viel kleiner w a r als die E r h ö h u n g , welche der wärmste Monat erfahren hat.
Der kälteste
Monat ist bei BERGHAUS nur 0 ° . 1 9 niedriger als bei ERDIAN,
der
w ä r m s t e Monat ist aber bei BERGHAUS 0 ° . 8 6 höher als bei ERMAN. Da n u n die Vergröfserung der jährlichen S c h w a n k u n g vielmehr durch
122
i && Die Templiner Quelle hat sich
verändert.
Erhöhung des wärmsten als durch Erniedrigung des kältesten Monates zu Stande kam, so mufste in diesem besonder» Falle die genannte Vergröfserung auch eine Erhöhung des Mittels herbeiführen. Die Erhöhung des wärrasten Monates der Quelle kann zum Theil auf die höhere Sommerwärme der Luft, welche in dem ßERGHAUs'schen Zeiträume herrschte, zurückgeführt werden. Es bleibt aber noch ein Rest von Dunkelheit übrig, den mir der Leser nicht verdenken möge. Der Bearbeiter fremder Beobachtungen ist nicht immer im Stande, Alles zu erklären. Das kann nur der Beobachter, und auch nur dann, wenn er sich schon während des Beobachtens selbst die Erforschung der Ursachen angelegen sein läfst. Soviel scheint mir gewifs: irgend ein Umstand, den wir im Allgemeinen als eine Veränderung in der Fassung der Quelle bezeichnen können — sei es, dafs man die Röhre mit dem Zapfen verstopfte, sei es, dafs eine uns unbekannt gebliebene Umänderung mit der Brunnenstube vorgenommen war — hat in dem ßERGHAUs'schen Zeiträume entstellend auf den Wärmegang der Templiner Quelle gewirkt: denn sonst hätte der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates nicht so bedeutend gröfser werden können. Diese Quelle hat bei B E R G H A U S andere Eigenschaften als bei E R M A N . W i r werden daher am sichersten gehn, wenn wir uns allein an die Ergebnisse der ERHAN'schen Beobachtungen halten. — Ueber die Einwirkung des Wärraeganges der Luft auf den Wärmegang der Quelle bemerken wir Folgendes: Der kälteste Monat der Quelle war 2mal der December, 2mal der Januar, lmal der Februar. Der wärmste Monat w a r 4mal der August, lmal der September. Auch im Sommer 1842 war der wärmste Monat der Quelle -schon der August, ein Beweis, dafs die Sommerhitze sehr rasch erhöhend auf die Brunnenstube und das in derselben sich ansammelnde Wasser wirkte. Sehr sonderbar ist die ungewöhnliche Wärmeerniedrigung der Quelle im November und besonders im December 1842. Das Novemberraittel liegt 0 ° . 9 l , das Decembermittel sogar 1°.30 unter dem 5jährigen. Die Kälte der Quelle im December 1842 bewirkte, dafs im 5jährigen Durchschnitt der December der kälteste Monat wurde, während ohne diese Unregelmäfsigkeit der Januar der kälteste gewesen wäre. Es ist wahr, dafs das Noverabermittel der Luft (0°.26) ganz ungewöhnlich niedrig w a r , es mufs in der zweiten Hälfte des Monats schon scharf gefroren haben, aber dieser Umstand ist doch keine hinreichende Erklärung für die Wärmeerniedrigung der Quelle und es ist zu vermuthen, dafs in den genannten beiden Monaten die Einwirkung der Lufttemperatur auf den Inhalt der Brunnenstube eine aufserge-
§ 68. Veränderlichkeit
des Nittels der BERGHAcs'fcAen Quellen.
123
wohnliche, uns unbekannt gebliebene Erleichterung (z. B. durch eine Beschädigung der Brunnenstube) erfahren hat, zumal da die Ravenskerger Röhrenquelle und der Senkbrunnen in B E R G H A U S ' Garten keine ähnliche Erniedrigung zeigen. V e r ä n d e r l i c h k e i t des Mittels der von b e o b a c h t e t e n Quellen. Die
Templiner
öjähriges Luftraittel 8 ° . 8 6 Abweichung
BERGIIAUS
Quelle. öjähriges Quellmittel 9 ° . 2 3 Abweichung
vom
i . Jahr 8°.93 2. 8. 57 3. 8. 8 4 4. 9. 27 5. 8. 69
+ — — + —
0°.07 0. 29 0. 02 0. 41 0. 17
vom
5jährigen Mittel
5jährigen Mittel
1. J a h r 2. » 3. » 4. » 5. •
9°.36 9. 14 9. 4 2 9. 0 3 9. 2 2
+ — + — —
0°.14 0. 09 0. 19 0. 20 0. Ol
Absolute Veränderlichkeit des Mittels in den 5 J a h r e n : Luft
W ä r m s t . Jahr (4.) Kältest. Jahr (2.) Unterschied
Quelle
9°.27 8. 57 0. 7 0
Wärmst. Jahr (3.) Kältest. J a h r (4.) Unterschied
9°.42 9. 0 3 0. 39
Es ist schon oben bemerkt worden, dafs wir keine Gelegenheit haben zu erfahren, wie ein sehr kaltes oder ein sehr warmes Jahr der Luft auf die Quellen und Brunnen wirkt. W a s die Schwankungen des Mittels der Templiner Quelle betrifft, so stellt sich mit Deutlichkeit nur heraus, dafs das Mittel entschieden am höchsen w a r in einem J a h r e , in welchem die 2. Hälfte des Sommers ungewöhnlich heifs w a r . Die Mittelwärme des kältesten Jahres erscheint unzuverlässig, weil der unregelmäßig kalte December dieses Mittel herabdrückte. Die absolute Veränderlichkeit des Mittels in den 5 Jahren = 0 ° . 3 9 scheint daher auch zu grofs ausgefallen zu sein. Wahrscheinlich wäre das 2. Jahr (wie bei der Ravensberger Röhrenquelle) das kälteste geblieben, wenn nicht die Störung im December 1 8 4 2 dazwischengekommen wäre. Dann hätte die absolute Veränderlichkeit des Mittels in den 5 Jahren nur 0°.28 betragen. Es ist unzweifelhaft, dafs die Veränderlichkeit des Mittels dieser Quelle zu E R M A N ' S Zeit noch kleiner w a r . Das J a h r 1819 hatte einen sehr warmen Sommer und doch war die Quelle in diesem Jahre nur ebensowarm wie im Durchschnitt
124 §
Veränderlichkeit des Mittels der ßzioakvs'schen Quellen.
der 6 Jahre 1 8 1 4 - 1 9 . Da sich zu BERCHAUS' Zeit die jährliche Schwankung vergrößert hatte, so mufs damit auch die Veränderlichkeit des Mittels gröfser geworden sein. Die R a v e n s b e r g e r
Röhrenquelle.
4jähriges Luftmittel 8 ° . 9 0 A b w e i c h u n g vom
A b w e i c h u n g vom
4 j ä h r i g e n Mittel
4 j ä h r i g e n Mittel
1. Jahr
8°.93
+
2. 3. 4.
8. 5 7 8. 8 4 9. 27
— 0. 3 3 — 0. 0 6 0. 3 7
» »
4jähriges Quellmittel 9 ° . 0 4
0°.03
1. Jahr 9°.00 » 8. 8 9 3. » 9. 29 4. » 8. 99
0°.04 0. 15 0. 2 5 0. 0 5
— — + —
2.
Absolute Veränderlichkeit des Mittels in den 4 J a h r e n : Luft
Quelle
W ä r m s t . Jahr (4.)
9°.27
Wärmst. Jahr (3.)
9°.29
Kältestes Jahr (2.)
8. 5 7
Kältestes Jahr (2.)
8. 8 9
0. 7 0
Unterschied
Unterschied
0. 4 0
Das wärmste J a h r war wiederum dasjenige, welches die a u ß e r ordentliche Hitze in der zweiten Hälfte des Sommers hatte, das kälteste J a h r war dasjenige, welches sich durch strengen Frost in den 3 Wintermonaten auszeichnete. Beides ist nicht befremdend bei einer Quelle, deren Mittel durch ein Leitungsrohr dem Luftmittel etwas angenähert ist. Absolute Veränderlichkeit in den 4 Jahren 0°.40. Die R a v e n s b e r g e r 3jähriges Luftmittel 8°.89
Baumquelle. 3jähriges Quellmittel 9 ° . 1 0
Abweichung vom
A b w e i c h u n g vom
3jährigen Mittel
1. Jahr
8°.57
— 0°.32
2. 3.
8. 8 4 9. 27
— 0. 0 5 -+- 0. 3 8
» »
3 j ä h r i g e n Mittel
1. J a h r 2. » 3. »
9°.14 9. 17 8. 9 8
+ 0°.04 + 0. 0 7 — 0. 12
Absolute Veränderlichkeit des Mittels in den 3 J a h r e n : Luft
W ä r m s t . Jahr (3.) Kältestes Jahr (1.) Unterschied
Quelle
9°.27
W ä r m s t . Jahr (2.)
9°.17
8. 5 7
Kältestes Jahr (3.)
8. 9 8
0. 7 0
Unterschied
0. 19
W i r erinnern u n s , dafs das 1. Beobachtungsjahr dieser Quelle dem 2. der beiden vorhergehenden entspricht. Diese ungefafste Boden-
§ 68. Die von
beobachteten
BERGHAUS
Brunnen.
125
quelle hat das wärmste J a h r gemein mit den beiden vorhergehenden, d a s kälteste J a h r aber mit der Templiner. w a r das kälteste der Baumquelle.
Das wärmste J a h r der L u f t
Diese Quelle w a r im 3. J a h r e in
den beiden Monaten März und April kälter als im 1. u n d 2 . J a h r e . Die E r k l ä r u n g fehlt. Absolute Veränderlichkeit in den 3 J a h r e n 0 ° . 1 9 . Die R a v e n s b e r g e r
Sprudelquelle.
F r a g t man nach der Veränderlichkeit des Mittels dieser
durch
die W ä r m e des Erdinncrn erhöheten Quelle, so ist die A n t w o r t : In einem J a h r e ,
welches sich durch
eine .ganz ungewöhnliche Hitze in
der 2. Hälfte des Sommers auszeichnete, w a r das Mittel 0 " . 0 4 höher als gewöhnlich.
Gewöhnlich d. h. in der grofsen Mehrzahl der Jahre
scheint das Mittel absolut unveränderlich zu sein, indem die Temper a t u r der Quelle in der grofsen Mehrzahl
der Jahre
überhaupt un-
veränderlich ist. Alle 4 Quellen, sowohl die 3 Bodenquellen als die 1 Geotherme, haben
das mit einander gemein,
Jahre
December 1 8 4 1 - 4 2
dafs sie am wärmsten
waren im
in Folge der Augusthitze dieses
Jahres.
Dieselbe brauchte aber, um den W ä r m e g a n g der Quellen und dadurch auch das Mittel über das Gewöhnliche zu erhöhen, n u r in die obern Bodenschichten einzudringen. vensberger Sprudelquelle denn
Dies ist bei der Betrachtung der R a -
handgreiflich deutlich geworden
(S. 1 1 6 ) :
bei dieser Quelle fiel das Maximum schon in den September,
bei der Baumquelle und
der Röhrenquelle desgleichen und bei
der
Templiner sogar schon in den August.
II. Die S e n k b r u n n e n . Das H a u s und Teltower Vorstadt,
der Garten liegen
des Herrn
BERGHAUS
in
am nördlichsten Abhänge des
Potsdam, Brauhaus-
berges, u n d hier liegen auch die 3 S e n k b r u n n e n , deren Temperatur BERGHAUS
mehrere Jahre hindurch beobachtet hat.
Die beiden Senk-
brunnen vor BERGHAUS' Remise und vor HOFFMANN'S Keller liegen an der Strafse in
1 2 4 ' Höhe.
Der Senkbrunnen in BERGHAUS' Garten
(welcher sich am Abhänge hinaberstreckt) liegt aber n u r 9 8 ' ü b e r dem Meere, also in gleicher Höhe mit den Quellen.
Da die mittlere
Höhe der Havel 9 0 ' beträgt, so wird dieser Senkbrunnen w o h l G r u n d wasser enthalten,
welches von der Havel her durch den S a n d b o d e n
dringt, u n d der Wasserspiegel w i r d nicht tiefer als 8 ' unter der E r d oberfläche liegen.
W i e es sich mit den beiden andern S e n k b r u n n e n
126
i ^8. 1. Der Senkbrünnen in Berghius'
v e r h ä l t , kann ich nicht angeben. die A n g a b e s o w o h l
Garten.
Leider fehlt bei allen 3 Brunnen
der T i e f e , in welcher
der Wasserspiegel unter
der Erdoberfläche sich befindet, als auch der Höhe der Wassersäule selbst.
Da alle 3 Brunnen nicht P u m p b r u n n e n sondern
Senkbrunnen
sind, so ist es wahrscheinlich, dafs die atmosphärische L u f t zu dem Brunnenschachte freien Z u t r i t t hat.
Es ist aber auch möglich,
dafs
die Brunnen mit einem Holzdach versehn sind, in welchem sich eine T h ü r befindet. Auch über diesen P u n k t bleiben w i r im Ungewissen. Ungeachtet dieser Mängel Pflicht
gehalten,
in den Angaben habe ich es f ü r meine
die E r ö r t e r u n g
der Temperaturverhältnisse
dieser
Brunnen zu versuchen, erstens weil die Beobachtungen gleichzeitig sind mit Quellwärmebeobachtungen in derselben Gegend und zweitens weil 2 von den Brunnen
eine meines Wissens bis jetzt nicht
gekannte
E i g e n t ü m l i c h k e i t im W ä r m e g a n g der Brunnen (2 Maxima als Regel) zeigen. W i r beginnen mit demjenigen Brunnen, welcher an den W ä r m e änderungen
der L u f t am meisten Antheil nimmt u n d dessen Mittel-
wärme am niedrigsten ist. 1. Der Senkbrunnen in BEBGHAUS' Garten.
December
1. Jahr,
2. Jahr,
3. Jahr,
4. Jahr,
5. Jahr,
5 Jahre,
DM. 1839 - 40
Dm. 1940-41
Dec. 1841-4*2
D « . 1842-43
De«. 1843- 44
Dec- 1839-4«
10°.00
8°.50
9°.25
9°.40
9°.45
8. 4 4
Februar
9. 0 0 7. 5 0
8. 5 8 7. 2 1
8. 6 7 7. 2 5
März
7. 0 0
6. 9 4
8. 7 5 7. 3 1 7. 3 8
7. 1 0
7. 12
7. 1 1
April
7. 5 0
6. 5 6
7. 0 6
7. 4 0
7. 14
7. 1 3
Mai
9. 0 6
8. 5 0
8. 7 7
8. 7 9
8. 7 7
8. 7 8
Juni
9. 6 9
9. 6 0
10. 3 8
10. 3 8
9. 6 0 10. 3 6
9. 5 9 10. 3 5
9. 6 0
Juli
9. 50 10. 3 1
10. 3 6
August
10. 7 5
10. 8 7
10. 9 1
10. 9 4
10. 9 4
10. 8 8
September
11. 0 6
11. 12
11. 15
11. 13
11. 13
11. 12
October
11.
00
11. 0 6
11. 0 5
11. 0 6
11. 0 6
11. 0 5
November
10. 3 2
10. 3 4
10. 3 5
10. 3 2
10. 3 3
10. 3 3
9. 4 2
9. 11
9. 3 3
9. 3 2
9. 3 2
9. 3 0
Januar
JaKr
6. 8 8
9°.32 8. 6 9 7. 2 3
Kältest. Mon.
7. 0 0
6. 5 6
7. 0 6
7. 10
7. 12
7. 11
Wärmst. Mon.
11. 0 6
11. 12
11. 1 5
11. 13
11. 1 3
11. 12
Unterschied
4. 0 6
4. 5 6
4. 0 9
4. 0 3
4. 0 1
4. 0 1
Vergleichen
w i r die Mittel der gleichnamigen Monate
in
den
5 J a h r e n , so fallt uns eine grofse Beständigkeit der einzelnen Mittel
Geringe Veränderlichkeit
der
Monatsmittel.
127
besonders von Juni bis December, also im Sommer und Herbst auf. W i e gering ist die Veränderung des Junimittels! W i e nahe stimmen alle 5 Novembermittel überein! Die W i n t e r - und Frühlingsmittel sind etwas veränderlicher. Sehen wir aber von den beiden ersten Jahren a b , so finden wir in den letzten 3 Jahren auch die W i n t e r - und Frühlingsmonate recht beständig in ihrem Wärmegrade. — Die äufsersten Wärmegrade der Luft dringen auffallend langsam in die Wassersäule des Brunnens hinab, von der wir doch Grund haben anzunehmen, dafs ihr Spiegel nur 8 ' unter der Erdoberfläche steht. Der kälteste Monat w a r 3mal der März, 2mal der April, im 5jährigen Durchschnitt der März mit 7 ° . t l , jedoch war der April nur 0 ° . 0 2 wärmer. Die kleinste Wärme wird also im vieljährigen Durchschnitt Ende März eintreten. Der wärmste Monat war in allen 5 Jahren der September, jedoch war der October im 5jährigen Durchschnitt nur 0°.07 kühler als der September. Die gröfste W ä r m e wird also durchschnittlich in der 2. Hälfte des September eintreten. Unterschied des kältesten und wärmsten Monats 4 ° . 0 1 . Das Decerabermittel ist im 5jährigen Durchschnitt dem Jahresmittel gleich. Die 5 Monate Januar bis Mai liegen unter dem Jahresmittel, die 6 Monate Juni bis November über demselben. Das 5jährige Mittel ist 9°.30. lieber den Wärmegang des Brunnens in den Monatsmitteln der einzelnen Jahre ist Folgendes zu bemerken: Die hohe Temperatur des Brunnens im Winter des 1. Jahres weifs ich nur durch eine ergänzende Vermuthung zu erklären. Als eine Nachwirkung des recht warmen Herbstes 1839 ist sie nicht zu betrachten: denn im November 1 8 3 9 (S. 112) erhob sich die Temperatur des Brunnens schon nicht mehr über das Gewöhnliche, indem sie nur 10°.31 betrug. Wir müssen daher wohl annehmen, dafs im December und Januar eine Schneedecke die Wärmeabgabe des Bodens an die Luft gehemmt hat. — Das 2. J a h r ist ausgezeichnet durch den strengen Frost der 3 Wintermonate. Der Winterfrost wirkte entschieden erkältend auf den Brunnen bis Ende April. In den 3 Monaten Februar bis April stand die Temperatur des Brunnens unter 7°, was in keinem der übrigen Jahre vorkam. — Im 3. Jahre vermissen wir gänzlich die erhöhende Einwirkung der Augusthitze, die so entschieden bei allen 4 Quellen hervortrat. Im 4. und 5. Jahre erfolgt die Senkung und Hebung der Brunnenwärme in der gröfsten Uebereinstimmung und Regelmäfsigkeit. Die Veränderlichkeit des Mittels läfst sich bei diesem Brunnen leicht überblicken. Das 1. Jahr w a r entschieden das wärmste, das
128
Der
§•
2. entschieden
vor Hoffmann's
Senkbrunnen
das kälteste,
die
3 übrigen
diesem P u n k t e stimmen alle 3 B r u n n e n
waren
Keller. mittelwarm.
(In
überein).
Brunnen No. 1. Wärmst. Jahr
Das
hohe
Wintermonaten.
9°.42
K ä l t e s t e s J a h r (2.)
9. 11
Unterschied
0. 3 1
Mittel
eine V e r m u t h u n g
(1.)
des 1. J a h r e s
erklärten
hohen
war
die F o l g e
Wärme
des
der nur
Brunnens
in
durch den
3
Das niedrige Mittel des 2 . J a h r e s w a r die F o l g e d e r
bedeutenden Erniedrigung,
welche
die W i n t e r k ä l t e
d e r L u f t in
der
T e m p e r a t u r des B r u n n e n s w ä h r e n d d e r 5 M o n a t e D e c e m b e r bis April bewirkte.
A b s o l u t e V e r ä n d e r l i c h k e i t in d e n 5 J a h r e n 2.
0°.3i.
Der S e n k b r u n n e n v o r HOFFMANN'S Keller.
1. Jahr,
2. Jahr,
3. Jahr,
4. Jahr,
4 Jahre,
Deo. 1839-40
Dee. lSW-41
D«o. 1611-42
De«. 1912-43
Dec. 1839-43
December
9°.81
8°.62
9°.31
9°.31
9°.26
Januar
9. 0 6
8. 3 1
8. 6 9
8. 6 8
8. 6 9
Februar
9. 0 6
8. 87
8. 8 1
8. 94
8. 9 2
März
9. 0 6
9. 0 0
8. 9 4
9. 0 0
9. 0 0
April
9. 19
9. 3 8
9. 2 9
9. 2 9
9. 2 9
Mai
9. 3 8
9. 5 7
9. 4 6
9. 47
9. 4 7
Juni
9. 4 4
9. 6 2
9. 5 4
9. 5 5
9. 5 3 9. 7 3
Juli
9. 69
9. 7 4
9. 7 5
9. 72
10. 0 0
9. 9 4
9. 9 9
10. 0 0
9. 9 8
September
9. 6 9
9. 6 2
9. 6 7
9. 6 9
9. 6 7
August October
9. 9 4
9. 69
9. 8 3
9. 8 0
9. 8 2
November
9. 8 1
9. 77
9. 77
9. 7 6
9. 77
Jahr
9. 5 1
9. 34
9. 4 2
9. 4 3
9. 4 3
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
9. 0 6
8. 31
8. 6 9
8. 6 8
8. 6 9
10. 0 0
9. 9 4
9. 9 9
10. 0 0
9. 9 8
0. 9 4
1. 6 3
1. 3 0
1. 3 2
1. 2 9
Unterschied Bei
diesem u n d
den
folgenden Brunnen
fehlt das 5 . J a h r .
a b e r das 5. J a h r sich bei d e m 1. B r u n n e n als ein gemässigtes,
Da mitt-
leres gezeigt h a t , so lassen sich die 4 j ä h r i g e n Mittel d e r beiden l e t z t e n B r u n n e n mit dem 5 j ä h r i g e n des 1. B r u n n e n s g a n z g u t vergleichen. Der
2. Brunnen
kältesten
ist
wärmer
als d e r
1.
und
der
Unterschied
u n d w ä r m s t e n M o n a t e s ist b e d e u t e n d kleiner.
Auch
des dieser
Eintritt einer zweiten größten Wärme im
October.
Brunnen war im 1. Jahre am wärmsten, im 2. Jahre am kältesten und in den beiden Folgenden Jahren mittelwarm. Unterschied des kältesten und wärmsten Jahres 0°.17. Die kleinste Wärme trat in allen 4 Jahren schon im Januar, die gröfste W ä r m e im August ein. Es ist sehr auffallend, dafs in diesem Brunnen die äufsersten Wärmegrade so rasch eintreten, da wir soeben erst gesehn haben, dafs in dem vorigen Brunnen der März der kälteste und der September der wärmste Monat ist. Diese Schwierigkeit läfst sich meiner Meinung nach lösen, wenn wir annehmen, dafs der Brunnen vor HOFFMANN'S Keller unbedeckt, der Brunnen in BERGHAUS Garten aber mit einem Dach versehn ist. Aufserdem bietet aber der Wärmegang dieses Brunnens eine Merkwürdigkeit d a r , welche wir nie bei einer Quelle gefunden haben. Nachdem in allen 4 Jahren der August der wärmste Monat gewesen ist, hebt sich die Wärme des Brunnens im October wieder und bildet ein zweites kleineres Maximum, an dem der November noch mit Theil hat. Im 2. Jahre war der November sogar noch etwas wärmer als der October. Die 4jährigen Durchschnittswerlhc stellen diese merkwürdige Erscheinung sehr gut d a r : Juli August September October November
9°.73 9. 9 8 9. 6 7 9. 8 2 9. 77
Man sieht, dafs der November in Folge des 2. Maximums noch etwas wärmer als der Juli ist. Die Erklärung dieses zweifachen Maximum bietet sich ungezwungen dar. Im Juli und August wirkt die erwärmte Luft durch unmittelbare Berührung auf den Wasserspiegel des Brunnens und theilt der obersten Wasserschicht, in welche der Schöpfeimer eingesenkt w i r d , die höchste Wärme des Jahres mit. Diese Erhöhung der Temperatur verschwindet wieder im September. Mittlerweile dringt aber das Maximum allmälig durch Mittheilung in die tiefern Bodenschichten ein, welche die im Brunnenschacht stehende Wassersäule umfassen, und nun entsteht im October eine zweite Wärmeerhöhung, welche von dem umgebenden Boden dem Wasser mitgetheilt ist. Zuerst wirkt die höchste Luftwärme unmittelbar auf den Wasserspiegel, zum zweiten Male mittelbar, durch den Boden. — Im 4 j ä h rigen Durchschnitt liegen in diesem Brunnen die 5 Monate December bis April unter dem Jahresmittel, die 7 Monate Mai bis November über demselben; das Maimittel ist aber nur 0 ° . 0 4 höher als das Jahresmittel, ii.
9
130
§
& Der Senlibrunnen vor
BERGHAUS'
Remise.
Ueber den Wärroegang des Brunnens in den Monatsmitteln der einzelnen Jahre ist Folgendes zu bemerken: In den ersten Monaten des 1. Jahres finden w i r , ähnlich wie beim vorigen Brunnen, eine Höhe der Temperatur, welche sich nicht erklären läfst, wenn wir nicht eine dicke Schneedecke während eines grofsen Tbeils des W i n ters voraussetzen. In Folge der hohen Temperatur der 4 Monate December bis März wurde dieses Jahr das wärmste. — Im 2. Jahre drückte die Winterkälte der Luft die Temperatur der 3 Wintermonate des Brunnens so herab, dafs das 2. Jahr dadurch das kälteste wurde. Im 3. Jahre vermissen wir auch bei diesem Brunnen sowohl im 1. als im 2. Maximum jede Spur der außerordentlichen Augusthitze der Luft. Diese Thatsache ist hier besonders befremdend, weil wir so eben erst die Vermuthung ausgesprochen haben, der Brunnen vor H O F F M A N N ' S Keller werde offen, der Brunnen in B E R G B A U S Garten dagegen mit einem Dach versehn sein. B. Der Senkbrunnen vor
December Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November Jahr
BERGHAUS'
Remise.
1. Jahr,
2. Jahr,
3. Jahr,
4. Jahr,
4 Jahre,
DM. 1839-40
DM. 1840-41
DM. 1811-42
DM. 1811-43
DM. 1839-43
9.63 9.46 9.46 9.50 9.62 9.69 9.69 9.88 9.75 9.56 9.79 9.88
9.37 9.56 9.50 9.50 8.31 9.00 9.75 9.94 9.94 9.62 9.62 9.78
9.50 9.51 9.50 9.50 8.97 9.35 9.73 9.98 9.96 9.70 9.71 9.76
9.53 9.50 9.49 9.51 9.00 9.36 9.67 9.94 9.90 9.61 9.69 9.79
9.51 9.51 9.49 9.50 8.98 9.35 9.71 9.94 9.89 9.62 9.70 9.80
9.66
9.49
9.60
9.58
9.58
Kältst. Mon. Wärmst. M.
9.46 9.88
8.31 9.94
8.97 9.98
9.00 9.94
8.98 9.94
Unterschied
0.42
1.63
1.01
0.94
0.96
|
Die Temperaturverhältnisse dieses Brunnens schliefsen sich den Temperaturverhältnissen des vorhergehenden recht gut an. Das Mittel = 9°.58 ist höber, der Unterschied des kältesten und wärmsten Monats
Eintritt =
einer zweiten gröfsten Wärme
0 ° . 9 6 kleiner als bei No. 2.
im November.
131
Das 1. J a h r ist das w ä r m s t e , das 2.
das kälteste, Unterschied 0 ° . 1 7 , wie bei No. 2.
Der kälteste Monat
ist in 3 J a h r e n sehr entschieden der April (nur im 1. Jahre der J a n u a r ) . In den 4 Monaten Decembcr bis März hält sich die W ä r m e B r u n n e n s ziemlich gleich h o c h ,
dieses
im April fallt sie aber im 4 j ä h r i g e n
Durchschnitt u m die bedeutende Gröfse von 0 ° . 5 2 gegen den März a b ; der Mai liegt noch 0 ° . 3 3 unter dem Jahresmittel, erst der J u n i e r h e b t sich ü b e r dasselbe.
Im Sommer und H e r b s t hat unser 3. B r u n -
nen die beiden Maxima w i e der 2., sie treten aber noch weiter auseinander.
Das 1. Maxiraum erscheint schon im Juli (Juli oder A u g u s t ,
darauf kommt wenig an), das 2. Maximum folgt aber erst im November.
Der October ist schon wärmer als der September,
November ist noch
0 ° . l wärmer
als der October.
aber
der
Das
December-
mittel liegt übrigens schon wieder unter dem Jahresmittel.
Unter dem
Mittel liegen die 6 Monate December bis Mai, über dem Mittel die 6 Monate Juni bis November.
Die E r k l ä r u n g des zweifachen Maxi-
mums ist dieselbe wie beim vorigen B r u n n e n , w i r müssen n u r ann e h m e n , dafs der Wasserspiegel von No. 3 tiefer unter der Oberfläche liegt als der Wasserspiegel von No. 2.
Denn diejenige Bodenschicht,
in welcher die höchste W ä r m e erst im November eintritt, mufs etwas tiefer liegen als diejenige, in welcher sie im October eintritt. Ueber den W ä r m e g a n g
des Brunnens in den Monatsmitteln der
einzelnen J a h r e ist noch zu bemerken: Im 1. J a h r e zeichnen sich freilich die 4 Monate December bis März durch keine ungewöhnlich h o h e T e m p e r a t u r mehr a u s , w i e noch
bei No. 2 der Fall w a r ,
es fehlt
aber in diesem J a h r e das gewöhnliche entschiedene Minimum im April. Das Minimum, und z w a r ein sehr gemäfsigtes, hatte schon im J a n u a r u n d F e b r u a r geherrscht.
D e r April blieb 0 ° . 6 4 über seinem
rigen Mittel, der Mai blieb 0 ° . 3 4 über seinem 4 j ä h r i g e n Mittel. ist 0 . 6 4 +
0.34 =
0 . 9 8 und ^
=
0.08.
jähNun
Das Mittel des 4 j ä h r .
Zeitraumes ist 9 . 5 8 , das Mittel des 1. Jahres 9 ° . 6 6 , also 0 . 0 8 höher. Die E r h ö h u n g
des Mittels im 1. J a h r e entstand mithin lediglich da-
d u r c h , dafs dem April und Mai ihre gewöhnliche niedrige T e m p e r a t u r fehlte und dies Fehlen der gewöhnlichen Erniedrigung deutet auf eine Bedingung h i n , die in den eigentlichen Wintermonaten
dieses J a h r e s
die W ä r m e a b g a b e der obern Bodenschichten an die Luft hemmte. werden also zum dritten Male auf die Annahme einer
Wir
schützenden
Schneedecke w ä h r e n d eines grofsen Theils des 1. Winters geführt. — Das 2. J a h r beginnt mit einem Decembermittel, welches niedriger ist 9*
132
£ 6& Die
Temperaturverhältnisse
der
Senhbrunnen
als das J a n u a r m i t t c l , o h n e dafs man die Ursache d a v o n einsieht. strenge Winterkälte
a b e r n u n auch s e h r n a c h d r ü c k l i c h f ü h l b a r . des B r u n n e n s
Die
d e r L u f t m a c h t sich im B r u n n e n erst im April,
im A p r i l
u n d Mai
drückte
Die n i e d r i g e
Temperatur
das J a h r e s m i t t e l u n t e r das
G e w ö h n l i c h e h e r a b . — Im 3 . J a h r e w a r d e r B r u n n e n im J u l i ,
August
u n d S e p t e m b e r ein klein w e n i g w ä r m e r als im 4 j ä h r i g e n D u r c h s c h n i t t . Wie
kommt
es a b e r ,
kleine E i n w i r k u n g Annahme
d a f s n u r dieser B r u n n e n eine w e n n a u c h
der
gezwungen
Erdoberfläche liegt, Novembermaximum
grofsen
sind, als
Hitze
erfuhr,
da
wir
dafs sein W a s s e r s p i e g e l
der Wasserspiegel
doch
nur
zu
der
tiefer u n t e r d e r
der beiden a n d e r n ?
Das
w e i f s n i c h t s m e h r v o n der g r o f s e n H i t z e .
Bemerkungen über die TemperaturverhSltnisse der 3 Senkbrunnen. Die
in
den
peraturverhältnisse
vorstehenden Beobachtungsreihen der 3 Senkbrunnen
enthaltenen
Tera-
lassen sich ziemlich g u t v e r -
s t e h n u n d die V e r s c h i e d e n h e i t e n , w e l c h e die 3 v e r s c h i e d e n e n B r u n n e n io ihren T e m p e r a t u r v e r h ä l t n i s s e n
zeigen,
lassen sich ziemlich b e f r i e -
d i g e n d e r k l ä r e n , s o b a l d m a n einige allgemein b e k a n n t e E r g e b n i s s e d e r Bodenwärmemessungen legt.
