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German Pages 30 [33] Year 1972
Sitzungsberichte des Plenums und der problemgebundeiien Klassen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Ernst Engelberg
Die Pariser Kommune 1871 Schöpferkraft der Massen und wissenschaftliche Theorie
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN
—/ 1971
Sitzungsberichte des Plenums und der problemgebundenen Klassen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Ernst Engelberg
DIE PARISER KOMMUNE 1871 Schöpferkraft der Massen und wissenschaftliche Theorie
AKADEMIE-VERLAG 1971
• BERLIN
Jahrgang 1971 • Nr. 3
K a r l - M a r x - V o r l e s u n g 1971, gehalten von Herrn E r n s t Engelberg im Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin a m 20. Mai 1 9 7 1
Herausgegeben im Auftrage des Präsidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin v o n Vizepräsident Prof. Dr. W e r n e r H a r t k e
Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1971 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/386/71 Umschlaggestaltung: Rolf Kunze Herstellung: IV/2/14 V E D Druckerei ..Gottfried Wilhelm Leibniz", 445 Gräfenhainichen/DDR • 3736 Bestellnummer: 2010/71/3 • E S 14 D EDV-Nr. 752 183 1 3,20
Für unsere traditionelle Karl-Marx-Vorlesung drängt sich in diesem Jahr das Thema der Pariser Kommune geradezu auf. Die Arbeiterherrschaft, die vom 18. März bis 28. Mai 1871 dauerte, war die letzte Revolution von weltgeschichtlicher Tragweite zu Lebzeiten von Karl Marx. Diese frühproletarische Revolution vor 100 Jahren stellte Karl Marx vor verzwickte Fragen politischer, theoretischer und auch persönlicher Natur. Er hatte im September 1870 die französischen Arbeiter vor der „verzweifelten Torheit" gewarnt 1 , die neue großbügerliche Provisorische Regierung, die nach der Gefangennahme Napoleons bei Sedan und dem Sturz seines Kaiserreiches gebildet worden war, gleich auch noch stürzen zu wollen. Wie sollte er sich nun im März 1871 einer revolutionären Massenerhebung gegenüber verhalten, vor der er Monate vorher bereits eindringlich abgemahnt hatte und die in ihrer ideologischen Verfassung recht uneinheitlich, ja teilweise widersprüchlich war? Karl Marx hätte es sich durchaus leicht machen können, indem er in der Öffentlichkeit jede Verantwortung für die schicksalsschweren Pariser Ereignisse abgelehnt und sich auf die Kritik der Fehler der Kommune konzentriert hätte. Aber gerade das tat Marx nicht. Von der ersten Minute an, da ihn die Nachrichten über die spontane, geradezu erzwungene Erhebung der Pariser Proletarier erreichten, fühlte, dachte und handelte er nach dem moralischen Grundgesetz der internationalen Arbeiterbewegung, dem der Solidarität. Es bestätigte sich wieder einmal: Der grundgelehrte Karl Marx war vor allem - Revolutionär. Alles, was in seinen Kräften stand, tat er, um in Hunderten von Briefen, in Sitzungen und Beschlüssen des Londoner Generalrats die Anhänger der I. Arbeiterinternationale in Europa und Amerika über den wahren Charakter der Pariser Arbeitererhebung aufzuklären, die massiven Verleumdungen von Seiten der Bourgeoispresse zurückzuweisen und das solidarische Handeln der Arbeiterführer und Arbeitermassen mit den Kommunarden zu wecken. Karl Marx erlebte die Pariser Arbeiterrevolution in Hirn und Herz so leidenschaftlich mit, daß er schon unmittelbar nach dem blutigen Triumph der Reaktion seine Schrift „Bürgerkrieg in Frankreich" im Namen des Gene-
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ralrats der I. Internationale veröffentlichen konnte. Diese Schrift gehört nicht allein zu den bedeutendsten historisch-politischen Analysen und Darstellungen von Karl Marx; sie machte selbst wieder Geschichte. Gegner von Marx sprechen bis zum heutigen Tage davon, daß er mit dieser Schrift die Pariser Kommune für Fraktionszwecke zurechtinterpretiert und damit für sich zu Unrecht annektiert, ja usurpiert habe. Dabei lassen sie sich nicht das Argument entgehen, daß die vorherrschenden Ideologien der Pariser Kommune alles andere als marxistisch im strengen Sinne des Wortes waren. Auf das Verhältnis von Ideologie und Politik in dieser Arbeiterrevolution werden wir noch zu sprechen kommen. Vorerst sei aber methodisch folgendes festgehalten: Karl Marx ging es in jenem geschichtlichen Moment nicht darum, in erster Linie dogmatische Denkweisen zu untersuchen; er wollte vielmehr die inneren Gesetze im Handeln der Massen und der mit ihnen verbundenen Führer, das Wesentliche und Vorwärtsweisende in den Erscheinungen der revolutionären Praxis entdecken. Wenn Karl Marx einmal sagte, daß man die Menschen nicht nach dem beurteilen darf, was sie über sich selbst aussagen, sondern nach dem, was sie tun, dann dürfen wir diesen Satz nicht nur in seiner negativen Zielrichtung des Enthüllens und Entlarvens verstehen. Die Dynamik der Geschichte - besonders in der Frühzeit der Arbeiterbewegung - kann auch die Menschen dazu bringen, daß ihr Handeln im Widerspruch zu ihren weltanschaulichen und polit-ökonomischen Gesamtvorstellungen revolutionär ist. Nur die Beachtung der zwei Aspekte in der Diskrepanz zwischen Wort und Tat ermöglicht ein methodisch richtiges Durchdenken dessen, was geschah, und ein solidarisches Mitfühlen mit den handelnden Menschen. Das ist gerade der undoktrinäre Zug im theoretisch-methodischen Herangehen von Karl Marx und Friedrich Engels an die sozialen Ereignisse ihrer Zeit. Schon 1844 schrieb Marx: „Es hindert uns also nichts, unsere K r i t i k . . . an wirkliche Kämpfe anzuknüpfen und mit ihnen zu identifizieren. Wir treten dann nicht der Welt doktrinär mit einem neuen Prinzip entgegen: Hier ist die Wahrheit, hier kniee nieder! . . . Wir sagen ihr (der Welt - E. E.) nicht: Laß ab von deinen Kämpfen, sie sind dummes Zeug; wir wollen dir die wahre Parole des Kampfes zuschreien. Wir zeigen ihr nur, warum sie eigentlich k ä m p f t . . . Die Reform des Bewußtseins besteht nur darin, daß man die Welt ihr Bewußtsein innewerden läßt, daß man sie aus dem Traum über sich selbst aufweckt, daß man ihre eignen Aktionen ihr erklärt."Wir können hier zwei entscheidende Züge in Marxens Geisteshaltung herausgreifen: einmal sein Hinwenden zur Praxis, zum andern seinen Optimismus. Und 1847 schrieb Friedrich Engels in Auseinandersetzung mit dem bürger-
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liehen Demokraten Karl Heinzen, der Kommunismus sei keine Doktrin, die von einem abstrakten Prinzip als Kern ausgehe und daraus weitere Konsequenzen ziehe. Der Kommunismus, so fuhr Friedrich Engels fort, „ist keine Doktrin, sondern eine Bewegung; er geht nicht von (abstrakten - E. E.) Prinzipien, sondern von Tatsachen aus. . . . Der Kommunismus ist hervorgegangen aus der großen Industrie und ihren Folgen, . . . , aus der Erzeugung des Proletariats und der Konzentration des Kapitals, aus dem daraus folgenden Klassenkampfe zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Der Kommunismus, soweit er theoretisch ist, ist der theoretische Ausdruck der Stellung des Proletariats in diesem Kampfe und die theoretische Zusammenfassung der Bedingungen der Befreiung des Proletariats." 3 Diese frühen Ausführungen der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus zeigen mit besonderer Eindringlichkeit dies: Sie lehnten alle jene Doktrinen ab, die nach dem Maßstab abstrakter, angeblich zeitlos gültiger moralischer Ideen meist nur Teilerscheinungen der bestehenden Gesellschaft (Handels- oder Leih- oder Industriekapital) kritisierten und, nur an diesen einen Punkt' 1 anknüpfend, ein Allheilmittel der Gesellschaftsreform anpriesen (Assoziation, Organisation des Kredits oder der Arbeit). Der von Marx und Engels ausgearbeitete Sozialismus hingegen war nicht mehr das Gebot einer abstrakten Moral, sondern eine Forderung, die sich aus der wissenschaftlichen Analyse der Totalität der kapitalistischen Gesellschaft ergab; es ist die kapitalistische Gesellschaft selbst, die ihren Totengräber in Gestalt der Arbeiterklasse erzeugt. Seit ihrer Parteinahme für die Sache der Arbeiterklasse waren die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus stets bemüht, Gesetze und neue Formen des Klassenkampfes zu entdecken, ihre Theorie dadurch zu vertiefen und ¡strategisch-taktische Schlußfolgerungen für den proletarischen Befreiungskampf zu ziehen. Es ist übrigens vom rein Sprachlichen her äußerst aufschlußreich, daß wir bei Marx gerade in jenen Textstellen, die entscheidende Thesen über die Pariser Kommune enthalten, auf das Verbum „entdecken" stoßen. Erst durch die Analyse des objektiven Geschehens waren Marx und Engels in der Lage, mit Hilfe der wissenschaftlichen Theorie und der revolutionären Partei das Klassenbewußtsein von außen in das Proletariat hineinzutragen. Die methodische Seite ihrer materialistischen Geschichtsauffassung war also schon früh angelegt, noch bevor diese umfassend ausgebildet war. Schon von der theoretisch-methodischen Anlage ihres Denkens her ist es abgeschmackt, Marx und Engels zu unterstellen, sie hätten sich inmitten der tragischen Ereignisse in Paris einen pfiffigen Dreh ausgedacht, um zu einem