Sobald
an
man weifs,
eingegrabenen dafs
Thermometern
die mittlere W ä r m e
zu
Grunde
des B o d e n s
mit
d e r T i e f e z u n i m m t , dafs die G r ö f s e d e r j ä h r l i c h e n W ä r m e s c h w a n k u n g mit d e r T i e f e a b n i m m t u n d d a f s die ä u f s e r s t e n W ä r m e g r a d e d e r L u f t z u tiefern B o d e n p u n k t e n s p ä t e r h i n a b d r i n g e n , so e r k e n n t m a n s o f o r t , d a f s diese S ä t z e a u f die 3 v o r l i e g e n d e n S e n k b r u n n e n i h r e A n w e n d u n g finden
und
dafs die W a s s e r s p i e g e l
der 3 Brunnen
T i e f e n u n t e r d e r E r d o b e r f l ä c h e liegen m ü s s e n .
in v e r s c h i e d e n e n
D e r Spiegel v o n N o . i
m u f s d e r o b e r f l ä c h l i c h s t e s e i n , d e r v o n N o . 2 w i r d tiefer l i e g e n ,
der
v o n N o . 3 am tiefsten.
der
W i e lassen sich a b e r die E i n t r i t t s z e i t e n
g r ö f s t e n W ä r m e in den 3 B r u n n e n mit d e r A n n a h m e v e r e i n i g e n , d a f s d e r W a s s e r s p i e g e l v o n N o . 1 d e r O b e r f l ä c h e n ä h e r liegt als d e r v o n N o . 2 , u n d w i e v e r h ä l t sich d a s z w e i f a c h e M a x i m u m von N o . 2 u n d 3 z u dem einfachen M a x i m u m v o n N o . 1 ? W i r k ö n n e n u n s h i e r
durch
die zulässige V e r m u t h u n g h e l f e n , dafs d e r 1. B r u n n e n mit einem D a c h v e r s e h n i s t , w e l c h e s die u n m i t t e l b a r e E i n w i r k u n g d e r heifsen S o m m e r l u f t a u f den W a s s e r s p i e g e l h e m m t u n d 'dafs a u s diesem G r u n d e diesem B r u n n e n d a s J u l i - o d e r A u g u s t m a x i m u m d e r beiden a n d e r n f e h l t ' ) . ') Es isl sehr zu wünschen, dafs Herr BEBGHACS eine vollständige Beschreibung der von ihm mit solcher Ausdauer gemessenen Brunnen bekannt machen und etwaige Irrlhiimer in meinen ergänzenden Yermulhungen berichtigen möge. Es wird dann jedem Leser leicht sein, sich die Verhältnisse zurecht IM legen.
schliefen Die
sich eng an die Temperaturverhältnisse
höchste Luftwärme w i r d
des Bodens.
133
durch Mittheilung durch den
Boden
schon in der 2. Hälfte des September in die Tiefe hinabgedrungen sein, in welcher der Wasserspiegel von No. 1 liegt.
Sie erreicht die
Tiefe von N(f. 2 erst im October, die von No. 3 im November. Maximum des 1. Brunnens andern.
Die Reihe
entspricht
dem 2. Maximum
in den Gintrittszeiten
3 Brunnen w ä r e also hergestellt.
Das
der beiden
der gröfsten W ä r m e
der
Die in der folgenden Uebersicht
dargestellten Ergebnisse hängen bei jedem Brunnen untereinander zusammen und gemeinschaftlich von der Tiefe a b , in welcher sich der Wasserspiegel unter der Erdoberfläche befindet. Brunnen
, ,. Miitil
4
Unterschied des källst
u n d
w ä r m s t . M.
Absolute Veränderlichkeit des Mittels
Monat des (2.) Maximums
No. i
9°.30
4°.0l
0°.31
Septemb.
No. 2
9. 4 4
1. 2 9
0. 17
Octob.
No. 3
9. 5 8
0. 9 6
0. 17
Novemb.
Der Wasserspiegel von No. 1 liegt am nächsten unter der Oberfläche, deswegen ist sein Mittel das niedrigste, die jährliche S c h w a n k u n g die gröfste, die Veränderlichkeit des Mittels ebenfalls die gröfste und die Eintrittszeit der gröfsten W ä r m e die früheste. No. 2 liegt tiefer, deswegen u. s. w . kältesten Jahres stimmten
Der Wasserspiegel von
In der Lage des wärmsten u n d
alle 3 Brunnen überein,
und es hat sich
herausgestellt, dafs die Ursachen, welche das 1. J a h r zum wärmsten u n d das 2. J a h r zum kältesten machten, f ü r alle 3 Brunnen dieselben waren.
Die W i r k u n g entfaltete sich beim 3. Brunnen nur später im
J a h r e , erst im April und M a i ' ) . Ich wünsche die Aufmerksamkeit des Lesers noch besonders auf einen P u n k t zu lenken,
in welchem die Temperaturverhältnissc
der
Brunnen sich sehr deutlich von den Temperaturverhältnissen der Quellen unterscheiden
und ebenso deutlich den
Temperaturverhältnissen
des Bodens, soweit dieselben durch Beobachtungen an eingegrabenen Thermometern erkannt sind, anschliefsen.
Im I. Bande S. 2 4 8 habe
ich die gangbare Meinung widerlegt, dafs die äufsersten und mittlem W ä r m e g r a d e einer Quelle desto später eintreten w e r d e n , j e gröfser ') W i r müssen aber auch an die Punkte e r i n n e r n , die uns dunkel geblieben sind.
Nicht recht verständlich ist uns die T b a t s a c h e ,
J . 1842 ohne W i r k u n g auf die Brunnen der kleinsten W ä r m e unklar.
Warum
blieb.
dafs die Augusthitze des
Ferner ist Mehreres im E i n t r i t t
haben der 2 . und 3. Brunnen nicht auch
2 Minima, da sie doch 2 Maxima haben? W i e kommt e s , dafs die kleinste W ä r m e im 2. Brunnen schon im J a n u a r eintrat, also 3 Monate f r ü h e r als im 3. B r u n n e n ?
134
§
Ueber die Temperaturverhältnisse
der 3 Senkbrunnen.
die Tiefe i s t , aus welcher die Quelle h e r v o r k o m m t , indem ich geltend m a c h t e , dafs keine veränderliche Quelle die W ä r m e einer bestimmten Bodentiefe
angiebt,
Durchschnittswärme
sondern dafs die veränderliche einer Bodenmasse
Mächtigkeit) angeben kann.
(von
Quelle n u r die
meistens
unbestimmter
Die Vorstellung, welche sich in Bezie-
h u n g auf die Quellen als irrig erwiesen h a t , erweist sich bei den Brunnen
als richtig.
Die Brunnen
geben wirklich die
Temperatur
einer bestimmten Bodentiefe an (und werden dies um so genauer thun, j e besser sie verdeckt sind). äufsersten W ä r m e g r a d e
In den Brunnen treten daher auch die
desto später e i n , j e tiefer der Wasserspiegel
unter der Oberfläche liegt.
Das Zustandekommen eines 2. Maximums
in No. 2 im October u n d in No. 3 im November sowie der Eintritt des Minjmums in No. 3 im April sind T h a t s a c h e n , welche die directe Abhängigkeit des W ä r m e g a n g e s des Brunnens von dem W ä r m e g a n g e einer bestimmten Bodentiefe (der Tiefe, in welcher der Wasserspiegel steht) in einer von S t ö r u n g freien W e i s e darstellen.
W i r haben in
No. 3
die
einen Brunnen
kennen
gelernt,
in welchem
äufsersten
W ä r m e g r a d e , weil sie d u r c h die W ä r m e g r a d e einer ziemlich tief gelegenen Bodenschicht bedingt w e r d e n , ganz regelmäfsig erst im April u n d November eintreten.
W i r kennen aber keine Quelle, bei welcher
so späte Eintrittszeiten die Regel wären.
Das Maximum im November
ist bei einer Quelle noch nicht dagewesen, es w ü r d e auch n u r unter ganz eigenthümlichen örtlichen Verhältnissen möglich sein.
§ 6 9 . Der Gesundbrunnen bei Berlin. Nachdem w i r die in der Gegend von Potsdam beobachteten Quellen und Brunnen durchgenommen h a b e n , müssen w i r auch noch die u n t e r dem Namen
des Gesundbrunnen
bekannte etwas
eisenhaltige
Quelle bei Berlin kennen lernen, auf deren Temperatur WAHLENBERG durch seine Beobachtungen im J . 1 8 1 1 u n d 1 8 1 2 die Aufmerksamkeit der Berliner P h y s i k e r lenkte.
Die erste geschichtliche E r w ä h n u n g die-
ser Quelle ist vom J a h r e 1 7 0 1 ').
Auf dem linken Pankeufer lag da-
mals eine Mühle u n d der Müller bediente sieb des W a s s e r s der dicht daneben hervorkommenden Quelle zum Hausgebrauch. König Friedrich I forderte auf der J a g d bei dem Müller einen T r u n k W a s s e r .
Man gab
') Siehe die kleine Schrift von CH. F . BELLERUANN Die St. Paulsgemeine vor Berlin.
Kurze Beschreibung derselben und ihres Grundes und Bodens. Berlin 1 8 3 6 .
§ 69. Beschreibung des Gesundbrunnens bei Berlin.
135
ihm von dem Wasser der Quelle und der König bemerkte den Eisengehalt. Im J. 1757 liefs sich der Arzt Dr. H. W . BEHM die Quelle nebst einem daneben gelegenen Landstriche mit Holzung von Friedrich II schenken, um ein Badehaus neben der Quelle zu bauen und grofse Garten- und andere Anlagen zu machen. BEHM brachte im J. 1758 »die Quelle unter ein besonderes Brunnenhäuschen« und ich bin geneigt zu glauben, dafs die Fassung der Quelle, wie sie noch jetzt vorhanden ist, von BEHU herrührt, also — abgesehn von zeitweise nöthig gewordenen Ausbesserungen — schon nahe an 100 Jahr alt ist'). In der Beschreibung des Gesundbrunnens folge ich theils ERMAN, theils eigener Anschauung. Die Quelle liegt '/, Stunde in NNW. von Berlin, vor dem Rosenthaler Thore, auf dem linken Ufer der Panke, hart am untern Rande einer grofsen, sanftgeneigten moorigen Wiese. ERHAN sagt: »Ihr Wasser erhält sie wahrscheinlich aus der Tiefe dieses Moorgrundes, denn nach dieser Richtung sollen die unterirdischen Röhren liegen; welches jedoch nur auf der Aussage eines alten Zimmermanns beruht, der in seiner Jugend bei der Anlegung derselben arbeitete. So unglaublich wie es klingt, so ist es mir doch unmöglich gewesen, bei den Besitzern dieses Brunnens irgend ein Archivstück oder auch nur eine mündliche Tradition aufzufinden über die lokalen Verhältnisse der Quelle und über die Richtung und Tiefe, aus der sie gespeist wird. Die unbeträchtlichen Erhöhungen des Bodens (denn Hügel darf man sie kaum nennen, obgleich sie auf topographischen Karten unter der Benennung von Brunnenklippe bezeichnet sind) liegen südlich von der Wiese gegen Berlin zu und scheinen das Tagewasser herzugeben, welches aus der Einfassung des Brunnens hervorquillt.« Für Jeden, der sich an dem Orte selbst umsieht, kann kein Zweifel darüber obwalten, dafs das Wasser von der moorigen Wiese herkommt, obgleich man bei der eigenthümlichen Art, aufweiche die Quelle geleitet und gefafst ist, n i c h t s e h e n k a n n , von welcher Seite das unterirdische horizontale Zuleitungsrohr kommt. Man sieht nämlich weiter nichts, als dafs das Wasser in dem nur flach ausgehöhlten Grunde einer Muschel von massivem Sandstein aus senkrechter Tiefe hervorquillt. Wie tief die senkrecht stehende Röhre hinabreicht (bis sie vermuthlich unter einem rechten Winkel in die horizontale Richtung übergeht), weifs ich nicht anzugeben. ERHAN ') BEHM nannte seine Besitzung den Friedrichsgesundbrunnen, vom J . 1799 an wurde der Ort der Königin Luise zu Ehren das Luisenbad genannt. Die Benennung Gesundbrunnen ist die gewöhnlichste.
136
Beobachtung
des Gesundbr.
spricht von einigen Fufs. ist 2 bis 2 ' / , Zoll weit.
durch Hrn.
BELLERMANN.
Die R ö h r e n ö f f n u n g im Grunde der Muschel Die Muschel befindet sich in der Mitte eines
sechseckigen Wasserbehälters von
etwa 7 ' Durchmesser.
R a n d der Muschel fliefst das W a s s e r in den Behälter ab.
Ueber
den
Der W a s s e r -
behälter ist mit einem Häuschen ü b e r b a u t , das gröfstentheils aus Glasfenstern besteht.
Um die T e m p e r a t u r der Quelle zu erhalten,
mufs
man von dem Rande des Wasserbehälters aus wenigstens mit einem Fufse auf den Rand der Muschel treten und das Thermometer in die Oefihung der senkrecht aufsteigenden R ö h r e möglichst tief hinabsenken. Die Ablesung ist äufserst unbequem und wie mir scheint auch unsicher,
wenn
das Thermometer nicht dergestalt mit einer Hülse von
Blech umgeben ist, dafs man die Kugel im W a s s e r emporheben und so das Thermometer rasch vor das Auge bringen kann. h ö h e der Quelle schlage ich auf höchstens 1 0 0 ' an. viel wasserreicher
als eine der P o t s d a m e r ,
Die Meeres-
Die Quelle ist
was man schon aus der
W e i t e der Röhre abnehmen kann. Man hat sich damit b e g n ü g t , durch Beobachtungen
WAHLENBERG's
und
ERMAN'S
die Kleinheit der jährlichen W ä r r a e ä n d e r u n g des Ge-
sundbrunnens kennen
zu
lernen,
aber Niemand hat sich
die Mühe
gegeben, auch nur einen vollständigen J a h r g a n g von Beobachtungen zu liefern.
Ich habe diesem Mangel abzuhelfen g e s u c h t ,
bei meinem Besuch des Gesundbrunnens Prediger
indem ich
am 2 6 J a n u a r 1 8 4 7 Herrn
seit 1 8 3 5 P f a r r e r der am Gesundbrunnen er-
BELLERMANN,
b a u t e n Paulskirche, die regelmäfsige Beobachtung der Quelle empfahl. Herr
BELLERMANN
hat
ligkeit entsprochen. Director
AUGUST
meiner Bitte mit der freundlichsten BereitwilE r verschafl'te sich von seinem F r e u n d e Herrn
ein GREINER'sches Thermometer nach
sen Grade in Fünflei getheilt w a r e n
u n d welches
futteral der soeben angedeuteten A r t versehn w a r .
REAUIUUR,
des-
mit einem BlechHerr
BELLERHANN
beobachtete von März 1 8 4 7 an monatlich lraal in der Mitte des Monates.
Leider zerbrach nach der J a n u a r b e o b a c h t u n g 1 8 4 8 das T h e r -
mometer u n d
es gelang dem Beobachter erst zum J u n i ein zweites
GREiNER'sches T h e r m o m e t e r , richtet war, zu erhalten.
welches
dem ersten ganz gleich einge-
Dadurch entstand eine Lücke von 4 Monaten.
Dann w u r d e n die Beobachtungen ununterbrochen fortgesetzt bis J a n u a r 1 8 5 0 , w o auch das zweite Thermometer schadhaft w u r d e .
Auf diese
W e i s e ist n u r das J a h r Dec. 1 8 4 8 - 4 9 ganz vollständig erhalten w o r den.
Ich selbst habe n u r
1 zuverlässige Beobachtung
Am 2 6 Jan. 1 8 4 7 fand ich 7 ° . 7 R. = liche
zu
meiner Kenntnifs
9 ° . 6 3 C.
beizutragen.
Hier folgen sämmt-
gekommene Beobachtungen:
von
WAH-
Uebersicht sämmtlicher LENBERG ') 9 ,
v o n ERMAN') 8 ,
Beobachtungen.
v o n BELLERMANN 3 1 ,
137
mit der 1 von
mir
zusammen 49.
WAHLENBERG
1811
1812
August Sept.
27 7
29 Octob. 29 Decemb. 7 Januar 9 Februar 13 März 14 1 April
ERMAN
9°.7 9. 9. 9. 9. 9. 9. 9. 9.
1814
7 7 7 7 7 5 5 4
1815 1817 1818
März April Sept. Febr.
14 1
28 19 Mai 30 Mai 14 Octob. 3 0 Mai 7
9°.50 9. 3 8 9. 6 3 9. 4 4 9. 9. 9. 9.
50 44 69 31
BELLERMANN 1846-47
December Januar Februar März
9. 6 3
April Mai Juni Juli August September October November
9. 9. 9. 9. 9. 9. 9. 9.
1847-48
1848-49
1849-50
9°.38 9. 6 3
9°.44 9. 5 0 9. 3 8 9. 4 4 9. 31 9. 5 0 9. 5 0 9. 6 3 9. 7 5 9. 69 9. 69 9. 5 6
9°.38 9. 2 5
25 75 81 88 88 75 81 75
9. 9. 9. 9. 9. 9.
63 75 75 63 69 63
Jahr
9. 5 3
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
9. 2 5 9. 8 8
Unterschied
0. 6 3
9. 7 5
9. 31 9. 7 5 0. 4 4
WAHLENBERG fand die Temperatur des Gesundbrunnens vom 2 7 August 1811 bis zum 9 Januar 1 8 1 2 unverändert. Dies scheint
>) GILBERT'S ADD. B d . 4 1 . S . 1 6 0 .
') a. a. 0. S. 381 f.
138
§
BELLERMANN'f Beobachtungen verdienen
Vertrauen.
ein seltener Fall gewesen zu sein: denn nach BELLERMANN'S Beobachtungen sank die Temperatur von Mitte Aug. 1847 bis Mitte Jan. 4 8 um 0 ° . 2 5 , von Aug. 4 8 bis Jan. 49 um 0 ° . 2 5 , von Aug. 4 9 bis Jan. 50 sogar um 0°.50. Man könnte fragen, ob auch BELLERMANN'S Instrumente so richtig und seine Ablesungen so zuverlässig waren wie W A H L E N B E R G ' S und ERMAN'S? W i r haben Grund, in BELLERMANN'S Beobachtungen Vertrauen zu setzen. Vergleichen wir z. B. alle bekannten Septemberbeobachtungen, so finden wir eine nahe UebereinStimmung 1811
Sept. 7 | » 29 )
GO IJF
WAHLENBERG
1814
»
28
9. 6 3
ERMAN
1847
»
15
9. 7 5
BELLERMANN
48 49
» «
» »
9. 6 3 9. 69
» »
Aus dieser Uebereinstimmung sind wir zu schliefsen berechtigt, dafs die Wärme des Gesundbrunnens im September in verschiedenen Jahren sehr nahe gleich hoch ist. Die Uebereinstimmung der neuern mit den altem Messungen macht es aber auch höchst wahrscheinlich, dafs die beiden Thermometer BELLERMANN'S ebenso genau richtig waren
wie
das
WAHLENBERG'sche
und
d a s ERMAN'sche.
Hat
aber
BEL-
im September richtig beobachtet, so wird er auch in den andern Monaten richtig beobachtet haben. Kurz, w o die neuern Beobachtungen von den alten abweichen, haben wir keinen Grund, Beobachtungsfehler zu vermuthen, sondern wirkliche kleine Verschiedenheiten der Jahrgänge. Im Jahre Dec. 1 8 4 8 - 4 9 wurde die kleinste Wärme im April gefunden, die gröfste Wärme im August, Unterschied 0 ° . 4 4 , Jahresmittel 9°.53. Die 7 Monate December bis Juni lagen unter dem Mittel, die 5 Monate Juli bis November über dem Mittel. LERMANN
Um ein Jahresmittel zu erhalten, welches unbedenklich für ein vieljähriges genommen werden kann, habe ich alle Beobachtungen ohne Unterschied zu den folgenden Monatsmitteln mitwirken lassen. Aus dem Monat December sind 4 Beobachtungen bekannt, 1 von W A H L E N B E R G und 3 von BELLERMANN, Mittel 9 ° . 4 8 u. s. w . Mit Ausnahme des September, dessen 6 Beobachtungen nur 5 Jahre vorstellen, hat kein Monat 2 Beobachtungen aus demselben Jahre. Die 5 Octoberbeobachtungen sind aus 5 verschiedenen Jahren, ebenso ist es bei allen übrigen Monaten.
§ 69. Mehrjährige
Monatsmittel
des Gesundbrunnens.
J39
Gesundbrunnen bei Berlin Mehrjährige Mittel
Zahl der Beobachtungen
4 5 3
August September October November
9°.48 9. 54 9. 4 4 9. 5 2 9. 3 4 9. 5 0 9. 65 9. 7 5 9. 77 9. 6 8 9. 72 9. 65
4 4 5 3 3 4 6 5 3
Jahr
9. 59
49
December Januar Februar März April Mai Juni Juli
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
9. 3 4 9. 77
Unterschied
0. 4 3
Das auf diese Weise erhaltene vieljährige Mittel 9°.59 ist 0°.06 höher als das Mittel des Einzeljahres Dec. 1 8 4 8 - 4 9 . Der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates ist derselbe wie im Einzeljahre. Der kälteste Monat ist entschieden der April, der wärmste ist der August. Die 6 Monate December bis Mai liegen unter dem Jahresmittel, die 6 Monate Juni bis November liegen über demselben. Der Wärmegang des Gesundbrunnens zeigt zwischen December und April eigenthüraliche Schwankungen; dieselben finden sich ebenso im Einzeljahre Dec. 1 8 4 8 - 4 9 wie im mehrjährigen Durchschnitt. W i r bemerken a u c h , da Ts sowohl im mehrjährigen Durchschnitt als in den Jahren 1847 und 1 8 4 8 der October wieder etwas wärmer w a r als der September. Auf die Erklärung dieser kleinen Schwankungen können wir nicht eingehn. Da die Quelle mit einer Leitung und Fassung versehn ist, so entsteht die F r a g e , ob diese künstlichen Vorrichtungen eine Annäherung des Mittels an das Luftmittel hervorgebracht haben ? Diese Frage ist mit einem entschiedenen Nein zu beantworten, weil die Wärmeschwankung der Quelle ungeachtet der Leitung und Fassung eine sehr kleine geblieben ist. W e n n wir berücksichtigen, dafs das Wasser
140
£
Oer Gesundbrunnen ist eine unentstellte Bodenquelle.
durch die Leitung gezwungen ist, aus senkrechter Tiefe emporzusteigen, so müssen wir vielmehr der Meinung sein, dafs das Wasser durch diese eigentümliche Anlage gegen die Einwirkung der äufsersten Wärmegrade der Luft geschützt wird. Ebenso unwahrscheinlich ist die Vermuthung Erman's, die Temperatur des Gesundbrunnens möchte durch die im Brunnenhäuschen stattfindende Verdunstung beständig eine kleine Wärmeentziehung und dadurch eine fehlerhafte Erniedrigung des Mittels erfahren. Ein Wasserstrahl von 2 - 2 ' / , Zoll Durchmesser, der ununterbrochen senkrecht aus dem Boden emporquillt und in welchen man das Thermometer möglichst tief eintaucht, wird gewifs nicht afficirt durch die im Brunncnhäuschen stattfindende Verdunstung. Der Gesundbrunnen ist ganz einfach eine Bodenquelle und wir haben ebensowenig Grund, bei dieser Quelle irgendwelche Fehlerhaftigkeit des Mittels in Folge der Fassung anzunehmen wie bei der Templiner Quelle (nach Erman) und der ungefafsten Ravensberger Baumquelle. W i r haben also bei Potsdam und Berlin 3 Bodenquellen kennen gelernt, deren Mittel frei von künstlicher Annäherung an das Luftmittel ist. Die Mittel dieser 3 Quellen stimmen nahe überein: Templiner Quelle (Erman) Ravensb. Baumquelle Gesundbrunnen bei Berlin
6 Jahre 3 Jahre viele J.
Das Mittel 9°. 61 ist 0 ° . 8 5 höher als das vieljährige Luftmittel (8°.76). In der Umgebung des Gesundbrunnens befindet sich kein Punkt, dessen Höhe über dem Ausflufsort der Quelle die Gröfse von 7 0 ' erreicht. W i r müssen aber die Dicke des ganzen Bodens in dieser Gegend zu 7 0 ' annehmen (siehe unten). Das Wasser des Gesundbrunnens kann also nicht den ganzen Boden durchsunken haben, ehe es in der Richtung gegen die Oberfläche abiliefst. Das Mittel 9°.59 oder 9°.6 kann daher nicht die mittlere jährliche Durchschnittswärmc des ganzen Bodens ausdrücken, sondern nur die Durchschnittswärmc einer minder mächtigen Schicht. Das Mittel einer Quelle, deren W a s ser genau die ganze Dicke des Bodens durchsunken hätte, ist demgemäfs höher als 9°.6 zu erwarten. Da nun die Mittel der Templiner Quelle und der Baumquelle sehr nahe mit dem Mittel des Gesundbrunnens übereinstimmen, so kennen wir bei Potsdam und Berlin keine Bodenquelle, welche auf den Namen einer Normalquelle in dem oben (S. 118) gedachten Sinne Anspruch machen dürfte.
§ 70. Umbildung unserer bisherigen
§ 70.
141
Grundansicht.
Nothwendige Umbildung unserer bisherigen Grundansicht.
Ueber die Temperaturverhältnisse der aus Sandboden hervorkommenden Quellen. W i r haben in den vorhergehenden drei §§ den weitläuftigen uns überlieferten Stoff von Quell- und
BrunDenwärmebeobachtungen
Potsdam und Berlin nach Kräften zu ordnen gesucht.
bei
Der Leser w i r d
bemerkt h a b e n , dafs ich mich bei dieser Arbeit der Anwendung vorgefafster, von Marienberg mitgebrachter Meinungen möglichst enthalten habe und
es mufs aufgefallen sein,
meteorologischen« ,
sondern
von
dafs ich nicht mehr von
»Bodenquellen«
gesprochen
«rein habe.
Diese Neuerung erfordert eine Rechtfertigung. W i r sind hiermit an die Stelle gekommen, welche mir die passendste zu sein scheint, um eine n o t h w e n d i g gewordene Umänderung unserer Grundansicht vorzunehmen.
Es ist dem Leser bekannt, dafs
ich bei der Anstellung meiner Beobachtungen in Marienberg von der Voraussetzung ausgegangen b i n , die Temperaturverhältnisse der Quellen müfsten vom meteorologischen Standpunkte
aus erklärt werden,
ohne von Anfang an auf das Gefüge des Bodens, Quellen hervorkommen, Rücksicht zu nehmen.
aus welchem die
Z w e i Meteore können
durch ihren W ä r m e g r a d Veränderungen in dem W ä r m e g a n g der Quellen bewirken: die Luft und das Meteorwasser.
Durch die BucH'sche
Ansicht bestimmt, w a r ich von vorn herein geneigt, die Einwirkung der L u f t w ä r m e auf die Temperaturveränderungen anzuschlagen,
die Einwirkungen
grofs zu halten.
der Quellen gering
der Regentemperatur aber f ü r sehr
Diese Meinung erhielt durch die Beobachtungen an
der Mühlthalquelle (und durch die Bruchstücke des Wärraeganges von 1 5 Quellen bei Gräfenberg) die schlagendste Bestätigung.
Ich fand
ferner, dafs die Abweichungsgröfsc des Mittels meiner Musterquelle vom Luftmittel in jedem vertheilung abzuhängen
der 5 Beobachtungsjahre von der Regenschien,
dergestalt dafs diese
Abweichungs-
gröfse sich in jedem J a h r e aus dem Regenüberschufs des überwiegenden Drittels nach einer empirischen Formel sehr nahe richtig berechnen liefs.
Es w u r d e mir nicht völlig k l a r , dafs die Marienberger E n d -
ergebnisse wesentlich mitbedingt worden w a r e n durch d a s Gefüge des Felsbodens,
aus welchem
die beobachteten
Quellen
hervorkommen.
Die §§ 4 2 u n d 4 3 , in welchen nach 3 j ä h r i g e r , u n d § 6 0 , in welchem nach 5jähriger Beobachtung die Ergebnisse über die Quellwärme u n d die Bodenwärme zusammengestellt sind, zeigen deutlich, dafs ich den
142
§ 70. Wichtigkeit
des Gefvges
des
Bodens
Ergebnissen meiner Marienberger Beobachtungen eine allgemeine Gültigkeit f ü r alle Orte der Erdoberfläche zuschrieb, das Gefüge des Bodens f o r t w ä h r e n d fiir ein d u r c h a u s untergeordnetes Moment haltend. Die Zeit von anderthalb J a h r e n , welche seit der Beendigung der Arbeit ü b e r Marienberg verflossen ist, u n d die während dieser Zeit vorgenommene Beschäftigung mit Quellwärmebeobachtungen aus andern Gegenden h a b e n allmälig eine richtigere Einsicht in mir z u r Reife gebracht. Ich schreibe dies im F e b r u a r 1 8 5 4 . Als ich die Beobachtungen aus England bearbeitete (Aug. u n d Sept. 1852), w a r ich noch ganz erfüllt von dem Glauben
an die allgemeine Gültigkeit meiner Folge-
rungen aus den Marienberger Beobachtungen.
Selbst das bedenkliche
Ergebnifs einer A n w e n d u n g der Marienberger Formel zur Berechnung des Quellmittels in 1 0 aufeinanderfolgenden Jahren bei G o s p o r t , dafs nämlich die absolute Veränderlichkeit des unentstellten Quellmittels die Gröfse von 2 ° . 9 0 haben sollte, vermochte n i c h t , mich aus der Fassung
zu
bringen.
Ich
begann
gleich darauf die Bearbeitung
der
Schwedischen Beobachtungen, welche mich überzeugte, dafs die Anwendbarkeit der in Marienberg gewonnenen Ansichten auf dieses Land höchst zweifelhaft sei. 1853,
Als ich etwa 1 4 Monate später, im November
das X I V . Kapitel beendigte, w a r ich freilich bei der Unvoll-
ständigkeit des Stoffes ebenso wenig im S t a n d e ,
die zum Vorschein
gekommenen W i d e r s p r ü c h e zu lösen, aber ich hegte doch schon die stille Hoffnung, dafs das Studium der norddeutschen E b e n e , w o ich nach eigener Anschauung urtheilen k o n n t e , mir neues Licht bringen würde.
Diese Hoffnung ist in E r f ü l l u n g gegangen.
Die Sache ver-
hält sich einfach s o : Um die Beurtheilung u n d E r k l ä r u n g der Temperaturverhältnisse der Quellen in irgend einer Gegend vom meteorologischen Standpunkte aus unternehmen zu k ö n n e n , mufs man vorher das Gefüge des Bodens berücksichtigt h a b e n ; man mufs w i s s e n , ob der Boden aus Fels oder aus S a n d besteht.
Besteht der Boden aus Fels, so hat er Spalten,
dann kann das Meteorwasser,
indem es in den Spalten hinabsinkt,
seine T e m p e r a t u r rasch u n d tief in den Boden einfuhren.
Die W i r -
k u n g der T e m p e r a t u r der Meteorwasser auf die Veränderungen
der
Quell- u n d Bodenwärme eilt dann der W i r k u n g der L u f t w ä r m e , welche durch Mittheilung in der Masse des Bodens geschieht, voran.
Dann
entstehn nicht allein im W ä r m e g a n g der Quellen jene vorübergehenden Erniedrigungen u n d E r h ö h u n g e n , die w i r in Marienberg und in Gräfenberg kennen gelernt h a b e n ,
sondern die Abweichungsgröfse
Quellmittels vom Luftmittel k a n n auch durch die
des
Regenvertheilung
für die Temperaturverhältnisse
der Quellen.
J43
gebildet werden und die absolute Höhe des Quellraittels in jedem Jahre von den absoluten Regenmengen der Monate der beiden entgegengesetzten Drittel abhängen. Bei den Quellen aus Felsboden beherrscht die Einwirkung der Temperatur der Metcorwasser die Einwirkung der Luftwärme. Bei den Quellen aus Sandboden verhält sich die Sache grade umgekehrt. Besteht der Boden aus Sand, so hindert das dichte Gefüge desselben das Meteorwasser am raschen Hindurchsinken und zwingt dasselbe, seine Temperatur sogleich beim Eintritt in die obersten Schichten mit der Temperatur dieser Schichten vollständig auszugleichen. Das Meteorwasser sinkt so langsam in die Tiefe, dafs die Luftwärme durch Mittheilung rascher hinabdringt. Dadurch erhält die Einwirkung der Luftwärme auf die Boden- und Quellwärme überall die Oberhand über die Einwirkung der Temperatur der Meteorwasser. Die letztgenannte Einwirkung scheint sogar gänzlich zu verschwinden: denn bei Quellen aus Sandboden hängt die Abweichungsgröfse des Quellraittels vom Luftmittel von der Regenvertheilung gar nicht mehr ab. W i r können uns von der völligen Unanwendbarkeit der Marienberger Formel auf Potsdam und Berlin leicht überzeugen. W i r wissen (S. 86), dafs nach 17jähriger Beobachtung des Regens in Berlin nur die 4 Monate Mai bis August den Ueberschufs haben. Sowohl der September als der October haben schon etwas weniger als 8 ' / , V«> die 4 Monate des warmen Drittels haben nur 35.22 = 3 3 . 3 3 + 1.89 °/0. Dividiren wir 1.89 durch 8, so erhalten wir 0.24. Nach dieser Berechnung miifste das unentstellte Quellmittel im vieljährigen Durchschnitt nur 0°.24 höher sein als das Luftmittel, folglich genau 9°.0 betragen. Nun lehrt aber die Beobachtung, dafs 3 Quellen, welche höchst wahrscheinlich nicht einmal die ganze Dicke des Bodens durchsunken haben, schon übereinstimmend 9°.61*warm sind. Hier herrschen also Verhältnisse, welche von den in Marienberg gefundenen gründlich verschieden sind, und die Ursache dieser Verschiedenheit liegt im Geiiige des Sandbodens. Alles kommt auf den Grad der Durchgängigkeit des Bodens für das Meteorwasser an. Ist der Boden ein Felsboden mit Spalten, so ist der Regen und seine Temperatur dasjenige Meteor, welches die Veränderungen der Quell- und Bodenwärme beherrscht. Hat der Boden das dichte Geiiige des Sandes, so ist die Luftwärme dasjenige Meteor, welches allein die Veränderungen der Boden- und Quellwärme bedingt. Man wird also die Lehre von den Temperaturverhältnissen der Quellen damit anfangen müssen, dafs man G e b i r g s q u e l l e n und Q u e l l e n d e r E b e n e unterscheidet. In dieser Unterscheidung ist
144
§ 10. Man unterscheide
meines Erachtens
Uebirgsquellen
u. Quellen d. Ebene.
endlich der Schlüssel g e f u n d e n , welcher das Ver-
ständnifs der Temperaturverhältnisse aller veränderlichen Quellen öffnen wird.
Man ist auch n u r wenn man diese Unterscheidung macht im
S t a n d e , die verschiedenen über die Temperaturverhältnisse der Quellen bekannt gemachten
Beobachtungen
und Ansichten zu verstehn
jedem Schriftsteller gerecht zu werden.
und
Alle Schriftsteller ü b e r unsern
Gegenstand, mich selbst nicht ausgenommen, sind in den Fehler der Einseitigkeit verfallen.
und alle seine Anhänger gingen
WAHLENBERG
von den beschränkten Kenntnissen
aus,
die sie aus Beobachtungen
an Quellen der Ebene (bei Upsala und Berlin) geschöpft h a t t e n ; übertrugen
sie
die Ergebnisse der Beobachtungen an Quellen des Sand-
bodens und die Voraussetzungen, welche sich mit diesen Ergebnissen verträglich gezeigt h a t t e n , unbedenklich auf die Gebirgsquellen.
Es
konnte mir daher nicht schwer w e r d e n , sobald ich einige Jahrgänge von Beobachtungen an Bergqucllen besafs, meinen Vorgängern T h a t sachen entgegenzustellen (§ 31), welche sie von der Unbedachtsamkeit ihres Verfahrens überzeugen
raufsten.
Ich verfiel dann aber in die
entgegengesetzte Einseitigkeit, indem ich von dem Marienberger Standpunkte a u s ,
der ganz und gar auf Beobachtungen an Bergquellen
b e r u h e t e , die Temperaturverhältnisse der Quellen und des Bodens in allen Gegenden zu construiren versuchte.
E s fehlte eben die Einsicht,
dafs in der E b e n e sich Alles anders verhält.
Die BucH'sche Ansicht,
der ich in § 4 3 eine so warme Lobrede gehalten habe, enthält mit allen Erweiterungen
u n d Bestätigungen,
die sie durch mich erhalten
haben m a g , doch n u r die Hälfte der W a h r h e i t . u n d meine Erklärungen
des Beobachteten
Meine Beobachtungen
bleiben in ihrem W e r t h e
u n v e r ä n d e r t ; es ist aber meine Pflicht, die Gültigkeit der allgemeinen Folgerungen,
welche ich aus den Beobachtungen gezogen h a b e , auf
ihr rechtes Maafs zurückzuführen.
Ich stelle daher diejenigen Sätze
aus dem I. B a n d e , welche einer Beschränkung bedürfen,
hier
zu-
sammen : I. Sitze Über die Qu e i l w ä r m e , die nur von Quellen aus Felsboden, nicht von Quellen aus Sandboden gelten. S. 3 5 6 . nachdenkend
»Der erste welcher sich anhaltend mit den Temperaturverhältnissen
beobachtend
und
der Quellen beschäf-
tigte, mufste nun nothwendig die naturgemäfse Eintheilung der Quellen aufstellen, welche ich aufgestellt habe u. s. w . « Beobachter auf Felsboden safs.
J a , w e n n der
Sitzt er auf S a n d b o d e n , so w i r d er
eine andere Eintheilung der Quellen naturgemäfs
finden.
Wenigstens
§ 70. Sälie, welche einer Beschränkung kann
bedürfen.
145
er den Begriff der rein meteorologischen Quelle, wie er von
u n s bestimmt i s t , nicht gebrauchen. S. 154. 3 3 2 . 5 1 8 .
Rein
meteorologische
Quellen
sollen
solche sein, bei welchen der Unterschied des Mittels mit dem L u f t mittel
durch
die Regenvertheilung bedingt ist.
Unentstellt
habe
ich das Mittel derjenigen rein meteorologischen Quelle g e n a n n t , welche den gröfsten, k r a f t der Regenvertheilung des J a h r e s möglichen Unterschied
ihres Mittels
mit
dem Luftmittel zeigt.
giebt es aus Sandboden gar n i c h t ,
Quellen dieser
Art
weil bei Quellen aus Sandboden
die Abweichungsgröfse des Mittels vom Luftmittel von der
Regen-
vertheilung des Jahres ü b e r h a u p t gar nicht abhängt.* S. 168.
»Man b r a u c h t nun nicht mehr nach Italien zu gehn,
um sich zu überzeugen,
dafs bei vorherrschender Winterregenmenge
das Mittel der Quelle niedriger ausfallt als das Luftmittel; das 1. Beobachtungsjahr in Marienberg liefert den Beweis. mehr nach Schweden
zu g e h n ,
Man braucht nicht
um sich zu ü b e r z e u g e n ,
dafs das
Mittel der Quelle bei vorherrschender Sommerregenmenge höher ausfällt als das Luftmittel; die 4 folgenden Beobachtungsjahre in Marienberg liefern den Beweis.«
Dabei ist zu bemerken,
Marienberg auf Italien n u r
dann schliefsen d a r f , w e n n man weifs,
dafs man
von
dafs man es d o r t auch mit Quellen aus Felsboden zu t h u n h a t , u n d dafs man von Marienberg auf Upsala gar nicht schliefsen d a r f ,
weil
die Quellen bei Upsala im Flachlande und z w a r a u s Sandboden hervorkommen. S. 3 3 8 habe ich ein Verfahren empfohlen, w o d u r c h man in andern Gegenden
die rein meteorologischen Quellen mit unentstelltem Mittel
auffinden soll.
Dies soll nämlich durch die A n w e n d u n g der Marien-
berger Formel geschehn.
Bei Quellen in bergigen Gegenden ist dies
Verfahren immerhin a n z u w e n d e n , weg, fallen.
aber in Flachländern fällt es ganz
weil die rein meteorologischen Quellen dort ü b e r h a u p t
weg-
Man w i r d in der s a r m a t i s c h e n Ebene mit der Berechnung
nach der Marienberger Formel nicht glücklicher sein als w i r in der n o r d d e u t s c h e n Ebene gewesen
sind.
Unsre Berechnung des u n -
entstcllten Quellmittels f ü r Berlin und Potsdam im vieljährigen Durchschnitt ergab nur 9 ° . 0 , d. i. wenigstens 0 ° . 6 1 zu wenig (S. 140).
In
einzelnen Jahren ist die Fehlerhaftigkeit des Ergebnisses noch viel auffallender.
Nach SCHNEIDER'S Beobachtungen in Berlin w a r die mittlere
L u f t w ä r m e des Jahres Dec. 1 8 4 9 - 5 0 (corr.) 8 ° . 2 1 . herrschte
ausnahmsweise
der Regenantheil
Die 4 Monate December bis März hatten 3 9 . 1 1 = ii.
In diesem J a h r e
des kalten Drittels 33.33 + 10
vor.
5.78 7 ,
146
§70. Sähe, welche einer Beschränkung bedürfen.
der Jahresmenge,
5 78 -g— ist 0.72.
Das Quellraitlel miifste hiernach
8 . 2 1 — 0 . 7 2 = 7°.49 gewesen sein. Die Berechnung fällt also über 2° zu niedrig aus: denn diejenigen Bodenquellen, deren Mittel keine künstliche Annäherung an das Luftmittel erfahren hat, machen in ihrem Mittel nur sehr kleine Schwankungen um den W e r t h 9°.61. S. 4 4 3 habe ich Vermuthungen über die in andern Gegenden zu erwartende Veränderlichkeit des Mittels der rein meteorologischen Quellen ausgesprochen. Damit diese Vermuthungen zutreffen, mufs man auch stillschweigend voraussetzen, dafs die Durchgängigkeit des Bodens für das Meteorwasser in jenen Gegenden ebenso grofs sei wie im Rhein. Grauwackengebirge. II. Sätze Uber die B o d e n w ä r in e, die nur vom Felsboden, nicht vom Sandboden gelten. S. 129. Der «Beweis, dafs der Einflufs starker Sommerregen die Ginwirkung der Luftwärrae durch Mittheilung auf die Bildung der Bodenwärme überwiegt« und ( S . 1 4 4 ) der »Beweis, dafs im Winter die Meteorwasser auf die Veränderung sowohl der Quellwärme als der Boden wärme einen Einflufs ausüben, welcher die Einwirkung der Luftwärme durch Mittheilung entschieden überwiegt«, diese beiden Beweise gelten nur vom Felsboden, nicht vom Sandboden. Dies versteht sich nach der kurz vorhergegangenen Erörterung über das Gefiige des Sandbodens im Gegensatz zu dem Geluge des Felsbodens (ebendas. S. 1 2 3 - 1 2 6 ) eigentlich schon von selbst. Ueberhaupt fehlt es im I. Bande nicht an treffenden Bemerkungen über das Gefüge des Sandbodens und die W i r k u n g dieses Gefüges auf die Verbreitung der Wärme im Sandboden: steht doch S. 3 6 0 wörtlich »ein sehr fein vertheilter Aggregatzustand des Bodens (Sandboden) wird das Meteorwasser hindern, rasch hindurchzusinken und der Einwirkung der Luftwärme durch Mittheilung voranzueilen« ; aber zu solchen richtigen Vordersätzen fehlt überall der Schlufs, es fehlt die Voraussicht, dafs demzufolge die Quellen aus Sandboden in ihren Endergebnissen gründlich verschieden sein werden von den Quellen aus Felsboden. S. 3 4 8 . »Es ist jetzt ganz klar, dafs w e n i g s t e n s ü b e r a l l w o d e r B o d e n a u s F e l s b e s t e h t , folglich Spalten h a t , also überall in bergigen Gegenden der Regen seine Temperatur tiefer in den Boden einfuhrt als die trockene Luftwärrae die ihrige. Ueberall in solchen Gegenden wird die untere Gränze des Bodens d.,h. die Gränze, bis zu welcher hinab Temperaturveränderungen im Laufe des
§70.
Sälte,
welche einer Beschränkung
bedürfen.
147
Jahres in der Erdkruste vorgehn, von der Regentemperatur gebildet; dann kommt die beständige Temperatur des Grdinnern.« Ich habe schon beim Schreiben selbst die Gültigkeit dieses sehr wichtigen Satzes auf den Felsboden beschränkt. Für den Sandboden rauls die alte Ansicht geltend sein, dafs die untere Gränze von dem Eindringen der äufsersten Wärmegrade der Luft durch Mittheilung in der Masse des Bodens abhänge. S. 350. »Die Abweichungsgröfse der mittlem Bodenwärme von der mittlem Luftwärme ist also überall auf der Erde keine Function der geographischen Lage, sondern eine Function der Regenvertheilung.« Für bergige Gegenden ist dieser Satz ganz richtig, aber im Sandboden ist die Regenvertheilung unwirksam. S. 357 f. Was über die Tiefe gesagt ist, in welcher sich die Ebene von unveränderlicher Temperatur unter verschiedenen Breiten befinden wird, läfst sich auch nur vom Felsboden aufrecht halten. S. 358-60 ist Zweifel erhoben gegen die Zuverlässigkeit solcher Bodenwärraemessungen an eingegrabenen Thermometern, bei denen man die Einwirkung des Regens von den Thcrmometerkugeln abzuhalten bemüht gewesen ist. Dieser Zweifel ist jetzt natürlich bei mir viel schwächer geworden: denn die meisten ßodenwärmemessungen an eingesenkten Thermometern sind in der Ebene (in Gartenland oder im Sande) gemacht, und solchen Beobachtungen habe ich schon damals (S. 360) das Zugeständnifs gemacht, dafs sie wohl brauchbar sein würden. Ich setze folglich auch wieder mehr Vertrauen in die auf diese Beobachtungen gegründeten Berechnungen der Tiefe, in welcher die unveränderliche Ebene liegen wird. Nach QOETELET'S Berechnung ist diese Tiefe bei Brüssel 75', nach FORBES' Berechnung *) bei Edinburg im Sandboden 72'. Von diesem Ergebnifs habe ich an mehreren Stellen der vorhergehenden §§ schon stillschweigend Gebrauch gemacht, indem ich annahm, dafs die Temperaturveränderungen der Atmosphäre in den märkischen Sand etwa 70' tief eindringen. Lesen wir jetzt BUCH'S Meinungen über die Boden- und Quellwärme vom J. 1828 wieder durch, so fallt uns nunmehr die Einseitigkeit der Auffassung, der Mangel an Unterscheidung zwischen Sandboden und Felsboden und die dadurch entstehende Verwirrung ') 7 2 ' ist das Ergebnifs der Rechnung nach der Beobachtung des 1. Jahres allein (DOVB'S Repert. Bd. 3. S. 308). Die Berechnung nach öjähriger Beobachtung ergab nur 6C.6. Siehe Trans, of tbe Roy. Soc. of Edinb. Vol. X V I . Part II. p. 209 (1846). 10"
148
£ 70. Bemerkungen
sofort
in
die A u g e n .
» d a f s die L u f t w ä r m e
über den Eintheilungtgrund
BUCH
erklärt
für
die
die V o r a u s s e t z u n g
für
falsch,
in den B o d e n d u r c h M i t t h e i l u n g in d e r Masse
s e l b s t , w e l c h e diesen b i l d e t , e i n d r i n g e . «
Diese V o r a u s s e t z u n g ist a b e r
f ü r d a s dichte G e f ü g e des S a n d b o d e n s v o l l k o m m e n r i c h t i g , falsch ist sie n u r
f ü r den F e l s b o d e n w e g e n d e r D u r c h g ä n g i g k e i t desselben f ü r
das Meteorwasser.
Wenn
dann weiter bemerkt, dafs das Ein-
BUCH
d r i n g e n d e r ä u f s e r s t e n W ä r m e g r a d e d e r L u f t in den B o d e n
»fast nur
allein v o n dem E i n d r i n g e n d e r a t m o s p h ä r i s c h e n W ä s s e r a b h ä n g e n k ö n n e , d u r c h w e l c h e die T e m p e r a t u r so schnell d u r c h den B o d e n
und
in die Tiefe v e r b r e i t e t w i r d , d a f s die u n m i t t e l b a r e E i n w i r k u n g
durch
Mittheilung
völlig
sehr
bald
und
in w e n i g e r T i e f e
überwogen
und
u n k e n n t l i c h g e m a c h t w e r d e n m u f s « , so ist diese B e m e r k u n g v o m Felsboden
vollkommen
richtig,
vom
Sandboden
aber
ebenso
unrichtig.
W i e viel Z a n k w ä r e v e r m i e d e n , w e n n m a n v o n A n f a n g an F e l s b o d e n u n d S a n d b o d e n , G e b i r g s q u e l l e n u n d Quellen d e r E b e n e
unterschieden
hätte! Nachdem w i r den
im I. B a n d e
zu
der
Einsicht
gekommen
sind,
dafs w i r
Temperaturverhältnisse
der
einen Hälfte aller veränderlichen
nämlich d e r Gebirgsquelle o d e r Quellen a u s F e l s b o d e n , z u unternehmen
nach
niedergelegten M a r i e n b e r g e r B e o b a c h t u n g e n n u r die
dürfen,
ist es n u n m e h r u n s e r e A u f g a b e ,
der Temperaturverhältnisse
d e r Quellen
Quellen,
beurtheilen
zur Kenntnifs
d e r E b e n e o d e r Quellen
aus
S a n d b o d e n B e i t r ä g e z u liefern. Eintheilung der Quellen des Sandbodens bei Potsdam und Berlin. Ich h a b e s c h o n beim D u r c h n e h m e n d e r einzelnen Quellen in den v o r h e r g e h e n d e n drei §§ eine mit den sich d a r b i e t e n d e n T h a t s a c h e n v e r trägliche
allgemeine
Ansicht
über
die Quellen
des S a n d b o d e n s
bei
P o t s d a m u n d B e r l i n a u s z u b i l d e n v e r s u c h t , die ich h i e r im Z u s a m m e n h a n g e w i e d e r h o l e n will.
Nach
ERMAN'S
B e o b a c h t u n g e n allein k a m ich
n i c h t z u r K l a r h e i t ; erst die n ä h e r e B e k a n n t s c h a f t mit d e r R a v e n s b e r g e r Sprudelquelle,
deren T e m p e r a t u r
BERGHAUS
21/, Jahr
hindurch
un-
v e r ä n d e r t f a n d , s e t z t e m i c h in d e n S t a n d , eine w i e mir s c h e i n t h a l t b a r e E i n t h e i l u n g d e r Quellen dieser Gegend aufzustellen.
Die Quellen,
w e l c h e sich in M a r i e n b e r g m e i n e r B e o b a c h t u n g d a r b o t e n , liefsen sich in 2 n a t ü r l i c h e G r u p p e n 1) s o l c h e ,
hinabgesunken ist, deren
theilen:
deren W a s s e r
Temperatur
in das b e s t ä n d i g t e m p e r i r t e
Erdinnere
ehe es seinen R ü c k l a u f an die O b e r f l ä c h e a n t r i t t , demzufolge
im Mittel
eine E r h ö h u n g
durch
die
Quellen, sowohl die lUarienberger als die Potsdamer.
149
Wärme des Erdinnem erfahren hat. Diese Quellen nannte ich meteorologisch-geologische (und, falls sie völlig unveränderlich w ä r e n , rein geologische). 2) solche, deren Wasser ganz innerhalb der Kruste von veränderlicher Temperatur, die wir Boden nennen, verläuft (I, 215). Diese Quellen nannte ich rein meteorologische und gab ihnen ein negatives uüd ein positives Merkmal ((, 154): ich glaubte annehmen zu dürfen, dafs ihre Temperatur im jährlichen Durchschnitt weder durch die Erdwärme noch durch die Boden wärme erhöht, sondern ausschliefslich meteorischen Ursprungs sei; und ich fand, dafs die Abweichungsgröfse des Mittels dieser Quellen vom Luftmittel durch die Regenvertheilung des Jahres bedingt werde. Für die Eintheilung der Quellen in diese beiden Gruppen diente ausgesprochenermafsen (I, 518) als Grund »die Entstehung der Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Luftmittel«. Dieser Eintheilungsgrund w a r eigentlich mehr ein gewünschter (tendenziöser), als ein streng erwiesener. Einfacher und unverfänglicher wäre es gewesen, als Eintheilungsgrund für die Marienberger Quellen die Tiefe anzugeben, bis zu welcher das Wasser hinabgesunken ist, ehe es seinen Rücklauf an die Oberfläche antritt. Entweder hält sich das Wasser während seines ganzen Verlaufs nur im Boden d. h. in der Erdkruste von veränderlicher Temperatur (rein meteorologische Quellen); oder es ist in das unter dem Boden gelegene, in seiner Temperatur unveränderliche, aber nach der Tiefe zu wärmer werdende Erdinnere hinabgesunken gewesen (meteorologisch-geologische und rein geologische Quellen). An die Untersuchung der Mark Brandenburg ging ich nun mit der vorgefafsten Meinung, dafs die Gegend zu flach sei, um Quellen zu liefern, deren Temperatur durch die Wärme des Erdinnern erhöht sei, ich meinte, dafs Geotherraen (unter diesem gemeinschaftlichen Namen will ich die meteorologisch-geologischen und die rein geologischen Quellen verstchn) nicht vorkommen würden. Sobald ich von den Beobachtungen der Sprudelquelle nähere Einsicht genommen hatte, sah ich mich genöthigt, diese Meinung aufzugeben: denn wie soll es zugehn, dafs eine Quelle 2 1 /, Jahr hindurch nicht die geringste Wärraeänderung zeigt, wenn das Wasser nicht durch sein Verweilen in einer Erdtiefe von unveränderlicher Temperatur den Wärmegrad dieser Tiefe angenommen hat? Die Sprudclquelle ist gewöhnlich eine rein geologische Quelle, im Sommer 1842 war sie eine meteorologischgeologische, unter allen Umständen ist sie eine Geotherme. In der
150
i 70. Die Sprudelquelle
ist für eine Geotherme tu
halten.
Sprudelquelle w a r also ein fester Ausgangspunkt f ü r die Beurtheilung der übrigen Quellen gewonnen.
Da die beharrliche T e m p e r a t u r der
Sprudelquelle 1 0 ° . 0 0 w a r , so mufsten alle Quellen derselben Gegend, welche im Mittel ebenso w a r m Geotherrnen erklärt werden. ERMAN,
die w i r f ü r identisch
(10°04);
oder w ä r m e r w a r e n ,
mit der Sprudelquelle halten
die üngefafste an der Havel ( 1 0 ° . 0 9 ) ;
( 1 0 ° . 0 2 , künstlich erniedrigt). gedrungene A n n a h m e ,
ebenfalls f ü r
Diese s i n d : die Ravensberger Quelle von dürfen
die Drosedow'sche
Nun entstand die F r a g e , o b die noth-
dafs die genannten Quellen Geotherrnen seien,
mit anderweitig bekannten Thatsachen
nicht im Widerspruch
stehe.
W i e hoch sind die H ü g e l , an deren F u f s e Geotherrnen hervorkommen sollen? Und kennen w i r mit einiger Sicherheit die Dicke, welchc der Boden unter unsern Breiten h a t , wenn er aus Sand b e s t e h t ? In Betreff des letzten Punktes haben w i r uns an die oben angeführte Berechnung von FORBES halten u n d
die Dicke der E r d k r u s t e von veränderlicher
T e m p e r a t u r in der Mark B r a n d e n b u r g zu etwa 7 0 ' annehmen müssen. Sobald also der S a n d h ü g e l , an dessen F u f s eine Quelle hervorkommt, sich in seiner mittlem Höhe mehr als 7 0 ' über die Ebene e r h e b t , ist die M ö g l i c h k e i t gegeben, dafs die Quelle eine Geotherme sei.
Wir
haben aber sowohl f ü r die Drosedow'sche Quelle als f ü r die Üngefafste an der Havel nachgewiesen, dafs das Meteorwasser, welches in diesen Quellen zu T a g e k o m m t , eine Schicht durchsunken haben k a n n , deren mittlere Mächtigkeit mehr als 7 0 ' b e t r ä g t ; und das ist alles was w i r braueben.
Im Sandboden sinkt das Meteorwasser freilich sehr lang-
sam aber doch unausgesetzt in die T i e f e , bis es ein Hindernifs findet. Man denke sich einen S a n d h ü g e l , dessen breite K u p p e sich 1 6 0 ' über seine Grundfläche e r h e b t ,
u n d am Fufse dieses Hügels eine Quelle.
Durchsinkt das Meteorwasser nahezu die ganze Mächtigkeit des Hügels, ehe es ein sanft geneigtes T h o n l a g e r t r i f f t , auf welchem es gegen einen P u n k t des Fufses des Hügels zu T a g e geleitet w i r d ,
so sinkt
es an einigen P u n k t e n nahe an 9 0 ' tief in das Erdinnere h i n a b , mufs also als Geotherme zu T a g e kommen.
es
Durchsinkt dagegen das
Meteorwasser nicht die ganze Mächtigkeit des Hügels, stöfst es schon z. B. in durchschnittlich 4 0 ' Tiefe unter der Oberfläche auf eine u n durchlassende S c h i c h t , die es nach aufsen a b f u h r t , n u n so w i r d das W a s s e r nicht als Geotherme sondern als Bodenquelle hervorkommen. E s kommt lediglich auf die Tiefe a n ,
bis z u
zufällig einzusinken im S t a n d e gewesen i s t , fläche abgeleitet w i r d , hervorkommen soll.
welcher das W a s s e r
ehe es gegen die Ober-
ob es als Geotherme
oder als
Bodenquelle
§ 70. Die rein meteorol. Qq. fallen unter d. Begriff der Bodenquellen, Der Eintheilungsgrund
jgj
ist also f ü r die Quellen aus S a n d b o d e n
derselbe wie f ü r die Quellen aus F e l s b o d e n , nämlich d i e T i e f e ,
bis
z u w e l c h e r das M e t e o r w a s s e r unter die Erdoberfläche h i n a b g e s u n k e n i s t , ehe es seinen Rücklauf gegen die Oberfläche a n t r i t t , um als Quelle z u T a g e zu kommen.
E n t w e d e r hält sich das W a s s e r w ä h r e n d sei-
nes ganzen Verlaufes n u r innerhalb der E r d k r u s t e von
veränderlicher
T e m p e r a t u r , die w i r Boden nennen '): dann ist die Quelle eine Bodenquelle; oder es ist in das unter dem Boden gelegene E r d i n n e r e h i n a b gesunken
gewesen:
meteorologischen
dann
ist die Quelle
eine Geotherme.
Quellen
aus Felsboden
entsprechen
b o d e n die Bodenquellen.
Den
also im
rein Sand-
Da der Begriff der Bodenquellen d e r w e i -
tere i s t , so müssen w i r e r k l ä r e n , dafs die rein meteorologischen Quellen a u c h Bodenquellen s i n d , sie sind die Bodenquellen des Felsbodens, die d u r c h
den e i g e n t ü m l i c h e n Bau des Felsbodens g a n z
liche Eigenschaften erhalten.
eigentüm-
W i r w e r d e n aber auch k ü n f t i g ,
wenn
w i r v o n Bodenquellen ohne nähere Bestimmung r e d e n , n u r die B o d e n quellen a u s S a n d b o d e n im Sinne haben. Die Annahme von Bodenquellen in darf keiner R e c h t f e r t i g u n g .
flachhügeligen
Vielmehr w i r d
man
Gegenden b e -
von j e d e r
Quelle,
welche sich in solchen Gegenden e t w a noch vorfindet, so lange v o r aussetzen müssen, dafs sie eine Bodenquelle sei, als man nicht z w i n gende GriiDde h a t , sie i u r eine Geotherme zu erklären. In der Sprudelquelle ist ein fester A u s g a n g s p u n k t z u r E r k e n n u n g ') Uebrigens sehn wir j e t z t deutlich ein, dafs die E r d k r u s t e von veränderlicher T e m p e r a t u r , wenn sie aus Fels besteht, eine andere Dicke haben m u f s als wenn sie aus Sand b e s t e h t ; wenigstens fehlt uns j e d e Berechtigung, aus der Dicke des Sandbodens auf die Dicke des Felsbodens zu schliefsen. In den Sand dringen die W ä r m e v e r ä n d e r u n g e n der L u f t durch Mittheilung in der Masse des fiodens ein, und es ist aus FOBBES' Beobachtungen und Berechnungen wahrscheinlich, dafs die jährlichen W ä r m e v e r ä n d e r u n g e n der L u f t unter unsern Breiten nicht tiefer als 7 0 ' in den Sand hinabreichen. In den F e l s b o d e n , sobald er in dem Grade zerklüftet ist wie die Grauwacke bei Marienberg und das krystallinisch-schiefrige Urgebirge bei Gräfenberg, f u h r t das Meteorwasser seine T e m p e r a t u r tiefer hinab als die L u f t die i h r i g e ; die untere Gränze des Felsbodens wird von der T e m peratur der Meteorwasser gebildet. Der Felsboden ( d a s W o r t Boden stets im meteorologischen Sinne genommen) kann und wird daher unter Umständen dicker sein als der S a n d b o d e n , und das S. 359 des I. Bandes ausgesprochene M i ß t r a u e n erscheint j e t z t , da wir mit Bewufslsein Sandboden und Felsboden unterscheiden, insofern als gerechtfertigt, als es durchaus nicht gestaltet sein k a n n , die E r g e b n i s s e , welche man im Sandboden durch Beobachtungen an eingegrabenen T h e r mometern über die T i e f e , in welcher die unveränderliche Ebene liegen wird, erhalten h a t , auf den Felsboden zu übertragen.
152
§ 70. Weiteres zur Eintheilung der Quellen bei Potsdam u. Berlin.
auch der Bodenquellen der Gegend von Potsdam und Berlin insofern gefunden, als wir wissen, dafs jede Bodenquelle im Mittel niedriger als 10°.00 sein raufs. W i r haben 3 Quellen kennen gelernt, deren Mittel frei von künstlicher Annäherung an das Luftmittel ist und welche in dem W e r t h e 9°.6 als mehrjährigem Mittel sehr nahe übereinstimmen. F ü r eine dieser Quellen, den Gesundbrunnen, giebt es einen positiven Beweis, dafs sie nichts anderes als eine Bodenquelle sein kann. Denn in ihrer Umgebung befindet sich kein P u n k t , welcher die Höhe von 7 0 ' über der Ausflufsstelle erreichte. In der norddeutschen Ebene kann aber eine Quelle, welche keine Schicht von 7 0 ' Mächtigkeit über sich h a t , nur eine Bodenquelle sein. Es ist zugleich klar, dafs das Mittel des Gesundbrunnens, weil derselbe aus einer Schicht entspringt, deren Mächtigkeit geringer als 7 0 ' ist, nicht die mittlere jährliche Durchschnittswärme des gauzen Bodens, sondern nur die einer minder mächtigen Schicht ausdrücken kann. Da die mittlere Jahreswärrae des Bodens mit der Tiefe zunimmt, so mufs das mehrjährige Mittel einer Bodenquelle desto niedriger sein, je dünner die Schicht der Quelle ist. Es wird also an demselben Orte und in derselben Meereshöhe Bodenquellen von verschiedener Höhe des Jahresmittels geben können. Eine Normal-Bodenquelle würde man diejenige nennen, von welcher man nachzuweisen im Stande wäre, dafs sie genau die ganze Dicke des Bodens durebsunken hat. Wir haben schon S. 1 1 8 bemerkt, dafs wir eine solche Normalquellc für die Gegend von Potsdam und Berlin nicht kennen, dafs es demzufolge gerathen ist, die Untersuchung, ob ein oder das andere Mittel durch o b e r f l ä c h l i c h e n V e r l a u f der Quelladern angenähert sei, ganz fallen zu lassen, dafs uns folglich für die Bodenquellen dieser Gegend n u r die bei allen Quellen ohne Unterschied anwendbare Untersuchung übrig bleibt, ob durch irgend welche künstliche Vorrichtungen an der Ausflufsstelle eine Annäherung des Mittels an das Luftmittel bewirkt worden ist. W i r haben überhaupt 3 Quellen bei Potsdam gefunden, bei denen eine künstliche Entstellung des Mittels stattgefunden h a t : 1) die Drosedow'sche Quelle ist durch die Leitung erniedrigt. 2) die Röhrcnquelle ist durch die Röhre ein wenig erniedrigt; diese Quelle ist auch deswegen entbehrlich, weil neben ihr eine ähnliche aber ungefafste, die Baumquelle, beobachtet ist. 3) die Templiner Quelle zu B E R G HAUS' Zeit. Die Ergebnisse der Beobachtung aus jenem Zeiträume sind nicht völlig verständlich. W i r vernachlässigen daher das Mittel aus den BERGHAUs'schen Beobachtungen und halten uns an die un-
£ 70. Uebersicht der unenlstellten Quellen bei Potsdam u. Berlin, verdächtigen Beobachtungen von GRMAN. 3 Quellen bleiben uns folgende übrig;
J53
Nach Ausschließung dieser
Quellen bei Berlin und P o t s d a m , welche v o n künstlicher Entstellung des Mittels frei sind. Abweichung des Mittels vom vieljfihrigen Luftmittel
Name der Quelle
I.
Gesundbrunnen bei Berlin Ravensberger Baumquelle Templiner Quelle
(ERMAN)
Bodenquellen
viele 3 6
9°.59 9. 6 0 9. 6 4
0°.43 2. 6 8 1. 6 1
+ 0°.83 +• 0. 8 4 -+- 0. 8 8
II. G e o t h e r m e n Ravensberger Sprudelquelle Dieselbe Dieselbe unter dem Namen Ravensb. Quelle ( E R J I A N ) Ungefafste an der Havel. .
2'/« 1
10. 0 0 10. 0 4
0. 0 0 0. 19
+ 1. 2 4 4 - 1. 2 8
IV« 3
10. 0 4 10. 09
0. 13 0. 99
+ +
1. 2 8 1. 3 3
Diese kleine Uebersicht enthält in einem möglichst gereinigten Zustande die Ergebnisse der vorhandenen Beobachtungen. Zwei Bemerkungen.
E h e ich weiter gehe, wünsche ich 2 Punkte in dem Verfahren der altern Physiker ausdrücklich für gerechtfertigt durch die Erfahrung zu erklären. W A H L E N B E R G und E R M A N dachten gar nicht daran, zur Erläuterung der Temperaturverhältnisse der von ihnen beobachteten Quellen die Regenmessungen zu benutzen. Ich habe ihnen diese Vernachlässigung früher stets als einen Fehler angerechnet, mich jetzt aber selbst überzeugt, dafs für die Quellen des Sandbodens bei Upsala und Potsdam durch die Vernachlässigung der Berücksichtigung der Regenvertheilung nichts versäumt ist, weil diese Quellen sich an die Regenvertheilung nicht kehren. Zweitens fiel es den ältern Physikern gar nicht ein, das Quellmittel eines Jahres mit dem Luftmittel desselben Jahres zu vergleichen, sondern sie bezogen das Quellmittel unmittelbar auf das vieljährige Luftmittel. Auch dies Verfahren ist bei Quellen des Sandbodens ganz in der Ordnung, weil die Veränderlichkeit des Mittels bei diesen Quellen sehr klein ist. Bei der Baumquelle w a r die absolute Veränderlichkeit des Mittels in 3 Jahren 0 ° . 1 9 ;
154
£
Wie ist das Quellmittel im Stande,
sich höher tu halten
beim G e s u n d b r u n n e n möchtc sie auch in einer langen Reihe von Jahren wohl
die Gröfse O 0 .2 erreichen;
kaum
von der Templiner
dürfen w i r überzeugt sein, dafs die Veränderlichkeit den 6 ERMAN'schen Jahren
die Gröfse O 0 .2
Quelle
des Mittels in
nicht erreichte.