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politisch leicht handhabbaren Mythos zu kommen. Marx und Engels war wahrhaftig der börsenjobbersche Geist jener Leute fremd, die in der Politik nur einen Markt sehen, auf dem auch Mythen großsprecherisch feilgeboten werden. Wir können heute mit quellenmäßiger Genauigkeit das Fühlen, Denken und Handeln von Marx zur Zeit der Pariser Kommune gleichsam tagebuchartig 5 verfolgen. Hier gibt es nicht einmal Spuren von Schizophrenie, von Zynismus und engherziger Fraktionsmacherei. In seinem kritischen Scharfsinn spüren wir keine kalte Distanz, sondern leidenschaftliche Parteinahme für die historische Initiative der Massen und ihre Schöpferkraft. „Die Kommune entstand spontan; niemand hatte sie bewußt und planmäßig vorbereitet". 6 Das stellte Lenin 1911 in einem Erinnerungsartikel fest. Das Spontane dieser Bewegung bedeutet jedoch nicht, daß die Kommune abgerissen werden könnte von der vorangegangenen Bewegung der revolutionären Demokratie, der Arbeiterbewegung und den Traditionen des französischen Sozialismus, am allerwenigsten von den Klassenkampfbedingungen der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts und des deutsch-französischen Krieges. In die Pariser Kommune spielt die Dialektik von Tagesinteressen und Zukunftsvorstellungen hinein, von bürgerlich-demokratischem Patriotismus und proletarisch-internationalistischem Sozialismus. Sozial, ideologisch und politisch war die Bewegung der hauptstädtischen Massen recht bunt. In ihr waren Handwerker und Kleinhändler, denen der Ruin drohte, falls die Einlösung der Wechsel und die Bezahlung der Wohnungsmieten nicht gestundet werden sollten. Mit der Bewegung sympathisierten - zumindest in der ersten Zeit - Mittelbürger, die befürchteten, die Monarchie könnte wiederhergestellt werden, und die zugleich hofften, die Kommune könnte den Krieg gegen die Deutschen wieder aufnehmen und ihn zu einem glücklichen Ende führen. Die Hauptrolle jedoch spielten in dieser Bewegung die Arbeiter; sie hatten unter den Entbehrungen der Belagerung, zu denen auch die Arbeitslosigkeit gehörte, besonders zu leiden. Aber entsprechend der Struktur der industriellen und gewerblichen Produktion in Paris herrschte der Typus der proletarisierten Handwerker vor. Organisierte Arbeiter werden aber nicht nur durch ihre berufliche Eigenart und ökonomische Lage gekennzeichnet, sondern auch - wie schon gesagt durch die Besonderheiten ihrer Kampftraditionen und ideologisch-politischen Denkweisen. Dazu kam noch die eigenartige Stellung von Paris; auch wenn es wahrhaftig nicht mit Frankreich gleichzusetzen war und ist, so war und ist es doch „der Mittelpunkt und Sitz der alten Regierungsmacht und gleichzeitig der gesellschaftliche Schwerpunkt der französischen Arbeiterklasse". 7
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Allein schon der Name der Commune und die bereits in den Wintermonaten 1870/71 erhobene Forderung nach kommunaler Selbstverwaltung in Paris zeigen an, daß die hauptstädtischen Proletarier und Handwerker an Traditionen aus der Zeit der Großen Französischen Revolution anknüpften. Sie erinnerten sich, daß die revolutionäre Commune des Jahres 1792 mit ihrer sansculottischen Mehrheit eine entscheidende Rolle beim Sturz der Bourbonen und auch beim Widerstand gegen die feudale Intervention der Preußen und Österreicher gespielt hatte; sie erinnerten sich auch, daß die französische Bourgeoisie während der Revolution von 1S48 alles getan hat, um ein Wiedererstehen einer revolutionären Selbstverwaltung in Paris zu verhindern. Schließlich waren die Pariser Arbeiter noch voller Erbitterung darüber, daß die großbürgerliche Provisorische Regierung der sogenannten nationalen Verteidigung ihr Versprechen, Wahlen für den „Kommunalrat von Paris" (der später abgekürzt „Rat der Kommune" und schließlich „Kommune" heißen sollte), ungeniert brach. Sie hatte dieses Versprechen am 31. Oktober 1870 gegeben, um mit den damals demonstrierenden Nationalgardisten fertig zu werden, die vor allem gegen die Kapitulation von Metz protestierten, die Absetzung der Unfähigen und Verräter forderten, die Kommune (also die Pariser Selbstverwaltung) hochleben ließen und vorübergehend das Rathaus besetzt hielten. Bei den damaligen historisch-politischen Kräfteverhältnissen unter den Klassen in Paris wurde die Alternative: Für oder wider die Commune immer mehr zu einer Alternative: Für oder wider die Herrschaft der Arbeiterklasse. Instinktiv fühlten das die Hauptklassen der damaligen französischen Gesellschaft. Die allgemeinen Tendenzen des Klassenkampfes im Frankreich von 1870 71 konzentrierten sich zunächst - zumindest bis zum Waffenstillstand vom 28. Januar 1871 - auf die Frage der nationalen Verteidigung. Die französische Großbourgeoisie wäre, rein militärisch betrachtet, durchaus in der Lage gewesen, einen erfolgreichen Widerstand zu organisieren und zu einem ehrenvollen Frieden zu kommen. Friedrich Engels hatte schon recht, als er in einem der Artikel seiner berühmt gewordenen Serie von Kriegsbetrachtungen, die er in der Londoner „Pall Mall Gazette" veröffentlichte, selbst in den für Frankreich verzweiflungsvollen Tagen schrieb, daß dessen materielle Hilfsquellen noch lange nicht erschöpft seien. Im Geiste eines Clausewitz, der die These von der stärkeren Form des Verteidigungskriegs aufgestellt hatte, meinte er: Es „kommt der Wahrheit sicher sehr nahe, daß bei der Eroberung eines großen Landes die Schwierigkeiten der Besetzung geometrisch wachsen, während der Umfang des besetzten Gebiets arithmetisch zunimmt". 8 Aber die französische Bourgeoisie hätte den Krieg aufs äußerste - den vielfach geforderten guerre ä outrance - nur führen können, wenn sie sich auf