Was
lernen wir, wenn wir e r f a h r e n , dafs die Templiner Quelle im Durchschnitt der 6 J a h r e 1 8 1 4 - 1 9 1 % 0 w ä r m e r w a r als die L u f t , i n d e m Ginzeljahre 1 8 1 9 aber ebenso w a r m w i e die L u f t ? Die Vergleichung der Quellmittel mit den gleichzeitigen Luftmitteln erklärt nichts.
Wich-
tig ist nur das Ergebnifs, dafs das Mittel der Templiner Quelle J a h r aus J a h r ein
etwa 0 ° . 8 8
höher
ist als das vieljährige Luftmittel.
Ueberhaupt sind alle Quellen dieser Gegend ohne Unterschied wärmer als das vieljährige Luftmittel. Die 3 Bodenquellen sind nahe übereinstimmend 9 ° . 6 1 w a r m , also 0 ° . 8 5 w ä r m e r als die L u f t ; die 2 Geothermen sind 1 0 ° . 0 0 bis 1 0 ° . 0 9 w a r m , also 1 ° . 2 4 bis 1 ° . 3 3 wärmer als die Luft. W i e ist das Quellmittel im Stande, sich höher zu halten als das Luftmitlei im vieljährigen Durchschnitt?
Uns
tritt hier
ein Gedanke wieder n a h e ,
den wir schon im
I. Bande in ernsthafte E r w ä g u n g genommen haben und den w i r jetzt gar nicht mehr abweisen können.
Die althergebrachte
Gewohnheit
der Physiker, das Luftmittcl als das Erstgegebene zu betrachten und das Quellmittel als von dem Luftmittel abweichend zu denken, fördert das Verständnifs der Sache viel weniger als die umgekehrte Auffassung thut.
Da das Quellmittel in der norddeutschen
Ebene sehr
kleine
S c h w a n k u n g e n m a c h t , das Luftmittel ebendaselbst aber in einer langen Jahresreibe wenigstens 4 ganze Grade auf und nieder schwankt, so ist es naturgemäfscr, sich das Quellmittel als das Erstgegebene und das Luftmittel als von dem Quellmittel abweichend zu denken. w i r sagen, die Templiner Quelle sei im 6jährigen Durchschnitt
Wenn 1'/,°
w ä r m e r gewesen als die L u f t u n d im Einzeljahre 1 8 1 9 ebenso w a r m wie die L u f t , so erregen w i r durch diese Ausdrucks weise die irrige Vorstellung, als habe sich das Quellmittel im 6jährigen Durchschnitt l'/i°
über das Luftmittel e r h o b e n ,
in allen 6 J a h r e n
w ä h r e n d es sich in Wirklichkeit
so g u t wie gar nicht von der Stelle g e r ü h r t hat.
Die richtige Vorstellung entsteht nur, w e n n w i r sagen, das Luftmittel habe sich im Durchschnitt der 6 Jahre 1 u n t e r erniedrigt, Höhe
letzteres habe
behauptet.
aber
W i r müssen uns
alten Ausdrucksweise
das Quellmittel
dessenungeachtet seine
ganz befreien.
gewöhnliche
fortan von der Herrschaft der Es ist streng genommen nicht
als das Luftmitlei
im vieljährigen
Durchschnitt?
155
w a h r , dafs das Quellmittel sich bald über das Luftmittel e r h e b t , bald u n t e r das Luftmittel erniedrigt; bald über das Quellraittel,
sondern das Luftmittel erhebt sich
bald sinkt es unter dasselbe h e r a b , ohne
dafs das Quellmittel sich viel daran kehrt.
Auch f ü r di& Vergleichung
beider Mittel im vieljährigen Durchschnitt ist d a h e r der richtige Ausdruck der, dafs in der norddeutschen Ebene das Luftmittel sich regelmässig unter das Quellraittel
erniedrigt;
und unsere E r k l ä r u n g wird
die richtigste Fassung erhalten, wenn w i r die F r a g e so stellen: W i e ist das Quellmittel im S t a n d e , sich höher zu halten als das Luftmittel im vieljährigen Durchschnitt? Da wir es mit Quellen aus S a n d b o d e n zu t h u n h a b e n , so r e d u cirt sich die Erklärung der Quellwärmc auf die E r k l ä r u n g der Bodenwärme.
Bei Quellen aus Sandboden
kommen
keine vorübergehende
sondern n u r stetige Veränderungen der Ouellwärme v o r , und w i r haben uns schon im I. Bande klar gemacht, dafs alle stetigen W ä r m e v e r ä n derungen einer Quelle durch Veränderungen der Bodenwärme vermittelt sind,
dafs sie gleichzeitig und gleichmäfsig auch im Boden vor-
gegangen sind.
Das Einzige,
uns vor Fehlschlüssen
zu
w a s w i r stets festhalten müssen,
bewahren,
ist,
um
dafs w i r den W ä r m e g r a d
einer veränderlichen Quelle niemals mit Sicherheit f ü r d t n W ä r m e g r a d einer bestimmten Tiefe nehmen k ö n n e n , sondern dafs die Quellwärine die Durchschnittswärme
einer gewissen Bodenschicht darstellt.
Wir
können daher auch den W ä r m e g a n g einer Quelle nicht f ü r die Anzeige des Wärmeganges einer bestimmten Bodentiefe nehmen. Wenn
nun im Uebrigen die E r k l ä r u n g der Quellwärme auf die
Erklärung der Bodenwärme z u r ü c k z u f ü h r e n i s t , so fragen w i r :
Wie
kommt es, dafs in der norddeutschen Sandebene der B o d e n , obgleich die Luft mit der Oberfläche desselben beständig in unmittelbarer Ber ü h r u n g s t e h t , eine Eigenwärme b e h a u p t e t , welche die mittlere L u f t wärme im vieljährigen Durchschnitt ungefähr um 1° übertrifft? ')
Die
nächste A n t w o r t auf diese F r a g e lautet s o : In Gegenden, in welchen die Luftwärme im W i n t e r
unter den Gefrierpunkt s i n k t , w i r k t
die
Luftwärme nicht in allen Jahreszeiten in gradem Verhältnifs zu ihrer Höhe auf den Boden.
Der Boden giebt an die unter den F r o s t p u n k t
erkaltete Atmosphäre schwerer und langsamer W ä r m e a b ,
als er im
Sommer
annimmt.
von
Bedienen w i r
der
höher
erwärmten
Atmosphäre
Wärme
uns der bequemern Ausdrucksweise des gewöhnlichen
') Ich sage »ungefähr um 1 ' « weil 0 ' . 8 5 zu wenig und 1*.24 zu viel sein würde. Der Leser wird bemerken, dafs ich hier unter mittlerer Bodenwärme das Jahresmittel der Durchschnittswärme des ganzen Bodens verstehe. Siehe I, 355.
156
i "¡0. Es ist eine allgemeine Erfahrung, dafs der Boden die
Lebens, so sagen wir, dafs der Boden die Winterkälte unvollständiger annimmt als die Sommerwärme. Dieser Erfahrungssatz ist zuerst von WAHLENBERG in GILBERT'S A n n . Bd. 4 1 . S . 1 2 7
angedeutet w o r d e n .
Eine gelegentliche Bestätigung desselben hat sich mir beim Studium der 3 ersten Jahre der Luisenquelle (I, 2 5 8 - 2 6 1 ) ergeben. S. 261 des I. Bandes steht wörtlich: »Das übereinstimmende Ergcbnifs der vorstehenden Bemerkungen ist also, dafs die Sommerwärme der Luft in gradem Verhältnifs ihrer Stärke, dafs die Winterkälte der Luft aber, sobald sie unter den Frostpunkt sinkt, nicht in gradem Verhältnifs ihrer Stärke in die obern Bodenschichten und dadurch in die meteorologisch-geologischen Quellen eindringt.« Wir haben ferner beim Durchnehmen der Potsdamer Quellen die Bemerkung gemacht, dafs es der Winterkälte sehr schwer zu werden schcint, in den Sandboden einzudringen. Wir fanden zuerst bei der (Jngefafsten Quelle an der Havel (S. 102), dafs die Temperatur dieser Quelle durch die Winterkälte der Luft keine Erniedrigung, wohl aber durch die Sommerwärme der Luft eine Erhöhung erfährt. Die Ravensberger Quelle nach ERMAN zeigte diesen auffallenden Wärmegang noch schärfer (S. 108). Desgleichen die Sprudelquelle, die wir für eine und dieselbe mit der vorhergehenden halten (S. 114). — Gegen die Thatsache, dafs der Boden die Winterkälte unvollständiger annimmt als die Sommerwärmc, hat meines Wissens Niemand Einsprache erhoben. Es fragt sich aber, wie diese Erscheinung zu erklären ist. Gewöhnlich begnügt man sich damit, der von LEOPOLD V. BUCH in Umlauf gesetzten Erklärung beizupflichten, dafs das Meteorwasser das Hauptmittel ist, wodurch die Temperatur der Atmosphäre in den Boden eingeführt wird, dafs aber während des Winterfrostes kein Tropfen Wasser in den Boden eindringen kann, der Boden also aus Mangel an Meteorwassereinflufs warm bleibt. Ich habe im I. Bande durchweg diese Erklärung angewendet, und mit Recht, weil ich es mit Felsboden zu thun hatte, in den das Meteorwasser leicht und rasch eindringt. Offenbar darf ich aber bei der Erörterung der Temperatur des Sandbodens von dieser Erklärung gar keinen Gebrauch mehr machen, weil ich überzeugt bin, dafs das Meteorwasser in den Sandboden so langsam einsinkt, dafs die Einwirkung der Luftwärme durch Mittheilung ihm in allen Jahreszeiten zuvorkommt. Sobald der Boden aus Sand besteht, wird die selbstständige Einwirkung der Temperatur des Meteorwassers auf die Veränderungen der Bodenwärtne zu nichts, und die Einwirkung der trockenen Luftwärme durch Mittheilung in der Masse des Bodens bleibt allein übrig. Wir müssen uns also nach einer andern Erklärung
Winterhälte unvollständiger
annimmt als die Sommertvärme.
157
für die Thatsache umsehn, dafs auch der Sandboden die Winterkälte unvollständiger annimmt als die Sommerwärrae. Man kann 3 Ursachen anführen: 1) Die Schneedecke, welche sich im nordöstlichen Deutschland und noch regelmäßiger in Polen, Rufsland und Schweden allwinterlich über den Boden legt und Monate lang liegen bleibt, verringert sehr bedeutend die Wärmeabgabe des Bodens an die Atmosphäre. B U C H hat gegen diesen von W A H L E N B E R G aufgestellten Erklärungsgrund unter anderm geltend gemacht, dafs im höhern Norden die Schneedecke dünner werde. Diese Bemerkung ist richtig; die Schneedecke allein mag zur Erklärung der Erscheinung nicht überall ausreichen, aber w o eine Schneedecke von gehöriger Dicke liegt, da ist sie unläugbar ein höchst wirksamer Schutz des Bodens (und der Quellen) gegen Wärmeverlust. 2 ) A N G S T R Ö M hat in L A M O N T ' S Annal. f. Meteor, u. Erdmagnet. Heft IX. S. 187 die Bemerkung gemacht, dafs durch das Gefrieren des Bodens die Leitungsfähigkeit desselben verändert werden müsse. Niemand hat meines Wissens untersucht, ob die Veränderung eine Vergröfserung oder eine Verringerung ist. Falls die Leitungsfähigkeit verringert w i r d , ist der Winterfrost an und für sich als eine Ursache des Wärmerbleibens des Bodens zu betrachten.
3) Endlich ist es möglich, dafs der Boden im Winter, während er an die kältere Atmosphäre W ä r m e abgiebt, von dem unter ihm liegenden höher teraperirten Erdinnern Wärme mitgetheilt erhalte. Ich weifs w o h l , dafs es für Ketzerei gilt, wenn man behauptet, dafs der Erdkörper noch fortwährend W ä r m e verliere; ich will auch nicht leichthin über einen sehr schwierigen Gegenstand absprechen; der gesunde Menschenverstand erlaubt mir aber nicht, in Abrede zu stellen, dafs zu Ende des Winters und im Frühling eine Wärmeabgabe von Seiten des Erdinnern an den kältern Boden stattfinden könne, j a müsse. Möchte doch ein Physiker und Mathematiker von Fach diese Frage mit Berücksichtigung der vorhandenen Bodenwärmemessungen recht gründlich erörtern. Auf ein weiteres Eingehn in die im Vorstehenden angegebenen Erklärungen mufs ich als auf ein meine Kräfte übersteigendes Unternehmen verzichten. Ich begnüge mich damit, d i e c o n c r e t e T h a t s a c h e f e s t z u h a l t e n , dafs die positive Abweichung der mittlem Bodenwärme von der mittlem Luftwärme in inniger Verbindung steht mit der Dauer des Winterfrostes, indem nämlich der Boden die W i n t e r kälte nicht so vollständig annimmt wie die Sommerwärme. Die That-
§ 70. Dauer
158 sache
des Winterfrostes
an einigen
Orlen.
ist an und (ur sich schon wichtig und f ü r die Erweiterung
unserer Ansichten f r u c h t b a r , wie aus dem Folgenden erhellt. Folgerungen aus der Thatsache,
dafs der Boden die Winterkälte der Luft
nicht so vollständig annimmt wie die Sommerwärme.
Da der Boden die Winterkälte der Luft nicht so vollständig annimmt wie die S o m m e r w ä r m e , so mufs die T e m p e r a t u r desselben in Gegenden,
deren Lufttemperatur
alljährlich unter den
Gefrierpunkt
s i n k t , im Jahresmittel höher bleiben als die Lufttemperatur, und z w a r mufs die mittlere Bodenwärme
die mittlere L u f t w ä r m e um so mehr
übertreffen, j e länger an dem Orte die L u f t w ä r m e alljährlich unter dem Gefrierpunkte verweilt.
W a s von der mittlem Bodenwärme gilt,
das gilt auch von der mittlem Quellwärme.
Es erscheint daher w i c h -
t i g , die Dauer des WiDterfrostes an denjenigen Orten zu beachten, an denen man die mittlere W ä r m e der Bodenquellen untersucht. man f ü r einen Ort
die Berechnung
Tages im J a h r e im vieljährigen Durchschnitt aus dem Verzeichnifs
dieser
Wenn
der mittlem T e m p e r a t u r jedes besitzt, so kann
eintägigen Mittel die
man
durchschnittliche
Dauer des Winterfrostes an dem Orte unmittelbar ersehn.
DOVE
hat
in den T e m p e r a t u r t a f e l n . Berlin, 1 8 4 8 . 4. S. 6 8 die vorhandenen Verzeichnisse dieser A r t zusammengestellt. zeichnissen die durchschnittliche Zahl der T a g e ,
Ich entnehme diesen Ver-
des Winterfrostes d. h.
die
deren Mittelwärmc ununterbrochen unter Null liegt,
f ü r folgende 4 Orte. Archangel von
Dauer
Die Berechnung ist f ü r Berlin, Petersburg und
MÄDLER,
f ü r Danzig von
WESTPHAL
ausgeführt.
Durchschnittliche Dauer des Winterfrostes.
Berlin
— 2 6 Jan.
40 Tage
81
»
6 Dec.
—
13 März
98
Petersburg 2 6
»
9 Nov.
—
9 April
152
»
2 4 Octob. —
16 April
175
»
Danzig Archangel
1 1 0 Jahre
18'/, •
17 Dec.
»
Bei einer 40tägigen Dauer des Winterfrostes ist in der Gegend von Berlin der Boden etwa 1° w ä r m e r Mittel.
In Danzig dauert
als die Luft im vieljährigen
der W i n t e r schon über 3 M o n a t e ,
der
Boden und die Bodenquellen werden also dort in noch höherm Grade w ä r m e r bleiben als die Luft. In P e t e r s b u r g dauert der W i n t e r 5 Mon a t e , in Archangel beinahe ein halbes J a h r :
an diesen Orten w i r d
die positive A b w e i c h u n g der B o d e n - u n d Quellwärme von der L u f t wärme noch erheblicher sein.
§ 70. Verbesserte Als
Auffassung
einiger allgemeiner Ergebnisse.
ich im W i n t e r 1 8 4 4 - 4 5
beobachtungen Bemerkung,
die Schriften über
zum erstenmale d u r c h n a h m ,
159
Quellwärme-
machte ich f ü r mich die Königsberg,
sondern,
nach den Bruchstücken der Beobachtungen bei P e t e r s b u r g ,
Moskau,
Kasan
dafs nicht allein bei Berlin und
und Slatoust ( A .
Erman im Nachtrage zu Kämtz Lehrbuch
Bd. 2 ) zu urtheilen, auch in Rufsland die Quellen w ä r m e r seien als die L u f t , und z w a r so, dafs die Gröfse, um welche das Quellraittel das Luflmittel übertrifft, mit der östlichen Länge zunimmt. man
Nahm
die Thatsache für hinlänglich erwiesen an ( s t r e n g erwiesen ist
sie n i c h t ) , so schien sie sich nach der BucH'schen Ansicht sehr g u t erklären zu lassen: denn das Zunehmen der relativen Gröfse des Quellmittels in der Richtung von W e s t nach Ost fiel zusammen mit dem Zunehmen der Verhältnifszahl des Sommerregens in derselben Richtung.
Anfangs meinte ich, etwas Neues gefunden zu haben, lernte
aber bald nachher KXmtz »Vorlesungen« kennen und überzeugte mich, dafs
Kautz schon nicht allein die Thatsache b e m e r k t , sondern auch Der Ausspruch von Kämtz ist von
dieselbe Erklärung gegeben hatte.
mir im I. Bande S. 9 aufser dem Zusammenhange S. 1 6 7 im Zusammenhange mitgetheilt.
und ebendaselbst
Derselbe lautet:
»Entfernen
w i r uns in dem nördlich von den Alpen gelegenen Theile E u r o p a s von den Küsten des Meeres,
so werden die Quellen wärmer als die
L u f t , und z w a r wird der Unterschied desto bedeutender, je tiefer w i r ins Innere des Landes gehn.«
Ich habe dann mehrere J a h r e der V o r -
stellung gehuldigt, als ob das Quellmittel
durch den
Sommerregen
ü b e r das Luftmittel erhöht w ü r d e , bis mir endlich beim Nachdenken über den 3. J a h r g a n g der Mühlthalquelle (I, 1 6 4 f.) die Unhaltbarkeit dieser Vorstellung klar w u r d e .
Ueber die Abweichungsgröfse des Mit-
tels der Mühlthalquelle vom Luftmittel im 3. J a h r e sagte ich (I, 1 6 5 ) : »Man drückt sich also richtiger aus, wenn man s a g t , dafs das Jahresmittel der Luft hauptsächlich durch die Januarkälte unter das Jahresmittel der Quelle erniedrigt w u r d e ,
als wenn
man s a g t ,
dafs das
Jahresmittel der Quelle hauptsächlich durch den Regenüberschufs der 4 Monate Juli bis October ü b e r das Jahresmittel der Luft erhöht wurde.«
Obgleich ich damals Gebirgsquellen und Quellen der Ebene
noch nicht mit Bewufstsein unterschied, so konnte ich doch schon ebendas. S. 1 7 8 zeigen, dafs in östlichem,
flachen,
regenärmern Ge-
genden eine active E r h ö h u n g der Quellwiirme durch den Einflufs des Sommerregens
gar
nicht vorkommen
II. Bande bin ich weiter gegangen.
werde.
In
dem
vorliegenden
Bei den Quellen des Sandbodens
habe ich eine selbstständige Einwirkung der T e m p e r a t u r der Meteor-
160
§ 70. Verbesserte Auffassung einiger allgemeiner Ergebnisse.
wasser
auf den W ä r m e g a n g
der
Quellen,
mithin
eine Abhängigkeit
der Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Luftmittel v o n der Regenvertheilung im J a h r e gänzlich in A b r e d e gestellt; ich h a b e ferner die h e r g e b r a c h t e A u s d r u c k s w e i s e , dafs das Quellmittel sich ü b e r das Luftmittel erhöhe oder unter das Luftmittel erniedrige, als eine irreleitende verworfen.
Die soeben als wahrscheinlich bezeichnete T h a t s a c h e , dafs
in E u r o p a nördlich von den Alpen die Gröfse, um welche das Quellmittel das Luftmittel übertrifft, mit der östlichen Länge z u n i m m t , bedarf n u n s o w o h l eines a n d e r n klärung.
Ausdrucks
als einer a n d e r n
Er-
Schon bei Berlin erniedrigt sich das Luftmittel u n t e r das
Quellmittel, u n d der richtige A u s d r u c k i s t , dafs die G r ö f s e , um welche das Luftmittel sich u n t e r das Quellmittel erniedrigt, mit der östlichen Länge
zunimmt.
Erniedrigung
Die richtige E r k l ä r u n g
ist,
dafs die
zunehmende
des Luftmittels u n t e r das Quellmittel d u r c h die verlän-
gerte Dauer u n d die gröfsere S t r e n g e des W i n t e r f r o s t e s entsteht. wissen,
Wir
dafs der Boden u n d die Quellen den W i n t e r f r o s t unvollstän-
diger annehmen als die S o m m e r w ä r m e . Winterfrost dauert,
desto
J e länger an einem Orte der
tiefer sinkt also das Luftmittel unter das
Mittel der B o d e n - und Quellwärme hinab.
Uns kommen hier die Be-
merkungen zu S t a t t e n , welche ich im I. Bande S. 3 7 - 4 0
» ü b e r das
verschiedene Verhalten der W i n t e r - und S o m m e r t e m p e r a t u r e n ' a u f d e r nördlichen Halbkugel s o w o h l mit z u n e h m e n d e r Breite als mit zunehmend e r östlicher Länge« gemacht habe.
Ich nehme aus jenen Bemerkungen
folgende A n g a b e n : Winler
Sommer
Jahr
London
4°.2
17°.l
10".4
Brüssel
2. 3
18. 2
10. 2
—- 0 . 6
17. 5
8 . 6 (richtiger 8 ° . 8 )
Königsberg —- 3. 3
Berlin
15. 9
6. 2
P e t e r s b u r g —- 7. 9
15. 4
3. 5
Moskau
— 10. 3
16. 8
3. 6
Kasan
— 14. 5
17. 1
2. 1
Statoust
— 16. 8
15. 2
— 0. 2
Gehn
w i r von
Berlin
(8°.8)
Slatoust am Ural ( — 0 ° . 2 ) , w ä r m e der Luft um 9 ° . 0
in
östlicher R i c h t u n g
bis
nach
so finden w i r , dafs die mittlere J a h r e s -
abnimmt.
Das Sinken
der mittlem L u f t -
w ä r r a e auf dieser Strecke k o m m t aber nicht etwa d u r c h eine gleichmäfsige Abnahme durch
der S o m m e r - u n d
ein sehr r a s c h e s ,
der W i n t e r t e m p e r a t u r ,
sondern
einseitiges Sinken der W i n t e r t e m p e r a t u r z u
§70.
Verbesserte Auffassung
einiger allgemeiner Ergebnisse.
,161
Stande: denn während in Slatoust der Sommer nur 2°.3 kühler ist als in Berlin, ist der Winter daselbst 16°.2 kälter als in Berlin. W i r dürfen unbedenklich annehmen, dafs die Strenge des Frostes im sogenannten Winter, d. h. in den 3 Monaten Deceraber, Januar, Februar, an einem Orte im Verhältnifs steht mit der Dauer der Frostzeit überhaupt. Wenn ein Ort eine niedrigere Wintertemperatur hat als ein anderer, so wird er auch eine längere mittlere Dauer der ganzen Frostzeit haben. Da wir wissen, dafs der sogenannte Winter in Slatoust viel strenger ist als in Berlin, so können wir auch gewifs sein, dafs die durchschnittliche Dauer der ganzen Frostzeit in Slatoust viel länger ist als in Berlin. Je mehr man sich von Berlin entfernt und dem Ural nähert, desto länger und strenger wird der Winterfrost, und dieser Umstand hat eine doppelte W i r k u n g : er bewirkt nicht allein die zunehmende Erniedrigung des Luftmittels an sieb, sondern auch die zunehmende Erniedrigung des Luftmittels unter das Quellmittel (nicht allein die absolute, sondern auch die relative Erniedrigung des Luftmittels). Früher, als ich noch auf dem Standpunkte der Bucn'schen Ansicht stand, hielt ich es für meine Aufgabe, die Zunahme der relativen Höhe des Quellmittels mit zunehmender östlicher Länge zu erklären. Die in derselben Richtung stattfindende Zunahme der Verhältnifszahl des Sommerregens gab einen Schein von Erklärung, der sich aber bei näherer Untersuchung als trügerisch erwies. Nunmehr war es unsere Aufgabe, die Abnahme der relativen Höhe des Luftmittels mit zunehmender östlicher Länge zu erklären, und wir haben diese Erklärung in der in derselben Richtung stattfindenden Zunahme der Dauer und Strenge des Winterfrostes gefunden. Völlig ausreichend ist diese Erklärung für die Quellen der Ebene. Wenn es sich um Gebirgsquellen handelt, reicht die Erklärung nicht ganz aus. Bei den Gebirgsquellen kann der Sommerregen, wenn er in hinreichender absoluter Menge fällt, activ erhöhend auf den Wärmegang der Quelle wirken und dadurch zur Vergröfserung des Abstandes des Quellmittels vom Lufltraittel etwas beitragen. W i r haben uns aber schon bei der Untersuchung der Mühlthalquelle im I. Bande von S. 164 an überzeugt, dafs der Regenüberschufs des überwiegenden Drittels im günstigsten Falle nur den kleinern Theil der Abweichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel macht, und dafs derjenige Zeitraum des Jahres, in welchem wegen Regenmangels die Quellwärrae einer grofsen Abweichung der Luftwärme nicht folgen kann, für die Entstehung der Abweichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel der bei weitem wichtigere ist. Man sehe die erste Hälfte des § 29 S. 1 7 0 - 1 7 8 , ferner S. 3 7 7 . 4 0 5 . 4 2 7 . it. 11
162
§ 70. Verbesserte Auffassung
einiger allgemeiner
Ergebnisse.
W i r sind nun im Stande, drei verschiedene Wahrnehmungen unter einem Gesichtspunkte zusammenzufassen. 1 ) B U C H hat im J . 1 8 1 2 , auf W A H L E N B E K G ' S Beobachtungen auf der langgestreckteu Ostküste von Schweden gestützt, die Bemerkung gemacht'), dafs die mittlere Wärme des Bodens und der Quellen die mittlere Luftwärme um so mehr übertrifft, je weiter man nach Norden hinaufgeht. Reist man von Berlin aus, so sind die Hauptorte, die man in dieser Richtung trifft, Carlskrona, Upsala, Umea und Torneä (am nördlichen Ende des boltnischen Meerbusens). Ich habe schon in § 6 5 gesagt, dafs ich die bemerkte Thatsache ungeachtet der Mangelhaftigkeit der Nachweisung für vollkommen richtig halte. Jetzt können wir noch Folgendes hinzufügen: Die Quellen, welche man auf dem angegebenen Wege findet, sind Quellen der Ebene, und es ist nicht anzunehmen, dafs die Temperatur der in den Boden eindringenden Meteorwasser eine selbstständige Einwirkung auf die Temperatur dieser Quellen ausübe. Die Erscheinung ist also ganz dieselbe -wie die in der Richtung von Berlin nach Slatoust wahrgenommene. Der berichtigte Ausdruck für die Thatsache ist, dafs die Gröfse, um welche das Luftmittel sich unter das Mittel der Boden- und Quellwärme erniedrigt, mit der nördlichen Breite zunimmt. Die Zunahme dieser Gröfse ist eine Folge der zunehmenden Dauer und Strenge des Winterfrostes. Dieser Umstand bewirkt sowohl die absolute als die relative Erniedrigung des Luftmittels. Im I. Bande S. 3 7 f. ist schon gezeigt worden, dafs die Abnahme der mittlem Luftwärme mit zunehmender nördlicher Breite (z. B. von Bukarest nach Haapakyla oberhalb Torneä) vielmehr durch das Abnehmen der Wintertemperatur als durch das Abnehmen der Sommertemperatur entsteht.
2) K Ä H T Z hat im J. 1840 die Bemerkung gemacht, dafs die mittlere Quellwärme die mittlere Luftwärme um so mehr übertrifft, je tiefer wir in dem nördlich von den Alpen gelegenen Theile Europas ins Innere des Landes gehn. Die Bedeutung dieser (keineswegs streng erwiesenen aber ohne Zweifel richtigen) Wahrnehmung ist im Vorhergehenden erörtert. Es kommt so ziemlich auf dasselbe heraus, ob wir von Berlin nach Torneä oder nach Archangel oder nach Slatoust gehn. Alle 3 Richtungen sind mehr oder weniger nordöstlich, und im Nordosten von Berlin liegen die längsten und strengsten Winter. 3) D A U B R E E in Strasburg hat im J. 1 8 4 9 , auf Beobachtungen im Rheinthal und in den Vogesen gestützt, die schon im I. Bande ') GILBEBI'S Ann. Bd. 41. S. 161. Siehe auch P o s e . Ann. Bd. 12. S. 403.
§ TO. Das Quellmittel nimmt langsamer ab alt das Luflmittel.
163
§ 3 9 angeführte Bemerkung gemacht, dafs die Gröfse, um welche die mittlere Quellwärrae die mittlere Luftwärme übertrifft, mit der Höhe zuDimmt. Obgleich diese Beobachtung Gebirgsquellen betrifft, bei deneD der Sommerregen durch unmittelbare Erhöhung des W ä r m e ganges der Quellen zur Vergröfserung des Abstandes des Quellmittels vom Luftmittel etwas beitragen kann, so fällt sie doch zum gröfsern Theile unter denselben Gesichtspunkt, wie die beiden vorhergehenden Wahrnehmungen, welche Quellen der Ebene betreffen. Je höher man in den Bergen aufsteigt, desto tiefer wird das Luftmittel sich unter das Quellmittel erniedrigen, weil die Länge des Winterfrostes mit der Höhe zunimmt, und es Thatsache ist, dafs (aus mehreren Ursachen) der Boden und die Quellen die Winterkälte der Luft nicht so vollständig annehmen wie die Soramerwärme. Ich habe schon Bd. I. S. 3 1 0 mich des Ausdrucks bedient, je höher der Beobachtungsort sich über das Meer erhebe, desto nordischer werde das Klima. W e n n man sagt, dafs in der Richtung von Berlin gegen Norden, in der Richtung von Berlin gegen Osten und in der Richtung der senkrechten Erhebung die Gröfse, um welche das Luftmittel sich unter das Quellmittel erniedrigt, zunimmt, so sagt man eben dadurch aus, dafs in jeder dieser 3 Richtungen das Quellmittel langsamer abnimmt als das Luftmittel. Schlufsbemerkungen Uber die Herkunft der Bodenwärme bei Berlin.
Nur wenn man die Sache ganz einseitig und ausschliefslich vom geologischen Standpunkte ansieht, kann man sich folgender Schlufsfolgerung hingeben: Es ist Thatsache, dafs die Erdwärme nicht erst von der unveränderlichen Ebene an abwärts zunimmt, sondern dafs eine Wärmezunahme im Jahresmittel überall, wo man Beobachtungen an eingegrabenen Thermometern gemacht h a t , schon innerhalb des Bodens von der Oberfläche bis zur unveränderlichen Ebene hinab gefunden worden ist. Schon ein paar Fufs unter der Oberfläche ist die Temperatur der Erde höher als die Lufttemperatur im vieljährigen Durchschnitt, und die Temperatur nimmt nach der Tiefe stetig zu. W e n n wir nun wissen, dafs die Temperatur des Erdkörpers in einem frühern Zeiträume viel höher war als sie jetzt ist, und z w a r bis an die Oberfläche hin, so werden wir zu der Meinung gedrängt, dafs die Gröfse, um welche noch jetzt die Bodenwärrae die vieljährige mittlere Luftwärme übertrifft, von der Eigenwärme des Erdkörpers herrührt, dafs der Ueberschufs der Bodenwärme über die Luftwärme im vieljährigen Durchschnitt Erdwärme ist. 11*
164
§10. Ueber die Herkunft der Bodemvärme bei Berlin.
Diese Meinung müssen wir zum gröfsten Theile wieder aufgeben, sobald wir die Einwirkungen berücksichtigen, welche die atmosphärische W ä r m e im Umlauf des Jahres auf den Boden ausübt. Ungefähr ein halbes Jahr, von Mitte Februar bis Mitte August, erhält die oberste Schicht des Sandbodens bei Berlin einen Wärroezuwachs aus der Atmosphäre, theils durch Einstrahlung, theils durch Leitung. Im folgenden Halbjahre, in welchem die Luftwärme im Sinken begriffen ist, von Mitte August bis Mitte Februar, giebt die oberste Bodenschicht Wärme an die Atmosphäre zurück. Bleibt nun im W i n t e r unter dem Schutze der Schneedecke der Boden wärmer als man bei der Niedrigkeit der Lufttemperatur erwarten sollte, so ist die im Boden zurückbleibende W ä r m e nicht Eigenwärme des Erdkörpers, sondern ein Rest von der im vorhergehenden Halbjahre in den Boden eingedrungenen atmosphärischen Wärme. Ich lege Gewicht auf die im I. Bande S. 4 1 9 - 4 2 4 gegebene Nachweisung, dafs das rasche Steigen der W ä r m e der Mühlthalquelle vom 30 April bis zum 2 3 Mai und das langsame Fallen der W ä r m e der Mühlthalquelle vom 2 1 October bis Mitte December dem Steigen und Fallen der Luftwärme genau proportional waren. Was in den genannten Zeiträumen von der Quellwärme gilt, gilt auch von der Bodenwärme. Bis zum 15 December ist also gar kein Gedanke daran, dafs die Wärmeabgabe des Bodens an die Luft verzögert sein sollte durch die Wärmezufuhr, die der Boden aus der Erdtiefe erhalten hätte. Ich lege ferner Gewicht auf die so eben vorgenommene Zusammenstellung, aus welcher deutlich hervorgeht, dafs die Gröfse, um welche die Bodenwärme die Luftwärrae übertrifft, von der Dauer des Winterfrostes, also von einem meteorologischen Vorgänge abzuhängen scheint. Aber dessenungeachtet ist und bleibt der Gegenstand unklar. Es ist nicht erwiesen, dafs die Bodenwärme nur und ausschliefslich aus der Atmosphäre herrührt. Die Unterscheidung von Boden und Erdinnern besteht nur in unserer Vorstellung. In der W i r k lichkeit ist kein Absatz, keine Abgränzung zwischen beiden. Der Boden geht unmittelbar in das beständig und höher temperirte Erdinnere über. W i e ist es möglich, dafs er von dem höher temperirten Erdinnern gar keine W ä r m e mitgetheilt erhalte? Ich glaube daher, dafs der Ueberschufs der Bodenwärme über die Luftwärme bei Berlin zum gröfsern Theile atmosphärischen Ursprungs ist, dafs aber ein kleinerer Theil desselben von der Eigenwärme des Erdkörpers herrührt. Nichts ist bequemer, als die Annahme, zu welcher ich mich im I. Bande von vornherein stillschweigend geneigt habe, und f ü r welche auch im Verlauf der Untersuchung ein strenger Beweis nicht geliefert
§70. Die Marienberger Eintheilung der Quellen erscheint unhaltbar.