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die Arbeiterklasse und das ganze werktätige Volk gestützt hätte. Das bourgeoise Klasseninteresse verbot ihr bei den damaligen Kräfteverhältnissen eine solche Orientierung. Um jeder Gefahr einer proletarischen Klassengesellschaft oder auch nur einer Stärkung der gesellschaftlichen Position der Arbeiterklasse zu entgehen, trachtete die Großbourgeoisie danach, den Krieg so rasch wie möglich zu beenden. Nachdem Gambetta, der einzige Exponent des Widerstandswillens in der französischen Provisorischen Regierung, Anfang Oktober 1870 im Ballon aus dem umzingelten Paris nach Tours geflogen war, um in Südfrankreich neue Feldarmeen aufzustellen, konzentrierte sich das großbürgerliche Kapitulantentum gerade in der Pariser Regierung. Jedoch mußte sie sich die Charaktermaske des unbeugsamen Patriotismus aufsetzen und derart lavieren, um ihren Übergang von einer Regierung des nationalen Widerstandes zu einer solchen des nationalen Verrats, wie sie später genannt wurde, nicht zu früh offenkundig zu machen. Sie mußte militärisch und propagandistisch so manövrieren, daß defaitistische Stimmungen, insbesondere unter den französischen Bauern, genährt werden konnten. Obwohl die Regierung in der Pariser Verwaltungsmaschinerie das Heft in der Hand hatte und auch die Bildung des Rates der Pariser Commune, wie wir gesehen haben, noch hintertreiben konnte, war es ihr nicht möglich, die Erweiterung der Nationalgarde und ihre Transformation in eine bewaffnete Organisation der Arbeiterklasse in vielen Pariser Stadtbezirken zu verhindern. In die Nationalgarde traten allein schon Zehntausende Arbeitslose ein. Wie stark bei der Arbeiterklasse der Wille zum nationalen Widerstand war, zeigte die Haltung von Auguste Blanqui, von dem auch Lenin sagte, er sei ein unzweifelhafter Revolutionär und feuriger Anhänger des Sozialismus gewesen; derselbe- Auguste Blanqui gab seiner Zeitung den Titel „Das Vaterland in Gefahr" - anknüpfend an den Alarmruf der Großen Französischen Revolution : „La patrie en danger". Das war die Tragik für die französische Nation wie für ihre Arbeiterklasse: Das Proletariat, vor allem in der Hauptstadt, wollte den nationalen Widerstand und hatte auch seine bewaffnete Organisation in Gestalt der Nationalgarde mit viel Opfersinn vorangebracht; aber die Kräfteverhältnisse in den Gesamtbeziehungen der verschiedenen Klassen in ganz Frankreich gestatteten es ihm nicht, von der damals schon vorhandenen moralischen Führung der Nation zur politischen und militärischen überzugehen. Das war auch einer der Gründe, warum Marx und Engels die französische Arbeiterklasse vor einem zu frühen Losschlagen gewarnt hatten. Die innen- und außenpolitische Situation war Ende Januar 1871 so weit gediehen, daß die großbourgeoise Provisorische Regierung es wagen konnte,
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einen Waffenstillstand mit Preußen-Deutschland abzuschließen. Die Linientruppen, die Paris verteidigt hatten, wurden mit Ausnahme einer Division entwaffnet und die Mehrzahl der hauptstädtischen Forts ebenso wie die Artillerie den Preußen übergeben. Die preußisch-deutschen Truppen besetzten nur vorübergehend den westlichen, vornehmlich von Bürgern bewohnten Teil von Paris bis zum Place de la Concorde. Weder besetzten sie das eigentliche Zentrum noch die Arbeiterviertel. So blieb die im wesentlichen proletarische Nationalgarde intakt und bewaffnet. Schon die damalige Weltpresse vermerkte, daß Bismarck und Moltke sich hüteten, die preußisch-deutschen Truppen in den gefahrvollen Pariser Hexenkessel zu bringen. Offensichtlich wollte Bismarck - und das hat auch Karl Marx klar erkannt - das Geschäft der Niederringung des Pariser Proletariats der französischen Bourgeoisie weitgehend selbst überlassen. Schon im September meinte Bismarck in einem Brief an seinen Sohn Herbert, wenn die preußisch-deutschen Truppen zu früh nach Paris gingen, „so verhinderten wir damit, daß sie sich untereinander entzweien. Lange kann ihr innerer Frieden mit ihrer ziemlich sozialistischen Gesellschaft an der Spitze nicht dauern". 9 Die Provisorische Regierung setzte fest, daß am 8. Februar eine Nationalversammlung zu wählen sei, die über Krieg oder Frieden entscheiden solle. Allein schon der kurze Wahltermin war eine Überrumpelung des französischen Volkes. Die monarchistischen Parteien und die konservativen Republikaner propagierten den Abschluß des Friedens; kein Wunder, daß die deutschen Besatzungstruppen die Wahlen in diesem Zeichen nicht behinderten. Die Landbevölkerung und die Kleinstädte wählten monarchistisch, weil sie Ruhe und Frieden haben wollten. Von den 675 gewählten Abgeordneten waren ungefähr 400 Monarchisten, teils Anhänger der Bourbonen, teils Parteigänger der Orleans, dazu 30 Anhänger des Kaiserreichs. Der Rest bestand aus Republikanern, teils von der opportunistischen Richtung Favres, teils von der bürgerlich-demokratischen Gambettas. Paris hatte fast nur Vertreter des nationalen Widerstandes gewählt. Die Nationalversammlung in Bordeaux wählte den 74jährigen, mit allen Wassern der französischen Bourgeoispolitik gewaschenen Adolphe Thiers zum provisorischen Staatsoberhaupt und nahm die Bedingungen Bismarcks an, der von Frankreich neben der Entschädigung in Höhe von fünf Milliarden Franken die Abtretung von Elsaß-Lothringen verlangte. Nach Abschluß des Präliminarfriedens mit Deutschland siedelten Nationalversammlung und Regierung nach Versailles über. Gerade weil die Nationalversammlung nicht nur unter einem zeitlichen, sondern auch moralischen Druck gewählt wurde, vertrat sie nicht die wahre Meinung des französischen Volkes, das sich -
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wie auch Adolphe Thiers gestand - nur unter einer Republik nationalstaatlich zusammenfinden konnte. Dank eines Künstlers wie Gustave Doré haben wir über die Versailler Nationalversammlung Dokumente von besonderer Art. Gustave Doré, der weit davon entfernt war, sich wie Honoré Daumier zur revolutionären Sache zu bekennen, hinterließ eine stattliche Reihe satirischer Zeichnungen von Abgeordneten in Versailles. Die Typen, von Gustave Doré sarkastisch demaskiert, stellten in ihrer phrasenreichen, dümmlichen Arroganz, ihrer egoistischen Anmaßung und heuchlerisch drapierten Machtgier, in den von Doré treffsicher gegebenen Kontrasten zwischen dem, was sie tönend von sich gaben, und dem, was ihre Fratzen und ihre Gestik verrieten, wahrhaft eine Plejade menschlichen Abschaums dar. Man muß sich diese ganze Gesellschaft im wahrsten Sinnes des Wortes vor Augen halten, um das voll zu begreifen, was sich in den folgenden Wochen und vor allem in den entsetzlichen Maitagen 1871 abspielte. Die nächste Aufgabe, die sich Thiers stellte und von seinem Klassenstandpunkt aus stellen mußte, war die Entwaffnung des in der Nationalgarde organisierten Pariser Proletariats. In krisenhaften Situationen einer Gesellschaft, nicht zuletzt in Momenten, da es um Krieg oder Frieden geht, muß die Machtfrage stets eindeutig gelöst werden. Doppelherrschaft oder auch nur unklare Machtverhältnisse sind für längere Zeit nicht möglich. So ließ Thiers am 18. März Linientruppen nach Paris mit dem Befehl entsenden, zunächst die von den Pariser Arbeitern aus eigenen Mitteln gegossene Artillerie der Nationalgarde sozusagen bei Nacht und Nebel zu rauben. Aber gerade dieser provokatorische Anschlag der Versailler Regierung entfachte eine Volkserhebung von solch elementarer Durchschlagskraft, daß die Regierungstruppen nicht auf das Volk schießen wollten. Das Proletariat ließ sich weder seine Kanonen nehmen noch sonstwie entwaffnen. Nach ihrer fulminanten Niederlage räumte die Regierung mit ihren Organen und den ihr noch verbliebenen Truppen die Hauptstadt. In Beantwortung von Zweifelsfragen schrieb Karl Marx während der Tage der Kommune an Ludwig Kugelmann gerade über den 18. März 1871 folgendes: Die bürgerlichen Kanaillen von Versailles stellten die Pariser „in die Aternative, den Kampf aufzunehmen oder ohne Kampf zu erliegen. Die Demoralisation der Arbeiterklasse in dem letztren Fall wäre ein viel größres Unglück gewesen, als der Untergang einer beliebigen Anzahl von F ü h rern'." 10 Hier stand also die Arbeiterklasse vor einer revolutionären Zwangslage, die anders gelagert war, als jene Erhebung, vor der Marx und übrigens auch Engels Monate vorher gewarnt hatten. Das Zentralkomitee der Nationalgarde, dem der elementare Massenwiderstand in den Pariser Arbeiterbezirken die Macht erkämpft hatte, verzichtete
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darauf, sofort diktatorische Maßnahmen zu treffen. Im Gegenteil: neben der Aufhebung des Belagerungszustandes proklamierte es die Pressefreiheit. Der verhängnisvollste Fehler war jedoch der, daß das Zentralkomitee nicht alle Kräfte der Nationalgarde zusammenfaßte, um sie nach Versailles marschieren zu lassen, wo es galt, die monarchistische Nationalversammlung auseinanderzujagen und die schwankenden Regierungstruppen entweder zu gewinnen oder zu entwaffnen. Ob diesen Fehlern mehr eine falsche Einschätzung der momentanen Lage oder mehr die falsche Grundeinstellung zu politischen Machtfragen zugrunde lag - diese Frage sei hier nicht erörtert. Genug: das Zentralkomitee der Nationalgarde erfüllte die in den Wintermonaten 1870/71 immer wieder erhobene Forderung nach der Pariser Selbstverwaltung und schrieb Wahlen zum Kommunalrat, kurz zur Kommune, aus. In den Kommunalrat wurden nicht Vertreter von durchorganisierten Parteien, sondern mehr Einzelpersönlichkeiten gewählt, die allerdings durch ideologisch-politische Traditionen und Organisationen mehr oder weniger fest geprägt und gebunden waren. Lange Zeit wurde in der sozialistischen Literatur über die Pariser Kommune zwischen der Mehrheit, die mehr blanquistisch gewesen sei, und der mehr proudhonistisch ausgerichteten Minderheit unterschieden. Heute erkennt man, daß die Grenzen zwischen den verschiedenen ideologisch-politischen Richtungen, wie Jakobinismus, Blanquismus und Proudhonismus, in der Kommune fließend waren; die Zersetzung dieser Gruppierungen hatte unter dem Druck der politischen Dynamik bereits am Ende des napoleonischen Kaiserreichs begonnen. Um jede modernistische Vorstellung von der irühpioletatischen Revolution im Paris des Jahres 1871 zu vermeiden, um das Frühe, Erstlingshafte ihres Charakters nicht zu übersehen, müssen wir uns überdies vergegenwärtigen, daß auch die Anhänger der I. Internationale, die auf jeden Fall die Minderheit des Kommunerats ausmachten, im strengen, weltanschaulichen Sinne noch keineswegs Marxisten waren. Vorerst muß noch dies festgehalten werden: Bereits der Zentralrat der Nationalgarde mußte durch den Drang der Verhältnisse schon in den ersten Stunden nach dem 18. März einzelne Regierungsmaßnahmen treffen; erst recht verwandelte sich der Pariser Kommunalrat aus einem kommunalen Selbstverwaltungsorgan unversehens in eine Regierung. Es war eine Regierung, die sich für die Sache der gesamten französischen Arbeiterklasse und die gesamte französische Nation verantwortlich fühlte. Auf die bald niedergeschlagenen Kommuneaufstände in Lyon, Marseille, St. Etienne, Toulouse, Creusot und Narbonne kann hier nicht eingegangen werden. Stand jedoch bis in die Märztage hinein die nationale Verteidigung gegen
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den ausländischen Feind an erster Stelle, so rückte jetzt der Bürgerkrieg der Pariser Kommune gegen die Versailler Regierung, das heißt gegen den inneren Feind, in den Vordergrund. Um die Pariser Kommune als Regierung der Arbeiterklasse in ihrer inneren Dynamik richtig verstehen zu können, müssen wir auch jene Organisationen wenigstens stichwortartig erwähnen, von denen aus sich der Einfluß der Massen geltend machte. 11 Da war die Nationalgarde, die nach dem 18. März noch mehr als vorher so etwas wie eine Rote Garde wurde; da waren die Sektionen der Internationale und die Gewerkschaften, die sich bereits im Kaiserreich gebildet hatten, aber immer wieder Verfolgungen ausgesetzt waren; neben den vierunddreißig Gewerkschaften bildeten auch die fünfzig Genossenschaften das Bindeglied zwischen dem Kommunerat und den Produktionsarbeitern 12 ; die zahlreichen Klubs in den verschiedenen Stadtbezirken waren Stätten der politischen Diskussion, Schulung und Kritik - Stätten, die, trotz allen gärenden Durcheinanders, immer durchdrungen waren von revolutionärem Geist; schließlich begannen die Frauen und Jugendlichen, die bislang einer besonders starken politischen Unterdrückung und dem Druck klerikalen Dunkelmännertums ausgesetzt waren, ihre Lebenserfahrungen politisch zu überdenken, ihre Meinungen öffentlich zu äußern und organisiert zu handeln. Alle diese von Arbeitern und Arbeiterinnen beherrschten, meist noch ungefügen Organisationen - Nationalgarde, Internationale, Gewerkschaften, Genossenschaften und Klubs - übten nicht nur Einfluß auf den Kommunerat aus, sondern halfen ihm auch, seine Beschlüsse durchzuführen. Allein die freie Betätigung dieser Organisationen und ihre tagtäglichen Wechselbeziehungen zum Rat der Kommune machten diesen zu einer Arbeiter-Regierung, zu einer Urform der Diktatur des Proletariats. Hier drängt sich jedoch unabweislich die Frage auf, welche Rolle die vorherrschenden Ideologien, wie Jakobinismus, Blanquismus und Proudhonismus, im dynamischen Gesamtorganismus der Pariser Diktatur des Proletariats objektiv spielten. Dabei dürfen wir uns nicht von der Vorstellung leiten lassen, als ob alle diese Doktrinen im vollen und umfassenden Schulsinne auf die Massen wirkten; selbst die führenden Adepten der verschiedenen Heilslehren konnten in der Auseinandersetzung mit der sozialen und politischen Wirklichkeit nicht immer lehrgetreu handeln. 13 Das Vorherrschen des Proudhonistnus in der französischen Arbeiterbewegung der damaligen Zeit entsprach dem Vorherrschen des proletarisierten Handwerkertums, insbesondere in Paris. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß diese französischen Arbeiter einer Ideologie zuneigten, die im Kampfe gegen das industrielle Großeigentum die Lösung der sozialen Frage in der
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Wirtschaftsweise von Kleinproduzenten sah, die sich beispielsweise in Genossenschaften zusammentun sollten. Proudhon selbst war gegenüber den Genossenschaften äußerst kritisch 1 4 ; seine Anhänger sind nach seinem Tode 1865 innerhalb der Ersten Internationale zwar für die Genossenschaften eingetreten, aber doch unter recht doktrinären Aspekten; die Proudhonisten haben einmal die Genossenschaften den Gewerkschaften (Gewerkvereinen) gegenüber zunächst mit fast feindseliger Ausschließlichkeit hervorgehoben, zum andern den die Rechte des Einzelnen wahrenden Mutualismus in der inneren Organisation und den Föderalismus in den Beziehungen der Genossenschaften untereinander immer wieder recht zudringlich gefordert. 15 Die Feindschaft gegenüber den Gewerkschaften mit ihren Streiks als Kampfmittel konnten allerdings diejenigen Proudhonisten, die mit dem Leben und Kämpfen der Arbeiter verbunden waren, sehr bald - vor allem nach 1868 nicht mehr aufrechterhalten. Das Illusionäre im Proudhonismus lag nicht allein in der ökonomischen Konzeption des sogenannten Mutualismus (auf die wir hier nicht näher eingehen wollen), sondern auch in der Vorstellung, eine gesellschaftliche Revolution könne sich ohne politischen Kampf um die Staatsmacht vollziehen. Die Genossenschaften beispielsweise sollten durch die kollektive Aktion der Arbeiter, unabhängig vom Staat, gleichsam im Schatten des Staates verwirklicht werden. Die Proudhonisten sahen im Staate nur das, was Marx in den Entwürfen zur Schrift über die Pariser Kommune als „Schmarotzerauswuchs an der bürgerlichen Gesellschaft" 1 7 bezeichnete und folgendermaßen umriß: „Alle Reaktionen und alle Revolutionen haben nur dazu gedient, diese organisierte Macht (nämlich die Staatsmacht - E. E.) - die organisierte Gewalt zur Versklavung der Arbeit - aus einer Hand in die andere, von einer Fraktion der herrschenden Klassen an die andere zu übertragen. Sie hatte den herrschenden Klassen als Mittel der Unterjochung und der Bereicherung gedient." 1 8 Marx stand hier in Übereinstimmung sowohl mit der historischen Erfahrung als auch mit dem Empfinden der proudhonistischen Arbeiter. Die proudhonistischen Arbeiter neigten jedoch dazu, aus ihrem richtigen Empfinden eben durch den Einfluß einer falschen Doktrin falsche Schlüsse zu ziehen: Nieder mit jedem Staat! Schluß mit jeglicher politischen Partei! Diese falschen Schlußfolgerungen aus einer richtigen, wenn auch einseitigen Prämisse widersprachen den Bedingungen und Notwendigkeiten des proletarischen Befreiungskampfes. Wir kommen noch auf das Problem der richtigen, aber einseitigen Lehrsätze, auf den Widerspruch zwischen Doktrin und Wirklichkeit zurück.