105
i s t , dafs nämlich die mittlere Wärme der rein meteorologischen Quellen und folglich auch die mittlere Bodenwärme rein meteorischen Ursprungs sei, und dafs die Eigenwärme des Grdkörpers erst von der unveränderlichen Ebene an abwärts sich wirksam erzeige. Nur bei dieser Annahme ist eine durchgreifende Eintheilung der Quellen möglich. So wünschenswerth nun auch eine durchgreifende Eintheilung ist, so ist doch das erste Erfordernifs einer Eintheilung, dafs sie richtig sei. F ü r Berlin ist es mir, wie gesagt, höchst wahrscheinlich, dafs die Bodenwärme, wenn auch nur zum kleinern Theil, von der Eigenwärme des Erdkörpers herrührt. Mit der Eintheilung in Bodenquellen und Geothermcn ist dann sehr wenig genützt: denn wenn die Bodenquellen in ihrer mittlem Jahrestemperatur einen Antheil Erdwärme besitzen, so bilden Geothermen und Bodenquellen keinen Gegensatz mehr. Die Summe unseres Wissens über die Quellen der Gegend von Berlin beschränkt sich dann auf dieses: Sie sind alle im Jahresmittel wärmer als das vieljährige Luftmittel. Der Ueberschufs des Mittels über das Luftmittel ist desto gröfscr, je mächtiger die von dem Meteorwasser durchsunkene senkrechte Schicht ist, mit andern Worten, j e tiefer unter der Oberfläche das Wasser hervorkommt. Es ist offenbar nöthig, dafs wir die Meinung gänzlich aufgeben, als könnten wir aus den wenigen genauen und vollständigen Beobachtungen der Quellwärme, die es bis jetzt giebt, allgemein gültige Gesetze f ü r alle Gegenden der Erde ableiten. Die Bodenbeschaffenheit (ich meine das Gefüge, den Bau des Bodens) spielt eine sehr wichtige Rolle, welche erst durch den Gegensatz des Felsbodens bei Marienberg und des Sandbodens bei Berlin von uns bemerkt worden ist. Die Annahme, dafs die mittlere Bodenwärme rein meteorischen Ursprungs sei, kann Tür Marienberg und für Gegenden, welche aus ähnlichem Felsboden bestehn, der Wahrheit nahe kommen; aber für Berlin ist sie weit weniger wahrscheinlich. Man bedenke auch, dafs die verschiedenen Arten von Felsboden eine grofse Mannigfaltigkeit des Gefüges nach der Verschiedenheit der geognostischen Formationen darbieten. Der Umstand, dafs eine Quelle überhaupt aus Felsboden entspringt und eine Bodenquelle zu sein scheint, ermächtigt uns also noch nicht zu der Voraussetzung, dafs sie alle die an der Mühlthalquelle in Folge von Regeneinilufs beobachteten Erscheinungen zeigen müsse. Man mufs erst von sehr verschiedenen Gegenden, besonders von verschiedenen Gebirgsformationen, sehr genaue Beobachtungen der Quellwärme, man mufs ferner eine äufserst sorgfältige kritische Bearbeitung der Bodenwärmemessungen erhalten, che man im Stande
166
§
&er
Brunnen ist wärmer als die Sprudelquelle,
sein w i r d , eine umfassende Classification aufzustellen. Vor der Hand kann man weiter nichts thun als ganz v o r u r t e i l s f r e i prüfen, welchen Grad von Genauigkeit die in der Literatur vorhandenen Quellwärmemessungen haben, und ob sie so beschaffen sind, dafs sich überhaupt aus ihnen etwas folgern läfst. Ich will diese mühsame Arbeit zunächst fiir die norddeutsche Ebene, dann für das bergige Deutschland fortsetzen. F ü r Italien werde ich den Vortheil haben, Beobachtungen erörtern zu können, die ich selbst gemacht habe. Nachträglicher Einwurf gegen die Annahme von Geothermen unter den Potsdamer Quellen. Ich habe nachträglich eine Bemerkung gemacht, mit welcher meine Meinung, dafs unter den Potsdamer Quellen sich Geothermen befinden, unverträglich ist. Nach S. 1 3 3 sind die mehrjährigen Mittel der von BERGHAUS bei Potsdam beobachteten Senkbrunnen 9°.30, 9°.43, 9°.58. Bringen wir an diesen Mitteln die Correction -+- 0 ° . 5 0 a n , deren die angewandten Thermometer nach S. 111 bedürfen, so erhalten wir 9 ° . 8 0 , 9 ° . 9 3 , 10°.08.
SeotbruDDen
Zahl der Jahre
Mittel corr.
Abweichung Unterschied des kältest, des Mittels vom vielj&hrigen u. wärmsten Luftmittel Monats
Bemerkungen
N o . 1 i n BERGBAUS'
Garten
. . . .
5
9°.80
4°.01
-+- 1°.04
liegt am oberflächlichsten
4
9. 9 3
1. 2 9
+
1. 17
tiefer
4
10. 0 8
0. 9 6
+
1. 32
noch e t w « tiefer
N o . 2 v o r HOFFMANN'S
Keller N o . 3 v o r BERGHAUS'
Remise
. . . .
Sind dies wirklich die Mittelteraperaturen der 3 Senkbrunnen, so ist weder die Ravensberger Sprudelquelle trotz ihrer Wärmebeständigkeit, noch die Ungefafste an der Havel eine Quelle, welche unter der unveränderlichen Schicht hervorkommt, sondern alle auf S. 1 5 3 verzeichneten Quellen ohne Ausnahme sind Bodenquellen, und sie unterscheiden sich von einander nur durch die gröfsere oder geringere Mächtigkeit der Bodenschicht, die sie durchsunken haben. Der 1. Senkbrunnen , dessen Wasserspiegel offenbar der Oberfläche sehr nahe liegt, ist schon 9 ° . 8 0 w a r m , also 0°.2 wärmer als unsere 3 sogenannten Bodenquellen. W i r haben 9 ° . 8 0 als die mittlere Durchschnittswärme
welche doch eine Geotherme sein toll.
167
des ganzen Bodens angenommen und diese demzufolge um 1° höher angeschlagen als das vieljährige Luftmittel. Diese Annahme ist unvereinbar mit der Thatsache, dafs der 1. Senkbrunnen die Mittelwärme 9 ° . 8 0 hat: denn die Tiefe dieses Brunnens mufs viel geringer sein als 7 0 ' . Man kann selbst von dem 3. Senkbrunnen dreist behaupten, dafs die Tiefe weniger als 7 0 ' betragen wird. Die Ungefafste Quelle an der Havel hat das Mittel 10°.09, der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates ist 0 ° . 9 9 , die Abweichung des Mittels vom vieljäbrigen Luftmittel ist + 1°.32. Man sieht, dafs diese Werthe ausserordentlich nahe mit denen des 3. Senkbrunnens übereinstimmen. Die Ungefafste Quelle an der Havel wird also ebenso wenig eine Geotherme sein, wie der 3. Senkbrunnen unter die unveränderliche Ebene hinabreicht'). W i r müssen noch einmal dringend um die Veröffentlichung genauer Messungen der Tiefe der 3 Brunnen bitten. So wie die Sache jetzt liegt, komme ich aus der Verwirrung nicht heraus. Man erkläre doch die Wärmebeständigkeit der Sprudelquelle, wenn sie keine Geotherme sein soll! Es mufs sich wohl unter den ThatSachen, welche ich benutzt habe, um die Temperaturverbältnisse der Quellen bei Berlin und Potsdam zu beurtheilen, eine oder die andere falsche befinden, oder es sind Mifsverständnisse und schiefe Auffassungen von meiner Seite vorgefallen. Ich mufs scharfsinnigem Männern und der Zukunft die Aufklärung dieses Gegenstandes überlassen, und mich mit der Zuversicht trösten, dafs ungeachtet der Unklarheit, welche in den Einzelnheiten zurückbleibt, einige nützliche allgemeine Gesichtspunkte gewonnen sind.
') Später ist mir jedoch eingefallen, dafs die Jahresmittel dieser S e n k b r u n n e n , wenigstens des 2. und 3., nicht unmittelbar vergleichbar sind mit den J a h r e s mitteln der Quellen.
Die Mittel des 2. und 3. Brunnens sind offenbar, im V e r -
gleich mit den Quellmitteln, künstlich
erhöbt in Folge des 2fachen Maximums,
welches in ihrem W ä r m e g a n g e alljährlich eintritt. Man kann mit den Folgerungen aus der Brunnentemperatur auf die Quellentemperatur gar nicht vorsichtig genug sein.
Betrachtet man die Mittel der Senkbrunnen
Mittelwärme
als annähernde Angaben
derjenigen B o d e n t i e f e , in welcher der Spiegel des B r u n n e n s
der
steht,
so mufs m a n dieselbe Einschränkung gelten lassen. I s t kein Schacht in den B o d e n getrieben, ist der Boden u n a u f g e b r o c h e n , so e r f ä h r t er in der gedachten T i e f e n u r 1 Maximum.
163
§ 71.
§ 71.
N i z z t ' i Quelhvärmebeobachtungen
bei
Stralsund.
NIZZE'S Q u e l l w ä r m e b e o b a c h t u n g e n bei S t r a l s u n d .
Stralsund. Br. 54» 19' Oestl. L. 10« 47' Höbe 48 Fuß).
Herr Director NIZZE hat die Quelle des sogenannten Gesundbrunnens vor dem Knieper Thore bei Stralsund 10 Jahre hindurch beobachtet. Sowohl die Luftwärme- als die Quellwärmebeobachtungen v o n NIZZE s i n d in DOVE'S B e r i c h t in fol. 1 8 5 1 . p . X L I v e r ö f f e n t l i c h t .
Die Beobachtungen der Luftwärme sind in der Höhe von 4 8 ' über dem Nullpunkt des Pegels angestellt. Sie umfassen 20 Jahre und 4 Monate von 1 8 2 8 - 1 8 4 8 , April. Die Beobachtungsstunden waren 8. 2. 10. W i r wissen, dafs die Stunden 6. 2. 10 ein nahezu richtiges Mittel liefern. Das Mittel aus 8. 2. 10 mufs also zu hoch sein. Die stündlichen Beobachtungen des Director HESS in Stettin setzen uns in den Stand, das Mittel aus den Stralsunder Beobachtungen mit Sicherheit zu berichtigen. DOVE hat in demselben Bericht p. X die Correctionstafel für Stettin bekannt gemacht. Nach dieser Tafel erhalte ich für das Mittel aus 8. 2. 10 folgende Correction in ° R . Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December Jahr
— 0°.LL R . — 0.
14
— 0.
19
— 0. 3 9 — 0. 6 2 — 0. 5 0 — 0. 5 4 — 0. 4 5 — 0. 2 9 — 0. 2 3 — 0. 0 7
— 0. 1 1 — 0. 3 0
Alle im Folgenden vorkommenden Angaben der Luftwärme sind also berichtigte.
§71.
Beschreibung
Luftwä'rine in Stralsund. verbessert.
—
Januar
bei Stralsund.
169
Mittel aus 8 . 2. 1 0 , n a c h Stettin zu wahren
2 0 J a h r e u. 4 Mon. 1 8 2 8 - 1 8 4 8 ,
Ich habe aufserdem
2°.03
— 0. 5 6
Februar
der Gesundbrunnenquelle
meteorologischen
Jahre
April.
das Mittel der 9 Dec. 1 8 3 8 - 1 8 4 7
März
2. 2 9
berechnet.
April
6. 7 8
Mittel aus 2 0 Jahren und 4 Monaten sehr
Es ist 8 ° . 0 0 , kommt also dem
Mai
11. 6 9
nahe.
Juni
15. 7 4
sund erst seit 1 8 5 1 gemacht, sie können
Juli
17. 3 5
also nicht in Betrag kommen.
August
17. 2 1
September
14. 15
Regenbeobachtungen sind in Stral-
Da
ich
besucht
den Gesundbrunnen
habe,
zweimal
will ich versuchen,
Beschreibung desselben zu geben.
eine Besser
October
9. 3 3
November
4 . 16
wäre freilich eine Beschreibung von einem
Deceraber
0. 7 6
genauen Kenner der Gegend.
8. 08
der gepflasterten Strafse folgt, welche vom
Jahr
Kältest. M. — 2. 0 3 Wärmst. M.
17. 3 5
Unterschied
19. 3 8
Wenn man
Knieper Thore nach Norden geht, hat man zur Linken den grofsen Knieper T e i c h , zur Rechten liegen mehrere ausgedehnte Gärten, deren Erdboden sehr sanft gegen die in
einiger Entfernung anstehende See abfällt.
Die gepflasterte
Strafse
ist über die höchsten Punkte gelegt; die Meereshöhe derselben schätze ich aber nur auf etwa 5 0 - 6 0 ' .
Die Quelle entspringt in einem Gar-
ten am rechten Abhänge der gepflasterten Strafse und ihr Ursprung ist sehr merkwürdig wegen seiner äufserst geringen Höhe unter dem Fahrdamm.
Die Brunnenstube liegt nur einige 3 0 Schritt vom Fahr-
damm entfernt und höchstens 1 8 ' tiefer als der Fahrdamm.
Meine
F r a g e , ob nicht diese Quelle eine Durchsickerung des Knieper Teiches sein könne, wurde von Herrn NIZZE, dessen Urtheile ich das meinige unterordnen
mufs, mit Bestimmtheit verneint.
Hier entspringt
also
allem Anschein nach eine beständig fliefsende Quelle aus Sandboden nur 1 8 ' unter den höchsten Punkten, möglich sind.
von welchen Zuflüsse zu ihr
Die Quelle liegt auf dem «Spielplatz« in einer kleinen
Brunnenstube etwa 4 ' unter dem Rasen.
Ein unterirdisches Leitungs-
rohr führt das Wasser 17 Schritt (etwa 4 0 ' ) weit, bis es durch einen eisernen Rohrkopf ausfliefst.
Der Rohrkopf hat etwa 2 " W e i t e , das
Wasser füllt denselben aber lange nicht aus. haltig, daher der Name Gesundbrunnen.
Es ist ein wenig eisen-
Der Gesundbrunnen ist also
eine sehr oberflächlich entspringende Quelle.
Die Beobachtungen sind
am Ende einer 2 - 4 ' tief liegenden und 4 0 ' langen Leitung gemacht.
170
§ 7 / . Zehnjährige
Mittel der
Gesundbrunnenquelle.
Die jährliche Schwankung mufs durch die Leitung vergrößert und das Mittel dem Luftmittel angenähert sein. Die Beobachtungen sind monatlich lmal angestellt. A. a. 0 . findet man die einzelnen Jahrgänge. Die 10jährigen Mittel sind folgende: Gesundbrunnenquelle, 10 Jahre u. 4 Mon. 1838-1848')• Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November Deceinber Jahr Januar August
6°.98 7.11 7. 4 0 8. 14 9. 0 0 9. 52 9. 8 8 10. 13 9. 7 1 9. 19 8. 2 6 7. 5 3
In den 10 Jahren und 4 Monaten sind die 9 vollständigen meteorologischen Jahre Dec. 1 8 3 8 - 4 7 enthalten. Das Mittel aus diesen 9 Jahren ist 8°.57 '). Der kälteste Monat der Quelle ist der Januar, der wärmste der August, die kleinste und gröfste Wärme der Quelle pflegt also fast gleichzeitig mit der kleinsten und gröfsten Wärme der Luft einzutreten. Der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates der Quelle ist 3°. 15 grofs. Diese Gröfse ist bei einer so oberflächlich entspringenden Quelle eine mäfsige zu nennen. 8. 5 8 Vergleichen wir das Quellmittel aus 10 Jah6. 9 8 ren und 4 Monaten mit dem Luftmittel aus 10. 13 2 0 Jahren und 4 Monaten, so finden wir Unterschied 3. 15 die Quelle 0°.50 wärmer als die Luft. Vergleichen wir das Quellmittel aus den 9 Jahren mit dem Luftmittel aus denselben 9 Jahren, so finden wir die Quelle 0°.57 wärmer als die Luft. Beide Unterschiede stimmen also nahe genug überein. Da wir uns für einen entscheiden müssen, so wollen wir annehmen, dafs 0°.57 dem Unterschied im vieljährigen Durchschnitt am nächsten kommt. Es ist merkwürdig, dafs eine so sehr oberflächlich entspringende Quelle, deren Mittel noch dazu durch eine Leitung ein wenig angenähert ist, ihre höhere Mittelwärme der Lufttemperatur gegenüber so selbstständig behauptet. W i r müssen vermuthen, dafs bei Stralsund unter 54° 1 9 ' Br. die Schneedecke sich schon, mit seltenen Ausnahmen, allwinterlich über den Boden legt. Da die Temperatur der Quelle nur lmal monatlich beobachtet ist, und wir aufserdem über die Schnee- und Regenfälle gar keine ') Im J . 1847 fehlt der März und im J . 1848 endigen die Beobachtungen mit Mai. ') Den Märi 1847 habe ich bei der Berechnung des 9jährigen Mittels mit • 7 . 5 0 interpolirt.
§ 7t. Nachrichten
Veränderlichkeit
des Mittels
der Gesundbrunnenquelle.
171
besitzen, so können w i r uns auf eine E r ö r t e r u n g
Wärmeganges der Quelle in den einzelnen Jahren n i c h t einlassen.
des Wir
dürfen aber die einzelnen Jahresmittel f ü r richtig halten u n d müssen die seltene Gelegenheit benutzen,
um die Gröfse der Veränderlichkeit
des Mittels dieser Quelle in dem 9jährigen Zeitraum ^u untersuchen. Ich habe daher f ü r die L u f t und die Quelle die Mittel der einzelnen 9 J a h r e December 1 8 3 8 - 4 7
berechnet.
Abweichungen der einzelnen Jahre der Luft und der Quelle vom 9jährigen Mittel. 9jähriges Luftmittel 8 ° . 0 0
9jähriges Quellmittel 8 ° . 5 7
Abweichung vom
Abweichung vom 9j°äbrigen Mittel
9jährigeo Mittel
Dec. 1 8 3 8 - 3 9
7°.84
— 0°.16
8°.66
-+- 0 ° . 0 9
3 9 - 4 0 7. 3 6
— 0. 6 4
8. 6 0
4 0 - 4 1 7. 37 4 1 - 4 2 8. 3 4
— 0. 6 3
8. 2 9
+ 0. 0 3 — 0. 2 8
+
0. 3 4
8. 7 2
+
0. 1 5
+
0. 5 6
8. 6 3
+
0. 0 6
— 0. 19
8. 6 1
-+- 0. 0 4
— 1. 0 9
8. 4 4
+ +
8. 6 4
— 0. 13 -f- 0. 0 7
8. 5 6
— 0. Ol
4 2 - 4 3 8. 5 6 4 3 - 4 4 7. 8 1 4 4 - 4 5 6. 9 1 4 5 - 4 6 9. 7 5 4 6 - 4 7 8. 1 0
1. 7 5 0. 10
Absolute Veränderlichkeit des Luftmittels und des Quellmittels in den 9 Jahren. Luft
Quelle
W ä r m s t e s J a h r (8.)
9.75
Kältestes J a h r
6.91
(7.)
Unterschied
W ä r m s t e s J a h r (4.) Kältestes J a h r (3.)
8.29
Unterschied
0.43
das J a h r December
1844-45
2.84
Das kälteste J a h r der L u f t w a r
8.72
in Folge der sehr ungewöhnlichen Kälte des F e b r u a r ( — 5 . 4 9 ) u n d der beispiellosen Kälte des März ( — 4 . 4 1 ) .
Bekanntlich
Ende F e b r u a r auch ungeheure Schneemassen.
In diesem J a h r e w a r
fielen
zu
die Quelle allerdings auch kälter als g e w ö h n l i c h , aber n u r um 0 ° . 1 3 . Das folgende J a h r , December 1 8 4 5 - 4 6 , w a r das w ä r m s t e der Luft. Es w a r 1 ° . 7 5 wärmer als das 9jährige Mittel.
In diesem J a h r e w a r
die Quelle n u r 0 ° . 0 7 w ä r m e r als im 9jährigen Mittel. äufsersten J a h r e
Die beiden
der Quelle liegen weiter vorn in der Reihe.
Quelle w a r im J a h r e December 1 8 4 0 - 4 1
entschieden am
Die
kältesten.
172
§71.
Veränderlichkeit
des Mittels der
Gesundbrunnenquelle.
Der W i n t e r dieses Jahres war kalt und der Sommer k ü h l ; etwas Näheres können wir zur Erklärung nicht beibringen. Das folgende J a h r , Deccmber 1 8 4 1 - 4 2 , war das wärmste der Quelle. Ich stelle die monatlichen Mittel der Luft und die Beobachtungen der Quelle nebeneinander. . Jahr December 1841-42. Luft
December 3°.49 Januar - 3 . 66 Februar 0. 2 3 März 3. 8 9 April 5. 7 5 Mai 13. 4 0 Juni 15. 3 9 Juli 16. 0 9 August 21. 0 0 September 14. 9 5 October 8. 0 9 November 1. 4 4 Jahr Januar August
8. 3 4 -
Quelle
8°.0 7. 6 7. 7 8. 0 8. 9. 9. 9. 10. 9. 9. 7.
5 0 5 6 0 8 0 9
8. 72 7. 6
3. 6 6 21. 0 0
10. 0
Unterschied 24. 6 6
2. 4
Von der ungewöhnlich hohen W ä r m e des August 1 8 4 2 (welche genau übereinstimmte mit der Wärme des August 1846) ist in der Temperatur der Quelle nichts zu bemerken. Die Augustbeobachtung blieb sogar unter dem 9jährigen Augustraittel. Das Quellmittel dieses Jahres wurde dadurch das höchste, dafs die Temperatur der Quelle in den 5 Monaten December bis April entschieden über der mittlem lag (ohne dafs man in den gleichzeitigen Monatsmitteln der Luft die Erklärung dafür findet). W i r müssen uns einfach mit der Thatsache begnügen, dafs in dem 9jährigen Zeitraum weder das kälteste noch das wärmste J a h r der Quelle zusammenfiel mit dem kältesten und wärmsten Jahre der L u d und dafs der gröfste Unterschied der Jahresmittel der Quelle 0 ° . 4 3 betrug. Abweichung des Luftmittels vom Quellmittel in jedem der 9 Jahre. Nachdem w i r noch im vorigen § wiederholt darauf gedrungen haben (S. 154), dafs man das Luftmittel als vom Quellmittel abweichend
§71.
/ibweichungsgröfsen
der Luftmittel
von den Quellmitteln.
173
denken solle (und nicht das Quellmittel vom Luftmittel), wollen w i r diesen Grundsatz endlich einmal zur Anwendung bringen. Nun bilden die Quellroittel der einzelnen Jahre die 1. Reihe, die Luftmittel die 2. Reihe und die 3. giebt die Gröfse an, um welche das Luftmittel vom Quellraittel abwich.
Dec. 1 8 3 8 - 3 9 39-40 40-41 41-42 42-43 43-44 44-45
Qyelle
Luft
8°.66
7°.84 7. 36 7. 37
45-46 46-47
8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8.
60 29 72 63 61 44 64 56
9 Jahre
8. 5 7
8. 8. 7. 6. 9. 8.
34 56 81 91 75 10
8. 0 0
Abweichung des Luftmittels
— — — — — — — -+—
0°.82 1. 2 4 0. 9 2 0. 3 8 0. 0 7 0. 8 0 1. 5 3 1. 11 0. 4 6
— 0. 5 7
W i r finden, dafs in 8 Jahren unter 9 das Luftmittel sich beständig u n t e r das Quellmittel erniedrigte, aber in sehr verschiedenem Grade. Im 5. Jahre war die Luft nur 0°.07 kälter als die Quelle, im 2. und 7. Jahre ging die Erniedrigung bis 1°.24 und 1°.53. Im 8. Jahre trat der ungewöhnliche Fall ein, dafs das Luftmittel sich l ° . l t hoch über das Quellmittel erhob, ohne dafs das Quellmittel dieser Erhebung folgen konnte. W i r sehn, dafs das Quellmittel weder im 7. Jahre der Erniedrigung noch im 8. Jahre der Erhöhung des Luftmittels bedeutend nachgab. Es w a r im 7. Jahre nur 0°.13 niedriger als im 9jährigen Durchschnitt, im 8. Jahre nur 0°.07 höher als im 9jährigen Durchschnitt, während die Luft im 7. Jahre 1°.09 niedriger, im 8. Jahre aber i ° . 7 5 höher war als im 9jährigen Durchschnitt. Von einem zum andern Jahre bewegte sich das Quellmittel von 8 . 4 4 auf 8 . 6 4 (0°.20), das Luftmittel von 6.91 auf 9 . 7 5 (2°.84). Die grofsen Abweichungen des Luftmittels vom Quellmittel im 7. und 8. Jahre kamen also nicht etwa durch grofse Veränderungen des Quellmittels, sondern fast gänzlich durch die grofse Veränderlichkeit des Luftmittels zu Stande, und man fafst das Sachverhältnifs nur dann richtig a u f , wenn man das beharrlichere Quellmittel als das Erstgegebene und das veränderliche Luftmittel als das Zweitgegebene betrachtet. Hat man es mit einer Quelle wie die vorliegende zu thun, die aus Sandboden entspringt, so mufs man sich vorstellen, dafs die
174
§ 71. Der Verfasser sieht eine Umwälzung seiner Ansichten Itotnmen.
Temperatur der die Quelle speisenden Meteorwasser schon in der obersten Bodenschicht von etwa 2 - 3 Fufs Mächtigkeit sich mit der Temperatur des Bodens ausgleicht und von nun an, beim langsamen tiefern Hinabsinken, von der Bodenwärme vollständig bewältigt wird. Die Bodenwärme ist, wenn der Boden aus Sand besteht, eine träge, sich sehr langsam ändernde Gröfse. Die Quellwärme fallt aber bei den Quellen des Sandbodens (mit gewissen früher geltend gemachten Einschränkungen) mit der Bodenwärme zusammen. Fragen wir nun, wie es kommt, dafs die Boden- und Quellwärme bei Stralsund sich schon in einer Schicht von so geringer Mächtigkeit im 9jährigen Durchschnitt 0°.57 höher hält als die Luftwärme, so müssen wir dies Ergebnifs gröfstentheils der winterlichen Schneedecke zuschreiben, welche die Wärmeabgabe des Bodens an die Luft auf eine sehr wirksame Weise hemmt. Diese Betrachtungsweise scheint mir für die Quellen des Sandbodens die naturgemäfse, vom gesunden Menschenverstand geforderte zu sein. Bei den Marienberger Quellen ist mir eine ganz andere Betrachtungsweise als die naturgemäfse erschienen. Ich stand damals auf dem Standpunkte L. v. B U C H ' S und hielt die Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Luftmittel für bedingt durch die Regenverlheilung des Jahres. Jetzt sehe ich die Möglichkeit vor mir, mich von der BüCH'schen Ansicht ganz frei zu machen; ich werde im folgenden § versuchen, eine Betrachtungsweise aufzustellen, welche sowohl für die Quellen des Felsbodens als für die Quellen des Sandbodens Gültigkeit hat. Um mit der Stralsunder Quelle fertig zu werden, wiederhole ich kurz die Thatsachen, welche sich durch die Untersuchung derselben herausgestellt haben. Die Gesundbrunnenquelle bei Stralsund ist eine sehr oberflächlich entspringende Bodenquelle und aufserdem durch eine Leitung in ihrem Mittel dem Luftmittel ein wenig angenähert. Dessenungeachtet beträgt, 9jähriger Beobachtung zufolge, der Unterschied des kältesten und wärmsten Monates nur 3 ° . 1 5 , das Jahresmittel der Quelle hält sich durchschnittlich 0°.57 höher als das Luftmittel und die absolute Veränderlichkeit des Mittels war in den 9 Jahren nur 0 ° . 4 3 , während die absolute Veränderlichkeit des Luftmittels 2 ° . 8 4 , also das 6.60fache betrug; auch fielen das kälteste und wärmste Jahr der Quelle nicht zusammen mit dem kältesten und wärmsten Jahre der Luft.
$ 72. Die Vernachlässigung der Bodennärme
nird getadelt.
175
§ 7 2 . Der Verfasser befreit sich vollständig von der Bucü'schen Ansicht und giebt den rein meteorologischen Standpunkt auf. Folgerungen. Die Frage nach der Wärme der Quellen ist von Anfang a n , d. i. schon von ROEBUCK und H E B E R D E N , schief aufgefafst worden. Die Quellwärme ist nicht als ein selbstständigcr Gegenstand der Untersuchung hingestellt, sondern man hat sie von jeher auf die Luftwärme bezogen. Sind die Quellen ebenso warm wie die Luft, sind sie kälter als die Luft, sind sie wärmer als die Luft an demselben Orte, das ist der Gedanke, der sich beständig wiederholt, wenn von der Quellwärrae die Rede ist. BÜCH hat die Frage genommen wie er sie vorfand und sich eine Lösung ausgedacht, durch welche die absolute Höhe des Quellmittels durch Vermittelung eines Zwischengliedes abhängig erscheint von der absoluten Höhe des Luftmittels. Er wollte die Quellwärrae vom Standpunkte der Luftwärme aus durch Vermittelung der Regenvertheilung im Jahre erklären. Dieser Gedanke ist von mir schärfer gefafst und weiter ausgebildet worden, er hat auch durch die einzelnen JahrgäDge der Marienberger Beobachtungen einen blendenden Schein von Bestätigung erhalten. Das ganze Unternehmen, aus der Luftwärme die Quellwärme herleiten und endlich sogar berechnen zu wollen, ist aber e i n v e r f e h l t e s , in e i n e m I r r t h u m b e g r ü n d e t e s , weil bei diesem Unternehmen die B o d e n w ä r m e als selbstständige Gröfse gänzlich vergessen, weil dieselbe als gar nicht vorhanden angenommen ist. Ich habe schon S. 164 unten die Annahme gerügt, der ich von vornherein stillschweigend gehuldigt habe, dafs die mittlere Wärme der sogenannten rein meteorologischen Quellen und folglich auch die mittlere Bodenwärme ausschliefsüch meteorischen Ursprungs sei. Diese Annahme ist nicht zu rechtfertigen. W i r können gar nicht umhin, die Bodenwärme als eine selbstständige Gröfse anzuerkennen, die nicht allein durch atmosphärische Einwirkungen gemacht wird. Ich habe ferner in meiner Vorstellung zwei Dinge nicht unterschieden, deren Unterscheidung mir jetzt wesentlich nöthig zu sein scheint. Ueber den Plan der Untersuchung liest man Bd. I. S. 10 Folgendes: «Alle Veränderungen der Quellwärme sind meteorischen Ursprungs. Darüber sind Alle einig. Die Gesetze der Quellwärme können daher nur vom meteorologischen Standpunkte aus erforscht werden. Nach der alten Ansicht giebt es nur ein Meteor, welches die Veränderungen der Quellwärme hervorbringt: die Luftwärme.
176
§ 72. Zuerst ist die Veränderlichkeit
des Quellmitlels
tu
studiren.
N a c h d e r Bucii'schen A n s i c h t gicbt es 2 M e t e o r e , w e l c h e die V e r ä n derungen Wärrae zwar
der der
Quellwärme
in
soll die T e m p e r a t u r
Moment
sein,
hervorbringen:
die E r d o b e r f l ä c h e dafs v o n
der
die L u f t w ä r r a e
eindringenden
Meteorwasser
der Vertheilung
und
die und
Meteorwasser,
ein so
überwiegendes
der M e t e o r w a s s e r
im J a h r e
die A b w e i c h u n g s g r ö f s e des Quellmittels v o m Lufltmittel a b h ä n g t . « ist g a n z Quelle
richtig, im L a u f e
dafs alle V e r ä n d e r u n g e n , des J a h r e s
erfährt,
m ü s s e n , a b e r die mittlere Q u e l l w ä r m e
welche
meteorischen
Es
die W ä r m e
der
Ursprungs
sein
setzt sich d o c h n i c h t lediglich
z u s a m m e n a u s allen V e r ä n d e r u n g e n , w e l c h e im W ä r m e g r a d e der Quelle v o r g e h n , s o n d e r n es m u f s eine G r u n d l a g e v o r h a n d e n s e i n , an w e l cher
die V e r ä n d e r u n g e n
ist in
vorgehn.
der B o d e n w ä r m e
bekannten
von uns
Diese G r u n d l a g e
gegeben.
der
Die B o d e n w ä r m e
Quellwärme ist ( m i t den
sorgfältig untersuchten Abweichungen
s c h r ä n k u n g e n ) gleich d e r
und Ein-
Quellwärme.