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Die proudhonistisch beeinflußten Arbeiterorganisationen, vom zweiten Kaiserreich Napoleons III. wegen ihrer grundsätzlichen Staatsfeindschaft beargwöhnt, aber vorerst wegen ihres politischen Quietismus durchaus geduldet und sogar als mögliche Verbündete gelegentlich in Erwägung gezogen, hatten nicht zuletzt durch eben diese relative Bewegungsfreiheit bis zum Sturz des zweiten Kaiserreichs 1870 das Übergewicht innerhalb der französischen Arbeiterbewegung. Ganz anders war die Lage der blanquistischen Geheimorganisationen. 19 Auguste Blanqui war einer der Heroen der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Seine revolutionäre Tätigkeit, die allerdings immer wieder durch jahrelange Gefängnishaft - insgesamt 35 Jahre - unterbrochen wurde, umfaßt die Zeit der ersten revolutionären Regungen der französischen Arbeiter in den dreißiger Jahren bis zur Bildung einer marxistischen Partei im Frankreich Anfang der achtziger Jahre. In der so wichtigen Staatsfrage kam Blanqui den Auffassungen des wissenschaftlichen Sozialismus relativ nahe, indem er den Staat als Zwangs- und Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse kennzeichnete. Blanqui lehnte die proudhonistische Idee der Genossenschaften, deren Verbreitung und innere Stärkung in gleichsam still wirkender Kraft den Charakter der kapitalistischen Gesellschaft ändern sollte, ab; für ihn war auch der Sozialismus von der Politik untrennbar. Von der revolutionär-demokratischen Politik, die in den Traditionen des Babouvismus wurzelte, ausgehend, traf sich der Blanquismus auch mit dem Neo-Jakobinismus und seinen ganz antiproudhonistischen Idealen von der einen unteilbaren Republik. Trotz gewichtiger Berührungspunkte mit dem Marxismus war der Blanquismus doch von ihm in den Fragen der Strategie und Taktik, d. h. darin, wie die Massen an die Revolution herangeführt werden sollten, weit entfernt. Blanqui hat die ökonomischen und sozialen Bedingungen der Befreiung des Proletariats nie recht erkannt. Die umfassende Untersuchung der Kräfteverhältnisse in den Beziehungen der Klassen untereinander und zum jeweiligen Staat war ihm nicht gegeben. Sicherlich liegt auch eine Tragik darin, daß Blanqui durch die langen Haftstrafen immer wieder von der Wirklichkeit isoliert war und ihm jedes gesunde Gleichgewicht von praktischer Erfahrung und geistiger Arbeit fehlte. Seine Schule sollte in der Pariser Kommune noch eine bedeutende Rolle spielen, konnte aber die sektenhafte Erstarrung nie recht überwinden. Darum ist der Blanquismus - nicht ganz mit Recht - ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der putschistischen Verschwörertaktik in das Klassenbewußtsein der Arbeiterschaft eingegangen. Was die Sektionen
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betrifft, so müssen wir ihren orga-
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nisatorischen Zustand und ihre ideologische Verfassung heute etwas nüchterner und präziser ins Auge fassen. Die Organisation war ungefestigt und die darin herrschende Ideologie nicht einheitlich. Von den etwa dreißig Mitgliedern der Internationale, die in den Rat der Kommune gewählt wurden, müssen fast zwei Drittel als Quasi-Proudhonisten bezeichnet werden, andere standen dem Blanquismus und Jakobinismus nahe. 20 Wie verwirrend die ideologisch-politische Verfassung in den Sektionen der I. Internationale sein konnte, zeigte die Position des Deutsch-Ungarn Leo Frankel, der von allen führenden Kommunarden neben dem Franzosen Auguste Seraillier Karl Marx persönlich und politisch am nächsten stand. In den Jahren 1869/70 organisierte Fränkel die deutschen Arbeiter in Paris in einer Sektion der I. Internationale; zugleich war er Korrespondent des lassalleanischen Social-Demokrat und polemisierte, ausgerechnet unmittelbar nach der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach, persönlich und politisch gegen Wilhelm Liebknecht. 21 Er warf ihm vor, da ß er den sozialistischen Kampf gegenüber dem demokratischen vernachlässige. Es drängt sich überhaupt eine weitere Frage auf, warum Männer, die sich beispielsweise vom Proudhonismus nie ganz gelöst hatten, auch nach den heftigsten Auseinandersetzungen in der Internationale blieben. Eng mit dem Kampf der Arbeiterklasse verbunden, waren sie schon Ende der sechziger Jahre der Tatsache konfrontiert, daß in allen Hauptländern Europas die Streiks an Zahl und Umfang zunahmen und die jeweilige Staatsmacht immer wieder polizeilich intervenierte. Die Tatsachen des Klassenkampfes zeigten, daß die Gewerkschaftsfeindlichkeit und politische Enthaltsamkeit des reinen und unverfälschten Proudhonismus nur zu seiner Isolierung führen würde, und gerade das wollten jene Arbeitervertreter vermeiden, die wir heute als linke Proudhonisten bezeichnen. Ihr hervorragendster Vertreter war Eugène Varlin, einer der Führer und Märtyrer der Pariser Kommune. In ihm verkörperte sich besonders deutlich der Widerspruch zwischen einer Sektendoktrin und den elementaren Erfordernissen des proletarischen Klassenkampfes. Die Proudhonisten und Blanquisten, die in den Sektionen der I. Internationale wirkten, ließen sich von ihren allgemeinen politischen Leitlinien bewegen, als da waren: Die Befreiung der arbeitenden Klassen muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein; der Kampf für die Emanzipation der arbeitenden Klassen ist nicht ein Kampf für Klassenprivilegien und Monopole, sondern für die Abschaffung aller Klassenherrschaft; die ökonomische Abhängigkeit der Arbeiter von dem Besitzer der Arbeitswerkzeuge bildet die Grundlage der Knechtschaft in jeder Form, des sozialen Elends, der geistigen Herabwürdigung und der politischen Abhängigkeit; Proletarier aller
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Länder vereinigt Euch! Gerade diese letzte, weltbewegende Losung war den klassenbewußten Arbeitern der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts kaum durch das Kommunistische Manifest, sondern durch die gleichfalls von Marx verfaßte Inauguraladresse der L Internationale bekannt geworden. Diese politischen Leitsätze und Losungen der I. Internationale durchdrangen - über ihre Sektionen hinaus - in hohem Maße das Denken und Handeln der Pariser Arbeiterorganisationen, wie auch das Wirken und Kämpfen der Kommune. 22 In diesem Sinne konnte Engels 1874 mit Recht schreiben, daß die Kommune „intellektuell unbedingt das Kind der Internationale war, obwohl die Internationale keinen Finger rührte, um sie zu machen, . . ," 2 3 Eine Chronik der hervorstechendsten Dekrete und Beschlüsse der Pariser Kommune mag es uns erleichtern, weiter in das Wesen der damaligen Herrschaft des Proletariats zu dringen. Am 30. März schaffte die Kommune die stehende Armee ab und erklärte die Nationalgarde, zu der alle waffenfähigen Bürger gehören sollten, für die einzige bewaffnete Macht. Damit verwirklichte die Pariser Kommune eine alte revolutionär-demokratische Forderung auf dem Gebiete des Militärwesens, nämlich die nach der Schaffung einer Volksmiliz oder - moderner ausgedrückt - einer Roten Garde. Gleichfalls am 30. März erließ der Kommunerat alle Wohnungsmietbeträge vom Oktober 1870 bis zum April 1871 unter Anrechnung der bereits gezahlten Beträge auf künftige Mietszeit und stellte alle Verkäufe von Pfändern im städtischen Leihhaus ein. Wiederum am selben Tage wurden die in die Kommune gewählten Ausländer in ihrem Amte bestätigt, da „die Frage der Kommune die der Weltrepublik" sei. Hier war also gebündelt die Befriedigung der dringendsten Tagesinteressen der werktätigen Massen und die Erfüllung patriotischer und zugleich internationalistischer Ideale. Am 1. April wurde beschlossen, das höchste Gehalt eines bei der Kommune Angestellten, also auch ihrer Mitglieder selbst, dürfe 6000 Franken nicht übersteigen. Ebenso wurde die Wählbarkeit der Beamten eingeführt. Am folgenden Tage dekretierte man die Trennung der Kirche vom Staat und die Umwandlung aller geistlichen Güter in Nationaleigentum, ebenso den unentgeltlichen Unterricht. Nach dem ersten Schlag gegen den Militarismus, die Hauptstütze des napoleonischen Regimes, folgte also der Schlag gegen die zivile Bürokratie und den Klerikalismus, gleichfalls Hauptstützen des überwundenen Systems. Darum konnte Karl Marx kurz und bündig erklären: „Der wahre Gegensatz des Kaisertums war die Kommune." 24 Am 12. April beschloß die Kommune, die von Napoleon I. aus erbeuteten