W i e u n d w o d u r c h die A b w e i c h u n g s g r ö f s e des Quellmittels v o m L u f t m i t t e l ( o d e r vieiraehr
des L u f t m i t t e l s v o m Quellmittel)
in j e d e m
einzelnen J a h r e z u S t a n d e k o m m t , das l e r n t man e r s t , n a c h d e m
man
v o r h e r eine a n d e r e A r t v o n A b w e i c h u n g s g r ö f s e n k e n n e n g e l e r n t
hat.
D a s S t u d i u m dieser a n d e r n A r t v o n A b w e i c h u n g s g r ö f s e n e r f o r d e r t eine Reihe v o n J a h r e n , deren geringste Z a h l m a n w o h l a u f 5 mufs.
anschlagen
Man m u f s sich ein m e h r j ä h r i g e s Mittel der Quelle d u r c h B e o b -
a c h t u n g verschaffen u n d
die A b w e i c h u n g s g r ö f s e n der Mittel d e r ein-
zelnen J a h r e v o m m e h r j ä h r i g e n Mittel b e s t i m m e n .
Zugleich mufs man
die L u f t w ä r m e b e o b a c h t e n , um die A b w e i c h u n g s g r ö f s e n d e r einzelnen Jahre
vom
mehrjährigen
Mittel z u
erhalten.
Es
handelt
sich
also
d a r u m , die Gröfse d e r V e r ä n d e r l i c h k e i t des Quellmittels einerseits u n d des Luftmittels a n d r e r s e i t s noch
kennen
z u lernen.
einmal die E r g e b n i s s e a n s e h n ,
W i r wollen uns nun
die w i r d u r c h die
Beobachtung
d e r Mühlthalquelle in dieser B e z i e h u n g erhalten h a b e n . Abweichungen der einzelnen Jahre der Mühlthalquelle und der Luft vom 5jährigen Mittel. 5jähriges Quellmittel 1 0 ° . 0 7
.
öjähriges Luftmittel 9 ° . 4 1
Abweichung vom 5jährigen Mittel
1. J a h r 2. » 3. » 4. » 5. »
10°.02 10. 1 0 9. 9 4 10. 0 7 10. 2 5
— 0°.05 -+- 0 . 0 3 — 0. 13 0.00 -+- 0 . 1 8
Abweichung vom 5jährigen Mittel
1. J a h r 2. » 3. » 4. » 5. »
11°.22 8. 4 2 9. 39 9. 3 2 8. 72
+ 1°.81 — 0. 9 9 — 0.02 — 0. 0 9 — 0. 6 9
§ 72. Was der Regen erfahrungsmäftig
bewirken bann.
177
Absolute Veränderlichkeit des Mtihlthalquellmittels und des Luftmittels in den 5 Jahren. Quelle
Luft
W ä r m s t e s J a h r (5.) Kältestes J a h r
(3.)
Unterschied
10°.25
W ä r m s t e s J a h r (1.)
9. 9 4
Kältestes J a h r
0. 3 1
8. 4 2
Unterschied
W i r haben das 5jährige Mittel dieser Quelle = und
(2.)
11°.22 2.80
1 0 ° . 0 7 gefunden
die ganze Gröfse, um welche sich das Mittel in den einzelnen
5 J a h r e n veränderte, =
0°.3i.
Die Quelle sank in ihrem kältesten
J a h r e 0 ° . 1 3 unter das 5jährige Mittel hinab und erhob sich in ihrem wärmsten Jahre 0°.18 heiten,
über dasselbe.
F ü r die kleinen Verschieden-
welche die absolute Höhe des Quellraittels in den einzelnen
J a h r e n d a r b o t , oder f ü r die Abweichungsgröfse des Quellmittels eines gegebenen Jahres vom 5jährigen Mittel haben w i r
die E r k l ä r u n g in
den absoluten Regenmengen gewisser Monate gefunden. t u n g hat gelehrt,
dafs kleine Regenmengen
Die Beobach-
in Monaten
des kalten
u n d grofse Regenmengen in Monaten des warmen Drittels das Mittel über
das Gewöhnliche erhöheten
und dafs grofse Regenmengen
in
Monaten des kalten und kleine Regenmengen in Monaten des warmen Drittels das Mittel unter das Gewöhnliche erniedrigten.
Im Vergleich
mit der kleinen Veränderlichkeit des Quellmittels w a r die des L u f t mittels in den 5 Jahren sehr g r o f s ; sie b e t r u g 2 ° . 8 0 .
Im 1. J a h r e
w a r die Luft ungewöhnlich w a r m , das Mittel wich l ° . 8 i nach oben ab.
Im folgenden Jahre w a r das Mittel recht niedrig, es wich 0 ° . 9 9
nach unten ab u. s. w .
Das wärmste und das kälteste J a h r der Quelle
fielen nicht zusammen mit dem wärmsten und kältesten J a h r e der Luft. Kann man n u n noch von einer Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Luftmittel in den
einzelnen J a h r e n reden?
kann n u r noch von der Abweichungsgröfse Quellmittel
reden.
Nachdcm
man
Nein,
des L u f t m i t t e l s
die Beharrlichkeit
des
man vom Quell-
mittels und die grofse Beweglichkeit des Luftmittels kennen gelernt h a t , sieht man e i n , dafs die Abweichungen des Luftmittels vom Quellinittcl in den einzelnen J a h r e n zum bei weitem gröfsten Theile d u r c h die grofsen Abweichungen zu Stande k o m m t , die das Luftmittel des Jahres von seinem eigenen m e h r - oder vieljährigen Mittel macht.
Der
einzig richtige Ausdruck f ü r die Beziehung, welche in den einzelnen Jahren zwischen dem Luftmittel u n d dein Quellmittel aufgestellt w e r den k a n n , ist also folgender: u.
12
178
£
Die Quellrvärme identificirl
sich mit der
Bodentvärme.
Abweichung des Luftmiltels vom Quellinittel in jedem der 5 Jahre und im 5jährigen Durchschnitt. Slühlthalquelle
Luft
Abweichung
ir.22
1. J a h r
10°.02
-+-
1°.20
2.
»
10.
10
8.
42
—
1.
3.
»
9.
94
9.
39
—
0.
55
4.
»
10.
07
9.
32
—
0.
75
5.
»
10.
25
8.
72
—
1.
53
10.
07
9.
41
—
0.
66
5 Jahre
68
Im 1. J a h r e e r h o b sich das Luftmittel ungewöhnlicher W e i s e sehr hoch über das Quellmittel, in den
übrigen 4 Jahren s a n k es mehr
oder weniger unter das Quellmittel hinab.
Letzteres ist das g e w ö h n -
liche Verhalten, das Luflmittel sinkt regelmäßig unter das Quellmittel hinab.
Siebe auch Bd. I. S. 4 2 7 .
W o h e r kommt es aber, dafs die Quellwärme im Jahresmittel so wenig der
beweglich
sich
ist?
Das kommt
von der B o d e n w ä r m e ,
die Quellwärme identificirt.
Alle Meteore,
mit welche
zur Speisung der Quelle l e i t r a g e n , gleichen (abgesehn von bekannten A u s n a h m e n , deren W i r k u n g sich übrigens auch in den Jahresmitteln ausgleicht) beim Durchsinken durch den Boden ihren W ä r m e g r a d mit den W ä r m e g r a d e n wasser
wird
Quellwärme
der Bodenschichtcn
gleich
der
Bodenwärme.
Das
Jahresmittel
k a n n nicht v e r ä n d e r l i c h e r sein
resmittel der B o d e n w ä r m e Wir
a u s , die W ä r m e der Meteor-
können
als das
der Jah-
ist.
die hergebrachte Meinung,
die ich bis gegen das
Ende des § 2 8 unbedenklich festgehalten h a b e , dafs das Quellmittel sich durch Vermittelung der Regenvertheilung im Jahre vom Luftmittel ableiten lasse, nun
endlich ganz abschütteln.
Dieser Meinung liegt
wieder einmal eine stillschweigend gemachte Voraussetzung zum Grunde, nämlich die j e t z t weglichkeit
als irrig erwiesene Voraussetzung,
dafs
d e s Q u e l l m i t t e l s s e h r g r o f s sei.
1. Beobachtungsjahr in Marienberg wirklich erwiesen,
die
Be-
Hat denn das dafs das V o r -
herrschen des Regenantheils des kalten Drittels das Mittel der Mühlthalquelle 1 ° . 2 0 u n t e r das Luftmiltel h i n a b d r ü c k t e ? Hat das 2 . Beobachtungsjahr erwiesen,
dafs das Vorherrschen des Regenantheils des
warmen Drittels das Mittel der Mühlthalquelle 1 ° . 6 8 über das L u f t mittel hinauftrieb u. s. w . ?
Keineswegs ist diese ganz oberflächliche
Vorstellung d u r c h j e n e Beobachtungen
erwiesen.
Die
Beobachtung
§ 72. Die Veränderlichkeit d. Quellmittels ist in Wirklichkeit sehr klein.
179
hat gelehrt, dafs im 1. Jahre bei der gegebenen Luftwärme und den gegebenen Regenmengen der einzelnen Monate das Quellmittel 0°.05 unter seiner gewöhnlichen Höhe blieb; ferner dafs im 2. Jahre bei der gegebenen Luftwärme und den gegebenen Regenmengen der einzelnen Monate das Quellmittel sich 0 ° . 0 3 über seine gewöhnliche Höhe erhob u. s. w. in den folgenden Jahren. Die Meteore, ich meine die Lufttemperatur und die Regentemperatur, w a r e n a l s o n u r im S t a n d e , s e h r k l e i n e B e w e g u n g e n im Q u e l l m i t t e l h e r v o r z u b r i n g e n . Das Quellmittel blieb sich nahezu gleich, während das Luftmittel ziemlich grofse Sprünge machte. Die grofse Veränderlichkeit des Luftmittels bewirkte nun in den verschiedenen Jahren grofse Abweichungen des Luftmittels vom Quellmittel theils nach oben theils nach unten 1 ). D a s i s t d a s w i r k l i c h e E r g e b n i f s d e r v o r urteilsfreien, nüchternen Beobachtung. Ich betrachtete aber damals, als ich das VII. Kapitel ausarbeitete, meine Beobachtungen nicht vorurtheilsfrei, sondern durch die Brille der Bocu'schen Ansicht. Was BUCH vermuthet hatte, traf ja zu. In einem Jahre mit vorherrschendem Winterregen war die Quelle bedeutend kälter als die Luft gefunden, in den übrigen Jahren herrschte die Sommerregenmenge vor und die Quelle war wärmer als die Luft gefunden (I, 95. 97. 100). Es war nicht erwiesen, dafs der Ueberschufs des Winterregens das Quellmittel unter das Luftmittel erniedrigt hatte, es war auch nicht erwiesen, dafs der Ueberschufs des Somraerregens das Quellmittel über das Luftmittel in die Höhe trieb. Es sah aber doch bei oberflächlicher Betrachtung so aus, und die Thatsache, dafs die BucH'sche Vermuthung (zufällig) eingetroffen w a r , hemmte zeitweilig das weitere Nachdenken. Nun kam noch hinzu, dafs ich auf jenes seltsame Zahlenverhältnifs stiefs, welches ich die Marienberger Formel genannt habe. Dies schien eine neue, wenn auch unbegreifliche, Bestätigung der Bucu'schen Ansicht zu sein. Mehr als alles andere hat mich aber damals der Umstand in dem BUCH'schen Irrthum befestigt, dafs das ungewöhnlich warme Jahr December 1 8 4 5 - 4 6 zugleich ein Jahr mit vorherrschendem Winterregen war. ') W i r kennen nun schon durch Beobachtung 3 F ä l l e , in denen das L u f t miltel sich bedeutend dadurch über das Quellmittel erhob, dafs es sich über sein eigenes vieljähriges Mittel erhob. 1) Die Mühlthalquelle im Jahre Dec. 1 8 4 5 - 4 6 , A b w e i s u n g des Luftmittels vom Quellmittel + 1°.20. 2) Die Gesundbrunnenquelle lei Stralsund in demselben J a h r e , Abweichung des Luftmittels + l ' . l l . 3) Die Quelle A bei Colinton im Jahre Milte August 1 8 2 7 - 2 8 , Abweichung des Luftmittels + 1».34. 12*
ISO
§ 72- Warum
diese Wahrheit
in Marienberg
unerkannt
blieb.
W ä r e in M a r i e n b e r g ein sehr w a r m e s J a h r mit v o r h e r r s c h e n d e m S o m merregen v o r g e k o m m e n , so w ä r e der I r r t h u m , welcher der ßucii'schen Meinung
zum G r u n d e
liegt,
änderlich
ist,
ans
sogleich
dafs nämlich das Quellmittel sehr verLicht getreten.
Wir
haben
in G o s p o r t
eines der berühmteil w a r m e n J a h r e mit vorherrschendem ß e g e n a n t h e i l des
w a r m e n Drittels g e f u n d e n .
Das J a h r December 1 8 2 1 - 2 2
hatte
d o r t 1 2 ° . 3 7 u n d das Jahresmittel lag 1 ° . 4 1 h ö h e r als d a s 1 0 j ä h r i g e Mittel.
In diesem J a h r e blieb
der Regenantheil
u n t e r 3 3 '/ 3 */» > der Regenantheil 37.37%,
also g u t 3 %
des w a r m e n
mehr als 3 3 ' / , .
des kalten Drittels
Drittels
betrug
aber
Hätte ein solches Verhält-
n i s in M a r i e n b e r g im 1. B e o b a c h t u n g s j a h r e s t a t t g e f u n d e n oder s t a t t finden
können,
so w ä r e die BucH'sche V o r a u s s e t z u n g ,
Quellmittel sich h ö h e r lässig
durch
dafs nun das
als das Luftmittel stellen w ü r d e ,
die B e o b a c h t u n g
widerlegt
worden.
ganz z u v e r -
Die
Erwartung,
dafs das Quellmittel sich noch ein p a a r Zehntel ü b e r 1 1 ° . 2 2 würde,
hätte sich
als völlig irrig
erwiesen:
denn
das
erheben
Quellmittel
w ü r d e sich höchstens n u r e t w a 0 ° . l ü b e r die g e w ö h n l i c h e H ö h e von 10°.07
erhoben
haben.
Da
aber
in
dem
ungewöhnlich
warmen
1 . J a h r e der W i n t e r r e g c n v o r h e r r s c h t e ,
so blieb d e r I r r t h u m , d e r in
der
grofsen
stillschweigenden
Quellmittels
liegt,
Rechnungen
und
Annahme
einer
unaufgedeckt.
Veränderlichkeit
Derselbe I r r t h u m
der schematischen F i g u r
des
liegt auch
zum G r u n d e ,
den
welche ich
im I. Bande S . 4 3 3 - 4 4 0 u n t e r der Ueberschrift »Verhalten der nichtperiodischen W ä r m e v e r ä n d e r u n g e n
der Mühlthalquelle g e g e n ü b e r
den
nichtperiodischen W ä r r a e v e r ä n d e r u n g e n der L u f t « gegeben habe.
S.436
h a b e ich b e h a u p t e t , das Quellmittel w ü r d e im 1. J a h r e 1 1 ° . 2 2 +
0°.66
=
1 1 ° . 8 8 b e t r a g e n h a b e n , w e n n in diesem J a h r e die R e g e n v e r t h e i l u n g
dieselbe gewesen w ä r e w i e im 5jährigen D u r c h s c h n i t t u. s. w . in den folgenden J a h r e n .
Diese B e h a u p t u n g k a n n man n u r aufstellen, w e n n
man dein Quellinittel (das Quellmittel
eine beliebige Gröfse der B e w e g u n g zuschreibt
mufs d a n n g r a d e so beweglich sein w i e
das L u f t -
mittel), u n d letzteres k a n n m a n w i e d e r u m n u r dann t h u n , w e n n m a n aufser Acht läfst, dafs die B o d e n w ä r m e als eine selbstständige Gröfse anzuerkennen i s t , dafs die Quellwärme sich mit der B o d e n w ä r m e identificirt u n d dafs folglich das Quellmittel nicht veränderlicher sein k a n n als das Mittel der B o d e n w ä r m e .
Endlich ist die n a t u r w i d r i g e A n n a h m e
von der grofsen Beweglichkeit des Quellmittels auch zum Vorschein g e k o m m e n in den V e r s u c h e n , die ich g e m a c h t h a b e ,
nach der Marien-
b e r g e r F o r m e l in a n d e r n Gegenden die A b w e i c h u n g s g r ö f s e des Quellmittels vom Luftmittel z u berechnen (Gosport. Berlin).
§ 72. Der Verfasser sagt sich von der Bvcn'scAen Ansicht los.
J8I
Es ist dem Leser bekannt, dafs ich schon im I. Bande mich nicht blind der Betrachtung der Dinge vom BucH'schen Standpunkte aus hingegeben habe. Ich habe aber meine Zweifel durch eine speculative Untersuchung selbst wieder beschwichtigen zu können gemeint (§ 29). Durch KÄMTZ' Darstellung war die BucH'sche Ansicht bei den Meteorologen populär geworden. Vielleicht ist es auch förderlich für das Verständnifs meines Buches, dafs der grofse Vorrath der von mir beschafften neuen Beobachtungen erst einmal von dem hergebrachten Standpunkte aus dargestellt und übersichtlich geordnet worden ist. Hätte ich mich nicht so fest in die BucH'sche Meinung verrannt geh a b t , so mufste ich wenigstens nach Beendigung der 5 Maricnberger J a h r e , sobald ich mir die Abweichungen der einzelnen Jahresmittel der Mühlthalquelle und der Luft vom 5jährigen Mittel in einer Uebersicht vorlegte, das Sachverhältnifs durchschauen. Ich habe es leider erst jetzt begriffen, nachdem ich mir von einer zweiten Quelle, der Stralsunder, die entsprechenden Uebersichten (S. 171 und 173) vor Augen gelegt hatte. Ich s a g e mich nun h i e r m i t f ö r m l i c h v o n d e r T h e i l n a h m e a n d e r B u c H ' s c h e n A n s i c h t l o s . Versicherungen, wie sie im I. Bande vorkommen, z. B. S. 14. »Ich glaube die BucH'sche Ansicht, dafs die Abweichungs»gröfse des Quellinittels vom Luftmittel von der Regenvertheilung »in der Jahresperiode abhängen müsse, wenigstens für meinen »Beobachtungsort Marienberg im Rheinischen Grauwackengebirge »als vollständig richtig erwiesen zu haben« und die fast wörtliche Wiederholung dieser Behauptung auf S. 5 1 9 sind das Ergebnifs einer vorurtheilsvollen und oberflächlichen Betrachtung und ich nehme sie, da ich zu reiferer Einsicht gekommen bin, zurück. Ich gestehe auch, dafs mir die Marienberger Formel keinen Eindruck mehr macht. Da sie wie eine Zauberformel auftritt, ich meine da sie unbegreiflich ist, so kann sie auf Geltung in der W i s senschaft keinen Anspruch machen. Ich halte dieses Zahlenverhältnifs für ein neckisches Spiel des Zufalls, das man auf sich beruhen lassen mufs. W i r müssen noch einige Bemerkungen hinzufügen, um uns recht deutlich zu machen, wie gründlich und vollständig der Standpunkt, von welchem der ganze I. Band gearbeitet ist, überwunden ist. Ich habe den Versuch gemacht, die Temperaturverhältnisse der Quellen vom meteorologischen Standpunkte aus zu ordnen, auf den BUCH sich und mich gestellt hatte, und mich schon auf dem Titel zu diesem
182
§72. Die Quellwärme läfst sich nicht durch Abteilung finden,
Standpunkte bekannt. Nachdem ich die Untersuchung in dieser Richtung sowohl für die Quellen des Felsbodens als für die des Sandbodens so ziemlich durchgeführt habe (sie ist wenigstens für beide Arten von Quellen so weit gediehen, dafs man absehn kann was sie leistet), so stellt sich nun heraus, dafs eine unerklärte Gröfsc übrig bleibt: die Bodenwärrae, mit welcher die Quellwärine sich idcntificirt. Indem w i r dies aussprechen, erklären wir unsern bisherigen Standpunkt für bereits aufgegeben. Die Temperaturverhältnisse auch der oberflächlichen Quellen lassen sich aus atmosphärischen Elementen allein nicht construiren. Die Ouellwärme wird nicht in der Atmosphäre gebildet, sondern im Boden; wir verlassen daher den Standpunkt in der Atmosphäre und müssen uns von jetzt an in den Boden, oder vielmehr in die Quelle selbst versetzen. Die Gedankenverbindung, welche uns zur Aenderung unseres Standpunktes nöthigte, ist folgende. Der Boden reicht unserer Begriffsbestimmung zufolge bis zur Ebene von unveränderlicher Temperatur. Die Annahme, dafs die Temperatur des ganzen Bodens auch in der Höhe des Mittels von meteorischen Einwirkungen gebildet werde und dafs die Wirkung der Eigenwärme des Erdkörpers erst von der unveränderlichen Ebene abwärts plötzlich anfange, diese Annahme ist eine willkürliche, gar nicht zu rechtfertigende. Die Erdwärme mufs zur Bildung der Bodenwärme mitwirken und zwar, j e tiefer der Punkt im Boden liegt, desto mehr. Da die Bodenwärme durch Einwirkungen von zwei Seiten h e r , von unten und von o b e n , gebildet w i r d , w i r aber bis jetzt nicht haben ermitteln können, wie viel auf die Einwirkung von unten kommt, so sind wir bis auf Weiteres genöthigt, die Bodenwärme als eine gegebene selbstständige Gröfse anzuerkennen. D i e s e l b e S e l b s t s t ä n digkeit müssen w i r aber der Q u e l l w ä r m e zuerkennen, w e i l die Q u e l l w ä r m e s i c h mit der B o d e n w ä r r a e i d e n t i f i c i r t . W i r müssen behaupten, dafs die Erdwärrae, welchc in der Bodenwärme enthalten ist, zur Bildung der Höhe des Mittels der Quellwärrae beiträgt. Nachdem wir dies eingeräumt haben, dafs nämlich die Höhe des Mittels der Quellwärme nicht von den Meteoren allein gebildet w i r d , so tritt nun im Uebrigen die meteorologische Untersuchung in ihr volles Recht ein, denn alle periodischen Wärmeveränderungen der Quellen sind Wirkungen von Meteoren. Nun treten zwei Fälle ein. E n t w e d e r die Quelle entspringt aus Sandboden. Dann scheint die Luftwärme das einzige Meteor zu sein, welches, indem es die Bodenwärrae verändert, auch die Quellwärme verändert. Dieser Fall ist der einfachere. O d e r die Quelle entspringt aus Fels-
weil sie einen unbekannten Antheil Erdwärme enthält.
Jg3
boden. Dann bewirkt nicht allein die Luftwärme, sondern auch der Wärmegrad der Meteorwasser Wärmeveränderungen in der Quelle und im Boden. Dieser Fall ist der zusammengesetztere; wir haben in Marienberg und in Gräfenberg Gelegenheit gehabt ihn zu beobachten und zu zergliedern und ich darf diese Zergliederung auch noch jetzt ftir ein brauchbares Stück Arbeit halten. Der Unterschied unserer frühern und unserer jetzigen Ansicht ist also dieser. Früher nahinen wir a n , Quell- und Bodenwärme würden lediglich durch die Ginwirkung der Meteore gebildet und die Quellwärme sei eine abhängige, durch Rechnung aus der Luftwärme abzuleitende Gröfse. Jetzt erkennen wir an, dafs die Boden wärme, die Luftwärme und die Temperatur der Meteorwasser zur Bildung der Quellwärme zusammenwirken, und nennen die Quellwärrae insofern e i n e s e l b s t s t ä n d i g e G r ö f s e , als es nicht möglich ist, sie durch Rechnung aus andern bekannten Gröfsen abzuleiten. Die Bodenwärme nämlich, in welcher ein Antheil Erdwärrae steckt, ist für uns noch keine bekannte Gröfse. So lange wir von der Bodenwärme nicht mehr wissen, können wir die Quellwärroe nicht construiren. W i r müssen die Quellwärme also als etwas Gegebenes selbstständig iur sich untersuchen und sie in die erste Linie stellen, die Luftwärme in die zweite. Ich freue mich, dafs ich noch Zeit und Kraft gehabt habe, die Irrthümer, die ich so eifrig gepflegt hatte, rait eigener Hand auszurotten. Es war hohe Zeil: denn meine Kräfte sinken rasch und ich werde wenig mehr schreiben (Ende August 1 8 5 4 , das Folgende im September). Folgerungen. Es drängen sich mir noch einige weitere Folgerungen auf, welche ausgesprochen sein wollen. Mit dem Begriff der rein meteorologischen Quellen ist es nun rein aus. W i r können nicht umhin anzunehmen, dafs in jedem Quellraittel, und wenn die Quelle noch so oberflächlich verläuft, ein, wenn auch noch so kleiner, Antheil Erdwärme steckt. Müssen wir dies annehmen, so ist nicht abzusehn, was uns die Unterscheidung von rein meteorologischen und meteorologisch-geologischen oder, wie ich sie in § 7 0 nannte, von Bodenquellen und Geotherraen noch ferner nützen soll (dies ist schon S. 165 bemerkt). Es ist ferner nicht a b z u s t b n , was uns die begriffsmäfsige Abtrennung des Bodens vom Erdinnern noch ferner nützen soll. Bodenwärme und Erdwärme bilden
184
§ 72. Ueberall im nSrdl. Europa sieht die Erdwärme im Mittel
für a n s jetzt keifcn qualitativen Gegensatz mehr '). W i r werden also alles Erdwärme nennen müssen. Die Erdwärme fängt unmittelbar unter der Erdoberfläche an. Bis zu einer gewissen Tiefe erleidet die Erdwärme Veränderungen im Umlauf des Jahres in Folge atmosphärischer Einwirkungen, weiter hinab hört die periodische Schwankung ganz auf. Die Erdwärme nimmt im Jahresmittel zu mit der Tiefe und zwar schon unmittelbar von der Erdoberfläche an. In 6 ' Tiefe unter der Erdoberfläche ist die Mittelwärme höher als in 3 ' Tiefe. Die Wärmezunahme der Erde setzt sich über die unveränderliche Ebene hinab bis zu einer ungemessenen Tiefe fort. Und die Quellen? W a s hat die nüchterne Beobachtung an denjenigen Quellen gelehrt, die wir bis jetzt in diesem Buche geprüft haben? Die Beobachtung in Marienberg hat folgende Reihe 5jähriger Mittel geliefert. In dieser Reihe ist nur die Temperatur der höher gelegenen Michelsquelle durch eine wahrscheinliche Rechnung auf die Meereshöhe der 4 übrigen Quellen zurückgeführt (I, 3 0 5 und 511). Die übrigen 4 Quellen entspringen in gleicher Meereshöhe und diese Höhe weicht von der Höhe des Beobachtuogsortes für die Luftwärme so wenig a b , dafs die Mittel der Quellen mit dem Luftmittel unmittelbar vergleichbar sind ( I , 7 0 ) . Die Temperatur der Michelsquelle kann aber auch ganz wegfallen, ohne dafs die Beweiskraft der Reihe geschwächt wird. 5jährige Mittel
Luft. Michelsquelle (red.) Hafsborn . . . Mühlthalquelle Luisenquelle . . Orgelborn . . .
9°.41 9. 7 4 9. 8 8 10. 0 7
11. 16 11. 4 2
W i r haben uns im I. Bande klar gemacht, dafs das Jahresmittel nicht die Mittelwärme einer bestimmten Erdtiefe angiebt, sondern die mittlere jährliche Durchschnittswärme derjenigen Erdschicht, welche die Meteorwasser durchsunken und durchlaufen haben, um als Quelle ') W i r definiren natürlich nach wie vor den Boden als die E r d k r u s t e , soweit periodische W ä r m e v e r ä n d e r u n g e n
in derselben v o r g e h n ; w i r schreiben
aber der
m i t t l e m Durchschnittswärme dieser K r u s t e nicht mehr einen ansschliefslich atmosphärischen U r s p r u n g z u . W i r werden u n s auch in Z u k u n f t noch der B e n e n n u n g »Bodenquellen« bedienen d ü r f e n , verstehn aber darunter weiter nichts als Quellen, welche ganz innerhalb der E r d k r u s t e von veränderlicher T e m p e r a t u r verlaufen.
schon dicht unier der Oberfläche höher als die Luflwärme.
185
wieder hervorzukommen. W i r haben ferner durch eine eingehende Untersuchung der Oertlichkeit der Quellen gezeigt, dafs die Schicht der Michelsquelle die dünnste ist und dafs die Schicht der übrigen Quellen an Mächtigkeit zunimmt in der Reihenfolge, in welcher die Quellen aufgeführt sind (I, 330 und 345). W A H L E N B E R G hat schon aus den Beobachtungen seiner 3 Quellen bei Upsala gefolgert, dafs die Quellen desto wärmer sind, je tiefer sie hervorkommen. Ich habe diesen Satz nur im Ausdruck berichtigt (die Quellen sind desto wärmer, j e dicker ihre Schicht ist), in der Sache aber durch meine Beobachtungen bestätigt'). — Da nun die Beobachtung der Quellen bei Upsala und Marienberg gelehrt hat, dafs das Mittel einer Quelle desto höher ist, je mächtiger ihre Schicht ist oder, um den gangbaren etwas ungenauen Ausdruck zu gebrauchen, je tiefer unter der Oberfläche das Wasser hervorkommt, so ist durch Quellwärmebeobachtungen bestätigt, was wir schon anderweitig über die Erdwärrae wissen, dafs sie mit der Tiefe zunimmt. Und wie verhält sich die mittlere Luftwärrae ira mehr- oder vieljährigen Durchschnitt zu der mittlem Wärme der Quellen? Die Beobachtungen, welche wir bis jetzt durchgenommen haben, gehören alle dem nördlichen Europa an, sie reichen nur bis zu 50° Br. (Marienberg) herab. In Marienberg war die Luftwärme ira 5jährigen Durchschnitt noch 0°.33 niedriger als das Mittel der äufserst oberflächlichen Michelsquelle und 0°.47 niedriger als das des Hafsborn. — Ueber die Quellen bei Colinton ist Folgendes zu bemerken. Das 20jährige wahre Luftmittel bei Edinburg in 2 2 5 ' Meereshöhe ist 8°.18. Die Quelle A kommt in 344', die Quelle B in 2 4 8 ' Höhe über Hochwasser bei Springfluthen hervor. Das vieljährige Luftmittel für die beiden Quellen wird also niedriger sein als 8°. 18. In dem warmen Jahre Mitte August 1 8 2 7 - 2 8 w a r das Mittel der Quelle A 8°.70, das der Q u e l l e t 8°.74. Das Luftmittel ist also im vieljährigen Durchschnitt etwa 0°.7 niedriger, als das Mittel der Quellen in dem genannten warmen Jahre war. — Die alleroberflächlichste Quelle bei Upsala hatte ira Jahre Decerober 1 8 0 9 - 1 0 5°.58. Das Luftmittel Tür Upsala ist allerhöchstens zu 5 ° . l anzunehmen, es ist also noch 0°.5 niedriger. — Bei Stralsund haben wir im vorigen § gesehn, dafs im 9jährigen Durchschnitt das Luftraittel noch 0°.57 niedriger w a r als das Mittel der ungemein oberflächlichen Quelle. — Bei Potsdam und Berlin fanden ') Alle übrigen bis j e t z t besprochenen Beobachtungen beweisen diesen Satz nicht g a n i streng.
Auf die P o t s d a m e r Quellen haben w i r denselben als einen
bereits bekannten angewendet.
186
f
Erinnerung an eine wichtige meteorische Einwirkung.
wir die kälteste Quelle, den Gesundbrunnen, 9°.59 warm und das vieljährige Luftmittel 8 ° . 7 6 , also 0™.83 niedriger. — In den beiden folgenden §§ werden wir auch bei Königsberg und in Warschau die Erfahrung machen, dafs die Luft entschieden kälter ist als die Quellen. Ueberall im nördlichen E u r o p a , wo wir die Wärme der Quellen und der obersten Erdschicht untersucht haben, haben wir also die Quell- und Erdwärme höher gefunden als die Wärme der auf der Erdoberfläche ruhenden Atmosphäre. Es ist nun aber grade an dieser Stelle sehr wichtig, dafs wir uns der S. 1 5 4 - 1 6 3 vorgenommenen Zusammenstellung erinnern, aus welcher deutlich hervorgeht, dafs die Gröfse, um welche die Quellwärme die Luftwärme übertrifft, im nördlichen Europa nicht an allen Orten dieselbe ist, sondern in der Richtung von Südwest gegen Nordost zunimmt (natürlich stets unter der Voraussetzung, dafs die Quellen an den verschiedenen Orten aus Erdschichten von gleicher Dicke hervorkommen). Es leidet nicht den geringsten Zweifel, dafs das Wachsen des Ueberschusses in dieser Richtung gröfstentheils eine meteorologische Ursache h a t , nämlich die in derselben Richtung wachsende Dauer des Winterfrostes und der Schneedecke. Alles was wir zugegeben haben ist, dafs der Ueberschufs des Quellmittels über das Luftmittel auch bei den oberflächlichen Quellen zu einem ganz kleinen Theile wohl geologischen Ursprungs sein müsse. In jedem der Quellmittel, die wir im Vorstehenden angeführt haben, mag ein kleiner Antheil Erdwärme stecken. Das ist meine jetzige Meinung über die bis jetzt studirten Quellen. Folgt nun aus dieser Meinung, dafs überall auf der Erde die mittlere Quellwärme wenigstens etwas höher liegen müsse als das vieljährige Luftmittel, dafs unter keinem Himmelsstrich eine gewöhnliche Quelle ebenso kalt sein könne wie die L u f t , geschweige denn kälter? Ich verwahre mich gegen diese und alle weitern Folgerungen. Es könnte sich doch wohl ereignen, dafs der kleine Antheil E r d w ä r m e , den ich in unsern nordeuropäischen Quellen gutwillig anerkanDt h a b e , in Ländern , w o es gar keinen Winterfrost und gar keine Schneedecke giebt und wo aller Regen in den kältern Monaten fallt, von diesen meteorischen Momenten überwältigt würde. Aber auch dies wage ich nicht mit Zuversicht zu behaupten. Prophezeien darf n u r , w e r ein allein und allgemein richtiges Princip besitzt. Im I. Bande war ich in dem guten Glauben, ein solches zu besitzen, deshalb prophezeiete ich. Jetzt verzichte ich auf alles Vorhersagen. Man schaffe Beobachtungen, aber gute und vollständige, aus denen sich etwas schliefsen läfst, dann w e r den wir oder Andere eine naturgemäfse Erklärung aufzustellen versuchen.