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Kanonen gegossene Siegessäule des Vendöme-Platzes als Sinnbild des Chauvinismus und der Völkerverhetzung umzustürzen. Am 16. April ordnete die Kommune eine statistische Aufstellung der von den Fabrikanten stillgesetzten Fabriken an, ebenso die Ausarbeitung von Plänen für den Betrieb dieser Fabriken durch Produktivgenossenschaften. Schließlich sollte eine Organisation dieser Genossenschaften zu einem großen Verbände ins Auge gefaßt werden. Lenin kennzeichnete 1905 die rein politischen Maßnahmen der Pariser Kommune als Verwirklichung des Minimalprogramms des Sozialismus; was die sozialökonomischen Maßregeln, vor allem die Übergabe der im Stich gelassenen Fabriken an Arbeitergenossenschaften, betraf, so konnten sie, wie Marx feststellte, „nur die Richtung andeuten, in der eine Regierung des Volks durch das Volk sich bewegt". 25 Und diese Richtung visiert den Sozialismus an, wenn - um wiederum mit Marx zu sprechen - „die Gesamtheit der Genossenschaften die nationale Produktion nach einem gemeinsamen Plan regeln". 20 Die proletarische Demokratie der Pariser Kommune erreichte in der Tat jene Grenze, wo sich diese Demokratie „auf der einen Seite in Sozialismus verwandelt und auf der anderen Seite den Sozialismus erfordert"27. In diesem Zusammenhang stellte Karl Marx grundsätzlich folgendes fest: „Die Arbeiterklasse verlangte keine Wunder von der Kommune. Sie hat keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschluß einzuführen . . . Sie hat keine Ideale zu verwirklichen; sie hat nur die Elemente der neuen Gesellschaft in Freiheit zu setzen, die sich bereits im Schoß der zusammenbrechenden Bourgeoisgesellschaft entwickelt haben." 28 Und ein Jahr nach der Kommune schrieb Engels: „Es gereicht der Kommune zur höchsten Ehre, daß bei allen ihren ökonomischen Maßregeln nicht irgendwelche Prinzipien ihre ,treibende Seele' bildeten, sondern - das einfache praktische Bedürfnis." 29 Wesentlich später bemerkte Friedrich Engels gegenüber Eduard Bernstein: „Daß im ,Bürgerkrieg' die unbewußten Tendenzen der Kommune ihr als mehr oder weniger bewußte Pläne zugut gebracht sind, war unter den Umständen gerechtfertigt, selbst nötig." 3 0 Wenn wir diese thesenhaften oder brieflich gemachten Äußerungen von Marx und Engels mit ihren eingangs zitierten theoretisch-methodologischen Bemerkungen aus den vierziger Jahren vergleichen, dann wird uns wieder die Einheitlichkeit ihres materialistischen Herangehens an die Analyse der Klassenkämpfe offenkundig. Wir sind jetzt an den Ausgangspunkt unserer Betrachtungen zurückgekehrt. Wenn Marx und Engels immer wieder von unbewußten Tendenzen sprachen, dann stellten sie sie nie in starrer, undialektischer Weise 2 Engelbert
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ERNST E X G E L B E R G
dem Bewußtsein schlechthin entgegen. Jedes menschliche Handeln, wie es auch subjektiv motiviert sein mag, ist bewußt. Das Unbewußte (Spontane, Elementare) bedeutet bei Marx nur, daß sich die Menschen der historischen Tragweite ihres Handelns nicht bewußt waren, daß das An-sich-Sein ihrer Aktionen noch nicht zum theoretischen Für-sich-Sein erhoben wurde. Indem Marx dies im Falle der Pariser Kommune tat und dies im Interesse der weiteren Praxis des proletarischen Klassenkampfes sehr zugespitzt (aber nicht überspitzt) tat, hat er keine Mythen geschaffen, sondern das innere Wesen des historischen Geschehens erfaßt.-51 Unter diesen theoretisch-methodologischen Gesichtspunkten können wir das Verhältnis der Sektendoktrinen zur Pariser Kommune präzisieren. Ihre Maßregeln, das sei vorab festgestellt, entsprachen in ihrer Gesamtheit weder dem Proudhonismus noch dem Blanquismus. Engels meinte 1891, daß die Blanquisten wie die Proudhonisten „das Gegenteil von dem taten, was ihre Schuldoktrin vorschrieb" 32 - Schuldoktrin im strikten und originalen Sinne des Wortes. Aber im einzelnen haben diese oder jene doktrinären Lehrmeinungen, im negativen wie positiven Sinne, doch gewirkt. Denken wir an solche politischen Versäumnisse wie den Verzicht auf den Marsch nach Versailles oder auf die Inbesitznahme der Nationalbank. Andererseits haben in manche sozialökonomische Maßnahmen, die unter dem Zwang der Verhältnisse in Angriff genommen wurden, quasi-proudhonistische Ideen beispielsweise über das Genossenschaftswesen hineingespielt. Die Zerschlagung des alten Staatsapparates und der Aufbau eines neuen waren sicherlich dem Dynamismus der Arbeitermassen zu verdanken. Gerade hier, in dem Wechselverhältnis von Arbeiterorganisationen und Organen der Kommune hat sich die Schöpferkraft der Massen am deutlichsten gezeigt. Doch ist nicht zu verkennen, daß der Anti-Etatismus der Proudhonisten die Zerschlagung des alten Staatsapparates erleichtert hat. Hier stoßen wir auf Eigenarten in der Entstehung und Struktur voroder nichtmarxistischer Sektendoktrinen, die sich als sozialistisch ausgeben. In seinem Aufsatz „Die Differenzen in der europäischen Arbeiterbewegung" schrieb Lenin 1910, „daß die Massen aus dem Leben und nicht aus Büchern lernen, und darum pflegen einzelne Personen oder Gruppen bald diesen, bald jenen Zug der kapitalistischen Entwicklung, bald die eine, bald die andere ,Lehre' dieser Entwicklung aufzubauschen und zu einer einseitigen Theorie, zu einem einseitigen System der Taktik zu erheben." 3 3 Die Marxisten-Leninisten bestreiten also keineswegs die relative Wahrheit dieser oder jener Seite einer Sektendoktrin; das kommt zumindest indirekt auch in den zwei Entwürfen von Marx zum „Bürgerkrieg in Frankreich" zum Ausdruck. Die Sektendoktrinen werden deswegen falsch
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und schädlich, weil in ihnen einzelne Seiten der Wirklichkeit verabsolutiert und in einen falschen Zusammenhang der gesellschaftlichen Totalität gebracht werden. Die Stärke der Ideen der I. Internationale lag gerade darin, daß sie aus dem Bemühen um Allseitigkeit in der Betrachtung der Praxis des Klassenkampfes entstanden sind. Lenin sagte später einmal, daß die Allseitigkeit niemals voll zu erreichen sei, aber die Forderung nach Allseitigkeit würde vor Erstarrung bewahren. 34 Der Marxismus-Leninismus ist zwar eine parteiliche, aber keine einseitige Theorie. Karl Marx hat aus der Analyse der Kommune eine Reihe von Lehren gezogen, die sich u. a. auch auf die Bündnisfragen bezogen. Die entscheidende Vertiefung des Marxismus erfolgte damals in der Staatslehre. Marx schrieb im „Bürgerkrieg in Frankreich": „Die Mannigfaltigkeit der Deutungen, denen die Kommune unterlag, und die Mannigfaltigkeit der Interessen, die sich in ihr ausgedrückt fanden, beweisen, daß sie eine durch und durch ausdehnungsfähige politische Form war, während alle früheren Regierungsformen im wesentlichen unterdrückend gewesen waren. Ihr wahres Geheimnis war dies: Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte." 35 Neben dieser endlichen Entdeckung der neuen Staatsform stellten Marx und Engels ein Jahr später in ihrem letzten Vorwort zur neuen deutschen Auflage des „Kommunistischen Manifests" zu dessen Präzisierung folgendes fest: „Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, daß die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann." 36 Hier, in den aus den Erfahrungen der Pariser Kommune entnommenen Präzisierungen der marxistischen Staatslehre, zeigt sich das Verhältnis von Schöpferkraft der Massen und wissenschaftlicher Theorie besonders augenfällig. Hätte Marx das Wesentliche der Pariser Kommune in seiner theoretischen Analyse nicht festgehalten, so wären gerade das Vorwärtsweisende und Bleibende jener Tage vom Sturmwind der Geschichte verweht worden. Ausschließlich zurückgeblieben wäre nur zweierlei: die Erinnerung der Menschen an ein heroisches und tragisches Ereignis - etwa im Sinne des unbestimmten, historisch unwirksam gebliebenen Bakuninschen Revolutionarismus; zurückgeblieben wäre auch jener Schrecken, den die herrschenden Klassen mit ihrem weißen Terror voll wildem Haß und dennoch kalter Berechnung als grausige Warnung einprägen wollten - ein Defätismus, den Eduard Bernstein in seiner opportunistischen Lehre politisch formulierte. 37
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ERNST ENGELBEIÌG
Immer wieder erweist sich dieses: Die wissenschaftliche Theorie, aus der revolutionären Praxis der Arbeiterklasse entstanden und sie widerspiegelnd, schlägt in diese um und wird ihr stabilisierendes und richtungweisendes Element. In diesem Sinne darf ich vielleicht sagen, daß die Theorie zugleich Knecht wie Herr der Praxis ist.
Die Versailler Kanaille, verschworen mit dem ausländischen Sieger, der Gefangene zur Vermehrung der konterrevolutionären Truppenkontingente freiließ und den Angriff auf Paris auch von Norden her mitten durch die deutschen Linien gestattete, ertränkte die Pariser Kommune in einem Blutbad ohnegleichen. In der Blutwoche vom 21. bis zum 28. Mai 1871 fielen annähernd 30 000 Proletarier, meist nicht im offenen Kampf, sondern durch feigen Mord an schon wehrlos gewordenen Gefangenen. Es war wiederum Gustave Doré, der die gefangenen Kommunarden, die in langen Zügen auf den Avenuen nach Versailles erschöpft und abgemergelt entlangkamen, studierte. Er zeichnete Gefangene, nicht mehr Kämpfende, und sah in manchen Gesichtern neben Hunger und Entbehrung auch Unwissen und moralische Verelendung. Und dennoch! Gustave Dorés künstlerischer Wahrheitsdrang führte ihn dazu, nicht wenige einprägsame Arbeitergesichter festzuhalten, die von der Not ebenso gezeichnet sind wie von der Entschlossenheit, ihre Not im Kampf zu überwinden. Und bezeichnenderweise fiel ihm gerade bei den Köpfen, die uns heute noch als energische und offene Arbeitergesichter ansprechen, kein satirischer Kommentar ein. Er verbot sich gewissermaßen von selbst. So hat gerade ein der proletarischen Revolution Fremder unfreiwillig Zeugnis abgelegt von der gesellschaftlichen Regenerationskraft der Arbeiterklasse. Thiers und Bismarck übten über alle nationalen Gegensätze hinweg konterrevolutionäre Klassensolidarität. 3 8 Arm in Arm glaubten sie, sie könnten das Jahrhundert in die Schranken rufen; in Wirklichkeit demonstrierten sie nur den moralischen Niedergang der herrschenden Klassen des Kapitalismus, der bald in den Imperialismus mit seinen grausigen Kriegen und Krisen übergehen sollte. August Bebel sprach - getragen vom solidarischen Empfinden und Handeln des klassenbewußten deutschen Proletariats - im Deutschen Reichstag und im Angesicht des konterrevolutionären Mitverschworenen Bismarck, mitten im Todeskampf der Pariser Arbeiter jene berühmt gewordenen Worte der leidenschaftlichen Anteilnahme an der immer lebendig bleibenden Sache der Kommune. Die Worte Bebels waren zugleich ein Zeichen dafür, daß
Die Pariser Kommune
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der Führungsstab der internationalen Arbeiterbewegung für einige Zeit an die deutsche übergehen sollte. Lenin sagte auf dem VII. Parteitag der KPR (B) im März 1918, „dag wir auf den Schultern der Pariser Kommune und der vieljährigen Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie stehen" 39 . Im allgemeinen wird nur der erste Teil dieses Satzes zitiert; der sachliche Zusammenhang zwischen der Pariser Kommune und der alten deutschen Sozialdemokratie ist aber der: Auch wenn die deutsche Arbeiterbewegung die durch die Pariser Kommune aufgeworfenen und durch Marx geklärten Fragen von Staat und Revolution z. B. beim Erfurter Programm 1891 nicht bis zu Ende dachte, so hat sie insofern eine wichtige Lehre gezogen, als sie die schon vorher bestehende sozialistische Partei weiterentwickelte. Damit handelte die deutsche Arbeiterbewegung im Sinne der Londoner Konferenz der I. Internationale vom September 1871, die aus den Erfahrungen der Pariser Kommune erst recht die Notwendigkeit einer Arbeiterpartei herleitete, „um den Triumph der sozialen Revolution und ihres höchsten Zieles, der Aufhebung der Klassen, zu sichern'"10. Die deutsche Sozialdemokratie überwand die Einseitigkeit der Sektendoktrinen, bildete eine Vielzahl von Formen des Klassenkampfes aus und stellte zugleich ihren inneren Zusammenhang her. Nicht zuletzt über die revolutionäre Arbeiterbewegung in Deutschland spannte sich der Bogen vom März 1871 in Frankreich zum Großen Oktober 1917 in Rußland. Über alle tragischen Prüfungen der Geschichte hinweg blieb lebendig und wurde immer stärker der sozialistische Internationalismus. Dessen seien wir uns gerade in diesen Tagen bewußt!
Marx, Karl, Zweite Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg, in : Marx, Karl/Engels, Friedrich, Werke, Berlin 1956 ff. (im folgenden : MEW), Bd 17, S. 277. Marx, Karl, Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern", in: MEW, Bd 1, S. 345 f. Engels, Friedrich, Die Kommunisten und Karl Heinzen, in: MEW, Bd 4, S. 321 f. Hofmann, Werner, Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Wolfgang Abendroth, (West-)Berlin 1970, S. 54 ff. (Sammlung Göschen, Bd 1205/1250 a). Marx, Karl/Engels, Friedrich, Tagebuch der Pariser Kommune, Berlin 1971. Lenin, W. /., Dem Andenken der Kommune, in: Werke, Bd 17, Berlin 1962, S. 122. Marx, Karl, Der Bürgerkrieg in Frankreich, in: MEW, Bd 17, S. 338, Engels, Friedrich, Die militärische Lage in Frankreich (Artikel v. 2. 2. 1871). in : MEW, Bd 17, S. 256. Bismarck, Otto v„ Die gesammelten Werke - Friedrichsruher Ausgabe, Berlin o. J „ Bd 6 b, S. 256; - vgl. ferner Schroeder, Wolfgang¡Seeber, Gustav¡Wittwer, Walter, Die Pariser Kommune und die herrschenden Klassen in Deutschland, in : ZfG 1971, S. 309 ff., Engelberg, Ernst, Deutschland 1871-1897, Berlin 1967, S. 7 ff. Marx an Ludwig Kugelmann am 17. 4. 1871, in: MEW, Bd 33, S. 209. Vgl. Bruhat, Jean/Dautry, Jean/Tersen, Emile, Die Pariser Kommune 1871 Berlin 1971, S. 124-163; vgl. ferner Winock, M. et Azéma, I.-P., Les Communards, Paris 1964. Vgl. Markov, Walter, Die Pariser Kommune 1871, Leipzig/Jena 1955, S. 17. Rougerie, Jaques, - Les sections françaises de l'Association Internationale des Travailleurs, in: La Première Internationale. L'institution, l'implantation, le rayonnement, Paris 1968, S. 93 ff., insbesondere S. 101 ff. (Colloques internationaux du Centre National de la Recherche Scientifique, 16.-18. Novembre 1964, Paris). Proudhon, Justice et liberté, hg. v. Jacques Muglioni, Paris 1962, S. 209 ff. ; vgl. ferner Engels, Friedrich, Einleitung zu Karl Marx' „Der Bürgerkrieg in Frankreich" (Ausgabe 1891), in: MEW, Bd 22, S. 196, sowie Briefwechsel von Marx und Engels, in : MEW, Bd 27, S. 296-304.
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ERNST ENGELBERG
Verdès, ]., Les délégués français aux Congrès et Conférences de l'Association Internationale des Travailleurs, in: Cahiers de l'Institut de Science Économique Appliquée, No 152 - Août 1964, S. 83 ff., insbesondere S. 99/100 u. S. 109/110; vgl. ferner Herrmann, Ursula, Der Kampf von Karl Marx um eine revolutionäre Gewerkschaftspolitik 1864-1868, Berlin 1968, S. 45 ff. u. 130 ff.
16
Rougerie,
17
Marx, Karl, Erster Entwurf zum „Bürgerkrieg in Frankreich", i n : MEW, Bd 17, S. 539 f. Ebenda, S. 541. Vgl. Rihs, Charles, La Commune de Paris. Sa structure et ses doctrines, Genève 1955, S. 47 (Études d'histoire économique, politique et sociale, éd. Jacques Freymond et Jacques L'Huillier, XII).
18 19
20 21
Jacques,
a. a. O., S. 105 ff.
Vgl. Bruhat, Jean/Dautry,
Jean/Tersen,
Emile,
a. a. O., S. 126, 128 f.
Vgl. Aranyossi, Magda, Leo Frankel, Berlin 1957, S. 1 8 - 2 0 ; vgl. ferner die von „Leo Frankel, Mitglied der intern. Association, Paris, 5. Sept. 69" unterschriebene Erklärung, die im Berliner „Social-Demokrat", No 105, am 8. Sept. 69 erschien. Frankel schrieb u. a. : „Mögen die Demokraten immerhin die Republik herbei wünschen, in steter Fehde mit dem heutigen Staate sein, mögen Sie, Herr Liebknecht, deren eifrigster Agitator in Wort und Schrift sein. Ich und meine Parteigenossen, die wir wissen, dass sich die sociale und die politische Frage nicht eine ohne die andere lösen lassen, werden Ihnen stets zujubeln, falls Sie für die politische Freiheit wirken, aber von dem Augenblicke an, wo Sie den Arbeitern zumuthen wollen, die Arbeit für die bürgerliche Demokratie' zu verrichten, von dem Augenblick an, wo Sie sich als Führer der Arbeiter aufwerfen wollen, um dieselben zu politischen Zwecken auf Kosten der socialen zu benutzen, von dem Augenblicke an, wo Sie die Arbeiter, die sich mehr und hauptsächlich mit der socialen Frage beschäftigen, mit Verdächtigungen und Verleumdungen überhäufen, von diesem Augenblicke stehen wir uns feindlich gegenüber und ist es Pflicht eines jeden social-demokratischen Arbeiters, seine Freunde auf die Gefahr aufmerksam zu machen. - - Wenn die bürgerliche Demokratie' Etwas für den Arbeiterstand macht, thut sie es nur, weil sie nicht anders kann, weil diesselbe zu ihrem Ziele - zur Republik gelangen will. Angelangt in ihrem Ziele, ich erinnere Sie hier an die erste französische Republik, wird die dem Arbeiterstande d. h. der social-demokratischen Partei gegenüber, zu einer reactionairen Masse. Es ist daher sehr begreiflich, dass wir nicht mit Halbsocialisten gehen wollen. Wenn aber dieselben unsere socialistischen Tendenzen anerkennen, mögen sich dieselben uns anschliessen, da wir am weitesten mit unsern Forderungen gehen und uns die Zukunft daher gehören muss. Deshalb fort mit der Halbheit der bürgerlichen Demokratie' in socialen Dingen, denn es gibt nichts Gefährlicheres für den Arbeiterstand, weil damit seine Forderungen nur scheinbar erfüllt werden, und er sehr leicht veranlasst wird, den Reflex für das wahre Licht zu nehmen." Einige Monate nach dem Fall der Pariser Kommune schrieb Friedrich Engels über diese Erklärung an Wilhelm Liebknecht selbst: „Wie Frfankel] aber gegen
Die Pariser Kommune
25
den Wiederabdruck seines alten Briefs protestieren kann, w i e Du verlangst, ist mir nicht klar. Die erste Hälfte des Briefs bereut er sicher, was die zweite, gegen Deine bürgerlich-demokratischen Gelüste von damals gerichtete betrifft, so enthält sie nur das, was w i r Dir damals ebenfalls geschrieben.", in: M E W , Bd 33, S. 359; vgl. ferner Tersen, Émile,
Leo Frankel, in: Europe, Revue men-
suelle, Numéro spécial: La Commune de Paris, A v r i l - M a i 1951, S. 157 ff. 22
Rihs, Charles, a. a. O., S. 53 ff.