§72. Die Annäherung
d. Quellmiltels durch oberfl. Verlauf fällt weg.
187
Es wird uns erst nach und nach klar, wieviel wir mit der Marietiberger Begriffsbestimmung und Eintheilung der Quellen aufgegeben haben. Es giebt für uns n u n , auch aus Felsboden, keine Normalquelle mehr, die als Maafs für die übrigen dienen könnte. W i r unterscheiden nur noch Quellen aus dünnern und Quellen aus dickern Erdschichten. Hiermit fällt auch für die Quellen aus Felsboden die Vorstellung der Annäherung eines Qucllraittels an das Luftmittel durch o b e r f l ä c h l i c h e n V e r l a u f weg. Die oberflächlichsten Quellen sind die kältesten, das Jahresmittel derselben ist aber kein entstelltes zu nennen. Nur wenn es eine g e s e t z l i c h e G r ö f s e des Abstandes des Quellmittels vom Luftmiltel gäbe (wie es nach der Marienberger Theorie der Fall war), nur dann könnte man das Mittel einer oberflächlichem Quelle ein durch Annäherung an die Luftwärme entstelltes nennen. Es bleibt also f ü r alle Quellen ohne Unterschied nur die k ü n s t l i c h e E n t s t e l l u n g des Mittels übrig, durch Leitung und Fassung. Im I. Bande S. 3 4 6 haben wir die nach den damaligen Voraussetzungen richtige Vorschrift gegeben, man dürfe, wenn man die Quellmittel von verschiedenen Orten mit einander vergleichen wolle, nur rein meteorologische unentstellte Mittel, oder Mittel deren Annäherung an das Luftmitlei gleich grofs sei, zur Vergleichung verwenden. Der Gedanke, welcher dieser Vorschrift zum Grunde liegt, ist und bleibt richtig, es ist der Gedanke, dafs alle Vergleichung der Höhe der Quellraittel von verschiedenen Orten stets im klimatologischen Interesse unternommen wird. Man will wissen, inwieweit das von dem Klima des Ortes A verschiedene Klima des Ortes B verändernd auf das Quellmittel an dem Orte B gewirkt hat. Da wir nun wissen, dafs an einem und demselben Orte die Quelle aus der dickern Erdschicht wärmer ist als die Quelle aus der dünnern Erdschicht, so hat unsere Vergleichung der Quellmittel von verschiedenen Orten nur dann einen Sinn, wenn die Quellen aus Schichten von gleicher Mächtigkeit hervorkommen. Dies ist unsere Grundregel. Es wird ferner rathsam sein, dafs man im Allgemeinen den oberflächlichem Quellen beider Orte den Vorzug gebe vor den tief hervorkommenden. Die oberflächlichen Quellen sind überall v o r h e r r s c h e n d k l i m a t i s c h e , die tiefern ü b e r w i e g e n d g e o l o g i s c h e . Diese Benennungen sind allgemein verständlich. Je oberflächlicher eine Quelle hervorkommt, desto geringfügiger ist der Antheil E r d w ä r m e , den ihr Mittel enthalten k a n n , desto ausschliesslicher ist die Höhe des Mittel das Erzeugnis des Klimas des Ortes. J e tiefer eine Quelle hervorkommt, desto mehr ist ihr Mittel durch die Erdwärme erhöht. Will man die
§72.
18S Quellmittel
Neue Eintheilung
von verschiedenen Orten
der mit
Quellen. einander
vergleichen,
wähle man also 2 Quellen, die nicht zu tief hervorkommen.
so Un-
erläfslich ist aber unter allen Umständen, wenn die Vergleichung ein streng richtiges Ergebnifs liefern soll, dafs die Schichten beider Quellen gleiche Mächtigkeit haben.
Der u n s verloren gegangene qualita-
tive Gegensatz der rein meteorologischen gischen
Quellen
bat
also durch
Gegensatz der v o r h e r r s c h e n d
den,
und meteorologisch-geolo-
allerdings n u r
k l i m a t i s c h e n und
g e o l o g i s c h e n Quellen seinen Ersatz g e f u n d e n 1 ) . berger Quellen müssen w i r den Hafsborn u n d
quantitativen, überwiegend
Von den Marien-
die Michelsquelle, die Hirschkopfquelle,
die Mühlthalquelle zu den vorherrschend
tischen zählen, den Orgelhorn
klima-
mit der Luisenquelle und den Salz-
brunnen zu den überwiegend geologischen. Es läfst sich nicht in Abrede stellen, dafs die Berücksichtigung der Kegenvertheilung f ü r die E r f o r s c h u n g der Temperaturverhältnisse der Quellen ü b e r h a u p t nicht mehr den Grad von Wichtigkeit hat, den w i r derselben im ganzen I. Bande u n d noch im XIII. u. X I V . Kapitel beigelegt haben.
Denn unsere alte M e i n u n g , dafs die A b w e i c h u n g s -
gröfse des Quellmittels vom Luftraittel des Jahres vertheiluDg bedingt w e r d e ,
durch die Regen-
hat sich nicht allein f ü r die Quellen des
Sandbodens, sondern jetzt, in Folge der richtig verstandenen Marienberger Beobachtungen, auch f ü r die Quellen des Felsbodens als irrig erwiesen').
Indefs dürfen w i r das Marienberger Ergebnifs auch nicht
garzusehr verallgemeinern.
Unser Beobachtungsort liegt in der Zone
des beständigen Regens (§ 13).
F ü r diese Zone haben die sehr sorg-
fältigen Beobachtungen an der MühUhalquelle allerdings erwiesen, dafs der Regen in den einzelnen Jahren h ö c h s t e n s nur die kleinen A b weichungsgröfsen
der einzelnen Jahresmittel vom Gewöhnlichen d. i.
') Die vorherrschend klimatischen Quellen w ü r d e n ebenso richtig » v o r h e r r schend meteorologische* genannt w e r d e n , die Benennung »vorherrschend klimatische oder klimatologische« ist aber bezeichnender, weil w i r unter Klima den Inbegriff der meteorologischen Erscheinungen v e r s t e h n , wie er dem gegebenen Orte e i g e n t ü m l i c h ist. ' ) In § 70 w a r ich freilich zu der Einsicht gekommen, dafs bei den Quellen des Sandbodens die Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Laftmittel von der Regenvertheilung des J a h r e s garniebt a b h ä n g t ; ich war damals aber noch fest der Meinung, dafs die Quellen des Felsbodens sich in dieser Abhängigkeit befänden. E r s t in diesem § haben w i r den F o r t s c h r i t t gemacht, zu erkennen, dafs bei den Quellen des Felsbodens ebensowenig wie bei denen des Sandbodens die Abweichungsgröfse des Quellmittels vom L u f t m i t t e l durch die Regenvertheilung des J a h r e s gebildet wird.
§ 72. Die Regenvertheilung istjetit viel gleichgültiger. vom vieljährigen Mittel h e r v o r b r i n g e n
kann.
189
W i r wollen uns nicht
beeilen, dies E r g e b n i f s a u c h auf die Zone des entschiedenen
Winter-
regens auszudehnen, weil a u s dieser Zone B e o b a c h t u n g e n nach Marienb e r g e r A r t nicht vorhanden sind.
F ü r ganz Mitteleuropa ist j e d o c h
das an der Mühlthalquelle erhaltene Ergebnifs niafsgebend, dafs nämlich, w e n n die Quelle aus Felsboden, und nicht z u tief h e r v o r k o m m t , der R e g e n in üben
den einzelnen J a h r e n
kann.
Kommt
aber
die angegebene W i r k u n g
die Quelle aus S a n d b o d e n
aus-
hervor,
so
scheinen alle uns b e k a n n t g e w o r d e n e n B e o b a c h t u n g e n übereinstimmend zu l e h r e n , derungen
dafs der Regen g a r keine W i r k u n g m e h r auf die Verändes Quellmittels a u s z u ü b e n
im S t a n d e i s t ,
u n d dafs diese
sehr kleinen V e r ä n d e r u n g e n n u r noch als W i r k u n g e n der L u f t w ä r m e anzusehn
sind. — Als ich gleichzeitig mit meinen
Quellwärmebeob-
achtungen Regenmessungen anstellte, hatte ich einen doppelten Z w e c k . Erstens und
hauptsächlich
J a h r e s genau zu e r h a l t e n , weichuDgsgröfse
wünschte ich, um
die
Regenvertheilung
dann prüfen zu k ö n n e n ,
des Luftmittels vom Quellmittel mit d e r
theilung im Verhältnifs stände.
des
ob die A b Regenver-
Dieser Z w e c k ist j e t z t weggefallen.
Z w e i t e n s wollte ich erfahren, o b nicht der RegeneiDÜufs selbstständigc V e r ä n d e r u n g e n im W ä r m e g a n g e der Bergquellen h e r v o r b r ä c h t e . Z w e c k ist vollkommen erreicht. konnte n u r werden,
durch
und wo
gleichzeitige Regenmessungen man
Dieser
Der W ä r m e g a n g der Mühlthalquelle befriedigend
in Z u k u n f t Gebirgsquellen
beobachten
erklärt wird,
w i r d es stets von besonderem Interesse sein, d u r c h gleichzeitige Regenmessungen die etwa v o r k o m m e n d e n ähnlichen S t ö r u n g e n des W ä r m e ganges z u erläutern.
Mir scheint es, dafs man nicht einmal bei Be-
o b a c h t u n g e n des W ä r r a e g a n g e s der Quellen aus S a n d b o d e n die Regenraessungen
jetzt
schon weglassen
soll.
Denn
erstens giebt es noch
an keiner Quelle aus S a n d b o d e n eine genaue Darstellung ihres W ä r m e ganges u n t e r gleichzeitiger B e o b a c h t u n g der Regenmengen, u n d zweitens ist es bei sehr oberflächlich hervorkommenden Quellen, z. B. bei der S t r a l s u n d e r ,
denn doch sehr möglich, dafs z. B. das Eindringen
des T h a u w a s s e r s in den B o d e n kleine W ä r m e v e r ä n d e r u n g e n in ihnen hervorbringt.
E r s t w e n n mehrere J a h r g ä n g e g e n a u e r
übereinstimmend
Beobachtungen
ein verneinendes Ergebnifs geliefert h ä t t e n ,
man bei den B e o b a c h t u n g e n
d e r Quellen aus S a n d b o d e n
sein, die gleichzeitigen Regenmessungen wegzulassen.
würde
berechtigt
Man soll daher
auch in Z u k u n f t , w o man Quellenwärmebeobachtungen anstellt, gleichzeitig den R e g e n messen. E b e n s o halte ich f ü r die F o r t s e t z u n g . d i e s e r Bearbeitung
die Regel a u f r e c h t , dafs w i r ,
wenn
es an
den Orten,
190
f 72. lieber die gleichieitigen
Luftnärmebeobachtungen.
w o Quelltemperaturen zu untersuchen sind, Regenbeobachtungen giebt, von den Ergebnissen derselben Kenntnifs zu nehmen Mit
den
gleichzeitigen
ähnlich
w i e mit
den
Zweck,
zu welchem
haben.
Luftwärmebeobachtungen
gleichzeitigen
geht
Regenmessungen.
ich die Luftwärme gleichzeitig
es
Der
uns
nächste
mit der Quell-
wärme mafs, w a r , die Abweichungsgröfse des Quellmittels vom Lufltmittel
im
einzelnen Jahre
mehr vorhanden.
zu bestimmen.
Dieser Zweck ist nicht
W i r sprechen ü b e r h a u p t nicht mehr von der A b -
weichungsgröfse des Quellmittels vom Luftmittel,
und w a s die A b -
weichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel betrifft, so interessirt uns dieselbe viel weniger im einzelnen J a h r e als im mehr- oder vieljährigen Durchschnitt.
Dies gilt j e t z t ebenso von den Quellen
Felsboden wie von den Quellen aus S a n d b o d e n . dafs Jemand an einem O r t e ,
aus
Ich setze den Fall,
dessen mittlere Luftwärrae schon
aus
einer längeren Jahresreihe von Beobachtungen auf zuverlässige W e i s e bekannt ist, den Entschlufs fafst, eine Quelle z. B. 3 J a h r e hindurch monatlich 3mal zu beobachten, und dafs die Absicht des Beobachters n u r die ist, durch seine 3jährige B e m ü h u n g ein Quellmittel zu erhalten, welches er dem vieljährigen nahezu gleichsetzen kann. dieser Beobachter gleichzeitig die L u f t w ä r m e zu messen?
Braucht Nein,
er
kann das vorgefundene ältere Luftmittel z u r Vergleichung mit seinem Quellmittel benutzen, um die Abweichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel im vieljährigen Durchschnitt richtig zu bestimmen.
Ebenso
ist es kein Unglück ( w i e
ERMANS
ich
Quellwärmebeobachtungen RIANS
Beobachtungen
dafs zu A.
bei Königsberg vom J. 1 8 2 6 u n d zu ME-
in Basel
gleichzeitig beobachtet ist. spätere Beobachtungen
früher meinte), vom J. 1 8 2 1
die L u f t w ä r m e
nicht
In Königsberg giebt es frühere, in Basel
der L u f t w ä r m e , deren Mittel man z u r Ver-
gleichung mit dem Quellmittel benutzen kann.
W e r also weiter nichts
erfahren will, als die Abweichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel im vieljährigen Durchschnitt, der kann sich, falls es schon gute Luftwärmebeobachtungen
am Orte g i e b t , mit diesen begnügen.
So-
bald es aber auf eine genaue E r f o r s c h u n g des W ä r m e g a n g e s
einer
Quelle a n k o m m t , versteht
es sich von selbst, dafs man die gleich-
zeitige Beobachtung des W ä r m e g a n g e s kann.
der Luft garnicht
Vor mir hat Niemand Gelegenheit g e h a b t ,
des Wärmeganges
der Quellen von dem W ä r m e g a n g e der L u f t (und
von den Regenmengen) mit der wünschenswerthen Einzelnen
zu
entbehren
die Abhängigkeit
untersuchen.
Durch
diesen Theil
Genauigkeit
im
der Marienberger
Beobachtungen ist der Kenntnifs der Temperaturverhältnisse der Quel-
§72.
Wir suchen die vorherrschend klimatischen Quellen,
191
len ein neues, interessantes Feld eröffnet. Da ineine Beobachtungen aber alle an Quellen aus Grauwacke angestellt sind, so ist es für die Erweiterung unserer Kenntnisse voin Wärmegange der Quellen sehr vvünschenswerth, dafs an Quellen aus andern Gebirgsarten Beobachtungen in ähnlicher Vollständigkeit angestellt und ebenfalls graphisch dargestellt werden. Nachdem wir uns auf unserm neuen Standpunkte schon ein wenig umgesehn und mit der Bedeutung desselben vertrauter gemacht haben, können wir nun in der Bearbeitung der vorhandenen Quellenbeobachtungen fortfahren. Unser Gegenstand ist derselbe wie früher: Erforschung der Temperaturverhältnisse der veränderlichen, und unter diesen vorzugsweise der sogenannten kalten Quellen. Finden wir an einem Orte eine Reihe Quellenwärmebeobachtungen, aus denen sictr ein Jahresmittel ziehen läfst, so ist unsere nächste Aufgabe, durch Vergleichung des mehr- oder vieljährigen Luftmittels des Ortes mit dem Quellmittel die Gröfse zu bestimmen, um welche das Luftmittel vom Quellmittel abweicht. Je genauer das Luftmittel berechnet ist, desto besser. Ist gar kein Luftmittel vorhanden und läfst sich dasselbe auch nicht annähernd richtig schätzen, so kann von einer Beurtheilung des Quellmittels überhaupt nicht die Rede sein. Wir haben ferner zu untersuchen, wie weit die Abweichungsgröfse des Luftmittels vom Quellmittel sich durch das Klima des Ortes erklären läfst. Zu diesem Zwecke ist uns die Kenntnifs des Wärmeganges der Luft, wenigstens in den Monatsmitteln, nöthig. W i r müssen wissen, ob an dem Orte überhaupt Winterfrost vorkommt, und, wenn dies der Fall ist, die Zahl der Monate kennen, deren Mittelwärme unter dem Gefrierpunkt zu liegen pflegt. Unsere Kenntnifs von der Einwirkung des Klimas auf die Gröfse der Abweichung des Luftmittels vom Quellmittel beschränkt sich beinahe ganz auf die, allerdings sehr wichtige, Thatsache, dafs überall wo Winterfrost vorkommt, das Luftmittel im negativen Sinne vom Mittel auch der oberflächlichsten Quellen abweicht, und dafs die Gröfse der Erniedrigung des Luftmittels unter das Quellmittel mit der Dauer des Winterfrostes und der Schneedecke wächst'). Endlich ist es von der gröfsten Wichtigkeit, wenn wir die Mächtigkeit der Quellenschicht genau oder auch nur annähernd er') Dafs w i r noch nicht mehr über die E i n w i r k u n g des Klimas wissen, als diese T h a t s a c h e ,
darf u n s nicht b e f r e m d e n : denn alle O r l e , an welchen w i r bis
j e l z t die Quellwärmeverhällnisse zu untersuchen Gelegenheit h a t t e n , haben
den
Grundzug des Klimas mit einander gemein, dafs an ihnen ein kürzerer oder längerer W i n t e r f r o s t herrscht.
§ 72. Unterscheidung
192
fahren können. daran g e d a c h t ,
meiner Ansicht von der
Ist der Beobachter
BISCHOF
'sehen.
im Stande gewesen und h a t er
diese Angabe zu machen, so wird dies als eine be-
sondere Gunst des Schicksals zu betrachten sein. — W i e weit w i r mit diesen Hülfsmitteln in der Unterscheidung der klimatischen kommen,
von
den ü b e r w i e g e n d
muls die E r f a h r u n g lehren.
vorherrschend
geologischen
Je entschiedener
Quellen eine Quelle
geologisch ist, desto weniger Interesse hat sie f ü r uns, weil bekanntlich Quellen, deren T e m p e r a t u r durch die Erdwärme bedeutend erhöht i s t , an sehr vielen Orten
der Erde gefunden werden und das Auf-
treten derselben nicht von klimatischen Bedingungen, sondern von der Tiefe a b h ä n g t , aus welcher sie hervorkommen. Ich werde den noch in diesem § nachdrücklich erneuerten Vorsatz, in Z u k u n f t die Abweichungsgröfsc
des Luftrailtcls vom
Quellmittel
(und nicht die des Quellmittels vom Luftmittel) durch das Vorzeichen, welches ich dem Unterschiede der beiden Grölsen gebe, auszudrücken, in A u s ü b u n g bringen, jedoch nur f ü r alle diejenigen Quellen, die ich f ü r v o r h e r r s c h e n d k l i m a t i s c h halte.
Sobald wir erklären müs-
sen, dafs eine Quelle in ihrem Mittel bedeutend durch die E r d w ä r m e erhöht ist, fordert das natürliche Gefühl, dafs wir das durch das Vorzeichen des Unterschiedes mittel erhöht auch wirklich darstellen.
Quellmittel
als positiv über das LuftW e n n uns also überwiegend
geologische Quellen vorkommen, so werden wir nach wie vor sagen, sie seien so und so viel w ä r m e r als die Luft. Zum
Schlufs
noch ein W o r t über den Unterschied,
zwischen meiner und der BiscuoF'schen Ansicht besteht.
welcher
W e n n ich
auch nicht mehr im Stande bin, Herrn BISCHOF den meteorologischen Standpunkt als den einzig richtigen zu empfehlen, so bin ich doch noch sehr weit entfernt von BISCHOFS einseitig geologischem punkte.
Stand-
Nach BISCHOF bringt jede Quelle, welchc die mittlere Luft-
wärrae am Orte ihres Hervorkommens, wenn auch n u r um einen Grad oder noch weniger, übertrifft, W ä r m e aus dem Erdinncrn herauf u n d ist demzufolge eine T h e r m e zu nennen. um welche
das Mittel
BISCHOF mufs also die 0 ° . 5 7 ,
der Gesundbrunnenquelle bei Stralsund
das
Luftmittel übertrifft, iur ein Erzeugnifs der Erdwärrae erklären, w ä h rend ich b e h a u p t e ,
dafs der W i n t e r f r o s t und die Schneedecke, also
klimatische Ursachen,
erörterte W e i s e
den
gröfsten Theil dieses Ueberschusses machen, u n d n u r z u g e b e ,
auf die in
§ 7 0 näher
dafs
ein kleinster Antheil E r d w ä r m e in demselben steckt. ist die Stralsunder Quelle eine T h e r m e , s c h e n d k l i m a t i s c h e Quelle.
F ü r BISCHOF
f ü r mich eine
vorherr-
BISCHOF behauptet ferner, dafs w e n n
§73.
A. ERMAN'X Quellwärmebeobachtungen
bei Königsberg.
|93
eine Quelle im Mittel kälter als die L u f t gefunden werden sollte, sie Kälte von nahe liegenden hohen Bergen herabbringen werde. finde
die Meinung,
dafs Meteorwasser durch Herabsinken in
Ich hohen
Bergen keinen W ä r m e z u w a c h s erleiden w e r d e , jetzt noch gerade so verwerflich wie früher, weil ich der Ansicht huldige, dafs die C h t h o n isothermen in den Bergen ansteigen.
Meteorwasser, welches langsam
in einem hohen Berge herabsickert,
tröpfelt u n d rinnt,
Wärmezuwachs
erfahren (u. s. w . I, 216).
mufs einen
Ich erwarte erst Beob-
a c h t u n g e n , aus denen unzweifelhaft h e r v o r g e h t , dafs es Quellen von gewöhnlicher Entstehungsart g i e b t ,
deren Mittel niedriger liegt als
das vieljährige Luftmittel am Orte ihres Hervorkommens, mit andern W o r t e n , über deren Mittel sich das Luftmittel regelmäfsig erhebt ohne dafs das Quellmittel ihm folgen kann. Auf die Vergleichung des L u f t mittels mit dem Quellmittel in den einzelnen Jahren kommt es nicht mehr an.
§ 73.
A . ERMANS
Quellwärmebeobachtungen bei Königsberg
und bei Frankfurt a. d. 0. Königsberg. Br. 54« 13' Oestl. L. 18» 10' Höhe 68 FiiCs. Luftwärme. Es giebt in Königsberg 2 4 ältere Jahre Luftwärmebeobachtungen vom P f a r r e r
SOMMER
und
5
neue J a h r e von Dr.
W e r t h der Beobachtungen von Klare,
wenn
man
BESSEL
im Jahre 1 8 2 3 in
LUTHER.
kommt
SOMMER
Ueber den
man nur dann
die einzige k u r z e Mittheilung nachliest, SCIIUMACHER'S
ins
welche
Astron. Nachr. Bd. 2 S. 2 6
darüber gemacht hat. Das Barometer von
SOMMER
hing 2 9 . 6 Pariser
Fufs ü b e r dem mittlem Stande des Pregelflusses, an welchem Königsb e r g liegt, das Thermometer w i r d sich also 3 1 . 6 = 3 2 ' ü b e r dem Pregelstande befunden haben.
Die mittlere Höhe des Flusses mufs
nahe übereinstimmen mit der mittlem H ö h e der Ostsee. achtete also die L u f t w ä r m e in nahezu
3 0 ' Meereshöhe.
6 8 ' , welche man f ü r Königsberg angegeben die Höhe der Sternwarte. tet
BESSEL
Ueber
SOMMERS
findet,
ist
beob-
Die Höhe vermuthlich
Beobachtungszeiten berich-
wie folgt: »Die Thermometerbeobachtungen sind im Som-
mer um 6 Uhr Morgens g e m a c h t , in II.
SOMMER
allen Jahreszeiten u m 1 0 U h r 13
194
§73.
Königsberg, bericltigte mittlere
Luftwärme.
Abends; im Winter ist um Morgei der tiefste Stand, zu allen Jahreszeiten aber um Mittag der höchste abgewartet; fand kein Maximum statt, so fällt die Morgenbeobachtung im Winter auf 8 Uhr, die Mittagsbeobachtung stets auf 2 Uhr.« Die Beobachtungen umfassen die Jahre 1 7 9 9 - 1 8 2 2 . Von den Ergebnissen ist weiter gar nichts mitgetheilt als die von SOMMER berechnete Reihe der 5tägigen Mittel im 24jährigen Durchschnitt. Um das 24jährige Mittel nach SOMMER zu erhalten, mufs man also die 5tägigen Mittel summiren und die Summe durch 7 3 dividiren. Das 24jährige Mittel ist 5°.045 R., nicht mehr und nicht weniger, also 6*.31 C. W i r müssen uns nun erst über die Beobachtungszeiten verständigen und dann von dem Mittel die Correction nach Stettin anbringen. Die Angabe über die Beobachtungsstunden verstehe ich so, dafs SOMMER das Minimum und das Maximum zu beobachten trachtete und aufserdem die Temperatur regelmäfsig um 10 Uhr Abends aufzeichnete'). Welchen Grad von Richtigkeit hat nun das Mittel aus Minimum, Maximum und 10 Uhr Abends? Ich finde nach den stündlichen Beobachtungen in Stettin, dafs dies Mittel 0°.16 R. = 0°.20 C. zu niedrig ist. Das berichtigte Mittel ist folglich 6.31 + 0.20 = 6°.51. Der Pfarrer SOMMER hat also die 24 Jahre 1 7 9 9 - 1 8 2 2 in Königsberg die Luftwärme in nahezu 3 0 ' Meereshöhe beobachtet und das 24jährige Mittel, nach Stettin berichtigt, ist 6 ° . 5 i . Die Beobachtungen von LUTHER umfassen die 5 Jahre 1 8 4 8 - 5 2 und sind in DOVE'S Bericht in 8. vom Jahre 1853 S. 31 und in den Nicht period. Aenderungen V, 95 mitgetheilt. Da an letzterer Stelle die Höhe 6 8 ' angegeben ist, so müssen wir wohl annehmen, dafs LUTHER in dieser Höhe beobachtet. Die Stunden sind 6. 2. 10., das 5jährige Mittel ist 5°.60 R. = 7°.00 C. Die Correction des Mittels aus 6. 2. 10. ist nach Stettin -+- 0°.09 R. = -+- 0 ° . l l C., folglich das berichtigte 5jährige Mittel in Königsberg 7 ° . l l . Vereinigt man die beiden Mittel, das 24jährige und das 5jährige, und die beiden Meereshöhen mit Rücksicht auf die Zahl der Jahre, so erhält man das berichtigte 29jährige Mittel in 3 6 ' Meereshöhe für Königsberg = 6°.61. Aus der SoMMER'schen Reihe der 5tägigen Mittel kann man abnehmen, dafs die durchschnittliche Dauer des Winterfrostes in Konigs') S o n d e r b a r e r W e i s e hat keiner von den P h y s i k e r n , welche SOMHKE'S B e o b achtungen a n g e f ü h r t h a b e n ,
seine L e s e r von den e i g e n t ü m l i c h e n
zeiten in K e n n t n i l s gesetzt.
I n DOVE'S T e m p e r a t ü r t a f e l n S. 2 9
die irrige A n g a b e , die S t u n d e n seien 7. 2. 9.
Beobachtungsfinde
ich z u e r s t
§ 73. Königsberg, 6 Jahre
Regen.
195
berg 3 ' / , Monat beträgt, beinahe vom 1 December bis zum 20 März, also 110 Tage. In Danzig ist die entsprechende Gröfse nur 9 8 Tage, in Petersburg 152. Regen. Regenbeobachtungen sind in Königsberg erst auf Anregung des meteorologischen Institutes unternommen. Sie umfassen die 6 Jahre 1 8 4 8 - 5 3 . DOVE hat in dem Bericht über die Regenmengen im Preufsischen Staate vom Jahre 1 8 5 4 S. 30 die monatlichen Mittel des 6jährigen Zeitraumes in Pariser Linien bekannt gemacht. Ich füge die Berechnung in Zoll und die Verhältnifsmengen hinzu. Regen in Königsberg, 6 Jahre 1 8 4 8 - 1 8 5 3 .
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December Jahr Winter Frühling Sommer Herbst
Linien
Zoll
18"'.20 26. 0 2 17. 39 13. 52 16. 20 32. 3 8 26. 07 40. 3 4 33. 56 32. 0 2 27. 49 23. 59
1".52 2. 17 1. 4 5 1. 13 1. 3 5 2. 7 0 2. 17 3. 36 2. 8 0 2. 67 2. 29 1. 96
306. 7 8
25. 57
67. 47. 98. 93.
81 11 79 07
5. 3. 8. 7.
65 93 23 76
Procente
5.94% 8.49 5.67 4.42 5.28 10.56 8.49 13.14 10.95 10.44 8.96 7.66 100.00 22.09 15.37 32.19 30.35
W i r bemerken, dafs die Jahresmenge in Königsberg mit der Jahresmenge in Marienberg übereinstimmt. Die 5 Monate Juni bis October haben den (Jeberschufs. Der Juliantheil wird sich bei fortgesetzter Beobachtung vielleicht noch vergröfsern. Die Julienthaler Quelle bei Königsberg.
Unter dem Titel »Zur Temperatur des Bodens für Königsberg« hat Herr A. ERMAN in POGG. Ann. Bd. 11 S. 297 (1827) eine kleine 13*
196
£ 7.?. Beschreibung der Julienthaler Quelle von A. Erma.w
Reihe von Beobachtungen an der zu diesem Zwecke aufgesuchten Julienthaler Quelle bekannt gemacht und erörtert. Es fehlen freilich 4 Monate zu einem J a h r e ; Herr Erman hat aber seine Beobachtungen so sorgfältig angestellt und die Eigentümlichkeiten der Quelle so gut beschrieben, dafs wir uns diesen Beitrag zu unserer Untersuchung nicht entgehn lassen dürfen. Ich schreibe den Bericht über die »Quellen bei Königsberg« wörtlich ab. »So wenig auch die Gegend von Königsberg zu den wasserarmen gezählt werden dürfte, so gehören doch, wegen fast durchaus ebener Gestalt des Bodens, zu Temperaturbestimraungen brauchbare Quellen zu den selteneren Erscheinungen. — In der Nähe des Strandes geben zwar die Dünenreihen häufigere Quellen, aber leider sind diese von der Stadt zu sehr entfernt, um regelmäfsige Beobachtungen zu erlauben.« »Auf den weit ausgedehnten Wiesen in der unmittelbaren Nähe der Stadt sind sehr häufig kleine Wasseransammlungen das Zeichen beständig abfliefsender Tagewasser: immer aber sind diese der Stagnation an der Luft zu sehr ausgesetzt, um zu unserm Zwecke dienen zu können; so geschah es, dafs nur eine brauchbare Quelle das Resultat vielen vergeblichen Suchens war. Sie befindet sich in einer kleinen Schlucht, welche, eingeschnitten in das etwa 60' über dem Pregel erhabene Plateau, am nördlichen Ufer des Flusses, einen Theil des Wassers des Oberteiches zum Pregel führt und unter dem Namen von Julienthal bekannt ist. — An dem Punkte, wo die Quelle ausfliefst, deutet schon eine ziemlich reichliche Vegetation auf stiirkere Ansammlung der Tagewasser, denen eine am Boden der Schlucht ausgehende feste Lettenschicht Gelegenheit giebt, sich zu sammeln. — Der Ausflufs, obgleich nicht sehr reichlich, war fast ganz constant während der neun (?) Monate, in denen ich ihn zu beobachten Gelegenheit hatte.« »Erst unterhalb der sehr bestimmten Ausflufsöffnung wird das Wasser in einem gezimmerten Becken gesammelt: das Thermometer konnte daher immer, fern von jedem künstlichen Einflüsse, in eine förmliche Röhre gesenkt werden, welche das Wässer in der festen Lettenschicht sich ausgewaschen hat. — Die Wände der Schicht unmittelbar über der Quelle mögen etwa 5 0 ' über derselben erhaben sein: und auch von dort erstreckt sich das Plateau, dessen Ränder sie sind, mit gleichbleibender Höhe weiter nach Norden.« »Eine andere sehr brauchbare Quelle, die unter ähnlichen Bedingungen besteht, fand ich leider erst wenige Tage vor der Abreise
§ 73. Beobachtungen
an der Julienthaler
Quelle.
197
in der Nähe des Dorfes Lauten; sie wird einem folgenden Beobachter eine sehr schöne Controlle für die Julienthaler Quelle darbieten; denn es steht zu erwarten, dafs wegen gröfsern Wasserreichthums ihre jährlichen Variationen in engere Gränzen eingeschlossen sein werden als die der letzteren.« — W i r erhalten hierdurch über die Julienthale^ Quelle folgende ganz bestimmte Angaben. Die Quelle ist ungefafst und fliefst über einer Lettenschicht in ungefähr 10' Höhe über dem Pregel aus. Die Mächtigkeit der Schicht, in welcher die Meteorwasser herabsinken um die Quelle zu speisen, beträgt etwa 5 0 ' . W i r haben es also sicher mit einer vorherrschend klimatischen Quelle zu thun. Die Beobachtungen sind mit einem genau berichtigten Thermometer gemacht. Sie beginnen am 22 October 1826 und sind bis Mai jeden Monat an demselben Tage wiederholt worden. Es scheint, dafs Herr E R M A N dann abreisen mufste '). Es fehlen daher die 4 Monate Juni bis September, die durch Rechnung ergänzt sind. Julienthaler Quelle.
1 8 2 6 Octob. 2 2 9.°68 Nov. » 8. 88 Dec. » 8. 08 1827 Januar » 7. 2 4 Februar » 6. 7 8 März »» 6. 5 3 April »» 7. 0 8 Mai » 7. 3 3 Juni » * 8 . 10 Juli » *8. 90 August » * 9 . 5 8 Sept. » *9. 88
Da ich in der höhern Mathematik nicht bewandert bin, so kann ich keine gelehrte Beurtheilung über die vorgenommene Berechnung der 4 fehlenden Beobachtungen abgeben. Ich mufs also, was ich von dieser Berechnung halte, auf ungelehrte Weise von meinem Erfahrungsstandpunkte aus sagen. Ich glaube gern, dafs Herr E K M A N in diesem besondern Falle der Richtigkeit so nahe gekommen ist, dafs man das Jahresmittel 8°.17, auf welches ich allein Gewicht lege, f ü r brauchbar halten darf, so lange es noch keine vollständigere Beobachtungen 8. 17 Jahr für Königsberg giebt. Der Gefahr, bedeuMärz 6. 5 3 tende Fehler zu machen, ist Herr E R M A N Septemb. * 9 . 8 8 durch einen Zufall glücklich entgangen, ich Untersch * 3 . 35 meine den Umstand, dafs die Quelle, für welche er seine Berechnung ausführte, aus Sandboden u n d nicht aus Felsboden entsprang. Denn wenn er es mit einer Quelle aus Fels-
') Ich erinnere mich von Herrn DOVE gehört zu haben, dafs die Quelle bald nachher durch Erdarbeiten verschüttet worden und verschwunden ist.
198
§
Die Julienthaler
Quelle ist eine vorherrschend
hlimatische.
boden zu thun gehabt hätte, so hätten die Meteorwasser grade in den fehlenden Monaten in dem Wärmegange derselben Störungen hervorbringen können, an denen die Grundvoraussetzung der Rechnung »dafs die Teraperaturvariationen einer Quelle an ein contiouirlich wirkendes Gesetz gebunden sind« hätte scheitern müssen. Das Mittel einer, vorherrschend klimatischen Quelle sei also für Königsberg 8°.17. Das berichtigte 29jährige Luftraittel ist 6°.61. Abweichung des Luftmittels — 1°.56. Das Luftmittel sinkt alljährlich etwa 1°.56 unter das Quellmittel hinab. Obgleich die Quellenschicht nur 50' dick ist, hält sich die Quelle 1°.56 wärmer als die Luft. Der Winterfrost und die Schneedecke dauern etwa 3 ' / , Monat. Da wir bei Berlin das Mittel des Gesundbrunnens besitzen, dessen Schicht weniger als 70' dick ist, so können wir wenigstens einigermafsen der strengen Vorschrift des vorigen § genügen, dafs Quellen von verschiedenen Orten, um mit einander vergleichbar zu sein, aus Schichten von gleicher Dicke hervorkommen müssen. In Berlin sinkt das Luftmittel (8°.76) alljährlich 0°.83 unter das Mittel des Gesundbrunnens (9°.59) hinab. Dauer des Winterfrostes 47 Tage. Der Winterfrost und die Schneedecke dauern in Königsberg 2 Monate länger als in Berlin. Wenn nun die Abweicbungsgröfse des Luftmittels vom Mittel einer vorherrschend klimatischen Quelle bei Berlin nur — 0°.83, bei Königsberg aber — 1°.56 beträgt, so mufs man dieses Zunehmen der Abweichungsgröfse in der Richtung gegen NO. doch wohl auf Rechnung des Klimas setzen. Wer mehr über die Wärme der Quellen bei Königsberg erfahren will, mufs neue Beobachtungen anstellen. Die Quelle bei Lauten wird doch nicht auch verschwunden sein. Es wäre zu wünschen, dafs einer der Physiker in Königsberg sich die Mühe gebe, diese Quelle einige Jahre zu beobachten.
Herr A. E R M A N hat im Jahre 1847 die Güte gehabt, mir handschriftlich die folgenden Beobachtungen und Bestimmungen mitzutheilen, eine Quelle auf dem Gute Rosengarten ') bei Frankfurt a. d. 0. betreffend. ') Rosengarten wird von der Berlin-Frankfurter Eisenbahn durchschnitten und gehört jetzt Herrn GUSTAV LOEBBICKE aus Braunschweig, Besitzer des Rittergutes Marienbora bei Helmstädt.
§73.
A. EBMAN'S Beobb. bei Frankfurt
Breite des Ortes
52° 20' 33"
Länge (Ost. V.Paris) 1 2 °
a d. O. Blick auf Rufsland.
J99
durch viele Reihen v. Sonnenhöhen.
8' 57"
desgl. und durch Zeitübertragungen von Berlin.
Höhe über dem Meere 2 8 1 P . F.
Barometrische
Vergleichung
mit
Vergleichung
mit
Berlin. Höhe über der Oder an der F r a n k f u r t e r Brücke
Barometrische
2 1 5 P . F.
dem Oderspiegel.
»Die erste A r t Höhenangabe ist sicherer als die zweite.« Ausflurs der Quelle 1 8 3 8 J u n i
7
1 Berliner Quart in 7 . 1 3 3 Secunden.
1 8 3 9 Mai 2 5
1
»
»
»5.306
Die Temperaturbeobachtungen, im ganzen 10, vertheilen sich auf die 5 J a h r e 1 8 3 7 - 4 1 und sind, nach der Reihenfolge der Tage des Jahres geordnet folgende: 1840
Januar
7
8°.85
April
19
6. 2 3
25
6. 6 0
1839
Mai
25
7. 4 4
1838
Juni
7
7. 8 3
1839
•
17
8. 5 3
1837
Juli
1839
August
16
9. 6 8
2
10. 9 5
October 10 1841 Nachdem Herr beobachtungen
ERMAN
»
18
10. 9 5 10. 3 0
noch im J a h r e 1 8 2 7
seine Quellwärme-
bei Königsberg veröffentlicht h a t t e , trat
Frühling des folgenden J a h r e s
derselbe im
seine grofse Reise nach Sibirien an.
E r stellte auf der Durchreise durch das europäische Rufsland von Anfang Mai bis Ende A u g u s t 1 8 2 8 Beobachtungen ü b e r die Temper a t u r der Quellen u n d des Bodens an, w o sich Gelegenheit dazu bot. Im September traf er im Ural mit Herrn
KCPFFER
zusammen,
erst durch dies persönliche Zusammentreffen eine A n r e g u n g zu lichen Beobachtungen erhielt. z u h e b e n , weil Herr
KUPFFER
der ähn-
Es ist Pflicht, diesen Umstand hervorihn in seiner Isogeothermenabhandlung,
die schon am 18. F e b r u a r 1 8 2 9 fertig w a r ,
verschwiegen hat.
ersuche den Leser, die sehr verständliche E r k l ä r u n g des Herrn ü b e r diesen P u n k t im Nachtrage zu
KAUTZ
Ich
ERMAN
Lehrbuch der Meteorologie
Band 2 S . 5 7 7 ( 1 8 3 2 ) nachzulesen. Die Untersuchung der Quellen im europäischen Rufsland w ü r d e sich sehr bequem der Untersuchung der Quellen in der norddeutschen
200
§ 74- Quelhvärmebeobachtungen in Warschau.
Ebene anschließen. Die Beobachtungen aus Rußland sind aber bis jetzt zu vereinzelt und unvollständig, als dafs es sich der Mühe verlohnen könnte, eine Bearbeitung derselben zu versuchen '). Später, wenn es erst mehr Beobachtungen dieser Art in ßufsland giebt, werden einheimische und mit der Oertlichkeit der Quellen persönlich bekannte Gelehrte mit Erfolg eine Bearbeitung unternehmen.
§ 74.
Anhang zum XV. Kapitel:
Quellwärmebeobachtungen
in Warschau. Warschau. B r . 52« 13'. Oestl. L . 18» 42'. Höhe 3 5 1 F u ß .
Die Beobachtungen der Luftwärme in Warschau schöpfe ich aus Nicht periodischen Aenderungen IV, 152 und V, 61. 78. Die Luftwärrae wird seit dem Jahre 1826 oder 1827 auf der Sternwarte beobachtet und zwar 4raal täglich, um 6. 10. 4. 1 0 h . D O V E giebt a. a. 0 . V, 78 die Monatsmittel im Durchschnitt der 25 Jahre 1827 1851 aus den genannten Stunden. Da ich den Werth dieser Stundenverbindung nicht kannte, so habe ich nach den 2jährigen stündlichen Beobachtungen in Prag') die Correctionsgröfsen berechnet und dieselben gefunden wie folgt: DOVE'S
Januar Februar März April Mai Juni
— -++ -+—
0°.01 R. 0. 03 0. 05 0. 03 0. 05 0. 00
Juli August September October November December Jahr
— — + —
0°.16 R. 0. 08 0. 01 0. 01 0. 00 + 0. 04 — 0°.01
') Kürzlich hat H e r r DOVE die Güte gehabt, mir einige J a h r g ä n g e Quellwärmebeobachtungen aus W a r s c h a u
handschriftlich mitzutheilen.
Nur diese werde ich
im folgenden § zu beurtheilen versuchen. W i r w e r d e n aber auch an diesem Beispiele sehn, wie wenig Sicheres wir aus fremden Beobachtungen zu schliefsen im Stande sind, wenn
die Beobachter
sich auf die Mittheilung der nackten Zahlen
beschränken u n d u n s keine Beschreibung
der Eigenthümlichkeit der Quelle u n d
der Oertlichkeit geben. ' ) Die Correctionstafel f ü r P r a g siehe bei DOVE Tägliche Veränderungen der Temperatur.
Separatabdruck S. 32.
§ 74. Luftrvärme in
201
Warschau.
Die Stundenverbindung 6. 10. 4. 1 0 ist also f ü r P r a g und, dürfen wir annehmen, auch für W a r s c h a u eine sehr gute.
das
Das Jahres-
mittel hat unmittelbar den W e r t h des wahren Mittels. Luftwärme 25 Jahre 1 8 2 7 - 1 8 5 1 aus 6. 10. 4. 10. Januar
-- 4 ° . 6 9 R . =
— 5 ° . 8 6 C.
Februar
-- 2. 4 5
— 3. 0 6
0. 51
0. 6 4
März April Mai
6. 0 4
7. 5 5
10. 9 1
13. 6 4
Juni
14. 0 9
17. 6 1
Juli
14. 9 5
18. 6 9
August
14. 4 9
18. 1 1
September
10. 9 7
13. 7 1 8. 1 0
October
6. 4 8
November
1. 16
1. 4 5
December
-- 1. 9 7
— 2. 4 6
5. 8 7
7. 3 4
Jahr Januar
- 4. 6 9
— 5. 8 6
Juli
14. 9 5
18. 6 9
Unterschied
19. 6 4
24. 55
Die Höhenangabe 3 5 1 ' bezieht sich wahrscheinlich auf die Sternwarte, men.
ist also w o h l f ü r die Mecreshöhe des Thermometers zu nehW i e hoch über dem Boden das Thermometer h i n g , ist nicht
angegeben.
W i r haben das vieljährige Mittel in Königsberg 6 ° . 5 6
g e f u n d e n , bemerken also, dafs es in W a r s c h a u 0 ° . 7 8 oder ®/4° w ä r mer ist.
Es ist w ä r m e r ,
obgleich W a r s c h a u
in r u n d e r Zahl
h ö h e r liegt als Königsberg. * Der Längenunterschied gering.
Königsberg liegt aber 2 ' / 9 ° südlicher.
300'
beider Orte ist
Die Gröfse des Unter-
schiedes des kältesten u n d wärmsten Monates ( 2 4 ° . 5 5 ) zeigt
schon
einen O r t im Continentalklima an. Die Beobachtungen
des Regens u n d
der Quellwärme
verdanke
ich handschriftlicher Mittheilung des Herrn DOVE, der die Quellwärmebeobachtungen aus der Gazeta Polska gesammelt hat.
Der Regen ist
nach Millimetern gemessen, ich habe daher die nöthigen Uebertragungen hinzugefügt.
Z u den Quellwärmebeobachtungen hat sich der mir
unbekannte Urheber eines hunderttheiligen Thermometers bedient.
§74.
202
Ii Jahre Regen in
Warschau.
Regen in Warschau, 11 Jahre 1841-1851.
Januar Februar März April Mai Juni Juli
Millimeter
Zoll
Procente
28.68 26.20
1.06 0.97 1.40 1.19 1.63 2.16
4.95 4.53 6.54 5.56 7.62
37.90 3235 44.12 58.38 90.04 65.72 49.24 67.13 48.80 30.69
3.33 2.43 1.82 2.48 1.80 1.13
8.50 11.60 8.41 5.28
Jahr
579.25
21.40
100.00
Winter Frühling Sommer
85.57 114.37 214.14 165.17
3.16 4.22 7.92 6.10
14.76
August September October November December
Herbst
7.
10.09 15.56 11.36
19.72 37.01 28.51
In Königsberg hatten wir 2 5 ' / , Zoll jährlich, hier haben wir nur 2 1 ' / , Zoll. Die Beobachtungsreihen sind freilich k u r z , aber das Ergebnifs, dafs in W a r s c h a u weniger Regen fällt, ist doch sicher genug, weil der Ort im Binnenlande liegt. In den 6 Monaten Deceraber bis Mai, also in den Jahreszeiten W i n t e r und Frühling, sind die Regenantbeile klein. Die 6 Monate Juni bis November oder die Jahreszeiten Sommer und Herbst haben den Ueberschufs. Der Sommerantheil ist das 2 ' / , f a c h e des Winteranthtils. Von der «Quelle hinter dem Palast Kasimir« besitze ich 4 Jahrgänge Beobachtungen, von der »Quelle im Belvederegarten« 1 Jahrgang.
§ 74. Quelle hinter dem Palati
Warschau. 1841
Kasimir.
203
Quelle hinter dem Palast Kasimir. 1842
1843
1844
Mittel
8°.39
8°.3
8°.09
Januar
7°.59
Februar
7. 0 0
8°.5
8. 3 7
März
6. 8 8
8. 0
8. 3 9
7. 8
April
7. 13
8. 3
8. 2 5
8. 5
8. 0 4
Mai
7. 7 1
8. 3
8. 4 1
8. 3
8. 18
Juni
8. 0 0
9. 1
9. 0 0
8. 9
8. 7 5
Juli
9. 2 5
9. 4
9. 4 4
9. 3
9. 3 5
August
9. 7 5
9. 3
September
9. 5 1
9. 4
9. 7 5
October
9. 5 0
9. 3 6
November December
9. 0 7
7. 9 6 7. 7 7
9. 5 2
9. 3
9. 2 5
9. 5 9.4
9. 5 4
9. 0
9. 19
9. 1
9. 1 0
8. 6
8. 6 2
8. 4
8. 6 7
Jahr
8. 69
März
7. 7 7
September
9. 5 4
Unterschied
1. 7 7
Im 1. Jahre fehlt der N o v e m b e r , im 2. der J a n u a r , im 3. der August, im 4. der F e b r u a r u n d August.
Das mehrjährige Mittel ist
also aus 3 Jahren und 7 Monaten gezogen.
Ob monatlich l m a l oder
mehrmal beobachtet ist, erfahren wir nicht.
Im
1. und 3. J a h r e
scheint mehr als 1 mal monatlich beobachtet zu sein. sung der Quelle ist nichts gesagt.
Von der Fas-
W i r vermissen ferner die genaue
Angabe ü b e r Meereshöhe der Quelle und wissen daher nicht ob das Quellmittel
unmittelbar vergleichbar
fragen auch vergebens,
ist
mit
dem
Luftmittel.
ob die Quelle aus Sandboden
oder ob der Hügel aus Fels besteht, ferner wie
Wir
hervorkommt
dick die Quellen-
schicht ist. Endlich w ü r d e es zu unserer Beruhigung gereichen, w e n n w i r die ausdrückliche Versicherung hätten, dafs das Thermometer f ü r die Quelle mit dem Thermometer f ü r die L u f t verglichen sei.
Alle
diese Dinge müfsten w i r wissen, um mit Sicherheit urtbeilen zu können. Im mehrjährigen Durchschnitt ist der kälteste Monat der M ä r z , der wärmste der September; sehr nahe.
der August kommt aber
dem
September
Der Unterschied des kältesten und wärmsten Monats be-
trägt im mehrjährigen Durchschnitt n u r 1°.77.
Aus der Lage der
äufsersten Monate u n d der Kleinheit des Unterschiedes läfst sich ver-
§ 74. Quelle im
204 routhen,
Belvederegarten.
dafs, wenn die Quelle eine F a s s u n g hat, die Fassung doch
n u r eine geringfügige Annäherung des Quellmittels an das Luftmittel verursacht. stellt.
Das Jahresmittel 8 ° . 6 9
ist daher wahrscheinlich unent-
Das vieljährige Luftmittel ist 7 ° . 3 4 .
mittels vom Quellmittel — 1°.35.
Abweichung
des L u f t -
Dies Ergebnifs ist nicht ganz sicher
weil w i r nicht wissen, um wieviel die Quelle unter dem Beobachtungsort der Luftwärrae liegt. so w i r d
schon
Beträgt der Höhenunterschied
eine Reduction
z. B. 6 0 ' ,
des Luftmittels erforderlich.
Es
ist
aber sehr wahrscheinlich, dafs auch diese Quelle eine vorherrschend klimatische
ist.
Vom
Gesundbrunnen
bei Berlin wissen w i r ,
seine Schicht weniger als 7 0 ' Mächtigkeit hat. Quelle bei Königsberg wissen w i r , ist.
Wüfsten wir,
dieselbe Dicke h a t ,
dafs
Von der Julienthaler
dafs ihre Schicht etwa 5 0 ' dick
dafs die Schicht der W a r s c h a u e r Quelle nahezu so könnten
wir
mit F u g u n d Recht die Quell-
und E r d w ä r m e in W a r s c h a u mit der bei Berlin u n d Königsberg vergleichen.
Da über
die Quelle in W a r s c h a u diese Angabe fehlt, so
hat die Vergleichung nicht die w ü n s c h e n s w e r t h e
Sicherheit.
Warschau. Quelle im Belvederegarten. 1841 Januar
5°.10
Juli
12°.00
Februar
4. 7 5
August
12. 2 5
März
3. 9 6
September
10. 6 3 10. 8 9
April
6. 0 0
October
Mai
7. 8 0
November
Juni
9. 3 8
Deceraber
9. 4 4 7. 8 1
Jahr
8. 3 3
März August Unterschied
3. 9 6 12. 2 5 8. 2 9
Aus der Gröfse der jährlichen S c h w a n k u n g läfst sich verrauthen, dafs die Beobachtungen am Ende einer Leitung gemacht sind. selbst diese bescheidene Vermuthung
Aber
ist unsicher: denn w i r kennen
die Michelsquelle bei Marienberg u n d die Quelle von Lassbybackar bei Upsala.
XVI. Kapitel. Die Schweiz und das bergige Deutschland. Weder aus Oesterreich noch aus Baiern noch aus Würtemberg ist mir ein einziger Jahrgang Quellwärmebeobachtungen bekannt 1 ). Die wenigen Beobachtungen, welche wir durchzunehmen haben, liegen im Rheinthal und der nächsten Umgebung desselben. Die Schweiz ist in der Uebersicht vorangestellt, weil wir uns zuerst mit den Beobachtungen in Basel und Pruntrut beschäftigen werden. Den Elsafs und Lothringen ziehe ich zu Deutschland. Nur aus diesen ehemals deutschen Provinzen giebt es Quellwärmebeobachtungen; das ganze übrige Frankreich liefert uns nichts Beachtenswerthes. § 75.
P.
MERIAN'S
Quellwärmebeobachtungen in Basel. Basel. Br. 47» 31'. Oestl. L . 5" 15'.
Höhe 831 Fürs'). Die ältesten Quellwärmebeobachtungen im Rheinthal sind von MERIAN im Jahre 1821 in Basel gemacht und unter folgendem Titel gedruckt: »Abhandlung über die Wärme der Erde in Basel von PETER MERIAN, Dr. der Philos. und Prof. der Physik und Chemie. Eine akademische Einladungsschrift. Basel, gedruckt bei August Wieland, Universitäts - Buchdrucker. 1823. 4. 15 SS.«. Diese kleine Schrift ist nicht im Buchhandel. Der Herr Verfasser hatte die Güte, mir dieselbe im Januar 1846 auf meine Bitte zu schicken. Ich verdanke Herrn MERIAN auch die Mittheilung der Regenbeobachtungen in d e n
10 Jahren
1835-1844.
') Die Beobachtungen an den Laufbrunnen der botanischen Gärten in Stuttgart und T ü b i n g e n , welche einige Zeit für Quellwärmebeobachtungen gegolten haben, sind ganz unbrauchbar. 2 ) Dies ist die Höhe des Beobachtungsortes der Luflwärme. Der Nullpunkt des Rheinpegels bei Basel liegt 7 6 4 ' über dem Meere (BERGHAUS Grundrifs der Geographie. Breslau, 1843. Hülfstafeln S. 8 1 ) . MERIAN beobachtet in 6 7 ' Höhe über dem Nullpunkte des Pegels (Neue Denkschrift der schweizerischen naturforscbenden Gesellschaft. Band II. Neuchatel 1838.) 764 + 67 = 831. THCRMANN (siehe unten) giebt genau dieselbe Höhe für Basel an (270 Meter = 8 3 1 '.3).
§ 75. Luflwärme
206
in
Basel.
Luftwärme.
Die Beobachtungen
der Luftwärme
sind
im J a h r e
1826
von
MERIAN begonnen und von 1 8 2 9 an beständig am Registertherraometer
gemacht.
Der Beobachtungsort ist der 2. Stock des Hauses No. 5 8
in der S t . J o h a n n Vorstadt und liegt in der soeben angegebenen Höhe. Die einzelnen Jahrgänge findet man in den DovE'schen Abhandlungen. Die 20jährigen Mittel 1 8 2 9 - 1 8 4 8 sind daselbst V, 1 3 6 berechnet. Basel 2 0 Jahre 1 8 2 9 - 1 8 4 8 . Tägliche Extreme.
Januar Februar März M ^
— 1°.13 1. 5 0 5. 0 0 14
Da das Jahresmittel xtremen
aus den täglichen
13
E
junj
gg
der Regel aber zu hoch ist, so ist letzte-
Juü
18. 8 7
res
August
18. 3 8
der Fall.
September
14. 7 5
liehe Beobachtungen an 8 Orten, alle liegen
November Deceraber Jahr januar
^
aber S ° e nen
00 0 87 9 50 1 13
Juli
18! 8 7
Unterschied
20. 0 0
n u r ausnahmsweise richtig,
höchst wahrscheinlich
auch in
in
Basel
E s giebt in Deutschland stünd-
Weit V D BaSe ° ' entferDt' dafs ich k ' einzelnen als Norm f ü r Basel herauszugreifen wage. Ich w e r d e daher aus den ® Correctionen das Mittel nehmen.
Correction des Jahresmittels aus den täglichen Extremen.
Kremsmünster Prag Mühlhausen (Prov. Sachsen) Halle Göttingen Salzuflen Berlin Stettin . Mittel f ü r Deutschland
— — — — — —
0 ° . 0 8 R. 0. 2 2 0. 2 2 0. 1 4 0. 3 0 0. 0 2 0. 00 — 0. 15 — 0. 14 R. =
— 0°.18C.
Das wahrscheinlich richtigste 20jährige Mittel ist daher in Basel 9 ° . 3 2 ; w i r werden diesen W e r t h für das w a h r e Mittel nehmen.
In der
Höhe des Jahresmittels und in der Gröfse des Unterschiedes des kältesten und wärrasten Monates kommt Basel nahe überein mit Marienberg (soviel man aus 5 Jahren am letztern Orte schliefsen kann).
Beide Orte
liegen im Rheinthal; der Beobachtungsort der Luftwärme liegt in Basel 5 3 0 ' h ö h e r als in Marienberg.
D a f ü r liegt Basel aber 2° 4 3 ' südlicher.
2. 05
1. 97
3. 48
2. 00
1. 24
August
September
October
November
December
4. 504
5. 324
1. 498
3. 555
2. 457
0. 720
2. 597
1. 285
2. 284
1. 603
0. 791
2".235
19. 67 28. 853
2. 59
Juli
Jahr
2. 05
0. 83
April
Juni
0. 85
März
Mai
1. 17
0. 85
Februar
0".59
Januar
1. 825
3. 284 0. 673 y i
2. 445
2. 642
5. 707
3. 403
1. 873 3. 612
1. 280
1. 103
2. 880
2. 252 1. 323
1. 720
3. 235
1. 468
1. 954
5. 286
1. 077
0. 565
4. 663
2. 100
0. 352
0. 764
1. 556
1".893
1844.
3. 479
3. 605
0. 947
0. 785 1. 632
1. 054 3. 425 3. 363
1. 927 2. 932
5. 234 2. 813
2. 132
1. 974
1. 473
31. 578 23. 867 17. 687 16. 974 20. 708
0. 919
3. 182
1. 706
5. 403
0. 477 1. 178
1. 134
3. 116
2. 023
1. 792 1. 355
0. 405
0. 151
1. 123
3".417
1843.
4. 607 2. 653
0. 525
0. 183
0. 257
0. 600
3. 002
1. 863
1. 281
1. 950
2. 505
1. 733. 2. 555
1. 120
0. 405
1. 965
0. 349
2. 702
0. 553
0. 756
2. 103 1. 147
2". 109
0. 246 0. 934
1.681
1. 611
2".801
0".750
1842.
0. 300
2. 282
1. 603
1841.
1840.
0. 000
1".603
1".507
0".773
2. 201
1839.
to 1838.
.2 A
1837.
fl»
1836.
ca
1835.
§ 75. 10 Jahre Regen in Basel. 207
Regen.
Regenbeobachtungen sind seit dem Jahre 1835 gemacht. Der Regen ist au der Erdoberfläche gemessen und der Schnee durch Schmelzen in Wasser verwandelt.
0 m 01 CO CM O CO »O
) W ä r m e l e h r e S . 2 3 0 . ' ) BISCHOF f a n d das Ergebnifs aus verschiedenen Gründen d u r c h a u s u n b e f r i e digend.
250
f 78. Die Quellen von Poppelsdorf
Jahr
Godesberg.
2.
3.
4.
5.
Quelle bei Poppelsdorf
Andere Quelle bei Poppelsdorf
Quelle zwischen Kessenich u. Dottendorf
Quelle bei Dottendorf
Süfse Quelle bei Godesberg
lt°.25 11. 2 5 9. 3 8 9. 3 1 9. 2 5 9. 0 6 9. 0 0 9. 2 5 9. 7 5 10. 12 11. 0 0 11. 3 8
11°.25 11. 2 5 10. 12 10. 0 0 9. 7 5 9. 5 0 9. 4 4 9. 6 3 9. 8 8 10. 2 5 10. 7 5 11. 0 0
(10°.63) 10. 7 5 11. 0 6 10. 5 0 10. 3 1 10. 3 8 10. 0 6 9. 6 3 9. 7 5 9. 7 5 9. 8 1 10. 1 3 10. 3 7
(11°.75) 12. 2 5 11. 7 5 10. 5 0 9. 7 5 9. 4 4 8. 7 5 8. 0 0 8. 2 5 8. 5 0 9. 5 0 10. 7 5 11. 2 5
lt°.75 10. 5 0 9. 7 5 9. 13 8. 1 2 *8. 81 9. 5 0 9. 7 5 10. 3 8 10. 5 0 11. 0 0 10. 7 5
1.
1 8 3 4 (August) September October November December 1 8 3 5 Januar Februar März April Mai Juni Juli August
bis
.
10. 0 0
10. 2 3
10. 2 1
9. 8 9
10. 0 0
Kältest. Mon. Wärmst. Mon.
9. 0 0 11. 3 8
9. 4 4 11. 2 5
9. 6 3 11. 0 6
8. 0 0 12. 2 5
8. 12 11. 7 5
Unterschied
2. 3 8
1. 8 1
1. 4 3
4. 25
3. 6 3
Bei einem Besuche in Bonn versucht,
die vorstehenden
nen zu lernen.
zu Ende December 1 8 4 5 habe ich
5 Quellen aus eigener Anschauung ken-
Ob es mir gelungen
finden, weifs ich nicht gewifs.
ist, dieselben Quellen
anzu-
W a s ich f a n d , ist folgendes. Temperatur am 31 Dec. 1845
1.
Bei Poppelsdorf das sogen. Pützchen ' ) ,
ein olfener
Brunnen, aber von einer Nische halb b e d e c k t , 3 ' / , ' tief 2.
Ferner
bei
Poppelsdorf
das
»Riesenpützchen«
9°.4
mit
einem Häuschen ü b e r b a u t , das n u r eine seitliche niedrige Oeffnung hat
.
3.
Zwischen Kessenich
und
4.
Bei Dottendorf in der Probstschen Anlage eine Quelle
10. 3
Dottendorf im Gehölz das
» S o n n e n p ü t z c h e n « , ganz offen, einige F u f s tief
.
.
10. 2 5
aus einer gemauerten W a n d durch eine eiserne Röhre hervorkommend (Jahreszahl 1 7 2 0 ) 5.
9. 6
Süfse Quelle bei Godesberg ü b e r der Mühle als offener Brunnen gefafst, 3 ' / , ' tief
9. 6
') Das Volk n e n n t d o r t alle kleinen offenen B r u n n e n P ü t z c h e n ( p u l e t t s ? ) .
§ 78. Annähemde
Bestimmung
d. Nittels
Die 3 letzten Quellen gehenden Tagen gleichen w i r
bei
d. überwiegend
waren
trübe.
Es
stürmischem S ü d w e s t
die von
mir
am
3i
klimat. Quelle.
hatte
in
den
251 vorher-
iinmäfsig g e r e g n e t .
December
Ver-
erhaltenen W ä r m e g r a d e
mit den D e c e m b e r m e s s u n g e n v o n BISCHOF, SO findet s i c h , dafs w e n i g stens N o . 1, 3 , 4 s e h r b e f r i e d i g e n d
übereinstimmen.
J e d e r m a n n weifs, dafs das J a h r 1 8 3 4 a u ß e r o r d e n t l i c h w a r m w a r . Wir
h a b e n d a h e r zu b e a c h t e n ,
o b bei einer o d e r d e r a n d e r n d e r
5
Quellen die Hitze d e r L u f t eine u n g e w ö h n l i c h e E r h ö h u n g im S e p t e m ber und
October
hervorbrachte.
Bei
d e r 1. ist diese V e r r a u t h u n g
u n b e g r ü n d e t , denn d e r A u g u s t 1 8 3 5 w a r w ä r m e r als d e r S e p t e m b e r 1834.
Bei
der 2.
finde
g a n z in d e r O r d n u n g , August. Jahre
Die
1834
October
3.,
von
haben,
ich
wenn
welcher
scheint
ungewöhnlich
auch
wir
in
warm
nichts
zu
den
erinnern,
eine A u g u s t b e o b a c h t u n g 3 Monaten August,
gewesen
zu
sein.
ist inein Urlheil u n s i c h e r ;
die J a h r e s m i t t e l
vom
September,
Wahrscheinlich
i h r J a h r e s m i t t e l ü b e r das G e w ö h n l i c h e e t w a s e r h ö h t . 5 . Quelle
denn es ist
V , 0 w ä r m e r ist als d e r
der September
ist
Bei der 4 . u n d
im Z w e i f e l nehme ich a n ,
nur wenig vom Gewöhnlichen abweichen.
Wir
dafs er-
h a l t e n folglich als einiges V e r t r a u e n v e r d i e n e n d die folgenden 4 J a h r e s mittel in 2 1 0 ' H ö h e : Quelle bei P o p p e l s d o r f
10°.00
A n d e r e Quelle bei P o p p e l s d o r f
.
.
10. 2 3
Quelle bei D o t t e n d o r f
9. 8 9
S ü f s e Quelle in G o d e s b e r g
. . .
10. 0 0
im D u r c h s c h n i t t Wir
wenden
uns
nun
zu
d e n Quellen
10. 0 3
im Siebengebirge.
Die
folgenden H ö h e n b e s t i m m u n g e n sind ebenfalls a u s der v. DECHEN'schen Sammlung
entnommen.
öffentlichten selbst
und
Die
zahlreichen
Höhenbestimmungen von
mehreren
seiner
v o n H e r r n v. DECHEN
im S i e b e n g e b i r g e Freunde
her.
rühren
von
verihm
Die hier
folgenden
sind h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h von H e r r n BISCHOF a u s g e f ü h r t .
Sie s i n d ,
w i e alle ü b r i g e n H ö h e n in d e r R h e i n p r o v i n z , P a r i s e r F u f s u n d Nullpunkt
des P e g e l s
in A m s t e r d a m
aus
1 1 Quellen im S i e b e n g e b i r g e b e o b a c h t e t .
gerechnet').
BISCHOF
vom hat
Da e r a b e r 2 derselben (die
') In BISCHOF'S Wärmelehre S . 230 9ind die Höben der Quellen «über Königswinter* angegeben; diese sind durebgebends 190' niedriger als die Meereshöhen. Seltsamer Weise findet sich ebendas. S. 233 die abweichende Angabe, die Höben seien Höhen über dem Brunnen des chemischen Laboratoriums in Bonn. Wir können nichts thun, als uns an die Veröffentlichung vom Jahre 1851 halten.
252
f 7