23
Engels an Friedrich Adolph Sorge am 12. 9. 1874, i n : MEW, Bd 33, S. 642.
M
Marx,
25
Ebenda, S. 347.
Karl, Der Bürgerkrieg in Frankreich, in: M E W , Bd 17, S. 338.
26
Ebenda, S. 343.
27
Lenin, W. I., Staat und Revolution, in : Werke, Bd 25, Berlin 1960, S. 465.
28
Marx, Karl, Der Bürgerkrieg in Frankreich, in: M E W , Bd 17, S. 338.
29
Engels, Friedrich,
30
Engels an Eduard Bernstein am 1. 1. 1884, in: M E W , Bd 36, S. 79.
31
Zur Wohnungsfrage, in : MEW, Bd 18, S. 266.
Diejenigen, die Marx
gegenüber den Vorwurf
der Mythenbildung
erhoben,
machten den Grundfehler, dafj sie die theoretisch-methodologischen setzungen des marxistischen Geschichtsdenkens aufjer acht ließen. Vgl. Edward
VorausMasott,
S., The Paris Commune. An Episode in the History of the Socialist
Movement, New York 1930; ferner Grützner,
Günter,
Macht und Karriere einer politischen Legende.
Die Pariser
Kommune.
Die Auswirkungen
auf
das
politische Denken in Deutschland, Köln/Opladen 1963 (Staat und Politik, Bd 2). Dieses Buch unternimmt überhaupt keinen ernsthaften Versuch einer Analyse der Pariser Kommune; es stellt vielmehr einen polemisch gehaltenen Literaturbericht dar, der den bürgerlichen Mythos vom angeblichen Kommune-Mythos aufrechterhalten soll. 32
Engels,
Friedrich,
Einleitung zu Marx' „Der Bürgerkrieg in Frankreich", i n :
M E W , Bd 22, S. 196. 33
Lenin, W. I., Die Differenzen in der europäischen Arbeiterbewegung, in: Werke, Bd 16, Berlin 1962, S. 355 (Hervorhebungen von mir - E. E.).
34
Vgl. Lenin,
W. I., Noch einmal über die Gewerkschaften, i n : Werke, Bd 32,
Berlin 1961, S. 85. 35
Marx,
Karl, Der Bürgerkrieg in Frankreich, in: M E W , Bd 17, S. 342; Hervor-
hebungen von mir - E. E. 36
Marx, Karl/Engels, Friedrich,
Vorwort
zum
„Manifest
der
Kommunistischen
Partei" (deutsche Ausgabe 1872), in: MEW, Bd 18, S. 96. 37
Vgl. die Diskussion über die „Historiographie der Pariser Kommune" auf der VI. Internationalen Tagung zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Linz, Bericht von Hans H. Biegert in: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der Arbeiterbewegung, S. 116 ff. -
(West-)Berlin, April 1971, H e f t 11/12,
Über die historische Wirkung
der Pariser Kommune u. a. in:
Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität
Leipzig, Gesellschafts-
und Sprachwissenschaftliche Reihe, 20. Jg. 1971, H e f t 1: Zum 100. Jahrestag der Pariser Kommune; vgl. ferner Loch,
Werner:
Die Pariser Kommune und
26
38
33
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ERNST ENGELBERG
ihre Bedeutung für die Entwicklung der Arbeiterbewegung, in: BZG 1971, Heft 3, S. 355 ff. - La Commune de Paris 1871, sous la direction de Jéloubovsskaia, E.l Mantred, A./ Molok, A., Académie des Sciences de l'U. R. S. S„ Institut d'Histoire universelle, Moscou 1971. Vgl. die Regieanweisung Bertolt Brechts, daß in seinen „Tagen der Pariser Kommune" die Rollen von Bismarck und Thiers von ein und demselben Schauspieler gespielt werden sollen. Lenin, W. /., Außerordentlicher Siebenter Parteitag der KPR (B), in: Werke, Bd 27, Berlin 1970, S. 120. Die I. Internationale in Deutschland. Dokumente und Materialien, hg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED und dem Institut für MarxismusLeninismus beim ZK der KPdSU, Berlin 1964, S. 676.
Die groß|ireußisch-mi]itaristisrhc Pieichsgrürulung 1871 — Voraussetzungen und Folgen — Herausgegeben von Prof. Dr. H O R S T B A R T E L u n d P r o f . I)r. E R N S T E X G E L B E R G ( S c h r i f t e n d e s Z e n t r a l i n s t i t u t s f ü r G e s c h i c h t e , R e i h e I) Rand 1 1971 • VITT, G6S Seiten - gr. H'1 - Leinen Jiesiell-Nr.
20-M
7öl 7HO H (:>0H3/l ,30 A )
Band 2 1971 • OOS Seiten - gr. S° - Leinen Bestell-Nr.
751 7Hl 0
,2-5,- M
(2083/1/36/B)
A n l ä ß l i c h des 100. J a h r e s t a g e s d e r G r ü n d u n g des , , Z w e i t e n D e u t s c h e n R e i c h e s " legt d a s Z e n t r a l i n s t i t u t f ü r G e s c h i c h t e a n d e r D e u t s c h e n A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n zu B e r l i n e i n 2 - b ä n d i g c s S a m m e l w e r k vor, d e s s e n einzelne S t u d i e n Voraussetzungen u n d Folgen der preußisch-deutschen Reichseinigung untersuchen. Die S t u d i e n des e r s t e n B a n d e s , die ü b e r w i e g e n d v o n b e k a n n t e n H i s t o r i k e r n d e r D D R v e r f a ß t w o r d e n s i n d u n d E i n b l i c k in d e n E o r s c h u n g s s t a n d d e r D D R - H i s t o r i o g r a p h i e zu d i e s e m P r o b l e m d e r d e u t s c h e n G e s c h i c h t e g e w ä h r e n , b e s c h ä f t i g t sich m i t d e r V o r g e s c h i c h t e der R e i c h s g r ü n d u n g . Sie u m f a s s e n z e i t l i c h die b e i d e n J a h r z e h n t e z w i s c h e n d e r b ü r g e r l i c h - d e m o k r a t i s c h e n R e v o l u t i o n v o n 1848 u n d d e r n a t i o n a l s t a a t l i c h e n E i n i g u n g . I m zweiten B a n d u n t e r s u c h e n m a r x i s t i s c h e H i s t o r i k e r die Folgen d i e s e s f ü r d a s d e u t s c h e Volk so s c h w e r w i e g e n d e n E r e i g n i s s e s . Bestellungen
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AKADEMIE-VERLAG•BERLIN
Probleme der Geschichtsmethodologie H e r a u s g e g e b e n von Prof. Dr. E R N S T E N G E L B E R G 1972. 336 Seiten - gr. S° - etwa 3SBestell-Xr.
7 öl 0S7 8
M
(1909)
Die in d e m S a m m e l w e r k , . P r o b l e m e der G e s c h i c h t s m e t h o d o l o g i e " z u s a m m e n g e f a ß t e n A u f s ä t z e befassen sich in der t h e o r e t i s c h e n P r ä z i s i e r u n g v o n G r u n d k a t e g o r i e n m a r x i s t i s c h e n G e s c h i c h t s d e n k e n s , der K r i t i k imperialistischer Ges c h i c h t s k o n z e p t i o n e n u n d den P r o b l e m e n der g e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n F o r s c h u n g s m e t h o d i k . Von u n t e r s c h i e d l i c h e n F r a g e s t e l l u n g e n a u s g e h e n d , streb e n die A u t o r e n d a n a c h , den t h e o r e t i s c h - m e t h o d i s c h e n R e i c h t u m der m a r x i stischen G e s c h i c h t s a u f f a s s u n g , die Ü b e r l e g e n h e i t der m a t e r i a l i s t i s c h e n Dialekt i k ü b e r die s t r u k t u r g e s c h i c h t l i c h e n K o n z e p t i o n e n d e r m o d e r n e n bürgerlichi m p e r i a l i s t i s c h e n G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t zu v e r d e u t l i c h e n . Einige der v o r g e t r a g e n e n T h e s e n sollen D e n k a n s t ö ß e f ü r eine Diskussion verm i t t e l n , die die g e s c h i c h t s m e t h o d o l o g i s c h e n F o r s c h u n g e n f ö r d e r n u n d vertiefen hilft.
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